u ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH-PHYSICALISCHEN GLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE our WISSENSCHAFTEN. vw ZWÖLFTER BAND. IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XLIV. BAND. MÜNCHEN, 1876. VERLAG DER K. AKADEMIE, IN COMMISSION BEI G. FRANZ. ia * Wi: TAI SERIE ERRBIE i bed fi Ku BEN Ei! ä Hol TomoR]} [e N AN SKLHBIEN 1 "ER Re a AR nv, h Nur ? % u a Inhalt des XII. Bandes. I. Abtheilung. Seite Die Pässe über die Kammlinien des Karakorüm und des Künlün in Bälti, in Ladäk und im östlichen Turkistan. Nach unseren Beobachtungen von 1856 und 1857 und den neueren Expeditionen. Von Hermann von Schlag- intweit-Sakünlünski Re hb NN Sao 1 Beweis, dass die Coeffieienten der en Reihe >09 f(x) = (a, cos. px + b, sin. px) =o0o r die Werthe +r —+n + = 3m | datie) ‚a, = „[daf(o) cos. po, b, = „[dette) sin. po Sa TC haben, jedesmal wenn diese Integrale endlich und bestimmt sind. Von Paul du Bois-Reymond . : EN ES Re I Beiträge zur Kenntniss der Organisation und en ling von Receptaculites. Mit 1 Tafel. Von 0. W. Gümbel a ala, Beschreibung eines Apparates zur Untersuchung der gasförmigen ent des es Mit 3 Tafeln. Von ren Voit . ZT II. Abtheilung. Untersuchungen über die Convergenz und Divergenz der Fourierschen Dar- stellungs-Formeln. Mit drei en Tafeln. Von Paul dw Bois- en : a DE EN, l Ueber die Bewegung ne ee ae ieeher Mit 8 Holzschnitten und einer Steindrucktafel. Von Fr. Pfaff RAR ee, OD: Bestimmung des geographischen Längenunterschiedes zwischen Ta und München, durch die Professoren Dr. Carl v. Bauernfeind und Dr. Carl Bruhns. Mit einer Steindrucktafel SER en le Ill. Abtheilung. Ueber Coeloptychium. Ein Beitrag zur Kenntniss der u fossiler Spongien. Von Karl Alfred Zittel 1 Das Bayerische Präeisions- Nivellement Vierte Mitiheilung. a Carl Mar v. Bauernfeind . Pen e i ei a: Ben! Bericht über Anlage des Herbariums end dk Bien neh! Belntenuug den konographischen Angaben. Von Hermann von Schlagintweit-Sakünlünski 133 Klimatischer Charakter der pflanzengeographischen Regionen Hochasiens mit vergleichenden Daten über die angrenzenden Gebiete. Von Hermann von Schlagintweit-Sakünlünski . ae EN, . Be 1 al at. \ 4 BNER®: oh a una DR d Be ; mi „uhlnt Hin alte sol AALEN m EM ah I AunEn N sit RN) he KIT, van uam: anche ar IM uk ER Ki rt wer hr NER vnhhafı nö Sur a ana rei ach kin kädk. Fan. ART N N. PEIRSRL ...; BEL | Se) Mi . at: ertasi ra het ie unnh ‚ang In! (air Make N ziy i ee Te. | de a 4 ve u Bet t Li sirstelndtnh | u i x 1 E. ” N h 157 nie Jerunti sl ie. 2 A to aa” We a ee ramıhiadbadd vis 3 WARNEN. all PIE ai ae j En ws hf. BR Ne user ne a ee 2. Ba BETEN ART . | Ri mu) Fraa valsaa eh Bio ish ter, i IN . ie . PRAG ax. oil od Fof. a RR Ai 8 N IE Be ob Men; ER Ei a Sram a ven ind Nangnhlni, De dan Ki \ tin wonisadsol, mare ug Gag wos, MRrerNaR HE abeiai. % un... N 173 leer 1 en t y ' N f t { f u ABHANDLUNGEN DER FR SIE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN | MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE , AKADENIH DER WISSENSCHAFTEN. ZWÖLFTEN BANDES ERSTE ABTHEILUNG. IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XLIV. BAND. ee VERLAG DER K. AKADEMIE, IN COMMISSION BEI G. FRANZ. ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH - PHYSIKALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE over WISSENSCHAFTEN ZWÖLFTEN BANDES ERSTE ABTHEILUNG. ale. Ya y an LER, . % PAR a 1 Mn ie UNE ch rasl RT ATTEND ya Kr N NILEH Ar Na, } gr A ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE ver WISSENSCHAFTEN, ZWÖLFTEN BANDES ERSTE ABTHEILUNG. IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XLIV. BAND. MÜNCHEN, 1875. VDRDAG DER K. AKADEMIE, IN COMMISSION BEI G. FRANZ, A “ Ba Re BER en BT Inhalt. Die Pässe über die Kammlinien des Karakorüm und des Künlün in Bälti, in Ladak und im: östlichen Turkistan. Nach unseren Beobachtungen von 1856 und 1557 und den neueren Expeditionen. Von Hermann von Schlag- intweit-Sakünlünski Beweis, dass die Coefficienten der trigonometrischen Reihe p= [e 0) f(x) = & (a, cos. px + b, sin. px) p=0 die Werthe tr +7 +7 1 1 1 F a, = 3.) defe) ‚a,= „| dat(o) cos. pa , b, = „| dei) sin. p« —r — 7 haben, jedesmal wenn diese Integrale endlich und bestimmt sind. Von Paul du Bois-Reymond . Beiträge zur Kenntniss der Organisation und systematischen Stellung von Receptaculites. Mit 1 Tafel. Von C. W. Gümbel . .... Beschreibung eines Apparates zur Untersuchung der gasförmigen Ausscheidungen des Thierkörpers. Mit 3 Tafeln. Von Carl Voit . Seite Die Pässe über die Kammlinien des Karakorum und des Künlun in Balti, in Ladak und im östlichen Turkistan. Nach unseren Beobachtungen von 1856 und 1857 und den neueren Expeditionen. Von Hermann von Schlagintweit-Sakünlünski. Im Entwurfe vorgelegt und darüber vorgetragen in der Classensitzung der k. b. Akademie der Wissenschaften am 7. Februar 1874. Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss XII. Bd. I. Abth. 1 Finleitung. Bezeichnung des Thema. — System der Transscription und Betonung. — Allgemeine Bemerkungen über Angabe und Bestimmung der Höhen, der horizontalen Entfernungen und der Temperaturen; über die Beobachtungsmanuscripte und die landschaftlichen Ansichten. Bezeichnung des Thema. Nachdem ich aus unserem geographischen Materiale in meinen früheren Mittheilungen der kgl. Akademie über die allgemeine topo- graphische Gestaltung Hochasiens, über die Kartenaufnahme daselbst, sowie über die Ergebnisse der Höhenmessungen berichtet habe,') werde ich versuchen, hier eine vergleichende Zusammenstellung der bis jetzt aus Indien in das östliche Turkistän sich erstreckenden geographischen Beobachtungen von Europäern zu geben, und dieser eine Schilderung unseres ersten Vordringens über die beiden nördlich vom Himälaya liegenden Hauptketten, über den Karakorüm und über den Künlün, an- zuschliessen. Von meiner deutschen beschreibenden Bearbeitung des Reisematerials sind 3 Bände?) erschienen; der vierte, mit dem ich noch beschäftigt 1) „Erläuterung der Gebiete Hochasiens“. Sitzungs-Ber. der math.-phys. Cl. 1870 S. 313—327, „Die Karte des westlichen Hochasien von H. v. SS.“ Sitzgs.-Ber. der math.- phys. Cl. 1872—73 S. 290—296 und „Die wichtigsten Höhenbestimmungen inIndien, imHimälaya, in Tibet und in Turkistän‘“. Sitzgs.-Ber. der math.-phys. Cl. 1867 S. 479-518. 2) „Reisen in Indien und Hochasien“ Jena, Herm. Costenoble 1. Bd. Indien; 1869; 2. Bd. Hoch- asien, I. der Himälaya von Bhutän bis Kashmir; 1871; 3. Bd. Hochasien, II. Tibet; zwischen der Himälaya-und der Karakorüm-Kette; 1872. — Mit 2 ethnogr. Tafeln, 19 landschaftlichen Ansichten, 6 Tafeln topogr. Gebirgsprofile und 3 Karten. Die Karte im 3. Bande, welche die Uebersicht sowohl von Ladäk als von den Gebieten nördlich davon gibt, enthält auch die erst hier (und später im 4. Bande der „Reisen‘“) zu besprechenden Routen. 1* 4 bin, wird dieselbe zum Abschlusse bringen. Detail der Beobachtungen und der Messungen, aber auf solche allein bezogen und den Gegen- ständen nach geordnet, ist in den „Results“®) auch aus jenen nörd- lichen Gebieten Hochasiens gegeben. Was ich heute vorlege, habe ich desshalb, vorgreifend, schon jetzt zur Publication ausgewählt, weil dieser Gegenstand die Gebiete behan- - delt, von deren Untersuchung die Entscheidung über das Gebirgs- und Fluss-System jener Region der grössten Erhebung auf unserer Erde -bedingt gewesen ist. Neuerdings haben die Aenderungen der politischen Verhältnisse in den Ländern nördlich und auch westlich vom Karakorüm-Gebirge — so das Unabhängigwerden des östlichen Turkistäan von China, Handels- verträge Russlands mit Mohämmad Yäkub, die Eroberung Khivas durch Russland, und jüngst AnerkennungMohämmad Yäkub’s durch den Sultan und eine Freundschaft anbahnende englische Gesellschaft aus Indien nach Yärkand und Käshgar — die politische Aufmerksamkeit gleich- falls dahin gelenkt. Die Aufstände, durch welchedie gegenwärtigen Verhältnisse veranlasst wurden *%), begannen 1857 mit Einfällen aus Kökand im Nordwesten durch Väli Khan aus der Familie der Khöjas, der alte Erbansprüche geltend machte und zugleich in roher und zerstörender Weise auftrat. Dieser wurde zwar bald zurückgedrängt; aber die Erhebung gegen die Chinesen war eine sehr allgemeine geworden, es folgte deren Vertreibung aus dem Tunganenlande im Norden und Osten, dann neues Eindringen von Khöjas unter nach Turkistäan Büzurg Khan, den Mohämmad Yäkub, der jetzige Herrscher, als Kushbegi oder Heerführer begleitete. Bald nach den Erfolgen von 1865 machte sich Mohämmad Yäkub selbst zum Ober- 3) Bis jetzt sind publicirt, Leipzig F. A. Brockhaus, London Trübner u. Co.: Vol. I. Astrono- mical Determinations of Latitudes and, Longitudes and Magnetie Observations; 1861. Vol. II. General Hypsometry; 1862. Vol. III. Route-Book, and Glossary; 1863. Vol. IV. Meteorology, first Part; 1866. Vol. V. Meteorology, second Part ist vorbereitet. 4) Mittheilung darüber ist gegeben in einer Abhandlung von Oberst Heinz, Iswestija der k. Russ. Geogr.-Ges., 1866, III; deutsch von Dr. Marthe, Zeitschr. der Gesellsch. für Erdkunde, Bd- II, 1867. h) haupte und gab sich den Titel Atälik Ghäzi°), „Beschützer der Krieger“. Büsurg Khan musste nach Mekka pilgern und von dort nach Andijän in Verbannung gehen; Väli Khan, der seine Ansprüche nicht ganz auf- zugeben schien, wurde hingerichtet. Seit December 1866 hat sich Mohämmad Yäakub auch Khötan erobert. Auch diese Provinz war, vor- her schon, von China unabhängig geworden, und stand unter Häji Habibüllah Khan; von Mohämmad Yakub wurde er zu einer Zusammen- kunft an der Grenze eingeladen und verrätherisch ermordet. Um einen allgemeinen Ueberblick über unsere Ergebnisse, sowie über jene anderer Reisen zu bieten, sind im Folgenden, schematisch angelegt, auch die „Itinerare‘‘ gegeben, in welchen in gedrängter Zu- sammenstellung Zeit und Ort sich anreihen. System der Transscription und Betonung. Die ausführliche Erläuterung habe ich gegeben in: „Results of a scientifie Mission to India and High-Asia,“ Bd. III, S. 137—160. Das angewandte Alphabet. a (a a a ä), ä; b (bh); ch (chh); d (dh); e (6 e &); f; g (gh); h;i@; j (bh); k (kh), kh; 1 (Ih); m; n; 0 (00), ö; p (ph); r (ch); Beh 5 (ca um),.;u, vsy; Z. Die Aussprache. Vocale: Consonanten: 1) a, e, i, o, u, wie im Deutschen. ID badssne ck lem ns per 2) ä, ö, ü, wie im Deutschen. s, t werden ausgesprochen wie 3) Diphthongen geben den Ton der im Deutschen. beiden nebeneinandergestellten 2) h nach einem Consonanten Vocale (was z. B. im Deutschen lautet als hörbare Aspiration, nicht immer so ist; deutsch mit Ausnahme der Combina- lautet—daütsch,frei=frai,ete ). tionen ch, sh und kh. 5) Atalik, genauer transsceribirt atalik ein „Praeceptor“, ein Führer oder Beschützer; Ghazi, genauer ghazi, ein Eroberer, ein Held im Sinne des Kampfes gegen Ungläubige. Ersteres ist persisch, letzteres arabisch; beide sind in das Hindostäni aufgenommen. In den neuesten Berichten über Forryth’s 2te Mission sehe ich meist, ohne Grund, Ataligh geschrieben. 4) 5) re (Vocale:) Diärese eines Diphthongen tritt stets ein und ist dann auch so bezeichnet, wenn der Accent des Wortes auf den zweiten der beiden Vocale fällt; in den seltenen Fällen, wo Diärese in anderen Silben vorkommt, ist sie hier nicht bezeichnet. einem Vocale zeigt Im All- gemeinen wurde aber, um die “ über an, dass er lang ist. Transscription zu vereinfachen, nur in jenen Fällen das Länge- zeichen speciell angegeben, in welchen die Stellung des Ac- centes oder die Aehnlichkeit des Wortes mit solchen ande- rer Bedeutung das Bezeichnen der Länge des Vocales direct nöthig machten. Kurze Vocale sind als solche nicht speciell unterschieden. “, das gewöhnliche zeichen, ist über solchen Vo- Kürze- calen „a“ und „e“ angebracht, welche unvollkommen tönend und in den orientalischen Sprachen dann meist gar nicht geschrieben werden. Als Lautes ausgesprochen Analogie des ich aus dem „but“ nenne Englischen das u in und das e in „herd“. unter dem Vocale „a“ be- (Consonanten:) 3) ch istgleich dem deutschen tsch. 4) j ist gleich dem deutschen dsch. 5) shist gleich dem deutschen sch. Für 3, 4 und 5 wurde hier die zunächst englische Art der Anwendung dieser Buchstaben gewählt, weil dieselbe in den geographischen Namen dieser Gegenden schon jetzt grosse Verbreitung gefunden hat, und, was nicht weniger wichtig ist, weil mit der englischen Art der Transscription keine so grosse Anhäufung von Conso- nanten sich verbindet als mit der deutschen. 6) kh gleich dem deutschen ch. 7) v gleich dem deutschen w. 8) y gleich dem deutschen j. 9) z als weiches s, wie im eng- lischen Worte „zero“. Accente. Bei jedem mehrsilbigen Worte ist der Vocal, auf welchen der Accent fällt, durch solchen, in der Form des Acuts, ’, bezeichnet; der Accent kann auch auf kurze, selbst unvollkommen gebildete Vocale fallen. Gerade bei ungewohnten geographischen Namen lässt sich der Accent sehr schwer errathen und ist zugleich für die richtige (Vocale:) (Consonanten:) zeichnet einen tiefen Laut des- Aussprache, auch für das im Ge- selben gleich a im englischen dächtnisse Behalten des Wortes, „wall“. von grosser Wichtigkeit. (Wenn andere Werke oder Publicationen eitirt sind, ist jene Schreibweise beibehalten, welche dort angewandt ist.) Allgemeine Bemerkungen. Angaben und Bestimmung der Höhen. Die Höhen sind stets in englischen Fuss angegeben, der Luftdruck in englischen Zoll. Ich wählte diese Einheiten auch hier, sowie solches für unsere Mittheilun- gen während der Reise und für spätere Publicationen geschah, weil fast alle Angaben in anderen Werken über die weiten Regionen zwischen Ceylon und Centralasien in ihren Originalbestimmungen in englischem Maasse vorliegen. 1000 engl. Fuss =304'79 Meter=938 29 par. Fuss. In den hier zu besprechenden Gebieten sind jetzt auch einige Messungen hoher Gipfel durch die Great Trigonometrical Survey vom westlichen Tibet aus vorgenommen worden, denen Johnson 1865, während er zwischen der Karakorüm-Kette und dem Karakäsh-Flusse das Vorwärtskommen seiner Karawane etwas aufgehalten sah, gleichfalls einige neue Bestimmungen von Gipfeln beifügte. Längs der Routen sind von ihm sowie von den anderen Nachfolgern die Höhenbestim- mungen mittelst der Beobachtung des Siedepunktes des Wassers aus- geführt werden. Für die von uns erhaltenen Höhen sind die Daten über die an- gewandten Instrumente, über die Beobachtung und die Art der Berech- nung in voller Ausführlichkeit 1862 in Band II der ‚Results‘ gegeben worden. Für Turkistän war es mir möglich geworden zu Le unter der Aufsicht unseres Native Doctors Härkishen eine correspondirende Station einzurichten, mit genügend zahlreichen Beobachtungen um selbst die Curven der Luftdruck- und Temperatur-Veränderung in der ganzen Tages- 8 periode zu bestimmen,®) da 2 Gehülfen Härkishen’s bei ihm zurück- gelassen waren. Auch hatten wir für uns correspondirende Beobachtungen zu Simla und zu Mässüri machen lassen, die gleichfalls — je nach den gleich- zeitigen Witterungsverhältnissen einzeln oder beide — zur Berechnung benützt wurden. An unseren Barometern waren mit Nonius 'yıo Millimeter abzu- lesen. Unsere Thermobarometer waren direct in 0'02° Celsius, was 0:036° Fahrh. entspricht, getheilt, und 0°01 Grad Celsius konnten dabei mit Bestimmtheit angegeben werden. Der Differenz von 0'01° C. ent- spricht in Barometerstand bei 760 Mm. Quecksilberhöhe eine Differenz von 0:27 Millimeter. In grossen Höhen verliert die Bestimmung mit dem Barometer an Genauigkeit im Verhältnisse als dort bei gleicher Differenz der Höhe geringere Differenz zwischen den Ablesungen der Queck- silbersäule sich zeigt. Bei der Anwendung des Thermobarometers verhalten sich die Ablesungen ähnlich, aber günstig ist bei diesem, dass die relative Grösse der Differenzen des Siedepunktes langsamer mit der Höhe sich ändert als jene des Barometerstandes. Zum Sieden wurde nur destillirtes Wasser oder das gleichfalls salz- freie Wasser aus atmosphärischen Niederschlägen und aus geschmolzenem Eise benützt; überdies war das Instrument’) durch Vorrichtung in der Dampfausströmung der ganzen Länge nach gleichmässig erwärmt, da sonst sehr merkliche Fehler in der resultirenden Höhe sich ergeben würden. Die von uns selbst erhaltenen Höhen sind hier nicht näher be- zeichnet; aber wo nach späteren Reiseangaben Höhen an neuen Stellen 6) Erläutert Vol. II, p. 44 u. 58. Für Adolph’s Reise im Jahre 1857 hätten ausser Simla- und Mässüri-Beobachtungen auch jene von Härkishen mit dem Normal-Barometer Pistor Nr. 11 während seines Aufenthaltes an verschiedenen Stationen des westlichen Tibet, für welche die Höhe schon bestimmt war, dienen sollen. ib., p. 20. Le hatte Adolph 1857 umgangen, er wollte auch keinen seiner Leute jenes Jahr dort permanent aufstellen, um möglichst wenig die Aufmerksamkeit des Kashmiri Thanadär von Ladak auf sein Vordringen gegen Norden zu lenken. Beschreibung unserer betreffenden Instrumente, die sich bei wiederholten directen Ver- gleichen mit Barometern bis zu Höhen von 19323 Fuss trefflich bewährten, ist enthalten „Results“, vol. II, p. 35 u. fi. -1 — 9 der Wege, oder weil differirend von unseren Werthen, zu erwähnen waren, sind denselben in Abkürzungen die Namen der Reisenden welche die Beobachtung machten, beigefügt. Mittel aus diesen und unseren Höhen glaubte ich nicht nehmen zu können, da die Differenzen zu gross, auch zu unregelmässig wechselnd sind, wie mehrmals sich zeigen wird, wo einzelne Punkte besonders zu erwähnen sein werden. Es genüge hier anzuführen, dass für die Reihe der Bestimmungen nach dem Siedepunkte des Wassers bei Johnson und Hayward von correspondirenden Stationen nicht gesprochen wird, und dass für Henderson’s Höhen als correspondirende Beobachtungen nicht solche vorlagen, die in einem klimatisch ähnlichen Gebiete, und gleich- zeitig, ausgeführt waren, sondern eine, überdiess sehr willkührliche, Combination von Luftdruck und Temperatur aus dem Pänjäb. Dabei waren nämlich nur „Monatsmittel“ in Rechnung gezogen und zwar ist für die Mittel des Luftdrucks die Station Rürki gewählt, für jene der Temperatur der Luft die Station Ambäla, beide aus früheren Jahren. In der Bezeichnung der Höhen aus Hayward’s Abhandlung sind 2 Gruppen unterschieden, wovon die eine mit „Hay.“, die andere mit „Hay-Geo.“ markirt ist. Letzteres bezieht sich auf Umrechnung der Werthe der zweiten Gruppe durch Staff-Commander C. George, R. N.; die meisten der besonders hohen Punkte hat Commander George un- verändert gelassen, so ‚wie sie Hayward während des Marsches be- rechnet hatte‘‘, ohne jedoch Grund dafür anzugeben. Bei jenen, die er umrechnete, verfuhr er wie folgt: 1) Die von Hayward zu Le erhaltene Siedetemperatur von 191!,a° F. wurde als Zahlenwerth für die untere Station angenommen — also ohne auf Veränderung des Luftdruckes Rücksicht zu nehmen, auch ohne Angabe, ob oder wie George Luft- temperatur und deren Veränderung mit in Rechnung zog. 2) Für die Höhe von Le, wo Hayward bei Dr. Cayley abgestiegen war — in jenem Hause am untern Ende der ‚Stadt, wo auch wir unsere Barometer aufgestellt hatten — erhielt er, wie auf seiner Karte eingetragen, 11740 F.; George nahm für Le 208 F. weniger an, nemlich 11532 F.®): also die Zahl die sich als Resultat, aus stündlichen Mitteln für die 8) Journal R. Geogr. Society. London 1870, Vol. XL p. 165. Abh. d.11. Cl. d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. D) 10 Monate Juli, August und September 1856 nach Mässüri und nach Simla von uns berechnet, ergeben hat,?) ohne jedoch unserer Beobachtungs- reihe zu erwähnen. Eine Coincidenz auf die Einheit des Werthes hat geringe Wahr- scheinlichkeit, eine zufällige zu sein; doch ist es wohl möglich, dass unsere Höhenangabe schon wiederholt bei Mittheilungen über Le genannt worden war, ohne dass gesagt wurde, worauf sich diese Zahl gründet. Ueber die Art der Ausführung jener Beobachtungen ist zu erwäh- nen, dass der Siedepunkt bei Johnson und bei Hayward nur in /ıo® F., bei Henderson nur in ganzen und halben Graden Fahrh. angegeben ist, wobei überdiess in letzterer Gruppe die halben Grade nicht direct ge- theilt, sondern geschätzt waren, und zwar nur ausnahmsweise, wie die relativ sehr geringe Zahl der Ablesungen zeigt, die auf !/ Grade aus- gehen. Obwohl wir nicht versäumt hatten schon in unserem officiellen Report von 1856'%) auf die Wichtigkeit correspondirender Stationen und auf das Errichten einer solchen zu Le aufmerksam zu machen, war doch Aehnliches während der späteren Reisen in Tibet und jenseits des Karakorüm nicht wieder geschehen. Da schon seit 1866 ein englischer Beamter zum Schutze des Han- dels in Le einen grossen Theil des Jahres zuzubringen hatte, wäre auch solche Einrichtung sehr erleichtert gewesen. Horizontale Entfernungen. „Meile‘‘ ohne nähere Bezeichnung ist die englische Meile — 5280 engl. Fuss; 69:04 engl. M.— 1 Aequa- torialgrad, 4:60 engl. M. — 1 deutsche M. Für die Beurtheilung krummer Linien, z. B. Längenentwicklung von Routen, Flüssen, Gebirgskämmen etc. bediente ich mich des „Scalen- rädchens‘‘. (Beschreibung desselben habe ich mitgetheilt in der k. b. Akad. d. Wiss, 10. März 1866). Die Temperaturen sind in der 100theiligen Scala angegeben. Beobachtungs - Manuscripte. Die mehrmals zu citirenden während der Reise geführten Manuscripte sind gegenwärtig in der Art 9) „Results“ vol. II. p. 58 und 59, 1862. 10) Report No. VIII, dd. Le 26: Sept. 1856. Auch abgedruckt im Journ. of the As. Society of Bengal New Ser. Vol. XXVI, 1857; der Beobachtungen Härkishen’s ist dabei erwähnt p. 115. ul gruppirt, dass ihre Reihe mit den Itineraren beginnt, und dass dann die topographischen, physikalischen, geologischen, ethnographischen und naturgeschichtlichen Beobachtungen sich folgen. Obwohl während der Reise selbst jeder von uns, ausser den speciellen Formularen für Zahlen-Tabellen, nur 1 Buch führte, war schon damals ein für die vergleichende Bearbeitung günstiges Getrennthalten nach Gegenständen, auch in den Aufschreibungen, consequent befolgt; und es war demnach möglich nach der Rückkehr das Material für die ganze Reise umzulegen und objectiv zu ordnen. So war es erleichtert für jede Frage während der Bearbeitung nachzusehen ob Daten dafür vor- liegen; und es lassen sich so, auch später, ähnliche Prüfungen wieder- holen, wenn Gelegenheit sich bietet, das Detail des an Ort und Stelle Niedergeschriebenen in Verbindung mit neuen Thesen auf Einzelheiten durchzusehen, zu deren Berücksichtigung etwa früher keine Veranlassung gewesen ist. Band 47, aus Adolphs Nachlass, ist des späteren Ein- treffens wegen nicht mehr den Gegenständen nach repartirt worden. Die landschaftlichen Ansichten, deren ich mehrmals von Adolph und von mir in Verbindung mit den topographischen und geolo- gischen Verhältnissen zu erwähnen habe, sind, ähnlich wie die Manu- scripte, objectiv gruppirt, nach Zone, Terrainform, Race der Bewohner, sich unterscheidend, und innerhalb der Gruppen folgen sie sich den Routen entlang. Mit Einschluss von Adolphs Nachlass liegen mir jetzt 751 Ansichten vor. Die hier angegebenen Zahlen sind die ‚General- Nummern“, welche die ganze Aufeinanderfolge durchlaufen. 9* Chronologisch-topographische Zusammenstellung der Itinerare von Europäern. 1. Schlagintweit’sche Routen von 1856 und 1857. Hermann und Robert von Le in Ladäk nach Büshia in Khötan und Rückkehr; 24. Juli bis 12. September 1856; Kettengestaltung. — Adolph’s Untersuchungen in Bälti, von Hüshe zum Mustägh-Passe und nach Skärdo; 15. Juli bis 1. September 1856. (Märsche bis Yarkand.) — Adolph’s Weg aus District Pangköng durch das Changchenmo- Thal über den Chang Lang-Pass (Karakorüm) und den Kiliän-Pass (Künlün), von Ladäk nach Yärkand und Käshgar; 8. Juli bis 26. August 1857. — Rückkehr der Begleiter. — Adolph’s Angaben über den Kilian-, den Süget-, den Kärlik-, den Yängi- oder Kökiar- und den Piriäkh-Pass, sowie über den Karakäsh-Thalweg. Von Ladäk nach Khötan. Für den Sommer 1856 hatte ich beschlossen, mit meinem Bruder Robert, von Ladak aus Vordringen in das östliche Turkistän zu ver- suchen. Da ohnehin Beschreibung der beiden wichtigsten Strecken dieser Route besonderen Theil dieser Mittheilung bildet, habe ich hier das Itinerar in gedrängter Form gegeben und es wurden den Namen der Localitäten nur einige Nebenangaben noch beigefügt als vor allem characteristisch für die allgemeinen Terrainverhältnisse. Das damals. zur Bestimmung des Luftdruckes benützte Instrument war Thermo- barometer 5, von Geissler in Berlin (s. „Results‘‘ II, p. 30). Die Märsche vertheilten sich wie die folgende Tabelle es zeigt; die: Monatstage beziehen sich, wenn nicht Anderes bemerkt ist, auf Zeit der Ankunft an betreffendem Orte: 13 1856. Juli 24. Aufbruch von Le, Hauptstadt von Ladäk. Unteres ” 28. August 2. Ende der Stadt 11,257 F. Pangmig in Nübra. Sässar-Pass, 17,753 F. Besteigung des Sässar-Peak bis zu 20,120 F. A Püllak''). . A Däulat Beg Ülde. Ueberschreiten des Karakorüm - Passes; Passhöhe 18,345 F.; Lagerplatz A Büllu, 16,883 F. . An Haltestelle A Chadartäsh, 16,258 F., vorüber nach der grossen Plauteau-Stufe Aktägh; Lager nahe am Ufer des Yärkand-Flusses zu A Valikshäh, Höhe des Flusses 15,104 F. . bis 12. Ueber den Kizilkorüm-Pass, 17,762 F. nach dem Salzsee Kiuk Kiöl. . bis 14. Lager am Salzsee Kiük Kiöl, 15,460 F. . bis 18. A Sıkändar Mokäm mit Ruine. . bis 22. Im Karakäsh-Thale zu A Sümgal, 13,215 F. . Ueberschreiten der Künlün-Kette; Elchi-Pass, 17,379 F. . A Oitäsh. . u. 26. Büshia, 9310 F. . Rückweg über die Künlün-Kette nach Sümgal. . ASüget, 12,960 F. . Ueber Süget Davän-Pass, 17683F. nach A Valikshäh. . Rückweg über die Karakorüm-Kette. . A Sultän Chüskun. . Sässar-Pass. 10. : 12. Kärsar. Le. Als geographisch neu hatte sich ergeben, dass die Karakorüm-Kette als die wasserscheidende Linie entgegentritt. Nach Norden, hatte man geglaubt, sei die Grenze des indisch-tibetischen Stromgebietes erst durch die Kette des Künlün gebildet, den übrigens damals kein Europäer, weder vom Norden noch vom Süden her, erreicht hatte. 11) Die Dreieckmarke vor den Ortsnamen bedeutet Lagerplatz, aber an unbewohntem Orte. 14 Bis zur Kammhöhe des Karakorüm war auch Thomson gelangt, 1848; aber er hatte den Karakorüm-Pass nicht überschritten, und be- trachtete diesen Pass als eine Vorstufe zum Künlün, „der als die wasser- scheidende Kette noch folge.“ Unter den Strömen, deren Lauf die Künlün-Kette durchscheidet, ist der Karakäshfluss, der unterhalb Shah-id-Ullah in einer Höhe etwas niederer als 10,900 F. austritt, der mächtigste, und auf diese Stelle als trennende sich beziehend unterscheiden die Handelsleute Verkehrs- wege, welche über den „westlichen“ und solche, die über den „öst- lichen“ Künlün (wie unser Elchi-Pass) führen. Am meisten geschieht diess von den Khotänis, welche ihrer topographischen Lage nach am häufigsten Veranlassung finden je nach Jahreszeit, auch je nach Sicher- heit der Route, zu wählen; es ist diese Bezeichnung auch in die neue- ren Karten aufgenommen. Die Trennung des Künlün in diese zwei Theile ist wohl berechtigt in Beziehung auf die Form der betreffenden Theile, sie ist aber nicht mit der relativen Grösse derselben übereinstimmend, da der „östliche Künlün“ der ungleich ausgedehntere ist. Bälti bis zum Mustäcsh-Passe, 1856. Adolph hatte sich in jenem Sommer das nordwestliche Gebiet von Tibet gewählt, und hatte sich nach dem Mustägh-Passe der Kara- korüm-Kette gewandt. Er erreichte damals die Kammhöhe, konnte aber nach Norden nicht vordringen, da plündernde Horden dort sich aufhielten und auch für Eingeborene den Verkehr ganz unsicher ge- macht hatten. Für die Route vom Mustägh-Passe nach der Stadt Yärkand!?) erhielt Adolph eine Reihe von 11 Tagemärschen noch zusammengestellt, was auch mit den allgemeinen auf neuere Daten basirten Uebersichts- karten sehr wohl übereinstimmt. Terrain- Angaben von Eingebornen liegen jetzt auch für den Theil nördlich von der Hauptkette zahlreich vor; aber Bereisung des Weges vom Mustägh-Passe nach Yarkand durch Europäer ist mir noch nicht bekannt. 12) vergl. From Skärdo (Baälti) to Yarkand (Turkistän). A secondary route, only partially passable for horses. „Results“ vol. III, p. 113. Adolphs Itinerar im nördlichen Bälti ergibt: 1856 Juli 15. Aufbruch von Hüshe, bei der Moschee 10,440 F. 16. bis 19. Die Söspor-Gletscher. 31. Chorkönda, 11,136 E. bis 29. Die Chorkönda-Gletscher. . Häldi, 8639 F. Shigar . Chutrön. Brahäldo. IA SKkoli, IA LO. . Shüshing. . bis 27. Die Mustägh Gletscher und der Mustägh-Pass!?); Passhöhe 19,019 F. „ 29. Shöra La-Pass, 16,556 F. 31.0Shioar, 4937 RE. September 1. Ankunft in Skärdo, Haupstadt von Bälti; Niveau des Indus bei Mendok Kar 7255 F. Da über Adolph’s Routen andere Erläuterungen für diesesmal nicht mehr folgen werden, seien schon hier einige Bemerkungen nach seinen Mittheilungen und Manuscripten beigefügt. | Den Mustägh-Pass nennt Adolph die erste Uebergangsstelle, die westlich vom Karakorüm-Passe über die wasserscheidende Kette führt; für den allgemeinen Handelsverkehr ist dieser Pass ein zu schwieriger. „Der Mustägh - Pass“, meldete Adolph aus Indien'‘) „ist für Pferde ganz ungangbar, auch für unbeladene; auf der südlichen und auf der nördlichen Seite befinden sich ausgedehnte Gletscher, ungleich grösser in ihrer Ausdehnung als die bedeutendsten Gletscher der Alpen. Erst in den obersten Dörfern erfuhr ich, dass der Weg über den Mustägh schon seit 4 Jahren (seit 1852) völlig gesperrt sei, da die ) S 3 t Do oa + DH r HD oO N ı$ 13) Aus jener mächtigen Gletschergruppe habe ich 7 grosse Aquarelle von Adolph erhalten; Gen. Nr. des Cataloges 634—640. Eine andere Gletscheransicht Adolph’s aus diesem Ge- biete, jene des Chorkönda-Gletschers (Gen. Nr. 632) habe ich als Tafel 10 im Atlas zu den „Results“ gegeben. 14) Nach Mittheilung durch Alex. v. Humboldt, aus Adolph’s Schreiben an S. M. den König Friedrich Wilbelm IV. d. d. Raulpindi, 5. Decbr. 1856, in der „Zeitschrift‘‘ der Berliner geogr Gesellschaft, Neue Folge Bd. II, S. 159 u. fi. 16 rohen Hünze-Stämme, welche mit Räja Guläb Singh, dem Herrscher von Kashmir, Ladäk und Bälti, in beständiger Fehde sind, jenseits des Passes offen als Räuber leben, die Karawanen plündern und deren Leute als Sklaven nach Badakshän verkaufen. Am nördlichen Fusse des Mustägh waren kurz vorher 7 Leute angekommen, welche allein von 20 Personen, die von Yärkand über den Mustägh gehen wollten, einem räuberischen Anfalle von Hünzes in Turkistän glücklich entkommen waren. Mit vieler Mühe gelang es mir daher, an hundert der unterneh- mendsten Leute aus den oberen Dörfern zu bewegen, mich so weit als möglich zu begleiten. Nach acht langen Märschen, wovon vier dem grossartigen Mustägh-Gletscher entlang führten, erreichte ich die Höhe des Mustägh-Passes. Ausgedehnte Firnmeere breiten sich rings um den Pass aus. Die Gipfel in der unmittelbaren Nähe des Passes sind im Allgemeinen 21,000 bis 22,000 Fuss hoch. Ich war bis jetzt nicht im Stande, meine Winkelmessungen zu berechnen. Ein hoher Gipfel in geringer Entfernung ist sicher über 24,000 Fuss hoch. Ungefähr 10 starke Märsche (meist 11) hätten mich nach Yärkand geführt‘. — Zur näheren Bezeichnung sei noch beigefügt, was sich bei Berech- nung von Adolph’s Höhenmessungen ergeben hat. Der Gipfel, den er als sicher über 24000 Fuss an Ort und Stelle schätzte, ist der westliche Masheribrüm-Peak, für den ich aus Adolph’s Winkelgrössen und Distanzen die Höhe von 25,626 Fuss erhielt.”) Am Mustägh-Passe war 11" 45" Vm. Barometerstand (mit Baro- meter Adie 6) 14.989 engl. Zoll, Lufttemperatur 3.5°C.; um 12° 40" Nm. zeigte sich 15.094 engl. Zoll und 2.50 C. Die Höhe, die sich ergab, 19,019 Fuss, ist berechnet nach den correspondirenden Beobachtungen zu Le, Simla und Mässüri. Die Fortsetzung des Weges vom Mustägh-Passegegen Yärkand hat Adolph wie folgt verzeichnet: & Shaklök, auf der rechten Seite des nördlichen Mustägh-Gletschers, Halteplatz beim Passübergange jenseits der Karakorum-Kette, 15) „Results“ Vol. II, p. 427, 1862. Die Höhe auf Walkers neuer Karte, von 1868, differirt nur sehr wenig; es ist dort 25,676 F. für jenen Gipfel angegeben. 17 1. Marsch: A Tso Kha, kleiner See an der rechten Seitenmoräne. Bis A Pärong, am unteren Ende des nördlichen Mustägh-Gletschers. Dia sata Ye A Chängal (wohl für jängal gemeint !‘), Niederholz reich an Brennmaterial. Uebergang über den Skam La-Pass, schneefrei. OR A Shiägs Gambo Chu, an einem kleinen Hochgebirgs-Bache. Uebergang über den Agir-Pass, ohne Firne oder Gletscher; Lager am Nordfusse. Ay A Surukovet. (Dieser und der vorhergehende Tagemarsch sehr lang und beschwerlich). Dur Nach A Döva über den gleichnamigen Pass. Uebergang leicht, Höhe unter der Schneegrenze. Es scheint diess die Ueber- gangsstelle über den westlichen Künlün zu sein, (und zwar westlicher und niederer gelegen als der später zu erwäh- nende Piriäkh-Pass; die Künlün-Kette als solche wurde dabei Adolph nicht genannt. re A Mäliksha; A Urdalik, in einer weiten Thalmulde. Ueber ein zur rechten Thalseite gelegenes Hochplateau nach A Cheröska in einer Senkung; dann über den Pass Kuikdo, von geringer relativer Höhe nach Khalastän, dem ersten -1 Nr S Dorfe hier gegen Norden, im Tesnäb-Thale. 8. bis 11. Marsch. Ueber Kökiar bis Kärgalik das Tesnäb-Thal herab, dann (wie Adolph’s eigene Route S. 23) über Poskäm nach Yärkand. | Nordwestlich vom Mustägh-Passe sind uns später noch zwei Stellen als Uebergangspunkte über die Karakorüm-Kette genannt worden. Der eine dieser beiden Pässe, gegen 30 engl. Meilen vom Mustägh- Passe entfernt, führt über die Hünze-Firne in das Shingshal-Thal; der Name, nach der Provinz im Norden, ist Shingshal-Pass. Ueber die Höhe desselben kenne ich keine Angaben. Der andere, der Hünze-Pass, ist der westlichste der bis jetzt bekannten in der Karakorüm-Kette. Ueber diesen führt der Ver- 16) Dass ein Hindostäni-Wort, welches aber in Indien selbst so häufig als Ortsbezeichnung vorkömmt, so weit sich verbreitet hat, darf längs Karawanenrouten nicht befremden. Abh.d. II. Cl.d. k. Ak. d.Wiss. XII. Bd. I. Abth. 3 18 kehrsweg zwischen Ghilghit und Yärkand; von Hünze zum Kamme durch ein kleines Seitenthal. Der Pass kann mit Lastthieren überschritten werden; seine Höhe ist kaum niedrer als zu 18,000 Fuss anzunehmen. Da von Ladäk gegen Bälti und nordwestlich da- von die Niederschlagsmenge verhältnissmässig rasch sich mehrt, ver- bindet sich damit auch grössere Menge von Schneeanhäufung in den Hochregionen, welche, ihrer unregelmässigen Vertheilung wegen, bis- weilen selbst im Sommer das Ueberschreiten sehr erschwert. Im Winter und im Frühlinge, welch letzterer hier der Schneemenge wegen die ge- fährlichste Zeit der Pässe ist, bleibt diese Uebergangsstelle Monate lang ganz unbenützt. Einige Mittheilungen über diese Route nach Angaben von Eingebornen sind auch in den Berichten über die allmählige Ausdeh- nung der indischen Vermessungsarbeiten gegen Nordwesten !”) bekannt gemacht worden. Gegenwärtig gehört Ghilghit, nominellseit Jahren schon, als „Theil des westlichen Tibet“ zum Königreiche Kashmir. Doch hat das Ein- dringen der Truppen des Maharäja nach Ghilghit, Bünji und Yäsin un- erwartete Schwierigkeit gefunden, die auch jetzt noch nicht als ganz überwunden zu betrachten sind. Ich folge darin der Ansicht Dr. G. W. von Leitner’s, der als der erste Europäer und wissenschaftliche Forscher 1866 jene alten Länder der Därden durchzogen hat und dort so viel des Unerwarteten und Wichtigen entdeckte.!®) Von Ladäk nach Yärkand und Käshgar, 1857. In diesem Jahre wählte Adolph einen anderen, weit östlich ge- legenen Weg zu etwaigem Ueberschreiten der Karakorüm-Kette, indem er sich vom unteren Ende des Salzsees Tsomognalari in das Changchönmo- Thal wandte, um dort einen Pass zu finden. Während meiner Untersuchungen am Tsomognalari im Jahre vor- her hatte ich zwar von einem Wege daselbst aus dem Districte Pangköng 17) Montgomerie, T. G. Captain. Memorandum on the Progress of the Kashmir Series; with Map and Observations on the late Conquest of Gilgit, and other Incidental Matter. Cal- cutta, 1861. 18) Leitner’s umfassender Publicationen werdeich inBandIV der „Reisen“, unter anderem auch wegen der ethnographischen Ergebnisse aus Dardistän, noch wiederholt zu erwähnen haben. 19 nach Turkistän gehört, doch konnte ich mir weder dort noch, einige Monate später zu Le, bestimmte Angaben über die Terrainverhältnisse verschaffen. Adolph gelang es, jene Stelle zu benützen. Die Höhe des Passes schätzten wir, nach den ersten Angaben, die wir von Begleitern desselben erhielten, zu 18,800 F.'), was dem später von Hayward er- haltenen Werthe, 18,839 F., nahezu gleichzusetzen ist. Ueberschreiten der Hauptkette in jenem Theile hatte man 1856 zum mindesten als seit langer Zeit aufgegeben geschildert. Es schien, als ob etwa Erdstürze oder die in der Firn- und Gletscher-Region nicht seltenen Veränderungen durch Lawinen und Gletscherabbrüche jene Route Jahre lang dem Verkehr entzogen hätten. Aber Adolph fand den Uebergang unerwartet gut ausführbar. Da mir jetzt seine Manuscripte, Terrainskizzen und Aquarelle bis zum 11. August 1857, bis 15 Tage vor seinem Tode, vorliegen, die ohne Unterbrechung bis Kärgalik, 2 Tagereisen südlich von Yärkand, reichen, werde ich in den „Results“ (von Vol. V an), in gleicher Art der Durchführung wie die übrigen von uns untersuchten Theile Hoch- asiens, auch jene Strecke des Karakorüm-Gebirges, welche Adolph nörd- lich vom Salzsee Tsomognalari durchzogen hat, und sein Vordringen über den Künlün besprechen können; hier folgt allgemeiner Ueberblick. Nach den Angaben, die man bald nach der Kunde von Adolph’s Ermordung sowohl in Indien als in Russland sammelte, schien es, etwas abweichend von dem was jetzt in seinen eigenen Aufschreibungen sich zeigt, als ob sein Uebergang über die Karakorüm-Kette nur 30 engl. Meilen südöstlich von unserem gelegen habe, aber jener über die Künlünkette viel weiter von unserem Elchi-Passe entfernt sei, und zwar gegen Osten bei Karangotägh liegend. Doch — wie ich auch auf der Karte des westlichen Hochasiens schon eingetragen, wenn auch im II. Bande der Reisen noch nicht zu erläutern Gelegenheit hatte — es liegt Adolph’s Uebergangsstelle etwas über 70 engl. Meilen noch weiter südöstlich, als ich früher annahm; jener über den Künlün dagegen liegt westlich noch und nördlich von unserem Eichi-Passe; Entfernung 62 engl. Meilen. Ich gebe hier sein „Itinerar‘‘ in tabellarischer Form, wie die vor- 19) „Results“ vol. I. 1861, p. 60 und 63; vol. II. 1862, p. 424. 3* 20 hergehenden. In seinem Manuscriptbande von 1857 ist die Aufzählung seiner einzelnen Tagemärsche, weil sie zugleich die „Uebersicht“ für die verschiedenen Untersuchungen und Messungen bietet, als Gruppe für sich nahe am Schlusse eingetragen worden, sie bildet dort die letzten beschriebenen Blätter, Seite 170—178 jenes Bandes, des 47. der ganzen Reihe unserer „Beobachtungs-Manuscripte.“ Zu uns gelangte dieser Band 1862, am 10. Januar. Wir verdanken es vor allem den Bemühungen und der Aufmerksamkeit Lord William Hay’s, obersten Civilbeamten zu Simla im nordwestlichen Himälaya, auf alles, was Nachricht über Adolph’s Schicksale bringen konnte, dass so auch diese Papiere gerettet wurden, ungeachtet der geraumen Zeit, die schon seit Adolph’s Tode verflossen war. Auch persönliche, bis dahin noch nicht bekannte Mittheilungen über seine letzten Routen konnten gesammelt werden, da 1861 durch den jetzt verstorbenen Oberst Irby, Chef des 51. englischen Regimentes, Muräd, ein Jude aus Bokhära, der eine Zeit lang Adolph’s Begleiter gewesen war und später in Le sich niedergelassen hatte, wo Irby ihn traf, veranlasst worden war, nach dem Pänjäab zu kommen; Muräd hat schliesslich sehr liberal Entschädigung für Verluste erhalten, die er, nachweisbar, während Adolph’s so gefährdeter letzter Wege erlitten hatte. Seine Angaben konnten noch in den Band II der ‚‚Results“ Ss. 530 bis 536 aufgenommen werden; aber das Itinerar, so wie es jetzt vorliegt, ist hier zum ersten Male in dieser Bestimmtheit gegeben, da ich Ende 1868 auch genaue Zeitangaben ?°) und zwar von Abdüllah, einem Mussälmän aus Amritsar im Pänjäb, der in Adolph’s Gefolge war, mir verschaffen konnte; diese liessen für die Hauptorte zwischen Kärgalik und Käshgar noch die Tage der Ankunft entnehmen. Für die Strecke von Yärkand nach Käshgar, sowie für die Route von Yärkand nach Elchi habe ich überdiess jüngst, durch G. v. Leit- ner’s Gefälligkeit, eine Wegkarte erhalten, angefertigt von einem Türki-Handelsmann Namens Alamjäh; sie bietet vorzüglich von Kärgalik an für die bewohnten Orte gute Details in ihrer Art. Einen Reise- bericht Alamjäh’s, von Yärkand nach Elchi, Original persisch, hatte 20) Die neuen Daten über den Tag des Todes — 26. August 1857 — gab ich in dem Sitzungsberichte der k. b. Akad. d. Wissensch. 1869, S. 183—190. 21 v. Leitner im Jahre 1870, 1. bis 15. Juli, in seinem Journale zu Lahör „Public Opinion and Punjab Times“ veröffentlicht. Auch dieser liegt mir jetzt vor. Die Zusammenstellung beginne ich wieder mit dem Wege durch das nördliche Ladäk. Die Höhenangaben, die ich beifügte, habe ich, wo Gelegenheit dazu sich bot, theils den Beobachtungen längs unserer ersten Turkistän-Route entnommen, so im Karakäsh-Thale, theils den spätern, noch zu besprechenden Arbeiten Haywards von 1868/69 ?1); Johnson, der 1867 auch eine Strecke dieses Terrains durchzogen hat, gibt gerade dort nur Mittelwerthe in runden Zahlen ohne Bezeichnung bestimmter Punkte. Wegen der Unsicherheit längs des weiten Weges, der ihm vorlag, hatte Adolph damals sich genöthigt gesehen, Instrumente, die nicht unbemerkt gehandhabt werden konnten oder durch ungewöhnliche Form bei gewisser Grösse hätten auffallen können, zurückzulassen??), so auch sein feingetheiltes Thermobarometer mit besonders dazu gefertigtem Siedeapparate (für Erwärmen auch des Quecksilbers in der Röhre). Sein Normal-Barometer ‚„Pistor 11“ hatte er gleichfalls bei der Tren- nung von seinem indischen Gefolge zu Sultänpur, am 31. Mai, wie Eingangs erwähnt, an den Native-Doctor Härkishen zu correspondi- renden Beobachtungen abgegeben. Er selbst hatte ein anderes Baro- meter mitgenommen, das Gefässbarometer „Traugshton 2“. Dieses war mit Correction- für Veränderung des Niveaus im Gefässe versehen, für Ablesung ohne directe Einstellung der Scala auf den Nullpunkt; er hoffte dieses, bei den verhältnissmässig kleinen Dimensionen und einer einfachen Verpackung in einen festen Lederschlauch, in den Zeltgeräthen leicht verbergen zu können. Doch war dasselbe schon ehe er Ladäk er- reichte durch den Sturz eines Trägers in Unordnung gerathen. 21) Bezeichnet „Hay“ und „Hay-Geo.“ Vergl. oben 8.9. 22) Mit mittelgrossen Instrumenten, Chronometern, kleineren Thermometern (für Luft- und Bodentemperatur), auch mit Messinstrumenten wie Sextant, prismatischer Compass, Klino- meter und Verticalkreis, war Adolph wohl versehen. Von all diesen finden sich zahlreiche Anwendung in seinem Manuscripte, von der letzteren Gruppe auch auf den Erläuterungen seiner Kartenskizzen und landschaftlichen Bilder. 22 Folgendes sind die wesentlichsten Daten seines Itinerares. 1857. Juni ı 8. 11. Aufbruch vom unteren Ende des Tsomognalari-Sees ?°) 14,010 F., in Pangköng. Ueber den Masimik-Pass, 18,724 F. Hay.-Geo.; Lager bei A Rimdi. A Pämshalan, am Changchenmo Flusse; Lagerstätte von Hirten. 14.—17. Beobachtungen im oberen Chang Lang-Thale. 18. 19. 2.0. 24. 26. 202 Ueber die Karakorüm-Kette viä Changchenmo- oder Chang Lang-Pass, 18,839 F. Hay. A Bürze Thang. A Tso Thang, an See dieses Namens.”*) Lager ohne Trinkwasser zwischen grossen Salzpfuhlen. Ueber Seitenkamm zur Rechten des Karakäsh-Thales nach Lager Bürze-lik im oberen Karakäsh-Thale, unter- halb des Sees Kiük Kiöl. (Kiük Kiöl, Höhe 15,460 F.) A Ruine Sikander Mokhäm, Höhe (1856 von uns be- stimmt) 13,864 F. Gulbashön; Niveau des Karakäsh-Flusses(1856 bestimmt) 12,252 F. Yäashem-Brüche. bis 4. Halt in A Süget; Höhe unseres Lagers von 1856 12,960 F. Fort Shah-id-Ullah , auch Shädula genannt, 11,951 F. Hay.-Geo. und nach AKalchüskun, 14,147 F. Hay.-Geo. bis 9. Taikotäl, am Ost-Abhange des Kirghiz-Passes. bis 11. Zurück nach Kalchüskun. bis 27. A Mazär in einem Seitenthale südlich vom Kiliän-Passe. 23) Diese Höhe des Tsomognalarf ist die von mir barometrisch erhaltene. In der Walker’schen Karte von 1868 ist 13,931 Fuss angegeben, ohne nähere Details. Differenz relativ gering. 24) Thang, das tibetische Wort für „Ebene, offene Fläche“, kömmt häufig in zusammen- gesetzten Ortsnamen vor; hier für 2 sich folgende Halteplätze. Tso bedeutet ‚See‘; Bürze ist Pflanzenname (s. S. 25). Aus Bhutän, dem tibetischen Sprachgebiete am Südabhange des Himälaya, hatte ich des Namens Tsethäng, ‚flacher Gipfel“ für einen Ort auf dem Rücken eines Vorberges zu erwähnen, u. s. w.; Glossary in „Results“ III, S. 255. 23 Juli 28. und 29. Halt ober A Mazär. 1 | Ueber Fluss Tögro-su; Lager daselbst. 3 2. A Böstan. 4. Ueber die Künlün-Kette viä Kiliän-Pass, ca. 17,200 F,; nach A Akhil im Kiliän-Thale. 5 5. Chisgäulik. H 6. Dähni. 5 7. Kilian. 5, 8. Böria. 9. bis 11. Morgens aus Kiliän-Thal über kleine secundäre Erhebung nach Kärgalik im Tesnäb-Thale; Höhe 5118 F. Hay.-Geo. 14. Poskam, 4 Meilen südlich von Yärkand-Fluss. „ 16. Ueber Yärkand-Fluss an die Wälle von Yärkand; Höhe 4384F. Hay.-Geo. „ 17. bis 23. Umgebungen von Yaärkand; Shämla Khöja, Negsar; dann über Kizili nach Yängsar oder Yang, Hissar, Stadt mit Fort; Höhe 4690 F. Hay.-Geo. „ 25. Arkunft 2 Meilen südlich von der Stadt Käshgar. » . 26. Käshgar, 4536 Hay.-Geo.; unheilvolles Zusammentreffen mit Väli Khan. Als Erläuterung füge ich über einige der wichtigsten Stellen topo- graphische Angaben aus Adolph’s Manuscripten und Aufnahmen bei; ebenso bleibt noch der Veranlassungen zu dem Aufenthalte auf der Südseite des Künlün-Gebirges zu erwähnen. Pangmig, 14,160 F., der Hauptort des Pangköng-Districtes, war der letzte bewohnte Ort gewesen, den Adolph’s Route diesseits der nördlichen Mittelstufen des Künlün in Turkistän berührte. Seine Be- gleiter hatten nicht versäumt ihn darauf aufmerksam zu machen, und er hatte deshalb mehrere Tage hier verweilt um für die weite Reise durch die Hochwüsten, so gut die Umstände es erlaubten, sich auszu- rüsten. Die Vorbereitungen waren ihm auch dadurch nicht wenig er- schwert, dass er (wie oben erwähnt, S. 8), um unbemerkt zu bleiben, 24 Le mit seinen für jene Gebiete so wichtigen Bäzars absichtlich ver- mieden hatte. Der Masimik-Pass, obwohl etwas niederer als der Uebergang über die Hauptkette, hatte mehr Schwierigkeit geboten als jener. Auf der Nordseite des Masimik kömmt aus Osten, parallel der Seitenkette, in welcher der Pass gelegen ist, ein ziemlich grosses, wenn auch nicht entsprechend wasserreiches Fluss-Thal, das Changcehenmo-Thal herab; Pämshalan, eine Lagerstätte der Hirten daselbst, liess sich zwar als solche erkennen, sowohl an mauerähnlich als Windschutz aufgerichteten Steingruppen, als auch an Stellen, die vorzugsweise als Feuerplätze be- nützt wurden; aber zur Zeit war sie noch verlassen. Diess ist nicht unerwartet, da das nahezu gleich hoch gelegene aber günstiger expo- nirte Kördzok??), wo sogar ein festes Steingebäude vorhanden ist, doch nicht früher als in der ersten Hälfte Junis bezogen wird. Das letzte Ansteigen zum Uebergange über die Karakorüm-Kette führt hier durch ein kleines Seitenthal zur Linken des Changchenmo- Flusses, für welches Adolph den Namen Chang Lang angegeben erhielt, der demnach auch für den Pass gebührt. Viele seiner Leute hatten ihm denselben Changch&önmo-Pass genannt, da das gleichnamige Thal die in seinen Umgebungen am meisten hervortretende topographische Gestaltung bietet. Ferner wurde Adolph dieser Pass auch Yängi Davän genannt, eine Bezeichnung, die aber bei den später folgenden Reisen nicht mehr vorkömmt; die Bedeutung des Wortes, nemlich „Neu-Pass“, die an sich mit localen Verhältnissen nicht zusammenhängt, lässt sich für die Zeit des Ueberganges, den Adolph 1857 ausführte, sehr wohl mit dem Um- stande verbinden, dass überhaupt Jahre lang vorher selbst von den Eingebornen keiner der Pässe daselbst, die man jetzt kennen gelernt hat, benützt worden war. Es liegen mir 4 Aquarelle von Adolph vor, welche die Kammlinie 25) Kördzok liegt im oberen Theile des Tsomoriri-Beckens, und in einiger Entfernung vom Ufer jenes Salzsees. Breite 320 56‘; Länge 78° 13‘ östl. von Greenwich; Höhe 15,349 engl. F. Beschrieben „Reisen“, Band III, S. 148, mit Abbildung auf Taf. XVII. 25 und die Abdachungen des Karakorüm in den Umgebungen des Chang Lang-Passes zum Gegenstande haben.?°) Bei der Uebergangsstelle selbst zeigen sich Formen des Terrains, welche am meisten Aehnlichkeit haben, so unerwartet bei solcher Höhe und Mächtigkeit dieser Vergleich erscheinen mag, mit den flach sich ausbreitenden Zügen eines Mittel-Gebirges, wie Thüringerwald, Vogesen oder Jura. Das Bild allerdings, das hier sich bietet, ist eine Felsen- wüste ohne Spur von Grün, die Dimensionen, die vertikalen und die horizontalen sind ungleich grössere, aber die resultirende Neigung ist dieselbe, und das hier rings zu Tage tretende Gestein, grauer sedimen- tärer Schiefer, zeigt in diesem Theile des Karakorüm-Gebirges selbst in den kahlen Contouren nirgend schroffe Stufen. Die Gehänge der Karakorüm-Kette zu beiden Seiten des Chang Lang-Passes sind, ebenso wie an den anderen Stellen der Kette von gleicher Höhe, vegetationsleer; und hier waren selbst bis zu 1500 und 2000 F. tiefer herab, nur ganz vereinzelt verkümmerte Vegetationsreste bemerkt worden, welche damals, obwohl schon Mitte Juni vorüber, nichts von neuen Keimen entdecken liessen. Die Stöckchen jener kleinen perennirenden Gewächse, wie die „Bürze‘‘ (Eurotia), „Tami‘“ (Artemisia) „Yabägre‘‘ (Myricaria) — als die ersten holzbildenden Pflanzen in sol- chen Höhen für den Wanderer besonders wichtig— treten hier gleichfalls erst etwas tiefer auf als wir sie auf der Nordseite des Karakorüm weiter westlich zwischen Nübra u. Yärkand gefunden hatten. Sonderbarer Weise war später von Johnson und dann auch von Shaw und Hayward unter den in den Hochregionen vorkommenden Gewächsen mit Holzfaserbildung als die vorherrschende eine „lavender- like plant“ angeführt; der Beschreibung nach schien es mir als ob etwa die Myricaria gemeint sei. Henderson aber hat jetzt, nach per- sönlichen Mittheilungen Shaws als dieser mit ihm zugleich Forsyth’s Gefährte war, mit Bestimmtheit erwähnt, dass jene „lavendelartige Pflanze‘* eine Eurotia ist. Species nannte er nicht. Als bezeichnend für die systematisch leicht zu trennende Familien- 26) Im 4. Bande der „Reisen“ werde ich die Ansicht der Turkistän-Seite gegen Dera Nishu als landschaftliche Tafel geben, und auf Tafel VIII der „Gebirgsprofile‘‘ die Contour der Kammlinien, für die sich gleichfalls ein sehr guter Standpunkt dort geboten hatte. Abh.d.Il.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 4 26 verschiedenheit jener 3 Genera füge ich 'bei, dass die Lavandula zu den Labiaten gehören würde, während Myricaria eine Tamariscinee ist, Eurotia eine Chenopodee, und zwar Salzpflanze von der Section der Salsolaceen. Alle Exemplare unseres Herbariums sind E. ceratoides O. A. Meyer; im k. Staatsherbarium zu München, wovon mir Herr Dr. Schultes die entsprechenden Exemplare gefälligst vorlegte, ist diese Species vielfach vertreten; ich nenne aus diesem als Localitäten characteristisch für ihre weite Verbreitung: Sibirien, Dzäisang-See in der Dsüngarei, Ufer der Wolga und am Kaspischen Meere, Afghanistän, und auch noch solche aus Unteröstreich und Mähren. Eine zweite Species des Münchner Herbariums, Eurotia ferruginea Adans, dort 1 Exemplar aus Persien und aus 1 Amerika (?), ist unter den von uns gesammelten Eurotien aus Tibet und Turkistän nicht vor- gekommen. Die dunkle monotone Farbe des Gesteines am Chang Lang -Passe trägt auch dazu bei, das Oede jener Landschaft noch mehr hervor- treten zu lassen; in den nächsten Umgebungen des Passes wird keiner der grösseren Gipfel sichtbar, die etwa, wenn auch nur aus der Ferne, wohl markirte Schneeflächen gezeigt hätten. Vereinzelte Firn- lager dagegen sieht man in dem Umblicke, der sich bietet, und zwar waren diese, ihrer geringen Ausdehnung wegen, auch auf dem Nordgehänge hier, noch mehr als 1000 bis 1200 Fuss über der Passhöhe gelegen. Im Mittel für beide Seiten und jene Stellen mit eingeschlossen, wo Muldenform das Anhäufen von Hochfirnen begünstigt, hat sich hier eine Höhe der Schneegrenze von 19,000 Fuss ergeben. Sehr bald nach dem ersten Absteigen gegen Norden folgten nun Hochflächen, in ihren Formen ähnlich jenen, deren mehrere auch auf dem westlicheren Wege nördlich vom Karakorüm-Passe zu durchziehen sind; ?”) aber in ihren horizontalen Dimensionen sind sie hier noch bedeutend grösser. Letzteres ist es, was hier in einer Meereshöhe der Basis von 16,000 bis 17,000 Fuss den eigenthümlichen Effect des land- schaftlichen Bildes um so lebhafter fühlen macht; die umgebenden Kämme 27) Beschreibung, Detail für jene Route gebend, folgt in Abschn. II. 27 und Gipfel zeigen vorherrschend kleine Winkelgrössen und lassen doch in ihrer Gestaltung noch bedeutende relative Höhe erkennen.”®) Das erste dieser Plateaux, durch welches Adolph 2 Tage zu mar- schiren hatte, ist jenes, das ihm Lingzi Thang genannt wurde, mit einer mittleren Höhe der Bodenfläche in den Umgebungen des Sees Tso Thang von 17,000 Fuss. | Dann folgte der Uebergang über einen Kamm, welcher entlang der rechten Seite des oberen Karakäsh-Thales sich erhebt und dieses als Flussthal der gewöhnlichen Form von den unregelmässig sich ausdeh- nenden, östlicher gelegenen Plateaux trennt. Es ist diess eine Ueber- gangsstelle von ca. 17,500 F. Höhe; Namen hat Adolph für dieselbe nicht erhalten. Es mag solcher Stellen wohl mehrere noch in diesem Seitenkamme geben. Der Weg bis Fort Shah-id- Ullah, das Adolph damals, 1857, unbe- wohnt fand, führte dem Karakäsh- Thale entlang, mehrmals die Seite wechselnd, ind zwar nicht wegen Schwierigkeiten des Marsches in Folge der Ufergestaltung, sondern wegen der Vertheilung mehr oder weniger günstiger Weideplätze die man als Haltestellen aufsuchen muss. Von Shah-id-Ullah, unentschlossen noch über seine weitere Route, stieg Adolph nach A Kalchüskun hinan, am Öst-Abhange des Kirghiz- Passes, welcher hier seitlich die Uebergangsstelle vom Gebiete des Kara- käshflusses in jenes des Yärkandflusses bildet; dieser Pass wird von den Karawanen benützt, die von Yarkand aus das Thal heraufgekommen sind oder, was jetzt das gewöhnlichere ist, einen der Pässe des West- Künlün überschritten haben, wenn sie dann nicht den Karakorüm-Pass, sondern den Chang Lang-Pass über die Hauptkette wählen. Obwohl in der Längendepression gelegen, die hier der Künlün- Kette entlang sich hinzieht, ist doch die Erhebung des Kirzhiz-Passes eine verhältnissmässig bedeutende; sie erreicht (nach Hay.) 17,092 F. Zu A Taikotäl, seiner nächsten Haltestelle gegen Nordosten, geschah es, dass in der Nacht von 6. auf 7. Juli drei von Adolph’s Yarkändi- Pferdeführern mit Pferden und verschiedenen Gepäckstücken, begünstigt durch Schneefall und Sturm, während der Nacht aus dem Lager ver- 28) Ein dem Chang Lang nahezu gleicher Pass, sagten Adolph’s Leute, läge ca. d engl. Meilen nordwestlich. Des noch höheren Lümkang-Passes, wird bei Johnson’s Route zu erwähnen sein. (S. 34) 4* 28 ® schwanden, da Mohämmad Amin, der sie engagirt hatte, ihnen zu viel Vertrauen schenkte und sie ganz unbeaufsichtigt gelassen hatte. Er wurde eiligst mit Muräd zusammen ausgesandt, sie zu verfolgen. Acht oder zwölf Meilen vom Lagerplatze entfernt traf er 4 der schwächeren durch den Marsch sehr angestrengten Thiere, welche die Diebe zu- rückgelassen hatten, um schnelle Verfolgung zu verhindern. (Später, aber erst jenseits des Künlün, zu Kärgalik, gelangte Adolph auch wieder in Besitz der 7 anderen Pferde, da die Diebe dort durch die geraubten Gegenstände, die sie im Bazär verkaufen wollten, aufgefallen waren.) Die bedeutende Verminderung seiner Lastthiere, bald auch die wegen des Aufstandes in Turkistäan nothwendigen Vorsichtsmassregeln hatten Adolph auf der Südseite des Kiliän-Passes bis zum 4. August fest- gehalten. Am 12. Juli nemlich, etwas unterhalb A Mazär, wurde des Nachts grosses Feuer in der Nähe bemerkt, Wachen wurden aufgestellt und am Morgen des 13. zeigte sich, dass nicht weit von Adolph’s Lager- platze eine Yarkändi-Karawane ihr Lager aufgeschlagen hatte; diese selbst erwies sich zwar freundlich, gab sogar zwei Pferde zu kaufen, aber sie brachte auch die Nachricht von den Unruhen in Yärkand. Er war dies die erste Begegnung mit Menschen seit 7. Juni. Am folgenden Tage kamen 3 berittene Leute denselben Weg herab, Badakshänis, die sich aus Sanju in Yärkand der Revolution wegen geflüchtet hatten und deren rohes Auftreten auch Vorsicht diesen selbst gegenüber nöthig machte. Am 21. entsandte Adolph Mohämmad Amin und Muräd nach Norden, die in den ersten bewohnten Ort jenseits des Kammes zu gehen hatten, um dort wo möglich genaue Nachrichten über den gegenwärtigen Zustand des Landes und über die Wahl des Weges sich zu verschaffen, da das längere Verweilen in dem wüsten Steppen- gebiet gleichfalls von Tag zu Tag sich erschwerte. Es ergab sich, dass wenigstens das nördlich folgende Kiliän Thal in Khötan noch nicht in den Aufstand hereingezogen worden war und diess gab etwas Hoffnung, Adolph könne, wenn einmal unbehindert jenseits der Grenze und der ersten Stationen, das überhaupt allein zu wählende Vordringen nach bewohnten Orten auch glücklich bis jenseits der gefährdeten Gebiete durchführen. 29 Ausserhalb der Stadt Yärkand, die er zu umgehen suchte, traf er mit der Truppe Dil Khans zusammen, der als Vasalle Säyad Väli Khans hier auftrat und die in Yärkand eingeschlossenen ‚Katäis“, die chine- sische Besatzung, belagerte.e Adolph gelang es durch Geschenke sich freundliche Aufnahme zu verschaffen und er hoffte baldigst seinen Marsch fortsetzen zu können. Aber ein Ausfall der Katäis, die am folgenden Tage schon Dil Khan in die Flucht schlugen, hatte Adolph genöthigt mehrere Tage noch in den Umgebungen von Yärkand sich aufzuhalten?®), wollte er nicht mit wilden Truppen zugleich direct nach Käshgar aufbrechen. Nicht ohne Schwierigkeit war es dabei, von den Katäis unbemerkt zu bleiben. Diess gelang; aber zu Käshgar sollte ihn vor Välı Khan keine Vorsicht mehr schützen können! Auch gegen Mohämmad Amin, Abdüllah, Muräd und einen Tibeter, die als seine letzten Begleiter auf der Strecke von Yärkand nach Käshgar bei Adolph ausgeharrt hatten, wurde sogleich feindlich auf- getreten; sie wurden in einen dunklen Kerker geworfen, und Abdüllah, „weil ein Indier‘, wurde dann an einen Mann Namens Tüzak, für 25 Rupis, als Sklave verkauft. Sehr bald darauf, Ende September, wurde Väli Khan durch Vor- dringen der Chinesen aus Käshgar vertrieben und floh nach Kökand, gefolgt nicht nur von seiner ganzen Truppe, sondern auch von einer grossen Anzahl der Bewohner Käshgars, welche wegen ihrer Partei- nahme für Väli Khan die Rache der Chinesen zu fürchten hatten. Mohämmad Amin und Muräd wurden von den Chinesen frei gelassen, zogen sich aber auch so bald als möglich nach Kökand zurück. Abdüllah war schon bei der Flucht der Truppen dahin mitgenommen worden. 29) Niäz Mohämmad, der als der erste Yarkändi nach Europa kam — im Jahre 1869 als Be- gleiter und auf Kosten G. W. v. Leitners — hatte von jenem Verweilen Adolph’s bei Yär- kand gewusst und unter anderem Leitner erzählt, dass Adolph bei seinem Vater einmal wohnte. Niäz Mohämmad hat auch nach seiner Rückkehr nach Yärkand seine Correspondenz mit Leitner noch fortgesetzt. Wie er im Sommer 1373 schrieb, hat er vor, im Jahre 1874 wieder zu kommen, wozu für ihn die gegenwärtigen politischen Verhältnisse und Anschluss an die englische Mission, der sich bieten wird, nur günstiger noch sich gestaltet haben, 30 Dort traf er einen Säyad°°) aus Peshäur, Namens Miän Khalil, der ihn hier um den Betrag der bezahlten 25 Rupis wieder freikaufte. Von Kökand gelangte er auf einer gegen Westen sich ausbeugenden Route und nach wiederholtem längeren Aufenthalte an verschiedenen Stationen über Khüchand und Samarkänd nach Bokhära, dann über Balkh, Faizasbäd (die Hauptstadt von Badakshän) und Käbul nach Peshäur, wo er am 15. December 1859 eintraf. Einige Jahre später kam auch Mohämmad Amin nach Indien herab und nahm seinen bleibenden Wohnsitz im Pänjäb, da es ihm gelang, eine wenn auch untergeordnete Stelle als ‚Stations-Agent“, und zwar als Berichterstatter für die Verhältnisse des Verkehres und der social- politischen Stimmung der Bewohner in den nordindischen Provinzen und ihren Nachbarländern, zu erhalten. Er hatte dabei bisweilen aus- gedehnte Strecken der Grenzgebiete zu bereisen. Im Frühlinge 1870, als er von Le nach dem Pänjab zurückkehrte, verlor er durch einen Lawinensturz im Himälaya, nicht ferne mehr von den milden Recionen der Vorberge, sein Leben. Die orographischen Verhältnisse des Künlün in den Umgebungen von Adolph’s Route erwiesen sich als sehr wichtig für den Verkehr. Der Kiliän-Kamm, über den Adolphs Weg führte, bildet einen Theil des „westlichen Künlün“ (s. o. S. 14); er zweigt sich ab als Seiten- kamm gegen Nordnordost und Nordost, wendet sich einer kurzen Strecke entlang, mit einer Senkung in welcher der Pass gelegen gelegen ist, nach Osten, dann nach Norden 20 bis 30° Osten. Es kommen in die- sem Kamme noch Erhebungen über 20,000 Fuss vor, während in ge- ringer Entfernung von der Abzweigungsstelle desselben in dem hier westöstlich gerichteten Theile der Künlün-Kette die Senkung zur Aus- trittsstelle des Karakäsh-Flusses gelegen ist. Auch über andere Pässe noch im westlichen Künlün und in dem sich 30) Sayad, auch in der Form Said, Sayid oder Saiyid, ist eine eigenthümliche, dem Kasten- wesen ähnliche Unterscheidung bei den sonst kastenfreien Bekennern des Islam. So be- zeichnen sich nemlich jene ziemlich zahlreichen Mussälmäns, die ihre Abstammung auf Husain, den Sohn Ali’s und Enkel Mohämmad’s zurückführen. Der Mussälmän, den ich als Münshi von Caleutta nach Europa mitgenommen hatte, war ebenfalls ein Sayad, aber aus Bengalen. ‚‚Results‘‘ III, Giossary p. 138. sl abzweigenden Kiliän-Kamm, die als Karawanen-Wege benützt werden, fand ich ausführliche Angaben in Adolph’s letztem Beobachtungs- Manuscripte. Als der zunächst gelegene im Kiliän-Kamme, war ihm der Sänju- Pass beschrieben worden, den dann 1865 Johnson auf seinem Rückwege aus Khötan überschritt und der auch für die Verbindung mitYärkand in den letzten Jahren vielfach benützt wurde; dieser Pass liegt vom Kiliän- Passe noch etwas östlich. Westlich folgt, gleichfalls noch im Kiliän- Kamme, der Kärlik-Pass (auf Hayward’s Karte später Kullik geschrieben). In der Künlün-Kette selbst liegt als der erste Pass im Westen der Yängi Davän ®!); er wurde Adolph, nach dem nächsten grossen Orte im Norden, auch Kökiar-P. (Kugiar bei Hayward) genannt. In geringer Ent- fernung von diesem folgt der Piriäkh-Pass. Die Wege über diese beiden Pässe, die ich nach Adolph’s Routenangaben schon auf meiner letzten Karte eintragen konnte, vereinen sich ziemlich bald im oberen Becken des Tisnäb-Flusses; die Fortsetzung der Route verlässt dann dieses Thal, über den Töpo-Davän in das Kökiar Seitenthal führend, und geht über Yülarik nach Kärgalik, wodurch eine westliche Krümmung des Tisnäb- Thales abgeschnitten wird. Der Name Yängi Davän oder ‚Neu Pass“ macht es wahrscheinlich, dass dort der Weg noch nicht sehr lange bekannt ist, oder dass er wenigstens vergessen sein mochte und erst seit dem unter Guläb Singh lebhafter gewordenen Verkehre mit Kaschmir wieder benützt wird. Piriäkh??) bedeutet „Kamm (des) Schnees‘‘, bezieht sich also wohl auf das Ueberschreiten von Schnee, wie solches für einige Monate des Jahres mit Bestimmtheit zu erwarten ist, da die Höhe jedenfalls mehr als 15000 Fuss erreicht. Auch das Vorhandensein permanenter Firnlager ist bei den noch immer sehr be- deutenden Erhebungen in den nächsten Umgebungen wohl möglich, wenn zugleich muldenförmige Gestaltung der oberen Terraintheile die 31) Dieser Name ist derselbe, dessen ich auch bei der Besprechung des Chang Lang zu er- wähnen hatte (s. o. 8. 24); nach der Bedeutung desselben (Neu Pass) ist Wiederholung ‚nicht unerwartet. Ein dritter „Neu Pass‘ ist bei Johnson’s Route über den Künlün an- zuführen. 32) Der Name Piriäkh wird von den Yarkändis im Sinne des Wortes „Alpen‘ häufig für den Künlün im allgemeinen gebraucht im Gegensatze zu dem östlich von Yärkand gegen das Pämir-Hochland ansteigenden Kizil Yart- oder „Roth-Fels“-Gebirge. 32 Anhäufung begünstigt. Für die Schneegrenze in gleicher Breite, in den Umgebungen des Elchi-Passes, hatten wir eine mittlere Höhe von 15800. auf der Südseite und von 15100 F. auf der Nordseite erhalten. Die Höhe des Yängi Davän wurde von Hayward zu 16,500 Fuss geschätzt; Messung, in Verbindung etwa mit Ueberschreitung durch Europäer, liegt bis jetzt nicht vor. Das Karakäsh-Thal selbst wird von dort, wo esdie Künlün-Kette durch- zieht, fast niemals als Weg nach Elchi gewählt. Wie Mohämmad Amin uns sagte, der einmal diese Route gemacht hatte, ist dieselbe nur im Winter möglich, bei so niederem Wasserstande, dass die trockenen Ufer- ränder der ganzen grossen Thalenge entlang als Pfade benützt werden können. Das Wasser drängt sich an vielen Stellen so nahe an die Felsen heran, dass in jeder anderen Jahreszeit häufiges Kreuzen des Flusses nöthig wäre, was dort, wo es weder Brücken gibt noch Fähren oder auch nur Flösse, der bedeutenden Wassermenge wegen nicht mehr auszuführen wäre. 2. Englische Reisen und officielle Sendungen von 1865 bis 1873/74. Neue Bereisungen Turkistäns. Die Aufstellung officieller Residenten zu Le. — W. H. Johnson von Le über den Lümkang- undüber den östlichen Yängi-Pass nach Elchi in Khötan, Rückkehr über den Sänju- und den Karakorüm-Pass; 14. Juli bis 1. December 1865. — Robert Shaw und George J. W. Hayward, meist getrennt. Ueber den Chang Lang- und den Sänju-Pass nach Yarkand und Käshgar; zurück über den Sanju-Pass; dann über den Karakorüm-Pass Shaw, über den Chang Lang-Pass Hayward; Ende September 1868 bis Anfangs Juli 1869. — Erste offiecielle Mission des Commissioners Forsyth, mit Henderson und Shaw, bis Yärkand und zurück nach Le, den Chang Lang- und den Sanju-Pass beide Male benützend; 7. Juli bis 12. October 1870. — Forsyth’s zweite officielle Mission, mit grösserer Begleitung; von Le bis YArkand Mitte September bis 5. November, bis Käshgar 14. December 1875. — (Russische Reisende im Thian Shan, auch in Käshgar.) W, HB. Johnson; nach Elchi in Khötan. Das Vordringen über den Karakortm und den Künlün wurde 1865, von Johnson, Civilbeamten der indischen Landesvermessung, wieder begonnen. Gegenwärtig ist Johnson ‚Joint Commissioner“ zu Le. Wegen der vielfachen Verbindung dieser Stellung mit den folgenden Reisen seien schon hier die Daten über die Aufgabe und die Entstehung dieses indischen Beamtenpostens mitgetheilt. ‚33 Englische Zollcontrolle kam nach Ladäk in Folge von Handelsver- trägen zwischen Englisch-Indien und Kashmir, zu dem. Ladäk als Pro- vinz gehört. Erste Veranlassung zu diesen Verträgen waren die gründ- lichen Daten?) gewesen, welche M’. Davies, Secretär der Regierung im Pänjäb gesammelt, und 1862 officiell publicirt hatte. Das Abschliessen der Handelsverträge ?*) war aber erst 1866 zu Stande gekommen, durch M'. F. D. Forsyth, (auch Leiter der später zu erwähnenden Missionen von 1870 und 1873/74). Damals war der- selbe als Chief Commissioner der Trans Sutlej Provinces in Srinager ge- wesen; im Jahre 1868 war er dann nach Le gekommen, um die Re- gelung der Handelsverhältnisse zu inspiciren. Es war ein Beamter zu Le aufgestellt worden, und als erster kam dahin 1867 Dr. Cayley; er hatte für Ladäk die vereinbarte Zollreduc- tion für Transitgüter zu überwachen und Daten über den Zustand und die Wahl der Wege sich zu verschaffen. Zwischen Dr. Cayley und Johnson hatte Robert Shaw (nach seiner Reise von 1868/6935) einige Zeit die Stelle zu Le erhalten. Der englische „Resident“ zu Srinager, dessen Posten schon länger bestand, wurde nun „Commissioner‘‘, und jener zu Le ist diesem als „Joint-Commissioner“ beigegeben. Zur Zeit unserer Reisen gab es einen Residenten für Politik und Handel nur in Srinager und auch dort beschränkte sich sein Aufenthalt meist auf die Sommermonate. In den letzten Jahren ist dagegen die entsprechende Stelle selbst zu Le auch während des Winters besetzt geblieben. 33) The Trade and Resources of the Countries on the North-western Boundary of British India. By R. H. Davies Secrty. to Govt. Punjab. 1. July 1862 Lahore: Printed at the Go- vernment Press. With. 6 fol. Maps. Officieller Brief mit sehr sorgfältiger vergleichender Zusammenstellung nach Gebieten und Handelsobjecten, von S. 6—90, und über 500 Seiten tabellarischer und statistischer Ta- bellen. M. Davies hat auch unserer Routen von 1856 und 1857 sowie der Angaben unse- res Führers Mohammad Amin mehrmals sehr eingehend erwähnt, S. 29, Appendix. IV A, S. XXII a bis o und App. XXIX A, S. CCCXII bis S. CCCLXXII sowie auf Karte IV. 34) Es wurde dabei mit dem Raja von Käshmir ein Durchgangszoll auf den Waaren-Verkehr zwischen Indien und Turkistän von nicht mehr als 5 Procent des Werthes vereinbart; früher war der Zoll ungleich höher, und zwar vom Werthe unabhängig noch Pferde- ladungen, und nach der Grösse der durchzogenen Strecken erhoben. 35) Bericht darüber s. S. 37 und fi. Abh. d. 11. Cl.d.k. Ak.d. Wiss X1]. Bd. I. Abth. a 34 Johnson’s Veranlassung zu seiner Reise nach Khötan war unmittel- bare Aufforderung Habib Üllah’s, des damaligen Herrschers, der sich wohl eben wegen seiner Vertreibung ler Chinesen, etwa auch wegen des erfolgreichen Auftreten Mohämmad Yäkub’s in Käshgar und Yärkand die Freundschaft seiner Nachbarländer im Süden sichern wollte. Johnson’s Routen von Le aus, das er 1865 am 14. Juli verliess und am 1. December wieder erreichte, gebe ich hier in einer allgemei- nen Uebersicht; eine detaillirte Zusammenstellung, nach Tagen und mit genauer Angabe der Vertheilung seiner Märsche, lässt sich seinem officiellen Berichte °°) nicht entnehmen: Er überschritt gegen Norden die Karakorüm-Kette am Lümkang- Passe, 19,533 F. Johns., ungefähr 15 engl. Meilen weiter südöstlich ge- legen und 700 Fuss höher als der Chang Lang-Pass. Sein Uebergang über den östlichen Künlün war der Yängi- oder ‚„Neu-Pass“ 3”); Höhe 19,500 F. Johns.; (1857 wurde uns ein „Pass nach Yurungkäsh‘‘ dort angegeben.) Dann führte der Weg noch über einen Seitenkamm der gegen Norden vorliegt; die zweite Uebergangsstelle ist der Näia Khan-Pass, 18,660 F. Johns.;sie wurde gewählt, um die dort sehr bedeutende Krümmung und steile Verengung des Thales abzuschneiden. Johnson war dabei von Eingebornen geführt, welche Habib ÜUllah ihm in sein Lager am Karakäsh- Flusse entgegengeschickt hatte; eine zahlreiche officielle Gesandtschaft empfing ihn zu A Brinjga, der ersten Haltestelle nördlich vom Näia Khan-Passe. Dieser Weg, der für den gewöhnlichen Verkehr bis dahin nicht benützt worden war und der wohl, wegen grösserer Höhen und selbst grösserer Marschroute, auch jetzt wieder aufgegeben ist, wurde, wie man Johnson sagte, erst das Jahr vorher von einem Khotäni-Kmissär bei seiner Rückhehr aufgefunden und benützt, weil diesem der normale Weg über den Sänju-Pass damals wegen des Aufstandes in Yärkand zu 36) Sein Original-Bericht ist enthalten als Brief No. 102, p. 1-18 in Appendix zu „General Report of the great Trigonometrical Survey of India for 1865—1866.“ By Lt. Col. J. T. Walker, Superintendant G. T. S. Dehra Doon, 1866; auch aufgenommen in das Journal of the R. Geogr. Soc. of London, Vol. 37, 1867. 37) Vergl. Karte in „Reisen“ Band III; Adolph’s Chang Lang-Pass hatte ich, da mir das von ihm gesammelte Detail noch nicht so wie jetzt durchgearbeitet vorlag, von Jolınson’s Lümkang-Uebergangsstelle nicht getrennt gehalten. 35 unsicher war. Dabei liegt aber doch der von mir benützte Elchi-Pass Höhe 17,379 F. — ungleich günstiger als dieser letztere Weg — ebenfalls noch im östlichen Künlün, und ist nur 20 Meilen südöstlich vom Yängi Davän entfernt; es dürfte nicht unwahrscheinlich sein, dass Johnson von seinen Begleitern absichtlich den schwierigeren Weg geführt worden sei. — Auch der Lümkang-Pass scheint unter ähnlichen Verhältnissen statt des Chang Lang-Passes benützt worden zu sein, da überdiess Johnson mit dem letzteren gar nicht bekannt wurde. Unser Elchi-Pass war ihm wenigstens gezeigt worden; die Uebergangsstelle nemlich, welche auf Johnsons Karte als „Hindotagh‘“ angegeben ist, lässt sich aus der Terraingestaltung deutlich als jener erkennen. Noch eines anderen, weiter östlich gelegenen Verkehrsweges, von Rüdok nach Khötan führend, erwähnt Johnson, aber in so unbestimmter Weise, dass sich derselbe nicht wohl beurtheilen lässt. Johnson spricht nemlich nur von 1 Uebergange, der auf Rüdok folgt, sehr flach ansteigt und selbst mit ‚„wheeled conveyances“, mit Räderfuhrwerk, befahren ‘ werden könne; diesen nennt er Pölu-Pass. — Solcher würde aber erst das Ueberschreiten der Karakorüm-Kette bieten, für welche allerdings eine selbst sehr flache Abdachung des Kammes nicht unwahrscheinlich ist; aber des Weges über die, in verhältnissmässig so geringer Ent- fernung gegen Osten, gewiss noch sehr mächtige Künlün-Kette ist dabei gar nicht gedacht. In Elchi, wo Johnson sehr gute Aufnahme fand, verweilte er 16 Wochen. Zur Rückkehr aus Khötan, angetreten am 4. October, wählte John- son den Sänju-Pass (auchValagöt- oder Grim-Pass), den ich unter Adolph’s Pässen im westlichen Künlün angeführt habe. „Sänju-Pass“ wird diese Uebergangsstelle am häufigsten genannt, nach den nächsten der am Nordrande des Künlün gelegenen grösseren Orte. Die Höhe des Passes, die ich nach der späteren Bestimmung Hayward’s zu 16,612 engl. F. an- nehme, erhielt Johnson, verhältnissmässig wenig differirend, gleich 16,760 Fuss. Dieser Pass bleibt in ungünstiger Jahreszeit der allein hier für Khötan direct zu gebrauchende, während der Kiliän-Pass, wenn auch nur an 400 Fuss höher, wegen der Firnlager ünd des zu beiden Seiten steileren Ansteigens nur als Sommerpass benützt wird. 36 Ueber die Karakorüm-Kette kam Johnson : bei seiner Rückkehr, längs unserer 1856 von Le aus gewählten Route, über den Karakorüm- Pass; dieser war später nochmals von Shaw bei der Rückkehr von Forsyth’s erster officieller Reise und dann von Forsyth selbst, bei seiner gegenwärtigen Mission, wieder überschritten worden. Vom Karakorum-Passe bis Le war Johnson’s Weg ungeachtet der vorgerückten Jahreszeit gleichfalls jener über den Sässar-Pass, den er erst am 25. November überschritt, und über Kärdong und den Laöche- Pass; über letzteren kam er am 1. Dezember. Er folgte auch durch Nübra der vor uns eingeschlagenen Route mit Ausnahme der kleinen Strecke von A Sässar wo er im Thale am Shayök-Flusse blieb, während wir auch auf dem Rückwege den Seiten- kamm, der das Däpsang-Plateau im Süden begrenzt, überschritten und in direkter Richtung über A Murgäi nach A Sässar kamen. Als Höhe des Karakorüm-Passes erhielt Johnson 18,317 F., was als coincidirend mit unserem Mittelwerthe von 18,345 F., basirt auf Höhenbestimmung bei zweimaligem Ueberschreiten und auf Berechnung nach Le, Simla und Mässüri ?®) — zu betrachten ist. Es ist wohl möglich, dass er mit einigen der in der Nähe gelegenen, gegenwärtig trigonometrisch fixirten Gipfeln hier Winkelverbindung finden konnte. Für mehrere seiner anderen Höhenbestimmungen aber, für Pässe sowie für tiefer gelegene Punkte in Thälern, die mittelst eines Siedeapparates bestimmt wurden, ist die Differenz so gross, dass ich desshalb, wie Eingangs erläutert, Johnsons Höhenangaben, da nähere Details über die Ausführung der einzelnen Messungen nicht vorliegen, zur Berechnung von Mitteln nicht wohl benützen konnte. Als Beispiele ziemlich grosser Differenzen an Stellen wo überdiess etwaige Verschiedenheit in der Wahl des Aufstellungsplatzes selbst ganz unwahrscheinlich ist, sei hier erwähnt des Süget Davän-Passes: 18,227 F. Johns.; 17,683 F. Schlgtwt. diff. — 544 F.; des A Chibra: 16,489 F. Johns.; 16,900 Schlgtwt. diff. + #11 F., u. A. 38) Details der Ablesungen und der einzelnen resultirenden Werthe sind gegeben: „Results“ vol. II, p. 426. 37 R. Shaw und G. Hayward; nach Yärkand und Käshgar, 1868/69. Robert Shaw, der mehrere Jahre lang im Kängra-Thale sich nieder- gelassen und an der Theekultur daselbst sich betbeiligt hatte, unter- nahm eine Reise nach Turkistän ??) mit Thee und!,anderen Waaren, „dem britischen Handel auch nach jener Richtung Wege anbahnend‘“, worauf Sir Henry Rawlinson im betreffenden Jahresberichte der geo- graphischen Gesellschaft zu London besonders hingewiesen hat.*0) Le hatte Shaw schon im Sommer 1867 besucht und er hatte da- mals gehofft ähnlich wie Johnson nach Khötan zu gelangen; doch schon ehe er Le erreichte, hatte er durch Karawanen die Ermordung Häbib Üllah’s und die Besetzung auch Khötans durch Mohämmad Yäkub er- fahren. Im Sommer 1868 schien es unerwartet günstig für Shaw sich zu gestalten; er war zu Le mit einem Emissär des Atälik Ghäzi zusammen- getroffen, der in Kashmir gewesen war und auf dem Rückwege nach Yärkand schon einige Wochen zu Le verweilt hatte, um auch mit Dr. Cayley zu verhandeln. Mit Cayley war Shaw gleichzeitig ange- kommen; sie hatten sich schon einige Tage vorher begegnet, als Cayley von einer Bereisung der Route über den Chang Lang-Pass bis zu den Steinbrüchen bei Gulbashen zurückkehrte, wobei er demnach noch südlich vom Künlün-Kamme und von den bewohnten Gebieten Turkistäns geblieben war. (Publication darüber von Cayley ist mir nicht bekannt.) Der Emissär zögerte nicht, Hoffnung zu machen, er werde Shaw baldigst Erlaubniss zu ungehindertem Bereisen Turkistäns verschaffen können. Doch musste nicht nur Shaw’s Abreise von Le von Anfang August bis 20. September verschoben werden, was schlimme Zeit für die hohen Pässe bedingte, auch während des Marsches noch ward Shaw durch langes Harren auf bestimmte Zusagen aufgehalten; und als er die grösseren bewohnten Orte im flachen Gebiete Turkistäns erreichte, 39) Visits to High Tartary, Yärkand and Käshgar, formerly Chinese Tartary and Return Journey over the Karakoram Pass. London, Murray, 1871. Autorisirte vollständige Ausgabe für Deutschland (mit Zusätzen) von J. E. A. Martin. Jena, H. Costenoble, 1872. 40) Proceedings R. Geogr. Soc. vol. XIV, p. 136. 38 zeigten sich neue Schwierigkeiten durch das misstrauische Auftreten Mohämmad Yäkub’s und seiner Behörden. Als Route über die Karakorüm-Kette wählte Shaw den von Adolph eingeschlagenen Weg über den Chang Lang-Pass. Unter anderem hatte er längs dieses Marsches noch kleine Steinconstructionen für das leich- tere Ansteigen der Pferde in einer Bergschlucht vorgefunden, wie sie Adolph 1857 hatte zusammenstellen lassen *1); er erwähnt dabei, ebenso bei vielen anderen Gelegenheiten, freundlichst unseres Bruders. Am Südgehänge der Karakorüm-Kette, im Changehenmo-Thale, wo Shaw mehrere Wochen sich aufhalten musste, hatte noch ein anderer Europäer, G. H Hayward, sein Lager bei ihm aufgeschlagen, der gleich- falls von Le längs dieser Route herangekommen war. Hayward war von der Londoner geographischen Gesellschaft zur Erforschung Turkistäns ausgesandt worden. Ihre Begegnung war keine ganz unerwartete; sie hatten schon aus Kashmir und Ladäk unter sich correspondirt, wobei Hayward den Vorschlag gemeinschaftlichen Reisens gemacht hatte. Doch Shaw, wie er selbst erläutert“?), betrachtete solches als ungünstig, besonders deshalb, weil der Yarkändi-Emissär nur beauf- tragt gewesen war von einem Engländer zu sprechen, und weil dem- nach das Anschliessen eines Reisegefährten nur zu leicht von den stets zum Verdacht geneigten Asiaten schlimm gedeutet werden könnte. Ob- wohl nun Trennung während mehrerer Wochen eintrat, berührten sich doch noch ein zweitesmal auf dem Hinwege nach Turkistän Shaws und Hayward’s Routen, am 20. November zu Shah-id-Ullah #3), als Shaw eben mit den von Atälik Ghäzi ihm entgegengeschickten Beamten zu unterhandeln hatte. Der letztere Umstand hatte ihm um so weniger gestattet auf Hayward’s Wünsche einzugehen. Hayward wurde es aber dennoch möglich, seine Reise nach Ost- Turkisän fortzusetzen, und er lieferte trefflichen Bericht.**) 41) Shaw, deutsche Ausgabe, S. 70. 42) Shaw, 1. c. 8. 63. 43) ib S. 104 u. ft. 44) „Journey from Leh to Yarkand and Kashgar, and Exploration of the sources of the Yar- kand River“. Journal of the R. Geogr. Soc. of London Vol. 40, 1870. p. 33 bis 166. Aug. Petermann, der in seinen „Mittheilungen“, 1871 S. 257 bis 273, Ost- Turkistän und seine Grenzgebiete sehr gründlich schilderte, hatte für die zum erstenmale dort gegebene kartographische Uebersicht der Höhenverhältnisse Hayward’s Reisekarte als Basis gewählt. 39 Unter den topographischen Resultaten für das Hochgebirge aus Hayward’s Reise ist ausser den Höhenbestimmungen seine genaue An- gabe der Quelle des Yärkand-Flusses hervorzuheben, sowie die richtige Bestimmung des Laufes des oberen Karakäsh-Flusses von der Quelle bis zur Veränderung der Flussrichtung längs des Künlün-Gebirges. In meiner Karte zum 3. Bande der „Reisen“ ist noch die Quelle des Ka- rakäsh-Flusses, wie bei Johnson, zu weit nördlich gelegt, so als wäre sie vom Karakorüm-Kamme durch einen bedeutenden Theil des Turkistän- Plateau getrennt. Die Haupt-Kämme sind auf Hayward’s Karte, ebenso wie bei uns sogleich nach der hückkehr geschah, in der Art dargestellt, dass der Karakorüm nordwestlich vom Mustägh, da wo derHinduküsh endet, beginnt und als die Wasserscheide gegen Südosten sich fortsetzt; dabei lässt Hayward allerdings das Wort „Karakoram-Mountains‘‘ westlich vom obersten Karakäsh-Thale enden, aber ohne ein anderes für die deutlich dargestellte Fortsetzung zu geben. Auf Shaw’s Karte ist der Karako- rüm als Hauptkette gar nicht angegeben und dort ist der Künlün als „Ihian Shan Range“ bezeichnet, wobei dieser Name dem westlichen und dem östlichen Theil des Künlün daselbst entlang gezogen ist. Um vergleichende Uebersicht zu bieten, habe ich die beiden Itinerare zusammengestellt und die Angabe mehrerer der entscheidenden Ereig- nisse direct damit verbunden. Es war dabei nicht ohne Schwierigkeit, fortlaufend die genaue Angabe der Tage einzuhalten, da dieselbe bis- weilen aus den beschreibenden Berichten und deren gegenseitigen Be- ziehungen combinirt werden musste; förderlich waren mir darin Hay- ward’s numerische Tabellen über Verkehrslinien sowie über seine me- teorologischen und hypsometrischen Beobachtungen. Wo Höhen nach Hayward’s Beobachtungen beigefügt sind, habe ich jene, welche von Commander George umgerechnet sind, durch die Bezeichnung „Hay-Geo.“ unterschieden. *°) 45) Erläutert in den Vorbemerkungen; s. o. 8.9. 40 1868. September 20. „ „ October ” November a) Daten und Route aus Robert Shaw. 23. 26. 30. 14. 18: 19. 10. Aufbruch von Le. Ueber Chang La-Pass nach Dürgu, an Zufluss des Shayök. bis 29. Aufenthalt in Chägra, einem der letzten bewohnten Orte mit Vorsteher oder ‚„Göba“; Noth- wendigkeit mit Lastthieren, Pferden und Yaks, sich zu versehen. Ueber Masimik-Pass; dann Aufenthalt von 17 Tagen im Changch&önmo-Thale. Eintreffen Hayward’s ober Kiam im Changchenmo- Thale; kurzes Zusammenbleiben. Ueber den Chang Lang-Pass. Shaw nennt den Pass nicht, gibt auch als Höhe nur in runder Zahl „über 19,000 Fuss“. Dass aber er (ebenso wie Hayward) über diesen Pass gegangen, nemlich über den gleichen wie Adolph, lässt sich auch an der Form der „Routen“ auf ihren Karten erkennen. Ueber den secundären Kamm Käla Bahär, von ge- ringer relativer Höhe, welcher den nördlichen Rand der Lingzi Thang-Ebene bildet. . A Thäldat-See (nach Hayward; Shaw schreibt Turldut) *°). . Erstes Lager am Karakäsh-Flusse, Uebergangsstelle unbestimmt. . Am Fusse der „Yäshem- oder Jade-Brüche‘‘ (in der Nähe von Gulbashen). bis 24. in Shah-id-Ullah : damals wieder von Tur- kistanis bezogen; Unterhandlung mit Yarkändi- Beamten. Von 1863 bis 1866 war Shah-id-Ullah von Kashmir-Truppen besetzt; so fand es auch Johnson. Im Herbste 1866 waren diese vertrieben worden. (Eintreffen Hayward’s am 20. November; vergl. S. 38.) 46) Auch bei andern Namen, wo Shaw und Hayward differiren, folgte ich Hayward's Schreibweise. 41 November 25. Lager am Fusse des Sänju-Passes, auf Weideplatz, der zur Zeit von Türki-Hirten mit Aküis (oder Filzzelten) bezogen war. e 26. Ueber den Sänju-Pass; dann 1 Tag Halt am Fusse des Passes. Fr 28. bis „erste Tage Dezembers‘‘ (Angaben unbestimmt) über Sänju und Kärgalık nach Yärkand. Halt da- selbst im Fort. 1869. Januar 4. Aufbrechen von Yärkand; Dorf Kizil erreicht. „ 7. Yang Hissär, Stadt mit Fort; Aufenthalt 8. und 9. Januar. b 10. Dorf Yepchang. E 11. Käshgar erreicht; im Fort Yang Shahr einquartirt. r 12. Erster Empfang bei dem Atälik Ghäzi. Gute Auf- nahme, aber der Aufenthalt bleibt doch fast ganz auf das Fort beschränkt. 3 38. Nächtlicher starker Schneefall mit weisser Decke der Ebene des Morgens. April 5. und 6. Zweiter und dritter officieller Empfang. x 9. Aufbruch von Käshgar nach Yepchang. „ 12. Officieller Abschiedsbesuch bei dem Ataälik Ghäzi zu Yang Hissär und Abreise nach Töblok. „ 13., 14. und 15. Aklängar, Kokhrabät und Yärkand. Mai 30. Aufbruch von Yärkand”) nach Otänchi; Vereini- gung mit Hayward gestattet. Juni 2. Kärgalik. Aufenthalt bis 6. Nachmittags; kleiner Marsch nach Böcharik. R 7.,8.und 10. Nach Börah, über Oitogrök und Köshtok nach Sänju. „ 12. bis 14. Von Sänju über Kizil Aghil, Mäzar, und dann erst über den Chüchu-Pass unterhalb Tam wie- der in das Sänju-Thal, ein Seitenweg, der wegen Austretens des Sänju-Flusses gewählt wurde. 47) Der Aufbruch war so lange verschoben, weil 1869 die Reste des Winterschnees selbst am Sänju-Passe sonst gefährlich, zum mindesten sehr beschwerlich hätten sein können. Abh.d.11.Cl.d.k. Ak.d.Wiss. XII. Bd. I. Abth. 6 42 Juni 18. Ueber Sänju-Pass. Ungeachtet noch bedeutender ” Menge Winterschnee wurde bis zur Passhöhe geritten. Unglücksfälle kamen nicht vor; Lager auf Abhang. 21. Shah-id-Ullah. 24., 25. Süget Pass; nach Chibra, nach Chadartäsh. 26. Trennung von Hayward; über kleinen Kamm Kizil- tägh. 27. und 28. Lagerung ö Meilen nach Kiziltägh; Halt, weil ein Pferd und ein Maulthier flüchtig gewor- den waren, die aber erst bei Shah-id-Ullah von nachziehendem Train eingefangen wurden. 29. Aufbruch über Karakorüm-Pass und Sässar-Pass nach Nübra und Ladäk. „Anfangs Juli.“ Eintreffen in Le (Zeit nicht näher zu bestimmen). b) Daten und Routen von G. J. W. Hayward. 1868. September 29. Abends Aufbruch von Le und Marsch nach Tiksi am Indus *°). October 1. Säkti, am Fuss des Chang La-Passes 13,697 F. „ Hay-Geo. 2. Ueber Chang La-Pass 18,368 Hay nach Sipräli 16,230 F. Hay-Geo. 7. Ueber Masimik Pass 17,656 F. Hay-Geo nach A Pämshalan 15,077 F.Hay-Geo. (Hayward schreibt Pumsul; vorstehendes ist Adolph’s Bezeichnung.) 14. Zusammentreffen mit Shaw; dann, jenen voraus- ziehen lassend (October 18.), machte er zweiwöchent- lichen Aufenthalt südlich von der Karakorüm-Kette. 28. Ueber Chang Lang-Pass 18,839 F. Hay. in das Lingzi Thang-Plateau; Höhe des ersten Lagers 17,164 F. Hay-Geo. | 31. A Thäldat an Salzsee gleichen Namens. 48) Angekommen war Hayward zu Le am 21. September, einen Tag nach Shaw’s Abreise. 1869. November 5. ” Dezember 2. Februar 23. EB) März 13. 26. 5. April 13. 14. 43 Ueber Kizil-Pass nach Kizil Jilga, Höhe 16,546 F. Hay.-Geo. Mändalik; an der Stelle, wo der Karakäsh-Fluss in die der Künlün-Kette parallel streichende De- pression eintritt. l Shah-id-Ullah; gleichzeitig mit Shaw’s Aufenthalt daselbst, aber nicht mit Shaw gesprochen. . Nach Kalchüskun. . Ueber den Kirgiz-Pass 17,092 F. Hay. aus dem Karakäsh - Flussgebiet in das Yärkand -Flussgebiet, und dann am Yärkand-Flusse bis 12 Meilen unter Kulanülde. bis 6. Zurück nach Kirgiz Jangel; dann über Ku- felöng 14,765 F. Hay.-Geo. an die Quelle des Yar- kand-Flusses; 2 Tage Aufenthalt. . Kufelöng wieder erreicht. . A Aktägh 15,402 F. Hay.-Geo., bei Valikshäh (Hay- ward schreibt Muliksha). . Ueber Süget Pass. . Ueber Sänju Pass. . Sanju 4868 F. Hay.-Geo. . Kaärgalik. . Yarkand. Im Fort, aber weder Zusammenkunft noch Correspondenz mit Shaw gewährt. Aufbruch von Yärkand „zum Atälik Ghäzi“ gestattet; (sieben Wochen nach Shaw’s Abreise). Yang Hissär; 5 Tage Aufenthalt. Käshgar. Vier Wochen Aufenthalt. Aufbruch von Käshgar. Von den Umgebungen der Stadt aus war die Schneekette des Thian Shan, in etwa 70 Meilen Entfernung, sichtbar. Yang Hissär; aufgehalten bis zum 27. durch den Atälik Ghäzi, bei welchem Hayward nochmals Audienz haben sollte; doch wurde ihm nicht früher ein Tag hiezu bestimmt. 6* 44 April 30. Ankunft in Yärkand. Dort, ebenso wie Shaw, verweilt bis Ende Mai; beide waren eingeschlossen und getrennt gehalten. Mai 30. f Aufbruch von Yärkand; bis Ötänchi, Vereinigung mit Shaw. Dann bis Halte- Juni 25. | platz Chadartäsh gemeinschaftliche Route mit Shaw. Die Höhenbestimmungen Hayward’s längs dieses Weges sind folgende: Juni 12. bis 14. Kizil Aghil 7255 F. Hay.-Geo.; A Mazär Hay-Geo.; 8615 F. Hay.-Geo. ; Chichu-Pass 11,847. Hay. A Tam 8855 F. Hay-Geo. 16. bis 25: Kichikyülak 11,852 F. Hay-Geo.; Halte- stelle in Süget-Thal nördlich vom Passe 13,746 F. Süget-Pass 18,237 F. Hay. A Chibra 17,133 F. Hay-Geo; AChadartäsh 16,515 F. Hay-Geo. Ohne auf Daten zur Beurtheilung der Differenzen eingehen zu ” können, muss ich doch erwähnen, dass die von uns bestimmten Punkte in der letzteren Gruppe sämmtlich etwas niederer sind. Wir hatten erhalten, nach den gleichzeitigen correspondirenden Beobachtungen zu Le, und für A Chadartäsh nach Simla und Mässüri berechnet, für den Süget-Pass 17,683 F., für A Chibra 16,900 F., für A Chadartäsh, dort allerdings im Niveau des Yarkänd-Flusses aufgestellt, 16,250 F. Dabei war es der Monat September, in welchen unsere hier angeführten Beob- achtungen fielen, also eine Periode, welche als eine viel günstigere zu betrachten ist als der Frühling in den grossen Gebirgen. 1869. Juni 28. Ueber Karatägh-Pass 17,953 F. Hay. in das obere Karakäsh-Thal, südlich von unserer Route über den Kizilkorüm Pass, 17,762 F. Die secundäre Kette, über welche dieser Weg nahe ihrem süd- lichen Beginne führte, wurde Hayward Karatägh- Kette genannt; sie ist die gleiche, welche wir Kizilkorüm-Kette genannt erhalten hatten. „ 30. Aus dem oberen Karakäsh-Thale über den Kizil- tägh Pass, 17,859 F. Hay in das Lingzi Thang- Plateau; Lager bei A Käram, an einem kleinen See, - 17,655 F. Hay. (17,950 F. Hay-Geo.) 45 Juli 5. Ueberschreiten des Chang Lang-Passes in das Chang- chenmo Thal. Von dort an den Pangköng See und weiter nach Ladäk längs derselben Route, die auf dem Hinwege zum Chang Lang-Passe schon angegeben wurde. Einige Tage später Ankunft zuLle. Diesen Weg zwischen Chang Lang-Pass und Aktägh bezeichnet Hayward (l. c. S. 117) zugleich als den günstigsten nach Yärkand, ‚‚da man den verhältnissmässig leichten Chang Lang-Pass über die Haupt- kette, den Karakorüm, hat und da über den Künlün von Aktägh der im westlichen Künlün liegende Kökiar- oder Yängi Davän-Pass (s.0.8.31) benützt werden kann.‘ Zur Zeit ihres Aufbruches von Yärkand, scheint es, war Shaw und Hayward eine Wahl ihres Weges nicht gestattet gewesen; am wenigsten wohl die Ueberschreitung des Künlün an einer für sie neuen Stelle. — In seinen Unternehmungen des folgenden Jahres, wie ich leider noch beizufügen habe, ist Hayward ein Opfer seiner eifrigen Forschungen geworden. Er hatte sich gegen Ghilgit und Yassin gewandt und hatte vor, die Quellengebiete des Oxus und die Hochregionen von Pämir zu bereisen. Doch schon in Chiträl, westlich von Ghilgit und Yassin wurde er im Sommer 1870 von Mir Väli, dem Nephen des Häuptlings Amän Mälik, ermordet. Den ausführlichsten Aufschluss über jenes Land, das Hayward bei seiner zweiten Reise besuchte, und wo er gefallen war, gibt G. W. von Leitner in seinem Werke „Results of a tour in Dardistan, Kashmir, Little Tibet and Ladak. Lahore 1867—70, und zwar über die topographischen Verhältnisse in Part. III. Er hatte jene Gebiete schon 3 Jahre vor Hay- ward durchzogen und aus seinen Berichten mussten alle schöpfen, auch Montgomerie und Walker in ihren bis jetzt vorgelegten Kartenarbeiten da es gegenwärtig anderes Material noch nicht gibt, auch keinen Nach- lass aus Hayward’s letzter Reise. T. D. Forsyth’s erste Sendung; nach Yärkand, 1870. Die beiden officiellen Missionen erfolgten unter der Führung des Chief-Commissioners Mr. Forsyth, den ich schon bei dem Abschliessen der Handelsverträge für den Verkehr aus Turkistän durch Kashmir zu nennen hatte. 46 Die erste fand statt 1870; Aufbruch von Le am 7. Juli, Rückkehr dahin am 12. October. Forsyth’s Begleiter waren Dr. Henderson, der als Arzt, zugleich als eifriger Sammler in Botanik und Zoologie, theil- nahm, sowie Robert Shaw. Dieser war zwar erst im Sommer 1869 von seiner vorausgehenden Reise aus Turkistän rach Indien zurückgekehrt und befand sich zur Zeit als die Aufforderung, sich anzuschliessen, an ihn kam, auf Urlaub in London, doch war er am 3. Juli, ganz recht- zeitig noch, in Le wieder eingetroffen. Von Publikationen hegen vor Mr. Forsyth’s*?) Mittheilungen an das Parlament, die schon im Frühling 1871 zur Vertheilung kamen, und Dr. Henderson’s°) „Lahore to Yarkand‘“, welches 1873 erschien. Henderson’s Werk enthält ausser seinem eigenen beschreibenden Referate und seiner sorgfältigen Untersuchung des botanischen Mate- riales auch detaillirte Bearbeitung der zahlreichen zoologischen Gegen- stände S. 153—305, welche Mr. Hume übernommen hatte. Unter den Tafeln sind nebst den naturhistorischen auch landschaft- lichePhotographieen gegeben, die ungeachtet der bedeutenden Höhen während der Reise wiederholt ausgeführt wurden, und die unmittelbar auf Stein übertragen und davon abgedruckt vorliegen. Der lithogra- phischen Vervielfältigung hatte sich allerdings eine eigenthümliche Schwierigkeit geboten. Da sich nemlich das Collodium auf den Glas- platten, bis die Negativen nach Europa kamen, sehr zersprungen zeigte, wurde die freie Fläche der Collodiumhaut vor dem Abziehen vom Glase mit einer Firnisslage bedeckt. Diess ermöglichte zwar das Abnehmen, aber es musste nun, um nicht durch den Firniss an Schärfe zu ver- lieren, die auf dem Glase befindliche Fläche auch auf den Stein gelegt werden, und es entstanden nun bei dem lithographischen Andrücken „Spiegelbilder“, was mir sogleich in der Erinnerung, noch mehr bei 49) Copy of Extractse of Correspondence relating to the Mission of Mr. Douglas Forsyth to Yarkand. Ordered, by the House of Commons, to the printed, 28 February 1871. London. 50) Lahore to Yarkand. Incidents of the Route and Natural History of the coun- tries traversed by the Expedition of 1870 under T. D. Forsyth, Esq., C. B. By Geo. Henderson, M.D. ete., Medical officer of the Expedition, officiating Superintendant of the Botanie Gardens, Calcutta; and Allen O. Hume, Esq. C. B., Secretary to the Go- vernment of India, for the Department of Agriculture, Revenue and Commerce. Londor, L. Rave Co., 1873. 47 den Gegenständen, für welche mir Aquarelle von Adolph und mir vor- liegen, in eigenthümlicher Weise auffiel, ehe ich die Erläuterung dazu in der Vorrede aufgefunden hatte. Recht deutlich lassen Henderson’s Photographieen erkennen, was auch auf unseren landschaftlichen Aufnahmen sich findet, die ich zum Theil schon im Atlas zu den „Results“ gegeben habe, dass der Charakter der Plateaux in jenen Höhen vorzüglich durch die geringen Winkelhöhen der Umgebungen sich markirt; doch ist gerade bei diesen Gegenständen der Gegensatz zwischen schneebedeckten und felsigen Gehängen in der Photographie etwas silhouettenartig geworden, da das Grau in Grau der Felsengehänge in der Photographie sich nicht mehr erkennen lässt, weil „zu dunkel‘ und die Nuancen der blauen Firn- schatten nicht, weil der Farbe wegen ‚zu hell.“ Dem Auge dagegen bleiben in solchen Höhen jene Unterschiede um so länger erkennbar, je mehr die allgemeinen Verhältnisse die Durchsichtigkeit bei vermin- dertem Luftdrucke begünstigen. Vermittelt wurde die Mission durch Mirza Shädi, der kurz vorher von Petersburg zurückgekommen war, und nun an den Vicekönig von Indien, damals Lord Mayo, abgesandt wurde. Nach Lahör kam er Ende 1869, und er verweilte schon dort mehrere Wochen. | In Calcutta meldete er Lord Mayo unter anderem den Wunsch, es möge an seinen Atälik Ghäzi, von ihm begleitet, ein brittischer Beamter als Zeichen freundlicher Gesinnung entsandt werden. Forsyth, der dazu von Lord Mayo bestimmt wurde, sollte in seinem officiellen Auftreten auf keine politischen und militärischen Fragen irgend welcher Art sich einlassen und vor Allem zu Frieden auffordern. Ungeachtet des so günstig erscheinenden Beginnes war der Erfolg kein befriedigender. Forsyth blieb in Yärkand in strenger Ueberwachung und er erhielt nicht einmal persönliche Conferenz mit dem Atälik Ghäzı. Bei Aufbruch von Le hatte er ein Gefolge, die Träger mitgezählt, von 60 Personen, und die Zahl der Packpferde war 130. Die Leute des Yarkändi-Gesandten mögen nahezu ebenso viele gewesen sein; die Zahl seiner Lastthiere, darunter auch für jene Gegend ungewöhnlich viele Maulthiere, war noch bedeutend grösser. 48 Die Zusammenstellung des ‚Itinerars“ habe ich aus Forsyth undHen- derson combinirt. Da die Routen grossen Strecken entlang die gleichen sind, welche ich schon bei den bisher gegebenen Itineraren zu besprechen. hatte, werde ich hier nur dann die Einzelheiten anführen, wenn neue Strecken sich bieten oder neue Erläuterungen mit den Stationen zu verbinden sind. Die topographischen Namen sind auch in den folgenden Verzeich- nissen so geschrieben, wie sie aus unseren eigenen Aufschreibungen — „Routebook“ sowie „Glossary“ in Vol. III der Results — mir vor- lagen, oder ich folgte, wo solches fehlte, Hayward’s Auffassung der Namen, die ich meist mit der von mir verstandenen Form derselben übereinstimmen fand. Hayward’s Transscription dagegen hatte ich, um in der von mir gewählten Art der Wiedergabe consequent zu bleiben, einigemale zu ändern, da ich bei ihm z. B. kurzes a mit a und u, langes i mit ee und doch auch wieder mit i, u. s. w. gefunden habe. Wege bei Forsyth’s erster Mission. 1870. Juli 7. bis 17. Aufbruch von Le über den Chang La- und den Ma- simik-Pass in das Changchenmo-Thal. Ankunft iu A Gögra. 19. Ueberschreiten der Karakorüm-Kette zur Haltestelle gNichü ‚über den Changchenmo- oder Chang Lang La- Pass“, nach Forsyth, womit die Lage des Weges auch auf Henderson’s Kartestimmt. Benannt ist der Pass bei Henderson ‚Cayley Pass“ und, wie er erläutert, hat er diesen Namen Dr. Cayley°!) zu Ehren gewählt und den Pass desshalb als solchen unterschieden, ‚weil Cayley diese Uebergangsstelle 1868 benützt habe und weil sie früher Yängi Daväan oder Neu-Pass genannt gewesen sei; dieser Pass sei östlich von jenem Changch&nmo- Passe gelegen, den z. B. Shaw 1868 benützte‘* °?). Dass Forsyth und seine Gefährten gerade hier beim ersten Anstei- gen zur höchsten Uebergangsstelle sich getrennt haben, ohne dessen zu erwähnen, ist auch nicht wahrscheinlich. 51) Dr. Cayley’s gleichzeitige Stellung zu Le s. o.S. 37. 52) „Lahore to Yarkand“ p. 74. 49 Als Höhe bekam Henderson, und zwar bei Angabe von nur einer Uebergangsstelle, auf welche auch auf seiner Karte die Zahlen zu be- ziehen sind, am 19. Juni 19,695 F., am 5. October bei Rückweg 18,844 F.; ‚Johnson hat für seinen Lümkang-Pass Höhe von 19,533 F. erhalten, Hayward für den Chang Lang-Pass, allerdings mit wenig Abweichung von Henderson’s October-Angabe, 18,839 F. Entscheidend aber ist diess nicht, da sich bei Henderson z. B. für den Chang La-Pass zwischen Le und dem Orte Dürgu am 10. Juli 18,123 F., am 11. October 17,516 F. ergab;°?) nach Hayward, 1. October, 18,368 F. Im Allgemeinen scheinen bei Henderson’s Rückweg im Herbste seine Höhen weniger abweichend von den von uns, von Johnson und von Hayward erhaltenen Werthen, als jene die er im Sommer bestimmte. Es lässt sich dies sehr wohl mit dem Umstande verbinden, dass im Herbste die Veränderung der klimatischen Verhältnisse, auch des Luft- ‚druckes und der Temperatur, zwischen Indien und Hochasien mit Breite und Höhe eine regelmässigere ist als in jeder anderen Jahreszeit. Juli 20. bis 25. Ueber den Lak Tsung-Kamm an den See Thäldat. Hier verlässt Forsyth’s Route jene von Hayward; sie führt nun — topographisch besser gewählt indem sich weniger Krümmung und geringere Höhendifferenzen zeigen — gegen Norden an einen Brängsa oder eine „Haltestelle“ in einem Seitenthale gelegen, welches nahe bei Män- dalik einmündet, wo die Richtung des Karakäsh-Flusses die Wendung macht. Die neuen Stationen waren: 26. Von Thäldat-See über secundären Kamm nach Pätsalung; dort zwei kleine Seen. Einen Tag Lager daselbst. 53) Aehnliche bedeutende Differenzen wiederholen sich bei seiner Art correspondirende Werthe zur Berechnung zu wählen (s. o. S. 9) sehr häufig. Ich führe an, nach Henderson ‚als ent- sprechende Fälle, in welchen Höhen zu verschiedenen Zeiten bestimmt wurden, unter an- derem: Le, Cayley’s Garten 6. Juli 11,980 F., 13. Oct. 11,525 F.; Diff. — 455 F. A Päm- shalan 17. Juli 15,618 F., 6. Oct. 14,714 F.; Diff. — 904 F. Yärkand Fort 26. August 3798 F., 30. Aug. 4328; Diff. + 530 F. Die Haltestelle gNichü nördlich vom Passe liegt nach Bestimmung vom 20. Juni 18,847 F. hoch, 3 Fuss höher als der Pass nach Bestimmung vom 5. October. Für den Salzsee Tso Thäldat erhielt Henderson am 25. Juli 16,763 F., am 28. Juli 16,199 F. (Hayward 15,896 F.), u s. w. Abh.d.1I.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 7 50 1870 Juli 28. bis 29. Ueber Soda-Ebene nach dem Brängsa ober Mändalik.. 30. Erstes Lager im Karakäsh-Thale unter Mändalik. August 1. bis 9. Weg über Gulbashön, Shah-id-Ullah und Sänju- Pass in das obere Sänju-Thal (wie Shaw 1868). Das Fort Shah-id-Ullah fand Forsyth leer, wie Adolph; Shaw und Hayward 1868 hatten dort Turkistänis, oder Möghuls wie sie gerne sich nennen, als Besatzung des Atälik Ghäzi getroffen®®). Dessenungeachtet: betrachtete Forsyth Shah-id-Ullah als diesseits Turkistäns gelegen.. Johnson allerdings, den er aber dabei nicht erwähnt, sah es 1865: von Kashmiris besetzt, doch war diess nur vorübergehend. Auch 1856, als Ost-Turkistän noch Provinz von China war, wurde uns stets, selbst im Kashmir-Gebiete, die so bedeutend südlicher gelegene Karakorüm- Kette als dieNord-Grenze des westlichen Tibet, und somit der Area des- Königreiches Kashmir, angegeben. 10. bis 16. Seitlich vom Sänju-Thal über Chüchu-Pass durch das Arpalak-Thal, wie Shaw und Hayward im Rückwege,, nach Sänju. 17. bis 23. Nach Yärkand. In Yärkand waren Forsyth und seine Gefährten auf das Fort be- schränkt und es war ihnen ungeachtet steter Unterhandlung weder Weiterreise nach Käshgar, auch damals vorherrschend Aufenthaltsort. des Atälık Ghäzi, gestattet, noch sonst Gelegenheit geboten, etwa durch Entgegenkommen desselben an eine Zwischenstation, ihn zu sehen und zu sprechen. September 5. bis 27. Aufbruch von Yärkand. Rückweg wieder über Sanju-Pass nach Shah-id-Ullah; dann über Süget-Pass und Karatägh-Pass nach Kizil Jilga, wie Hayward 1869. Nun: aber statt über den Kizil-Pass in das Lingzi Thang-Plateau. zu gehen, folgten Forsyth und seine Begleiter dem Kara- käsh-Flusse beinahe bis zu seiner Quelle.°°) 54) Hayward sah als Besatzung am 20. November 1868 einen Unterofficier oder „Pänja-- bäshi‘“ mit einigen Dutzend Mann, „Journey“ 1. c. p. 48. 55) In Petermanns schöner Karte der „Höhenverhältnisse‘“‘, s. o. S. 38, ist Forsyth’s in diesem- Theile neue Route noch nicht als solche eingetragen. Doch lässt sich auch ohne graphisch. angegebene Richtung derselben in Petermann’s deutlicher Terraindarstellung sehr leicht die Lage erkennen, und es bestätigt die Wahl dieser Route der Auszug aus Forsyth’s- Bericht, den Petermann a. a. O. S. 272 gegeben hat. 51 September 30. An jene Stelle, wo das erste Seitenthal von Südosten mit dem in seinem oberen Theile nach N. N. O. gerich- teten Karakäsh-Thale sich vereint, an den hohen ‚„Sümdo‘“5®) wie die Tibeter sie nannten; von dort führte Forsyth’s Weg den Seitenkamm zur Rechten des Thales hinan, zum Lingzi Thang-Plateau. October 1. Uebergang über den Sümdo-Pass. Die Höhe des Passes, 18,226 F. nach Henderson’s Bestimmung, welcher hier die Jahreszeit wohl günstig war°’), scheint von jener des Karatägh wenig verschieden zu sein. (Höhe des Karatägh nach Henderson 18,164F.; nach Hayward 17,953 F., letzte- rer Werth von George nicht corrigirt.) 2. bis 12. Forsyth und Henderson gingen über den Chang Lang- Pass, über den Masimik- und den Chang La-Pass, auf der schon früher gewählten Route nach Le zurück; am 12. Ankunft in Le. Shaw hatte sich im Lingzi Thang-Plateau von et und Hen- .derson getrennt und wollte den obersten Theil des Shayök-Thales unter- suchen. Er bekam sehr bald ein heftiges rheumatisches Fieber, das ihn fast das Leben gekostet hätte. °®) Dass Forsyth im Jahre 1870 ungeachtet der officiellen Sendung keine günstige Aufnahme gefunden hat, vor allem, dass er nicht zu persönlicher Besprechung mit dem Atälik Ghäzi gelangen konnte, wurde in den Kreisen der Beamten der Nordwestprovinzen und des Pänjäb, in jenen indischen Nachbargebieten, wo die Verhältnisse Kashmirs wohl am besten beurtheilt sein mögen, in nicht geringem Grade auch feind- lich gesinnten Intriguen. Rämbir Singhs, des jetzigen Herrschers von Kashmir, zugeschrieben. Er mag auch zu den Beschränkungen, mit denen man die Reise von Shaw und Hayward erschwerte, beigetragen haben. 56) Bedeutet „Drei-ort“ und ist allgemeine Bezeichnung in Tibet, analog dem lateinischen Tri- vium, für die Stelle wo „zwei Thäler oder zwei Flüsse zu einem dritten sich vereinen.“ Erläutert ‚‚Res.“ vol. III, p. 188 und 248. 57) Vergl. oben S. 49. 58) Henderson „Lahore to Yarkand‘“ p. 150. A 7 52 Da der Handelsverkehr zwischen Yärkand und dem Süden, auch: jetzt noch, zum grössten Theile direct durch die Hände der Verwaltung des Räja von Kashmir geht, wobei der letzteren grosser Einfluss auf die Bestimmung der Preise bleibt, sucht sie die Preise stets hoch zu halten, damit auch der Durchgangszoll??) möglichst hoch sich ergebe;. sie bedenkt dabei nicht, dass solche Umstände auf den Verkehr als: solchen nur lähmend einwirken können. Es ist charakteristisch für all) die Staaten auf solcher. Entwicklungsstufe, dass in denselben Hebung, des Gewinnes auch für den Staat oder, richtiger dort, für den Be- herrscher, durch Vermehrung von Verkehr sowie von Kultur stets sehr spät begriffen wird, dass dagegen desto willkührlicher in Erhöhung,. selbst in unbilliger Vertheilung der Zölle, die erhoben werden können, verfahren wird, und dass man möglichst lange dabei zu verharren sucht. Unter der dem Atälik Ghäzi vorausgegangenen Herrschaft der- Chinesen in Turkistän hat sehr wahrscheinlich solche Art des Sympa-- thisirens zwischen beiden Ländern gleichfalls bestanden, um beiderseits- den Gewinn am Verkehre möglichst gross zu haben; es lässt sich er- warten, dass auch der damalige Kashmir-Maharäja Guläb Singh in dieser Absicht China gegenüber „nachgebend‘ sich gezeigt habe, also zum. mindesten durch indirectes Erschweren des Vordringens von Europäern auch seinerseits. Ohne unser vorsichtiges Voraussenden der in den Le-Bazärs engagirten Turkistänis aus Yärkand, mit denen wir später unter- wegs wie zufällig zusammen trafen, wäre wohl auch uns noch nicht die erste Reise dahin im Jahre 1856 gelungen. — Gegenüber den auf- ständischen Wirren, wie sie im folgenden Jahre während Adolph’s Reise: in Turkistän ausbrachen, war Kashmir und seine Politik in jeder Be- ziehung machtlos. Für die ganze Strecke des Verkehres von Turkistän bis herab nach» Jamu am Rande des Himälaya im Chinäb-Gebiete, Höhe 1324 F. („Res. U, p. 398) — und zwar für Weg über Le, wo zur Zeit fast jede der gewählten Linien durchführt — gebe ich, nach Henderson, eine Uebersicht der Entfernungen in Meilen und der je nach der Ter-- rainschwierigkeit dazu nöthigen Zeit des Marschirens. 59) Ueber gegenwärtige Bestimmung des Durchgangszolles nach Werth s. o. S. 33. 53 Von Jamu bis Yärkand rechnet er eine Entfernung von 1012 engl. Miles (4:60 Miles — 1 geogr. Meile); Zahl der Marschtage 69. Dabei sind als einzelne Strecken noch besonders anzuführen: Entfernung von Chägra, letztem bewohnten Orte nördlich vom See Tsomognalari (über das Karakorüm-Gebirge) nach „Kafr durrach“ 6%) (Käfir Dera) im Karakäsh-Thale 185 Miles in 11 Tagereisen. Von Käfir Dera über die Künlün-Kette bis Sänju 180 Miles in 14 Tagereisen. Von Sänju, wo der Rand des Gebirges erreicht ist, bis Yärkand 116 Miles in 6 Tage- reisen. Dabei sind aber die für die beladenen Thiere 6!) nöthigen Unter- brechungen nicht mit inbegriffen. An grösseren bewohnten Orten, und wegen der Stärkung durch Futter von Zeit zu Zeit auch in gut bewachsenen Thalmulden, wird mehrmals Tage lang Halt gemacht; am längsten zu Le, wo jede Karawane ein Paar Wochen liegen bleibt. Da- bei ist der Verkehr fast immer so eingetheilt, dass nur 1 mal des Jahres der Weg zurückgelegt wird und zwar so, dass der Winter und ein Theil des Frühjahres von den Yarkändis im Pänjäb zugebracht wird. F. D. Forsyth’s zweite Sendung; nach Yärkand und nach Käshgar, 1873/74. Die Veranlassung zu Forsyth’s zweiter officieller Mission bildeten ungewöhnlich günstige Verhältnisse; sie fand auch, wie zu erwarten, in formeller Weise die beste Aufnahme in Turkistän, während dessen- ungeachtet wiederholt über unerwartete Verzögerungen, auch über Be- schränkung freier Bewegung an Orten, wo längerer Aufenthalt nöthig geworden war, zu klagen blieb. Mohämmad Yäkub, der Atälik Ghäzi, beschloss bald nachdem er auf Handelsverträge mit Russland einzugehen gehabt hatte, und durch Russlands Eroberung West-Turkistäns wohl gleichfalls hiezu veranlasst, an den Sultan um Bestätigung seiner Stel- lung als Herrscher sich zu wenden; Lord Northbrooke, dem Vicekönige 60) Käfir Dera, Lagerplatz auf einer Terrainstufe des breiten Karakäsh Thales, auf der rech- ten Seite des Flusses; Höhe 14,420 F. „Res.“ II, p. 453. 61) Die Belastung eines normalen, mittelgrossen Türki-Pferdes fand ich als Maximum selten 250 Pfund übertreffen; gewöhnlich ist sie beim Aufbrechen 30 bis 40 Pfund geringer, da man auch auf die Gefahr einzelne der Packpferde zu verlieren Rücksicht nehmen muss. Die tibetischen Ponies, obwohl sehr widerstandsfähig gegen rauhes Klima, selbst gegen schlechte Ernährung, sind zu klein um eben so viel leisten zu können; in Sıkkim und in Bhutän fand ich diese Rage verhältnissmässig am kräftigsten noch. 4 und General-Gouverneur in Indien, erschien diess nur günstig und er ‚säumte nicht den Erfolg zu fördern. Mohämmad Yäkub wurde nun vom Sultän als Herrscher anerkannt, (der nur der Pforte noch als Vasalle untergeordnet sei, und erhielt als solcher die Titel Amir oder „edler Herr“ (in Europa meist „Emir“) und Khan oder „Fürst“, womit die Art, wie er zur Herrschaft gelangt war, als vergessen zu betrachten ist. Und das Epitheton Atälik Ghäzi, das .er selbst sich gegeben hatte, hat er jetzt abgelegt. Auch England wurde nun von Amir Mohämmad Yaküb Khan um -officielle Anerkennung gebeten, und die Mission unter Forsyth’s Füh- rung war es, die ihm einen Brief der Beglückwünschung von Seiten .der Königin von England und Irland und Kaiserin von Indien überbrachte. Als Begleiter Forsyth’s sind zu nennen: Oberst Gordon, als zweiter Vertreter, Capitain Biddulph, Dr. Stoliczka, ein Deutscher und seit meh- reren Jahren eifriger Beamter der Geological Survey, Ingenieur-Capitain Trotter und der Arzt Dr. Bellew. Dr. Bellew hatte im Jahre vorher die Gebiete von Beluchistän bis Irän bereist,. und hatte darüber, kurz vor dem Beginne seiner neuen Reise nach Turkistän, eingehenden Bericht veröffentlicht ©?), welcher für die auch hier in den Vordergrund treten- den Verhältnisse des Verkehres und der gegenwärtigen politischen Stel- lung der Nachbarstaaten viel des Neuen und Interessanten geboten hat. In Le vereinten sich die Mitglieder, die von Calcutta und vom Pänjäb herangekommen waren, im Sommer 1873. Die Karawane bestand im September, als der Aufbruch begann, aus 350 Personen und 550 Lastthieren. Einige Wochen später folgte ihr der Ingenieur Chapman, von dem jetzt bis zur Zeit der Ankunft der Karawane in Käshgar, Nachricht über die Ausführung von 30 Breite- und 5 Länge-Bestim- mungen vorliegen. Möge auch für sorgfältige Höhenbestimmungen durch Triangulation und durch Beobachtung des Luftdruckes, vor allem für letztere durch Errichtung einer correspondirenden Station zu Le, gesorgt sein. 62) „From the Indus to the Tigris. A narrative of a journey through the countries of Be- loochistan, Afghanistan, and Iran in 1872, 55 (Der bis jetzt erschienenen Höhenangaben der Pässe werde ich am. Schlusse (S. 59) noch zu erwähnen haben.) Von Le aus, sowie auch später in verschiedenen Zwischenräumen, trennte sich die Karawane in mehrere Theile, die jedoch meist der gleichen Route folgten; bei dem Ueberschreiten der Kammlinie der Hauptkette aber waren auch die beiden eingeschlagenen Wege ganz: verschiedene. Forsyth, welcher mit der grösseren Gruppe der Karawane den. Weg durch Nübra wählte, brach auf am 29. September. Er kam über den Laöche- oder Kärdong-Pass, dann über den Sässar-Pass, wo auf Veranlassung Johnson’s, als Joint Commissioner zu Le°®), Vor- kehrungen, welche den Uebergang erleichterten, getroffen worden waren ; nördlich vom Sässar-Passe ging Forsyth dem stark sich krümmenden Shayök-Thale entlang (wie Johnson 1865) über A Gäpshan nach A Däulat Beg Ülde, während die Träger und die Lastthiere dem kürzeren und etwas besseren Wege über A Murgäi und über den südlichen Theil des. Däpsang-Plateau’s (wie wir in unserer Route von 1356), entlang zogen. Zu Däulat Beg Ülde vereinten sie sich wieder. Ueber den Karakorüm- Pass kam Forsyth am 12. October 1873; nach Aktägh am 13. October Abends. Dr. Stoliczka und Capitain Biddulph waren mit einem anderen Theile der Karawane als Vorhut den Changchenmo -Weg vorausgeschickt worden. Von Tänktse, wo sie gelagert hatten, brachen sie auf am 17. September, und gingen am Chang Lang-Passe über die Hauptkette des Karakorüm; dann die Route einhaltend, längs welcher Hayward Ende Juni 1869 von Norden her gekommen war, überschritten sie den Kiziltägh-Pass und den Karatägh-Pass und gelangten nun nördlich von diesem gleichfalls auf die über den Karakorüm-Pass führende Route, aber schon im Norden vom Passe und unterhalb der Haltestelle Aktägh. Ungeachtet des bedeutend grösseren Weges, den sie zurückzulegen hatten, waren sie, weil zeitig genug aufgebrochen, schon vor Forsyth ange- kommen, wie solches auch beabsichtigt war. Am 14. und am 15. October begann neuer Marsch in zwei Theilen, 63) s. 0. S. 33. 56 aber jetzt auf gleichem Wege, über den Süget-Pass nach Shah-id-Ullah; erreicht am 17. October. 24. bis 29. October Marsch der Hauptgruppe über Sänju-Pass (über diesen am 27.) bis Tam, dem ersten bewohnten Orte, aus 8 Hütten bestehend; (Höhe 8855 F. nach Hay-Geo.). 30. October nach Sänju. 2. bis 8 November über Kärgalik nach Yärkand auf der schon früher bei Adolph’s, sowie bei Shaw und Hayward’s Routen (S. 23 und 41) besprochenen allgemeinen Verkehrsstrasse längs des Gebirgs- randes. Zu Yärkand sah sich die Gesandtschaft gegen ihre Absicht unerwartet lange aufgehalten. Nach den englischen Berichten, die (in sehr sorgfältiger Correspon- denz, „signirt mit der Marke A“) in der Cotta’schen Allgemeinen Zei- tung zusammengestellt sind, war den Mitgliedern der Mission freie und ungehinderte Bewegung gestattet; „sie besuchten die Stadt und die Bäzars und belustigten sich in den Umgebungen mit der Jagd.“ Aber nach Privatmittheilung von Dr. Stoliezka, welche die ‚Neue freie Presse‘ ‘ aus Wien brachte, waren sie während ihres Aufenthaltes von mehr als 20 Tagen zu Yärkand, wenn auch in grosse Gebäude einquartirt, in deren Wände eingeschlossen geblieben; ‚freie Bewegung, hiess es, könne ihnen erst gestattet werden nachdem sie den König gesehen.“ Am 27. November erfolgte Forbyth’s Aufbruch von Yärkand. Die Mittheilung davon, wie hier noch erwähnt sei, brachten die Londoner Times am 27. Januar 1874, als Telegramm des 26. Januar von Calcutta. Da bestimmt auch nach Calcutta diese Nachricht tele- graphirt wurde, sobald sie die Telegraphenlinie im Nordwesten, etwa bei Gujrät oder Lahör, erreicht hatte, so bleibt für das Ueberbringen dorthin eine Zeit von 58 bis 60 Tagen. Es ist dies eine für die Jahres- zeit noch immer sehr rasche Beförderung; hat einmal der Winter be- gonnen, so bieten die Pässe und die oberen Thäler auf der Südseite des Himälaya nicht weniger Schwierigkeiten als die unbewohnten Hochwüsten des Künlün- und des Karakorüm-Gebietes, in welchen, in jeder Jahreszeit allerdings als besonderes Moment beschränkend wirkt, 57 dass die Dakvälas oder Postboten °*) sich über weite Strecken nicht ablösen können. Am 3. December erreichte Forsyth Fort Yang Shar nebst Residenz Altishähr bei Käshgar, 5 engl. Meilen von der Stadt entfernt. Am 3. Dec. noch erhielt er Privataudienz, am 11. fand feierlicher Empfang bei Amir Mohämmad Yäkub Khan statt, mit Uebergabe der officiellen Briefe und Geschenke. AR Am 26. Dezember — früher nicht — war Besuch der Stadt Käsh- gar und der Bazärs daselbst gestattet. Am 2. Februar ist Abschluss des Handelsvertrages zwischen Britisch- Indien und Amir Mohämmad Yäkuv (als „Ruler“, oder Herrscher von Turkistän) zu Stande gekommen, in welchem, unter anderem, beiden Contrahenten Aufstellen eines Residenten, zu Käshgar und zu Calcutta, sowie das Niederlassen von Agenten an den wichtigsten, selbst zu wäh- lenden Handelsorten gestattet ist. Diess sind zugleich die letzten auch jener Nachrichten, die bis jetzt über Indien auf telegraphischem Wege nach Europa gelangt sind; (jene des Januar und des Februar habe ich erst während des Druckes noch beigefügt. °°) Die klimatischen Verhältnisse in so später Jahreszeit hatten viel dazu beigeträgen, das Ueberschreiten dieser höchsten Gebirgsregion der Erde bedeutend zu erschweren. Der Handelsverkehr in jenen Ge- bieten ist zwar selbst während des Winters nicht ganz unterbrochen, und es begegneten auch Forsyth’s Zuge, bei seinem Uebergange über den Sänju-Pass, an einem der schlimmsten Tage, zwei von einander unabhängige Karawanen, die von Yärkand her kamen und noch die 64) Die Art des Brief-Transportes ist in Kashmir selbst, sowie in seinem tibetischen Gebiete, und jetzt auch in Turkistän, dieselbe, wie sie in Indien seit sehr langer Zeit schon besteht. „Reisen“ Bd. I, S. 260. 65) Die Januar-Mail aus Turkistän ist sogar ungeachtet der vorgerückten Winterszeit noch rascher nach Indien gelangt als die vorhergegangene; dabei war der Transport in Dras auf der Nordseite des Tsöji La-Passes, der nach Kahsmir führt, obwohl die Passöbe nicht mehr als 11,498 F. beträgt („Res.‘“ II, p. 395) durch grosse Schneemassen in der ersten Hälfte des Februar 1€ Tage aufgehalten gewesen. Die letzten brieflichen Nachrichten, welche diese Sendung aus Yärkand brachte, waren vom 10. Januar 1874. Bis nach der indischen Hauptstation Jamu hatten sie nur 49 Tage, bis 1. März, gebraucht; nach weni- gen Märschen später konnte dann telegraphirt werden. Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss XII. Bd. I. Abth. 8 88 Karakorüm-Kette des Hochgebirges vor sich hatten. Gerade solche Möglichkeit des Ueberschreitens in dieser Jahreszeit ist hier characteri- stisch für die Terraingestaltung in Verbindung mit der noch immer ziem- lich südlichen Lage. Allerdings bei solcher Grösse wandernder Gruppen wie die officielle Mission sie bedingte, mehren sich auch in unverhält- nissmässiger Weise die Schwierigkeiten, im Schutze gegen die Kälte °%) ebenso wie in der Wahl der Pfade für Menschen und Thiere. Dass der schon Adolph bekannte, westlicher gelegene Kökjar- oder Yängi Davän-Pass, der auch in Hayward’s Bericht sehr empfohlen ist, nicht benützt, selbst nicht versucht wurde, konnte seinen Grund in indirecter Verhinderung von Seite der Turkistänis haben, in der Art ausgeführt, dass vom Kökiar-Passe nicht gesprochen und sogleich über den Sänju-Pass aufgebrochen wurde. Sonderbarer Weise ist in den Be- richten der zweiten Mission des leichteren Passes gar nicht erwähnt. Die Höhenangaben, wiesie in den bis jetzt gelieferten Berichten der Mission sich finden, sind nicht Angaben früherer Bestimmungen und sind auch nicht als Schätzungen, in runden Zahlen etwa, ge- geben sondern erscheinen als Resultat neuer Bestimmung. An den bisher bekannten Stellen aber weichen sie in überraschender Weise von den früher erhaltenen Resultaten ab, und zwar zeigen sich die neuen Zahlen alle bedeutend niederer, meist um 400 bis 500 Fuss.67) Da während des Marsches ohnehin correspondirende Beobachtungen noch nicht Berücktichtigung hätten finden können, ist wohl zu erwarten, dass, ungeachtet der schon jetzt in definitiver Form gegebenen Werthe, später Umrechnung folgen wird, jedenfalls nach Himälaya-Stationen 66) Als Wärmeminimum, für das mir bis jetzt Aufschreibung auf Reisen daselbst bekannt ist, sei Hayward’s Beobachtung zu Aktägh im Winter 1868 angeführt. Er hatte dort bei 15,402 F. Höhe (Hay-Geo) am 15. Dezember 8Uhr Morgens — 18!/.° F. —= — 28° C. gehabt. 67) Ich gebe zum Vergleiche die folgende Zusammenstellung von Höhenbestimmungen der Pässe, wobei die neuen Angaben mit „O. M.“ (Officielle Mission‘ von 1873) bezeichnet sind. Laöche- oder Kärdong-Pass: 16,757 F. 0. M.; 17,911 F. Schlgtwt. (nemlich nach Le 17,866 F., nach Simla 17,919 F., nach Mässüri 17,948 F.); 17,574 Hayward, auf Karte; ca. 18,000 Johnson, Report p. 13. — Sässar-Pass 17,277 F. O. M.; 17,753 F. Schlgwt. — Karakorüm -Pass 17,739 F. O. M.; 18,345 F. Schlgtwt.; 18,317 F. Johns. — Süget-Pass 16,937 F. 0. M.; 17,683 l'. Schlgtwt.; 17,835 Hay-Geo. — Sänju-Pass 16,000 F. O. M.; 16,612 F. Hayw. 59 ausführbar, wenn auch in Le, selbst dieses mal wieder, eine correspondirende Station beim Joint Commissioner nicht sollte eingerichtet worden sein. Die Untersuchung des Thiän Shan durch russische Reisende hatte schon vor dem Beginne der auf uns folgenden englischen Expe- ditionen vom Norden her nach dem östlichen Turkistän geführt. Im nächsten Jahre nach Adolph’s Ermordung zu Käshgar, 1858/59, er- reichte dasselbe Valikhanoff, dessen Vater, ein Kirghizi-Shah, an den russischen Kaiser gegen pecuniäre lintschädigung seine unabhängige Stellung abgegeben hatte und seinen Sohn in die russische Armee ein- treten liess. Auf seiner sehr erfolgreichen Reise nach Käshgar gelang es Valikhanoff wieder als Eingeborner aufzutreten, und so für sich die dem Fremden anderer Race sich bietenden Hindernisse, sowie etwaige Voraussetzung politisch feindlicher Gesinnung ganz zu beseitigen. Bei seiner Rückkehr nach St. Petersburg hat er in seinen Berichten an die k. geogr. Gesellschaft auch der Ermordung eines Europäers zu Käshgar erwähnt, ohne jedoch unseres Bruders Namen dort erfahren zu haben. Die darauf folgenden Expeditionen in den Thiän Shan waren, 1867, die Reisen Baron Osten-Sacken’s und, von 1868 bis 1871, die Reisen von Buniakoffsky und Reinthal, dann jene von Fedtschenko in Be- gleitung seiner Gattin nach dem südlichen Grenzgebirge von Kökand und die von Baron von Kaulbars ausgeführten Untersuchungen in den westlichen Theilen des Thiän Shan. °8) Nach Käshgar war Reinthal gelangt 1868, als Europäer auftretend, ebenso Baron von Kaulbars 1871, und schon im Frühjahre 1872 erfolgte Handelsvertrag Yäakub Khan’s mit Russland, welcher sich auch in den folgenden Jahren gegenüber seinem mächtigen nordischen Nachbar sehr nachgebend gezeigt hat, Bazärs für die russischen Karawanen errichten liess und schüchtern stets zu Entschädigung sich bereit erklärte, wenn deren Handelszüge gefährdet worden waren. 63) P. S. Ausführliche, sehr gründliche Mittheilung „Ueber die Erforschung des Thiän Shan“ hat jüngst Friedrich von Hellwald, am 13. März, in der Münchner geographischen Gesell- schaft vorgetragen. Seine Abhandlung ist Bruchstück eines grösseren Werkes über Oentral- Asien, welches v. Hellwald noch in diesem Jahre erscheinen lassen dürfte. 8*+ 60 Il Schilderung des Ueberganges von Nübra in das obere Turkistän über die Karakorüm-Kette, . 22 Verhältnisse in der Provinz Nubra: Wege zum Karakorüm-Passe. — Von Le bis Dera Sässar im Winter und im Sommer. — Die Schneegrenze in Nübra. — Die obere Gabelung der Karakorüm-Routen. Der Marsch nach Dera Buüllu in Yärkand: Der Laöche-Pass. — Das Chera- oder Nübra-Thal. Wohnsitze und Vegetation. Heisse Quellen. — Die vorausgesandten Yarkändis; Kleider, Waffen und Instrumente für Turkistän. — Der Saässar - Pass, Bergbesteigung; Effect der verdünnten Luft. — Die östliche oder „Kizilab-Route“.— Der Däpsang-Peak; Panorama Nr. 15. -- Der Ritt über den Karakorüm-Pass. Verhältnisse in der Provinz Nübra. Nübra, ein Theil des einstigen Reiches Ladäk, ist in seinem oberen Gebiete der ganzen Ausdehnung nach von der Kette des Karakorüm umgeben, mit einer so grossen Kammhöhe, dass nirgend Pässe unter 18,000 Fuss sich gezeigt haben. Die bedeutende Krümmung, welche die Karakorüm-Kette Nübra entlang annimmt, mag dazu beigetragen haben, dass man etwas zögerte, „diese Kette auch hier als die weit nach Osten sich fortziehende Haupt- kette‘‘, wie wir zuerst sie definirten 6°), anzunehmen, und nach unserem Vorschlage auf diese neue Kette im Allgemeinen den Namen des Passes „Karakorüm‘ zu übertragen. 69) Dargestellt auf Karte 1 zu „Res.“ I, 1861. Aus meiner „Erläuterung der Gebiete Hochasiens“, mitgetheilt in den Sitzungsberichten der k. b. Akademie der Wissen- schaften d. d. 5. Nov. 1870 (S. 315 bis 327), sei auch hier noch beigefügt: Die Karakorüm-Kette, die früher auf den Karten ganz fehlte, ergab sich bei unserem Ueberschreiten des Hochgebirges als die höchste und die wasserscheidende der 3 Kamm- linien. Zugleich zeigte sich, dass der Karakorüm es ist, der nach Westen in den Hindu- küsh sich fortsetzt, während man bisher den Künlün für die entsprechende an den Hindu- küsh sich anschliessende Kette gehalten hatte. (S. 315.) 61 Doch auf Colonel Walkers „Karte von Turkistän und den umge- benden Gebieten‘‘ — vollendet August 1868 — also in der ersten Ar- beit der Great Trigonometrical Survey über diese Terrains, wurde eben- falls die Karakorüm-Kette soweit die Karte gegen Osten reicht, im Gegensatze zum Himälaya und zum Künlün, als die Hauptkette ge- geben, sowie der Name „Karakorümgebirge‘“ beibehalten. Die Bodengestaltung der Provinz Nübra lässt einen unteren und einen oberen Theil unterscheiden. Den unteren durchzieht der Shayök, dessen Wendung nach Nordwesten nahe am Beginne des unte- ren Nübra liegt, und der nun eine Strecke weit ziemlich parallel dem Industhale fliesst; bewohnte Orte reichen noch bis 13,000 F. hinan; die mittlere Höhe des Shayök-Niveaus in diesem Theile ist 10,000 F. Der obere Theil von Nübra ist südöstlich gerichtet und wird durch den Sässarkamm in zwei Theile von gleicher Lage, aber mit Thalsohlen von sehr ungleicher Breite getheilt. Das Thal westlich vom Sässarkamme ist nach seinem Flusse „Chera- Thal‘‘ genannt; häufig wird ihm als „Nübra-Thal“ der Provinzname gegeben. Der Cherafluss mündet in den Shayökfluss (45 Meilen unter- halb dessen Hauptkrümmung) — in einem Winkel von 120 Grad ent- gegenfliessend. In Gebirgen mit Hebungsverhältnissen, welche, wie hier, einen gewissen Parallelismus in den Kammlinien bedingen, sind so grosse Winkel der sich begegnenden Thalrichtungen nicht selten; meist zeigt sich aber, ehe die Flüsse selbst sich verbinden, ein Kleinerwerden des Win- kels, den die Flussbette bilden, dann nämlich, wenn die Thalsohlen breit sind und Erosion in alluvialem Schutte solches begünstigt. Das Chera-Thal ist das kleinere der beiden Thäler des oberen Nübra. Das ‚„Shayök-Thal“, längs des östlichen Randes des trennenden Sässar- kammes sich hinziehend, hat hier ziemlich die gleiche Richtung; seine Thalsohle ist bedeutend breiter, aber doch verhältnissmässig weniger eulturfähig. Die Mächtigkeit des Stromes — welche durch unregelmässige Schwank- ungen in der Menge des Firn- und Gletscherwassers noch gefährlicher wird, als wenn die gleiche Wassermenge regelmässig vertheilt abllösse — veranlasst sehr häufig Ueberschwemmungen, die nicht nur Sand sondern 62 auch Geröllablagerungen zurücklassen und an vielen Stellen die ganze Thalsohle unfruchtbar machen. Am zerstörendsten wirkt der Durch- bruch von Gletscherseen, von Wassermengen, die sich als Ausfluss eines höheren Gletschers hinter einem tieferen angesammelt haben, bis der Druck des Wassers den Widerstand des Gletschereises überwindet. Auch seitliches Aufstauen von Wasser durcu Reibung des Eises gegen die Wände ist häufig. Das Vorkommen solcher Seen, aus den Alpen lange bekannt, zeigt sich in allen ausgedehnten Gletschergebieten. Unter den Uebergangsstellen von Nübra nach Turkistan ist der kKarakorüm-Pass jene, die am meisten als Karawanenroute benützt wird; denn der tibetische Ausgangspunkt des Hauptverkehres ist Le. Obwohl der Karakorüm-Pass der höchste Punkt der Route ist bleibt er das ganze Jahr offen, aber die Wege dahin ändern sich je , nach der Jahreszeit; es git beinahe der ganzen Strecke entlang einen Sommerweg und einen Winterweg. Von den Karawanen werden die- selben in gleichem Sinne Zamistäni rah und Tabistäni rah genannt; persische Wörter, die auch in das Hindostäni aufgenommen sind und mit dem allgemeinen Verkehre weit nach Centralasien sich verbreitet haben. In dem Kamme zwischen Nübra und Ladäk in der Nähe von Le, auf dem Wege zum Karakorüm-Passe, sind die Schwierigkeiten im Ver- hältnisse zur Höhe sehr gross, und nur zwei Uebergänge sind für Ka- rawanen möglich. Die eine Stelle ist. der Digar-Pass, die andere der Laöche- oder Kärdong-Pass. Wenigstens kann von diesen beiden der Digar-Pass als Weg auch für Winterkarawanen von Le aus gewählt wer- den. Jenseits des Digar-Passes führt dann der Winterweg im Shayök- Thale fort über Dungielak und Mändalik, thalaufwärts zum Karakorüm- Passe. Günstig ist der Route über den Digar-Pass, dass dabei das Ueber- schreiten des stark schneebedeckten Sässar-Passes, der in den Winter- monaten ganz unzugänglich wäre, vermieden ist; sehr ungünstig ist es aber auf diesem Winterwege, dass, ungeachtet der im Winter sehr niederen Temperatur, der Shayökfluss, wenn auch offen doch sehr kalt, nicht nur von Reitern, sondern auch von beladenen Kameelen und Last- pferden, selbst von lasttragenden Menschen mehrmals gekreuzt werden 63 muss; es veranlasst dazu sowohl die Vertheilung der wenigen bewohn- ten Orte, als auch die Lage jener Haltstellen, die des localen Schutzes wegen zu wählen sind. Die Länge der hier besprochenen Route, die den Sässar-Pass um- geht, ist merklich grösser, als jener, die den Sässar-Pass benützt. Ich finde mit dem „Scalenrädchen‘‘ 70%), dass der Weg über den Digar-Pass, und dann dem Shayök entlang bis zum Dera- (oder Lagerplatze) Sässar am östlichen Fusse des Passes, 119 engl. Meilen beträgt, während sich für den Weg- dahin über den Laöche- und den Sässar-Pass nur 79 Mei- len ergibt. Dessenungeachtet bleibt der Shayökweg nicht einmal das ganze Jahr zu benützen. Er ist nur möglich während jenes Theiles des Jahres, in welchem die Wassermenge des Shayök noch nicht ihre mitt- lere Grösse erreicht hat, nämlich vom Spätherbste bis gegen Ende des Frühlings. Mitte September 1856 z. B. fanden wir es noch zu früh, als wir, damals auf dem Rückwege, versuchten, wegen der sehr be- deutenden Gepäckmenge, die sich angehäuft hatte, den Sässar-Pass zu vermeiden. Eine Strecke weit kamen wir thalabwärts, dann aber mussten wir des hohen Wasserstandes wegen wieder nach dem Sässar-Passe uns zurückwenden. Es hatte uns dieses Hin- und Herziehen mehrere Tage harter und vergeblicher Arbeit gekostet. ‚Der Sommerweg der Karawanen wird gewöhnlich so gewählt, dass man von Le aus in der vorherrschend nördlichen Richtung nach Kärdong über den Laöche-Pass geht und dann den Sässar-Pass über- schreitet. Bei jedem dieser Pässe sind steile Gehänge bei der Beladung zu berücksichtigen. Will man auch im Sommer über den Digar-Pass statt über dea Laöche-Pass gehen, weil allerdings am Laöche-Pass viel von Geröll und Felsblöcken zu überschreiten ist, so muss man einen Umweg von mehr als 20 Meilen machen, um in nordwestlicher Richtung bei Diskit auf den Weg über die Sässar-Gruppe zu gelangen. Im Winter und Frühling ist der Laöche-Pass, Höhe 17,911 Fuss, 70) Beschrieben in CR. deı Par. Akad., 17. Aug. 1873; „Sitzungsberichte der k. b. Akad.“, 10. März 1866. — Verlag des Instrumentchen’s Th. Ackermann’sche Buchhandlung, München. 64 meist an vier Monate, oft länger noch, durch Schnee und glatte Eis- flächen auf den Felsen geschlossen; im November bleibt er regelmässig zu überschreiten. Der Sässar-Pass ist in gleichen Jahren noch etwas länger unzugänglich als der Laöche-Pass. Im Ansteigen von Le aus, auf der nach Süden exponirten Seite des Laöche-Passes, begannen schneebedeckte Stellen auf den Abhängen gegen Ost und West sich zu zeigen, aber erst; wenige Fuss unter dem Passe selbst; als Höhe der südlichen Schneegrenze ist hier und in den Umgebungen im Mittel 17,900 Fuss anzunehmen. Auf der Nordseite dagegen reicht sie im Verhältnisse sehr tief herab. In Tibet nämlich ist nicht mehr, wie im Himälaya, auf den Nordhängen allein eine exceptionelle Erhöhung das Vorherrschende,‘!) sondern hier ist die Erhöhung eine allgemeine und die Exposotion macht sehr deutlich jene Unterschiede zwischen Nord und Süd hervortreten, welche einer in der nördlichen Erdhälfte gelegenen Gebirgskette entsprechen. So hatte am Laöche-Pass die Schneegrenze auf der Nordseite eine um 1500 Fuss geringere Höhe als auf der Südseite. Aehnlich ist die Schneegrenze auch in den Umgebungen des Sässar- Passes, Höhe des Passes 17,753 Fuss; erst weiter gegen das Innere, wo die Trockenheit stetig und sehr bedeutend zunimmt, wird die Lage der Schneegrenze noch um Vieles höher, wie die nächsten Umgebungen (der Hauptkette es zeigen werden. Als Veränderung der Schneegrenze liess sich aus dem Unter- schiede zwischen Ende Juli und Mitte September für den Laöche-Pass sowie für den Sässar-Pass eine sehr merkliche Ausdehnung der Schnee- region, ein Sinken der Schneegrenze nach abwärts erkennen, während die Tieffirne in jeder Exposition auch im September noch im Stadium der Verkleinerung durch Abschmelzen sich befanden. Am östlichen Fusse des Sässar-Passes, in Dera-Sässar , ist es, wo die Winter- und Sommer-Route sich berühren. Zur Zeit unserer Märsche war diese Stelle nur ein freier Halteplatz, bei 15,339 F.; jetzt ist ein Haus aus losen Steinen zum Schutze gegen Sturm und Kälte dort er- richtet. | 71) Erläuternde Zusammenstellung habe ich gegeben in „Results“ vol. IV, p. 566. 65 Vom Dera Sässar an trennen sich, nach den Karakorüm-Passe zu, die Winter- und die Sommer-Route sogleich aufs neue. Der Winterweg folgt, hier oben von niederem Wasserstande im Winter begünstigt, den Ufern des Shayökflusses bis zum Kamme des Passes hinan. Die Stationen wurden schon 1825 nach Izzet Ullah im „Quarterly Oriental Magazine“ gegeben. Die in Klammern gesetzten Namen sind in Izzet Ullah’s Weise geschrieben, von mir sind für die Namen die Formen, wie Mohämmad Amin sie uns angab, beibehalten. Alle die hier genannten Orte sind unbewohnte Haltestellen, in der Reihe wie folgt bis zum Passe: Dera Sassar — Chongtäsh (Chung Tash) — Karatäsh — Khumdän (Khamdan) — Gyäpshan (Yapchan) — ein Brängsa oder „Halteplatz“. Gegen 3 Meilen unterhalb Khumdän hatte sich zur Zeit von Shaw’s Reise, anfangs Juli 1869, ausnahmsweise ein Gletscher der rechten Thalseite so weit vorgeschoben, dass er den Shayök aufstaute. Es ver- band sich damit unregelmässiges, heftiges Durchbrechen von Wasser, wodurch einmal Shaw’s Lage sehr gefährdet wurde, da er zur Zeit im Ueberschreiten des Flusses begriffen war. '?) Ober Gyäapshan mündet ein starker seitlicher Zufluss ein, und der Weg führt nahe am unteren Ende eines gegen Westen liegenden Glet- schers vorüber. Er ist der grösste in diesem Gebiete und wird Shayök- Gletscher genannt. Shaw bezeichnet dessen Ausfluss als den Beginn des Shayökflusses; doch nach den neuen Daten der trig. Vermessung, die auf Hayward’s Karte von 1870 eingetragen sind, wird ebenso, wie unsere Turkistän-Begleiter es uns angegeben hatten, jener Fluss, welcher bei Däulat Beg Ulde und von dort nach Gyäpshan herabkömmt, als der obere Theil des Shayök bezeichnet Für den letzten Halteplatz, dem auf dieser Route der Pass folgt, ist kein besonderer Name im Gebrauche. Der Sommerweg vom Dera Sässar bis zum Karakorüm-Passe ist jener, dessen Haltstellen oben (S. 13) in meinem Itinerare gegeben sind. Der Marsch nach Dera Büllu in Yärkand. Um die Absicht weiteren Vordringens möglichst zu verbergen, be- stand unser Gefolge als wir Le (am 24. Juli) verliessen aus fast all 72) Shaw’s Reise, deutsche Ausgabe S. 371. Abh.d.II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 9 66 jenen Leuten, die schon bis Le von Indien und von den südlichen tibetischen Provinzen mit uns gekommen waren; nur Härkishen, und zwei seiner Gehülfen waren, wie schon Eingangs erwähnt, bei den auf- gestellten Instrumenten zu correspondirenden Beobachtungen in Le zu- rückgelassen, ebenso einige Sammler (für zoologisches und botanisches Material). Bald sollte auch die Dienergruppe zu Le wieder recht zahl- reich werden. Wir hatten dem Sommerwege zu folgen, der über den Sässar- Pass führt und waren von Le aus über den Laöche-Pass gegangen. Die Höhe des Laöche Passes, wie erwähnt, ist 17,911 Fuss; der Name, den ich gebe, ist jener, den wir von den Tibetern der Umgegend südlich und nördlich, als solchen mitgetheilt erhielten; von den Kara- wanen wird auch, wie auf Walker’s Karten bezeichnet, der Name Kar- dong-Pass gebraucht. Am Nordabhange des Laöche-Passes zeigte sich ein mittelgrosser Gletscher mit einem Gletschersee an der Seite; Höhe des Sees 16,076 F. An seinen Ufern findet sich die oberste Grenze der Vegetation. Der erste bewohnte Ort, der sich jenseits des Laöche-Passes in Nübra darbot, war ‚„Kärdong‘‘, wie es jetzt als Station der Karawanen- Route uns genannt wurde; genauer ist die Form des Namens m Khar- g dung — Festungs-Platz. Kärdong liegt am linken Ufer des Nängtse, eines Zuflusses des Shayök. Als mittlere Höhe des Dorfes ergab sich 12,878 Fuss. Obwohl der Nängtse-Fluss von der Kammlinie im Süden bis zu seiner Mündung in den Shayök nicht ganz 20 engl. Meilen Länge hat, und Kärdong noch oberhalb der Mitte seines Laufes gelegen ist, so ist doch die Erosion daselbst eine sehr tiefe; allerdings sind es nicht feste Gesteine, sondern durch Erdstürze im Thalgrunde angehäufte Verwitterungspro- ducte, welche zu erodiren waren. Die Höhendifferenz zwischen dem gegenwärtigen Flussbette und der Lage von Kärdong fand sich gleich 930 Fuss; der Standpunkt, den ich zu meinem Aquarelle (Gen. No. 553) wählte, liess sehr deutlich die Thalbildung und die Wirkung der Ero- sion in den angehäuften Schuttmassen überblicken. Diskit, auf der linken Seite des Shayökflusses, folgt in geringer Entfernung und ist leicht zu erreichen. Dort aber beginnen neue hu (Br Schwierigkeiten, welche das Ueberschreiten des Shayökflusses bietet; Höhe des Flusses 9968 Fuss. Die Thalsohle ist flach und das Gefälle ist so gering, dass sich der Fluss, je nach der Wasserhöhe, in 10 bis 12 Arme theilt, mit einer totalen Breite von nahezu 3 englischen Meilen (oder 15,840 F.) Dabei gibt es weder Boot noch Floss, nur die Hilfe erfahrener Führer macht die sehr schwierige und viele Stunden währende Ueberschreitung möglich. Die Stelle, die man zu wählen hat, liegt nur wenig oberhalb des Einströmens des Chera- oder Nübra-Flusses.. Nun folgten wir dem Chera-Thale am linken Ufer bis zum Fusse des Sässar-Passes. Es findet sich dieser Linie entlang ein nur mässig geneigter Thalgrund, sowie auch eine ziemliche Anzahl von Ortschaften mit gutem Ackerbau, unter welchen Kyagär auf dem Delta eines kleinen Seitenflusses bei 11,180 F. gelegen (gegen 700 Fuss über dem Chera- oder Nübra-Flusse), eine der grösseren ist. Etwas weiter aufwärts im Thale folgt Drishna und Pangmig; Höhe bei Drishna 10,492 Fuss, Höhe des nahe gelegene do- minirenden Gipfels im Sässar - Kamme; südlich noch vom Passe, 25,1,83 "Kuss. Zu Pangmig ist der Sitz eines Göba oder Vorstandes. Sein Haus liegt etwas isolirt, in einer schönen, gut bewässerten Culturfläche. Wegen der charakteristischen Form, die sich bot, machte ich davon eine Bleistiftskizze mit Farbentönen (Gen. No. 350). Dieses Haus, im Gegensatz zu jenem in Kördzog”?), veranschaulicht die umfangreichere und anmuthigere Wohnung eines grossen Grundbesitzers in Tibet. Die flache Construction des Daches ist die gleiche, wie jene im Kördzog-Bilde; und — mit Ausnahme monumentaler Hindü-Architectur in den grossen Brähmansitzen oder der einfachsten Rohr- und Holzgebäude — findet man diese Dächer vom tropischen Indien bis weit in die Steppen des centralen Asien. Man ersieht daraus, dass die Anwendung flacher Dächer eine der primitivsten Formen der Hausarchitectur ist, sowohl wenn mit horizontalen Tragbalken und Flechtwerk rohe Steine, oder 73) Kördzog ‚das Haus der Hirten‘ am Tsomoriri-Salzsee im westlichen Tibet, ist Gegenstand der Tafel XVII in Band III der „Reisen“, erläutert S. 149. Die Ansicht des hier be- sprochenen Pangmig-Hauses werde ich in den ethnographischen Blättern des Atlas zu den „Results“ geben. 9* 68 getrocknete Thonstücke mit weichem Thon als Bindemittel, angewendet sind, als auch in jenen besseren Häusern, in welchen behauene Steine, Ziegel und Kalk als Material benützt sind. Selbst in den indischen Palästen der Mussälmäns, in welchen Sculptur in ornamentalen Formen auftritt, wiederholt sich dieses Princip mit Ausnahme der wenigen sphärisch-conischen Kuppeln der Moscheen und der Minarets. Das Gebäude des Göba von Nübra zu Pangmig hat einen Haupt- theil und zwei Flügel; diese nebst Hof und Garten sind von einer Mauer umschlossen. Auf dem Dache des einen Flügels befindet sich, angelehnt an den Oberbau des Haupttheiles, eine Veranda, wo man Schutz vor der Sonne sucht. Die Steinmauern des ganzen Gebäudes sind aussen mit einem Mörtelanwurfe versehen und dieser ist an den Kanten des Hauses, ebenso wie an den Umrahmungen der Fenster, mit rother Farbe bemalt. Wie zu erwarten, sind Gebetflaggen und Fähn- chen verschiedenster Art an vielen Stellen angebracht, die schon aus grosser Entfernung sich bemerkbar machen. Unter den Bäumen des Gartens, der das Haus umgibt, treten am meisten hervor einige Gruppen von mittelhohen Pappeln, nebst Weiden von ähnlicher Stärke; auch schöner, grossgipfeliger Aprikosenbäume ist zu erwähnen. Ueberhaupt bietet dieser Theil von Nübra, das Chera-Thal, an vielen, aber isolirten Stellen, die bewässert und bewachsen sind, eine für Tibet sehr günstige Flora.‘*) Die besten Lagen sind nicht unmittelbar am Flusse selbst zu finden, sondern da, wo seitlich Schutt am Fusse der Abhänge sich anhäuft, wenn damit etwas constanter Wasserzu- 74) Nach der systematischen Bearbeitung des entsprechenden Theiles unseres Herbariums durch E. F. Meissner (in den Annales des Sciences naturelles Band VI) sind z. B. die Species der Familie der tibetischen Polygoneen im Chera-Thale sehr reichlich vertreten. Von den Pappelarten und ihren Varietäten, welche A. Wesma&äl im Bulletin der belgischen bota- nischen Gesellschaft (Bd. VII) erläuterte, fanden sich in unserem Herbarium 5 Species, wovon 1 Species 3 Varietäten zeigte, 2 andere Species je 2 Varietäten, die alle in Tibet vorkameun, mit Ausnahme von Populus nigra, varietas pyramidaliss Die Pappeln zeigen grosse Resistenzfähigkeit gegen Aenderung der klimatischen Verhältnisse; in Tibet lässt sich jedoch deutlich erkennen, dass sie etwas zahlreicher sind in Bälti, dem relativ feuch- teren Gebiete, als in den übrigen. Die Populus balsamifera fand sich als Strauch in Tibet (in Gnäri-Khörsum höchster Stand) in Höhen von 14,800 bis 15,300 Fuss. Zugleich kommt sie vor in Pänjäab, in einem Gebiete der Wärmeextreme und, wie Wesmael bei- fügte, ‚auch in Neufundland.‘ 69 fluss sich verbindet; die günstigste Exposition ist jene auf der linken Thalseite, jene gegen Westen. Auf dieser Seite finden sich desshalb all die bewohnten Orte und die sie umgebenden Culturen. Bei Pangmig zeigte sich — gleichfalls sehr belehrend in der Reihe der Objecte, die während der Route durch Nübra sich beobachten liessen — eine ungewöhnlich schöne Gruppe von Chüruns oder heissen Quellen, niederste bei 10,538 Fuss. ’®) Von deren Existenz war uns schon in Le gesprochen worden; doch waren sie damals als Heilquellen nur äusserst selten benützt, ungeachtet des im trockenen Tibet und überhaupt bei der turanischen Race so häufigen Leidens an Gicht und Rheumatismus. Nach den neuesten Berichten dieses Jahres ist jetzt bei Pangmig, et- was oberhalb der Hauptquelle, ein Badehaus erbaut und diese Thermen sollen nun sehr vielfache Anwendung finden. Bei Chang- (oder Chong-) lüng war der Halteplatz des nächsten Tages. Chang oder Chong bedeutet „Enge“ lung ‚„Bach“. Es lässt sich diess auf den Bach vom Sässar-Passe herab beziehen. Auch hier fanden sich auf der gleichen Thalseite wie bei Pangmig, auf der linken, nochmals heisse Quellen, in der Art des Ausströmens ganz ähnlich jenen zu Pangmig. Von der höchsten, zugleich der wärmsten dieser Quellen entwarf ich ein Aquarell (Gen. No. 592). Hier ist hervorzuheben, dass der ockerbedeckte Conus, der jetzt die Stelle des Ausfliessens ist, am un- teren Ende einer engen dunkeln Spaltung im Granitschutte sich be- findet. Diese Quelle liegt etwas mehr als tausend Fuss höher als jene bei Pangmig, nämlich bei 11,890 Fuss; Temperatur 743° C. Was diese Stelle zierte, war eine üppige strauchähnliche Graspflanze, welche sich in lebhaft hellem Grün von den Felsen abhob. Dieselbe Grasart, deren schon Thomson als einer „Melica‘“ erwähnt, kommt in Nübra im Allgemeinen häufig vor und erinnert im Kleinen, bei 6 bis 8 Fuss Höhe, an die indischen Bambusgruppen. 75) Diese Quellen, zugleich mit Kochsalzquellen, die noch im Karakorüm auf seiner Nord- seite sich finden, werde ich besprechen, in Verbindung mit den gleichfalls dort vorkom- menden Seen, im II. Theile der Untersuchungen über die Salzseen im westlichen Tibet und in Turkistan‘. — (Theil I „Rüpchu und Pangköng, das Gebiet der Salzseen im westlichen, Tibet‘ ist in den Denkschriften der k. b. Akademie der Wissenschaften, II. Cl. XI. Bd. S. 103 bis 174 erschienen). 70 Grosse erhärtete Incrustationen des Bodens bildeten bei der obe- ren Changlüng-Quelle die schiefe Ebene des Abflusses; sie waren, wo nackte Fläche sich bot, von der Farbe hellen Ockers; an vielen Stellen sah man auch die grünlichen Algendecken. Als Vegetationserscheinung unerwartet für die Höhe von Chang- lüng ist eine Hippophaö conferta Benth. zu erwähnen; solche gehört in die grosse Gruppe der Laurineen, enger begrenzt in die Familie der Eläagneen, und ist unserem Sanddorn, H. rhamnoidesL., sehr nahe ver- wandt. (Meine Abbildung ist Gen. No. 248). Hier zeigte sich diese Hippophaö als ein frei stehendes stämmiges Bäumchen von 18 engl. Fuss Höhe. Der Name der Tibeter ist Sia; gewöhnlich kommt sie schon in viel tieferen Lagen nur in Strauchform vor. Changlüng, obwohl unbewohnt, ist als Halteplatz ein wichtiger Punkt längs der Verkehrslinie nach Turkistän, weil an dieser Stelle das Chera- oder Nübra-Thal verlassen wird, um über die Sässarkette nach dem jen- seitigen Theile von Nübra, dem oberen Shayök-Thale, zu gelangen. Die Karawanenroute gegen den Sässar-Pass steht rechtwinkelig auf der Richtung, welche uns dem Chera-Thale entlang heraufgeführt hatte. Die Ecke ist desshalb auch auf der Karte (,‚Reisen‘‘ Bd. III) sogleich zu erkennen. Den Namen Changlüng konnte ich, um das Terrain deutlich zu lassen, nicht anbringen. Für uns war Changlüng um so bedeutungsvoller; weil wir hier jene zu Le in unsere Dienste genommenen Yarkändis, „wie zufällig“, lagern finden sollten, von denen als Führern und Gehilfen auf der neuen Route weiter. gegen Norden so vieles nun abhing. Wir fanden sie, unser harrend. Und sie waren klug genug, un- seren indischen und tibetischen Begleitern aus Le durch keine Miene zu verrathen, was der Gegenstand unserer Pläne war. Unsere Ladäki-Begleitung wurde hier einfach beordert, wieder langsam, als ob uns vorausmarschirend, nach Ladäk zurückzukehren. Wir selbst, hiess es dabei, würden „wohl ziemlich bald“ nach Le fol- gen. Dass wir hier, wo einige Bergexcursionen in der Nähe uns reizen konnten, noch etwas verweilen wollten, und dass uns dabei die neue, besser kundige Gruppe der Turkistänis führe, war nicht auffallend. Es erregte diess um so weniger Zweifel als bei weitem der grösste Theil rl unseres Gepäckes ohnehin durch die Ladäkis und die indischen Diener zurückgeschafft wurde. Wir hatten uns von Le aus absichtlich mit mehr als nöthiger Menge von Zeltmaterial und ähnlichen schweren Ge- genständen versehen, um auch beim Zurücksenden nicht zu wenig bieten zu müssen. Dass wir Messinstrumente und Jagdzeug behielten, war nicht störend; es war, „was stets geschah‘, wenn wir von Halteplätzen aus auf Seitengebiete uns begaben. Die für unsere Verkleidung bestimm- ten Materialien dagegen waren schon zu Le den vorausgesandten Yar- kändis anvertraut worden. Die Leute, die jetzt mit uns zogen, waren ausser Mäni von Milum 76), dem einzigen darunter, der von Le her mit uns kam, — der Yar- kändi Mohämmad Amin als eigentlicher Führer — Makshüt, ein Mussäl- män aus Delhi, früher im Gefolge Moorcrofts, den wir am Wege nach Ladäk gefunden hatten — und sechs Yarkändis als gewöhnliche Diener, die in den Bazärs von Le verweilt hatten. Mohämmad Amin, obwohl schon etwas bejahrt, war durch seine allgemeinen Kenntnisse des Landes, sowohl uns bei dieser Reise, als auch Adolph im folgenden Jahre, sehr wichtig geworden. — Von Thieren hatten wir bei uns 6 Reitpferde, 13 Packpferde und eine kleine Heerde von Schafen und Ziegen, 15 Stück. Was Bekleidung betrifft, galt es sich ganz einfach einzurichten, nicht nur wegen der sonst grössern Schwierigkeit des Transportes, sondern auch desshalb, um so wenig als möglich durch die Menge oder die Art der Ausstattung aufzufallen. Wir -hatten- für uns einen mittelstarken Anzug und einen Pelzrock als schlafrockähnlichen Ueberrock, wie dort gewöhnlich, der oft genug auch des Nachts uns Schutz im Lagern auf einer Filzdecke bieten musste; die Kopfbedeckung waren runde Pelzmützen, vom Kopfe cylindrisch, ohne Augenschutz, einige Zoll aufsteigend und oben kugelförmig geschlossen — oder sehr eigenthümliche Weise Hüte aus weichem Filze, die nach vorne eine weit vorstehende Krämpe bildeten, hinten aufgeschlagen waren; 76) Mäni, ein Bhot-Rajpüt aus einer einflussreichen Familie in Johär (Theil des nördlichen Kämäon), war schon im Jahre vorher von Adolph und Robert engagirt gewesen und hatte damals bei dem Vordringen nach Gnäri-Khörsum im centralen Tibet wichtige Dienste geleistet. Er ist bald nach unserer Abreise Patyäri oder Vorstand des Distrietes Johar geworden. 72 sie waren leicht und boten doch dichten Schutz gegen die unter Tags oft sehr intensive Besonnung. Unsere festen Bergschuhe, die wir am wenigsten hätten entbehren können, wurden beibehalten. Es war nicht sehr schwierig, sie durch Belegen mit Filzlappen, die den Gamaschen der Türkis ähnlich, noch die Hälfte des Unterschenkels bedeckten, zu verbergen. Die Schuhe, welche unsere Yarkändis trugen, waren zwar etwas besser als die tibeti- schen Schuhe, da nicht Wolle allein, sondern auch Leder angewandt war, dessenungeachtet waren sie sowohl im richtigen Anpassen an den Fuss, als auch in der Widerstandsfähigkeit der Sohle und der Seiten- leder noch immer sehr unvollkommen. Die neue Bekleidung legten wir erst jenseits des Sässar-Passes an, da wir hier noch ganz ungefährdet waren, und da die zunächst be- vorstehende Anstrengung, welche uns der Plan einiger Untersuchungen in grösserer Höhe erwarten liess, möglichste Erleichterung in der Aus- rüstung dazu nöthig machte. Waffen waren ganz nothwendig, sie werden selbst von den ge- wöhnlichen Karawanenleuten stets geführt. Auch zu zeigen, dass wir sämmtlich genügend mit Waffen versehen waren, konnte in allen Fällen nur günstig sein; nur musste, in Verbindung mit der für uns so nöthi- gen Verkleidung, auch der europäische Charakter der Waffen möglichst verborgen bleiben. Von Säbeln und Dolchmessern war es leicht, zu Le die in Turkistän gewöhnlichen Formen zu erhalten, von Yarkändi- Schusswaften auch; aber diese konnten für unsern eigenen Gebrauch nicht genügen; mit solchen wurden unsere Führer und Diener ver- sehen. Es waren dies Kugelflinten sehr engen Kalibers. Viele Flinten aus Turkistän hatten russischen Stempel. Die Abfeuerung geschah mit der Lunte, und nahe dem vorderen Ende des Laufes befand sich, ver- bunden mit dem langen Holze, auf dem der Lauf ruht, ein Gestelle, ähnlich einer schmalen Gabel mit zwei Zähnen. Bei gewöhnlichem Ge- brauche stand die Gabelung über den Lauf hinausragend nach vorne, war nutzlos, aber störte auch nicht im Zielen, da der vordere Theil etwas nach abwärts gekrümmtist. Bei Benützung aus dem Hinterhalte jedoch werden diese Gabelspitzen angewandt. Sie werden nemlich umge- klappt und auf den Boden aufgesetzt, und sie bieten dann als feste Unterlage ACH ı 9) grössere Sicherheit im Zielen, da sich auch der Schütze, um sich mög- lichst zu verbergen, hinter der Flinte zu Boden legt. Die Schafte sind stark gekrümmt, wie bei den orientalischen Flinten älterer Form all- gemein, und werden stets so gehandhabt, dass die Krümmung des Schaftes unterhalb der Achselhöhle anliegt. Für uns selbst hatten wir starke Doppelflinten (von Morton) für Schrot und Kugeln brauchbar, mit Kapselfeuer, wie sie damals in Indien die am meisten benützten waren. Wenn nicht in Gebrauch zur Jagd und wenn keine Gefahr zu erwarten war, hatten auch wir unsere Flintenschlösser, ebenso wie es bei den so unvollkommenen Luntenflinten des Schutzes wegen geschieht, mit Wollstreifen umwickelt. Schon dies genügte, sie ungleich weniger auffallend zu machen. Unsere Revolver stacken während des Marsches in der Satteltasche, aber bei Begegnung und Besprechung hatten wir sie im Tuchgürtel, der stets mit dem Kaftän zugleich getragen wird. Schwieriger noch als die Ausrüstung mit Waffen war das Mit- führen von wissenschaftlichen :Instrumenten, deren Benützung jedoch auf einer ganz neuen Route uns vor allem als Ehrenpflicht erschien. Unsere eingeborenen Leiter der Expedition, Mohammad Amin, Makshüt und Mäni wussten ohnehin von unseren Absichten und wussten auch sehr wohl, dass sie nur gewinnen konnten, wenn sie unsere Arbeiten stets förderten; bei den sechs Trainleuten hatten wir allerdings etwas mehr Vorsicht nöthig und am meisten bei Begegnung fremder Kara- wanen. Es liessen sich jedoch fast stets für die nöthigen Beobachtun- gen seitliche Stellungen bei der Benützung der Instrumente finden, die uns zu operiren erlaubten. Entsprechend hatte sich auch unser gefallener Bruder Adolph ein- gerichtet. Nicht das Mitführen seiner Instrumente oder unvorsichtige Anwendung derselben war esja, was sein Schicksal bedingte, sondern der Aufruhr und dessen Führer, der räuberische und barbarische Väli Khan. Während des Transportes hatten wir jene unserer Instrumente, die man nicht, wie die gewöhnlichen Thermometer, die Sextanten, pris- matischen Compasse, Cyanometer, Senklothe u. s. w. in den eigenen Kleidern oder in jenen der Begleiter unterbringen konnte, in Waaren- _ ballen, die leicht zu öffnen waren, verborgen. Unter den letzteren unserer Instrumente auf der Turkistäni - Reise Abh.d.11.Cl. d.k. Ak.d.Wiss. XII. Bd. I. Abth. 10 74 sind zu nennen, ausser den schon Eingangs erwähnten Hypsometern: Theodolit Nr. 2 von Jones, nebst Deklinationsnadel; Inclinations- Apparat Nr. 2; Vibrations-Apparat mit Nadel B. 5 zur Bestimmung der horizontalen Intensität; 1Chrorometer von Parkinson und Frodsham, signirt Nr. 3 — diese erläutert, mit der Erklärung der mag- netischen Beobachtungen, „Results“, Vol. I. Von Changlüng, bei 12,000 Fuss, brachen wir auf am 31. Juli Morgens. Der Weg konnte nicht so gewählt werden, dass man un- mittelbar dem Seitenthale, auf das der Name sich bezieht (s. o. S. 69) und seinem vom Sässarkamme herabfliessenden, hier in den Chera- oder Nübra-Fluss mündenden Gletscherbache folgte; ehe man wieder in die Thalsohle des letzteren gelangte, musste der Changlüng-Pass, 15,322 F., der über einen Seitenkamm führt, überschritten werden. Wenigstens war die Höhendifferenz jenseits dieses Kammes keine sehr bedeutende; die nächste Haltestelle im Changlüng-Thale, Pangtängsa, ist nur 678 Fuss unter dem Passe. Der ganze obere Theil der Pangtängsa-Mulde ist durch weite Firnlager ausgefüllt; ein Gletscher zieht sich bis in die Thalsohle herab und bot ein interessantes Bild (Gen. Nr. 644). Der Bach, der ihm entströmt, macht oft sehr bedeutende Schwierigkeiten. Die Haltestelle befindet sich am linken Ufer des Gletscherausflusses. Dort sind zwei sehr niedere Hirtenhäuser aus geschichtetem Schutt construirt (Zeichnung Gen. Nr. 351). Sie lehnen sich unmittelbar an eine alte Moräne an, deren Höhe und Mächtigkeit durch diese beschei- denen Zufluchtsstätten gegen Sturm und Kälte an malerischem Effecte gewinnt. Das eine dieser Steingebäude, obwohl dasselbe schon Zer- fall zeigte, hatte ein niederes, sehr flach abfallendes Dach; das andere war eine einfache, oben offene Hürde, aber wenigstens mit vier Wänden und deutlichem, nicht zu weitem Eingange. Der letzte Lagerplatz vor der diesseitigen Gletschermasse des Sässar- Passes ist Dera Skyangböche oder Töte Aulik, unmittelbar am Eisthore des westlichen Sässar -Gletschers; Höhe 15,659 Fuss. Von da steigt der Weg anfangs an der Seitenmoräne des Gletschers hinan, wobei meh- rere Gletscherseen vorkommen. Hier sind dieselben Aufstauungen von 75 Wasser aus Nebenmulden durch dichte Berührung der seitlichen Eismasse mit den Felsenabhängen ??). Sobald der Weg auf das Eis selbst führt, beginnt die Zerspaltung des Gletschereises viele Schwierigkeiten zu bieten. Die Passhöhe fanden wir — 17,753 Fuss; der Weg nach der östlichen Seite bis zur Halte- stelle Dera Sässar am Ostfusse des Passes ist noch schwieriger als jener auf den westlichen Gehängen. Für den Gütertransport durch Pferde, die dennoch regelmässig hier angewandt werden, gilt dieser Uebergang als einer der schlimmsten längs der ganzen Turkistänroute in Nübra. Dazu kommt, dass die horizontale Entfernung zwischen Töte Aulik und Dera- Sässar, die allein als die letzten Haltestellen für Karawanen zu wählen sind, eine sehr beträchtliche ist. Hier war es zum erstenmale uns bemerkbar geworden, dass das Vorkommen von Pferdeskeletten zugleich die Richtung des Ueberganges bezeichnete. Und nur zu rasch mehrten sich nun die Reste der gefallenen Thbiere. Wir selbst hatten uns etwas verschieden von dem Ueberschreiten durch Karawanen eingerichtet; wir verweilten auf der Passhöhe. Am 3%. August um 10 Uhr Morgens hatten wir die Höhe der Uebergangs- stelle erreicht und liessen nun unsere Zelte hier aufschlagen, um meh- rere Tage mit topographischen Untersuchungen der Umgegend, mit einem Panorama-Aquarelle (Gen. No. 625, Atlastafel der „Results“ No. 7) und mit Beobachtungen über den Einfluss der Höhe zuzubringen. Wir ver- liessen das Lager erst gegen Mittag des 4. August. Am Passe fiel mir sogleich die Form der Gletscher auf, jener Eisströme, welche als Marken der Ortsveränderung ihrer Masse mit Steinmoränen bedeckt, oder — wo sie aus Firnmulden austreten, in denen die trennenden Kämme nicht bis an die Oberfläche reichen, — durch eingelagerte Firnmassen, ‚„Firnmoränen“, wie ich auch in den Alpen schon sie gesehen hatte ’®), geschieden sind. Da nämlich der Pass auf der Chera-Seite gegen Westen fällt und fast in gleicher Linie jenseits, auf der Shayök-Seite, gegen Osten, so liesse sich, den gewöhn- 77) Der verschiedenen Formen von Gletscherseen im Allgemeinen hatte ich schon bei den hydrographischen Verhältnissen (S. 62) zu erwähnen. 78) Zuerst beschrieben in „Untersuchungen über die physikalische Geographie der Alpen“ Leipzig 1850, S. 68. 10: 76 lichen Verhältnissen der Hochregionen entsprechend, erwarten, dass zu beiden Seiten der Uebergangsstelle die Firnmulde mit einem etwa nach der Mitte sich einseukenden Kamme dazwischen, sich fänden. Hier aber ist die ganze Haupterhebungsmasse, sowohl längs der östlichen, als längs der westlichen Abdachung seitlich gelegen, im Süden. Dort erhebt sich der 25,183 Fuss hohe Changlüng-Gipfel. Es wurde von der Trigonometrical-Survey aus ziemlicher Entfernung, aber unter den in die allgemeine Triangulation eingeschlossenen Gipfeln, auch dieser gemessen, und als K2s angegeben. Vom diesem Hauptstocke ziehen sich gegen den Pass 2 Gletscher fast parallel herab, die erst kurz ober dem Passe zu divergiren beginnen; der eine gehtin das Ohera-, der andere in das Shayök-Thal. Der Kamm, der weiter oben sichtbar ist und deutlich zwischen den Firnen der beiden Gletscher sich emporhebt, mag sich nur wenig unterhalb der Oberfläche heranziehen; am Passe ist er bedeckt und nur durch die resultirende Veränderung in der Richtung der beiden Gletscherkörper, aber daran ganz deutlich, zu erkennen; eine eigenthümliche, bei Glet- schern von solcher Grösse sehr seltene Terrainform. Die Schneegrenze hat hier eine mittlere Höhe von 18,600 Fuss. Südlich vom Passe begünstigt die Form des Gebirges durch Masse sowie durch Erhebung eine scharfe Gestaltung der Schneegrenze. Da- gegen trat Anfangs August, also ganz in der Zeit, wo die Verhältnisse schon sehr deutlich sich zeigen müssen, nirgend eine Stelle bestimmter Schneegrenze in der dem Passe von Norden her zugewandten, niederen Gruppe auf; vereinzelte Firnausfüllungen von tiefen, unregelmässigen Felsenklüften sah man am häufigsten und an einer Stelle nur tritt aus einer kleinen Mulde, deren rückwärts gelegener, erweiterter Theil hier durch Felsen verdeckt ist, auf dem Abfall gegen Westen ein secundärer Gletscher hervor, der aber nicht bis zum Hauptkörper des westlichen Sässar-Gletschers herabreicht. Kalk-Gesteine stehen an hier oben, aber vorherrschend sind krystal- linische geschichtete Gesteine, und der Kalk hat keine Wahrschein- lichkeit sedimentär zu sein. — Da von uns — ausser der Bergbesteigung auf dem nahe dem Passe gelegenen Sässar-Peak, worüber Detail sogleich folgen wird — 77 eine genügende Zahl von Stunden hier in körperlicher Ruhe, wenn auch stets zeichnend und malend oder schreibend, zugebracht wurde, und da die Yarkändi-Begleiter noch weniger sich anstrengten, kann ich hier bestimmter, als an vielen anderen Punkten über die von uns und unseren Leuten gefühlten Wirkungen des verminderten Luft- druckes berichten. | Der Barometerstand am Lagerplatze war 15'66 engl. Zoll, was sich also, die mittlere Barometerhöhe am Meeresufer — 30 engl. Zoll ange- nommen, der Hälfte des Luftdruckes nähert, Genauer entspricht dem halben Luftdrucke die Höhenregion von 18,600 bis 18,800 Fuss. Aehnlich wie hier am Sässar-Passe hatte Adolph das Jahr vorher, 1855, den Luftdruck auf dem Traill’s-Passe gehabt, nämlich 15'776 engl. Zoll; Höhe 17,770 Fuss. Am Ibi-Gämin-Gipfel, 19. August 1855, war die von Adolph und Robert erreichte Höhe, die grösste überhaupt bei den bis jetzt bekannten Bergbesteigungen, 22,259 engl. Fuss; am Ibi- Gämin-Passe den 22. August, war die Höhe 20,459 Fuss. Barometer- stände: 19. August — 13'364 Zoll — auf nahe ?/ des ganzen Luft- druckes reducirt; 22. August — 14'193 Zoll. Die Höhenpunkte am ibi- Gämin und in seinen Umgebungen liessen den Einfluss des verminderten Luftdruckes als solchen nicht ganz rein beurtheilen, da stets sehr starke Stürme dabei auftraten. Am Traills-Pass machte sich ungeachtet der Anstrengung des Ansteigens der Einfluss der Luftverdünnung erst verhältnissmässig spät fühlbar; er steigerte sich aber bei längerem Verweilen, zumeist für die Einge- borenen, wozu auch bei ihrer ungenügenden Bekleidung die sehr nie- dere Lufttemperatur viel beitragen mochte. Das Athmen in kalter Luft, so lange man nicht selbst dabei friert, belästigt nicht wesentlich. Hier am Sässar-Passe, bei Windstille und bei Ruhe des Körpers, war Störung nicht sehr fühlbar; doch liess sie sich an steter Abge- schlagenheit, bei genauer Beobachtung an ungewöhnlicher Kälte der Hände und selbst an der Hautfarbe erkennen. Diese war sehr blass - und solches zeigte an unseren Leuten — ungeachtet dunkleren Teints — wenigstens die Farbe ihrer Lippen. Dass die Bindehaut des Auges 79) „Reisen“ Bd. II, $. 325—26. 78 geröthet war, dass bisweilen selbst deutliche locale Entzündung dort eintrat, hatte seinen Grund in dem Reizen des Auges durch grell blen- dende Schnee- und Firnflächen. Die Blässe des Gesichts und der Lippen lässt schliessen, dass eine venöse Ueberfüllung in der Bluteireulation stattfindet. Das Athmen war etwas kurz, doch begann diess erst dann störend und drückend fühlbar zu werden, wenn Bewegung des Körpers oder, in gleichem Sinne wirkend, Bewegung der Atmosphäre, Wind, eintrat. Ausser der Affeetion der Brust und auch des Magens, dessen Mit- leidenschaft, so viel ich weiss, früher nicht direct diagnosticirt wurde, ist Kopfweh sehr allgemein. Blutspucken kam bisweilen vor, dabei war stets individuelle Dis- position des Betreffenden Hauptbedingung. Wind hatten wir aın Sässar-Passe und in seinen Umgebungen nie heftig; ja während unseres Aufenthaltes am Passe war es beinahe stetg so ruhig, dass sich kaum an der Bewegung von Rauch eine bestimmte Richtung erkennen liess; nur in den Nachmittagsstunden war einmal mässige Windströmung aus WSW. eingetreten; sogleich nach Beginn des Windes fühlten wir leichtes Kopfweh, auch schwaches Nasenbluten trat bei Mehreren ein. Da wir diese Eigenthümlichkeit von anderen Reisenden nicht erwähnt fanden, waren wir darauf, sobald wir sie bemerkten, besonders aufmerksam. Ueber starken Wind bekamen wir bald darauf in hohen Lagern Turkistäns die bestimmtesten Beobachtungen zu machen, dann nämlich wenn der Wind des Nachts eintrat, wobei die Ruhe die sonst günstigsten Bedingungen bot. Sobald etwas starker Wind sich erhob, machte er, selbst im Zelte, dem Schlafenden den Eindruck einer Belastung der Brust; unwillkürlich wurden die Decken abgestreift und sogleich er- folgte nun bei Allen Erwachen, durch das eintretende Kältegefühl ver- anlasst. Auch mehr oder weniger starke Uebelkeit, Seekrankheit ähn- lich — mit Erbrechen bei einigen unserer Leute — zeigte sich dann. Die absolute Menge der Feuchtigkeit in der Luft nimmt, ana- log der Verdünnung der Luft, mit der Höhe ab, und Sättigung sowie Nebelbildung tritt oben bei ungleich geringerer Wassermenge in einem gegebenen Volumen Luft ein, als bei hohem Barometerstande. Am 79 ibi Gämin und Umgebungen war damals keine fühlbare Wirkung davon zu erwarten, weil, wenigstens verhältnissmässig, die Wassermenge genügte, indem die relative Feuchtigkeit der Sättigung stets nahe blieb, auch Nebelbildung vorkam. Am Sässar-Passe war die relative Feuchtigkeit am Tage unserer Besteigung des Sässar-Berges 16 Procent, später, an manchen hohen Stellen in Turkistän, noch viel geringer, nahe 0; doch auch davon fühl- ten wir keine directe Affeetion, ebenso wenig wie in den etwas tiefer liegenden, sehr trockenen Regionen Tibets und Turkistäns. Von unseren Thieren litten hier oben entschieden die Pferde; sie nahmen des Morgens nichts von dem mitgeführten Futter, das ihnen geboten wurde, und waren sehr matt und abgeschlagen. Gleiches bemerkten wir später an den baktrischen Kameelen in solchen Höhen. Am 3. August machten wir vom Sässar-Passe aus auch eine Berg- besteigung. Unsere Leute entschlossen sich sehr ungerne dazu. Am meisten fürchteten sie die „Risse“, die Firnspalten; das gegenseitige Verbinden durch Stricke, das wir vornahmen, war ihnen unbekannt. Ueberhaupt war hier, wie ja zu Saussures Zeit noch in Europa, eine Besteigung grosser Höhe als solche nie vorgekommen. Bis zum Errichten des Flaggenstockes auf einer schönen, freien Schneerundung bei Barometerstand von 14'98 engl. Zoll, 0:88 Zoll nie- derer als im Lager, hatte sich die Verminderung des Luftdruckes un- erwartet stark fühlbar gemacht; die bis dort anzusteigende Höhe, wozu wir von 10 Uhr Morgens bis 121/a Uhr Nachmittags brauchten, war 1436 Fuss. Was nun folgte, war noch anstrengender, ein Anklimmen über kantige, meist schneefreie Felsen; doch kamen wir 930 Fuss noch höher, bis 20,120 Fuss (wie mit dem bei der Fahne aufgestellten und später auch vom Lagerplatze aus benützten Theodoliten sich ergab). Schon eine lange Strecke vorher war allgemeine Athmungsbeschwerde und Uebermüdung eingetreten, die mit einer Apathie, ähnlich wie jene bei nahender Gefahr des Erfrierens, verbunden war. Wir selbst konnten sie nur mit grösster Mühe überwinden und hatten dabei noch wiederholt unsere Leute anzufassen und zu beleben, die gegen alle Muskelbewegung abgestumpft waren, und nicht aufwärts, selbst nicht abwärts mehr gehen wollten. 80 Die Temperatur hatte dabei keinen störenden Einfluss, sie war vielmehr an diesem Tage eine sehr günstige. An jenem Platze, wo der Theodolit und die Flagge aufgestellt wurden, war sie um 12h 30‘p. m. 13:8 C.; auf dem zuletzt erreichten Punkte hatte sie zwischen 10 und 11° C. geschwankt. Auch war die Luft an diesem Tage bis oben sehr ruhig. An die höchste Stelle gelangten wir um 21/ Uhr. Das Lagern von nahezu einer Stunde daselbst brachte uns durch Ruhe etwas Erleichterung. Der entsprechende Barometerstand ergibt sich, aus den Barometerformeln in Verbindung mit der trigonometrisch ermittelten Höhe entwickelt, für die oberste Stelle — 14'44 Zoll. Ungeachtet der Arbeit des Ansteigens war doch bei Niemanden eine etwa durch Röthung indicirte arterielle Blutcongestion eingetreten. Meist folgte nach dem Herabsteigen aus hoher Region sehr bald vollkommenes Wohlbefinden. Selbst eine Art von Gewöhnung trat ein, z. B. für Höhen von 17,000 bis 18,000 Fuss; für mehr als wochen- langes Verweilen allerdings wären gefährliche Folgen zu befürchten gewesen. Noch ist des Aufsteigens in Luftballons vergleichend zu erwähnen. Dieses ist dadurch sehr verschieden, dass sich Muskelanstrengung nicht damit verbindet; auch der Umstand kann nur günstig sein, dass man bis jetzt nur mit dem Winde fliegt, dessen Einfluss dadurch sehr ver- mindert wird. Ungünstig dagegen ist die grössere Schnelligkeit der Veränderung des Druckes. Die grösste im Ballon von Glaisher und Coxwell erreichte Höhe war „mindestens 32,000 engl. Fuss“; am 5. Sep- tember 1862. Der Ballon war gelenkt von Coxwell. In solcher Höhe allerdings waren nun der Beobachter und der Führer des Ballons kaum mehr ihrer Sinne mächtig. Bis 23,020 Fuss war, schon 1805, Gay Lussac gelangt, der von Paris aufstieg. °) Als wir am 4. August vom Sässar-Passe gegen Osten in das Shayök- Thal herabstiegen, boten sich viele Schwierigkeiten durch die Zerklüftung 80) Andere unserer Untersuchungen an vereinzelten Localitäten, mit Hinzuziehung der wichti- gen experimentablen Arbeiten von Hofrath G. v. Liebig zu Reichenhall, sowie der sehr sorgfältig durchgeführten Beobachtungen Dr. Lortet’s bei zwei Montblanc-Besteigungen 1869 werde ich im fünften Bande der „Results‘“in Verbindung mit der allgemeinen Behand- lung des Luftdruckes folgen lassen. 81 des Gletschereises. Meist hat man dem äussern Rande der rechts liegenden Seitenmoräne zu folgen. Wo Wasser sich angesammelt hat, oder wo die festen Gesteine des Abhanges zu steil sind, muss man wieder die Moräne hinanklettern und auf dem Eise sich forthelfen. Wenigstens sind hier die seitlichen Wasseransammlungen nicht so bedeutend als jene auf der Westseite des Sässar-Kammes. Wir selbst konnten uns mit den guten Schuhen, fest besohlt und stark benagelt, ungleich besser bewegen als unsere Leute. Auffallend ist, dass der Gebrauch von Steigeisen, der vor allem bei so ungenügender Fussbe- kleidung von grossem Vortheile wäre, nirgend in Hochasien bekannt ist. Wir erklärten den Leuten den Gebrauch und es wurden ihnen auch nach unserer Angabe der Formen, allerdings erst zu Le nach der Rückkehr, beim Hufschmiede die zwei verschiedenen Arten von Steig- eisen, jene mit fester Eisenbasis und jene, in denen die vordere und die hintere Hälfte durch ein Gelenk verbunden sind, angefertigt; doch ich glaube nicht, dass dieselben weitere Verbreitung gefunden haben. Die Art der Beschuhung erschwert auch gar sehr das richtige Befestigen solcher Eisen. Mit den stets von uns benützten europäischen Schuhen hatten wir selbst Steigeisen nie angewandt, auch in den Alpen nicht. Dagegen wer- den sie in den Alpen, ungeachtet der guten Schuhe, von allen benützt, die, sei es auf der Jagd oder in Verbindung mit der Alpenwirthschaft und dem Verkehre, als Träger arbeiten. Schneereife waren in Tibet und Turkistän gleichfalls unbekannt; diese allerdings sind entbehrlich, da die mittlere Höhe des Schneefalles stets eine geringe ist, und da nur an vereinzelten Stellen etwa ein belästigendes Einsinken zu befürchten wäre, an jenen, wo frischer Schnee durch wirbelnde Brechung des Windes längs der Felsen angehäuft wird. Solche lassen sich umgehen. In den Alpen, noch allgemeiner in Nor- wegen, werden aber Schutzmittel gegen das Eintreten gebraucht; sie bestehen aus einem Netzwerke von Stricken, das in einem Reife be- festigt ist. Am schlimmsten ist der Weg vom Sässar-Passe herab für die be- ladenen Pferde; zu reiten war grosse Strecken entlang gar nicht mög- lich. In Folge des häufigen Stürzens und der damit verbundenen Abh. d. 11.Cl.d.k. Ak.d. Wiss XII. Bd. I. Abth. 11 82 heftigen Stösse und Reibungen durch die Belastung kamen die meisten der Pferde äusserst erschöpft am Lagerplatze im Shayök-Thale an. Wir hatten von der Passhöhe bis zum Fusse des Passes von 1 Uhr bis . 61/2 Uhr des Abends gebraucht. Ungleich anstrengender noch, wie man sogleich sieht, sind die Verhältnisse für die gewöhnlichen Karawanen, die nicht eingerichtet sind, auf dem Passe Halt zu machen, sondern die ganze Strecke auf- wärts und abwärts in einem Tage zurücklegen. Etwas Erleichterung bietet den Pferden ein gutes, nicht zu schwe- res Beschläge, das imj westlichen Tibet, noch allgemeiner in Turkistän angewandt wird. Die Karawanen haben stets Eisen und Nägel zu so- fortiger Aushülfe bei sich und die Pferdeführer sind meist der während des Marsches nöthigen Schmiedearbeit kundig; auch von unsern sechs Yarkändis für die Packpferde waren drei ganz gute Pferdebeschläger. Kameele kann man nur in der Art schützen, dass sie einen Leder- sack an jeden ihrer Füsse angebracht erhalten. Es wird dabei der Fuss auf die Mitte eines kreisförmigen Lederstückes, mit Oesen nahe an der Peripherie, gesetzt (construirt wie die Ledergeldbeutel älterer Form in Europa) und dann wird der Rand zusammengezogen und zu- gleich an den Fussgelenken festgebunden. Solches schützt die weiche Sohle ohne den Fuss zu drücken, aber es wird auch ziemlich rasch die Lederschicht durchgerieben. Der Name des ersten Halteplatzes im Shayökthale ist Dera Sässar, Höhe 15,539 Fuss. Es befand sich dort 1856 eine runde Mauer aus aufgeschichteten Steinblöcken; in den letzten Jahren ist eines kleinen Hauses, auf Forsyth’s Veranlassung dort gebaut, erwähnt. Hier war es, wo wir zuerst unsere Türki-Bekleidung anlegten, da wir nun, so weit vorgeschritten, bei etwaiger Begegnung mit Turkistäni- Karawanen nicht als Europäer auffallen wollten. Dabei bekamen wir auch den Kopf geschoren; wir zogen vor, diess mit einer Scheere in der Art ausführen zu lassen, als hätte das Rasiren mit dem Messer schon einige Zeit vorher stattgefunden. Es hatte dies kein Bedenken, da das Rasiren gewöhnlich in Zwischenräumen von 6 bis 8 Wochen geschieht; solches ist stets auch den Eingeborenen ein peinliches Ver- fahren, da die Hände nicht sehr zart arbeiten und, was das Schlimmste 83 ist, da jene Messer, deren allein die Eingeborenen sich zu bedienen wissen, ziemlich grobes Material sind. Vor dem Aufbrechen ‘zeigten wir hier dem Leiter unseres Zuges, Mohämmad Amin, für den Fall unerwartet eintretender Schwierigkeiten, unsere officiellen Papiere, da er ohnehin schon von der Möglichkeit, russischer Papiere zu bedürfen, gesprochen hatte. Allerdings boten jene, die wir mit uns hatten, keine Wahrscheinlichkeit, hier uns zu nützen. Das eine war ein indischer Parväna, wie wir ihn stets mit Er- folg in Indien und dessen Dependenzen mit uns führten, um in drin- genden Fällen officiell auftreten zu können. Auch unsere europäischen Pässe aus Bayern und aus Preussen zeigten wir. Es überraschte uns, dass er doch, ohne natürlich die Lettern zu meinen, den preussischen von einem etwa russischen Passe zu unterscheiden wusste. Denn indem er die Pässe uns wiedergab, nachdem er sie — nach orientalischer Sitte — geküsst hatte, erwähnte er, dass diese nicht die ganz richtigen Papiere seien, „da unser Vogel nur einen Kopf habe‘. Das erste, was wir nun am nächsten Tage, am 5. August, vorzu- nehmen hatten, war das Ueberschreiten des Shayök-Flusses, um in das seitlich gelegene Kiziläb-Thal zu gelangen und den grössten Theil des Shayök-Thales, von hier bis zum Däpsang-Plateau, auf der linken Ufer- seite zu umgehen; der Shayök-Fluss selbst ist im Sommer so wasser- erfüllt, dass ihm eine Karawane zum mindesten von Mitte Juli bis Ende September nicht folgen könnte. Auch hier noch bei einer Gesammt- breite der etwas tiefen Theile von mehr als 800 Fuss, war der Ueber- gang von eigenthümlicher Schwierigkeit begleitet. Es konnten zwar die Pferde beladen oder geritten schreiten, während in den schlimm- sten Fällen die Reiter auf schwimmenden Pferden sich forthelfen müssen und die schweren Gepäcke auf Menschen vertheilt und von diesen hin- übergeschleppt werden, wobei die Pferde frei schwimmend folgen; aber diess war hier sehr hemmend, dass an mehreren Stellen lose beweg- liche Sandanhäufungen, „Quicksands“, in dem sehr ruhig fliessenden Wasser abgelagert waren, die nicht ganz zur Oberfläche reichten, also auch nicht sogleich erkannt und umgangen werden konnten. Menschen- füsse werden meist, ihrer breiteren Fläche wegen, noch getragen; auch die Kameele arbeiten sich noch besser durch als die Pferde. 11* 84 In solche Quicksands kamen wir Reiter nicht, wir hatten vor uns die Lastpferde und die neben ihnen watenden Trainleute durchziehen lassen, was uns sehr erleichterte, die unangenehmen Stellen zu bemerken und zu vermeiden. Dagegen fühlten wir, gesteigert vielleicht durch das Ruhen der Füsse in den Bügeln statt des Betretens des Bodens, einen mir unerwarteten, ganz verwirrenden Eindruck, den die Wasser- bewegung auf der Fläche des Flusses hervorbrachte. Diese Bewegung ist nämlich, je nach Tiefe und damit verändertem Widerstande eine sehr ungleiche; nun reitet man ohnehin durch einen Fluss von solcher Breite nicht einfach rechtwinkelig auf die Richtung des Strö- mens hinüber, sondern man muss, um an Widerstandsfähigkeit zu ge- winnen, den Kopf des Pferdes etwas stromaufwärts richten, wobei das- selbe seitlich schreitet; an Stellen, wo die Strömung etwas lebhaft ist, macht das Pferd einen ziemlich spitzen Winkel (statt etwa eines 90- gradigen) mit der Flussrichtung, und es ist dabei nicht selten, dass z. B. zur rechten Hand des Reiters eine durch das Auge sehr deutlich erkennbare Differenz der Schnelligkeit, verglichen mit jener zur linken Hand, sich zeigt. Es macht diess bei der stetigen Wiederholung solcher Lagen einen Effect, ähnlich jenem auf einer mit drei oder mehr Ge- leisen belegten Eisenbahn, wenn zu den Seiten des Beobachters noch andere Züge, theils ruhig, theils in nur mässiger Bewegung sich befin- den; der nächste Eindruck ist, dass man selbst nicht weiss, fährt man, oder steht man stille. Im Coupe genügt es, die Augen zu schliessen oder einen sehr fernen Gegenstand zu betrachten, um sich zu sammeln. Aber bei solchem Flussübersetzen, wo der Reiter selbst über die ein- zuhaltende Richtung gegen das jenseitige Ufer zu urtheilen hat, wo das Pferd gelenkt werden muss und wo sich bei unsicherem Auftreten des Pferdes ungewöhnliche Schwierigkeiten bieten festen und ruhigen Sitz zu behalten, sind die Verhältnisse ganz andere. Selbst die uns zu Pferde begleitenden Yarkändis und noch mehr als diese Mäni, waren deutlich in ähnlicher Weise afficirt. Etwas Anhalten des Pferdes, Unterbrechung also der eigenen Bewegung, bietet am leichtesten Gelegenheit, sich klar bewusst zu werden. ®1) 81) Der Nothwendigkeit ähnlicher Pausen hatte ich auch bei dem Schwingen hängender Brücken von Bambusgeflechten oder von Seilen zu erwähnen gehabt (,‚Reisen“ Bd. I, S. 541 u. a.). 85 Döra Sässar, der Lagerplatz, ist noch an 1000 Fuss über dem Niveau des Shayök gelegen; die Höhe des Shayök fanden wir etwas weiter flussabwärts an der Uebergangsstelle bei Dera Sultän Chüs- kun gleich 14,440 Fuss; es ist letzteres der Ort, wo der Kiziläb in den Shayök eintritt. Kiziläb, ein türkisches Wort, wie deren mehrere in dem tibetischen Nübra vorkommen, heisst der ‚rothe Fluss“; doch ist die Farbe des Wassers, durch die Art der Suspension hervor- gebracht, von verhältnissmässig geringem Eindrucke. Diess dagegen hebt sich vor Allem hervor, dass mächtige Sandwälle, zum Theil auch feste Sandbänke sich gebildet haben. Zwischen den letzteren zieht sich der Fluss bei niederem Wasserstande, ziemlich tief unter ihrer oberen Fläche, erodirend fort; das Einstürzen solcher Bänke mag von Zeit zu Zeit ziemliche Unregelmässigkeiten in. Folge von Aufstauung und darauf folgendem Durchbrechen des Wassers hervorbringen. Zur Linken des Flusses sieht man über diesen Bänken Berge, die bis an die Schneegrenze sich erheben, mit etwas über 5000 Fuss relativer Höhe. Aber die rechte Thalseite ist hier durch einen Ausläufer begrenzt, der kaum 2000 Fuss ansteigt; grössere Erhebung beginnt erst weiter gegen Norden. Solche Landschaft ist in Hochregionen selten. Hier ist diese Form auch für den zu wählenden Weg entscheidend. | Unserem Uebergange über den Shayök folgte nämlich nicht sogleich das Eintreten in das Kiziläb-Thal.e. Der Weg führt über die Vorstufe, die nahe der Uebergangsstelle einen kleinen See und jenseits, bei 16,382 Fuss, eine sehr schöne, starke Qelle bot, deren Umgebung die Grenze der Strauchregion bildet. Dann kommen Murgäi bei 15,448 Fuss und Püllak bei 15,027 Fuss, beides oft benützte Haltestellen. Nun lenkt der Weg in das Kiziläb-Thal ein; er ist dort ungeachtet einer nicht bedeutenden Länge, wegen der steilen Abhänge zu beiden Seiten des Flusses, wegen der vielen stark erodirten Zuflüsse aus Seiten- gletschern und wegen der bedeutenden Ansteigung der Thalsohle selbst, sehr beschwerlich. Unter anderem muss der Fluss sehr oft überschritten werden. In diesem Thale begegneten wir zum ersten Male einer normalen, grossen Türki-Karawane mit Pferden und Kameelen. Die Leute, theils 86 reitend, theils zu Fuss, waren eben triefend aus einer ziemlich schwe- ren Uebergangsstelle dem Wasser entstiegen; desto lieber hörten sie an einem kleinen Feuer, das Makshüt schnell herstellen musste, und bei dem ihnen gebotenen Thee von den Neuigkeiten des Südens, die Mohämmad Amin von Ladäk und seinen Umgebungen, zum Theil noch aus Kashmir zu erzählen wusste. Von uns beiden „Sähibs“ oder Herren, als welche wir diessmal nicht unbemerkt bleiben wollten, sagte Mohämmad Amin (wie wir beim Herannahen der Yarkändis ihn beauf- tragt hatten), dass wir nur ein paar Märsche noch auf der Verkehrs- linie nach Yärkand vorgehen und dann wieder sogleich nach Le zurück- kommen würden. Es war diess das Beste, was sie in Le melden konnten, um über etwa auffallende Abwesenheit zu beruhigen; selbst wenn nach uns ausgesendet würde, blieben wir gedeckt; denn es war unser Plan, sobald wir die Karakorüm-Kette überschritten hatten, den Yärkand-Weg zu verlassen und nach Khötan uns zu wenden. Ehe wir am Abende dieses Tages, 8. August, die nun folgende Terrainstufe erreichten, hatten wir das Kiziläb-Thal zu verlassen. Bei einer Höhe von nahezu 17,000 Fuss begannen wir, gegen Norden 5° Westen, zum Däpsang-Plateau anzusteigen, fast in der gleichen Richtung in der wir das Thal heraufgekommen waren. Die Quelle aber berührten wir nicht. Diese liegt ein wenig seitwärts vom Wege, gegen Osten. Das Gehänge bis hinan zur Kante, welche hier das Kiziläb-Thal vom Däpsang-Plateau trennt, ist etwas steil; auf der höchsten Stelle dieses Ueberganges erhebt sich, ein tibetischer Läpcha „zum Schutze der Rei- senden und ihrer Wege. 8?) 82) Die Läpchas sind kegelförmig aufgeschichtete Steinhaufen, in welche eine Stange mit einer gedruckten Gebetflagge oder, häufiger noch in Tibet, einfach mit einem Streifen Leinwand versehen, eingesteckt ist. Der Läpcha vertritt die Stelle des Chörtens oder „Opferbehäl- ters“. Vor den Läpchas werden in den bewohnten Theilen Tibets kleine Opferkegel oder Figürchen aus Thon niedergelegt; hier mussten unterwegs aufgelesene Steinchen etwas ungewöhnlicher, gerundeter Form sie ersetzen, und stets wurde dabei das mystische Gebet: Om mäni pädme hum gesprochen, so oft ein Buddhist hier vorbeizog. Selbst die Tur- kistäni-Mussälmäns der Karawanen fanden dies „auf keinen Fall schädlich“, und man sieht solche an den Verkehrswegen gelegene Opferstätten sorgfältig geschont. Allgemeine Er- läuterungen über die monumentalen Constructionen und über we im Cultus gebrauchten Geräthe habe ich in „Reisen“ Bd. II, S. 89 gegeben. 87 Gegen Norden aber folgte nun eine gut ausgesprochene Plateau- formation, wie sie den Südrand der Karakorümkette an diesen Stellen umgiebt; ungleich mächtiger allerdings, wie wir sehen werden, sind die entsprechenden Terrainformen auf der Nordseite der wasserscheidenden Linie. Das Däpsang -Plateau bildet die letzte Vorstufe des Karakorum- Passes. Wir fanden die mittlere Höhe 17,500 Fuss; die wichtigste Haltstelle, Däulat Beg Ülde, liegt am rechten Ufer des obern Shayök- Flusses, Höhe 16,597 Fuss. An seinem Nordrande, auf der Seite des Karakorüm-Passes, erhielten wir als die Höhe des Plateaus 17,706 Fuss; zwischen dem nördlichen und südlichen Rande treten nur Erhebungen in Form von Felsengruppen oder von Seitenkämmen hervor, die etwas über 500 Fuss ansteigen; die Karakorüm-Kette hat an der Stelle des Ueberganges 845 Fuss relative Höhe über der Mitte. In der Senkung gegen den obern Shayökfluss ist das seitliche Gefälle meist ein sehr geringes. Das Däpsang-Plateau liegt noch ganz unter der Schneegrenze; selbst die Erhebungen auf demselben. fanden wir im August und September ganz schneefrei. Die geringe Menge des Winterschnees in dieser Lage soll gewöhnlich Mitte des Frühjahres verschwunden sein. Wird doch der Pass von den Karawanen den ganzen Winter hindurch benützt. Vegetation giebt es, aber nur spurenweise. Ein kleiner Halteplatz, den wir schon etwas südlich von Däulat Beg Ülde passirten, wurde uns Jachösh-Jilga genannt, weil dort ein Bach (Jilga) durch seine röthliche, von Suspensionen getrübte Farbe an Thee-Aufguss, ‚„Jachösh‘‘®%) erinnert. Uebrigens scheint dieser Name für ähnliche Localitäten nicht selten angewandt zu werden; Johnson erwähnt eines solchen Namens jenseits der Karakorüm-Kette; auf der Walker’schen Karte ist der gleiche Name diesseits noch, aber sehr nahe dem Passübergange selbst, angegeben. 83) Diese Art der Theebereitung ist die gleiche wie in Europa; aber bei dem eigentlichen Ja oder „Thee“ der Tibeter werden die Blätter mit Sodazusatz gekocht; dann wird gequirlt. und es kömmt noch Schmelzbutter und Kochsalz dazu. „Reisen“ Bd. III S. 291. 88 Der bedeutenden ‚Höhe wegen ist die Wassermenge des Shayök im Däpsang-Plateau noch nicht sehr gross; hier giebt es keine andere Be- lästigung des Durchschreitens, als die niedere Temperatur des Wassers. Vom Karakorüm-Passe selbst führt eine meist trockene Rinne herab. Die Lage der Quelle des Shayök lässt sich jetzt nach den neuern Daten der ‚‚Great Trigonometrical Survey‘ auch durch die Nähe einer als K23 bezeichneten Doppelspitze definiren, die bei der Quelle sich er- hebt; die Entfernung von Däulat Beg Ülde beträgt noch über 30 engl. Meilen gegen Osten. Nahe jenem Peak kömmt der Fall vor, dass die Bodengestaltung der nördlichen Seite über die wasserscheidende Linie übergreift und auch südlich davon sich zeigt. Shaw hat auf seiner zweiten Reise, 1870, bei seinem Rückwege in das Shayök-Thal zwei solcher Stellen gefunden. An der ersten folgte auf der Nübra-Seite dem obern flach abfallenden Boden sehr bald eine Strecke mit so steiler Neigung und so scharf eingeschnittenem Flussbette, dass ein weiteres Vordringen nicht mög- lich war. An einer andern, etwas südlich und östlich gelegenen ähn- lichen Stelle, die nicht von einer so steilen Senkung in Nübra gefolgt war, gelang es Shaw, eine gangbare Verbindung aus dem Gebiete des Karakäsh-Flusses in jenes des Shayök aufzufinden. Solche Bodengestaltung ist ganz entsprechend den tibetischen nach Süden offenen Formen, die an an vielen Stellen längs des Himälaya vorkommen. In einem Falle, am Kiüngar-Passe in Kämäon, hatte selbst der Uebergang über einen allerdings sehr hoch gelegenen Seiten- kamm eine solche tibetische Gestalt. Die Aenderung des Gefälles bleibt dabei, wenn richtig beachtet, im Karakorüm sowie im Himälaya, stets erkennbar. Diess allerdings kann vorkommen, dass man ihrer Form wegen Scheidelinie im Momente des Ueberschreitens als eine secundäre Bodengestalt betrachtet, diese unberücksichtigt lässt, und, vergebens dann, das Nachfolgen einer noch deutlicheren Grenze erwartet. Jedenfalls genügt es an solchen Stellen zur richtigen Beurtheilung, dass man sich eine Strecke lang wieder nach rückwärts wende. Das Bedeutendste, was in den Umgebuugen des Däpsang-Plateau gegen WNW. sich bot, war die Aussicht gegen den Gipfel Ka der Landes- 89 vermessung, welcher, wie später bestimmt, bis zu 28,728 Fuss Meereshöhe, an der Südseite der wasserscheidenden Kette sich emporhebt (,„Results“, Vol. H p. 427). Es ist dies bis jetzt der zweithöchste Berg, nicht nur Hochasiens, sondern der ganzen Erde. Vom Gaurisänkar in Nepäl wird er um 274 Fuss überragt. Obwohl seine Höhe auch durch seine relative Stellung sehr be- merkbar hervortritt, konnten wir weder in Tibet noch in Turkistän einen Namen für denselben erfahren. Da er vom Däpsang-Plateau so gut sich zeigte, habe ich denselben den Däpsang-Gipfel genannt, ein Name, der jetzt auch nach Petermann’s freundlichem Vorgange meist Aufnahme gefunden hat. Es bestärkte die Wahl dieses Namens, dass als Deutung angenommen werden kann ‚das gereinigte Zeichen ‚“ in dem Sinne der „glänzenden erhabenen Erscheinung“, und dass sich der Name auch sehr gut auf das ‚„Däpsang‘‘-Plateau als Standpunkt be- ziehen lässt. Ich hatte nicht versäumt, ungeachtet der Eile, die uns nach Norden drängte, eine Zeichnung davon zu machen; in Contour-Linien ist sie im Panorama No. 15 auf Tafel VII der ‚Gebirgsprofile“ gegeben.°*) Auf den gleichzeitigen Routen unseres Bruders Adolph in Bälti und im westlichen Ladäk hatte sich der Däpsang-Gipfel nirgend durch grosses isolirtes Auftreten bemerkbar gemacht. — In Däulat Beg Ülde nahm ich früh im ersten Morgenlichte eine Ansicht des Karakorüm-Passes auf und zwar als eines der grösseren Aquarelle im Massstabe von 1 Centimeter — 1 Winkelgrad, vertical sowie horizontal (Gen. No. 562). In der Mitte zieht sich dort gegen den Beschauer ein kleiner Bach herab und ober diesem tritt eine Senkung 84) Im Atlas zu Band II der „Results“ habe ich im Anschlusse an die Hypsometrie, welche den Gegenstand jenes Bandes bildet, 18 solcher „Panoramic-Profiles* zusammengestellt, die von Südosten gegen Nordwesten längs der Südseite des Himalaya und dann in nördlicher Richtung quer durch Tibet und Turkistän sich folgen. Auf kleineren Masstab reducirt er- scheinen sie auch als Beilage der „Reisen“, wo ich im 4. Bande denselben noch eine 8. Tafel, nach 2 Aquarellen aus Adolph’s Nachlass, beifügen werde, welche die von ihm gewählten Uebergangsstellen des Karakorüm und des Künlün zum Gegenstande haben. Verschieden von unseren landschaftlichen Bildern in der gewöhnlichen Form sind bei diesen Gebirgsprofilen durch ungleiche Stärke der Contourlinien sowie durch Anwendung von Schraffirung 3 Grade der Entfernung ausgedrückt; in den zu den Firnregionen ge- hörenden Erhebungen ist auch Licht- nnd Schattenseite unterschieden. Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d.Wiss.XII.Bd. I. Abth. 12 90 des zunächst liegenden Kammes ein, einer Uebergangsstelle nicht un- ähnlich. Doch es hebt sich im Hintergrunde eine hohe mit Firnen und Gletschern bedeckte Gruppe empor, die deutlich eine Fortsetzung des Hauptkammes ist, während der kleine Kamm nur ein secundäres, noch auf der tibetischen Seite liegendes Seitenthal trennt. Der Weg zum Karakorüm-Passe zweigt sich gegen Norden ab, rechts von der Mitte. Schon in ihrer Form lässt sich diese Stelle als der wahrscheinliche Uebergangspunkt erkennen, da man der Breite und Tiefe des Einschnittes wegen auch einen Theil der jenseits liegenden Felsen- parthien sieht. Diesseits noch fand sich, auf dem Wege zum Passe, eines der Steinschutt-Gebäude (skizzirt Gen. No. 352), wie man sie in diesen Ge- bieten bisweilen als Lagerungsplätze errichtet, die im schlimmsten Falle als Schutz gegen Sturm und Schneewirbel dienen können. Das hier stehende ‚„Passhaus“, auf dem S. 87 erwähnten zweiten Jachösh-Platze, war verhältnissmässig gross, denn es bestand aus drei unter sich ge- trennten, mit je einem eigenem Eingange versehenen Räumen. Aber die Construction war sehr mangelhaft und im Innern zeigte sich, wie stets, nichts als öder, schmutziger Raum. Unsere Leute mit den Lastthieren und dem Gepäcke waren schon einige Stunden vor uns von Däulat Beg Ulde aufgebrochen und hatten sich am Passe nicht aufgehalten, weil bei dem niederen Luftdrucke Eintreten von Wind sehr gefahrvoll werden kann und weil dort selbst an günstigen Tagen die Wahrscheinlichkeit lebhaften Windes für den Nach- mittag grösser ist als für die Morgenstunden. Sie erreichten den Halteplatz jenseits des Karakorüm, Döra Büllu oder (Turkistäni) Brängsa Büllu, um 8° Uhr des Abends. Wir selbst hatten uns wegen meines Zeichnens und einiger localer Beobachtungen fast etwas zu lange aufgehalten. Beim ersten Ansteigen auf der Südseite des obersten Kammes gab es kleine kurze Wasserrinnen, hier meist wassergefüllt; diesen entlang hatte bald auf dem rechten, bald auf dem linken Ufer der Weg emporgeführt. Nahe dem Uebergange noch fanden sich drei hübsche Bächlein, aus seitlichen Firnlagern in geringer Entfernung kommend, die sich vereinten; die letzte Streke des Weges aber war ganz trocken. 91 Firn hält sich sehr lange hier oben, wenn er durch enges Lager gegen directe Besonnung geschützt ist. Dessenungeachtet ist er als Tieffirn zu betrachten, denn die Schneegrenze, die wir erst an Stellen von grösserer Erhebung als der Karakorüm-Pass in diesen Gebieten zu messen bekamen, ergab sich zu 19,400 Fuss für die Südseite, zu 18,600 Fuss für die Nordseite des Karakorüm-Gebirges. Die Passhöhe hatten wir um 1!/a Uhr Nachmittags erreicht; wir konnten bis zur höchsten Stelle hinan auf unseren trefflichen Turkistäni- Ponies reiten. Wir blieben am Passe bis gegen 6 Uhr Abends be- schäftigt, unter Anderem mit magnetischen Beobachtungen. Mohämmad Amin und ein Yarkändi-Diener, jener, dessen Lastpferd gewöhnlich die physikalischen Instrumente und die Zeichnungsrolle trug, hatten mit uns zu verweilen. Der Luftdruck am 9. August um 5 Uhr Abends, mit. unserem Thermobarometer bestimmt, zeigte sich, berechnet aus 82'229 C. — 15'38 engl. Zoll; die Temperatur war sehr milde, um 5 Uhr Abends noch 14:0° C. im Schatten; die relative Feuchtigkeit war 0 Procent. (Später, am 4. September, erhielten wir, um 10" a. m.: Luftdruck 15'41 Zoll, Lufttemperatur 96° C., relative Feuchtigkeit 7 Procent). Als Mittel der Höhe ergab sich 18,345 Fuss (s. o. 8. 36.) Das Gestein am Kamme und in seinen nächsten Umgebungen ist sedimentär geschichteter grauer Schiefer. Den kahlen Boden bedeckten auf weite Strecken durch Verwittterung zerkleinerte Schieferstücke; zwischen diesen lag angewehter Sand. Die Aussicht vom Passe aus ist sehr beschränkt, ganz verschieden von dem, was man etwa in solcher Höhe erwarten möchte. Gegen Süden reicht sie nicht weit über Bergzüge am Däpsang- Plateau, gegen Norden ist sie durch die ganz nahen Felsenrücken begrenzt, die sich, unregelmässig gekrümmt, vom Kamme abzweigen. Die Berge unmittelbar am Passe sind Gipfel von etwa 800 Fuss relativer Höhe, durch Verwitterung gerundet. Diese sowie der Kamm selbst fallen gegen Turkistän in ähnlicher Weise ab, wie gegen Nübra. Verschieden von der Bodengestaltung, die ich bei der Shayök- Quelle zu erwähnen hatte, sind es die steileren, felsigen Formen, welche hier am Kamme oben hervortreten und zwar hier zu beiden Seiten der 12* 92 Wasserscheide. Ist man aus diesen Felsenrücken am Passe und dann aus den auch nördlich vorkommenden, im Gestein etwas tiefliegenden Bach- rinnen herausgetreten, so ändert sich der ganze Charakter der Landschaft. Der deutlichste Typus einer ausgedehnten, „subtropischen Höhen- wüste“, dies ist das neue Bild, welches der erste Einblick in Turkistän bietet. Schneebedeckte Höhen erhoben sich in einiger Ferne, doch waren diese Kämme, wie auch die Form und die nördliche Richtung derselben es zeigte, noch lange nicht die Begrenzung des „Plateau von Turkistän.“ Die Grenze des Plateau gegen Norden ist der Entfernung wegen dem Auge nicht erreichbar; sie liegt am Fusse des Künlün - Gebirges. Gegen Nordosten sind die betreffenden Theile des Plateau durch Aus- läufer der secundären, nahe dem Standpunkte beginnenden Kizilkorüm- Kette verdeckt. Der Verschiedenheiten zwischen einer Höhenwüste, wie hier, und einer tropischen und zugleich Tieflandwüste giebt es noch sehr viele. Einzelne Berge, auch Bergzüge können in den Höhenwüsten sowie in Wüsten im Tieflande vorkommen, auch das Vorherrschen von Steinen, statt des Sandes, an der Oberfläche. ist in Tiefwüsten nicht selten; aber die tropischen Tieflandwüsten haben die Lufttemperatur den grössten Theil des Jahres hindurch sehr hoch, höher dann als dem Mittelwerthe der Isothermen für solche Breite entspricht, und sind mit Ausnahme vereinzelter Oasen wasserleer. Die Höhenwüste dagegen, wie sie hier sich bietet, hat bei einer nördlichen Breite, die 1/a Grad südlicher ist als jene von Algier, ihrer Höhe wegen niedere Lufttemperatur, auch im Sommer; sie hat zwar vorherrschend sehr lebhafte Besonnung, aber auch grossen Wärmeverlust durch Strahlung. Eine andere wichtige Unterscheidung dieser Höhenwüste liegt darin, dass sich ungeachtet einer geringen Regenmenge, so lange nicht zu niedere Temperatur hemmend einwirkt, Wasser sich finden lässt; an einigen Stellen als Siekerwasser nicht ohne Schwierigkeit, an anderen Stellen selbst in der Form von laufenden Flüssen. Bedingt ist dies durch die vielen Firn- und Eis-Lager auf den Bergen und in den Felsengruppen. Die Wasserverbreitung und die Besonnung sind es, die, ungeachtet der sonst so ungünstigen Verhältnisse, auf die Vegetation bemerkbaren Einfluss 93 üben; grüne Flächen allerdings gab es nirgend, aber wenigstens liess Manches vereinzelt sich finden. — Bei einer Entfernung unseres Lagerplatzes von nahezu acht engl. Meilen hatten wir nun rasch anzureiten, was ziemlich bald begonnen werden konnte. Die Neigurg des Bodens bot nach kurzer Strecke keine Schwierig- keit mehr und der Weg, über den verwitterten Schiefer, war weder zu felsig noch zu sandig; nur kurz vor dem Lager noch hatten wir, an der Vereinigungsstelle zweier Bäche, eine ziemlich steile Erosions- schlucht zu passiren. Der Höhenunterschied, den wir vom Passe zum Lager herabzukommen hatten, war allerdings über 1400 Fuss, aber in Verbindung mit der Entfernung und den Krümmungen des Weges berechnet sich für diesen Theil in der Hochwüste, vom Fusse des Kammes an, eine Neigung von wenig über 2 Grade der ganzen Strecke entlang. Wir erreichten unsere Zelte um 9" 30” Abends; der Yarkändi, welcher das mit den Instrumenten beladene Pferd zu führen hatte, traf erst nach 11 Uhr ein, obwohl er sich selbst und das Pferd mög- lichst angestrengt hatte. Letzteres war einmal gefallen, wobei ein Instrument etwas beschädigt wurde. An dem auf dem Passe benützten Theodoliten „2, Jones‘ war die Libelle am Verticalkreise lose geworden und zerbrochen, doch gelang es mir, eine Reserve-Libelle später genau einzusetzen. Jenen Abend hatte sich diese Landschaft, bald nachdem wir die Passhöhe verlassen hatten, in einer auffallend veränderten Stimmung gezeigt; nämlich als zart mondbeleuchtet, bei erstem Mondsviertel. Dass die Dämmerung, beeinflusst durch die Höhe und die Lage gegen den Aequator, eine schwache gewesen, war dem Effecte des Mondes als solchem nur günstig, wenn auch die allgemeine Helligkeit dabei verlor; die grossen Formen wurden um so stärker und um so rascher markirt. 94 IH. UVeberschreiten des Elchi-Passes der Künlün-Kette, vom Yarkändi-Districte Sarikia nach Büshia ın Khötan. Wahl der Route und der Begleiter. Passübergang in Schneesturm. — Ungewöhnliche Geröll- und Geschiebe-Massen. Erosion, Wasserfälle. Dera Oitäsh. — Büshia und die Khotänis. Race arisch; Wohnart nomadisch. — Locale Terrainverhältnisse. Baumgrenze. Hydo- graphisches. — Verbindung mit Elchi. Allgemeine Gestaltung des Thales. — Rückkehr nach dem Karakäsh-Thale. Auf dem Marsche von Dera Büllu über den secundären Kizilkorüm- Pass der Hochwüste, 17,762 F., und vorüber dann am See Kiük Kiöl an den Südfuss der Künlün-Kette, wo wir zu Dera Sümgal grösseres Lager aufschlagen mussten, hatten wir vom 10 bis 19. Aug. zugebracht. Die Angaben über jene Strecke werde ich im 4. Band der „Reisen“ bringen. Was hier folgt ist ein Bericht über die Künlün-Kette selbst, zum Vergleiche mit den Verhältnissen der Karakorüm-Kette. Schon in Nübra hatte uns Mohammad Amin davon gesprochen, dass er von Sümgal aus ausser den Wegen nach Yärkand, in nordwest- licher Richtung, auch einen kürzeren Weg über den Künlün nach Norden, nach Khötan, wisse. Seine Yärkandwege hätten zwar gleich- gleichfalls geboten, die damals Europäern ganz neue Künlün -Kette zu überschreiten, aber sie hätten alle erst in ziemlicher Entfernung bewohnte Orte erreicht. In unserer gegenwärtig so bedrängten Lage blieb nur der Uebergang nach Khötan zu wählen, obwohl der Terrainschwierigkeiten auf diesem ungleich grössere zu erwarten waren. Eigentlichen Weg gab. es hier gegen Norden nirgend; man musste zufrieden sein, die eine oder andere Stelle zu finden, wo die Schwierig- keiten nicht gar zu sehr sich häuften und wo zugleich ein gewisser Grad 95 absoluter Leistungsfähigkeit im Vorwärtskommen für Menschen und womöglich auch für -Thiere zu erwarten war. Und doch hing jetzt so viel von dem Erfolge ab, sehr verschieden darin von einer Bergersteigung, die man, wenn zu schwierig, ohne Nachtheil abbrechen kann. Die Route, die Mohämmad Amin vorschlug, war jene über den Elchi Davän-Pass, Er war früher einmal über diesen Pass gegangen; „aber seit 20 Jahren nicht mehr‘, wie er sogleich beifügte. Neben diesem, etwas östlich davon, wäre nochein anderer Pass möglich gewesen, den uns Mohämmad Amin als Yurungkäsh Davän bezeichnete. „Sehr hoch“, meinte er, ‚wäre jener nicht, doch da er die Gegend dort gar nicht kenne, so rathe er davon ab.“ Mit Recht. Als mehrere Jahre später, 1865, wie oben erwähnt, von Johnson der Versuch des Ueberchreitens jenes Passes, richtiger Yängi Davän benannt, gemacht wurde, ergab sich bei grösserer Länge des Weges selbst die Höhe als eine um fast 2000 Fuss grössere. Der Punkt, den Mohämmad Aımin als „ungefähr so wie der Pass gelegen‘ zeigte, war zu nahe und zu niedrig. An ein Aufbrechen mit unserer ganzen Karawane war nicht zu denken. Doch, da einige Hoffnung vorhanden war, schon in Büshia neue Pferde, Yaks, sowie Lebensmittel für uns und Futter für die Thiere zu erhalten, so liess sich erwarten, auch einige der Leute zu bewegen, das ständig bewohnte und nicht sehr ferne Büshia-Thal zu besuchen, obwohl Gletscher und Firne überstiegen werden mussten und die Witterung sehr un- günstig war. Von unseren Begleitern (s. S. 71)nahmen wir nur 3 nach Khötan mit. Nebst Mohammad Amin wählten wir Makshüt, den früheren Gefährten Moorcrofts. Obwohl er bejahrt und körperlich nicht sehr rüstig war, und schon auf dem Marsche von Nübra bis Sümgal bei jeder irgend unge- wöhnlichen Schwierigkeit uns zum Aufgeben unseres Unternehmens veranlassen wollte, war er uns als Dolmetscher für hindostäni und türkisch sehr nothwendig, um uns gut zu verständigen, da Mohämmad- Amin gar nicht hindostäni konnte und selbst tibetisch nur sehr wenig. Es hätte also, wenn Mäni aus Milum (siehe Anmerk. 76 8. 71) als Dolmetscher für tibetisch und hindostäni mitgegangen wäre, nur wenig geholfen. Mäni wäre allerdings rüstiger gewesen. Da er aber 96 nicht türkisch sprechen konnte, hätte die Besprechung doch nur sehr unsicher und, der doppelten Uebertragung wegen, mit sehr viel Zeit- verlust durchgeführt werden können. In Turkistän war Makshüt noch nicht gewesen; sein Türkisch hatte zu Le, wo er sich seit Jahren als Handelsmann niedergelassen hatte, im Verkehr mit den Türkis der Karawanen gelernt. Als dritter ging mit uns einer der kräftigsten unter den Yarkändi- Dienern Namens Adil. Bei den fünf andern blieb Mäni als Obmann und Aufseher für Gepäck und Pferde zurück. Sumgäl, wo das Lager war, ist eine als Haltestelle wohl kenntliche Felsenstufe, auf der rechten Seite des Karakäsh -Flusses gelegen; Flusshöhe daselbst 13,215 Fuss. Das Thal ist hier sehr breit, und der grosse Gau, der sich von hier an bis zur Wendung des Karakäsh -Flusses gegen Norden hinzieht, ist als Distriet für sich unterschieden und heisst Sarikia. Von Pferden wurden 4 mitgenommen; zwei, die bepackt wurden, aber sehr sorgfältig beladen und nicht zu schwer, und°zwei andere, die für Robert und mich oder wenn für jene nöthig, wie es sehr bald sich zeigte, abwechselnd auch für Mohämmad Amin und Makshüt als Reit- pferde dienen sollten. Instrumente zu Höhen- und Winkelmessungen; nämlich Hypsometer, prismatischer Compass und Verticalkreis, auch Fernrohr, wurden ebensowohl als Waffen unter uns und die Begleiter vertheilt; auch mit festem Stocke und mit Stricken, zum Schutze auf den uns drohenden frischangewehten Schneedecken, liess ich Alle sich wohl versehen. War schon aus den Alpen unter Leitung guter Führer die Nothwendigkeit solcher Vorsicht mir bekannt, so verdiente dieselbe bier um so mehr Berücksichtigung, da den Yarkändis ohnehin nicht nur genaue Kenntniss der zu wählenden Pfade, sondern auch die Ge- wandtheit der Bewegüng in den nur selten von ihnen betretenen Firn- gebieten fehlte. Von Sümgal liess ich am 23. August um 8 Uhr Morgens aufbrechen; um 10 Uhr wurden wir von einem starken Schneegestöber mit heftigem Winde überfallen, das bis 6 Uhr Abends ohne Aufhören fortwährte. Der selbst beim schönsten Wetter sehr schlechte Weg war unter so schlimmen Verhältnissen sehr erschwert. Auch der Einfluss des verminderten Luftdruckes machte sich bei solchem Winde sehr bald IM fühlbar für Menschen und Thiere. Eine gute Strecke noch unter der Passhöhe geschah es, dass eines der Pferde, eine schöne Turkistäni- Stute, offenbar taumelnd, sich legte. Aber nachdem sie mit einiger Nachhilfe zum Aufstehen gebracht war, schloss sie sich sofort der Gruppe der Pferde wieder an und stieg, in gleichem Schritte, mit den andern zum Passe empor. Die Uebergangsstelle, hier die Berührung der Firnmeere des süd- lichen oder Sümgal - Gletschers und des nördlichen oder Büshia- Gletschers, erreichten wir um 1 Uhr Nachmittags. Die Höhen- messung nt Hypsometer) hatte 17,579 Fuss ergeben. Für den Pass erhielt ich nur einen Namen I zwar Elchi- Davän, darauf sich beziehend, dass er von Süden her den nächsten Weg nach Elchi, der Hauptstadt von Khötan, bietet. Auf Johnsons Karte zu seiner Reise von Le nach Khötan im Jahre 1865 finde ich unseren Elchi-Pass gleichfalls angegeben, benannt Hindo-tak-Divan, wohl als Hindü-tagh- .Davän oder „Pass über den Hindü-Berg‘‘ zu verstehen; eine Bezeichnung desselben, welche in den spätern Jahren sehr wohl dadurch veranlasst werden konnte, dass nun auch der Weg nach Indien an sich mehr Be- deutung erhielt. Die Lufttemperatur am Passe war um 1 Uhr, als wir ankamen — 1:°1 C., sie sank aber während eines Aufenthaltes von °/a Stunden, welcher der Erschöpfung der Pferde wegen nicht zu vermeiden war, auf — 36° C. Für die relative Feuchtigkeit, mit dem Psychometer bestimmt, ergab sich keine Aenderung. Sie war ungeachtet des Schnee- falls mit Nebel nicht volle Sättigung sondern 90 Proc., nichts Unge- wöhnliches, auch in den Firnregionen der Alpen. Hier erschwerte zugleich der nur 15'817 Zoll hohe Hufierueke und der heftige Wind das Vorrücken gegen Norden. Doch es war Gefahr im Verzuge. Auf der gegen Norden abfallenden Seite des Passes gingen nun wir selbst und Mohämmad Amin, mit Seilen verbunden, voran, um Weg zu machen, da hier der Firn und mehr noch der weiter abwärts zu Tage tretende Gletscher sehr viele Spalten zeigte. Wir fanden uns hindurch, und waren auch glücklich im Weiterbringen der beiden an langem Zügel leer geführten Pferde, obwohl sie einigemale über nicht Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 13 98 zu breite Spalten, wenn sie ihrer Länge wegen nicht wohl umgangen werden konnten, springen mussten. Aber Makshüt und dem Yarkändi Adil war es nicht möglich, die beiden andern Pferde beladen gleichfalls über die Gletscherspalten hinüber zu bringen. Sie liessen das Zelt, die Bettdecken und den Koffer mit Geld und einigen Instrumenten (die nöthigsten trugen glücklicherweise Mohämmad Amin und wir selbst) auf dem Gletscher zurück und nahmen nur einige Lebensmittel und ein wenig Holz mit. Dennoch folgten sie erschöpft durch das steile Ge- fälle und den rauhen Schneesturm, der bis gegen 6 Uhr währte, so langsam mit den beinahe ganz leeren Pferden, dass sie bei der rasch eintretenden Dunkelheit nicht mehr über die steile Endmoräne herab- kommen und uns jenen Abend nicht das Geringste liefern konnten. Wir hatten sie nicht einmal mehr dort ankommen sehen, nur das Geräusch bei ihren letzen Versuchen sich noch fortzuhelfen machte uns auf ihre Nähe aufmerksam und jetzt konnten wir uns wenigstens gegenseitig durch Zurufen verständigen. Ohne Nahrung, ohne Feuer, selbst ohne eine Decke zum Schutze legten wir uns für jene Nacht in unsern nassen Kleidern in den Schnee. Das Holz half auch den Zurückgebliebenen nichts, oben auf dem Eise; aber wenigstens fanden sie etwas gebratenes Fleisch noch vor und diessmal auch einen Rest Chapati (ungesäuertes indisches Brod, das eigentlich zu jeder Mahlzeit frisch bereitet und warm gegessen wird, von dem wir aber für ungewöhnliche Märsche ebenso wie von gekochtem Fleische stets etwas Vorrath mitnehmen liessen). | Schon des Abends kurz vor 6 Uhr, als es eben noch hell genug war, ein Minimum -Thermometer, das wir bei uns hier unten hatten, aufzustellen, war die Temperatur der Luft — 0'5° C. Obwohl wir Nachts bedeckten Himmel behielten, der in solchen Höhen durch Ver- minderung des Wärmeverlustes durch Strahlung bisweilen merklich schützen kann, war doch die Kälte sehr bedeutend geworden. Die Marke des Thermometrographen stand auf — 11'4° C. und um 7 Uhr Morgens noch war die Temperatur — 10'1° C. Und dabei waren zwei unserer ungewöhnlich geschwächten Pferde erfroren, das eine oben bei unseren Leuten am Gletscher, das andere, eines unserer besten Pferde, das wir schon im vergangenen Jahre im Himälaya hatten, zu unseren Füssen. 33 Als Höhe des unteren Endes des Elchi-Gletschers, wo wir mit Mohammad Amin gelagert hatten, ergab sich 14,810 Fuss. Der Morgen des 22. August gehörte wohl zu den peinlichsten der Reisen. Nicht nur war den Anstrengungen Sümgal zu erreichen, so rasch die so sehr erschwerte Ueberschreitung des Elchi-Passes gefolgt, auch was wir jetzt ohne Habe in Geld oder in Waare in Khötan für unsere so dringenden Bedürfnisse uns verschaffen konnten, war unbe- stimmt genug. Ein Herabholen und Weiterschaffen selbst eines Theiles nur der ziemlich weit oben noch zurückgelassenen Gegenstände wäre bei dem Verluste von zwei Pferden um so weniger zu versuchen gewesen. Die Sättel nahmen wir mit; sie waren nicht schwer und hatten im Nothfalle selbst als Waare guten Werth. Auch der kleine Rest des Holzes der nach dem Thee und Imbiss des Morgens uns blieb, wurde nicht vergessen, und wir hatten diess für den Abend jenes Marsches nicht zu bereuen. Bei unserem Aufbruche war der Himmel noch grau bedeckt, doch die Bewölkung, wie an den Umgebungen unseres Lagers sich erkennen liess, war hoch, und in Folge der Decke frischen Schnees, die in den Morgenstunden mehrere tausend Fuss noch tiefer als unser Lager herab- reichte, verbreitete sich über die ganze Landschaft ein ungewohntes grelles und doch gleichartiges Licht. Nach Büshia, dem ersten Orte, wo wir Begegnung mit Menschen erwarten konnten, hatten wir, wie Mohämmad Amin annahm, noch eine gute Tagereise. Zugleich schlug er aber vor, diese nicht ganz auszu- führen, „denn“, meinte er, ‚es müsste jedenfalls ungünstig, selbst Verdacht erregend erscheinen, wenn wir etwa spät des Abends in Büshia noch heute ankommen sollten“. Solches war ohnehin nicht zu befürchten. Obwohl die directe Entfernung noch kleiner war als sie von ihm geschätzt wurde, so wurde doch längs dieses Weges, anfangs durch starke Neigung, dann auch durch viel Gerölle und tiefe Erosion in demselben, grosse Schwierig- keit und mannigfache Verzögerung verursacht. Am Nordabhange der Künlün-Kette zeigte sich nämlich wegen der steilen Gefälle des Kammes und seiner obersten Gehänge in den ersten Erweiterungen und Thalstufen, die nun folgten, wo sonst ein Gebirgs- 12 100 bach zwischen festem Gesteine zu erwarten gewesen wäre, eine theilweise Anfüllung derselben durch Geröll und Geschiebe, darunter Stücke von bedeutender Grösse, vorherrschend aber gewöhnliches Fluss- geröll, das durch Druck und thonige Einlagerung etwas fest geworden war. Wird ein Thal dieser Form bis etwa zu einem Zehntel der Höhendifferenz zwischen seiner frühern Basis und den seitlichen Kamm- linien ausgefüllt, wie hier sehr wohl nach dem, was die Querprofile zeigen, sich annehmen lässt, so beträgt die Erhöhung der Thalsohle häufig an 1000 Fuss und es wird dann die Sohle des Thales eine viel breitere, wenn auch eine ähnlich wie früher geneigt bleibende Fläche. Diese Ablagerungen sind mit jenen auf den Hochebenen am nördlichen Rande der Alpen zu vergleichen, obwohl hier in den Thälern die Quantität der abgelagerten Masse gegen jene auf den Ebenen nur eine geringe ist. Bei soleher Bodenbeschaffenheit ist nun Erosion wegen des geringen Widerstandes sehr bedeutend. In den Alpen-Hochebenen zeigt sich diess vorherrschend in der Breite des erodirten Raumes, hier in der verticalen Dimension desselben. Da in Hochasien zum grössten Theile, auch im Künlün auf der Nordseite wenigstens, die Bodengestaltung eine „Vergrösserungder Alpenver- hältnisse bei Aehnlichkeit der Form“ zeigt — nemlich grössere Höhen- differenzen zwischen Thalboden und Kamm- und Gipfelerhebung bei gleicher Neigung der Gehänge — so ergiebt sich grössere Fläche auch für das Flussgebiet eines jeden Thales. Und da nun die Erosion bei jedem Thale nur auf die eine, tiefste Hauptlinie, wie der Abfluss es bedingt, sich concentrirt, so folgt daraus, dass grössere Flächenaus- dehnung sehr bald hinreicht, in der Erosion von Detritusmasse wenigstens, den Einfluss verhältnissmässig geringer Regenmenge verschwinden zu machen. Ich musste auf diese Wirkung der allgemeinen Gestaltung hier nochmals zurückkommen, da er sich in diesem Gebiete besonders deutlich erkennen lässt®°). 85) Beispiel der Erosion auf der regenreichen Südseite des Himalaya habe ich gegeben in „Reisen“, Band II S. 376 nebst Tafel XIII. Die Erosionstiefe beträgt dort in festen Felsen über 1200 Fuss. 101 Auf der längs des Weges in das Khötan-Thal viel steileren Südseite des Künlün, wo die Flächen der Firne und Hochthäler weitkleiner sind, fehlen auch die Erscheinungen grosser Wasserkraft, während sie sich weiter westlich, z. B. da, wo in der Nähe des Kiliän-Passes durch die Aus- beugung des Künlün-Kammes eine Beckenform auch in den Hochregionen südlich vom Kamme sich bildet, in gleicher Weise zeigen. Es liegen mir dafür die Beobachtungen Adolph’s längs seiner Route von 1857 vor. Die Erosionstiefe unterhalb des Büshia-Gletschers erreicht schon sehr bald 700 bis 800 Fuss. Störend für den Marsch wird die Erosion, wenn sie auf der Seite der Route des Reisenden kahle Felsengehänge blosgelegt hat und wenn man nun eine Strecke weit über solche sich fortarbeiten muss; ungleich grössere Schwierigkeiten aber bieten sich, wo das Flussthal selbst oder auch nur das Eintreten eines Seitenbaches überschritten werden muss. Da die Seitenbäche dort, wo sie einmünden, an ihrem Rande stärkeres Gefäll bekommen, was auch nach aufwärts etwas rückwirkenden, Strom- schnellen bildenden Einfluss hat, ist in ihrem untersten Theile die Tiefe der Erosion meist jener des grössern Flusses, dem sie zufliessen, ziemlich gleich. Das Durchziehen einer Erosionsschlucht in Geröll ist sehr oft ermüdender, selbst gefährlicher, als einer solchen, bei ganz gleicher Gestalt, in festem Felsen. In diesem Gebiete kommen auch Wasserfälle vor, nichts Ungewöhn- liches in anderen Gebirgen, aber hier desto auffallender für uns, nach- dem wir uns durch aufmerksames Vergleichen all der von uns getrennt ausgeführten Routen überzeugt hatten,°°) das es am ganzen Südabhange des Himälaya, ungeachtet seiner steilen und felsigen Gehänge nur ganz vereinzelte kleine Wasserfälle gibt und dass sie auch auf der Nordseite fehlen, und zwar im nördlichen Himälaya- und im ganzen Karakorüm- ehiäte südlich und nördlich bis heran zum Künlün. Hier treten sie auf, weil doch „noch nicht alle Wasserfälle zu Stromschnellen geworden sind“; man findet sie in festen Felsen, auch 86) Erläutert „Reisen“ Bd. II, S. 116. 102 in den Geröllausfüllungen der Thäler, da wo die Wassermenge, welche dieselben durchzieht, etwas geringer und weniger kräftig wirkend ist als längs den Hauptlinien oder als unmittelbar an den Einmündungs- stellen der Seitenbäche. Der oberste Wasserfall, den ich sah und auch in Farbe skizzirte (Gen. No. 578), war jener des Ulär-Baches, zur Rechten unserer Route. Die Höhe des Absturzes war nicht sehr gross zu nenneu, sie betrug an 40 Fuss, aber wenn man thalaufwärts blickte, sah man nur einer tief eingeschnittenen Schlucht entlang, wobei noch Mündungen tief erodirter Seitenthäler, Thoren ähnlich, sich erkennen liessen. Selbst das Wasser des Baches oberhalb des Falles war verdeckt, da sein Weg durch eine flache Lage groben Gerölles führt, von dessen Rändern das Fluss- bett bedeutend überragt ist, und nirgend zeigte sich von diesem Stand- punkte ein höherer Mittelgrund der Landschaft oder ein Hintergrund in der Form vereinzelter der nicht sehr fernen hohen Schneegipfel. Ein zweiter, diesem ganz ähnlicher Wasserfall ist jener des Ajar- Baches, der etwas weiter thalabwärts folgte. Am Wege über den Kiliän-Pass gibt es auch solche Wasserfälle, und dort, weil daselbst der Künlün-Abhang auf der Südseite und auf der Nordseite nahezu gleich gestaltet ist, kommen die Wasserfälle ebenso wie die eigenthümlichen Geröllausfüllungnn zu beiden Seiten vor. Unseren letzten Halt vor Büshia machten wir zu Dera Oitäsh, auf der linken Thalseite. Zur Zeit war der Platz leer; aber es bot sich hier ein Weideplatz mit treffllichem Grase, der auch von Hirten bis- weilen bezogen wird, obwohl die Höhe 12,220 Fuss ist und Brenn- material selbst in der Form kleinen Strauchwerkes gegen tausend Fuss hoch heraufgetragen werden muss; auf dem Wege thalabwärts waren uns am folgenden Tage Gebüsche erst bei 11,140 Fuss vorgenommen. Hütten waren keine zu sehen, auch nicht aus Steinen aufgerichtete; aber Lagerplätze und Feuerstellen waren an mehreren Punkten zu er- kennen. Stabile Hirtengebäude wie das oben (8. 67) erwähnte Kör- dzog, kommen an solchen nur ir Sommer bezogenen Plätzen in Tibet vereinzelt vor; im Künlün aber sind deren so wenig zu erwarten, als Zelte statt der Holz- und Steinhütten in der Alpenwirthschaft Europas. 105 Im Thalbecken von Oitäsh hatte sich die Geröllmasse sehr vermindert und stellenweise tritt anstehendes Gestein, granitähnliche Gneissmasse, aus demselben hervor. Hier bot sich das erstemal wieder, nach Tibet und nach der nörd- lichen Hochregion des Karakorüm, eine Landschaft etwas ähnlich jenen in gleicher Höhe am Südabhange des Himälaya; nämlich in Farbe, auch in relativer Erhebung der das Bild begrenzenden Kämme und Gipfel. Aber darin ist Oitäsh charakteristisch verschieden, dass die Thalfläche ungleich grösser ist, als solche im Himälaya zu finden wäre; damit verbindet sich hier, bei der geringen Geröllmasse, dass local der Büshia- Dariäu in zahlreiche Verzweigungen sich theilt, und dass bei der geringen Geröllmasse die Erosion nicht tief ist, während auf der Südseite des Himälaya, auch unter solchen localen Verhältnissen, der ungleich grösseren Regenmenge wegen das abfliessende Wasser vorherrschend Concentration im Laufe und tieferes Einschneiden zeigt. Die Verzweigung des Wassers, sowie der flache Boden würde das Kreuzen des Flusses, das noch auszuführen bleibt, bei Oitäsh sehr leicht machen; doch kann die Thalseite wegen Vertheilung steiler Felsen- wände in der nun folgenden Thalenge nur innerhalb dieser gewechselt werden. Der Uebergang macht dort wegen des starken Gefälles stets sehr grosse Schwierigkeiten und kann auch sehr gefährlich werden. Man sagte uns, das manchmal wochenlang kein Versuch überzusetzen gemacht werden kann. Am 25. August gegen 11 Uhr Vormittags, 4 Stunden nach unserem Aufbruche von Döra-Oitäsh, kamen wir an die grossen unmittelbar bei Büshia gelegenen Weideplätze, die wir von Hirten und Heerden bezogen fanden. Die Umstände, unter welchen die Leute uns bemerkten, waren von sonderbarem Effecte. Wir sahen zuerst ihre grossen Schafheerden jenseits des Büshia-Baches, und da der Abstand noch gross war, richteten wir ein Fernrohr dahin. Augenblickliche allgemeine Flucht; die Leute hielten das Fernrohr, wie sie später sagten, für eine Flinte. Aber als nun Mohämmad Amin ohne Waffen sich ihnen näherte, legten auch sie ihre nicht schlechten Luntenflinten (mit russischen Stempeln) weg, und 104 wurden rasch Freunde, Eine grosse Filzdecke wurde ausgebreitet, auf welche nach gegenseitigen endlosen Complimenten und Ceremonien Alles sich niederliess; baldigst folgte dann das Anbieten von Thee und Reis. Mit Ausnahme der etwas verborgen gehaltenen Beschuhung (s. o. $. 72), waren wir ganz gekleidet wie die Landesbewohner selbst, was bei Reisen der Eingeborenen aus dem Süden, wenn dieselben sehr weit sich ausdehnen und Gegenden mit sehr verändertem Klima er- reichen, das Gewöhnlichste ist, sowohl um sich genügend gegen Kälte zu schützen, als auch ganz allgemein um nicht mehr als nothwendig aufzufallen. Eigenthümlich ist es, wie viel eine Bekleidung, ganz ver- schieden von den Formen, die man gewohnt ist zu sehen, dazu bei- tragen kann, jene kleineren Racen-Unterschiede wenigstens rasch ver- schwinden zu machen, die man als „nationale“ häufig bedeutend überschätzt. Ja, die Bewohner von Büshia hielten uns in der That, da sie nie einen Europäer gesehen hatten und da wir uns das Gesicht und die Hände mit einer desshalb mitgenommenen braunen Okermasse etwas angerieben hatten, — wie wir unserer Route entsprechend es vorgaben — für indische Kaufleute aus Delhi, von dem wir Manches zu erzählen hatten. Die Begleitung Makshüts, der sicher einen ganz normalen Eindruck machte, war uns dabei nur günstig. Er selbst war einer jener indischen Mussälmäns, deren Typus die indisch-arische Basis®’) besonders gut er- kennen lässt, und unsererseits ging das Hindostänisprechen mit ihm ganz befriedigend, in der Art nämlich, dass wenigstens keine Störung durch Mangel an Worten für jene bemerkbar wurde, die überhaupt die Sprache als solche nicht kannten. öiner der aufmerksamsten Zuhörer vom Beginne an, mit dem wir auch persönlich zu unterhandeln bekamen, war der Beg oder Vorstand. Büshia hatte wie jede Gemeinde bei uns, und wie in diesem dünn bevölkerten Lande auch jede noch so kleine Gruppe von’Häusern und Zelten, seinen Chef. In Turkistän sind solche, wie meist in den musälmänschen Ländern, in patriarchalischer Weise für je einen Ort sehr autonom und müssen wo möglich alte Leute sein. 87) Ueber Race der indischen Mussälmäns gegenüber den indischen Kasten, s. „Reisen“ Band I, S. 493. 105 Unsere Conversation bewegte sich etwas langsam, wegen der für Rede und Gegenrede nöthigen Uebersetzung; doch da es des Neuen so viel zu hören gab, störte dies nicht die gute Stimmung der Khotänis und bald konnten wir auch damit beginnen, ihnen unsere Lage aus- einanderzusetzen und um ihre Hilfe sie anzusprechen. Obwohl wir momentan ihnen nichts bieten konnten und auf Bezahlung an Begleiter, die sie uns dann beim Rückmarsche mitzugeben hatten, verweisen mussten, fanden wir doch volles Vertrauen und eine vortreffliche Auf- nahme. Wir erhielten Pferde, Yaks, sowie Schaafe, Weizen und Gerste in der uns nöthigen Menge gewährt. Die Hirten zu Büshia waren in der That überraschend gut mit Allem versehen. Nicht nur ihre ver- schiedenen Heerden waren sehr zahlreich, auch ihr Getreidebau scheint ganz lohnend. Im Verkehr machten sie den Eindruck, sehr ehrlich und offen zu sein, auch ihre Preise waren ganz mässig. Ihrer Race nach fanden wir die Bewohner von Büshia, obwohl ihre Sprache das Türkische ist, nicht Turanier oder Mongolen, sondern Arier; von schönen normalen Formen, Das Auftreten der arischen Race in Yärkand hatte sich uns schon in den Bazärs von Le vor dem Aufbrechen nach Turkistän erkennen lassen, obgleich wir damals die Ausdehnung keineswegs beurtheilen konnten. Dass hier in dem noch östlicher gelegenen Khötan und zwar im Gebiete nomadischer Hirten und an Bewohnern, denen wir als den ersten, am wenigsten von Tibet entfernten begegneten, gleichfalls reine arische Race sich zeigte, liess auf eine sehr allgemeine Ausbreitung derselben über das östliche Turkistän schliessen, wie solche später auch nach Adolph’s letzten Aufzeichnungen sich bestätigte. Ausser Kopf- und Körpermessungen konnten wir — zwar nicht während des Marsches, aber nach der Rückkehr zu Le — auch zahlreiche Photographien machen und selbst unser plastisches Abformen an Handelsleuten aus verschiedenen Theilen des östlichen Turkistän ausführen; diess gestattet am besten, den Racentypus der Physiognomie auch in Europa noch un- mittelbar vergleichend zu prüfen. In Khötan und Yärkand lässt die rein erhaltene arische Race einen der Fälle des Sprachenwechsels bei unveränderten Körperformen er- kennen, wie ich deren schon bei den ethnographischen Verhältnissen -Abh.d.II.C1.d.k. Ak.d. Wiss XII. Bd. I. Abth. 14 106 Indiens mehrere gefunden hatte; dort allerdings auf weit kleinere Gebiete und vorzüglich auf isolirte Ragenreste von geringer Individuenzahl beschränkt. Das Element arischer Race tritt auch in vielen Theilen des west- lichen Turkistän und nördlich davon auf, wie jetzt das Vordringen der Russen bis Khiva gezeigt hat; doch sind dort die Mischracen schon viel zahlreicher. Die Bewohner Büshias, mit denen wir damals zu thun hatten, waren schon seit vielen Jahren dort ansässig gewesen, hatten auch während der Winter hier verweilt. Dessenungeachtet bestanden ihre Wohnungen vorherrschend aus strammen Zelten; zum temporären Schutze gegen Kälte hatten sie noch einige Felsenconstructionen und künstlich erweiterte Höhlen, die aber nur schlechte und verhältnissmässig Kleine Räume boten. Es ist nicht unmöglich, dass der Platz, wie es der halb- nomadischen Lebensweise der Bewohner entspräche, wieder einmal auf einige Zeit verlassen werde. Das grösste der Zelte war jenes des Beg und vor diesem war eine feste Stange mit Querholz darüber eingeschlagen, als Sitz eines Adlers, der, mit einer Kette am Fusse, dort befestigt war. Dass der Häuptling des Platzes zur Jagd und zugleich als Zeichen seiner Suprematie einen grossen Falken oder womöglich einen Adler sich hält, ist eine Sitte, die aus der Mongolei stammt und weit nach Norden und nach Westen sich verbreitet; nach Süden, wie es scheint, nicht; in Tibet war uns solches nirgend vorgekommen. Das Thier des Büshia-Beg war ganz normal von der Gattung Adler aus der grossen Familie der Falconiden, die Species aber konnte ich nicht erkennen. Die Türkis nannten diesen Vogel Birküt; doch wie ich ihrer Beschreibung anderer Birküts entnehmen musste, bezeichnet dieser Name weder Species noch Genus, sondern ist die Benennung eines jeden zur Jagd gebrauchten Falconiden, und solcher gibt es dort sehr verschiedene. Die Terrainverhältnisse für Büshia und Umgebung lassen sich wie folgt zusammenfassen: Der Charakter des Hochgebirges geht hier in die Formen einer Mittelstufe über. Die Meereshöhe des Thales fanden wir zwar mit dem Hypso- 107 meter, aufgestellt in der Nähe des Zeltes des Beg, 9310 Fuss; aber die relativen Höhen der Umgebungen sind nicht mehr bedeutend. Die höchsten Berge in der Nähe von Büshia sind gegen 11,000 Fuss hoch. Der landschaftliche Abschluss des Thalbeckens nach Süden, thalaufwärts gesehen, hat ungeachtet einer nicht sehr bedeutenden Entfernung eine geringe Winkelhöhe, womit auch der Ton ‘der Farben sowie die Schärfe der Felsenformen übereinstimmte. Nur die unmittelbar die breite Thalfläche umgebenden Seitengehänge zeigen etwas steile Formen. Schneebedeckte Gipfel sieht man nach keiner Richtung. Die Zelte und Höhlen befinden sich auf der rechten Thalseite, gegen 20 Fuss über dem Flusse. In geringer Entfernung von diesen endet das Büshia- Thal am Khötan-Flusse, wobei es sich wieder verengt und etwas tiefere Erosion zeigt. Ich habe eine Skizze der letzten Gehänge auf- genommen (Panor. No. 79), doch war mir das Zeichnen hier ungewöhnlich erschwert, da es rasch und unbemerkt vor sich gehen musste, um nicht, nachdem wir ohnehin schon soviel gefragt und durchgesprochen hatten, auch damit noch aufzufallen. Das Aufschreiben des Gehörten hatte sich leichter machen lassen, da dieses ausgeführt werden konnte, wenn wir in der uns angewiesenen Lagerstätte mit unsern Begleitern allein waren. Die Richtung des Büshia-Thales ist an der Vereinigungstelle ziemlich genau Norden, jene des Khötan-Thales Nord 70° West; letzteres ist also hier gegen Nordwinde gut geschützt und es sind dieselben auch im Seitenthale noch weit über Büshia hinauf abgehalten. Diess, und der Umstand, dass durch die Umgebungen die Besonnung des Büshia-Beckens verhältnissmässig wenig beschränkt ist, hat entschiedenen Einfluss auf Milderung des Klimas und macht sich am besten durch den so befrie- digenden Getreidebau bemerkbar. Gerstenbau kommt bei Bushia noch in Lagen von 9700 F. Höhe vor, an Stellen, wo auch die nicht zu steilen Stufen der Abhänge dazu benützt werden, um vom eigentlichen Thal- boden möglichst viel für die Viehzucht frei zu halten. In Beziehung auf das Klima liesse sich für die „Grenze des Ge- treidebaues‘‘ nach den allgemeinen Verhältnissen der Höhen-Isothermen noch grösseres Ansteigen derselben in diesem Gebiete erwarten; doch der Umstand, dass‘ die bewohnten Orte nicht weiter hinaufreichen, 14* 108 schliesst auch die Veranlassung zu Versuchen des Getreidebaues in grösserer Höhe aus. Bäume fanden sich zu Büshia noch nicht; Strauchvegetation, die Brennmaterial liefert, lässt sich, wenn auch spärlich nur, sammeln, aber jede Zeltstange schon muss aus etwas tieferen Lagen heraufgeschafft werden. Höhe von 9100 Fuss kann für Baumwuchs als oberste Grenze in ganz günstigen Lagen gelten. Während nun in andern Gebirgen unterhalb der Grenze das Baum- wuchses mit der Veränderung der Höhe die Menge, auch die Mannig- faltigkeit der Vegetation stetig und rasch sich mehrt, treten am Nord- abhange der Künlün-Kette in den tieferen Theilen sehr bald eigenthüm- liche Störungen ein, welche uns von den Eingeborenen recht klar beschrieben wurden. Mit dem Nahen gegen den Rand des Gebirges beginnt das Grün der Gehänge und der Thalbecken durch Ablagerung von Wüstensand nochmals auf weite Strecken zu verschwinden, und an vielen Stellen breiter Thäler sowie des Gebirgssaumes ist die Cultur von künstlicher Bewässerung — durch Canäle oder durch Vertheilung des Wassers mittelst Schöpfräder — abhängig. Hydrographisch unterscheiden sich an der Vereinigungsstelle der als Zufluss, am linken Ufer, eintretende Büshia-Dariau und der Khötan-Dariäu in ihrer Wassermenge nur wenig und zwar bei sehr verschiedener Thal- und Bodengestaltung, wie auch auf meiner Karte („Reisen“ Ill), ungeachtet ihres kleinen Maassstabes, zu erkennen ist. Der Khötan-Fluss hat bis zu dieser Stelle heran eine mehr als viermal grössere Längenentwickelung, sowie ein gedehnteres, wenn auch nicht in entsprechendem Verhältnisse grösseres Flussgebiet als der Büshia- Dariäu. Die Eingeborenen sagten, dass sich auch in anderen Perioden des Jahres, mit Ausnahme des ersten Schneeschmelzens im Frühjahre, kein viel grösserer Wasser - Unterschied zeige; da sie beide Flüsse häufig, beritten sowie mit Lastthieren, kreuzen, haben sie vielfach Ver- anlassung, auf Veränderungen in denselben aufmerksam zu sein. Der Umstand, dass hier überhaupt die Menge atmosphärischen Niederschlages noch eine geringe ist, muss entschieden dazu beitragen, auch den Einfluss verschiedener Grösse der Flussgebiete weniger deutlich hervor- treten zu lassen; hier scheint sich damit zu verbinden, dass sich bei etwas geringerer Steilheit der Formen in der Hochregion des Büshia- 109 Quellengebietes grössere von Firn und Gletschern bedeckte Flächen gebildet haben, was nicht ohne Einfluss ist, bei gleichen atmo- sphärischen Verhältnissen die Menge des Niederschlages (durch Con- densation) local zu vermehren und sie vor Allem während der warmen Jahreszeit etwas vermehrt zu erhalten. Dass die Wassermenge im Khötan-Bache bei Büshia noch eine auffallend geringe ist, lässt auch die Art der Bezeichnung desselben erkennen. Die Khötanis nannten uns seinen obern Theil nur Göbi- oder Wüstenfluss, ‚‚weil dieser im Gegensatze zum Büshia-Dariäu aus einer steinigen Hochwüste herabkomme. Khötan-Fluss heisse er erst von der Vereinigungsstelle an abwärts.“ Solche Aenderung des Namens eines Flusses von der Stelle seitlichen Zuflusses an, ist hier zusammen- hängend mit einer Auffassung, die sich vielfach in Asien in der Be- zeichnung localer Formen wiederholt, und es ist nützlich bei geogra- phischen Untersuchungen daselbst auch Combinationen dieser Art in manchen sonst unklaren Fällen prüfend anzuwenden. Der Khötan-Fluss ergiesst sich, etwa 15 engl. Meilen unterhalb Elchi, der Hauptstadt Khötans, die am linken Ufer desselben gelegen ist, in den Karakäsh-Fluss. Die Entfernung von Büshia nach Elchi wurde uns als eine Strecke von zwei starken Tagemärschen angegeben. Aber für Karawanen mit bela- denen Thieren, mit welchen nach unsern Erfahrungen auch thalabwärts und auf gutem Boden ein Zurücklegen von 2 engl. Meilen die Stunde eine schon mehr als mittelgute Leistung ist, schätze ich die nöthige Zeit auf mindestens 3 Tage. Die Route, die von Büshia aus eingeschlagen wird, führt meist dem Flusse entlang und berührt einige Dörfer oder wenigstens einige, Büshia ähnlich, fest bewohnte Hirtensitze. Wir konnten damals nur mit grösster Vorsicht fragen, um nicht unsere Verkleidung argwöhnen zu lassen; darauf machte uns vor Allem Makshüt, der Dolmetscher, stetig aufmerksam, und diessmal mag er Recht gehabt haben. Für diese Route sind mir auch jetzt noch keine genaueren Angaben bekannt; Johnson’s Yängi Davän-Route liegt in den untern Theilen seitlich, öst- lich vom Flusslaufe. Die Länge des Khötan-Flusses von Büshia bis Elchi lässt sich nach 110 dem, was die neuen Materialien zu vergleichen bieten, auf 55 bis 60 engl. Meilen schätzen. Bei einer Höhendifferenz von 5000 Fuss ergiebt diess ein Gefälle von 1 F. auf 63 Fuss oder eine Neigung, (wobei Höhe dividirt durch Länge der Sinus des Winkels ist) von nicht ganz 1 Grade, nämlich 0° 54°, sehr gering also schon von Büshia an für den untern Theil dieses Thales. Für den obern Theil erhalte ich, berechnet aus den von uns ge- machten Höhenbestimmungen und der Marschroute, a) vom Elchi-Passe bis Büshia, für 22-5 Meilen Entfernung und Höhendifferenz von 8100 F.: Gefäll von 1 F. auf 148 Fuss, Neigung 3° 52°; b) vom untern Ende des Büshia-Gletschers (Beginn des Flusses) bis Büshia, für 18 Meilen Entfernung und Höhendifferenz von 5500 F.: Gefäll von 1 F. auf 17°3 Fuss, Neigung 3° 19°; c) von der Passhöhe (Uebergangstelle über den Künlün-Kamm) bis zum untern Ende des Büshia-Gletschers, für 4:5 Meilen Entfernung und Höhendifferenz von 2570 Fuss: Gefäll von 1 F. auf 9:25 Fuss, Neigung 6° 12". Stärke sowie Vertheilung der Gefälle ist demnach längs diesen Thälern über die Nordseite des Künlün herab den Formen mancher Querthäler in den Centralalpen sehr ähnlich, z. B. dem Oetzthale in Tirol®®). — Unsere Geschäfte waren so bald geregelt, dass wir, nach einem Aufent- halte von 21/a Tagen, nachdem wir jetzt auch die Terrainverhältnisse der Umgebung befriedigend uns hatten besehen können, keine Veranlassung hatten, durch noch längeres Verweilen unsere Lage etwa zu verschlimmern. Auch hatten wir ja mit jedem Tage neue Schwierigkeiten für unsere jenseits des Künlün zurückgelassene Karawane zu befürchten. Ein Versuch nach Elchi selbst noch vorzudringen, war ohnehin damals von Anfang an aufgegeben gewesen. Urtangs, auch Längars genannt, — chinesische Zollhäuser sehr streng in Untersuchung der Waaren sowie voll Argwohn selbst gegen Eingeborene, wenn dort nicht schon eine Zeit lang gekannt — mussten uns der grössten Gefahr ohne alle Wider- 88) Daten gegeben von Adolph und mir in Untersuchungen über die physicalische Geographie der Alpen. 1850, Bd. I., S. 204. 111 standsfähigkeit aussetzen. ‚Aus Indien hätte die chinesische Wache ohnehin noch keine Händler gesehen,‘ darauf wurden wir in offen ausgesprochener Theilnahme für uns von den Bewohnern Büshias gleich- falls aufmerksam gemacht. Am 27. August traten wir den Rückweg an, von 3 Khotänis be- gleitet. Wir waren gut versehen mit Lebensmitteln, mit neuen Pferden, diessmal auch mit Yaks (Bos grunniens); von letzteren hatten wir aus Tibet keine mitgenommen, weil wir glaubten, Pferde würden für uns als weither kommende Fremde weniger auffallen. In Turkistän ist die Anwendung der Yaks eine ganz allgemeine. In Sicherheit des Gehens über Berge ist der Yak den Pferden überlegen zu nennen, und er trägt dabei nahezu soviel als ein Pferd. Er kann auch geritten werden, aber seine Brauchbarkeit als Reitthier ist dadurch beschränkt, dass seine Geschwindigkeit, auch auf ebenen Wegen, wenig grösser ist, als jene eines rasch schreitenden Menschen. Die Ernährung des Yak ist bedeutend leichter als die des Pferdes. Gerste®?) wird ihm nie gegeben, da er selbst die schlechte, meist harte Vegetation hoher Steppen ab- weidet und sich damit ganz begnügt. Letzteres wird bestätigt durch das Vorkommen wilder Yaks gerade in den Hochregionen. Ich hatte ihre Spuren zuerst in den Umgebungen des See’s Kiük Kiöl auf- gefunden und sie zeigten sich später noch einmal auf dem Rückwege von Süget gegen den Karakorüm-Pass. Früher haben sich wilde Yaks gewiss auch in den jetzt cultivirten, tiefer gelegenen Thälern Turkistäns aufgehalten. Aber wohl seit lange schon sind sie in die hohen Steppen zurückgedrängt, da zu unserer Ueberraschung den meisten der Turkis, die wir befrugen, die Existenz der Yaks im wilden Zustande ganz unbekannt war. 89) Gerste ist in Tibet und in Turkistäan ebenso wie in Indien das Getreide für Pferdefutter Hafer wird von den Eingebornen nicht cultivirt und wird auch von den Europäern nur vereinzelt in Gestüten und bei neueingeführten Pferden gefüttert. „Reisen“ Bd. I, S. 81. Während unserer Reise durch die Hochregionen Turkistäns, wo möglichst oft die Pferde auf das Weiden beschränkt bleiben mussten um das so schwer zu transportirende Futter zu sparen, sah ich sie häufig die Blätter und selbst kleine Sprossen der oben erwähnten Eurotia ceradoites abstreifen (S- 26). Diess war aber auch wohl die einzige ähnlich ge-. staltete Pflanzenform, die sie geniessen konnten. Den Yarkändi-Begleitern war es bekannt, dass die Pferde im Nothfalle „Bürze“ fressen. 112 Die Pferde in Turkistän sind sehr kräftige Ponies, die grösste und beste Race von Gebirgspferden, die uns in Hochasien vorgekommen war. Einen Hengst und eine Stute gelang es uns nach Europa zu schaften; sie kamen nach Schlesien in ein preussisches Landesgestüte. Die Schaafe in Turkistän sind ausschliesslich solche von der breit- schwänzigen Race, die ich schon bei der Besprechung der tibetischen Schaafzucht zur Vervollständigung erwähnt habe°®); in Tibet selbst finden sich diese breitschwänzigen Schaafe nicht, aber gegen Nordwesten sind sie noch weit verbreitet, auch im astrachanischen Pelzhandel sind sie stark vertreten. Bei herrlichem Wetter und diessmal unter guter Führung war der Rückweg versöhnend mit den Beschwerden des ersten Ueberganges. Obwohl wir erst um 1 Uhr Nachmittags hatten aufbrechen können, ge- langten wir doch jenen Abend noch weiter thalaufwärts als Oitäsh, zu einer hinreichend schützenden Haltestelle bei 13,137 F. Wir lagerten diessmal an einer alten Endmoräne, die 1673 Fuss tiefer liegt, als das gegenwärtige Ende des Elchi-Gletschers und deren Entfernung von demselben einschliesslich der Krümmungen des Thales gegen 4 engl. Meilen beträgt. Ich hatte die Moräne erst jetzt, bei der Rückkehr, als solche erkannt, da in der Richtung nach aufwärts gesehen ihre Form bestimmter sich zeigte als im Anblicke von oben nach abwärts. Am folgenden Tage, 28. August, als wir den Elchi-Gletscher hinauf- stiegen, fanden wir auch unsere zurückgelassenen Effecten wieder. Es hätten uns diese vollkommen in Stand gesetzt, sogleich unserer Schuld an die Begleiter aus Büshia uns zu entledigen, doch hatten wir, der Menge des Angekauften wegen, ohnehin vereinbaren müssen, dass sie mit ihren beladenen Thieren bis Sümgal' mit uns gingen; sie machten auch keine Schwierigkeit diess zu thun. Sumgal erreichten wir schon um 3 Uhr Nachmittags; Mäni und die zurückgelassenen Yarkändis fanden wir ganz nahe dem Halteplatze wo die Zelte aufgeschlagen waren, und mit den Khotänis, die nun ein 90) In der Zusammenstellung über die Wollsorten, von Schaafen und von Ziegen, und über ihre Verwendung zur Shawlfabrikation, „Reisen“ Bd. III, S. 303. 1613 Paar Stunden noch desselben Tages zur Rückkehr bis gegen den Fuss | des südlichen Gletschers benützen wollten, wurde baldigst nach Ankunft abgerechnet. An Geld und edlem Metall — was sie allem, was wir von Waaren in tibetischen Wollstoffen und indischen Baumwollgeweben anbieten konnten, vorzogen — hatten wir etwas Gold mit, aber meist geprägtes Silber aus Indien, auch etwas gestempeltes Silber??) mit Privat- marken gezeichnet, darunter sowohl Yämbus oder Klumpen als auch verschiedene nicht umgeschmolzene fremde Geldstücke. Gold hatten wir wenig, doch war uns der Vorsicht wegen auch Vorrath von solchem und zwar von Goldstaub und von geprägtem Golde empfohlen worden. Unser Gold hatten wir aus Indien mit; in Tibet ist es von dem ge- gewöhnlichen Verkehre ganz ausgeschlossen. Mit dem gestempelten Silber, das wir in den Bazärs zu Le erhalten hatten, waren wir hauptsächlich desshalb versehen, um bei kleineren Auszahlungen, so an Karawanen, die wir begegnen sollten, nicht mehr als nöthig durch Geld, das in Turkistän etwa selten war, aufzu- fallen. Diessmal aber war Schwierigkeit solcher Art nicht zu befürchten. Nachdem die Khotänis nicht beanstandet hatten, dass wir von Dehli bis nach Turkistän gekommen waren, durften wir auch indisches Silber- gepräge anbieten. Ja, der indische Rupi, so blank und wohl erhalten, wie wir deren hatten, war ihnen sogar eine Ueberraschung und ganz willkommen. Während auf den Münzen normaler musälmänscher Form kein mensch- liches Wesen abgebildet sein darf, und auf all den fremden, die sie bisher gesehen hatten, nur Männer dargestellt waren, hatten sie jetzt das Bild der Königin Victoria zum erstenmale als Frauengestalt auf Silber zu sehen. Der Nominalwerth der gebotenen Münzen blieb ganz unberück- sichtigt, wie wir diess, nach den Unterhandlungen zu Büshia, auch zu erwarten hatten. Es wurde nur gewogen; dabei galt das indische Gepräge als volle Garantie für den beanspruchten Feingehalt des Silbers, für welchen auf den andern Stücken die Banquiers-Stempel bürgen 92) Vergl. Allgemeine Geldverhältnisse im Verkehre, „Reisen“ Bd. I, S. 90. Abh.d.11. Cl. d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 15 114 mussten. Auch.etwas Gold wurde abverlangt, diesem wurde aber ein etwas geringerer Werth als in Indien selbst gegeben. In Bombay, wo allein zur Zeit unserer Reisen Gold geprägt wurde, war Gewicht und nomineller Werth der indischen Goldmünze, des Muhr, officiell fixirt. Das Gewicht ist jenem des Rupi gleichgesetzt, nemlich 180 Troygrains, der Nennwerth ist 15 Rupis; hier, fanden wir, wurde der Werth des Gold- Gewichtes im Verhältnisse zu jenem des Silbers nur gleich 14/2: 1 gesetzt. Der Wunsch, auch einige Goldmünzen zu erhalten, wurde durch die leichtere Aufbewahrung sowie Versendung derselben motivirt; er konnte aber dennoch auf einen in Wirklichkeit etwas höheren relativen Worth als die Khotänis uns ihn angaben, basirt sein. Hier, natürlich, liess sich solches nicht besprechen. So war nun diese erste Ueberschreitung der Künlün-Kette in Ver- bindung mit topographischer Untersuchung gegen Süden und gegen Norden glücklich vollbracht und zwar an einer Stelle, welche den allgemeinen Charakter einer mächtigen aber dennoch nicht wasser- scheidenden Gebirgskette so bestimmt erkennen liess, dass wohl keiner der westlicher gelegenen Wege diess besser gestattet hätte, weil der Kamm gegen Westen, ungeachtet noch immer bedeutender Höhe, sehr an Einfachheit der Form verliert. Hier sind es „das grosse Quellengebiet des Khötan-Flusses im Norden, dann als nächste Hauptform, westlich gelegen, die Depression des Künlün und das Austreten des Karakäsh- Flusses, mit einem Quellengebiete weit im Süden“, welche als ent- scheidende Gegensätze sich geboten haben. Uebersicht. Seite Dinnleinene ge EL RE ea Mr Bor Cala A a a I. Chronologisch-topographische Zusammenstellung der Itinerare von Europäern. 1. Schlagintweit’sche Routen von 1856 und 1857 . ........10 2. Englische Reisen und officielle Sendungen von 1865 bis 1873/74 . 32 OH. Schilderung des Ueberganges von Nübra in das obere Turkistän über die Keriakorum- Kette slsnhrs ea a a mn Anden ar III. Ueberschreiten des Elchi-Passes der Künlün-Kette, vom Yarkändi-Distriete Sarıkıa nach Büshia_ m Khotan, 1856 0... 2.002 0 0 wenn Nachschrift; 30. Jui 1374. Der Umstand, dass mit meiner Februar-Mittheilung ein neuer Band der „Denkschriften“ beginnt, macht es mir möglich vor Ausgabe desselben auch jener Daten zu erwähnen, welche jüngst nach langer Pause über Forsyth’s Mission, und zwar über Rückkehr derselben nach Ladäk, eingetroffen sind; Absendung von Le am 20. Juni. Die Abreise von Käshgar hatte Anfangs Mai begonnen, in zwei Abtheilungen. Mr. Forsyth führte die erste Gruppe, Oberst Gordon brach 10 Tage später auf und musste den gleichen Weg einschlagen. Zur Uebersicht folgen einige Zeitangaben aus Forsyth’s Itinerare. 1874 Mai 18. bis 30. Ab von Yärkand. Ueber Poskäm in das Tesnäb-Thal; aufwärts bis zum Kökiar-Seitenthale. Hoher Wasserstand und Fluss 116 sehr kalt, wegen des Verschwindens des Winterschnees in den Mittel- höhen; 24mal den Tesnäb-Fluss zu kreuzen, mit Stellen bis zu 3 Fuss Tiefe, längs 28 engl. Meilen Weges. Ueber Kökiar und den secundären 'Tüpa Davin Pass an den Nordfuss des Künlün. 1874 Mai 31. Ueber den Kökiar- oder Yangi Davan-Pass nach Kulanüldi in dem nach Westen fallenden Theile des oberen Yärkand-Thales; Ueber- lagerung des Weges nahe der Passhöhe durch Gletscher-Abbruch. Juni 1. bis 8. Ueber den Karakortm-Pass nach Dera Sässar in Nübra, der Haltestelle mit Steinhaus an der Gabelung des Winter- und des Sommerweges (s. 0. ®. 63). Juni 9. Ueberschreiten des Sässar-Passes. Juni 17. Ankunft in Le. (Joint Commissioner und Resident daselbst in diesem Sommer COpt. Mallay). Oberst Gordon und seine Begleiter, kurz vorher mit Untersuchung im Pämir- Hochgebiete beschäftigt, konnten nicht, wie sie vorhatten, von dort den Weg über Afghanistän und Käbul wählen. Schon vom Amir von Käshgar war ihnen solches abgeschlagen worden. Diese Abtheilung hatte das Unglück Dr. Stoliezka, den Geologen, der als wissenschaftliches Mitglied an der Mission betheiligt gewesen war, zu verlieren; er starb, in Folge der grossen Anstrengungen in so bedeutenden Höhen während der noch ungünstigen Jahreszeit, am 19. Juni zu A Murgai. (Haltestelle auf der Terrain- stufe zur Rechten des Kiziläb-Thales, 15,448 F.; s. o. S. 85.) Obwohl bei der Rückkehr von den Käshgar-Führern der Kökiar- oder Yangi- Pass nicht mehr wie früher (vgl. S. 58) unbenützt blieb, waren doch auch diesesmal für die beiden so grossen Massen, die sich zu bewegen hatten, die Märsche durch das Hochgebirge ungemein beschwerlich, um so mehr, da auch deutlich zu ver- frühtem Aufbruche gedrängt worden war. Dieses, ebenso wie der Widerstand, den der Amir dem Versuchen eines Weges über Käbul entgegenstellte, konnte auch in der sich ergebenden Beurtheilung der politischen Stimmung keineswegs einen befriedigenden Eindruck machen. Tak.l. 1 I Regel und Grenze lürdie bedingte Convergenz des Jntegrals J, daota)eosy@) IL I Regel und Grenze für die absolute Convergenz dieses Integral. Ben _ MT Regel, Fall c2o, By WW Regel, Fall c-o Al / / I | | P. | | Fe | I %2 | | A | 4 1 1} es | 126 | W RIEFE oe a ee a ea 5 L,& l,« le & © e& I .phvs. Cl. NILT. P du Bois- Reymond: Fouriersche Reihen: ae Bedingung Ill: Sof 0) 27 Taf. I. Tea) f [27 4 III ) HI: absolute Convergenz von |, daf(«) | w Ir. Sl je &apfı | I „ < ” ” ” o ( Rd «& h I 9) | = s | N: 2 U. (der Tabelle) Art. 24. = SZ I) Ba | De er A $ zZ u | G > 2 | _ = | a e: r \ E er x 2 Eu Fr = je Ei x a a ze BZ - x ce ME. < I IL _ en IL IV I IV IT V I Di > 7] & Si x. Li ei 2x = el 4 Eu a A 1 ee & ’ & T(&) & &T(&) 2 a?T(e) eo 7a) l2 7 2) | Ir < sta > V De E = T — m 2 = =—— m ZZ — 1 == — > We) IE N 0 I 2 es 1 SIE E: - x & > | Sn EN 1 N er IL l2 [ N G Q N ER: = SQ NS & N Vz or Sn SS I IS 5 SS T > % EN | Math.phys. Cl. XULI. F du Bais- Reymond: Fouriersche Reihen: Mars h,x P du Bois- Reymond: Fouriersche Reihen: Beweis, dass die Coeffieienten der trigonometrischen Reihe p=% f(x)== (a, cos. px + b, sin. px) Po die Werthe +7 —+n ; +z a,= Ike f(e) , a, = ja a f(e) cos. pa, b, =; [4 af(e) sin. pe haben, jedesmal wenn diese Integrale endlich und bestimmt sind. Von Paul du Bois-Reymond. Abh. d.II. Cl. d.k. Ak. d.Wiss. XII. Bd. I. Abth. 16 119 Beweis, dass die Coefficienten der trigonometrischen Reihe pP=@® f(x)== (a, cos. px -+b, sin. px) p=0 die Werthe a rt De .,= 3 J def(e) ‚= — Jdet() cos. pa , b, = 7 fdef(e) sin. p« haben, jedesmal, wenn diese Integrale endlich und bestimmt sind. Von Paul du Bois-Reymond. I. Einleitung, I. Der Begriff der gleichmässigen Convergenz. Bekanntlich kann eine Reihe, deren Glied Function einer Veränder- lichen x ist, für jeden besonderen Werth dieser Veränderlichen conver- gent sein, aber mit der Eigenthümlichkeit, dass die Convergenz bei Annäherung an einzelne Punkte des Intervalls sich ins Unbegrenzte verschlechtert, ohne dass, wie gesagt, für jene Punkte selbst berechnet, die Reihe sich divergent zeigte. Wenn dieses von Herrn Seidel entdeckte Verhalten!) auf den ersten Blick den Eindruck einer etwas fernliegenden Ausnahme machen 1) Abhandlung der math. phys. Kl. d. Münchener Akademie, 1848. Herr Seidel weist dies Verhalten zunächst nach in Punkten, wo die durch die Reihe dargestellte Function eine sprungweise Werthänderung erleidet, und wo die Convergenz, wie er zeigt, stets unendlich 16* 120 mag, so hat es sich in Wahrheit doch als ein ungemein wichtiges und folgenreiches erwiesen: denn es entspringt daraus sogleich der Begriff von der gleichmässigen oder nicht gleichmässigen Convergenz der Reihen. Unter der gleichmässigen Convergenz einer Reihe in einem Intervall aA, so kann U, entweder erst im Unendlichen B er- reichen, oder U, kann im Endlichen unbegrenzt oft B erreichen und auch übersteigen. In Bezug auf A gilt Entsprechendes. Diese Grössen A und B sind einer völlig präcisen mathematischen Definition fähig, wobei es ausreicht B zu betrachten. Zunächst muss es für jedes n eine kleinste Grösse B, geben, die U, ı„, wenn m von 0 bis co wächst, nicht mehr übersteigt, ‚da sonst U, entweder nur wachsend, oder bald zunehmend bald abnehmend über jede Grenze hinaus wachsen müsste, gegen die Voraussetzung, dass U, nicht unendlich werden könne. Diese Grösse B, nimmt bei wachsendem n nicht zu, weil sie die kleinste Grösse ist die U, nicht mehr übersteigt. Wenn sie also nicht constant ist, so kann sie nur abnehmen, während n zunimmt. Dann muss sie sich aber, da sie auch nicht — » werden darf, einer endlichen bestimmten Grenze nähern. Diese Grenze Lim, _ [0] B, nennen wir B. 9. Fortsetzung. Nachdem hierdurch die Existenz der festen Grössen A und B ausser Zweifel gesetzt ist, hebe ich folgende ihrer Eigenschaften hervor. 1. Entweder nimmt bei wachsenden n die Summe, unbegrenzt oft den WerthBan, oder diesfindet fürirgend 8) Antrittsprogramm, pag. 3. Abh. d. II. Cl.d.k. Ak d.Wiss. XII Bd.I. Abth. 17 126 einn im Endlichen zum letztenmal statt, so dass von da ab stets UL N unbegrenzt oft B-Jdn so gross, dass diese Summen bis auf einen unendlich kleinen Fehler sich auf die Form Z£+j4 bringen lassen. Alsdann hat man: U, —-U,=(y-j)4=j(B-A) wo J zwischen —1l und +1. Bezeichnen wir also mit r, den 127 Restwt w,,t...üu,, woNunermesslich viel grösseralsn gedacht ist, so ist j(B—A) sein mathematischer Ausdruck. 4. Es giebt bei jeder Reihe mit unbestimmter aber un- endlicher Summe und im Unendlichen verschwindendem Gliede, stets erstens zwei Klassen von ganzen ZahlenN, und N, von der Eigenschaft dass: N, N, Lim Zu, =A,Lim &$u=B, 1 1 zweitens, unter OÖ irgend einen Werth zwischen A und B verstanden, auch stets eine Zahlenklasse N, der Art, dass: N. Lim Zu, =C 1 Wir werden namentlich von den Sätzen 2 und 3 Gebrauch machen. I0. Form der durch Reihen dargestellten Functionen. Da nun nach Satz 2 des vorigen Artikels die Summe der Reihe aus den Unbestimmtheitsgrenzen A und B zusammengesetzt ist, so sind diese, wenn das Glied der Reihe von x abhängt, ebenfalls Functionen von x, die wir mit U(x), O(x) bezeichnen wollen. Bezeichnen wir noch die Summe der Reihe mit f(x), so ist dann: Ur. 08 MOL) UK een a et iu), wo j irgend eine zwischen — 1 und + 1 enthaltene Zahl vorstellt, und dies ist die im Folgenden zu Grunde zu legende Form einer Func- tion. Auf p(x) und w(x) sind dann die Begriffe Werthevorrath, und - mittlerer Werth eines solchen, wie sie im Art. 7 aufgestellt wurden, ohne Weiteres zu übertragen. Dies vorangeschickt, müssen wir uns zunächst darüber klar werden, was aus der vorausgesetzten Integrirbarkeit für Functionen der Form f&) = PK) Five) folgt. 128 Il. Ueber die Bedingung der Integrirbarkeit der durch Reihen dargestellten Functionen. Eine Function ist im Intervalla 0.000); = wo 0 T%,4+..d,> o(x td, +..d,) die grösste Werthdifferenz Fon 22) im. Interkall (x +0, 4...) =. (& +0, +... 0d,) bedeutet, und nehmen f(x) im Intervall A...B integrirbar an, wwB-A>a, so giebt es stets eine solche Grösse d* des grössten unter den d, dass die vorstehende Summe für jeden Werth von x des Intervall A..B-—a kleiner als eine beliebig klein vorgeschriebene Grösse ist. Der Be- weis dafür ergiebt sich aus der Ueberlegung, dass vorstehende Summe stets als ein Theil der Summe d, 0, + d,0,+..0,o, angesehen werden kann, w0 d, 4, .:d4 = BA. I2. Ueber partielle Integration. Es sei (x) stetig und der Differenzialquotient p' (x) sei integrirbar, ferner sei f(x) integrirbar, so soll gezeigt werden, dass: b b b a ae #9 fe) = 9 fa «te — [aa ge) [ar EB) Diese Formel gilt zunächst falls p(x) stetig ist, und auch Y‘(x) und f(x) bis auf eine endliche Anzahl sprungweiser Werthänderungen stetig sind. (Jede sprungweise Werthänderung von gY(x), z. B. für =c, fügt an der rechten Seite ein Glied: — (p(e +0) — gle — 0)} [d « f(e) hinzu). Nehmen wir nun von g’(x) und f(x) lediglich die Integrirbarkeit an. Ein einfaches Verfahren Sätze der Integralrechnung, die für Functionen mit einer endlichen Anzahl von Sprüngen gelten, auszudehnen auf Func- tionen, von denen nur die Integrirbarkeit vorausgesetzt ist, lautet, auf vorliegenden Fall angewandt, so: Wir zerlegen das Interwall b—-a in die Theile 4,, 4,,.. f,, bezeichnen mit f,(x) eine Function, die inner- 130 halb eines jeden Intervalls 7, constant und gleich dem kleinsten Werthe von f(x) in diesem Intervall ist, und setzen f(x) = f(x)+ /f(x). Als- dann ist /f(x) positiv und ausserdem ist b Lim, _ [4 f(x)dx = o. a Denn zerlegt man das Integral in die Theile von a bs a+ 4, a+/4 bs at 4A+4,,.... so kann man es schreiben: A, 2A) AIR wo z. B. 4f(x,) nicht grösser als die grösste Werthdifferenz der Func- tion f im Intervall 4, ist. Nun ist, weil f(x) nur eine endliche Anzahl Sprünge erfährt: b b b @ [ae 4) (0) - HC) [Acht | dag‘(e) | AR fı(B) =o ausserdem verschwindet die Grösse: b b b « ja a ple) A f(e) — gb) [a a 1 (eo) +[ dag‘ (e) fa ß d£(P) a a a a wenn n unendlich wird, was vom letzten Glied am schnellsten mit dem zweiten Mittelwerthsatz nachgewiesen wird, da je ß A£(P), weil 4 £(P) a positiv ist, mit « wächst. Addirt man nun die vorstehenden Aggregate, so etc. Um zu zeigen, dass auch y’(x) nur infegrirbar zu sein braucht, setze man p(x) = y(a) + [9'(e) da,!0) worauf man (x) = p',(x) + 49'(x) macht, und wie vorher verfährt. Weiter werde f(x) für x=c(ac hat man vor dem Grenzübergang e=o,s = o immer e+&c ist dann: (4 —tä »(e) = Lim. —o Ja) ne c+a Es soll also ie an werden, dass b b Lim. =0,a=0[d«.y'(o) ),(e) = [de p(a)A(e), oder dass: N d «gli, («) 0) = o. Man hat: für a (a, cos. px + b, sin. px) un- o bestimmt mit den Grenzen U(x) und O(x) annehmen. Wir setzen also N BEE ERS 2 1 j% schreiben der Kürze halber: HEISE 198) DR (x). Flx — 28) A,=a, cos. px-+b, sin. px AR S sin. peN\ 2 ı = =, € A pe x d?F und wollen den Lim, — , Tor bestimmen. ax? © a cos. px-+b, sin. Be A „ cos Pr ne px Zu diesem Zweck verstehen wir unter N eine äusserst grosse Zahl, setzen noch Abh.d.II Cl.d.k. Ak. d.Wiss XII. Bd. I. Abth. 18 134 BD Sr SA. ul le ee] und bilden: N Bin. pe\ SU IN N | sin.(p- I )eN- sin. pe 1 = Tan) Da Erler (ueener SER pe . 3) {0} o Die zweite Summe rechts zerlegen wir in die Theile: N m n N Se HIT 5, Mean (p >.) = (>) positiv ist, indem —— (p=1)e pE von u=o bis u=n abnimmt. Der Factor von [ ist kleiner als 1, m+1 und et selbst ist ein mittlerer Werth aus den Grössen fm +1, Im+2; Rn Weiter haben wir: NN 1 1 sin. (2p—1)e sin.e er RR nei 2 a 2 Na ee IF yr se) ” (pe)? N 1 ER = ; Ir 2 TR Si . x Sin ef une |, Gin. (o 1)e) | (ia N Em) ® sin (2p We ; |: en: n+1 n-+1 n worin die eckigen Klammern mittlere Werthe wie oben [r,] bedeuten. t m-+1 Nun gehen wir zur Grenze über, indem wir & unendlich klein, m, n und N unendlich gross werden lässen, aber so, dass m e Null wird, und N unendlich viel grösser als n wird. Der numerisch grösste Werth, 135 den r, von unendlich grossen Werthen von p und N an en kann, ist a U(x), (Art. 9, Satz 3). Die mittleren Werthe E 1 m+1l E r, (sin. (p—1)d | B sin. (2p—I)e. a2. Sn] werden also numerisch n+tl1 n—+tl nicht grösser als O(x) — U(x) sein können. Hieraus geht: hervor, dass erstens n Lim 5 = j [O(&)-U@)} m-+1 ist, wo j zwischen — 1 und + 1 liegt. N Untersuchen wir zweitens Lim =£. Falls n und N so unendlich n+tl 1 1 1 (en)? (EN)? Sean 72 n 5 5 werden, dass —- verschwindet, so convergirt N N] 1 ( 1 1 Sp? gegen —, und (= + = (0 (x) — U(x)) ist der numerisch 1 met € grösste Werth, den man sich unter Lim & denken kann. Endlich die n—+l erste Summe in 4 hat zur Grenze Null, während die erste Summe rechts in 3 nach Art. 10 geschrieben werden kann: EI TRUEIE OSTEN) 2 r) 2 ’ j zwischen — 1 und + 1. Es folgt also im Ganzen: & = le) ORTE) a urn I N p& 2 2 wo A =j(5 5 + + =) ist, und j wieder zwischen — 1 und + 1, oder N Lim >& Ar o wir haben den Satz: Wenn die Reihe: [e 0) f(x) = &a, cos. px + b, sin. px [0] zwar nicht convergirt aber auch nicht über alle Grenzen wächst, und man bezeichnet mit O(x) und U(x) dieGrenzen 18% 136 zwischen denenihre Summe schwankt, so ist der Limese=o der Grösse Eix+e) -2F@)n. Eee) &2 j 2 a, cos. px .i.ib, sin. px pP P NE p° stets enthalten in der Form: O(x) + U(x Be RI NEL N SR ee ( = (>+ Er yon =) [0% U(s)] falls j eine zwischen — 1 und +1 gelegene Zahl vorstellt. Nun endlich können wir den eigentlichen Gegenstand dieser Mit- theilung in Angriff nehmen. wo a,x? Ne) I IIL, Der eigentliche Beweis dafür, dass die Coefficienten der trigonometrischen Entwickelung die Fourier’sche Form haben. 14. Besonderer Fall, wo die Entwickelung eine stetige Function darstellt. Darstellung der Riemann’schen Function F(x). Unsere Analyse besteht darin, dass wir in 3,22. 25a cos. px + b sin.px F(x) = 5 un 5 ; F(x) durch [0 0) f&,=&, + (a, cos. px-+tb, sin. px) 1 auszudrücken suchen, und alsdann durch Integration vorstehender Gleichung für F(x), in der die Reihe gleichmässig convergirt, die Coef- ficienten a und b und etwaige andere unbekannte Grössen bestimmen. Wir wollen diese Untersuchung zuerst durchführen unter der An- nahme, dass f(x) eine zwischen den Grenzen — n,-+n stetige Func- tion von x ist. 137 Alsdann ist, wie man den zweiten Differentialquotienten auch auf- fassen möge 1!): q? x [4 a | de [art — f(x) für alle Werthe von x des Intervall an [oP > || | 2, & Hierin nun F,(&x)+ «+ cıx, wo F,(x) - |. fü PB £(P) gesetzt ist, statt F(x) eingeführt, findet man: +r n 9a, an IS cos. nada=(- 1) —z “ — 7 +r ; n+ı 277 b, R,(o) sımm oder ik) ee — 11 +n 71? (m@det ze — 9] %. ze k Nun ist wegen F,(&) [a [art - |&-otoa« und dann wegen der allgemeinen Umformung: b u - b b f [are [a [aroem a a a u zunächst überhaupt: a197% +r +r jmov@a« = (ae) (ana) Hierin hat man statt w(x) nach einander cos. nx, sin. nx, 1 zu setzen, um die Integrale in den Gleichungen 2 dieses Art. zu reduciren. So erhält man, wenn man die Nenner n und n? wegmultiplicirt: +7 +7 n n (Fi D|actke - [ae co, ni — il) 2na on, Ste 26 +n nl n - [act sine ma N Ce Den ö [dere (ea) eb, +7 j 2 13 y daf(e) Ba ee Lassen wir jetzt in der ersten und zweiten Gleichung 3. n unend- lich werden, so folgen aus diesen Gleichungen die Werthe von a, und C,, weil a, und b, verschwinden 1?) und auch die Integrale 12) Da die Reihe f(x) convergirt, so verschwindet für p= & ihr Glied a, cos. px + b, sin.px, woraus man mit Herrn Cantor schliesst, dass a» und b, für sich verschwinden, was man 140 +n +7 [ae in.n«, [dat cos.n « für n = © Null werden, sobald nur f(«) integrirbar ist. 1%) Somit sind alle Grössen c,, ©, A, &,, b. völlig bestimmt und man findet: I a? ee dat (na? Art 3 a 1! = 3, [det (ee) es 47 1 Ä = | a f(e) cos.n ce IT — 7 1 rn = [üetwoin.ne 7T Be2 B | | s en m a nenn „min Am auch so beweisen kann. Man setzt x—h statt x, und da also auch cos. ph (a, cos. px—+ b, sin. px) + sin. ph (ap sin. px — b» cos. px) verschwinden muss, so muss ap COS. PX — b, sin.x und ap sin. px — b, cos. px einzeln verschwinden, oder auch die Summe dieser Grössen, die erste mit cos. px, die zweite mit sin. px multiplicirt. Diese Summe ist aber ap. Es giebt noch einen anderen unstrengen Beweis für den nämlichen Satz, der aber lehrt von welchem allgemeineren Satze er ein besonderer Fall ist. Erhebt man Au = a cos.nx + bn sin. nx auf’s Quadrat und integrirt nach x zwischen den Grenzen x, und xı, so folgt: xı . ’ zu ] a? 9 31 7 Xo . Pa Lule) . 5 (re->3® (a? + b2)+ 7 Ba, woBun = 2 T " (sin. 2nxı — sin. 2nxo ) a — An ba (cos. 2nx — cos. 2nxo). Fürn=w nähert sich daher a? + b? der Grenze: 141 Es wäre ein Leichtes die Bedingungen für f(x) dadurch zu er- weitern, dass man dieser Function beliebig viele, ja sich nach Puncten zu unendlich verdichtende Stetigkeitsunterbrechungen gestattete. Allein wir wollen uns damit nicht aufhalten, sondern gleich die viel allge- meinere Annahme eintreten lassen, dass f(x) nur integrirbar zu sein braucht. 16. Der allgemeine Fall. Vorbemerkung. Es sei also nunmehr erstens Bo Na cos. x bein. x),+ (a, cos..2x 1b, sin. 22)... eine integrirbare Function und zweitens mögen fürn=w a, und b, verschwinden. Vielleicht folgt dies übrigens schon aus der ersten Voraussetzung der Integrirbarkeit von f(x). Diese verlangt jedenfalls (wie leicht zu zeigen), dass in jedem kleinsten Intervall die Reihe einmal convergire. Es handelt sich wieder um die Differenz B() =F&)— F,@) der Functionen: a, 2 - p F,(x) il BEP). 3 e a, cos. px -+b, sin. px F (x) = 5 Xo Auf die nämliche Weise würde man beweisen, dass, wenn das Aggregat: pı(aı) cos. ax + ype(ar) cos ®x +... + u(A)sn Axt Wve(&)sin ext... verschwindet, während die Grössen @, & und die sämmtlichen Differenzen «&» — &y , $p — Pa unendlich werden, die Functionen p und y es sind, durch deren Verschwinden das Aggre- gat Null wird. 13) Riemann über die Darstellbarkeit ete. Art. 10. Auch lässt sich das Verschwinden dieser Integrale als besonderer Fall eines sehr allgemeinen Satzes auffassen. (Ueber den Gültigkeits- bereich etc., Borch. Journ. Bd. 79, pag. 41.) Abh.d. 11. Cl.d.k. Ak. d.Wiss. XII. Bd. I. Abth. 19 Würde die Grenze des Verhältnisses: RD SE r9)T2P on PR &2 & i wie im Art. 14, Null sein, so wäre die Aufgabe damit gelöst, indem man ganz wie dort weiter schlösse. Allein man sieht ohne Weiteres, dass die Grenze nicht allgemein Null sein kann, wenigstens dass dies nicht allgemein sich nachweisen lässt. Wir müssen demnach über diese Grenze Einiges feststellen, um weiter vordringen zu können, und werden dann von der Fundamentaleigenschaft der integrirbaren Functionen eine Anwendung machen, die als Sitz der Kraft des hier vorzutragenden Be- weises angesehen werden kann. Das Resultat wird schliesslich aller- dings wie im obigen speciellen Falle sein, dass die Differenz F(x) — F,(x) eine lineäre Function von x ist. 2ER- FR) &2 I7. Der Lim Bezeichnet man mit O(x) und U(x) die Unbestimmtheitsgrenzen von fx) =a,+ (a, cos. x+b,sin.x) +... soist f(x) =gy(x) + j w(x), 0:.&) SU U y(z) = @ 5) = ‚v(x) = N 5 ah (Art. 10). Es seien mit den Functionszeichen f, p, w die diesen Functionen entsprechenden Werthe- vorräthe im Sinne des Art. 7 für den jedesmaligen Werth von x ge- meint; und wenn diese Functionen für irgend einen numerischen Werth von x direct berechnet gedacht sind, so will ich sie mit f(x), 9%), y,(x) bezeichnen. Alsdann hat man (Art. 15): .. AEG) 2 1 1 Lim —z-=a(&)tj & ee =) v(). Weiter hat man x+e @ x ara x+e @ FR.) =| de [apkp—| da [apkp)=| da [aß kB). Be x a—. Das Integral rechter Hand können wir zunächst schreiben: x+e fa a.ef(o,), 143 wo f(«,) ein mittlerer Werth des Werthevorraths von f(%) im Intervall «—.e<ß O+rlz tet) - Pr - Ve). Da wir nicht alle Bestandtheile dieses Limes einzeln brauchen, so wollen wir ihn in eine für unsere Zwecke genügende kürzere Form zusammenfassen. Es sei 4y(x) die grösste (positiv genommene) Werth- differenz, welche innerhalb des Werthevorraths y(x) für den betrachtetenPunktx möglich ist, und es sei ?(x) der grösste O(x)—Ulx) 2 Werth, welcherimWerthevorrath w(x) = vorkommt; alsdann ist: Lim 2» ar tetr) FO wo 4*g(x) numerisch nicht grösser als /g(x) ist, und j zwischen —1l und +1 liegt. Der numerisch grösste Werth, HE ee » den somit Lim Tre erreichen Könnte, ist: 19* 144 5 1 1 Ast (++) Px)=rv en: und es kann e immer so verkleinert werden, dass rar numerisch nicht grösser als v + v‘ ist, unter v! eine Grösse von vorgeschriebener Kleinheit verstanden. 18. Kurze Skizze des weiteren Weges. i APR) Der am Schluss des vorigen Artikels für den Limes von Pr gefundene Ausdruck zeichnet uns den Weg deutlich vor, den wir nun- mehr zu verfolgen haben. Es verschwindet nämlich allerdings nicht dieser Limes, aber (wie ich sogleich ausführlicher entwickeln werde) es verschwindet wegen der Bedingung der Integrirbarkeit der Limes von: = A? &(x,) &2 N falls die Differenzen x,—x,_, unendlich klein sind, während x, und x, x, endlich bleiben. Es liegt nahe, hieraus zu schliessen, dass 2 |B&-+o)de &2 die Null zur Grenze hat, und ist dies richtig, so findet man schliesslich a [e« te)d@e=c,+c,x, ein Resultat, durch welches ersichtlich das 10) Problem so gut wie gelöst ist. Diesen Gedankengang wollen wir jetzt genauer ausführen. 19. Einführung der Function deren zweiter Differentialquotient verschwindet. Wir betrachten also die Summe: p=n G@,d) = C=- >S0,B@Hp)) Do wond=a sei, und constant bleibe, wenn d und ! gegen Null con- vergiren Bilden wir AG) PAR Hr pe ORGERS | =>|0 ( D) 2 ’ B Be E und lassen darin e abnehmen, so nähert sich die rechte Seite (Art. 17) einer Grösse: Zd1 4° y(x+ Pd) + J = ++ n) este); p=o deren numerisch grösstdenkbaren Werth wir mit: = Zolsy@tp)4+ (+++) Pet)! p=o im Sinne des cit. Art. bezeichnen. Man wird e immer so klein annehmen können, dass die Summe: FR) _ iher, m & Bu vorstehende Summe (x) numerisch um nicht mehr, wie um einen beliebig klein vorgeschriebenen Werth r’ überschreitet. Weiter wird man wegen der Infegrirbarkeit von f(x) die Grösse d so klein machen können, dass auch r(x) von vorgeschriebener Klein- heit wird. Um dies einzusehen, erinnere man sich an die Ausführungen des Art. 11, auf Grund deren a fortiori r(x) mit d‘ verschwindet, da die l. c. unserem #(x -+ pd) entsprechende Grösse w(x,) den grössten Werth von w(x) im Intervallx+(p—- 1)d...x-+ po vorstellt, während P(x-+ po) nur den grössten Werth des Werthevorrath w(x) für das Argument x+ pd zu bedeuten braucht. Endlich wird man gemäss dem im letzten Alinea des Art. 11 Ge- sagten stets eine Kleinheit von d‘ angeben können, bei welcher die Function z(x) für jeden Werth x innerhalb eines beliebigen Intervalls kleiner wird als eine beliebig vorgeschriebene Grösse r: da nämlich das l. c. angenommene Integrirbarkeits-Intervall A... B hier sich ins Unbegrenzte erstreckt, indem ÖD(x) in jedem endlichen Integral von x integrirbar ist. Somit folgt überhaupt: Man kann d stets so klein annehmen, dass 146 p—n PZE0G(x+ po 2° G(x) ” we (xt p ) > = bei Verkleinerung von s für jeden Werth von x eines be- liebigen Intervalls unter eine vorgeschriebene Grenze aan San 20. Beweis, dass G(x) von der Form c, + c,x ist. Dies festgestellt, führen wir, indem wir uns an die Analyse des Herrn Schwarz anlehnen, die Functionen ein: H(x) = G(x) = G(a) — — (6 (b) = 6 (a)) 1 K(x) =yH(x) Sp u a)2(b 2), wo a und b zwei beliebig gewählte ein Intervall a 86%) & gedacht ist (Schluss d. vor. Art.), stets so bestimmen, dass Z(e+n)<1 wird. 147 Mit Hilfe dieser Daten kann man nun nachweisen, dass K(x) im Intervall a..1.6&,-7 2), -Bim, 2 001@, = e) endlich sind. Ein solches Verhalten zeigt z. B. die Function het sh +x2 diesen Limes so verstehend, dass er gebildet wird, nachdem für x dessen numerische Werthe eingesetzt worden. Die Function p(x) ist überall Eins, ausser für x= o, wo sie unendlich ist. oO), Bump Wenn die Function: ES) a, 1 (a) eos ae „ibasin. x)t.. einen solchen Punkt x=x, besitzt, so werden die Integrale a, = +7 ol: («)d «, etc. in der Weise gebildet, dass man den Unendlichkeitswerth — a gänzlich fortlässt, und die Function f(x) für x=x, mit irgend einem endlichen Werthe, der ja doch auf den Werth des Integrals ohne Einfluss ist, behaftet sich denkt. Besonders merkwürdig ist dieser Fall, weil sich gezeigt hat !?), dass die Fourier’sche Reihe, wenn man sie mit gewissen stetigen, endlichen Functionen bildet, dennoch in einzelnen Punkten unendliche Werthe annimmt. Es entspricht dies also auf das vollkommenste den Ergebnissen der vorstehenden Abhandlung, insofern nämlich die Unend- lichkeitswerthe dieser Fourier’schen Reihe nicht berücksichtigt zu werden brauchen, wenn sie, behufs nachträglicher Bestimmung ihrer Coefficienten, als trigonometrische Reihe mit noch nicht in die Fourier’sche Form gebrachten, sondern lediglich . numerischen Coef ficienten aufgefasst wird. 24. Fall, wo die trigonometrische Reihe f(x) so rasch unendlich wird, dass die Coefficienten der Fourier’schen Reihe divergente Integrale sind. Schliesslich ist noch ein Fall des Unendlichwerdens der darzu- stellenden Function f(x) zu untersuchen, in welchem ihre Darstellung durch eine trigonometrische Reihe möglich ist, die indessen nicht ohne Weiteres als Fourier’sche Reihe sich schreiben lässt, weil deren Üoef- ficienten divergente Integrale sein würden. So dass man es hier end- lich doch mit einer Ausnahme zu thun hätte, wenn nicht eine kleine Modification in der Definition der in der Fourier’schen Reihe auf- tretenden Integrale dennoch wieder gestattete, die Üoefficienten der trigonometrischen Reihe auf die Fourier’sche Weise auszudrücken. 15) Göttinger gelehrte Anzeigen, 1873, Nr. 21. Die ausführliche Publication wird nächstens erfolgen. 154 Betrachten wir die gemeine Sinusreihe: f(x) = sin.x [d«f(e) sin. « + sin. Al in Dr EN (0) 2 ie sin. N smnaN Sr + sin. nx [da f(e)sin.n = [daf(e) In... 2 2 » @—+x o 0 275102 2 sin. wo N=2n-+ 1. Dies Integral zerlegen wir in die Theile: a b c 7E DAB: 0 a b c wo wro () wo @ i @ cos, a9 sın. ar p(e) = EN: x\2 Ne < an, ala) - LE x\2 er aN\2 sin.cos.;) Er sin.,.cos.;) sin.5c0s. 5) —(sin.2c0s.5) Die Grössen Y(o) und w(o) sind weder Null noch unendlich. Falls also Lim. — o«@f(«) nicht unendlich ist, hat man 155 n. [07 % si = TER Limo | da«e f(e)p (e) ——— = gr Lim. — oa f(e) p(«) [04 o a Limy- | 4 a a f(e) w(e) cos. = 10, {0} Die Sinusreihe convergirt also, wenn f(e) in der Nähe von @=o nicht unendlich viele Maxima hat und wenn Lim « f(e) = 0, sie divergirt, wenn dann der Lim«af(«) nicht = o ist.!®) -Nun werde die Function f(x) für x=a(- n aan und finden: a h a © IE fi 8 f(£) sin. ae $sin. ex — Lim, _ 8 IE AE ß £(ß) | cos. « (—x) — eo.le) 0 0 o o a [ a = tim, _ u x Co8. = Lem. sin. h ß — an [1059 - cos. h£ ee {0} o —— woraus leicht das Weitere folgt. 156 oder man hat für at$=x: p=® f&)=3,4 3 (a, cos.px tb, sin. px) wo: TE > oa - Zein.pala af(a+ a)sin. pe, [0] 7U b, — cos. pa feer@+osin.p«. o Die Function f(x) ist also durch eine convergente trigonometrische Reihe darstellt. Will man sie aber durch eine Fourier’sche Reihe: p= © fx) =.A, 37 > (A cos. px I BB, sin. px) Bl darstellen, in welcher A,, A,, B, die Bedeutungen +7 +7 A,= 1 LLEICH A, bb > matten p«,sin.p« haben, so sind diese Integrale divergent, wenn man sie nämlich auf die gewöhnliche Weise auffasst, nach welcher z. B. +7 a —E + Ja«re am, ae“ Sr Limu=. | a f(e), — TE — a a a wo e und &, von einander unabhängig Null werdend gedacht sind. Es soll aber gezeigt werden, dass doch wieder die Rela- tionen: sch, eA,b oh stattfinden, wenn man die in den A und B auftretenden Integrale so definirt: #r sr} | “ 7E a-te J Berücksichtigt man die Relationen: fate) = — f(a Ze) yf(lar in: o),— lan) so wird sich also vermöge derselben und nach der eben festgesetzten Definition z. B. ergeben müssen: +7 zu fe«t@ cos.pe = — 2 sin. palaeta+0 sin. pa 0 | In der That, wenn man weiter zerlegt: BRHıaı so geht der erste Theil über in: [aeta+ «) (cos. p(atc«) — cos.p(a—-e)) tt —a und der zweite in: zw —8 IE affa+ ee) (cos. p(a+«) -- cos.p(a—e«)), € so dass für e= o allerdings nach der obigen Definition a, =A, herauskommt. Falls für einen Werth x =a das Integral | 4 a (f(ate) + f(a-e)) { {0) convergent ist, während f(x) für x — a ohneMaxima so unendlich wird, dass Lim ef(a+ e)=o,Limef(a — e)= 0!7):soistalso das Verhalten der Func- tion in der Umgebung des Punktesx = a kein Hinderniss für ihre Entwicke- lung in eine Fourier’sche Reihe, vorausgesetzt, dass im Fall der Divergenz 17) Riemann, Ueber die Darst. d. e. trigon. R. Art. 12, Abh.d.II. Cl. d.k Ak.d.Wiss. XII. Bd. I. Abth. 91 158 a der Integrale IE d« die in diesem Artikel angegebene Definition der ate Fourier’schen Coefficienten zu Grunde gelegt wird. 25. Gegenwärtige Beziehungen der beiden Hauptsätze des Art. 3 zu einander. Die beiden Hauptsätze des Art. 3: dass erstens zwischen den Grenzen — rn, + rn eine Function nur auf eine Weise in eine trigonometrische Reihe mit dem Gliede a, cos. px + b, sin. px entwickelt werden könne, und dass zweitens die Ooefficienten dieser Reihe die Fourier’sehe Form haben, diese beiden Haupt- sätze der Theorie der trigonometrischen Reihen sind ihr durch die in der Einleitung erwähnte und durch die vorliegende Untersuchung nunmehr sicher eingefügt. Die Beziehung jener Sätze zu einander giebt. zu folgenden Bemerkungen Anlass. Es versteht sich von selbst, dass der erste Satz in demselben Umfang in Bezug auf die Beschaffenheit der Function fx)=a,+ (a, cos. x + b, sin.x)+.... gilt, wie der zweite, und dass dies nicht umgekehrt werden kann. Deshalb ist der erste Satz ein selbständiger und keine blosse Folge des zweiten: ein ähnliches Verhältniss, wie ich es als zwischen den beiden Hauptsätzen der Theorie der darstellenden Integrale bestehend angegeben habe (Allgemeine Lehrsätze etc., Borch. Journ. Bd. 79, pag. 38, Einleitung). In unserem Falle verhält sich die Sache so. Lassen wir uns die Annahme genügen, dass die Reihensumme f(x) nicht unendlich wird, so darf sie doch noch, vermöge der durch den zweiten Satz ihr auferlegten Bedingung. der Integrirbarkeit in jedem kleinsten Intervall einmal divergiren, während Herr Cantor den ersten Satz nur unter der Voraussetzung beweist, dass die Divergenzpunkte der Reihe eine gewisse Vertheilung zeigen, die aus jedem Intervall an- dere Intervalle herauszuheben gestattet, in denen kein. Divergenzpunkt liegt. Insofern wird also durch den Gültigkeitsumfang, in welchem wir 159 hier den zweiten Satz wiederhergestellt haben, der des ersten noch erweitert. Dagegen setzt der erste Satz in der Fassung des Herrn Cantor gar keine Einschränkung fest hinsichtlich der Grösse der Sprünge der Function f(x) in den Strecken, in denen diese Reihe con- vergirt, während für den zweiten Satz durch die bekannte Be- dingung der Integrirbarkeit die relative llöhe dieser Sprünge wesent- lich eingeschränkt und damit zugleich die Selbständigkeit des ersten Satzes gewahrt wird: es sei denn, dass es Beziehungen zwischen Be- stimmtsein und Integrirbarkeit der durch trigonometrische Reihen dar- gestellten Functionen gebe, worüber Vermutliungen zu äussern, ich mich indessen nicht veranlasst fühle. 26. Kurze Zusammenfassung der Resultate dieser Abhandlung. Die Function Ma) 3,1 a} cos.x br sin. z)"F(a, cos! 2x} ba siniax) EN. : erfülle in den Strecken, in denen alle ihre Werthe endlich sind, die Bedingung der Integrirbarkeit. Wenn f(x) in Punkten unendlich ist oder wird, von denen einer a sei, so finde dies so statt, dass entweder die Integrale: a—E “c time. | dere) h Lima= [auto b a & endlich und bestimmt sind, oder, wenn dies nicht der Fall ist, so, dass die Function ohne Maxima unendlich wird, dass Lim, -. ef(fate) = o, und dass das Integral je«ca+a 2b t(a,@)) o endlich sei. Wenn endlich die Unendlichkeitspunkte im Intervall — nx...+nr in unbegrenzter Zahl vorkommen, so gelte von ihrer +z Vertheilung und Sa Sn eines Integrals | 1110, was im Art. IX — rt der Abliandlung: Borch. Journ. Bd. 79, pag. 21 gesagt ist. 3 160 Sobald alle vorstehende Bedingungen erfüllt sind, ist es erlaubt, die Coefficienten durch die Fourier’sche Form auszudrücken, und wenn dabei die Integrale nach der gewöhnlichen Auffassung ihren Sinn verlieren, so sind sie, falls f(x) für x = a unendlich wird oder ist, als a —E (Te) ae zu definiren. Schluss. Wenn die semitische Ursage dem mühelosen Genuss im Paradise die harte Arbeit des Gerechten nach dem Sündenfall gegenüberstellt, so zeigt unsere Wissenschaft ähnliche Gegensätze. Nachdem die etwa mit Fourier und Poisson abschliessende analytische Epoche am immer erneuten Entdecken von Formeln und Sätzen, meist wenig be- kümmert um deren genauere Begründung, deren Gültigkeitsbereich, u. s. w. sich ergötzt hatte, müssen wir, ein bedächtigeres Geschlecht, die wir die feineren Unterscheidungen der neueren Mathematik, die Begriffe von der unbedingten, der gleichmässigen Convergenz u. a. m. vom Baume der Erkenntniss gepflückt haben, was die Analytiker jener Epoche am Wege fanden, mit früher nicht geahnten Schwierigkeiten ringend, der Wissenschaft von Neuem erwerben. Freilich lohnt uns dafür das befrie- digende Bewusstsein, wenn auch nicht selten hart erkämpften doch in seinem genau erforschtem Umfange fortan gesicherten Besitzes. 161 Anhang - über den Fundamentalsatz der Integralrechnung. Der wichtigste und nützlichste Satz der Integralrechnung, der seinem Entdecker als etwas ganz Erstaunliches hatte erscheinen müssen, wenn dieser nur das Vermögen in Zahlen zu denken und gar kein geometrisches Organ gehabt hatte: das ist der Satz vom Zusammenhang zwischen dem unbestimmten Integral und dem bestimmten. Er lautet: Ist F(x) eine Function, die differenzirt die Function f(x) liefert, und ist F(x) im Intervall ASx — N ee e==10), &1==10 & u £ von der die obigen specielle Fälle sind, und ich habe Sorge getragen, im Vorigen die Bedingungen für f(x) und F(x) so weit zu lassen, als unser Beweisverfahren gestattet. Liegt jedoch daran nichts, so kann man sie durch die kürzere ersetzen, dass das Integral des wie immer entstanden gedachten Differentialguotienten stets dieselbe endliche und bestimmte Function seiner Grenzen sei. Beweis des Fundamentalsatzes. Es soll gezeigt werden, dass unter den Voraussetzungen des vori- gen Art. die Grösse: F&)—F(a)— [daf.(e) F(xbe)—F(x) Null ist, wenn f, (x) einen der beiden Differentialquotienten 00; Sn p=o p=n | xte+p6 > 2,2: jdet,@) xp Lässt man hierin e verschwinden, so ist leicht einzusehen, dass die beiden Summen rechts für Ö =o sich derselben Grenze nähern. Denn ein Element der ersten Summe wird: K&®-.P99-28, Rix2,p0) Sa | d. i. Öf,(x+pd) oder Üf,(x + pd). Und ein solches der zweiten Summe ist zunächst d f,(x+pd te), 0o 1 ein napfförmiges Exemplar in natürlicher Grösse von Aussen gesehen von Chimay. e 2 ein becherförmiges Exemplar mit einseitig gewendeter Zuspitzung nach unten und abgerundetem oberen Rande in natürlicher Grösse von Chimay. n 3 ein Theil der äusseren Hülle von Unten gesehen in natürlicher Grösse von Chimay; die Oberfläche ist theils erhalten (a), theils (b) bis zu den Epistylen und den Enden der Säulchen abgewittert. Bei c setzt sich in den nach schiefen Reihen geordneten Rautenfeldern der Oberflächendecke eine neue Reihe ein. 4 eine doppelt vergrösserte Parthie der Aussenfläche der Figur 3; die Rauten- felder und ihre äussere Beschaffenheit darstellend, a) mit guterhaltener b) mit bis zu den Epistylen verwitterter Oberfläche. „ 4b ein Thleil dieser Aussenfläche im Dünnschlifle 20 mal vergrössert, um die Zusammen- setzung und Beschaffenheit der äussersten Lage (?Epidermis) der Rautenplättchen, welche die äussere Hülle zusammensetzen, zu zeigen. 5 5 ein nach Innen blossgelegtes trichterförmig vertieftes Exemplar in natürlicher Grösse von Oben gesehen, um die Zusammensetzung der inneren Decke aus ähnlichen Rauten- plättchen und wo diese abgewittert sind, die inneren Enden der Säulchen zu zeigen. Der obere Rand ist abgebrochen oder unvollständig erhalten und zeigt desshalb die querlaufenden Säulchen (s). Fundort: Chimay. „ 5b ein Theil der inneren Oberfläche in ihrer äussersten (? Epidermis) Schicht mit aus- gezeichnet feiner Punktirung in Dünnschliffen 20 mal vergrössert. Diese feine Punktirung rührt von Grübchen in der Oberflächenschicht her, weil auf dem Steinabdrucke dafür kleine Wärzchen erscheinen. Exemplar von O. Kunzendorf. j >» 6 ein Theil der äusseren Oberfläche von Figur 3, die verschiedene Art darstellend, in welcher durch tiefere oder seichtere Abwitterung die Oberflächenzeichnung. sich ändert. = 7 ein Theil der äusseren Oberfläche von einem Exemplar von O. Kunzendorf, künstlich abgeschliffen bis zum deutlichen Hervortreten der Epistyle, von welchen der centripetale über die engeren Grenzen des zugehörigen Plättchens hinaus reicht und in einen Ausschnitt des Nachbarplättchens hinein greift. - 8 ein Theil der inneren Oberfläche von Figur 5 in natürlicher Grösse mit den sichbaren Enden der Säulchen und ohne Andeutungsn von vierstrahligen Epistylen. » 8% ein Theil der inneren Oberfläche eines Exemplar’s von Oberkunzendorf, schwach abge- schliffen in natürlicher Grösse. & 9 das Bruchstück eines Exemplars von Original zu Coscinopora placenta Goldf., die Rautenfelder der äusseren Hülle darstellend in natürlicher Grösse in ganz über- einstimmender Beschaffenheit mit einem Exemplar der Breslauer Sammlung von Gerolstein. Bei s ist die Oberfläche der Plättchen bis zum Hervortreten der Epistyle künstlich abgeschliffen. 214 Figur 10 Dasselbe Bruchstück von der Seite gesehen; dasselbe zeigt in der Auswitterung die 11 12 13 14 15a 15 b 16 17 18 19 20 die einzelnen beiden Hüllen verbindenden Säulchen (s...s.) und ihre äussere (a) und innere Ausbreitung (i) an den Hüllen in natürlicher Grösse. dasselbe Bruchstück die innere Hülle zeigend mit Vertiefungen (s) in Mitte der Rautenfelder, als ob hier eine Durchlöcherung vorhanden gewesen wäre. Diese Ver- tiefungen entsprechen den Enden der Säulchen und sind entstanden durch Wegbruch der äusseren Lage der Hülle. ein Theil der inneren Hülle nach der Auswitterung des Kalkes, den Abdruck der Innenseite dieser Hülle in der umgebenden Gesteinsmasse zeigend von 0. Kunzendorf. ein Theil von Figur 12 zweimal vergrössert, um die hin- und hergeschlungene Faltelung der zwischen den Plättchen eingedrungenen Gesteinsmasse, die kragenartige Einschnürung der Säulchenenden und die radiallaufenden Rippchen (im Abdrucke) der Epistyle zu zeigen. ein Stückchen des Chin, die innere Fläche und die Säulchen zeigend, SEHE, in _ einem Querbruche in Folge von Verwitterung blossgelegt sind an einem Exemplar von Ober-Kunzendorf. ein Stückchen der äusseren Fläche eines abgewitterten Exemplar von Ober- Kunzehdorf mit den sehr vorherrschenden radialen und nur angedeuteten parallelen Epistylen und der feinen Faltelung der Säulehenenden, da wo sie eingeschnürt sind. desgleichen eine einzelne Gruppe der von einem Säulchenende ausgehenden Epistyle und das Ende der Säulchen oberhalb ihrer Einschnürung. ein Querschnitt durch das Gehäuse eines Exemplares von Ober-Kunzendorf die Durch- schnitte der äusseren (a-ai) und der inneren (i-ia) Hülle mit ihren doppelten Lagen (a) und (ai), dann (i) und (ia), die Säulchen in kalkspathtiger Ausfüllung, (s) die Zwischenräume von Gesteinssubstänz ausgefüllt und die Durchschnitte einzelner Epistyle (0) zeigend. & ein Querdurchschnitt in einem Dünnschliffe wie Figur 16 an einem aus schwarzem Kalk bestehenden Exemplar von Ober-Kunzendorf: a) die äussere, i) die innere Hülle, beide zerbrochen, mit zwischen die Fugen eingedrungener Gesteinssubstanz, in der Mitte mit den Querschnitten der Epistyle und den feinen Höhlungen in denselben. Die Säulchen sind schief durchschnitten und zeigen ihre strahlige fasrige Struktur und ihre innere Höhlung;; an den Enden erkennt man an der eingedrungenen Gesteinssubstanz ihre Einschnürungen. r sind die Zwischenräume. Natürliche Grösse. ein Querschnitt im Dünnschliffe in 5 maliger Vergrösserung (Ober-Kunzendorf) mit den beiden äusseren (a und ai) und den inneren Hüllen ( i und ia), einer äusseren schwarzen Oberflächenschicht (e-e) den Säulchen (s) und zahlreichen, in der inneren Hülle sichtbaren, von Gesteinssubstanz gebildeten Lamellen, welche voneiner starken Faltelung der inneren Epistyle herrührten: in der äussern Hülle zeigen sich die Durchschnitte von Epistylen und ihren innern Höhlungen. Alle Skeletttheile sind durch Kalkspath ersetzt» die Zwischenräume (r) durch Gesteinssubstanz ausgefüllt. ein Querschnitt im Dünnschliffe in 5 maliger Vergrösserung, die innere Struktur eines Säulehens darstellend an einem Exemplar des schwarzen Kalkes von Ober-Kunzendorf, Hier ist die strahlig-fasrige Struktur der Säulchen und der inneren Kanäle sehr deutlich zu sehen. Die übrigen Buchstaben wie bei Figur 18. Die parallelen Längsstreifen der Säulchen deuten die schalige Zusammensetzung ihres Kalkkörpers an. ® stellt einen Durchschnitt ähnlich wie in Figur 19 in dem oberen Theile dar, um die äussere Lage der Hülle, welche eine zellige Struktur zu besitzen scheint (e) zu zeigen. Bei.z sieht man die Art der Aneinanderlage der Epistyle verschiedener, aber benach- barter Säulchen. ch Figur 21 222 ea „24 =. 20 126 „26 3% AU 028 »..29 230 215 ein Säulchen im Querschnitie von Oben gesehen mit ringförmig abwechselnd helleren und dunkleren Lagen der Faserstruktur und in der Mitte mit der Oeffnung des Kanälchens in 5 maliger Vergrösserung an einem Exemplar von Ober-Kunzendorf. ein Querschnitt durch das Gehäuse eines vorzüglich erhaltenen Exemplares von Ober- Kunzendorf, mit den Säulchen (s), den Durchschnitten der äusseren Epistyle, ihren Kanälchen (0) und den unregelmässigen Epistylen der inneren Hülle (i). ein in merkwürdiger Weise ausgewittertes Exemplar im Mergelkalk in 8 theilige pyramidale Stückchen gespalten und in der Mitte mit den runden Enden der Säulchen versehen. ein Stückchen der ausgewitterten Oberfläche bis zu beginnender Blosslegung der Epistyle, die zackig gewundenen Ränder der Plättehen besonders deutlich zeigend. ein Stückchen eines Säulchens im Längsschnitte, welches bei kalkspathiger Ausfüllung am Rande eine Art Wandung und eine Durchlöcherung derselben durch Poren zu zeigen scheint. Diese Erscheinung rührt jedoch nur von einer Art Inkrustirung her. Dünnschliff in 20 maliger Vergrösserung. und 27 Receptaculites forniculosus Schloth spec. Originale der früheren Schlotheimischen Sammlung. ein Stückchen der abgewitterten inneren Hülle darstellend mit den Ausgängen der Säulchen (s) und eigenthümlichen warzenförmigen Erhöhungen (p), vielleicht Abdrücke von grösseren Porenlöcher durch die innere Hülle. ein Stücken der abgewitterten äussern Oberfläche mit den dicken Zwischenwülsten (w), den Ausgängen der Säulchen (s) und den vier Epistylen (Ausläufer) und zwar den stärker entwickelten radialen (r r) und den schwächer parallel laufenden (r e). ein Exemplar des sogenannten Ischadites Königi Auct. von Wisby auf Gotland in natürlicher Grösse von oben gesehen mit der grossen Oeflnung. dasselbe durschgeschnitten in natürlicher Grösse, die grosse Oeffnung (0) und die diese einschliessende trichterförmige Wand, sowie rings die radial gerichteten Säulchen zeigend, die Ueberreste der Epistyle der äusseren Oberfläche an etwas abgewitterten Exemplaren derselben Art. Abh.d.1I. Cl.d. k. Ak. d.Wiss. XII. Ba. I. Abth. 39 zltles N DT, Gi eat ta : > nrtntss ch Ke; z I / 77 P7, / I / / y/ > S N N SS N Beschreibung eines Apparates zur Untersuchung der gastörmigen Ausscheidungen des Thierkörpers. Ven Garl Voit. Abh. d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XIJ. Bd. I. Abth» 30 BR cyan 3% 198: a 2}: u un alle) we Be Beschreibung eines Apparates zur Untersuchung der gasförmigen Aus- scheidungen des Thierkörpers von Carl Voit. (Mit Tafel I. II. III) Vor nunmehr 15 Jahren hatten die von Bischoff und mir gewonnenen Resultate über den Eiweissverbrauch des fleischfressenden Thieres zu dem Baue des grossen Respirationsapparates im physiologischen Institute durch Pettenkofer geführt. Es hatte sich bekanntlich durch mühsame Untersuchungen ergeben, dass man im Stande ist, die Grösse des Umsatzes der stickstoffhaltigen Stoffe, vor Allem des Eiweisses im Thierkörper aus dem im Harn und Koth ausgeschiedenen Stickstoff, so weit genau als es für Fragen der Art zu wissen nöthig ist, zu entnehmen!). Aber über den Verbrauch der stickstofffreien Stoffe wie der Fette oder Kohlehydrate konnte nichts aus diesen Untersuchungen des Harns und Koths entnommen werden, es mussten zu dem Zwecke alle Ausscheidungsprodukte des Körpers, also auch die gasförmigen, in den Kreis der Untersuchung gezogen werden. Jedoch war aus den annähernden Berechnungen von Bischoff und mir schon so viel zu ersehen, dass in der Zersetzung der stickstofffreien 1) Voit, physiologisch-chemische Untersuchungen 1857 8.1. — er der Chem. u. Pharm. 1862. Suppl. Bd. 2. S. 238. — Zeitschrift f. Biologie 1866. Bd. 2. S. 6 u. 189. 30* 220 Stoffe und in der Aufnahme des Sauerstoffs dieselben mächtigen Verschie- denheiten vorkommen, wie in der Zersetzung der stickstoffhaltigen Stoffe, und dass die Erkenntniss des gesammten Stoffzerfalles im Thierkörper für die Entwicklung der Lehre von der Ernährung von wesentlicher Bedeutung sei. Es gelang nun Pettenkofer einen Apparat zur Untersuchung des Gaswechsels auszudenken und herzustellen !J, der wie die damit ange- stellten Controlversuche beweisen, genaue Resultate gibt und der ferner, wie die vielen mit ihm gemeinschaftlich von Pettenkofer und mir?) an Hunden und Menschen ausgeführten Versuche darthun, allen Anforderungen entspricht. Man sollte wenigstens denken, der Apparat habe nach der Bereicherung unserer Kenntnisse über die Vorgänge im Thierkörper durch die Respirationsversuche am Hunde bei Hunger, bei ausschliess- licher Zufuhr von Fett und Kohlehydraten, bei Fütterung mit Fleisch, dann mit Fleisch und Fett, Fleisch und Kohlehydraten, ferner durch die Untersuchungen über den Stoffverbrauch des normalen, des diabeti- schen und des leukämischen Menschen sich bewährt und seinen Zweck erfüllt. Ueberblicken wir sämmtliche Arbeiten, zu welchen der Apparat vorwaltend oder nebenbei gedient hat, so gewahren wir darunter theils Thatsachen, welche gegenwärtig bereits schon als selbstverständlich an- gesehen und ohne Nennung der Autoren weiter verwendet werden, theils solche, welche zwar feststehen, aber vorläufig noch ignorirt werden. Es gelang uns zu zeigen, dass bei dem hungernden Hunde wirklich nur Eiweiss und Fett zerstört wird, da der in 24 Stunden ausgeschiedene und bestimmte Stickstoff und Kohlenstoff, auf Eiweiss und Fett be- rechnet, genau so viel Sauerstoff zur Verwandlung in die Endprodukte, welche durch Nieren, Darm, Haut und Lungen ausgeschieden werden, braucht, als in der gleichen Zeit durch die Respiration aus der Luft in den Kreislauf eintritt. Die Zwischenglieder werden also in dieser Zeit völlig in die Ausscheidungsprodukte umgewandelt. — Das Gleiche . 1) Pettenkofer, Annalen der Chem. u. Pharm. 1862. Suppl. Bd. 2. 8. 1, 2) Pettenkofer u. Voit, Zeitschrift f. Biologie 1866. Bd. 2. S. 459. — 1867. Bd. 3. S. 380. — 1869. Bd. 5. S. 319 u. 369. — 1871. Bd. 7. S. 433. — 1873. Bd. 9. S.1 u. 455. — 221 stellte sich bei Zufuhr von reinem Fleisch heraus; es war bei mittleren Mengen von reinem Fleisch möglich die Elemente der Einnahmen genau in den Ausgaben wieder zu finden d.h. den Körper damit auf seiner Zusammensetzung zu erhalten, und den Verlust von Eiweiss und Fett zu verhüten. Bei geringeren Mengen von Fleisch wurde noch Eiweiss und Fett vom Körper abgegeben, bei grösseren gelangte sowohl Eiweiss als auch Fett zum Ansatze. Von ganz besonderer Bedeutung für die Auslegung der unter dem KEinflusse der Fette und Kohlehydrate er- haltenen Versuchsresultate und für die Entwicklung der Lehre von der Fettbildung im Thierkörper wurde der letztere von uns zum ersten Male sicher geführte Nachweis, dass bei der normalen Zersetzung des Eiweisses Fett sich abspaltet. — Durch Zusatz von Fett oder Kohle- hydraten zu einer kleinen Menge von Fleisch erhält sich der Körper auf seiner Zusammensetzung, während man ohne die. stickstofffreien Substanzen zum gleichen Zwecke bedeutende Fleischmengen braucht. — Es gelingt leicht schon durch geringe Gaben von Fett eine gewisse Menge von Fett am Körper zum Ansatz zu bringen; das Fett wird im Körper ungleich schwerer zerstört als das Eiweiss, denn während letzteres unter Umständen ganz zerfällt, kann ersteres abgelagert werden. Es lassen sich die hier stattfindenden Verhältnisse ganz ein- fach ableiten, wenn man bedenkt, dass bei dem Zerfalle des Ei- weisses stets eine gewisse Menge von Fett als Produkt auftritt und dass dieses leichter weiter angegriffen wird als das aus dem Darme aufgenommene Fett- — Die Bedeutung der Kohlehydrate stellte sich nach unseren Untersuchungen als eine ganz andere dar, als bis dahin angenommen worden war. Während der Nachweis einer Ablagerung von Fett im Organismus bei Fütterung mit Fett sehr leicht gelingt, ist ein solcher für die Kohlehydrate, selbst bei den grössten Quan- titäten derselben, nicht möglich; stets erschien, auch in den äussersten Fällen, der Kohlenstoff der Kohlehydrate in den Ausscheidungen wieder und es blieb nur so viel Kohlenstoff zurück als dem aus dem Eiweiss möglicherweise entstandenen Fett entspricht. Im Thier- körper werden, wie aus unseren Versuchen unwiderleglich hervor- geht, ganz bedeutende Mengen von Zucker bis zu Kohlensäure und Wasser zerlegt und oxydirt, während die meisten Physiologen auf nicht 222 beweisende Versuche gestützt!) annehmen, dass der Zucker im Thier nicht verbrenne, und Viele darauf eine Erklärung der Zuckerharnruhr aufbauen. Die Kohlehydrate unterscheiden sich demnach in ihrer Wirkung auf die stofflichen Vorgänge im Thierkörper in ganz bestimmter Weise von den Fetten; sie schützen nur das aus dem gleichzeitig zer- setzten Eiweiss hervorgegangene Fett vor dem weiteren Zerfalle. In Verhütung der Fettabgabe vom Körper thun 175 gr. Kohlehydrate die gleichen Dienste wie 100 gr. Fett; man wird sich in dem Ge- triebe der Zersetzungen im Thierkörper nur dann zurecht finden, wenn man die von uns gefundenen Thatsachen festhält, dass am leichtesten das Eiweiss und die Kohlehydrate zerlegt werden, jedoch ungleich schwieriger die Fette, mögen sie aus dem Darm eingetreten sein oder im Körper aus dem Eiweiss sich abgetrennt haben. — Es konnten nach allen diesen Erfahrungen über die Gesammtzersetzung im Körper unter dem Einflusse der verschiedensten Nahrungsstoffe angegeben werden, welche Stoffe und wieviel davon man darreichen müsse, um einen Körper auf seiner Zusammensetzung zu erhalten oder auf eine gewünschte Zusammensetzung zu bringen, wodurch in das eigentliche Gebiet der Ernährung eingedrungen wurde. Vor Allem wichtig für die Vorstellungen über die Zersetzungen in thierischen Organismus wurde die Verfolgung der Sauerstoffauf- nahme. Früher hatte man die Idee, der Sauerstoff wäre die nächste Ur- sache für die Zersetzung; man meinte, es werde in einen Thierkörper eine bestimmte Menge von Sauerstoff aufgenommen, ‚der dann die Stoffe oxydire. Aus unseren Versuchen ging dagegen hervor, dass die Sauerstoffaufnahme unter sonst gleichen äusseren Verhältnissen äusserst verschieden ist, und dass die Stoffe im Thierkörper nicht nach ihrer Verwandtschaft zum Sauerstoff zerstört werden und dabei eine gewisse Menge von Sauerstoff in Beschlag nehmen müssen. Ich habe an vielen Stellen?) ausgesprochen, dass der Sauerstoff nicht die nächste Ursache des Zerfalles der Stoffe ist; die Bedingungen des Zerfalles 1) Scheremetjewski, Ber. d. k. sächs. Ges. d. Wiss., 1868 S. 154; siehe dagegen Voit, Zeit- schr. f. Biologie 1873. Bd. 9. S. 508. 2) Zeitschr. f. Biologie 1869. Bd. 5. S 169; 1870. Bd. 6. S. 388; 1871. Bd. 7. S. 197, 455, 465, 493; 1872. Bd. 8. S. 383; 1873. Bd. 9. S. 32, 436, 526. 223 finden sich in den Zellen des Organismus, die Sauerstoffaufnahme richtet sich umgekehrt nach der Menge der Zerfallprodukte und ist eine secun- däre. Obwohl ich den fundamentalen, früher von allen Physiologen ge- theilten Irrthum, dass der, Sauerstoff der Zerstörer im Thierkörper sei, aufgedeckt und namentlich Liebig gegenüber meine auf die ausgedehn- testen Versuche gegründeten Vorstellungen vertheidiget habe, so nehmen die einen doch keine Notiz davon und behalten wohlgemuth die falsche Meinung bei, Andere, welche auf anderem Wege zu der gleichen Vor- stellung wie ich gekommen sind, verschweigen beharrlich, dass längst vor ihnen aus zahlreichen Bestimmungen der Gesammtaufnahme von Sauerstoff in den Körper während 24 Stunden das Gleiche erschlossen worden ist. “Nachdem wir von der früheren allgemein gehegten Vorstellung einer direkten Verbindung des Sauerstoffs mit dem Kohlenstoff und Wasser- stoff der Stoffe im Thierkörper uns losgelöst hatten, konnte ich!) es aussprechen, dass es sich im Körper um allmähliche Spaltungen handle, bei denen der vorhandene Sauerstoff nach und nach eintritt; ich hob zugleich hervor, dass bei den meisten sogenannten Verbrennungen z.B. des Holzes, des Fettes etc. es ebenso ist, da auch dabei durch die Anzündungs- temperatur erzeugte Spaltungsprodukte sich allmählich mit dem Sauer- stoff verbinden. Ich kam so durch unsere Versuche für den Gesammt- körper zu der gleichen Ansicht, welche früher schon Hermann ?) gestützt auf seine Beobachtungen für die thätigen Muskeln, welche trotz Ab- wesenheit von freiem Sauerstoff fortfahren Kohlensäure zu bilden, aus- gesprochen hat, dass nämlich bei der Muskelarbeit nicht eine Oxydation, sondern eine Spaltung einer complicirten Substanz stattfindet. Pflüger °) schliesst aus seiner Beobachtung, nach welcher Frösche ohne eine Spur von Sauerstoff noch lange fortfahren Kohlensäure zu bilden, ebenfalls, dass bei dem Lebensprocesse nicht eine direkte Oxydation, sondern eine Dissociation sauerstoffreicher Verbindungen gegeben sei und findet den Keim dieser Ansicht in der vorzüglich gegen mich gerichteten Abhand- lung von Liebig*) über die Quelle der Muskelkraft, ohne von den 1) Voit, Zeitschr, f. Biologie 1869. Bd. 5. S. 169; 1870. Bd. 6. S. 321. 2) Hermann, Gas- und Stoffwechsel der Muskeln 1867. 3) Pflüger, Arch. f. d. ges. Physiologie 1872. Bd. 6. S. 52, 4) Liebig, Sitz.-Ber. d. k. Akad. d. Wiss. 1869. II. S. 432. 224 früheren ganz bestimmten Angaben von Hermann und denen von mir nur das Geringste zu erwähnen. Wir haben mit dem grossen Respirationsapparate nicht nur Unter- suchungen an Hunden, sondern auch an Menschen angestellt, und zwar an gesunden und kranken. An normalen Menschen wurden dabei zum ersten Male alle Ausscheidungsproducte controlirt und die Grösse der Umsetzungen festgestellt und zwar bei Hunger und verschiedenster Kost bei einem kräftigen Arbeiter und einem schlecht genährten In- dividuum. Es wurde beim Menschen die wichtige Thatsache gefunden, dass die Sauerstoffaufnahme und die Kohlensäureabgabe bis zu einer gewissen Grenze zeitlich von einander unabhängig sind. Ferner wurde dargethan, dass bei der Arbeitsleistung unter gesteigerter Sauerstoff- aufnahme viel mehr Fett, aber nicht mehr Eiweiss verbraucht wird. Man schreibt die Auffindung dieser Thatsache gewöhnlich Anderen zu, welche eine Vermehrung der Kohlensäureausscheidung bei der Arbeit nachwiesen ; daraus vermag man aber selbstverständlich nicht den Schluss zu ziehen, dass dabei mehr Fett zerstört worden ist, da der gleiche Effect ebenso von einer gesteigerten Eiweisszersetzung herrühren könnte. — Die Versuche an einem an hochgradigem Diabetes leidenden Menschen ergaben, dass derselbe bei gleicher Kost mehr Eiweiss und Fett zersetzt als ein gesunder kräftiger Arbeiter und dabei weniger Sauerstoff aufnimmt als letzterer. Da bei Gesunden bei reichlicher Nahrungszufuhr eine ebenso grosse Zersetzung stattfinden kann wie bei dem Diabetiker, oder bei schwächlichen Menschen bei gleicher Kost eine ähnlich geringe Sauer- stoffaufnahme, ohne dass Zucker im Harn bei ihnen auftritt, so mussten wir schliessen, dass nicht die reichliche Zersetzung für sich allein oder die geringe Sauerstofaufnahme für sich allein zur Zuckerausscheidung führt, sondern das Missverhältniss im Gang der Zersetzung und der Sauerstoffaufnahme. Wir haben damit keine Theorie des Diabetes auf- ‚stellen wollen, wie Manche meinen, ja wir haben es in unserer Haupt- arbeit!) wohlweislich vermieden das Wort „Wesen des Diabetes“ zu ge- brauchen; wir studirten einfach die Zersetzungen im Leibe eines Dia- betikers und sagten ausdrücklich, es werde die Kenntniss der Abweichung 1) Pettenkofer und Voit, Zeitschr. f. Biologie 1867. Bd. 3. S. 380. der Zersetzungen von den normalen zum Verständniss des abnormen Processes beitragen, mag eine solche Störung die Ursache der Krankheit oder nur ein Symptom derselben sein. Wir zogen aus den von uns gefundenen Thatsachen die nächsten Schlussfolgerungen, und man wird immer mit diesen Thatsachen rechnen müssen, wenn man die Vorgänge bei der Zuckerharnruhr verstehen will. — Es geht aus unseren Versuchen mit dem Respirationsapparate klar hervor, welches Ziel wir dabei im Auge hatten; wir wollten die Grösse der Stoffzersetzungen im Körper unter verschiedenen Umständen kennen lernen, indem wir alle Ausscheidungsprodukte bestimmten. Nach einem anderen Prinzipe gebaute Apparate für die Bestimmung der abgegebenen Kohlensäure und des Wassers und des aufgenommenen Sauerstoffs hätten wohl ebenfalls zu diesem Zwecke dienen können, denn das Wesentliche an der Sache ist nicht der Apparat, sondern der Rückschluss aus den Zersetzungsprodukten auf das im Körper zersetzte Material. Darum sind auch die Resultate der bekannten Respirationsunter- suchungen von Regnault und Reiset!) mit den unsrigen gar nicht zu vergleichen, denn die beiden haben nicht den mindesten Zusammenhang mit einander. Die französischen Forscher wollten nur über die Grösse der Kohlensäureausscheidung und der Sauerstoffaufnahme bei verschie- denen Thieren und über einige andere Fragen des Gasaustausches Unter- suchungen anstellen; wir dagegen machten unsere Versuche, um über die im Körper zersetzten Stoffe weitere Aufschlüsse zu erhalten, die wir durch Bestimmung der Eiweisszersetzung allein nicht erreichten. Dess- halb nahmen auch Regnault und Reiset auf die Zusammensetzung der eingenommenen Nahrung und die übrigen Ausscheidungen gar keine Rücksicht, während dies für unsere Versuche ein unumgängliches Er- forderniss ist. Den bis dahin gebrauchten Respirationsapparaten klebten vorzüglich zwei Mängel an; sie nöthigten erstens unter Umständen zu athmen, unter denen Menschen und Thiere nicht zu athmen gewöhnt sind, und vor Allem vermisst man zweckmässige Controlversuche über den Grad der Genauigkeit der Angaben derselben. 1):-Regnault und Reiset, Annal. d. Chem. u. Pharm. 1850. Bd. 73. S. 269. Abh. d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 3 226 Der von Regnault und Reiset ursprünglich erdachte Apparat war nur für kleinere Thiere gebaut und liess eine Bestimmung des abgegebenen Wassers nicht zu. An kleinen Thieren hätten wir aber unsere Ernähr- ungsversuche nicht anstellen können, da wir neben den gasförmigen Ausscheidungsprodukten mit Einschluss des Wassers auch die durch Harn und Koth entleerten genau kennen mussten, und die völlige Auf- sammlung des auf die Versuchszeit treffenden Harns nur bei grösseren Thieren gelingt. Der später von Reiset nach dem nämlichen Principe hergestellte, für die Untersuchung der Kohlensäureabgabe und der Sauerstoffaufnahme bei Schafen eingerichtete Apparat ermunterte nicht sehr zur Adoptirung des Prinzips für ein in grösserem Maassstabe herzustellendes Instrument, denn Reiset gelangte damit zu unglaublichen und unmöglichen Resul- taten, abgesehen davon, dass er nicht weiter vorging als früher mit Regnault, und die Fragen, welche sich jetzt an Untersuchungen der Art knüpfen, gar nicht kannte. Apparate, bei welchen die Thiere gebunden und in eine ungewohnte Lage gebracht, oder durch Ventile irgend welcher Art zu athmen ge- nöthiget werden, sind für unsere Zwecke nicht brauchbar, da wir zur Genüge erfahren haben, welch’ grossen Einfluss auf die Zersetzung des Fettes oder der Kohlehydrate im Thierkörper solche Veranstaltungen durch Herbeiführung von allerlei Körperbewegungen ausüben. Das Princip des Pettenkofer’schen Respirationsapparates, das Ver- suchsthier unverletzt und ungebunden nicht in eine stagnirende Luft oder unter sonst ungewohnte Verhältnisse zu bringen, sondern in einen beständig und beliebig mit gewöhnlicher atmosphärischer Luft zu ven- tilirenden Raum zu setzen, die wechselnde Luft genau zu messen, kleine Bruchtheile der ein- und austretenden Luft fortlaufend auf gewisse Be- standtheile zu untersuchen und die Differenz dann auf den ganzen Luft- strom zu rechnen, endlich die Fehlergränzen des Apparates und der Methoden durch Controlversuche zu ermitteln, hat sich so bewährt, dass wir es nicht verlassen werden und den Widerstand dagegen nicht begreifen. Ich weiss recht wohl, dass von Manchen, die sich als exakte Natur- forscher rühmen, gewisse Einwendungen dagegen gemacht werden, wie 227 z. B. ein so grosser und complicirter Apparat könne unmöglich genaue Resultate geben, oder es müsse durch Diffusion ein Verlust eintreten, da der Versuchsraum nicht luftdicht geschlossen sei, und was derlei Redensarten noch mehr sind, welche dann bei Leuten, die sonst weiter nichts von dem Apparate wissen und denen die Zwecke, die dadurch verfolgt werden sollen, gleichgültig sind, keine Theilnahme für denselben erwecken. Man sollte bei solchen Einwendungen bedenken, dass wir doch auch einige Kritik besitzen, welche wir thatsächlich wohl mehr angewandt haben als jene mit ihren unbewiesenen Behauptungen. Denn es wird stets in jenen Kreisen stillschweigend darüber hinweggegangen, dass wir unseren Apparat auf die Genauigkeit seiner Angaben durch viele Controlversuche!) geprüft haben; aber so voreingenommen scheint man in der Wissenschaft heut’ zu Tage noch sein zu können, dass man den Angaben eines Apparates, der wie kein anderer untersucht worden ist, Misstrauen entgegenbringt, während man ohne Weiteres denen an- derer Apparate Glauben schenkt, an denen nie Üontrolbestimmungen gemacht worden sind. Solche Controlversuche geben allein die Gewissheit der Zuverlässig- keit der Resultate und es ist die Pflicht eines Jeden, der sich über den Gaswechsel eines Thierkörpers unterrichten will, seinen Apparat durch Entwicklung einer bekannten Menge von Kohlensäure und Wasser auf den Grad der Genauigkeit der Angaben zu prüfen und zugleich die eigene Geschicklichkeit zu controliren. Es könnten sich nämlich auch Leute finden, welche, die vielen von uns gemachten Erfahrungen unbe- achtet lassend, nicht zum Ziele kommen, und dann die Schuld dem Apparate und nicht sich selbst zumessen. — Der Pettenkofer’sche Apparat war für Menschen und grössere Thiere eingerichtet worden; gewisse Fragen konnten aber nur an kleineren Thieren oder an einzelnen Theilen des Körpers erlediget werden, so z.B. die nach der Aenderung des Gaswechsels bei Blutentziehungen, bei der Einwirkung gewisser Arzneimittel, bei verschiedenen Tempe- raturen der umgebenden Luft, bei winterschlafenden Thieren, an dem Arm eines Menschen. Der grosse Apparat wäre zur Untersuchung an 1) Siehe hierüber: Zeitschrift f. Biologie 1875. Bd. 11. S. 126--186. 228 Kaninchen, Katzen, Murmelthieren etc. viel zu massig und die Resultate wegen der geringen absoluten Mengen von Kohlensäure, Wasser und Sauerstoff nicht genau genug gewesen. Es stellte sich daher das Be- dürfniss heraus für die kleinen bei solchen Thieren vorkommenden Werthe ebenfalls eine Genauigkeit von 1—3°o zu erhalten. Ich habe schon seit mehreren Jahren einen solchen kleineren Apparat im physiologischen Institute aufgestellt und mit der Zeit alle möglichen Verbesserungen an ihm angebracht, bis er endlich diejenige Form angenommen hat, welche er jetzt definitiv besitzt. Es sind auch, um alle seine Eigenschaften kennen zu lernen, schon zahlreiche Ver- suche mit ihm ausgeführt und zum Theil auch veröffentlicht worden). Aengstliche Gemüther haben, weil der Apparat nicht schon längst be- schrieben worden ist, allerlei Befürchtungen gehegt. Es vermögen sich eben Manche bei der fieberhaften Hast unserer Zeit, das was man den Tag über Alles angestellt hat und gefunden zu haben glaubt, am näm- lichen Abende der erstaunten Mitwelt vorzuführen, nicht vorzustellen, dass Jemand eine fertige Sache einige Jahre sich selbst überlässt; sie würden es viel leichter begriffen haben, wenn der Apparat mit allem Pomp beschrieben worden wäre, und dann, nachdem er zu einigen . dürftigen Versuchen gedient, vom Schauplatz wieder verschwunden wäre, wie es so häufig geschieht. Dieser kleine Respirationsapparat ist nach dem von Pettenkofer bei seinem grossen Apparate angewendeten Principe gebaut. Das Thier befindet sich dabei, wie vorher schon angegeben worden ist, in einem genügend ventilirten, hinreichend grossen Raume; das Volum der ge- wechselten Luft wird genau gemessen, ein bekannter Bruchtheil der- selben, einmal ehe sie in den Raum eintritt und dann nachdem sie die gasförmigen Ausscheidungen der Haut und Lunge des Thieres aufge- nommen hat, auf den Gehalt an Kohlensäure, Wasser etc. untersucht, und die Differenz auf die ganze Luftmenge berechnet. 1) J. Bauer, über die Zersetzungsvorgänge im T'hierkörper unter dem Einflusse von Blutent- ziehungen, Zeitschrift f. Biologie 1872 Bd. 8. S. 567. — H. v. Böck u. J. Bauer, über den Einfluss einiger Arzneimittel auf den Gasaustausch bei Thieren, a. a. ©. 1874 Bd. 10. S. 336. — Fr. Erismann, zur Physiologie der Wasserverdunstung durch die Haut, a, a. O. 1875 Bd. 11.8. 1. — 2,29 Schon Pettenkofer hat hervorgehoben, wie solche Differenzbestimm- ungen den grossen, gewöhnlich unterschätzten Vortheil haben, dass dabei die constanten Fehler der Untersuchung eliminirt werden, weil alle Operationen gleichheitlich sowohl bei der einströmenden als auch bei der abströmenden Luft ausgeführt werden, und nur die Differenz der beiden Bestimmungen zu ermitteln ist, welche noch richtig gefunden werden kann, wo eine absolute Bestimmung an ganz unvermeidlichen Fehlern leiden würde. Es war unthunlich, den Pettenkofer’schen Apparat in seiner Form einfach zu copiren und entsprechend zu verkleinern; es musste eine ganze Reihe von wesentlichen Aenderungen daran vorgenommen werden, sowie auch an dem grossen Apparate seit seiner Beschreibung durch Pettenkofer mancherlei Verbesserungen angebracht worden sind, welche hier ebenfalls theilweise Erwähnung finden werden. Der kleine Apparat ist auf den dieser Abhandlung beigegebenen | drei Tafeln abgebildet. Die erste Tafel enthält eine Ansicht derjenigen Vorrichtungen, welche auf der einen Seite einer durch die Röhre D gezogen gedachten senkrechten Ebene aufgestellt sind, die zweite Tafel eine Ansicht der auf der andern Seite dieser Ebene befindlichen Vor- richtungen; auf der dritten Tafel sind einige Details aufgenommen. Die Herstellung der beiden ersten Tafeln geschah in der Art, dass zunächst von jeder Seite des Apparates ein photographisches Bild hergestellt wurde, und zwar bei Tafel I von links her, bei Tafel II von rechts her gesehen; dadurch gelang es, ein ganz naturgetreues Bild des immerhin complieirten Apparates mit den richtigen Dimensionen und Verhältnissen zu gewinnen, wie es dem Zeichner sonst wohl kaum zu geben möglich gewesen wäre. Die Photographien dienten nun dem Zeichner als Grund- lage für die weitere Ausführung. Das Thier befindet sich in dem Raume H (TafelI u. II). Derselbe stellt einen auf einer Tischplatte stehenden Würfel mit einer Seitenlänge von 40 cm., also einem Kubikinhalte von 64 Liter dar. Er besteht aus einem soliden Rahmen von Zink, in welchen Scheiben von dickem Glase eingesetzt sind; die an der vorderen Seite befindliche in Metall gefasste Glastafel lässt sich in einem Falz auf- und abbewegen und dient als Thür zum Einbringen des Thieres.. Um diesen Kasten gehörig 250 zu ventiliren, ist eine Oeffnung für das Wegsaugen der Luft und eine zweite Oeffnung für das Eintreten frischer Luft angebracht. Die Letztere findet sich in der auf Tafel I dem Beschauer zugekehrten Glasfläche; es ist zu dem Zwecke ein rundes Loch von 2,7 cm. Durchmesser an der oberen linken Ecke eingebohrt und in dieses ein unter rechtem Winkel abgebogenes, wohl lakirtes Rohr a von Eisenblech mit Kaut- schukdichtung und Ueberwurfschraube, welche in ein am Rohr befind- liches Gewinde eingreift und eine Metallplatte jederseits an das Glas andrückt, befestiget. Der eine kürzere Schenkel des Rohres sieht nach Aussen, der längere Schenkel befindet sich im Kasten und geht bis auf den Boden desselben herab. Die Oeffnung für das Wegsaugen der Luft aus dem Kasten ist an der der Eingangsthüre gegenüber liegenden Seite; sie ist in der Mitte der betreffenden Glastafel angebracht und auf die gleiche Weise mit einem Blechrohre b versehen, dessen kurzer Schenkel nach Aussen mündet, und dessen längerer Schenkel nach auf- wärts bis nahe an die Decke des Kastens reicht. Die Luft tritt dem- nach bei der Ventilation unten in den Kasten ein, streicht über das Thier weg und tritt oben aus. Bis auf die Ein- und Austrittsöffnung und die Lücken zwischen dem Rahmen und dem Falze der Thüre ist der Kasten völlig luftdicht geschlossen. Es ist dem Pettenkofer’schen Apparate von gedankenlosen Leuten öfters der Vorwurf gemacht worden, dass er nicht luftdicht schliesse und dass desshalb durch Diffusion ein Austausch der im Kasten befindlichen Luft gegen die äussere Zimmerluft stattfinden müsse, wodurch natürlich die Resultate ganz unzuverlässig würden. Dem gegen- über hat schon Pettenkofer dargethan, dass Undichtigkeiten an der Kammer keinen nachtheiligen Einfluss auf die Genauigkeit des Versuches ausüben; denn es tritt durch jede Öeffnung Luft von der gleichen be- kannten Zusammensetzung hinein, und es ist ferner die Geschwindigkeit dieser einströmenden Luft unter allen Umständen grösser als die Ge- schwindigkeit der Diffusion, so dass von Innen nach Aussen nie ein Austausch stattfindet, so wenig als bei einem gut ziehenden Ofen Rauch oder ein Verbrennungsprodukt aus den tausend Ritzen entweicht. Petten- kofer hat dies für seinen grossen Apparat dadurch bewiesen, dass er im Innern der Kammer penetrant riechende Dämpfe entwickelte und 231 an den Spalten und Oeffnungen der Thüre beobachtete; so lange die Ventilation der Kammer durch die Saugeylinder im Gange ist, lässt sich ausserhalb von dem Geruche nicht das Mindeste wahrnehmen. Für die- jenigen, welche sich von vorgefassten Schulmeinungen nicht frei machen können, dienen jedoch am besten die Controlbestimmungen zur Wider- legung ihrer Vorstellungen, nach denen die in der Kammer entwickelte Kohlensäure und das Wasser völlig in dem aus ihr gesogenen Luft- strome enthalten sind. Es ist jedoch auch möglich die kleine Kammer bis auf die Eintritts- öffnung vollkommen zu verschliessen, Man kann nämlich leicht und rasch durch einige wurstförmige Streifen von Klebwachs die Spalten an der Thüre verkleben. Man ist dann im Stande, die Dichtigkeit der Kammer zu prüfen, indem man Leuchtgas durch das Eintrittsrohr ein- leitet und dann wenn man sicher ist dadurch alle atmosphärische Luft aus dem Kasten verdrängt zu haben, nach dem Absperren des Austritts- rohres durch einen Kautschukstopfen die undichten Stellen mit einem Lichte aufsucht. Wo eine solche sich vorfindet, tritt bei dem starken Drucke entzündbares Gas aus, wornach man leicht jede Undichtigkeit beseitigen kann. Auf eine andere einfache Art der Prüfung der Dich- tigkeit der Kammer werde ich noch bei der Prüfung der Dichtigkeit der Leitung bis zu den kleinen Saugeylindern zurückkommen. Der an- gegebene Verschluss an der Thüre wird dann angebracht, wenn man ausschliesslich durch die Eintrittsöffnung Luft zuleiten will, wenn z. B. das Thier in wasserfreier oder mit Wasser gesättigter Luft oder in kohlensäurefreier Luft athmen soll. Der Raum H, in welchem das Thier sich befindet, muss nun aus- giebig ventilirt werden, so dass keine grössere Menge von Wasser, Kohlensäure und anderen Zersetzungsprodukten sich darin anhäuft als in einer normalen Luft, in der wir zu athmen gewohnt sind. Nach den Angaben von Pettenkofer fängt die Luft eines Raumes, in welchem Thiere geathmet haben, bei 1 °/oo Kohlensäure zu riechen an, bei 10 °%o ist sie für uns auf die Dauer unerträglich geworden; eine gute Luft soll nicht mehr als 2 %o Kohlensäure enthalten. Die Ventilation geschieht bei dem Pettenkofer’schen Apparate be- kanntlich durch zwei grosse alternirend auf- und abgehende Saugeylinder, 232 welche die Luft aus der Kammer durch eine grosse Gasuhr saugen und durch ein fallendes Gewicht getrieben werden, das seinerseits durch eine mittelst eines sehr sinnreichen Regulators entsprechend wirkende Dampf- waschine aufgezogen wird. In der Aufhängung der Saugeylinder und in der Einrichtung der Ventile derselben sind seit der Beschreibung durch Pettenkofer einige zweckmässige Aenderungen vorgenommen worden, Die Ventilation am kleinen Apparate wird nicht durch Saugeylinder und eine Dampfmaschine besorgt, sondern durch die Bewegung der Trommel der messenden Gasuhr B, deren Axe mit der Axe eines oberschlächtigen Wasserrades C in Verbindung steht. Die an der hinteren Wand ange- brachte Eintrittsöffnung der Gasuhr steht durch das 172 cm. lange und 3 cm. im Durchmesser haltende Blechrohr D in luftdichter Verbindung mit dem Athemraum, so dass die Gasuhr bei der Drehung ihrer Trommel Luft aus der Kammer ansaugt und zugleich die Messung des Luftstromes besorgt. An Stelle der durch die Gasuhrtrommel aus der. Kammer ge- nommenen Luft ‘tritt alsbald frische Luft von Aussen in die Kammer ein, ohne dass eine irgend erhebliche Druckdifferenz dabei entsteht. Bei dem grossen Pettenkofer’schen Apparate ist zwischen dem Kasten und der grossen Gasuhr eine Befeuchtungsvorrichtung angebracht, damit nicht die die Gasuhr passirende Luft Wasser entführt, wodurch die Messung ungenau wird. Da die in die grössere Gasuhr eintretende Luft von dem Versuchsraume kommt und stets nahezu mit Wasserdampf gesättiget ist, so ist am kleinen Apparate die Befeuchtungsvorrichtung vorläufig weggelassen worden, um grössere Widerstände in der Haupt- leitung zu vermeiden; anfangs wurde die Gasuhr häufig aufgefüllt und geaicht, später stellte es sich heraus, dass wenn man vor jedem Ver- suche die Gasuhr auffüllt und dabei gewisse noch zu erwähnende Vor- sichtsmaassregeln gebraucht, dann die Angaben der Gasuhr so überein- stimmende sind, dass sowohl die Befeuchtungsvorrichtung als auch die wiederholte Aichung unpöthig ist. Die grössere Gasuhr meines Apparates ist eine solche für 5 Flammen und zeigt bei einer Umdrehung 6,7 Liter an. Sie ist anders construirt als die früher an dem Versuchstisch des grossen Apparates verwendeten Uhren. Wenn nämlich beim Umdrehen der Trommelaxe wegen der an den Leitungen vorhandenen Widerstände nicht entsprechend Luft ein- 235 treten kann z. B. bei stärkerer Ventilation, so reicht die gewöhnliche Construktion nicht aus, da bei derselben in dem angegebenen Falle wegen des ungenügenden Uebereinandergreifens der Schaufeln der Trommel die niedrige Wasserschicht durchbrochen und die Luft ohne die Trommel bewegt zu haben von der Austrittsöffnung her eingesaugt wird. Dies ist jetzt durch Verlängerung der Scheidewände für den Ein- tritt und Austritt der Luft in die einzelnen Kammern der Messtrommel vermieden, wodurch die Wasserschichte auf einer Seite höher gehoben und auf der anderen Seite tiefer gesenkt werden kann, ohne dass Luft von dem empfangenden in den abgebenden Theil der Messtrommel über- tritt. An der Uhr sind vier Zifferblätter, jedes in 10 Grade getheilt, angebracht; ein Grad des oberen Zifferblattes entspricht 1 Liter, von dem der zehnte Theil noch abgeschätzt werden kann; ein Grad des nächsten Zifferblattes zeigt 10, einer des folgenden 100 und einer des letzten Blattes 1000 Liter an, so dass also eine ganze Umdrehung des letzteren 10000 Liter entspricht. An der aus der hinteren Wand des Gehäuses der Gasuhr hervor- stehenden und in einer Stopfbüchse laufenden Axe der Trommel ist ein 8Scm. im Durchmesser haltendes Kammrad (Taf. II. c.) angesteckt, iu welches ein zweites gleich grosses, an der Axe des Wasserrades befind- liches Kammrad d eingreift. Die Gasuhr steht auf einer gusseisernen Platte, welche durch drei Stellschrauben so gestellt wird, dass die Kämme der beiden Räder genau in einander passen. Das oberschlächtige aus wohl lakirtem Eisenblech verfertigte Wasser- rad C hat einen Durchmesser von 60 cm. und besitzt 24 Kammern, von denen jede 330 cub.cm. Wasser fasst. Das Rad ist durch ein Doppelkreuz von soliden Eisenstäben getragen; die Axe desselben läuft in zwei Lagern, welche in zwei starken eisernen Trägern angebracht sind. Die Träger des Rades und der eiserne Tisch der Gasuhr sind auf einer grossen Eisenplatte befestiget. Die Kammern des Rades werden von Wasser beschlagen, welches aus einem Reservoir (Taf.I. E) abfliesst. Das etwa 9 Liter Wasser fassende Reservoir aus Eisenblech steht auf einem 1,17 Meter hohen Träger, der auf der Eisenplatte fest eingelassen ist; der Boden des Reservoirs ist 67 cm. über der nächsten Kammer des Wasserrades. Abh.d.Il.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 32 234 In e befindet sich das Abflussrohr für das das Rad treibende Wasser; das Kautschukrohr f führt das Wasser aus der Wasserleitung zu; durch das Kautschukrohr g, welches an ein in dem Reservoir befindliches Ueberlaufrohr angesteckt ist, fliesst das überschüssig zuströmende Wasser ab. Durch diese Vorrichtung wird das Wasser im Reservoir stets auf gleichem Stand erhalten und fällt mit gleicher Kraft auf das Rad. Die zur Bewegung des Rades und des ganzen Apparates nöthige Wassermenge ist eine sehr geringe. Bei mittlerer Geschwindigkeit braucht man dazu in einer Stunde 177 Liter Wasser, aber schon mit 61 Liter in der Stunde lässt sich eben der Apparat treiben, für die grösste Geschwindigkeit bei völlig geöffnetem Hahn fliessen 360 Liter Wasser in der Stunde ab. Das auf das Rad gefallene und von den Schaufein wieder entleerte Wasser sammelt sich in einem zwischen den Trägern unterhalb des Rades liegenden Troge i von Eisenblech, von welchem es durch das Kautschukrohr h abläuft. Damit kein Wasser beim Entleeren der Kammern umherspritzt, ruhen in dem Troge die die untere Hälfte des Rades umgebenden Backen k von Eisenblech. Die Bewegung des Rades und der Gasuhrtrommel ist bei gleich vertheilten Widerständen eine ganz gleichmässige und continuirliche, während bei der Ventilation durch Saugcylinder am todten Punkt die Bewegung des Luftstroms auf einen Moment unterbrochen. wird. Die Grösse der Ventilation kann variirt werden je nach der Menge des auf das Rad auffallenden Wassers, welche durch die Stellung des Abflusshahnes am Reservoir regulirt wird. Man ist dadurch im Stand, zwischen 450 und 3400 Liter Luft in der Stunde durch den Versuchs- kasten gehen zu lassen. Der letztere Luftwechsel ist so bedeutend, dass man leicht den Raum für die Thiere noch grösser machen und für Hunde von einem Gewichte von 10—12 Kilo die genügende Ventilation geben könnte. Da bei einer Umdrehung des Wasserrades auch die Trommel der Gasuhr sich 1 Mal dreht, so werden also bei jeder Um- drehung 6,7 Liter Luft aus dem Versuchsraume weggenommen; in 1 Stunde macht demnach das Rad 67 bis 507 Umdrehungen. Bei einer mittleren Ventilation von 1500 Liter in der Stunde bei Versuchen mit einer grossen Katze befanden sich in der aus dem - 235 Apparate kommenden Luft zwischen 1,8 und 3,0 %oo Kohlensäure, während die eintretende Luft 0,55 bis 1,20 %o enthielt. Da der Versuchsraum einen Cubus von 40 cm. Seitenlänge dar- stellt, so fasst er 64 Liter und hat einen Querschnitt von 1600 D cm. Bei einer Ventilation von 450 Liter in der Stunde treffen auf 1 Sekunde 125 cc. Luft und also für 1 Sekunde —— = 0,08 Meter Geschwindigkeit; bei einer Ventilation von 3400 Liter in der Stunde treffen auf 1 Sekunde 944 cc. Luft und daher für 1 Sekunde „„, = 0,60 Meter Geschwindigkeit. Weil nun erst bei einer Geschwindigkeit der Luft von 1 Meter in der Sekunde das Gefühl des Zuges entsteht, so befindet sich das Thier auch in dieser Beziehung unter normalen Verhältnissen. Wir haben schon mehrmals, auf den erfahrenen Rath des Herrn Prof. Linde hin, ernstlich daran gedacht, auch an dem grossen Respi- rationsapparate das gleiche Princip der Bewegung anzuwenden. Es würden dann die beiden Saugcylinder, der Regulator und die Dampf- maschine wegfallen, und man hätte nur einen durch Wasser getriebenen Motor, z. B. ein von den Gebrüdern Hax in Frankfurt gebautes Tan- gentialrad mit der Axe der grossen Gasuhr in Verbindung zu setzen. Die Widerstände, welche dabei überwunden werden müssen, sind nur geringe. Bei dem kleinen Apparate ist, wie schon angegeben, auch die Befeuchtungsvorrichtung weggelassen worden, da von der aus dem Kasten tretenden wasserreichen Luft nur wenig Wasser aus der grösseren Gasuhr entführt wird, welches man nach jedem Versuche wieder ergänzt. Der Vortheil der neuen Einrichtung für den grossen Apparat bestände zunächst in der wesentlichen Ersparniss bei ‘der ersten Anlage, vor. Allem aber in der Bequemlichkeit bei der Benützung desselben. Bei einem Versuche mit dem grossen Apparate muss man jetzt mehrere Stunden vorher die Dampfmaschine anheizen, und man hat dabei be- ständig, Tag und Nacht, einen geübten Heizer nöthig; man entschliesst sich daher der Kosten und der Unbequemlichkeit halber nur schwer zu ausgedehnten Versuchsreihen mit demselben. Dies ist bei dem kleinen Apparate ganz anders; man braucht nur den Wasserhahn zu drehen und kann somit jeden Augenblick den Apparat in Gang setzen, ohne einer Bedienung und Aufsicht zu bedürfen. Es würde bei dem Betriebe durch Wasser ein Versuch mit dem grossen Apparate keine grössere 32% 236 Mühe machen als mit dem kleinen; wenn die Nebenvorrichtungen stets bereit gehalten werden, so ist in Zeit von 1!/a Stunden Alles für einen 24 stündigen Versuch fertig. Durch die ventilirende Gasuhr wird das Volumen der aus dem Versuchsraum gezogenen Luft auch zugleich gemessen. Pettenkofer hat das Verdienst, zuerst auf die Brauchbarkeit dieses Instrumentes für wissenschaftliche Zwecke aufmerksam gemacht zu haben. Er hat ge- zeigt, dass man durch Aichung mit bekannten Luftmengen die Gasuhr zu einem der genauesten Messinstrumente machen kann; es lässt sich dann mit ihr das Volumen eines Luftstroms so genau messen, als man irgend einen kubischen Raum durch sein Volumen oder sein Gewicht Wasser zu ermitteln vermag. Die bei dem Athmen eines Thieres ein- tretende Aenderung des Volumens der Luft, dadurch, dass der auf- genommene Sauerstoff nicht nur zur Bildung von Kohlensäure, sondern auch von Wasser und anderen sauerstoffhaltigen Zersetzungsprodukten, welche zum Theil nicht gleich aus dem Körper austreten, verwendet wird, hat nach den Auseinandersetzungen von Pettenkofer!) bei der starken Verdünnung mit Luft keinen Einfluss und ist ganz zu vernach- lässigen, da sie selbst bei den ungünstigsten Voraussetzungen nicht 0,1% des Luftstroms beträgt. Ebensowenig bringt die durch eine Aenderung in. der Temperatur und in dem Feuchtigkeitsgehalte statt- findende Volumsänderung bei der Anordnung des Apparates.einen irgend beachtenswerthen Fehler hervor. Es handelt sich nun, nachdem der für das Thier bestimmte Raum gehörig ventilirt und die Menge der gewechselten Luft gemessen ist, die eintretende und die mit den gasförmigen Abscheidungsprodukten des Thieres beladene Luft genau zu untersuchen. Es ist unmöglich aus der gesammten Luft durch Absorptionsapparate diese stets nur in geringer Menge vorhandenen Produkte völlig wegzunehmen, die Apparate hätten dabei zu grosse Dimensionen angenommen. Desshalb hat Petten- kofer die atmosphärische Luft wie sie ist, mit allen ihren Bestand- theilen in die Kammer eintreten lassen, und nur einen genau gemessenen Bruchtheil der ein- und austretenden Luft fortlaufend der Untersuchung 1) Annalen der Chem. u. Pharm. 1862. Suppl. Bd. 2. S. 11. 237 unterworfen. Hätte er die eintretende Luft vorher von Kohlensäure und Wasser befreit, so hätte, wenn die Absorption auch ganz gelungen wäre, der ganze Apparat absolut luftdicht schliessen müssen und die Luft nur an einer Stelle eindringen dürfen, was nur schwer und mit grossen Umständlichkeiten zu erreichen ist; ausserdem wären für das Thier durch den Aufenthalt in einer trockenen Luft, wenigstens in Beziehung der Wasserverdunstung, ungünstige und abnorme Verhältnisse gesetzt gewesen. Bei dem kleinen Apparate ist es, wie ich vorher schon 'an- gegeben habe, möglich, den Versuchsraum luftdicht zu schliessen und eine ihres Wassers oder ihrer Kohlensäure beraubte Luft eintreten zu lassen; jedoch wird dieses Verfahren nicht für gewöhnlich, sondern nur bei bestimmten Fragen benützt. Es ist ungleich einfacher und genauer einen bekannten Bruchtheil der eintretenden Luft auf ihren Gehalt an Kohlensäure, Wasser etc. zu untersuchen und durch den Vergleich mit der Zusammensetzung eines Theils der austretenden Luft das, was das Thier dazu geliefert hat, zu bestimmen. Es handelt sich also dabei, da die eintretende Luft schon Wasser und Kohlensäure enthält, wesentlich um die Ermittelung der Differenzen in der ein- und austretenden Luft, woraus der schon vorher berührte grosse Vortheil der Eliminirung der constanten Fehler der Untersuchung erwächst. Man untersucht einen gemessenen und immer gleichen Bruchtheil der Gesammtluft mit aller Schärfe. Je genauer die Bestimmung des Wassers oder der Kohlensäure ist, desto kleiner kann der Bruchtheil der untersuchten Luft werden, von dem aus auf die Gesammtluft ge- rechnet werden soll. Da man nun nach den Angaben von Pettenkofer selbst bei ziemlich langen Absorptionsröhren in 1 Stunde nur etwa 5 Liter Luft durchleiten darf, wenn man auf eine vollständige Absorption der Kohlensäure zählen will, so musste er bei seinem grossen Apparate bei einem Gesammtluftstrome von 20000 Liter und mehr in 1 Stunde das Ergebniss der Untersuchung des Bruchtheiles der Luft mit 4000 multipliciren d. h. er konnte nur etwa 0,025 °% der Gesammtluftmenge untersuchen. Dieser Umstand verlangt nun eine ausserordentliche Aus- bildung in der Bestimmung des Wassers und der Kohlensäure, was auch den Bemühungen Pettenkofers gelang. Jedoch vermochten nur 238 die Controlversuche darüber Aufschluss zu geben, ob es wirklich möglich ist, aus der Untersuchung eines so kleinen Bruchtheiles auf das Ganze zu rechnen. In der That, es konnte unter solchen Verhältnissen der Kohlenstoffgehalt einer im Respirationsapparate brennenden Stearinkerze oder das darin aus einem Kolben verdampfte Wasser genauer als auf 1 °% wieder gefunden werden. Dies stellt sich nun bei den kleinen Apparate ungleich günstiger, da mit ihm die gleiche Menge Luft wie am grossen Apparate untersucht wird, die Gesammtmenge der Luft jedoch um Vieles kleiner ist. Die Menge der untersuchten Luft beträgt dabei nämlich in der Stunde gewöhnlich 7 Liter, die Menge der Ge- sammtluft etwa 1600 Liter, so dass das Resultat der Untersuchung nur mit 228 zu multiplieiren ist und bis zu 0,44% der Luft analysirt werden. Es ist klar, und Pettenkofer hat dies besonders hervorgehoben, dass bei der Bestimmung der Differenzen in der ein- und abströmenden Luft während der ganzen Dauer eines Versuches stets der gleiche Bruch- theil der Gesammtluft untersucht werden muss. Wenn während eines Versuches die äussere Luft in ihrer Zusammensetzung nicht wechselte und namentlich wenn in dieser Zeit das im Apparate befindliche Thier stets die gleiche Menge von Kohlensäure etc. abgeben würde, dann wäre es gleichgültig, ob zeitweise mehr oder weniger der Luft zur ‘ Untersuchung käme. Da dies aber nicht der Fall ist, und das Thier z. B. kurze Zeit nach der Nahrungsaufnahme ansehnlich mehr Kohlen- säure ausscheidet als später, so würde man, falls in der ersten Zeit ein grösserer Bruchtheil der Luft durch die Absorptionsapparate geleitet würde, im Ganzen eine viel zu grosse Kohlensäureausscheidung berechnen. Die Wegnahme eines bestimmten Bruchtheiles der Gesammtluft zur Untersuchung geschieht auch bei meinem kleinen Apparate durch kleine Pumpen, deren Bewegung von dem Wasserrade ausgeht, welches auch die Gasuhrtrommel in Bewegung versetzt. Diese Pumpen saugen eine Probe der Luft an, und drücken dann dieselbe durch die Absorptions- apparate für Wasser und Kohlensäure. Die Vorrichtungen dazu können nur durch die Zeichnungen der beigegebenen Tafeln klar gemacht werden. Ich habe schon gesagt, dass eine durch die Röhre D gezogene senkrechte Ebene die Einrichtungen 239 für die Untersuchung der Luftproben in zwei Theile scheidet; der eine Theil, nämlich die Pumpen mit den Ventilen, die Apparate für die Ab- sorption des Wassers und für die Wiederbefeuchtung der Luft sind auf der Tafel II. gezeichnet, der andere Theil, die Barytwasserröhren mit den Gasuhren auf der Tafel I. An der Axe des Wasserrades (Tafel II.) befindet sich ein 10 cm. langer Krummzapfen 1] mit einem Schlitz, in welchen mittelst eines Schraubenzapfens die Stange m befestiget wird. Bei der Drehung des Wasserrades wird der Krummzapfen mit herumgedreht und dadurch die Stange in hin- und hergehende Bewegung versetzt. Die Stange bewegt nun denjenigen Theil des Apparates, welcher das Auf- und Niedergehen der Pumpen zu besorgen hat. Zu dem Zwecke ist in der Tischplatte eine 32 cm. hohe, feste Messingsäule n eingelassen, die an ihrem oberen Ende eine Stahlaxe trägt, auf welcher in einer Hülse der vertikal stehende, 22 cm. lange Messinghebel o drehbar ist. In das untere Ende des Hebels greift in einen Schlitz die Fortsetzung der Stange m ein. Die letztere verdünnt sich nämlich nahe ihrem Ende zu einem dreh- runden Stab, welcher in die mit dem Hebel o verbundene Röhre ein- gesteckt und in beliebiger Tiefe durch eine Schraube q fixirt werden kann. Das obere Ende des Hebels trägt eine Hülse, in welcher ein 32 cın. langer Stahlstab durch eine Schraube festgehalten wird; an dem Stahlstab werden die vier Rollen tragenden Messingklötze p festgeschraubt. Ich habe, da in der Zeichnung der Tafel II. dieser Theil des Apparates nicht genau zu übersehen ist, auf der Tafel III. Fig. 1. eine weitere Abbildung desselben, und zwar von Oben her gesehen, gegeben, wo die Stellung der vier an dem Stahlstab befestigten Klötze p mit den Rollen besser heraustritt. Es ist klar, dass bei der hin- und hergehen- den Bewegung des unteren Theiles des Hebels der obere Theil mit dem Stahlstabe die entgegengesetzte Exkursion ausführt; durch feine Striche an der Drehungshülse ist angezeigt, wie weit der Hebel aus der verti- kalen Stellung nach beiden Seiten abgelenkt wird. Auf den Rollen des Stahlstabes sind die Darmsaiten (Taf. III. Fig. 1. s.) aufgewickelt, an welchen die vier kleinen Saugpumpen auf- und abbewegt werden; jede der Rollen ist auf ihrer Axe durch eine starke Feder fixirt. Links und rechts von der Säule n steht ein aus 240 Messing gefertigter Träger, an dessen oberem Querstück je zwei Führ- ungsrollen t angebracht sind, über welche die an den Saugeylindern der Pumpen in einem Häckchen eingehängten Darmsaiten laufen. Be- wegt sich der obere Theil des Hebels o nach rechts, so werden da- durch die beiden links stehenden Saugeylinder gehoben, und die rechts stehenden gesenkt; umgekehrt ist es bei der Bewegung des Hebels nach links. Die Einrichtung der Saugpumpen, wie sie sich jetzt auch an dem Versuchstische des grossen Respirationsapparates nach der Angabe Pettenkofer’s findet, ist aus der Zeichnung der Tafel II. leicht ersichtlich. Ein 13,7 cm. hohes und 6,4 cm. im Durchmesser haltendes festes Glas ist bis auf 2,2 cm. von seinem Rande mit Quecksilber gefüllt; am Boden des Glases ist eine Uförmig gebogene Glasröhre durch eine 2 cm. dicke Schicht von Wachs, das im geschmolzenen Zustande eingegossen wird, befestiget, so dass sie mit ihrem einen, inneren Ende 2,6 cm. über das Niveau des Quecksilbers herausragt. Ueber dieses innere Ende der Röhre wird ein 12 cm. hoher und 3,5 cm. weiter, oben geschlossener Glascylinder gestülpt, welcher oben eine Messingfassung trägt, an welcher der die Darmsaiten aufnehmende Stahlstab von 9,5 cm. Höhe senkrecht eingelassen ist; über den Stahlstab wird ein mit einem Deckel versehenes Messinggefäss geschoben, in dessen Inneres Schrote zur Aus- gleichung des Gewichtes und zur Beschwerung des Glascylinders gelegt werden. — Das andere äussere Ende der Glasröhre ist unter rechtem Winkel abgebogen und durch ein Kautschukrohr mit dem einen Arm eines 3armigen Gabelrohres in Verbindung gesetzt; die beiden anderen Arme sind mit den zwei Ventilen verbunden. Als Ventil dient ein in der Mitte bauchig ausgetriebenes Glasgefäss mit zwei nach aufwärts gerichteten Schenkeln, dessen Form und Stellung aus der in Ya der natürlichen Grösse gegebenen Zeichnung, Fig. 2 auf Tafel III., ersichtlich ist. Die beiden Ventile enthalten Quecksilber und sind in entgegen- gesetzter Richtung geneigt, so zwar, dass das Quecksilber den tieferen Theil absperrt, in dem einen den linken Schenkel, in dem anderen aber den rechten Schenkel. Die Ventile sind zwischen den an dem kleinen Träger befindlichen federnden Gabeln durch Schrauben eingeklemmt, 241 welchen Gabeln durch die unteren Schrauben jede beliebige Neigung gegeben werden kann. Das Spiel der Pumpen wird nun leicht verständlich sein. Bewegen sich die Cylinder nach aufwärts, so saugen sie sich durch das Ventil u (das Fintrittsventil) voll mit Luft, während das Ventil v absperrt; bewegen sich die Cylinder dagegen durch ihre Schwere nach abwärts, so drücken sie die vorher aufgesaugte Luft durch das Ventil v (das Austrittsventil) fort, während jetzt das Ventil u schliesst. Die Einstellung der Ventile kann so fein gemacht werden, dass ein sehr schwacher Druck hipreicht die kurze Quecksilbersäule in dem tieferen Schenkel etwas herabzudrücken und den Weg frei zu machen. Zu dem Zwecke muss der Grösse der Ausbauchung an dem unteren Theil des Ventils und der Länge des horizontalen Theiles des angesetzten Glasrohres besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ich benütze die gleichen Ventile, um bei tracheotomirten Kaninchen die Inspirations- luft von der Exspirationsluft zu scheiden; während in den gewöhnlich angewendeten Müller’schen Flaschenventilen das absperrende Quecksilber oder das Wasser mit Gewalt hin- und hergeschleudert wird, und nicht ganz kräftige Thiere den Widerstand nur während kurzer Zeit über- winden, sieht man an den neuen Ventilen bei feiner Einstellung kaum eine Bewegung des Quecksilbers und die Kaninchen athmen stundenlang ohne Aenderung der Athmung durch dieselben. Auch bei den Versuchen am Respirationsapparate sollen die Ventile nicht stärker geneigt werden als nöthig ist, um eben mit Sicherheit das Absperren zu bewirken, und dies geschieht, wenn beim Durchtreten der Luft an der Oberfläche des Quecksilbers eine Kräuselung wahrzu- nehmen ist; bei stärkerer Neigung treten grössere Widerstände und schleudernde Bewegungen des Quecksilbers auf, was zu einem Mit- reissen von Quecksilberkügelchen und zu Unregelmässigkeiten im Luft- strome führt. Die von Pettenkofer den Saugpumpen gegebene Form ist zum Gelingen des Versuches ganz wesentlich, da sie es erlaubt, langsam und allmählich eine Probe der Luft anzusaugen, und dieselbe nachher ebenso langsam und allmählich durch die Absorptionsapparate zu drücken, so dass möglichst lange Zeit für die Absorption gegeben ist. Ich würde nach meinen Erfahrungen sehr davon abrathen, irgend Abh. d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 33 242 eine Aenderung daran anzubringen; man wird nach zeitraubenden Miss- erfolgen wieder zur ursprünglichen Vorrichtung zurückkommen. Es ist möglich, mehr oder weniger Luft durch einen Hub der Saugcylinder ansaugen zu lassen. Es kann dies auf mehrerlei Weise geschehen. Einmal indem man die Stange m in dem Schlitze des Krummzapfens | an dem Wasserrad oder in dem Schlitze an dem unteren Theil des Hebels o verschiebt; und endlich dadurch, dass man die Darmsaiten, an welchen die Saugeylinder hängen, durch geringere oder grössere Aufwickelung an den Rollen kürzer oder länger macht, wo- durch die Cylinder dann mehr oder weniger aus dem Quecksilber ge- hoben werden. Um die Exkursionen des Hebels o nach beiden Seiten ganz gleich zu machen, wird die Stange m in der mit dem unteren Schlitz des Hebels o verbundenen Hülse so weit eingesteckt und durch die Stell- schraube q festgehalten, bis dieses Ziel erreicht ist; es werden dann die vier Saugceylinder bei gleicher Saitenlänge gleich hoch gehoben. Durch Einlegen von Schroten in die auf den Cylindern befindlichen Gefässe werden die ungleichen Gewichte und Widerstände auf beiden Seiten äquilibrirt, und die Cylinder zugleich so beschwert, dass sie von selbst im Quecksilber herabsinken. Die vier Pumpen nehmen zwei Proben der in den Kasten einströ- menden äusseren Luft, und zwei Proben der aus dem Kasten aus- tretenden inneren Luft zur Untersuchung weg. Die dem Beschauer auf der Tafel II. zugewendeten beiden Pumpen gehören für die äussere Luft und sind mit Al und All bezeichnet, die von ihm abgewendeten Pumpen Jl und JII sind für die innere Luft bestimmt. Man bemerkt, dass, da die entsprechenden Pumpen auf entgegengesetzten Seiten der Dreh- ungsaxe des Hebels stehen, ohne Unterbrechung Proben der äusseren und inneren Luft zur Untersuchung gelangen. Die Pumpen machen bei einer Umdrehung des Rades und der Gasuhrtrommel einen Auf- und Niedergang. Wenn im Mittel 1788 Liter Luft in der Stunde durch die grosse Gasuhr ventilirt werden, so wer- den 11,6 Liter durch eine der kleinen Gasuhren angegeben, so dass darauf 267 Umdrehungen der grösseren Gasuhr und ebensoviele Auf- und Niedergänge der Cylinder der kleinen Saugpumpen treffen. Mit 245 einem Hub der letzteren werden daher etwa 43 cc. Luft angesaugt und beim Herabsinken wieder fortgedrückt; die 43 cc. Luft passiren in 13 Sekunden die Absorptionsapparate. Die Eintrittsventile der beiden Pumpen für die äussere Luft stehen mit einer langen Glasröhre A in Verbindung, welche dicht über der Eintrittsöffnung der Luft zu der Kammer mündet (Tafel I.); die Glas- röhre liegt dort auf der Deckscheibe des Kastens, biegt dann recht- winkelig ab und geht gerade fort bis zum oberen Querstück des ersten rechts liegenden Trägers, wo sie sich gabelt, was am besten aus der Ansicht von Oben in der Figur 1 der Tafel III. zu ersehen ist. Der eine unter rechtem Winkel sich abzweigende Schenkel All geht dem Querstücke des Trägers entlang nach vorne und biegt dann gegen das Eintrittsventil der Pumpe All ab. Der andere Schenkel AI geht in gerader Richtung weiter nach dem anderen linksseitigen Träger, biegt dort ebenfalls nach vorne ab und wendet sich schliesslich nach abwärts zu dem Eintrittsventil der Pumpe Al. Die für die innere Luft bestimmten Pumpen nehmen ihre Luft aus der Hauptröhre D’weg, an welcher ein engeres Seitenrohr J von Blech angesetzt ist. Mit letzterem ist durch einen Kautschukschlauch eine Glasröhre mit luftdicht eingeschliffenem Glashahn befestiget, mit deren anderen Ende mittelst eines kurzen Schlauchs die längere Glasröhre J in Verbindung steht. Diese Glasröhre theilt sich ebenfalls an dem ersten, rechts liegenden Träger in zwei Schenkel; der eine JIL begiebt sich gleich nach abwärts zu dem Eintrittsventil der Pumpe JIl, der andere JI biegt erst in der Höhe des Eintrittsventils der Pumpe JI nach abwärts ab, um sich mit diesem Ventil zu vereinen. Die von den Pumpen beim Niedergehen fortgedrückte Luft passirt die Absorptionsapparate für Wasser und Kohlensäure, und zuletzt die Gasuhren, woselbst sie gemessen wird. Von dem Austrittsventil jeder Pumpe geht eine passend gebogene - Glasröhre (Alu.l, JIu.II) aus; diese vier Glasröhren sind in der hölzernen Brücke F in Rinnen eingesteckt und durch einen aufge- schraubten Deckel festgehalten; sie münden sämmtlich etwa 5 cm. hinter der Brücke. In einer Entfernung von 37 cm. von der ersten Brücke steht eine zweite G, in welche ebenfalls vier mit den Befeuchtungs- DOoXR 99 244 apparaten in Zusammenhang stehende Glasröhren eingesteckt sind. Zwischen den in den beiden Brücken befindlichen Glasröhren befindet sich ein Zwischenraum, in den die Absorptionsapparate für das Wasser eingeschaltet werden. Es sind dies kleine Glaskölbehen von der auf Tafel III. Fig. 3 in Ya der natürlichen Grösse gegebenen Form; sie werden durch die mit einem luftdicht eingeriebenen Glasstopfen verschliessbare Mündung mit kleinen in concentrirter Schwefelsäure getränkten Bimssteinstückchen gefüllt. In der in Gemeinschaft mit meinem Bruder E. Voit und mit J. Forster herausgegebenen Abhandlung!): „über die Bestimmung des Wassers mittelst des Pettenkofer’schen Respirationsapparates“ ist ein- gehend dargelegt worden, warum wir diese Form der Schwefelsäure- kölbchen gewählt haben, und warum früher schon die ursprünglich von Pettenkofer ihnen gegebene, dem Liebig’schen Kugelapparate entlehnte Form verlassen wurde, Die neuen Kölbchen thun ganz ausserordentlich gute Dienste. Es sind stets zwei hinter einander gespannt, damit durch das zweite noch die letzte, meist nur Bruchtheile eines Milligramms betragende Spur des Wassers weggenommen wird. Wir haben schon 12 Versuche mit den nämlichen Kölbchen und derselben Füllung in gleicher Aufstellung gemacht und im zweiten noch immer nur eine Gewichtsvermehrung von einigen Milligrammen gefunden. Man muss sich jedoch hüten die schon öfters benützten, reichlich Wasser enthal- tenden Kölbehen in zweiter Linie aufzustellen, da dann nach unserer Erfahrung durch den trockenen Luftstrom der verdünnten Schwefel- säure Wasser entzogen wird und die Kölbchen an Gewicht verlieren. Das Gewicht der gefüllten Kölbchen beträgt zwischen 60 und 90 gr.; es wird dasselbe auf einer feinen Wage, meist nach der Methode durch Schwingungsbeobachtungen, auf !ıomgr. genommen. Je kleiner der Bruchtheil der untersuchten Luft gegenüber dem Gesammtluftstrom ist, desto genauer muss die Bestimmung des Bruchtheils sein. Man kann leicht berechnen, wie weit man in einem gegebenen Falle in der Bestimmung der Kohlensäure und des Wassers genau sein muss, um in dem Gesammtluftstrom keinen grösseren Fehler als 10% zu erhalten. Eine solche Berechnung lehrt uns auch, dass man mit grossen und 1) Zeitschrift f. Biologie 1875. Bd. 11. S. 126. 245 schweren, viel über 100 gr. wiegenden Absorptionsapparaten für das Wasser, welche man nicht so sicher wägen kann, den Fehler ganz enorm vermehrt, ohne dadurch irgend einen Vortheil in der Absorption des Wassers zu gewinnen. Zur Füllung der Kölbchen werden die gewaschenen Bimsstein- stückchen geglüht und noch heiss in die Schwefelsäure geworfen, damit sie sich vollsaugen, dann in einen Trichter abtropfen gelassen und in die Kölbchen gebracht; nach der Füllung werden Jie beiden Zugangs- röhren zu dem Kölbchen durch ein kleines, an dem einen Ende mit einem soliden Glasstopfen versehenes Kautschukrohr verschlossen. Ein besonderes Augenmerk muss auch auf die Kautschukverbind- ungen gerichtet werden. Die dazu benützten Kautschukschläuche werden zuvörderst auf ihre Dichtigkeit geprüft und zwar durch ein Quecksilber- manometer. Man bläst in den mit dem Manometer verbundenen Schlauch Luft ein, so dass der äussere Schenkel der Quecksilbersäule sich erhebt, und verschliesst dann den Schlauch mit einem Glasstopfen. Ist der Schlauch brauchbar, so bleibt der Unterschied in dem Stande des Queck- silbers in den beiden Schenkeln des Manometers bestehen. Man findet auf diese Weise sehr häufig Fehler in den Kautschukschläuchen. Auf dieselbe Weise wird auch die Dichtigkeit der Schwefelsäurekölbchen nach dem Füllen untersucht. Bei unseren früher beschriebenen Irrfahrten in der Wasserbestimm- ung hatten wir auch bemerkt, dass nach dem Trocknen der Luft durch das erste Schwefelsäurekölbchen von dem folgenden Kautschukrohr Wasser weggenommen und im zweiten Kölbchen wieder abgelagert wird. Wir haben daher eine Zeit lang die zur Verbindung der Kölbchen unter einander und mit den Glasröhren zwischen den beiden Holzbrücken gebrauchten Kautschukröhrchen im Exsikkator über Schwefelsäure auf- bewahrt und vor und nach dem Versuche gewogen. Wir sind jetzt davon ganz abgekommen, da wir es vorziehen, die Glasröhren ganz an einander stossen zu lassen, so dass keine Kautschukfläche frei bleibt, was auch für den vollständigen Verschluss von Bedeutung ist. Die durch die Schwefelsäurekölbehen getrocknete Luft gelangt nun in Flaschen, in welchen sie sich wieder mit Wasserdampf sättiget, damit beim Durchgange durch die mit einem bestimmten Volum der Baryt- 246 lösung gefüllten Kohlensäureabsorptionsapparate das Volumen dieser Lösung durch Entziehung von Wasser sich nicht vermindert. Die Be- feuchtungsflaschen sind von derbem Glase, 13,5 cm. hoch und 6,5 cm. breit, und mit in Wasser getränkten Bimssteinstückchen gefüllt. Sie sind mit einem doppelt tubulirten Kautschukstopfen verschlossen; die eine der durchtretenden Glasröhren, welche mit der von der Brücke kommenden in Verbindung steht, reicht bis nahe an den Boden des Gefässes, die andere zur Barytwasserröhre führende nur bis dicht unter den Stopfen. Von Zeit zu Zeit muss das Wasser in dem Gefässe er- neuert werden; es wird dann so viel Wasser aufgegossen, bis sich nach völliger Durchtränkung der Bimssteinstücke nach einigem Stehen eine die Mündung der ersteren Glasröhre nicht erreichende Schicht Wasser am Boden angesammelt hat. — Die Luft tritt aus dem Befeuchtungsapparate in ihrem weiteren Fortgange durch Kautschukschläuche in die zur Absorption der Kohlen- säure bestimmten Barytwasserröhren. Dieser Theil des Apparates be- findet sich auf der andereu Seite der durch das Rohr D gelegt gedachten senkrechten Ebene, und ist auf der Zeichnung der Tafel I. aufgenommen. Jede der vier Luftproben tritt durch zwei mit Barytwasser gefüllte Röhren, eine längere und eine kürzere. Die Röhren für die innere Luft (JIa u. JIb, JUa u. JIIb) sind an den hinteren Trägern der oberen für die Aufstellung der kleinen Gasuhren bestimmten Tischplatte be- festiget, die für die äussere Luft (Ala u. Alb, Alla u. Allb) an den vorderen Trägern. e Die Vorrichtung zur Aufstellung der Barytwasserröhren ist auf Tafel III. Figur 4 eigens abgebildet, und zwar von Oben und von der Seite gesehen. Der eine Theil derselben dient zur Befestigung an dem Träger, der andere Theil ist das Lager für die Barytröhren. Die Klemm- vorrichtung stellt einen Messingklotz dar, an dessen einem Ende ein halbeylindrischer Ausschnitt angebracht ist; dieser Ausschnitt wird in die Trägerstange eingesteckt und dort in passender Höhe durch eine Klemmschraube befestiget. Der zweite Theil besteht aus einem Messing- backen, der mittelst einer Axe auf dem entsprechenden Backen der Klemmvorrichtung gedreht und in bestimmter Stellung durch eine Schraube festgestellt werden kann. Der Messingbacken trägt das Lager 247 für die Barytröhre; zu beiden Seiten des Lagers befinden sich Vorsprünge, jeder mit einer Schraube versehen, durch welche der durch Schlitze einge- schobene Lagerdeckel festgeschraubt wird. Lager und Deckel sind mit Kauschukplatten gefüttert, um das Zerdrücken der Röhren zu vermeiden. Durch die Drehung des Backens kann der Röhre jede beliebige Neigung gegeben werden; für gewöhnlich stehen jedoch bei den Versuchen mit dem kleinen Apparate die Röhren nur sehr wenig geneigt, um die Widerstände für den Durchtritt der Luft so klein als möglich zu machen. Die grösseren Barytwasserröhren haben eine Länge von 110 cm. und eine Breite von 2,8 cm. und fassen 540 cc. Flüssigkeit; die kleineren Röhren sind 60 cm. lang und 2,4 cm. breit, und fassen 180 cc. Flüssig- keit. An dem Austrittsende jeder Röhre ist eine Kugel angeblasen, die sich zu einem Ansatzstücke für die Kautschukröhre verengert, In die Eintrittsöffnung wird ein Kautschukpropf eingeschoben, in dessen Bohr- ung eine Glasröhre steckt, welche an ihrem im Innern der Barytröhre befindlichen Ende ein Stückchen eines engen Kautschukschlauches trägt. Je nach der Zeitdauer des Versuches und der Grösse des Thieres ist die Menge und Concentration des in die Röhren eingefüllten Baryt- wassers verschieden. Gewöhnlich nehme ich für einen sechsstündigen Versuch bei einem bis zu fünf Kilo schweren Thiere in die grösseren Röhren für die innere Luft 240 cc. Barytwasser, von welchem für 30 cc. etwa 70 cc. der Oxalsäure (l cc. = 1 mgr. Kohlensäure) zur Neutralisation nöthig sind; in die grösseren Röhren für die äussere Luft kommen 240 cc. eines schwächeren Barytwassers (für 30cc = 30cc. der Oxal- säure). In die vier kleineren Röhren werden 50—100 cc. des schwächeren Barytwassers gebracht. ; Die Barytwassermischungen werden nach der Angabe Pettenkofers "in etwa 6 Liter Flüssigkeit haltenden Flaschen (siehe Tafel III. Fig. 5.) aufbewahrt, aus denen sie mit Saugpipetten aus einem Heberrohre mit Quetschhahn ausgezogen werden, während die dafür eintretende Luft über Bimsstein geht, welcher zur Absorption der Kohlensäure mit Natronlauge befeuchtet ist. In solchen Flaschen ändert sich der Gehalt des Baryt- wassers nur sehr allmählich. Zu dem Barytwasser muss aus dem von Petten- kofer!) angegebenen Grunde etwas Chlorbariumlösung zugefügt werden. l) a. a. O. S. 27. 248 Die durch die Pumpen weggedrückte Luft soll Blase für Blase durch das Barytwasser streichen. Der Grad der Schrägstellung der Röhren bedingt die Geschwindigkeit der durchtretenden Luftblasen, welche sich nicht zu grösseren Blasen vereinigen dürfen. Es ist Manchen unverständlich geblieben, dass aus den durchrückenden Luftblasen alle Kohlensäure entfernt wird, da das Centrum der Luftblase doch eine gewisse Entfernung von dem Barytwasser hat; aber durch die bestän- dige, zum Theil rollende Bewegung der Blasen auf dem doch ziemlich langen Wege kommen alle Theilchen der Luft mit dem Barytwasser in Berührung, wie die Resultate der Gontrolversuche beweisen. — Es bleibt jetzt nur noch übrig, das Volum der vier Luftproben zu messen, und dies geschieht in den vier auf der oberen Tischplatte auf- gestellten kleineren Gasuhren, wo die Luft kohlensäurefrei und mit Wasserdunst gesättiget anlangt und nach der Messung entweicht. In der schon citirten Abhandlung: „über die Bestimmung des Wassers mittelst des Pettenkofer’schen Respirationsapparates!)‘‘ ist be- sonders hervorgehoben worden, dass die Gasuhren, wenn man genaue Resultate erhalten will, sorgfältigst geaicht werden müssen. Dies ist nun bei der gewöhnlichen Construktion der Gasuhr nicht möglich, da dabei die Uebertragung auf den letzten Zeiger durch eine Spindel ohne Ende geschieht; sind die Windungen der Spindel nicht völlig gleich geschnitten, was meist der Fall ist, so fallen die Angaben der Gasuhr verschieden aus; da man nämlich nie weiss, welcher Gang der Spindel eben benützt wird, so ist man nicht im Stande, durch eine Aichung den wirklichen Werth der Drehung zu bestimmen. Es wurden daher schon seit längerer Zeit die gewöhnlichen Gasuhren für unsere Respi- rationsapparate verworfen und andere gewählt, bei welchen der die Unterabtheilungen angebende Zeiger fest mit der Axe der Trommel ' verbunden ist und sich mit ihr bewegt. Befindet sich dieser Zeiger an einem bestimmten Theilstriche des Zifferblattes, so hat die Trommel einen bestimmten und stets den nämlichen Stand, so dass sich jetzt durch Aichung der wirkliche Werth einer Trommelumdrehung und auch der eines Theiles einer Drehung leicht ermitteln lässt. Eine ganze 1) a. a. ©. S. 145. 249 Umdrehung des kleineren Zeigers der Gasuhr entspricht etwa 2,4 Liter; da der Kreis in 100 Grade getheilt ist, so kann bis auf 24 ce. abgelesen und auf 2,4cc. geschätzt werden. In der That stimmen drei hinter einander mit einem Wasservolum von nahezu 44 Liter gemachte Aich- ungen der gleichen Gasuhr bis auf diesen Werth unter einander überein. Solche Uhren sind in guter Ausführung von L. A. Riedinger in Augs- burg oder von der Gasapparatenfabrik zu Schaffhausen zu beziehen. Wir legen den grössten Werth auf die genaue Aichung der Gas- uhren, denn man braucht nur eine kleine Rechnung zu machen, um zu ersehen, welche bedeutende Fehler bei der Berechnung von einem kleinen untersuchten Luftvolum auf ein grösseres dann gemacht werden, wenn die Luftvolumina nicht genügend bekannt sind oder gewisse Fehlergränzen eingeführt werden. Die Wenigsten sind sich dessen be- wusst, und meinen, wenn die Gasuhr einige Male mit einem geringen Luftvolumen geaicht ist und bis auf einige Prozente übereinstimmende Werthe gibt, dieselbe ohne Weiteres benützen zu können. Unser Aich- apparat ist jetzt so vervollkommnet worden, dass man auf das Genaueste und sehr rasch die jeweiligen Angaben der Gasuhr feststellen kann. Obwohl die Aichvorrichtung in der Abhandlung über die Bestimm- ung des Wassers!) beschrieben worden ist, so komme ich doch wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes nochmals darauf zurück. In der Figur 6 der Tafel II. ist der Apparat in !/20o der natürlichen Grösse abgebildet. Das aus einem Aspirator auslaufende Wasser von bekanntem Volum verdrängt ein gleiches Volum Luft aus einem Glasballon, welche Luft dann durch die Gasuhr getrieben wird und nach der Messung entweicht. Der auf einem Holzgestelle stehende Aspirator fasst etwa 44 Kilo Wasser; ein wesentlich geringeres Volumen darf nicht genommen wer- den, da sonst die Genauigkeit der Aichung leidet. Der Aspirator ist aus starkem Zinkblech; an dem oberen Theile befindet sich ein Rohr- stutzen zur Füllung des Apparates, an dem Boden ist ein messingenes Ausflussrohr mit Hahn angebracht, an welches das zum Glasballon führende Kautschukrohr angesteckt wird. Zwischen dem Boden und dem Hahn ist ein unter rechtem Winkel abgehendes Messingrohr an- 1) a. a. O. S. 147. Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 34 250 gesetzt, in welches eine als Wasserstandsmesser dienende senkrechte Glasröhre eingesteckt wird; an dem Glasrohr befindet sich, in der Höhe des verjüngten oberen Theiles des Aspirators, eine Marke, bis zu welcher man das Wasser einfüll. Nach der vollständigen Füllung wird der Aspirator auf einer auf 1 gr. noch ausschlagenden Dezimalwaage ge- wogen, die Temperatur des Wassers genommen, und nach dem Auslaufen des Wassers der Aspirator wieder gewogen. Der von uns benützte Aspirator fasst nach einer Anzahl von Wägungen, deren grösste Differenz bei verschiedener Temperatur 40 gr. beträgt, 43720 gr. Wasser. In der oben citirten Abhandlung!) ist eine Reihe solcher Wägungen vorge- führt worden. Als Gefäss für das Ablaufen des Wassers aus dem Aspirator dient ein gewöhnlicher, in einem Zinktrog stehender Schwefelsäureballon. Derselbe ist durch einen dreifach tubulirten Kautschukstopfen ver- schlossen; in der einen ÖOeffnung steckt ein bis auf den Boden des Ballons reichendes und an seinem unteren Ende aufgebogenes, als Syphon wirkendes Glasrohr, dessen oberes Ende das vom Aspirator kommende Kautschukrohr aufnimmt; die zweite Oeffnung trägt ein dicht unter dem Stopfen mündendes Glasrohr, um den Ballon mit der Gasuhr durch einen Kautschukschlauch in Verbindung zu setzen; die dritte Oeffnung endlich ist durch ein Thermometer verschlossen. Eine im Umkreis der Ballonmündung angebrachte, über den Kautschukstopfen hervorstehende Messingfassung erlaubt durch Eingiessen von Wasser einen völlig luft- dichten Verschluss herzustellen. Ist der Aspirator gefüllt und der Ballon mit der Gasuhr verbunden, so treibt man zunächst mit dem Munde Luft durch das für den Aspirator bestimmte Kautschukrohr, bis der Zeiger der Gasuhr sich bewegt, wo- durch die Spannung in dem Ballon und der Uhr hergestellt wird, damit im Momente des Eintretens von Wasser in den Ballon der Zeiger der Uhr sich zu bewegen beginnt. Sobald die Spannung eingetreten ist, drückt man die Kautschukröhre mit den Fingern ab und steckt sie an das Ausflussrohr des Aspirators. Nun verschliesst man die Wasser- standsröhre am Aspirator, weil sonst beim Abfliessen des Wassers Luft 1) a. a. O0. S. 148, 251 durch die enge Röhre hineingerissen wird, liest die Gasuhr ab und öffnet den Hahn. Sofort beginnt der Zeiger der Gasuhr sich zu bewegen. Während des Ablaufens des Wassers notirt man von Zeit zu Zeit die Temperatur an dem Thermometer des Ballons und der Gasuhr; nach Vollendung des Abflusses öffnet man den Verschluss an der Manometer- röhre, erhebt den Aspirator, um alles Wasser aus dem Kautschukschlauch zu entfernen, und liest dann abermals den Stand der Gasuhr ab. Durch einen Flaschenzug wird darnach der volle Ballön in die Höhe gehoben, und durch einen Heber in wenigen Minuten das Wasser wieder in den Aspirator übergefüllt. Das Wasser im Aspirator, im Ballon und in der Gasuhr, sowie die darin befindliche Luft sollen wo möglich die gleiche Temperatur haben, da Reduktionen wegen der oft raschen und ungleichen Aenderung der Temperatur zu keinen genauen Resultaten führen. Es wird desshalb ein grösserer Wasservorrath in dem nach Norden gelegenen Raume, in welchem auch die Uhren und die Aichapparate stehen, aufbewahrt, und die Aichung an solchen Tagen vorgenommen, an denen nur geringe Temperaturschwankungen vorkommen. Man erhält dann bei mehrmaliger Aichung derselben Gasuhr für 43,720 Liter Luft nicht mehr als 2,4 cc. Differenz. | Da das in den Ballon einfliessende Wasser häufig eine etwas niedrigere Temperatur besitzt als die Zimmerluft, und da sich desshalb die aus dem Ballon durch das Wasser verdrängte erkältete Luft auf ihrem Wege bis zur Gasuhr wieder erwärmt, so muss in diesem Fall das Volumen der bei einer gewissen Temperatur verdrängten Luft entsprechend der Temperatur der in die Gasuhr eintretenden Luft nach bekannten Regeln vermehrt werden. Der Wasserstand der Gasuhren ist von Zeit zu Zeit zu ergänzen. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass das etwas enge mit Windungen versehene Ueberlaufrohr der Gasuhr dem Ablaufen des Wassers einen gewissen Widerstand entgegen setzt und desshalb das Ausfliessen erst beginnt, wenn das Niveau des Wassers in der Uhr höher steht als dem unteren Rande der Oeffnung entspricht. Legt man aber, wenn das Wasser nach dem Auffüllen nicht mehr freiwillig abfliesst, den Finger oder einen Glasstab an die Oeffnung an, so folgt noch Tropfen auf 34* 252 Tropfen. Man erhält auf diese Weise stets den gleichen Wasserstand, und die Aichungen geben nur sehr geringe Unterschiede. Es ist auch dadurch, wie ich schon angegeben habe, eine öftere Aichung der grösseren Gasuhr ganz überflüssig geworden. Zum Beweise dafür theile ich die Resultate mehrerer unter solchen Cautelen angestellter Aichungen dieser Gasuhr mit: Luft durch den Ballon | Luft durch die Gasuhr Angabe der |1000ce. der Uhr in cc. in cc. Gasuhr in ce. |entsprechenince. 43720 bei 18,020 | 43733 bei 18,35°0| 43350 1008,8 43720 bei 17,830 |43733 bei 17,790 | 43320 1009,2 43720 bei 17,76% | 43733 bei 17,76° 43500 1009,7 Vor Beginn eines Versuches müssen nun nach der Zusammenstellung aller Vorrichtungen die Leitungen auf ihre Dichtigkeit geprüft werden. Es ist dies absolut nothwendig, da es auch bei aller Aufmerksamkeit nicht möglich ist, alle Undichtigkeiten von vorne herein zu vermeiden, und viele Versuche in Folge davon unbrauchbar würden. Oft hat sich eine seichte Rinne an der inneren Oberfläche einer Kautschukröhre als Ursache der Undichtigkeit herausgestellt. Eine solche Prüfung ist nun glücklicher Weise leicht und sicher möglich. Die Hauptleitung muss von dem Abgange des Hauptrohres an der Kammer bis zur messenden grösseren Gasuhr dicht sein, weil sonst nicht aus der Kammer, sondern von Aussen kommende Luft in die Ritzen eindringt. Die Prüfung der Dichtigkeit dieser Hauptleitung braucht nur selten vorgenommen zu werden und geschieht wie die der Kammer einfach mit Leuchtgas, das man mit vollem Drucke in das Rohr D eintreibt, bis dieses ganz damit gefüllt ist, wornach man im Dunkeln untersucht, ob nirgends entzündbares Gas entströmt Die Prüfung der Dichtigkeit der Leitungen für die zu untersuchende Luft ist viel einfacher und muss vor jedem Versuch gemacht werden. 253 Um sich von der Dichtigkeit bis zu den Pumpen zu überzeugen, sperrt man den Eingang der Glasröhre A für die Probe der eintreten- den Luft mit einem durch einen Glasstopfen geschlossenen Kautschuk- rohr ab, und ebenso den Eingang zur Glasröhre J für die Probe der aus der Kammer kommenden Luft durch Drehen des Glashahnes. Darauf hebt man nach einander die Cylinder der Pumpen, wobei bei völliger Dichtigkeit das Quecksilber in den Cylindern und in den Austritts- ventilen mit in die Höhe gezogen wird und längere Zeit unverrückt auf seinem Stande bleibt. Bei der geringsten Undichtigkeit tritt Luft ein und das anfangs gehobene Quecksilber sinkt zusehends herab. Auf die gleiche Weise prüft man auch die Dichtigkeit der Kammer, indem man die Eintrittsöffnung verschliesst, und einen der Saugeylinder für die innere Luft erhebt. Zur Untersuchung der Dichtigkeit der Leitungen von der Pumpe ab bis zur Gasuhr, welche wegen der vielen Verbindungen ungleich schwieriger herzustellen ist, verschliesst man den Kautschukschlauch dicht an der kleinen Gasuhr mit einem Quetschhahn, erhebt die be- treffende Pumpe, die sich mit Luft vollsaugt, und senkt sie dann all- mählich wieder nieder. Als Führung lässt sich an jedem neben der Pumpe stehenden Träger in einer Hülse eine kleine Messingplatte x, welche auf Tafel III. Fig. 7 eigens abgebildet ist, verschieben und in beliebiger Höhe mittelst einer Schraube feststellen; in ihr befindet sich ein Loch zum Einschieben und Führen der Pumpenstange. Da für die Luft der Ausweg abgesperrt ist, so lastet die ganze Schwere der Pumpe auf dem Quecksilber im Innern des Cylinders und der Luft der Leitung. Anfangs wird die Luft unter Entweichen eines Theils derselben durch das Austrittsventil, die Schwefelsäurekölbchen und die Barytwasserröhren comprimirt, das Niveau des Quecksilbers in dem Cylinder stellt sich ansehnlich niedriger als ausserhalb, und das Quecksilber im Eintritts- ventil wird gehoben; in kurzer Zeit tritt aber ein Gleichgewichtszu- stand ein, und nun darf trotz des starken Drucks nicht die mindeste Verschiebung der Stange in der Führungsplatte wahrnehmbar sein. Jede Undichtigkeit verräth sich sofort durch ein Sinken der Stange. Beim Oeffnen des Verschlusses an dem Schlauche fällt der Cylinder herab, was man durch Festhalten desselben verhütet. 254 Es ist leicht durch Abdrücken der verbindenden Kautschukröhren an verschiedenen Stellen den Ort der Undichtigkeit zu finden, und die völlige Dichtigkeit herzustellen. Da von der eintretenden und austretenden Luft jedes Mal zwei Proben zur Analyse genommen werden, so kann man sich durch die Uebereinstimmung der Resultate der beiden Proben ebenfalls von der Dichtigkeit der Leitung und der Abwesenheit anderer Fehlerquellen überzeugen. Auf eine einzige Untersuchung der ein- oder austretenden Luft ist nach unseren Erfahrungen gar kein Werth zu legen; nur die Uebereinstimmung zweier Proben belehrt uns über die Genauigkeit der Arbeit, und gibt die nöthige Zuversicht in der Ziehung der Schluss- folgerungen. Ueber die Bestimmung des Wassers mittelst der mit Schwefelsäure beschickten Glaskölbchen haben wir uns schon zur Genüge in der mehr- fach eitirten Abhandlung!) ausgesprochen, und ist zu dieser Darlegung nichts weiter hinzuzufügen. Die Bestimmung der Kohlensäure geschieht mit einer Lösung von Öxalsäure von bekanntem Gehalte (2,3636 gr. krystallisirte Säure zu 1 Liter in Wasser gelöst) auf die Weise, welche Pettenkofer ?) früher eingehend beschrieben hat. Wir titriren eine erste Probe gewöhnlich mit Rosolsäure; die zweite mit Curkumapapier, da wir dieser Methode, wenn sie richtig ausgeführt wird, immer noch den Vorzug der grösseren Genauigkeit geben. Wir räumen aber ein, dass die Titrirung mit frisch bereiteter Rosolsäurelösung und einer verdünnten Schwefelsäure manche andere Vortheile hat, und bei den Versuchen mit dem. kleinen Apparate, wo ein viel grösserer Bruchtheil der Luft untersucht wird, wohl anzuwenden ist. Es ist auch bei dem kleinen Apparate möglich, ähnlich wie es bei dem grossen Pettenkofer’schen geschehen ist, die Luft auf andere Gas- arten wie z. B. Wasserstoffgas oder Grubengas zu untersuchen, und zwar durch Leiten einer Probe über glühendes Kupferoxyd oder Platin- schwamm. Wir haben bei Mittheilung unserer Wasserbestimmungen 1) Zeitschr. f. Biologie 1875. Bd. 11. S. 126. 2) Annal. d. Chem. u. Pharm. 1862. Suppl. Bd. 2. S. 23. 255 hierüber gesprochen; wir würden es nach den dabei gemachten Er- fahrungen vorziehen, eine gewisse Menge der Luft von etwa 50 bis 60 Liter in einem Gasometer anzusammeln, und dieselbe dann langsam über die Verbrennungsröhren und nachher durch die Absorptions- apparate für Wasser und Kohlensäure zu drücken. Wenn sich in einem Volum der geglühten Luft mehr Wasser und Kohlensäure findet, als in einem gleichen Volum der ungeglühten Luft, dann ist entsprechend Wasser und Kohlensäure im Verbrennungsrohr aus anderen Gasen ge- bildet worden. Die Bestimmung des Sauerstoffs geschieht bei den Versuchen mit unseren Respirationsapparaten bekanntlich nicht auf direktem, sondern wie gewöhnlich bei der Elementaranalyse auf indirektem Wege. Um was unter Berücksichtigung der Veränderung des Körpergewichtes die Summen der Ausgaben grösser sind als die der Einnahmen, das muss von Aussen an Sauerstoff aufgenommen worden sein. Die indirekte Ermittelung der Sauerstoffaufnahme setzt also neben der Kenntniss der Einnahmen und Ausgaben des Körpers die Bekanntschaft des Anfangs- und Endgewichtes des Thieres voraus. Die Feststellung des Körper- gewichtes macht nun einige Schwierigkeiten, da es sich bei unseren Waagen nicht genauer als auf !/ıogr. bestimmen lässt. Der Sauerstoff- verbrauch kann also nur auf etwa ”/ıogr. mit Sicherheit angegeben - werden, so dass bei kleinen Sauerstoffmengen der Fehler nicht uner- heblich wird und z. B. bei einer Aufnahme von nur 4 gr. Sauerstoff 5 %% ausmacht. Man erfährt daraus, wieviel Sauerstoff von Aussen aufgenommen worden ist, aber nicht zu was derselbe im Innern des Körper ver- wendet wurde. Man bekönimt über Letzteres jedoch noch weiteren Auf- schluss, wenn man zusieht, ob zur Oxydation der im Organismus zer- setzten Stoffe ebensoviel Sauerstoff nöthig ist als unterdessen von Aussen eintrat, oder ob weniger oder mehr dazu gehört. In den meisten Fällen stimmt die Grösse der Sauerstoffaufnahme mit der Sauerstoffabgabe in den ‚Ausscheidungsprodukten überein; es kommt aber auch vor, dass ein Theil des eingetretenen Sauerstoffs irgendwie im Körper als solcher oder in ÖOxydationsprodukten zurückbleibt oder dass auf Kosten eines früher 256 schon angesammelten Sauerstoffvorrathes Wasser und Kohlensäure ge- bildet werden. Es wäre gewiss, schon der Controle wegen, sehr wünschenswerth, wenn es gelänge, den Sauerstoff direkt zu ermitteln. Esist bei unserem Verfahren nicht möglich durch Untersuchung einer kleinen Luftmenge nach der Bunsen’schen Methode den Sauerstoffverbrauch nur einiger- massen genau festzustellen, da die Differenz des Sauerstoffgehaltes der äusseren und inneren Luft zu gering ist. Man könnte versuchen, die von einer Pumpe gesogene Luftprobe über eine mit Kupfer gefüllte Verbrennungsröhre zu drücken und so den Sauerstoff dem Gewichte nach. zu bestimmen; aber man müsste vorher sich noch davon über- zeugen, ob bei dem raschen Durchgang einer so grossen Luftmenge auch aller Sauerstoff verzehrt wird. Sollte dies nicht gelingen, so könnte man die grössere Gasuhr so einrichten, dass sie von dem durch sie gehenden Luftstrome ununterbrochen einen beliebigen, für jede Trommelumdrehung stets gleichen Theil (etwa 50 Liter) in einem Sammel- behälter zur Aufbewahrung bringt, welcher Bruchtheil die nämliche Zusammensetzung hat wie im Mittel die ganze durch die Gasuhr ge- gangene Luftmenge. Es sollen in dieser Richtung Versuche zur direkten Bestimmung des Sauerstoffs angestellt werden. Alle Theile am Apparate sind, wie in den Abbildungen auf Tafel I. und Il. mit Zeichen versehen, und zwar die Leitung der eintretenden äusseren Luft mit A, die der austretenden inneren Luft mit J. Da jede der Leitungen A und J zur Untersuchung von zwei Luftproben in zwei Theile auseinandergeht, so ist der eine Theil mit Al und JI1, der andere mit All und JII bezeichnet. Jede der vier Luftproben geht durch zwei Absorptionsapparate für das Wasser und durch zwei weitere für die Kohlensäure; man findet daher an den betreffenden Stellen die Bezeichnung Ala und Alb, Alla und Allb, ferner JIa und JIb, JUla und JIIb. Diese Bezeichnungen sind leicht kenntlich ange- bracht, so dass man ganz mechanisch die einzelnen Theile des Apparates zusammensteckt, und jede Verwechslung der vielfachen Leitungen vermeidet. Ist der ganze Apparat auf diese Weise zusammengestellt, und auf den dichten Verschluss geprüft, so werden die Gasuhren abgelesen und 257 das Thier zum Einbringen in den Versuchsraum bereit gehalten. Das Thier wird in einem aus Weissblech verfertigten leichten Behälter mit Deckel (von etwa 470 gr. Gewicht) auf einer grossen zweiarmigen Waage, welche bei der betreffenden Belastung noch auf 0,1 gr. einen deutlichen Ausschlag gibt, gewogen, rasch in die Kammer gebracht, der Wasserhahn des Abflussrohres e gedreht und die Zeit abgelesen. Man hat nun mit dem Versuche nichts weiter mehr zu thun, als höchstens die in einer der kleinen Gasuhren und im Zimmer aufge- stellten Thermometer von Zeit zu Zeit abzulesen. Man kann den Versuch verschieden lange Zeit währen lassen; bei Einfüllung einer grösseren Menge concentrirten Barytwassers in die Röhren lässt er sich auf zwei Tage und länger ausdehnen. Verzichtet man auf die doppelten Proben, so ist es möglich, zwei Versuche hinter- einander, ohne das Thier aus dem Kasten zu nehmen, anzustellen, indem man zuerst die Leitung für die Proben I und dann die für die Proben II einschaltet. Will man die Doppelproben beibehalten, so nimmt man das Thier nach Beendigung des ersten Versuchs aus dem Kasten und schaltet unterdess die bereit gehaltenen gewogenen und gefüllten Ab- sorptionsapparate ein, was in einer halben Stunde geschehen ist. Soll der Versuch beendiget werden, so wird das Thier aus der Kammer genommen und in das Blechgefäss gebracht, um es rasch zu wägen; zu gleicher Zeit wird der Zuflusshahn zum Wasserrad abge- sperrt. Darnach liest man die Gasuhren ab, nimmt die Verbindungen aus einander, wiegt die Schwefelsäureapparate und bringt die acht Barytwasserproben in bereit gehaltene Fläschchen. Nach dem Absetzen des Niederschlags von kohlensaurem Baryt saugt man aus dem klaren Theil zur Titrirung die Pipette voll, in der Weise wie es Pettenkofer!) beschrieben hat. Es ist klar, dass wenn das Thier während des Versuchs Harn oder Koth in die Kammer entleert, dies die Ermittelung des vom Thier dampfförmig abgegebenen Wassers und die Berechnung der Sauerstoff- aufnahme vereitelt; dagegen lässt sich die Bestimmung der Kohlensäure noch verwerthen. — 1) a. a. 0. S. 36. Abh.d.II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 35 258 Die Berechnung der Versuchsresultate ist eine ganz einfache. Bei Anwendung des Pettenkofer’schen Apparates müssen die in der grossen Gasuhr und in den kleinen Gasuhren gemessenen Luftvolumina auf gleiche Temperatur und Feuchtigkeit gebracht werden, da die Tem- peratur in der grossen Gasuhr, namentlich im Winter, wegen der lang- sameren Erwärmung der bedeutenden Wassermasse, oft um 5—6° nie- driger ist als in den kleinen Gasuhren. Zu dem Zwecke wurde für die beobachtete Temperatur die Luft als mit Feuchtigkeit gesättiget angenommen, und die Angabe der grossen Gasuhr auf die Temperatur und die derselben entsprechende Feuchtigkeit der kleinen Gasuhren gebracht. Diese Reduktion ist bei dem kleinen Apparate nicht nöthig. Die vier kleinen Gasuhren und die grössere sind in ihrem Volum nur wenig unterschieden und zeigen immer die gleiche Temperatur an; die Tem- peratur im Zimmer wird desshalb möglichst gleich erhalten und der Apparat einige Zeit vor Beginn des Versuchs natürlich ohne Einschaltung der Absorptionsapparate in Gang gesetzt. Letzteres ist auch nöthig, um die von den früheren Versuchen herrührende, in den Leitungen befindliche Luft oder das in den Leit- ungen manchmal verdichtete Wasser zu entfernen. Es kann nämlich vorkommen, dass die am Schlusse eines Versuches in den inneren Leit- ungen befindliche, mit Wasserdampf nahezu gesättigte Luft beim Er- kalten des Zimmers ihr Wasser theilweise niederschlägt, wodurch man dann ohne vorherige Ventilation bei dem nächsten Versuche viel zu hohe Werthe erhälö, wie es z. B. bei den ersten Controlversuchen für das Wasser am kleinen Apparate der Fall war. Der Luftdruck braucht ebenfalls nicht berücksichtiget zu werden, da er auf alle Theile des Apparates in gleicher Weise einwirkt. Eine Differenz bei der Messung der Luftproben und der des ganzen Stromes besteht darin, dass die untersuchte Luft frei von Kohlensäure ist, die ‚Luftmasse des ganzen Stromes aber sammt ihrer Kohlensäure gemessen wird; der dadurch erzeugte Fehler, der sich leicht corrigiren liesse, ist jedoch nach den Berechnungen Pettenkofer’s so gering, dass eine Correktion überflüssig ist. Zudem wirken hier zwei Fehler, der durch nicht völlige Sättigung des Gesammtstroms mit Wasserdampf und der durch den 259 Kohlensäuregehalt desselben, im entgegengesetzten Sinne und compen- siren sich theilweise. Nach der Ablesung der Gasuhren, der Wägung der Schwefelsäure- kölbehen und der Titrirung der Barytwässer berechnet man nach Petten- kofer zunächst nach den Resultaten der Aichung die durch die Gasuhren hindurch getretenen Luftvolumina, und dann mit Hilfe dieser Zahlen die in 1000 Liter der eintretenden und in 1000 Liter der austretenden Luft enthaltenen Mengen von Wasser und Kohlensäure. Die Differenz der beiden gibt an, wieviel Wasser oder Kohlensäure in der Kammer durch ein darin athmendes Thier oder eine darin brennende Kerze an 1000 Liter Luft hinzugekommen sind. Nach den Angaben der grösseren Gasuhr lässt sich dann die ganze vom Thier oder der Kerze abgegebene Wasser- und Kohlensäuremenge berechnen. Ursprünglich befindet sich in dem Kasten und den Leitungsröhren reine atmosphärische Luft, am Ende des Versuches dagegen eine durch die Athmung des Thieres an Kohlensäure und Wasser reichere Luft. Da der Inhalt des Kastens 64 Liter, der des Hauptleitungsrohres D etwa 2,55 Liter beträgt, so hat man 66,55 Liter einer wasser- und kohlen- säurereicheren Luft, deren Wasser und Kohlensäure mit in Rechnung zu kommen hat. Man könnte die Zusammensetzung dieser Luft leicht untersuchen, und ich hatte früher auch gleich hinter dem Kasten eine grosse etwa 6—8 Liter fassende Flasche eingeschaltet und darin durch Schütteln mit einer gemessenen Menge Barytwasser den Kohlensäure- gehalt bestimmt. In einzelnen Fällen habe ich nach Wegnahme des Thieres oder der Kerze noch eine Zeit lang fort ventilirt, bis jene Luft durch gewöhnliche atmosphärische Luft ersetzt war. Es lässt sich aber ebensogut der Gehalt der rückständigen Luft berechnen, und zwar auf die von Pettenkofer schon geübte Weise. In 1000 Liter der im Kasten zurückbleibenden Luft ist mehr Wasser und Kohlensäure enthalten als im Mittel in 1000 Liter der untersuchten und der durch die grössere Gasuhr gegangenen Luft, da die beiden letzteren durch die anfänglich im Kasten und der Röhre befindliche Luftmenge von 66,55 Liter ver- dünnt wurde. Sind z. B. im Ganzen bei einem sechsstündigen Versuche 10000 Liter durch die grössere Gasuhr gegangen, und darin 12 gr. Wasser und 18 gr. Kohlensäure gefunden worden, so frägt man, wieviel in den 33% 260 66,55 Liter Luft des Kastens sich noch befinden, wenn in 10000—66,55 d.i. in 9933,5 Liter 12 gr. Wasser und 18 gr. Kohlensäure enthalten sind. Seidel hat dargethan, dass sobald nur so viel Luft durch die grössere Gasuhr gegangen ist, dass die Menge derselben fünf Mal den Inhalt der Kammer ausmacht, also in unserem Beispiel 320 Liter, der Fehler nur mehr 1/s°/o, und bei sechsmaligem Durchgang, in dem ge- gebenen Fall nach 384 Liter, nur mehr !/2o °/o beträgt. Da bei dem kleinen Apparate die Menge der untersuchten Luft im Verhältniss zum Gesammtluftstrome viel grösser ist als bei dem Apparate von Pettenkofer, so muss hier auch die in den zwei Proben der unter- suchten inneren Luft enthaltene und vom Thier abgegebene Wasser- und Kohlensäuremenge oder auch das Volum dieser Luftproben zu dem durch die grössere Gasuhr angegebenen Volum hinzu gerechnet werden. Um einen Ueberblick über die Art der Berechnung der Resultate zu geben, setze ich das Protokoll eines an einer Katze angestellten Versuches hierher: 8. Juni 1875. (20,2°C.; Dauer des Versuchs 6 St. 3. M.) Gewicht des Thiers vor dem Versuch . . . . 3001,3 gr. Gewicht des Thiers nach dem Versuch . . . . 2987,8 „ Differenz: —-13,5 gr. Stand der grösseren Gasuhr nach dem Versuch 16946,9 Stand der grösseren Gasuhr vor dem Versuch 5431,6 Differenz: 11515,3 Corrigirte Luftmenge (1000 = 1007,4): 11600,5 cc. Mengen der unter- Kohlensäurebestimmung Wasserbestimmung suchten Luft 1 Nro. Barytwasser | Kohlen- Kohlen- || Wasser in | Wasser säurei. 1000/der unters.| in 1000 Liter Luft Luft LiterLuft ec. Oxalsäure für)säure in der 25 cc. — — — __|unters. Luft vorher | nachher abgelesenin/corrigirt in) Volum Umgängen | Liter!) | in ce. AI 26,380 67,108 | a) yes 29,8 | 0,03900 0,5811 0,7682 | 1,1447 b) 50| 33,8 | 83,5 AII| 26,657 67,024 | a) 240| 33,8 | 29,8 | 0,03900 0,5819 0,7670 | 1,1444 b) 50| 33,8 | 33,5 JI 22,985 56,044 a) 240| 72,4 | 61,8 | 0,10236 1,8264 0,6947 | 1,2395 b) 50| 33,8 | 33,5 JI | 25,577 64,981 |ja) 240 | 72,4 | 60,3 | 0,11636 1,7907 0,8135 | 1,2519 b) 50| 33,8 | 33,7 1) 1 Umgang von AI=2,5439 Liter, AII= 2,5143 L, JI= 2,4383 L, JII= 2,5406 L. - 261 Wasser Kohlensäure in 1000 Liter innerer Luft im Mittel . . 1,2457 1,8085 in 1000 Liter äusserer Luft im Mittel . . 1,1445 0,5815 Differenz: 0,1012 1,2270 in 11600,5 Liter der grossen Gasuhr . . 11,74 14,23 in 66,55 Liter in der Kammer u. im Rohr 0,07 0,08 in 121,02 Liter der 2 kl. inneren Gasuhren 0,12 0,15 Summe: 11,93 14,46 Berechnung des Sauerstoffs: Anfangsgewicht: 30013 Endgewicht: 2987,8 Einnahmen: 0 Ausgaben: Harn 0 Summe: 3001,3 Wasser 11,93 Kohlensäure 14,46 Summe: 3014,19 — 3001,30 Sauerstoff auf: 12,89 (Verhältniss 100 : 81). Controlversuche. Ich habe schon öfter erwähnt, dass Controlversuche über den Grad der Genauigkeit der durch Respirationsapparate erhaltenen Resultate absolut nothwendig sind. Es ist nicht möglich bei so complicirten Apparaten von vornherein Alles so einzurichten, dass die Ergebnisse auf Sicherheit Anspruch machen können; man muss sich vorerst durch eigens darauf hin gerichtete Versuche überzeugen, ob der Apparat auch das leistet, was man von ihm voraussetzt. Es kann das Prinzip des- selben ganz tadelfrei erscheinen, und doch können die gewonnenen Zahlen nicht der Wahrheit entsprechen, wenn manirgend etwas bei der Ausführung der Versuche übersehen hat. Man glaube ferner ja nicht, dass man im Besitze eines solchen Apparates alsbald Untersuchungen am Thiere anstellen darf, ohne sich durch eine Reihe von Vorversuchen tüchtig eingeübt zu haben. Alles dies erfährt man nur durch Control- versuche, welche darthun, wie weit in dem Apparate unter analogen 262 Verhältnissen, unter denen darin ein Thier athmet, in bekannten Mengen entwickelte Kohlensäure oder Wasser wieder gefunden werden. So lange dies für einen Apparat der Art nicht erwiesen ist, zweifeln wir nach den von uns gemachten Erfahrungen mit vollem Rechte an den Angaben desselben. Bevor der kleine Apparat seine jetzige Gestalt angenommen hatte, zu einer Zeit als der Versuchsraum ansehnlich kleiner war und die Ventilation durch zwei in Glyzerin gehende und mit der Hand in Be- wegung versetzte grosse Saugeylinder besorgt wurde und viele Ver- besserungen in der Methode der Untersuchung noch nicht eingeführt waren, wurden Controlbestimmungen mit kleinen, sehr dicken und in einer Papierkapsel steckenden Stearinkerzen gemacht, in der Form wie man sie früher häufig als Nachtlichter gebrauchte. Ich erhielt damals bei Verbrennung von 4—8 gr. Stearinsäure während 1—2 Stunden, welche 5—9 gr. Wasser und 12—22 gr. Kohlensäure geben sollten, die folgenden Fehler in Prozent ausgedrückt: Kohlensäure Wasser Sauerstoff 1) 2) OT. DM 2) 5 ae 0,7 5) a a OR ee) 4) =) rg — 8,4 5) 46,1 ae 7 9,0 6) On —= 10:0 ron 7) — 6,0 — 2.638 8) 20 Zu 2958 a) 9) 369 TA + 4,6. Die Resultate sind bei den damaligen noch ungünstigen Verhält- nissen ganz leidliche. Als der Apparat in seiner jetzigen Gestalt dastand und durch eine Anzahl von Versuchen an Thieren seine Brauchbarkeit dargethan war, musste wieder zu Öontrolversuchen geschritten werden. Es war unter- dess die Erfahrung gemacht worden, dass zwar für die Controlbestimm- ungen der Kohlensäure Stearinkerzen vorzüglich brauchbar sind, dagegen 263 nicht für die des Wassers und zwar wegen der unvollständigen Ver- brennung der Stearinsäure. Es wurden daher die Controlversuche für ‘ die Kohlensäure und das Wasser nicht in ein und demselben Versuche ausgeführt, sondern die für die Kohlensäure durch Verbrennung von Olein und die für das Wasser durch Verdampfung von Wasser. An denselben betheiligte sich mein Assistent, der Privatdozent Dr. J. Forster. Zu den Oontrolbestimmungen für die Kohlensäure diente als Kohlen- säurequelle, wie gesagt, reines Olein, welches in einem kleinen Glas- näpfchen mit Hülfe eines in einen Schwimmer eingesteckten passenden Glascapillarröhrchens verbrannt wurde. Die Weite der Capillare und die Höhe derselben über dem Oelniveau wurde so gewählt, dass in der Stunde zwischen 3 und 4 gr. Kohlensäure geliefert wurden, also etwa so viel als in gleicher Zeit von einem Kaninchen. In fünf solchen Versuchen wurde erhalten: a) 5. Juli 1875. (Dauer des Versuchs 5 St. 54 M.) 6,4916 gr. Olein verbrannt = (bei 77,37 °o Kohlenstoff) 18,42 gr. Kohlens. Stand der grösseren Gasuhr zu Ende des Versuchs 16010,6 Stand der grösseren Gasuhr zu Anfang des Versuchs 5448,6 Differenz: 10562,0 corrigirte Luftmenge (1000 = 1007,4) : 10676,9 cc. untersuchte Luftmenge Kohlensäurebestimmung Barytwasser e = Nro. ; Sanatee Kohlensäure | Kohlensäure el en ne | Yolum |ee. Oxalsäure für 2öce.! in der unter- | in 1000 Liter Umgängen Liter ) in cc. vorher nachher suchten Luft Luft Den) 94.315. | 61931 | 2 200° 537 200 | 0,03592 | 0,5800 b) 50 33,7 33,5 Ba) 25,462 62,019) 3°. 37 11122701 :0,08852 ©).0,6017 20368 Age nr | 0,11696. |; 2,8550 | 23,369 | 59,371. 10) 0: 287 | 235. | 0,13712 | 2,3095 1) 1 Umgang von AI= 2,5439 Liter, AII= 2,5143 L, JI= 2,4383 L, JII= 2,5406 L. 264 in 1000 Liter innerer Luft im Mittel: 2,3323 gr. Kohlensäure in 1000 Liter äusserer Luft im Mittel: 0,5908 „, : Differenz: 1,7414 gr. Kohlensäure in 10676,9 Liter Luft der grösseren Gasuhr: 18,59 gr. Kohlensäure in 66,55Liter Luft in d. Kammer u. im Rohr: O,ll „ j; in 107,9 Liter Luft in d. kl. inneren Gasuhren: 0,19 „ Rn Summe: 18,389 gr. Kohlensäure =232/0 b) S.rJuli) 1875: (Dauer des Versuchs 6 St. 32 M.) 8,0250 gr. Olein verbrannt = 22,77 gr. Kohlensäure. Stand der grösseren Gasuhr zu Ende des Versuchs: 14196,8 Stand der grösseren Gasuhr zu Anfang des Versuchs: 5164,4 Differenz: 90324 corrigirte Luftmenge (1000 = 1026,5) : 9271,7 cc. | untersuchte Luftmenge Kohlensäurebestimmung Panpimauser Kohlensäure | Kohlensäure in der unter- | in 1000 Liter Nro. abgelesen in | corrigirt in Volum |ee. Oxalsäure für 25cc. Umgängen Liter in cc. vorher | nachher | suchten Luft Luft AI| 20,30%) 5ugral lo | 807 | 855. | 0,04208 | 0,8097 A OS | | oaSane er I1.|:18,148..| 44,251 | 3 50 | 27.01 338 „|. 0,14228 | 3,27537 JB 720,500 la ar 254. | 0,10860 2 au in 1000 Liter innerer Luft im Mittel: 3,2216 gr. Kohlensäure in 1000 Liter äusserer Luft im Mittel: 0,8135 ,„ ns Differenz: 2,4081 gr. Kohlensäure in 9271,7 Liter Luft der grösseren Gasuhr: 22,33 gr. Kohlensäure in 66,55Liter Luft ind. Kammer u. im Rohr: 81.5, R in 96,48 Liter Luft in d. kl. inneren Gasuhren: 0,23 „, 3 Summe: 22,71 gr. Kohlensäure = 08 %o. 265 c) 9. Juli 1875. (Dauer des Versuchs 6 St. 29 M.) 10,532 gr. Olein verbrannt = 29,88 gr. Kohlensäure. Stand der grösseren Gasuhr zu Ende des Versuchs: 13918,2 Stand der grösseren Gasuhr zu Anfang des Versuchs: 4357,8 Differenz: 705560,4° 5 corrigirte Luftmenge (1000 = 1026,5): 9813,7 ce. u —— — —— — — = — = TE untersuchte Luftmenge Kohlensäurebestimmung N Barytwasser TO. || abgelesen in | corrigirt in re Umgängen Liter = Kohlensäure | Kohlensäure Volum |ee. Oxalsäure für 25ce.| in der unter- | in 1000 Liter in cc. han suchten Luft uft nachher Bei 790,855 53,004. 2,50 | 357 .| 35, | 0,03612 | 0,6814 Bas 5 | =. | 3, |.0,03900° | 0,6654 a ee, "Oleres | 3,6806 20 le | 37 | 905. | 0.198561 3,8063 in 1000 Liter innerer Luft im Mittel: 3,7434 gr. Kohlensäure in 1000 Liter äusserer Luft im Mittel: 0,6734 „, PR Differenz: 3,0700 gr. Kohlensäure in 9813,7 Liter Luft der grösseren Gasuhr: 30,13 gr. Kohlensäure in 66,55Liter Luft in d. Kammer u. im Rohr: 020, in 97,80Liter Luftin d. kl. inneren Gasuhren: 0,30 „, r Summe: 30,63 gr. Kohlensäure = +2,5 %. IB) d) 2. August 1875. (Dauer des Versuchs 5 St. 27 M.) 10,0666 gr. Olein verbrannt = 28,556 gr. Kohlensäure. Stand der grösseren Gasuhr zu Ende des Versuchs: 17760,6 Stand der grösseren Gasuhr zu Anfang des Versuchs: 6100,2 Differenz: 11660,4 corrigirte Luftmenge (1000 = 1009,2) : 11767,7 cc. Abh.d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. I. Abth. 36 266 untersuchte Luftmenge Kohlensäurebestimmung Barytwasser = % 2 Nro. i : ae | Kohlensäure | Kohlensäure | EReBICSN kr a | Yolum |ee.Oxalsäure für 2öce. in der unter- |in 1000 Liter Umgängen ıter in ce. Sorher | Ensenners Snchtenslurt Luft | rr m a) 240 27,7 22,9 r AT020.100 70,469 | b) 50 977 27.9 | 0,04708 0,6681 | a) 210 27,7 2,9 AI 27,884 70.02) b) 50 277 27,3 0,04688 0,6687 | | r a) 240 72,7 56,2 = 7 at | 21,223 50,455 b) 50 977 97,5 0,15880 3,1474 | er "za | a) 240 72,7 51,6 JU | 26,277 66,759 b) 50 977 97.3 0,20336 | 3,0463 in 1000 Liter innerer Luft im Mittel: 3,0969 gr. Kohlensäure in 1000 Liter äusserer Luft im Mittel: 0,6684 „, ie Differenz: 2,4285 gr. Kohlensäure in 11767,7 Liter Luft der grösseren Gasuhr: 28,58 gr. Kohlensäure in 66,55 Liter Luft in d. Kammer u. im Rohr: 0,16 „ a in 117,20Liter Luftind.kl.inneren Gasuhren: 0,28 „ 4 Summe: 29,02 gr. Kohlensäure = +1,6 %. e) 3. August 1875. (Dauer des Versuchs 6 St. 19 M.) 7,6666 gr. Olein verbrannt = 21,75 gr. Kohlensäure. Stand der grösseren Gasuhr zu Ende des Versuchs: 18996,3 Stand der grösseren Gasuhr zu Anfang des Versuchs: 7761,6 Differenz: 11234,7 corrigirte Luftmenge (1000 = 1009,2):11338,0 cc. , untersuchte Luftmenge Kohlensäurebestimmung Nro. | altallasen A| ones Im ar = Kohlensäure | Kohlensäure | ea 1 ii Volum ‚ee. Oxalsäurefür25cc.| in der unter- |in 1000 Liter ® | a ri p Es ” auge, vorher nachher suchten Luft | Luft AT) 26,994 4 |168,6700 0: on 2. 0.04 | 0,6142 AIT| 26,465 | 66,541 | 9 0. 9%: | 2710 |,.004574, | No.cagı IT, 21799 aa nr | oo J1I| 25,684 | 65,253 | a | 0,16592 | 2,6089 267 in 1000 Liter innerer Luft im Mittel: 2,5758 gr. Kohlensäure in 1000 Liter äusserer Luft im Mittel: 0,6508 „, R Differenz: 1,9250 gr. Kohlensäure in 11338,0 Liter Luft der grösseren Gasuhr: 21,82 gr. Kohlensäure in 66,55Liter Luft in d. Kammer u. im Rohr: 0,13 „, e in 117,10Liter Luft ind. kl. inneren Gasuhren: 0,23 „ ” Summe: 22,18 gr. Kohlensäure — 1,9 %o. Für die Wassercontrolbestimmungen wurde ähnlich wie bei den betreffenden Versuchen am grossen Apparate Wasser aus einer Retorte verdampft. Zu dem Zwecke wurde die vordere Glasscheibe der Kammer fortgenommen und durch eine Zinkplatte ersetzt. Dieselbe hat nahe dem unteren Rande eine kreisrunde Oeffnung, an welche ein kurzer Blechstutzen angelöthet ist; eine dicht schliessende Kautschukkappe verbindet diesen Stutzen mit dem in das Innere des Kastens hinein ragenden Halse der Retorte. Die Retorte wird durch einen Schlangen- brenner mit sehr kleinen Flammen erwärmt, so dass in Zeit von einer Stunde nur etwa 2 gr. verdunsten; es wurde vorher ausprobirt, wie weit man bei einer bestimmten Füllung der Retorte den Gashahn auf- drehen musste, um eben eine solche Grösse der Wasserverdampfung zu erreichen. Die Menge des aus der Retorte verdunsteten Wassers wurde durch Wiegung der durch einen Stopfen verschlossenen Retorte vor und nach dem Versuche festgestellt. Ich tneile in Folgendem die Resultate von drei Versuchen der Art mit: a) 22. Januar 1875. (Dauer des Versuchs 5 St. 47 M.) Wasser verdampft: 10,70 gr. Stand der grösseren Gasuhr zu Ende des Versuchs: 12705,0 Stand der grösseren Gasuhr zu Anfang des Versuchs: 18922,.5 Differenz: 10892,5 corrigirte Luftmenge (1000 = 986,3): 10743,3 cc. 36* 268 untersuchte Luftmenge | Wasserbestimmung Nro. abgelesen in corrigirt in in der unter- in 1000 Liter Umgängen Liter‘) suchten Luft Luft AI 28,824 1.3,6.11 0,44644 6,0648 AIl| 27,705 70,226 0,42746 6,0869 Jet | 26,123 64,320 0,45759 7,1142 in 1000 Liter innerer Luft im Mittel: 7,1142 gr. Wasser in 1000 Liter äusserer Luft im Mittel: 6201580, FR Differenz: 1,0384 gr. Wasser in 10743,3 Liter Luft der grösseren Gasuhr: 11,15 gr. Wasser in 66,55 Liter Luft in der Kammer und im Rohr: 0,07 „, 5 in 64,32 Liter Luft in der kleinen inneren Gasuhr: 0,07 „, 5; Summe: 11,29 gr. Wasser = +5,55 %. b) 27.2 Januar 18793. (Dauer des Versuchs 5 St. 18 M.) Wasser verdampft: 12,95 gr. Stand der grösseren Gasuhr zu Ende des Versuchs: 12011,9 Stand der grösseren Gasuhr zu Anfang des Versuchs: 271.23,5 Differenz: 9288,4 corrigirte Luftmenge (1000 = 986,3): 9161,14 cc. | untersuchte Luftmenge | Wasserbestimmung | Nro. | abgelesen in corrigirt in | in der unter- in 1000 Liter | Umgängen Liter suchten Luft Luft AT 94,464 62,476 0,33039 5,2882 AIL| 23,415 59,352 | 0,31643 5,3314 | | JI.| : 21,856 53,814 | ..0,36131 6,7140 JIE | 24,036 60,929 | 0,41046 | 6,7367 1) 1 Umgang von AI = 2,5538; von Ali = 2,5348; von JI = 2,4622. 269 in 1000 Liter innerer Luft im Mittel: 6,7253 gr. Wasser in 1000 Liter äusserer Luft im Mittel: 5,3098 „, ” Differenz: 1,4155 gr. Wasser in 9161,14 Liter Luft der grösseren Gasuhr: 12,97 gr. Wasser in 66,55 Liter Luft in der Kammer u. im Rohr: 0,09 ,, 4 in 114,74 Liter Luft der kleinen inneren Gasuhren: 0,16 „, e Summe: 13,13 gr. Wasser = 14%. c) 29. Januar 1875. (Dauer des Versuchs 5 St. 37 M.) Wasser verdampft: 16,75 gr. Stand der grösseren Gasuhr zu Ende des Versuchs: 13002,0 Stand der grösseren Gasuhr zu Anfang des Versuchs: 2603,4 Differenz: 10398,6 corrigirte Luftmenge (1000 = 986,3) : 10256,3 ce. untersuchte Luftmenge Wasserbestimmung Nro. | „abgelesen in corrigirt in || in der unter- | in 1000 Liter Umgängen Liter suchten Luft Luft AI| 27,448 70,097. | 0,39268 | 5,6019 ATI | 77265177 66,201 0,37339 5,6402 J1Iı 24,248 59,703 0,43286 | 7,2502 J+11 26,927 68,257 0,49535 a! in 1000 Liter innerer Luft im Mittel: 7,2536 gr. Wasser in 1000 Liter äusserer Luft im Mittel: 5,6211 „, “ Differenz: 1,6325 gr. Wasser in 10256,3 Liter Luft der grösseren Gasuhr: 16,74 gr. Wasser in 66,55 Liter Luft in der Kammer u. im Rohr: 0,10 ,, in 127,96Liter Luft der kleinen inneren Gasuhren: 0,21 * Summe: 17,05 gr. Wasser —=-+1,8%. [Se 1 oO Zur leichteren Uebersicht stelle ich die Resultate der Controlversuche nochmals zusammen. Es wurde dabei erhalten: Controlversuche für Kohlensäure: Differenz Kohlensäure Kohlensäure Nro. entwickelt erhalten absolut ImaPrGzent a. 18,42 18,89 ' -+.0,47 +95 b. | 29,77 22,71 — 0,06 —0,3 ec. | 29,88 30,63 +0,75 +2,5 d. | 28,56 29,02 +0,46 +1,6 e. | 21,75 22,18 +0,43 +1,9 Controlversuche für Wasser: Differenz Wasser Wasser Nro. verdampft erhalten absolut in Prozent 10,70 11,29 +0,59 +5,51) b. | 12,95 1313 +0,18 1,4 c. | 16,75 17,05 +0,30 +1,8 Nach diesen Resultaten erreicht man mit dem kleinen Respirations- apparate für das Wasser und die Kohlensäure eine Genauigkeit von 1—2°o, ähnlich wie mit dem Pettenkofer’schen Apparate. Man könnte es auffallend finden, dass bei den kleinen Dimensionen des ersteren die Uebereinstimmung nicht eine grössere ist, besonders da ein ungleich grösserer Bruchtheil der Luft dabei auf die Bestandtheile untersucht wird. Dies rührt daher, dass hier eine wesentlich geringere Menge von 1) Dieser Versuch gibt ein etwas zu hohes Resultat, da vor Beginn desselben noch nicht genügend ventilirt worden war und in den Leitungen sich etwas Wasser von dem voraus- gehenden Versuche befand. 271 Wasser und Kohlensäure zu suchen ist und desshalb wohl absolut ein ungleich genaueres Resultat erhalten wird, aber nicht prozentig. Es lassen sich eben gewisse Fehler nicht vermeiden, und diese machen dann bei kleinen absoluten Mengen einen grösseren Bruchtheil aus, als bei grösseren. Es ist dadurch erwiesen, dass mit dem kleinen Apparate Unter- suchungen des Gaswechsels bei kleineren Thieren angestellt werden können. Es wäre nur zu wünschen, dass auch Andere die von ihnen angewandten Hülfsmittel einer ähnlichen Controle unterziehen würden; ich bin überzeugt, sie würden zum Theil erstaunt sein über die An- gaben derselben. — 2 ü 2 r “ x ö GO r r ‘ Pr Math. Juhys.CL.XU.T. Kleiner Respirations Ze ke ee Te Grav Jos. Menz — = =! N Ü z—— ze — Il U UN) > — = ——e — MINI ini INN ‚| parat von C.Voit. I = eek Da Tith.Anst von JoR.Morses sel. Wetro in Mäncher Math phps. CI. XL1. Kleiner Respirations Menz Grad D. Jos Kal. U happarat von C.Voit. — nem Sms ll Tin. Anst.von.JohMoises sel.Werro. rn Mänchen.. pn - a an nn Math. pelıws. DE AUT. Kleiner Fi6.6 6 = der = Größe, r20,0.Jos Menz MT g re in us @) u m Mn 7 I parat von C.Voit. von oden. E1S.5. Br = wo der nat.Gröfse. # der nat.Größe, Be von der Seite: T = = en 0,7 In: / | Fig.7. | 2 Ba 2 der nat.Gröjse. | j F18.2. 3 der nat. Größe: 5 Fig.3. = der nat. Gröjse. Liüth.Anst.v.Joh.Motses se2.Werw.in Müncher- ua” —& EEE ÄUBE esse ae. a 4 } 4 ' !. i \ N Re | Inhalt. Die Pässe über die Kammlinien des Karakorüm und des Künlün in Bältı, m \ Ladäk und im östlichen Turkistan. Nach unseren Beobachtungen von 1856 und 1857 und den neueren Expeditionen. Von Her mann von Schlag- intweit-Sokinlimiski. "ar a Re a ee mr ' Beweis, dass die Coeffieienten der trigomometrischen Reihe ee | f(x) = I(a, cos. px + b, sin. px) | p=0 j N | die Werthe 83 | ee 5% { E. Be : a, = “ as, ‚3 fdote cos. pe , b, = = „ [datle) sin. pa. : _ na ae haben, jedesmal wenn diese Integrale endlich und bestinmit: sind. Von Pan, du Bors-Reymond. = 2.2 - 2a a ae Se ER Beiträge zur Kenntniss der Organisation und systematischen Stellung von en Mit 1 Tafel. _ Von ©: W. Gümbel „ww 2 vr en des Whxierkörpäke, Mit 3 Tafeln Von Chr Voit . N nn nn Ba Akademische Hlndei nei F. Straub. nr nenne nen nenne — Er - DER _ MATHRMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN _ ZWÖLFTEN BANDES ZWEITE ABTHEILUNG. -IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XLIV. BAND. 1876. VERLAG DER K. AKADEMIE, IN COMMISSION BEI 6. FRANZ. EDER ‘ | | | MÜNCHEN, A IN na 2 78 ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE oer WISSENSCHAFTEN. ZWÖLFTEN BANDES ZWEITE ABTHEILUNG. ar 1431» HG-HOAREN SH ANER D a 2 j ie . AN Fr AN, Merk RN Fe"; ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE our WISSENSCHAFTEN, ZWÖLFTEN BANDES ZWEITE ABTHEILUNG. IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XLIV. BAND. MÜNCHEN, 1876. VERLAG DER K. AKADEMIE, IN COMMISSION BEI G. FRANZ. RE 33 IT. rn mr nz PRU yanı, Et aunnedr R Be Re '#J Aug En aaa Er Ta BROT Ar N F . Inhalt. stellungs-Formeln. Mit drei lithographirten Tafeln. Von Paul du Bois- RER Ne ee = ME RE Ran A E36 Aa a DEE RER BESSERE ER Ueber die Bewegung des Firnes und der Gletscher. Mit 8 Holzschnitten und 7. enersteindwucktafeli- Von Zn Pfa N. 2 0a een ars. 105 & Bestimmung des geographischen Längenunterschiedes zwischen Leipzig und München, durch die Professoren Dr. Carl v. Bauernfeind und Dr. Carl BB Mitvemer, Steindrucktafel In nn 2. nen 228 ” De . x use Huch da) Ak wo Ne Te RE ie A Tl, se. Ka Bobeiderisfan fa Fe An Pak ee © % ve De Werbe de Allgemeine Einleitung. Wenn ein brauchbares Verfahren entdeckt wird, eine sogenannte willkürliche Function in eine Reihe der Form: A,$,(X) A Or zu entwickeln, wo 9x), (X), bestimmte mit jener zu entwickelnden Function ausser Zusammenhang stehende Functionen sind, die Grössen A,, A,‘ aber von x unabhängige Coefficienten vorstellen: so wird eine solche Entwickelung, welche der willkürlichen Function gleichsam eine Uniform anzieht, und ihren besonderen Character in die constanten Coefficienten verlegt, stets die Aufmerksamkeit der Analysten auf sich lenken, und zwar um so nachhaltiger, je einfacher die Functionen und die Coefficienten A zusammengesetzt sind. Daher waren auch die allereinfachsten Reihenentwickelungen, die Potenzreihen und die trigono- metrischen Reihen von jeher bevorzugter Gegenstand mathematischer Speculation, so dass die Analysis den Untersuchungen, welche man über diese Formeln oder doch mit ihrer Hülfe angestellt hat, ihre merk- würdigsten Gebiete verdankt. ') I) Die im Texte angeführten Reihen bleiben die merkwürdigsten Formeln der Analysis, trotz der Lori supreme von Wronski, von dessen Bestrebungen ich durch mündliche Mittheil- ungen Richelots und durch Aufsätze des Herrn Abel Transon !Nouy. Ann. de Math. II Serie, Tome XIII) Kunde habe. Herr Abel Trarson spricht sein Befremden darüber aus, dass die Mathematiker keine besondere Vorliebe für die Wronskischen ‚Gesetze‘ an den Tag legen, Ich muss das Urtheil der Mathematiker in Schutz nehmen. Betrachten wir Wronski’s allgemeinstes Ergebniss, dass er irgend eine Funktion f(x) in jede Reihe der Form A.,ge(x) -+ Aıgı(x) +... zu entwickeln lehrt, welcher Art die Functionen 90, 1... auch sein mögen, so liegt, wie mir scheint, die Sache so: Ist die Möglichkeit der Entwickelung nachgewiesen oder wahrscheinlich gemacht, so ist Wronski’s Coefficienten- bildung, weil sie für alle Reihen dieselbe ist, und daher im gegebenen Fall äusserst verwickelt ausfallen muss, im Allgemeinen unbrauchbar. Man versuche z. B. die Coef- fieienten der Entwicklung nach Kugelfunctionen auf diese Weise zu bestimmen. Steht dagegen die Möglichkeit der Entwickelung selbst in Frage, so ist die Form der Coefficienten Abb. d.II. Cl.d.k.Ak.d. Wiss. XIJ. Bd IJ. Abth. A H r Die Potenzreihen und die trigonometrischen Reihen, so ungleich ihr äusserer Eindruck auch sein mag, lassen sich doch als verschiedene Erscheinungsformen ein und derselben unendlichen Operation auffassen, als welche man nach Belieben eine von ihnen betrachten kann. Wenn man aber genauer zusieht, so erkennt man, dass diese Verwandtschaft mehr in den Bezeichnungen liegt, und dass zwischen den Potenz- reihen und den trigonometrischen Reihen, wenn bei beiden die Voraus- setzungen gemacht werden, welche ihre Eigenthümlichkeiten zur Geltung bringen, dem Sinne nach ein tiefer Unterschied waltet. Um es kurz zu sagen, die trigonometrischen Reihen sind ein Grenzfall der Potenz- reihen, bei dem aber Voraussetzungen zulässig sind, ja in den Vorder- grund treten, die der allgemeine Fall ausschliesst, wodurch sich dann das Imaginäre als das eigentliche Gebiet der Potenzreiben erweist, während die trigonometrischen Reihen, so weit an ihnen etwas Besonderes ist, dem Reellen angehören. Führen wir dies nun genauer aus. / wieder zu verwickelt, um die Convergenzprüfung der Reihe, in der sie auftreten, zu er- möglichen. . Aus diesen Gründen scheint, wenigstens vor der Hand, den Wronski’schen Ergebnissen nur ein formales Interesse zugesprochen werden können. Von Anwendungen, die auf andere Reihenformen führen, abgesehen, wird man indessen Wronski darin nur beipflichten können, dass er das Hauptgewicht auf die Form AoPo(&) + Aıyılx) -H:-- legt, in der das Argument gleichsam aus der individuellen Function, die nur noch in den Coefficienten A steckt, herausgeholt ist. Entwickelungen anderer Gestalt giebt es die Fülle. Eine solche will ich als Beispiel hier anführen. Wenn in der Formel B af(s) = lim, _ „ far f(e) A sin h(@« — x) Fer n statt h geschrieben wird = z T so hat man wegen sin Z an u=sin „(i Fa N) R B B B p —- f(x) = > [s« ‚x)fe)de + =. cos vx | gie ‚x)cospaf(e)d«+sin px | sta, x) sin p«f(e) del Ä p=1 A A } sın 9 wo pla,x) = 2 Diese Reihe ist ihrer Form wegen merkwürdig. Sie geht in zE die Fouriersche Reihe über, ‘wenn den beliebigen Grössen A,B die Werthe —_ z,+z, ertheilt werden, und Eins statt @ gesetzt wird. Il Bekanntlich kann eine Potenzreihe f(z) => (mizu v2) p=0 als trigonometrische Reihe geschrieben werden, indem man o(cosp-+ isin y) für z einführt. Diese Umformung, durch die man die Function F(p) = f(z) nach sin und cos der Vielfachen der reellen Grösse ‚entwickelt erhält, ist es nicht, die wir hier brauchen, da es den Charakter einer trigonometrischen Reihe offenbar nicht verändert, wenn nur ihre Coefficienten complex sind. Sie lässt sich dann ja aus zwei reellen Reihen derselben Art zusammensetzen. Lehrreicher ist es umgekehrt die trigonometrische Reihe als Potenzreihe aufzufassen, indem man setzt: f(z) = EZ (a, cos pz + b, sinpz) = F(&) = Zu + v9, —) p=o0 e 3% 21h a0 1 ZI | ra DEN? 3 Untersuchen wir die Convergenz der so erhaltenen Potenzreihe: < Di, c FO = FWwetvg®). ne 0 Es ist mod u, =modv,=YVa&2+bB. Bezeichnet man mit R die grösste Zahl für die R’Ya? + b} nicht mit p unendlich wird, so ist die Reihe F(£) convergent im Ringgebiet zwischen den um &= 0 als Mittelpunct 1 2 gezogenen Kreisen mit den Halbmessern R und R, falls nämlich R>1. Ist R<1, so giebt es keine Convergenz, und ist R=1, so artet der Convergenzring in eine Kreisperipherie aus. ‚Da nun mod & =e’, s0 erhalten wir, R=e” gesetzt, für flz) folgendes Convergenzgebiet: Es ist eingesehlossen zwischen den Geraden x = + Y, unter Y den grössten Werth von y verstanden, für den noch Va? -+ bier, oder a,e””,-b,e?! nicht mit p unendlich werden. Ist dieser Werth Y gleich Null, so artet das Gebiet in eine Linie aus, und ist Y negativ, so giebt es keine Convergenz. Was aber für R=]1 oder Y=o in jener Ausartungs- peripherie oder für f(z) in der Ausartungslinie y = o stattfindet, bedarf einer besonderen Untersuchung. Die Functiöonentheorie im engeren Sinne lehrt uns darüber nichts. A* IV Die Untersuchung der Convergenz einer Potenzreihe in der Ausartungslinie ihres Öonvergenzringes bildet den eigentlichen Gegenstand der Theorie der trigonometri- Reihen. Denn wenn die Reihe f(z) ein Convergenzgebiet hat, so sind in diesem Gebiet die Function f(z) und deren Ableitungen stetig. Umge- kehrt, wenn f(z) oder deren Ableitungen unstetig sind, so kann dies nicht innerhalb eines Convergenzgebietes stattfinden. Die Convergenz von f(z) wird sich auf die Ausartungslinie y = o beschränken müssen. Es folgt hieraus, dass die Fälle, in welchen die trigonometrischen _ Reihen uns besonders merkwürdig erscheinen, lediglich der Analysis des Reellen angehören. Die Thetareihen z. B., welche in der Jacobischen Form wie trigonometrische Reihen aussehen, sind ihrem Wesen nach Potenzreihen und haben vom Standpunkte der Theorie der trigono- metrischen Reihen aus gar kein Interesse. = ; Nachdem wir jetzt die trigonometrischen Reihen in zwei Klassen eingetheilt haben, die erstere, mit Convergenzgebieten, welche wir als Potenzreihen auffassen und ausscheiden, die zweite, mit einer Convergenz- linie, welche wir als echte trigonometrische Reihen ansehen, so ist . noch mit einigen Worten auf die. engere Benennung: Fouriersche Reihen einzugehen. So pflegt man die trigonometrischen Reihen p=o» fx) = & (a, cos px-+ b, sin px) zu nennen, wenn ihre Coefficienten durch die Ausdrücke: +7 + +7 na, = > [det ‚na, = [dei cospe , nb, = |etto sin p« darstellbar oder richtiger dargestellt sind. Wir wissen gegenwärtig, unter welchen genaueren Bedingungen dies möglich ist, und wissen V namentlich, dass die Integrirbarkeit von f(x) dazu ausreicht.) Jene Benennung erfreut sich indessen keineswegs geschichtlicher Berechtigung, sondern die als Fouriersche zu bezeichnenden Reihen müssten anders umgrenzt werden. Die vorstehende Bestimmung der Coefficienten der trigonometrischen Reihe rührt eben nicht von Fourier her, sondern der Form nach von Lagrange"'), und ist mit vollem Bewusstsein zuerst von Euler gegeben‘). Huler’s scharf gedachte aber zu beschränkte Vorstellung war, dass jede Function f(sinx,cosx), die nach Potenzen von sinx, cosx sich entwickeln lässt, auch in eine nach Vielfachen von x fortschrei- tende Sinus oder Cosinusreihe entwickelbar sei, und er hat die Coef- fieienten dieser Entwickelungen wirklich in der heute bekannten Form schon dargestellt. | Fourier’s Cvefficientenbestimmung ist jedenfalls nicht besser als die Eulersche und beide scheinen mir sogar weniger befriedigend als die ursprüngliche von Lagrange.') Fourier’s bahnbrechender Schritt war vielmehr die durch überzeugende Beispiele bestätigte Divination, dass die trigonometrischen Reihen auch unstetige Functionen darstellen, und dass man die zu entwickelnde Function vom Argument in beliebiger Weise abhängig annehmen darf — natürlich innerhalb des Functionsbegriffs seiner Epoche. Um diesen Schritt gehörig zu würdigen, muss man sich in der einschlägigen Literatur des vorigen Jahrhunderts umsehen. Man kann auf Grund der obigen Ueberlegungen die Schöpfung Fourier’s der Eulerschen gegenüber kurz so kennzeichnen ; Die von Euler gemeinten Reihen haben ein Convergenzgebiet, die von Fourier in die Analysis eingeführten haben nur eine Oonvergenzlinie. Indessen es würde misslich sein, die einmal gebräuchlich gewordene Bezeichnung: Fouriersche Reihen so zu verschieben, wie es nach dem Gesagten II) Abhandl. d. &. bayer. Akad. der W. II. Cl. XII. Bd. I. Abth. Iil) Miscell. Taurin. Tom. III, pag. 260. IV) Nov. Act. Acad. scient. Petrop. Tom. XI, 1798. Ich verdanke diese Nachweisung Herrn W. Borchardt. > V) Dirichlet giebt im I. Bande des Dowe’schen Repertoriums die Lagrangesche Coef- fieientenbestimmung wieder, und zeigt an einem Beispiel, dass sie ungenau ist. Der Grund der Ungenauigkeit ist aber die nicht als berechtigt nachgewiesene Häufung zweier Grenz- übergänge, nämlich erstens in den Coefficienten von der Summe zum Integral, zweitens von der endlichen Gliederzahl zur unendlichen. VI ) geschichtlich Rechtens wäre, und ich verzichte daher auf Vorschläge in dieser Richtung. Um noch einen anderen mathematischen Ausdruck zu erwähnen, dem die nachfolgenden Betrachtungen gelten, so theilt Fourier mit Niemand den Ruhm, die nach ihm genannte Formel: [6.0] je e} f(x) [0 [ap eos (PX) (0) —o entdeckt zu haben. Wiewohl wir die näheren Umstände, auf denen ihre Eigenthümlichkeit beruht, jetzt völlig durchschauen, so erfüllen ihre Leistungen uns doch stets von Neuem mit Bewunderung, wie wir vom Anblick einer vorbeistürmenden Locomotive immer wieder mächtig ergriffen werden, wenn wir ihren Mechanismus auch noch so genau kennen. * * * In den gesicherten Besitzstand der Analysis wurden die Fourierschen Reihen +7 IR 2nf(z) = = (sin px | act) sin p& + cos px | det cos pe) p=—- 2% —ı7E — 7 eingereiht durch die berühmte Abhandlung von Lejeune-Dirichlet im IV. Bande des Crelle’schen Journals pag. 157. Es möchte diese Abhandlung die erste sein, in der die Nothwendigkeit erkannt wurde, innerhalb der Mannigfaltigkeit voräussetzungsloser Functionen, auch im Reellen, gewisse Olassen mit noch immerhin höchst allgemeinen Charakteren auszusondern. Hierin liegt in meinen Augen der hohe Werth jener Abhandlung, namentlich gegenüber anderen gleichzeitigen. oder früheren Versuchen, die Fouriersche Entwicklung zu beweisen. Während also Dirichlet den Functionsbegriff dem Gegenstande entsprechend zu beschränken lehrte, war er doch frei von den seit ihm veralteten Vorstellungen über das Wesen und die Stetigkeit der Func- tionen. So sind seiner natürlichen und sachgemässen Ausdrucksweise vu jene portions de fonctions gewichen, welche aus der Anschauung entspringen mochten, als ob eine Function gleichsam ein einheitlicher Organismus sei, aus dessen Stücken man allerdings, wie seit Fourier zugegeben werden musste, neue Functionen zusammensetzen könne, die aber den ungeheuerlichen Character ihrer Entstehung an der Stirne trügen. Wenn die Entwickelung des modernen Functionsbegriffs unstreitig von den Fourierschen Entdeckungen ihren Ausgang nahm, so wird man gerechter Weise die bewusste Förderung jenes Begriffs und der damit zusammenhängenden Principien der Integralrechnung u. s. w. auf Fourier’s grossen Schüler zurückführen müssen, der mehr als irgend einer seiner Zeitgenossen, besonders durch seine Untersuch- ungen über die Darstellungsformeln für willkürliche Functionen, zur Läuterung dessen beigetragen hat, was man die Metaphysik der Analysis zu nennen pflegt. * Inge * Die Gültigkeit der Fourierschen Entwicklung ist von Dirichlet bewiesen worden für den Fall, wo die darzustellende Function f(x) im Intervall — x --- + nr nicht unendlich viele Maxima hat, eine Be- dingung, welche ich die Dirichletsche genannt habe. Nicht im Geringsten beeinträchtigt es die Bedeutung seiner Leistung, wenn er in einer Arkündigung am Schlusse seiner Abhandlung, den Gültigkeits- bereich der Fourierschen Entwickelung, wie aus dem IV. Capitel dieser Abhandlung folgt, überschätzt hat, indem er sie auf alle Functionen anwendbar erklärt, welche (in seinem Sinne) integrirbar seien, also jedenfalls auf alle stetigen Functionen. Er scheint dies unter der Herrschaft einer jener Täuschungen niedergeschrieben zu haben, die in diesen abstrakten Gebieten nur zu oft uns das ersehnte Gestade in un- mittelbarer Nähe vorspiegeln, um uns, sobald das Trugbild sich auf- gelöst hat, in tiefster Rathlosigkeit über den nunmehr einzuschlagenden Weg und in banger Ungewissheit über die Richtigkeit unserer Voraus- setzungen zurückzulassen. Indessen soll Dirichlet den Glauben an den von ihm behaupteten Satz doch nicht verloren haben; auch ist ja dieser Glaube an die Entwickelbarkeit wenigstens aller stetigen Func- vol tionen in Fouriersche Reihen bis auf den heutigen Tag ein Stück der mathematischen öffentlichen Meinung geblieben '"). Um so höher wird man es Herrn Lipschitz anrechnen müssen, dass er jene Convergenzfrage, so viel ich weiss, seit Dirichlet zuerst, wieder zum Gegenstand einer Veröffentlichung gemacht hat, in welcher er eine Erweiterung der Dirichletschen Bedingung mit dessen Methoden findet, und die Möglichkeit andeutet, dass eine dieser erweiterten Be- dingung nicht genügende Function auch nicht entwickelbar sei’"), * % * In der Richtung der Bestrebungen des Verfassers, der sich mit der allgemeinen Theorie der Darstellungsformeln für willkürliche Func- tionen beschäftigte, und über den Gültigkeitsumfang seiner Ergebnisse natürlich möglichst genau sich zu unterrichten wünschte, lag es, auch die Convergenz der Fourierschen Darstellungen auf das eingehendste zu untersuchen. Er will den Leser nicht davon unterhalten, wie er zuerst von der Allgemeingültigkeit der Entwickelbarkeit der Functionen in trigono- metrische Reihen fest überzeugt war, wie er hundert schliesslich als fehlerhaft sich ergebende Versuche machte, sie zu beweisen, wie er, apres maint labeur et usaige lediglich aus der Dauer und der Viel- ) VI) Um nur auf Riemann mich zu berufen, so findet man beiihm zwei Stellen (Dissert. pag. 1, „neuere Untersuchungen haben indessen gezeigt, etc.‘ und Ueber die Darstellbarkeit einer Function durch eine trigon. Reihe, pag. 16, „In der That für alle Fälle der Natur, etc.“), die schwerlich anders sich deuten lassen, als so, dass Riemann mindestens alle stetigen Functionen durch trigonometrische Reihe darstellbar annahm. Die Angabe, dass Dirichlet den Glauben an seinen Satz nicht verloren zu haben scheine, schöpfe ich aus einer mündlichen Mittheilung des Hrn. Weierstrass. VII) Borch. Journ, 63.Bd. p. 286. Die im Texte gemeinte Muthmassung (auf der.letzten Seite des Aufsatzes), auf welche Hr. Lipschitz schwerlich Gewicht legt, dass möglicherweise schon eine Function, für welche 1(2@) — flo + 0)) nicht verschwindet, für x = o nicht darstell- bar sein könne, trifft in der That zu. Die durch Fouriersche Reihen nicht darstellbaren Functionen beginnen da, wo 2(x)(f(x) — f(o +0)) für x= 0 nicht verschwindet, und A(x) so langsam, oder langsamer unendlich wie m wird. Im Fall, wo A(x) wie 1 unendlich wird, bleibt die Fouriersche Reihe aber endlich. (Diese Abh. Art. 40, Schluss.) IX seitigkeit seiner erfolglosen Anstrengungen. die Ueberzeugung schöpfte, . dass die Dirichletsche Behauptung falsch sei, und wie auf solche Weise er endlich auf den Weg geführt wurde, den er von vorneherein hätte einschlagen sollen, nämlich seine Untersuchung genau da anzufangen, wo Dirichlet die seinige, soweit sie gedruckt ist, hatte fallen lassen, d.i. beiden Functionen mit unendlich vielen Maximis Aber eben nicht die schwer zu bewältigenden allgemeinen Voraussetzungen über die Beschaffen- heit der darzustellenden Function waren zu Grunde zu legen, sondern es galt, das Problem möglichst zu vereinfachen, also zu beginnen mit der Untersuchung der Entwickelbarkeit einer Function, wie etwa o(x) cos (x), wo (x) und w(x) für x= 0 ohne Maxima verschwinden, und zusammengesetztere Functionen erst dann herbeizuziehen, wenn mit den einfacheren die Grenze der Darstellbarkeit durch trigonometrische Reihen nicht erreicht wurde. Als für diesen.Zweck dienliche, nächst zusammen- gesetztere Functionen waren, wie einige Ueberlegung zeigt, solche der Form o(x) cos P(x) anzusehen, wo (x), statt wie w(x) ohne Maxima unendlich zu werden, vielmehr in geeigneter Weise mit unendlich vielen Maximis unendlich wird. Die auf die Darstellbarkeit der Functionen bezüglichen Ergebnisse der angedeuteten Untersuchung waren kurzgefasst folgende: Alle Functionen o(x) cos w(x) sind, unter den obigen Be- stimmungen über o(x) und (x), fürx=o darstellbar, wogegen man bei Einführung der Function o(x) cos ?(x) sogleich ein Gebiet zum Theil nicht darstellbarer Functionen betritt. So wurde denn der durch das Convergenzproblem zu bohrende Tunnel an beiden Enden, an dem der ÜÖonvergenz und an dem der Divergenz, gleichzeitig in Angriff genommen, und es gelang — mit Hülfe einer gewissen neuen Rechnungsart sogar verhältnissmässig leicht — dem practischen Bedürfniss jedenfalls vollauf zu genügen, und auch eine vor der Hand wohl befriedigende theoretische Einsicht in diese dunkelen Fragen zu gewinnen. Eine vollständige Einsicht keineswegs. Vielmehr möchten gerade die nachfolgenden Untersuchungen hin- reichenden Grund zu der Vermuthung enthalten, dass unsere analy- tischen Hülfsmittel noch nicht ausreichen, um die allgemeine nothwendige Bedingung für die Darstellbarkeit einer Function aufzustellen. Vielleicht Abh.d.II. Cl.d.k.Ak.d. Wiss. XI. Bd II. Abth. B X . aber gelangt man sogar dahin, überhaupt am Vorhandensein solcher Bedingungen zu zweifeln. (Diese Abh. Schluss des II. Cap.) Es wird dem Leser nicht unwillkommen sein, wenn der Abhandlung ein etwas eingehender Bericht über ihren Inhalt vorangeschickt wird, der jedoch seinerseits eingeleitet werden mag durch eine kurze Ueber- sicht dessen, was über die Darstellbarkeit einer Function durch trigono- metrische Reihen bereits festgestellt ist. * * * Ueber den gegenwärtigen Stand der Convergenzfrage ° der Fourierschen Darstellungsformeln. - Um zuerst die Aufgaben, mit denen wir uns beschäftigen wollen, scharf auszusprechen, gehen wir aus von der Sinus-Cosinus-Reihe: +7 ah 2 ar (si px | dest sin pa + cos px [dur cos 2) ” I: er 2 1 a sin an) = lim dacp(e) [6 6) | “ ad PB Pe Bu 2 sin —— 20, IR: D = lim day(x + 2 m h=2n+1 £: h=® A A ® “ ’ na—+x I - Wenn wir h unendlich werden lassen, ohne auf seine-Form 2n +1 Rücksicht zu nehmen, und wir erhalten ein bestimmtes Resultat, so können wir für die besondere Form 2n + I kein anderes Resultat er- halten, und dürfen von der Einführung dieser Form absehen. Wenn wir aber für h=2n-+ 1= w eine divergente Grenze erhalten, so wird sie auch divergent sein, wenn wir über h gar nichts voraussetzen. XI Es wird sich um Werthe x handeln, die dem Intervall -n (0) erhält, so wird das Convergenzproblem gelöst sein mit Ausnahme a [0] des besonderen Falles, wo die Integrale ol, beide an der Grenze (0) divergiren, jedoch so dass ihre Summe convergirt, ein Fall, der hier kein Interesse bietet. Nehmen wir a< 5 aD, und o { 2 yx,h) = = nicht ausschliessen, gilt der zweite Hauptsatz, wenn de | da » Z | aßt(ß) ) 2. Unter keinen anderen Einschränkungen von y(x ‚h), als denen, welche der allgemeine Satz Ila vorschreibt, findet er statt, so oft das Integral das Integral unbedingt convergirt. \!! VIII) Borch. Journ. Bd. 79, pag. 38, Art.9. XV da f‘(e) le absolut convergirt. '*) 3. Aus der Bedingung 1 folgt (diese Abh. Art. 26, und Borch. Journ. 79. Bd. pag. 62), dass der zweite Hauptsatz stattfindet, wenn U 2 nicht unendlich ist, wo unter z(x) die ohne Maxima Null werdende Function gedacht ist, welche die Grenze der Convergenz und Divergenz des Integrals Are & [0] bildet.”) Diese Bedingung enthält die oben erwähnte des Hrn. Lipschitz. 4. Die alte Dirichletsche Bedingung lautet, dass der zweite Haupt- satz gilt, wenn f(x) — f(o-+ 0) von einem hinreichend euer Werthe von x an ohne Maxima mit x verschwindet. Es ist za bemerken, dass von den beiden letzteren Bedingungen keine die andere vollständig enthält. Schliesslich hebe ich noch hervor, dass man Satz II oder die Frage nach dem Werth des darin vorkommenden Integral-Limes als zur Theorie des ersten Hauptsatzes gehörig betrachten kann, indem man II schreibt: IX) Ebenda, Art. 8. X) Die Einführung dieser Function z(x) kann als im Widerspruch mit dem Schluss angesehen werden, dass es keine Function giebt, welche die Grenze zwischen Convergenz und Divergenz bildet. Ein Widerspruch ist indessen hier nicht vorhanden. Die genauere Erörterung dieser etwas subtilen Frage werde ich demnächst an anderem Orte geben. _Hier nur in der, Kürze die Andeutung, dass die Function 7 zu den von der Seite der Divergenz, wie von der Seite der Convergenz her sich ihr nähernden Functionen in ähnlicher Beziehung steht, wie der Kreis zu den ihm umschriebenen und eingeschriebenen Linien. Practisch braucht man übrigens unter 7 nicht die Grenze der Convergenz und Divergenz selbst sich vorzu- stellen, sondern es genügt, darunter eine Function sich zu denken, die der Grenze näher liegt, als alle anderen in den gerade vorgelegten Calcul eingehenden. xXVI a im | du ee {0} Es würde sich dann um den Limes von c [io y(a , h) b handeln, wenn für einen zwischen b und c gelegenen Werth von x gleichzeitig f(x) unendlich und y(x,h) Null wird, eine Auffassung, die im Folgenden ihre Berücksichtigung findet. * x * Eingehender Bericht über die folgende Untersuchung. & h Die Aufgabe, den Limes, _ , | defte) a für fl) = g(e) cos (a) ODE : zu untersuchen, führt, wie viele andere Oonvergenzprobleme auf die Aufgabe, die Stärke des Null- oder Unendlichwerdens nicht explicite gegebener Functionen zu bestimmen. Beispielsweise fällt man bei der obigen Grenzbestimmung u. A. auf folgende Gleichung: | v(a + 0) — (a) — diw'(a) = constans für eine unbekannte Function d = y(«), deren Nullwerden für a=o zu beurtheilen ist (Art. 14), Nahe liegt es, (@ + d) nach Potenzen von d zu entwickeln, bei den ersten Gliedern die Entwickelung abzubrechen, und anzunehmen, dass d wie die Wurzel aus ı“(e) ‘“ Null wird, ein Ergebniss, dass sich für einzelne Functionen w als richtig erweist. Dieser Schluss, bei dem ich anfangs umsomehr mich beruhigen zu dürfen glaubte, als er bei einer ähnlichen Gelegenheit auch von Riemann gemacht wird, ”) zwang XI) Ueber die Darstellbarkeit einer Function durch e. trigon. R. Art. 13. XV jedoch Divergenz der Fourierschen Entwickelung bei Functionen anzu- nehmen, für welche sich die Convergenz der Entwicklung anderweitig feststellen liess, also musste der Schluss, allgemein zu reden, un- richtig sein. Zwischen dieser Wahrnehmung und einer wirklich genügenden Auf- lösung der angeführten und der ihr ähnlichen Gleichungen, lag indessen noch ein weiter Weg. Es handelte sich, wie der Erfolg zeigt, um die Aufstellung einer neuen Rechnungsart, die ich, dieser ihrer ersten grösseren Anwendung vorgreifend, in den Annalen von Clebsch und Neumann, Th.VHI, 5.363 auseinandergesetzt habe, und Infinitärcalcül nenne. An der Hand der a.a. 0. erörterten Methoden bieten sich neue analytische Erscheinungen dar, deren eigenthümlichste wohl die überall auftretende, fast zur Regel werdende Unstetigkeit der Gesetze ist, welche die Geschwindigkeit des Unendlichwerdens der Functionen bestimmen, wie denn z. B. die Auflösung obiger Gleichung w(a@ + d) — w(e) — dw'(e) = = constans drei Formen hat, jenachdem nämlich w(«) rascher, gleich rasch, oder langsamer als der log = unendlich wird. Die im Folgenden besonders zur Anwendung kommenden Formeln aus der angeführten Abhandlung habe ich kurz zusammengestellt pag. 1—6. Jene Rechnungsart einmal gefunden und sorgfältig durchdacht, war die Bahn frei, und da ich nun über viel weiterreichende Mittel wie früher verfügte, so habe ich mir die Genugthuung nicht versagt, auch allgemeinere Aufgaben als das nackte Oonvergenzproblem der Fourier- schen Reihen zu untersuchen. Ich habe festgestellt den Limes, _ des Integrals a ja o(@) cos w(a) sin h(@ + c) o für jeden Werth von c, für beliebiges Null- oder Unendlichwerden von o(e), und beliebiges Unendlichwerden von (a). Für c=o findet sich diese Untersuchung in den Art. 1—17. Ihre Ergebnisse enthält die Tabelle Art. 17. Den Fall c > o erörtert Art. 18, und am -Schluss findet man die bezüglichen Ergebnisse gleichfalls in eine Tabelle geordnet. Der ersten Untersuchung, welche bei den Abh. d.II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss, XU. Bd. II. Abth. C XV1l mannigfachen Fällen, die sie umfasst, etwas zusammengesetzt ausfallen musste, ist eine kurze Uebersicht über ihren Gang voraufgeschickt, pag.. 7-11. % ic * Die in den Tabellen Art. 17 und 18 enthaltenen Grenzergebnisse haben das Angenehme, dass sie uns in den Stand setzen, die für die beiden Hauptsätze der Theorie gefundenen Gültigkeitsbedingungen an einer hinreichend umfassenden Functionenklasse, für welche die noth- wendigen Bedingungen der Darstellbarkeit bekannt sind, mit aller Schärfe zu vergleichen. Dies geschieht für den ersten Hauptsatz im zweiten, für den zweiten Hauptsatz im dritten Capitel. Da die allge- meinsten unter jenen Gültigkeitsbedingungen die Untersuchung gewisser Integrale auf die Art ihrer Convergenz, ob sie absolut oder bedingt sei, erheischen, so ist diese Untersuchung auch ein wesentlicher Theil des Inhalts der erwähnten Capitel, namentlich des dritten. Die Ver- gleichung der Tragweite der verschiedenen Gültigkeitsbedingungen wird durch die Figuren auf Tafel I und II übersichtlich gemacht, Nehmen wir zu den drei ersten Capiteln noch die erste Hälfte der „Schlussbetrachtungen‘“ dieser Abhandlung hinzu, so sind deren Ergeb- nisse, so weit sie nur die Darstellbarkeit der Functionen durch trigono- metrische Reihen betreffen, kurzgefasst diese: Wenn für einen Punct x, die Differenz es) lim. 2 auf die Form o(x, — x) cos (x, — x) gebracht werden kann, wo g(x) und (x) für x =0o ohne Maxima Null werden, so ist f(x) darstellbar. Diese Bedingung gestattet bedeutende Erweiterungen, theils indem man für die Function o(x) cos ıv(x) eine Summe solcher Functionen Io ,(x) cosw,(x) 1 einführt, theils indem man den Cosinus durch eine trigonometrische Reihe ersetzt. Von diesen Erweiterungen handelt der erste Theil der Schlussbetrachtungen, wo sie indessen, da sie nicht ganz kurz zu er- ledigen sind, auch wohl noch kein sehr hervorragendes Interesse bieten, nicht vollständig durchgeführt werden. XIX Zu erwähnen ist noch der im Art. 32 zur Sprache kommende Fall der Nichtdarstellbarkeit einer Function, wo sie nämlich in einem Puncte unendlich wird, während ihre trigonometrische Entwickelung in diesem Puncte convergirt. * Der Rest der Abhandlung, das vierte Capitel und die zweite Hälfte der Schlussbetrachtungen beschäftigt sich. mit der Darlegung der Be- dingungen, unter denen die trigonometrische Entwickelung einer endlichen und stetigen Function für einzelne Puncte divergirt. Es wird im IV. Capitel zuerst gezeigt, dass der lim, [aefe) einyeh zwischen — a o unendlichen Grenzen schwankt, wenn für f(x) eine Function sin (x) genommen wird, die in Strecken, welche bei Annäherung an x = 0 gegen Null abnehmen, periodisch ist, aber mit gleichfalls gegen Null abneh- menden Perioden, so dass beim Wachsthum von h die Perioden von sin @h unbegrenzt oft in aufeinanderfolgenden Strecken denen von sin #{x) gleich werden (Art. 34). Alsdann weise ich nach, dass sich eine ohne Maxima verschwindende Function g(x) angeben lässt, so dass auch für f(x) = e(x) sin ?(x) jener Limes verschwindet. Nachdem dies in Ordnung gebracht ist, tritt die Frage nach den günstigsten Bedingungen für die Divergenz in den Vorder- grund, und es ergiebt sich, dass für eine stetige Function die trigono- metrische Reihe, durch eine Function ihrer Gliederzahl dividirt, welche rascher als der Logarithmus unendlich wird, stets Null zur Grenze hat, aber durch den Logarithmus oder eine langsamer unendlich werdende Function der Gliederzahl dividirt, zwischen endlichen oder unendlichen Grenzen schwanken kann. Bei dieser Gelegenheit zeigt sich noch, dass die divergenten trigono- metrischen Reihen erst bei Functionen erscheinen, deren Differenzen 4(&,) — lim f(x) für einzelne Puncte x, so langsam oder langsamer wie der xx reciproke Logarithmus von verschwinden. Erle C* XX Die im vorstehenden gemeinten Functionen o(x) sin Z(x) konnten zwar selbst stetig gemacht werden, aber es war noch zu zeigen, dass die unbegrenzt vielen Unstetigkeiten ihrer Differentialquotienten in der Nähe von x = o auf die erhaltenen Resultate ohne Einfluss seien. Zu diesem Behuf wird im Art. 41 die Function sin 7x) durch eine gleiches leistende mit beliebig vielen, in den folgenden Artikeln durch eine mit allen ihren Differentialquotienten stetige ersetzt. Diese Function beweist zwar, was sie soll, ist aber nicht einfachen Baues. Ich zweifle nicht, dass schon ganz gewöhnliche aus trigonometrischen und Exponential- functionen zusammengesetzte Functionen für einzelne Argumente nicht darstellbar seien, habe dergleichen Beispiele aber erst aufzusuchen ange- fangen, als ich des Gegenstandes und der Art der Behandlung, die er erheischt, zu müde war, um noch hinreichende Ausdauer für diese Nach- forschungen übrig zu haben. In den Schlussbetrachtungen wird aus der für den Argumentwerth x= 0 nicht darstellbaren Function e(x) cos ?(x) eine andere abgeleitet, die zwar durchweg stetig ist, deren trigonometrische Entwickelung aber in jedem kleinsten Intervall Puncte besitzt, in denen sie divergirt. Inhaltsverzeichniss. £ E 3 Seite Riizemeine- Einleitung - tn el. in. I Ueber den gegenwärtigen Stand der Convergenzfrage der Fourierschen Darstellungsformeln NDR er EV ee BEE A a KK Eingehender Bericht über die folgende Untersuchung . » : . . MI Hülfssätze aus dem Infinitärealeül >» nn m nn 1 I. Capitel. Untersuchung des Limes, _ ld = fü cos ıy(e) sin ha). Kurze Uebersicht über den Gang dieser Untersuchung B : ; ö B = 0 : o 7 Artikel 1. Durch die Zerlegung des Integrals J, zu der die Untersuchung naturgemäss zuerst ihre Zuflucht nimmt, ergiebt sich auch sogleich ihre natürliche Eintheilung . : i ß 11 A. Untersuchung des lim J im Falle w(«) > iu £ [74 2. Allgemeine Behandlung des Limes J für dla) D Ez = : 3 x R ; A & R 13 "3. Nähere Angabe der ersten Zerlegung von J in HJ x s - < . E x £ 14 a' 4. Der Limes des Integrals J’ — [de cos ul) = unter der Annahme y(e) —< > } i 14 0 5, Der Limes des Integrals J’ im Falle w(«e) = 2 : 17 a i : sin wa ,1 6. Der Limes des Integrals J’ — | d« cos u(e) > — — Be ür Ye) _ : ß £ 6 : 17 a’ XXI Artikel ı T. 10. Ibk 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19: 20. . Der Limes des Integrals J2” = [ae i 1 Der Limes des Integrals Jı“ = [ü ne n=v(e) + ch und v(e«) > = @ [04 a sin x [4 ‚ 2) = v(e) — ch “@ . Zusammenfassung der bisherigen Resultate a Bestimmung des lim f deo(e) cos v(e) sin ch für den Fall Y(«) = i- ‚ wenn die Voraus- 0 setzung o(«) = > fallen gelassen wird, Annahme: «o(«) = 1 g ne {=} ’ . & Fortsetzung. Annahme «o(«) — 1 B. a # r ıl 2 Untersuchung des lim, _, J=lim, _ _ Feste cos ıu(e) sin eh falls Y(e) > 7 ist. 0) . Voraussetzungen, die der Untersuchung zu Grunde gelegt werden a Ueber den Limes des Integrals J» = | deo(«e) siny, wo y=wu(e) —h«e . 0 a Ueber den Limes des Integrals Jı = ( deole) sinz7, won = v(e) + h« : | a Nachweis der Divergenz des Im | deste) sinn, n=u(e) +he, im Falle w(e) > = 0 o(«) > v"(a)% a Schlussbemerkung über den Limes von J = deo(«) cos y(«) sin ch, falls o(«) = y(e) v/(e), 0 y(e) <1 , ve) > 1 ist Zusammenfassung der Resultate der bisherigen Untersuchung a Ueber die Grenzwerthe ähnlicher Integrale, namentlich des Intograls | de o(«) cosıp(e)sinh(@+e) 0 Uebersicht über die Verwendung der obigen Resultate in den beiden folgenden Capiteln II. Capitel. Prüfung der Regeln für die Gültigkeit des ersten Hauptsatzes, falls die willkürliche Funetion unendlich wird. Die Regeln für die Gültigkeit des ersten Hauptsatzes . Seite 18 20 21 23 24 25 27 35 36 37 40 43 XXMl Artikel a Seite 21. Allgemeine Regeln über die Convergenz eines Integrals der Form | deate) cos dla) . : 44 0 22. Vergleichung der allgemeinen Regeln I und II mit den besonderen Regeln III und IV (Art. 20) 47 23. Kurze Uebersicht über die Ergebnisse dieses Capitels, nebst einigen Bemerkungen, welche ihre graphische Darstellung veranlasst e e . ; : : ? { ; 0 III. Capitel. Prüfung der Regeln für die Gültigkeit des zweiten Hauptsatzes, welcher dem Convergenzbeweis für die Fourier’schen Reihen zu Grunde liegt. or [d%) 24. Angabe der Regeln für die Gültigkeit des zweiten Hauptsatzes a 25. Unter welchen Umständen ist für f(fe) = o(«) cosı(«) das Integral | üerte) absolut convergent? 55 {) 26. Untersuchung der Bedingungen für o und ıy in f(«) = o(«) cos w(e), welche das Integral a [er 5 f döf(£) absolut convergent machen. Es wird die Bedingung o(«) E> t(«) aufgestellt, () {) und, um sie auf ihre NORNETENEN zu prüfen, wird zuerst eine Substitution für f(«) ein- geführt, welche für d(«) > (a) gilt B : 97 27. Nachweis, dass die Se des vorigen Art. für ff 1) die Prüfung der Nothwendigkeit der Bedingung o(e) D > t(e) gestattet . 3 & R - 5 : R ; ; e 59 28. Nachweis der Nothwendigkeit der Bedingung o(«) y t(«) für d(e) > r(e) : i , 60 29. Die nothwendige Bedingung für die absolute Convergenz von K wird für das Intervall 1< vy(e) < 1 mit Hülfe einer anderen Substitution für f(ß) aufgestellt : 6 6 61 30. Bemerkungen über diese Bedingung für die absolute Convergenz von K im Falle 1 —< v(«) < r 65 31. Graphische Darstellung der Bedingungen für den zweiten Hauptsatz . ; 6 i : 66 32. Bemerkungen über die Ergebnisse der obigen Vergleichung der Bedingungen für den zweiten Hauptsatz 0 h i 68 33. Allgemeine Bemerkungen über das Convergenzproblem der Fourierschen Reihen . 70 IV. Capitel. Darstellung der Bedingungen, unter denen die Fourierschen Reihen divergiren. 34. Auseinandersetzung des Grandgedankens dieser Untersuchung & k ; & 6 2 72 35. Beschreibung der einzuführenden schematisirten Function . © . © © ö ö 75 a : ana : RR sınch! i 2 - 36. Es wird zuerst die Divergenz des lim | d« sin #(«) 7 nachgewiesen . ; 5 : 17 0?) 0 XXIV Artikel 37. 38. 39. 40. 41. 108 Alsdann wird eine hinreichend langsam Null werdende Function eingeführt, damit auch a lim £ deo(«) sin («) —_ divergirt 0 a Untersuchung der Frage, wie stark das Integral | sin P(«) — bei seiner Divergenz : mit h unendlich wird Verallgemeinerung des Functionen-Schema #(x) 3 a in ch th Ueber die allgemeine Frage: Wie rasch kann überhaupt das Integral | de f(e) 0 unendlich werden . : > B - ; 0 h E B e 6 3 ö & Stetigmachung der schematisirten Function #. Sie wird zunächst mit beliebig vielen Differentialquotienten stetig gemacht . Stetigmachung der Function #. Sie wird durch eine mit allen ihren Differentialquotienten stetige ersetzt . ® - ’ © 9 o - B 5 e > ; ö . Stetigmachung ete. Einführung der mit ihren sämmtlichen Differentialquotienten stetigen Function . Stetigmachung etc. Nachweis, dass, #» an die Stelle von # gesetzt, das Fouriersche Integral gleichfalls einen divergenten Limes hat Schlussbetrachtungen. . Verallgemeinerung der im Capitel I für die Entwickelbarkeit nach Fourierschen Reihen gefundenen Bedingnng . i 6 . . : 2 B ö Erweiterung der Form der nichtdarstellbaren Functionen Seite 79 sl 92 95 39 Untersuchungen über die Gonvergenz und Divergenz Fourierschen Darstellungsformeln. Von Paul du Bois-Reymond. Mit drei lithographirten Tafeln. . ennlonee. Be fi & Alb ade N r e, u j . IL 2 2 x R jr a ” {es hr e- ar BE A ws a RETTET. i ar kr ae 3 hi eh Untersuchungen über die Convergenz und Divergenz der Fourierschen Darstellungsformeln. Hülfssätze aus dem Infinitärealeül. Bezeichnungen und einfache Operationen des Infinitärcaleüls, die im Folgenden zur Anwendung kommen. 18 Es handelt sich nur um Functionen, die nicht unendlich viele Maxima und Minima haben. Wenn der Quotient na für irgend einen 3x numerischen Werth von x (wohin auch © zu rechnen) einen unendlich grossen, oder einen endlichen von Null verschiedenen, oder einen ver- schwindenden Limes hat, so bezeichnen wir dies mit: YR)>YR) , OD YR) , HR) < YR). Im Falle p(x) Z (x) sagen wir, wenn beide Functionen unendlich werden: das Unendlich von y(x) ist grösser resp. kleiner als das von w(x), und wenn sie verschwinden, sagen wir das Gleiche von der Null dieser Functionen. Abbh.d.1I.Cl.d.k Ak.d. Wiss. XII.Bd. II. Abth. 1 [&0} Relationen wie (x) © (x) heissen infinitäre Gleich- oder — Ungleichheiten. Falls zwei Functionen (x) und w(x) einen end- lichen gleichen Limes haben, soll dies kurz durch: y(X) © WR) bezeichnet werden. I: Man kann jede infinitäre Gleich- oder Ungleichheit mit einer be- liebigen Function an beiden Seiten multipliciren, auf beliebige Po- tenzen erheben oder logarithmiren. Man kann in der infinitären Gleich- oder Ungleichheit A) Gil“) + 1) S vw) die linke Seite ersetzen durch Y,(x), wenn w(x) < yı(x) , Ax) 1 ist. Man kann die infinitären Gleich- oder Ungleichheiten differenziren und integriren mit folgenden Ausnahmen: Wenn in y(x) SG w(x) die linke Seite einen endlichen Limes hat, ist die Relation im Allgemeinen nicht differenzirbar, und die Ungleichheit g(x)> (x) ist dann nicht integrirbar, wenn [ax einen endlichen Limes hat, weil sich alsdann daraus rsyax [o6) [v@)ax ergiebt. !) In Bezug auf das Unendlich der Functionen, wenn ihr Argument unendlich wird, hebe ich noch den Begriff der Infinitärtypen her- vor. So nenne ich eine Function t, welche die Gleichheit tf‘(x) co f(x) erfüllt. Zum Typus wird man die einfachste, dieser Gleichheit genügende Function wählen. Ueber Grenzwerthe von Ausdrücken der Form ers) IH. Zu Grunde lege ich den Satz: Es sei A(e)>1 füra=0 und ebenso er so hat man: 1) Siehe: Borch. Journ. Bd. 74, pag. 297 und Ann. v. Cl. und N. Bd. VIII, pag. 373 Anm. (S8) 7.2) en Q + > SE De 8 ,(e) & Hieraus wollen wir einige Schlüsse ziehen. IV. Es sei Bo oder wie durch Differentiation folgt [0 via) = ‚w(e)>1,so hat man: u v = ( x Ei Ber 7 [e 0] w'(e) en statt w'(@), so findet man: h au au ARE u(e) ı(e) Denn setzt man in vorstehendem Ausdruck VE Es sei wieder w(«) oo. so ist auch: u | vo) z 1. #ule) BR v"(e) Denn aus we) > L folgt auch zweimalige Differentiation: (a) = u,(e) > 1, woraus diese Formel sich ergiebt. v1. Endlich unter derselben Voraussetzung w(e) > 1. sei 1 1-. Durch Differentiation folgt: BP w' Y und durch Multiplication mit yw' ergiebt sich yw“ > y'y!. Die zu beweisende Ungleichheit y'y' + yy* — yw'y",; kürzt sich somit zu yy! < yıpıpll dezu ws —_ w' ab. Aber wenn man dies schreibt: [ai Tu = —ı] w 2 A i 1 und integrirt, so folgt gerade ji 1 ” [04 SERIE I 1 wie dies in der That aus der Differentiation von y > 1- folgt. & Zweitens war der Limes: zu beweisen. Dies ist sehr einfach. Aus o(«e) < w’(«) folgt o’(«) < w(«), und daher findet wegen V die vorstehende Formel a fortiori statt. Infinitäre Auflösung einiger Gleichungen. v1. Es sei d‘ bestimmt durch die Gleichung N) Ye + N-ma+==+N, 1 wo (a) < FR so findet man: J uN« ST War IR BO le) OT ist [04 genügt.) 3) Ann. v. Cl. u. N. Bd. VIII, pag. 412. VII. Es sei Öd‘ bestimmt durch diese Gleichung: | via + 0) — ve) + dylo)v =N, wo ve) > = #v = seh, soriet: uN Se us: L,®) IX. Es sei endlich d bestimmt durch: via + 0) — ve) — Ivo) -N. Man findet für w(«) 1: 2N m 4) Ebenda. 5) Ann. v. Cl. u. N. Bd. VIII, pag. 407 sqgq. I. Capitel. Untersuchung des Limes _ (J = [duot«) cos yla) sin he) Kurze Uebersicht über den Gang dieser Untersuchung. Da die Untersuchung des Limes (J = ‚| deo(«) cos ıy(e) sin ha) o etwas zusammengesetzter Natur ist, so wird es für Leser, die sich nicht darin zu vertiefen beabsichtigen, erwünscht sein, nicht allein über ihre Resultate eine Uebersicht zu erhalten, wie sie die Tabelle des Art. 17 zu gewähren bestimmt ist, sondern auch mit ihrem Gang im Allgemeinen sich bekannt machen zu können. Solchen Lesern aber, welche die Untersuchung jenes Limes genauer studieren wollen, wird eine kurze Zusammenstellung ihrer Hauptstationen eine nicht von der Hand zu weisende Er- leichterung bieten. Um Functionen von übersichtlicheren Schwankungen unter- Art. 1. suchen zu können, zerlegt man das Integral J zuerst so: J = [aeote) cos y(a) sinah — Se .... I {0} a a Jı = [deo(e) sinn , = [deote) sin X (0) o wo = n(e) = w(e) + ha x = x(e) = w(e) — ha. Art. 2, Art. 4. Daun ergibt sich aber alsbald, dass diese Zerlegung nur dann erlaubt ist, wenn w(«) rascher unendlich wird, als der log. : es sei denn, dass o(«) um ein Gewisses langsamer unendlich 1 ; ; 3 werde als —, wodurch aber gerade die für die Fourierschen [04 Reihen interessantesten Annahmen ausgeschlossen würden. Somit zerfällt die Untersuchung in zwei Theile: 1. wenn w(«) ebenso 5 i S l langsam oder langsamer unendlich wird, wie der log-, 2. wenn & v(e) rascher unendlich wird. Der Untersuchung erster Theil: w(«e) wird nicht £ : l rascher unendlich wie der log. Hier kann man von der Zerlegung I des Integrals J erst Gebrauch machen, nachdem man von J ein Theilintegral mit der Grenze Null abgetrennt und für sich untersucht hat. Der Rest kann dann mit Hülfe der Zerlegung I untersucht werden. Es wird a | i a also J - [ in die Integrale f = f zerlegt werden, und die o 0 a! Kunst besteht nun darin, « so sich auszusuchen, dass der Limes des Theilintegrals ohne Mühe sich feststellen lässt. Dies leistet 3. die Bestimmung «h — (0, wo C ungemein gross zu denken ist, dabei aber h so gross angenommen wird, dass «, zwischen o und a fällt. Indessen muss das Integral von o bis «@' noch einmal gespalten werden. Auch ist es vortheilhaft, die Unter- suchung zunächst unter der einfacheren Annahme durchzuführen, dass o(@) = 1 ist, so dass man im Ganzen hat: € a h h J - [a0 cosY(e) nie ei cos (a) Bun + [ac cos a h o a a +2 [a sin[Y(a) + ch] ‚[& sin [Y(o) — ch] [04 [04 «' a! Wenn & hinreichend klein ist, ist der Limes des ersten Integrals rechts beliebig nahe der Null, wenn C in «h = C hin- reichend gross, ist der Limes des zweiten Integral nicht ausser- 7U TU . halb des Intervalls — „ ... +, anzutreffen, aber auch kein F4 bestimmter. Der Limes des dritten und vierten Integrals nähert A. x In % sich der Null. Wenn dann statt o(«) — — wieder eine allge-Art.6,7,8,9 [04 meinere Hypothese eingeführt wird, z. B. gesetzt wird o(«) = Art. 10. [4 — u so bleibt Null der Limes der drei übrigen Integrale und der des zweiten ist wieder enthalten im Intervall — 00), nr N ‚ 1 FM N 1 an 0(0), womit der Fall w(e) < = erledigt ist. Für Y(«) co l .- - . . i wird der Limes direct und zwar unter der Annahme y(e) — Im Art. 5. berechnet. Es ergiebt sich ein etwas anderer Ausdruck für die Grenze des den Limes einschliessenden Integrals. Der UntersuchungzweiterTheil: w(@)wirdrascher B .. 2 ll unendlich wie I Hier darf man also setzen: a a a [ro cosy(e)sinhe — ı |arote Sin > [den SID, Artes12 [0] {0) wo:7 — (a) + och , x = w(a) — ch. Auch über o(«) verlangt die Untersuchung Annahmen, und zwar, o(«@) = y(o)w'(e) gesetzt, die Annahme, dass y(«) für « = o verschwindet. Es zeigt sich indessen später, dass diese Annahme in Wahrheit keine Be- schränkung enthält. Ausserdem ist auch 0(0) = © vorausgesetzt, weil sonst lim J nach allgemeinen Sätzen Null ist. Führt man Abh.d.Il.Cl.d.k Ak.d. Wiss. XII. Bd. II. Abth. 2 10 Art. 13. die Grössen n und % als Veränderliche in die obigen Integrale rechts ein, so ist dabei folgendes zu bemerken. Das zweite Integral nach % wird: x(a) dX - 2ojp/Ka) siny, w'(@)—h =» weil (a) von «= o bis « — a abnimmt. Anders verhält sich n(@), das von a=o bis a= «a, (wo a, durch 7‘) = w'(@«) + h= 0 bestimmt ist) abnimmt und dann wieder bis «— a zunimmt, so dass man das erstelntegral als Summe zweier Integrale schreiben muss. Die Untersuchung des Integrals nach x wird aber ihrerseits dadurch weniger einfach gemacht, dass die Function: a s yv(a)ıw’(a) dy v‘(@)—h zwischen den Grenzen des Integrals ein Maximum für @ — o* hat. Es wird sonach wieder eine Zerlegung des ursprünglichen Integrals J in vier Theile nöthig und man hat also zu setzen: a n'«ı) n(a) J = [deote) cosıy(e) sinhe — jan en dan oO n(0o) = © n(cı) x(«*) x(a) 1 1 er 14 le x()= © ı(e*) Irgend eines dieser vier Integrale, z. B. das erste, hat also jetzt die Form: ja f(n) sinn, wo f(n) zwischen den Grenzen der Integration kein Maximum oder Minimum mehr hat, also dass das Integral in eine Schaar alternirender, ihrem absoluten Werthe nach abnehmender Theile zerfällt, deren Summe eingeschlossen ist zwischen dem grössten dieser Theile, und der Differenz des grössten und zweitgrössten, was erlaubt, den Limes der vier Integrale zu berechnen. Man findet, dass die beiden Integrale nach % unter den über o(«) und (a) gemachten Voraussetzungen, den Limes Null haben. Auch die Integrale nach haben den Limes Null, wenn noch die fernere Hypothese hinzutritt, dass die Grösse Ay 7 = 11 yo) wie — Le) Art. 14. Da = w“ (a) mit « verschwindet. Wenn jedoch diese Grösse unendlich wird, Art. 15. so lässt sich zeigen, dass die nach 7 genommenen Integrale für h — © zwischen unendlichen Grenzen hin und her schwanken, womit die Untersuchung ihren Abschluss findet. 1. Durch die Zerlegung des Integral J, zu der die Untersuchung naturgemäss zuerst ihre Zuflucht nimmt, ergiebt sich auch sogleich ihre natürliche Eintheilung. Am nächsten liegt es, die Untersuchung des Limes h — ,. von a = [aeote) cos ıy(e) sin ha {0} an die Umformung zu knüpfen: F a a =), - 2), = 3 | deo(e) sinn] — » | deo(e) siny, {0} {0} wo, wie ich gleich bemerken will, die Functionen 7 = n(e) = w(a) + ha x = x(a) = v(a) — ho im Grossen und Ganzen folgenden Verlauf haben: Die Function »(e) wird unendlich für «—=o. Sie hat ein Minimum für einen durch va) > bh = 0 bestimmte positiven Werth «= «, , der Null wird für h=w, da ı‘(e) negativ ist und mit (e) für « = o unendlich werden muss. So gross wollen wir aber h von vorneherein annehmen, das o | deo(e) Bun —— 3 | deo(e) siny = I,.—, o {6} 9%* P4 12 ergiebt sich zunächst eine Eintheilung unserer Untersuchung nach dem Unendlich von ına) bei verschwindendem «. Führen wir in J, statt « die Veränderliche x ein, so folgt: a (a) © dao(e) sinX = ee) sing == a, R dy% w‘(o) — h 0 x(0) x(a) Nun folgt aber aus: el w(e) co 1- an durch Differentiation: ae ı(& > a oder (a) = nn gesetzt, entsprechen den vorstehenden drei Zeichen die Fälle: _ RS I — ee ch + ule) Unter der Annahme ne) > 1 ist dies Integral dann ersichtlich unbestimmt zwischen endlichen oder unendlichen Unbestimmtheitsgrenzen, falls nicht @o(e) < eh + u(a). Dadurch wird: D. h. im günstigsten Falle darf o(«) höchstens ein Unendlich haben, : s x ; 1 EL: 5 das um ein Gewisses kleiner ist als das von -. Es ist also die Zer- & legung J = Jh, —- 2), für ule) > 1 ohne besondere Voraussetzungen über o(«) nicht statthaft, die jedoch gerade die interessanteren Annahmen über o(«) ausschliessen würden. Denn setzt man, wie es die Unter- _ dl) suchung der Fourierschen Reihen verlangt, o(«) ‚ so muss, damit 0 das Integral convergire, o(«) jedenfalls I (a) sein, und lehrreich sind doch gerade die Fälle, wo e(«) unbeschränkt langsam Null wird. Falls u(e) > 1, ist die Zerlegung gestattet, so lange o(«a) < w’(@) oder o(«) = yla)ıy'(a), wo y(o) = 0, auf welcheAnnahme über o(«) r f Pr j 13 wir uns, wie sich zeigen wird, beschränken dürfen, ohne der Allgemeinheit der Untersuchung Eintrag zu thun. So zerfällt ganz naturgemäss die Untersuchung des Limes (J) in die Theile 1 1 Ule) > I und Ve) > In \ die eine verschiedene Behandlung erheischen. Wir beginnen mit der Annahme 1 1102) = 2. A. 1 Untersuchung des imJ im Falle vo) 1.. 2. Allgemeine Behandlung des Limes J für v(«) ı : 5 1 : Wir legen zuerst die Annahme o(«) = zu Grunde, denn es zeigt sich, dass die übrigen erledigt werden können, wenn diese es ist. Es ist also zu untersuchen der Limes des Integrals a je cos Y(«) ul £ & o wozu im Wesentlichen eine Theilung des Integrals in vier Theile er- forderlich ist, nämlich erstens die Spaltung: «' a u je cos eh. je cos eh & [04 (6) a! a’ € h zweitens die Spaltung des Integrals J’ ll in zwei Theile F 4 \i o € h o 14 a a a und die Zerlegung des Integral | in die Theile fü sinn — | das, 0 «' «' «' 3. Nähere Angabe der ersten Zerlegung von J in J' + J“. Was die erste Spaltung des Integrals J in die Theile a' a ( cos ıı(c) sin ch + [de cos Ken = u [04 [04 [6) a‘ betrifft, so setzen wir: «'h lg a\sin@ | «cosy(l 2 [0] und verstehen unter «’ eine Grösse, die für h=« Null wird, jedoch so, dass @' >a«, bleibt, unter «&, wie im Art.1 die Wurzel von W(a,) + +h=o verstanden. Setzen wir Wa) = — DL ferner @h=(, so folgt aus der Vergleichung von ä eh — C ch — u(a) , dass, um beim Wachsthum von h die Relation «' > «, bestehen zu lassen, während «' verschwindet, © nur grösser zu sein braucht als der grösste Werth von w(e) im Intervall o = Te de, sıny = [04 [04 € € sich, während h unendlich wird, den Grenzen C sin « da DR) a nähern. Da nun u mit h unendlich wird, cos u also zwischen den © 2 S = ! ENISINICHER . Grenzen + 1 unbestimmt wird, so nähert sich | de cos v () Ba main hir; [04 € unbegrenzt wachsendem h einer Grenze, die mit C sin « der [04 € bezeichnet werden kann, wo j zwischen den Grenzen +1 und — 1 völlig unbestimmt ist. Was hiernach das Integral € C J‘’ = | da cosw(},) da cos w()) sin « (0) € betrifft, dessen erster Theil rechts durch Verkleinerung von e unter jede Grenze sinkt, so muss es sich, da es &e gar nicht enthält, mit ins Unendliche wachsendem h der Grenze C [04 nähern, also wenn man sich, wie in unserm Belieben steht, C von vorneherein äusserst gross denkt, folgt: 17 a =; 2 mit einem Fehler, den wir nach Belieben klein annehmen können. 5. Der Limes des Integrals J‘ im Falle We) = 7 1 Den Fall wie) ol betrachten wir besonders und beschränken uns 1 auf die Annahme we) = 17 Alsdann ist: C C c IE cos1(E) — sine _ = cos n [a cos l« sin « + sin [a sin la sin « [04 o [0] [0] Die Integrale rechts sind für O = © convergent; und geben wir ihnen resp. die Formeln Rcosy_, Rsiny , wo = [0 0] R = mod } de(cos la + isin la) 2 = mod [ de 0 ao 2 [0] so ist C a\ sin « IE: cos] (2) Fe. cos(lh — y) o und schwankt für h= © zwischen den Grenzen + R. a 6. Der Limes des Integrals J” — [ae cosYla) — sin «h für W(e) Ss: «' Wir haben jetzt noch den zweiten Theil von J: a 1 -[% cos Yl(a) sin ch [44 Abh. d. II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. Ii. Abth. 3 18 1l im Fall ve) I I, zu untersuchen. Hier dürfen wir unbedenklich die > „Sun Ba da in z n = ıy(a) + ah g R 0 % = (a) + eh & & Zerlegung: — _ < I v|- anwenden, da die Integrale die untere Grenze Null nicht mehr haben, also jedenfalls convergent sind (Art. 1). Führt man in den vorstehenden Integralen statt des veränderlichen a die Variabeln 7 und x ein, so nehmen die Grössen: 1 da 1 1 da 1 a NE Var ch + u(e) beide von «a, (der Wurzel von Wa) h= 0) an ab, also gewiss von 1 a' >ca, an. Nur im Falle Ye) OL, d. i. wa) co 1, könnte hier in Bezug auf u ein Zweifel entstehen, wenn nämlich w(c) selbst bei IR wachsendem « abnähme. Dann würde aber doch wieder 1 ch + ıu(c) abnehmen, sobald man h > u(«‘) voraussetzte. Wir wollen nun nacheinander den Limes der Integrale: a a J; - (ae ah er & 104 4 a' untersuchen. a 7. Der Limes des Integrals J,“ = [& er n=%V(o)+ ch [0 1 und Y(«a) > Ir ö Wir setzen: 19 Es sei »(«‘), das mit der Null sich näherndem «‘ unendlich wird, einen Augenblick ein Vielfaches von x. Alsdann zerfällt das Integral J} in eine Schaar abnehmender alternirender Theile, und es wird erwiesen sein, dass das ganze Integral J, mit — verschwindet, wenn sich Gleiches h von dem Bestandtheil: n(e‘) + 72 da sin Aue _— N & ne‘) zeigen lässt, oder a fortiori, wenn das Integral: n(e‘) + ® n(e‘) verschwindet, unter » irgend eine endliche Grösse verstanden, wobei n(e') nicht mehr ein Vielfaches von r zu sein braucht. Wir setzen also: v(a‘) + ha’ = (et) ya) + hat = (at) = n(@) + 0. Statt «’ geschrieben «' + d' folgt auch Subtraction: (el 4,0), — la) 4 hd = m, oder wegen «h =C: JC Yard) Wale 5 8. Aus dieser Gleichung folgt für Y(«) 1 die für « < 1 infinitäre Lösung (s. Hülfs. VI): > uw«' C BU le, ren : und für elle eine Lösung derselben Form, in der nur statt = C eine andere endliche Grösse steht. Somit ist im Falle Ya) 1: 3* 20 n(e") a" & ER ae z rl a = |“ — — an :|* = sinn 18 = sin nleg(14°%) Ce) a! [2 wo sinn einen mittleren Werth vorstellt. Man sieht also, dass vorstehendes Integral mit ins Unbegrenzte wachsendem C unter jede Grenze sinkt, wohin ihm der ganze Theil a j* sinn & a von J, nachfolgt. Dabei muss h immer gerade so gross gedacht werden, dass in «h =C die Grösse a‘ der Bedingung «a, 1, Aeusserst mühsam ist der genaue Beweis, des nach dem Allen geradezu selbstverständlichen Schlusses, dass für «o(a) = o(0o) > 1 % im [dent cos ı(o) sin ch o zwischen unendlichen Grenzen unbestimmt ist, wie überhaupt dergleichen Divergenzbeweise am schwersten zu fallen pflegen. Ich verzichte darauf, den Beweis hier folgen zu lassen, der einen im Verhältniss zur Wichtigkeit des zu beweisenden Satzes ungebührlichen Raum einnehmen würde. Der Satz kann übrigens als besonderer Fall eines allgemeineren Theorems über die Unbestimmtheitsgrenzen aufgefasst werden, und soll als solcher gelegentlich doch bewiesen werden. Hier will ich mich begnügen, ihn durch eine unstrenge Betrachtung plausibel zu machen. 24 Setzen wir o(« + &) statt o(«), so wird, danach dem Obigen go(@e--@)co1 a im [1 o(@ + &) cO8W(a) [0] sin ha & BR: = LUCH ; Die Unbestimmtsgrenzen dieses Ausdrucks, nämlich + o(e)r wachsen mit & über jede Grenze. Doch ist damit allerdings nicht bewiesen, dass sie für &= 0 unendlich sind, weil gezeigt werden müsste, dass man zu diesem Resultat auch kommt, wenn man erst e = o und dann h = m setzt. B. Untersuchung des im, _ „3 = lm, [to oma in o Line falls Va) > I 1St. 12. Voraussetzungen, die der Untersuchung zu Grunde gelegt werden. Falls (eo) = E dürfen wir also nach Art. 1 getrost setzen: a n(a) x(a) J = | cos ıb(a) sin ha = > a o(e) sin? -: 05 o(e) sinx dr E dn 0 n(0) x(0) == 5Jı = BP wo n=W(e)+ch,x = wW(e) — ch und: da 1 da 1 da Wa)+h ’ de wüo)—h ’ und diese Zerlegung ist nach dem cit. Art. immer gestattet, wenn, 25 o(«) = yla) w'(a) gesetzt, (a) < 1 ist.®) Dies ist also die eine Voraus- setzung. Ausserdem setzen wir noch o(@) =y(«) w‘(@) > 1 voraus, da sonst der lim J mit Hülfe des ersten Hauptsatzes sich sofort als Null ergeben würde. % 13. Ueber den Limes des Integrals J, = | deut) siny, wey=w(e)—he. {0} Beginnen wir mit dem Integral: x(@) J = | d x(e) w(e) sinz , ö DO NE x(0) in welchem bei von o bis a zunehmendem « die Function x = w(a) — ch y(e) w'(e) von x%(0) = © bis x(a) abninımt, so hat unterwegs ein | len Maximum und zwar für «= co* wo o* durch {raue + reyp"a)} (a we) + re) we) we) = 0 gegeben ist, woraus man findet: * 1 h= va‘) . En SracaE Ye) ww (ef) Die Grösse im Nenner hat eine für unsere Untersuchung sehr nütz- liche infinitäre Eigenschaft. Wir hatten vorausgesetzt: o=zyw'>]1l oder WI Zah woraus folgt: wi — 6) Die obige Zerlegung von J in ein Integral nach „7 und eines nach x ist nicht correct, sondern nur der Kürze halber so geschrieben, da das Integral nach 7 aus zwei Theilen besteht, 8. Art. 14. Abh.d.II.Cl.d.k Ak.d. Wiss. XII.Bd. II. Abth. 4 26 und durch Differentiation: N u ‘ ara ” Y oder wenn mit ” an beiden Seiten multiplicirt wird, so folgt die ‘ gemeinte nützliche Eigenschaft: von der übrigens auch schon (Hülfss. VI) Gebrauch gemacht ist. Setzt man daher: b>= w'(a”) ae ©) Bomast v— I. Um jetzt das Integral J, abschätzen zu können, setzen wir weiter: x(a*) = w(a*) — ah = Mn x(e* +0) = wi +0) —- ("+ d)h=(M-— Nr, mithin: w(e* + 0) — (a?) — dh = — Na oder: w(o® + 0) — w(o*) — dw) . v=— Na. Die infinitäre Lösung der vorstehenden Gleichung ist (Hülfss. VII): \ Nru Er fi) = — ve‘) ’ uw 1 y in der d mit N sein Zeichen wechselt. Jetzt betrachten wir einen «* einschliessenden Theil von J,, also: a" [der ww sin (Ye) —he) , 1, und w‘(a) + h wächst von Null bis w‘(a) + h während « von a, bis a geht. In beiden Integralen: n(cı) „(a) de Sr oo) sun , I sin 7 n(eı) folgen sich von (a) nach (0) = ® resp. n(a) hin die Maxima und Minima der darunterstehenden Function in gleicher Reihenfolge und mit d derselben Phase beginnend. Wegen der Abnahme von 1,00%) nach 7 @e=ound «a=a bhin(odernach „= © und n=(«a) hin) zerfallen die vorstehenden Integrale jedes in eine Schaar abnehmender alternirender Theilintegrale. Dieses vorausgeschickt, verfahren wir ähnlich wie in früheren Fällen. Um ein Stück: (1) aa (a + 6) aut+d - [am | - e n(aı — 6) a—d n'cı) @ı 29 abschätzen zu können, setzen wir wieder (a) = w(a) The, =Mn, n(a, + 0) = via + d)+ h(a, +d)=(M + Nn , h= - v(a). Il j) Mithin: v(a, + 0) — (a) — dwla,) = Na. Für y(@)>1. folgt hieraus (Hülfss. IX) a »Nr | va). u 2) us wo das u ein anderes je nach dem Vorzeichen der Wurzel ist, was wir durch die Lösungsformen: Eu ar NIE: Ne 2aNn — | = Ve, „..+.d + u zu, andeuten wollen, indem wir d“ und d‘“ als positive Grössen einführen. Setzt man in der von a, bis «a, + d‘ genommenen Portion von J,, der man diese Form geben kann: Ixa)y(a) sin (ve) + be) , a1 (wie sich durch zweimalige Differen- 30 tiation von Bey ergiebt), so kann der zweite Factor geschrieben & il Te, Aal eı str ET Ma) a Az5(a,) ra, = ee hun ; 15(0,) werden: und wird nach dem schon benützten Satz (Hülfss. III) Eins für ,=o. Das Integral J, wird also jedenfalls Null, wenn: y(a) w'(e) <10d / oe Ren oder o(a) < w“(«a); Viel umständlicher ist der Nachweis, dass das Integral Jı = [deo) sin 7 [0] zwischen unendlichen Grenzen unbestimmt wird, wenn y(e) we) la) ist, wie ich ja schon oben (Art. 11) bemerkt habe, dass dergleichen Divergenzbeweise am meisten Mühe zu machen pflegen. Dieses Mal aber will ich den Beweis, trotz seiner nicht zu vermeidenden Länge, wirklich durchführen. Aus mehreren Gründen. Einmal um doch ein Beispiel eines solchen Beweises gegeben zu haben. Dann aber, von anderen abgesehen, besonders aus dem Grunde, weil das Unendlichwerden des Integrals J, auch von Riemann (Ueber die Darstellb. e. F.d. e. trigon. R. Art. 13) behauptet wird, während seine Begründung mehr ein Nachweis der Möglichkeit des Unendlichwerdens sein zu sollen scheint, als ein Nachweis des Unendlichwerdens selbst. Und ein genauer Beweis einer Behauptung, der Riemann einige Seiten gewidmet hat, kann nicht überflüssig erscheinen. > 1 oder o()> w"(a)s sl a R 15. Nachweis der Divergenz des lim [da ofe) sinn, n= w(a) + ha o im Falle: v)>1. ‚ o(e) > we); . Um diesen Beweis wirklich zu erbringen, benutzen wir wieder den Umstand, dass die Integrale [a«ote) sinn , ‚[d«o(e) sinn, o a wenn man 7(«,) als ganzes Vielfache von z sich denkt, jedes in eine Schaar abnehmender alternirender Theilintegrale zerfallen, und dass beide Schaaren gleichzeitig mit einem positiven oder mit einem nega- tiven grössten Theilintegral beginnen. Es sei also n(a) = mn, nla —- d)=(m+1)n, aa -— 0 —d)= (m 2)n „(a +6) =(m+ 1) , (a, +0 +6) = (m + 2)R so wird der Werth des Integrals: a Jd, = [deo(«) sin 7 o enthalten sein zwischen den Integralen: a6 a+o+odı [deo(e) sinn , [deole) sin 7 a —6' a— d'—di‘ und wird einen unendlichen Limes haben, wenn Gleiches von einem der Integrale: aı a+d+oı [aeote) BinWa [d«o(e) sin a—d'—dı’ ai nachgewiesen werden kann. Wir wollen dies vom zweiten Integral nachweisen, welches wir zunächst so zertheilen: ö di II = [deo(a, Te)swnlar he) +. [ae (a, +0+3)soanla--d+te), 32 um es sodann wieder in Eines zu vereinigen, welches die Grenzen des ersten hat. Zu diesem Zweck setzen wir: n(a te) =(m+ r)n a +d)= (m+ I)n (+ de) an na FM Em 28% Mit Hülfe der Formeln (Hülfss. IX) findet man hieraus: IR Zu 2n@ +1) €e >= Va, ’ Ö + & = Url Ver vi a) 270 4 = u an | + = u) er, wenn die infinitäre Lösung von w(« + 0) — (a) — dw'(a) = on mit ano 5 h 2 ; : u Vo Di) bezeichnet wird. Verändert man in diesen Gleichungen Q &,& und v, lässt aber d, d, , «, constant und sieht v als Function von & an, so findet man: wen De Ir “ Sn ee us Hy ozra a U ale aan v j Dieser Werth von de, ist in das zweite Integral II einzuführen, worauf es die Grenzen o, d erhält, und sich mit dem ersten vereinigt. Alsdann zerlegen wir Il von Neuem und zwar in folgende drei Theile: IH +1, 1, wo: ö 1, = (dei, + 9-00m+d+e)}sinnla +) d = ae @ @ 1, akt = Va) o(a+0d-+E) sinyla,t & i ö Su. dv / In du, du,rı } = yo Yuytı we („+ 1)u, > | 0(&, 7 0.28); o sin (a, te). 39 Diese drei Integrale sind auf ihre relativen Grenzwerthe für 4=o zu untersuchen. Für diese Untersuchung brauchen wir den Satz, dass: aa a8) .0(@,) für o =o stets den Limes 1 hat, falls: le, + MN = nla) + Na ist, wo N eine endliche Zahl vorstellt. Da nämlich alsdann aNr al = 2 Sy ist, so läuft der Satz darauf hinaus, dass im Falle o(«) <ıy‘(«) ‚ıv'(o) > - AncOHe r o(« 3 ) w’(o)E) —_ 0(e) oo, 1 ist. Dies haben wir aber (Hülfss. VID) schon gezeigt. Sonach können wir zunächst setzen: I dola) | nn \ o(c, Beni €) Sn ar + z) .o <= < S 1 1 Der Factor e hat den Limes Null. Untersuchen wir zweitens: ö dv du, 1 j* Ver I” a - "oc u 0 sinn(@a te). Erstens der Factor — Aus der Differentiation von w(@ + &) —-w(e) —ew'(e) = yn folgt: va + 8) — W'(e) = a dv (a + €) — „4 Bun OR ST und en ey’) - ar DT: » Une.) Wegen e = an ist (nach Hülfss. V) oo 1 , und 1 dr u 1 Abh. d. I. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. Ii. Abth. 5 54 da . du» du, Ferner die Differentialquotienten ; rt Aus v(a 7 0) — Wa) V — ow'(@) = Nr ziehen wir wieder: o’w"(o) = 2nNur , a z Vene: dN ow(a + 9)) h Differenziren wir die erste Relation, indem wir « constant lassen, so folgt wegen der zweiten: TUCH „du 8 Tan la: nl (ol Men Ka } REEL woraus —— © 0 folgt. Somit kann man im Ganzen ll, auf die Form adN bringen: CR) ! i ' = re) En SIn lose oo I, 0a @ 08: wo w für «&, = o verschwindet. Bleibt noch I, zu untersuchen. Wir schreiben: I, = do(a,) er u 2 Erna sin n(e, te) , Us, „+1 o(0,) WO g,&,”, mittlere Werthe vorstellen. Hier verschwindet der Factor von do(«a) nicht. Denn man hat iz und va U, ar: ist enthalten zwischen Null und 22 Man könnte noch einwenden, 2 dass &, welches der Bedingung Ber genügt, im äussersten Yalle Null oder gleich d sein könnte. Allein da der Sinus zwischen den Grenzen der Integration sein Zeichen nicht wechselt, so würde es dann ja schon ausreichen, von dem Integral: zu zeigen, dass es die Form d' . o(«a) - v, annimmt, wo v,cw1, und der übrig bleibende Theil (36) ou hätte dasselbe Zeichen. Es lassen sich also die drei Integrale II,, D;, HI, resp. auf die Formen do(a,)- v, , dola,)- va , do(a,)v, bringen, wo v, und v, für : & (0) &@ = o verschwinden, v, aber nicht. Da aber do(«,) cv PTR nach der v(e)a Voraussetzung =] ist, so ist’auch , +1 FI, =1..9. ED. a 16. Schlussbemerkung über den Limes von J = | deo(«) cos (a) sin ha falls o(e) = yla)ır’(o) , y(o) <1 , we) > I ist . Unsere unter B gewonnenen Ergebnisse sind kurzgefasst diese. Nimmt man in a = ‚|deote) cosıy(e) sin I“ [0] an 0(0) < w’(o) , v1, so ist der lim J Null für ol) — V vo und zwischen unendlichen Grenzen unbestimmt für oa) > Vo ; Es frägt sich, ob die allgemeine Bedingung o(«e) < w'(e), unter welcher unsere Untersuchung angestellt wurde, alle Fälle o(«) und l ? : > A ı(e) = 1- umfasst, in denen der lim J convergent ist. Gewiss. Denn [04 u(e) man hat wa) = — , ua) > 1 und die Bedingung der Üonvergenz [04 ola) < V u" wird: 36 oa) < ver a ulo) während die allgemeine Bedingung [04 lautet. Es ist also nur zu zeigen, dass Keu) Po a wozu es wieder ausreicht, die Ungleichheit au'le) —< ule)’ nachzuweisen. Sie giebt integrirt: 1 1 oder ee jl was, da ja w(a)>1, a fortiori richtig ist. Es bliebe noch übrig, die Annahme o(a) I w‘(«) zu untersuchen, die natürlich erst recht auf Divergenz des lim J führt. Ein genauer Beweis lässt sich hier aber ebenso schwer führen wie Art. 11 in dem analogen Fall o(«e) > 1. I7. Zusammenfassung der Resultate der bisherigen Untersuchung. Nachdem wir somit den lim J nach allen Richtungen hin sorg- fältig untersucht haben, stellen wir die gewonnenen Ergebnisse in einer Tabelle zusammen. Da wir zur Prüfung des ersten Hauptsatzes (s. Art. 19) setzen müssen: a za det) sin ch , fla) = o(e) cos ıyla) , {0) zur Prüfung des zweiten Hauptsatzes aber: = (det) LS ‚ flo) = e(e) cos (a) , o(a) = aola) , so wollen wir behufs rascherer Uebersicht beide Functionen, 37 o(e) und o(@), in unsere Tabelle aufnehmen. | a | | da .) sin ha I. Hauptsatz | II. Hauptsatz | 1=«J ie inte v(e) ed | | o(o) = En (0) = ao(e) | lim, _ Jede areas sin h« o(e) < — ee) <1 Null Unbestimmt zwischen densel- w(e) < 1 |ole) o oe) 0 1 ben Grenzen wielim _ ‚o(x)cosı(x) ‚Unbestimmt zwischen unend- oe) = — ee) > 1 lichen Grenzen wie lim, _ o(x) cos (x). ale) < _ o(e) < 1 Null 1 1 Unbestimmtzwischen Grenzen, (a) & je o(«) SS) = o(«) cd 1 ; e die vom mod face ® au ab- hängen. (a) 1 Re Unbestimmt zwischen unend- De, eier — lichen Grenzen. ı |o(e) < Y w“ (a) | ol) < aV wo) Null. > n (0) > Y w"(e) el) >oy v“(a) Unbestimmt zwischen unend- lichen Grenzen. Ueber die Grenzwerthe ähnlicher Integrale, namentlich des Integrals [deote) cos w(e) sinh(@a +c). a Wir haben den Limes von [a« fo) sin h«@ unter der Annahme f( «) = 0(e) cos ıw(e) untersucht. [0] Der Leser wird sich leicht davon über- 38 zeugen, dass die Methoden und die Resultate die nämlichen wären, hätten wir f(e) = o(e) sin (oe) angenommen. Nur dass wir hier und da stats Vielfacher von 7 ungerade Vielfache von „ hätten einführen müssen. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn das Integral a {) daf(e) cos ha 10) vorgelegen hätte. Zwar der zweite Theil der Untersuchung des Limes a = | de.o(e) cos ıı(e) sinhe, den wir mit B überschrieben haben und {0} der ı(a) > l—- voraussetzt, ist hier mutatis mutandis vollgültigz, und so ä [07 > a ' N 1 gelten für das Integral | dao(e) cos (a) cos ha im Falle We) > 1- 5 0 a die oben für das Integral | de.oo) cos Wie) sin hxa gefundene e/ © ! 1 \ Resultate auch. Falls jedoch yı«) O 1-, sind etwas andere Betracht- [04 ungen, wie unter A anzustellen, und werden abweichende Resultate erhalten. q Als Ausgangspunkt dient, dass das Integral | deo(«) cos ıv(a) cos ha [6] convergirt, sobald o(&) < w‘(a) ist (Art. 1). Jedenfalls ist also o(«) = 2.09 zu setzen, wo o(@«)— 1. Das zu untersuchende Integral & a da — o(a) cos ıy(@) cos eh [04 [6] theilt man wieder in eines von o bis «@' und eines von «' bis a. Von (lem Letzteren ist ganz wie unter A zu zeigen, dass es verschwindet. Das erstere anlangend, setzen wir @h =ÜC und a’ (6) € C da : +..dar 76 eo SR eo cosı(a) cos ch = 1%) cos v(,) cos « 1 oO o Der Theil von o bis e, vor den man durch den zweiten Mittel- werthsatz den cos « zu nehmen hat, giebt offenbar einen verschwin- denden Limes, __- Der andere Theil ist zu behandeln, wie der analoge & Ü a » . —-) zu schreiben ist g(a) - — —-, wovon h , o(c) der zweite Factor vor das Integral zu nehmen ist. Sodann sieht man leicht, dass auch dieser andere Theil für h= © verschwindet. unter A, nur dass noch statt of Hier erhält man also das hesultat, dass für wa) \5 der Limes von a |arote cos ıb(a@) cos ch o immer verschwindet, falls dies Integral convergent ist, womit auch dieser Limes vollständig erledigt ist. Im Ganzen ergiebt sich also: Der Limes, von le 0) a [arota cos ıy(a) cos ah 10) 1 ist convergent und Null für ua > falls o(@) < w’(e), und für 1 BL ie) = 1 falls o(e) 1 oe V "(Q 2 a 0 na divergent I9. Uebersicht über die Verwendung der obigen Resultate in den beiden folgenden Capiteln. Der erste Hauptsatz der Theorie der darstellenden Integrale, wie ich ihn Borch. Journ. Bd. 79, pag. 41 bewiesen habe, lautet: Wenn für alle durch die Bedingung ASA, statt f(e) schreibt. [04 Hinsichtlich des zweiten Hauptsatzes stellen wir die Frage so: II. Unter welchen Bedingungen für die Function f(e) gilt die Relation: a im | f(e) a = ,£(o) h 4 (0) Wir werden auf Grund der in den Art. 17 und 18 zusammen- gestellten Ergebnisse in den folgenden zwei Capiteln die Fragen I und Il vollständig erledigen unter der Voraussetzung fie) = Yla) cos le) wo weder g(«) noch w(e) in der Nähe von « = o unendlich viele Maxima haben, namentlich aber werden wir es uns angelegen sein lassen, die allge- meinen Regeln für die Gültigkeit der beiden Hauptsätze, die zum Theil von uns selbst veröfientlicht wurden, mit jenen Ergebnissen zu vergleichen. 43 I. Capitel. Prüfung der Regeln für die Gültigkeit des ersten Hauptsatzes, falls die willkürliche Function unendlich wird. 20. Die Regeln für die Gültigkeit des ersten Hauptsatzes. Wir wollen zuerst die verschiedenen Regeln über den Gültigkeits- bereich des ersten Hauptsatzes auf ihre Uebereinstimmung mit den in den Tabellen Art. 17 und 18 angebenen Grenzwerthen prüfen. Es handelt sich also um Folgendes: Angenommen die Function f(o) in: a J -|ü f({o) sin bh(@ 4 c) o sei im Intervall o<«a = muss o(a) < Yw“(e) sein. IV. Ist dagegen ce = 0, so gilt für (a) I =: 1 die Bedingung o(e) — und für w(a) > - dieselbe wie oben: o(e) < V v“(a) . 2I. Allgemeine Begein über die Convergenz eines Integrals der Form facatı cos ıy(o) . Um nun die beiden apriorischen Regeln I und II mit den a posteriori gefundenen Gesetzen IlIund IV vergleichen zu können, wollen wir für f(«) = =o(a)cosw(e) (wo o und yw für «= 0 ohne Maxima unendlich werden) feststellen, unter welchen Annahmen über o und w das Integral % je o(e) cos w(a) [0] überhaupt convergirt, und wann es absolut convergirt. Wegen: 10) Borch. Journ. Bd. 79, pag. 43. 45 & ja o(e) cosw(d) = — IKzor cos W , 0 ! Y(a) h d ist das Integral convergent oder divergent, jenachdem OF oder ” 1, d. i. jenachdem o(@) < w’(a) , oder o(«) > w‘(o) . d Ferner ist das Integral [EZ mod cos w convergent oder divergent, jenachdem das Integral 2} - [avotag = Ike v(a) 0 a & convergent oder divergent ist. Setzen wir o(e) = ‚ wo g(a) ohne Maxima Null wird, so ist das Integral a je ae) {0} convergent für Functionen y(«), deren Null unter einer gewissen Grenze bleibt. Man kann diese Grenze nicht durch eine Function darstellen. Wenn man indessen die Grenze zwischen Convergenz und Divergenz auch nicht wirklich darstellen kann, so hindert dies nicht, in den Calcul eine ideale Function z(«) einzuführen, von solcher Beschaffenheit, dass das je? & o convergirt, dass aber jedes Integral 46 a jr o divergirt, in welchem y(«) > t(«) gedacht wird. Bekanntlich ist von den Integralen: a a do ji da 1 | en Tea o o 1 Eohae 3 1-=1,- , etc. gesetzt, und u beliebig klein gedacht, das erste unend- [04 [04 lich, das zweite endlich. Dies erlaubt die Function z(«) in nach unseren heutigen Begriffen ziemlich enge Grenzen einzuschliesen: 1 1 | | | — (e) = 1 ( Are an lin Er 506 Ye Jedenfalls also hat man: —|1 —1—-u r — (0) — (1) und daraus folgt mit Rücksicht auf die Theorie der Infinitärtypen ‚") dass a der Typus von z(«e) ist. Weiter schreiben wir noch: & —1 1(0) = ( Een 1) 1.(o) —jl ln ('. kr) u (1. +) , u beliebig klein. Im Ganzen haben wir die Convergenzregel: Das Integral: je o(e) cos ıy(a) convergirt, falls se) < Ye); 11) Borch. Journ. Bd. 74, pag. 294. 47 es convergirt absolut, falls a D da o(«) | {0) convergirt, d.i. falls «o(«) > t(«),t(@) im obigen Sinne verstanden. 22. Vergleichung der allgemeinen Regeln I und II mit den besonderen Regeln Ill und IV (Art. 20). Nach Regel I des Art. 20 würde dem vorigen Art, zu Folge für f(a) = o(a) cos ıw(a) der Limes von a J = [ f(e) sin h(@ + c) k gleich Null sein, falls o(@)< y‘(e). Dies ist im Intervall 1< (a) D 1 genau richtig und dies ist auch, zo angenommen, in diesem Intervall die nothwendige Bedingung. Für ce = o ist die nothwendige Bedingung weiter und lautet: o(«) < — Im Intervall w(«) > > ist dagegen Regel I falsch. Denn, wie im Art. 16 des Genaueren gezeigt, hat man in diesem Intervall Yy“(e) < (a), und die Grenze der Convergenz des Lim J ist o(e) < Yw“(e). Falsch ist also Regel I unter folgenden genaueren Bedingungen: 1 Ber a Ye) > 1 , Yy*le) I oa) < le) . . Hl . . . Setzen wir z.B. w(a)=« °, so wird dies zweite Intervall: BR —u—1 a 2 "DO oo) =L, der aı Lim, _.. 1 da |“ cos ve) | sineh = Lim, _. j® f(«) sin ah (0) divergiren kann, wenn auch: da] o(«) cos v(e) | = [eo [0] (0) ein convergentes Integral ist. Die Bedingung für die gleichzeitige Divergenz jenes Limes und Convergenz dieses Integrals lautete: Vw“(e) — 0m) > UND): h 1 Dagegen kann, Dank dem Sinus, im Intervall 1 < Ye) = 0 Falls re ist das Integral convergent für o(«&) < we), und 0 der Limes für o(e) 1-. Also, und dies scheint mir beachtenswerth, ist der Limes & des Integrals mit dem sin’«h in einem viel kleineren Bereiche des Unendlich von o(«) convergent, wie das Integral selbst, während bei dem Integral mit dem cos «h die Uebereinstimmung des Convergenz- bereiches beider, des Integrals und des Limes, theils vollständig, theils doch grösser als im Falle des sin ch ist. Die Figur zeigt deutlich, dass die beste allgemeine Regel für den Gültigkeitsbereich des ersten Hauptsatzes, nämlich Regel II, von DE b © an für zunehmende Unendlich von (a) eine äusserst mangelhafte Ueber- Gi 52 einstimmung mit der nothwendigen Bedingung III, IV zeigt. Wenn uns dies deshalb nicht überraschen kann, weil die Regel III eben nicht für das Integral: a |. sin h(@ + c) [2 (0) allein aufgestellt ist, sondern für sämmtliche darstellende Integrale gilt, so entsteht doch die Frage, ob für vorstehendes besondere, aber auch besonders interessante Integral nicht Regeln ermittelt werden können, die besser an die nothwendige sich anschliessen, oder ob nicht gar die nothwendige Bedingung für alle Functionen f(e), für welche der lim | def) sin «h verschwindet, gefunden werden könne. Besser als II o an die nothwendige Bedingung III sich anschliessende allgemeine Regeln wird es schon geben. Aber ich möchte dem Analysten, der Oehl und Mühe an die Auffindung der nothwendigen für alle Functionen f(e) gültigen Regel wenden will, zu bedenken geben, dass schon im Falle der einfachen Function f(e) = o(«) cos w(«) eine solche Regel zwei formell h : 1 verschiedene Gesetze liefern müsste, jenachdem nämlich w(«) <1- oder 0 me ; x ’ & : ID 1- ist. Nun betrachte man z.B. eine Function wie diese: a o(a) cos] u WV cos( u, Es cos! Be "| wo die Grössen 0, u, v, ... sämmtlich > 1 gedacht sind, wie viel formell verschiedene Gesetze für die o, u, v,.... mag es hier wohl geben, und wie will man sich die Bedingung zusammengesetzt denken, die alle diese Fälle umfasst? Es erscheint mir wahrscheinlich, dass ein dereinstiges tieferes Verständniss dieses und ähnlicher Probleme von allgemeineren Gesichts- puncten aus — wer vermöchte jetzt schon zu ahnen welchen! — erfolgen wird. Weil eben die formell verschiedenen Gesetze darauf hinweisen, dass wir es hier mit Grenzfällen einer höheren Continuität zu thun haben. 53 II. Capitel. Prüfung der Regeln für die Gültigkeit des zweiten Hauptsatzes, welcher dem Gonvergenzbeweis für die Fourierschen Reihen zu Grunde liegt. 24. Angabe der Regeln für die Gültigkeit des zweiten Hauptsatzes. Wir wenden uns zur Prüfung der für die Gültigkeit des zweiten Hauptsatzes a u, | det = (0) oO aufgestellten Bedingungen, welches auch die Bedingungen für die Dar- stellbarkeit von f(o) durch eine Fouriersche Reihe oder ein Fouriersches Integral sind, falls f(«) diese Bedingung nicht allein für «> o, sondern auch für «an oder we) >1-. Im ; © ersteren Falle wird verlangt, dass o(«a) verschwinde für a=o, Im : Sr h 1 : & zweiten muss o(e) < «Yw“(c) sein. Für w(e) =1- gehen die beiden 0 Forderungen in einander über, da dann aus der zweiten o(o) < 1 folgt. Es wird sich jetzt wieder darum handeln, die vier ersteren apriori- schen Gesetze mit den aposteriori gefundenen unter V verzeichneten Regeln zu vergleichen. Um diese Vergleichung anstellen zu können, müssen wir zuvor untersuchen, was, f(a) = o(c) cos w(e) gesetzt, aus den Gesetzen III und IV für die Functionen g und ıw für engere Bedingungen sich ergeben. 16) Borch. Journ. Bd. 79, pag. 55 17) Borch. Journ. Ba. 79 pag. 55 55 25. Unter welchen Umständen ist für f(«) = o(e) cos w(«) das Integral [ae f*(a) absolut convergent? Wir beeinnen damit das Inteeral > fe) {21 | dar‘(e) (0) auf seine absolute Convergenz zu untersuchen. Es soll also absolut convergent sein das Integral: a IK J 0’) cos ıu(a) — oa) ıw’/(a) sin ie) | o oder, wenn man setzt: o'(a) = h(a) cos y ola) we) = h(e) sin y das Integral: a | deh(s) cos (1) +7) [0] 2 D) 2 m “ wo h(e) = Ro + o(a) w*(e) l; ‚y = arctgo(e) - -- . Für ae=o a nähert sich „7 ohne Maxima einer zwischen -5 und +5 eingeschlos- senen Grenze. Mithin ist w(@) +y>1 , daher ist nach den Ausführungen des Art. 21 U ja h(e) mod cos (w-+y) {0} nur dann convergent, wenn das Integral 56 kur == je) 3) + ee le) N convergent ist. Dies convergirt aber seinerseits nur, wenn die beiden Integrale n a a [ee , Ik: o(«) ww’) [0] o convergiren. Denn wäre z. B. das erste nicht convergent, so könnte geschrieben werden 1 [ala sion (Se fon (0) wo der Factor vor dem Integral rechts nicht verschwinden kann. Wenn a o(e) < 1, ist das Integral [deo') convergent. Die Üonvergenz {0) des anderen Integrals [« o(e) w'(e) ° führt auf die Bedingung: t(e) we) DO I, t(e) im Sinne des Art. 21 genommen. Es ist also das Integral a d je 7,0) cos ı(a)) o absolut convergent, wenn g(@)<1, und die Bedingung a o(e) (a) > Te) erfüllt ist. 7 3) 26. Untersuchung der Bedingungen für go und % in f(@) = g(«) cos (a), welche das Integral Node x lasıp) absolut convergent machen. Es wird die Bedingung o(e) & (0) aufgestellt und, um sie auf ihre Nothwendigkeit zu ’ —1 prüfen, wird zuerst eine Substitution für f(«) eingeführt, welche für v() > x(e) gilt. Führen wir jetzt die analoge Untersuchung bezüglich des Integrals a [44 Y da = ja. [art [0] o durch, indem wir, f(x) = o(x) cos w(x) gedacht, zu ermitteln suchen, unter welchen Bedingungen für oe und y das Integral Ä absolut convergirt. Es sei y(e) eine für « = o endlich bleibende Function und g(«) I x(«) (z(e) im Sinne des Art. 21 genommen), so hat man für f(«) = e(a) p(e): fa 2-2 fo] - [a ga — ar ol, 0o To). Hieraus ergiebt sich 4) > or(a) , wie folgt: Aus Ace) I r(e) folgt zunächst: 1) © ıh Aßx(p). Setzt man nun [aß co or(o) , oder durch Differentiation: t(e) cv Te) “ Sir ! so muss die Richtigkeit dieser Relation nachgewiesen werden. Dies ist aber sehr leicht, denn aus: ? 1 1 I1itu T(e) > a oder 1(0) — (>) a folgt: re Lo) me 0 und durch Differentiation: T'(e) 7(0) — 8 oder ee) 99 und jene Relation ıst ja schon bewiesen, wenn .nur überhaupt gezeigt z’(e) a t(e) Wir haben also die beiden Voraussetzungen: A(c) > or(o) , e(a) = Ma)w'lo) < 1. Es soll untersucht werden, ob die Bedingung o(e) I x(a), unter welcher X absolut convergent ist, nothwendig sei. Also müssen die vorstehenden beiden Bedingungen für A, eg, vw so beschaffen sein, dass wenigstens für einige Stärken des Unendlichwerdens von ı die Grösse der Null, die dem o gestattet ist, ein Intervall umfasst, welches die Grösse der Null von r enthält, damit man eben feststellen könne, ob z die nothwendige Grenze für die Functionen o bildet, die X absolut convergent machen. Wie wir gleich zeigen wollen, gestatten die beiden Bedingungen A(o) D ar(a) , g(«) = Ma)ı'(@) < 1 dem g(a) ein hinläng- _] liches Intervall unter der sehr allgemeinen Voraussetzung w(e) > r(e) . ist, dass: @ 27. Nachweis, dass die Substitution des vorigen Art. für f(«) die Prüfung der Nothwendigkeit der Bedingung g(c) I r(«) gestattet. Wir setzen also: (0) Un x) =1. und No la Eee) De — Man hat: o(e) = Kay) = aan” —”) , und wenn mit t, und t„ die Infinitärtypen von r und 7 bezeichnet werden, so wird: 1 1 o(ad) = em, == =) Beide Glieder in der Klammer haben das nämliche Zeichen falls a(o)>1. In diesem Falle wird also o(«) jedenfalls einer so grossen Null wie 60 fähig sein. Da aber n, beliebig langsam Null werden darf, so handelt es sich darum, ob stets art 2— > T(e) tz 1 sein kann. Nun hat man Kvel- (Art. 21), wodurch die vorstehende Relation wird: (a) ST, = T(e) a Da aber jedenfalls a ist, so kann die Null von z, auch & stets so klein gewählt werden, dass vorstehende Ungleichheit erfüllt ist. Also gestatten die Bedingungen Aa) D are) , g(a) = = Maw'(o)—1 für ve) > dem ote) ein (a) einschliessendes Intervall. 28. Nachweis der Nothwendigkeit der Bedingung e(e) I x(e) für (a) > Tla). Es lässt sich jetzt leicht zeigen, dass in dem Gebiete 1 1(0) < le) o(«) I r(a) die nothwendige Bedingung für die absolute Convergenz von a & 2. dı = ra: [ar o o ist, oder, wie sich daraus unmittelbar ergiebt, dass e di er — ea: je cos ıb(a) nur für o() I r(a) absolut convergirt, falls W>;, ist. 61 Denn es ist: a = far snee). da a o Dies Integral ist aber nach Art. 25 nur dann absolut convergent, wenn: a a (2) ; [re do\ « @ o © convergent sind, d.i. wenn: 1(0) > © , Ma)Ww(e) = t(o) , Die zweite Bedingung ist die zu beweisende, und die erste ist wegen 4a) D ox(e) von selbst erfüllt. 29. Die nothwendige Bedingung für die absolute Convergenz von K wird 1 für das Intervall 1 < w(e) < r mit Hülfe einer anderen Substitution für f(P) aufgestellt. 1 Da wir nun für v(e) > ee) die nothwendige, e(x) betreffende Bedingung kennen, unter der | K = (aeg. [ara cos Y(ß) absolut convergirt, so hätten wir noch die nämliche Bestimmung für das Intervall 1 zu versuchen. Wir werden uns aber auf das leichter zu erledigende, von jenem wenig abweichende Intervall 62 1 < ve) = & beschränken. Wir setzen ähnlich wie oben: F,(e) = ie) cos ı(e) l ,*(a) cos (a) — Ao)w'(o) sin w(o) . \ 1 ; Nehmen wir also an w(a) < l-, und setzen z. B., um einen Versuch [04 zu machen: a lv, so Ist: 1 F,(@) = 4(0o) cos w(a) + via) - N; - sin U(e) & Macht man alsdann weiter die Annahme p 1 4‘(a) > ( u ‚u>v, Mo also (wie durch Differentiation leicht zu verificiren), so giebt der zweite Theil von F;(e): vA(c) — .» gin (a) a4 d 1 [74 in dem Integral X)’ [ae] BF) für sich einen absolut con- (0) o i 2 3 1 vergenten Theil, gleichwie vorher, als es sich um das Intervall ee & handelte, es der erste Theil von F(c) war, über den wir in ähnlicher Weise verfügten. Weiter findet man wie oben, dass das ganze Integral & KU = [ars [ar {0} absolut convergent ist, wenn die Integrale: [* er | „tar da @ a o 5 h .e) co 1 convergiren. Das erste convergirt wegen —— _ 0 Raser das zweite wegen: A(e) (ea) & ED 7 = lo i Hierdurch ist dann auch, wenn 4’(a) = o(«) gesetzt wird, die Be- dingung für o(«e) in flo) = e(a) cos w(e), vermöge deren das Integral X absolut convergirt, gefunden. Um nun die Frage allgemein zu erledigen, setzen wir in F(e) = 4a) cos (a) — Aa) ıw’(e) sin ıv(e) wieder 4’/(«) = o(e), und hieraus folgt A(«) cv «e(e), unter der Annahme, dass der’ Typus von o(«) die Bedingung > « erfüllt, d. h. dass o nicht so rasch, wie eine Potenz von « Null wird. Wir bestimmen sodann A(a) so, dass der den zweiten Theil von F,(W), nämlich A(a)ı’(o) sin (a), enthaltende Theil von KU -jesifo F,(P) für sich absolut convergirt, was der Fall sein wird, wenn A(e) ı‘(«) > t(e), oder wenn das Integral a je e(«) u’) o 64 convergirt. Alsdann folgt aus der absoluten Convergenz von Ä{' sofort diejenige von & & dei [eiz [a o {0) wenn f(ß) = o(e) cos w(a) = 4‘(a) cos (a) gesetzt wird. Nach den schon öfter benutzten Sätzen ist ["euforo — IE 3 .(e) DZ absolut convergent, wenn die Integrale de 4(c) 44 A(a) w'(e) dan & {0} o convergiren. Was das zweite Integral betrifft, so wurde dessen Con- vergenz schon so eben verlangt. Das erste, welches geschrieben werden kann: a d j# 70 p(e) [0] wo g(e) für «= o nicht unendlich wird, ist auch convergent, wenn o(«) nicht unendlich wird, welches eine Forderung ist, die wir für die Darstellbarkeit der Function f(e) = o(«) cos w(e) ja ohnedies stellen müssen. Wir haben also im Ganzen die Bedingungen: a ea 1 , [dege) u) ist convergent, o deren zweite auch ag(a) y'(c) D (a) geschrieben werden kann. Setzen wir z.B. la) = ie, so muss sein ID la). Hier kann also : > & 65 z. B. o(«) = (el gesetzt werden, d. i. langsamer Null werden, als die : 2 1 kleinsten negativen Potenzen von |-.. 0 30. Bemerkungen über diese Bedingung für die absolute Convergenz von Ä im Falle 1 < w(e) — 5. Man erkennt in den vorstehenden Bedingungen jene wieder, die durch die absolute Convergenz des Integrals QÜ [üere o den Functionen g@ und w auferlegt wurden. Da diese Bedingungen in 1 : \ dem Intervall 1 zwar < ] (denn aus w(e) < 1. folgt w‘(e) < > aber stets > (ca) sein, da das Integral [arte = [ao nicht convergent ist, so dass vorstehende einanns stets o(a) <1 ergiebt. Für w(e) 1 folgt w(e) cv 1 und g(e) co t(a). Wird v(e) noch stärker unendlich als je: so liefert die Bedingung o(«) w(e) T(e) a das Resultat o(@)< (a), welches kein Interesse mehr bietet, da das a [04 ai R i Integral en SB09 cosvw(P) für o(e) I T(e) und jedes Unendlich {0) von ı% absolut convergent ist. 3l. Graphische Darstellung der Bedingungen für den zweiten Hauptsatz. Um diese verschiedenen Bedingungen vergleichen zu können, stellen wir sie wieder graphisch dar, wobei die ursprüngliche Dirichletsche, welche unendlich viele Maxima der Function überhaupt ausschliesst, dem Falle o(«) = o entsprechen würde, und nicht in die Figur auf- —il genommen werden kann; die übrigen werden für e(«) dargestellt. Der graphischen Darstellung legen wir folgende tabellarische Uebersicht zu Grunde: 67 1 1 = ee [04 & @ [04 [44 ai a 1 1 1 nach Bedingung II (f(«) — f(o) D r(«)) t(e) | T(a) | T(e) | v(a) | v(e) | v(e) | A. i. ole) CD r(a) Infden 1 |nach Bedingung III: abs. Conv. von Horizontal- 1 i 1 1 1 F = Y - ‘ [S5) reihenrechter 7,(«) | rı(e) | Te) \ar(a) | a’r(a)|ar(e) fr («)da) d.i. agla)y‘(«) _ T(e) Hand steht g das schwäch- nach Bedingung IV: abs. Conv. von ste Unendlich a [2 4 di oder die (don... Jan e grösste Null l Je a 1 1 1 J u. I To(a) \rı(a) | T(e) | Ta) | (a) | T(a) SE Ib von —, Mu . = v' ale) r Al ür ve = «o(e)ı (e) _ te) welche der für ve) I: ole) I x) 3 ze) << zweite Haupt- ER satz noch gilt. nach Bedingung V: 1 Fe Dj, i 5 35) für vie) O1: ee) — 1 1 1 a a |ee für d(e) > 1n :o(e)< ey v"(e) . Zur Bestimmung von 7,(«) hat man (Art. 20) erstens den Ausdruck: —1 1) = (Mr... 12) le) , zweitens die Ungleichheit: le —. 20) — 1 ( r-+1l, 1 ) + u , u beliebig klein. Bei der graphischen Darstellung, Tafel II, des Functionensystems en ' vo) als Punctsystem in einer (: ; v) Coordinatenebene, werden die Puncte, für 0 u} s s ENT : die Da ist, oberhalb der wAxe, die Puncte, für die -— < 1 ıst, unter- © - 9* 68 1 halb der wAxe gedacht, so dass zwei Puncte 2 ") und 4») von ; hi der wAxe oben und unten gleich entfernt liegen, wenn EN co List. 1 32. Bemerkungen über die Ergebnisse der obigen Vergleichung der Bedingungen für den zweiten Hauptsatz. Um die eigentliche Bedeutung der in Rede stehenden Bedingungen wohl zu verstehen, fassen wir die nothwendige (V, Art. 24 oderin der graphischen Darstellung die unterste) ins Auge. Wir müssen wohl unterscheiden zwischen Bedingungen lediglich für die Darstellbarkeit einer Function und solchen allgemeinen Bedingungen, unter denen. der a : sin ch lim, Ir % f(«) ne L o ‘endlich und bestimmt, also convergent ist. ‚Bedingung für die Darstell- barkeit einer Function ist eine solche, welche anzeigt, wann die Formel: & sin ch IE im, _ [dee nee lim, _ , f@ [0] stattfindet, und wir dürfen sie als erfüllbar und erfüllt ansehen, auch im Falle lim, _, f(@) unendlich oder unbestimmt ist, wenn alsdann nur a der Limes, ae Ikz auch ebenfalls unendlich oder zwischen denselben & [0) Grenzen wie lm >. f(«) unbestimmt ist. Hiernach ist die in Rede stehende Bedingung V eine Bedingung im weiteren Sinne für die Con- vergenz und nicht eine solche für die Darstellbarkeit allein. Allerdings, falls gleichzeitig Img f(@) und L endlich und bestimmt sind, so habe ich (Borch. Journ. Bd. 79, pag. 6) nachgewiesen, dass L nur = 5 lim _, f(«) sein kann. Neu war es mir aber, wie dies aus der Be- 69 dingung V folgt, dasslim _ fe) zwischen unendlichen Grenzen unbestimmt sein kann, während der zugehörige a lim, _, [* ut) PR -L [0] convergent ist. Diese Unterscheidungen macht die graphische Darstellung über- sichtlich. Das ne schraffirte Gebiet über der Linie, welche die Grenzfunction = nach der Bedingung V darstellt, gehört den Functions- systemen (es) , w(e)) a h im, 2 j* fie = {0} endlich und bestimmt und zwar = o ist. Dies zerfällt in die beiden durch die wAxe getrennten Theile. Den Puncten des oberen Gebiets- zu, für welche theiles gehören die Functionssysteme (co s v(e)) zu, bei denen o(«)<1 ist, denen des unteren Gebietstheils die Systeme mit unendlich werden- dem e(c). Die Puncte des oberen Gebietstheils werden demnach bestimmt durch die Bedingung: iR. > — >]1,wveo >1 o(e) f we ) ’ die des unteren durch die Bedingungen: —— 1 1 < ol(a) < aYv“(o) , wie) > I. Und alle Systeme dieses letzteren Gebiets entsprechen der neuen und merkwürdigen Form der Nichtdarstellbarkeit einer Function, wo lim _ „(e) zwischen unendlichen Grenzen unbestimmt ist, während Be 5 sinch lim, ı j% f(a) —— = 0 [0] 70 ist. Hier ein Beispiel. Es sei w(e) = u E so wird aus 1 < e(a) o, so erhält man für o(«) stets einen Spielraum des Unendlichwerdens, für den L=o ist. Setzen wir z. B. u = 4, so folgt: a 2 1 b | cos — | sin «ch lim de a eng, h= | a [04 [3 _— fi — o während ae f(e) = lim _, ee zwischen unendlichen Grenzen schwankt. Nach der Tabelle findet die Formel a lim 5 u cos we) - an = 5 lim _ _,[e® cos v(o) ] wirklich Aha ve für o(&) < 1, w(e) > 1, dann für o(o) v1 Ho). endlich für (a) > 1. ‚ o(e) > ey w(o) . Im oben erörtern Sinne sind die Bedingungen I bis IV Art. 24 nicht Bedingungen für die Convergenz von L, sondern für die Darstell- barkeit von f(o). Von jenen Bedingungen schliesst am wenigsten dar- stellbare Functionen aus Bedingung IV. Ben den übrigen Bedingungen ist III besser als II im Intervall vo) —l, umgekehrt II besser als III im Intervall (a) > I: ‘33. Allgemeine Bemerkungen über das Convergenzproblem der Fourierschen Reihen. Da uns nun Bedingung V lehrt, dass, falls nur o(«) verschwindet. alle Functionen f{&) = o(e) cos w(«) für oe = o darstellbar sind, so haben wir hier eine erhebliche Ausdehnung des Convergenzbereiches der 7} Fourierschen Reihen gewonnen. Die Fouriersche Reihe stellt danach eine integrirbare Function f(x) für einen beson- deren Werthx=x, dar, wenn die Unterschiede: apa) ee) x) in einem beliebig kleinen Intervall o 1, und nehmen h schon sehr gross an, so kann man es in dreı Theile zerfallend sich denken: &o el a [0) co [28 die folgende Beschaffenheit haben: Im ersten ist n sehr gross gegen h, im dritten ist h sehr gross gegen — das mittlere enthält den Punct w(e) = eh, somit auch die grösste Strecke, in der beim Wachs- thum von h, periodisch wiederkehrend, keine Zeichenwechsel der Function f(e) sin ch 0 negativen Werthe dieser Function weitaus überwiegen. Nehmen wir an, dass o(e) > r(e), oder dass stattfinden, oder doch abwechselnd die positiven und die a je ou 0 73 nicht convergent ist, welches die einzige Annahme ist, unter der man Divergenz des Limes, von zo a Freue sin Mo o überhaupt erwarten kann, so wird solche Divergenz auch nur von der Strecke ohne Zeichenwechsel im mittleren Integral |) herrühren können. 0 Unsere Untersuchung des Limes a Ike sin ve) sin ch o hat nun ergeben, dass für g(«e) <1 a ß i sin ch im, _., | dolce) sin w(a) eg o a1 immer verschwindet. Greift man also aus dem mittleren Integral f die Strecke ohne Zeichenwechsel heraus: Fe «'o e'ı in ch [ra sin w(@ —__— — [sin w(e) sin Ey ; [04 «'o so ist offenbar «| — «, sö klein, dass im (4 — a) I) ua annehmen wollen, zerlegen wir in die Theile Ir 7% Sr und dass x, = 0, also 7, = 0, mithin Sa Er A nenn: sei. Nun sei die Function %(e) gleich h,« im Intervall x, ... a „ h,« ” „ X SER x] woh IE sin ch, sin ch, & q=1 & %p—1 za S O ö xXq—1 h Air - in sin a(b,—b,) sin a(h, + ll 1 Isin a(b,—h,) sin afh,+h,) ae De b,rb, N: Inh haar by xq falls a der Kürze halber gleich x, angenommen wird, und unter An- wendung des zweiten Mittelwerthsatzes. Es ist ferner: 1 1 1 a se ee h h x 1 und der grösste Werth von "it "= _? = 2 N = Bey, ne Sm en, ar) Die Coefficienten der Sinus unter dem Summenzeichen haben die Form 1 1 ’ x, 1+ >= ER hp Da die Summe über p— 1 Summanden sich erstreckt, x, E sin ch,,, sin ch, & ne [e) Xgq-+1 3 _u=® sin ah 4—h,) sin alh,uth,) | 1 ee sin 2 in q=plAat! Bin unge b, IN, une h, ex, Xq-+i 5 = sin e(h,r,Tt h,) hut h, so kommt es wieder auf die Abschätzung der Grösse: l 1 X4Batı 1 ar ira an, wenn p,p+1l,... statt q gesetzt wird. Der grösste Werth von RB i h >“ 1 5 ist wieder, © u — . Ferner ist hurı hu. %-ı (+ Dow 1) 1 a Ne nn ZurıBatı - me+ 1) Eine Reihe der Form: N a ES werden wir schreiben können: a U, te .F SH T @rNarent h en en Een ng und, falls die u endlich bleiben, verschwindet die Reihe, wenn p un- endlich wird, somit auch die obige Summe, in die wir das Integral Xp IE Su He) —— ar al [04 transformirt hatten. = Betrachten wir endlich das mittlere Integral: sr Xp—1 Xp—1l xp—1 ha sin ch )° 1 3h IE sin Pe) auch. 2 Ez = er [0 2 2 (0 Xp Xp xp Xp Es ist p—1 [3 xp—ıhp os 2h 1 1 da ° an da cos 2& + —— | da cos 2a a zehn lan Xp xphHp j : Wegen = era) Dans verschwindet für p= =» das Integral er "Der letzte Bestandtheil des ursprünglichen ch Integrals fa sin Pe) un ‚der noch zu betrachten ist: Xp—1 1 1 zei 1 DIT Ex: 1 E 5 | log « = Be “. = [1 + ==) =,logır? ') Xp wird mit p unendlich. 37. Alsdann wird eine hinreichend langsam Null werdende Function in eh eingeführt, damit auch lim | de g(«) sin P(e) = divergirt. Wir haben also im vorigen Art. gesehen, dass das Integral: xp—1 a IE sin Fe) -[ )* je o Hl 80 wenn h ins Unbegrenzte wächst, ebenfalls ohne Ende wiederkehrend Werthe annimmt, die ins Unbegrenzte wachsen. Der erste und der dritte Theil rechts nähern sich der Null und auch ein Theil des mittleren Integrals, während der andere Theil des mittleren Integrals gleich 2 log(1 + 2?”') wird, so oft h bei seinem Wachsen einen der Werthe h, passirt. Führen wir jetzt wieder o(«) unter dem Integral ein, be- trachten also: a EZ oe) sin (oe) nl JE fr | {0} %p—1 so ist es klar, dass, falls o(«) < 1, das erste ni dritte Integral und der Theil: Xp—1 au“) cos >hr a des mittleren Integrals wieder und zwar a fortiori verschwinden, wenn p unendlich wird, weil bei Anwendung des zweiten Mittelwerthsatzes (e) a 1 wir jetzt Se statt wie oben er die Integrale nehmen dürfen. Der & Theil des mittleren Integrals, welcher unendlich werden soll, lautet: %3p—1 1 2 | ante) Io og +, 2, <8<25. Xp Dieser Ausdruck ist grösser als o(x,)log(l + 2°). Wir haben also o(x) so anzunehmen, dass a 0 a Pe Ta) log(1 Tr )) al J 12 (223) Leko %p—1 ‘wenn eben fie mit p unendlich werden soll. Ap 8 Setzen wir: a a = —- 0 ET RN 1722 III 12 255) [0} o so folgt: 1 pl 24 o oder pw V os y 0 Da nun log(l + 2?7')cvp , so ist 0 so zu bestimmen, dass — VW RS 6 Falls g(«) dieser Bedingung genügt, ist a lim, _, | dae(e) sin le) en divergent. 2 a . 33. Untersuchung der Frage, wie stark das Integral [ae sin Fe) a & o bei seiner Divergenz mit h unendlich wird. Es ist noch von Interesse, das Unendlich des vorstehenden Limes zu bestimmen, mit andern Worten die am langsamsten Null werdende Function g(h) zu ermitteln, mit der multiplicirt, vorstehendes Integral endlich bleibt, wenn h unendlich wird, wobei wir der Einfachheit halber o(«@) = 1 annehmen wollen. Es bleibt ohne Zweifel endlich das Product: a 1 ; sin ch rar | sin Fo) TUE o Abh. d. II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. Ii. Abth. Je 82 wenn p und h verbunden sind durch die Relation: 1 IP—i P—2 hrs = — IT (2° +]) II2° + 1) a 2PP-D+@-DE-9 XpXp—1 Sn 0 woraus folgt: ER p & Vlog h, so dass das Product: 2a 1 . ——— I de sin eo) Pugr Vlog h 0 o endlich bleibt, wenn h unendlich wird. 39. Verallgemeinerung des Functionen-Schema 7x) . Wir wollen noch die schematisirte Function 7x) nach allgemeineren Principien zusammensetzen, indem wir uns die Frage vorlegen, wie die X, X 3. Jund. N, B...seüberbanpb “zu bestimmen sind, damit das Integral a IE sin Fe) un (0) zwischen unendlichen Grenzen schwanke, wenn h unendlich wird. Setzen wir zunächst: I | — %, 7 X —= U,Xı A, — X] Tas Xo —— U1X5 IH Hr Tr so folgt aus diesem System: x : (Dee dHur X Falls also I +u)=w ist, hat man: 10) x, — A 1045 2.0. ineıntm: 83 Beiläufig bemerkt, erhält man durch Addition des obigen Systems: EX ul U a U UN] u, u ASP OEN ... pP _ E Eon = Or) ar) Saal) woraus für p=o folgt: u u, u a A+uw)A+u).- (1+u,) ein (lediglich an die Bedingung Ha + u,) = © gebundener) Satz, den 1 [0] ich mich nicht erinnere, erwähnt gefunden zu haben, und der gelegentlich nützlich sein kann. Für I+u,=1+w=:.-=x folgt daraus die gemeine geometrische Reihe. %) Für unsere Zwecke muss der Ie(! + =) oder die Grösse pP ax: >=! __ 2, d. ji. dieGrösse u, mit p unendlich werden. Man hat also zuerst: pP 10 a h RETRO one i . Weiter muss sein lim Pr <]. Drittens muss sein pP IE RN x%,h, Endlich muss die Reihe für p= © verschwinden, d.i. die Reihe 1 1 xl, x)h, + .. convergent sein. Unter diesen vier Bedingungen wird der Lima 3 a D [ae sin Ha, wenn o(«e) hinreichend langsam Null wird, Re) pP h pp divergiren. Nach dem Olivier-Abelschen Satz muss lim = 11* 34 Null sein, wenn die Reihe mit dem Gliede = convergiren soll. Setzt pp man also und wie oben en so reduciren sich die Bedingungen für die u und v auf diese: 1a limsuss er 2. v, ist das Glied einer absolut convergenten Reihe. ‚2uh Denn die Bedingung lim = <1, welche lautet: p 40. Ueber die allgemeinere Frage: Wie rasch kann überhaupt das Integral [aa fe) ee mit h unendlich werden. 0 Um nun schliesslich die hieraus entspringende Frage zu erledigen, wie rasch überhaupt das Integral a jr sin Pe) Bay [04 [0] mit h unendlich werden kann, so hat man zu benützen, dass a . [ae sin Ze) Se [2 ® 5 Id u) endlich bleibt. Wir haben: 1 1 Ange a a +u)li+u).--A+u_), 85 und dürfen x, = 1 annehmen. Die Aufgabe ist aus der Beziehung p-1 ae) Th nie Y das grösstmögliche Unendlich von l(1 + u,_,) = Ah) darzustellen, welches entsteht, wenn den u, und v, alle ihnen durch die oben gefundenen Bedingungen (dass u, mit p zugleich beliebig rasch unendlich werde, und dass v, das Glied einer unbedingt convergenten Reihe sei) gestatteten Formen ertheilt werden. Nimmt man die Logarithmen an beiden Seiten und bringt die Gleichung in diese Form: p—-2 a+u_)=ih =) Sit) + 1 pP so sieht man zunächst, dass I(1 + u,_,) jedenfalls nicht > Ih sein kann. Sehen wir zu, ob es c» Ih gedacht werden darf. Man schreibe der Kürze halber: 1+u-.)J)=w,%>= a Emo le; und bringe obige Gleichung in die Form: p—1 zw, 1 w|l 2 + bey Ih”: Wi w, T(p) Um das Resultat w, co Ih zu erhalten, ist es am günstigsten, das Unendlich der Glieder in der Klammer links zu verkleinern. Wir nehmen das Unendlich von y,' so klein an, dass ao. Wird jetzt x pP noch angenommen w,cve"P, so ist der Limes des zweiten Gliedes in der n ? eMp —_ M \ Klammer (dem im Falle w, = e"”? die Form a. ee © kann) ein endlicher. Der des dritten Gliedes ist es natürlich auch, es ist also für w,,e”® auch w, colh. 86 Daher Ih wirklich das grösstmögliche Unendlich jenes Integrals: a 2 sin ch Ik: sin Pla) ——— o vorstellt. Somit wird das Integral a J = | daf(e) . o falls flo) = o(o) sin Pa) gesetzt wird, und e(«) —< 1, durch Ih dividirt, stets den Limes Null haben, wird aber durch A(h) <1h dividirt, einen unbestimmten Limes haben können. Dies Resultat wird auf eine beliebige integrirbare Function f(e) auszudehnen sein, weil keine Function möglich ist, die ein rascheres (periodisch wiederkehrendes) Wachsen des Integrals ergeben könnte, als die in diesem Artikel abgeleitete sin Pe). Jetzt lässt sich auch feststellen, bei einer wie kleinen Null von o(&) in fx) =e(x)y(x), limes _ px) von Null und unendlich verschieden angenommen, zuerst divergente Fouriersche Reihen auftreten. Aehnlich wie Art. 37 hat man für o(x) die Bedingung zu p—1 erfüllen: e&)l1 + 2P")>1, wo z,- Hil+uw_)”=x, ist. Setzen o p—1 wir ferner o(x) = r(lx), so haben wir: ( > vi + 22), =l4loder, 1 wenn das Integral mit sin 7(«) wie Ih unendlich werden soll, muss sein: r(w,)l1 + 2?7)>1. Nun ist festzustellen, für welche am langsamsten p unendlich werdenden Functionen w, man w, cv >w, hat. Führt man 0) statt der Reihe ein Integral ein, so findet man leicht w, = e“?, woraus $) er o(e"P)- p>1, und endlich: gla) > m sich ergiebt. & 87 Während also in den Art. 37, 38 für das endlich bleibende Ver- a sın ah 1 1 hältniss Tik: sin Pla Tee gefunden wurde o(a) > —— , so hier VL [0] & a sin ch 1 für den endlichen Limes je sin (a) or die Bedingung d> Und für irgend eine Function f(x) = o(x)y(x) (wo px) w1), : a 1 wird manDivergenz desIntegralsJ erst für OL >1 erwarten können. 41. Stetigmachung der schematisirten Function 7. Sie wird zunächst mit beliebig vielen Differentialquotienten stetig gemacht. Nun sei #,(«) eine Function, die sonst überall gleich F(«) ist, und die nur in den Intervallen (x, — &,...x, + &'‘,) anders bestimmt werden soll. So hat man: 3 % |[ür«a sin F,(e) Sn = | deut) sin Pc) en o {0} zptep De oa) . : - + > da —- sin ch H sin ?(o) — sin a) | ’ 1 Ä Sp ep wenn man der Bequemlichkeit halber annimmt x, FT x,+ :, ist zunächst le) =h,e, für «a10 j . U —(vp — log u,) ist. (Um dies zu beweisen, bilde man Cem mit U,=e p Nun geben wir, indem wir die Bestimmungen des Art. 35 hinsichtlich der Grössen x,,h, festhalten, w,(x,k) die Form: 1 — k’rtpie — x)? Va 2’ 'x,ch, - ke en u x TU pP J1u2 Es ist x,x,_ıb, = 1, und da «a70 auf: " k’x*lim(2}_,,—%;) + kK?lim Zr|le-2)24—@- s)] lim (log2 +log pe welche z. B. für x,=p erfüllt ist. Dies würde sie auch sein, wenn wir irgend einen nten Differentialquotienten von w,(x,k) genommen hätten statt dieser. Grösse selbst. In der letzten Klammer hätte der log — den Factor 2n + 1 erhalten. So dass allerdings &w,(x,k) D beliebig oft differenzirbar ist. —@ Im Ganzen hat also Zw(x,k) die kigenschaften: erstens zu p=q convergiren, zweitens sammt unbegrenzt vielen Differentialquotienten eine stetige Function von x zu sein, drittens fürk=w, falls x zwischen x, und x,_, liegt, wo r—1>q, den Grenzwerth xh, anzu- nehmen. 43. Stetigmachung ete. Einführung der mit ihren sämmtlichen Differential- quotienten stetigen Function. Dies festgestellt, wollen wir die Function %#,(x) auf folgende Weise bestimmen. Sie unterscheidet sich von der eben discutirten Summe nur dadurch, dass auch k in jedem Gliede verschieden ist. Indem jedoch kL.« einen negativen Differential- quotienten, der dritte einen positiven und der mittlere Theil: Xr—1 SEEN y’r(« zer, x)’ 1 ——=Ida. eh, - y,e x v| T Tr T hat im Intervall ,24 [04 xp wird, da cos S4/ von 1 beliebig wenig verschieden gemacht werden kann, mit p unendlich. Der Rest wird, wie abermals mit Hülfe des zweiten Mittelwerthsatzes leicht zu zeigen, Null firp=». Es ist also im Ganzen nachgewiesen, dass der Limes, _ des Inlegrals: a Xp—1 2 Do BE I si [* « sin & rer. : ne p=1 (0) u xp > divergent ist, falls o(«) eine ähnlich wie im Art. 37 zu bestimmende mit « verschwindende Function vorstellt. Es ist dann die Function xp—1l ‚Be re) fe) = ee) siu= | arme Pi xp im Gebiete o u,o(e) cos (pw(«)) en ß p=1 & so ist sie, weil o(a) cos pw(«) — für «= o endlich bleibt, von o an integrirbar und man hat: | ® [sone sin ah = En. | dee cos(pyy(c)) sin eh ; & & Schreiben wir die rechte Seite BIT WE 1 IPB so fragt es sich, ob: . & ® . Tor u heile) == = lim, 7, ı(h) = 0 ist. Dies wird der Fall sein, wenn die Reihe ='w,A,(h) nicht nur für h< ©, sondern auch für h= & vollständig convergent ist (was Andere gleichmässig convergent nennen). Und dies wird wiederum stattfinden, wenn A,(h), wie auch p und h gleichzeitig oder nacheinander unendlich werden, endliche Grenzen nicht übersteigt. Das successive Unendlichwerden von p und h ist rasch erledigt. Denkt man sich in: Abh.d. II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. II. Abth. 13 98 / a 1,Ch) - | 0(0) cos pıy(a) {0) sin ah [04 h endlich und p unendlich werdend, so verschwindet dies Integral nach dem ersten Hauptsatz, da man einen beliebig kleinen Null enthaltenden Theil des Integrals abschneiden kann, und -im Reste für ı(«) eine neue Veränderliche eingeführt werden darf, ohne dass die Grenzen unendlich werden. Bleibt p endlich und wird h unendlich, so verschwindet das Integral, ebenfalls wegen des ersten Theils der Abhandlung. Complieirter ist die Untersuchung des Falles, wo gleichzeitig p und h unendlich wird, die in die Theile = pvh => zerfällt. Am Leichtesten wird man mit dem Fall p er h fertig, weit h ed alsdann die Gleichung w’(a,) + 5 =o (Art. 1) für hinreichend grosse Werthe von p keine Wurzel zwischen o und a hat. Im Falle po stetig ist. Geben wir diesem Ergebniss die Form, dass | Kos lim da f(a) a or ee) h=» 0.77) ei: auch im Falle f(x) im Intervall —a-- + b stetig ist, für x = o, statt nf(o) zu geben, ein zwischen unendlichen Grenzen unbestimmtes Resultat liefern kann, so können wir diesen Satz unmittelbar auf die Fourierschen Darstellungsformeln beziehen. Es könnte hier ein Einwand versucht werden, der allerdings aus einer etwas zurückgebliebenen Auffassung des Functionsbegriffs entspränge, dem ich aber doch sogleich zu begegnen für rathsam halte. Man könnte 13% 100 nämlich einwerfen, dass die Nichtdarstellbarkeit von f(x) = o(e) sin 7(«) für « = o ganz und gar nichts Neues an sich habe, da ja die Function (oe) im Puncte « = o unendlich sei, und somit der Sinus seinen Sinn > Eee B gl t verliere. Läge z. B. die Function x sin — vor, so sei für x=o der x I © i Ei 1 sia — ein Zeichen ohne Bedeutung, wie ja mit dem Zeichen —-, wenn x 0 unter Null die Abwesenheit jeglicher Grösse verstanden wird, auch kein Sinn verbunden werden könne. Indessen , wie angedeutet, ist auf Grund des richtigen Functions- begriffs dies Bedenken leicht zu beseitigen. a Ich will darauf kein Gewicht legen, dass man analytisch den Sinus, der doch durch Umkehrung eines algebraischen Integrals erhalten wird, N a Be Ä auch so definiren kann, dass x sin — für x = o Nulliist; denn in unserer x Function o(o) sin F(e) ist P(«) eben keine hinreichend einfache Function, um daran ähnliche Operationen durchführen zu können. Nun, wenn ich überhaupt von einer Function spreche, bin ich als- dann an einen analytischen Ausdruck gebunden, oder ist sie nicht viel- mehr gegeben, wenn ich festgesetzt habe, welchen Werth-sie für jeden numerischen Werth ihres Arguments vorstellen soll? Jetzt bestimme ich eine Function f(x) durch die Bedingungen: 1. fo) = o 2. Kür'x z o sei f(x) = e(x) sin ?(x) im Sinne des, Art. 35. Diese Function ist für ein den Punct x = o enthaltendes Intervall stetig, für ein ähnliches Intervall unter Ausschluss des Punctes x = o sogar .mit ihren sämmtlichen Differentialquotienten stetig, und gleichwohl für x = o nicht darstellbar. Man kann übrigens aus der Function e(x) sin #(x) noch andere nicht ‘darstellbare Functionen erhalten, deren Entwickelung nach Fourierschen Reihen oder deren Ausdruck durch ein Fourier- sches Integral in jedem kleinsten Intervall unendlich wird. Denn bilden wir die Function f(sin px) = o(sin px) cos Flsin px) 101 mit der Bestimmung f(o) = 0, so ist diese Function für jedes x stetig. Gleiches gilt von dieser: P—& F(x) = & u,e(sin px) cos (sin px) . —alı Setzt man endlich: +B H&) = Jim = (aaa ee 1 —A so hat diese Function in jedem kleinsten Intervall einen Punct, in dem sie unendlich ist, oder genauer, die u, können stets so bestimmt werden, dass dies der Fall ist. Es bedarf das aber des Beweises, da wir zwar die Reihe F(«) gliedweise integriren können, aber den Grenzübergang h = » nicht ohne Weiteres gliedweise ausführen dürfen. Nehmen wir eine bestimmte Reihe Su, an, und setzen der Kürze halber: 2 4,(h) = de o(sin pe) cos F(sin pe) zn h =. u I ferner as) = EM en 1 wo m est; 1 m-+1 so wird die Function H, in einer Reihe von Puncten mit h unendlich. Sollte nun zufällig die Function R, in denselben Puncten gerade so unendlich werden, dass das Unendlichwerden von H,„ dadurch aufge- hoben würde, so könnte dies nicht mehr der Fall sein, wenn anstatt R, gesetzt wurde R’, ==. = 4, %,(B) I ‚m+1 102 weil die unendlich werdenden Werthe mit der beliebigen Zahl a multi- plicirt sind. Setzt man jetzt: mı me ms ERr)'i= 2 +, 274122, 2ancndn,,, 1 mı+1l m-1 me mı x so wird a, | 2 + etc das Unendlichwerden von = nicht aufheben. mı—+1 1 ms mı mez Weiter wird aa,3 I + | das von 2 + a,” nicht aufheben, u.s. f. me+1 1 mı-+]1 Es wird also mı m2 ms Ex) = Sr a0, (1 aan 1 mı-+1 m: —1 in jedem kleinsten Intervall unendlich werden. Q. E.D. Einige Druckfehler. f(@ + Y(«)) f(«) : 16. Zweite Zeile muss es heissen: nur wachsen oder nur abnehmen. 9. In der Ueberschrift von III muss es heissen: 19. Vierzehnte Zeile muss es heissen: durch Subtraction. 21. Erste Zeile Art. 9 muss es heissen: Damit ist denn . 29. In der ersten Hälfte der Seite muss es heissen: J — ur B 42. Erste Zeile muss a statt « stehen. a 48. Dreizehnte Zeile muss es heissen : schreiben wir. 52. Sechszehnte und siebenzehnte Zeile: («) S = oder > = ist. 83. Dritte und fünfte Zeile fehlt am Schluss: und + --- LEE EHE " R F \ ° - Fi: P’ L pr er Fr ee, y I 3 » a u er By = (ix Er nn y N ee yi HP ar Arm ar g Mi 5 ‚ 2 h \ ® in als re vahıo ah Fr WEZENMAE il aa sad Er k Ksrah. uueiae en. Bari, sliaßl sen ‚8 ad Bi) “ rn 2 Er 4 RN: 8 " Rd Ru Kin ee B: ou ArEr ri i 0 I vo je ET [} Ueber die Bewegung Firnes und der Gletscher. Von Dr. Fr. Pfaff. Mit 8 Holzschnitten und einer Steindrucktafel. Abh. d. II. Cl.d. k. Ak. d. Wiss. XIJ. Bd. Ii. Abth. 14 be w Y | ak h = ie Ueber die Bewegung des Firnes und der Gletscher, Von Dr. Fr. Pfaff. Als die Gletscher die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich zogen, wurde auch sofort die, wenn auch für kurze Beobachtung un- merkliche, doch aus ihren Wirkungen sehr auffallend hervortretende Fortbewegung derselben als das Wichtigste dieser wunderbaren Natur- erscheinung erkannt. Wie so oft in naturwissenschaftlichen Fragen finden wir auch hier die Theorie der Beobachtung weit vorauseilen, und ehe noch irgend welche Messungen der Bewegung angestellt wurden, finden wir schon 2 Theorieen über die Ursachen derselben aufgestellt, welche bis auf unsere Zeiten ihre Vertreter gefunden haben und später als Gleitungstheorie und Dilatationstheorie bezeichnet wurden. Letztere wurde zuerst von Scheuchzer in seinen Itinera alpina 1723 entwickelt, erstere von Altmann 1751 und von Gruner 1760 zuerst ausgesprochen. Saussure und Charpentier vertraten die Gleitungstheorie, Agassiz die Dilatationstheorie. Erst mit dem 4ten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts begann die zur Begründung einer Theorie unerlässliche genauere Beobachtung und wurde mit bewunderungswürdiger Energie und Ausdauer mehr als 20 Jahre hindurch von verschiedenen Beobachtern, unter denen vor Allen Agassiz die ausgedehntesten Beobachtungsreihen auf dem Aargletscher anstellte, fortgesetzt. Neben ihm haben Forbes, 14* 108 die Gebrüder v. Schlagintweit, Tyndall ebenfalls sehr eingehende Unter- suchungen über die Gletscherbewegung vorgenommen. Durch dieselben haben sich zunächst ganz bestimmte Gesetze für die Bewegung heraus- gestellt, nemlich 1) dass ähnlich der Bewegung des Wassers in einem Strome die Geschwindigkeit in der Mitte und an der Oberfläche grösser sei, als am Rande und in der Tiefe; i 2) dass sie im Sommer viel rascher erfolge, als im Winter, und 3) sehr ungleich sei an verschiedenen Stellen. Die Art und Weise der Beobachtung, wie sie zur Ermittlung dieser Gesetze allein angewendet wurde und von einem Einzelnen auch nur angewendet werden kann, nemlich mit Hülfe eines Theodolithen die Fortbewegung einer Reihe von Pfählen zu bestimmen, die ursprünglich in einer geraden Linie quer über den Gletscher aufgestellt wurden, liess die Frage unentschieden, ob die Bewegung ununterbrochen vor sich gehe, oder ruckweise, ebenso, ob nicht auch zuweilen in vertikaler Richtung eine Bewegung der Oberfläche stattfinde. Das erstere zu bestimmen, war mir 1873 durch Beobachtungen am Aletschgletscher möglich,!) aus denen hervorging, dass die Bewegung ununterbrochen, wenn auch un- gleichmässig vor sich gehe. Ob auch eine Bewegung in vertikaler Richtung erfolge, darüber liegen für den Gletscherstamm noch keine Beobachtungsreihen vor. Schon die Thatsache, dass sich der Gletscher auch im Winter vor- wärts bewege, lässt die Dilatationstheorie, nach welcher es in den Haar- spalten des Gletschers gefrierendes Schmelzwasser ist, welches den Eis- strom vorwärts schiebt, als höchst unwahrscheinlich erscheinen; auch die Beobachtung, dass die Bewegung ununterbrochen vor:sich gehe, ist kaum mit derselben zu vereinigen. Aber auch die Gleitungstheorie, nach welcher sich der Gletscher allein durch die Schwere vorwärts bewegt, fand noch viele Bedenken, und es muss als ein sehr bedeutender Fortschritt auf dem Gebiete der Gletscherkunde bezeichnet werden, dass Forbes mit aller Energie die Plasticität oder, wie er es nannte, Visco- sität des Eises als wesentlich bei der Fortbewegung mitwirkend hin- 1) Sitzungsberichte der phys. med. Societät zu Erlangen, 1874. 109 stellte. Und in der That drängt sich Jedem, der die Gletscher in der Natur beobachtet, dieser Gedanke so überwältigend auf, dass schon 1773 Bordier aus Genf bei Besprechung des Gletscherphänomens an- nahm, dass das Eis „nicht für eine vollkommen starre und unbewegliche Masse, sondern für einen Haufen erstarrten Stoffes, ähnlich wie erweichtes Wachs, das bis zu einem gewissen Grade biegsam und dehnbar sei, an- zusehen sei“. Die Gebrüder v. Schlagintweit, Tyndall und v. Helmholtz zeigten später auch, dass bei sehr starkem Drucke Eisstückchen zu einem klaren Eiscylinder verwandelt werden können in Folge der merkwürdigen von Faraday entdeckten s.g. Regelation des Eises, und ebenso in beliebige Formen gepresst werden können. Dennoch fand auch jetzt noch diese Gleitungstheorie noch manche Gegner, und in der That war auch von 2 Seiten her ein Angriff auf sie sehr leicht. Einmal machte man darauf aufmerksam, dass Gletscher auf sehr wenig geneigter Unterlage sich fortbewegten und dass ein Druck, eine vis a tergo in dem Grade nicht nachzuweisen sei, um eine so ungeheuere Eismasse von der Länge mehrerer Meilen und von einer Dicke von mindestens 1000 Fuss an vielen Stellen, zum Gleiten zu bringen. Dann waren auch die Beobachtungen selbst noch insoferne unvollkommen, als sie sich nur auf den Gletscherstamm und nicht auf die ungleich ausgedehnteren Firnmassen erstreckten. Das brachte es natürlich auch mit sich, dass eine scharf und bestimmt formulirte Er- klärung der Gletscherbewegung nicht gegeben werden konnte. „Der Gletscher ist eine unvollkommene Flüssigkeit oder ein zäher Körper, welcher in Abhänge von gewisser Neigung hinuntergedrängt wird durch den natürlichen Druck seiner Theile“. Ueber diese allgemeine, von Forbes mit diesen Worten gegebene Erklärung kam man nicht hinaus. Während nun die ersteren Bedenken gegen diese Theorie durch nähere und genauere Bestimmung der Plasticität des Eises gehoben werden konnten, bedurfte es, um die Mangelhaftigkeit der Theorie und unserer Kenntnisse nach der zweiten Seite zu ergänzen, einer Unter- suchung des Verhaltens des Firns an einem grösseren Gletscher. Sie erschien um so nöthiger, als nicht nur die Art und Weise der Bewegung des Gletscherstammes, sondern auch die Structurverhältnisse desselben, 110 die ebenfalls zu so viel Discussionen Veranlassung gaben, wesentlich von dem Verhalten des Firnes beeinflusst werden müssen und a priori das Verhalten des Firns nicht erschlossen werden kann. Das Auftreten von Blöcken, die hoch oben auf den Firn fielen, am Ende des Gletschers zeigt uns nur, dass sich auch die Firnmassen nach abwärts bewegen, aber durchaus nicht, wie dieselben vorwärts rücken. Offenbar, sind hier 2 Möglichkeiten denkbar, nemlich einmal, dass die oberfläch- lichen Schichten des Firnes einfach thalabwärts rutschen und sich dabei allmählich in Eis verwandeln, oder dass die oberflächlichen Schichten allmählich in die Tiefe sinken, unter der Oberfläche sich in Eis um- wandeln und durch den Druck der jedes Jahr neu auffallenden ober- flächlichen Schichten, sowie durch die Schwere auf dem geneigten Grunde 'hervorquellen und als Gletschereis unterhalb der Firnlinie erscheinen. Nach der letzteren Ansicht würden wir folgendes Bild erhalten: Fig. 1. C FE ——Z B—Ze ee —— un ye 7 ee) [74 Eu — re BT a >n S TR SS NL | I! nietsch Firn W ) Mi se 1089902 wu 0° \ In N / N [e\y SE / I} 109 / 7 \ TE), % N N Ü\ = —L En 1 9 Ö A, Nr N \ 7 N SU j a 7 N N LS 113 giebt die Figur 2, die im Maassstabe von 1: 50,000 entworfen ist. Die grösste Breite beträgt 2500 Meter, ihre grösste Länge bis zum Con- cordienplatz, wie die Stelle genannt wird, an welcher die verschiedenen Firnströme des Aletsch zusammenkommen, 2700 Meter. Der Flächen- inhalt dieser Firnabtheilung beträgt nach meinen Messungen auf der Dufour’schen Karte 3,3 Millionen Q.-Meter. Die Breite des Armes betrug hier 850 Meter, die Neigung der Oberfläche 10 Grade. Der Querschnitt bildete eine flache Wölbung ähnlich der einer Chaussee, doch etwas stärker gekrümmt. Auf einem solchen Querschnitte wurden nun 2 in Centimeter getheilte Scalen aufgestellt, die erste (I Fig.2) 275 Meter, die .zweite auf dem höchsten Puncte des Querschnittes 290 Meter von der ersten, also 560 Meter vom Ufer entfernt. Die Scalen waren doppelt in der Art, wie es Fig. 3 veranschaulicht, welche zugleich die Befestigung derselben erkennen lässt. An einer 1,2 Meter langen Blechröhre A war eine breitere Skala, DB, mit senkrechten Strichen, und eine schmälere, ©, mit horizontalen befestigt. Die Röhre ging bei D durch eine mit einer Hülse versehenen Platte von Weissblech, die durch einen Holzstift h, der durch die Mitte der Röhre und die Hülse hin- durchging, an die letztere befestigt war.!) Die Auf- stellung wurde in der Art vorgenommen, dass ein Loch in den Firn F gegraben wurde, in welches die Röhre mit der Platte senkrecht gestellt wurde Dann wurde das Loch wieder fest mit Firn ausgefüllt. Zur Beobachtung der beiden Scalen und zur Bestimmung ihrer Bewegung sowohl in horizontaler, wie in vertikaler Richtung mussten 2 vollkommen unverrückt bleibende Fernrohre angewendet werden. Ich hatte zu diesem Zwecke dieselben, bei a Fig. 2, auf einem und dem- selben Stative, einem starken Dreifusse, in der Art befestigt, dass sie sowohl horizontal wie vertikal sich leicht drehen und feststellen liessen und ähnlich einem Theodolithen nach der Klemmung durch eine Mikro- Fig. 3. 1) Es geschah dies deswegen, um die Platten nach Beendigung des Versuches im Firn lassen und doch die Scalen herausnehmen zu können. Bei starkem Ziehen brach der dünne Holzstift und die Röhre konnte ohne diese herausgezogen werden. Abh.d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. II. Abth. 15 114 meterschraube noch etwas bewegt werden konnten. Die horizontale Stellung der horizontalen Drehachse wurde durch eine Libelle controlirt. Dadurch war es möglich, die Fäden im Kreuze genau auf einen belie- bigen Theilstrich einzustellen, im Anfange: beiläufig der durch die punk- tirten Linien %k%’ entsprechenden Stellung. Das eine Fernrohr, ein Fraunhofer’sches, hatte ein 3zölliges Objectiv, das andere, für die nähere Scala verwendetes, war ein Steinheil’sches mit einem 2zölligen Objectiv. Mit beiden konnte noch ein halber Oentimeter sehr scharf unterschieden werden. Um sich von dem unverrückten Stande der Fernrohre zu über- zeugen, war auf dem grossen noch ein kleines angebracht, welches um eine auf dem Fernrohre befestigte senkrechte Achse gedreht und leicht festgeklemmt werden konnte. Mit diesem kleinen Fernrohre wurde nun vor dem Beginne der Beobachtungen ein ausgezeichneter Punkt der gegenüberliegenden Bergwand aufgesucht und hierauf das Fernröhrchen festgeklemmt. Dieser Punkt, sowie die Umgebung desselben, die Lage der Spalten in den Felsen, wurde dann genau abgezeichnet?) und vor jeder Beobachtung der Scalen zunächst die Stellung des Fernrohres durch das kleine controlirt, indem auch eine kleine Verrückung des grossen Fernrohrs bei der bedeutenden Entfernung des gewählten Punktes am jenseitigen Ufer ein sehr starkes Heraustreten des markirten Punktes aus dem Fadenkreuze des kleinen Fernrohres erzeugt haben würde. Abends um 6!/a Uhr konnte die erste Aufzeichnung des Standes der Scalen gemacht werden. Sie wurden von da mit Ausnahme der Nachtstunden stündlich oder alle 2 Stunden aufgeschrieben und ergaben folgende Verrückungen in den nebenbezeichneten Stunden. Ein — be- deutet in der Reihe der die horizontale Bewegung anzeigenden Zahlen, dass die Bewegung rückwärts, also dem Ursprunge des Gletschers zu- gekehrt erfolgt war, in der Reihe der die vertikale Verschiebung an- zeigenden, dass sie nach oben erfolgte, also ein Aufsteigen der Scala stattfand. Unter Ih stehen die Zahlen für die horizontale, unter V die für die vertikale Bewegung der auf der Mitte des Firnstromes errichteten 1) Namentlich wenn man nicht stündliche Beobachtungen macht, dürfte das genaue Aufzeichnen sehr zu empfehlen sein, da mit dem wechselnden Stande der Sonne das Bild eines solchen Punktes sich so verändern kann, dass ohne Hülfe einer solchen Zeichnung derselbe dann schwer noch als derselbe zu erkennen ist. 115 Scala, unter II dieselben Grössen der dem Ufer näheren und zwar in Centimetern. Leider wurde das Wetter schon am Nachmittage des dritten Tages so rauh, zugleich machten Hagel, Schneegestöber und heftige Winde jede Beobachtung unmöglich, so dass ich, da auch am 4ten kein Zeichen der Besserung des Wetters eintrat, den Rückzug antreten musste. Die Versuche über Verdunstung und Ablation wurden dadurch auch in ihren Resultaten unsicher, weswegen ich sie übergehe. Stunde. ı a F 1 h | N h | V 6" 30 0 0 | 0 0 Fr 12 0,25 8 2 2ter Tag 5% 28 0,75 4 4 nr 12 0,5 4 0 ge 4 —) 0,5 —1,5 10° 4 —8 2 —2 I 2 6 —4 0 je 0,25 7 —2 1,5 3. —10 17 1 3,5 4: FAN 1 1 0,5 52 1 1 1 0,25 6" —3 1 0 1 1e 4 2 1 0,5 8 —6 2,5 —2 1,0 äter Tag 52 15 34 20 14 6° 3 —25 | 1 2 1 6 —2,5 2 3 8 6 —0,5 2,5 1 = 6 —3 1 10° 0 8 —1 0,5 1)? 8 2 0,5 2 12% 6 8 1 —2 r 0 4 0 0,5 2= 0 6 0 3 10210422 8235577] RAT, 5307 85,75 116 Die beiliegende Tafel I giebt in graphischer Darstellung diese Be- wegung, zu der wir folgende Bemerkungen zu machen haben. Es er- giebt sich daraus: 1) Dass in der That am Firne eine sehr energische vertikale Be- wegung neben der horizontalen sich bemerklich macht; 2) dass auch für den Firn das Gesetz gilt, nach welchem sich die dem Ufer näheren Punkte langsamer vorwärts bewegen, als die in der Mitte, und zwar sowohl für die horizontale, wie für die vertikale Bewegung; 3) der Gang der Bewegung, so verschieden er auch nach den ein- zelnen Beobachtungen erscheint, zeigt doch ziemlich viele Aehnlichkeiten, namentlich das Verhältniss der vertikalen zur horizontalen Bewegung ist in beiden Fällen nahezu gleich; mit Vernachlässigung der Bruch- theile wäre es gleich, wenn die Summe in IIh 44 wäre, statt 41; 4) es ergiebt sich ferner daraus, wie ungenügend zur Bestimmung der eigenthümlichen Bewegungserscheinungen des Firnes eine Beobachtung, die nur zweimal oder gar nur einmal in 24 Stunden gemacht wird, sein würde. Selbst eine von 6 zu 6 Stunden aufgezeichnete Beobachtung würde uns ein ganz anderes Bild geben. Würde man z.B. am 2. Tage um 5 Uhr Früh und um 3 Uhr Nachmittags beobachtet haben, so würde man die Scala sehr langsam um 2 cm. vorwärts und ebensoviel abwärts gerückt angenommen haben, während sie in Wirklichkeit eine, wie die Figur zeigt, höchst complieirte Bewegung ausführte. “Wir können daher die scheinbar so einfache Bewegung bei Nacht auch nicht sicher als geradeso erfolgt annehmen, wie es die punktirte Linie angiebt, sondern nur das Gesammtresultat derselben, wie es durch dieselbe in der Tafel angedeutet ist. Ob auch an dem eigentlichen Gletscherstamme ein ähn- licher Wechsel in der Richtung der Bewegung stattfinde, geht aus den bisherigen Beobachtungen nicht hervor, da dieselben meist nur von 24 zu 24 Stunden oder von 12 zu 12 Stunden angestellt ‘wurden, und da sie immer eine ganze Pfahlreihe quer über den Gletscher in ihrem Vor- wärtsrücken bestimmen sollten, wurde und konnte auch gar nicht eine Bewegung in vertikaler Richtung erkannt werden. Wenn auch die Beobachtungen in ähnlicher Weise, wie ich sie an- stellte, selbst in noch kürzeren Intervallen vorgenommen und aufgezeichnet würden, so hätte man doch in einer Beziehung immer noch kein richtiges 11% Bild von der Bewegung der Punkte des Firnes, an denen die Scalen aufgestellt wurden, indem eine seitliche, von der Mitte des Gletschers nach dem Ufer zu vor sich gehende Bewegung, wenn sie genau in der Richtung der Achse des Fernrohrs erfolgt, sich gar nicht bemerklich macht, überhaupt die an der Scala beobachtete Vorwärtsbewegung nur dann die wirkliche Bewegung vollständig anzeigt, wenn dieselbe genau senkrecht zur Fernrohrachse, d. h.. genau in der Richtung der Längs- achse des Firn- oder Gletscherstammes erfolgt. So lange die Breite oder richtiger der Querschnitt desselben sich gleich bleibt, wird auch eine seitliche Bewegung kaum in erheblicher Weise auftreten können, dagegen ist sie wohl bemerklich, wo sich die Gletscher ausbreiten. Dass auch im Firn dieselbe auftrete, konnte ich in folgender Weise erkennen: Am ersten Morgen wurde um die auf der Mitte des Firnes befestigte Scala ein Quadrat in der Weise abgesteckt, dass die Röhre den Mittel- punkt desselben bildete und die 4 Ecken desselben je 20 Meter von dem Mittelpunkte entfernt der Art bezeichnet wurden, dass 2 in die Längsrichtung des Firnarmes zu liegen kamen, 2 auf den Querschnitt des Gletschers. Nach 3mal 24 Stunden wurde das Quadrat wieder ge- messen. Es ergab folgende Veränderungen: Bezeichnen wir die 4 Ecken mit a, b, c, d, von denen a und c auf der Längsachse, b und d auf dem Querschnitte des Gletschers lagen und zwar a weiter thalabwärts als c, b näher dem Ufer, auf welchem ich beobachtete, C die Röhre, den Mittelpunkt des Quadrates, so ergab die Messung, dass (a um 24 Ctm. länger, Cc um 5 Ctm. kürzer als 20 Meter geworden war; die Querdiagonale hatte in ihren beiden Hälften an Länge zugenommen und zwar Cb um 25 Otm., Cd um 48 Ctm.; die Querdiagonale war also um 73 Otm. länger geworden, während die Längsdiagonale nur um 19 Ctm. an Ausdehnung gewonnen hatte.!) In Beziehung auf die letztere geht aus der Messung hervor, dass eine Ungleichheit in der Abwärts- bewegung der 3 Punkte in der Art stattfand, dass offenbar a und c sich schneller bewegten als der Mittelpunkt C des Quadrates, aber auch 1) Ich habe es unterlassen, durch eine Figur diese Veränderung darzustellen, weil im Kleinen das richtige Verhältniss schwer darzustellen wäre. Würden wir die Diagonale 10 Ctm. lang zeichnen, so würde die Verlängerung von 19 Ctm. nur '/ Mm. in der Zeichnung betragen. 118 b und d, denn die bei der 2ten Messung von b nach d gespannte Schnur ging um 15 Otm. von C entfernt (näher an a) an der Röhre vorbei, ebenso ging die gerade Linie von a nach c auf der Seite von 5 an der Röhre, und zwar um 24 Ctm. von C entfernt vorbei. Es geht aus diesen Beobachtungen jedenfalls soviel hervor, dass auch verhältnissmässig kurze Strecken von einander entfernte Punkte, wie die Eckpunkte unseres Quadrates, dessen Diagonalen 40 Meter lang waren, eine Ungleichheit der Bewegung erkennen lassen, und dass ent- schieden auch eine Lateralbewegung, eine Verschiebung der Firn- theile nach den Seiten hin Statt habe. Natürlich lässt sich aus solchen Beobachtungen, wie die der Veränderung unseres Quadrates, nur die relative Lageveränderung der Eckpunkte bestimmen, um das wirkliche Fortrücken nach der Länge und Breite zu bestimmen, müsste wenig- stens von einem dieser Punkte die Verschiebung nach der Länge und Breite bekannt sein. Von einem Beobachtungsstandpunkte aus lässt sich aber das nicht ermitteln, da von demselben immer nur die Ver- rückung in einer auf der Visirlinie senkrechten Richtung bestimmt werden kann, wenn man nicht zugleich über Mittel verfügt, welche die Distanz der Scala vom Beobachtungsort bis auf Millimeter genau zu messen gestattet, deren Anwendung übrigens bei der Beschaffenheit des Terrains kaum möglich sein dürfte. Dagegen könnte die Seiten- und Längsbewegung sehr wohl bestimmt werden, wenn gleichzeitig von 2 Beobachtern aus 2 verschiedenen Stellen ein und dieselbe Scala ver- folgt würde. Fassen wir das schliessliche Resultat der mancherlei Bewegungen in horizontaler und vertikaler Richtung für die ganze Beobachtungszeit zusammen, vergleichen wir also die Lage des Mittelpunktes der Scala am Anfang und am Ende der Beobachtung, so finden wir, dass der- selbe in 431/ Stunden auf der Scala A der Firnmitte um 104 Ctm, vorwärts und um 82,5 Ctm. in senkrechter Richtung abwärts, derselbe Punkt der dem Ufer näheren Scala B um 41,5 Otm. vorwärts und um 35,75 Ctm. abwärts sich verrückt hatte. Es kommt demnach im Mittel auf 119 pro Stunde pro Tag für A horizontal 2,4 57,6 vertikal 1,9 45,6 für B horizontal 0,95 22,8 vertikal 0,82 19,68 Der Betrag der Bewegung ist ein ziemlich bedeutender, ähnlich der Schnelligkeit, welche der Gletscher weiter unten in seinem Eisstrom erkennen lässt. Die ungleich grössere Neigung des Firnstromes an der Beobachtungsstelle, die 10° betrug, wird diese verhältnissmässig grosse Schnelligkeit nicht befremdlich erscheinen lassen. Vergleichen wir die Lage des Mittelpunktes der Scala auf Tafel I mit der Lage am Ende der Beobachtungsreihe, so sehen wir, dass, wenn auch auf Umwegen, in der That eine sehr energische Abwärtsbeweg- | ung der Firnschichten Statt findet. Verbinden wir die beiden ge- nannten Punkte, Anfang und Ende der Beobachtung durch eine gerade gestrichelte Linie (S. 1 u. S. 2 der Tafel), so bildet dieselbe für die Scala ‘A einen Winkel von 39°, für B von 40° Winkel, welche dem in Fig. 1 S. 110 durch die Pfeile angezeigten vollständig gleichkommen. Die angeführten Beobachtungen sprechen also entschieden für die S. 110 als möglich angenommene Theorie, dass die Firnmassen in horizontaler und in vertikaler Richtung sich fortbewegen, und dass die oberfläch- lichen Schichten allmählich in die Tiefe wandern. II. Die zweite Frage, welche durch die Beobachtung entschieden werden sollte, war die, ob schon durch den Druck der oberflächlichen Schichten auf die tieferen sich diese letzteren in Eis verwandelten. Man hat bisher stets eine allmähliche Umwandlung des Firnes in Gletschereis durch den Schmelzungsprocess an der Oberfläche und das Gefrieren dieses die tieferen Firnkörner überziehenden Wassers ange- nommen. Nun ist es ganz sicher, dass auch in der Firnregion noch die oberflächlichen Schichten im Sommer etwas schmelzen, aber dennoch findet dieser Process in so geringem Maasse Statt, dass eine tiefgrei- fende Vereisung im Firne nicht eintreten kann und in der That auch nicht beobachtet wird. ' Nun tritt aber das feste Gletschereis, soweit 120 die tiefsten Spalten einen Einblick in den Gletscher gestatten, schon ganz nahe der Firnlinie in gewaltiger Dicke auf. Dieses Eis kann un- möglich bis in die grössten Tiefen hinab durch die Oberflächenschmelz- ung und wiederholte Eisrindenbildung aus diesem Schneewasser um die Firnkörner herum entstanden sein. Für dieses erscheint die Annahme viel einfacher, dass durch den Druck der neuen Firnlager die alten in Eis verwandelt werden, So viel mir bekannt ist, hat man dem Drucke keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle bei der Bildung des Gletschereises zugeschrieben; ich möchte dem Drucke die grösste, wenn auch nicht ausschliessliche Wirkung dabei zutheilen. Versuche, die ich über die Plasticität des Eises im vorigen Winter angestellt hatte,?) machten mir diese Annahme von der Wirkung des Druckes auf den Firn sehr wahrscheinlich und ich hatte daher Vorkehrungen getroffen, um im Firn selbst die Richtigkeit derselben zu prüfen. Es wurde zu diesem Behufe in eine Glasröhre von 7,25 Mm. im Lumen und 35 Ctm. Länge ein stählerner Stempel s (Fig. 4) eingepasst, an dem oben eine kleine Messingschale M befestigt war, die zur Aufnahme von Gewichten diente. Die unten ge- schlossene Glasröhre wurde nun mit dem Firn bis auf einige Centimeter an ihrem oberen Rand gefüllt und in senkrechter Stellung so in den Firn 7 eingesenkt, dass die Schale bis B vom Firn bedeckt war, und rings herum um die Schale und die Gewichte Schollen von zusammen- gebackenem Firn gelegt. Auf die Schale wurde ein Ge- wicht von 300 Grm. gelegt. Dadurch wurde der Druck auf den Firnceylinder im Innern der Glasröhre, in Atmo- sphären ausgedrückt, ziemlich genau */; Atmosphären, das entspricht dem Drucke einer Wassersäule von 8,5 Meter Höhe. Das specifische Gewicht des Firnes schwankt zwi- schen 0,6 und 0,3, eine Bestimmung des specifischen Ge- wichts des Firnes, den ich hier verwendete, war 0,4. Demnach war der von mir angewendete Druck entsprechend dem einer Firnlage von 17 Meter Dicke. 3) Sitzungsberichte der physik. medic. Societät zu Erlangen 1875. 121 Nach einigen Stunden schon hatte sich der Stempel in der Röhre fast bis an die Schale gesenkt, was mich bewog, ihn herauszunehmen und frischen lockeren Firn nachzufüllen, und einige Male wiederholt wurde. Als ich drei Tage diesen Druck hatte einwirken lassen, wurde die Glas- röhre aus dem Firne herausgenommen und es zeigte sich nun der untere Theil der Röhre vollständig von einem klaren und compacten Eiscylin- der erfüllt, der nur im oberen Ende ein poröses, zelliges Ansehen hatte, was offenbar dem Umstande zuzuschreiben ist, dass die bei dem letzt- maligen Nachfüllen eingebrachte Firnmasse noch nicht lange genug dem Drucke ausgesetzt war. Wäre es möglich gewesen, den Druck noch einen ganzen Tag einwirken zu lassen, so würde sich wohl auch diese oberste Lage noch in compactes Eis verwandelt haben. Ich glaube aus diesen Versuchen den Schluss ziehen zu dürfen, dass, je nachdem man das spezifische Gewicht des Firnes zu 0,3 oder 0,6 annimmt, in einer Tiefe von 25 bis zu 13 Metern der Firn in Eis übergeht, womit übrigens nicht gesagt sein soll, dass nicht schon viel- leicht ein noch geringerer Druck, wenn er nur länger wirkt, dieselbe Um- wandlung des Firnes in Eis erzeugt. So viel geht unter allen Umständen aber daraus hervor, dass wir die grossen Firnmulden in der Tiefe nicht von Firn, sondern von Eis angefüllt anzunehmen haben. Wenn ich eben sagte, dass vielleicht schon ein geringerer aber länger wirkender Druck hinreichen dürfte, um Firn in Eis zu verwan- deln, so stützt sich diese Vermuthung auf die schon oben erwähnten Versuche über die Plasticität des Eises, deren Resultate ich, ehe ich an die Erörterung der Frage nach der Ursache der Gletscherbewegung gehe, noch kurz voranzuschicken habe. Die Beobachtung der Gletscher selbst, ihre eigenthümliche Bewegung durch bald enge, bald weite Thä- ler, das Anschmiegen der Eismasse an alle Unebenheiten zeigte, so zu sagen, durch einen von der. Natur im Grossen angestellten Versuch in überzeugender Weise die Plasticität des Eises. Die oben schon erwähn- ten Versuche von Schlagintweit, Tyndal! und Helmholtz liessen erken- nen, dass durch sehr starken Druck Eisstückchen zu einer zusam- menhängenden Masse vereinigt, durch verhältnissmässig enge Oeffnungen gepresst und im beliebige Formen gebracht werden können. Man Abh. d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. II. Abth. 16 122 nahm nun von der einen Seite an, dass der Druck der höher gelegenen Gletschertheile, namentlich des Firnes den Eisstrom vorwärts presse, da- gegen wurde von andrer Seite geltend gemacht, dass eine so colossale Eismasse, wie sie ein mehrere Meilen langer Gletscher darstellt, unmög- lich von einer verhältnissmässig geringen Masse, wie der Firn vorwärts gedrückt und durch die Thalengen hindurchgedrängt werden könne. Ebensowenig, behauptete man, könne auf einer nur wenig Grade geneig- ten Unterfläche, wie die mancher Gletscher in ihrem Unterlaufe, sich die Masse durch die Schwere allein vorwärts bewegen ohne eine beson- dere visa tergo, und wie, sagten die Gegner der Gleitungstheorie, hätten sich erst die ungeheuer langen alten Gletscher z. B. der Rhonegletscher durch das enge, gewundene Rhonethal bei einer Neigung desselben von nur wenigen Minuten bis über den Genfer See hinaus ohne eine andere drängende Kraft bewegen können’? Betrachtet man näher diese und andre gegen die Gleitungstheorie vorgebrachten Bedenken, so wird man sofort einsehen, dass sie alle darin ihren Grund haben, die Plasticität des Eises als sehr gering anzu- nehmen und, wie es die bisherigen Versuche allerdings auch nur erken- nen liessen, erst beisehr hohem Drucke hervortretend. Bei geringerem Drucke nahm man an, sei das Eis auch im Grossen, wie es der Augen- schein lehre, eine höchst spröde unnachgiebige Masse. Dies bewog mich, näher zu bestimmen, bei welchem Drucke noch die Plasticität erkenntlich sei, und experimentell zu ermitteln, welches das minimum des Druckes sei, unter dem das Eis seine Form noch ändere. Es ergab sich aus diesen Versuchen, die ich im Winter 1875 an- stellte wo wir hier 14 Tage eine nie über Null steigende Temperatur hatten, dass die Plastieität des Eises wesentlich bedingt sei von der Temperatur und dem Druck, und zwar in der Art, dass Erniedrigung der ersteren sie und zwar sehr rasch herabsetzt, umgekehrt bei stei- gender Temperatur dieselbe sehr rasch zunimmt. Ebenso zeigt sich die Dauer des Druckes von wesentlichem Ein- fluss. Die Plastieität d. h. die Nachgiebigkeit und Formveränderung einer Eismasse durch Druck, wenn der letztere gering, die Temperatur zugleich mehrere Grade unter Null ist, giebt sich oft erst nach 2 und 3 Mal 24 Stunden deutlich zu erkennen. Nahe seinem Schmelz- 123 punkte ist das Eis aber als ein im höchsten Grade pla- stischer Körper anzusehen, schon ein Druck von !/3o Atmosphäre” ) reicht hin, um seine Gestalt zu verändern. Der einzige Unterschied zwischen dem Eise und nach gewöhnlichem Sprachgebrauche plastischen Stoffen ist der, dass das Eis etwas mehr Zeit braucht, um sich in Be- wegung zu setzen. Doch zeigt sich die Plasticität bei höherem Drucke, schon bei 2—3 Atmosphären, bei einer dem Schmelzpuncte nahen Tem- peratur, rasch merklich auftretend. Bei dieser Temperatur dürfte die Plasticität wahrscheinlich bei jedem Druckgrade, auch dem niedrigsten, wenn er nur lange anhält, noch nachzuweisen sein. Ich glaube, dass nach diesen Versuchen die Ursache der Gletscher- bewegung vollkommen klar sein dürfte und dass alle Schwierigkeiten, welche der Theorie von Forbes noch entgegengesetzt werden konnten, als vollständig beseitigt angesehen werden dürfen. Wir können in kei- ner Weise uns besser eine Vorstellung von der Bewegung eines Glet- schers machen, als wenn wir uns dächten, dass alles Eis und Schnee weggenommen und etwa durch eine feuchte, noch eben plastische Lehm- masse ersetzt würde. Als einzigen Grund der Vorwärtsbewegung dieser Masse würden wir die Schwere anzunehmen haben. Je nach der Konfiguration des Bodens kann sich dieselbe als Druck, als Zug, als Abrutschen äussern, und zwar als das eine oder das andere, je nachdem 2 mit einander verglichene und einander nahe stehende Stellen ein gerin- geres oder ein grösseres Gefälle erkennen lassen. Es stelle die Figur 5 einen Durchsnitt durch einen Gletscher dar (oder durch ein ähnlich geformtes Gefäss mit Lehm gefüllt), so wird wegen der grösseren Nei- gung die Masse a sich schneller bewegen, als b und in Folge dessen auf \ =) In den Sitzungsberichten der Erlanger Soc. phys. med., März 1875, in welcher diese Versuche mit- getheilt sind, ist durch einen Druckfehler ?/s statt 1 gesetzt. 16* 124 b drücken, d dagegen wird wieder mit grösserer Geschwindigkeit sich bewegen als c und einen Zug ausüben, der, wenn er grösser ist, als die Kohäsionskraft des Eises, bei e Risse erzeugen wird, die unterhalb /, wo sich das Verhältniss der Geschwindigkeit der höheren und tieferen Parthien umkehrt, wieder verschwinden müssen. Es braucht wohl kaum der Erwähnung, dass alle diese Fälle durch die Beobachtung an den Gletschern nachgewiesen sind. Denken wir uns eine solche Masse durch Querschnitte in einzelne Stücke (4, B, C)'getheilt, wie es die punktirten Linien angeben, so ist offenbar, dass überall, wo der Boden nicht vollkommen horizontal ist, jedes Stück, wenn es allein vorhanden wäre, sich abwärts bewegen würde. Selbst auf vollkommen horizontaler Unterlage würde noch eine Vorwärtsbewegung Statt finden, so wie die Masse so dick wäre, dass der Druck der oberen Schichten hinreichen würde, eine Verschiebung der Theilchen auf einander zu erzeugen, was an dem Eise wie wir oben sahen , bei einer Temperatur nahe dem Nullpuncte schon bei einem Drucke von !/so Atmosphäre Statt hat. Denken wir uns z. B. eine Eismasse FE von allen Seiten eingeschlossen und nur auf einer nach A Fig. 6. hin offen, so wird durch den Druck der oberen Schichten dieselbe eine Form annehmen müssen, wie sie die punktirte Linie angiebt. Die Form der Oberfläche und das Aufhören der Bewegung wird von der Dicke der Masse und dem Plasticitätscoöfficienten, d.h. davon abhängen, wo die Kohäsion und der Druck einander das Gleichgewicht halten. Wir können somit sagen: Jede Stelle eines Gletschers bewegt sich selbständig durch die Schwere vorwärts, ist aber sowohl durch die voran gehenden Massentheilchen wie durch die nachfolgenden beeinflusst und zwar kann dieser Einfluss ebensowohl ein beschleunigender, wie ein ver- langsamender sein. Wenn auch sehr bedeutend modificirt, gelten doch noch die hydrostatischen Gesetze auch für die plastischen Massen in gewissem Grade und zwar in um so höherem, als die plastische Masse 125 sich dem Zustande der Flüssigkeit mehr nähert. Daraus erklärt sich die vertikale, aufsteigende und dann wieder niedergehende und selbst rückwärtsgerichtete Bewegung, wie wir sie am Firne nachgewiesen haben und wie sie auch wohl noch weiter unten am Gletscherstamme durch Beobachtung gefunden werden dürfte. Die Selbständigkeit der Bewegung jeder einzelnen Parthie des Glet- schers und der geringe Einfluss des Druckes höher gelegener Parthien als vorwärtsdrängende Kraft ist uns durch zwei Beispiele in der Natur sehr klar vor Augen gelegt, wie mir kein anderes sonst bekannt gewor- den ist. Es ist dieses das Verhalten des Aletschgletschers am Mergelin- see und des Gurglergletschers am Langthaler See*). Ein Querschnitt durch den Gletscher und den See, welcher ein kleines Seitenthal des Hauptthales einnimmt, bietet in beiden Fällen folgende Figur dar, nur mit etwas anderen Dimensionen an letzterem. DBei A ist der Mergelinsee, Kigasd- G der Gletscher, welcher sich in einer zur Ebene des Papieres senk- rechten Richtung gegen den Leser zu bewegt. Der Gletscher hat unter- halb des Sees noch eine Länge von 9500 Metern. Würde diese lange Eismasse erheblichen Widerstand dem Fortrücken der höheren ober dein See gelegenen Massen entgegensetzen, so würde sich der Glet- scher sicher viel weiter nach A in das kleine Seethal ausbreiten. Dieses seitliche Aus- weichen ist aber so gering, dass der Um- riss des Gletscherrandes eine kaum be- merkliche Ausbiegung nach dieser Seite hin \\ erkennen lässt. Nach der Dufourschen Karte Fig. 8. ist derselbe genau der beistehenden Figur (8) entsprechend, in welcher die Richtung des Pfeiles die Richtung der Be- * Siehe K. Sonklar, die Oetzthaler Gebirgsgruppe. Taf. VII. 126 wegung des Gletschers andeutet. M Mergelinsee. A Aeggischhorn. m Al. Mittel-Aletschgletscher. Noch eine andere Erscheinung findet ihre einfachste Erklärung durch die oben mitgetheilten Versuche über die Plasticität des Eises und die Steigerung derselben mit steigender Temperatur, nämlich die längst bekannte Thatsache, dass sich die Gletscher in der warmen Jahreszeit ungleich schneller, als im Winter bewegen, aber auch bei grosser Kälte nicht ganz stille stehen. Durch die eben näher entwickelte Erklärung fallen auch alle Schwierigkeiten weg, welche die Bewegung der ungeheuer langen Gletscher der Eiszeit darzubieten scheint. Wir können hier nur wiederholen, dass eine sehr dicke Eismasse — und als eine solche müssen wir jedenfalls diese alten Gletscher annehmen — durch ihre eigene Schwere selbst auf einer horizontalen Unter- fläche sich fortbewegen musste, also noch vielmehr auf einer, wenn auch nur schwach geneigten, wie sie die Thäler, durch welche jene alten Gletscher sich bewegten, entschieden darboten. Die so vielfach discutirte Frage nach der Bänder-Structur der Glet- scher wird durch die vorhergehenden Erörterungen ebenfalls in einem anderen Lichte erscheinen. Halten wir fest, dass vermöge der hohen Plasticität des Eises jede Stelle, wenn auch nicht vollständig unabhängig von dem Verhalten der benachbarten Massentheilchen doch in gewissem Grade sich selbständig bewege, in sofern als an jeder Stelle die allgemeine Bewegungsursache sich in besonderer Weise geltend macht, so werden wir die Structur des Gletschers nicht als etwas bleibendes, ein in einer bestimmten Region erzeugtes Phänomen annehmen, sondern als eine Folge des durch ungleiche Geschwindigkeit der Bewegung einzelner Theile erzeugten Druckes und der Spannung, wie es Forbes und Tyn- dall schon angenommen haben. Die grosse Ungleichheit in der Bewe- gung einzelner Theile nöthigt uns die Structurverhältnisse als eine höchst wandelbare, fortwäbrend sich ändernde und lediglich von der Bewegung erzeugte Erscheinung anzusehen. Wie lange eine an irgend einen Stelle hervorgerufene Bänderstructur sich erhält, ebenso die Frage, wie lange . etwa die Jahresschichten des Firnes sich noch gesondert forterhalten, dürfte kaum in Allgemeinen beantwortet werden können, es wird das wesent- lich davon: abhängen, wie diese Massen sich weiter unten bewegen, ob die Neigungsverhältnisse und die übrigen Gestaltungsverhältnisse des t 107 Thales, durch welches sich der Gletscher bewegt, von der Art sind, dass die Bewegung eine sehr ungleiche an verschiedenen Stellen sein muss, oder nicht. In ersterem Falle werden in kurzer Zeit die früher in einer Firnschichte vereinigten Eistheilchen weit von einander getrennt sein, die Schichtung des Firnes wird dann bald spurlos verschwunden sein und die weiter unten auftretende Bänderstructur hat nichts mit derselben mehr zu schaffen. Gerade in Beziehung auf diese Frage wäre es von dem grössten Interesse, wenn in dem Firne weiter oben und ganz nahe der Firnlinie und dem Gletscherstamme selbst ebenfalls nahe dieser Linie gleich- zeitig genaue Beobachtungen an mehreren Querschnitten in ähnlicher Weise angestellt würden, wie die von mir vorgenommenen, und wenn ähnlich wie es Agassiz auf dem Gletscherstamme des Aargletschers anordnete, auch im Firne Signale angebracht würden, welche die Bewe- gung derselben während eines längeren Zeitraumes namentlich auch in vertikaler Richtung zu bestimmen gestatteten. ‘Der Einzelne kann in dieser Beziehung wenig mehr leisten, aber durch eine Vereinigung mehrerer nach demselben Plane solche gleich- zeitige Beobachtungen vernehmender Forscher würde die Gletscherfrage endlich rasch ihrem vollständigen Abschlusse entgegengeführt werden können. N er {73% x Bestimmung des Geographischen Längenunterschiedes zwischen Leipzig und München durch die Professoren Dr. Carl v. Bauernfeind ud Dr. Carl Bruhns und deren Assistenten Dr. H. Seeliger, L. Weinek und Dr. J. H. Franke. Mit einer Steindrucktafel. Der mathematisch-physikalischen Classe der K. Bayr. Akademie der Wissenschaften vorgelegt am 8. Januar 1876. Abh.d.II.ClL.d.k. Ak.d. Wiss. XII.Bd. II. Abth. 17 eohkloeretriunerguk: sul wrs 5 Aa r _ bmw en . Bestimmung des Geographischen Längenunterschiedes zwischen Leipzig und München. Die Ausführung telegraphischer Längenbestimmungen zwischen München und mehreren astronomischen Punkten der an Bayern gren- zenden Staaten war längst eine Forderung der Europäischen Grad- messung, als sich die Verfasser dieser Abhandlung bei der im Jahre 1871 zu Wien abgehaltenen dritten allgemeinen Conferenz der Grad- messungs-Commissäre vereinigten, zunächst den geographischen Längen- unterschied ihrer Wohnorte festzustellen. Besondere Verhältnisse brachten es mit sich, dass diese Bestimmung erst im Jahre 1873 unternommen werden konnte und in München nicht, wie bei allen folgenden, von der Königlichen Sternwarte, sondern vom Königlichen Polytechnikum ausging; ein Umstand, der im vorigen Jahre eine geodätische Uebertragung der Längendifferenz vom Polytech- nikum auf die Sternwarte nach sich zog. Hienach zerfällt unsere Arbeit in zwei nach Inhalt und Umfang wesentlich verschiedene Abschnitte, von denen der erste die telegraphische lefes 132 Bestimmung des Längenunterschieds zwischen der Sternwarte in Leipzig und dem Polytechnikum in München, und der zweite die geodätische Ermittelung der Längendifferenz zwischen diesem Polytechnikum und der Sternwarte in Bogenhausen enthält. Die Redaction des ersten Abschnitts hat vorzugsweise Prof. Bruhns und die des zweiten Prof. Bauernfeind in München besorgt. Erster Abschnitt. Bestimmung des Längenunterschiedes zwischen der Sternwarte in Leipzig und dem Polytechnikum in München auf telegraphischem Wege. Die Beobachtungen wurden zu Leipzig im östlichen Meridianzimmer der neuen Sternwarte auf einem 9,4 Meter vom Mittelpunkte des Haupt- gebäudes abliegenden Steinpfeiler und in München auf einem eben solchen Pfeiler gemacht, der sich in dem nordwestlichen Viertel des zum Poly- technikum gehörigen Hofraumes nahe an der Umfassungsmauer befindet. Dieser letztere Beobachtungspfeiler war nach Anordnung des Herrn Prof. v. Bauernfeind behufs fester Aufstellung des Passagen-Instruments mit einer nach den Himmelsgegenden orientirten rechteckigen Sand- steinplatte bedeckt und mit einem zerlegbaren Bretterhause überbaut, das mit einem zur Aufnahme der galvanischen Batterie dienenden Raume des Kellergeschosses im nördlichen Flügel des Polytechnikums in elektrischer Verbindung stand. Während von der Leipziger Sternwarte eine ständige Drahtleitung zu der dortigen Telegraphenstation führt, musste eine solche in München zwischen dem Polytechnikum und dem Telegraphenamts-Gebäude auf die Dauer der Beobachtungen und auf Kosten der Kgl. Bayer. Gradmessungs- Commission erst hergestellt werden. Die Ausführung besorgte das Kgl. Telegraphenamt, welches uns auch eben so bereitwillig als die Kais. Deutsche Telegraphendirektion innerhalb der Zeit vom 8. bis 31. Juli 1873 nicht nur die Drahtleitung zwischen München und Leipzig, sondern auch einen Telegraphisten von 9 bis 3 Uhr Nächts zur Verfügung stellte; was wir mit besonderem Danke öffentlich anzuerkennen uns verpflichtet fühlen. 133 Von den zu den Beobachtungen verwendeten gleichbeschaffenen Passagen-Instrumenten mit gebrochenem Fernrohre aus der Werkstätte von Pistor u. Martins in Berlin gehörte das eine der Leipziger Stern- warte, das andere dem Kgl. preussischen geodätischen Institute. Dieses ist auch der Besitzer der von Mayr u. Wolf in Wien verfertigten Re- gistrir-Apparate, Rheostaten und Tangentenbussolen, welche bei den Be- stimmungen benutzt wurden. Die Relais für die Leitungen waren von der Sternwarte in Leipzig geliefert. Auch hiefür sprechen wir nament- lich dem Herrn Präsidenten des Königlich Preussischen geodätischen In- stituts unsern verbindlichen Dank aus. Die Einrichtung der Passagen-Instrumente und Registrir-Apparate ist auf Seite 8 u. ff. der „Astronomisch-geodätischen Arbeiten für die Europäische Gradmessung im Jahre 1870“ von Professor ©. Bruhns, Leipzig 1871, beschrieben, und weitere Nachrichten über die gebrauchten Registrir-Apparate finden sich: von Direktor v. Littrow im LI. Bande der „Sitzungsberichte der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien‘ und von Professor Kaiser im II. Bande der ‚Annalen der Sternwarte in Leiden.“ Als Beobachter waren die Astronomen Herr Dr. H. Seeliger und Herr L. Weinek, beide zur Zeit der Messungen an der Sternwarte in Leipzig beschäftigt, aufgestellt; dieselben wechselten, um die persönliche Gleichung zu eliminiren, die Stationen in der Art, dass zuerst Herr Weinek in München und Herr Seeliger in Leipzig, hierauf der letztere in München und der erstere in Leipzig, schliesslich wieder Herr Weinek in München und Herr Seeliger in Leipzig beobachtete. Jeder der beiden Beobachter führte stets seinen Taster zum Signalgeben und sein Relais bei sich. Die Beobachtungsmethoden waren von denen, welche schon früher bei den Längenbestimmungen Leipzig-Gotha, Leipzig-Mannheim u. s. w. angewendet und in den hierauf bezüglichen Abhandlungen von Direktor P. A. Hansen in Gotha, Professor C. Bruhns in Leipzig, u. A. be- schrieben wurden, principiell nicht verschieden und die Abweichungen im Einzelnen sind theils aus dem in Tabelle Nr, 1 aufgestellten Beobachtungsprogramme, theils aus nachstehenden Bemerkungen zu ersehen. 134 Die Beobachtungen dauerten vom 8. bis 31. Juli 1873. An jedem Abend wurde um 9 Uhr zuerst die Leitung probirt und gegenseitige Nachricht über das Wetter gegeben. Darauf begannen die Beobach- tungen zu einer ersten Zeitbestimmung. Nach derselben fand der tele- graphische Signalwechsel zur Vergleichung der Uhren zwischen beiden Stationen statt, worauf die zweite Zeitbestimmung nach Art der ersten und schliesslich eine gegenseitige Mittheilung der auf beiden Stationen erzielten Ergebnisse folgtee Nur an den Abenden des 13., 17., 21., 22., 23., 25., 29., 30., 31. Juli war der Himmel an beiden Stationen gleichzeitig klar. Wenn nun auch ausser an jenen Abenden in Leipzig am 8,9, 10,11, 14, 15., 16.,724%® und 1m®Minehen lamalbrelor 19. Juli beobachtet werden konnte, so wurden doch diese einseitigen und oft durch Wolken gestörten Sternbeobachtungen nicht mit unter die Daten der Längenbestimmung München-Leipzig aufgenommen. Zu jeder Zeitbestimmung wurde die Beobachtung von zwei Pol- sternen, einer zu Anfang, einer zu Ende für nöthig erachtet; bei dem Passiren des Polsterns durch die Fäden, wenn der Stern in die Nähe des Mittelfadens gekommen war, wurde umgelegt und zwischen den Culminationen von zwei Polsternen hat man 10 oder 11 Zeitsterne be- obachtet, dabei nach dem fünften Zeitstern abermals nmgelegt. Wie sich aus dem folgenden Programm ergibt, wurde also jeden Abend sechsmal das Instrument umgelegt und wenigstens achtmal nivellirt, zumal sich an dem Münchener Pfeiler kleine, durch Temperatureinflüsse erzeugte Niveau-Aenderungen kundgaben. Die Umlegungen dienten’ zur Bestimmung der Oollimationsfehler, das Nivelliren zur Ermittelung der Neigungen, und aus den Beobachtungen der Polsterne und der Zeitsterne wurde der Fehler des Azimuths bestimmt. Die sechs Umlegungen an jedem Abend, wenn es klar war, sind immer beibehalten worden, und es wurde, wenn man an beiden Stati- onen an einem Abend mit Kreis „Ost‘‘ begonnen hat, am anderen Abend mit Kreis „West‘‘ angefangen: beide Stationen hatten demnach stets dieselbe Kreislage. Die Sterne waren so gewählt, dass die mittlere Zenithdistanz der Zeitsterne nach Süden nahezu gleich war der mittleren Zenithdistanz der 135 Polsterne nach Norden, weil dadurch verschiedene Instrumentalfehler eliminirt wurden. Es war die mittlere Zenithdistanz der Polsterne in Leipzig 34°,0 und in München 3792; die der Zeitsterne in Leipzig 37%6 und in München 349,4. Für die Zeitsterne wurde die Registrirmethode angewandt, die Pol- sterne sind mit Auge und Ohr beobachtet: die Differenz beider Methoden wurde ermittelt und bei den Reductionen verwerthet. Das Registriren der Passagen der Zeitsterne geschah durch einen localen Stromschluss der Batterie, jedoch wurde der Strom mit Hilfe von Tangentenbussolen so modifieirt, dass er etwa eben so stark war, als wenn nachher die Leitung von Leipzig nach München eingeschaltet und von einer Station zur anderen Zeitsignale zur Vergleichung der Uhren gegeben wurden, Damit auf jeder Station der ankommende und abgehende Strom gleich stark wurde, hat man ihn 'auf beiden Stationen getheilt: in dem einem Zweige befand sich das Signalrelais und die Tangentenbussole, in dem anderen der innerhalb sehr weiter Grenzen veränderliche Rheostat von Siemens u. Halske. Zu erwähnen ist noch besonders, dass die Bussolen diesmal weiter wie früher von dem Relais entfernt waren, und zwar desswegen, damit eine von Herrn Seeliger bei vorausgegangenen Längenbestimmungen vermuthete Beeinflussung der Bussolen durch den Magneten des Relais’ nicht stattfinden konnte. Vor dem Signalwechsel wurde an jedem Orte zwei Minuten lang der Stromkreis geschlossen und der Widerstand so lange verändert, bis die Nadeln der Bussolen bei abgehendem und ankommendem Strome gleiche Grade anzeigten. Die Signalwechsel wurden folgendermassen ausgeführt: Erst gab Station A 20 Sekunden lang Zeichen in Intervallen von !/a bis 1 Sekunde, dann trat 5 Sekunden lang Pause ein, worauf 20 Signale in möglichst unregelmässigen Intervallen von 1 bis 2 Sekunden folgten; dann trat abermals eine Pause von 5 Sekunden und eine Folge von 20 Signalen mit unregelmässigen Intervallen von 1 bis 2 Sekunden Dauer ein- Nunmehr gab nach einer Pause von 1 Minute die Station B dieselbe Anzahl von Signalen wie A, nachdem die anfänglichen Widerstands- grössen in den Zweigleitungen geregelt waren.- Die zuerst und zuletzt gegebenen Zeichen dienten nur als Aufforderung zur Aufmerksamkeit, die 136 eigentlichen Signale waren die, welche in Intervallen von 1 bis 2 Sekunden gegeben wurden. Da sich die Signale mehrfach nicht deutlich aufzeichneten, so sind die undeutlichen zur Berechnung der Längen- differenz nicht mit benutzt worden. Die Reduction aller Beobachtungen und deren Zusammenstellungen besorgten unter der Oberaufsicht von Prof. C. Bruhns die auf dem Titel genannten Herren Astronomen Seeliger und Weinek, und der denselben beigegebene Studirende Herr Muth in Leipzig. Tabelle I. Beobachtungsprogramm, Stern. Grösse. AR. 1873. | Decl. Fr 7 Nivelliren. Polstern [| Naut. Alm. | | or om 3, | 1.850 € Urs. min. Polstern IT| Naut. Alm. | 16 59 3 | +82 Nivelliren. 5821 2 7 14° 5841 +11 5860 2 +24 5890 ; —4 3903 + o Umlegen. Zeitstern ı Umlegen. 5941 a r2 5967 5991 6021 . 6035 | C. 0. ©. ©. C. C. C. @ C. C B.A. 2. armeB.22: 4)!" BE A, ERRE per: 6, BB... mi BICA: 8|) B.A. g| B.A. o! B.A. ni Nivelliren. Polstern a Naut. Alm. 4-5 | 1813" Ö Urs. min. Polstern Ir | Naut. Alm. 4-5 | LE 73 Nivelliren. | Umlegen. 137 Signalwechsel und Correspondenz. Stern. | Grösse. AR. 1873. Deel. 1873. | Nivelliren. PolsternIII]] Naut. Alm. | 6.7 19. 517 19: +88 55' 33° A Urs. min. Umlegen. PolsternIII] Naut. Alm. || 6.7 19.51 19 +88 55 33 Nivelliren. Zeitsternıı| B. A. ©. 7200 4 202 4.0040: + 15° 40° ı1“ 012 0A. 0.7222° | 6.5 43 35 Se, E20 38 ra AN CL 7246 6 46 42 +26 37 27 Eera 5 . A. 05.7269 6 27 +3 42 24 =, =15/-B.4.0.7302 | 6 55 57 +6 40 58 | | | Umlegen. Zr6 4 A,0 7350 5 2A ET +09 37 19 22 171.:5..4..0..7308 3 32 +29 42 26 - .1ı8| B. A. C. 7394 6.5 eh: =.5, 3.11 tal, BA, 027410 5.5 150.20 +23 ı9 32 E4230|,B.24.6.7437 | 6 ı8 16 +23 43 48 = Vo ON 7 24 52 —6 7244 Nivelliren. PolsternIV 7 210 sı® 48% 6890926" 3g" Carrington 3346 Umlegen. Polstern IV 7 21 51 48 +83 26 39 Nivelliren. lI. Die Position der beobachteten Sterne. Von den Polsternen ist Polstern Il= & Ursae minoris ” II = Öd ” ” ” II = 4 „ ” und Zeitstern 6 = « ÖOphiuchi a ki 1 0yoni. Sowohl die mittleren als die scheinbaren Öerter dieser Sterne wurden aus dem Nautical Almanac entnommen. Polstern IV ist aus Carrington’s Catalog abgeleitet und die schein- bare Position ermittelt. Doch zeigte sich besonders aus den Leipziger Beobachtungen, welche wegen des festeren Pfeilers ein sicheres Resultat ergaben, dass, um das Azimuth mit dem der anderen Polsterne besser Abh. d. 1. Cl d. k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. If. Abth. 18 138 in Uebereinstimmung zu bringen, eine Correction von +0°.50 in AR. nöthig war. Selbige ist angebracht. Nachdem noch die Üorrection wegen der Aberration, an die Polsterne auch die von der Mondlänge abhängigen Glieder angebracht, wurde nach Anbringung der Neigung und der Collimation das vorläufige Azimuth abgeleitet. In selbigem zeigte sich auf beiden Stationen keine bedeutende Aenderung für den Abend und wurde daher aus dem Azimuth der Polsterne I und U, und III und IV das Mittel genommen, und die sich zeigende kleine Aenderung des Azimuths aus dem ersten Mittel und dem zweiten Mittel abgeleitet und schliesslich angebracht. Da nun der Uhrstand aus den dem Nautical Almanac entnommenen Positionen der beiden Zeitsterne « Ophiuchi und 5 Cygni bekannt, konnten mit diesen die scheinbaren Oerter, und aus diesen wieder die mittleren Öerter der Zeitsterne für 1873 abgeleitet werden. Dasselbe ist für alle Sterne geschehen und sind die einzelnen Po- sitionen in der folgenden Tabelle II enthalten. Tabelle III enthält die mittleren und scheinbaren Rectascensionen der Polsterne, — Tabelle IV die aus Tab. II abgeleiteten mittleren und scheinbaren Rectascensionen der Zeitsterne und mag noch bemerkt werden, dass die mittleren Oerter, welche sich auf das System der Sterne des Nautical Almanac beziehen, bis auf +0°.02 sich genau ergeben. Dies wird auch bestätigt durch Vergleichung der Positionen der Zeitsterne 1, 9, 11 und 21, welche in dem Catalog der astronomischen Vierteljahrschrift vorkommen und resp. bis auf +0°.04, +0°.03, +0°.O01l, +0°.02 übereinstimmen, welche Differenzen, da der Nautical Almanac für « Ophiuchi 0°.02, für © Cygni 0°.10 weniger hat, als der Catalog der astronomischen Vierteljahrschrift, auf +0°.02, +0°.01, +0°.01, — 0.08, also im Mittel auf —0°.01 sinken, wenn man die Cataloge auf einander reduciren würde. Da auf beiden Stationen immer dieselben Sterne beobachtet sind, fallen übrigens alle Fehler in den Positionen der Sterne im Endresultate fort. Selbstverständlich ist bei allen Sternen die tägliche Aberration be- rücksichtigt. Tabelle II. 1873. Mittlere Oerter der Zeitsterne aus den Beobachtungen abgeleitet. Zeitstern I. Zeitstern 2. Zeitstern 3. Zeitstern 4. Zeitstern 5. Leipzig Jul. 13.| ı7b 8@ 51°31 | 17h 12m 38567 | 17% 15m 40534 | 17% 19m 53%52 | 17h 22m 20°91 za: 51.55 38.95 40.59 53.70 21.09 =aF 24% 51.47 38.90 40.50 53.60 21.01 52 Des, 38.79 40.28 53-54 21.01 - 23. 5156 39 02 40.44 53.68 DD, A 51.40 38.76 40.40 53.57 21 00 - 29. 51.31 _ — — = =) 30: 51.44 38.84 40.33 53.55 21 OL ee Su 277 38.67 40.21 53.46 20 99 München - 13. 51.14 38.43 40 23 53 34 20.84 17. 51.37 38.70 40.35 53.46 20.91 =s227: 50.94 38.62 40.21 53.40 20.90 =4222 51.57 38.82 40.52 53.68 21.07 - 22. 51.40 38.71 40.31 53.42 20 88 =. 26. 51.53 38 88 40.51 53.63 21.09 - 29. 51.40 38.78 40.43 53:63 20.89 =2630: 51.57 38.95 40.50 53-57 22 SE 5146 38 90 40.42 53.62 21.17 Zeitstern 7. Zeitstern 8. Zeitstern 9. Zeitstern Io. | Zeitstern ı1. Leipzig Jul. 13. | 17" 32@ 17°18 | ı7h 360 16561 | 17E 41m 20°38 | 17h 44m 8:63 | 20h zgm 46:03 17° 129 16 72 29.30 8.74 45.75 SADT. 17.28 16.71 29.2 8.71 46.03 - 22. 17.20 16.74 29.30 8.63 46.10 293% 17.30 16.79 29.44 8.80 46.10 ug 17.23 16 76 29.46 8.71 45.74 7.9 3 29.25 IR 45:92 280: 17.16 16.54 29,20 841 — = 238 17-23 16.67 29.21 857 46.01 München - 13. 17.08 16 67 29.22 851 46 02 GR 17.24 16.71 29.30 8.76 45.91 = la 17.03 16.63 29 19 8.54 4605 22: 17.16 16.74 29.13 8.65 45 89 =.2% 17.17, 16.57 29.16 8.56 46.09 225. 17.11 16.80 29.35 8.84 46.02 220: 17.14 16.60 29.24 8.57 46.01 =e208 17.38 16.86 29.45 8.80 — = to 17.10 16.61 29.25 8.64 46.03 Zeitstern ı2. | Zeitstern 13. | Zeitstern 14. | Zeitstern ı5. | Zeitstern 16. Leipzig Jul. 13. | 20h 43” 34°71 | 20b 46m 41:61 | 20h sım 27°01 | 20& 55m 56°83 | 2ıE 4m 10:66 BR. 34.46 41.30 26.80 56.63 IO 47 SR 34.84 41.65 27.07 56.98 10.66 - 22. 34.88 41.63 27.10 56 89 10,76 ur 2 34.30 41.59 27.02 56.93 10.65 = 25. 34.66 41.44 26.87 56.78 10.55 = 29. 34.75 41.52 27.10 56.87 10.52 - (0) — -— — — - = a 34.78 41.69 27.06 56.89 10.60 München - 13. 34.77 41.56 27.06 56.94 10.73 le 34.73 4154 27.02 56.87 | Io 62 =2 21. 34.69 41.66 27.05 56.92 10.65 22. 34.63 41.52 26.96 56.77 10.63 2 34.73 41.61 27.10 56.82 10.63 E25 34.68 41.63 26.90 56.80 10.57 = 29. 34.67 41.49 27 06 56.78 10.65 41.53 56.75 10.56 18% 140 Tabelle II. Mittlere Oerter der Zeitsterne aus den Beobachtungen abgeleitet. Zeitstern 18. | Zeitstern 19. Zeitstern 20. Zeitstern 21. 1873. Leipzig Jul. 13. | zı" ıım 31°24 | 21% 15m 1986 | 2ı" 18m 15561 | 2ıh 24m 52°24 Sg 31.04 19.65 15.40 51.94 - 21. 31.33 20.03 15.66 52.35 2222. 31.44 20-01 15.49 52.41 #23, 31.40 20.07 15.68 52.42 225: 31.27 19:75 15.45 52.31 - 29. 41.22 19.77 15.49 52.26 >. Blle 31.33 19.99 15.60 52.35 München - 13. 31.35 20.08 15.74 52.49 > 7 31.19 19.89 15.50 52.20 3 2. 31.26 20.02 15.64 52.45 22, 31.22 19.01 15.54 52.15 Ss; 31.25 19.79 15.43 je - 25. 31.31 19.90 15.59 52.32 - 29. 31.24 20.00 15.63 52.38 3m. 31.36 19.94 15.54 52.28 B Tabelle III. Angenommene mittlere Oerter der Polsterne. 1873.0 Stern. Mittlere AR. Mittlere Deel. | B Polstern I.e Urs. min. 16° sg" 3°%49 |-+82° 14° 333 =, »IE07.= - 18. 13...18.5002,86 350. 002% = Nr = - I9 51 19.03 |488 55 33.1 - IV.Carringt. 3346| 21: 5ı 48.02 | +83 26 38.6 Angenommene scheinbare Oerter der Polsterne. Polstern I. e Urs. min. Polstern II. d Urs min. 1873. AR. app. Decl. app. AR. app. Deel. app. Juli 1o.||. 16°.59% 10:87. |.,820 147 37. 80 jnn82 137) 34:56. |1:80096.72207 20. 9.66 40.0 32.94 27.5 30. 8.26 41.7 30.38 30.1 Polstern III. A Urs. min. Polstern IV. Carringt. 3346. 1873. AR. app. Deel. app. AR. app. Deel. app. Juli 10. .19052% ,4°49 | WB SS Forma 27: Seo 832 20 Bern - 20. 2.53 30.7 54.30 30.9 - 30. 51 58.67 34.0 54.80 34.4 Tabelle IV. Mittlere Rectascensionen der Zeitsterne 1873.0. Sr 0 | 4 7170102 Naut. Alm. Stern 1. | 17%, 82 00630 - 2x 12 38.79 = 3- 15 40.39 jr 4- 19 53-35 - 5. 222.00 - 6. 29 2.35. Naut. Alm. - m. Sof IL 7TQ - 8. 36 16.69 - 9 41 29.28 - 10 44 8.65 SP 17010207 301 W25598 Einen 43 34.72 = 73 46 41.56 ZIUETA Se ao 55 56.84 Tabelle IVa. Scheinbare Rectascensionen der Zeitsterne. 141 r. 2. | Juli 10. 17" 8" 53'38| 17" 12” 4079) 17" 15” 4241 17% 19" 55.031175. 22. 23:05 - 20. 53-34 40.76 42.36 55.62 23.04 - 30. 53.26| 40.09 42.28 55.58 22.99 6. | 7: 8. 9. | 10. Nakeronlı72 29m 4:38 1772 32° 19:25| 17%, 56° 1874 | 17841” 31°37 17° 44” 10°72 - 20. 4.36 19.21 18.72 31.34 10.71 - 30. 4.30 19.14 18.66 31.26 10.07 Eu. m, 23% 14. 15. 20" 39” 47°98| 20° 43” 36°75 | 20" 46” 43°53 | 20° 51” 2905 | 20° 55” 58'84 48.13 36.91 43.65 29.22 59.02 48.22 | 37.03 43.76 29.34 59.16 16. 17. 18. 19. 20. Dale 21 02 1177801212 77033778 21° 117 3335.20 175° 21°79 | 21%,18” 17244 = 20% 12.06 33-95 33-54 21.97 17.62 230: 12.20 34.08 33.69 22.10 17.76 24; Juli ı0. | 21? 24” 54°34 - 20, 54-54 21.39. 54-70 m — — ——_— , _ _—_ ——_— ———, m — —————— 142 III. Die Instrumente. Die Construction der Passagen-Instrumente ist schon erwähnt. Die an- angewandte Vergrösserung ist die 90 fache; die Fadendistanzen sind für das in Leipzig gebrauchte Instrument bei Kreislage Ost für den Aequator 40°148; 26°841; 17'945; 13°441; 9°028; 8°963; 13°536; 17°838;, 26°728; 40°283, für das in München gebrauchte Instrument 36°338; 24°326; 16253; 12'152; 8215; 7391517925515 920572477127, 36. 072 Die Coöfficienten der Instrumentalfehler sind für Leipzig und München in der folgenden Tabelle V enthalten. Die Registrirapparate, die telegraphischen Apparate, die Widerstände sind ebenfalls in der Einleitung Seite 135 beschrieben; zur Registrirung der Secunden diente in Leipzig die Uhr Tiede Il, mit einer Hansen’schen Contacteinrichtung, in München eine Uhr von Zachariae in Leipzig mit Quecksilbercontact. Tabelle V. Coeffieienten der Instrumentalfehler. 2 Coeff. für c Coeff. für i Coeft. für k Due Leipzig u. München | Leipzig | München Leipzig | München Bolst. al + 7.410 + 6.358 | + 06.137 | — 3.807 | — 4.154 = 16.900 13:797 13.233 9.759 10.510 - II 53.311 42.243 40.368 32.487 34-817 - IV 8.762 7.421 7.151 4.657 5.063 Zeitst. I —+- 1.033 — 0.827 | + 0.860 | 4 0.605 | + 0.573 -. 2 1.019 0.777 0.812 0.059 0.615 -un3 1.100 0.983 1.008 0.494 0.439 -.4 1.004 0.557 0.002 0.834 0.802 205 1.000 0.031 0.073 0.776 0.740 =, „26, 1.025 0.800 0.834 0.641 0.595 SE, 1.098 0.981 1.005 0 498 0.442 - 8 1.040 0.849 0.881 0.001 0.553 9 1.130 1.036 1.060 0.451 0.393 - 10 1.015 0.761 0.797 0.672 0.629 - 11 1.039 0.844 0.876 0.005 0.558 = 12 1.008 0.726 0.764 0.699 0.658 Lg 1.119 1.016 1.040 0.469 O4ıı = 714 1.002 0.676 0.715 0.740 0.705 - 15 1.007 0.716 0.755 0.708 0.667 | - 16| 1.014 0.757 0.793 0.675 0.632 E17 1.151 1.070 |° 1.099 0.424 0.364 | - 18) 1.004 0.555 0.000 0.837 0.805 - 19 1.089 0.961 0.988 0.512 0.458 - 20 1.092 0.968 0.994 0.506 0.452 - 21 1.006 0.540 0.587 0.848 0.817 143 IV. Die Instrumentalfehler. 1. Das Instrument in Leipzig. Da zur Reduction der Beobachtungen wieder die Mayer’sche Formel angewandt wurde, haben wir die Neigung, den Üollimationsfehler und das Azimuth zu geben. a. Die Neigung. Ein Theil der Libelle ist angenommen wie bei den frühern Längen- bestimmungen zu 0°100; für Ungleichheit der Zapfen ergab sich aus allen Beobachtungen W — O = +0°483. Die Nivellirungen sind in der nachfolgenden Tabelle angegeben und alle Nivellirungen bei Kreis Ost mit dem erhaltenen Werthe auf Kreis West reducirt. Tabelle VI. Beobachtete Neigungen am Leipziger Instrument. | ee | Stern- | Kreis- Noch, en Be | Stern-) Kreis a ER zeit. | lage. = KreisWest. || zeit. | lage. KT ERWERE | Juli 8. | Los, 0 | —o’55 | —0°067 |Jwi 11. | 16"5| W | +oP85 | —+0?850 ugs 0 0475 | -1-0:008 | 16.60] W | 40.725 | 40.725 19.5| O0 | —o.425 | 40.058 16.7| W | +ı.175 | 41.175 190.7 | W | 40.05 | +0.050 |16.9| O | 40.975 | 41.458 20.0| W | —o.125 | —o.125 Nero KU 582.400: | 21, 12400 20412 (NV 0.000 0.000 Inte WW, | 150.225, "441.22 20.4| W | 40.50 | —+o 500 nz: Wi | 1.125 | -jer.125 21.31 © | —o.50 | —0.017 18.1) OÖ | -+0.975 | 41.458 21.5| OÖ | —0675 | —0.192 208220 12:.072172120.975, | 1.122458 21.8) W | -+o.0 | 40.500 ı 2831 O | +40.975 | +1458 Juli 9. | 16%5 | W | 40.70 | 40.700 [Juli 13. 16.5 | W | -Fı.400 | +1.400 | 16.7] W | +0.625 | 40.625 \16.7| W | +0.900 | 40.900 16.9) O0 | +o.425 | 40.908 20.040.077 -1.1.025 | -t 2.508 1720, WU 2170.773004-0.775 ZEOHL NN 11.375, 0: 621-.375 17.71 © | +0.800 | 40.800 I 17.9) W | 40.975 | 40.975 17.9. W | +0.650 | 40.650 ı8.0/| W | 41.100 | 41.100 ı18.1| O | +0.550 | +0 550 18.11 O | +0.950 | +1.433 ı8.2| O | +0.500 | +0.500 18.21 © |-+0.875 | 41.358 18.3| O +0.575 | 40.575 18331. 02 75.0.875: | 7.358 Juli 10.| 16.6 W | +0.425 | +0425 | 19.2) O | 0.450 | 40.933 16.8) O | +0.275 | 40.758 19.3) O | 40.525 | 41.008 16.9| O | +#0.175 | 40.658 N | 2170-8250 71 0:875 17.6) W | 41.05 | 41.050 et WE =E1:1750 13.075 17.9| W | +0.825 | +0.825 20.2|. W | 71.000, | -[ 1.000 144 134 Stern- | Kreis- Ne PREn 1838 Stern- | Kreis- eig Pen ; zeit. | lage. | KreisWest. zeit. | lage. KreisWest. Juli 13.1 20%3 | W | +ıPı25 | +rRı25 (Juli 21. | 2000| W | +ı?ı7z5 | +Pız5 21.3|| O | 41.000 | —+1.483 20.11 W | 40.95 | 40.950 2225.11,205 71.0.9002 2.1383 20.4 W | 1.00 | 41.000 218) W | 1.425 | +1.425 21.3| OÖ | 40.50 | 40.983 Juli 14. | 16.5 | O | +0.325 | 0.808 21.5| O | +0.30 | 0.783 166 OÖ | -o.ı25 | 40.608 21.8| W | +1.125 | 41.125 16.9| W | 40.875 | -0.875 |Juli 22. || 16.61 O | +0.325 | 40.808 17.21 W | +ı.275 | #1.275 16.9 | W | 40.725 | 40.725 | 17.31 © | +1.050 | +1.533 |ı7.6 O | +0.175 | 40.658 Juli 15.| 16.9| W | +1.15 | +1.150 17:9| O0 | —0.400 | +0.083 17.6| O | +0.875 | 41.358 ı8.2| W | +1.050 | 41.050 17.8) O0 | +0.60 | +1.083 | 19.0) W | 1.2250 ae 17.93) 077.055 | 2.1.0353 19.7. 0». | +0:2750| 7.0458 18.11 W | +0.825 | +0.825 20..0o| O | 40.350 | 40.833 ı82| W | 40.875 | -H0.875 20.11 O | +0.625 | —+1.108 Juli 16. | 16.81 W | +0.40 | +0.400 20.4 0 | +0.525 | 41.008 17.3) © | —0.30 | +0.183 >»1.3) W | +#1.10 | --rıoe 17.9| O | —0.025 | 40.458 21.5| W | +0.875 | -+0.875 18.0.1 © 0.000 | +0.483 \2.8| O0 | +o.35 | +0.833 18.2. W | +0.40 | +#0.400 [Juli 23. | 16.6 | W | -+0.500 | 40.500 18.31 W | 40.60 | -+0.600 16.9| O | —0.100 | +0.383 Juli 17. 16.4 | O | +0075 | +0.558 17.61 W | 40.85 | 40.850 16.6| OÖ 0.000 | 40.483 17.9 W | +0.65 | +0.650 16.9| W | +o.125 | 40.125 18.21 0 | -+o.1o | -+0.583 ı7.2| W | 40.95 | 40.950 Ro] EU) 0.25 +0.233 1ı7.6| O0 | —o.175 | +0.308 19.3 | O0 | —0.075 | —+0.408 17.8 0 2 .0200010-.02837 1 20.0 W | 40.95 | 40950 17.9| O | —0.30 | 40.183 | 20.ı| W | —+0.425 | +0.425 18.2| W | +0,55 | +0.550 I20.2| W | +o.25 | —+0.250 18.31 W | +0.425 | +0.425 20.4 | W | 40.50 | +0.500 19.1| W | +o.225 | 40.225 >u.3..0 0.00 | 40.483 19.3| W | +0.35 | +0.350 21.5| O | +0.075 | +0.558 19.6| O | +o0.275 | 40.758 21.8 W | +0.125 | +0.125 20.0| OÖ | +0.05 | +0.533 [Juli 24. | 16.6| O | —o.30 | —+-0.183 20.2; O | +0.20 | 40.683 16.9) W | +0.30 | —+0.300 2041 0 — 0.075 | 40.408 17.6.0 | —o.15 —+0.333 21.31 W | -Fo.425 | +0.425 [Juli 25. | 16.6 | O | —o.025 | 40.458 21.5/| W | +0.475 | 40.475 16.9| W | -+o.225 | 40.225 21.8| OÖ | +o.15 | 40.633 17:6: O4 0.05 2 0035 Juli 21.| 16.6) W | +0.70 | +0.700 17.9| O | +0.05 | 40.533 16.91 OÖ | +0.40 | +0.883 ı8.2| W | +0.50 | —+0.500 17.61 W | +1.50 | +1.500, 19.1. W .| -F0.475 | 0.475 17.8) W | 41.275 | #1.275 19.3| W | -+o.425 | 0.425 182 | :0 40.80 | +1.283 19.6| W | +0.175 | +0.175 19.1) O | 0.325 | 40.808 19.8| O | —o.125 | 40.358 19.3! © | +0.075 | +0.558 20.0| O | +0.025 | +0.508 18 Sm Neigung en 1873 | Slernn .Kreis- Neigung De 73° | zeit: | lage. | KreisWest. | zeit. | lage. - "| KreisWest. Juli 25. | 20"2| O | —oPı75 | —oP308 | Juli 30. | ı8ıl W | +oPs5s | +oPs550 20.4| 0 | —0.075 | -+0.1408 I18.2| W | +0.95 | 40.950 21.31 W | +0.075 | 40.075 18.3] W | +ı.20 | -+-1.200 21.5] W | +0.400 | 40.400 19.1| W | -+1.00 | 1.000 21.8; O | +0.075 | +0.558 19.5|1 W | +0.875 | 40.875 Juli 29. || 16.6) W ; +0.500 | +0.500 ! Juli 31.116.6| W | -+0.70 0.700 16.9| O | —+0.425 | 41.008 16.65 W | -+0.45 0.450 17.2, © 0.000 | +0.483 16.7] W | 0,625 | 4+0:625 17.9| W | +0.80 | +0.800 16.91 O0 | -+o0.725 | —+1.208 ı8.0| W | +41.05 | +1.050 17.01 © | -+0.475 | 40.958 18.11 O | +0.175 | +0.658 17.51 © | -+0.80 +1.283 ı8.2| O | +o0.325 | 40.808 17.9| W | +0.500 | 40.500 19.11 OÖ | 40.20 | -+0.683 18.1] O | +0.725 | 41.208 ı9.2| O | 40.70 | +1.183 18.21 OÖ | 0.60 + 1.083 19.4| O0 | +0.30 | +0.783 19.11 O | 0.275 | 40.758 20.4|. W | +0.575 | 40.575 oO 027 0.758 20.7! W | +0.825 | 40.825 19.5/| O0 | -+0.20 +0.683 21.2) OÖ | +o.25 | 40.633 19.6| W | +0.675 | 40.675 21.31 © | +0.975 | 41.458 19.8| W | -+-.0.700 | 40.700 Pi a) +0.55 +1.033 20.1) W | -+0.650 | 40.650 21.5) O | +0.65 41.133 20.2| 0 |+o.;s 0.633 21.8| W | +0.80 | —+0.800 20.3) W |-+1.o5 1.050 Juli 30.|| 16.6] O | +0.875 | 41.358 20.4 | W | -+0.875 | 40.875 16.7 0 +0.55 —+1.133 20.6) W | 0.90 -—+0.900 16.9| W | +0,50 | +0.500 21.4! O |-+0.35 | +0.833 17.5) O0 | +0.50 | +0.983 21.51 O | +0.575 | +1.058 17.6] OÖ | +0.60 | +1.083 21.8| W | +ı.25 | 41.250 17.8) O | 40.30 | +0.783 21.9| W | 1.05 + 1.050 17.9] O | +o.10 | 40.583 Die Nivellirungen wurden zuerst für jeden Abend zu Mitteln ver- einigt und zwar für diejenigen Abende, an welchen alle Beobachtungen gelangen, zu zwei gesonderten Mitteln, das eine aus den Nivellirungen vor den telegraphischen Operationen, das andere aus den Nivellirungen nach denselben, selbige sind in Tabelle VII gegeben. Abh. d. II. C].d. k. Ak. d. Wiss. X1J. Bd. II. Abth. 19 146 Tabelle VII. Mittel der Neigungen. Mittel der| Mittel der Neigung 1873: || Zeiten. ne Kreis Juli 8. || 20"3 +0°072 4:94 |,17.5 +0.676 5 IO. 17.2 0.743 zes +1.233 Tr A A +1.267\ 20.4 +1.150f = 14. | 16.9 + 1.020 SEES. | 1728 41.054 = 16. 17.8 ea = 17.|| 17.41 +0.429\ 20.4] +0.499| Aa N +1.128| 20.4 —+0.923[| = 22. 17 --0.665\ | 20.4 40.9551 23. | 17.41 0.5931 20.4] +0.437J BD 760.272 25. 17-.4l 0.4301 20.41 0.369] 29. | 17.41 0.7581 | 20.41 +o0.g911[ 30. | 17-4\ Ir 19.3] -+0.938 32 17 ee | 20.4 +0.848 Aus der Differenz der in dieser Tabelle enthaltenen Mittel finden sich als die Variation der Neigung für die Tage, an welchen beide Zeitbestimmungen erhalten sind, folgende Werthe: Tabelle VIII. Variation der Neigung. 1873. N Variation. Juktr3. 28 |—oPııı - 17.|| 3.0 |--0.070 ‚ 4.20 3.0. | 0,205 - 22. 3.0 |-F0.290 = 23% 3.000.150 25: 3:0: | 0.001 - 29. 3.0 |--0.153 - 30.| 1.9 0.036 ech, 3.0 —0.043 147 Die Summe der Variation ist in 25,7 Stunden: —0?027 also in einer Stunde nur: —0?001 so dass die in Tabelle VII erhaltenen Mittel der Neigung für die Dauer jeder Zeitbestimmung beibehalten werden konnten. Für jeden Abend wäre sogar nur ein Mittel zu bilden nöthig gewesen, es wurde aber vorgezogen, eine Trennung durch die telegraphischen Arbeiten eintreten zu lassen. Die Neigung ist jedoch noch wegen Ungleichheit der Zapfen zu corrigiren und in Zeit zu verwandeln. Die Zapfen-Correction ist für Kreis West: —0?121 Kreis Ost: —-0.362 und mit dem Werthe eines Theiles zu 0°100 ergibt sich für die Be- obachtungstage die Neigung: Tabelle IX. Angenommene Neigung. Kreis West. Kreis Ost. Kreis West. Kreis Ost. | 1873. Erste Zeitbest. | Erste Zeitbest. N Zweite Zeitbest. | Zweite Zeitbest. Jul 13: 1.0 0 12 1,0090 —0°104 —+-0°079 Zt. -0.031 | -50.007 —+0.038 — 0.014 2 +o.10r | 0.077 0.080 0.056 - 22. 0.054 0.030 +0.083 +-0.059 - 23. —-0.047 —-0.023 + 0.032 +0.008 | - 25. —-0.031 +-0.007 --0.025 —-0.001 | -..29. +0.064 | 0.040 —+-0.079 40.055 - 0.078 +0.054 + 0.082 0.058 x 0.077 +0.053 + 0.073 0.049 Der wahrscheinliche Fehler einer Nivellirung, aus der Tabelle VI und VII berechnet, gibt +0?17 = +0°017, der einer angenommenen Neigung in Tabelle IX, da zu jedem Werthe im Durchschnitt 8 Nivellirungen verwandt sind, + 0°06 = + 0°006 b. Die Collimation. Die Collimation wurde aus den Polsternbeobachtungen in beiden Kreislagen abgeleitet und ist, wenn T und T’ die wegen der Neigung corrigirten Durchgangszeiten durch den Mittelfaden in Kreislage West und Kreislage Ost bezeichnen, der Collimationsfehler 19% 148 _ ___T—T‘ Tr Ich wo das obere Zeichen für obere, das untere für untere Oulmination gilt. Die Tabelle X enthält die dazu gehörigen Daten. Tabelle X. Ableitung des Collimationsfehlers am Instrument in Leipzig. Corr. | Durchgangszeit für corr. für i. w_-0 Colli- Kreis West. it Kreis Ost. i. Ian ar, mation. Corr. Durchgangszeit Durchgangszeit BE ı6b 48m 27898 16h 48m 26805 | +0°57 + 2:09 18. 2803529 © 18 50.44 1.25 . 3.19 I9 41 E - 20.31 3.38 10.61 2I 41 b = 9.87 0.59 0.57 16 ? 20.14. | 40.04 — 1478 18 5 e 51.52 0.10 5.69 19 ’ 55.77 0.59 . 14.98 21 a 5.06 0.10 . 2.25 16 2 14.32 |—+0.49 — 1,49 18 ! 45.08 1.06 | 3.82 19 48.06 2.37 13.96 21 x 0.36 0.42 A 2.39 16 48 d 13.22 |+0.19 18 A 44.86 0.41 19 5 46.01 2.50 a - 59.03 0.45 16 : 12.19 | 0.15 18 4 L : 42.89 0.32 19 : 45.98 0.38 21 L 59.04 0.06 16 ; 906 | 40.04 38.93 0.10 41.47 0.04 55.17 0.01 33.80 | +0,54 36.17 2.36 - 51.03 0.41 2.31 |+0.35 32.18 0.75 0.52 |+40.33 31.57 0.72 35.81 2.07 48.40 0.37 Die daraus abgeleiteten Mittel aus je 2 Polsternen resp. die Tagesmittel gibt Tabelle XI. *) Am 15. Juli wurde der Collimationsfehler comigirt. 149 Tabelle XI. Mittel der Collimation. | Uhrzeit Mittel : Tag. in ıbtel aus Je Zeit. | Tagesmittel. | Leipzig. | 2 Polsternen, Juli ı3.|| 1724 —o’ıı8 |19’05 -—0!092 20.7 — 0.066 Bu TE. ORZEA +-0.144 ||19.05| 0.140 20.7 0.135 a a N 7 e 0.107 ||19.05| 0.120 20.7 0.134 = 22 en. 0.102 ||19.05| --0.099 20.7 0.097 0 Men, N 0.075 |19.05, —+0.089 20.7 0.103 - 25. 17.4 0.068 ||19.05| 40.079 20.7 0.090 |, =. 729217 28.0 +0.073 |19.8 | 40.092 20.7 0.102 - 30.|| 17.4 —_ 17.4 | +o.110, gl. 17.4 +0.122 —-0.127 20.7 Org Hieraus geht eine geringe der Zeit proportionale Aenderung der Colli- mation hervor. Es findet sich nämlich: Tabelle XII. Variation der Collimation. Juli 13.|| in 3°3 |-+0!os2 a : 3:3 |—0.009 ZH DR. 3-3 | 9.027 - 22. 3.3 |—0.005 ae 3.3. |+-0.028 - 25. 3-38 1,75.9:022 - 29. 2.7 |-+0.029 - 31. 3.3 |+0.010 Also in 25?8 =0°154 und in 1 Stunde = +0°0060. Fast genau derselbe Werth, nämlich 0°057 findet sich, wenn man die Tagesmittel nimmt und aus diesen und der Tabelle X die Variation ableitet. Der Werth der Variation ist zwar nicht sehr bedeutend, konnte aber doch nicht vernachlässigt werden; essind daher die in Tabelle XI gegebenen Werthe der Tagesmittei für die Collimation wegen der Va- riation corrigirt und die so verbesserten Werthe in Tabelle XIII bei der Reduction der Zeitsterne in der Beobachtungstabelle angenommen. Da die ersten Zeitsterne innerhalb 0.6 Stunde, die letzten innerhalb 0.75 Stunde hintereinander folgten, konnte für diese kurze Dauer der Colli- mationsfehler als constant betrachtet werden. Für die Polsterne wurde bei Ab- leitung des Azimuths das Mittel aus Kreislage Ost und West genommen. Tabelle XTII. Angenommene Collimationsfehler. gr | Zeitstern I—1O. Zeitstern 11—21. Be Kr. West. | Kr. Ost. | Kr. West. | Kr. Ost. Juli 13. | —o!ro2 | #+0:102 | — 0°084 | +0°084 - 17. \-+0.130 | --0-130| +0.148| — 0.148 - 21. -#0.110| —0:110 —-0.128 | —0-128 22. | +0.089 | —0-089 | 4-0.107 | — 0-107 23. 40.079 | —0.079| 40.097 —0-097 - 25. 170.069 | —0.069| 40.087 | — 0.087 29. | 40.077 | —0.077 | 40.095 | —0.095 - 30. 70.109 | —0.1091 40.127 | — 0.127 = 37.120.070, 087 +0.135|—0.135 Der wahrscheinliche Fehler eines Collimationswerthes ergibt sich aus Tabelle X und XIII mit Berücksichtigung der Variation zu +0°012, der eines Tagesmittels aus 4 Werthen zu +0°006. Da an dem einen Abend mit Kreis West, an dem andern mit Kreis Ost begonnen wurde, finden sich die Mittel aus den Collimationsfehlern aus den Tagen, an welchen alle 4 Polsterne beobachtet sind. Kreis West beginnt ce = -+0°073 POS “ e=-+0.088 also eine genügende Uebereinstimmung, da die Differenz die wahrschein- lichen Fehler nur wenig übersteigt. Die Richtigkeit der angenommenen Fädendistanzen wird dadurch bestätigt. c. Das Azimuth. Zunächst wurden nach der bekannten Formel (« —T‘) — (@—T) a'—& wo a und a‘ die Coefficienten des Azimuths k für 2 Sterne, T, T’ die wegen Neigung und Collimation corrigirten Durchgangszeiten, & und «‘ k= die scheinbaren Rectasceasionen der Sterne bezeichnet, mit den aus der Tabelle III entnommenen scheinbaren Oertern der Polsterne, die wegen der täglichen Aberration und den noch von der Mondlänge abhängigen Gliedern verbessert sind und der aus Tabelle IV angenommenen Position der beiden Sterne « Ophiuchi und { Cygni, verbessert wegen der täg- lichen Aberration, die vorläufigen Azimuthe abgeleitet. Alle Zahlen zu dieser Ableitung, auch die scheinbaren Oerter der Sterne sind in Tabelle XIV enthalten, 151 6zE'ı--|SLg — gb PS 15 1z|gg"2b ob| o8’o-+ |gS’/lb or ızıa] Sori+ |z2’96— | Egfı ıı or tEl ı1z|Z4z0e 98 ozllılıg' Le 01/90:698 18 61|StıE ı o8'o+ |Sııe ır 61jJ Szeı 4 LAtı— zo'0, ı1l68'oe Er gılZEioe = | 08:04- |Zoog zZ Si] gee14-|06°5 — 64er 1 oe 62 Ziiit:os Zırlıo 687 Alızg BCoızeo Br oe'o-+ [200 groıyj|ıE - gıeı+ |12Eı — 2165 /01199:°08 81 gr 1SäLe "2 rogoE |rere zz Sim ıgb1-}|65°9 —- |oger ı1 16% 62 Zr Cwı9®lı /rg erg TL1loErg 6° g10602 grlofor 647 BrorT|oe - Eelzeı-tilrg — zzr A1nggrS 15 12|99'08 ob| of'o-- |gE’oS ot ızlA] ıgeı+|/r°St— |6g9°01 11 got£Z ız |6E'Ez 95 ozllılzzSe o1lg2'66 189 61|gS-tE ıh o8'o+ |gz’EE ıt 61]]7J egerıjzetı— |egior 11 )eeh 62 Li 0S°ES Zu lilg 084 o1lı6oe Er gilitee z | ofo- |ireE z gif 62 - tzeı4 Log — L665 or1ılrS 1572| b4LhS ot| SEo-L |6EG ot ızı a] bgerit|Leret— |te9 11)EotEl 12|6L'l2 98 o2llıllöfe 01621 zS 6rlzele ı$ Seo |26'9E ır 61|]JJ Gezrı 1 |Sgzı gres orggıe Er gılorge z | Seo |Gorge z 1 gle'ıt|Errg — |EEio 11 |SEr 62 Zi)zorgS Li Lig oeio 11806 65 gılggg gr Seo+ |ESg gro] | Se - eıit'ı+ lol — 02:95 o1og'tS 15 ız 0r'gS or) SE'o-L |So'gS ot ız|A] ererrH-lozeer— |Let ı1loorftl 12 |EL4oe 98 ozl/lıllooz o1gız zS 61 ırzb 10) SE:o4 |o4iP 18 6rljjJ eleı+ tetım E1oS orloh’eg Eı gujllzrer = | Seo 2670 Ze Agila Yeea-12|9rore elEse TIloeeh 62.211.060:0 Zareitio TeiG orlgC:0: Kos onorer gr Se’o+ jogıı gr 91 J | Er - 61fi+ log — | LESS o1lbS%S 19 12) 21766 ot| Seo |zg'gC ob ız|A] bgerı+itercd— |Lore 116688 L 12 |z61E 98 oellılegc6ı orbgee zS 61 ıgrer ıd| SEot jotreb 14 61 Iu oLzı+ 1281 — oggb olllgrzE Er gıiglLet z | Seo |Ertr zZ. gıljl kLz114+|29°8 — [oe YIı)geir 62 Ln\oze Sgı tig |EVi9S 01056 66 gıllo:ı gr Seo+ lel’zı gr oil] | ze - ogz'ı + ot'g — 9575 oılbrtS 15 12) 86:65 ob SE-o-+ |85°66 or ız|A] Lgzi+|gg’ıt — |96°0 11 g6EEL 12 |zofE 9% oz|lLılge'61 oLgoE zS 61l0geh ır| SE-o-+- |Sh-Eb ı1#r 6ılıyy gIe'I4 Lg'zı— gEgr o1horze er gılgohtr zz | Seo |Eeruh oe gi] go |zgis — ro rer Ozmlrı vEreT gr irlo jTesee oreoıeo, -ononeuer oh Seo+ |lotı gr og1ı | ız - bzeıt zeig — 26:67 o1ıztS 15 12162 18) Scco+ |bor ıt ızly] Lo&1-|zoıd — | r1°9S o1|z6EE4 12 | glrlE 98 oeliılersı orlıeh Ss 61zrr6b ıd| Seo |2ggb 1r Hulp gerı4 Eli getr orlıotE Er gıl&or6t z | Szco+ |glgt = gıljl ese"1 4209 — | 19'968 o1 |gE-$ 62 Li | Lil gı Lig |69°08 orlEroı 69 gıltS-61 gr Szeo+ 16261 gt gıl]j | /Lı - tzrro+|Ego — 6g’zt o1ögES 15 120011 ıt| Seo |S/’oı 1b ız)ATJ brzo+ 128g — |eS°Eh 01 |SgeEZL 12 | EE0S 99 oz|/ılıe"Se 01964 zS 6192.62 ır| Se-o4 loo6z ır 61 II Izzo+jo8'z — Sorıb o16StrE Er gılbStS z | Szo4t \6zES z giljj 971,04+,59,0 — |SE,Er zor| 68,b „6z „Lı \tosız „ginlılg joLjer „o1lzg;01 or „sr | Sz;o+ \Lg:le „gr,gı| [ | Er up (1-®) Du 5 FR; < Bios es Sr MU NT "dm oo e- 2 9u104s}79Z op | =. nase Ba SUTa4S = umayzy | 122 y yoz ul “ ee is bi ig En: -SZuedypung | un Sny 'p 5 eier -säuwdydang ne) « green N A NE EN + 152 Die aus den einzelnen Polsternen gefundenen Werthe der Azimuthe weichen zwar sowohl hier als auch bei dem Münchener Instrumente von einander ab und ist besonders die Differenz zwischen dem Azimuth aus & Ursae minoris und Ö Ursae minoris auffallend, ein regelmässiger Gang ist aber nicht vorhanden und ist daher wohl der grösste Theil der Differenz den Beobachtungsfehlern zuzuschreiben. Da die Zeitsterne in der Mitte zwischen je zwei Polsternen beobachtet sind, schien es am einfachsten, als Azimuth für jene das Mittel aus den beiden Azimuthen der Polsterne anzunehmen, und ist selbiges zunächst gleich bei Polstern I und II geschehen und damit die Azimuthcorrectionen der ersten 10 Zeitsterne berechnet. Das Azimuth aus 4 Ursae minoris mit dessen Position aus dem Nautical Almanac stimmte fast vollständig mit dem Mittel des Azi- muthes aus den beiden ersten Polsternen sowohl in Leipzig alsin München überein und scheint daraus hervorzugehen, dass eine bemerkenswerthe Aenderung des Azimuths während der Beobachtungszeiten nicht vor- gekommen ist. Aber das Azimuth, abgeleitet aus der Position des letzten Polsterns, wie selbige aus dem Carrington-Catalog folgte, zeigte sich an allen Tagen zu klein und ist daher, wie oben schon gesagt, die Position dieses Sternes um + 0:50 vergrössert, wodurch eine fast vollständige Uebereinstimmung der Azimuthcorrection aus diesem Stern mit dem aus den andern Pol- sternen herauskömmt. ; Mit dem Mittel des gefundenen Azimuthes aus 4 Ursae min. und Polstern IV Carrington mit der angebrachten Verbesserung der Position sind dann die Correctionen des Azimuthes für die zweite Reihe der Zeitsterne berechnet. Mit dem Uhrstande aus «@ Ophiuchi und Z Cygni sind die Positionen der Zeitsterne in der Tabelle II erhalten, wobei auch die Variation des Uhrstandes, die sich für jeden Abend aus den Uhr- ständen von « Ophiuchi und & Cygni fand, berücksichtigt wurde. Nachdem mit den definitiven Neigungen aus Tabelle IX, den Colli- mationsfehlern aus Tabelle XIII und den vorläufigen Azimuthalfehlern alle Beobachtungen auf den Meridian reducirt, wurden dann mit den Positionen der Zeitsterne in Tabelle IV mit Berücksichtigung der täglichen Ber 153 Aberration, die Uhrstände für jeden einzelnen Stern abgeleitet und aus diesem für die erste und zweite Zeitbestimmung das Mittel genommen. Für die Zeiten der Passagen der Polsterne wurden dann mit dem ge- fundenen Uhrgange die Uhrstände interpolirt und die definitiven Azi- muthe abgeleitet, welche in Tabelle XV enthalten sind. Tabelle XV. Definitive Ableitung der Azimuthe am Instrument in Leipzig. Durchgangszeit T’ corr. weg iu.c. = er at et 2 16” 48”"27°92 | 16" 59”"10°62 |10”42°704+10"43°21| — o°51| +0.135 18 2 53.54 | 18 13 34.59 41.05 43.27) — 2.221 40,227 19 41 29.25 | 19 52 4.56| 35.31 43.35| — 8.04| 70.247 21 41 11.00 | 21 51 53.89 42.89 43.45| — 0.56| -F0.122 16 48 19.54 | 16 59 10.13 |10 50.5910 55.69, — 5.10, 41.339 28) 239.03 18/73. 38:91 44.88 55.74| —10.86 +1.114 IQ 4I 49.12 | IQ 52 4.24 15.12 55.82) —40.70| 1.252 21 AI 4.29| 21 51 54.21 49.92) 55.91) — 5.99] 11.287 16 48 14.42 | 16 59 9.63 |1o 55.2111 o0.15| — 4.94| 1.297 18 2 44.58, 18 13 32.94 48.36, 0.21! —ı11.85| -F1.214 19 41 43.80 | IQ 52 3.08 19.28 0.30) — 41.02 41.261 21 40 59.93 | 21 51 54.49 54.56, 0.40, — 5.84| -+1.254 16 48 13.07 | 16 59 9.50 [10 56.43 +ıı ı1.29| — 4.861.277 ESE 2°203:78 | A18V.030 3.207 48.89 .32|) —ı2.43| +1.272 19.41 42.81 | 19 52 2.64 19.83 1.38| —41.55| + 1.278 21 40 59.17 | 21 51 54.54 55.37; 1.44, — 6.07| +1.304 16 48 12.15 | 16 59 9,36 |10 57.21--ır 2.37| — 5.161.355 18 2 427 18 13 32,40 50.13 2.44| — 12.31 41.2061 To AT 42.71 1170/52, 72,18 20.07 2.54!) —42.47| 41.307 21 40 58.40 | 21 51 54.00 56.20 2.65) — 6.45 +1.385 16 48 8.88 | 16 59 9.08 |ıı 0.20 411 3.40) — 5.20 41.366 ı8 2 38.40 | 18 ı3 31.88 |IO 53.48] 5.51) —12.03 +1.233 LONALN3 7-32. .179:524.. 7.29 23.97 5.66) — 41.69 41.283 21 40 54.74 | 21 51 54.71 59-97| 5.82) — 5.85) 1-1.256 18 2 33.41 | 18 13 30.91 |IO 57.50 +ı1 10.07) —12.57|+1.288 19 41 34.56 | I9 51 59.78 25:22\ 10.12) —44.90 -+ 1.382 21 40 50.66 | 2ı 51 54.88 JIı 4.22] 10.17| — 5.95 41.277 16 48 2.09 | 16 59 8.36 lıı 6.2711 11.94| — 5.67| 41.489 18 2 31.51 | ı8 ı3 30.66 |10 '59.15 12.07| —12.92, 41.324 16 48 0.32 | 16 59 8.21 Iı 7.89 +ı1 12.97| — 5.08) 41.334 TS 2950.374 1,8003. 30:30,|1T 0.02 13.04| —13.02| +1.324 19 41-31.45 | 19 51 59.06 |IO 27.61] 13.13| —45.52| 41.401 / ; 5 7.08, 22 L & Nimmt man aus je 2 Azimuthen die Mittel und aus diesen wieder die Tagesmittel, so hat man: Abh. d. II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. II. Abth. F 20 154 Tabelle XV. Mittel der Azimuthe. | Ubr- | _.. a un SE | 1873. Mittel. Mittel. | 1873. eh Mittel. | Mittel. Juli 13. ||17"4 |$o'ı8ı | „ Juli 25. | 17"4 I+r: | R R s D % „300 5 20.7 ı+0.185 BD ae 20.7 |4+1.270 19.05 + 1'285 = | 2] 7 20.7 41.269 u a 29. | 19.8 )+1.316 19.80!) 41.316 Me a 19.05|-+ 1.256 aa - 30. | 17.4 | 41.407 |17.40| 41.407 a 19.05 | 41.282 20.7 |41.291 - 23.| 17.4 |+1.308 31. 17.4 |+4+1.329 € Se 1905| 41.327] 20.7 | 1.360 |79-05| 41-344 Leitet man jetzt die Variation des Azimuthes aus den ersten Mitteln ab, so ergiebt sich: Tabelle XVII. Variation des Azimuthes. Zeit- Variation. Intervall. [2 LEINE SE NE INT [| [67 18} [UST SSL STE SSEL OT EL NE 0) 3l: | +0°004 -+0.042 0.003 0.017 40.038 --0.030 | +0.031 Also in 23°1 die Variation von +0°105, mithin beträgt sie in einer Stunde nur +0.0045, welche geringe Variation für die Zwischenzeit von der ersten zur zweiten Zeitbestimmung ange- bracht, aber für die kurze Zeit jeder Zeitbestimmung selbst vernach- lässigt ist. An die in der letzten Columne enthaltenen Mittelwerthe die Va- riation angebracht, gibt die schliesslich für jeden Abend in Leipzig an- gewandten Azimuthalfebler: Tabelle XVIII. Angenommene Azimuthfehler. Zeitstern | Zeitstern 1—ı0. | II—21. Juli 13. |+o°ı75 | -+o’ıgı - 17. 1.240 1.256 = 21. 1.248 1.2064 2.22% 1.274 1.290 | W273, 1.319 1.335 - 25. 1.277| 1.293 29. 1.304 1.320 1.406 1.336 Der wahrscheinliche Fehler eines Azimuthwerthes ergibt sich aus dieser Tabelle und Tabelle XIV zu +0:040, also der eines der obigen Werthe aus 4 einzelnen Azimuthfehlern zu +0:020, welche Grösse nahe mit früher gefundenen übereinstimmt und wovon ein Theil auf die Fehler der Rectascentionen der Polsterne fällt. 2. Das Instrument in München. a. Die Neigung. Es war in München das der Leipziger Sternwarte gehörige In- strument aufgestellt. Ein Theil der Libelle betrug nach neueren Bestimmungen 0°100, die Ungleichheit der Zapfen fand sich aus den Beobachtungen selbst W—O0 = —0P60. Die Nivellirungen sind sämmtlich und reducirt auf Kreis West in Tabelle XIX gegeben. 20* Ai |Stern- | Kreis- Nas | | Rt |Stern- Kreis Neisune Ben & zeit. lage. Ü . En || zeit. | lage. | KreisWest. Julrı3: | Dr | W | +o?550 | +o?350 ne 17: (25 ıWw| — 3?675 | —3°675 | 12.8! W | +0.500 | 40.500 21.6 Ww | —3:650%| 73.050 | 135) O | 42.000 | 41.400 2209| 077 2:080 0 seeo |13.9| © | 42.400 | +1.800 9.| 16.6] W | — 1.075 | — 1.075 14.2) W | +ı.425 | 41.425 I 2068| W | 1.475 0 en 16.8 W | +ı.175 | 41.175 "16.9| W | —1.600 | — 1.600 17.21 0.0.1775 1, 61.095 rs. -O ı rai4 259 zo 17.8) W | 40.725 | +0.725 17.1) O | 41.425 | 0.82 ı18.0| W +0.975 | #0.975 17.3| 0 | —ı1.425 | —2.02 18.4] O0 | 1.500 | 40.900 17.6 W | —ı.575 | —1.575 19.4| O | 41.275 | 40.675 17.7| W | —1.500 | — 1.500 1 19.6 O | 211.575 10.975 17.8) W | — 1.300 | — 1.300 ı20.0| W | +0.400 | 40.400 16.6) W | 41.275 | 41.275 | 20.3 W | 0.600 | 40.600 | 16.8) W | -+1.300 | 1.300 | 20.6) W. | -170.725 0.725 1009| Wo) Ines a: | 21.5| O | 41.600 | +1.000 17.11 O | +1.400 | +0,800 21.6) OÖ , 41.500 | 40.900 17.3| O | +1.400 | 40.800 | 22.0| W | +0.450 | 40.450 | 17.6 | °W | +0.850 | 4-0.850 - 15. 14.7| O | —o.125 | —0.725 |17.8) W | +0.550 | 40.550 | 120.9°| 0.) —0:950 |’ — 1.550 | 17.9] .W | -++0.800 | 40.800 | 17.1] W | —1.400 | —1.400 18.1) W | 41.050 | 41.050 07a] WS 2 13o5 10525 ı8.3| © | +1.275 | 40.675 | 17.8! OÖ | —0.800 | — 1.400 18.4| O | +ı.150 | +0.550 = 10..1010.8.|20 2), :0:500)% 12100 194 | 0) 11754 2ess ı 16.9; 0! | 0.675 2 1.275 019.0 | O) || =1-0.075. „os | ız.ı|l W | —ı1.775 | —1.775 19.9 | W | +1.800 | 41.800 117.8) 0) —1.150 | — 1.750 I 20.1 | W | +0.975 | 40.975 |17.9|1 O0 | —ı1.150 | —1.750 20.3, W '|\-+0.825 | 0.835 | ı84| W | —ı.875 | —1.875 206 Melt-L.azs | ine 919.4.) Wer 72,500, 71.500 120.9| W | 41.225 | 41.225 - 17.1 15.2) O0) —1.200 | — 1.800 er3 Vu T2500e 170.050 lı3.5|1 O | —ı1.200 | — 1.800 |21.5) © | +0.900 | 40.300 | 1ı5.7| O | —ı.325 | —1.925 1 21.6| © | +0.950,17@.350 | 16.8] O | —1.350 | —1.950 |21.8| O | 41.025 | +0.42 | 17.1ı W | --3.225 | — 3.225 22.| 16.8] O | —0.350 | --0,950 17.8 OO | —2.440 | — 3.040 16.9| O | — 0.950 | — 1.550 18.17 O | —2.225 | — 2.825 17.7) Wi - 007505 0.05 18.2 0O | —2.1735 | —2.775 17.3) W | —1.375 | —ı.375 I18.4| W | — 3.500 | — 3.500 17.4| W | —0.775 | —0.775 19.1) W-| — 3.356 | — 3.350 177| O0) —og25 | 12 |19.4| W | —3.100 | — 3.100 17.81 O | —1.000 | — 1.600 19.5) W | — 3.125 | — 3.125 17.9 1,0 1, = 11.2751 ass 19.9! OÖ. | —2.475 | —3.075 18.1) O | —ı.025 ! —ı.625 1120.25 0 N 2525| sera 18.4| W | - 1.675 | —ı.675 120.3 0.00 2.575 103075 ı8.5| W. | —1.975 | - 12.095 |20.6| O | —2.450 | — 3.050 19.4 | W | —ı.675 | — 1.675 I £ a Bezogen : 1873 Ber: as Neigung. auf 1873. a ü ns Neigung. Ina. ’] TABR- | | Ber 1. FOR R | KreisWest. Juli 22. | 196 | W | — 1ı?600 | —ı?600 [Juli 25. | ıg?y | W | — 2Pı75 | —2Pı75 19.7! W | — 1.600 | —ı.600 19.5 | W | —ı1.950 | —ı1.950 19.9) O0 | —ı1.050 | —ı.650 Too WILL 2.495 | = 2.475 20.1] © | —1.600 | —2.200 19.9 | O | —ı.800 | —2.400 20.3 hr — 2.450 | — 3.050 20.3| © | —2.375 | —2.975 20.5 — 2.350 | — 2.950 20.6| O | — 3.175 | —3.775 20.6) O | — 1.950 | —2.550 20.7. ON 3.000 | —-3-600 20.9 e — 2.475 | —3.075 20.8| O | —2.575 | — 3.175 21.0 —1.950 | —2.550 a1 02 Ol 2,52 — 3.125 21.7| W | —2.025 | —2.025 21.3| W | — 2.600 | —2.600 |21.8| W | — 2.050 | —.2.050 21.5) W | — 2.600 | — 2.600 Rs. 2 52 — 2.475 | —3.075 21.7) W | —2.650 | —2.650 23. || 16.7 x —0.450 | —0.450 21.8| W |-— 2.675 | — 2.675 16.9 — 0.300 | —0.300 22.0, W.. 22.775 | —2.775 17.0) © | —0.900 | —ı.500 | * 29. '16.8| W | -+ı.100 | 41.100 |ı7.1 1 O | —0.500 | — 1.000 17.1] © | 41.525 | 40.925 17.6| W | —0.800 | — 0.800 17.8| W | 40.300 | 40.300 W | —0.725 | —0.725 18.1/| W | +o0.125 | +0.125 W | —0.875 | —0.875 18.4 | O | 40.775 | 40.175 W | —0.600 | — 0.600: 19.4 | © | —+0.100 | —0.500 O | —0.925 | — 1.525 190.6] O | —o.050 | —0.650 5 — 1.825 | —2.425 19.01 uW | 1075 | Los 6 —1.225 | —1.825 20.1 Ww —0.725 720500 2.250 20.34. W. OÖ | —ı1.750 | — 2.350 20.6 | W OÖ | — 1.900 | — 2.500 25,000 W | — 1.900 | — 1.900 21.6, O W | —1.900 | — 1.900 22.0| W W | —2.100 | —2.100 | * 39% )16.8| O W | —2.250 | —2.250 7a |, W W | —2.025 | —2.025 17:8: 0 W | --1.375 | —ı.375 18.0 0 OÖ | —ı.825 | —2.425 18.4 | W OÖ | —ı1.975 | —2.575 | * 31- | 16.8 | W O | — 2.125 | —2.725 128 © O | —1.600 | —2.200 17.8) W O0 | —ı1.375 | —1.975 18.2 |, W O | --1.528 | —2.128 18.4| 0 Was 575 194 | O W | —2.150 | —2.150 19.6 | O W | —2.100 | —2.100 19.9 | W O | —2.350 | —2.950 20.2| W OÖ ! —1.900 | — 2.500 20.3 | W O | - 1.950 | —2.550 2500 W | —2.200 | —2.200 21.7) © Wi |--2:150,| — 2.150 .o| W 158 Die beiden Mittel der Neigungen vor und nach den Signalen sind für die einzelnen Tage, wobei Juli 13 und 17 die vor 16"8 angestellten Neigungen nicht mitgerechnet wurden: Tabelle XX. Tagesmittel der Neigung. 2 | un | Mittel der Neigung 'g 15 ze pa, auf en West. (ü Juliez.i c.272.00 | ee 19"ro Be 20.6. | +0.716 | | Zi, 17.7 | —-2,386 19.15, — 3.070 20.6 —3.253 | | - 21 17.5 | +0.889 |19.05| -+0.839 20.6 | -+0.789 | - 22 17.6 | —1.4i8 19.10 -- 1.865 20.6. | —2,312 |) =.:423: 17.7 | 1,093 |j19.10) — 1.646 20.5 | —2.198 || | - 25. 17.6 | —2.225 02.508 207 | —2,782 = 2.93 WER | +0.525 20.0.) 2.0030 - 30 17.6 | —1.295 2.595 — 3.456 Die Variation der Neigung aus der Tabelle XX gibt Tabelle XXI. Tabelle XXI. Variation der Neigung. 3.0 | —0.174 2.9 |-0.307 3.1 |—0.100 3.0 —0.894 2.8 | — 1.105 3-1 10.557 3.0 | —1.564 3.0 |— 0.861 Die Summe der Variation ist in 23"9 Stunden = —5?622 | also in 1 Stunde —= —0P235 welche Variation so bedeutend ist, dass sie nicht vernachlässigt werden konnte, und es wurden daher für die Polsterne sowohl, als die Zeiten die Neigungen berechnet nach der Formel: Neigung = mittlere Neigung + Variation (t—T). Für die Ungleichheit der Zapfen wurde bei Kreislage West +0°15 Ost +0.45 0°100 wurde gefunden: angebracht und mit 1? Tabelle XXII. Angenommene Neigung. | 18" 19h 1873. Kr w. | i 5 | Kr. W. | Kr. ©. | Kr. W. | Kr. 0. | WW. | Juli 13. |-+0°150 | 40'180 40'126 | +0°156 | -+o°103 |. = 17. | —-0.244 | —0.214 | —0.268| —-0.238 | —0.291 - 21.140.147 |-+0.177 40.123 | 40.153 | 40.100 - 22. | —0.121 | —0.091 —0.145 | —0.115 | —0.168 - 23. || —0.100 | —0.070 | —-0.124 | — 0.094 | — 0.147 - 25. |—0.185 | —0.155 | — 0.209 | — 0.179 | — 0.232 - 29. 40.039 |4-0.069 |-0.015 | 40.045 | —0.008 - 30. | —0.100 | —0.070 | —0.124 | —0.094 | — 0.147 - 31. | —0,238 | — 0.208 | —0.262 | —0.232 | —0.285 200 Ayla 22 -+0°080 + 0‘110 | +-.0°056 | +0°086 | --0°033 —0.314 | —0.284 | —0.338 | — 0.308 | — 0.3061 +.0.077 | 40.107 |+40.053 | 4+0.083 0.030 —0.191 | —0.161 | — 0.215 | — 0.185 | —0.238 — 0.170 | — 0.140 | — 0.194 | — 0.164 | — 0.217 211 0.255 0.225 0.279 0229| 0.503 —0.031 | —0.001 | —0.055 | —0.025 | —0.079 — 0.308 | — 0.278 | —0.332 | —0.302 | —0.355 der wahrscheinliche Fehler einer Nivellirung ergibt sich zu der einer angenommenen Neigung in Tabelle XXII, da jeden Abend +0?30, im Durchschnitt 17 Nivellirungen ausgeführt sind, zu: -F0?07 = +0%007, 160 b. Der Collıimationsfehler. wurde ganz ebenso wie der am Instrumente in Leipzig abgeleitet; es finden sich die Daten in Tabelle XXI. Tabelle XXIII. Ableitung des Collimationsfehlers am Instrument in München. Corr. | Durchgangszeit = = ‘ ; ß © | Durchgangszeit Durchgangszeit Da: Colli- 1873. Ian 9 e für | für | or. füri. | w-0O } 5 Kreis West. : Kreis Ost. 5 : mn mation. 166 59m 15°70 |+ 1305 | 16h sgm 12720 |-+1%23 | 16875 | 13:43 + 3'132 | —or22 18 03, 25.59, 2 7:80.18 130037184 2.20 | 45.39 | 40.04 | 953 39.93 3.51) 19 52 15.96 | 4.72 | 43.44 | 20.68 | 22.7 0.73 0.21 21 5I 5693 0.42 0.94 | 57.35 345 DD © - win =, 17 16 59 21.43 |— 1.30| 16 59 17.40 |—1.Iı | 20.13 | 16.29 + 3.84 | —0.260 ı 18 13 54.87 | 3.25| 18 13 46.44 2.86 | 51.62 | 43.58 8.04 0,238 | 19 52 59.01 | 11.91) IQ 52 37.12 | 10.70 | 47.10 | 26.42 20.68 0.194 21.52 .6.90 | ‚2.52| 21 522 2,78| 2,31 4.38 0.47 ! 3.91 0.22 | | = 21 16 59 21.08 + 1.02| 16 59 17.14 |-+1.20 | 22.10 | 18.34 |+ 3.76| —0.253 18 13 48,93 1.73 | 18 13 43.13 2.13 | 5066 | 45.26 5.40 0.159 19 52 42.32 3.31 | 19 52 20.32 4.52:| 45.63 | 24.84 20.79 0.195 21.527691 0174,27 1527273.63 0.39 7.08 | 402 3.06 0.175 - 22 16 59 22.97 |— 0.64 | I6 59 20.23 |—-0.45 | 22.33 | 19.78 |+ 2.55| —0.173 18 13 55.42 1.84 | 18 13 48.58 | 1.44 | 53.58 | 47.14 6.44| 0.191 19 52 39.50 7.59) 19 52 38.79 | 6.38 | 51.91 | 32.41 | 1950| 0.183 11.22 1.701621. 8277.72 1.54 9.46 6.18 3.28 0.187 3, BD 16 59 23.60 — 0.47 | 16 59 20.53 |—0.28 | 23.13 | 20.25 + 2.88| —0.195 18 13 355.38 1.47 | 18 13 47.97 1.08 | 53.91 | 46.89 7.02 0.207 LOES2E5 7231 6.46 | 19 52 37.51 5.24 | 50.88 | 32.27 18.61 0.775 27-7 i 58.6 & I II Ill IV I 1I III IV I II III IV I u III| ıc "IV | 2ı 52 I II Ill I II III IV I 10 III IV I I I 100 Nimmt man wieder aus je 2 Collimationsfehlern die Mittel und daraus, wieder die Mittel hat man: 161 Tabelle XXIV. Mittel der Collimationsfehler. Uhrzeit : : in Mikteans 72 Zeit. | Tagesmittel. München. | 2 Polsternen. Juli 13. 1786 —0°191 i Er En: a TR 17.6 0.2. ; BR er 23 De zE.278 17.6 0.206 6 20.9 0.185 IS Ehe - 22. 17.6 0.182 8 20.9 0.185 9 - 23. 17.6 0.201 3 KR : 18.75 0.188 - 25.|| 17.6 0.211 2 En 19.25 0.212 - 29. 17.6 0.222 9 Er NE 19.25 0.222 | - 30. 17.6 0.190 |17.60 0.190 - 31. 17.6 0.222 20.9 0.205 IE at Hieraus folgt: h 3. 3 38 5. 9- 3% 3. 3 SILKE RT (EN Also in 25.4 Stunden +0°081, folglich in einer Stunde +0°0032, welcher Werth zwar noch kleiner ist, als am Leipziger Instrument, aber analog der dortigen Behandlung wurde auch hier die Variation für die Zwischenzeit der beiden Zeitbestimmungen berücksichtigt und angenommen: Abh.d.1I.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. II. Abth. 97] 162 Tabelle XXVI. Angenommene Collimationsfehler. Zeitstern I— 10. Zeitstern 11—21. Kr. West. | Kr. Ost. Kr. West. | Kr. Ost. —0’194 | 4+0°194 | —0°205 | +0?205 . | —0.223 | +0-.223] —0.234 | 40-234 . | —0.190 | 40-190] —0.201 | -+0-201 . |— 0.178 | +0-178] —0.189| 0.189 —0.184 | -+0-184 | —0.195| 40.195 — 0.206 | 40.206] —0.217| 40.217 . |—0.216| 0.2161 —0.227 | +0.22 . |—0.189 | 40.189 — — . |— 0.208 | 40.208] —0.219| 40.219 Der wahrscheinliche Fehler eines Collimationsfehlers ergibt sich aus Tabelle XXIII und XXVI mit Berücksichtigung der Variation zu +0:020, der eines Tagesmittels aus 4 Werthen +0.010. Da an einem Abend mit Kreis West, am andern mit Kreis Ost begonnen wurde, finden sich die Mittel aus den Collimationsfehlern aus den Tagen, an welchen alle 4 Polsterne beobachtet sind: wenn Kreis West beginnt, ce = —0'207 - 08 - - ce = —0.209 also eine absolute Uebereinstimmung, so dass auch die angenommenen Fadendistanzen richtig waren. c. Das Azimuth. Es wurde ganz eben so verfahren, als am Leipziger Instrument. Zuerst wurden aus den Polsternen und «& Opchiuchi und & Cygni vor- läufige Azimuthe abgeleitet und mit diesen die Sterne reducirt. Alle benutzten und erhaltenen Zahlen sind in folgenden Tabellen enthalten. 163 6890 |t4LE — | Frrız— | g1S%z o6-b£ 19 |tıroz zS| Zrrot 79:61 26 1zıay Sıgo |zgız— | trız— | ıı bel SaCC Z L1| g0'Et 1166 ı9 |\Zırrzv eS| Zveo-t lofıh 2S 61 ggto 161% — | Lbroz— 91'9z Inoe ©ı | 4:95 zen 720-1 01.908 Er SL LSgo |zre — | L6roz— | ot:b 62 Leustemdre 9 |bo'tz— | ıeg 65 JofrzE 65| Zrro-t |EgrıE 65 gıl [IE - = zeSo 165 — | 0861 — ıb"Sz gg:oe €ı |60°95 Eı| ZVrot \zg’SS Er gu] 2 ggto zz — | 08'61— | ıEr 62 1902 062 9 \zgız— | geg 69 |grof 65| Zrro+ |ıl'oE 65 gı) T|'oE - LıSo |Lbze — | grgIi— S6'02 gg t8 18 JEgSı 15| Zrrot- |gE’Sı 29 12a] 6Seo 169 'zı — | gıgı— | 6ortEl Se il Lı| LLo® £8:68 15 Jog’o® zS| Zbro+ |Erof zS 6117J Slzeo |Sot — | 8941 El'oz E6roE er. 0975 er) 29.0. OSTSEE tgz’o |SEı — | 8921 | SEr 62 Eorz2 02 9.8001. .| 158 666, Lola eoszor To togo 19€ — | Zrre1ı— ES-g1 ı2tS ı5 |terıı 1565| bVr°o4 jog’or zS 12a] gıgo.- |ılgz— | Zrrzı— | botEl ız’ob / Li\ gg’ot a A I ET ae il zrgo |SE6 — | 2911 — L6'oz oo1E Er | Zeszs zer) pro eveS EIST IE 6z01 |6g+ — | zgrı— | Ser 62 L6'Sı 62 9 \ıSgı— | 806 65 |6%°Sz 65 | brot |SıSz 65 91] |"Se - 9980 |gtrrof— | Ebrg — | off reer 4 Lı| 6L:6€ Eeue = zo'zb zS| bro+ |8S’ıb 2S 61 77J tggoo 1,666 — | Egg — et'gı ebrze Eı |bgroS Er) brot jot'oS Eı gıljj 6z80 t6E — | Egg — | ger 62 6181 62 9 |Lirzı— | 9€6 65 |Errze 65| trio4+ 6gız 65 91 J te - 1001 EG — | dc — eleı rer 15 |geg Ss brot \zgL ») 1 am ‘1100 |, a 2 9m "aM "1100 2 ‘y 9u194s1IaZ op |®. ERLRSEL RIES 9u1aIs = yguunzy = = x 7192 Z| m? ” er 0 [og op yez ee ö : 3 -säuwäyoang | 'n'äny'p| ; SE (LP) aan F e ” a -söuvöndundg ; ‚sqyawizy sop Zunprojqy SynyfIoA "IIAXX PIOqUE 164 Nachdem dann die Positionen der Sterne mit den Uhrständen aus «& Ophiuchi und 5 Cygni, wie schon pag. 152 erwähnt, abgeleitet, wurden die Uhrstände aus allen Sternen hergeleitet, für Jie Zeiten der Passagen der Polsterne interpolirt und die definitiven Azimuthe ge- funden. Die erhaltenen Werthe sind in Tabelle XXVIII gegeben. Tabelle XXVIII. Definitive Ableitung der Azimuthe am Instrument in München. m Bee = Te] ae ea | Juli 13. 1 16" 59"15°60 | 59”"10'62 — 4798| — ı’78 | — 3°20, 40'770 IT| 8 73 4323| 23 34.07 — 8.62| — 1.81 | — 6.81| 40.648 MITG752 73257880 52° 7.07 — 27.96 | — 1.87 | —26.09| 40.749 IV|.22..52..39,66.| .91.53-.892,| 5.22 |. 2a 333 CosE5 - 17. | I| 16 59 18.72 | 59 10.13 |— 859| — 4.18 | — 4.41] 41.061 Il| 18 ı3 48.22 | 13 33.938 |—14.29| — 4.18 | —ıo0.11| 40.962 Il ıg 52 37.27 | 52 4.29 |—32.98| — 4.22 | —28.76| 40.826 IV|-21ı 51 2.94 | 51 54.21 |— 8.73 | ,— 4.22 | — 4.51] 40,891 - 21. | 1| 16 59 20.66 | 59 9.63 |—11.03| — 7.58 | — 3.45| 40.831 Il| ı8 13 48.45 | 13 32.96 |—ı5.49| — 7.62 | — 7.87| 40.749 II ı9 52 35.65 | 52 3.13 |—32.52| — 7.67 | —24.85| 40.714 IV| 21 52 5.99 | 58 154.49 0.1150 0 = 17.7207 3.78 Fo745 = 22. || 1. 70 59 2301 150 10.30 —12.00| — 8.27 | — 3.73| 40.898 Il| 18 13 50.80 | ı3 32.69 |—ı8ıı| — 8.39 | — 9.72|-+0.925 II ıg 52 42.60 2 2.69 |—39.91 | — 8.57 | —31.34| 40.900 IV| 2ı 52 8.26| 51 54.54 |—ı3.72| — 8.77 | — 4.95| # 0.977 - 23.| I | 16 59 22.13] 59 9.36 |-—12.77| — 9.23 | — 3.54) -+0.852 II| ı8 13 50.84 | ı3 32.42 ° | —18.42 9.35 | — 9.07|-+-0.863 III ı9 52 42.02 2082 — 39.79 | — 9.52 | —30.27| 40.869 - 25.| I| 16 59 25.59) 59 9.08 |—ı6.,51| —ı2.22 | — 4.29 41.033 II| ı8 ı3 52.87 | 13 31.90 |—20.97 |) —ı2.29 | — 8.68| 40.826 INieror 5242.22 | Sauna —40.88| —ı2.38 | —28.50) +0.819 IN Dr, 52 1m24 | Sram. --16.53 | —12.50 | — 4.03| +0.796 =#20. | #12010950,27.5%| SommSsı —19.03| —ı7.81 | — 1.22 40.293 Il| 18 ı3 51.66 | ı3 30.93 |—20.73|) —ı7.97 | — 2.76) 40.262 III 19 52 30.60 2 59.83 |—30.77| —ı8.20 | --12.57|-0.361 IV| 2ı 52 15.83 | 51 54.88 |—20.95 | —ı8.36 | — 2.59] +o0.511 - 30. | I| 16 59 30.18 | 59 59.36 |—21.82| —ı9.88 | — 1.94| 40.467 Il| 18 13 56.09 13 30.68 —25.41 | —19.97 | — 5-44) 40.517 - 312. || 1| 106.50,.32.30), Sowas 20 — 24.09) —21.30 | — 2.79| +0.671 II| ı8 ı3 56.57 | ı3 30.41 |—26.16| —21.42 | — 4.74| 40.452 III) 19: 52 "42.17 |" 527 59.81 —43.06 | — 21.61 | —21.45| +0.616 IV| 2ı 52 20.14 | 51 54.96 |—25.18| —21.77 | — 3:41 rl 165 Nimmt man aus je 2 Azimuthen der Polsterne die Mittel und die Tagesmittel, so hat man: Tabelle XXIX. Mittel der Azimuthe. Uhr- | 3: zeit. Jali 13. | 17°6 |+0:709 |19°25|+0:7 30|Juli 25. | 17"6 |-+0:929 He | | zeit. Mittel. Tagesmittel | 1873. |) u Mittel. Tag. | 20.9 0.752 20.9 0.807 Lz.12,6 1.011|19.25)-4+0.935| - 29.|| 17.6 0.278|19.25|40.357 20.9 0.859 20.9 0.436 = 21.|| 17.6 0.790|19.25|+0.760| - 30. || 17.6 0.492 |17.60|-+0.492 20.9 0.730 - 31.|| 17.6 0.562 19.25 | 40.603 - 22.|| 17.6 0.912,19.25|+0.925 20.9 0.644 20.9 0.938 | —23..1117:0 0.857 19.25 | 40.863 | 19.9 | 0.869] i Hieraus die Variation abgeleitet, gibt: Tabelle XXX. Variation des Azimuths. | Zeit- ai, 1873. Tata‘ Variation. Juli 1a. er +0°043 | 73 —0.152 ze 3.3 — 0.060 - 22 33 --0.026 - 2 2:3 —+-0.012 - 25 3 —0.122 - 29. 3.3 0.158 = Site 3-3 —-0.082 Also in 25°4 die Variation —.0°013, in 1 Stunde —-.0.0005, welche geringe Variation nicht nur für die Zeit der Culminationen jeder Reihe von Zeitsternen, sondern auch für die ganze Beobachtungszeit vernachlässigt werden konnte. Die Zeitsterne sind daher mit den obigen Azimuthen und zwar mit den Mittelwerthen jedes Tages reducirt. Der wahrscheinliche Fehler eines Azimuthwerthes findet sich aus Tabelle XXVII und XXVIII zu +0:050 der eines Mittelwerthes zu -+0.025, wovon ein grosser Theil der Unsicherheit der Positionen der Polsterne zufällt. Es sind für die Azimuthalfehler hier ebenso wie bei dem Instrumente in Leipzig die Tagesmittel und nicht die Mittelwerthe aus je 2 Polsternen angenommen. Es ist dadurch volle Conformität mit der Behandlung des Collimationsfehlers und der Neigung erreicht, und wegen der sym- metrischen Vertheilung der Beobachtungen bleibt das Eindresultat immer dasselbe, man mag bei den Azimuthalfehlern die einen oder die andern Mittel annehmen. Es lag mir daran, die wahrscheinlichen Fehler der Endresultate in keiner Weise durch Einführung von neuen Unbekannten zu verringern und habe ich die einfachste Methode und möglichst wenige Veränderungen in der Aufstellung der Instrumente annehmen wollen. Die Veränderung der Azimuthalfehler von einem Abend zum andern hat seinen Grund in öfteren Correctionen der Neigung, wobei auch das Azimuth geändert wurde. V. Ermittelung der Uhrdifferenzen in Leipzig und München aus den Registrir-Signalen. Die Signale sind in ungleichen Intervallen gegeben, und zwar des- halb, um die Ablesungen auf den Registrirstreifen auf allen Theilen der Ablesungs-Scala zu haben und dadurch die etwaigen Ablesungsfehler zu eliminiren. Die Ablesungs-Scala ist eine Glasplatte mit 11 geraden Linien, die gegen einander geneigt sind, aberin der Richtung senkrecht auf die Mittellinie überall gleiche Intervallen zwischen sich haben. Je nach der Entfernung der Secundenpunkte von einander, die wegen der mangelhaften Bewegung der Papierstreifen von einander etwas differirte, wurde durch Verschieben der Glasscala das Intervall immer in 10 gleiche Theile getheilt, also die Zehntelsecunde direct abgelesen, die Hundertstelsecunde aber abgeschätzt. In der folgenden Tabelle sind nicht die Ablesungen der Papier- streifen direct gegeben, sondern gleich die Differenz der Signalablesungen in Leipzig und München und die Ueberschrift „aus Leipzig“ ‚,‚aus München‘' bezeichnet, dass die Signale mit dem Taster in Leipzig oder in München gegeben wurden. Dass die Zahl der Signale nicht immer 40 beträgt, hat, wie schon oben gesagt, seinen Grund darin, dass nicht alle Signale genügend deutlich abzulesen waren. Tabelle XXXI. 167 Differenz der Signalablesungen in Leipzig und München. Juli 13. Juli 17. Juli 21. Juli 22. Aus München| Aus Leipzig [Aus München | Aus Leipzig | Aus München | Aus Leipzig [Aus München| Aus Leipzig 7 Zeal- A tz ae 7a tele sg > nat Aa aha 28°24 28°27 | 28°29 28°25 | 42:79 42%75 | 42°75 42°82 | 50°60 50°49 | 50548 50°50 | 52?35 52?29 | 52734 52°48 19 12 21 27 7131278 84 79 62 48 58 66 38 46 46 43]° W228 17 74 84 79 88 48 51 54 681 43. 43| 46 50 18 18 200 7 nr 182 Br 3S5 63, 957 4I 28 49 46 ıı 26| 21 24...7%| 20 30 263 030 Sau zaul, 43,7 44. 7485 50 15 13) 26 7a 74) 8 751 50 48) 66 63| 44 ar) 40 45 Eli. 28 70, 4..12|. 88 ..,851 ,5& -47.|,769 sn. \4o , 451, 39, 1.45 DOW = Un ER a Rs 7000 7. 02 Rose RB az Aa A750 2 28 7a 74, 8300831, 47,54] 564. 7014 46.7,745.|5,48 .52 13 30 ZUERST 48 Sag ee 98 354 39 32 14 30 Ze a aa 771. 63-7501 2,6827 752 ZERO, „FON = 23 15 BIN WS 79 85 58 61 so 66 42 30 36 27 2 70 Jen EG 2 +48 59 | nal la ne 13 12 DI 74 NET DRS. 55 33 48 12 30 RO ISA MENBON. 404 |) 169 32 45 17 2I Ta, BOe777; 60 5ı 44 28 16 2 ade | a Y; 65 40 44 13 17 Na 387 2 69 37 49 14 27 32: KRERNE 77 AI 958 66 33 39 15 13 75, Aal 48 56 43 49 Juli 23. Juli 25. Juli 29. Juli 30. Aus München | Aus Leipzig [Aus München | Aus Leipzig | Aus München | Aus Leipzig | Aus München | Aus Leipzig a et Bun SS Be Be Bu ar 54°47 54%63 | 545054255 | 0538 0?30| 0%33 0°37 | 11%22 11°07 | 1123 rıS2r (15°172 15%017 | I5Fı5 15°14 46 49 65 48 31 32 43 33 09 08 17 27 07 07 I © Dan 60 54 AST BIN 20 08 224226 07 02 120 0312 48 53| 60 59 53 48 49 38| 09 2ı 2 24| 07 09 14 16 62 61 650 865 Baue28 300.738 09 06 BaNE N 23 02° TI Ta 73 (a A See iR} 44 52 07 14 250 25 03 08 TI 2 2 48 58 45 52 55 33 08 08 TS 12, 0% N 2 61 51 66 20, NG 38 39 08 08 23. — O2ETT 16 14 52 64 47 47 40 40 47 06 23 8 2 Bor 66 A ER co 32 I5 16 0 ing) 12 61 61 5I so 39 a 16 14 NSWEHONS II 52 61 63 46 49 A237; 22 26 ad, ls 15 62 60 53 49 46 42 50 18 23 04 ° 04 IL 53 62 52 38 34 47.49 07 23 00 05 12 A750 65 Bo 723 Se 18 26 09 01 17 60 63 50 47 33 33 50 21 23 14 09 13 64 5354| 67 36 52| 43 40| 20 27 13 08 15 Do 61 33 40 so 48 06 26 07 12 dogs 65 SI = 2. — 12 27 00 13 607 — 67 Le 2 — 19 27 00 12 Aus München gm + 17:58 1740 302 237, 42.42 42 42 41 41 38 38 42 44 36 54 2 39 DT 42 57 43 37 Juli 31. f Aus Leipzig gm + gm + gm 17.45 17542 17,46 | 17241 42 SE 35 43 40 46 40 43 44 4 49) 45 41 3644| 43 36 42 41| 43 4I som 42 42 40 47 48 44 a 44 46 2 4849 45 45 50 48 53 371 4 168 Die in dieser Tabelle enthaltenen Uhrdifferenzen sind zu Mitteln vereinigt und die Uebereinstimmung der Uhrdifferenzen untereinander ist eine recht gute. Es findet sich der wahrscheinliche Fehler einer Uhrdifferenz zu '+0°03, der eines Tagesmittels im Durchschnitt aus 64 Uhrdifferenzen zu +0°004. Die zu den Mitteln gehörigen Epochen der Zeiten sind, weil es vollständig hinreichend war, auf ganze Minuten abgerundet und in Münchener und Leipziger Uhrzeit gegeben. Tabelle XXXII. Mittel der Uhrdifferenzen aus den registrirten Signalen. Uhrzeit | Uhrzeit Uhrdifferenzen Mittelwerth ’ 1873. | in Mn aus den Signalen gegeben der Einfache Leipzig. | München. | jn München. | in Leipzig. | Uhrdifferenzen. Sag Juli 13. | 18"48” | 18"55® |— 7"28°173| — 7”28°235| — 7"28°204 | 40'031 172 076.30. 4 078,37 42.750 42.809 42.780 0.030 - .21.|| 1837 18.44 50.550 50.592 50.571 0.021 22222018033 18 40 52.396 52.440 52.418 0.022 =. 23.101835 1842 54.564 54.584 54.574 | 0.010 - 25.| 1834 1841 |—8” 0.433|—8” 0.420| — 8” 0.427 0.007 - 29.|| 18 35 18 42 11.129 11.229 0.179 0.050 230. na 1841 15.069 15.131 15.100 0.031 =" 30, |R835%.1018.42 17.424 17.446 17.435 | 0.011 Das Mittel aus der letzten Columne für die Stromzeit ist = + 0°024, und bei früheren Längenbestimmungen war die Stromzeit nahe dieselbe, so 2. B. bei Berlin-Wien =-+0°022 Leipzig-Gotha = + 0.019 Leipzig-Berlin = + 0.019 VI. Die Beobachtungen der Zeitsterne. Die Beobachtungen der auf den beiden Stationen benützten Pol- sterne sind schon bei den früheren Tabellen X, XIV, XXIII und XXVII bei Ableitung der Collimationsfehler und Azimuthe gegeben. Die Tabellen hier enthalten links die Beobachtungen der Zeitsterne in München, rechts die Beobachtungen der Zeitsterne in Leipzig, und zwar die erste Columne die Nummer des Sterns, die zweite die Kreislage, die dritte die Durch- 169 gangszeit durch den Mittelfaden, die vierte die Zahl der beobachteten Fäden, die fünfte die Instrumentalcorrection, die sechste die Zeit der Culmination, die siebente den Uhrstand. Nennen wir die Längendifferenz 1, die Rectascension eines Sternes «, welche wegen der geringen Grösse von 1 für beide Orte zur Zeit der Culmination dieselbe ist, die ÖOrtszeiten der Signale in Leipzig und München U und u, die Uhrstände zu dieser Zeit AT und At, die Uhr- zeiten und Uhrstände zur Zeit der Culmination der Sterne T und t und AT’ und At’, die stündlichen Uhrgänge dU und du, so ist, wenn S und 5’ die wirklichen Sternzeiten der Signale bezeichnen: s=3'+l, S=U+AT, S=u+ät mithin 1= (U—u) + AT—At =U,+AT— At wo U, die in Tabelle XXXII gefundene Uhrdifferenz der Signale bedeutet. Ferner it a= T+ AT’ =t +4t! und AT’=AT + (T—U) dU und At‘ =At+ (t—u)du, wofür man, daAT’ und AT, sowie At’ und At nur um geringe Grössen von einander verschieden sind, auch schreiben darf AT=AT+(e—S)dU, At! = At+(a—S‘)du = At+(a—S) du + Idu, sodass die Differenz der Uhrstände zur Zeit der Culmination AT'— At! = AT—At + (a—S) (dU—du) — Idu, mithin ist 1=(AT’— At) + U,—(a—S)(dU—du)-+ ldu. Die Differenz der Uhrgänge AT’—At* ist in der Columne 8 auf der linken Seite. U, ist in Tabelle XXXII gegeben, die Grösse ldu ist, da der stündliche Uhrgang (du) für München nie —0°08 überschreitet, höchstens —0°004 und im Durchschnitt —0°003 und zum Schlusse berücksichtigt: Die Differenz der Uhrgänge dU—du ist aus den Beobachtungen selbst ermittelt, es sind aus den Uhrdifferenzen der Sterne 1—10 und 10—21 die Mittel genommen und aus der Differenz die Uhrgänge ab- geleitet und haben sich für dU—du die nachfolgenden Werthe gefunden: Tabelle XXXIII. Differenz der stündlichen Uhrgänge. #873. I dU—du. | 1873- | dU— du. | 1873. | dU—du. Juli 13. +0°080 |Juli 22. Keane Juli 29. | +4-0.151 hn2= 17. 0.082 zuR213. 0.161 - 30. 0.140 =2E. | 0.084 - 25. 0.156 - 31.) 0.136 | Endlich ist in der 8. Columne auf der rechten Seite die aus jedem Sterne abgeleitete Längendifferenz, welche aber noch mit der persön- lichen Gleichung behaftet ist, angegeben. Abh. d. U. Cl.d. k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. II. Abth. 22 170 Beobachtungen in München und Leipzig. Tabelle XXXIV. Beobachtungen in München. nern i Differenz tal- : Uhrstand. der ‚Correetion. Uhrstände. Beobachtete Kreislage. = Durchgangszeit. | der Fäden Juli 8" 54,1 0:77 12 41.70 0.78 43.48 0.70 56.50 0.88 23.99 0.84 5.96 0.35 20.82 0.25 20.32 0.32 33.02 0.22 12.13 7 49.05 0.26 38.36 0.32 45.28 0.13 30.65 0.35 0.48 13.12 39-07 39-47 2, 18.83 99-91 Juli 57.36 44.65 46.57 59.28 26.79 7.86 22.98 22323 35.14 14.33 51.85 40.59 47.59 32.85 2>72 16.19 38.50 37.39 26.35 21.97 58.38 h 7 on ou wu RM, Kreislage. Beobachtungen in Leipzig. Beobachtete Durchgangsazeit. Instrumen- tal- Correction. Zahl der Fäden Uhrstand. 171 Längen- differenz. ei Sooypountzunn Juli’r3. 16" 58” 9°82 Iı7 1157.27 4 58.86 9 12.09 II 39.45 18 21.05 21 35-93 25 35.32 30 48.15 17 33 27.36 20 30 4.56 32 53.24 36 0.10 40 45.54 45 15.33 53 28.26 56 50.14 21 O0 49.65 4 38.09 8 33.82 21 I4 10.60 Juli 16° 57”56'76 17 144.13 4 45.97 8 58.77 11 26.20 18 7.90 21 23.04 25 22.36 30 35.18 17 33 14.32 20 29 51.60 32 40.23 35 47.39 40 32.55 45 2.39 53 15.21 56 37-57 21 0 36.41 4 25.23 7. 20.97 21413.157.29 +0'29 0.29 0.29 0.30 0.30 0.10 0.09 0.10 0.08 o.11 0.12 0.13 0.11 0.13 0.13 0.28 0.27 0.28 0.27 0.27 0.28 —o'gI 0.97 0.78 T.18 0.49 157:67 45.10 46.75 59-95 27.31 8.57 23.53 22.98 35.60 115.03 52.22 40.97 47:73 1393-34 3.14 16.24 38.31 37.63 26.07 21.81 58.53 +-10"43'27 43.23 43.26 43.25 43.31 43-23 43.24 43.32 43.14 43.26, 43.36 43-44 43.38 43-44 43-44 43-41 43-42 43-49 43-48 43.41 43-53 + 10"55°68 55.67 55.62 55.68 99-74 55.80 55.70 99-75 99-75 55.69 55-93 55-95 55-94 55.89 55.87 BREYZL 55.64 55.92 59.90 55.82 56.02 3"16°g91 Beobachtungen in München. Aa 5 |Instrumen- =) Differenz = = Stern. Kreislage. ae ie 23 tal- 53 Uhrstand. der CE Dorchgangszeiti) u B Correction. = Uhrstände, Juli 21. 1.1B. A. C.5821| Ost |17" 8”59'%82 | ıı | +0’79 | 061] —o”7°27 11” 7°40 2.|- - - 5841 12 47.51 | II 0.80 [48.31 7.55 7.66 3-| =» = - 5860 15 49.17 | ıı 0.71 [49.88 7.51 7.61 4.| = - - 5890 20 2.29 | II 0.90 | 3.19 7.50 1:73 5.| - - - 5903 22 29.79. gar 0.86 |30.65 7.61 7-83 6.|- - - 5941| West 29 n.7 2}. u 0.37 |12.09 773 7.95 7-.| - - - 5967 32 26.52 | II 0.26 |26.78 7.56 Hark: 8.|- - - 5991 36 26.03 | ıı 0.34 |26.37 7.65 7-86 9.|| - 1=.2= 6021 41 38.73 | ıı 0.22 |38.95 7.60 | 7.89 10.| - - - 6035 17 44 17.94 | ıı 0.40 |18.34 7.62 7.81 I1.| - - - 7200| West |2o 40 55.59 | ıı 0.26 |55.85 7.69 8.04 12.!- - - 7222 43 44.20 | II 0.34 144.54 7.61 7.88 13.| - - = 7246 46 51.27 | ıı 0.14 151.41 7:73 8.04 14.| - - - 7269 51 36.58 | II 0.37 \306.95 7.71 8.05 15.| - - - 7302 56 4.40 | ıı 0.35 | 4-75 7.71 7:98 161 - 1.873501, 7Os6 Mira. 4 mi0.02): Br 0.74 |19.76 7.68 8.06 ATS ER 7308 | 7 4m.osj| ers 0.59 [41.64 7.67 8.08 18.|- - - 7394 II 40.48 | ıı 0.86 141.34 ar 8.14 19.| - - - 7410 15 29.11 | Iı 0.64 129.75 7.76 8.05 20.|- - - 7437 18 24.71 | ı0 0.65 |25.36 7.71 8.06 208) - E22 72178 21-25 11.48.00 rl 0.86 | 2.34 3.77 8.16 Juli 22. 1.|B. A. O.5821| West |17® 9” 1'498 | ıı | +o'24 | 1°72| —o”8'39 |rı" 9°70 2.|- - - 5841 28-71 8 0.29 /49.00 8.25 9.51 3-|| - - - 5860 15 50.63 | ıı 0.07 ‚50.70 8.34 » 9.72 4.| = = - 5890 ae | se 0.48 | 3 97 8.34 ” 9.65 5.|- - - 5903 22 30.93 | 10 O4I 131.34 8.31 9.57 6.1- - - 5941 Ost 29 11.95 | II 0.64 | 1.59 8.23 9-51 7-|- - - 7967 32 26095 | ıı 0.49 127.44 8.22 9.52 8.|- - - 5991 36 26.43 | ıı 0.61 127.04 8.32 9.58 9.| - - - 6021] AL 139.0W1| a1 0.45 139.46 8.12 9.42 I0.| - - - 6035 17 44 18.33 | 11 0.68 [19.01 8.29 9.63 Ir. - = 2- 7200) Ost |20 40 56.10 | ıı 054 156.64 8.48 9.82 2 US RE 7222, 43 aa OKI 0.64 45.41 8.47 134 -lassz 7240| 46 51.84 | ıı 0.37 \52.21 8.52 1420-1 72.09 51 37.09 | 9 0.09 137.78 8.53 I5.|- - - 7302 56 6.94 | Io 0.65 | 7.59 8.57 16.|- - - 7350| West |2ı 4 2052| ıı 0.214120.73 8.63 17.| - - - 7368 7 or 0.12 142.63 8.64 18.| - - - 7394 II 41.74 | ıı 0.42 142.16 8.57 19.!- - - 7410 15 30.66 | ıı 0.01 |30.65 8.65 20.|- - - 7437 18 26.30 | ıı 0.01 [26.29 8.62 21.|- - - 7478 21 25 2.66 | ı1 | +0.43 | 3.09 8.52 ms Stern. 277 1.||B. A. C. 5821 2.|- - - 5841 3.| = = - 5860 4.| - - - 5890 34 7 mn 8903 94 =) 24 9, 5941 212. 2,90.5967 Sa, 080 5991 9.| - - - 6021 10.| - - - 6035 Till - 0,0 7200 12.| - = - 7222| 3 -, 057246 14. | - - - 7269 25 | 27 5.7302, 104° =o,- 7350, 17.| - - - 7368 2330-022 7394. Zell 207410 204 5227432] Bu = 705 ,7478, 1.|B. A. (. 5821 2.| - - - 5841 3.|- - - 5860 4.| - - - 5890 | 71772-159903 Sal) == 15941 aa #4 209235907 8.1 - = - 5991 9.| - - - 6021 10.|- - - 6035 I1.| - - - 7200 12.| - - - 7222 13.| - - - 7246 14.| - - - 7269 15. - ı == 7302 16.| - - - 7350 17.| - - -.7368 Ball = = 3,17394 I9.| - - - 7410 2. 7478 Beobachtungen in Leipzig. 5 IInstrumen- 5 5 Kreislage. Deobaeureie 38 tal- er: Uhrstand. Lanen Durchgangszeit. |NS on TR differenz. 3 | s Juli 21. Ost |ı16%57"52°%51 | ın | +40°70 |53°%21|4+11"0'13 | 3*16°97 17 1 39.885 a 0.77 |40.65 o.11 17.22 Am OO. KL 0.58 |42.27 0.10 17.17 8 54.49 | ıl 0.97 155.46 0.17 17.28 ISO. OLE 0.91 |22.82 0.22 17.38 West 18 DS. 50 0.99 | 4.14 0.22 17.49 2ı 18.22 | ıı 0.85 [19.07 0.15 17.25 25 17.56 | ıı 0.95 18.51 0.21 17.39 30 80.27. ını |: ‘0.79 131.06 0.29 17.41 27.33. ©J9:.50H|,(Ku 1.03 [10.53 0.19 17.33 West ;20 29 46.84 | ıı 0.97 147.81 0.35 17.31 32 35.59 | 11 1.07 |36.66 0.27 17.15 35 42.55 | ıı 0.82 143.37 0.31 17.30 40 27.79 | ıı I.II [28.90 0.34 17.31 44 57.69 | ıı 1.08 158.77 0.27 17.23 Ost 53 10.94 | ıı 0.76 |11.70 0.38 17.30 56 33.I1 | ıı 0.45 [33.50 0.41 17.32 24 |OrBer2An RT 0.96 |33.20 0.37 lesn] 4 21.14 | Il 0.56 [21.70 0.29 17.28 7 16.75 | ıı 0.55 |17.30 0.35 17.28 2113 53.210, 11 | 4-0,97 54.18 0.39 17.37 Juli 22. West | 16" 57"s51°ı12 | ıı | -Fo’go |52°02| +ı1ı"ı°31 | 3%17°47 17.2 1038.53. jr 0.97 |39.50 1.26 17227 4 40.20 | ıı 0.78 |40.98 1.38 17.47 8 53.14 | ıı 1.18 [54.32 Megjt 17.40 II 20.67 | ıı I.II 121.78 1.26 17.31 Ost 18.472.330, wi 0.75 | 3.08 1.28 17.24 21 17.36 | ıı 0.56 |17.92 1.30 17.24 25 16.77 | ıı 0.71 |17.48 1.26 17.30 30 29.54 | ıı 0.50 [30.04 1.30 17.13 17 33 8.59 | ıı 0.79 | 9.38 1.34 17.33 Ost |20o 29 46.08 | 9 0.72 |46.80 1.36 17.19 32 34.79 6 0.83 |35.02 1.32 17.15 35 ANe73, ET 0.55 [42.28 1.41 17.29 40 26.96 | ıı 0.88 |27.84 1.41 17.29 44 56.76 | ıı 0.84 157.00 1.46 17.37 West 53 09.69-| 71 1.04 |10.73 1.37. 17.33 56 31.71 | ıı 0.76 |32.47 1.51 17.47 21 O0 30.98 | ıI 1.24 |32.22 1.37 17.26 4 19.73.| ıı 0.86 [20.59 1.41 17.36 7 15.19 | Il 0.86 [16.05 1.62 3 21413.51:91 ; 1.45 Beobachtungen in München. BEIN ehtete Se Instrumen- E Differenz Stern. Kreislage ee 3: as tal- E72 | Uhrstand. der ESP ZSSZ 5 [Correetion <= Uhrstände. a) er | Juli 23. 1.1B. A. 0. 5821| Ost |ı17" 9” 1/99 | ıı | +0'6ı | 2°60| —0o”9’27 |r1"ı1°60 2. - - - 5841 12 49.30 | II 0.66 149.96 9.21 11.49 3.| - - - 5860 15 51.06 | Iı 0.50 151.56 9.20 11 67 4-|| - - - 5890 2013.97 0.82 | 4.79 9.17 11.56 Bl - - 5903 22. 31.4081 0.77132,23 9.20 11.58 6.| - - - 5941|. West 29 13-474 | FI 0.22 |13.69 9.34 11.85 7.|- - - 5967 32 28.49 | 10 0.07 128.56 9.35 11.77 8. -%2 5991 36 27.78.78 0.19 |27:97 9.26 11.70 9.| - - - 6do21 41 40.57 | Il 0.01 [40.58 9.24 11.64 10.1 - - - 6035 17 44. 19.761.410 0.26 |20.02 9.31 11.70 11.) = =) = 7200| "West 20 40 57.70.9 0.14 157.84 9.67 11.21 12.| - - - 7222 43 46.31 | ıı | 0.25 |46.56 9.60 11.18 13.|- - -.7246 46 53.38 | 11 | —0.03 153.35 9.65 11.29 14.| - - - 7269 51 38.67 | ıı | 4-0.30 138.97 9.70 11.35 15.| - - - 7302 56 8.41 | ıı 0.25 | 8.66 9.59 11.17 16. = We 735017086 ar. a2 0.62 21.76 9.65 11.30 17.|= - = 7368 ler | ie. 0.34 |43.66 9.67 11.36 18.1 - == 7394 11 42.46 | ıı 0.79 |43.25 9.65 11.21 19.| - - - 7410 15 3116 | ıı 0.43 131.59 9.57 I1.II 20.|- - - 7437 ı8 26.80 | ıı 0.43 127.23 9.56 11.15 ai. - Rena 27.124 43.42 Er (120-823 1094.23 9.063) | m aure28 Juli 25. 1. BO. 5827|," West | 1772,07 5.42%. 17 \.Fo.t3 5.55 Orı224 men. 79 2.|- - - 5841 12 52.75 | ıı | 0.17 152.92 12.19 17.69 3-| = = - 58060 15 54.61 | II | —0.04 |54-57 12.23 IGR7T 4.|- - - 5890 20, 17.4100 ar 11.1.0538 07.70 12.18 17.65 5.| - - - 5903 22 34.92 | II 0.30 [35.22 12.20 17.70 6. - - - 5941| Ost 29 15.88 | ıı 0.62 |16.50 12.16 17.66 | = = 1-15967 32 30.81 | Io 0.47 |31.28 12.09 | 17.55 Sal =, 2015001 36 30.39 | 11 0.57 |30.96 12.26 IR 9.| - - - 6021 41 43.14 | ıı 0.42 |43.56 12.24 17.59 10.|- - - 6035 DT AA DRS ET 0.66 |22.94 12.24 2 1i.h - .-)02,7200| 980st 2236.41 00204 10 0.47 | 0.67 12.48 17.36 12.| - -: - 7222 43 48.82 | ıı 0.58 149.40 12.42 17.14 LE ne 46 55.93 | 11 0.32 156.25 12.52 17.29 1a er zog 51 41.02 | 10 0.63 141.65 12.36 17.15 nase er 502 56 10.95 | ı1T 0.58 |11.53 12.43 17.15 16.| - -' - 7350|, West |21 4.24.47 |.ı1 | 0.10 124.57 12.43 17.17 Ze = 738 7 46.78 | ı1ı | -024 [46.54 12.52 17.20 18.| - - - 7394 11 45.85 | ıız | +o.31 [46.16 12.53 17.21 10. 2. To 150324707108 N 0.124 39055 12.50 17.34 20.| - - = 7437 18 30.35 | II | --0.12 |30.23 12.53 17 34 21.| 7478 271° 25 6.85 +0.32 | 7.17 12.54 ö Beobachtungen in Leipzig. 2 3 ES, 5 Instrumen- 3 = ir Krichie ei de 33 En. Sr Durchgangszeit. | N Eleorfäetien. rS Juli 23. 4. 9 58ai| « Ost | 16° 57950°26 | Unrı-Foy4 2. - - = 5841 770 0 37-.00m 5 0.81 3.|| - - - 5860 4 39-31 | ıı 0.58 A. - - --, 5890 8 52.20 | Il 1.03 5 = 02.5903 I1 19.70 | ıı 0.95 6.|- - - 5941| West ı8 0.87 | ıı 0.97 2. = - - 5967 21 15.99 | ıı 0.80 8.1 - - - 5991 25 15.36 | Iı 0.91 9.|| - - - 6021 30 28.21 Il 0.73 10. - - - 6035 le a at 1.01 I1.|= - - 7200| West |2o 29 44.69 | ıı 0.94 mau = 0-,7222 32 33-33 II 1.05 13.| - - - 7246 35 40.29 | ıı 0.77 14.| - - - 7269 40 25.51 | II I.II 15.|- - - 7302 44 55.42 | ıı 1.07 Bon - - 22 7850| . Ost 53 8.65 | Iı 0.81 Ba 2 7368 56 30.83 | ıı 0.47 RSB =. = 37.7394 21 O 30.02 | ıI 1.02 IQ.) - - - 7410 4 18.90 Il 0.58 20.:- - - 7437 7 14.50 | ıı 0.58 aan = = 052,9478 2I 13 51.00 | II 1.02 Juli 25. ı.|| B. A. C. 5821| West | 16"57”46:98 | ıı | -+0°87 2.| - - -.5841 17 134.30 | Il 0.93 3.| = - - 5860 4 36.12 | II 0.74 4.| - - - 5890 8 48.98 II 1.16 5.|- - - 5903 ı1 16.44 | Il 1.08 6.|- - - 5941) Ost 17 58.08 | ıı 0.76 7:|- - - 5967 || 0.57 Sen 2 = 5991 25, 12.53 II 0.70 Ba =.7- 6021 30 25.47 | ıı 0.50 10.|- - - 6035 17 33 4.43 | Il 0.79 Bra E42 ..72001.....08t....[.20,,29..41.62- 21 0.69 2. - - =.7222 32 30:46 |erı 0.80 13.|- - - 7246 35 37.45 | I 0.51 14.| - - - 7269 102 22.03 er 0.87 15.|- - - 7302 44 52.55 | ıı 0.83 16.|- - - 7350| West AT 0.98 Bel - = ..-.7368 56 27.66 | ıı 0,68 18.| - - - 7394 DE 08 208,7 er I 18 IQ.| - - - 7410 4 15.44 | II 0.77 BON =..10.0=,7437 A Eranzı Vor 0.77 21.|- - - 7478 DIT ATI Io 175 Ss Ss 4 53 | Uhrstand. Taneen: = differenz. S 5t’o0o4-ı1"2733 | 3”17'30 38.47 2.28 17.18 39.89 2.47 17.35 53.23 2.39 17.22 20.65 2.38 17.24 1.84 2.51 17.49 16.79 2.42 17.40 16.27 2.44 17-32 28.94 2.40 17.25 8.32 2.39 17.30 45.03 2.54 17.33 34.38 2.58 17.29 41.06 2.64 17.40 26.62 2.65, 17.45 56.49 2.58 17.25 9.40 2.65 17.30 31.30 2.69 17.40 31.04 2.56 17.24 19.48 2.54 17.14 15.08 2.59 17.17 52.02 2.58 17.22 A785 21, 546)| 3517553 35.23 5.50 17.51 36.86 5.48 17.52 50.14 9.47 17.45 17.52 3.90 17.49 58.84 5.50 17.44 1373 5.46 17.32 13.23 9-47 17.49 25-97 5-39 17.34 5.22 5.48 17.46 42.31 5.88 17.64 31.26 5.72 17.41 37.96 5.77 17.56 23.50\ 3:79 17.41 53.38 5.72 17.39 6.40 5.74 17.39 238.34 5.68 17.41 27.95 5.68 17-41 16.21 5.84 17.53 11.89 5.81 17.52 48.94] 5.69 | 17.40 Beobachtungen in München. = 90 30138.22 Ubıpr 0.40 |38.62 19.95 32.07 - = - 6021 41 50.94 | ıı a 152 19.99 32.05 0. 6035| 44 30.16 6 0.43 |30.59 19.91 31.93 -i nu 5 IInstrumen-| & Differenz = 3 Stern. Kreislage. a 33 tal- a Uhrstand. der En Dubeaue Zen 5 Correction, S Uhrstände. Juli 29. 1.1B. A. O. 5821) ‘ Ost | 17" g"ı0°65 | ıı | 4+0°47 |rıtı2)| —ı7'84 '|11"27°90 2.| - - - 5841 12 58.05 Iı 0.49 158.54 17.83 = 3.| = - - 5860 15 59.74 | Iı 0.46 |60.20 17.89 — 4.| = - - 5890 20 13.02 | II 0.55 113.57 17.97 = 5.| - - - 5903 22 40.29 | ır | 0.52 |40.81 17.80 — 6.|- - - 5941| West 39, 22.23. 11 |0©- 0.01 12224 17.92 27.90 7.|- - - 5967 32: 37.09! WER N 0.05 137.04 17.87 — 8.| - - - 5991 36 36.54 | ıı 0.00 136.54 17.86 — 9. - - - 6021 41 49.26 | ıı | —0.06 |49.20 17.91 27.94 10.|- - - 6035 17 44 28.56'| ıı | 0.02 |28.58 17.90 — II.| - - - 7200| West |20 4ı 6.53 | ı1 | —0.06 | 6.47 18.25 28.42 12.|- - - 7222 43 55.22 | II | —0.01 |55.21 18.18 28.28 13.|- - - 7246 47, 2.091 20. 16- 0.12 | 1.97 18.20 28.37 14.| - - - 7269 51 47.64 |. 75. | -1-0.01 (47:65 18.31 28.35 15.| - - - 7302 BoRL7ear ar 0.00 |17.37 18.21 28.32 16.|- - - 7350| Ost 21 4 30.06 | ıı | +0.44 [30.50 18.30 28.54 17.1 = ==. 7368 7 52.05 | ıı 0.36 [52.41 18.34 28.46 18.|- - - 7394 11.9143 710 0.50 |51.93 18.25 28.46 19.|- - - 7410 15 40.15 | ıı 0.38 140.53 18.43 28.70 208, = FA 18 35.79 | II 0.38 |36.17 18.41 28.62 2a = E-EA8 21. 25 12.50 TL 0.50 |13.09 18.40 28.60 Juli 30. 1./B. 40.5822) ‘West | 172 tg”"r3°19 10 | 0801 Irzrı8| 2991 Mrd Bon - Me ua 13. 9.57 "ua. 620,82 | 0.59 19.89 31.78 3:.|-=- - - 5860 16. 2.26 |‘ 27. |l—-0,10 |+2.16 19.86 31.87 4.| =. =. - 5890 20 15.24 | ır |-+0.14 |15.38 19.79 31.74 5.| - - - 5903 22 42.80 | II 0.10 [42.90 19.90 31.84 6.|- - - 5941| Ost 29 23.68 | Iı 0.41 |24.09 19.78 31.74 & - = - 5967 32).38.80*°|'Eı 0.35 |39.15 19.99 31.99 9. 0. Beobachtungen in Leipzig. 2a© 3 \Instrumen- = en 2uo Beob un = ; B. = E Kreislage. nn ve =3 tal- 53 Uhrstand. Laneen Z Durchgangszeit. | S 5 |Correction.! = differenz. I =} on Juli 29. 1 Ost | 16" 57”42'48 | +0'74 |43°22 +11" 10°06| 3"16°97 2; — Ei a er 3 ARE TI IF 4: — 2 — ar 5- —— — — >= == 6 West |ı17 ı7 53.37 097 154.34 9.98| 16.92 7: FE = 2 F = 8. — —_ — 9. 1790, 20,51 0.75 |21.26 10.02 16.93 10. — — — — West | 20 29 37.08 0.97 |38.05 19.07. 20.90 32 25.85 1.08 ‚26.93 10.10 16.81 35 32.719 0.81 133.60 10.17 16.90 40 18.18 1.12 |19.30 10.04 16.87 44 47.96 1.09 |49.05 10.11 16.82 Ost 55) holz @83, |. 10 2A, 17.02 56 23.44 0.51 |23.95 10.12 16.93 DI 022 1.03 23.47 10.21 16.92 4 11.20 0.03 [11.83 10.27 17.15 7 49:92 0.63 5 10.21 17.06 21 13 43.46 1.03 |44-49 10.20 17.03 Juli I. West | 16? 57”40'37 | --1'02 |41°39|$ ı1"11.88) 3”16.92 2%: DT ar7T 1.Io 28.81 11.89 16.90 3- 4 29.40 0.89 130.29 12.01 16.99 4. 8 42.32 1.32 143.64 11.95 16.84 5 II 9.84 1.26 |10.06 11.94 16.94 6. Ost In 51.52 0.83 |52.35 11.96) 16.82 7 212.1,0253 0.63 E 11.00 17.07 8. | 25 So 0.78 ; T2AT2 7 [op 30 18.65 0.57 |19.22 12.06 17.11 10. 320 37219 0.87 [58.66 12.02 16.98 Abh. d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. II. Abth. 33 178 Beobachtungen in München. Bi Beatlektten U S Instrumen- = Differenz ee Stern. Kreislage. Duke tal- == | Uhrstand. der 28 Duschennsezeitä 3 5 Correction. S Uhrstände. Juli 31. 18% A.0.5821)| Ost [17° grıa'zı | ıı | +0°38 |14°59| — 2133 |[11"34'34 &: - - 5841 oe | je 0.4I | 2.05 21.36 34-39 3-\ - - 5860 | 0.27 | 3.58 21.29 34-40 4.) - - 5890 20 16.36 | ıı 0.56 |16.92 21.34 34-34 hy 270225903 22 45.95 | II 0.52 |44-47 21.48 3441 6. - - 5941| West 29 25.70 | ıı | —0.06 |23.64 21.34 3827 7 - - 5967 2 40.62 | II | —0.21 |40.41 21.26 34.16 8. - - 5991 36 40.04 | II | — 0.10 139.94 21.28 34.25 9. - - 6021 41 52.85 | II | —0.27 |52.58 21.34 34.32 10. - - 6035 17 44 32.08 | II | —0.04 |32.04 20.37 34.40 II. - - 7200| West |20 4ı 10.08 | ıı | —o.15 | 9.93 21.09 34-87 12. - - 7222 43 58.73 | IT | —0.04 |58.09 21.64 3479 13.| ee 7 240 47 5.74 | II | —0.30 | 5.44 21.05 34-74 14. | - - 7269 53 7.66 | ın | —0.03 | 7.63 21.27 34-44 15. | - = 7302 56 20.82 | II | —0.04 120.78 21.60 34:78 16. | = 0- 7350| Ost. |21 4 33.49 | ıı | 40.36 133.85 21.63 34:89 17. | - - 7368 753.05 dal 18 15578 21.69 34:93 2a ei Tag II 54.99 | II 0.52 155.51 21.79 35.00 19. || - - 7410 15 43.68 | ıı 0.21 143.89 DIT, 34-94 20. | - - 7437 18 39.29 | Iı 0.21 139.50 De 34.94 | 15.89 0.52 34-91 z. 179 Beobachtungen in Leipzig. zu 5 |Instrumen- = m n = Stern. Kreislage. DR 38 tal- EE Uhrstand. Rus > Durchgangszeit. | S Eee on! © differenz. Juli 31. 1.|B. A. 0. 5821| Ost |16%57”39'52 | ır | +0°73 |40°25 Hı1*13°01| ZPı7°13 2.| - - - 5841 1721720.80. 01 0.80 |27.66 13.03 17.17 3. = = - 5860 4 28.61 | ı1 0.57 |29.18 13.I1 17.17 4-7 = - 5890 8 41.56 | ıı 1.02 |42.58 13.000 17.11 5.| - - - 5903 mie ae 0.95 [10.06 12.93 17.17 6.!- - - 5941) West 17 50.33 | II 1.04 151.37 12.93 17.01 7-|- - - 5967 ZB 307 OT 0.88 | 6.25 12.90 16.90 8.| - - - 5991 25004.095| 17 1.00 | 5.69 12.97 16.98 9! - - - 6021 30 17.44 | ıı 0.82 |18.26 13.01 17.04 10.| - - - 6035 17 32 56.56 | ıı 1.08 57.04 13.03 17.11 11.| - - - 7200 West ‚20 2g 34.04 | ıı 1.02 35.06 13.18 17.18 Bas ==) = 7.222 320022470, 07T 1.14 123.90 13.15 17.09 13.| - - - 7246 35 29.85 | Il 0.85 [30.70 13.09 17.03 aa = 1 -172009 49 15.00 | II 1.19 16.19 13.17 16.72 15.| - - - 7302 44 44.85 | ıı 1.15 46.00 13.18 17.05 16.1 - - - 73501 Ost 52 58.15 | ıı 0.81 158.96 13.26 17.14 17.| - - - 7368 56 20.37 | ıı 0.48 120.85 13.24 17.17 18.|- - - 7394| 21 o,79.SoH Tr 1.01 [20.51 DR 22 19.| - - - 7410 38.35 et 0.60 | 8.95 13.17 17.16 ber 27487 5. 00m ET 0.60 | 4.56 13.22 17.16 7478 40.48 | ıı 1.02 41.50 13.23 17.11 VII. Ableitung der Endresultate. Aus der 8. Columne der Beobachtungen auf der rechten Seite sind, da die Kreislagen auf beiden Stationen gleich waren, für die Kreis- ‘ lagen die Mittel gebildet und wieder aus den beiden Kreislagen Ost und West von Neuem die Mittel. Die dazu gehörigen Gewichte sind nach der Formel ‚ wobei jedem beobachteten Stern das Gewicht 4ab at b 1 gegeben ist, ermittelt. Für jeden Abend sind dann die Längen- differenzen gebildet mit Berücksichtigung der dazu gehörigen Gewichte. Die Längendifferenzen sind aber noch mit der persönlichen Gleichung behaftet. 28% 180 Tabelle XXXV. Resultate der Längendifferenz aus den auf beiden Stationen beobachteten Sterne. 187 Kreis-)\ Längen- [Zahl d.| Längen- Ge- Längen- Ge- (as lage. | differenz. |Sterne.| differenz. | wicht.| differenz. | wicht. Juliar3s 1.02 | 32176:936 E Bm | W 17.000. | sun 316.905, | 10.0, 0 w 16936 | 5 \ 3"16'964 | 209 0 16.992 | 6 16.964 | 10.9 | N 1750780 5 Ö 17.210 5 17.144 | 10.0 . 0 17,210 1 3 17.144 | 20.9 W 17.047 6 17.144 | 10:9 or 0 17.204 5 W 17.374 5 17.289 | 10.0 | W 17.200 5 17.290 | 20.9 (6) 17.320 5 17.290 | 10.9 a 17.384 | 5 Ww 17.248 5 17.316 | 10.0 | W 17.258 5 17.315 | 20.9 Ö 17.370 6 17.314 | 10.9 n,,23-.1,0 17.258 5 W 17.352 5 17.305 | 10.0 W 17.344 5 17.302 | 20.9 Ö 17,258 17.300, | 10.9 RES N! 17.500 | 5 0 17.410.185 17.455 | 10.0 Ö Bus E 17.458 | 20.9 W 17.443 6 7.462 | 10.9 9300 16.970 ı W 6. 2 16 950 37 W a 5 16.948 | 13.6 (0) 17.018 a 16.945 | 10.9 - [6) W 2 i Ö > 16.971 | 10.0 16.971 | 10.0 TR so 5 Ww 17.006 5 17.078 | 10.0 2 Ww 17.014 | 5 17.081 | 20.9 10) 17.162 5 17.084 | 10.9 Was zunächst die persönliche Gleichung anbetrifft, so findet sich selbige aus den Differenzen, welche aus den Beobachtungen Juli 21, 22,23). alundıduli, 13, 175.29, 30,3% sich. ergeben. an nadly Das Mittel aus den mittleren 4 Abenden ist aus beiden ersten und den drei letzten Abenden so dass die doppelte persönliche Gleichung 0°319 also Weinek— Seeliger = + 0°160 ist. 3m 17°022 181 Es ist dabei jedem Abend zunächst gleiches Gewicht gegeben. Es findet sich, wenn die persönliche Gleichung angebracht wird, die Längendifferenz an den einzelnen Abenden: Juli 13.: 3” 17°124 3-17. 17.304 3421: 17.130 FD, 19.459 =ur23: 17.142 4425, 17.298 4-29. 17.108 - 30. 17.131 - 31. 17.241 Das Mittel daraus (jedem Abend gleiches Gewicht gegeben) ist: 3m 17°181, der wahrscheinliche Fehler + 0°017. Würde man jeden Abend nach den in Tabelle XXXV gegebenen Gewichten behandeln, würde sich ergeben ' 3m 17°188 also fast dasselbe Resultat. . P | Am 29. und 30. Juli wurde nur etwa die Hälfte der Sterne be- ‚ obachtet; geben wir diesen Abenden daher das Gewicht 1%, allen andern das Gewicht 1, so erhält man 30167189 20 018 und die persönliche Gleichung 0-192: Zwischen den Beobachtungen in Kreislage Ost und Kreislage West sollte sich, da die Collimationsfehler eliminirt sind, eigentlich keine Differenz zeigen. Die vorkommenden Differenzen sind Juli 13. O-W = —0°070 +0.056 Gag 2 al +0.132 0.193 ul 0.170 0.060 182 Juli 22.0—W.=+0.136 +0.112 -"Bg —0.094 —0.089 a0. —0.090 +0.039 ENDT: +0.040 +0.146 50: +0.106 -. 31. +0.144 0.148 Die Differenzen sind also theils positiv, theils negativ und im Mittel +0°047 + 0°019 also ziemlich klein und nur 2'/ Mal so gross, als der wahrscheinliche Fehler. Eine Verbesserung vorzunehmen, schien uns nicht nöthig, in- dem wir diese Veränderung mehr der Aenderung der persönlichen Gleichung als der Unsicherheit der Instrumentalfehler zuschreiben. Ordnet man die Längendifferenz nach den benützten Zeitsternen, so ergibt sich als Resultat aus den einzelnen Sternen: Tabelle XXXVI. Längendifferenz aus den einzelnen Sternen. Längen- Zeit- Längen- differenz. |stern.| differenz 3”17?149 Mi 3” 17:146 144 £ 196 213 £ 158 158 : 168 205 x 191 213 5 185 165 - 190 244 : 224 168 5 210 210 ; 205 211 1. 2a 3% 4. 5. 6. Te 8. [op 0. I. .- woraus hervorgeht, dass keine der Beobachtungszeit proportionale Aen- derung der Resultate vorhanden ist; denn nimmt man aus je 5 Sternen die Mittel, so erhält man: 183 Tabelle XXXVII. Längendifferenz aus je 5 Zeitsternen. Zeitstern ı— 5 | 3"17'174 - 6—10 200 - II—-15 176 - 16-21 201 und daraus wieder das Mittel 3" 17°188, also wieder eine sehr gute Uebereinstimmung, welche innerhalb des wahrscheinlichen Fehlers liegt. Untersucht man noch die Längendifferenz nach der Declination der Sterne geordnet, erhält man: Tabelle XXXVIII. Längendifferenz aus den Sternen nach der Deelination geordnet. Declination. Längen- Declination. Längen- Stern. differenz. Stern. differenz. FE 324205, 14952% St 3” 17°149 190 40 2aT 158 244 205 224 158 210 168 165 146 213 IgI 196 210 168 144 185 213 Zieht man auch hier wieder die Sterne in Gruppen von je 5 zu- sammen, so ergibt sich: Tabelle XXXIX. Längendifferenz aus je 5 Sternen nach den Declinationen geordnet. TE Längen- Declination. differenz. — 6° 8'bis+ 3042 | 3” 17'183 +64 -+ıı o ae 12 39 - +23 20 208 23 44 - +29 42 189 also auch wieder eine vollständig genügende Uebereinstimmung. ) 184 Als das wahrscheinlichste Beobachtungsresultat nehmen wir nach Seite 181 an: 3= 17°189 + 0°018 wozu nach Seite 169 (41) noch kommt lIdu = — 0°003 so dass zwischen den Eingangs genannten Beobachtungsorten in Leipzig und München der Längenunterschied beträgt: 32 17.186 4- 0:5018 Reducirt man jedoch den Längenunterschied auf die Mitte der Stern- warte in Leipzig, welche 9.40 Meter vom dortigen Beobachtungspfeiler entfernt ist und daher eine Reduction von —0°032 erfordert, so beträgt derselbe 3=17°154 + 0°018. Zweiter Abschnitt. Bestimmung des Längenunterschieds zwischen dem Polytechnikum in München und der Sternwarte in Bogenhausen auf geodätischem Wege. Da der Beobachtungspfeiler ‚Nr 4 auf der Westseite des nördlichen Flügels am Polytechnikum zu München nach drei Seiten von Gebäuden umgeben ist, so war die Bestimmung seiner rechtwinkeligen Coordinaten in Bezug auf das der bayerischen Landesvermessung zu Grunde liegende Axensystem eine ziemlich schwierige Aufgabe. Es musste desshalb zu- nächst ein Punkt auf dem Dache des Polytechnikums durch Rückwärts- Einschneiden aus 4 Punkten des die Residenzstadt bedeckenden Dreiecks- netzes bestimmt werden. Dieser Punkt, in der beigedruckten Figur mit A bezeichnet, war der südliche Halbpfeiler der Attika des Mittelbaues, und die durch ihre Coordinaten gegebenen Dreieckspunkte hiessen der Reihe nach: „Grosser Theatinerthurm‘“ (T), „Nördlicher Frauenthurm‘“ (F), „Thurm der Kreuzkirche“ .(K) und ‚‚Thurm der protestantischen Kirche‘ (P). 185 Nachdem der Punkt A gefunden war, konnte der nordöstliche Halbpfeiler der Attika (B) als zweiter Endpunkt einer auf dem Dache des Polytechnikums zu messenden Grundlinie AB angesehen und diese Linie auf der wagrechten Mauerfläche zwischen A und B genau ge- messen werden. Weiter liessen sich in diesen Punkten die Winkel A und B des Dreiecks ABC bestimmen, dessen Spitze auf der west- lichen Planie der alten Pinakothek gelegen und mit einem starken Grundpfahle bezeichnet war. Der Hilfspunkt C wurde auch aus dem Dreiecke P,CP,, das er mit den beiden auf der Ostseite des Polytech- nikums gelegenen steinernen Beobachtungspfeilern Nr 1 (P,) und Nr 2 (P,) bildete, bestimmt, indem wiederum die Grundlinie P,P, und die Winkel bei P,,C,P, gemessen wurden. Die Seiten CP, und CP, ergaben sich auch aus den Dreiecken CP,B und CP;A: sie sind folglich doppelt bestimmt und nach ihren Mittelwerthen der Berechnung der Dreiecke CEP, und CDP, zu Grunde gelegt. . Aus den Dreiecken CEP, und CDP, ergaben sich die ebenfalls mit starken Pfählen bezeichneten Hilfspunkte D und E, wovon der erste in der Gabelsbergerstrasse, der zweite in der Theresienstrasse lag. Mit D und E, dann den vier das Polytechnikum umgebenden Pfeilern P, bis P, liess sich ein geschlossenes Polygon bilden, welches alle Winkel und die vier in der Figur stark ausgezogenen Seiten zu messen gestattete. Aus diesem Polygon aber ergaben sich mit Hilfe der schon bekannten Coordinaten der Pfeiler P, und P, die Coordinaten der Pfeiler P, und P, und damit die noch fehlenden Bedingungen für die Berechnung des gesuchten geographischen Längenunterschieds; denn die anderen Vor- aussetzungen waren durch ältere Bestimmungen der Coordinaten der Sternwarte schon erfüllt. Nach diesem Plane hat der ehemalige Assistent des geodätischen Instituts der Münchener polytechnischen Hochschule, Herr Dr. J. H. Franke, die erforderlichen Messungen und auch die ersten Rechnungen zur Fest- stellung der Coordinaten der Pfeiler P, bis P, ausgeführt; er war also an dem geodätischen Theile in gleicher Weise wie die Herren Dr. H. See- liger und L. Weinek an dem telegraphischen Theile der Längen- bestimmungen betheiligt. Abh. d. II. Cl. d.k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. II. Abth. 24 186 I. Die Messungen. Diese zerfallen in Längen- und Winkelmessungen. Die Längen wurden mit sehr gut abgeglichenen fünfmeterigen hölzernen Messlatten, die Winkel mit einem einfachen Theodolithen von 25 Cm. Durchmesser bestimmt. Die Mittel der doppelt gemessenen und auf den Horizont des bayerischen Dreiecksnetzes reducirten Längen berechnen sich in Theilen des Breithaupt’schen Normalmeters des geodätischen Instituts des K. Polytechnikums in München wie folgt: Seite AB= 197551 - PP, = 123,867 - DP,= 36,202 - PP, = 226,001 - P,E = 39,548. Alle Winkel wurden nach Richtungen gemessen, und es folgte immer einem Gyrus mit dem Fernrohre in der ersten Lage ein solcher mit dem Fernrohre in der zweiten Lage, bei dem dritten Gyrus blieb das Fernrohr in der zweiten Lage, beim vierten und fünften wieder in der ersten, beim sechsten und siebenten in der zweiten, beim achten in der ersten Lage. Mehr als achtmal wurde keine Richtung bestimmt, da eine grössere Genauigkeit der Winkelmessung, gegenüber jener der gegebenen Coordinaten der Kirchthürme F, T, K, P nicht geboten war. Denn es ist zu beachten, dass keiner dieser Thürme, den nördlichen Frauen- thurm (F) ausgenommen, welcher Normalpunkt der bayerischen Landes- vermessung ist, dem Dreiecksnetze erster Ordnung angehört; so wie es auch nicht absolut feststeht, ob die anvisirten Kirchthurmspitzen mit den früheren völlig identisch sind. Zu der ohne Zweifel herrschenden, jedoch nicht ganz angebbaren Unsicherheit der Coordinatenwerthe von T, K, P kommt noch der erschwerende Umstand, dass, da die Entfernungen sämmtlicher Thürme vom Punkte A nicht sehr gross sind, die vor- handenen Coordinaten-Differenzen grösseren Einfluss auf die Bestimmung von A erhalten, als es bei sehr grossen Abständen der Fall wäre. Die gemessenen und unter Voraussetzung gleicher Gewichte an- nähernd ausgeglichenen Winkel haben (nach Abrundung der Zehntel- sekunden) folgende Werthe: as 187 BARS 53180239 CBPF=HI0H AH P EEK = 10° 515! a 4110 BriniBPIE=165018 50 BEBH= 510.11-44 TAP =50 4735 PCB= 3937 3 CPE=158 56 20 BA 79724987, „P,P;C= 430245947, EP. P,— 157°.39’ 6 MEN .92, 5538ER 9 BD, =153.27.18 RER. 14040: 4435, CR,Pr241.07088,.1 DDP. 83,40.45 ’ DA, 93°50.6 , BED — 8°°0 42 "DPF, 120° 59 15, NOP® 375033. .CDP,=. 8 5438, PER 121 37 56 CP 4819931 .DP,C-163°.440 ' PEP, =. 80 19.40. II. Die Rechnungen. A, Die Coordinaten für das Polytechnikum. Es ist schon bemerkt worden, dass eine strenge Ausgleichung der Messungsfehler nicht stattfand, weil sie bei der unbekannten Genauig- keit der Kirchthurm-Coordinaten und der durch die Localität be- dingten ungünstigen Form der Dreiecke nur einen scheinbaren Werth gehabt hätte, und für den vorliegenden Zweck eigentlich nicht noth- wendig ist. Denn dieser Zweck erheischt nur, dass der wahrscheinliche Fehler des Winkels, den die Meridiane am Polytechnikum und an der Sternwarte bilden, den gleichnamigen Fehler der telegraphischen Be- stimmung einer Längendifferenz von ungefähr gleicher Grösse nicht übersteigt, nämlich nicht mehr als höchstens 0,30 Bogen- oder 0,02 Zeitsekunden beträgt. Nun entspricht aber in der Breite von München die Verschiebung eines Punktes der Erdoberfläche in der Richtung des Meridians von 0731 und in der Richtung des Perpendikels von 0721 nur einem Centriwinkel von 001 in Bogen: es dürfte also in der Richtung des Meridians eine Verschiebung von 30.0,51 = 973 und in der des Perpendikels von 30.0,21=67'3 stattfinden, bis der Winkelfehler 0,30 Bogensekunde betrüge, während nach den über das bayerische Netz und insbesondere über dessen Theil in der Umgebung von München vorliegenden Erfahrungen die Coordinaten der Punkte niederer Ord- nungen, beideren Bestimmung ebenfalls keine strenge Ausgleichung stattfand, höchstens um +0?%5 oder +0“0167 in Bogen unrichtig sind. Unser Ver- 24* 188 fahren wird demnach auch keinen grösseren wahrscheinlichen Fehler als von +0,016 Bogen- oder --0,001 Zeitsekunde in sich schliessen. Unter diesen Erwägungen schlugen wir folgenden Gang der Rech- nungen ein. Zuerst wurden aus den Coordinaten der Thürme T, F, P und den oben angegebenen Winkeln TAF und TAP die Coordinaten von A berechnet und diese hierauf durch Heranziehung der Coordinaten des Kreuzthurms K und des Winkels TAK verbessert. Die dieser Rech- nung zu Grunde gelegten Coordinaten beziehen sich auf ein Axen- system, das seinen Ursprung in der Spitze (oder Axe) des nördlichen Frauenthurms in München hat und dessen Abscissenaxe der als Gross- kreis gedachte Meridian dieser Spitze ist, während ein durch dieselbe gelegter und zum Meridian senkrecht stehender Vertikalkreis die Or- dinatenaxe bildet. Im nordwestlichen Viertel sind Abscisse und ÖOr- dinate eines Punkts positiv, im südöstlichen beide negativ. Die Längen- einheit ist die bayerische Ruthe zu 10 Fuss, von denen einer 129,38 Pariser Linien oder 0,2918592 Meter misst: wenn somit m Meter n bayerische Ruthen ausmachen, so ist logm — logn = 0,4651734. Die gegebenen Üoordinatenwerthe waren nun folgende: Nördlicher Frauenthurm (F): Abscisse = 0 und Ordinate = 0; Grosser Theatinerthurm (T): Abscisse = — 103"33 = — 301”59 Ordinate = — 89,01 = — 259,78 Thurm der prot. Kirche (P): Abscisse =-+ 46,89 = + 156,85 Ordinate = + 203,20 = + 593,05 Thurm der Kreuzkirche (K): Abscisse = + 116,00 = + 338,56 Ordinate = + 131,64 = -+ 384,21. (Da die oben erwähnten Verbesserungen mehr betrugen, als der Unsicherheit unserer Winkelmessungen entsprach, so unterliegt es keinem Zweifel, dass die vorstehenden Coordinatenwerthe nicht so genau sind, als sie wohl sein könnten; und da letztere nur bis auf bayerische Decimalzolle gegeben waren, von denen einer 2,918 Cm. ausmacht, so hat eine genauere Auswerthung der Coordinaten als auf Üentimeter keine Bedeutung). Mit Hilfe der Coordinaten von A und der nöthigen Linien und Winkel wurden nunmehr die Coordinaten des Hilfspunktes CO und der I 189 beiden östlichen Pfeiler P, und P, und damit die Azimuthe aller Seiten bestimmt, welche den weiteren Rechnungen zu Grunde lagen. Die in dem Polygonzuge sich ergebende Azimuth-Differenz haben wir unter der Annahme vertheilt, dass die auf den Punkten D und E gemessenen Winkel wegen ihrer kurzen Schenkel nur das halbe Gewicht der auf den Steinpfeilern bestimmten bekamen. Auf Jiese Weise ergaben sich für diese Pfeiler folgende Coordinatenwerthe: für P, die Abscisse x=-+1370"08 und die Ordinate y= + 387"35 Ele R A Pa a N u y=-+436,42 Paiy „ x=41234,12 1, „ „ y=+514,64 Bi ” x=+1441,70 |, 0, » y=+425,15. Diese berechneten Coordinaten beziehen sich ebenso wie die ge- gebenen auf die der bayerischen Landesvermessung zu Grunde liegenden Axen, wovon die Abscissenaxe der Meridian von F und die Ordinaten- axe der Perpendikel dazu sein soll. Zu der Zeit aber, wo diese Axen festgelegt wurden (Anfang dieses Jahrhunderts) war der Meridian des nördlichen Frauenthurms nicht so scharf bestimmt als später, wo sich herausstellte, dass die Abscissenaxe mit dem wahren Meridian einen Winkel von 14,5 Sekunden in dem Sinne bildet, dass das von Süd nach West oder von Nord nach Ost gezählte Azimuth dieser Axe 14"5 beträgt. Es muss folglich das Axensystem, wenn es seiner Definition _ vollständig entsprechen soll, um diesen kleinen Winkel auf der Süd- seite nach Ost und Nordseite nach West gedreht werden. Bezeichnen demnach x, y die Coordinaten eines Punktes für das alte und x‘, y‘ für das neue Axensystem, welches um den Winkel d=14'5 in dem angedeuteten Sinne gedreht ist, so wird x’=xcosd+ysind y‘=ycosd—xsind und wenn man cosd=1lundsind=d“sin1’ setzt (was erlaubt ist), so erhält man genau genug: x'=x4y0dsin1”=x-+ 0,00007 y y'=y-xzdsinl“=y—0,00007x. Hienach werden die neuen Ooordinaten der das Polytechnikum um- gebenden vier Pfeiler folgende: für 190 P, die Abscisse x’ = + 1370"11 und die Ordinate y'= + 387"25 Bik,.: , RAUZ A125 PIE MDR ” y'=+1436,83 PB u ya er „.y=+51455 PiAsH is A a ER en y'=+ 424,05. Bei unserer Aufgabe kommen vorzugsweise die Coordinaten des Pfeilers Nr 4 in Betracht, nämlich x,=+1441"73 und y; = + 425”03. («) B. Die Coordinaten für die Sternwarte. Nach Seite 516 des Werkes „Die Bayerische Landesvermessung in ihrer wissenschaftlichen Grundlage“, München 1873, betragen die Coordinaten der westlichen Kuppel der Sternwarte für das Axensystem der baye- rischen Triangulation: xz=+266'63=+ 77818 y= 854,72 = — 2494,58 und für das verbesserte neue Axensystem: N ee ei! y'= — 854,74 = — 2494, 63. Die vom ehemaligen Director der Sternwarte in Bogenhausen, J. v. Soldner, welcher die bayerische Triangulation leitete*), in den Jahren 1820 bis 1822 durch Beobachtungen von Pulverblitzen vorge- nommenen Längenbestiminungen München-Wien bezogen sich (nach einer Mittheilung seines Amtsnachfolgers, des Herrn Prof. v. Lamont) auf das Passagen-Instrument der Sternwarte, welches 2,56 bayr. Ruthen östlich vom Meridiankreis steht und die Ordinate älterer Ordnung hat: **) y=— 858754 = — 2505"73 der die neuere Ordinate entspricht: y'= — 858756 = — 2505”67. Dagegen beziehen sich die von Soldner u. A. in den Jahren 1824 und 1825 in gleicher Weise gemessenen Längenunterschiede München- Tübingen-Mannheim-Strassburg auf den Meridiankreis, dessen Ordinaten älterer und neuerer Ordnung folgende sind: *) Eine kurze Biographie Soldner’s enthält „Die Bayerische Landesvermessung etc.‘‘ S.259— 262. **) Die Soldner’schen Längenbestimmungen sind ebendaselbst S. 635—679 mitgetheilt. 2833595 -E.2298726 y'=— 856,00 = — 2498,31. Die seit Jahren im Gange befindlichen telegraphischen Längenbe- stimmungen zwischen München-Wien-Prag-Mailand-Strassburg u. a. O., welche von bayerischer Seite Herr Professor v. Lamont leitet, beziehen sich auf keinen der vorstehend bezeichneten Punkte, sondern auf einen isolirten Pfeiler der Sternwarte, worauf früher der grosse Reichen- bach’sche Repetitionskreis stand und dessen Coordinaten älterer Ord- nung Herr v. Lamont wie folgt angab: x=+26491=+ 773”16 y = — 857,60 = — 2502, 99. Hienach berechnen sich die neuen Coordinaten dieses isolirten Pfeilers, den wir von nun an mit P, bezeichnen wollen, folgendermassen: x,=+264°%85=-+ 77299 (ß) y,= - 857,62 = — 2503,04; und aus der Verbindung dieser Coordinaten mit denen des Pfeilers Nr 4 am Polytechnikum ergibt sich dessen Entfernung von P, oder P,P, = 1029:09 = 3003”49 und das von Süd über West gezählte Azimuth der als Gerade gedachten Verbindunglinie P,P, SP,P, = SP,P, + 180° = 282° 51’ 54°. C. Die geographischen Positionen der Beobachtungsorte. Aus den Coordinaten der Pfeiler P, und P, lassen sich deren geo- graphische Positionen (Breite und Länge) leicht berechnen, wenn diese Positionen für den Anfang der sphärischen Coordinaten und der Krümmungshalbmesser der letzteren bekannt sind. Nun ist aber nach den bisherigen Bestimmungen für die Axe des nördlichen Frauenthurms in München (F) die geographische Breite = 48° 820° die geographische Länge A = 29° 14‘ 15 während das bayerische Dreiecksnetz auf einer Kugelfläche liegt, deren Halbmesser die Normale von München ist. Der Logarithmus dieses Halbmessers ist nach Seite ?64 der „Bayerischen Landesvermessung“ für Ruthen und Meter: 192 logr" = 6,340'2033 ; logr" — 6,805°3767. Da der Punkt P, um x,=1441”73 in der Richtung des Meridians vom Anfange der Coordinaten in F absteht, so ist der Breitezuwachs dieses Punktes von F aus oder ! era & = 206265" = 46"55 Tr b) und folglich die geographische Breite des Pfeilers P, selbst: 9=9+ 5 = 48°9' 655. (7) In dieser Breite beträgt der Halbmesser des Parallelkreises rcosy, und folglich für die Ordinate y, =+ 425”05 die Längendifferenz F—P, oder Bee ee A . } 7,= 206265 Dos 20,572 1-32: (9) Demnach ist die geographische Länge des Pfeilers P, gleich 1 =h— = 290135443. (0) Da ferner ‘die Abscisse des Pfeilers P, auf der Sternwarte oder x,=+722”99 beträgt, so ist der von F ausgezählte Breitezuwachs x h &, = 206265°. — = 23.34 und folglich die geographische Breite des isolirten Pfeilers P, oder g=9+&= 48843" 34. (e) In dieser Breite ist der Halbmesser des Parallels r cos g, und somit für die Ordinate yy,=— 2503”04 die Längendifferenz P,—F oder Y° _ 1911924 =8:075 (&) 0 rCcosY 70 = 206265 - und folglich die geographische Länge von P, oder Herrn =29 161612 (©) Aus den beiden Werthen (y) und (e) ergibt sich für die beiden Pfeiler P, und P, der Breitenunterschied 9, —- = 23/21 ) der Längenunterschied A, — A, = 141'69. 0 In Zeit beträgt der geographische Längenunterschied zwischen dem nordwestlichen Beobachtungspfeiler am Polytechnikum in München (P,) und dem isolirten Pfeiler auf der Sternwarte in Bogenhausen (P,) nach (0) und (£) 1'371 +8°075 = 9°4146 + 0001 (9) 193 und es ist somit die Längendifferenz zwischen den obenbezeichneten Beobachtungspfeilern der Sternwarten in Leipzig und Bogenhausen bei München: 3" 17:186 — 9446 = 3" 7740 + 0018. (1) Will man für die bayerische Sternwarte die geographische Länge auf die Mitte der westlichen Kuppel beziehen, welche um 8”41 west- licher liegt, als der isolirte Pfeiler P,, so beträgt der Längenunter- schied zwischen dieser Kuppel und dem Pfeiler P, am Polytechnikum 9:446 — 0°027 = 9°419 und es ist folglich die Längendifferenz zwischen dem Mittel der Sternwarte in Leipzig und der westlichen Kuppel der Sternwarte in Bogenhausen 3" 17°154 — 9419 = 3" 7735 + 018. (z) Die beiden Werthe (() und (x), welche als gleiche betrachtet werden können, weichen somit von dem bisher angenommenen Längen- unterschiede der beiden Sternwarten von 3”8‘] nur um 0,36 Zeit- sekunde ab. Abh.d.Il.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. II, Abth. DD or Inhaltsverzeichniss, Titel und Einleitung . : - Erster Abschnitt: Vorbemerkungen . Beobachtungsprogramm . Die Positionen der beobachteten Sterne Die Instrumente 2 Die Instrumentalfehler . a 5 o Ermittelung der Uhrdifferenzen Die Beobachtungen der Zeitsterne Ableitung der Endresultate . b : Zweiter Abschnitt: Vorbemerkungen Die Messung der Längen und Winkel . Coordinaten für das Polytechnikum Coordinaten für die Sternwarte _ Geographische Positionen der Beobachtungsorte Seitenzahlen. 129 (1) 132 (4) 136 (8) 137, 09) 142 (14) 143 (15) 166 (88) 168 (40) 179 (51) 184 (56) 186 (58) 187 (59) 190 (62) 191 (63) 0 AuDauernfeind und Brahus ‚Langendiferons Lewig Mönchen. fü Figur zum zweiten Abschrutl D) Ps Abh.d. UNO d h.Akd Wiss MM bd 2 Abth BR Kreta Be Er N aa AT A IE un ad de a Sie Be | ı \ 1 Inhalt. L) ‘ Untersuchungen über die Convergenz und Divergenz der Fourierschen Dar- stellungs-Formeln. Mit drei lithographirten Tafeln. Von Paul du Bois- Reymond'. ng Ve Sat ein. Bsp a ee 2 Re Be Ueber die Bewegung des Firnes und der Gletscher, Mit 8 Holzschnitten und einer Steindrücktafel. -. Von-#r..Pfaf ' . wen Bestimmung des geographischen Längenunterschiedes zwischen Leipzig und Ra München, dureh die Professoren Dr. Carl v. Bauernfeind und Dr. Carl rs Bruhns.. ‚Mit. einer. Steindrucktafel® 2 527. 2 I n- a u, u) ee x Akademische Buchdruckerei von F, Straub. - % B- Pe 2 | a nn nn nn nn nn ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH-PHYSICALISCHEN CLASSE ‘ DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN ! 3 1) < X AKADEMIE our WISSENSCHAFTEN. | ZWÖLFTEN BANDES DRITTE ABTHEILUNG. IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XLIV. BAND. 1876. VERLAG DER K. AKADEMIE, MÜNCHEN, : | IN COMMISSION BEI 6. FRANZ. | ü ee A, RE eds ABHANDLUNGEN MATHEMATISCH - PHYSIKALISCHEN CLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE ver WISSENSCHAFTEN, ZWÖLFTEN BANDES DRITTE ABTHEILUNG. ne Eee Bi EINEN Be "2 ABHANDLUNGEN DER MATHEMATISCH-PHYSICALISCHEN CGLASSE DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE our WISSENSCHAFTEN. ZWÖLFTEN BANDES DRITTE ABTHEILUNG. IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XLIV. BAND. MÜNCHEN, 1876. VERLAG DER K. AKADEMIE, IN COMMISSION BEI G. FRANZ. 3 5a / 5, { x y ir N AN. TEEN - , 5 Ir iR, a‘ 5 4 h A = P ri Br NE + E Y 14° { - R { ZU An 1 E e- I “ N J Y% | & % , “ - > > j . ; ’ N . \ hr N > - “ “ \ Y LE 17 u. 2.E r J 2 t . e E Y f x 2 % ir & » a ESEL EL N EL BEA) 9, J » Du y be zn £ f Se > [7 1 „ R f ö a t ” % EA hal , f j » " 5 Ir R ’ j ya ‘ h * N B hi - ı MN, Inhalt. Ueber Coeloptychium. Ein Beitrag zur Kenntniss der Organisation fossiler Spongien. Von Karl Alfred Zittel Das Bayerische Präeisions - Nivellement. Vierte Mittheilung. Von Carl Max v. Bauernfeind Bericht über Anlage des Herbariums während der Reisen nebst Erläuterung der topographischen Angaben. Von Hermann von Schlagintweit-Sakünlünski Klimatischer Charakter der pflanzengeographischen Regionen Hochasiens mit vergleichenden Daten über die angrenzenden Gebiete. Von Hermann von Schlagintweit-Sakünlünski Seite 1 ‘8 133 197 ‚oliisot oe seiten My tus wirtänfh An ui N re Erönten SER RS an va nn AL ae: Ben BiraıV.: Brom el Br ” En Br 32 4 « se u en er hit ü | je yalı EN Fer: sa, zo. Birerigen: MM; un alla i Br Kay ERE\E are Kin enggfi Pa: hin ar PRNARTE un Rn 2 länder oT ash. song REN ARE Th a Aare „ih ” Fa abi Ueber boeleptycehLlium, Ein Beitrag zur Kenntniss der Organisation fossiler Spongien. Von Karl Alfred Zittel, ord. Mitglied der k. bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abh.d.I1.Cl.d.k Ak.d. Wiss. XII.Bd. III. Abth. 1 ci 40490 A ke A a in er Ai Ueber Coeloptychium. Ein Beitrag zur Kenntniss der Organisation fossiler Spongien. Von Karl Alfred Zittel, ord. Mitglied der k. bayerischen Akademie der Wissenschaften. I. Allgemeiner Theil. Einleitung. Als ich bei Ausarbeitung eines Handbuchs der Paläontologie vor etwa einem Jahre bei den fossilen Spongien anlangte, wusste ich aus früheren gelegentlichen Untersuchungen hierher gehöriger Reste, dass sich bei dieser Classe besondere Schwierigkeiten erheben würden. Eine eingehendere Beschäftigung mit den bisher veröffentlichten Schriften zeigte auch bald, dass es hier nicht nur Hindernisse zu überwinden gäbe, sondern dass eigentlich noch Alles, was über die roheste Form- beschreibung hinausgehe, zu schaffen übrig sei. Keine Abtheilung der paläontologischen Literatur bietet ein so unbefriedigendes, man kann fast sagen abstossendes Bild dar, als die über fossile Spongien. Die neueren, bahnbrechenden Arbeiten von Grant, Bowerbank, Oscar Schmidt, Haeckel, Carter u. A. über die Organisation der lebenden Seeschwämme existirten für die Paläontologen kaum. Man hatte sich seit d’Orbigny und Fromentel daran gewöhnt, die fossilen Spongien als eine ganz eigenthümliche, völlig erloschene, von den lebenden weit entfernte Abtheilung sui generis zu betrachten und hatte mit sorg- losem Unabhängigkeitssinn auf einer Grundlage weiter gebaut, deren Beschaffenheit kaum einer Prüfung unterzogen wurde. 3*+ Während bei den lebenden Spongien schon längst der feinere, mikroskopische Skeletbau fast ausschliesslich in der Systematik Ver- werthung fand, hielt man sich bei den fossilen lediglich an die ober- flächlichsten Merkmale der äusseren Formerscheinung. Ueber den vereinzelten Versuchen das Mikroskop auch zur Untersuchung der fossilen Formen zu verwenden, waltete ein eigenthümlicher Unstern. Es blieb z. B. die bereits im Jahr 1847 veröffentlichte, vortreffliche Arbeit Toulmin Smith’s !) über die Ventriculiten der Kreideformation wahr- scheinlich aus dem Grunde fast gänzlich unbeachtet, weil dieser Autor, irre geleitet durch gewisse Eigenthümlichkeiten der Oberfläche die ge- nannten Spongienkörper für Bryozoenstöcke erklärte, auf deren Aussenseite sich zahlreiche Einzelthierchen in kleinen Vertiefungen befänden. Mit Beseitigung dieses leicht zu erkennenden Irrthums wurden auch alle übrigen, z. Th. sehr feinen Beobachtungen der Vergessenheit überliefert und damit ging die einzige Arbeit, welche die fossile Spongiologie in bessere Bahnen hätte lenken können, nahezu verloren. Auch die Abhand- lungen von Capellini und Pagenstecher ?) über einige Juraspogien, sowie die von Rosen °?) über Stromatopora gingen von falschen An- schauungen über die chemische Beschaffenheit der fossilen Spongien- gerüste aus und bewegten sich überdies auf so engen Gebieten, dass sie keinen Einfluss auf die herrschende Richtung auszuüben vermochten. Fruchtbare Anregung gewährten erst einige gelegentliche Bemerk- ungen WyvilleThomson’s #) und Oscar Schmidt’s°) über gewisse Kreide und Jura-Spongien, worin sie auf deren Beziehungen zu den lebenden Hexactinelliden und Lithistiden hinwiesen. Damit war die Richtung bezeichnet, in welcher die bisher getrennten Wege der Zoologen und Paläontologen sich vereinigen müssen. Die Anbahnung einer Ver- ständigung zwischen beiden, bisher fast feindlich sich gegenüber- stehenden Lagern durch Anwendung einer gemeinschaftlichen wissen- 1) Annals and Magazine of natural history vol. XX. S. 73, 176 und 2 Ser. vol. I. S. 36, 203, 279, 352. 2) Siebold und Kölliker. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie 1860. X. £. 363. 3) Inaugural Dissertation. Dorpat. 1867. 4) The deapth of the Sea 1873. S. 483, 5) Grundzüge einer Spongienfauna des atlantischen Oceans 1870. 5 schaftlichen Methode der Untersuchung ist der Hauptzweck dieser Ab- handlung. An einem fast beliebig herausgegriffenen Beispiel wollte ich zeigen, dass wenigstens in gewissen Fällen die Untersuchung fossiler Spongien zu nicht minder sicheren Ergebnissen führt, als jene, welche sich mit frischen, dem Meer entnommenen Skeleten noch lebender Formen beschäftigt. Bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntniss der fossilen Spongien ist es unmöglich, einen Einblick in die phylogenetischen Beziehungen dieser Classe zu gewinnen. Erst durch eine umfassende mikroskopische Untersuchung der verschiedenartigen, in fossilem Zu- stande vorliegenden Skelete und durch ein genaueres Studium des physiologisch so wichtigen Canalsystems wird es gelingen, den sicheren Nachweis zu führen, dass allerdings ein ansehnlicher Theil der fossilen Spongien sich unmittelbar an die erst in neuerer Zeit genauer bekannt gewordenen Hexactinelliden und Lithistiden anschlieset, dass ausser diesen aber noch zahlreiche andere Typen von nicht minder charakte- ristischem Bau vorliegen, für welche die gegenwärtige Erdperiode keine Vertreter mehr besitzt. Ich hoffe demnächst in einer grösseren Abhandlung die Ergebnisse meiner Untersuchungen über fossile Spongien veröffentlichen zu können; es schien mir aber wünschenswerth, dieser umfassenderen Arbeit die Monographie einer Gattung vorauszuschicken, welche in mehrfacher Hinsicht einer eingehenderen Betrachtung werth ist, als es dort ge- schehen könnte. Durch ihre scharf ausgeprägte aber im Einzelnen sehr variable äussere Form, durch den regelmässigen, in den Grundzügen sich stets gleich bleibenden Bau des zusammenhängenden Gerüstes, durch die wunderbare Mannichfaltigkeit der isolirten Kieselgebilde, durch ihr fast plötzliches Auftauchen und durch ihr ebenso rasches Verschwinden nach einer kurzen Blütheperiode und endlich durch ihren beschränkten geo- graphischen Verbreitungsbezirk bildet die Gattung Coeloptychium Goldf. einen so wohl umgrenzten natürlichen Typus, wie man ihn nicht leicht unter den Spongien wiederfinden wird. Sie trägt ihren Namen passend nach den hohlen Falten der Körper- 6 wand und wurde zuerst von Goldfuss !) nach einem Exemplar von C. agaricoides aus dem oberen Kreidemergel von Lemförde in West- phalen aufgestellt; zwei weitere Arten O. lobatum und acaule sind p. 220 beschrieben und auf Taf. LXV. 11 und 12 abgebildet. Für C. acaule hat bereits L. Agassiz nachgewiesen, dass es sich hierbei nicht um einen Spongienkörper, sondern um den Wirbel eines Haies handle. Goldfuss charakterisirt seine Gattung folgendermassen: Stirps agariciformis, stipitata, cava, lapidescens, e fibris reticulatis. Pileus profunde umbilicatus, poris reticulatis radiatim pertusus, inferne plicatus, plicis mammillato-tuberculatıs. In der Beschreibung des CO. agaricoides sind ‘die äusseren Merkmale sorgfältiger und richtiger dargestellt, als von den meisten späteren Autoren. Ueber die feinere Struktur dagegen sagt Goldfuss weiter Nichts, als dass das Skelet aus „feinen, gitterförmig gekreuzten Fasern besteht.“ H. G. Bronn copirte in der ersten Auflage der Lethaea geognostica (1838 I. 594) die Goldfuss’sche Abbildung von C. lobatum, ohne über das Genus etwas Neues beizufügen. Eine beträchtliche Bereicherung an Arten erhielt die Gattung Coeloptychium durch F. A. Roemer. In den Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges werden den beiden bereits bekannten Arten aus Coesfeld noch 6 weitere beigefügt. (C. deciminum, C. sul- ciferum, C. incisum, C. alternans, C. plicatellum und muricatum.) Die zwei letzt genannten sind auf unansehnliche Fragmente begründet und nur mit Fragezeichen angeführt. Sie werden in Roemer’s späterer, unten erwähnten Monographie der norddeutschen Kreide -Spongitarien auch nicht mehr bei Coeloptychium aufgezählt. Nach der äusseren Gestalt schliesst sich C. deciminum Roem. ziemlich enge an (. agari- coides Goldf. an, C. sulceiferum und incisum Roem. halten die Mitte zwischen C. agaricoides und lobatum Goldf., C. alternans Roem. end- lich gehört zur Gattung Becksia. Schlüt. Sämmtliche von Goldfuss und Roemer beschriebene Arten stammen aus der oberen Kreide, von Westfalen, Hannover und Braunschweig. 1) Petrefacta Germaniae I. p. 31. 7 Kurz nach dem Erscheinen des Roemer’schen Werkes veröffentlichte Fischer von Waldheim !) zwei Abhandlungen über die Gattung Coeloptychium. In der ersten sind drei in der Nähe von Moskau auf secundärer Lagerstätte gefundene Stücke als C. verrucosum, confluens und variolosum beschrieben, in der zweiten werden noch 4 weitere Arten (C. truncatum, Münsteri, Goldfussi und Jassikoviü) beigefügt. Von diesen letzteren war die Herkunft genau bekannt. Sie fanden sich in der oberen Kreide des Gouvernements Simbirsk. Soweit sich nach den rohen Abbildungen schliessen lässt, ist C. truncatum ein ächtes Coeloptychium, die übrigen Arten jedoch gehören, wie ich mich durch Untersuchung einer Anzahl Exemplare aus dem Moskauer Museum, welche ich durch gütige Vermittelung des Herrn Const. Milaschewitsch erhielt, überzeugen konnte, nicht zu Coeloptychium. Sie bilden eine besondere Becksia Schlüt. zunächst stehende neue Gattung (Placun- tarion), welche sich sowohl in ihrer Architektonik als auch in ihrer mikroscopischen Struktur sehr leicht von Coeloptychium unterscheiden lässt. Eichwald ?) kommt ebenfalls auf die Fischer’schen Coeloptychien zurück. Er reducirt die Zahl der Arten auf zwei (C. Goldfussi und variolosum), aber abgesehen von dieser nicht sehr förderlichen Aenderung enthält die Lethaea Rossica Nichts, was über die Organisation dieser merkwürdigen Versteinerungen Aufschluss gewähren könnte. Nach Eichwald finden sich die russischen „Coeioptychien“ in einem kreidigen Mergel von Schilkowka (Gouv. Simbirsk) und im Neocom- sandstein des Distriktes Kirssanow (Gouv. Tambow). In neuester Zeit hat sich Sinzow °) abermals mit den Coelop- tychien aus der Kreide des Gouvernements Saratow beschäftigt. Von den 3 erwähnten und vortrefflich abgebildeten Arten gehört nur C. subagaricoides Sinz. zu unserer Gattung und bildet darin einen eigen- thümlichen, dem westlichen Europa fremdartigen Typus; die beiden 1) Bulletin de la soc. imp. des Natural. de Moscou 1843. vol. XVI. S. 667—69 und 1844. vol XVII. S. 276—282. 2) Lethaea Rossica II. 1. S. 79. 1865—1868. 3) Materialy dlä Geologii Rossii, IV. 1872. p. 49. 8 anderen fallen der Gattung Placuntarion zu. Sinzow gibt auch eine vergrösserte Abbildung des gitterförmigen Skeletes, welches er jedoch der Rosen’schen Auffassung folgend, für ein durch chemische Einflüsse verändertes, ursprünglich aus Hornfasern bestehendes Gewebe, betrachtet. d’Orbigny !) und Pictet ?) reproduciren lediglich die Gold- fuss’sche Diagnose, ohne etwas Weiteres beizufügen und stellen die Gattung Coeloptychium in die Familie der Ocellariens zwischen Cribro- spongia und Retispongja. Bei Fromentel°) findet man Coeloptychium unter den Spon- gitaria porosa neben Cupulochonia, Thalamosmila, Amorphospongia, Stromatopora u. 8. w. F. A. Roemer’s Monographie der Spongitarien des norddeutschen Kreidegebirges *) wird für die Unterscheidung der fossilen, cretacischen Spongienarten noch auf Jahre hinaus die Grundlage bleiben; für das Verständniss der Organisationsverhältnisse hat das Werk aber kaum etwas nennenswerthes beigetragen, da sich der Verfasser mit der rein äusserlichen Beschreibung seines schönen Materiales begnügte. Die Monographie beginnt mit der Familie der Coeloptychidae, zu welcher nach Roemer jene Schwämme gerechnet werden, „die Innen aus gitterförmigem Gewebe bestehen, welches aber Aussen ganz oder grossen- theils von einer dichten, nur undeutlich porösen, oft glatten und aus einem feinen bastartigen Gewebe bestehenden, leicht zerbrechlichen Epidermis umgeben ist, in welcher eine oder mehrere dünn umrandete, concave Vertiefungen liegen, deren Zweck zweifelhaft ist; das gitter- förmige innere Gewebe bildet dichtome Zweige oder wurmförmige Leisten, welche bei den vollkommeneren Formen an der unteren Hälfte des Schwammes frei hervortreten und wohl auch mit rundlichen Münd- ungen versehen sind, bei den anderen im Innern versteckt liegen.“ Diese ziemlich vag umschriebene Familie enthält die Gattungen Coeloptychium, Camerospongia, Cephalites, Cystispongia, Porospongia und Lepidospongia. | 1) Cours elementaire de paleontologie stratigr. I. S. 211. 2) Traite de Paleontologie. 2. Ed. vol. IV. S. 537. 3) Introduction ä l’etude des eponges fossiles. (Mem. soc. Lin. de la Normandie vol. XI. 1859) S. 44. 4) Palaeontographica. XIII. 1864. EEE 9 Coeloptychium selbst hält Roemer für die höchststehende Form unter den fossilen Spongien. ‚Die Schwämme haben die Gestalt eines einfüssigen runden Tisches, eines Schirms oder eines Trichters; sie sind gestielt und mit Wurzeln versehen; die obere Fläche ist eben, flach, concav oder trichterförmig vertieft und meist concentrisch gefurcht; auf der unteren Fläche liegen starke, meist dichotome Falten, welche ein gitterförmiges Gewebe und eine Reihe glatter rundlicher Mündungen zeigen; die steile Seitenfläche ist von glatter Epidermis überzogen und zeigt ein sehr feines bastartiges Gewebe.“ Es folgen nun die kurzen Diagnosen der schon früher beschriebenen Arten (mit Ausnahme von C. plicatellum und muricatum), nebst einer neuen Species (0. princeps) aus Lemförde, worin lediglich die äussere Form Berück- sichtigung findet. Ueber den feineren Skeletbau vermisst man bei Roemer jede über Goldfuss hinausgehende Auskunft. Gegen die Abgrenzung der Roemer’schen Arten wurde von Grotrian !) auf Grund eines sehr reichen und schön präparirten in der oberen Kreide von Vordorf bei Braunschweig gefundenen Materials bei Gelegenheit der Naturforscher-Versammlung zu Hannover Einsprache erhoben. Nach Vorlage und eingehender Beschreibung von 35 Exem- plaren sprach Grotrian die Ansicht aus, dass (0. agaricoides und deciminum zu einer Species zu vereinigen, auch C. sulciferum von C. lobatum kaum zu trennen sein möchte, während C. incisisum Roemer, wiewohl entschieden ein Uebergang von C. agaricoides in lobatum, als Mittelform bestehen bleiben könne. Zu einem sehr entgegengesetzten Resultat gelangte A. Pomel durch Vergleich der von Goldfuss und Roemer veröffentlichten Abbildungen. Für diesen modernsten ‚„Reformator‘‘ der Spongiologie zerfällt die Gattung Coeloptychium Goldf. in 4 Genera. Davon enthält Coeloptychium im engeren Sinn die Arten mit abwechselnden dichten und grobmaschigen Radial-Streifen auf der Oberseite und mit einfachem oder wellig gebogenem Rande. (CO. agaricoides und princeps.) 1) Amtl. Bericht der 39. Versammlung deutscher Naturforscher in Hannover S. 145. Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d, Wiss. XII. Bd. III. Abth. _ 2 10 Homoptychium Pomel. besitzt eine gleichmässig maschig ge- gitterte Oberfläche von scheinbar concentrischer Struktur (C. deciminum Roem.) Davon unterscheidet sich Schizoptychium Pom. durch faltigen Rand (C. incisum und sulciferum Roem.) Lophoptychium Pom. endlich enthält die Formen mit porig gegitterter, concentrischer Oberfläche und tief lappigem Rand (C. lobatum. Roem.) Diese QOlassification ist absolut werthlos und lässt sich nur dadurch erklären, dass Herr Pomel nur wenige Exemplare von Coeloptychium in Händen gehabt haben kann. Wie aus dem speciellen Theil hervorgeht, werden die verschiedenen nächst verwandten Arten in unnatürlicher Weise auseinander gerissen und verschiedenen Gattungen zugewiesen. Im Pomel’schen System stehen Coeloptychium , Homoptychium etc. neben Camerospongia d’Orb und Cephalites Smith. Ueber das geologische Vorkommen der Coeloptychien im west- fälischen Münsterland veröffentlichte Clemens Schlüter ?) im Jahre 1872 sehr genaue Angaben. In der gleichen Abhandlung gibt Schlüter auch über: die Beschaffenheit der Deckschicht der Oberseite, sowie über die Beziehung der feinporösen Radialbänder derselben zu den Falten der Wand richtigeren Aufschluss, als dies von früheren Autoren geschehen war. | Wenn ich schliesslich noch auf eine Mittheilung J. Ewald’s °) über eine mit gefaltetem Stiel versehene Art aus Haldem in Westphalen hinweise, so dürfte die Literatur, welche sich speciell mit der Gattung Coeloptychium beschäftigt, ziemlich vollständig aufgezählt sein. Unter den fossilen Spongien gibt es wenige, welche sich vermöge ihres günstigen Erhaltungszustandes besser zur mikroskopischen Unter- suchung eignen als die Coeloptychien. Das Skelet besteht vollständig aus Kieselsubstanz und zwar sind die feineren, zerbrechlicheren Gitter- fasern im Innern durch ziemlich derbe Deckschichten gegen zerstörende Einflüsse geschützt. Ich erhielt von dieser Beschaffenheit zuerst Kennt- 1) Paleontologie de la Province d’Oran. Spongiaires. 1872. S. 69. 2) Ueber die Spongitarien-Bänke der oberen Quadraten und unteren Mukronaten-Schichten des Münsterlandes. Bonn. 1872. 3) Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin 1873. S. 38. 11 niss, als ich ein Fragment aus dem Kreidemergel von Haldem mit Salz- säure behandelte. Nach kurzer Zeit war die kalkige Ausfüllungsmasse aufgelöst und das Kieselskelet in untadeliger Reinheit präparirt. Viel- fach wiederholte Versuche mit Exemplaren von Haldem, Vordorf, Darup, Ahlten und Coesfeld ergaben stets dasselbe Resultat, namentlich, wenn die Säure nicht zu stark angewendet und dadurch das Zerreissen der leicht zerbrechlichen grobmaschigen Radien auf der Oberfläche verhindert wurde. Sehr überraschend war mir das massenhafte Vorkommen freier Kieselgebilde von theilweise ungemein zierlicher Form in dem durch Aetzen gewonnenen schlammigen Rückstand, da von derartigen Körpern bei Coeloptychium bisher niemals Erwähnung geschehen war... Ich konnte mich indess durch Besichtigung meiner Exemplare mittelst einer scharfen Loupe sofort überzeugen, dass die Nadeln sowohl in den äusseren, zwischen den Falten der Unterseite befindlichen Furchen, als auch innerhalb der Falten in den Radialkammern der Leibeshöhle in ausserordentlicher Menge zerstreut liegen und demnach nicht als 'zu- fällig eingeschwemmte Gebilde betrachtet werden dürfen. Diese Entdeckung machte sehr zeitraubende, bei den verschiedenen Arten stets von Neuem zu wiederholende Untersuchungen nöthig, denn es konnte sich jetzt nicht mehr allein um die Feststellung der feineren Struktur des zusammenhängenden Gerüstes handeln, wie ich anfänglich vorausgesetzt hatte, sondern es verlangten auch die ungewöhnlich zahl- reichen und mannichfaltigen freien Kieselgebilde ein eingehendes Studium. Für die schliessliche Fixirung meiner Beobachtungen durch natur- getreue bildliche Darstellungen kam mir der günstige Umstand zu Statten, dass sich Herr Conrad Schwager, Assistent am paläonto- logischen Museum, in liebenswürdiger Bereitwilligkeit der Mühe unter- zog, alle bemerkenswerthen Objecte mittelst Camera lucida abzuzeichnen und aus der grossen Anzahl so gewonnener Bilder eine von mir ge- troffene Auswahl mit künstlerischem Verständniss auszuführen. Ich bin Herrn Schwager für diese Beihülfe zu nicht geringem Danke ver- + pflichtet. Ueber die äussere Form und den allgemeinen Bau der Coeloptychien. Die verkieselten Schwammkörper der Coeloptychien tragen bei aller Verschiedenheit der einzelnen Arten ein so bestimmtes Gepräge, dass sie leicht von allen anderen fossilen Spongien unterschieden werden können. Sie besitzen alle eine gewisse Aehnlichkeit mit einem gestielten Hutpilz. Der obere ausgebreitete Theil hat entweder die Gestalt einer breiten ebenen oder in der Mitte vertieften Scheibe oder die eines pilzähnlichen, seitlich gewölbten Hutes. Durch den mehr oder weniger verlängerten, im Boden steckenden, aber niemals auf fremden Körpern festgewach- senen Stiel wird die Orientirung in sehr bestimmter Weise gegeben. Man unterscheidet an dem hut- oder scheibenförmigen Theil die eigent- liche Oberfläche, die Seitenflächen - und die Unterfläche. Bei C. deci- minum und agaricoides erscheint der obere Theil des Schwammkörpers wie ein runder Tisch mit ebener Decke; bei anderen Arten (C. princeps) senkt sich die Mitte mehr oder weniger ein und kann sich sogar (C. lobatum) zu einem engen Trichter vertiefen. Ihr Umfang hängt von der Grösse des Hutes selbst, dann aber auch von dem steilen oder schräg geneigten Abfall der Seitenflächen ab. Bei ©. deciminum Roem. und 0. agaricoides Goldf. aus Vordorf zeigt die Oberflächenscheibe in der Regel einen grössten Durchmesser von 70 mm., während Exemplare von C. rude Seeb. und princeps Roem. aus Ahlten und Haldem bis 200 mm. und mehr im Umfang messen. Häufig wird die Oberfläche gleichmässig durch eine aus viereckigen, meist etwas verzerrten, zuweilen gerundeten, ziemlich groben Maschen bestehende netzartige Deckschicht gebildet, worin sich eine concent- rische Anordnung in Folge durchlaufender Parallelstreifen geltend macht. Bei anderen Arten (C. princeps, rude, agaricoides) besteht die Deckschicht aus ‘abwechselnden in einiger Entfernung von der Mitte beginnenden Radialstreifen, von denen die einen aus dem eben beschriebenen grob- maschigen Gewebe bestehen, während die anderen eine sehr viel dichtere fein poröse Struktur besitzen. Der Centraltheil besteht aber auch hier immer aus dem grobmaschigen Netzwerk. Zuweilen erheben sich die feinporösen Streifen zu schwachen Radialfalten. 13 Die Seitenflächen variiren bei den verschiedenen Arten sehr beträchtlich nach Breite, Neigung und Form, und sind stets durch eine Kante scharf von der Oberfläche getrennt. Bei einzelnen Arten fallen sie fast senkrecht ab, bei andern sind sie schräg geneigt (0. Seebachi), wieder bei anderen sehr breit und stark gewölbt (C. sulciferum und lobatum). Der hierdurch gebildete Rand des Schirms ist entweder eben und ungetheilt oder auch mit tiefen Einschnitten versehen und lappig. Die Oberfläche der Seiten wird von einer soliden, dem unbewaffneten Auge beinahe glatt oder fein porös erscheinenden Schicht bekleidet. Nach unten werden die Seitenflächen ebenfalls ziemlich scharf- kantig von der horizontalen Unterseite des Schirms geschieden, welche unmittelbar in den Stiel verläuft. Das obere Ende des hohlen Stieles breitet sich nämlich mehr oder weniger plötzlich aus, so dass im letzteren Falle ein sehr weit geöffneter Trichter entsteht, im anderen Falle, wenn die Ausbreitung im rechten Winkel erfolgt, eine horizontale Fläche gebildet wird. Die Unterseite ist immer tief gefaltet und zwar beginnen die Falten bereits an der Basis oder wenigstens am oberen Ende des Stieles und verästeln sich bei ihrem Verlauf nach dem Rande . durch ein- oder mehrfache Bifurcation in 18—50 Falten. Bei C. lobatum sind 5 Primärfalten vorhanden, welche sich meist nur einmal und zwar ganz nahe am Stiel gabeln, bei den Arten mit mehrfach verästelten Falten zählt man 5—9 Primärfalten, die sich aber keineswegs in ganz gleicher Weise gabeln. Dadurch wird das Zählen der Falten auch etwas unsicher, denn manchmal schiebt sich zwischen eine mehrfach vergabelte Falte eine ganz einfache ein. Die Oberfläche der Falten ist mit grös- seren Poren versehen, als der Rand; in der Mitte ihres Rückens be- findet sich in regelmässigen Abständen eine Reihe von grösseren, runden oder länglich schlitzartigen Ostien. Schneidet man den Schirm eines Coeloptychiums in tangentialer Richtung an (Taf. I. Fig. 7.), so zeigt sich, dass die Falten der Unter- seite und des Stieles zu der eigentlichen Wand des Spongienkörpers gehören, während die Seiten und die Oberfläche nur mit einer dünnen Deckschicht belegt sind. Diese in der oben beschriebenen Weise ge- faltete Wandung ist etwa 1—2 mm. dick und besteht aus einem zu- sammenhängenden Gerüste von rechtwinklich sich kreuzenden Kiesel- 14 fäden. Die im Anschnitt mäandrisch gebogene Wand faltet sich immer in der Art, dass die abwechselnd senkrecht auf- und absteigenden Wände sich nicht berühren, sondern Zwischenräume zwischen sich frei lassen. Dadurch entstehen einerseits auf der Unterseite die tiefen, vergabelten Radialfurchen , anderseits im Innern der Falten radiale canalartige Kammern, welche gegen oben durch die Deckschicht ge- schlossen sind. Diese eigenthümliche, bei Ventriculites und Cephalites in ganz ähnlicher Weise vorkommende Faltung der Wand wird noch verständ- licher, wenn man die Betrachtung von.dem Stiele aus beginnt. Der Stiel ist nichts anderes als der untere mehr oder weniger rasch ver- engte Theil des Spongienkörpers. Seine Wand besitzt die gleiche Stärke und übereinstimmende Struktur mit der gefalteten Wand des Schirms. Bei einzelnen Arten (C. princeps Taf. II. Fig. 23) tritt diese Bezieliung sehr klar zu Tage, da sich hier der trichterförmige Spongienkörper ganz allmälig gegen die Basis verengt, so dass Schirm und Stiel überhaupt nicht scharf von einander geschieden sind. Hier schliesst der Stiel nach unten mit einem abgestutzten, nicht verästelten Rande ab. . Die Wand dieses kurzen Stieles, welche einen nach oben sich rasch erweitern- den Hohlraum einschliesst, wirft gleich von Anfang 5—6 Falten, die sich weiter oben durch Dichotomie verdoppeln und weiter vermehren. Die grossen Ostien auf dem Rücken der Falten gehen bei C. princeps bis an das unterste Ende des Stieles herab, nur sind sie hier kleiner, manchmal auch durch überwuchernde Kieselsubstanz geschlossen. Bei den meisten Arten gehen Schirm und Stiel nicht so allmälig in einander über, sondern der Spongienkörper beginnt mit einem ge- falteten oder glatten, gegen oben wenig erweiterten Cylinder oder um- gekehrten Hohlkegel. Der untere Rand desselben ist entweder abgestuzt oder mit wurzelartigen Ausläufern versehen, die sich übrigens nicht an fremde Körper festheften. Bei C. agaricoides erreicht der Stiel zuweilen eine Länge’von 50 mm., an anderen Exemplaren derselben Art kann er’aber auch zu einem ganz kurzen Stumpf verkümmern. Frist jeden- falls in Form und Grösse der unbeständigste Theil des Coeloptychium- körpers. Bei den deutlich gestielten Formen tritt am oberen Ende des 15 Stieles mit einem Mal eine rechtwinkliche Ausbreitung ein und es ent- steht alsdann der schirm- oder pilzförmige auf der Unterseite mit starken Falten versehene Kopf oder Schirm des Schwammkörpers. Jedes Coeloptychium beginnt demnach als ein cylindrischer oder trichterförmiger Körper und erhält erst in -einem späteren Entwicklungs- stadium seine typische Form. Beachtenswerth ist noch, dass sich im Inneren des hohlen Stieles in grösseren Abständen grobmaschig durchlöcherte Kieselscheiben be- finden, welche sich horizontal über die Höhle ausspannen, indem sie sich mit feinen Kieselfäden an die Innenwand befestigen. Diese Scheiben erinnern an die Böden bei gewissen Korallen und Kalkschwämmen. Das Canalsystem. Wenn man durch den Schirm eines Coeloptychiums einen horizon- talen Schnitt macht (Taf. 1. Fig. 6.), so erhält man einen Einblick in die Anordnung und die Beschaffenheit der centralen Leibeshöhle. Wie bereits oben bemerkt, ist die eigentliche Wand des Körpers stark ge- faltet. Sämmtliche Falten haben gleiche Höhe, so dass ihre Rücken auf der Unterseite und ihre oberen unter der Deckschicht so ziemlich in gleichen Ebenen liegen. Da sich ihre senkrechten Seitenwände nicht be- rühren, sondern einen Raum zwischen sich frei lassen, welcher meist doppelt so breit, als die Wand selbst ist, so entstehen aussen tiefe Furchen, im Innern der Falten aber verästete Radial-Räume von gleicher Höhe, die in der Mitte zusammen laufen, wo sich ein centraler vertiefter in den Stiel hinabführender Hohlraum befindet. Diese radialen Räume werdennach unten von der umgebogenen Wand, nach aussen von der feinporösen dünnen Randschicht, auf den Seiten von der senkrecht gefalteten Wand und nach oben von der oben beschriebenen, grobmaschigen Deckschicht der Oberfläche abgeschlossen. Letztere legt sich unmittelbar auf die oberen Faltenrücken und spannt sich wie eine Haut über die ganze Oberfläche, oder wenn dieselbe trichterförmig vertieft ist, über die Innenseite des Trichters aus. Bei den Arten mit radialen Bändern 16 von dichterer und gröberer Porosität ist die Deckschicht stets da, wo sie auf den Falten selbst aufliegt, glatt, ganz fein porös, zuweilen auch etwas erhöht, während sie über den Radialkammern immer eine grob- maschige Beschaffenheit besitzt. Obwohl nun diese radialen Räume unzweifelhaft zur Wassercirculation dienen, so sind sie doch nur als Theile der Leibeshöhle zu betrachten und am ehesten mit den Mesen- ' therialkammern der Korallen zu vergleichen. Sie hängen unmittelbar . mit dem vertieften Central-Raum zusammen und erhalten nur durch die dicht aufliegende Deckschicht ein canalartiges Aussehen. Durch die Maschen der Öberflächenschicht konnte Wasser ziemlich ungehindert aus diesen Radial-Räumen ausströmen oder in dieselben eintreten. Auf allen anderen Seiten war die Circulation weniger leicht, da dort ent- weder die ziemlich dicke gefaltete Wand oder die fein poröse Deck- schicht des Seitenrandes die Begrenzung der Radial- Kammern bilden. Ganz vereinzelt befinden sich allerdings runde etwas grössere Oeffnungen am oberen Theil der Seitenwände, aber eine reichliche Zufuhr oder Ausfuhr von Wasser konnte hierdurch nicht bewerkstelligt werden. Nur in der Mittellinie des unteren Faltenrücken ist die Wand, wie be- reits früher erwähnt, von einer Reihe entferntstehender einfacher Canäle durchbohrt, deren ziemlich grosse Oeffnungen gewöhnlich runde, zu- weilen aber auch spaltförmige Gestalt besitzen. Betrachtet man diese Ostien als Einführungsöffnungen, so gelangte der Wasserstrom von unten in die Falten, vertheilte sich in die zur Üentralhöhle führenden Radial-Kammern und trat oben durch die löcherige Deckschicht wieder aus. Umgekehrt müsste die Circulation gewesen sein, wenn das Wasser von der Oberseite eintrat; dann waren die an der Basis der Canäle befindlichen Löcher wirkliche Ausströmungsöffnungen. Die Entscheidung dieser für die Deutung des ganzen Schwammgerüstes wichtiger Ver- hältnisse lässt sich nur durch einen Vergleich mit verwandten Formen ermöglichen. Festzuhalten aber ist, dass das eigentliche Canalsystem aus ganz einfachen in radialen Reihen geordneten, die Wand senkrecht durchbohrenden und in die Faltenräume einmündenden Röhren besteht. Deutung der verschiedenen Theile des Coeloptychium- Körpers. Betrachtet man den Stiel der Coeloptychien als den ältesten Theil des Gerüstes, und dies wird, wie später gezeigt werden soll, durch seine Struktur zur Gewissheit gemacht, so beginnen sämmtliche Arten als trichterförmige oder cylindrische Körper mit vollständig oder nur am oberen Theil gefalteter Wand. Wahrscheinlich war derselbe noch oben durch eine siebartige Kieselplatte geschlossen ; diese Siebplatten scheinen später nicht mehr vollständig resorbirt zu werden, denn man findet zu- weilen, wie bereits bemerkt, mehrere derselben in ansehnlichen Abständen noch im Stiele erhalten. Coeloptychium princeps behält die ursprüng- lich trichterförmige Jugendform auch bei der weiteren Entwicklung bei, die übrigen Arten jedoch breiten sich oben in nahezu horizontaler Richtung mächtig aus. Denkt man sich nun an einem Coeloptychium die Deckschicht der Oberfläche und die feinporöse Randschicht beseitigt, so bleibt ein mit stark gefalteter Wand versehener,, oben trompeten- artig ausgedehnter Trichter übrig, bei welchem auf der äusseren (unteren) und inneren (oberen) Seite verästelte Längsfurchen vom oberen Rand nach der Basis verlaufen. In der Gestalt würde ein seiner beiden Deckschichten beraubtes Coeloptychium princeps ziemlich gut einem Ventrieulites radiatus Mantell (Fossil of the South Downs Pl. IX) ent- sprechen. Die Beziehungen zu Ventriculites beruhen aber nicht etwa nur in einer gewissen äusseren Formähnlichkeit, es ist vielmehr auch eine unzweifelhafte Homologie in den übrigen Theilen des Körpers nachzuweisen. Abgesehen von der sehr bemerkenswerthen Uebereinstimmung im feineren Bau des zusammenhängenden Skeletes, von welcher im folgen- den Abschnitt ausführlicher die Rede sein wird, zeigen viele Ventriculiten und Cephaliten, wie dies Toulmin Smith so vortrefflich beschrieben hat !) (l.c. S. 87), fast genau dieselbe mäundrische Faltung der Körper- wand, wie sie bei Coeloptychium regelmässig vorkommt. #s gibt Arten von Ventriculites (Gruppe der Simplices Smith), bei welchen wie bei 1) Annals and Magaz. nat. history. vol. XX. 1847. S. 73 etc. Abh.d.II. Cl.d. k.Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. [Sb] 18 Coeloptychium mit jeder Furche auf der Aussenseite eine erhabene Falte auf der Innenseite correspondirt. Häufig freilich zeigt sich die Wand der Ventriculiten und Cephaliten weniger regelmässig beschaffen. Im All- gemeinen entspricht aber die Aussenseite bei Ventriculites der Unterseite von Coeloptychium, die Innenseite der Oberfläche und der obere Rand den steilen Seitenflächen. Bei Ventriculites fehlt eine besondere Deck- schicht des oberen Randes, während eine solche bei Cephalites, wo sich der Rand immer verdickt, wohl entwickelt ist und in ‘ihrer Beschaffen- heit mit der Deckschicht der Seitenflächen bei Coeloptychium überein- stimmt. Ein der grobmaschigen oder radialstrahligen oberen Deckschicht von Coeloptychium entsprechendes Gebilde fehlt den meisten der T. Smith’schen Gattungen, denn die sog. „Polyp skin‘ Smith’s befindet sich sowohl aussen .als innen und folgt genau dem Verlauf der gefalteten Wand. Es findet sich jedoch ein der Oberflächenschicht von Coelop- tychium homologes Gebilde bei Scyphia (Cylindrospongia) alveolites Roem. !) aus dem oberen Pläner von Peine Hier wird der weite Centralraum des cylindrischen Schwammkörpers, dessen Wand eine Ventriculiten ähnliche Struktur besitzt, durch eine sehr weitmaschige concave Gitterplatte vollständig überdacht. Niemand wird verkennen, dass diese Platte bei Scyphia alveolites Roem. der bekannten Siebplatte bei den lebenden Euplectellen entspricht. Dadurch erhalten wir aber einen erwünschten Vergleich mit einer lebenden Hexactinellide. Wenn man die früher beschriebenen diaphragmaähnlichen Böden im Stiele der Coelop- tychien nach ihrer Lage und selbst nach ihrer groblöcherigen Beschaffenheit betrachtet, so kann man sich des Gedankens nicht erwehren, dass uns hier die Reste ehemaliger Siebplatten des jungen Schwammkörpers vorliegen; sie entsprechen in der That in ihrer Struktur ganz genau dem centralen Theil der oberflächlichen Deckschicht an ausgewachsenen Exemplaren. Man kann sich nun leicht den Process vorstellen, wie mit der Ausbreitung der Seitenwände gleichzeitig auch die Siebplatte an Umfang wachsen musste. Bei gewissen Arten (C. lobatum, incisum) behielt sie ihre ursprüngliche Struktur bei, bei andern dagegen erhielten die unmittelbar den Faltenrücken aufgelagerten Theile eine dichtere Struktur und es 1) Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges t. 3. fig. 6. 19 entstand auf solche Weise die eigenthümliche sternförmige Zeichnung der Deckschicht bei manchen Coeloptychium -Arten (C. agaricoides, deciminum, princeps). Euplectella differirt bezüglich der feineren Struktur des Skelets be- trächtlich von Coeloptychium, indem seine Skeletnadeln nicht nur eine andere Form besitzen, sondern auch zum grossen Theil unverbunden sind und sich hauptsächlich nur durch ihre Lagerung zu einem zu- sammenhängenden Gerüste verfilzen. kanntlich sehr verschieden. Auch die äussere Form ist be- Dennoch fehlt es beiden Gattungen nicht an fundamentalen Homologien. Vor Allem fällt eine gewisse Regel- mässigkeit, eine radiale Antimerenbildung in der Anordnung der Skelet- theile in die Augen; sie ist bei Coeloptychium noch ausgesprochener, als bei Euplectella. Wie bei letzterer zeigt sie sich bei zahlreichen fossilen Hexactinelliden (Ventriculites, Cribroscyphia, Ocellaria, Guettardia, Coscinopora), die alle auch mit Coeloptychium verwandt sind. Gehen wir nun von Euplectella aus, deren Weichtheile freilich auch erst unvollkommen bekannt sind, so entsprechen die verschiedenen Theile ihres Skeletes denen von Coeloptychium in folgender Weise: Euplectella: Siebplatte. Oberer Rand des Cylinders. Maschige aus Nadelzügen gebildete Wand des Cylinders. Centralraum des ÜOylinders. Grosse OÖstien in den Maschen der Seitenwand. Isolirte Kieselnadeln. Glasschopf der Basis. Coeloptychium: Deckschicht der Oberseite. Seitenfläche des Schirms. Faltige aus gitterförmigem Gewebe bestehende Wand. Höhlung des Stieles, vertiefter Centraltheil und verästelte von der Deckschicht überdachte Ra- dialkammern der gefalteten Kör- perwand. Östien auf den Falten der Unter- seite, Isolirte zwischen den Falten ge- legene Kieselnadeln. Unterstes Ende des Stieles. 3* 20 Was nun die Deutung der einzelnen Theile des Euplectellenge- rüstes betrifft, so hält Max Schultze dasselbe für einen zusammen- gesetzten Stock, indem er die runden Löcher'in den Maschen der Seiten- wand für Ausströmungsöffnungen erklärt. Bowerbank, Claus und neuestens auch Marschall dagegen betrachten die Euplectellen als solitäre Organismen. Bowerbank vergleicht sie mit Grantia, Claus mit den Syconen und Marshall mit den Leuconen. Es rühren diese verschiedenen Auffassungen von der Deutung des Canalsystemes bei Euplectella her, welche für uns kein specielles Interesse besitzt, da es sehr beträchtlich von jenem der Coeloptychien abweicht. In der Hauptsache indess sind die drei letztgenannten Autoren einig. Sie halten nämlich den weiten Hohlraum des Cylinders, welcher gewöhnlich einem kleinen Krebs als Wohnung dient, für die Magenhöhle,, deren Schorn- stein durch eine durchlöcherte Siebplatte geschlossen wird; die Oeff- nungen in den Seitenwänden sind die Einströmungs-Ostien der radial geordneten zahlreichen Wassercanäle. Folgt man dieser Deutung bei der Gattung Coeloptychium, so hätte man den Schwammkörper als Skelet einer einzelnen Person zu betrachten. Die Magenhöhle wird nach oben von einer verhältnissmässig fein durch- brochenen Siebplatte abgeschlossen, welche durch ihre meist radiale Beschaffenheit eine eigenthümliche Zertheilung der Auswurfsströmung andeutet. Es erklärt sich diese Erscheinung sogleich durch: die in Radialkammern zerlegte Magenhöhle, deren Antimeren offenbar gerade so ihre eigenen Auswurfsströmungen besassen, wie sie mit besonderen Einfuhrcanälen versehen sind. Für die Verwandtschaft der Spongien und Korallen dürfte die Art und Weise, wie sich die Leibeshöhle der Coeloptychien in radiale, den Mesentherialräumen der Korallen ent- sprechende Kammern zerlegt, alle Beachtung verdienen, zumal da diese Bildung keine ganz vereinzelte ist. Eine starke Faltung der Innenwand findet sich nämlich auch bei anderen hexactinelliden Gattungen und zwar am ausgezeichneten bei gewissen Ventriculiten und Cephaliten. 21 Das feste, zusammenhängende Kieselgerüste. Die bisherigen Betrachtungen beziehen sich ausschliesslich auf jenen pilz- oder tischförmigen Körper, dessen äussere Form bedingt wird durch die Beschaffenheit und Anordnung der kleinen Kieseltheilchen, aus welchen das zusammenhängende Gerüste besteht. Der feinere Bau dieses Skeletes erfordert eine speciellere Betrachtung, da er bis jetzt noch völlig un- bekannt geblieben ist, und zwar müssen bei der Beschreibung ausein- ander gehalten werden 1) das eigentliche Baumaterial der Körperwand und des Stieles und 2)die diese umkleidenden Deckschichten. 1) Wie bereits früher bemerkt, besteht die gefaltete Wand, deren Dicke bei den kleineren Arten 1 mm., bei den grössten 2,5 mm. beträgt, aus dreierlei Parallelzägen verschmolzener Kieselnadeln, welche sich rechtwinklich in gleichen Abständen kreuzen und so ein aus cubischen Maschen bestehendes Gitterwerk bilden. Diejenigen Züge, welche in radialer Richtung den Falten parallel laufen, können als Längszüge oder Längsaxen bezeichnet werden; die vertical darauf stehenden, der Falten- höhe entsprechenden sind die Verticalaxen und die rechtwinklich gegen die Seitenwände der Falte verlaufenden, die Dicke der Wand durch- kreuzenden, mögen Queraxen heissen. Nicht immer haben die cubischen Maschen eine streng regelmässige Gestalt; es treten zuweilen zwei Axen etwas enger zusammen oder sie verlaufen nicht ganz geradlinig, so dass das Gitterwerk kein absolut gleichartiges Bild gewährt. Immerhin gibt es aber unter den fossilen und lebenden Spongien wenig Gattungen mit gleich regelmässigem Gerüste. An Exemplaren, welche man mit Säure behandelt hat, lässt sich der wundervolle Bau des Gitterwerkes im Innern der Falten schon mit unbewaffnetem Auge erkennen. Man zählt je nach der Dicke der Wand und nach den Arten auf einer Queraxe 5—10 Kreuzungspunkte, die eben so vielen Längszügen entsprechen. Häufig stehen die Längsaxen etwas weiter auseinander als die Quer- und Vertical-Axen, so dass die Maschen einer Ebene Rechtecke bilden, deren Höhe etwa 0,4 mm., die Breite 0,35 mm. beträgt. 22 Betrachtet man das Gitterwerk unter dem Mikroskop, so sieht man, wie sich die Kieselfasern an den Knotenpunkten nicht einfach durch- kreuzen und dann weiter verlaufen, sondern in der Nähe der Kreuzungs- stellen sendet jeder der sechs rechtwinklich zusammenkommenden Strahlen vier in zwei Ebenen gelegene schräge Aeste aus, welche sich mit den entsprechenden der Nachbaraxen vereinigen und auf diese Weise um den Kreuzungspunkt die zwölf Kanten eines regelmässigen Octaöders herum legen. In dem Hohiraum dieses an den Seiten offenen Octaöders. sieht man bei günstiger Lage ein durch die in gerader Richtung fortlaufenden Axen gebildetes Kreuz, welches dem Axenkreuz eines regelmässigen Octaöders entspricht. In den Kieselfäden der drei rechtwinklichen Axenzüge bemerkt man Canäle von ziemlich ansehulicher Stärke. Sie sind "häufig durch Eisenoxyd gefärbt, oder sie enthalten auch zahlreiche Stückchen dieser braunrothen Substanz. Ein besonderer Axencylinder scheint, wie bei der lebenden Gattung Eurete, nicht vorhanden zu sein. Die Abbildungen Wyville Thomson’s von Ventriculites !), sowie die stark vergrösserte Zeichnung O. Schmidt’s ?) eines Gerüstfragments der fossilen Scyphia striata lassen die Centraleanäle der sechs Strahlen unmittelbar vor dem octa&drischen Hohlraum aufhören. Dies ist jedoch bei Coeloptychium nicht der Fall. Die Hauptstrahlen verdünnen sich zwar etwas, nach- dem sie die octaödrischen Seitenkanten abgesendet haben, allein sie verlängern sich bis in die Mitte des octaödrischen Hohlraums und bilden auf diese Weise in dem ÖOctaöder ein zierliches Axenkreuz. In diesen Centralstrahlen verlaufen die Canäle, die schrägen Octaöderkanten sind wie alle sekundären Kieselfortsatze von dichter Beschaffenheit. Die ausserordentliche Regelmässigkeit des Gerüstes liesse sich am einfachsten durch die Annahme erklären, dass dem Kieselskelet ent- sprechende Sarkodezüge vorhergingen, welche sich in dreifacher Weise rechtwinklich kreuzten. Um diese hätte sich alsdann nach und nach Kieselsubstanz ablagern und so eine continuirliche Röhre bilden können, 1) The deapth of the Sea. S. 185. Fig. 82. 2) Atlant. Sp. t. I. fig. 16. 23 wie dies Marshall bei Sclerothamnus auch nachgewiesen hat. !) So verhält es sich aber bei ÜÖoeloptychium nicht. Bei schwacher Ver- grösserung scheint zwar der Canal in den einzelnen Hohlstäbchen eine einfache Röhre zu bilden, welche durch die ganze Axe verläuft; wendet man aber stärkere Vergrösserung an, so sieht man, dass die scheinbaren COentralröhren der drei Axen in ebenso viele sechsstrahlige Kreuze zerfällt, als Knotenpunkte vorhanden sind. Im Gerüste ordnen sich diese Axenkreuze so an, dass immer je zwei Strahlen in die gleiche Axe fallen, indem sich in jedem Kieselstäbchen die von zwei benach- barten Kreuzungsstellen kommenden Schenkel begegnen. Nicht selten treffen sie so genau zusammen, dass scheinbar eine einfache Röhre entsteht, meistens aber laufen die beiden Schenkel getrennt entweder dicht oder in einiger Entfernung neben einander her, oder sie können sich sogar durchkreuzen. (Taf. III. Fig. 11 und Taf. V Fig. A). Man beobachtet also bei Coeloptychium dieselbe Erscheinung, welche Carter?) zuerst bei Farrea und Aphrocallistes, W. Marshall°) bei Eurete, Farrea und Periphragella dargestellt haben und welche überhaupt für die fossilen Hexactinelliden charakteristisch ist. Auch für das Zerfallen in isolirte Sechsstrahler, das man an den peripherischen Theilen der genannten lebenden Gattungen beobachtet, fehlt es bei Coeloptychium nicht an Anhaltspunkten. Bei den becher- förmigen Kieselspongien erfolgt das Wachsthum vorzugsweise am oberen Rande. Diesem entspricht aber bei Coeloptychium die von der fein- porösen Deckschicht bekleidete seitliche Randfläche des Schirms. Ich habe ein Stückchen des Schirmrandes von C. princeps aus Haldem in Canadabalsam eingeschlossen und die ursprünglich nach innen gerichtete Seite desselben so weit angeschliffen, dass das Präparat durchsichtig genug wurde, um bei durchfallendem Lichte untersucht zu werden. Hier zeigten sich nun (Taf. Ill. Fig. 3) zahlreiche isolirte sechsstrahlige Axenkreuze, welche nur aus Canal- und einer äusserst dünnen Kiesel- hülle bestehen. Die drei Axen kreuzen sich einfach im Centrum; von einem octaödrischen Hohlraum ist noch nichts zu sehen. Diese That- 1) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. 1875. XXV. S. 166. 2) Annals and mag. nat. hist. 4. ser. vol. 12. p. 460 etc. 3) l. c. 8. 167, 183, 184. 24 sache ist wichtig, denn sie beweist, dass auch bei Coeloptychium dem, zusammenhängenden Netzwerk ein aus selbstständigen sechsstrahligen Nadeln bestehendes Balkengerüst, um mich dieses Vergleichs zu bedienen, vorausging und dass dieses erst nach und nach durch reichliche Ab- lagerung von Kieselsäure aus dem Syncytium des Schwammes zu einem unbeweglichen, zusammenhängenden Gitter verschmolzen wurde. Die Kreuzungsstellen der primären Sarkodezüge scheinen immer mit dem Verkieselungsprozess begonnen zu haben. Die auffälligste Eigenthümlichkeit des Coeloptychium-Gerüstes besteht in der Entwickelung von kürzeren oder längeren faden- und wurzel- artigen Fortsätze, welche mehr oder weniger reichlich nach allen Seiten von den die Nadeln umhüllenden Kieselfasern ausgehen. Diese aus dichter Kieselsubstanz (ohne Oanäle) bestehenden Fortsätze sind in den innersten Reihen des Gerüstes, also im Centraltheil der Wände am spärlichsten und am kürzesten; sie nehmen gegen aussen an Zahl und Stärke zu. In den der Oberfläche zunächst gelegenen Schichten anastomosiren sie mit ein- ander und gestalten sich zu einem maschigen Gittergewebe um, welches das Lumen der Gittermaschen mehr oder weniger ausfüllt. (Tat. Ill. oFig, 12wund Tat IV. 7Rie. A) Eine ähnliche Beschaffenheit besitzt auch das Gitterwerk des Stieles. Im Ganzen zeigt dasselbe den gleichen Aufbau, wie jenes der Wand, allein da der Stiel nach unserer Auffassung der älteste Theil des ganzen Schwammkörpers ist, so musste man dort auch eine besonders reich- liche Kieselablagerung erwarten. Bei lebenden Hexactinelliden wenig- stens (z. B. Periphragella Elisae Marshall) !) zeigt sich eine derartige Erscheinung. Es lässt nun in der That schon die steinartige, dem un- bewaffneten Auge wenig regelmässig erscheinende Beschaffenheit des Stieles eine Vermehrung der Kieselsubstanz erkennen. Unter dem Mikroskop betrachtet, findet man nicht allein die einzelnen Hohlstäbe und Kanten der Octaöder verdickt, sondern auch die Seitenverzweigungen ungewöhnlich stark entwickelt und ansehnlich ausgebreitet. Es wird dadurch das Lumen der cubischen Maschen und der Octaöderräume be- trächtlich verengt oder auch fast ganz ausgefüllt. (Taf. III. Fig. 6.) 1) Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie. 1875. t. 14. fig. 27. 25 Wenn im Ganzen genommen das Gittergerüst von Coeloptychium den Eindruck grosser Regelmässigkeit macht, so ist es doch weit von mathematischer Regelmässigkeit entfernt. Abgesehen von den schon oben erwähnten durch die Stellung der drei Hauptaxen bedingten Veränderungen , legen sich nicht selteu vereinzelte Sechsstrahler diagonal durch eine Masche und bilden dann bei ihrer Vereinigung mit den Hauptaxen unvollständig entwickelte Zwischenoctaöder; zuweilen reihen sich auch die Maschen in verschiedener Grösse und Richtung aneinander an und bilden dadurch ein etwas unregelmässiges Gewebe, wie es die Abbildungen (Taf. II. Fig. 8, 9) zeigen. Bei manchen Arten trägt auch die starke Entwicklung der wurzelartigen Fortsätze etwas zur Ver- wischung des regelmässigen Baues bei. 2) Die verschiedenen äusseren Deckschichten bei Coelop- tychium besitzen trotz ihrer scheinbar grossen Verschiedenheit doch der Hauptsache nach ziemlich gleiche Beschaffenheit. Sie entstehen durch eine starke Wucherung der Seitenäste, welche aus den Hohlfasern der äussersten Lage des Gittergerüstes entspringen. Am deutlichsten lässt sich dieser Prozess an der inneren Oberfläche der gefalteten Körperwand, also an den Seiten der radialen Kammern der Leibes- höhle beobachten. Bei einzelnen Arten (z. B. C. agaricoides Taf. IV Fig. A) besteht dieselbe noch aus einer ganz normalen Gitterschicht, deren Maschen jedoch von anastomosirenden Seitenästen vielfach durch- zogen werden. Bei anderen Arten oder an grossen Exemplaren von C. agaricoides aus Haldem vereinigen sich die nach Innen gerichteten Seitenäste der Gitterfasern zu einer plattigen durchlöcherten Deckschicht, welche aus einem lockeren Gewebe verfilzter Kieselfäden besteht. (Taf. III Fig. 1). Dieses löcherige Gewebe legt sich unmittelbar über die letzte Gitterschicht und zwar so, dass in Präparaten häufig noch die hohlen Axen derselben durchschimmern. Man kann übrigens auch in der Deckschicht selbst eine quadratische Anordnung erkennen, indem sich grössere runde Oeffnungen meist über der Mitte der darunter liegenden Maschen des Gittergerüstes befinden. Der Rand dieser Östien ist ge- wöhnlich mit kurzen wimperartigen Kieselborsten umsäumt. Die Beschaffenheit der inneren Oberfläche der Falten an grossen Exemplaren von C. agaricoides aus Haldem entspricht so ziemlich jener Abh.d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 4 26 der äusseren bei kleinen Stücken derselben Art aus Vordorf. Bei den Arten mit derberer Öberflächenschicht (C. Seebachi, lobatum, princeps etc.) verdichtet sich das verfilzte Gewebe noch mehr, indem seine rund- lichen Maschen kleiner und weniger zahlreich werden, so dass hier die quadratisch angeordneten grösseren Poren fast allein die Einfuhr des Wassers besorgen. Ein noch etwas dichteres Gewebe besitzt auch regel- mässig die Unterseite der Falten. (Taf. III Fig. 4). Dafür befindet sich aber hier die bereits früher erwähnte Reihe grosser runder oder spalt- förmiger Einströmungsöffnungen, in deren Umgebung die Fasern der Deckschicht sich dermaassen zusammendrängen, dass sie nur winzige, zerstreute Interstitien zwischen sich frei lassen. Die dichteste Beschaffenheit gewinnt die Deckschicht der - schräg abfallenden Seiten, namentlich wenn sich dieselben zu einem zusammen- hängenden Rand entwickeln. Dem unbewaffneten Auge erscheint die Oberfläche dieses Randes als eine fast dichte, glänzende, ziemlich dicke Oberhaut. Unter Vergrösserung zeigt sie sich als eine meist aus dichter glasiger Kieselsubstanz bestehende Decke, welche von zahlreichen, je nach den Arten grösseren oder kleineren rundlichen Oeffnungen durch- bohrt ist (Taf. III Fig. 3 und 10). Häufig bemerkt man an der Innen- seite dieser „Epidermis“, wie bereits erwähnt, isolirte Sechsstrahler. Wie über den Seitenrand, so spannt sich auch über die centrale Leibeshöhle der Coeloptychien eine vom Gittergerüst unabhängige, die ganze Oberseite des Schwammkörpers einnehmende Deckschicht aus. Bei mehreren Arten (CO. suleiferum, incisum, lobatum) besteht, dieselbe aus einem durchbrochenen, grobmaschigen Netz, das aus concentrischen und radialen Kieselzügen gebildet wird. Nur durch die zusammen- hängenden concentrischen Ringe erhält das Maschenwerk eine bestimmte Ordnung, denn die radialen Fäden sind in ihrer Richtung, in ihrer gegenseitigen Entfernung, in ihrer Zahl und ihrer Stärke der grössten Mannichfaltigkeit unterworfen. Im Allgemeinen herrscht übrigens die . Neigung zur viereckigen Maschenbildung vor, wenn sie sich auch zu- weilen weit von der quadratischen Form entfernen und eine quer rechtseitige oder rundliche verzerrte Gestalt annehmen können. (Taf. III Fig. 2). In der ganzen maschigen Oberflächenschicht gibt es keine ringsum geschlossenen Axencanäle; sowohl die concentrischen als die radialen 27 Kieselelemente entbehren der Canäle; die radialen Kieselstäbe aus dichter hemogener Kieselsubstanz haben kantige oder rundliche Form und stellen die Verbindung von zwei benachbarten concentrischen Ringen her. Bei diesen umschliesst eine von rundlichen Löchern durchbrochene ungleiche Kieselröhre einen unregelmässigen inneren Hohlraum, der übrigens nicht mit den scharf begrenzten Axencanälen der übrigen Kieselgebilde zu vergleichen ist. Da, wo sich die Radialstäbe mit den concentrischen Ringen vereinigen, entstehen Anschwellungen, die einigermassen an die octaödrischen Kreuzungsstellen des Gittergerüstes der Wand erinnern. Sehr selten überzieht das grobmaschige Netz in ganz gleichmässiger Entwicklung die Oberfläche; selbst bei solchen Arten, wo dieselbe bei flüchtiger Betrachtung ganz gleichartig beschaffen erscheint, findet man hin und wieder dünne Radialstreifen von dichterer Struktur. Es gibt nun aber auch Arten (CO. agaricoides, O. princeps), bei denen fein poröse Bänder mit grobmaschigen in der Art abwechseln, dass sich die erstern immer auf die Faltenrücken der Wand auflegen, während die durch- brochenen die radialen Kammern der Leibeshöhle überdachen. In der Struktur gleichen die feinporösen Bänder am meisten der glatten Deck- schicht des Randes, nur sind die Oeffnungen grösser, auch findet man ihre Oberfläche öfters mit feinen’kurzen Spitzen bewaffnet. (Taf. III Fig. 5). Die Aussenfläche des Stieles zeigt dieselbe Beschaffenheit, wie die der Falten auf der Unterseite des Schirms. Vergleicht man das Gittergerüst der Coeloptychien zunächst mit entsprechenden Skeleten von lebenden und dann von fossilen Spongien, so wird man unter den ersteren mit grösster Bestimmtheit auf die Gattungen Farrea, Eurete und Myliusia hingewiesen. Ob sich die generische Unterscheidung von Farrea Bow. und Eurete Marshall wird aufrecht erhalten lassen, ist mir sehr zweifelhaft; sie beruht auf einem negativen Merkmal, nämlich auf der Abwesenheit von isolirten Kieselgebilden bei Eurete.e Nun ist aber das Original von Eurete simplicissima ein macerirtes Skelet, «dessen Nadeln möglicherweise her- ausgefallen oder fortgeschwemmt waren, ehe es zur Untersuchung ge- langte. Bowerbauk hat neuestens 1) wieder mehrere Arten von Farrea beschrieben, unter denen F., fistulata sowohl in der feineren Architek- 1) Proceedings zoological Society 1875. 8. 272 und 507. x 4 28 tonik als auch in der äusseren Gesammterscheinung fast genau mit Eurete simplicissima übereinstimmt. Diese Frage ist übrigens für unseren augenblicklichen Zweck gleichgültig, da es sich lediglich um das zu- sammenhängende Gittergerüst handelt, das bei Farrea und Eurete keine nennenswerthen Unterschiede erkennen lässt. Beide Gattungen besitzen ein aus quadratischen Maschen gebildetes Skelet, das aus verschmolzenen Sechsstrahlern entstanden ist; ‚die mit Axen versehenen Kieselfasern derselben sind an ihrer Oberfläche glatt oder mit regelmässigen sechs- strahligen Rosetten besetzt, während bei Coeloptychium deren Stelle von wurzelartigen Fortsätzen eingenommen wird. Bei Farrea und Eurete kreuzen sich die Kieselaxen in verdickten Knoten, bei Coeloptychium bilden sie zierliche hohle Octaöder. Eine ähnliche Octaöderbildung an den Kreuzungsstellen zeigt ‘die lebende Gattung Myliusia Gray !), deren Gittergerüste überhaupt eine frappante Aehnlichkeit mit Coelop- tychium besitzt und sich eigentlich nur durch den Mangel der wurzel- artigen Fortsätze davon unterscheidet. Von fossilen Spongien stellt sich hinsichtlich der feineren Gerüststruktur die in ihrem sonstigen Aufbau sehr differente Gattung Becksia Schlüt. unmittelbar neben Coeloptychium. Isolirte Theile aus dem Inneren der Wand der beiden Gattungen lassen sich nicht unterscheiden, da sowohl die das Gittergewebe zusammensetzenden Fasern mit den charakteristischen Anhängen, als auch die octaödrischen Kreuzungsstellen genau das gleiche Aussehen gewähren. Bei anderen fossilen Spongien habe ich diese Beschaffenheit des Gittergerüstes bis jetzt nicht beobachtet; es zeigen indess auch Ventriculites, Cephalites, Cribrospongia etc. in ihrer ganzen Architektonik und ihrer feineren Struktur Verwandtschaft mit Coelop- tychium, allein bei diesen und anderen nahestehenden Gattungen fehlen die zierlichen Seitenfortsätze, die den Gerüsten von Coeloptychium und Becksia ihr charakteristisches Aussehen verleihen. Die oben genannten lebenden Gattungen werden von OÖ. Schmidt, Carter und Marshall den Hexactinelliden zugetheilt und zwar gehören sie unter diesen zu den regelmässigsten Typen. Damit ist auch die systematische Stellung von Ooeloptychium sicher bestimmt. 1) Gray Proceed. zool. soc. 1859. S. 439 und Bowerbank ibid. 1869. t. 25. fig. 1. . Die isolirten Kieselgebilde ausserhalb des festen Gerüstes. Da schon der feinere Bau des zusammenhängenden Kieselgerüstes der Coeloptychien, welches aus verhältnissmässig grossen Elementen besteht, von den früheren Beobachtern unberücksichtigt blieb, so ist es nicht zu verwundern, dass ihnen die Anwesenheit freier Kieselnadeln gänzlich entging. Nichtsdestoweniger finden sich dieselben in grosser Menge; einzelne darunter besitzen die ansehnliche Grösse von 1—2 mm. Länge, so dass man sie schon mit einer gewöhnlichen Loupe kaum übersehen kann; ja bei einiger Aufmerksamkeit lassen sie sich sogar namentlich an angeätzten Stücken mit unbewaffnetem Auge erkennen. Die mannichfaltig geformten Kieselgebilde liegen zu Tausenden dicht aneinander gedrängt in den Furchen der Unterseite. Fast ebenso reichlich finden sie sich in den Radialkammern der Magenhöhle. Wahrscheinlich hatten sie ursprünglich eine bestimmte Anordnung im Syncytium, allein nach dem Absterben des Thieres ging dieselbe ver- loren, so dass wenigstens an den vorliegenden Stücken nichts mehr von einer Gesetzmässigkeit der Lage zu erkennen ist. Ich habe an keinem der mir zugänglichen Exemplare vergeblich nach Nadeln gesucht, doch scheinen sie an einzelnen Lokalitäten (z. B. Darup) in geringerer‘ Menge und schlechterer Erhaltung vorzukommen, als an anderen. Das Aufsuchen mit der Loupe und das Herausnehmen mit einer feinen Spitze ist eine sehr mühsame Arbeit. Man kann sich aber durch Behandeln in Salzsäure in kürzester Zeit aus sonst unbrauchbaren Fragmenten eine unbeschränkte Menge von freien Nadeln verschaffen. Der gelbliche oder braune Rückstand braucht nur etwas geschlemmt zu werden, um die Kieselnadeln vermischt mit kleinen Fragmenten des festen Gerüstes, vereinzelten Radiolarien und vielen kleinen Kieselpartikelchen und Sand- körnchen so massenhaft zu concentriren, dass jedes Präparat eine Musterkarte der verschiedensten Formen darstellt, In der Regel zeigen die freien Kieselgebilde einen vorzüglichen Erhaltungszustand. Sie liegen ursprünglich fast alle unversehrt in dem Ausfüllungsgestein und erleiden ihre Beschädigungen meistens 30 erst durch die mit ihnen vorgenommenen Manipulationen. Immerhin erhält man aber auch bei ziemlich sorgloser Behandlung in jedem Präparat neben zahlreichen Fragmenten eine ziemliche Anzahl wohl erhaltener Nadeln. Namentlich die kleineren Formen erscheinen fast immer vollständig, die langen Nadeln allerdings sind häufig durch Bruch beschädigt. Wenn somit diese Skelettheilchen ihre ursprüng- liche Form durch den Fossilisationsprocess nicht eingebüsst haben (abgeriebene oder stark corrodirte Stücke kommen kaum vor), so haben sie doch in anderer Hinsicht einige Veränderungen erlitten. Vor Allem fehlt ihnen das frische, glashelle Aussehen, welches für die Kieselnadeln der lebenden Spongien so charakteristisch ist; man vermisst ferner jene zierliche, blättrige Struktur, die M. Schultze, Kölliker, Claus und Marshall so vortrefflich beschrieben und dar- gestellt haben. Es scheint eine Umlagerung der kleinsten Theilchen eingetreten zu sein, durch welche diese Beschaffenheit verloren ging. Auch die Oberfläche ist nur ausnahmsweise glatt; fast immer erscheint sie etwas getrübt, rauh, mit kleinen Grübchen und Erhöhungen ver- sehen, manchmal sogar wie zerfressen. Trotzdem sind die Kieselgebilde in Canadabalsam oder Glycerin meist noch vollkommen durchsichtig und lassen im optischen Querschnitt die Axencanäle deutlich erkennen. Diese Canäle zeigen in der Regel eine auffallende Beschaffenheit. Bei den eigentlichen Nadeln, Ankern, Scheiben und regelmässig stern- formigen Gebilden bestimmen die Canäle die Wachsthum-Richtung und münden fast immer an den Enden frei aus; an den unregelmässigen, später noch näher zu beschreibenden Formen dagegen findet man meist nur einen kurzen im Üentraltheil befindlichen feinen Canal oder bei zusammengesetzten Sternen u. s. w. ein kurzes Axenkreuz. Bei diesen letzteren pflegt der Canal ziemlich fein zu sein. Ungemein verschieden in der Weite erweist sich der Centralcanal namentlich bei den stabförmigen und ankerförmigen Nadeln. Es kommen hier allerdings Formen mit ganz feinen Canälen vor, aber in der Regel besitzt er eine viel ansehnlichere Weite, als bei den Nadeln der leben- den Spongien, ja manchmal nimmt er derartige Dimensionen an, dass die Nadel zu einer dünnen Hülse um eine weite hohle Axe herabsinkt. 31 Man darf diese, auch von Carter !) an fossilen Kieselnadeln aus dem „Upper Greensand“ von Haldon und Blackdown beobachtete Eigen- thümlichkeit, kaum als eine Folge des Fossilisationsprocesses ansehen, denn in der Regel sind die Axencanäle im optischen Querschnitt scharf begränzt. Ganz ähnliche Erscheinungen fehlen übrigens auch unter den lebenden Spongien nicht. Ich habe bei Geodia gigas und Thetya Lyn- curium öfters Nadeln mit sehr weitem Canal gesehen, welche man unseren fossilen zur Seite stellen könnte. Auch O. Schmidt (Alger. Spongien t. III. fig. 3) bildet ein Fragment einer Dictyonella-Nadel und (ibid. t. III. fig. 2 F.) eine Nadel von Callites Lacazii Sdt. mit ausser- ordentlich weitem Canal ab. Carter ?) bespricht diese Erscheinung ausführlich bei Farrea und Aphrocallistes und schreibt sie einem eigen- thümlichen Zerstörungsprocesse zu. Einen Axencylinder habe ich nie- mals beobachtet. Häufig sind die Canäle der Nadeln durch eine bräunliche oder gelblich grüne Färbung ausgezeichnet, zuweilen auch ganz oder theil- weise von einer glaukonitartigen Substanz erfüllt, welche auch Steinkerne von Foraminiferen bildet und an zerbrochenen Nadeln zuweilen stab- artig hervorragt. Hinsichtlich der Maassverhältnisse zeichnen sich die meisten freien Kieselgebilde von Üoeloptychium durch bedeutende Grösse aus. Im Vergleich mit den Nadeln der lebenden Esperien, Renieren, Axinellen, Clathrien, Raspailien, Chalinen etc., ja auch mit den feineren Schmuck- nadeln der Hexactinelliden besitzen sie geradezu riesige Dimensionen. Sie erreichen dagegen niemals die ansehnliche Länge der grösseren freien Sechsstrahler bei Hyalonema, Euplectella, Holtenia, Hyalothauma u. s. w. Fast übereinstimmend in den Dimensionen, oder sogar noch etwas grösser sind die Nadeln der lebenden Geodien, Thetyen und Stelletten. Neben den grossen Kieselgebilden fehlt es nun freilich auch nicht gänzlich an sehr kleinen, die in ihrem längsten Durchmesser !/ıo mm. nicht überschreiten. Dieselben sind übrigens verhältnissmässig selten vorhanden und zwar dürfte diese Spärlichkeit nicht etwa davon her- 1) Annals and Magazine nat. hist. 1871. 4. Ser. vol. VII. S. 113 und 134. 2) ibid. 1873. 4. ser. vol. 12. S. 456. 32 rühren, dass die kleineren Nadeln durch den Fossilisationsprocess zer- stört wurden, denn eine Verunstaltung durch mechanische Ursachen hat abgesehen von Brüchen absolut nicht stattgefunden. Die feinsten Spitzen der Nadeln, die unendlich zarten durchbrochenen Kieselscheibchen, welche auf Taf. IV abgebildet sind und zahlreiche 0,10—0,15 mm. grosse Radiolarien mit dem zerbrechlichsten Gittergerüste haben sich ganz unversehrt erhalten. Wenn man darum selbst mit Anwendung sehr starker Vergrösserungen stets vergeblich nach den zierlichen Rosetten, Besengabeln, Tannenbäumchen , sechsarmigen Doppelankern und ähnlichen Gebilden der lebenden Hexactinelliden fahndet, so ist man zu dem Schlusse berechtigt, dass sie bei Coeloptychium überhaupt nicht vorhanden waren. Es hätten sich sonst nothwendiger Weise Spuren davon finden müssen. Ich habe von den meisten Coeloptychien-Arten zahlreiche freie Kieselgebilde uutersucht. Im grossen Ganzen stimmen dieselben bei allen Arten ziemlich überein, doch lassen sich bei sorgfältiger Prüfung specifische Unterschiede ermitteln, auf welche später aufmerksam gemacht werden soll. Aus mehreren Tausend derartiger Körper habe ich die auf den Tafeln IY— VII abgebildeten Formen ausgewählt. Sie sind sämmtlich, sofern es nicht ausdrücklich anders bemerkt ist, in hundert- facher Vergrösserung mittelst der Camera lucida gezeichnet, so dass sich die relativen Grössenverhältnisse sofort übersehen lassen. Wenn die aus den besterhaltenen und zum Zeichnen am günstigsten gelegenen Stücken getroffene Auswahl auch nicht den gesammten, erstaunlichen Formenreichthum der freien Kieselgebilde von Coeloptychium zur An- schauung bringt, so habe ich doch unter einer erheblich grösseren Anzakl. von Zeichnungen diejenigen ausgesucht, welche als besonders charakteristisch für unsere Gattung gelten können. Eine sehr wichtige Frage ist nun freilich die, ob alle auf den nachfolgenden Seiten beschriebenen Kieselgebilde wirklich zur Gattung Coeloptychium gehören, oder ob sie nicht möglicherweise von verschie- denen Spongien herrühren, deren freie Nadeln nach der Zersetzung der organischen Bestandtheile im Wasser vertheilt und in die Gerüste der Coeloptychien getrieben wurden. Es hat dieser Zweifel eine gewisse Berechtigung, denn die fraglichen Gebilde finden sich nicht allein in 33 den Coeloptychiengerüsten und deren unmittelbarster Nähe, sondern sie liegen auch in grosser Menge im Kreide-Mergel der westfälischen Spon- gitarien-Bänke zerstreut, so dass man in jedem beliebigen Gesteins- fragment sich durch Aetzen Spongiennadeln verschaffen kann. Es nehmen diese Gebilde in der oberen westfälischen Kreide geradezu in her- vorragender Weise Antheil an der Zusammensetzung der Gebirgsschichten. Ich habe nun über 20 verschiedene Gesteinsfragmente aus Haldem, die von beliebigen Fossilien (Turriliten, Scaphiten, Ammoniten, Baculiten, Pleu- rotomarien, Dicotyletonen und verschiedenen Spongien) entnommen waren, wit Säure behandelt und auf ihren Inhalt an Kieseltheilen geprüft. Ebenso wurden Gesteinsproben aus Holtwik, Darup und Coesfeld und anderen Localitäten untersucht. Sämmtliche Proben enthielten mehr oder weniger häufig Fragmente von Stabnadeln und Ankern, zuweilen auch Vierstrahler, Schirmnadeln und Stellettaartige Scheiben. Von eigenthümlichen bei Coeloptychium nicht beobachteten Körpern fanden sich nur in einer Probe einaxige, sehr schlanke Stabnadeln von der Form und Grösse, wie sie bei lebenden Esperien bekannt sind. Hinsichtlich der Erhaltung unterscheiden sich jedoch die im Gestein eingeschlossenen Spongienreste meist sehr wesentlich von den in den Coeloptychiengerüsten vorkommenden. Während sich die letzteren, wie bereits bemerkt, durch ihren vorzüglichen Erhaltungszustand aus- zeichnen, sind die im Gestein liegenden fast immer in Fragmente zer- trümmert, so dass nur ausnahmsweise eine vollständige Stabnadel, ein Anker mit sämmtlichen Zacken oder ein unverletzter Vierstrahler zu sehen ist. Eine einzige, einem Am. Galicianus entnommene Probe lieferte zahlreiche Stabnadeln, Anker und Strahlenkugeln von ähnlicher Er- haltung, wie sie bei Coeloptychium gewöhnlich ist, allein zwischen den Nadeln lagen auch Fragmente vom zusammenhängenden Gerüste eines aus äusserst zierlichen Elementen aufgebauten Hexactinelliden-Schwammes. Zur Erklärung dieser fast allgemeinen Verbreitung freier Kieselgebilden, in den westfälischen obern Kreidemergeln sind drei Hypothesen berechtigt: 1) entweder sämmtliche im Gestein zerstreute Nadeln und freie Kiesel- gebilde rühren von Coeloptychium her oder sie stammen 2) von anderen Spongien-Gattungen oder 3) von Coeloptychium und anderen verwandten Formen her. Ausd. Abh.d. II. Cl.d.k.Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 5 34 Die erste Annahme ist wenig wahrscheinlich, da die Coeloptychien in der oberen Kreide nicht so massenhaft vorkommen, dass man für sie die erstaunliche Menge der im Gestein vertheilten freien Kieselgebilde beanspruchen dürfte. Ebenso wenig aber liegt ein triftiger Grund vor, sämmtliche derartige Körper ausschliesslich anderen Spongien zuzu- schreiben, da sich dieselben ja in so grosser Zahl in den Gerüsten von Coeloptychien finden. Ich möchte darum den dritten Fall für den wahrscheinlichsten halten, nämlich den, dass auch noch andere cretacische Sporgien einaxige Nadeln, Anker, Vierstrahler und Scheibchen von der Form, wie sie bei Coeloptychium vorkommen, besitzen und dass darum die allenthalben im Gestein befindlichen freien Kieselgebilde von Coelop- tychien uud anderen Spongien herrühren. Welcher Art diese letzteren sind, glaube ich auch zum Theil ermittelt zu haben. Bei Scyphia cervicornis z. B. enthielt das Syncytium unzweifelhaft eine Unzahl von Stabnadeln, Vierstrahlern und Ankern, wie ich an einem Exemplar, welchem die unverletzten freien Kieselgebilde noch massenhaft angelagert waren, nachweisen konnte. Ebenso verhält sich Coscinopora. Da nun fast sämmtliche in den westfälischen Spongitarienschichten der oberen Kreide vorkommenden Schwämme entweder den Hexactinelliden oder den Lithistiden angehören, so ist der Schluss berechtigt, dass nicht nur Coeloptychium und die genannten Formen, sondern auch andere ver- wandte Gattungen mit freien Nadeln von ähnlicher Form versehen waren und dass also die im Gestein vorkommenden Fragmente ver- schiedenen Gattungen von Kieselschwämmen entstammen. Für die Zugehörigkeit der nachstehend beschriebenen freien Kiesel- gebilde zu Coeloptychium glaube ich folgende Gründe geltend machen zu dürfen: 1) Den günstigen Erhaltungszustand der grösseren aus den Coelo- ptychiengerüsten stammenden Kieseikörper im Gegensatz zu dem fragmen- tarıschen Zustand derselben in den Gesteinsproben. .2) Das reichliche Vorhandensein auch der zartesten und zerbrech- lichsten Gebilde, wie der durchbrochenen Kieselscheibchen, kleinen Ankerchen, Sechsstrahler, Vierstrahler und Radiolarien im Coeloptychium- gerüst und deren Fehlen oder doch grosse Seltenheit in den Gesteinsproben. 35 3) Die massenhafte Anwesenheit von freien Kieselgebilden im Inneren des Kieselgerüstes von Coeloptychium (d. h. in der Leibeshöhle und in den kammerähnlichen Räumen der Falten), welche sich durch Ein- schwemmung wegen der ziemlich dichten Beschaffenheit der äusseren Deckschichten schwer erklären liesse. 4) Das Vorkommen sämmtlicher Haupttypen von freien Kieselkörpern bei allen näher untersuchten Arten von Coeloptychium und deren spe- cifische Uebereinstimmung bei Exemplaren von entfernten Localitäten. Bei der Beschreibung der verschiedenen Kieselgebilde, welche ich nach dieser Auseinandersetzung als der Gattung Coeloptychium zugehörig betrachte, wurde die von OÖ. Schmidt!) vorgeschlagene Eintheilung zu Grunde gelegt. Die Originalien zu den Abbildungen stammen vorzüglich von C. agaricoides und deciminum aus Vordorf, von €. agaricoides, Seebachi und princeps aus Haldem und von C. lobatum aus Coesfeld. Es sind darunter alle vier Nadel-Gruppen Schmidt’s ziemlich reichlich ver- treten. Der Zahl nach am häufigsten finden sich die einaxigen Nadeln, nach ihnen kommen vierarmige Sterne und Anker mit vier gleichen Armen oder einem längeren einfachen und drei kürzeren, öfters gegabelten Armen, darauf in geringerer Menge vielaxige Scheiben, einfache Sechsstrahler, Kugeln mit vielen Axencanälen und endlich dichte Kieselkugeln. Wirft man einen flüchtigen Blick über die Tafeln IV’—VII, so fällt die erstaunliche Aehnlichkeit unserer Kieselgebilde mit den von Carter?) aus dem Upper Greensand beschriebenen sofort in die Augen. Man _ glaubt manchmal die gleichen Stücke vor sich zu haben. Durchschnitt- lich sind übrigens die Carter’schen Nadeln noch riesiger, als die von Coeloptychium. Der ausgezeichnete englische Spongienkenner schreibt jene im Grünsand von Haldon gefundenen Kieselgebilde verschiedenen Gattungen und verschiedenen Familien von Schwämmen zu. Wenn ich diese Auffassung für unsere Abbildungen auch nicht für zutreffend halte, so finden sich doch in der Carter’schen Abhandlung viele werthvolle Bemerkungen über die morphologischen Beziehungen der fossilen Nadeln zu lebenden Kieselschwämmen. 1) Atlant. Spongien 8. 2—5. 2) Annals and Mag. nat. hist. 1871. 4. ser. vol. VII. S. 112. Hr 36 1. Einaxige Kieselkörper. a) Unter diesen spielen grosse spiessförmige Stabnadeln (Taf. IV Fig. 1—6 und 25, 26) die Hauptrolle. Bruchstücke derselben liegen meist in grosser Menge im Gesichtsfelde, dagegen hält se schwer ganz vollständige Exemplare dieser zuweilen gewaltig grossen, 1,5 ja sogar 2 und 2,5 mm. langen Nadeln aus dem schlammigen Aetzrückstande zu gewinnen, namentlich wenn derselbe schon einmal getrocknet war und dann wieder aufgelöst wurde. Sie zerbrechen bei diesen Operationen gewöhnlich, man kann dieselben aber schon mit einer Loupe leicht unterscheiden, an geätzten Stücken ragen sie wie scharfe Spiesse aus dem Gesteine hervor. Diese grossen Spiessnadeln verdünnen sich an einem Ende ganz allmählig und verlaufen in eine Spitze; das andere Ende ist entweder gerade abgestutzt oder in gleicher Weise zu- geschärft. In der Regel sind die grossen Spiessnadeln gerade, zuweilen aber auch S-förmig oder sogar mehrfach gebogen. Der Axencanal mündet regelmässig frei an beiden Enden und besitzt fast immer eine ungewöhnliche Weite. Oftmals ist sein Lumen gefärbt oder mit grüner Glaukonitsubstanz ganz oder theilweise ausgefüllt. Diese Ausfüllungs- masse kann an Bruchstücken zuweilen auch stabförmig über die Nadel herausragen. Mit den ganz grossen Spiessnadeln kommen auch kleinere von ähnlicher Form reichlich vor, so dass man von 0,4 mm. an bis zu 3 mm. Länge alle Grössenabstufungen beobachten kann. (Taf. IV Fig. 7—13.) Diese kleineren Nadeln sind entweder beiderseits zugespitzt oder seltener an einem Ende abgestutzt. Zuweilen erweitert sich der Canal vor seiner Ausmündung trompetenartig. Die eben beschriebenen Spiessnadeln unterscheiden sich durch ihre Grösse von fast allen ähnlichen Gebilden bei lebenden Spongien, nur bei Geodia, Thetya und verwandten Formen aus der Familie der Pachy- tragiae Carter gibt es Nadeln von einigermaassen übereinstimmender Beschaffenheit. Carter!) schreibt darum auch die im oberen Grünsand vorkommenden fossilen Nadeln von entsprechender Form und Grösse den Pachytragiern zu. Unter den fossilen Kieselspongien gibt es frei- 1) 1. c. S. 119, 120. Fig. 75, 76. 37 lich mehrere Gattungen mit noch viel grössern Nadeln, welche auch der flüchtigsten Betrachtung nicht entgehen können, da man zu ihrer Wahrnehmung keiner Loupe bedarf. Ich kenne an jurassischen und eretacischen Spongien Nadeln von 4—5 mm. Länge und auch F. A. Römer!) bildet derartige bei Siphonocoelia hirta und texta, sowie bei Jerea spiculigera ab. b) Eine zweite Gruppe (Taf. V Fig. 1—10) sehr häufig vorkommender Stabnadeln zeichnet sich durch ihre constante Bildung aus. Sie sind immer kleiner als die vorher beschriebenen, erreichen höchstens die Länge eines Millimeters und sind an einem Ende zugespitzt, am andern abge- rundet. Ihre stärkste Dicke befindet sich häufig in der Nähe des ab- gerundeten Endes. Diese Nadeln sind fast immer ein wenig gebogen. Ihr Axencanal durchbohrt das zugespitzte Ende; am stumpfen Ende dagegen endigt er immer blind; seine Weite variirt ausserordentlich; manchmal nimmt er einen grossen Theil des Nadel-Volumens ein und enthält fremde eingedrungene Kieselstückchen, zuweilen zeigt er sich aber auch als eine feine Linie, in seltenen Fällen scheint er sogar zu fehlen. Es verlohnt sich nicht für diese Nadelform Vergleiche bei lebenden Spongien zu suchen; sie wiederholt sich . bei den verschiedensten Gattungen und Familien. Auffallender Weise scheint sie jedoch bei den lebenden Hexac- tinelliden und Lithistiden zu fehlen. c) Die nächste Gruppe einaxiger Nadeln enthält kurze 0,3—0,5 mm. lange beiderseits zugespitzte Spindeln. (Taf. IV Fig. 30—38.) Diese bei allen Ooeloptychien in grosser Zahl vorkommenden Körper zeichnen sich durch ihre Durchsichtigkeit, ihren Glanz und ihre treffliche Erhaltung aus. Die beiderseitige Zuschärfung erfolgt rascher als bei den Nadeln der zwei ersten Gruppen, so dass sie ein etwas plumperes Aussehen gewinnen. Der Axencanal pflegt meist sehr scharf begrenzt zu sein, er tritt ziemlich regelmässig an beiden Enden frei zu Tage, ist gewöhnlich von mittlerer Weite, hin und wieder aber auch namentlich gegen das Ende hin stark verbreitet. Im Allgemeinen zeigt sich der Canal an jungen Nadeln weiter, als an den grösseren. Diese Erscheinung dürfte für die Entstehung 1) Spongitarien t. XI, fig. 6. t. X. fig. 11e. t. XII. fig. 6. 38 der Stabnadeln überhaupt von Wichtigkeit sein. Wie Kölliker!) in überzeugender Weise dargethan hat, beginnen die Spongiennadeln mit der Bildung eines organischen Centralfadens, welcher durch Verdichtung eines Theiles des Inhaltes von Zellen entsteht, aus denen die Spiculae hervorgehen. Nach und nach lagert sich um diesen Centralfaden eine Scheide von Kieselerde ab, welche sich beim weiteren Wachsthum mehr und mehr verdickt. An Nadeln, deren Wachsthum vorzüglich in der Längsrichtung stattfindet, liegt darum auch der Oanal an beiden Enden frei zu Tage. Mit seinem Abschluss tritt nothwendiger Weise auch eine Stockung in der Grössenzunahme ein, wenn man nicht eine beständige Resorption der Kieselsubstanz an dem Ende des eingeschlossenen Kiesel- fadens annehmen will, wozu wenigstens bei den Öoeloptychien-Nadeln kein Grund vorliegt. Höchst wahrscheinlich findet hier die zweite von Kölliker angenommene Möglichkeit statt, dass der frei zu Tage tretende Centralfaden durch Aufnahme von Stoffen aus dem Parenchym mit der Ablagerung der Kieselsubstanz gleichen Schritt hält und mit der Nadel fortwächst. An den bisher beschriebenen Stabnadeln lässt sich in der That die Richtigkeit dieser Anschauung vortrefflich nach- weisen. Man findet Exemplare, wo der Centralfaden erst mit einer dünnen an einem oder beiden Enden offenen Kieselscheide umgeben ist, während an ausgebildeteren Nadeln die Kieselsubstanz meist verdickt und das Lumen des Canals mehr verengt erscheint. Unter den Üoeloptychien-Nadeln kommen übrigens auch Gebilde vor, welche uns über die frühesten, bis jetzt noch nicht beobachteten Entwickelungsstadien der einaxigen Stabnadeln erwünschten Aufschluss gewähren. Man bemerkt nämlich in grosser Zahl kleine 0,1 bis 0,2 mm. lange, glashelle Kieselkörper von cylindrischer Gestalt. (Taf. IV Fig. 16—19.) Dieselben sind an beiden Enden abgestutzt und mit einem sehr weiten, oben und unten offenen Hohlraum versehen. Dieser Hohlraum, ursprünglich vom organischen Centralfaden der jungen Nadeln eingenommen, wird nicht von einer ringsum geschlossenen Kieselscheide umhüllt, son- dern auf einer Seite bleibt die Wand geöffnet und die beiden in der 1) Icones histiologicae I. S. 61. 39 Mitte klaffenden Hälften der Scheide rollen sich etwas nach Innen ein. In der Mitte des Cylinders sind die Hälften am breitesten, an den Enden wird der klaffende Zwischenraum durch die convexe Form der Ränder erweitert. Ich habe mehrfach Stücke beobachtet, an denen sich 2—3 solcher offener Cylinder wie die Glieder einer Kette an einander reihen. (Fig. 22—24.) Ist meine Deutung dieser merkwürdigen Körper richtig, so hätten wir darin die frühesten Stadien der im Entstehen begriffenen Stabnadeln zu erkennen. Was nun die eben beschriebenen doppelt zugespitzten Spindeln be- _ trifft, so findet man ganz ähnliche Formen bei gewissen Halichondriden, wie Reniera und in der Form geradezu identische aber an Grösse beträchtlich hinter den Coeloptychien-Spindeln zurückbleibende bei der von Bowerbankl!) aufgestellten Lithistiden-Gattung Kaliapsis. Gehen wir von den glatten geraden Stabnadeln zu den gekrümmten über, so begegnen uns ausser den bereits erwähnten S-förmig gebogenen Spiessnadeln (Taf. IV Fig. 25 und 26) ziemlich vereinzelt d) beiderseits zugespitzte Klammern (Taf. IV Fig. 27 und 27a) mit weitem ÜOentralcanal, von der Form, wie sie für die lebenden Esperien so charakteristisch ist. (vgl. O. Schmidt. Adriat. Spong. t.5 Fig. 2, 3, 6 und Bowerbank, Brit. Sp. pl. V Fig. 114) Auch der kleine Hacken mit an beiden Enden grabscheitähnlich ausgebreitetem Kopf und eingekrümmtem Schnabel (Taf. IV Fig. 29), welcher die Esperienklammern und Stabnadeln in der Regel begleitet, ist mir ein einziges Mal vorgekommen. ?) Die einfach eingekrümmten Klammern dagegen habe ich viermal ange- troffen, einmal auch eine etwas anders gestaltete Spange, deren stark gebogene Arme sich berühren. (Taf. IV Fig. 28.) Diese Bildungen stimmen so auffallend mit der Gattung Esperia überein, dass ich sie wegen ihres vereinzelten Vorkommens geradezu für fremde Eindringlinge halten möchte; auffallend bleibt es freilich, dass dieselben sowohl in O. agaricoides von Haldem als auch von Vor- dorf gefunden wurden. Carter°) hat ganz ähnliche Klammern, nur 1) Proceed. zool. soc. 1869. S. 338. t. XXV. fig. 5. 2) O0. Schmidt. 1.c. 8. 53.t. V. Bowerbank. |]. c. pl. VI. 3) 1. c. pl. IX fig. 13. 40 von grösseren Dimensionen aus dem Grünsand von Haldon als Esperites giganteus beschrieben. Sollten fortgesetzte Untersuchungen die Vermuthung, dass man es hier mit fremden Körpern zu thun hat, bestätigen, so würde ich für unsere norddeutschen Nadeln den Namen Esperites Carteri vorschlagen. e) Einen befremdenden Eindruck machen auch die 0,5—0,5 mm. langen doppelt zugespitzten dornigen Nadeln (Taf. V Fig. 13—16), welche sich in der Form kaum von Spongilla-Nadeln unterscheiden lassen. Da ich dieselben aber achtmal und zwar bei C. agaricoides von Vordorf, bei C. agaricoides und princeps von Haldem und bei C. lobatum von Coesfeld gefunden habe, so bin ich geneigt, sie der Gattung Coeloptychium zuzuschreiben. Einige Taf. V Fig. 11, 12, 17 abge- bildete kleinere strahlige Körper schliessen sich diesen Dornennadeln an. Mit den stachligen Nadeln von Hyalonema haben die unsrigen wenig Aehnlichkeit; auch fehlt ihnen immer das charakteristische Axenkreuz. f) Die letzte Gruppe einaxiger Nadeln wird von eigenthümlichen an . beiden Enden abgerundeten Walzen gebildet. (Taf. IV Fig. 39 — 50.) Diese massenhaft bei sämmtlichen Arten vorkommenden Körper zeichnen sich immer durch ihre rauhe, zerfressene, manchmal mit förmlichen Gruben bedeckte Oberfläche aus. Sie sind schwach gebogen, entweder ziemlich schlank, oder angeschwollen, wurstförmig; ihre Länge schwankt zwischen 0,2 und 0,4 mm. Nur ausnahmsweise ist ein Canal sichtbar, bei der Mehr- zahl scheint er zu fehlen. Lässt sich übrigens ein Canal nachweisen, so tritt er niemals frei zu Tage, sondern hört schon in einiger Ent- fernung von den stumpfen Enden auf; er ist in der Regel sehr enge, nur ausnahmsweise sah ich ihn unter vielleicht 200 beobachteten Walzen von der Taf. IV Fig. 46 abgebildeten Beschaffenheit. An einem Exemplar von C. agaricoides aus Vordorf befanden sich die dicken wurstähnlichen Walzen massenhaft zwischen den Falten. So oft sich nun eine Gruppe derselben im Gesichtsfelde des Mikroskopes zeigte, lagen regelmässig zahlreiche kleinere Kieselkörper von walziger, ovaler oder sogar kugeliger Gestalt daneben, die hinsichtlich der rauhen Be- schaffenheit der Oberfläche und auch hinsichtlich des optischen Ver- haltens genau mit den grösseren Körpern übereinstimmten. Diese kugeligen Bildungen wiederholen sich in reichlicher Zahl bei allen von 41 mir untersuchten Coeloptychien. Sie bestehen aus homogener Kiesel- substanz und scheinen fast immer dicht zu sein. (Taf. IV Fig. 51—59.) Ein einziges Mal konnte ich einen weiten Canal, in mehreren Fällen ein oder zwei rundliche Hohlräume im Innern beobachten. Sehr häufig sind diese Kugeln auf einer Seite mit einer Einschnürung versehen, und erinnern dann in ihrem Aussehen an Zellen, welche sich zu theilen beginnen. (Taf. IV Fig. 52—55.) Carter!) bildet aus Haldon sowohl die walzenförmigen Nadeln als auch die kugeligen Gebilde in einer Weise ab, dass ihre Ueberein- stimmung mit denen von Üoeloptychium nicht zweifelhaft sein kann; er schreibt die Kugeln einem Geodia ähnlichen Schwamm zu und nennt sie Geodites haldonensis. Diese Deutung ist für unsere Körper durch- aus nicht zutreffend, denn es fehlt ihnen die für die Kugeln von Geodia, Stelletta u. s. w. so bezeichnende strahlige Struktur. Unter den lebenden Spongien könnte man etwa Suberites arciger Schmidt ?) in Vergleich bringen, bei welchem unsere Walzen und Kugeln vorkommen. Schlanke Walzen lässt Schmidt?) auch bei Papyrula candidata aus Algier, einer Corticaten-Gattung, abbilden. Taf. IV Fig. 60—65 sind einige walzige und kugelige Kieselgebilde von fremdartigem Aussehen dargestellt, die ihrer Struktur nach sich am besten den oben beschriebenen Körpern anschliessen. 2. Kieselkörper, für welche Ö. Schmidt die Axen einer regulären Pyramide als Grundform annimmt, sind bei den Coeloptychien sehr verbreitet. Sie erscheinen theils als vier-,sieben und achtstrahlige Sterne, theils als ankerähnliche Gebilde. a) Unter diesen erscheinen am häufigsten einfache, aus vier zu- gespitzten Strahlen bestehende Sterne von der Gestalt eines sog. spanischen Reiters, deren vier Arme unter gleichem oder doch nahezu gleichem Winkel von 130° in der Mitte zusammentreffen (Taf. V Fig. 51—55 und Taf. VI Fig. 1, 2, 5.) Ihre Canäle sind stets an der Spitze offen und ziemlich weit, manchmal mit Eisenoxyd oder 1) 1. e. t. IX. fig. 53, 55, 56. 2) Atlant. Sp. t. V. fig. 6. 3) Alger. Spong. t. IV. fig. 1. Abh.d.Il.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd.III. Abth. 6 42 Glaukonit injieirt. Nur ausnahmsweise kommen geometrisch regel- mässige Formen mit ganz gleichlangen Strahlen vor; fast immer zeichnet sich ein Strahl durch etwas grössere Länge vor den übrigen aus, häufig sind auch alle vier ungleich lang. Im Gesichtsfeld erscheinen diese Nadeln fast immer als dreistrahlige Sterne, da der senkrecht noch oben gerichtete Arm entweder perspectivisch verkürzt oder abgebrochen ist. Verlängert sich ein Arın so beträchtlich, dass er einen zugespitzten Stiel bildet, so verwandelt sich der Stern in einen Anker, dessen drei Spitzen unter gleichem Winkel schräg vom Schafte nach aussen strahlen. (Taf. VI Fig. 4, 5, 7.) Bei den Ankern verliert sich übrigens mehr und mehr die geometrische Regelmässigkeit in der gegenseitigen Neigung der Arme. Sie richten sich öfters schief nach unten und nehmen dann die Taf. VI Fig. 3, 4, 6, 9, 10 dargestellten Formen an. Aehnliche Sterne mit vier gleichen oder nahezu gleichen zugespitzten Strahlen liegen massenhaft in der Rindenschicht der Gattung Stelletta. Sie werden übrigens auch bei Haxactinelliden und zwar bei Farrea occa !) und Dorvillia agariciformis Sav. Kent. ?) beschrieben. Carter?) er- wähnt sie aus dem Grünsand von Haldon als Dercites haldonensis und zwar stehen diese fossilen Sterne den unserigen hinsichtlich ihrer Grösse näher, als jene der früher genannten lebenden Gattungen. Was die dreispitzigen Anker betrifft, so finden sich absolut identische Formen bei den Gattungen Geodia, Ancorina und Stelletta. Auch diese hat Carter *) im Grünsand von Haldon kennen gelernt und Geodites haldo-. nensis benannt, um die Verwandtschaft mit Geodia anzudeuten. Kehren wir zurück zu den dreizinkigen Ankern, so haben wir noch kleine Formen mit langem, meist dünnem Schaft und drei zu Widerhaken zurückgekrümmten Armen zu nennen,wie sie die Fig. 11—14 auf Taf. VI zur Anschauung bringen. Auch diese Anker finden sich unter den Carter’schen Abbildungen (l.c. 62, 63) von Geodites haldo- nensis. Man kennt sie in gleicher Weise bei den lebenden Gattungen Geodia, Ancorina, Stelletta und Dorvillia. 1) Bowerbank Proceed. zool. soe. 1869. t. 24. fig. 2. 2) Monthly mieroscop. journ. 1870. vol. IV. S. 293. t. 66. fig. 16, 17. 3) l. ce. pl. X. fig. 71. pl. IX.fig. 36. 4) l. ce. pl. X, fig. 61, 65, 67. 43 b) Aus den vierstrahligen Sternen und dreizackigen Ankern ent- wickeln sich durch Bifurkation sämmtlicher oder nur einzelner Arme, verbunden mit der ziemlich regelmässigen Verlängerung eines (in diesem Falle immer ungetheilten) Strahles verschiedenartige Sterne und Anker, die sich alle auf eine Grundform zurückführen lassen. Eine dem vierstrahligen, gleicharmigen Normalstern am nächtsen stehende Nadelform entsteht in der Weise, dass alle unter 130° zu- sammenstossenden, nahezu gleichgrossen Arme sich in zwei Aeste gabeln, wodurch achtstrahlige Sterne von plumper oder auch äusserst schlanker Form entstehen, je nachdem die Gabeln kurz und dick oder lang und dünn sind. (Taf. IV Fig. 18, 19.) In der Regel sieht man nur die drei . ungefähr in gleicher optischer Ebene gelegenen Arme, der perpendikulär dazustehende Strahl ist meist abgebrochen. Ich habe übrigens einmal mit Bestimmtheit den aufsteigenden Ast gegabelt gesehen, so dass ich also an dem Vorkommen von achtstrahligen Sternen nicht zweifeln kann. Sie sind indess jedenfalls äusserst selten. Viel häufiger ist der aufsteigende Strahl ungetheilt und dann in der Regel zu einem Schaft verlängert, wie es die Taf. VI Fig. 20 bei auffallendem Licht gezeichnete Abbildung zeigt. Diese Siebenstrahler sind kaum zu unterscheiden von den gegabelten Sternen aus der Rindenschicht von Stelletta und Pachymatisma. Sie finden sich übrigens auch bei mehreren lebenden Lithistiden und bei einer Hexactinelliden-Gattung. Ein Präparat von Corallistes microtu- berculatus Schmidt, welches ich der Güte des Herrn W. Marshal verdanke, enthält dieselben in grosser Menge; Schmidt!) bildet sie ausserdem auch bei Corallistes typus und nolitangere, Bowerbank?) bei Dactylocalyx Masoni und Bowerbanki, Wright bei Wyville-Thom- sonia 3) und endlich Saville Kent) bei Dorvillia agariciformis ab. Nach Carter kommen sie fossil im Grünsand von Haldon vor. Bei den bis jetzt beschriebenen Formen bilden die gegabelten Aeste den überwiegenden Theil der Nadel, indem der ungetheilte Strahl als kurzer oder verlängerter Stiel sich durch seine Schlankheit aus- 1) Atlant. Spong. t. II. fig. 3, 6. 2) Proceed. zool. soc. 1869. pl. VI. fig. 3, 6. 3) Monthly microscop. journal 1870. vol. II. pl. II. fig. 3. 4) 1. c. pl. LXVI. fig. 7. 6* 44 zeichnet. Mit der Zunahme des Schaftes an Dicke und Länge tritt fast immer eine Verkürzung der Gabelarme an und zugleich hört die streng gesetzmässige Form auf. Es entstehen jene vielgestaltigen Anker mit drei gespaltenen Zinken, die man bei Geodia, Ancorina, Pachyma- tisma und Stelletta längst kennt. Ich habe eine Anzahl dieser auch bei Coeloptychium sehr häufig vorkommenden Formen auf Taf. VI Fig. 16—30 und Taf. VII Fig. 1—5 und 6—8 abbilden lassen. Vergleicht man diese Figuren, welche eine weitere Beschreibung überflüssig machen, mit den von Carter (l. c. Fig. 58, 59, 60 66 und 68) nach fossilen Nadeln aus Haldon entworfenen Bildern, so könnte man glauben, dass theilweise dieselben Orginalien copirt worden seien. In der Grösse variiren die Anker und Sterne bedeutend; in der Regel erreicht der Hauptstrahl die Länge eines Millimeters, an einem gigantischen Anker von C. deciminum aus Schwiechelt misst er sogar über 2 mm. (Fig. 29.) Für die Entstehung dieser Gebilde dürfte es wieder nicht ohne Bedeutung sein, dass an jugendlichen Exemplaren der Canal immer viel weiter ist, als an den grösseren ausgewachsenen. Einmal ist mir auch eine äusserst zarte, uudeutlich umgrenzte Kieselscheibe vorgekommen, deren Canal genau die. Form eines Sterns mit drei gespaltenen Armen besass. (Taf. VI Fig. 31.) Mit den Sternen und Ankern, welche bei aller Veränderlichkeit doch immer eine unverkennbare Regelmässigkeit in ihrer Form besitzen, kommen zahlreiche Kieselkörper von weniger beständiger Gestalt vor, deren Grundform sich übrigens ebenfalls auf eine gleichseitige Pyramide zurückführen lässt. Es sind dies stern-, scheiben- und ankerförmige Körper mit lappigen, unregelmässig begrenzten, an den Enden häufig mit wurzel- artigen Anhängen versehene Armen. (Taf. VII Fig. 9—38.) Ihre Oberfläche ist stets rauh, grubig, oft mit knorrigen Auswüchsen versehen. Eine sehr charakteristische und ziemlich constante Erscheinung bei diesen unregel- mässigen Körpern ist die Entwicklung des Centralcanale. Während derselbe bei den normal gebildeten Sternen und Ankern durch die ganze Länge der Strahlen verläuft und an den Spitzen frei ausmündet, zeigt er sich hier immer auf den centralen Theil beschränkt; es stossen drei kurze an ihren blinden Enden zuweilen etwas angeschwellte Canäle 45 in der Mitte unter Winkeln von 130° zu einem meist gleicharmigen Stern zusammen. Jeder Canal entspricht einem Strahl des Kieselkörpers, die freilich sehr ungleich und unregelmässig gestaltet sein können. Gewöhnlich steht auf den drei in einer Ebene gelegenen Canälen noch ein vierter vertikaler, allein sehr häufig ist dieser aufsteigende Arme auf eine kurze zugespitzte Warze reducirt, so dass der ganze Kiesel- körper eine im Grundplan dreistrahlige Scheibe bildet. Selten fehlt das Axenkreuz im Üentraltheil, indess bei einigen, ziemlich regelmässig ge- formten und sicherlich hierher gehörigen Körpern habe ich vergeblich danach gesucht. (Taf. VII Fig. 31.) Beinahe jedem der oben beschriebenen normal gebildeten Sterne und Ankern entspricht auch eine unregelmässige Nebenform mit kurzem Axenkreuz. Dies legt die Vermuthung nahe, dass entweder mit dem Abschluss des Canals auch eine Störung in der gesetzmässigen Ablagerung der Kieselsubstanz eintritt, oder dass die kurzen Canäle die Ueberreste von normalen Centralfäden darstellen, welche durch reichlich von Aussen eindringende Kieselsubstanz allmälig ausgefüllt wurden. Taf. VIL Fig. 11—23 sind Nebenformen der vierstrahligen Sterne. Sie unterscheiden sich von der Grundform, abgesehen vom Canal, durch die an den Enden verdickten, grobästigen Arme und durch das knorrige, rauhe Aussehen derselben. Spalten sich die drei Hauptstrahlen in je zwei Aeste, die sich wieder mehrfach vergabeln können und verkümmert gleichzeitig der vierte Arm zu einem kurzen Stumpf, so erhält man mehrlappige Scheiben, welche den sieben- und achtstrahligen Sternen entsprechen. Derartige Formen sind in Taf. VII Fig. 26—33 dargestellt- Dadurch, dass sich zuweilen nur zwei Aeste gabeln, die anderen zwei aber einfach bleiben, erhält man alle Uebergänge von der ersten zur zweiten Gruppe dieser Körper. Verhältnissmässig selten kommen Anker mit unregelmässig ausge- bildeten, verästelten oder an den Enden verdickten Zinken vor. Sie fehlen übrigens nicht ganz, wie es Taf. VII Fig. 9, 10 beweisen. Schliesslich mögen hier auch noch ganz unregelmässige Kieselkörper mit oder ohne Axenkreuz erwähnt werden, welche namentlich bei C. lobatum, aber auch bei anderen Arten in etwas geringerer Zahl vor-. 46 kommen. Einige Proben derartiger Bildungen sind (Taf. VII Fig. 24, 25, 34—38) gezeichnet. Carter!) hat in seiner schon vielfach genannten Abhandlung mit den oben erwähnten Körpern übereinstimmende Kieselgebilde als Dacty- localyx Vicaryi beschrieben und mit Recht auf deren Aehnlichkeit mit den Kieselkörpern der lebenden Gattungen Dactylocalyx, Corallistes und Discodermia hingewiesen. 3. Eine ganz besondere Sorte von Kieselgebilden mit fünf Axencanälen (Taf. VFig.47—50) bin ich nicht im Stande in die Schmidt’schen Gruppen unterzubringen. Hier befestigt sich an einem meist kurzen einfachen Schaft eine concave Scheibe von der Form eines in der Mitte durchgeschnittenen Schirms. Durch diese Scheibe verlaufen vom Schaft ausgehend vier breite Canäle, welche sich über den Rand fortsetzen und Veranlassung zur Bildung von vier dünnen mehr oder weniger verlängerten, diver- girenden Armen geben. Diese sonderbaren, bis jetzt noch nicht be- schriebenen Kieselkörper sind nicht gerade selten; ich habe sie fast bei allen Coeloptychien-Arten, ausserdem aber auch bei Siphonia cervicornis Goldf., beobachtet. Man kann dieselben vielleicht am besten mit den Besengabeln von Farrea (Schmidt Atl. Sp. t. I. fig. 12, 20) vergleichen, nur haben wir hier vier, dort sechs oder sieben Zinken. Bei Peri- phragella Elisae Marsh. und Iphiteon beatrix Bow. kommen zwar Besen- gabeln mit vier Zinken vor, aber es fehlt ihnen der Schirm, auch stehen die Zinken in anderer Anordnung. Immerhin dürften sich unsere Schirmnadeln zu den dreistrahligen Ankern verhalten, wie die Besen- gabeln von Farrea zu den Sechsstrahlern. 4. Unter den freien Kieselkörpern von Coeloptychium spielen die dreiaxigen eine ganz untergeordnete Rolle, was einigermassen be- fremdet, da das zusammenhängende Gerüste in so ausgezeichneter Weise den Hexactinelliden-Typus trägt. Ich habe nur eine geringe Anzahl einfacher sechsstrahliger Sterne gesehen, deren Axen sich unter rechtem Winkel kreuzen. (Taf. V Fig. 36-—46.) Gewöhnlich sind alle Strahlen gleichmässig entwickelt, zuweilen verlängert sich eine Axe viel stärker, als die andern, oder ein, in sehr seltenen Fällen auch zwei Strahlen verkümmern vollständig. Die offen mündenden Canäle sind immer wohl entwickelt, die 1) 1. ce. fig. 1, 2, 6. 47 Strahlen glatt. Ein einziges Mal habe ich auch einen dornigen Stern gesehen. (Fig. 42.) Einige Proben dieser bei fast allen jetzt lebenden Hexactinelliden vorkommenden Gebilde habe ich Taf. V Fig. 36—43 abbilden lassen, wodurch eine weitere Beschreibung überflüssig wird. Zu den dreiaxigen Körpern rechne ich auch Sterne mit vier ge- krümmten starken Armen, bei welchem die dritte Axe fast ganz ver- kümmert zu sein scheint. (Taf. V Fig. 44—46.) Carter, welcher typische Sechsstrahler aus dem Grünsand nicht beschrieben hat, bildet einen ganz entsprechenden Stern (l. c. fig. 35) als Gomphites Parfittii ab und ver- gleicht ihn mit Hyalonema. Zwei Ankerchen (Taf. V Fig. 44—356) mit sechs zurückgekrümmten Zinken liefern den Beweis, dass diese charakteristische Form der Hexacti- nelliden bei Coeloptychium wenigstens nicht gänzlich fehlt. 5. Von vielaxigen Kieselkörpern finden sich bei Coeloptychium ‘ziemlich häufig dünne Scheiben von ovalem oder elliptischem Umriss und einem grössten Durchmesser von 0,355—0,4 mm. (Taf. V Fig. 33—35.) An ausgewachsenen Exemplaren ist die Mitte der zierlichen Scheiben etwas ‚verdickt, gegen den ganzrandigen Umfang schärfen sie sich zu. Die Oberfläche zeigt immer das rauhe, grubige Aussehen, welches den meisten freien Kieselgebilden von Coeloptychium eigen ist. In der Nähe des Randes befinden sich zahlreiche längliche, bisquitförmige Löcher, von denen immer ein grösseres mit einem kleineren abwechselt.e Vom Centrum strahlen 12—16 Canäle nach dem Rande aus, wo sie frei zu Tage treten. Mah kann die Entstehung dieser zierlichen Scheiben verfolgen; an noch nicht vollständig ausgebildeten Exemplaren (Fig. 35) sieht man den Rand mit Einschnitten von verschiedener Grösse versehen und die ganze Scheibe erscheint aus einer grossen Anzahl dichotom gegabelter Lappen zu- sammengesetzt. Dadurch, dass sich die Enden dieser Lappen ausbreiten, bis sie sich berühren und endlich ganz miteinander verschmelzen, ent- steht der continuirliche Rand der Scheibe und die früheren Einschnitte verwandeln sich in ringsum geschlossene längliche Löcher. Vollkommen übereinstimmende Gebilde sind bei lebenden Spongien bis jetzt noch nicht beschrieben worden, wohl aber zeigen sich bei Dactylocalyx und Aphrocallistes ähnliche Scheiben. Carter bildet unter dem Namen Dactylocalyx callodiscus einen nahezu identischen 48 Körper aus dem Grünsand von Haldon ab (l. c. fig. 40), welcher sich von den unsrigen nur durch ein Loch im Centrum unterscheidet. Einen sehr selten vorkommenden vielaxigen Kieselkörper habe ich Taf. V Fig. 31’ abbilden lassen. Diese mit zahlreichen kurzen Radialstacheln versehene Kugel von 0,08 mm. Durchmesser gleicht zum Verwechseln den „subsphero-stellate und sphero-stellate“ Körpern aus der Rinden- schicht von Tethya Ingalli und robusta Bow. !) Bei den „Sphero- stellate‘‘ Kugeln von T. robusta erwähnt Bowerbank auch die Axen- canäle, welche an unserem Körper so schön zu sehen sind. Ziemlich übereinstimmende vielstrahlige Sterne kommen nicht selten bei lebenden Stelletten vor. (St. lactea Carter ?), St. conchilega Sdt.). O. Schmidt zeichnet sie übrigens auch bei den Gattungen Callites 3) (C. Lacazii Sdt.) und Pachastrella (P. exostotica Sdt.)*) Da sich ähnliche Gebilde auch bei Suberites und bei Sclerochalina asterigerina Sdt. zeigen, so legt ihnen OÖ. Schmidt nur geringes Gewicht für die systematische Verwerthung bei. Nur in einer Hinsicht glaubte dieser ausgezeichnete Spongienkenner aus dem Vorkommen und Fehlen der vielaxigen Sterne einen Anhaltspunkt für die Beurtheilung der Descendenz und Systematik gewinnen zu können: darin nämlich, dass sie „absolut bei den Spongien mit dem dreiaxigen Nadeltypus mangeln‘“.5) Durch ihren Nachweis bei der Gattung Coeloptychium fällt auch diese Verwerthung dahin. 6. Eine letzte Gruppe von freien Kieselgebilden umfasst die dichten Kugeln mit ausgezeichnet strahliger Struktur, welche O. Schmidt als Nadeldrusen bezeichnet, obwohl sich in den einzelnen, äusserst feinen Strahlen niemals ein Canal mit Centralfaden erkennen lässt. Derartige Kugeln, Scheiben oder Sterne mit ganz kurzen Strahlen sind eminent charakteristisch für die Rindenschichte der lebenden Corticaten, nament- lich für Geodia und Stelletta. Da Nadeln, Sterne und Anker von der für Geodia und Stelletta bezeichnenden Form bei Coeloptychium so massenhaft vorkommen, so 1) Monograph Brit. Sp. fig. 164, 165. 2) Ann. and Mag. 1871. 4. ser. vol. V. 8.9. pl. IV. fig. 21. 3) Alger. Sp. t. III. fig. 2. 4) ibid. t. III. fig. 13, 5) Atlant. Sp. S. 6. 49 müsste man auch die kugeligen Körper erwarten. Und in der That sie sind reichlich vorhanden. Abgesehen von jenen schon früher (p. 41) beschriebenen Kugeln, welche ich zu den einaxigen Walzen rechne, gibt es kleine 0,1 mm. messende Kugeln, auf deren Oberfläche kurze Spitzen stachelig hervor- ragen. (Taf. V Fig. 27—30.) Es erinnern diese Körper an die Rinden- kugeln von Geodia, sowie an die entsprechenden Bildungen bei Pachastrella exostotica dt. Häufiger als diese Kugeln sind ellipsoidische und eiförmig gewölbte Scheibchen von ausgezeichnet strahliger Struktur. (Taf. V Fig. 18— 26.) Ihr langer Durchmesser beträgt 0,08—0,15 mm., ihr kurzer 0,06—0,1 mm. Im Centrum befindet sich häufig ein schwarzer papillöser Kern, von welchem zahlreiche äusserst feine Fasern nach der Peripherie ausstrahlen und der Oberfläche durch ihre stumpfen, schwach hervorragenden Enden ein feinwarziges Aussehen verleihen. Es stimmen diese Körperchen fast; absolut mit den von O. Schmidt!) beschriebenen Kieselscheiben von Stelletta euastrum Sdt. überein. Wenn ein mit lebenden Spongien vertrauter Specialist die auf den vorhergehenden Seiten beschriebenen freien Kieselgebilde zu classificiren hätte, so würde er dieselben keinenfalls einer einzigen Gattung, ja sicherlich nicht einmal einer einzigen Familie zuschreiben. Ein Beleg für diese Behauptung liegt auch bereits gedruckt vor. In der vielfach eitirten Abhandlung hat Carter?) zahlreiche fossile Kieselkörper aus dem Grünsand von Haldon und Blackdown beschrieben und durch 79 Abbildungen illustrirt; fast sämmtliche dort vorkommenden Formen wiederholen sich ganz genau auch bei Coeloptychium. Diese merk- würdige Uebereinstimmung von zwei örtlich und zeitlich ziemlich ent- legenen Funden könnte kaum grösser gedacht werden. Schliessen wir die wenigen; bei Coeloptychium fehlenden vierstrahligen Sterne und die geringelten Nadeln aus, so finden wir alle übrigen aus dem Grünsand stammenden freien Kieselgebilde von Carter in folgende sechs Gatt- ungen vertheilt: Dactylocalycites, Gomphites, Geodites, Stelletites, Dercites 1) Alger. Sp. t. IV. fig. 4. 2) Annals and Magazine of natur. hist. 1871. 4. ser. VII. S. 112. Abh.d.II.Cl.d.k.Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 7 50 und Esperites. Von diesen gehört Dactylocalycites, wenn wir das Schmidt’sche System zu Grunde legen, in die Gruppe der Lithistiden (da wir es mit Formen zu thun haben, welche nicht Dactylocalyx im engeren Sinn, sondern Corallistes Sdt. entsprechen), Gomphites zu den Hexactinelliden, Esperites zu den Desmacidinen, die übrigen zu den ehemaligen Corticaten (Pachytragiae Carter), welche Schmidt neuer- dings unter Ausschluss von Tethya in zwei besondere Gruppen der Ancoriniden und Geodiniden zerlegt hat. Sowohl in Haldon als bei den Coeloptychien kommen die Esperien artigen Nadeln am seltensten vor, das entschiedene Uebergewicht haben Bildungen vom Typus der Ancoriniden und Geodiniden, und erst nach diesen folgen hinsichtlich ihrer Häufigkeit die Corallistes ähnlichen Gabeln, Anker und vielaxigen Scheiben. In geringer Zahl, aber sehr typisch entwickelt, finden sich einfache Sechsstrahler, kleine Ankerchen, sowie Gomphites ähnliche Sterne, ge- wissermaassen als erste unvollkommene Versuche zu einem Nadeltypus welcher bei den levenden Hexactinelliden so wunderbar schöne Modi- ficationen hervorruft. Wenn wir absehen von den schirmförmigen, gestielten Fünfstrahlern, die bis jetzt nur bei Coeloptychium und anderen fossilen Schwämmen beobachtet wurden, sowie von den einaxigen Nadeln, welche wegen ihrer indifferenten Gestalt wenig Lickt auf die verwandtschaftlichen Bezieh- ungen werfen, wenn wir ferner die seltenen Esperien ähnlichen Nadeln ausser Acht lassen, da für diese der Fall einer Einschwemmung ange- nommen werden könnte, so hätten wir also für Coeloptychium eine höchst bemerkenswerthe Vereinigung von isolirten Kieselgebilden, welche man sonst auf die Gruppen der Pachytragien Carter (Ancoriniden und Geodiniden Sdt.), Lithistiden und Hexactinelliden vertheilt findet, und zwar spielen entschieden die Hauptrolle in morphologischer Hinsicht die Nadeln, Anker und Scheiben der Pachytragien. Es ist diese Erscheinung jedenfalls für die genetische Verwandtschaft der Pachytragien, Hexactinelliden und Lithistiden von hoher Bedeutung. Sie ist übrigens auch unter den lebenden Spongien nicht ohne Beispiel, denn die Gattung Dorvillia Sav. Kent enthält gleichfalls Nadeln vom Typus der Ancoriniden vereinigt mit typischen Sechsstrahlern. 51 ı Ueber die systematische Stellung der Gattung Coeloptychium und der Hexactinelliden überhaupt. Durch die Untersuchung der feineren Skeletstruktur von Coelop- tychium sind wir zu unerwarteten Ergebnissen gelangt. Während uns nämlich die Beschaffenheit des zusammenhängenden Gerüstes mit vollster Sicherheit zu den typischen Hexactinelliden führt, finden wir unter den isolirten, ursprünglich in den äusseren Sarkodeschichten befindlichen Kieselgebilden, zwar vereinzelte zu den Sechsstrahlern gehörige Formen, aber neben ihnen in überwiegender Mehrzahl theils einaxige Nadeln, theils Sterne und Anker mit vorherrschender Vierzahl. Wie im vorigen Abschnitt ausführlich erörtert wurde, treten unter den manichfaltigen freien Kieselgebilden die nach dem Typus der Pachytragien gestalteten entschieden in Vordergrung; erst nach ihnen finden wir in zweiter Stelle Lithistiden ähnliche Gebilde und zuletzt einfache Sechsstrahler vom Hexactinellidentypus. Es ist aus den schon früher erörterten Gründen höchst uuwahr- scheinlich, dass diese merwürdige Vereinigung von freien Kieselgebilden sich durch Zusammenschwemmung oder durch Eindringen fremder Elemente erklären lasse. Ich habe vielmehr durch vielfach wiederholte Untersuchung der verschiedensten Arten aus mehrfachen Fundorten die Ueberzeugung gewonnen, dass die aus Sechsstrahlern bestehenden Gitter- gerüste und die erwähnten freien Kieselgebilde von ein und demselben Organismus herrühren. Auch für die vielfach genannten Kieselnadeln aus dem Grünsand von Haldon und Blackdown möchte ich die von Carter beliebte Deutung in Zweifel ziehen. Dieselben. gehören zwar trotz ihrer Uebereinstimmung mit den Kieselgebilden von Coeloptychien sicherlich nicht zu dieser Gattung, welche in so tiefen Kreideschichten bis jetzt niemals gefunden wurde, wohl aber möchte ich sie einer anderen Hexactinelliden-Gattung zuschreiben, von welcher die Carter’schen Tafeln (VII und VIII) auch zahleiche Ge- rüstfragmente zur Anschauung bringen. Wenn demnach freie Kieselgebilde bei, fossilen Spongien nur mit grosser Vorsicht gedeutet werden und jedenfalls nicht in erster Linie ee 52 systematisch verwerthet werden dürfen, so haben wir dafür bei Coelop- tychium im zusammenhängenden Gittergerüst die Hexactinellidenstruktur in so ausgezeichneter Weise entwickelt, dass über ihre Verwandschaft mit den Gattungen Farrea, Eurete, Myliusia u. A. auch nicht der leiseste Zweifel obwalten kann. O0. Schmidt!) begreift unter seiner Familie der Hexactinelliden „alle diejenigen Spongien, deren Kieselnadeln dem dreiaxigen Typus folgen“. Er trennt dieselben von den übrigen Spongien mit zusammen- hängendem Kieselgerüst, bei denen die Fasern nicht nach dem drei- axigen Typus wachsen, sondern ein scheinbar ganz regelloses Gewirr bilden. Den freien Kieselgebilden dieser zweiten als Lithistiden bezeich- neten Familie liegt entweder die dreiseitige Pyramide zu Grunde, oder sie sind ein- oder vielaxig. Beide Familien waren früher von Gray unter der Bezeichnung Coralliospongia, und von Wyville Thomson als Vitrea vereinigt. Carter?) schliesst sich in einer an feinen Beobachtungen reichen Abhandlung über die lebenden Hexactinelliden und Lithistiden in der Hauptsache den Anschauungen OÖ. Schmidt’s an, definirt jedoch die beiden Familien noch etwas schärfer. Die allgemeinen Merkmale der Hexactinelliden werden von Carter folgendermassen zusammengefasst: ‚„Spicules developed upon a sexradiate division of the central canal, held together by silicified fire or amor- phous sarcode, forming a reticulated structure whose interspaces are more or less polyhedral.‘ Jene der Lithistiden, wie folgt (l. ec. S. 437): „Spicules deve- loped upon a quadriradiate division of the central canal, held together by amorphous sarcode and an interlocking of their filigreed arms, forming a reticulated glassy structure, whose interspaces are more or less irregular and curvilinear. ÜComposed of two kinds of ‚‚skeleton spicules“ viz. those which form a layer on the surface and are accom- pagnied by minute or „flesh-spicules“ characterizing the species, and those forming the body, which are mor or less alike in all the species 1) Atlant. Sp. S. 18. 2) Annals and Mag. nat. hist. 1873. 4. ser. vol. 12. S. 349. 53 and accompagnied by fiesh spicules. The skeleton spicules of the surface are for the most part, provided with a smooth, pointed vertical shaft, direeted inwards, and a horizontal head of different shapes ac- cording to the species.“ Da unter den Haxactinelliden mehrere Gattungen vorkommen (Aphrocallistes, Dactylocalyx), bei denen im zusammenhängenden Gerüst kaum noch eine Regelmässigkeit zu erkennen ist, so legen Schmidt und Carter auf die freien Kieselgebilde das Hauptgewicht. Carter ist von der fundamentalen Verschiedenheit der beiden Familien so sehr durchdrungen, dass er die von Bowerbank!) bei Dactylocalyx pumiceus und Farrea occa?), ferner die von Saville Kent?) bei Askonema Setubalense beschriebenen Kieselgebilde von vierstrahligem Typus ohne Weiteres für fremde parasitische Eindringlinge erklärt. Noch bestimmteren Ausdruck findet diese Auffassung in Carter’s letzter systematischer Arbeit über die Spongien*) wo die Lithistiden und Hexactinelliden zwei verschiedenen Ordnungen angehören. Gegen eine derartige scharfe Trennung der Hexactinelliden von der nächsten Ordnung der Holorhaphidoten Carter, wohin ausser den Lithistiden- noch die Familien der Renierida, Suberitida, Pachytragia und Potamo- spongia gehören, spricht übrigens schon die von Sav. Kent beschriebene Gattung Dorvillia°), bei welcher ächte Sechsstrahler vereinigt mit drei- oder sechszinkigen Ankern und vierstrahligen Sternen vorkommen. Sav. Kent hebt diese Eigenthümlichkeit besonders hervor, und nennt Dorvillia geradezu „a connecting link between Hexactinellidae and Tethyidae.“ Für ein nicht unwichtiges Resultat der vorliegenden Untersuchung über Coeloptychium in systematischer Hinsicht halte ich den Nachweis, dass in der oberen Kreide eine scharfe Scheidung der Hexactinelliden von den Lithistiden, Geodiniden und Ancoriniden noch nicht eingetreten war. Es müssen die Ventriculiden,wenn wir diese Bezeichnung für die fossilen 1) Proceed. zool. soc. 1869. t. III. fig. 7, 9, 10. DTE RU. ne. .2,8, 4 3) Monthly microscop. journal 1870. pl. 64. fig. 10, 11. 4) Annals and magaz. nat. hist. 1875. 4. ser. vol. XV. S. 1, 126 und 177. 5) Monthly microscop. journ. 1870. S. 293. 54 Kieselschwämme provisorisch noch anwenden wollen, als Sammelformen betrachtet werden, bei denen das zusammenhängende Gerüst nach dem Typus der Hexactinelliden gebaut ist, während die isolirten Kieselgebilde jenen der Pachytragien, Lithistiden und Hexactinelliden entsprechen. Damit wird aber auch jener Gruppe der ehemaligen Corticaten, welche Carter als Pachytragien, Osc. Schmidt als Geodiniden und Ancoriniden ausgeschieden haben, ihre Stellung unmittelbar neben den Lithistiden und Hexactinelliden angewiesen. Sie bilden offenbar einen Ausläufer desselben Stammes, dem die jetzigen Hexactinelliden und Lithistiden entsprosst sind. II. Specieller Theil. Uebersicht der bis jetzt bekannten Arten. Bei Beginn meiner Untersuchungen hatte ich ursprünglich keinen anderen Zweck im Auge, als die Ermittelung der feineren Strukturver- hältnisse des Coeloptichiumskeletes und deren Verwerthung für die natur- gemässe Gruppirung der fossilen Spongien. Das beschränkte, aus einem halben Dutzend Exemplaren bestehende und nur drei verschiedenen Arten angehörige Material des Münchener paläontologischen Museums liess mich an eine weitere Ausdehnung auch dann nicht denken, als dasselbe durch die Güte der Herrn Prof. Beyrich und Gümbel um einige Stücke von C. agaricoides und Seebachi aus Haldem vermehrt worden war. Indess während der Arbeit zeigte sich mehr und mehr das Bedürf- niss nach einer Prüfung des morphologischen Werthes der verschiedenen Formerscheinungen; es erschien mir unabweislich nothwendig zu unter- suchen, welche Merkmale zur Charakterisirung der Gattung, welche zur Unterscheidung der Arten besonders geeignet seien. So erwachte in mir der Wunsch, sämmtliche bis jetzt bekannte Formen der Gattung Coeloptychium in den Bereich meiner Untersuchung zu ziehen, um an ihnen die Verwerthbarkeit der ermittelten Thatsachen für die Systematik zu erproben. Durch die dankenswerthe Bereitwilligkeit, womit mir Herr Professor Dr. von Seebach das prachtvolle im Göttinger Univer- sitäts-Museum befindliche Material, die Herrn Professor Dr. Schlüter in Bonn und Salinen-Inspektor Dr. A. Schlönbach in Salzgitter eine namhafte Anzahl von Exemplaren ihrer reichen Privat-Sammlungen zur Verfügung stellten, wurde ich in die Lage versetzt, eine kritische Re- vision der Arten in Angriff zu nehmen. Dieselbe hätte übrigens kaum 56 zu einem befriedigenden Resultat geführt, wenn mir nicht Herr Senator H. Römer in Hildesheim und Herr Director von Groddeck in Claus- thal die Original-Exemplare zu mehreren durch F. A. Römer be- schriebenen Arten zur Untersuchung anvertraut hätten, und wenn nicht der Besitzer der vollständigsten Coeloptychien -Sammlung Herr Geh. Kammerrath Grotrian in Braunschweig dem Münchener Museum eine wundervolle Serie, worin sämmtliche bei Vordorf vorkommende Arten vertreten sind, zum Geschenk gemacht hätte. Wenn ich sämmtlichen genannten Herren hiermit meinen wärmsten Dank ausspreche, so wünschte ich, dass sie in diesen Worten mehr als den herkömmlichen Ausdruck der Erkenntlichkeit für geleistete Unter- stützung erkennen möchten, denn es handelte sich im vorliegenden Falle um die Ueberlassung von zerbrechlichen und kostbaren Exemplaren, welche jedes Museum als Prachtstücke betrachtet und deren sich Nie- mand gerne, wenn auch nur in vorübergehender Weise entäussert. Was die systematische Verwerthung der verschiedenen Merkmale betrifft, so zeigt sich, dass für die Bestimmung der Gattung die Be- schaffenheit des zusammenhängenden Gittergerüstes den zuverlässigsten Anhalt gewährt. Bei sämmtlichen Coeloptychien besteht das Gerüst aus cubischen Maschen, derer Kieselstäbe mit wurzelartigen Anhängen versehen sind, und welche an den Kreuzungsstellen hohle, von einem Axenkreuz durchzogene regelmässige Octaöder bilden. Das solide Ge- rüste wird von sehr charakteristischen Deckschichten umschlossen und von zahllosen isolirten Kieselgebilden begleitet, welche theils dem ein- axigen, theils dem dreiseitig pyramidalen, theils dem sechsstrahligen, theils dem vielaxigen Typus angehören. Dies und die ganze äussere Form, namentlich die eigenthümliche Faltung der Körperwand, wodurch im Inneren radiale, kammerähnliche Räume entstehen, bieten bei Coelop- tychium Gattungsmerkmale von einer bei Spongien ganz ungewöhnlichen Beständigkeit. Für die Speciesunterscheidung liefert die feinere Structur des Gittergerüstes wegen ihrer geringen Veränderlichkeit kaum verwerth- bare Merkmale, auch die isolirten Kieseltheile sind wenig verschieden, obwohl sich allerdings für jede Art gewisse Eigenthümlichkeiten hervorheben lassen. Die verlässigsten Charaktere der Arten sucht 57 man in der Struktur der Deckschicht der ebenen oder vertieften Oberseite, in der Beschaffenheit des Seitenrandes, in der Zahl und Spaltung der Falten auf der unteren Fläche des Schirms und in der Gestalt und Vertheilung der Ostien auf dem Faltenrücken der Unter- seite. Von untergeordneterem Werthe sind die Merkmale, welche sich auf die Form, Faltung und Länge des Stieles beziehen. An eine Monographie der Gattung Coeloptychium im Sinne der Descendenztheorie, mit den Zielen, welche sich z. B. Neumayr in seiner Abhandlung über die Fauna der Congerien- und Paludinen- schichten Slavoniens !) gesteckt hatte, konnte ich nicht denken. Das Material hiefür dürfte auch durch Vereinigung Alles dessen, was in sämmtlichen Sammlungen Deutschlands und Russlands vertheilt ist, nicht ausreichen, überdies stammt dasselbe nicht aus einer Reihen-. folge genau untersuchter, unmittelbar auf einander folgender Schichten eines einzigen Gebietes, sondern zur überwiegenden Mehrheit aus einem ziemlich eng begrenzten Horizont der oberen Kreide (untere Mucronaten und obere Quadratenschichten) eines immerhin nicht kleinen Verbreitungs- bezirkes her. Es mag wohl an dem beschränkten Material liegen, dass sich die eirca 50 Stücke, welche mir zur Verfügung standen, ohne besondere Schwierigkeiten in eine Anzahl allerdings ziemlich variabler, aber doch wohl unterscheidbarer Arten vertheilen liessen. Einzelne Typen wie C.agaricoides und subagaricoides bilden ziemlich wohl umgrenzte Formen- kreise ohne sehr innigen Anschluss an Nachbararten;; bei anderen liegt zwar die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung aus einer gemeinsamen Stamm- form vor, allein für jetzt wenigstens lässt sich der Beweis dafür nicht erbringen. Man kann sich in der That leicht vorstellen, wie aus C. incisum Roem., je nachdem die weiter unten näher auseinander gesetzten Veränderungen in der einen oder anderen Richtung erfolgten, ©. deci- minum, C. sulciferum oder C. lobatum entstehen konnten, allein mit derselben Wahrscheinlichkeit, mit welcher man alle vier Formen als 1) Abhandlungen der k. k. geologischen Reichs-Anstalt 1875. Bd. VII. 3. S. 92. Abh.d.]I. Cl.d.k.Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 8 98 Mutationen einer älteren dem C. incisum ähnlichen Stammform be- trachten könnte, liessen sie sich auch als sehr weit differenzirte Varia- tionen einer einzigen Art auffassen. Ebenso kann man bei C. princeps, C. Seebachi und rude eine nahe verwandtschaftliche Beziehung nicht verkennen, dennoch habe ich die- selben als besondere Arten beschrieben, weil sich keineswegs allseitige Uebergänge ihrer Merkmale nachweisen lassen. Bei C. lobatum habe ich der Versuchung zur weiteren Speciesabtrennung widerstanden, da schon die geringe Zahl der mir vorliegenden Stücke erkennen liess, dass hier die äussere Erscheinung des Schwammkörpers in weit höherem Maasse Veränderungen unterworfen ist, als bei den übrigen Coelop- tychium-Arten. . Gattung: Coeloptychium. Goldf. (xoiAn Höhlung, zcevyn Falte ) 1826 — 1833. Petrefacta Germaniae. Bd. I]. S. 31. (Synonyme: 1872. Coeloptychium, Homoptychium, Schizoptychium und Lophoptychium Pomel. Paleontologie de la province d’Oran. S. 69.) Schwammkörper monozoisch, tisch-, schirm- oder pilzförmig;, seltener weit trichterförmig, gestielt. Wand dünn, durch kräftige, gegen aussen und oben meist mehrfach gespaltene radiale Falten mäandrisch gewunden; Falten nur auf der Unterseite sichtbar, oben und an den Seiten durch poröse Deckschichten bekleidet. Seitenflächen einen einfachen Rand bildend oder lappig getheilt, scharfkantig von der Oberseite getrennt. Centrale Leibeshöhle durch die Faltung der Wand in radiär geordnete canalähnliche Seitenkammern zerlegt. Stiel ‚hohl. Das kieselige Skelet besteht aus einem zusammenhängenden Gitter- gerüste verschmolzener Sechsstrahler und aus isolirten sogenannten „Fleisch-Nadeln“, Die verschmolzenen Sechsstrahler des festen Gerüstes kreuzen sich rechtwinklich unter Bildung eines hohlen Octaöders, mit durchlaufendem Axenkreuz, und setzen ein regelmässiges, aus cubischen Maschen bestehendes mehrreihiges Gitterwerk zusammen. Die mit Axencanälen versehenen Kieselfasern zeichnen sich durch wurzelartige Fortsätze aus. Durch reichliche Entwicklung dieser Fortsätze in der äussersten Gitterschicht entstehen die löcherigen Aussenwände der Falten, E: 59 sowie die porösen Deckschichten der Oberfläche und den Seiten. Die grösseren Einströmungsostien der einfachen Canäle befinden sich in Reihen auf den Falten der Unterseite. Die Deckschicht der Leibeshöhle ist entweder gleichmässig grobmaschig oder abwechselnd aus grob- maschigen und feinporösen Radialstreifen zusammengesetzt. Freie Kieselgebilde ungewöhnlich zahlreich und mannichfaltig. Ein- axige, doppelt zugespitzte, oder an einem Ende abgerundete, glatte (sehr selten dornige) Nadeln und cylindrische Walzen vorherrschend, ausserdem vier-, sieben- oder achtstrahlige Sterne, Anker mit drei oder sechs Armen und langem Schaft, vielaxige, dünne, durchbrochene Scheiben, strahlige Kieselkugeln und Scheiben und endlich sechsstrahlige Sterne, sowie Kieselgebilde von unregelmässigerer Gestalt, welche sich auf die vierstrahligen Sterne und Anker zurückführen lassen. 1. Coeloptychium agaricoides. Goldf. Taf. III Fig. 1, 4,5, 6,10, 11,13. Taf. IV.A. 1826—1833 Goldf. Petr. Germ. 1. S. 31. taf. 9. fig. 20. — 1841. Roemer Nordd. Kr. S. 10. t. IV. fig. 5. — 1864. Roemer-Spongit. S.3. — 1872. Schlüter. Die Spongitarienschichten im Münsterland. $. 16. Tischförmig, Oberseite eben, in der Mitte meist vertieft, Deckschicht der Oberseite aus abwechselnd grobmaschigen und feinporösen Streifen bestehend. Rand einfach. Falten der Unterseite zahlreich (18—30) durch einfache oder ‚doppelte Gabelung gewöhnlich aus 8 (genauer 7—9) Primärfalten entstehend. Ostien länglich spaltförmig. Stiel rund, glatt, am oberen Ende gefaltet. Die Goldfuss’sche Abbildung nach einem Exemplar aus Coesfeld gibt vom äusseren Habitus dieser Art ein besseres Bild, als die Zeich- nung von F. A. Roemer, welche zudem mit der Beschreibung nicht ganz in Einklang steht. Das zuverlässigste Kennzeichen für CO. agari- coides liefert die spaltförmige Gestalt der Ostien auf dem Rücken der Falten der Unterseite. Nach diesem Merkmal kann man auch schlechte Fragmente noch mit Sicherheit bestimmen. Das Zählen der Falten auf der Unterseite macht einige Schwierigkeiten, da sich nicht alle gleichmässig in vier Aeste spalten, sondern häufig findet man eine Primärfalte in drei, vier, fünf oder sogar sechs Aeste vergabelt, oder 8*+ 3 60 ‘ es bleiben auch zwei Aeste mit einander verschmolzen, was übrigens durch das Vorhandensein von zwei ÖOstienreihen meistens sofort Klar wird. Man geht am sichersten, wenn man das Zählen am oberen Ende des Stieles vornimmt, wo noch keine Dichotomie der Falten eingetreten ist. Wenn ich darnach verfahre, so findeich bei den Vordorfer und Ahltener Exemplaren in der Regel acht, seltener sieben Primärfalten, an Haldemer kommen auch neun vor, aber dort zeigt die Vergabelung ungemein starke Variabilität, so dass es Exemplare mit nur achtzehn, andere mit dreissig Falten in der Nähe des Aussenrandes gibt. Die Beschaffenheit der grobmaschigen Radialbänder auf der Oberfläche wechselt je nach den Exemplaren und Fundorten. Bei Vordorf, Haldem, Coesfeld u. s. w. sind die Maschen vierseitig und verhältnissmässig klein; an zwei kleinen Exemplaren von Linden dagegen zeichnen sie sich durch ungewöhnliche Grösse aus. Es scheint diese Beschaffenheit auf ein jugendliches Alter hinzuweisen, da mit fortschreitender Ent- wicklung der Deckschicht das Lumen der Maschen durch sekundäre Querstäbchen verkleinert wird. Die Zahl der feinporösen Radialbänder auf der Deckschicht hängt genau ab von der Zahl der Furchen auf der Unterseite, da sich die- selben ja unmittelbar auf den oberen Rücken der Falten auflagern; da .nun die Furchen der Unterseite in Folge der Dichotomie der Falten von verschiedener Länge sind, so wechseln auch auf der Deckschicht längere und kürzere Bänder ziemlich regelmässig mit einander ab. Roemer gibt „sieben ausstrahlende, feiner punktirte Bänder‘‘ auf der Oberseite an. Diese Ausdrucksweise führt leicht zu Missverständnissen. Roemer zählt nämlich nur die längeren Primärbänder, da aber die damit alternirenden kürzeren ebenso breit und nur wenig kürzer zu sein pflegen, auch niemals direkt aus den längeren entspringen, so kann man nicht von sieben „ausstrahlenden“ Bändern sprechen, zudem da niemals nur sieben, sondern immer mehr vorhanden sind. Die Abbildung auf t. 4 fig. 5 der norddeutschen Kreide gibt dreizehn feinporöse Bänder an. Eine weitere nicht ganz zutreffende Angabe Roemer’s bezieht sich auf die Beschaffenheit der Oberseite. Die Goldfuss’sche Originalzeichnung ist nach einem in der Mitte stark vertieften Exemplar hergestellt. Eine ähnliche oder etwas schwächere Vertiefung findet sich an den meisten 61 von mir untersuchten Stücken aus verschiedenen Fundorten, nur in Vordorf und Ahlten kommen zuweilen Individuen mit ganz horizontaler Decke vor. Der Roemer’schen Bemerkung ‚obere Fläche horizontal‘ wäre somit jedenfalls noch beizufügen ‚in der Mitte meist mit runder Vertiefung‘. Der hohle Stiel besitzt bei C. agaricoides häufig ansehnliche Länge. Er verjüngt sich nach unten, ist zuweilen mit wurzelartigen Ausläufern versehen, rund, glatt, am oberen Ende aber meist, nament- lich an Vordorfer Exemplaren, gefaltet. Nicht selten verkümmert er auch zu einem ganz kurzen, eine Oentralhöhle umschliessenden gefalteten Cylinder C. agaricoides gehört zu den mittelgrossen Arten. An dem grössten mir vorliegenden Exemplar aus Haldem besitzt der Schirm an seinem unteren Rande einen Durchmesser von 120 mm.; die Vordorfer und Ahltener Stücke sind in der Regel erheblich kleiner; ihr Durchmesser schwankt zwischen 60 und 90 mm. Die Breite des schräg oder auch steil abfallenden Randes beträgt je nach den Exemplaren durchschnittlich 15—22 mm., die Länge des Stieles wechselt zwischen 3 und 40 mm. Das Gittergerüst der 1—2 mm. dicken gefalteten Wand besteht aus ziemlich regelmässigen cubischen Maschen und zwar liegen an den dünnwandigen Stücken aus Vordorf fünf bis sechs, an den grossen Haldemer acht bis neun Maschenreihen übereinander. Ueber die feinere Struktur des Gittergerüstes und über die damit vorkommenden isolirten Kieselgebilde gebendie Tafeln IIT—VII hinreichend Aufschluss. Vorkommen. Coeloptychium agaricoides ist sowohl aus der Quadraten-, als auch aus der Mucronatenkreide Norddeutschlands bekannt, in beiden Horizonten ziemlich verbreitet und jedenfalls die häufigste Coeloptychien-Art. Ich habe mehr als vier und zwanzig theils vollständige, theils fragmentarische Stücke untersucht, welche aus den Mucronatenschichten von Lemförde, Haldem, Darup und Soeckerhook bei Coesfeld in Westfalen, aus Linden und Ahlten in Hannover und Vordorf bei Gifhorn im Braunschweig’schen stammen. Am letztgenannten Fundort wurden von Herrn Grotrian zahlreiche Exemplare gesammelt und mit 62 grosser Liberalität verschiedenen Museen mitgetheilt. F. A. Roemer gibt auch noch Theidensen als Fundort für C.agaricoides an. Aus der Quadratenkreide rühren die Exemplare von Legden, Holtwik und z. Th. von Coesfeld in Westfalen her. 2. Coeloptychium deciminum. F. A. Roem. Taf. I. Fig. 6, 7 und Taf. III. Fig. 2. 1841. Nordd. Kr. p. 10. t. IV. fig. 3. — 1864. Spongitarien S. 3. — 1872. C. agaricoides. Schlüter Spongitarien-Bänke S. 16. Tischförmig, Oberseite eben oder in der Mitte vertieft; Deckschicht der Oberseite entweder gleichmässig aus grobmaschigem Gewebe, oder aus ab- wechselnd grobmaschigen und feinporösen Streifen bestehend. Rand einfach. Falten der Unterseite (zwischen 30 und 40), durch Gabelung aus acht bis zehn Primärfalten enistehend. Ostien kreisrund. Stiel gefaltet, seltener rund, ziemlich dünn. Das zuverlässigste Unterscheidungs-Merkmal von der vorigen Art bietet die kreisrunde Form der Östien auf dem Falten der Unter- seite. Ausserdem pflegen die Falten zahlreicher vorhanden zu sein, allein es wechselt dies so sehr nach der Grösse der Individuen, sowie nach der stärkeren oder geringeren Neigung zur Bifurcation, dass man kaum eine bestimmte Zahl für dieselben angeben kann. In der Regel lassen sich am oberen Ende des Stieles acht bis zehn Primärfalten unterscheiden. Die ungleiche Vergabelung der Falten und die Form der Ostien ersieht man vortrefflich aus Roemer’s Abbildung. Die Deckschicht der Oberseite ist entweder ganz eben (Exemplare von Ahlten) oder etwas concav mit Vertiefung im Centrum (Vordorf, Schwiechelt). Nach F. A. Roemer ist „die ganze obere concave Fläche von dichten blättrigen, concentrischen Linien bedeckt, welche durch kurze Querlinien verbunden werden ; zehn schwache ausstrahlende Falten der oberen Fläche zeigen keine Spuren der feinen Poren, welche hier der vorigen Art eigen sind‘, Wenn diese Beschreibung allgemeine Gültigkeit hätte, so wäre die Unterscheidung von der vorigen Art nach der Beschaffenheit der Deck- schicht sehr leicht, allein unter dem mir zugänglichen Material befindet sich kein Stück, welches obigen Anforderungen völlig entspricht. Wohl 63 aber liegen mir aus Vordorf, Schwiechelt und Ahlten Exemplare vor, die in allen sonstigen Merkmalen mit dem Roemer’schen Original-Exemplar, dessen Untersuchung mir durch die Güte des Herrn Senators H. Roemer in Hildesheim ermöglicht wurde, vortrefflich übereinstimmen. Das kleinste Stück aus Vordorf entspricht der Roemer’schen Abbildung am meisten. Die Deckschicht zeigt eine fast durchaus grobmaschige Beschaffenheit, indess die feinporösen Bänder sind vorhanden, wenn auch nur in Gestalt sehr schmaler und kurzer Streifen. An allen übrigen und namentlich an den grössten im Göttinger Universitäts-Museum befindlichen Exemplaren aus Ahlten ist die Deckschicht genau wie-bei Ü. agaricoides beschaffen ; es alterniren regelmässig grobmaschige Bänder mit feinporösen von verschiedener Länge. Ich halte die beiden Formen der Deckschicht lediglich für ver- schiedene vom Alter bedingte Entwicklungszustände. Das Wachsthum der Coeloptychiengerüste erfolgt nämlich allerdings vorzugsweise unter der Deckschicht des Schirmrandes, wo sich am Ende der Falten immer neue Sechsstrahler einschalten; gleichzeitig bilden sich aber auch auf der Innenseite der Wand, freilich viel langsamer neue Schichten von cubischen Maschen, welche nach und nach die Wand verdicken. Man kann sich namentlich bei ©. agaricoides leicht von dieser Entwicklung überzeugen, da dort die Maschenreihen und die Dicke der Wand ganz regelmässig. mit der Grösse des Schwammkörpers zunehmen. Bestehen aber an jugendlichen Exemplaren die dünnen Wände aus nur drei bis vier Gitterschichten, so erhalten die von der grobmaschigen Deckschicht überdachten Kammerräume zwischen den Falten eine ansehnliche Breite und schon aus diesem Grunde werden die grobmaschigen Parthieen den grössten Theil der Deckschicht zusammensetzen müssen. Die letztere spannt sich ja ziemlich lose über die gefaltete Wand aus und berührt an jungen Exemplaren kaum die dünnen, nach oben gerichteten Faltenrücken. Sie bleibt darum grobmaschig und erhält ihre feinporöse Beschaffenheit erst, wenn sich die Falten beim Weiterwachsen verdicken, mit der Deckschicht in innigen Contact treten und diese durch die überwuchernden Fortsätze der Gitterfasern verdichten. Ist diese Auffassung richtig, so muss sie natürlich auch für C. agaricoides Gültigkeit haben. Und dafür kann ich den thatsächlichen 64 Beweis liefern. Im Göttinger Universitäts-Museum befindet sich das kleinste und jüngste mir bekannte Exemplar von C. agaricoides aus Ahlten mit einem grössten Durchmesser von nicht ganz 50 mm. Es ist durch seine spaltförmigen Ostien sofort als C. agaricoides zu erkennen. Die Falten der Unterseite haben sich dicht an dem runden, nach unten verjüngten Stiele gespalten, aber eine weitere Dichotomie hat nicht stattgefunden, so dass man im Ganzen nur 14 gleichstarke Falten unterscheidet. Die Deckschicht des schräg abfallenden Schirmrandes ist noch nicht verdichtet, sondern von grossen Löchern durchbohrt, sehr dünn und lässt an etwas abgeriebenen Stellen die darunter liegenden bereits regelmässig angeordneten Sechsstrahler erkennen. An diesem unzweifelhaft jungen Exemplar ist nun in der That die concave Ober- seite von einer gleichmässigen grobmaschigen Deckschicht ohne alle feinporöse Bänder überzogen, so dass also die gleichmässige oder ge- streifte Beschaffenheit derselben nicht zur Unterscheidung von C. agari- coides und deciminum und noch weniger zur Unterscheidung von zwei Gattungen, wie dies von Pomel geschieht, verwerthet werden kann. Coeloptychium deciminum hat so ziemlich die gleichen Dimensionen, wie CO. agaricoides, nur pflegt der Rand in der Regel etwas schmäler zu sein. Das grösste Exemplar des Göttinger Museums misst am unteren Scheibenrand 115 mm. bei einer Höhe der Seitenfläche von 15 mm. In der Beschaffenheit des Gittergerüstes finde ich keine bemerkens- werthen Verschiedenheiten von C. agaricoides. Die freien Kieselgebilde sind schwieriger zu erhalten, als von der vorigen Art, da sich das Nebengestein weder bei den Ahltener, noch bei den Vordorfern Stücken in Säure vollständig löst. Indess die wenigen untersuchten Proben lieferten mir fast alle wichtigeren Typen. Von einaxigen Nadeln sind die doppelt und einfach zugespitzten, die cylinder- und walzenförmigen vorhanden; ich kenne ferner einfache und vergabelte Vierstrahler, drei- spitzige Anker, vielaxige Dactylocalyx artige Scheiben und Stelletta ähn- liche strahlige Kieselscheibchen. Erhebliche Unterschiede, sei es in Grösse oder Form von den bei C. agaricoides beschriebenen, habe ich nicht wahrgenommen. Vorkommen. Seltener als die vorige Art und wahrscheinlich auch in der Regel in etwas tieferen Schichten. Aus der Quadratenkreide 65° dürften die Stücke von Vordorf unfern Braunschweig und Schwiechelt bei Peine, aus der Mucronatenkreide die von Ahlten in Hannover stammen. Durch den verstorbenen Herrn Hohenegger erhielt das ‘ Münchener Museum auch zwei Stücke aus der (Quadraten-)Kreide von Kobilany und Trajanowice bei Krakau. 3. Coeloptychium incisum. Roem. Taf. I Fig. 3, 4, 5. 1841. Nordd.Kr.S. 10. — 1864. Spongitarien. S. 4. — 1872. Schlüter. Die Spongitarienbänke etc. S. 17,187 Tischförmig; Oberseite eben, oder nach der Mitte allmälig vertieft, manchmal auch im Ganzen concav. Deckschicht der Oberseite gleichmässig grobmaschig. Rand steil abfallend, .schmal mit tiefen den Furchen der Unterseite ent- sprechenden Einschnitten. Falten zwanzig bis dreissig in der Regel aus. zehn Primärfalten entstehend, von denen sich die meisten nur einmal, einzelne aber auch zweimal in zwei Aeste spalten. Ostien kreisrund. Stiel gefaltet oder glatt. Obwohl diese bis jetzt noch nicht abgebildete Art durch die tiefen Randeinschnitte ein ganz eigenthümliches Aussehen erhält, woran man sie sofort erkennt, so bin ich doch im "Zweifel, ob sie nicht einen Jugendzustand von C. deciminum darstellt. Denkt man sich den Schirm ganzrandig, so wird aus C. incisum ein junges Ü. deciminum. Diese Beziehung ist aber bedeutungsvoll, weil sie uns einen weiteren Anhalts- punkt über die Wachsthumsverhältnisse der Coeloptychien überhaupt ver- schafft. Die Falten der Unterseite schliessen bei C. incisum ihre den Seiten- rand bildenden Enden anfänglich mit einer einfachen feinporösen Deckschicht ab, bleiben aber völlig von einer geschieden. Nach und nach breitet- sich die Deckschicht nach beiden Seiten aus, ragt über die Falten her- aus und verbindet sich mit der von der benachbarten Falte kommen- den Ausbreitung. Diese Verbindung erfolgt zuerst am unteren Ende der Falten, so dass in diesem Stadium der Rand mit oben und unten geschlossenen Oeffnungen von spaltförmiger Form versehen ist. In diesem Stadium befindet sich das Taf. I Fig. 4 abgebildete Exemplar aus dem Göttinger Universitäts-Museum. Geht nun die Ausbreitung der Deckschicht weiter, so müssen auch diese Oeffnungen verschwinden und - man hätte eine ganz geschlossene Randfläche. Ich habe keine Beweise Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 9 66 dafür, dass C. deciminum wirklich das Incisumstadium durchmacht und halte es darum für zweckmässig, die leicht unterscheidbare Roemer’sche Species so lange bestehen zu lassen, bis dieser Nachweis geliefert werden kann. Vielleicht würde sich damit dann auch ein weiterer Unterschied zwischen C. agaricoides und deciminum ergeben; denn bei ersterem entwickelt sich die Deckschicht des Schirms schon sehr früh- zeitig zu einem geschlossenen Rand, der niemals Neigung zeigt, sich in getrennte Lappen zu zertheilen. C. incisum Roem. gehört zu den kleinsten Arten dieser Gattung; das grösste mir bekannte Exemplar hat einen Scheibendurchmesser von 70 mm., bei einer Breite des Randes von 11 mm. Vorkommen. Die vier mir vorliegenden Exemplare stammen aus der Mucronatenkreide von Vordorf und Ahlten. Nach F. A. Roemer auch. in der Quadratenkreide von Ilsenburg am Harz; nach Schlüter ın der Quadraten- und Mucronatenkreide des westfälischen Münsterlandes. 4. Coeloptychium truncatum. Fischer von Waldheim. 1844. Bull. soc. imp. des Naturalistes de Moscou 1844. vol. XVII. S. 278. t. VIII. 1, 2. Das abgebildete Bruchstück deutet auf eine Form hin, welche sich von C. incisum durch ansehnlichere Grösse unterscheidet und möglicherweise damit identisch ist. Etwas sicheres lässt sich wegen der ungenügenden Beschaffenheit des aus chloritischer Kreide von Simbirsk stammenden Bruchstückes nicht sagen. 5. Coeloptychium subagaricoides. Sinzow. 1872. Sinzow. Ueber Jura und Kreideversteinerungen im Gouvernement Saratow. Materialy dlä Geologii Rossii. IV. 1872. pag. 49. Taf. VII. Fig. 1—4. Schirmförmig; Oberseite eben oder vertieft, abwechselnd aus breiten feinporösen und sehr weitmaschigen HRadialstreifen bestehend. Die grossen Maschen der durchbrochenen Streifen eckig oder gerundet. sSeitenrand breit, zusammen- hängend, wellig oder mit vereinzelten lappigen Einschnitten. Falten der Unterseite wenig zahlreich (fünf), meist nur einmal gegabelt mit sehr grossen von einem vorstehenden Rand umwallten runden Ostien. Stiel. gefaltet, rund oder mehrkantig. )) 1) Obige Diagnose wurde nachträglich Bachz Originalstücken, welche ich der Güte des Herrn Professor Sinzo w verdanke, eingeschaltet. Der grösste Durchmesser eines vollständigen, mir vorliegenden Exemplares aus Saratow beträgt 100 mm., der Durchmesser der grossen Bi 67 „Die schöne Spongie hat ziemlich regelmässige pilzförmige Gestalt und erreicht beträchtliche Grösse. Aeussere oder obere Seite bald eben, bald trichterförmig vertieft; Seitenflächen glatt, etwas gewölbt und am Umfang in Lappen getheilt, welche manchmal fast unbemerkbar sind. Unterseite immer flach, durch fünf ein- oder zweimal dichoto- mirende Falten in fünf Abtheilungen getheilt. Auf der Oberfläche der Falten befinden sich runde, von Wällen umgebene Oeffnungen. Der zur Befestigung bestimmte Stiel ist verlängert und variirt bedeutend in seiner äusseren Gestalt; er ist rund, viereckig, unregelmässig polygonal, einfach. oder verzweigt. Anordnung der Gewebe in verschiedenen Theilen sehr verschieden. Ziemlich dicke Fäden auf der Oberfläche verwachsen in sehr unregelmässiger Weise mit einander. Die grössten Oeffnungen, welche sich in den Zwischenräumen derselben befinden, haben eckige oder gerundete Form und sind in radiale Reihen augeordnet, die sich nach der Peripherie verzweigen. Eine ähnliche unregelmässige Ver- wachsung von Fäden bedeckt die Seitenflächen, aber mit dem Unter- schied, dass diese Flächen frei von den runden und eckigen Oeffnungen sind. Die Fäden auf der unteren Seite sind bedeutend dünner, auch ist das von ihnen gebildete Gewebe dichter und mit zahlreichen runden Oeffnungen versehen, welche regelmässiger angeordnet sind, als bei anderen Arten von Coeloptychien. Das innere Skelet des Schwammkörpers besteht aus ähnlichen dünnen Fäden, wie das der Oberfläche. Durch die netzförmige Durchwachsung derselben entstehen rechtwinkliche Vierecke, die in Längs und Querreihen angeordnet sind. An den Kreuzungsstellen der Fäden bildet sich eine Verdickung, die manchmal mit kleinen Oeffnungen durchbohrt ist.“ (Sinzow.) Die obige aus dem Russischen übersetzte Beschreibung Sinzow’s lässt keinen Zweifel, dass wir es hier mit einer merkwürdigen, neuen Art von Coeloptychium zu thun haben, die dem westlichen Europa fehlt. Sie zeigt zugleich, dass Herr Prof. Sinzow der Rosen’schen Hypothese folgend die Coeloptychien als ursprünglich aus Hornfasern bestehend betrachtet. Ostien auf der Unterseite, von denen in der Regel nur 3—4 auf einer Falte stehen, circa 3,5 mm. Die Mikrostruktur stimmt mit jener der übrigen Coeloptychien überein. Auch finden sich trotz der ungünstigen Erhaltung vereinzelte Nadeln zwischen den Falten. Anmerkung während des Drucks. 9* 68 Nach Sinzow ist Scyphia Eichwaldi Fisch. !) nur der Stiel eines sehr grossen Exemplars von C. subagaricoids. Sinz. Vorkommen. [m oberen Kreidemergel der Gouvernement’s Saratow und Simbirsk in Östrussland. 6. Coeloptychium Seebachi. Zitt. Taf. Pie 99 Mor. 7. Tara T.ARıo. 8,89 Taf VeARTEar 1873. ? Coeloptychium nsp. J. Ewald. Sitzgsber. der Gesellschaft naturforsch. Freunde in Berlin S. 33. Weit trichter- bis scheibenförmig. Oberseite trichterartig, bis in den breiten Stiel hinein vertieft, mit zahlreichen abwechselnd feinporösen, etwas erhabenen und grobmaschigen, schwach vertieften Radialstreifen versehen. Maschen der durchbrochenen Streifen regelmässig viereckig, ziemlich klein. Seitenrand einfach, entweder steil abfallend und schmal, oder schräg und breit. Falten der Unterseite sehr zahlreich (36—48) durch mehrfache Dichotomie aus fünf bis sechs Primärfalten entstehend, welche bis zur Basis des Stieles verlaufen. Ostien klein, kreisrund. Stiel kurz, weit, stark gefaltet, ‘ ganz allmälig in die Scheibe des Schirms verlaufend. Bemerkungen. Diese Art scheint gewöhnlich den ansehnlichen Durchmesser von 140—200 mm. zu erreichen, ja nach einem Fragment aus Lüneburg im Göttinger Universitäts-Museum gibt es Stücke von 280 mm. Scheibendurchmesser. Am kleinsten mir vorliegenden Exemplar des Münchener paläontologischen Museum’s beträgt die Höhe des Seiten- randes 16 mm, bei einem Durchmesser von 136 mm.; ein etwas grösseres Stück besitzt einen schief abfallenden Rand von 30 mm. Höhe. Von den bisher beschriebenen Arten unterscheidet sich CO. Seebachi leicht durch die trichterartige, bis in den Stiel reichende Vertiefung der Oberseite, durch die grosse Anzahl der Falten auf der Unterseite und hauptsächlich durch den kurzen, dicken, nach oben stark erweiterten und allmälig in die Scheibe übergehenden Stiel, an dessen Basis die kräftigen Primärfalten beginnen. Wie bei den übrigen Arten tritt die Bifurcation der Falten keineswegs regelmässig ein, desshalb schwankt ihre Zahl in der Nähe des Randes auch zwischen 36 und 48. An den grössten Stücken dürften sie noch zahlreicher sein. Die kleinen runden 1) Bulletin soc. imp, des Naturalistes de Moscou 1844, vol, XVII. S. 233. t. IX. f. 1-3. 69 Östien der Einströmungscanäle in der Mitte der Falten gehen bis an das untere Ende des Stieles herab. Die Deckschicht der vertieften Oberseite erinnert an CO. agaricoides und deciminum; indess die Maschen der durchbrochenen Streifen sind verhältnissmässig kleiner und regel- mässiger viereckig. Die feinporösen Streifen pflegen ganz schwach erhöht zu sein, ohne jedoch eigentliche Rippen zu bilden, Selbstverständlich ist die Zahl der abwechselnden Streifen, entsprechend der Zahl der Falten, grösser als bei den bisher beschriebenen Arten. Die Maschen des Gittergerüstes der Wand haben dieselbe Grösse wie bei C. agaricoides. Auf Taf. V. Fig. A. sind zwei Maschen aus den innersten Lagen der Wand in 6öfacher Linearvergrösserung abgebildet. Für die freien, in den Falten der Haldemer Exemplare massenhaft vorhandenen Kieselgebilde verweise ich statt weiterer Beschreibung auf die Tafeln. Untersuchte Stücke: 4. Vorkommen: In der Mukronatenkreide von Haldem und “ Lemförde in Westfalen und von Lüneburg. 7. Coeloptychium princeps. F. A. Roem. Taf. I. Fig. 1, 2, 3, 4 und Taf. III. Fig. 7. 1874. Roem. Spongit. S. 4. t. III. fig. 1. Schirmförmig ; Oberseite trichterförmig vertieft; Detkschicht abwechselnd mit erhabenen feinporösen und vertieften grobmaschigen Radialbändern versehen. Maschen der letzteren ziemlich gross, vierseitig bis rundlich. Randfläche schief, breit, gewölbt. Unierseite am Rand mit circa 26—38 dicken, un- regelmässig dichotomen Falten, die aus 6 Primärfalten des Stieles entspringen. Östien kreisrund oder etwas länglich. Stiel mässig lang, bis an die Basis stark gefaltet, aber ziemlich bestimmt von der Scheibe geschieden. Das prächtige Original- Exemplar F. A. Roemer’s, welches ich Taf. 1. Fig. 1 abermals abbilden lasse, weil die Darstellung in der Palae- ontographica ein ganz falsches Bild dieser Art gibt, misst am unteren Scheibenrande 200 mm., die Seitenfläche ist 50—55 mm. breit; ein zweites Exemplar im Münchener paläontologischen Museum hat einen grössten Scheibendurchmesser von 150 mm. und eine 35 mm. hohe 70 Seitenfläche, deren unterer Rand etwas wellig gebogen ist. Durch die trichterartig vertiefte Oberseite, die runden Ostien auf den Falten und den tief gefalteten Stiel nähert sie sich unbedingt der vorigen Art. Der breite gewölbte, schräge Seitenrand, die dadurch verengte Oberseite und die geringere Anzahl der starken, mit fast knotiger Oberfläche versehenen Falten auf der Unterseite (selbst bei erheblich grösserem Durchmesser des Schwammkörpers), sowie deren unregelmässige Bifur- cation verleihen indess der vorliegenden Art ein ziemlich abweichendes Aussehen. Die Gabelung der Falten findet am kleineren Exemplar in der Weise statt, dass sich von den zwei ersten Gabelästen einer ganz in der Nähe des Randes noch einmal spaltet, während der andere unge- theilt bleibt. Hin und wieder kommen auch ganz einfache vom Stiel zum Rand verlaufende Falten vor. Am Roemer’schen Original-Exemplar gabeln sich die meisten Doppeläste der sechs Primärfalten in vier Arme, einzelne aber bleiben auch einfach. Auf der Oberseite ist die Zahl der Radialbänder geringer, als bei C. Seebachi; die feinporösen bilden schwach convexe ausstrahlende Rippen. Am Roemer’schen ÖOriginal-Exemplar sind die maschigen Streifen breiter als die feinporösen, am andern Exemplar ist das Verhältniss umgekehrt. Die Maschen der durchbrochenen Streifen sind am kleineren Stück von ansehnlicher Grösse, unregelmässig vierseitig oder gerundet, am Roemer’schen Original kleiner und vierseitig. Charakteristisch ist die Beschaffenheit des dicken, grob gefalteten hohlen Stieles, an dessen Wänden die starken mit Östien versehenen Primärfalten bis an das untere abgestutzte Ende herablaufen. Von seinem oberen Ende breitet sich der Schirm fast horizontal aus, so dass Stiel und Schirm deutlicher geschieden erscheinen, als bei der vorigen Art. Das Gittergerüst zeichnet sich durch namhafte Stärke der mit wurzelartigen Fortsätzen versehenen Kieselfasern, sowie durch Octaöder mit weitem Lumen aus, durch welches man das centrale Axenkreuz besser, als bei irgend einer andern Art sieht. (Taf. III. Fig. 7.) Unter den freien Kieselgebilden habe ich fast alle auf den Taf. IV— VII abgebildeten Formen aus dem Ro emer’schen Original-Exemplar gewonnen. Neben den bei C. agaricoides, deciminum und princeps so häufigen ein- axigen Nadeln, Walzen, Ankern, Vierstrahlern, Dactylocalyx artigen 7I Scheiben, homogenen und strahligen Kieselkugeln u. s. w. bemerkt man auch mehrere eigenthümliche Gebilde, wie die Taf. V. Fig. 11, 12 ab- gebildeten Stachelwalzen, das kurze beiderseits mit dickem Kopf ver- sehene Stäbchen (Taf. V. Fig. 17) und acht- bis zehnstrahlige Kugel- sterne. (ibid. Fig. 31.) Vorkommen. Die beiden oben beschriebene Exemplaren stammen aus dem oberen Kreidemergel von Lemförde in Westfalen. 8. Coeloptychium rude. v. Seebach in litt. Taf. I. Fig. 1, 2. Tischförmig, sehr gross; Oberseite ganz eben, mit schwacher Vertiefung im Centrum. Deckschicht mit feinporösen und sehr grobmaschigen Radialstreifen. Die ersteren treten als kräftige, breite, gerundete Rippen über die vertieften Maschenstreifen hervor und verleihen der Oberfläche eine sternförmige Ver- zierung. Zwischen neun das Centrum erreichende Hauptrippen schieben sich je eine etwas kürzere und in der Nähe des Randes häufig noch je zwei ganz kurze kaum erhabene Streifen ein. sSeitenfläche des Schirms steil, schmal, ungetheilt, mit scharfem, wellig gebogenem Oberrand. Unterseite horizontal, mit zahlreichen, durch unregelmässige Bifurcation aus neun Primärfalten entstehenden dicken Falten, deren man am Rand zwischen 30 und 45 zählt. Ostien rund. Stiel scharf vom Schirm geschieden, kurz, rund und glatt. Diese schöne, im Göttinger Universitäts- Museum als C. rude be- zeichnete neue Art erreicht den ansehnlichen Durchmesser von mehr als 200 mm. bei einem kaum 30 mm. hohen Seitenrand. Sie steht der vorigen Art sehr nahe, unterscheidet sich aber in ihrer allgemeinen Gestalt so wesentlich davon, dass ich mich nicht entschliessen konnte, ‘beide zu vereinigen. Während bei C. princeps die Oberseite trichter- förmig vertieft ist, haben wir bei C. rude eine horizontale Ebene mit seichter, kreisförmiger Einsenkung im Centrum. Die grobmaschigen Bänder zeigen bei beiden Arten gleiche Beschaffenheit, auch ragen die feinporösen als rundliche Rippen bei beiden über die Fläche hervor. Bei der vorliegenden Art sind aber sowohl die verschiedenen Bänder auf der Oberseite, als auch die Falten auf der Unterseite viel zahlreicher als bei 0. Seebachi. Die horizontale Unterseite, von welcher der Stiel 12 scharf geschieden ist, sowie die runde Form des nur am obersten Theil gefalteten Stieles sind weitere Merkmale zur Unterscheidung unserer Art. Vorkommen. Die vier Exemplare des Göttinger Universitäts- Museums, von welchen mir Herr Prof. von Seebach die best erhaltenen zur Untersuchung mitgetheilt hatte, stammen aus der Mucronatenkreide von Ahlten in Hannover. An einem Exemplar haben sich mehrere grosse Cranien auf der Oberseite und dem Rande des Schirms fest- geheftet. | 9. Coeloptychium suleiferum. Roem. 1841. Nordd. Br. S. 10. t. IV fig. 4. 1864. Spongit. S. 4. — 1872. Schlüter. Die Spongitarienbänke etc. S. 17. Pilzförmig, gegen oben verschmälert; Oberseite trichterformig vertieft, mit steil nach dem Centrum einfallenden Seiten. Deckschicht aus gleichmässig maschigem Gewebe bestehend, mit sechs langen entweder schwach erhabenen oder schwach vertieften und sechs kürzeren Radien versehen, welche den zwölf Hauptfurchen der Unterseite entsprechen. Trichter der Oberseite durch einen scharfen, etwas hervorragenden Rand von den schräg abfallenden, gewölbten, breiten Seitenflächen geschieden. Seitenflächen mit welligem Unter- rand, zuweilen ungetheilt, häufig aber in der oberen Hälfte mit spaltförmigen Längseinschnitten, welche dadurch entstehen, dass die Decklagen am Ende der Falten nicht vollständig mit einander verwachsen. Unierseite mit 20 bis 24 meist aus sechs hervorgehenden Falten. Ostien kreisrund. Stiel dünn, am oberen Ende gefaltet, gegen unten rund, manchmal mit wurzelartigen Anhängen. Die Roemer’sche Abbildung gibt eine gute Vorstellung von einem jungen, wenn auch nicht gerade kleinen Exemplar dieser sehr veränder-: lichen Art. Das grösste mir vorliegende Stück der Schlüter’schen Sammlung misst am unteren Scheibenrand 95 mm., die Seitenflächen sind etwa 30 mm. hoch. Wären die spaltförmigen Einschnitte immer in der Weise vorhanden, wie sie Roemer zeichnet, so machte die Er- kennung von C. sulciferum nicht die geringste Schwierigkeit. Ich halte diese Bildung jedoch lediglich für ein jugendliches Entwicklungsstadium, was auch daraus hervorgeht, dass die Falten der Wand am Seitenrand 73 des Schirmes noch deutlich durchschimmern. Anälteren Stücken schliessen sich die Oeffnungen: es bleiben dann an Stelle der Durchbrüche nur vertiefte Rinnen übrig, die mit fortschreitender Verdichtung der Deck- schicht immer schwächer werden. Ganz vereinzelt kommen zuweilen auch Einschnitte in den Seitenflächen vor, welche die ganze Breite der Seiten wie bei 0. incisum durchschneiden. Ganz abgesehen von dieser veränderlichen Beschaffenheit der Seiten- flächen ist C. suleiferum leicht kenntlich an der etwas verengten, trichter- förmig vertieften, gleichmässig grobmaschigen Oberfläche und an dem breiten, schräg abfallenden gewölbten Seitenrand. Unter den freien Kieselgebilden fallen Sechsstrahler mit einer sehr stark verlängerten Axe durch verhältnissmässig häufiges Vorkommen auf. (Taf. V. Fig. 37). Anker und Vierstrahler dagegen sind ziemlich spärlich vorhanden. Vorkommen. Das Roemer’sche Original -Exemplar, ist aus der Quadratenkreide von Ilsenburg. Demselben Horizont entstammt ein Exemplar des Göttinger Museums vom Galgenberg beiWernigerode. Aus der westfälischen Mucronaten- und Quadraten -Kreide erhielt ich von Herrn Prof. Schlüter mehrere Stücke von Darup und Coesfeld zur Untersuchung, von Herrn Grotrian eines aus Vordorf bei Braun- schweig und schliesslich eines durch Herrn von Seebach aus Ahlten. 10. Coeloptychium lobatum. Golat. 1826—33. Petrefacta Germaniae I. S. 220. t. LXV. fig. 11. — 1838. Bronn. Lethaea geogn. Il. S. 594. 1. 29. fig. 4. — 1841. F. A. Roemer Nordd. Kr. S. 10. — 1864. F. A. Roemer*! Spongi- tarıen. S. 4. Taf. II. Fig. 12. — 1872. Lophoptychium lobatum und inaequale. Pomel. Pal&onto- logie d’Oran. S. 69. — 1872. C. lobatum Schlüter. Die Spongitarien-Bänke etc. S. 17. Pilzförmig. Oberseite mehr oder weniger verengt, bis in den Stiel tief trichterförmig eingesenkt, mit sehr steil einfallenden Wänden, die von gleich- mässigem Maschengewebe bedeckt sind. Zuweilen einige schwach vertiefte Radialfurchen vorhanden. Rand des Trichters scharf, vorstehend. Die breiten, schrägen, gewölbten Seiten bilden keine zusammenhängende Fläche, sondern werden durch die äusseren, geschlossenen Enden der vollkommen getrennten Falten gebildet und zerfallen dadurch in fünf starke, meist schon am Oberrande dichotome Falten, deren neun oder zehn durch gleichbreite, bis in die Mitte reichenden Zwischenräume geschiedene Lappen sich öfters Abh.d. 11. Cl.d.k.Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 10 74 in der Nähe des Unterrandes nochmals durch Bifurcation verdoppeln. Eine Deckschicht von besonders dichter Struktur ist an den die Seiten des Schirms bildenden Flächen nicht vorhanden, sondern die Falten sind allseitig von einer gleichmässigen porösen Oberflächenschicht umgeben. Auf der Unterseite verlaufen die Falten in vollständig horizontaler Richtung nach dem oben gefalteten, weiter unten runden, verlängerten Stiel. Die kreisrunden Östien stehen in geringer Zahl und in ziemlich beträchtlicher Entfernung in einer Reihe auf der Unterseite der Falten. Das grösste etwas verkrüppelte Exemplar der Schlüter’schen Sammlung misst am unteren Rand 100 mm., die übrigen schwanken zwischen 70 und 80 mm. Die lappigen Seitenflächen können bis 45 mm. breit werden. Unter allen Coeloptychien - Arten ist dies die variabelste.e Von sechs mir vorliegenden Stücken aus Vordorf, Coesfeld, Ahlten und Legden gleicht keines dem anderen vollständig. Dennoch bin ich ge- neigt, alle ein und derselben Art zuzuschreiben, da ich keine bestimmten Grenzen zwischen denselben aufzufinden vermag. Angesichts der ausser- ordentlich abweichenden Abbildungen von Goldfuss und Roemer mag diese Auffassung gewagt erscheinen, allein meine vorliegenden Exemplare beweisen, dass die beiden Autoren zufällig gerade die extremsten Varietäten dargestellt haben. Die Goldfuss’sche Figur zeigt ein Exemplar mit weitem Trichter der Oberseite, schmalen Seiten und breiten vom oberen Rande an dichotomen Falten; Roemer dagegen zeichnet ein Stück aus Ahlten (dessen Original mir vorliegt), mit ganz ungewöhnlich engem Trichter und sehr breiten Seiten, deren dichotome Falten sich in der Nähe des Unterrandes zum Theil in zwei Lappen vergabeln. Zwischen diesen beiden Grenzformen lassen sich die von mir unter- suchten Exemplare sehr gut einfügen, doch will ich die Möglichkeit einer Zerlegung des Coeloptychium lobatum in mehrere Arten durch einen späteren, mit reicherem Material versehenen Bearbeiter nicht in Abrede stellen. Dass unsere Art zu keiner besonderen Gattung gehört, wiePomel vorschlägt, beweisen die äussere Form, die ganze Organisation und die feineren Strukturverhältnisse. Denkt man sich an C.incisum die Ober- 75 seite vertieft, die Seitenflächen verbreitet, so erhält man eine der vor- liegenden Art ziemlich ähnliche Gestalt. Was die Struktur betrifft, so stimmt sowohl der feinere Bau des Gittergerüstes, als auch jener der Deckschichten vollständig mit den übrigen Coeloptychien überein. Die Gitterfasern zeichnen sich (wie aus Taf. III Fig, 12 zu ersehen) lediglich durch ihre schlanke, zierliche Form aus. Damit contrastiren nun die isolirten Kieselgebilde durch ihre plumpe Gestalt in auffallender Weise. Keine Species besitzt grössere Einstrahler und mächtigere Anker als ©. lobatum, auch die reichlich vorkommenden irregulären Gebilde mit kurzem Axenkreuz zeichnen sich durch Grösse aus. Im Allgemeinen besitzt indess C. lobatum fast alle typischen Kieselkörper der übrigen Arten. Vorkommen. In der Mucronatenkreide von Ahlten in Hannover, Vordorf bei Braunschweig und Coesfeld in Westfalen; ferner in der Quadratenkreide von Coesfeld, Holtwik und Legden in Westfalen. Ueberall ziemlich selten. Ausser den bereits erörterten Coeloptychium- Arten findet sich in F. A. Roemer’s norddeutscher Kreide S. 10. t. IV. fig. 6 noch die Beschreibung eines Coelopt. alternans, welches auch in den Spongitarien der nordd. Kr. S. 4 aufrecht erhalten wird. Durch die Güte des Herrn Director von Groddeck erhielt ich aus der Sammlung der Clausthaler Berg-Akademie ein von der Hand F.A. Roemer’s als C. alternans be- zeichnetes Exemplar von Peine, welches wahrscheinlich den Original- Typus der Art darstellt, obwohl es weder mit der Abbildung noch mit der Beschreibung sonderlich im Einklang steht. Abgesehen von zwei kleinen Fragmenten ist es indess Alles, was in der Sammlung von Clausthal unter dem Namen (. alternans vorliegt, und auch in anderen norddeutschen Museen befindet sich Nichts, was besser auf die genannte Abbildung passte. Die Untersuchung des grösseren Originalstückes lässt keinen Zweifel an dessen Zugehörigkeit zur Gattung Becksia Schlüt. Die mit Stacheln versehene Basis ist zwar abgebrochen, allein immerhin ist noch der Ansatz eines der höchst stehenden Stacheln erhalten. 107 76 Wenn man schon schwer begreift, wie der Zeichner nach dem vor- handenen Original Fig. 6a herstellen konnte, so ist, die restaurirte Fig. 6g geradezu ein Phantasiegebilde. Möglicher Weise ist das ur- sprüngliche Original verloren gegangen; da aber das in Olausthal befind- liche Stück jedenfalls von F. A. Roemer selbst zu Coeloptych. alternans gerechnet wurde, so wird man dieses vorläufig als Typus der Art ansehen dürfen und darnach ist C. alternans jedenfalls aus der Gattung Coelo- ptychium zu entfernen. Ueberblickt man schliesslich die geographische und zeitliche Ver- theilung der verschiedenen Coeloptychien-Arten, so ergibt sich, dass von den zehn angeführten Formen acht: C. agaricoides Goldf., C. incisum Roem., C. princeps Roem., C. Seebachi Zitt., C. rude Seeb., C. sulciferum Roem. und C. lobatum Goldf. bis jetzt auf das nord- westliche Deutschland und zwar auf Westfalen, Hannover und Braun- schweig beschränkt sind. Coel. deciminum Roem. hat sich überdies auch in der Gegend von Krakau gefunden. Zwei Arten C. truncatum Fisch. und C. subagari- coides Sinzow gehören ausschliesslich dem südöstlichen Russland an. Beschränkt wie die geographische Verbreitung, scheint auch die zeitliche Lebensdauer der Coeloptychien gewesen zu sein. Sämmtliche Arten gehören der oberen Kreide (dem Senonien d’Orbigny’s) an und zwar liegt ihre Hauptentwicklung in Norddeutschland an der Grenze von Quadraten- und Mucronatenkreide. In Vordorf bei Braunschweig finden sie sich in den untersten Schichten der Mucronatenkreide, un- gefähr im gleichen Lager bei Haldem, Lemförde, Sökerkook bei Coesfeld und Darup in Westfalen. Die Stücke von Ahlten gehören ebenfalls den Grenzschichten von Quadraten- und Mucronatenkreide an; bei Lüneburg liegen sie in Mucronatenkreide, bei Schwiechelt, Ilseburg, Wernigerode in Hannover in dem oberen Theil. der Quadratenkreide Nach Schlüter kommen die vier in der Mucronaten- kreide des Münsterlandes nachgewiesenen Coeloptychien-Arten (C. agari- coides, incisum, lobatum, sulciferum) auch in der oberen Quadratenkreide von Legden, Holtwik und Coesfeld vor. 17T In älteren Kreideschichten kennt man bis jetzt keine Spongien, aus welchen man sich die Coeloptychien könnte entstanden denken und ebenso wenig haben sie Nachkommen in die Tertiär- oder Jetztzeit überliefert. Soweit sich die Thatsachen gegenwärtig übersehen lassen, besitzt die Gattung Coeloptychium in räumlicher, zeitlicher und systematischer Hinsicht eine Begrenzung von seltener Schaerfe. Die Ablagerungen, welche die Coeloptychien-Reste enthalten, bestehen theils aus reiner Schreibkreide, theils aus thonigem Kreidemergel und erweisen sich ebensowohl durch ihre lithologische Beschaffenheit, als durch ihre fossilen Ueberreste als Absätze eines tiefen Meeres. Zum gleichen Ergebniss führt auch der Vergleich mit der nächst verwandten lebenden Gattung Farrea, welche nach Bowerbank in Tiefen von 800 — 1000 Faden vorkommt. (Von Myliusia und Eurete sind die Lebens- bedingungen unbekannt.) Man wird demnach die wundervoll gebauten Schwammkörper der Coeloptychien wohl mit Fug und Recht gleichfalls als die Reste ächter Tiefseebewohner der Vorzeit betrachten dürfen. 78 Erklärung der Tafeln. (Die Abbildungen auf Taf. IT und II sind, wofern nicht besonders bemerkt, in natür- licher Grösse, die freien Kieselgebilde auf Taf. IV— VII in 100facher Vergrösserung dargestellt; bei den Abbildungen auf Taf. III ist die Vergrösserung angegeben.) Taral .1. 2. Coeloptychium rude. Seeb. aus der Mucronatenkreide von Ahlten in Hannover (etwas ver- kleinert). Original im Göttinger Universitäts-Museum. . 3. 4. 5. Coeloptychium ineisum. Roem. aus der Mucronatenkreide von Vordorf bei Braunschweig. Das Orig. zu Fig. 4 im Göttinger Universitäts-Museum, jenes zu Fig. 3 und 4 im Pal. Mus. zu München. . 6. Coeloptychium deeiminum. Roem. aus der Quadratenkreide von Kobilany bei Krakau. Hori- zontaldurchschnitt des Schirms. P. M. M. g. 7. Coeloptychium deciminum. Roem. von Trajanowice bei Krakau. Vertikaldurchschnitt des Schirms. P. M. M. Taf. U. . 1. 2. Coeloptychium princeps. Roem. aus der Mucronatenkreide von Haldem. 1 von der Seite 2 von unten in natürlicher Grösse nach F. A. Roemer’s im Hildesheimer Museum befind- lichen Original-Exemplar. Fig. 3. Coeloptychium princeps. Unterseite eines kleineren Exemplars. P. M. M. Fig. 4. “s En Ein Stück der Oberseite. P. M. M. Fig. 5. 6. Coeloptychium Seebachi. Zitt. von Haldem. P. M. M. Fig. 7. Coeloptychium Seebachi. von Haldem. Original im Göttinger Universitäts-Museum. Taf. 18, Fig. 1. Innere Wandung einer Falte oder Seitenwand einer Radialkammer von C. agaricoides Goldf. aus Haldem. 36 mal vergr. . 2. Grobmaschige Deckschicht der Oberseite von C. deciminum aus Schwiechelt. Die breiten löcherigen Bänder sind die concentrischen Rippen, welche durch dichte Transversalstäbe verbunden werden. 32 mal vergrössert. . 3. Feinporöse Deckschicht des seitlichen Schirmrandes von C. princeps aus Haldem mit durch- schimmernden, in der Bildung begriffenen Sechsstrahlern. 36mal vergrössert. . 4. Aeussere Oberfläche eines Faltenrückens der Unterseite von C. agaricoides. 40mal vergrössert. . 5. Aus einem feinporösen Radialstreifen der Oberseite von C. agaricoides von Vordorf. Die kleinen dunkeln Punkte zwischen den Löchern deuten die feinen Spitzen an. 36mal ver- grössert. . 6. Gittergerüste des Stiels von C. agaricoides aus Haldem. 45 mal vergrössert. . 7. Ein Octa&drischer Knotenpunkt aus dem Gerüste von C. princeps mit deutlich sichtbarem Axenkreuz. 64 mal vergrössert. . 8. 9. Gittergerüst von C. Seebachi. ‚Zitt. aus Haldem. 47 mal vergrössert. Fig. 10. Feinporöse Deckschicht des seitlichen Schirmrandes von C. agaricoides aus Vordorf. 36mal vergrössert. Fig. Fig. Fig. Fig Fig. Fig. Fig. 79 . 11. Gittergerüst von C. agaricoides aus Vordorf. 47 mal vergrössert. ul? ” „ €. lobatum. Goldf. aus Coesfeld. 47 mal vergrössert. 13. Ein Stück der Unterseite des Schirms von C. agaricoides aus Vordorf, natürl. Gr. Taf. IV. . A. Innere Wand &iner Falte (Seitenwand einer Radialkammer) von C. agaricoides aus Vordorf. 28mal ver&grössert. . 1—15. Spiessförmige, doppelt zugespitzte Stabnadeln. . 1 aus C. agaricoides von Vordorf. . 2. 3. C. Seebachi von Haldem. . 4. C. lobatum von Coesfeld. . 5. €. agaricoided. Vordorf. . 6. C, princeps. Haldem. . 7—15. Kleinere Stabnadeln aus ©. agaricoides, Seebachi und princeps aus Vordorf und Haldem. . 16—21 junge, seitlich offene Nadeln aus verschiedenen Arten. . 22—24 mehrere junge Nadeln aneinander gereiht. . 25. 26. Sförmig gebogene Stabnadeln aus C. agarieoides. . 27. 27A u. 28. Klammern (Esperites Carteri) aus C. agaricoides von Vordorf u. Haldem. . 29. Grabscheitaftiger Doppelanker (Esperites Carteri) Haldem. . 30— 38. Kurze, doppelt zugespitzte Nadeln aus verschiedenen Arten. Haldem, Vordorf, Coesfeld. . 89—50. Walzeflartige, beiderseits stumpfe Nadeln mit rauher Oberfläche, meist ohne Canal. . 51-66. Kugelige, eiförmige, keulenförmige und cylindrische Gebilde aus dichter homogener Kieselstbstanz. Mar V . A. Gittergerüst von ©. Seebachi aus Haldem. 65 mal vergrössert. . 1—10. Stabnadeln an einem Ende abgerundet, am andern zugespitzt (5 aus C. lobatum, die übrigen aus C. agaricoides, Seebachi u. princeps). 11. 12. Dornige Walzen aus C. princeps u. agaricoides. . 13. Dornige Nädel aus C. lobatum. . 14—16. Desgl. aus C. agaricoides von Haldem und Vordorf. 17. Doppelköpfige Nadel aus C. princeps. 18—26. Stelletta ähnliche strahlige Kieselscheiben aus C. agaricoides, deeiminum, Seebachi, princeps und lobatum. . 27—30. Geodia ähnliche strahlige Kieselkugeln aus verschiedenen Arten. . 31. Vielaxige Kieselkugel von Haldem. . 32—35. Dactylöcalyx ähnliche vielaxige Scheiben. . 36—46. Verschiedene Sechsstrahler z Th. mit einem verkümmerten Strahl. . 47—50 Schirmtiadeln aus C. agaricoides u. Seebachi. 51—55. Verschiedene Vierstrahler aus Haldem, Vordorf u. Coesfeld. 56. 57. Anker mit 6 Widerhaken aus C. agaricoides. Vordorf. Nav: . 1. 2. Vierstrahler mit einem verlängerten Arm. . 3—7. 9. 10. Anker mit 3 Zinken. Vordorf u. Haldem. .8. Anker mit 3 gegabelten Zinken. Haldem. 9. 10. Anker mit 8 abwärts gerichteten Zinken. Haldem. 11--15. Anker mit 3 Widerhaken. Haldem u. Vordorf. aa 7 s0 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. % 16—18. Achtstrahlige Sterne (ein Strahl ist der Regel abgebrochen). 19—26 Anker mit drei gegabelten Armen (Siebenstrahler) aus verschiedenen Arten. 27. Ungewöhnlich plumper Anker. C. lobatum. 28. 29. 30. Anker von unregelmässiger Form. Aus C. agaricoides u. deciminum. 31. Kieselscheibe mit dreifach gegabeltem Axencanal. C. agaricoides. Taf. VI. 1—8. Anker mit 3 gegabelten Zinken. Vordorf, Haldem, Coesfeld. 9—10. Anker mit 3 wurzelartig verzweigten Zinken. C. agaricoides u. Seebachi von Haldem. 11—25. Unregelmässige Nebenformen der vierstrahligen Sterne mit kurzen Centralkanälen. Haldem, Vordorf, Coesfeld. h 26—31. Unregelmässige Nebenformen der Siebenstrahler mit 3 gegabelten Armen. Haldem, Vor- dorf, Coesfeld, Schwiechelt. 32—37. Unregelmässige Kieselgebilde. Haldem, Vordorf. ZUNUR.oE Ss: eber Coeloptvychuum ath.phys.ct. UT.IT. Zultel. Ueber Coelopty« — 7 k | f } 5 2 z 4 r ji = Ä = j . A » E . 2, = r 3 DZ : : ? nu '. x ‘ = ’. : h h f un * = 2 z . 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Ci LIDagET, J n Sr Zittel. Ueber Coeloptvchium Eu D - . 2 - , + N . ‘ . . - ” \ ” \ 7 . + - Das Bayerische Präcisions-Nivellement. Vierte Mittheilung Carl Max v. Bauernfeind. Abh.d.II.Cl.d.k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 11 Ergebnisse des in Verbindung mit der Europäischen Gradmessung in Bayern ausgeführten Präecisions-Nivellements. Vierte Mittheilung von Carl Max v. Bauernfeind. Zu der hier vorliegenden vierten Mittheilung über das Bayerische Präcisionsnivellement habe ich nur wenig Allgemeines zu bemerken. Sie umfasst ausser den Vorarbeiten zur Ausgleichung des ganzen Baye- rischen Höhennetzes erster Ordnung die in den Jahren 1874 und 1875 ausgeführten Beobachtungsarbeiten und schliesst sich genau an die dritte Mittheilung vom Jahre 1874 an, welche in den Abhandlungen der mathematisch-physicalischen Classe der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften und zwar in Band XI, Abtheilung III, Seite 141 bis Ira und auch als Separatabdruck veröffentlicht wurde. Die Beobachtungen wurden im Jahre 1874 von den Assistenten Herrn A. Rieppel, der schon in den Vorjahren verwendet war, und Herrn O. Decher, der neu eintrat, im Jahre 1875 aber von letzterem allein gemacht, und bei den Rechnungen war wie bisher der Hilfsrechner Hesselbarth betheiligt. Es ist also seit acht Jahren durch den Wechsel der Beobachter und Rechner die Stetigkeit in der Ausführung des Mess- ungs- und Rechnungsverfahrens nicht unterbrochen worden, da jeder neue Assistent wenigstens ein Jahr lang mit einem älteren zusammenarbeitete bi 34 und das Gehilfenpersonale bis auf zwei Mann das nämliche blieb. Unter diesen Umständen darf unbedenklich angenommen werden, dass sich auch die Genauigkeit der Beobachtungen nicht verändert habe. Der bisherigen Uebung gemäss werde ich über die Messungs- und Rechnungsarbeiten der beiden letzten Jahre in derselben Reihenfolge berichten, welche in den vorausgegangenen drei Mittheilungen eingehalten worden ist. Uebersicht der Nivellementsarbeiten von 1874 und 18%5. Im Jahre 1874 waren die Herren Rieppel und Decher vom 24. August bis 18. October auswärts beschäftigt, und von deren 57 Reise- tagen konnten 37 auf Beobachtungen verwendet werden. Diese reichten hin, um die Bahnstrecken Geiselhöring-Passau-Landesgrenze mit 98,5 Kilo- meter, dann Simbach Haidhausen nebst den Zweignivellements Haidhausen- Sternwarte, Haidhausen - Oberföhring (westliche Basispyramide) und Schwaben-Erding-Aufkirchen (östliche Basispyramide) in einer Länge von 136,0 Kilometer doppelt zu nivelliren. Auf diesen Strecken, welche zusammen 234,5 Kilometer lang sind, wurden 118 Fixpunkte angebracht. Davon sind 21 in massive Umfassungsmauern von Gebäuden eingelassen und mit metallenen Höhenmarken (©) versehen, die übrigen sind in Brücken, Durchlässe, Stütz- und Futtermauern u. dgl. eingehauen und entsprechend bezeichnet. Das geometrische Nivellement der Strecke von 234,5 Kilometer erforderte 1932 Aufstellungen der beiden Instrumente, wesshalb die mittlere Zielweite 60,1 Meter betrug. Dieses Mittel weicht von jenen der Vorjahre, wo es zwischen 60 und 66,5 Meter schwankte, nicht wesentlich ab. Die Tagesleistung der beiden Ingenieure, welche das Nivellement ausführten, berechnet sich daher für jeden der 37 Arbeits- tage auf 6,3 Kilometer, während sie in früheren Jahren zwischen 4,8 und 6,7 Kilometer sich bewegte. Im Jahre 1875 hat Herr O.Decher mit einem einzigen Instrumente die Arbeiten am 19. August begonnen und mit einer Unterbrechung von 4 Tagen bis zum 5. October fortgesetzt. Hieran reihten sich sodann am 8. October die Bestimmung der Höhenlage zweier Fixpunkte in der k. Sternwarte zu Bogenhausen, am 14. desselben Monats diejenige der inneren Endpunkte der altbayerischen Basis in den massiven Pyramiden bei 85 Öberföhring und Aufkirchen, und schliesslich noch zu Ende October die Uebertragung der in der zweiten Mittheilung über das Bayerische Präcisionsnivellement auf Seite 19 unter Nr. 653 angeführten Höhen - marke von dem alten zum Abbruch bestimmten Betriebsgebäude in Neu-Ulm an das vollendete neue Stationsgebäude dortselbst. Mit dieser Arbeit wurde die Herstellung eines Hauptfixpunktes am Münster in Alt-Ulm verbunden. In der Zeit vom 19. August bis zum 5. October hat Herr OÖ. Decher 24 Tage auf die Beobachtungen verwendet, und zwar in der Art, dass er zuerst von Salzburg aus längs eines Theils der Giselabahn, dann über die Salzachbrücke durch die Vorstadt Nonn- thal auf der Reichsstrasse nach Berchtesgaden und von hier bis zum Ausfluss der Königsache‘aus dem Königssee nivellirte, um einige Haupt- fixpunkte an diesem See und am Gebirge zu bestimmen. Am 9. September wurde ein Zweignivellement von der Eisenbahnstation Prien bis an den Wasserspiegel des Chiemsees hergestellt und am darauf folgenden Tage mit dem Nivellement der Strecke Simbach-Passau, welche die letzte Seite in dem Polygon München-Geiselhöring-Passau-Simbach-München bildete, begonnen. Dieses Nivellement musste wie jenes nach Berchtesgaden und an den Königssee grösstentheils auf Staats- und Districtsstrassen ausgeführt worden. Die eben genannten Strecken haben zusammen eine Länge von 94,5 Kilometer. Es wurden also in den beiden Jahren 1874 und 1875, über welche sich dieser Bericht erstreckt, zusammen 329 Kilo- meter doppelt nivellirt und folglich beträgt die Gesammtlänge aller doppelt nivellirten Linien des Bayerischen Präcisionsnivellements: 1850,4 + 329,0 = 2179,4 Kilometer oder 293,72 geographische Meilen. Zur Herstellung der Strecken von 94,5 Kilometer Länge waren 912 Instrumentenaufstellungen nothwendig und wurden 44 horizontal abgearbeitete Flächen als Fixpunkte zubereitet und 9 metallene Höhen- marken (®) in massive Mauern eingelassen. Die Zahl der Fixpunkte beträgt somit auf diesen Strecken 53 und die mittlere Zielweite 51,8 Meter. Diese geringere Zielweite erklärt sich aus den grösseren Steigungen und schärferen Krümmungen, sowie aus der staubigen Atmosphäre der Strassen, auf denen beobachtet. werden musste. Es beträgt daher auch die durchschnittliche tägliche Leistung nur 3,9 Kilometer. Wie sehr die Beschaffenheit der Nivellements-Tracen, die Witterung und der Ver- 86 kehr auf die tägliche Leistung der Ingenieure Einfluss haben, mag man aus der Bemerkung abnehmen, dass unter den günstigsten äusseren Umständen (namentlich bei Windstille und bedecktem Himmel) im Jahre 1374 einmal eine Maximalleistung von 11 Kilometer mit 2 Instrumenten auf einer Eisenbahn und im Jahre 1875 einmal eine solche von 6 Kilo- meter mit 1 Instrument auf einer Staatsstrasse erreicht wurde. Der Nivellirapparat. Der in der ersten Mittheilung über das Bayerische Präcisions- nivellement beschriebene Nivellirapparat war, mit Ausnahme einer neuen Latte, welche an die Stelle einer alten zerbrochenen treten musste, und worüber bereits in der dritten Mittheilung (Seite 6) berichtet wurde, auch in den Jahren 1874 und 1875 unverändert geblieben. Die nominelle Meterlänge beträgt demnach, je nachdem bei den Beob- achtungen die Latten la, II, III oder la’ , III abgelesen wurden, 1 (fa +1) = 1,000151 bei + 14,2 0 2 (fa‘ + IN) = 1,000132 bei + 13,7 0 5la+ 11-411) = 1.000192 bei + 1220. Die Verhältnisszahl w blieb ebenfalls unverändert und betrug also wie früher für die Latte i Ia = 0,9638 II = 0,9725 II = 0,9661 und daher im Mittel 0,9675, wofür abgerundet 0,97 gesetzt werden darf. Eine Schätzung B im weissen ÜCentimeterfelde muss somit um 3 Procent oder 0,03 B reducirt werden. Die Constanten der Instrumente. Im Jahre 1874 wurden diese Werthe zweimal bestimmt, nämlich am 24. August in Geiselhöring und am 17. October in Haidhausen. Die erste Bestimmung ergab für das Instrument Nr, I. #eot'o ='136,41:0,074 Nr.’ 117 eotip = 137,33 0,060 87 und die zweite Bestimmung für das Instrument Nr. I. ceotg = 137,00 & 0,069 Nr. II. cot@ = 138,54 4 0,064, Im Jahre 1875 hat Herr O.Decher für das Instrument Nr. I drei Constanten-Bestimmungen gemacht, nämlich am 19. August in Salzburg mit dem Ergebnisse cot p = 137,06 + 0,058; am 10. September in Simbach mit dem Werthe cot g = 136,99 £ 0,054; und am 12. October in Haidhausen mit dem Resultate cot = 137,08 & 0,063. Zur Bestimmung der Entfernungen E waren demnach folgende Ausdrücke massgebend: im Jahre 1874 für das Instrument Nr. I E = 136,70a + 0,78 und für das Instrument Nr. II E = 137,943 4 0,78; im Jahre 1875 für das Instrument Nr. I während der ersten Hälfte der Arbeitszeit: BE = 137,03a + 0,78 und für die zweite Hälfte der Beobachtungen: E _ 137,048 2078. Die Höhencorrectionen wurden wie früher aus photographischen Tafeln, denen die Constante cot p = 137,5 zu Grunde liegt, entnommen, da die kleinen Abweichungen dieses Werthes von den für 1874 und 1875 gültigen Constanten keinen merklichen Einfluss auf jene Ver- besserungen auszuüben vermögen. Abschlüsse von Polygonen. Durch die in den Jahren 1874 und 1875 doppelt nivellirten Strecken wurde das Polygon München-Geiselhöring-Straubing-Passau- Schärding-Simbach-Mühldorf-München, welches eine Gesammtlänge von 452 Kilometer besitzt, abgeschlossen. Der Abschluss geschah bei dem 38 Fixpunkte Nr. 1283 auf der Innbrücke zu Passau mit einer Differenz von 0.0202 3 0,0285 und folglich einem mittleren Fehler von 0,95 Milli- meter auf einen Kilometer. Nach den wahrscheinlichen Fehlern der einzelnen Strecken sollte dieser Fehler nur 0,50 Millimeter betragen; jedenfalls liegt er weit innerhalb der Grenzen, welche von der Allge- meinen Conferenz für die Genauigkeit der Präcisionsnivellements fest- gesetzt wurden, nämlich 3 Millimeter für 1 Kilometer. Mit dem eben genannten Polygone und unter Einrechnung der Württembergischen Strecke Nördlingen - Aalen - Heidenheim - Ulm besitzt Bayern im Ganzen sechs doppelt nivellirte Polygone mit einem Umfange von 2945 Kilometer, wovon es 2179,4 Kilometer selbst ausgeführt und 225,3 Kilometer aus dem Württembergischen Nivellement einbezogen hat. In der am Schlusse dieser Denkschrift enthaltenen Ausgleichung der Bayerischen Polygone haben wir das grosse theilweise durch Württem- berg laufende Polygon Nördlingen - Aalen - Ulm - Augsburg - Donau wörth- Nördlingen ausgeschlossen, weil wir nicht im Stande sind, das Verhältniss der Gewichte der Bayerischen und Württembergischen Nivellements- arbeiten gehörig abzuschätzen, während wir aus den schon Eingangs erwähnten Gründen alle Ursache haben, von unseren Beobachtungen zu behaupten, dass sie alle gleiche Genauigkeit besitzen. Hauptfixpunkte. In Bayern sind nun alle Arbeiten vollendet, welche sich auf das von der ersten Allgemeinen Conferenz der Europäischen Gradmessung im Jahre 1864 verlangte Präcisionsnivellement beziehen; bei der zweiten Conferenz im Jahre 1867 wurde aber von Herrn Professor Sartorius v. Waltershausen in Göttingen eine Erweiterung dieses Nivellements in der Hinsicht angeregt, dass Hauptfixpunkte geschaffen werden sollen, durch welche es möglich wird, nach Jahrhunderten die Niveau- veränderungen des festen Landes, welche nicht wie jene an den Küsten der Ostsee und des Mittelmeers durch die vom Meere zurückgelassenen Spuren entdeckt werden können, nachzuweisen. Herr Professor Sartorius v. Waltershausen schlug vor, diese Höhenmarken aus Porzellan herzustellen und mit Cement und Schrauben an geologisch wichtigen 89 Punkten, besonders an Felsen, zu befestigen. Wir sind zur Zeit mit der Aufsuchung und dem Nivellement solcher Hauptfixpunkte beschäftigt und werden darüber wohl erst im Jahre 1878 in einer fünften und letzten Mittheilung über das Bayerische Präcisionsnivellement berichten können; gleichwohl gestatten wir uns schon jetzt hier anzuführen, was wir bereits im September 1875 in Paris gesagt und im Februar 1876 für den Generalbericht der Europäischen Gradmessung geschrieben haben, dass es nach unseren Beobachtungen am zweckmässigsten sei, die er- wähnten Hauptfixpunkte an Kirchen und Schulgebäuden, Palästen, Museen, Rathhäusern, Sternwarten, Basispfeilern für Dreiecksnetze u. s. w., kurz an Bauten anzubringen, welche der Pflege der Religion und Frzieh- ung, der Staatsverwaltung und Rechtsprechung, der Kunst und Wissenschaft dienen, für die also eine Pietät des Volkes und damit auch eine Garantie für lange Bewahrung der fraglichen Höhenmarken besteht. Felsen im Hochgebirge und Flachlande, welche Herr Professor Sartorius v. Waltershausen allein im Auge hatte, eignen sich zu Hauptfix- punkten bei Weitem nicht so wie die eben genannten Bauwerke, weil sie stets der Gefahr ausgesetzt sind, ganz oder theilweise den industriellen Interessen oder der Gewalt der Naturkräfte weichen zu müssen. Da- mit soll übrigens nicht gesagt sein, dass man Fixpunkte in Felsen gar nicht anbringen dürfe, sondern nur, dass man sorgfältig die möglichen künftigen Veränderungen dieser Felsen in Betracht zu ziehen habe, wenn man nicht vergeblich Zeit und Geld auf die Herstellung wichtiger Höhenmarken für geologische Zwecke verwenden will. Abh.d.1l.Cl.d k. Ak.d. Wiss. XI. Bd. III. Abth. 19% Verzeichniss der Fixpunkte. Fortsetzung und Schluss. Erklärung der Ueberschriften und Zeichen. Nr Laufende Nummer der Höhenmarke oder des Fixpunktes; A Nummer einer Abtheilung zwischen zwei benachbarten Fixpunkten, nach der Reihenfolge der Aufnahme ; Anzahl der Stände des Instruments in einer Abtbeilung;; die in derselben angewendete mittlere Zielweite in Meter; die Distanz zweier sich folgenden Fixpunkte in Meter; deren Höhenunterschied in Meter; wahrscheinlicher Fehler von H in Millimeter; derselbe Fehler, redueirt auf D = 1 Kilometer, in Millimeter ; messingene Höhenmarken (Bolzen mit centraler Bohrung) in verticalen Wänden; wagrechte, in Stein gehauene und mit einer Rinne umgebene Vierecke, welche zur Bezeichnung von Fixpunkten dienen ; dergleichen, mit den eingemeisselten Buchstaben HM (Höhenmarke), oder auch viereckige Cementplatten, in rauhe oder bröckelnde Steine eingesetzt; wagrecht geebnete Stemflächen zur Bezeichnung untergeordneter Fixpunkte; Planiehöhe (Schwellenoberfläche) der Eisenbahn ; St Wegsstunde (halbe Bayerische Meile), bezieht sich auf die in Bayern gebräuch- liche Bezeichnung der Bahnstrecken. Eine Bayerische Meile misst 7415". Die Kunstbauten der Bahnen sind theils auf grössere Strecken fort- laufend, theils nach den bei dem Baue bestandenen Sectionen numerirt. Eine defini- tive Bezeichnung derselben bleibt für die letzte Mittheilung über das Bayerische Präeisionsnivellement vorbehalten. Die Coten in Metern gehen von einem Generalhorizont aus, welcher 1600° Bayr. —= 466,976” über dem Nullpunkt des Lindauer Bodenseepegels und (nach vorläufigen Ermittlungen) 862” über dem Meeresspiegel liegt. k LDoe2=z2 EuUung =) Die eingeklammerten Abtheilungen . hi bilden Zweignivellements zu Höher- marken und Fixpunkten, auf deren Coten das durchlaufende Nivellement sich nicht stützt. 91 Geiselhöring — Straubing — Passau. : Gern: “| Cote 1088. [_) auf der Umfassungsmauer der grossen Drehscheibe zu Station Geiselhöring, nordöstl. Randstein 502,5590 1089. © am Betriebsgebäude zu Station Geiselhöring, Südostseite, dicht neben dem Eingange zum Telegraphenbureau 500,5476 1234. [] auf dem gedeckten Bahndurchlass Nr. 5 nordöstl. Stirndeckstein, bei St. 46,7 + 353”, 0,47” unter Pl oa 6 9055... 600860 OB 2:06: 00.46, ,508.8576 1235. [| auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 7, südöstl. Flügeldeckplatte, bei St. 47,5 + 222” Pl 2 25 56 2813 6,3102 1,1 112 0,7 515,1678 1236. [|] auf dem gedeckten Wegdurchlass Lit. B rechts der Bahn, nordöstl. Flügel- deckstein, bei St. 48,4 + 130”, 0,22” über Pl 3 25 65 3240 2725828 0,8 0,7 0,5 517,5503 1237. [| auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 1 rechts der Bahn, östl. ulteulzgen rechtseitiger Deckstein, bei St. 49,0 + 120” Pl 4 20 55 2206 + 8,3594 0,5 0,3 0,4 525,9097 1238. [] auf der schiefen Bahnbrücke Nr. 1 über die Allach, östl. Widerlager, Gesimsdeckstein rechts der Bahn, vor Station Straubing, Pl 5 36 56 4014 —+ 9,4811 1,5 2,1 0,7 535,3908 1239. © am Betriebshauptgebäude zu Station Straubing, Perron, südöstl. Ecke, dicht neben dem Eingange zum Wartesaal III. Classe 6 4 49 392 — 2,0875 0,4 0,2 0,6 533,3035 1240. © auf der gewölbten Bahnbrücke Nr. 2 über den Abdeckerbach, östl. Wider- lager, rechtseitiger Brüstungsstein, bei St. 50,3 4 100”, 0,40” über Bahn- hof-Pl der Station Straubing 1 AN ag Son 73a )2,04,% 01° 0:6. 0535;0856 1241. auf der gewölbten Bahnbrücke Nr. x mit 9 Oeffnungen über die Aiterach, südöstl. Widerlager, Brüstungsstein rechts der Bahn, einspringende Ecke, bei St. 51,4 + 360”, 0,33” über Pl 2 37 58 4320 — 9.5098 1,0 1a 0,5 531,4901 1242. [7] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. y, südwestl. Flügeldeckstein, bei St. 52,0 + 360” Pl 3 18 62 2217 —03078 0,9 0,3 0,6 531,1823 12 92 Geiselhöring — Straubing — Passau. 4 nme) H u 2 w w' | Cote 1243. [_] auf der gewölbten Bahnbrücke Nr. z beim Dorfe Schambach, südöstl. Brüstungsstein rechts der Bahn, bei St. 52,6 4 68”, 0,32" über Pl 4 15 64 1925 + 1,5085 0,7 0,4 0,5 532,6908 1244. [_] auf der gewölbten Bahndurchfahrt Nr. 1, südöstl. Flügelgesimsstein, bei St. 53,1 + 150m 5 17 58 1985 + 2,5086 0,8 0,7 0,6 535,1994 1245. © am Betriebsgebäude zu Station Strasskirchen, Südfront, neben dem Ein- sange links 6 10 54 1057 — 1,8400 0,7 0,5 0,7 53353594 1246. &5 auf der gewölbten Bahnbrücke Nr. 3 mit 4 Oeffnungen über den Irlbach, südwestl. Brüstungsstein in der Mitte, bei St. 53,7 + 240”, 0,34" über Bahn- hof-Pl der Station Strasskirchen 1 4 5) 422 + 1,6092 0,3 0,1 0,5 534,9686 1247. [7] auf der offenen Bahnbrücke Nr. 1 mit 2 Oeffnungen beim Dorfe Loh, südwestl. Flügeldeckstein, bei St. 54,4 4 339” Pl 2 24 56 2696 = 0,2592 0,5 0,7 0,5 534,7354 1248. [] auf dem gewölbten Babndurchlass Nr. 2, südöstl. Flügeldeckstein, bei St. 55,5 — 250”, 0,10m über Pl 3 41 58 4716 —- 0,3464 1,2 1,5 0,6 535,0798 1249. [7] auf dem schiefen Wegdurchlass Lit. D links der Bahn, nordwestl. Flügel- deckstein in der Mitte, bei St. 56,4 + 10”, 0,18% über Pl 4 26 59 3067 0,2397 0,9 0,9 0,5 535,3195 1250. 7] auf dem Durchgange Nr. 1 rechts der Bahn, südöstl. Flügelgesimsstein, bei St. 56,8 4 158”, Bahnhof-Pl der Station Plattling 5 15 54 1624 — 5,5541 0,9 0,9 0,7 540,3736 1251. (= unter der Höhenmarke zu Station Plattling, auf dem Wangenstein ! | 6 4 46 368 — 0,9933 0,5 0,2 0,8 540,3203 dem Eingange vom Markte her 1252. (© am Betriebshauptgebäude der Station Plattling, südöstl. Seite, rechts neben — 1,1225 538,5978 1253. [[) unter der Höhenmarke auf dem Brüstungsstein 1 10 59 1189 — 2,6346 0,7 0,5 0,7 538,2390 93 Geiselhöring — Straubing — Passau. wa J | z| D | —H w es Cote 1254. (© am nördlichen Brückenportal der eisernen Fachwerkbrücke Nr. 3 mit 6 Oeffnungen über die Isar bei Plattling, linkseitiges Widerlager — 0,8655 537,3735 1255. © auf dem Portal der eisernen Fachwerkbrücke Nr. 3, mit 6 Oeffnungen über die Isar bei Plattling, rechtseitiges Widerlager bei St. 57,2 -F 4m 2 2 44 177 —- 0,0129 0,1 0,0 0,3 538,2519 1256. [_] auf der Blechbalkenbrücke (Fluthbrücke) Nr. 2, mit 3 Oeffnungen, südöstl. Widerlager, mittlerer Kammerstein, bei St. 58,2 + 42” 0,05” über Pl 3 33 56 3697 —+ 3,6246 0,9 0,7 0,4 541,5765 1257. [] auf dem gewölbten Bahndurchlass Nr. 1 rechts der Bahn, südwestl. Flügel- deekstein, bei St. 59,4 4 320” Pl ns, ara 25er a, 30 0. 5Agaass 1258. [] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 2 rechts der Bahn, nordwestl. Flügel- deckstein, bei St. 59,9 + 159” Pl 5 15 56 1681 —- 2,0699 0,6 0,4 0,5 545,5134 1259. [] auf der eisernen Blechbalkenbrücke Nr. 2 mit 3 Oeffnungen über den Mühlbach, rechtseitiges Widerlager, südl. Flügeldeckstein, bei St. 60,5 4 155" Pl 6 19 58 2219 — 1,799) 0,9 0,5 0,6 544,3335 1260. © am Betriebsgebäude zu Station Osterhofen, gegen Altenmarkt, südl. Ecklisene 7 10 56 JRR — 1,3499 0,4 0,1 0,4 542,9836 1261. [D)] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 1 südsüdwestl. Stirndeckstein rechts der * Bahn, bei St. 61,3 + 263” Pl l 16 61 1954 + 6,1639 0,7 0,4 0,5 549,1475 1262. U] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 2 südöstl. Flügeldeckstein, bei St. 63,0 + 306” Pl 2 49 65 6342 + 1,0432 1,6 Da, 0,6 550,1907 1263. [] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. S, südwestl. Stirndeckstein, bei St. 63,6 + 45m Pl 3 17 58 1976 —+ 3,6270 O7 0,5 0,5 553,8177 1264. [7] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 1, südsüdöstl. Flügeldeckstein,, bei St. 64,1 + 285m Pl ; 4 16 63 2009 --- 0,0085 ORT 0,5 0,5 553,5092 94 Geiselhöring — Straubing — Passau. Az m ee 1265. CI) auf der Bogenbrücke Nr. 9 mit 4 Oeffnungen über die Vils, rechtseitiges Widerlager, südl. Flügel, Brüstungsstein, bei St. 64,9 4 60”, 0,35” über Pl 5 23 61 2787 — 6,1102 0,9 0,8 0,5 547,6990 1266. = unter der Höhenmarke der Station Vilshofen auf der Treppenstufe 6 4 52 416 — 0,3345 0,2 0,1 0,4 547,3645 1267. (© am Betriebsgebäude der Station Vilshofen, Nordnordostseite, Kuunupla en) des Haupteinganges von der Stadt ber, 2,38" über Bahnhof-Pl — 10182 545,5913) 1268. © auf der gewölbten Babnbrücke Nr. 2 über die Wolfach, nördl. Flügel, Brüstungsstein links der Bahn, bei St. 65,2 + 355”, 0,10” über Pl li I 53 958 —- 4,9880 0,5 0,2 0,5 552,3525 1269. [] auf der gewölbten Bahnbrücke Nr. 10 nördl. Flügeldeckstem links der Bahn, bei St. 65,8 -- 105m Pl 2 18 55 1969 — 0,1914 0,8 0,7 0,6 552,1611 1270. & auf der gewölbten Bahndurchfahrt Nr. S südöstl. Flügeldeckstein, bei St. 66,8 4 62” Bahnhof-Pl der Station Sandbach 3 28 65 3641 — 4,8414 0,7 0,5 0,4 557,0025 1271. © auf der gewölbten Bogenbrücke Nr. 5 mit 4 Oeffnungen über den Laufen- bach, rechtseitiges Widerlager, südsüdöstl. Flügel, Brüstungsstein (einspringende Ecke) bei St. 67,5 + 305” 4 DA 59 2852 — 6,0818 0,8 0,6 0,5 550,9207 1272. © im Sockel des Löwendenkmals, in der Mitte der Südseite 5 28 58 3233 —+ 4,7093 0,7 0,5 0,4 555,6300 1273. [] auf dem gewölbten Bahndurchlass Nr. 1 nördl. Flügeldeckstein links der Bahn, bei St. 69,0 + 0” Pl 6 16 64 2056 —- 3,8245 0,7 0,5 0,5 559,4545 1274. [_] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 3, südl. Flügeldeckstein rechts der Bahn, bei St. 69,2 + 146” Pl 7 M 64 900 — 1,8670 0,6 0,3 0,6 557,5875 1275. [) auf der eisernen Blechträgerbrücke Nr. 2 mit 2 Oeffnungen über den Hammerbach, südöstl. rechtseitiges Widerlager, Kammerstein in der Mitte, bei St. 70,0 + 125” Pl 3 23 64 2922 —- 2,3754 1,0 1,0 0,6 559,9629 Geiselhöring — Straubing — Passau. wials/z|) | EsH we ||| Cote 1276. [_] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 4 westl. Flügeldeckstein, bei St. 70,3 4 93" 9 ) 60 1081 + 0,3271 0,5 0,3 0,5 560,2900 1277. [) auf dem Wegdurchlass Lit. A rechts der Bahn, südöstl. Stirndeckstein, bei St. 70,6 + 112" 10 6) 70 nn) — 1,0556 0,5 0,2 0,4 559,2344 1278. = unter der Höhenmarke der Station Passau, auf der Treppenstufe 11 7 47 661 — 0,1666 0,5 0,3 0,6 559,0678 1279. (© am Betriebshauptgebäude der Station Passau, nördl. Front (Stadtseite), linker Thürpfosten des mittleren Portals, 2,19" über Bahnhof-Pl — ad 557,3303 1280. [_] auf der gewölbten Bahndurchfahrt Nr. LVII, östl. Stirn, 4. Gesimsstein auf der vorspringenden Wassernase, bei Profil S01 + 52” 1 ) 50 797 — 0,5834 0,4 0,1 0,4 558,4844 1251. = unter der Höhenmarke auf dem Sockel des linkseitigen Eingangs-Portals der Innbrücke 2 1 65 130 — (IE 558,2609 1282. (© am mittleren Pfeiler des nördl. linkseitigen Eingangsportals der eisernen Fachwerkbrücke Nr. LIX mit 1 Oeffnung über den Inn bei Passau, beil Profil 799 + 70,5m — 2, 556,1088 1283. ©) auf der eisernen Fachwerkbrücke Nr. LIX mit 1 Oeffnung über den Inn bei Passau, südöstl. Flügel, Brüstungsstein, südl. rechtseitiges Widerlager 3 2 39 238 — 0,5940 0,1 0,0 0,2 557,6669 1284. (© auf dem Bahngrenzstein Nr. 38 rechts der Bahn, nordwestl. zwischen u 793 und 794 neben der bayerischen Grenztafel 4 4 73 582 — 1,7488 0,4 0,1 0,5 a 1277. [|] auf dem Wegdurchlass Lit. A rechts der Bahn, südöstl. Stirndeckstein, bei . St. 70,6 + 112” 559,2344 1285. [D] auf der Quaimauer rechts der 2. Zugangstreppe oberhalb der Strassenbrücke über die Donau bei Passau, rechtseitiges Ufer 12 11 58 1267 + 9,2929 0,5 0,2 0,4 568,5273 I6 Geiselhöring — Straubing — Passau. N NEE | EI rt | me Jose) Cote 1286. (© an der Strassenbrücke über die Donau bei Passau, 1. südl. Pfeiler a rechtseitigen Ufer her, Südseite 13 1 16 32 — 4 564,0258| 1287. 5) auf der Donaulände (Quaimauer), östl. Flügel, nordöstl. Ecke der Land- ungstreppe 14 9 62 1118 + 0,1747 0,6 0,3 0,5 568,7020 1288. [) auf dem Sockel der Strassenbrücke mit 9 Oeffnungen über den Inn bei Passau, nördl. linkseitiges Widerlager, südwestl. Ecke 15 ) 51 926 — 3 0,5 0,3 0,6 565,6810 1289. [_] auf der Strassenbrücke mit 9 Oeffnungen über den Inn bei Passau, nördl. linkseitiges Widerlager, Brüstungsstein auf dem nordöstl. Flügel 16 3 28 166 — 5,2434 560,4376 1290. (© am Redoutengebäude der Stadt Passau, Südfront \ 17 Dr 00 13. 20,7056 7 019: 00° 6 eo 1280. 7) auf der gewölbten Bahndurchfahrt Nr. LVIII, östl. Stirn, 4. (sesimsstein auf der vorspringenden Wassernase, bei Profil S01 + 52” 18 1! 47 938 —69559 0,4 0,1 0,4 558,4821 Simbach — Mühldorf — Haidhausen. 1291. © am Betriebshauptgebäude zu Station Simbach, Nordseite, links neben dem Eingange vom Orte her 510,9315 1292. 7) unter der Höhenmarke zu Station Simbach auf der Wange der Freitreppe —- 1,9720 512,9035 1293. [7] auf der obersten Treppenstufe am südl. Bingange der grossen Drehscheibe zu Station Simbach, Bahnhof-Pl | 1 5 43 431 —+ 0,0981 0,3 0,1 0,4 513,6966 1294. [7] auf der offenen Bahnbrücke Nr. 4, linkseitiges Widerlager, südöstl. Flügel- deekstein bei St. 32,6 +4 100” Pl 2 18 55 1978 "— 9,2750 0,9 0,7 0,6 504,4216 Simbach —— Mühldorf — Haidhausen. u als | 2 Do m | m || w | ‚Cote a | 1295. [I auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 2 für den Mühlkanal, südwestl. Eck- stein, bei St. 32,4 4 75" Pl 3 7 55 767 — ern 0,6 0,3 0,7 500,5102 1296. [] auf dem gedeckten Bahndurchlass Nr. 1, nördl. Stirn, bei St. 31,8 + 300”, 0,54” unter Pl 4 20 58 2329 2187 0,9 0,9 0,6 493,2315 1297. [] auf der eisernen Fachwerkbrücke Nr. 6 mit 2 Oeffnungen über den Türken- bach, rechtseitiges Widerlager, nordöstl. Flügel, Brüstungsstein, bei St. 30,7 + 275m, 0,40 über Pl Ber .a76r 7 7.0945, 09. 10.0:9,,940:5.,..486,2070 1298. = unter der Höhenmarke zu Station Marktl, auf der Treppenstufe 6 34 55 3768 —+ 5,4642 1,0 1,0 0,5 491,6712 1299. (© am Betriebsgebäude zu Station Marktl, Südfront, östl. Pfeiler, neben dem Eingange vom Orte her, 2,24" über Bahnhof-Pl —Z8397 489,8315 1300. &3 auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bahnwärterposten Nr. 56, süd- westl. Ecke 1 30 56 3348 22 977061 1,0 1,0 0,6 500,7773 1301. & auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bahnwärterposten Nr. 54, süd- östl. Ecke (Haltestelle Perach) 2 33 61 4058 — 3,2549 1,0 1,0 0,5 497,5224 1302. [_] auf der Blechträgerbrücke Nr 4 über die Reischach, linkseitiges Wider- lager, nordöstl. Flügel, Brüstungsstein, bei St. 26,7 + 170”, 0,5 über Pl 3 31 61 3763 — 3,3893 0,9 0,9 0,5 493,9369 1303. © am Betriebsgebäude zu Station Neuötting, südöstl. Ecke von der Stadt her, 2,04” über Bahnhof-Pl 4 16 61 1937 — 4,1699 0,6 0,3 0,4 489,7670 1304. [7] auf dem gedeckten Bahndurchlass Nr. 1, nordwestl, Flügeldeckstein, bei St. 26,0 + 335" Pl 1 4 64 516 + 1,7071 0,4 0,2 0,6 491,4741 1305. [] auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bahnwärterposten Nr. 48, süd westl. Ecke, 0,64” über Pl 2 39 62 4875 —22,9694 1,1 1,3 0,5 468,5047- Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 13 98 Simbach — Mühldorf — Haidhausen. 1307. 1308. 1309 | 1310. 1511. 1312. 1313. 1314. 1315. 1316. | | | Sal w’ | | Cote [] auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bahnwärterposten Nr. 46, nordöstl. Ecke 3 28 60 3369 — 032.98 0,8 0,7 0,4 461,1749 [] auf dem linkseitigen Wangenstein der grossen Drehscheibe zu Station Mühldorf, Südostseite, Bahnhof-Pl 61 3909 —10,8643 0,9 0,9 0,5 450,3106 = unter der Höhenmarke zu Station Mühldorf auf dem Wangenstein der Frei- 4 32 treppe 5 2 60 240 — 0,6669 0,1 0,0 0,3 449,6437 © am Betriebshauptgebäude zu Station Mühldorf, 1. Pfeiler südöstl. von der Stadt her — STR) 447,8258 [] auf dem Sockel der Signal-Glockensäule beim Wechselwärterposten gegen Ampfing, nordwestl. Ecke (Station Mühldorf) il - D) 60 602 + 0,3745 0,4 0,2 0,5 450,0182 [] auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bähnwärterposten Nr. 42, nordöstl. Ecke 2 45 61 5228 — 5,3160 1,1 1,2 0,5 444,7022 © am Betriebsgebäude zu Station Ampfing, Südseite, Perron, zwischen den Eingängen zu den Wartsälen I., II. und III. Classe, 2,38" über Bahnhof-Pl 3 18 64 2298 — 4,3278 0,8 0,7 0,5 440,3744 [] auf dem Sockel der Signal-Glockensäule beim Wechselwärterposten gegen Weidenbach, südöstl. Ecke (Station Ampfing) 1 3 55 33l + 2,0882 0,2 0,0 0,3 442,4626 [_] auf der eisernen Blechbalkenbrücke Nr. 9 über den Hartingerbach, südöstl. Flügel, rechtseitiges Widerlager, bei St. 19,6 + 300” Pl 2 23 64 2950 — 5,0698 0,8 0,7 0,5 437,3928 [_] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 3, ostnordöstl. Widerlager, Deckstein, bei St. 19,2 + 110” ım der Haltestelle Weidenbach, Pl 2 19) 14 60 1684 — 0,8302 0,4 0,1 0,3 436,5626 [|] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 3, westsüdwestl. Flügeldeckstein, bei St. 18,1 + 60m Pl 4 34 61 4126 — 4,5873 zit 1,2 0,5 431,9753 99 Simbach — Mühldorf — Haidhausen. Bas] z|» | zu a we |. Co 1318. 1319. 1320. 1321. 1522. 1323. 1324. 1325. 1326. 1327. L] auf der Blechbalkenbrücke Nr. 3 mit 2 Oeffnungen über die Goldach, recht- seitiges Widerlager, Brüstungsstein, in der Mitte bei St. 17,3 + 125", 0,45” über Pl 5 24 60 2898 —=3:0679 0,7 0,6 0,4 428,9074 [_] unter der Höhenmarke zu Station Schwindegg, auf dem Sockel 6 6 63 757 — lt 0,3 0,1 0,3 427,2913 © am Betriebsgebäude zu Station Schwindegg, Nordseite, Perron, dicht neben dem Eingange zum Wartesaal III. Classe, 2,84% über Bahnhof-Pl —. 1,5508 425,7405 ©) auf dem Sockel der Signal-Glockensäule beim Wechselwärterposten gegen Schwindegg, südöstl. Ecke, 0,33” über Pl der Station Dorfen 1 54 61 6575 — 14,6704 1,4 2,1 0,6 412,6209 © am Betriebsgebäude zu Station Dorfen, Südseite, Perron, zwischen den Eingängen zu den Wartsälen ]., II. und III. Olasse 2 2 71 282 — 2,3003 0,2 0,0 0,3 410,3206 [)] auf der Blechbalkenbrücke Nr. 4 über die Lappach, linkseitiges Widerlager, südöstl. Flügel, Brüstungsstein, bei St. 15,6 + 330”, 0,31” über Pl 1 18 61 2188 —+ 1,0518 0,9 0,7 0,6 411,3724 D)] auf der gewölbten Fluthbrücke Nr. 2 für das Isenhochwasser, ostnordöstl. Flügel, Brüstungsstein, bei St. 14,1 + 144”, 0,33% über Pl 2 15 66 1966 — 2,1699 0,3 0,7 0,6 408,6025 D)] auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bahnwärterposten Nr. 28, süd- östl. Ecke 3 23 64 2939 — 14,7719 1,0 0,9 0,6 393,8306 auf dem gedeckten Bahndurchlass Nr. 4, nordwestl. Flügel, Gesimsstein, bei St. 12,6 + 275”, 0,10” über Pl 4 44 63 5520 —26,8612 1,2 1,4 0,5 366,9694 © am Betriebsgebäude zu Station Walpertskirchen, Südostseite, Perron, rechts neben dem Eingange zum Wartesaal III. Classe 5 19 59 2241 — 2,2552 0,3 0,7 0,6 364,7142 5 auf dem Sockel der Signal-Glockensäule beim Bahnwärterposten Nr. 23, südöstl. Ecke, 0,20” über Bahnhof-Pl der Station Hörlkofen 1 20 65 2615 — 8,2717 0,8 0,7 0,5 356,4425 19 100 Simbach — Mühldorf — Haidhausen. NEZEZERE SIEB ERSE: 1329. 1330. 1331. 1332. 1333. 1334. 1335. 1336. 1337. U] auf dem schiefen Wegdurchlass Lit. A, westl. Stirn, nordwestl. Flügel, Gesimsdeckstein, bei St. 10,3 + 36”, 0,12” über Pl 2 & 62 1110 -- 0,1625 0,5 0,2 0,4 356,6050 [] auf der eisernen Fachwerkbrücke Nr. 4 mit 2 Oeffnungen über die Unter- Schwellach, linkseitiges Widerlager, südl. Flügel, Brüstungsstein, bei St. 9,5 + 119m 3. 0217 66T ler ed BERsE [)] auf der eisernen Fachwerkbrücke Nr. 8 über den Anzingerbach, recht- seitiges Widerlager, ostsüdöstl. Flügel, Brüstungsstein, bei St. 8,8 + 230”, 0,35" über Pl 4 19 66 2495 =+3,1799 0,7 0,6 0,5 363,0662 C) auf dem Sockel der Signal-Glockensäule beim Wechselwärterposten gegen Hörlkofen, westl. Ecke des südwestl. Läutwerkes, 0,26” über Bahnhof-Pl der Station Schwaben 5 15 62 1935 — 9,5153 0,7 0,5 0,5 353,5509 © am Betriebsgebäude zu Station Schwaben, Nordseite, Perron, nordwestl. Ecke, neben dem Eingange zum Wartesaal III. Classe 6 2 0 ie 361 ar 2,1541. oe 00 0 Kae [_] auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Haltestelle Poing, nordwestl. Ecke 1 35 65 4520 20,193 0,9 0,8 0,4 345,2455 5 auf dem Sockel der Signal-Glockensäule beim Wechselwärterposten gegen Poing, westl. Ecke, 0,315" über Bahnhof-Pl der Station Feldkirchen 2 47 64 5982 — 7,2184 1,0 1,0 0,4 338,0271 © am Betriebsgebäude zu Station Feldkirchen, Nordseite, Perron, links neben dem Eingange zum Wartesaal III. Classe 3 3 64 382 — 2,1015 0,1 0,0 0,2 335,9256 [) auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 2, südl. Flügeldeckstein, bei St. 4,3 —+- 176”, 0,06" unter Pl ] 28 65 3636 + 4,7200 0,9 0,9 0,5 340,6456 [] auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bahnwärterposten Nr. 10, süd- westl. Ecke, 0,385”% über PI 2 22 63 2804 — 3193 0,7 0,5 0,4 339,3263 101 Simbach — Mühldorf — Haidhausen. SISIZZEZEZET EI ZRZE 1002. [7] unter der Höhenmarke zu Station Haidhausen in einen Pflasterstein gehauen 3 24 65 3101 — 9,2425 0,9 0,7 0,5 330,0838 1003. © am südöstl. Pfeiler des provisorischen Betriebsgebäudes (Güterhalle) zu Station Haidhausen — el 328,3705 Haidhausen — Sternwarte — Basis Anfang und Schwaben — Basis Ende. 1337. U) auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bahnwärterposten Nr. 10, süd- westl. Ecke, 0,385” über Pl 339,3263 1338. [] auf dem Sockel der Pyramide über dem Anfang der Basis für die bayer. Triangulation, südwestl. Seite gegen die Frauenthürme in München 1 34 63 4300 —+ 8,7453 1,1 It 0,5 348,0716 1339. [DJ aufdem Marmorblock derselben Pyramide, welcher die Inschrift trägt, südwestl. Seite gegen die Frauenthürme in München — 0,3968 347,6748 1340. Oberfläche des Anfanges der Basis in der Pyramide bei Oberföhring — 0,0109 347,6639 1337. |) auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bahnwärterposten Nr. 10, süd- westl. Ecke, 0,385" über Pl 339,3263 1341. [] auf dem Sockel der Pyramide über dem Anfang der Basis für die bayr. Triangulation, nordöstl. Seite gegen den Thurm in Aufkirchen 2 1 70 141 — 8,7428 0,2 0,0 0,6 348,0691 1342. [] auf dem Marmorblock derselben Pyramide, welcher die Inschrift trägt, nordöstl. Seite gegen Aufkirchen — 0,3955 347,6736 1340. Oberfläche des Anfanges der Basis in der Pyramide bei Oberföhring — 0,0122 347,6614 102 Haidhausen — Sternwarte — Basis Anfang und Schwaben — Basis Ende. ala | pe wie Cote 1343. 1544. 1545. 1346. 1331. 1547. 1548. 1349. 1351. [] auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bahnwärterposten Nr. 10, süd- westl. Ecke, 0,385® über Pl 339,3263 & auf der linkseitigen, nordwestl. Treppenwange neben dem Eingange zum Refraktor in der k. Sternwarte zu Bogenhausen 1 3l 61 3756 — 1,2 1,4 0,6 333,9287 &) auf der rechtseitigen, südwestl. Treppenwange, neben dem Eingange zum Refraetor in der k. Sternwarte zu Bogenhausen 2 1 17 35 + 0,0019 333,3306 Oberfläche des Pfeilers im Haupteingange der k. Sternwarte zu Bogenhausen \ | 3 2 14 57 — 1,0336 0,1 0,0 0,6 332,2951| Oberfläche der isolirten Säule in der westl. Kuppel der k. Sternwarte zu Bogenhausen 4 DK LE 81 — 7,9514 325,7773 257 auf dem Sockel der Signal-Glockensäule beim Wechselwärterposten gegen Hörlkofen, westl. Ecke des südwestl. Läutwerkes, 0,26% über Bahnhof-Pl der Station Schwaben 353,5509 [_] auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Bahnwärterposten Nr. 3, nord- östl. Ecke (Bahnlinie Schwaben-Erding) 1l 32 65 4156 — 8,0083 0,8 0,7 0,4 361,5592 ©) auf dem Sockel der Signal-Glockensäule bei Haltestelle Aufhausen, östl. Ecke 2 44 64 5594 +24,1321 1,4 2,1 0,6 385,6913 [) auf dem Sockel der Pyramide über dem Ende der Basis, für die bayer. Triangulation, nordöstl. Seite, gegen Aufkirchen 3 40 60 4812 —11,5858 1,0 1,0 0,5 374,1055 [_] auf dem Marmorblock derselben Pyramide, welcher die Inschrift trägt, nordöstl. Seite gegen Aufkirchen — 0,4282 373,6773 Oberfläche des Endes der Basis in der Pyramide bei Aufkirchen — 0,0208 373,6565 103 Salzburg — Berchtesgaden — Königssee. als» au |. w’ | Cote 877. Blechträgerbrücke Nr. II mit 5 Oeftfnungen über die Salzach, östl. Widerlager, © an der Südseite des nördl. Eckthurmes, bei St. 43,0 + 340” 435,8398 878. Schiefe offene Bahndurchfahrt Nr. III mit Blechträger über die Strasse nach Braunau und Hauptzufuhrstrasse zum Babnhofe, nordöstl. Widerlager, nord- westl. Stirnflügel, Cementplatte innen an der Brüstung C5 Pl bei St. 43,1 + 300m 7 3 54 321 —+ 2,2735 0,6 0,4 1,1 438,1133 1352. © am Betriebshauptgebäude im Bahnhof Salzburg, Perron, Südostseite, rechts neben dem Eingange zum Revisionssaale und links neben der Uhr 8 5 50 497 — 2,2816 0,5 0,2 0,7 435,8317 1353. [[] auf der Umfassungsmauer der bayr. Locomotiv-Drehscheibe zu Station Salzburg, Nordnordwestseite von der Mitte, Bahnhof-Pl & 4 37 296 — 2,0428 0,3 0,1 0,6 437,8745 1354. [] auf dem gewölbten Bahndurchlass Nr. 1, Stirndeckstein rechts der Bahn, Südwestseite, 1,65” unter Pl (Bahnlinie Salzburg-Hallein) bei Profil 14 4 78” 1 14 52 1456 — 0,3806 0,7 0,5 0,6 437,4939 1355. [[] auf dem gedeckten Bahndurchlass Nr. 4 rechts der Bahn, westl. Stirndeck- stein, bei Profil 19 — 46” 2 6 33 395 — 2,9423 0,2 0,0 0,3 434,9516 1356. [_] auf dem schiefen offenen Bahndurchlass Nr. 13, rechtseitiges Widerlager, südwestl. Deckstein, bei Profil 35 -+ 1” 3 11 57 1247 — 7,0420 0,5 0,3 0,5 427,9096 1357. [|] auf dem gedeckten Bahndurchlass Nr. 18 bei Profil 41 4 71” rechts der Bahn, nordwestl. Flügeldeckstein 4 5 60 599 —+ 4,8746 0,2 0,0 0,2 432,7842 1358. [|] auf dem linkseitigen Widerlager der Reichsstrassenbrücke über den Gerst- bach, neben dem nordwestl. Brüstungspfeiler, Strasse von Salzburg nach Linz 5 11 5l 1130 + 6,8847 0,7 0,5 0,7 439,6689 1359. [] auf dem gedeckten Reichsstrassendurchlass, östl. Stirndeckstein. Strasse von Salzburg nach Berchtesgaden 6 14 43 1208 —+ 0,3345 0,8 0,6 0,7 440,0034 104 Salzburg — Berchtesgaden — Königssee. Nr Alu m SE.H Ilelw| Cote 1360. [_] auf dem gedeckten Wegdurchlass an der Reichsstrasse, nordwestl. Stirndeck- stein, 20" vor der Thurmegger Bezirkstafel 7 12 5451293 — 4,4650 0,8 0,7 0,7 435,5384 1361. © auf der Reichsstrassenbrücke über den Schleilacherbach, linkseitiges Wider- lager, nordöstl. Ende bei 2 Km + 700” 8 21 55 2298 — 8,6141 0,9 0,8 0,6 426,9243 1362. 05 auf der Oberfläche des 7. Kilometersteines der Reichs-Strasse von Salzburg nach Berchtesgaden ) 37 56 4172 —20,5313 1,2 1,4 0,6 406,3930 1363. © am k. k. österreichischen Nebenzollamtsgebäude I. Classe zum „Hangenden Stein“, Strassenseite, an der südwestl. Ecke 10 18 Sl 1825. — 6,4509 0,8 0,7 0,6 399,9421 1364. [_] auf der gewölbten Staatsstrassenbrücke über einen Wildbach, östl. Flügel, Ecke der Wasserablaufrinne neben dem Ende der Brüstung, beim k. bayerischen Zollamt I. Classe TE EB ge a ng 1365. [) auf der Staatsstrassenbrücke mit 3 Oeffnungen über die Königsache im Markte Schellenberg, linkseitiges Widerlager, nordöstl. Vorkopf bei 2 Kr + 500” 4 2 12 41 995 — 7,9180 0,5 0,3 0,5 385,5748 1366. [_] auf dem nördl. Eckdeckstein des linkseitigen Staatsstrassengrabens vor der hölzernen Brücke am Ende der Stützmauer bei 3 Kr —- 220” 3 fo) öl 814 — 4,4796 0,4 0,2 0,5 381,0952 1367. DI auf der Brücke über die Königsache für den Weg zur Almbachklamm, rechtseitiges Widerlager, südsüdöstl. Flügeldeckstein 4 21 51 2159 —12,7995 0,9 0,8 0,6 368,2957 1368. © auf der Staatsstrassenbrücke über die Königsache, linkseitiges Widerlager, nordwestl. Flügel neben dem Flügeldeckstein (mit Rasen überdeckt) 5 32 45 2884 —24,3269 0,9 0,9 0,6 343,96883 1369 . (© am Eingange zum Hauptstollen des Ferdinandsbergs rechts des k. Se werkes in Berchtesgaden — 14,6866 399,9823l Salzburg — Berchtesgaden — Königssee. Ber 5) 28 | few) Tone 1370. [_] auf der ersten Treppenstufe links neben dem Eingange zum Hauptgebäude des Salzbergwerkes in Berchtesgaden, Südostseite 6 28 45 2547 — 2,8553 0,8 0,7 0,5 331,1135 1371. © an der Nordseite des südöstl. Vorbaues am Gebäude des Bäckermeisters zum Frauenreitl, Haus-Nr. 1, Gem. Bischofswies. Besonderes Kennzeichen: Wappen über der Eingangsthür mit der Umsebrift: Georg Geigendaller hat angef. im Jahre 1570; © vom Fensterladen verdeckt 7 21 52 2190 — Soll 0,5 0,3 0,4 321,4314 1372. = auf dem Deckstein am rechtseitigen Widerlager des Nadelwehres der Saline, zu gleicher Zeit linkseitiges Widerlager des gewölbten Kanales über die Ramsauerache (der Stein trägt die Jahreszahl 1850) 1 1 48 96 — 0,7052 > 320,7262 1373. = unter der Höhenmarke auf einem vorspringenden Felsenkopf 2 10 45 904 — 9,9243 0,4 0,1 0,4 310,3019 1374. (© Hauptfixpunkt an der steil abfallenden Felsenwand des linkseitigen Ufers der Königsache, oberhalb des Steges für den Fussweg in die Schönau, beim Schmiedhäuslgut Haus-Nr. 3!/g in der Oberschönau, Südostseite — 1,6489 309,1530 1375. [] auf der rechtseitigen Treppenwange neben dem Eingange zu der neuen _ Kapelle im Dorfe Unterstein, Westnordwestseite 3 28 35 1959 — 22,5528 0,8 0,7 0,6 288,2491 1376. (6 auf dem linkseitigen Widerlager des Schleusenwehres am Abflusse der | Königsache aus dem Königssee 4 29 35 2004 —29,0059 0,3 0,6 0,5 259,2432 1377. Oberfläche der versenkten Diebelköpfe des Schleussenwehres am Abflusse der Königsache aus dem Königssee —29,0106 259,2385 — Mittlerer Wasserspiegel am 7. September 1875, Vormittag 10°4 Uhr + 0,2880 259,5265 Abh. d. II. Cl. d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth 14 106 Prien — Chiemsee. | za ee n.. | | 826. © am Betriebsgebäude zu Station Prien, Nordseite am Perron, Mitte des Mittelbaues, 1,82” über Pl bei St. 26,2 + 100” 328,6593 1378. [DJ] auf dem gedeckten Strassendurchlass gegenüber dem zweiten Hause im Weiler Stock, nordöstl. Stirndeckstein 1 21 33 1500 —+-11,2493 0,9 0,7 0,7 339,9086 1379. — unter der Höhenmarke auf dem Fundamentvorsprung des Nebengebäudes des Dampfschiffbesitzers Herrn Fessel in Stock 2 3 42 254 2,2947 0,3 0,1 0,6 342,2033 Stock, neben der südöstl. Ecke am Hafen, Ostseite — 1,3830 340,8203 — Mittlerer Wasserspiegel des Chiemsee's im Hafen, am 9. September 1875, Nachmittag 2'/a Uhr 1380. E am Sockel des Nebengebäudes des Dampfschiffsbesitzers Herrn Fessel in + 0,2100 342,4133 Simbach — Scheerding — Passau. 1291. 16) am Betriebshauptgebäude zu Station Simbach, Nordseite, links neben dem Eingange vom Orte her | 510,9315 1292. U] unter der Höhenmarke zu Station Simbach, auf der Wange der Freitreppe 512,9035 1381. [) auf dem gedeckten Strassendurchlass Lit.b in 57 K=, Stirndeckstein am Ablauf 1 32 48 3071 — 13,2557 0,9 0,8 0,5 499,6478 1382. &3 auf der hölzernen Strassenbrücke Lit. a m 53 K", linkseitiges Widerlager, südöstl. Flügeldeckstein 2 21 45 1899 —+22,9107 0,6 0,4 0,5 522,5585 1383. [U] auf dem gedeckten Strassendurchlass Lit. e in 51 K”, nördl. Stirndeckstein am Einlauf bei 50 K" —+ 420” 3 26 46 2368 —15,4627 0,9 0,8 0,6 507,0958 Simbach — Scheerding — Passau. als ız| DB, | |" 1385. 1356. 1387. 1388. 1389. 1390. 1391 1395. [|] auf dem gedeckten Strassendurehlass Lit. b in 48 K", nördl. Stirndeckstein = m w’ | Cote am Einlauf, bei 47 Km + 350" 4 28 55 3076 +12,6508 1,0 0,9 südöstl. Stirndeckstein, bei 43 Kr 4- 300” 5 56 55 3988 —ENA340 0,8 0,6 bei 35 Kr + 40m 6 46 53 4842 + 5,1143 1,2 1,4 seitiges Widerlager, östl. Ecke, bei 37 Km —- 0” T 14 55 1539 — 0,0251 0,7 0,6 auf dem 35,5 Kilometerstein ab Passau S 14 53 1492 + 2,9020 0,6 0,5 auf dem 32. Kilometerstein ab Passau GE 500 260 .3489°%, 2 760947 7,0:8: 20:6 Dog aan VW 96aı = ,-,420994 70,0 8.105 — 0,3186 0,5 519,7766 [] auf dem gedeckten Strassendurchlass Lit. d in 44 K" im Dorfe Malching, 0,4 517,3426 [) auf dem gedeckten Strassendurchlass Lit. a in 39 K”, südl. Stirndeckstein, 0,5 522,4569 F] auf der Strassenbrücke über den Köstlarerbach im Dorfe Tutting, Iink- 0,6 522,4820 0,5 525,3840 0,4 532,9864 ÜD)] unter der Höhenmarke in Pocking in das Sockelgesims gehauen 0,4 537,6788 . © an der Pfarrkirche im Dorfe Pocking, Westfront des Thurmes in der Mitte 7] auf dem 29. Kilometerstein ab Passau 1 4 5l 407 + 0,7898 0,3 0,1 ann 0,5 538,4686 [] auf dem gedeckten Strassendurchlass Lit. a in 27. K”, nordwest]. Stirndeck- [1 stein in der Mitte, bei 26 K= + 600” (mit Rasen bedeckt) D= 00... 60.9393 . 2 5,1599 og 09 0,6 543,6285 auf dem gewölbten Strassendurchlass Lit. a in 21 K", nordöstl. Flügeldeck- “ stein, bei 20 Km — 400” 3 52 61 6332 —-10,9728 1,2 1,5 0,5 554,6013 5 auf der hölzernen Fachwerkbrücke mit 2 Oeffnungen über die Rott, link- seitiges Widerlager, südl. oberster Flügeldeckstein, bei 19 Kr + 700” 4 6 54 643 — 3,5288 0,4 0,1 0,4 551,0725 14* 108 Simbach — Scheerding — Passau. Nr | A | il | 7% | D | +H | w | w? | w‘ Cote 1396. DJ) auf dem I. Pfeiler, vom linkseitigen bayerischen Ufer ab, der Strassen- brücke über denIn», zwischen Neuhaus und Scheerding, südl. Vorkopf 5 14 54 1518 —- 2,3655 0,5 0,2 0,4 553,4380 1397. [) auf der hölzernen Strassenbrücke über den Brambach, rechtseitiges Wider- 1399. 1400 1401. 1402. lager, nordöstl. Flügel, oberster Deckstein (Strasse von der Stadt zum Bahn- hofe Scheerding) 6 21 34 1435 — 1,0641 0,9 0,8 0,7 592,3739 © am Betriebsgebäude zu Station Scheerding, Perron, Ostseite, neben der Eingangsthür zum grossen Wartesaal 7 ) 51 917 — 7,4034 0,4 0,1 0,4 544,9705 5 auf der offenen Bahnbrücke Nr. 1 über die Staatsstrasse von Scheerding nach Linz und Passau, nordwestl. Flügeldeckstein, Eckstück, bei Profil 672 + 50m 1 3 59 352 —+ 1,6590 0,3 0,1 0,5 546,6295 7) auf dem gedeckten Bahndurchlass Nr. 9, östl. Stirndeckstein, bei Profil 701 + gm 2 22 50 2623 — 1,3256 0,7 0,5 0,4 545,30539 55 auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 18 bei Profil 722 + 57", linkseitiges Widerlager, westnordwestl. Eckstück, 0,074" über Bahnhof-Pl der Station Wernstein 3 20 58 2334 21220,6938 0,7 0,5 0,4 545,9977 FT] auf dem offenen Bahndurchlass Nr. 31, linkseitiges Widerlager, nordöstl. Flügeldeckstein, bei Profil 763 + 97" 4 36 58 4211 —+ 7,4645 1,1 1,3 0,5 553,4622 £9 auf dem Bahngrenzstein Nr. 33 rechts der Bahn, nordwestl. zwischen Profil 793 und 794 neben der Grenztafel zwischen Königreich Bayern und Kaiser- reich Oesterreich 5 24 61 2932 + 2,4364 0,7 0,6 0,5 555,8986 & auf der eisernen Fachwerkbrücke Nr. LIX mit 1 Oeffnung über den Inn bei Passau, südöstl. Flügel, Brüstungsstein, südl., rechtseitiges Widerlager 4 5) 59 588 — 1,7481 0,3 0,1 0,5 557,6467 109 Neu-Ulm — Ulm. air 2\,0 ze | mw Cote 652. = auf der Treppenstufe unter der Höhenmarke am alten Betriebsgebäule zu Neuulm 390,5432 in der Mitte 653. © an der Westseite des neuen Betriebshauptgebäudes im Bahnhofe Neu-Ulm, = 1 30 60 0,6990 0,2 0,0 0,7 ai 1403. [_] auf der steinernen Strassenbrücke mit 3 Oeffnungen über die Donau zwischen Neu-Ulm und Ulm, rechtseitiges Widerlager, Flügel auf dem Ge- simsdeckstein neben dem Thorpfeiler 1 3 57 907 — 2,4952 0,4 0,1 0,4 388,0480 1404. [_] unter der Höhenmarke in Ulm in das Treppenpflaster gehauen 2 7 42 591 — 4,7874 0,4 0,1 0,5 383,2606 1405. © am Hauptportal des Münsters in Ulm, Nordwestseite des rechtseitigen Vor- pfeilers, am Sockel — 0,7299 382,5307 Zur Ausgleichung des Bayerischen Höhennetzes. Das Bayerische Präcisionsnivellement setzt sich aus 4 grösseren Schleifen oder geschlossenen Polygonen und aus eben so vielen Strecken, welche zu theilweise auswärtigen Polygonen gehören, zusammen. Drei geschlossene Polygone vereinigen sich in Regensburg, und das vierte schliesst sich an die Seite Neuenmarkt-Bayreuth-Weiden der dritten Schleife an. Das erste Polygon (Nr I) besteht aus folgenden Strecken: Km 1. Regensburg-Geiselhöring-Straubing-Passau, Länge s, = 125,771 2. Passau-Schärding-Braunau-München, Länge s; = 179,025 | j 3. München-Landshut-Geiselhöring-Regensburg, Länge 5, 147,266. Das zweite Polygon (Nr Il) setzt sich aus folgenden Strecken zusammen: 1. Regensburg-Geiselhöring-Landshut-München (Länge = s,) a 2. München-Nanhofen-Augsburg, Länge s, = 60,597 3. Augsburg-Nördlingen-Gunzenhausen-Nürnberg, Länge s,; = 174,047 4. Nürnberg-Neumarkt (Oberpfalz)-Regensburg, Länge s, = 101,083. Das dritte Polygon (Nr Ill) besteht aus folgenden Strecken: 1. Regensburg-Neumarkt (Opf.)-Nürnberg (Länge = s,) af 2. Nürnberg-Bamberg-Neuenmarkt (Oberfranken), Länge s, = 134,879 3. Neumarkt-Bayreuth-Kirchenlaibach-Weiden, Länge s, = 80,112 4. Weiden-Schwandorf-Regensburg, Länge s, = 87,034. Das vierte Polygon (Nr IV) setzt sich aus folgenden Strecken zusammen: 1. Weiden-Kirchenlaibach-Bayreuth-Neuenmarkt (Länge = s,) 2. Neuenmarkt (Oberfr.)-Oberkotzau-Franzensbad, Länge s1u= 96,76 3. Franzensbad-Eger-Waldsassen-Weiden, Länge s,= 6 Das Umtangspolygon (Nr V), vier Polygone einschliesst, hat eine Länge Km SiS 2 Bu Be tische 792,6.01:3 während die Längen der Sr =, ++ — S s, tr, rs; +85 > Sen Ss. Se Betr So Syn = Kr I Die Länge aller Strecken beträgt welches die Km 452,062 482,993 403,108 244,772, El vorhergenannten Umfänge der Einzelpolygone folgende sind: Km re ee An den Endpunkten der 11 Strecken lebe Höhenunterschiede in Metern beobachtet worden: Aufder Streckes, (Regensburg-Passau): s9 (Passau-München) s; (München: Regensburg) s, (München-Augsburg) s, (Augsburg-Nürnberg) s, (Nürnberg-Regensburg) s- (Nürnberg-Neuenmarkt) s, (Neuenmarkt-Weiden) s, (Weiden-Regensburg) Ss, (Neuenmarkt-Franzensbad) Ss}, (Franzensbad-Weiden) Unterschied d, ” . Sı sind folgende =. 35.8723 „= — 217,5062 =+ 181,6541 =+ 32,0958 = + 179,5981 = — 30,0005 —= — .38,6644 48,8053 = 57,4440 do= — 100,1619 d,=-+ 51,4646. SQ a en — eier (or [0] -1 I De} Die vorstehenden Höhenunterschiede der einzelnen Strecken ergeben (bei gehöriger Rücksicht auf die Richtung der Strecken, d. i. auf die Vorzeichen der Höhenunterschiede d) folgende Schlussfehler (4) der Polygone: 1 =d id, rd, = 1.0.0903 At dated td 0.0393 4,=d+d,+d,+d, = — 0,0252 aa = 1080 sale Fu tdthtdotdutd,= +0,1423. Bei den nachfolgenden Rechnungen, wovon die unter Nr ] aus- geführten die Ausgleichung des Netzes nach der Methode der kleinsten Quadrate und die unter Nr 2 mitgetheilten die Ausgleichung desselben Netzes nach einem von mir erfundenen Verfahren bezwecken, will ich die verbesserten Höhenunterschiede der 11 Strecken s, bis s,,, welche jedes Einzelpolygon für sich auf Null abschliessen, dı, den dein dı heissen, wenn sie nach dem ersten Verfahren bestimmt sind, und Re Ve SE EN . wenn sie nach meinem (dem zweiten) Verfahren gefunden wurden. Die Verbesserungen, welche an den Höhenunterschieden d,,d,,d;.... anzubringen sind, um diese auf d\,d;,d,; ... zu bringen, wenn sie nach dem gewöhnlichen, auf die Methode der kleinsten Quadrate gegründeten Verfahren berechnet worden, sollen mit Vils Mg a Mara Vasausf Mani und wenn sie nach meiner Methode bestimmt sind, mit RE bezeichnet werden. Da für beide Methoden sowohl die Verbesserungen v,b als auch die Höhenunterschiede d ,d auf zwei verschiedenen Wegen berechnet werden, so will ich die auf dem zweiten Wege erhaltenen Werthe für v und p von jenen des ersten Wegs durch einen Accent unter- scheiden und die aus v‘ und tv‘ hervorgegangenen Höhenunterschiede durch d“ und d“ bezeichnen. 1.15 1. Ausgleichung des Bayerischen Höhennetzes nach-der Methode der kleinsten Quadrate: * a) Nach dem Verfahren von Baeyer.!) Diese Art der Ausgleichung der Polygonschlussfehler (4,,4, ...) erfüllt die Forderung, dass die Quadratsumme der Verbesserungen (vı , vo), welche den Abschluss der Einzeipolygone und des Hauptpolygons bewirken, ein Minimum wird, und dass die Fehlervertheilung proportional den Längenverhältnissen der Einzelstrecken zur Gesammtlänge erfolgt. Um der vorstehenden Forderung zu genügen, sind zunächst folgende Bedingungen zu erfüllen, welche ausdrücken, dass jedes Polygon für sich und auch das Hauptpolygon auf Null abschliessen muss: dA mTvwtv) — 0 Ay ts Va ee) 0 AT Vtrurt ve) 0 (1) A, — (Vet Vioot Vu) 0 Az— (N Vo Mare Veoh Va Vo rt Vor Va) 0: Bezeichnet man die Gewichte der Strecken s, , 5 , S; .... beziehungs- weise mit p},Ps,P3 --..., so haben dieselben nach Baeyer folgende Werthe: Sy Sy Sy ge a = — = — U.3.W 2 3 . . Pı Be p Pa pP 5, Mit Rücksicht hierauf muss, um obiger Forderung zu genügen, auch noch die allgemeine Function erfüllt werden: 2 2 2 2 2, PıYı | A PaNa te PaVad ars Pen (2) Multiplicirt man jede der mit (1) bezeichneten 5 Gleichungen mit einer Constanten k),k,,Kk,,k,,k;, so geht das System (1) in das nach- stehende (3) über: 1) Vergl. Peters, Astronomische Nachrichten, 1875, Bl 86, Nr 2052: „Ueber Fehlerbestimmung und Ausgleichung eines geometrischen Nivellements‘“ von Generallieutenant Dr. J. J.Baeyer. Abh.d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. II. Abth. 15 114 Ak- (mtv + vkı Fer A - tv, tv, tv) = Ak - (tv Ver v)k = (3) Ak, — (Vet Viot Vu)Ku m A, - mt tv ts tn TV Turm 0 Differentiiren wir die Gleichungen (2) und (3) successive nach SISOnSE> VY},Vg,V3 ..., so erhalten wir die Bedingungen für das Minimum der Quadratsumme > wie folgt: m ey Sea ann ea rl | ee a) Dave kan 0 Dale Ka 0 Dee ek a0 (4) N Pen KO Dwık ku Powroke k, 0 ee a Hieraus findet man für die Verbesserungen folgende Werthe: ve eye ei Pı ‘ S : EN MU +k) = Sk + k) a ne P3 5 Ser . a BA ww ne +k) = S (Sr k,) veiltk) = 24 k) i par Dr ö = kt k) = kt k) | (5) Ps > 1 3 Nas mak +k) = —k +k,) 1 Sg Ve a == k,) => sk Ar k,) 1 S „kt At Sl ) 1 S) Ya > air k,) — Re FU, k,) 1 S Mn a Sr k,) = sk Zee k,) 115 Werden diese Werthe in die mit (1) bezeichneten Gleichungen ein- gesetzt, so ergeben sich für die Bestimmung der Constanten k, bis k, die Bedingungsgleichungen: _ sı+s2+83 5 A = -kı + u +4. u ke + SE + Ska = zn 4 = a ee en ee m + Sk + u + en. s1 s2 S Ze S4 ne En u = Dep U x Enger + Ref erföshtoten & ks ks p) (6) Führt man die zehnfachen Zahlenwerthe ein und reducirt auf Null, so gehen die vorstehenden Gleichungen in folgende über: 3,604 k, +1,17 k, + 2,430 k, — 0,202 = 0 A174 k, + 3,850 k, + 0,806 k, + 1,870 k, — 0,393 = 0 + 0,806 k, + 3,213 k, + 0,639 k, + 1,769 k, + 0,252 = 0 + 0,639 k, + 1,951 k, + 1,313 k, — 1,080 = 0 2430 k, 1 1,870 k, +4 1,769 k, + 1,313,k, + 7,38%k, — 1,423 =0 (7) Die Auflösung dieser 5 Gleichungen nach dem in Jordans Taschenbuch der praktischen Geometrie, Seite 31, angegebenen Verfahren liefert: kı = — 0,0993 k,= + 0,1125 k, = — 0,3106 k,=-+ 0,5368 k,= + 0,1759 15* (3) 116 und hiemit findet man durch Einsetzung in (5) folgende Werthe für die Verbesserungen und deren Quadrate, wozu nur zu bemerken ist, dass letztere nicht Quadratmeter sondern Quadratcentimeter bedeuten, also die zehntausendfachen Zahlenwerthe von v,’ , v; , v;- vorstellen: a v2= 0,5929 v, = + 0,0109 v2= 1,1881 v 1.0.0016 v = 0,0256 vw. — 10.0139 lea v;, = + 0,0399 v; = 15,9201 ve = — 0,0160 025600 (9) v, = — 0,0145 vw. = 2,1025 v;, = + 0,0145 w 241025 v; = 0,0093 ve —= 0,8649 Yo = + 0,0550 Yo = 30,2500 Yu, 1.0.0388 v. = 14,8996 [vv] = 72,4383 Sucht man mit Hilfe dieser Fehlerquadrate und der Streckenlängen S 5, &,8 .. . das Quadrat des mittleren Fehlers (m) pro Kilometer, so geschieht dieses bekanntlich durch die Formel 9 1, /vı vv Yn u eg 20 en (10) in welcher die Werthe von , ,,,35..... in Kilometern ein- zusetzen sind, wenn man die vorstehenden Fehlerquadrate bei der Be- rechnung von m? benützen will. Unter dieser Voraussetzung findet man den im ganzen Bayerischen Präcisionsnivellement begangenen mittleren Fehler pro Kilometer m 0,2601” = 2,601” (11) während er nach dem Beschlusse der dritten Allgemeinen Conferenz der Europäischen Gradmessung 3 Millimeter pro Kilometer betragen dürfte. b) Nach dem Verfahren von Jordan.) Dieses Verfahren unterscheidet sich von dem vorigen des Herrn Generals Baeyer im Wesentlichen nicht nur durch die verschiedene Art der Gewichtsbestimmung, sondern auch durch die Zahl und Art der unabhängigen Unbekannten. Während nämlich nach Baeyer die Gewichte Pı ; Ps ; Ps - -- . den Quotienten Or. in Sr SRH Bg gleich gesetzt werden, nehmen wir sie nach Jordan den Quadraten der wahrscheinlichen Fehler der beobachteten Höhenunterschiede d, , d,, d;.... umgekehrt proportional an und bezeichnen sie der Reihe nach mit pı , Ps , Ps -:-- Diese wahrscheinlichen Fehler sind in den Fixpunktverzeichnissen meiner 4 Mittheiluüngen über das Bayerische Präcisionsnivellement enthalten, und ergeben durch Zusammenstellung mit den beobachteten Höhenunterschieden d, bis d,, nachstehende Tafel: Beobachteter |Wahrscheinlicher | Gewicht der Nivellirte Strecke Höhenunterschied' Fehler dieses nivellirten d Unterschieds W | Strecke p‘ = Regensburg-Passau | 35”8723 — 0,0059 2,83 Passau-München 217,5062 —+ 0,0067 2,20 München-Regensburg 181,6541 — 0,0062 2,60 München-Augsburg 32,0958 —+ 0,0038 6,76 Augsburg-Nürnberg 179,5981 — 0,0084 1,42 Nürnberg-Regensburg 30,0005 — 0,0047 4,55 Nürnberg-Neuenmarkt 38,6644 —+ 0,0094 1,14 Neuenmarkt- Weiden 48,8053 —+ 0,0055 3,26 Weiden-Regensburg 57,4440 — 0,0053 a Neuenmarkt-Franzenspad 100,1619 —+ 0,0087 1,33 Franzensbad-Weiden 51,4646 — 0,0051 3,79 1 2 3 4 5 6 - 8 h) 0 1 ee Als unabhängige Unbekannte führen wir die 7 absoluten Höhen- unterschiede zwischen Regensburg und den übrigen Hauptpunkten ein, mit folgenden Näherungswerthen: 1) Vergl. das „Taschenbuch der praktischen Geometrie“ von Dr. W. Jordan, Professor in Carlsruhe. Stuttgart 1873. $ 89, Seite 182—185. 118 Regensburg-Passau X er Es Regensburg-München X, — 184,6541 Regensburg-Augsburg X, = 149,5583 Regensburg-Nürnberg X, = 30,0005 Regensburg-Neuenmarkt X, = 8,6639 X X Regensburg-Weiden BANN Regensburg-Franzensbad X, — 108,9086. Nennt man die zu den Werthen X, , X, , X,.... X, gehörigen Verbesserungen beziehungsweise X, , X , X3.... X, , so bestehen für die an den Werthen d, , d, , d3.... d,, anzubringenden Correctionen V, Va, V3....V], zunächst 11 Bedingungsgleichungen von der Form Van la x el ame 1 7 Einer en (12) worin die w die in den Schlussfehlern sich kundgebenden Widersprüche und a, , a, ,a,.... Coefficienten bezeichnen, deren Werthe nur ent- weder 0 oder —1 sind. Ausser den genannten Gleichungen ist auch noch die Bedingung zu erfüllen: ' 2 2 2 2% VID orla Dee DE Daya ale SleD a Tun (13) Die Coefficienten zu X, , X , X,...und die Werthe von w für die eben erwähnten 11 Bedingungsgleichungen sind in nachstehender Tafel enthalten: | vo 5% 3% R 3%; 3% x win Meter vl Re RUN SE ER ve 1 RO fan -ror02ne Ya: +1 3 ee ER ep ee en al een — 0,0393 Vs BE RR DL ION. vr wel er er an ren er MN Pa RE a te LE nn | | vs +1 Re | v Ze 2» + 0,0828 | ie, —1/+1 Wok, | 119 Werden die nach vorstehenden 11 Gleichungen allgemein ausge- drückten Werthe von v, bis v,, in die vorstehend mit Nr 13 be- zeichnete Funktion 2 > eingeführt, so ergibt sich durch Differentiiren nach x, , X , X3....xX, die Bedingung für [p v v] = minimum in den folgenden leicht zu bildenden 7 Normalgleichungen: = (PT P)Xı + PB X, Ps W 0=Bs rPetPptPp)%— Pt PW 0=—p,% + FB) TB ut PW; 0=B sp tB PM) UL TPR%-tPBW; 0=PX%T (Pt PsTt Pıo) X — Ps X — Pro 37 — Ps W8 — Pıo Wo (14) 0=— PsX% + (Ps t Ps + Pu) 3 — Pu % + Ps Ws 0 = — Pıo X — Pur Xs T (Pıo T Pıı) X + Pıo Wio welche sich nach Einführung der Zahlenwerthe für p und w (in Centi- metern) wie folgt gestalten: f 0=5,03x, + 2,202 + 4,444 92902. 11,56% .—6,16%, "ci. + 4,444 0= .:. —:6,76% 48,18, —+1,42x, — 5,581 Dr. Pi +1,42, +7,1lx, +1,14x, N > a — 5,581 Vers = e e ; : +1,14x, +5,73, — 3,26x;, +1,33x,;, — 2,797 Ver e 5 e h © E — 3,26x;, +10,56x,;, — 3,79x,;, — 8,215 0=.. a: Ne ae gr 510 11,08 - Die Auflösung dieser 7 Gleichungen nach dem von Jordan (Seite 31 seines Taschenbuchs der praktischen Geometrie) angegebenen Verfahren liefert die Werthe: x, = — 0,9992 x, = 0,2646 x; = + 0,7847 x, = + 0,6697 0) x; = 0,2588 35= — 0,1335 x, = — 2,3168 und hiemit findet man durch Einsetzung in die Gleichungen für die Verbesserungen v‘ deren Werthe und Quadrate wie folgt: cm Des v = — 1,00 &@ = 1,0000 N =-41,29 de = 1,6641 = 4.0,% d? = 0,0676 vi = 0,52 & = 0,2704 v = — 2,48 d; .=.,:6,1504 v = +0,67 d; = 0,4489 v=+0,4 d?; = 0,1681 vi og d? = 5,7600 = —0,13 d = 0,0169 = +62 di, — 38,6884 vi, = — 2,18 dir =, 14,1524 [vv] = 58,9872 Berechnet man aus diesen Verbesserungen (deren Quadratsumme bedeutend kleiner ist als die nach Baeyer berechnete Summe 72,44) mittelst der oben angegebenen Formel (10) den mittleren Fehler des Bayerischen Präcisionsnivellements pro Kilometer, so wird derselbe m'— 0,2219” = 2,2197 also wesentlich kleiner als ihn die erste Ausgleichung (a) ergeben hat, wonach er 2,601”” betragen würde. c) Nach einer Abänderung des Baeyer’schen Verfahrens. Ich hatte den oben (Seite 113) bezeichneten Aufsatz des Herrn Generals Baeyer über die Fehlerbestimmung und Ausgleichung eines geometrischen Nivellements nicht näher durchgesehen, als ich meinem geodätischen Bureau den Auftrag ertheilte, die Ausgleichung unseres Höhennetzes auch nach dem Verfahren des Herrn Generals vorzunehmen, was alsbald in der unter a) mitgetheilten Weise geschah. Als sich hiebei jedoch zeigte, dass die Summe der Fehlerquadrate grösser wurde als nach meinem unter Nr 2 zu beschreibenden einfachen Näherungsver- fahren, fand ich mich veranlasst, den erwähnten Aufsatz näher zu prüfen, und diese Prüfung ergab sofort, dass das mit Nr 22 bezeichnete System von Gleichungen des Baeyer’schen Aufsatzes insoferne eine Unrichtigkeit enthält, als die vierte Gleichung jenes Systems, nämlich wU=-0g0=DN — (v + y'H + yY + yvı + yYıu + v)) 121 von den drei ersten nicht unabhängig ist, sondern lediglich deren Summe darstellt, wie sich am anschaulichsten aus dem für vier Polygone giltigen Schema (25), das ich für mein Verfahren aufgestellt habe, ergibt. Es ist demnach auch von Herrn General Baeyer ein willkührlicher Factor (IV) zu viel in die Rechnung eingeführt worden, und es wären drei Unbekannte (I, II, III) genügend gewesen, die 8 Verbesserungen Be vn. vn zu. finden. Unser unter Nr 1,a behandelte Fall umfasst 4 Polygone, also sind hiefür nur 4 unabhängige Bedingungsgleichungen aufzustellen, und zwar mit Rücksicht auf die Steigungen und Gefälle folgende vier: eds) Geld, red ar (dee vo) ld, ve) 0. (det vor da eve) (de tw.) ld, v;) 0 (det vo ld 5 Wo): dd Vo) a Diese 4 Gleichungen geben, wenn man sie addırt, in der That für den Umfang: nd, u) — (0, v)t(dur v)r(d,+v;) Ads m) (13) ++ v9) (dot at (dutv) 0. Setzt man in dem System (12), wie es in Wirklichkeit der Fall ist, (12) \ a ade 0008 ee =. nee ei ae 100359 u a ln und multiplieirt die 4 Gleichungen jenes Systems nacheinander mit den willkührlichen Factoren k,,k,,&,;,k,, so erhält man folgendes neue System von Bedingungsgleichungen: 0=AktrmTwr vok AK, ya a Ya Date Vo)lin (15 0=AktWm- nn —Vt Vo), = Ak tw Vor Vıı) zu denen noch kommt die allgemeine Function 2 2 2 2 NS Dim ip Do Tai: + PuVYı = min. Abh. d. II. C1.d. k. Ak. d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 16 Hieraus folgt durch Differentiiren das System (16) und aus diesem die in (17) dargestellten Verbesserungen v, bis v,, nämlich k B 0=pvi tk V] a a k, 5 0=PpVv—kı ee = uch Ik s a ae a a le 3 k; s 0=pv, tk are, ee k s 0=p,v;+ks RT =, KR; 8% a a ui 6 k, Kar: 0=pvn—k an =+,k k —k D 0=pw tk, Ri — th 8 k S Over ae Te k, So VE Burg Wo ui Ze | Pıo S k 2 0=PpuVvutrk, me-- Sy Pıı S Werden diese Werthe von v in das Gleichungssystem (15) eingesetzt, so erhält man folgendes andere: 0=+(&+3+3)K-85K— 84, VE kB res 3, ke 07, (18) =, kt +, Ts +8%)Kk -85K,—-S4, 0=—3k4+ (84504 su)Kı — 54, und wenn wir für die Strecken s, bis s,,, dann deren Summe S und die Schlussfehler 4, bis 4, die oben angegebenen Zahlenwerthe ein- ® 125 führen, so ergeben sich die zur Bestimmung der Faktoren k, bis k, dienenden 4 Gleichungen: 0=+4521k,— 1473k, — 9,533 0=—1,473k,+4,830k,— 1,011k, + 4,930 a9) = — 1,011k, +4,013k,— 0,801k,+ 3,161 0= — 0,801 k,+ 2,448 k, — 13,549. Mit den hieraus gefundenen vier Werthen: k,=+ 1,0473 k,=+ 1,4947 k,; = + 0,7385 k, = + 5,7763 erhält man die gesuchten Verbesserungen und deren Quadrate wie folgt: Oem v, ze v2 1.2025 v,=+1,49 va H3DOT v; =+ 0,525 v2 289796 v=—0,72 ver 05184 v,; = — 2,07 vr AOSAg v,=+0,61 ve 07 v., =70,79 v.—2.0:06941 Ve Hal) vw = 10,3041 v=-0)5] v. = 0,2601 vo=+4,46 v,= 19,8916 Yn=-313 v2 = 9,7969 [vv] = 49,6504. Mit den vorstehenden Fehlerquadraten findet man nach Formel (10) den mittleren Kilometerfehler des Bayerischen Präcisionsnivellements m — 0.2228 = 2,93 und es würde derselbe noch viel weiter herabgehen, wenn die zu (en Strecken s,, und s,, gehörenden Höheununterschiede d,, und d,, ausge- schlossen oder nach wiederholtem Nivellement verbessert worden wären. 2. Ausgleichung des Bayerischen Höhennetzes ohne Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate. Für ein Netz von wenig Polygonen, wie das Bayerische, verursacht die Ausgleichung nach der Methode der kleinsten Quadrate im Hinblicke 16* 124 auf die Ausgleichungen von Dreiecksnetzen keine übergrosse Rechnung, obwohl auch diese zu dem Gewinne, welcher dadurch erreicht wird, in keinem richtigen Verhältnisse steht; wollte man aber die umfang- reicheren Höhennetze von Deutschland, Oesterreich, Frankreich, Italien u. s. w. einzeln hienach ausgleichen, so würde sich die darauf zu ver- wendende Arbeit unerträglich steigern, und für das gesammte Europäische Netz wäre sie in Einem nicht durchführbar und man müsste dann doch zu Hilfsmitteln greifen, welche als streng-wissenschaftliche nicht mehr bezeichnet werden können. Diese Erwägung und der Gedanke, dass es sich im Grunde nicht rechtfertigen lässt, warum die vorzüglichere Arbeit, welche auf irgend ein Polygon verwendet wurde, durch die minder gute eines anderen Polygons verschleiert werden soll, haben mich veranlasst, darüber nach- zudenken, ob es nicht genüge, der Reihe nach alle das Umfangspolygon zusammensetzenden Einzelpolygone für sich auf Null auszugleichen und dabei für die gemeinschaftliche Seite zweier Nachbarpolygone die aus dem einen schon ausgeglichenen Vielecke gefundene Verbesserung beizubehalten. Und in der That fand ich, dass, wie auch immer die Einzelpolygone zusammenhängen, das Umfangspolygon und jede Zu- sammensetzung zweier oder mehrerer Polygone zu einem grösseren Polygon ebenfalls auf Null ausgeglichen sind, sobald die zusammen- gehörigen Einzelpoiygone unter der eben ausgesprochenen Bedingung (dass nämlich für die gemeinschaftliche Seite zweier benachbarter Poly- gone die aus dem zuerst ausgeglichenen Vielecke hervorgegangene Verbesserung auch für das andere Polygon beibehalten werde) schliessen. Ich werde diesen als natürlich und einfach sich darstellenden Satz in den Sitzungsberichten der Königlich Bayerischen Akademie der Wissen- schaften beweisen und für seine Verbreitung durch andere wissenschaft- liche Zeitschriften sorgen; hier setze ich ihn als bereits feststehend voraus, und zeige nur, wie er auf den vorliegenden Fall angewendet wird. Zunächst bemerke ich, dass mein Satz in diesem Falle sagt: wenn die vier ersten Gleichungen des Systems (1) auf Seite 113 erfüllt sind, so ist damit auch schon die fünfte erfüllt. Auf die allgemeine Function 223 = [po] werde ich also hier keine Rücksicht nehmen, wohl aber 125 am Schlusse dieses Abschnittes zeigen, wie sich die Quadratsummen der Fehler v und v oder [vv] und [vv] zu einander verhalten. Während es bei der strengeren Art der Ausgleichung nach der Methode der kleinsten Quadrate gleichgiltig ist, in welcher Reihenfolge man die einzelnen Polygone in Rechnung zieht, ist dieses bei meinem Verfahren keineswegs der Fall: hier empfieht es sich, mit demjenigen Polygon zu beginnen, welches unter allen auszugleichenden den grössten Anschlussfehler hat, und dieses ist in dem vorliegenden Falle die mit IV bezeichnete Fichtelgebirgsschleife. Damit der eben erwähnte Unter- schied deutlich in die Augen springt, werde ich zuerst die Ausgleichung der Polygone nach der Reihenfolge I, II, III, IV und dann in der um- gekehrten Folge IV, III, II, I vornehmen. a) Ausgleichung nach der Reihenfolge I, IL, III, IV. Sollen im Polygon Nr. I. (Regensburg-Passau-München-Regensburg) die Höhenunterschiede der Eckpunkte die Summe = 0 ergeben, so ist der Schlusssfehler 4, = + 0,0202 proportional den Verhältnissen S, ’ Sir i S 1m Geschieht dieses, so sind die Verbesserungen: auf die Höhenunterschiede d, , d, , d, zu vertheilen. 6, =—0.0056 ; »=+0,0000 ; %; = — 0,0066 und die verbesserten Höhenunterschiede: (21) = 4358667 ; = — 2175142 ; = 181,6475 Im Polygon II (Regensburg-München-Augsburg-Nürnberg-Regens- burg) denken wir uns die Verbesserung v, an d, schon angebracht, der Schlussfehler wird dann 4, + 0,0066 = 0,0393 + 0,0066 = 0,0459 und die Verbesserung — 0,0459 ist nunmehr auf die Seiten s, , s,; , S, Pro- s 8; 8 6 5 —— , ——— , ——— zu vertheilen. Dadurch erhalten Sr 855 Du; DSu85 wir die Verbesserungen: portional zu v=—00083 5; .5=—-0038 : = — 0,0138 und die verbesserten Höhenunterschiede: (22) di= 432.085 ; d=+ 1795743 ; dy= — 30.0143. Für das Polygon II (Regensburg - Nürnberg - Neuenmarkt- Weiden - Regensburg) ist der Restfehler 4, — v, = — 0,0252 + 0,0138 = — 0,01 14 und desshalb sind die Verbesserungen: u, = +0,0051 ; %=+ 0,0000 ; »= + 0.0033 und die verbesserten Höhenunterschiede: (23) dy = 438,6599 2, di = AsB003 u Für das Polygon IV (Weiden-Neuenmarkt-Franzensbad-Weiden) beträgt der Restfehler 4, — v, = 0,1080 — 0.0030 = +4 0,1055 und es berechnen sich hieraus die Verbesserungen: el LOL DI DE und die verbesserten Höhenunterschiede: (24) di = —100,2236 ; du = +51,4213. Man kann sich durch Zusammenstellung der Zahlenwerthe über- zeugen, dass folgende Gleichungen stattfinden, welche dem System (1) entsprechen, nämlich: | dıt+d+d= 0 added. U de dc de de 0 (25) a a AN) dı# de Ed ode ide Dead, 0 Zugleich sieht man, dass die letzte Gleichung aus den vier ersten folgt, wenn diese addirt werden, wobei als selbstverständlich ange- \ ca 127 sehen wird, dass die verbesserten Höhenunterschiede d, ,d, , d, in den aufeinanderfolgenden Polygonen II, Il, IV mit entgegengesetzten Vor- zeichen einzuführen sind, weil sie in diesen auch in entgegengesetzter Richtung genommen werden, z. B. in I München-Regensburg, in U Regensburg-München; in II Nürnberg-Regensburg, in Ill Regensburg- Nürnberg u. s. w. In den vorstehenden fünf Gleichungen ist der Gang des Beweises meines Satzes angedeutet und ausgedrückt, dass ich diese anschauliche Art der Beweisführung jener abstracten vorziehe, welche sich auf die Natur und Zahl der Bedingungsgleichungen gründen lässt, und worüber ich mich in den oben erwähnten Sitzungsberichten eben- falls näher aussprechen werde. Stellt man die eben gefundenen Werthe der Verbesserungen 0%, ,0;... . mit ihren Quadraten zusammen, wie es vorhin für die Verbesserungen v, , Va , Vz . . . geschehen ist, und drückt man auch hier die v in Meter und die v’ in Quadratcentimeter aus, so gelangt man zu folgender Tafel: 6, = + 0,0056 ” = 0,3136 vd, = — 0,0080 v2 = 0,6400 v, = — 0,0066 v2 = 0,4356 vd, = — 0,0083 » = 0,6889 0, = — 0,0238 vu =. 5,6644 10.0158 vo = 1,9044 v- = + 0,0051 2..=; .0,2601 », = + 0,0030 » = 0,0900 vd, = + 0,0033 v2 = 0,1089 = 0,0617 2 = 38,0689 = — 0,0432 v2, = 18,6624 [oo] = 66,8372. Hier stellte sich nun als bemerkenswerth dar, dass die Quadrat- summe der nach meiner Methode bestimmten Verbesserungen vb, , Dy , bg ... . kleiner sich ergab als die der v, , Va , Vg . . .„, welche nach dem unveränderten Verfahren von Daeyer (Seite 116) berechnet wurden, indem erstere 66,8372 und letztere 72,4383 betrug. Von der Ueberzeugung ausgehend, dass mein Näheruugsverfahren 198 wohl einen nahezu gleichen aber keinen kleineren Werth für [vv] geben könne als ein richtiges auf der Methode der kleinsten Quadrate be- ruhendes Verfahren, untersuchte ich nun erst, wie oben (Seite 120) schon bemerkt, die Methode von Baeyer und fand, dass sich eine Un- richtigkeit in dieselbe eingeschlichen hat, indem sie eine Bedingungs- gleichung und eine Unbekannte zu viel aufstellt. b) Ausgleichung nach der Reihenfolge IV, III, Il, 1. In der Fichtelgebirgsschleife (Polygon IV) ist der Anschlussfehler A, = + 0,1080" besonders gross, wahrscheinlich in Folge eines 1 Decimeter betragenden Ablesefehlers, der zur Zeit noch nicht aufgedeckt ist. Vertheilt man diesen Schlussfehler proportional den Seitenlängen über die Schleife Nr IV, so werden die in Meter ausgedrückten Verbesserungen an den Endpunkten der Strecken s ihrer absoluten Grösse nach ge- funden aus der Gleichung: A, 220,108 ST s = 0,0004412 .s Hienach ergibt sich, wenn man für s nach einander die Werthe für 8; , Sıo , Su, einsetzt und die den Höhenunterschieden d; , dio , Ay angehörigen Vorzeichen berücksichtigt: m cm Dem 0 = — 0,03535 = — 3,54 v2 = 12,5316 v0 = — 0,04268 = — 4,27 v2 = 18,2329 00983 = — 2,99 0° = 8,9401. Bringt man diese Verbesserungen an den Höhenunterschieden de sd , duwan.,soLwind %=d tw =+ 488053 — 0,0354 =-+ 48,7699 do = dio + di = — 100,1619 — 0,0427 = — 100,2046 dh, =du tu =+ 51,4646 — 0,0299 = + 51,4347 und man erkennt sofort, dass d,+ do + dj, = O ist, also das Polygon IV schliesst. In der Schleife Nr III ist 4, = — 0,0252 und S,. = 403,108”. Da jedoch die gemeinsame Strecke Neuenmarkt-Weiden oder s, von 80,112" I I 129 Länge bereits um v, = 0,0354 verbessert ist und hieran nichts mehr geändert werden darf, so trifft auf die übrigen 3 Strecken dieses Poly- gons nur mehr ein Schlussfehler 4" = 4,4% = - 0.0252 + 0,0354 = + 0.0102 welcher aus der Formel zu vertheilen ist: A 0,0102 er 333,906 ° s = 0,000032 . s Setzt man für s nach einander die Werthe s, , s, s, ein und be- rücksichtigt die Vorzeichen der Höhenunterschiede d, , d,; , d, , so folgt un. = hieraus goes 0° = 0,1089 ee 02 = 0,1764 = — 0.002726 = — 027 02 = 0,0729. Werden diese Verbesserungen an den Höhenunterschieden d, , d, , d, angebracht, so nehme diese letztere folgende Werthe an: di = d,+ 9 = +(80,0005 — 0,0033) = + 29,9972 d,=d,+v, = — (38,6644 + 0,0042) = — 38,6686 d=d, + = + (97,4440 — 0,0027) = + 57,4413. Auch hier schliesst das Polygon, indem d,. +d, +4 +d,=0 ist. In der Schleife Nr I ist 5. = 482,993 und die Strecke, mit der Km sie an Nr III grenzt, s, = 101,083, Ei beträgt die Länge, auf welche der nunmehrige Schlussfehler = 4, +, =0, gast 0,0033. — 0.0426 zu vertheilen ist, S"= 482,993 — 101,083 = 381. 910. Die Vertheilung geschieht nach der Formel dA" 00 0,0426 IS is en sen und man findet hieraus durch Einsetzung der entsprechenden Werthe von s und mit Rücksicht auf die Vorzeichen von d, ,d, , d; Du 0,000111. m cm Dem 0, = — 0,01635 = — 1,64 0,2 = 2,6896 vo, = — 0,00673 = — 0,68 0, = 0,4624 0, = — 0,01934 = — 1,94 0; = 3,7636. Hiermit erhält man die verbesserten Höhenunterschiede: Abh.d.II.Cl.d.k. Akad. d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 17 130 I 4,4 0, = — (181,6541 + 0,0164) = — 181,6705 d, +0, = + 32,0958 — 0,0068) = + 32,0890 d, + 2, = + (179,5981 — 0,0194) = + 179,5981 N l d; d, d;, und wenn man zu diesen Unterschieden noch d, = + 29.9972 addirt, so wird die Summe wiederum = (0, d. h. das Polygon U schliesst sich wie die vorhergehenden. ’ In der Schleife Nr I ist der neue Schlussfehller 7 =4 +» = 0,0202 + 0,0164 = 0,0366 auf die Länge 8’ = S, —s, = 452,062 — 147,266 = 304,796 nach der Formel zu vertheilen: o=< ; - = Bun s = 0,00012 s. Setzt man nach einander die Werthe von s ein und berücksichtigt die Vorzeichen von d, und d,, so werden die Verbesserungen: v, = — 0,01509 = — 1,51 u. 2.2801 , = 0,02148 = — 2,15 0,” = 4,6225 und hiemit die Höhenunterschiede: “=dtn=+c35,8723—- 0015) =-+ 35,8572 dd, m - (217,5062.0,0255) = 2103277. Auch hier ist di, +d,+.d, = 0, d. h. das Polygon I schliesst sich. Dasselbe ist der Fall sowohl mit dem ganzen Umfange Regensburg- Passau -München -Augsburg -Nürnberg -Neuenmarkt - Franzensbad -Weiden- Regensburg, als auch mit jeder anderen Zusammensetzung von zwei oder drei Schleifen, z. B. die Regensburg-Passau-München- Augsburg-Neuenmarkt- Weiden-Regensburg. Man überzeugt sich hievon, indem man die alge- braischen Summen der verbesserten Höhenunterschiede d’ herstellt. Es ist nämlich in dem ersten Falle: di =+ 35,8572 de 0175077 d, ==) 39,0890 : akt d, = —+ 179,5787 di ans 38,6686 d&=+ 57,4443 di; 24° 51.4357 d= — 100,2046 + 356,4009 — 356,4009 und in dem zweiten Falle: d&= — 181,6705 d,=+ 32.0890 d;=— 38,6686 d, = + 179,5737 de 2737699 &=+ 574413 — 269,1090 + 269,1090. Stellt man die neuen Verbesserungen der 11 Strecken und ihre Quadrate wie früher in einer Tafel zusammen, so gestaltet sich dieselbe wie folgt: v, = — 0.0151 v2 = 2,2801 v, = — 0,0215 0?= 4,6225 u, = — 0,0164 0? = 2,6896 v, = — 0,0068 v?= 0,4624 02 0,0197 0,” = 3,7636 u, = — 0,0033 v2 = 0,1089 vd, = — 0,0042 %,— 4201404 20.0954 0 106531 %, = — 0,0027 v2 = 0,0729 v0 = — 0,0427 v3 = 18,2329 v1 = — 0,0299 v?= 8,9401 [vv] = 53,8810. Es ist also in dem Falle, wo man mit der Ausgleichung in der Schleife beginnt, welche den grössten Schlussfehler hat, hier der Fichtel- gebirgsschleife, die Quadratsumme der Verbesserungen kleiner als in dem ersten Falle, wo sie 66,8372 beträgt, und wiederum kleiner als in dem Falle der Ausgleichung nach der Methode der kleinsten Quadrate und dem Verfahren von Jordan, welches nach Seite 120 [v'v'] = 58,9872 ergibt, während die hiesige Quadratsumme (53,8810) allerdings etwas grösser ist als auf Seite 123 nach dem von mir verbesserten Baeyer- schen Verfahren gefundene Summe von (49,6504). Ich bin zur Zeit noch nicht im Stande genau zu sagen, woher es kommt, dass die nach meinem Verfahren gefundene Quadratsumme kleiner ist als die nach Jordan erhaltene, falls nicht die Gewichte der Beobachtungen, welche bei mir alle gleich sind, die Schuld tragen; dass der obwaltende Unterschied aber nicht von einem Rechnungsfehler herrühre, möchte ich um so sicherer annehmen, als mir mein Assistent, 17* 132 Herr Privatdocent Dr. Schmidt, welcher die Ausgleichungsrechnungen nach der Methode der kleinsten Quadrate durchführte, alle Probe- rechnungen vorlegte, welche mit den ersten Rechnungen vollständig stimmen, und als ich die vorstehende erste Ausgleichung nach meiner Näherungs-Methode selbst controlirte und die darauf folgende zweite selbst doppelt durchführte. ° Der Umstand, dass hier die Verbesserungen ohne Ausnahme negativ werden, rührt von dem auffallend grossen Anschlussfehler 4, = + 0,1080 der Fichtelgebirgsschleife (Polygon IV) her und beweist eigentlich die Berechtigung zum vorläufigen Ausschlusse der Schleife aus dem der Aus- gleichung unterliegenden Netze; denn die Verbesserung dv, = — 00354, welche an der Strecke s, anzubringen ist, überwiegt jede der Strecken s, bis s,.. Ich will jedoch diesen Ausschluss nicht vornehmen, ohne noch einmal untersucht zu. haben, ob nicht doch in einer der Strecken Ss , 819, $j], namentlich in der mittleren s,; — trotz der bereits aus- geführten Controlmessung — ein Ablesungsfehler von 1 Decimeter steckt, und ich kann mit diesem Ausschlusse umsomehr warten, als ich nicht vorhabe, die Ergebnisse der vorstehenden Ausgleichungs- rechnungen sofort zur endgiltigen Cotenbestimmung zu benützen. Diese behalte ich dem fünften und letzten Hefte meiner Mittheilungen über das Bayerische Präcisionsnivellement, welches im Jahre 1878 erscheinen soll, um so mehr vor, als bis dahin wohl auch ein definitiver Nullpunkt des Europäischen Höheunetzes festgestellt und mein Vorschlag zur ein- facheren Ausgleichung der Präcisionsnivellements, den ich hier gemacht habe und in den Sitzungsberichten der K. Bayer. Akademie der Wissen- schaften begründen und erweitern werde, von Berufenen geprüft sein wird. Hier kam es mir nur darauf an zu zeigen, dass die Ausgleichung der un- vermeidlichen Nivellirungsfehler nach der Methode der kleinsten Quadrate noch Manches zu wünschen übrig lässt und mit annäherd gleichem Er- folge auch ohne diese Methode für jedes beliebig grosse Höhennetz ohre Schwierigkeit vollzogen werden kann. Bericht über Anlage des Herbariums während der Reisen nebst Erläuterung der topographischen Angaben. Von Hermann von Schlagintweit-Sakünlünski. Vorgelegt in der Classensitzung der k. b. Akademie der Wissenschaften am 6. Mai 1876. Abh.d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 18 % Sr % .. GP 7 FT LMZ L. Das botanische Material. Einleitende Bemerkungen, Beobachtungen. Manuscripte und landschaftliche Ansichten — Das Sammeln. Wahl der Gebiete. Eingeborne als Gehülfen; indisches Papier. — Trans- seription und Betonung bei lokalen Angaben. Art der Anwendung im Herbarium. Vereinfachte Form. Bezeichnung der Höhenangaben. Wahl des Maasses. — Die directen Höhenbestimmungen und hypsometrische Angaben im Herbarium. Das Rubrieiren und die Bearbeitung des Herbariums. Gruppiren nach Landesregionen, Provinzen und Lokalitäten. Laufende Nummern und Doubletten. Zeit des Einsammelns. — Systema- tische Untersuchung. Allgemeine Bearbeitung durch Dr. Schultes. Einzelnarbeiten und Publikationen. Einleitende Bemerkungen. Die Beobachtungen über Vegetations-Verhältnisse während unserer Reisen und die Ergebnisse systematischer Untersuchung der gesammelten Pflanzen werde ich in einem der später folgenden Bände der „Results of a scientific Mission to India and High Asia‘ !) vergleichend zusammenstellen. Die botanischen Aufzeichnungen wurden nach Rückkehr nach Europa topographisch, und innerhalb der Gebiete nach der Zeit des 1) Es wird diess Vol. VII der „Results“ sein, enthaltend A. Botanik; B. Zoologie. Bis jetzt sind erschienen Vol. I: Astronomische Ortsbestimmungen und magnetische Beob- achtungen. Vol. II: Hypsometrie. Vol. IIl: Topographie des westlichen und nördlichen Hoch- asien; philologisches Glossarium geographischer Namen. Vol. IV: Meteorologie 1. Theil. Zu folgen haben, nebst dem oben erwähnten Bande, Vol. V: Meteorologie 2, Theil. Vol. VI: Geo- logie. Vol. VIII: Ethnographie. Vol. IX: Geographische Schilderungen. Leipzig, F. A. Brockhaus, London, Trübner u. Com. Vom Atlas, zu 120 Tafeln, meist landschaftlicher Ansichten, berechnet, sind bis jetzt 43 publizirt. 18° % 136 Aufenthaltes geordnet und zusammengestellt, und bilden jetzt 2 Bände unserer „Beobachtungs-Manuscripte“?); der eine, Band 41 der ganzen Reihe, enthält: „Pflanzengeographie. — Periodische Erscheinungen der Pflanzen. — Schneegrenzen;‘* Band 42: „Baum-Durchschnitte — Baum- und Pflanzen-Namen (der Eingebornen), auch Nutz-Pflanzen. — Pflanzen-Sammlungen, allgemeines.‘ An diese beiden Bände reihen sich noch einige Angaben auch über botanische Beobachtungen und über Sammlungsmaterial in den Papieren aus dem Nachlasse unseres Bruders Adolph. Es folgte innerhalb der nächsten 3 Jahre, bis 1860, das Material für Band 44 und 45, 1862 für Band 46, bestehend aus Manuscripten Adolph’s, sowie aus einigen Daten der wissenschaftlichen Correspondenz und der meteorologischen Beobachtungen an zurückgelassenen Instrumenten. Die letzte Gruppe von Adolph’s Aufschreibungen, die ich erst 1867 bei wiederholtem Be- suche London’s in einer verspäteten Nachsendung von Gegenständen seines Nachlasses auffinden konnte — Band 47 der Reihe?) — reicht vom 14. Juni bis 11. August 1857, bis 15 Tage vor dessen Ermordung zu Käshgar). Aufnahme landschaftlicher Ansichten, von denen ich viele auch in den bis jetzt erschienenen systematischen Bearbeitungen ein- zelner Familien zu citiren Gelegenheit hatte zur Charakterisirung der Vegetationsformen im Grossen, war von meinem Bruder Adolph und von mir all’ unseren Routen entlang durchgeführt worden; mit den Aqua- rellen aus Adolph’s Nachlass liegen jetzt 751 Blätter vor. Geordnet habe ich nun auch die Landschafts-Studien in objektiver Weise wie die Manuscripte. Die bei Citaten genannten General-Nummern sind Be- zeichnung innerhalb der ganzen Reihe’); diese konnten in gleicher 2) Die Art der Buch-Führung während der Reise und das angewandte Verfahren der Repartition des Aufgeschriebenen nach Gegenständen habe ich erläutert, Band I. Seite 232, in meiner descriptiven deutschen Publikation „Reisen in Indien und Hochasien“. 4 Bände. Jena, H. Costenoble, 1869—1876 3) Die drei bis 1862 eingetroffenen Bände sind gleichfalls noch unter sich objektiv geordnet; Band 47 ist nicht mehr umgelegt woıden. 4) Als Bericht darüber legte ich vor „Neue Daten über den Todestag“, in Sitzung der math.-phys. Classe der k. b. Akad., 6. Februar 1869. 5) Gruppe IX. des „Cataloges der Handzeichnungen‘“, Nr. 201 bis 249 sind ausschliesslich Baum- studien und Vegetations-Gruppen. 137 Weise auch auf den Tafeln des Atlas der ‚‚Results‘‘ sowie aut den Holz- schnitts-Objekten der ‚‚Reisen‘“ beibehalten werden. Ein Herbarium anzulegen war uns vor allem wichtig in Hochasien®), welches von den Ketten des Himälaya, das Karakorüm und des Künlun in stetigem gegenseitigen Anschlusse gebildetist, und dessen Frhebungen in seinen Kämmen und Hochthälern sowie in seinen Gipfeln nirgend sonst auf der Erde von den entsprechenden Formen der Terrain- gestaltung erreicht sind. Konnte auch bei weitem nicht das ganze grosse Gebirgsland in allen Theilen von uns begangen werden, für welche etwa Modifica- tionen der Flora sich annehmen lassen, so boten sich doch längs vieler unserer Routen grosse überhaupt noch gar nicht von Europäern bereiste Strecken, sowie mehr noch solcher, für welche wenigstens keine spe- ziellen botanischen Beobachtungen vorgelegen haben. Dabei zeigten sich wegen der Grösse der Horizontal-Dimensionen ebensowohl bedeu- tende Verschiedenheiten im Charakter des Klimas im Allgemeinen, als auch, der grossen Höhen wegen, vielfache und sehr bestimmte pflanzen- geographische Daten zur Beurtheilung des direkten Einflusses der Höhe. In Indien waren von uns für das Herbarium ?) zur Bestimmung der Pflanzen - Begrenzung gegen Süden verschiedene Strecken längs dem südlichen Fusse des Himälaya, sowie zum Vergleiche mit den Vor- stufen des Hochgebirges indische Bergregionen, soweit die Umstände es erlaubten, berücksichtigt worden; in mehr vereinzelten Fällen hatte Vegetationsentwicklung bei ungewöhnlicher Bodenbeschaffenheit, in Um- gebungen von Salzquellen u. s. w. zu beobachten sich geboten. Stetiges 6) Vergleichende Zusammenstellung der allgemeinen Verhältnisse der Bodengestaltung enthält Bd. I. der „Reisen“, 1872, wie folgt: Topographische Definition Hochasiens. Richtung der drei Hauptketten. — Passhöhe der Kämme. — Die Ränder des Gebirgsstockes. — Landschaftlische Formen der Hauptkette im Innern. — Massenerhebung und Flächenausdehnung (S. 3—18) Vorausgehend hatte ich in den „Sitzungsberichten“ der k. b. Akad. der Wissensch. gegeben: „Erläuterung der Gebiete Hochasiens“ 5. November 1870. 7) Für Baumdurchschnitte jedoch war von uns in den übrigen Theilen der indischen Halbinsel, weil mehr des Neuen in dieser Art auch für Indien selbst sich bot, das Sammeln in gleicher Weise wie in Hochasien vorgenommen worden; es hat sich dabei sehr verschiedenartiges Ma- terial gefunden, worüber ich später gleichfalls zu berichten versuchen werde. 138 Fortsetzen des Sammelns, wie in den Gebirgsregionen Hochasiens nörd- lich von Indien, war in der indischen Halbinsel nicht durchzuführen gewesen; bei der Grösse der Dimensionen und bei dem für Europäer meist so ungünstigen Charakter des Klimas war in Indien auch eine ganz andere Art des Reisens nothwendig geworden. Systematisch neuen Materiales hätte sich in diesen Regionen über- haupt verhältnissmässig nur wenig von uns erwarten lassen, nachdem für die Flora Indiens von berühmten Männern des Faches und meist unter Umständen permanenten oder nur wenig veränderten Aufenthaltes ohnehin seit langer Zeit so vielseitig und so eifrig schon gearbeitet worden ist. Für die Vervollständigung des „Herbariums“ während der Reisen, sowie für die meisten Theile unserer Sammlungen, waren uns Eingeborene als Gehülfen vorherrschend sehr nothwendig. Für den Reisenden selbst häuft sich so viel der eigenen Arbeit, besonders wenn physikalische und geologische Untersuchungen mit den Beobachtungen der Terrain- verhältnisse und mit der Darstellung derselben in Karte oder in landschaftlichem Bilde sich verbinden sollen. In hohen Gebirgen wirken nur zu oft auch ungünstige und überdies neue Wege noch erschwerend oder, periodisch, unerwartete Störungen des Klima. Wenigstens liess es sich durchführen, bei unmittelbarem Besprechen mit den Sammlern bei der Signatur der eingelegten Pflanzen auch für das von diesen ge- lieferte Material die nöthigen Angaben zu erhalten. Unter den Indiern war, auch im Himälaya, die Wahl von Sammlern nicht selten durch Kastenvorurtheile, wenn auch nur fingirter Art, er- schwert; Strebsamkeit und eigenes Interessefinden an der Sache blieb unter allen Umständen zu wünschen übrig. Doch gelang es nach und nach, für die letzten Jahre eine verhältnissmässig gute Auswahl zu treffen ®), und bei den Pflanzensammlern Sinn zu wecken für einen gewissen Grad der Vollständigkeit des zu Bietenden. Unvollkommen waren die Leistungen der Eingebornen als Sammler immer darin, dass sie sich zum Einschlagen eines ihnen neuen Weges, auch wenn mehrere derselben zusammen gehen konnten und wenn keine 8) Personal-Notiz über die „Collectors“ ist in den „Results“ vol. I p. 40/41 gegeben. 139 ungewöhnlichen Terrainschwierigkeiten zu erwarten gewesen wären, nicht leicht entschlossen. Selbst die Tibeter waren nur arbeitskräftig und aus- dauernd aber nicht unternehmend im Sinne guter Führer. Zum gründ- lichen Durchsuchen isolirter Felsenriffe auf vereinzeltes hohes Auftreten von Vegetation nahe ihrer oberen Grenze kam es meist erst dann, wenn wir selbst den Weg hinan aufsuchen halfen, mochte für uns die Zeit auch noch so sehr beschränkt sein. Vortheilhaft war es, wo Indier sich engagiren liessen, dass sowohl unter den Hindüs als unter den Mussalmäns meist solche sich fanden, die lesen und schreiben konnten und das Material, das sie verlegten und besprachen, schon ein wenig signirt und registrirt hatten. Auch dazu konnte man sie dann benützen, dass sie bei deutlichem Auftreten von Grenzen grosser Gewächse, wie Bäume und Sträucher, sowie bei den letzten Weidestellen u. s. w. die Zeit der Ankunft bezeichneten. Bei ihrer im übrigen, mit europäischen Zuständen verglichen, so niederen Bil- dungsstufe, ist dies sehr zu schätzen, da ja in vielen Ländern Europas ge- rade das Schreiben erst in ziemlich neuer Zeit ganz allgemein geworden ist, In Tibet, sowie auf meinen Routen im Süden der Himälaya-Kette innerhalb der östlichen von tibetischer Rage bewohnten Theile, waren die Verhältnisse wieder ganz andere. Einige recht brauchbare Sammler liessen auch dort sich finden; diese waren dann robuster sowie im Klima grosser Höhen ausdauernder, als die Indier, die uns in die Gebirge noch begleiteten, und an sich klage Tibeter zeigten auch, un- mittelbar durch ihre Lebensweise bedingt, vielmehr Sinn für organische Formen als die Indier „Sogar Petrefacte hatten in manchen Theilen von Tibet, zu unserer Ueberraschung, schon die Aufmerksamkeit der Eingeborenen erregt, und einige ungewöhnlich hübsche Stücke (von Wir- belthieren) waren von ihnen schon als Curiosa aufbewahrt, was für uns im Vervollständigen der Sammlung sehr günstig war‘‘?). 9) Aus „Reisen“, Bd. II: „Das obere Sätlej-Gebiet“, Ss. 61. — Felsarten aber sind schon ungleich schwerer zu beurtheilen; Eingeborne konnten für solche nie mit genügendem Erfolge als Sammler benützt werden. Ueberdies ist für Felsarten die Bedeutung der Exemplare auch so wesentlich von einer richtigen Beurtheilung der Art des Anstehens der Gesteine während des Sammelns selbst bedingt. 140 Bei der tibetischen Race jedoch war es sehr selten, dass ausser den höheren Lämas ein Eingeborener schreiben konnte; nur bei den Lepchas in Sikkim war das Verhältniss darin etwas besser Von den Pflanzensammlern, ebenso wie von unseren Shikäris (oder „Jägern‘“) für zoologisches Material, hatten sich einige meist unseren eigenen Zügen anzuschliessen; nur da, wo wir gegen Norden verkleidet vordringen mussten, in verschiedenen Theilen von Tibet und in Turkistän, waren wir auch im Sammeln ganz auf uns selbst beschränkt. Bei vielen Gelegenheiten dagegen war es möglich, in dieser Art das Gebiet der Sammler auszudehnen, dass einige derselben auf Seitenwegen ausgesandt wurden, oder auch dass man Strecken, die man selbst sehr günstig ge- funden hatte, ohne lang genug sich aufhalten zu können, nochmal be- schicken konnte!®). Letzteres kam bei mir in Sikkim, bei Adolph mehr- mals in Bälti vor. Papier zum Einlegen der Pflanzen hätte in den Gebirgsregionen häufig ohne besondere Vorsicht gänzlich gefehlt. In Indien dagegen war an ordinären Papiersorten von mittlerer und von geringer Stärke, so ziemlich nach europäischer Weise gefertigt!!), kein Mangel. In den grösseren Städten bis hinauf zum Pänjäb sind überall Papiermühlen, deren Produkte — Handpapier, aber oft verhältnissmässig grossen Formates — meist auch in den kleinen isolirt gelegenen Bazärs, entfernt von den gewöhnlichen Verkehrsrouten zu haben sind. Die Preise waren von Europäern beurtheilt nicht zu hoch zu nennen, wenn auch noch immer sehr bedeutend für die stets so sehr beschränkten Vermögensverhältnisse 10) Uebersicht des „Itinerars“, nach den einzelnen Routen und nach der Zeit der Märsche, auch getrennte Routen unserer Begleiter einschliessend, ist für Indien und für Hochasien in den „Results“, vol. I p. 11—35 gegeben mit Nachträgen, über Adolph’s letzte Routen, in vol. II, p. 526—546. 11) Die chinesische Erfindung der Papierfabrication aus Gewebe-Stückchen ist über Indien durch die Araber nach Europa gekommen: nach Spanien wahrscheinlich im 9 oder 10 Jahrhundert. Für Deutschland gilt 1470 als die Zeit der Einführung der Fabrication. Der alte Papyrus, wie Herr Prof. Lauth mir mittheilte, ist ausschliesslich aus Fasern des Cyperus Papyrus L. gefertigt. Die Fasern zeigen sich in diesem Papiere sich kreuzend übereinander gelegt, und ihre Cohäsion ist durch Klebestoffe unter Anwendung starken Druckes hervorgebracht. Es war diess demnach ein Verfahren einfacher noch als die so gleich zu er- wähnende Papieranfertigung im Hochasien: dagegen konnte in Aegypten auch nur die eine Pflanze ausschliesslich dazu benützt werden. 141 der Eingebornen. Die besseren Sorten Schreibpapieres für unsere Ma- nuscript-Bücher hatten wir direkt aus den officiellen Stores beziehen dürfen, ebenso das Zeichnungspapier. Es war uns dies um so schätzens- werther, weil damals wenigstens solche Qualitäten nicht einmal für Geld in nöthiger Auswahl und Menge zu finden gewesen wären. Auf der indischen Seite des Himälaya, besonders in Nepal, wird Papier als unmittelbares Pflanzenprodukt aus der Rindenfaser verschie- dener Daphne-Species!?) gemacht, und diese Papiersorten sind es auch, die meist als Waare ihre-Verbreitung nach Tibet finden, vorzugsweise von Nepäl aus. Doch gibt es in Tibet, in einzelnen der wenigen grossen Städte, gleichfalls eine ähnliche Papierfabrikation; die dort benützten Pflanzen sind Astragalus-Species, die nicht geschält werden, sondern unmittelbar nach dem Ausreissen nur die Blätter etwas abgestreift er- halten, ehe sie zerkleinert werden. Die Farbe dieser Faserpapiere ist gelblichgrau, oft ziemlich dunkel und die Fläche ist meistens etwas rauh; günstig aber ist die bedeutende Consistenz, die Zähigkeit, bei stets geringer Härte. Zum Einlegen von Pflanzen waren die noch etwas porösen Sorten sehr gut zu verwenden; dagegen war es nöthig, sobald man aus dem Gebiete der Fabrikation auf einige Zeit sich entfernte, sehr vorsichtig mit Vorrath sich zu versehen. Transscription und Betonung. Bei der Wiedergabe von Worten aus den Sprachen in den betref- fenden Gebieten ist die Transscription hier dieselbe wie in meinen früheren. akademischen Mittheilungen, auch in den deutschen und eng- lischen Bänden über unsere Reisen. Auf den Folien des Herbariums jedoch zeigt sich in einigen Theilen etwas Abweichung davon weil das Ordnen dieses Materiales, wegen der zur Conservirung nothwendigen Vorsicht, als eine der frühesten Arbeiten nach der Rückkehr vorge- 12) „Am häufigsten wird zur Papierfabrikation Daphne cannabina Lourd, benützt. In den tropischen Gebieten Indiens hat man vergebens versucht, Daphne-Arten zu kultiviren; die Faser der Ba- nane, die man in neuester Zeit ausser zur Seilfabrikation auch als Papiermaterial zu verwenden suchte, bietet kein entsprechend gutes Material.“ „Reisen“, Bd. If. S. 249. Abh.d. II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. XII. Bd.III. Abth. 19 142 nommen wurde, früher als die definitive Entscheidung über alle Einzel- heiten des später zu’ wählenden Alphabetes getroffen war. Als erster Führer dienten uns dabei die trefflichen Publikationen von Lepsius über die Principien eines „Standard-Alphabet‘‘, und es ist auch in der gegenwärtigen Form die gewählte Transscription wesent- lich nur darin verschieden, dass, den gewöhnlichen Verhältnissen nicht- philologischer Publikationen entsprechend, die Menge des zu Unter- scheidenden möglichst reduzirt und in der Form vereinfacht wird. Letzterer Umstand ist es auch, der unter anderem uns veranlasste, ,j“ und ,„ch“, im Sinne der phonetischen Deutung im Englischen, zu schreiben statt der von Lepsius gewählten Zeichen „dä“ und „ts“, obwohl letztere Art der Darstellung im Prinzipe die berechtigte ist. Diese und ähnliche kleine Abweichungen auf den Folien des Her- bariums durften, wie ich glaubte, hier nicht ganz unerwähnt bleiben, weil in einigen bis jetzt erschienenen Publikationen systematischen De- tails für die Standort-Bezeichnungen die gleiche Schreibweise wie im Herbarium beibehalten ist, und weil demnach dort die hiemit motivirten Differenzen sich bemerkbar machen. Da Folien des Herbariums mit gleichen Standort- Bezeichnungen meist ziemlich zahlreich sind, und da überdies bei der Rückkehr von den Reisen, als das gewünchte Material noch in unveränderter Reihen- folge vorlag, auch die Anzahl der Folien für jeden Standort sich gut übersehen liess, sind die Standort-Bezeichnungen auf gedruckten Folien hergestellt worden, sehr sorgfältig ausgeführt ungeachtet des unge- wöhnlichen Details in der Unger’schen Druckerei zu Berlin 13), Angabe der Betonung!*) hatte sich bei den topographischen Namen, die sich boten, als sehr gut charakterisirend erwiesen, und ist auf den Folien des Herbariums sowie in unseren direct gegebenen akademischen und selbstständigen Publikationen stets beibehalten werden. 13) Es war diess auch desshalb von Vortheil, weil bei den asiatischen Formen localer Bezeich- nungen beim Drucke der Bearbeitungen sonst besonders häufig Inconsequenzen in der Wiedergabe der Ortsnamen vorgekommen wären, welche, wo Revision mir nicht vorlag, schon jetzt nicht ganz sich hatten vermeiden lassen. 14) Es konnten sowohl Haupt- als Nebenaecente uuterschieden werden; in den Publikationen sowie im Herbarium sind nur erstere angebracht. 143 Bei Abhandlungen, die in wissenschaftlichen botanischen Zeitschriften erscheinen, lässt sich — wegen der etwas ungewöhnlichen Combinationen der dabei nothwendigen Typen — Anwendung der Accente nicht durch- führen. Da gerade als Pflanzen-Standorte so viele Worte der Eingebornen anzuführen waren, sind hier nochmals in Kürze die Einzelheiten der dabei befolgten Methode !?) zusammengestellt. Das angewandte Alphabet. a(ä& a), ä; b (bh); ch (chh); d (dh); e (e& &); f; g (eh); hau); (jh);.& (kh), .kh; L.(dh); m;'n;,0 (0,9),75;,.P, (ph); t(ch); Bee t2th); u. (M), vusav; y;z Die Aussprache, Vocale: Consonanten: 1) a, e,i,o, u, wie im Deutschen. Despindsiue, h, kl m,n,p, r, 2) ä, ö, ü, wie im Deutschen. s, t werden ausgesprochen wie 3) Diphthongen geben den Ton der im Deutschen. beiden nebeneinandergestellten 2) h nach einem Consonanten Vocale (was z. B. im Deutschen lautet als hörbare Aspiration, nicht immer so ist; deutsch mit Ausnahme der Combina- lautet=daütsch,frei=frai, etc.). tionen ch, sh und kh. Diärese eines Diphthongen tritt 3) chistgleich dem deutschen tsch. stets ein und ist dann auch 4) j gleich dem deutschen dsch. so bezeichnet, wenn der Accent 5) sh gleich dem deutschen sch. des Wortes auf den zweiten 6) kh gleich dem deutschen ch. der beiden Vocale fällt; in den 7) v gleich dem deutschen w. seltenen Fällen, wo Diärese in 8) y gleich dem deutschen j. anderen Silben vorkommt, ist 9) z ist weiches s, wie im eng- sie hier nicht bezeichnet. lischen Worte „zero“. 4) ° über einem Vocale zeigt ah an, dass er lang ist. (Nur ; speciell angegeben, wo Unter- Bei jedem mehrsilbigen Worte scheidung nöthig). ist der Vocal, auf welchen der 15) Erläuterung über Transseription und Betonung ist gegeben in „Results“ vol, IH p. 137—160. 192 144 (Vocale:) Kurze Vocale sind als solche nicht speciell unterschieden. 5) , das gewöhnliche Kürze- zeichen, ist über solchen Vo- calen „a“ und „e“ angebracht, welche unvollkommen tönend ausgesprochen werden (wie im Englischen u in „but“, e in „herd..). 6) _ unter dem Vocale „a‘“ be- zeichnet einen tiefen Laut des- selben gleich a im englischen (Accente:) Accent fällt, durch solchen, in der Form des Acuts, ', bezeichnet; der Accent kann auch auf kurze, selbst unvollkommen gebildete Vocale fal- len. Gerade bei ungewohnten geo- graphischen Namen lässt sich der Accent sehr schwer errathen und ist zugleich für die richtige Aus- sprache, auch für das im Gedächt- nisse Behalten des Wortes, von grosser Wichtigkeit. “ „wall“. Bezeichnung der Höhenangaben. Das für die Höhenzahlen gewählte Maass ist das englische, wie ge- wöhnlich in geographischen Mittheilungen über jene Gebiete. 1000 engel. Fuss = 304'79 Meter = 93829 par Fuss. Eine Stelle für Angabe der Höhe, signirt „Height“, ist im Herbarium auf jeder Folie neben dem Standort-Namen markirt, und alle Daten dafür waren auch schon während des Einsammelns berücksichtigt wor- den. Es konnten für das ganze Material schon in der ersten Periode des Ordnens in Europa etwa !/s der Höhenzahlen auf die Folien ein- getragen werden, dabei verhältnissmässig mehr derselben’ für die ziem- lich flachen oder wenigstens gleichmässig ansteigenden Regionen als für die steil und unregelmässig gestalteten. Die definitiven vervollständigten Angaben, wie sie in den hier fol- genden Tabellen vorliegen, sind basirt auf Band II. des „Results“, wo sich bei Zusammenstellung sämmtlichen vorhergehenden Materiales und unserer eigenen Bestimmungen, bis November 1861, schon 1880 hypsomet- risch bekannte Punkte für Hochasien im Norden von Indien, und 1615 Höhenpunkte für Indien geboten haben!%). Diese Daten haben sich jetzt 16) „Results“ Vol. II p. IX. Die Höhenpunkte, die Indien angehören, sind verhältnissmässig im Herbarium wenig vertreten. — In einzelnen Fällen, für welche jetzt die Höhenangabe etwas ver- 145 noch vermehrt durch die fortgesetzten Arbeiten der indischen General- stabs-Vermessung, vorzüglich in Details für die Kämme und Gipfel in den britischen Gebieten; und nachdem — seit Johnson, 1866 — das Vordringen gegen Nordwesten nach Turkistän wieder begonnen hatte, sind auch von dort neue Höhendaten gegeben worden, wenn auch, was die angewandten Instrumente und die Wahl der korrespondirenden Stationen betrifft, noch nicht mit Schärfe bestimmt 17), Wie von der Verbreitung der Pflanzen im Allgemeinen zu erwarten ist, war für die Mehrzahl der begangenen Strecken die Begrenzung der- selben mit oberer und unterer Höhenzahl .zu bezeichnen, und überall, wo längs unserer eigenen Routen gesammelt wurde, sind grosse Höhendifferenzen als solche nur da angegeben, wo keine Annahme vor- lag, dass der Charakter der Vegetation sie nicht ausfüllte. Orte un- gewöhnlich hohen Auftretens einzelner Pflanzen, ebenso wie Orte, die in Feuchtigkeit und Bodenbeschaffenheit sich unterschieden, sind dabei sorgfältig getrennt gehalten und speciell bezeichnet worden. Wo Sammler seitlich von uns, auf Routen, die nicht wir selbst be- gingen, allein arbeiteten, sind die begrenzenden Zahlen bisweilen etwas weiter abstehend als sie von uns wohl gewählt worden wären, Doch sind auch hier die Höhenangaben nicht ohne positive Anhaltspunkte geschätzt; es liegen zu Grunde die Zeitdaten der Märsche verbunden mit der Neigung längs analog gestalteten Terrainlinien der Nachbarschaft, wobei die der Marschzeit entsprechende Höhendifferenz für Ansteigen und für Absteigen, für Thalsohlen und für Bergabhänge, verschieden gewerthet wurde. Die klimatischen Verhältnisse, soweit sie von der Höhe direkt bedingt waren, konnten von uns nach den Angaben der Sammler gleichfalls recht gut beurtheilt werden, schieden von den beim ersten Ordnen angenommenen Werthen ergeben hatte, ist die Aenderung auf der entsprechenden Herbarium-Folie als „altered“ (oder „alt.“) markirt; doch sind solcher nur wenige. Für mehrere der an sich niederen Punkte, die anfangs nur als „L. ab. S. L.“, nemlich „Little above Sea Level“, bezeichnet wurden, konnten jetzt gleichfalls genauere An- gaben gemacht werden. Veranlassung dies speciell hier zu erwähnen, ist mir der Umstand, dass in den früheren Publikationen über Bearbeitung einzelner Familien noch nicht all diese Details berücksichtiget werden konnten. 17) „Die Pässe über die Kammlinien des Karakorüm und des Künlün“. Abhandl. der k. b. Akad. d. Wiss. XII, .S. 9. 146 Da in Uebereipstimmung mit der beigefügten Zeit des Sammelns längs Strecken, wo nur Durchmarsch und nicht längerer Aufenthalt statt- fand, die Grenzorte so gereiht sind, wie sie bei der Anlage des Her- bariums sich geboten haben, werden in einzelnen Fällen die unteren, im anderen die oberen Punkte als die ersten genannt. Ferner war es nothwendig auch diess zu berücksichtigen, dass die seitlichen Fluren eines Ortes von der einen oder der anderen Gruppe der Sammler, welche sie durchzogen, nicht immer in der gleichen Weise als begrenzt betrachtet worden waren. So kömmt es z. B., dass in der Strecke ‚von Kältse nach Dänkhar 9900 F. bis 8000 F.“ und in der Strecke von „Le nach Kältse 11000 bis 9600 F.‘ nicht die gleiche Höhe für die bei Kältse noch mit eingeschlossenen Flächen anzugeben war. Doch sind solche Fälle ohnehin verhältnissmässig selten, und liegen nur da vor, wo es, ähnlich wie bei geringem Thalgefälle, leicht möglich ist, dass eine nicht unbedeutende Aenderung der Horizontal-Dimensionen mit einem Grenzpunkte von anderer Höhe sich verbindet ohne aufzufallen. Verhältnissmässig geringe Höhenverschiedenheit kommt innerhalb jener Strecken vor, die als „Umgebungen‘‘, (als „Environs“) bezeichnet wird. Für solche ist dann in einigen Fällen nur eine Angabe in run- der Zahl beifügt, mit horizontalem Striche zu beiden Seiten als Zeichen ihrer centralen Lage markirt!?). Meistens war aber auch für die „Um- gebungen‘“ der Abstand zwischen den obersten und den untersten Punk- ten der Umgrenzung zu 600 bis 1000 Fuss zu fixiren. Nur wo die Lokalität zugleich Charakter wohl markirten breiten Thales oder trocke- nen Seebeckens hat, ist auch in den Gebirgen die entsprechende Höhendifferenz eine relativ geringe; Hochplateaux haben selbst bei grosser Ausdehnung gewöhnlich etwas mehr Modulation der Boden- gestaltung. Das Mittel der oberen und der unteren Höhengrenze der als „Um- gebungen‘“ vereinten Strecken kann mit geringen exceptionellen Diffe- renzen zugleich als das Mittel der ganzen Fläche betrachtet werden, während der Hauptort, der als Basis für die „Umgebungen‘“ genannt ist, nach Grösse und politischer Bedeutung zu wählen war und dem- 18) Auf den englisch signirten Folien des Herbariums sind sie mit „ab.“, — about, bezeichnet. 147 nach in einzelner Fällen nahe dem oberen, in anderen nahe dem unteren Rande gelegen sein kann. Bei den Pässen ist die Uebergangsstelle, als direct bestimmter Punkt, mit dem Resultate der Messung selbst beigefügt. Gleiches ge- schah an einzelnen anderen gut markirten Stellen, so bei Gipfeln, die noch innerhalb der Vegetationsgrenzen liegen, bei localen Flussniveaux, bei Quellen, auch bei Höhen - Extremen im Auftreten von Pflanzen- formen; mittlere Grenzen derselben lassen sich nur in genäherten Werthen geben, da für solche der seitlichen Verbreitung entlang noch immer ziemlich viel Veränderlichkeit sich zeigt. Das Rubrieiren und die Bearbeitung des Herbariums. Angabe des Auftretens wurde für die Pflanzen-Exemplare in Ver- bindung mit dem Sammeln stets sorgfältig notirt, doch war passende Bezeichnung für die örtlich verschiedenen Verhältnisse bisweilen nicht leicht zu wählen. ünstig war es, dass wir, wenigstens in den Gebirgsregionen, auch innerhalb weiter Strecken unbewohnter und neuer oder nur ganz spo- radisch besuchter Gebiete, öfter als zu erwarten schien, recht gute, die Form, die Bodenbeschaffenheit, das Klima u. s. w. andeutende Namen erhielten; solche liessen sich dann als in ihrer Art objektive und richtige Auffassung dadurch erkennen, dass sie von mehreren der Begleiter, wenn einzeln befragt, in übereinstimmender Weise gegeben wurden. Erschwert aber war gerade dort, in jenen central gelegenen fernern Gebieten, das Befragen dadurch, dass wir mit den Bewohnern nördlich vom Himälaya-Kamme nicht direkt uns besprechen konnten und dass dabei überdiess mit unseren indischen Dolmetschern von uns hindostäni _ gesprochen werden musste. In Europa wurde bei dem Umlegen der Exemplare des Herbariums Zusammenstellung als Ganzes durchführt, und es wurden, basirt auf die ursprünglich notirten Fundstellen, auf jeder Folie „Landesregion‘, „Provinz“ und „Localität mit Höhe“ rubricirt. Ausserdem gleich- 148 falls in allgemeiner Form, sind Catalog-Nummern angegeben, und nebst diesen auch die „Tage des Einsammelns“P). Besprechung der Landesregionen und Provinzen, in der nöthigen Ausführlichkeit gegeben, bildet Gegenstand für sich in der vorliegenden Mittheilung; ebenso die Erläuterung der Localitäten, die in tabellarischer Zusammenstellung folgen wird. Die Angaben auf den Folien des Herbariums betreffend ist zu bemerken, dass Provinzen und Landesregionen dort möglichst gekürzt angebracht sind. Wenn eine als „Localität‘‘ zusammengefasste Reihe von Fundstellen von einer Provinz noch in eine zweite sich erstreckte, wie zum Bei- spiel bei gleichartig gestalteten Abhängen zu beiden Seiten eines Kammes, oder einem grossen Thale entlang, sich bieten konnte, ist auf den Folien bei ungleicher Ausdehnung der beiden Theile gewöhnlich nur die eine Provinz genannt, in welcher die betreffende Fläche die grössere ist. In den hier gegebenen topographischen Bezeichnungen der Localitäten sind aber auch Provinzen und Landesregionen in ent- sprechender Vollständigkeit der Namen beigefügt. (Der Abkürzungen habe ich nur zu erwähnen, weil dieselben bei einigen Angaben in den systematischen Publikationen bis jetzt noch unberücksichtigt gelassen wurden.) Die Nummern sind in der Generalreihe des Herbariums durch- laufende, und in der Wahl derselben wurde auch in ihrer Combination mit den Standorten consequent nach bestimmtem Principe verfahren. Gleiches konnte nun auch bei den Publikationen über die einzelnen Theile des Herbariums stets beibehalten werden. Es sind nemlich für je 1 Species oder Varietät die Exemplare von Süd nach Nord und von Ost nach West gereiht?®); Anschluss dieser Art war leicht durchzu- führen, und bietet so unmittelbar Uebersicht der pflanzengeographischen Vertheilung?!). Ausser der Generalreihe wurden noch Gruppen ‚1. und 19) „Province“, „Locality“, „Height“ und die betreffenden Details sind auf den Folien des Herba- riums in Verbindung mit unseren officiellen Berichten an das India Office während der Reisen, und mit dem schon erwähnten Bande VII der „Results“, englisch eingetragen. 20) Es bilden demnach die indischen Formen, die zugleich das Bekanntere boten, den Anfang. 21) Nur in der Angabe der „Zeit des Sammelns“ bleiben dabei, wegen der so vielfach gewechselten Routen, unregelmässige Abstände. 149 2. Doubletten‘“ sortirt, aus jenen Exemplaren, die sich als identische Pflanzenformen erkennen liessen und für welche auch die Entwicklung in Blüthe-, Saamen- und Blatt-Bildung in der Hauptreihe schon ver- treten war. Wo bei der systematischen Bearbeitung mehr als eine Catalog- Nummer gleicher Lokalität für identische Exemplare sich ergibt, be- zeichnet dies nun solche, die wegen Verschiedenheit im Stadium ihrer Entwicklung oder wegen anfänglicher Schwierigkeit der Definition in die Generalreihe des Herbariums aufgenommen und nicht als Doubletten sortirt sind; diese bleiben jetzt auch eingereiht. Mehrere Catalog- Nummern gleicher Localität-Angabe sind desshalb für die Häufigkeit des Vorkommens ohne Bedeutung. Die Zeit des Einsammelns ist auf jedem Exemplare angegeben, um die Perioden der Entwicklung der Pflanzen bei der Untersuchung derselben beurtheilen zu können. Es wurden desshalb auch bei wieder- holtem Besuche der gleichen Localität die entsprechenden Daten ein- zeln angegeben, wenn der dazwischen liegende Zeitabstand diess ver- anlasste., Systematische Untersuchung. Der Beginn derselben ist sogleich nach meiner Vollendung des Umlegens und des pflanzengeogra- phischen Gruppirens von Herrn Dr. Jul. Herm. Schultes im könig- lichen Herbarium zu München gefälligst unternommen worden und es ist von ihm bis jetzt für bedeutende Theile in verschiedenen Familien auch Bestimmung und Namenangabe für jene Exemplare durchgeführt worden, die sich in bereits definirten Formen sowie in ihrer Beschaf- fenheit als bekannte Species ergeben. Als Einzelarbeiten von Systematikern nebst Daten über die Ver- theilung und die begleitenden Umstände des Auftretens, die ich damit zu verbinden hatte, sind bis jetzt folgende Abhandlungen erschienen: Ueber die Gramineen Hochasiens. Von A. Griesebach. Nachr. der K. Ges. der Wiss. zu Göttingen. Febr. 1868. Nr. 3. (Im Anschlusse an das von Dr. Hooker aus Kew gebotene Material). Notice sur les Polygonees, les Thymelees et les Laurinees. Par C. F. Meissner. Paris, Annales des sciences naturelles. 1868. 5. serie. ed. 6. cah. Abh. d. II. Cl. d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. IN. Abth. 90 150 Enumeration of the Primulaceae, Pittosporeae, and Irideae. By F. W. Klatt. London, Seemanns Journal of Botany. 1868. T. VII. Notice sur les Peupliers. Par Alfred Wesmaöl. Societe Roy. de Botanique de Belgique. 1868. T. VI. Enumeration of theLabiatae and Scrophularineae. By T. A. Schmidt. London, Seemanns Journal of Botany. 1869. T. VIU, Uebersicht der Butomaceen, Alismaceen, Juncagineen und Juncaceen, Von Fr. Buchenau. Nachr. der K. Ges. des Wiss. zu Göttingen. 1869. No.’ 13: (Enumeratio Salicum. Auctore N. J. Anderson. Mit Mser. Christiania, 1869. Noch nicht gedruckt). Ohne Beigabe besonderer Abhandlung darüber habe ich zurück- erhalten: Die Leguminosen und Malvaceen. Von Prof. Ahlefeldt. 1867. Die Urticaceen. Von Prof. Weddel. 1876. Die Tiliaceen, Sterculiaceen und Büttneraceen. Von Prof. Garcke. 1868. Die Crassulaceen und Saxifrageen, sowie die (kleine) Gruppe der Aroideen ??), bearbeitet von Prof. Engler, erstere 1871 in Breslau, letztere jüngst in München. Die Euphorbiaceen nebst Apocinaceen hd Asclepiadeen. Von Dr. Müller in Genf 1872. Das Genus Rosa. Von Jules Gre&pin in Brüssel. 1874. (Die Untersuchung der Rosen wird für unsere Exemplare in Or&pin’s „Primitiae Monographiae Rosarum“, III. Fascicule, 1875/76, enthalten sein; seine systematischen Daten sind im Manuscript auch den zurück- gesandten Exemplaren beigefügt. Dies hatte mir ermöglicht, schon jetzt die pflanzengeographische Vertheilung, sowie die für den Örient so charakteristische industrielle Verwendung der Rose zu besprechen, in meiner Mittheilung Ueber das Genus Rosa in Hochasien, und über Rosenwasser und Rosenöl. Sitzungsberichte der k. b. Akademie der Wiss. 7. November 1875.) 22) Beschränkt, wie es scheint, auf die feuchtwarmen Gebiete der Südseite des Himalaya, und nicht. sehr hoch ansteigend. 151 Die Filices. Von Dr. Baker in London. 1876. In Druck befindet sich, als jüngst vollendet: Die Familie der Compositae. Mit 18 Tafeln neuer Species. Von Dr. F. W. Klatt. 1875/76. Die Bearbeitung derselben war von ihm als zweiter Gegenstand aus unserem Herbarium sorgfältigst durchgeführt worden. Die Compositen waren schon während des Sammelns durch grosse Anzahl ‚sowie durch weite Verbreitung unter sehr ungleichen Bedingun- gen ihrer Entwicklung aufgefallen, und hatten so vielfach Gelegenheit zu Beobachtungen über den localen Charakter der Standorte geboten; auch hatte sich dabei eine verhältnissmässig grosse Menge von Formen unterscheiden lassen. Die systematische Bearbeitung hat dies bestätigt, indem sich ausser den neuen Species auch neue Varietäten zahlreich ergaben. Zusendung dieser Familie hatte mir schon im Jahre 1865 Dr. C. H. Schultz-Bipontinus (den die Wissenschaft am 17. Dezember 1867 verloren hat) gestattet, und es schien die Bearbeitung derselben, wie die ersten Nachrichten aus Zweibrücken nach dem Ableben des eifrigen Forschers es erwarten liessen, ziemlich vorgeschritten; allein später, als dieser Gegenstand an mich wieder zurückgesandt war, hat sich ergeben, dass derselbe, weil er erst während der letzten Periode der botanischen ‚ Untersuchungen des Verstorbenen eintraf, noch nicht vorgenommen war. Als neues in Aussicht stehendes Material systematischer Bearbeit- ung kann ich noch jene der Chenopodien, Oruciferen, Amaranthaceen und Umbelliferen anführen, sowie, getrennt davon, der Cyperaceen; die erstere Reihe hatte Direktor E. Fenzl in Wien die Güte zu übernehmen, die letztere Familie durfte ich wieder Herrn Dr. Klatt in Hamburg an- bieten. 20* ll. Die Begrenzung und Eintheilung der Landesregionen und der Provinzen. A. Gebiete in Indien. Landesregion I. Nordöstliche Stromgebiete Indiens. 1ste Gruppe, sign. „Eastern Bengäl“, Prov.: Assam — Khässia-Gebirge. 2te Gruppe, sign. „Gangetic Delta“, Prov.: Unteres Bengälen. — Unteres Bahäar. 3te Gruppe, sign. „Bengäl“, Prov.: Bengalen. 4te Gruppe, sign. „Hindostan“, Prov.: Gänges-Jamna-Gebiet. — Landesregion II. Mittelstufen der indischen Halbinsel, sign. „Central-India*, Prov.: Bandelkand — Mälva. — Landesregion III. Nordwestliche Stromgebiete, sign. „Northwestern India“, Prov.: Pänjäb. — Landesregion IV. Das westliche indische Tiefland, sign. „Western India“, Proy.: Sindn — Käch — Gujrat. — B. Gebiete Hochasiens. Landesregion I. Der Himälaya-Südabhang. 1ste Gruppe, sign. „Eastern Himälaya“, Prov.: (Bhutan) — Sıkkim. 2te Gruppe, sign. „Central-Himalaya“, Prov.: Nepäl. 3te Gruppe, sign. „Western Himälaya“ Prov, südl.: Kamaon — Gärhval — Simla — (Bisähir) — Känäur — Külu; nördl.: Jamu — Chämba — Lahöl — Kishtvar — Rajauri — Kashmir — Märri. — Landesregion II. Das westliche Stromgebiet in Tibet, sign. „Tibet“, Prov.: Gnari Khörsum — Spiti — Rüpchu — Tsanskar oder Zankhar — Pangköng — Ladäk — Dras — Nübra — Bälti — Hazöra — (Ghilghit.. — Landes- region III. Hochland Ost-Turkistäns vom Karakorüm-Kamme gegen Norden und das Künlün-Gebirge. 1ste Gruppe, sign. „Karakorüm“ Prov.: Yarkand. 2te Gruppe, sign. „Künlün“, Prov.: Yarkand — Khötan. — A. Gebiete in Indien. Bei der topographischen Eintheilung unseres botanischen Materiales sind die ‚„Landesregionen‘‘ so gestaltet worden, dass dieselben auch klimatisch möglichst bestimmt sich begrenzen. Für die „Provinzen“ musste zwar, den schon bestehenden Eintheilungen entsprechend, die politisch-ethnographischen Verhältnisse zu Grunde gelegt werden, aber es konnten dessenungeachtet, indem sie zahlreich genug unterschieden 153 wurden, auch geologische Bedingungen sowie die damit sich verbindenden Verschiedenheiten der Bodengestaltung als Elemente der Trennung ein- geführt werden. Aus der indischen Halbinsel konnte im Sammeln für das Herba- rium, wie Eingangs erläutert, nur Vereinzeltes zu unmittelbarem Ver- gleiche gewählt werden. Günstig war, dass die Gebiete, welche an die Gebirgsregionen sich anschliessen, zugleich jene gewesen sind, durch welche uns am öftesten unsere Routen führten, und wo auch, für das Gefolge besonders, gelegentlich Aufenthalt veranlasst war. Ohne auf die Einzelheiten unserer Märsche hier einzugehen, die im „ltinerary“ gegeben sind, sei nur erwähnt, dass die meisten der hier folgenden Provinzen auch in verschiedenen Jahreszeiten durchzogen wurden; unter den mehr seitlich gelegenen Provinzen waren Assäm und das Khässia-Gebirge 1855/56 von mir, Mälva 1855/56 und Sindh bis Gujrät 1857 von Robert bereist worden. Bei der so grossen Flächerausdehnung der Provinzen musste un- geachtet der geringen Menge gesammelten Materiales pflanzen-geogra- phisch im Herbarium Trennung ebenso wie für Hochasien durchgeführt werden. Die im Herbarium nicht vertretenen Provinzen sind genannt, aber zugleich in Klammern gesetzt. Die Erläuterung der Gebiete lässt sich in Kürze zusammenfassen, da die Unterschiede der Bodengestaltung, die dort sich bieten, verhältnissmässig nicht sehr bedeutende sind. Landesregion I. „Nordöstliche Stromgebiete Indiens“. In der Vertheilung sind 4 Gruppen unterschieden, „das östliche Indien, das Ganges-Delta, Bengalen und Hindostän‘, I. 1. Gruppe, signirt „Eastern Bengäl‘ (als Präsidentschaft) oder „Oestliches Indien“, mit den Provinzen: Assam — Khässia-Gebirge. Assäm, zu beiden Seiten des Brahmapütra sich hinziehend, beginnt etwas oberhalb der Vereinigung mehrerer der bedeutendsten Zuflüsse mit dem Brahmapütra oder Lohit. Diese sind auf der rechten Thal- seite der Diböng und, wenig nur südwestlich davon, der Dihöng oder Tsangbochü, der das östliche Tibet durchzieht. Der Zufluss auf der 154 linken Thalseite ist der Dihing, welcher aus dem östlichen Näga-Gebirge abfliesst und im Thalbecken Assäm’s selbst (den Trennungen in Fluss- deltas ähnlich) sich gabelt, wobei der südliche, längere Theil als der „alte“ oder Böri Dihing, der nördliche als der „neue‘‘ oder Noh Dihing von den Eingebornen bezeichnet wird, eine Unterscheidung, welche auch bei der Untersuchung der Geröllablagerungen und der Erosionsverhältnisse sich bestätigte; ich hatte während meines Aufenthaltes längs der Ufer des Hauptstromes und meines Seitenmarsches nach Bhutän in das Dihing-Gebiet meinen Assistenten Lieutenant Adams mit dem Draftsman Abdul abgeschickt. Als unteres Ende dieser Provinz, wie sie hier für das Herbarium begrenzt ist, sind die Umgebungen von Gohätti angenommen, weil dort, unter anderem, die Meereshöhe des Brahmapütra-Flusses nur 70 engl. Fuss noch beträgt; Assäm aber als ethnographische und gegenwärtig auch als administrativ begrenzte Provinz reicht noch weiter thalabwärts, bis Goalpara. Zwischen Gohätti und Goalpära bot sich keine Gelegen- heit mehr in Verbindung mit längerem Aufenthalte auch zu sammeln. Das Khässia-Gebirge bildet einen Theil der Terrainerhebung, welche am linken Thalrande Assäms in nordöstlicher Richtung sich fortzieht; diese beginnt mit dem Gäro-Gebirge im Südwesten und endet, nur wenig die Quellen des Dihing überschreitend, mit dem Näga-Gebirge. Hydro- graphisch gehören diese Gebirgsländer nicht nur auf ihrer ganzen nörd- lichen Seite unmittelbar zum Flussgebiete des Brahmapütra, sondern auch der grössere Theil der südlich abfallenden Thäler steht durch den Sürma-Fluss, der die Gebirgswasser aufnimmt, mit den östlichen Delta- verzweigungen des Brahmapütra in Verbindung. Verhältnissmässig wenig des Gebirgswassers aus dem östlichen Näga-Gebiete kommend wird theils vom Kyendven theils vom Nam-Kyu aufgenommen, und durch diese in die Irävadi geführt ?°). I. 2. Gruppe, signirt „Gangetic-Delta“, mit den Provinzen: Unteres Bengälen — Unteres Bahär. Gegenstände zum Vergleichen mit der Flora Hochasiens haben da- bei vorzüglich die östlichen Ausläufer des Bahär-Gebirgslandes geboten, 23) Erläuterung der hydrographischen Verhältnisse habe ich gegeben in „Reisen“, Bd. I, S. 458—479 nebst einer Tafel „Skizze der Fluss-Systeme des Brahmapütra und der Irävadi“. 155 während unsere Beobachtungen im unteren Bengalen Culturverhältnisse, Auftreten und Beschaffenheit holzbildender Gewächse, u. s. w., betrafen, und für unser Herbarium Vereinzeltes nur gesammelt wurde. I. 3. Gruppe, signirt ,„Bengäl“, mit der Provinz: Bengalen oder Gangesebene; und I. 4. Gruppe, signirt „Hindostän‘, mit der Provinz: Ganges-Jämna-Gebiet oder obere Gangesebene. Diese beiden Gruppen, die in unmittelbarem Anschlusse von Süd- osten gegen Nordwesten sich folgen, sind im Herbarium, mit verhält- nissmässig wenig Exemplaren, auf das beschränkt, was unmittelbar als Material des Vergleichens mit den höheren Flussgebieten beigefügt wurde; in den Monaten der kühlen Jahreszeit traten dort an manchen Stellen längs der Flussränder und in den periodisch ganz trockenen Betten kleiner Seitenzuflüsse, signirt „Dry river beds“, vereinzelt Formen auf, welche von dem allgemeinen Typus indischer Flora sehr verschieden waren. Landesregion I. ,„Mittelstufen der indischen Halb- insel,“ signirt im Herbarium „Central India“, mit den Provinzen: Bändelkäand — Mälva. Bändelkänd, das noch in seiner ganzen Fläche zum Flussgebiete des Ganges gehört, reiht sich gegen Norden an Hindostän gegen, Osten an Bahär. Mälva, südlicher gelegen und noch gegen Westen sich ausdehnend, bietet gleichfalls in seinem Nordgefälle, welches bei weitem den grösseren Theil seiner basischen Fläche deckt, Zufluss zum Ganges. Aber am Südrande zieht sich in der Richtung gegen Westen das Längenthal des Närbäda-Flusses hin, eine Depression zwischen der Vindhya-Kette der Provinz Mälva im Norden und der Satpüra-Kette der Provinzen Berär und Khandesh im Süden. Die Närbäda, welche ungefähr 30 engl. Meilen unterhalb Bröch in den Meerbusen von Kambay mündet, nimmt längs dem Vindhya-Kamme die nach Süden gerichteten Seitenflüsse, die von demselben kommen, auf. Diese markirte Form eines Haupt- thales reicht aber längs des Närbäda-Flusses nicht bis zum Quellenge- biete hinauf. Dort ist in ziemlich weitem Umkreise das Terrain ganz verschieden gestaltet und bildet ausschliesslich ein Mittelgebirge mit Plateauform, ohne Vorherrschen bestimmter Richtung der Thalgefälle. Obwohl die Lage eine centrale und die Breite der indischen Halbinsel 156 hier noch sehr bedeutend ist, zeigte sich die Erhebung des Bodens nicht sehr gross. Die Höhe der Quelle der Närbäda ist 3504 engl. F. Landesregion Il. „Nordwestliche Stromgebiete“, sig- nirt „Northwestern India“, mit der Provinz: Pänjäb. Längs der zahlreichen Routen, welche uns durch das Pänjäb führ- ten, hatte sich in einzelnen Pflanzenformen unerwartet häufig Aehnlich- keit mit der Flora der Hochgebirge gezeigt. Es ist dies direkt beein- flusst sowohl von der bedeutenden Ausdehnung gegen Norden als auch von der häufig zu 800 bis 1000 engl. Fuss ansteigenden Höhe selbst der Thallinien und ihrer nächsten Umgebungen. Landesregion IV.: „Das westliche indische Tiefland“, signirt „Western India“, mit den Provinzen: Sindh — Kächh — Gujrät. In dieser Gruppe bietet Sindh den Anschluss an das Panjäb im Norden, und setzt sich gegen Süden bis zum Meeresufer fort. Kächh und der halbinselförmige Theil von Gujrät folgen, als Uferlandschaften mit geringen Erhebungen, gegen Südosten. Es reicht Kächh bei Män- devi bis 22° 51°, die Gujrät-Halbinsel gegenüber der den Portugiesen gehörenden kleinen Insel Diü bis 20% 43° nördl. Breite; jener Theil von Gujrät, der weiter östlich liegend an Khandesh und an Mälva sich anschliesst, hat auch einen kleinen Höhenzug, ähnlich den westlichen Ghäts. Wüstensand und trockene, salzhaltige Küstenstrecken — mit be- deutender Veränderung der Bodentemperatur in der Jahresperiode — haben, ungeachtet des tropischen Charakters der Landschaft, in der Vegetation auch hier an einzelnen Stellen manches geboten, was, sehr verschieden von gleicher Breite in den östlichen Theilen Indiens, an die Formen aus den Hochregionen erinnert; Cultur beschränkt sich meist auf die von periodischen Ueberfluthungen befruchteten Flächen des Industhales und auf die Umgebungen von Küstenflüssen. B. Die Gebiete Hochasiens. Im Himälaya sind südlich vom Kamme Bergzüge und Thäler beinahe seiner ganzen Längenausdehnung nach mit Pflanzensammeln von uns begangen worden, aber die nördliche, tibetische Seite des Himälaya 157 sowie die beiden anderen Hauptketten, der Karakorüm und der Künlün, wurden nur in ihren westlichen Theilen durchzogen. Entsprechend dem bedeutenden Ansteigen der Hebungen in diesen Gebirgsländern, in welchen, ziemlich gleichmässig in den Hauptkämmen vertheilt, die höchsten Pässe und Gipfel der Erde gelegen sind, ist auch die basische Fläche, den Graden der Länge sowie auch der Breite nach, eine sehr grosse. Der Längenunterschied von den östlichen Theilen, die am Brahmapütra- Thale Assäms auslaufen, bis zu den nordwestlichen Grenzen des Panjäb beträgt etwas über 25 Grade, (96° bis 71° 0. von Green.). Der Breitenunterschied unmittelbar dem Meridian des centralen Theiles entlang erreicht über 81’ Grade mit bedeutender Zunahme seitlich im Westen und theilweise auch im Osten. Als Punkte bezeichnend für die begrenzenden Thäler und für die mittlere Richtung der Gebirgszüge, welche von der Ostseite als Aus- gangsstelle anfangs eine westliche, dann vorherrschend eine nordwest- liche ist, können angeführt werden: Sädia, in Assäm, Breite 27° 49/N., Länge 95° 38° OÖ. von Gr., Höhe 210 engl. F.; Yärkand, in Turkistän, Breite 38° 22' N., Länge 77° 29' O. von Gr., Höhe 4384 engl. F. Die untersuchten Gebiete Hochasiens sind im Herbarium in 3 Landesregionen gruppirt worden: I. Der Himälaya-Südabhang vom mittleren Bhutan bis Märri. II. Das westliche Stromgebiet von Tibet zwischen dem Himälaya-Kamme und dem Karakorüm-Kamme. III. Hoch- land Ost-Turkistäns vom Karakorüm-Kamme gegen Norden, und Künlün- Gebirge. Für Hochasien sind gleichfalls in den Landesregionen jene ihrer Provinzen angeführt, welche im Herbarium wegen der Lage unserer Routen nur wenig oder gar nicht vertreten sind; in den Aufzählungen sind sie auch hier in Klammern gesetzt. Ueber die Bereisung als solche sind nur dann einzelne Angaben ebenfalls noch beigefügt, wenn sie die Flora, die sich bot, charakterisiren. So wie die Zusammenstel- lung der Landesregionen und der Provinzen gegenwärtig sich zeigt, wird die ganze Reihe derselben wohl als genügend zu betrachten sein, auch für die Beurtheilung der Vertheilung und ihrer Bedingungen in anderen Herbarien aus jenen Gebirgsländern. Abh.d. II. Cl.d.k.Ak.d. Wiss. XI. Bd, III. Abth. 2] 158 Landesregion I: „Der Himälaya-Südabhang.“ Längs desselben sind drei Gruppen getrennt gehalten, bezeichnet „Oestlicher Himälaya, Central-Himälaya und Westlicher Himälaya.‘ I. 1. Gruppe, signirt im Herbarium „Eastern Himälaya,“ mit den Provinzen: (Bhutän) — Sikkim. In Bhutän, wo ich nur von Assäm aus bis Narigün vordringen konnte, war überdies die Zeit des Marsches in die Mitte des Winters gefallen, und zwar in einem Gebirge, dessen Erhebung ungeachtet sub- tropischer Lager das Auftreten einer besonderen der kühlen Jahreszeit angehörenden Vegetationsgruppe, wie solches in den entsprechenden Tiefländern vorkömmt, beinahe gänzlich ausgeschlossen hatte. In Bhutan hatte ich zwar Gelegenheit, meine Beobachtungen über Vegetation und Cultur zu vervollständigen, selbst Holzarten, als praktisch wichtige Ge- genstände gedeutet, mir zu verschaffen; für das Herbarium konnte nur an wenigen Stellen gesammelt werden. Ich habe desshalb den Namen dieser Provinz in Klammern gesetzt. | In Sikkim konnte ich die englischen Besitzungen der Taräi und des Mittelgebirges auf mehreren Routen untersuchen. Doch über das britische Sikkim hinaus, gegen Norden vorzudringen, wurde mir nur längs der Singhalila-Kette möglich. Schon Dr. J.D. Hooker und Dr. A. Campbell hatten bei ihrer wichtigen Bereisung Sikkim’s 1849 ?#) Gefangennahme und rohe Misshandlung erfahren, obwohl ihnen beim Beginne ihrer Reise vom Räja keine Hindernisse geboten wurden. Nachdem dieser nun, kurze Zeit darauf, wegen solchen Auftretens gegen britische Unterthanen, von denen überdiess Dr. Campbell schon da- mals der oberste Beamte in British-Sikkiım war, die Jahresrente verlor, welche ihm als Entschädigung bei Errichtung des Sanitariums zu Darjiling gewährt worden war, und zugleich all seine Besitzungen in der Taräi nebst den dazu gehörigen Vorbergen hatte abtreten müssen, hat er sich bei jeder Gelegenheit mehr als je Europäern feind- lich gesinnt gezeigt. 24) Sein Werk über diese Reise ist: Himalayan Journals, or notes of a naturalist in Bengal, the Sikkim and Nepal Himalayas, the Khasia Mountains, etc. 2. Vols. London, John Murray, 1854. 159 Auch etwaiges Vordringen längs der Singhalila-Kette war nur in der Art zu versuchen, dass ich meist sehr nahe oben an der Kammlinie blieb und bewohnte Orte ganz vermied. Diese Kette bil- det zwar, was unter andern Umständen politisch günstig hätte sein können, die Grenze zwischen Sikkim und Nepäl, aber in jenem Jahre, 1855, war es nothwendig, solange als möglich sowohl von der einen als von der anderen Seite unbemerkt zu bleiben.. Vortheilhaft war in dieser Beziehung, dass vom Tönglo-Berge an gegen Norden die Höhe dieses Kammes in der Nähe des Gipfels nur bis 9643.engl. F., und an einer zweiten relativ tiefen Stelle weiter im Innern bis 9800 engl. F. sich einsenkt, und dass dessenungeachtet eine sehr üppige Vegetation bis zur vollen Höhe desselben hinaufreicht. Es fanden sich sogar Rhododendron-Species in Baumform bis zu 9500 engl. F. Höhe, wenig- stens an den Abhängen des Tönglo, welcher der südlichste grosse Gipfel dort ist; Bambus-Gesträuche mit 14 F. langen Stämmchen zeigten sich noch bei 10,293 engl. Fuss?®). Aber es verzögerte sich dabei durch dichte Unterholz-Vegetation vielen Strecken entlang das Vorwärtskommen sehr bedeutend, und die Wahl der einzuschlagenden Richtung war sehr beschränkt, da einzelne bewohnte Orte gleichfalls sehr hoch hier hinan- reichen. Im Gebiete des Räja von Sıkkim ist das Sammeln weiter land- einwärts selbst für die von mir benützten Lepchas, die Eingeborne des Landes und zum Theil auch Unterthanen des Räja waren, sehr erschwert worden. Dessenungeachtet hat sich dort sehr reiches botanisches Ma- terial ergeben. Unter anderem hatten sich dabei mehrmals auch Marsch- linien geboten, welche grosse Verschiedenheit der Vegetation zwischen ihren hohen und niederen Stufen zeigten, das Sammeln konnte von Mai bis Ende August fortgesetzt werden. Mr. Monteiro, einen Indo-Portugiesen, den ich schon in Üal- cutta bei meinem ersten Aufbruche nach dem Himälaya als Sammler und technischen Präparator engagirt hatte, musste ich in Darjiling für British Sikkim zurücklassen. Er hatte auch dort Gelegenheit in der Vervollständigung der Sammlungen, besonders zoologische Präparate 25) Die Einzelheiten der Höhen-Bestimmungen sind gegeben in den „Results“, vol. II, p. 289. 2 * 160 betreffend, schon damals sehr gute Dienste zu leisten. Als Beitrag zum Pflanzenmateriale konnte sich dieser vorzüglich die Producte der Kul- turen und zahlreiche der Eingangs erwähnten Baumdurchschnitte ver- schaffen. I. 2. Gruppe, signirt im Herbarium ‚Central-Himälaya“, mit der Provinz: Nepäl. Nepäl, das grösste Himälaya-Gebiet unter eingebornem Herrscher, wurde mir erst im letzten Jahre meines Aufenthaltes, im Februar und März 1857 zugänglich. Das botanische Material ist für mich, von Kathmändu ausgehend, ziemlich zahlreich geworden und ich konnte auch Pflanzensammler ungehindert entsenden. So schwierig es gewesen war, nach lange währenden offiziellen Unterhandlungen, die Erlaubniss für mich zu erhalten, Nepäl und zwar dessen politisch wichtigen Theile mit der Hauptstadt zu besuchen, so hatte ich doch in den Umgebungen Kathmändus nicht über Beschränkung zu klagen, als ich einmal zuge- lassen war. Charakteristisch ist von Kathmändu bis gegen die indische Grenze herab an vielen Stellen üppige subtropische Waldvegetation. Ueber die Höhen- grenzen von Obstkultur hatte ich Gelegenheit, .ebenfalls an mehreren Stellen direkte Messungen auszuführen ; aber weiter in das Innere gegen Norden, an das Gebiet der Vegetation längs der Schneelinie, war mir dennoch nicht vorzudringen gestattet. Ueber die Grenzen der Getreide- kultur konnte ich noch Beobachtungen machen, auch erhielt ich über den periodischen Wechsel der Vegetationserscheinungen in Verbindung mit jenem der Jahreszeiten vielseitig sich ergänzende und gut im Allge- meinen übereinstimmende Angaben von den Eingeboren in den Bazärs. Hooker hatte die östlichen an Sikkim grenzenden Theile Nepäls bereist; in Kathmändu selbst hatte früher Dr. Wallich einige Zeit ver- weilt, ein Däne im Medical Department der East India Company an- gestellt, dessen Name mit so vielen Bestimmungen in der Indischen und der Himälaya-Flora sich verbindet ?%). 26) Zur Zeit meines Besuches zu Kathmandu fand ich noch 1857 einen alten Görkha im Hause Col. Ramsay’s, des Residenten, dem dort ein Asyl für seine letzten Tage geboten war; er hatte mir „von dem Heere von Wallich’s Pflanzensammlern, zu denen auch er gehörte“, noch lebhaft zu erzählen gewusst. — Wallich, geboren zu Kopenhagen 1787, gestorben zu London 28. April 161 I. 3. Gruppe, signirt im Herbarium ‚Western Himälaya‘“, mit den südlich gelegenen Provinzen : Kämäon — Gärhväl — Simla — (Bisähir) — Känäur — Külu; und mit den nördlich gelegenen Provinzen: Jämu — Chämba — Lahöl — Kishtvär — Rajäuri — Kashmir — Märri. Diese von Südost gegen Nordwest sich folgenden Provinzen be- ginnen mit Kämäon da, wo die Richtung des Himälaya-Kammes eine stark gegen Norden ansteigende ist. Kashmir ist seit dem Sturze des Sikh-Reiches im Jahre 1846 ein Königreich für sich unter englischem Protektorate, und es gehört zu demselben nördlich vom Himälaya-Kamme noch ein sehr ausgedehnter aber sehr schwach bevölkerter Besitz im westlichen Tibet. In den übrigen Gebieten dieser Gruppe, wo seit langer Zeit schon kleine Reiche, unter sich getrennt, entstanden waren, haben sich diese auch jetzt noch zum grössten Theile in gleicher’ Weise erhalten, und zwar in nahezu selbstständigen Formen unter eingebornen Herrschern, deren Auftreten aber jetzt in irgend wichtigen Fragen von der indischen Regierung ganz abhängig ist. Verhältnissmässig kleine Theile gehören gegenwärtig unmittelbar zu Britisch-Indien; ihre Annexion war vor allem mit der Errichtung von Gesundheitsstationen in Verbindung ge- bracht worden. Einfluss der Breite auf die Vertheilung der Pflanzen ergibt sich als ein geringer, wenn nur solche Provinzen unter sich verglichen werden, die unmittelbar sich berühren; aber für dieses westliche Himälaya-Gebiet in seiner ganzen Ausdehnung liegen Breitenunterschiede zwischen den südlichsten und den nördlichsten Theilen vor, die mehr als 51/2 Grad betragen. Als Beispiel entsprechender Positionen seien angeführt?”?), für das südliche Kämäon: 1854 wurde als Arzt einer dänischen Colonie nach Abtretung derselben an England schon 1815 in den Dienst der East India Company übernommen ünd war viele Jahre hindurch Director des botanischen Gartens zu Caleutta. Sein „Tentamen Florae Nepalensis“ publicirte er 1824—1826 zu Caleutta. 27) Aus „Results“, vol. Il, p. 326 und p. 399; es tritt bei obiger Zusammenstellung auch diess sogleich entgegen, dass der Längenunterschied, hier 4° 52' betragend, nur wenig vom Breiten- Källaga, am Gebirgsrande in der Bhäbar Taräi, 390 6° nördl. Br., 790 38° östl. L. von Green., 877 engl. F. Höhe; für das nördliche Kashmir: Dävar im Gurös-Thale, am linken Ufer des Kishengänga-Flusses, 34° 34''1 nörd. Br., 74° 46''0 östl. L. von Green., 7718 engl. F. Höhe. Bei so bedeutender gegenseitiger Entfernung werden für das Gebiet im Ganzen‘ in den Wärmeverhältnissen sowie in der Vegetation grosse Verschiedenheiten erkennbar, und zwar in ihrer Abhängigkeit auch von der Breite als einer der bedingenden Ursachen. In der Gruppirung der Provinzen auf der indischen Seite des west- lichen Himälaya habe ich demnach topographisch, und als Grundlage auch für spätere vergleichende Analyse eine südliche und eine nördliche Hälfte unterschieden. Auch diess ist dabei für die Charakteristik der Verhältnisse wie sie unmittelbar zur Beobachtung sich geboten haben von Wichtigkeit, dass hier die ganze nördliche Hälfte dem Haupt- Kamme des Himälay& näher liegt als die südliche. Bereist wurden diese Gebiete von uns und unserem Gefolge auf zahlreichen Routen 1855 und 1856, und im Durchmarsche einmal noch 1857. Kämäon und Gärhväl waren im ersteren Jahre von meinen Brüdern Adolph und Robert untersucht worden: Ankunft in Nainitäl am 16. April, Aufenthalt im Distrikte Milum vom 31. Mai bis 4. Juli, Abmarsch von Mässüri (nach Rückkehr aus Tibet) am 8. November. Von Simla westlich und nördlich zogen wir im folgenden Jahre, 1856, und es war dabei möglich, an mehreren Stationen — besonders lange und erfolgreich in Kashmir — Eingeborne als Sammler aufzu- stellen. Ende April waren wir in Simla zusammengetroffen und von dort gingen wir wieder, getrennt, gegen den Haupt-Kamm des Himälaya; es war dabei von unsern eigenen Routen meine die östlichste, Adolph’s die nordwestlichste. Am Rückwege von Tibet nach dem Pänjäb, auf Märschen, die bis Mitte November währten, hatten wir uns nach dem Westrande des Gebirges gewandt, über Märri nach Raulpindi, nachdem unterschiede abweicht, was sehr gut mit der allgemeinen nordwestlichen Richtung innerhalb jener Grenzen übereinstimmt. 165 wir in Srinägar, der Hauptstadt Kashmir’s, ein zweites Zusammentreffen in jenem Jahre möglich gemacht hatten. Adolph’s letzte Himälaya-Märsche, von Anfangs April bis Ende Mai 1857, führten ihn nochmals in diese Gebiete, von Kängra durch Külu nach dem Bära Lächa-Passe. Die Provinzen in der oben gegebenen Zusammenstellung wurden mit Ausnahme Rajäuris, das von einer Nebenroute des Sammlers Mon- teiro durchzogen war, alle von uns selbst besucht. Bisahir habe ich dessenungeachtet in der Tabelle in Klammern gesetzt, weil mir die Standorte in diesem Terrain, der gegenwärtig gebräuchlichen Bezeich- nung entsprechend, bei meinem Durchmarsche Anfangs Juni 1856 in dem südlicheren Theile als zu Simla, in den übrigen Theilen als zu Känäur gehörend angegeben wurden. Der Sätlej, der dieses Land durch- fliesst, hat hier eine ost-westliche Richtung und bildet dabei die tren- nende Linie zwischen den beiden hier erwähnten Theilen. ‚Bisähir‘ als Bezeichnung für das Ganze in der früheren Weise scheint gar nicht mehr gebraucht; vereinzelt hörte ich noch den südlichen Theil allein Bisähir nennen; auch einen nominellen Räja von Bisähir gibt es dort noch, der aber jetzt eine sehr abhängige Stellung hat. Als grösste Höhen des Himälaya hatten wir von solchen, die 26,000 Fuss erreichen oder übertreffen, 8 unter sich gut isolirte und von den Eingebornen durch besondere Namen unterschiedene Hauptgipfel anzu- führen. Sie liegen in verhältnissmässig geringer Entfernung von der Kammlinie, und zwar all diese 8 auf der indischen Seite des Himälaya ??). Dass der Boden bis nahe gegen das Niveau des Meeres sich senke, kömmt längs des Himälaya-Fusses auch in seinen niedersten Theilen, an dem Taräi-Rande zwischen Bhutän und Nepäf, nirgend vor; dort ist aber die Erhebung, selbst grossen Strecken entlang, eine unbedeutende zu nennen, 400 bis 500 Fuss nur betragend. Thalformen mit geringem Gefälle reichen weit noch in das Innere hinein. Dabei ist es nicht nur die Art der Gebirgshebung, welche dieses bedingt, sondern auch, mit bedeutendem Autheile, das allgemeine Tiefer- 29) Zusammenstellung sämmtlicher einzeln dominirender Himalaya-Gipfel über 25,000 Fuss, die bekannt, 12 an der Zahl, ist gegeben in „Results“ vol. II. p. 495. 164 legen der Thalsohlen durch Erosion; diese Modification der Bodengestal- tung ist auch ‘als eine der Bedingungen der in den Thälern abstei- genden Lufteirculation von sehr grossem Einflusse. Landesregion Il.: „Das westliche Stromgebiet von Tibet“, signirt im Herbarium ,‚Tibet‘‘, mit den Provinzen: Gnäri-Khörsum — Spiti — Rüpchu — Tsänskar oder Zankhar — Pangköng — Ladäk — Dras — Nübra — Bälti — Hazöra — (Ghilghit). Die Reihe der hier angeführten, im botanischen Materiale vertre- tenen Provinzen Tibets bildet zusammen die westliche Hälfte jenes mächtigen Hochlandes, das sich in seiner allgemeinen Gestaltung als ein grosses in der Mitte gehobenes Längenthal dargeboten hat, mit dem Stromgebiete des Dihöng im Osten, und mit jenen des Indus und Sätlej im Westen. Die Grenze Tibets im Norden, die Kammlinie der Karakorüm-Kette, bildet zugleich der ganzen nördlichen Seite Tibets entlang, ohne Unterbrechung, die Wasserscheide und ist so die trennende Linie zwischen den Stromgebieten Indiens im Süden und jenen der Mongolei und Ost-Turkistäns im Norden. In der Himälaya- Kette dagegen finden sich, ungeachtet ihrer bedeutenden mittleren Höhe und ihres, vorzüglich auf der Südseite, ungleich steileren Ansteigens, zahlreiche Depressionen, verbunden mit Veränderung der Thalrichtung und Wendung der Flüsse gegen Süden; diess herrscht vor im westlichen Tibet und bietet sich selbst längs des Sätlej- und längs des Indus-Thales, während der Hauptfluss Dihöng im Osten den Himälaya-Kamm nicht durchschneidet, sondern an dessen östlichem Ende gegen Assam umströmt. In ihrer politischen Stellung sind die einzelnen Theile des westlichen Tibet unter sich sehr verschieden; aber das östliche Tibet, Bodyuül, ist seiner ganzen Ausdehnung nach eine einzige von China abhängige Pro- vinz, nur unter getrennter Regierung und Administration ?®); das central gelegene Gnäri Khörsum ist unmittelbar Provinz von China, und es war 30) Die Hauptgewalt der localen Beherrschung befindet sich für das östliche Tibet in den Händen des Dalai Lama zu Läsa, der den höchsten Rang unter den tibetischen Priestern einnimmt; aber auch der Pänchen Rinpoche, der hohe Priester zu Tassilhünpo, westlich von Lasa, hat eine Macht, die sich in mancher Richtung bis zu seiner Unabhängigkeit von Läsa steigert“. „Reisen“, Band II S. 22. aa 165 desshalb ungeachtet grosser Vorsicht sehr schwer gewesen, in diesen Theil von Tibet vorzudringen. Ueber die Terrainverhältnisse des östlichen Tibet sind neuerdings, erst seit Vorlage dieses Berichtes, gleichfalls Daten directer Entfernungs- und Höhen-Messungen durch einen Mann unseres früheren Gefolges, Nain Singh aus Milum, nach Indien gelangt. Er war schon von uns mehrmals zu correspondirenden Beobachtungen an einzelnen Stationen und dann längs Routen verwendet worden, und hatte selbst, obwohl er nur hindostäni und tibetisch sprach, eine Zeit lang den Wunsch ge- äussert, nach Europa mit uns zu gehen, (,Results“ I. p. 39); später wurde er durch Öberst Montgomery als entsprechender Gehülfe der Great Trigonometrical Survey übernommen. (Was das Flusssystem betrifft, scheint er den Hauptfluss Ost-Tibets, der nach den unmittel- baren Angaben, die ich in Bhutän von Tibetern erhielt, in seinem oberen Theile Tsangbochü und im untern Dihöng genannt wird, ähnlich wie meist die Europäer in Indien vom eigentlichen Brahmapütra Assäms in der Benennung nicht getrennt zu halten. An der Vereinigungsstelle selbst bilden aber die beiden Flussrichtungen nahezu rechten Winkel und der Brahmapütra — oder „Lohit‘‘ bei den nordöstlich von Assam folgenden Aboriginern — ist in seiner Wassermenge der grössere. Eigene vergleichende Prüfung der zu bietenden Namen ist überhaupt von Eingebornen als Beobachtern, wenn auch practisch ganz gut vor- bereitet, nicht zu erwarten). Die Provinz Spiti ist seit 1849 in Besitz des indischen Reiches, aber als Dependenz mit besonderer Verwaltung. In der letzten Periode des Sikh-Reiches hatte Spiti zu diesem gehört; nach dem Friedens- schlusse von 1846 war es als Lehen gegen Tribut dem damals selbst- ständigen Räja von Bisähir verliehen worden, bei dem es aber nur drei Jahre belassen wurde. Ladäk war früher die Hauptprovinz eines tibetischen Königreiches, das erst von Guläb Singh erobert und seinem Kashmir-Reiche annektirt wurde. Mit den Provinzen von Be bis Nübra bildete es das Reich Ladäk oder Mittel-Tibet. Bälti, mit Hazöra und Ghilghit zusammen als das Reich Bälti oder Klein - Tibet bezeichnet und früher ebenfalls unabhängig, gehört jetzt Abh.d.11.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 22 166 auch zu Kashmir. Nur Ghilghit ist noch jetzt nicht ganz von den Kashmiris bewältigt; zur Zeit unserer Reisen waren unter der Bevöl- kerung viele Unruhen und es konnten selbst die Sammler Ghilghit nicht besuchen. Gleiches hatten wir zum Theil von den ganz westlichen und nordwestlichen Gauen der Provinz Bälti, an Ghilghit grenzend, gehört, und es ergab sich auch, dass es dort allerdings für das Sammlen grosser Vorsicht bedurfte, aber mehr wegen Unsicherheit des Verkehres durch Plünderungen als wegen der politischen Zustände. — Die Vertheilung unserer Bereisungen war die folgende: Gnäri Khörsum wurde 1855 von meinen Brüdern zuerst vom 9. Juli bis 22. August besucht, wobei sie bis Gärtok, der Hauptstadt der Provinz, gelangten, jedoch unter grossen Schwierigkeiten mit den chinesischen Behörden sogleich an der Grenze schon; vom 5. bis 19. September hatte Adolph mit besserem Erfolge der Verkleidung ein zweites- mal neue Routen über den Himälayakamm in diesen Theil von Tibet eingeschlagen ??). Im folgenden Jahre führten unsere Routen in das westliche Tibet. Von Robert und von mir wurden von Mitte Juni bis 9. August, und dann — nach Rückkehr aus Turkistän — nochmals vom 4. September bis 11. und bis 14. October die Provinzen des Reiches Ladäk bereist, wobei sogleich bei Beginn der Untersuchung jener Gebiete die Salzseen ??) der Provinz Pangköng für mich besonders viel des Neuen boten, selbst in der quantitativ spärlichen Flora, die ich dort zu beobachten und zu 31) Seit dem Vordringen nach Gnari Khörsum durch Colonel Henry und Major Richard Strachey, 1846 und 1849, war dort das chinesische Tibet für Europäer um so schwerer zugänglich geworden; und nach der Reise meiner Brüder im Sommer 1855 blieben Europäer meist auf Jagdexeursionen unmittelbar an der Grenze von Garhväl beschränkt. Jene von Capitain Bennett, im August 1865, dehnte sich wenigstens bis Däba aus. Erl. „Reisen“ Band III S. 56 u. 76. Speciell botanisches Material, zum Vergleiche mit unserem, ist mir aus Gnari- Khörsum nicht bekannt geworden. : Andrew Wilson, in dem neuen Werke „The Abode of Snow“, Edinburgh & London 1875, erwähnt, dass die Verhältnisse auch jetzt noch sehr ungünstige sind, und dass es ihm nicht möglich wurde, Besuch Gnari Khörsums in Verbindung mit seinen Reisen nach den westlichen Gebieten Hochasiens auszuführen. Besprochen in „Untersuchungen über die Salzseen im westlichen Tibet und in Turkistan. I. Theil: Rüpchu und Pangköng, das Gebiet der Salzseen im westlichen Tibet.“ 4°. Abhandlungen der I. Cl. der Akad. der Wiss. Bd. XI. Abth. I. S. 115—190. München 1871. 32 = 167 sammeln Gelegenheit hatte; nördlich von diesen war Nübra wegen des unerwarteten Auftretens der wasserscheidenden Kammlinie®®) für die Bedingungen der Pflanzenverbreitung von specieller Bedeutung ge- worden. Adolph’s Routen waren in Tsänskar oder Zänkhar °*), und dann in Bälti und in Hazöra gelegen, vom 9. Juni bis Anfangs Oktober. Am nördlichsten, und auch am höchsten dort, war er in den Umgebungen des Mustägh-Gletschers gekommen. Unsere Sammler konnten hier im westlichen Tibet, nebst einzelnen an sich neuen Nebenrouten, für mehrere Lagen verlängerten Aufenthalt an Standquartieren des Trains zu fleissigem Begehen der Umgebungen benützen. So war es zu Le, der Hauptstadt von Ladäk, und zu Skärdo, der Hauptstadt von Bälti; einmal bot sich ihnen auch eine Woche zu Täshing, einem Dorfe Hazöras, wo man nach Angabe der Eingebornen eine der mehr als mittelgut bewachsenen Stellen für solche Höhen zu er- warten hatte, was sich auch bewährte. Im Jahre 1857 hatten Adolph’s Wege nochmals durch Tibet ge- führt, wobei er in Tsänskar eintrat, aber dann durch Rüpchu und Pang- köng nordwestlich sich wandte und Le nicht berührte, um unbeachtet nördlich von Tibet vordringen zu können. Dabei hatte er nur wenig Zeit zu Aufenthalt; über den Bära Lächa-Pass der Himälaya-Kette kam er am 31. Mai, über den Chang Lang-Pass der Karakorüm-Kette am 18. Juni®®); Herbarium-Material von dieser Route Adolph’s, die er so rasch durchziehen musste, liegt mir nicht vor. 33) Nach Nübra war auch Dr. Thompson schon gekommen, 1848; „Western Himalaya and Tibet“, London 1852, ist von ihm über seine Reisen erschienen. Er hatte dabei die Kammhöhe des Karakorüm erreicht, hatte aber den Karakorüm-Pass nicht überschritten und betrachtete diesen Pass „als eine Vorstufe zum Künlün, der als die wasserscheidende Kette noch folge“. Erl. in „Die Pässe“ u. s. w. Abh. d. k. b. Akad. Bd. XI. S. 14. 34) Des Vorkommens beider Benennungen dieser Provinz habe ich schon in Band III. der „Reisen“ S 244 erläuternd erwähnt. Aus philologischer Analyse der in der Provinz selbst gesammelten Angaben hatte sich nemlich unserem Bruder Emil Zänkhar als die der angewandten Schreib- weise entsprechende Form ergeben (bedeutend, Kupfer-Veste“). Im Herbarium ist, der während der Reise gewählten Form entsprechend, „Tsanskar“ beibehalten worden. 35) So nach seinen letzten Manuscripten, und dem Briefe, den ich 1869 von Abdüllah aus Käshmir, einem seiner Begleiter erhalten habe. In unserem Itinerary in den „Results“, vol. I. 1861, p. 33, war nach dem ersten etwas unbestimmten Berichte der 9. Juli angenommen worden. 22 168 Die Bodengestaltung in Tibet ist als jene eines „Hochgebirges“ zu bezeichnen. _ Ungeachtet der bedeutenden Höhe über dem Meere auch der Thäler haben doch bei weitem die meisten Theile Tibets sehr be- stimmte Thalformen mit Unterschieden relativer Höhe zwischen den Thallinien und ihren Umgebungen, die in jedem andern Gebirge, von geringerer Gesammterhebung, noch immer an sich als sehr grosse auf- fallen würden. Das Ansteigen zu Pässen, auch zu solchen, die in sekundären Kämmen zwischen den Thälern liegen, beträgt im Mittel der beiden Abdachungen meist 2500 bis 3000 engl. Fuss; doch sind selbst entsprechende Höhen- differenzen von 6000 und von 7000 Fuss nicht selten. Als Beispiele, wie deren viele noch vorliegen, nenne ich aus Gnäri Khörsum den Chomoräng-Pass, aus Ladäk und aus Nübra den Laöche-Pass und den Sässar-Pass ?%). Eigentlicher Plateaux werde ich nördlich vom Kara- korüm-Kamme, auf der Seite seiner Abdachung gegen den Künlün, zu erwähnen haben. Es ist von Bedeutung, diese topographischen Formen und ihre Verschiedenheit von den Annahmen, die früher und meist in der letzten Zeit noch gemacht worden sind, bei der Beurtheilung des Auftretens und der Verbreitung der Flora dieser Gebiete ebenfalls im Auge zu behalten. Es folgt daraus unmittelbar für die Wärme- verhältnisse, wie sich oft genug in unerwarteten Extremen wäh- rend der Reisen gezeigt hat, grössere Verschiedenheit, und grössere Veränderlichkeit innerhalb der Grenzen der Maxima und Minima der Temperatur der Luft und des Bodens, als eine mehr gleichmässige Er- hebung solches bedingen würde. Dabei ist auch auf die mechanische Verbreitung vieler Theile der Flora die Bodengestaltung an sich, — ob so, wie hier sie vorliegt, oder ob Plateauform mit relativ geringen 36) Chomorang-Pass, zwischen dem Industhale und dem Hochlande Sarthol, Höhe des Passes 18,760 F.; Industhal, südwestlich vom Passe bei der Zeltstadt Giachurüff, 15,730 F.; Thok Jalung, Zeltstadt im Goldfelde, 16,330 F. Laöche-Pass, zwischen Ladäk und Nübra, Höhe des Passes 17,911 F.; Höhe des Indus-Thales am Südfusse, bei Le, 10,723 F.; Höhe von Kärdong auf der ersten nördlichen Vorstufe 12,878 F.; Höhe von Diskit am Shayok-Flusse, 13 engl. M. nordwestlich davon, 9,968 F. Sässar-Pass in Nübra, für die Sommerroute (von Ladäk nach Yärkand) im Shayök- Thale benützt, Höhe des Passes 17,735 F; Haltestelle Pantängsa am Südfusse des Passes 14,644 F.; Haltestelle Sassar am Nordfusse des Passes 15,339 F. 169 Höhenverschiedenheiten — von wichtiger Einwirkung; es ändert sich mit ihr sowohl der Effect der Winde als jener des abströmenden Wassers. Ganz den Verhältnissen der Kämme entsprechend zeigte sich die Gestaltung der einzelnen der grossen Schneegipfel in Tibet. Die drei höchsten bis jetzt bekannten Gipfel dieses Gebietes liegen in der Kara- korüm -Kette; es sind diese der Däpsang ?”), mit 28,278 F., der Diämar mit 26,629 F., der Macheribrüm mit 25,626 F. Höhe. Der untere Rand des Karakorüm schliesst sich gegen Norden, in der Mongolei und im östlichen Turkistän, fast seiner ganzen Aus- dehnung entlang den Abhängen des gegenüber liegenden Künlün-Gebirges an; die mittlere Höhe längs der Berührungslinie zwischen diesen beiden Gebirgen ist zu 12,000 bis 13,000 Fuss anzunehmen. Nur an einer verhältnissmässig schmalen Stelle jenseits des west- lichen Endes des Künlün schieben sich nordöstlich gerichtete Ausläufer des Karakorüm-Kammes, jenen des Bölor Tagh sich anschliessend, zwischen dem Yärkand-Flusse und dem Tashkurgän-Flusse weiter vor, geringere Höhe an ihrer unteren Grenze erreichend. Positive Daten der Beobachtung liegen für den betreffenden Theil nicht vor. Am Südrande von Tibet sind die niedersten Punkte die Austritts- stellen des Indus und des Sätlej. Der Indus senkt sich bei Bünji in Bälti zu 4870 F. Bei Skärdo, der Hauptstadt von Bälti, in der verhältnissmässig geringen Entfernung von 75 engl. M. Stromlänge hat das Niveau des Indus noch 7255 F. Höhe. Aber unmittelbar ober dieser Austrittsstelle, gegen Norden und viel weiter noch gegen Nordwesten längs dem Yässin-Seitenflusse über Ghilghit sich hinziehend, bietet sich eine breite durch Erosion entleerte Thalmulde, die einst als See gefüllt war; so hat Ghilghit, obwohl 25 engl. Meilen noch von der Einmündung des Yässin in den Indus bei Bünji entfernt und auf einer Alluvial-Stufe des rechten Ufers gelegen, erst 5025 F. Höhe. 37) Ungeachtet seiner mehr als 900 engl. Meilen weit, gegen Nordwesten, entfernten Lage, bei 35° 53° nördl. Breite, 76° 34° östl. Länge von Green., ist die Höhe des Däpsang nur von jener des Gaurisänkar übertroffen; die geographischen Coordinaten des letzteren sind 27° 593° nördl. Breite, 86° 547‘ östl. Länge von Green., 29,002 F. (8839’5 Meter) Höhe. Der Sätlej hat bei Brüang, dem ersten grösseren Dorfe nahe seiner Austrittsstelle aber schon ausserhalb der Kammlinie, auf der Kanäur- Seite gelegen, eine Höhe von 5946 Fuss. Diese und ähnliche für Tibet tief herabreichende Thalgebiete waren ungeachtet ihres vereinzelten Vorkommens doch in pflanzen- geographischer Beziehung nicht unbeachtet zu lassen, insofern sich dort bei dem Auftreten einzelner indischer Formen für diese wenigstens über die „Möglichkeit räumlicher Verbreitung‘‘ und über die „Widerstands- fähigkeit gegen Trockenheit, sowie gegen ziemlich kühle Lufttemperatur bei intensiver Besonnung‘‘ Entscheidung bietet. Landesregion Ill. „Hochland Ost-Turkistänsvom Kara- korüm-Kamme gegen Norden, und Künlün-Gebirge‘“. In der Zusammenstellung der Pflanzen sind zwei Gruppen unter- schieden, 1. Gruppe, signirt ‚„Karakorüm‘“ mit der Provinz: Yärkand; 2. Gruppe, signirt „Künlün“ ! mit den Provinzen: Yärkand — Khötan. Diese hier sich bietenden nördlichen Theile Hochasiens sind es, innerhalb welcher, verschieden von der so prägnirten Thalbildung in Tibet, grosse Strecken als „Hochland-Wüsten“ in der Form schneefreier aber steriler Gebirgsplateaux zu bezeichnen sind. Solches gilt vorherr- schend für die oberen Terrainstufen ‚von der Karokorüm -Kammlinie gegen Norden, theilweise auch für das gegenüber sich erhebende Süd- gehänge des Künlün; nördlich von der Kammlinie des Künlün sind die gewöhnlichen Gebirgsformen das Vorherrschende, nämlich gut markirte Kamm- und Thal-Bildung. In den grossen Höhen ist im Künlün-Gebirge die Nordseite die steilere; in den Mittelstufen der Nordseite aber schieben sich die Kämme und Thäler, verhältnissmässig langsam ihre Höhe än- dernd, weit gegen Norden vor und die Abdachung ist bedeutend flacher. Auch die seitlichen Gefälle sind in entsprechender Weise gestaltet. Das Gebiet zwischen dem Karakorüm und dem Künlün ist hier ganz unbewohnt, und zeigte sich sehr arm an Vegetation, wegen grosser Erhebung bei grosser Trockenheit. Am Nordgehänge "des Künlün haber die Verhältnisse des Klimas und der Vegetation sehr deut- 171 lich anderen Charakter. In Folge vermehrter Feuchtigkeit und grösserer Regenmenge findet sich dort gut entwickelte Grasvegetation noch ober- halb der Strauchgrenze, während in den Hochwüsten holzbildende Ge- wächse die letzten Formen sind, welche den Wirkungen nächtlicher Strahlung und heftiger Stürme Widerstand bieten können. Bewohnte Orte reichen auf der Nordseite des Künlün, bei einer Breite von 36—361/2° Norden, bis zu 9000 und 9500 Fuss Höhe; Weideplätze sahen wir mit Schafherden bis zu 13,000 F. bezogen. Verhältnissmässig noch günstiger ist das Klima in den Vorbergen des Nordrandes und in den ersten Stufen des Flachlandes von Turkistän. Doch schon in geringer Entfernung vom Gebirge, zeigt sich der bei weitem grössere Theil Turkistäns durch die Wüste Göbi bedeckt, in welche nur an den Ufern der Flüsse landschaftlich bemerkbares Auftreten von Vegetation etwas weiter noch sich vorschiebt; zum grössten Theile wäre dasselbe auch in solchen Lagen noch weniger häufig und, besonders in seiner Breite, viel enger begrenzt, wenn nicht mit den Culturen der Bewohner die Bodenbewässerung ziemlich weit sich ausdehnte. Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist hier, wie dem ganzen Nord- rande Hochasiens entlang, eine sehr geringe. In den östlichen Theilen sind die Bewohner Turkistäns Mongolen mit vereinzelten türkischen Karavanen-Kaufleuten; die westlichen Theile sind ausschliesslich von Türkis (arischer Race) bewohnt. Das Gebiet dieser letztern dehnt sich noch weiter gegen Westen aus als die Karakorüm-Kette und zieht sich dem Hinduküsh entlang noch fort; doch zerfällt es in zwei durch das sekundäre und langsam ansteigende aber wasserscheidende Gebirge des Bolor Tagh getrennte Reiche, in Ost-Turkistän, das hier vertretene längs des Karakorüm- und Künlün-Gebirges, und in West-Turkistän 38) längs des Hinduküsh-Gebirges. 28) West-Turkistän ist seit einigen Jahren Provinz Russlands geworden, dessen Macht auch in den südlichen Theilen des centralen Asien stetig sich ausdehnt. — Durch dieses Gebiet und, nörd- lich von den Erhebungen des Karakorüm und Künlün, über den Bölor Tägh, hatte Marco Polo’s erste Europäer-Route nach Yarkand im 13. Jahrhundert geführt. Zu vergl. neue Abb. von J. B. Paquier „Itineraire de Marco Polo“, mit Karte, Bull. Soc. de Geogr. de Paris Aug. 1876. - 172 x Ost-Turkistän, in das wir über die Karakorüm- und über die Künlün-Kette als die ersten Europäer vordringen konnten, erreichten wir 1856 und 1857. Die Provinzen dieser Landesregion und die Zeit des Sammelns betreffend sind noch die folgenden Daten beizu- fügen. Im Sommer 1856 kamen wir — Hermann und Robert — am 9. August über den Karakorüm, wobei der gleichnamige Pass gewählt wurde, in das obere Yärkand. Am 23. August gelangten wir mit Ueber- schreiten des Elchi-Passes des Künlün nach Khötan; Rückkehr nach Nübra über den Karakorüm-Pass am 4. September. Von diesen beiden im Herbarium vertretenen Provinzen liegt Khötan mit der Hauptstadt Elchi im südöstlichen Theile Turkistäns, ist aber im Süden von der Kammlinie der Künlün-Kette, nicht von der Karakorüm- Kette begrenzt. Die Provinz Yärkand dagegen zieht sich bei Khötan eine Strecke weit von Südosten nach Nordwesten herab und liegt noch zwischen den beiden Kämmen ; dann wendet sie sich, die westlichen Ausläufer des Künlün einschliessend, gegen Norden und bald darauf weit gegen Osten. Für den Karakorüm auf der Yarkänd-Seite liegen bei unsern Pflanzen nur solche aus den obersten Terrainstufen und aus den mittleren Er- hebungen vor, und auf den Folien der Exemplare aus Turkistän waren sie anfangs nicht als Gruppe von jenen des Künlün getrennt, sondern nur durch die Provinz- und Lokalitäts- Benennung unterschieden. Bei der definitiven Gruppirung hat sich genug des Materiales für Trennung gezeigt. Westlich und nördlich von Yärkand folgen in Ost-Turkistän die Provinzen Tashkurgän und Käshgar ?*). Die erstere, von geringer Breite gegen Norden, ist im Westen vom Bölor Tägh-Gebirge begrenzt, im Norden von Käshgar. Die Provinz Käshgar erstreckt sich im Westen gleichfalls an die Kammlinie des Bölor Tägh, gegen Norden an jene der 39) Die topographischen Daten über diese Theile Turkistäns habe ich allgemein zusammengestellt in dem Berichte „Die Pässe über die Kammlinie des Karakorum und des Künkin in Bälti, in Ladak und im östlichen 'Turkistan. Nach unseren Beobachtungen von 1856 und 1857 und den neueren Expeditionen.“ Abhandlungen der II. Cl. der k. b. Akad. der Wiss. Bd. XII. Abth. ]. S.1 bis 116. München 1374. (Im Auszuge in Ausland, Mai 1875.) 173 Thianshän-Kette, gegen Osten und zum grössten Theile gegen Süden ist sie durch die Provinz Yärkand begrenzt. In unserem Herbarium sind diese beiden Provinzen nicht vertreten. Die erstere wurde über- haupt von keiner unserer Routen berührt. Nach Turkistän gelangte Adolph im Juni 1857, aber unter Um- ständen, die schon seit längerer Zeit Sammeln jeder Art unmöglich ge- macht hatten. Die Wälle Yärkands erreichte er am 16. August; sein letztes Lager war am 25. und 26. August zu Käshgar, 2 engl. Meilen südlich von der Stadt, aufgeschlagen. Im Jahre 1856 gehörte ganz Ost-Turkistän zum Chinesischen Reiche, und Europäern, die als solche sich dort hätten zeigen wollen, wäre der Eintritt absolut verweigert worden. Im Frühling 1857 hatte Aufstand gegen China begonnen, und gegenwärtig ist Ost-Turkistän selbstständig geworden unter einem mussälmänischen Herrscher, dem Amir Mo- hämmad Yäkub Khan, der seinen Sitz in Käshgar hat. Ueber die Maxima der Erhebung im Künlün-Gebirge ist zur Zeit mit Bestimmtheit noch nicht zu urtheilen ; doch lassen sich Höhen bis gegen 22,000 F. annehmen, da schon jetzt Gipfel bis an 21,000 F. ziemlich zahlreich bekannt sind und da wenigstens in den mittleren Theilen, und in Turkistän auch noch bis ganz nahe heran an das Ende, die Kammhöhe eine sehr bedeutende ist. Für den Südrand des Künlün ist, wie ich schon im Karakorüm- Gebiete zu erwähnen hatte, 12,000 bis 13,000 F. die mittlere Höhe wohl längs des grössten Theiles desselben; hier ist beizufügen, dass am West-Künlün, südlich noch — aber schon ziemlich nahe der Stelle, wo der Yärkand-Fluss das Ende desselben umströmt — etwas raschere Depression des basischen Randes beginnt; dessenungeachtet wird am Fusse des letzten, nordwestlich gestellten Theiles des Kammes, mit Aus- schluss der secundären kleinen Vorberge, die Höhe kaum unter 8000 Fuss sich senken. Die Thalhöhe in jener Unterbrechung des Kammes, durch welche der Karakäsh- Fluss, Ost- und West-Künlün trennend, austritt, kann nirgend niedrer als 11,400 F. sein; am Halteplatze Pilartakäsh, schon ein wenig nördlich und thalabwärts davon, ist sie 11,596 Fuss. Aehn- Abh.d. II. Cl.d. k. Akad. d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 23 174 lich scheint auch die östicher gelegene Austrittsstelle des Keria-Flusses gestaltet zu sein. Als Höhe des oberen Randes des Steppenlandes von Ost-Turkistän, das nördlich vom Künlün-Gebirge folgt, hat sich längs der Linie, welche die Hauptorte Elchi, Kärghalik, Yärkand und Käshgar verbindet, zwischen 5000 und 4000 F. ergeben. (Der mehr als 12 Längengrade östlich von Käshgar gelegene See Lop ist noch bedeutend niedrer; für diesen wird die Höhe zu 2500 F. (?) angenommen.) IM. Die Localitäten und ihre Höhen in allgemeiner Zusammenstellung. Das Unterscheiden der Localitäten. — Ausdehnung und Höhenbegrenzung. — Anlage der alpha- betischen Liste. — Angaben über Schneegrenze. — Tabellarische Uebersicht. Die Bezeichnung als Localität ist in ihrer topographischen Bedeu- tung nach den Ortsnamen *°) und den damit verbundenen Höhenzahlen zu beurtheilen. ‚‚Localität“ bezieht sich entweder auf Gruppen von Fundstellen unter gleichen Verhältnissen der Bodengestaltung, die relativ breiten zusammenhängenden Flächen angehören, oder auf Fundstellen in Aufeinanderfolge längs der verschiedenen Märsche, mit Angabe der beiden begrenzenden Punkte sowie, bei stark undulirtem Terrain, auch zwischenliegender Orte. Es sind jedoch in diesen letzteren Gruppen eben- falls nur Fundstellen zusammengefasst worden, welche gleichen Charakter des Klimas haben, abgesehen vom direkten Einflusse der Höhe, und gleiche geologische Beschaffenheit. Diejenigen Orte, deren Umgebungen in verhältnissmässig grossem Umkreise und dessenungeachtet mit Sorgfalt durchsucht werden konnten, waren meist jene, wo zu correspondirenden meteorologischen Beobachtungen, und weiter im Innern zur Regulirung der Möglichkeit des Verkehres und zur Sicherung unserer Proviante, Gefolge und Vorrath zeitweise zurückgelassen werden musste; dort bot sich dann auch Ge- 40) Orte, die unbewohnt waren, sind als.Deras oder „Halteplätze*, mit A als Signatur, unter- schieden. 237 176 legenheit zu längerem Aufenthalte für einige der Sammler. Als Halte- stationen dieser Art sind zu nennen Darjiling, Kathmändu, Srinägar, Le, Skärdo, u. s. w. Als ziemlich enge begrenzt dagegen, auch in ihrer Flächenaus- dehnung, sind jene Localitäten zu verstehen, bei welchen für ihre Höhen- verhältnisse nur eine Zahl gegeben ist („zwischen 2 Strichen‘‘, erl. S. 14), ohne dass das Wort „Umgebungen“ noch besonders beigefügt ist. Ist bei Pässen Abhang nach einer Seite hin als Localität getrennt gehalten, so ist diess besonders bezeichnet. Gewöhnlich liegen Orte oder Halteplätze diesseits und jenseits des Passes vor, und es ist dann die Passhöhe zwischen denselben, für welche die Zahl gleichfalls separat angegeben ist, mitinbegriffen, wenn sie nicht durch Klammern als ‚‚nicht vertreten im betreffenden Pflanzenmateriale‘‘ markirt ist. Letztere Fälle waren meist Passübergänge, welche wegen grosser Höhe permanent oder temporär firn- und schnee-bedeckt sich zeigten, oder jene in wüstenartiger Lage bei grosser Trockenheit. In der alphabetisch geordneten Liste, die ich hier vorlege, sind jetzt fast alle der wiederholt sich bietenden Localitäten mit ihren Höhen zusammengestellt. Die Gesammtzahl der Namenangaben, welche theils für die Flächen speciell anzuführen waren, theils für Pässe und Sta- tionen im Innern derselben, wird für das ganze Herbarium gegen 500 sein. Unerwähnt bleiben hier, um zu kürzen, jene Localitäten, die bei ganz isolirten Pflanzenformen, meist aus subtropischen Gebieten, vor- kommen, und die dann bei den betreffenden Pflanzen selbst besprochen werden. Einige andere Daten werden in geringer Zahl noch aus dem Materiale, was gegenwärtig zu systematischer Untersuchung fortgesandt ist, nachzutragen sein*!). In der „tabellarischen Uebersicht“ sind allen Localitäten die betreffenden Landesregionen und Provinzen beigefügt. Es war dies nöthig um, mit 41) In „Results“, vol. VII, werde ich später noch die Höhengrenzen von Culturen und von solchen Pflanzen, deren Auftreten ohne eingelegte Exemplare verzeichnet wurde, in das Register aufnehmen; ferner wird dort, um den Vergleich mit dem Materiale anderer Sammlungen zu er- leichtern, für jede der Localitäten ausser dem Ausgangspunkte selbst eine kurze Hinweisung auf diesen für die Endpunkte und für die mit Namen erwähnten zwischenliegenden Orte, Halte- plätze und Pässe im Register gegeben. 177 gleichzeitiger Berücksichtigung der betreffenden Höhen, aus den später folgenden klimatischen Angaben die meteorologischen Verhältnisse nach Lage und Bodengestaltung für die Standorte beurtheilen zu können. Zugleich lässt die hier gegebene Uebersicht hervortreten, wo topogra- phische Grenzen zwischen Provinzen, auch zwischen Landesregionen, innerhalb einer in ihrem pflanzengeographischen Charakter nicht ge- trennt zu haltenden Localität gelegen sind. Da bei der geringen Zahl der Landesregionen die Namen derselben oft sich wiederholen müssen, sind die Bezeichnungen für diese möglichst kurz gewählt *?). Die Angabe der Landesregionen und der Provinzen in Verbindung mit den Höhen lässt beurtheilen, welche Localitäten die subnivalen und die nivalen Regionen erreichen, wenn die Lage der Schneegrenze damit verglichen wird. Letztere ist bei der Ausdehnung des Gebirges in den einzelnen Theilen sehr verschieden. Die Höhen, die sich uns als Mittel für die Schneegrenze ergeben hatten, sind die folgenden. 1) Himälaya-Kette: In der Breite von Bhutän bis Kashmir, von 271/2° bis 341/20 N Südkiche 'oder„indische.Seites . usie ala al nl aanunt ännnı a7 165200FE, Nördliche oder tibetische Seite . . . me 6a. an8, ae Bedingt ist die grosse Höhe auf der Nardstite durch die ungleich geringere Menge des Niederschlages, der dort zum Schmelzen sich bietet. In Hazöra, norwestlich von Kashmir, tritt, mit Ausdehnung grösseren Schneefalles auch auf die Nordseite, die der Breite entsprechende Senkung der Schneelinie wieder ein; Schneegrenze in Hazöra, Mittel. . . ....... 15,600 F. 2) Karakorüm-Kette: Breite von 28° N. im östlichen Tibet bis über 36° N. in (Ost-)Turkistän. Mittel beider Seiten. . . P er 9. Der Unterschied urtschein‘ den bäden Igärten ih, Bei der vorherrschend nordwestlichen Richtung der Kammlinie und 42) Sie sind identisch mit dem $. 20 englisch gegebenen „Signaturen“, welche dort direct auf die Folien des Herbariums bezogen sind. 178 bei den im oberen Ost-Turkistän sowie in Tibet nur geringen Niederschlagsmengen, nirgend bedeutend. Die Exposition aber an den einzeinen Lagen zeigte grossen Einfluss. In Tibet, meist auch in Turkistän, ist Mittel für Nordexposition. . : . 2......18600 E. Mittel für’ Südexposition "EWR REIT ER LION In einiger Entfernung vom Kamme gegen Norden macht sich in Turkistän Depression durch etwas vermehrten Schnee- fall bemerkbar ??). 3) Künlün-Kette: Die Strecke zwischen 36° und 361/2° N., bei vorherrschend west-östlicher Richtung. Südseite, gegenüber der Karakorüm-kette . . . . . Nordseite, gegen die Turkistän-Senkung gewendet®*) . In diesem Theile des Künlün, wo von uns gesammelt wurde, liegt die Schneegrenze im Mittel bei etwas wärmerer Tem- peratur als im Karakorüm, ist aber noch immer für diese Breite ausnahmsweise hoch; an einzelnen, durch Exposition begünstigten Stellen und, allgemein, weiter gegen Osten coin- cidirt die Schneegrenze im Künlün sogar mit Höhenisothermen kühler noch als jene an der Schneegrenze im Karakorüm. 15,800 F. 15,100 F. Im Hinduküsh wird die Schneegrenze — gegen Westen rasch sich ändernd — bedeutend niedrer, und lässt deutlich auf vermehrte Nieder- schlagsmenge schliessen, ebenso wie der bis jetzt bekannte Vegetations- character jener Gebiete. — Wenn für Localitäten unterhalb der Schneegrenze örtlich beschränkende Bedingungen der Wärme vorhanden waren, wie Gletscher und Tieffirne und andere Eisreste, oder im entgegengesetzten Sinne wirkend, warme Quellen u. s. w., so ist diess mit der Bezeichnung des Standortes selbst verbunden. 43) Wie die Zusammenstellung mit den entsprechenden Höhenisothermen mir ergab, ist nicht die Schneegrenze auf der Himälaya-Südseite für diese Breiten das Exceptionelle, sondern ihre be- deutende Höhe in den centralen Lagen. „Results“ Vol. IV. S. 566—572. 44) In den Alpen erhielten wir in mittlerer Breite von 46'/2° N. > Schneegrenze auf Südseite 9,200 engl. F.; x auf Nordseite 8900 engl. F. „Phys. Geogr. der Alpen.“ Bd. II. 1854, S. 596, 597; dort für 9 Gebiete getrennt gegeben. Tabellarische Uebersicht. 179 Bezeichnung der Localitäten. Höhenangabe. Engl. Fuss. Landesregionen und Provinzen. A. Amarkäntak-Plateau, Abhänge bei der Närbädda-Quelle Amarkäntak-Plateau, unter der Paidera- und der Johilla-Quelle (Höhe der Johilla-Quelle B. Badrinäth und Umgebungen, rechte Seite des Vishnugänga-Flusses Von Bägesar viä Käthi und Namük nach Munshäri Bagmaharälund Umgebungen, nord- östlich von Skärdo und Shigar Von A Bältal nach Nun&r 3200’— 8600’ 2000°—2900° 3435‘) 10,000°— 10,600 5000'—7800' 15,300°— 11,000° 9300’—5200° Central-Indien; Mälva. Central-Indien; Mälva. „ > Westl. Himälaya; Gärhväl. Westl. Himälaya; Käamäon. Tibet; Bälti. Westl. Himälaya ; Kashmir, Bezeichnung der Localitäten. Höhenangabe. Engl. Fuss. Landesregionen und Provinzen. Am Bämsuru-Passe zwischen dem Bhagiräthi- und dem Jämna-Thale Höhe des Bämsuru-Passes Ufer des Bandäni-Flusses, Nähe von Peshäur in der Am Bära Lächa-Passe, auf beiden Abhängen Höhe des Bära Lächa Passes Von Baramüla nach M&ra im Jhilum-Thale Von Birköt nach Mandrässi Von Bela nach Mäggar Pir im Indus-Delta Bhäbeh, und südliche Abhänge des, Täri-Passes Von Bhadrär nach Kishtvär | Bhäga-Fluss, rechtes Ufer, bei Kölang, gegenüber Kärdong | | | | | Brahmapütra-Thalund Ganges- Delta, von Gohätti nach Calcutta | | 1 Am Bübang- oder Süru-Passe, | zunächst der Uebergangsstelle Höhe des Bübang-Passes 15,300‘°—15,600° 15,460° — 1200’ — 16,000'—16,200° 16,186‘ 5500°—4800° 4000‘—8000' an 8000‘—10,000° 4500‘—5500' 10,000‘—15,000' 120'—10' 2 15,481° Westl. Himälaya; Gärhväl. x£ hi Nordwstl.Indien; Pänjäb. Westl. Himäl.-Tibet ; Lahöl-Tsänskar. „ Westl Himälaya; Kashmir. EB] Westl. Himälaya; Gärhväl. Westl. Indien; Sindh. Westl. Himälaya; Känäur. Westl. Himälaya; Gärhväl. Westl. Himälaya; Lahöl. Oestl. Gangesdelta; Assam -unteres Bengalen. Tibet - Westl. Himälaya; Dras-Kashmir. Indien- ” ” 181 Bezeichnung der Localitäten. Von Chadrär nach Kishtvär Von A Chäla nach A Täkenak Chämba und südliche Abhänge des Pädri-Passes Von Cherrapünji und Umgebungen gegen Mäirong Vom Chorbäd La-Passe nach A Chungäki, Nordabhang des Passes Höhe des Chorbäd La-Passes D. Da und Umgebungen, rechtes Indus- Ufer Därche und Umgebungen, am Bhäga- Flusse Darjiling, Hauptstation von Britisch Sikkim, und Umgebungen Von Das viä Göltere (oder Naugäuü) über den Göltere-Seitenpass Von Das viä Naugäü (oder Göltere) nach Hazöra, Thalweg Vop Däulat Beg Ulde an den Süd- fuss des Karakorüm-Passes Abh.d.II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. Höhenangabe. Engl. Fuss. 6000’—4000° 15,000 14,000' 5000°—8000° 2800’—4500° 17,000‘—15,000' 16976’ 9500—9700° 11.700 6000°—8000° 10,900—7100° 10,900°—7100' 16,500’—17,000' Landesregionen und Provinzen. West]. Himälaya; Kishtvär. Tibet; Tsänskar. Westl. Himälaya; Gärhyäl. Oestl. Indien; Khässia-Gebirge. Tibet; Bälti. ” ” Tibet; Ladäk. Westl. Himälaya; Lahöl. Öestl. Himälaya; Sikkim. Tibet; Hazöra. Tibet; Hazöra. Tibet; Nübra. 24 Bezeichnung der Localitäten. DöralsmäelKhan und Umgebungen, am rechten Indus-Ufer Von Diera Shähpur, viä Sindh-Sägar-Duäb Vom Dorikön-Passe gegen Gur6s, Südabhang des Passes Höhe des Dorikön-Passes. Vom Dorikön-Passe gegen Täshing, Nordabhang des Passes Von Dras nach Matäi Von Dürguk an den Chang La- Pass, mittlere Abhänge des Passes („Dz‘, nach Schreibweise auf den Folien des Herbariums, ist jetzt rubrieirt als geschrieben mit „J“) 6. Im Gändak-Flusse, an periodisch trocknen Stellen des Flussbettes; bei Pätna Von Gaurikünd via Trijügi Naräin und Mäsar Tal nach Bhillung Von Ghästali über den Mäna-Pass nach dem D&o Tal-See (Höhe des Mäna-Passes 13,800‘—7500° 13,780° 13,800’—10,800° 10,400°— 9900 510004 ER type 6400’—7600' 13,400’— 17,600‘ 18,406‘) Landesregionen Höhenangabe. und Provinzen. Engl. Fuss. Nordwstl.Indien; —480'— Panjäb. Ismäel Khan nach Nordwstl. Indien; 480’— 680’ Pänjab. Westl. Himälaya; Kashmir. Kashmir-Hazöra. Tibet; Hazöra. Tibet; Dras. Tibet; Ladäk. Ganges-Delta; Unteres Bahär. Westl. Himälaya; Garhväl. Tibet-Westlicher Himälaya; Gnäri Khörsum - Gärhväl. „ ” 183 Bezeichnung der Localitäten. Von Göbesar nach Ökimat h, über Seitenkamm Von Güe nach Pättere Brok Gur&s und Umgebungen, nördlich von Srinägar Von Gur6s via Ulli-Plain und zwei kleine Pässe nach Bändipur Gya und Umgebungen, mit Läma- gärten Garten des Klosters H. Himis und Umgebungen, mit Läma- Culturen Garten des Klosters Von Hüshe nach A Brämi Räma, längs des Ausflusses des Söspor-Gletschers Von Hüshe viä Häldi nach Chor- könda J. Von Jäblpur an den Fuss des Amar- käntak-Plateau Jämrud und Umgebungen, bei Pe- shäur Ufer des Jhilum -Flusses bei Islam- abäd Von Jhösimäth nach Göbesar, im Alaknända -Thale Höhenangabe. Engl. Fuss. 5000’— 6800’ 8000’—10,000' 7000’—8000’ 12,000’—13,500° 13,000°—14,000° 13,548° 12,100°—12,500° 12,324° 10,000°—13,000' 8500'— 11,200’ 1800’— 2500’ 1100’— 1500’ —5800’— 6200’—4500° Landesregionen und Provinzen. Westl. Himälaya; Gärhväl. Tibet; Hazöra. Westl. Himälaya; Kashmir. Westl. Himälaya; Kashmir. Tibet; Ladäk. Tibet; Ladäk. Tibet; Bälti. Tibet; Bälti. Central Indien; Mälva. Nordwstl. Indien; Panjäb. Westl. Himälaya; Kashmir. Westl. Himälaya; Gärhväl. 24 * 154 Bezeichnung der Localitäten. K. Von Kalabäsh viä Läkki im WSW. nach DöralsmäelKhan,rechte Seite des Indus IE Von Kalabägh den Indus abwärts, auf linker Thalseite Vom Käli-Passe, nordöstlich von Chämba, gegen Chämba Von Kälka via Kassäuli nach Sabäthu Von Kältse nach Dämkar, rechte Seite des Indus-Thales Von Kändala-Passe viä A Shingo nach Märka Von Känhpur (vulgo Cawnpore) viä Ägra nach Ambäla Am Karakorüm-Plateau, nord- östlich vom Passe (Höhe des Karakorüm-Passes Von Kärchas nach Khärsand Kärdong und Umgebungen, am linken Uferdes Bhäga-, später Chinäb-Flusses Von Kärdong an die Baumgrenze, linke Seite des Bhäga-Thales Von Kärdong nach Därche, Dorf an der Getreidegrenze, rechte Seite des Bhäga-Thales Höhenangabe. Engl. Fuss. 790’— 480° 790’—550' — 10,500’— 2000’— 4600‘ 9700’—-8000° 14,000°— 10,000’ 400°—900' 17000 18,345‘) — 12,000’ — 10,240. 10,200°—11,800° 10,200‘—11,750° Landesregionen und Provinzen. Nordwstl. Indien; Panjäb. Nordwstl. Indien; Panjäb.. Westl. Himalaya; Chamba. Westl. Himälaya; Simla. Tibet; Ladäk. Tibet; Ladäk. Hindostän (nord- westlich von Bengalen). Karakorüm; Yarkand. Nübra-Yärkand. Tibet; Nübra. Westl. Himälaya; Lahöl. Westl. Himälaya; Lahöl Westl. Himälaya; Lahöl. ° 185 Bezeichnung der Localitäten. Höhenangabe. Engl. Fuss. Landesregionen und Provinzen. LT ——————————— nn nn Von Kärdong nach Diskit, linke Seite des Shayök-Flusses Von Kärgil vi& Süru nach A Tsringma Kärrächi und Umgebungen, im Indus- Delta Von Kärrächi bis Titta, am rechten Indus-Ufer Kashmir-Thalbecken, durch Ero- sion entleert; Umgebungen von Sri- nägar, 8 engl. M. im Umkreise Kathmändu-Thalbecken, Haupt- stadt und Umgebungen Khänpur und Umgebungen, im _ unteren Indus-Thale Khäpalu und Umgebungen, Seite des Shayök-Flusses VonKhärbuKöma und Umgebungen, südwestl. von Da, gegen Shäksi; Von Khärsäli viä Räna nach Kutnör, im Jämna-Thale Von Khärsäli am Jämna-Flusse nach Süukhi am Bhagiräthi-Flusse A Kinnibäri und Umgebungen, Ab- hänge des Kinnibäri-Peak (Gipfel des Kinnibäri-Peak Kishtvär-Thalbecken, Stadt und Umgebungen Von Kishtvär zum Pir Pächäski- oder Kishtvär-Passe linke 13,000°—9900° 8300’— 13,500’ 10°— 80’ 10’— 120° 5000°— 5300’ 5000°—7000' 950.—-400' 2.8300 — ‚0’—10,500° 8900’—6100' 8900’—7600°' 11,000°—13,000° 15,718°) 5000°—7000° 5500’—15,500° Tibet; Nübra, Tibet; Dras. Westl. Indien; Sindh. Westl. Indien ; Sindh. Westl. Himalaya; Kashmir. Central-Himälaya; Nepäl. Westl. Indien; Sindh. Tibet; Bälti. Tibet; Dras. Westl. Himälaya; Gärhväl. Westl. Himälaya; Gärhväl. Tibet; Hazöra. ” ” Westl. Himälaya; Kishtvär. Westl. Himälaya; Kishtvär. 186 Bezeichnung der Lokalitäten. VomKishtvär-Passe gegen Islam- abäd Am Kiük Kiöl-See; trocknes Aus- fluss-Bett, Uferrand des Sees und Terrassen Vom Kiük Kiöl-See nach A 9Si- kändar Mokäm Kohät und Umgebungen, südlich von Peshäur Von Kohät nach Kalabägh, westlichen Ufer des Indus Von Köksar nach Kärdong Kölung und Umgebungen, am rechten Ufer des Bhäga-Fl. gegenüber Kär- dong; bis an die Baumgrenze reichend Köt und Umgebungen, Südabhang des Chellöri-Passes Von Kräni nach Bhuj Von Kunös, rechte Seite des Shayök- Thales, viä Kiris nach N&Eru, rechte Seite des Indus-Thales am L. Vom Lächa Lung-Passe nach A Phang, am NO.-Abhange Höhe des Lächa Lung-Passes Lahör und Umgebungen, im Bäri Duäb Höhenangabe. Engl. Fuss. 15,500’—5900° 15,200—15,500° 15,500°—13,800° — 1700. 2 1700‘ 790° 10,400’—10,200° — 11,600, — 7500°— 7090 600’— 270° —9000°— 16,800°—15,800° 16,750 — 840’ — Landesregionen und Provinzen. Westl. Himälaya; Kashmir. Künlün; Yärkand. Künlün; Yärkand. Nordwstl. Indien; Pänjäb. Nordwstl. Indien; Pänjäb. Westl. Himälaya; Lahöl. Westl. Himalaya; Lahöl. Westl. Himalaya; Külu. Westl. Indien; Kächh. Tibet; Baältı. „ ” Nordwstl. Indien; Pänjab. 187 Bezeichnung der Lokalitäten. Vom Laöche-Passe nach Kär- dong, Nordabhang Höhe des Laöche-Passes Von A Laptel nach A Selchell und A Häti Le und Umgebungen der Hauptstadt, mit den Culturen und den Gärten Höhe des Indus bei Le Höhe der Stadt, am unteren Theile Le, Uferränder des Indus, linke Thalseite Le, Uferränder des Indus, rechte Thalseite Von Le nach Da, am Indus; Wasser- pflanzen Von Le nach Kältse, rechts im Industhale Von Le nach A Kurumpülu, am Südfusse des Laöche-Passes Von Le nach Nürla, links im Indus- thale Von Le nach südwestlichen Dör- fern, 20 eugl. Meilen vom Indus Von Liägchung nach Panamik, links im Nübra-Thale. M. Von Mangaldäi an die Bhutän- Taräi Von Matäi an den Tsöji-Pass, Nordwest-Seite des Kammes Höhenangabe. Engl. Fuss \18,000°—10,200° 17,911 13,900°—16,200° 10,750°—12,500° 10,723 11,527° 10,800°—10,600° 10,800°— 10,600" 10,700°—9500° 11,500°—9600° 11,500°—15,470' 11,500°— 9700° 11,500‘—12,200° 10,300°—10,800‘ 100°— 300° 10,400°—11,400° Landesregionen und Provinzen. Tibet; Nübra. Ladak-Nübra. Tibet; Gnäri-Khörsum. Tibet; Ladak. ” ” Tibet; Ladäk. Tibet; Ladäk. Tibet; Ladäk. Tibet; Ladäk. Tibet; Ladäk. Tibet; Ladäk. Tibet; Ladäk. Tibet; Nübra. Oestl. Indien; Assäm. Tibet; Dras. 188 Höhe des Landesregionen Bezeichnung der Lokalitäten. Höhenangabe. und ae Ana Provinzen. Tsöji-Passes (mit Tibet -Westlicher E1,376. Himälaya; kleinem Tso oder ‚‚See“) A Matsöri, Lagerstelle am linken Rande des Chorkönda-Gletschers Von Möra nach Märri, mittelhohes Randgebirge Milum und Umgebungen; Thalbecken und Seitenkämme Mülbe, Vegetation an den Quellen Von Mülbe nach Dras Von Müsa Khel, im Süden von Kala- heissen bägh am Indus, Värcha und Chöia gebirge entlang nach Gujrät im Jech Duäb dem Salz- N. Vom Nagkända-Passe an den Sätlej- | Fluss | Von Nahän viä Dägshai nach Sölen Naugäü und Umgebungen, vorherr-. schend Thalterrassen Am N&a-Passe, in südlichem Seiten- kamme am Industhale Von Nelong via Mükba auf den Dämdar-Pass; dann nach Usilla gegen Osten viä 13,500°—13,700° 4000°—7000' 11,200°—12,100° 10,480! 10,500°—9900° 1000°— 2500‘ 8400°—4500' 2800°—6500' 3900'’— 9300‘ BE RN '11,200'-17,500°; |17,500-—8500° Dras-Kashmir. Tibet; Bälti. Westl. Himälaya; Märri. Westl. Himalaya; Kamäon. Tibet; Dras. Tibet; Dras. Nordwstl. Indien; Panjäb. Westl. Himälaya; Simla. Westl. Himälaya; Simla. Tibet; Hazöra. Tibet; Ladäk. Westl. Himälaya; Gärhväl. 189 Landesregionen Bezeichnung der Localitäten. Höhenangabe. und RURR Provinzen. Höhe des Damdär- oder Hat ka Zäüra-Passes 17,479! Gärhväl. Von Nirt an die Vängtu-Brücke, Westl. Himälaya; linke Seite des Sätlej-Thales 2700'— 4950’ Simla. Bei Nürput, Vegetation der Vorberge- | Westl. Himälaya; Kämme 4000’—5500° Chämba. 0. Von A Oitäsh an das untere Ende des Büshia-Gletschers, Nord- seite der Künlün-Kette (Höhe des Elchi Davän -Passes im östlichen Künlün P. Das Päche- (oder Päch Chüli-)Seiten- thal, Umgebungen von Milum Von A Pädar nach Sülle am Nordost- Fusse des Shinku La-Passes Vom Pädri-Passe nach Bhadrär oder Bhudravär Pädri-Pass, Abhänge nordwestlich von Chämba Von Pädun viä Abrang nach A Bok, SW.-Seite des Pöntse-La Höhe des Psentse La-Passes Von Panamik nach A Janglüng westlich vom Sässar-Passe (Höhe des Sässar-Passes Abh.d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 15,000°— 16,000’ 17,379*) — 15,600 — 14,100’— 12,200 15,000°—5000° 10,000°— 6000’ 11,600’— 14,700’ 14,697° 10,800’—12,000° 17,753°) Künlün; Khötan. Yärkand-Khötan. Westl. Himälaya; Kämäon. Tibet; Tsänskar. Westl. Himälaya; Jämu. Westl. Himälaya; Chamba Tibet; Tsanskar. Tsänskar-Dras. Tibet; Nübra. ” ” 25 190 Bezeichnung der Localitäten. Von A Panamik nach A Dürguk im Salzsee-Gebiete Von APätseonach A Chingching- bär, SW.-Seite des Bära Lächa-Passes Abhänge des Pättere- oder Nahäke- Passes, SW.-Seite Von P&endere viä Sohägpur nach Ramnägar Peshäur und Umgebung, auf Seiten- stufe westl. vom Indus-Thale Von Peshäur auf den Kohät-Pass; dann via Kalabägh nach Shähpur am Salzgebirge „Phanerogamengrenzen, höchste, iso- lese: =: a) Jänti-Pass, W.-Abhang b) [bi Gämin-Gipfel, NO.-Abh. c) Gunshankär-Gipfel, W.-Abh. Von Pind Dädan Khan nach Shähpur, dem Jhilum-Fl. entlang P6&n und Umgebungen, linke Seite des Shayök-Thales Pöti vi&ä Lamörti nach Püling Von Püch viä Kötli nach Islamabäd, Vorberge und Ausläufer Von. Püling-/nach" A .Ballu ka, Nordabhang des Nelong-Passes (Höhe des Nelong- oder Sangkiök- Passes Höhenangabe. Engl. Fuss. 14,000’—15,000° 12,300°— 13,500’ 12,000’— 12,600’ 2100’—1200° 1500’— 1300’ 1300'’—2950'; 2950'— 680° 17,500’ 19,809 19,237 1300-— 850° ee 17,200°—14,000° 4000'—2000° 14,000°— 16,000’ 18,312°) Landesregionen und Provinzen. Tibet; Pangköng. Westl. Himälaya; Lahöl. Tibet; Hazöra. Central Indien; Mälva. Nordwstl. Indien; Panjäb. Nordwstl. Indien; Panjäb. Kämäon. Gnäri Khörsum. Gnäri Khörsum. Nordwstl. Indien; Panjäb. Tibet; Bältı. Tibet; Gnäri Khörsum. Westl. Himälaya; Rajauri. Tibet; Gnäri Khörsum. Gäarhväl-Gnäri Khörsum. } 194 Bezeichnung der Localitäten. Von A Püllak nach A Chöngil Däne Aksu, nordöstl. vom Sässar- Passe R. A Räldang und Umgebungen, rechte Seite des Indus-Thales Von A Rälha an den Rötang-Pass, Südabhänge VonRämbakzumKändala-Passe, südw. von Le Raulpindi, seitliche Terrainstufen der Umgebungen Von Raulpindi nach Pind Dädan Khan Von Rima nach Sohägi, südl. von Allahabäd Von A Roghäs nach A Bitarguär, den Milüm-Gletscher hinan Vom Rötang-Passe gegen Köksar, Nordabhang Höhe des Rötang-Passes, in starker Depression des Kammes. S. Säkhi-Thermen und Umgebungen; zahlreiche heisse Quellen am west- lichen rechten Ufer des Indus Höhenangabe. 15,000‘—16,000° 13,700°—14,000° 8700’—13,100° 11,500‘—13,500° 1900°—2600' 1300°— 2100’ 1100'— 500° 14,000°— 14,600’ 13,100’— 10,340‘ 13,061 150‘—180' Landesregionen und Provinzen. Engl. Fuss Tibet; Nübra. Tibet; Ladäk. Westl. Himälaya; Külu. Tibet; Ladak. Nordwstl. Indien; Pänjäb. Nordwstl. Indien; Pänjäb. Central-Indien; Bändelkhänd. Westl. Himälaya; Kämäon. Westl. Himälaya; Lahöl. Külu-Lahöl. Westl. Indien; Sindh. 2 Bezeichnung der Localitäten. Von Säling am Shayök-Flusse nach Hüshe am Chetänga-Flusse Bei A Sängu Sar, auf der rechten Seite des Chüngar-Gletschers Am Sätlej-Flusse in Central-Tibet, von A Täazang bis A Dülla Von Shähpur nach Lahör, durch das Jech- und das Rechna-Duäb Shigar und Umgebungen, nordöstl. von Skärdo Von Shigar nach Skärdo A Shingchäkbi, unter See Tso Ka, linke Seite des Mustägh-Gletschers Von der Sikkim Tärai am Tista- Flusse gegen das Brahmapütra-Thal; Wasserpflanzen Simla und Umgebungen; Haupt- Sanitarium, 40 engl. Meilen vom Him.älaya-Südrande Von Simla nach Kashmir, viä Kängra-Thal und Jämu-Thal und über secundäre Kämme Nagkända vi Fägu, dem Kamme entlang Skärdo und Umgebungen, am linken Ufer des Indus Skardo das Söspor- Gletscherthal, gegen Süden Unteres Ende des Söspor-Gletschers Von Simla gegen Von in Höhenangabe. Engl. Fuss. 8000°—10,500° 10,000°—12,000° 14,800°— 15,500" 600’— 800° 7000‘—8000° 7500'—7200' 13,900’— 13,000’ 350’— 120’ 6000’—7500' | 3000’— 9000 | 7000'— 8400’ 6900‘’— 7500’ 7200’— 13,000‘ 11,979 Landesregionen und Provinzen. Tibet; Bälti. Tibet; Hazöra. Tibet; Gnäri Khörsum. Nordwstl. Indien; Pänjäb. Tibet; Baältı. Tibet; Bältı. Tibet; Bältı. Oestl. Himälaya- Oestl. Indien; Sikkim-Bengalen. Westl. Himälaya; Simla. Westl. Himalaya; Simla bis Kashmir. Westl. Himälaya; Simla. Tibet; Baälti. Tibet; baltı. ” ” 1393 Bezeichnung der Localitäten. Höhenangabe. Engl. Fuss. Landesregionen und Provinzen. Von Sükhi überden Bamsüru- und den Chäia-Pass nach Khärsäli Von Sülle, im Shung-Thale nach Pädun, im Tsänskar-Haupt-Thale Sultänpur und Umgebungen, rechte Seite des Biäs-Thales Von A Sümgal, am Südfusse des Elchi Davän-Passes, nach A Gul- bagashen, Haltestelle Yäshem-Steinbrüchen an den T. Von A Täkenak nach A Gyam, seitliche Abhänge des Cherpa-Thales Von A Tap nach A Sölio Düru am Masenno-Gletscher, und nach AAshursbott am Diämar Gletscher Höchste Lagerstelle auf der linken Masenno-Seitenmoräne Am Täri- oder Bhäbe-Passe, süd- liche Abhänge (Höhe des Täri-Passes Von Täri-Pass-Nordfuss via Mud an den Südfuss des Päarang-Passes (Höhe des Pärang-Passes Täshing und Umgebungen, Abhänge am rechten Ufer des Hazöra-Thales Von Täshing nach Hazöra, auch Astör oder Tsünger-Fort 9000'—15,400' 12,900°—11,600° 3800’—4100° 13,200°—12,300° 14,500°— 13,500’ 11,500—13,900° 13,176° 15,000°—12,000° 15,94 2°) 12,300°—16,000° 18,500‘) 9500’—10,200' 9500’—7200° Westl. Himälaya; Gärhväl. Tibet; Tsänskar. Westl. Himälaya; Külu. Künlün; Khötan. Tibet; Rüpchu. Tibet; Hazöra. ” I) West]. Himalaya; Känäur. Känäur- Spiti. Tibet; Spiti. ” „ Tibet; Hazöra. Tibet; Hazöra. Bezeichnung der Lokalitäten. Von A Thäle La nach Bagma- haräl, nordöstl. von Skärdo Vom Timti La-Passe viä A Timti Do nach Khärbu Köma Höhe des Timti La-Passes Vom Tönglo-Gipfel zum Falüt- Gipfel, dem Singhalila-Kamme ent- lang Von Tiloknäth südwestlich, an den Abhängen des Käli-Passes (,TS“, nach Schreibweise auf den Folien des Herbariums, ist jetzt ru- bricirt als geschriehen mit „Ch‘“.) Von Tsaräsa nach Aräun, rechte Seite des Nübra Thales Am Tso Gösbang, Gletschersee ober A Bäral Brok, rechte Seite des Söspor Gletschers Am Tsöjıi-Passe, Abhang ober See; dann oberste Abhänge gegen Matäi Vom Tsöji-Passe nach dem Bältal- Dharamsäla, Südostseite des Kammes (Dras- oder NW.-Seite des Kammes s. 0. Matä:) Tso Ka Gehänge, höchstes Lager am Chorkönda- Gletscher, rechte Thalseite Aufstellungspunkt der Zelte A und nächste Tsomognalari, grösster Salzsee im westlichen Tibet, Ufer und Umgebung Höhenangabe. Engl. Fuss 15,400’—8000° 15,500°—10,500° 15,548° 9000°’— 12,000’ — 7000°— 12,000°—9500' ee De 11,500-11,400' 11,400°’—9300°‘ 16,800‘°—16,900° 16,905’ 14,000'—14,500° Landesregionen und Provinzen. Tibet; Bältı. Tibet; Dras. Dras-Ladäk. Öestl. Himälaya; Sikkim. Westl. Himälaya; Kishtvär. Tibet; Nübra. Tibet; Bältı. Tibet; Dras. Westl. Himälaya; Kashmir. Tibet; - Bältı. Tibet; Pangköng. te 195 Von A Tsumgäki am Nordfusse des Chörbad La-Passes nach Pöön Landesregionen Bezeiehnung der Localitäten. Höhenangabe. und Provinzen. Engl. Fuss. Tibet; 14,500°—8800° Bälti. U. Am Ulli-Passe, nordwestlich von Srinägar Von Upshi nach Gulabgärh (mit grossem Garten) SSO. von Le, am Indus Von Uri an den Püch-Pass; dann südlich nach Kahüta Höhe des Püch-Passes Vom Uta Dhüra-Pass-Nordfusse auf den Kiüngar-Pass; dann zu Lager auf Südabhang Höhe des Kiüngar-Passes Vom Uta Dhüra-Pass-Nordfusse nach A Kiüngar-Sümdo; dann Rückweg an die Grasgrenzeam Nord- abhange des Kiüngar-Passes Y. Von Yüga nach Le, rechte Seite des Industhales Von A Yüru Kiöm vi& Känji den Timti La-Pass hinan — 19,600 — 11,250°—10,590° | 3900’—9000°; 9000°—5000° 8500’ 15,900°-17,600°; 17,600/-16,200° 13312 h 5,900'-14,550°; 14,550°-15,800' 11,000‘—12,000° 12,800° --15,600' Westl. Himälaya; Kashmir. Tibet; Ladäk. Westl. Himälaya; Kashmir-Rajäuri. Tibet-Westl. Himäl. ; Gnäri Khörsum- Käamaäon. ” ” Tibet; Gnäri Khörsum. Tibet; Ladäk. Tibet; Ladäk. 196 I. II. Uebersicht. Das botanische Material. Einleitende Bemerkungen .-.. . . Das Rubriciren und die Beaeane oe Herkarıı Die Begrenzung und Eintheilung der Landesregionen und der Provinzen. A. Gebiete iur Indienw . a Te TR B. Gebiete Hochasiens . Die Localitäten und ihre Höhen in allgemeiner Zusammenstellung . Tabelle der Höhenzahlen . 175 179 Vu EUR Klimatischer Charakter der pflanzengeographischen Regionen Hochasiens mit vergleichenden Daten über die angrenzenden Gebiete, Von Hermann von Schlagintweit-Sakünlünski. Vorgelegt, nebst Bericht über das gesammelte Herbarium, in der Classensitzung der k. b. Akademie der Wissenschaften am 6. Mai 1376. Abh.d. IL.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abtb. 96 Rd NER er Nie ar. aha x fi \ . r ir: Te BE IE 2°! jahr m de Ber ‚Mag een ie [23 u Ph lt 3 run ee eh ae dest ww En RLVRAEN "EP and in au Ina SS Die Zone der indischen Landesregionen unseres Herbariums. Der -subtropische Osten; feuchtwarme Gebiete. — Bengalen und Hindostän. — Tafelland in cen- traler Lage. — Die Gebiete grosser Trockenheit. Das Pänjäb. Die nördlichen Küstenländer des Westens. — (Bemerkungen über den südlichen Theil der Halbinsel.) Die Trennung der mit Sammeln begangenen Gebiete !) in klimatisch zu unterscheidende Regionen hat sich, dem vorliegenden Materiale ent- sprechend, vorzüglich auf Hochasien zu beziehen, wo überdies mit den ausgedehnten Dimensionen der Basis so bedeutende Höhenunter- schiede sich verbinden. Es ist jedoch analoge klimatische Erläuterung für die angrenzenden Gebiete ebenfalls zu geben, insoferne auch für die Erscheinungen im Hochgebirge häufig in überraschender Weise unmittelbarer Einfluss seiner Umgebungen auf weite Strecken noch sich erkennen liess; und es bieten sich ja mit den Daten über die Nach- barländer meteorologische Anhaltspunkte auch für andere Sammlungen sowie, allgemeiner, für Culturen und für pflanzengeographische Ver- hältnisse. Die indischen Nachbargebiete längs des Südrandes des Gebirges sind dabei als Gegenstand für sich besprochen, zunächst wegen der (Form von Orts- und Zahlen-Daten: In der Transscription, erl. in diesem Bande S. 141—144, lauten Vocale und Diphthongen alle wie im Deutschen; von den Con- sonanten aber ist ch=tsch; j ='dsch; kh = ch; sh = sch; v=w. — Die Höhen sind: in engl. Fuss gegeben, die Temperaturen in °C.) 1) Besprochen in der vorhergehenden Abhandlung: „Bericht über Anlage des Herbariums während der Reisen nebst Erläuterung der topographischen Angaben.“ Bd. XII S. 133—196. 26* 200 ‘ Verschiedenheit im Charakter des Klimas zwischen den einzelnen Theilen, Was bis jetzt über die klimatischen Verhältnisse längs des Nordrandes am Fusse des Künlün bekannt ist, werde ich, wegen der noch immer bedeutenden Erhebung und wegen des nur schmalen Vegetationssaumes, in unmittelbarem Anschlusse an jene dritte der drei Hauptpunkte folgen lassen. Unter den physikalischen Erscheinungen, von deren Co&xistenz als Klima das Auftreten organischer Entwicklung abhängig ist, sind für die Vegetation Wärme und Feuchtigkeit und der damit sich verbindende Wind vor allem zu prüfen; diese gehören auch zu den an den ein- zelnen Lagen am meisten verschiedenen. Die Dichtigkeit der Atmo- sphäre, gleichfalls sehr verschieden innerhalb der Verbreitungsgrenzen der Menschen, der Thiere und der Flora hat, sogar in den grossen tropischen und subtropischen Höhen, auf die letztere verhältnissmässig geringen Einfluss gezeigt, und selbst dieser, wie ich für Hochasien zu erläutern haben werde, ist ein indirecter zu nennen. Chemische Zu- sammensetzung der Luft, Wirkung des Lichtes, Luftelectrieität — sind theils von nicht bedeutender Verschiedenheit und Veränderlichkeit in der freien Atmosphäre, theils ist deren directe Einwirkung nur als eine schwache zu betrachten. Für die indischen Gebiete ist bestimmend, als unmittelbare Wirkung ihrer Breite, der hohe Stand der Sonne mit relativ geringer Veränderung desselben innerhalb der Jahresperiode; zugleich wird bei der in- tensiven Insolation auch der Einfluss der Vertheilung fester und wasserbedeckter Oberfläche um so grösser. Letzteres lässt sich nicht nur in der resultirenden Luft- und Boden-Wärme direct erkennen, sondern zeigt sich selbst überwiegend in der Richtung und Stärke periodischer Mansün-Winde sowie in der Quantität und in der Begren- zung nach Zeit und Raum des atmosphärischen Niederschlages.. Auch die Temperaturabnahme mit der Höhe, welche bei gleichen Höhen- unterschieden von der Form der Bodenerhebung bedingt ist, hat in den verschiedenen Theilen Indiens vielfache Modificationen erkennen lassen. Der subtropische Osten. Die östlichen Tiefländer und deren 201 benachbarte Mittelgebirge haben vorherrschend Klima feuchtwarmen Characters. Assäm, der östlichste Theil von Britisch-Indien, liegt seiner ganzen Längenausdehnung nach schon jenseits der nördlichen Grenze der Tropen Das untere Assäm erstreckt sich von Goalpära bis Gohätti, nahezu 80 engl. M. weit, west-östlich in 26° 81/2‘ N. mittlere Breite; das obere Assäm, von Gohätti bis Sädiya etwas nördlich ansteigend, hat 27° N. mittlere Breite, und die Differenz zwischen den höchsten und niedersten Temperaturen zeigte sich bedeutender, als es der geringen Ent- fernung vom Meere allein entspräche. Dessenungeachtet tritt in Assäm nicht mehr jene heisse Jahreszeit Indiens ein, die mit unserem Frühling oder wenigstens mit der zweiten Hälfte desselben zusammenfällt. In Subtropen mehr continentaler Lage, so in Hindostän und zwar bis nahezu an das Pänjab, kommen dagegen die Monate April, Mai und zum Theil auch Juni als Periode der heissen trockenen Jahreszeit Indiens noch in bedeu- tend höheren Breiten vor. In Assäm ist es durch das frühe Eintreten der Regenzeit bedingt, dass die Monate der wärmsten Jahreszeit, sehr wohl markirt als solche, wieder die Monate unseres Sommers sind. Die Lufttemperatur der Jahreszeiten und des Jahres kann für Assam am besten in Mittelwerthen gegeben werden, die sich auf die ganze Provinz von Goalpara bis Dibrugärh beziehen; die Daten habe ich von 11 Stationen zwischen 120 und 400 Fuss Höhe und die Zahlen sind auf das Meeresniveau redueirt ?), um direct mit den nächsten etwas tiefer liegenden Flächen Bengalens vergleichbar zu sein. Es ergab sich dabei: Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Octbr. Novbr. 16°C. 24°C. 28°C. 20° GC; Jahres-Mittel: 22° C. Die Insolation ist auch in der kühlen Jahreszeit — ungeachtet der verhältnissmässig geringen Sonnenhöhe — eine sehr intensive, be- dingt für Assäm, bei Coincidenz mit der Zeit der geringsten Entfernung 2) Die Werthe, so wie sie hier vorliegen, sind abgeleitet, mit Anwendung des mechanischen Planimeters von Weltli und Starke, aus den Formen der Isothermen. „Results of a scientific Mission to India and High Asia* vol. IV p. 40. — Für die Construction der Isothermen war hier die Wärmeabnahme mit der Höhe zur Reduction so eingeführt worden, wie sich aus Assam—Khässia-Gebirge ergab, erl. S. 202. 202 der Erde von der Sonne°): a) durch seine thermischen Verhältnisse der Luft im Schatten, b) durch das Auftreten bedeutender Quantität atmo- sphärischer Feuchtigkeit in gasförmigem, nicht nebelförmigem Zustande. Die Winde sind vorherrschend nordöstliche, demnach meist thal- abwärts gerichtete; so fast das ganze Jahr hindurch an der Oberfläche. Südwest- Monsün lässt sich im Sommer beobachten; aber von Bish- näth an bildet er obere Gegenströmung, im Thale selbst nicht fühlbar. Die Regenmenge beträgt im Mittel etwas über 80 Zoll, längs des Himälaya-Fusses ist sie zu mehr als 100 Zoll anzunehmen. Die Zahl der Regentage ist eine für indisches Klima sehr grosse; die Regen- zeit beginnt schon im März und endet gegen October. Die meteorologischen Beobachtungen im Khässia-Gebirge er- gaben ungleich grössere Verschiedenheit von den nördlich davon gelegenen Stationen in Assäm und von den südlich gelegenen in Bengälen, als nach der geringeren Entfernung und nach dem Höhenunterschiede sich hätte erwarten lassen. Was im Khässia-Gebirge von überwiegendem Einflusse ist, ist die Quantität und die Heftigkeit atmosphärischen Niederschlages. Als Mittel der Lufttemperatur erhielt ich aus einer vier- jährigen Beobachtungsreihe für Cherrapünji, bei 25° 142 nördl. Breite 91° 40‘5 östl. Länge von Greenw. 4125 engl. F. Höhe: Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Septbr. Octbr. Novbr. TE 177.82 € 19:99 C 17390: Jahres-Mittel: 169° C. Die Temperatur-Abnahme mit der Höhe, berechnet für 1°C nach „Gohätti, 134 Fuss ü. M. in Assäm“ und nach „Silhet, 25 Fuss ü. M, in Bengalen‘‘, hat die folgenden Werthe ergeben. Winter. Frühling. Sommer. Herbst. Jahresmittel. Nach ‚Gohatti 6103F: 540, E...485 722540 RB. 7540 E Nach. Silhet!" #520 R..2 5407ER, 520 ,E. 7560.02, 5410 RE, 3) In gleichen Graden südlicher Breite, dort wo überdiess unser Winter mit der heissen Jahreszeit zusammenfällt, finden sich desshalb auch die absoluten Maxima der Insolation. — Gasförmige Feuchtigkeit wirkt vorzüglich dadurch vermehrend, dass sie bei geringer ab- sorbirender Einwirkung auf die directen Sonnenstrahlen die Strahlung dunkler Wärme be- deutend vermindert. Einzelheiten werde ich bei Hochasien anzuführen haben. (S. 218) 205 Das Jahresmittel der Lufttemperatur zu Cherrapünji, mit europäischen Verhältnissen verglichen nähert sich jenen von Neapel*) und von Lissabon °); doch zeigt das Khässia-Gebirge ungeachtet seiner conti- nentalen Lage ‚den Winter wärmer und auch den Sommer kühler‘ selbst als Lissabon, welches unmittelbar dem Einflusse des atlantischen Oceans, dort mit relativ kalter Strömung gegen die Küste, exponirt ist, Die Regenmenge steigt in Cherrapünji, am Süd-Rande dieses Gebirgslandes, zu 600 bis 612 engl. Zoll im Jahre, und die Dauer der Regen ist dessenungeachtet viel kürzer als in Assäm; der Anfang nämlich tritt erst Mitte Mai ein, das Ende Ausgangs August oder An- fangs September. Es ist dies der regenreichste Punkt der Erde, was die Menge des Niederschlags betrifft. In anderen Gebieten ungewöhn- lich grosser Niederschlagsmenge sind zwar die Regentage die zahl- reicheren, so in Neu-Granada an der Westküste Südamerikas, am Nord- rande der Insel Cuba nahe dem nördlichen Wendekreise, auch längs einiger Küstenstriche in hohen Breiten, aber die Mengen®) des Nieder- schlages wie sie für Cherrapünji nebst Umgebungen und, nach diesen, 4) Neapel, 40°51’ nördl. Breite 14° 16° östl. Länge von Greenw. 180 engl. F. Höhe: Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli August Septbr. Octbr. Nobr. 9:90: 156° C 23:90 C 17:3IC: Jahres-Mittel: 16°7°C Lissabon, 389.42’ nördl. Breite 908‘ östl. Länge von Greenw. 236 engl. E. Höhe: Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Septbr. Octbr. Novbr. 113°C 155° C 2170 C 170° C Jahres-Mittel: 164° C. Die Regenmenge in der Habanna ist nach Humboldt, Kosmos I. S. 359, im Mittel sechsjähriger Beobachtungen 128 engl. Zoll; im Jahre 1821 war das Maximum «uf Cuba 142 engl. Zoll. Aus Matouba auf Guadeloupe ist 292°3 engl. Zoll bekannt. Pogg. Ann. Bd. 166, 18°?/ss; S. 191. In Mahabaleshvar am Rande der westlichen Ghäts in der indischen Halbinsel, bei 170 544 nördl. Breite 730387 östl. Länge von Greenw. 4300 engl. F. Höhe, ist die Regenmenge, Mittel aus mehreren Jahren, 254 engl. Zoll. In geringer Entfernung von Mahabaleshvar sinkt dabei die Regenmenge in den westlichen Ghäts weit rascher als im Khässia-Gebirge. Es ist dies am meisten auffallend in Malcolm Pet, der nächst gelegenen, nur 4 engl. Meilen entfernten Beob- achtungsstation. Die absolute Menge ist aber auch dort noch gross; sie beträgt 170 engl. Zoll. „Reisen in Indien und Hochasien*, Bd. I. S. 105. Auch Angaben über Maxima europäischer Bergländer folgen (S. 227) zum Vergleiche, bei der Besprechung Hochasiens. 5 —_ 6 —_ 204 für Matouba auf der Insel Guadeloupe und für einige der südindischen Stationen vorliegen, bleiben noch immer die bis jetzt bekannten Maxima. Gegen das Innere des Khässia-Gebirges ändert sich die Regenmenge sehr bedeutend, sie mindert sich bald auf 200; in der Nähe des nörd- lichen Randes, welcher Assam begrenzt, wird sie 150 Zoll. Die Vegetation, die so unmittelbar mit den Feuchtigkeitsverhält- nissen sich verbindet, ist in den Thalsohlen, auch auf flachen Abhängen, die zugleich etwas tief liegen, sehr üppig; aber auf den Hochebenen und an hohen und steilen Abhängen ist der Effekt des Regens dieser, dass die Humusdecke fast überall fehlt, wo nicht lokale Vertiefungen sie schützen. Es treten desshalb viele Stellen mit wahrem Wüsten-Boden auf, nur ist ihre Ausdehnung gering, und sie wechseln mit schön gestalteten, häufig üppig bewachsenen Hügelreihen auch im Innern noch des Gebirges. Begünstigt durch die grosse Feuchtigkeit zeigt die Vegetation, wo- immer Humusanhäufung sich bildet, ungewöhnlich mannigfaltige Ent- wicklung und sie lässt sich ungeachtet einer nördlichen Breite von 25/2 bis nahe 27° am besten der malayischen vergleichen, mit mehr als 20 Arten von Palmen und einer sehr grossen Anzahl immergrüner Dicotyle. Es hat sich hier, wie auch die systematischen Listen in den meisten Familien sogleich zeigen, reiches Material mir geboten, unsere botanische Sammlung zu vervollständigen. — Bengalen und Hindostän. Das erstere hat, auch im Westen noch, vorherrschend den Charakter feuchter Tropen, zeigt aber in ein- zelnen Perioden des Jahres, in Folge der bedeutenden (Querdimension der indischen Halbinsel in ihrem nördlichen Theile, deutlich auch den Einfluss subtropischen Festlandes sowie der mächtigen Erhebung Hoch- asiens gegen Norden und Nordwesten. Das Klima von Hindostän ist schon bedeutend trockner und hat unter anderem in der heissen Jahreszeit, die im März beginnt und im Juni endet, Auftreten des heissen Windes mit Staubstürmen. Als Zahlenbasis folgen in Kürze Mittel der Lufttemperatur a) für die Uferlandschaft des Meerbusens von Bengalen; b) für eine Lage landeinwärts im westlichen Bengalen, bei welcher auch die Höhe schon kenntlichen Einfluss zeigt, sowie, zum Vergleiche mit dieser, | 205 c) für eine Station Hindostäns nahe dem oberen Bengalen; d) für eine Station Hindostäns in centraler Lage. a) Calcutta, in Bengalen, 40 engl. Meilen vom Meeresufer, 22° 33''0 nördl. Br. 88° 20°:6 östl. L. von Greenw. 18 engl. F.?) Höhe: Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. B0-1%°C 27.9IE 28:50 C 26°5° 0 Jahres-Mittel: 25750. b) Hazaribägh, in Bengalen, am Nordrande von Bahär, 24° 00 nördl. Br. 85° 20°9 östl. L. von Greenw. 1750 engl. F. Höhe: Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. 1699 C 264° C 264° C 22.20 Jahres-Mittel: 23.00 C. c) Benäres, in Hindostän, am linken Ufer des Ganges, 25° 18°4 nördl. Br. 82° 59'8 östl. L. von Greenw. 347 engl. F. Höhe: Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. 18:50 C AIG 307° C 2630 C. Jahres-Mittel: 26°6°C. d) Agra, in Hindostän, am rechten Ufer der Jämna, 27°10‘2 nördl. Br. 78° 1'7 östl. L. von Greenw. 657 engl. F. Höhe: Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. 16:3°C - 729 Toren 31.3.0 2.120 Jahres-Mittel: 25°6° 0. Die wärmsten Monate des Jahres sind hier Mai und Juni; als Mittelwerthe derselben ergaben sich für Mai für Juni zu Calcutta 29:65 °C 28:99 oC zu Hazaribägh 294 °C INNE zu Benäres 35:2 560 32:8, 130 zu Ägra 34:9 °C 34:4 °C Dabei zeigt sich im Monate Juni, wenn die einzelnen Beobachtungs- tage untersucht werden, in der ersten Hälfte desselben ein stetiges Steigen, welches eben nur vom Eintreten der Regenzeit abgebrochen 7) Bezogen auf die Aufstellung der meteorologischen Instrumente, an welchen unter Leitung der Great Trigonometrical Survey die Beobachtungen gemacht werden. Abh.d. II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. XII. Bd.III. Abth. 27 206 wird, und zwar mit so bedeutender Veränderung der thermischen Ver- hältnisse, dass nun auch das Mittel für den Monat Juni das nie- drigere wird. Es ist dies der normale Gang der Temperatur in der Jahresperiode für das ganze indische Gebiet, in welchem die Sommer-Regenzeit deut- lich auftritt. In einiger Entfernung von der Küste wird schon in Ben- galen der Einfluss der Regenzeit auch im Mittelwerthe des Früh- lings erkennbar, durch grössere Wärme des Mittels für der Frühling als für den Sommer. In Calcutta selbst wird das Mittel des Frühlings durch die niedrigere Temperatur des März etwas deprimirt. Aehnliches macht sich noch bis gegen Pätna heran, wegen der relativen Grösse des Wärmeverlustes durch nächtliche Strahlung, bemerkbar. Die Wärmeabnahme mit der Höhe ist in ganz Bengalen und fast in ganz Bahär noch — wegen der nur geringen Erhebungen die sich bieten, sowie wegen des sehr allmähligen, plateauförmigen An- steigens derselben — eine sehr langsame, mit sehr bedeutender Verschie- denheit zwischen den einzelnen zu vergleichenden Lagen.®) Aber für den 4469 engl. F. hohen Gipfel des Parisnäth nähert sich der Werth der Tem- peraturabnahme mit der Höhe, berechnet nach Ranıgänj, das bei 319 F. Höhe nur wenig seitlich, ostsüdöstlich vom Gipfel, gelegen ist, den Ver- hältnissen in grösseren Gebirgen, und zwar in solchen mit rascher Ab- nahme in Folge isolirter Position ihrer Gipfel. Es ergaben sich folgende Erhebungen für 1°C Abnahme: Winter. Frühling. Sommer. Herbst. Jahresmittel. 450 F. 446 F. 461. E. 443 F. 450 F. Diese Werthe sind zur Beurtheilung der Vegetationsverhältnisse auf ähnlichen vereinzelten Erhebungen, für welche direkte Beobachtungen nicht vorlagen, ebenfalls vielfach zu berücksichtigen gewesen. Die Regenzeit tritt in den feuchteren, niedrigeren Gebieten meist schon Mitte Juni in voller Stärke ein und endet selten vor An- fang September; bisweilen währt sie noch den September und selbst den October hindurch. Grosse, regelmässige Ueberfluthungen, auch der in den andern Monaten cultivirten Gebiete, sind zahlreich während des Septembers im Tieflande. 8) Details der Beobachtungen „Results“ vol. IV. p. 226 u. p. 231. 207 Weiter landeinwärts gegen Nordwesten ist die ganze Dauer der Regenzeit nahezu die gleiche, aber dort sind bedeutende Unterbrechungen nicht selten. Die Windesrichtung ist von October bis Februar meist eine östliche, am deutlichsten so etwas landeinwärts im oberen Bengalen; es verbindet sich damit sehr starker Thau, Regen ist selten. Während der heissen Jahreszeit sind Westwinde vorherrschend; die Regenwinde sind wieder Ost- und Südost-Winde, wobei gegen das Ende der Regenzeit die südlichere Richtung häufiger wird. — Tafelland in centraler Lage. Hier unterscheidet sich, wie gewöhnlich bei mittelhohen Terrainstufen, das Klima von jenem in den tieferen Ebenen der Umgebung relativ wenig; auch die Temperatur- abnahme mit der Höhe ist im Jahresmittel eine verhältnissmässig langsame. Eigenthümlich ist in der Veränderung der Temperatur- abnahme innerhalb der Jahresperiode, dass sie hier im Winter am raschesten ist. Bei Häufigkeit klarer Nächte wird in den höheren Theilen die Abkühlung durch Strahlung von verhältnissmässig starkem Einflusse; Veränderlichkeit des Windes und Vorherrschen nördlicher Winde trägt ebenfalls dazu bei. Die bedeutende Kühle des Winters für diesen Theil von Indien zeigt sich besonders deutlich, wenn man die Temperatur der Umgebungen in ihren weiterem Umkreise in Rechnung zieht. Vereinzelt haben hier Strecken der niedrig aber unmittelbar am Fusse der Gebirgserhebung gelegenen Ebenen gleichfalls relativ kühle Winter, dadurch, dass absteigeude Luftströme aus den Gebirgen kommen und dort sich anhäufen. Für die Lufttemperatur wähle ich, häufig sich bietender Höhenlage entsprechend, die Daten für Närsinghpur in Mälva, bei 22° 57‘ nördl. Br. 79° 8' östl. L. von Greenw. 1305 engl. F. Höhe: Dee. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. 16:99 C 27.096 3:10 C 24'400 Jahres-Mittel: 24'1°C. Die eigentliche Regenzeit, hier mit Eintreten des Südwest- Monsüns beginnt erst Ende Juni; (desshalb wird an den Stationen in centraler Lage meist das Mittel der Temperatur für den Sommer etwas 27* 208 wärmer als für den Frühling.) In der letzten Woche des August ist die Regenzeit gewöhnlich vorüber. — Die Gebiete grosser Trockenheit. Im Pänjäb zeigt sich, bei der so bedeutenden Flächenausdehnung in Verbindung mit seiner continentalen Lage, sehr grosse Verschiedenheit der klimatischen Ver- hältnisse von jenen in den meisten anderen Regionen Indiens. Vor- züglich überraschten in dieser Beziehung die grossen Differenzen der Temperatur, nicht nur zwischen einzelnen Extremen sondern auch zwischen den Mitteln der Jahreszeiten — also die Veränderung der Wärme in der Jahresperiode — und die grosse Verminderung atmosphärischer Feuchtigkeit. Es war mir desshalb gerade dortsehr günstig, dass es mir gelang, von 25 Stationen fortgesetzte Beobachtungen zu sammeln. Als Zahlen-Basen für die Lufttemperatur folgen hier die Mittel von zwei unter sich sehr ungleich gelegenen Stationen, von denen die eine als Typus ‚der Lage im Tieflande“ gelten kann; die zweite kann bezeichnet werden als „Lage auf freier, mittelhoher Terrainstufe in der Nähe der Himälaya-Vorberge‘‘. a) Lahör, Regierungssitz, im südlichen Pänjäb: 31° 31‘1 nördl. Br. 74° 14°6 östl. L. von Greenw. 839 engl. F. Höhe: Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. 1.3:89C 35696 315° 24:7°C Jahres-Mittel: 23:90 C. b) Raulpindi, grosse Militär-Station im Nordwesten: 33° 365 nördl. Br. 72° 59-8 östl L. von Greenw. 1737 engl. F. Höhe: Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. 72220 22:0°C 30°3° C 23:0°0 Jahres-Mittel: 219° C. Wie sogleich entgegentritt ist an beiden Punkten, auch in Lahör ungeachtet der geringeren Breite, unser Sommer mit grosser Differenz vom Frühling und vom Herbste die wärmste Periode des Jahres; dabei sinkt die Temperatur sehr stark in der kühlen Jahreszeit. Als Extreme der Kälte sind mir aus den Umgebungen von Peshäur, bei 33 bis 34° nördl. Breite, Temperaturen von — 5°C bis — 6°C bekannt, die „Minima indischer Wärme‘. Aus den Umgebungen von Multän bei 29!’ bis 301/° nördl. Breite, ebenfalls aus dem Pänjäb, 209 liegen Maxima von 50 bis 52°C vor, und es ist dieser Theil des Panjab auch in den Monatsmitteln während der Sommerzeit eine der heissesten Regionen der Erde. Das Eintreten solcher Extreme macht alles, was von Pflanzengrenzen sich bietet, um so mehr beachtenswerth, Die Temperaturabnahme mit der Höhe zwischen Lahör und Raul- pindi zeigt sıch von der mehr südlichen Lage Lahörs nur wenig affıcirt, dagegen ergibt sie sich, von der allgemeinen Terrainerhebung bedingt, als eine sogar für die indische Halbinsel ungemein langsame; für das Jahres-Mittel entspricht 1°C einer Höhendifferenz von 998 engl. Fuss. Die Regenperiode, die sich noch erkennen lässt, fällt in die Zeit von Anfang Juli bis Ende August, doch hat sie hier den tropischen Charakter verloren. Vereinzelte aber stets noch heftige Gewitter sind es, welche vorherrschen. Flächen von grosser Ausdehnung, welche in einiger Entfernung von den Uferlandschaften der Hauptströme gelegen sind, zeigen wüstenartige Trockenheit des Bodens sowie der Luft. — In den nördlichen Küstenländern des Westens, in Sindh, Kächh und Gujrät zeigt die Lufttemperatur im allgemeinen, ungeachtet der litoralen Lage am nordöstlichen Theile des arabischen Meeres, grosse Variation in der Jahres- und in der Tages-Periode. Das Vorherrschen von Nord- und Nordost-Winden aus dem Thär, der‘grossen Wüste Rajväras, ver- breitet sogar noch bed®utende Trockenheit, bei Tag bis an die Küsten. Des Nachts sind Seebrisen häufig; schwach, aber dem Industhale ent- lang weit ansteigend. Starker Thaufall, der sich damit verbindet, ist während eines bedeutenden Theiles des Jahres der einzige Ersatz für Regen. Als Stationen für die Temperatur der Jahreszeiten und des Jahres wähle ich Kärrächi, nordwestlich im Indusdelta gelegen, und Baröda, nahe der südöstlichen Grenze dieses Gebietes. Die Mittel sind die folgenden °). 9) Die Temperaturen von Kärrächi sind Mittel der Tagesextreme für 1847, von Col. Sykes pu- blicirt in den Philos. Transactions von 1850: aus Baroda hatte ich für 1854/55 von Hofrath Georg von Liebig sehr sorgfältige Beobachtungen um 6, 10%, 4%, 10% nebst einzelnen Reihen stündlicher Beobachtungen von 6% a. m. bis 9% p. m. im Manuscript mitgetheilt erhalten. 210 a) Kärrächi, in Sindh, 24° 45"5 nördl. Br. 67°0° östl. L. von Greenw. Höhe (=) !P) Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. 18:97 267° C 30:0°C 26 Jahres-Mittel: 254° C. b) Baröda, in Gujrät: 22°16‘ nörd. Br. 730 14° östl. L. Greenw. Höhe (=) Dec. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. 210% 31670C 28:61° C 25°78°C. Jahres-Mittel: 26°95° C. In Lagen wie jene von Kärrächi, ganz in der Nähe der Küste, beginnt die kühle Jahreszeit nicht viel vor December; etwas weiter landeinwärts ungefähr ein Monat früher. Die absoluten Extreme an einzelnen Tagen nähern sich den Werthen im mittlern Pänjäb, doch erreichen sie dieselben nicht ganz. Zu Kär- rächi ist die niedrigste Temperatur, die mir bekannt wurde, 07°C. Vom März bis Mai steigt die Hitze sehr rasch und sehr bedeutend; Maxima im Schatten von 30 bis 40°C sind nicht selten, selbst an der Küste nicht. Gegen Ende der heissen Jahreszeit treten Gewitter auf, aber mit wenig Niederschlag; häufiger sind Staubstürme, die sich bisweilen noch weit über die Küsten hinaus auf die Fläche des arabischen Meeres vor- schieben. Die Regenzeit vertretend folgt dann ein Südwest-Monsün, mit Bewölkung aber mit verhältnissmässig wenig Niederschlag. Der Indus tritt sehr stark aus; doch es sammelt sich in diesem auch so viel des bedeutenden Zuflusses aus dem Hochgebirge. Mit dem Steigen des Indus beginnt der Rän sich zu füllen. Der Rän ist eine lagunen-ähnliche, grosse Fläche vulkanisch gehobenen Meeresbodens, nördlich von Kächh gelegen, dessen Salze nur während der Regenzeit sich vollständig lösen; 6000 engl. Quadrat-Meilen werden verhältnissmässig kurze Zeit wasserbedeckt. | 10) Die Signatur „(=)“ ist gewählt zur Bezeichnung „geringer Höhe über dem Meeresniveau“. 21l Ungeachtet der geringen Niederschlagsmenge — auch unmittelbar dem Meeresufer entlang — tritt doch im Süden ziemlich häufig, durch Bewölkung, Sinken des Temperatur-Mittels schon in der Regen-Periode ein,verschieden demnach von Pänjäb und analog dem in Indien gewöhn- licheren Charakter des Klimas. Kärrächi jedoch und die gegen Norden landeinwärts liegenden Stationen zeigten noch die Pänjäb-Variation in der Jahresperiode, mit ‚Juni bis August‘ als wärmster der Jahres- zeiten. Das Austrocknen des Ran beginnt im October, und es tritt vor- herrschend sumpfiger weicher Schlammboden zu Tage, welcher nach und nach ganz erhärtet und dann wieder mit Salzincrustationen sich bedeckt. Es entwickeln sich dabei starke Miasmen, der Gesundheit höchst gefährlich im weiten Umkreise für die Eingebornen ebensowohl als für Europäer. Was von Vegetation in den verhältnissmässig kurzen feuchteren Perioden auftritt, verschwindet in der Zeit der Trockenheit wieder zum grössten Theile. Ueber die südliche Hälfte Indiens, die im Herbarium nicht ver- treten ist, sei noch in Kürze beigefügt, um die Besprechung des allge- meinen thermischen Charakters abzuschliessen, dass ‚‚für das Jahresmittel‘ in diesem Theile Indiens der thermische Aequator gelegen ist, welcher nahezu bei 18 Grad nördlicher Breite an der Westküste eintritt, die Mitte der Halbinsel durchzieht und über Ceylon in den indischen Archipel sich fortsetzt. Es bietet sich in diesen Breiten in Indien eine centrale Region grösster Wärme mit Jahresmittel im Süden von 29°C. Innerhalb der 4 Jahreszeiten zeigt sich für die Vertheilung der Wärme auch in diesen Theilen der Halbinsel noch grosse Verschiedenheit. Als Zahlenwerthe nahe der Südspitze sind zu nennen: Mittel für Juni, Juli, August = 306° C, noch immer weniger warm, ungeachtet eines Breiten- unterschiedes von 22 Graden, als jenes in den Wüsten des Pänjäb; Mittel für die kühle Jahreszeit, Dec. Jan. Febr. = 264° C. Für die Temperatur in den Gebirgen Südindiens ist anzuführen, bezogen auf Jahresmittel: Erhebung bei 1°C Abahme im Dekhan = 738 bis 733 engl. Fuss; in den Nilgiris = 486 bis 558 engl. F. II Die klimatischen Gebiete Hochasiens. 1. Allgemeine Verhältnisse. Vertheilung der Lufttemperatur, nach Breite und Länge sowie nach Höhe. Die basischen Isothermen; Einfluss der Flächenausdehnung. Die Höhenisothermen; Einfluss der Massenerhebung. — Die Bodenwärme — Die Insolation. Besonnung und Strahlung. — Luftströmungen und Luftdruck. — Atmosphärische Feuch- tigkeit. Gasförmige Feuchtigkeit; Bewölkung und Nebelbildung; Regenmenge. 2. Tabellen der Temperaturabnahme mit der Höhe im Jahresmittel. Anlage der Tabellen. — Allgemeiner Mittelwerth. — „Himälaya-Südabhang a) äussere Lage, b) innere Lage“. (Landesregion I). — „Das westliche Stromgebiet von Tibet“ nebst Ein- schluss „des Nordabhanges der Karakorüm-Kette*. (Landesregion II. und Landesregion IIla). — Die Süd- und Nord-Gehänge der „Künlün-Kette“ in Ost-Turkistän. (Landesregion IIIb). 3. Temperaturvertheilung nach den Jahreszeiten. 1. Die Formen der periodischen Veränderung. — 2. Wärmeabnahme mit der Höhe. 1. Allgemeine Verhältnisse, Bei der meteorologischen Beurtheilung grosser Gebirge ist nicht nur die geographische Lage und Gestaltung in Verbindung mit der Grösse und Form der Erhebungen und mit dem Auftreten trennender Höhenlinien zu berücksichtigen, sondern auch jene Begrenzung der klimatischen Gebiete als solcher, die abhängig ist in erster Reihe von den Wärme- und den Boden-Verhältnissen der Umgebungen, sowie in bedeutendem Antheile, auch von der Grösse und Form der Basis des Gebirges. Gerade in Hoch- asien, wie sogleich sich zeigen wird, tritt topographisch-anomaler Cha- racter des Klimas auf, welcher vorzüglich in der Vertheilung der Feuch- tigkeit weit abweicht von dem, was aus der Gestaltung allein der auf die Längenachse rechtwinklig gedachten Profillinien des Gebirges, ‚seiner ‚Querdurchschnitte“, zu folgern wäre. N 213 Ich werde desshalb, ehe ich auf die in Verbindung mit der Relief- form resultirenden Werthe übergehe, Besprechung der allgemeineren kli- matischen Bedingungen, die für dieses Hochgebirge vorliegen, voraus- schicken. Mittlere Vertheilung der Lufttemperatur. — Schon die Ausdehnung Hochasiens von Süd nach Nord hat für die Breiten bei ver- gleichender Untersuchung der einzelnen Gebiete bedeutende Verschiedenheit in der Vertheilung der Luftwärme für jene Werthe erwarten lassen, welche sich ergeben, wenn die thermischen Daten directer Beobachtung mit Elimi- nation des local bestimmten Einflusses der Höhe auf das gemeinsame Niveau der Meereshöhe reducirt werden; auch jene mehr oder weniger con- tinentale Lage von West nach Ost, wie sie hier mit den Längen sich verbindet, zeigte sich auf diese Weise deutlich erkennbar. Die basischen Jahresisothermen der Lufttemperatur, auf Meeresniveau bezogen, haben als characteristisch ergeben: a) mässig rasche Temperaturabnahme quer von Süden nach Norden bei gleicher „Länge“, vom indischen Tieflande bis gegen den Him- älaya-Kamm, dann etwas raschere bis an den Nordfuss des Künlün ; b) eine bedeutende relative Steigerung der Wärme im Westen, Zunahme bei gleicher ‚nördlicher Breite“. Beides ist bedingt durch die Grösse und Gestaltung subtropischen und tropischen Tieflandes, das dem Fusse des Himälaya entlang gelegen ist und weit gegen Süden sich ausbreitet. Es bietet sich zur Beurtheilung, ganz dem Südrande folgend, die basische Isotherme von 231/3° C (74° F. meiner graphischen Darstellungen, ebenfalls auf das Meeresniveau dort reducirt). Diese liess um so bestimmter die Art der Aenderung erkennen, weil sie sich unabhängig von den Himälaya-Stationen aus Assäm- und Pänjäb-Stationen ebenfalls ergeben hatte. Das Resultat ist also: „Obwohl die Differenz nördlicher Breite zwischen den beiden seit- lichen Enden des Himälaya am Südrande mehr als 6 Grade beträgt, zeigt sich an beiden fast gleiche Jahreswärme !1),‘ 11) Ueber die Temperaturvertheilung in Indien, mit besonderer Erläuterung der „mehr als mittel- grossen Wärme im Nordwesten“, habe ich in voller Ausführlichkeit berichtet, sobald meine Be- rechnung der einzelnen Stationen durchgeführt war, in den Transactions der Royal Soc., London 1863, p. 525—542 mit 5 Karten. Abh.d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 28 214 In rein süd-nördlicher Richtung ist aber für entsprechenden Breiten- unterschied von 6 Grad die Temperaturabnahme zwischen den basischen Isothermen nahezu 4°C. Den mittleren Werthen der Abnahme der Wärme gegen Norden im Gürtel solchen Abstandes vom Aequator rings um die Erde schliesst diess sehr gut sich an. Die absolute Wärme jedoch, wie sie sich aus der Berechnung der basischen Isothermen für Hochasien im nördlichen Theile desselben ergeben hat, zeigt noch immer auch dort entschieden den erwärmenden Einfluss ausgedehnter Bodenhebung. Es würde aus den etwas entfernten Um- gebungen östlich sowie westlich von Turkistän selbst im Jahresmittel die Wärme um mehr als 2°C geringer sich ergeben als aus den vor- liegenden Daten für die Lage der Basis von Yärkand zu schliessen ist. Die Höhenisothermen zeigen die Luftwärme direct in ihrer Verbindung mit der Bodengestaltung des Gebirges, welches auf solcher Basis sich erhebt; sie lassen die sich ergebende Wärme-Abnahme mit der Höhe sowie die Ursachen der Modification derselben beurtheilen. Veränderud wirken ein: das Klima der Nachbarländer sowie, inner- halb des Gebirgskörpers selbst, vor allem die relative Menge gehobener Masse. Auf Hochasien macht sich klimatischer Einfluss der Nachbarländer am meisten am Südrande und in den Mittelstufen auf der Himälaya-Südseite bemerkbar; in den Temperatur-Verhältnissen durch das Vorherrschen an- steigender erwärmender Winde. Die Wirkung der Massenerhebung lässt sich durch Verminderung der Temperaturabnahme mit der Höhe erkennen, am deutlichsten in den centralen Theilen, wo die Einwirkung südlichen Tieflandes schon aufgehört hat. Ein Querprofil in süd-nördlicher Richtung durch Hochasien gelegt und mit den resultirenden Höhenisothermen durchzogen zeigt demnach Abweichung in doppelter Weise von jener Form gerader gegen Norden sich senkender Wärmelinien, die sich ergeben würde, wenn Unterschiede der Breite und der Höhe allein die bedingenden Elemente ‚wären: Es bietet sich sehr deutlich ‚locale Hebung der Isothermen in den südlichen Theilen‘, weit: stärkere, als solche der Breite allein entspräche; und 215 es tritt „eine zweite — und zwar central gelegene und nach beiden Seiten begrenzte — Hebung der Höhen -Isothermen‘“ ein, also wieder locale Vermehrung der Wärme bei gleicher Höhe, nemlich in jenen Theilen Hochasiens, in welchen die gehobene Masse die grösste ist. Letzteres macht demnach schon hier, ungeachtet der im Verhältnisse zur Erdoberfläche noch immer sehr geringen Ausdehnung des Gebirges, den resultirenden Effekt in ähnlicher Weise bemerkbar, wie solches von einem Verlängern des Erdradius um die betreffende Grösse für die ganze Erde zu erwarten wäre, wenn dasselbe gedacht wird unter dem Ein- flusse verdünnter Atmosphäre zwar, aber unter sonst gleichen allge- meinen thermischen Bedingungen. Berücksichtigt man, dass 20,000 engl. Fuss Höhe z. B. noch etwas kleiner ist als Y/ıooo des Erdradius, so tritt sogleich entgegen, dass nicht durch eine „um Bergeshöhe“ grössere Entfernung vom Innern der Erde — in der stetigen Wärme- ausgleichung von dort — der Effect auf die Oberfläche des Bodens oder gar auf die Luft messbar sich verändern könnte, sondern dass vielmehr jene directe Wirkung der Insolation, die abhängig ist von Breite und gleichzeitiger Beschaffenheit der Atmosphäre, zur Ursache der Modifi- cationen in centraler Lage wird. In ausgedehnten Plateaux, deren Erhebung eine mittelgrosse nur ist, tritt solches am deutlichsten hervor; doch lässt sich auch auf sehr hoch gelegenen flachen Terrainstufen gegenüber den Verhältnissen in Gebirgen der gewöhnlichen Formen der Einfluss der gehobenen Masse in ähnlicher Weise erkennen. Was in Hochgebirgen mit Kamm- und Thalbildung dieses Ergeb- niss der unmittelbaren Beobachtung entzieht und vor allem den Be- wohnern in Vegetation und Feldbau leicht verbirgt, ist der Umstand, dass in solchen Gebirgen die Veränderung der Bodengestaltung keine so bedeutenden Gegensätze zeigt, und dass in den centralen Theilen auch die niedersten der Punkte verhältnissmässig hohe sind; es liess sich daher dieser Einfluss der Massenhebung erst durch Vergleichen aus- gedehnter Gebiete mit genügender Bestimmtheit für die verschiedenen Theile Hochasiens beurtheilen. Schon in den Alpen hatten wir Gelegenheit, als unerwartetes Er- a 28* I) 216 gebniss zu finden, dass in den centralen Theilen „gleiche Wärme der Luft, der oberen Bodenschichten und der Quellen höher ansteigt“, und dass unter anderem selbst der kühlende Einfluss von Firn und Gletscher nur auf geringe Ausdehnung sich beschränkt!?). In den centralen Gebieten Hochasiens, wie die folgenden tabellarischen Daten der Temperaturabnahme es zeigen werden, war der Einfluss der Massenerhebung, weil Terrain -Verhältnisse und subtropische Lage dort zusammenwirken, um so deutlicher hervortretend. Entsprechendes lässt sich auch für alle anderen Hochgebirge, ver- änderlich noch im Verhältnisse zu geographischer Breite und atmo- sphärischer Feuchtigkeit, erwarten. Abnahme der Breite steigert die relative Erwärmung in den Üentren. Der resultirende Einfluss ver- mehrter Feuchtigkeit auf Gebirge ist ein abkühlender, weil durch Be- wölkung, durch Schneeschmelzen und durch Verdunsten des Regens der Boden-Öberfläche und den Luftschichten in Berührung mit derselben stets Wärme entzogen wird, wogegen der Einfluss des Freiwerdens von Wärme bei Condensation vorzüglich auf die höheren Schichten der Atmosphäre einwirkt. In den Vorbergen der Hochgebirge, dessgleichen an den Abhängen isolirter Erhebungen besonders der Inseln, und meist auch in kleinen Gebirgen !?) ist Temperaturabnahme der Luft mit der Höhe eine raschere, zeigt sich ähnlicher jener in der freien Atmosphäre, als jener im Inneren der Gebirge, wenn nicht local aufsteigende Luftströme aus Niederungen sie verzögern. Die Bodenwärme Abnahme der Bodenwärme mit der Höhe ist, im resultirenden Jahreswittel, für alle Lagen eine langsamere als die Abnahme der Luftwärme. Diess gilt selbst für die Oberfläche in unmittelbarer Berührung mit der freien Luft und zeigt sich noch bestimmter in der Temperatur all jener Quellen, deren unterirdische 12) Phys. Geogr. der Alpen, Band I. 1850, S. 263; S. 375; Band II, 1854, S. 585; u. a. 13) Ist die Erhebung eine nur unbedeutende aber sehr undulirte bei grosser Ausbreitung, s0 kann die absolute Wärmeentwicklung in tropischer und subtropischer Lage, bis zu einer gewissen Höhe, selbst grösser sein, als sie bei sehr flacher Bodengestaltung im Niveau des Meeres sein würde, wie besonders die Untersuchung der Stationen im nordwestlichen Indien gezeigt hatte. 217 Reservoirs so tief hinabreichen, dass das zu Tage tretende Wasser in der Jahresperiode constante Temperatur oder nur geringe Veränderlich- keit derselben hat. Bei diesen, dessgleichen in den Schachten der Bergwerke, lässt sich „erwärmender Einfluss vom Innern der Erde aus- gehend“ als die vorzüglich bedingende Ursache erkennen; in Tiefen, die geringer sind, und an der Oberfläche selbst wirkt dieser Einfluss zwar ebenfalls noch mit, aber verhältnissmässig wenig. Hier folgt aus der Grösse und der Vertheilung der Unterschiede der Wärme innerhalb der Jahresperiode, dass von jenen Bedingungen vor allem, welche auf die Luftwärme von aussen einwirken, auch die Bodenwärme abhängig ist. Als modificirend speciell für Bodenwärme ergibt sich !#) a) dass dieselbe local, und dabei an der Oberfläche vorzüglich, durch Umstände, welche häufiger und intensiver Besonnung günstig sind, in ganz extremer Weise sich steigern kann; b) dass in centralen Lagen der erwärmende Einfluss gehobener Masse in der Wärme der Quellen und der Bodenschichten entsprechender Tiefe stets noch bestimmter auftritt, als in der mittleren Wärme der Atmosphäre daselbst. Die Insolation. — Die Differenz, welche sich zwischen der Er- wärmung durch die Sonne und dem Wärmeverluste durch Strahlung ergibt, ist in dem ausgedehnten Gebiete Hochasiens für die einzelnen Landesregionen, sowie für die Höhenlagen in denselben, eine sehr ver- schiedene. Zum Theil bedingt diess schon der Stand der Sonne nach geographischer Breite; damit verbindet sich sehr ungleiche Vertheilung der Beschattung durch Wolken, der deutlichen Nebelbildung und der schwächeren Trübung durch suspendirte Feuchtigkeit in flüssigem Zustande, sowie die Gasbeschaffenheit der Atmosphäre selbst. Die der Besonnung ausgesetzten flüssigen und festen Körper sind, insoferne nicht Verdunsten und Schmelzen noch hinzukömmt, in ihrer Anfangstemperatur, sowie in ihrem gleichzeitigen Wärmeverluste bei resultirender Temperaturerhöhung von der Temperatur ihrer Unterlage und von der Temperatur und der Dichtigkeit der umgebenden Luft abhängig; Wind wirkt kühlend durch das Wechseln der Luftberührung. 14) Vergleichende Zahlendaten aus Ladäk und aus Sfkkim habe ich in „Reisen“ Bd. III S. 329 u. ff. gegeben. 218 Verdünnung der Luft begünstigt, bei geringerer Absorption, die Menge der eindringenden Wärmestrahlen, aber vermehrt auch den gleichzeitigen Wärmeverlust durch Strahlung dunkler Wärme; letzteres steigert sich bei erhöhtem Grade der Verdünnung, ähnlich aber nicht in gleichem Verhältnisse wie das Eindringen directer Wärme, und der resultirende Effect ist eine relativ stärkere Insolation an hohen Standpunkten. Gasförmige Feuchtigkeit ist gleichfalls eine Bedingung der Ab- sorption directer Wärmestrahlen, aber darin unterscheiden sich in ihrer Wirkung feuchte und trockene Luft, dass bei Vermehrung der Feuchtigkeit in ‚der Atmosphäre (Trübung durch Nebelbläschen ganz ausgeschlossen gedacht) unter sonst gleichen Umständen des Druckes und der Temperatur der Effekt der Besonnung sich steigert. Schon die ersten Beobachtungen während unserer Reise durch das südliche Indien, 1854/55, zeigten, nicht nur dass durch das Entstehen von Nebelbläschen und Wolken Wärmestrahlen der Sonne von der Oberfläche der Erde abgehalten werden, sondern, ebenso bestimmt, dass der Wasserge- halt der Atmosphäre in gasförmigem Zustande die resultirende Insolation. sehr bedeutend erhöht). Die extremen Verschiedenheiten zwischenden tiefen, feuchtwarmen Thälern des östlichen Himälaya und den trocknen Höhen des Karakorüm-Gebirges haben gleichfalls in ganz entsprechender Form diese Wirkung erkennen lassen !). Erklärung des Effektes liess sich finden in specificischer Verschiedenheit des Widerstandes gasförmigen Feuchtigkeit gegen directe und gegen dunkle Wärme, bei vermehrtem stande gegen dunkle Wärme. Experimentelle Untersuchungen Tyndall’s über den Widerstand 15) Details darüber, auch Beschreibung der augewandten Methoden der Beobachtung, habe ich in „Third Report upon the Progress of the Magnetic survey of India“ angegeben; gleichfalls abge- druckt im Journal der As. Soc. of Bengal 1856. 16) Zahlendaten verschiedener Art gab ich in „Beobachtungen über den Einfluss der Feuchtigkeit auf die Insolation“ in Sitz.-Ber. der k. b. Ak. der Wiss. 1864 II. S. 216 bis 246; allgemeine Zu- sammenstellung über die Verhältnisse der Insolation zu den klimatischen Erscheinungen folgt in den „Results“ Vol. V. Meteorology, second Part. Erst die Bearbeitung der Einzelheiten der Insolationseffecte hat mir für diese Breiten- genügende Erklärung für manche der unerwarteten meteorologischen Verhältnisse daselbst ge- boten. 219 verschiedener Körper gegen den Durchgang strahlender Wärme 17) haben unabhängig von diesen meteorologischen Erscheinungen das gleiche Er- gebniss geliefert. Da mit wachsender Höhe die Wärme und die Dichtigkeit der freien Luft und aller Gase, die ihr beigemengt sind, so bedeutend abnimmt, sind — auf die Mittelhöhe des Gebirges bezogen — die Effekte der Insolation in ihrer Gesammtwirkung auch an den günstigen, klaren Tagen geringer, als sie es, auf die gleiche basische Fläche bezogen, im Meeresniveau wären. In dieser Beziehung gleichfalls ist ein Hochgebirge, ebenso wie durch das verhältnissmässige Freistehen, ein Element der Verminderung in der Vertheilung der Wärme für den entsprechenden Theil der Oberfläche der Erde. Die Luftströmungen und der Luftdruck. — Thalwinde abströmender kalter Luft, auch Tag- und Nachtwinde mit Wechseln der Richtung, lassen sich wie in anderen Hochgebirgen, nemlich mit geringer Intensität, in allen Theilen Hochasiens beobachten. Stärker, und breiter in der Form, ist das Ahströmen, welches längs des Südrandes von dem erwärmenden Einflusse des indischen Tieflandes auf die Stufen mitt- lerer Höhe, als Ausgleichung, bedingt ist. Es beschränkt sich je- doch auch dieses vorzüglich auf Thäler im Gebirge selbst. Messbarer Wärme-Effekt auf die zunächst vorliegenden Ebenen lässt sich am Süd- rande des Himälaya für das Jahresmittel durch Kühlung nur in der Strecke längs Nepäl erkennen. Etwas ausgedehnter, besonders im Winter und im Frühling, ist solche Depression der Temperatur in der freien turkista- nischen Ebene im Norden des Künlün. Periodische Winde, und zwar die indischen Monsüns mit regelmässi- gem Wechsel in der Jahresperiode sind auf der Südseite des Himälaya, jenen im indischen Tieflande entsprechend, noch mit Bestimmtheit in ziemlich grosser Entfernung vom Rande des Gebirges zu beobachten; jenseits des Kammes verliert sich sehr bald dieser Charakter auch für den Monsün des Sommers. Aehnlich verhält es sich mit den Nordwinden des Sommers, die im Künlün vorherrschen, für die Hochthäler von Tibet. 17) Tyndall, 1863; „Transact. Royal Soc.“, „Philos. Magazine“, etc. In Beziehung auf die Hitze, welche die Erde periodisch durch Strahlung verliert, kann man nach Tyndall’s Versuchen annehmen, dass 16 Procent durch den Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre in der untersten Schichte von 10 Fuss Höhe absorbirt werden. 220 Wie sich bei meiner Special-Untersuchung der Windes-Verhältnisse für Band V der ‚Results‘, den ich gegenwärtig bearbeite, gezeigt hat, lassen die bedeutenden Höhendifferenzen längs der Richtung der Winde über die Hochgebirge und die damit verbundenen Hebungen und Sen- kungen der bewegten Luftmasse auch darin ihren Einfluss erkennen, dass mit der Hebung Ausdehnung bei vermindertem Luftdrucke und Latentwerden von Wärme sich verbindet, während die Senkung im ent- gegengesetzten Sinne wirkt. Der Luftdruck ist in Hochasien, wegen der thermischen Ver- hältnisse in subtropischer Lage, für viele der Vegetationsformen, die sich bieten, schon innerhalb der Grenzen ihrer Verbreitung ein sehr ungleicher. Luftdruck von °,a der Atmospäre, Barometerstand von 570 Mm. oder 22'44 engl. Zoll, zeigte sich in Hochasien !®) im Mittel vieler Be- obachtungen meist bei 8000 engl. F. Höhe; Luftdruck der 4a Atmo- sphäre, 380 Mm. oder 14'96 engl. Zoll ergab sich für 19'100 Fuss !?), Die höchsten phanerogamen Pflanzen fanden wir 700 Fuss höher noch, was einem Barometerstande von 368 Mm. oder 145 engl. Zoll entsprach. Untersucht ınan die meteorologischen Verhältnisse an den oberen Vegetationsgrenzen in Hochasien oder in anderen Hochgebirgen und vergleicht man sie mit jenen Grenzen gleicher oder nahe verwandter Pflanzenformen, welche für wachsende Breiten sich bieten, so tritt sogleich entgegen, dass die Grenzen ungeachtet sehr verschiedenen Luft- druckes fast immer mit nahezu gleichen Wärmebedingungen coincidiren, und dass sie sich unabhängig zeigen von directem mechanischen Ein- flusse des Luftdruckes. Ursache ist, dass im Organismus der Pflanzen nur Circulation von Flüssigkeit, nirgend von Luft in gasförmigem Zustande wie für das thierische Leben, das Bedingende ist. 18) Als genäherte Mittelwerthe können die hier vorliegenden Verhältnisse allgemein für die gleiche Erhebung über die Erdoberfläche gelten; Veränderlichkeit des Barometerstandes, Schwankung am gleichen Orte, zeigt ohnehin sowohl bei Zunehmen der geographischen Breite als auch bei zunehmender Höhe sehr rasche Verminderung. 19) Berechnet aus directen Beobachtungen am Ibi Gämin-Passe, Lager bei 19,094 F., am Gunshan- kar-Peak, am Gipfel selbst bei 19,699 F., und am Karakorüm-Passe, Uebergangsstelle bei „18,345 F. Höhe. „Results“, Vol. II. p. 336, p. 421 und p. 427. 221 Schon Thompson wurde speciell in Tibet auf die eigenthümliche Widerstandsfähigkeit der Vegetation gegen verminderten Luftdruck auf- merksam, durch das hohe Auftreten von Myricarien als gut entwickelte Bäume, bei 15,500 Fuss Höhe noch, im Püga-Thale in Nübra. Dort wirkt allerdings ungewöhnliche locale Luft- und Bodenwärme mit; sie ist durch die Nähe heisser Borax-Quellen ausnahmsweise günstig verändert.?0) In Strauchform hatten wir Myricaria germanica var. prostrata auf der Nordseite des Karakorüm-Passes in ganz freier Lage mehrmals in Höhen über 16,500 Fuss gefunden. Als wärmeverändernd kann in grossen Höhen noch diess von Ein- fluss sein, dass, wie physicalisch zu erwarten ist, die Wärmeabnahme mit Verminderung der Dichtigkeit der Luft stetig etwas rascher werde. Für die freie Atmosphäre hatte schon Humboldt diess aus- gesprochen ?!), und Biot hat darauf aus Beobachtungen, die in Ballon- fahrten gemacht wurden, in positiver Weise ebenfalls hingewiesen. Ueber Meeren, Tiefländern und Mittelgebirgen war diess in verhältnissmässig geringer Höhe schon zu erkennen gewesen. In Hochgebirgen aber ist der Einfluss der festen Masse und ihrer Gestaltung auf die Temperaturvertheilung so überwiegend, dass Antheil der Wirkung der Verdünnung der Luft, jedenfalls bis hinan zum Auf- treten isolirter Gipfel und Kämme, ein verschwindend kleiner bleibt. Indirect dagegen machte sich Einfluss verdünnter Luft auf Vegetation, wie sogleich sich zeigen wird, durch die damit verbundene Modification der Feuchtigkeit in sehr grossen Höhen wohl bemerkbar. Atmosphärische Feuchtigkeit. — Die relative Feuch- tigkeit, in Procenten der „Menge bei Sättigung der Luft“ ausgedrückt, ist auf der Himälaya-Südseite vorherrschend gross, und zwar während der ganzen Jahresperiode. Für die Entwicklung der Vegetation in den höheren Theilen ist es jedoch selbst in jenen feuchten Gebieten ein beschränkendes Moment, dass die Spannkraft des Wasserdampfes, die absolute Menge in gegebenem Raume, in gleichem Verhältnisse wie der Luftdruck mit der Erhebung abnimmt. 26) Thompson, Western Himalaya and Tibet, p. 164. 21) A. v. Humboldt, Recueil d’Observations astronomiques. Vol. I. p. 138. Abh.d.1I.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 29 222 [2 So geschieht es, dass in Hochgebirgen tropischer und subtropischer Breiten wegen der bedeutenden Höhe der Pflanzengrenzen, — mehr noch als in den Alpen — trockne Pflanzenformen vorherrschend als die letzten zu erkennen sind, die nicht nur gegen geringe Wärme, son- auch gegen geringe Feuchtigkeit der Luft sehr widerständsfähig sind ??), Steigen Pflanzengrenzen bis in die Nähe der Schneegrenze an, (oder überschreiten sie dieselbe), so wäre wenigstens local vermehrte Boden- feuchtigkeit an hohen Standorten nicht ganz ausgeschlossen. Doch finden sie sich auch dort meist in trockenen Lagen, da nur in solchen die oberen Bodenschichten genügend sich erwärmen. Bewölkung und neblige Trübung der Atmosphäre sind auf der Südseite des Himälaya vom Beginne des Frühlings bis gegen den Herbst von grosser Häufigkeit; doch treten in den meisten Lagen selbst in der Regenzeit Unterbrechungen mit sehr starker Besonnung ein. Die zweite Hälfte des Herbstes und die Wintermonate sind auch in den feuchtesten Himälaya-Theilen im allgemeinen sehr klar; Wolken- bildung ist oft Tage lang eine ganz vereinzelte. Normales Auftreten der Nebelbildung wie in unseren Breiten beschränkt sich selbst in Sikkim sowohl in den Thälern als auf den Abhängen auf die Zeit der Frühlings- und der Sommer-Regen. Als Mittel für die Jahresperiode erhielt ich aus den Beobachtungen zu Darjiling in Sikkim, Höhe 7168 F., relative Feuchtigkeit von 84 Procent bei 12’4°C mittlerer Luft- temperatur. In der Nähe des Himälaya-Kammes selbst finden sich schon auf der indischen Seite an zahlreichen Stellen lange Gürtel mit wechselnder Breite aber meist unter sich zusammenhängend, in welchen die relative Feuchtigkeit fast so gering wirdwie in Tibet, mit Aehnlichkeit des ganzen Klimas; diess tritt ein, weil die von Indien ansteigenden Winde, auch solche, deren Richtung noch eine Strecke weiter fortbesteht, ihre Feuch- tigkeit schon an hohen Parallel-Ketten verloren haben, welche hier dem Hauptkamme vorliegen. Dieses Uebergreifen tibetischer Trockenheit über die Kammlinie des Himälaya gegen Süden hat sich vor allem an 32) Auch an den polaren Grenzen ist trockne Vegetation sehr allgemein; dort aber sind es die ungleich grösseren Kältextreme im Winter, bei ähnlichen Jahresmitteln wie an den Höhen- grenzen, welche die mehr saftreichen Pflanzen ausschliessen. 223 seinem grossen Einflusse auf die Vegetation erkennen lassen. Schmal zeigt sich dasselbe in Sikkim schon, und es wird sogar ziemlich breit in den nördlichen Theilen der britischen Provinzen Kämäon und Gärhväl. Im centralen Theile Tibets in Gnäri Khörsum, sowie in Ladäk und in Nübra, ist die relative Feuchtigkeit die geringste gewesen, die sich zur Beobachtung geboten hatte. Es waren uns 1855 und 1856 Minima relativer Feuchtigkeit von 1!/2, selbst von 1 Procent nur, vor- gekommen ?°). In Bälti, das sich weit gegen Nordwesten vorschiebt, nimmt die relative Feuchtigkeit ziemlich stark wieder zu und es zeigt sich schon so bedeutende Vermehrung derselben dass auch die Vegetation in ihrer Menge und in ihrer Gestaltung sehr verschieden ist von jener der mehr centralen Theile Tibets. Für den ferneren Südosten Tibets, der bei geringerer nördlicher Breite überdiess weniger hoch gelegen ist, ist Aehnliches ebenfalls sehr wahrscheinlich; positive Anhaltspunkte zur Beurtheilung sind aber bis jetzt noch nicht bekannt. Von Ladäk gegen Norden, in jenem Hochlande Turkistäns, das zwischen der Karakorüm- und der Künlün-Kette liegt, ist jenseits des Karakorüm-Kammes, die extreme tibetische Trockenheit bald gebrochen; aber gross ist anfangs die Aenderung nicht, sie ist eine viel weniger rasche als z. B. gegen Nordwesten in Bälti. Beim Ansteigen auf der Südseite des Künlün war eine allmählig bemerkenswerthe stetige Zu- nahme atmosphärischer Feuchtigkeit am Auftreten vonVegetation, da wo auch Bodenfeuchtigkeit sie begünstigte, zu beobachten, wurde auch durch Messung von uns bestimmt. Bedeutend aber wurde die Aender- ung im Vegetationscharakter erst jenseits des Kammes, auf der Nord- seite des Künlün, ungeachtet der nicht sehr fernen Göbi-Wüste; in den Mittelstufen des Nordgehänges ist sie am grössten. Auf der Südseite des Künlün zeigt sich die Vegetation höchstens 23) Bis dahin war die von Humboldt in der sibirischen Platowskaja-Steppe, südlich von Tobolsk beobachtete relative Feuchtigkeit „von 16°/o“ das Minimum, das aus directer Bestimmung, mit Anwendung feuchten und trocknen Thermometers, sich ergeben hatte; allerdings in einem viel niedrigeren und auch viel weiter gegen Norden gelegenen Gebiete. Al. von Humboldt „Centralasien* Band II, Hygrometrische Tafel, 8. 51. 29* 224 oasenarsig; Flächen bildet sie, aber diese sind vereinzelt. Im ganzen landschaftlichen Bilde, das sich bietet, sind noch immer kahle Gesteine das Vorherrschende; hier tritt auch Einlagerung von Wüstensand, den die Stürme herüberwehen, hinzu. Auf der Nordseite dagegen gibt es gute Weidegründe bis hinan zur Schneegrenze und eine mittelgute Strauchregion; Baumvegetation ist nicht ganz in gleichem Grade ent- wickelt, doch die Höhengrenze, die sie erreicht, ist gleichfalls eine den mittleren Wärme-Verhältnissen sehr wohl entsprechende An jenen Kämmen der Karakorüm-Hauptkette, welche sich links vom oberen Yärkand-Thale direct in die Ebene Turkistäns hinabziehen, da sie schon westlich vom Ende der Künlünkette gelegen sind, lässt sich der hier erwähnte Vegetationscharakter in ganz ähnlicher Form ebenfalls erkennen. Die Regenmenge auf der indischen, südlichen Seite des Himälaya ist im Verhältnisse zu anderen Gebieten gleicher Lufttemperatur längs des ganzen Höhenzuges eine mehr als mittelgrosse; dabei sind die Differenzen ebenfalls bedeutend. Das Maximum zeigte sich in den Mittelstufen des Sikkim-Himälaya, in Darjiling und Umgebungen zwischen 6000 und 8000 Fuss Höhe. Die Regenmenge erreicht dort 100 bis 130 engl. Zoll im Jahre. Gegen Osten, in Bhutän, und, etwas rascher, noch gegen Westen und Nordwesten von Sikkim tritt starke Ab- nahme ein. Aber auch nordwestlich noch von Kashmir ist in Höhen bis zu 8000 Fuss Niederschlag im Jahre von 50 bis 60 Zoll nicht selten. Für grössere Höhen bei sonst gleicher Lage lässt sich, nach den vereinzelten Beobachtungen während der Märsche zu schliessen, überall ziemlich schnelle Verminderung des Niederschlages voraussetzen, der sich aber mehr quantitativ als in Häufigkeit und Dauer ändert. Die allgemeine Abnahme der Regenmenge von Sikkim an gegen Nordwesten ist jener im indischen Tieflande in der Richtung vom Küstengebiete landeinwärts ähnlich. Im Tieflande aber ist in Bengalen und noch in Hindostän die Regenperiode in der Zeit ihres Beginnens und ihres Endens viel schärfer begrenzt. Vergleicht man die einzelnen Stufen des Himälaya zwischen dem indischen Rande und dem Kamme längs ihres Ansteigens gegen Norden, so zeigt sich, dass nicht in den Vorbergen die Regenmengen die grössten 225 sind, sondern dass die Maxima erst in einiger Entfernung vom Tieflande eintreten — da, wo die regenbringenden Winde zugleich bis zu gewisser Höhe sich erheben mussten **). Von dort gegen das Innere ist die Regenmenge eine bedeutend geringere, und nimmt überall verhältniss- mässig ziemlich rasch noch in den dem Kamme näheren Theilen ab. In Tibet, auch in der dem Himälaya-Kamme südlich vorliegenden schmalen Region grosser Trockenheit, ist die Niederschlagsmenge eine sehr geringe. Sie lässt sich zu 5 bis 6 Zoll annehmen; in vielen Theilen Tibets erreicht sie im Jahre wenig über 2 Zoll. Im Künlün-Gebirge sind leichte Schauer von Schnee und Regen verhältnissmässig ziemlich häufig zu nennen, wenigstens auf der Nord- seite in Höhen von 7000 bis 10,000 Fuss; quantitativ ist der Nieder- schlag dessenungeachtet noch immer gering, kaum mehr als 12 bis 15 Zoll für das Jahr erreichend. Als Jahres-Maxima des Regens in Europas gebirgigen Erhebungen und ihren nächsten Umgebungen ?°) sind anzuführen die Stationen Coimbra in Portugal mit Regenmenge von 118'9 engl. Zoll, Bergen in Norwegen mit 88:7 engl. Zoll, und Tolmezzo am Südfusse der Alpen mit 960 engl. Zoll. Mittelwerth für die ganzen Alpen ist eine Niederschlags- menge von 42:6 engl. Zoll, für das südliche Deutschland 26°65, für Nord- und Mittel-Deutschland 21'23 engl. Zoll. Die Vertheilung der Niederschläge in der Jahresperiode ist gleichfalls in Hochasien, auch im regenreichen Gebiete der Süd- gehänge des Himälaya, von jener in den meisten Lagen mittlerer Breite sehr verschieden, und zwar in einer Weise abweichend, welche gerade auf die Entwicklung der Vegetation von unmittelbarem Einflusse ist. Im Himälaya sind nemlich die Winter von Bhutän bis Kashmir milde und feucht, sind aber doch ungeachtet einer mehr als mittelgrossen . „relativen Feuchtigkeit der Luft‘‘ fast ganz ohne Niederschlag, und die Besonnung ist durch andauernd schönes Wetter begünstigt. Für die Vegetation ersetzt sich der Regenmangel zum Theil durch starke Thaumenge; noch grösseren Einfluss hat die Bodenfeuchtigkeit, 24) Aehnlich gelegen sind die Maxima von Regenmenge an der Westküste des südlichen Amerika; dort aber ist der Küstenrand sogar nahezu regenlos. 25) Khässia-Gebirge und absolute Maxima s. o. 8. 203. 226 weil diese wegen ihrer sehr beschränkten Veränderlichkeit in den regen- reichen Gebieten des Himälaya während der ganzen Jahresperiode eine sehr grosse ist. Im Frühlinge treten in den meisten Lagen Regen ein, und diese sind es auch, mit denen sich in den höheren Regionen vorzüglich der Schneefall verbindet; dann folgt häufig wieder Wochen lang vorherr- schend klare Luft mit vereinzelten Wolken. Jene indischen Monsüns, von denen das Eintreten der eigentlichen Sommer-Regenzeit bedingt ist, machen im Himälaya meist etwas früher als südlich davon den Regen beginnen, da in diesem Gebirge mit der Aenderung des Windes die Luft rascher mit Feuchtigkeit sich sättigt, als über den Ebenen, wo die heisse trockne Jahreszeit voranging. Der Herbst aber ist wieder sonnig, auch der ganzen Ausdehnung des Him- älaya entlang, und es sind selbst bei den bisweilen eintretenden Stürmen Niederschläge sehr selten. Die Niederschläge in Tibet und nördlich davon im Gebirge sind quantitativ vorzüglich auf den Sommer und den ersten Theil des Herbstes beschränkt, verbunden mit localem Auftreten isolirter Gewitter. Aehnlich scheinen auch die Verhältnisse für die Ebenen Turkistäns zu sein in jenen den Gebirgsrand bildenden Theilen, in denen der Wüstencharakter noch nicht ausschliesslich vorherrscht. Niederschlag im Winter, auch als Schneefall kömmt in Tibet aus- nahmsweise vor, ist aber stets sehr gering. In den Thälern bildet Schnee, selbst für kurze Zeit, nur selten eine cohärente Decke. In den Alpen dagegen und in Nord- und Mittel- Deutschland ist die Vertheilung der Niederschläge nach den Jahreszeiten eine ganz andere, Setzt man die Regenmenge des ganzen Jahres = 100, so sind die procentischen Verhältnisse ?%) die folgenden. Für das Alpengebiet ergibt sich: Winter 197° Frühling 22'0°% Sommer 25'7°%o Herbst 32-7 %; für Nord- und Mitteldeutschland: Winter 20% Frühling 23% Sommer 37° Herbst 24°. 26) Entnommen unseren „Untersuchungen über die phys. Geogr. der Alpen“, Leipzig 1850, Band 1. S. 413. 227 2. Tabellen der Temperaturabnahme mit der Höhe im Jahresmittel. Zu der directen Bestimmung der Lufttemperatur konnte ich für Hochasien 44 Beobachtungsstationen zusammenstellen. Was ich hier folgen lasse sind aber nicht ausgewählte einzelne Stationen, wie ich für Indien sie gab, sondern Mittelwerthe, berechnet für die klimatisch zu trennenden Gebirgsregionen und innerhalb dieser für Höhenstufen von gleicher Grösse oder von möglichst einfachen gegenseitigen Verhält- nissen. Wegen der so bedeutenden Verschiedenheit der Höhen, die hier thermisch zu vergleichen sind, liessen sich nur auf diese Weise Zahlen- daten in allgemeiner Form zusammenfassen. Schon im betreffenden Bande der ‚Results‘‘?7) habe ich versucht, mit sorgfältiger Berücksichtigung alles positiven Materiales unmittel- barer Beobachtung, Tabellen für Jahr und Jahreszeiten und Tafeln des Gebirgsprofiles mit den entsprechenden Höhenisothermen zu geben. Dort aber ist in den Zahlentabellen und in den grapbischen Dar- stellungen Differenz der Temperatur — von 5° F. oder 28°C — zu Grunde gelegt. Hier sind die entsprechenden Werthe für die Differenz der Höhe‘ als Constante berechnet, um die Temperatur auch für die einzelnen Standorte, wo stets Provinz und Höhen angegeben sind, leichter beur- theilen zu können. Bei der Berechnung der Temperaturtabellen, dem klimatischen Charakter der Gebirgsregionen entsprechend, war von dem Zusammen- fassen der Provinzen der „Landesregionen“ nach topographischer Gestaltung nur wenig abzuweichen nöthig. Als solches Aendern der Begrenzung ist zu nennen für die Himälaya-Südseite Ausschliessen der trocknen schmalen Hochregionen, die sich dort streckenweise dem Kamme entlang zeigen (erl. S. 222) und Verbinden dieser mit Tibet. Dessgleichen sind in der Berechnung der Mittelwerthe für das centrale 27) Vol. IV. Meteorology, First Part. „The thermal stations of High Asia“ p. 465—534. Die ersten Zahlendaten hatte ich für Hochasien gegeben in dem k. b. ak. Sitzungsbericht vom 11. März 1865, und mit Tafeln für Jahr und Jahreszeiten in den Berichten der Berliner Ak.- Sitzung vom 1. Juni 1865. 228 Hochasien aus der III. Landesregion auch die Nordgehänge der Kara- korüm-Seite miteingeschlossen worden, und die beiden Seiten der Künlün- Kette sind im Gebiete von Ost-Turkistän für sich allein zusammen- gefasst. — Die Zahlenwerthe der Jahresmittel sind gegeben für Höhenstufen von je 6000 Fuss, oder für Theile derselben, wo die localen Verhält- nisse der Hebung solches bedingten. Die ‚Temperaturabnahme‘‘ zwischen der oberen und unteren Grenze je einer Höhenstufe ist dabei nicht einfach aus dem Verhältnisse der Höhendifferenz zur Temperaturdifferenz in so grossen Abständen wie sie hier vorliegen entnommen, sondern es ist dieselbe basirt auf die un- mittelbaren Beobachtängen an den einzelnen Stationen und auf die re- sultirenden Curven, wie in Band IV der „Results“ erläutert. Doch sind in den meisten Stufen die Zahlenwerthe der Abnahme, mit 5 englischen Fuss als Differenzgrösse, davon noch nicht verändert. — Für das ganze Gebiet Hochasiens hat sich als Jahres- Mittelwerth eine Erhebung von 702 engl. F. für 1°C Temperatur- abnahme ergeben. Für die einzelnen Theile desselben sind die Zahlen- werthe die folgenden. „Himälaya-Südabhang; a) äussere, b) innere Lage“ (Landesregion 1.) In dieser Landesregion war bei der Angabe der verticalen Wärme- vertheilung eine „äussere Lage“ und eine „innere Lage“ getrennt zu halten. Bedingt ist diess durch unmittelbaren Einfluss des indischen Tieflandes sowohl auf das mechanische Sichvertheilen erwärmter Luft- massen als auch auf die Menge und die Art des Auftretens atmo- sphärischer Feuchtigkeit. Als Maxima der Erhebung sind in der äusseren Lage Gipfel von nahezu 16,000 Fuss anzuführen; die ‚Basis‘ ist hier in beiden Lagen auf das Meeresniveau bezogen und ist der Mittelwerth der basischen Isothermen für je 1 der Lagen. 229 a) „äussere Lage“, Höhe ü. M., Lufttemperatur, Erhebung engl. F. Jahresmittel für 1°C Abnahme (0%, Basis 070724206) 715 engl. F. 200 N, ik N At re De SO ' EREBRE 29 000 ee 480 EUR, Ben... ..1%7 b) „innere Lage‘. (03 Basis: . 1... 212186) 715 engl. F aaa 49008 on ah ' Alb uek.; Biene. ..099 ' 7a Bean. _ 279 } A 9 20,000 2. 22020. 62 } 720.20: 36.000° 2.0. 2745 Aus diesen beiden Zahlentabellen ist zu ersehen: 1) Es ist die „äussere Lage“ mit der „inneren“ verglichen in ihren niederen Stufen, mit mehr, als der sehr geringen Breiten-Differenz allein entspräche, die wärmere; die verticale Wärmeabnahme ist in der „äusseren Lage“ die raschere. | 2) In beiden Lagen zeigt sich die Temperaturabnahme mit der Höhe für solche Mittelstufen als die langsamste, in welchen die Massen- erhebung ebenfalls noch verhältnissmässig sehr langsam sich ändert. 3) In der „äusseren Lage“ ist von 8000 Fuss aufwärts die Tem- peraturabnahme bedeutend rascher als in der ‚‚inneren“, indem bei Vor- herrschen isolirter Erhebungen die Wärmeveränderung immer mehr jener in der freien Atmosphäre sich anschliesst. Abh. d. II. Cl.d.k. Akad. d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 30 230 „Das westliche Stromgebiet von Tibet‘, nebst Einschluss des „Nordabhanges der Karakorüm-Kette“. (Landesregion II und Landesregion III a.) Höhe ü. M.,, Lufttemperatur, Erhebung engl. F. Jahresmittel für 1°C Abnahme 500047. er Bra De 780 engl. F. SOO04L= Due, a RE } FE 70: 1%.0004stde, it, abik rraa RER SENT 20,0007 RO VRR, } Er) ab 260004 rn nA Die Berechnungen reichen nicht unter 5000 F. herab, weil diess sehr wohl den niedersten Lagen entspricht, die überhaupt in Tibet vorkommen. Diese Temperaturverhältnisse lassen sich wie folgt beurtheilen: 1) Verglichen mit „Südabhang des Himälaya, innere Lage‘ zeigt sich für das ganze Gebiet der centralen Erhebung Hochasiens bis hinan in die Region, wo isolirte Kammrücken und Gipfel allein noch vor- kommen, im Mittel die Wärme grösser, ungeachtet der Breitenzunahme und der nur theilweise gleich günstigen südlichen Exposition der Abhänge. i Die einzelnen Beobachtungsdaten ergeben innerhalb dieses Gebietes gleichfalls einen verhältnissmässig etwas geringen Einfluss der Breite. In den südlichen Theilen, auf der Nordseite des Himälaya, ist nördliche Exposition der Abhänge die vorherrschende, es ist dadurch die Wir- kung der Besonnung eine local schwächere; auf dem Nordabhange der Karakorümkette ist die Temperatur, bei dem geringen Gefälle des Terrains, durch Massenerhebung relativ etwas vermehrt. 2) In den tiefsten Lagen Tibets, ‚für welche die Massenhebung die allgemeinste ist und in deren Terraingestaltung auch der Charakter muldenförmigen Abgeschlossenseins sehr häufig ist, ist die Abnahme der Wärme mit der Höhe die langsamste. 231 3) Bei 14,000 Fuss beginnend und von dort bis nahe an 20,000 Fuss ist das Verhältniss der Wärmeveränderung mit der Höhe, das sich dabei ergeben hat, 700 F. für 1° C, ist demnach als identisch mit jenem von 702 F. für Hochasien im Allgemeinen zu betrachten. 4) Für die Erhebungen, die noch höher hinanreichen, lässt sich aus den letzten Veränderungen innerhalb der vorhergehenden Gruppe und, vereinzelt, auch aus Beobachtungen bei Bergbesteigungen ein etwas rascheres Abnehmen der Wärme folgern, ähnlich jenem im Himälaya in der „äusseren Lage“. „Die Süd- und Nord-Gehänge der Künlün-Kette“, in Ost-Turkistän (Landesregion IIIb). Höhe ü. M., Lufttemperatur, Erhebung engl. F. Jahresmittel für 1°C Abnahme 350081 ush d 12:6°C 1 ag SRE eek 2300H9tRhiehnn. 55 Ib 1ekinksoiuni auf20 TEUNUEeR Er. — 3% il Koh. Meukiapnine ' Lat OO ner 94 Die Temperaturverhältnisse sind in der obigen Tabelle, wegen man- gelnder Daten für die centralen Theile Ost-Turkistäns, nur bis zu 3500 F. Höhe berechnet, bezogen auf genäherte Werthe für Yarkand ?°). Für das Gebirge selbst, wo Süd- und Nord-Abhang sich vergleichen liessen, ergab sich, aus den Temperatur-Beobachtungen während unserer Märsche sowie, bestätigend, aus den Höhengrenzen von Pflanzen, die sich boten, dass der Unterschied zwischen den beiden Gehängen ein verhältnissmässig grosser ist. Hier trägt die Stellung der Kette als solche dazu bei, die Wärme auf der Südseite mehr als gewöhnlich zu mehren; denn die Kammlinie hat jene ost-westliche Richtung, bei welcher der Exposition entsprechend Besonnung, auch die Ungleichheit der Wärme zwischen nördlichen und südlichen Winden, als Bedingungen der Temperatur am mächtigsten wirken können. Es wäre noch grösserer Unterschied in der Wärmevertheilung, 28) Zu vergl. die Angaben über die basischen Isothermen, o. S. 214. 30* 232 selbst für die Hochregionen der Südseite, in Analogie mit anderen Ge-- birgen zu erwarten, wenn nicht hier im Künlün die Südseite überhaupt so wenig tief nur herabreichte; hier ist demnach das Element auf- steigender warmer Winde ein sehr beschränktes. | Auf der Nordseite des Künlün ist die Wärmeabnahme mit der Höhe bis hinan gegen 8000 Fuss eine verhältnissmässig ziemlich rasche. Es sind dabei nicht nur die Mittelstufen des Künlün „relativ zu kühl“, weil mit der Vorebene hier in der betreffenden Höhe nur Werthe aus einem, aus dem nördlichen Gehänge, zum Vergleiche sich bieten, son- dern noch grösseren Antheil daran hat der Umstand, dass auch in Tur- kistän ‚ungeachtet der Breite erwärmender Einfluss der Massenerhebung, vor allem im Sommer, noch stark sich geltend macht, und zwar eben der niedrigeren Lage wegen mit um so grösserem Effecte. 3. Temperaturvertheilung nach den Jahreszeiten. A. Die Formen der periodischen Veränderung. Im Gange der Temperatur innerhalb der Jahresperiode zeigte sich, abgesehen von der Ungleichheit der Wirkung der Höhe, zwischen den einzelnen Regionen und den Theilen derselben weit grössere Verschiedenheit als!in der Vertheilung der mittleren Temperatur des Jahres. Am meisten sind dabei von Einfluss die schon erwähnten Ver- hältnisse der atmosphärischen Feuchtigkeit und des Niederschlages von Regen. : So geschieht es, dass in Bhutän und in Sikkim des östlichen Him- älaya, und noch bis gegen die mittleren Theile des Himälaya in Nepäl, in den meisten Lagen die drei Monatsmittel für Juni, für Juli und für August, die sonst mit deutlich grösster Wärme im Juli — einer nördlichen Breite von 27 bis 28 Grad entsprechend — sich unterscheiden würden, nahezu die gleichen bleiben. Weiter westlich und nordwestlich, bis gegen Kashmir, ist ebenso wie in Hindostän Juni der wärmste Monat des Jahres, aber mit einem bedeutend geringeren Unterschiede vom Juli-Mittel im Gebirge als in den Ebenen. In Tibet und nördlich davon ist Juli der wärmste Monat und zwar der subtropischen Lage wegen mit etwas grösserem Unter- schiede vom August-Mittel als in höheren Breiten, 233 Weniger warm als Juli ist August im ganzen Gebiete Hochasiens, auch da wo die Regenmenge vorzüglich auf den Monat Juli sich concen- trirt; aber in den von Tibet südlichen Lagen ist die Differenz weniger gross. Als der kälteste Monat ist allgemein der Januar???) zu nennen; in höheren Breiten ist dagegen Wechsel des Minimums der Monats- ‚temperatur zwischen December und Januar, sowie, wenn grosse Hebung des Terrains damit sich verbindet, auch zwischen Januar und Februar nicht selten. Turkistän wird im Winter schon von jener Depression der Tem- peratur erreicht, welche, etwas weiter nördlich, in Centralasien sehr be- deutend und sehr allgemein wird. B. Wärmeabnahme mit der Höhe. In den „Results“ 30) habe ich die Zahlendaten und deren Erläuterung für die Jahreszeiten in Hochasien, in meteorologische Gruppen getrennt, in’ gleicher Weise wie für die Jahresmittel gegeben. Hier sei nur der Mittelwerthe und der Ergebnisse noch erwähnt. Die Mittel der Höhenunterschiede für 1°C Temperaturabnahme sind im Winter, im Frühling, December, Januar, Februar — 684 F.; März, April, Mai — 648 F.; im Sommer, im Herbst, Juni, Juli, August = 756 F.; September, October, November — 702 F. Der allgemeine Gang der Veränderung der Temperatur- abnahme innerhalb der Jahresperiode lässt sich characterisiren wie folgt. In den meisten Lagen ist für Hochgebirge und für die freie Atmo- ' späre die Abnahme der Wärme mit der Höhe im Winter am lang- samsten, wird rascher mit dem Steigen der Temperatur an der Ober- fläche bis gegen Ende des Sommers und verlangsamt sich wieder im Uebergange zum Winter, wobei der Herbst am wenigsten unter den 4 Jahreszeiten vom Jahresmittel abweicht. „Uebereinstimmend‘“ mit jenen allgemeinen Verhältnissen ist hier: 29) Nur für das Spiti-Thal z. B., im westlichen Tibet, Höhe 13,000 (Cunningham, „Ladak“ p. 182) ergab sich Abweichung davon, nemlich Dec. — 9°8°C, Jan. — 71°C, Febr. — 7'4°C. Doch liegt nur 1- Jahr Beobachtung vor, und es wurden auch die Beobachtungspunkte im Thale etwas ge- wechselt. 30) Vol. IV. S. 546 bis 564. 254 Beschleunigung vom Winter bis gegen Ende des Frühlings, sowie eine Annäherung der Temperaturabnahme im Herbste an den Mittelwerth für das Jahr, welche hier sogar zur Coincidenz mit dem Jahresmittel wird. „Abweichend“ aber von den allgemeinen Verhältnissen sind jene Modificationen der Temperaturabnahme, welche in Hochasien im Winter und im Sommer eintreten. Während des Winters nemlich dauert Verkleinerung des Quotienten, also Beschleunigung der Temperaturabnahme noch fort; die Abnahme wird im Mittel eine bedeutend raschere als während des Herbstes und die Art der Aenderung liegt darin, wie die Analyse der einzelnen Daten es erkennen lässt, dass in dieser Periode des Jahres eine relativ grössere Abkühlung in den mittleren und oberen Theilen, auch im centralen Tibet noch, eintritt, als in den tieferen Thalsenkungen, in den Vorstufen und in den indischen Ebenen. Für den Sommer Hochasiens zeigt sich als das Anomale, dass die Temperaturabnahme hier langsamer ist als in jeder der 3 anderen Jahreszeiten. Bedingt ist diess durch zwei an sich ungleichartige Ursachen, welche aber in ihrer Wirkung gleiche Richtung haben. Die eine Ursache ist Beschränkung fortschreitender Erwärmung (durch Regenzeit tropischen Characters) auf der Südseite des Himälaya, wovon am meisten berührt werden die Tiefen und die Mittelstufen, — die andere ist die Vermehrung der Erwärmung in Verbindung mit Massenerhebung, wobei der Effect am grössten ist gerade während der Zeit des höchsten Sommerstandes in den hochgelegenen centralen Theilen, wo nicht nur die Regenzeit nicht mehr vertreten ist, sondern wo auch Bewölkung während der ganzen Sommerperiöde eine auffallend geringe ist. Die Einzelheiten derAbweichungen, bezogen auf den Mittel- werth der entsprechenden Jahreszeit, sind dabei noch ziemlich viel- facher Art. „Im Winter‘ macht sich im Süden erwärmender Einfluss der tropischen Ebenen in Luftströmen oberhalb der Thalwinde local noch ziemlich weit gegen das Innere bemerkbar; er reicht bis gegen die Kammlinie des Himälaya hinan, aber überschreitet sie nicht. Die kühlende Einwirkung der Temperaturdepression in Centralasien scheint 235 auf den Künlün ihren Einfluss erst in Höhen von 8000 bis 9000 Fuss ganz zu verlieren; obwohl nämlich die Wüste und deren bewohnte Vor- stufen, die hier die Basis bilden, an sich schon ‚‚relativ zu kalt‘ sind, ergibt sich doch die Abnahme mit der Höhe noch bis gegen 7000 Fuss entschieden viel rascher als der Mittelwerth dieser Jahreszeit, und wird = 650 Fuss für 1°C. „Im Frühling“, findet im äusseren Himälaya, wegen der heissen trockenen Jahreszeit in Indien, frühe ein rasches Steigen der Tempe- ratur statt, während in Tibet die grösste Wärmeveränderung gegen das Ende des Frühjahres fällt. Das resultirende mittlere Verhältniss in dieser Jahreszeit für das ganze Hochgebirge ist, wie die obigen Zahlen zeigen, dass der Wärme- unterschied zwischen Tiefe und Höhe ganz allgemein am grössten ist, indem ‚die Temperaturabnahme mit der Höhe als die rascheste sich ergibt‘. Innerhalb der verschiedenen Gruppen zeigen einzelne, in Thälern gelegene Stationen durch Herabsinken und Anhäufung kalter Luft vielfach noch locale Depressionen; dasselbe gilt auch von der turkistanischen Ebene im Norden des Künlün. „Im Sommer“ zeigt sich in der ganzen oberen Atmosphäre, welcher in dieser Jahreszeit durch die indischen Monsüns, sowie von den tibetischen Hochländern durch unmittelbar aufsteigende Luftströmung, so viel Wärme zugeführt ist, Verlangsamung der Temperaturabnahme mit der Höhe, die sich bis Turkistän erstreckt. Locale Wärmeverminderung während des Sommers tritt im Himälaya in allen Lagen ein, wo die Regenmenge ungewöhnlich gross ist, so in Darjiling, in Nainitäl. Die tibetischen Hochlande, besonders jene von Ladäk in Höhen von nicht über 12,000 Fuss, bieten eine ganz ungewöhnlich starke locale Vermehrung der Wärme. Von den niedersten Stationen Tibets, allerdings erst zwischen 5000 bis 6000 Fuss daselbst beginnend, bis hinan zu 12,000 Fuss ist im Sommer ungeachtet dieser keineswegs geringen Höhendifferenz die Temperaturab- nahme mit der Höhe, die sich ergibt, nahezu unverändert, und zwar ist der Werth derselben = 1220 Fuss für 1°C. Es ist diess demnach 236 bei weitem die langsamste Wärmeabnahme während des Jahres für das ganze Gebiet Hochasiens. Bis zu Höhen gegen 9000 F., bei Büshia, hat sich ähnlicher Einfluss im Sommer selbst für Turkistän noch er- kennen lassen. Erst in bedeutend grösseren Höhen wurde — bei centraler Lage und an schönen Tagen nicht vor 13,000 bis 14,000 Fuss beginnend — stärkere Einwirkung der freien Atmosphäre deutlich bemerkbar. Es zeigte sich, nach Beobachtungen an isolirten Kämmen und Gipfeln in ihrem Verhältnisse zu den correspondirenden Beobachtungen zu Le, für welche der Hindü Härkishen dort zurückgelassen war ®!), die Ab- nahme nun beschleunigt, aber nur scheinbar, da auf die Mittel- werthe Hochasiens bezogen, nicht die obere Region die relativ kältere, sondern die Mittelstufe die relativ wärmere ist. „Im Herbste‘“ sind die centralen Theile ebenfalls noch ‚relativ wärmer“. Gleiches gilt allgemein für die Luftschichten in sehr grossen Höhen im Gegensatze zu jenen Regionen, welchen in dieser Jahreszeit allmählig die Schneegrenze sich nähert. Die Schneebildung selbst ist zwar mit Freiwerden einer nicht unbedeutenden Wärmemenge ver- bunden. Doch es verschwindet viel davon, auch nach oben, meist sehr rasch durch Stürmen bei Schneefall; die Schneelagen bleiben. Mit all- mähliger Ausdehnung derselben verbindet sich sehr bald stetige Vermehr- ung des Abfliessens kalter Luft. Wegen ihres unmittelbaren Zusammenhanges mit den Höhengrenzen und mit den Entwicklungsperioden der dort auftretenden Vegetations- verhältnisse sind für die Hochregionen, des Himälaya sowie des Kara- korüm, noch folgende Ergebnisse anzuführen. Im Winter und im Frühling noch ist Tibet mit Einschluss dabei des Nordabfalles des Karakorüm in allen Höhen kälter als die gleich hohen Mittel- und Hoch-Regionen von 6000 Fuss aufwärts im „Himälaya, äussere Lage“. Im Winter ist der Unterschied sehr bedeu- tend für die ganze Ausdehnung der Gebiete; im Frühling wird zwischen 3900 und 14,300 Fuss, bei rascherer Wärmezunahme Tibets in seinen 31) Details „Results“ Vol. IV. S. 530. 237 unteren Theilen, eine Strecke weit der Unterschied zwischen beiden Ge- bieten verschwindend klein. Im Sommer dagegen ist Tibet wärmer selbst als die südlichen Theile des Himälaya in gleicher Höhe, und, nach Beobachtungen bei Berg- besteigungen und auf den hohen Pässen zu schliessen, verschwindet diese Temperaturdifferenz, mit Uebergang in Abnahme der Temperatur von Süden gegen Norden, in Tibet erst in der Nähe der höchsten Gipfel. In der Sommerwärme-Region zwischen den Grenzen von 10,000 und von 13,500 F. ist dabei der Unterschied am grössten. Es ergab sich Sommermittel von 7°2°]. Himä ‚. bei10,000F. bei 11,500F. | F non imälaya, „bo 000 4 „13,500 „, Auch im Herbste — wobei gleichfalls directe Beobachtungen bei wiederholten Passübergängen, die allgemeinen Bedingungen der Gestal- tung der Isothermen bestätigend, vorliegen — ist Tibet noch etwas wärmer als ‚„Himälaya b“; Abnahme der Temperatur mit der Breite be- ginnt in Tibet, „zwischen dem Himälaya- und dem Karakorüm-Kamme‘“‘, im Herbste erst in Höhen von nahezu 20,000 Fuss als solche erkennbar zu werden. ın lıbet Abh.d.II.C1.d.k. Ak.d. Wiss. XII. Bd. III. Abth. 31 Il. Zahlenangaben über Temperaturverhältnisse ın den Andes und in den Alpen. Einfluss der Breite auf Temperaturabnahme mit Höhe; Beschleunigung mit wachsender Breite. — Mittelwerthe für die Andes. — Mittelwerthe für die Alpen. Die Wärmevertheilung in Hochgebirgen, die sehr verschieden sind in ihrer geographischen Breite, zeigt, dass bei gleicher Bodengestaltung für das Jahresmittel die Abnahme der Lufttemperatur mit der Höhe mit zunehmender Breite etwas rascher wird. Doch bei geringerer Ent- fernung als etwa 30 Grade vom Aequator tritt diese Aenderung mit der Breite noch nicht hervor. Diess gilt auch für Hochasien noch, obwohl dort Unterschied der Breite innerhalb der Gebirgszüge selbst schon sehr bedeutend ist; so liegen dort vor, zu unmittelbarer Berechnung der Abnahmeguotienten aus Monatsmitteln und mit sehr ähnlichen Höhen- differenzen unter sich, als die südlichste Gruppe, in Sikkim: „Pankabäri und Darjiling“, Breiten 26049‘ N. und 27°3°0‘ N., Höhen 1790 F. und 7168 F.; als die nördlichste: „Srinägar in Kashmir und Le in Tibet‘, Breiten 34°4'6° N. und 34° 8:3‘ N., Höhen 5146 F. und 11,532 FE. Die Andes bieten noch bessere Anhaltspunkte zur Beurtheilung des Einflusses der Breite, durch ihre vorherrschend nord-südliche Ausdeh- nung bei grosser Hebung und gleicher Bodengestaltung innerhalb und ausserhalb der Tropengrenzen. Auch dort beginnt das Wachsen der Breite und die Verminderung der Insolation, die sich damit verbindet, erst ausserhalb der Wendekreise von merklichem Einflusse auf die Tem- peraturabnahme mit der Höhe zu werden. 239 In den Andes des tropischen Amerika haben sich nach Hum- boldt’s Untersuchungen die Werthe der Wärmeabnahme mit der Höhe, berechnet für die Lufttemperatur im Jahresmittel, wie folgt ergeben. In den Gebirgsregionen mit Bodengestaltung in Kamm- und Thal-Formen: Erhebme im 1.0 %. . %...0 00700 191 Meter = 626°5- engl.,E. In den centralen Höhenstufen mit vorherrschenden Plateaux-Formen: Erhehuneriur, GC. ...-.”. 243% Meter —‘799_ engl. F. Das Mittel dieser Zahlenwerthe ist 712?/a engl. F.; es ist aber das wahre Mittel der Abnahme der Lufttemperatur, wegen der relativen Grösse der verschiedenen Terrainformen in den Andes, dem Mittelwerthe von 702 F. für Hochasien noch ähnlicher, wenn man bedenkt, dass die Gesammtfläche mit ausgesprochenen, schon hoch gelegenen Plateaux in den Andes, ungeachtet der grossen Ausdehnung einzelner derselben, geringer ist als die Basis der in Kamm- und Thal-Formen sich zei- genden Bodengestaltung. Von einzelnen Beobachtungspunkten, welche den Einfluss der Plateaugestaltung sehr deutlich erkennen lassen, sei aus den neueren meteorologischen Daten vergleichende Zusammenstellung noch von Mexico und Vera Cruz, sowie von Santa FE de Bogota und Caracas ge- geben °?). Die beiden ersteren Stationen differiren in geographischer Breite sehr wenig nur, und durch die Ungleichheit der Länge würde sogar, wenn überhaupt Einfluss der Länge deutlich wäre bei so geringer Differenz, die Abnahme mit der Höhe eher beschleunigt als verlangsamt erscheinen, da — wie die allgemeine Construction von Jahresisothermen im Meeresniveau es zeigt — die betreffende Isotherme von der östlichen Küste Amerikas zur westlichen etwas gegen Süden sich senkt??). 32) Die Zahlen sind entnommen aus „Cours complet de Meteorologie de L. F. Kämptz traduit et „annot& par Ch. Martins. Paris, 1858“; Vera Cruz war auch in „Kämptz’ Lehrbuch, Halle 1832“, enthalten. 33) Die Erläuterung der Isothermen bezieht sich speciell auf jene meiner Tafel I. der „Illustrations of the Meteorology of India and High Asia“, in Atlas zu „Results Vol. IV“, welche dort mit 31* 240 Die Zahlenangaben der geographischen Coordinaten und der Tem- peratur-Mittel sind: Mexico. Breite 19° 26° N. Länge 99° 5° W. von Greenwich Höhe 7451 engl. F. Winter Frühling Sommer Herbst Jahr 12.056 182176 19:1°C 16:22 C4.77:6:62 6 Vera Cruz. Breite 19° 12° N. Länge 96° 8°. W, von Greenw. Höhe (=). Winter Frühling Sommer Herbst Jahr DEE 25°0°C 26°0°C 27T 23:08 Es ergibt sich demnach für die mittlere Temperaturabnahme von 1°C als Werth für das Jahr 887 engl. F. Bei dem Vergleiche der Stationen der anderen Gruppe, bei Ver- bindung von Santa F& de Bogota mit Caracas, ist zwar der Breiten- unterschied, als ein sehr bedeutender, nicht unberücksichtigt zu lassen, Aber bei Beurtheilung der allgemeinen isothermen Verhältnisse dieses Gebietes zeigt sich sogleich, dass er‘ dessenungeachtet nicht von grossem Finflusse sein kann, und dass mit demselben eventuell, in ähnlicher Weise wie bei Vera Cruz mit der Längendifferenz, Ver- mehrung der Temperatur an der unteren Station also gleichfalls Be- schleunigung der resultirenden Temperaturabnahme sich verbinden muss. Es befinden sich nemlich Santa FE de Bogota sowie Caracas in dem Raume der lang gezogenen doppelten Bifurcation der Jahresisotherme von 26!/2°C, dessen kleine Achse mit verhältnissmässig langsamer Aenderung mehr als 15 Breitengrade im Centrum beträgt; dabei liegen beide Stationen südlich von der Mittellinie, welche hier als ther- mischer Aequator den abgeschlossenen Raum durchzieht, liegen also in jenem Theile, in welchem die Lufttemperatur von Süden nach Norden zunimmt. Berücksichtigung des neuen (bis 1863) vorliegenden Materiales aus anderen Gebieten gleichfalls graphisch gegeben sind. Die Temperaturscala für die Tabellen und die Isothermen ist dort Fahrenheit; aber als Linien sind solche Werthe dargestellt, mit Ausnahme local nöthigen Details, welche in Abständen von 45°F. = 25°C = 20R. sich folgen, und es wurden dabei die Ausgangspunkte in Fahrenheit-Graden so gewählt, dass bei der Reduction nur ganze und halbe Grade auch für die beiden anderen Scalen sich ergeben. 241 Santa Fe de Bogota, obwohl bedeutend niedrer als die höchsten Stationen zwischen Indien und Centralasien, für welche fortgesetzte Beobachtungen vorhanden sind, zeigt dessenungeachtet schon viel ge- ringere Aenderungen der Temperatur innerhalb der Jahresperiode 3*), Die entsprechenden Zahlenwerthe sind: Santa F& de Bogota. Breite 4° 36‘ N. Länge 74° 13° W. von Gr. Höhe 8632 engl. F. Winter Frühling Sommer Herbst Jahr 151°C 15.30 C 15:30 C 145°C 151° C Caracas. Breite 10° 31° N. Länge 67°4' W. von Greenwich Höhe 2910 engl. F. Winter Frühling Sommer Herbst Jahr 2023. °C 21.820 23:4°C 29:22.C 32-13 Die mittlere Temperaturabnahme von 1°C ist demnach hier als Werth für das Jahr 817 engl. F. — Für die Alpen hatte ich mit meinem Bruder Adolph als Mittel- werth der Höhe für Abnahme der Jahrestemperatur der Luft um 1° C 540 par. F. = 5751/2 engl. F. erhalten ??). Für die Centralalpen ergeben sich nach Stufen, — um auch Detail zum unmittelbaren Vergleiche noch beizufügen — die hier folgenden Werthe.e Da die ganze Erhebung des Gebirges eine geringere ist als jene von .Hochasien, wurden auch die Höhenstufen, für welche die entsprechenden Temperaturen angegeben sind, kleiner gewählt. 34) Als Beispiel ganz characteristisch für den grössten Theil von Tibet, und von besonderer Wich- tigkeit auch für die Vegetationsverhältnisse, folge zum Vergleiche, aus Vol. IV: Le, in Ladäk, Höhe 11,532 F. Winter Frühling Sommer Herbst Jahr — 54°C 63°C 17:09 C 63°C 61°C Auch auf der Südseite des Himälaya sind in grossen Höhen nahe dem Kamme die Verhält- nisse ziemlich ähnliche. Es hatte sich ergeben für Kärdong,in Lahöl, Höhe 10,242 F. Winter Frühling Sommer Herbst Jahr — 17 81 15°0 72 72 35) Die Details der resultirenden Verhältnisse, und zwar mit Berechnung der Höhen für die gleichen Differenzen der Lufttemperatur und mit Trennung der verschiedenen topographisch zu unterscheidenden Gruppen der Alpen, hatten wir 1850 in Band I. der „Phys. Geogr. der Alpen“ gegeben; für die Jahresmittel S. 345, für die Monatsmittel 8. 353 bis 357. Dort sind auch die Bedingungen der Wärmeabnahme mit der Höhe eingehender erläutert worden. 242 Tabelle der Zahlenwerthe für die Centralalpen: Höhe ü. M,, Lufttemperatur, Erhebung engl. F. Jahresmittel für 1°C Abnahme (0°, > Basis’. .'%°11°8°:60) a ee 20.00° IR NE 87 N ron 50007 me 3°6 ee re, 800 ......— 24 N LRoDDa an } 545 14,000 a T Als Mittel der Erhebungsquotienten in dieser Gruppe ergibt sich für 1°C Abnahme 553 F. Erhebung, eine etwas raschere Abnahme als in den Alpen für das ganze Gebiet, weil bei dem Mittelwerthe für das Ganze auch der erwärmende Einfluss der südlichen Vorebene und der Mittelstufen auf der italienischen Seite sich bemerkbar macht, in ähnlicher Weise wie jener der indischen Tiefländer auf der südlichen Himälaya-Seite. In Europa zeigt sich nördlich von den Alpen, ungeachtet der be- deutenden Unterschiede der Breite, für die Temperaturabnahme mit der Höhe selbst in den Gebirgen Norwegens noch nur geringe Beschleu- nigung. In den Gebirgen südlich von den Alpen tritt das entsprechende Verlangsamen der Abnahme mit der Höhe in den meisten Lagen etwas regelmässiger auf. 243 Uebersicht. nıınnnnne Seite 1. Die Zone der indischen Landesregionen unseres Herbariums . . ... 199 II. Die klimatischen Gebiete Hochasiens. KENN gemeimeserhältfüssen ee a ton ne nee u 2 2. Tabellen der Temperaturabnahme mit der Höhe im Jahresmittel 227 3. Temperaturvertheilung nach den Jahreszeiten . . . 2.2... .232 III. Zahlenangaben über Temperaturverhältnisse in den Andes und in den er u OT une }% SR RER er ig | nat RUE IE EN ampaokfe er ee a U Tr vo Geo % ee { u ken 88. Klimweulal alöhl ah Be Yalnnel a N stionamidahe 6 Br: ah nt bier. ba 1% Ks j "ah ” in h 10% E . 5 » ı 5 ; r f : > ‘ “ i 2 4 . \ L ’ ‚£ . . v N ’ \ « i j) x 4 vg \ 4 \ * 5 ES - Ei ae em ee re o | Inhalt, mann - Seite Ueber Coeloptychium. Ein Beitrag zur Kenntniss der Organisation fossiler Spongien. : „Von: Karl. Area. Zittel.... 13... ne a 1 Das Bayerische Präcisions- Nivellement. Vierte Mittheilung. Von Carl Max 0, Bavernfend 2 a er a ale Be a are Bericht über Anlage des Herbarıums während der Reisen nebst Erläuterung der ee topographischen Angaben. Von Hermann von Schlagintweit-Sakünlünski 133 Klimatischer Charakter der pflanzengeographischen Regionen Hochasiens mit vergleichenden Daten über die angrenzenden Gebiete. Von Hermann von Schlagintweit-Sakünlünski