EEE - - a Gert euhr en e e a apnleb Orhewrtehs beit: Veh peieheenlies ent Mehrere an Bin ebeB Shah n SenuB nen tut, a en es = ee unbehebete te a aan ec mean SeB2 Te? re tr Denn Bee Se ee N nee ni . ar nn nn a er ran - x en che ne dB en ber be nee RER 2 Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. — Hmm Hl ar AEncH BEL Ar Hi Er An ut = Pr 7 ’ u 3 DD Y Hat z . 2 i ‚- . . v. . # = ‚ An e u . ‘ . ha N 6% H 7 ı 5 . o cn - * F = \ e u u f uni . " ir R j ’ . es 4 pP I - ie Ann ’ ei BE k eo > z u E ] P} = - = RTL: 3 vun BETFLL ur Pr Rn . „ ” 2 aRrn ud N BER, i Ren F 4 ni 1% ü | Bu, Eh - - . € u i . F ® © [3 a v ä x R . = 1 1 = ö i = BZ £ & « Bi - ; u = j . % u “ z lt: . . , Er Abhandlungen Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Ten Aus dem Jahre 1832. za aaa. aaoaoaoergooorn.n Dritter Theil. Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 1838. In Commission bei F. Dümmler. Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java, nebst einer Einleitung über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einflufs auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts. Von WILHELM von HUMBOLDT. Zweiter Band. (Fortsetzung der Kawi-Sprache; Malayischer Sprachstamm im Allgemeinen und dessen westlicher Zweig.) Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 1838. . Fi er 1 or . . ; j ER urR Ar ra, ut oh us 8 ren 10 wsdl.aib ii er u FR E dh I . z i Hi > wenlisinıh Aula ’ En Br u - u un RN i ash le 27 > SUB [2 un ri » R R la enlitinsa DA un Ins yanfa wu ah uhr i 55 Berliria e u Bar r j Ba “re bh ralılaasa vayılaratt Ten an i | | | RN SL, ar wor 5 „until nor Mhilelrr j en “ . ur er 2 ulm entire Nadlertenlahl Sadamtg eh Bush Bi“ . N HAIE TTEED ER ujzaoh hier { . 2 BL LET De Ve dl: \ . . | Fi, { | L2 untl, Zn \ jet a iR u A) k ‘ i 1 N LI Beer RT en ed ‘ ü IN) u ö i alter ı 7 un ' ur e er = Ik i i i ar na h . = N 5 a: . 4 x Du ei F 5 . “ ur m | ü j ’ LER j “ N ' ri N Yale DL 2 i Er | | V:e:rwort. F.: war ein ernster Augenblick für mich, als ein frühes Schick- sal den Schöpfer dieses Werks unter grolsen Plänen für dasselbe abrief. Der Entschlufs, die Kawi-Sprache zum Gegenstande einer wissenschaftlichen Prüfung zu machen, war eine späte Frucht der Theilnahme, welche Wilhelm von Humboldt im Vor- kampfe dem das Alterthum, wie das jüngstgeborne Jahrhundert plötzlich mit neuem Lichte durchstrahlenden Sanskrit gewidmet hatte; dieser Entschlufs ging unmittelbar aus seiner durch frühere Studien belebten Kenntnifls der vorzüglichsten Idiome jenes ocea- nischen Sprachverbandes hervor, dessen Scholse sie ent- sprols. Er reifte bei ihm in einer Zeit, wo ausgezeichnete For- schungen über das Pali den Glauben rege gemacht hatten, dals die alte Dichtersprache von Java in ähnlichen Beziehungen zu der Sprache Indiens stehe, als das heilige Idiom der südlichen Bud- dhistischen Reiche. Wilhelm von Humboldt fühlte den Beruf, durch eine genaue Darlegung des grammatischen Systems jenes dem Sanskritischen ganz fremden und dem gelehrten Europa wenig bekannten Sprach- (IN) stammes den Beweis gegen diese Annahme zu führen. Es war ihm eigenthümlich, eine einzelne Mundart aus den weiteren und engeren Kreisen ihrer Verwandtschaft immer auf ihrem heimi- schen Boden zu entwickeln; selbst wo sie als ein irrender Fremd- ling erschien, gewann er durch eine unendliche Schonung und Unpartheilichkeit des Verfahrens ihr das Vaterland. Dies ist es, was seiner Sprachforschung ganz eigentlich ein Recht gab, sich ordnend und gebietend über den gesammten Erdkreis zu verbrei- ten. Er wollte auf solchem Wege ein neues Beispiel davon lie- fern, wie der ergreifende Andrang geistiger Übermacht die festen Wurzeln nicht zu erschüttern im Stande ist, welche eine ange- borne Sprache in die Nationalität geschlagen hat. Er wollte den tiefen Sinn des Wortes Sprachstamm enthüllen, jene Gewalt, welche Völkermassen trennt und der Ergründung des Ursprungs des Menschengeschlechts ein Ehrfurcht erheischendes Gesetz auf- erlegt. Dieses war, und ich wage hinzuzusetzen noch mehr in meiner Auffassung, der Zweck seiner Schrift über das Kawi. Die Darstellung des grolsen Malayischen Sprachstammes, in- nerhalb dessen diese Sprache liegt, in seinen allgemeinen Um- rissen und in der Besonderheit seiner einzelnen Idiome, welche ich in diesem Werke zugleich dem gelehrten Publikum überliefre, steht mit seiner Aufgabe in dem Verhältnisse eines Mittels, bildet aber nach ihrer Ausdehnung in Wahrheit eine zweite, selbststän- dige Tendenz desselben. Beide Theile hinterliefs der Verfasser (N) in einer Reihe vorläufiger Ausarbeitungen, deren keine so für den Druck, sondern welche alle von ihm einer gänzlichen Um- formung bestimmt waren. Die glückliche Fügung meines Le- bens, welche mich den linguistischen Arbeiten des grolsen Staats- mannes nahe gestellt, hatte mich diese seine letzten Studien nur oberflächlich zu gelegentlicher Hülfsleistung berühren lassen; mir war die Bestimmung geworden, die Erforschung Amerika- nischer Sprachen, an welcher Theil zu nehmen ich in einer spä- teren Periode durch die Gunst des Verewigten berufen wurde, einstweilen fortzusetzen. In einem dunklen Vorgefühl, wie ich jetzt sagen kann, begann ich erst wenige Monate vor seinem Hinscheiden, als noch nichts die Nähe desselben ahnden |liels, unter seinem Beifalle, das genaue Studium der Malayischen und Javanischen Sprache. Ich hatte den Muth, mitten unter der Betrübnils, und mit Unternehmungen beschäftigt, deren nahe Beendigung für meinen Eintritt in die gelehrte Welt wichtig war, die Möglichkeit der Herausgabe des Werkes auszusprechen. Die leichte Hoffnung täuschte mich über den Umfang der über- nommenen Verpflichtung; auch war ich nicht so kühn, an das Eingehn in andere Theile dieses VVerks, als den engen Kreis der Sprachen Java’s und Malacca’s, zu denken. Mit jedem Fortschrei- ten auf der neuen Laufbahn erweiterten sich aber meine Pläne; und ich kann nicht dankbar genug für das Vertrauen, und die Ge- duld und Nachsicht sein, mit welcher, bei der alle meine eignen 9 y (1) Berechnungen immer mehr hinter sich zurücklassenden Zeitaus- dehnung, die Königl. Akademie der Wissenschaften, die dem VVerke eine Stelle in ihren Abhandlungen angewiesen, und die Familie des Verewigten mich in ihnen unterstützt haben. Die einzelnen Schriften Wilh. von Humboldt's, wie man sie in diesen beiden letzten Bänden aneinandergereiht findet, sind bei- nahe in umgekehrter Zeitfolge unabhängig unter sich entstanden. Allein schon ihre Durchsicht und grammaticalische Prüfung hat mich genöthigt, die in ihnen dargestellten Sprachen selbst kennen zu lernen. Ich habe dies Ziel am besten auf dem Wege zu er- reichen gehofft, dals ich mir, allerdings mit grolsem Zeitaufwande, aber doch stets in der Eile, zu welcher die Nothwendigkeit bal- diger Bekanntmachung des WVerkes mich trieb, selbstständig eine Reihe von lexicalischen und grammatischen Hülfsmitteln schuf, die mir für immer eine sichre Grundlage zu geben im Stande wären. Dies hatte freilich den Nachtheil, dafs am Ende derselben kaum die Zeit übrig war, sie im Fluge zu dem Hauptzwecke zu benutzen. Ich bin bei der Besorgung der Herausgabe des vorlie- genden Werks von der Ansicht ausgegangen, die mich auch bei späteren Unternehmungen leiten wird, dafs den Schöpfungen Wilh, von Humboldt's, so ängstlich er durch immer neue Umgestaltun- gen bemüht war ihnen eine höhere Vollkommenheit zu geben, schon in ihrem ersten Entwurfe eine Vollendung innewohnt, die sie für die Öffentlichkeit tüchtig macht, und dafs die Andeutung (vl) dieser Umstände, wie sie eine Pflicht gegen den Verstorbnen ist, genüge, um die Mit- und Nachwelt damit zu beschenken. Denn dieses nie befriedigte Streben nach innerer und äulserer Form hat ihn vorzüglich abgehalten, die Ergebnisse der Studien mitzuthei- len, in welchen er unter den mächtigen Anforderungen seines po- litischen Lebens und einer tiefbewegten Zeit sich ganze Gebiete menschlichen Wissens erobernd unterwarf. Jene Meinung liels es mir nicht als nöthig erscheinen und mein Verhältnils zu der gegenwärtigen Publication brachte es nicht mit sich, dals ich das Wenige, was ich der Gunst der Umstände, auf dem von ihm Er- reichten fortbauen zu können, verdanke, unmittelbar mit dem Sei- nigen vereinigte; ich habe vielmehr getreu an dem Grundsatze festgehalten, dafs das unter seinem Namen Bekanntgemachte, un- wesentliche Abweichungen abgerechnet, wirklich und so von ihm herrühre, und meine Zusätze in Anmerkungen (*) oder grülseren Einschiebungen als solche bezeichnet würden. Für dasjenige, was er selbst nach späteren Daten würde verworfen haben oder was einer ganz veränderten Darstellung bedurft hätte, habe ich mich der einfachen Weglassung als Auskunftsmittels bedienen zu müs- sen geglaubt. Ich würde aber meinen Beruf verkannt haben, wenn ich dieses Verfahren auf Gegenstände ausgedehnt hätte, über die es verschiedene Ansichten geben kann. (*) Diese sind durch eckige Klammern und ein B. am Schlusse erkennbar. [9 Li - (vi) Es läfst sich kaum schildern, auf wie mühsamem Wege Wilh. von Humboldt zu den Resultaten gelangte, welche er uns in seinem zweiten Buche über die Kawi-Sprache vorgelegt hat, und von wie geringen Mitteln der Anfang dieser Forschungen ausging. Diesen Abschnitt empfing ich in einer vollendeten Re- daction. Sie gründete sich aber auf den Text des Gedichtes Brata Yuddha, wie er in Raffles Geschichte von Java mit Lateinischen Lettern abgedruckt ist, welcher, bei allem Verdienste der Mittheilung, nimmermehr die sichre Basis einer so scharfen grammatischen Analyse bilden konnte. Der Verfasser hatte daher diesen Abschnitt von dem Augenblicke an, wo die Güte des Herrn John Crawfurd ihn mit einer Originalhandschrift des ganzen Ge- dichts belich, ausdrücklich zur Überarbeitung bestimmt; sie würde nach dem Abschlusse seiner Betrachtungen über den menschlichen Sprachbau der nächste Gegenstand seiner nie ruhenden Thätigkeit gewesen sein. Diese Lage der Kawi-Schrift hat mich zu den um- fänglichsten Vorarbeiten aufgefordert; ich fühlte zu sehr, dals es mehr zugänglicher Hülfsmittel und einer energischen Anstrengung 5 bedurfte, um der überaus schwierigen Aufgabe der Entschleierung einer in ihrer eignen Heimath beinahe unbekannten oder mit Fa- beln umhüllten Sprache nur einigermafsen zu genügen. In solcher Weise vorbereitet, haben aber meine Dienstleistungen bei der Re- vision des zweiten Buches sich auf eine allgemeine Prüfung der e in Anmer- grammatischen Punkte, auf ihre theilweise Ergänzung (1x) kungen, und auf die Substitution des ächten Textes und berich- tigten Sinnes der angeführten Stellen beschränken können. Denn so seltsam die Rafflesschen Wortgestalten bisweilen erscheinen, in so bewundernswürdiger Ausdehnung hatte der Verewigte, vermöge der unübertrefflichen Sorgfalt und Behutsamkeit seiner Arbeits- weise und jener durch das tiefste Studium des classischen Alter- thums ausgebildeten und an Meisterwerken bewährten Feinheit der Kritik, seine Beobachtungen zu sichern gewulst. Ich habe mit innigem Danke der mir erwiesenen Güte und ausgezeichneten Li- beralität des oben genannten Englischen Gelehrten zu erwähnen, dessen wichtige Unternehmungen und nur theilweise dem Publi- kum in werthvollen Schriften bekannt gewordene wissenschaftliche Thätigkeit eine Hauptstütze für das vorliegende Werk gewor- den sind. Herr John Crawfurd hat mir nicht nur zur Fort- benutzung seiner Handschrift des Brata Yuddha, ohne welche die Arbeit über die Kawi-Sprache kaum hätte erscheinen kön- nen, und seiner drei Javanischen und Kawi- Wörterbücher die unumschränkteste Erlaubnils ertheilt, sondern sich auch bereit erklärt, fernere Bestrebungen für die Sprachen des Indischen Archipelagus durch andre in seinen Händen befindliche Schätze zu befördern. Jene von mir so geschaffnen und durch eignes Textstudium vermehrten Hülfsmittel versahen mich für die Idiome von Java und Malacca mit einem Stoffe, welchem aller- dings das, besonders nach den eingetretnen Weglassungen, in 169) der herauszugebenden Arbeit Dargebotne an Reichhaltigkeit nach- stehn mufste. Ich habe die Lage dieser Publication genugsam auseinandergesetzt, um hoffen zu können, dals die mit der Sprache von Java vertrauten Gelehrten an dasjenige, was sowohl in die- sem zweiten Buche, als in sprachlichen Stellen des ersten über beide Dialekte der Insel von dem Verfasser geliefert ist, in Be- ziehung auf die, von ihm nicht einmal bezweckte, grammatische Ausführlichkeit den richtigen Maalsstab anlegen und die Zusätze erwarten werden, welche eine weniger geschickte Hand demselben schuldig ist. Es war anfänglich meine Absicht, diese Zusätze, in der Gestalt einer vergleichenden Grammatik der westlichen Ma- layischen Sprachen (*), der ich die Rafflesschen Stellen des Brata Yuddha nach Hrn. Crawfurd’s Handschrift mit Übersetzung, Er- klärung und einem etymologisch geordneten WVortverzeichnisse vorausschicken werde (**), in das gegenwärtige Werk Wilhelm von Humboldts aufzunehmen; nachdem aber sein Umfang durch den Polynesischen Sprachzweig so bedeutend gewachsen 5 und es mir geglückt war, es über das ganze Weltmeer auszudeh- (‘) Für diese Arbeit spare ich auch die Erläuterung der dem 2. Bande angehäng- ten, von mir nach eigner Entzifferung gesammelten Tafeln des Javanischen Schrift- systems auf. Die, wegen der Ökonomie der beiden letzten Bände dem zweiten Bande beigefügten Abhandlungen Wilh. von Humboldt’s über die Schrift der Völker dürften dem Leser als eine passende Zugabe zu den philosophischen Un- tersuchungen über den menschlichen Sprachbau willkommen sein. (‘*) Eine ähnliche, nur kürzere Arbeit wollte der Verfasser seiner Schrift als Anhang beigeben, und unter diesem letzteren Namen ist sie häufig von ihm eitirt. ci) nen, habe ich mich zu einer eignen Schrift über den Malayischen Sprachstamm entschlossen, die das Humboldtsche Werk in allen seinen so sehr vermehrten Tendenzen zu vervollständigen be- stimmt ist. Ich werde dieselbe mit den eben genannten Abschnit- ten eröffnen und in ihr zugleich auf diejenigen Sprachen dieses mit zahllosen Inseln besäeten Meeres eingehn, von denen wir nur beschränkte VVortsammlungen besitzen; daselbst gedenke ich auch ein Urtheil über das Verhältnils abzugeben, in welchem die Sprachen der Australneger und der sogenannten Hara- foren zu den Malayischen stehen. Die Verwirklichung dieses Unternehmens muls ich aber von dem Beifalle und der Unter- stützung des ersten gelehrten Instituts des Königreichs abhängig machen. In dem ausschliefslich der Kawi-Sprache gewidmeten Theile des Werks, von dem ich zuletzt sprach, wird der Leser schon wahrnehmen, welchen gewichtigen Stoff der Verfasser blols als Hülfsmittel seinem Gegenstande unterordnet; die Verarbeitung die- ses der bisherigen Wissenschaft noch grölstentheils fernliegenden Materials, welchem keine Erscheinung fremd bleiben darf, die der Ocean mit seinen Sprachmassen darbietet, konnte nicht anders als eine zweite Richtung seines Werkes sein. Er hatte derselben das dritte Buch bestimmt. Ich lege in diesem, so wenig auch den ver- schiednen Bestandtheilen, aus denen ich es habe zusammensetzen müssen, solche unmittelbare Vereinigung zugedacht war, hier dem (x11) gelehrten Publikum, nach miühsamer eigner Arbeit, eine mit al- len Tendenzen neuester Wissenschaft ausgestattete Betrachtung eines die unendlichen Räume des gröfsten der beiden Oceane durchlaufenden Sprachstammes vor; ich verwirkliche damit den eignen Plan des Verfassers, welchen er in der letzten Zeit hegte (*%), an dessen Ausführung er aber nicht mehr gehen konnte. Es war mein alleiniger Entschluls und mein höchstes In- teresse an diesem Werke; ich konnte mich nicht darüber täu- schen, dals nie die hier gebotnen günstigen Umstände wiederkeh- ren würden. Die genaue Erforschung der Siidsee-Sprachen, welcher sich Wilhelm von Humboldt in einer sehr frühen Arbeit unter- zogen hatte, war ein zu wichtiger Gegenstand, dals ich ihn von diesem Werke hätte ausschliefsen können; er dehnte den Schau- platz desselben um das Doppelte aus und stellte das grölste aller in ihm enthaltenen Resultate, die allgemeine Verwandtschaft die- ser Völkerwelt, in Aussicht. Es gesellten sich dazu specielle, von mir nur theilweise angedeutete Umstände, welche die Aufnahme und Vollendung dieser Schrift unmittelbar zur Pflicht machten. Das Werk hat dadurch unvorhergesehen einen Umfang gewonnen, dals eine Trennung des jetzt Erscheinenden in zwei Bände nöthig geworden ist. Ich habe diese vergleichende Grammatik in dem (*) Man findet ihn sehr klar ausgesprochen auf S.xıy. und xvı. der Einleitung des ersten Bandes. (xı11) von mir herrührenden Theile auf die Sprachen der Westhälfte des Grofsen Oceans ausgedehnt. Ich wiederhole nicht, was ich in einleitenden WVorten vor den einzelnen Abschnitten mei- ner Arbeit entwickelt habe (%). Am Ende dieser Untersuchun- gen stehend, war es mir vergönnt, die in dem Werke behan- delten Sprachen inniger zu verknüpfen; es kam mir darauf an, zu zeigen, dafs die ideale Sprachforschung, aus der das- selbe hervorgegangen, der Wirklichkeit nicht abhold ist, son- dv dern dals diese Richtung sie ebensowohl zu einer praktischen Kenntnifs, so materiell man den Ausdruck auch immer nehmen wolle, führen und dazu Hülfsmittel erzeugen könne. Wie ge- ring das Bedürfnils des Details bei Idiomen so entlegener Meere sein mag, so glaube ich die Umständlichkeit meiner Arbeit, die sich übrigens ganz an den von ihrem Urheber gewählten Maafs- stab hält, durch eine Tendenz gerechtfertigt, welche sie ganz durchdringt. Die Stammverwandtschaft der Sprachen der Südsee mit denen des grofsen Indischen Meeres fand sich von Wilhelm von Humboldt mehrmals im Allgemeinen, jedoch immer noch behutsam ausgesprochen, und von ihm insofern begründet, als er mit Ausführlichkeit die Methode, aber lautlich nur eine Anzahl von Ausdrücken, kaum grammalische Wörter zur Vergleichung gebracht hatte. Mir blieb das Ziel zu verfolgen, diese Überein- stimmung beider Sprachzweige sowohl an den den Begriffen die- (*) s. besonders S. 695-709. (xIV) nenden VVörtern, als an den grammatischen Lautganzen und Laut- theilen speciell zu beweisen. Man wird einzelnen Combinationen das Mühsame ansehn, manche von dem Lichte der Analogie noch unerreichte Punkte bieten dem Scharfsinne und der Sprachkunde künftiger Zeiten ein freies Feld dar, aber das Meiste muls einfach überzeugend wirken; und jenes für die Geschichte des Erdballs und des Menschengeschlechts so wichtige Ergebnils ist, man verzeihe mir die Zuversicht, nunmehr gesichert. Es ist die Verbreitung des Malayischen Sprachstammes über beinahe zwei Drittheile des Umfangs der Erde. Ungeheure Meeresstrecken beherrschend, be- rührt er in seinen Endpunkten, Madagascar und der Österinsel, zwei grolse Continente, und schliefst in seine nördliche Gränzlinie auch Formosa ein. Ich habe zugleich durch diese Arbeit eine Probe von der Art liefern wollen, wie ich einmal, wenn die Gunst der Zeiten es mir möglich machte, die Sprachen Amerika), gestützt auf die grolsartigen Forschungen Wilhelm von Hum- boldt's, welche ich binnen Jahresfrist zur Öffentlichkeit bringen werde, massenweise darstellen und das Problem ihrer Verwandt- schaft zu lösen versuchen würde. Das Verhältnils des Polynesi- schen Sprachzweiges gegen den westlichen, die bewiesene Einheit beider, welche vor dieser Unternehmung sehr zweifelhaft erschien, wird diejenigen ermuthigen, welche den, durch ausgezeichnete Un- tersuchungen aufgeklärten Sanskritischen Sprachstamm weiter aus- zubreiten sich bestreben. Ich wünsche lebhaft, dafs das vorlie- (x) gende ganze WVerk dazu beitragen möge, den richtigen VWVeg der Darthuung von Sprachaffinitäten zu bezeichnen, das erfor- derliche Maafs derselben zu lehren, und ganz vorzüglich, in- dem es diesem grolsen Sprachgeschlechte und dem schon früher bekannten Semitischen ein gleich grolses und auch achtungs- werihes entgegensetzt, von dem Wahne zurückführe, in der Aus- dehnung eines Sprachstammes keine Gränzen anzuerkennen und eine, nur durch gänzlichen Mifsbrauch der Mittel mögliche, Ver- einigung zwischen den verschiedenartigsten Idiomen der Welt zu Stande bringen zu wollen. Verhältnisse, welche meiner weiteren Ausbildung förderlich waren und die ich in jeder Beziehung glückliche nennen muls, führten es mit sich, dals ich von ausgedehnten Studien kurz vor ihrer Bekanntmachung reihenweise zu neuen habe übergehn müs- sen. Indem die hinterbliebne Familie im Vereine mit der Königl. Akademie der Wissenschaften dem zu früh Entschlafnen dieses Monument errichtet, wage ich es daher, an die schwachen eignen Versuche, welche ein Verhängnils mir unter dem Schutze eines Namens zu veröffentlichen erlaubt, den- schon lange die Bewun- drung der Zeitgenossen feiert, einen bescheidnen Wunsch zu knüpfen. Es ist der, dafs es diesen Versuchen gelingen möge, mir in der gelehrten Welt, von welcher ich nach dem eben bezeich- neten eigenthümlichen Gange meiner Schicksale bisher wenig Er- muthigendes erfahren konnte, einiges Wohlwollen zu erwerben. 3° (xv1) So allein würde es mir möglich werden, ferner Studien obzulie- gen, die in einem kleinen Maafsstabe doch nur eine Fortsetzung jener sein können, welchen der des irdischen Daseins über- hobene Genius einen grolsen Theil seines den höchsten Inter- essen der Menschheit und des Staats geweihten Lebens ruhm- voll geopfert hat. Berlin, im December 1839. J. C. Eduard Buschmann. Erklärung der im zweiten und dritten Buche gebrauchten Abkürzungen. a. — anders, andere. ä. — ähnliches, ähnliche. Acc., Accus. — Accusativ. act., Act. — activ, Activum. Adj. — Adjectivum. Adv. — Adverbium. Anh. — Anhang (s. hierüber S.X. Anm.** des Vorworts vor dem 2. Bande). ausschl. — ausschliefsend (von der 1. Person Dualis und Plur. der persönlichen Pronomina). B. — Beispiel. B. Y. — (s. am Schlusse dieses Buchstabens.) Bat. (in den Tafeln der Jav. Schriftzüge vorkommend) — bezeichnet den Druck von Batavia, wie er in Gericke’s Jav. Lehrbuche (eerste Gron- den der Javaansche Taal. Batavia 1931. 4°.) erscheint. Bed. — Bedeutung. bes. — besonders. Bisay. — Bisayisch (eine Sprache der Philippinischen Inseln). Br. — Proeve eener Javaansche Spraakkunst door Gottlob Bruck- ner. Serampore 1830. 8°. Bug. — Bugis, Bugisch (eine Sprache von Oelebes). B. Y. — das Kawi-Gedicht Brata Yuddha (d.h. der Kampf der Nach- kommen des Bharata). Card. — Cardinalia. (xvil) Cas. obl. — Casus obliquus. caus. — causale, causalia. Ge — ».Cr: Cham. — Über die Hawaiische Sprache. Von Adelbert v. Cha- misso. In den Abhandlungen der Königl. Akad. der Wiss. zu Berlin aus dem J. 1837, und besonders erschienen Leipz. 1837. 4°. 0.347.180 Cl. — Classe. Co. — Javaansche Spraakkunst, door wijlen A. D. Cornets de Groot; uilgegeven in naam en op verzoek van het Bataviasche Genootschap van Kunsten en Wetenschappen, door J. F. C. Gericke. Batavia 1833. 8° (den 15. Theil der Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap bildend). Compar. — Comparativ. Conj. — Conjunctiv. Cr. — John Crawfurd’s drei handschriftliche Javanische ER Kawi- Wörterbücher gemeinschaftlich; mit C. e. bezeichne ich das Englisch - Java- nische, mit C. j. das Javanisch-Englische und mit C. j.j. das ganz Javanische Wörterbuch, in welchem ein Javanisches oder Kawi-Wort durch ein gleich- bedeutendes oder durch eine Umschreibung erklärt wird. Die Ziffer 1 bei dem letzten geht auf die schwarz, die Ziffer 2 auf die roth geschriebene (erklärende) Columne; bei dem Engl. Jav. Wörterbuche beziehn sich diese beiden Ziffern auf zwei darin unterscheidbare Hände. dass. — dasselbe. Dat. — Dativ. dem., demonstr. — demonstrativum. Du. — Dual. E. — Die Englischen Quellen für die Sprache von Madagascar (s. 5.798. Anm.2.). eig. — eigentlich. einschl. — einschliefsend (von der 1. Person Dualis und Plur. der per- sönlichen Pronomina). Engl. — Englisch. Fut. — Futurum. Gen. — Genitiv. (xx) Ger. — J. F. C. Gericke, eerste Gronden der Javaansche Taal, benevens Javaansch Leer- en Leesboek met eene Woordenlijst ten gebruike bij hetzelve. Batavia 1831. 4°. gleichbed. — gleichbedeutend. Gr., Gramm. — Grammatik. Haw. — Hawaiisch (Sprache der Sandwich - 2: Holl. — Holländisch. ib. — ibidem. id. — idem. Imper. — Imperativ. Imperf. — Imperfectum. Ind. — Indicativ. Inf. — Infinitiv. int., interr. — interrogalivum. intrans. — intransitiv. ü. — item. Jav. — Javanisch. Jeffr. — Handschriftliches Madecassisches Wortverzeichnifs und Gram- matik des Missionars Jeffreys (s. S. 324. und 325.). K., Kaw. — Kawi, Kawisch. Kr. — Krama, Basa Krama, die vornehme Sprechweise des Javani- schen, von dem Geringeren gegen den Höheren gebraucht. Mad. — Madecassisch (Sprache von Madagascar). Mal. — Malayisch (Sprache der Halbinsel Malacca). Mar. — An account of the natives of the Tonga Islands. With an original grammar and vocabulary of their language. Compiled and ar- ranged from the extensive communications of Mr. William Mariner. By John Martin. 2%ed. Vol.1.2. Lond. 1818. 8°. — Meine Anführungen beziehn sich fast immer auf die Grammatik, die ihr nachfolgenden Sprach- texte und das Wörterbuch, welche den 2.Band beschliefsen. (Vgl. noch S.576. Anm. 1.) Mdh., Mdhy. — Madhya, die mittlere, zwischen dem Ngoko und Krama stehende Sprechweise des Javanischen, welche sich durch einige eigenthümliche Ausdrücke von beiden unterscheidet. RX) Ng. — Ngoko, die gewöhnliche Sprechweise des Javanischen, von dem Höheren gegen den Geringeren gebraucht. Nom. — Nominativ. Nr., nr. — Nummer (die in den Tafeln S.241 -256. und in den Thei- len S.335-424. und S.527-1028. des Werks angewandten, in dem letzten den Rand einnehmenden Nummern). N. Seel. — Neu-Seeländisch. Ord. — Ordinalia. Partic. — Partieipium. pass., Pass. — passiv, Passivum. Perf. — Perfectum. pers. — personale; Dat. pers. — Dativus personae. Plgperf. — Plusquamperfectum. Plur. — Plural. Plusgqpf. — Plusquamperfectum. Polynes. — Polynesisch. poss., Poss. — possessivum, possessiva, Possessivum. Präpos. — Präposition. Prät. — Präteritum. Pron. — Pronomen. R. — Raffles Javanisches und Kawi-Wortverzeichnifs in seiner His- tory of Java, Vol.u. Appendix. p. LXXII-CLXXIV. Rarot., Rarotong. — Rarotongisch (Sprache von Rarotonga oder der Hervey- Bose. westlich von Tahiti). rel. — relativum. Ro. — Algemeen Nederduitsch en Javaansch Woordenboek, door P. P. Roorda van Eijsinga. Kampen 1834. 8°. — ej. Algemeen Ja- vaansch en Nederduitsch Woordenboek. ib. 1835. 8°. Sanskr. — Sanskrit, Sanskritisch. Ser. (in den Tafeln der Javanischen Schriftzüge vorkommend) — be- zeichnet den Druck von Serampore, wie er in Gottlob Bruckner’s Proeve eener Javaansche Spraakkunst (Seramp. 1830. 8°.) und in seiner Javanischen Übersetzung des Neuen Testaments (Seramp. 1829. 8°.) erscheint. Sing. — Singular. (xxI) subst., Subst. — substantivisch, Substantivum. Superl. — Superlativ. Tag. — Tagalisch (eine Sprache der Philippinischen Inseln). Tah. — Tahitisch (Sprache von Tahiti [Otaheite], d.h. der Gesell- schafts- oder Societäts- Inseln). Term. — Terminus. Tong. — Tongisch (Sprache der Tonga- oder Freundschafts-Inseln). trans. — transitiv. Ü. — die (neuere) in Crawfurd’s Handschrift des Brata Yuddha hin- ter jedem Verse stehende Javanische Übersetzung des Kawi-Textes. v. — Vers. v.a. — Verbum activum. vergl. Worttaf. — die vergleichende Worttafel im 2.Bande S. 241-256. viell. — vielleicht. v.n. — Verbum neutrum. wahrsch. — wahrscheinlich. ea WOCD Dun BE Inhaltsverzeichnils. (Des zweiten Bandes.) Zweites Buch. Über die Kawi-Sprache. - Kawi-Sprache; Eingang. S. 1. — Bedeutung des Namens. S.1. Kawi-Werke. 8.2. Das Javanische Schauspiel, S.4. Kenntnifs der Kawi- Sprache bei den Javanen. S.6. . Der Brata Yuddha; Bedeutung des Namens. $.8. Der Brata Yuddha bei Raflles. S.9. Zeit der Entstehung des Gedichts. S.9. Der Brata Yuddha. S. 11. — Beurtheilung des Gedichts. S. 14. — Schlachtordnungen. S. 17. Der Brata Yuddha bei Raffles. $. 20. . Das Kawi- und Javanische Alphabet. S.23. Abtheilung der Wörter in Raffles Brata Yuddha. S. 26. Standpunkt der gegenwärtigen Schrift, S.26. Beschaffenheit der Hülfsmittel zur Kawi-Sprache. S.27. Bestandtheile des Kawi und ihre Aufsuchung in andren Malayischen Sprachen. S.29. Sanskritischer Theil des Kawi. S.30. Kawi-Wortverzeichnisse. S.32. . Pronomina. $.33. Pronomina 1.Pers. $.33, Pronomina 3.Pers. S.35. Pronomina personalia; ein- und ausschlielsender Plural. S. 38. Pronomina 3.Pers. $.43. Pronomina possessiva 3. Pers. $.43. Pronomina 3.Pers. S.46. Pronomina poss. 3. Pers. $.48. (xx) $. 6. Sanskrit- Partikeln im Kawi. S.48. Sanskritwörter im Kawi. S.50. — Veränderung der Form. S.50. — veränderte Bedeutung. S.51. — Buchstabenveränderung. 8.52. Sanskritwörter mit Javanischen grammatischen Sylben. S.55. Sanskritwörter im Kawi. 8.56. Sanskritische flectirte Formen im Kawi. S.56. Ob Sanskritische Wurzeln in das Kawi übergegangen sind? S.58. Sanskrit-Nomina im Kawi. S.59. Sanskritwörter im Kawi. S.62. $. 7. Die nicht Sanskritischen Wörter des Kawi. $.62. Über die Grammatik der Kawi-Sprache. S.63. 8. Artikel. S.64. 9. Substantivum; Bildung desselben. S.66. — Geschlecht. S.68. — Numerus. $.68. — Declination. $.72. — Genitiv. $.73. Substantiyum mit Präpositionen. S.75. 10. Adjectivum. S.77. 11. Bezeichnung des Verbums im Malayischen Sprachstamme überhaupt. S.79. lee) 12. in der Javanischen Sprache. S$. 6. 13. Bezeichnung des Jayanischen Verbums; Passivum. S.119. 14. Bezeichnung des Verbums im Kawi. S.129. 15. — — Passivum. S.141. 16. Verbum; Gattungen. $.143. 1. — Modi. S.148. 1... — Tempora. $.1352. , 19. — Numerus. S. 161. — Personen. S.162. 8.20. Adverbia. S. 163. Präpositionen und Conjunctionen. S. 164. [5°] - . Syntaxis. S.169. . Lautveränderungen. S.178. Feststellung des Begriffs des Kawi. $.183-203. tI D&D [6 w (xxIV) Drittes Buch. Über den Malayischen Sprachstamm. Erster Abschnitt. Stammverwandtschaft der Malayischen Sprachen. 1. Ausdehnung des Malayischen Sprachstamms. S. 207. to . Seine Benennung. 5.208. 3. Art des Zusammenhanges der Malayischen Sprachen. S.212. 4. Über Sprachverwandtschaft im Allgemeinen. S.220. w 5. Wortvergleichung der Malayischen Sprachen. $.223-228. von Wilh. v. Humboldt, S.229-2/0. von Buschmann. 6. Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. S. 241-257. > Übereinstimmung der Malayischen Sprachen im Pronomen. S.257-261. 8. — — in den Zahlwörtern. S.261-264. von Wilh. v. Humboldt, S.264°-279. von Buschmann. -T $. 9. Übereinstimmung der Malayischen Sprachen in der Wortbildung. $.279. 8. 10. — _ in der Wortbeugung. $.282. $. 11. Allgemeine Charakteristik der Malayischen Sprachen. $.233. $. 12. Classificirung der Malayischen Sprachen. S. 238-293. Zweiter Abschnitt. Betrachtung der einzelnen Sprachen des Stammes, besonders der im engeren Sinne Malayisch genannten oder des westlichen Zweiges. $. 13. Allgemeine Betrachtung der Südsee-Sprachen. S.294. Südsee-Sprachen; Tahitische und Sandwich. S.296. — Fidgi. S.297. Allgemeine Betrachtung der Südsee-Sprachen. $.299. Südsee-Sprachen; Tongische. S.301. Allgemeine Betrachtung der Südsee- Sprachen. S. 303. 14. Die westlichen Malayischen Sprachen; Schrift. S. 309. 15. Allgemeine Betrachtung der Bugis-Sprache. S.310. 16. — der Tagalischen Sprache. S.315. Alte — der Javanischen Sprache. $.320. . 18. — der Madecassischen Sprache. $.323-335. (xxV) Von dem grammatischen Bau der Malayischen Sprachen. 1. Capitel. 8. 19. Vom Nomen. S.335. — Artikel. $.337. — Numerus. $.340. — Casus. 8.341. Pronomen. S. 345. 2. Capitel. 8.20. Vom Verbum. S.347. z Das Tagalische Verbum; Form desselben. S. 347. zwiefacher Ausdruck desselben. S. 349. Ausdruck activer Construction. $.354. Bildung der Conjugationen. S.356. Bedeutung und Umfang der Conjugationsformen. S. 365. die siebzehn Conjugationen. $.379. Conjugationen. S.389. Modi. S.390. Tempora. S.392. Numerus. S.395. Schlufs. S. 396. 8.21. Das Madecassische Verbum; Ausdruck desselben. S.396. Ausdruck passiver Construction. S.397. Affıxa. S. 401. Infix um. S.401. Präfixa. S.404. doppelte Präfixa. S.418-424. (Beilage zur Einleitung des ersten Bandes:) Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. Einleitung. S.ı. _ — Von der Bilderschrift. S.10. — — Über die phonetischen Hieroglyphen des Hrn. Champollion des jüngeren. S.49. Lettre a Mr. Jacquet sur les alphabets de la Polynesie Asiatique. S.78-97. (Beilage zum zweiten Buche:) Elf lithographirte Tafeln, die Javanischen Schriftzüge enthaltend, gesammelt und ge- zeichnet von Buschmann: . un un (xxVI) Javanisches Alphabet. Einfache obere Consonanten (kaksara). Taf.l. Verbundene Consonanten (pasangngan) in der Reihe. Taf. II. _— unter der Reihe. :2. Untergesetzte Consonanten mit w. Taf. Ill. Sechs besondre Consonanten (zu den sandangngan gehörig). 1b. chakra, layar gantung und /ayar, pingkal in Verbindung mit anderen Buch- staben. ib. paten, re, le. Taf.IV. Grofse Consonanten (kaksara ged£). ib. Anfangs-Vocale (Raksara panjen). ib. Zeichen bei Arabischen und anderen fremden Consonanten. ib. Vocalzeichen. Taf. V. Zahlzeichen. :2. Unterscheidungszeichen. Taf. VI. Javanische Schriftproben. Druck von Batavia (Gericke). Taf. VO. Druck von Serampore (Bruckner). i2. Crawfurd’s Handschrift des Brata Yuddha. Taf. VII. Raffles Handschrift des Brata Yuddha. :2. Roorda’s Handschrift der christlichen Lehre. :». Crawfurd’s Javanisch-Englisches Wörterbuch. Taf. IX. Crawfurd’s ganz Javanisches Wörterbuch. :2. Crawfurd’s Englisch-Javanisches Wörterbuch, in zwei Händen. Taf.X. Probe der auf den Gütern des Grafen von Minto in Schottland befindlichen Stein- schrift. Taf. XI. (Inhalt des dritten Bandes.) Dritter Abschnitt. Über die Sprachen der Südsee-Inseln. . Über die allgemeine Sprachkunde. $.425. . 23. Die Südsee-Sprachen an sich, und gegen die Asiatischen und Amerikanischen. $. 427. 24. Die Tongische, Neu-Seeländische und Tahitische Sprache; Hülfsmittel. S. 435. (xxvI) 8.25. Die Tongische, Neu-Seeländische und Tahitische Sprache; allgemeines Bild ihrer Grammatik. S.439. $. 26. Tongische Sprachproben; die Sage vom Gotte Tangaloa und von seinen Söhnen. S. 442. $. 27. Betrachtungen, die sich an die Tongische Sage vom Gotte Tangaloa knüpfen. S. 418. $. 25. Tongische Sprachproben; Lied. S..156. — Rede des Königs Finau. S.460. 8.29. Neu-Seeländische Sprachproben. S. 464. $. 30. Tahitische Sprachproben. 8.471. $. 31. Betrachtungen über diese Sprachproben. S.476. $. 32. Hawaüsche Sprachproben (von Buschmann). $.478-486. Vierter Abschnitt. Vergleichende Grammatik der Südsee-Sprachen. Arbeit von Wilh. vv Humboldt: Lautsystem. 8.33. Vocale, $.487. Diphthongen. S. 190. $. 34. Consonanten. S. 494. 8.35. Tabellen des Alphabets. S.502. $. 36. Sylben und Wörter. S.510. Accent. S.511. 8. 37. Grammatische Buchstabenveränderungen. 8.511. $. 38. Allgemeine Bemerkungen über das Lautsystem. $.516. $. 39. Buchstabenveränderungen zwischen den einzelnen Sprachen. $.519. Vorbereitende Entwicklung zu den Redetheilen. 8. 40. Über die Redetheile. S. 524. $. 41. Tahitische Partikeln. S. 527. $. 42. Neu-Seeländische Partikeln. S. 550-568. Vergleichende Grammatik der Südsee-Sprachen und beiläufig des Malayischen Sprachstammes überhaupt, von Buschmann. Vorwort zur ganzen Arbeit. S.569. Schlufs der Neu-Seeländischen Partikeln. S.571. $. 43. Tongische Partikeln. $. 576. $. 44. Hawaüsche Partikeln. (xxXvIl) Vorwort. S.602. Entwicklung der Partikeln. S. 605. $. 45. Verzeichnils der Partikeln. Vorwort. 9.634. Verzeichnils der Tongischen Partikeln. S.638. —_ der Neu-Seeländischen Partikeln. S.641. —_ der Tahitischen Partikeln. S.647. —_ der Hawaiischen Partikeln. S. 654. Allgemeines Verzeichnils der Partikeln. S. 662. Redetheile. $. 46. Einleitung. $.695. 8. 47. Artikel. Hauptform. S.709. Nebenform. 8.714. Mangel des Artikels. S.716. Wörter, die den Artikel vertreten. Pronomina demonstratiya. S. 717. Das Zahlwort ein. $.718. Substantiva. S. 718. 8. 48. Substantivum. Bildung. S.718. Gentilia. S.719. Geschlecht. S.719. Plural. S. 720. Casus. S.728. Nominativ und Accusativ. 9.728. Nominativ. S. 740. Genitiv. Durch Präpositionen angedeutet. $.740. Elliptischer Genitiv. S.743. Der Genitiv durch Nachstellung angedeutet. S. 744. Dativ und Accusativ. S. 744. Dativ. S.745. Accusativ, unbezeichnet. S. 740. Vocativ. S.746. (xXIX) 8. 49. Adjectivum. Einzelne Punkte. Nachstellung nach dem Substantivum. S.747. Vorsätze. 9.748. Das Adjectivum substantivisch gebraucht. S. 748. ganz. 8.748. Comparation. Comparativ. $.749. Superlativ. S.750. 8. 50. Zahlwörter. Cardinalia. S.751. Zahlausdrücke. 1 8.752., 2,4 8.755, 6-9 S.756., 10 $.759., 40 S.764., 100 S.765., 1000 und höhere Zahlen S.770., Million S.772. Grammatische Punkte, Numerische Vorsätze. $.772. Artikel. S.774. Das Pluralzeichen vor dem Zahlworte. S.775. Pluralzeichen vor dem Hauptworte. $.775. Allgemeines Substantivum. S.776. Bildung der Zehner. S.776. Bildung der Hunderte, Tausende u. s.w. $.777. Zusatz kleinerer Zahlen zu grölseren. $.777. ungefähr. $.778. Stellung gegen das Substantivum. S.778. Ordinalia. der erste. S.778. N Bildung. S.753. Bruchzahlen. S.784. Zahlwörter des Vielfachen. S. 784. Distributiva. S. 784. 8. 51. Pronomina. Pronomina personalia. Schema. S.755. Tongische Sprache. S.785. (xxx) Wortvergleichung, und Gebrauch der N.Seel., Tah. und Haw. Sprache. S.790. 1. Pers. Sing. S. 791. 2. Pers. Sing., Du. und Plur. S.794. 3. Pers. Sing. ia. 8.796. na. 5.806. Dual und Plural. S. 07. 1. Pers. einschliefsend. S. 808. — ausschlielsend. S.808. 2. und 3. Person. S.808. Einzelheiten. $. 309. selbst. S.s10. sich. S.810. Pronomina possessiya. Ein Substantivum bei sich führende. Durch eine Besitzpräpos. aus den Pron. pers. gebildet. S.s11. Selbstständige Possessiva. S.814. Durch das Pron. pers. ausgedrückt. $.815. eigen. 9.815. Ohne Substantivum stehende. S.816. Pronomina demonstrativa. d ia; allein S.$16., mit dem Nominativzeichen 8.817. Haw. ua, Tah. zaua, aua, Rarot. taua. S.817. Pronomina, die aus der Verbindung des Artikels mit einem Ortsadv. entstanden sind. $.819. Grammatische Punkte. Gebrauch der Ortsadv. neben den Pron. demonstr. S. 824. Nominativzeichen. S.324. Stellvertretende Ausdrücke. $.824. Pronomina relativa. Allgemeiner Überblick. S.825. Ausführung. t. wo ein Subst. vorhergeht, auf welches sich das Pron. rel. bezieht. S.828. 2. wo ein Pron. demonstr. vorhergeht und das rel. nachfolgt. S.829. 3. wo das Pron. rel. vorangeht und das demonstr. nachfolgt. S. 831. (XXxI) Pronomina interrogativa. Ausdrücke. $.831. Das Pron. interr. mit einem Ortsadverbium. $. 837. Gemischte Pronomina. Polynesische Ausdrücke. $.837. alle. S.s41. ein andrer. S.841. $. 52. Verbum. Form. $.542. Adverbia nach dem Verbum, S$. 842. Passivum. S.543. Zeiten. S.545. Das blofse Verbum, ohne Partikel. S.s4s. Verbal-Partikeln. $.s49. im Begriff sein. $.869. Modi. Indicativ. S. 69. Conjunctiv. $.369. Imperativ. 1. Der gebietende. Ohne Andeutung. Ohne Verbal-Partikel. S. 870. Mit den gewöhnlichen Verbal-Partikeln Angedeutet. Durch Partikeln. S.872. Durch Endungen. $.372. Durch ein Hülfsverbum. $.873. 2. Der verbietende. $. 373. Infinitiv. S.874. Das blolse Verbum. S.375. Partikeln. S.875. ohne zu. S.876. Participium. Durch das blofse Verbum ausgedrückt. $.376. Durch Partikeln ausgedrückt. S. 376. . 9.870. (xxx11) Einzelne Verba. sein. Ohne alle Andeutung. S.877. Verbal- Partikeln. S. 550. Ausdruck durch das Pron. 3. Pers. $.881. Durch Ortsadverbia. S. 882. Durch Verba. S.ss2. es giebt, gehören, haben $.s33., können, wollen S.834., nennen,ge- ben, nehmen S.8s5. riro Tah., !ilo Haw. S.385. loaa Haw. S.S5S6. pono Haw. S. 887. Frage. S. 588. Richtungs -Partikeln beim Verbum. S. 889. Haw. Sprache S.ss9., Tah. S.900., N. Seel. S.901., Tong. S.902. Etymologie. S.903. $. 53. Adverbia. Von anderen Redetheilen gebildete. S.909. Adverbia des Orts und der Zeit. S.910. Adverbia des Orts. S.921. wo (rel.). S.924. Adverbia besondrer Ortsbeziehungen. S.925. Adverbia der Zeit. S.926. Gemischte Adverbia. nicht S.926., sehr S.933., nur S.934., noch, auch, beinahe oder fast S.935., vielleicht, so $.936., wie $.939., wie? denn, deshalb oder deswegen, warum? oder weshalb? als 5.940. ane Haw. S.910. lewa Tong. S.941. Adverbia mit Richtungs-Partikeln. S. 941. 8. 54. Präpositionen. Der Ruhe und Bewegung. S.942. Der Ruhe. S.958. bei (der Nähe). S.958. (xxx111) mit (der Gesellschaft). S. 959. Der Zeit. Des Zeitpunktes. $.959. Der Zeitdauer. $.963. Der besondren Zeit: vor, nach. S.963. Ortspräpositionen der Bewegung. zu, an 9.963., bis zu 5.964. für. S.965. für (vom Preise). S.965. Präpositionen des Terminus a quo. S.965. Präpositionen besondrer Ortsbeziehungen. S. 966. Präpositionen besondrer Verhältnisse. Des Werkzeugs. S.968. Der Ursach. S.969. Des Gegenstandes. S.969. Des Maalsstabes. S.969. Syntaktische Punkte. Stellung der Präposition. S.970. Weglassung der Präposition. S. 970. Präpositionen mit Richtungs-Partikeln. $.970. $. 55. Conjunctionen. und. Conjunctivische Ausdrücke. S.972. Durch das Pron. pers. Dualis ausgedrückt. S.974. Ohne Ausdruck. $.974. und Gesellschaft, Gesellschaft. S. 974. oder, aber S.975., sondern, dals $.976., auf dafs oder damit, damit nicht, bis dafs $.977., wenn (der Bedingung) S.978., wenn (der Zeit), als (der Zeit), während, nachdem, weil S.979., wie, ob, so (des Nachsatzes) S. 980. ka, aka. 5.930. 8. 56. Interjectionen. ja. 8.981. siehe! S.9s1. Gemischte Interjectionen. $. 982. (xxXIV) 8. 57. Partikeln. S.983. Leere Partikeln im Anfang des Satzes. 8.983. Leere Partikeln. S.953. Unbekannte oder dunkle Partikeln. S.934. 8.58. Wortbildung. S.984. Ableitung durch Präfixa und Suffixa. S. 984. Präfixa. S.9s8. Suffixa. $. 1006. Verdopplung. S. 1024. Zusammensetzung. 5.1025 -1028. Zweites Buch. Über die Kawı - Sprache. — ES SR D. Kawi-Sprache ist das Eigenthum der, schon durch ihre Lage eng ) verbundenen Inseln Java, Madura und Bali. Ganz der Vergangenheit an- gehörend, bewahrt sie die Schätze einer untergegangenen, von Indischem Geiste durchdrungenen Litteratur. Die Beantwortung der Frage, ob sie zu irgend einer Zeit die Sprache dieser Inseln war, oder ob sie, als lebende Sprache einer anderen Gegend des Malayischen Völkerkreises, nach Java verpflanzt wurde? kann, so weit sie überhaupt möglich ist, nur das End- resultat der hier anzustellenden Untersuchungen sein. Auf Bali sind die Brahmanen fast allein im Besitze derselben, das Kawi ist dort ausschliefs- lich heilige Sprache; Indische Bildung ist nie auf dies Eiland übergegangen. Auf Java ist es gerade umgekehrt. Daher geht noch heute das Streben der Mode dahin, einige Kenntnifs des Kawi aufzufassen, obgleich wir gleich sehen werden, wie gering dieselbe in der That ist. Nach der gänzlichen Erlöschung des Indischen Cultus ist aber das Kawi blofs die Sprache der Sagen, der Dichtung, und im heutigen Zustande nur die des Theaters, wenn es Stoffe der frühesten Vorzeit behandelt, geblieben (1). Es führt also hier seinen Namen mit der That. Denn bekamntlich be- zeichnet kawi, von der Wurzel ku, tönen, Sanskritisch einen Dichter, und in abgeleiteter Bedeutung einen weisen, unterrichteten Mann. Wann sie diesen Namen erhalten, wird nicht gesagt; ich finde sogar bei Raffles nur Einen Originalausdruck, in dem er ihr unbezweifelt beigelegt wird. Es ist dies der Name, unter dem die Kawi-Sylbenmafse allgemein zusammengefafst werden, sekar kawi, die Kawi-Blumen (Hlowers of the language). Denn sekar, Blume, ist der gewöhnliche Ausdruck für Poe- sie (?). In demselben Sinne scheint kawi im Titel einiger Schriften, wie (') Raflles. I. 367. 372. (*) Raffles. 1.398. Das Wort ist das Sanskr. AT, sekhara, Blumenkranz. Eines der zwölf alten Kawi-Sylbenmalse führt den, auch seinem Suffix nach Sanskritischen Namen sekarini, Menge von Blumenkränzen. Histor. philol. Abhandl. 1832. A - I Kawi-Sprache; Bedeutung des Namens. Kawi-IVerke. S.1. Rama kawi, Niti Sastra kawi, genommen zu sein, obgleich es hier auch Gedicht heifsen könnte. Die von Raffles zu Rathe gezognen Ein- gebornen scheinen das Wort kawi, wo es an zwei Stellen vorkommt, nicht in seiner ursprünglichen Bedeutung erkannt zu haben. An einer Stelle des Brata Yuddha bedeutet das ganz Sanskritische kawindhra offenbar den ersten der Sänger, oder allgemein einen vortrefflichen Sänger, in der Übersetzung erscheint aber hiervon nichts. Es ist nicht unmerkwürdig, dafs auch die Tagalische Sprache den Dichter mit einem Sanskritworte be- zeichnet, ma-katha, von kathä, Erzählung, und dem Tag. Praefix ma. Das heutige Malayische borgt seinen Ausdruck vom Arabischen. Auch ein Berg Kawi kommt südlich unter dem Berge Arjuna auf der nach der alten Heldensage angefertigten Karte der Insel vor, und sogar bis jetzt haben sich, wie aus Raffles Karte des heutigen Java hervorgeht, die Namen dieser beiden Berge erhalten (!). Die theils noch im Grundtext, theils in Javanischen Übersetzungen vorhandenen Kawi-Werke macht Raffles namhaft (?). Von vielen führt er nur die Titel an, von einigen aber giebt er sehr ausführliche Auszüge. Einige dieser Werke sind noch zur Arabischen Zeit, wo das Reich von Majapahit schon zu sinken begann, in Kawi verfafst worden. Die historisch-poetischen bilden eine chronologische Reihefolge. An der Spitze stehen die ganz my- thologischen Werke Kanda, auch pepakem genannt (°), und der Manek Maya(*). Die andren älteren bei Raffles genannten mythisch erzählenden (') Raflles. I. 412. und am Ende des Theils. (*) Raffles. 1. 373-392. II. App. p. CCVI- Ccxx. (°) Vom Sanskrit. aus, kända, Capitel, Abschnitt, oder 02, khanda, Bruchstück, Theil, auch Capitel, Abschnitt. Pakem ist Jav. Buch, Schrift (Raflles. I. App. p. Cxxıu. Crawf. Foc.); Crawf. ganz Jav. Wörterbuch erklärt es durch sejarah (Geschichte, Chro- nik), das Arabische a, shajaratun, Baum, Stammbaum, genealogische Geschichte. Hiervon ist pepakem, nach Crawf. Engl. Jav. Wörterb. Buch [nach Cornets Jahrbuch, Chronik. B.], durch Verdopplung der ersten Sylbe gebildet. Nach Raffles (I. 393.) geben die Javanen allen Schriften höherer Art (lterary compositions of the higher cast) den Namen pepakam. Man beliebe nach der eben gegebenen Ableitung meine Anm. 1. auf S.205. des ersten Buches abzuändern. (*) Über das letztere Werk s. 1. Buch. S.46, 70, 200 - 205. [Es sei mir erlaubt, zu der im 1. Buche S.200. Anm. 3. versuchten Ableitung des Wor- tes eine Vermuthung nachzutragen. Sollte es nicht ganz einfach ein Sanskrit. Adjectivum Kawi-W erke. $.1. 3 Kawi-Gedichte sind folgende: Wiwaha kawi, Vermählungs-Gedicht, wo ein Rasaksa (Räkshasa) eine Widadari (Apsaras) zur Ehe verlangt; Rama kawi, der Javanische Rämäyana; Anraka sura (!), nach Rafiles: der tapfre Sohn der Sonne, in der Javanischen Übersetzung nach dem Haupthelden Buma Kalantaka genannt; Brata Yudha, von dem gleich ausführlicher gehandelt werden wird; Parikesit, von einem Enkel Arjuna’s (?) so be- nannt, dessen ruhige und wohlthätige Regierung hauptsächlich darin geschil- dert wird. Durch diese Folge mythischer Gedichte wird die Javanische Sage bis auf den oben erwähnten Aji Jaya Baya, also bis zum Anfange des Ver- kehrs zwischen Indien und Java, geführt. Zu dieser Reihe gehört noch ein ganz kurzes Gedicht, Surya Ketu (°), und ein in grofsem Ansehn stehen- des, Mintaraga (*), welches Arjuna’s Büfsung auf dem Berg Indra be- schreibt. Von den beiden grofsen ethischen Kawi-Gedichten gehört der mfürmt, manimaya, aus Edelsteinen gebildet, mit Edelsteinen besetzt, sein? In der letzte- ren Bed. kommt das Wort (das bei Wilson nicht steht) im B. Y. 105, 2. vor, wo der Text richtig mani, die Erklärung manik hat. B.] (‘) Das Sanskritische T7, süra, Held. Anraka bleibt mir dunkel, obgleich das Sanskr. arka, das Madecassische anrou, Tag, und wenn man an Versetzungen denkt, das allge- meine Wort aller Südsee-Inseln für Sonne, ra, verbunden mit anak, Kind (anraka für anakra), Stoff zu Ableitungen an die Hand geben. (Tahitian Gramm. p.4.) (?) aftferı, Parikshit (Wilson. Lex.). Die oben von mir gewählte Schreibung des Namens, welche ich auch überall in Crawfurd’s Wörterbüchern beobachtet finde, ist hier- nach die richtige. Raffles schreibt in einer Stelle (I. 338.) ebenso, in zwei anderen aber (1.389. II. 67.) Parakisit. (°) Raflles übersetzt diesen Titel: zRe Zofzy Sun, und nimmt also das Sanskr. ar, ketu, in seiner astronomischen Bedeutung in Beziehung auf den Sonnenstand. Dies entspricht ver- muthlich dem Inhalt des Gedichts. Sonst lassen sich die Worte auch Sonnen-Fahne übersetzen. (*) Raffles. 1.338. Minztaraga ist nach Raffles. I. App. p. CLXXINM. ein Kawi-Wort für Bulse, Bufsübung (penance). Es besteht aus minta (Mal. und Jav.), fordern, bitten, und dem Sanskr. TTIT, räga, heftige Begierde, eine richtige Schilderung der Brahmani- schen Bülsungen, durch welche man vermittelst beharrlichen Verlangens eine Forderung bei den Göttern durchzusetzen suchte. Ich gestehe aber, dafs mir die Verknüpfung der beiden Wörter nicht ganz deutlich ist. Crawf. 7oc. erklärt das Wort nur durch: Name einer Höle, wo Arjuna Bülsungen that, Crawf. ganz Jav. Wörterbuch erklärt es einmal durch die Schrift, ein anderes Mal durch das mir unbekannte Wort mendita, welches wohl nicht von pan- dita abgeleitet sein könnte. Übrigens kann man minta (von pinta abgeleitet) adjectivisch nehmen: bittend. A2 N en Das Javanischk Schauspiel. 8.1. Niti Sastra kawi, in welchem das Kawi das reinste jetzt vorhandene sein soll, in die Zeit des Brata Yuddha; das andere, Sruti, ist bedeutend jün- ger, und enthält schon Anspielungen auf den Islam. Die bekannten, in die- sen Titeln vorkommenden Sanskritwörter zeigen die nahe Verbindung, in welcher auch diese Werke mit der Indischen Litteratur stehen. Ob es eigentliche Übersetzungen von Sanskritwerken in Kawi ge- geben hat, läfst sich aus den vorhandenen Materialien nicht genau beurthei- len. Die bei Raflles angeführten Kawi-Werke, welche Sanskritischen ent- sprechen, scheinen freie und mehr oder weniger eigenthümliche Behand- lungen gleicher Gegenstände. Vom Brata Yuddha im Vergleich mit dem Mahäbhärata ist dies offenbar. Bei dem Javanischen Rämäyana scheint es der gleiche Fall zu sein, doch läfst sich aus dem wenigen von Raffles darüber Beigebrachten kein vollständiges Urtheil fällen. Von dem aus Bali erhaltenen Gesetzbuch Sastra Menawa sagt Raffles ausdrücklich, dafs es sich auf die besondren Volks - und Landessitten bezieht (Raffles. I. 392.). Es ist also keine Übersetzung der Indischen Gesetze des Manu. Diese Behandlung der Werke des Indischen Festlandes entspricht genau dem im Vorigen allgemein über die Verbindung Indiens mit Java Gesagten. Man studirte sie nicht, wie man eine fremde Litteratur kennen zu lernen strebt, man wollte sie zu sich herüber verpflanzen, sie soviel, als möglich, auf Java einheimisch machen. Das Javanische Theater ist zwar in der Regel nur ein Puppenspiel, besitzt aber durch seine zur stätigen Sitte gewordene Anordnung ein so gro- [ses nationales Interesse, dafs es dadurch eine ganz andre und höhere Be- deutung gewinnt, als solche Volksbelustigungen in andren Ländern zu haben pflegen. Diese mit einem Worte des Malayischen Sprachstamms wayang, Schatten (!), benannten Puppenspiele umfassen nämlich die ganze Javanische (') Ich halte nämlich das Mal. »ayang, welches nur noch die besondere Bedeutung von Schauspiel (Marsden. Lex.) hat, für ursprünglich identisch mit D@yang, welches die von einem Körper geworfene Schattengestalt, also Schatten, dem Körper entgegengesetzt, be- deutet. Dals wayang in dieser Bedeutung ein Wort im heutigen Javanischen ist, geht aus einer Stelle eines Liedes bei Raflles (I. 407.) hervor, wo dies Wort da steht, wo gesagt wird, dals zwei Brüder sich gleich sehen, as a subszance and its shadow. So nimmt es auch Raflles beim Puppenspiel (I. 336.), indem er scenic shadows übersetzt, wenn dies auch gleich, wie man aus der obigen Schilderung sieht, genau nur auf die beiden älteren Wayangs palst. Auf dieselbe Ableitung ist auch Hr. Jacquet (Nowv. Journ. Asiat. IX. 255. nt.1.) gekommen. [In Brückner’s Jav. Übersetzung des Neuen Testaments und in Roorda’s Wörterbuche habe Das Javanische Schauspiel. 1: 5 Geschichte von der frühesten fabelhaften Zeit an bis zur Zerstörung von Majapahit. Sie sind, nach den verschiedenen Geschichtsperioden, die sie behandeln, dreifacher Gattung. Jede dieser Gattungen hat ihre eigenthüm- lichen Sylbenmafse und Instrumentalbegleitung. Die erste dieser Gattungen umfafst die gleiche Periode, als die oben angeführten ältesten Gedichte bis auf Parikesit hinunter. Die Gegenstände der Schauspiele werden aber ge- wöhnlich nur aus dem Rama kawi, Mintaraga und Brata Yuddha entnom- men. Rama und Arjuna sind die Haupthelden. In der zweiten Gattung spielt Panji, der ächt Javanische Volksheld, die vorzüglichste Rolle; die zu dieser Gattung gehörenden Schauspiele führen aber die Javanische Geschichte bis zu seinem Nachfolger Lalean und der Gründung des Reiches von Paja- jaran (um 1000 oder 1200 der Aera) (!) fort. Die dritte Gattung behandelt aus der Periode von da bis 1400 der Aera entlehnte Episoden. Hier sind die Figuren aus Holz und puppenartig, und treten frei ohne vorgespanntes Tuch auf. In den beiden ersteren Gattungen sind sie aus Leder ausgeschnit- ten, flach, schattenartig, und erscheinen hinter einer durch eine dahinter gehängte Lampe erleuchteten durchsichtigen weifsen Gardine. Der Unter- nehmer (dalang) bewegt die Figuren, redet für sie, und verrichtet alles allein; kenntlich werden die Figuren durch die ihnen conventionell beige- legten, aber streng der Überlieferung nach beibehaltenen, immer, aber vor- ich für Schatten hayang-hayangngan gefunden ; auch bayang giebt Roorda im Holländisch - Jav. Theile dafür an; es fällt aber auf, dafs die übrigen Wörterbücher nichts davon sagen, sondern das Wort nur in Crawf. Foc., in der Bed. zRe act of lifting by a number of hands, vorkommt. B.] Ich kann daher Marsden (Lex. 352.) nicht beipflich- ten, der das Wort, obgleich mit hinzugefügtem Fragezeichen, für ein Chinesisches hält. Er ging, indem er nicht an dayang dachte, vermuthlich auf die Puppenbude, da wäyang korong Mal. die Kajüte am Hintertheil der Boote ist. Es bedeutet aber nicht sowohl die Kajüte selbst, als die Bretter, Rippen, aus welchen sie gezimmert ist; und dies hängt mit einer andren Bedeutung von wayang zusammen, in welcher das Wort (Raffles. II. App. p. CLXV. col.b.) einen Gränzbaum bedeutet. Diese aus dem Kawi, d.h. hier nur dem Alt- Javanischen, entnommene Bedeutung mag mit der des Schattens zusammenhangen, weil ein solcher Baum, auch verdorrt, zum Schatten geworden, immer Gränzbaum bleibt. Dafs man wayang wong, auf Menschen-Schauspieler angewendet, sagt, kann eine Widerlegung mei- ner Ableitung scheinen. Ich glaube aber vielmehr, dafs man nur auf Menschen, die ja auch in der Regel nur stumm gesticuliren, den generischen Namen wayang, in dem die Be- griffe von Schatten, Puppen - und Schauspiel zusammenflielsen, übergetragen hat. (') Raffles. I. 80 - 82. 6 Kenntnifs der Kawi- Sprache züglich in der ersten Gattung, fratzenhaft verdrehten Gesichtszüge und Ge- stalten. Die Dramen selbst, wenn man sie so nennen darf, bestehen immer aus der Hersagung der bezüglichen Stellen der Gedichte, aus welchen die Stoffe entnommen sind, und aus dem vom Dalang herrührenden, theils ein- gelernten, theils improvisirten Dialog. Die Kawi-Sprache geht nur die er- stere Gattung an. Denn in dieser werden die Stellen der Gedichte allemal nach dem Urtext in Kawi hergesagt, der Dalang läfst aber eine Javanische Übersetzung nachfolgen. Die beiden ersten Perioden werden bisweilen auch durch Menschen vorgestellt, und so unterscheidet man Leder- und Menschen- Wayang (wayang kulit und wayang wong (')). In der Geschichte des Panji tragen diese Schauspieler Masken, und dann heifst die Vorstellung da- nach topeng (?). Bei sehr feierlichen Gelegenheiten, wie z.B. vor dem Fürsten, reden sie selbst; sonst spricht der Dalang, und sie machen nur die Geberden (°). Das Interesse, welches die Javanen an diesen Schauspielen nehmen, ist nicht zu beschreiben; ganze Nächte hören sie mit Entzücken und ge- spannter Aufmerksamkeit zu. Mit denen der älteren Gattung verbinden sich auch abergläubische Meinungen. So darf der Brata Yuddha nie in Einem Abend ganz gegeben werden, weil man sonst das Ausbrechen eines grofsen Krieges für unausbleiblich hält (*). Obgleich aber das Kawi sich auf diese Weise im Javanischen Puppen- spiele in lebendigem Gebrauch erhalten hat, so ist die eigentliche Kenntnifs desselben doch auf der Insel als erloschen anzusehen. Was bei den Puppen- spielen hergesagt wird, ist durch alte Überlieferung auswendig gelernt, und ebenso die hinzugefügte Javanische Übersetzung, so dafs der hersagende Dalang kaum etwas selbst davon zu verstehen braucht. Dies mufs man we- (‘) Kulit, Haut (Raffles. II. App. p.LXXIx.), ein ächt Malayisches Wort, im Mal. ebenso, auf Madagascar Roulitse, houditse, oditz, das aber doch mit der Sanskrit. Wurzel 77, kül, bedecken, einschliefsen, verwandt sein könnte. Wong, Mensch (Raflles. II. App. p.LXXVI.), Jav. (?) Jav. topeng (Crawf.), Mal. zzping, Maske. (°) Raffles. Memoir. 165. 166. (*) Raffles. I. 336-340. 412. bei den Javanen. S.1. 7 nigstens daraus schliefsen, dafs Rafiles versichert, dafs zu seiner Zeit nur ein einziges Individuum als der Sprache wirklich kundig angesehen werden konnte. Dies war Nata-Kasuma, der Fürst (Panambahan (')) von Su- menap auf der Insel Madura, ein Mann, der, nach Rafiles Versicherung, unter den gebildetsten Nationen wegen seiner Einsicht und Talente würde geschätzt worden sein (?). Allein auch dieser besafs doch nur eine sehr mangelhafte Kenntnifs des Kawi, und mufste sich, indem er für Raffles den Brata Yuddha übersetzte, sehr oft damit helfen, den Sinn nach dem Zusam- menhange zu rathen. Auch merkt man diese seine Ungewifsheit, wenn man den Text mit seiner Übersetzung vergleicht. Dies trifft vorzüglich diejenigen Stellen, wo die Übersetzung ungleich viel weitläuftiger, als der Kawi- Aus- druck, ist. Diese geringe Kenntnifs des Kawi unter den heutigen Javanen ist sehr begreillich, da sich die des Sanskrits gänzlich verloren zu haben scheint. Auch Nata-Kasuma scheint das Indische gar nicht gekannt zu ha- ben. Hätte Raffles einen gründlich unterrichteten Indischen Pandit bei sich gehabt, so dafs er den Javanischen Fürsten nur hätte zur Erklärung des ein- heimischen Theiles des Kawi brauchen dürfen, so würde es ihnen leicht ge- worden sein, eine vollkommen genügende Übersetzung zu liefern. Denn nur die Mangelhaftigkeit der Hülfsmittel zur Kenntnifs des Javanischen macht uns das Verstehen der Bruchstücke des Brata Yuddha schwierig (°). Hätte Rafiles diese Zusammensetzung des Kawi aus Sanskrit und Javanischem ge- hörig eingesehen, so würde er eine richtigere Methode angewendet und nicht gesagt haben (*), dafs vom Kawi sich nur die Bedeutung einiger Wörter erhalten habe, da der ganze Sanskritvorrath offen daliegt, und dafs die Grammatik (the idiom and grammatical construction) längst verloren ge- gangen sei, da sie noch im Javanischen fortlebt. Sehr gute Dienste hätten (') Nach Raffles Javanischem Wörterbuch heilst dies Wort Fürst, Regent (II. App. p.CXVI.). Unter den Mahomedanischen Regierungen wurde es nur dem Nächsten im Range nach dem Fürsten gegeben (I. 313.), und dieser selbst hiels Susuhunan oder Sultan. Über die Ableitung von panambahan, panembahan s. unt. 8.14. (?) Raflles. II. ».73. (°) Raffes. I. 2.370. I. 2.73. (*) Memoir. p.161. s Der Brata Yuddha:; Bedeutung des Namens. $.2. auch die Handschriften leisten müssen, die, nach Raffles Versicherung, eine Erklärung jedes Worts und eine Paraphrase des ganzen Sinns im Javanischen enthalten (). $. 2. Ich gehe jetzt zu diesem Gedichte über. Da es die einzige Quelle der Kenntnifs des Kawi für uns ist, so halte ich es für nothwendig, einige Noti- zen über das Werk selbst vorauszuschicken. Höchst befremdend ist die Deutung, welche Raffles dem Titel giebt. Er übersetzt ihn: der heilige Krieg oder vielmehr der Krieg des Unglücks (holy war, or rather the war of woe). Wie aber dieser Sinn aus den beiden Worten drata yudha (nach seiner Schreibung) herauszubrin- gen ist, darauf läfst er sich nicht ein. In dem Gedichte selbst kommt yudha gar nicht, dJrata nur in zwei Namen vor. Über yudha kann man nicht zweifelhaft sein; es ist das bekannte Sanskritwort für Kampf und Krieg, 3%, yuddham (?). Brata wird, als gleichbedeutend mit yoga, durch Büfsung (penance) erklärt (?). Wie diese Bedeutung aber aus dem Sanskrit, aus dem doch das Wort ohne Zweifel stammt, herzuleiten sei, errathe ich nicht. In den Namen Dewa-brata und Sura-brata hat man es wohl für Bru- der zu nehmen, Bruder der Götter (ein Beiname des Rishi Bhishma) (*), Bruder der Helden. Hiernach könnte man die Überschrift Bruderkrieg (') Memoir. p.164. (?) In dem Kawi-Wörterbuch (Raffles. II. App. p. CLXX. col. a.) wird yodha durch Auf- ruhr, Menschenmasse erklärt. Im Gedicht findet sich yodha für Krieger, Kämpfer (das Sanskr. As, yödha), jedoch auch in einem weiteren Sinne, als Begleiter, zum Ge- folge Gehörender, genommen; das Wörterbuch übersetzt es geradezu durch Diener (2. c.). (°) Raflles. II. App. p. CLXXIM. col. a. [Crawf. in seinem Jav. Engl. Wörterbuche übersetzt das Wort auch durch penance, ferner durch zroudle, affliction, bitter, army, in seinem ganz Jav. Wörterb. erklärt er es durch karep (Wunsch). Roorda giebt es als ein Kawi-Wort in der Bed. Bülsung, Bü- [sung thun, ein Einsiedlerleben führen. Ich kann nicht umhin, alle diese Bedeu- tungen, ebenso wie die von yodha als Aufruhr, Menschenmasse, für fehlerhafte Über- lieferungen zu halten, und bin überzeugt, dals sowohl Zrata, als yodha, in Texten in keiner anderen Bedeutung werden gefunden werden, als den aus dem Sanskrit herfliefsenden. Man vergleiche den ebenso merkwürdigen Fall von öretya im Anhange st. 111, a. und 591, c. B.] (*) Raffles. I. p.414. 415. B. V. 135, a. 136, &. Der Brata Yuddha bei Raffles. Zeit seiner Entstehung. S.2. 9 übersetzen. Aber der Verwandtschaftsname müfste dann in viel weiterer Be- deutung genommen werden. In einer Note zu Crawfurd’s Abhandlung über die Hindu-Religion auf der Insel Bali wird Brata für eine Abkürzung von Bhärata erklärt, und der Titel Krieg des Geschlechtes des Bharata übersetzt, da Kuru und Pändu von diesem abstammten (!), und in seinem Wörterbuche führt Crawfurd Brata in der Bed. name of the ancestor of the Pandus auf. Der im Mahäbhärata besungene Krieg wird nun aller- dings nie in Indischen Schriftstellern der Krieg der Bharatiden genamnt; aber es kann doch kaum zweifelhaft bleiben, dafs dies der alleinige Sinn des Namens des Gedichtes ist. Das Originalgedicht hat 719 vierzeilige Stanzen. Von diesen aber giebt Raffles nur 135, zu welchen Crawfurd in seiner vorerwähnten Abhand- lung 19 hinzufügt (?). Die ausgelassenen Stellen liefert Raffles in kurzen Aus- zügen. Sowohl aber in diesen, als im Texte selbst, übergeht er alle Stellen, welche das Zartgefühl des Lesers durch schlüpfrige Bilder beleidigen könn- ten. Dieselbe schonende Rücksicht beobachtet er bei allen Berichten von Javanischen Sagen; und da, seiner Versicherung nach, solche Schilde- rungen ungemein häufig darin vorkommen, so verliert man dadurch aller- dings viel in der Übersicht des Zusammenhanges der einheimischen Mythen. Die sich auf Zeugung beziehenden Vorstellungen müssen nothwendig in der uralten Fabelwelt eine grofse Rolle spielen; und es giebt eine ernste Art, dieselben zu behandeln, welche alle Schlüpfrigkeit der Phantasie entfernt, und wogegen die blofse Auslassung nicht zu billigen ist. Die Zeit, in welcher das Gedicht verfafst ist, wird zwar ganz genau angegeben; die Angaben weichen aber sehr weit von einander ab. Die Volksmeinung setzt nämlich das Gedicht in das Jahr 706 der Aera. Eine in der Einleitung zu dem Gedicht selbst vorkommende Angabe wird vom Jahre 1079 erklärt. Ob aber auch nicht diese noch zu früh sein dürfte, steht sehr dahin. Auch mag es leicht mehrere auf einander folgende Umbildungen desselben gegeben haben, und der uns vorliegende Text zu den späteren un- ter diesen gehören. Crawfurd behauptet geradezu, und empfing diese Mei- nung doch wohl von den Eingebornen, dafs die Sprache im Brata Yuddha (') Asiat. res. XIII. 145. Crawf. Archip. II. p.19. (?) Asiat. res. XII. 162-170. Histor. philol. Abhandl. 1832. B 10 Der Brata Yuddha; Zeit seiner Entstehung. $.2. sehr viel neuer ist, als das Kawi einiger anderer Werke (). Ich war schon, ehe ich dies las, auf dieselbe Vermuthung gekommen, da der Antheil von Sanskritwörtern, wenn man auch annimmt, dafs man vielleicht noch eine ge- wisse Anzahl derselben nicht herauserkennt, doch nicht so grofs ist, als man sich denselben im ältesten Kawi vorzustellen geneigt ist. Die Angabe des Jahres 706 scheint darauf zu beruhen, dafs der König, unter dessen Regie- rung, der Einleitung nach, das Gedicht gedichtet wurde, Aji Jaya Baya, um das Jahr 700 gelebt haben soll (?). Auf keine Weise wird dieser Fürst für denselben gehalten, mit welchem, nach dem oben Erzählten, die Java- nische Geschichte beginnt. Sein wahrer Name ist vielmehr unbekannt, und der von JayaBaya wurde ihm nur als ein Ehrentitel beigelegt. Das Gedicht endet damit, dafs, nach Besiegung der Kurawas, Dharmawangsa (yriaig)» wie Yudhishtira gewöhnlich darin genannt wird, die Regierung von Astina übernimmt, und dafs ihm der Titel Bathara Jaya Baya beigelegt wird. Hierin liegt offenbar wieder eine schmeichlerische Anspielung auf den in der Einleitung genannten Fürsten. Das Glück der Regierungen beider wird auch auf ganz ähnliche Weise geschildert. Zugleich schliefst sich der Brata Yuddha an den im Vorigen als das letzte der mythischen Gedichte genannten Parikesit an; denn dieser König ist der am Ende des Krieges noch unge- borene Sohn Arjuna’s und Uttari’s, und Dharmawansa verwaltete nur ei- gentlich die Regierung für ihn. Es soll aber auch an der Stelle, wo das Ge- dicht selbst die Zeit bestimmt, Verschiedenheiten der Handschriften geben, welche eine verschiedene Entzifferung zulassen (?). Denn da die Angabe nicht in Zahlwörtern, sondern in solchen geschieht, welche mystisch auf Zahlen bezogen werden, so ist die Ungewifsheit natürlich. Nach der aus- führlichen Untersuchung, welche ich dieser Bezeichnungsart im ersten Buche dieser Schrift (*) gewidmet habe, wird man nicht erwarten, dafs ich die Un- gewifsheit der Epoche, in welche das Gedicht Brata Yuddha zu setzen ist, nach der in Worten darin ang gegebenen Jahrzahl zu beweisen versuchen (') Asiat. res. XII. 146. (2) Raffles. II. ».81. (°) Raffles. I. 7.411. 418. () 1.Cap. $3. Chandhra Sangkala. S.19-42. Der Brata Yuddha; Inhalt. $.2. 11 sollte (1). Die Erwähnung einer auf diese Weise in umgekehrter Richtung geschriebenen Jahrzahl kann wohl den Verdacht erregen, dafs die Einleitung zu dem Gedichte erst seit der Einführung des Islams in Java geschrieben worden sei, man müfste denn blofs eine spätere Interpolation dieser einzel- nen Stelle annehmen, wozu aber kein Grund vorhanden ist. Als Verfasser des Gedichts wird ein Pandit Namens Pusedah in der Einleitung selbst angegeben. Der Schauplatz der Handlung wird, wie schon im Vorigen bemerkt worden ist, in den östlichen Theil von Java, in die Nähe der Insel Madura versetzt; und man kann darüber die kleine von Raftles gegebene Karte nach- sehen (?2). Aus dem Mahäbhärata bekannte Ortsnamen finden sich hier mit kleinen Lautveränderungen wieder. Die Stadt Astina ist die Residenz der Pandawas, Hastinäpura. Die Zeit, welche die Handlung durchläuft, ist ungefähr die eines Mo- nats, und zwar, nach Raffles Angabe, des fünften im Jahre. Ich habe schon im Vorigen von der Einleitung des Gedichtes ge- sprochen (3). Nachdem erzählt ist, dafs der Allmächtige dem Könige Jaya Baya den Sieg verliehen habe, und nach einer kurzen Schilderung seiner glücklichen Regierung, wird gesagt, dafs der Gott Siwa den Dichter Puse- dah aufgemuntert habe, den Krieg zwischen den Abkömmlingen Pändu’s und Kuru’s zu besingen. Diese Erzählung, so habe der Gott gesprochen, (') Die Jahreszahl lautet (6, a.) risanga kudha sudha chandhrama. 9 7 0 1 Rafiles scheint keine ihm genügende Erklärung davon erhalten zu haben, da er keine Übersetzung dieser Worte mittheilt. Das erste besteht aus der Präposition ri und dem Zahl- worte für 9; das zweite heilst Pferd, und kann Beziehung auf den Krieg haben; die bei- den letzten sind die Sanskritischen T3 737T:, suddha chandramäh, reiner Mond. Sie können die Zeit der Handlung des Gedichtes anzeigen. Kudha hält Marsden, wie wir wei- ter unten sehen werden, mit Recht für das Sanskritische etz, ghöta. Das Wort ist auch in das heutige Malayische übergegangen. Auf Java gehört es nur dem Basa krama, nicht der Volkssprache an. Raflles. II. App. p.uxxxvim. In keiner anderen Malayischen Sprache finde ich einen Ausdruck für Pferd angeführt. (2) I 411. 412. (°) [Ich darf nicht unterlassen, zu erinnern, dals der hier gegebene Auszug allein nach Raffles und seiner Auffassung des Gedichtes ausgearbeitet ist, und an einigen Stellen von den Berichtigungen getroffen werden wird, welche ein zuverlässiger Text und vollständigere grammatische und lexicalische Hülfsmittel an die Hand geben. B.] B2 12 Der Brata Yuddha; beabsichtige nicht Belehrung über die Verwaltung des Landes und das Be- tragen der Menschen, aber sie gewähre innerliche Genugthuung und Ver- gnügen. Das Gedicht umfafst nun in ununterbrochener Folge den ganzen Krieg. Krishna giebt den Pandawas den Rath, von den Nachkommen Ku- ru’s die Hälfte des Landes zu fordern, und im Verweigerungsfall den Krieg anzukündigen. Krishna übernimmt selbst die Sendung zu dem Haupte der Kurawas; der Krieg wird beschlossen, geführt, und endigt sich mit dem Tode Suyudhana’s (Duryödhana’s) und dem völligen Siege der Panda- was. Ihr Haupt Dharmawansa (Yudhishthira) wird König von Astina, bis Arjuna’s noch ungeborner Enkel von seinem Sohn Abimanyu (Abhi- manyu) die Regierung übernehmen kann. Krishna’s erstes Erscheinen in Astina, seine Zusammenkunft mit den Kurawas, die Zurüstungen zum Kriege und die Schilderung des Zuges der fünf Söhne Pändu’s und ihres Heeres nehmen einen grofsen Raum ein. Hier, auf dem Schlachtfelde von Kuru- kshetra, weigert sich Arjuna, den Kampf gegen seine Verwandten und geistlichen Führer zu beginnen, giebt aber den Gegenvorstellungen Krish- na’s nach. Es ist dies also die nämliche Situation, als die, mit welcher geschil- dert, und man darf hier nur sehr wenig von der Schönheit und Erhabenheit die Bhagavad-Gitä anhebt. Sie wird aber nur in sechs Stanzen g ist durchaus keine Rede. Eine schwache Andeutung, dafs Leben und Tod nur des Indischen Gedichtes suchen. Von der philosophischen Ausführun in gewisser Umänderung ein und dasselbe Dasein sind, liegt in dem halben Verse, in welchem gesagt wird, dafs die Feinde der Pandawas schon eigent- lich des Lebens beraubt sind. Der Krieg theilt sich in sieben grofse Schlach- ten, zwischen welchen auf allerlei Weise benutzte Ruhepunkte eintreten. Gleich in der zweiten fällt Bisma (Bhishma), der schon betagte Rishi und der Anführer der Kurawas. Es ist zu bedauern, dafs Raffles gerade diese vielversprechende Episode nur in einem ganz kurzen Auszuge mittheilt. Bhishma erklärt nämlich seine Bereitwilligkeit, von Krishna’s Wurfscheibe (chakram) zu sterben, und dadurch den Eintritt in den Himmel zu erlangen. Der immer milde Arjuna räth ab, ihn zu tödten. Es kommt aber doch zum Gefecht; Bhishma sinkt, ist aber noch nicht verschieden. Sein Blut steigt zu den oberen Räumen empor, und kehrt als ein Blumenregen zur Erde zu- rück. Die feindlichen Helden kommen, dem Verwundeten ihre Ehrfurcht zu bezeigen; nur der starrsinnige Bima (Bhima) bleibt zurück, und sein Inhalt. $.2. 13 furchtbarer Anblick schreckt die Kurawas ab, ihrem Anführer zu nahen. Bhishma will nur von Arjuna zu trinken annehmen, der ihm Wasser in sei- nem Köcher darreicht. Seinen Tod verschiebt Bhishma bis zu der sieben Monate später erfolgenden gröfsten Abweichung der Sonne, worin eine äl- tere astronomische Sage verborgen liegen mag. In der vierten Schlacht fällt Arjuna’s Sohn Abhimanyu, nachdem sein Vater und Bhima mit List auf eine entfernte Stelle des Schlachtfeldes gelockt worden sind. In der auf diese Schlacht folgenden Zwischenruhe tritt ein Gespräch zwischen den bei- ben Gemalinnen Abhimanyu’s über die Verschiedenheit ihrer Lage und die daraus hervorgehenden Gefühle ein. Denn die eine, Sundhari, besteigt den Scheiterhaufen, die andere, Utari (Uttari), erhält ihr Leben, um das ihres noch ungeborenen Sohnes zu retten. Auch dieses Gesprächs gedenkt Raffles blofs, ohne auch nur den kürzesten Auszug daraus zu geben. Die fünfte Schlacht, die längste und furchtbarste, währt mehrere Tage, und theilt sich eigentlich in mehrere. Arjuna sucht den Tod seines Sohnes an Jaya Drata zu rächen. Er hat gelobt, ihn vor dem Untergange der Sonne zu tödten. Die Gewalt der Feinde macht es ihm lange unmöglich. Da wirft Krishna seine Wurfscheibe gegen die Sonne, und verdunkelt ihre Strahlen. Die Kurawas glauben die Nacht hereingebrochen und den verhängnifsvollen Tag vorübergegangen. In der Finsternifs vollbringt Arjuna sein Vorhaben ; die Sonne tritt, da Krishna seine Scheibe zurückruft, wieder leuchtend her- vor, und das Gelübde ist erfüllt. In derselben Schlacht fechten Karna (Karna), welchen Pändu’s Gemalin Kunti als Jungfrau vom Sonnengotte ge- bar, und Bhima’s Sohn Gathotkacha (Ghatötkacha) im Zweikampf mit einander, und der letztere wird getödtet. In der sechsten Schlacht fällt Karna von Arjuna’s Hand. Der Sonnengott bezeigt seine Trauer über seinen Tod. Unter Donnerschlägen und Regenschauern schiefsen Strahlen- blitze aus dem Gestirne des Tages. Die über den Verlust ihres Führers be- stürzten Kurawas fliehen bis zur Stadt zurück, und werden bis dahin von den siegreichen Feinden verfolgt. Karna’s Stelle nimmt in der siebenten und letzten Schlacht Salya, der Mutterbruder der beiden jüngsten Pandawas, ein. Er sieht sein Schicksal voraus, wünscht auch aus Neigung zu den Pandawas sich dem Kampf zu entziehen. Er hat aber sein Wort einmal gegeben; und da einer seiner Schwestersöhne ihm abzurathen versucht, erklärt er, dafs er nicht zurückgehen könne, aber sein Leben willig den Geschossen Dharma- 14 Der Brata Yuddha; wansa’s hingeben wolle. Dies geschieht, da der sanfte und ruhige Dharma- wansa von Krishna in der Schlacht gegen seinen Willen beredet wird, Salya zu tödten. Dieser ist vor dem Kampf in sein Haus zu seiner Gemalin Satyawati zurückgekehrt, und hat ihr seinen Entschlufs, zu sterben, mit- getheilt. Nach langen, wieder von Raffles übergangenen, Scenen der Liebe und des Schmerzes zwischen beiden stiehlt sich Salya des Nachts von ihrer Seite weg zum Schlachtfelde hin. Wie sie erfährt, dafs ihr Gemal unter Haufen von Erschlagenen liegt, ist sie entschlossen, ihm zu folgen. Sie ord- net ihren Anzug, kämmt ihr Haar, ergreift ihren Dolch, und besteigt ihren o’ Wagen. Sie sucht lange vergebens unter den Todten, und verzweifelt schon, ihn zu finden, als ihr der Allmächtige Stärke zu neuem Suchen verleihet. Sie erblickt endlich Salya’s Wagen, ein Blumenregen hat ihn gleichsam un- ter Blumen begraben; der Himmel trauerte mit Donner und Thränen um den gefallenen Helden. Ehe sie ihm im Tode folgt, trägt sie ihrer alten Wärterin Sugandhika (Sugandhikä) auf, ihrem Volke den letzten Abschied zu bringen, und die Dichter zu bitten, die Geschichte ihrer Leiden zu be- singen, dafs sie gehört und bekannt werde, fühlende Herzen mit Liebe und Mitleid fülle, und Thränen bei der wehmüthigen Schilderung fliefsen. Aber die treue Alte will sich nicht von ihr trennen. ‚‚Wann”, sagt sie, ‚‚habe ich „Dich je verlassen? in welches Dasein Du gehest, begleite ich Dich. Wen „wolltest Du haben, nach Wasser zu senden? Wer wird meiner edlen Ge- ‚„‚bieterin Füfse waschen, bin ich nicht mit ihr?” Sie endet ihr Leben mit dem Dolch, den sie aus Satyawati’s Brust zieht. Diese schöne und rührende Episode hat Raffles grofsentheils ausführlich im Originaltext gegeben. Dur- yödhana hat sich nach der allgemeinen Flucht versteckt, wird aber gefun- den, und von Bhima getödtet und barbarisch behandelt. Wie schon alle Kurawas besiegt sind, überfällt noch Aswatama (Aswatthämä), einer ihrer Anhänger, der Sohn eines Büfsers, die Stadt Astina, und es entspinnt sich in den Gebirgen, in die er sich zurückgezogen, ein Kampf zwischen ihm und Arjuna. Da derselbe die Welt zerstört haben würde, so steigt Närada vom Himmel herab, und vergleicht die Kämpfenden. Aswatthämä vereinigt sich aber doch nicht mit den Pandawas, sondern begiebt sich in die Einöde. Ich habe diese gedrängte Übersicht des Inhalts des Gedichts so einzu- richten gesucht, dafs sie zugleich einen Begriff von dessen Manier und dem darin herrschenden Tone zu geben im Stande ist. Vorzüglich war es dabei Beurtheilung des Gedichtes. 8.2. 15 meine Absicht, den Leser zu reizen, selbst nachzulesen, was in Raffles da- von mitgetheilt ist. Man mülste ungerecht sein, wenn man dem Gedicht nicht sogar einen recht hohen poetischen Werth einräumen wollte. Es be- sitzt Stellen erhabener und erschütternder Schilderungen des Schlacht- gewimmels, und andere freundlicher und lieblicher Scenen. Besonders sind Naturschilderungen schön und malerisch ausgeführt. Bei Raffles Manier, gerade diejenigen Stellen, die in eine gewisse Breite des Gesprächs oder blofs ruhiger Schilderungen ausgehen, zu unterdrücken, entbehrt man noch überdies, wie ich im Vorigen angedeutet habe, mehrere der interessantesten Episoden. Zu läugnen aber ist es auf der andren Seite nicht, dafs der Ein- druck dieses Gedichts auf keine Weise dem der grofsen Indischen Epopöen zu vergleichen ist. Man darf in diesen nur eine Seite lesen, um von einer ganz anderen Empfindung getroffen zu werden, als diese Nachbildung je- mals hervorbringen kann. Offenbar liegt dies doch in dem hier fehlenden Gepräge des hohen und ächten Alterthums. Der Gegenstand, die Namen, die Vorstellungsweise und die erzählten Begebenheiten sind dieselben, aber es fehlt doch der Farbe des Ganzen das, wodurch die Seele sich in die ent- fernteste Vergangenheit, als in die nächste Verwandtschaft mit einem noch reiner ursprünglichen Dasein der Menschheit, versetzt fühlt, wenn auch nur sehr wenige Stellen, und die man leicht übergehen könnte, an offenbar Mo- dernes erinnern. Indefs finden sich auch solche. Am meisten möchte ich zu diesen die Schilderung der ungeduldigen Neugier zählen, mit welcher die Einwohner von Astina herbeieilen, um Krishna’s Ankunft zu sehen. Sie laufen halb angezogen, mit noch zum Theil weifsen und zum Theil ge- schwärzten Zähnen, den Spiegel in der Hand, aus ihren Häusern, und voll- enden ihren Anzug auf dem Wege; anderen entfallen die Kleider im Lau- fen; Kinder bringen ihre elfenbeinernen Puppen und heben sie in die Höhe, den Gott zu begrüfsen u.s. w. Diese ganze mit Anspielungen auf neuere Sitten angefüllte Erzählung sieht gar sehr einem zur Belustigung des Volks beim Puppenspiel gemachten Zusatz ähnlich. Ich habe schon im Vorigen erwähnt, dafs die Kawi-Werke, welche gleiche Gegenstände mit Indischen behandeln, nicht Übersetzungen , son- dern nähere oder entferntere Nachbildungen scheinen. Auch in der von Crawfurd gegebenen Stelle des Brata Yuddha befindet sich, nach einer ge- nauen vom Herausgeber angestellten Vergleichung mit dem Sanskritischen 16 Der Brata Yuddha; Beurtheilung des Gedichtes. S.2. Original, nur eine einzige, in wenigen Worten bestehende Anrede, welche wirkliche Gleichförmigkeit beweist. Alles übrige weicht sehr stark ab. Die- ser Herausgeber vermuthet daher, dafs das Kawi-Gedicht gar nicht nach dem ursprünglichen Mahäbhärata gemacht sei, sondern vielleicht nach dem Jaimini-Bhärata, oder nach einer der Übertragungen des Sanskrit- werkes in eine der neueren Indischen Mundarten (!). Das Letztere läfst sich aber durchaus nicht annehmen, da das Kawi, wo es nicht Javanisch ist, nur reines Sanskrit enthält. Die Einleitung zu dem Gedichte und der, wie ich oben erwähnt, damit übereinstimmende Schlufs machen es überhaupt aber viel wahrscheinlicher, dafs das Werk wirklich blofs nach dem ursprüng- lichen Gedichte auf Java selbst entstanden ist. Die Bestimmung, dasselbe zu theatralischer Vorstellung zu brauchen, war ein hinlänglicher Grund, es mit den gröfsten Abweichungen von dem Original in eine ganz neue Form zu giefsen. Da es dem Leser vielleicht angenehm sein dürfte, die Stelle genauer zu vergleichen, in welcher das Gedicht mit dem Anfang der Bhagavad- Gitä übereinkommt, so habe ich am Ende dieser Schrift diese Stanzen mit der Englischen Übersetzung abdrucken lassen, und, soviel es mir möglich gewesen ist, eine Zergliederung der einzelnen Kawi-Wörter hinzugefügt. Man wird darin eine merkwürdige Abweichung von dem Sanskrit-Ori- ginal antreffen. Ich meine hiermit die Stelle, wo Arjuna sich von dem Schlachtfelde wegstiehlt, um den im feindlichen Heere befindlichen Heiligen und Weisen, als seinen geistlichen Lehrern, seine Ehrfurcht zu bezeigen. Auch ihre Antwort ist merkwürdig. Sie wünschen und verkündigen ihm geradezu den Sieg, ihr Herz ist offenbar ihm und seinem Geschlechte zuge- wandt, sie erkennen die Gerechtigkeit seiner Sache, aber ein unvermeid- liches Verhängnifs scheint sie an die Gegenparthei zu knüpfen. Es wird als eine allgemeine Sitte vorgestellt, die Weisen und Heiligen des feindlichen Heeres vor der Schlacht ehrend zu begrüfsen. Ob dies auch in den alten Indischen Heldengedichten vorkommt, weifs ich nicht. In dem Javanischen sieht man aber auch bei anderen Gelegenheiten, dafs die feindliche Gesin- nung und die kriegerische Wildheit sich vor der Ehrfurcht, welche diese höheren Sterblichen einflöfsen, beugt. Ich habe oben erwähnt, wie der (') Asiat. res. XIII. 167-170. Der Brata Yuddha: Schlachtordnungen. 8.2. 17 sterbende Bhishma auch von den Pandawas geehrt wird. Als ein anderer der feindlichen Gurus, Dangyang Drona (!), getödtet worden ist, gehen Krishna, Arjuna und sein ältester Bruder auf das Schlachtfeld, um sein ge- trenntes Haupt mit seinem Körper zusammenzufügen, seinen Überbleibseln die letzte Huldigung zu erzeigen und ihn um Verzeihung der begangenen That zu bitten. Einer im Brata Yuddha vorkommenden Sitte mufs ich noch gedenken, da es interessant sein würde, ihrem Ursprunge weiter nachzuforschen. Vor dem Anfange der Schilderung der Schlachten wird erzählt, welche Schlacht- ordnung von den Heerführern gewählt worden sei. Diese Schlachtordnun- gen führen eigne Namen, bilden irgend eine Gestalt, z. B. die eines Thie- res, nach, scheinen aber wenigstens oft auch noch hierin eine mystische An- spielung zu enthalten. Das Leizte ist z. B. der Fall in der kageng pateh genannten. Denn obgleich Raffles dies durch königlicher Geier (royal vulture) übersetzt, so ist es offenbar das Sanskritische asafet, khagapati, der Herr der Vögel, ein bekannter Beiname des Garuda, des mythologi- schen Vogels, auf welchem Wishnu einherreitet (?). Eine ähnliche Anspie- lung scheint in der Schlachtordnung Jahui makara (?) zu liegen. Das erste dieser Wörter ist mir zwar unbekannt (*). Das letzte aber ist offenbar der Indische Name des Thierkreiszeichens, welches bei uns dem Steinbock entspricht, des zehnten in der Ordnung. Denn Raffles und Crawfurd über- setzen es durch Seekrebs, und gerade als ein solcher ist das Thierkreis- (‘) Da er auch im Gedicht (B. Y. 322-393.) als der Vater von Aswatthämä erscheint, so kann er nur der bekannte Dröna sein. Dang yang, da die Wörter wohl zu trennen sind, ist Javanischer Zusatz, wie auch sang yang (einer, welcher) vor Namen steht. (*) B.Y. 146,d. So wie Raffles das Wort schreibt, würde es bedeuten: der Vogel (#11, khaga) des (hing) ersten Ministers (patih). C) B.Y. 408. An einer andren Stelle, in welcher er sich aber auf diese bezieht (I. 297.), schreibt Raflles mangkara. Die Thierkreiszeichen führen im heutigen Javanischen, wie im Malayischen, Arabische Namen. Die einzige Ausnahme macht der Skorpion, Jav. kala, Arab. akrad. Allein k@/a bedeutet Malayisch namentlich den Antares, das Herz des Skor- pions, und so ist es wohl das Arabische ka/b, der Name jenes Sterns. Vgl. Ideler’s Stern- namen. S.179. (‘) In chakra bahui kommt es weiter unten nachgesetzt vor. An 35 oder az, oder gar an #13 dabei zu denken, führt nicht weiter. Histor. philol. Abhandl. 1832. C 18 Der Brata Yuddha; zeichen, welches bei den Indiern mit Antelopen-Vorderleib wie ein Unge- heuer dargestellt wird (!), auf einem Gemälde abgebildet, das Raffles aus einer alten Handschrift des Tumenggung (?) von Telaga in Cheribon entnommen hat. Sehr merkwürdig und die Anhänglichkeit des Volkes an alte Indische Sitte bestätigend ist es, dafs noch in ganz späten Kriegen des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts die Javanen sich rühmen diese Stellungen der alten mythischen Kriege angewendet zu haben. Zum Theil aber scheinen sie darin andere Anspielungen zu suchen. So wird die Ma- kara-Stellung unter dem Namen mangkara boyewa durch: Krebs, wel- cher seine Seele verbirgt, übersetzt, weil der Führer des Heeres sich in der Mitte der Stellung befindet (?). In den Alt-Indischen Heldengedichten er- innere ich mich keiner Andeutung dieser Sitte, sie kommt wahrscheinlich erst in den späteren Umbildungen derselben vor. Allein aus Indien stammt sie in Java offenbar. Ein sichtbarer Beweis findet sich davon im Brata Yud- dha. Denn eine der Stellungen heifst chakra-bahui (*), und bei Wilson (') Boblen. Altes Indien. II. 257. (°) Raflles. 1.478. Dies Wort ist die Benennung einer hohen Javanischen Staatswürde. 1.c. 312. Raflles schreibt zumunggung; ich ziehe aber Crawfurd’s Schreibung vor, indem ich das Wort von tanggung, Mal. tan’ggong, tragen, für etwas verantwortlich sein, herleite. (°) [Ganz ebenso übersetzt und erklärt Roorda den Ausdruck. Soll man Zahui und boydwa für dasselbe, nur das eine Mal fehlerhaft geschriebene, Wort halten? Auf der Platte vor 1.297. schreibt Raflles duhia. Aus boydwa die obige Übersetzung herauszu- bringen, halte ich für ganz unmöglich, nicht aber, dafs es aus den Wörtern Jaya, Krokodil, und hiwah, hewah, Fisch (das letztere Wort habe ich nur in Crawfurd’s Wortverzeich- nisse in seiner Geschichte des Archipelagus und einmal in der Erklärung der Crawfurdschen Handschrift des B. Y. gefunden, da es sonst Aiwak lautet), zusammengezogen sein und eine Erklärung von mp7, makara, enthalten könnte. Denn Wilson sagt, dals dieses See- ungeheuer gewöhnlich mit dem Krokodile und Haifische verwechselt werde. Den einzigen Anstols gäbe das lange o von doy&wa; doch lautet im Mal. das Wort für Krokodil xa- ya. In Beziehung auf dahui will ich nur der Vollständigkeit wegen anführen, dals Craw- furd in seinem eben erwähnten Wortverzeichnisse den Ausdruck für Schwein (Jav. babi, Mal. abi) bahwi schreibt. Übrigens habe ich den Namen der Schlachtordnung in Craw- furd’s Handschrift des B. Y. an der Stelle nicht gefunden. Man sehe jedoch gleich weiter Anm. 4. B.] . (*) [Der Umstand, dafs ich diesen Namen im B. Y. (Crawfurd’s Handschr. st. 231, c. und Schlachtordnungen. $.2. 19 wird als eine der Bedeutungen von chakra der Name einer kriegeri- schen Heeresstellung angegeben. Da chakra einen runden Körper (Rad, Scheibe) bedeutet, so ist die Anwendung davon auf eine Heeresstel- lung sehr natürlich; es lag in diesem Namen wohl auch zugleich eine An- spielung auf das chakram, die furchtbare Waffe Wishnu’s ('). Andere Namen von Heeresstellungen, welche diejenigen, die belesener in Indischen Schriften sind, vielleicht auch in diesen aufspüren können, sind: gajah, Ele- phant; rawan (*); wulan tumanggal (°), Neumond oder das erste Vier- 232,a.) wirklich aufgefunden habe, führt auf einmal zu einer glücklichen Lösung des gan- zen Räthsels mit dJahui, boy&wa und duhia. Ich finde es nämlich beide Male Byura geschrieben. Dies Wort, welches ich in keinem Wörterbuche angetroffen habe, kann hier nichts anderes, als Schlachtordnung, Schlachtreike, heilsen, auch wird es in der zweiten Stelle durch das gleichbedeutende gZ/ar erklärt. Ebenso erscheint es 109, c. (s. Anh.), wo es durch dasselbe Wort wiedergegeben wird. In der ersten Stelle übergeht es die Er- klärung, wie die Übersetzung. 231, c. lautet die Stelle ckakrabyuha harani glar, kreisföormige Schlachtordnung (ist) der Name der Heeresstellung; 232, a. steht im Texte patmabyuha, Lotus-Schlachtordnung (von 17, padma), aber die Übersetzung giebt, in- dem sie patrna sehr falsch deutet, g/ar chakrabyuha. Aus der substantivischen Bed. von byuha muls man augenblicklich folgern, dals man hier Sanskritische Zusammensetzun- gen vor sich hat, dafs es also ein Sanskritwort sein muls. Es ist daher 15, wyüha, Schlachtordnung (von der Wurzel 55, ür, mit der Präp. fa, wi). In diesem Artikel grebt nun auch Wilson beispielsweise sieben Schlachtordnungen an, unter denen sich auch die Makara-Stellung befindet. In einem besonderen Artikel führt er auch das Compositum mg, chakrawyüha, kreisförmige Schlachtordnung, auf. Wer könnte nun wohl noch zweifeln, dafs bahuwi und boy&wa regellose Verdrehungen des Indischen Wortes sind? Die in Anm. 3. von mir versuchte Übersetzung der letzteren Form durch Krokodil (und) Fisch verliert nun allerdings allen Schein von Wahrheit; doch wäre es möglich, dafs die Javanen in früherer Zeit diesen Sinn hineingelegt und sie darum so gestaltet hätten, wenn sie auch jetzt einen ganz anderen, gleich fabelhaften, wie oben bemerkt ist, damit verbin- den. B.] (') Guigniaut. Religions de D’Antiquite. T.1. P.1. p. 194. () [B. Y. 116,2. Raffles nimmt das Wort für eine Art Schlachtordnung; ob dies rich- tig ist, will ich im Anb. zu untersuchen mich bemühn. Ich finde das Wort nur bei Roorda, als ein Kawi-Wort für Wolke, und im B. Y. 14,a. s. Anh. B.] (°) Wulan ist Javanisch der Mond. Tanggal, wovon zumanggal durch Einschie- bung von um abgeleitet ist, heilst ursprünglich Gewinn, Vortheil, gewinnen, und daher Mondtag (Tag des Alters des Mondes, z.B. tanggal sapisan, Neumond, ?. ping nem blas, der sechzehnte Tag des Mondes). C2 20 Der Brata Yuddha tel des Mondes (!); bajra tiksna lungit, scharfgespitzte Waffe (?) von Raffles übersetzt, aber eigentlich: der Donnerkeil, 3, wajra, auch bajra (103, d.), welchem die beiden Adjectiva tiksna (As, likshna, brennend, scharf) und Zungit, scharf, zugespitzt, beigegeben sind; dhi- radha mata, wüthender Elephant (°). Als Quelle der Kawi-Sprache und Material zu ihrer Beurtheilung hat man nun auf dem Continent von Europa nichts andres, als die Stellen, welche Raffles aus dem Brata Yuddha im Original mitgetheilt hat (*), eine von ihm gleichfalls gegebene Stanze des Niti Sastra kawi ungerech- net (°). Die Handschrift, aus welcher Raflles den Text des Gedichtes ent- nommen hat, befindet sich jetzt in der kostbaren Sammlung von Hand- schriften, welche seine Wittwe der Asiatischen Gesellschaft in London schenkte. Sie ist in heutiger Javanischer Schrift, da das eigentliche Kawi- Alphabet wohl nur auf Inschriften gefunden wird. Raffles hat die Javanische Schrift, wie er nicht anders konnte, in Lateinische Lettern umgesetzt. Er entschuldigt sich selbst darüber, dafs dies vielleicht nicht überall mit Ge- nauigkeit und Consequenz geschehen sei (°). Zu beklagen ist es, dafs er auch seine Grundsätze der Buchstabenübertragung nicht genauer angegeben hat. Er sagt nur im Allgemeinen, dafs er der, von der Asiatischen Gesell- schaft in Caleutta angenommenen Orthographie von William Jones folge, nach welcher die Vocale so ausgesprochen werden, wie wir es beim Lesen des Lateinischen zu thun pflegen. Er bleibt sich aber auch hierin nicht gleich, indem er z.B. wunderbarer Weise in der Übersetzung des Brata Yuddha immer Kresna, im Texte dagegen Krisna schreibt. Unter diesen Umstän- (‘) B. Y. 116.174. 414. Raffles. I. 297. [In keiner dieser drei Stanzen des B. Y. finde ich die Schlachtordnung genannt; sie findet sich nur in Raflles Auszuge. B.] () B.Y.121,o. () Dhiradha, Elephant, ein Kawi-Wort (Raffles. I. App. p. CLXIX. col.a.), das San- skritische f&7z, dwirada, wie dhipangga aus f&4, dwipa. Mata, eigentlich matta (A), bei Crawf. auch meta, wüthend. (*) Raffles. I. 416-447. 452. 453. 455 - 463. ©) 2.c. 399. (2) 276,410.411. bei Raffles. S.2. 21 den kam es mir vorzüglich darauf an, zu erforschen, wie weit Raflles Ge- nauigkeit oder Ungenauigkeit hierin gehe; und obgleich es mir nicht ge- glückt ist, hierin ganz auf’s Reine zu kommen, so ist es mir doch bis auf eine zu meinem gegenwärtigen Zweck hinreichende Weise gelungen. Crawfurd nämlich hat, wie schon oben erwähnt worden ist, ein Stück desselben Ge- dichtes nach einer andren Handschrift gegeben, welche ihm von Nata Na- gara ('), einem Fürsten in Sumenap auf Madura, mitgetheilt worden zu sein scheint. Glücklicher Weise finden sich nun fünf Stanzen derselben Stelle auch bei Rafiles, und ich habe dieser Schrift diese zwanzig Verse nach beiden Ausgaben beigefügt. Man wird bei der Vergleichung finden, dafs die Unterschiede zum Theil sehr bedeutend sind. Einige sind offenbar verschie- dene Lesarten der Handschriften selbst, andere hingegen erkennt man selbst mit geringer Übung in solchen Dingen als die Folgen verschiedenen Ver- fahrens bei der Übertragung i in unser Alphabet. Da mir nun daran lag, be- urtheilen zu können, welche von beiden Übertragungen, und in welchen Stücken, die genauere sei, so habe ich mir ein Facsimile einer Seite der Originalhandschrift von der Asiatischen Gesellschaft aus London verschafft, und nun die Javanische Schrift mit der Übertragung verglichen, was mit Hülfe des von Raffles und Crawfurd gegebenen Alphabetes (?) mit keiner Schwierigkeit verbunden war. Leider habe ich zwar nicht dieselbe Stelle bekommen können, welche Crawfurd giebt. Diese aus der Mitte der Hand- schrift hervorzufinden, würde niemandem möglich gewesen sein, der sich nicht schon viel mit diesen Sprachen beschäftigt hätte. Da aber in der Art der Übert tragung bei jedem der beiden Enslischen Schriftsteller doch sicher eine gewisse Gleichförmigkeit herrscht, so konnte auch eine jede andere Stelle zu meinem Zwecke ausreichen; und ich habe mich in der That über- zeugt, dafs in mehreren der Verschiedenheiten zwischen den beiden Über- tragungen die von Raffles weniger mit dem Original übereinstimmt, was in- defs, wenn man einmal davon unterrichtet ist, dem von ihm gegebenen Texte (') Dieser scheint verschieden von dem oben genannten Nata Kasuma. Nata, das be- kannte Sanskritwort, bedeutet hier Fürst, Herrscher, nagara ist Stadt, Land, also: Fürst des Landes. (?) Raflles. 1.362. Crawf. Arckip. II.71. Beide müssen in einigen Punkten durch einan- der berichtigt werden; nur das erstere giebt eine vollständige Anweisung zum Lesen, das letztere fügt aber einige Zeichen hinzu, die dem ersteren fehlen. 232 Der Brata Yuddha bei Raffles. $.2. nichts an seiner Brauchbarkeit raubt. Damit der Leser auch dies genau be- urtheilen könne, gebe ich das Facsimile lithographirt, mit einer genauen Zergliederung der einzelnen Buchstaben, und lasse darauf die Stelle nach Rafiles folgen. Man wird hieraus sehen, dafs Raflles die A sowohl im An- fang und in der Mitte der Wörter, als am Ende (!), oft ausläfst, und ebenso das w. Durch die letztere Auslassung wird z.B. das in der Javanischen Handschrift ganz richtige Sanskritische bhuwana bei Raflles in buana ver- wandelt. Ferner setzt Rafiles sehr häufig o, wo in der Handschrift sehr deut- lich z (der im Javanischen Alphabet suku genannte Vocal) steht. An an- deren Stellen setzt Raffles ein e zwischen zwei Consonanten, wo die Hand- schrift dieselben unmittelbar auf einander folgen läfst. Hierüber läfst sich aus ihm nichts weiter entnehmen. Es wäre aber wichtig, zu wissen, ob die Handschrift vielleicht schon nach Arabischer Weise Vocale, wo kein Irr- ihum zu befürchten ist, ausläfst, oder ob diese Schreibung ein drittes, noch kürzeres e neben den zwei bezeichneten andeutet. Dafs die Aussprache in diesen Fällen die beiden Consonanten durch irgend einen Vocallaut trennt, dafs man also sekar und nicht, wie die Handschrift angiebt, skar, Blume, sagt, ist wohl schon darum nicht zu bezweifeln, weil sonst das, von Raffles sehr sorgfältig bezeichnete Sylbenmaafs nicht herauskommen könnte. Wo Raffles oa setzt, ist es mir immer sehr zweifelhaft gewesen, was er damit an- deuten will. In der Sylbe yoa hat die Handschrift Ayu. In allen diesen Punkten stimmt Crawfurd mit der in der Handschrift gebrauchten Schrei- bung überein. Eine andere Schwierigkeit liegt darin, dafs Raffles die von ihm ge- brauchten Zeichen nicht erklärt. So weifs ich noch nicht genau, was er in jeder Stelle mit dem Apostrophe meint. Die Vergleichung der Handschrift hat mich nun zwar gelehrt, dafs, wo er ng (welches man als einen einfachen Nasenconsonanten aussprechen mufs) setzt, es derjenige Nasenlaut ist, auf welchen am Ende eines Wortes oder einer Sylbe kein Vocal folgt, wie in (') Dies End-R kommt in dem ersten Verse der ersten Stanze des Facsimile’s offenbar vor, da in den Worten mrih hayahnya das erste A nur ein End-% sein kann. Das Zei- chen ist das in Raflles Alphabet signian genannte %, dessen man sich da bedient, wo in der Sylbe kein Vocal folgt. Raffles signian sieht zwar mit seinem Köpfchen nach der rechten Seite hin, in Crawfurd’s Alphabet und der Handschrift aber ist das Köpfchen nach der linken gekehrt. Alphabet. 8.9. 23 sang. Dahingegen wo der Nasenlaut mit einem nachfolgenden Vocal aus- gesprochen wird (der Vocal möge nun unmittelbar folgen, wie in nga, oder ein zweiter Consonant dazwischen stehen, wie in ngla) und wo er also die Sylbe beginnt, schreibt er ng‘. Das Jav. Alphabet hat für diesen letzten Fall ein eigenes Consonantenzeichen. Den ersteren deutet es durch ein Sanskrit. Anuswara an, und ebenso macht es Crawfurd, nur dafs er wunderbarer Weise diesem Anuswara noch ein eigenes n zum Träger giebt (san). Wenn aber Raffles mri, mit einem Apostroph, schreibt, wo die Handschrift ganz ein- fach mrih hat, und ebenso nach t, %k, j, ja vor a, so begreift man gar nicht, warum er dies Zeichen gebraucht. Soll es hier Elision anzeigen, so hätte er es nicht zur Unterscheidung des doppelten 2g brauchen müssen. 8.3. Um vollkommen zu übersehen, auf welche Verschiedenheiten der Schreibung bei der Beurtheilung der Kawi-Wörter Rücksicht genommen werden mufs, ist es auch nothwendig, in das Kawi- und Javanische Alpha- bet selbst genauer einzugehn. Die Kunst zu schreiben ist, aller Wahr- scheinlichkeit nach, erst aus Indien nach Java gekommen; ob es aber über- haupt gar kein Vor-Indisches Malayisches Alphabet gegeben haben möge, darüber möchte ich nicht aburtheilen. Vorzüglich verdienten die Schrift- zeichen der Sprachen der Philippinen genauere Untersuchung, obgleich in einigen Buchstaben der zwei mir davon vorliegenden Alphabete die Ähnlich- keit mit dem Dewanagari unverkennbar ist (?). Wenn indefs auch die Zei- chen in allen einheimischen Alphabeten des Inselmeeres blofs Sanskritisch wären, und man niemals dort andere gekannt hätte, so mufs man doch den Inbegriff der Töne, gleichsam das Innere des Alphabets, von der äufseren Gestalt unterscheiden; und von dieser Seite betrachtet, ist das Malayische Alphabet, unter welchem ich allgemein das dem ganzen Sprachstamm ge- meinschaftliche verstehe, von dem Indischen Alphabete unabhängig, und unterscheidet sich von demselben in mehreren Stücken. Eine grofse Anzahl verschiedener Nasentöne hat es mit dem Sanskrit gemein. Wenn aber diese (') Ein Tagalisches Alphabet giebt Crawfurd (Archip. II. 71.), ein Bisayisches findet sich in Ezguerra’s arte de la lengua Bisaya. fol.1. Beide sind wohl dasselbe Alphabet, und die, zum Theil grolsen Abweichungen scheinen von den Herausgebern herzurühren. 24 Alphabet. 8.3. aus dem Sanskrit entsprungen wären, so erschiene es wunderbar, dafs das Malayische, und namentlich das Javanische, nicht auch die übrigen Conso- nantenverschiedenheiten, namentlich die der aspirirten und der Zischlaute, angenommen hat. Diese Eigenthümlichkeit mag also eher einem Hange zu diesen Tönen in den Völkern dieses Stammes zuzuschreiben sein. Das Kawi- Alphabet ist kein anderes, als das heutige Javanische, die Verschiedenheit der Zeichen abgerechnet. Es ist bei weitem nicht so voll- ständig, als das Sanskrit-Alphabet. Denn es fehlen ihm von jeder Consonanten- reihe die beiden aspirirten, ferner, wenn man den blofs mit einem Punkte über dem Vocal bezeichneten abrechnet, ein Nasenlaut und zwei Zischlaute (z1, q): Es hat also nur zwanzig Consonanten, statt der dreiunddreifsig des Sanskritischen. Welcher Unterschied zwischen der Aussprache des zwie- fachen Z und des zwiefachen d sein, oder gewesen sein mag? wage ich nicht zu entscheiden. Raffles und Crawfurd geben zwar das in der Ordnung des Javanischen Alphabetes zuerst vorkommende 7 und d für cerebrale, die bei- den zuletzt vorkommenden für dentale Laute. Vielleicht ist auch ursprüng- lich dies ihr Unterschied gewesen. Jetzt aber scheint die richtige Unter- scheidung dieser Buchstaben verloren gegangen zu sein. Denn ich finde in den wenigen Versen, welche ich von der Javanischen Handschrift besitze, in den beiden Wörtern Zri und Jatara, welche nach dem Sanskrit beide das dentale 7 haben sollten, beide Javanische 7 gebraucht, und zwar das cere- brale in /ri, das dentale in dJatara. Auch beide Arten des d finden sich in diesen Versen, aber gerade das cerebrale ist in dem Worte sabda, Wort, wo also der ursprüngliche Sanskritlaut dental ist, gebraucht. Im eigentlich Malayischen finden sich diese Laute gleichfalls, scheinen sich aber schon mehr verloren zu haben. In diesem Alphabet sind die der Reihe nach zuerst vorkommenden d und 7 die dentalen; sie werden durch das Arabische dal und te bezeichnet. Zum cerebralen 7 dient das Arabische ttah. Das ent- sprechende cerebrale d wird jetzt zwar noch immer in den Lesebüchern auf- geführt, Marsden hat es aber, nach dem Beispiele seiner Holländischen Vor- gänger, aus seinem Wörterbuche gänzlich weggelassen, da es sich, seiner Versicherung nach, in Malayischen Schriften höchst selten, wenn nur über- haupt irgend, findet (1). Er führt nicht einmal ein einziges Beispiel davon (') Gramm. p.8.9. Alphabet. 8.3. [N] 3 an. Merkwürdig ist es, dafs dies d einer von den Buchstaben ist, welche die Malayen dem Arabischen Alphabete hinzufügen mufsten, weil sie dessen Laut im Arabischen nicht fanden. Dies beweist, dafs dieses Malayische d, und nicht das dal, das cerebrale, oder wenigstens ein von dem gewöhn- lichen abweichendes ist. Ob sie übrigens noch zur Zeit der Einführung der Arabischen Schrift diesen Laut ihrer Sprache so unentbehrlich fanden, dafs sie ein eigenes Zeichen dafür feststellten, oder ob dies nur Folge einer ängstlich genauen Darstellung des ursprünglichen einheimischen Alphabetes war, läfst sich jetzt nicht mehr entscheiden. Dafs im Malayischen alle Rück- sicht auf den Unterschied cerebraler und dentaler Laute untergegangen ist, beweist das Wort danda, Strafe, in welchem die beiden Gattungen des Sanskrit-d mit dem gewöhnlichen dal geschrieben werden. Nicht anders geht es dem Ze. Es deutet in /atkala, Zeit, ein dentales, in köta (gr, kuta), Festung, ein cerebrales an. Marsden erwähnt auch dieses Unter- schiedes gar nicht. Nach ihm ist das selten vorkommende, durch das Ara- bische ttah bezeichnete 2 blofs in Nicht-Malayischen, aber nicht ausschliefs- lich in Arabischen Wörtern, üblich. Im Tagalischen und Madecassischen finde ich keines zwiefachen Lautes dieser Buchstaben erwähnt, und kann dies bei der ersteren dieser Sprachen nicht der Ungenauigkeit der Hülfsmittel zu- schreiben. Von dem Sunda-Dialekt auf Java führt Crawfurd ausdrücklich an, dafs ihm die beiden cerebralen Laute fehlen und er nur 13 Consonanten besitze (!). Von Vocalen hat das Javanische Alphabet, aufser den drei kurzen und den beiden langen e und o, noch ein kurzes e. Dagegen fehlen ihm die Diphthongen ai und au, welches in der Erkennung der Sanskritwörter bis- weilen Schwierigkeit erregen kann. Schon aus dem früher Gesagten wird man ersehen haben, dafs die von Raflles gewählte Schreibung, besonders wenn man noch dabei die darin begangenen einzelnen Fehler in Betracht zieht, das Verständnifs sehr er- schwert. Einige in der Javanischen Schrift deutlich unterschiedene Laute, wie die oben erwähnten d und t, den Nasenlaut nya und die Sylbe nya, endlich die beiden Gattungen des e unterscheidet er gar nicht, o und z nicht gehörig. Es mag zwar sein, dafs, so wie im Tagalischen, auch im Javani- (‘) Archip. II. 67. Histor. philol. Abhandl. 1832. D 26 Abtheilung der Wörter. 8.3. schen beide Vocale in der Aussprache nicht deutlich geschieden werden. Wo aber, wie im Kawi, auch Sanskritwörter vorkommen, da wäre die Un- terscheidung unumgänglich nothwendig gewesen; und das Javanische Alpha- bet besitzt für den o-Diphthong zwei Zeichen, welche, nach Art früherer Dewanagari-Alphabete und einiger neuer Indischer, den Consonanten in ihre Mitte nehmen. Dies o hätte Raffles mit o, das andere Zeichen (suku) regel- mäfsig mit u bezeichnen sollen. Ein anderer wichtiger Umstand bei der Entzifferung des Kawi-Textes ist die Art der Abtheilung der Wörter. Die Javanische Handschrift hat na- türlich gar keine, sondern bezeichnet blofs das Ende jedes Verses. Indefs enthält das Javanische Alphabet selbst ein Hülfsmittel, in einigen Fällen we- nigstens das Ende der Sylben erkennen zu können, da h, ng und r eigne Zeichen besitzen, wenn sie die Sylbe beschliefsen. Raflles hat, meiner An- sicht nach, sehr richtig gefühlt, dafs, um dem Leser die logisch gramma- tische Übersicht zu erleichtern, er die Wörter abgetheilt liefern müfste. Sein Text scheint aber hierin gerade von Fehlern zu wimmeln. Ganz leicht erkennbar ist dies bei einigen Sanskritwörtern, wie wenn er sahap sari für sahapsari, mit Apsarasen (!), schreibt. Doch auch in Javanischen Wörtern ist mir Ähnliches aufgestofsen. Diese Schwierigkeit nun liefse sich zwar durch gehörige Sprachkenntnifs leicht lösen; man mufs aber bei der Ent- zifferung des Kawi-Textes die Wortabtheilung, wie sie dasteht, immer mit Mifstrauen behandeln, und kommt aus vielen Stellen erst heraus, wenn man den ganzen Vers wieder zusammenstellt. 8. 4. Unter diesen Umständen dürfte, wenn es auf eine wörtliche Über- setzung und Zergliederung des ganzen Gedichtes ankäme, auch derjenige, welcher eine vollständige Kenntnifs des Sanskrits und Javanischen besäfse, doch bei vielen Stellen in Verlegenheit gerathen, wenn er blofs Raffles Text ohne die Urschrift vor sich hätte. Indefs ist es wirklich zu bewundern, wie viel dennoch Raffles und seine Gehülfen, bei ihnen gänzlich mangelnder Kenntnifs des Sanskrits, geleistet haben; und nie kann es dankbar genug er- kannt werden, dafs ein Mann, dessen Thätigkeit politische Verhältnisse und (2) B.Y.018.2. Standpunkt der gegenwärtigen Schrift. 8.4. 97 wichtige Verwaltungsgegenstände an sich rissen, und der, wie man offenbar sieht, sich nie gerade mit Sprachstudien beschäftigte, den Eifer besessen hat, die Trümmer einer ganz verloren gegangenen Sprache zu reiten, und dies mit einem Fleifse und einer Gewissenhaftigkeit durchzuführen, dafs seine Arbeit zur Grundlage ganz in die feinsten Einzelheiten gehender gramma- tischer Forschungen dienen kann. Denn zu dem Zwecke, welchen ich mir hier vorsetze, reicht Raflles Text, auch ohne die Urschrift, vollkommen hin, da sich darin für jeden irgend wichtigen Punkt eine zum Beweise genügende Anzahl von Stellen auffinden läfst, die von den Schwierigkeiten und Un- richtigkeiten, von welchen ich oben sprach, frei sind. Es kommt hier durch- aus nicht auf eine vollständige Zergliederung des ganzen Gedichts, oder selbst nur weitläuftiger Stellen desselben an, zu welcher die wenigen Hülfs- mittel, die man zur Kenntnifs des Javanischen besitzt, durchaus nicht zu- reichend sind. Es kommt nicht einmal darauf an, eine Kawi- Grammatik vollständig aufzustellen, obgleich ich allerdings in die hauptsächlichsten da- hin einschlagenden Punkte eingehen werde. Meine eigentliche Absicht ist nur, die Natur der Kawi-Sprache genau zu bestimmen, und zu zeigen und mit Beweisen zu belegen, wie sie in dem Umfange der Sprachen, zu welchen sie zu rechnen ist, classifieirt werden mufs. Nur soviel es hierzu nöthig ist, mufs ich in den Wortvorrath und die Grammatik derselben eingehen. Ehe ich dies aber zu thun anfange, mufs ich mich über einen Um- stand erklären, in welchem eine Hauptschwierigkeit, ja, wie ich offenherzig gestehe, noch eine gewisse Blöfse meiner Arbeit liegt. Wenn man alles aus dem Sanskrit Abstammende von dem Kawi son- dert, so bleibt ein Theil, und zwar, der Masse und der grammatischen Form nach, gerade der hauptsächlichste, übrig, den ich Javanisch nenne. Diesen nun sich verständlich zu machen, giebt es nur höchst dürftige Hülfsmittel. Käme es blofs darauf an, die Bedeutung der Wörter dieses Theiles zu ken- nen, so leistet hierin die Vergleichung der verschiedenen Stellen, in welchen dasselbe Wort in den Kawi-Texten erscheint, sehr viel. Zu meinem Zweck aber ist dies nicht hinlänglich, da es mir natürlich vorzüglich darauf an- kommt, zu erfahren, welcher Sprache ein solches Wort angehört, und einen materiellen Beweis zu erhalten, dafs dasselbe wirklich Javanisch ist. Unter allen bedeutenden Malayischen Sprachen ist die Javanische noch am wenig- sten bearbeitet. Es scheint unglaublich, ist doch aber eine reine Thatsache, D2 238 Beschaffenheit der Hülfsmittel zur Kawi- Sprache. $.4. dafs es von dieser Sprache, obgleich sie im Alterthum eine der gelehrten war, ob man gleich Denkmäler und Handschriften von ihr besitzt, und ob- gleich eine Europäische gelehrte Gesellschaft auf der Insel selbst Jahre hin- durch bestand, doch durchaus keine, noch so unvollständige oder unförm- liche Grammatik giebt, selbst nur einige, noch immer sehr mangelhafte, ver- gleichende Wortverzeichnisse, mit welchen, wenn es auf das innere Wesen der Sprachen ankommt, immer sehr wenig anzufangen ist ('). Die einzigen wirklich brauchbaren Hülfsmittel sind indefs doch noch diese Wortverzeich- nisse bei Raffles (?) und Crawfurd (3), vorzüglich das des Ersteren. Allein der Unbequemlichkeit nicht zu gedenken, dafs dies Verzeichnifs nicht alpha- betisch, sondern nach Classen von Begriffen, und darin zum Theil so son- derbar geordnet ist, dafs z.B. die Farben unter der Überschrift von dem menschlichen Körper und seinen Theilen vorkommen, so enthält dies Verzeichnifs eine Menge von wissenschaftlichen, technischen und con- ventionellen Wörtern, bei weitem aber nicht genug von denen, welche leich- ter in den inneren Zusammenhang der Sprache führen. Vorzüglich unzu- länglich ist es in den so wichtigen Olassen der Pronominen und Partikeln. Ein Englischer Geistlicher Trout soll sich, während Raffles Aufenthalt auf der Insel, sehr glücklich auf das Javanische gelegt haben; man bereitete da- mals auch Javanische Typen vor (*). Von dem Erfolge dieser Bemühungen aber erfährt man nichts. Hiernach scheint es daher, dafs der Erforschung der Kawi-Sprache ein unübersteigliches Hindernifs für jetzt im Wege liegt; und wirklich würde dies der Fall sein, wenn nicht ein anderes, obgleich in- directes Hülfsmittel hinzukäme, welches glücklicher Weise hinreicht, die Bahn brechen und sogar ziemlich weit verfolgen zu können, nämlich die Kenntnifs anderer, vollständiger bearbeiteter Malayischer Sprachen. Dies (') Raflles. I. 356.364. Begin ende voortgangh van de vereenighde Nederlantsche Oost- Indische Compagnie. 1646. Th.1. fo2.43-56. Wenn Raffles und nach ihm Leyden dies kaum noch irgend brauchbare Wortverzeichnils @ short comparative view of the Javan and Malayan languages nennen, so muls man sich durch diesen viel versprechenden Ausdruck nicht irre leiten lassen. (?) I. App. p. LXXI- CLXI. (°) Archip. D. 125-191. (‘) Raflles. Men. 164. nt. Bestandtheile des Kawi u. ihre Aufsuchung in andren Mal. Spr. 8.4. 29 Mittel hat mir hauptsächlich dienen müssen, theils in den Wörtern durch Marsden’s vortreffliches Wörterbuch des Malayischen, theils in der Gram- matik. Hier aber entsteht doch noch immer der Zweifel, ob das auf diesem Wege Erkannte, wenn es auch unbezweifelt dem Malayischen Sprachstamm angehört, auch wirklich im engsten Verstande Javanisch, und ob es das heu- tige Javanische oder eine frühere Form dieser Sprache ist? Da Sprach- untersuchungen in der That nur dann Werth haben, wenn sie den höchsten, unter den jedesmaligen Umständen erreichbaren Grad der Genauigkeit be- sitzen, so führe ich dies ausdrücklich an, und schliefse keine der Möglich- keiten aus, welche es als irrig erweisen könnten, dafs der nicht Sanskritische Theil des Kawi Javanisch sei. Die Malayischen Sprachen haben zum Theil eine solche Ähnlichkeit in ihren Ausdrücken, dafs ein Javanisches Wort sich sehr gut auch auf einer näheren oder ferneren Insel finden könnte. Es wäre daher immer möglich, dafs das Kawi sich in einer anderen Gegend gebildet hätte, und nach Java übergebracht worden wäre, nur müfste freilich der Ur- sprung desselben immer in einem Malayisch redenden Volke liegen. Was zu diesen Zweifeln einigermafsen führen könnte, ist die wesent- liche Verschiedenheit des nicht Sanskritischen Theils des Kawi in seinem grammatischen Baue von dem der eigentlichen Malayischen Sprache auf Ma- lacca. Jener nicht Sanskritische Theil kommt darin weit mehr, und auf eine wirklich wunderbare Weise, mit dem Tagalischen auf den Philippinen über- ein. Es betrifft dies auch nicht allgemeine grammatische Verhältnisse, noch einzelne solche Sylben, sondern tief in den Sprachsiun der Nationen ein- gehende Bildungsmethoden. Dieser Theil der Kawi-Sprache infigirt nämlich in einigen Fällen Syl- ben, durch welche das Wort alsdann eine ganz andere Gestalt erhält, und gleichsam zerrissen wird, was die Tagalische Sprache gerade in denselben Fällen und mit denselben Sylben thut, was hingegen der heutigen Malayi- schen ganz fremd ist. Dennoch bin ich weit entfernt, die Kawi-Sprache von den Philippinen herzuleiten. Ich hege vielmehr die Überzeugung, dafs sie auf Java selbst entstanden ist, nur lassen mir einige Punkte der Grammatik den Verdacht, dafs dies Javanisch der Kawi-Sprache doch nicht das wahre heutige, son- dern ein veralteter Dialekt sein möchte. Dies schliefse ich besonders aus 30 Bestandtheile des Kawi u. ihre Aufsuchung in andren Mal. Spr. $.4. dem Pronomen und seinem Gebrauch. Ich schliefse sogar aus den Ver- gleichungen einiger Texte, dafs jene Formen noch im heutigen Javanischen fortleben. Die Sprachen der Philippinischen Inseln sind unläugbar Ma- layisch. Die Sprachen dieses Stammes haben sich aber, ebenso wie die an- derer Stämme, von einem kunstvollen Bau in einen kunstloseren aufgelöst. Der kunstvollere erhält sich auf den Philippinen, und, wenn meine Nach- forschungen richtig sind, auf Java. Eine der oben erwähnten Formen zeigt sich noch deutlich, obgleich in einer sehr kleinen Anzahl von Wörtern, auf Madagascar; selbst im eigentlichen Malayischen, das sich fast von aller Grammatik losgemacht hat, scheint es mir Spuren dieser Formen, obgleich nur äufserst wenige und unsichere, zu geben. Auf der anderen Seite spricht die vollkommene Übereinstimmung einer bedeutenden Anzahl von Wörtern des Kawi-Gedichtes mit dem Wortverzeichnifs bei Raffles wieder dafür, dafs der nicht Sanskritische Theil des Kawi wirklich heutiges Javanisch ist. Im- mer aber fehlt mir ein eigentliches Zeugnifs darüber. Die Übereinstimmung der Wörter liefert keinen vollständigen Beweis; und was ich so eben von dem grammatischen Baue sagte, und gleich noch sagen werde, das habe ich nirgends auch nur von fern angedeutet gefunden, sondern blofs durch eigne Zergliederung der Wörter herausgebracht. Erst seit wenigen Wochen ist es mir gelungen, durch die Vermittelung des ehemaligen Gouverneurs von Java, Freiherrn van der Capellen, mit einem jungen Holländischen Gelehrten, Herrn Roorda van Eysinga, welcher denselben nach Java begleitet und sich viel mit dem Javanischen beschäftigt hat, in Briefwechsel zu treten. Auf diesem Wege werde ich wenigstens zur Gewifsheit, ob der dem Kawi zum Grunde liegende Malayische Dialekt das heutige Javanische ist? vielleicht aber auch, wenn Hr. Roorda seine Forschungen sollte weiter ausgedehnt ha- ben, noch zu wichtigeren Aufschlüssen gelangen. Nach dem hier ausführlich Gesagten mufs man es nun verstehen, wenn ich den Malayischen Theil des Kawi geradezu Javanisch nenne. Ich glaubte nicht blofs dem Leser diese Erklärung schuldig zu sein, sondern hielt es auch für gut, einige der leitenden Ideen über das Kawi hier allge- mein hinzustellen. Es wird mir nun im Folgenden sie einzeln auszuführen und zu beweisen obliegen. Man hat bisher, wenn man vom Kawi sprach, und die Natur dessel- ben bestimmen wollte, einzig auf das Verhältnifs der Sanskritwörter in dem- Sanskritischer Theil des Kawi. $.4. 31 selben zu den übrigen gesehen. Ich verweile jetzt nicht dabei, dafs dieser Maafsstab, wenn er allein, ohne Zergliederung der Wörter und ohne Beach- tung des grammatischen Baues angewendet wird, immer nur einseitige Be- hauptungen begründen kann, sondern halte mich nur an dasjenige, was dies Verfahren besonders auf das Kawi unanwendbar macht. Man hat von & Sanskritwörter im Kawi gesprochen (!). Diese übertriebene Behauptung rührt aber vermuthlich nur daher, dafs man die Zahl der in den sogenann- ten Kawi-Wörterbüchern aufgeführten Ausdrücke verglichen hat. Es ist aber natürlich, dafs die Verfasser dieser Wörterbücher vorzugsweise diejeni- gen Wörter aufzeichneten, die nicht mehr heut zu Tage zur Volkssprache gehören. Sie sind nur als Glossare anzusehen, deren Zweck es ist, das un- verständlich Gewordene zu erklären. Dahin gehörte nun der gröfste Theil der Sanskritwörter. Schon A.W. von Schlegel bemerkt sehr richtig den Unterschied zwischen den Glossaren und den Gedichten, und nimmt, nach ungefährer Ansicht des Brata Yuddha, die Hälfte der Wörter als Sanskritisch an (?). Auch dies halte ich für zu viel, insofern man nämlich auf dies Ge- dicht sieht. Denn wohl gewifs scheint es, dafs verschiedene Schriften, nach den Zeiten und Gegenständen, auch einen verschiedenen Antheil von San- skritwörtern enthielten. Jede Berechnung dieser Art würde aber voraus- setzen, dafs es eine geschlossene Anzahl von Sanskritwörtern gegeben habe, welche nur in das Kawi hätten übergehen dürfen. Nun giebt es allerdings, meiner Meinung nach, wie ich weiter unten auseinandersetzen werde, ein Prineip der Ausschliefsung gewisser Classen von Sanskritwörtern. Allein jene Behauptung läfst sich durch nichts begründen. Vielmehr läfst sich aus der ganzen Einrichtung des Kawi schliefsen, dafs es dem Dichter überlassen blieb, mehr oder weniger Sanskritwörter einzumischen. Höchstens mag sich durch die Gewohnheit ein Kreis derselben gebildet haben, an den man sich zu halten pflegte; dieser aber ist jetzt nicht mehr bestimmbar. Auf diese Weise läfst sich überhaupt ein Kawi-Wörterbuch nicht eigentlich denken; es wäre von selbst in einem Javanischen und Sanskriti- schen enthalten. Nur jetzt, wo die Sprache längst todt ist, liefse sich ein (') Raflles. I. 367. (?) Introduction & l’Atlas ethnographique du globe par Adrien Balbi. p.126. Indische Bibl. Bd. I. S. 407. 32 Kawi-M ortverzeichnisse. 8.4. solches Wörterbuch aus den vorhandenen Handschriften zusammenstellen, wäre aber in der That eine überflüssige Arbeit. Wer gehörig Sanskrit und Javanisch weifs, ist auch im Besitze des Kawi, man mag auf die Wörter oder die Grammatik sehen. Das Einzige, was alsdann zu thun übrig bleibt, ist die Beobachtung, wo und wie die Wörter und Formen beider Sprachen ange- wendet werden, und welche Veränderungen und Zusätze die Sanskritwörter in ihren Lauten erfahren. Wenn es eine Javanische Grammatik gäbe, so würde ich mich auch hierauf allein beschränken. Da dies aber nicht der Fall ist, so werde ich auch in die Grammatik des Javanischen Theils der Sprache sorgfältiger eingehen. Die Wortverzeichnisse, welche sich, nach dem jetzigen Zustande der Hülfsmittel für das Kawi, zu Rathe ziehen lassen, sind zwei von Raffles ınitgetheilte, und eins bei Crawfurd. Das eine (!) bei Raffles rührt von eben dem einheimischen Fürsten in Sumenap her, welchem Raffles die Übersetzung des Brata Yuddha verdankte. Es enthält in vierzehn eng ge- druckten Columnen eine bedeutende Anzahl Englischer Wörter mit den ent- sprechenden Kawi-Ausdrücken, von denen es für einen Begriff oft eine grofse Anzahl giebt. Auch hier ist die alphabetische Anordnung verabsäumt, und die Wörter folgen nur in sehr losem Zusammenhange auf einander. Das andere Wortverzeichnifs (?) ist eine Zusammenstellung von etwa 40 San- skrit-, Pali- und Kawi-Wörtern. Es kann höchstens dazu dienen, die Über- einstimmung der Form dieser letzten mit dem Sanskrit und die Abweichung vom Pali zu zeigen. Crawfurd giebt 266 Englische Wörter in mehreren Ma- layischen Dialekten, und hat für das Javanische auch gewöhnlich die Kawi- Ausdrücke, welche er durch ein a (ancient) als die der alten Sprache be- zeichnet. Dafs dieser Ausdruck nicht wahrhaft auf die Eigenthümlichkeit des Kawi pafst, bedarf nach dem Vorigen keiner Bemerkung. Aufserdem finden sich Kawi-Wörter in dem Stücke, welches Raffles uns aus den in Java üblichen Schulvocabularien mittheilt. Um den Kindern eine Menge von Ausdrücken in der gewöhnlichen, der vornehmen (Basa krama) und der alten Dichtersprache beizubringen, fertigt man in Java Wörterbücher nach einer eigenen Einrichtung an, welche auf die Erleichterung des Gedächt- (') IL App. p. CLXVII - CLXXIV. (?) 2 c. p.CLXVvI. Pronomina. 8.5. 33 nisses berechnet ist. Das Vocabularium ist nämlich in Abschnitte getheilt, und jeder Abschnitt hebt mit einem Worte oder einer Redensart an, welche die Classe von Wörtern anzeigt, die in dem Abschnitt weiter ausgeführt wird. Auf diese erste Redensart (z.B. Schlangen erscheinen, als glitten sie über das Wasser hin) folgen nun gleichbedeutende Ausdrücke, oder ver- wandte Begriffe (z.B. vier Wörter, welche das Schwimmen auf der Ober- fläche des Wassers bedeuten, zwei für das eigentliche Schwimmen, eins für das Schwimmen in aufrechter Stellung und das Treten des Wassers u. s. w.). Diese Vocabularien führen den Namen der 10 Benennungen, dhasa nama, wie Raffles sagt, weil ein Wort nicht leicht weniger, als 10 Synonyma, hat, eigentlich aber wohl, weil jeder der angeführten Abschnitte wenig über oder unter 10 Wörter enthält (!). Alle diese Verzeichnisse leisten aber bei Le- sung eines Kawi-Textes nur äufserst geringe Hülfe, und man bleibt immer dabei hauptsächlich auf die Kenntnifs des Wortvorrathes des Sanskrits und der Malayischen Sprachen verwiesen. 8. 5. Am wenigsten kommen Sanskritwörter in den Kawi-Pronominen und Partikeln vor. Vom Pronomen finde ich keine einzige Sanskritische Form, doch erfordert dieser Punkt eine sorgfältigere Auseinandersetzung. In jener allgemeinen Behauptung hat mich eine Zeit lang das im Brata Yuddha vor- kommende twan wankend gemacht, das ich für das Sanskritische twam hielt. Ich habe mich aber später überzeugt, dafs beide Wörter nichts mit einander gemein haben (?). Bei der im Brata Yuddha herrschenden coneisen und abgebrochenen Constructionsweise werden die Pronomina häufig ausgelassen; sie finden sich also viel seltner, als man vermuthen sollte. Für das selbstständige der 1. Person geben die Kawi-Wörterbücher bei Raflles (°) pinuna, kami, (') Raffles. I. 365. II. App. p. CLXII- CLXVI. (?) Ich betrachte es für das Mal. ’uan, Herr, welches nach Marsden auch als Pron. der zweiten Person gegen einen Höheren gebraucht wird. Im B. Y. 37, c. kommt es auch so in einer Anrede an Duryödhana vor. Crawf. Yoc. führt tuwan, Herr, auf. (°) OL App. p.170. col.b. Histor. philol. Abhandl. 1832. E 34 Pronomina 1. Pers. $.5. und, von Dienstboten gebraucht, ulun, bei Crawfurd (!) kita, kami. Ge- ricke führt als aus dem Kawi stammend und nur in Gedichten gebräuchlich an hamba (das ebenso gebrauchte Mal. amba), mami (Crawf. Voc.mam- mi), ngong (auch mit dem Vorschlag von hing, hingngong), hing- wang, palik (vom Niedrigeren gebraucht, eig. Sklave), und Aulun (das obige ulun). Pinuna ist mir gänzlich unbekannt. Wenn es ein Aus- druck grofser Erniedrigung gegen Vornehme wäre, so könnte es viel- leicht das durch Einschiebung von in gebildete passive Participium von puna, punnah, zermalmen, zerstören (?), sein. Ulun wird im Kawi (°) als Diener gebraucht, und seine Anwendung auf das Pronomen entspricht also dem Mal. saya, Sklave, für ich. Aita und kami heifsen eigentlich wir, sie mögen wohl aber auch im Sing. gebraucht werden. Besondere Plural-Pronomina führen die Kawi-Wörterbücher nicht auf, und auch die Beispiele im Brata Yuddha zeigen, dafs dasselbe Pronomen für beide Nu- meri gilt. Im Brata Yuddha kommt als selbstständiges Pron. 1. Pers. hulun in einer Anrede Satyawati’s an ihren Gemal (*), und Aaku vor, das letztere einmal in seiner vollen Form (°), und zweimal abgekürzt, als Possessivum, 125, c. kit-anak-ku, o du, mein Kind, zusammengezogen aus kita anak- ku; und ähnlich 4, c. Man sieht also, dafs das Kawi hier sich des Javani- schen Aaku, und als abgekürzten Suffixums ku, mein, unser, bedient. Fer- nere Beispiele des Possessivums sind hurip-ku, unser Leben (°), bapa-ng- ku, unser Vater (7), yaya-ku, dasselbe (°), kakang-ku, mein älteres (') Archip. I. 186. co2. 2. (?) Crawf. Foc. (°) Crawf. Archip. I. 186. co2.b. Gr BY. 0607 c. (?) Asiat. res. XII. p.165. st.3. v.2. (°) B.Y. 125,6. Aurip. Jav. Raffles. II. App. p.120. C) B.Y.125,2. Bapa (Mal. vapa) und dapak ist Vater. ImB. Y. wird es aber, wie das Sanskr. zäüta, allgemein als freundliche und ehrende Anrede gebraucht (s. auch 34, a.). Über das hier und in einigen folgenden Beispielen eingeschobene ng werde ich später ($. 22.) reden. (°) Kawi-Wort (Raflles. IL. App. p.171. co1.2.), B. Y. 607, d. von Satyawati an ıhren Mann gerichtet. Die Übersetzung übergeht diese Anrede. Pronomina 2. Pers. 8.5. 35 Geschwister (!), mas-ku, meine Theure, eigentlich: mein Gold, 614, d., anugraha-ku, meine Gabe, weka-ng-ku, mein Sohn (?), pamales- eati-ng- ku, meine Rache (558, c.), Zara-ng-ku, mein Kummer (612, 6.), g g ku, mein Wandel, Schicksal (612, c.). Die Pron. 1. Pers. des heutigen Javanischen sind nach Gericke: haku, Ng.; kula, Kr., nach Crawfurd’s handschr. Grammatik: Sklave; kawula oder kahula (°), von gleicher Bed., ein Basa-Krama-Wort; tak oder dhak, seltnen Gebrauchs; hingsun (hisun, sun, R.), nur vom Monar- chen, und mannira, nur von hohen Beamten gegen Untergebne gebraucht. Crawfurd’s handschr. Gramm. giebt, aufser den hier und oben genannten, noch riki und mara. Dies letzte Wort, das ursprünglich sich nähern, herankommen heifst und vielleicht dasselbe mit dem Mal. mari, komm hierher, ist, giebt einen neuen Beweis der Anwendung von Ortsbeziehungen auf die persönlichen Pronomina. Blofs gewissen Distrieten eigen sind hin- nyong, menna und reyang. In Hrn. Roorda’s Briefen finde ich noch hamba (das Mal. amba) und patik. Als Pronomina der 2. Person, wieder ohne Unterscheidung des Sing. und Plur., geben die Kawi-Wörterbücher bei Raffles rakrian (rakryan), kita, ta, bei Crawfurd jangandhika (*). Nach Gericke sind hanta, padhuka (°) und pukulun (beide eig. Herr, Crawf. Foc.) noch andere Kawi- oder poetische Formen. Als solche des heutigen Javanischen führt er an kow&Ng., dhika, handhika (°), jengngandhika, sampeyan Kr., sira, nur vom Monarchen, pakennira, nur von hohen Beamten ge- (') Käka (Mal.), kakang (Jav.), älterer Bruder oder Schwester. Es gilt von dem Wort dasselbe, als von dapa. B.Y.61l,c. redet Satyawati ihre alte Dienerin so an. Raflles. I. App. p. 77. (2) Tanggap tosn-anugraha-ku, ri weka-ng-ku (B.Y.4,a.), empfange freudig meine Gabe, mein Sohn. Wekka, Abkömmling, Kind (Crawf. Foe.). Über anugraha s. Anh. (°) Kahoelo in Chamberlayne’s Vaterunser (Mithridates. I. 594.) ist nur Holländische Orthographie. (*) Raffles. II. App. p.171. col.a. Crawf. Archip. U. 157. col. a. () Im B. Y.2,c. steht padhuka als Titel des Königs Jaya Baya. (°) Diese Form ist auch auf Madura üblich. Raffles. II. 4pp. p.149. Auch findet sie sich in dem aus Chamberlayne genommenen Vaterunser im Mithridates (1. 594.). E2 36 Pronomina braucht (Mal. pakanira, doch nur in einigen Distrieten (‘)). In Craw- furd’s Gramm. werden noch angeführt: riha und kamu, dessen letzte Sylbe mu als Suffix zum Possessivum dient. Gericke scheint nur das letztere zu kennen. In kami, ich, und kamu, du, ist die Gleichheit des Consonanten, m, ebenso merkwürdig, als die Verschiedenheit des Endvocals. Durch die Vergleichung des Jav. Dem. Pron. wird man darauf hingeführt, den Vocal- unterschied wirklich in Absicht auf die Person bedeutsam zu finden. Die Jav. Sprache besitzt nämlich drei Demonstrativa, deren jedes eine auf ganz gleiche Weise durch den Endvocal unterschiedene Form hat: Ng. hiki, hika, hiku, Mdy. niki, nika, niku, Kr. punniki, punnika, punniku. Nach Crawfurd’s Gramm. zeigen nun die Endvocale den Grad der Entfer- nung, ö den kleinsten, u den gröfsten, a einen dazwischen liegenden mittle- ren an, und dieser aus ihrer Natur selbst hergenommene Gebrauch der Vo- cale scheint auch auf die Personen, das Ich, als das immer Nahe, und das Du, als das gewifs davon Geschiedene, also Entfernte, übertragen. Der mittlere Grad bleibt dann für den dritten Gegenstand, der nah und fern sein kann. Wahrscheinlich aber mufs Crawfurd’s Erklärung dahin berichtigt wer- den, dafs die drei Formen die Standpunkte der Redenden bezeichnen, die in a also dem Lat. iste gleichkommt. Dann ist es, wie im Tag., wo die Con- sonanten der Dem. Pron. zwar nicht ganz gleich, aber doch zu wenig ver- schieden sind, um die Bedeutsamkeit, die dagegen sichtbar in den Endvoca- len liegt, in ihnen zu suchen. Von diesen zeigt auch i die Nähe, den Ort des Redenden, o aber den des Angeredeten, an und on die Örter des dem Angeredeten näher und des beiden gleich nahe stehenden Dritten an. Man mufs sich hierbei erinnern, dafs die Tagalische Aussprache o und u ver- wechselt, und dafs das @ der Jav. Form kein reines, sondern ein breites, un- deutliches «a ist. Daher ist das Tag. ito und iyan nicht so verschieden vom Jav. hiku und hika. Um nun zu kami und kamu zurückzukehren, so bleibt in ihnen die Gleichheit des m-Lauts schwer zu erklären. Doch auch die Griechen haben, neben den m-Formen der ersten Person, min für die dritte, (') Marsden. Gramm. p.48. 2uPers. 8.9. 37 und das m könnte daher wohl Ausdruck für die Person, den Gegenstand überhaupt sein. Die Formen des Sing. dienen auch im heutigen Jav. zu- gleich durch alle Personen hindurch für den Pluralis, man kann ihnen aber, um die Mehrheit zu bezeichnen, sedhaya Kr., sekabeh Ng., viele, alle, hinzufügen (Raffles). Rakryan wird der Dienerin Satyawati’s gegen ihre Herrin in den Mund gelegt ('), und mufs also ein ehrender Ausdruck sein. Er ist mir sonst nicht vorgekommen, so wie auch nichts, was ihn erläutern könnte. Jangandhika, jengngandhika ist deutlich aus einem Subst. jeng oder jengngan und dem, possessiv gebrauchten Pron. dhika oder handhika zusammengesetzt. Jeng ist ein Kawi-Wort für Fufs, und fer- ner finde ich es in Crawfurd’s Wörterbüchern und bei Gericke mit dem Ar- tikel kang vor sich in der Bed. das Hohe, Hoheit (auch als Titel) (?). Ob es in diesem Gebrauche dasselbe Wort (Füfse) oder ein ganz anderes, dessen eigentliche Bed. hoch oder grofs ist, sei, mufs dahin gestellt blei- ben. Hätte es wirklich diese letztere adjectivische Bed., so erklärte sich jengngan leicht als ein davon abgeleitetes abstractes Substantivum. Dhika entspricht dem Mal. dikau. Dies, däku (1. Pers.) und diya (3. Pers.) werden zwar, und jetzt nicht ganz mit Unrecht, nur für euphonische Um- änderungen der einfachen Formen aku, kau und iya gehalten. Ich werde aber in meiner Schrift über den Malayischen Sprachstamm zeigen, dafs sie Überbleibsel einer Declination der Pronomina, und Casus obliqui jener ein- fachen Formen sind. Es geht dies aus der Vergleichung des Tagalischen hervor. Nach Marsden’s eignem Geständnifs (°) wird drkau nie als Nomi- nativ gebraucht. Da sich aber das bestimmte Gefühl der Bedeutung des Vor- schlags verloren hat, so ist es mit dzya schon anders. Der Vorschlag von han in han-dhika ist derselbe mit dem im Mal. ang-kau, du; und da auch di Vorschlag ist, so bleibt der ächt Malayische Pronominallaut blofs (') B.Y. 614,2. (?) [[Cornets führt als Titel des Königs der Niederlande an: kang jeng raja kang maha- hageng. Ein anderes Beispiel seines Gebrauchs findet sich bei Roorda v. Rormat: hing- gih kawula sampun ngormatti kang jeng raja, hingkang saweg rawuh bade punika, ich habe dem durchlauchtigsten Fürsten, welcher so eben gekommen ist, gehul- digt. B.] (°) Gramm. p.46. 48. 38 Pronomina pers.; ka oder ko. Im B. Y. finde ich für du sira (!), an einer Stelle rakryan, und gewöhnlich kita und ta. Dennoch ist kita unläugbar in einigen Malayischen Sprachen eine Form des den Angeredeten mit einschliefsenden Plur. der 1. Pers., wir. Im Mal. steht dem einschliefsenden kzta das ausschliefsende kamz gegenüber. Im Tag. heifsen die beiden Formen zwar t@yo und cami; aber quita und cata sind dialektische Nebenformen der ersteren, und kürzen sich gleich- falls in {a ab. Im Bisayischen ist quita die einzige Form des einschliefsen- den Plurals. Nach Crawfurd sind k’ta und kami im Kawi auch Pronomina für ich. Herr Roorda sagt nicht nur dasselbe von kita, sondern setzt aus- drücklich hinzu, dafs er niemals entdeckt habe, dafs kita du bedeuten könnte (?). Mit wirklichen Stellen wüfste ich diese Behauptungen nirgends zu belegen; kami kommt im B. Y. nicht vor, und in kita erkenne ich im- mer nur du. Doch ist in der Tongischen Sprache gita wirklich ich (°), also in einer Malayischen oder wenigstens den Malayischen sehr nahe ver- wandten. Man hat hier die Erscheinung, dafs der den Angeredeten einschlie- fsende Plural auch für den Singularis gebraucht wird, ich und du für ich, oder für du allein. Forscht man der Natur und dem Gebrauch dieser For- men in diesen und anderen Sprachen nach, so findet man den Gang, auf welchem der Sprachsinn der Nation zu dieser Vertauschung der Begriffe ge- kommen ist. Wenn in der ersten Person des Plurals, wir, der Zustand, wo das du aus- oder eingeschlossen ist, unterschieden wird, so neigt sich der Ausdruck von selbst dazu hin, das du oder das ich allein darin mehr heraus- zuheben, und so erklärt sich schon von selbst der Gebrauch des Plurals als eines Singulars. Die Sache ganz allgemein betrachtet, kann nun die Form, welche das ich und du zusammen in sich fafst, zum einzelnen Ausdrucke beider dienen. Indefs ist es doch bei weitem natürlicher, den einschliefsen- den Plural vorzugsweise auf das du, den ausschliefsenden auf das ich zurück- (') 3, d. Obgleich in der Erklärung des ganzen Verses grofse Schwierigkeiten übrig bleiben, so kann doch sira darin keinen andren Sinn haben. (*) [In seinem Wörterbuche fehlt kiza ganz, in seiner Gramm., p.24., sagt er aber, dafs kita häufig in Gedichten vorkomme und sowohl für die erste, als für die zweite Person gebraucht werde. B.] (°) Mariner. Account of the Tonga islands. II. Grammar. Pronouns. (p.354. Gita ist gar kein Ausdruck im Munde vornehmer Personen.) ein- und ausschliefsender Plural. S.5. 39 zurichten. Der Gebrauch der Tongischen Sprache bleibt daher immer ab- weichend. Gita ist aber in ihr auch niemals Pluralform. Der ganze Sprach- stanım dieser Inseln folgt in der Unterscheidung des doppelten Plurals einer Ansicht, bei welcher die Unterscheidung der Person, auf welche sich die zwiefache Gattung des wir richtet, minder ins Auge fällt. Denn bei meiner Untersuchung der Sprachen, welche das wir also spalten, entdecke ich ein &. Die einen nehmen dazu bei 8 dem einschliefsenden Plural das Pron. der zweiten, bei dem ausschliefsenden zwiefaches System in der Art der Bezeichnun das der ersten Pers. des Sing.; sie setzen daher den Unterschied in das Pro- nomen. Die andren thun dies nicht, sondern legen ihn in die dem Pron. hin- zugefügten Sylben, bisweilen mit deutlicher Sichtbarkeit, dafs die dem einen und dem andren Plural zugetheilten eine engere oder weitere Verbindung andeuten, wie ich an einem andren Ort vom Polynesischen Sprachstamm klar nachweisen werde. Eine Sprache, welche dem ersteren dieser Systeme folgte, aber die Personen verwechselte, dem ausschliefsenden Plural die zweite, dem einschliefsenden die erste Person des Sing. zutheilte, ist mir nicht vorgekommen. Um nun einige Beispiele anzuführen, so bildet die De- lawarische Sprache ihren doppelten Plural geradezu aus den beiden ersten Personen des Sing. A’pendameneen heifst: wir alle, ihr so gut, als wir, haben gehört, dagegen hat dasselbe Verbum, wenn ihm statt des k ein n vorgesetzt ist, einen das Hören blofs auf die mit dem Sprechenden ver- bundenen Personen (unser Stamm, unsre Familie) beschränkenden Sinn (!). (') Transactions of the hist. and lit. committee of Ihe American philos. society. I. 428. 429. Zeisberger. Grammar of the language of the Delaware Indians. p.47. 51. 97. Vergleicht man diese Formen genauer, nämlich: n’pendameneen, wir allein 1. Pers. | ı Eur : k’pendameneen, wir zusammen, 2. Pers. A’pendamohhumo, ihr, F ’ ’ so liegt im Ausgange der beiden ersten der Pronominallaut von ich, der sie beide, als wir, von der zweiten, ihr, unterscheidet. Aber vorn trennen sie sich durch Pronominallaut der 1. und 2. Pers. Das einschliefsende wir stimmt da mit der zweiten überein, und falst also beide Pronominallaute zusammen. Das ausschlielsende wir enthält den der ersten zweimal, gewils eine sinnreiche Bezeichnungsmethode. In der Massachusetts-Sprache hat Hr. Du-Ponceau mit dem ihm eigenen Scharfsinn die zwiefache Gattung des Plur. in neena- wun und kenawun entdeckt. Neen, ich, bildet den ausschliefsenden, ken, du, den einschlie- [senden Plural; awun ist beiden gemein. (Eliot. Grammar of the Massachusetts Indian lan- guage. Boston. 1822. p.7. Notes. p. XIX.) 40 Pronomina pers.: Nun aber sind k und n die eigentlichen Stammlaute der 2. und 1. Pers., im selbstständigen Pron. ni, ich, niluna, wir (ausschl.); ki, du, kiluna, wir (einschl.). In der Guaranischen Sprache ist zwar die Ableitung des aus- schliefsenden Plurals dunkel, da derselbe gar nicht im Laut mit der 1. und 2. Pers. des Sing. übereinstimmt, in dem einschliefsenden Plural dagegen, nande, oder auch yande, liegt deutlich das Pron. der 2. Pers. des Sing., nde (!). Nicht in das Pronomen, sondern in die Hülfssylben setzen den Unterschied des Plur. die Quichua-, Tamulische, Telingische und andere Sprachen. Kehren wir nun zu kita und kami zurück, so glaube ich in dem mi des letzteren die erste, in dem ta des ersteren die 2. Pers. des Sing. zu er- kennen. Wir haben oben eine Form des Pron. 1. Pers. mami gesehen, und diese finde ich in kami, wir ohne dich, wieder. Es erinnert an das Sanskr. me, mama. Eine aus viel älteren Zeiten, als die Übertragung ganz geform- ter Sanskritwörter in die Malayischen Sprachen, herstammende, tiefliegende Verwandtschaft beider Sprachen findet sich überhaupt, wie ich an einem an- dren Orte zeigen werde, in dem ganzen Pronomen. Dieser Spur folgend, halte ich das fa in kita für Eins mit dem Sanskr. /wam (ray ), oder viel- mehr mit Z£ (A), das, nach der Analogie von m£ (ff), eine verlängerte Form von fa ist. Da sich in den Vedas zw, das auf 7, tu, führt, und z£ findet, so läfst sich über die Priorität beider Formen aus dem Sanskrit nicht ent- scheiden (?). Dafs die Malayischen Sprachen in dieser Stelle gröfstentheils (') Rande finde ich in Ruiz gedruckter und Legal’s handschriftlicher, mir durch die ausgezeichnete Güte des Herrn Etatsraths Schlözer aus dem Nachlasse seines Vaters mit- getheilten Grammatik des Sid-Guaranischen Dialekts, yande in der des Nord-Guaranischen, der auch Brasilianische und Tapi-Sprache heilst, von Figueira (Arte da grammatica da lingua do Brasil. p.53.). Das einschlielsende wir, ore, ist wahrscheinlich, so wie sie meh- rere Sprachen besitzen, eine von ich, xe (Figueira), che (Ruiz), ganz verschiedene Form des wir. Auch pee, ihr, weicht auf gleiche Weise von nde, du, ab. (?) Rig-Vedae specimen ed. Rosen. P-0.5L.2,0. A, te. p.26. nt. ra, twe. Jahrbücher für wissenschaftl. Kritik. 1831. S.377. Bopp hatte, ehe er die Bestätigung durch die Veden kannte, richtig auf eine Form &, twe£, geschlossen (Lateinische Gramm. 42. 265.). Er er- klärt 7, LE, für eine Verstümmelung von a, Zw, und nimmt nicht, wie bei 7, md, eine Form 7, zna, so eine A, za, an. Wirklich findet sich auch im Sanskrit von dieser keine Spur. Aber die allgemeine Analogie, das Nebeneinanderbestehen beider Formen in den Ve- das, und das za der Tagalischen und Kawi-Sprache machen mir die oben vorgetragene Mei- nung wahrscheinlich. ein- und ausschlie/sender Plural. 8.5. 41 ein k haben, läfst sich aus der, diesem Inselmeere eigenthümlichen Verwechs- lung der beiden Buchstaben erklären. Die erste Sylbe, ka und ki, ist nur der im Malayischen Sprachstamm auch bei vielen Substantiven übliche, wel- cher in der Regel ein Zusammenfassen, eine Einheit anzeigt. Auch im Ta- galischen ist es durchaus sichtbar, dafs der Pronominallaut von kita blofs ta ist. Denn im Genitiv wird es nur in fa abgekürzt. Der Unterschied von ka in kami und von ki in kita deutet auf gar keine Verschiedenheit der Pronominal-Person hin, sondern beweist nur, dafs das fa der 2. Pers. auch mit einem Vocalvorschlag i/@ lautete. Dies geht deutlich aus der mit köta gleichbedeutenden Tag. Form kata hervor; und mit dem Vorschlag kan hat kita wirklich auch kanita zum Genitiv. Eine merkwürdige Bestätigung des Zusammenhanges des einschliefsenden Pluralis und der 2. Person des Singularis findet sich in der Sprache von Madagascar. Wir heifst in der- selben, so wie alle Grammatiken es aufführen, zahaie, zahaye, zaie, izahai, und es ist sichtbar, dafs diese Formen von zaho, izaho, ich, her- stammen; unser ist hanay, anay. Nur bei Chapelier fand ich für den letzteren Begriff antsika, was ich lange nicht begreifen konnte. Durch eine handschriftliche Grammatik des Missionars Jeffreys, die ich vor kur- zem erhielt (!), lernte ich aber, dafs aufser dem oben angeführten izahaye es für wir noch einen zweiten Ausdruck, isika, giebt, und dafs jene Form wir im eingeschränkteren Sinne (?), diese wir im allgemeineren anzeigt. Von der ersteren ist das Possessiv-Pron. anay, von der zweiten antsika. Es ist hier also deutlich, dafs auch diese Malayische Sprache einen doppelten Plural der 1. Pers. hat. Sie nimmt ihn aber, wenigstens im jetzigen Ge- brauch, nicht so, wie die Malayische Sprache im engeren Verstande und wie andere Sprachen mit ihr den ein- und ausschliefsenden Plural gebrauchen, nämlich blofs in Einschliefsung oder Ausschliefsung der angeredeten Person, sondern bedient sich des einschliefsenden nur da, wo sich das wir ganz all- gemein auf alle Menschen, oder doch auf eine unbestimmte Menge bezieht. (') Ich verdanke diese, zwar kurze, und vorzüglich nur in Paradigmen bestehende, aber interessante Grammatik der gütigen Mittheilung seiner hinterlassenen Frau, der Mrs. Met- calfe, welche mir dieselbe mit seltner Liberalität zu jedem Gebrauch überlassen hat. Der immer rege wissenschaftliche Eifer Hrn. Alexander Johnston’s hatte mich mit ihr in Verbindung gesetzt. 2 . B . (*) in a restricted sense — in a more general. Histor. philol. Abhandl. 1832. B 42 Pron. poss.; ein- und ausschliefsender Plural. 8.5. Dies sieht man aus den Madecassischen Bibelübersetzungen (!). Sowohl für den ausschliefsenden Plural, als für den einschliefsenden, wie bei der An- rede des einen Schächers am Kreuz an den andren, steht die beschränktere Form; in dem allgemeinen Sinne des Wunsches dagegen: Gott sei mit uns! wenden sie den allgemeineren Plural an. Zergliedert man nun isika, so besteht es offenbar aus demselben Vorschlag, der in izaho iz geschrieben wird, und eigentlich das Pron. demonstr. ist, und aus ka, dem Pron. der 2. Pers. des Sing. in den meisten Malayischen Sprachen. Ebenso ist antsi- ka offenbar nichts anderes, als das oben angeführte Jav. handhika und das Mal. dikau. Es giebt, da es Possessivum ist, einen neuen Beweis dafür ab, dafs drkau selbst keine euphonische Veränderung, sondern ein Casus obliquus von kau ist. In der Madecassischen Sprache aber ist die 2. Pers. Sing. nicht ka, sondern hano, ano u. s. w.; die Sylbe ka als du hat sich daher in dieser Sprache nur in der Form des einschliefsenden Plurals erhal- ten; und es ist sehr wunderbar, dafs diese buchstäblich, ohne alle Andeu- tung des Begriffes von wir, nur du heifst. Man sieht hier, wie die Formen, wenn sie in Sprachen desselben Sprachstammes von einer zu der andren übergehen, zwar ihre Bedeutung stark verändern können, allein doch immer wieder einer dunkel gefühlten Analogie folgen. Zum wirklichen Gebrauche von kita für die 2. Pers. des Sing. neigt sich schon die Tag. Sprache in ge- wissen Redensarten hin. Denn wir werden beichten, durch kita ausge- drückt, heifst geradezu du sollst mir beichten. Indefs beschränken sich (') Beschränkterer Madec. Plur.: im ausschliefsenden Sinne des Mal. kamt. Matth. 2, 2. fa izahay efa nahita, wir (die Weisen des Morgenlandes, nicht ihr) haben gesehen (Rita, sehen, na Vergangenheits-Präfix unbestimmt, ef@ ganz und gar vergangen). Im einschliefsenden Sinne des Mal. krta. Luc. 23, 41. fa izahay mandray ny endreha’ny ny natao nay, denn wir (ich und du) empfangen den Lohn unsrer (nay) Thaten. All- gemeiner Madec. Plur.: Matth. 1, 23. Anariamanitra amin’ tsikia, Gott mit uns (al- len); amin, mit; die Präpositionen verbinden sich mit den abgekürzten Fürwörtern ; das End-a ist die Imperativsylbe a, Ra; antsika verliert in der Anfügung sein Präfix, nur das zweite ’ verstehe ich nicht. Es ist sonderbar, dafs die Malayischen Bibelübersetzungen diesen Unterschied von kamz und kzta nicht beobachten. Eine in Amsterdam 1692 ge- druckte Evangelien - Übersetzung hat an allen hier angeführten Stellen kiza, die von der Bibelgesellschaft in London 1821 herausgegebene Übersetzung der ganzen Bibel (die ein wörtlicher Abdruck der Amsterdamer von 1733 ist) an allen kamı. Da aber Marsden (Gramm. 45.46.) den Unterschied bestimmt festsetzt, so ist dies wohl nur der mangelhaften Sprachkenntnifs der Verfertiger dieser Übersetzungen zuzuschreiben. Pronomina 3. Pers. 8.5. 43 freilich diese Redensarten auf solche Fälle, wo die Handlung oder das Lei- den der angeredeten Person als eine Folge des überwiegenden Willens der Redenden angekündigt wird (!). In dem Gebrauche im Kawi läfst sich eine solche Einschränkung nicht beweisen, obgleich in einigen Stellen (°) allerdings auch mit dem Begriffe des Du der des wirkenden Ichs unmittelbar verbunden werden kann. Wahr- haft als wir kann ich kita in keiner Stelle erkennen. Wo der Begriff durch ein Pron. ausgedrückt ist, geschieht es nur durch das der 1. Pers. des Sing. Es fehlt alle Spur, dafs die Kawi-Sprache einen ein - und ausschliefsenden Plural unterschieden habe; und auch dem heutigen Javanischen ist dieser Unterschied fremd. Das abgekürzte za ist schwerer zu erkennen, da es auch eine gleichlautende Partikel giebt; Ng. toch, yata, ja toch (Ger.), bei Raflles zah, im Lampung-Dialekt /a@, darauf, ferner (still then). Es soll eine Eigenheit der Jav. Sprache sein, kein wahres persönliches Pron. der 3. Pers. zu haben; dewe (bei Raffles (?) dewekk£) Ng., und piyambakKr., die man bisweilen dafür braucht, heifsen eigentlich selbst. Hr. Roorda ist jedoch anderer Meinung, und führt sie geradezu als Pron. 3. Pers. auf; und wenn Crawfurd, nachdem er dies ganz richtig bemerkt hat (*), dies Pron. dem ganzen‘Malayischen Sprachstamm absprechen will, und sogar vermuthet, dafs es auch in die Mal. Sprache auf Malacca erst seit der Einführung des fremden Alphabets gekommen sei, so ist diese Behaup- tung offenbar irrig. Das Mal. iya liegt schon im Polynesischen ia (Tah. N. Seel. u. Tong.), und das Tag. siya ist dasselbe, nur ein wenig anders gestaltete Wort. Auf Lampung ist es, wie auf Malacca, üblich, und auf Madura und Bali lautet es hia; ria auf Sumenap, wohl Eins mit reo auf Madagascar, möchte dasselbe sein. Auch die Jav. Sprache besitzt dasselbe Pron., gebraucht es nur aber nicht als ein selbstständiges. Denn sie hängt den Subst. als Possess. 3. Pers. hira an; und da es allgemeine Sitte dieser Sprache ist, die persönlichen Pron. suffigirt als possessiva gelten zu lassen, so erkennt man hieran die wahre Natur dieses hira. Der bedeutsame Grund- (') Totanes. Arte de la lengua Tagala. p.12. nr. 40. ©) BY.&dc () I. App. p.149. (*) Asiat. res. XI. 144. Crawf. Gramm. 44 Pron. poss. laut in allen diesen Pron. ist nämlich i. Er ist auch der herrschende in allen Tag. (dini, dito, diya, dion), Jav. (hika, nika, niki u.s.w., wo der erste, sich immer gleiche Vocal dem Demonstrativum als Pron. 3. Pers. über- haupt, der letzte, dreifach verändert, der Bezeichnung seiner verschiedenen Arten angehört), Mal. (zfw, ıni) und Mad. (ity, iroua, izy) Demonstrati- ven. Es ist also dies derselbe Pronominallaut, der in der gleichen Person auch durch den Sanskrit. Sprachstamm geht. Neben hira, das jedoch nur noch im dichterischen Gebrauch ist (Ger. Gramm.), giebt es im Jav. noch zwei andre Possessiv-Suffixe 3. Pers., nämlich hipun Kr. und Ad Ng. In he ist das © im Volksgebrauch in € übergegangen, in hi-ra (wo ra Zusatz ist) und hi-pun hat es sich rein erhalten. Das letzte Suffix ist das Mal. iya pün, obgleich dies nur selbstständig gebraucht wird, und püun ist ein im Mal. auch sonst bei allen Redetheilen oft gebrauchtes Anhängsel ohne be- stimmte Bedeutung (Marsden. Gramm. 100.). Der Gebrauch dieser drei Suffixa ist ein doppelter, einmal als Besitzpron., rawuh-hira, seine, ihre Ankunft, dann als Genitivzeichen der Nomina, homah-he& tetongga, das Haus des Bauern. Es bedarf kaum der Bemerkung, dafs auch im letzten Fall diese Suffixa eigentlich Besitzpron. sind: sein Haus der Bauer. Das Anfangs-h dieser Wörter verwandelt sich aber, einer allgemeinen, auch in anderen Fäl- len geltenden Analogie der Sprache gemäfs, nach einem Endvocal des No- mens in nn, nach einem Endconsonanten desselben in diesen, alsdann sich verdoppelnden. So lautet z.B. hira: galih-hira, sein Herz, karsa- nnira, wo aber in der Aussprache das erste n der zweiten Sylbe angehört, sein Wille, Ad: karep-pe, sein Wunsch. Ein schliefsendes auf i folgendes h (wignyan) wird auch weggelassen, dann aber das A des Suff. wegen des ö in.y verwandelt. Gericke giebt diese Regel (Gramm. 38.) nur bei dem Suff. der Subst. Aan, doch dort als nothwendig. Allein im Wörterbuch (v. mu- lih) bildet er samuliy£, bei seiner Zurückkunft (s. unt. $.9.). In den Kawi-Texten nun finden sich Aira und nira als Besitzpron., und beide, so wie auch A@, als Gen. Zeichen, allein meistentheils ohne Be- obachtung der legitimen Lautveränderungen des heutigen Jav., dann aber sira, was einer eignen Erörterung bedarf. Die Vernachlässigung der Laut- regeln ist wohl nur Schuld falscher Schreibung; so hat die Handschrift (1, c.) ganz richtig kunda-nnira für kunda hira, dagegen gleich darauf naga- ra-ning (für nagara hing), wo man heute nagara-nning schreiben 3. Pers. 8.5. 45 würde. Die doppelte oder einfache Schreibung eines Consonanten möchte freilich ziemlich willkührlich sein, da ich in Crawfurd’s Wörterbüchern, bei Raffles, und selbst in Marsden’s Lexicon darin keine Beständigkeit finde. In Raffles Brata Yuddha habe ich die Verdopplung in dem gegenwärtigen Falle nur höchst selten angetroffen, z.B. pa-dhulur-rira (für hira) nararya Pandawa (12, a.). Das Suff.nya, das aber nur als Besitzpron., nie als Gen. Zeichen gebraucht wird, ist dem Kawi und Malayischen gemein- schaftlich. Hira finde ich unbezweifelt als Besitzpron. in einigen Gerundiv- Redensarten, wo ein Verbum, das aber der gramm. Form nach ebensowohl ein Subst. sein kann, mit dem Präf. sa steht und hira angehängt ist. B.Y. 40, a. sadatengira, als er angekommen war, wörtlich: mit seinem Kom- men (!). Gericke giebt unter dem Worte dateng, kommen, Ankunft, an, nach, durch, dasselbe Beispiel aus dem heutigen Jav. an, nur mit einem an- dren der drei Suffixe: sadatengngipun, bei seiner Ankunft (?), und von mulih, zurückkommen, samuliye, bei seiner Zurückkunft (s. unt. S. 49.). In andren Stellen ist, auch ohne sa, die Construction die nämliche (°). Mit einem Subst. geradezu als sein, ihr (wienya) finde ich es sonst nicht, wohl aber als Gen. Zeichen (*). Nira findet sich sowohl hinter Consonanten, als Vocalen, und ist Possess. 3. Pers. (°) und Gen. Zeichen (°). Im Jav. helfen hipun und hira auch Partikeln bilden; so macht man von sampun, bereits, vergangen, sasampunnipun, risampunnira (Ger.). Solche Verbindungen bietet auch der B.Y. dar, z.B. risampun- ira, darauf, danach, karananira, deshalb, tekapira und tekapnira, deshalb, von (Lat. a) (7). (‘) Doch unterliegt diese, sonst ganz gewöhnliche Bed. des sa in dieser Stelle noch einem Zweifel, indem man vielleicht übersetzen muls: von (Lat. de) seiner Ankunft. s. Anh. (?) Vgl. auch B. Y. 33, a. (°) 35,d. 38, a. (*) 35, a. 109, a. (°) B.Y.2,a. 39,@. w&smanira, ihr Haus, Eros (wesman), wisma, Crawf. Poc. B. Y. 100, c. () BE8.0 32, .. (’) 287,3. 21,2. 37,0. 123,0. 119, a. 46 Pronomina Ich knüpfe hieran gleich sira, das im B. Y. offenbar auch Pron. 3. Pers. ist. Im heutigen Jav. giebt es kein so von Nebenbegriffen reines Pron. 3. Pers., und sira gilt nur für die zweite. Von diesem Gebrauche des Worts s. ob. S.35. 39. Das Kawi weicht also hier vom heutigen Jav. ab; doch ist es merkwürdig, dafs sowohl Grawfurd, als Raffles und Gericke, es nur als Pron. 2. Pers. aufführen (!). Die Herleitung des wahren Sinnes blofs aus den Stellen ist in einer die Construction so wenig bezeichnenden und lange nicht genug durchschauten Sprache schwierig, doch halte ich den Be- griff, den ich mir von dem Worte gebildet habe, für vollkommen richtig und in den Stellen begründet. In einigen Versen ist sira Haupt (?); diese Bed. hat mit dem Pron. nichts zu schaffen. Das Wort mufs dann wohl sirah geschrieben werden. In andren Stellen wird es Eigennamen vorgesetzt, und scheint eine Art Ehrenbezeichnung. Von andren ähnlichen Vorsätzen der Eigennamen werde ich bei der Behandlung der Malayischen Sprachen überhaupt reden. Da sang (s. unt. 8.8.) ebenso gebraucht wird, das nur eine Art Artikel ist, so halte ich sira in diesem Gebrauch nur für das persönliche Pron. 3. Pers. (°) (') [Auch bei Brückner und Cornets de Groot, welche sonst so vollständig in Anfüh- rung der Wörter sind, finde ich keine Erwähnung von sira als Pron. 3. Pers., so wie auch nicht in Roorda’s Gramm.; in seinem Wörterb. fügt er nur sehr kurz die Bed. zij bei. Ich bin auf die Vermuthung gekommen, ob es nicht das Sanskrit. min sariram, Körper, sein möchte? Sarira wird in den Wörterb. sonst nur in dieser substantivischen Bed. aufge- führt, doch führt Ger., welcher es srira schreibt, noch srira-nnira, Roorda srina- nnira, du selbst, an; in der Gramm. bemerkt Ger., und so auch Brückner, dafs es mit Pron. poss. die reflexiven Pronomina bildet. In Crawf. Handschr. des B. Y. 3,5. Übers. habe ich sarira-nne sogar für er (ihn) gefunden. Das Merkwürdigste, und was meine Ver- muthung, sogar in ihrer weitest möglichen Ausdehnung, geradezu bestätigen könnte, ist, dals Roorda sarira auch in der Bed. du (gij) aufführt. Die subst. Natur des sira ist auch wirklich die passendste Erklärungsweise des unten vom Verf. erwähnten verschiedentlich eigen- thümlichen Gebrauchs dieses Wortes. Wenn man meine Herleitung, wie man wohl thun muls, auf das Pron. der 2. Pers. ausdehnt, so erklärt sich durch sie auch auf eine ganz einfache Weise, je nachdem man das Pron. poss. der zweiten oder der dritten Person ergänzt (dein Kör- per, sein Körper), wie dasselbe Wort zugleich für die zweite und dritte Person dienen könne. Ich hoffe, in meiner Erklärung des B. Y. im Anhange noch Gelegenheit zu haben, einige Beweise mehr für meine Aufstellung anzuführen. B.] (*) B.Y.76,a. trisira, drei Häupter; 113,2. Anh. Jav. Kr. sirak. Sanskr. Im, sira, und fr, Siras. (*) Beide Wörter finden sich B. Y. 82,2. S. ferner 18,a. 123, c. 124, a. 3. Pers. S.3. 47 Wo diese beiden Bed. nicht Anwendung finden, da ist sira wirklich das selbstständige Pron. der 3. Pers., von welchem Akira, euphonisch ver- ändert in nira u.s.f., das zum Besitzpron. dienende Suffixum ist, wie ku von aku (1. Pers.), mu von kamu (2.Pers.). Diese meine aus der Zer- gliederung der Texte geschöpfte Meinung finde ich auch durch Hrn. Roorda’s Briefe bestätigt. Er sagt darin ausdrücklich, nachdem er sira als Pron. 2. Pers. aufgeführt hat, dafs es auch er (, Zui) bedeuten könne. Das Kawi weicht also hierin vom heutigen Jav. ab, in dem kein selbstständiges Pron. der 3. Pers. mehr vorhanden ist. Auf die gesagte Weise wird sira im Masc. und Fem. Sing. und Plur. gebraucht. Bisweilen steht es nicht geradezu und blofs als Stellvertreter des Nomens, sondern wird mit einem gewissen be- sondren Nachdruck gesetzt, und kann sogar wie das dew£ des heutigen Jav. durch selbst übersetzt werden. Denn es steht auch wohl das Nomen selbst als Subject in dem nämlichen Satz. Hieraus wird der Gebrauch bei Eigen- namen noch begreiflicher. Sehr oft aber ist ein solcher Nachdruck gar nicht darin bemerklich. Sira hat, wie alle Jav. Pronomina, keine Casusverände- rung, sondern nur die Verwandlung in das, allemal suffigirte Possessivum, die man allenfalls als einen Genitiv ansehen kann. Sira kann daher Nomi- nativ und Subject, allein es kann auch Accusativ und Object, und mit hinzu- gedachter Präposition, oder ohne solche, jeder Casus obliquus sein. In ei- nigen Stellen kann es gar keinen andren Sinn haben, als er oder sie ('), es ist in diesen offenbar Subject und steht im Nominativ; in andren bleibt dies wenigstens das Wahrscheinlichere (?). Im heutigen Jav. ist zwar das Subject immer unmittelbar mit dem Verbum verbunden, und geht demsel- ben voraus; dies kann aber hier nicht entscheiden, da es im B. Y. offen- bar nicht immer der Fall ist. In einer andren Anzahl Stellen aber ist sira deutlich ein Casus obliquus, oder wird wenigstens natürlicher als ein solcher angesehen (°). Wenn man die kleine Lautveränderung von y in z annimmt, so kom- men sira und sein Affıxum mit dem Bisayischen Pron. 3. Pers. überein. Denn dieses lautet selbstständig und als Subject im Nom. siya, als affıgirtes (') 107,2. 107,@. 9,a. 84, c. (°) 107,c. 21,a. 91,2. 288,c. 116, a. (°) 124,2. 7,0. 10, a. 74,d. 103,a. 591, c. 48 Pron. poss. 3. Pers. $.5. Poss. iya und niya. Die Tag. Sprache setzt noch kan vor iya. Nur brau- chen diese Sprachen nie siya, sondern immer mit gewissen vorgesetzten Sylben iya und kaniya als Cas. obliq., so dafs sich die Construction deut- licher in ihnen darlegt. Der Bis. Dialekt hat auch im Plur. neben sila noch sira, und dies wird vor Eigennamen so gebraucht, dafs es die genannte Per- son mit ihrer Familie anzeigt, wie bei Homer ci aug: und im Sanskrit als En- dung Zrazr:, ädaya. Dies läfst sich aber durchaus nicht auf alle Stellen, wo sira im Kawi steht, anwenden; 124, a. wird es von Arjuna da gebraucht, wo er ausdrücklich ohne alles Gefolge (fan tumut) geht. Blofs als Possessiv-Suffixum kommt das aus dem Mal. bekannte, im Jav. nach Gericke nur in der Dichtersprache gebräuchliche nya sehr häufig vor. Es ist wohl eine Zusammenziehung des Tag. niya. Beispiele aus dem B.Y. sind ratu-nya, sein Fürst (1); susu-nya, ihre Brüste (?). Es dient auch, wie nira, Partikeln zu bilden: Aetu-nya, seine Ursach, weil (3). II ist, da Raffles das lange e (faling) nicht immer zum Unterschiede vom kurzen (pepet) accentuirt, nicht immer leicht zu erkennen, kommt aber in mehreren Stellen deutlich vor (*). In einigen dieser Fälle, wie suku-ne, ist, bis auf die vernachlässigte Verdoppelung des n, die heutige euphonische Regel befolgt; in andren aber ist eine wirkliche Zusammen- ziehung vorgegangen: nrepd Hastina, den König von Astina (115, b.). Auch erscheint das Pron. mit einem festen n, welches nach ng in dateng- nd satrunira, die Ankunft seiner Feinde (eig. ihre Ankunft seine Feinde), besonders auffallend ist. Diese Abweichungen von den Jav. Lautgesetzen sind wohl nur dem Kawi eigen. . 6. Von selbstständigen Sanskrit- Partikeln sind mir nur folgende bis jetzt im Kawi vorgekommen: (') 99,2. (Hr24rz. (°) Raffles. II. App. p.170. col.b. because. 27: Ahetu, Ursach. () Tusthane manah, Freude der Seele, 29, a. und 109,a.; sukun& sang pejah, die Fülse des Todten, 605, a. Sanskrit- Partikeln im Kawi. $.6. 49 at&, yadi, wenn. Das Jav., im B. Y. auch gebrauchte Wort ist yanı, if, Crawf. Voc., und yen (!), die ich im Mal., Tag. und Mad. nicht finde. afk, yadi, zeigt sich im Kawi als yadhi(?), yadhin oder yadhen (°), yadhyan (*). Arrgr, parampara, einander (wenn man dies hierher rechnen will), im Kawi (Raflles. II. App. p.173. col.b.) parampara, aber in der Bed. so viele, so vielals (as many, as much as), die Verdopplung des Wortes para, alle. ag, saha, mit (Raffles. II. App. p.172. col.b.), ist bald als untrenn- bar, bald als selbstständig anzusehen. Es ist auch im Basa-Krama (Ger.). In diesem und dem Ng. zugleich gilt in derselben Bed. sarta (Ger.), das Mal. serta. Dies ist das Sanskr. gpzf, särtha, nur nicht in den bestimmten Be- deutungen dieses Worts, sondern in der allgemeinen, seiner Abstammung aus g, sa, und g9, artha, angemefsnen, mit Dingen. Es hat vermuth- lich eine Präpos. ıgref7] , särtham, mit, ganz ähnlich gebildet als zız7 , särddham, gegeben. Aus der Bed. mit entsteht ein doppelter grammatischer Gebrauch des untrennbaren sa: a. zur Bildung von Adverbien aus Subst. (Ger. Gramm. S.68.) b. zur Bildung gerundiver Constructionen (s. oben S.45.), die als ganze, durch sa in adverbialische Form gebrachte Redensarten anzusehen sind: bei seinem Sehen, als er sah, eo vidente. Denn auch die Con- struction der absolut gestellten Partieipia verwandelt ganze Sätze in Adverbia, wo nur Zeit, Ort, Ursach u. s. f. durch Begebenheiten, Um- stände, materielle Verkettungen u. s. f. angegeben sind. Im Mal. heifst die untrennbare Partikel, wo sie nicht eins, sa, ist, oder nicht noch ganz sichtbar die Bed. von mit an sich trägt, se (°), hat aber denselben Gebrauch (Marsden. Gramm. 90. Vgl. auch p. 35.). (') Raffles. D. App. p.153. if. Crawf. Poc. OB. Y.8,e. ©) BN.127, a. OEBSY. 80,2. 125,0. (°) Marsden scheidet (Gramm. 93.) die untrennbare Präp. sa, die er als eine Abkürzung von sama, mit, zusammen, oder von sa2uw, eins, ansieht, von der adverbialen Partikel se. Histor. philol. Abhandl. 1832. G 50 Sanskritwörter im Kawi. Samantara (s. Anh. 17, b.) ist aus Sanskr. Partikeln zusammen- gesetzt, aber nicht selbst im Sanskrit üblich. Crawf. F’oc. führt es in der Bed. sogleich, bald darauf (forthwith, shortly) an. Semantära im Mal. bedeutet: unterdessen (Adv.), während (Präpos. und Conjunction). Im B. Y. finde ich es 17, d. 22, d. 115, a. 119, c.; in zweien dieser Stellen ist mir die Bed. noch nicht sicher, in den zwei andren scheint es aber darauf zu heifsen. Wenn man diese, enger mit der grammatischen Sprachform verbun- denen Wortclassen ausnimmt, so habe ich keine Regel in der Aufnahme Sanskritischer Wörter bemerken können; sie kommen für alle Arten von Gegenständen und Begriffen vor. Ihr Laut ist rein erhalten, indefs allerdings nicht ohne Ausnahme. Einige in die Volkssprache übergegangene Wörter haben Veränderungen er- fahren, auch ist die Bedeutung nicht immer ganz dieselbe, und endlich liegt ein Grund kleiner Entstellungen in einigen Sanskritischen, im Javanischen ungewöhnlichen Lauten. Sehr viel mufs man aber hiervon auf die durchaus incorrecte Übertragung der Javanischen Buchstaben in Lateinische bei Raf- fles schieben, wo sehr oft z.B. e für a und i, o für u steht. Dagegen sieht man aber doch an mehreren Wörtern, dafs das alte Gedicht den Indischen Laut reiner erhalten hat, als die heutige Sprache. So ist spa , Jagat, Welt, im B.Y. 4, ec. jagat, bei Ger. aber jagadh. Diese hier aufgezählten Fälle abgerechnet, läfst sich ein Sanskritwort immer in Laut und Bedeutung rein aus den es oft vorn und hinten begleitenden, und selbst in sein Inneres ein- dringenden Javanischen grammatischen Sylben ausscheiden. Beispiele wesentlicher Veränderungen, die zum Theil nur haben durch häufigen Volksgebrauch entstehen können, sind folgende: bathara (s. 1. Buch. S.236.), Mal. batära, Tag. noch mehr abweichend bathala, Harn, awalära, bra, brah, Gold, 34, abhra (s. zu 84, c.); datu- laya, Pallast (Raffles und Crawf.), vom Jav. ratu, Fürst, und Yretg, dlaya; nugraha, Gabe, Segen, HTUg, anugraha (s. zu 4,a.); yuta, eine Mil- Ich halte beide für dasselbe Wort. Wo das Bewufstsein des Ursprungs sich erhalten hatte, ist der Vocal unverändert geblieben, wo dies Bewulstsein sich verlor und Häufigkeit des Gebrauchs hinzukam, hat er sich zu e abgestumpft. Marsden selbst gesteht, dafs in einigen Fällen beide Vorschläge schwer zu unterscheiden sind. Über den Zusammenhang aller Be- deutungen von sa s. unt. 8.9. Veränderung der Form. $.6. 51 lion (Raffles. I. 414. DI. App. p. 172. col.a.), im heutigen Jav. sa-yuta, wo das sa eins heifst (Ger. Gramm. 30. 31.), ga, ayuta, oder fr, niyuta (B.Y. 114,c. yuta, wo aber der Anfangsvocal wegen des unmittelbar vor- hergehenden a elidirt sein kann); Pandutmaja, von quız, Pändu, und ZTenst, dtmaja, Sohn des Pändu (34,d.); gama (es g giebt aber auch ha- gama), Glaube, Religion (Ger.), gm, dgama; kudha, Pferd, Ir, ghöta(6,a.); byakta, sichtbar, offenbar, sam, wyakta (s. zu 7, a.); banchana, Betrug, Age, wanchana (s. zu 555, b.); panah (137, c. Mal. pänah, Tag. pana), Pfeil, gm, wäna; rasaksa, Dämon (Rafiles), erst, räkshasa; jeng, Fufs (32, c.), 739, janggha; kethi, 100,000 (Raffles. I. 414. ans En Gramm.), ATt%; Köln Marw ata (120, d. 590, a.) neben parwata (99, b.), Berg, führe ich hier nicht an, da auch im Sanskrit die Wurzel, von der qaiat, parwata, abgeleitet wird, sowohl ıd| , marw, als qe| , parw, heifst, mithin auch das abgeleitete Subst. leicht schon in Indien zwei Formen haben konnte. Einige Wörter finde ich im B.Y. rein, und in späteren Quellen verändert; so ist Weib im B. Y. (41, d.) richtig stri, 1, stri, in Raffles Kawi-Wörtern (II. App. p. 167.) istri, im heutigen Basa-Krama, namentlich zur Bezeichnung des Weiblichen bei Thie- ren, höstri (Raffles). Ebenso ist Landesherrscher im B. Y. Bupati (17, d.), gain, bhüpati, aber als Titel des Jav. Adels, aus dem die District- aufseher genommen werden, in Crawf. Voc.bopati. Dagegen kann haji, Kö- nig, Fürst, nicht leicht etwas andres, als eine verderbte Aussprache von HIf«, ädi (der Erste), sein; und viele Eigennamen und der beständige Gebrauch im B.Y. (24,d. 25,d. 26,5.) beweisen, dafs diese Entstellung des Wortes schon alt ist. Gleichwohl ist nach Ger. auch hAadhi, der erste, vornehmste, ein Kawi-Wort. Die so eben von haji gegebene Herleitung bestätigt sich durch das Mal. üjan, hüjan, Regen, von 3%, uda, Wasser, Jav. Ng. hu- dhan. Die unter den obigen Wörtern im heutigen Javanischen schon ver- alteten zeigen durch ihre Form, dafs ehemals viele Kawi-Ausdrücke wirklich im Munde des Volks waren, und sich so von ihrem ursprünglichen Laute entfernten. Veränderte Bedeutung findet sich in mehreren der über 1000 aufstei- genden Zahlen: Zaksa, 10,000 (Raffles. I. 414.), wa, laksha, 100,000; kethi, 100,000 (ib.), Atf5, k6öti, 10 Millionen; auch yuta, Million (s. ob.), scheint eher ga, ayuta, 10,000, als fat, niyuta, Million, zu sein, G2 52 Sanskritwörter im Kawi; veränderte Bedeutung. 8.6. Feinere Nüancen der Begriffe kommen natürlich oft in mannigfaltiger Ver- schiedenheit vor. Im heutigen Jav. ist der Unterschied bisweilen so grofs, dafs man auf den ersten Anblick über die Ableitung irre wird. So ist kerta, Kr. und Ng,, bei Ger. Ruhe, Friede; dennoch ist das Wort nichts, als das Sanskr. 7, krita, gemacht, wie man deutlicher aus karta, bei Crawf. Yoc., gute Ord- nung in einer blühenden Regierung, Polizei, sieht. Es kommen auch Wör- ter vor, die zwar gleichbedeutend mit Sanskritischen sind, aber diese Grund- bedeutung auf Begriffe weiter übertragen, in welchen wir das Sanskritwort nicht kennen; so heifst manik, von füp, mani, zwar ein kostbarer Stein (nach Raffles. U. App. p.162. col.d. eine Art harten schwarzen Steines), aber auch: die Regenbogenhaut des Auges (iris) (1) und die Mitte, der Mit- telpunkt (Crawf. Yoec.). Im B.Y. finde ich diese letzte (257, d.) und die erste Bed. (99, a. manik sarwawarna, Edelsteine von allen Farben.) Am häufigsten sind die kleinen aus ungewohnter Aussprache entsprin- genden Lautveränderungen, auf deren manche aber auch Raffles Schreibung Einflufs hat. Auslassung eines y. Wagra (135, b. Rafiles. II. App. p.169. col.a. Crawf. Voc.), Tiger, sata, wyäghra. Aussprache und Schreibung des Indischen Vocal-r. 7q, nripa, at, nripati, nerepa (92,b.), narepa (S4,a.), naropa (115, b.), ner- pa (84, a. 92, b. Raffles. I. App. p.170. col.a.), narpo (Crawf. Archip. Il. 174. col.a.), nerpati (27, b.), nerepati (88, d.) (?); zea, hri- daya, Herz, redhaya (257, b.), wardhaya (Crawf. Voc.); az, mri- dangga, eine Art Trommel, merdhangga (104, d.); fa, kriti, za, krita, von 5, kri, machen, kerti (Rafiles. II. App. p. 173. col.a. Crawf. V oc.), kerta (s. oben); zfe, drishti, Auge, Gesicht, drasti, weit geöff- netes Auge (Raffles. II. App. p.169. col.a.); ra, bhritya, Diener, Söld- ner, bretya (s. zu 111,a. 591, c.), in Crawf. F oc. durch Heer übersetzt. Der Doppelconsonant dw, &, wird durch einen Vocal getrennt, oder (') [Nach Roorda: Augapfel. B.] (?) [Dies sind nur Schreibungen in Lateinischen Buchstaben bei Raffles und Crawfurd; die Jav. Schrift hat dafür Ein bestimmtes Zeichen, nach welchem man nerpa, nrepa oder nerepa aussprechen muls. B.] Sanskritwörter im Kawi: Buchstabenveränderune. 8.6. 53 8 durch Weglassung von d oder w zum einfachen gemacht, Dies letztere geschieht auch im Sanskr. Stamm in dis und dis. Duwara, Thür (Rafiles. H. App. p. 173. col.a.), &7, dwara; ebenso ist sweta, weils (104, a.), seta (Crawf. Voc.), I, sweta, dipangga, dirada (Rafiles. I. App. p. 169. col. a.), dhiradha (Crawf. Foc.), Elephant, f&g, dwipa, Targa, dwirada; wija, Priester (Crawf. Foc.), 551, dwija, waja, Zahn (Orawf. Yoc.), von ZIs1; dwäja, für f&1, dwija, wie in zgaye] , dwadasan, zwölf, und zz, dwä- para, Zweifel, und wie im Kawi selbst duaja für Vogel (Raflles. II. App. p-170. col.a.) in bara-duaja, wild birds or wild fowl, birds of the fo- rest (1). Von ksh, 4, wird das k abgeworfen. fa, kshatriya, CGrawf. Voc. satriya, princes of the blood, a soldier, a man of the military class, und bei Raffles (HI. App. p.175.) « nobleman, (ib. p.169. col.a.) a young unmarried man, bachelor. Das Wisarga wird nicht beachtet, weder im Nomin. der mit Vocalen endenden Wörter, noch in der Mitte. Dhuka, Schmerz, Trauer (34, «.), za, duhkha, wie suka, Freude, Vergnügen (Raflles. Crawf. Ger.), &%, sukha. Nir, verlieren (Ger.), lost, to lose (Crawf. Yoc.), und dur, schlecht (dhur, bad, Crawf. Yoc.), werden, wie es scheint, in ihren End- buchstaben als unveränderlich angesehen, und erscheinen nun meistentheils zwar nach Sanskritischen Regeln richtig, wie in nirmala, rein, fleckenlos (3, 6.), dhurga, schwer zugänglich (107, 5.), aber auch bisweilen falsch, wie in dhursila (schlecht, boshaft, Ger.; a thief, a rogue, Crawf. Foc.), von za , dus, schlecht, und zfiet, sila, Charakter (?). Wenn man aber (') Die natürlichste Ableitung dieses Worts ist die von Hy, dhara, viel, und Z17, dwäja, Vogel, also die Benennung von der Menge hergenommen. Bara ist ein Jav. Wort für 10 Millionen, also eine bestimmte Menge für eine unbestimmte, von 17, dhara. Dies Wort bedeutet auch ein bestimmtes Maals, und tr, drära, ein Gewicht; dem Mal. dhara giebt Marsden einen Arabischen Ursprung. Das Sanskr. ı7217, brharadwäja, heilst Feldlerche (skylark), und wird nach Wilson von 77 , bharat, upholding, und IT, wädja, Flügel, abgeleitet. Vielleicht aber ist die obige Ableitung einfacher, und nur, wie so häufig, eine allgemeine Benennung auf ein einzelnes Thier fixirt worden. Dafür spricht auch der Name des Muni Bhäradwäja, ein Zwiegeborner von dem Goldgewicht drära. Ob nicht auch STT, wäja, ein Muni, abgeleitet von 37, waj, gehen, blofs eine Lautveränderung von EI, dwija, sein sollte? (°) [Raflles schreibt in seinem B. Y. (37,a. 38,d. 138,d.) immer richtig Dusasana 54 Sanskritwörter im Kawi; Buchstabenveränderung. $.6. dhurta, lasterhaft (tyrannical, vitious, Crawf. Voc.), ebenso erklären woll- te, so müfste man auf 38, dushta (improbus), fallen und ein gänzliches Verkennen dieses Worts annehmen. Man könnte zwar dhurta auch von IT dhur, II dhür (tödten, beschädigen), ableiten, von dieser Wurzel lautet aber das Part. praet. pass. gu, dhürna. 38, dushta, ist im B.Y. (37,b.) richtig dustha, und so bei Raffles übersetzt (II. App. p. 173. col.b.) durch Dieb, und (ib. p.167.) durch schlecht, Orawf. Foc. wile, stratagem, 2) stehlen. Das Anuswära wird in Raffles, wie der letzte Buchstabe des Jav. Alphabets, durch den Nasenlaut ng, ist, wiedergegeben, und steht gewöhnlich ganz richtig so angezeigt, wie in der als ein einfacher zu betrachten singha, Löwe (77, a.), fig, singha, sangsaya, Zweifel, Furcht (3, c.), aa, sansaya. Ebenso geschieht es mit den Nasalen der beiden ersten Sanskr. Consonanten-Qlassen: sang ka, Muschel als Blaseinstrument (113, .d.), Qg: sangkha, sangga (s. 1. Buch. S.274.). Das Guna ist in zusammengesetzten Sanskr. Wörtern oft beibehalten; narändhra (25, b.), kagändhra (104, c.), surändhra (96, d.), Kora- weswara(7,b.), singottama (131, d.), aus f&g, singha, Löwe, und 349, uttama, der vorzüglichste; da sich aber auch häufige Vernachlässigungen des zusammengezogenen Lauts finden, wie narindra (98, b.), nariswara (Raflles. II. App. p. 170. col.a.), und € und i, o und u beständig verwechselt werden, so läfst sich nicht mit Sicherheit auf ein eigentliches Gefühl des Guna beim Gebrauche desselben schliefsen. Wo ich aber ein Wort mit Guna Jav. geschrieben finde, hat es bei der Zusammenziehung von «@ und i ein langes e. Das Wriddhi-a läfst sich in der Jay. Schrift nicht unterscheiden, und die Diphthongen ai, %, und au, A, lassen sich in ihr gar nicht ausdrücken, da sie dieselben nicht besitzt, und zwei auf einander folgende Vocale nicht bezeichnen kann. Wo daher zwei Vocale in zusammengesetzten Wörtern zu- sammenstofsen, wird ein } oder w dazwischengesetzt; so (100, c.) ma-w- udhan, von 3%, uda, Wasser (hudhan, Regen, Ger.). Man findet zwar bei Rafles (603, d.) sumaiwaka; wenn aber dies, mir bis jetzt nicht klare (Z:797, Duhsäsana), aber Crawfurd’s Handschrift in allen diesen Stellen Dhursa- sana. B.] Sanskritwörter mit Jav. grammatischen Sylben. 8.6. 59 Wort (!) sonst richtig geschrieben ist, so heifst es in Jav. Schrift gewils sumahiwaka. Nun wird zwar auf dem Titelblatt der Übersetzung des Neuen Testaments von Brückner % zawn daSyan Jav. € kahine dihatheke, und also der Diphthong «a? durch ahi geschrieben. Es fragt sich aber sehr, ob dies in alten Handschriften geschah, und ob also jenes Wort ein wrid- dhirtes ö enthalten kann? Au findet sich blofs mit u geschrieben in dem Na- men atqa1, Draupadi (B.Y. 80, c. und Crawf. Voc. Dhrupadhi); hier ist also das Wriddhi des Patronymicums ganz übergangen. Somya (32, d.) halte ich für Ara, saumya, mild, gefällig, schön; sumya bei Crawf. F oc. (zahm) halte ich für dasselbe Wort. Die in die Kawi-Sprache aufgenommenen Sanskritwörter werden nun mit den Javanischen grammatischen Sylben umkleidet, und erhalten da- durch eine bisweilen bis zur Unkenntlichkeit veränderte Gestalt. Dies wird bei der Entwicklung der einzelnen Theile der Kawi-Grammatik deutlicher hervorgehen; hier, wo es nur darauf ankommt, zu zeigen, wie die Sanskrit- wörter im Kawi erscheinen, begnüge ich mich, die Veränderungen einiger beispielsweise, für jetzt ohne weitere Erklärung, aufzuzählen. fm, dhukti (Handlung des Essens), b-in-ukti, ma-mukti. 1517, dwija (Vogel, Zahn, Brahmane), dhwija, dhwijangga. Tu, ghush (tönen), iur, ghushita, gosthi, g-in-usitan. Area, mänusha (Mensch), manusa, ka-manus-an. aa, kärya (That), karya, k-in-arya, ma-karya. x, stu (loben), za, stawa, zeffer, stuti (Lob), ka-stawa, nga- stawa, ng-um-a-stawa, ma-stwa-ken, hin-a-stawa-ken, nga-stuli, manga-stuti, na-stuti. 3mfet, arnawa (Meer), mang-arnawa. arsz, sabda (Schall), sabdha, ma-sabdha, pa-sabdha, s-in-abdha. ag, wachana (Rede), ma-wachana. HrTarz, abhiwäda (Begrüfsung), hin-abiwadha. sunm, upakära (Hülfe, Gegendienst), pang-upakara. qm, rana (Schlacht), rana, ranangga, rananggana. mer, Sekhara (Blumenkranz, der auf dem Scheitel getragen wird), se- kar, s-in-ekar. (') S. unt. $.14. 56 Sanskritwörter im Kawi. 8.6. Das bei der Zergliederung der Kawi-Sprache zuerst Nothwendige ist, zu bestimmen, in welchem grammatischen Zustande die Sanskritwörter in sie aufgenommen werden. Hier zeigt sich nun, dafs auf der einen Seite zwar die Sanskritwörter ihrer ihnen beiwohnenden Flexion beraubt, aber auf der anderen Seite doch aus der wirklichen Rede, aus dem Leben für das Leben entnommen werden. Es geht also keine Wurzel und keine Grundform über; es wird aber vom flectirten Zustande der Nominativ des Sing. der Nomina (Subst., Adj., Partieipia) erhalten, und dadurch der in dem eben angegebe- nen allgemeinen Verfahren liegende Widerspruch ausgeglichen. Der so über- tragene Nominativus dient dann im Kawi zur Grundform, und durch und an ihm wird auch das Verbum gebildet. Indeclinabilia gehen natürlich unver- ändert über. Diese allgemein vorausgeschickten Grundsätze werde ich nun einzeln durchgehen und mit den nöthigen Beweisen belegen. 1; Übergang flectirter Formen. Die 3. Pers. sing. praes. und imper. von Z7 , as, sein, bilden im Sanskrit Indeclinabilia, Afer, asti, und ged, astu, und beide sind in das Kawi übergegangen: asti, it is, it was (Raflles. I. App. p.170. col.a.) ('); z7ee7, astu, findet sich in satzyastu (4,b.) und yadhyastun (608, c. — das n ist Jav. Wohllautszusatz), das leizte aus af&, yadi (wenn), wenn — es sei! also obgleich, das vorletzte aus fra, sat- ya, wahr, wahr sei es! also sicherlich, oder von fa, sati, Gabe, also gewährt sei! Das eine und andre pafst zur angeführten Stelle (?). Für den negativen Begriff von asti, es ist nicht, hat Raffles (!.c.) aspi, was ich durchaus nicht zu erklären weifs (?). In Raffles Kawi-Wörterbuch (II. App. (') [Auch Roorda führt es auf, aber nicht Crawf. In Texten ist es mir noch nicht vor- gekommen. B.] (°) [A,2. hat Crawf. Handschr. swastastu; es läßst sich nicht läugnen, dals astu als Imper. in beiden Stellen, vorzüglich aber in der Verbindung mit yadhi, Schwierigkeit macht. Ich will daher die Sache im Anhange noch einmal aufnehmen. Übrigens findet sich weder das einfache astw, noch die obigen Zusammensetzungen, in irgend einem Wörter- buche. B.] (°) [Roorda führt ebenfalls im Kawi Aaspi, nicht existiren, ist nicht, auf, ferner im Ng. und Kr. das Adj. ngaspi, einsam, todtenstill, düster (somber), und in derselben Bed. hangngaspi in dem Beispiel manjing guwa hangngaspi, in eine einsame Grotte gehn. Im B. Y. 40, c. giebt die Erklärung 2/s-2is durch Raseppi; ich hielt dies sogleich für die genauere Form des obigen aspi, und wurde dadurch auf die wahre Ableitung des Sanskritische flectirte Formen im Kawi. $.6. 97 p- 171. col.b.) kommt Zunati, to cut, chop, vor, was genau die 3. Pers. sing. praes. von , lü, ist; und die Bildung des Worts als Nomen läfst sich nicht erklären, da es kein hier passendes Sanskr. Suff. Zi giebt, das an Züna, das Part. praet. pass. der Wurzel, getreten sein kann. Das Wort aber als eine Sanskr. Verbalform im Kawi anzusehen, widerspricht der gesammten Sprach- analogie; und wenn das Wort, das ich sonst nicht finde, richtig ist, mufs es auf irgend eine Weise aus /dü zum Nomen gebildet sein (!). Einige Wörter im B.Y., kundani, nimitani, sabdhani, warnani, könnte man, ihrer Endung nach, für geschlechtslose Sanskr. Plural-Nominative ansehen. Dies ist aber nur scheinbar; das ni ist das, nach Vocalen sich so verwandelnde hi, welches theils eine Endung transitiver Verba, theils, wie im Jav. (S.44.) he, das Pron. poss. der 3. Pers. ist, das auch den Genitiv andeu- tet und Partikeln bildet, so nimitani, deshalb (B.Y. 20, c. 115,d.). Da sabda ein Sanskr. Masculinum ist, so sieht man schon bei diesem Worte, dafs an jene Flexion nicht zu denken ist. So kommt B. Y. 99, ce. sabdha-ni mega, der Schall der Wolke, vor. Ich ziehe auch saksat, rate , sCk- shät, hierher, da es für eine Ablativform gehalten wird (?). Es ist im Sanskrit indeclinabel, und dient als Präp., vor, im Angesicht, als Adv., deutlich, offenbar, und als Conjunction, as, like. In dieser letzten Bed. finde ich es im B. Y. 10, d.; s. aufserdem noch 6,5. Zu den flectirten Wör- tern gehört im Sanskrit auch der Infinitivus; und ich erinnere mich nicht, die ihm eigenthümliche Endung zum an Sanskr. Wörtern im Jav. oder Kawi gefunden zu haben (°). Wortes geführt, nämlich von sepi, leer, einsam, öde, ruhig (Crawf., Raffles, Roorda, der es als Kawi-Wort angiebt, Mal. sepr, sanft, z.B. vom Winde), mit vorgesetztem ha. Es ist also ein Wort des Mal. Stammes. Die Sprache gab auch keine Möglichkeit an die Hand, in pi eine Verneinung zu finden. Ich zweifle nun auch etwas an der genauen Richtigkeit der Bed. nicht sein. S$. noch Anh. 40, c. B.] (‘) [Ich finde das Wort auch nur noch bei Roorda, welcher überhaupt in solchen Fäl- len mit Raffles übereinzustimmen pflegt, auch als Kawi-Wort, und mit derselben Bed. B.] (°) Bopp. Deutsche Gramm. r. 675. Anm. **) Ich gestehe aber, dafs mir diese Abl. nicht recht einleuchtet. Sie dürfte schwerlich eine Analogie für sich haben; der, eher eine Ent- fernung bezeichnende Ablativ palst nicht zu &f, san, und die Ableitung der Indischen Gram- matiker von #1, at, beständig mit dem Auge gehen, ist dagegen sehr natürlich. (°) Marsden fügt dem Mal. Worte Rantam, schlagen, niederschmettern, 7, kantum, Histor. philol. Abhandl. 1832. H 58 Ob Sanskritische Wurzeln 2. Übergang Sanskritischer Wurzeln. Ich untersuche hier wieder die einzelnen Fälle, welche Ausnahmen von der oben angegebenen Regel zu bil- den scheinen. Hangkas hangkas findet sich in Crawf. Y’oc. in der Bed. being in prospect, prospeclive, presumptive, im B.Y. 609, d. ist mir seine Bed. noch ungewifs; es könnte nun allerdings von a] , käs, scheinen, abgeleitet sein. Im Mal. ist angkas Äther, der obere Luftraum, YratzT; äkäsa, im Kawi hakasa (!). Ngol oder hangol im B.Y. 33, d., ein- schliefsen, umarmen, kann von ge] , kül, to cover, to hide, to screen, to en- close (Wilson), kommen. Wilkins hat mehr die abgeleitete Bed. des Ver- theidigens, aus der sich aber nicht so, wie aus der ursprünglichen des Auf- nehmens, Einschliefsens, alle Derivata herleiten lassen; ich erinnere hier an ae, külam, Teich, Pfuhl, und das Jav. kulah, Wassergefäfs. Bei Zut, lot, Pass. l-in-ut (vgl. besonders 589, 5.), so wie dem Mal. Zuz (to enter, penetrate, pierce, Marsd. lot, to retreat, fall back, Crawf. Voc.), könnte man an die Sanskrit. Wurzeln az, 5, Zut, luth, denken, welche heftige Bewegung, Wälzen, Schlagen, Zerreifsen, Zerstören andeuten. Wenn das Zusammentreffen dieser Wörter nicht zufällig ist, so sind sie doch noch nicht beweisend, da, wie das Beispiel des Mal. angkas zeigt, man sie auf Sanskrit. Substantiva auf « zurückführen könnte. Die Einwendung, dafs es von die- sen Wurzeln nicht gerade hierher passende derivirte Nomina in dem uns be- kannten Sanskrit giebt, dürfte bei dem, gewifs bei weitem nicht ganz auf uns gekommenen Reichthum der Sprache wohl hier nicht gemacht werden können. Entscheidender, ob ein Kawi-Wort unmittelbar eine Sanskrit- wurzel oder ein derivirtes Nomen ist? würden Fälle mit Wurzeln in z, z und Vocal-7 sein, weil bei diesen sich durch die Verwandlung in ein Nomen der ganze Laut des Wortes ändert. Ach, das im B.Y. öfter vorkommt (s. Anh. zu 5, a. 109, cc. 604, d.) und in Raffles Kawi-Wörterbuch (II. App. p. 170. col.b. 173. col.a.) conduct, proceeding, manner, action, und durch Crawf. (F oc.) commands, orders, cause, because übersetzt wird, ist, wenn man es aus dem Sanskrit ableiten darf, nicht die Wurzel x, ri, sondern 1, ri, der Nominativ (going, moving, Wilson) der Nominal- Grundform p ra; Crawf. als Etymologie hinzu. Er hat dabei aber wohl auch nicht die Endung, sondern nur die Grundsylbe vor Augen gehabt. (') [Auch Aangkasa nach Roorda, der es nur unrichtig ngangkasa schreibt. B.] in das Kawi übergegangen sind? 8.6. 59 (Foe.) giebt auch in denselben von Raffles aufgeführten Bedeutungen ri, conduct, character, behaviour. In ka-srep-an, das durch Liebe (Rafiles. II. App. p.173. col.a.) und Fieber (I. c. p.86. Jav. bei Crawf. Foc. ka- sreppen, ague, cold fit, cold) übersetzt wird, für dessen ursprüngliche Bed. ich aber jede heftige und plötzliche Bewegung im Körper oder Gemüth halte (Crawf. ganz Jav. Wörterbuch giebt es durch kammiwelassan, Mit- leid, Erbarmen, wieder), glaube ich die Wurzel aq, srip gehn), unver- ändert zu erkennen. Da sie aber auch ebenso in abgeleiteten Sanskrit. Subst. erscheint, so liefs sich dieselbe ohne künstliche Zerlegung aus der lebendi- gen Sprache selbst schöpfen (B. Y. 122, a.). Das einfache Wort, srep, serep, bedeutet untergehn (von der Sonne) (!), hasrep, hasrap (mit vorgesetztem ha): kalt, Kälte, geschmacklos, fade; das Mal. sarap bedeu- tet wohlfeil (reasonable, moderate, cheap). Auf diese Weise kenne ich keinen Fall, welcher auch nur ausnahms- weise anzunehmen nöthigte, dafs Wurzeln, als solche, in die Kawi-Sprache übergegangen wären, eine Thatsache, deren Feststellung mir für die Beur- theilung der Natur der Wurzeln selbst wichtig geschienen hat (?). 3. Übergang Sanskritischer Nomina (Subst., Adj. und Partic.). Da das End-s (Wisarga) und End-m (Anuswära) des Sanskrit. Nominativs (') [Ein nicht zu übergehender Umstand in der Untersuchung ist der, dafs die Formen srep, serep, hasrep und kasreppan der höheren Sprache angehören, und das Ngoko- Wort für das Untergehen der Sonne surup ist, da man hiernach serep für abgeleitet von letzterem, durch absichtliche Änderung der Vocale, halten müfste, und die Ableitung aus dem Sanskrit ganz wegfallen würde. Der Einwurf, dafs serep wegen seiner Bedeutung (unter- gehn) von Rasrep und kasreppan ganz zu trennen sei, wird durch Roorda’s Wörterbuch entkräftet, der serep auch die Bed. kalt und kasrepp-an auch die von Kälte giebt. Nun fällt es allerdings auf, dals surup in keiner anderen Bed., als der vom Sonnenunter- gange, aufgeführt wird, und bliebe es möglich, dafs der Begriff der Gemüthsbewegung, wenn auch nicht der von kalt, geschmacklos, mit jenem in keinem Zusammenhange stände und rein aus dem Sanskrit herzuleiten wäre. Das Mal. sarap, wenn es dasselbe Wort, als das Jav. serep, ist, würde sogar zu der Annahme zwingen, dals surup eine künstliche Bildung aus serep wäre, obgleich mir keine Beispiele absichtlicher Veränderung der Wörter der gewöhnlichen Sprache aus höheren vorgekommen sind. B.] (?) [Sollte auch eines der oben angeführten Wörter mit der Sanskritwurzel identisch sein, so läge es näher, den Grund in einer ursprünglichen theilweisen Übereinstimmung des Mal. und Sanskrit-Sprachstammes, für welche der Verf. sich an anderen Stellen dieser Schrift erklärt hat, zu suchen, als die Aufnahme einer Wurzel in die Zeit des allgemeinen Indischen Einflusses zu versetzen. B.] H2 60 Sanskritwörter im Kawi:; im Kawi weggelassen werden, so gleichen die vocalisch auslautenden San- skrit-Nomina im Kawi vollkommen ihren Grundwörtern; dafs aber nicht die Grundlaute gemeint sind, beweisen die Fälle, wo der Nomin. im Sanskrit den Endeonsonanten des Grundworts abwirft oder verändert, wie Aa], ndman, Grundwort, m, näma, Nom., nama, Kawi; und ebenso fa] , dis, fen, dik, Kawi dhik;, fer], hastin, zeat, hasti, Kawi hasti. Die in q,, s, ausgehenden Sanskritwörter verlieren im Kawi dieses ihr primi- tives, ihnen im Sanskrit auch im Nomin. bleibendes s, weil dasselbe, wenn der Nomin. in seinem Laut nicht durch ein folgendes Wort afficirt wird, sich in Wisarga verwandelt: Arstg , {£jas, Grundform und Nomin., frst:, Zejah, vor einer Pause, Zöja, Kawi. Dafs man Wisarga und Anuswära nicht be- zeichnete, mochte daran liegen, dafs dieser Hauch - und Nasenlaut sich viel- leicht weder durch das Jav. End-A, noch durch das ng des Jav. Alphabets, noch durch s und m genau wiedergeben liefsen. r;, manah, wird zwar auch im Kawi manah geschrieben, aber es läfst sich daraus nichts schliefsen, da dieser Endlaut in den bei weitem meisten anderen Fällen fehlt. Im heu- tigen Jav. hängt bei den ein @ enthaltenden Wörtern die Hinzufügung des End-A wohl hauptsächlich davon ab, ob jenes @ ein reines, oder ein zwi- schen @ und o schwebendes ist; denn mit dem End-% lautet das Wort ma- nah, ohne dasselbe mano. Die aufgenommenen Nomina sind theils durch Kridanta-, theils durch Taddhita-Suffixa gebildete. Doch kommen solche vor, welche in unsren Wörterbüchern, wenn auch die Wurzeln vorhanden sind, fehlen, auch einige, deren Bildung gegen die grammatischen Regeln anstöfst, wie boja, Speise, Nahrung, von yzzj , dhuj (essen). Ich werde jetzt an einer Reihe von Beispielen zeigen, wie die über- gegangenen Sanskritwörter nach ihren verschiedenen Nominativ-Formen im Kawi lauten. 1. Declination. Masc. harsa, gg: (harshah); atmaja, greast: (dtmajah);, at- yanla, rar: (atyantah), baswara, TEE: (bhäswarah); buja, st: (bhujah); chandhra, gez: (chandrah), dharma, ri: (dhar- mah), dhesa, azy: (dsah), dhina, fer: (dinah);, gajah, sit: (ga- Jah), gandha, zw: (gandhah);, jaladha, sa: (jaladah); jaya, za: (jayah); kama, ag: (kdmah); kesa, At: (kesah);, krodha, Nomina. 8.6. 61 ar: (krödhah); loka, az: (lökah), manusya, qerzg; (manushyah); matangga, mag: (matanggah), manimaya, Art: (manimayah); mega, Na; (möghah), nadha, ae: (nadah); nara, ar. (narah); nata, ag: (näthah); pandita, aqfuze: (panditah);, partiwa, aaa: (pä@r- ni ah); pisacha, fqayg: (pisächah); rata, zer. (rathah), sagara, an: (sägarah), sama, am: (samah); sambrama, rm: (sambhra- mah); tanaya, ara: (lanayah);, turangga, agg: (turanggah); wanara, aeg: (wänarah), warsa, ag: (warshah); wibrama, fgum: (wibhramah);, yaksa, gu: (yakshah);, yodha, ara: (yödhah); yogya, ana: (yögyah). Fem. basa, arat (bhäshä), dhayita, zfaaı (dayitä), gadha, mar (gadä);, praja, gs (prajä); saba, ut (sabhä). Neutr. bala, aa (balam);, busana, auf (bhüshanam); chakra, aa (chakram);, griya, TE (griham); karana, zu (käranam); nagara, 1; (nagaram); ndtra, ig (ndtram);, pangkaja, qzsi (pangkajam); puspa, gi (pushpam);, rana, Raul (ranam);, rudhira, arerz (rudhiram), rupa, 34 (rüpam), suka, gu (sukham); wachana, auge (wachanam); wahana, ger (w a wisa, fadg (wisham). 2. Declination. Wörter mit End-z (fi). b-in-ukti, em: (bhuktih); budhi, a8: (buddhih), chudamani, gzmt: (chüdämanih), gati, ser (gatih); giri, Dit: (girih); hari, zt: (harih); jaladhi, raten: (jaladhih); jalanidhi, zrafeıter: (jalanidhih), mani, für; (manih); m-in-usthi, gfe: (mushtih), murti, ge: yret: (mürtih); narapati, ale. (narapa- tih); paramarsi, Teatd: a amarshih); rawi, ya: (rawih); resi, zug: (rishih), sakti, aim: (Saktih); sarati, ame: (särathih), wa- nadhri, geıtg: (wanddhrih). Wörter mit End-3 (u). guru, pp: (guruh); madhu, mg: (ma- dhuh); prabu, a: (pr u; ripu, ng: (ripuh), sadhu, zug: (sd- dhuh); satru, a3: (Satruh), wibuh, fang: (wibhuh). 3. Declination. Wörter mit End-2 (2). dani, ur (dhäni);, dhewi, aan (dewi); kasturi, Meg (kastüri), mahisi, feat (mahishi), patni, qat (pat- ni), puri, gi (puri);, putri, gat (putri), reh, it (ri); stri, a1 (stri). Mit End-z (d). wadhu, ag: (wadhüh). 62 Sanskritwörter im Kawi. 8.6. Die nicht Sanskr. Wörter des Kawi. $.7. 4. Declination. mata, m (mätä); pita, fqat, (pitä). 6. Declination. Wörter mit End-A_(t). jagat, sa (jagat). mit End-q (n). dhasa, zz (dasa), und so alle in x] , n, endigende Cardinalzahlen; janma, per (janma); nama, Am (näma);, warma, ar (warma);, wesma, Aym (wesma). mit End-z] (8). dhik, fen (dik); widhik, Taten (widik). mit End-g (s). Masc. chandhrama, qgeamt: (chandramäh). Neutr. manah, fr: (manah);, teja, Ast: (tejah). mit End-zq (in). hasti, zeat (hasti),;, chakrawarti, pnami (chakrawarti). Man sieht aus diesem Verzeichnifs, dafs, einige Partikeln ausgenom- men, hauptsächlich Substantiva, jedoch auch Adjectiva und Participia, ei- gentlich aber gar keine Verba in die Kawi-Sprache aufgenommen sind. Zu Verben bildet sie die Sanskritwörter erst, indem sie die Nomina geradezu und unverändert als Verba gebraucht, oder indem sie ihnen Javanische Af- fixa beigiebt. Ich habe im Vorigen alles beigebracht, was die Behandlung der San- skritwörter bei ihrer Aufnahme in das Kawi betrifft, gezeigt, welche Gat- tung von Wörtern ganz ausgeschlossen wird, welche Lautveränderungen die aufgenommenen erfahren, und in welchen Flexionsverhältnissen, der San- skrit-Grammatik nach, sie aufgenommen werden. Der Leser kennt also nun das Sanskritische Material in der gemischten Dichtersprache. 8.7. Die nicht Sanskritischen Wörter sind, wie sich aus zahlreichen An- führungen beweisen liefse, in der Regel noch heute in der Jav. Volkssprache oder im Basa Krama übliche Wörter. Doch habe ich selbst schon Beispiele gefunden, in welchen mich der Briefwechsel mit Hrn. Roorda überzeugt hat, dafs auch er zu anderen Malayischen Dialekten seine Zuflucht nehmen wufste. Auch ist es an sich natürlich und kann wohl nicht bezweifelt wer- den, dafs eine gewisse Anzahl von Kawi-Wörtern im heutigen Jav. veraltet sind. Hierin aber tiefer einzugehen, würde nur mit einem ganz vollständigen Über die Grammatik der Kawi -Sprache. 8.7. 63 Jav. Wörterbuche, wie Hr. Roorda ein solches herauszugeben denkt, mög- lich sein. Die jetzigen Hülfsmittel sind dazu durchaus unzulänglich. Ich wende mich daher gegenwärtig sogleich zur Grammatik der Kawi- Sprache. In dieser ist es nun nicht, wie z. B. im Telingischen, wo die in die Sprache aufgenommenen Sanskritwörter in mehreren Stücken gramma- tisch anders, als die einheimischen, behandelt werden. In der Kawi- Gram- matik verschwindet jeder Unterschied, der von dem Ursprung des Wortes herrühren könnte; wie ein fremdes in der Rede erscheint, wird es den Re- geln der einheimischen Sprache unterworfen. Die Kawi- Grammatik ist keine andere, als die Javanische selbst; es ist aber hier wieder gerade derselbe Fall, den wir so eben bei den Wörtern gefunden haben, und der sich hier vollständiger nachweisen läfst. Auch von den grammatischen Formen des Kawi sind mehrere veraltet, und erschweren dem Javanen, welcher nur seinen häuslichen Dialekt kennt, das Verständnifs. Mir haben hier die anderen Malayischen Sprachen, namentlich die Taga- lische, bedeutende Hülfe geleistet. Denn ich mufs hier bemerken, dafs es auch nicht den kleinsten und unbedeutendsten Abrifs einer Kawi-Gramma- tik giebt, und dafs ich mich nur habe der eigenen Zergliederung des Textes des Brata Yuddha überlassen können. Auf diese Weise habe ich ausgemit- telt, was von den grammatischen Formen des heutigen Javanischen im Kawi vorhanden ist, und ebenso habe ich, wie das oben über die Pronomina Vor- getragene beweist, auch einige veraltete aufgefunden. In Java besitzt man, wie ich schon oben bemerkt habe, als Hülfsmittel zur Kenntnifs der Kawi- Sprache, einzig mehr oder weniger vollständige Verzeichnisse von Kawi- Wörtern, welche Javanisch erklärt sind. Diese Verzeichnisse enthalten durchaus nichts Grammatisches, sogar nichts Etymologisches, und wenn ich nach dem in Raffles Werke urtheilen soll, so geben sie die Sanskritwörter oft in minder reiner Gestalt, als das Kawi-Gedicht. Könnte ich eine ge- nauere Kenntnifs der Javanischen Grammatik voraussetzen, so dürfte ich nur kurz andeuten, was ich davon im Kawi angetroffen habe oder nicht. Da je- doch dies nicht der Fall ist, so werde ich zugleich auf die Javanische Gram- matik, so wie auf die des Malayischen Sprachstammes überhaupt, eingehen müssen, werde mich jedoch hierbei nur auf das schlechterdings Nothwendige beschränken. Ich werde zunächst vom Nomen, und dann vom Verbum reden, end- 64 Artikel. $.8. lich aber Einiges über die Syntaxis hinzufügen. Vom Pronomen habe ich bereits oben gehandelt (S. 33 - 48.). $. 8. Nomen. Artikel. Die meisten Malayischen Sprachen, namentlich die Tag. und Mad., aber auch die Tah., N. Seel., Tong., besitzen einen Artikel, und einige un- terscheiden sogar den bestimmten vom unbestimmten. Sie haben aber auch die Eigenthümlichkeit, den gewöhnlichen nur vor Appellativen, und einen andren vor Eigennamen zu gebrauchen. Der letztere gilt dann für einen auszeichnenden Ausdruck, und wird in dieser Art auch andren, doch immer nur Personen oder Lebendiges andeutenden Wörtern vorgesetzt, so im Bis. (1!) dem Pron. bei Fragen und Antworten: wer kam? Ich, hier nicht blofs ako (das Pron.), sondern si (Art.) ako. Insbesondere gilt dieser Ar- tikel als Ehrfurchts - und Liebesbezeigung. So geht derselbe Verwandt- schafts- und Herrschafts-Namen voran, jedoch nur im Munde des Niedri- geren, wenn er vom Höheren spricht, nicht umgekehrt, es müfste denn in besonderer Zärtlichkeit geschehen. Der Sohn und der Diener sagen Tag. si ama (Vater), si panginöon (Herr), dagegen der Vater ang (Art. der Ap- pell.) aquing (mein) anak (Sohn), doch wieder aus besondrer Liebe zum jüngsten Sohn: si bongso (?). Die Jav., so wie die Mal. Sprache bedient sich zwar keines Artikels, dagegen findet sich auch in ihr die Sitte, Ehrfurcht und Liebe durch ein vorgesetztes Wort anzudeuten und ebenso Eigennamen herauszuheben. Sang wird den Benennungen von Würden, welche Männer bekleiden, vorgesetzt, dagegen den Namen geringer Personen das auf den Philippinen ehrende si’ (Ger.). Doch wird Tag. auch dies im üblen Sinne gebraucht; man sieht aber nicht deutlich, ob es nicht blofs ironisch geschieht. Das hierher gehörende Kawi-Wort ist sang, nach Hrn. Roorda in der Schriftsprache der Artikel und bisweilen ein Relativ-Pron. Nach ge- nauer Untersuchung aller Stellen finde ich es aber niemals im B. Y. als blo- (') Ezguerra. nr. 3. (2) Totanes. nr. 13. 21. 24. Artikel. 8.8. 65 fsen Artikel gebraucht. Die Stellen, wo es Rel.Pron. ist, bei Seite gelassen, begleitet es männliche und weibliche Eigennamen, die in dem Gedichte, sei- nem Inhalte nach, immer nur mit Achtung ausgesprochen sind, und von Ap- pellativen nur Verwandtschaftsnamen und Benennungen von Würden, Titel, aber von Personen beiderlei Geschlechts. Sang Kresna (32, b.), sang Dhropadhi (102, a.). Verwandtschaftsnamen. Sang yayah (131, c.), Vater, aber auch von der Mutter gebraucht, und aufserdem gleich als, gleichend, ähn- lich bedeutend (Crawf. Foc.); sang paman (287, c.), jüngerer Vatersbru- der (Ger.), sang priya (603, b.), Gemal, sang kakung (604, c.), dass. Ebenso steht sang, wo eine Person durch ihre Verwandtschaft bezeichnet ist: sang Pandupatni (109, a.), die Gemalin des Pändu, sang Arka- suta (289, c.), der Sohn (rt, suta) des Sonnengotts. Würden, Titel und Ehrenbenennungen, welchen ich sang vorgesetzt finde, sind folgende: sang dhewi (39, c.), die Fürstin (eat, dewi, Göttin, als Titel), natadhewi (108, d.), die Herrscher (mag, n@tha) - Gemalin, nata (35, c.), nrepa (116,c. s. ob. S.52.), naranata (59, a.), der Herr- scher, dupati (17,d.), der Herr des Landes (47, dhü, Land, are, pati, Herr- scher), sumantri (32, b.), die trefllichen Rathgeber, Minister, resi (32, a.), Rishis, dhwija (124, b.), Priester, sura (1,a.), prawira (118, b.), die Hel- den, Krieger (7, süra, gan, prawira), kawendhra (s. zu 612, a.), die treffllichsten Sänger; endlich die zu Titeln werdenden ehrenden Beiwörter: prawarya (80, b.), der Vortreffliche (Ja, warya, mit vorgesetztem q, pra) (!), prabu (124, c.), die Hervorstehenden, Marabisma (137, a.), der trefflliche Bhishma (mit 7, wara, zusammengesetzt), nararya (55, c.), der Ehrwürdige unter den Menschen. Wo den Namen oder Titeln watek vorgesetzt ist, geht demselben meistentheils sang voran (51, b.). Indem nun sang auf die hier entwickelte Weise etwas Bestimmtes anzeigt, daher nicht geradezu von dem, auch unbestimmt (im Tag. ausdrück- lich im Gegensatz mit sang, sangtaon, ein ganzes Jahr (*)) gebrauchten Zahlwort eins (Mal. sa, Tag. isa), so innig es auch wieder mit demselben ö zusammenhängt, abgeleitet werden darf, kann es bequem zum Relativum ge- (‘) [Crawf. Handschr. liest prawararya. B.] (°) Totanes. nr. 359. Histor. philol. Abhandl. 1832. 1 66 Substantisum; braucht werden. Es vertritt nämlich alsdann selbstständig die Person, von der etwas auszusagen ist. Im Jav. vermischt sich aber der Begriff des Relat. sehr oft mit dem des bestimmten Artikels, theils überhaupt, da das Verbum sein so oft ausgelassen wird und das Nomen undeclinirbar ist, so dafs die Ausdrücke: welche gut sind und die Guten grammatisch zusammen- fallen, theils aber auch besonders durch die in der Syntaxis näher auszufüh- rende Gewohnheit der Sprache, das Relat. mit ausgelassenem ist einem No- men vorauszuschicken. So kann das Relat. kang oft geradezu als bestimm- ter Artikel übersetzt werden, und so gilt das mehr artikelartige sang für ein Relat. Pron. Beispiele dieses Gebrauchs sind folgende: 30, d. sang, welche, tuhu, gerecht, wahrhaft (Crawf. Foc.), sadhu, gut (zr, sädhu), ring, in, rat, der Welt (Raflles. I. App. p. 168. col.a.); 97, a. sang‘, welcher, inuchap, genannt (wurde) (Pass. von Auchap, nennen. Raflles), anga- ran ('), mit Namen, Bima, Bhima. 105,a. 125,.a. 285, c. (s. Anh.); 480, a. sang mat-ing rana, welcher gestorben in der Schlacht; 605, a. suku- ne (suku, Fufs. Ger. mit dem Pron. hd als Gen. Zeichen), die Füfse des, sang, welcher, pejah, todt (s. zu 1, d.), nämlich war. Sang bleibt übrigens, von welchem Genus, Numerus und Casus das damit verbundene Wort sein möge, immer unverändert. 8.9. Bildung des Substantivums. Wie in den meisten Sprachen, so ist im Javanischen und im Kawi ein Theil der Nomina primitiv, und ein andrer abgeleitet: mata, Auge, rana, Schlacht, ka-dato-n, Pallast, von ratu, Fürst, pa-sabdha, Rede, von ma-sabdha, sprechen. Die primitiven Nomina tragen kein Kennzeichen an sich, welches sie von andren Redetheilen unterscheidet; und was die Sanskritischen hiervon in das Kawi mit hinübernehmen, hat in diesem nicht die nämliche Geltung, da wir sehen werden, dafs man diese Nomina auch ganz unverändert zugleich als Verba gebraucht. (') Von Aaran, Name, durch das Präfixum Ran abgeleitet. In adjectivischer Bed. steht es mit dem Präf. man 106,a. mangaran Panchawala, mit Namen P. Bildung desselben. 8.9. 67 Einige Sanskritwörter erscheinen, neben ihrer im Sanskrit üblichen einfachen Gestalt, in einigen Stellen des B. Y. in ungewöhnlicher Verlänge- rung; so sura, a7 (Süra), surangga, rana, zm(rana), ranangga, rananggana. Auch diese Formen sind vermuthlich dichterische, wie man sich denn in Kawi-Gedichten, des Sylbenmafses wegen, sowohl viele Ver- kürzungen, als Hinzufügung ganz bedeutungsloser Sylben, erlauben soll. Sie lassen sich aber wohl auch grammatisch erklären; und ich habe in der Ein- leitung zu dieser Schrift (p. cccexvı - cecexxt.) es zu thun versucht. Abgeleitete Nomina entstehen, nach Ger. Jav. Gramm., durch Verän- derung des Anfangsbuchstaben und durch Affixa. Von den ersteren, und von denjenigen der letzteren, deren Aflıxa bestimmten Verbal-Affixen gegen- überstehen, werde ich, da diese beiden Classen die Kenntnifs des Verbums voraussetzen, bei diesem reden. Es bleiben also hier nur diejenigen übrig, deren Affıxa keinen Verbal-Affixen entsprechen. Von diesen führt Gericke das Suff. Aan und das Präf. ka, gleichzei- tig verbunden mit dem Suff., an. Suff. han. paprangngan (126, a.), Kampf, Schlacht, von prang Krieg, Kampf, aber auch als Verbum, kriegen, kämpfen, mit V en der ersten Sylbe. Die Ansetzung des han ist im Jav. von Buchstabenveränderungen begleitet; so erleiden zusammenstofsende Vocale eine Zusammenziehung, und im Kawi habe ich, im Gegensatze gegen diese Zusammenziehung, die Verwandlung eines End-w in den Halbvocal w gefunden (s. unten hd twan). Die Wörter mit vorgesetztem ka drücken in der Regel einen Zustand aus, und haben insofern eine passive Bedeutung. Wir werden beim Verbum (unt. 8.13.) sehen, dafs ka als Präf. Passiva bildet. ka Präf. mit han Suff. ka-manus-an, Mitleid, von manusa (620, c.), Mensch, eg, mänusha, eig. der Zustand, wo man Menschlichkeit fühlt; ka-datw-an, Pallast, von ratu, König (s. zu 107, d.); ka-srep- an, heftige Bönrälkiehewertie (122, a. s. ob. S.59.). Diese Wörter sieht : Ger. (Gramm. 8.49.) mehr für Subst., als für Passivformen, an, und sie sind offenbar blofs Subst. Wenn aber das Suff. fehlt, nähern sie sich mehr dem Passivum, und müssen, wenn ihr Pri- mitivum als Verbum gebraucht wird, wirklich als Passiva gelten; so katon, 12 65 Substantisum; Geschlecht. 8.9. gesehen werden (113, b.), gesehen. Ähnlich ist kaparchaya, glaubhaft, worauf vertraut werden kann (s. zu 591, c.). ka Präf. und han suffigirt bilden Subst. des Orts: Aem, versammelt (92, d.), welches an das Persische ?, hem, erinnert, pahemman, Audienz- halle (Crawf. Foc. B.Y. 75, a. Raflles schreibt weniger richtig pahman). Geschlecht des Substantivums. Die Sprachen des Malayischen Stammes unterscheiden dasselbe nicht anders, als durch den Zusatz Mann oder Weib; und auch das Kawi trägt die weibliche Sanskritendung 7, Z, nur in der Befolgung der allgemeinen Regel, den Sanskrit-Nominativ aufzunehmen, in sich über. Es behandelt diese Feminina nicht als Flexionen der Masc., sondern als eigne und unab- hängige Wörter. Beispiele habe ich oben (S.61.) bei den Wörtern der 3. Declination gegeben; und wenn einige solcher im B. Y. vorkommender For- men sich auch nicht in den uns bekannten Sanskritschriften finden sollten, so sind sie so regelmäfsig geformt, dafs sie sehr füglich im Gebrauch gewe- sen sein können. Dahin rechne ich bathari (33, a. Jam, awatäri), naranati (S3,a.)(!), Uttari (s. ob. S.13.), und selbst Apsari (618,d.), für gut, Apsarä. Die weibliche Endung in z1r, &, läfst sich im Jav. Alpha- bet nicht unterscheiden, kommt aber auch im B. Y. vor: dhayeta (91, a.), von Pändu’s Gemalin gebraucht, fra, dayitd. Dafs nicht auch diese in Z geformt ist, beweist das oben ausgesprochene Princip dieser Übertragungen und spricht für die Indische Abstammung von Apsari. Numerus des Substantivums. Die Malayischen Sprachen bezeichnen ihn nur, wo es der Deutlich- keit wegen nothwendig scheint, dann aber in der Regel durch eigne hinzu- gefügte Wörter, und ebensowohl den Singularis, als den Pluralis. Den Sing. deutet das heutige Jav. durch die Präfigirung von sa an, welches Ger. (Gramm. 43.) eine Verkürzung von satunggil Kr. und siji Ng. nennt, obgleich diese im Jav. Zählen für eins üblich gewordenen Wörter richtiger Zusammensetzungen mit jenem sa (Tag. isa) heifsen müssen. In (') [’Crawf. Handschr. hat aber die Lesart naranata dhewi, wahrscheinlich ein Com- positum, wie ob. S.65. naztadhewi. B.] Substantisum; Numerus. $.9. 69 satunggil ist dies von selbst deutlich; tZunggil übersetzt Crawf. J’oc. durch together, along with, united. Das Wort ist also ohne Zweifel das Mal. tunggal, nur, allein, einzeln, denn man sagt nach Ger. auch satunggal. Auch führt zunggal in Crawf. Foc. die obige Bed. von tzunggil, und au- fserdem die von same, bei Raffles sammeln (!). Siji heifst auch sawiji (Ger.), und ist also eine Zusammenziehung von sa wiji, ein Samenkorn (wiji, seed, Crawf. Voc. zaad, Ger. Mal. brja, ist, wija;, über die Ablei- tung s. näher 8.14.). Viele Völker lieben, den abstracten Begriff der Zahl an ein concretes Subst. zu heften (*). Von diesem Präfix finde ich im B. Y. blofs bei Zahlen, und da gerade wie im heutigen Jav., Gebrauch gemacht: sapuluh (127, b.), Ng. (Ger.) zehn, eig. ein Zehn, sagulma (128, b.), nach Raffles 10,000 Billionen, nach Ger. 1000 Millionen, nach Crawf. Gramm. (°) 100,000 Mill., von dem, im Sanskrit auch auf eine Heeresabtheilung ange- wandten per, gulma, jede dieser Zahlen als Einheit genommen. Die Ein- heit auszudrücken, bedient sich das Kawi auch des eben erwähnten Zunggal und des Sanskr. &ka, beide dem Subst. nachgestellt; gaja tunggal (127, b.), Ein Elephant, rat-eka (l.c.), Ein Wagen, kudh-eka (127,c.), Ein Pferd. Der Pluralis wird im Jav. bisweilen durch Wiederholung des Worts ausgedrückt, und dies durch Zusammenziehung in Ein Wort, durch Verän- derung des Anfangsbuchstaben des zum zweitenmal gebrauchten Worts, wenn der Fall dazu eintritt, und bisweilen durch Hinzufügung der Endung han zu einer wirklichen grammatischen Form ausgebildet: jurang-jurang, Thäler, Aanggon-nanggon, Kleider, holah-holah-han, Speisen. Bis- weilen wird auf gleiche Weise, aber nur mit Wiederholung der Anfangssylbe, verfahren: pa-parentah-han, Befehle. Die Wiederholung des Worts findet sich, jedoch noch durch ein hinzugefügtes eignes Wort verstärkt, (') [Cornets übersetzt zungga/! durch einzig (eenig), Einheit, Roorda ebenso, und aulserdem vermischen. Nach ihm gehören beide Wörter der höheren Sprache an. Man sieht leicht, dals zungga? die ursprüngliche Form, und Zunggi? durch absichtliche Vocal- veränderung daraus gebildet ist. B.] (*) S. ob. Einleitung p. Cccexxmx. (°) [und Brückner; ich bemerke, dals Ger. die Zahlwörter perti, 1000 Mill., und per- tama, 10,000 Mill., nach Crawf. Gramm. und Brückner, überspringt, und daher die letzten Zahlwörter um zwei Ordnungen zu gering angiebt. B.] 70 Substantisum; B. Y. 110,2. sang, die, watek, verschiedenartigen (s. S.71.), wira wira, Krieger (It, wira). Sa heifst nicht blofs ein, sondern auch zusammen, und man kann den ersten dieser Begriffe aus dem letzteren, oder, was ich für richtiger halte, umgekehrt ableiten. Der Urbegriff ist der des Seins. Dies beweist das Sanskr. 7} , sat, ursprünglich das Seiende, Part. von y7q , as, in dem selbst das « nur Vorschlag, oder vielmehr ein hinzukommendes Element scheint. Im Tag. ist sa auf das beständige, feste Sein (estar de asiento, To- tanes. nr.77. 78.) an einem Ort beschränkt. In diesen Bedeutungen wird das Wort im Sanskrit zum Pronominalstamm. Davon leite ich den Begriff der Einheit ab: gr] , sakrit, einmal, sa mit mehreren Verlängerungen, aber auch allein, eins, Mal., isa Tag., u.s.f. Da, was verbunden, zusam- men ist, Einheit bildet, wird es Ausdruck der Verbindung. Hieraus ent- springt ein dreifacher Gebrauch: a. (s. ob. 5.49.) als untrennbare Präposi- tion mit, selbstständig nur mit Verlängerungen und Zusammensetzungen, saha, gg (saha), sarta (über seine Ableitung s. ob. S.49.), nicht als Verkürzung dieser anzusehen; häufig im Sanskrit, im Kawi s-astra (B.Y. 74, c.), mit Waffen, Sa-korawa (B.Y. 112, .), mit den Kurawas, im heu- tigen Jav. sa-garwa sampdyan, mit deiner Frau (Ger. Gramm. 68. gar- wa, Kr. Ehefrau, wahrscheinlich Sanskr. Ursprungs, vielleicht von mf, garbha, Mutterleib, doch, da es die rechtmäfsige Ehefrau ist, eher von ma, garwa, Stolz). 5. als das Ganze der Sache anzeigend, deren Benen- nung es präfigirt wird, im Tag., aber auch im Kawi, häufig im B.Y., sa- buwana (4, b.), sa-rat (2, c.), die ganze Welt (rat, world, a particular country. Crawf. Foc.), sa-nagara (592, a.), die ganze Stadt, das ganze Land. c. vor Benennungen von individuellen Dingen, um anzuzeigen, dafs alle der Gattung, die ganze Gattung, In dieser Bed. wird das Präfix zum Pluralzeichen, und deswegen erwähne ein collectives Ganzes, gemeint sind. ich es hier. Die Herleitung war nothwendig, um zu zeigen, wie es zugleich Zeichen der Einheit und Mehrheit sein kann. Hier kann nun der Begriff der Allheit streng, oder nur als Mehrheit genommen werden. Beisp. Sa- pandu-putra (93, a.), alle Söhne Pändu’s, sa-musuh (5, b.), alle Feinde, das ganze Verfeindete. Von den Allheit, Mehrheit oder Zusammensein ausdrückenden eignen Wörtern, die man im Jav. zur Andeutung des Plurals gebraucht, finde ich Numerus. 8.9. 7A im Kawi nur kab£h, alle (121, d.), und pada (113, d.). Das letztere findet sich sowohl vor dem Subst., als nach ihm (114, db. 592, a.). Da keines der hier angeführten, noch der im Jav. dafür üblichen Wörter wahres Pluralzeichen ist, indem keines den Gegensatz der Einzelheit ohne Nebenbegriff ausdrückt, sie vielmehr alle blofs durch einen materiellen Begriff, der sich nicht mit dem der Einzelheit verträgt, den grammatischen Zweck erreichen, so rechne ich auch watek hierher. Es kommt häufig im B.Y. vor, und steht, mit Ausnahme Einer Stelle (115, 5.), wo es einen Sin- gularis, nrepd Hastina, den Herrscher von Hastina, begleitet, immer vor Subst. im Plural, und wird alsdann regelmäfsig bei Raffles durch alle über- setzt. Diesen Begriff allein kann aber das Wort nicht ausdrücken; denn 121, d. steht watek ratu kabeh, wo dies letzte Wort offenbar (Ger. v. ka- beh) alle heifst, mithin das erste noch etwas andres ausdrücken mufs. Auch steht kabeh, wie nach grammatischer Regel alle Adjectiva, nach dem Subst. (1!) Das beständige Vorangehen des Wortes deutet ein das folgende Subst. in den Gen. stellendes Subst. an. In Crawf. Foc. ist watak heart, disposition, character, watek custom, way, manner, disposition, character, customs, manners, bei Ger. Gewohnheit, Art (?). Matek Pandawa könnte also wörtlich heifsen: die Charaktere oder die verschiedenen Cha- raktere der P. So bildet das Wort wohl zunächst, ähnlich dem Homerischen iegöv neves ’AAzıvöor, einen die Person mit mehr Würde umgebenden dichte- rischen Zusatz, so dafs es auch dem Sing. zur Seite stehen kann. Dabei mag aber auf die Verschiedenartigkeit der Charaktere gesehen, und darum der Ausdruck mehr mit Pluralen üblich sein. Das so häufig ihm vorangehende sang macht diese ganze Annahme noch wahrscheinlicher. (') [Es sei mir erlaubt, zu bemerken, dafs allerdings aus dem Gebrauche eines anderen Pluralwortes und aus seiner Stellung gegen dasselbe noch nicht hervorgeht, dals watek kein solches sein könne. Ich werde in meinem grammatischen Anhange Beispiele von dem Gebrauche zweier solcher Wörter, wo bald beide dem Subst. folgen, bald eines ihm voran- geht und das andere ihm folgt, anführen. Dagegen ist das beständige Voranstellen des watek der Umstand, auf welchen der Verf. mit Recht Gewicht legt. B.] (°) [Roorda watak, watek, Gewohnheit, Art, Gebrauch. Es ist höchst auffallend, dafs die Bed. alle, welche, wie man sie auch abzuleiten habe, das Wort ganz bestimmt im B. Y. führt, von keinem Wörterbuche angegeben wird. Das Tag. wazac heilst getrennt (von Personen). B.] 72 Substantisum; Deelination desselben. $.9. Eine Methode, Mehrzahl, Menge anzudeuten, ist im Sanskrit die An- heftung von 1%, @di (der erste), die, indem sie aussagt, dafs die genannte Person die erste ist, zugleich dadurch anzeigt, dafs andere mit ihr sind. Eine solche Form könnte Naradhadhi (79,a.) sein, obgleich ich, ohne weitere Beispiele, über die Stelle noch nicht abzusprechen wage. Declination des Substantivums. Die Casus werden im Kawi, wie in den übrigen Mal. Sprachen, nie- mals an den in sie gestellten Wörtern bezeichnet. Sie bleiben oft ganz unan- gedeutet; wo sie aber kennbar gemacht werden, geschieht es durch die Stel- lung oder durch Präpositionen. Die Präp. hing wird im Jav. sehr gewöhn- lich als Genitivzeichen gebraucht, sie wird, vielleicht weil dieser Casus am frühesten und bestimmtesten den Flexionssinn der Nationen weckt, mit dem regierenden Nominativ, den dem regierten Genitiv vorausgehn zu lassen die Weise der Sprache ist, durch die oben (S. 44.) erwähnten Veränderungen zu Einem Worte verbunden, und so erscheint sie gewissermafsen als eine den nachfolgenden Genitiv ankündigende Flexion des Nominativs; parentah- hing, der Befehl des, karsa-nning, der Wille des, serrat-ting, der Brief des, ratu, Fürsten. Wo hing nicht Genitivzeichen, sondern Präp. ist, da bleibt auch sein A, ohne Rücksicht auf den vorhergehenden Consonanten, unverändert. Dies geht aus vielen Stellen von Ger. Lesebuch (8. 40. 2.5.7. S.64. 2.7.) hervor. Besonders erwähnt er nichts davon; die Sache ist aber wichtig, da die Lautveränderung deutlich das Bestreben bezeichnet, der an- gehefteten Präp. durch Verschmelzung mit dem Grundwort ihre selbststän- dige Bedeutung zu nehmen, und sie dadurch zur wahren Flexion zu machen. Im B.Y. 107,d. findet sich die wirkliche und deutliche Präp. dennoch in ihrem Anfangs-A dem vorhergehenden Worte assimilirt: sira huwus man- Jing-nging jro kadatwan (s. Anh.), sie gingen hinein in das Innere des Pallastes. Ich lasse es dahin gestellt sein, ob dadurch die im Vorigen ge- machte Bemerkung entkräftet wird. Vielleicht entstand aber auch der Un- terschied erst aus der sorglältigeren Schreibung neuerer Zeit. Die Präp. zeigt ein Sein, oder eine Bewegung nach einem Orte an, heifst in, an, zu, nach. Ihr Gebrauch beim Gen. erklärt sich, wenn man sie sich als Bezie- hungszeichen denkt: dieser bestimmte Befehl ist ein solcher, weil ihn der Fürst giebt, d.h. er ist es im Fürsten, oder in Beziehung zu ihm. Eine an- Substantisum; Genitiv. 8.9. 73 dre Art der Casusbezeichnung, die aber nur beim Gen. möglich ist, liegt, wie wir oben (S. 44.) gesehen haben, im Besitzpron., das man dem regieren- den Nominativ anheftet, und das alsdann auch gleichsam zur Genitiv-Flexion an ihm wird. Man vernimmt am Pronomen, dafs etwas Besitz eines andren ist, und begreift die Beziehung, indem nun dies andre unmittelbar genannt wird; so entsteht aus: sein Pallast der König der Begriff der Pallast des Königs. Ich gehe nun hiernach die einzelnen Casus durch. Den Nominativ deutet da, wo nicht dichterische Versetzungen eintre- ten, seine Stellung an; er geht dem Verbum voraus. B. Y. 32, b. Der Genitiv hat noch zwei andere Bezeichnungsweisen : a. die Stellung und Zusammenfügung in Ein Wort mit dem Nomina- tiv. Die Jav. Construction ist in diesen Fällen der Sanskritischen geradezu entgegengesetzt: in dieser, im Tatpurusha, steht der Genitiv zuerst, im Jav. umgekehrt. Das Kawi vereinigt beide Stellungen in sich. Pandudhayita, des Pändu Gemalin (91, a.). Musuh, die Feinde, sang nata, des Herr- schers (38, c.). b. die Anfügung von hing an den Nominativ. Ich habe oben ge- zeigt, wie dieselbe einer Flexion des Nomin. gleicht. Sie wird dies in der Jav. Dichtersprache, wo hing nach einem Vocal oft sein A wegwirft, und eine Zusammenziehung beider Vocale eintritt. Doch ist dies eigentlich nur die Weise der Präp., da das Genitiv-Verhältnifs sonst nach Wörtern, die auf einen Vocal enden, durch Verwandlung des A innn angedeutet wird: kang murb-eng jagadh, der Schöpfer der Welt, von kang murba, eig. einer Partieipialform, welcher schafft. Hier ist der Endvocal mit z zu € zusammen- gezogen. In der Schreibung bei Raffles läfst sich, ohne Ansicht der Hand- schrift, über die Weglassung des A, und selbst über das so oft mit i verwech- selte und seiner Quantität nach nicht unterschiedene e nicht genau urtheilen. Wie aber schon bei hira bemerkt worden, so sind auch bei hing die Re- geln der Buchstabenverwandlung selten beobachtet. Wirklich Genitivzeichen scheint hing 257, b. manik-ing redhaya, der Mittelpunkt (s. ob. 5.52.) des Herzens. Sehr häufig steht Ring bei wirklichen Gen. in der Lautveränderung von ning: rah-ning musuh, das Blut der Feinde (102, d.), pejah-ning musuh, der Tod des Feindes (138, c.). Euphonisch merkwürdig ist die Verwandlung von hing in wing nach Histor. philol. Abhandl. 1832. K 74 Substantivum: Genitiv. SE Wörtern in u: guru-w-ing sanagara, die Gurus des ganzen Landes (592, a.); dann mit Zusammenziehung durch Weglassung des u: von , munggu 108,a. mungg-w-eng swawisma, gelangen zu seiner Woh- nung. Der Endvocal des Worts zieht in diesen Fällen den ihm verwandten Halbvocal, End-i, aber auch End-E, den Halbvocal y, End-u den Halbvocal w, herbei, um ihn zum Anlaut eines mit schwacher Aspiration beginnenden Suffixes an der Stelle dieser Aspiration zu machen. Dasselbe geschieht auch bei andren grammatischen Suffigirungen (s. ob. S. 44., unt. 6.22.) (!), und im Sanskrit, häufig mit y, seltner, allein doch auch, z.B. in gg, üwe, mit w. Beispiel der Vocalveränderung von hing in Eng: pradhes-eng Kuru, das Land des Kuru (112, c.), von gagı, pradesa. Auf ganz gleiche Weise, als hing, wird im B. Y. sehr häufig ring ge- braucht; in den Wörterbüchern finde ich es nur bei Raffles (IT. App. p. 150.) als ein Wort der Insel Bali, /o, zu, und in Crawf. Engl. Jav. Wörterb. in der Bed. nach (after). Am häufigsten ist es im B. Y. Präposition: ring sa- mara, im Gefecht (1,a., von gms, samara), ring jro, im Innern, puri, des Pallasts (22, a. s. zu 107, d. und 10, d.), ring sayaka, mit Pfeilen (134, a., von tan, säyaka; als eine Art Pfeil hat auch Crawf. das Wort). Genitivzeichen ist ring 21,d. sapaksa ring Pandawa, ein Anhänger (etg#1, sapaksha) der P., 133, d. hudhan ring langit, der Regen des Himmels (s. zu 4, d.). Einen eignen Genitiv des Pron. rel. kang glaube ich in nikang zu entdecken, obgleich meine Hülfsmittel gänzlich darüber schweigen. Wir ha- ben oben (S.66.) gesehen, wie dies Pron. sich im Jav. mit dem bestimmten Artikel vermischt. In diesem Gebrauch finde ich nun nikang in offenbaren Genitivstellungen, und mufs es um so mehr für ein Zeichen derselben hal- ten, als auch im Tag. und Mad. das rn beim Gen. gebraucht wird. Doch wird dadurch der Gebrauch des Rel. allerdings noch sonderbarer. Denn das Dach welches Hauses wird ohne allen sich auf das Rel. beziehenden (') Gericke läfst, indem er (Gramm. 8.38.) offenbar diese Regel giebt, das Wesentlichste, die Gegenwart eines i, aus, führt aber nur Beispiele mit / an. Der Endhauch, den nach ihm das Wort hinter i in diesen Fällen haben mufs, und der dann verloren geht, ist zu schwach, um der Kraft des i zu widerstehen. $.54. giebt Ger. die Regel vollständiger. — Substantisum; mit Präpositionen. 8.9. 75 Nachsatz gesagt für das Dach desjenigen, welches ein Haus ist. Beisp. dhesanikang Gajahwayapura, die Gegend welcher (d.h. der) G. Stadt (9, c.),;, pang nikang bujagapuspa, die Zweige welcher (d.h. der) Schlangenblume (10, c. s. Anh.); sabdha nikang walik-tadahasi, die Laute welcher (d.h. der) W. (Name eines Vogels) (11, d.); pang nikang tahen, die Zweige welcher (d.h. der) Bäume (wood, Raffles. II. App. p.170. 601-@-): (2b»). Übrigens halte ich es für wahrscheinlich, dafs ni das Pron. poss. hi ist, dessen A nach Vocalen sich in nn verwandelt, welches aber auch selbstständig die Form ni hat, wie im B. Y. 132,a. 590, c. 617,a. Der Accusativ wird im B. Y., wenn er rein, ohne Zwischenbegriff, vom Verbum regiert ist, demselben blofs nachgestellt. Beisp. 4, @. 32, c. Der Dativus und die Fälle, wo das Nomen sich durch irgend einen Zwischenbegriff auf das Verbum bezieht, werden, wenn sie angedeutet sind, durch Präpositionen bezeichnet, stehen aber oft ganz ohne Bezeichnung, dann jedoch in der Regel hinter dem Verbum. Beisp. Dhusthadhyumna lawan Dhrupadha (101, b.), D. mit (ka-lawan, lawan, mit, auch, und. Ger. Raffles.) D. Ohne Präp. 74,a. Satyaki majari sang Kresna, S. spricht (zu) K. oder erzählt dem K. Nach Gericke’s Gramm. wird, um eine Bewegung nach einem Orte auszudrücken, der erste Buchstabe des denselben bezeichnenden Subst. in ng verwandelt: ngadaton, nach dem Pallast, von kadaton;, ngidhul, nach Süden, von kidhul; ngetan, nach Osten, von wetan. Im Kawi- Gedicht habe ich kein Beispiel hiervon gefunden, ich wüfste auch diese grammatische Bildung aus keiner anderen Malayischen Sprache zu erklären. Das Auffallende daran ist, dafs jeder Anfangsbuchstabe sich immer in ng verändern soll, da bei den übrigen euphonischen Veränderungen der Sprache jeder Consonant nur immer in einen seiner Olasse übergeht. Zu bedauern ist es, dafs Ger. nicht mehr Beispiele angeführt hat. Die Veränderung des k inng ist der allgemeinen Regel gemäfs. Bei der von w in ng läfst sich nicht das- selbe behaupten, doch läfst sie sich noch einigermafsen begreifen, da w als ein leichter, fast vocalartiger Hauch dem Ah gleichkommt, und aus A regel- mäfsig ng wird. In der That scheint «, wo ein euphonischer Grund dazu vorhanden ist, überhaupt in ng übergehen zu können, denn im B. Y. steht nach einem ng, welches das vorhergehende Wort schliefst, ngukir für wukir, Hügel. W und Ah werden in diesen Fällen als nicht vorhanden an- K2 76 Substantivum; mit Präpositionen. 8.9. gesehen, und vor den Vocal wird alsdann, wenn ein Grund zur Assimilirung der Laute vorhanden ist, ng gestellt. Auch im Tag. gilt, jedoch nur bei wirklich vocalisch anfangenden Wörtern, dieselbe Regel (!). (') [Indem ich keinesweges in Abrede stellen will, dals bei fortwährender Aufmerksam- keit auf den hier in Rede stehenden Punkt sich noch einige Beispiele mehr, als ich bisher beobachtet habe, finden werden, so ist es doch sicher, dafs Hr. Gericke seine Regel, welche aulserdem noch grammatisch etwas anders gestellt werden muls, zu allgemein ausgedrückt hat. Es sind nämlich, nach meinen bisherigen Erfahrungen, unter derselben nur das Wort kadaton und die Weltgegenden begriffen, zufällig alles Wörter, welche ng zum abgelei- teten Anfangsconsonanten annehmen. Bei Zor, Zr (Norden) geschieht dies nur in Folge des Umstandes, dafs die Ableitung von dem Präfix Aa ausgeht, bei w&/an in Folge einer wirk- lichen Ausnahme; denn ich habe kein anderes Wort gefunden, in welchem ein wirklich ur- sprüngliches Anfangs-w in ng übergeht. Doch nimmt auch dieses Wort in der Form hRanga- wetan noch das Präfix Aa zu sich. So hatte Hr. Ger. aulserdem nur mit k anfangende Wörter (kulon, kilön, West) vor sich. Was nun die Bed. dieser Bildung anbelangt, so kann man nur uneigentlich sagen, dafs durch die abgeleitete Consonantenreihe (denn in diese allgemeine Kategorie gehört diese Formation; fänden sich Beispiele von mit 2, s anfangen- den Wörtern, so würden wir die Buchstaben n, ny eintreten sehen) am Subst. eine Präp. angedeutet werde. Es entsteht vielmehr durch diese Bildung hier, wie immer, ein Verbum, welches auch Participium und Adverbium sein kann; und die Sache wird noch klarer da- durch, dafs auch die volle Verbalform, mit dem Präf. Rang und mang, vorkommt. Ich stelle hier alle in den Wörterbüchern und Texten mir vorgekommenen Formen dieser Wör- ter her, aus welchen meine Behauptung sich zur Genüge rechtfertigen wird. Zor Ng., /Er Kr. (Norden): mangngalor Ng. (Crawf. Poc. Cornets. Roorda), mangngaler Kr. (Roorda), sich in nördlicher Richtung bewegen, nordwärts gehn. Metan (Osten): mangngetan, sich in östlicher Richtung bewegen (Crawf. Yoc. Cornets), kesah m., ostwärts gehn (Crawf. ganz Jav. Wörterb.). Aridhu! (Süden): mangngidhul, sich in südlicher Richtung bewe- gen, südwärts gehn (Crawf. Foc. Cornets. Roorda), südwärts (Roorda, mit dem Beispiele: majeng m. zuidwaarts oprukken); ngidhul, südwärts, südwärts gehn (Roorda), kedsah ng., südwärts gehn (Crawf. ganz Jav. Wörterb.). Aulon Ng., kiln Kr. (Westen): hang- ngulon Ng. (Crawf. Yoc.), hangngilen Kr. (Roorda), in westlicher Richtung gehn, west- wärts gehn, Zumaku hangngulon, westwärts gehn (Crawf. Handschr. des B. Y. 115, 2. Übers.); mangngulon (Crawf. ganz Jav. Wörterb. Cornets. Roorda), mangulwan (B.Y. 115, 2.), westwärts gehn; ngilen Kr., westwärts, westwärts gehn (Roorda), kesahng., westwärts gehn (Crawf. ganz Jav. Wörterb.). Ngadaton, ngedaton führt Roorda in seinem Wörterb. nur als Verbum an: in den Pallast gehn, den Pallast beziehen, einen Pal- last haben, Hof halten, und zwei Beispiele bei ihm bestätigen diese rein verbale Bedeutung. Cornets bemerkt in seiner Gramm., dafs das Präfix man das Verbum und Adverbium zu- gleich anzeigen kann, nur sind seine Beispiele (mangngalor, mangngidhul, beide als Verbum, manduwur, aufwärts, mangngisor, niederwärts), indem er sie nur als Einen Redetheil übersetzt, keine Belege dafür. Aber an anderen Stellen seiner Gramm. übersetzt Adjectivum. 8.10. 7. Vor dem Vocativ finde ich bisweilen ri (4,a.) oder he (30, 2.) (he Raffles. Reh Ger.). $. 10. Adjectivum. Ich finde in meinen grammatischen Hülfsmitteln durchaus nicht, dafs sich das Adj. im Jav. durch eine Bildungssylbe von dem Subst. unterschiede; man erkennt es blofs an der Bedeutung oder der Stellung, da es in Prosa, ohne Gründe besondren Nachdrucks, seinem Subst. folgt. So auch im B. Y. manik sarwawarna, Edelsteine allfarbige (99, a.), ratna pradhipta, Edelsteine glänzende (m, ratna, gar, pradipta) (103, b.), gadha bi- sana, Keule schreckliche (a1, gadä, Argır, bhishana) (136, a.). Diese Stellung des Adj. hinter dem Subst. folgt aus derselben Vorstellungsart mit der des Gen. nach dem Nomin. Denn die Beziehung des Gen. zum Nom. wird sehr natürlich als eine Beschaffenheits- Beziehung gedacht: der Sohn des Fürsten, oder der fürstliche Sohn. Dies fällt am meisten da ins Auge, wo die Materie angegeben wird, aus der eine Sache verfertigt ist: pa- jeng mas, Sonnenschirm von Gold oder goldner (99, «.). Es giebt aber im B. Y. auch eine grammatisch geformte Classe von Adjectiven. Sie werden aus den Grundwörtern durch Vorsetzung von ma gebildet (1). Sie zeigen an, dafs eine Person oder Sache dasjenige hat oder ist, was ihr Grundwort ausdrückt; ihre Bed. ist also immer adjectivisch, nur bald reiner so, bald, nach Art eines Sanskr. Bahuwrihi’s, mehr mit dem Be- griff des Besitzes verbunden. Beispiele sind ma-nama (105, «.), benannt, mit Namen; ma-gadha (131, b.), eine Keule habend (at, gad&); ma- purwa, im Beginnen (124,d. Rafiles. I. App. p.170. col.b. beginning. ga, pürwa, früher, eher. purwa, Beginn, murwa, beginnen. Ger.). Man findet öfter im Jav. ha als blofsen Anlaut, ohne Veränderung der Bed., vorgesetzt, und an die Stelle von Aa tritt bisweilen ma. So lie- er manduwur als Verbum: heraufsteigen, nach oben gekehrt sein. Diesem Worte der ge- wöhnlichen Sprache entspricht das höhere mengnginggi! (von kinggil, dem Mal. tinggt, welches, wie duwur, die Bed.: Obertheil, hoch, oben, hat), nach oben, herauf (Brückner), heraufgehn (Crawf. 70c.). Man sieht hier durch das Präfix Verba und Adverbia der Bewe- gung oder Richtung aus örtlichen Adverbiis, wie oben Substantivis, gebildet. B.] (') Auch auf den Nassau-Inseln findet sich diese Bildung durch ma. Asiat. res. VI. 90. 75 Adjectivum. $.10. fsen sich diese Wörter blofs phonetisch erklären. Die richtige Ansicht ist aber, wie ich mich bemühen werde weiter unten zu zeigen, dafs, wo ma und ha verwechselt scheinen, das erstere das ursprüngliche ist, welches nur in ha sein m abgeworfen hat. Dies ist namentlich auf die hier in Rede stehen- den Formen anwendbar, die dadurch einen ganz andren Ursprung erhalten. In der Tag. Sprache werden zwar auch die Grundwörter sehr häufig, ohne alle Umänderung, in adjectivischer Bedeutung gebraucht, es entstehen aber auch grammatisch geformte Adjectiva durch die Präfigirung von ma, und dies ist ihre regelmäfsige Bildungsweise (Totanes. Gramm. p.20. nr. 67.). Dies ma scheint den Begriff des Habens auszudrücken, denn ma oder mey heifst haben (/. c. p.23. nr.80.). In der Mad. Sprache finde ich dieselbe Art von Adj.: fane, Wärme, ma-fanne, warm. Da dies also eine Bil- dungsform des Malayischen Sprachstamms ist, und der ursprüngliche Be- griff von haben gerade auf jene Kawi-Wörter sehr gut pafst, so mufs man in ihnen dieselbe Form erkennen, die aber im heutigen Jav. nicht durch- gebildet zu sein scheint. Doch giebt es auch Javanische mit ma gebildete Adjectiva: ma-larat, arm, dürftig (Ger.). Ma ist auch ein Verbalpräfix, und zwar eigentlich intransitiver Verba. Man sieht, dafs dies wieder mit dem Adjectiv-ma zusammenhängt; warm, warm sein, Wärme haben kom- men auf Eins hinaus; und in Sprachen, welche, wie dies besonders der Fall der Malayischen ist, den Begriff des Verbums nicht mit grammatischer Schärfe auffassen, müssen hier die Gränzen in einander überfliefsen. In mehreren Amerikanischen Sprachen ist das Verbum sein regelmäfsig im Begriff des Adj. mit eingeschlossen. Die weitere Verfolgung dieses Präfixes führt auf eine merkwürdige Ähnlichkeit des Malayischen mit einem andren Sprach- stamme. Auch in der Thai-Sprache werden Adj. durch Vorsetzung von mi gebildet, und dies ist nichts andres, als die Verbindung eines Nomens mit dem Verbum sein. Die bestimmte Bedeutung dieses Verbums ist ein Vorhandensein, der Begriff, dafs es von einem Gegenstande etwas giebt, das Französische il y a, also vollkommen passend zur Adjectiv-Bed. (1!) Mi er- (‘) Man sehe hierüber Herrn Burnouf’s vortreffliche Anzeige von Low’s Thai- Grammatik, welche sehr vieles über die Sprache enthält, was in der Grammatik selbst nicht vorkommt, sondern nur hat mühsam aus den in ihr angeführten Beispielen gezogen werden können. Noue. Journ. Asiat. IV. p.224-226. Bezeichnung des Verbums im Mal. Sprachstamme überhaupt. 8.11. 79 innert an das Mad. misse, das auch schon von Andren mit den Verbalprä- fixen, welche wieder mit dem, auch im Mad. üblichen Adj. Präf. zusammen- hangen, in Verbindung gesetzt worden ist (s. unt. 8. 11.). Ein anderer Gebrauch des Präf. ma geht von dem Begriff des bei sich Habens, des Begleitens, wodurch das Begleitende gleichsam zu einer Eigenschaft der Sache wird, aus. Man verbindet dasselbe nämlich mit Eigen- namen, um dadurch, so wie in andren Fällen durch sa, auszudrücken, dafs eine Person die andre begleitet, sich in ihrem Gefolge befindet: ma-kanwa, den Kanwa bei sich habend, mit Kanwa (B.Y. 17, c.). Die Steigerung der Adjective wird in den Mal. Sprachen blofs durch Redensarten und Umschreibungen gebildet, und macht keine grammatische Form aus. SE Verbum. Um das Kawi-Verbum von dem rechten Standpunkte aus zu betrach- ten, mufs man von der Beschaffenheit des Verbums im Malayischen Sprach- stamm überhaupt und in der Javanischen Sprache insbesondere ausgehn. Bezeichnung des Verbums im Allgemeinen. Die Sprachen des Malayischen Stammes überhaupt. So wie das Nomen in diesen Sprachen der Declination ermangelt, ebenso fehlt, genau genommen, auch dem Verbum die Gonjugation in ihnen. Partikeln und die persönlichen Pronomina deuten die Modi, Tempora und Personen an, bleiben in dieser Andeutung, bis auf äufserst wenige Ausnah- men, unverändert und unabgekürzt, verschmelzen daher nicht mit dem Grundwort, und fehlen endlich schr häufig ganz. Vorzugsweise tragen das Malayische und Jav. diesen Charakter an sich. Im Tag. macht die Bezeich- nung der Tempora durch Buchstabenveränderung und Reduplication hier- von eine Ausnahme. So steht der Ausdruck des Verbalbegriffs sehr oft al- lein, und in den meisten Fällen wenigstens nackt und abgesondert da. Wo nun dies der Fall ist, da ist auch die Bezeichnung des Verbums nothwendig unvollkommen. Denn das actuale Sein, welches in der gramma- tischen Vorstellung das Verbum charakterisirt, läfst sich nicht leicht an sich ausdrücken, sondern verkündigt sich nur dadurch, dafs es ein Sein auf eine 50 Bezeichnung des Ferbums bestimmte Weise, in einer bestimmten Zeit und Person ist, und dafs der Ausdruck dieser Beschaffenheiten unzertrennlich in das Grundwort verwebt ist, zum sichren Zeichen, dafs dasselbe nur mit ihnen und gleichsam in sie versetzt gedacht werden soll. Wo daher das Verbum in Sprachen diese ächte grammatische Form besitzt, da läfst sich sein Begriff gar nicht ohne jene Beschaffenheiten anders, als in dem, sich schon dem Substantiv nähernden Infinitiv, auffassen. Seine Natur ist gerade diese Beweglichkeit, liegt in der Unmöglichkeit, anders, als in einen einzelnen Fall, fixirt zu werden. Es ist eine nothwendige Folge aus dem hier Gesagten, dafs in den Malayischen Sprachen der Ausdruck durch das Verbum sehr oft nur ver- mittelst der Construction, und bisweilen auch nicht einmal durch diese, von dem Ausdruck durch das Nomen mit ausgelassenem Verbum sein unter- schieden werden kann. So künftig sprechen Krishna kann ebenso gut so wird künftigKrishna’s Sprechen sein, als so wird Krishna spre- chen, heifsen. Sogar die, dem Modus und Tempus nach, vollkommen und nach Art anderer Sprachen flectirten Formen des Tag. Verbums gelten, je nachdem sie das Pronomen oder der bestimmte Artikel begleitet, als flectirte Verbalformen (amo, amas u.d.m.), oder als Partieipia, oder Adjectiva. Sie selbst sind also gegen den Verbal- und Nominal- Ausdruck gleichgültig, und es kommt dabei blofs auf die Behandlung derselben in der verbindenden Rede an. Die geringe Schärfe, mit welcher das Verbum von dieser Seite in den Mal. Sprachen bezeichnet wird, ist vielleicht Ursach, dafs der Ausdruck durch das Nomen, auch bestimmt grammatisch als solches angedeutet, dem Ausdruck durch das Verbum vorgezogen wird. In der That ist in den uns bekannten Mal. Hauptsprachen die directe Construction durch das Activum mit dem im Nominativ stehenden Subject und dem im Accusativ stehenden Object die seltnere, und man findet dieselbe auf mannigfaltige, und uns oft ganz unnatürlich erscheinende Weise in eine Construction durch das Nomen umgestellt, wie wenn im Tag. die einfache Redensart: du gabst mir das Buch, in die sonderbare: dein Gebungsort des Buches war ich, ver- ändert wird. Das Verbum sein bleibt aber in diesen Redensarten immer ausgelassen; und dies ist vermuthlich der Grund, dafs die wahre Natur die- ser Formen, oder vielmehr Redensarten, von den Grammatikern verkannt, und dieselben als Passiva behandelt werden. Denn jeder der Mal. Haupt- im Malayischen Sprachstamme überhaupt. 8.11. Si sprachen wird eine Vorliebe für den Gebrauch des Passivums zugeschrieben, was nur insofern wahr ist, als man unter dem Passivum den eben bezeich- neten Ausdruck durch eine Nominalform versteht. Denn das wahre Pass. läfst sich in einer Sprache, in welcher das Act. keine reine und ächt gram- matische Form hat, gar nicht denken. Es fehlt selbst einigen der Sprachen, in welchen dies der Fall ist, und zeigt dadurch, dafs sein Begriff schwerer zu fassen ist. In der That geschieht beim Pass. da, wo der Begriff rein ge- nommen ist, nichts, als eine Umkehrung der Richtung des Act.; das actuale Sein ist in ihm, wie im Act., enthalten, wird aber durch die Passivform der- gestalt umgeändert, dafs der die Wirkung Erfahrende zum Subject wird. Gerade weil dieser Begriff dem Ausdruck, wo man das Sein vom Prädicate (dem Verbalbegriff) trennt und diesen in einer Nominalgestalt allein bringt, so sehr nahe liegt, werden beide in vielen Sprachen verwechselt, und der letztere wird oft vorgezogen, weil er der am leichtesten zu fassende ist. Denn im wahren Passivum mufs die Verbalform mit dem Verbalbegriff ebenso un- zertrennlich, wie im Act., verbunden bleiben, worin allerdings eine gröfsere Schwierigkeit liegt. Wie aber sehr oft in Sprachen, auch da, wo sie die ächte Form verfehlen, dennoch ein Streben nach derselben sichtbar ist, so wird auch im Malayischen Sprachstamm dem Ausdruck durch das Nomen mit ausgelassenem Verbum sein bisweilen eine besondere Gestalt gegeben, welche sich wirklich dem Pass. einigermafsen nähert. Vorzüglich ist dies im Jav. der Fall, wo die Passivform wirklich in der Behandlung, wie ich unten ($- 13.) zeigen werde, als ein Pass. angesehen werden kann. In den übrigen Sprachen (') ist aber auch mehr, als irgend sonst, ein Umstellen des Verbal- ausdrucks in Nominalausdruck, und wieder ein Streben, von diesem zu je- nem zurück überzugehen, vorhanden. Dasselbe Wort dient in den Malayischen Sprachen, wie es freilich auch in den meisten andren bisweilen geschieht, zum Nomen und zum Ver- bum, ohne seine Gestalt im geringsten weder durch Flexion, noch durch Af- fixa zu verändern. Dies ist immer häufiger der Fall, je weniger eine Sprache grammatisch geformt ist. Der Ausdruck für einen Gegenstand wird als No- men, oder als Verbum, oder als beides gebraucht, je nachdem sich der Ge- genstand selbst dem Gedanken am natürlichsten in der einen oder andren (‘) Man vergleiche jedoch unten die Anm. am Ende von $.19. Histor. philol. Abhandl. 1832. L s2 Bezeichnung des Verbums dieser Formen, oder in beiden darstellt. In der Tag. Sprache ist dieser Ge- 5) brauch der Wörter selten, und das Verbum erscheint gewöhnlich und regel- B) ° mäfsig in der angenommenen Verbalform, oder mit den dazu bestimmten Affıxen. Häufiger findet sich die doppelte Anwendung der Grundwörter in ö iz 5 den übrigen Sprachen des Stammes. Soll nun das Verbum wirklich, als solches, bezeichnet werden, so p) 2 ’ mufs dem Grundworte etwas hinzugehen; und da dieser das Wort bestimmt in Verbum umwandelnde Zusatz, wie wir oben gesehen haben, nicht die nothwendig mit dem Verbum auszudrückenden Beschaffenheiten der Zeit, Person u. s. w. betrifft, so mufs er, abgerechnet, dafs ihm die Bezeichnung von mancherlei Nebenbegriffen beigegeben wird, nothwendig die eigentliche Natur des Verbums selbst theils an sich, theils in seinen verschiedenen Gat- tungen, als transitive, intransitive, causale u. s. f., angehen. Insofern ist da- er jedes wirkliche und durch die Sprache gestempelte Verbum derivativ. her jed klich I durch die Sprache gestempelte Verl 1 t Die Sprache erlaubt aber auch, jedes Wort ohne Ausnahme, selbst Adver- bia, Präpositionen u.s.f., durch einen solchen Zusatz in ein Verbum zu verwandeln. Es liegt daher jedem Verbum ein vollkommen ausgebildetes, primitives Wort zum Grunde, welches entweder wirklich ein Nomen von irgend einer Nominal-Kategorie ist, oder die unbestimmte Anwendbarkeit zum Nomen und Verbum in sich trägt, aber nur dann, und auch dann nur materieller Weise, schon ursprünglich ein wahres Verbum heifsen kann, wann sein Begriff ganz und ausschliefslich verbal ist. Es ist daher eine viel- leicht zu weit gehende, aber gewifs keine ganz unrichtige Ansicht, im Mal. Sprachstamm das Nomen als die Grundlage des Verbums anzusehen, da je- des Nomen zum Verbum werden kann, und das Grundwort auch des, sei- nem Begriff nach ursprünglichen Verbums so unbestimmter grammatischer Natur ist. Die Mittel nun, durch welche ein Wort in den grammatischen Zustand des Verbums übergeht, sind in den verschiedenen Sprachen des Stammes, wie in jeder einzelnen selbst, verschieden, und im Ganzen genommen fol- gende: a. Die Einschiebung der Sylbe um, also eines nach vorn hin erwei- terten Nasenlautes, unmittelbar nach dem Anfangsconsonanten, oder, bei vocalisch anlautenden Wörtern, vor den Anfangsvocal des Wortes. Diese Methode ist dem Tag. und Jav., obgleich auf verschiedene Weise, eigen; im im Malayischen Sprachstamme überhaupt. 8.11. 83 Mad. scheint sie, als Form, verloren gegangen, ist aber noch an einzelnen Wörtern, z.B. foumanghe (Tag. tangis, tumangis), weinen, houman (Tag. kain, kumain), essen, bemerkbar; im Mal. sind auch solche Spuren ungewisser und schwerer aufzufinden (!). b. Der Gebrauch von Präfixen und Suffixen, in einigen Fällen ver- bunden mit, durch das Präf. hervorgebrachter Veränderung des Anfangs- consonanten des Wortes. Diese Methode geht durch alle mir bekannte Spra- chen des Stammes, und ist auch den Mundarten der Südsee-Inseln nicht fremd. Den geringsten und für die Bezeichnung des Verbums unwesentlich- sten Gebrauch von diesen Präfixen macht das Jav. Die Präfixa fangen, bis auf wenige Ausnahmen, mit m an, im Jav., obgleich die Sprache auch Präf. in m kennt, häufiger mit }, was aber, da das A nicht ausgesprochen wird, mehr eine Abwerfung, als eine Umänderung des m ist. Hier ist also der Ver- balzusatz ein vocalischer. Den häufigsten und mannigfaltigsten Gebrauch von Präfixen macht die Tagalische Sprache, und nach ihr die Madecassische. Klare Verbalsuffixa, namentlich das angehängte i, finden sich aber nur im Malayischen und Javanischen. c. Veränderung der Anfangsconsonanten des Wortes ohne zugleich angewendetes Präfixum. Diese Methode ist die vorherrschende im Jav., fin- det sich aber, obgleich seltner angewendet, auch im Tag. Im Mad. kenne ich sie nicht, und auch im Mal. erwähnt ihrer die Grammatik nicht, es müfs- ten sich denn einzelne Beispiele im Wortvorrath auffinden lassen. Wir wer- den aber weiter unten schen, dafs im Tag. diese Veränderung keine eigne grammatische Bildungsgattung ist, sondern durch den doppelten Procefs der Einschiebung von um, und nachherigen Abwerfung der Anfangssylbe ent- steht. Im Jav. könnte diese Methode einen ähnlichen Ursprung in der Vor- setzung eines mit Buchstabenveränderung verbundenen Präfixes, und nach- herigen Abwerfung des Präfixes haben. In diesem Falle wäre sie dieselbe mit der unter d. aufgeführten. Die Buchstabenveränderung ist übrigens bei beiden Methoden gleich, und besteht, allgemein ausgedrückt, darin, dafs das Verbum einen Nasenlaut zum Anfangsbuchstaben annimmt, dieser (') [Ich habe mehrere Beispiele dieser Einschiebung in der Mal. Sprache aufgefunden, und werde sie in meinem Anhange vollständig angeben. Übrigens wird der Leser in der Fortsetzung dieser Schrift finden, dals auch dem Verf. diese Erscheinung nicht entgangen ist. B.] L2 54 Bezeichnung des Verbums Laut aber nach der Beschaffenheit des ursprünglichen Anfangsconsonanten des Wortes verschieden ist. Wo ein Präfix und Buchstabenveränderung zu- gleich vorhanden sind, da ist auch der Endbuchstabe des Präfixes allemal ein Nasenlaut. Die hauptsächlichste Methode der Verbalbildung bleibt daher die An- heftung von Präfixen, und man kann dieselbe als die Verbindung des Grund- worts mit einem Hülfsverbum ansehen. Dadurch liefe die Verbalbildung im Mal. Sprachstamm wesentlich auf die mögliche Verbindung jedes Wortes der Sprache mit einem Verbum allgemeiner Bedeutung: machen, haben, sein, hinaus. Das Mad. Wort manghe, machen (Froberville: magne, fire, ereer, edifier, produire au grand jour, ordonner, construire), zu dem man wohl auch das Jav. mangun, bauen, bewirken (Ger., to adjust, to put right. Crawf. Foc.), rechnen kann, führt ganz natürlich darauf. Dazu gehören auch das Tag. mei, haben, das Mad. misse, sein, und das gleichbedeutende mi der Thai-Sprache (s. S.78.). Das Mad. magne (!) leitet Froberville von maha aigne oder maha angan ab, und führt als gleichbedeutende Lautformen davon manghe angan, manano, manaho, manghano, manguinou, magnanou, manganou, mangnianou, mouine, ma- nguchanou und manguihounou auf. Man mufs sich aber wohl erinnern, dafs diese Hülfsverba nicht, nach Art der unsrigen, für sich conjugirt, son- dern rein als ein blofser Vorschlag behandelt werden. Auch führen auf diese ganze Erklärungsweise nur einzelne Andeutungen, und die Sache ist bei wei- tem nicht so klar und gewifs, als z.B. die Präfigirung des er in der Kopti- schen Sprache. Den Verbalpräfixen, welche, nach dem Vorigen, in der Regel mit m anfangen, entsprechen mit grofser Genauigkeit im Tag., Mal. und Mad. Prä- fixa, die ich Nominalpräfixa nennen möchte, und die regelmäfsig mit p, auf Madagascar auch mit f und A anfangen. Dem Jav. sind diese Präf. nicht fremd; da aber die Sprache sich überhaupt seltener der Präf., und noch seltner derer mit m bedient, so ist der Gegensatz beider Arten des Vor- schlags in demselben kaum zu erkennen. Die Verwandlung der Verbalpräf. in diese Nominalpräf. wird in den Tag. Grammatiken als eine Umstellung (') Chapelier redet in einigen handschriftlichen Bemerkungen ausdrücklich von der Ver- bindung dieses Verbums mit andren Wörtern zur Bildung neuer Verba. im Malayischen Sprachstamme überhaupt. 8.11. 55 der Activform in eine Passivform behandelt, ist es aber eigentlich nicht. Wenn im Mad. monengh wohnen und fonengh ein Bewohner heifst, so kann das letztere Wort nicht als Passivum des ersteren gelten, und auch im Tag. mufs, um die Form hervorzubringen, welche einem eigentlichen Passivum näher steht, immer noch etwas anderes hinzukommen. Die Um- stellung in die Nominalform aber, die Entfernung des Activ-Verbalbegrifts, mufs vorausgehen. Die Sache ist also nur die, dafs aus dem grammatisch formlosen primitiven Nomen durch Präfigirung ein Verbum, dann aber aus diesem durch Umänderung der Präfigirung wieder ein derivatives Nomen ge- macht wird. Hierbei bleibt jedoch die Tag. Sprache nicht stehn. Sie braucht das Wort, aus welchem durch die Veränderung des Präfixes der Activ-Verbal- begriff entfernt worden ist, wieder, um eine neue Form zu bilden, die sich darin wieder mehr, als Passivum, dem Verbum nähert, dafs das an die Stelle des Activ-Verbums tretende Wort wirklich ein Geschehen oder ein Ge- schehen sein anzeigt. Doch auch hier ist, genau genommen und der deut- lichen Construction nach, nur unter dem Gepräge eines Pass., ein Nominal- ausdruck mit ausgelassenem Verbum sein in eine Redensart von bestimmtem Typus verflochten. Ich erinnere hierbei an das oben (S. 80.) gegebene Bei- spiel: dein Gebungsort des Buches war ich. Indefs kann eine solche Redensart im Tag. nicht ohne besondere grammatisch bestimmte Verände- rung des Wortes vor sich gehen. Denn zu dem durch veränderte Präfigirung des Activ-Verbalbegriffes entledigten Nominalausdruck mufs, nach ganz be- stimmten Regeln, eine neue Präfigirung, Suffigirung, oder Infigirung hinzu- kommen, bei welcher die Aflıxa nicht wahre Wörter, sondern in sich bedeu- tungslose Sylben sind. So ist im obigen Beispiel der Begriff des Ortes durch das Suff. an ausgedrückt. Ist die Bezeichnung des Verbums durch die In- figirung von um geschehen, so bleibt, um das Wort zum angeblichen Pass. zuzurichten, blofs dies um hinweg (vgl. unt. 8. 13.). Wenn wir nun der Kürze wegen diese Bildungsarten Passiva nennen wollen, so giebt es im Mal. Sprachstamm grammatisch geformte Passiva und Umschreibungen des Pass. durch Redensarten eines bestimmten Typus, wie wenn ich sagte: mein Sehen war der Stern, für: ich sah den Stern. Beide Mittel sind sich durch die in denselben gebildeten Redensarten ähn- lich, jedoch darin verschieden, dafs das erstere einer besondren grammati- sb Bezeichnung des Verbums schen Zurichtung desjenigen Wortes bedarf, welches, als Nomen, an die Stelle des Verbums tritt. Die blofse Umschreibung des Pass. durch Redensarten, welche dem Mad. und Mal. (1) eigen ist, kann ich hier ganz übergehen, und der Behand- lung der Mal. Sprachen überhaupt vorbehalten, da das Jav. und Kawi sich derselben nicht bedienen. Diese beiden Sprachen besitzen das geformte Passivum, jedoch nur das durch Infigirung der Sylbe in gebildete, nicht die beiden andren, noch aufser dieser im Tag. üblichen Arten. 8. 19. Javanische Sprache. Im Ganzen sieht man schon aus dem Obigen, wie das Verbum in ihr behandelt wird. Da sie aber die grammatische Grundlage des Kawi ausmacht, so ist es nothwendig, hier noch mehr in das Einzelne einzugehn. Zuerst stellen sich die Fälle dar, wo dasselbe Wort unverändert zum Nomen und zum Verbum gebraucht wird. Ich führe davon folgende Bei- spiele an: hichal, verlieren, Verlust. charita, erzählen, Erzählung. karya, machen, Werk. dhosa, sündigen, Sünde. dhuga, denken, Gedanke. turu, schlafen, Schlaf. teka, kommen, das Kommen. sare, schlafen, Schlaf. wanni, wagen, Tapferkeit. lenggah, sitzen, Amt, Beruf. dateng, kommen, das Kommen. gessang, leben, das Leben. Wir werden gleich in der Folge sehen, dafs es im Jav. einander ent- sprechende Anfangsbuchstaben giebt, von welchen immer der eine, z.B. n, mehr dem Verbum, der andre, z. B. /, mehr dem Nomen angehört. Die obi- (‘) Man sehe zwar weiter unten die letzte Anm. in $.19., jedoch ist auch das, was dort Passivconjugation genannt wird, nur eine Umschreibung dieser Form. in der Javanischen Sprache. 8.12. S7 gen Wörter aber sind dennoch fast aus allen Buchstaben des Alphabets, und doch nur aus einem kleinen Wortvorrath genommen. Dies wird dadurch möglich, dafs jene Buchstaben, unabhängig von ihrer grammatischen An- wendung, auch primitive Anfangsbuchstaben des Redetheils sein können, welchem die Grammatik sie eigentlich nicht zutheilt. So ist, um bei dem Beispiel der hier gewählten Buchstaben zu bleiben, in dem aus dem Sanskrit genommenen Subst. nata, Regent, das n primitiv. Es bleibt natürlich, in- dem das Wort in der Bed. von regieren als Verbum gebraucht wird; allein aus diesem Verbum bildet die Sprache nun nach ihrer gewohnten Weise ein neues Subst., {aia, Ordnung, Einrichtung. Die schwächste Veränderung, welche mit einem Worte vorgeht, um es in ein Verbum zu verwandeln, ist die blofse Verdopplung seiner Anfangs- sylbe, oder auch die Wiederholung des ganzen Worts. Es kann damit nur eine Verstärkung des Begriffs, oder eine Häufigkeit der Fälle gemeint sein. Dieselbe Verdopplung findet auch, ohne dem Worte Verbalbedeutung zu geben, bisweilen als eine blofse Verlängerung statt, und die Sprache hat von mehreren Wörtern einfache und verdoppelte Formen, z.B. dhalan oder dhadhalan, Weg, lurung oder lulurung, Strafse, bekel oder bebekel, Oberhaupt eines Dorfs, nemu oder nanemu, finden. Aber Ger. sagt aus- drücklich, dafs die Verdopplung Substantiva in Verba verwandelt, und in seiner Gramm. und seinem Wörterbuche finden sich mehrere Beispiele, wo das einfache Wort als Subst. und das verdoppelte als Verbum gebraucht wird: Zulung, Hülfe, tutulung, helfen, buru, Jagd, buburu, jagen, hundang, Befehl, hundang-ngundang, befehlen, griya, Haus, ga- griya, wohnen. Die Verdopplung wird auch zur Bildung von Verben aus Subst. bisweilen mit Präfixen verbunden: Aapuputra, zeugen, von putra, Sohn, Kind (Matth. 1, 2.). Ich habe oben schon der Veränderung des Anfangsbuchstaben vieler Jav. Wörter als eines Unterscheidungszeichens der Nominal - und Verbal- formen erwähnt; ich habe diese Veränderung sogar als das vorherrschende Mittel der Sprache, Verba zu bilden, angegeben. Diese Ansicht und die ganze Erklärung dieser Lautveränderungen erfordert aber eine ausführlichere 8 Auseinandersetzung, da dieselbe nur aus der Sprache selbst und der Verglei- chung mit den verwandten Dialekten geschöpft ist, sich aber nicht auf Zeug- nisse derer gründet, welche die Sprache bisher grammatisch behandelt ha- ss Bezeichnung des V erbums ben. Hr. Roorda sieht diese Veränderungen blofs als euphonische an, und geht in seinen Briefen nicht in die Fälle ein, in welchen sie statt finden müs- sen. Hr. Gericke thut zwar dies, scheint aber mehr die Ansicht zu haben, dafs durch diese Veränderungen Substantiva aus Verben, als umgekehrt, ent- springen. Es wird daher am sichersten sein, hier zuerst dasjenige zum Grunde zu legen, was seine Grammatik über die Sache enthält, da anzunehmen ist, dafs dies den wirklichen Thatbestand der heutigen Sprache am reinsten und einfachsten in sich fafst. Hr. Gericke spricht von der Buchstabenveränderung in zwei Stellen seiner Gramm., beim Subst. und beim Verbum, 8.21. 32. 33. Die Buch- stabenveränderung selbst ist in beiden Fällen dieselbe, und bildet folgende zwei Reihen von Consonanten, welche in der genauen Folge, wie sie hier angegeben sind, in den gleich zu bestimmenden Fällen einer in den andren verwandelt werden. Erste Reihe: n, ny, m, ng, ngr, ngl. Zweite Reihe: z, ch oder s, w oder p, A, r, I. Wie Ger. diese Veränderungen schreibt, hätte ich die Reihen eigent- lich mit dem dem Consonanten inwohnenden Vocal, na, nya u.s.w., auf- führen sollen. Die Beispiele zeigen aber, dafs dies unnütz gewesen wäre, da die Veränderung immer nur den Consonanten trifft, den ursprünglichen Vo- cal aber unverändert läfst. Beim Subst. sagt nun seine Gramm., dafs die abgeleiteten Substantiva entweder durch Affısa oder durch Buchstabenveränderung entstehen, und dafs die letztere durch Verwandlung der Consonanten der ersten Reihe in die entsprechenden Consonanten der zweiten bewirkt wird. Er sieht also hier das Subst. als abgeleitet, das Verbum als primitiv an. Denn ob er es gleich nicht bestimmt sagt, so zeigen doch seine Beispiele, dafs er nur von der Ableitung der Subst. aus Verben, nicht aus andren Redetheilen, spricht. So entsteht nun nach ihm aus neda, essen, teda, Speise; nulis, schreiben, tulis, Schrift; nitik, be- weisen, Litik, Beweis; nyatur, erzählen, chatur, Erzählung; nyelak, sich nähern, chelak, Nähe; nyerrat, schreiben, serrat, Schrift; nyenjata, schiefsen, senjata, Gewehr; in der Javanischen Sprache. $.12. s9 miyos, geboren werden, beginnen, wiyos, Geburt, Beginn; misesa, Macht haben, wisdsa, Macht; mar£ntah, befehlen, pardntah, Befehl; n garanni, nennen, haran, Name; ngaturri, antworten, hatur, Antwort; ngrasa, fühlen, rasa, Gefühl; ngratu, Jemanden als Herrscher an- erkennen, ratu, Herrscher; nglilanni, zugestehen, lila, Zugestehung, Erlaubnifs; nglakonni, gehen machen, Zaku, Gang. Es werden zwar in dieser Stelle auch noch Veränderungen von A in 5 k, von min h und von ma in pa angeführt, deren ich aber, da sie zu einer andren Classe von Wörtern gehören, erst weiter unten gedenken kann. Bei dem Verbum lautet Gericke’s Regel folgendergestalt: Die Verba, welche mit einem Consonanten der ersten Reihe beginnen, verändern den- selben in den entsprechenden Consonanten der zweiten d. b. C F in den Passivformen ; wenn die Partikeln, welche die vergangene und zukünftige Zeit aus- drücken, weggelassen sind ; wenn dieselben, gegen die gewöhnliche Regel im Verbum, vor das Pronomen (nicht nach demselben und unmittelbar vor das Verbum) gestellt werden; in der Gattung von Verben, welche ein Handeln Mehrerer unter ein- ander andeuten; im Imperativus, und zwar: wenn derselbe in den Verben der Volks- sprache rein gebietend ist; wenn in der höheren Sprache, um einen Be- fehl auszudrücken, das Pronomen blofs vor das Verbum gesetzt wird; endlich im Imperativus und in dem, auch imperativ, als Zumuthung, gebrauchten Conjunctiv der Causalverba; in allen aus Verben abgeleiteten Substantiven. Dieser Regel fügt nun die Gramm. Beispiele jeder einzelnen Buch- stabenveränderung hinzu, wo aber nur die Fälle genannt sind, in welchen die Veränderung wirklich statt findet. Ich begnüge mich, von diesen Bei- spielen nur eins herzusetzen. ningngalli, Kr. sehen; das Anfangs-n wird zu t: Histor. philol. Abhandl. 1832. M 90 Bezeichnung des Ferbums a. in den Passivformen, dhipun tingngalli, katingngallan, oder tinningngallan;, b. bei Auslassung der Tempus-Partikeln, kula tingngalli, ich habe ge- sehen, oder ich werde sehen; c. bei der Stellung der Tempus-Partikeln vor dem Pronomen, sampun kula tingngalli, ich habe gesehen, bad& kula tingngalli, ich werde sehen; d. wenn ein Handeln Mehrerer ausgedrückt ist, fingngal-tinning- ngallan, sich unter einander sehen; e. im Imperat., wenn er gebietend durch Vorsetzung des Pronomens aus- gedrückt wird, sampeyan tingngalli, siehe du! und im Gonjunctiv, kula tingngallana, dafs ich sehen möge, endlich im Conjunctiv des Causalverbums, tingngallenna, dafs man sehen machen möge; f. im Subst., zingngal oder tingngallan, Gesicht. In allen hier nicht angegebenen Formen der Verbal-Abwandlung bleibt der Anfangsconsonant des Verbums unverändert einer der ersten Reihe, da hier nur die Ausnahmen namhaft gemacht sind. An diese Theorie der Buchstabenveränderung mufs man gleich an- knüpfen, was Ger. über die Präfixa der Verba sagt. Er bringt diese in seiner Gramm. blofs unter dem Titel (8.27.): verlängerte Form der Verba bei, und legt zum Grunde, dafs beinahe jedes Verbum eine kurze und eine, entweder durch Verdopplung, oder durch Präfigirung verlängerte Form hat, setzt jedoch am Ende des Paragraphen hinzu, dafs, wenn eine solche Ver- längerung vor ein Subst. zu stehen komme, dasselbe dadurch in ein Verbum verwandelt werde. So entstehen aus galih, Herz, hanggalih, beherzigen, und aus gusti, Herr, hanggusti, Jemanden als Herrn erkennen. Als Prä- fixa führt er blofs mit A beginnende an, nämlich Ra, han, ham, hang. Man sieht leicht aus der Analogie der Sprache, obgleich Ger. es nicht sagt, dafs die Endbuchstaben dieser Präf. sich nach den Anfangsbuchstaben der Verba richten, für welche sie bestimmt sind. Dies zei angeführten Beispiele: gen auch die von Ger. ha; hadhamelvon dhamel, arbeiten. han; handhadhos von dhadhos, werden, entstehen. ham; hambekta von bekta, tragen, hambegal von begal, rauben, hambengkas von bengkas, abmachen, entscheiden. in der Javanischen Sprache. 8.12. 91 hang; hanggawa von gawa, bringen, hangganjar von ganjar, belohnen. Ich hebe aus diesem Auszuge zuerst die Verwandlung der Subst. durch die Präf. in Verba heraus. Sie zeugt deutlich für die oben von mir gegebene Darstellung des Malayischen Verbums. Eine grofse Menge von Verben sind danach abgeleitete, und die Grundlage derselben sind Nomina, das Mittel der Ableitung aber Präfixa. Dann kommen auch freilich die ganz einfachen und unveränderten Verba, die aber, bei der Gleichgültigkeit, mit welcher das heutige Jav. die Präfixa zu behandeln scheint, auch in jedem Augen- blicke dieselben annehmen können, und wenigstens auf keinen Fall noth- wendig als ursprünglich präfixlos anzusehen sind, und die Wörter hinzu, wo sich Verbum und Nomen durch veränderten Anfangsbuchstaben unterschei- den, welche jedoch sehr oft gleichfalls mit Präfixen verbunden werden können. Im Übrigen geht aus dem Auszuge hervor, dafs Gericke a. die oben angeführten beiden Reihen von Consonanten nicht als Unter- schiede des Nomens und Verbums ansieht, sondern die gewöhnlich den Subst. eignen auch der CGonjugation beimischt; b. dafs er, wo der eine beider Redetheile abgeleitet ist, das Verbum für primitiv, das Nomen für abgeleitet hält, wodurch denu auch die erste Consonantenreihe zur primitiven, die zweite zur abgeleiteten wird; c. dafs, nach ihm, die Verbalpräfixa da, wo schon das einfache Wort als Verbum genommen wird, nur Verlängerungen des Wortes sind, die ebenso gut wegfallen können, und wirklich oft ausgelassen werden; d. dafs Ger. keinen Zusammenhang irgend einer Art zwischen den Prä- fixen und der Bildung durch Buchstabenveränderung anzunehmen scheint, sondern auch da, wo ein Wort mit verändertem Anfangsbuch- staben ein Präfix erhält, dies nur als eine gleichgültige Verlängerung des Wortes betrachtet. Ich wiederhole hier, dafs ich dies eben Vorgetragene als den einfachen und reinen Thatbestand der Sprache in ihrem heutigen Gebrauche ansehe, und keinesweges Hrn. Gericke mit meinen, gleich weiter auszuführenden Be- hauptungen widersprechend entgegentrete. Es ist ganz etwas anderes, wie er es zur Absicht hatte, die Regeln einer Sprache zum Behuf der Anwen- dung beim Verstehen und Sprechen derselben darzulegen, und, wie ich es M2 92 Bezeichnung des Verbums hier versuche, der wahren und inneren Bedeutung der grammatischen For- men und ihrem ursprünglichen Zusammenhange, dem Wege ihrer Entste- hung, auf welchem sie sich oft wesentlich verändern, nachzuforschen. Man stöfst bei einem solchen Unternehmen oft auf Punkte, wo nur der Vermu- thung Raum bleibt, darf es aber darum nicht aufgeben, da man nur auf diese Weise die Analogie der Sprache und ihr Verhältnifs zu den stammverwand- ten zu erkennen vermag. Die erste und nothwendigste Bedingung zum Ge- lingen eines solchen Versuches ist aber die genaueste Beachtung des factisch in der Sprache Vorhandenen; und dies kann man nur bei denen finden, welche die Sprache unter den Eingebornen, aus langer Übung und eigenem Gebrauche kennen gelernt haben; ihrem Zeugnifs mufs man sich daher in allem Factischen ohne Widerrede unterwerfen. Dies vorausgeschickt, sehe ich nun allerdings die Buchstabenverände- rung und Präfigirung, von welcher hier die Rede ist, und den Zusammen- hang beider anders an, als es in der Gerickeschen Gramm. dargestellt ist. Ich glaube nämlich, a. dafs von den beiden oft erwähnten Consonantenreihen blofs die erste für wahre Verbalformen, die zweite dagegen theils für wirkliche Sub- stantiva und Adjectiva, theils für solche Formen bestimmt ist, die, streng genommen, auch nur Nominalformen sind, wenn gleich die Sprache einen scheinbar verbalen Gebrauch von ihnen macht; b. dafs in der Regel, und bis auf sehr wenige Ausnahmen, die erste Con- sonantenreihe aus der letzten abgeleitet ist; c. dafs diese ganze Buchstabenveränderung aber im genauesten Zusammen- hange mit der Anheftung von Präfixen steht, und aus derselben ent- sprungen ist, so dafs sie keine besondere Eigenthümlichkeit des Jav. Verbums ausmacht, sondern dafs das Verbum auch in dieser Sprache seine grammatische Form nur durch Affıxa empfängt; d. dafs dies aber jetzt nicht mehr im Bewulstsein des heutigen Volkes liegt, sondern dafs dieses in dem veränderten Anfangsbuchstaben gar keinen Zusammenhang mit irgend einem Präfix ahndet, und die Prä- fixa wirklich da, wo sie nicht offenbar einem Nomen Verbalbedeutung geben, als gleichgültige, beizubehaltende oder wegzulassende Verlän- gerungen betrachtet, so wie auch allerdings in einigen Fällen, nament- lich da, wo ein Consonant der ersten Reihe wirklich primitiv ist, ab- in der Javanischen Sprache. 8.12. 93 geleitete Substantiva durch Verwandlung in den entsprechenden Con- sonanten der zweiten Reihe gebildet werden. Es hat mir erleichternd für das Verständnifs geschienen, meine An- sicht gleich ganz und geradezu auszusprechen; ich füge jetzt, als Beweis, dasjenige hinzu, was mich auf dieselbe geführt hat. a. Die Fälle, in welchen in der Conjugation die Consonanten der zwei- ten Reihe gebraucht werden, sind zwar in andren Sprachen gewöhnlich ver- baler Natur, gehören indefs doch zu denen, die sich leichter mit nominalen Formen verwechseln lassen. An der Spitze derselben stehn die drei verschiedenen Bildungen des Jav. Passivums. Wir werden aber weiter unten sehen, dafs die eine dieser Bildungen nicht viel mehr, als die Verwandlung des Verbums in ein abgelei- tetes Subst. mit leidender Bedeutung, ist, die zweite eine wirkliche Verbin- dung des Wortes mit dem Verbum sein scheint, und dafs die dritte, schon nach ihrer Entstehung aus der gleichen Tag. Form, Redensarten bildet, welche man ursprünglich auch nicht als wahre Verbalausdrücke ansehen kann. Die gröfsere Annäherung des Jav. zum wahren Passivum liegt nicht in der Form, als von welcher hier allein die Rede ist, sondern in der Con- struction, welche oft in Sprachen die ursprüngliche Bedeutung der Formen in ihrer Anwendung umändert. Überhaupt aber scheint das Pass., seiner Natur nach, die Beschaffenheiten eines Nomens da zu theilen, wo es nicht in der Schärfe seiner wahren Bedeutung aufgefafst wird, welches gerade, wie wir oben gesehen haben, in den Malayischen Sprachen der Fall ist. Auffallender scheint es allerdings, dafs auch der Imperativus den Sub- stantiven vorzugsweise eigene Anfangsbuchstaben annimmt. Die hauptsäch- lichste Art, diesen Modus zu bilden, ist die Hinzufügung der Sylbe ha, was nur wegen der verschiedenen Wohllautsveränderungen, welche dies ha er- fährt, in einigen Fällen weniger sichtbar ist. Gerade auf dieselbe Weise bil- det auch der Dialekt auf Madagascar den Imperativus; die Sylbe Aa kann aber dort mit jedem Worte, zu welchem Redetheile es gehören möge, ver- bunden werden, und hat dann immer den Sinn, dafs dasjenige, was das Wort ausdrückt, sein oder geschehen müsse. Wahrscheinlich ist dies Aa nichts, als ein ermunternder Ausruf, der mit dem Begriff der zu gebietenden Handlung verknüpft wird, was auch 94 Bezeichnung des Ferbums durchaus nicht unnatürlich ist; und dieser Begriff kann alsdann ‘ebenso leicht in der Gestalt eines Nomens, als in der eines Verbums, hingestellt werden. Auch in anderen Sprachen pflegt der Imperativ am wenigsten von der wahren Verbalformung an sich zu tragen, enthält nur den Grundlaut des Verbums, oder wird auch wohl durch den Infinitiv, also auch in gewisser Annäherung zum Substantiv, ausgedrückt. Der angebliche CGonjunctivus hat so sehr dieselbe Formung mit dem Imperativ, dafs es nicht nothwendig ist, seiner hier besonders zu erwähnen. Die Auslassung der Tempus-Partikeln in der Conjugation angeführt zu finden, mufs jeden mit andren Sprachen Bekannten befremden. In dem Ab- schnitt über die Tempora sagt Gericke ausdrücklich, dafs es in der Jav. Con- jugation eine unbestimmte Tempusbildung gebe, welche sowohl die vergan- gene, als die zukünftige Zeit bezeichnen könne, so dafs nur der Zusammen- hang der Stelle, wo diese Bildung vorkomme, ergeben müsse, ob damit ein Präteritum oder ein Futurum gemeint sei. Die Andeutung der Zeit ist dem Verbum so eigenthümlich und nothwendig, dafs es ein sehr richtiges Sprach- gefühl verräth, das Wort, welchem diese Andeutung fehlt, durch ein sicht- bares Zeichen aus der Classe der Verba zu entfernen, und als Nomen darzustellen, oder vielmehr demselben nicht die Attribute zu geben, die es zum Verbum gestalten. Dies scheint mir hier dadurch zu geschehen, dafs man dem Worte seinen Consonanten der zweiten Reihe läfst. Es bleibt nur ein Nomen, kündigt sich als solches an, und wird mit hinzugedachtem war oder wird sein mit dem Subject verbunden; durch die Verwandlung dieses Anfangsbuchstaben in den entsprechenden der ersten Reihe würde es zum Verbum, und führte den bestimmten Begriff des Präsens mit sich. In der Conjugation der eigentlichen Malayischen Sprache auf Malacca führt Mars- den auch einen sog der wir hier reden, einige Ähnlichkeit hat. Schon Marsden aber hat bemerkt (Gramm. 69.), dafs dieser Aorist dem Verbum eine passive Gestalt giebt, obgleich die Bedeutung activ ist. In der That ist jener Aorist, meiner Über- zeugung nach, nichts andres, als eine Redensart, in welcher vermittelst des enannten Aorist an, welcher mit der Tempusbildung, von wirklich ausgedrückten Verbums sein das Grundwort des Verbums als ein wahres Nomen, das aber dort nicht als solches besonders charakterisirt ist, behandelt wird. Hieraus entsteht dann zwar nicht ein ächtes Passivum, allein in der Javanischen Sprache. $. 1% 95 allerdings ein demselben ähnlicher Ausdruck, welcher, nach unsrer Art, die Sprachen zu behandeln, natürlicher in einen activen umgesetzt wird. Eine ähnliche Bewandtnifs scheint es mit der unbestimmten Jav. Tempus- bildung zu haben, nur dafs bei dieser umgekehrt das Nomen durch den ver- änderten Anfangsbuchstaben charakterisirt ist, das sein dagegen hinzugedacht werden mufs. Auch ist die Form der Redensart im Mal. durch die übrige Construction klarer, wie ich unten näher zeigen werde. Ein eigner Fall ist es, dafs die Versetzung der Tempus-Partikeln von der Stelle zwischen dem Pronomen und Verbum, welche sie gewöhnlich ein- nehmen, vor das Pronomen die Verwandlung des Anfangsbuchstaben in einen Consonanten der zweiten Reihe, also, meiner Behauptung nach, die Um- stellung des Verbums in ein Nomen, mit sich führt. Durch diese Verrückung wird jedoch die gewohnte Zusammenfügung des Verbums gestört, und mithin schon dadurch der wahre Verbalbegriff mehr bei Seite gestellt. Eine noch gröfsere Veränderung aber entsteht dadurch, dafs das Pronomen nunmehr hin- ter der Tempus-Partikel zu stehn kommt, was durch die wahre Bedeutung dieser Partikeln noch wichtiger wird. Denn diese Partikeln sind eigne, selbst- ständige und bedeutsame Wörter, einige, wie bad£, sollen, wirkliche Verba. Das Pron. nun kann, nach der allgemeinen Constructionsweise, wenn es das Subject des Verbums anzeigt, nur vor dem Verbum stehen. Hinter ein Wort gestellt, wird es zum Besitzpronomen; kula bade ningngalli heifst dem- nach ganz richtig ich soll oder werde sehen, badd kula tingngalli da- gegen drückt, genau genommen, aus mein Sollen Sehen, wobei natürlich wieder ist hinzugedacht werden mufs. Man sieht daher, dafs die Partikel durch diese Umstellung in genauere Verbindung mit dem Pron. gebracht, dagegen aus der mit dem Verbum losgerissen wird, wodurch dann auch das letztere seinen grammatischen Charakter einbüfst. Die Verba, welche ein Handeln Mehrerer unter einander anzeigen, werden im Jav. immer als gegenseitige genommen, so dafs die Wirkung des Verbums sowohl hervorgebracht, als gelitten wird. Gericke nennt sie daher geradezu Reciproca, obgleich dieser Begriff ihnen wiederum nicht ganz ent- spricht. Ihre Bildung ist ihrem Begriff analog; sie haben zum Schlufsgliede allemal die Passivform des Worts. Ihr Anfangsglied ist nach Ger. die Activ- form desselben, und dies ist nach seiner Art, die Sache darzustellen, voll- 96 Bezeichnung des Verbums kommen richtig, da nach ihm der Anfangsbuchstabe des Verbums auch im Activum in einen Consonanten der zweiten Reihe, wie es bei diesen Verben immer der Fall ist, übergehen kann. In Wahrheit aber scheint mir das An- fangsglied dieser Verba nicht das Verbum selbst, sondern das ihm entspre- chende Substantivum. Da das Verbum in seiner Passivform auch nur ein Nominalausdruck ist, so sind diese Verba eigentlich blofs eine Verbindung zweier Subst., von welchen das eine die Bedeutung eines Thuns, das andere die eines Leidens hat. Hierfür spricht auch, dafs, wenn dem Verbum ein Verbalsuffixum anhängt, wie bei ningngalli, dies Suffix im Anfangsgliede dieser Verba immer hinwegfällt, so dafs dasselbe alsdann dem Subst., inso- fern dies nicht eigne Ableitungssylben hat, gänzlich gleich wird. Das angeb- liche Verbum reciprocum fingngal-t-inn-ingngallan heilst daher wört- lich Sehen (und) Gesehen werden. Ich glaube durch das Obige wenigstens so viel bewiesen zu haben, dafs die Fälle, in welchen nach Gericke’s allgemeiner Regel die Consonanten der zweiten Reihe eintreten, von der Art sind, dafs der wahre Verbalbegriff sich leichter aus ihnen entfernen läfst, als aus den entgegengesetzten; und da nun der wichtige Umstand hinzukommt, dafs die unbezweifelten Nomina, auch wenn man sie als abgeleitet ansehen wollte, da, wo Verbum und Sub- stantiv verschiedene Anfangsbuchstaben haben, die Consonanten der zweiten Reihe an sich tragen, so glaube ich mich auf keine Weise zu irren, indem ich die Consonanten der zweiten Reihe für Bezeichnungen des Nomens, die der ersten aber für dem wahren Verbalbegriff gewidmet halte. Weil aber das Verbum in diesen Sprachen, und namentlich im Jav., eine so ungemein lockere Gestalt hat, so ist es wirklich schwer, etwas gegen jede Einwendung Gesichertes über diese Fragen zu entscheiden, und Nomen und Verbum in völlig bestimmte Formen zu bannen, da die Sprache selbst wenigstens scheinbare Anomalieen darbietet. Ein sehr befremdender Fall dieser Art ist es, dafs, da das Präsens des Activums, als in der oben ange- führten Regel nicht ausgenommen, seinen Verbalconsonanten der ersten Reihe behält (Aula numpak, ich reite), dennoch in Ger.’s Wörterbuch Fälle vorkommen, wo auch in diesen Stellungen der Consonant der zweiten Reihe eintritt. So führt er von mundutti, fordern, bitten, mannira pun- dutti, ich fordere, von ngaturri, anbieten, kula haturri, ich biete an, von nyukanni, geben, kula suka, ich gebe, an. o© | in der Javanischen Sprache. 8.12. b. Um über die Frage zu entscheiden, welche der beiden Consonanten- reihen die abgeleitete ist, mufs ich zuerst hinzufügen, dafs dem ng in der ersten auch noch, aufser A, in der zweiten k entspricht: kandang, Stall, ngandangngaken, in einen Stall eintreiben. Prüft man die Consonanten beider Reihen, so zeigt sich, dafs die erste derselben blofs Nasenlaute, also lauter Buchstaben derselben Classe, enthält, dahingegen sich in der zweiten Buchstaben ganz verschiedener Classen befinden. Schon dies scheint mir klar darzuthun, dafs nur die erste die abgeleitete sein kann. Die Überein- kunft der Laute deutet an, dafs sie etwas Gemeinschaftliches an sich tragen, und weist dadurch auf eine gemeinschaftliche Ursach, eine künstliche Bil- dung hin, indefs die zweite Reihe die Verschiedenheit der Consonanten an sich trägt, welche die Anfangsbuchstaben der Wörter einer Sprache über- haupt haben; in ihr scheint also der natürliche, ursprüngliche Zustand zu liegen. Zu diesem Beweise gesellt sich ein zweiter darin, dafs eine grofse An- zahl von Wörtern, deren Anfangsbuchstaben der zweiten Reihe angehören, ihrem Begriff und ihrer Herleitung nach, ganz unbezweifelt die ursprüng- lichen Nomina sind, aus welchen man nur später Verba gebildet hat. Am sichtbarsten ist dies bei fremden in die Sprache aufgenommenen Wörtern: rasa (ge, rasa, und rs, räsa), suka (8; sukha, Vergnügen), wisdsa, Macht (faarg, wisdsha, nur mit sehr veränderter Bedeutung, die aber von dem Begriff des sich von allen andren Unterscheidenden, Hervorstechenden vermittelt ist), sind offenbar die Grundlagen der Verba ngrasa, fühlen, denken, nyukanni, geben, misesa, Macht haben, und kommen nicht um- gekehrt von diesen letzteren her. Ebenso ist auch das einheimische Subst. ratu, Herrscher, das Stammwort der Verba ngratu, Jemanden als Herr- scher anerkennen, und ngratonni, als König herrschen. Ich halte daher die Anfangsconsonanten der zweiten Reihe für die ur- sprünglichen Laute der Wörter, welche durch eine, sogleich näher zu ent- wickelnde Ursach in Nasenlaute verwandelt werden, um dadurch gramma- tisch geformte Verba zu bilden. Ich habe indefs schon oben erinnert, dafs bisweilen allerdings auch durch Verwandlung eines Consonanten der ersten Reihe in den entsprechenden der zweiten wirkliche Verbalsubstantiva abge- leitet werden. Dies findet aber nur da statt, wo das ursprüngliche Nomen Histor. philol. Abhandl. 1832. N 95 Bezeichnung des Verbums mit einem Consonanten der ersten Reihe anhebt, und daher bei der Bildung des Verbums keine neue Änderung des Anfangsbuchstaben eintreten kann. Denn natürlich sind auch die rein Javanischen ursprünglichen Wörter nicht auf jene Anfangsbuchstaben, je nachdem sie einen verbalen oder nominalen Grundbegriff ausdrücken, beschränkt, sondern Nomina dieser Art fangen mit Nasenlauten, und Verba mit anderen Consonanten an. Die Sache ist nur die, dafs die zweite Consonantenreihe, bis auf die genannten Ausnahmen, sich in unverändertem Zustande befindet, die Consonanten der ersten aber allemal eine Veränderung erlitten haben können, und in der grofsen Mehr- zahl der Fälle wirklich durch Veränderung entstanden sind. Statt, wie Ge- ricke thut, zu sagen, dafs die Consonanten der ersten Reihe in gewissen Fäl- len in die der zweiten übergehen, ist es daher richtiger, sich so auszu- drücken, dafs in diesen Fällen die Consonanten der zweiten Reihe unverän- dert bleiben. 6, Die Verschiedenheit der Consonanten der ersten Reihe richtet sich nach dem Organ, zu welchem die der zweiten gehören; der Zahnlaut Z ver- wandelt sich in den Nasenlaut seiner Gattung, n, die Lippenlaute p und w in den Nasenlaut desselben Organs, m; Z und r haben keinen eignen Nasen- laut, die Sprache setzt also nur den allgemeinen Nasenlaut ihnen vor, und bildet auf diese Weise ngl und ngr; s, wenn es der Zahnlaut ist, sollte sich auch in z verwandeln, wie es im Tagalischen wirklich geschieht, es thut dies auch im Jav. nicht selten, wird aber meist, so wie ch, zu ny; aus k entsteht der allgemeine Nasenlaut ng, und eben dies ng wird auch bei den mit } anfangenden Wörtern gebraucht, oder vielmehr, da man das Ah nicht ausspricht, wie im Tag., den vocalisch anlautenden vorgesetzt. Dafs aber alle diese Laute gerade nasale sind, läfst eine allgemeine Ursach dieser Veränderungen vermuthen, die wohl schwerlich blofs im Begriff des Ver- bums zu suchen ist. Indem ich die Analogie der übrigen Malayischen Spra- chen zu Hülfe nehme, mich aber zugleich auf directe Beweise im Jav. selbst stütze, finde ich den Grund dieser Verwandlung in Nasenlaute in dem End- n des Verbalpräfixes han oder man, von welchem die beiden ersten Buch- staben, Aa oder ma, in der Aussprache wegfallen. Im Tag., Mad. und eigent- lich Mal. geht, wenn das Verbalpräfix man vor die Consonanten der zweiten Reihe tritt, jeder von diesen in den entsprechenden Nasenlaut über, oder in der Javanischen Sprache. 8.12. 99 dieser Nasenlaut entsteht vielmehr aus dem End-n des Präfixes, indem der ursprüngliche Consonant hinwegfällt; das End-n des Präf. wird also, vor Zahnlauten unverändert, vor anderen Lauten in den ihnen entsprechenden umgewandelt, zum Anfangsbuchstaben des Verbums. Denn in allen den ge- nannten Sprachen gehört, wo diese Veränderung vorgeht, der Endnasenlaut des Präf. zur ersten Sylbe des Wortes, und trennt sich von der des Präfixes. Tubus (Tag.) wird zu ma-nubus, loskaufen, soratse (Mad.) zu ma-no- ratse, schreiben, tölong (Mal.) zu me-nölong, helfen. Dieses Übergehen des Endbuchstaben des Präf. in den Anfangsbuchstaben des Grundwortes macht das Wegfallen des ersten Buchstaben des letzteren noch begreiflicher. Darüber, dafs in den eben genannten Sprachen die Präfixe immer mit m, im Jav. gewöhnlicher mit A beginnen, werde ich weiter unten reden. Auf diese Weise sieht man also bei meiner Erklärung die vollkommene Analogie, welche auch in diesem Punkt zwischen dem Jav. und den übrigen Mal. Spra- chen herrscht. Verfolgt man die Sache noch tiefer, so kann man freilich auch auf der andren Seite wohl zu der entgegengesetzten Meinung, und dahin geführt werden, die Buchstabenveränderung als unabhängig von den Präfixen anzu- sehen. In den hier in Rede stehenden Sprachen entspricht dem verbalen Präfix man das nominale pan, und die Verwandlung des Anfangsbuchstaben des Worts geht in beiden Fällen auf gleiche Weise vor sich. Der Übergang von den verbalen Formen in die nominalen, und umgekehrt, liegt nicht in dieser Buchstabenveränderung, sondern allein in der Natur des Präfixes. Denn in der Veränderung des Verbalpräfixes man in pan liegt schon die- selbe Umwandlung; und es ist vielleicht nicht unrichtig, zu behaupten, dafs sich in dem p mehr die Ruhe des Nomens, in dem m mehr die Beweglich- keit des Verbums ausdrückt. Die Verwechslung der Buchstaben des glei- chen Organs, die überhaupt in den Sprachen, und, wie ich bei einer ande- ren Gelegenheit zeigen werde, in der Verwandtschaft des Malayischen mit dem Sanskritischen Stamme von sehr bedeutendem Einflusse ist, liegt natür- lich weit tiefer, als die grammatische Verbindung mit Affixen, und kann we- der aus dieser abgeleitet, noch in sich abgeläugnet werden. Ich rede aber hier nur von dem bestimmten, und in diesen Sprachen offenbar grammati- schen Übergange der sich entsprechenden Consonanten in einander. Allein auch hier läfst sich allerdings gegen meine Ansicht der Umstand anführen, N2 100 Bezeichnung des Verbums dafs in der Tagalischen Sprache diese Buchstabenveränderung auch in eini- gen Fällen vorgeht, wo das Präfix kein End-n hat, sondern mit einem Vocal schliefst, namentlich nach hi, manhi und maki. Hier kann die Verände- rung also keine Wirkung des Nasenlautes im Präfix sein. Wendet man in- defs dieselbe Erklärungsart auf die oben genannten Beispiele an, so mufs man entweder annehmen, dafs das End-n von man vor dem unveränderten Anfangsbuchstaben des Grundwortes weggefallen ist, oder dafs das Präfix ursprünglich in diesen Fällen nicht man, sondern ma war. Eine solche Behauptung aber widerspräche nicht nur dem Zeugnifs aller derer, welche diese Sprachen bisher bearbeitet haben, sondern sie hat auch den inneren Grund gegen sich, dafs das Präfix ma immer intransitive Verba, man mit Buchstabenveränderung aber transitive bezeichnet, und zugleich, dafs, wenn die Buchstabenveränderung ursprünglich wäre, dieselbe wohl bei allen Ver- ben statt finden würde, da sie sich im Gegentheil in keiner Malayischen Sprache nur über alle diejenigen erstreckt, bei welchen sie statt finden könnte. In allen bekannten Malayischen Sprachen, die Javanische ausge- nommen, findet sich die obige Buchstabenveränderung durchaus nur nach Präfixen, und eine scheinbare Ausnahme von dieser Behauptung wird weiter unten widerlegt werden. Es scheint mir daher immer das Natürlichste, den Grund der Veränderung hier in dem Laut des Präfixes zu suchen; und da findet er sich bei man zu offenbar im schliefsenden Nasenlaut, als dafs man nicht ihn mit Gewifsheit darin setzen sollte. Für die Erscheinung der Ver- änderung nach hi und ki weifs ich allerdings keine Ursach anzugeben, es lassen sich indefs nicht alle und jede Lautveränderungen in den Sprachen erklären. Abkürzungen, namentlich durch Wegwerfung anlautender Buchsta- ben, sind in allen Sprachen, besonders aber im Jav., nicht ungewöhnlich. Ich führe hiervon nur Ein, gerade aber hierher passendes Beispiel an; hu- pama, Ng. Gleichnifs, Ähnlichkeit (sy, upamd), bildet mit dem Besitz- pron. der 3. Pers. die Redensart zum Beispiel, hupamanne, und statt dessen sagt man ebensowohl, mit Wegwerfung der beiden ersten Buchstaben, pamanne& (Ger.). Ähnliches findet sich wohl fast in allen Sprachen, be- sonders wenn man die Volksdialekte hinzunimmt; ich darf hier nur an un- ser eignes runter, rein, statt herunter und herein, erinnern, die im Munde des Volkes ganz gewöhnlich sind. in der Javanischen Sprache. 9.12. 101 Einen ganz directen Beweis aber der Abwerfung der Anfangsbuchsta- ben des Präfixes vor dem veränderten Anlaut des Grundwortes geben die Fälle, wo sich, neben der verstümmelten Form, zugleich die unverstümmelte, noch das ganze Präfix an sich tragende erhalten hat. Sie sind schon in dem kleinen Wortvorrathe, dessen ich mich mit Sicherheit zu grammatischen Be- merkungen bedienen kann, nicht selten, und ich hebe davon hier folgende heraus. mundutti, fordern, pundutti, hamundutti; murih oder mrih, streben, unternehmen, purih oder prih, hamrih; mar&ntahhi, befehlen, parentah, hamarentah; muruggi, an sich ziehen, holen, Aamuruggi; maringngi, geben, paring, hamaringngi; hamek, nehmen, pek; hier finde ich die verstümmelte Form gar nicht; ngutus, senden, schicken, hutus, hangutus; ngästokhaken, Gehorsam leisten, hestokken, Imper., also Nominal- form, hangestokhake; ngangge£, kleiden, anziehen, gebrauchen, Aangg£, die Weise, wie et- was geschieht, hangangge£. In allen diesen Beispielen enthalten die mit dem Präfix versehenen Formen deutlich die bei den verstümmelten mit veränderten Anfangsbuch- staben weggefallenen Laute. Von einigen Wörtern haben sich zugleich auch Formen mit dem mit m beginnenden Präfix erhalten, so dafs diese Wörter den ähnlich gebildeten in den übrigen Mal. Sprachen vollständig gleich- kommen: mamukti, essen (B.Y. 31, d.), kommt von bukti, essen und Speise (Crawf. Foec.) (fen, dhukti), hamukti, welches zwar bei Ger. angenehm heifst, jedoch offenbar dasselbe Wort ist (!); auch hier aber fehlt die verstümmelte Form; dagegen ist auch diese in muwus, sprechen, erzählen, mamuwus (B.Y. 288, a.); macha, lesen, dasselbe Wort mit dem Mal. Bacha (das Sanskr. ggg; wachas, Wort, Rede), welches mit dem Präf. sowohl membacha, als memächa, bildet, mamacha. (‘) [Roorda. Kawi. essen, angenehm. B.] 102 Bezeichnung des Verbums Eine ganze Gattung hierher gehörender Fälle liegt in der Äufserung des Hrn. Roorda, dafs ein Anfangs-p sich häufig in mem verwandelt, was nichts andres, als das Präf. man oder men mit der gewöhnlichen Buchstaben- veränderung, ist. Die mit Consonanten der zweiten Reihe beginnenden Formen in den obigen Beispielen haben häufig gleichfalls verbale Bedeutung. Dies kann nach dem im Allgemeinen über diese Sprachen Gesagten nicht wundern. Die grammatische Kategorie der Grundwörter trägt diese Unbestimmt- heit einmal immer an sich, der Unterschied ist nur der, dafs ohne Präfix oder Buchstabenveränderung kein grammatisch geformtes Verbum vorhan- den ist. Allen diesen Beispielen läfst sich freilich die Einwendung entgegen- setzen, dafs hier nichts anderes geschehen ist, als dafs man, was im Jav. überaus häufig vorkommt, diesen mit veränderten Buchstaben beginnenden Wörtern die Sylben Aa oder ma präfigirt hat, dafs aber übrigens diese Verba mit veränderlichem Anlaut gar keine verstümmelten, sondern ganz vollstän- dige Formen sind. Diese Möglichkeit läfst sich allerdings nicht wegstreiten ; wahrscheinlich aber ist es wenigstens nicht, dafs der Ursprung dieser For- men ein solcher gewesen sei. Die heutige Sprache mag aber zu dieser An- sicht Veranlassung geben; denn wirklich werden in vielen Fällen diesen Ver- ben mit veränderlichen Anfangsbuchstaben Präfixe vorgesetzt, welche die oben gegebene Erklärungsart nicht begünstigen. Eine Hauptgattung dieser Fälle ist die, wo Verba, welche das ?, ch oder s des ursprünglichen Grund- wortes in n und ny verwandelt haben, auch mit dem Präf. Aan vorkommen, so dafs das n dadurch verdoppelt, nicht rein an die Stelle des ursprünglichen Anfangsconsonanten gesetzt wird. Wenn man z.B. vonnengga, bewachen, bewahren (tengga), hanengga, von nyariyossaken, erzählen (cha- riyos), hannyariyossaken, von nyupenna (!), träumen (supenna, TaA, Swapna, Traum), hannyupenna findet, so ist allerdings hier nicht das End-n des Präf. in den entsprechenden Consonanten übergegangen, son- dern dem schon mit veränderten Consonanten beginnenden Worte han vor- gesetzt. Ich habe aber aus dem schwankenden Gebrauche einfacher oder (') Aus diesem Worte scheint das Madecassische inous, in welchem der Anfangsvocal nur ein Vorschlag ist, entstanden zu sein. in der Javanischen Sprache. 8.12. 103 doppelter Consonanten in meinen Wortverzeichnissen die Überzeugung ge- wonnen, dafs hier blofs eine euphonische Verdopplung des n, wie im Jav. überhaupt häufig, namentlich (s. ob. S.44.) bei der Anfügung mit A} begin- nender Sylben an Endvocale, eintritt, vorgegangen ist. Wir werden sogar weiter unten (8. 13.) schen, dafs die Javanische Rechtschreibung in Absicht der Verdopplung des rn nicht immer gleichförmig ist. Vielleicht aber hat ınan auch zwei Bildungen mit einander verwechselt, die nämlich, wo man dem unveränderten Consonanten des Grundwortes ein mit einem diesem Consonanten entsprechenden Endconsonanten verschenes Präfix vorsetzt, und die, wo das Präfix den Anfangsconsonanten des Wortes verändert, wie man z.B. im eigentlichen Mal. zugleich membächa und memächa hat. Diese beiden Gründe passen auch auf einige andere ähnliche Fälle, die man sonst meiner Behauptung entgegenstellen könnte. So liegt dem Verbum mangnglong-mangnglong, ansehen, anstarren, offenbar ein mit Z an- fangendes Wort zum Grunde, in welchem das / zu ng! geworden ist. Wäre nun diese Bildung allein dem Präfix zuzuschreiben, so sollte dieses nicht auch sein End-ng vor dem ng des Grundwortes behalten. Derselbe Fall ist mit pangngangge€, von dem wir oben das ursprüngliche hangge£ ge- habt haben, und mit pangngajeng-hajeng, Begierde, Wunsch, wo auch das Präfix sein End-ng blofs an das Grundwort abgeben, nicht aber das- selbe zugleich behalten sollte. Immer aber beweisen doch diese Fälle, dafs sich das Bewufstsein der wahren grammatischen Bildung jener Wörter ver- loren hat, und dafs der nur durch die Anfügung der Präfixe zum Anfangs- buchstaben gewordene Consonant als wirklich dem Grundwort angehörig behandelt wird. Von diesem Vergessen der wahren Bedeutung und Einwir- kung der Präfixe zeugen mehrere Beispiele. So hat man von neda, essen ({eda), hanneda, dann aber auch mit doppeltem Präf. Rannaneda, wor- in das A von hanneda, weil man das Wort noch durch ein ha verlängern wollte, in nn übergegangen, das durch die Verbalform entstandene n aber, richtiger, als in hanneda, einfach gelassen ist. Hier besteht also von dem- selben Wort die richtige Form neben der falschen. Als Widerlegungen aber der oben gegebenen Erklärungsart kann ich diese Fälle nicht ansehen, und finde in ihnen keine hinreichende Ursach, von dem Grundsatze abzugehn, dafs in den Malayischen Sprachen die Verbalbildung nur durch Präfixa vor sich geht, und die Buchstabenveränderung blofs eine Folge der Anfügung 104 Bezeichnung des Verbums dieser ist. Vielmehr bestätigt mich ein anderer, nicht unwichtiger Umstand in dieser Ansicht. Wir haben schon oben an hasuka und nyukanni gesehen, dafs es von mehreren Wörtern zugleich Formen mit verändertem Anlaut, und an- dere mit unverändertem, aber ein Präfix vor sich tragende, giebt. Diese Fälle sind durchaus nicht selten, und ich kann, ohne grofses Nachsuchen, davon noch folgende anführen: hatengga, nengga, hannengganni, bewachen,; hakintun, ngintunnaken, senden; hachegah, nyegah, sich einer Sache enthalten; halungguh, nglungguhhi, sich niedersetzen, u. s.f. In allen diesen Verben haben die Wörter mit ursprünglichem, unver- ändertem Anfangsconsonanten das Präfix Aa, und nicht Aan, in dem richti- gen Gefühle erhalten, dafs ein hinzukommendes End-n des Präfixes den An- fangsconsonanten des Wortes verändern müfste. d: Indem die Javanische Sprache die Präfixa, ihre wahre Bedeutung ver- kennend, bald abwirft, bald als blofs euphonische Verlängerungen behandelt, giebt sie dadurch der Veränderung der Anfangsbuchstaben eine ihr ursprüng- lich nicht zukommende Bedeutsamkeit. Denn die Unterscheidung des verba- len und nominalen Ausdrucks beruht nun auf ihr; und so geschieht es in ei- nigen, obgleich seltenen Fällen, dafs da, wo der ursprüngliche Anfangscon- sonant ein Nasenlaut ist, derselbe wieder verwandelt wird, um ein Nomen zu bilden, so dafs dadurch die an sich und in der Regel ursprünglichen Con- sonanten der zweiten Reihe wirklich zu grammatisch abgeleiteten werden. Ein Beispiel dieser Art haben wir oben (S.87.) an dem Worte zata, her- stammend von dem Sanskr. tg, nätha, gesehen. Der gleiche Fall findet sich höchst wahrscheinlich bei den Wörtern mati, todt, matenni, tödten, und pati, der Tod, und in passiver Form kapaten und pinnaten. Denn nach der Analogie aller übrigen Malayischen Sprachen zu schliefsen, ist das m in diesem Worte primitiv, und das p daraus grammatisch gebildet. Das Wort ist dasselbe mit dem Sanskr. me], math, oder beiden Wörtern liegt eine andere, ähnliche Wurzel zum Grunde. Doch ist es merkwürdig, dafs auch im Tagalischen und Madecassischen mata? und patai, mate und fate dieselbe Bildung an sich tragen, so dafs in allen diesen Sprachen eine Ver- in der Javanischen Sprache. 8.12. 105 wechslung des primitiven m des Grundworts mit dem Anfangsbuchstaben des so anhebenden Präfixes vorgegangen ist. Eine wichtige Bestätigung für meine hier zur Erklärung der Veränder- lichkeit der Anfangsconsonanten beim Nomen und Verbum vorgetragene Theorie findet sich in der Bildung der distributiven Zahlwörter. Nach Ge- ricke’s Gramm. (S.34.) werden diese durch eben die Veränderungen der An- fangsconsonanten der Cardinalzahlen geformt, welche wir oben beim Verbum gesehen haben, und zwar so, dafs die zweite Reihe den Cardinalzahlen, die erste den distributiven zukommt: siji, eins, nyiji, je eins, oder jedem eins, tiga, drei, niga, je drei, oder jedem drei, u.s.w. Da nun niemand zwei- feln kann, dafs die Cardinalzahlen die ursprünglichen, die vertheilenden die abgeleiteten sind, so liegt hierin der directeste Beweis der Ursprünglichkeit der zweiten Consonantenreihe. Allein auch die Entstehung der Veränderung überhaupt aus einem abgeworfenen Präfix man bestätigt sich durch die Ver- gleichung der Bildung dieser Zahlen im Tag.;, denn da werden sie zwar nicht alle und immer, aber einige und in einigen Fällen, ebenso wie die Verba der dritten Tag. Conjugation, durch man, verbunden mit Buchstabenverände- rung, aus den Cardinalzahlen abgeleitet: mamolo, jedem zehn, von polo, zehn (Totanes. nr.398.). Um in diesen Sprachen die Distributiva auszu- drücken, verwandelt man nämlich blofs die gewöhnlichen Zahlen in Verba, als wenn man im Deutschen, statt jedem zwei, verzweien sagte, bedient sich aber dann dieses Verbums als eines undeclinirbaren Wortes. Die Jav. und Tag. Sprache wenden dabei jede die ihr eigenthümliche Methode an, aber der Zweck und der Sinn des Verfahrens ist sich in beiden gleich (!). In einer Stelle des B. Y. 127, d., wo distributive Zahlen vorkommen, ist, um dies im Vorbeigehen zu bemerken, diese Bildung nicht gebraucht. Um zu sagen, wie viel Elephanten in einem Heere auf einen Wagen und wie viel Pferde auf einen Elephanten gehn, sind die Zahlen und Gegenstände blofs neben einander gestellt, jedoch ist in einem Fall dem Substantivum ein Pos- sessivum beigegeben: rat-Eka sapuluh gajanya, gaja tunggal (?) aswa dhasa, Ein Wagen, ein Zehen seine Elephanten, Ein Elephant Pferde (‘) [Aus Cornets Gramm. ersieht man, dals im Jav. auch das Präf. Ran (mit der hier in Rede siehenden Buchstabenveränderung) distributive Zahlen bildet. B.] (?) Über zunggal sehe man oben S.69. Histor. philol. Abhandl. 1832. Ö 106 Bezeichnung des Verbums zehen. Man sieht zugleich, dafs hier Sanskritische und Jav. Zahlen ohne Unterschied gebraucht sind. Auf diese Weise glaube ich gezeigt zu haben, wie die Javanische Sprache in dem hauptsächlichsten Theil der Grammatik, in der Bildung des Verbums, zugleich genau die Analogie der übrigen Sprachen ihres Stammes, dabei aber auch eine besondere Eigenthümlichkeit, nämlich die Verkennung der wahren Bedeutsamkeit der Präfixe in einer grofsen Menge von Fällen, bewahrt. Denn durch die ganze Sprache geht diese Verkennung allerdings nicht, da wirkliche und offenbare Nomina doch auch im heutigen Zustande der Sprache durch die Präfixe zu Verben umgebildet werden. Woher nun diese Eigenthümlichkeit historisch stammen mag, ist schwer zu bestimmen, vorzüglich darum, weil wir, mit Ausschlufs der Sprachen der Südsee-Inseln, nur von vier Malayischen Hauptsprachen grammatische Hülfs- mittel besitzen. Wären uns solche von allen Dialekten gegeben, so würden wir höchst wahrscheinlich die Abstufungen zwischen den Erscheinungen, die jetzt schroff einander gegenüber stehen, wahrnehmen, und das allmälige Ent- stehen der Abweichungen würde sich daraus von selbst erklären. Ich be- halte jedoch, was sich hier noch allenfalls historisch beibringen läfst, meiner Schrift über die Malayischen Sprachen überhaupt vor, und fahre hier nur fort, den Zusammenhang der Erscheinungen in der Sprache selbst weiter zu verfolgen. Das Verkennen der Bedeutsamkeit der Präfixa hängt mit der häufigen Abwerfung derselben, die ich nämlich an dem präfixlosen Gebrauche der Verben mit veränderlichen Anfangsbuchstaben dargethan zu haben glaube, unmittelbar zusammen. Das Ringen der Bedeutsamkeit mit dem Laute ist in allen Sprachen, deren Gang man durch lange Perioden hindurch verfolgen kann, eine gewöhnliche Erscheinung; und ist die Bedeutsamkeit einmal im Verschwinden, so folgt die Umgestaltung der Wörter sehr bald blofs den organischen Gesetzen oder den Volksgewohnheiten des Lautes. Das Ab- werfen der Präfixa steht nun in der nächsten Verbindung mit der Verwand- lung des Anfangs-m derselben in ein Anfangs-Ah. Auch hier stehen die For- men der beiden, vermuthlich successiven Bildungen noch neben einander in der heutigen Sprache (z.B. Aanut und manut von tut), nur mit dem merk- würdigen Unterschiede, dafs die mit m beginnenden Präfixa viel seltner zu sein scheinen, und dafs als euphonische Verlängerungen der Verba und zur in der Javanischen Sprache. 8.12. 107 Bildung neuer Verben aus Substantiven blofs die mit A beginnenden ge- braucht werden. Diese letzteren sind also allein das jetzige Bildungsmittel der Sprache, und die mit zn anhebenden scheinen nur einzeln aus einem frü- heren Zustande in einzelnen Verben im Gebrauche gebliebene Formen. Das Javanische A am Anfange der Wörter und Sylben ist, wie wir oben gesehen, ein durchaus stummes, und vielleicht gar nicht zur Aussprache gehörend, sondern blofs in einer früheren Form des Alphabetes gegründet. Verwand- lung des m in ein solches A ist also nur ein Abwerfen des m, und alle mit A beginnende Präfixa sind eigentlich vocalisch anlautende. Dies Abwerfen des Anfangseonsonanten der Präfixa ging nun wahrscheinlich dem Abwerfen der- selben voraus, und macht dieses erklärlicher. Denn wenn die Bedeutsamkeit der Präfixe zu verschwinden anfing, und das Anfangs-m derselben nicht mehr geachtet wurde, so folgte der seines Schutzes beraubte Vocal leicht nach, und es blieb nur der Endnasenlaut am Verbum selbst, als dessen Anfangs- consonant, hangen. In allen übrigen Mal. Sprachen stehen den mit m an- lautenden Verbalpräfixen mit p, oder, wie im Mad., mit f beginnende, als Nominalpräfıxa, gegenüber. Bei den vocalisch anlautenden Javanischen läfst sich nun ein solcher Gegensatz nicht denken, und daher führte die Abwer- fung des verbalen m zugleich eine Verwirrung der Bildungsmittel des verba- len und nominalen Ausdrucks im Volksbewufstsein mit sich, welcher natür- lich wieder auf die Sprache zurückwirkte. Woher die Abwerfung des m zuerst entstehen mochte, ist schwerer zu bestimmen. Wenn die Verbal- präfixa wirklich ursprünglich Hülfsverba sind, wo denn ihre primitive und unverstümmelte Form manghe sein würde, so zerfällt sehr leicht dieses manghe wieder in anghe und das Präfix m. Wirklich ist im Madecassi- schen, nach Chapelier, manghe aus misse, sein, wovon nur das m ge- braucht wird, und anghe, handeln, zusammengesetzt. Auch insofern das Stammwort dieser Präfixa manao (Tag.) und manana (Mad.) ist, findet sich auch dieses Wort auf Madagascar ohne m in dem Begriffe von Habe. Das Wahre hierin scheint immer das zu sein, dafs, womit auch die Analogie anderer Sprachen übereinstimmt, in dem m ursprünglich ein Verbalbegriff lag, dafs dieser zuerst zum Gebrauch als Präfix Anlafs gab, dafs aber eben deswegen, weil das selbstständige Wort sich in ein grammatisches verwan- delte, das m nun nicht immer fest gehalten wurde. Die Abwerfung des- selben ist aber leichter zu erklären, wenn auch der Überrest des Präfixes ein 02 108 Bezeichnung des Verbums ehemals selbstständiges Wort war. Vielleicht jedoch ist die Abwerfung des m auch blofse Lautgewohnheit. Hr. Gericke redet in seiner Grammatik gar nicht von mit m beginnenden Präfixen, und Hr. Roorda sagt nur ganz kurz, dafs ein Anfangs-/h sich nicht selten in m verwandle. Ich halte es aber, nach der obigen Auseinandersetzung, für ausgemacht, dafs der wirkliche Hergang in der Sprache der hier beschriebene gewesen ist. In andren Malayischen Sprachen liegt in der Art der Präfixe der Un- terschied der transitiven und intransitiven Verba, da die durch keinen End- consonanten geschlossenen Präfixa ma, mi, me gewöhnlich die letzteren, dagegen man, mag, mang die ersteren zu bezeichnen pflegen. Gericke’s Jav. Grammatik erwähnt eines solchen Unterschiedes mit keinem Worte, und aus den Beispielen sieht man deutlich, dafs derselbe wenigstens bei den mit } anfangenden Präfixen nicht beobachtet ist. Von den mit m beginnen- den läfst sich aus der blofsen Vergleichung der Wörter, da man dazu eines viel gröfseren Vorrathes derselben bedürfte, nicht vollkommen urtheilen. Es hängt auch dies mit der Verkennung der Präfixa, die im Jav. ihre bedeut- same Kraft gröfstentheils verloren haben, zusammen. Wir werden gleich sehen, dafs jener Unterschied, nach Ger.’s Grammatik, andere Kennzeichen an sich trägt. Es bleibt mir jetzt nur noch übrig, Beispiele der Präfixa anzuführen. Die mit m beginnenden habe ich aus Ger.’s Wörterbuche zusammensuchen müssen, dabei aber die gehörige Vorsicht gebraucht, nicht für präfigirt zu halten, was vielleicht dem Grundwort selbst angehört. ma; mawrat, in sich fassen, enthalten, kawrat, Inhalt, das Festge- setzte, Bestimmte; malebet, hineingehen, Zebettan, das Hinein- gebrachte, Eingelieferte. Diesem ma entspricht als Nominalpräfix pa; patiba, Fall, von tiba, fallen; pagawe, Beruf, Gewinnung des Lebensunterhalts, gaw€, machen, arbeiten. mi, mituhu, an Jemand glauben, auf ihn vertrauen, ihm gehorchen, von Zuhu, recht, wahr (Crawf. Foc.). Statt des Präfixes ma wird auch, wenn das Grundwort vocalisch an- lautet, ein blofses m gesetzt, welches alsdann an die Stelle des Anfangs-h tritt; menneng, schweigen, von henneng, das Innehalten, Stillschweigen, miber, fliegen, von hiber, Flug. Eben diese Bildung mit dem blofsen prä- in der Javanischen Sprache. 8.12. 109 figirten m findet sich in der Mad. Sprache; die Tag. (Totanes. nr. 182.) prä- figirt vocalisch anlautenden Wörtern und verwandelt ein Anfangs-Ah in.ng, behandelt also das Anfangs-A und Anfangsvocale auf gleiche Weise. Im Java- nischen, wo jedes vocalisch anlautende Wort im Schreiben ein A vor sich hat, bedient man sich beider Bildungen, der mit m und der mit Verwandlung des hin ng, welche jedoch die häufigste ist. Vermuthlich liegt diesem Verfahren ein verschiedener Grad leiser Aspiration des % zum Grunde, die aber viel- leicht auch nach Zeiten verschieden war. Einige Wörter haben beide Bil- dungen zugleich; so ist kungngel, Laut, Inhalt, mungngel, lauten, in sich enthalten, ngungngellaken, laut machen, lesen. man; dies Präfix liegt, wie ich oben ausgeführt habe, immer da zum Grunde, wo der Anfangsbuchstabe des Verbums verändert wird, wie in mamacha, lesen. Ebenso verhält es sich mit dem entsprechenden nominalen pan; pa- muji, Wunsch, Bitte, Gebet, vom gleichbedeutenden puji. Es findet sich aber auch in Fällen ohne Buchstabenveränderung; panjenneng, Regierung, von jenneng oder, mit dem Verbalinfix, jumenneng, regieren. mang; das schon oben erwähnte mangnglong-mangnglong, an- sehen, anstarren. pang; panggugat, Beschuldigung, Anklage, vom gleichbedeutenden gugat, und die schon oben dagewesenen pangngajeng-hajeng und pangngangg£. peng; pengkul, Umarmung, Crawf. Foe. (vom Sanskr. A] , kül, in der Bed. des Einschliefsens, Bedeckens herstammend). Im B. Y. kommt ngol (mit regelmäfsiger Buchstabenveränderung), und me- kul(!) (33, d. 605, a.) für umarmen vor. Bei Raflles und Crawf. finde ich das Wort mit einem mir unbekannten zusammengesetzt, rangkul, umarmen. Es finden sich auch mit A und mit m beginnende Präfixe zugleich vor einigen Verben. So giebt es miturut und hamiturut von turut, folgen, und ebenso midangnget und hamidangnget, hören. Die Beispiele der mit A beginnenden Präfixa entlehne ich aus Ger.’s Grammatik. (') mekul sukun& sang pejah, umfalste die Fülse des Todten. 110 Bezeichnung des F erbums ha, hadhamelvon dhamel, machen, arbeiten. han; handhadhos von dhadhos, werden, entstehen. ham; hambekta von bekta, tragen. hang, hangganjar von ganjar, belohnen. Aufser der Bildung von Verben durch Präfixa habe ich oben präfıx- lose durch die Infigirung von um und Suffigirung von Ai erwähnt. Beide werden in Ger.’s Grammatik nur als Mittel angeführt, intransitive Verba durch Ai zu transitiven, und umgekehrt transitive durch um in intransitive (onzijdige werkwoorden) zu verwandeln. Ich bleibe zuerst bei um stehen. Gericke drückt die Regel für diese Bildung darin etwas anders aus, dafs er sagt, es müsse ein m zwischen den ersten und zweiten haksara eingescho- ben, und dann der Vocal des ersten allemal in z verändert werden. Diese Beschreibung des Verfahrens wird dadurch dunkel, dafs man nicht sieht, was aus dem ursprünglichen Vocal der Anfangssylbe des Wortes wird; und diese Zweideutigkeit entsteht aus der in dem Ausdruck haksara liegenden. Ver- muthlich aber wurde Ger. zu dieser Bezeichnung der Bildung dadurch ver- leitet, dafs keine Javanische Sylbe im Schreiben mit einem Vocal anfangen kann. Die Tagalischen Grammatiker drücken die Regel, so wie ich gethan habe, aus, und diese ganze präfixlose Bildung erscheint in ihrer Vollständig- keit eigentlich nur in dieser Sprache des Malayischen Stammes. Sie macht in derselben die erste Conjugation bei Totanes aus, und bereitet ihre Wörter zum Passivum blofs durch Abwerfung des um zu. Sie kehren dadurch in ihren ursprünglichen natürlichen Zustand zurück; und da diese zum Passi- vum zubereiteten Formen blofs darin bestehen, dafs das Wort in den Zu- stand eines Nomens gebracht wird, so rechtfertigt sich schon hierdurch die Ansicht, das Infix um als ein Bildungsmittel des Verbums zu betrachten. Für ein Zeichen der intransitiven Verba gilt um im Tag. eigentlich nicht, die durch dasselbe gebildete erste Conjugation wird vielmehr zu den transitiven gerechnet. Ezguerra (Gramm. nr. 130.) sagt vom Bisayischen Dialekte aus- drücklich, dafs um (auch om geschrieben) transitive Verba, ein vorgesetztes ma oder na (nach Verschiedenheit der Tempora) aber intransitive bildet: somonog, etwas verbrennen, masonog, sich verbrennen. Dennoch liegt in diesem Punkte, so schneidend auch der Gegensatz auf den ersten Anblick erscheint, keine wesentliche Abweichung des Jav. von diesen Sprachen, am 5 wenigsten vom Tagalischen. Denn wenn man die der ersten Tag. Conjuga- in der Javanischen Sprache. 8.12. 111 tion zukommenden Bedeutungen genau untersucht, so begreift man, wie (das um für eine intransitive Partikel gehalten werden konnte, und sieht sogar, dafs die meisten zur ersten Tag. Conjugation gerechneten Verba in der That intransitive sind, wie gehen, laufen, springen u. s. w., die man wohl nur dahin gerechnet hat, weil diese körperlichen Bewegungen dem Volkssinne zu kräftig und gewaltig erschienen, um sie für intransitiv zu halten. Zu der- selben Conjugation gehören ferner wahrhaft intransitive Verba, aber inner- licher Handlungen, wie traurig, fröhlich machen u.s. w., oder solcher Handlungen, welche durch ihre Häufigkeit die innere Gewohnheit oder den äufseren Zustand eines Menschen ausmachen, wie schreiben in dem Sinne, dafs Jemand das Handwerk des Schreibens ausübt. Es war also hinreichen- der Grund vorhanden, das um als intransitiv machend anzusehen, wenn man auch nicht darauf zurückgeht, dafs überhaupt die Ansicht des Transitiven und Intransitiven in den einzelnen Anwendungen oft in den Sprachen schwan- kend ist. Spürt man dem Symbolischen in den grammatischen Lauten nach, so deutet vielleicht der Nasenlaut, und gerade zwischen das Verbum einge- schoben, etwas Innerliches, Immanentes an. Dieses eingeschobene um hat in der Jav. Sprache noch eine eigenthümliche Bedeutung. Es wird nämlich gebraucht, wenn man bei Substantiven die Ähnlichkeit einer Sache mit einer andren bezeichnen will. Nach Gericke’s Worten, dafs man den Buchstaben m mit dem nachfolgenden Vocal des ersten haksara zwischen den ersten und zweiten haksara einschiebe, sollte man glauben, dafs die Bildung eine andere, als die eben erwähnte, wäre. Wie man aber aus den Beispielen sieht, ist sie nichts, als die obige Einschiebung von um; nur der Umstand, dafs zufällig seine Beispiele in der ersten Sylbe des einfachen Wortes den Vocal u haben, hat ihn zu einer ganz verschiedenen Fassung der Regel verleitet. Man lernt jedoch durch diese Beispiele noch einen besonderen Fall kennen. Be- ginnt nämlich das Wort mit zwei Consonanten, so werden diese durch um getrennt, welches zwischen sie tritt. So wird aus gludug, der Donner, gumludug, gleich dem Donner, aus kukus, der Rauch, kumukus, gleich Rauch. Als Beispiel der Bezeichnung des Überganges vom Transitiven zum Intransitiven durch um führt Ger.’s Gramm. gantung, etwas aufhängen, und gumantung, etwas, das hängt, an, und solcher Beispiele liefsen sich in der Sprache gewifs mehrere auffinden. Sonst scheint mir die Bedeutung 119 Bezeichnung des Verbums dieser eingeschobenen Sylbe im Jav. dieselbe, als im Tag., zu sein. Wenn man aber Hrn. Gericke’s Ansicht so verstände, dafs diese Sylbe gerade im- mer Verba umbildete, und also von Verbalformen ausginge, so wäre dies durchaus falsch. Sie geht vielmehr umgekehrt ganz eigentlich von Nominal- formen aus. Denn es giebt eine Menge von Fällen, wo das einfache Wort ein Subst. ist, und erst durch das eingeschobene um zum Verbum wird. So sind lampah, Reise, Gang, Zumampah, gehen; geter, Schrecken, Ekel, gumeter, sich erschrecken, beben; rahos, Meinung, Vorsatz, rumahos, fühlen, denken, einsehen, hoffen ; kawula, Unterthan, Knecht, und daher als Pronomen der ersten Per- son gebraucht, kumawula, sich unterwerfen, erniedrigen, u. s. f. Gegen diese Beispiele läfst sich allerdings die unbestimmt zwischen Verbal- und Nominalgebrauch schwankende Natur der einfachen Javanischen Wörter einwenden. Was aber den sichren und vollen Beweis giebt, ist, dafs bei Wörtern mit veränderlichen Anfangsbuchstaben um niemals mit dem Verbalconsonanten der ersten Reihe, sondern immer mit dem Nominalcon- sonanten der zweiten in Verbindung tritt. Es heftet sich also, gerade wie im Tag., an das ursprüngliche, nicht schon grammatisch zum Verbum ge- bildete Wort; sugih, reich, vermögend, sumugih, sich reich erzeigen, ausgeben ; tut, folgen, begleiten (Crawf. Foc.), iumut, dass. (B.Y. 85, d. 101,2. Raflles.), nicht, wie bei Aanut der Fall ist, numut; tumurun, herabsteigen, von dem das grammatisch mit verändertem An- fangsbuchstaben gebildete transitive Verbum nurunni ist. Wenn meine Behauptung von der Abwerfung des Präfixes vor der 8 Buchstabenverwandlung richtig ist, so wird diese Bildung sehr begreiflich. 5 Denn wenn die Einschiebung von um sich mit dem verwandelten Buchstaben verbände, so träte eine präfixlose und eine mit Präfixen versehene Bildung zusammen, welches durchaus widersinnig wäre. Ich darf daher auch wohl dies als einen neuen Beweis meiner Meinung ansehen. Das eben angeführte sumugih liefse sich vollkommen wie die oben erwähnte zu Vergleichungen dienende Bildung ansehen. Denn in den mei- sten Fällen würde sich diese letztere durch den Begriff dem Stammworte gleich, von der Natur desselben, wie dasselbe sein, ausdrücken in der Javanischen Sprache. 8.12. 113 lassen. Der vor das m des Infixes im Tag. tretende Vocal ist übrigens nicht immer vu, sondern kann / sein, wenn dies der erste Vocal des Wortes ist. Im Bisayischen Dialekt gilt dieselbe Assimilation auch vom e und o, wenn sie die Vocale der Anfangssylbe des Wortes sind. Bisweilen wird die Bedeutung der die Sylbe um in sich tragenden Wörter auch als ganz nominal angegeben. So heifst zunda doppelt, und tunda-tumunda vielfältig. Doch liegt hier wohl nur ein Mangel an rich- tiger Unterscheidung des Adjectivs vom Verbum zum Grunde. Die Eigen- schaft wird mit dem Zustande, sie zu besitzen, verwechselt. In der Bisayischen Sprache entsteht aus der Bildung der Verba durch um eine neue, die, im Gegensatze von jener, welche conjugacion intercalar heifst, von den Spanischen Grammatikern conjugacion concisa genannt wird (1). Es wird nämlich in dieser, wenn das Wort durch um verlängert worden, von dieser Form wieder die erste Sylbe (wenn das um bei conso- nantisch anhebenden Wörtern eingeschoben war, der Anfangsconsonant mit dem w des Infixes, wenn das um bei vocalisch anhebenden Wörtern vorge- setzt war, blofs das u desselben) abgeworfen. So entsteht aus koha, neh- men, durch Einschiebung komoha, und durch Abwerfung moha, und ebenso aus oli, zurückkehren, omoli (da das u des Infıxes sich dem Vocal der Anfangssylbe des Wortes assimilirt) und moli. Die Tagalischen Gram- matiker erwähnen diese Bildungsmethode nicht ausdrücklich. Allein Totanes führt, aufser der präfixlosen Formation durch um, noch eine andre, auch zu seiner ersten Oonjugation gehörige an, in welcher der Anfangsbuchstabe des Stammworts, 5, p, k, ?, immer in m verwandelt wird, und man dies m auch vocalisch anhebenden Stammwörtern vorsetzt. So bildet er masa, le- sen, aus basa, möha, nehmen, aus köha, malis, weggehen, aus alzs. Diese Formation ist nun offenbar keine andere, wie jene Bisayische, und Totanes hat sie nur unrichtig aufgefafst. Dafs hier keine Buchstabenverwand- lung vorgegangen, sondern blofs der Consonant der infigirten Sylbe in einer Abwerfung des Wortanfanges stehen geblieben ist, beweist der Umstand, dafs alle diese Wörter, welches ihr Anfangsconsonant sein mag, immer ein m annehmen. Wäre hier Buchstabenverwandlung, so würde sich der neu entstehende Anfangsconsonant, wie wir es im Vorigen gesehen haben, nach (') Ezguerra. Bis. Gramm. nr. 133. Histor. philol. Abhandl. 1832. F 114 Bezeichnung des V "erbums dem Organ des ursprünglichen richten, 7 würde zu n, k zung, und nur 5 und p zu m werden. Man mufs daher diese wirklich präfixlose Bildung sehr genau von der oben erwähnten Formation durch Übergang in Nasenlaute unterscheiden, obgleich in beiden die Wörter neue Anfangsbuchstaben er- halten. In der ersteren folgt Abwerfung auf Einschiebung, in der letzteren auf Vorsetzung und dadurch bewirkte Buchstabenverwandlung. Dafs in den Philippinischen Sprachen diese Verwandlung mit der Tempusbildung zusam- menhängt, gehört nicht hierher und ändert nichts in der Sache. Hr. Gericke und Hr. Roorda erwähnen dieser Bildungsweise im Ja- vanischen nicht. Es ist aber an mehreren Wörtern offenbar, dafs sich auf Java, wie im Bisayischen Dialekte, die Formen durch Einschiebung und durch Abwerfung des ersten Theils des so verlängerten Wortes zugleich er- halten haben. Unwiderlegbare Beispiele sind Aumatur und matur, spre- chen, antworten, und humantuk (B.\Y. 35, d.) und mantuk, zurückkeh- ren, weggehen, Die einfachen Formen dieser Wörter sind Aatur und han- tuk. Vom letzteren s. unten 8.14. Das erstere (Ger. v. ngaturri) heifst Anerbieten, Antwort. Vermuthlich ist aber der Stamm blofs zur, denn tutur, der reduplicirte Stamm, ist Erzählung, Unterweisung, Lehre (Ger.), Sprache, Unterredung (Crawf. Y’oc.), also ganz das Mal. tüutur. Wenn dies der Fall ist, so ist hier in Aatur der Vorschlag mit dem Stamm verwachsen, und hat in Aumatur das um in sich aufgenommen. Dies sieht man auch aus katur, angeboten, was nach Ger. das Passivum von nga- turri, anbieten, antworten, ist. Crawfurd (Yoc.) nennt Zur eine Abkür- zung von katur, was durch eine Absonderung des Stammes vom Vorschlag richtiger ausgedrückt wäre (!). Andere Beispiele des verstümmelten um (‘) Tur heilst auch und, überdies, aulserdem, ferner (daarenboven. Ger.). Son- derbar ist es, dals cAatur, in welchem man nicht etwa eine Lautverstärkung- von hatur suchen muls, da % und cr im Jav. gar nichts mit einander gemein haben, und charita auch sprechen, erzählen heilsen. Wenn man mit diesen Wörtern noch zurut, folgen, Zurun, herabsteigen, und selbst zuz und zuzuz (Ger. v.nututti), folgen, vergleicht, so wird man auf Betrachtungen über die Verbindung und Verdopplung der einfachen Sprach- stimme geleitet, die in das Tiefste der Wortbildung führen, die es aber hier nicht zu ver- folgen der Ort ist. Im Begriffe des Aufeinanderfolgens und Sprechens wäre wohl nicht mit Unrecht eine Verwandtschaft zu suchen, da sich im Sprechen Wörter an Wörter reihen. Alle hier genannten Wurzeln können Eins mit 77, tur, sein, da der Begriff der Schnellig- keit sehr gut zu dem Reden palst, und die Sanskrit. Wurzel auch in 77, tur, auf Töne in der Javanischen Sprache. 8.12. 115 werden wir weiter unten sehen. Die Mangelhaftigkeit der bis jetzt vorhan- denen Wörterbücher ist aber hier ein sehr grofses Hindernifs. Denn wenn sich die vollständige und die verstümmelte Form nicht zugleich von dem- selben Worte auffinden lassen, so giebt es keinen sicheren Beweis für die Entstehung eines solchen Anfangs-m. Ich habe weiter oben (S. 108. 109.) gesagt, dafs bei vocalisch anhebenden Wörtern das Anfangs-m das gewöhn- liche Präfix sein kann. Es fragt sich aber, ob dies richtig ist, oder ob nicht vielmehr ein solches m immer aus einer Verstümmlung von um herrührt, so dafs es z.B. statt miber auch vielleicht Aumiber, fliegen, in der Sprache giebt oder gegeben hat. In solchen Fällen blofs an eine Verwandlung des A in m zu denken, kann ich nicht für richtig halten. Das m ist entweder An- fangsbuchstabe von ma, oder Endbuchstabe von um. Denn wenn z. B. mi- ring (s. 8.14.) blofs für eine Lautveränderung von hiring angesehen wird, so bleibt der Zusammenhang dieser beiden Formen mit dem doch auch in der Sprache vorhandenen Aumiring ganz unbeachtet und unerklärt, da sich doch, wenn man die Analogie der verwandten Sprachen hinzunimmt, der regelmäfsige Zusammenhang aller drei Formen ohne Zwang darstellen läfst. Meine Überzeugung aber, dafs die Ansicht von Männern, die eine Sprache zu ihrem ausschliefslichen Studium gemacht haben, immer irgend einen Grund in ihr haben mufs, hat mich zu einer Bemerkung geführt, die für den Geist der Javanischen Sprache wichtig ist. Ich glaube nämlich, dafs jene Ansicht des blofsen Überganges von h in m in diesen Fällen daraus entstanden ist, und sich dadurch einigermafsen rechtfertigt, dafs die Jav. Sprache sich diese Verstümmlungen wirklich nur da erlaubt, wo das Wort vocalisch anhebt, d. h., nach der heutigen Art zu schreiben, mit 7 anfängt. Ich habe wenigstens bis jetzt kein Beispiel gefunden, wo bei einem conso- nantisch anfangenden Worte eine durch um gebildete vollständige Form eine verstümmelte neben sich hätte, da doch dieser Fall nur den wahren Beweis abgeben könnte, wie wenn z.B. von dumateng auch mateng gefunden würde. Die Sprache scheint also diese Verstümmlungen nur, im Vergleich angewandt wird. Man könnte zwar auch an das Tag. zoro denken, da es auch mit Wor- ten bezeichnen, unterrichten, wo sich etwas befindet, bedeutet. Dieses hat aber wenigstens mit dem Sanskr. Worte nichts gemein, da sein ursprünglicher Begriff das Zei- gen einer Sache mit dem Finger ist, und in ihm die Richtung auf einen bestimmten Punkt liegt. P2 116 Bezeichnung des IF "erbums mit der Philippinischen, in einer gewissen Beschränkung angenommen zu haben, was vermuthlich aus einem dunklen, aber richtigen etymologischen Gefühl entstanden ist. Denn wenn in jenen Sprachen aus koha: moha, und aus Zokso: mokso u.s.f. werden kann, so wird die Wiedererkennung der Wörter zu schwierig. Auch erleiden diese Verstümmlung im Tagalischen regelmäfsig nur die zweisylbigen mit 5 und p anhebenden Wörter, mit an- dren Anfangsconsonanten verstattet sie der Gebrauch nur bei wenigen ein- zelnen. Dagegen fragt es sich, ob nicht auch die eben von mir in Absicht des Javanischen gemachte Bemerkung ihre Ausnahmen, besonders in der Volkssprache, hat? Einen starken Verdacht einer solchen Ausnahme erregt mir mudun, Ng. (Rafiles) heruntersteigen. Bei der häufigen Verwechslung des d und r scheint mir dies murun zu sein, und alsdann ist es die regel- mäfsige Verstümmlung von dem gleichbedeutenden tumurun. Hat das Wort wirklich diesen Ursprung, so giebt es einen vollständigen und stren- gen Beweis der von mir aufgestellten Entstehungsart dieser Formen. Denn durch keine bei Hrn. Gericke und Roorda vorkommende Bildungsart und durch keine sonst in der Sprache zu beweisende Lautveränderung kann tu- run in murun übergehen (!). (') [Indem der Verf. bei der obigen Erörterung die Unvollständigkeit seiner Hülfsmittel erwähnt, wird es, bei der Wichtigkeit der hier behandelten Sache, der Leser mir verzeihen, wenn ich über dieselbe eine eigne Meinung ausspreche. Der Verf. ist geneigt, das im Jav. vor Anfangs-A erscheinende n (intransitiv verbaler und adjectivischer Bedeutung) für Überbleibsel des infigirten um zu halten; und es ist gegen diese Annahme, wenn man bei dem einzelnen Falle dieses Anfangsbuchstaben stehen bleibt, nichts hauptsächliches einzu- wenden. Es wird aber dadurch nicht die Entstehung des überall vor consonantisch anhe- bende Wörter tretenden Präfixes ma erklärt: Zedu, Zumebu und malebu, hineingehn. Dieses ma wirft, nach einer allgemeinen Analogie der Sprache, und nach der Meinung der Grammatiker, der ich keinen Anstand nehme beizutreten, vor Anfangs-7 seinen Vocal ab, und erscheint so in der Gestalt eines blofsen m. Da ich keine Möglichkeit sehe, das selbst- ständige ma vor Anfangsconsonanten, wie in dem Beispiel maledu, von dem Infıx um abzuleiten, so glaube ich, dafs man in der Sprache neben dem transitiven Präfix man und han (mit Consonantenveränderung) ein anderes, intransitiver Beziehung, ma und ha (ohne Consonantenveränderung), welches ursprünglich, wie jenes, ein selbstständiges Wort gewesen sein mag, annehmen müsse. Übrigens trifft das Infix vn mit diesem Präfix wohl in den vornehmsten Arten seines Gebrauches zusammen, die Beziehungen des ma sind aber man- nigfaltiger, und es würden sich Beispiele auffinden lassen, wo die Herleitung des n vor mit h anfangenden Wörtern von dem Infix um, in Rücksicht der Bedeutung, Schwierigkeiten machen möchte. B.] in der Javanischen Sprache. 8.12. 147, Von dem Suffix Ai, zu welchem ich nun bei der Darstellung der Ver- balbildung übergehe, mufs ich zuerst bemerken, dafs es die oben (S.44.) erwähnten Lautveränderungen erleidet, wie man an den Beispielen sehen wird. Da das } in der Jav. Aussprache ein vollkommen unaspirirtes ist, so besteht das Suffix eigentlich nur in dem Vocal i. Es ist also dasselbe, das sich in der gleichen Bedeutung, als transitive Verba bezeichnend, auch in der eigentlich Malayischen Sprache findet. Die Javanische, welche sich sonst mehr dem künstlichen Formenbau der Philippinischen nähert, trennt sich hier von demselben. Denn diese und die Madecassische bedienen sich des Suffixes i nicht in dieser Art, was vielleicht an der in ihnen sehr ausgebildeten Methode der Verbalbezeichnung durch Präfixa liegt. Dennoch halte ich das- selbe der Philippinischen Sprache nicht für fremd; es scheint nur von den Spanischen Grammatikern verkannt, und für etwas anderes gehalten worden zu sein. Ich habe schon oben bemerkt, dafs die Tagalische Sprache selten das blofse Stammwort, ohne dafs es in die grammatisch gebildeten Conjuga- tionen übergeht, als Verbum brauche, obgleich es bisweilen wirklich ge- schieht. Indem nun Totanes von diesen, nach der Terminologie jener Gram- matiker absoluten Verben spricht, unterscheidet er bei denselben eine be- sondere Art des Gebrauches für Fälle, wo man etwas recht schnell und kräf- tig zu thun gebieten will, und erklärt, wie man auf diese Weise auch (Gramm. nr. 130.), aber auf andere Art, als gewöhnlich, Passiva bilden kann. In den Fällen nun, wo das gewöhnliche Passivum an zum Suffix haben würde, er- hält es hier, statt desselben, i. Als Beispiele führt er bukasi und tigasi an, und übersetzt diese Formen durch öffne, arbeite mit Kraft (con drio). Der Sinn ist also hier vollkommen der eines Activums, und das suffigirte ö wird ganz auf dieselbe Weise, wie im Jav. und Mal., angewendet. Man be- greift kaum, wie Totanes da ein Passivum ahnen kann. Es rührt dies aber nur von der unglückseligen Methode her, überall die Ausdrücke unsrer Grammatik anzuwenden. Alle Tagalischen Passivausdrücke sind eigentlich durch ein Nomen mit ausgelassenem Verbum sein geformte Redensarten, oder blofse Nomina mit passiver Bedeutung. So sind auch die absoluten Verba nicht sowohl Verba, als vielmehr der in völliger grammatischer Un- bestimmtheit hingestellte Begriff der Sache oder Handlung. Bugsai (Bi- sayisch. Ezguerra. Gramm. nr. 110.) heifst Ruder, allein, als absolutes Ver- bum im Imperativus gebraucht, rudere; Zigas ist: Kraft, Muth, Anstren- 118 Bezeichnung des Verbums gung, brio, und bildet, wie wir eben gesehen, mit dem Suffix ö das absolute Verbum. Vielleicht liegt in diesem i ein blofser Ausdruck der Richtung des Begriffs auf seine, und zwar augenblickliche Vollstreckung. Wir haben oben (S. 36.) gesehen, dafs beim Demonstrativ-Pronomen das i die Nähe, das hier, anzeigt, und dies findet auch bei diesem Suffix Anwendung. Denn der Begriff der unmittelbaren Nähe, verbunden mit dem einer Handlung, kann sehr gut zur Andeutung des Imperativs, und dann in weiterer Ausdehnung zu der des transitiven Verbums überhaupt dienen. Die Spanischen Gramma- tiker kommen hier nur auf den Begriff eines Passivums, weil doch gramma- tische Formung vorhanden ist, ihre Theorie aber einmal dahin geht, dafs 5 diese im Activum nur durch Präfixa geschieht. Wirklich ist auch dies in der Sprache der so gewöhnliche Fall, dafs der andere nur zur Ausnahme gerech- net werden könnte. Wurde aber einmal dies i für das der Passivform gehal- ten, so war es natürlich, zu behaupten, dafs dasselbe an die Stelle des an gesetzt wäre, da dies immer suffigirt, dagegen das i der Passivform ohne Aus- nahme präfigirt wird. Dieser Unterschied kann indefs, meiner Überzeugung nach, nicht hindern, das z in beiden Fällen für dasselbe zu halten. Vielmehr scheint es mir offenbar, dafs der Begriff des Werkzeuges, den die Passivform mit ö gewöhnlich an sich trägt, mit dem auf die Bildung eines Imperativs an- gewendeten der unmittelbaren Nähe zusammenhängt. Im Mal. und Jav. mufste das suffigirte ö richtiger erkannt werden, weil es die Verba so häufig an sich tragen. Dafs aber bei jenen absoluten auf ö@ endenden Verben wirk- lich an kein Passivum zu denken ist, davon liegt der deutliche Beweis in ih- rer Construction. Da die Tagalischen Passiva, genau genommen, nur No- mina sind, so führen sie, so oft die handelnde Person ausgedrückt werden soll, dieselbe im Genitiv bei sich. Eben dies thun auch die absoluten Verba, wenn sie passivisch genommen werden. Man sagt gleichsam im Act. ayao akö, ich will nicht, aber als Pass. idigmo itö? von dir gewollt oder dein Wollen ist dies? Nun bemerkt Totanes ausdrücklich, dafs bei dem Gebrauch der absoluten Verba, in welchem sie, statt an, i annehmen, niemals ein sol- cher Genitiv der handelnden Person hinzugefügt wird. Dies zeigt deutlich die Verschiedenheit dieser Formen selbst von denen, welche im Tag. für Passiva gelten; es wird in ihnen gerade das aufgehoben, was wirklich allein nur ein wahres Passivum andeutet, die indirecte Stellung der handelnden Person. in der Javanischen Sprache. $.12. 119 Im Jav. findet es sich nun sehr häufig, dafs ein Substantivum, Adjec- tivum, ja selbst ein Adverbium, durch die Endung Ai in ein Verbum ver- wandelt wird, so dafs diese Endung wirklich als ein Mittel, Verba zu bilden, angesehen werden kann. ratu, König, ngratonni, als König herrschen ; jenneng, Name, jennengngi, nennen; mati, todt, matenni, tödten; langkung, mehr, nglangkungngi, übertreffen. Die wirkliche transitive Bedeutung des Suffixes ist in einigen Fällen vollkommen in die Augen leuchtend: lenggahhi, setzen, von lenggah, sitzen; numpakki, ein Pferd oder sonst ein Thier reiten (berijden. Ger.), von tumpak, reiten überhaupt. Bisweilen aber findet zwischen dem einfachen Verbum und dem suffi- girten gar kein Unterschied in der Bedeutung statt. Das End-i geht, wie wir gleich sehen werden, auch in passiven For- men mit über, was insofern ganz natürlich ist, als das vollständige Activum zur Passivform umgebildet wird. Man sieht hieraus, dafs das Suffix sich bei Wörtern mit veränderlichen Anfangsconsonanten auch mit den Formen ver- bindet, welche die ursprünglichen an sich tragen. Wie im Mal., kann das- selbe Verbum das Suffix ö und zugleich ein Verbalpräfix haben; so giebt es für bewachen, bewahren: nengga, nengganni, hannengganni; bisweilen aber entstehen aus demselben Nomen Formen mit blofsem Prä- und blofsem Suffix: griya, Haus, hagriya oder griyanni, wohnen, be- wohnen, wo vermuthlich die Form mit dem Präfixe die intransitive ist. Ich finde kein Wort, das zugleich ha vor und hi nach sich trüge. Wenn sich diese Bemerkung bestätigte, und der Übergang des Präfixes Aa in han nicht blofs ein euphonischer ist, so wäre es sehr natürlich, dafs sich das, nach der Analogie anderer Malayischer Sprachen, intransitive Aa nicht mit dem tran- sitiven Ai verbinden kann. 8. 13. Ich habe schon oben (S. S1.), als ich vom Passivum der Mal. Spra- chen überhaupt redete, erwähnt, dafs die Javanische Formen besitzt, die am meisten für wirkliche Passiva gelten können. Es liegt dies vorzüglich in 120 Bezeichnung des Jasanischen Verbums; der Constructionsweise in der verbundenen Rede. Gericke berührt zwar diesen Punkt in seiner Gramm. gar nicht, ich habe mich aber davon durch mehrere Stellen seines Lesebuchs und der Brücknerschen Übersetzung des Neuen Testaments überzeugt, und werde daher zuerst von der Bildung, dann von der Construction des Jav. Passivums reden. Die Bildung ist eine dreifache, durch den Vorschlag von ka, Kr. und Ng., oder den Vorsatz von dhipun, Kr., oder dhi, Ng., oder dhen, Madhya, oder endlich durch Einschiebung der Sylbe inn, Kr. und Ng. An die Form mit dem Präfixe ka wird, wie Ger. ausdrücklich bemerkt, auch bisweilen noch han angefügt, und dasselbe habe ich in einigen Beispielen bei der Form durch Einschiebung gefunden. Das Präfix ka bildet, seiner Natur nach, besonders wenn es mit dem Suffix an verbunden wird, abgeleitete Nomina, und Ger. gesteht selbst, dafs die Passivform mit diesem Prä- und Suffix mehr wie ein Subst. zu be- trachten sei. Diese Nominalnatur trägt das Passivum mit ka auch in ande- ren Stücken sichtbar an sich. Denn wenn das Verbum das transitive End- hi hat, so wirft es dasselbe entweder ab, oder verwandelt es in das Suffix han: ningngalli, schen, Pass. katingngal; maringngi, geben, Pass. kaparing; ngaturri, anbieten, antworten, Pass. katur; malenni, tödten, Pass. kapaten; machakki, verbieten, Pass. kapachakkan. Wo das Verbum das End-Ai nicht mit sich führt, bleibt es in seiner Endung unverändert: nannem, pflanzen, Pass. katannem; nemu, finden, Pass. katemu; wengku, Kreis, Gränze (1) (omtrek, grens. Ger.), Pass. kawengku. Beispiele der Anfügung von han sind: seksi (itfete] , säkshin, Zeuge), zeugen, Zeuge sein, Pass. kaseksen; wajib, Pflicht (eb, wäjibun, nothwendig), Pass. kawajibban; dawah, befehlen, auftragen, Pass. kadawahhan. (') Crawf. hat (Foc.) die vermittelst des Begriffs des Gebiets abgeleiteten Bedeutungen authority, power, jurisdiction, to govern, to administer. Passisum. 8.13. 1941 Dhipun, dhi, dhen sind in der Bedeutung und Behandlung voll- kommen gleich, und nur darin verschieden, dafs das erstere der vornehme- ren, das zweite der Volks-, das dritte der mittleren Sprache angehört. Stammhaft ist in diesem Vorsatze (!) nur dhi; pun ist ein blofser, die Be- deutung nicht angehender Anhang. Seine Ableitung habe ich bis jetzt nicht ergründen können, es wird aber in der eigentlich Mal. Sprache (Marsden. Gramm. 100.) als eine blofse Ausfüllungspartikel, oder, wenn man will, als ein Anhang, der sich bei allen Redetheilen finden kann, gebraucht. Auch im Jav. kommt es in mehreren Verbindungen, namentlich, wie wir oben (S. 44.) gesehen haben, beim Besitzpronomen der 3. Pers., vor. Nach Ger.'s Wörterbuch wird es auch sehr gewöhnlich Eigennamen von Männern vor- gesetzt. Dhi ist, wie sich kaum bezweifeln läfst, das substantive Verbum sein; denn dhadhi, das Mal. jadi, heifst werden, und ich werde bei der Behandlung der Malayischen Sprachen überhaupt zeigen, dafs auch das Mal. de dieselbe Bedeutung zu haben scheint. Dafs diese angebliche Partikel bis- weilen ganz offenbar eine sogenannte passive Bedeutung (eigentlich nur die Bildung eines Ausdrucks mit dem Verbum sein) mit sich führt, hat schon sehr richtig Marsden (Gramm. 55.) bemerkt (*). Die drei hier genannten Wörter sind also, wie ich glaube, nur das passive Hülfsverbum sein, wer- den. Diese Wörter lassen nun das Verbum, wie es ist, und werfen auch nicht die transitive Endung Ai ab. Obgleich hierin etwas Widersinniges zu liegen scheint, da das Hülfsverbum sich mit einem Nomen verbinden sollte, so mufs man bedenken, dafs in diesen Sprachen die Personen des Verbums selbst wieder als Participia genommen werden können, und also die Erhal- tung des transitiven hi nur beweist, dafs diese Sprachform mehr im Bezirke des Verbums bleibt, und nicht, wie bei ka, in ein Subst. übergeht. Bei- spiele: ningngalli, schen, Pass. dhipun tingngalli; nampenni, empfangen, Pass. dhipun tampenni; numpak, reiten, Pass. dhipun tumpakki; (‘) Ich bediene mich dieses allgemeineren Ausdruckes hier, da nach dem gleich Anzu- führenden ich diese Formen nicht, am wenigsten dhipun und dhen, Präfixe nennen kann. (*) Eine noch viel gröfsere Bestätigung aber des hier Gesagten wird man weiter unten (8.19. letzte Anm.) finden. Histor. philol. Abhandl. 1832. Q 122 Bezeichnung des Javanischen Verbums: nututti, verfolgen, Pass. dhi tutti; neda, essen, Pass. dhipun teda; kechu, ein Räuber, Pass. dhipun kechu, beraubt werden; kon, auftragen, machen lassen, Pass. dhi kon. Die dritte Art der Passivbildung geschieht durch Einschiebung der Sylbe in zwischen den ersten Consonanten und den ersten Vocal des Wor- tes, jedoch so, dafs (wie mich Hr. Roorda belehrt hat) das n dieser Sylbe mit dem nachfolgenden Vocal verbunden, und mithin ki-narya, gemacht werden, nicht k-in-arya abgetheilt wird. Dies folgt auch schon aus der allgemeinen Gewohnheit der Sprache, keine Sylbe mit einem Vocal zu be- ginnen. Hr. Gericke drückt die Regel, vermuthlich wegen des letzteren Umstandes, anders, und etwas weitläuftiger aus. Nach ihm soll zwischen den ersten und zweiten Consonanten des Worts, wenn der erste vorher i zum Vocal erhalten hat, ein nr mit dem nachfolgenden ersten Vocal des Wortes eingeschoben werden. Statt des doppelten n tritt ein einfaches ein, wenn der erste Vocal des Wortes ein z ist. Der wesentliche Unterschied zwischen Hrn. Roorda und Hrn. Gericke besteht hier allein in der Verdopp- lung des n, welches bei Hrn. Roorda immer einfach zu sein scheint. Denn er schreibt nicht blofs, wie auch Hr. Ger. thut, Zinut von tut, sondern auch ginawa von gawa, wo Hr. Ger. ginnawa, gebracht werden, hat. Es läfst sich aus dieser Verschiedenheit wohl so viel schliefsen, dafs die Verdopplung des n nicht einen etymologischen, sondern oft, und namentlich hier, nur euphonischen Grund hat, wo denn die Schreibung, wie auch im Sanskrit der Fall ist, nicht immer gleichförmig bleibt. Auch bei dem Passivum mit in erhält sich das transitive End-4i; nampenni, empfangen, Pass. finnampenni. Von mundutti wird zwar in Ger.’s Wörterbuch das Pass. pinundut angegeben, die Sprache kann aber leicht auch eine solche Activform ohne End- Ai besitzen. Mit angehängtem han finde ich dies Pass. in ngdring, Schrecken fo) serröhre, banyu tinnalangngan, durch eine Röhre geleitetes Wasser. Übrigens bringt gewöhnlich diese Passivform, aufser der Einschiebung und der Umwandlung des Anfangsconsonanten bei Verben, die ihn verän- einjagen, kinneringngan, erschreckt werden, und in talang, eine Was- dern, keine Umgestaltung des Activums hervor: Passivum. 8.13. 123 nitah, hervorbringen, schaffen, Pass. tinnitah; nemu, finden, Pass. innemu; charita, erzählen (gfri, charitam), Pass. chinnarita. Die Passivform durch Einschiebung des in ist dem Jav. mit dem Ta- galischen gemeinschaftlich. Der Ursprung scheint aber in dem letzteren zu liegen, weil die Form dort weiter entwickelt und mit zwei anderen, ganz ähnlichen in Verbindung gebracht ist. Da nämlich, wenn man ausdrücken will, dafs etwas von jemand vermittelst eines Werkzeuges und an einem ge- wissen Orte gemacht wird, der Nachdruck bald auf die gemachte Sache, bald auf einen jener Nebenumstände gelegt werden kann, so verlangt und bildet die Tag. Sprache Redensarten, in welchen jeder dieser Hauptpunkte des Satzes: die Sache, das Werkzeug, oder der Ort, nach dem jedesmaligen Bedürfnifs des Sinnes, im Nominativ an der Spitze des Satzes stehen kann. Mit einem Passivum nach gewöhnlichem Begriff wäre dies nicht zu bewirken. In dem Satz: das Buch werde von dir mit dem Lichte in der Kam- mer gesucht kann, wenn das Verbum gesucht werden bleiben soll, we- der das Licht, noch die Kammer Subject sein. Die Tag. Sprache nimmt nun das schon, der Bedeutung nach, passiv umgestellte Wort, wovon ich oben (S.85.) gesprochen habe, und fügt ihm, je nachdem blofs das Ge- schehen sein, oder das Werkzeug, oder der Ort mit Nachdruck angedeutet werden soll, ein anderes Aflıx bei, so dafs daraus gleichsam drei Nomina, im obigen Beispiel die Suchung, das Suchungswerkzeug und der Su- chungsort, entstehen, aus welchen nun, mit ausgelassenem Verbum sein, die drei Redensarten 1. das Buch sei deine Suchung mit dem Lichte in der Kammer, 2. das Licht sei dein Suchungswerkzeug des Buches in der Kammer, 3. die Kammer sei dein Suchungsort des Buches mit dem Lichte, hervorgehen können. Dies nennen die Spanischen Grammatiker die drei Tag. Passiva in in, iund an. Die Bedeutungen dieser Formen werden hernach im Gebrauche oft vertauscht und anders gestellt. Ich habe aber den Fall hier nach Totanes (Gramm. nr. 116.) rein und einfach gegeben, blofs um dadurch das Ver- ständnifs des Zusammenhanges und der Verschiedenheit beider Sprachen zu erleichtern. Die Javanische hat nun von diesen drei Passivformen nur die von in, Q2 124 Bezeichnung des Javanischen Ferbums; als die natürlichste, einfachste und allgemeinste, aufgenommen. Von ande- ren Mal. Dialekten ist mir dies nicht bekannt. Unter den Mal. Sprachen, von welchen wir grammatische Hülfsmittel besitzen, hat, aufser den Philippi- schen, nur die Javanische ein wirklich geformtes Passivum. Da aber diese Sprache auf den durch die dreifache Form im Tag. bezweckten Vorzug Ver- zicht leistet, so kann sie die Construction des Pass. der Natur dieser Verbal- art näher bringen, und thut dies in der That. In der Hauptsache befolgt sie die auch beim Tag. Passiv von in übliche Stellung, die erste der im obigen Beispiel gegebenen Abänderungen, sie stellt nämlich den leidenden Gegen- stand, das wahre Subject des Pass., vor dasselbe, und also der üblichen Constructionsart nach als regierenden Nominativus. Sie nähert sich aber auch noch durch einen andren Umstand dem wahren Verbalausdruck. Die Tagalische fügt der Passivform, wenn die handelnde Person durch ein Pro- nomen ausgedrückt wird, dasselbe immer im Genitiv, und wo dieser Genitiv zum abgekürzten Suffix wird, in dieser Gestalt an. Man wird also dadurch gezwungen, die Passivform als ein mit dem Suffix des Besitzpronomens ver- bundenes Subst. anzusehen, nicht von dir gesucht werde, sondern deine Suchung zu übersetzen. Die Jay. Sprache scheint in diesem Fall niemals die bei Substantiven in ihr gewöhnlichen Suffixa zu brauchen, sondern im- mer das volle selbstständige Pronomen unmittelbar hinter die Passivform zu setzen, oder dasselbe durch eine ausdrückliche Präposition damit zu ver- binden. Bei dem unmittelbar auf die Passivform folgenden selbstständigen Pronomen bleibt die Construction zwar zweifelhaft. Denn das so gestellte Pronomen kann auch ein im Genitiv stehendes Besitzpron. sein, man kann aber auch dabei eine wirkliche Präposition als ausgelassen annehmen. Der Mangel der grammatischen Bezeichnung an dem einen Redetheil, dem Pron., macht hier, und häufig in diesen Sprachen, auch die Natur des andren, des Verbums, zweideutig. Auf diese Weise kann man nun die Jav. Passivformen, und die heutigen Bearbeiter der Sprache scheinen dies wirklich zu thun, vollkommen wie die Passiva in andren Sprachen ansehen und gebrauchen: kula tinningngallan, ich werde gesehen, kula sampun (!) tinning- ngallan, ich bin gesehen worden, u.s. f. Da indefs diese Formen sonst (') sampun und das in den folgenden Beisp. vorkommende wus sind die Partikeln des Präteritums (s. unt. 8.18.). Ich übersetze sie daher nicht besonders. Passivum. 8.13. 125 nichts gerade das Verbum Bezeichnendes an sich tragen, so kann man sie auch als passive Participien betrachten, die noch des ausgelassenen Verbums sein bedürfen, um mit dem Pron. verknüpft zu werden; und nach anderen in dem sonstigen Gebrauch dieser Formen und der Analogie der Sprache liegenden Gründen scheint mir diese Ansicht die richtigere. Beispiele passiver Redensarten: hawit kapal kula sampun lami boten dhipun tumpakki, weil Pferd mein lange nicht geritten (Ger. Leseb. S.6. 2.5. 6.); kula wonten hing dusun Chibukan dhipun begal hing titiyang (Plur.) dhursila (s. ob. S.53.), ich bin im Dorfe Ch. beraubt wor- den von Leuten schlechten Charakters. Hier ist der Gebrauch des Verbums sein (wonten) vor dhipun sehr auffallend; ich glaube aber, dafs man den Satz so verstehen mufs: ich befand mich im Dorfe Ch. (und) wurde beraubt, oder: mich daselbst befindend, wurde ich beraubt (!.c. S. 14. 2.13. 14.); hingkang dhipun griyanni siti Pranaragi, welcher behauset (an- sässig ist) in P. (2. c. S.20. 2.10.); sarta punnapa gadahhannipun Chinten, hingkang pejah wa- hu, dhipun pariksanni, hingkang wonten wujudhdhipun, und was das Besitzthum des Chinesen (sei), welcher gestorben (war), der vorgemeldete, wurde untersucht, welches war sein Betrag. Das letzte dhipun ist nicht die Passivpartikel, sondern das Besitzpron. hipun, welches sein Anfangs-h wegen des End-dh des Wortes, dem es angefügt wird, auch in dh verwandelt (I. c. 8.22. 2.4-6.); talkala Herodds hamirsa, yen wus dhi bodonni dhening wong sujana, zu der Zeit, als (reatet, {atkädla) Herodes einsahe, dafs er betrogen durch die Menschen weisen (wise, clever, able. Crawf. V oc. gel, sujana) (Matth. 2, 16.); Yesus prapta (qra, präpta) sangking (from. Crawf. Voc.) Galile- ya maring Yordhan maring Yohannes, harep dhi baptis- saken dhening Yohannds, Jesus kam aus Galiläa zum Jordan zu Johannes, um Taufe gemacht zu werden (d.h. dafs er getauft würde, aus dem fremden baptis und dem Suffix der Causalverben haken) durch Johannes (Matth. 3, 13.); boten kenging, mawi-mawi hingkang katannem, (das) nicht kann 126 Bezeichnung des Javanischen V erbums: (bestimmt werden), nach Maafsgabe (dessen), was gepflanzt ist (Ger. Leseb. S.4.2.1.2.); wondhenning (!) Chinten wahu, kala (?) sakit, kabekta dateng sami bangsannipun (°) Chinten, sofort der Chinese, der vor- gemeldete, wenn krank, wird getragen zu seinen Landsleuten, den Chinesischen (2. c. S.20. 2.11-13.); sareng pejah, kawangsullaken (*) dateng bale pagriyanni- pun(°) malih, als er gestorben war, wurde er zurückgebracht zu seiner Wohnung wiederum (/. c. S. 20. vorletzte Z.); mongkatatkala Yesus wus kababar (°) hing jro (!) Betlehem, und als Jesus geboren (war) in Bethlehem (Matth. 2, 1.); kala Yesus wus kabaptissaken, als Jesus Taufe gemacht (d.h. ge- tauft) (war) (Matth. 3, 16.); hiya wus katulis maning, auch schon geschrieben (d.h. es ist ge- schrieben) wiederum (Matth. 4, 7.); A ; : 2 8 4 : P be: mongka sira wus hangngrungngu ( ), yen wus katutur hing (') Zusammengesetzt aus wonten, sein, und dhönning; man sagt auch wonten dhenne. Ks heilst nach Ger. und, ferner (en, voorts). Dhenning (bei Brückner mit einfachem n), das schon oben da war, durch, wegen, weil, scheint auch wieder aus dhen, das als Passivpartikel gebraucht wird, aber wohl ursprünglich, so wie dhi, gleich- bedeutend mit dhadhi, sein, ist, und aus dem Genitivsuffix Ring zu bestehen, so wie die ganz gleichbedeutende Form dhenne£ aus dhen und he, dem Pron. 3. Pers. Den Gebrauch dieser Suffixe zur Bildung der Partikeln haben wir schon oben öfter gesehen. (?) Zeit (AT, käla), wenn, als. (‘) Sami, zusammen, Zeichen des Plur. Bongsa, dessen o wegen des angehefteten Suffixes in a übergeht, ist das Sanskr. A, wans’a, Mal. bangsa, bei Ger. Volk, bei Crawf. Voc. class, race, tribe, nation. (*) Causalform von wangsul, zurückkehren. (°) Ger. erklärt (s.v. 4a/E) das ganze Wort mit dem Suff. durch woning. Ich würde das Suff. hier nur als Possess. der 3. Pers. nehmen. Sonst besteht das Wort aus bale (rust- bank. Ger.), Ruheort, Lager, Streu, und griya, Haus, verbunden mit pa, Wohnplatz, Ort, wo das Haus steht (Ger. v. griya). (°) Von 4, Ari, tragen, ernähren, ganz wie die Gothische gleichbedeutende Wurzel, unser gebären und das Lateinische peperi. (’) s. Anh. zu B. Y. 109, a. (°) Die Bibelübersetzung hat, wie oben, Rangngrungngu, aber bei Ger. und Crawf. Yoc. ist das Verbum ohne Präf. nur ngrungu, hören. Passirum. S.13. 127 wong kuna, und ihr habt gehört, dafs gesagt worden (ist) von den Leuten vormaligen (Matth. 5, 21.); tur sira dhilebokkaken (!) hing kunjara, und du werdest hinein- gehen gemacht ins Gefängnifs (Matth. 5, 25.); tatkala Yesus wus hamireng, y&n Yohannes kakunjaran, als Jesus gehört hatte, dafs Johannes eingekerkert (worden war) (Matth. 4 C . 4,125 hingkang kabawah(?) kawula (Holl. het geen onder mij behoort), welches unterthan ist (unter) mir (Ger. Wörterb. v. bawah.). In diesem Beispiele läfst sich das sogenannte Pass. wohl als ein Subst. ansehen, und übersetzen: welches ist meine Dienstbarkeit, das Ge- biet, worüber ich zu sagen habe; hingkang mugi-mugi (?) pinnanjangngenna (*) hing yuswan- nipun (°) sarta ginnanjarra wilujeng hing paparentah- hannipun (°), satitiyangngipun (!) sedhaya, dhenning f ö Eng > 8 (') Causalform von Zedu, hineingehen. (?) bawah, das was unter Einem steht, Dienstbarkeit, Inbegriff des Dienstbaren (onder- hoerigheid. Ger.), vgl. das Sanskr. 77, dhawa, das ebenso von Gesinde, Vieh u. s. w. ge- braucht wird. (°) mugi heilst bei Ger. dals, auf dals; verdoppelt, wie es hier steht, nennt es Crawf. den Ausdruck eines Wunsches oder Verlangens. Es ist also das Mal. müuga-muga. (*) Dieses Wort und das folgende ginnanjarra sind Conjunctive (s. unt. 8.19.), das erstere vom Causalverbum von panjang, lang, panjangngaken, verlängern; von der andren Form ist ganjar, belohnen, das einfache Wort. () yuswa, Alter, Lebenszeit, ist unstreitig AT, dyus; nur weils ich die Endung wa nicht zu erklären, da die possessive Bed. des Suff. 4, wa, nicht hierher pafst. [ Ger. schreibt wirklich w, nicht pingka/; Crawf. schreibt aber in seinen Wörter- büchern das Wort mit pingkal, und hat aulserdem noch die Form yusa. Das Mal. üsta, welches aulser dem Anfangs-& des Sanskritwortes sogar auch das y abgeworfen hat, zeigt, dals yusya die richtige Aussprache ist, welches auf ein Subst. TI, äyushyam, führt; in Wilson’s Lex. findet sich nur das Ad). aa, äyushya. B.] (°) Das einfache Wort ist parentah, Befehl, wovon das Verbum mar£ntahhi, be- fehlen, stammt; aus pardnzah ist durch Verdopplung der ersten Sylbe und das Suff. kan ein abstractes Subst. gebildet. () Vom einfachen ziyang, welches im Plur. ziziyang, Menschen, bildet. Das sa hat hier die Bed. von mit. Ei 125 Bezeichnung des Javanischen Ferbums: Passivum. 8.13. Gusti Allah hing salami-laminnipun (!), welcher möge ver- längert werden in seinem Leben und belohnt werden (durch) Ge- deihen in seinem Regiment mit seinen Leuten allen durch den Herrn, Gott, immerdar (Ger. Leseb. S. 26. 2.11 -14.). In dieser Redensart steht das Subject des Pass., hingkang, welcher, ganz richtig als Nominativus voran. Die Passivformen pinnanjangngenna und ginnanjarra könn- ten, ihrer Form nach, wie wir weiter unten sehen werden, wohl auch als Nomina gelten; denn der den angeblichen Conjunctivus bildende Zusatz ha (aus welchem im ersteren Wort, weil es ein Causalverbum ist, ngenna, im letzteren a wird) enthält an sich nichts wahrhaft Verbales. Allein die Stel- lung des Subjectes zeigt, dafs die Sprache hier nach dem wahren Pass. hin- strebt. Die Präposition dhenning pafst vollkommen zum Passivum. Ich bin absichtlich über das Passivum ausführlich gewesen, weil man daraus, durch die mehreren Sprachen des gleichen Stammes hindurch, sieht, wie der Sprachsinn immer strebt, eine einmal nicht ganz angemessen aufge- fafste Form ihrer richtigen Gattung näher zu bringen; denn offenbar ist dies im Jav. der Fall, wenn man es mit den übrigen verwandten Sprachen ver- gleicht, da es aus dem Tag. die passive Wortformung aufgenommen, sie aber in der Construction richtiger angewendet hat. Das durch die Einschiebung von in gebildete Pass. wird auch oft blofs als passives Partieipium gebraucht. So geht in Jav. Briefen dem Da- tum gewöhnlich sinnerrat, geschrieben, voraus. Es sind im Vorhergehenden mehrere Fälle vorgekommen, wo ein Pass. unmittelbar aus einem Subst. gebildet schien. Es bedarf kaum der Be- merkung, dafs alsdann das letztere im verbalen Sinne genommen wird, oder rammatisch gebildetes Activum dazwischen liegt, wie ich von ein wirkliches g kechu, Räuber, bei Ger. das Verbum ng@echu, rauben, finde. Es zeigt 8 sich aber in diesen Fällen doch die Natur des Grundwortes nicht an der (') hing salami-laminnipun gehört zusammen und macht gleichsam Ein Adverbium aus, in welchem das wirklich bedeutsame Wort allein Zami, lang, von der Zeit, Vergangen- heit und Zukunft, gebraucht, ist; das s@ drückt hier einen Inbegriff der Zeit aus, und king, in, und das Pron. kipun, das nur euphonisch umgestaltet ist, sind in der Sprache nicht ungewöhnliche Behelfe der Verwandlung des Ausdrucks in ein Adverbium, oder eine Par- tikel. Bezeichnung des Verbums im Kawi. $.14. 129 Form; und wenn dhipun sein heifst, so könnte dhipun köchu eben- sowohl Räuber sein, als beraubt werden, bedeuten. Es ergiebt sich hieraus zweierlei, für den Bau der beiden Sprachen nicht Unwichtiges, ein- mal dafs die Tagalische sehr wohl thut, bei ihren Passivformen das Grund- wort allemal an sich oder in seinem Präfix umzugestalten und dadurch seine Natur kenntlich zu machen, und dafs die Javanische ihr dhipun schon der- mafsen als eine Passivbezeichnung ansieht, dafs sie auch bei der Unbestimmt- heit der grammatischen Natur des Grundwortes keine Zweideutigkeit be- fürchtet. Ebenso liegt zwischen kunjara, Kerker, und kakunjaran, ein- gekerkert werden, der active Begriff der Einkerkerung. S. 14. Kawi-Sprache. Um diese in ihrem wichtigsten grammatischen Theile, dem Verbum, richtig zu erklären, war die lange obige Abschweifung unentbehrlich. Es mufste erst festgestellt werden, wie das Verbum in den Malayischen Spra- chen überhaupt, und in der Javanischen insbesondere behandelt wird, um das Verhältnifs des Kawi zum Javanischen beurtheilen zu können, und dar- aus auf sein Alter und seine Abstammung zu schliefsen. Es wird aber auch nun hinreichend sein, bei jedem im Obigen durchgegangenen Punkte die Beschaffenheit desselben im Kawi kurz anzugeben und mit Beispielen zu be- legen. Dennoch bleibt dies der schwierigste und mühsamste Theil der ge- genwärtigen Arbeit, da die Entscheidung hier oft auf Feinheiten in der Con- struction beruht, deren Einsicht ein genaues Verstehen des Kawi- Textes, ö welches durch die weiter oben angegebenen Gründe so sehr erschwert wird, voraussetzt. Ich werde die einzelnen Punkte, die ich im Vorigen bei der Bezeich- nung des Verbums geprüft habe, wieder durchgehen, mich grofsentheils aber begnügen können, Beispiele dafür aus dem Kawi- Text hinzusetzen, welche auf diese Weise am besten und ungesuchtesten die Art und Gewohnheit der Sprache zeigen werden. 1: Mangel der Flexion. Es braucht nicht erst bemerkt zu werden, dafs diese dem Kawi, wie allen Malayischen Sprachen, auch am Verbum abgeht. Die Person und die Histor. philol. Abhandl. 1832. R 130 Bezeichnung des F erbums Zahl, Singularis und Pluralis, bleiben allemal unbezeichnet; und das Kawi hat darin eine gröfsere Dunkelheit, dafs es auch meistentheils den Gebrauch der Pronomina verschmäht. In der Tempusbezeichnung ist ihm zwar, wie wir unten sehen werden, eine Flexion des Präteritums vorzugsweise vor dem Javanischen eigen. Diese fehlt aber häufig, und im Ganzen wird auch das Tempus im Kawi weniger deutlich bestimmt, da die Sprache weder die sehr ausgebildeten Tagalischen Formen, noch den regelmäfsigen Gebrauch der heutigen Javanischen Hülfswörter dafür hat. Man mufs bei diesem Punkte wohl erwägen, dafs man es mit einer Dichtersprache zu thun hat, welche sich den genauen Bestimmungen der gewöhnlichen Rede, bald durch das Metrum gezwungen, bald aber auch absichtlich, entzieht. {e) 2 e. Gebrauch desselben Worts als Substantivum und als Verbum. Beisp. pejah, Tod 130, a. 138, c.; todt 605, a., getödtet, gefallen in der Schlacht 83, d. 128, d.; getödtet werden, fallen 130, c. 132, a. Es würde unnütz sein, die Beispiele hier häufen zu wollen; die Sprache bedient sich offenbar mit Willkühr des ungeformten Wortes in Kategorieen, für welche sie auch von ihm abgeleitete grammatisch geschie- dene Formen besitzt. Es ist aber sehr häufig auch schwierig, ja man möchte sagen, unmöglich, zu entscheiden, ob ein Wort als Verbum oder als Nomen genommen ist. Wenn dasselbe aller grammatischen Affıxa entbehrt, so kann nur die Construction entscheiden, ob das sich auf das zu bestimmende Wort beziehende Nomen regierend im Nominativ oder regiert im Genitiv steht. Fehlen dem Genitiv aber die ihn bestimmt anzeigenden Partikeln, so ent- scheidet nur die Stellung, nämlich vor oder hinter dem zwischen Verbum 0)? und Nomen schwankenden Wort; diese wird aber in der Dichtersprache häufig verrückt. Muwus und ling drücken beide den Begriff des Spre- chens aus. Geht man aber alle Stellen, in welchen sie gebraucht sind, durch, so fühlt man die Schwierigkeit einer auf sichere Gründe gestützten Bestimmung ihrer grammatischen Kategorie. Wo wuwus mit einem ange- hängten Pron. (34,5. 35, a.) verbunden ist, kann es natürlich nur das Subst. Wort oder Rede sein. Als Nomen scheint es auch genommen werden zu müssen, wenn der Name des Sprechenden unmittelbar darauf folgt (84, a.). Ling ist 35, d. 37, c. 38, d. sicher Subst., in den übrigen Stellen (81, d. im Kawi. 8.14. 131 110, a.) bleibt man über seine Natur mehr zweifelhaft. Der Fall ist offen- bar der, dafs die Sprache, unbekümmert um die grammatische Kategorie, sich begnügt, den Begriff auszudrücken, und dafs man, um in ihrem Geist zu verfahren, nun auch nicht zu ängstlich danach suchen mulfs. 3. Entstehen des Verbums aus dem Nomen. Was schon oben ($. 11.) als eine Eigenschaft der Malayischen Spra- chen überhaupt bezeichnet worden ist, dafs man das Nomen als die eigent- liche Grundlage des Verbums anzusehen hat, findet auf das Kawi noch in weit höherem Grade Anwendung. Es entsteht dies aus der grofsen Zahl der in dasselbe aufgenommenen Sanskritwörter. Ich habe nämlich oben (3.62. gezeigt, dafs die Kawi-Sprache gar keine Verba aus dem Sanskrit entlehnt, sondern nur Nomina, und gröfstentheils Substantiva. Aus diesen werden nun aber doch sehr häufig Verba gebildet, die Sanskr. Substantiva selbst aber werden, ohne Rücksicht auf ihre Form und Bedeutung, in der Ur- sprache ganz unverändert, auch, oder sogar ausschliefslich, als Verba ge- braucht. So heifst sabdha: sagen, sprechen. Im Kawi-Text kommt es aber in der Regel als Nomen vor. Es versteht sich von selbst, dafs, wenn aus solchen Sanskrit-Substantiven Verba gebildet sind, aus diesen wieder andere Substantiva entstehen können. So findet sich neben sabdha auch pasab- dha. In vieler Rücksicht hält alsdann die Bedeutung des einfachen Wortes mit der des geformten zusammen. Ein beständiger Unterschied aber zwi- schen beiden liegt darin, dafs das geformte Wort ein ihm entsprechendes Verbum voraussetzt, und nun immer das Nomen dieses Verbums die Hand- lung desselben bezeichnet, nie selbst als Verbum gebraucht werden kann, und auch in der Regel nicht die Sache bedeutet, wovon das Verbum herge- nommen ist, wogegen das einfache Wort die Sache, das Verbum und die Handlung desselben (z.B. Wort, sprechen, das Sprechen; ‘'Thräne, weinen, das Geweine) darstellen kann. Neben diesen Substantiven giebt es dann noch das Passivum, wenn es als Partieipium gebraucht wird, und die zwi- schen Passivum und Nomen schwankenden Bildungen mit dem Präfix ka. Diese beiden drücken immer das durch das Verbum Hervorgebrachte, oder die Handlung auf den, welcher sie erfährt, bezogen aus, da die Nomina mit dem Präfix pa dieselbe objectivisch nehmen. R2 152 Bezeichnung des Ferbums 4. Verbalformen mit verändertem Anfangsconsonanten. Ich sondere hier die Fälle, wo noch ein Präfix vorhanden ist, von den. präfixlosen Formen ab. a. Formen mit Präfixen. manulung (594, a.), helfen, beistehen, und im heutigen Jav. verstüm- melt nulungngi, beide von tulung, Hülfe, Beistand, welches (131, a.) in der Passivf form tin BlumE vorkommt (Mal. menälong von tolong). mamukti (31,d.) (s. ob. S. 101.). mamuwus (288, a.) (s. ebendas.). panguchap (31,a.), Wort, Rede, von Auchap, anreden, nennen (Raf- fles), aber wohl auch reden, sprechen, wie das Mal. uchap zeigt. Es giebtauch die präfixlose Form nguchap (Ger. Crawf. Yoc.). Eine andere Form ist (19, 5.) muchap, mit präfigirtem ma, und könnte, nach meiner obigen Auseinandersetzung, eine Verstümmlung aus hu- muchap, mit Eiteeschobchen um, sein. mamursita (3,b.), wie man aus dem Pass. winursita (18, c.) sieht, vom einfachen wursita. mangiring s. zu Ende dieses $. pananggap (30,c.), die Handlung des Empfangens, vonzanggap (4,a. Crawf. Foc.), empfangen. panambahi (10, b.), sich ehrfurchtsvoll verbeugen (!), woher der Titel der Reichsbeamten, welche dem König am nächsten stehen, panam- bahan (Person, vor der man sich ehrerbietig verneigt), von sembah (84, 5.), eine ehrfurchtsvolle Verbeugung (an obeisance. Crawf. Voc.). Es liegt aber, wie man aus dem Mal. sambah, Ehrfurchts- bezeigung, Anbetung, und dem Tag. simbahan, Kirche, Ort der Ver- ehrung, sieht, nur dieser Begriff in dem Worte, nicht der des Ver- beugens. paninggal, verlassen (Partic.) (9, d.), von tinggal. (') [Ich bemerke, dals diese Übersetzung von mir herrührt. Es wird dem Leser auffal- len, das Präfix pan verbal genommen zu sehen; ich habe dies im Kawi beobachtet, und verspare die Beispiele und die Nachweisung dieser Bildung in der Bugis-Sprache für mei- nen grammatischen Anhang. B.] im Kawi. 8.14. 199 mangapuyi, Feuer anmachen, anzünden (37, d.), von apui (99, b.), dem heutigen Aapi, Feuer. Auch bei Raflles (IH. App. p. 168. col.b.) heifst das Wort im Kawi, wie noch heute auf Madura, apoi (!). Es geht, so viel ich weils, durch alle Malayischen Sprachen. Apui ist die Tag. Form; sonst wechseln die Laute theils im Endvocal, theils im Consonanten: api, äpı Mal., afou, af, affe, afo Mad., afi Tong., ahi,ai N.Seel., ahi Hawaiisch, endlich api auf Bali, bei den Bugis, und auf mehreren Inseln. manangis (11,d.) und anangis (587, d.), weinen, Thränen vergiefsen, von dem ursprlinglichen Subst. zangis (s. Anh. 35, a.). pangling (606, .), Sprechen, Rede, von ling, Rede, sprechen (s. ob. S.130.), und pan, mit Verwandlung des Z in ngl. pangupakara (31, c.), Vergünstigung, Handlung des Gunstbezeigens, von syam, upakära, Hülfe, Dienst, den man erweist. «* mangabiscka, besprengen, dadurch jemanden zu etwas einweihen (111, a.), von Hay, abhisheka, Besprengung. mangarnawa (590, b.), einem Meere ähnlich, von Qua, arnawa, Meer. anglugas (603, b.), entblöfsen, von Zuggas, nackt, blofs, einfach, un- geschmückt (Crawf. Yoc.). hanglayang (9, b.), durch die Luft gleiten, fliegen, von dem gleich- bedeutenden Zayang-layang (Crawf. Yoc.), woher das einfache la- yang ein Brief heifst. mangungsir (108, c.), wohin fliehen, und ngungsir (39, a.); die ein- fache Form finde ich nicht, wenn man nicht husir (Crawf. Yoc.), Mal. üsir, verfolgen, jagen, dafür halten soll. mangulwan (115, b.), offenbar dasselbe Wort mit mangngulon, sich in der Richtung nach Westen bewegen (Crawf. Yoc.), von kulon, We- sten. (3.:0b.,9.176.). haminta, bitten (123, .), wovon im Mal. das einfache pinta und minta (‘) [In der Erklärung von Crawf. Handschr. des B. Y. 99,2. wird das Wort Rapuyya oder Rapuywa (mit pingkal) geschrieben; dals dies nicht die rechte Form sein könne, möchte aus dem Schluls-a zu folgern sein. Ich glaube, dals das Anfangs-« des folgenden Wortes (alari, vor welchem auch api im Texte in apy verwandelt ist) die Veranlassung dazu gegeben hat, und dafs die richtige Schreibung, wie schon mangapuyi zeigt, ha- puyi ist; dieses würde vor a zu kapuyy werden. Apui ist Raflles Schreibung. B.] 134 Bezeichnung des V’erbums und im Kawi pinta (bitten. Crawf. Yoc. B.Y. 608, a.) vorhanden ist. Paminta (612, a.), Bitte, Forderung. hangawetan (117, c.), nach Östen hin, von w£tan (Ger. Gramm. 43.). manulup (126, c.), anulup (115, c.), von tulup, bei Crawf. a blow pipe. Nach dieser Erklärung wäre das Wort zwar eigentlich ein zum Schmel- zen gebrauchtes Blaserohr. Es mufs aber hier von einem musikalischen Instrument gebraucht sein, und in der angeführten Stelle ist das Wort zum Verbum gemacht, ein solches Instrument blasen. Pass. Zinulup (113, d.). . Formen ohne Präfixa. mijil (95, b.), ausgehen, herauskommen, von wijil, welches bei Crawf., der beide Wörter ohne Verbindung aufführt, dieselben Bedeutungen, und aufserdem die von: Ursprung, Herkunft, Stammbaum (source, pedigree) hat. Das Wort ist vielleicht eins mit wiji, Samenkorn, dem Sanskr. Ast, wija, das aber schon tiefer in das Jav. übergegangen, oder beiden Sprachen aus einer dritten zugekommen ist, da es mehrere Verzweigungen und Umänderungen desselben giebt, auch schon die Anwendung von wiji auf den Begriff der Einheit (s. ob. S.69.) ein hohes Alter in der Sprache anzeigt. Im Mal. finde ich blofs d7ji, Sa- men; ob aber nicht das Mad. vihi und das Tag. binhi, Samenkorn, hierher gehören möchten, läfst mich zweifelhaft. Wäre es der Fall, so würde die Präpos. {, wi, vielleicht auch hierher gezogen und die Be- deutung des Zeugens in der Wurzel gt, wZ, als eine vom Herkommen abgeleitete angesehen werden müssen. Im B. Y. findet sich noch wijili (19, d.), hervorkommen, und pawijil(6, c.), Auszug (gegen die Feinde). marek, sich nähern, vom ursprünglichen parek (285, c.). nut, gehorsamen (5, .), wovon auch (36, 5.) zut, und häufig (21, d.) des- sen Pass. tinut vorkommt. Gleich häufig findet sich tumut (124, a.). ngungsir s. mangungsir (S.133.). mapag (255, a.) und mapagi (288, d.), entgegengehen, begegnen, vom gleichbedeutenden papag (608, a.), beide bei Crawf. to meet. Die Reihe der hier angeführten Beispiele beweist eigentlich nicht mehr, als dafs sich im Kawi, wie im heutigen Jav., eine Anzahl von Verben finden, welche die Veränderung des Anfangsconsonanten mit und ohne Prä- im Kawi. 8.14. 135 fix an sich tragen, und dafs von andren nur die eine dieser beiden Formen vorkommt. Es wäre wichtig, zu entscheiden, ob die mit Präfixen versehenen Verba dieser Art sich, wie wohl zu vermuthen ist, im Kawi im Ganzen häu- figer zeigen, als im heutigen Javanischen. Dazu müfste man aber ein voll- ständiges Javanisches Wörterbuch und mehr Kawi-Texte besitzen. 3. Formen, welche mit m beginnende Präfixa haben. m, wenn das Wort vocalisch anhebt. mojar, von hujar, reden, sprechen, sagen (31,5. 79, c. Crawf. Foc.). mulat (132, c.), sehen (Crawf. Yoc.), auch mulati (287, d.), von hulat, Gesicht (Crawf. Foc.). ma. makarya (116,a.), akarya (112, c.), machen, ins Werk richten, von karya (31,d.), Werk, Geschäft (gmf, käryam). masabdha (93, a.), sprechen, pasabdha (83, c.), Rede, von sabdha, Rede, Wort (2, 5.), Schall (99, a.), Sanskr. gs, sabda. Die meisten Beispiele des Präfixes man fallen in die Classe der Verba mit verändertem Anfangsconsonanten, da das End-n des Präfixes diese Ver- änderung bewirkt. 6. Formen, welche mit %r anfangende Präfixa haben. hasambat (557,d.), von sambat, wehklagen (Crawf. Yoc.). hatuturri (33, c.), von futur (s. S. 114.). akarya (s. oben). Auch über die verhältnifsmäfsige Häufigkeit der mit A beginnenden Präfixa gegen die mit m anhebenden im Kawi und heutigen Jav. wäre es wichtig Nachforschungen anzustellen, wird aber durch die Unvollständigkeit der Wörtersammlungen unmöglich. 2 De Formen, die mit p anfangende Präfixa haben. pasabdha, von sabdha (s. oben). Mehrere Beispiele dieser Präfixa finden sich unter den Fällen mit ver- ändertem Anfangsconsonanten; und da, der Gewohnheit der Sprache nach, 136 Bezeichnung des Ferbums jedem Präfix, welches mit m anhebt, ein mit p beginnendes entsprechen mufs, ‘so schien es die Mühe nicht zu belohnen, eine gröfsere Anzahl hier zusam- menzustellen. 8. Formen mit dem Suffix Ai. mujarri (74,a.), jemandem etwas sagen, von hujar, reden, sprechen (Crawf. F’oc.), Mal. üjar, wovon eine noch einfachere Form, jar, vor- kommt (82, c. 591, c.), auch jari, erzählen (92, c.). harepi, wünschen, verlangen (103, c.), von harep, Wunsch, wünschen. Eine Anzahl mit diesem Suffix verbundener Verba finden sich unter allen in anderen Beziehungen hier aufgeführten Wörtern. Dagegen dürfte es schwer sein, gerade bei allen die transitive Bedeutung aufzufinden. Es läfst sich nur sagen, dafs das Suffix bestimmt die Verbalform anzeigt. I Formen mit angehängtem han. katrangngan, beschienen (von der Sonne) (106, d.), von terrang, klar, hell (Raffles. Crawf. Ger.), Mal. trang, hell, Licht. Diesem Beispiele getraue ich mir nicht mehrere andere hinzuzufügen, weil es zu schwierig ist, hier immer zu bestimmen, was Substantiv- und Ver- balform ist, welches in der Sprache gewissermafsen auf Eins hinausläuft. Vorzüglich gilt dies von den Formen mit den Präfixen pa und ka, welche schon eigentlich Nomina sind. 10. Vollständige Verbalformen mit eingeschobenem um. numungga (126, b.), von hunggah, hinaufsteigen (Crawf. Foc.). Es Ballet sich auch nungga (103, a.). Über das n erde ich weiter unten sprechen. tumiba, fallen (135, d.), vom gleichbedeutenden tiba (138, a.). tumon (135, b.), sehen, von ton (138, d. Crawf. Yoc.), Anblick, 2) sehen. gumanti (18, b.), in jemandes Stelle sein, von ganti, jemandes Stelle einnehmen (Ger. Gramm. 50.). Zumampah (117, c.), oz vorschreiten (Ger. Crawf. Foc.), von lam- pah (87,d.), Reise, Gang (Ger.). im Kawi. 8.14. 1187; chumunduk, begegnen, finden (27, d. Crawf. F’oc. to meet, to find), chunduk gleichbedeutend. gumeseng (99, b.), verbrennen, von geseng (8. Anh. 1,c.). gumeter (119,d.), beben, von geter. Auch kumeter (592, b.), von keter (Herzklopfen. Crawf. Y’oc.). lumaku (97,c.), gehen, von laku (22, d.), Gang. lumayep (480, b.), layep (619, c.). lumangkah (77,a.), schreiten. Bei Crawf. ist das einfache Zangkah: schreiten, mit grofsen Schritten, die Füfse spreizen, über etwas weg- gehen, to stride, to step, to pass over. lumawan (257,d.);, das einfache Wort ist Zawan, gewöhnlich gebraucht als Präposition und Partikel, mit, und, auch, doch auch hauptsäch- lich und ursprünglich gegen, wider. Denn bei Crawf. (Foc.) wird es ausdrücklich Feind, Gegner, Nebenbuhler übersetzt, und Ta- galisch ist Zaban widerstehen (Raffles. II. App. p.151.); das Mal. läwan bedeutet: Widerstand leisten, sich widersetzen, wetteifern, Ge- nosse, Gegner, a match, counter-part, gegen, gegenüber. Davon ist das obige Zumawan, angreifen im Kampf, es mit Einem aufnehmen. lumumpat (98, c. 557,5. Crawf. F’oc.), springen, vom gleichbed. Zum- pat (136, 5b. Crawf. Foc.). lumut (19, d.), Tut (133,d.) drücken eine Bewegung aus; über die Be- deutung und den möglichen Zusammenhang dieses Wortes mit einer Sanskrit. Wurzel habe ich schon oben S.58. gesprochen. ngumastawa (s. Anh. 7, .a.). sumaiwaka (603, b.), ergeben, anhänglich sein. Bei Crawf. ist das ein- fache sewaka, von Jay (sewaka, Diener): sich in das Gefolge, den Dienst eines Fürsten begeben. Dasselbe heifst seda. Man kann indefs auch hier an den Gott Siwa (s.B. Y. 7,a.) denken. Alsdann ist saiwaka: ein Anhänger des Siwa, und, da dies ein sehr schwärmerischer Dienst war, allgemein: ein Mensch, der sich einem Herrn gänzlich dahingiebt, ihm schwärmerisch anhängt ('). (') [Sewaka ist auch der Name eines Jav. Werkes (Crawf. ganz Jav. Wörterb. Raffles. I. 393.); Roorda giebt den Namen vollständiger an: Zayang sewaka, Erzählung, ein ge- wisses Werk, das über Gottesdienst und Gebräuche handelt. Sdwaka selbst giebt er als Kawi-Wort für: erzählen, 2) erscheinen (d.h. vor dem Fürsten). Er führt noch im Kawi Histor. philol. Abhandl. 1832. Ss 138 Bezeichnung des Verbums sumelang (608, c.), nach Crawf. Yoc. und Ger. Zweifel, Verlegen- heit, nach Ger. auch: zweifeln, verlegen sein, nach Raflles: ängstlich, zweifelhaft. Das einfache selang heifst im Mal.: Zwischenraum, in der Zwischenzeit, interchanged, intermixed, placed at intervals, variegated, chequered, diversified, mottled; im Jav. finde ich nur selang, borgen (Crawf. Foc.) (!), und selang-seling, alternately placed, checkered (Crawf. Foc.). sumahur, antworten (606, d.), vom gleichbed. sahur (Mal. sahut). sumarasa (479,c.), vielleicht: sich zu einem See ausdehnen, vom Blute auf dem Schlachtfelde durch den Regen gebraucht. Ich leite es von ae, sarasam, See, Teich, ab. tumurun (3,a.), herabsteigen, vom gleichbed. zurun. tumingal (23,a. 105, d.), ansehen, betrachten (in der letzteren Stelle als Partieipium gebraucht), von Zingngal, Anblick. tumut, von tut (s. ob. S. 134.). numasah (130, a.), er griff an, wohl von masah, bei Crawf. to pierce, durchbohren, eindringen. Mase (s. Anh. 119, a.) scheint dasselbe Wort, da die Bedeutungen von angreifen und eindringen verwandt sind. 11, Verbalformen, in welchen, nach der Einschiebung von um, die erste Sylbe des dann entstehenden Wortes wieder abgeworfen ist. a. Fälle, wo die vollständige und die verstümmelte Form noch neben einander bestehn. antuk (594, a.), mantuk (32, b. 82, b. 611, c.), umantuk (35,d. 38, d.); die Bed. der mit um gebildeten Formen dieses Worts ist im Kawi- Text, wie bei Ger., zurückgehen, nach Hause kehren. Antuk ist in der eben angeführten Stelle vom Zurückkehren zur Besinnung swaka, vor jemand erscheinen, auf, in Raffles Kawi-Verzeichnils: vor, in Gegenwart. Es wäre noch möglich, dafs in der obigen Stelle des B. Y. das Wort sich auf das Nachfolgen im Tode bezöge. Crawf. Handschr. hat sumawaka. Sumawak ist nach Rafiles Kawi- Verzeichnils Erwähnung, nach Roorda (Kawi) melden. Die Ähnlichkeit der Bedeutung dieses Wortes mit dem obigen sewaka ist etwas auffallend, und kann einiges Milstrauen gegen die Wörterbücher erregen. Ta, Tan (säwaka, säwika), von , sü, bedeutet: erzeugend, geburtshelfend. B.] (') [Roorda: Kluft (%loof); zwischen. Dem Mal. se/ang entspricht auch das Jav. sedeng. B.] im Kawi. 8.14. 139 aus einer Ohnmacht gebraucht. Dagegen ist hantuk bei Ger. be- kommen, empfangen, bei Crawf. können, fähig sein. Wie ver- schieden scheinbar diese Bedeutungen sind, sieht man doch leicht den Zusammenhang unter denselben (!). numulih (91,a.), ein Präter., von mulih (82, a.), zurückkehren, Das Subst. davon ist nach Ger. hulih (Rückkehr). In den Bed. empfan- gen, können, im Stande sein finde ich das Wort bei Crawf. und Raffles Aulih, holih und holeh geschrieben (?). Man kann nicht zweifeln, dafs das Stammwort das Tag. und Bis. oli und die Mal. Prä- pos. ulih, durch, von, ist. Bulih heifst Mal. können, und ber-ulih erlangen, erwerben, bewirken. Da es im Jav. (Crawf. F’oc.) auch pulih in der verwandten Bed. wiedererlangen, wiederherstellen (to recover, to restore) giebt (?), so kann mulih aus diesem durch Ver- änderung des Anfangsconsonanten entstanden sein, ohne eine Verstümm- lung von um zu sein. Denn bei allen mit Lippenbuchstaben anfangen- den Wörtern bleibt die Herleitung aus der Einschiebung von um, oder der Veränderung des Anfangsconsonanten, weil beide Methoden auf m zusammentreffen, zweifelhaft. Numulih aber kann keinen andren, als den oben angegebenen Ursprung haben. numaring (18,a.), eine der vorigen ganz ähnliche Form, von mara, vorwärts schreiten (Crawf. F’oc.), sich nähern. Über das ing am Ende werde ich in 8. 20. bei Gelegenheit der mit diesem Wort eng zusammen- hangenden Präpos. maring sprechen. Sollte das einfache Wort gar (') [Hantzuk ist ein Wort der höheren Sprache, aus dem niederen %0/r künstlich ge- bildet. Die Wiederkehr derselben Erscheinungen in Bezug auf das Präfixum und Infıxum und auf den Wandel der Bedeutung lälst kaum einen Zweifel an der Einheit beider Wort- reihen übrig. B.] (?) [Ich bin so glücklich gewesen, das Wort in der Jav. Sprache auch in der Bed. kom- men, herankommen (von der Zeit) anzutreffen: »us holdh dhina sabat, als der Sab- bath gekommen war (Ev. Marc. 6, 2.). B.] (°) [So sehr man auch geneigt sein möchte, pulih nur für Subst. zu halten, welches durch Crawf. Yoc. pulih getih, retaliation (aber bei Roorda rächen), auch eine Bestäti- gung erhält, so scheint es doch auch Verbum zu sein. Dies beweist Crawf. Handschr. des B.Y. 82,a. pulir, zurückkehren (Raflles hat mu/ir), Roorda pulih, Crawf. Foc. polih, können, im Stande sein. Ich habe schon oben (S.132. Anm.1.) geäußsert, dals pan im Kawi auch Verbalpräfix ist; dasselbe gilt von pa. B.] 52 140 Bezeichnung des Ferbums im Kawi; para sein, wie dies in einer anderen Bed. (para und mara, theilen) wirklich der Fall ist, so wäre die Form noch merkwürdiger. Vielleicht gehört auch paring, maringngi, geben ('), hierher. miringngaken (103, a.), begleiten; das einfache Wort ist hiring, Seite, zur Seite sein oder haben, begleiten, oder begleitet sein (Orawf. Foc.), folgen, Mal. zring, folgen, begleiten, to be dependant upon; miring bedeutet im Jav.: to lean, incline (Raftles), im Preise fallen, schräg, quer, seitwärts (Crawf. Foc.), Abhang (ders. und Ger.), miring im Mal.: to lean downward or to one side, to incline, decline, to look a- skance. Von dem Grundworte hiring ist durch Einschiebung von um zuerst vollständig humiring (Crawf. F’oc.), dann verstümmelt miring, und mit dem Präf. man wieder vollständig mangiring (105, a.) und verstümmelt ngiring (Ger.) gebildet. Vgl. d. Anh. zu obigen Versen. lumiyati (26, d. 604, c.), ausspähen, entdecken, erblicken (Zumiyat, to desery, observe. Crawf. Foc.), vom einfachen liyat (s. Anh. 33, a.), Mal. Zrat. Von diesem Worte finde ich nun aber bei Crawf. (F’oe.) auch die verstümmelte Form miyat, to know, to see (?), und kein ande- res Wort, das mit einem Lippenbuchstaben anfinge, aus dem das m ent- standen sein könnte; denn wiyat ist blofs das Sanskr. faq , wiyat, Himmel. In Crawfurd’s Wörterbüchern sind Kawi- und heutige Wör- ter nicht zu unterscheiden. Dieser ganze Wortstamm aber mufs dem heutigen Javanischen fremd sein, da Hr. Roorda die Bed. von Zumi- yati auch nur, wie ich Anfangs, nach dem Mal. fand. lumumpat (s. S.137.). b. Fälle, wo ich nur die verstümmelte Form kenne. muchap (s. S.132.). Unter den obigen Beispielen ist zwar nur eins, miyat, wo die ver- stümmelte Form von einem consonantisch anhebenden Worte herstammt; ich halte aber das Wort für entscheidend, da sich kein anderer Ursprung des m angeben läfst. (') [Roorda auch maring, geben, schenken, 2) gehn. B.] (2) [Roorda giebt dem Worte die Bed. afmaken, verwoesten. B.] Passivum. $.15. 141 $. 15. Passivum. Das durch das Hülfsverbum dhi, dhen, dhipun gebildete Passivum (S. 121.) kommt in den von Raftles abgedruckten Stellen des Brata Yuddha nicht vor, obgleich ich allerdings das Verbum sein, werden, dhadhi, einige- mal, aber in ganz selbstständiger Stellung, darin finde. Ich bemerke bei die- ser Gelegenheit zugleich, dafs ich pun weder allein, noch in Zusammen- setzungen irgendwo im Kawi antreffe. Über die leichte Verwechslung des mit dem Präfix ka zusammen- gesetzten Passivums habe ich mich schon oben (S.67.) ausführlich erklärt. Indefs kommen in dem Kawi-Text offenbar im Sinn eines Pass. gebrauchte Zusammensetzungen vor, die auch durch die Construction keinen Zweifel an ihrer Bedeutung zulassen. Ich führe einige davon an. kapanggih (17,d. 28,a.), gefunden werden, von manggih und der ursprünglichen Form panggih, finden, erlangen, begegnen (Ger. Crawf. Foc.). kaparchaya (591, c.) s. ob. S.68. und Anh. katemu (92, b.), gefunden werden, von femu. Es ist hier das Passivum für das Activum gebraucht. Der Vers heifst nämlich: Prapt-eng Wiratha katemunrepa Pandawa hem, gekommen nach Wirata, wurden gefunden (von ihm) die Pandawa-Fürsten versammelt. Ebenso 590, d. dhatan katemu, er wurde nicht gefunden. katon (124,a., gesehen werden, Gesicht. Ger.), von fon. Es steht ge- wöhnlich im B. Y., ohne dafs der Sehende genannt wird, allgemein es wurde gesehen, es erschien. Vgl. zumon. S.136. kawenang (131,d.); wenang wird in der adject. Bed. fähig, mächtig (Crawf. Y’oc.), aber auch in der verbalen von können (Crawf. Engl. Jav. Wörterb.) aufgeführt; die präfigirte Form führt aber auf die tran- sitive Bed. Kraft üben, überwältigen, also im Pass. überwältigt werden, Kraftübung leiden, was ganz zur angeführten Stelle pafst, wo die Englischen Übersetzer make them ‚feel his superiority über- setzen. Am häufigsten finde ich im Kawi das Pass. durch ein eingeschobenes in sowohl bei Sanskrit-, als bei Mal. Wörtern gebildet. Beispiele: 142 Bezeichnung des V’erbums im Kawi; Passivum. 8.15. dhinulur (9, a.), gefolgt, von dhulur (s. Anh.). binukti (620, b.), gegessen werden (doch gestehe ich, dafs die Anwen- dung des Wortes mir hier dunkel bleibt), von bukti (s. S. 101.). kinon, befehligt, mit Auftrag ausgesandt werden, von kon (s. Anh. 21, a.). ginusitan (s. Anh. 21,a.). linut (589, b.) steht in der Bed. eines mit einer Keule gestampft werden- den Körpers. Über die Ableitung s. S. 58. kinarya (125,a.), gemacht, von karya (s. S.135.). sinabdhan (611, b.), gesprochen werden, von sabdha (s. ebendas.). minusthi, von musthi, zielen, zum Ziel nehmen (Crawf. F'oc.). Genau in dieser Bed. steht das Wort 137,d. An andren Stellen (594, c. 610, a.) hat es die Bed. des Fassens, Ergreifens eines Dolches. Ich leite es da- her von fe, mushti, die geschlossene Hand, ab. pinuja (110, d.), gepriesen werden, von puja (ga püjä, Verehrung), das aber im heutigen Jav. (bei Ger. puji, bei Crawf. Voc. puja) Wunsch, Bitte, Gebet heifst. winarahi (591, b.), benachrichtigt werden, von warah, lehren, unter- richten (Crawf. Foc.). pinapag, begegnet werden (134, a.), von papag (s. S.134.). pinrih (131, a.), von mrih, streben (Ger.). tinulung, geholfen werden, von tulung (s. S.132.). tinut (21, b.), gehorsamt werden, von Zut (s. S. 134.). hinundhang (107, c.), gerufen werden, von hundhang, rufen (Crawf. V oc.). Wir haben also hier ein eigentlich vocalisch anhebendes Wort, welchem das in des Pass., wie im Tag., vorgesetzt ist. In der Construction des Passivums habe ich keine Abweichung von der gewöhnlichen Javanischen gefunden, als dafs dieselbe, wie überhaupt in diesem Gedicht, abgebrochen ist und Versetzungen und Auslassungen häufig erduldet. Doch findet sich auch in ganz natürlicher und vollständiger Folge die Passiv- Construction. So z.B. 134,a. Kurunata sigra pinapag dhe& Bima ring sayaka, der Herrscher der Kurawas wurde schnell begegnet durch Bhima mit Pfeilen. Als Präp. von dient auch manchmal tekap: 131,a. ngkan pinrih tinulung tekapnira watek yodha haneng Ko- rawa, sodann wurde gestrebt, dafs geholfen werde, von den verschiedenen Streitern unter den Kurawas. Ferner 131, d. kawenang tekapnira sang Verbum; Gattungen. $.16. 143 arya Sweta singottama, er wurde überwältigt durch den ehrwürdigen S., den besten der Löwen (ein ehrender Beiname im Sanskrit. s. ob. S. 54.). In anderen Fällen fehlt die Erwähnung der handelnden Person, indem sie als- dann von selbst aus dem Zusammenhang klar ist. So 255, a. sang Gathot- kacha kinon mapag Arkasuta, G. wurde beordert zu begegnen (d.h. anzugreifen) dem Sohn der Sonne. 589, b. sawanira sang arya Sakuni linut ring gadha, der Körper des ehrwürdigen S. wurde zerstampft mit der Keule (sawa, todter Körper, Gerippe, Crawf. Foc. 74, sawa. nira Genitivzeichen). $. 16. Gattungen der Verba. Ich habe in dem so eben beendeten Abschnitt alles zusammengestellt, was dazu dienen kann, zu zeigen, nicht nur wie die Sprache das Verbum bildet, sondern auch, welches überhaupt das Verhältnifs des Nominal- und Verbalausdrucks in ihr ist. Bei dieser Gelegenheit ist schon von dem Unter- schiede des Activums und Passivums und der transitiven und intransitiven Verba alles Nothwendige beigebracht worden. Es ist also hier nur noch von den Causal- und reciproken Verben zu reden. Die Tag. Sprache bedient sich zur Bildung der Causalverba eines doppelten Präfixes. Wenn nämlich nur das Hervorbringen einer Sache, das blofse eigne Bewirken ausgedrückt werden soll, so wird dem Grund- worte maka, wenn aber in der ächten Bedeutung des wahren Causalverbums die Veranlassung einer Handlung durch einen Andren, so dafs nun zwei han- delnde Subjecte eintreten, anzudeuten ist, mapag vorgesetzt. Das erste dieser Präfixe hat in der Passiv-, oder richtiger Nominalform ka, das letz- tere papag, pagpa oder pa. Das ka zeigt deutlich, wie im Jav. dies Prä- fix zur Bezeichnung des Pass. geworden ist; im Tag. mufs, der genaueren Form der Sprache nach, immer noch eine der eigentlichen Passivsylben hin- zutreten. Ob das oben mehrmals erwähnte Jav. Wort papag mit jenem Präfixe zusammenhängt? wage ich nicht zu entscheiden. Es könnte indefs leicht der Fall sein, da auch im Begriffe des Wortes immer zwei Personen sich zusammengesellen. In die Madecassische Sprache ist dies Präfix nicht übergegangen, da- gegen maka nur mit kleinen Lautveränderungen und zur Bildung beider 144 Verbum: Gattungen der Causalverba, sowohl in sie, als in die Sprachen der Südsee- Inseln. Die eigentlich Malayische Sprache bildet die Causalverba durch das Suffix kan, welches aber noch weit häufiger das einfache Transitivum be- zeichnet (!). Die Javanische Sprache bietet eine ähnliche Erscheinung dar. Sie heftet nämlich in Gestalt eines Suffixes an das Ende des Wortes in der höhe- ren Sprache haken, in der des Volkes hakd; dawuhhaken, auftragen machen, befehlen machen, von dawuh, auftragen, befehlen. Wenn das Grundwort sich mit einem Consonanten endigt, so geht das Anfangs-h des Suffixes in die Verdopplung des Endconsonanten über; numbassaken, kaufen machen, vonnumbas, kaufen. Dies ist der allgemeinen (s. S. 44.) ö aber weichen die Causalverba ab, wenn das Grundwort in einen Vocal aus- euphonischen Regel von der Anfügung eines } gemäfs. Von dieser Regel geht. Man schiebt nämlich alsdann zwischen das Grundwort und das Suffix ein k ein, und ein End-z oder u wird in & oder o verwandelt; mirsa, sehen, mirsakhaken, sehen machen, dhadhi, werden, dhadhekhake, machen, dafs etwas werde, ngrungngu, hören, ngrungngokhak£, hören machen. Wenn aber die Jav. Sprache in diesem Falle von einigen ihrer Schwester- sprachen abweicht, so läfst sich diese Abweichung doch sehr gut mit der sonstigen grammatischen Übereinstimmung aller Malayischen Sprachen ver- einigen. Das Suffix Aaken scheint mir nämlich ein eignes Wort zu sein, das vermuthlich nur nach und nach in diesen Fällen mit dem Grundworte zu- sammengellossen ist, und dessen Gebrauch an die Stelle des Präfixes maka getreten ist. Dafs sich dieses im Jay. nicht erhielt, ist eine mit der Verken- nung der Bedeutsamkeit der Präfixe und ihrer daher entstandenen Vernach- lässigung verwandte Erscheinung. So nahe auch haken und maka dem Tone nach einander liegen, da die Abwerfung des m so häufig im Jav. eine scheinbare Verwandlung des m in h bewirkt, so glaube ich dennoch nicht an die etymologische Gleichheit beider Aflıxe. Haken ist im heutigen Jav. die durch das Präfix Aa, oder vielmehr a, verlängerte Form des Verbums ken (‘) [Auch die Jav. Endung Raken, hake hat zum grolsen Theil diese Bed., bei weitem nicht blols die causale; nur enthält Ger. nichts darüber, der auch in seinem Wörterbuche diese Form immer causal übersetzt. B.] Gattungen. $.16. 145 Kr., oder kon Ng.; und da dies Verbum auftragen, lassen, verursachen heifst, so zweille ich kaum, dafs das Suffix etwas anderes, als dieses Verbum, ist (!). Das Verbum hat ein langes e, ein faling, das Suffix in der vorneh- men Sprache ein kurzes e, ein pepet, aber in der Volkssprache hat sich das lange erhalten; dagegen ist in dieser das in der vornehmen gebliebene End- n weggefallen. So spricht selbst in der Verschiedenheit noch eine gewisse Übereinstimmung für die behauptete Identität. Für diesen Bildungsgang die- ser Formen möchte ich auch die abweichende euphonische Behandlung der- selben anführen. Der allgemeinen Regel zufolge sollte das } nach einem Vocal zu nn werden. Hier aber scheint das Bewufstsein, dafs das scheinbare Suffix ein selbstständiges Wort ist, diese zu starke Lautverändrung verhin- dert zu haben, und man hat sich, um die Zusammenkunft der beiden Vocale zu trennen, nur des verstärkten A-Lautes bedient. Das oben erwähnte maka kommt im B. Y. öfter vor; darüber aber, ob es mit dem Tag. Präfixe zu- sammenzustellen sei? will ich hier noch keine Behauptung wagen, sondern die Untersuchung im Anhange führen (s. zu 6, d. 7,6. 37,6. 75,d. 109, 2.). Ein eingeschobenes k bei Aaken habe ich nicht entdecken können. Das oben erwähnte dhadhekhaken heifst im B. Y. dhadhyaken (612, b.). Das End-i des Grundworts ist also nur wegen des folgenden Vocals in sei- nen Halbvocal übergegangen. Dies beweist, dafs die Worteinheit hier noch loser ist. Die Verwandlung des } in den Endconsonanten des Wortes, der alsdann doppelt erscheint, findet sich in kinonnaken (20, c.), dem Passi- vum von konnaken, machen, dafs Auftrag gegeben werde, oder: befehlen. Wenn die Sprache einmal ein Affıx gestempelt hat, wendet sie es überall an; daher steht bei dem Causalverbum der Begriff machen, verursachen, veranlassen ganz richtig zweimal. (') [%aken bedeutet in der höheren Sprache (so wie Rakon in der niederen) nach Crawf. Foc.: befehlen, zo instruct, nach Roorda: schicken, absenden, befehlen, nach Ger.: lassen, verursachen, nach Raflles: für. Wahrscheinlich dient es auch, unser zu, um zu beim Infinitiv auszudrücken: radhen patih sigra hanudhing hakdn nimballi hing M., der Minister schickte sogleich, den M. zu rufen (Brückner. Gramm.). Hierdurch wird seine Einheit mit der Mal. Präp. akan, welche auch diese Bed. bat, besonders deutlich. Brückner führt in seiner Gramm. (S.58.) sogar Raken (mit kurzem e) in der Bed. lassen, befehlen an. Es ist nicht unwichtig, dafs das Suffixum aus der höheren Sprache entnom- men, und nicht Aakon dazu gebraucht ist. Man muls daraus schlielsen, dals die Bildung ursprünglich für die höhere Sprache bestimmt war, und erst später in das Ngoko überging. B.] Histor. philol. Abhandl. 1832. ab 146 Verbum: Beispiele mit haken: kinonnaken (s. vorhin). dhadhyaken (s. vorhin). henengaken (40, a.), schweigen, von heneng (606, a. bei Ger. hen- neng), der Stillstand, das Stillschweigen, 2) schweigen, aufhören. In dem Gausalverbum müfste, der Regel nach, das ng verdoppelt sein. In dem zuletzt angeführten Verse ist Raffles falsche Abtheilung folgendergestalt zu verbessern: fuhan apa (im heutigen Jav. hapa) nimita-ning heneng, Herr, welches (ist) die Ursach des Still- schweigens? dhinukakna (589, d.), der Conjunctiv des Pass., zu Wind gemacht, in den Wind zerstreut werden. Ich leite es nämlich von dem Sanskr. ya» dhüka, Luft, Wind, ab. Die Bedeutung pafst alsdann genau in den Zusammenhang der angeführten Stelle, wo ein Held in seiner Wuth die Stücke seines zermalmten Feindes überallherum verstreut. pinangkwaken (619, a.), umarmt werden, folglich das Pass. der Cau- salform von pangku, mit der gewöhnlichen Lautveränderung des u in w, nach Crawf. auf die Kniee, in den Schoofs nehmen, nach der Art zärtlichen Zusammensitzens, wie es nach Indischer Sitte auf der schönen Titelvignette des Schlegelschen Rämäyana zu sehen ist. Jinampyaken, Pass. eines von jampi, Arznei (Crawf. F’oc.), gebilde- ten Causalverbums (605, d.), mit einem Heilmittel behandelt, be- strichen werden. Insofern man unter reeiproken Verben solche versteht, wo die Hand- lung vom Subjecte ausgeht und zu demselben zurückkehrt, also eigentliche Verba reflexiva, bilden dieselben keine eigne Form im Javanischen. Man drückt sie, wenn nicht schon die in sich zurückkehrende Bewegung im Worte selbst liegt, durch das doppelt, einmal vor und einmal hinter das Verbum, gesetzte Pronomen aus. Was hier reciprokes Verbum genannt wird, führt allemal zugleich den Begriff einer Mehrheit von handelnden Subjecten, die aber nicht zusammen gegen einen Dritten, sondern gegen einander selbst ihre Thätigkeit richten, mit sich. Ich habe schon oben (S.95.) von der hauptsächlichsten Art, diese Verba zu bilden, gesprochen, und füge nur hier hinzu, dafs bisweilen bei der Zusammenfügung des Activums, oder vielmehr der Substantivform, mit Gattungen. $.1b. 147 dem Passivum beide Glieder der Zusammensetzung das Suff. Aan annehmen ; so wird von mara, kommen, nahen, paran-pinnaran, einander nahen. Eine andere Art, diesen Begriff auszudrücken, entsteht aus der Wie- derholung der ersten Sylbe des Wortes, mit Anfügung dieses han; rarang- kullan, Viele, die sich einander umarmen, wovon das Grundwort rangkul ist. Auch diese Form nimmt bei veränderlichen Anfangsconsonanten immer die der zweiten Reihe, nach der obigen Ausführung die ursprünglichen, an; nukar, schlagen, tutukarran, einander schlagen, handgemein werden. Die Reduplication wird in diesen Formen bisweilen vernachlässigt; pamit, Abschied, pamittan, von einander Abschied nehmen; dagegen fehlt nie- mals das angehängte Aan. Man sieht leicht, dafs diese ganze Form eigentlich ein Collectiv-Substantivum ist: ein allgemeines Umarmen, eine gänzliche Schlägerei, ein Abschiednehmen. Die Reduplication ist schon an sich eine Bezeichnung des Plurals, und von han, als Suffixum der Substantiva, ist auch oben (S.67.) gesprochen worden. Ein solches Mehrheits-Substantivum wird nun aber in der Sprache als ein Verbum gebraucht, entweder unverändert, wie das Nomen sehr oft, oder mit ausdrücklich hinzugefügtem Verbalpräfix ; so hararassan, Rede wechseln, mit einander sprechen. Endlich finde ich von rembag, Vorstellung, Rath, pirembaggan, und dasselbe auch mit vorgesetztem Aa, mit einander Rath pflegen. Die Substantivformung ist hier dieselbe, als in der vorhergehenden Gattung die- ser Verba; die Reduplication ist weggeblieben. Vergleicht man die beiden zuerst genannten Gattungen dieser Verba, so findet man, dafs, auch der äufseren Form nach, in der ersteren ein Gegen- satz (Activum und Passivum), in der zweiten durch die Reduplication und das zusammenfassende Suflix eine Mehrheit liegt. Auf den Gebrauch und die Bedeutung im Ganzen hat dies keinen Einflufs, einander schlagen wird nach der ersten Gattung durch pukul-pinnukul, und nach der zwei- ten Gattung durch /Zutukarran angedeutet; die Nüance des Begriffes aber ist unstreitig eine verschiedene. Im eigentlich Malayischen kann die erste dieser Formen nicht statt finden, da es kein grammatisches Passivum in demselben giebt. Die Sprache deutet aber den Gegensatz, welcher bei ihr nicht im Begriffe liegt, durch den Ton an, indem sie von demselben Worte die präfixlose und die mit Prä- fix versehene Form dergestalt an einander fügt, dafs die präfixlose vorangeht; T2 148 Ferbum; Gattungen. $.16. tölong-menölong, einander gegenseitig Hülfe leisten; da beide zusammen- gestellte Wörter Verba activa sind, so ist das Leiden der Handlung, welches mit dem Thun hier zusammentrifft, gar nicht ausgedrückt. Im B. Y. habe ich die Zusammenfügung der Activform mit der darauf folgenden passiven bis jetzt nicht entdecken können. Man könnte hiergegen sinesep-sesep (589, c.) anführen. Allein diese Form ist blofs das Pass. des zur Verstärkung verdoppelten Verbums, stark gesogen werden. Es ist hier nicht von gegenseitigem Saugen, sondern von dem gewaltigen eines Ein- zigen, die Rede. Dies ergiebt sich schon daraus, dafs das Passivzeichen im Anfange der Zusammensetzung steht, welche wie ein einfaches Verbum be- handelt wird. Bei dem reciproken Verbum wird das Passivum an das Ende gesetzt. Dagegen kommen mehrere Fälle vor, wo ein Wort mit veränder- lichem Anfangsconsonanten zweimal so an einander geknüpft ist, dafs beim ersten Gliede der Consonant der ersten Reihe oder das ihn veranlassende Präfix, beim zweiten der ursprüngliche der zweiten Reihe steht. Der Sinn g, oder auch eine Wie- o) * a . h 1 T derholung derselben; angunggut-unggut (134, b.). Ngunggut ist bei Crawf. stille stehen, und so heifst die obige Form: er hielt an und hielt an, stockte und stockte, was an der angeführten Stelle von einem ungern vor dem Stärkeren zurückweichenden Krieger gesagt ist. Das ursprüng- ist alsdann eine Verstärkung des Begriffs der Handlun liche A} des Wortes ist inng verwandelt. Ebenso sind angambek-kambek (77,b.), ngebang-abang (603, d.), deren Bedeutungen aber ich nicht mit Sicherheit bestimmen kann. Es bleibt indefs ungewifs, ob in diesen Wörtern wirklich etwas mit der Veränderung des Anfangsconsonanten gemeint ist, oder ob die Bedeutsamkeit blofs in der Wiederholung liegt. Denn weil der veränderte Consonant hier beim ersten Gliede der Zusammensetzung steht, so kann die Veränderung in dem vorhergehenden Wort ihren Grund haben; und dies ist sogar wahrscheinlich, da ich ein solches Compositum auch ohne alle Veränderung finde; akuwung-kuwung (604, a.). 8.17. Modi der Verba. Der Indicativus fügt dem Verbum, als Modus, nichts hinzu; und au- fser ihm giebt es, der grammatischen Formung nach, nur noch einen Modus, welcher gewöhnlich die Bedeutung des Imperativus hat. Zwar spricht Hrn. Verbum; Modi. S.17. 149 Gericke’s Grammatik noch von einem Conjunctivus. Was aber von diesem gesagt wird, läfst sich blofs auf einen höflichen, mehr zumuthenden, als be- fehlenden Imperativ zurückführen (!). Ich glaube jedoch, wie ich gleich näher anführen werde, den Conjunctivus im B. Y. seiner wahren Natur nach, und so, dafs er nicht als Imperativus erklärt werden kann, gefunden zu haben. Der Imperativus wird durch die Anhängung der Sylbe Aa bewirkt. Ich habe dieser schon oben (S.93.) erwähnt. Blofs euphonische Folge ist es, dafs die consonantisch endenden Verba das A der Imperativbezeichnung zur Verdopplung des Endeonsonanten umändern; ganjar, belohnen, gan- jarra, belohne du. Ebenfalls euphonische ee ist es, wenn aus dem h wegen eines vorhergehenden z oder € ein y, oder wegen eines vorher- gehenden u ein # wird; hanggaliya, beherzige, hawchya, gieb, turuwa, schlafe. Dagegen bleibt das A} unverändert, wenn der Endvocal des Verbums ein a ist, gawaha, bringe, obgleich die allgemeine euphonische Regel hier ein nn erwarten liefse. Eine andre Art der Imperativbezeichnung, die nicht mit der eben erwähnten euphonischen Regel zusammenzuhangen scheint, wird durch die Anheftung der Sylbe Aana bewirkt. Hr. Gericke schreibt da, wo er in sei- ner Grammatik von der Bildung des Imper. spricht, diese Form nur den Verben zu, deren letzter Consonant verdoppelt ist, und wo demselben ein ä nachfolgt; matenni, tödten, patännana, tödte du. Man sicht hier, dafs das i verloren geht, wie auch Hr. Ger. ausdrücklich erwähnt. Bei Causalverben wird die sie bezeichnende Endung Aaken und hake in henna verwandelt, von welchem bei consonantisch endenden Verben das Ah in die Verdopplung des Endeonsonanten übergeht; dawuhhenna, mache dafs befohlen werde, von dawuhhaken;, rungngokhenna, mache hören, panjangngenna, verlängere. Zwischen dem Imperativus und dem angeblichen Conjunctivus sehe ich in Absicht der Bildung durchaus keinen Unterschied. Insofern der Conj. gleichfalls als Imper. gebraucht wird, scheint der Unterschied zwischen ihm und dem wahren Imper. auch nur darin zu bestehen, dafs in der Volks- (‘) [Die Kürze dieser Gramm. mag die Schuld tragen. Der Conjunctiv fehlt der Jav. Sprache nicht. B.] 150 V erbum; sprache diese Formen immer als gebietend, mithin als wahrer Imper. gelten, dafs hingegen die vornehme Sprache ihnen die Bedeutung einer höflichen Zumuthung giebt, und wenn sie sich gebietend ausdrücken will, blofs das Pronomen vor das unveränderte Verbum stellt, welches eine dritte Art, den Imper. zu bilden, abgiebt. Dadurch entsteht alsdann in den Verben der vor- nehmen Sprache allerdings ein Unterschied zwischen dem Conjunctivus und Imperativus, oder vielmehr zwischen dem zumuthenden und dem gebieten- den Imper.; sampeyantingngallana, dafs du sehen mögest, und sam- peyan tingngalli, siehe du. Dafs bei veränderlichen Anfangsconsonanten der Imper. immer die ursprünglichen (die der zweiten Reihe) annimmt, ist schon oben (S. 93.) ge- sagt, und zugleich gezeigt worden, wie der Imper. darin gleichsam wie ein Nomen mit hinzukommendem Verbum sein, oder als die blofse Hinstellung des Begriffs ohne grammatische Form, behandelt wird. Nach Crawf. fügt man dem höflichen Imper. der vornehmen Sprache häufig das Wort mugi bei, welches zwar dafs, auf dafs heifst, allein eigentlich den Begriff des Mögens, Wünschens, Hoffens hat. Auch wird, nach ihm, dieser höfliche Imper. noch gewöhnlicher im Pass. gebraucht, um die Zumuthung noch weniger geradezu an die Person zu richten. In dem Kawi-Gedicht habe ich als Imperative nur das unveränderte Verbum und die Bezeichnung durch ein angefügtes @ gefunden. Das unveränderte Verbum hat an einigen Stellen gar kein Pronomen bei sich; tanggap, empfange (4, a.), warah (b11,d.), sage, erzähle. In andren Fällen folgt das Pronomen nach; mantuk ta (611, c.), kehre du zurück; dies {@ könnte in 611,d. auch in dem auf warah folgenden ti- kang enthalten sein (!). Auch mit eingeschobenem um finde ich den Imper.; sumahura (606, d.), antworte, von dem S. 138. dagewesenen sahur. Auch kommt er in (') [Cornets giebt dem ?@ beim Imper. die Bed. von doch, die auch Ger. Wörterb. anführt; Brückner sagt, dafs es, dem Verbum nachgesetzt, ganz bestimmt, unfehlbar, gewils ausdrücke; ob er dabei den Imper. im Sinne gehabt hat, lälst sich nicht sehen. Im B. Y. kommt das Wort öfter vor, wo an du nicht zu denken ist; da za aber erweislich auch das Pron. 2. Pers. ist (B. Y. Crawf. Foc. Roorda), so entsteht die Frage, ob es vor- zuziehen sei, ihm diese Deutung beim Imper. zu geben, so lange nicht das Vorkommen eines anderen Pron. mit ihm dazu nöthigt, sich der Meinung der Grammatiker anzuschliefsen? B.] Modi. S.17. 154 der dritten Person vor; swarga ngola (83, d.), der Himmel umschliefse, empfange, von ng ol, umarmen, umfassen (s. ob. S. 109.). Der Vollständigkeit wegen mufs ich schliefslich hier noch eines Ge- brauchs und einer Bezeichnung des Imperativus erwähnen, die ich aber auch nicht im Kawi-Gedichte gefunden habe. Es wird nämlich an das Verbum in einem verschiedenen Sinne hen oder hana geheftet. Nach Hrn. Ger. be- deutet die Endung hen, dafs der Imperativ sich nur auf einen einzelnen Gegenstand, die Endung hana, dafs er sich auf mehrere Gegenstände be- zieht; wong kahe hundhangngen, rufe den Mann dort, wong kahe hundhangngana, rufe die Leute dort. Vermöge dieses Unterschiedes entstehen, so viel ich es mir erklären kann, die verschiedenen Imperativ- formen, welche Hr. Ger. bei den Paradigmen einiger Verba anführt. So z.B. S.64. bei dem Verbum nyekel, greifen, anpacken (to catch, to seize. Crawf. YVoc.), chekella, chekellen, chekellana. Ob die von Hrn. Ger. nur den mit einem Doppelconsonanten und i ausgehenden Verben angewie- sene Imperativform dieselbe mit der hier angegebenen ist, läfst sich aus sei- ner Darstellung nicht deutlich ersehen, obgleich es mir sehr wahrscheinlich ist. Nach Crawf. bezieht sich der Unterschied dieser Formen nicht auf die Mehrheit der betroffenen Gegenstände, sondern auf die Mehrheit der Hand- lungen, so dafs durch Aana ein Frequentativum im Imper. entsteht; gitik- ken, schlage sie (them), gitikkana, schlage sie oft. Von dem Conjunctivus, insofern er nicht statt des Imperativus dient, kann ich nur mit einiger Ungewifsheit sprechen, da ich keine Autorität da- dafür anzuführen weifs, sondern ihn nur selbst im Kawi- Gedichte gefunden zu haben glaube, mir aber auch dabei nicht alle Zweifel habe lösen können. Es findet sich nämlich im B.Y. häufig, und meistentheils an Verben, ein End-a auch in Fällen, wo es weder zum Stamme des Wortes gehören, noch den Imper. andeuten kann. Dies End-a nun halte ich in diesen Stellen für das Zeichen eines von dem vorhergehenden Worte regierten Conjunctivus mit ausgelassener, ihn in anderen Sprachen gewöhnlich begleitenden Con- junction. Ich mufs jedoch zuvörderst bemerken, dafs man zuerst von diesen Fällen diejenigen sorgfältig absondern mufs, wo das End-a dem Worte, an welchem es sich befindet, nur durch unrichtige Abtheilung beigegeben sein kann. Allein auch so bleiben mehrere solcher Endungen übrig. Falsche, oder doch durchaus zweifelhafte Abtheilungen sind: 152 Ferbum; Modi. 8.17. lumompata layu (587, b.) für umumpat alayu, er sprang fliehend, oder springend floh er. tan wenanga sabdha für tan wenang asabdha (592, b.), sie war unfähig zu reden. hasambata (587, d.), wo das a zum folgenden nangis gehört. Beide Worte heifsen: er wehklagte (von sambat und Zangis. Crawf. Voc.) weinend, oder wehklagend weinte er. Dagegen halte ich für vollkommen richtig abgetheilt: kantuna (23, b.) und tangisa (479,d.), wo, da das Wort den Vers schliefst, aller Zweifel abgeschnitten ist; tumingala (23, a. s. S.138.); matya (82, d. 116, d.), welches ich in beiden Stellen für den Conjunc- tiv halte, von mati, sterben; tumutta (85, b.), folgen, gehorchen, von tut (s. S.134. und 138.). In die Zergliederung dieser Formen gehe ich jedoch hier nicht weiter ein, da es mir zweckmäfsiger scheint, von der Bedeutung und Construction derselben in der Syntaxis ($. 21.) zu reden. Der Infinitivus unterscheidet sich in nichts von dem Grundwort des Verbums, hat aber bei Verben mit veränderlichem Anfangsconsonanten im- mer den wahrhaft verbalen (den der ersten Reihe). Das Participium, um desselben gleich hier zu erwähnen, entsteht durch eine Vereinigung des Relativpronomens mit dem Verbum in seiner wahren Verbalform; hingkang oder kang bekta, eigentlich: diejenigen, welche da tragen, die Tragenden. Vermuthlich bleibt aber, besonders in Gedichten, das Relativpronomen oft auch ganz weg, so dafs, wie es im Tag. Participium immer geschieht, das blofse Verbum wie ein Participium genommen wird. 8. 18. Tempora der Verba. Die Unterscheidung des Präsens, Präteritums und Futurums scheint ursprünglich in dem grammatischen Baue der Malayischen Sprachen zu lie- gen, und nur in einigen derselben, wie es der Gang der Sprachen überhaupt mit sich bringt, dem Gebrauche von Hülfswörtern gewichen zu sein. Hier- nach theilen sich die Mal. Sprachen in zwei Classen, zu deren erster die Phi- lippinischen, die Mad., und gewissermafsen, indem sie nämlich dazu Sylben Ferbum; Tempora. 8.18. 153 gebrauchen, deren Bedeutung sich nur durch Vermuthung errathen läfst, die der Südsee-Inseln, zur letzten aber die eigentlich Malayische und Javanische gehören. Am regelmäfsigsten ist auch hierin die Tag. Sprache; sie ist die ein- zige, welche die Sylbenverdopplung zur Tempusandeutung gebraucht. In- dem sie mit dieser die Verwandlung des m ihrer Präfixa in n verbindet, oder nicht verbindet, bezeichnet sie durch blofse Reduplication das Futurum, durch diese und Verwandlung das Präsens, und durch Verwandlung ohne Reduplication das Präteritum. Es erscheint vielleicht sonderbar, dafs die in mehreren andren Sprachen dem Prät. zugetheilte Verdopplung hier gerade dem Präs. und Fut. eigen ist. Die Verdopplung ist aber immer nur eine Ver- stärkung des Begriffs, und es kommt bei ihrer Bedeutung in den Sprachen auf die Idee an, welche man damit verknüpft. Dies kann ebensowohl die Lebendigkeit der Gegenwart, als die Entfernung, gleichsam die Vervielfälti- gung, der Zeit sein. Die übrigen mir bekannten Mal. Sprachen bedienen sich zu dem hier in Rede stehenden Zwecke der Reduplication gar nicht, und beschränken den Gebrauch des n auf die vergangene Zeit, so die Mad. (man vergleiche jedoch unt. 3. Buch.), Tongische und Tahitische, die zur Andeutung des Fut. zum Theil andere und eigne Vorsylben haben, welche den Philippini- schen Inseln fremd sind. Der Verwandlung des m in n liegt höchst wahrscheinlich eine wirk- liche Partikel, nämlich na, zum Grunde; und auf diese Weise geschieht doch, wenn man in ein noch höheres Alterthum zurückgeht, die Tempus- andeutung nur durch den Gebrauch einer Partikel. Diese hat sich hernach in das Verbum selbst verflochten, und ist zuletzt bei Vereinfachung des Baues wieder aus demselben verschwunden, um noch ausdrücklicheren Partikeln und Hülfsausdrücken Platz zu machen. Denn den Südsee-Sprachen, in wel- chen man den noch alterthümlicheren Bau nicht verkennen kann, ist das n als Verwandlung gar nicht eigen, sondern nur die ausdrückliche Partikel na. In dieser scheinen sich zwei Begriffe zu befinden, von welchen bald der eine, bald der andere gebraucht wird. Im Tahitischen nämlich (Gramm. 34.) ist na ein Ortsadverbium, und drückt mit seinem stumpferen Vocal den Ort der angeredeten Person, das dort, gegen das mit schärferem Vo- cale versehene nei, den Ort des Redenden, das hier, aus. Dieser Begriff Histor. philol. Abhandl. 1832. U 154 Verbum; der verschiednen Entfernung scheint nun auch auf die Zeit übergegangen zu sein, da nei, hier, die das Präs. (Gramm. 20. 34.), na, dort, die das Prät. andeutende Partikel ist. Zugleich aber wird na auch als Aufruf ge- braucht (Gramm. 36.) und heifst: siehe hier! Dieser Gebrauch, in welchem das Wort auch verlängert als naha erscheint, ist auch, nicht aber der zur Tempusandeutung, der Neuseeländischen Sprache eigen. Vielleicht unter- scheidet der Accent, oder vielmehr der besondere mit dem gleichen Vocal verbundene Beilaut beide Wörter. Denn es ist keinem Zweifel unterworfen, dafs in diesen Sprachen nicht in das Alphabet übergegangene Modificationen der Aussprache Unterschiede zwischen Wörtern gründen, welche uns ganz und gar dieselben scheinen. Aus dieser zwiefachen Bedeutung des na liefse sich nun der gleichzeitige Gebrauch, welchen die Tag. Sprache davon zum Präs. und Prät. macht, erklären. Denn es ist offenbar, dafs auch im Tag. das Wort die zwiefache Bedeutung der Vergangenheit und der augenblick- lichen Gegenwart besitzt. Denn auf der einen Seite bezeichnet es nicht blofs überhaupt die Vergangenheit, sondern drückt, dem blofsen Worte nach- gesetzt, die gänzliche Vollendung des durch dasselbe angedeuteten Ereig- nisses aus; sirad-na, es hat sich vollkommen zerstört (Totanes. nr. 99.), von sira, in welchem man, wenn man sich an fat, siri, Schwert, Mörder, Heuschrecke, aim, Sira, -eine Schlangengattung, Im, sira, Pflug, I; siraka, Skorpion, erinnert, wohl das Sanskr. 37, sri, und =; sri, nicht verkennen dürfte. Auf der andren Seite jedoch wird na als Zeitbegriff nur von einem vorübergehenden, nicht von einem beständigen Aufenthalte ge- braucht; nadini, er ist gerade hier (Totanes. nr.77.). Aber auch im Tag. scheint, wie im Tahitischen, der Gebrauch der Partikel der Verwebung in den Grundlaut vorangegangen zu sein. Denn im Gebirge wird bei den Wör- &°8 tern, welche durch die Einschiebung von um ihr Verbum bilden, das Präs. häufig ohne solche Einschiebung durch Vorsetzung von na gemacht; nasu- lat, er schreibt, ist eben im Schreiben (Totanes. nr. 140.). Wenn nach den Spanischen Grammatikern das na gleichsam als das Verbum sein im Sinne des Aufenthalts an einem Orte, oder in einer Lage (Spanisch eszar) gebraucht wird, so ist dieser Gebrauch gerade dasselbe, und nadini insofern Eins mit nasulat, beides vielleicht blofs der Aufmerksamkeit anregende Aufruf, wel- cher, wie dies mit jedem Worte der Sprache der Fall sein kann, als Verbum gebraucht wird. Auch im Tahitischen scheint diese Verbindung des Verbal- Tempora. $.18. 155 und Interjections-Begriffs vorhanden zu sein. Die gedruckte, überhaupt viel zu wenig ausführliche, Grammatik schweigt zwar hierüber, allein in der Über- setzung der Stelle Evang. Joh. 17,17. o to parau na te parau mau, wo unsre Übersetzungen dein Wortist die Wahrheit haben, vertritt na of- fenbar das Verbum, und man kann es in jenen Worten als die mit dem Ver- bum sein verbundene Interjection ansehn, wodurch der Ausdruck noch le- bendiger wird. Die wörtlliche Übersetzung wäre: das dein Wort siehe (ist) das Wort wahr. Da, wo das Verbalpräfix, wie es zwar selten, aber doch bis- weilen der Fall ist, nicht mit m anfängt, so dafs die Verwandlung nicht mög- lich ist, wird auch im Tag. die vollständige Partikel vorgesetzt. Die Kawi-Sprache bleibt nun auch in diesem Theil der Grammatik ihrem allgemeinen Charakter getreu. Sie bedient sich zum Theil zur Tempus- andeutung der im heutigen Jav. üblichen Hülfswörter, hat aber auch die Ver- wandlung des m in n beibehalten, und zeigt auch in der Partikel za eine merkwürdige Analogie mit den Sprachen älteren Baues. Auch im Kawi mufs man na, Zeichen des Prät., von der mit dem Begriff der Vergangenheit nichts gemein habenden Partikel unterscheiden. Diese letztere kommt, wie im Tahitischen, auch verlängert als nahan vor. Denn dafs na und nahan dasselbe sind, beweisen Stellen, wo sie (84, a. und 35, a.) völlig dieselbe Stellung haben, und wo na, weil ihm ein Subst., sichtlich als solches gebraucht, nachfolgt, gar nicht Zeichen des Prät. sein kann. Nahan wird, nach Crawf., ohne bestimmt anzugebende Bedeu- tung, an den Anfang eines Verses oder neuen Satzes gestellt. Wirklich kommt es im B. Y. nicht anders vor; und der Sinn, in welchem es, so wie das ein- fache na, gebraucht wird, scheint durch unser so, also am besten ausge- drückt zu werden, gleichsam einen leichten Ubergang von einem Satze zum ) andren bildend;, nahan wuwus nrepawadhu (S4,a.), und na wuwus- ira (35,a.), so die Worte der Fürstengemalin, und so ihre Worte, völlig gleich in Stellung und Bedeutung. In einer andren Stelle (91, a.) ist na als erstes Glied mit Aetu, dem Sanskr. gef, hdiu, Grund, Ursach, im Sinne von deshalb, darum, verbunden, und das nachher folgende Verbum führt als Prät. n vor sich: na heiu Pandudhayita numulih sasoka, deshalb kehrte die Pandu-Gemalin betrübt zurück (!). In den Stellen da- (') [Ich wäre geneigt, na hetu so zu nehmen: dies (war) die Ursach (warum u. s. w.) B.] U2 156 Ferbum; gegen, wo na sichtbar das Prät. anzeigt, läfst sich nicht mit Bestimmtheit behaupten, dafs das Wort wirklich eine abgesonderte Partikel sei. Es ist sogar viel wahrscheinlicher, dafs das na in ihnen nur aus ma entstanden ist; nahem (111, b.), nahemhem (37, a.), in der letzteren Stelle: sie berath- schlagten, von hem (s. ob. S.68.). Es kann auffallen, dafs in diesen Stellen der Anfangsconsonant des Verbums unverändert bleibt. Dies beweist aber nur, dafs die Wörter hier mit dem Präfix ma, welches nichts an den Verben verändert, verbunden, und daher hier intransitiv genommen sind. Da das n des Präteritums immer aus einem vorher dagewesenen m entstehen mufs, so kommt es im Kawi überall vor, wo auf irgend eine Weise ein m Anfangsbuchstabe des Verbums ist oder wird, namentlich bei Verben mit Activpräfixen, welche mit m beginnen, bei solchen, welche das Präfix verloren haben, wo dasselbe aber ein durch Verwandlung des ursprünglichen Anfangsconsonanten entstandenes m zurückgelassen hat, bei Verben mit ein- geschobenem um, welche mit m anfangen, bei solchen, die einen andren Anfangsconsonanten haben, wo aber, nach Einschiebung des um, die erste Sylbe abgeworfen ist, endlich bei solchen mit ursprünglichem und stamm- haftem Anfangs-m. Auch die Tag. Sprache, in welcher in der Regel n als Tempuszeichen nur in der vollständigen Präfixform vorkommt, verändert in n dasjenige m, welches durch Abwerfung der ersten Sylbe, oder nach Tota- nes (Gramm. nr. 143.) durch unmittelbare Verwandlung entsteht, basa, masa, lesen, nasa Prät. In nachfolgenden Beispielen finden sich diese ver- schiedenartigen Fälle; von ma: nastuti (18, c. s. Anh.); von man: naminta (594, b.), von pinta, bitten, fordern (s. S. 133.) ; von Verben mit eingeschobenem um: numungga (126, b. s. S.136.), numulih (91,a. s.S.139.), numaring (18,a. s. S.139.), numasah (s. 5.138. und Anh. z#119, a.); von einem, wenigstens jetzt im Jav. als stammhaft betrachteten m her- rührend: nungga (103, a. s. S. 136.) (!). (') [Doch findet sich in Crawf. Jav.- Engl. und ganz Jav. Wörterb. Runggah, herauf- steigen. — Den oben vom Verf. angeführten Fall von Verben, welche, seiner Ansicht zufolge, Tempora. 8.18. 157 Ich gehe jetzt zu der Tempusbezeichnung durch abgesonderte Parti- keln über. Ich habe zwar schon oben angedeutet, dafs auch die zur Buch- stabenveränderung gewordene eine solche gewesen ist. Es zeigt sich aber auch hier der merkwürdige Unterschied zwischen Partikeln aus dem frühe- sten Zustande der Sprache, die nachher in ihr zu Formen werden, und sol- chen, welche in ihren späteren Perioden entstehen, und mehr Redensarten bleiben. Die ersteren sind tief in die Sprache verwachsen, erhalten sich in ausschliefslichem Gebrauch, und werden mehreren Sprachen desselben Stammes gemeinschaftlich; so na, das n des Präteritums, welches sich im Tag., Mad. und Kawi findet. Von den letzteren sind in einer Sprache meh- rere im Gebrauch, und auch in verschiedenen Sprachen desselben Stammes giebt es verschiedene. So haben die sonst einander so nahe verwandten Sprachen, die Jav. und eigentlich Mal., jede ihre besonderen das Prät. be- gleitenden Partikeln, jene sampun Kr., wis, wusNg., diese abis (!), lalu, sudah, telah. Im Mad. giebt es, neben der Veränderung des m in n, auch die Partikel efa, effa. Das Präsens wird gewöhnlich von keiner Partikel begleitet, sondern unterscheidet sich vielmehr durch die Abwesenheit einer solchen. Doch drückt Zagi (bei Ger. gerade jetzt, so eben) nach Crawf., der es durch still übersetzt, eine gegenwärtige Handlung aus; saha wuwus-ira masret dhening luh lagi pinegeng (34, b.), zugleich ihre Worte wurden erstickt (serret, zurückdrängen, stopfen, hineinzwängen, Crawf. Foc.) durch Thrä- nen noch verhaltene (von pegeng, den Athem anhalten, allein auch: ein Kind entwöhnen, Crawf. Foc. Mal. pegang, ergreifen, halten, besitzen, regieren). Von den Partikeln des Präteritums werden im Kawi wis, wus, so viel ich sehen kann, einfach nicht angetroffen. Aber das letztere scheint in hu- wus zu liegen. Denn es findet sich bei Ger. hAuwis und wis, und derselbe Vorschlag verbindet sich daher auch wahrscheinlich mit dem anderen, nur nach der Einschiebung von um die erste Sylbe verloren haben, habe ich hier übergehen müssen, da das von ihm aus Raffles B. Y. aufgestellte Beispiel nach der Crawf. Handschrift unsicher schien. — Die Anführung von Aunggah auf S.136. rührt von mir her. B.] (') [edis ist das Jav. wis. s. meine Anm. auf der folgenden Seite. B.] 158 Ferbum; durch den Vocal davon verschiedenen Wörtchen (!). Die Bedeutung sagt in mehreren Stellen genau zu, und in 107, d. nimmt auch die Partikel zwi- schen dem Pronomen und Verbum gerade die Stelle ein, welche ihr im heu- tigen Jav. angewiesen ist; sira huwus manjing (107,d. s. Anh.), sie ging hinein. In anderen Stellen gilt das Wort mehr für ein abgesondertes Ad- verbium, da es (125, 5.) hinter dem Verbum oder (39, a.) gar auch noch hin- ter dem von ihm regierten Subst. steht; ngungsir wismanira huwus, sie hatten sich bereits in ihre Wohnung zurückgezogen. Ich kann jedoch nicht unbemerkt lassen, dafs es auch Stellen giebt (2,6. 101, .d. 610, d.), wo das Wort eine andere Bedeutung zu haben scheint, und die mir wenigstens bis jetzt unverständlich geblieben sind. Ich bleibe blofs bei sampun stehen. Über die Stellung dieser Partikel und ihre dadurch entstehende verschiedene Beziehung zum Pronomen und Verbum habe ich schon oben (s. S.95.) gesprochen. Die Bedeutung derselben geht ganz klar im Jav. aus sam- punni, endigen, hervor. Daraus entspringt ganz natürlich die von Ger. bei sampun angegebene Bed. vergangen, gewesen, bereits; und nur so ist es zu verstehen, nicht aber als wenn es mit dem Verbum sein zusammen- hinge, wenn Raflles es durch it was übersetzt (F’ol.IIl. App. p.138.). Das Wort läfst sich auch im eigentlich Mal. und im Tag. nachweisen. Im erste- ren ist sampei: ankommen, erreichen, erlangen, sich zutragen, bis, so weit als, sich auf so viel belaufend, hinreichend, Wirkung hervorbringend, und sampat: kräftig sein, können, jemanden überholen, nach, nachfolgend (Jav. sampet, vollständig. Crawf. F’oc.). In allen diesen verschiedenen Bedeu- tungen liegt der gemeinschaftliche Begriff des Erreichens, Einholens, also auch der der Vervollständigung, der Vollendung, und, drückt man die Sache ganz einfach aus, des Zusammengehens, Zusammenkommens. Diese Bed. liegt in dem Tag. sampon, gemeinschaftlich, in Verbindung mit jemand, und sampay, Wäsche auf eine Leine oder einen Pfahl hängen, also mit demselben verbinden, woher sampayan (die blofse Substantivform des vo- rigen), ein Ding, woran man etwas aufhängt, Leine, Pfahl u. s. w. (colga- dero), kommt, welches auch entweder noch im Jav. vorhanden sein oder (') [[Roorda ist der einzige, welcher Auwus anführt. Diese Wörter sind nur durch den Vorschlag Ra vermehrt, dessen @ wegen des folgenden » zu u wird (kuwong und wong, huwit und wiz), wodurch die Einerleiheit des Mal. @5is und des Jav. ru wis deutlich wird. B.] Tempora. 8.18. 159 ehemals dazu gehört-haben mufs, da bei Raffles sampai ein Kawi-Wort für o ) Fahne, Flagge (Vol... App. p.173. col.a.) ist (1). Denn dies ist offen- bar das eben angeführte Tag. Wort, und deutet die Verbindung der Fahne mit dem Fahnenstock an. Man kann in diesen Wörtern nicht das Sanskr. 77], sam, zusammen, und eine mit » beginnende und gehen bedeutende Wurzel verkennen. 79%, sampad, und aqrgfg, sampatti, Glück, Fort- gang, Vollendung, sind, der Bildung und Bedeutung nach, dieselben Wörter. Man kann das in einigen der entsprechenden Malayischen mangelnde End-d 5 l ) ö und Z hiergegen einwenden. Allein das Sanskr. arg, sampa, Herunter- fallen, Herabsteigen, wird selbst von den Indischen Grammatikern aus ’ cl TA pat, mit weggefallenem Endconsonanten, erklärt, wo es vielleicht richtiger wäre, zu sagen, dals q&, pad, und qr| , pat, selbst schon zusammengesetzte Wurzeln sind, und es eine andere, noch einfachere Grundform gegeben ha- ’ ’ f tele) ben kann, wie es denn eine solche in fü, pi, gehen, sich bewegen, in der © C That giebt. Zweifelhafter kann es scheinen, ob auch qrig, samipa, wel- ches im B. Y. ganz ebenso (117,5.) als ein später in die Sprache aufgenom- menes Wort vorkommt, die gleiche Ableitung erlaubt, und das i nur eupho- nisch eingeschoben ist; die Ableitung der Indischen Grammatiker scheint mir wenigstens schr zweifelhaft. Als wahres Verbum, mit dem Präfix ma, findet sich die Partikel, von b) b) , der wir hier reden, in masampuna (86,d.), es ende. Das Adv. risampu- nira, darauf, habe ich schon früher erwähnt. So, dafs man unverkennbar darin das Zeichen des Prät. anträfe, findet J 2 sich sampun nur in einer Stelle (74, c.). An anderen, wo ihm mangka, mangkana folgt (5, a. 104, a. 108, a.), scheinen beide Wörter zusammen darauf zu bedeuten; in den übrigen (113, d. 603, b.) ist es mir noch dunkel. Es scheint daher offenbar, dafs in dem Zustande der Jav. Sprache, in wel- D r 3 chen das Kawi verlegt werden mufs, sampun erst auf dem Wege war, von 5 > / 5 > einem eigenen Worte zum grammatischen Zeichen zu werden, und dafs seine eigenthümliche Bedeutung noch seine grammatische Geltung überwog. Man =) 8 5 8 sieht übrigens aus dem Obigen, da ich alle Stellen angeführt habe, in wel- o o ) te) 3 chen sampun erscheint, wie wenig häufig sein Gebrauch in dem uns vor- liegenden Kawi- Gedicht ist. (') [Kein Wörterbuch enthält dieses Wort sonst, als Roorda’s. B.] 160 Ferbum; Tempora. $.18. Die Partikeln des Futurums im heutigen Javanischen sind mangke£ Kr., mengko Ng., welche das Zukünftige, Bevorstehende, und dadurch auch sollen, bad&Kr., bakalNg., die geradezu sollen, müssen, und hajeng Kr., harep Ng., die wollen, begehren bedeuten. Die beiden ersten dieser Wörter scheinen, so viel ich aus den Wörterbüchern schliefsen kann, mit der Partikel, von der ich eben bei sampun redete, nichts gemein zu haben. Die Partikel lautet bei Gericke mengkana, mekana und mang- köenne&, in welcher letzteren Form schon ein nach Jav. Methode den Parti- keln angeheftetes Pronomen der dritten Person zu liegen scheint. Im B. Y. ist der erste Vocal allemal ein a, man findet aber auch in verstümmelter Form ngka (2,c.). In keiner einzigen Stelle kann aber auf das Wort der Begriff des Zukünftigen, des Sollens bezogen werden. Bade und bakal kommen im Kawi-Gedichte gar nicht vor. Harep findet sich allerdings öfter; allein in keiner dieser Stellen kann man es als Zeichen des Fut. an- sehen. Man bleibt darüber sogar nicht einmal zweifelhaft, da deutliche Sub- stantivformen auf das Wort folgen. Ich kann überhaupt ganz und gar kein Unterscheidungszeichen des Fut. im Kawi auffinden. Auch im eigentlich Malayischen ist die Bezeichnung dieses Tempus nach Marsden (Gramm. 69.) höchst mangelhaft; im Jav. scheint sie durch bestimmtere Partikeln geregel- ter, und im Tag., wo die Reduplication und der unveränderte Anfangsbuch- stabe der Verbalform sie bilden, im Mad., und selbst in einigen Sprachen der Südsee-Inseln, wo es für das Fut. eigne Vorsylben giebt, ist sie gerade ebenso bestimmt, als die des Präteritums. Der Mangel eines sicheren Kenn- zeichens im Kawi ist daher auffallend. Vielleicht rührt er daher, dafs das Kawi überhaupt, wie es mir scheint, geringen Gebrauch von der Reduplica- tion macht, und doch seine grammatische Formung den Philippinischen Spra- chen, wo gerade die Reduplication das Fut. bezeichnet, am nächsten ver- wandt ist. In den wenigen Stellen, wo man durchaus im B. Y. ein Fut. aus- gedrückt annehmen mufs, ist der Sinn in Form eines Imperativus gegeben. So in den Verheifsungen des Gottes gegen den König im Anfange des Ge- dichts. Ich habe schon im Vorigen (S. 94.) von einer unbestimmten Zeit oder vielmehr von einer Art gesprochen, den Verbalbegriff ohne alle Zeitbestim- mung hinzustellen. Denn ein Aorist, welcher Vergangenheit und Zukunft in sich begriffe, widerspricht aller Möglichkeit, sich die Tempora des Verbums Ferbum; Numerus. $.19. 161 geordnet zu denken. Ein Beispiel für diesen Sprachgebrauch einzeln aufzu- finden, dürfte nicht leicht möglich sein. Es würde voraussetzen, dafs alle übrigen Verba in ihren Zeiten gehörig bezeichnet wären. Da dies aber gar nicht der Fall ist, so läfst sich gewissermafsen sagen, dafs wenigstens zwischen Präsens und Präteritum ihre Unbestimmtheit, bis auf die einzelnen ausdrück- lich als Präteritum bezeichneten Fälle, allgemein ist. Im Jav. hat die Tempuspartikel ihre eigne durch Regeln festgesetzte Stellung gegen das Pronomen und das Verbum (s. S.95.). Da im Kawi- Gedicht sowohl diese Partikeln, als die ausdrückliche Hinzufügung des Pro- nomens sehr selten ist, so weifs ich hierüber nichts Bestimmtes anzu- führen. 8.19. Numerus der Verba. Es geht schon aus dem beim Pronomen und Nomen Gesagten hervor, dafs die Unterscheidung des Numerus auch im Verbum wegfällt. Indefs hat die Javanische Sprache auf eine Weise, die es mir aber nicht gelungen ist im Kawi wiederzufinden, eine Methode, Mehrheit der handelnden Personen durch die Form des Verbums anzuzeigen, und auch am Imperativus nicht zwar zu bezeichnen, ob der Befehl sich an Einen oder Mehrere richtet, aber doch, ob die Absicht des Befehles selbst Einen oder Mehrere zum Gegen- stand hat. Das Erstere geschieht durch die Gattung des Verbums, das Letz- tere durch das Suffix des Imperativus (s. S.146. 151.). Im Tag. giebt es auch in den Verbalpräfixen liegende eigne Bezeichnungsarten der Fälle, wo eine Mehrheit der handelnden Personen oder der Handlungen selbst ange- deutet werden soll. Im letzteren Fall entstehen Frequentativa. Im ersteren dient gewissermalsen eine Verbalgattung der andren zum Plural, wie z. B. die Wörter mit präfigirttem mag denen mit eingeschobenem um, wenn, was nicht immer geschieht, die Bedeutung dieselbe ist; sumulat, Einer schreibt, magsulat, Viele schreiben, umasdea, der Mann heirathet, nimmt ein Weib, magasdva, Mann und Weib heirathen beide. Der Grund liegt ei- gentlich darin, dafs der Vorschlag mag auch bei Substantiven eine collective Bedeutung hinzubringt. Es ist leicht einzusehen, dafs hieraus niemals das hervorkommen kann, was die wahre Andeutung des Numerus beim Verbum in anderen Sprachen ist. Histor. philol. Abhandl. 1832. X 162 Verbum; Personen. 8.19. Personen des Verbums. Die Hinzufügung des Pronomens ist die einzige Art, dieselben anzu- deuten. Ich habe aber schon oben erinnert, dafs diese Andeutung in dem Kawi-Gedichte nur selten vorkomme und in den Fällen, wo das handelnde oder leidende Subject nicht genannt sind, sondern durch ein Pronomen an- zuzeigen wären, hinzugedacht werden müsse. Die Stellung der das Verbum regierenden und von demselben regier- ten Personen ist in den Kawi-Proben, welche wir vor uns haben, durchaus keine feste und regelmäfsige, sondern wird auf dichterische Weise nach den Forderungen des Ausdrucks verändert. 5 Es ist übrigens merkwürdig, dafs im Tag. das Pron. dem Verbum fo) nachfolgt, da es im Jav. und eigentlich Mal. ihm vorangeht. Marsden be- merkt (Gramm. 60.), dafs in dem Tempus unbestimmter Vergangenheit, welches die Partikel de bei sich führt, das Pron. nachfolge. Dies Pron. ist nämlich in der dritten Person alsdann immer nia, und Marsden giebt mithin hier dieses für eins und dasselbe mit dem selbstständigen, sonst als Subject das Verbum regierenden diya. Es sei mir aber erlaubt, in diesem Punkte von der Meinung dieses gelehrten Kenners des Malayischen abzuweichen, und zwar auf eine Weise, die er selbst, jedoch nur schwach und ohne wei- tere Anwendung, angedeutet hat. Der ganze von ihm aufgestellte Aorist ist gar kein Tempus des Verbums, sondern nur eine der Redensarten, in wel- chen der Verbalausdruck in einen nominalen umgewandelt wird. Diese Re- densarten vertreten im Mal. und Mad. die Stelle des Passivums; das Pron. nia ist das Possessivum der 3. Pers., sein, und steht als solches hinter dem Worte, zu welchem es gehört, und das hier ebendadurch aus einem Ver- bum zum Substantiv, wenigstens zum Infinitiv wird. Das de ist nichts an- dres, als das Verbum sein (Jav. dhi), was auch daraus klar ist, dafs (l. c. 65.) es gleich hinwegfällt, so wie ein anderes, noch jetzt in der Sprache gel- tendes Verbum sein hinzutritt; de suruh-nia heifst nicht eigentlich er be- fahl, sondern es war sein Befehlen; amba de pükul, arta amba de rampas-nia heifst nicht eigentlich mich schlug er, meine Habe plün- derte er, sondern wörtlich: ich war sein Schlagen, meine Habe war sein Plündern. Da diese Redensarten bisweilen ganz natürlich in ihrem mehr passiven Ausdruck die Präposition @lih, durch, von, nach sich führen, Adverbia. $.20. 163 so findet, wie ich oben bemerkte, Marsden selbst (2. c. 69.) eine Spur von Passivum hierin; de dangar ulih raja, es war ein Hören durch den Kö- nig, läfst sich allerdings noch weniger activ übersetzen: der König hörte. Es könnte aber gar nicht so stehen, wenn nicht, auch ohne ulih, die Re- densart dieselbe Geltung hätte. Ich werde dies in meiner Schrift über die Malayischen Sprachen weiter ausführen (!). $. 20. Adverbia Hr. Gericke verweist alle, ihrer grammatischen Natur nach, nicht de- clinirbare Wörter in das Wörterbuch und erwähnt derselben in seiner Gram- matik nur hier und da gelegentlich. So führt er (S. 68.) vom Adverbium an, dafs Nomina und Pronomina durch das Präfix s@ in Adverbia verwandelt werden; Aupami, Beispiel, sahupami, beispielsweise, Aiki, dieser hier, (') Erst nachdem ich dies geschrieben hatte, erhielt ich Hrn. Roorda’s Holländisch- Malayisches und sein Malayisch-lHolländisches Wörterbuch, beide, das erstere 1824, das letz- tere 1825, in Batavia gedruckt. In der Einleitung zu dem ersteren befindet sich ein sehr kurzer Abrils einer Mal. Grammatik, und ich sehe daraus, dals auch Hr. Roorda das Tem- pus, von welchem ich hier rede, nicht in seine Conjugation aufnimmt, in welcher, den Im- perativus ausgenommen, das persönliche Pron. immer dem Verbum vorausgeht, niemals aber nachfolgt. Es ist jedoch auffallend, welche Verschiedenheit zwischen diesem Abrils und der Marsdenschen Gramm. in Absicht der Bildung des Passivums herrscht. Nach Marsden kommt eine eigentliche Passivbildung blols im Participium vor, und auch nur in diesem erwähnt Marsden des Pass. in den Paradigmen seiner Conjugation (Gramm. p.61-72.). Roorda da- gegen bildet eine vollständige Passivconjugation, in welcher immer das Pron. vorausgeht, und dann di unmittelbar vor dem Verbum steht (Ze. p.xıv.). Dals dies di dasselbe Wort, als das bei Marsden de lautende, ist, siebt man aus der Arabischen Schreibung, in welcher beiden D entspricht. Auch sagt Roorda im Malayisch-Holländischen Wörterbuche (v. 2) ausdrücklich, dals dies Wort aus dem Activum des Verbums ein Pass. macht. Es entstehen nun aus dieser Verschiedenheit beider Sprachlehren mannigfaltige Abweichungen in den an- gegebenen Formen, die es jedoch hier nicht aufzuklären der Ort ist. Man vergleiche indels über diese ganze Materie noch weiter oben S.80. 81. 86. 123. Robinson (Malayan Ortho- graphy. p.XLV1.) bemerkt auch schon gegen Marsden, dafs de nicht immer eine vergangene Zeit, sondern oft die gegenwärtige, ja auch den Infinitiv bezeichne, und belegt beides mit Beispielen. In dem letzteren Gebrauch ist meine oben gemachte Behauptung besonders deut- lich bestätigt; maka handak de bawä-nia Sati Dewritu pülang ka-negri-nia, er wünschte Sati Dewi in sein eignes Land zu bringen, wörtlich aber: Wünschen sein (esse) sein (suus) Bringen zurück u. s. w. Robinson läfßst sich jedoch nicht auf eine weitere Erklä- rung dieser Redensarten ein. X2 164 Präpositionen sahiki, jetzt, gegenwärtig (s. S.49. 70.). In anderen Fällen erhalten die Adverbia zugleich eines der Besitzpronomina als Suffixum, eine Methode, von der ich gleich ausführlicher reden werde. Aufserdem finde ich weder im Kawi, noch im Jav., ein irgend be- stimmtes Kennzeichen des Adverbiums; und es ist nicht zu verwundern, dafs eine Sprache, die überhaupt so wenig grammatisch unterscheidet, Adjectiva und Adverbia in dieselbe Classe wirft. Präpositionen und Conjunctionen. Ich habe schon oben (S.49. 50.) einiger Sanskritischer in das Kawi über- gegangenen erwähnt. Eine Aufzählung der sich in dem abgedruckten Theile des Brata Yuddha befindenden Malayischen würde, da sie zu keinem Zwecke vollständig gemacht werden könnte, unnütz sein, und über die von den Präp. regierten Casus läfst sich bei dem Mangel der Bezeichnung derselben gar nichts sagen. Ich werde mich also auf einige allgemeine Bemerkungen über den Ursprung und die Bildung dieser Wörter beschränken. Man findet wohl in allen Sprachen sichtbare Beweise, dafs die Prä- positionen und Conjunctionen grofsentheils von Wörtern selbstständiger Be- deutung herrühren. Im Jav. und auch im Kawi werden häufig Verba der Bewegung dazu gebraucht, die zum Theil sogar ohne allen Unterschied des Lautes bald die Verbalbedeutung, bald die der Präposition haben. So heifst dateng (Ger.) kommen, Ankunft, zu, an, nach, durch. Im B.Y. finde ich dagegen das Wort nicht als Präposition, wohl aber als Verbum (20, 5.) und als Partieipium (33,@.); doch mag dies zufällig sein. In anderen Fällen ver- ändert sich der Laut. So kommt maring (s. Anh. 124, .) offenbar von mara, sich nähern, heranbewegen. Allein sowohl nach den Jav. Wortver- zeichnissen, als im B. Y., heifst nur maring, mring und marang zu, nach, 8, durch, und die Verbal- und Substantivbedeutung verbindet sich nur mit dem nicht in einen Nasenlaut endenden Worte; maring nrepati Hastina (19, 6.), zum Fürsten von Astina, numalya(!) maring paprangan (126, a.), kehrte zurück zum Schlachtfelde. Von zeka, kommen und Ankunft, lautet im heutigen Jav. bei Ger. und Crawf. die Präposition tekan, im B. Y. tekeng und teking, zu, nach. Bei diesem Worte aber erscheint der Ur- (‘) [Das Anfangs-n in diesem Worte ist nicht sicher. B.] und Conjunctionen. 8.20. 165 sprung des Gebrauchs von Verben zu Präpositionen noch deutlicher. In dem Begriffe der Bewegung liegt natürlich schon zugleich der ihrer Rich- tung; und der grammatische Übergang läfst sich nur so denken, dafs Anfangs die Bewegung allein, also gleichsam mit Auslassung der Präposition, aufge- fafst wurde, darauf beide Begriffe neben einander bestanden, endlich aber der der Richtung allein die Oberhand behielt, und ein anderes Verbum der Bewegung, wie im eben angeführten Beispiel, hinzugefügt werden mufste. Bei zeka fällt dies im B.Y. vorzüglich in die Augen. Es steht mehrere Male mit suffigirtem ring, also mit einer andren Präposition, nach, zu, und hat daher bestimmt Verbalbedeutung, so 87,c. Auf gleiche Weise steht auch teka allein, (604, c.) china tinut nareswarawadhu teka lumiyati ga- tra sang kakung, das Zeichen wurde verfolgt von der Herrscher-Frau, sie kam zu sehen (oder bis sie erblickte) den Leichnam (5, gäiram; gatra, figure, semblance. Grawf. Foc. Gesicht, face, Raffles. IL. App. p.109. col.b.) des Gemals (bei Crawf. Mann, männlich, man, male. Ebenso bei Raffles. II. App. p. 169. col.a., bei Ger. Sohn). Auch tek&ng und teking sind manchmal so gebraucht, dafs man zweifelhaft bleibt, ob man sie gerade- zu als Verba nehmen, oder, sie für Präpositionen ansehend, das Verbum bei ihnen ergänzen oder im Vorhergehenden suchen soll. Sedeng (s. Anh. 111, a.) wird im eigentlich Malayischen zugleich als Nomen und als Partikel gebraucht. In meinen Javanischen Hülfsmitteln kommt es in Verbal- und Nominalbedeutung, die Mitte halten, sowohl vom Ort, als metaphorisch, Mäfsigung, vor, und aufserdem führt Crawf. F oc. von ihm die Bed. Zeit (Zime, season) und während (wäile, whilst) an. Im Kawi-Gedichte dient es als diese Conjunction, und ich werde in der Syn- taxis darauf zurückkommen. Ich möchte zeking, maring für Verbindungen mit der Präpos. hing halten, obgleich die heutigen Jav. Wohllautsregeln den Vocal €, statt ö, for- dern. In meinen Hülfsmitteln finde ich nur maring und tekeng (letzteres in Crawf. ganz Jav. Wörterb.). Da aber marang gerade in derselben Art, wie maring, als Präpos. gebraucht wird, so wäre es möglich, dafs ing eine selbstständige Endung ist. Die Anwendung von Verben zu Präpositionen verräth, wie es mir scheint, einen feineren Sprachsinn, als die von Substan- tiven, Rücken, Antlitz u. s. f., zu demselben Zweck. Das Verbum wird sei- ner Richtung im Raume nach genommen, und Raumbegriffe machen auch, 166 Präpositionen wenn man es tiefer untersucht, den Hauptbestandtheil aller Präpositionen aus. In ganz zu grammatischen Wörtern gewordenen ist dieser Begriff rein und ohne allen materiellen Zusatz ausgedrückt, und diesem Ausdruck kommt die Beimischung einer Handlung, und zwar einer so allgemeinen, als die der Bewegung ist, am nächsten. Dafs mit Präfixen versehene Verba diese in ihrem Gebrauch als Par- tikeln beibehielten, ist mir wenigstens nicht vorgekommen. Dagegen wird dumateng, mit eingeschobenem um, ebensowohl, wie dateng, als Präpos. gebraucht (Ger. Gramm. S.42.), und mithin das Wort auch im Gebrauch als Präpos. durchaus wie ein Verbum gedacht. Es dienen jedoch auch Nomina, theils unmittelbar und ohne Verände- rung, theils in Verbindung mit anderen Wörtern, zu Partikeln. So wird ka- rana, Ursach, Grund, auch als deshalb, deswegen gebraucht. Aus dha- lem, Haus, Pallast, wird, mit vorgesetztem hing, innerhalb, hing dhalem, und aus Zöiya oder haliya, ein Anderer, Fremder, mit nachgesetztem sa- king, von, durch, wegen, haliya saking, aufser, ausgenommen. Eine eigne Methode der Jav. Sprache ist es, Partikeln durch die Suf- fixa des Pronomens der dritten Person zu bilden, wobei zugleich häufig die Präfiva sa und ha und die Präpos. ri, hing vorgesetzt werden. Auf ganz gleiche Weise wird hing angehängt. Besonders deutlich ist die Entste- hung dieser zu Wortbildungen gewordenen Redensarten bei dem angeführ- ten karana. Wenn dies allein als Partikel steht, so ist es so viel, als würde, mit ausgelassenem Verbum ist, gesagt: die Ursach ist. Bei der Anhängung des Suffixes Aira kommt nun der Begriff dessen, wovon es Ursach sein soll, hinzu, und die Worte ya karananiran pasabdharinararya Kresna teher (123,a.) können ebenso gut übersetzt werden: Ursach war des Spre- chens zu dem ehrwürdigen Krishna schnell, als: deswegen war das Sprechen u.s.w. Gleich klar erkennt man diese Verwandlung eines Nomens in ein Adverbium oder eine Partikel in dem 129, c. (s. S.168.) vorkommenden namanira. Ursprünglich heifst dasselbe blofs: sein Name; mit ausgelasse- nem war in der Verbindung aber hat es denselben Sinn, als stände: mit Namen. In allen diesen Fällen heftete sich der Begriff der Partikeln nach und nach fester an diese Zusammensetzungen, die Bedeutung der Suffixa blieb nun nicht mehr gegenwärtig; und wahrscheinlich rührte es daher, dafs dieselben auch ohne alle Veränderung der Bedeutung an gewisse Wörter ge- und Conjunctionen. 8.20. 167 hängt wurden. Denn dafs dies geschieht, bezeugt Ger. (Gramm. 26.) aus- drücklich, und führt zu Beispielen gangsal-lipun, gleichbedeutend mit gangsal, fünf, boten-nipun, gleichbedeutend mit Boten, nein, nicht, an. Selbst in der ursprünglichen Bedeutung der hier angeführten Wörter kann ich keinen Grund zu der Anfügung des Suffixes entdecken (!). In einigen andren, wo sich auch nicht sagen läfst, dafs gerade Partikeln gebildet sind, sieht man aber, wie das Suffix die Bedeutung des einfachen Wortes verän- dert. So in sira-nnira, selbst, von sarira oder srira, Körper (Ger.); hier ist, der Allgemeinheit wegen, das Pron. der 3. Pers. gebraucht, und nach einer, auch anderen Sprachen eigenen Metapher sein Körper für selbst genommen. Von warni, Art, Sorte, kommt sawarnned-nnipun, von allen Arten, alles. Hier wird der Genitiv gewissermafsen durch den in sa liegenden Begriff des Ganzen herbeigeführt. Dieser Bildung ähnlich ist die von sakalhah-hipun und sakathah-he, alle, von kathah, viele, und von sathithik-ke, das Geringste, von thithik, einige. Mit dem letz- teren Worte wird aber auch das Aflıx sa, gleichsam nur den Positivus bil- dend, ohne Suffix gebraucht, sathithik, ein wenig. Beispiele auf diese Weise gebildeter Partikeln sind die nachfolgenden: sasampun-ning, sasampun-nipun, risampun-ning, risampun- nira, danach, darauf; tersanda-nne, zum Beweise, von Zersonda, Beweis, dessen Vocal o wegen des Zuwachses, welchen das Wort bekommt, zu @ wird; ö sawis-se, hernach, darauf, von dem oben dagewesenen wis; hing lami-lami, sehr lange vorbei, hing salamd-nnipun, so lange als, Ring salami-lami-nnipun, lange (von der Zeit gebraucht), lange vergangen; hing sahunni-nne, dem Inhalte gemäfs, von kunni, der Inhalt (Ger. ° ’ 8 ’ b) v. munni). Die Mannigfaltigkeit dieser Formen zeigt, dafs auch das Wohlgefallen des Ohres an tönenden Wortverlängerungen Antheil an derselben hat. (') gangsal ist ein Krama-Wort, allein als fünf mir in keiner andren Mal. Sprache bekannt. Im Tag. heilst es Ungleichheit, unvollkommen, und wird dann als eine allgemeine Benennung der ungeraden Zahlen gebraucht. Es ist gewils schon selbst zusammen- gesetzt, und die Bedeutung der Endung hängt wahrscheinlich mit einem der vielen negati- ven Begriffe zusammen, welche dem Worte sala eigen sind. 168 Präpositionen Im Kawi finden sich dieselben gleichfalls; und ich erwähne hier zu- erst einer, die mit und ohne Suffix darin vorkommt und deren Ursprung nicht so klar zu beweisen ist; ich meine dh& und dhäöning, über die ich schon (S. 121.) Einiges gesagt habe. Dem heutigen Javanischen ist das ein- fache dh£& fremd, es kennt nur die Verbindungen desselben mit A und hing in dhenne und dhenning, dafs, durch, wegen. Es ist jedoch wohl keinem Zweifel ausgesetzt, dafs die Malayische Partikel de dieselbe ist; und auch die Identität mit dem Verbum substantivum d’hi bleibt mir immer sehr wahr- scheinlich. DA& wird in unsrem Gedichte in der Bed. von durch, von, wie das Mal. ulih, gebraucht, was sich am deutlichsten da zeigt, wo es auf ein Passivum folgt; Kurunata sigra pinapag dhe Bima ring sayaka (134, a.), der Kuru-Herrscher sogleich wurde begegnet von Bhima mit Pfei- len; hinabiwadha dh& sang prabu, er wurde begrüfst durch die Für- sten (124,c.). In gleicher Bedeutung, aber ohne Passivum, steht dies Wort in andren Stellen; prakasa wara Sangka namanira mati dhe sang dhwija (129, c.), der ruhmvolle (gear, prakäsa), trefiliche Sangka sein Name (d.h. mit Namen) starb durch den zwiefach Gebornen; und ebenso 137,5. Denselben Sinn findet man verbunden mit dhening 34, b. (s. S.157.) und 605, d. Von karananiran habe ich schon S. 166. gesprochen. risampunira (119,a. 126, a.) heifst in beiden Stellen, in welchen dem- selben zugleich noch eine andere Partikel nachfolgt, darauf. tekapnira (21,b.), tekapira (11,a.), von (Lat. a), tekapira (287,b.), deshalb, zekaping (288, b.), weil; noch kommen die Formen te- kapning, tekapi, tekapni vor. Die Jav. Präpos. saking, von, durch, wegen, möchte ich nicht hier- her ziehen, sondern mit dem obigen maring zusammenstellen, da wohl eher ein Stammwort saka, als das Präf. sa, darin liegt. Diese Partikel findet sich 117,5. tlas metu saking dhalam kutha samipa-ning panchaka, völlig herausgegangen (d.h. nachdem sie herausgegangen waren) (Ger. gleich- bedeutend mit medhal) aus dem Inneren (!) der Festung in der Nähe des Schlachtfeldes (ggg, panchaka) u.s.w. (') Dhalem ist nach Ger. ein Haus, Pallast, und zugleich ein Beiname des Fürsten; hing dhalem heilst innerhalb, und nach Crawf., der das Wort durch Haus und kö- und Conjunctionen. 8.20. 169 In keinem meiner Hülfsmittel erwähnt, aber in mehreren Stellen des Gedichtes offenbar die Beziehung des Verbums auf das demselben nachfol- gende Nomen ausdrückend, mithin völlig als Präposition gebraucht, finde ich ri. Wenn ich mich in diesem Gebrauch nicht irre, so mufs man es für eine von den Partikeln ansehn, welche, ohne an irgend eine materielle Be- deutung zu erinnern, ganz zu grammatischen Wörtern geworden sind. Wenn es, wie ich glaube, Eins mit hi ist, so liegt die Kraft des Wortes vielleicht blofs im Vocal, der, indem er auf das örtliche hier hinweist, gleichsam das nachfolgende Wort im Gedanken zu dem vorhergehenden herüberzuziehen sucht. Von den aus dem Sanskrit aufgenommenen indeclinablen Wörtern habe ich schon oben (S. 49. 50.) gesprochen. Syntaxis. Die Entwicklung der syntaktischen Regeln einer Sprache setzt eine viel vollständigere Kenntnifs derselben voraus, als ich mir vom Kawi zu be- niglichen Besitz (royal belonging) erklärt, hat dieselbe Bed. von in, darinnen auch das einfache Wort ohne Aing. Im Tag. wird nach De los Santos (v. casa) an einigen Orten der Vornehmste und der aus dem grölsten Hause herstammt, dd/am genannt; an anderen versteht man unter dem Worte die Gesammtheit der Diener und Sclaven eines Mannes. Marsden unterscheidet in seinem Wörterbuch zwei Wörter da/am, ein wahrhaft Malayisches, in, tief, Tiefe, und eins Javanischen Ursprungs, der Hof, der königliche Wohnort, hö- fisch, zum Hofe gehörig. Die Scheidung der beiden Bedeutungen von Tiefe und Hof, Residenz zwischen der Mal. und Jav. Sprache scheint daher nicht gegründet. Ich halte das Wort gar nicht ursprünglich für ein Malayisches, sondern für Sanskritisch. Im Tag. zeigt seine ganz einzeln stehende und ganz mit conventionellen Begriffen zusammenhangende Bedeutung, dafs es nicht einheimisch in der Sprache, sondern mit fremder Herrschersitte hineingekommen ist, vielleicht aus Java selbst, wo sich schon früher Indische Sitte festge- setzt hatte, da der Tagalischen und Javanischen Sprache die Übertragung der Benennung des Fürstenhauses auf den Fürsten oder Vornehmen selbst gemeinschaftlich ist, und ich dies sonst nicht gefunden habe. Dem Madecassischen ist das Wort gar nicht eigen. Ich leite es von z71, da! (dem Deutschen theilen), trennen, durchbohren, schneiden, her, wodurch eine Hölung entsteht. So wie das davon abstammende #1, dala, ein Futteral, eine Scheide heifst, kann es auch als Haus gebraucht worden sein. Die Beschränkung auf ein Fürstenhaus, einen Hof darf man vielleicht in nichts anderem, als darin suchen, dafs das Wort ein Sanskritisches, nur von Vornehmen gebraucht war. Der Begriff der Tiefe liegt in dem ursprünglichen Begriff, könnte indels auch, wie die Bedeutung in, erst aus dem Begriff des Hauses entstanden sein. Histor. philol. Abhandl. 1832. Y 170 Syntaxis. S.21. sitzen anmafsen darf. Ich werde mich daher um so mehr nur auf einzelne Bemerkungen beschränken, als Hrn. Gericke’s Grammatik diesen Gegenstand nur mit wenigen Worten behandelt. Die Construction der Kawi-Sprache ist, der Natur derselben gemäfs, die Javanische; da sie aber wesentlich eine Sprache zum Dichten ist, so kommen in ihr alle die Freiheiten und kühneren Wortfügungen vor, welche der Dichtung in allen Sprachen angehören; und schon eine kleine Belesen- heit im Brata Yuddha zeigt, dafs die Javanische Dichtersprache in dieser Kühnheit eher andere übertrifft, als hinter ihnen zurückbleibt. Die Erkenntnifs der Construction beruht natürlich zunächst auf der Unterscheidung der Redetheile und der wirklichen Bezeichnung der gram- matischen Verhältnisse. Wir haben aber schon im Vorhergehenden vielfach gesehen, dafs diese Bezeichnung bei weitem zu mangelhaft ist und zu oft gänzlich fehlt, um nicht eine viel festere Stellung der Redetheile gegen ein- ander wünschenswerth zu machen, als die Wortfolge im Kawi verräth. Denn sehr häufig werden die Regeln, welche die prosaische Construction hierin vorschreibt, verletzt, ohne dafs man dafür einen Ersatz an bestimmter Be- zeichnung findet. Indefs ist natürlich die Wortfolge nächst der Bezeichnung das wichtigste Mittel, den Faden der Construction festzuhalten. Die Schwie- rigkeit hiervon wächst aber durch eine andere Eigenthümlichkeit des Kawi, nämlich durch die häufige und fast beständige Auslassung der Wörter, welche zwar keine neuen Begriffe hinzufügen, aber das Verhältnifs der in dem Satze ausgedrückten in ein klareres Licht stellen, ich meine nämlich vorzüglich die Auslassung der Pronomina und des Verbums sein. Die letztere, ver- bunden mit dem Umstande, dafs die bestimmten Kennzeichen des. Nomens und Verbums so oft fehlen und jedes Wort alsdann in beiden Gestalten ge- braucht werden kann, macht es in sehr vielen Fällen schwierig, ja oft un- möglich, das Verbum mit Bestimmheit zu erkennen und sich dadurch in den Mittelpunkt des Perioden zu versetzen. Man sieht aus dieser Schilderung, dafs man auch im Jav., wenigstens in dichterischen Werken, darauf verwie- sen wird, die Construction nur an dem Sinne herauszubringen. Hierin, in dem Mangel an grammatischer Bezeichnung, in der Schwierigkeit der Aus- mittlung des Verbums, und der Auslassung der die Verhältnisse der Begriffe zu einander bezeichnenden Wörter, nähern sich die Javanischen Composi- tionen, wenigstens die dichterischen, in der That den Chinesischen. Nur Syntaxis. 8.21. 1741 mufs man gestehen, dafs die Wortfolge in den letzteren, gerade weil sie sich auf keinerlei grammatische Bezeichnung stützen kann, ungleich fester be- stimmt ist, als im Jav., wo man sich doch auch so oft von der Bezeichnung verlassen sieht. Denn sogar die Unterscheidung des Verbums ist im Chinesi- schen dadurch gesicherter, dafs gewisse Wörter immer nur Verba, andere nur Substantiva sind. In den Malayischen Sprachen hängt der Unterschied an den Affıxen, und diese wirft das Jav., sie mehr als euphonische Verlän- gerungen betrachtend, häufig ab. So viel ich habe aus den, leider zu un- vollständigen Wörterbüchern ersehen können, haben nun zwar wohl auch oft die Jav. Wörter die Eigenschaft, unabhängig von allen Affıxen, blofs für Verba zu gelten. Namentlich ist dies bei mehreren aus dem Sanskrit entlehn- ten Substantiven der Fall. Wenn ich mich aber nicht ganz in der Erkennung der Kawi-Construction geirrt habe, so finden sich im B. Y. mehrere solcher Wörter wirklich als Substantiva gebraucht, was sich sehr gut daraus erklä- ren läfst, dafs die Kawi-Sprache dem lebendigen Verkehre mit der Indischen näher stand und daher auch weniger an der Eigenthümlichkeit der aus der letzteren entnommenen Wörter abänderte. Die Hauptregeln der Wortstellung und der Syntaxis überhaupt habe ich schon oben bei der Betrachtung der einzelnen Redetheile aufgeführt, und kann mich begnügen, nur wieder darauf hinzuweisen. Namentlich ist dies bei der Bezeichnung des Genitivs S.73., bei der Stellung des das Ver- bum regierenden und von demselben regierten Nomens und bei der Stellung des Adjectivums gegen das Substantivum (S.77.) der Fall gewesen. Die ganz allgemeine Regel, von der nur der dichterische Styl sich bisweilen entfernt, ist, in allen grammatischen Verbindungen das als Subject im Nominativ stehende Wort den von ihm abhangenden vorangehen zu las- sen. So steht der Nominativus vor dem Genitivus, das Substantivum vor dem Adjectivum, das Subject des Verbums vor demselben und dem von ihm regierten Nomen. Es geht also eine einzige Regel durch alle gleichartigen Fälle in der Sprache, da im Chinesischen, nach Remusat’s vortrefllicher, ebenso kurzer, als erschöpfender Darstellung, zwei entgegengesetzte Regeln neben einander hinlaufen (Chinesische Grammatik. S. 166.). Denn die eben entwickelte gleichsam directe Stellung findet beim Verbum und den zu dem- selben gehörenden Nominen statt. Wo dagegen Begriffe einander modifici- ren, geht das die Modification ausdrückende Wort, der Genitiv, das Adjecti- Y2 172 Syntaxis. 8.21. vum, das Adverbium, den dadurch modifieirt werdenden, dem Nominativus, Substantivum und Verbum, voran. Im Sanskrit kommt es zwar, da alle Redetheile mit vollständiger Flexion versehen sind, auf die Stellung, als Constructionsmittel, nicht an. Was aber die natürliche Richtung der Sprache in diesem Punkte ist, sieht man an den zusammengesetzten Wörtern. Denn diese sind nichts andres, als Methoden, grammatische Fügungen durch Wort- bildung zu umgehen, und tragen daher in die letztere die Ideenfolge über, welche sie in der ersteren beobachtet haben würden. Nun sind aufser dem dwandwa alle übrigen fünf Classen der Sanskritischen Composita ver- schiedenartige Modificirungen der Begriffe, und in allen steht der modifici- rende voran, und der modifieirte schliefst das Compositum. Das Sanskrit befolgt also hier denselben Weg, als das Chinesische, und steht mit dem Ja- vanischen und eigentlich Malayischen hierin in directem Gegensatz. Bei ge- nauerer Erwägung mufs man dem Chinesischen und Sanskrit hierin den Vor- zug einräumen. Die Javanische und Malayische Wortfolge ist zwar unläug- bar einfacher und natürlicher. Allein die Methode, die directe Wortfolge des Satzes nach einer anderen Regel zu ordnen, als die Fälle, wo Begriffe einander modifieiren, ist dem Zwecke des Periodenbaues und der Erreichung einer wahrhaft gegliederten Construction angemessen. Es wird nämlich nach dieser letzteren Methode aus dem Nominativ und Genitiv, dem Substantiv und Adjectiy ein eigenes Ganzes gebildet, welches nun als Einheit in den Satz eintritt, und es ist durchaus das Wesen der Sprache, die gröfseren Ganzen immer eher aus kleineren, als aus Einheiten, zusammenzusetzen. Die Ein- schliefsung dieser Redetheile in eine Einheit liegt schon in der Stellung selbst. So wie die Modification früher ausgesprochen wird, als das Modi- ficirte, so werden beide nicht einzeln, sondern das letztere unzertrennlich mit der ersteren zusammengedacht. Geht hingegen das Modificirte voran, so ist nur Verknüpfung vorhanden und diese natürlich lockerer und den Gegen- stand weniger scharf hinstellend. Auch der Übergang dieser Methode in wahre Composita spricht für diese Ansicht. Endlich verräth sie sich deut- lich durch die dabei gebrauchten Partikeln in der Tagalischen Sprache. Die- ser nämlich sind beim Genitiv beide Stellungen, aber auf verschiedene Weise, geläufig. Wenn der Genitiv nachfolgt, wird er an den Nominativ durch die Partikel nang, welche dem Jav. hing gewissermafsen ähnlich ist, ange- Syntaxis. 8.21. 173 knüpft; wenn er dagegen vorausgeht, so führt er den Vorschlag sa mit sich, den wir schon, sein Urbegriff mag nun im Sein oder im Ort liegen, als zu- sammenschliefsend zu einem Ganzen kennen (Totanes. nr. 27.). In den Malayischen Sprachen läfst sich, wenn ich auch nur die weni- gen zu Rathe ziehe, von welchen es grammatische Hülfsmittel giebt, in ihrem jetzigen Zustande keine ganz allgemeine Regel der Wortfolge aufstellen; und dies beweist, dafs hierin die Sprachen desselben Stammes nicht in jeder Zeit übereinstimmen. Es ist dies auch sehr natürlich, da es bei diesem Punkte nicht blofs darauf ankommt, was zuerst oder zuletzt gedacht wird, sondern auch vorzüglich auf die Hülfsmittel, welche die Sprache besitzt, unabhängig von der Stellung, diese Verhältnisse zu bezeichnen. Dennoch ist die ursprüngliche allgemeine Gewohnheit der Malayischen Sprachen offenbar die oben angegebene Stellung, die Voransetzung des Hauptbegriffes, des handelnden oder leidenden Subjects, des einen Theil in sich begreifenden Ganzen, der mit einer Eigenschaft begabten Substanz, ge- wesen. Dies beweist die, gewifs sehr alte, Benennung der Sonne. Im Chi- nesischen und in den Mal. Sprachen hat es ursprünglich nur Ein Wort für Sonne und Tag, hat man die Begriffe durch Zusätze getrennt, im Chinesischen die Sonne des Tages Haupt, den Tag (Pindar’s heiteres Sonnenkind) der Sonne Sohn genannt (Remusat’s Gramm. p.111. nr.293. Anm.), in den meisten als immer zugleich erscheinendes Licht, gegeben. Später Malayischen Sprachen von Madagascar aus bis über Malacca hin die Sonne das Auge des Tages. In keiner Mal. Sprache nun steht in dieser Benen- nung das Auge nach, und man sieht also hier deutlich den ursprünglichen Typus der Sprache (s. Anh. zum B. Y. 6, 2.). Das Javanische und Malayische (Marsden. Gramm. 32-37.) stellen, wie schon oben bemerkt worden, in Prosa ohne Ausnahme beim Verbum, Genitiv, Adjectivum den Hauptbegriff, das Subject, voran. Die Tagalische Sprache läfst das Adjecetivum gewöhnlich vorausgehen, thut aber auch das Gegentheil, und besitzt Mittel, die Verbindung desselben mit dem Subst. noch besonders kenntlich zu machen (San Augustin. Gramm. p-4. 8.4.). Im Madecassischen folgt in der Regel das Adjectivum dem Subst. (Cha- pelier’s Gramm. in den Annales marit. et colon. 1927. nr. 2. p.98.), der Genitiv 174 Syntaxis. 8.21. steht in gleicher Behandlung dem Nominativ nach (2. c. 99. Ev. Joh. 11, 4. 9. 27.), jedoch findet sich auch, und ohne weitere Bezeichnung, die umgekehrte Stellung (Annales. 102.). Die drei Sprachen der Südsee- Inseln, die Tongische, Tahitische und Neu-Seeländische, weichen darin sowohl von der Wortfolge der oben ge- nannten Malayischen Sprachen, als von der des Chinesischen, ab, dafs sie das Subject des Verbums diesem nachfolgen lassen und es überhaupt ganz an das Ende des Satzes stellen. In Absicht des Genitivs und Adjectivums kommen sie mit dem Jav. überein, indem sie in der Regel beide nachstellen; doch weichen sie auch bisweilen hiervon ab (Mariner. I. 351. 372. Tahiti- sche Gramm. 38. 39. Übers. des Evang. Joh. 11, 4.9.27. Lee. 10. 58.). Von dem Relativpronomen habe ich schon oben (5.65. 66.) gespro- chen. Die Fälle, wo dasselbe auf ein Subst., um es mit einem anderen Begriff zu verknüpfen, folgt, sind im B.Y. höchst selten, wenn sich nur überhaupt ein solcher findet. Der gewöhnliche Gebrauch dieses Pronomens ist der, gleichsam einen kurzen Zwischensatz zu bilden, und alsdann einem Subst. nicht anders, als wie ein Artikel, voranzugehen. Zu dem 5.124. über die Construction des Passivums Gesagten wüfste ich hier weiter nichts hinzuzufügen. Dagegen wird es hier der Ort sein, meine S. 151. über den Conjunc- tivus, welcher sich durch ein suffigirtes @ (eigentlich Aa) ankündigt, geäu- fserte Meinung weiter auszuführen. Wir haben oben S. 127. an einem Bei- spiel geschen, dafs das mugi, welches einen Wunsch, ein Verlangen aus- drückt, das Verbum in den Conjunctivus versetzt; und Crawfurd bezeugt ausdrücklich, dafs dem höflichen Imperativus dies Wort oft zugesellt zu wer- den pflegt. Von dieser Constructionsart aus mufs man sich nun auch den Conjunetivus und sein Zusammenfallen in der grammatischen Form mit dem Imperativus erklären. Am beweisendsten nun ist hier eine Stelle des Kawi- Gedichts (23, 5.), wdhi kantuna, aus Furcht, nachzubleiben. Wie durch den Ausdruck des Wunsches in mu gi das Verbum die Form des Imperativus annimmt, ‚so thut es dasselbe hier in Folge des Begriffes der Furcht. In bei- den Fällen ist der verbindende Begriff der, dafs etwas geschehen oder nicht geschehen möge, aber auf eine Weise ausgedrückt, die man nicht imperati- visch nehmen kann. Der Conjunctivus geht also hier vom Begriff des Impe- rativus aus, hat aber die wahre Natur eines Conjunctivus, weil das in ihn Syntaxis. 8.21. 175 versetzte Verbum in Abhängigkeit von einem andren, vorhergehenden Worte steht und eine noch nicht geschehene, noch zweifelhafte Sache anzeigt. An- dere Beispiele, in welchen diese Bedeutung sichtbar ist, sind die nachfol- genden: aharep tumingala (23,a.), wünschten, verlangten, dafs sie sähen. Es ist hier nicht unmerkwürdig, dafs dasselbe Wort (harep), welches hier als ein selbstständiges Verbum ein anderes im Conjunctivus re- giert, im heutigen Jav. zur Bezeichnung des Futurums geworden ist. paksa malwa (136, b.), er verlangte, strebte ('), dafs er schlüge (?). paksa murudha (137,a.), er strebte, dafs er zurückwiche (murudh. Crawf. Yoc.). In zwei andren Stellen (12, 5. 603,5.) führt paksa gleichfalls das Verbum mit suffigirtem a nach sich. kinon-ira tumutta (85, b.), er wurde befehligt, dafs er folgte. sinapa matya (116,d.), wurde geschworen, dafs sie sterben würden. Bemerken mufs ich noch, dafs die verbietende Partikel Aaja, wenig- stens im heutigen Jav., das Verbum ganz unverändert läfst; haja lali, dafs du nicht vergessest (Ger. v. Zali). Sätze, welche sich auf einander beziehen, werden zum Theil durch Conjunctionen verbunden. Eine von diesen ist das oben (S. 165.) erwähnte sedeng. Beispiel (22,a.): sedeng masaji boga ...... ring jero puri, samantara dateng cet., während man zurichtete Speisen (Orawf. Foc. nt, bhöga) im Innern des Pallastes, inzwischen kam u.s.w. Man ver- gleiche auch 111, a. d., wo der im Ganzen genommene Sinn der ist: wäh- rend die Pandawas Heerführer ernannten, versammelte der Herrscher der Kurawas einen Rath. Eine andere solche Partikel ist yan, als, wenn. Diese steht auch, einen ganz kurzen Satz bildend, mit ausgelassenem Verbum sein, so wie wir es vom Relativpronomen gesehen haben; yan katiga (6, b.), wann (ist) die dritte Jahreszeit, d.h. in der dritten Jahreszeit. () peksa, to force, compel, to wish, will. Crawf. Foc. Es scheint das Sanskr. en) paksh, nehmen, annehmen, denn wir haben schon oben sapaksa, Ay (sapaksha), An- hänger, gehabt. 2 . . (*) malwa kommt von palu, schlagen, hauen, eine Keule, ein Hammer. 176 Syntaxis. 8.21. Wenn zwei Sätze unmittelbares Folgen auf einander oder Gleichzeitig- keit ausdrücken, so wird der eine, kürzere, häufig durch das suffigirte Besitz- pronomen und durch das präfigirte sa in Eins zusammengezogen, und so dem anderen beigegeben. Will man die Form, in welcher dies geschieht, mit einem grammatischen Namen belegen, so kann man sie nur als ein Adver- bium betrachten. Anstatt zu sagen: er sahe und griff an, heifst es nun: mit seinem Sehen griff er an. Das sa, welches aber bisweilen fehlt, übt hier seine, ein Ganzes, eine Einheit ausdrückende Kraft. Von dieser Construc- tion habe ich schon oben (S.45. 49.) Beispiele angeführt. Wenn man den ganzen Charakter des in dem Kawi-Gedichte herr- schenden Styles von der grammatischen Seite aus betrachtet, so liegt in ihm eine unmittelbare Nebeneinanderstellung der Wörter materieller Bedeutung mit möglichster Vermeidung derer, welche nur grammatische Verhältnisse andeuten. Hieraus entspringt zwar auf der einen Seite Undeutlichkeit und Zweideutigkeit, auf der andren aber auch eine edle Kürze und eine ver- stärkte Wirkung der unmittelbar auf einander folgenden dichterischen Bil- der. Schon zum blofsen Verständnifs wird eine Anstrengung erfordert, die den Geist auch zum kraftvolleren Aufnehmen des Gesagten anspannt. Zum Theil wird dieser Styl fast nothwendig durch den in der Sprache selbst lie- genden Mangel an grammatischer Bestimmtheit, und noch mehr an gramma- tischer Bezeichnung hervorgebracht. Grofsentheils ist aber auch mit Ab- sicht darauf hingewirkt, gerade um eine mehr dichterische Wirkung zu er- reichen. Wollte man in einer bei weitem weniger geschmeidigen und geglie- derten Sprache mit dem Sanskrit wetteifern, wie dies doch in allen Kawi- Gedichten der Fall ist, so konnte man dies auf keine Weise anders, als auf Kosten. der leichteren und fafslicheren Zusammenfügung der Begriffe, er- reichen. Das Sylbenmafs wirkte durch den Zwang, welchen es dem Dichter o) auferlegte, zugleich dazu mit, und endlich mochte man sich an dunkler und räthselhafter Kürze gefallen. Dies ist auch, und in viel höherem Grade, in späteren Sanskritgedichten der Fall; und wie alt auch die Kawi- Gedichte sein mögen, so sind sie doch sicherlich dureh einen sehr langen Zeitraum, den man schwerlich blofs nach Jahrhunderten messen kann, von den gro- fsen, gerade durch ihre einfache Klarheit bezaubernden Indischen Helden- gedichten getrennt. Was ich indefs hier von der Dunkelheit auch unsres Kawi-Gedichtes gesagt habe, gilt, wenn man blofs auf die inneren Schwie- Syntaxis. $.21. 177 rigkeiten sieht, nur von wenigen Stellen, zu denen ich besonders Stanze 9. bis 16, 5. (s. Anh.) rechnen möchte. In den meisten anderen Stellen rührt die etwanige Dunkelheit oder Schwierigkeit nur aus der Sprache her, und sehr viele haben ganz die oben erwähnte klare und anmuthige Leichtigkeit, Von der grammatischen Unbestimmtheit und dem Mangel der gehöri- gen Verbindung in der Construction finden sich in einer grofsen Anzahl der zu anderen Zwecken in dieser Schrift angeführten Verse die überzeugend- sten Beweise. Indefs halte ich es doch nicht für überflüssig, noch besonders auf einige Stellen hinzuweisen, die vorzüglich zu Belegen dieser Behauptun- gen dienen können; und um in diesen die Eigenthümlichkeit der Sprache noch deutlicher darzuthun, werde ich in der Übersetzung, so viel es nur unsre Sprache immer erlaubt, bei jedem einzelnen Worte die Unbestimmt- heit der grammatischen Kategorie und die Abwesenheit ihrer Bezeichnung pünktlich beibehalten. 2, a. (s. Anh.) So Gebet sein zu Drei-Welt gesprochen werden Sieg in Schlacht, d.h. so ward sein Gebet um Sieg in der Schlacht zu den drei Welten gesprochen. 113, b. (s. Anh.) Gesehen besprengt darauf bekränzt Haupt Schmuck, d.h. er ward gesehen besprengt, darauf sein Haupt bekränzt, im vol- len Schmuck. 21,d. (s. Anh.) Denn wissen in Geist Janärdana Anhänger von Pan- dawa, d.h. sie wufsten im Geist, dafs J. der Anhänger der P. war. 138, d.c. (s. Anh.) Darauf traurig die Pandawas betrübt sehen den Sweta getödtet kämpfend verschieden und hundert Kurawas jauchzen laut Freude Tod von Feind, d.h. die P. waren darauf betrübt, den S. im Kampfe getödtet zu sehen; anders war es mit den hundert K., welche vor Freude über den Tod des Feindes laut aufjauchzten. 619. (s. Anh.) Vollendet umarmt werden er Fürstin zurückkehren er Bahn Götterwagen wimmelnd (bevölkert). Gelangen zum Himmel erblicken (?) Schönheit (?) seine Haus vielfarbig glänzend alle Edel- steine; d.h. nachdem er die Fürstin in den Arm gefafst hatte, kehrte er heim auf der bevölkerten Bahn der Götterwagen. Zum Himmel gelangt, schaute er (?) seine Schönheit (?), die Häuser vielfarbig, glänzend, mit bunten Edelsteinen geschmückt. Ich habe hier ramya in der Bed. genommen, welche mir die am meisten dichterische Histor. philol. Abhandl. 1832. Z 178 Lautveränderungen. 8.22. schien. Es kann aber auch, als anmuthig, lieblich, blofs ein Bei- wort der Götterwagen sein. Mit der Verbindungslosigkeit und Kürze, in welcher die bedeutsamen Worte schroff an einander gestellt sind, contrastiren in dem Style des Kawi- Gedichts sehr wunderbar die vielen bedeutungslosen Verlängerungen meh- rerer Partikeln, ja der häufige Gebrauch einiger von diesen, die dem Sinne anerkannt nichts, oder doch kaum bemerkbare Schattirungen hinzufügen. Ich brauche hier nur an Wörter wie karanannira, risampunnira, an alle Verbindungen der Pronominal-Suffixe mit Partikeln, an hirika für hika, nahan, apan u.s. w. zu erinnern. Lautveränderungen. Die Theorie der Lautveränderungen sollte in jeder systematisch ge- ordneten Grammatik der Behandlung der Redetheile vorausgehen und gleich auf die Darstellung des Alphabetes folgen, da sie einentheils aus diesem ent- springt und andrentheils die wesentlichste Grundlage der, nur aus ihr voll- ständig zu erklärenden Formenbildung ist. Ein solcher Gang erfordert aber eine bei weitem umfassendere Sprachkenntnifs, als die vorhandenen Hülfs- mittel für das Javanische und das Kawi gewähren; und ich habe mich daher genöthigt gesehen, so wie Hr. Gericke es in seiner Grammatik thut, der Lautveränderungen nur bei den einzelnen Formen zu erwähnen, zu deren Bildung sie mitwirken. Es scheint mir jedoch zweckmäfsig, diese einzelnen Fälle hier am Schlusse dieses grammatischen Entwurfes in einer allgemeinen Übersicht zusammenzustellen, und einige aus der Vergleichung von Javani- schen und Kawi-Texten geschöpfte Bemerkungen hinzuzufügen, zu deren Erwähnung sich bisher keine passende Gelegenheit zeigte. Die Veränderungen betreffen theils die Consonanten, theils die Vo- cale. Von der Reihe von Consonanten, welche in die ihnen entsprechenden Nasenlaute übergehen, habe ich schon oben S.88. und 97. gesprochen. Wenn die von mir dort dargelegte Ansicht richtig ist, so gründen sich alle diese Veränderungen auf die allgemeine Regel, dafs der schliefsende Nasenlaut eines Präfixes den Anfangsconsonanten des Wortes, dem es vorgesetzt wird, in den ihm entsprechenden Nasenlaut umwandelt. Übersieht man die Reihe der sich so verwandelnden Consonanten in Vergleichung mit dem ganzen Lautveränderungen. 8.22. 179 Alphabet, so bleiben in diesen Fällen unverändert d, d, dh, g, j, !h, w und y ('), wovon ich, besonders was einige dieser Buchstaben betrifft, keinen Grund anzugeben wülste. Am häufigsten findet sich A in einen anderen Buchstaben verändert. Man mufs hierbei jedoch wohl im Auge behalten, dafs das Jav. A nicht aus- gesprochen wird, und nur ein Nothbehelf des geschriebenen Alphabetes, ein blofses Zeichen für das Auge ist. Wenn also dies A sich verwandelt, so heifst dies eigentlich, dafs ein anderer wirklicher Consonant vor das voca- lisch anlautende Wort gesetzt wird. Die allgemeine bei den mit A beginnenden Suffixen geltende Regel ist nun (s. S.44.), bei consonantisch endenden Grundwörtern die Wegwer- fung des A vom Suffixe und die Verdopplung des Endeonsonanten des Grund- wortes, und bei vocalisch endenden Grundwörtern (nur mit Ausnahme der Causalverba) gleichfalls die Abwerfung des A, aber die Einschiebung eines verdoppelten zwischen das Grundwort und das Suflix. Blofs also wenn sich das Grundwort mit einem A schliefst, in welchem Fall es wignyan heifst und dem Sanskritischen wisarga ähnlich ist, erhält sich das A des Suf- fixes, als dessen Verdopplung; galihhipun, sein Herz, von galih. Das n scheint eine besondere Neigung in der Sprache zu besitzen, sich, an der Stelle des A, vor vocalische Wörter zu stellen. Man sagt gleich- bedeutend Aamung und namung, nur, und das n findet sich auch ohne grammatische Formung für A bei Grundwörtern. So giebt Gericke’s Gram- matik die drei Demonstrativ-Pronomina mit A und n beginnend an: nika und hika u.s.w. Wenn dem suffigirten h ein i oder u vorausgeht, so verwandelt es sich (s. S. 44. 74.) durch den Einflufs dieser Vocale in y und w. Auch ein vor- hergehendes o bringt bisweilen dieselbe Wirkung hervor. Doch scheint die Verwandlung nicht gerade nothwendig zu sein, da sie bisweilen unterlassen wird und beide Formen neben einander bestehen. Sie geht übrigens nicht (‘) [Von diesen, nach Ger.'s Darstellung übrig bleibenden Consonanten würden hier noch wegfallen 2%, welches nach Cornets, ebenso wie 2, zu n, ferner w, welches zu n wird, und vielleicht y. Von diesem letzten Buchstaben sagt nämlich derselbe Grammatiker, dals er (so wie Z und r) ng vor sich nimmt; er führt aber kein Beispiel dafür an, und mir selbst ist keines vorgekommen, sondern nur einige, in denen dem y noch a vorgesetzt wird, wel- ches natürlich dann ng vor sich nimmt. B.) 42 180 Lautveränderungen. 8.22. blofs bei Anschliefsung von Suffixen, sondern auch bei Vorsetzung von Prä- fixen und mitten im Grundworte vor, und wird durch ein schliefsendes A nicht gehindert, sondern verdrängt dasselbe. Beispiele: kariyin und kari- hin, der erste, miharsa und miyarsa, hören, sohan und sowan, er- scheinen, hervorkommen (vermuthlich von g, sü, erzeugen), panuhun und panuwun, Bitte, Ansuchen. Von tebih, fern, kommt tebiyan, die Ferne, der Abstand, dagegen, in einer ein Übermafs ausdrückenden, durch ein vorgesetztes ka und nachgesetztes hen gebildeten Form, katebihhen, all- zufern. Wenn zwischen @ und i ein consonantischer Laut zur Verkürzung wegfällt, so ziehen sich beide Vocale bisweilen, wie im Sanskrit, in € zu- sammen; so wird hira-hiki zu hireki, und wusana-hing zu wusaneng. Doch bleibt der Vocal bisweilen auch unverändert. Denn aus sawiji, eins (eigentlich ein Korn), wird nicht durch Abkürzung sdji, sondern siji (Ger. S.28.). Eine sehr beständige Veränderung ist die des End-i in ein langes e (taling) und des End-u in das reine o (taling-tarung), folglich eine wahre Gunirung der einfachen Vocale. Die allgemeine Regel scheint die zu sein, dafs, wenn das in 7 oder w ausgehende Wort einen Schlufsconsonan- ten erhält, jene beiden Vocale den verwandten Laut annehmen; ein Grund davon ist schwer anzugeben, da eine Menge von Wörtern vor schliefsenden Consonanten die Vocale z oder u haben, mithin diese Wortausgänge durch- aus nicht ungewöhnlich sind. Die Guna-ähnliche Umschleifung des Lautes scheint also doch den Zweck zu haben, die mit dem Wort vorgegangene grammatische Veränderung anzuzeigen. Auf diese Weise wird also bei Bil- dung abgeleiteter Substantive durch Anfügung von n (han) (Ger. Gramm. S.39.) aus mangsi, Dinte, mangsen, Dintenfafs, aus wengku, Umfang, Bezirk, tiyang hingkang gadah wawengkon, Leute, die in dem Bezirk ihre Besitzung haben; aus siti, der Grund, der Boden, wird pasiten, Land- schaft, aus bupati (gute, bhüpati), Herr, Regent, wird kabupaten, Re- gierung, aus kayu, Holz, kakayon, Gebüsch. Da die Causalverba (s. S.144.), wenn der einfache Stamm vocalisch ausgeht, ein k annehmen, so findet die Vocalveränderung, wie wir schon oben gesehen haben, gleichfalls alsdann in ihnen Platz. Derselben Regel gemäfs entsteht auch aus dhadhi (Ger. Gramm. S.48.), oder vielmehr aus dhi, werden, dhen. Die Verände- Lautveränderungen. 8. 22» 151 rung findet sich aber auch in Fällen, wo das Suffix nicht ein einzelner Con- sonant ist, sondern aus einer oder mehreren Sylben besteht. Mati, todt, wird zu matenni, tödten, ratu, König, zungratonni, regieren, laku, Gang, zunglakonni, gehen machen, zu Stande bringen, sami zu sasa- mennipun, desgleichen, warni zu sawarnnennipun, von allen Arten, lami zu hing salamennipun, so lange als. Das reine o (faling-tarung) wird aber auch in a verwandelt, wenn das Wort sich durch ein Suffix verlängert und dadurch die vorhergehenden Vocallaute gleichsam in engere Gränzen zusammenzieht; tersonda, Beweis, tersandanne&, zum Beweis. Dasselbe findet statt, wenn das Wort einen schliefsenden Consonanten erhält; zitimongsa, Datum (z.B. eines Briefes), katitimangsan, datirt. Man sieht, dafs diese Lautveränderung im Principe 5 genau mit der zwiefachen Aussprache des nicht geschriebenen, sondern im- I) mer im Consonanten enthaltenen « zusammenhängt. Wie sich die zwischen a und o schwankende Aussprache zu der reineren, so verhält sich das zaling- tarung hier zum a. Wie in allen Sprachen, so sind auch in der Javanischen Abkürzungen der Wörter durch Zusammenziehungen oder Verstümmlungen nicht unge- wöhnlich. Zusammenziehungen mit Ausstofsung eines Mitteleonsonanten sind schon oben dagewesen. Die Verstümmlung besteht in der Abwerfung der End- oder Anfangssylbe, ist aber in mehreren Fällen mehr für die Un- terlassung einer Verlängerung, als für eine wahre Abkürzung, anzusehen. 8 5 In Ai für hiki, dieser, und in ko für kowe, du, sind die letzten Theile der ursprünglichen Wörter weggeblieben; und die Abkürzung zeigt, dafs in dem ersten Wort der scharfe Vocal, im letzten der breitere (obgleich ich über die Wesentlichkeit des Consonanten zum Begriffe des Worts nicht aburthei- len möchte) die stammhaften Laute sind. Die weggebliebene zweite Sylbe wiederholt den Stammlaut mit abgeänderten Consonanten im ersten beider Wörter, und ist im letzten nur die Verbreitung des Stammvocales in zwei Sylben vermittelst des entsprechenden Halbvocales. In hiya, ja, für ya, ist die erste Sylbe wohl eine, nur nicht immer beibehaltene, Verlängerung. Dasselbe scheint der Fall, wenn ku für hiku, jener dort, steht. Dagegen sind bei einigen Sanskritwörtern wirklich zum Begriff wesentlich gehörende Anfangsbuchstaben im Jav. durch Verkürzung abgeworfen; so sagt man d’hi für are, ddi, der erste, pamanne, zum Beispiel, von sy, upamd, ob- 182 Lautveränderungen. 8.22. gleich die vollständigen Formen Aadhi und Aupama gleichfalls gebräuch- lich sind. Die Reduplication besteht gewöhnlich, wenn blofs die erste Sylbe wiederholt wird, da dies auch häufig mit dem ganzen Worte geschieht, aus dem unveränderten Consonanten und Vocal derselben. Von einer Verände- rung des Consonanten ist mir kein Beispiel vorgekommen; dagegen ist der Reduplicationsvocal sehr häufig a, wo die erste Sylbe des Worts einen an- dren enthält, bisweilen auch e, jedoch alsdann nur das kurze (pepet). Diese Veränderungen treten oft da ein, wo die erste Sylbe das lange e oder das reine o in sich fafst. Doch möchte ich nicht zu behaupten wagen, dafs diese beiden Vocale nicht auch in der Reduplicationssylbe stehen könnten. Ge- ricke’s Grammatik schweigt leider ganz über diesen Punkt und erwähnt der Reduplication nur, insofern sie, wie beim Plural und Verbum, zur grammati- schen Formung mitwirkt. Beispiele von a als absichtlichem Reduplications- vocal: hawawudha von wudha, nackt, blofs, dhadhosan, Sünden, von dhosa (1q, dösha), tatongga, Bauern, Landleute, von tongga, wa- wengkon von dem oben dagewesenen wengku, tatengga, bewachen, von 1g tengga, nanemu vonnemu, finden, gagriya, wohnen, von griya, Haus. Beispiel von e: dhedhalan und dhalan, Weg. Aus dem B. Y. Beispiele für diese Lautveränderungen anzuführen bin ich durch die Unmöglichkeit abgehalten worden, in Raffles Schreibung die wirklich im Originaltext stehenden Vocale mit der zu diesen Untersuchungen nöthigen Bestimmtheit zu erkennen. Die bis jetzt durchgegangenen Lautveränderungen fanden alle in der Mitte der Wörter statt; und in der That glaube ich mit Gewifsheit behaupten zu können, dafs die Anfangs- und Endbuchstaben getrennter und von einan- der unabhängiger Wörter in der Regel und im Allgemeinen keine Einwirkung auf einander ausüben. Man darf nur einige Seiten von Ger.’s Lesebuch in dieser Rücksicht aufmerksam durchgehen, um sich hiervon zu überzeugen. Indefs finden sich doch einige Fälle des Gegentheils; in allen diesen aber scheint die Sache nur die zu sein, dafs ein Wort von selbstständiger und ma- terieller Bedeutung ein nur eine Nebennüance bezeichnendes und sich einem blofsen grammatischen Worte näherndes entweder an seinem Ende oder an seinem Anfang an sich heranzieht, und im ersten Falle den Anfangsbuchsta- ben dieses Wortes seinem eigenen Endbuchstaben, im letzteren aber seinen Lautveränderungen. 8.22. 183 eigenen Anfangsbuchstaben dem Endbuchstaben jenes Wortes assimilirt. Da, wie wir gleich sehen werden, nur das 4 diese Veränderung erleidet, und dies ein völlig lautloser Buchstabe ist, so ist es richtiger und einfacher, zu sagen, dafs sich in den Fällen dieser Lautanziehung der Endeonsonant eines Wortes vor dem Anfangsvocal eines anderen verdoppelt. Es finden sich zwar auch hiervon in ganz gleichen Redefügungen wiederum Abweichungen, so z. B. bei der Behandlung des Demonstrativpron. nach einem vorhergehenden Worte. In der Regel findet die Assimilirung des }, oder vielmehr die Ver- dopplung des Consonanten statt; bagus siku (S.100. Z.12.), schön jener, hujar riku (5.102. Z.11.), sprach jener, grumbul liku (S.105. Z.16.), Dickicht jenes; dagegen dhalil hiku (S.102. Z.12.), Wegweiser jener, tangel hiku (S.110. Z.1.), hoch jenes. Die beiden letzten Wörter sind Arabische, doch pflegen sonst auch diese ganz nach den Regeln der einhei- mischen Sprache behandelt zu werden. Vielleicht giebt es bei dieser Laut- gen. Denn dafs man sie ganz dem Wohllautsgefühle überliefse, läfst sich aus so wenigen Ausnahmen veränderung noch andere, mir unbekannte Bedingun wohl nicht gleich schliefsen. Immer scheint aus dem oben (S.72.) über hing Gesagten hervorzugehen, dafs Lautveränderung auch zugleich Ver- schmelzung zur Worteinheit mit sich führt. Hier verbindet das gewichtigere 8 Wort das minder gewichtige mit sich. Doch ist die Verbindung nur eine halbe, nicht eine so innige, als bei den wahren Suffisen. Bei diesen wird auch nach vocalisch auslautenden Wörtern das A weggeworfen und ein dop- peltes 2 an die Stelle gesetzt. Hier aber erhält es sich in diesem Fall unver- ändert. Ich mufs mich bei diesem Punkte nur auf einzelne Bemerkungen und Beispiele beschränken. Alle Veränderung, die ich auf diese Weise auffinden kann, beschränkt sich auf die Assimilirung eines Anfangs-} mit dem ihm vorhergehenden Con- sonanten. Alle andere Consonanten bleiben unverändert. Das Pron. 1. Pers. hingsun wird nach /utur, sprechen, zu ringsun (S.100. 2.4.), haku nach mennyang, an, zu, nach, zu ngaku (S.38. Z.9.). Dagegen bleibt nach demselben Worte das Pron. kowed unverändert, obgleich sonst % eine ebenso grofse Affinität mit ng, als A, und gleiche Nei- gung hat, in dasselbe überzugehen. Von dem Demonstrativpron. ist schon im Vorigen gesprochen worden. Nach Zan und lawan, und, wird haja, dafs nicht, zu naja (S.100. 2.7. S.102. Z.15.). Nach dem Relativpron. 184 Lautveränderungen. $.22. kang verändert sich Aidu, Mutter, in ngibu (S.48. 2.7.) und hannem, die jüngere, in ngannem (5.50. Z.14.). Dagegen finde ich wieder hinter demselben Relativum katingngal (S.54. vorletzte Z.), so dafs die Laut- veränderung immer nur das A betrifft. Hapti, wollen, wird, wenn ihm die Verneinungspartikel Zan vorangeht, zu napti (Ger. v. hapti). Nach saking, von, durch, wegen, finde ich in einer Stelle, wo es mit dem Verbum über- treffen und einem nachfolgenden Subst. als Ausdruck des Superlativs steht, das Anfangs-Ah des Subst. inng verwandelt, hanglangkungngi saking geng, der gröfste (8.54. Z.6. übertreffend an Gröfse, von hageng). Wahrscheinlich giebt es nun, aufser den hier angeführten Wörtern, noch nga andere, bei welchen dieselbe Anheftung und Lautveränderung statt findet, doch gehören hierher z.B. nicht alle Präpositionen, denn ich finde dateng hingkang (5.56. 2.2.). Im B. Y. kommen diese Lautveränderungen auch nur beim Anfangs-, d.h. bei vocalisch anlautenden Wörtern, vor. Zwar findet sich (95, e.) nach mwang, und, ngukir (!), sonst wukir, Hügel, so dafs auf den ersten An- blick w in ng übergegangen scheint. Dies ist aber nicht eigentlich der Fall. Wenn A gar eigentlich kein Laut ist, so ist w ein überaus schwacher; und es giebt einige mit Vocalen anhebende Wörter, die mit einem Anfangs-h oder Anfangs-w geschrieben, d.h. entweder blofs vocalisch, oder mit einem schwa- chen Anhauch ausgesprochen werden. So kommt in unsrem Gedicht ukir (120, a.) und wukir (16, c.) in der Bed. von Hügel, Berg vor, und in die- ser letzten Stelle endigt sich das unmittelbar vorhergehende Wort auch in ng, und das bleibt doch unverändert. Wo also das Wort durch Veränderung mit ng erscheint, mufs man es von der vocalischen Form ableiten. Von Au- dhan, Regen (133, d.), findet sich die Ableitung mawudhan (100, e.). Dieser Fall ist aber der umgekehrte, da w hier blofs nach dem Präfix zur Vermeidung des Hiatus eingeschoben sein kann, und man nicht berechtigt ist, eine einfache Form wudhan darum anzunehmen. () [Crawf. Handschr. hat wukir, und ebenso in der Stelle 120,@. Rafiles führt in sei- nem Wortverzeichnisse ukir, Hügel, auf; da es aber bei niemand sonst sich findet, und das Wort im Mal. s@kir lautet, so wird die Sache vorläufig nur noch durch die Bildung mangngetan von wdtan (s. meine Anm. zu S.76.) gestützt. Hukir (Mal. @kir) heilst zerschneiden, schnitzen. B.] Lautveränderungen. $.22. 185 Raffles läfst, wie es an mehreren Stellen sichtbar ist, in seiner Um- schreibung des Jav. Textes in Lateinische Lettern sehr häufig das ng aus, wenn es auf ein unmittelbar vorhergehendes folgen sollte; und da zugleich seinen Worttheilungen nicht zu trauen ist, so bleibt man sehr häufig zweifel- haft, ob ein sich bei ihm vorfindendes ng nicht verdoppelt werden sollte, und ob es dem Schlusse eines Wortes oder dem Anfange eines folgenden an- gehört. Aus allen den Stellen, wo nur Ein ng zwischen zwei Wörtern steht, läfst sich daher nichts mit Gewifsheit schliefsen, und ich halte mich mithin allein an die, in welchen es wirklich zugleich am Anfange und am Schlusse zweier zusammenstofsender Wörter angetroffen wird. Ich erwähne hier nur des ng, weil es die häufigsten Fälle dieser Lautveränderung bildet, und in Rafiles Schreibung um so mehr Ungewifsheit erregt, als, wie wir gleich sehen werden, in diesem Kawi-Gedichte die Wörter auch oft ein schliefsendes ng an sich nehmen, das ihnen sonst nicht eigen ist. Das Demonstrativpron. findet sich deutlich mit verwandeltem A 12, c. in tanjung ngika, jener Tanjung (Name einer Blume). Von der Lautver- änderung nach sang haben wir schon oben ein Beispiel gesehen. Es findet sich aber auch ein ganz ähnliches (s. Anh.) 285, c. sang nginujaran, der Angeredete. Mehr Beispiele zu häufen, würde, da die Regel schon aufser- dem feststeht, und sich aus den angeführten Gründen über die Ausnahmen nicht mit Sicherheit entscheiden läfst, unnütz sein. Ich gehe daher sogleich zu dem andren schon oben erwähnten Fall über, wo ein Wort einen Schlufslaut an sich trägt, der ihm an sich nicht an- gehört, und ebensowenig, wenn man auch falsche Wortabtheilung annehmen wollte, dem unmittelbar folgenden beigegeben werden kann, wie in Auru- patin panguchap (31,a.), wo, da beide Wörter bekannt sind, das n des ersten auf keine andere Weise erklärt werden kann (!). Diese Laute, (') [Ich bemerke in Bezug auf sämmtliche hiernächst folgende aus Raflles B. Y. entnom- mene Stellen, dals der Text von Crawf. Handschr., obwohl er manchmal auch darin über- einstimmt, meistentheils diese Zusatzbuchstaben nicht hat (die übereinstimmenden Stellen sind: sirang chumunduk, kramaniran tuhu, wekanniran mijil, iran mimpun, gi- nusitan sira, und alle, welche das ng vor dem Pron. ku betreffen). Da sie dieselben aber auf gleiche Weise an anderen Stellen enthält, so ist an der Richtigkeit der Rafflesschen Lesung gewils nur in wenigen Fällen zu zweifeln, zu welchen wohl zambangkun marya gehören möchte. B.] Histor. philol. Abhandl. 1832. Aa 186 Lautveränderungen. $.22. welche man als zwischen zwei Wörtern eingeschoben annehmen mufs, sind blofs n oder ng, also immer nasale. Sie schliefsen sich natürlich nur an vo- calisch auslautende Wörter an, und stehen in den allermeisten Fällen vor consonantisch anhebenden, jedoch in einigen wenigen auch vor Vocalen. Die Sorgfalt, das Zusammentreffen sogar ganz gleicher Vocale zu verhindern, wird jedoch sehr oft in dem Gedichte vernachlässigt, woraus man nicht mit Unrecht schliefsen möchte, dafs das vorgesetzte 3 den Vocal doch mit einer, nur sehr schwachen Aspiration schützte. Ich glaube mit Sicherheit behaup- ten zu können, dafs eine solche Einschiebung in der heutigen Jay. Sprache in prosaischen Schriften nicht vorkommt, da ich wenigstens keinen Fall dieser Art bemerkt habe. Wird dies von gründlichen Kennern des Jav. bestätigt, so gehört diese Eigenheit gleichfalls dem Zustande der älteren Sprache an, und wird für die Untersuchung ihres Ursprunges doppelt wichtig. Die Tagalische Sprache besitzt einige Laute, nicht blofs, aber doch gröfstentheils nasale, welche sie nach fest bestimmten, obgleich sehr ver- wickelten und die Anwendung im Sprechen erschwerenden Regeln zwischen zwei Wörter einschiebt, und die man, nach dem ihnen von den Spanischen Grammatikern gegebenen Namen, ligasones, Verbindungslaute nennen kann. Sie haben immer einen syntaktischen Zweck, und sind auf eine für die Theo- rie des Sprachbaues sehr wichtige Weise wesentliche Hülfsmittel der Con- struction in einer Flexion entbehrenden Sprache. Bei der Wahl desjenigen Lautes aber, welcher, unter der Zahl der vorhandenen, in jedem einzelnen Falle gewählt werden mufs, treten euphonische Regeln ein. In der Mad. und eigentlich Mal. Sprache finde ich diese Eigenthümlichkeit nicht. Was ich so eben vom Kawi gesagt, hat zwar auf den ersten flüchtigen Anblick grofse Ähnlichkeit damit, ist aber in der That in der Hauptsache gänzlich davon verschieden. Denn ich halte mich für überzeugt, dafs die Einschiebung die- ser zwei Nasenlaute im Kawi gar keine syntaktische Bedeutsamkeit hat. Sie scheint daher blofs euphonisch, ist aber auch so schwer zu begreifen, da sie vor den verschiedenartigsten Buchstaben und auf eine Weise, wie man sie nach der Natur der Laute nicht erwarten sollte, wie im obigen Beispiel n vor p, wo m natürlich wäre, eintritt. Sie ist auch in ihrer Anwendung nicht beständig, und findet sich und fehlt in Stellen, in welchen man vergebens nach einem Grunde der Verschiedenheit sucht. Der natürlichste Gedanke wäre, dafs durch den hinzugefügten Consonanten eine kurze Sylbe verlän- Lautveränderungen. 8.22. 187 gert werden, oder vor Vocalen ein Hiatus vermieden werden sollte. Beides mag bei dem uncorrecten Abdruck des Gedichtes in Rafilles wäre es wohl die un- in einigen Stellen der Fall sein, läfst sich aber nicht nachsuchen. Denn dankbarste aller Bemühungen, die Sylbenlänge in diesen Stellen ergründen zu wollen, obgleich allerdings Raffles das Sylbenmafs, wo ein verschiedenes eintritt, jedesmal bezeichnet. Auffallend aber und der Annahme des Zwecks der Sylbenverlängerung entgegen ist es, dafs die Einschiebung auch vor zwei unmittelbar auf einander folgenden und also die vorhergehende Sylbe schon von selbst verlängernden Consonanten vorkommt; siran tkangka (27,c.), siran tri (76,a.), Kresnan sdeng (36, a.). Ich werde nun hier eine Reihe von Beispielen dieser eingeschobenen Nasenlaute folgen lassen. Ein vocalisch auslautendes Wort hat, wenn es sich mit dem Pronomi- nal-Affıx der 1. Pers. verbindet, in mehreren Stellen des Gedichts ein ein- geschobenes ng; bapangku (125, b.), Vater mein, von bapa (s. ob. S.34. Anm.7.); tambangku (34, c.), Arznei meine (d.h. hier: mein Arzt; zam- ba, Arznei). Einschiebung eines Nasenlauts vor k: nirang Kurupatin (31,a.), Palgunang karya Nakula (100, a.), von dem Sanskr. Beinamen des Arjuna apa, Phälguna; vor ch: siran chumunduk (27, d.), er fand, begegnete (Crawf. Foc., der auch das einfache chunduk in der gleichen Bed. anführt) ; vor ft: kramaniran tuhu Wisnumurti (75, c.); vor d: narändhran dateng (23, a.), den Männerfürsten kommend, dagegen narendhra dateng (25,b.), suräendhrang dhulur (96, d.); vor n: sirang nrepati (112, d. 125, d.); vor p: sirang parasura (17, c.), sie die vorzüglichsten Götter, sirang parama sapta Pandita (18, b.), sie die trefllichsten sieben Pandits; vor b: sampurnang busana (105, d.), vollständig (ergo, sam- pürna) (im) Schmuck ; vor m: wekanniran mijil (88, c.), iran mimpun (102, d.), tam- bangkun marya (34, c.); vor !: Kresnan laku (17,5. 20, a.); vor s: ginusitan sira (21,a. s. Anh.). Aa? 188 Feststellung des Begriffs Gänzlich dem Begriff einer Einschiebung zwischen zwei Wörter wider- spricht es, wenn ein den Vers beschliefsendes Wort einen Nasenlaut an sich trägt, der ihm sonst nicht gehört. So busanan (20, c.), sonst immer bu- sana (105, d. 106, c. 113,5. s. Anh.) (?). 8.23. Schlufsfolgerungen aus den bisherigen Untersuchungen. Feststellung des Begriffs des Kawi. Ich komme nunmehr zu der Frage, was eigentlich das Kawi für eine Sprache ist? wo man seinen Ursprung zu suchen und wie man die Art sei- nes Entstehens zu erklären hat? Die Beantwortung dieser Frage machte die in den vorhergehenden Capiteln enthaltenen Erörterungen, vorzüglich die grammatischen, wie schon A. W. v. Schlegel (?) darauf aufmerksam ge- macht hat, unerlafslich nothwendig. Es wäre eher zu wünschen, dafs diese weniger vermissen liefsen, als es in der That noch der Fall ist; und die aus denselben zu ziehenden Schlufsfolgen würden fester und besser bewiesen dastehen, wenn jenen Erörterungen eine tiefere und vollständigere Kenntnifs der heutigen Javanischen Sprache zum Grunde läge. Ich schmeichle mir jedoch, dafs sie auch so zur vollkommenen Feststellung des Begriffs der Ja- vanischen Dichtersprache hinreichen. Wenn ich nun Alles zusammennehme, was mir aus diesen Erörterun- gen zu fliefsen scheint, so halte ich das Kawi für eine ältere Form der heu- tigen Javanischen Landessprache, die aber in der Bearbeitung wissenschaft- licher, aus Indien nach Java verpflanzter Kenntnisse, und in der Nachah- mung Indischer Dichtung eine unbestimmbare Menge reiner Sanskritwörter in sich aufgenommen hat, und dadurch, so wie durch die Eigenthümlich- keiten ausschliefsend dichterischer Dietion, zu einer von der gewöhnlichen Sprache abweichenden, in sich abgeschlossenen Sprachart geworden ist. In einer frühen, historisch nicht zu bestimmenden Zeit waren Indi- sche Religion, Philosophie, Wissenschaft, Dichtung und Kunst nach Java übergewandert und dort von einem bildungsfähigen, lernbegierigen Volke (‘) [Crawf. Handschr. hat auch in dem ersten Verse Zusana. B.] (?) Indische Bibl. I. 411. des Kawi. 8.23. 189 aufgenommen, jedoch mehr wie fremde Cultur blofs aufgenommen, als wirk- lich zu eigener Bildung bearbeitet und verschmolzen worden. Zugleich wa- ren die Herrscher und die Regierung mehr oder weniger Indischen Ur- sprungs, und alles daher auf Indische Sprache und Sitte als den Weg hin- gewandt, sich dem Kreise zu nähern, in welchem Gröfse und Glanz ihren Sitz hatten. In dieser höchsten Blüthe des Indischen Wesens auf Java denke ich mir die Entstehung des Kawi. Die gebildetsten Classen der Nation bear- beiteten auf ihre Weise den fremden, wissenschaftlichen und dichterischen Stoff. Sie thaten dies in der gewöhnlichen Landessprache ihrer Zeit, in kei- ner fremden oder gar eigen gebildeten, so dafs das Kawi ursprünglich das 8 Javanische jener Zeit ist. In dieser wissenschaftlichen Anwendung der ein- heimischen Sprache fand man es aber bald nothwendig, bald bequem, San- skritwörter, auch über die Zahl derer, die schon in die gewöhnliche und in die Höflichkeitssprache übergegangen waren, theils wegen ihrer Bedeutsam- keit, theils wegen des schönen dichterischen Klanges, oft gewifs aber auch blofs aus dem Hange, die fremde gelehrtere und vornehmere Sprache einzu- mischen, nebenher aufzunehmen. So wurde der Grund zu einer eigenen Dichtersprache gelegt. Diese Bahn war Anfangs dieselbe, als auf der, nur aus anderen Gründen, auch die Höflichkeitssprache entstand. Beide waren und sind mit absichtlicher Abweichung von den gewöhnlichen Ausdrücken, aber mit strenger Beibehaltung des grammatischen Baues gebildete Abarten der gewöhnlichen Landessprache. Die Höflichkeitssprache, immer in das tägliche Leben verwebt, folgte jedoch mehr den Veränderungen, welche die Landessprache erfuhr; die Dichtersprache, die aber, wie man wohl beach- ten mufs, zugleich und noch viel mehr Sprache der Gesetzgebung und der Religion war, hielt sich strenger an ihre ursprünglichen Muster, und trennte sich auf ihrem Gange dadurch von der Höflichkeitssprache, dafs sie sich viel mehr in sich selbst abschlofs. Die Dichtung aller Sprachen behält gern alter- thümliche und ungewöhnliche Fügungen und Formen bei, holt dieselben sogar geflissentlich, wenn sie beinahe der Vergessenheit übergeben sind, wieder hervor. So lange Indische Herrschaft und Religion auf dem Gipfel- punkte stehen blieben, welchen sie in Java erreicht hatten, mufste das Kawi nicht blofs den gebildeten Classen der Nation, sondern auch dem Volke bis auf den Grad verständlich sein, in welchem die Dichtersprache überhaupt es dem Volke da sein kann, wo sie nicht unmittelbar natürlicher Ausbruch sei- 190 Feststellung des Begriffs ner Gefühle ist, sondern eine künstliche Bildung dazwischen tritt. Das Letz- tere war in Java im höchsten Grade der Fall, da diese Bildung sogar eine ausländische war; und das Volk hatte gewils damals, wie jetzt, seine vom Kawi verschiedenen Gesänge und Lieder. Allein die Sprache wimmelt schon an sich von Sanskritischen Ausdrücken, und in jener Zeit mufsten Indische Verhältnisse, Begriffe und Laute das Volk von allen Seiten umgeben. Der Javanische Theil des Kawi konnte noch weniger Schwierigkeit erregen, da es das Javanische jener Zeit selbst oder doch einer nicht sehr entfernten war. Die allgemeine Verständlichkeit der Chöre in der Attischen Tragödie kann gewissermafsen hier zur Erläuterung angeführt werden. Der in den Chören herrschende Dialekt ist, wenn auch kein künstlich gebildeter, doch ein künst- lich behandelter, und das Volk in Athen konnte ihn sich nur durch die Übung des Hörens im Theater aneignen. Wie aber das Indische Wesen zu sinken und zu zerfallen begann, und dies geschah nicht erst durch die Überwan- drung der letzten Brahmanen aus Majapahit nach Bali, sondern schon all- mälig lange Zeit früher, mufste alles mit Indien Verwandte auch dem Volke fremder werden, und die aus der entferntesten Zeit herstammenden und ver- muthlich noch sehr spät in demselben Typus fortgedichteten Kawi-Werke ihm auch in seiner eigenen Sprache so viel Alterthümliches und Fremd- artiges darbieten, dafs sie ihm nun wirklich und wahrhaft unverständlich wurden. Diejenigen, von welchen bisher Meinungen über das Kawi geäufsert worden sind, haben nicht den Weg eingeschlagen, der doch seit der Heraus- gabe von Raffles Geschichte von Java jedem offen stand, ich meine den der eigenen Untersuchung der vom Kawi übrig gebliebenen Bruchstücke; sie haben vielmehr nur aus allgemeinen Ideen geurtheilt. Den Englischen Schriftstellern, Raffles und Crawfurd, deren Verdienste um diesen Punkt der Geschichte und Sprachkunde man nie hoch genug anschlagen kann, ging zu diesen Erörterungen, so viel man wenigstens aus ihren Schriften schlie- fsen mufs, die Kenntnifs des Sanskrits, denen auf dem Continent die der Malayischen Sprachen ab. Schon die Vereinigung mäfsiger Kenntnifs beider mufste hier, ohne weiteres persönliches Verdienst, mehr leisten; und so ge- stehe ich, dafs mir alle bisherigen Meinungen über das Kawi irrig scheinen. Sehr viel Schaden hat es auch diesen Untersuchungen gebracht, dafs man, durch den Begriff heiliger oder classischer Sprachen verleitet, das Kawi mit des Kawi. 8.23. 191 Pali in Zusammenhang gestellt hat, da beide durchaus nichts mit einander zu theilen haben. Das Kawi läfst sich durchaus nicht als ein verdorbenes oder entartetes Sanskrit behandeln; und die Meinung, welche am bestimm- testen durch die obigen grammatischen Untersuchungen widerlegt wird, ist die in dem so vortrefilichen und gründlichen Versuche über das Pali (!) ge- äufserte, welche den Ursprung des Kawi in den allmäligen Veränderungen sucht, die das Sanskrit auf Java entstellt haben, indem dasselbe durch jene Veränderungen alle seine Flexionen eingebüfst habe und in den Zustand einer analytischen Sprache übergegangen sei. Zwar wird diese Umwandlung hauptsächlich der ursprünglichen Sprache Java’s beigemessen, und daher ganz richtig anerkannt, dafs das Kawi auf Java selbst entstanden, nicht erst dahin verpflanzt worden ist. Es wird auch anerkannt, dafs die Sanskritwör- ter ihre natürliche Reinheit darin erhalten haben, ein Zugeständnifs, das aber mit der gemachten Voraussetzung in sichtbarem Widerspruch steht. Wenn eine sogenannte synthetische Sprache in eine analytische übergeht, so liegt es in der Natur dieses Überganges, dafs die Flexionen sich nicht alle und nicht rein abscheiden, sondern dafs man das Werk der Zeit an zufälligen Un- gleichheiten wahrnimmt. Es liefse sich auch noch darüber streiten, ob die Javanische Sprache eine durchaus analytische ist (?). Der Annahme, dafs das Sanskrit allmälig zu Javanischem geworden sei, widerspricht die reine Scheidung beider Sprachstämme im Kawi, da die Entartung und allmälige Entstellung des Sanskrits nothwendig Spuren hinterlassen haben müfste. Der Weg ist, meiner Überzeugung nach, gerade der umgekehrte gewesen. Java- nen haben Indische Weisheit und Dichtung sich angeeignet, sind der Sprache mächtig gewesen, und haben aus ihr mit Bedacht und mit Absicht Wörter entlehnt, gerade so, wie Persische Schriftsteller Arabische aufnehmen. Die Richtigkeit dieser Voraussetzung beweist der im Vorigen an vielen Beispielen (S. 55-62.) aufgeführte Umstand, dafs sie bei dieser Aufnahme eine feste, zugleich in der Natur ihrer und der fremden Sprache und in dem Zweck (') Essai sur le Pali par E. Burnouf et Chr. Lassen. p. 152. 153. (?) Ich gestehe, dafs ich mich ungern dieser Ausdrücke bediene; die unendliche Verschie- denheit der Sprachformen und Sprachveränderungen läfst sich nicht so in zwei allgemeine Formen zwängen, und die Bequemlichkeit des Ausdrucks, die sie bisweilen gewähren, wird viel zu theuer durch die fast immer bei ihrer Anwendung zurückbleibende Unrichtigkeit erkauft. 192 Feststellung des Begriffs ihres Unternehmens gegründete allgemeine Regel beobachteten. Sie nahmen, aufser einigen Partikeln, nur Nomina auf, weil sich das Verbum in einer flec- tirten Sprache nicht, seinem blofsen Begriff nach, von dem einzelnen und bestimmten Zustande, in welchem es erscheint, abscheiden läfst, dagegen ihre einheimische Sprache ihnen das Mittel darbot, jedes Nomen als Verbum gebrauchen oder in ein Verbum verwandeln zu können. Selbst der Sanskri- tische Infinitiv konnte ihnen, was sehr zu beachten ist, nicht als ein Verbal- nomen dienen, da er, wie in jener Zeit vielleicht mehr, als jetzt, gefühlt wurde, nur ein mit Accusativ-Endung verbundenes Supinum ist. Die Verfasser der eben angeführten Schrift haben, wie es scheint, ihre Meinung über das Kawi, welches nur sehr entfernt und nebenher den Kreis ihrer Untersuchungen berührte, von Crawfurd entlehnt. Crawfurd’s Hypothese ist aber doch nicht ganz dieselbe; und wenn ihr allerdings der Umstand entgegensteht, dafs eine Sprache, wie das Kawi, gar nicht auf dem von ihm vermutheten Wege gebildet werden konnte, so ging er doch von einer richtigeren factischen Ansicht aus. Er sieht nämlich diese heilige Sprache als in Java entstanden an, nicht aber durch allmäligen Gebrauch und Entstellung, sondern absichtlich und künstlich gebildet. Sie war näm- lich, nach ihm, die geschriebene Sprache der Priestercaste, und diese machte sich aus Nachlässigkeit und Unwissenheit von den Unbequemlichkeiten der Sanskritischen Grammatik los, um die Affıxa der einheimischen Sprache an ihre Stelle zu setzen (!). Crawfurd sahe ganz richtig die Abwerfung der Sanskritischen Flexionen als absichtlich, nicht als durch zufälligen Gebrauch entstanden an. Er widerspricht auch ebenso richtig der Meinung, dafs das Kawi eine fremde, nach Java verpflanzte Sprache sei, welche Raffles (2), obgleich er sich, wie gewöhnlich, nur zweifelhaft darüber ausdrückt, zu be- = (‘) Um Crawfurd’s Meinung ganz zu erkennen, mufs man die in dem Versuche über das Pali aus dem dreizehnten Theil der Asiatischen Untersuchungen angeführten Stellen mit einer anderen aus seiner Geschichte des Indischen Archipelagus II. p. 17. 18. vergleichen, die ich, da sie kurz ist, bier folgen lasse. The opinion I am inclined to form of this singular lan- guage is, that it is no foreign tongue introduced into the island, but Ihe written language of the priesthood, to whom it is probable, in early times, the use of letters was confined. Dals Crawfurd von einer absichtlichen Abwerfung der Sanskr. Flexionen spricht, zeigen die Worte (Asiat. res. XIH. p.161.): endeavouring to get rid of the difficult and complex in- flections of the Sanserit. (ET7307: des Kawi. 8.23. 193 günstigen scheint. Crawfurd scheint mir nur darin auf irrigem Wege, dafs er, was von A. W. v. Schlegel mit Recht bestritten wird, das Kawi zu sehr als ein blofs künstliches Machwerk betrachtet, und sogar behauptet, dafs es immer nur eine todte, höchstens von der Priestercaste gesprochene Sprache gewesen sei. In seiner, so wie in der Meinung der Verfasser des Versuchs über das Pali, ist schon das eine ganz unrichtige Vorstellung, dafs man die Flexio- nen des Sanskrit abgeworfen, oder dafs sie sich durch falschen Gebrauch verloren hätten. Von einer solchen künstlichen Absonderung oder solcher zufälligen Umwandlung kann hier gar nicht die Rede sein. Es ist sogar fac- tisch unrichtig, dafs die Sanskritwörter im Kawi alle und vollkommen un- flectirt wären; man wollte vielmehr im Gegentheil nur Nominative aufneh- men, und konnte keine Grundformen, noch Wurzeln brauchen, da man aus der lebendigen Rede schöpfte, in der diese nicht erschienen. Die Kawi- Schriftsteller bearbeiteten überhaupt gar nicht das Sanskrit, um gleichsam eine neue Sprache daraus zu machen. Ihr ganz natürliches und einfaches Verfahren war das, was in allen Sprachen bei jeder Nation, die eine fremde weiter vorgeschrittene Litteratur benutzt, nur nicht in so hohem Grade, ge- funden wird. Sie entlehnten aus der Sprache, die ihre Lehrerin geworden war, Wörter, und nahmen diese in dem einfachsten Zustande, in welchem die Rede sie ihnen darbot. Sie wollten den Sanskritisch ausgedrückten Begriff, aber nichts mehr, als diesen. Was demselben, um in die fremde Rede verwebt zu werden, hinzugehen mufste, theilten sie ihm aus ihrer Sprache mit. Die Javanischen Wörter, die sich in so grofser Anzahl im Kawi fin- den, hält Crawfurd für nach und nach darin übergegangen, und erklärt daraus den reineren und weniger reinen Styl, welcher die Kawi-Werke un- terscheidet. Die Crawfurdsche Meinung läfst sich, meines Erachtens, blofs da- durch, dafs man sie von der ihr ohne Nothwendigkeit beigemischten Unna- türlichkeit befreit, auf die wahre und richtige zurückführen. Man darf nur nicht verkennen, dafs die Grundlage des Kawi wirklich die Javanische Spra- che, nur aus einer älteren Periode und daher in etwas veränderter Form, ist. Wollten nun die einheimischen Priester, Weisen und Dichter den Reich- thum des Sanskrits in die Javanische Cultur verweben, so bedienten sie sich dieser lebenden, zu ihrer Zeit allgemein verständlichen, aber auch jetzt noch Histor. philol. Abhandl. 1832. Bb 194 Feststellung des Begriffs dem Javanen nicht ganz unzugänglichen Sprache, und versetzten, aber mit sorgfältiger Hinsicht auf die Erhaltung der Verständlichkeit, in dieselbe eine Anzahl Sanskritischer Wörter. Wörter lassen sich immer leichter dem Ge- dächtnisse einprägen, als der Verstand, einmal an andere gewöhnt, ihm fremde grammatische Formen aufnimmt; und alle im Vorigen aufgeführten Regeln der Behandlung der Sanskritwörter im Kawi beruhen auf dieser ein- fachen Erfahrung und jener Sorgfalt für die allgemeine Verständlichkeit. Die auf den ersten Anblick auffallende Erscheinung, dafs die Amerikanischen Ein- gebornen so häufig vier und mehrerer Sprachen mächtig sind, und dieselben ohne Verwechslung nach dem vorkommenden Bedürfnifs sprechen, und dafs die Incas so wenig Schwierigkeit fanden, ihre Sprache den fremden unter- grofsen Ähnlich- keit des grammatischen Baues der meisten Amerikanischen Mundarten. Die jochten Nationen aufzudringen, erklärt sich blofs aus der Jesuiten gründeten hierauf den, jedoch nie zur Ausführung gekommenen Plan, die ihnen untergebenen Missionen nicht an die Erlernung des Spani- schen, sondern an eine der dazu am meisten passenden Amerikanischen Spra- chen zu gewöhnen. Der Unterschied des reineren und mehr entarteten Ka- wiss läfst sich dennoch sehr gut begreifen. Das Kawi entfernt sich von der g in ihr nicht üblicher Sanskrit- wörter und durch den Gebrauch alterthümlicher Formen und Ausdrücke. heutigen Landessprache durch die Beimischun Je nachdem nun jene Beimischung und dieser Gebrauch verringert, und noch heute gewöhnliche Formen und Ausdrücke an die Stelle der fremden und alterthümlichen gesetzt werden, desto mehr nähert sich die geringere Rein- heit des Kawi der heutigen allgemeinen Verständlichkeit; und es kann kaum fehlen, dafs bei dem im Vorigen erwähnten Recitiren von Kawi-Versen bei den Puppenspielen, und selbst bei der Abschrift von Handschriften häufig auf diese Weise ein gewöhnlicheres Wort und eine leichtere Form den ur- sprünglichen Lesarten untergeschoben werde. Insofern rechtfertigt sich Crawfurd’s Meinung von dem Eindringen Javanischer Wörter in das Kawi um so mehr, als in späteren Zeiten verfafste Kawi- Gedichte sich theils ab- sichtlich, theils aus Mangel gelehrter Kenntnifs der gewöhnlichen Sprache mehr nähern mochten. Allen über das Kawi bisher geäufserten Meinungen liegt sichtbar still- schweigend die Voraussetzung zum Grunde, dafs das wahre reine und älteste Kawi sich gar nicht mit dem heutigen Javanischen in Verbindung bringen des Kawi. 8.23. 195 läfst, sondern eine ganz eigne, in ihrer wahren Natur immer noch unbe- kannte Sprache ausmacht. Nur dadurch konnte ein so scharfsinniger und mit den Malayischen Sprachen, namentlich dem Javanischen, durch eignes Studium und mühevolle Arbeiten vertraut gewordener Schriftsteller, als Crawfurd, auf die Hypothese einer gleichsam todtgebornen Sprache gera- then. Aus dem gleichen Grunde schrieb ihr Raffles einen fremden Ur- sprung zu. Crawfurd sagt mit dürren Worten, dafs das Kawi sich weit von dem jetzigen Javanischen, ja selbst von den ältesten bekannten Überbleib- seln desselben entferne (!). Hierin vorzüglich weicht meine Meinung von den bisherigen ab; und dasjenige, was ich vorzüglich zu beweisen habe, ist der Punkt, dafs das Kawi wirkliches Javanisch, nur in einer älteren Form, also nicht, im wahren Verstande, eine eigne und abgesonderte Sprache, son- dern in seiner Mischung mit Sanskritwörtern, so wie die ihm darin ganz ähn- liche Höflichkeitssprache, blofs eine Sprachart, in seinem einheimischen Theile ein älterer Dialekt ist. Der Beweis für den ersten Theil dieser Behauptung scheint mir in der obigen Zergliederung der Sprache des Brata Yuddha deutlich und von selbst zu liegen. Wer dieser Zergliederung aufmerksam gefolgt ist, kann, dünkt mich, keine andere Überzeugung haben, als dafs der hauptsächlichste Be- standtheil dieser Sprache Javanisch ist, namentlich der ganze grammatische, nur allerdings mit einigen Abweichungen von dem heutigen Gebrauche der Sprache, sowohl in Wörtern, als Formen. Hierüber kann kaum nur ein Zwei- fel obwalten. Eher läfst sich bestreiten, ob die Abweichungen aus Verände- rungen entstehen, welche die Zeit hervorgebracht hat. Ich erlaube mir über Beides hier noch folgende allgemeine Bemerkungen. Die Meinung, dafs das Kawi, auch in seinem reinsten, alterthümlich- lichsten Zustande, blofses Sanskrit gewesen, oder auch nur vom Sanskrit ei- gentlich ausgegangen sei, scheint mir nach dem bis hierher Gesagten keiner weiteren Widerlegung zu bedürfen. Von Anfang an hatte diese Sprache hö- herer Cultur zwei verschiedene Grundlagen, und die eine derselben war die Sprache des Landes, in welchem das Kawi entstand. Es war dies sogar die (') Fe may be prepared to explain the singular fact of the Kawi differing so widely from the present Javanese or even from the most ancient specimens of the ordinary speech of which we are possessed. Archip. U. p.18. Bb2 196 Feststellung des Begrif) ffs hauptsächlichste, weil ihr die grammatische Form, also dasjenige angehörte, was einer Sprache den Charakter giebt und sie zu demjenigen macht, was sie ist. Dies scheint sich namentlich Crawfurd nur nicht deutlich genug ge- dacht zu haben. Denn er sagt nirgends bestimmt, dafs auch der ursprüng- liche, nicht Sanskritische Theil des Kawi nicht Javanisch gewesen sei. Er drückt sich darüber gar nicht aus, und spricht blofs von später eingedrun- genen Javanischen Wörtern, und scheint zu meinen, dafs früher nur gram- matische Affixe und Hülfswörter die ursprüngliche Gestalt des Sanskrits ver- ändert hätten. Waren aber diese Affıxe und Hülfswörter ursprünglich Java- nisch, wie man bei seiner Behauptung der Entstehung des Kawi auf Java selbst voraussetzen mufs, so ist er von dieser Seite, nur ohne es bestimmt genug zu sagen, der von mir geäufserten Meinung. Wir kennen das Kawi nur nach dem in Raffles abgedruckten Theile des Brata Yuddha; und es fehlt uns an sicheren Kennzeichen, zu entscheiden, ob dies Gedicht und diese Ausgabe desselben zu der reineren oder mehr entarteten Gattung der Kawi-Werke gehört. Ich möchte es wenigstens nicht in der Gestalt, in der wir es besitzen, zu den reinsten und ältesten rechnen, da die Anzahl der, meiner Meinung nach, auch im Javanischen jüngeren Formen immer sehr ansehnlich darin ist. Die uns vorliegenden Bruchstücke sind aber von so bedeutendem Umfange, dafs sich wohl annehmen läfst, dafs sich auch im äl- testen Kawi nicht leicht eine Gattung grammatischer Formen gefunden habe, von welcher hier nicht wenigstens einzelne Beispiele vorkommen sollten. Nun ist aber alles nicht Sanskritische in dem Gedichte mit dem heu- tigen grammatischen Baue der Javanischen Sprache übereinstimmend oder läfst sich, wo dies nicht der Fall ist, auf eine der andren uns bekannten Ma- layischen Sprachen zurückführen. Der gröfste Theil ist aber von der ersten Art. Da ich in der Darlegung des grammatischen Charakters des Kawi im- mer zugleich bei jedem Punkte die grammatischen Regeln des heutigen Ja- vanischen angeführt habe, und, wo es nöthig war, auf die anderen Malayi- schen Sprachen zurückgegangen bin, so liegt der Beweis meiner Behauptung durch alle Theile der Grammatik hindurch schon in jenen Erörterungen. Ich erinnere hier nur an einige Punkte, welche das Javanische selbst unter den übrigen Malayischen Sprachen auszeichnen, die Suffixa der 3. Pers. des Pronomens, ihren Gebrauch als Genitivzeichen, die Eigenthümlichkeit, sich derselben zur Bildung von Conjunctionen zu bedienen, die Abwerfung des des Kawi. 8.23. 197 m von den Verbalpräfixen, welche die des ihm folgenden Vocals nach sich zieht, oder wenn man diese von mir aufgestellte Theorie nicht annimmt, die Veränderung des Anfangsconsonanten der Verba nach bestimmten Regeln u.s.f. Alles dies findet sich nun nicht blofs im Kawi wieder, sondern die Affıxa sind auch, ihrem Laute nach, grofsentheils dieselben; und insofern sie es nicht sind, ist der Unterschied nur der, dafs die neuere Sprache einige solcher Hülfswörter mehr anwendet. Von Wörtern finden sich im Brata Yuddha eine sehr bedeutende Menge rein Javanischer, die Gericke in dem Wortverzeichnifs seines Lesebuchs als Wörter der heutigen Sprache auf- führt, und die in dem Crawfurdschen Wortverzeichnisse, wovon ich gleich ausführlicher reden werde, mit keinem Kreuze bezeichnet sind. Auf der andren Seite aber finden sich allerdings auch in dem Kawi- Gedichte Abweichungen von dem grammatischen Baue des heutigen Java- nischen, und Wörter, welche der heutigen Mundart fremd sind. Über diese letzteren würde ich mich bei der Unvollständigkeit der bisherigen Jav. Wort- verzeichnisse nicht zu äufsern wagen, wenn ich nicht durch einen doppelten Umstand dahin gekommen wäre, eine Anzahl derselben als solche zu erken- nen. Ich habe oben (8.32. 33.) von den Kawi-Wortverzeichnissen gespro- chen, deren man sich auf Java bedient. Der bei weitem gröfste Theil der in denselben enthaltenen Wörter ist Sanskritisch; kommen jedoch andere vor, so beweist schon der Umstand, dafs man sie diesen Glossarien einver- leibt hat, dafs sie aufser dem Kreise der heutigen gewöhnlichen Sprache lie- gen. Aber einen noch mehr aus dem Leben gegriffenen Beweis liefert Craw- furd’s handschriftliches Javanisch - Englisches Wortverzeichnifs. Er hatte dasselbe, als er sich noch an Ort und Stelle befand, einem jungen Javani- schen Häuptling, der in Calcutta Englisch studirte, zur Durchsicht gegeben, und dieser hat mehrere Wörter desselben, zum Zeichen seiner Nicht- Aner- kennung, mit Bleistift mit einem Kreuze bezeichnet. Dafs diese Wörter nicht fehlerhaft sind, geht aus der Vergleichung vieler derselben hervor. An den Sanskritischen, die auch im B. Y. vorkommen, läfst sich dies leicht erkennen. Allein auch die Richtigkeit anderer läfst sich beweisen. Jener Javane hatte sich nie mit Kawi beschäftigt, und seine Kreuze geben also den zwiefachen Beweis, dafs die im B. Y. vorkommenden nicht von ihm damit bezeichneten Wörter noch richtige Wörter der heutigen Sprache, die be- kreuzten aber derselben fremd sind. Man hat hier ein wahrhaft praktisches 198 Feststellung des Begriffs Exempel, welche Kawi-Wörter man mit blofser Kenntnifs der heutigen Sprache ohne weitere Hülfe verstehen kann. Von den nicht Sanskritischen Wörtern des B. Y. ist nun in diesem Verzeichnifs der bei weitem kleinste Theil mit Kreuzen versehen. Wo sich das Kreuz findet, sind die Wörter sehr häufig im Malayischen oder Tagalischen nachzuweisen. Die grammatischen Verschiedenheiten des Kawi von dem heutigen Ja- vanischen liegen theils blofs in den Lauten einiger grammatischer Wörter, wie ring für hing, rika für hika u.s. w., theils in solchen Abweichun- gen, welche sich auf den ersten Anblick und unläugbar als Folge der Zeit, die in den Sprachen den Formenbau nach und nach durch Umschreibung ersetzt, verrathen. Hierhin rechne ich, dafs das Kawi, wenn man die Bildung durch das Präfix ka dem Nomen beizählt, das Passivum, für welches die heutige Sprache noch dhi, dhipun und dhen als Hülfswörter besitzt, blofs durch Einschiebung von in bildet u.s.f. Allein es giebt auch wesentlichere Abwei- chungen, z.B. den Gebrauch des Artikels sang, den des Pron. der 3. Pers. im Nominativ sira, wofür es dem heutigen Jav. ganz an einem wahrhaft ent- sprechenden Ausdruck fehlt, und, was ganz sicher ist und auch von Kennern des Jav. bestätigt wird, die Verwandlung des m der Verbalpräfixe in n zur Bezeichnung des Präteritums. Diese Veränderungen lassen sich allerdings auch aus dem Fortrücken zur Formlosigkeit erklären; indefs sind sie doch erheblicher, und es ist immer auffallend, dafs von der Bezeichnung des Präter. durch Lautveränderung im Jav., welches die künstlichen Bildungen der Einschiebung von in und um beibehalten hat, keine Spur geblieben ist. Jedoch läfst sich hiergegen auch mit Recht anführen, dafs die Abwerfung der mit m beginnenden Präfixa auch diese Verwandlung aufser Gewohnheit brin- gen mufste. Dafs alle diese Abweichungen das Kawi den Dialekten der Phi- lippinischen Inseln noch näher bringen, als denselben das Javanische schon steht, ist bereits oben bemerkt. Das also ergiebt sich klar und unläugbar aus der Zergliederung des Kawi-Textes, dafs auch dasjenige, was in ihm, ohne Sanskritisch zu sein, im heutigen Jav. nicht gefunden wird, diesem doch auf das engste verwandt ist; und es bleibt nur die Frage übrig, ob man diese Abweichungen der Zeit oder einer Dialekt-Verschiedenheit zuschreiben soll. Ich erkläre mich für das Erstere, schon darum, weil die Kawi-Sprache sich auch in diesen Ab- weichungen, welche sämmtlich auf mehr Formung hinausgehen, demselben des Kawi. 8.23. 199 Punkte, als die Javanische, nämlich den Philippinen, zuwendet, und nichts in ihnen liegt, was nicht, nach bewährten Beispielen in anderen Sprachstäm- men, durch das Vorrücken der Zeit wirklich erklärbar werden könnte. Es ist indefs zugleich meine völlige Überzeugung, dafs sich diese Frage durch die Untersuchung der Sprache nicht gänzlich entscheiden läfst. Die Malayi- schen Sprachen theilen sich in eine so grofse Menge einander zum Theil so nahe liegender Dialekte, dafs es sehr leicht an einer anderen Stelle dieses mit Inseln besäeten Meeres einen gegeben haben könnte, welcher dieselbe Verwandtschaft mit dem Jav. bei den gleichen Abweichungen besessen hätte. Ja, es könnte einen solchen noch heute geben, da die Sprachkunde die Kenntnifs dieser Dialekte noch bei weitem nicht erschöpft hat, und genaue grammatische Untersuchungen, wie sie hier erfordert werden, theils wegen ihrer Schwierigkeit, theils weil das Sprachstudium bisher nicht ernsthaft ge- nug auf sie gerichtet war, noch seltener sind. Insofern könnte das Kawi auch auf einer andren, benachbarten Insel entstanden sein. Da aber hier die aus der Sprache zu ziehenden Gründe nicht ausreichen, mufs man seine Zu- flucht zu den historischen nehmen. Aus der geschichtlichen Lage der Dinge, die ich in dem ersten Buche dieser Schrift dargestellt habe, ergiebt sich klar, dafs Java von der frühesten Zeit her vermuthlich der erste, gewifs aber der hauptsächlichste Sitz Indi- scher Bevölkerung in diesem Völkermeer war. Selbst Sumatra kann ihm die- o° sen Vorzug nicht streitig machen. Madura und Bali liegen ihm so nahe, dafs ö sie beinahe Theile von Java ausmachen; Bali ist aber mehr ein Ort gewesen, auf welchem sich die Indische Religion und Cultur, als sie auf Java selbst dem Islam weichen mufste, Zuflucht suchte, als einer, auf dem sie ursprüng- lich blühte. Die grofse Anzahl und der Umfang der Überreste Indischer Baukunst, die bedeutende Menge der, auch ganz abgesehen vom Kawi, so- gar der gewöhnlichen Sprache beigemischten Sanskritwörter, die Indischen Benennungen der meisten Staatswürden und öffentlichen Einrichtungen, die Verwebung Indischer Götter - und Heldensage in die ältesten Javanischen Überlieferungen, die Versetzung der gröfsten Begebenheiten jener mythi- schen Zeit auf den heimathlichen Boden selbst lassen Java, jedoch nur Java allein, als ein zweites Indien erscheinen. Es dürfte sogar schwer zu entschei- den sein, ob die meisten der übrigen Inseln, was man auf ihnen von Indi- scher Sprache und Überlieferung antrifft, nicht erst aus zweiter Hand von 200 Feststellung des Begriffs Java aus erhielten. Ich habe auch schon oben auf den Umstand aufmerksam gemacht, dafs man auf Java nicht sowohl fremde, noch als ausländisch er- kennbare Indische Colonieen, sondern vielmehr die Javanen selbst in Indi- schen Sitten und Einrichtungen wahrnimmt. Schon dadurch war der Zu- stand auf Java durchaus von dem jenseits des Ganges verschieden, wohin in gewifs späterer Zeit Buddha-Priester eine eigne fremde Sprache, das Pali, von dem auf Java keine Spur anzutreffen ist, dergestalt verpflanzten, dafs dieselbe, aufser ihren Einmischungen in die Landessprache, als abgesonderte heilige und gelehrte Sprache fortblüht. Das Kawi hat blofs Indische Ele- mente, und ist, wenn es auch für Java könnte als ausländisch angesehen wer- den, immer eine wahrhaft Malayische, also mit der einheimischen zu Einem Stamme gehörende Sprache. Wie wäre es nun denkbar, gerade die Kawi- Sprache und Litteratur auf einem anderen Punkte, als auf Java selbst, ent- standen anzunehmen? Gerade sie setzt das tiefste Eindringen in Indische Sprache und Bildung, die gröfste Vertraulichkeit mit beiden voraus, und sie nun wollte man aus dem Zusammenhange mit aller übrigen Indischen Eigen- thümlichkeit auf Java herausreifsen, mit welcher sie in der engsten und in wirklich nothwendiger Verbindung steht! Wenn man in Erwägung zieht, wie unendlich Vieles vorausgehen mufs, ehe sich eine solche Litteratur in einer ihr eigen angepafsten Sprachart bilden kann, so fühlt man die an Un- möglichkeit gränzende Unwahrscheinlichkeit, dafs die Spuren der Entste- hung einer solchen Erscheinung auf einem anderen Punkte, als Java, gänz- lich sollten untergegangen oder doch unsren Blicken verborgen geblieben sein. Die Meinung, dafs die Kawi-Sprache keine Javanische, sondern erst nach Java verpflanzt worden sei, ist daher die unwahrscheinlichste unter al- len; und es bleibt ein. wesentliches Verdienst Crawfurd’s, den einheimi- schen Ursprung des Kawi auf Java als unbezweifelt angenommen zu haben. Wenn es für durchaus nothwendig gehalten würde, die Abweichungen des Kawi vom heutigen Javanischen einer Dialekt-Verschiedenheit zuzuschrei- ben, so müfste man doch immer annehmen, dafs ein solcher Dialekt auf Java selbst zur Zeit und an dem Punkte der Entstehung des Kawi geherrscht habe. Unmöglich wäre eine solche Annahme durchaus nicht zu nennen; und wenn man von Java so ausführliche und ins Einzelne gehende Kenntnifs besäfse, als man dem sorgsamen Fleifs der Spanischen Missionare von den Dialekt- Verschiedenheiten der Philippinischen Inseln, bis auf die Lauteigenthümlich- des Kawi. 8.23. 201 keiten einzelner Ortschaften herab, verdankt, so würde sich hierüber mit Gewifsheit entscheiden lassen. Wir kennen aber von Mundarten auf Java nur einigermafsen die von Sunda, im westlichen Theile der Insel, von der hier nicht die Rede sein kann. Der Niederlassungsort der Indier war gerade entgegengesetzt der östliche Theil, und jene Mundart soll viel weniger San- skritwörter und eine bei weitem unvollkommner ausgebildete Höflichkeits- sprache besitzen ('). Auch von ihr aber ist bisher, so viel ich weifs, niemals etwas Grammatisches mitgetheilt worden. Dieser ganze Punkt erfordert also, wenn man es für wichtig hält, ihn weiter zu verfolgen, erst neue historische Aufklärungen, da die bis jetzt vorhandenen nicht hinreichen (°). Ungeachtet dieses Raisonnements und aller angeführten Gründe dürfte man sich dennoch vielleicht fragen, woher, wenn das Kawi wirklich in sei- nem hauptsächlichsten Elemente reines Javanisch ist, die heutige Unverständ- lichkeit dieser Sprache auf Java stammt”? Denn Raffles fand nur einen einzi- gen Mann, welcher im Stande war, den B. Y. auszulegen, und auch dieser mufste doch oft zur blofsen Errathung des Sinnes seine Zuflucht nehmen. In wie vielen Stellen aber er dabei noch irrte, ganze Sätze des Originals un- übertragen liefs und andere willkührlich hinzufügte, zeigt die Vergleichung des Textes mit der Englischen Paraphrase bei Raffles. Ich gestehe jedoch, dafs mich diese Erscheinung durchaus nicht wundert, und ich weder in ihr, noch in dem oben angeführten Ausspruche Crawfurd’s von dem weiten Ab- stande des Kawi vom Javanischen, der sich doch nur auf Urtheile der Ein- gebornen stützt, irgend einen hinreichenden Grund finde, von den obigen Behauptungen abzugehen. Alle nicht noch heute im Jav. übliche Sanskrit- wörter des Kawi müssen dem heutigen Leser solcher Werke schon ohnehin gänzlich unverständlich sein. Fast gleiche Schwierigkeit mufs er in den alter- thümlichen Formen und Ausdrücken finden, wovon man sich leicht überzeu- gen kann, wenn man bedenkt, wie schwierig einem ungebildeten Deutschen Leser das Verstehen des Nibelungenliedes ist. Eine dritte und hauptsächliche Dunkelheit aber entspringt aus der abgebrochenen, in Metaphern gehüll- ten und an Inversionen reichen dichterischen Dietion, durch welche der an (') Raflles. I. 358. 366. (*) Einige einzelne, aber ganz unzulängliche und sich blols auf die Aussprache beziehende Bemerkungen über Javanische Mundarten finden sich bei Raflles. I. 359. Vgl. auch 332. Histor. philol. Abhandl. 1832. Ge 202 Feststellung des Begriffs die einfache Klarheit und die feste Wortstellung der Jav. Prosa Gewöhnte sich wie in eine ganz andere Welt versetzt fühlen mufs. Die Inversionen al- lein können ein grofses Hindernifs abgeben. Wir haben oben gesehen, dafs die feste und durchgängige Stellung des Genitivs zum Nominativ in den San- skritisch zusammengesetzten Wörtern und im Jav. (Kurukshetram und tegal Kuru, Kuru-Feld) gerade entgegengesetzt ist. Der gleichzeitige Ge- brauch beider Stellungen im Kawi mufs daher verwirrend erscheinen. Die Kawi-Sprache war eigentlich schon in ihrem Entstehen eine gelehrte, nur durch Studium zugängliche. Sie ist aber für das heutige Java durch den Ver- lauf der Jahrhunderte, die Veränderung aller Verhältnisse und die lange Ent- wöhnung von aller Gemeinschaft mit Indischer Bildung noch zehnfach mehr zu einer solchen geworden. Nicht Eine der uns über den Zustand Java’s zu- gekommenen Mittheilungen berechtigt uns aber zu der Voraussetzung, dafs ein solches Studium auf irgend eine ernsthafte Weise vorgenommen wird. Es ist zwar, nach Raffles Zeugnifs, Mode und Ton, sich einige Kenntnifs des Kawi anzueignen, man erwirbt dieselbe aber vermuthlich, indem man nach einzelnen Ausdrücken bei den Puppenspielen hascht (!). Denn sonst sind selbst gute Handschriften auf Java selten und müssen aus Bali berbeigeschafft werden. Legten sich Javanen ernstlich auf Kawi-Studium, so müfste auch Raffles solche Individuen gefunden haben, und es würde ihm nicht entgan- gen sein, dieselben zu benutzen. Nicht einmal die einheimische Sprache wird, wie es scheint, grammatisch betrieben, da Raffles ausdrücklich erwähnt, dafs es gar keine einheimische Grammatiken giebt (?). Dasselbe bezeugt Mars- den (*) von der eigentlichen Malayischen Sprache. Es ist daher kaum denk- bar, dafs ein Jayane, nach der heutigen Art seiner Ausbildung, ehemalige und jetzige Formen seiner Sprache als identisch anzuerkennen und aus ein- ander zu erklären im Stande sei. Allein auch insofern wirklich Kawi-Stu- dium getrieben wird, herrscht dabei eine Methode, die unmöglich zur eigent- lichen Einsicht des alten Dialekts führen kann. Die wahre Methode dieses Studiums ist offenbar die, Sanskrit zu erlernen und sich mit den Malayi- schen Sprachen bekannt zu machen, welchen das Jav., nicht in seinem Über- (') Raffles. I. 367. 338. (©) 72.0364. ©) Gramm. 126. des Kawi. 8.23. 203 gange zur Formlosigkeit, wie der Sprache auf Malacca, sondern in seinem früheren Zustande, wie den Philippinischen Sprachen, nahe liegt. Ohne Sanskrit und Tagalisch mit der Kenntnifs des Javanischen zu verbinden, ist kein wahres Eindringen in das Kawi möglich. Ist man aber im Besitz des Hauptbestandtheils dieser Sprache und der Quellen, aus welchen das von diesem Hauptbestandtheile in ihr Abweichende entspringt, so hat man nun nur auf den verschiedenen Gebrauch zu achten, welchen das Kawi bisweilen von den fremden Elementen macht. Denn allerdings legt es den Sanskrit- wörtern hier und da Bedeutungen bei, welche aus den uns bekannten nur entfernt abzuleiten sind; auch kommen wohl Wörter des Malayischen Stam- mes, und wenigstens Sanskritformen vor, die wir in unsren Hülfsmitteln in diesen Sprachen vergebens suchen. Zur Auffindung dieser sind nun die oft im Vorigen erwähnten auf Java sich findenden Verzeichnisse von Kawi-Wör- tern nützlich, ja selbst unentbehrlich. Macht man sie dagegen, wie auf Java geschieht, zur einzigen Quelle des Kawi-Studiums, so können sie weder hin- reichen, noch ohne Gefahr des Irrthums zur Leitung dienen, am wenigsten aber Einsicht in den Zusammenhang der Elemente der Sprache gewähren. ) Sie sind natürlich nicht vollständig, und geben auch, so viel sich wenigstens aus dem bei Raflles schliefsen läfst, häufig die Bedeutungen nicht auf ad- äquate Weise, da sie nicht auf den Ursprung der Wörter zurückgehen. An grammatische Aufklärungen ist bei diesen Verzeichnissen gar nicht zu den- ken. Ein gelehrtes Studium des Kawi und ein richtiges Urtheil über das- selbe wird daher immer nur bei Ausländern zu suchen sein. Auch hat es wirklich nur insofern Interesse, als es sich an allgemeine Sprach - und Ge- schichtsuntersuchungen anknüpft, und mufs auf diesem seinem eigenen Wege fortgehen. Es ist hier einer der Punkte, wo man sich durch die Urtheile der Eingebornen nicht irre machen lassen, sondern davon frei erhalten mufs. EI — Drittes Buch. Über den Malayıschen Sprachstamm. une — ie Erster Abschnitt. Stammverwandtschaft der Malayischen Sprachen. 8.1. D. grofse Ocean, welcher, südlich vom Asiatischen Festlande, Afrika und Amerika durch ungetrennte Schiffahrt verbindet, bietet in den zahllosen, in ihm zerstreuten Inseln eine merkwürdige Gleichförmigkeit der Bewohner und ihrer Sprachen dar. Die ersteren sind entweder negerfarbig, gröfsten- theils mit krausem Wollhaar, wild und der Civilisation abgeneigt, oder bald heller, bald dunkler olivenfarbig, mit langem glattem Haar, sanftmüthig, und in Sitten und Kunstfertigkeiten zu einem hohen Grade menschlicher Bildung gelangt. Beide befinden sich entweder in gemeinschaftlichem Besitz einiger Inseln, wie auf Borneo, den Philippinen und anderwärts, oder nehmen jede für sich Inseln und Continente allein ein, die schwarze Race Neu-Holland und einige nördlich davon gelegene Inseln, die olivenfarbige die übrigen zahllosen gröfseren und kleineren Eilande, auf denen zum Theil aber die schwarze erst später untergegangen zu sein scheint. Die weifsere ist überall die zahlreichere und bei gemeinschaftlichem Besitz die herrschende, die schwärzere die geringere an Zahl und die in das Innere und die Gebirge zurückgedrängte. Auch steht nur die weifse in wahrem gesellschaftlichen Verkehr mit den fremden Ansiedlern in diesem Theile der Welt, mit den Arabern und Europäern. Von den Sprachen der schwarzen Race ist es jetzt nicht meine Absicht zu reden, auch besitzt man bis jetzt nur überaus man- gelhafte Hülfsmittel zur Kenntnifs derselben. Alle bis jetzt bekannt gewor- denen Sprachen der olivenfarbigen Race aber verrathen, von dem westlich- sten Punkte, Madagascar, bis zum östlichsten, der Osterinsel, und von Sü- den nach Norden bis zum Asiatischen Festlande, und im freien Meere bis zu den Sandwich-Inseln hin, eine, auch bei flüchtiger Vergleichung unverkenn- bare Gleichförmigkeit. Diese Behauptung bedarf, was die Inseln östlich von Sumatra anbetrifft, keines Beweises mehr, sie ist von Allen, welche diesen Theil des Erdbodens in den Kreis ihrer Sprachforschungen aufgenommen 208 Ausdehnung des Malayischen Sprachstammes. $.1. haben, einmüthig anerkannt. Von Madagascar konnte sie bedenklich erschei- nen, da ein fast ganz von Inseln freies Meer über 50 Grade weit Madagascar von der westlichsten Spitze Sumatra’s trennt. Doch auch von der Sprache dieses Landes herrschte schon seit älterer Zeit die Meinung ihrer Verwandt- schaft mit den Malayischen, war aber so mangelhaft und unzulänglich bewie- sen, dafs man es der schärferen Sprachkritik nicht zum Fehler anrechnen kann, an der Richtigkeit derselben gezweifelt zu haben (1). Durch bessere Hülfsmittel, deren ich weiter unten ausführlich erwähnen werde, unter- stützt, habe ich mich aber überzeugt, dafs sie nicht blofs in Rücksicht ihres Wortvorraths, sondern ganz besonders in Rücksicht ihrer Form, also des- jenigen, was jede Sprache eigentlich zu der individuellen Sprache macht, die sie ist, durchaus mit den Malayischen Sprachen übereinkommt. 8.2. Man hat die hier in Rede stehenden Sprachen die Polynesische, oder auch im Plurale die Polynesischen genannt; und es kann auffallend scheinen, dafs ich mich nicht desselben, einmal eingeführten Namens be- diene, sondern ihnen die Benennung der Sprachen des Malayischen Stammes gebe. Es haben mich aber hierzu mehrere, mir nicht unwichtig scheinende Gründe bewogen. Der Name Polynesische Sprachen ist gleichsam ein geographischer, und würde daher, streng genommen, alle in dem mit Inseln besäeten Meere herrschende Sprachen, mithin auch die der negerfarbigen Race, in sich begreifen. Er sagt eigentlich nicht mehr, als dafs diese Sprachen auf einer Menge von Inseln gesprochen werden, und es wird daher durch denselben schlechterdings nichts über das Verhältnifs die- ser Sprachen zu einander angedeutet. Nimmt man die Benennung gar im Singularis, so geht sie viel zu weit, da man die Sprache auf Madagascar, den Philippinen und der Südsee östlich von Neu-Seeland aus gewifs verwandte, auf keine Weise aber dieselbe Sprache nennen kann. Gerade das aber ist es für das Sprachstudium wichtig anzudeuten, wenn man jemals auf eine rich- tige Classification der Sprachen des Erdbodens kommen will, dafs diese Sprachen zu einem und ebendemselben Stamme gehören. Endlich wird auch der Name Polynesische Sprache schon jetzt von verschiedenen Schrift- (') Mithridates. Th.1. S. 604. 616. Th. 3. Abth.1. S.255. 256. Der Malayische Sprachstamm; seine Benennung. $.2. 209 stellern, ihren verschiedenen Theorieen gemäfs, sehr verschieden genommen, selbst von den Englischen Schriftstellern, deren grofsen Verdiensten um die- sen Theil der Völkerkunde man es fast ausschliefslich verdankt, ein richti- geres Urtheil über diese Sprachen fällen zu können. Marsden (!) nimmt Polynesische Sprachen in demselben Sinne, als ich Malayische, in- J p ’ Y D dem er jedoch darunter nur eigentlich den Theil dieser Sprachen begreift ) ö } ö ’ der ihnen ursprünglich und unvermischt mit fremdem Zusatze angehört. Er pruns ö unterscheidet nachher das diesseitige westliche, und jenseitige östliche Poly- nesien. Crawfurd (?) spricht zuerst von den jeder dieser Sprachen, ihrer Localität nach, eigenthümlichen Wörtern, als ihrem ersten constitutiven Ele- ’ o ’ ment. Er scheint darunter die Sprache der noch uncivilisirten Ureinwohner zu verstehen. Uber diese verschiedenen Dialekte hat sich alsdann, nach ihm, die Sprache einer grofsen civilisirten Völkerschaft, welcher er Java zum Sitz {e) ’ anweist, durch Schiffahrt, Handel und Verkehr verbreitet. Die Sprache die- ses Volkes nennt er die Polynesische, und rechnet zu derselben alle den Malayischen Sprachen gemeinschaftlichen Wörter. Er giebt auf diese Weise Bi pP ö ö sogar eine Probe eines Polynesischen Wörterbuches (°). Bei ihm ist also die Benennung ganz in das System verwebt, das er sich über diese Sprach- 85 J D P familie gebildet hat. Die Englischen Missionare in der Südsee endlich be- ö ö schränken den Namen Polynesische Sprache auf den Kreis ihrer Beob- achtung, und belegen damit die Sprachen der von Neu-Seeland, dieses mit eingeschlossen, östlich gruppenartig bis zur Österinsel und zu den Sandwich- Inseln liegenden Eilande. Diese Sprachen, von welchen wir jetzt bereits vier, die Tahitische, Sandwichische, Neu-Seeländische und Tongische, auch grammatisch kennen, der Wortverzeichnisse vieler anderen nicht zu geden- ken, haben allerdings wieder im Malayischen Stamme selbst eine nähere B o 3) Verwandtschaft unter sich, und es lassen sich ihnen allen gemeinschaft- liche Wörter von den abweichenden jeder besonderen unterscheiden, eine Erscheinung, die sich in allen grofsen Sprachstämmen, und in dem, von wel- chem wir reden, in den Philippinischen Mundarten, der Javanischen Spra- che, zusammengenommen mit den Dialekten von Sunda, Bali und Madura, (') Gramm. Introduction. p.1. XVII. XNXIU. (2) History of the Indian Archipelago. U. p.78. 81 - 95. ()-2,6:24192 Histor. philol. Abhandl. 1832. Dd 210 Der Malayische Sprachstamm; u. s. w., findet. Der Name Polynesische Sprache, welchen sogar die einzige bisher im Druck erschienene Tahitische Grammatik führt, ist hier noch sonderbarer angewandt, da der Theil des südlichen Meeres, von wel- chem hier gesprochen wird, nicht der einzige, ja nicht einmal der am mei- sten inselvolle desselben ist. Wollte man einen geographischen Namen dafür wählen, so würde man diese Dialekte eher, obgleich dies wieder nicht auf Neu-Seeland pafst, die Dialekte der Inselgruppen, im Gegensatze der Inselreihen, nennen können. Ich glaube durch das bisher Gesagte mich vollkommen über den Nicht-Gebrauch des Ausdrucks Polynesische Spra- chen g ie) standen sein, dafs es zweckmäfsig ist, diese Sprachen gleich als Sprachen erechtfertigt zu haben. Auch darin wird man leicht mit mir einver- eines und desselben Stammes zu bezeichnen. Dagegen läfst sich allerdings die Benennung Malayische Sprachen aus mehr als Einem Grunde be- streiten. Geht man von dem Charakter der Sprachen selbst aus, so ist es sogar auf keine Weise zu rechtfertigen, dem ganzen Stamm gerade den Na- men der einzelnen auf der Halbinsel Malacca herrschenden Sprache beizu- legen. Denn diese, sowohl wie sie auf dem eben erwähnten Theile des Fest- landes, als wie sie als Handelssprache durch den ganzen Indischen Archipe- lagus gesprochen wird, ist nach dem heutigen Sprachgebrauche allein unter Malayischer Sprache zu verstehen. Jeder Sprachstamm sollte nach der Sprache benannt werden, aus welcher die übrigen zu ihm gehörenden geflos- sen sind. Da sich aber dies, ja selbst die Priorität des Alters, nicht immer, oder fast nie, mit Gewifsheit bestimmen läfst, so ist es besser, einer solchen objectiven Grundlage der Benennung eine für den Zweck des Sprachstu- diums gewählte, gleichsam subjective unterzuschieben. Nun pflegt sich in jedem Sprachstamme eine Sprache zu finden, welche, alles zur Sprache Ge- hörende, Wurzeln, Wortform und Redefügung, zusammengenommen, mehr, als irgend eine der übrigen, zur Erklärung des organischen Baues der ande- ren dienen kann; und nach dieser halte ich es für zweckmäfsig alsdann den ganzen Stamm zu benennen. So pflege ich die zu der gelehrten Alt-Indi- schen Sprache gehörenden, wieder in so viele und so grofse Familien ge- theilten Sprachen den Sanskritischen Sprachstamm zu nennen. In diesem Verstande nun kann der Ausdruck Malayischer Sprachstamm keines- weges genommen werden. Denn die Sprache auf Malacca ist gerade die, aus welcher sich der Gesammtbau des Stammes am wenigsten erschöpfend seine Benennung. 8.2. 211 erklären läfst, da diese Sprache sich unter allen ihren Schwestersprachen D pP am meisten von grammatischen Formen losgemacht, dieselben abgeschliffen und durch umschreibende Redensarten ersetzt hat. Aus diesem Gesichts- punkte müfste man den Stamm eher den Tagalischen nennen. Ich bin aber, nicht nur um einen Ausdruck zu wählen, der sich von den gewöhn- lichen minder entfernte, sondern darum bei dem Namen Malayischer Sprachstamm geblieben, weil ich dabei nicht an die Sprache, sondern an I 5 D l > das Volk gedacht habe. Bekanntermafsen dehnt man den Namen der Ma- 5 layen viel weiter, als blofs auf die Stämme aus, welche die Sprache der Halbinsel reden. Man hat daraus eine fünfte Menschenrace gebildet, und o 3 diese nimmt gerade den Raum auf dem Erdboden ein, welchen die hier in Lo) 9 Rede stehenden Sprachen ausfüllen. Streng genommen, halte ich zwar auch so die Benennung für nicht vollständig gerechtfertigt. Denn selbst nach der gemacht erschei- 8 nen, dafs alle von Madagascar bis zur Südsee hin zu einer und ebenderselben jetzigen Kenntnifs dieser Völker dürfte es wohl nicht so aus Menschenrace gehören. Wenn wir auf diesem ungeheuren Meeresstriche von zwei, der Farbe nach verschiedenen Menschenarten reden, so müssen wir dadurch nur diesen Unterschied festhalten, nicht aber darum jede dieser Menschenarten in sich für eine einzelne gleichförmige Masse ansehen wollen. Höchst wahrscheinlich sind sowohl die negerfarbigen, als die olivenfarbigen Menschen, wenn man die Verschiedenheiten ihres organischen Baues im Ein- zelnen untersucht, wieder von verschiedener Herkunft. Zwischen den oliven- farbigen schliefst aber die gleichförmige Sprache wirklich ein allgemeines Band; und wie es auch mit dem Begriffe einer Malayischen Race stehen mag, so verdienen auch selbst die jetzt ganz eigentlich Malayisch Redenden, dafs diese Völkerstäimme hauptsächlich nach ihnen benannt werden. Denn obgleich diese allein auf der Halbinsel Malacca jetzt wahrhaft einheimisch genannt werden können, und von einer grofsen Menge von Inseln gänzlich ausgeschlossen sind, so haben sie sich doch auf so viele andere so vielfach verbreitet, dafs auf diesen, z. B. auf Java und den Philippinen, ihre Sprache die wahre Ansiedlungs - und Handlungssprache der Küsten geworden ist, indem die eigentlich einheimischen Sprachen, die Javanische, Tagalische u. a.m., die Landessprache ausmachen. Auf Sumatra, das ihr ursprünglicher Wohnsitz gewesen zu sein scheint, kann man sie wohl noch jetzt sogar als einheimische betrachten. Sie verdanken diese Verbreitung ihrer Neigung zu Dd2 349 Art des Zusammenhanges Handlung und Schiffahrt; derselbe Geist hat auch wohl andere und ältere ihrer Stämme beseelt. Sie sind in dieser Hinsicht die Phönicier und Grie- chen des neueren, vielleicht aber auch schon des älteren Orients, und tru- gen, als schiffahrttreibender Volksstamm, so wesentlich zur Bevölkerung und Verbindung jener Inselwelt bei, dafs dieser ganze Sprachstamm dennoch am natürlichsten nach ihnen benannt wird. 8. 3. Crawfurd spricht sich in seiner gehaltreichen und mit Recht sehr geschätzten Geschichte des Indischen Archipelagus (1) am bestimmtesten über den allgemeinen Zusammenhang und die Art und Ursachen der Ver- breitung des Malayischen Sprachstamms aus, und geht, mehr, als seine Vor- gänger, Raffles und Marsden, in einzelne Behauptungen darüber ein. Je- der, welcher dieselbe Bahn der Forschung nach ihm betritt, mufs fühlen, welche lichtvolle Anordnung er in die Übersicht dieser sonst verwirrenden Menge von Inseln und Sprachen gebracht hat. Ich bedaure es daher dop- pelt, dafs ich demungeachtet seine Meinung in einigen sehr wesentlichen Punkten nicht theilen kann; und das Mifstrauen, das ich in einem solchen Zwiespalt der Meinungen billiger Weise in die meinige setze, wird nur da- durch vermindert, dafs Crawfurd, weil ihm einige nothwendige Hülfsmittel fehlten, von den Sprachen, auf die es gerade bei diesen Punkten ankommt, zu unvollständig unterrichtet war. Crawfurd nimmt mit Recht an, dafs die Verbindung Madagascars mit der Asiatischen Inselwelt von dieser und nicht von der isolirt liegenden Insel ausgegangen ist; er irrt auch gewifs nicht, indem er diese Verbindung in ein Alterthum zurückversetzt, wo vor aller Arabischen und Indischen Ein- wirkung der Zustand des Archipelagus noch ein durchaus von dem heutigen verschiedener war. Wenn er aber (?) behauptet, dafs die kritische Prüfung der Madecassischen Sprache zeige, dafs die übereinstimmenden Wörter in den Sprachen des Archipelagus rein, in ihr aber verderbt seien, dafs diese Wörter nicht die Grundbegriffe der Sprache angehen, sondern nur solche Gegenstände betreffen, die vorgerückte Civilisation mit sich bringt, wie z.B. (') YoL.ll. p.1-192. C@) 1.2.29. der Malayischen Sprachen. 8.3. 213 die Zahlwörter, dafs sie besonders nicht einer der lebenden Sprachen des Archipelagus angehören, so dafs die Madagascar und den Asiatischen Inseln gemeinschaftliche Sprache jetzt eine todte Sprache, und die von ihm die grofse Polynesische genannte sei; so sind dies theils ganz irrige, theils durch- aus anders zu stellende Behauptungen. Schon die in dieser Abhandlung an- geführten Madecassischen Wörter sind grofsentheils zur Widerlegung der- selben hinreichend. Eine grofse Anzahl stimmt ganz mit denen des Archipels überein. Wenn andre in Endungen oder sonst abweichen, so fragt sich erst, welche Sprache die ursprünglichen treuer bewahrt hat? Wir besitzen aber auch gewifs sehr oft gar nicht die genuine Form der Mad. Wörter, theils wegen der verschiedenen und oft wunderlichen Orthographie, theils wegen der Ungenauigkeit der Wortsammler. Denn die Vergleichung der \Wörter- bücher ergiebt in der genauen Form der Wörter Verschiedenheiten, die nur Folge abweichender Dialekte oder Irrthümer sein können. Wo aber solche Umstände nicht eintreten, da zeigen einzelne Beispiele, dafs vielmehr gerade die Mad. Sprache die ältere Form der Wörter treu erhalten hat. Dafs die Übereinstimmung der Mad. und der Asiatischen Inselsprachen in den von Civilisation abhängigen Wörtern liege, ist eine so sonderbare Behauptung, dafs ich sie kaum begreife. Gerade im Gegentheil liegt die Ähnlichkeit recht in den Grundbegriffen. Dafs die übereinstimmenden Wörter der Polynesi- schen Sprache angehören, ist nicht unrichtig, wenn man den Inbegriff der Wörter, welche allen, oder doch mehreren der Inselsprachen gemein sind, Polynesische Sprache zu nennen für gut findet, oder darunter die älteste Sprache versteht. Dafs aber nun darum diese Wörter keiner lebenden Sprache des Archipels angehören sollten, ist eine unbegreifliche Behauptung, da doch vatou, voulan, massou, olon u.s.f. nur mit ganz kleinen, auch in den verwandtesten Dialekten vorkommenden Lautabweichungen noch heute auf Madagascar, Java, Malacca u.s. f. gesprochen werden. Crawfurd bemerkt ferner, dafs keine Sanskritwörter in die Mad. Sprache geflossen sind. Auch dies ist nur bedingungsweise und unter Einschränkungen wahr. Nach besse- ren und vollständigeren Hülfsmitteln, als Crawfurd vor sich hatte, betrach- tet, steht die Mad. Sprache gerade in demselben Verhältnifs zu den übrigen, als z.B. die Tagalische. Sie nähert sich keiner bis zu dem Grade, dafs man sie bestimmt von einer einzelnen derselben herleiten könnte. Sie ist durch die allgemeinen Ursachen gebildet worden, welchen alle Hauptsprachen des 214 Art des Zusammenhanges Malayischen Stammes ihr Dasein verdanken, es sei nun, dafs sich kleine nachbarlich wohnende Volkshaufen nur nach und nach verzweigt haben, oder dafs es eine ausgebildete, nunmehr verloren gegangene Ursprache gege- ben habe, deren Trümmer noch in ihnen fortleben. Die sonst in jeder Rücksicht treftlichen Untersuchungen Marsden’s, Raffles und Crawfurd’s über diesen wichtigen Theil des Erdkreises ha- ben, wenn man sie von dem Standpunkt der Sprachforschung aus betrachtet, doch den Fehler, sich nicht genug über das Ganze des sichtbar zusammen- hangenden Sprachgebiets auszudehnen, sondern einen Theil auszuschneiden, und sich zu einseitig auf diesen zu beschränken. Der Indische Archipelagus, wie ihn Crawfurd begränzt, von Sumatra bis Neu-Guinea und vom 11° süd- licher bis 19° nördlicher Breite, macht zwar ein eignes, in dem Ganzen be- sonders zu behandelndes Gebiet aus. Die Verwandtschaft der Sprachen un- ter sich ist dort noch enger, als die zwischen ihnen und Madagascar westlich und den Südsee-Inseln östlich. Der Einflufs Indischer Bildung ist nicht über diesen Kreis hinausgegangen. Was aber das Wichtigste ist, so ist dies das Gebiet, in welchem allein wollhaarige Australneger mit vergleichungsweise weifsen Menschen mit schlichtem Haare neben einander wohnen, ja wo man mit geschichtlichem Grunde annehmen kann, dafs der Aufenthalt jener, jetzt von Sumatra und Java verschwundenen Neger ehemals allgemein war. Öst- lich von Neu-Guinea giebt es weder jetzt Neger, noch Spuren früheren Auf- enthalts derselben. In Madagascar wohnen Neger, Malayisch braune und, gewöhnlich zur Caucasischen Race gerechnete Arabische Stämme neben ein- ander. Allein die Neger sind, allen Beschreibungen nach, Afrikanische und nicht Australneger, und die Verschiedenheit der Racen bildet keine der Spra- chen, sondern höchstens der Dialekte. Alle Bewohner Madagascars sprechen, nach dem einstimmigen Zeugnifs aller Reisenden, dieselbe Sprache. Allein darum darf doch die genaue Vergleichung der Endpunkte mit der Mitte die- ser Inselwelt nicht verabsäumt werden. Aber auch in diesem Centrum selbst haben die Englischen Gelehrten die Tagalische Sprache mit ihren Mund- arten vernachlässigt. Crawfurd und Raffles beachten sie gar nicht; Marsden verkennt (Gramm. p.xxı.) ihre Wichtigkeit nicht, hat sie aber doch selbst von seiner kurzen Wortvergleichung in der Archaeologia Britannica (V ol.VI. p-154.) ausgeschlossen. Die Tagalische Sprache ist aber gerade in diesen Untersuchungen von der höchsten Wichtigkeit, 1. weil sie eine überaus grofse der Malayischen Sprachen. $.3. 215 Übereinstimmnng mit dem Malayischen zeigt, 2. weil sie unter diesen Sprachen die reichste grammatische Ausbildung besitzt, und die Grammatik der übrigen erst aus ihr vollkommen verstanden werden kann. Sie steht darin zu ihnen in einem ganz ähnlichen Verhältnifs, als die Sanskrit- Grammatik zur Grie- chischen; 3. weil weder Arabische, noch die in Java und Sumatra geschäftig gewesene Indische Religion und Litteratur ihre eigenthümliche Farbe verän- dert haben, 4. weil es von keiner der andren Sprachen so reiche Hülfsmittel, ganze Reihen immer wieder aufgelegter Wörterbücher und Grammatiken giebt. Auch hier sind die Früchte der Gründlichkeit und des unermüdlichen Fleifses der Spanischen Geistlichkeit sichtbar. Überall wo sie im 17. und noch im 18. Jahrhundert bei Aufser- Europäischen Nationen thätig ge- wesen ist, giebt es Hülfsmittel, die schon darin einen unschätzbaren Werth haben, dafs sie allemal einen sehr grofsen Theil der in den Sprachen liegen- den Thatsachen enthalten. Crawfurd verwirft (702.1. p.27.) mit Recht die, allerdings sehr rohe Vorstellung, die Australneger einer Afrikanischen, und die Malayen einer Tatarischen Einwanderung zuzuschreiben. Sein System ist, dafs, Indischen, Arabischen und Europäischen Einflufs abgerechnet, jede der einzelnen Insel- sprachen aus der Sprache der rohen Horde, der ihr Ursprung angehört, als ihrem Radicaltheile, dann zweitens aus dem Zuwachs der grofsen Polyne- sischen Sprache, und drittens aus den Wörtern der unmittelbaren Nachbar- sprachen besteht. Unter den rohen Horden versteht er sowohl die schwarzen, als weilsen, was mir vorzüglich fehlerhaft scheint. Denn es geht aus allem hervor, dafs Crawfurd mehr Gewicht auf den Unterschied des Culturzustan- des, als auf den der Racen, legt. Die grofse Polynesische Sprache ist ihm eine jetzt nicht mehr vorhandene eines durch Ackerbau, Gewerbe und Han- del eultivirten, ohngefähr mit den Mexicanern zur Zeit der Ankunft der Spa- nier auf gleicher Bildungsstufe stehenden Volkes, das er nach Java versetzt, und das seine Sprache östlich und westlich fortpflanzte. Die Überreste die- ser Sprache sind die der ganzen Inselreihe oder einem grofsen Theile der- selben gemeinschaftlichen Wörter (Archip. Vol.1l. p.78-105.), von denen er, als Probe der grofsen Polyn. Sprache (F’ol.1I. p. 192.), ein eignes Ver- zeichnifs giebt. Dieser ganzen Theorie liegt nun, soviel ich einsehen kann, keine andere Thatsache zum Grunde, als die sich in allen grofsen Sprach- stämmen findet, die nämlich, dafs ein Theil der Wörter den meisten Spra- 216 Art des Zusammenhanges chen des Stammes gemeinschaftlich ist, ein andrer nur in den einzelnen ge- funden wird. Man sieht aber leicht, wie sehr diese Unterscheidung selbst von der Genauigkeit der angestellten Forschungen und der Vollständigkeit der Hülfsmittel abhängt. Daraus, dafs ein Wort nur Einer der Sprachen des Stammes angehört, folgt noch durchaus nicht, dafs dasselbe der Ursprache, wenn man eine solche voraussetzt, fremd gewesen sei. Die Sprachen haben sehr oft für Einen Gegenstand vielfache Ausdrücke, und die Erhaltung, Fort- pflanzung und Verbreitung dieser bestimmt oft nur der Zufall. Die Unter- scheidung einer gemeinschaftlichen Stammsprache von besonderen Horden- Mundarten würde erst dann gerechtfertigt sein, wenn die nicht gemeinsamen Wörter in ihrem Bau, sei es in ihren materiellen Lauten, oder ihrer gram- matischen Bildung, etwas mit dem Organismus der gemeinschaftlichen Wör- 8) ter nicht Verträgliches verriethen. Dies aber ist hier nicht der Fall und wird auch von Crawfurd gar nicht behauptet. Die so specielle Annahme einer Po- Iynesischen Sprache und Nation ist aber überhaupt sehr bedenklich. Was Crawfurd mit Recht sagt, ist, dafs die wahren Ursachen der Ver- breitung so gleicher Sprachlaute über eine so ungeheure Meeresfläche in un- ergründlichem Dunkel (unfathomable obscurity) begraben liegen. Die un- läugbare Thatsache ist, dafs alle diese Sprachen zu Einem Stamm gehören, auf durchaus ähnliche Weise, als die Sanskritischen. Für die natürlichste Erklärung einer solchen Erscheinung halte ich nun immer das nachbarliche Wohnen stammverwandter Völkerschaften, bei denen sich Verkehr, Abkunft und Gleichheit der Umgebungen zur Bildung derselben Sprache verbinden. Nähme Crawfurd die Polynesische Sprache in diesem Sinne, so wäre nichts da- gegen zu sagen. Allein eine solche Sprache zu begränzen, ihren Ursprungs- ort bestimmen, sie andren entgegensetzen zu wollen, mufs zu willkührlichen Hypothesen führen. Wir kennen sie immer nur in ihren einzelnen Über- resten an den Sprachen, in die sie übergegangen ist, und da verschmilzt sie mit dem Gange und den Umwandlungen der Zeit, und wird nirgends auf selbstständige Weise sichtbar. Wer möchte wohl das, was wir im Griechi- schen nicht aus dem Sanskrit herleiten können, darum Pelasgisch oder Hel- lenisch nennen? Wenn Völkerstämme Colonieen aussenden, so können sie sich in schon bewohnten Ländern festsetzen, und die Sprachen können sich mischen. Allein das geschieht nicht immer, oder die Mischung ist auch nur unbedeutend, tritt nur für einzelne Wörter ein. Es läfst sich aber nicht vor- der Malayischen Sprachen. $.3. 217 weg ein solcher ungleichartiger Grundtheil in den Sprachen annehmen, er mufs vielmehr thatsächlich nachgewiesen werden. In dieser Inselwelt ist zur Annahme von Sprachmischungen noch weniger Veranlassung. Gewifs fanden sich Inseln oft unbewohnt, und zwischen den Negern und Malayen fand wenigstens in der Regel keine Verbindung statt. Die ersteren wurden in die Wälder und Gebirge zurückgedrängt. Ein eignes Verhältnifs bringt in diesem Theil des Erdbodens die Insel- natur hervor. Wenn man aber detaillirte Reisebeschreibungen liest, so sieht man, wie der nachbarliche Verkehr der Völker dadurch wenig gehemmt wird. Dafs das Meer für die Bevölkerung entfernter Punkte erleichternd ist, fällt in die Augen. Die heutigen Malayen sind, wie Marsden gründlich bewiesen hat, Ein- gewanderte in Malacca. Ich möchte aber nicht behaupten, dafs darum die ganze Inselbevölkerung ursprünglich dem Asiatischen Continent fremd sei. Schon die Orang benua sprechen dagegen. Ich habe an verschiedenen Stellen dieser Schrift zu zeigen versucht, dafs die Sprachen der Südsee- Inseln den ursprünglichsten Typus der Stammsprache aufbewahrt haben. Ich meine aber darum nicht, dafs der Indische Archipel von ihnen aus be- völkert worden sei, vielmehr ist das Gegentheil bei weitem wahrscheinlicher. Dafs die Sprachen des Archipels diesen Typus umwandelten, kann in vielen Ursachen, am meisten in dem höheren Culturzustande der Völker liegen. Die Versetzung Malayischer Bevölkerung nach Madagascar mufs man als die Folge eines geschichtlichen Ereignisses ansehen. Sie mufs aber in sehr ho- hem Alterthume statt gefunden haben, weil die Sprache der dort neben dem weifsen Stamm wohnenden Neger spurlos verschwunden ist. Dafs in der That alle hier zusammengefafsten Sprachen zu demselben Stamme gehören, ergiebt sich sowohl aus der Gleichheit der Wörter und Wurzeln, als aus der des grammatischen Baues, wie mich ausführliches Stu- dium derselben überzeugt hat. Nur höchst selten wird man ein nicht sicht- bar aus der Fremde genommenes Wort blofs in Einer derselben antreffen ; die meisten lassen sich durch mehrere, viele durch alle verfolgen, und ge- sem Nachsuchen, auf den, bis- ö weilen nur noch in Einer vorhandenen Grundbegriff stöfst, welcher hernach wöhnlich ist der Fall so, dafs man, bei gehöri in den anderen gleichförmig oder verschieden auf andere Bedeutungen über- getragen wird. Wenn man sich damit begnügt, die für einen bestimmten Be- Histor. philol. Abhandl. 1832. Ee 218 Art des Zusammenhanges griff in den verschiedenen Sprachen geltenden Wörter zu vergleichen, so finden sich allerdings häufige Verschiedenheiten. Die Ursach hiervon ist leicht begreiflich. In einem so grofsen Sprachstamm giebt es natürlich fast für jeden irgend bedeutenden Begriff mehrere, für die geläufigsten aber eine Menge von Ausdrücken. Von diesen sind verschiedene in verschiede- nen Zeiten und Orten im Schwange geblieben, und es wird nun natürlich oft für denselben Begriff an verschiedenen Orten Verschiedenartigkeit der Ausdrücke gefunden. Auf diese Weise können auch ganz ursprüngliche Be- griffe, für welche es der Sprache unmöglich an Wörtern fehlen konnte, bis- weilen durch fremde Wörter bezeichnet werden. Tieferes Eindringen aber beweist die wirkliche Verwandtschaft der Sprache auch in solchen Wörtern nur dadurch desto stärker, dafs sie in anderen Sprachen desselben Stammes in verwandter Bedeutung erscheinen. So wird im Tahitischen und Neu- Seeländischen mahana als Tag (!) gebraucht, in welcher Bedeutung ich es in keiner der anderen Malayischen Sprachen finde. Da es aber auch warm und Wärme heifst (Tah. Gramm. 17, 38. Lee. h.v.), so ist es sichtbar das- selbe Wort mit dem Madecassischen mafanne (Challan), warm, und stammt, da ma nur Vorschlag ist, von dem Malayischen panas, warm, Wärme (?), und dem Tagalischen banas, Wärme, Hitze. Von dem, gleichfalls Made- cassischen, einfachen fane (Flacourt) kommt mit dem lautverändernden Vor- schlag mamana (Jeffreys), erhitzen, z.B. Wasser, welches wieder in dop- pelt verschiedener Anwendung brüten und uriniren heifst. Mit den Wör- tern für Stein, Tag. dazu, Mal. dätw, Jav. und Mad. watu, kommt, so viel mir bekannt ist, kein Wort der Südsee-Sprachen, die Fidgi-Inseln aus- genommen (s. unten $.13.), überein. Das Neu-Seeländische wazu, Hagel, ist aber eine blofse Übertragung desselben Begriffes auf diese Naturerschei- nung. Ganz dieselbe Metapher, nur mit anderen Wörtern, findet sich in dem (') Ein anderes Wort in beiden Sprachen ist ao (vielleicht #57, ahas), welches auch Licht, und dann metaphorisch Welt bedeutet. Po ist eigentlich Nacht, wird aber, da man nach Nächten rechnet, bei Zeitangaben auch für Tag gebraucht. Die Übertragung des Begriffes des Lichts auf den der Welt, gleichsam als des Reiches des Lichts, findet sich häu- figer auch in anderen Sprachen. Mdma führt im Tongischen beide Bedeutungen, und if, !öka, Welt, wird ganz richtig schon von den Indischen Grammatikern von «TR, Zök, sehen (Zux), abgeleitet. (*) [Ebenso Jav. panas. B.] der Malayischen Sprachen. $.3. 2319 Tongischen ooha macca und dem Mal. üjan bätu, Regen von Steinen. In der Sprache der Sandwich-Inseln ist Stein und Fels pohaku (Mori- neau), im Tong. Stein macca. Das Tahitische mato läfst mich sehr zwei- felhaft. Es kann ein eigenes Grundwort sein, ist aber vielleicht auch nur eine Abänderung von datu, oder, da auf Tahiti das % immer zu / wird, von macca. Laki-läaki, Mal. männlich (in der Bed. von Ehemann blofs laki), laki (aber auch lannang. Crawf. Foc. Matth. 19, 4.) Jav., lZahy Mad., und Zalaqui Tag. gleichfalls männlich, in keiner mir bekannten Mal. Sprache aber ein Synonymum von Mensch als beide Geschlechter in sich begreifend (!), stammt von dem Südsee-Worte Zahi Tong., rahi Tahit. (Gramm. 13, 36.) und Neu-Seel., grofs, breit, stark. Als männlich ist das Wort diesen Sprachen (die Tongisch tangata, Tahit. [Matth. 19, 4.] und Neu-Seel. fzane sagen) fremd. Die Bed. der Gröfse, Stärke hat sich in der Tag. Sprache neben der anderen in Zagu2, grofs werden, wachsen, und malaqui, grofs, allein mehr von Umfang (?), als von Länge, zugleich er- halten. Zu diesen Beispielen könnte ich allein aus meinen gemachten Vor- arbeiten eine bedeutende Anzahl hinzufügen. Vorzüglich dankbar für die Auffindung der durchgängigen Stammverwandtschaft ist die Zergliederung des Pronomens, so wie der Zahlwörter, auf welche ich weiter unten zurück- kommen werde. Von den Zahlwörtern bemerke ich hier nur, dafs sich von mehreren die Wurzeln in anderen, nur auf die Zahlen übertragenen Bedeu- tungen mit vollkommener Sicherheit in dem Sprachstamm selbst auffinden lassen. Gleich genügenden Erfolg gewährt die Untersuchung der grammati- (') Bei der Vergleichung von /aki mit dem Ossetischen lag, Zack (Klaproth. Asia polygt. 5.383.) kommt es daher erst darauf an, ob diese letzteren Wörter, so wie das Malayische örang, vom Menschen überhaupt, oder ausschlielslich vom Manne gebraucht werden. (?) Die Verschiedenheit des Accentes in malagu: und Zaldqui hat mich einen Augen- blick bei diesen Beispielen zweifelhaft gemacht. Ich habe mich aber überzeugt, dals diese ganze Materie von den Spanischen Grammatikern nicht vollständig genug bearbeitet worden ist, und man sich daher nicht zu viel auf ihre Bezeichnung verlassen muls. Der obige Fall ist ein Beispiel davon. De los Santos accentuirt die vorletzte Sylbe von /aläyui. Gaspar de San Augustin aber sagt ausdrücklich in seiner Gramm. S.161. 8.19., dafs dies Wort den beschleunigten Accent hat, unter welchem er nach S.154. 8.3. den auf der letzten Sylbe ruhenden versteht. Es fällt also jede Verschiedenheit des Accentes hinweg, und Augustin ist gerade der einzige unter den drei Grammatikern, die ich benutzen kann, welcher die Mate- rie von den Accenten mit einiger Ausführlichkeit behandelt. Ee2 220 Über Sprachverwandtschafl schen Formen. Denn nicht nur die grammatische Ansicht, sondern auch, was überall der überzeugendste Beweis der Stammverwandtschaft ist, die grammatischen Laute stimmen mit einander überein oder lassen sich sicht- bar von einander ableiten. Hiervon sind schon bei der Entwicklung des grammatischen Baues der Kawi-Sprache vielfältige Beweise gegeben worden. $. 4. Ich werde daher nicht bei den Wörtervergleichungen stehen bleiben, sondern vorzüglich in das Grammatische eingehen. Es wird sich alsdann zei- gen, dafs diese Völker nicht blofs viele Begriffe auf gleiche Weise bezeich- nen, sondern auch denselben Weg in der Gestaltung der Sprache nehmen, mit gleichen Lauten nach gleichen Gesetzen Wörter bilden und Sätze zu- sammmenfügen, und daher concrete grammatische Formen, eine aus der an- dren entlehnt, besitzen. Man kann die Sprachen nicht als Aggregate von Wörtern betrachten. Jede ist ein System, nach welchem der Geist den Laut mit dem Gedanken verknüpft. Das Geschäft des Sprachforschers ist es, den Schlüssel zu diesen Systemen zu finden. Man verwechselt sehr häufig die Verwandtschaft der Nationen mit der der Sprachen, und die Forderungen der geschichtlichen und ethnographischen Forschung mit den sprachwissen- schaftlichen. Dem Historiker genügt es oft, nur zu wissen, wie und welche Völkerstämme mit einander in Verbindung getreten, in Verkehr gekommen sind, und dies läfst sich sehr gut an der Wörtervermischung erkennen, welche immer die Völkerverbindung begleitet. Allein die Sprache, die alsdann fremde Wörter aufnimmt, wird darum nicht immer in ihrem Bildungssysteme verändert, und tritt daher, wie sich auch die Nationen verschwistern mögen, mit der fremden Sprache nur in äufsere Verbindung, nicht in innre Verwandt- schaft. Wo aber ein Theil eines Volks sich vom Überrest absondert, und nun in neuen Umgebungen, neuen Verknüpfungen ein individuell verschiedenes, aber generisch gleichförmiges System annimmt, da ist unverkennbare Ver- wandtschaft der Sprachen selbst. Denn da ist Gleichförmigkeit der Welt- ansicht, der Lautbehandlung und der Ton und Begriff verknüpfenden Ein- bildungskraft, die sich nur durch wirkliche Abstammung erklären läfst. Diese Verwandtschaft führt zwar natürlich auch Übereinstimmung vieler Ausdrücke mit sich, aber als wahre Stammverwandtschaft läfst sie sich, wenn man wis- senschaftlich streng und genau verfahren will, nicht ohne ein wirkliches Ein- im Allgemeinen. $.4. 34 dringen in die Gesetze der Bildung und Fügung erkennen. Denn es soll hier nicht die Übereinstimmung der Sprachen, als todtes Resultat, sondern die der sprachbildenden Kraft selbst bewiesen werden, die man daher in ihrer Wirksamkeit überraschen mufs. Diese Übereinstimmung verräth sich aber unmittelbar da, wo Gleichheit der Bildung in Gleichheit der Laute und Gesetze zusammentrifft; und daher ist die Übereinkunft zweier Sprachen in Einer Declination, Einer Gattung der Wortbildung, Einer grammatischen Form für die Stammverwandtschaft der Sprachen beweisender, als ganze Reihen gleicher Begriffsbezeichnungen. Es liegt in der Natur alles Organi- schen, auch an dem kleinsten Theile seines innren Zusammenhanges erkenn- bar zu sein. Für den Sprachforscher kann aber auch die blofse Thatsache, dafs zwei Sprachen stammverwandte Sprachen sind, auf keinerlei Weise ausrei- chend sein. Es mufs ihm vorzüglich daran liegen, die Art und den Grad dieser Verwandtschaft genau kennen zu lernen. Denn die Sprachen stehen offenbar in sehr verschiedenen Arten des Zusammenhanges; und um diese, so viel es möglich ist, genau zu erforschen, ist es nothwendig, sie in der To- talität ihres Baues zu betrachten, und in alle Theile desselben einzugehn. Überhaupt hiefse es die Natur der Sprache verkennen, wenn man sich ein- bildete, den grammatischen und lexicalischen Theil derselben durch völlig scharfe Gränzlinien von einander absondern zu können, und eine Abtheilung, die man nur zum Behuf des Unterrichts machen darf, in die Sprache selbst zu verlegen. In den meisten unsrer Grammatiken ist das unbestimmte Schwan- ken, wie viel eigentlich in die Grammatik hineingezogen werden soll, noch fast überall sichtbar, und ich werde suchen an einem andren Orte zu zeigen, dafs sie, um von dem ganzen Zusammenhange der Sprache Rechenschaft zu geben, sollten nach einem andren, mehr in sich begreifenden Plan abgefafst werden. So wie ein Laut auch zum einfachsten Worte wird, stempelt ihn derjenige, welcher ihn dazu macht, schon auf eine Weise, die er auch bei andren gleichartigen und zu gleichen Zwecken bestimmten anwendet. Es ist ein vergebliches Bemühen, auch in einer für noch so ursprünglich gehalte- nen Sprache noch wirklich Ungeformtes antreffen zu wollen. Der Begriff der Sprache steht und verfliegt mit dem der Form, denn sie ist ganz Form und nichts als Form. Die Grammatik hebt nicht von, sondern mit dem Wurzellaut an, und jedem Wurzellaut ist, weil er Sprachlaut ist, schon Sub- 9923 Über Sprachverwandtschaft im Allgemeinen. 8.4. / 5 jectives, mithin der Veränderung Unterworfenes beigemischt. Dies ist selbst bei dem wahren Wurzellaute der Fall. Was soll man aber gar von demjeni- gen sagen, was wir, die wir blofs Wörter der Sprachen kennen, welche schon Jahrtausende hindurch auf der Zunge der verschiedensten Völker gerollt ha- ben, Wurzellaute nennen? Sie sind im eigentlichsten Verstande nur künst- liche Gebilde, die auf dem Wege der Abstraction und Bezeichnung vielleicht gerade das wesentlich Bezeichnende ihrer Individualität verlieren. Dieser Weg kann nirgends kürzer und einfacher sein, als bei dem Mexicanischen a, das, nur mit der gewöhnlichen Substantiv-Endung verbunden, Wasser be- deutet. Was ist aber dies @ anders, als eine blofse Angabe der Gränzen, zwi- schen denen der wahre Laut gelegen hat? Denn wenn wir auch durch die Grammatiker wissen, dafs es ein langes @ ist, so giebt es noch manche an- dere Nüancirungen dieses einfachen Vocals. Dafs für diesen Begriff diese oder jene bestimmte gewählt wurde, stand im Munde des Urvolks (wenn eine, ihre Gränzen nicht verkennende Sprachforschung sich so weit zurückzugehen erlauben dürfte) gewifs schon in Zusammenhang mit den andren durch den gleichen Vocal bezeichneten Begriffen, z.B. der unzertrennlichen Vernei- nungs-Partikel a, die im Mexicanischen kurz ist, und in diesem Zusammen- hang lag schon ein Keim der individuellen Sprachformung. Der Laut erlitt nachher natürlich alle die Veränderungen vom Breiteren zum Feineren, Hö- heren und Tieferen, welchen die ganze Vocalleiter der Sprachen im Laufe der Zeiten, und unter dem Einflufs der Bildung unterworfen ist, der Urlaut würde, wenn man mit diesen Veränderungen vertraut wäre, am heutigen ge- nau zu erkennen sein, aber man kann mit Sicherheit voraussetzen, dafs er nicht mehr vollkommen der nämliche ist. Von diesen Ansichten ausgehend, habe ich es mir zum Gesetz ge- macht, indem ich mit der Wörtervergleichung, als dem zuerst in die Augen fallenden Versuche, die Ähnlichkeit der Sprachen zu prüfen, beginne, jedes zu vergleichende Wort, so weit es die Hülfsmittel und meine Fähigkeiten er- lauben, in seinen Lauten und seiner Bedeutung zu untersuchen, um mög- lichst sicher zu sein, wirklich nur Gleiches neben einander zu stellen, dann aber die ganze Wörtervergleichung nur als die Hälfte des, allerdings mühe- vollen Geschäftes anzusehen, und nun mit dem Streben nach gleicher Gründ- lichkeit in den organischen Bau der Sprachen nach allen seinen Theilen und Beziehungen hin einzudringen. Dies Verfahren, das nichts verwirft, nichts Wortvergleichung der Malayischen Sprachen. S.5. 223 abschneidet, sondern nur nach Ergänzung und Vervollständigung dessen strebt, was der Untersuchung etwa noch abgehen könnte, müfste, dünkt mich, auch die verschiedensten Ansichten befriedigen. 8.5. Zum ersten, gewissermafsen rohesten Versuche der Prüfung der Über- einstimmung der Malayischen Sprachen habe ich eine Liste von 109 Wör- tern, deren Zahl man leicht vermehren könnte, entworfen und die Aus- drücke der verschiedenen Sprachen, nämlich der Madecassischen, Malayischen, Tagalischen, Tahitischen, Neu-Seeländischen und Tongischen, zusammen- gestellt. Ich habe bei der Wahl dieser Wörter gar nicht auf ihre Gleichheit oder Ungleichheit gesehen, auch wo ein Wortverzeichnifs für einen Begriff mehrere Ausdrücke angiebt, alle hingesetzt, da es meine Absicht war, alles Absichtliche und im Voraus Angenommene zu entfernen, und die reine com- parative Beschaffenheit einer Anzahl von Begriffsbezeichnungen zu zeigen. Ähnlichkeiten mit Sprachen, die nicht zum Malayischen Stamm gehören, habe ich nicht regelmäfsig angeführt, da es mir rathsamer scheint, bei Sprach- vergleichungen immer vom Besondren zum Allgemeinen, und stufenweis vom näher Verwandten zum Entfernteren vorzuschreiten. Mit einem Malayi- schen Wort geradezu ein Deutsches, oder gar ein Französisches oder Italie- nisches zu vergleichen, scheint mir darum bedenklich, weil man zu viele Mittelglieder, die auf die Formung des Worts Einflufs gehabt haben können, überspringt, und daher Gefahr läuft, das blofs zufällig ähnlich Klingende für dasselbe zu halten. Auch würde ich für mich persönlich fürchten, bei die- ser Methode, wenn ich sie zu beständiger Befolgung in meinen Plan auf- nähme, oft auf Sprachen zu stofsen, die ich nicht im Stande gewesen bin eigentlich zu studiren, und also Wörter ohne die vorhergängige Untersuchung ihrer Bildung hinzustellen. Die Arabischen Wörter habe ich, mit wenigen Ausnahmen, ganz ausgeschlossen, die Sanskritischen zwar mit aufgenommen, aber bezeichnet. Bei den Madecassischen Wörtern habe ich es für nothwendig gehal- ten, sie gerade so aufzuführen, wie sie in den verschiedenen Hülfsmitteln, die mir zu Gebote standen, vorkommen. Ihre Form ist aber in diesen bei weitem nicht übereinstimmend, und es scheint mir hieran mehr die verschie- dene Schreibung, vielleicht selbst die Ungenauigkeit der Bearbeiter, als Dia- 324 W ortvergleichung lekt-Verschiedenheit, Schuld zu sein. Einiges liegt indefs gewifs auch an die- ser. Die Englischen Missionare geben, nach Sir Alexander Johnston’s Versicherung, die Mundart des Nordens und Nord-Ostens der Insel. Fla- court hielt sich gewöhnlich in Fort Dauphin auf der Südspitze auf, scheint aber alles zu geben, was ihm von der Sprache bekannt wurde. Er versichert übrigens bestimmt und wiederholentlich in der Einleitung zu sei- nem Wörterbuch, dafs die Sprache auf der ganzen Insel nur Eine und eben- dieselbe ist, und dafs die Dialekt-Verschiedenheit der einzelnen Provinzen nur einestheils in Abweichungen des Accents, und andrentheils im Gebrauch verschiedener Ausdrücke für denselben Begriff, die jedoch alle überall ver- ständlich sind, besteht. Dies, so wie was er von den Wörtern ampele und vaivace anführt, dafs das erstere im Süden beständig gebraucht werde, im Norden aber als Schimpfwort gelte, ist bei allen Dialekten und sehr nahe verwandten Sprachen eine ganz gewöhnliche Erscheinung, und findet sich in demselben Beispiel auch im Dänischen und Schwedischen fast auf dieselbe Weise wieder. Bei der Auswahl der zu vergleichenden Wörter habe ich nicht ganz frei handeln können, sondern habe mehreremale solche nehmen müssen, die, wenn auch an sich weniger brauchbar zur Vergleichung, sich in den meisten meiner Hülfsmittel fanden. Denn die Formen der Madecassischen Wörter nach den Englischen Missionaren, und die Tahitischen Wörter mufste ich aus den Bibelübersetzungen zusammenlesen, wozu noch die Schwierigkeit kam, dafs ich blofs die ersten Capitel Matthäi in beiden Sprachen, sonst in jeder andre Evangelien übersetzt besitze. Das Neu-Seeländische Wör- terbuch ist nur nach den Neu-Seeländischen Wörtern geordnet, so dafs das Aufsuchen von Ausdrücken für gegebne Begriffe, auch bei schon erlangter Bekanntschaft mit der Sprache, sehr mühselig, und ohne dieselbe kaum durchzuführen ist. Ich habe indefs gesucht, so wenig Fächer in der Tabelle, als möglich, unausgefüllt zu lassen, und solche Begriffe zu wählen, welche dem Zweck einer solchen Vergleichung angemessen sind. Hierbei mufs man vorzüglich darauf sehen, nicht Gegenstände zu wählen, die sich verschiednen, wenn auch völlig sprachverwandten Völkern unter zu mannigfaltigen Bezie- hungen darbieten können, so dafs die Verschiedenheit der Benennung an der Wahl unter diesen Beziehungen liegt. Dieser Einwurf trifft zum Theil die einfachsten, und im ersten Zustand der Menschheit vorkommenden Begriffe, der Malayischen Sprachen. $.5. 225 wie z.B. die Sonne, die Jahrszeiten, die Weltgegenden, viele Zahlwörter u.s.f. Dafs man in solchen Fällen die Vergleichung doppelt, nach dem me- taphorisch gebrauchten, und nach dem ursprünglichen Ausdruck, anstellen mufs, versteht sich von selbst. Wie sehr selbst bei einem zu den ursprüng- lichsten Begriffen der Menschheit gehörenden die Wörter in ganz nahe ver- wandten Sprachen verschieden sein können, beweist nr. 5. der anliegenden Tabelle, wo jede Sprache ihren verschiedenen Ausdruck hat, es müfste denn das Mal. malam das Mad. Aale und alin sein, wobei aber erst zu beweisen ist, dafs das m nur von grammatischer Formung herstammt. Eben dies mä@- lam kommt aber, nur nicht in derselben Anwendung des Begriffs, mit dem Polyn. maloo, Schatten, sonnenfrei, kühl, erfrischend, überein. An die Übereinstimmung des Tag. gaby mit dem Vaskischen gaba, das durch ca- eus mit dem Sanskritischen Stamm zusammenhängt, erinnere ich hier nur im Vorbeigehen. Übersieht man die Tabelle genauer, so findet man, dafs nur etwas über den dritten Theil der ganzen Anzahl der Madecassischen Wörter mit einer oder mehreren der andren Sprachen verwandt ist, dafs das Verhältnifs der Tagalischen Wörter sich ebenso, das der Polynesischen aber etwas gerin- ger stellt. Gerade auch in etwas mehr, als einem Drittheil, gehen die Wör- ter aller Sprachen aus einander. Die Fälle zweifelhafter Verwandtschaft sind bei diesen beiden Angaben aus der Berechnung herausgelassen worden. Wo Verwandtschaft vorhanden ist, besteht sie in den meisten Fällen zwischen allen oder doch dreien der verglichenen Sprachen, und geht alsdann haupt- sächlich durch die Malayische ('). Der Fälle, wo die andren drei alle, oder zwei von ihnen allein Verwandtschaft verrathen, sind nur sehr wenige. Viel häufiger trifft das Mal. allein (?) mit dem Tag. oder Mad. zusammen. Als die besten Beispiele merkwürdiger Übereinstimmung aller Spra- chen lassen sich anführen nr. 11. 23. 33. 46. 60. In einigen Fällen zeigen sich regelmäfsig jeder der Sprachen eigne Buchstabenverwechslungen. So zwischen 7, Zund d in nr. 1. und 35. Wie das Mad. tzadign, und gelegent- lich danghitsi, die Wörter Himmel und Ohr in d bildet (obgleich auch (') [Nach Aufnahme der Jav. und Bugis-Sprache in die Tabelle darf man statt dreien fünf sagen. B.] (°) [das Mal., Jav. und Bugis. B.] Histor. philol. Abhandl. 1832. Ff 226 W ortvergleichung [0 die Formen in 2 vorkommen), so sind dieselben Wörter analog gebildet im Mal. telinga und langit, im Tongischen telinga und langi, im N. Seel. taringa undrangi, und im Tah., mit Auslassung des Nasenlautes, faria und rai. Hiermit zu vergleichen, nur mit noch stärkerem Buchstabenwechsel, ist nr. 45., ferner (nr. 122.) mora und mudah, Mad. und Mal. leicht, und die Mad. Formen für Haut, hoditte, houlitse, oditz mit dem Mal. külit (nr. 121.). In nr. 48. ist ein ähnlicher Übergang von d und /, und ein zwei- ter, indem v durch d ersetzt wird, und auch ganz fehlt. Auf der andren Seite setzt das Mad. bisweilen, ohne dafs man einen Grund dafür einsieht, einen Consonanten vor. Denn sanak, Kind (nr.25.), ist sichtbar eins mit dem Tag. und Mal. anak. Nach Drury’s Wörterverzeichnifs haben auch die Ma- decassen eine Form annach. In dem Tah. ite, sehen (Mex. itta), scheint aber (nr. 40.), wenn man das N. Seel. kitea, Tag. quita, Mad. hita, mahita vergleicht, der ursprünglich vorhandene Consonant weggelassen. Das Tag. bala und Tahit. parau (nr. 30.), sagen, scheinen dasselbe Wort zu sein. Bis- weilen scheint der Laut sehr verschieden, und trägt doch deutliche Spuren der Identität an sich. So das Tah. ioa und Mad. angara, Name (nr. 306.), . . a N N . T ; wenn man die Mittelglieder Tag. ngalan (!), Tong. hingoa, N.Seel. ingoa 8 hinzunimmt. Der Tah. Dialekt nimmt, wie wir auch oben sahen, immer k und ng hinweg, und sucht das Zusammenstofsen der Vocale. Das Mad. ma- inti, schwarz (nr. 38.), ist nichts andres, als das mit einem Nasenlaut ver- stärkte Tag. maytim, das im Mal., ohne die Adjectiv-Bezeichnung, #iam und itam (*) lautet. Das Tag. soso, Mal. sasü, die weiblichen Brüste (nr. 42.), geht im Tong. in Aoohoo über. Das Mad. nounou gehört, wenigstens der reduplieirenden Form und dem dumpfen Vocal nach, auch dahin (°). Die Mal. und Tong. Wörter bedeuten zugleich Milch, zu dem Mad. mufs erst Wasser hinzukommen. Im Tag. giebt es für Milch einen abgesonderten Ausdruck. Auch die Reihe der Wörter für Stern (nr. 89.) leitet sich sehr gut (') av. Raran. B.] (*) [im Jav. Rireng oder hizheng. B.] (°) [In der Jav. Verbalform geht das s, aber nur das der ersten Sylbe, wie dies öfter geschieht, in n über, nusw, saugen (Crawf. Foc.). — Sehr merkwürdig ist das Hawaiische “,in welchem sowohl der Consonant, als die Verdopplung geschwunden ist. B.] der Malayischen Sprachen. 8.5. DM von einander ab: Tag. ditoin, Mal. mit dem Nasenlaut bintang ('), Tong. fetoö, N. Seel. wetu, Tah. fetia. Ob aber auch das Mad. vasia hierher gehört? müssen andre analoge Fälle entscheiden. Das Tag. cahui und Mal. kayu (nr. 106.), Baum, Pfahl, Zimmerholz, gehören sichtlich zusam- men, und das Mad. hazoube, cacazou, cacazoube bei Challan scheint dasselbe Wort. Das hinzugefügte de heifst grofs. Das Mad. zsiare, nicht (nr.24.), an einigen Orten der Insel auch Ziare ausgesprochen, ist nichts, als das Mal. zzäda, die Verbindung des Verbums sein mit der Verneinungs- Partikel, die auch im Tag. di, dili gleichlautend ist (*). Aus diesen hier angeführten Fällen läfst sich der in diesen Sprachen vorkommende Laut- wechsel übersehen. In einigen Fällen wird, auch bei sehr in die Augen fallender Ähnlich- keit, die Bestimmung der zusammengehörenden Wörter doch schwer. So sind nr. 22. die beiden Wörter amu und kai, essen (?), die beide auf Neu- Seeland gebräuchlich sind, offenbar verschiedene Ausdrücke. Mit dem er- steren ist das Mad. Aoman, houman, mit dem letzteren das Tag. cain verwandt. Wie aber ist das Mal. mäkan zu erklären? (*) Beide Sylben sind wurzelhaft, die erste stammt gewifs aus mämah, kauen (nr. 130.), das dem Mal., Tag. und Tong. (°) gemeinschaftlich ist. Denn es heifst auch durch- dringen, schneiden, und das Essen ist also durch das Zermalmen der Speisen bezeichnet. Ist nun aber kan in dem Worte das Tag. cain? Dies wüfste ich, da das Mal. auf keine bestimmte Spur führt, nicht zu entschei- den. Wie nahe sich aber diese Sprachen begleiten, beweist das angeführte mama, das nicht nur im Tag. und Tong. ganz gleichlautend ist, sondern auch in beiden Sprachen nur von dem leeren Kauen ohne Gegenstand, oder ohne Hinunterschlucken gebraucht wird. (') [Wav. Zinzang; witoeng der Bugis-Sprache schliefst sich an das Tag. Wort eng an, hat aber den Nasenlaut mit dem Mal. und Jav. gemein. B.] (2) [Noch zu beachten ist die Ähnlichkeit zwischen dem Jav. Rora und dem ore der Südsee -Sprachen. B.] (°) [Haw. ai. B.] (‘) av. mangan, Bugis manre. B.] (?) [und Jav. B.] Er2 228 Wortvergleichung Unter den jetzt verschieden scheinenden Ausdrücken wird tieferes Eindringen in die Sprache gewifs noch viele Analogieen zeigen. Gleiche Wörter haben sehr oft in den Sprachen verschiedne Bedeutungen, wo ein Begriff durch den andren bezeichnet wird. Die im Malayischen ziemlich häufig vorkommenden Sanskritwörter sind, wie man schon aus diesem kleinen Wortverzeichnifs sieht, von zwie- facher Natur. Der gröfste Theil derselben, wie (nr. 30.) kata, sabda, che- ritera, sagen, näma, Name (nr.36.), ütara, Nord (nr.73.), swära Stimme (nr. S0.), befinden sich blofs im Mal. (!), ohne in die andren Spra- chen des Stammes übergegangen zu sein. Sie müssen also in einer verhält- nilsmäfsig späteren Zeit, nach der Verzweigung des Stammes, in die Sprache gekommen sein. Wieder mufs doch aber diese Zeit schon eine sehr frühe gewesen sein, da die Sanskritwörter vollkommen reine und ächte, von aller Verderbnifs der späteren Indischen Sprachen freie sind. Die andre Gattung der Wörter findet sich in andren, oder zugleich in mehreren Sprachen des Stammes, und dürfte wohl dem Einflufs einer Vor-Sanskritischen Sprache, welche den gleichen auch auf die Indische ausübte, zuzuschreiben sein. Wie klein oder g 5 alle Sprachen des Stammes eingehende Untersuchung zeigen. Die beiden rofs die Anzahl dieser Wörter ist, kann erst eine genau in wichtigsten Beispiele hiervon werden gleich bei der näheren Beleuchtung des Pronomens und der Zahlwörter vorkommen. Einzelne andre aus dem hier angehängten Wortverzeichnifs sind das oben angeführte Tong. aho, das Mal. mega und Mad. mica, Wolke (nr. 61.), das Mad. ma-lafa, nehmen (m , Zabh) (°). (‘) [und im Javanischen. B.] (*) [Der Verfasser hatte, wie ich anderwärts bemerkt habe, der Betrachtung der in den Malayischen Sprachen sich findenden Sanskritwörter ein eignes umfassendes Capitel in dieser allgemeinen Schrift über den ganzen Sprachstamm bestimmt. Das Schicksal hat die Ausfüh- rung nicht gewollt. Ich setze das wenige hierher Passende, welches mir in der Tagalischen, Madecassischen und den Südsee-Sprachen gelegentlich aufgestofsen ist, her. — Die Ähnlich- keit des Hawaiischen ino und Neu-Seeländischen kino, schlecht, mit dem Sanskr. ZI (kina), dem Jav. und Mal. Aina, hına, gering, verächtlich, kann zufällig sein. Aber ein unbe- streitbares, und wahrscheinlich das merkwürdigste Beispiel eines Sanskritwortes in den Südsee- Sprachen ist atff (wäri), Wasser (s. Tabelle nr. 3.), im Kawi warir (und, wohl, nach Aus- stolsung des r, daraus zusammengezogen, €), Tah., Neu-Seel. und Haw. wai, Tong. wei (von Martin, nach dem Englischen Lautsystem, vy geschrieben), Bugis uwae (wo u nur als der Malayischen Sprachen. 8.5. 229 [Es liegt mir ob, über die nachfolgende vergleichende Worttafel, nach dem, was der Verf. bereits über dieselbe gesagt hat, fernere Rechen- schaft zu geben. Wie ich an einer anderen Stelle erwähnt habe, rührt Vorschlag des zu betrachten ist). — Das Sanskr. 97 oder a7 (chara, chara) muls, wie die Malayischen Sprachen deutlich beweisen, noch verschiedene andere, sich aus der Wurzel 47 (char) und anderen Derivaten derselben leicht ergebende Bedeutungen gehabt haben, als aus Wilson’s Lexicon ersichtlich sind. Das Mal. crara bedeutet (ebenso wie ATI, äüchära) mode, manner, style, fashion, das Jav. chara: Art und Weise, 2) Sitte, Gebrauch, fashion, 3) Sprache (vgl. nr. 30. der Tab.). Dasselbe Wort ist das Mad. tsara, wenigstens in der Bed.: Gestalt, Bild, Ebenbild, Portrait, wahrscheinlich auch in seinen an- deren Bedeutungen: schön, gut, gesund, Gesundheit, 2) sich in Acht nehmen. Man wird hierbei an 912 (chärü), schön, erinnert, welches die Indischen Grammatiker auch von der obigen Wurzel ableiten. Dasselbe Wort ist ferner das durch das gewöhnliche Verbalpräfix davon abgeleitete Mad. mitsara, reden, 2) senzir, opiner, figurer, welches durch seine Be- deutung mit dem Subst. fAsıy (wichkära) zusammenfällt; wichara heilst im Jav. spre- chen, das Mal. beekara: Unterredung, Berathschlagung, Rath, Plan, Gedanke. Ich glaube mich nicht zu weit von der Wahrscheinlichkeit zu entfernen, wenn ich, bei dem so genauen Zusammentreffen der Bedeutungen mit den eben erwähnten, obgleich die Form etwas ver- ändert und von den bisher genannten Wörtern bestimmt geschieden erscheint, mit dem Sanskrit. Substantivum noch folgende Madecassische Wörter zusammenstelle: zserech, tse- reche, Gedanke, Urtheil, Geist, Rath, mizserech, denken, überlegen, fühlen, meinen, ra- then, fitserech, Rath, Berathschlagung, mampitsereche und ompitsereche, rathen, mitzeri, Rath, berathschlagen, iserouanni und Zserouano, denken, sich erinnern, füh- len, glauben. Die Endung der letztgenannten beiden Formen findet sich öfter affıgirt, und ch, che ist, wie allein schon das Beispiel des Mad. zaiche, Meer, Mal. täsek, Jav. tasik (s. nr.4. der Tab.), und hier die Form mizzeri beweist, ein häufiger Zuwachs Madecassischer Wörter, wie im Mal. und Jav. %, und wird auch öfter blofs ce geschrieben. So kommt das in Rede stehende Wort selbst bei Chapelier zserec und im Catechismus tsereg geschrieben vor. Die wesentliche Abweichung dieser Wortreihe von der Sanskritform und von /sara besteht also nur in der Veränderung der beiden @ in e, und würde sich genugsam, wie viel- leicht auch noch näher die Endung ch, rechtfertigen, wenn man das Wort unmittelbar von Sf (charitam) ableitete. Das e in der ersten Sylbe zeigt schon das Mal. cherita und cheritera (Af3, charitram), Erzählung, erzählen. Für die Bed. sich in Acht neh- men, welche zsara noch hat, besteht auch eine Form zsauran. — Das Sanskr. g4 (mukham, s. nr.87. der Tab.), Mal. m&ka, Kawi muka, Gesicht, findet sich in derselben Bed., sogar mit beibehaltener Aspiration des k, im Tag. als muc-Aha, und noch merkwür- diger ist in derselben Sprache acsaya, zerstören, Sanskr. AT (kskaya), Zerstörung, und sira, im Kawi sirna, zerstören, vernichten, das Partic. tut (s/rna), von der Wurzel 7 (sri). Das Tag. sacsi, Zeuge, zeugen, ist das Sanskr. TferT (säkshin), im Mal. und Jav. saksi. — Diese Beispiele zeigen hinlänglich, dafs man hoffen darf, im Tag. und Mad. noch eine gewisse, obgleich geringe Anzahl von Sanskritwörtern zu entdecken, wenn man nur, was ich 230 Wortvergleichung dieser erste Abschnitt des dritten Buches gröfstentheils aus einer früheren Zeit her, wo der Verf. sich noch nicht mit der Javanischen und Kawi- Sprache beschäftigte, und wo ihm zur Beurtheilung der Hawaiischen kein anderes Hülfsmittel zu Gebote stand, als ein ganz kurzes ABO -Buch für Kinder. Aus dieser Zeit stammt auch die Worttafel. In dem Gedanken, dafs dieselbe besonders geeignet sei, das gröfsere Publicum zu interessiren, habe ich alle mögliche Zeit aufgewandt, um ihr eine gröfsere Vollkom- menheit zu geben. Ich habe ihr namentlich die Javanische und Kawi- Sprache, das Bugis und Hawaiische beigefügt. Die Bugis-Wörter habe ich aus dem unten in 8.15. erwähnten in Serampore gedruckten Vocabu- larium, die Hawaiischen aus Hrn. v. Chamisso’s Schrift über die Ha- wajische Sprache (Leipzig 1837. 4.) gezogen; die in derselben nicht vor- kommenden Wörter, etwa ein Viertheil des Ganzen, hat Herr von Cha- misso selbst die Güte gehabt aus den Texten nachzutragen. Ich hätte diese Hawaiischen Wörter aus mehreren sehr schätzbaren handschriftlichen Wortverzeichnissen, welche Wilh. v. Humboldt aus Nord-Amerika und anderen Welttheilen geschenkt erhalten hatte, und aus einem von ihm selbst aus dem Munde eines Eingebornen der Sandwich - Inseln gesammel- ten Verzeichnisse durch verschiedene wegen weiterer Verknüpfungen mit den anderen Sprachen wichtige Ausdrücke vermehren können, es hat mir aber bei ihrer abweichenden, öfter auch unsicheren Orthographie besser geschienen, bei dem gleichförmigen Systeme der Missionare dieser Inseln stehn zu bleiben. Diese Sprache, die Tahitische und Neu-Seeländische sind nach dem Deutschen Lautsysteme, die Tongische nach dem Engli- schen geschrieben. Der Verf. hat später noch zu den oben von ihm er- wähnten vollständig ausgeführten Wörtern (nr. 11-109.) eine Anzahl sol- cher hinzugefügt (nr. 110-131.), welche nur insoweit ausgeführt sind, als die Ausdrücke wirklich übereinstimmen. Wenn es bei der Herausgabe des vorliegenden Werkes überall mein Bestreben gewesen ist, dem Publicum dasselbe unverändert, wie es der Verf. geschrieben hat, zu übergeben, und das wenige von mir Hinzuge- bisher nicht habe thun können, in dieser Absicht die Wörterbücher durchgeht. Noch wich- tiger, als in diesen beiden Sprachen, bleibt aber immer das Erscheinen eines Sanskritwortes in den Mundarten der Südsee. B.] der Malayischen Sprachen. 8.5. 93 fügte oder Geänderte als solches bemerklich zu machen, so habe ich einige in De vom Verf. ausgearbeiteten Theile dieser Worttafel gemachte Än- derungen und Zusätze Dali gerade bezeichnen können, dördlern kann nur das bemerken, dafs die Beifügung der Sanskritischen und Arabischen Ety- mologien überall von mir herrührt. Die Javanischen und Kawi-Wörter habe ich aus meinem, wie ich anderwärts erwähnt habe, aus sämmtlichen bisher vorhanden gewesenen Druckschriften und besonders den drei unschätzbaren geschriebenen Wör- terbüchern des Herrn John Crawfurd zusammengetragenen und aus meiner Lectüre vermehrten handschriftlichen Wörterbuche, mit Hinzu- nahme des gedruckten des Herrn Roorda, gezogen, und schmeichle mir mit der Hoffnung, dafs aus den zahlreichen in er Columne gelieferten Wortreihen EHRE der merkwürdige Wortreichthum ee beiden Sprachen, als die wichtige Stelle, welche sie in dieser Kette von Sprachen, nicht blofs in Hinsicht auf den westlichen Zweig, sondern auch auf die Mundarten der Südsee, einnehmen, ersichtlich sein werde. Um in dieser Beziehung nichts zu versäumen, habe ich schliefslich noch mein ganzes Wörterbuch durchgelesen, und dadurch noch eine bedeutende Anzahl, gerade durch ihre Alterthümlichkeit und ihren Zusammenhang mit den Wörtern der entfernteren Inseln wichtiger Ausdrücke gewonnen, welche weder das Gedächtnifs sogleich an die Hand geben konnte, noch der, sei- ner Bestimmung nach sich oft nur auf die geläufigste Phraseologie be- schränkende Holländisch-Javanische Theil des Roorda’schen Wörterbu- ches darbot. Indem ich in diesem Bestreben, alle für ein Wort vorhan- denen Ausdrücke zu erschöpfen, nur dem Beispiele des Verf. folgte, habe ich dennoch diesen Grundsatz oft wichtigeren Rücksichten aufopfern müssen. Es hat mir namentlich unrichtig geschienen, die Sanskritwörter mit aufzuführen, sobald sie, wie dies in den meisten Fällen so ist, aus der Zeit des allgemeinen Indischen Einflusses herrühren, da sie nicht in den Beweis der Stammverwandtschaft dieser Sprachen gehören. Ich habe sie daher, so wie die Arabischen, in den beiden Sprecharten des Javanischen und im Kawi auch dann weggelassen, wenn sie die einzigen Ausdrücke für einen Begriff sind. Bei der Beibehaltung einiger leiteten mich andere ge- legentliche Rücksichten. Diese Auslassung habe ich auch theilweise im Malayischen beobachtet. Nicht minder habe ich mehrere dem Malayi- 3 Wortvergleichung schen Stamme zugehörende Wörter, welche sich in den Wortverzeichnis- sen finden, besonders im Kawi, übergegangen, weil sie, in Bezug auf die beigefügte Bedeutung, manchmal auch ihre Form, mir nicht verbürgt ge- nug schienen, ohne dafs ich darum alle von mir wirklich aufgenommene von einem solchen Zweifel freizusprechen wage. Denn es ist an verschie- denen Stellen dieser Schrift und des Anhanges von mir mit Beispielen be- legt worden, welche abentheuerliche Bedeutungen oft den der Gegenwart entschwundenen Wörtern beigelegt werden, und es ist von diesen Incor- rectheiten die geringste, und nur eine ganz natürliche, wenn sie in einer zu allgemeinen, wie gehen, sprechen, sehen, aufgeführt werden. Nur gelegentlich habe ich meinen Zweifel durch ein nachgestelltes Frage- zeichen oder durch Beisetzung der Quelle angedeutet. Ich habe durch diese letztere Citation nämlich sagen wollen, dafs es auffallend bleibe, dafs das Wort nur in Einer Quelle vorkommt, dafs es wenigstens deshalb ein seltenes, besonders ein Kawi-Wort zu sein scheine. Die Anführung der Crawfurdschen Wörterbücher hat jedoch öfter auch einen anderen, gleich anzugebenden Zweck. Bei diesen Citationen habe ich mich der in meinem Anhange gebrauchten Abkürzungen bedient. Wenn man die von dem Verf. in diesem Werke über die Sprache gesammelten Resultate in Erwägung nimmt, und besonders noch den Um- stand berücksichtigt, dafs eine Menge noch im jetzigen Javanischen übli- cher Wörter auch im Kawi schon gebräuchlich sind, so wird man es nicht tadeln, dafs ich dieser letzteren Sprache keine eigne Columne angewiesen habe, und wird es verstehen, dafs unter Kawi-Wörtern nur solche gemeint sind, welche der alten Dichtersprache ausschliefslich angehören. Die Ausdrücke der gewöhnlichen Volkssprache und der höheren oder vorneh- men Sprechweise habe ich gesondert, die letzteren durch Kr. (Krama), die Kawi-Wörter durch K. bezeichnet; bei den Wörtern der gewöhnli- chen Sprache, welche, unbezeichnet, vorangehn, habe ich aber nicht weiter unterschieden, ob sie allein dieser, oder, wie es bei mehreren der Fall ist, zugleich der vornehmen angehören. Bei dieser Unterschei- dung der Wörter in Ngoko-, Krama- und Kawi-Wörter habe ich mich meist an die Bestimmung meiner Quellen hierüber halten müssen. Da einige derselben, vorzüglich die Crawfurdschen Wörterbücher, die Wör- ter in dieser Beziehung gar nicht bezeichnen, so habe ich in einem sol- der Malayischen Sprachen. $.5. 233 chen Falle das Wort als Ngoko-Ausdruck aufgeführt, aber die Unsicher- heit dieses Punktes durch Citirung von Crawfurd oder durch ein vorge- setztes Kreuz (x) angedeutet. Solche Wörter gehören sehr häufig, viel- leicht zum gröfsten Theile, dem Kawi an. Aus der Reihe der Krama- Wörter habe ich aber die künstlich aus Wörtern der gewöhnlichen Volks- sprache umgebildeten Formen, über welche der Leser in einem ausführ- lichen Capitel meines grammatischen Anhangs Aufklärung finden wird, gänzlich weglassen zu müssen geglaubt, habe darin aber nur so weit vor- gehen können, als die Gewifsheit darüber für den Augenblick reicht. Denn ich habe in jenem Abschnitte meines Anhanges an sehr merkwür- digen Beispielen bewiesen, dafs diese Umformung, indem sie sich leicht aller Fesseln uns wahrnehmbarer Analogie entledigt, schon von einer ge- ringen Ferne aus unsrem Auge gänzlich entschwindet, so dafs nur aus dem Umstande, dafs das vornehme Wort, nach der sorgfältigsten Durchsu- chung, wie sie in Jahrhunderten noch nicht möglich sein wird, sich in keiner anderen Malayischen Sprache findet, die negative Wahrscheinlich- keit hervorgeht, dafs es ein absichtlich gebildetes sei. Es befinden sich also sicherlich in der Reihe des Krama noch eine Anzahl Ausdrücke, welche nur diesem Verfahren ihren Ursprung verdanken, und nie in die Vergleichung mit den Schwestersprachen eingehen können. Wenn sich der Leser die aus diesen verschiedenartigen Gründen weggebliebenen Wörter, von denen die Sanskritischen, besonders im Kawi, oft, wie z.B. die für Wasser, Meer, Sonne, beinahe uner- schöpfliche Reihen bilden, hinzudenkt, so wird er sich einen Begriff von dem erstaunenswerthen Wortreichthum dieser beiden Sprachen zu bilden im Stande sein, welche in ihrem Schofse den Stoff der Malayischen, Po- Iynesischen, Indischen und Arabischen Welt zusammengehäuft und ihn durch einen, wenn gleich seltsamen, eignen Bildungstrieb noch mehr aus- gedehnt haben. Über die in diesen beiden Sprachen beobachtete Schreibung merke ich an, dafs ich nirgends einen Consonanten verdoppelt habe. Ich gehe hier nicht auf eine Rechtfertigung dieses Verfahrens ein, noch habe ich damit eine Überzeugung aussprechen wollen, dafs dies in allen Fällen ohne Ausnahme geschehen dürfe, weil ich in meinem Anhange die Sache näher erwägen werde. Da es aber in so vielen Fällen gleichgültig, ja rathsam Histor. philol. Abhandl. 1832. G g o 234 Wortvergleichung ist, den einfachen Consonanten zu gebrauchen, so habe ich es in dieser Zusammenstellung mit den verwandten Sprachen, von denen keine sich der Consonantenverdopplung im Schreiben bedient, der Gleichförmigkeit wegen für passend gehalten, durchgängig die einfache Schreibung anzu- wenden. Von den Verben habe ich, mit Ausnahme der wenigen Fälle, wo die Existenz des Wortes ohne Präfix oder Infıx zweifelhaft und durch nichts verbürgt war, überall die einfache (substantivartige) Form, ohne Affıxa, aufgestellt, da die Mannigfaltigkeit derselben die Aufnahme meh- rerer Formen desselben Wortes nothwendig gemacht hätte, und es der leichteren Erkennung der Übereinstimmung wegen auch bei anderen Re- detheilen rathsam war, abgeleitete Formen zu vermeiden. Dasselbe habe ich bei der Malayischen Sprache befolgt. Wo dennoch die Aufnahme einer solchen nicht zu umgehen war, ist die Ableitung angedeutet. Doch habe ich sowohl dieses, als jenes bei der Tagalischen, Madecassi- schen und Bugis-Sprache meistens unterlassen müssen, weil die Durch- führung dieses Principes an ihnen sehr weitläuftige Untersuchungen, wel- che bei dem unvollkommenen Zustande der Wörterbücher oft nicht zu einem einfachen Schlusse zu bringen sind, nöthig gemacht haben würde. Die Aneinanderreihung der 131 Wörter dieser Tabelle ist eine rein ungefähre, wie der Verf. die Ausdrücke bei dem ersten Entwurfe sam- melte; und es wäre, allein schon zum Behufe des Auffindens bei der Ver- gleichung anderer Sprachen dieser Inselwelt, die in ihr noch nicht er- scheinen, irgend eine systematische Reihefolge, in welcher wenigstens das Gleichartige mehr zusammenstände, durchaus wünschenswerth gewesen. Die Zeit erlaubte mir aber nicht, eine Umschreibung vorzunehmen. Die- sem Mangel abzuhelfen, setze ich hier die Wörter der Tabelle in einer doppelten Zusammenstellung, einer nach Materien geordneten, und einer alphabetischen, her. Die jedem Worte beigesetzte Ziffer ist die Nummer, unter welcher sich dasselbe in der Tafel findet. der Malayischen Sprachen. $.5. 235 A. Nach Materien geordnetes Verzeichnils. I. Substantiva. 4) Elemente und Stoffe: Wind 52, Feuer 60, Licht 10, Wasser 3, Erde, Land 2, Stein 78, Salz 5. 2) Geistige Dinge: Gott 18, Geist 17, Seele 29. 3) Himmel und was dazu gehört: Himmel 1, Sonne 6, Mond 9, Stern 89, Wolke 61, Norden 73, Osten 74, Süden 75, Westen 76. 4) Dinge auf der Erde: Meer 4, Berg 62, Wald 64, Feld 63, Haus 55. 5) Zeit: Tag 7, Nacht $s, Morgen 58, Abend 59, Jahr 33. 6) Raum: Mitte 67, Zahl 65. 7) Der Mensch und seine Verhältnisse: Mensch 16, Mann 26, Weib 27, Kind, in Be- zug auf das Alter 92, in Bezug auf die Abstammung 25, Jungfrau 15, Vater 53, Mut- ter 54, Sohn, Tochter 25, Bruder, Schwester 57, Wittwe 86, Herr 131, Sclave, Die- ner 88, Feind 102, Name 36. 8) Der Körper und seine Theile: Körper 25, Leben 49, Stimme 80, Haut 121, Fleisch 51, Blut 34, Kopf 79, Gesicht 87, Haar 48, Auge 109, Mund 71, Zunge 45, Zahn 90, Ohr 35, Backe 110, Hand 77, Fuls 81, Knie 91, Brust 41, weibliche Brüste 42, Bauch 44, Herz 43. 9) Thiere: Thier 99, Vogel 100, Fisch 101, Rind 56, Eidechse 124. 10) Pflanzen: Baum 106, Saame 108, Blume 107, Frucht 23, Wurzel 105. 11) Werkzeuge: Fackel 50, Löffel 125, Segel 117. II. Adjectiva. Grofs 93, klein 94, gut 21, schlecht 19, weils 37, schwarz 38, neu 116, alt 95, rechts 84, links 85, warm 46, kalt 47, voll 69, leer 70, tief 126, süls 129, hungrig 97, durstig 98, blind 103, taub 104, krank 20, betrunken 114, reif 123, leicht (facilis) 122, halb 66. III. Verba. Sein 125, werden 127, geboren werden 13, sterben 11, tödten 39, gehen 31, fallen 96, sehen 40, hören 32, sagen, reden, sprechen 30, essen 22, kauen 130, öffnen 83, verschlielsen 82, begraben 72, hängen 119, baden 111, kaufen 68, bezahlen 112, nähren 14, lieben 12, fordern 118, wählen 113, folgen 115, ändern, wechseln 120. IV. Conjunctionen. Nicht 24 Gg2 236 W ortvergleich ung B. Alphabetisches Verzeichnils. Abend 59 gehen 31 Löffel 125 sprechen 30 ändern 120 Geist 17 männlich, Mann 26 Stein 78 alt 95 Gesicht 87 Meer 4 sterben 11 Auge 109 Gott 18 Mensch 16 Stern 39 Backe 110 grols 93 Mitte 67 Stimme 80 baden 111 gut 21 Mond 9 Süd 75 Bauch 44 Haar 48 Morgen 58 süls 4129 Baum 106 hängen 119 Mund 71 Tag 7 begraben 72 halb 66 Mutter 54 taub 104 Berg 62 Hand 77 Nacht 8 Thier 99 betrunken 114 Haus 55 nähren 14 tief 126 bezahlen 112 Haut 121 Name 36 Tochter 25 blind 103 Herr 131 neu 116 tödten 39 Blume 107 Herz 43 nicht 24 Vater 53 Blut 34 Himmel 1 Nord 73 verschlielsen $2 Bruder 57 hören 32 öffnen 83 Vogel 100 Brust 41 hungrig 97 Ohr 35 voll 69 Brüste, weibliche 42 Jahr 33 Ost 74 wählen 113 Diener 88 Jungfrau 15 rechts 84 Wald 64 durstig 98 kalt 47 reden 30 warm 46 Eidechse 124 kauen 130 reif 123 Wasser 3 Erde 2 kaufen 68 Rind 56 wechseln 120 essen 22 Kind 25, 92 Saame 108 Weib, weiblich 27 Fackel 50 klein 94 sagen 30 weils 37 fallen 96 Knie 91 Salz 5 werden 127 Feind 102 Körper 28 schlecht 19 West 76 Feld 63 Kopf 79 schwarz 38 Wind 52 Feuer 60 krank 20 Schwester 57 Wittwe 86 Fisch 101 Land 2 Sclave S8 Wolke 61 Fleisch 51 Leben 49 Seele 29 Wurzel 105 folgen 115 leer 70 Segel 117 Zahl 65 fordern 118 leicht (facilis) 122 sehen 40 Zahn 90 Frucht 23 Licht 10 sein (esse) 128 Zunge 45 Fuls sı lieben 12 Sohn 25 geboren werden 13 links 85 Sonne 6 der Malayischen Sprachen. $.5. 237 Die Reihefolge, in welcher man die neun hier aufgestellten Spra- chen geordnet findet, habe ich selbst bestimmen müssen. Die Aufgabe war von der Art, dafs sie sich jetzt noch in keiner Weise genügend lösen liefs. Es hätte allein schon die grofse Hauptfrage entschieden sein müs- sen, ob der mehr vollkommene Wortbau des westlichen Stammes als successiv aus dem auf die gröfste Einfachheit und Dürftigkeit herabgehen- den des Polynesischen durch Anwachs entstanden anzunehmen sei, ob man in der letzteren grofsen Familie wirklich die so weit verzweigte Spra- che mehr in dem Zustande ihrer Entstehung, in der Kindheit stehen ge- blieben, erkennen solle, oder ob der Urtypus vielmehr in den vollkomm- neren Sprachen des Westens zu suchen sei, deren Laut- und Formenfülle von einem mit dürftigeren Articulations - Fähigkeiten begabten kindli- chen Volke überall beschnitten und vereinfacht wurde, oder, da man be- stimmt weder diese, noch jene Thatsache ausschliefslich und in ihrem Extreme wird beglaubigen können, in wie weit man das Eine und das An- dere im Allgemeinen und im Einzelnen werde annehmen dürfen. Es ist dies eine bei allen grofsen Sprachstämmen schwebende, überaus schwie- rige, und nie bis in alle Einzelheiten unbestreitbar zu lösende Frage, und, bei der noch so geringen Verbreitung allgemeiner, aus der Kenntnifs vie- ler und verschiedenartiger Idiome des Erdkreises hervorgehender Ideen über die menschliche Sprache, ein Punkt, bei welchem die verschiedenen herrschenden Ansichten gerade zu den entgegengesetztesten Annahmen führen müssen. Unter diesen Umständen kann ich mir am wenigsten an- mafsen, über jene Frage hier ein eignes Urtheil auszusprechen, obgleich ich gestehe, sie für den Augenblick in einer bestimmten Richtung zu ver- folgen, wenn dieser Weg auch nur zum Beweise des Gegentheils führen sollte. Indem ich also keine Hypothese in die Bestimmung der Reihe- folge dieser Sprachen habe einmischen wollen, habe ich sie nur im Gan- zen nach der gröfseren oder geringeren factischen Formenausbildung auf einander folgen lassen und nach der gröfseren oder geringeren Formenähn- lichkeit neben einander gestellt. Ich mufste sagen im Ganzen; denn es fin- den sich natürlich viele Beispiele, in denen die eine oder die andere in Bezug auf diese beiden Punkte sich unmittelbar neben eine ihr entfernt stehende und weit von der, neben welcher sie hier erscheint, stellt; so ordnen sich abwechselnd öfter das Kawi, Bugis, Madecassische mitten unter die Süd- 38 W ortvergleichung see-Sprachen. Besonders schwer ist es, den westlichen Sprachen eine genügende Folge neben einander zu geben; und die hier für das Bugis, Madecassische und Tagalische gewählte Stellung dürfte manchem Tadel ausgesetzt sein. Es liegt dies darin, dafs diese Sprachen, und vorzüg- lich die beiden letzten, in Rücksicht auf ihre Wortform und ihren Wörter- vorrath .einen eigenthümlichen, mehr von den anderen gesonderten Cha- rakter, der auf das Fehlen verschiedener Zwischenglieder schliefsen läfst, offenbaren. Wenn man daher eine Wortform in ihrer successiven Aus- bildung, oder verschiedene für denselben Begriff sich findende Ausdrücke verfolgt, wird man öfter eines oder mehrere Glieder dieser Reihe über- springen oder anders ordnen müssen. Die vier Südsee-Sprachen bilden eher, wie sie hier absteigend zusammengeordnet sind, eine folgerechte Reihe, und sind auch von Wilh. v. Humboldt so dargestellt worden. Der Eindruck, welchen die hier erscheinende Übereinstimmung der in den verschiedenen Sprachen für einen Begriff bestehenden Wörter hervorbringt, mufs bei der hier gewählten Gestalt ein weit unvollkomm- nerer sein, als wenn man der Vergleichung die Richtung gegeben hätte, nur die Wortform, ohne Rücksicht auf die Bedeutung, durch alle zu ver- folgen. Der Verf. hat es aber oben ausgesprochen, dafs es gerade seine Absicht gewesen sei, auf diesem, mancherlei Abweichungen unterworfe- nen Wege dennoch die bedeutende Übereinstimmung zu zeigen. Denn es ist bekannt und überall aus der Tabelle ersichtlich, dafs in verschiede- nen Sprachen desselben Stammes eine vollkommen oder genügend über- einkommende Form eine andere Bedeutung erhält, eine ganz ähnliche, aber auch, nach der weitausgreifenden Macht des Symbolisirens und der Begriffsverknüpfungen eine factisch bedeutend verschiedene. Weil das Resultat so nur ein untergeordnetes ist, so hatte der Verf. schon selbst in dem von ihm bearbeiteten Theile den Weg eingeschlagen, durch Pa- venthese der eine abweichende Bedeutung tragenden, sonst aber überein- stimmenden Formen das Bild zu vervollständigen; und ich habe es für durchaus gerecht gehalten, diesen Weg bei dem von mir nachgetragenen sorgsam zu verfolgen. Ich hatte mir hierzu durch eine, nicht sowohl zu diesem, als zu allgemeineren Zwecken unternommene durchgängige Ver- gleichung des Marsdenschen Malayischen Lexicons mit meinem Javani- schen ein besonders mächtiges Hülfsmittel verschafft, und bin so im Stande der Malayischen Sprachen. 8.5. 239 gewesen, das erwähnte Princip an diesen beiden Sprachen vorzüglich voll- ständig durchzuführen und die bedeutende Übereinstimmung ihres Wort- vorraths besonders hervorzuheben. Auch ist es mir dadurch möglich ge- worden, in der der Malayischen Sprache gewidmeten Columne mehrere für den wirklichen Begriff vorhandene wichtige Ausdrücke hinzuzusetzen, die sich nicht durch Marsden’s Englisch-Malayisches Wörterbuch erge- ben. Recht sehr zu vermissen ist eine solche Bearbeitung des Tagalischen und Madecassischen Wortvorraths; nur aus diesem Grunde stehn diese Sprachen, vorzüglich die erstere, in einem so bedeutenden Theile der hier verglichenen Wörter ohne Analogien da. Uberhaupt müfste jede Sprache dieses Sprachstammes mit jeder der übrigen in Beziehung auf die Wortform verglichen werden, das Resultat würde unendlich wichtig und belehrend sein, und würde dem Kenner der einen die Erlernung der an- deren auf eine wunderbare Weise erleichtern; dazu würde aber eine All- gegenwart des Gedanken gehören, wie sie, auch bei der umfassendsten praktischen Kenntnifs, allein schon wegen der mannigfaltigen möglichen Buchstabenveränderungen, Einsetzungen und Weglassungen, unerreichbar ist. Denn es fehlt uns z.B. noch sehr an Aufklärung und Beobachtun- gen über die vielfach räthselhafte Schreibung und die Buchstaben - Com- binationen in den vorhin genannten beiden Sprachen, um beurtheilen zu können, welche Laute eigentlich damit gemeint sind, welchen in den ver- wandten, sichtlich ein klareres und consequenteres orthographisches Sy- stem befolgenden sie geradezu entsprechen, oder vermittelst gewisser, durch Reihen von Analogien gehender Eigenthümlichkeiten sich anschlie- fsen. Es würde ferner dazu gehören, dafs wir, andere, weniger bekannte hier ganz aufser Acht gelassen, von den in diese Tabelle aufgenommenen Sprachen nicht nur vollständige, schon mit Berücksichtigung der Etymo- logie, so weit sie innerhalb der einzelnen Sprache selbst liegt, ausgear- beitete Wörterbücher, in welchen die fremde Sprache voransteht, son- dern ganz vorzüglich solche besäfsen, in denen die erklärende Europäische Sprache den ersten Platz einnimmt. Die Tagalischen Wörter sind aber vom Verf. blofs aus dem Spanisch- Tagalischen Theile des Wörterbuches i ö » und die Madecassischen aus lauter einzelnen, die Auffindung meistens sehr erschwerenden Materialien und Wortverzeichnissen zusammenge- bracht. 0 Wortvergleichung der Malayischen Sprachen. $.5. Indem so die Tagalische Sprache in einem Grade, der nicht der Wirklichkeit entspricht, hier dürftig an Anklängen mit den westlichen des Stammes dasteht, wenn es auch ausgemacht bleibt, dafs ihr Wort- vorrath in einem vielfach geringeren, als dies zwischen der Malayischen, Javanischen und Bugis-Sprache der Fall ist, mit ihnen übereinkommt, wäre es, besonders nach der Aufnahme der zahlreichen Javanischen For- men, welche viele neue Ausdrücke, und damit einen nicht unbedeuten- den Theil der ganzen Sprache, in die Vergleichung bringen, sehr nöthig gewesen, das Tagalische Lexicon, und zwar das Tagalisch-Spanische Ver- zeichnifs, zu diesem Behufe durchzugehn und diese Parthie zu ergänzen, Denn, um hier nur von den directen Ausdrücken, welche die Sprache für die in der Tafel aufgestellten Begriffe besitzt, gar nicht von der For- men - Übereinstimmung bei veränderter Bedeutung, zu reden, so hat mich der gelegentliche Gebrauch der Tagalisch-Spanischen Nomenclatur des Wörterbuches von Fray Domingo de los Santos gelehrt, dafs aus ihr noch eine reiche Anzahl, gerade vorzugsweise zur Vergleichung die- nender hervorgeht, welche in dem Spanisch-Tagalischen Theile sich nicht unmittelbar darbieten. Auch die Columne der Madecassischen Sprache würde bedeutende Zusätze gewonnen haben, wenn ich im Stande gewesen wäre, das von mir vor mehreren Jahren ausgearbeitete Madecassische Wörterbuch, zu welchem ich in der letzten Zeit noch den Französisch- Madecassischen Theil hinzugefügt habe, durchzulesen. Ich habe aber, überall von der Zeit gedrängt, der Erfüllung dieses Wunsches, wie man- ches anderen, den ich für die Vervollkommnung dieser Arbeit hegte, ent- sagen müssen. — Buschmann.] S Dolynesısich: ah a So a l 1 ch. BE ne De N Tongisch. | Neu -Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. langit langi rangi rai lani lupa (d. Materie) oomea (eig. die Erde,|) wenua fen ua (eig. Land) honua bayan(d.Erdkörper)| als Element) aina (Land) cati (in der Redensart Landthiere) tubig vy wdi vai wai hani p«ep® dagat tahi Lai tai kai nn en asin (maasin und maalat, salzig) arao mooana (n.d.Tiefe)| moana masima und tahi|taitai (vgl. nr.4.) |taitai(Marc.9,49.50.) paakai tahi, salzig tote (Gr. p.154. mili en Em nn aho,bo (d.letzte halte| «0 (mit d. Begriff des | 0 (vgl. Neu-Seeländ. | «0 ich fürungewils. Dies| Lichts verbunden) Auch Welt. Vgl.das | (auch /a,eineSonne, || Volk rechnet nach |mahana (v.d.Wär-| Sanskr. tm u. Zux) beim Zählen) Nächten, daher viel- me; vgl. nr.46.) mahana leicht einMilsverstand, s.nr.8.) bo ooli (bo wörtlich: | Do po po schwarz. Ich halte das ruy Beiwort nur für ver- stärkend. Vgl. nr. 7. maloo, Schatten, sonnenfrei, kühl) Ih = Br ” Malayisch. Javanisch. Bugis. Annales marit. et colon, und Chapelier. Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. 8.6. Madecassisch. u Übersetzungen aus der heil. Schrift. Flacourt’s Diet. 1. Himmel längit tanah benüa (Land) 2. Erde 3, Wasser ay er (dänau, großer See) langit tanah lemah (als Materie) Kr. siti (als Materie) langi Challan’s Kup, Hrancols-Malgache) Catechismus. 241 Polynesisch. LT m — — | Tongisch. Neu -Seeländisch. Tahitisch. | Hawaiisch. langhitsi (4.102.) | lanitra (Exod.20,4.)] lang hits lanehits,lanhits, languets langi rangi rai tana wanua (Land) tane (4.102.) banyu Kr. Zoya K her, warih (af), we,ranu,danu, dhyah (Cr.), he- tuh, wulusan uwae ranou (A.106.) tany tane tane,tani ranou (Exod. 20,4.) tänne lupa (d. Materie) b ayan (d.Erdkörper)) cati (in der Redensart Landthiere) oomea (eig. die Erde,| wenua als Element) laut (täsek, der See) lahut K. tasik, lot ranoumasina (Exod. 20, 11.) täiche riac (nach Challan ist rioc: Welle) ranoumasse (eig. bittres Wasser, von ranou u. masi, bit- ter, aigre, vgl. nr.5.) gäram (mäsin, salzig) huyah (hasin, salzig) Kr. sarem pöje (macine, salzig) (masse,aigre, Mase- mase, salzig) sira (masi,macin,aigre) tubig dagat fenua (eig. Land) lani honua aina (Land) tahi tai mooana (v.d.Tiefe)) moana asin (maasin und maalat, salzig) masima und tahi tahi, salzig tai tai (sgl. nr.4.) tote (Gr. p.154.) taitai(Marc.9,49.50.)| paakai miti mata ärz (Auge des Tages) srengeng£ mala ösok (Auge des Tages) | manou an dro u (A.115.,wohl Druck- fehler für massou) masoandro (Luc. 4,40.) massoü andro (Auge des Tages) masouandrou N massandrou maslouc (loue, die Brustwarzen) samoussi arao (vgl. nr.6.) laä la häri oder äri (fr) szang (vomLicht; auch Morgen, 2) hell, v. Far- ben) dhina (K),rina,ra- hina Kr. siyang (in Bezug auf die Helligkeit) K. hari mahira 680 (vgl. or. 53.) anrou (A.108.) andro (Lue.1,5.) anrou (ob das Wort nicht zusammengesetzt sein sollte? vgl. or.6. Polynesisch) androu aho0,bo (d.letzte halte ich für ungewils. Dies Volk nach Nächten, daher viel- leicht einMilsverstand, rechnet s. nr. $.) ao (mit d. Begriff des Lichts verbunden) mahäna (v.d.Wär- me; vgl. nr.46.) a0 (vgl. Neu-Seeländ. Auch Welt. Vgl.das Sanskr. «item u. Zur) mähana ao (auch /a,eineSonne, beim Zählen) mälam wengiund bengi (vgl. Tong. nr. 58.) xmalem Kr. dhalu K. kulam (vgl. d. Mal. klam, finster) wöni Histor. philol. Abhandl. 1832, asine (A.117., wenn es nicht Druckfehler ist) alin& (A.ı21.) mizi alina (Luc. 12,20.) hale, halen, ha- lem alin£,alin (mitdem Begr. d. Finsternils) bo ooli (bo wörtlich: schwarz. Ichhalte das Beiwort nur für ver- stärkend. Vgl. nr, 7. maloo, Schatten, sonnenfrei, kühl) Hh - “= 5 D ns - * f F- hr ’ + = j \ & . . u 4 . ‘ l . . * an een - -. \ \ B Z 5 ! ’ = . x F B + 1 . = wy i f ” E h ° ’ * D 1 * 1 y . B r \ 2 ’ . 5 D “ « D u . D ı- , ’ v i si \r ö g 5 nn j eo D 2 DD i gr u . U [me D iu > Er Pe | I” ı ng 5 N a — -_ FR PETER 2 Polynesisch Tagalisch. ge N coeseesBEEIBENRENBETR Tongisch. Neu- o Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. bouan mahina marama (vgl.nr.10.)| marama (Matth.24, mahina liuan ag mama 29. Marc. 13,24. Apo- stelg. 2,20.) ao (vgl. nr. 7.) lama,malama- maramarama lama (Evang. Joh. 1,5. vgl. nr.9.) matay mate mate(auch:krank sein)| mate patay, todt auch po he (Apostelg. ibig (von geringerem)| mamana aroha aroha aloha sinta (von höherem | manaco (oa, Freund) here Grade) ofa (allgemein: Zunei- (casi, Freund) gung) panganac(v.anac,| fanow wana des Gebärens) u (eig. der Act| fanau hanau o ’ . . fafanga wangai hanai Le Malayisch. Javanisch. Bugis. Annales marit. et colo, und Chapel Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. $.6. Madecassisch. bersetzungen aus der heil. Schrift. Challan’s oc. Frangois-Malgache. Flacourt’s D, Catechismus. Tagalisch. KL — N Tongisch. Polynesisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. 9. Mond bülan wulan, rembulan ulöng 10. Licht trang tajang chäya terang K chahya (sm) voulan vola,volan mahina 29. Marc. 13,24. Apo- stelg.2,20.) (herecherche,ver luisant) lianh tsara (lia, Linie, Strahl, zsara, sara,assara,chan- delle) dzauon mazava herecherecha mazava (Luc.12,3.) liuanag Kr. hasih (sir, Zunei- gung, Gunst) A babar (dhadhi, werden) te-per-jädi (v. ja werden, vgl. or. 127. te-per-anak (y.anak, Kind) 13. geboren wer- den ren 11. sterben mäti mati mate matte (A.102.) mat matl£d, malt& pati, Tod (aufserdem eine ‚Fatte (A.105.), Tod Jate, Tod Menge von Ausdrücken) 12. lieben kasih lulut maseiwi teia (A.94.) (vgl. Jay. leia BERaNEOTE demen (pamase, Liebe) Ppitay a, vertrauen, rangh ets ranguit (amant, ga- mul£, Liebe (Cr.) glauben) mangheira lant) matay patay, todt mdma mate m.äte(auch:krank sein) lama,malama- lama ao (vgl. nr. 7.) maramarama (Evang. Joh. 1,5. vgl. nr. 9.) mate make auch poAe (Apostelg. 4,2.) ibig (von geringerem)| mamana sinta (von höherem Grade) (casi, Freund) taimbou (A.97.) velom (veloun bei|taimbou Challan: Leben; vgl. nr.14.) teuohan panganac(y.anac,| fandw Kind) manaco ofa (allgemein: Zunei- gung) wänau (eig. der Act aroha aloha here aröha (oa, Freund) fanau hanau des Gebärens) 14. nähren pfära,paliara hing u asoh (von Kindern) momong piarai leitet) vilomen (A.97.) (v. velom, nr.13., abge- vilomen tardmiou amihouan (wohl: ma-mellom (von velom, s. nr.13.) milaize zu essen geben; ami, geben, Aoman, hou- man, essen) anniz (ein Kind nähren; zaza, Kind) Jafanga wangat 15. Jungfrau dära (vgl. am) präwan dara (C.j.), rara prawan K sunthi mihole mihole tsecats Hh2 uE } - Is e | Enid #: =3 ; er n : E DE «Ci N = Tr “7 \ ra N = 1: Mi: : ıE% = = A ü S I a o) 5 | KB = n u = 3 j m u nn nn nn An nn $ 4 Ti | | - E73 j = j \ Ze FH € u . B nee En dien re u: uemeg u ein EEE —n g . 2 b = Prj WERE = z hi \ i \ - \ 24 i _ E T j = u = \ ‘ (sl j s . 4 j ! j i i B - . - j k Fr ; h - ' ° a E u „& i 2 Te Pr Z . L | e e “4 En ” 4 “ Be s e \ E f 1 : | nenn nn u I Di ET EEE Polynesiısch. Tagalisch. | „Terme Tongisch. Neu -Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. ’ I tangala tangata taala kanaka diua (vgl. =) hotooa (vgl. nr. 18.) uhane dili (mehr v.d. Lebens- geistern) bathala (am) |hotoova alua masama 77 kino maysaquit (haben |nach Graden d.Vornehm-| (mare, cough) pohe (Gr. 19. auch: | mai Qual) heit von unten auf: sterben) mahagi, tenga- tangi,booloohi ygui lille maikai malic (well) cain (in einer Conjug. | k,y kai amu S R } Form cungmacain, gena AmMU in einem Dialekt na- cain) bonga, auoy R) hodu N Malayisch. Javanisch. Bugis. Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. $.6. Madecassisch. Annales marit. et colon. und Chapelier. Übersetzungen aus der heil. Schri Tagalisch. Polynesisch. „a ——— | Neu-Seeländisch. Tongisch. 16. Mensch 17. Geist 18. Gott örang mänusha,mänusta (ara, aa) wong (auch kuwong)|tau Kr.tiyang (Mal. tzang,|manusia Pfeiler, Mast) K. wwang, janma (Gr ),jalma,m.a- nusa, manusya, Jiring ®o.) olon(4.95.),oulon| olona (Lue. 12,9.) |oulon (4.102.) oulou Tahitisch, Hawaiisch. tauo tangäta tangata taata kanaka hantu (Gespenst) hantu (Gespenst) lembut hantu (Gespenst) (viel. von den nr. 52. zusammengestellten Wörtern) anironh, esprit qui | ‚Fang ahe(4.108.) tserec (A.100.) amiro£ (4.102.) (bei Flac.: Seele) reoient | pangah£ (4.9), Janahy Mauh.1,15.)) panhahed (Cat. 9.) JFangnahe angatz(böser Geist) am£rou£, Seele, 2) böseGeister, revenans oulis, gute Geister diua (vgl. =) dili (mehr v.d.Lebens- geistern) hotooa (sgl.nr.18.) tühan (Herr, s. nr. 131.) dewa (Indischer, &a) (beräla, Götze) dhe&wa (Indischer) (duwan, Herr) (barahala,Götze) andriamanitra|\sahanhare (Exod.20,1.)(andria, andrian, anrian, Herrscher, Fürst, Kö- nig; d. zweite Theild. Wortes ist vielleicht Zanitra, Himmel) zanhare zaanhar, le premier ‚Prince, le principe de toutes choses zanhar bathala (sam) hotoda 19. schlecht hakal od. häkal,ja- hat,mära,buruk (Werten senken baren Sachen) (kzna, gering, verächtlich, St) hala Juti (Cr.) (hina, gering, verächt- lich) majak ralsi, ralchi (A. 116.) ratchi,mal(vorzügl. immoralischen Sinn), ratsi, bäßlich rätsi (p13.) masama kino 20. krank säkit mära (v. evil) lara, gerring, ke-\|malasa(tasa,Krank- ling (C.j.), hang- lah 3 Kr. sakit, gerrah heit, Schmerz) marare (A.113.) marare(rare,Krank- heit) (doule, Krankheit) marare,mal dans le sens physique mahdmahet manguelo maysaquil (haben Qual) nach Graden d.Vornehm-| (mare, cough) heit von unten auf: mahagi, tenga- tangi, booloohi pohe (Gr. 19. auch: sterben) 21. gut bechik,penedh Kr. sah& made cheng soa (4.102.) isara sara,sora,sova sarab£ (bien) lille malic (well) maikai 22, essen mäkan santap mangan Kr. zeda dahar manre | Aoman (A.100.), houman miholi mi-tandzac (mi- lanzac, soutenir) hani (Luc. 12,29.) houmann (Flac. Aane, leben, Lebensmittel) homanne, hou- man hisnan cain (in einer Conjug Form cungmacain, in einem Dialekt na- cain) kai dmu ky gena amu 23. Frucht büah woh buwa voa voha voua bonga, auoy fooa Histor. philol. Abhandl. 1832. Ti did . R u 5 ar BE i on oo. F- [28 i D | Br Fre 1 | DT i LzoE Dee d u En inne ern Bea Su: v k I. dead arte En IT 7 ee Tagalisch. Tongisch. Neu-Seeländisch. Polynesisch. OT nEEEEEEEBEBIETEEEETETEEE mE | oseeEBBBEEBESESERBBRBER | Tabitisch. | Hawaiisch. 2 di houag, douag dahan (auch: ne) uala (un-, eig. es ist nicht da) di, dili, yndi, hin- iky / tdi, un- (eig. ohne) 0004, Lat. ne (auch: aufhören) kore (eig. ka ore, zerbrochen) kaua, Lat. ne waho, ohne ore (zugleich aore eere,eete aila,ecila aima,eima aina, eina aipa ole, nicht, un- aole, nein : un-), anac lalaqui sind Affıxe) fo ha, Sohn fefin e, Tochter (eig. weiblich) tangata (auch von Thieren; eig.Mensch, s. nr. 16.) v. Thieren, Stamm, v. Bäumen), Zoonga tangata (Zoonga ursprünglich: Haufe, Klumpen; tangata s. nr. 16.) caloloua loto (mehr: Gemüth, ursprüngl.: d. Mittel- punkt, das Innere; s. nr. 67.) tamaiti, Sohn Lamaine,Tochter (v. wahine, nr.27.) tane wahine tinana (Rumpf des menschl. Körpers) tamaidi, So tamahine,Tochter lane rahine (auch ren) cataoan (ca und an| chino (eig. Rumpf, keiki kane, Sohn keikamahine, Tochter hn kane wahine v. Thie- kino uhane (Geist) . Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. 8.6. Malayisch. Javanisch. Annales marit. et colon. und Chapelier. Madecassisch. Übersetzungen aus der heil. Schrift. Flacourt's Diet. Challan's Woc. Frangois-Malgache, Catechismus. Polynesisch. KT Tagalisch. Tongisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. 4. nicht, un- trdak,tidah trada (eig. es ist nicht, v. @da, sein) ta u. ta (Präfix: un-) bükan, es ist nicht jängan, Lat. ne hora,tanpa,mongsa dhudhu (Cr. auch hu- dhu),kipa kipa(Cr.), durchaus nicht; A aja, dafs nicht (ne) Kr. boten u. baten K. tan,dhatan,taya haywa,dalsnicht(ne) ] isi (4.100.) hee,hehe, hie 18y (Luc. 11,44.), Jef-| #sZ, Zsiare (die Ma- freys: Zsia aza, ne (Ex0d.20,13.) chicoren und Maha- fullen sagen Ziare) tsi, si, sci, Sscis Isiare, sciard ehe chimis,chimisse, chimits 25. Sohn, Toch- | anak ter (Kind) 26. Mann, männ-| /aki-läki (läki, Ehe- lich mann) jantan (von Thieren) hanak K. weka siwi zanak zanaka (Jefireys: zanana) anaca (Jefireys) zanaca [auch annach, nach Drury] zanac,zanic tsi di, dili, yndi, hin-| iky di tdi, un- (eig. ohne) houag, douag 6004, Lat. ne (auch: dahan (auch: ne) aufhören) uala (un-, eig. es ist nicht da) kore (eig. ka ore,\ore (zugleich: un-), | oZe, nicht, un- zerbrochen) aore aole, nein kaua, Lat. ne eere,eele waho, ohne aita, eila aima, eima aina, eina aipa anac Joha, Sohn Jafin e, Tochter (eig, weiblich) tamaiti, Solın tamaine,Tochter(v, wahine, nr.27.) tamaidi, Soln keiki kane,Soln tamahine,Tochter|keikamahine, Tochter lanang,laki birun (Cr.) Kr. jaler K.jalu, kakung oroane,woroane (lakei, Ehemann) lahy lah£,lalt,lalaet, lelah& lalaqui tangata (auch von Thieren; eig.Mensch, 5. nr.16.) tane tane kane 27. Weib, weib-| betina lich perampüan tuboh awä (mehr Person) 9.- badan (Arab. .,%) (bangkei,todter Leich- nam) 28. Körper wadhon (v. 1), w£- dhok (wohl auch von 4 , C.e. hat auch we- dhon) (winih, das Weibchen d. Thiere; rabi,Ehefrau) bai makunrai vaivave,vayavd, veyavd, viapd hawak raga (wohl 7m) Kr. badhan (Kr.u.K.wangk£,tod- ter Leichnam) vatang (A.102.) (Mal. batang, Jay. batang und wa- tang,Stamm d.Bau- mes,Jav. bathang, todter Leichnam) vaivave,vave ampele (auch: junges Mädchen) pavy (Exod.20, 10.) veavi, vavi, vave (wadi,vadin,badi, Flac. vali, Ehemann, Ehefrau) amp la (jungeFrau) babayi Fafine wahine vahine (auch v. Thie-| wahine ren) tena (Luc. 12,4.) vatanh teigne laude ( cataoan (ca und an| chino (eig. Rumpf, sind Afüixe) y. Thieren, Stamm, v. Bäumen), toonga tangaäla (toonga ursprünglich: Haufe, tinana (Rumpf des menschl. Körpers) Klumpen; tangata s. nr. 16.) niäwa, jıwa (fa) (beide, und noch mehr das letzte, auch: Leben) nyawa,jiwa K suksmau.sukma (61539) yilma niawa amiroe, miro£ (4.108.) Fanahy (Lue.12,20.)| amirrho£ (s. nr. 17.) am£roul agne (vgl. nr. 52.) caloloua loto (mehr: Gemüth, ursprüngl.: d. Mittel- punkt, das Innere; s. ar. 67.) uhane (Geist) Ii2 a " —————m— um Siem ne a mn s | . Saal } a ee Ze a A “s I», ri re een . - IE ve are u \ 11 ' Be tea ER or TE —-. . een Be . a8 2 % 1 u 5 I ’ : Te Fe % ! “ ni 5 1% ro rnd,a Way rien € i nid) a \ FREE IE aut, BERTER NEE ' Fer u RIND nn ä ‚aaa l diem Er Er ri Polynmesiısch. Tagalisch. gen 0 ovesresciE Re Tongisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. bala,babala lea med parau olelo sabi boa para parau, be- i, hai | . uica behe fehlend sabay (zwei eine Sa-| tala che) bag ui(aufroheWeise reden) bolong (ins Ohr) pa aloo aire haere hele lacar eva Be Ben! ER. BE paquinig ongo (fonongo, lohe dingig horchen) (ba Iyag, horchen) taon tow makahiki || dugo tawto toto toto koko tayinga telinga laringa taria pepeiao k Dee Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. 8.6. Madecassisch. Polynesisch. Tongisch. Neu -Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. Malayisch. Javanisch. Bugis. Tagalisch, Annales marit. et colon. l bersetzungen und Chapelier. aus der heil. Schrift. Challan’s Flacourt’s Diet. |yac, Frangois-Malgache. Catechismus. lutur,hujar,chela-\map au (sprechen, re- 30, sagen, reden,) käta (ar) thu, wichara, cha- den), pau (to talk) sprechen zjar oder ujur voulang mi-laza(Lue.10,21.),| mi-voulanh mi-laze (Jeffreys)| mi-zache (zache, voulang,voulan- gue, mi-volan bala, babala lea sabi boa mea pdra parau, be- parau olelo i, hai 31. gehen üchap säpa (auch to challenge, to warn) sabda (mit dem Neben- begriff der Würde, =) tülur berbechära (bechä- ra, Rede, Fratt) tur,xrasanu. gu-\maköda (sagen) nem (sich unterreden), hita(Cr.),gupit(Cr.), warah,poyan(Cı.), mona (Cr.) Kr.handhika,huna- dhika (C.j.),sab- dha, tur, hatur, sanjang K huchap, hajar, ling, wuwus,war- na,wursila (laza, Flac. bruit, re- nom, renommee) harangue) mi-tisara (a7 oder ag, welches, wie d. Jav.chara, Sprache, u. afger, frame zeigt, auch diese Bed. ge- habt haben muß) mi-zaca mi-talöra mi-tanerou mi-talili(talili,Er- zählung) hanompou (auch pardon) (houz, er sagt, orO- gne, sage doch!) uica sabay (zwei eine Sa- che) ba qui(aufroheWVeise reden) bolong (ins Ohr) behe tala pergi pai oder pei jaälan (auch: Weg) long song (to proceedto) (lakü, verfahren, gesche- hen) laku,lunga,lingar|lokao (t% go) (Cr.), banjur (Cr.),| jopai (to walk) barus(Cr.),puru; i (Cr.) (dhalan, Weg) Kr. kösah,tindhak K.mara,mintar,mi- yang,minyangu. menyang,wisala, laris(pergi,laufen)) mandeha (4.102.),|mandeha (Luc. ıı, andehan (tır.) 26.) mandehan(man- dengha, man- de ngh £, spazieren gehn) dian,adian,andc- han,alea, and£, mandeha, man- h£ha,mandehan (das Stammwort aller dieser Formen ist dia, Tia,liha,lehan,Gang, Schritt, Spur, Linie) (lalan, Weg) 32. hören dangar rungu Kr.mi-reng,mi-har- sa und mi-yarsa, mi-danget KR. dengar, r-um-e- ngeh üngkalingai (sgl. nr. 35.) ring(A.102.),rigue, mi-lan drigue tainou (A.103.) (mi-tenou, zuhö- ren) mi-lainou, mi-te- nou (tainou,Gchör) ma-harec(auch:sich erinnern; areca, Ge- dächtnißs,Erinnerung,) entendement) rinque (rinaco, hörst du?) ladnou,zuhören (te- nou, Flac. Gehör), mi-L&inou,espion fehlend paquinig dingig || (batyag, horchen) ongo (fonongo, horchen) 33, Jahr taun tahun taung | taoune (A.105.) taun,tau taonne |faon makahiki 34, Blut därah getih dara Kr.u.K. rah K. marus Ira (4. 106.) | räü,rha,rad ra,raa dugo [: line telinga kuping gobog (Cr.) Kr. talingan dachuling | | | soufina (Jefireys) talinhe souffi, soufi tadigny, tadign |Zayinga En telinga taringa Histor. philol. Abhandl. 1832. koko Kk pepeiao 246 Polynesisch. Tagalisch. FEN Tongisch. Neu-Seeländisch. | Tahitisch. | Hawaiisch. ngalan hingoa ingoa ioa inoa maputi hina-hina md (auch: rein) keo-keo busilaec maytim ooli-ooli (auch: dun- ele-ele kel) palay; matay,sich|iamateä (zu Tode taparahi pepehi (pehi, selbst tödten (vergl. schlagen, v.ta,mate, schlagen) quita mamata (wohl von| kitea ite (auch: kennen, wis-| öke (auch: wissen) mata, Auge, nr.109.)| (£ tki-tiki, the act of| sen) ilaw (eig. gewahr wer- seeing, Liki, being — 000 0 [m mm fm dibdib feta-fata uma-uma hoohoo (auch: Milch) Kk2 Malayisch. Javanisch. Bugis. Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. $.6. Madecassisch. rangoi. Catechismus. Tagalisch. Polynesisch. ne Tongisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. näma (47) haran, panengran, jeneng, nama, ju- luk,bisikan.xparab Kr. u. K. wasta K wewangi 37. weils pütih putih K pingul mapute angara (A.107), anagaran (109.) anara (Exod.20,7.)|angare anga TE (appeller) angaren,anaren, ngalan hingoa ingoa ioa inoa Joutchi, foutei, poutci Foutchi, foutsi maputi busilac hina-hina mä (auch: rein) keo-keo 38. schwarz Etam od. itam hireng, hithengu.ji- theng(Cr.),cheleng) (Cr.)‚chemani,lang- king (Cr.) mengesu.jenges,ganz schwarz (C.j.) Kr. chemeng K. jamus, gempung malotong mainti, maienti (4.110.), mint£, minti bünoh bantei (vom Schlachten des Viehes gebraucht) 39. tödten pal£ni (pati,Tod,todt, mati, sterben, todt) lunas (Cr.) unoi mamo (A.112.) (lic fefech,fefeh &, getödtet) ma-mounou (Exod.\vounouhe,vounouc,\vounoni,vounoui (Flac.feca,fec- 20,13.) Irat tintang pandang tinjü talih Jeling dheleng,dhelok,dhe- ngok(Cr.),‚nengok (Cr), xpandheng, tolEhu.tulih,titiu. sawang (blicken) Kr. tingal, pirsa K ton, dhulu, liyat, hulat iai ma-hita (A.112.) maihe mainthi, sainthi| maenti maizi (auch: finster, Finsternils) maytim ooli-ooli (auch: dun- ele-ele kel) ma-monnou,ma- mounouue ma-mounou qua, feche, Ast) palay; m alay,sich selbst tödten (vergl. nr. 11.) tamat£ä (zu Tode schlagen, v.ta,mate, ia) taparahi pepehi (pehi, schlagen) ma-ila, vue hita,ita,ma-hita, mizaha, anblicken ma-itha mi-touli toulic,|missaha Blick |quita mamata (wohl von| kitea mata, Auge, nr.109.)| (£iki-tiki, the act of ilaw (eig. gewahr wer- seeing, Liki, being den) close) äte (auch: kennen, wis-| ö/ce (auch: wissen) sen) dada K pernaja tralir (A.113.) farantchoutcha tratra (p. tratcha,cstomac) antratah(antata,tlätre dibdib fata-fata uma-uma 42. Brüste (weib-| szsZ oder sizsu (auch: i Milch) SUSU kopek Noucoun’ahombe£, tetine (ahomb£, Rind) nono (vatou nono, |nounou,nounous Warzen des Mannes, |soundrara vatou, Stein) louc, tetine soumonrara(ma- melle de fille. p.17.) ho0%00 (auch: Milch) un ur 4) LDIIf ır n. % C [1 PRERLIE Co15, Rn I Kl u Sr u Re ' 3 } | PR) ER mia N - ww - EX le = I = J { £ u { ı i N Paar r Li 3 i R . ne nn nn ann = /ı8 _ ‘ ‘ En u . = ._ - ı r ' 5 F N en a a nn ne RR DÄMAT (daki ‘ [9 IE “ Fr - L vn DL Dee nur Polymesisch. | Tagalisch. ya N EEE Tongisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. “|| poso mafoo ngakau aau naau (eig. Einge- || weide) tiyan gete (auch: Magen, oPu (auch: Magen) | poson (Theil vom Kropf) (keze, Neu- Nabel nach unten) Seel. Korb) ff Eee Te u u a m ee een Berne. dila elelo lelo,alelo,elelo mabanas mafanna mahana mahana mahana u. me- mainit vela hana wela, heils, glühen guinao MOMOCcOo maka ridi anu malamig | bohoc (des Kopfes) | low (Kopfhaar) udu-udu oho,lauoho bolo (an Früchten) fooloo (Haare d.Lei- bes) buhay mOoooi (ora, Gesundheit) ora ola (auch: Gesund- heit, Heil, Erret- tung) mama karama roa (a kukui Jlaming torch) Javanisch. Malayisch. Bugis. Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. $.6. Madecassisch. Annales marit. et colon. Übersetzungen und Chapelier. aus der heil. Schrift. Flacourt’s Diez. Challan’s Yoc. Frangois-Malgache| Catechismus. Tagalisch. jr | Tongisch. jantong (als Körper-|jantung (als Körper- theil) theil) häti (in geist. Bez.) hati,tekon (Cr.) Kr. galih K. 1Jas, hambek und mambek Polynemkcch Te un Neu-Seelindisch. | Tahitisch. Hawaiisch, Fo (A13.) Joh (ate, alten, Leber, aten atouli, moyen d’oeuf) foo aen (aline, Leber, atine cacazou,lecoeur d'un Js arbre) poso mafoo ngakau aau naau (eig. Einge- weide) 44. Bauch weteng, waduk Kr. padaharan und padaran (v.da- har, Speise, essen) K. tahulan hilat Kr. lidah prut od. prüt 45. Zunge ledah babuwa (abdomen) || Zroc (4.113.) vouhouc Iroc (hilahila u. hita- hita, petit ventre, hila, cdie) votac,votoc,vouoc| trög quibou tiyan poson (Theil vom Nabel nach unten) gete (auch: Magen, Kropf) (kete, Neu- Seel. Korb) lila tela (d.113.) (Druck- fehler für /e/a) lela lela dila 46. warm pänas hängat od. ängat panas hanget mapöla ma-ssanne (A.118.) (walrsch. Druckf. für ma.ffanne) \ma,ye m.a-fane,avoir chaud (fane, Wärme) mahe,m ahe(m aye, Wärme) ma-fanne mabanas mainit elelo mafanna vela opu (auch: Magen) lelo,alelo,elelo mahädna mahana u. me- hana wela, heiß, glühen hadem, hatis, ches (Cr.), hanyeb (Cr.) jekut und nylekut kühl, Cr.) Kr. hasrep dingin sejuk (kühl) machökek mang-assioc nara (mangh-asiaca, frileux) ma-nar (ma-nara, avoir froid) manids guinao malamig momoco mäka ridi rambüt,rambut(Kopf-| rambut (des Kopfes) haar, auch das an Mähne | wu lu (d.Körpers, Federn)| bulu maröni (pili) u. Schweif d. Pferdes) | Kr. rikma (d.Kopfes) bülü(Haard.Leibes,Flaum,| K. weni (d. Kopfes) Wolle, Federn) weluak (hair) | voulou volondoha (Luc. 12,7.) (loha, Kopf) voulon,volondo- ha,voulondoha voulou (poit, auch: Feder), vouloun ondoha (cheeux, v.loha,Kopf),voul- voulou (poit) randren |bohoc (des Kopfes) bolo (an Früchten) low (Kopfhaar) f00100 (Haare d.Lei- bes) üdu-üdu oho,lauoho 49. Leben niäwa hurip hidup od.zdup (leben)| nyawa Kr. gesang velome (A.119.) (Jeffrey: hanina, Speise, Lebensmittel) aina (Luc. 12,23.) (eig Athem) (hani,essen, Flac. hane, leben, Lebensmittel) vellom (vivanı),ve- lome (vif) ahinh(eig Athem,das Mal. angin, s.nr.52.) velon,veloun (auch gesund, Gesundheit) velou (gesund) aina (viande) buhay mo00i (ora, Gesundheit) ola (auch: Gesund- heit, Heil, Erret- tung) süluh sigi dämar dhamar, hobor cholok (eine kleine) K suluh sar.a (auch: chandelle), tsara (chandelle) assara (chandelle) Histor. philol. Abhandl. 1832. mama karama roa (a flaming torch) kukui L1 dein Dr m INT 5 3 * s \ T . . j | 2 EEE ni 248 Polynesisch. Tagalisch. a ren Tongisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. | Hawaiisch. laman cano (auch das Inner- io ste einer Sache, Kern) . hangin matangi matangi (Luft) makani ama lam my maltuatane melua od. medua|makua-kane pP a (blols im Vocativ, lane (medua, pa- aber für beide Eltern) rens,tane, männlich) yyna fee malua wahine metua od. medua | maku-wahine vahine (vahine, weiblich) bahay Felle ware fare hale dalam abi (mehr: Wohnung, home) pipi u. bipi (nach Hrn. v. Chamisso’s Meinung das Engl. Wort beef) capatir tehina, Bruder tacac kaikunane, Bru- caca,cacangilterer|! 0 o afafın e, Schwe- der(kane,männlich) < E r . * [1 ” od. ältester Br. ster(fafine,weiblich) kaiku wahine, ‚| sumonor,colouong towgete, ältester Br. Schwester (dermittlerezwischen] od. Schw. kaiku aana, älte- mehreren) rer Br. od. Schw. bongso,der jüngsteBr. kaikaina, jünge- rer Br. od. Schw. L12 Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. $.6. 248 Madecassisch. Polynesisch. Malayisch. Javanisch. Bugis. Tagalisch. | ———— mm“ —————mmusmee een Annalıs marit. et colo und Chapelier. il. Flacourt’s Diet. ! j Catechismus. Tongisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. daging dhaging juku hanne(viande. A.120.) hane(eiande,vgl.nr.i9.)| aina (viande) laman cano (auch das Inner- io hissi hounoufe(chair.hw.)| mounof (Flac. auch ou- ste einer Sache, Kern)) hena (id. p.18.) hisfeny noufe) angin hangin anging isonte (4.120.) (Vgl.ainn,Athem,aina,| anghine (w. vent),|agnenne (agnini, hangin matangi matängi (Luft) barat (Mal.bärar,We- Athem;Leben,aninh,| anghinch(p.22.),| asninini,esiststar- sten) Leben, agne, Seele| anghin (air) ker Wind) tapang (Cr.) nr.29. vgl.nochnr.17.)) isoute pä, bäpa bapa,bapak,pak(Cr.)| ama rai (reinan, dein Va-|"a,y (Exod. 20,12.) |ra,rai ba,baba £ tammy malüiatane metua od. medua|makua-kane äyah (höflich) (wong tuwa, parens,| ambok ter,reco,meinVater)| icag wi (Jeffreys) amproy, ra am- p4 (blols im Vocativ,| Zane (medua, pa- tuwa, alt, s. nr.95.) baba proye (p.6.) (vgl. aber fürbeideEltern)| rens,tane, männlich) Kr. rama (vielleicht =, aravouene nr. 54.) geliebt) K yayah 54. Mutter mä, amä ma(Ro.),‚mak,boh(),|ina, indok reint,reni reny (Exod.20,12.) |reine, rene reni, nini reine Jfiüe matıa wahine |metua od. medua|maku-wahine ıbü boku. hembok, bi- ampoindre(u.mere)| raa vavic, meine vahine (vahine, zndü (auch von Thieren) yang u. biyung rene a mpoindre theure Mutter! (vavi, weiblich) bonda (höflich) Kr. hibu (p.6.) (vgl. nr. 53.) weiblich) ramah homahu.humah |bolah tranou (Exod.20,2.)|irangh,trangho|trango,traong ‚falle fare (dälam, fürstlicher Hof,| mad he (C.;.) (traon, Stube), {@- abi (mehr: Wohnung, Residenz) Kr. dhalem (bes.fürst- rangue,tagon- Tome) licher Pallast) ne,taon anezsomba Jawr spi sapi (Kuh) oumby (Exod.20,10.)| anghomb£ ahomb£ (vgl. ahon-) pipi u. Bipi (nach säpt (pusthingi,Kuh, Cr.) dr&,anghondri,Schaf, Hrn. v. Chamisso’s lembü Kr. lembu viell.alsoeinallg. Wort Meinung das Engl. K. jawi (Kuh) ahon, und 64, groß) Wort def) 57. Bruder, Iszdära (Sanskr.) dhuluru.sedhulur (v.| silösuröng analahl, anadae,/rahalahy (Matth.ı,\mianalah£ (soeur älanalahe, Bruder |(Bem. raundraakcapatir tehina, Bruder e kaikunane, Bru- Schwester labang,ältesterBruderod.| dhuzur,folgen,begleiten)) Bruder, anahavi) 2.),ralahi(deffr.)| rer), anacauelrahalah£,Zwillings- ABI Vater gca,c cang,älterer\! 06 a fafine, Schwe- der(kane,männlich) Schwester Kr.sederök(vonderek, Schwester Bruder (soeuraufröre),mia-| bruder | od, ältester Br. ster(fafine,weiblich) kaiku wahine, kakak,kakakod.käka, folgen) zoqubzocke,Bruder|ravari (Jefr.), Schw.| nacaue (frere ä rahavavi, Schwester thum, at sumonor,colouongltowgete, ältester Br, Schwester F\ RT : Sa [Der zweite Theil aller dieser Warten] RU 1 - = ee älterer Br. od.Schw. |kakang, Kr. raka, äl- (mit den Mal. u. Jay. Aa-I(Bem. Die Übersetzun-] soeur) ve Wester: minslich wehleh)] gleich, ähnlich, (dermittlerezwischen] od. Schw. kaiku aana,älte- ladik,jüngererBr.od.Schw. terer Br. od. Schw. bang wgl.Flac.hauann, gen von Flac.’s mia- rahalah£, Br., mi- zoquiu. zouqud, al-] Zout un, de m&me,| mehreren) rer Br. od. Schw. ee : nauenChall.nacanne, 2 an sie al “ RE bongsü, jüngster Br. od\hadi,habangu.bang Jeflreyi hdoanı, Ver| nalaheumianacaue] rahalahe(frereäl tererBr.(auch;Freund,| " 1 DB abe bongso,derjüngsteBr. kaikaina, jünge- Schw. (dies nachRo.), Kr.ra- ; 3 a: wandter;inallendreiSpr.| sind wahrscheinl.ver-| frere), rahavavel GenossejzoucheRlac.,| denen,raha-vom rer Br. od. Schw. yi,yayi, K hari, bedeutet das Wort auch:| tauscht.) od.mirahauaue|l zouguina Jeflreys:| gleichen Geschl, jüngerer Br. od. Schw. Freund) (soeur & soeur) aind, elder) gebraucht wird.) u: ya . Pr nn 6° D s l u 9 s Du u i i | u a. . i or STK Ar, D i ’ no ı . Ga, a ads) ABA SF Ba 5 ” Br u Mine I wr} Me 7 Fr ii beein Bersgpii. BL Ei u ‚r Der . . . Br eur ü \ ea de a, er RG mn oo Polvnesısch. e = Fr EEE. Tagalisch. |- Tongisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. omaga hengi-hengi (vgl.| ata poipoi kakahiaka Jav. nr.S.) (a popo0, der mor- gende Tag; wohl v. po, Nacht, nr. $.) hapon ifi afi (anzünden ahi-ahi ahiahi ahi-ahi (von ahi, Feuer) Feuer, s. nr. 60.) apuy afi ahi od. ai auahi ahi papayitin aoo kapua ao bondoc möoonga moua mauna laga ri (sierra) perang gubat bilang ° va00o(istaber mehrein|wenua unbebaut liegendes Land, denn es heilst auch: Busch,Dickicht) vaoo (Ss. nr.63.) ngaaire (low, zählen) ” - . / ” ‚hati (halb, 2,inderMit-/aoonga malie (v. 0 te; hating gab-y, Mitternacht) (s. nr. 66. vgl. nr. 43.) half, auch: genau, wohl angemessen) loto (roto, in) (kuahiwi,Gebirge) Fenua (Apostelgesch.| kula 1,18.) (eigentl.Land,s.| mahina nr.2.) ulu laau (wach- sen Baum) taio (Apostelg. 4,4.) (tatau, zählen, rech- nen) (helu, zählen) hapa-lua, Hälfte (hapa, Theil, /ua, zwei) rolo,robu waena Mm Malayisch. Javanisch. Bugis. Annales mar: und Chapelier, Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. $.6. Madecassisch. Übersetzunge: aus der heil. Sch Flacourt's D) Challan’s Woc. Frangois-Malgache,| Catechismus. Tagalisch. Polynesisch. TU \___U N | Tongisch. Neu-Seeländisch | Tahitisch, | Hawaiisch. pägi, auch pägi ärı sra ng (zsuk, der folgende Tag, morgen) hesuk elek ösoe (vgl.nr.7.) polaquiac, ce matinl(affa maregne, Chall| caic (mini Klicomz. rai,Chall.amaregne, morgen) lendemain, afac ama- regne,id,übermorgen)) marahinrai, ani- maral,animarai (amarahi,lendemain) quiac (auch: der fol- [(Chall.maraigne gende Tag), kecq,| palaquiac,avant polaquiac (auch: | Ze jour) am Morgen) 59. Abend süurz patang od. petang sore (peteng, dunkel, finster) arawing öso0e (s. ar. 7.) arrisa, errivan, errive, erride arive, arrivd 60. Feuer 61. Wolke arive api äwan,üwang mega (fa) ramang (sehr dunkle) Ihapi,genniu.gni(afa)) Kr. latu 2 K hapuyi,bahning| api afou (Chall. mamou- rou traong,einHaus anzünden) omaga hengi-hengi (sgl.| ata poipoi kakahiaka Jay. nr.8.) (a popo, der mor- gende Tag; wohl y. po, Nacht, nr.$.) hapon ahi-dhi ahiahi ifi afi (anzünden ahi-ahi (von ahi, Feuer) Feuer, s. nr. 60.) af, affe motid langourou apuy ahi od. ai auahi afı mega K hurur,lokap,ha- wan (wohl auch Aa- wang; hawang- hawangu.lawang, Dunstkreis,Firmament)) ölung zavouna, Nebel (Jeffreys) 62. Berg 63. Feld ünong ükit (Hügel) gunung K wukir buluk padang (Kbne ohne Bäume) sawah (niedrig gelege- nes u. der Bewässerung fähiges Reilsfeld) hara-hara (Ebne) tegal (auch: Ebne) bulak(Ebne,ofl.Feld,Cr.) banar (grofseEbne, Cr.) sawah (gleichbed.m.dem Mal. sawah) avouana, Hügel (Jeffreys, von abou, avou, hoch, groß) mica rahon (mirahon,) dicke Wolke) dzauonh,dzauou, Nebel mica zavon (zave, Nebel) torami vohits, bohits vohitz tanedti (wohlv.tang, Land,vgl.Bugisnr.6Ä.) papayitin kapua bondoc lagari (sierra) mauna (kuahiwi,Gebirge) möoönga moua padang roranga,rorangha (Chall. rouanga, pä- turage, savanne) monton,montonh lEha,ambanivoule (v.arnbane,unten, u. eoule, Garten2,Rohr) ratan (vgl.Mal.u.Jav, rata, flach, eben) rouranga(baumlose Ebne) parang vaoo(istabermehrein| werua unbebaut liegendes Land, denn es heißst auch: Busch,Dickicht) ‚fenua (Apostelgesch.| kula 1,18.) (eigentl,Land,s.| mahina nr.2.) 64. Wald hülan od.ülan rimba dükoh (grose) halas gerotan (Cr.) alök tancte (vgl. Mad. nor. 62.) hala(hala b£, grand bois, foret) hale (halouc,ombrage,atri, bocage, treille, ramee) ala, hagnalabe (be, groß) |gubat va0o (s. nr.63.) ngaaire ulu laau (wach- sen Baum) brlang, zäblen h Ttong, rechnen, zählen wilang (mehr: zählen, rechnen) hitung, zählen, rechnen hiac (auch: Stimme), hiache(auch:Rech nung) bilang 8 (low, zählen) taio (Apostelg. 4,4.) (tatau, zählen, rech- nen) (he lu, zählen) tangah (auch: Mitte) tengah (Hälfte, halb, Mitte) tapani(Jeffreys; auch. Theil, 2, zerbrochen) hila,hilla (halb, Hält tapa(auch: Theil, 2,zer-) (Challan schreibt) auch tap, ta-\ te, auch: cdre) tapan (partie,morceau) schneiden) 'hilan (Hälfte, Theil) pac) 'hati (halb, 2,inderMit taoonga malie (v. te; Aating gab-y, Mitternacht) hapa-lua, Hilte (hapa, Theil, /ua, zwei) half; wohl angemessen) auch: genau, (s. nr. 66.) (8. nr. 66.) alüngana ahiuou, aiuou agnivou loto (rot, in) roto, robu waena (s. or.66. vgl. nr./3.) Histor. philol. Abhandl. 1832. Mm u u 52 na rag . we J Br . u u „Bean . Drah Polynesisch. Tagalisch. Te SSrEEHEBEUF BEETZIEPEEBEme _ \———senemsisBEEEEBEEBEBERBBBBBBRI | Tongisch. Neu-Seeländisch. LWahitisch, | Hawaiisch. | ” bili fu ccatow (es heilst[0 0 (allgem. handeln. s. h00 (auch für verkau-| kuai, handeln aber, wieauchzowal-| Lex.u. ».98.) fen gebraucht Apo- lein, eigentlich: han-|fOu (.c. für verkau-| stelg. 7,9.) deln, u. schlielst Kauf] fen gebraucht) u. Verkauf ein) pono bito ki £ (Apostelg. 6,3.) (ganap, cumplirse) (Jaaihia, erfüllt wer- den. id. 4,31.) goang,pouang maha NE bibig _no00L0Oo waha vaha waha fe) ke (vaua, Mündung eines Stroms) baon tanoo (tan0,Grab)|tanu tanu (Apostelg. 5,6.) |kanu libing (hilaga, Nordwind) giV avaoo, gi Ha- (balas,Nordost-Wind,| mo«(nachnordwärts balaclaot,Nordwest-| gelegenen Inseln) Wind, s. nr.74. Mad.) akau (d.i. rechts) mm Fe ze EESSESSESESEESEEEEEEE, silang-an (silang,\matta he laa (das hiki'na und hiki aufgehn, v.Gestirnen)] Auge, d. Erscheinung ana (das Eintref- i Ostwind: amihan d. Sonne) fen, der Aufgang) tocalow u v Malayisch. Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. $.6. Javanisch. Bugis. Annales marit, et colon. und Chapelier. Madecassisch. Übersetzungen aus der heil. Schrift. Challan’s Flacourt's Diet. |yo.. Frangois-Malgache. Catechismus. Tagalisch. Polynesisch. je \|__ 0 Tongisch. Neu-Seeländisch, Tahitisch. Hawaiisch, 68. kaufen bilz verkaufen: ju al tuku = verkaufen: hadhol,Kr. wadheu.sadhe mi-vidi (amvidi, verkaufen) (ampi-vanga,Kauf- mann) mi-vidi (Jeffreys) mi-uili,amilicgili| vidi, ambidi (auch: verkaufen) verkaufen: vanga,mi- vanga(d.letzteauch: handeln, Kaufmann) emplette) mi-uarots (auch: verkaufen ;varotsu. vangue, emplette) 70. leer punnuh od. punüh ganap kebaku.kebek mentes (Cr.) genep (vollständig) wareg (bes. satt) Kr. penuh fenou Jenou bili Fuccatow (es heifst|0%o (allgem. handeln. 5.) 00 (auch für verkau-| kuai, handeln Lex. u. p.98.) fen gebraucht Apo- lein, eigentlich: han-|£6u (2.c. für verkau-| stelg. 7,9.) delo, u.schliefst Kauf] fen gebraucht) u. Verkauf ein) aber, wie auch zow al- pono (ganap, cumplirse) bito ki £ (Apostelg. 6,3.) (faaih ia, erfüllt wer-) den. i2. 4,31.) kösong hampa od. ampa kosong u. kothong \lobang (Mal.!äbang, gabug,tuwang (Cr.))| Jav. Zuwang, Loch) suwung, wun (Cr.), samun (Cr), gora- wa (Cr.) K. sepi (Mal. sep?) (afindra, ausleeren) (mang helin, auslee- (afin dra, ausleeren) ren) goang,pouang maha 74. Mund mülut (chötok, Schnabel des Vogels) changkem,chochoiltimu (bes. Schnauze d.Thiere),) chachor (Schnabel d. Maul, im Ärger), chu- chuk(Schnabeld.Vog.) K. tutuk moulou bourou, Schnabel des Vogels (Fhc. u. Chall. vou- ron, Chall. vourou, Vogel) vaue vava (moulouts, mou-\moulou,mouloun- loutse,Chall.mou-| vozou,moulouts loutz,moulount|) houron, Schnabel Lippe) des Vogels (vozonA, Flac. Hals) bibig (vaua, Mündung eines) Stroms) gnootoo 72. begraben tänam (auch: pllanzen) tanem und tandhur) (bes. pflanzen) pendhem,h urug(C;.) Kr. petak allevi, haldvei mandevouna (Jef- keys) mahalleuen,man-| allövin deuen(halleuen,\(Elac. schreibt auchman- JFandeuen,Begräb- nils) deuengh,fandeuenh)) baon |libing tanoo (tano,Grab)| Zanu tanu (Apostelg.5,6.)| kanu 73. Nord ülära (At) lor K. hutara ulara avarals,avaralsi, Jeffrey: avaratra) (vgl.Jav.barat,Wind, Mal. 2arat,West) (hilaga, Nordwind) I(balas,Nordost-Wind, balaclaot,Nordwest- | Wind, s.nr.74. Mad.) —__ giVavaoo,gilla- akau (d.i. rechts) moa(nachnordwärts gelegenen Inseln) 74. Ost wetan timorok timur (K. auch: jung; vgl. nr. 7A. Mad. u. Tag.) antsignanane (simoutots, Elac. Nord- ost, Dise, u. Chall. 25 imi- laute, Nordwind, sind) wohl beide d. Mal.ermor| taus,Nordost,s.or.4.u.75. laot Tag, golfo, pielago) adcignane,atsi-|andsignana gnana, Jeffreys: \(sollte ani, in.a verkürz- atsinananafsolltelbar, ein altes Wort für: es das Tag. silang an|Sonne sein? vgl.androu, sein?) nr.7., animarai, nr.58., laniou, heute, iou, dieser)) Imre silang-an (silang, aufgehn, v.Gestirnen)) \Ostwind: amihan matta he laa (das Auge, d. Erscheinung d. Sonne) tocalöw hiki'na und hiki ana (das Eintref- fen, der Aufgang) Mm 2 — nn u = Sa ne Auen u f in Be Dar Fe ar. R En E) ESAHEN BIER ERROR . ! N te 2 EL u, j 2 . . f h i ß 5 | ee: . u . Rt j car az en ig . ur en ; . j « Oz! warn wo, h ve . a RN og . A oh u G = ni; ira? u \ Be H u r f j 2 _——- | ——— DE na ed Da) nn . 2 e IN EIRT Tv zur 8 = RE 3 ua = In Aa. BT 4 4 Tagalisch. y IT prupu Tongisch. Polynesıisch. Neu-Seeländisch. | Tahitisch. Hawaiisch. timog, Südwind (limog-an, Süd) (hilaga-an, Nord, amihan-an,Ost) calonoran (lonor,|gi Fiji (s.0r.73.) ertrinken, untergehn, von der Sonne) habagal(Westwind) oO cam ay (lima, fünf) !ow specificirt d. Hand durch den Begriff der Fläche) bato macca olo (allgem.) ooloo naga (von Schlangen u. Krokodilen) iyac lea tingig (laute) tonog (von Glocken u.s.w.) paa vade | ‚pinitu.caling(Thür)| tabooni sustu.consi(m.Schlols) | hicom,ymim,omom (alle: den Mund) Iyuimguim,quimis, coyom(alle:d.Hand) gi Tonga (s. nr. 73. low-nima (nima ist auch der ganze Arm; apatoerau (Apo-| hema (d.i. links) stelg. 8, 26.) komohana (der Niedergang) rima (Apostelg.4,3.) | löima (auch: fünf) ee ee ee Bee en (watou, Hagel) ofai upoko upoo re0,Sprache, eine Rede| eo wae wde, Bein (leg) | avae kopani (p.69.) opani kapuaiod.k apu- wai (wawae, Bein) pani Malayisch. Javanisch. Bugis. Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. 8.6. Madecassisch. Challan’s Übersetzungen Woc. Frangois-Malgache. aus der heil. Schrift. Annals marit. et colon. und Chapelier. Flacourt’s Diez. Catechismus. Tagalisch. Polynesisch. Jr | N Tongisch. Neu -Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. salätan (viell. von 2ät, Meerenge) sa-|kidhul (vgl. Mal. kraal,| salatang krdau, die linke Hand) atsimou(auchv.jedem| aisimou (Jeftreys) |adeimou,atsimoul(Flac.catanors,Südwest, ausvärligenLande ge- (auch: Südpol) (das) enthält wahrsch.d.Mal, brauht), ataimou Mal, zimor, Östen,| /äuz, Meer, s. nr. 74.)) (antsigorane,Osten)) ar. 74.) tim 08, Südwind (limog-an, Süd) (hilaga-an, Nord, amihan-an,Ost) apatoerau (Apo-| hema (d.i. links) gi Tonga (s. nr.73.) stelg. 5,26.) 76. West vgl. nr. 73. Mad.) tängan (lima, fünf) bärat (Jav.barat,Wind,| kulon barök andrefana (Jefir.)| andrefou (vgl.FlacJanoanedrifane, Joufou,untergehn,v.d.| anouane dröfane Sonne, efa, effao, en-|(wegen des ersten Theils den, vergehn, Chap. afoc,afoe, vorgestern) ankandefüne, anlandrefane (über ank- 5.d. Bemerk, vgl.androunr.7.,anil nr. 74.) zu mSl.) calonoran (lonor, ertrinken, untergehn, von der Sonne) habagat(Westwind) — komohana (der Niedergang) gi Fiji (s. or. 73.) langan chekathong (Cr.) (lima, fünf) lima (auch: fünf) (Man sieht, dafs anhan) tangh tahan(tanhan,ta- u.ä. Hand u. Arm allg.| falatang,ampala-| ngue,taon, Arm) bedeutet,u.dalseszurbes] tangha, paume de | fola tangue,fola- Bezeichnung der Hand! tanque (folata- noch des Wortes foZabe-((limi,Chall.dimi,tinf)) nhan,fola taon, darf; vgl. nr. 81.) ‚paume de la main) la main camay (lima, fünf) low-nima (nima ist) auch der ganze Arm; low specificirt d. Hand) durch den Begriff der] Fläche) rima (Apostelg.4,3.) | Zöma (auch: fünf) 78. Stein batu watu batu valo vatou 79. Kopf de steckt) kapäla (sa, Schädel)|) hendas hülu (daulu, vorher,| hulu (ein seltenes Wort) der erste, worin d. Präp. | (kepala, Häuptling) ulu K. iendas loua,loa,loha (to- han, Flac. capitaine, loha (aulou,dererste,haupt- sächlichste, 2,Anfang)) vao (Luc. 12,7.) duc, vgl. Jav. /urah, Häuptling) bato olo (allgem.) naga (von Schlangen u. Krokodilen) (wdtow, Hagel) pohaku macca ooloo upöko poo swära (7) bhäna od.bana Ruhm) swara huni (das Mal. 2anyi) bünyi(Tag.bunyi, Lob) haba u. kaba hulon (Cr.) hiac, hihac tsinging, Schall ‚feho(nachFlac.Keble, Schlund) tinda (auch: das In- nere des Schlundes) iyac tingig (laute) tonog (von Glocken u.5.w.) r£0,Sprache, eineRede käaki sikil,dlamakan(Cr.)| ajeh Kr. suku K.padhafz),pak,dha- gan,samplyan, Fülse(Mal.sampei,an- kommen), jeng (viel, arzt, Bein), Ro. deng) pe re. fey: cuisse tombou c,auch: jambelo ngo ute,h ongout- (Chall.elan tongout,) te (auch: jambe) plantedupied,yonlela,| foladia (fola, Flac. Zunge, beweist wohl, die Fläche an Händen! undFülsen,vgl.nr.77.) dalstomboucu,ongoute falau.ampalascheint|(über dia s. nr.31.) (Flac. falatom- houc, ampala-) tombouc,plante du pied) paa wde wäde, Bein (leg) kap uaiod.kapu- wai (wawae, Bein) 82. verschliefsen sau tütup utütub, katup hineb tutup (bes. bedecken) kunchi(m.einem Schlüs- tangkeb (Cr.) sel; Schlofs) Histor. philol. Abhandl. 1832. pepet (kunchi, Schloß) dasselbe Wort sind) atovi afodi, affoudi, afoudiou atoupi marinri, arinri (rinri, Chall. rindi, cloison, clöture) Tauderfoudion, afoudi, affoudi, Bone tohouze pin itu.caling(Thür) 'susiu.consi(m.Schlofs) hicom,ymim,omom) (alle: den Mund) quimquim,quimis, coyom(alle .d.Hand)) tabooni kopani (p.69.) opani pani Nn ri ee 4 N RN ER ER TINTE) a | ’ dr 1 j Fi un dab es, u“ EN e Ye 4) Dh aresAane Kaas ‚= | L} | tief 2m , j 4 | . 5 J BT re h j s ke , un a s ee f 45 ! Kl ala A — \ . er 5 . Be na Sermes BaNwı, ns urhr ; , Pan 2r7 Ne ar u . B en ne TREE CT r a El BU . => [ERIEw Br” 1. | i Buis Bee Polynesisch. Tagalisch. FE ENG Tongisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. buca (scheint das all-| Zaw iriti (Apostelg. 5,19.) |wehe gemeinste, sonst eine araara (vom Augen- Menge Ausdrücke für aufschlagen gebraucht, besondere Dinge) ib. 9, 40.) canan matow malau altau akau mawi hema 8\ alo, bauo (von bei- pahine ivi (Apostel-| wahine kane den Geschlechtern) gesch. 6,1. 9,39; ioil make (Weib allein finde ich nurals| Mann todt) Knochen) matta (auch: Auge) | mata mata (Apostelg.6,15.)| maka (auch: Auge) Jofonga (vgl. nr. 109.) alo 88. \o,di® Diener, Schü-]bo5001a(Gefangener, kauwa ) ırling v. slave) ohua Diener ahay,Die- zy, Haus) lisic, bu- \av im Hause lav Nn?2 Y u” Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. $.6. 252 Te N Madecassisch. Polynesisch. Tagalisch. gm \____ | | Malayisch, Javanisch, Bugis. Annalıs ma Übersetzungen und-Chap aus dexiheiffkiehefe Tongisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. büka buka,byar(Cr.),gelar,) tabalukai souscafe, sous alah£ (alah,ofien)| soucaf buca (scheint das all-| taw lüriti (Apostelg. 5,19.) |wehe wiyaku.biya k(Cr.)) cose (missoquet, offen) gemeinste, sonst eine araara (vom Augen- singkab(Cr.auchling- (missokotch, offen) Menge Ausdrücke für aufschlagen gebraucht, kab), wengan (Cr., besondere Dinge) ib. 9,40.) menga, offen) atau ankavanane, auf |(aus vielen Wört. scheint| auana, acauana,| havanenne, han- canan 84. rechts känan kanan malöw malau alau tengen (die Ähnlichkeit der rechten Seite zufolgen,dalsac,aca| acauane,ädrot| quavane,d. rechte, mittangan, Hand, nr.77., anc-,anca dieRich- Hand (auch Aa scheint istmerkwürdig, dochsind) tung, Seitebezeichnet; ein Präfix zu sein) die Vocale bestimmt ge- schieden) vgl. or. 76.85.) kiri kiwa, k&de£ (Cr.), kE-| abeo ankavia, auf der lin-\(über die Prifixe s.d.Bem.|auih a (auch: ä gauche),| havia (auch: die linkel(ausFlac.gehtauch| caliuang hema mäwi kıdau,krdal(Jav.ki-| ring (Cr.) ken Seite in or. 84.) acauiha,ägauche| Hand), hanqua-| die Form aui, dhul, Süden) Kr. keri vda, die linke Hand] hervor) 86. Wittwe janda, karbei randa miuantots (auch: |maffirin(auch:Witt- \balo, bauo (von bei- vahine ivi (Apostel-| wahine kane märandaod.marända\bujang,unverheirathet) Wittwer; eig.unver-| wer;maffrin,traurig) den Geschlechtern) gesch. 6,1. 9,39; soil make (Weib u.bälu (vonbeiden Ge- heirathet) mät£ vadi (auch: allein finde ichnurals| Mann todt) schlechtern), büjang Wittwer; mät£, todt, Knochen) (w.beiden, eig. eine junge) od.unverheirathetePers., ein junges Thier) oadi,verheiratheteP.)) 87. Gesicht müka (z&) rahi,naya(Cr),semu lahatse vouadsi(eadsi,Stirn)) muc-ha matta (auch: Auge) |mata mata (Apostelg.6,15.)| maka (auch: Auge) (dähz, Stirn) uhesmu(Cr.),hulat Jofonga (vgl. nr. 109.) alo K. muka 58. Sclave, Die- |amba bochah (eig. Kind) ampouria, Scav |ankizy (Exod.20,10.)Jsambouts,tsambouts\ampouria, Sclav |(manompo,die-\alagar,Diener, Schü-\b0ob00/a(Gefangener, kauwa ner budak batur (Diener, Arbeits- (Flac.nanompo,dienen,|(sambut,Mal.u.Jav.er-] sinamhouts, tsi-Jdsama,dzama,Sclav| nen, p.5.) ler, Lehrling v. slave) ohua sükei mann) Janompo,Dienst,ha-| greifen, fassen, 2,bor-] nambouts,Gefan-\anesivavanne,and- ling.cor, Diener beta chedis (Cr.) nompowan,servitude,| gen; Jay.3,arbeiten,tol gener, Sclay zivavane, Chap. casangbahay,Die- pätek chingkre£ (Sclav, Cr.) dochhat Jeffreys:ma-|] ermploy one’ssef) londeuo,Chall.endd-| andsi navane, ner (bahay, Haus) säya Kr. kula, kahula u. noumpou, Herr sein) vou, Gef., Sclav Sclav, Flac. ontsi- alipin, bulisic, bu- kawula ompanonpo,Diene| naua, osinaua, lislis, Sclav K. hamba (dochwohlv.zompon,| Diener, Dienerion, guintobo, im Hause patik toumpou, Herr, nr.| Unterthan, Vasall geborner Sclay dhasih 131.) marmit, marmite, Dienstbote Nn2 ı All a rolyuwesisch. Tagalisch. TEE | [U Tongisch. Neu - Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. 859.bitoin fetoö wetu fetia hoku Es Asohor L00i (es ist urspr. allg.| Zurz turi (Apostelg. 7,60.) | kulz Bed., viell.: Gelenk, Beugung;zooi-nirma, Ellenbogen) 92.sangol,pingoc bibigi kamalii (vgl. tii- (Säugling) Zii nr. 94.) bata(vomEntwöhnen bis zur Mannbarkeit) Im Reifen: @ro (von Knaben), yndong (von Mädchen) I na-Laqui(vgl.nr.26.) lahi rahi rahi nui nüi | Si Sn A 7 ae 2. Zu sch et! . DB h et |Mlnuntimuntic,onti chi tdi ti uuku oohigi (v. d. Jungen|nohinoöhi lü-lü der Thiere) iki, geringes I.Joma (von Zeug) |molooa (v. Menschen kahiko ma-tanda (v. Men- u.Sachen ; vgl. noch d. schen) Südsee - Spr. in nr. 53. lauon (v.d. Zeit) u. 54.) ma-gusgus(v.Men-\lo a(v.d. Vergangenheit) schen; gusgus, alt werden) ma-gulang (v.Bäu- men,ab.wie es scheint, auch v. Menschen) > = — Eu Malayisch. Javanisch. Bugis. Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. $.6. Madecassisch. Annales marit, et colon. Übersetzungen Fl Sn und Chapelier. aus der heil. Schrift. acourt's Diet. [poc. Frangois-Malgache, Challan’s Catechismus. Polynesisch. Tagalisch. Te | Tongisch. Neu -Seeländisch. 89. Stern 90. Zahn Be ent z huntu Bye Kr. waja (fa) witoeng un Tahitisch. | Hawaiisch. kintana (Matth.2,7.)\vasia,vascia(basci. anaquintane quintana (Jefireys)| endatsac, etoiles qui tombent,latsac,fallen) bitoin Fetoö welu nif, nife, nifi niffe,niphi ngipin nifo 91. Knie Tütut (auch: die Knöchel) u der Finger) dhekungod.dekung| (Cr.) K jengku (manonguehaletch, lohaleche,logha-\louhalette(manon- niederkoieen) lec (mitongalech,| ghalette,hinknieen)) hinknieen) tohor Lo08 (es ist urspr. allg. Bed., viell.: Gelenk, Beugung;Zooi-nima, Ellenbogen) 92. Kind, in Bez.|ana/(vgl.nr.25.),kanak-Janak, thole, bochah auf das Alte känak (vgl. Pers. =), ka- büdak chung, kulup (Cr.), bayong (Knabe) naya (Cr), natah (Cr), cheblung (ein niedriger Ausdruck, Cr.) Kr. jabang, bayi lar&u.rared 93. groß besär gede gadäng Baguns, hanyung (agüng, principal, chief,\ (Cr. hagrong(Cr.) head) srengi (Cr.) maraja calou, junges Mädchen zaza (vgl. Jav. jaka,zaza(zalah£,Knabe, junger,ledigerMensch)} zarave, Mädchen, ampele,jungesMädchen] worin nur za) issaye, id, cotito, Knabe bis zum 15'” Jahre (colah£, ‚gargon) calou,Mädchenbiszum) 15" Jahre sangol, pingoc (Säugling) bata(vomEntwöhnen! bis zur Mannbarkeit) Im Reifen: aro (von) Knaben), yndong) (von Mädchen) fetia hoku niho Luri (Apostelg. 7,60.) | kulö be,bei(vgl.Jav.kaben,\be(auch: viel, 2,ensemble, alle) abe, ensemble, Flac, ambou,abouebeid] abi, alles) auch: hoch) ambou (auch: hoch) 94. klein kechil chilik köte thithiku.didik,wenig dina od. dhina (com-| (bes. sathithik) mon, mean, low, diminu-|Kr. halit (harit,wenig, tive; Zt, arm, dürflig) Cr.) se-dikit, wenig kedihu.kedik,wenig| baichu ma-laqui(sgl.ar.26.)| lahi kamalüi (sgl. tii- ii nr. 94.) kelic, keli, heli chele(quele,wenig)| helic, heli(neti ne. madeuic madiniche, mali-\ 1i,Flac. chele chele, nicque quelle quelle, wenig) massech, massehl madinic (auch: zart, iva (eig. niedrig) mager) munti,muntic,onti| chi ii oohigi (v. d. Jungen| nöhindhi der Thiere) Histor. philol. Abhandl. 1832. taaı (von alten Personen,|lamau.lawas (vonZeug, auch beiFarbenals dun-| lang,vond.Zeit), Zuwa, kel gebraucht) kera k,daploku.ge- lama, daülu (von alw| rang(acoarseword,Cr.), Kopf, Anfang, s.nr.79.)| kawak,tepo(Cr.)ku- sadra (wahrsch. am;| na(vond.Zeit),pikun alle drei im Sinn derVer-| (sehr alt, Cr.) gangenheit) Kr. sepuh K. budha (von der Vor- zeit, vom Gott 2) matoa antitch(antibavf, antitra (Jeffreys) antets,antelse lantits,antilz(anti- antidahf,alteFrau) (lava,lang,vomRaume)| va@ve, alte Frau) abidi lavahamori,lan-|abidi ges Leben, Aamori,\(lava,lang;andava, Denen ARE: e Länge, 2, /ong-temps)) loma (von Zeug) motooa (v. Menschen ma-tanda (v.Men-| u.Sachen; vgl.nochd. schen) Südsee-Spr. in nr. 53.) lauon (v.d.Zeit) u. 54.) ma-gusgus(s.Men-\lo.a(v.d. Vergangenheit) schen; gusgus, alt werden) ma-gulang (v.Bäu- men,ab.wie es scheint, auch v. Menschen) uuku lü-li iki, geringes kahiko ala u Eu i ” £ u 3 . \ zz . u i . Be ö . . . . Em Pol ü De we . = 5 e er 0 u . " Du ee} a re . . er re une Folvnesısc,k; Tagalisch. a ET VEREEEEEEEEEEEEN Tongisch. Neu-Seeländisch. Tahitisch. Hawaiisch. eine Menge besondrer | hinga hinga tufera haule Ausdrücke. Das All-| Zaw (hina, straucheln) gemeinste ist holog, u. die Partikelnapa 'gotom u. hoyong,| fia-ky (begierig nach poia (vgl. nr.98.) pololi Hunger Essen; auch: Hunger) ohao, Durst fia-in 00 (begierig zu poiha (Joh. 4,13. 19,|make wai (wollen trinken; auch: Durst) 23.), poihä (id. 6,| Wasser) 35.) (vgl. nr. 97.) hayop holo-holo'na (von A02o, laufen) ma 2 deu Nee u u nl 0 ae ybon(manue, Huhn)! manoo manu manu manu RER Er en RR ee ee EN ysda ica ika ia ia ca-auay (auay, Low (eig. Gegner) hoa-kaua Feindschaft) enemi(ausd.Engl.) bulag matapo matapo(mata,Auge,| makapo Po, Nacht) kuli Vergleichende Worttafel der Malayischen Sprachen. $.6. 254 | Madecassisch. Polynesisch. 4 Ye . Tagalisch Malayisch. Javanisch. Bugis. Annales marit.et colon.| Übersetzungen ee. Challa 5 : Wonerach. 1 Wen- Seren FR = und Chapelier. aus der heil. Schrift. Flacourt's Diet. |poc. Frangois-Malgache. ongisch. eu-Seeländisch.| Tahitisch. Hawaiisch, 96. fallen jatuh, timpa, tum-\tiba (auch: ankommen, Mal. madönöh lavan rär.aca,spilled (Jeftr.) lavou lavou eine Menge besondrer | hinga hinga tufera haule bang,rabahod.reb-| tiba, ankommen), ru- latsac, in einen Ab-|(ravana,destroyed,id,)) latsac latsac Ausdrücke. Das All-| taw (hina, straucheln) bah (auch: einstürzen,) buh,dawuhfrawuh, grund stürzen BAnaCH (ravao, abatıre) gemeinsteist/holog, v.Gebäuden),runtoh,)| ankommen), runtuh, apa; an zer- u. die Partikelnapa Taroh(v.Blättern),Z7-] rugol,rungkadh, Irümmert, Zerstörung, nang (v.Tropfen, auch; gigal,braku.bruk Plünderung) Nielsen) (Cr.) K. sni 97 hungrig lapar lapa malupuk angoigne nöuana (Jeffrey) |mousare,mousarre mahia, Hunger (auch gotom u, hoyon £, fia-ky (begierig nach poia (vgl. nr.98.) pololi ngelehu. ngelih (Flac.rezmate, hun- mihere (Hunger, hun- mager, dünn) Hunger Essen; auch: Hunger)) Kr. luwe grig,von mate, todt)| gern) azouum afou,morı (resse, appetit) de faim 98. durstig dhäaga,hawusod.aus|ngorong madöka hetitehette und manguetahlta, ohao, Durst ‚fia-in 00 (begierig zu poiha (Joh. 4,13. 19,\make wai(wollen (beide auch: Durst, dası(ngongkong u.ngelak, manghettehette,| Durst trinken; auch: Durst)) 28.), poihd (ib.6,| Wasser) letzte auch: trocken) Durst) dursten 35.) (vgl. nr.97.) 99, Thier benätang (im Gegen-\binatang(Ro.),hdwanl(das Jay. buron und das, raharaha,raha hayop holo-kolo'na salz mit d. Menschen) ewarnhub 1, Mad. ı ouron könnte) raha (von A030, laufen) satwä od. satau, wil- to se vierfüßsi | om Mal. bäru, Jav. - s ? des Thier (=) BakoLErglEn 8] Zuru,jagen,abgeleitet ra,wildesThier(qm) Thier), mergu (wildes ein) | morga,wildesThier(M)] mhier, Gr, am), buron (wildes vierfülsiges Thier, vgl. nr. 100. Mal. u. Mad.) | 100, Vogel bürong (vgl.nr.99.Jav.) manuk manuk vorona (Luc. 12,24.)|vouron(vgl.nr.99.Jav.)|vouron,vourounne ybon(manuc, Huhn) manoo manu manu manu 101. Fisch kan hewah,hiwahuhiwak| bale | Zoc laoca (Jeffr.), Fleisch| fi loc,laoc,philaok ysda ica ika ia ia Kr. hulam (meat) aodi 102. Feind müsuh musuhu. mungsuh raffi rafe rafi ca-auay (auay, |tow (eig. Gegner) hoa-kaua Lafic (hala,Feindschaft,Haßs,| / a, fic Feindschaft) enemi(ausd.Engl.) vgl. nr. 19. Jav.) (hala, hassen) 103. blind büta pichek wuta jamba (Jeftr.) fehemasso (fehe,| f€ bulag gooi matapö matapo (mata,Auge,| makapo Kr. wuta (Flac. auchfeh masson)| lien, fenen, attache,| manezamba ‚po, Nacht) K pithong (Cr. masso,Auge;feh,a-| (sambezambe pP 8 1 » veuglement,mahafe-) Flac. louche) hi, aveugler) 104. taub tülz budeg, jampeng mataru ıh maringuenne bingi toolli kuli Kr. tuli 002 | | 5 , i ü » Bye ie a . “ ut - Denen Ser gu.4 Diem Let to magemn mr - = 2 re * lee ee EEE ‚alle an Es i i var N eh . An u BEIELETTE j “4 5 ' , " ADEe TUT Pi venta $; Bw: \ R | E PR ee de kr i i f | i | i x in ya Pe 5 5 . D v r - TEN en \sshl j = ee EORERIEN Er N i . — int ar iA - } i r [ R L a 2 Bi 0 > MU EV" EEE RB 1% I r3 de = Fi \ Ihn er } “ © ! — EEE . ey a En ase] Uiaahen es i en uf 2°; BEIBE a Be ww; & Arrn H Übereinstimmung der Malayischen Sprachen im Pronomen. S.7. 257 [Es ist mir gelungen, den auf S.240. ausgesprochenen Wunsch, die Columne der Madecassischen Sprache in der vergleichenden Worttafel mit Hülfe meines Wörterbuches einer Überarbeitung zu unterwerfen, noch wäh- rend des Druckes auszuführen. Ich habe mich bemüht, in Fällen, wo es mir nützlich schien, die Etymologie durch einige Bemerkungen aufzuklären. Da dieselben dem Urtheile des Publikums unterliegen, und ich sie, den Um- ständen nach, seiner Nachsicht empfehlen mufs, so bekenne ich mich na- mentlich zu den die Mad. Sprache betreffenden Bemerkungen in nr. 12, 14, 17, 15, 30, 31, 49, 32, 56, 57, 73-76, 81, 84, 88, 99. Mangel an Raum hat mich oft genöthigt, zu anderen Columnen meine Zuflucht zu nehmen und Zusammengehörendes zu trennen. Im Anhange will ich zu dieser Tafel, sowohl in Beziehung der Mad., als der anderen Sprachen, noch einige Zu- sätze und Berichtigungen liefern. Daselbst sollen auch die Wörter der Tong., Neu-Seel. und Tah. Sprache, welche nach dem von Wilh. v. Humboldt im 4. Abschnitte dieses Buches dargelegten und in der Tabelle noch nicht be- folgten Systeme einer gleichförmigen Schreibung der Südsee-Sprachen eine andere Orthographie erheischen, ihre Stelle finden. B.] See Das Pronomen der 1. Pers. sing. läfst sich, ungeachtet einiger schein- barer Verschiedenheit, durch alle Sprachen des Stammes hindurch als iden- tisch erkennen. Das Neu-Seel. akau steht gleichsam in der Mitte der ver- schiedenen Formen, und ihm ist das Mad. ahe, ahy, wie es im regierten Zustande, entkleidet vom Vorschlag iz, vorkommt, am nächsten. Beide sind sichtbar eins mit dem Sanskrit. aram, wogegen es merkwürdig ist, dafs die Pronominalform auf m, wie das Sanskrit. mama, im ganzen Malayischen Sprachstamm gar nicht erscheint (!). Der Kehllaut von ahau verhärtet sich zu güä, co, aco, ku, aku in allen verglichenen Sprachen, die einzige Tahitische ausgenommen. In dieser und zum Theil in der Tong. erweicht (') [Doch kommt im Kawi (s. oben S.34.) mami vor. Auch ist das mi in kami (oben S.36. u. Ilgd.) und im Bugis-Pron. yakmi (s. S.258. Anm. 1.) zu beachten. Der ausschlie- (sende Dualis (naua) und Plur. (makou) des Haw. zeigt auch den Laut ma. B.] Histor. philol. Abhandl. 1832. Qgq 258 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen er sich zu wau und u (!), Das Gleiche geschieht im Sanskrit. Stamm, wo die Endpunkte das Lateinische ego und Englische I sind. Die Tong. Sprache hat noch zwei für die 1. sing. sonst nicht vor- kommende Formen, gita und te. Über die erstere habe ich im 2. Buche S.38-43. bereits ausführlich gesprochen. Das te bietet gar keine Analogie in den anderen Sprachen dar, es hängt jedoch so eng mit der Conjugation zusammen, da man es nur im Präsens gebraucht, dafs es noch sehr zweifel- haft ist, ob es in Mariner’s Gramm. wirklich mit Recht als ein Pronomen an- gesehen wird. Die 2. Pers. sing. weicht im Mad. gänzlich von den Ausdrücken der anderen Sprachen ab. Denn der wesentlich stammhafte Laut darin ist n, das in keiner in dieser Person gefunden wird. Denn im Mal. angkau gehört die erste Sylbe, wie man aus dem abgekürzten kau sieht, nicht zu dem Stamme des Worts. Eher liegt eine schwache Analogie dieses n in dem Tag. Possessivum mo (?). In den übrigen Sprachen ist, bis auf geringe Ausnah- men, ko der vorherrschende Laut. Nur das Tah. stöfst hier, wie gewöhn- lich, den Kehleonsonanten hinweg und bildet oe. Die Neu-Seel. Sprache hat als Abkürzung gleichfalls den blofsen Vocal w, die Tong. als Possessivum ho. In dieser letzteren steht zwar das der Conjug. dienende ger allein, aber die eigentlich selbstständigen koi und akoi schliefsen sich den übrigen Sprachen des Stammes eng an. Der o-Laut ist in dieser Person durch alle Sprachen des Stammes hindurch sehr beständig. Blofs die Mal. hat, statt desselben, au, und die Tag. in einer abgekürzten Form a. Die grofse Ähn- lichkeit dieser zweiten Person mit der ersten im Consonantenlaut führt na- türlich die Frage herbei, ob nicht die Bedeutsamkeit des Wortes mehr im Vocal liegen sollte? Das Tah. Possessivum 2. Pers. sing. heifst zo, was aber wohl nur daher kommt, dafs die Tah. Mundart niemals %, sondern, wo %k bei (') [Im Haw. ist au und wau das Pron. 1. Pers., das Possessivum lautet kuu, mein. Das Bugis-Wörterbuch führt drei Formen für das Pron. 1. Pers. auf: iyak, yakmi, ata, welche abweichend erscheinen. Doch wäre es möglich, dafs die beiden ersten auf aku hinausgehn, da i und y sich in mehreren Pron. dieser Sprache als Vorschlag finden; a gehört in die- sen Sprachen der 2. Person, doch auch in einigen, wie die Formen kita und giza (s. oben 5.38. u. flgd.) davon Beweise liefern, der ersten an. Vielleicht darf man das, dem Madhya eigne Jav. ak oder dhak auch hierher ziehn. B.] (?) [im Mal. und Jav. mu. B.] im Pronomen. $.7. 259 den andren Mundarten vorkommt, entweder gar keinen Consonanten, oder Zhat.(), In der 3. Pers. sing. herrscht unter allen Mal. Sprachen eine grofse Gleichförmigkeit. Bis auf wenige, nur in Abkürzungen gebrauchte Formen, ist ö, meistentheils mit auslautendem a, der bezeichnende Buchstabe. Beim Possessivum tritt ein n hinzu, und im Polynesischen verschwindet dann das i. Aber im Hinzukommen des n ist absolute Gleichförmigkeit: Mad. ny mpiana 'ny, die Jünger seine (Luc. 8, 9.); Mal. kapala-nia, sein Kopf; Tag. ang yna-niya, die Mutter seine; Tah. zo'na ahu, sein (von ihm) Kleid; Neu-Seel. gerade ebenso Zöna toki, seine Axt; Tong. ana falle, sein Haus (?). Selbst in Nebenlauten ist Übereinstimmung, so im Mad. isi und Tag. siya. Ob auch das r im Mad. ri, ric nur ein Nebenlaut ist, möchte ich nicht entscheiden. In dem Mad. reo und zareo kann man es kaum für anders, als die Person eigentlich bezeichnend, halten, und in dem Neu-Seel. und Tah. Dual und Plural unterscheidet es dieselbe sichtlich al- lein. Durch fast alle Sprachen des Stammes hindurch zeigt es sich, dafs dies ri ein mit dem gleichlautenden Ortsadverbium verwandtes Pron. demon- strat. ist. Im Mad. bezeichnen reho, indreo (Chall.), indroni (Chap. in den Annal. p.114.), iroche (Flac.), inro (Gouda) alle den Ort. Die an- geführten Wortverzeichnisse bestimmen nur nicht genau die Stelle desselben, sondern vermischen dies offenbar. Die Tag. Sprache hat soviel Ortsadver- bia, als demonstrative Pronomina, und bildet sie alle, so wie die Besitz- (‘) [Dieser Bemerkung über das Tah. zo schliefst sich das Hawaiische Poss. ko, dein, an. Im Bugis erkennt man den Grundlaut ko in der Form iko; die beiden andren Formen der Sprache, puang und puwak, sind abweichend. Im Haw. ist das persönliche Pron. im Sing. oe, wie im Tah.; der Dual, o/ua (lua, zwei), zeigt den Stamm o, der Plur. oukou (vgl. kakou, wir, einschlielsend, makou, ausschliefsend, Zakou, sie) ou. Im Jav. kow£ erkennt man auch ko. Eines zweiten, dem Sanskritischen ähnlichen Stammes dieses Pron., za, der besonders in den Kawi-Formen za, kita, kanta ersichtlich ist, habe ich schon in Anm. 1. auf S.258. erwähnt. B.] (?) [Im Haw. lautet das Pron. sing. ia und na; die letztere Form wird nach Präposi- tionen gebraucht, und so besonders bei der Bildung des Pron. poss., ganz in der Art, wie die Beispiele der andren Südsee-Sprachen zeigen. Dem Dualis (/aua) und Plur. (Zakou) liegt wahrscheinlich das Ortsadverbium 7a, dort, zum Grunde. Im Bugis ist der Sing. des Pron. ior und yazu. Das vom Verf. erwähnte n erscheint ebenfalls in den Pron. poss. des Jav. und Kawi. B.] Qq2 260 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen pronomina aus den persönlichen, aus dem angeblichen Genitiv. Dieser selbst aber wird abweichend vom Nom. geformt, und fängt immer mit d an; so sind die Adverbien diri, dito, diyan und doon abgeleitet, und das Mal. diya für das Pron. 3. Pers. sing. ist wohl nicht, wie Marsden will (Gramm. p.48.), da, um den Hiatus zu vermeiden, sondern ist ein eignes Pron. de- monstrat., dem im Tag. yian, im sogenannten Gen. diyansa entspricht. Das sogenannte Pron. 3. Pers. söya ist hiervon nur eine andre Form, und das Beispiel des Tag. beweist hier, dafs man in diesen Sprachen, wie auch sonst in vielen andren, das persönliche Pron. 3. Pers. nicht vom demonstra- tiven trennen kann. Man darf sich daher nicht wundern, dafs das Mad. reo sich im Plur. auch mit dem Pron. 2. Pers. verbindet, ano, du, anareo, ihr. Es verbindet sich hier nicht das Pron. 2. und 3. Pers., sondern das erstere mit dem Demonstrativum: ihr dort. Auch der Laut ri findet sich im Tag. Pron. demonstrat. yari, ebenso im Neu-Seel. und Tah. zera, das aber ganz genau den entfernteren, von dem beider Sprechenden verschiedenen Ort anzeigt. Bei Chapelier (Ann. p. 100. 119.) wird ahe, als regiertes Prono- men, sowohl für die 1., als 3. Person gebraucht, was nicht wohl zu erklären ist. Ich habe oben einige Pronominallaute des Mal. Sprachstamms mit San- skritischen verglichen. Die Vergleichung mit den Chinesischen ist nicht min- der fruchtbar. 'O, "od, it erinnern an den Endvocal von ego und das Tah. u. Inahan und seinen Verstärkungen liegt die Nachbildung des Athmens, das Ich, der unmittelbare Aushauch der Brust. Allein auch der breite und tiefe Vocal 0, u mag mitbezeichnend sein. Das isolirt stehende Mad. ano, du, nao, no, dein, findet im Alt-Chinesischen na (!) einen erklärenden Vergleichungspunkt, und das in den Chinesischen Pron. 3. Pers. Z, khz, kiou£i vorherrschende i ist auch im Mal. Stamm der Hauptlaut für diese Person. Im Plural hat die Mad. Sprache zum Pron. 1. Pers., ebenso wie im Besitzpron. der 3. sing., eine Form mit dem Nasenlaut: naie (Ann. p.101.), anay (Luc. 9, 49.), nay (Luc. 11, 4.), doch nur wenn das Pron. als regiert in Casu obliquo steht. Es erinnert dies an das Sanskrit-Pron., in welchem die 1. Pers. plur. auch nur in diesen Fällen ein n (na) annimmt. Es ist sonderbar, dafs die Unterscheidung der ein- und ausschliefsen- den Form im Pron. der 1. Pers. plur. der Mad. Sprache fehlt, da die Mal., (') Remusat. Gramm. Chin. p.99. nr. 262. im Pronomen. $.7. 61 Tag. und Polynes. sie besitzen. Doch beruht dies auf Gewohnheiten, die sehr leicht auch in Sprachen desselben Stammes verschieden sein können. In diesem doppelten Plural liegt im Mal. eigentlich der Dualis, da die Pro- nominal-Formen der 1. Pers. eigentlich immer nur von zweien verstanden werden, und, um eine weitere Ausdehnung zu erhalten, das Wort örang, Menschen, nach sich nehmen müssen. Im Tag. verhält es sich auf ähnliche Weise. Die Polynes. Sprache bildet den, in ihr beständig unterschiednen Dualis ganz einfach durch Hinzufügung der Zahl zwei. Die Tong. deutet den Plur. durch die Zahl drei an; und wenn diese Zahlen fehlen, bleibt es unbestimmt, ob von zweien oder mehreren die Rede ist. Die Tahitische und Neu-Seel. (1) bezeichnen nur den Dualis mit der Zahl, und brauchen für den Plural eine Endung, in der auch ursprünglich keine zu liegen scheint. Auf diese Weise ist der Polynesische Dualis, der Lautbildung nach, nicht sowohl ein eigner grammatischer Typus, als eine Zusammensetzung des Pro- nomens mit der Zahl zwei, die gelegentlich entstanden sein kann, und dann zur Gewohnheit geworden ist. Es wird dadurch noch begreiflicher, wie nur diese Sprachen aus dem ganzen Malayischen Stamm zu einem durchgängigen Dualis des Pronomens gekommen sind. 8.8. In den Zahlwörtern findet sich bei allen verglichenen Sprachen eine nur von wenigen Ausnahmen unterbrochene Gleichförmigkeit. In den Zah- len 2, 3, 4, 5, 6, 10 ist sie, bis auf leicht zu erklärende Dialektverschieden- heiten, vollkommen. In 7, 8, 9 haben die Tag., Mad. und Polynes. Sprache verwandte Ausdrücke, die Mal. aber zajuh, deläpan (auch düläpan und saläpan), sambrlan. Das letztere bedeutet nach Crawfurd (Archip. 1. 207.) eins weggenommen, nämlich von zehn. Ürawfurd leitet das Wort also von ambel, nehmen, und sa, eins, ab, und dies scheint ganz richtig, da das Suflixum an, welches aus dem Verbum ein Nomen macht, das kurze e des Verbums in ein langes i verwandelt. Hiernach schiene nun die erste Sylbe von saläpan auch eins, und die erste von düläpan zwei (von düa) zu bedeuten. Für Zaäpan finde ich im Mal. keine Ableitung, wohl aber im Mad. ma-lafa, nehmen (Chall.), wohl verwandt mit dem Tag. (') [Ebenso die Haw. Sprache. B.] 262 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen lapac, ausrenken. Im Javanischen Sunda - oder Gebirgsdialekt bedeutei nun wirklich dalapan (zwei genommen) 8, salapan (eins genommen) 9, und dies kann, da Raflles (hist. of Java. I. App. p.cxxvun.) und Crawfurd l.c. 1.205. 206.) es beide, jeder aus eignen Quellen, anführen, kein Irr- thum sein. Rafiles hat nur selapan statt salapan. Dafs im Mal. beide Wörter blofs Synonyma von 8 sind, beweist, dafs, auch in nahe verwandten Dialekten, verkannte Etymologie den Wörtern im Gebrauch irrige Bedeu- tungen geben kann. Zur Bezeichnung der Einheit haben fast alle diese Spra- chen eigenthümliche Ausdrücke, die Mad., neben össa, noch rec, das wohl mit dem Pron. 3. Pers. zusammenhängt, die Polynes. za hi; nur in der Mal. und Tag. finde ich blofs sa und ysa, die mit der gleichlautenden, auch im Sanskrit vorhandenen Partikel in Verbindung stehen. Das Sanskrit. frz ist im Tah. zoru, Neu-Seel. todu, Tong. tolu, Mad. tdlou, selbst noch im Tag. tatlöo, wo ta wohl nur ein Vorschlag ist, kenntlich. Nur das Mal. izga weicht allein bedeutend ab. In 100 entfernt sich das Mad. zatou doch zu wenig vom Mal. rätus, als dafs man dabei an eine andre Verwandt- schaft mit dem Sanskr. sata denken könnte, als die auch dem Mal. Wort zum Grunde liegen möchte. Das Tag. daan scheint ein ganz andres Wort zu sein. In 1000 geht das Polynes. mano vom Mal. rzdu und dessen Tag. und Mad. Lautverwandten ab. Allein auch im Polynes. bedeutet mano nur im Tah. und Neu-Seel. 1000, im Tong. ist es 10,000. Für 1000 hat die Sprache afe. Diese, sich aber wohl nur bei hohen Zahlen zeigende Erschei- nung, dafs dasselbe Wort in stammverwandten Sprachen verschiedene Zah- len bezeichnet, kehrt im Tag. yota wieder, das in dieser Sprache 100,000, im Mal. aber 1,000,000 bezeichnet (1). Man sieht aus den hier angestellten Vergleichungen, dafs mehrere Ausdrücke für dieselbe Zahl in diesem Sprach- stamm, ja zum Theil in derselben Sprache im Schwange gewesen sind, von welchen dann der Gebrauch einen bestimmten fixirt hat. In Tahitischen Übersetzungen aus der Bibel (Joh. 6, 9.10. 13.) kommen für 2 und 5 zwei Synonyma, piti und pae, vor. In der Sprache der Insel Bali ist für $ ein sonst in keiner dieser Sprachen sich findendes Wort, kutus. C') [Yura bedeutet im Jav. auch eine Million, das Sanskr. FT, ayuta, 10,000, Fre, niyuta, Million; das Sanskr. AT, /akshä, ist 100,000, 7/aksa im Jav. und Mal. aber 10,000; s. oben S.51. B.] in den Zahlwörtern. $.8. 263 Das Denar-System ist im ganzen Malayischen Sprachstamm, wie wir ihn jetzt kennen, allgemein. Crawfurd ‘macht aber (a. a. ©.) sehr scharf- sinnig auf Spuren des quaternaren, quinaren und senaren in der Bedeutung einzelner Wörter einiger Sprachen aufmerksam, so dafs zwar alle diese Sy- steme zuletzt in das denare übergegangen sind, aber in diesem Ausdrücke hinterlassen haben, die nur in ihnen eigentlich Sinn hatten. Den von Craw- furd angeführten Beispielen kann ich aus der Madecassischen ein seine Be- merkung bestätigendes beifügen. Wie in dem Sunda-Dialekt ganap, 6, durch seine Bedeutung geendet, vollständig (mengganap, Mal. endi- gen) das Senar-System verräth, so liefert das Mad. effat, 4, daeffa (Chall. fin, qui est fini, voila la fin) dasselbe bedeutet, den Beweis für das ehemalige Dasein des quaternaren. Da aber der Grundlaut von effat dem Zahlwort 4 in den hauptsächlichsten Mal. Sprachen gemeinschaftlich ist, so mufs das quaternare System durch alle diese gegangen sein, insofern nicht ein Über- gang der Zahl ohne ihre Bedeutsamkeit angenommen wird. Indefs bleibt es freilich noch zweifelhaft, ob der Vocal vor dem Lippenlaut in diesen Zahlwörtern stammhaft, oder der Consonant der Stamm - und Anfangsbuch- stabe ist. Auf das erste führen die Ausdrücke der verwandten Sprachen effat (Mad.), epat (Biajuk), apa (Bugis), apat (Tag. und Magindanao), opat (Sunda). In diesem Fall nun entspricht dem effa, Ende, das gleichbedeutende Mal. abis. Es fragt sich nun, ob die übrigen consonan- tisch anlautenden Wörter des Sprachstamms für 4, pa (Lampung), fa (Tong.), papat (auf Bali und Java), ampat (Mal.), derselben Wurzel ange- hören? Sie haben höchst wahrscheinlich nur den anlautenden Vocal aus ver- derbter Aussprache abgeworfen, so dafs die Frage zu bejahen ist. Dafs wirk- lich die Formen mit und ohne Anfangsvocal dieselben sind, zeigt die Tag. Sprache, in welcher der Begriff des Mad. effa durch beide, nämlich durch abar,ibos, obos mit Anfangsvocal, und durch pahit mit Anfangsconsonan- ten, ausgedrückt wird. Man könnte aber auch, wie hier die Herleitung von effa aus gemacht ist, so dieselbe von dem Tong. fa aus anstellen. Dies heifst viel, übermäfsig, und auch so würde die Zahl ein Beweis des qua- ternaren Systems bleiben. Denn es ist bekannt, dafs in vielen Sprachen der Begriff oder das Bild einer unbestimmten Menge zur Bezeichnung der Zahl genommen wird, die man als den Endpunkt des Systems, als diejenige an- sieht, über die man nicht hinausgehen will. 264 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen Es ist auffallend, dafs in den Chinesischen Zahlwörtern auch nicht ein einziger Vergleichungspunkt mit den Malayischen liegt, das einzige p& ausgenommen, welches 8, mithin ein Vielfaches von 4, bedeutet. Dafs die Chinesischen Sprachforscher bei p& an ein Vielfaches gedacht haben, be- weist wenigstens der Umstand, dafs sie das Zahlzeichen als Schlüssel der doppelten Dinge angenommen haben, zu dem sie auch 6 (2X 3) rechnen. Die zugleich in p& liegende Bedeutung ist die des Theilens, Zerreifsens, so dafs es wohl nicht unwahrscheinlich ist, dafs die 8, wie im Malayischen die 4, eine Rolle im Chinesischen Zahlensystem gespielt hat. Nicht zu über- sehen ist auch, dafs, entsprechend dem im Chinesischen Wort liegenden Be- griff, im Tag. pa noch einmal soviel bedeutet, so dafs das Wort, je nach- dem man den Vergleichungspunkt annimmt, mehr als Eine Zahl bezeichnen könnte. [Es scheint mir nicht unwichtig, die Zahlwörter der neun hier haupt- sächlich verglichenen Sprachen in einer Tabelle zusammenzustellen. Diese Wörter sind immer bei der Wortvergleichung zwischen Sprachen vorzüglich berücksichtigt und von Reisenden aufgezeichnet worden, und sind oft, ne- ben wenigen anderer Redetheile, das Einzige, was uns von einer bekannt ist. Ich werde deshalb auch an diese Tafel im Anhange eine zweite, welche die Zahlwörter anderer, weniger bekannter Sprachen dieser Meere enthalten soll, anknüpfen. Nach des Verf. Vorgange, beschränke ich mich auf die Ei- ner und die Zahlen hundert und tausend, obgleich die Bildung und Zu- sammensetzung der dazwischen liegenden einen zweiten, und oft entschei- denderen Punkt der Prüfung der Stammverwandtschaft ausmacht. Er ist aber mehr grammatischer Natur, und gehört schon aus diesem Grunde zum gröfs- ten Theil nicht an diese Stelle der Untersuchung des blofsen Wortvorrathes. Das Kawi fällt hier ganz aus, da seine Zahlwörter geradezu die des Sanskrits sind. Das Javanische hat in den Zahlen 1, 2, 3, 4, 5 und 10 beson- dere Ausdrücke für die gewöhnliche und die höhere Sprechweise, in den übrigen (6, 7, 5,9, 100 und 1000) denselben für beide. ae Polynesisch. Malayisch. VREEERIE TINTE | isch. Neu-Seeländisch.| Tahitisch. Hawaiisch. 1. |sa-, asa sa- (Ng. tähi tahi kahi suäatu od.satu |sawijio Kr. satui satu 9. |düua loro od. düa rua lua Kr. kali (piti) 3. |irga telu todu toru kolu Kr. tiga 4. |ampat papat o wä eha ha Kr. sakı (kauna) 5. |lzma lima dima rima lima Kr. gan (pae) 6. |anam nem od. öno fene ono 7.\tujuh pitu witu hitu hiku 8. |saläpan wolu (u. wadu waru walu düläapan u. de- lapan 9, |sambılan sanga wa iwa iwa 10. |sa-püluh sa-puliy udu huru umi Kr. sa-ı (ZU 100. |sa-ratus s-atusı rau rau (auch haneri, haneri (s.d.Tah.) das Engl. hungrea)| (lau, 400) 1000. |sa-ridu s-Ewu( mäno mano (auch tau-| tausani(s.d.Tah.) 10,000) sani, das Engl. thousand) (mano, 4000) 964° Zahlwörter der Malayischen Sprachen. 8.8. Madecassisch. Polynesisch. Malayisch. Javanisch. Bugis. 4 Tagalisch. Tee EEEHEEESEEBEEEEE | \____ DepeoggeEE | Chapelier. Flacourt. Tongisch. |Neu-Seeländisch.| Tahitisch. | Hawaiisch. 1. |sa-, asa sa- (Ng.u.Kr.) |sedi rec i issa c sang- taha tahi kahi suätu od.sätu |sawiji od. siji iraiche ysa Kr. satunggal od. satunggil loro od.ro duwa roui roüb,ro6d,rohd|rou£ alaua, dalaua, ua ri rua lua Kr. kalih dalua (piti) telu tölu telou telou,tellou,telo| t&lou tatlo tolu ö toru kolu Kr. tiga 4. |ampat papat od.pat |öpak effatch effats, effate,|effat apat 7 eha ha Kr. sakawan effatu (kauna) 5. |Izma lima lima dimi limi, limis dimi lima rima Kr. gangsal (pae) 6. |anam nem od.nenem \önüng enine enina enem henne anim Fene lima 7. |tujuh pitu pitu | fitou fitou Fitou fitou pito hitu 8. |salapan wolu (u. walu) |aruwa valou valou valou ualo dülapan u. de- lapan waru 9. |sambilan sarnga asera sivi siui, ciui civi siyam hiwa iwa 10. |sa-püluh sa-puluh sö-pulo foulou,poulou| foulou foulo polou polo, pouo fulu, ulu huru Kr. sa-dhasa (7) 100. |sa-rätus s-atus (hatus)|si-ratu zatou zatou zatou daan te-du rau (auch haneri, haneri (s.d.Tah.) das Engl. hundred)| (lau, 400) 1000. |sa-ribu s-dwu(hewu) |si-söbu arivou,arrivou ariuou, arriuoul arrive libo afe mano (auch tau-| tausani(s.d.Tah.) (mano, 10,000) sani, das Engl.| (mano, A0oo0) thousand) r x ’ 0 De rn A “ . ir IrZ erst FRE 3 Eon U SPEL Sc, ) SE EBETZESBE RT BEE FERT eure. Brei, _ 1 i j KR“ i z i Mn, BB h (> n 5 R ‘r ‚ i ! \ u an—mer— n it f size | ) wur a F i Ne b vr FAT een Ri f . nd Fr ii . * Fe j RT BE ' | a |! 5 u." Ka u Z | 7. TERN nn u bs . | ee ie N . 5 DD, SR Ri eo; n- FOR NEE | =. 4 ve = ä BR. . j ei vun “ nn 4 5 j m = PER Fans | = | 1 5 | i 7 rn 2 E ri . Ps — - mu un nn en u men re) en 7 u EEE = NAD .. R Be a4 | ei Bart .ıI n = , u N 4 v * u er } ’ ng % ee Br $ | 4 N 5 \ | : a Lob, n & [1 u‘ j a = . u . A Tee 5 f 5 a ö mer . . . 5 2 Eu; = 5 = ı = D ir . Sı z naeı ] ‚ a De j . 4 Ta f —ısr nen u ea en - a = a Kress N: 1) = im) ” A “ sur { Hi ge ? \ “ . en . u 5 “Sn — Be (Ze 5 e - .. w.. I. = KB“ ee, A BT er} Ds - I i 5 ‘ re j + i 17 5 Bu Sound Trend 5 in % i 5 ” u . a a \ A “ ” oı in den Zahlwörtern. 8.8. 26 Ich erlaube mir noch einige Bemerkungen über diese Zahlen. In einigen Jav. und Tag. Zahlwörtern ist eine Verdopplung der ersten Sylbe bemerkbar. Das Tag. dalua, 2, scheint mir aus dua oder lua ver- doppelt; die Verdopplung hat einen anderen Consonanten, als die ursprüng- liche Sylbe, aber einen eng mit diesem verwandten. In dalaua ist das zweite @ räthselhaft; ich werde unten bei der Betrachtung der einzelnen Zahlen darauf zurückkommen. Die Verdopplung im Tag. tatlo, 3, hat schon Wilh. v. Humboldt oben (S.262.) angemerkt. Im Javanischen kom- men die einfachen und die verdoppelten Formen zugleich vor, ro und loro, wo die Verdopplungssylbe, wie im Tag., nicht denselben, sondern einen verwandten Oonsonanten gebraucht, für 2, pat und papat für 4, nem und nenem für 6. Von der verdoppelten Form wird nur Gebrauch gemacht, wo das Zahlwort nach dem Subst. steht (wong loro, zwei Menschen); in allen übrigen Fällen wird die einfache gebraucht: patang dhina, zwei Tage, rong pikul, zwei Pikuls (ein Maafs), rong puluh 20, ro las 12, nem blas 16. Wie im Mal. und Jav. das Subst. manchmal mit einem vorgesetz- ten a, auch wohl £, erscheint (Mal. nanas und anäanas, die Ananas, Mal. und Jav. mas, Mal. amas, Jav. hemmas, Gold), und in mehreren Süd- see-Sprachen die Cardinalia regelmäfsig ein präfigirtes oder vorgesetztes a, e oder he gebrauchen (?), so tragen auch mehrere Zahlwörter sichtlich solche Vorschläge an sich: a das Mal. asa 1, Tag. alaua 2, und apat 4, Bug. aruwa 8, und asera 9, und das Mad. arivou 1000; e das Mad. effat und Tah. eha, 4; ö das Bug. öpak, 4, am (mit Hinzunahme des dem fol- genden Consonanten entsprechenden Nasals oder Lippenbuchstaben, wie diese Erscheinung auch beim Mal. und Jav. in andren Redetheilen wieder- kehrt) das Mal. ampat, 4. Der Gebrauch des Vorschlages in der Zahl 4 ist so häufig, dafs schon Wilh. v. Humboldt oben (S. 263.) die Meinung aufge- stellt hat, der Vorschlag möchte bei diesem Zahlworte stammhaft, und in den Sprachen, welche ihn nicht haben, nur abgeworfen sein. Dies ist ganz be- stimmt bei der Zahl 6 der Fall, wo er nur dem Jav. fehlt. (‘) «@ findet sich so im Tah. und Haw., e in denselben Sprachen und im Tong., re im Tong. und Haw. Im Neu-Seel. lautet der Vorsatz ka. S. hierüber den 4. Abschnitt dieses Buches. Histor. philol. Abhandl. 1832. Rr 266 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen Mehrere Zahlwörter haben das Präfix der Einheit vor sich, Mal. und Jav. sa, Bug. si und sö. Sie werden dadurch zu Substantiven und zu Zahl- classen gestempelt. Dies sind im Jav. das vornehme Wort für 4, sakawan, 10 im Mal. (sapüluh), Jav. (Ng. sapuluh, Kr. sadhasa) und Bugis (sö- pulo), 100 im Mal. (sarätus), Jav. (satus), Bugis (siratu), doch wohl nicht im Mad. (zatou); 1000 im Mal. (sarzbu), Jav. (sewu) und Bugis (si- söbu). Die hierdurch gebildeten Zahlclassen gehören dem Denar-Systeme an, nur das Jav. sakawan ist ein Beweis für das oben vom Verf. erwähnte (Juaternar-System. Im Jav. finde ich kein Subst. kawan, aber das Mal. käwan bedeutet: Gefährte, Genosse, 2) Heerde, Trupp, Bande. Hr. v.Cha- misso erwähnt in seiner Schrift über die Hawaiische Sprache eines volks- thümlichen auf der Grundzahl 4 basirten Denarsystems auf den Sandwich- Inseln, welches durch die Europäische Arithmethik der Missionare verdrängt worden zu sein scheine. Die Zahlelassen sind nach seiner Angabe: kauna 4 (welches vielleicht das Jav. kawan selbst sein könnte), kanaha 40 (die- selbe Zahl gilt auch in dem Zahlsysteme der Missionare), Zau 400, mano 4000, kini 40,000, Zehu 400,000. Die Zahlen Zau und mano sind um so beweisender für dieses Zahlsystem, als die erstere Form in den anderen Sprachen 100, mano im N. Seel. und Tah. 1000 bedeutet. Eine Verwirrung des Begriffs in den höheren Zahlen ist bei diesen Völkern sehr natürlich, wie sich davon schon (s. oben S.262.) im Mal. und Jav. Beispiele finden, und wie mano selbst ein solches im Tong. darbietet, wo es 10,000 bezeich- net (!). Im Jav. giebt es auch eine Spur des denarischen Weiterzählens von (') Ich nehme eine Erzählung Mariner’s (Tonga Islands. I. p.370-371.) auf über den boshaften Scherz, den die Tonga-Bewohner sich mit Labillardiere erlaubt haben, als er sie nach hohen Zahlen fragte, einestheils weil er unterhaltend genug ist, und andrentheils, weil ähnliche Abentheuerlichkeiten in manchen, uns sehr ernsthaft mitgetheilten Wortsamm- lungen wilder Völker enthalten sein mögen, wie denn meine eigne Erfahrung bei den Ein- gebornen des Spanischen Amerika’s mich gelehrt hat, dals solche Nationen sehr geneigt sind, mit dem Reisenden, welcher sie nach Wörtern in ihrer Sprache fragt, Scherz zu treiben, und dafs ihnen dieses Beginnen um so lächerlicher vorkommt, je systematischer es betrieben wird. Bis 1000 blieben sie ehrlich; kilou afey, 10,000, mus einen Irrthum enthalten, da kilou unbekannt ist; mano, das Labillardiere 100,000 übersetzt, bedeutet 10,000. Für Million gaben ihm die Tonga-Bewohner das Wort panu an, welches Mariner nicht kennt, für 10 Millionen Zaouwale, nach Mariner Zöule, wor>r, «&zg0ßurri« (vielleicht ist es aber das fol- gende Zau, welches ich im Wörterbuche entblättern, abschälen übersetzt finde, und in den Zahlwörtern. $.8. 267 4 aus; samas ist nach Crawfurd’s handschriftlicher Grammatik ein beson- deres Wort für 400 (statt des gewöhnlichen patang ngatus, Kr. kawan natus), und dö mas nach ihr und nach Brückner für 800. Mas bedeutet Gold, und ist im Mal. ein Goldgewicht und eine Münze, woraus das Eng- lische mace entstanden ist (!). wale, verrückt, beides zusammen also ein ähnlicher Ausdruck, als /Zau noa; ali bedeutet kahl, und Mariner setzt hinzu: @ zerm applied only to the parts of generation, löüle ist von ule, barres, abgeleitet; der erste Theil des Wortes ist mir ungewils), für 100 Millionen laounoua, nach Mar. /au noa, Unsinn (noa ist: vergeblich, nutzlos, ıl-directed, ver- standlos), für 1000 Millionen /iagui, Mar. Ziagi, ein Spiel mit den Händen, weil er sie wahrscheinlich viel bewegte, um sich verständlich zu machen. Für 10,000 Millionen gaben sie ihm den Ausdruck 20/0, für 100,000 Millionen zafe. Mariner scheint alle diese Sachen aus der Erinnerung zu schreiben, und behauptet, dafs ihm für die eine Zahl 10,000 Millionen tolo tafai angegeben worden wäre, welches er in zole ho füe, ro «iöolev r7s ou lunrgos, umwandelt (%o, dein, f&@, Mutter); dies scheint eine Ungerechtigkeit zu sein; 20/0 ist der Name eines Spieles, Zo/o-afi: Feuer durch Zusammenreibung zweier Hölzer anmachen, tafe, fliesen; man kann noch an afe, 1000, denken. Für Billion wurde ihm angegeben lingha, Mar. linga, b«rros (merkwürdiger Weise das Sanskr. fetz, /ingam), für 10 Bil- lionen nava, glans virilis, für 100 Billionen kaimaau, nach Mar. kei ma au, welche Worte bedeuten, dals er die eben genannten Dinge aufessen soll (kei, essen, ma, für, au, du). Für 1000 Billionen giebt er zolomaguitangha kaimaau, und für eine unendlich grolse Zahl oki; beide Ausdrücke erwähnt Mariner nicht mehr, und ihr, sonst ziemlich ver- ständlicher Sinn scheint in dieselbe Kategorie mit den vorhergehenden zu gehören. Ich habe seine einzelnen Ungenauigkeiten aus Labillardiere’s Reise berichtigt und das von ihm Über- gangene ergänzt, und der Leser kann sich von der Wirklichkeit dieser wunderbaren Wort- sammlung, deren oft unangenehme Deutung ich leider nicht weiter habe umgehen können, durch eigne Ansicht überzeugen (Labillarditre, relation du voyage ü la recherche de La P£rouse, fait par ordre de l’assemblee constituante. T.2. Focabulaires. p.50.). (‘) Die Mexicanische Sprache zeigt, wie andere Amerikanische, ein Vicesimal-System. Sie beginnt aber mit einem quinaren. 5 heilst macuilli, 10 matlactli (in diesen zwei Wörtern erkennt man vorn im ma das Wort Hand, ma-iz2l), 15 caxtulli. Die Zahlen zwischen die- sen Ordnungen werden durch Zusatz von 1 bis 4 (ce 1, ome 2, yei oder ei 3, nahui 4) ge- bildet, z. B. matlactli-om-ei 13 (om deutet hier die Verbindung an); doch erscheint in die- ser Zusammensetzung für 5 chicu, statt maeuilli, welches nur allein vorkommt: chicunahui 9. Erst von 20 an beginnt das Vicesimal-System: 20 pokualli (eig. ein Gezähltes), 400 zzonzli (eig. Haar), 8000 ziguipilli (ein Beutel, weil darin so viele Cacaobohnen enthalten sind). Vor diese Classenwörter werden die Zahlen von 1-19 (die Einer des Mex. Systems) als Vielfaches gesetzt: cernpohualli 20, ompohualli 40, macuilpohualli 100, chigquacempohualli 120, caxtulpohualli 300. Statt pohualli gebraucht man aber, wenn Matten, Decken, Häute, Papier, Tortillas (Maiskuchen) gezählt werden, ipilii, und für Decken auch gwimilti (Bündel). Rr2 268 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen Ich glaube nicht, dafs das Mad. zatou, 100, wirklich den Vorschlag der Einheit enthält; es ist zu auffallend, dafs von diesem sa sonst im Mad. keine Spur ist und dafs das za bei dem Vielfachen stehen bleibt. Es könnte daher das z wohl, wie in zaunac, Kind (s. die vergl. Wortafel nr. 25.), ein Lautzuwachs sein. In den anderen drei Sprachen weicht das sa dem Vor- satze des Vielfachen: 20 Mal. dua püluh, Jav. rong puluh, Kr. kalih dhasa, Bugis duwa pulo, 300 Mal. tzga rätus, Jav. telung ngatus, Kr. zigang ngatus; Mal. sambilan rıbu 9000, Jav. Kr. kalih hewu 4, welches nicht in diesen Fall kom- 2000, und selbst im Jav. sakawan, men kann, wenn es als Vielfaches vor eine Zahlclasse tritt: kawan dhasa, Kr. 40. Das Ergebnifs der Vergleichung der neun Sprachen in diesen Zahl- wörtern ist für die behauptete Stammverwandtschaft, und noch besonders für den Zusammenhang der Südsee-Sprachen mit den westlichen, ein äufserst günstiges. Der Fälle sind verhältnifsmäfsig sehr wenige, wo eine Sprache sich in einer Zahl ganz ausscheidet. Der wichtigste ist das übereinstimmende Abgehen der vier Polynesischen Sprachen in der Zahl 1, welches in dieser Zahl, wo auch das Mad. die besondere Form rec hat, sehr natürlich ist; vielleicht gelingt es aber späteren Untersuchungen, auch hier einen Zusam- menhang etymologisch aufzufinden. Ebenso scheiden sich die vier Sprachen in dem Ausdrucke für 1000 aus. Ich wende mich nach diesen allgemeinen Bemerkungen zu den ein- zelnen Zahlen. Von 1 habe ich nur noch anzuführen, dafs die Malayischen Sprachen im engeren Sinne dafür den schon oben ausführlich erörterten Ausdruck sa haben. Er wird im Mal., Jav. und Tag. (hier als sang) dem gezählten Subst. präfigirt, und verjritt in den ersten beiden Sprachen eben- sowohl den unbestimmten Artikel (ein ohne Nachdruck), als das Zahlwort (ein mit Nachdruck); im Mad. ist er ein selbstständiges Wort mit dem Vor- schlag ö (ösa), ebenso auch im Tag. ysa, wie denn auch dies z vor rec im Mad. tritt (öraiche bei Flac.); das Mal. hat ihn auch selbstständig mit dem oben betrachteten Vorschlag @ (asa). In den Sprachen, welche das Präfix und das selbstständige Wort neben einander besitzen (der Mal. und Tag.), dient das letztere zum Gebrauche ohne Substantivum; Mal. daa püluh asa 21, Tag. ysa yeri, uno es este (de los Santos. v. uno). Die Mal. und Jav. Sprache verbindet mit dem Präfix sa aber nicht nur das gezählte Subst. in den Zahlwörtern. 8.8. 369 selbst, sondern auch allgemeine Substantiva, welche nach der Beschaffen- heit der gezählten Gegenstände verschieden sind und auch mit allen anderen Zahlen gebraucht werden. Diese Eigenthümlichkeit hat Wilh. v. Humboldt bereits in der Einleitung zu dieser Schrift (S. cecexxix.) erörtert, und da- selbst die Chinesische, Barmanische, Siamesische und Mexicanische Sprache als diejenigen genannt, in denen sie vorzüglich in Anwendung kommt. Im Mal. führt Marsden’s Grammatik eine ziemliche Anzahl solcher Substantiva an, welche ich noch durch einige zu vermehren Gelegenheit gefunden habe; im Jav. stehn mir wenigere zu Gebote, da die Grammatiker (Brückner und Cornets de Groot) nicht lange bei dem Gegenstande verweilen und ich noch nicht die Zeit gehabt habe, wie ich es beim Malayischen gethan, das Lexicon zu grammatischen Sammlungen durchzulesen. Das allgemeine Zahlsubstan- tivum steht in beiden Sprachen nach dem Zahlworte, so wie es bei der Ein- heit dem sa angehängt wird; das gezählte Substantivum geht diesem Aus- drucke bald voraus, bald steht es ihm nach. Auch mit diesen allgemeinen Subst. drückt sa in beiden Sprachen zugleich den Einheits- Artikel aus. In der Malayischen Sprache habe ich folgende Zahlsubstantiva beobachtet: örang (Mensch), für Personen: örang s’örang, eine Person, laki-laki düa örang, 2 Männer, perampüan tiga örang, 3 Frauen. Sörang bedeutet auch allein, ebenso wie sörang dirr (dirr, selbst) und dangan (mit) sörang dirt: berjalan sörang, allein gehn, träda härus pergi-pergian perampüan sorang dirr, es pafst sich nicht, dafs ein Frauenzimmer allein geht; es steht auch allein für einer: so- rang ini säja, dieser Eine. Sorang pün träda (mit folgendem Ver- bum) ist niemand, sörang sätu (zwei Zahlsubstantiva zusammen, je- des mit sa) und sasörang (mit reduplieirtem sa), auch das blofse sörang, jeder. kur (Schwanz), für Thiere: kada lima rkur, 5 Pferde, äyam säböng ampat ikur, 4 Streithähne ; batu (Stein): grgz sabätu, ein Zahn. Merkwürdig ist, dafs das Wort selbst eines anderen Zahlsubst. bedarf: dazu düa brji oder düa biji bätu, 2 Steine; bzji bedeutet: Saame, Saamenkorn (s. vergl. Worttafel nr. 108.), und ich finde damit-auch Eier und Augen gezählt; büah (Frucht) hilft Früchte, Edelsteine, Häuser, Städte, Schiffe, Berge, ne 0 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen Brote zählen: prsang Irma büah, 5 Bananen, negrr sabüah oder sabüahnegrr, eine Stadt, trga büah präu, 3 Schiffe; lei, für Blätter, Haare, Kleider; das Beispiel kartas salei, ein Bogen oder Blatt Papier, ist dem Deutschen gleich, da wir auch ein Subst. zu Hülfe nehmen müssen; bilah, für Bretter, Schwerdter, Dolche, Messer; ferner: külak düa brlah, 2 Gallonen (ein Maafs für Flüssigkeiten) ; keping (platt, 2) eine kleine Kupfermünze), für Schwerdter, Bretter, Tuch, Papier; bätang (Stamm): käyu sabätang oder sabätang käyu, ein Baum, ein Stück Bauholz, pühn düa bätang, 2 Bäume, sabätang büluh, ein Rohr; püchuk (ein junger Pflanzenschufs), für Elephantenzähne, Flinten, Ka- nonen; ferner: sürat sapüchuk, ein Billet; bantok (krumm, 2) Krümmung, Beugung), für Ringe; räwan (a bunch of fruit, a head of corn, a set of buttons), für Fisch- netze; pätah (Zug, Zeichnung): kata sapätah oder sapätah käta, ein Wort. Die Javanischen Wörter sind: lembar für lange und breite Gegenstände: gadong salembar, ein Blatt; ler (gerade, 2) line, fibre, shred, Crawf. Voc., das obige lei des Mal.) für blofs lange: rambut saler, ein Haar (Mal. rambut salei); hiji, nur eine andere Form des sogleich zu erörternden wiji; pirang hiji roti hana hing sira, wie viele Brote habt ihr? Antwort: ka- thahhipun hamung gangsal hiji saha kalih hiji hulam toya, es sind ihrer (eig. ihre Anzahl ist) nur fünf, und zwei Fische (Ev. Marci. 6,38.); hamendet roti limang hiji lan hiwak rong hiji hiku mahu, er nahm die 5 Brote und die 2 Fische (ib. 6, 41.), und gleich darauf, mit vorangestelltem Zahlausdruck: rong hiji hiwak hiku, die 2 Fische. Ich habe diesen grammatischen Punkt wegen des Folgenden erwäh- n müssen, und bin nur deshalb ausführlich über ihn gewesen, weil er zur in den Zahlwörtern. S.8. 974 Vergleichung mit dem Mexicanischen (') und den anderen oben genannten Sprachen wichtig ist und ich in dieser Schrift keine Gelegenheit mehr finden werde, auf ihn zurückzukommen. Die Grammatiker führen nun im Mal. saatu oder satu, im Jav. für die gewöhnliche Sprechweise sawiji oder siji, für die vornehme satunggal oder satunggil als wirkliche, einfache Zahlwörter auf. Es springt aber nach der obigen ausführlichen Betrachtung der allgemeinen Zahlsubstantiva in die Augen, dafs sie, wenigstens die zwei ersten, nur solche Substantiva mit dem Einheits-Präfix sa sind. Das Mal. suatu ist unläugbar aus sabatu, eig. ein Stein, ein Stück, entstanden; es scheint aber noch niemand auf diese Etymologie gefallen zu sein; satw ist daraus abgekürzt. Batu habe ich schon oben als ein Zahlsubst. angeführt, und es fällt nur auf, dafs dort die regelmäfsige Form sabätu vorkommt. Man kann annehmen, dafs die Ableitung von datu und das Gefühl, dafs das Wort ein Subst. enthält, bei dem Volke verloren gegangen ist. Dies zeigt sich auch darin, dafs die con- trahirte Form einen weiteren Gebrauch angenommen hat, als bei dem Be- wufstsein des Subst. möglich gewesen wäre; das Subst. blieb nun, aufser- halb dieses Kreises, in seiner beschränkten Anwendung. Aus diesem unbe- schränkten Gebrauche, der das Mal. und Jav. Wort wirklich zu einem blo- {sen Numerale macht, sieht man nun auch, dafs die Grammatiker sie mit Recht als solche aufführen. Das Jav. sawiji, siji unterscheidet sich jedoch von dem Mal. szatu, satu dadurch, dafs in ihm das Gefühl des Subst. nicht (') Die Mexicanische Sprache bedient sich besonders folgender allgemeiner Zahlsub- stantive: tet! (Stein), für runde oder cylinderförmige Gegenstände, als da sind: Eier, Bohnen, Cacao, Kirschen, zunas (die Frucht der Nopalpflanze), Obst, Kürbisse, Melonen, Rüben, xicamas (eine Wurzel), zamales (gekochte Maisähren), Spanisches Weilsbrot, Küchengefälse; aufserdem für Bücher und Hühner; z.B. center! 1, nauhtetl 4. pantli (von der Präpos. pan abgeleitet), für lange Reihen von Personen oder Dingen, von Mauern, Furchen; tlamantli (von mana, auf den Boden hinbreiten), für Schuhe, Teller, Schüsseln, Pa- pier, Maisbehälter, Reden, Predigten ; olotl (die leere Maisähre, ohne die Körner), für Maisähren, Cacao-Schoten, Bananen, für eine gewisse Blumenart (yeloxochit!) und eine Art Brot aus Saamen (tzohualli) oder Mais (Yaxcalrmimilii), ferner für steinerne Pfeiler. 9,72 Ü bereinstimmung der Malayischen Sprachen völlig verloren gehn konnte und der Gebrauch des Subst. mit dem sa und mit anderen Zahlen dem Volke als gleichartig erscheinen mufs. Vielleicht kommt mit diesen auch die Form wiji vor, obgleich die Beispiele, welche ich oben habe anführen können, nur Ahiji zeigen. Siji enthält diese letztere Form, sawiji das von Wilh. v. Humboldt oben S.69. besprochene wiji, wozu noch nr. 108. der Worttafel zu vergleichen ist. Den weiteren Ge- brauch des Mal. und Jav. Wortes und den Beweis, dafs die Bedeutung des Subst. dem Bewufstsein entschwunden ist, suche ich darin, dafs 1) diese Wörter auch allein, ohne Subst. und ohne Beziehung auf ein wirklich im Satze stehendes, vorkommen (Mal. sziupüun trada, es ist nicht einer, es ist nichts, dua püluh sätu, 21), und 2) dafs sie auch von Personen ge- braucht werden, eine Bedeutung, die dem Begriffe Stein, Stück, Korn sehr entgegenläuft. Sie dienen auch als Einheitsartikel (ein ohne Nach- druck): Mal. adalah süäatu negrr besar, es ist eine grofse Stadt. Von dem Mal. Worte ist sogar ein Abstractum, mit einem neuen Präfix, abgeleitet: persüalüan dan kaasäan, Einheit und Einzelheit oder Individualität (Marsden. Diet. v. saatu). Mit reduplieirtem sa, sasuatu oder sesuätu, bedeutet es jeder: barang sasuätu, any whatever, segala sasuätu, alles, alle Dinge. Ich habe oben angedeutet, dafs vielleicht das Jav. satunggal, sa- tunggil von diesen Wörtern verschieden sei. Es fällt mir nämlich auf, dafs ich noch kein Beispiel des Vorkommens von Zunggal mit einer anderen Zahl gefunden habe. Sollte es wirklich so sein, so könnte man annehmen, dafs das Wort nur Adjectivum, nie Substantivum wäre (1), und dafs sa in dieser Zusammensetzung nicht die Bedeutung der Zahl eins hätte, sondern diese schon in tzunggal läge, und sa nur verstärkend (ganz, zusammen) stände, mithin wieder ein Adjectivum bildete. Für diese adjectivische Be- deutung spricht sehr, dafs in einer, oben $.69. eitirten Stelle des Brata Yuddha zunggal allein als Zahlwort vorkommt: gaja tunggal, ein Ele- phant. Keines der oben angeführten Mal. und Jav. Zahlsubstantive könnte des sa zum Ausdrucke von eins entbehren. Dieser Annahme widerspre- chend ist es aber wieder, dafs Cornets und Roorda (s. meine Anm. auf (') Seine Bedeutungen sind oben S.69. nach den Wörterbüchern und Grammatiken an- gegeben worden. in den Zahlwörtern. 8.8. 273 S.69.) das Wort auch Einheit übersetzen. Diese Bedeutung könnten sie jedoch auch blofs von dem Zahlworte abstrahirt haben, und man müfste da- für ein Beispiel wünschen. Das Mal. zunggal ist nur Adjectivum (einzeln, einzig), und nur als Adj. und Adverbium giebt Crawfurd das Jav. tunggil an. Auch ganz allgemein betrachtet, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dafs man ein Subst. dieser Bedeutung gewählt hätte und z. B. zwei Einheiten, für 2, sagte. Die oben aufgezählten Zahlsubstantiva verfolgen eine ganz an- dere Idee. Wenn satunggal nie vor dem Subst. stände, so würde auch dies seine adjectivische Bedeutung beweisen. Nun finde ich es aber aller- dings auch vor demselben, und da einen Genitiv regierend: satunggal- ling tiyang, ein Mensch (Brückner. Gramm.), ebenso wie sawiji der ge- wöhnlichen Sprache: sawiji-ning wong. Dies ist ein unumstöfslicher Be- weis, dafs es in dieser Stellung ein Subst. ist. Es handelt sich also nur noch um die Beantwortung der Frage, ob die einfache Form mit Vielfachem vor- kommt? In dem sedi des Bugis ist vielleicht auch das Präfix mit einem Sub- stantivum verschmolzen. Die Übereinstimmung 5 Sanskritischen Sprachstamme in der Zahl 2 ist höchst merkwürdig. Es ist aller neun Sprachen unter sich und mit dem zwar nicht die Grundform des Sanskr. Wortes, f&, dwi, wie sie im Kawi (dhwi, dhuwi) und in Sanskr. Ableitungen vorkommt; aber die Declina- tion der Sanskritzahl beruht auf der Form dwa im Masc. und Neutr., dwaä im Fem., und dwä tritt in der Composition vor andere Zahlen (Tata; dwädasan, 12). Im Jav. bestehen ro und, verdoppelt, Zoro neben ein- einander; die Form ro findet sich auch im Mad. ropoul, 20 (Flac.). Das Tag. dalua, dalaua enthält auch eine Verdopplung, und alaua einen Vorschlag; über letzteren und über die Verdopplung habe ich schon oben (S. 265.) ausführlich gesprochen. Fremdartig bleibt also nur das Jay. kalih der vornehmen Sprache, und das Tah. piti, welches, so wie pae für 5, Wilh. v. Humboldt (oben 8.262.) in der Bibelübersetzung nachgewiesen hat, während die Wortsammlungen das regelmäfsige rua und rima anfüh- ren. Es mufs mit jenen zwei Wörtern eine seltsame Bewandtnifs haben. Das Jav. kalih nöthigt mich zu einer umständlichen etymologischen Auseinandersetzung. Crawfurd’s handschriftliche Wörterbücher führen Zih in der Bedeutung verändern auf. Obgleich man an dem Vorhandensein HHistor. philol. Abhandl. 1832. Ss 274 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen dieser Form durchaus nicht zweifeln kann, so kommt sie doch wohl kaum im Kawi vor; dagegen ist halih und, in der vollständigen Verbalform, hangalih oder ngalih noch in dem jetzigen Jav., und zwar in der ge- wöhnlichen Sprechweise, ganz gebräuchlich, und bedeutet: verändern, 2) seinen Wohnsitz verändern, ausziehn, auswandern, das Mal. alzAh (auch al’): verändern, umdrehn, sich verändern, sich wenden, und Tag. halili (mit re- duplieirter Stammsylbe): zrocar, suceder, substituir. Von lih ist nun, durch das bekannte Suffix kan, liyan, Ng. ein anderer, verschieden, abge- leitet; es findet sich dafür auch Ziya, eine seltsame Form, da ein Suffix a in dieser Art nicht vorkommt. Dem Jav. liyan entspricht das Mal. larn und das Tag. Zainlain, davon kommt das Mal. Zärnkan, verändern, und meleinkan, welches als nach einer Verneinung (das Engl. dut), wenn nicht nach einer Frage, sondern u.ä. ausdrückt, und merkwürdiger Weise das Präfix und Suffix eines Verbums hat. Layyan (!), das ich nur bei Crawfurd finde, heifst und, mit, und gehört vermuthlich dem Kawi an; denselben Sinn hat das Jav. Zawan; es bedeutet aber noch aufserdem, wie das Mal. Zäwan: Widerstand leisten, sich widersetzen, kämpfen, Gegner, Nebenbuhler, gegen. AKalawan, mit dem Präfix ka, heifst im Ngoko: und, mit (sowohl der Gesellschaft, als des Werkzeugs), durch (inszrumenti), bei (von der Nähe), als (nach dem Comparativ); und alle diese Bedeutungen hat in der gewöhnlichen Sprechweise auch das durch dasselbe Präfix ka von dem Zahlworte ro abgeleitete karo, und in der vornehmen kaliyan, ka- layan und kalih;, kalih bedeutet aufserdem noch zwei und beide, und karo beide. Die letzterwähnten zwei Wortreihen, karo und kalawan auf der einen Seite, und kalih, kaliyan oder kalayan auf der andren, können keinen Zweifel übrig lassen, dafs die Form Zawan mit Veränderung des r in Z ebenso durch das Suffix han von ro abgeleitet ist, als kaliyan von lih, und dafs ro und lih, wenigstens für das Javanische, zwei einander entsprechende Stämme sind. Zwan, bei Crawf. ein anderer, verschie- den, liefert durch diese seine Bedeutung einen neuen Beweis ihrer Über- einstimmung. Die Auflösung des o in aw und des ö in ay (kalayan) vor (') Das zweite y ist durch pingkal ausgedrückt, welches auch bedeutet; doch ist die Form Zaywan wenig wahrscheinlich. Die Hinzunahme des zweiten y ist wohl nur eine dichterische Freiheit zur Gewinnung einer Länge; vgl. kalayan weiter unten. in den Zahlwörtern. $.8. 273 dem Vocal des Suffixes hat im Kawi und Jav. mannigfache Belege, und ist im Sanskrit ganz gewöhnlich. In dem Mal. Z@7n und Tag. lainlain sind vielleicht die Vocale des Jav. liyan umgestellt; doch ist es auch möglich, dafs eine Einschiebung von a nach dem / von lih vorgegangen ist. Da ich jedoch nichts Ähnliches in diesen Sprachen beobachtet habe, so wage ich diese Bemerkung, welcher ich keine Wahrscheinlichkeit beilege, nur mit Rücksicht auf das Tag. alaua und dalaua (zwei), verglichen mit da- lua (!). Dasi von lih (laih) wäre dann mit dem Suffix an in zn (lärn) zusammengezogen. Der regelmäfsige aus i und @ im Jav. und Mal. entste- hende Vocal ist freilich €, und so ist Zen im Kawi, ein anderer, 2) und, mit, eine Zusammenziehung aus liyan. Die Form lan der Jav. gewöhn- lichen Sprache, und, mit, das Mal. dan, ist ebenfalls durch eine Zusam- menziehung, die aber keine regelmäfsige ist, aus Zawan entstanden. Da der Stamm Zöih sich nach dem Obigen auch im Mal. und Tag. findet, und, mit Ausschlufs der Formen mit präfigirtem ka und pa (?), im Jav. der gewöhn- lichen Volkssprache angehört, so ist nicht daran zu denken, dafs !ih durch absichtliche Vocalveränderung aus ro oder lo entstanden sei, es ist vielmehr deutlich, dafs die Javanen sich in jenen präfigirten Formen dieser zwei in dem Sprachstamme schon vorhandenen Stämme nach ihrer Weise bedient haben, um Krama und Ngoko zu scheiden. Man darf ferner wohl annehmen, dafs der Begriff von zwei erst auf dieser Gränzscheide in das Jav. lih ein- geführt ist, so verwandt er auch mit den anderen Bedeutungen der zwei Stämme, ein anderer, verschieden, verändern, widerstehen, Geg- ner, und, mit, in denen sich die Mal. und Tag., und aufser den Präfix- formen die Jav. Sprache bewegt, genannt werden mufs. Der einzige Unter- schied zwischen dem karo der gewöhnlichen und dem kalih der höheren Sprache ist der, dafs die gewöhnliche Sprechweise für zwei das einfache ro, die vornehme kalih, mit dem Präfix, hat, und dafs karo ausschliefs- lich, kalih noch nebenher beide bedeutet. Das Präfix ka hat nämlich im Mal. vor den Zahlwörtern, aufserdem dafs es Ordinalia bildet, zusammen- schliefsende Kraft: kadüua, der zweite, 2) beide, katiga, der dritte, ka- (') Doch könnten diese Formen auch durch Auflösung des u in aw erklärt werden; das Tag. u zwischen Vocalen ist meist für den Consonanten » zu nehmen. (*) Auf das letztere Präfix werde ich sogleich kommen. SS, 276 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen tigaärrt, die 3 Tage, alle 3 Tage, kadüablas mürrdnia, seine 12 Jün- ger (Ev. Matth. 11, 1.). Im Jav. finden sich von diesen Bedeutungen des Präfixes nur vereinzelte Spuren, wenn nicht längere Beobachtung hierin die Grammatiker und Wörterbücher vervollständigt. Einen zweiten Fall der Be- nutzung von lih im Jav. für den Begriff zwei bietet das Präfix pa dar: pa- lih Kr., paro Ng., in zwei Hälften theilen, sepalih Kr., separoNg., halb, Hälfte. Das Mal. gleichbedeutende sapärö ist darum merkwürdig, weil, mit einziger Ausnahme des Jav. ro und der Mad. Form ropoul, 20, das Zahl- wort in allen hier verglichenen Sprachen des Stammes die Vocale wa zeigt. Die Ähnlichkeit des Zahlwortes 3 mit dem Sanskr. f3, Zri, hat schon der Verf. oben (S.262.) bemerkt; ich möchte sie aber, besonders im Ver- gleiche mit der des vorigen, nur eine sehr untergeordnete nennen, welche ebensowohl eine ganz zufällige sein kann. Der Vocal des ist in den west- lichen Sprachen e, in den Polynesischen o; der Endvocal ist immer u, nur im Tag. (£atlo) o. Dieses enthält eine Reduplication (s. oben S.265.). Weit eher würde man, meiner Meinung nach, das Mal. {zga, Jav. vornehme tiga mit dem Sanskrit zusammenstellen können, wenn man einmal auf eine Ver- gleichung ausgeht. Es ist, wie auch Wilh. v. Humboldt annimmt, ein ganz anderes Wort, als das in den übrigen Sprachen herrschende. Die Formen für 4 beginnen in der Mehrzahl dieser Sprachen mit ei- nem Vocalvorschlag, a, e, ö, am, und es mag sein, dafs dieser wesentlich zum Worte gehört und nur in einigen Sprachen weggefallen ist. Man sehe oben S.263. die Betrachtung des Verf. hierüber, und ferner S.265., und über das einfache pat und verdoppelte papat des Jav. S.265. In den Süd- see-Sprachen ist das End-7 weggefallen. Ein ganz anderes Wort erscheint im Krama des Jav., sakawan, und im Haw., kauna (neben dem regel- mäfsigen a). Über diese zwei Formen habe ich oben (S.266.) gesprochen. Die Zahl 5 ist durch das Subst. Hand ausgedrückt (s. die vergl. Wort- tafel nr. 77., und das oben über die Mexicanischen Zahlwörter 5 und 10 Ge- sagte). Fremdartig ist nur das Jav. gangsal, über welches Wilh. v. Hum- boldt in der Anm. auf S.167. gesprochen hat. Ich mache darauf aufmerk- sam, dafs die Jav. höhere Sprechweise in allen Zahlen sich als abweichend von den im Sprachstamme herrschenden Wörtern erwiesen, dagegen die ge- wöhnliche bisher immer gerade diese gezeigt hat. Der Tah. Nebenform pae habe ich schon oben bei der 2 erwähnt. in den Zahlwörtern. $.3. C [697 17 Für die Zahl 6 geht ein einziges Wort durch alle Sprachen des Stam- mes, zweisylbig und mit einem Vocal anlautend; dieser ist im Jav. nem weggefallen, über dessen Verdopplung ich oben 3.265. gesprochen habe. In der Tah. Sprache ist merkwürdiger Weise diesem Vocal ein f vorgesetzt, womit man das Mad. kenne vergleichen kann. Der anlautende Vocal ist « im Mal. und Tag., e im Mad. und Tah., ö im Bugis, o im Tong., N. Seel. und Haw. Das Schlufs-m findet sich nur im Mal., Jav., Mad. und Tag., im Bugis hat es sich schon zum Nasenlaute verflacht, und ist in den eben ge- nannten drei Südsee-Sprachen mit dem vorhergehenden Vocal in o über- gegangen. Im Tah. und im Mad. kenne ist es blofs weggefallen. Ebenso geht, jedoch mit Ausnahme des Mal. zujuh, welches, wie schon der Verf. S.261. bemerkt hat, sich weder in dieser, noch in einer anderen Bedeutung in den verwandten Sprachen bis jetzt hat entdecken las- sen, für 7 Eine Form, und mit den geringsten Abweichungen, durch alle Sprachen. Gleich beständig ist die 8. Es ist sogar möglich, dafs das aruwa des Bugis (s. über das Anfangs-a S.265.) noch dazu gehört, indem man eine Sylbenumstellung, ru-wa statt wa-ru, annähme. Die stärkste Abweichung ist das o der ersten Sylbe im Jav., wo alle andren Sprachen a haben. Wirk- lich schreibt auch Brückner nur walu, aber Gericke, Cornets, Roorda, Crawfurd immer wolu. Das lange o für das « der andren Sprachen in der vorletzten Sylbe ist eine Eigenthümlichkeit des Jav., welche aber sonst nur da statt findet, wo die letzte Sylbe mit einem «a schliefst, und meist auch nur, wenn zwischen beiden Vocalen zwei Consonanten stehn: Zonda, Mal. und Tag. tanda, Zeichen, wonna, Sanskr. gri, wanam, Wald. Dieses o gehört aber nur der Schrift an, welche dadurch eine Nüance der Aussprache des @ auszudrücken sich bemüht. Denn dafs der Laut nicht vollkommen der eines langen o ist, sieht man daraus, dafs die Wörterbücher ihn ebensowohl mit @ schreiben (fanda, wana). Das Mal. Zahlwort scheidet sich allein aus, seine merkwürdige Etymologie hat der Verf. oben (S.261.262.) entwickelt. Die Form für 9 ist in den Polynesischen Sprachen übereinstimmend, und ich glaube auch die Tag. und Mad. damit zusammenschliefsen zu kön- nen. Die erstere hat statt des w das dem vorhergehenden Vocale gleichartige Y, die Mad. das des Polynesischen und das si des Tag., und weicht nur durch das Schlufs-i von allen ab. Für diese Vertauschung des a der letzten 278 Bi bereinstimmung der Malayischen Sprachen Sylbe mit ö bieten andere Zahlwörter Analogieen dar, die sichersten das Mad. limi, dimi, 5, und das Tag. anim, Mad. enina, enine, 4; hiermit kann man das Tong. zaha, 1, gegen das tahi der drei übrigen Südsee -Sprachen, wenigstens zu vergleichen versuchen. Von den bisher betrachteten Formen scheidet sich ganz aus das Bugische asera, wenn es nicht doch mit dem Tag. siyam zusammenzustellen ist, das Jav. sanga, und das Mal. sambr- lan, dessen Bedeutung (eins weggenommen, nämlich von 10) und Ety- mologie Wilh. v. Humboldt (S.261.) sehr treffend angegeben hat. Ich würde, mit Rücksicht auf das s im Anfange, eine Vermuthung ähnlicher Be- deutung in dem allgemeinen Zahlworte, so wie in dem Jav. sanga, wagen, wenn nicht der Vorsatz in jenem si lautete (!), und das Fragmentarische des zweiten Theiles der Formen nicht jeden Versuch der Ableitung dieses letz- teren als mifslich oder willkührlich erscheinen liefse, und wenn nicht solche Äufserungen, deren Beglaubigung meist kaum mehr, sogar in dem Laufe der Jahrhunderte, möglich ist, den, welcher sie thut, in den Verdacht setzten, dafs er eine Partheilichkeit für sie hegte. In dem Zahlworte 10 tritt der merkwürdige Fall ein, dafs die Hawaii- sche Sprache sich von den übrigen, welche mit vollkommner Gleichmäfsig- keit sich Einer Wortform anschliefsen, durch den Gebrauch eines ganz anderen Wortes, umi, lossagt. Die Jav. vornehme Sprache bedient sich eines Sanskritwortes, das auch dem Kawi angehört. Über das den Zahlen 10, 100 und 1000 im Mal., Jav. und Bugis vorgesetzte Präfix der Einheit habe ich mich schon (s. S.266. 268.) ausführlich erklärt. In dem Ausdrucke für 100 weicht allein das Tag. daan (s. Wilh. v. Humboldt oben 5.262.) ab. Alle übrigen Sprachen, selbst die Polynesischen, bedienen sich eines übereinstimmenden. Bemerkenswerth ist, dafs in den letzteren (mit Ausnahme des Tong.) das r sich hält, während das Jav. hier die sonst diesen Sprachen eigne Weichheit des Zerschmelzens fester Conso- nanten in % annimmt. Das Schlufs-s verschwindet schon jenseits des Jav., das £ zwischen den beiden Sylben aber erst in den Südsee-Sprachen. Über das z des Mad. s. oben S.268. Am meisten reducirt ist die Form im Tong. Teau erscheint freilich auf den ersten Anblick als ein ganz verschiedenes Wort; wenn man aber in dem Vielfachen (ua ngedu, tolu ngeau u. s. f.) (') Doch erscheint diese Form als eins im Bug. 100 und 1000. in den Zahlwörtern. 9.8. 279 dieselbe Form mit einem anderen Vorsatze wiederkehren sieht, so kann man darin au, das gemeinschaftliche Zahlwort mit geschwundenem Anfangscon- sonanten, als den wesentlichen Theil nicht verkennen. Das Tong. va, 2, wo die Schwestersprachen ebenfalls den Anfangsconsonanten beibehalten, liefert eine vollständige Analogie für das Wegfallen des z. Ich habe im 1i. Abschnitte dieses Buches unter den Tong. Partikeln nachgewiesen, dafs te der Singular-, ng (eigentlich nga) der Plural-Artikel ist, und daselbst auch der Schwierigkeit erwähnt, welche das e in der Form ng&au macht. Die Tah. und Haw. Sprache haben, beide unnöthiger Weise, da sie ein einhei- misches Wort besitzen, für diese Zahlclasse noch aus dem Engl. haneri, und die Haw. und N. Seel. für 1000 ebenso zausani von den Missionaren angenommen; neben diesem hat die letztere Sprache auch das einheimische Wort. In dem Ausdrucke für 1000 scheidet sich der Sprachstamm, wie dies bei den Zahlwörtern nur noch in Einem Beispiele, bei der Eins, in anderen Redetheilen und Ausdrücken aber sehr gewöhnlich der Fall ist, in die zwei grolsen Abtheilungen der westlichen oder im engeren Sinne Malayisch zu nennenden, und in die Südsee-Sprachen. In jenem Hauptzweige herrscht das Wort ridu, in diesem mano. Das r des ersteren wird im Jav., wie bei 1000, zu A}, und im Bugis, wie im Mad. zatou, 100, zus. Die Mad. Sprache hat ein a präfigirt (s.S.265.). Mano gilt nur in der N. Seel. und Tah. für 1000, in den beiden anderen hat die Höhe des Begriffes zu Abweichungen geführt ; denn im Haw. drückt es das Vierfache, im Tong., wo ein eignes Wort, afe, für die Zahlelasse erscheint, das Zehnfache davon aus. Es sei mir schliefslich noch erlaubt, auf das in so vielen zweisylbigen Zahlen (3, 7, S, 10, 100, 1000) sich in der letzten Sylbe, meist selbst schlie- isend, findende w (gelegentlich 0) aufmerksam zu machen. Buschmann. ] 8.9. Eine noch innigere, und wirklich in der Form der Sprache gegrün- dete Verwandtschaft zeigt es an, wenn gleichlautende Partikeln, deren ur- sprüngliche Bedeutung längst verloren gegangen ist, in zwei Sprachen auf gleiche Weise gebraucht werden, Wörter bestimmten logischen oder gram- matischen Kategorieen anzueignen. Es sind alsdann solchen Sprachen nicht einzelne, in ihrer ganzen, vielleicht nicht einmal erkannten Zusammenfügung 2850 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen aufgenommene Wörter, sondern ganze, auf eine unbestimmte Zahl verwand- ter und nicht verwandter Wörter anwendbare Bildungsgesetze gemeinschaft- lich. Dies nun trifft man im Madecassischen und in den übrigen Sprachen des Malayischen Stammes durchgängig an. Im Mal. und Tag. (Marsden. Gramm. 33. Totanes. nr. 301 - 305.) werden aus Adjectiven und Verben durch Vorsetzung von ca und Anfügung von an Substantiva gemacht. Ebenso ist das Mad. Aan-ompou-an, Dienst, von man-ompo, dienen. Cabaro, Neuigkeiten, könnte man zu derselben Bildung rechnen. Es ist aber wohl, wie das Mal. khabar, geradezu Ara- bisch. Dagegen scheint die Substantiva bildende Vorsylbe Aa (auch blofs A, wie fi zu f, mi zu m wird) die Mal. und Tag. ca, wie ha-tahere, Breite, von ma-tahets, breit, h-onengh, Wohnung, f-onengh, Bewohner, m-onengh, wohnen. Das Mad. fi, das (Annal. marit. p.97.) gleichfalls Substantiva bildet, ist das Mal. pe. Fi-teia, Liebe, von mi-teia, lieben, fi-efah, Friede, fi-ambou, Höhe, ist wie das Mal. pe-süruh, ein Bote. Das Tag. Adjectiv-Praefix ma, wie ma-puti, weifs, ist auch der Mad. Sprache eigen: haihai, Feinheit, ma-hai, fein, ma-tahets, breit, ha- tahere, Breite. Die Mal. Sprache unterscheidet die transitiven Verba durch die Vor- sylbe men, mit ihren euphonischen Veränderungen, von den intransitiven, welche der und dessen Lautveränderungen vor sich nehmen, obgleich dieser Unterschied nicht immer festgehalten wird. Im Mad. entsprechen den Mal. men, meng und me die Partikeln man, mangh und mi, sie sind aber nicht alle transitiv. Mi bezeichnet, zwar nicht ausschliefslich, aber häufig, Intransi- tiva. Wie, das Transitive und Intransitive in noch prägnanterem Sinne ge- nommen, im Mal. bel-aäjar und meng-äjar, so heifsen im Mad. mi-ha- nats und mangh-anats lernen und lehren. Die Tag. Sprache besitzt auch mit man verbundene Verba, ohne dadurch die transitive Eigenschaft zu bezeichnen. Überhaupt steht die Mad. in diesem Theile der Wortbildung der Tag. näher, als der Malayischen. Die befehlenden Verba haben im Tag. (Totanes. nr.208.) magpa (magpa-sulat, befehlen zu schreiben), im Mad. manpangh zu Vorsylben, manpangh-aterre, befehlen zu bringen. Sehr merkwürdig wegen ihrer Verbreitung über entfernte Punkte des Sprach- stamms sind die Tag. Verba mit maca (Totanes. nr. 190.). Zwei ihrer in der Wortbildung. 8.9. 381 hauptsächlichsten Bedeutungen sind die des Könnens, maca-lacar, gehen können, und des Verursachens, maca-buhay, Leben hervorbringen. Gerade diese beiden Bedeutungen vereinigen sich auch im Mad. maha; maha velonne, leben können (Annal. marit. p.94.), maha-tserongh, umgeben (Flac. v. environner). Auch bilden beide Sprachen mit diesen Vor- sylben die Verbal-Adjectiva, die eine Fähigkeit oder Möglichkeit anzeigen; Tag. maca-caen, Efsbares, Mad. maha-teia, liebenswürdig, maha- fate, sterblich (Flac. Cat. p.29.). Dasselbe maca ist unverkennbar im N. Seel. causativen waka, Tong. fekka, Tah. haa und faa ('). Die Eng- lischen Bibelübersetzer auf Madagascar haben eine der Tah. ganz nahe kom- mende Form haha; hahamasina, heiligen (Exod. 20, 8.). Dem Mal. fehlt dies Präfix. Es bildet diese Gattung von Verben, indem es men vor- und 7 nachsetzt; betrunken machen, Mal. me-mäbuk-r, Mad. maha-ma- mou. Einen stärkeren Beweis der Stammverwandtschaft können Sprachen nicht geben, als wenn sie, wie hier, den Grundlauten nach gleiche Wörter ganz frei auf eigne Weise grammatisch behandeln, diese Behandlung aber wieder genau mit der einer andren Sprache desselben Stammes überein- kommt. Die Mad. mit mi-tan gebildeten Verba gesellschaftlicher Handlungen, wie mi-tam-pouli, zusammen zurückkehren (Flac. v. refourner, Annal. marit. p.94.), können von der Mal. Präposition dangan, mit, herkommen, die aber sonst nicht im Mad. gefunden wird. Die Anfügung des Verbal-Präfixums men im Mal. und man im Tag. bringt Veränderungen in dem Anfangs-£ und s des Wortes hervor, an wel- ches die Anfügung geschieht. Nach Marsden (p. 54.) fällt alsdann das 2 hin- weg und das s verwandelt sich (indem das men sein n verliert) in nia; so wird aus /olong, helfen, menolong, aus senang, zufrieden, menidnang, zufrieden stellen. Hätte aber Marsden das Tag. zu Rathe gezogen, so hätte er vermuthlich seine Regel anders, und so wie die Tag. Grammatiker gefafst. Nach diesen verwandelt sich das und sin n, und das n des Präfixums geht verloren; so wird aus zubus, loskaufen, ma-nubus, aus sulat, schreiben, ma-nulat. Die Sache ist im Mal. für das { ebenso, denn Marsden sagt aus- drücklich, dafs das End-n der Partikel mit dem Anfangsvocal des Wortes (5) [Auch Haw. Raa. B.] Histor. philol. Abhandl. 1832. pt 282 Übereinstimmung der Malayischen Sprachen zusammenschmilzt; man mufs also auch me-nölong, nicht men-ölong abtheilen. Sie ist aber nicht gleichgültig, im Tag. nicht, weil dort die An- fangssylbe des verwandelten Wortes aus andren grammatischen Gründen bis- weilen verdoppelt wird, so dafs aus diquit, schlagen, im Fut. ma-ni-ni- quit wird, überhaupt nicht, weil nun, was bei Marsden’s Regel sehr auffal- lend ist, klar wird, dafs z und s, so nahe verwandte Buchstaben, nicht ganz verschieden, sondern im Tag. ganz gleich, im Mal. mit geringer Abweichung behandelt werden. Beide Zahnlaute verwandeln sich in ihren Nasalen, die zischende Natur des s bringt aber wieder eine Alteration des Lautes für sich hervor. Im Mad. findet sich in deutlichen Beispielen dieselbe Buchstaben- veränderung, aber für das s nicht wie im Mal., sondern wie im Tag. Be- zahlung heifst siwi und tambe (Flac.), daher bezahlen maniui, ma- nambe. Tapere heilst Ende, daher manapere endigen, und, da das- selbe vom Substantiv-Präfix fan, ebenso wie vom Mal. pen (Marsden. Gramm. p.35.), gilt, fanapere Gränze (Flac.). Man könnte, indem man manapere vom Mal. äbis ableitete, gegen dies Beispiel einwenden, dafs hier schon das Primitivum kein Anfangs-2 habe; man würde aber alsdann zwei ganz verschiedene Wörter verwechseln. Abis hängt mit dem Mad. effa und dem Tag. abar, ibos, obos zusammen, das Mad. tapere aber mit dem Tag. tapus. Dieses ist endigen, aufhören überhaupt, jenes das be- stimmte Aufhören, wenn zum Wegnehmen nichts mehr vorhanden, zum Thun nichts mehr übrig ist, also aufgezehrt und vollendet. Man könnte hierher auch manompo, dienen, rechnen wollen, da der Herr zoumpou, tompo heifst: einen Herrn haben. Allein in manompo ist ompo das Grundwort, in tfoumpou ist das £ (abgekürzt aus zai) ein Vorschlag, der das Werkzeug andeutet, also: der, durch den man Diener ist, d.h. der Herr. Die andren Sprachen des Stammes haben daher wohl verwandte Aus- drücke für ompo, aber nicht für toumpou. $. 10. Auch die Vergleichung der wenigen Wortbeugung, welche diese Spra- chen besitzen, zeigt durch auffallende Übereinstimmungen ihre nahe Ver- wandtschaft, und namentlich die der Mad. mit den übrigen. Das Kennzei- chen der Vergangenheit in der Conjugation ist in derselben die Vorsetzung von ni vor das Verbum; zaho ni teia, ich habe geliebt (Annal. marit. p.94. in der Wortbeugung. $. 10. 9383 Flacourt. Diet. Vorr.), izy ni-laza, er sagte (Luc. 17, 19.). Da aber das Verbum im Präsens milaza heifst, so wird nicht sowohl ni vorgesetzt, als das m von mi in n verwandelt. Ebenso wird von mambonatsi, schaffen, nambonatsi, er hat geschaffen, aus mahavelonne, nahavelonne, er hat leben können u. s.f. Gerade auf die gleiche Weise verwandelt auch die Tag. Sprache das Anfangs-m der Verba inn; und da fast alle Verba mit m an- fangen, oder ihren Anfangsvocal in m verwandeln, so kann die Vorsetzung des n als allgemein angesehen werden. Sie ist nun zwar auch dem Präsens eigen, doch da mit andren Veränderungen verbunden. Das Prät. bezeichnet sie ausschliefslich. Bisweilen nimmt dies Tempus auch die Partikel na an (Totanes. nr. 98. 99. 108. 140-143.). Diese begleitet das Perfectum auch im Tah. und Tong. Im Tah. ist sie deutlich das Ortsadverbium dort, und steht dem dem Präsens zugegebenen nei, hier, entgegen. Die Mal. Sprache, die überhaupt am wenigsten grammatischen Apparat blofser Verbindungs- wörter besitzt, macht ihr Präteritum, auf eine höchst merkwürdige Weise, durch Hinzufügung eines eignen, nicht einmal dem Mal. Sprachstamm, son- dern dem Sanskrit angehörenden Wortes sudah, vergangen, vollendet, kenntlich. Se Ich habe hier lauter Fälle gewählt, wo die Gleichheit der grammati- schen Behandlung auch mit Gleichheit des grammatischen Lautes zusammen- g erst den Beweis der Stammver- wandtschaft der Sprachen wahrhaft vollendet. Allein auch der allgemeine grammatische Typus aller hier verglichenen Sprachen ist insofern derselbe, trifft, da diese doppelte Übereinstimmun dafs sie alle zu einem und ebendemselben grammatischen System gehören, und ihre, sehr grofsen eigenthümlichen Verschiedenheiten des grammatischen Baues sämmtlich innerhalb dieses Systems liegen. Sie bezeichnen weder am Nomen Genus und Casus, noch am Verbum die Personen, und besitzen insofern weder Flexion, noch Agglutination. Sie geben aber das grammatische Verhältnifs der Wörter in der Redeverbindung durch grammatische Wörter an, die nicht mit den Bezeichnungen der Be- griffe zusammenschmelzen. Dies unterscheidet sie wesentlich von den eigent- lichen Flexionssprachen, wie das Sanskrit ist, allein auch ebenso sehr von den agglutinirenden, wie fast alle Amerikanischen sind. Dagegen nähern sie Tt2 284 A Ilgemeine Charakteristik sich dadurch dem Chinesischen. Sie bleiben jedoch hierbei nicht stehen. Sie streben, den Wörtern durch Prä-, Suf- und Infıa Nüancen mitzuthei- len, die zum Theil grammatisch sind, zum Theil aber aufser dem Gebiet der Grammatik liegen. Hierin suchen sie auch euphonische Lauteinheit zu er- reichen, nehmen Buchstabenveränderungen vor, versetzen den Accent, und bieten so die sonderbare Erscheinung höchst verwickelter grammatischer Formen bei schr mangelhafter Declination und Conjugation dar. Es ist ein auffallend charakteristischer Zug dieses Sprachsystems, dafs das Pronomen sich weder mit dem Verbum anders, als auf die lockerste Weise, verbin- det, noch auch an demselben durch Personenzeichen ersetzt wird. Hier- in liegt ein Hauptgegensatz dieser Sprachen gegen die Amerikanischen, in denen nicht blofs das Verbum, sondern auch das Nomen die engsten Ver- bindungen mit dem Pronomen eingeht. Sucht man sich ein Totalbild aller in dem Stamme begriffener be- kannten Sprachen zu machen, so kann man folgende Merkmale als allen zu- gleich angehörig ansehen, wenn man nur einen gewissen Spielraum für den verschiedenen Grad zuläfst, in welchem jeder der einzelnen diese Beschaffen- heiten eigen sind. Ihr Alphabet ist eher beschränkt, als zahlreich an Lauten; die Reihen der sogenannten lingualen und der aspirirten Buchstaben fehlen denselben ganz, wie man wenigstens aus den geschriebenen Alphabeten schliefsen mufs. Sollten auch einige Dialekte wahre Aspirationen enthalten, so ist der Unter- schied zwischen aspirirten und unaspirirten Buchstaben in keiner in die Sprachform übergegangen. Dagegen sind Nasenlaute, vorzüglich am Ende der Sylben, jedoch auch am Anfang derselben, sehr häufig. Die Vocallaute sind zum Theil nicht rein von einander geschieden. Der Sylbenbau ist einfach, und das Urprincip des Sprachstammes scheint nicht weiter über die Verbindung eines Anfangsconsonanten mit ei- nem darauf folgenden Vocal hinauszugehen, als insofern sich einige Conso- nanten, vorzüglich 7, z und die Nasenlaute, leicht und gewissermafsen un- zertrennlich an den Vocal anschliefsen und, so zu sagen, mit ihm zusammen- schmelzen. Zwei unmittelbar auf einander folgende Consonanten beschlie- fsen oder beginnen eine Sylbe nur bei vorgegangener Zusammenziehung, wovon man nur in einigen Sprachen, wie in der Jav. und Mal., die Verbin- dung der Mutae mit Z und r im Anfange ausnehmen muls. der Malayischen Sprachen. 8.11. 255 Die hauptsächlichsten Sprachen des Stammes besitzen Schriftalpha- bete, von welchen diejenigen, die nicht das ganze System, durch welches die Sanskritschrift einer alphabetischen gleichkommt, angenommen haben, durch ihre Beschaffenheit, namentlich durch den Mangel der Bezeichnung der Endeonsonanten, die hier geschilderte Eigenthümlichkeit des Sylben- baues deutlich angeben. Einsylbige Wörter sind die seltneren, wenn man nämlich die Gewohn- heit, besonders einiger dieser Sprachen, das Wort immer doppelt auszuspre- chen, wie man mufs, in die Wortbildung aufnimmt. ‘Mehr als zweisylbige Wörter finden sich noch seltner, ohne dafs man sie nicht beim ersten An- blick als durch Affıxa abgeleitet, oder als zusammengesetzt erkennen sollte. Die gröfste Zahl der Malayischen einfachen und nicht zusammengezogenen Grundwörter ist zweisylbig, und besteht daher aus der sich selbst wieder- holenden oder sich mit einer verschiedenen Endsylbe verbindenden Wurzel. Ob diese Endsylbe blofse Lautendung, oder eine neue Wurzel ist? habe ich in der Einleitung zu dieser Schrift (S.ccecu - cecexr.) zu bestimmen versucht. In der verbundenen Rede bleiben die Grundwörter insofern ganz un- verändert, als ihnen weder durch Anheftung foB) änderung widerfährt. Dieses Merkmal ist von der gröfsten Allgemeinheit, noch durch Beugung eine Ver- o u und auf ihm beruht die grofse, indefs doch darum, weil man von dem gan- zen Stamm nur das Malayische auf Malacca gehörig kannte, sehr übertrieben geschilderte Einfachheit dieser Sprachen und die gepriesene Leichtigkeit ih- res Gebrauches. Anders verhält es sich jedoch mit der Methode, Grundwörter als einer bestimmten grammatischen Kategorie angehörend zu bezeichnen, oder auch an ihnen allgemeine Verhältnisse und Beziehungen auszudrücken, wodurch eine ganze Anzahl derselben einem Gattungsbegriff untergeordnet wird. Um dies anschaulicher in Beispielen auszudrücken, mufs man hierher die ver- schiedenen Gattungen von Substantiven und Adjectiven, ferner die der Verba, Causalverba, Frequentativa u. s. f., den verschiedenen Zustand des Verbums in seiner Beziehung auf das Subject und Object, also das transitive und in- transitive, das Activum und Passivum u. s. w., ferner die Verbindung der Verben mit Bestimmungen, welche ihre ursprüngliche Bedeutung abändern (was in den Sanskritischen Sprachen durch untrennbare Präpositionen be- 256 Allgemeine Charakteristik wirkt wird), rechnen. Alle diese Veränderungen werden durch vor- oder nachgesetzte oder zwischengeschobene Affıxa, zum Theil auch durch Sylben- verdopplung angedeutet, und ihre Andeutung macht ein zusammenhangendes, aber künstlich zusammengesetztes System aus. Unter den Affixen ist in Ab- sicht der aufzufindenden Spuren des näheren oder entfernteren Zusammen- hanges der einzelnen Sprachen vorzüglich die oben vielfach besprochene Einschiebung von in und um, die sich nicht in allen findet, merkwürdig. In diesen Zusammenfügungen zeigt sich nun bestimmt ein gelungenes Stre- ben, das Wort und seine Anfügungen zu einem Lautganzen zu verbinden. Es entstehen von dieser Seite in dem Sprachstamm wahre grammatische For- men. Denn die Anfügungen sind mit Lautveränderungen und Accent- Um- stellungen, also mit sichtbaren Zeichen des Strebens nach Worteinheit, ver- bunden. Zu den nicht in jeder einzelnen seiner Sprachen, aber überhaupt in dem Stamm durch Formung gebildeten gehören auch die Beziehungen der Zeit. Wir sind zwar gewohnt, dieselben nur in Verbindung mit dem Ver- bum, als Theil der Conjugation zu denken. Sie lassen sich aber auch mit dem Nomen verbinden, und in den hier bezeichneten Sprachen kann man ihren Gebrauch bisweilen nicht anders erklären. Auf diese Weise, so dafs man sie als zur Feststellung des Begriffs der Grundwörter beitragend ansieht, läfst sich begreifen, warum dieser Punkt gerade aus der, sonst vernachlässig- ten Conjugation herausgehoben ist. Geht man nun auf die Formung der Grundwörter überhaupt, als auf das Mittel bin, die Rede verständlich und die Sprachform der Gedankenform entsprechend zu machen, so findet sich also in diesem Sprachstamm hierin eine merkwürdige Verschiedenheit. Um das in der Rede beständig Bewegliche, die immer wechselnden Beziehungen der Wörter auf einander in Rücksicht auf Subject und Object, und das Zusammenfassen beider in die Einheit des Satzes zu bezeichnen, wird die Formung gar nicht gebraucht. Dagegen wen- det sich der auf sie gerichtete Trieb der Sprache ausschliefslich auf die Aus- bildung des Grundbegriffs für sich nach allgemeinen logischen oder gram- matischen Beziehungen. Es werden von einem Worte eine ganze Anzahl derselben mit verschiedenen Nüancen gebildet, dadurch aber allerdings auch das Bedürfnifs der Sprache, dem es in ihr an Formung gebricht, die Satz- bildung, indirect gefördert. Obgleich aber diese Sprachen im Besitz der er- der Malayischen Sprachen. $.11. 287 wähnten Formen sind, so können sie auch in mehreren Fällen nach Will- kühr den Gebrauch derselben bei Seite setzen und durch die Anwendung des blofsen Grundworts die grammatische Bestimmung zweideutig lassen. Hiervon haben wir oben im Javanischen merkwürdige Beispiele gesehen. Der Mangel an Formung in der Redefügung kann nur durch die Stel- lung und durch grammatische Wörter ersetzt werden. Der grofse Gebrauch, welchen die anheftenden Sprachen vom Pronomen beim Verbum machen, findet in diesem Sprachstamm so gut als gar nicht statt; das Pronomen fügt sich, wie schon gesagt, nur äufserst lose zur Bezeichnung der Personen an das Verbum an, was um so auffallender ist, als diese Sprachen vollständige und abgekürzte Pronomina besitzen und in anderer Rücksicht gebrauchen. Da sie der Redefügung so geringe Sorgfalt widmen, so konnten sie nicht dahin ge- langen, sich das Verbum in seiner wahren Natur, als die Seele des Satzes, zu denken. Sie nehmen dasselbe nur materiell nach seiner Bedeutung, umgehen es, so viel sie können, im Ausdruck, und lassen, da nun auch die Freiheit hinzukommt, sich von den oben erwähnten dasselbe bestimmt ausdrücken- den Formen loszumachen, es sehr oft zweideutig, in welcher Kategorie, ob als Nomen oder Verbum? es genommen werden soll. Dies ist bei einer hö- heren Sprachansicht das hauptsächlichste Gebrechen der Sprachen dieses Stammes. Gerade die Hauptsache in der Redefügung wird am wenigsten be- stimmt ausgedrückt, gerade in dem Punkte, wo sich die Gedankeneinheit durch die innigste Lautverschmelzung symbolisch in der Sprache ausprägen sollte, entbehrt sie der Form, in welcher allein symbolische Bezeichnung liegen kann. Hierin stehen die Malayischen Sprachen im directesten Gegen- satz mit den Sanskritischen, und dies hat gewifs viel dazu beigetragen, dafs sie, der grofsen Begierde ungeachtet, Sanskritische Wörter sich einzuverlei- ben, nur Nomina, nie das, blofs in seiner Wurzel, und also immer erst durch Zergliederung auffafsbare Verbum sich haben aneignen können. Aus dieser, absichtlich kurz zusammengedrängten Charakteristik erge- ben sich vorzüglich zwei wesentliche Punkte: die Sylbenbildung und der Formentrieb. In dem ersteren liegt zwischen den Sprachen des Malayischen Stam- mes ein bedeutender Unterschied, und der Begriff scheint sich innerhalb des Stammes sowohl, als einzelner Sprachen, erweitert zu haben. Das Erstere zeigt die Vergleichung der Philippinischen Schrift mit der Javanischen, das 288 Classificirung Letztere scheint aus der, durch die gründlichsten Bearbeiter dieser Sprache bezeugten und sich durch den eigenen Anblick offenbarenden Unzulänglich- keit der Tagalischen Schrift für ihre Sprache hervorzugehen. Die Sprache scheint hier der Schrift gleichsam entwachsen zu sein. In dem zweiten der oben bezeichneten Punkte ist die dem Stamme wesentlich anhangende Formlosigkeit, nämlich die sich auf die Redefügung beziehende, durchgängig und wahrhafter Charakter des Stammes, nicht eines wechselnden Zustandes in demselben. In dem Gebiete aber, in welchem Formung herrscht, ist in den einzelnen Sprachen ein bedeutender Unter- schied sowohl in dem Grade, als in der Art, aber, insofern man diesen Un- terschied als einen fortschreitenden ansehen wollte, ein eher als ein Herab- steigen zur Formlosigkeit, nicht als ein Aufsteigen zur Formung, sicht- barer. g. 12. Die einzelnen zu diesem System gehörenden Sprachen haben so mehr oder weniger Tendenz zu grammatischer Formung, mehr oder weniger gram- matischen Stoff, und es lassen sich von diesem Gesichtspunkte aus drei Ab- theilungen unter ihnen machen. 1. Die Tahitische, Neu-Seeländische und Tongische. Sie haben am meisten, oder fast allein den oben erwähnten, sich dem Chine- sischen nähernden Zuschnitt. Alle grammatischen Verhältnisse werden in ihnen durch Partikeln bezeichnet, die allein und unverbunden dastehen. Von den Affıxen, welche den Wörtern grammatische und andre Nüancen mittheilen, finden sich in ihnen einige, genug, um auch dadurch ihre Stamm- verwandtschaft zu beweisen, aber wenige, und einfach, ohne Buchstaben- veränderung, angefügte. Dennoch ist der Bau dieser Sprachen bestimmt, klar und leicht zu übersehen, die Anordnung des Pronomens insbesondre einfacher und vollständiger, als in irgend einer der andren. Unter diesen drei Polynesischen Sprachen entfernt sich die Tongische ein wenig von dem hier beschriebnen Charakter, hat weniger grammatische Partikeln, und verbindet sie zum Theil mit den Begriffswörtern. 2. Die Tagalische und Madecassische Sprache. Bei der Tag. glaubt man auf den ersten Anblick in ein ganz neues Gebiet zu kommen. Sie besitzt lange und künstlich gebildete Formen, und der Malayischen Sprachen. 8.12. 289 hat eine schwer zu übersehende, verwickelte Grammatik. Allein genauer untersucht, findet sich dasselbe System der Polyn. Sprache wieder, Flexions- losigkeit in Declination und Conjugation, und Andeutung der grammatischen Verhältnisse durch abgesonderte Partikeln. Aber die Methode der nüanci- renden Aflıxa ist so weit, als immer möglich, getrieben; es giebt allein sieb- zehn Modificationen des Verbums, deren jede ihr Activum und Passivum be- sitzt, und die man, um sich einen Begriff davon zu bilden, noch am besten mit den Arten des Arabischen Verbums vergleichen kann, obgleich sie auch wieder von diesen sehr verschieden sind. Jedes Verbum geht nach einer oder mehreren dieser 17 Conjugationen. Wie schwer es aber ist, die Grund- verba immer richtig aus den Formen herauszuerkennen, werden einige we- nige Beispiele beweisen. Sungmulat ist das Perf. von sulat, schreiben, pungmäsoc von pasoc, hineingehn. Einer grammatischen Eigenthümlichkeit der Tag. Sprache mufs ich noch erwähnen, die ich gerade auf diese Weise in keiner andren Sprache des Erdbodens kenne. Sie knüpft nämlich nach festen Regeln in gewissen Fällen zusammengehörende Worte durch eigne Verbindungslaute, welche die Spanischen Grammatiker Zigazones nennen, an einander. Die fünf hier- zu gebrauchten Laute sind g, ng, na, n und ay, mithin Partikeln und Buch- staben, welche letzteren an das Ende des mit den nachfolgenden zu ver- knüpfenden Wortes treten. Die Wahl zwischen diesen Lauten hängt von dem Endbuchstaben des Wortes ab; und da g sich nur an ein End-n hängt, so geschieht die Verbindung, aufser im Fall von ay, allemal durch einen Nasenlaut. Indefs ist die Wahl der Laute nicht blofs phonetisch. Denn da die auf Vocale auslautenden Wörter eigentlich den palatalen Nasenlaut ng annehmen, so tritt, statt dieses, der reine dentale, z, ein, wenn die beiden zu verknüpfenden Worte die Eigenthümlichkeit, Gewohnheit u. s. w. eines Menschen, einer Nation u. s. f. anzeigen. So sagt man, um die aus den kind- lichen Gefühlen entspringende eigenthümliche Reue auszudrücken, nicht pagsisisi-ng anac, sondern pagsisisi-n anac. Allein der Zweck oder die Ursach der Verknüpfung ist, wie man aus den Fällen ihres Gebrauchs sieht, durchaus syntaktisch, und die phonetische Rücksicht wirkt nur insofern mit, dafs in einigen wenigen, und nicht in den hauptsächlichsten Fällen die Ver- bindung bei vocalisch, nicht aber bei consonantisch auslautenden Wörtern statt findet. Die Verbindunng unterbleibt auch, wenn der Redende aus ir- Histor. philol. Abhandl. 1832. Uu 290 Classifieirung gend einer zufälligen Ursach gerade mit dem zu verknüpfenden Worte inne hält. Die allgemeine Regel dieser Verknüpfungen, auf die es hier allein an- kommen kann, ist, dafs sie da angewandt werden müssen, wo zwei Wörter der Construction nach zusammen gedacht werden, und wo doch keine, ihr Verhältnifs ausdrücklich bestimmende Gonjunction oder Präposition vor- handen ist. Eine solche hebt die Verbindung sogleich auf. Niemals werden daher auf diese Weise verknüpft der Genitiv mit dem ihn regierenden Sub- stantiv, das Verbum mit seinem Complement, Substantiva, die zusammen ein Verbum regieren, oder Adjectiva, die Prädicate desselben Satzes sind, unter sich, dagegen immer das Subject mit dem von ihm regierten Verbum, das Substantivum mit seinem Adjectivum, oder mit einem, ihm zu näherer Bestimmung nachfolgenden Substantiv, das Adverbium mit dem Verbum, zu dem es gehört, u.s.f. Da, wo die Grammatik der Sprache sehr unbestimmt ist, beruht das Verständnifs allein auf der Verknüpfung. Alinman-g tauo-ng magcasala sa Dios (!) heifst: jeder Mensch, der Gott belei- digt, weil tauo, Mensch, mit magcasala (dem Imperativ und Subjunctiv von beleidigen) durch ng verbunden ist, woraus allein sichtbar wird, dafs magcasala hier das zu seinem ihm vorangehenden Substantiv gehörende Partieipium ist. Da die Sprache sonst gar keinen Unterschied zwischen Par- tieipium und Verbum kennt, so würden die Worte ohne den Verbindungs- laut den Sinn haben: jeder Mensch beleidige Gott. Wenn man abrechnet, dafs die Tag. Verbindungslaute zum Theil zwei Worte in eins verschmelzen, was im Chinesischen nicht möglich ist, so be- sitzt diese letztere Sprache in einem gewissen Gebrauch einiger ihrer Parti- keln etwas der Tag. Verknüpfungsmethode sehr Ähnliches. Denn zchi wird auch zwischen Substantiv und Adjectiv eingeschoben, und verbindet das Subject mit dem Verbum (Remusat. Gramm. Chin. nr. 190. 315.). Allein im Chinesischen läfst die Unbestimmtheit zwischen Verbum und Nomen es immer ungewifs, ob nicht in diesen Fällen, nach Remusat’s scharfsinniger Vermuthung (?), zchi, wo es zwischen Subject und Verbum steht, blofs das Verhältnifs zweier Nomina, wie seine eigentliche Bestimmung ist, feststellt. Im Tag. ist diese Bezeichnung des Subjects gröfstentheils überflüssig, da die (‘) Die Verbindungslaute sind durch den Druck ausgezeichnet. (?) Meine Schrift: Zeztre & Mr. Abel-Remusat sur la langue Chinoise. p. 104. nt.10. der Malayischen Sprachen. $. 12. 294 Substantiva immer durch ihren Artikel den Nominativ kenntlich machen. Aber die beiden Wörter wurden zusammen gedacht, und also auch zusam- men ausgesprochen. Die Verknüpfungsmethode scheint übrigens der Tag. Sprache im Mal. Sprachstamm allein eigenthümlich zu sein. Wenigstens erwähnen die Gram- matiken der übrigen Sprachen derselben mit keinem Wort, und auch ich habe in den Sprachen selbst bis jetzt keine Spur davon angetroffen. Die Madecassische Sprache besitzt zwar eine viel einfachere Gramma- tik, als die Tagalische, allein doch viel mehr die Bedeutungen der Wörter nüancirende Aflıxa, als die Mal., und kommt in den ihr eigenthümlichen der Tag. näher. Ich habe sie darum mit dieser in Eine Classe gesetzt. 3. Die Malayische Sprache. Sie läfst sich mit keiner der andren Sprachen zusammenstellen. Sie hat nicht die Menge abgerissen dastehender Partikeln der Polynesischen, und daher nicht den lallenden Kindheitscharakter dieser Sprache. Ebenso- wenig ist ihr der Reichthum der Tag. an grammatischem Stoff eigen. Sie be- sitzt nur wenige, aber zur Worteinheit durch Buchstabenveränderung ver- bundene Affıxa. In der Flexionslosigkeit übertrifft sie beinahe die Schwester- sprachen, und die Einfachheit ihrer Grammatik, der es doch darum weder an Bestimmtheit, noch Gewandtheit fehlt, ist gröfser, als die der Persischen und Englischen, obgleich sonst diese drei Sprachen jede in ihrem Stamm ganz und gar dieselbe Stelle einnehmen. Bei dieser grammatischen Beschaf- fenheit ist sie vorzugsweise fähig, wie sie es seit Jahrhunderten ist, die Ver- bindungssprache zwischen Menschen höchst verschiedener Wohnsitze zu sein. Zum Theil mag aber auch die Einfachheit ihrer Grammatik darin ihren Grund haben. Die Mal. Sprache ist zugleich eine gelehrte Sprache, auf de- ren Litteratur Indische Bildung und Wissenschaft eingewirkt haben. Aber ihr Bau bleibt immer unvollkommen und dürftig, und zeugt weniger, als der ihrer, in andrer Rücksicht roheren Schwestersprachen, von dem befruch- tenden Walten des Bewufstseins des grammatischen Typus und der leben- digen Geschäftigkeit lautbildender Phantasie. Äufsere politische und ge- schichtliche Umstände haben sichtbar zu sehr auf sie eingewirkt. Nicht ein- mal ihr Pronomen hat sie von den unverkennbarsten Spuren selavisch- Asiatischen Cärimoniels rein erhalten können. Hierin sind die andren Spra- chen glücklicher gewesen. Allein die Polyn. und Mad. sind nur Volks- Uu2 292 Classifieirung sprachen, ohne Alphabet und Litteratur, aber, wie wir von der Polyn. be- stimmt wissen, nicht ohne Volkstraditionen und Lieder. Die Tag. besitzt ein, nur aufser Gebrauch gekommenes Alphabet, und steht wohl überhaupt auf einer höheren Stufe. Ungeachtet ihrer Einfachheit besitzt aber doch die Mal. Sprache eine sehr künstliche Bildungsmethode in Absicht der Quanti- tät der sich durch Suffixa, oder durch Reduplication verlängernden Wörter. Sie versetzt alsdann die langen und kurzen Vocale, fordert die ersten an einer bestimmten Stelle, duldet nur Einen, wie auch das Sanskrit in einigen Fällen, und leidet nicht, dafs eine schon durch an - und auslautende Con- sonanten lautschwere Sylbe es noch durch einen langen Vocal werde. Da sie aber doch diesen an der gegebenen Stelle liebt, so trennt sie in der Aus- sprache, wenn das Suffixum mit einem Vocal anfängt, den Endconsonanten vom Wort und heftet ihn an das Suffixum; so wird aus dap-an ada-pan. Um also grammatisch- euphonische Worteinheit hervorzubringen, geht die Sprache auf das eigenmächtigste mit den bedeutsamen Stammlauten um. Diese Regeln sind aber nicht von Grammatikern und Litteratoren der Sprache aufgedrungen, sondern liegen in den natürlichen Forderungen, welche das Ohr des Volkes an Wohllaut macht. Es ist übrigens nicht un- merkwürdig, dafs, nach Marsden’s Forschungen (Gramm. 126.), die Ma- layen niemals einen Versuch gemacht haben, eine Grammatik ihrer Sprache zu verfassen. Auch die Chinesische Gelehrtengeschichte kennt keine Gram- matiker. Vergleicht man hiermit das tiefe und weit in verschiedene Schulen verzweigte Studium der Grammatik im alten Indien, so erkennt man deut- lich, dafs der Geist, der sich in den Sprachen ausdrückt, auch in ihren Be- arbeitern Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch nachklingt. Nach dem bisher Entwickelten fehlen also den Sprachen des Malayen- Stammes die hauptsächlichsten grammatischen Mittel, an welche andre das Verständnifs der Rede knüpfen, und sie kommen darin dem Zustande des Chinesischen nahe. In dem eigentlichen Flexionstheile der Grammatik, der Declination und Conjugation, entfernt sich keine irgend bedeutend von die- sem Typus, in der grammatischen Wortbildung aber (dem Stempeln der Begriffswörter zu den Redetheilen und der Classifieirung derselben in diesen) weichen alle von ihm ab, die Pol. zwar nur sehr schwach, die Tag., Mad. und Mal. aber durchaus wesentlich, und zwar in der Folge, wie sie hier ge- nannt sind, in höherem und absteigend niedrigerem Grade. Auf diese Weise der Malayischen Sprachen. 8.12. 293 sind die Pol. und Mal. die dürftigsten an grammatischen Formen. In jener tritt aber an deren Stelle ein Reichthum von Partikeln. In den übrigen Spra- chen ist diese wuchernde Partikelfülle weggeschnitten, und zur Worteinheit verbundene Formen treten hervor. In das Mal. sind aber von diesen ver- gleichungsweise nur wenige übergegangen, die Sprache hat sich mit diesen eingerichtet, ihr Bedürfnifs erfüllt gefunden und abgeschlossen. Die Polynesischen Sprachen scheinen mir unter den hier vergli- chenen den alterthümlichsten Charakter an sich zu tragen. Dies beweist schon der Typus ihrer Grammatik. Sie haben ferner die meisten einsylbigen Wörter, da in den andren dagegen Mangel an solchen charakteristisch ist, besonders am Mal. (Marsden. Gramm. 122. 123.) Es kommen aber auch einzelne für diese Meinung sprechende Umstände hinzu. Ein sehr kleiner Volksstamm auf Malacca, den man dort für viel älter, als die Malayen selbst, hält, führt den Namen örang benüa. Nun aber hat benza im heutigen Mal. eine sehr beschränkte Bedeutung, strichen, wie China, Arabien u. s. f., gebraucht. Im Pol. dagegen sind we- nua (N.Seel.), fenua (Tah.), fonnua (Tong.): Land, Gegend, verwil- dertes, unbearbeitetes Land überhaupt. Ein andrer Stamm solcher Landes- einwohner heilst öorang udai. Dieser ist nach Raflles derselbe mit den Semang, oder wollhaarigen Negern. Es ist aber sonderbar, dafs auch die- ser Name auf ein Pol. Wort uta (N. Seel. Ufer, Tong. Land überhaupt) führt. Von der Sprache der örang benüa, die auch Jököng heifsen, giebt Raffles etwa 30 Wörter, von denen ein Drittel rein Mal. sind; und wo der Fall eintritt, dafs, wie bei Vogel, Erde u.s.f., die Pol. von den Mal. abweichen, haben die Jököngs die Mal. Unter den 20 nach Raffles nicht Mal. sind die Wörter hantu, Geist, und jahat, böse, schlecht, auch noch Mal. Von den übrigen sind mehrere Benennungen von Thieren,. die es auf den Südsee-Inseln nicht giebt (Marsden. Gramm. p. ıv-vı. Asiat. res. XH. p-108-110.). Da die Jököng in beständigem Verkehr mit den Malayen und Negern sind, so darf das Resultat dieser Wörtervergleichung uns nicht wun- dern. Sie geben immer einen Beweis ab, dafs das Pol. Wort, nach dem sie genannt werden, älter, als das heutige Mal., ist. und wird nur von ganz grofsen Land- u III Zweiter Abschnitt. Betrachtung der einzelnen Sprachen des Stammes, be- sonders der im engeren Sinne Malayisch genannten. 8. 13. N achdem ich zu Ende des vorigen Abschnittes eine allgemeine Charakte- ristik und Classifieirung der Sprachen des Malayischen Stammes zu geben versucht habe, ist es jetzt meine Absicht, die zu wissenschaftlicher Beurthei- lung hinreichend bekannten einzelnen Hauptsprachen desselben in wenigen Worten zu bezeichnen, und, damit diesen allgemeinen Theil schliefsend, in dem gegenwärtigen und den folgenden Abschnitten ebendiese Sprachen einer umständlicheren Betrachtung zu unterwerfen, wie ich dies im zweiten Buche bereits für das Kawi und Javanische gethan habe. Denn wenn man, wie ich es hier mit mehreren beabsichtige, den Standpunkt einer Sprache in einem Stamme von Sprachen bestimmen will, so genügt es nicht, auszusprechen, welchen anderen desselben Stammes sie näher oder entfernter steht, sondern es kommt darauf an, im Einzelnen zu zeigen, in welchen Beschaffenheiten sie mit gewissen übereinkommt, von anderen abweicht. Man mufs daher, von allen Seiten in sie eingehend, sich ein vollständiges Bild ihrer ganzen Eigenthümlichkeit, ihrer wahren Form verschaffen. Ich beginne billiger Weise mit den Sprachen der Südsee, da sie mehr, als alle übrigen, sowohl im Baue, als selbst in den Wörtern, abwei- chend allein stehen. Bei der Anwendung der gewöhnlichen Methode, einen Begriff durch seine Benennungen in einer Reihe von Dialekten durchzufüh- ren, stöfst man in ihnen häufiger, als bei den anderen, auf Verschiedenheiten. Sehr oft aber findet sich, wie ich schon im Vorigen davon Beispiele ge- geben habe, gerade bei diesen Verschiedenheiten dennoch der Wurzelbegriff in ihnen, so wie man überhaupt bei der Übereinstimmung einer so grofsen Anzahl von Wörtern, und einiger grammatischen Laute, und da man doch auch in diesen Sprachen das Wesentliche der Form der Malayischen antrifft, an der Stammverwandtschaft durchaus nicht zweifeln kann. Ob sich indefs Allgemeine Betrachtung der Südsee- Sprachen. 8.13. 295 der von den übrigen Malayischen Sprachen abweichende Charakter blofs als eine Folge der Zeitveränderung erklären läfst, oder doch wieder auf eine verschiedene Mundart, welche gerade auf diese Stämme einen gröfseren Ein- flufs gehabt hat, geschlossen werden mufs, darüber möchte ich in diesem Augenblick nicht absprechend urtheilen, und es dürfte wohl überhaupt schwer mit Sicherheit zu entscheiden sein. Es liegen aber diesen, schon in ihrem jetzigen Zustande so alterthümlich erscheinenden Sprachen sichtbar frühere, zum Theil wieder untergegangene Dialekte zum Grunde. Auf meh- reren der dortigen Inseln giebt es eine, jetzt durchaus unverständliche, hei- lige Sprache, die man sich doch auch nicht anders, als ehemals gesprochen, denken kann (1). Auch die wunderbare Gewohnheit, bisweilen Wörter aus der Sprache zu verbannen und durch andere zu ersetzen, könnte nicht geübt werden, wenn es nicht eine bedeutende Anzahl veralteter Wörter gäbe, die bei solchen Gelegenheiten der Vergessenheit entrissen werden. Dies trifft aber sogar die allergewöhnlichsten Begriffe. Als z.B. auf Tahiti der König Pomare seinem Vorgänger Otou folgte, mufsten die beiden sich in seinem Namen zusammenfindenden Wörter po, Nacht, und mare, Schnupfen oder Husten, neuen Platz machen. Bei einer ähnlichen Gelegenheit wich auf der- selben Insel das Wort wai, Wasser, dem heutigen pape (?). Von solchen Wörtern mufs es eine sehr grofse Anzahl geben, da es auf den Sandwich- Inseln dem durch kühne Eroberungen und wohlthätige Einrichtungen zur Civilisation seines Volkes bemerkenswerthen Könige Tameamea im Jahre 1500 bei der Gelegenheit der Geburt eines Kindes einfallen konnte, eine ganz neue Sprache einzuführen (°). Sie sollte, seiner Absicht nach, mit kei- (!) Chamisso im dritten Bande von Kotzebue’s Entdeckungsreise S.45. Mariner (U. 217.) giebt eine, doch sehr kleine Probe dieser Sprache, wie sie bei Begräbnissen gebraucht wird. In dieser befinden sich einige leicht kenntliche noch heute gebräuchliche Tagalische Wörter. (2) Adrien Balbi. Introduction & l’atlas ethnographique. p.262., wo aber fälschlich v@e gedruckt ist; Tah. Gramm. p.4. wird vai als eines der primitiven Wörter angegeben, welche überall verstanden werden. In der 1821 erschienenen Übersetzung des Evang. Joh. kommt in der That nur pape vor. (°) Chamisso. 7.c. S.46. Bei den Abiponen herrscht eine ähnliche Sitte. Bei dem Tode eines Menschen wird, wenn sein Name ein bedeutsamer war, das Wort, woraus er bestand, mit einem ähnlichen vertauscht. Bei zufälligen Todesarten trifft die Vertauschung auch das Wort des Gegenstandes, der den Tod veranlalst. Die neuen Wörter werden förmlich aus- 2396 Südsee - Sprachen; nen Wörtern der bisherigen zusammenhangen, und auch die grammatischen Partikeln sollten verschieden sein. Hierüber wurde doch aber die Verwir- rung so grofs, dafs mächtige Häuptlinge des Volks das Kind mit Gift aus dem Wege räumten. Zum Theil erklärt sich diese Erscheinung auch aus der Viel- heit der Dialekte; indefs beweist doch der Umstand, dafs ein Theil solcher Wörter allgemein verständlich ist, dafs ehemals einer derselben allgemein herrschend war, und dafs sich nun für viele Gegenstände die allgemeinen Ausdrücke in der Überlieferung neben den besonderen erhalten haben. Ich führe dies alles nur deshalb an, um zu zeigen, auf welche Masse ganz oder halb untergegangenen Stoffes man in den Sprachen an jedem Punkte des Erdbodens stöfst. Man begreift wohl, wie ich schon oben angeführt habe, alle Sprachen der Südsee-Inseln unter dem Namen der Polynesischen Sprache, aber man geht offenbar zu weit, wenn man auch nur diesen Theil des Malayischen Stammes als Eine Sprache ansieht. Die Sprachen desselben sind allerdings sehr nahe verwandt, aber dennoch zu verschieden, um sie blofs als Dialekte zu betrachten. Am ehesten dürfte das Letztere zwischen der Tahitischen Sprache und der der Sandwich-Inseln der Fall sein, obgleich ich die zuletzt ge- nannte Sprache, da ich die Hülfsmittel dazu erst ganz vor Kurzem erhal- ten (!) habe, noch nicht genau genug kenne. Aber der Sylbenbau und der gerufen, und ihre Festsetzung, so wie das Ausrufen, geschieht durch betagte Frauen. So wurde bei dem Tode eines jungen Mannes, der an einer Verwundung durch einen Dorn starb, das damals gebräuchliche Wort Aana mit nichirencate vertauscht. Dobritzhoffer. Historia de Abiponibus. T.2. p.199. Bemerkenswerth ist hier die Ursach dieser Sprachveränderung; bei dem Amerikanischen Volke ist sie ein natürlich menschliches Gefühl, in der Südsee eine vom Beherrscher ausgeübte Willkühr oder ihm bezeigte Schmeichelei. Die. Abiponische Sprache ist sehr reich an gleichbedeutenden Wörtern, und vermuthlich benutzt man bei die- ser Sitte den Umstand, dafs bei der Verzweigung grolser Volksstämme in kleine Haufen den einzelnen von diesen besondere Ausdrücke eigen sind, ohne dafs sie allgemein geltende ver- lieren, oder den besondren Ausdrücken andrer Mundarten ganz fremd werden. (') Einige mir durch Hrn. Laiber in Boston mitgetheilte kleine Schriften religiösen In- halts, und die Übersetzung der Evangelien Matthäus, Marcus und Johannes durch die Güte des Hrn. Prof. Neumann. Die vier ersten Capitel des Evang. Luc. besitze ich durch die Sorgfalt meines Bruders in einer handschriftlichen Übersetzung, die von Hrn. Mori- neau, welcher sie ihm gegeben, herzurühren scheint. Derselben Quelle verdanke ich ein, gleichfalls handschriftliches Wörterverzeichnils der Sandwich - Sprache. Tahitische und Sandwich. Fidgi. 8.13. 297 regelmäfsige Übergang gewisser Buchstaben in einander in beiden Sprachen scheint es zu beweisen. Auch sind die Partikeln, dem Laut und der Anord- nung nach, gröfstentheils dieselben. Die Sandwich-Sprache wirft häufig, wie die Tahit., harte Anfangsconsonanten anderer Dialekte fort. So wie aus dem Neu-Seel. koromatua das Tahit. oromedua wird, so verändert sich das Neu-Seel. korero in das Sandwichische olelo, sprechen, Rede (Morineau. olelo maikai, die Rede gute, das Evangelium). In anderen Punkten scheint aber die Verschiedenheit wiederum gröfser (!). Diesen beiden am nächsten dürfte die Neu-Seeländische Sprache stehen. Von allen dreien aber entfernt sich bedeutend die der Freund- schafts-Inseln oder Tongische, und in ein sehr anderes Gebiet möchte eine genaue Untersuchung der der Fidgi-Inseln führen. Ich besitze von derselben ein Wörterverzeichnifs, das man, so viel ich weifs, bisher nicht hatte (?). Das Ausführlichste, was man über diese Inseln besafs, findet sich (') Oft ist aber auch die Verschiedenheit blofs scheinbar. Ein sehr passendes Beispiel hiervon, so wie von der dialektartigen Verschiedenheit beider Sprachen, geben die Worte (Ev. Joh. 3,13.) des Menschen Sohn, Tah. o ze tamaidi a te taata, Sandw. Sprache o ke keikia ke kanaka. Hier sind, wenn man den Übergang von 2 in k kennt, die Par- tikeln gänzlich dieselben. Kanaka und taata, Mensch, erklären sich auf gleiche Weise. Keiki und tamaidi, Sohn, scheinen gänzlich verschieden, beweisen aber, gehörig zerglie- dert, gerade die Identität der Sprachen. Tamaidi besteht aus zama und iti, klein, und so heilst auch Neu-Seel. Sohn, Knabe. Tama ist Embryo, Kind in der letzteren Sprache, wird aber auch in ihr mit dem Zusatz von ra, Stärke, Gesundheit, und: sich er- heben, aufstehen, ({ama ra) von erwachsenen Personen beider Geschlechter gebraucht. In tamaidi wird das männliche Geschlecht, als das hauptsächlichste, vorausgesetzt: die Tochter heilst tamahine, von wahine, Weib. Tongisch ist zama ein Knabe. Die Sandwich- Sprache braucht dies Wort wenigstens hier nicht, sondern bezeichnet den Begriff des Kin- des blofs durch den der Kleinheit. Denn keiki (Tah. ze iri) ist die Zusammensetzung von iki mit dem Artikel. Die Tochter heilst keiki-wahine. So ist überall die vollkom- menste Gleichheit der Wörter. Sehr bemerkenswerth ist hier die feste Verwachsung des Artikels mit dem Worte, welches dergestalt Eins mit ihm geworden ist, dals es einen neuen Artikel vor sich nimmt. (?) Dies Wörterverzeichnifs ist von Hrn. William P. Richardson aus Salem im Jahre 1811 an Ort und Stelle gesammelt. Es enthält etwa 300, nach Englischer Aussprache ge- schriebene Wörter, wobei nur zu bedauern ist, dafs darunter zu viel ganz specielle Benen- nungen von Pflanzen, Kräutern und Handelsartikeln aufgenommen sind, die bei allgemeinen Sprachvergleichungen weniger Dienste leisten. Allein auch so ist es äulserst schätzbar. Ich verdanke eine Abschrift desselben Hrn. Pickering in Boston, dessen Name den Sprach- forschern durch mehrere Schriften, namentlich durch die Herausgabe der Grammatiken Eliot's Histor. philol. Abhandl. 1832. Xx 298 Südsee- Sprachen; in Mariner’s Beschreibung der Tonga-Inseln. Nach der dort enthaltenen Beschreibung der Sitten und Gebräuche ihrer Bewohner weichen diese auch hierin bedeutend ab. Man sieht darin, wie z.B. in der Sitte, dafs die Frauen ihren Männern im Tode folgen, einen von Westen herkommenden Einflufs. Obgleich diese Sitte in der Familie des priesterlichen Häuptlings auch auf den Tonga-Inseln galt, so hatten diese sie wohl, wie auch die Art der Krieg- führung, von ihren Nachbarn erhalten. Von der Sprache wird in der Tahit. Gramm. gesagt, dafs sie zwar viele Polynesische (!), aber auch andere, die- und Edwards und die lehrreiche Vorerinnerung über die Verwandtschaft der eingebornen Nord-Amerikanischen Stämme, vortheilhaft bekannt ist. Ein besonderes Verdienst hat er sich durch seinen Vorschlag einer gleichförmigen Rechtschreibung für diese Sprachen erworben, den er in einer in Cambridge (in Amerika) 1820 herausgegebenen Abhandlung bekannt ge- macht hat, und der schon vielfältig angewendet worden ist. Ich kann hier nicht unerwähnt lassen, mit welcher unermüdlichen Güte und zuvorkommenden Gefälligkeit Hr. Pickering seit einer langen Reihe von Jahren meine Sprachstudien durch die schätzbarsten Mittheilungen befördert, und wie er mich auch dadurch zur wärmsten und aufrichtigsten Dankbarkeit ver- pflichtet hat. (') Beispiele solcher Polynesischer Wörter sind: ta ta, Bäume fällen (7a, schlagen, hauen, Tong.), tanghnie, Ehemann (zane, Neu-Seel.), gowlie, Hund (gu/i Tong., uri Tah., iko Sandw. Kotzebue. III. 48. Anm.“*)), ahwhye, Wasser, sichtlich das Polynes. wai; das ah ist nur ein Vorschlag, vielleicht ein Artikel, denn ein befestigter, mit Wasser umgebener Platz heilst koro whye; fenoah, Land, das Neu-Seel. wenua, Erde, und Tah. fenua, Land, Gegend (Ev. Joh. 3, 22.); matte matte, tödten, todt, welches in der Bed. von ster- ben durch alle mir bekannte Polynesische Dialekte geht; moi moi, schlafen (mohe Tong., moe Tah. und Neu-Seel.), moorie, nach, hinter, der letzte (Tah. mure, Ende, Ey. Joh. 3,15. muri, nach, Ev. Joh. 3, 22. Neu-Seel. mudi, hinter, nach, Tong. mui, sichtbar das Jav. duri, Mal. dö@riz, Hintertheil des Schiffes, beide von uf, Shüri, viel, nämlich das starke, dicke Ende), ox/y, Haupthaar (Mal. s@2üu, Jav. wulu, Mad. voulou, Tong. fulu, Sandw. Aulu [auf dem Leibe], Tag. BoRoc [02o, an Früchten], N. Seel. udu udu), ma- n00, Vogel (manu Tong., Neu-Seel., Tah. und Sandw., manuk Jav.; im Tag. manuc, Huhn; das Mal. und Mad. weichen hier ab); zumattah, Mensch, scheint nichts anderes, als das Neu-Seel. zangata, Tah. zaata. In der Tahit. Gramm. wird das Fidgi-Wort zamata geschrieben (S.4.). Ebenso scheint zummunnah, Vater (welchem zunneenah, Mutter, entspricht), verwandt mit dem Tong. zammei. In kunny kun, essen, scheint mehr das Tag. cain, als das Neu-Seel. und Tong. kai, zu liegen. In einigen Fällen erklären die Fidgi-Wörter die Herleitung der Polynesischen; Bongi-bongi heilst Tong., und nebongy- bong (wo ne nur Vorschlag ist) in der Fidgi-Sprache morgen. In der letzteren aber ist ne bongy, Nacht, offenbar das Tong. 50, Tah., N. Seel. und Sandw. po, die auch, da man nach Nächten rechnet, als Tag gebraucht werden. Metua ist Tah. und makua Sandw. (Ev. Joh. 6, 42.), matua Neu-Seel. eine Bennenung der Eltern und der Verwandten in auf- Fidgi. 8.13. 299 sen Sprachen ganz fremde, und unter denselben einige Malayische (!) Wör- ter (nämlich der Sprache der Halbinsel) besitze. Dies würde auch den west- lichen Einflufs beweisen. Eine gründliche und vollständige Untersuchung würde vielleicht hier einen merkwürdigen Scheidepunkt zwischen den näher unter sich verwandten steigender Linie; das Fidgi-Wort matzuarh bedeutet geradezu jede bejahrte Person, und es scheint also, dals die Benennung blols vom Alter hergenommen ist. Das Wort ist das Mal. tuah, alt, mit dem Adjectiv-Präfix. Im Tong. ist mozua: alt. Ob nicht ebendaher das Polynes. Wort für Gott, Tong. Rotua, N. Seel. und Tah. azua, Sandw. akua, her- kommen möchte, bleibt zweifelhaft. Im Mal. ist zxan, Herr, und zuhan, Gott, wohl ei- gentlich dasselbe Wort, und von z&ah, alt, durch die Substantiv-Endung abgeleitet. Im Polynes. ist der Ausdruck für Herr (Tah. fatu, Sandw. Raku) auch abweichend. Nach dem Fidgi-Wörterverzeichnils werden die Gottheit und ein sehr alter wegen seiner Weisheit berühmter Mann mit demselben Ausdruck ka//ou genannt. Die Begriffe des Alters und der Gottheit scheinen also auch hier mit einander verbunden zu sein. Matou, Eisen, ist das Tong. und Neu-Seel. matau, Angelhaken, und Eisen heilst in der ersteren Sprache ukemmea. Marammah, die Gemalin eines Häuptlings, ist wohl nur das Neu-Seel. marama, Licht, Mond, metaphorisch angewandt. In guou, ich, erkennt man deutlich das gleichbed. Tong. kou, obgleich eigentlich noch mehr die Formen anderer Malayischen Stämme, gua, acö (Tag.) u.s.f. Guego, du, ist, obgleich weniger sichtbar, dennoch unbezweifelt verwandt mit dem Neu-Seel. koe, dem Tong. koi und Mal. kau. (') Malayische und Polynesische Wörter bilden eigentlich keinen Gegensatz, man kann sie also nur insofern einander entgegenstellen, als Fidgi-Wörter für einen gewissen Begriff mit den Benennungen der westlichen Sprachen da übereinstimmen, wo die der östlichen abwei- chen. Als solche Beispiele lassen sich 8500200, Mond, und datzoo, Stein, Fels, anführen. Das erstere Wort kommt mit den Benennungen des Mondes in den westlichen Mal. Sprachen überein, und ist den östlichen Sprachen der Südsee, die marama, Neu-Seel. und Tah. (malama ist Sandw. Monat), und mahina, Tong. und Sandw. (die Benennung scheint vom bleicheren Lichte hergenommen; denn Aina ist Tong. grau, vom Haar des Alters ge- braucht, hina-hina: weils, im Neu-Seel. ist ina: grauköpfig, Greis; ma ist Adjectiv- Präfix, also eigentlich: der Bleiche), dafür brauchen, fremd. Von dattoo ist schon oben (S. 218. 219.) gesprochen worden. Salago heilst nach dem Fidgi-Wörterverzeichnils weg- gehen, sa ist aber nur eine angeheftete Partikel, denn /ago my heilst: komm hierher! Das Wort scheint also das Jav. /aku, Tag. /akar. Eine bedeutende Zahl von Fidgi-Wör- tern ist mir beim ersten Anblick fremd geblieben. Beispiele dieser Art sind Zeoah, Weib, kisee, ein Armer, Sclave (vgl. jedoch Mad. ankizy, Diener, Exod. 20, 10.), asswey, Haus, singa, Sonne. Viele dieser Wörter aber würden sich gewils bei genauerer Untersuchung doch als Wörter des Mal. Stammes erweisen; und dann darf man nicht vergessen, dafs man bei weitem nicht alle Wörter des grofsen Stammes kennt. Ich würde daher darum noch nicht an einen Einflufs der schwarzen Bewohner des Insel-Oceans denken, da von einem solchen Einfluls in keiner Mal. Sprache, so viel ich weils, sichere Spuren vorhanden sind. Xx9I 300 Allgemeine Betrachtung der Südsee- Sprachen. 8.13. westlichen Malayischen Sprachen und den im Gebiete der Inselgruppen der Südsee, von den Fidgi-Inseln östlich, aufdecken. Hierzu fehlt es aber bis jetzt noch an Hülfsmitteln. Am dankbarsten würde bei einer solchen Ar- beit, aufser der Untersuchung der Fidgi-Sprache selbst, die der Hebridi- schen Inseln sein. Wesentlich kann aber auch die Kenntnifs der Sprache der Marianen-Inseln dazu beitragen, von der wir Grammatik und Wör- terbuch in Kurzem von Hrn. Freycinet zu erwarten haben. Von den in einigen dieser Sprachen vorkommenden Zischlauten werde ich im vierten Abschnitte dieses Buches reden (!). Wenn ich in dieser Schrift von den Südsee-Sprachen rede, verstehe ich immer darunter vorzugsweise diejenigen, von welchen man grammatische Hülfsmittel besitzt oder sich, wie es bei der Sandwich-Sprache der Fall ist, von der ich keine Grammatik habe, durch Zergliederung von Bibelüber- setzungen verschaffen kann, namentlich also die Tongische, Tahitische, Sandwichische und Neu-Seeländische. Unter diesen vieren tragen aber nur die drei letzteren den wahren Charakter dieses Theiles des Malayi- schen Sprachstammes rein und unvermischt an sich. Die Tongische liegt schon dem Striche zu nahe, wo der Charakter der Sprache den westlicher liegenden ähnlicher ist, und weicht schon darum mehr von den anderen ab. (') Ein Beispiel von der Scheidung der Zischlaute giebt das Wort Salz. Es heilst in der Fidgi-Sprache marsima, Tong. masima. Beide Wörter sind dieselben; das r ist ein blols in den Vocal verschlungener Laut, der höchst schwierig alphabetisch auszudrücken ist. Mariner bemerkt ausdrücklich, dals mar/ei, ein öffentlicher zu Spielen bestimmter Platz, ei- gentlich malai ausgesprochen wird. Beide obige Wörter stammen von dem Tagal. sim, sauer, herbe (agrio), her. Dies findet sich auch im Mal. äsam, masam (acid, sour) und im Mad. masi, macin (Challan), masse (Flacourt), woher ranoumasse, bitteres, saures Wasser, d.h. Meer. Von dieser Wurzel ist nur durch den Endungslaut und Accent ver- schieden das Tag. asin, Salz, maasin, salzig. Im Mal. wird das Subst. durch ein anderes Wort, gäram, bezeichnet, das Adj. salzig (driny, brackish) aber ist masin. Asin, Salz, und dsim, sauer, sind offenbar in diesen Sprachen dasselbe Stammwort und haben sich nur zu bestimmten Bedeutungen und verschiedenem Accent geschieden. Die Analogie von sauer und Salz beweist auch das Mad. sira, Salz, und masirasira (Luc. 13, 21.), Sauerteig. Östlich von den Tonga-Inseln finden sich für Salz im Tah. mizi, in diesem und im Neu- Seel. tai tai, in der Sandw. Sprache, mit einem anderen, mir unbekannten Elemente zu- sammengesetzt, paakai (Matth. 5, 13. Marc. 9, 49. 50.); im Tong. ist zahi-tahi salzig, und mahe (sichtlich das obige Wort mit geschwundenem Zischlaut) sauer. Tahi Tong., tai N. Seel. und Tah., kai Sandw. bedeutet Meer und ist das Mal. z@sek, ein See, Kawi tasik und Mad. zaiche (Flac.), Meer. Südsee-Sprachen; Tongische. 8.13. 301 Da eine möglichst scharfe Abgränzung der sich zeigenden Verschiedenheiten der Sprachform zur Beurtheilung der geschichtlichen Verhältnisse dieser Völkerstämme wichtig ist, so habe ich die Abschweifung über die Fidgi- Sprache für nothwendig gehalten. Die Abweichungen der Tongischen Sprache scheinen aber auch noch in anderen Ursachen, als in der Nachbarschaft der Fidgi-Inseln, zu liegen. Aus dieser lassen sich mit Sicherheit, nach dem jetzigen Standpunkte unsrer Kenntnisse, nur die eingemischten Zischlaute erklären. Bei Gelegen- heit dieser mufs ich erwähnen, dafs unter diesen Sprachen auch allein die Tongische den dumpfen Gaumenlaut, das Sanskritische q , ch, besitzt. Er steht aber immer nur vor einem nachfolgenden i; chi, klein, unstreitig nur mit verändertem Laute das Neu-Seel. und Tah. ii, Sandw. iki. Der Man- gel oder das Vorhandensein eines Anfangsvocales unterscheidet oft in diesen Sprachen übrigens gleiche Wörter; wae ist Tong. Fufs, Neu-Seel. wae- wae, Sandw. nach Morineau wawa, nach der Bibelübersetzung (Joh. 11,2. wawae, Tah. awae. Das Stammwort ist das einfache Tag. paa. Der übrige abweichende Charakter kann auch nicht gerade als sich den westlichen Mund- arten nähernd betrachtet werden, und besteht im Ganzen darin, dafs sowohl in den Lauten, als in der grammatischen Fügung, die anderen Südsee -Spra- chen etwas noch Einfacheres und Kindlicheres haben, die Tong. dagegen etwas Festeres und Männlicheres an sich trägt. Dies zeigt sich in den stär- keren und häufigeren Consonanten, der geringeren Fülle von Partikeln, und einigen wirklichen mit Lautveränderung verbundenen Zusammenziehungen von Partikeln unter sich und mit den Grundwörtern. Auch scheint der gram- matische Bau in der Regelmäfsigkeit des Gebrauchs der Partikeln fester. In einer ziemlich bedeutenden Anzahl von Wörtern fängt das Wort oder die Sylbe mit gn oder tw an (!). Ob eine Sylbe auch wirklich je mit einem Consonanten (wozu man aber freilich den blofs nachklingen- den Nasenlaut nicht rechnen darf) endigt, scheint mir zweifelhaft; wenig- stens aber kommt dies gewifs nie anders vor, als wo die folgende mit dem gleichen Consonanten anhebt. Denn über das End-r, das ich auch nur in zwei Wörtern, marlei, und ger, du, kenne, habe ich schon oben (S. 300. Anm. 1.) gesprochen. Ob nun die Verdopplung der Consonanten eine wirk- (') [Dies sind aber keine Doppelconsonanten. S. meine Anm. über gr unt. $.34. B.] 302 Südsee-Sprachen; Tongische. 8.13. liche zwiefache Aussprache desselben Buchstaben ist, oder ob man nur die Kürze des vorgehenden Vocals beim Niederschreiben auf diese Weise auf- gefafst hat, ist schwer zu entscheiden. Alles, was ich von der Sandwich- Sprache gedruckt besitze, ist frei von diesen Verdopplungen, und doch ge- stehe ich, bei einigen Versuchen, die ich mit einem sich zufällig in Berlin aufhaltenden Eingebornen dieser Inseln angestellt habe, immer zweifelhaft über diesen Punkt geblieben zu sein. Ebenso mufs man, wie ich im Vorbei- gehn bemerken will, auch das Tahit. £ und Sandw. % nicht so rein geschie- den denken, wie wir es zu thun gewohnt sind. Man glaubt, wie ich bei dem eben erwähnten Individuum und bei Tahitiern, mit welchen ich mich in London beschäftigt habe, bald den einen, bald den anderen Laut stärker und deutlicher zu hören (!). Beispiele der Zusammenziehungen mit Lautverändrung im Tongischen sind na-i, bestehend aus dem Zeichen der Vergangenheit na (welches wir oben 8.155.156. als n auch im Kawi gefunden haben) und aus ia, dem Pron. 3. Pers. er mit abgeworfenem a; ferner fa-mate-a, ihn tödten, be- stehend aus dem Grundworte mate, Tod, sterben, aus za, schlagen, undia, demselben Pron. der 3. Pers., das aber hier seinen wesentlichen Stammlaut i verliert. Dafs dies Wort diese drei Elemente wirklich zur Einheit verbin- det, beweist seine Accentuirung. Denn /zamatda hat den Accent auf der letzten Sylbe des Grundwortes. Ta hat im Neu-Seel. speciellere Bedeu- tungen, und ist im Tahit. zur Vorschlags-Partikel der Causalverba gewor- den (?), aber in dieser Bed. jetzt von seltnerem Gebrauch, als faa. Wenn man die Zusammenziehungen mit blofser Verdopplung, wie tegger, beste- hend aus dem Zeichen des Fut. ze und dem Pron. der 2. Pers., und zenne, bestehend aus der eben angeführten Partikel und einem andren Pron. 3. Pers., ausnimmt, so mögen indefs dies die einzigen Fälle grammatischer Lautveränderungen der Sprache sein. Im Ganzen bildet jedoch die Tonga-Sprache auf keine Weise eine be- sondere, als solche, den östlicheren Sprachen entgegenzustellende Sprach- (‘) Ebenso scheint es Anderen, dieser Sprache weit mehr Kundigen ergangen zu sein. Denn Hr. Morineau schreibt in seinem Wörterverzeichnils maitai, gut, wo die Übersetzer der Evangelien maikai haben. () Tah. Gramm. 20. Allgemeine Betrachtung der Südsee- Sprachen. $.13. 303 form. Der Charakter dieser letzteren spricht sich nur nicht so rein, so voll und so entschieden in ihr aus. In diesen nun zeigen sich zuerst eine viel gröfsere Zahl von Vocalen und Diphthongen, als sich wenigstens in den Alphabeten der andren Mal. Sprachen finden, dann eine ungemeine Einfachheit des Sylbenbaues. Keine Sylbe in ihnen hat mehr als Einen Consonanten, und diesen anders, als im Anfange. Bei schliefsenden Consonanten mufs man in den Sprachen, um genau zu sein, den doppelten Fall unterscheiden, wo ein entschiedener, für sich bestehender Consonant, wie £, k, p u.s.f., auf den Vocal folgt, und wo die Sylbe nur mit einem Hauch -, Nasen-, Zisch- oder r-Laut schliefst. In al- len diesen letzteren Fällen sind die genannten Laute dergestalt mit dem Vo- cal zerschmolzen, dafs sie nur als zur Aussprache des Vocals gehörig be- trachtet werden können. Diese Fälle finden sich daher auch, allein auch nur diese, in den einsylbigen Sprachen. Man hat bisher diesen Unterschied nicht beachtet, ich betrachte ihn aber als von der gröfsten Wichtigkeit für die Erklärung der Sprachbildung, und werde an einem anderen Orte auf ihn zurückkommen. Die hier benannten Sprachen kennen nun auf keinen Fall die Sylbenendungen mit verschiedenen Consonanten; auch die mit den ver- schmolzenen Consonantlauten sind ihnen am Ende der Wörter fremd. In den gedruckten Wörterbüchern wenigstens endigen alle Wörter rein voca- lisch. Allein in der Mitte der Wörter schliefsen die in dieser Stellung vor- kommenden Nasenlaute die Sylbe, auf deren Vocal sie folgen, und sind mit- hin wahre Nachklänge (anuswära). Vom Tong. bemerkt dies Mariner (') ausdrücklich, und es läfst sich also wohl auch mit Sicherheit vom Neu-Seel. annehmen. Die westlicheren Sprachen des Mal. Stammes haben auch am Ende der Wörter häufig sowohl jene Laute, als entschiedene Consonanten, und die Fälle sind besonders merkwürdig, und führen auf tiefere Betrach- tungen, wo ganz dieselben Wörter in westlichen Dialekten sich von denen der Südsee blofs durch den angenommenen Endconsonanten unterscheiden. Beispiele dieser Art sind manu, Neu-Seel., Tah., Tong., aber auch in der Bugis-Sprache (?), Vogel, und manuk Jav.; rai, Himmel (Eins oder ver- wandt mit ra, Sonne) Tah., rangi N. Seel., lZangi Tong., langit Tag., C)LIEBLZ (?) Leyden in den Asiat. res. X. 201. 304 Allgemeine Betrachtung lanitra (jedoch auch lanhits, langhitsi u.s.f.) Mad. (Exod. 20, 4.); namu, Mücke, Tong., niamok Mal.; tai, Meer, N. Seel. u. Tah., tasik Kawi (s. S. 300. Anm.1.); foa, platzen, bersten, brechen, Tong., folac, foulac Mad.; tangi, weinen, schreien, Tong. u. Neu-Seel., tangis Tag.; tui, bezeichnen, nähen, schreiben, Neu-Seel., zohi, Gemälde, schreiben, Tong., tulis Tag. Bisweilen findet sich dieser Unterschied auch zwischen den westlichen Sprachen selbst; so die oben angeführten Wörter, das Jav. buri, Hintertheil, Rücken, hinten, nachher, entsprechend dem Südsee -Worte muri, und das Mal. dzrit, Hintertheil (sowohl im Allgemeinen, als beson- ders des Schiffes), hinten (!). Nach der Behauptung der Tahit. Gramm. giebt es im Tah. gar keine Nasenlaute. Dennoch enthält Monkhouse’s Wörterbuch Zeichen für solche Laute. Überhaupt ist es nicht glaublich, dafs die Alphabete und Sylben- verzeichnisse in unsren Hülfsmitteln die Mannigfaltigkeit der vorhandenen Laute erschöpfen. Das Wort oe, du, aber auch Schwert, soll noch eine viel gröfsere Anzahl von Bedeutungen haben, aber auch ebenso viel verschiedene Arten, es auszusprechen (?). Die sogenannten Chinesischen Accente sind bekanntlich nicht eigentlich Betonungen, sondern nur Lautmodificationen, die sich nach unsrer Weise nicht alphabetisch behandeln lassen. Ahnliche solche Modificationen haben andere Sprachen jener Gegenden, namentlich die Siamesische, und diese Materie ist noch lange nicht genug bearbeitet und in ihrem Zusammenhange mit der Sprachbildung untersucht worden. Viel- leicht besitzen auch die Südsee-Sprachen etwas Ähnliches; gewifs ist es im- mer, dafs die Sprachen sehr einfachen Sylbenbaues darum doch eine viel gröfsere Anzahl, dem Ohre unterscheidbarer Laute in sich fassen, als wir nach unsrer Schreibung uns vorstellen. Wie in allen Mal. Sprachen, sind zwar auch in diesen die einsylbigen Wörter am wenigsten häufig, und die gröfste Anzahl machen auch hier die zweisylbigen aus. Doch ist die Zahl der ersteren verhältnifsmäfsig viel be- deutender, als in den westlichen Sprachen; und das Verhältnifs würde sich beinahe umkehren, wenn man die Fälle, wo dasselbe Wort zweimal hinter (') Über die häufige Anhängung eines, nicht immer ausgesprochenen %k vergleiche man Marsden’s sehr gründliche Bemerkungen. Gramm. 114-116. (?) Balbi. Introduction. 262. der Südsee-Sprachen. 8.13. 305 einander ausgesprochen wird, zu den einsylbigen Wörtern rechnen wollte. Dies wäre aber kein richtiges Verfahren. Denn es wird ausdrücklich be- merkt, dafs das so verdoppelte Wort nicht immer dieselbe Bedeutung mit dem einfachen hat; man sieht dies an einzelnen Beispielen, wie im N. Seel. tai Meer, dagegen Zaitai Salz heifst. Der Sprachgebrauch hat einmal ge- wisse Begriffe auf diese Weise gestempelt; und diese Schöpfung neuer Wör- ter durch Verdopplung, die nun nicht mehr Ausbruch des Affects bleibt, sondern wahres Sprachgesetz wird, ist von grofser Wichtigkeit für die Wort- bildung, und vielleicht als eine bedeutende Stufe in derselben anzusehen. Keine dieser Sprachen wendet übrigens die Verdopplung so häufig und, da sie gar nicht immer eine blofse Wiederholung desselben ganzen Wortes ist, auf so vielfache Weise an, als die Tahitische. In der Redefügung zeichnen sich die Südsee-Sprachen durch einen besonders grofsen Reichthum an Partikeln aus, wenn man unter Partikeln alle Wörter zusammenfafst, welche die Chinesen leere Wörter nennen, da dieselben, wenn sie auch ursprünglich eine materielle Bedeutung be- sitzen, doch in ihrem Gebrauche nicht Sachbegriffe ausdrücken, sondern Bezeichnungen von Modificationen und Verbindungen sind, in welchen die andren, selbstständig ausgedrückten Sachbegriffe genommen werden sollen. Von diesen nun giebt es in diesen Sprachen eine wahrhaft wuchernde Fülle. Es verräth sich darin gleichsam ein frisches und lebendiges Streben, die Be- griffe mit den Nüancen, in welchen sie gedacht und verbunden werden sol- len, zu umkleiden. Es ist, als schiene der Ausdruck dem Sprechenden noch immer nicht klar und lebendig genug, und als würden ihm daher immer neue Bestimmungen und Zusätze beigegeben. In diesem Reichthum von Partikeln, besonders aber auch in dem Gebrauche und der Stellung der- selben, sind alle übrigen Mal. Sprachen von diesen verschieden. Denn ob- gleich diese Partikeln der Südsee-Sprachen in ihren grammatischen Bedeu- tungen gewöhnlich eine bestimmte Stellung zu dem Grundworte annehmen, so wechselt dieselbe doch auch bisweilen, und so schmelzen sie niemals mit dem Worte zusammen, und können, da sich gar kein Streben zu einer sol- chen Verschmelzung in ihnen äufsert, nicht als Affıxa betrachtet werden. Die Grundwörter selbst erfahren natürlich, nach dem allgemeinen Charak- ter des ganzen Stammes, gar keine Veränderungen, und so weichen die Süd- see-Sprachen von dieser Seite, in der Isolirung aller Redeelemente, wenig Histor. philol. Abhandl. 1832. a 306 Allgemeine Betrachiung vom Chinesischen ab, und könnten mit Chinesischen Zeichen geschrieben werden. In ihrer festeren grammatischen Bedeutsamkeit, in der Bestimmung ihrer Stellung zum Grundworte und in der dadurch hervorgebrachten deut- licheren Unterscheidung der Redetheile liegt jedoch auf der andren Seite wieder ein so bestimmter und so grofser Unterschied, dafs die Form beider Sprachen gar nicht verwechselt werden kann. Indefs ist die Natur dieser Partikeln und ihr Verhältnifs zum Formen- bau der Sprache, wenn man sie mit denen anderer Sprachen vergleicht, wiederum ganz eigenthümlich. Ihre Anwendung steht natürlich unter den allgemeinen Gesetzen des Sprachbaus, welche alles Sprechen beherrschen. Aber man vermifst die feste logische Übereinstimmung zwischen diesen Ge- setzen und der Vertheilung der verschiednen Partikeln unter dieselben. Das ganze Geschäft der Sprachformung in diesem Theil ist, wenn ich mir den Ausdruck erlauben darf, nicht von der Vorstellung der Form, sondern von dem Stoff ausgegangen. Dadurch ist das Princip, welches hätte das allein herrschende sein sollen, nur bei der Anwendung des Stoffs und nach dessen Bedeutsamkeit ein schwach leitendes geworden. Die Sonderung der Parti- keln ist nun weder rein, noch bestimmt genug. Mehrere dienen zur Be- zeichnung derselben Form, und in einer und ebenderselben verbinden sich mehrere, sehr verschiedenartige Formen. Sie werden auch wohl zu blofs ausfüllenden, gänzlich bedeutungslosen, oder begleiten die Sätze gewisser- mafsen als tönende Interpunctionszeichen. Von dem ursprünglichen Sach- begriff, oder wenn kein solcher erweisbar vorhanden ist, von der hauptsäch- lichsten grammatischen Bedeutung ausgehend, hat der Sprachgebrauch die Partikel in ähnlichen Verhältnissen angewendet, und so schlingt sich die Be- deutung einiger, sehr häufig vorkommender durch eine Reihe von Form- begriffen, welche nach unsrer Ansicht zu sehr verschiedenen Kategorieen gehören. Bei dieser Beschaffenheit der Partikeln erhält man durchaus keinen richtigen Begriff von der Sprache, wenn man diese letztere, der Anlage un- srer Grammatiken gemäfs, nach den Redetheilen durchgeht. Man zerreifst und zerstreut da, was, seiner Natur nach, zusammenhing. Ich habe daher bei der Behandlung derselben zuerst eine Zusammenstellung sämmtlicher Partikeln gemacht, und erst auf diese eine kurze Übersicht der Art, wie die grammatischen Kategorieen gebildet werden, folgen lassen. Auf diese Weise der Südsee- Sprachen. $.13. 307 habe ich jede Partikel in ihrem Zusammenhange darstellen und die verschie- denen Bedeutungen aus einander ableiten können. Um hierin genauer zu verfahren, habe ich überall im Tahit. die Evangelien -Übersetzung, im Neu- Seel. die in der Gramm. vorkommenden Sprachproben zum Grunde gelegt, um den Sinn der Partikeln unmittelbar aus ihrer Verflechtung in die Rede zu schöpfen. Diese Arbeit, verbunden mit der grammatischen Übersicht, gewährt dann einen möglichst vollständigen Begriff des ganzen Sprachbaues. Die Erfahrung hat mich überzeugt, dafs man bei allen nicht mit wahrer Fle- xion versehenen Sprachen diese zwiefache Arbeit nach einander vornehmen mufs. Es kommt alsdann auf die gröfsere oder geringere Hinneigung der Sprache zu regelmäfsigem Formenbau an, welchen dieser beiden Theile ih- rer grammatischen Darstellung man dem andren voranschickt. Die hier erwähnten Partikeln fehlen, wie wir es auch bei dem Ge- brauche der Affıxa in den andren Mal. Sprachen gesehen haben, bisweilen ganz in der Rede, und die Wörter entbehren alsdann aller anderen gramma- tischen Bezeichnung, als der, auch nicht immer entscheidenden Stellung. Beim Durchlesen der Grammatiken empfindet man dies weniger, da ihre Verfasser in ihren Paradigmen natürlich nach fester Regelmäfsigkeit streben. Bei den Sprachproben aber stöfst man häufig auf solche Stellen, besonders in den aus dem Munde des Volkes selbst entlehnten in Mariner’s Beschrei- bung der Tonga-Inseln. Doch ist der Fall immer selten, dafs in einem Satze ein durch die beigefügten Partikeln bestimmter Theil den in sich unbestimmt gebliebenen hinlänglich erläutern sollte. Überhaupt ist offenbar in diesen Sprachen ein nicht zu verkennen- des Streben nach grammatischer Formung, und es liegt in ihnen sichtlich eine Voranlage zum Übergange zu derjenigen, die wir an den westlichen Sprachen des Stammes in vielen Theilen dieser Schrift einzeln betrachtet haben. Die Partikeln deuten gewissermafsen schon an, dafs sie, auch ohne Verschmelzung zur Worteinheit, als Affıxa betrachtet werden. Sie wechseln ihre Stellung zum Grundwort selten, und mehrere, wie z.B. die der Causal- verba, thun dies nie; einige unter ihnen stimmen auch dem Laute nach mit Affıxen der westlichen Sprachen überein. Die Tongische Sprache besitzt, jedoch freilich nur durch Abwerfung, nicht durch Umwandlung von Buch- staben, einige wirkliche Lautveränderungen bei Zusammenziehung zur Wort- einheit; und da sie sich dennoch im Übrigen nicht von dem Gesammtbau Yy2 308 Allgemeine Betrachtung der Südsee- Sprachen. S419. dieser Sprachen entfernt, so ist dies nichts andres, als gleichsam ein weiter vorgerückter Schritt in dem, auch in den andren eigenthümlichen Streben. Aus der hier gemachten Schilderung des Baues dieser Sprachen, und vorzüglich aus der Einfachheit ihrer Sylbenbildung, scheint, ohne dafs es eines anderen Beweises bedürfte, von selbst ihre Alterthümlichkeit hervor- zugehen. Die westlichen Sprachen des Stammes scheinen neuer, indem ihre mehr zusammengesetzten Wörter und ihr mehr auf Worteinheit gerichteter grammatischer Bau, so wie auch die geringe Fülle der Partikeln, eine grö- fsere und längere Arbeit des sprachbildenden Geistes in ihnen verräth. Den in sehr jugendlichen Sprachen immer üppigen Partikelreichthum pflegt das Vorrücken der Sprachbildung überall zu beschneiden, und dies bringt hier die Erscheinung hervor, dafs die Südsee-Sprachen zum Theil mehr Mittel zur Bezeichnung der Beziehungen, namentlich der Casus, besitzen, als einige der mehr ausgebildeten Sprachen des Stammes. Ein Beweis des höheren Alters scheint auch in den Zahlwörtern, so- wohl dieser Sprachen, als der des Stammes überhaupt, zu liegen. Die Süd- see-Sprachen enthalten nämlich von mehreren die Wurzeln, in noch leben- diger anderer Bedeutung, deren Begriff man auf die Zahlen übergetragen hat. In den anderen Sprachen ist dies theils gar nicht, theils weniger der Fall. So bedeuten lima, rima, nima, dima, welche dieselben Laute sind, fast in allen Mal. Sprachen die Zahl fünf, allein nur in den Südsee -Spra- chen, auf Bali, Borneo und Celebes hat sich dies Wort für Hand erhalten. Die Zahl zehn wird in sehr vielen Mal. Sprachen nach dem Wort Haar benannt. Im Tong. ist dies auch der Fall. Aber aufser dem Wort fulu, Leibhaare (mit dem Zusatz Ae manu, Haare des Vogels, d.i. Federn), hat sich auch fuli, alles, und zwar nur von Zahl, nicht von Gewicht gebraucht, erhalten, so dafs dies noch bestimmter den Übergang zum Begriff der Zahl bildet. Auf ähnliche Weise bedeutet in derselben Sprache fa vier und viel. Crawfurd’s aus der Ende-Sprache ('!), deren Zahlwörter übrigens sehr mit denen der andren Mal. Sprachen übereinkommen (?), gezogene Folge- rung, dafs man in ihr auch nach einem Zahlsystem von vieren gerechnet habe, erhält hierdurch eine neue und viel evidentere Erweiterung. Denn (') Archip. 1. 255. (2) Raffles. II. App. p.cxcvım. Die westlichen Malayischen Sprachen; Schrift. 8.14. 309 die gröfste Zahl des Systems pflegt als unbestimmte Menge bezeichnet und mit einem solchen Gegenstande (wie z.B. die Haare sind) verglichen zu wer- den. Die Tahit. Sprache hat auch, was in Sprachen ein seltner Fall ist und immer einen auf hohes Alter hindeutenden Wörterreichthum beweist, dop- pelte Ausdrücke für dieselben Zahlen, für zwei und fünf neben rua und rima noch piti und pae (!). 8. 14. Wir treten jetzt in ein Gebiet des grofsen Sprachstammes, in welchem sich die Sprachen von den so eben betrachteten durch etwas auszeichnen, das allemal eine höhere Bildung und einen vollendeteren Bau entweder vor- aussetzt oder allmälig nach sich zieht. Die Südsee-Sprachen haben keine Schrift, es sind auch, so viel ich weifs, keine Spuren vorhanden, dafs sie je- mals eine solche besessen haben. Die Wörter, welche jetzt in denselben für schreiben gebraucht werden, bedeuten ursprünglich malen und Zeichen machen. Von dem Neu-Seel. zwi, mit dem das Tong. tohi dasselbe Wort ist, ist dies in beiden Sprachen offenbar. Der Ursprung dieser Bedeutung liegt in der Wurzel zu, Neu-Seel. schlagen, Tong. schneiden, und rührt also von dem Verfahren bei dem Anfertigen der Zeichen her. Es ist eine sinnreiche Bemerkung von Hrn. Jacquet, dafs dies mit dem Bezeichnen der Haut mit eingeritzten Figuren, dem Tattuiren, zusammenhängt, und es ist merkwürdig, dafs dieselben Wörter, nur in weniger einfacher Lautform, in den westlichen Mal. Sprachen gefunden werden. So ist im Tag. tulis: Spitze und schärfen, zuli: beschneiden, im Jav. Zulis: Schrift, im Mal. zeichnen, malen, schreiben. Der Ursprung des Tah. papai und Sandw. pala pala (Ev. Joh. 1, 45.) ist mir bis jetzt unbekannt (?). Die westlichen Mal. Spra- chen haben dagegen grofsentheils Alphabete; und von einigen, bei welchen keine mehr im Gebrauche gefunden werden, läfst sich beweisen, dafs ehe- mals vorhandene nur in Vergessenheit gerathen sind. Dies scheint der Fall (') Tah. Gramm. p.17. Matth. 5, 41. 25,2. Die Sandwich-Übersetzung hat die gewöhn- lichen Ausdrücke /ua@ und /ima. (*) [Im Haw. bedeutet pai: mit der flachen Hand schlagen, 2) stempeln, drucken, 3) Reihe, Linie, papai: mit der flachen Hand schlagen, pala: bestreichen, beschmieren, pa/a- pala aulser schreiben auch: malen, zeichnen, bezeichnen; im N. Seel. ist para: unezu- ous. B.] 310 Allgemeine Betrachtung mit der eigentlich Mal. Sprache, da es auf Sumatra, wo diese Sprache ei- gentlich herstammt, bekanntlich mehrere einheimische Alphabete giebt. Zweifelbafter bleibt es, ob auf Madagascar vor der Einführung des Arabi- schen Alphabets ein eignes vorhanden gewesen ist. Wenn, wie es höchst wahrscheinlich bleibt, alle Mal. Alphabete mit dem Indischen zusammen- hangen, so wäre es nicht zu verwundern, dafs gerade die beiden Endpunkte des Sprachstammes der Schrift entbehrten. Es würde dies jedoch zugleich beweisen, dafs die Uberwandrung nach Madagascar zu einer Zeit und von einem Punkte aus gemacht worden wäre, wo noch kein Indisches Alphabet hingedrungen war, da sonst höchst wahrscheinlich Sprache und Schrift sich mitgetheilt haben würde. Denn im Gegentheil diese Überwandrung so jung anzunehmen, dafs man sie blofs von den Arabisch schreibenden Malayen auf Malacca herleiten wollte, macht der grammatische Bau der Sprache un- möglich, die viele aus dem eigentlich Malayischen ganz unerklärbare und auf grammatisch reichere Mundarten des Stammes zurückweisende Formen enthält. 8. 15. Ich kann nicht umhin, in der Folge der einzelnen Malayischen Spra- chen der Bugis-Sprache mit wenigen Worten zu erwähnen, obgleich die Hülfsmittel, wie man sie bis jetzt besitzt, durchaus kein eigentliches Studium derselben erlauben. Denn selbst die Handschriften, die, da Raffles zwei der- selben besafs, sich vermuthlich jetzt in den Sammlungen der Asiatischen Ge- sellschaft in London befinden, würden nur mit der gröfsten Schwierigkeit und unsäglichem Zeitaufwande zur Erlangung einer irgend vollständigen Kenntnifs der Sprache benutzt werden können. Mir hat blofs, was in den Werken von Rafiles (II. App. p. cıxxvın.) und Crawfurd (1) und in Ley- den’s bekannter Abhandlung (Asiat. res. X. 192.) über diesen Gegenstand enthalten ist, nebst den ersten acht Octavseiten eines angefangenen, aber nicht fortgesetzten Wörterverzeichnisses zu Gebote gestanden. Dies Wörter- verzeichnifs verdanke ich der gefälligen Güte des Hrn. Prof. Neumann, der es auf seiner Reise nach Canton, welche Deutschland mit einer so wich- (') Die Bugis-Zahlen befinden sich Archip. I. 264., Nachrichten über die Sprache und Lit- teratur I1.59., das Alphabet 11.70. »2.17., eine Anzahl von Wörtern II. 125. der Bugis-Sprache. $.15. 344. tigen Sammlung Chinesischer Bücher bereichert hat, aus den Händen des Verfassers selbst empfing. Dieser ist nämlich Hr. Thomsen, Präsident der Christlichen Gesellschaft (Christian Union) in Singapore. Es enthält auf diesem ersten halben Bogen etwa zweihundert Wörter, die nach den Mate- rien geordnet sind, und wo auf das Englische Wort das Bugis-Wort erst mit Lateinischen Lettern, dann aber mit den einheimischen Charakteren ge- druckt, folgt. Da die Fortsetzung des Drucks wegen Mangels an Fonds auf- gegeben worden ist, so suche ich durch Hrn. Prof. Neumann’s Vermittlung das Manuscript und auch einige grammatische Notizen von Hrn. Thomsen zu erhalten, und schiebe, bis mir dies gelingt, oder ich die Hoffnung dazu aufgeben mufs, die Herausgabe einer vergleichenden Sprachlehre der uns bekannt gewordenen Sprachen des Malayischen Stammes, die ich für die Südsee-Sprachen, das Tag., Mad. und Jav. bereits vollendet habe, auf ('). (') [Der Verf. hat späterhin dieses Wörterbuch vollständig im Druck erhalten. Es führt den Titel: 4 vocabulary of the English, Bugis, and Malay languages. Singapore 1833. 32 Ich habe oben S.230. Z.10. irrthümlicher Weise Serampore als Druckort angegeben. Es ist ein neuer Druck, in kleineren Typen. Der Text ist dabei unverändert geblieben, nur dafs die Malayische Sprache mit hinzugenommen, und in der Umschreibung der Bugis-Schrift in Lateinische Buchstaben der Vocal, welcher in dem früheren Abdruck sich durch cursives o wiedergegeben findet, durch ö ausgedrückt ist. Bei dem kleineren Drucke läuft der Text, welcher die acht Seiten des ersten Abdrucks einnimmt, in dem neuen nur bis gegen das Ende der siebenten Seite. Dieser vollständigen Ausgabe habe ich die Bemerkungen über das Bugis-Alphabet entnommen, welche ich dem neuen Abdrucke von Wilh. v. Humboldts Zezzre a Mr. Jacquet am Ende dieser Schrift (S.78-97.) beigegeben habe. Diese Bemerkungen werden zu gleicher Zeit dazu dienen, die hier vom Verf. über das Lautsystem der Sprache gemachten in einigen Stücken zu vervollständigen. Da ich erst später den Entwurf dieses Briefes aufgefunden habe, so sei es mir erlaubt, aus ihm hier die Stellen zu ergänzen, welche Hr. Jacquet aus Bescheidenheit weggelassen hat. Der Brief beginnt so: Monsieur, Je m’empresse a Vous presenter mes vifs et sinceres remercimens de Fotre interessant memoire sur les Alphabets des Philippines, et des expressions infiniment trop flatteuses dont Fous avez bien voulu l’accompagner. Occupe depuis quelque ternps de l’etude des langues Malaies, j’ai di diriger mon attention sur le m&me objet, Vos savantes recherches sont venues ad mon secours, et j’aime a me flatter quw’il ne Vous sera pas desagreable, Monsieur, si je prends la libertE de Vous communiquer quelques idees qu’elles m’ont sug- gerees. Hierauf folgen die Worte (S.78.): Je commence par Vous envoyer etc. Vor dem Satze (S.96.): Yotre interpretation du passage de Diodore etc. ist einzuschalten: Veuillez, Monsieur, excuser la longueur de cette discussion. Mais l’interet que Votre 312 Allgemeine Betrachtung Die Sprache der Marianen-Inseln gehört gleichfalls nothwendig zur Ver- vollständigung dieser Arbeit. Zu dieser darf ich aber hoffen durch Hrn. Freycinet’s Werk früher und leichter zu gelangen. Ich halte es nämlich, obgleich ich für jetzt nichts darüber entscheiden möchte, für wahrscheinlich, dafs die Bugis-Sprache gewissermafsen ein Mittelglied zwischen denen der Südsee und den westlichen abgeben kann. Die der Marianen-Inseln ist dar- um so merkwürdig, weil wir bis jetzt keine einzige Sprache aus dem Theile der Südsee in einiger Vollständigkeit kennen, welchen Hr. d’Urville (1) Mikronesien, Hr. von Chamisso die erste Provinz des Beckens des grofsen Oceans (?) nennt. Die Bugis-Sprache wird dadurch so merkwürdig, dafs sie einen noch einfacheren Sylben- und Wortbau, als die Tag., zu verrathen scheint, und doch zugleich eine ausgedehnte Litteratur in der einheimischen Sprache be- sitzt, von der man sich noch jetzt Handschriften verschaffen kann. Die Syl- ben scheinen fast blofs einfache, nur consonantisch beginnende zu sein. In den zweihundert Wörtern des erwähnten Verzeichnisses finde ich von schlie- fsenden Consonanten blofs m und n, beide nur am Ende von Sylben in der Mitte des Worts, das erstere nur vor p, das letztere vor r; ferner A und k, beide blofs am Ende der Wörter; endlich den Nasenlaut ng, sowohl am Ende der Sylben in der Mitte des Worts, als am Ende desselben. In den wenigen von Leyden gegebenen Sprachproben findet sich 2 und m auch am Ende, sonst aber lauten alle Wörter blofs vocalisch aus. Dies mag aber dar- an liegen, dafs diese Sprachproben nach den einheimischen Charakteren ge- geben sein mögen, und in diesen werden die Schlufsconsonanten nicht be- memoire repand sur ces matieres, d’ailleurs sches et minutieuses, m’a entraine plus loin que je ne pensais. Si je n’ai pas lasse Fotre patience, j’en retirerai l’avantage d’avoir soumis bien des doutes et bien des conjectures a Fotre decision. Vor der Unterschrift endlich (S.97.), nach den Worten: differer de Fotre opinion, ist ein- zuschalten: Mais je termine ici ma lettre dont la longueur a dejü besoin de toute Fotre indul- gence. Feuillez me l’accorder, Monsieur, et agreer l’assurance de mes sentimens les plus distingues. — B.] (') Memoire sur les iles du grand Ocean. p.8. Bulletin de la SocietE de Geographie. nor. 103. (*) Kotzebue’s Entdeckungsreise. II. 30. Ein Wortverzeichnils einiger hierher gehörigen Sprachen ist ebendas. S.55. der Bugis-Sprache. $.15. 313 zeichnet. So hat Leyden für Sonne mataso, da Thomsen mata-osok giebt. Das Wort ist Auge des Tages (s. ob. S.173.). In tajang osok, Sonnenstrahlen (Thomsen), ist osok allein Sonne, /Zajang Licht. Das erste o in osok ist nasal. Leyden’s «so für Tag scheint falsch. In andren Wörtern des Verzeichnisses, z.B. salok, Flufs, hat er das End-% richtig. Dann fehlt es wieder, wie in tasi, für tasik, Meer. Dagegen finden sich in den Sprachproben in der Mitte der Wörter auch drei auf einander folgende Consonanten, wie in matindro, andraguru. Das letzte Wort, das Feld- herr übersetzt wird, verräth seinen Indischen Ursprung (!), und die classi- schen Werke des Volks mögen aufserdem schon Fremdes aufgenommen ha- ben. Auch Leyden bemerkt, dafs sich in ihnen in der gewöhnlichen Sprache nicht vorkommende Ausdrücke finden. In dem Ortsnamen Sedendreng bei Raflles (?) glaube ich eine Zusammensetzung des Sanskr. siddha mit indra anzutreffen. So wenig sich auch bei so dürftigen Hülfsmitteln über das Gramma- tische dieser Sprache urtheilen läfst, so scheint dieselbe doch den Charakter des Tag. und Jav. an sich zu tragen. JNIa ist in ihr ein Adjectiv-Präfix, wie in jenen. Dies zeigen besonders die Namen der Farben bei Leyden (°). Pa präfigirt und an suffigirt zeigen den Ort an. Denn patunan bedeutet: Ver- brennungsplatz (*), nämlich der Todten, wo das Grundwort dem Mal. zunu verwandt ist, welches wieder seine noch einfachere Wurzel in dem Tong. verdoppelten /utuw zu haben scheint. Auch das durch die Einschiebung von in gebildete Passivum glaube ich bei Leyden in dem Worte zinumbukkeya zu entdecken. Es wird durch unbesiegt übersetzt. Nun ist zumbuk Mal.: im Mörser zerstofsen, wiederholt schlagen, um etwas zu zerstückeln, und (') Es scheint, wie sonderbar auch die Verbindung wäre, aus 74, andhra, Jäger, und dem bekannten guru zusammengesetzt. Von den beiden andren Wörtern desselben Verses (S.197.) glaube ich in Zasei das Mal. 7Zasa, verstümmelt, eines Gliedes beraubt, und das Tag. !as/äs, zerstören, in Stücke reilsen, in maliai aber das Mal. ma/as, träge, säumig, langsam, zu erkennen, so dals das castrato der Übersetzung auf das erste, das Zimidun auf das zweite dieser Wörter ginge. Ob das mit Zasei verbundene za das Tah. Präfix der Cau- salverba ist, lasse ich dahingestellt. (?) I. App. p. CLXXXIV. () Asiat. res. X. 200. 201. (*) Raflles. II. App. p.186. Histor. philol. Abhandl. 1832. Zz 314 Allgemeine Betrachtung davon scheinen die ersten drei Sylben des Wortes das Pass. zu sein; das Ende weils ich nicht zu erklären. Es soll, nach Crawfurd (t), unter den Bugis eine verborgene, alte, noch von Wenigen gekannte Sprache geben, welche er mit dem Kawi und Pali vergleicht. Es wäre sehr interessant, zu untersuchen, ob in dieser das Bugis ebenso mit Sanskritwörtern vermischt ist, als das Javanische im Kawi. Daran, dafs der Ursprung der Bugis-Litteratur dem Einflusse des Indischen angehört, kann wohl kein Zweifel sein. Schon in der Reihe von Titeln, welche Leyden von ihm bekannt gewordenen Werken giebt (?), kommen mehrere Sanskritwörter vor; Nama-Saguni, Batara Guru, Guru de Sillang, Lapa Bichara Lari Sindenare (mg, löpa, Rede, Gespräch, farm, wichära, Untersuchung, Erörterung, woher auch das Mal. bechära stammt), Aji (s. ob. S.51.) Ledeh. In Savira Gading, welches zusam- men der Name eines Helden ist, scheint Ir, wira, Held, zu liegen, und Satya-bonga ist wohl Blume der Wahrheit, von dem Mal. bunga, Blume. Vorzüglich wichtig zur Kenntnifs der Sprache würde es sein, sich die vorhandene Übersetzung des Korans zu verschaffen, nicht blofs um da- durch eine leichtere Anleitung zur Kenntnifs der Sprache zu erlangen, son- dern auch um daraus die eigentliche Volkssprache besser kennen zu lernen. Ob übrigens der Indische Einflufs auf Celebes unmittelbar vom Indischen Festlande oder nur mittelbar durch Java ausgeübt worden ist, bleibt sowohl in diesem Falle, als bei mehreren ähnlichen die Civilisation dieses Erdtheils betreffenden Fragen schwer zu entscheiden. Merkwürdig ist es, dafs sich, wie Raffles (°) erzählt, noch bis zum heutigen Tag auf Celebes eine Art Knotenschrift, jedoch nur in einem ein- zigen Falle, erhalten hat. Wenn nämlich ein Lehnsherr seine Vasallen vor- ladet, so schickt er ihnen ein Blatt eines Baumes, an welchem mit Knoten die Zahl der Tage bezeichnet ist, nach deren Verlauf sie erscheinen sollen. Dies Blatt heifst in der Bugis-Sprache dila-bila, Zählung, Rechnung, aber auch: Zeit, Zeitbestimmung, nach dem Tag. dilang, zählen, rechnen, und dem Mal. drlang, welches dasselbe, aber auch sprechen, erzählen be- (') Archip. I. 61. (?) Asiat. res. X. 195. 0) I. App. p.185. der Bugis-Sprache. 8.15. 315 deutet, und brla, Zeit, durch welchen Mittelbegriff das Wort (dann 571) auch auf den Tod, wie es aber scheint, nur auf einen freiwillig selbst be- stimmten, angewendet wird. Es ist merkwürdig zu sehen, wie diese Wörter in allen ihren verschiedenen Bedeutungen mit den Sanskritischen I, wel, und Ar, wedld, übereinstimmen. Die Sprachen, von welchen ich jetzt noch zu reden habe, sind auch grammatisch näher mit einander verwandt, und unterscheiden sich im Gan- zen von denen der Südsee-Inseln durch gröfsere Zusammenfügung des Wort- baues und der grammatischen Formen. Ich werde aber bei ihnen kürzer sein können, da ich im Laufe dieser Schrift schon zur gehörigen Erklärung der Javanischen Sprachform das Wesentlichste, besonders was das Verbum betrifft, über sie beigebracht habe. 8. 16. Ich beginne hier mit der Tagalischen, da sie insofern für die pri- mitive und den Ursprung der übrigen angesehen werden kann, als sie den diesen Sprachen eigenthümlichen Bau am vollständigsten und am klar- sten enthält. Sie besitzt alle Formen zusammengenommen, von welchen sich in den anderen nur einzelne finden, und hat dieselben, bis auf sehr unbedeutende Ausnahmen, unverstümmelt und in durchgängiger Analogie erhalten. Sie ist aber nur eine der mehreren auf den Philippinischen Inseln herrschenden Sprachen. So viel man jedoch aus dem, was über die mir be- kannten vier hauptsächlichsten, die Tagalische, die Bisayische, Pampanga- und Iloco-Sprache, einzeln gesagt wird, schliefsen kann, bilden alle diese Mundarten zusammen mit ihren Unterarten, deren z. B. Ezguerra in sei- ner Bisayischen Gramm. viel mehrere anführt, in dem grofsen Malayischen Sprachstamm wieder einen kleineren, enger verwandten. Meine Hülfs- mittel erstrecken sich nur auf das Tagalische und Bisayische, und ich be- schränke mich, da der allgemeine Typus beider derselbe ist, blofs auf das erstere. Die Tagalische Sprache hat insofern dieselbe Einfachheit des Sylben- baues mit den bisher betrachteten, als sie nicht in derselben Sylbe zwei Con- sonanten unmittelbar auf einander folgen läfst. Dagegen schliefsen schr viele Zz2 316 Allgemeine Betrachtung Sylben, sowohl in der Mitte, als am Ende der Wörter, mit Consonanten, und es liegt wohl nur an Eigenthümlichkeiten der Aussprache, wenn ein Consonant hiervon ausgeschlossen scheint. So erinnere ich mich keines Wortes, welches seine erste Sylbe mit endigte, obgleich das r am Ende sehr vieler Wörter steht. In denjenigen Wörtern, welche nach fes- ten grammatischen Regeln eine Zusammenziehung (Syncopa) erfahren, wä- ren es auch nur eine bestimmte Anzahl dieser, stellt sich auch r biswei- len vor dem Anfangsbuchstaben einer nachfolgenden Sylbe in die Mitte des Wortes; so wird aus hiran, entlehnen, hirmin (1). Aber auch die Zu- sammenziehung bringt niemals zwei Consonanten in derselben Sylbe an einander. Mit den einsylbigen Wörtern ist es, wie im Allgemeinen bereits ange- merkt worden ist. Sie sind, wenn man die Wiederholung desselben Wortes ausnimmt, die seltneren; die drei- und mehrsylbigen dürften sich wohl alle bei genauerer Untersuchung als zusammengesetzt erweisen, und so ist auch hier die Zweisylbigkeit die Regel. Die Wiederholung desselben einsylbigen Wortes ist weniger häufig, als in den Südsee -Sprachen. In der grammatischen Form scheint zwar auf den ersten Anblick der Unterschied gegen jene überaus grofs, im Wesentlichen nimmt man aber bald die, noch merkwürdigere Übereinstimmung wahr. Der allgemeine Cha- rakter, dafs das Wort sich nicht verändert, um declinirt oder conjugirt zu werden, und dafs die ihm beigegebenen Modificationen durch Partikeln aus- gedrückt sind, ist auch hier der nämliche, und ebenso die Anheftung dieser Partikeln an den Anfang des Worts. Dagegen liegt die sehr eigenthümliche Verschiedenheit in der grofsen Regelmäfsigkeit im Gebrauch dieser Partikeln, in ihrer Verbindung mit dem Grundwort zur Worteinheit, und in einigen wenigen Fällen in der Verände- rung des Wortes selbst. Dadurch erhält die Sprache einen verwickelten, ehe man den Schlüssel dazu gefunden hat, schwer zu übersehenden Formenbau, und das Grundwort ist nicht immer gleich aus der Form, in der es erscheint, herauszufinden. Auf der andren Seite aber beruht nicht allein das Verfah- (‘) Totanes. S.144. Das r fängt niemals im Tag. ein Wort an, sondern verwandelt sich dann in den verwandten Laut des d. Dies geschieht auch in der Mitte der Wörter biswei- len. So lautet die Zusammenziehung von sonorin: sondim. der Tagalischen Sprache. $.16. 317 ren, so wie man es einmal kennt, doch auf einer sehr einfachen Zusammen- setzung der Wörter mit den Partikeln, sondern man kann sich auch in ge- wissen Fällen von diesen Formen losmachen und, wie im Chinesischen, das nackte Wort hinstellen. Auch im Tag. führt eigentlich die Kenntnifs der Bedeutung der Partikeln und der Wörter zum Verständnifs, und es bedarf nur wenig, was bei Flexionssprachen ein unerlafsliches Erfordernifs ist, der eigentlich grammatischen Erläuterung. Ihre Hauptsorgfalt scheint die Tag. Sprache dem Verbum zugewandt zu haben. Zwar kann auch dies, wie ich oben bemerkt habe, ohne allen grammatischen Zusatz in die Rede eingeführt werden, allein es geschieht nur selten. Die, bis auf diese einzelnen Ausnahmen allgemeine und den Charakter der Sprache ausmachende Regel ist die, dafs das Verbum in der Rede nie ohne dasselbe bezeichnende Affıxa erscheint, dafs aber auf diese Weise, und durch dieselben jedes Wort, ohne alle Ausnahme, in ein Ver- bum verwandelt werden kann. Alle Tag. Verba sind sogenannte Denomina- tiva, oder, nach der Indischen Terminologie, aus Wurzeln gebildete, die man Zidhu nennt. Wie das Verhältnifs des Nomens zum Verbum die Sprache vielfach beschäftigt, haben wir im 2. Buche bei der Passivbildung gesehn. Ungeachtet dieser Sorgfalt und Beschäftigung aber gelingt ihr, wie ich schon oben (S.287.) bemerkt habe, die wahre Charakterisirung des Verbums am wenigsten. Das vielfache Bemühen danach entsteht sogar gerade daraus, dafs sie den einzig richtigen natürlichen und einfachen Weg verfehlt. Anstatt die Verbindung der Person mit dem Verbum, ohne welche die wahre Symboli- sirung seines Begriffs unmöglich ist, gehörig mit ihm zu verschmelzen, und wieder mit dieser auch die Zeitbedingungen in Verbindung zu setzen, bildet sie die Seiten des Verbums aus, die ihm, auch wenn es unpersönlich und gleichsam in der Flüchtigkeit seiner Natur fest geheftet erscheint, zukommen können. Hiervon ist der Numerus ein auffallendes Beispiel. Statt diesen zugleich mit der Person in das Verbum zu verflechten, versetzt sie denselben zugleich oft in den Grundbegriff selbst, und vermischt also wenigstens die Begriffe, indem sie ein Präfix in gewissen Fällen dem Verbum nur dann zu- giebt, wenn dasselbe Mehrheit der Handlungen anzeigt. In der verbundnen Rede kann nun daraus freilich keine Undeutlichkeit entstehen, da das Pro- nomen in der Mehrzahl verschiedene Formen hat; aber in das Verbum wird der Begriff dadurch um nichts mehr verflochten. 318 Allgemeine Betrachtung Wie sich die verschiedenen Affıxa zur Modifieirung des Grundbegriffs des Verbums verhalten, und wie durch sie eine gewisse Anzahl von Formen entstehen, von denen sich einige, wie die causativen, auf alle Verba, andere aber nur auf einzelne anwenden lassen, habe ich im Ganzen schon im vori- gen Buche an einigen Stellen angedeutet. Diese von den Spanischen Gram- matikern Conjugationen genannten Formen, welche man am passendsten mit den Verbalformen der Semitischen Sprachen vergleichen kann, werden nun wieder darin nach einem, in genaue Regeln zu bringenden Systeme ver- schieden behandelt, dafs die Sylbenverdopplung, welche z. B. die Tempus- andeutung erfordert, bald das Grundwort, bald das Präfix trifft. Auch stellt sich unter gewissen Bedingungen bei einigen derselben der Accent um. Ich erwähne dies ausdrücklich, um zu zeigen, wie thätig sich der Formentrieb in dieser Sprache erweist, und wie er nur gewissermafsen nicht in das Ge- biet eingedrungen ist, in welchem er vorzüglich walten sollte. Von der Sylbenverdopplung macht die Tag. Sprache einen viel grö- fseren Gebrauch, als die anderen, die uns noch zu betrachten übrig bleiben; namentlich wendet keine von diesen sie zur Tempusbezeichnung an. Die Art, wie es mit in (S.86. 122.) und um (S.82. 110. 111.) geschieht, Affıxa zur grammatischen Bezeichnung in die Wörter selbst durch Abtrennung ih- res Anfangsbuchstaben einzuschieben, gehört auch zu den künstlichen Mit- teln der grammatischen Bildung, die man sich nur durch ein zur Gewohn- heit gewordenes Streben nach Worteinheit erklären kann. In ähnlicher Art finden solche Einschiebungen, sogar mit entschiedenen Consonanten, wie im Arabischen mit ?, auch in anderen Sprachen statt. Im Tag. wird der Vocal der eingeschobenen Sylbe auch in einigen Fällen dem Vocal des Grundwor- tes assimilirt, und dadurch noch ein höherer Grad der Lautverschmelzung zur Worteinheit bewirkt. Diese Einschiebungen sind im Mal. Stamm vor- züglich zu beachten, weil der Umstand, ob sie sich in einer der einzelnen Sprachen desselben finden oder nicht, über die nähere und entferntere Ver- wandtschaft derselben unter einander entscheiden kann. Eine andere Einschiebung von einzelnen Buchstaben oder Sylben, nicht zwischen die Buchstaben desselben Wortes, aber zwischen die Wörter desselben Satzes, scheint das Tag. nur mit den andren Mundarten der Phi- lippinen zu theilen (s. oben S.289. 290.). Wenigstens ist es mir bis jetzt nicht gelungen, in irgend einer andren Mal. Sprache mit Sicherheit eine der Tagalischen Sprache. S.16. 319 Spur davon in der Art aufzufinden, dafs diese Einschiebung auch gramma- tisch bedeutsam wäre. Denn von der blofs euphonischen Anfügung eines Nasenlautes im Kawi habe ich oben (S. 185 - 198.) gesprochen (!). Die Tagalische Sprache enthält also den Formenbau des Mal. Stam- mes, so viel wir urtheilen können, in seiner entwickelten Reife und noch unabgekürzt und unverstümmelt durch die Zeit. Von den drei andren uns grammatisch genau bekannten Sprachen befindet sich keine ganz in diesem Fall. Man mufs dieselben aus ihr ableiten und ihre Formen auf die Tagali- schen zurückführen, man macht sich ohne die Kenntnifs der Philippinischen Sprachen keinen vollständigen Begriff von ihnen und gewinnt keinen freien Überblick weder über ihren Wortvorrath, noch ihren grammatischen Bau. Das Tagalische verhält sich zu ihnen, wie das Sanskrit zu den aus ihm ab- stammenden alten und neuen Sprachen. Sie stehen aber in verschiedenem Verhältnifs zu diesem ihrem primi- tiven Vorbilde, und ihre Verwandtschaft unter einander läfst sich daher nicht einfach bestimmen, indem sie in einem Punkte mehr Ähnlichkeit mit dieser, in einem anderen mit jener unter ihnen haben. Wahrscheinlich würde dies historisch zu erklären sein, wenn man die Mittelglieder kennte, die es ver- muthlich noch zwischen ihnen und den Philippinischen Sprachen giebt oder gegeben hat. Sehr viele Aufklärungen über diese Frage würde man schon besitzen, wenn die Reisenden, die uns Wortverzeichnisse vieler Mal. Dia- lekte hinterlassen haben, uns einige Notizen nur über wenige, aber haupt- sächliche grammatische Punkte mitgetheilt hätten. Leider aber läfst sich aus den vorhandenen Nachrichten nicht einmal beurtheilen, ob alle übrigen Dia- lekte auf Java und Sumatra im Formenbau mit dem Javanischen und der Sprache der Halbinsel übereinstimmen, oder nicht? (') [In der Jav. Sprache findet sich ein einzelner Fall der grammatischen Anwendung von ng als Verbindungslaute. Die auf einen Vocal ausgehenden Zahlwörter von 2 bis 9 nämlich setzen, wenn das zu ihnen gehörende Subst. unmittelbar folgt, oder wenn sie als Vielfaches vor einer Zahlclasse stehn, ng, papat, 4, ang an, wobei das letztgenannte Zahlwort und !oro, 2, die Verdopplung verlieren: telung prahu, 3 Schiffe, patang dhina, 4 Tage, rong puluh 20, pitung dhasa Kr. 70, limang ngatus 500, sangang ngewu 9000, wolung leksa 80,000. Diese Eigenschaft theilt das Pron. interrog. pira, wie viele? vor Subst. und Ordnungen der Cardinalzahlen: pirang pikul, wie viele Lasten? pirang nga- tus, wie viele Hunderte? Bei den Tag. Zahlwörtern werden in demselben Falle die Ver- bindungslaute gebraucht, aber in grölserer Ausdehnung und Mannigfaltigkeit. B.] 320 Allgemeine Betrachtung In der That käme es hier nur auf die Beantwortung einiger einzelnen Fragen an, um über den Zusammenhang, der uns hier beschäftigt, sehr viel Licht zu verbreiten. Denn wenn wir aus dem Bau der Tag. Sprache die bei- den charakteristischen Merkmale, die Mannigfaltigkeit und systematische Zu- sammensetzung der Verbalpräfixe und die künstlich durch Infigirung gebil- deten Formen, herausheben, theilen sich die übrigen Sprachen hiernach ge- wissermafsen in zwei Classen. Das Javanische besitzt vorzugsweise vor den beiden andren Sprachen die künstlicheren Formen, vernachlässigt dagegen die Präfixa. Die Madecassische und Malayische Sprache verhalten sich ent- gegengesetzt. Die erstere verbindet mit dem Verbum viele einfache und zusammengesetzte Präfixa, aber die Bildung durch Infigirung hat sie entweder nie besessen, oder wiederum verloren. In der eigentlich Mal. habe ich von der letzteren bis jetzt keine sichere Spur wahrgenommen (!), der Bau der Präfixa ist in ihr einfacher, als im Tag., aber bei weitem mehr und bedeut- samer geregelt, als im Jav. In ihr findet sich ohne Zweifel am wenigsten von dem vollständigen Tag. Formenbau. Von den beiden andren Sprachen läfst sich schwer entscheiden, welche mehr von demselben in sich aufgenom- men hat. Sie haben sich jede an einen verschiedenen Theil desselben ge- wandt und dagegen den anderen vernachlässigt. Sid: Um hier von der Javanischen Sprache das Nöthige beizubringen, brauche ich nur mit wenigen Worten an das in dem grammatischen Theile dieser Schrift bereits hinlänglich Ausgeführte zu erinnern. Was sie in Absicht des Sylben- und Wortbaus charakterisirt, beruht wohl schon grofsentheils auf Indischem Einflufs. Den einfachen Sylbenbau, selbst nur wie er im Tag. herrscht, darf man natürlich blofs in den wahrhaft Mal. Wörtern erwarten; der in sie übergegangenen Sanskritischen giebt es aber eine sehr bedeutende Anzahl. Auch macht die Sprache Zusammen- ziehungen durch Ausstofsung kurzer Vocale, so dafs daraus Sylben mit zwei auf einander folgenden Consonanten, wie ir, ngl, ngr u.s.f., und auch mehr einsylbige Wörter entstehen. Es lassen sich nicht einmal alle Fälle (‘) [S. meine Anm. auf S.83. B.] der Javanischen Sprache. 8.17. 31 dieser Art auf diese Weise erklären, besonders die nicht, wo die zusammen- tretenden Consonanten nicht beide entschiedene Consonanten sind, sondern wo z.B. ein Nasenlaut hinzutritt. Ein Beispiel hiervon giebt die Entstehung des Anfangs-ngr und ng! durch grammatische Formation (s. S. 98.). Im Formenbau und in der grammatischen Fügung hat die Sprache ihre bestimmteste Eigenthümlichkeit in der Vernachlässigung der Verbal- präfixe und der durch ihre Abwerfung entstehenden Veränderung der An- fangsconsonanten. Die Sache selbst habe ich oben (S.92. u. f., besonders von S.98. an) ausführlich auseinandergesetzt; und wenn man auch meiner Annahme, dafs diese Lautveränderung von einem verstümmelten Präfixum herrührt, nicht beitreten sollte, so bleibt der Erfolg für den Charakter, wel- chen die Sprache dadurch annimmt, dennoch derselbe. Sie hat auf der einen Seite durch die Einschiebung des in und um und durch die Lautveränderung des Verbums, die sich nicht deutlich als die Folge eines angehängten Prä- fixes darthut, den Schein, den flectirenden Sprachen näher zu stehn. Sie entledigt sich dadurch der vielfachen, die Tag. Wörter beschwerenden Vor- sylben, zerstört aber wieder durch eine gleichsam willkührliche Anhängung solcher verlängernden Laute diesen Eindruck ohne Nutzen, da diese Vor- schläge der Bedeutung nichts hinzufügen. Diese vernachlässigende Behand- lung der Verbalpräfixa ist ihr zwar gewissermafsen mit dem eigentlich Ma- layischen gemein, da diese Sprache auch sehr häufig das Verbum ohne und mit Präfix gebraucht; sie führt aber in der letzteren niemals zu einer, auch nur scheinbaren Veränderung des Anfangsbuchstaben des Verbums. Wo diese statt findet, ist sie vom vollständigen Präfixum begleitet und erscheint daher in der Mitte des Worts. Aber darin kommen wieder beide Sprachen mit einander überein, dafs sie nur eine kleine Zahl von Verbalpräfixen auf- genommen haben. Dies unterscheidet beide vom Madecassischen. Endlich sind beide in ihrem Bau auch darin einander ähnlich, dafs sie die Andeutung des Tempus beim Verbum blofs durch Hülfswörter bewirken, und daher in der Flectirung des letzteren gar keine einfachen Formen haben, dergleichen doch die Tag. Sprache, durch Annahme des Anfangs-n im Präter., besitzt. Auch hierin ist die Mad. beiden unähnlich. Ebenso zeigt sich ein Übergang zur Formlosigkeit in dem Pronomen der Jav. Sprache, sogar gegen die eigentlich Malayische. Man wird dies an mehreren Punkten im Gebrauche des Pron. gewahr, vorzüglich aber daran, Histor. philol. Abhandl. 4832. Aaa 322 Allgemeine Betrachtung dafs die Unterscheidung der aus- und einschliefsenden Form der 1. Person der Mehrheit, welche sich im Mad. und Mal. erhalten hat, gänzlich unter- gegangen ist, so dafs das ursprünglich für die letztere bestimmte kita zur Singular - Bezeichnung geworden ist. Nimmt man das hier Gesagte zusammen, so scheint daraus zu folgen, dafs das Jav. ursprünglich seinen Formenbau vom Tag. ableitete, davon aber durch den Verlauf der Zeit wiederum sehr Vieles einbüfste. Dies scheint auch noch vollständiger durch den Bau des Kawi bewiesen, der in Absicht der grammatischen Formung ein Mittelglied zwischen beiden Sprachen bil- det. Auf ähnliche Weise läfst sich die Entstehung des eigentlichen Mal. er- klären, nur dafs dieses, wenn man in dieser Hypothese bleibt, noch mehr Formung aufgegeben hat. Sehr leicht kann es aber auch mit diesem Unter- schiede noch eine andere, durch einen dazwischen liegenden, uns unbekann- ten Dialekt vermittelte Bewandtnifs haben. Dadurch, dafs der Indische Einflufs keinen Theil des Archipelagus so stark, als Java und Sumatra, traf, entsteht ein neuer Punkt der Gemeinschaft zwischen dem Javanischen und eigentlich Malayischen. Die Anzahl der San- skritwörter ist zwar, wenn man nicht blofs bei den auf den ersten Anblick in die Augen fallenden Ähnlichkeiten stehen bleibt, sondern auch tiefer lie- gende Etymologieen verfolgt, auch im eigentlich Mal. bedeutend grofs. Ich halte sie jedoch noch für viel gröfser im Jav., wenn man auch nicht die aus- schliefslich der Höflichkeitssprache eigenthümlichen Wörter dahin rechnet. Die Nähe von Java, Sumatra und Malacca macht überhaupt, dafs die beiden in diesen Gegenden herrschenden Hauptsprachen einander in ihrem Wort- vorrathe sehr ähnlich, in vielen Wörtern gleich sind, und dafs man im Tag. oft nur die entferntere Wurzel wiederfindet. Meiner, ehe ich Javanische Wörterbücher besafs, gemachten Erfahrung nach, ist für die Wortbedeutung das eigentlich Malayische am hülfreichsten für das Verständnifs des Jav., ob es gleich auch eine bedeutende Zahl von Wörtern giebt, welche blofs, oder direeter auf das Tag. hinweisen. Aus den Javanischen grammatischen Formen aber hätte ich mich, vor dem Besitz einer Grammatik, niemals ohne Kennt- nils des Tag. zurecht gefunden, da ich mit Wahrheit behaupten kann, blofs mit diesem Hülfsmittel so weit gekommen zu sein, dafs ich, bis auf wenige Punkte, der Jav. Grammatik, als ich eine solche erhielt, nur zur Bestätigung des mir schon Bekannten bedurfte. Man mufs zur Erklärung dieses Unter- der Javanischen Sprache. 8.17. 323 schiedes nicht vergessen, dafs der Einflufs des eigentlich Malayischen durch die Handlungsunternehmungen und Ansiedlungen der Malayen sich seit Jahr- hunderten beständig wiederholt, und in der That dauernd fortwirkt, und dafs daher schon durch diesen Einflufs die Malayischen Wörter im Jav. mehr in Umlauf gekommen sein mögen, besonders da es immer Wörter desselben Stammes sind, und der Unterschied nur theils in ihrer Form, theils darin liegt, dafs in der einen Sprache Ausdrücke veraltet sind, welche in der an- deren fortblühen. Die Übereinstimmung des Javanischen mit dem Charakter und dem Bau der übrigen Sprachen des Stammes geht aus allem über die Wörter und den grammatischen Organismus desselben Gesagten hervor. $. 18. Ich nenne die Sprache Madagascars mit Flacourt und mehreren Fran- zösischen Schriftstellern die Madecassische, da dieser Name wohlklingen- der ist, als der von Challan und Andren gebrauchte Zangue Malgache, auch Malegache, und der gegenwärtig bei den Englischen Missionaren übliche Malagazy. Bei dem so gewöhnlichen Übergange des r und Z in d laufen übrigens alle diese Benennungen auf Eins hinaus, und Hr. Jacquet schreibt daher gleich richtig Zangue Malecasse (t). Obgleich die Aufmerksamkeit der Sprachforscher schon längst auf diese Sprache und ihre Verwandtschaft mit dem Malayischen gerichtet war, so scheinen doch alle bisher über sie bekannte Nachrichten nur aus Fla- court's Geschichte von Madagascar und Drury’s (?) höchst unvollstän- digem Wörterverzeichnifs geschöpft. Dagegen scheint des eben erwähnten Flacourt (°) 1658 in Paris, und Challan’s (*) 1773 in Isle de France her- (!) Nouv. Journ. Asiat. IX. 264. (?) Bibliotheca Marsdeniana. v. Drury. (?°) Dictionnaire de la langue de Madagascar avec un petit Catechisme cet. par le Sieur de Flacourt. Paris. 1658. 8. (Diet. 176 S. Nach den Gegenständen geordnete Wörter 53 S. Kat. 112 S.) (*) Yocabulaire Malgache par Mr. Challan. & l’Isle de France. 1773. 8. (Foc. M. F. p.1 -54. FVoc. F. M. P- 55 2 92.) Aaa? 324 Allgemeine Betrachtung ausgegebenes Wörterbuch gar nicht bekannt geworden zu sein. Ich verdanke die Benutzung dieser beiden höchst wichtigen Schriften der Königl. Bi- bliothek in Paris und namentlich der Güte des Herrn Van Praet, der schon vor einer langen Reihe von Jahren meine Vaskischen Untersuchungen mit so zuvorkommender Gefälligkeit unterstützte. Das Flacourtsche Werk ist blofs Französisch - Madecassisch, das Challansche zwar ebenso, doch auch in einem zweiten, kürzeren Theile Madecassisch-Französisch geordnet. Chal- lan war Missionar und Pfarrer in St. Louis auf Isle de France, und man sieht aus der Zueignung, dafs es damals eine Französische, wie jetzt eine Englische, von dieser Insel: aus geleitete Missionsanstalt in Madagascar gab. Beide Schriften ergänzen sich auf sehr zweckmäfsige Weise, da Flacourt ge- wöhnlich dasselbe Wort in verschiedenen grammatischen Kategorieen Made- cassisch wiedergiebt, und dadurch die Wortbildung der Sprache kennen lehrt, Challan dagegen reicher an gleichbedeutenden Wörtern für denselben Begriff ist. Mit diesen gedruckten Wörterbüchern habe ich zwei handschrift- liche verbinden können. Das eine hat Hr. Lesson, dem ich auch für an- dre interessante wissenschaftliche Mittheilungen zum lebhaftesten Danke ver- pflichtet bin, die Geneigtheit gehabt mir in Paris zu überlassen. Es hat den durch Aufsätze in den Annales des voyages bekannten Naturforscher Cha- pelier zum Verfasser, der von der Französischen Regierung nach Madagas- car geschickt wurde und nach einem etwa zehnjährigen Aufenthalte daselbst starb. Hr. Lesson kam, indem er als Arzt die Freyeinetsche Entdeckungs- reise in die Südsee begleitete, in Besitz desselben. Es ist vorzüglich reich an Redensarten, aber leider sehr undeutlich geschrieben, und sichtbar ein unvollendet gebliebener erster Entwurf, den der Verfasser erst später um- arbeiten wollte. Es ist blofs Madecassisch - Französisch, und nur in den An- fangsbuchstaben der Wörter alphabetisch geordnet. Das zweite handschrift- liche Wörterbuch ist mir durch Hrn. Alexander Johnston’s Aufmerksam- keit, meine Sprachuntersuchungen zu unterstützen, zugekommen. Es ist klein, aber dadurch schätzbar, dafs demselben auch schwer aufzulösende grammatische Formen beigemischt sind. Der Verfasser ist der auf seiner Mission gestorbene Missionar Jeffreys. Die vier hier genannten Wörter- bücher habe ich in ein alphabetisches nach der Folge der Madecassischen Wörter zusammentragen lassen, und es war meine Absicht, dasselbe heraus- zugeben. Ich bin aber von diesem Vorsatze durch die Nachrichten abge- der Madecassischen Sprache. 8.18. 325 kommen, welche ich, gleichfalls durch die Vermittlung von Sir Alexander Johnston, über ein handschriftliches in London befindliches Wörterbuch dieser Art empfangen habe. Es ist im Jahre 1816 von Barthdlemi Huet Ritter von Froberville verfertigt, und befindet sich im Besitze von Sir Robert Farquhair, dessen verstorbener Bruder Sir Thomas es an Ort und Stelle erworben hat. Es besteht aus sieben Bänden, ist Madecassisch- Französisch und Französisch- Madecassisch, und unterscheidet bei den Wör- tern, ob sie im nördlichen oder südlichen Dialekte der Insel üblich sind. Eine solche Arbeit müfste nothwendig bei einer jetzigen Herausgabe eines Mad. Wörterbuches benutzt werden, ja die Grundlage davon ausmachen, so dafs sie nur durch die vorhin genannten Hülfsmittel vermehrt oder vielleicht in einzelnen Fällen berichtigt würde. Diese Hülfsmittel allein führen die grofse Unbequemlichkeit mit sich, dafs die Dialekte nicht deutlich unterschie- den sind, auch wohl verschiedene Schreibungen gebraucht sein mögen, so dafs man von einer grofsen Zahl von Wörtern mehr als Eine Form auffüh- ren müfste, ohne dennoch gewifs zu sein, ob die Verschiedenheit wirklich in der Sprache selbst läge. So lautet Himmel bei Flacourt und Chapelier langhitsi und langhits, bei Challan Zanguets, lanhits, landhits, in den Bibelübersetzungen der Englischen Missionare Zanitra. Bei etymolo- gischen Untersuchungen sind diese, sich leicht aus einander erklärenden Ver- schiedenheiten wenig hinderlich, ganz anders aber ist es in einem Wörter- buche, wo die ganze Form des Wortes richtig gegeben werden soll. Das Verdienst, die Sprachkunde zuerst mit einer Madecassischen Grammatik be- reichert zu haben, gebührt ebenfalls Hrn. Lesson. Sie ist auch von Cha- pelier verfafst und in den Annales maritimes (!) abgedruckt. Ob sie gleich noch Vieles vermissen läfst, beweist sie doch, dafs Chapelier die Zusammen- fügung der Sprache in ihren verschiedenen Verbalpräfixen und in mehreren ihrer Lautveränderungen richtig aufgefafst hatte. Von einer handschriftlichen Grammatik des oben erwähnten Missionars Jeffreys habe ich, da sie mir durch die Wittwe desselben im Originale zugeschickt wurde, eine genaue Abschrift nehmen können. Sie enthält vorzüglich nur vollständig ausgeführte Verbal-Paradigmen, in den wenigen hinzugefügten Bemerkungen kommen aber höchst wichtige und sich sonst nicht findende Notizen vor. Ein über- (') Annales maritimes ou recueil cet. publi par Mr. Bajot. 1827. nr.2. p. 90-121. 326 Allgemeine Betrachtung aus wichtiges Hülfsmittel zur Kenntnifs des Baues der Sprache gewähren die Übersetzungen einiger biblischen Stücke, durch welche aus leicht begreif- lichen Gründen ausschliefslich die evangelischen Missionen der Sprachkunde so wesentliche Dienste leisten. Ich besitze Madecassisch die Evangelien Lu- cas, Johannes (!) und einige Capitel des Ev. Matthäus. Aufserdem ist auch noch ein Theil der Bücher Moses übersetzt, den ich aber nicht habe be- nutzen können. Durch die freundschaftliche Sorgfalt von Sir Alexander Johnston, der jedes wissenschaftliche Unternehmen auf die freisinnigste Weise zu fördern bemüht ist, und zugleich durch seine Stellung als Vice- Präsident der Asiatischen Gesellschaft in London, so wie ehemals als Gou- verneur von Geylon, mit unermüdetem Eifer zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse mitwirkt, habe ich mich mit dem Gouverneur von St. Mauritius (Isle de France) Sir Charles Colleville und dem sehr sprachkundigen Missionar Freeman in Briefwechsel setzen können, und verdanke dieser Quelle schon einige wichtige grammatische Aufschlüsse. Auf ganz Madagascar herrscht nur Eine, blofs in verschiedene, jedoch höchst verwandte und gar nicht als eigene Sprachen anzusehende Dialekte getheilte Sprache. Dies sagt Flacourt (?) ausdrücklich, und alle anderen Schriftsteller von Madagascar bestätigen es. Diese Thatsache ist aber wich- tig, da die Bevölkerung der Insel, auch abgesehen von einigen dort angesie- delten Arabischen Stämmen, aus zwei Racen, einer weifsen und einer schwar- zen, zusammengesetzt ist. Dabei, dafs diese Sprache im eigentlichen Verstande und bis in ihr Innerstes hinein dem Malayischen Stamme angehört, verweile ich nicht mehr. Ich habe mich im Vorigen ($.1-3.) darüber ausgesprochen, und es ist dies keine Behauptung, die noch eines ausdrücklichen Beweises bedürfte. Gele- gentlich wird man überall, wo Einzelnes aus der Sprache berührt wird, von selbst neue Beweise antreffen. Der Sylbenbau ist in dieser Sprache zwar nicht so rein und einfach, als z.B. im Tagalischen;, das Zusammentreffen zweier Consonanten in der- (') Sie sind 1828 und 1829 auf Madagascar in Tananarivo, bei Malte-Brun (Geogra- phie. V.125.) Tanane-Arrivou, im Nordosten der Insel, gedruckt und im Dialekt der Hovas in der Provinz Ankove, des kunstverständigsten Stammes der Insel, verfalst. Fla- court hielt sich in Fort-Dauphin, im Südosten der Insel, auf. (?) Vorr. zum Wörterbuch. S.1. der Madecassischen Sprache. $.18. 327 selben Sylbe findet sich oft, so wie überhaupt Zusammenziehungen und Veränderungen der ursprünglichen Gestalt der Wörter durch die Aussprache häufiger in ihr zu sein scheinen. Bei der Verschiedenheit aber, in welcher sich die Wörter in meinen Hülfsmitteln, wenn man auf ihre genaue Form sieht, wie ich schon oben bemerkt habe, darstellen, möchte ich nicht wagen, über diesen Punkt etwas Weiteres zu bestimmen. In der Aussprache der Eingebornen scheinen sich noch einige der Eigenthümlichkeiten zu finden, welche die reine Articulation der Laute undeutlich machen und Hindernisse in der alphabetischen Schreibung hervorbringen. Denn nach Flacourt's Ver- sicherung (!) lassen die Eingebornen im Schreiben nicht selten Consonan- ten, die einem andren vorausgehen, weg, und aus den angeführten Beispie- len sieht man, dafs dies mit dem Vocal der Sylbe verschmolzene Nasen- laute sind, die also die Eingebornen nicht gehörig im Schreiben zu trennen vermögen. Er citirt abohits, laba und labou, statt anbohits (?), lan- ba (?) und Zanbou (*); diese Wörter sollten aber, wie man aus seinem ei- gnen Wörterbuche sieht, ein m statt des n haben, da sich das letztere vor dem Lippenbuchstaben 3 in das erstere verwandelt (°). Noch merkwürdiger ist die sich in dem Frobervilleschen Wörterbuche v. magne (°) findende Bemerkung, dafs es Wörter giebt, welche bis auf sieben verschiedene Arten, sie auszusprechen, haben. Ähnliches erwähnte ich oben von Tahiti. Es ist zu bedauern, dafs Froberville nicht hinzusetzt, ob sich nun auch, wie zu vermuthen steht, die Bedeutung nach diesen verschiedenen Aussprachen ab- ändert. Einsylbige Wörter, wenn man blofse Partikeln ausnimmt, sind im Ma- decassischen vielleicht noch seltner, als im Tag. und Jav. (') Vorr. zum Wörterbuch. (*) Zusammengesetzt aus der Präposition an, in, auf, und vokits, Berg (Annates. 92.). (°) Leinwand, Zeug zur Bekleidung, und Bekleidungsstücke selbst (Zoile, Zinge, harde Chall., manteau, nappe Flac. pet. rec. 30.). Da d und Z/ verwechselt werden, so ist das Wort viel- leicht dasselbe mit dem gleichbed. Tag. damit. (*) Schwein. (°) Diese beiden Buchstaben werden bei Flac. und Chall. sehr häufig verwechselt. (°) Ich verdanke nämlich der freundschaftlichen Güte des Hrn. Dr. Rosen die Abschrift einiger Artikel dieses Wörterbuches, die mich gerade vorzüglich interessirten. 325 Allgemeine Betrachtung Der grammatische Bau ist, wie ich kaum zu erinnern brauche, im Ganzen derselbe, als in den Malayischen Sprachen überhaupt. Beim Nomen hat die Sprache offenbar mehr grammatische For- mung, als die Jav. und Mal., und kommt darin der Tag. näher. Sie unter- scheidet das Subst. durch einen Artikel, hat im Pron. für die Casus obliqui eine andre Form, als für den Nominativ, bildet regelmäfsige Affıxa dersel- sen, und besitzt verschiedene Formen für die gröfsere oder geringere Allge- meinheit, in welcher die 1. Pers. des Plur. genommen werden soll. Im Verbum braucht sie allerdings auch die affıxlosen Formen, welche mithin aus dem blofsen Grundworte bestehen, neben den grammatisch zu Verben gestempelten. Besonders bezeichnet sie auf diese Weise den Impera- tiv. Die Fälle dieses Modus abgerechnet aber, ist dieser Gebrauch nicht so häufig, als im Mal., jedoch weit mehr, als ihn sich die Tag. Sprache erlaubt. Verbalformen, wo das Verbum kein Präfix erhielte, und doch verän- dert würde, um aus dem Zustande des blofsen Grundwortes in den Verbal- zustand überzugehen, kenne ich im Mad. gar nicht, und glaube dieselben ihm absprechen zu müssen. Fälle, wo, wie im Tag. (S.83.) und im Jav., theils auf dieselbe (S.114.), theils auf andre Weise (S.57. u. flgd.) ohne Präfix blofs ein anderer Anfangs- consonant, als demselben ursprünglich eigen ist, am Worte erschiene, habe ich mit der gröfsten Aufmerksamkeit nicht entdecken können (!). (') Wenn ich mich über die Bildung des Mad. Verbums nicht mit Zweifel, da ich es richtig und ganz zu durchschauen glaube, aber mit Behutsamkeit ausdrücke, so rührt es da- her, dals ich dieselbe so gut als ganz habe aus Wörterbüchern und Sprachproben abstrabiren müssen. Chapelier und Jeffreys führen gewissermalsen nur Bruchstücke derselben an, wie z.B. einzelne Präfixformen, lassen sich aber auf den Zusammenhang dieser gar nicht ein. Chapelier spricht nirgends einmal von der Veränderung des Anfangsbuchstaben der Verba nach dem Präfix man, wie Zapere und manapere, endigen. Jeffreys (dessen Aufsatz ich übrigens erst erhielt, als ich meine grammatischen Arbeiten über das Mad. schon gänzlich vollendet hatte) erwähnt derselben blofs gelegentlich als einer Zusammenziehung zur Erklä- rung von manoulou, verändern, wechseln, aus manao soulou, und hat offenbar keinen richtigen Begriff von dem Verfahren der Sprache in diesen Formen. Es ist dies beiden auch keinesweges zu verargen, da sie nicht einmal das eigentlich Malayische kannten. Auf dem Wege aber, welchen ich einschlagen mulste, können Einem immer Fälle entgehen, die zu anderen Schlulsfolgerungen führen würden. Das obige sou/ow hat die doppelte Bed. von kahlköpfig (Mal. sa/ah) und von Stellvertreter (bei Challan soulouh, remplacer). In dieser ent- spricht ihm das Mal. si2iR oder szz7, ersetzen, zurückzahlen, entschädigen, woher menyılz, der Madecassischen Sprache. 8.19. 329 Dafs die Einschiebung der Sylbe um nicht als grammatische Form mehr in der heutigen Sprache üblich ist, sich aber an einigen Verben unver- kennbar erhalten hat, habe ich bereits oben (S.83.) erwähnt. In dem Ge- birgsdialekte des Tag. findet sie sich auch nicht, sondern man braucht, statt derselben, das Präfix ma, welches also dort transitiv genommen wird (!), da das Tag. aufser dem Gebirge es immer zum Kennzeichen des intransitiven Verbums macht. Im Bisayischen (?) ist es willkührlich, sich in demselben Sinne der Einschiebung von um oder der Vorsetzung von ma zu bedienen. Dieselbe Freiheit lag vermuthlich auch im Mad., die Vorsetzung von ma aber gewann die Überhand. Dies ist aber keine leere Hypothese. Denn das Mad. hat mit einem Dialekt des Bisayischen, der Zebu-Mundart, das dem Tag. fremde Präfix mi (das Mal. me) gemein, und das Mad. Präfix ma giebt dem Verbum ungefähr dieselben Modificationen, als die Tag. Einschiebung von um. Die Verbalbildung der Sprache beschränkt sich also auf den Ge- brauch der Präfixa, der aber durch die Verschiedenheit derselben, da auch zusammengesetzte vorhanden sind, nicht allein häufig, sondern auch mannig- faltig ist. Man kann diesen Theil als den am meisten und sorgfältigsten in der Grammatik der Sprache ausgebildeten anschen. Sie kommt darin dem Bau der Tag. unter den hier betrachteten Sprachen am nächsten, wenn man blofs den einzigen Punkt ausnimmt, dafs das intransitive Verbum im Tag. durch ma, im Mad., wo dagegen ma transitiv ist, durch mi bezeichnet wird. Allein auch dies mi findet sich in andren Philippinischen Dialekten, so dafs es immer auf dieselbe Quelle zurückweist. In anderen Punkten sind die Formen beinahe identisch. Man trifft einzelne Conjugationen des Tagalischen ganz im Madecassi- schen an. Ich habe schon oben erwähnt, welche Verwandtschaft zwischen der Tag. infigirenden Conjugation und dem Mad. Präfix ma in den Bedeu- tungen herrscht. Das Tag. Präfix maka entspricht dem Mad. maha, und in beiden Sprachen deuten diese Präfixa das Machen und Können an. Ferner sind beiden Sprachen die Buchstabenveränderungen gemein, welche die Vorsetzung des Präf. man in den Anfangsconsonanten der Grundwörter hervorbringt, und zwar verwandelt die Mad. Sprache, wie die Tag., das s in (') Totanes. p.44. nr. 140. (°) Ezguerra. nr. 130. Histor. philol. Abhandl. 1832. Bbb 330 Allgemeine Betrachtung n, da die Mal. es in ny und die Jav. gewöhnlich in dieses, seltner in n um- ändert. Hier findet es sich sogar, dafs, auch den Bedeutungen nach, diesel- ben Classen von Wörtern in beiden Sprachen gleiche Conjugationsbehand- lung erfahren. Im Tag. gehen die aus Werkzeugen des Jagens, Fischens, Fangens u. s. w. gebildeten Verba nach dieser mit Buchstabenveränderung verbundenen Conjugation; bivas, Angelhaken, mamivas, angeln. Ganz das Gleiche findet in den Mad. Wörtern einta, Angelhaken, maminta, an- geln, voro, Fischernetz, ompamoro, ein mit Netzen Umgehender, ein Fi- scher, statt. Alle Verbalpräfixa beginnen mit m, und aus ihnen werden, wie im Tag., Jav. und eigentlich Malayischen, mit p beginnende, jenen genau entsprechende Nominal-Präfixa. Im Mad. steht nur oft an der Stelle des p ein f oder 7. Eine besondere und genauere Verwandtschaft des Mad. mit dem Tag. liegt aber wieder darin, dafs beide Sprachen die mit m beginnen- den Präfixa mit andren verbinden, und dafs die in die Verbindung aufge- nommenen nicht wieder mit m, sondern nur mit p anhebende sein können. Diese letzteren nämlich sind nichts andres, als Verbal-Nomina, und das Verbalpräfix kann sich nur mit einem Nomen verbinden. Das Grundwort bildet durch das mit m beginnende Verbalpräfix ein Verbum, aus dieser Bil- dung geht vermittelst des mit p beginnenden Präfixes ein Verbal-Nomen her- vor, und durch die abermalige Verbindung von diesem mit einem Verbal- präfix entsteht ein neues abgeleitetes Verbum. Das präfixlose Grundwort kann, auch der Bedeutung nach, ein Verbum sein, die mit Präfixen in p an- hebenden Wörter sind allemal Nomina. Auf diese Weise mufs man sich die zusammengesetzten Präfixa denken; souwlou, verändern, Veränderung, ma- noulou, verändern, panoulou, der Veränderer, mampanoulou, jeman- den verändern machen. Wenn aber das Madecassische dem Tagalischen auf dem Wege seiner angeblichen Passivbildung bis zur Formation der Verbal-Nomina folgt, so verläfst es dasselbe in der Hinzufügung der sogenannten drei Passiv- Affıxe. Ich möchte indefs nicht vollkommen läugnen, dafs die Infigirung von in sich nicht auch in einzelnen Wörtern, so wie die von um, erhalten hätte. Ich weifs jedoch bis jetzt nur Ein Wort, was mir diese Vermuthung erregt hat (!). Es ist dies finoulac, Rifs, Bruch. Das Grundwort ist hier offen- (') [Ich habe unten in einer Anm. zu $.21. noch zwei andere Beispiele nachgewiesen. B.] der Madecassischen Sprache. 8.19. 331 bar fo ulac (cassd, rompu Flac., Jolac, casser Froberville v.a.), von wel- chem auch das abgeleitete Verbum mamoulac, zerbrechen, angetroffen wird. Nach den Regeln der Mad. Grammatik, liefse sich nun finoulac aus dem Grundworte nicht anders, als so erklären, dafs das Präfix ni das An- fangs-f des Wortes in m, bei Flacourt verwechselt mit n, verändert hätte, und daraus ein Verbal-Nomen entstanden wäre. Für diese Buchstaben ver- ändernde Kraft des intransitiven Präfixes mi giebt es aber im ganzen uns be- kannten Sprachstamm keine Analogie, so dafs das Wort sich nur nach Taga- lischer Weise richtig herleiten läfst. Die Madecassische Sprache drückt das Passivum durch Redensarten aus, die ganz nominaler Natur sind, indem wirkliche Nomina mit ausdrück- licher oder stillschweigender Hinzufügung des Verbums sein dazu angewen- det werden. Ich habe schon oben (S.85.) gezeigt, wie dies eigentlich aus der Tagalischen Passiv-Construction herrührt und sich gleichfalls, wie im Mad., ohne wahre Passivform im Malayischen findet. Spuren davon kom- men auch im Tahitischen vor (!), aber am meisten ausgebildet erscheinen diese Redensarten im Madecassischen. Wahrhaft zu sagen, giebt es also keine Passiv-Conjugation in dieser Sprache. Jeffreys giebt zwar eine solche, durch alle Tempora durchgeführte in mehreren ausführlichen Paradigmen. Sie verrathen aber gleich ihre Natur durch die Art ihres Gebrauchs des Pro- nomens. Das Grundwort ist nämlich in denselben nicht, wie beim Activum, dem allein wahren Verbum in der Sprache, mit dem persönlichen Pron., sondern mit den Possessiv-Suffixen desselben verbunden, wodurch das Grund- wort sich als Nomen zeigt. Es ist hier ganz derselbe Fall, als mit dem, von Marsden auch in die Conjugation aufgenommenen sogenannten unbestimm- ten Vergangenheits-Tempus (s. ob. S.162.). Wie in diesem das de das Ver- bum sein enthält, so findet sich dies Verbum auch in den Mad. Redens- arten, nur dafs diese die drei bestimmten Zeiten unterscheiden, jedoch wohl- verstanden nicht am Grundwort, sondern am Hülfsverbum (?). (') Das Subject des Activverbums steht alsdann im Genitiv, das Verbum selbst als Nomen, und der vom Activum regierte Accusativ im Nominativ; na te atua i hamani te rai, Gott machte den Himmel, aber wörtlich: des Gottes Machen (war) der Himmel. Tahit. Gramm. 37. (*) In Jeffreys Paradigmen steht im Pass. das Grundwort ohne Verbalpräfix, aber mit nachfolgendem Possessiv-Suffix des Pron. Vor dem Grundwort steht im Präter. now, im Bbb 2 832 Allgemeine Betrachtung In der Tempusbezeichnung bleibt zwar die Sprache durchaus im Charakter des Stammes, kommt aber darin mit keiner der einzelnen uns be- kannten Sprachen vorzugsweise überein, sondern geht ihren eignen Weg. Sie macht keinen Gebrauch von der Sylbenverdopplung zu diesem Behuf, wie die Tag., kennt aber auch nicht die Bezeichnung der Tempora durch abgesonderte Hülfswörter, wie sie die Mal. und Jav. Sprache haben. Es giebt zwar ein solches, efa, welches man mit dem Jay. sampun und Mal. sudah vergleichen kann. Es deutet ursprünglich vollendet, geschehen, aus sein an und wird, zur Verstärkung des Begriffs der Vergangenheit, dem gewöhnlich geformten Prät. hinzugefügt. Jeffreys bildet daraus, die ganze Conjugation hindurch, ein dreifach zusammengesetztes Tempus, wo immer diese Partikel dem einfachen Tempus vorausgeht. Aus seinen Benen- nungen, — Übersetzungen giebt er nicht —, present, past, und future per- fect mufs man schliefsen, dafs er damit die drei Tempora der vollendeten Handlung meint. Die einfachen Tempora, die Jeffreys indefinite nennt, werden durch Vorsetzung von n im Prät. und A im Fut. gebildet. Das Prä- sens unterscheidet sich hinlänglich durch das Anfangs-m des Präfixes, wel- ches den Vorlauten der andren Tempora weicht. Das n kommt, wie wir Fut. row. Beide sind gleich den in der Bibelübersetzung gebrauchten no und %o; denn Jeffreys schreibt auch Tananarivou statt Tananarioo. Ein mehr wesentlicher Unter- schied aber zwischen ihm und den, vermuthlich von andren Missionaren angefertigten Bibel- übersetzungen ist der, dafs er im Präsens der Passivform gar keine Vorsylbe hinzufügt (vi- dy kou, ich werde gekauft), die Bibelübersetzungen aber auch da, wie im Prät., no brau- chen, gerade wie im Tag. das n zugleich im Präsens und Prät. steht. Hr. Freeman über- setzt in einem Briefe an mich no einmal durch ist (is), ein andresmal durch war (was). Die wahre Bedeutung des Präsens hat das Wort in der biblischen Stelle (Ev. Joh. 6, 48.) ich bin das Brot des Lebens, izaho no mofon’ aina (vgl. ob. S.154.). In diesen Übersetzungen wird no, dessen Fut. in diesem Fall %o ist, als wahres Verbum sein genom- men. Beide Wörter sind aber viel wahrscheinlicher nur Partikeln, zu welchen jener Begriff hinzugedacht wird. Als Infinitiv des Pass. giebt Jeffreys amidy, to be bought, an, bei Fla- court Ramili, achete, welches nichts andres ist, als das durch das Präfix fan oder kan aus dem Grundworte vidy gebildete Verbal-Nomen. Das Wort selbst ist das Tag. di7;, welches in der Conjugation mit blofser Abänderung des Anfangsconsonanten für kaufen, in der mit vorgesetztem mag für verkaufen gebraucht wird, und das Mal. 6/77 oder 22. Tiefer etymologisirt, kommt das Wort wohl vom Tag. diling, sich herumdrehen, weil die verhandelte Sache hin- und hergeht. In den Südsee-Sprachen sind davon die Tongischen Wörter wilo, to twirl, und wili, ein Bohrer, gimlet. Auch im Mad. ist vidi zugleich kau- fen und verkaufen (Chall. v. ambidi). der Madecassischen Sprache. $. 18. 333 schon gesehen haben (S. 153. u. f.), mit mehreren Mal. Sprachen überein, und entsteht aus der Partikel na, welche im Tag. zur Andeutung gänzlicher Vollendung gelegentlich hinzugefügt wird. Im Mad. könnte dieselbe im eben angeführten no stecken. Das Ah des Fut. entspringt aus ho, welches nach Froberville’s Bemerkung (v. Ro) eine Abkürzung der Zweck, Absicht andeu- tenden Partikelnahou, naho ist, auf dafs, damit. Im südlichen Dialekt macht, nach Flacourt’s Angabe (!), noch die vollständige Partikel das Zei- chen des Fut. aus. Es ist daher offenbar, dafs die Mad. Dialekte in der Tempus-Andeutung sich dem System der Südsee-Sprachen enger, als jedem andren in dem Stamme, anschliefsen, nämlich der Methode, sich dazu ein- sylbiger Partikeln zu bedienen, die dann in der Aussprache mit dem Grund- wort zusammenfliefsen. Ich glaube in der Madecassischen Sprache auch sichere Spuren ge- funden zu haben, dafs in ihr, wie im Jav., in mehreren Verben das n der Präfixa in ein A übergegangen, oder vielmehr ganz weggefallen ist. Nur bis zur Abwerfung auch des Vocales ist es in der Sprache nicht gekommen. Die Sache ist aber schwierig zu untersuchen, weil auch den mit p oder f anfan- genden Präfixen ein Anfangs-A wird, und es nun schwer ist, in jedem ein- zelnen Fall die beiden verschiedenen Anwendungen genau zu unterscheiden. Denn obgleich in einigen Fällen die Wörter, welche eigentlich ein p oder f haben sollten, wirklich mit A, die aber, die mit m beginnen sollten, mit «@ geschrieben werden, so ist dieser Unterschied nicht immer beobachtet, wenn er auch durch die Aussprache vermuthlich begründet wird, indem in dem einen Fall aus f eine wirkliche Aspiration entsteht, in dem andren blofs ein Anfangsconsonant wegfällt. So schreibt Flacourt (v. acheter) ganz richtig kaufen amili für mamili, und gekauft hamili für famili. Denn für das letztere Wort giebt er als gleichbedeutend firili, und hat auch famili selbst, aber als venalite. So mufs man es auch erklären, wenn Flacourt re- porter zugleich durch afouli und mamouli übersetzt; das letzte Wort ist mit man und Buchstabenveränderung vollständig gebildet, im ersteren hat das Präfix ma, das im Mad. auch transitiv ist, sein m abgeworfen. Es ist eine unverkennbare Thatsache, dafs eine nicht kleine Anzahl von Verben mit a, am, an beginnen, und Froberville, durch den ich auf die Entdeckung ('‘) Vorr. zum Wörterbuch. 334 Allgemeine Betrachtung dieser Veränderung der Präfixe gekommen bin, bemerkt ausdrücklich, dafs das @ oft Anfangsbuchstabe der Verba in Abwesenheit ihres Kennzei- chens (par l’absence du caracteristigue) ist. Als Beispiele führt er arinri (ebenso bei Chall.) für marinri (ebenso bei Flac.), verschliefsen, von rinri (auch bei Flac.), Schlufs, Verschlufs, afeheh für mameheh (auch bei Flac.), binden, von feheh, Band (bei Flac. attache, paquet, bandage), an. In andren Fällen scheint er nur dieselbe Formation nicht richtig erkannt zu haben. So führt er an, dafs mehrere Wörter, ohne Verändrung ihrer Be- deutung, bald ein Anfangs-a haben, bald nicht. Seine Beispiele sind dian und adian, gehen, dienne und adienne, Langeweile machen oder haben. Dieselben Wörter hat ebenso auch Challan. Ferner soll nach ihm ein An- fangs-a die Bedeutung verstärken, was er, jedoch nicht sehr glücklich, durch Jolac, casser, amolac, briser, meltre en pieces, beweist. In allen diesen Fällen ist offenbar nichts andres, als die Abwerfung des m des Präfixes. Am besten übersieht man die Reihe dieser Lautverändrungen in dem obigen Worte für gehen. Das Grundwort ist dian; daraus entstehen mandea (Chall.) und andea (Chap.), ferner mandehan (Chall. Flae.), andehan (Chall.). Ich habe mich mit Absicht länger bei diesem Punkte aufgehalten, weil man hier gleichsam eine Stufe zu der im Jav. noch weiter gegangenen Verstümmilung der Präfixe entdeckt, und weil auch dieser Fall beweist, dafs, wenn man nur immer tiefer in den Bau dieser Sprachen eindringt, man auch immer auf mehr und auffallendere Punkte des Zusammenhangs unter ihnen stöfst. Beurtheilt man, nach der eben gemachten Schilderung, die Art der Verwandtschaft der Madecassischen Sprache mit den übrigen Malayischen, so ist es zuerst offenbar, dafs auf Madagascar nicht eine schon bestehende Sprache Malayische Wörter und Formen in ihren Schoofs aufgenommen, sondern dafs ein wirklich nach der Insel übergesiedelter Malayischer Stamm die Sprache der vorgefundenen Bewohner gänzlich verdrängt hat. Wenn behauptet worden ist, dafs die Verwandtschaft mit den übrigen Malayischen Sprachen allein, oder doch hauptsächlich auf Wörtern des Verkehrs oder der Civilisation beruhe, so kann man dies nur aus mangelhafter Kenntnifs der Sprache erklären. Denn aus einer nur irgend vollständigen leuchtet of- fenbar das Gegentheil hervor. Von wo aber diese Auswandrung nach Mada- gascar ausgegangen sein mag? bleibt doch genau zu bestimmen unmöglich. der Madecassischen Sprache. $.18. 335 Die Sprachverwandtschaft deutet entweder auf die Philippinischen Inseln, oder auf Java hin. Indefs hätte sich doch wohl mehr von der künstlichen Formung der Philippinischen Dialekte in der Sprache erhalten, wenn sie unmittelbar von dort herstammte. Läge ihr Ursprung in Java, so müfste die Überwandrung in die Zeit vor dem Indischen Einflufs fallen. Denn sonst würde das Madecassische unstreitig viel mehr Sanskritwörter enthalten. Ich bemerke hier im Vorbeigehn, dafs sich indefs auch solche, und zwar für ganz allgemeine Begriffe und in sehr wenig veränderter Form, im Madecas- sischen finden. Ich erinnere hier blofs an mica, fg, megha, Wolke, Mal. und Jav. mega, vihi, Saamenkorn (Flac.), Tag. binh?, Jav. wiji, As, wija. Es ist daher zu vermuthen, dafs andere, uns unbekannte, als Mittel- glieder zwischen den Philippinischen und der Madecassischen stehende Spra- chen die stufenartigen Übergänge der ersteren in die letztere bilden. Eine Litteratur hat wahrscheinlich Madagascar nie besessen. Denn diese stammt in diesem ganzen Inselmeere wohl nur aus Indien her. Von eigner Schrift findet sich gleichfalls keine Spur. Auch darin steigt die Sprache mit der Tagalischen gegen die Malayi- sche und Javanische in ein höheres Alterthum hinauf, dafs sie der einfachen Sitte treu bleibt, sich in der Rede des blofsen Pronomens zu bedienen, und diesem nicht, wie die beiden zuletzt genannten Sprachen, mit Rangbegriffen zusammenhangende Substantiva, wie Herr und Diener, beimischt. Auch im ächten Sanskrit lag schon der Ursprung dieses, die natürliche Anwendung der Personen des Pronomens verkehrenden Gebrauches, doch nur in der Erhebung der angeredeten, nicht in der Erniedrigung der eignen Person. Von hocheultivirten Sprachen haben sich überhaupt nur die Semitischen, die Griechische und Lateinische davon frei erhalten. Von dem grammatischen Bau der Malayischen Sprachen. 1. Capitel. Vom Nomen. 8.19. 1. Das Substantivum unterscheidet sich in keiner dieser Sprachen durch ein allgemeines Kennzeichen von den übrigen Redetheilen; der gram- 336 Das Nomen in den Malayischen Sprachen. $.19. matisch an den Wörtern selbst bezeichnete Unterschied liegt mehr in den andren Redetheilen, sehr oft aber blofs in der Behandlung und Construction. 2. Im Tag. fallen Verbum und Substantivum nur bisweilen in der 2. Pers. sing. des Imperativs (s. unt. nr. 36.) zusammen, da das Verbum in der Regel seine unterscheidenden Partikeln hat. Das Adject. ist in demsel- ben Fall; und wo der Adjectivbegriff der ursprüngliche ist, da nimmt das Substant. Kennsylben an. Man erkennt daher den Redetheil in den meisten Fällen am Worte selbst. 3. In der Mal. Sprache fallen Subst., Adject. und Verbum sehr oft zusammen, und dasselbe Wort gehört unverändert zwei oder mehr Rede- theilen an. Die Bildung der Abstracta, die oft nur Verwandlung in ein Subst. ist, theilt sie mit dem Tag., die Bildungen aus dem Verbum aber durch per und pen, die auch oft nur Umtausch der Kategorieen sind (vorzüglich die durch pen), sind ihr eigenthümlich. 4. Das Mad. vereinigt die Unterscheidungsmittel des Tag. und Mal. zur Unterscheidung der Redetheile, indem es, gleich dem ersteren, dem Ver- bum immer Partikeln anhängt, und, wie das letztere, Kennzeichen anwendet, aus Adject. und Verben Substantiva zu machen. Der Fall des Mal., dafs das- selbe Wort ganz unverändert zwei Redetheilen angehöre, scheint im Mad. nur selten (masse, sauer, Säure, mandre, Schlaf, schlafen, Flac.) vorkom- men zu können. 5. Die Polynesischen Sprachen besitzen zwar auch Unterscheidungs- zeichen der Redetheile, allein weniger, und wenden sie weniger an. Sie ha- ben nur für die Verba, welche die Handlung auf einen Andren übertragen, eine Partikel, und besitzen nicht die Mal. Mittel, aus Verben Substantiva zu machen (!). In ihnen ist es also fast allgemeine Regel, dafs dasselbe Wort Nomen und Verbum ist. 6. Im Tag. ist das affıxlose Grundwort in der Regel ein mit gewissen Affıxen conjugirbares Nomen, und am häufigsten ein Substantiv; im Mal. und Polyn. ist es sehr oft ein grammatisch unbestimmbares, mehrdeutiges Wort. Im Mad. ist der Fall nicht selten, dafs, wenn Verbum und Substantivum Affıxa haben, das Grundwort gar nicht ohne dieselben erscheint (mamoule, (‘) [Auszunehmen ist hiervon die Endung anga, Tong. und N. Seel., und ana, Haw. und wohl auch Tah., das an des Mal., Jav., Mad. und Tag. B.] Das Nomen in den Malayischen Sprachen; Artikel. 8.19. 337 spinnen, famoule, Gespinnst. Flac.). Indefs können in allen diesen Spra- chen alle diese Fälle zugleich vorkommen. Der Unterschied liegt nur in der Häufigkeit. 7. Da die Umänderung der Redetheile aus einander durch Anfügungs- sylben meistentheils auch Modificationen der Bedeutung mit sich führt, so ist sie, um die Materie nicht zu zerreifsen, oben bei der Wortbildung abge- handelt worden (!). Artikel. 8. Die Tag. Sprache bedient sich überall des vor das Substant. zu setzenden Artikels ang, wo der Begriff vollständig oder bestimmt ist. Im entgegengesetzten Fall bleibt er weg. Statt unsres unbestimmten Art. ein dient im Tag. sa, in der Verbindung mit einem Nomen sang, die Abkür- zung des Zahlworts isa. Ein Artikel ist aber auch das Substantiv - Präfixum ca, den man dem bestimmten entgegensetzen kann, da er nicht die Univer- salität der Gattung bezeichnet, der aber zugleich als unbestimmter, catavo, ein Mensch, und als individueller, catölong, einer von den beiden, die einander helfen, dient. Verdopplung deutet die Einzigkeit an, ca-cata- catavo, ein einziger Mensch. Doch wird nicht gesagt, ob man bei allen Wörtern dies ca anbringen kann; und wirklich ist das Präfixum in das bis- weilen seine Form ändernde Wort verwachsen. Aus dagot, Faustschlag, wird ca-racot, eine Handvoll. Das den Ordinalzahlen vorgesetzte ica ist dasselbe Wort. Der Bis. Dial. unterscheidet förmlich den bestimmten Art. an oder ang, und den unbestimmten i, in, ing, und erhält diesen Unter- schied auch in den Partikeln der Casus sa oder san, sin. Anm. Das Mal. zang scheint aus dem Pron. 3. Pers. iya und dem Tag. ang zusammengesetzt zu sein. 9. Die Tah. und N. Seel. Sprache unterscheiden bestimmten und unbestimmten Artikel, geben dem letzteren den vagen Vocallaut e, und fü- gen, um daraus den ersteren zu machen, den harten Consonanten Z hinzu. Sie dehnen den Gebrauch des unbestimmten viel weiter, als sonst eine (') [Der Verf. bezieht sich hier, so wie öfter im Folgenden, auf eine Arbeit über die Wortbildung in den Malayischen Sprachen, von welcher ich, zu meinem grolsen Bedauern, im Nachlasse nichts gefunden habe. B.] Histor. philol. Abhandl. 1832. Cce 338 Das Nomen in den Malayischen Sprachen; Sprache, aus, und geben fast allen Redetheilen, und ohne bestimmte Bedeu- tung g, diesen anklingenden Laut. S. Tah. und N. Seel. Partikeln e, te. 10. Die Tong. Sprache dehnt ihren unbestimmten Artikel he nicht so weit aus, entbehrt aber eines eignen bestimmten, und bedient sich des- selben Wortes für beide. 11. Die Mal. braucht den, auch vom Zahlwort abgekürzten, unbe- stimmten Artikel nicht häufig, und hat eigentlich keinen bestimmten. Das Pron. zang vertritt in einigen Fällen dessen Stelle. 12. Das Mad. macht keinen Gebrauch von dem Zahlwort zum unbe- stimmten Artikel, bedient sich aber des gni, ni (Chap.), ny (Bibelübers.) zur Bezeichnung dieses und des bestimmten. 13. Die hier vom Tag., Pol. und Mad. angegebenen Artikel gelten aber nur beim Nomen appellativum. Die Eigennamen haben einen verschie- denen, der im Tag. und Mad. auf sie beschränkt ist, aber im Polyn. einen sinnvoll weiter ausgedehnten Umfang hat. Im Tag. ist dieser Artikel si’, im Mad. ra oder i. Anm. 4. Im Dialekte von Sumenap ist si das dem Mal. zang entspre- chende Pron., so wie sibani in dem von Madura (Raffles. II. App. p.149.). Anm.?2. Von ra merkt es Flacourt (hist. de Madagascar, hinter dem Inhaltsverzeichnifs) an. Es wird den Namen selbst präfigirt: Radavou- dou, David, Radama, Adam, Ramaria, Maria (Flac. Catdchisme. p.10. 12.). Jia (Chap.), raha, raa heifsen etwas. Voni reden Gramm. und Wörterbücher nicht. Aber die Englischen Missionare brauchen es so. Es steht, wie das Tag. si, vor dem Namen: 7 Abirahama (Matth. 1, 2.). 14. Das Tag. si wird nicht nur ausgedehnt auf alle Arten Namen, Liebkosungsnamen, Spitznamen, die Namen, welche nach der Mal. Sitte El- tern nach ihren Erstgebornen annehmen (Marsden. hist. of Sumatra. p.286.), sondern auch auf die mit ca präfigirten Wörter, mit welchen sich diejenigen bezeichnen, die sich beim Essen oder Trinken einer Sache Freundschaft ge- schworen haben (si ca-tıibig, der Wasser-Verbrüderte). Auch den Ver- wandtschaftsnamen wird von Seiten derer, die Ehrfurcht schuldig sind, si vorgesetzt, da die Respectspersonen selbst, z.B. Eltern, bei den Ausdrücken Sohn, Tochter ang gebrauchen. Im Bisayischen Dialekt steht es auch vor dem Demonstr. Pron., sobald sich dies auf Personen bezieht, in gewissen Fällen vor dem persönlichen Pronomen, ja in andren Dialekten auch bei Artikel. 8.19. 339 dem auf Sachen gehenden Pron. Die Beschränkung auf Eigennamen ist also mehr Sache einzelnen Sprachgebrauchs (Ezg. nr. 3. 35.). 15. Im Tah. ist o, im Tong. und N. Seel. ko der die Eigennamen begleitende Artikel. Aber sie werden dann auch auf andre Fälle angewen- det, wo ein für sich bestehendes Ganzes zu bezeichnen ist, und sind gleich- sam Artikel der lebendigen Individualität (s. Tahit. und N. Seel. Partikeln). Im Tong. braucht man ko, um mehrere Unterarten einer Gattung zu be- zeichnen, so dafs auch der Begriff eines Individuums, einer Einheit heraus- kommt. Die Verbindung dieses Artikels der Individualität mit dem allgemei- nen, ote, ko he (koe), ist nur diesen Sprachen eigen. Der Begriff erhält dadurch die gröfste Bestimmtheit, deren er fähig ist. 16. Zu diesen Artikeln oder artikelartigen Vorschlägen ist auch das Tah. a, N. Seel. ka zu rechnen (s. Partikeln). Anm. Da ka vor Adjectiven nur dann steht, wenn kein Substantivum vorhanden ist, und ko vor Ordinalzahlen bei ausgedrücktem Subst. ganz, oder doch von seiner Stelle weicht, so bedeuten beide sichtlich ein All- gemeines (Ding, Sache), welches das Specielle ersetzt, und zwar im Polyn. ko ein individuell abgesondertes Wesen, ka ein Etwas überhaupt. Damit stimmen das N. Seel. ko, heranwachsendes Mädchen, köro, dasselbe ohne Rücksicht auf Geschlecht, und auch ein Mensch auf einer Reise oder bei einem bestimmten Geschäft, bestimmten Beruf. Das Tagalische ca hängt ungeachtet der Vocalverschiedenheit mit dem Polyn. ko, nicht ka, zusam- men. Dafs im Tag. ca der Begriff der selbstständigen Einheit liegt, geht auch daraus hervor, dafs es mit Verben die Vollendung der Handlung an- zeigt (Tot. nr.272.). Nur eine Lautveränderung von ko ist das N. Seel. kau, das aber allein, blofs, abgesondert von andrem heifst (e ta- ngata kau, ein nackter Mensch), ein Begriff, der mit dem der Einheit zusammenhängt, weshalb in der Numeration die Einer ka te kau, ohne Zusatz, heifsen. Im Tong. kau ist der Begriff auf die, eine Einheit bil- dende Verbindung angewendet, und wird, wie wir gleich sehen werden, auf diese Weise zu einem Mehrheitszeichen. 17. Das Mal. setzt den Eigennamen keine Partikel vor. In einigen Gegenden Sumatra’s aber geschieht es vor den Geburtsnamen, und die Par- tikel ist auch si; Si Bintang wörtlich: der Stern (Marsden. hist. of Su- matra. p.286.). Die Sitte ist also nicht der Sprache überhaupt, sondern Ccc2 340 Das Nomen in den Malayischen Sprachen; nur dem zur Schriftsprache gewordenen Dialekt fremd. Dagegen besitzt die Sprache auch das Tag. ka als Vorschlag der Ordinalzahlen, und im Begriff des Zusammenfassens in Einheit bei den Cardinalzahlen. Aa-düa ist der zweite, aber auch beide. Numerus. 18. Da die Mal. Sprachen ihn nie am Worte selbst ausdrücken, so besteht seine Bezeichnung auch in Vorschlägen, die sehr von unsrem Begriff des Plurals abweichen, aber um so mehr artikelartig sind, als sie ddas Maafs andeuten, in dem man sich den Gegenstand denken soll. Der Art, wie diese Sprachen den Mangel eines Plurals in der Conjugation und Wortbildung er- setzen, wird nicht hier, sondern am gehörigen Orte gedacht werden. 19. Die Tag., N. Seel. und Tah. Sprache bezeichnen den Plural durch eigen dazu bestimmte Partikeln, die Tag. aber nur durch Eine, blofs dazu gebrauchte, die beiden andren nach Maafsgabe der gröfseren oder geringeren Mehrheit oder auch der Gegenstände durch mehrere (s. Tah. Partikeln na, ma, maa, mau, tau, pue, hui, N.Seel. nga, niki, toko, ma). Das Pluralzeichen schliefst den Artikel nicht aus, sondern steht, als wäre es (was auch wohl die richtige Erklärungsart ist) selbst ein Subst., dem das andre wie Apposition folgt, zwischen dem Artikel und dem Subst. (ang manga tavo, Tag. die Menschen). Die Verwandtschaft dieser drei Sprachen ist sichtbar n in dem Tag. manga, N. Seel. änga, zu einer Arbeit verbundene Menschen, und dem daraus zusammengezogenen nga, endlich dem Tah. na. Wenn in das Tag. Verbum ein Mehrheitszeichen eingeschoben wird, lautet es auch nur nga (Tot. nr.236.). Das m oder ma von manga könnte mit dem Thei- lung, Vielheit, Verbindung andeutenden ma (s. Polyn. Partikeln; indefs ist auch ma, als Mehrheitsbezeichnung, den Philipp. Sprachen eigen und wird im Bis. den Verben infigirt. Ezg. nr. 154.) zusammenhangen, ich halte es aber für denselben, weiter unten zu erklärenden Vorschlag, der bei den Ad- ject. und Verben aller Mal. Sprachen vorkommt. Sehr leicht kann nga der ursprüngliche, in anga schon zusammengesetzte Laut sein. Wirkliche Zu- sammenselzung von zga mit der intransitive Bedeutung habenden Partikel ma findet sich in der sogenannten 8. Tag. Conjugation. 20. Die 'Tong., Mal. und Mad. Sprache bezeichnen den Plural mei- stentheils gar nicht, oder nur gelegentlich durch Mehrheits- Adjectiva. Die Numerus. Casus. 8.19. 341 erste braucht jedoch noch bei Menschen und Thieren oft die, gleichsam zu Partikeln gewordenen Subst. kau (s. ob. nr. 16.), Verbindung, Gesellschaft, und /unga, Haufen, dazu. 21. Vom Mal. behauptet Marsden (Gramm. p. 30.) scharfsinnig, dafs das blofse Subst. den Plur. andeutet, und der Sing., als Ausnahme, bezeich- net wird. So sind im Mad. Augen (yeux) massou, Auge aber (oeil) mas- sou rec (Ein Auge). Die Sache ist wohl die, dafs man den Numerus nur da bezeichnet, wo man Undeutlichkeit befürchtet, und zur Bezeichnung dann nach der Natur der Gegenstände bald den Sing., bald den Plur. wählt. 22. Der ein- und ausschliefsende Plural und der Dualis treffen nicht allein blofs beim Pronomen ein, sondern sind so in dasselbe verwebt, dafs ihrer schon oben beim Pron. in der Wortbildung gedacht worden ist. Casus. 23. Keine Mal. Sprache deutet sie durch Veränderung des Wortes an. Alle bezeichnen sie, wenn sie nicht ganz unangedeutet bleiben, durch den Wörtern vorangehende Partikeln, oder durch einen vermöge eines Zwischen- lautes angedeuteten Status constructus. Auch giebt es, den Nominativ ein- gerechnet, im Mad. nur 2, im Tag. und N. Seel. 3 Bezeichnungs-Verschie- denheiten aller möglichen Casusbeziehungen. 24. Im Tag. sind, aufser dem, den Nominativ bezeichnenden Artikel ang, die Casus-Part. nur nang für den Gen., den Accus., wenn er die ei- gentlich durch das Verbum leidende Sache bezeichnet, und alle Fälle, wo die Präp. mit gebraucht werden kann, und sa für alle übrigen Beziehungen. Diese Partikeln würde man fälschlich für Präpositionen halten. Sa, auch, mit einem Ortssuff. verbunden, saan, deutet einen jedesmal bestimmten Ort an, bildet hiervon ein intransitives Verbum: sich an einem Orte befinden (s-u-ng-masa Pila si Juan, Johann wohnt in Pila), und heifst, mit tran- sitiven Partikeln vor ein Subst. gesetzt: etwas an den durch dies Wort ange- deuteten Ort legen oder stellen (mag-sa-arao nang damit, lege [an die] Sonne das Kleid) (Tot. nr.75. 362.). In der Redensart pasasa-biquir aco, ich werde aufs Saatfeld gehen, scheint zwar sa ganz den Sinn einer Präpos. zu haben. Allein es ist auch hier nur der Ortsbegriff, der in der Bewegung andeutenden Form zum Verbum gemacht wird. Dies sieht man auch daraus, dafs, wenn in derselben Verbalform an der Stelle des Subst. ein Ortsadv. 342 Das Nomen in den Malayischen Sprachen; steht, sa, als dadurch unnöthig werdend, wegbleibt; pa-rito-ca, komm hierher, von dem hier zum Verbum gemachten Adv. dito, hier (Tot. nr. 233.). Im Bis. Dialekt heifst sa amun, was nichts andres ist, als die Form der obli- quen Casus des Plur. Pron. 1. Pers. mit vorangehendem sa: in unsrem Lande (Ezg. nr.25.). Was also hier die Stelle des Casuszeichens vertritt, ist eher ein Substantiv zu nennen. 25. Der Ursprung von nang ist nicht so klar nachzuweisen. Das Be- deutsame scheint aber im Nasenlaut zu liegen, und so verbreitet sich das nz in diesem grammatischen Gebrauch über einen grofsen Theil des Stammes. Die genaue Bedeutung von nang ist das Zusammengehören, es sei nun, dafs Dinge sich wie Theile zum Ganzen verhalten, oder nahe an einander geknüpft werden. Vang heifst als Conjunetion und. Vgl. auch unt. nr. 170. Daher dient auch nang bei weitem nicht in allen den Fällen, wo wir den Accusativ setzen, sondern nur da, wo das Verbum, wie schaffen, machen, tragen, bringen, das Object ganz dem Gebiete des Subjects aneignet. In vielen andren wird der Accusativ wie ein Locativus behandelt, z. B. nicht gesagt mit nang: die Arznei erleichtert den Kranken, sondern mit sa: er- leichtert (stiftet Erleichterung) im Kranken. Der Genitiv läfst sich ganz na- türlich als ein Zusammengehören denken. Ich halte es nur für eine Abkür- zung diesesnang, wenn die Sprache in der Construction zusammengehörende Wörter durch Nasenlaute verbindet. Diese, welche die Span. Grammatiker Ligationen nennen, haben denselben Zweck, als nang, nur in einer weite- ren und mannigfaltigeren Beziehung. Den Übergang selbstständiger Partikeln in Endbuchstaben des vorhergehenden Worts sieht man deutlich im Bisayi- schen Dialekt. Denn auf der einen Seite werden die, wieder untergeordneten Dialekten angehörenden Partikeln (angebliche Casuszeichen) san, ac, ug blofs zu End-n, ce, g; Bis. nangayo aco-n (od. aco-c, od. aco-g) ca- nun, fordre ich zu essen. Auf der andren erscheint in diesem Dialekt eine ganze, jedoch bisweilen auch abgekürzte Partikel nga als blofser Verbin- dungslaut; madyonga tdvo, ein guter Mensch (Ezg. nr. 12. 73.). 26. Beim Genitiv ist zwar nang die eigentliche Partikel, welche das regierte Subst. an das vorausgehende regierende anknüpft. Läfst man aber umgekehrt das regierte Subst. vorausgehen, so nimmt dies sa vor sich, d.h, es wird räumlich als ein Ganzes behandelt, von dem das regierende Subst. einen Theil ausmacht; im Vater das Haus für das Haus des Vaters. Casus. 8.19. 343 Allein in diesem letzteren Fall werden doch beide Subst. durch eine Liga- tion verknüpft; sa Capita-ng bahai, des Capitains Haus. 27. Im Mad. beruht die Casusbezeichnung fast allein auf dem ver- knüpfenden Nasenlaut; gni, od. ni, od.n', die auch die Stelle des Artikels vertreten (s. ob. nr. 12.), dienen für den Gen. und Aceus., nur im letzteren Fall bisweilen mit vorangehendem a, ani, zusammengezogen in an. Für einige Beziehungen hat die Sprache wirkliche Präpos.; tabini, durch, in u.s. w., und mit Verlust des Z (s. oben) adini (Chap. Ann. p.99.), aber auch (2.c. p.101.) amini (in welchem Wort wieder ni einen Theil ausmacht; amy nytrano, in den Häusern, Luc. 7,25.), und naho, für. Doch duldet die Sprache auch die Bezeichnung des Gen. und Aceus. ohne Verbindungs- zeichen durch blofse Stellung; zanhare anak, Gottes Sohn (Chap. Ann. p.102.). Eine bestimmte Vocativ-Partikel ist bei den Englischen Missionaren vor Eigennamen (Matth. 4, 10. Luc. 16, 24.) und Appellativen (Luc. 14, 10.) ry. Statt des r,y wird auch dem Wort ein r präfigirt: r-ankizy, o du Mäd- chen! Luc. 8, 54. Wenn das Subst. ein Besitzpron. mit sich führt, wie in tompo ko, mein Herr, finde ich sie nicht. 28. Die Tah. und N. Seel. Sprache unterscheiden drei oblique Casus: den Gen., den Dativ und Acc. (welche durch dieselbe Präpos. bezeichnet werden), und den Instrumentalis. Den Gen. deuten die Präpos. a, o, na, no, ta, to, den Dat. und Acc. im N. Seel. i, ki, kia, im Tah. i, ia, den Instrum. im N. Seel. i, im Tah. e an. Das Bedeutsame im Gen. beruht also in diesen Sprachen nicht auf dem Nasenlaut, sondern auf den Vocalen a, o, denen, wo sie einen Consonanten annehmen, nach Maafsgabe der Entfernung £ oder n beigesellt wird. Unter diesen beiden Vocalen ist der Unterschied, dafs a den Besitz als Eigenthum, o ein unbestimmtes Angehören anzeigt. Man sieht, dafs diese Partikeln wirkliche Präpositionen sind. 29. Die Tong. Sprache bezeichnet die Casus sehr selten, und setzt selbst im Genitiv nur gewöhnlich die mit ihren Artikeln versehenen Wörter, den Gen. zuletzt, nach einander hin; he hingoa he jiena, der Name der Person. Indefs verläugnet die Sprache auch hierin ihre Stammverwandtschaft nicht. Denn für den Dativ hat sie die Präp. gi (vor Appellat.), gia (vor Ei- gennamen) und giate (vor dem Pron.), und in einigen, doch seltnen Fällen setzt sie dem Gen. ein a vor, malunga a Finau, die Rede Finau’s. Gi, gia sind das N.Seel. ki, kia. [4%] FE DS Das Nomen in den Malayischen Sprachen; 30. Dem Mal. ist gar keine Casusbezeichnung eigenthümlich. Es deu- tet den Gen. und Accus. blofs durch Stellung an; und wo eine Specificirung der Beziehung erforderlich ist, gebraucht die Sprache wirkliche und ausführ- Präpos., die gar nicht als Analoga von Casusbezeichnungen angesehen wer- den können. 31. Bei dem Pron. weicht die Bezeichnung der Casus von der beim Nomen ab, jedoch nur im Tag. und Mad. Die anderen vier Sprachen wen- den entweder dieselben Mittel an, oder entbehren der Bezeichnung auch hier. 32. In den Mal. Sprachen dienen aber auch Abkürzungen des Pron. zur Bezeichnung der Casus. Von diesen wird jedoch weiter unten die Rede sein, da sie immer mit der Anhängung an andre Redetheile zusammenhangen. Anm. Im Mal. glaube ich noch eine von Marsden nicht erkannte Spur zu finden, in der sich die Casusbezeichnung der Philippinischen Inseln er- halten hat, nämlich in däku (d-aku-n, Zeb.), dikau (für das es nur dar- . um keine Zebuische entsprechende Form giebt, weil dieser Dialekt sie mit mo, dem andren Pron. für du, bildet, d/-mo) und drya (ganz gleich- lautend Zeb.). Marsden (Gramm. p. 44. 46-48.) mag Recht haben, dafs gegenwärtig der Gebrauch dieser Formen nur als euphonisch gilt; dafs ihm aber auch noch heute etwas Andres zum Grunde liegt, ist offenbar. Denn daku (Engl. me) und dikau (Engl. thee, ye (')) bezeichnen immer den Fall eines obliquen Casus, und dzya (Engl. he, him) thut dies meisten- theils. Dafs jedoch dzya auch als Nomin. vorkommt, kann daher rühren, dafs sich die wahre Bedeutung der Form im Bewufstsein des Volkes ver- loren, und mit dem euphonischen Zwecke vermischt hat. Man vgl. über dies präfigirte d ob. nr. 31. Im Tag. hat der Gen. (ohne von den oben betrachteten Fällen zu sprechen, wo er ein ganz verschiedenes Thema ist) weder die Partikel sa, noch nang vor sich, besteht aber, wie beim Nomen, immer aus zwei For- men, einer vor- und einer nachzusetzenden; und die erste von diesen dient dann mit sa für alle Casus, auch den beim Nomen mit nang bezeichneten Accus. Es kommt daher nur auf die Bildung der beiden Genitivformen an. Diese geschieht nun in der Regel nach der allgemeinen Analogie vermittelst (') Marsden setzt zwar (Lex. R.v.) auch /Rou, you, belegt dies aber mit keinem Beispiel. Gramm. p.46. sagt er selbst, dals es niemals Nomin. ist. Casus. $.19. 345 eines Nasenlauts, der entweder einfach sufligirt wird (acu-n, meiner, von aco, da o und u immer verwechselt werden, Bis.), oder durch Suffigirung der Sylbe in (aquin, meiner, von aco, Tag.), oder durch blofse Präfigirung von n (nacu, meiner, von aco, Zebu-Dial.), oder durch Vorsetzung von can (can acu, dass. in dems. Dial.), oder endlich durch Verbindung der Prä- und Suffigirung von n (n-acu-n, dass. in dems. Dial.). Die Conso- nanten aber, mit denen einige Pron. anfangen, fallen bei der Anfügung von n, und auch wo diese, wie in afa von cala, du und ich, nicht statt findet, ohne Ausnahme hinweg, und so wird Tag. von cami, wir, dmin, namin, von quitd, du und ich, canita, von siya, er, caniya, von sila, sie, ca- nila. Die demonstr. Pron. haben bei Totanes eine vom eben Gesagten ab- weichende Casusbezeichnung. Wo beim Appellat. nang gebraucht wird, haben sie eine Form mit präfigirtem n. Wo dort sa steht, setzen die vier Pron. d-ini, d-ito, d-iyan und d-oon, worauf sie sa und dann das vor- kommende Nomen folgen lassen. Hier gehört sa gar nicht zum Pron., son- dern zum Nomen, und jene Formen mit d sind blofse Adverbia. Diyan sa bayan heifst nicht: in jener dir näheren Ortschaft, sondern: dort, dir nä- her, in der Ortschaft. Die Casus von yari und i2o sind nicht, wie sonder- barer Weise Totanes sagt, dini sa, dito sa, sondern niri, nito. Aber wo die Bedeutung von sa eintritt, bedient man sich nicht des Ausdrucks durch die Casus des Pron., sondern durch die Adverbia. Allein von einer andren Seite hat Totanes wieder nicht so ganz Unrecht, da die Adverbia offenbar Ableitungen von den Pron. und gleichsam Casus derselben sind. Denn alle haben das Praefix d, und dieses ist nach Ezguerra auch eins der mehreren Präf. der obliquen Casus der persönl. Pron. Bei den demonstrat. dagegen führt er es gar nicht an. 33. Im Mad. sind die Quellen nicht vollständig, und vorzüglich in der Orthographie nicht genau genug, um die Sache gleich umfassend zu ver- folgen. Aber die Hauptmodificationen, die Anfügung des Nasenlauts und Unterdrückung des Anfangsconsonanten, finden sich sichtbar. Denn aus sa- haie, wir, wird in den obliquen Casus an-aie, oder n-aie. Pronomen. 34. Nach dem schon oben vom Pron. Gesagten ist hier nur noch von dem Gebrauch der Pron. als Affısa zu reden, worunter ich nur die Fälle Histor. philol. Abhandl. 1832. Ddd 346 Das Pronomen in den Dlalayischen Sprachen. 8.19. verstehe, wo eine Abkürzung des gewöhnlichen Pron. an andre Redetheile angehängt wird. Dies ist in allen Mal. Sprachen, jedoch nur in wenigen Fäl- len, üblich. Es geschieht in der Regel durch Nachsetzung. Die Pronominal- abkürzung tritt dann unmittelbar hinter das Hauptwort. Wenn im Tag. eine Verbalform zur Bezeichnung der Vollendung einer Handlung das Adv. na, schon, nach sich nimmt, so schliefst sich dies na, sobald die Verbalform ein Pronominal-Suffix hinter sich hat, an dieses, und nicht an jene, an; na-ba- basa co na ito-ng libro, im-Begriff-geendet-zu-werden-zu-lesen von-mir schon (ist) dieses (Bindelaut) Buch (Tot. nr. 203.). Insofern sieht also die Sprache das Pronomen als zum Verbum gehörend an. Auf keine Weise aber kann es für ein Suffix der Verbalform gelten. Denn die Sprache thut nicht allein nichts, um das Zusammenschmelzen des Pronomens mit dem Wort zu befördern, sondern sie giebt auch durch den Accent ausdrücklich zu erken- nen, dafs keine solche Verschmelzung statt findet. Bei einem wirklichen Suffix rückt nämlich der Accent des Stammwortes, wenn dies ein Paroxyto- non ist, auf die letzte Sylbe. Bei dem Hinzutreten der Pronominalabkürzung aber bleibt er ohne Unterschied unverändert; von aral, lehren, hanap, suchen, wird im Pass. aral-an, handp-in, weil an und in wahre Suffixe sind, dagegen sagt man pinaghahanap co, gesucht werdend von mir. Am allgemeinsten findet die Affigirung im Genitiv statt; anac-co, mein Kind, Tag., raja-mu, dein Fürst, Mal., sogu£ ko (Chap.), mein Bruder, sakai- za ko (Luce. 12, 4.), meine Freunde, Mad. Die Polyn. Sprachen bedienen sich dieser Anhängung nicht, sondern bilden ihre Possess. anders. Die N. Seel. und Tah. thun es durch Verbindung der Pron. mit den Casuszeichen des Gen., bedienen sich aber hierbei der Suffigirung abgekürzter Formen; 10- ku, von mir, mein, von ahau, ich; tö-u, von dir, dein, von koe, du, N. Seel.; Zou, von wau, ich; Zo'na, von ihm, sein, von na, dort, Tah. (!). Das Tong. setzt auch einige Pron. possess. dem Nomen nach. Es sind aber nicht sowohl abgekürzte, als verschiedene Laute, und sie nehmen immer ein a vor sich, was die oben (nr. 29.) erwähnte Präp. zu sein scheint. Der Nom. scheint blofs im Tag. und Mal. abgekürzt suffigirt zu werden, im Tag. nur (') [Im Haw. werden die Pron. possess. ebenso durch Vorsetzung der Besitzpräpos. vor das persönliche Fürwort gebildet: ka’u, mein, kauw, dein, kana, sein, u.s.w. Für mein und dein haben aber die Polyn. Sprachen auch Suffixformen (z.B. Haw. kuu, ko). B.] Das Verbum in den Malayischen Sprachen. $.20. 347 der der 2. sing., ca, meistentheils im Imperat.; malo-ca, prügle du. Das Mal. präfigirt aber auch die abgekürzten Pron. dem Verbum; ku-bünoh (Marsden. Gramm. p.46.), ich tödte, kau-büat, du thust; im Imperat. suffigirt sie; matz-lah kau, stirb du. 2. Capitel. Vom Verbum. $. 20. 35. Der Bau des Malayischen Verbums (vom ganzen Sprachstamm zu reden) ist vollständig nur am Tag. Verbum zu erkennen. Das Mad. und ei- gentlich Mal. enthält nur Bruchstücke davon, die Polyn. Sprachen haben eine primitivere, weniger zu Formen verbundene Gestalt des Verbums. Es wird daher am angemessensten sein, zuerst das Tag. Verbum vollständig, ohne alle Rücksicht auf die andren Sprachen darzustellen ; zweitens das Mad. abzuhandeln, das sehr vieles aus demselben Bau an sich trägt; drittens zu zeigen, was die Mal. Sprache in ihrem Abwerfen und Weg- schleifen der grammatischen Formen davon dennoch erhalten hat; viertens endlich zu untersuchen, wie sich der einfachere, aber rohere Polyn. Verbalbau zu dem zum Theil künstlichen Tag. verhält. Form des Tagalischen Verbums. 36. Die einfachste Verbalform der Sprache ist die von Totanes die absolute, von Ezguerra die radicale genannte. Sie läfst die Wurzel, wenn dieselbe auch ein Nomen wäre, ganz unverändert, und fügt ihr, allein in ab- gesonderten Wörtern, ein Pron., auch Zeit andeutende Wörter hinzu. Bis- weilen unterläfst man aber auch dies. Lacar, gehe! ayao aco, nicht-will ich, Tag.; dugsai, Ruder, dbugsai camo, rudert ihr! obus na aco caun, vollendet schon ich essen, d.h. ich habe gegessen, Bis. Zur Verstärkung wird bisweilen dem seine Anfangssylbe reduplicirenden Worte ca vorge- setzt (Tot. nr.275.). Da dies ein Präf. des Nomens ist, so gehen dadurch Nomen und Verbum ganz in einander über; ca-lalacar ca, gehe-schnell du! eig. (das) wirkliche-Gehen-Gehen du. Diese Art des Verbalausdrucks Ddd2 348 Das Tagalische F "erbum: ist aber blofs eine gelegentliche, in der Sprache selbst vermuthlich eine frü- here. Denn dieselben Wörter werden auch auf dem der Sprache eigenthüm- lichen künstlicheren Wege zu Verben geformt, und auch der Imperat. hat sonst keine so einfache Bildung. Wo ein Präfix die wirkliche Bedeutung des Wortes verändert, bleibt sie auch in der absoluten Verbalform; aral, leh- ren, pag-äral ca, studire! (Tot. nr. 129. 130. 238. Ezg. nr. 110.) Vgl. unt. nr. 174. 37. Den so eben erklärten absoluten Verbalausdruck ausgenommen, erscheint das Verbum in allen seinen Modificationen beständig theils von be- stimmenden Partikeln begleitet, theils mit Lautveränderungen des Grund- worts selbst. Dieses steht, als Verbalausdruck, niemals allein und unverän- dert da; und was Verbalbedeutung an sich trägt, ist abgeleitet. 35. Diese Ableitung, und mithin die Verwandlung in Verbalausdruck kann aber von jedem Wort in der ganzen Sprache geschehen, und es giebt hiervon, der grammatischen Form nach, durchaus keine Ausnahme. Der Ma- terie nach können insofern Ausnahmen gedacht werden, als sich mit gewissen Wörtern kein Verbalbegriff verbinden läfst. Von 00, ja, wird p-in-a-pa- 0-60 mo siya, wird-befehligt-ja-zu-sagen von-dir er? von dayopai, Heu- schrecke, d-in-ayopai ang palai, ist-geheuschreckt-worden der Reifs, d.h. von den Heuschrecken abgefressen (Ezg. nr. 111.). 39. Mit Ausnahme des absoluten Verbalausdrucks, erscheint also in der Rede ein Grundwort, allein und unverändert, immer nur als Nomen oder Partikel, und der Verbalbegriff liegt immer in den begleitenden Parti- keln und der Wortveränderung, selbst da, wo die Bedeutung, wie in gehen, werfen, schon an sich verbal ist. 40. Dagegen kann jeder Verbalausdruck, ohne die geringste Verän- derung zu erleiden, durch blofse Vorsetzung des bestimmten Artikels und der als Casuszeichen dienenden Präpositionen (mithin durch Behandlung als Nomen) in ein Partieipium verwandelt werden, oder vielmehr, da er gar kein Zeichen des Partieip. äufserlich an sich trägt, seine Verbalnatur grammatisch gänzlich ablegen. S-u-ng-m-u-sulat siya, schreibt er, ang s-u-ng- m-u-sulat, der Schreibende, ang manga b-in-ili mo, die (Pluralz.) gekauft- 5 wordenen von-dir, die von dir gekauften Sachen, sa su-sulat, für den, der schreiben wird, su-sulat siya, schreiben wird er. Nur der wirklich befeh- lende Imperativ macht hiervon eine Ausnahme (Tot. nr. 118.). Form desselben. $.20. 349 44. Die angeblichen Verbalformen der Sprache sind also an und für sich gegen die Nominal- und Verbalnatur gleichgültig, und es hängt erst von der Behandlung in der Construction ab, ob man sie als Participia oder als Formen des flectirten Verbums betrachtet. Setzt man ihnen ein Pron. nach, so sind sie Verba, setzt man ihnen einen Artikel vor, so sind sie Partieipia oder richtiger Verbal-Adjectiva. Die Worte: alinman-g tavo-ng magca- sala sa Dios heifsen: jeglicher Mensch beleidigend (Casusz.) Gott, weil die Form magca-sala durch die Ligatur ng, wie ein Adjectivum, mit dem Subst. zaro verbunden ist. Hebt man diese Verbindung auf, so wird das nun selbstständige magca-sala zum flectirten Verbum, und die Worte hei- fsen: jeglicher Mensch beleidige Gott. 42. Kein Tag. Verbum enthält die Andeutung der Personen in sich. Wo dieselbe erforderlich ist, geschieht sie durch ausdrückliche Hinzufügung der persönlichen Pronomina. Auch die Anheftung der Pronominal- Affıxa (s. ob. nr. 34.) macht hierin keine Ausnahme. 43. Ebensowenig wird der mit der Person verbundene Numerus auf andre Weise angedeutet. Alles, was in dieser Beziehung bisweilen angedeu- tet wird, ist der Begriff einer unbestimmten Mehrheit der Handelnden oder der Handlungen. 44. Die Bezeichnung der Verbalformen trifft also die transitive oder intransitive, active und passive Natur, die Modi, Tempora, und andre, theils die Verbalbeschaffenheit überhaupt (z.B. Frequentativa, Inchoativa), theils die einzelne materielle Bedeutung angehende Modificationen. 45. Die Partikeln, welche die jedesmalige Verbalform am Grundwort bestimmen, werden derselben präfigirt oder infigirt, so dafs das Grundwort immer das letzte Glied in der Form ist. Anm. Hiervon giebt es in der Conjugation activer Construction nur Eine Ausnahme, wenn nämlich zur Andeutung der ganz vollendeten Hand- lung an ein Prät. na (eig. das Adv. schon) angehängt wird. Die Ausnah- men bei der Conjugation passiver Construction werden weiter unten vor- kommen. Von den zwei Hauptverschiedenheiten des Tagalischen Verbalausdrucks. 46. Der eine betrachtet die Handlung als eine Thätigkeit des Sub- jects, und als sich auf ein Object beziehend, und stellt daher das Verbum in 350 Das Tagalische F "erbum; natürlicher Folge mit seinem Subject und Object zusammen; ang balang ai s-u-ng-m-ira nang pälai, die Heuschrecke (Bindepart.) hat-zerstört den Reifs. Der zweite Verbalausdruck betrachtet die Handlung blofs als et- was Geschehenes, und kleidet also das Verbum in eine Nominalform mit ausgelassenem Verbum sein; sisira-in co ang bibig mo, wörtl. zerstö- ren-werden mein der Mund dein, d.h. dein Mund wird von mir zerstört werden, oder wird mein Zerstören sein. Dieser Ausdruck stellt auch die Handlung in den verschiednen Beziehungen dar, in denen sie bald auf den Handelnden, bald auf das Gewirkte, bald auf Nebenumstände (Werkzeug, Ort) genommen werden kann. Er hat daher mehrfache Formen, der erste nur Eine. Denn in diesem wird die mit Thätigkeit vollbrachte Handlung als die Hauptsache angesehen, welche so nur Eine Richtung erlaubt. Bei jenem ist noch ungewifs, auf welche der verschiedenen vorkommenden Beziehungen der Redende seine Aufmerksamkeit richten will. 47. Die Tag. Grammatiker nennen den ersten dieser beiden Verbal- ausdrücke den activen, den zweiten den passiven. Jenes ist vollkommen richtig, dieses aber nur insofern, als wirklich die Construction immer eine passive, wenigstens intransitive ist. Allein übrigens umfafst der zweite Tag. Verbalausdruck auf der einen Seite mehr, als unser einfaches Passivum, und auf der andren wird das Passivum auch durch eigne, aus der Verbalform ac- tiver Construction abgeleitete Partikeln bezeichnet, so dafs die Benennung zugleich zu eng und zu weit ist. 48. In Wahrheit ist die Sache offenbar die, dafs die Sprache da, wo der Gedanke ein Verbum erfordert, an dessen Stelle eine Nominalform an- wenden will, und dafs ihr diese Richtung des Ausdrucks so geläufig gewor- den ist, dafs sie dieselbe dem wahren Verbalausdruck vorzieht. Sie geht da- her bei diesem angeblichen Passivum gar nicht hauptsächlich von der Dar- stellung des Thuns und des Leidens aus. Die Form des Ausdrucks wird nicht durch die Natur des Auszudrückenden nothwendig gemacht, sondern liegt weit mehr, wenn nicht ganz, in der Eigenthümlichkeit der Sprache. Sie benutzt dieselbe aber, um dadurch zugleich einen anderen Zweck und, wie man nicht läugnen kann, einen eignen Vorzug zu erreichen. Es soll nämlich durch diese zwei verschiedenen Darstellungen des Verbalbegriffs deutlich gemacht werden, worauf der Redende die Wichtigkeit seiner Aussage legt. Thut er dies in die Handlung, so braucht er die active Construction. Liegt zwiefacher Ausdruck desselben. 8.20. 351 ihm aber der Nachdruck in dem Subject oder Object, oder den Neben- umständen, so wendet er die passive an, und wählt die seiner Absicht ent- sprechende Form. In der activen Construction, und wo die Thätigkeit der Handlung die Hauptsache ist, kann einzig und allein das handelnde Subject im Nominativ stehen, im reinen Passivum ebenso nur das Object. Weil aber die Sprache sich die Freiheit erhalten will, jeden im Satz vorkommenden Begriff zum Ausgangspunkt des Gedanken, als Nomin., zu machen, so mufs sie den reinen Verbalbegriff durch Nebenbestimmungen hierzu in Stand setzen. Folgende zwei Beispiele werden dies klar machen. Wenn in den Sätzen: gieb mir das Wasser und: die Gnade verschönert die Seele die Wörter mir und die Gnade im Nomin. stehen sollen, und in beiden doch der Ausdruck passiv sein, um das Gewicht jener beiden Begriffe recht herauszuheben, so ist dies durch das gewöhnliche Pass. unmöglich. Die Sprache verbindet also mit dem Verbalbegriff im ersten Fall den des Orts, im letzten den des Werkzeugs, und sagt nunmehr: dbigy-an mo acon-ang tubig, nach der jetzt in die Form gelegten Bedeutung: gegeben-werde von- dir ich des Wassers, aber eig. und der wahren Construction nach: Gebungs- ort dein (sei) ich des Wassers, oder ich sei der Ort, wo du das Wasser hin- giebst; im andren Beispiel: ang Gracia ii-qu-in-a-bu-butin-ang ca- lolora (Tot. Gramm. nr. 119.), die Gnade (Bindepart.) wird- verschönert der Seele, allein eig. die Gnade (ist) das Verschönerungswerkzeug der Seele. Untersucht man die angeblichen Passivformen, so ist in bigyan das Suffix an, iniquinabubuti das Präfix i der die besondre Species des zweiten Ver- balausdrucks bezeichnende Laut. In bigyan ist dieser blofs mit dem Grund- wort bigai, geben, verbunden, dem sein @ genommen ist, und wo sich das übrig bleibende i, als Halbvocal y, an den Vocal des Suff. anschliefst. In iquinabubuti ist, aufser dem reduplieirten Grundwort duti, noch die ihm den Passivbegriff, als leiden" Gewirktes, allgemein anhängende Part. ca, die aber, weil ihr zur Bezeichnung des Präs. in infigirt ist, quina lautet. 49. Das Mittel, wodurch die Sprache den hier ausgedrückten Con- structionszweck erreicht, ist nun die Bildung drei verschiedner Formen (der drei Passiva bei Tot. und Ezg.), deren Grundgesetz in der Verbindung von in (Pasiva de in), i (Pasiva de i), an (Pasiva de an) mit dem Grundwort besteht. Z ist immer Prä-, an immer Suffix; in ist nur im Fut. und im Im- perat. Suflix; sonst irennt es bei consonantisch anfangenden Wurzeln, als 352 Das Tagalische Ferbum; Infix, den Consonanten der Anfangssylbe von seinem Vocal; A-in-anap, gesucht werden, von hanap, und wird vocalisch anfangenden präfigirt. Die genauere Bildung dieser Passiva sehe man, da sie sich nicht füglich ohne die Modus- und Tempusbildung erklären läfst, unt. nr. 173. Die aus der ersten Hauptgattung des Verbalausdrucks abgeleitete wirkliche Passivpartikel wird in der hier betrachteten dreifachen Passivform allemal beibehalten; s. das Beisp. in nr. 48. 50. Die mit den drei Partikeln verbundenen Grundwörter sind an und für sich, und vermöge dieser Verbindung gar keine Passiva, sondern Nomina. Dies beweist die in vielen Fällen bei ihnen gebrauchte Construc- tion. Die Sylben an und in sind Substantiva bildende Suffixa, an des Ortes und sonst (Tot. p.98. 8. 4.), in der Handlung, des oftmaligen Leidens der- selben Sache u. s. f. (Tot. 9.97. $.3.). Das Prät. der angeblichen Passiv- form in an wird auch geradezu, und ohne alle Änderung, als Subst. und Adject. gebraucht; 5-in-ating-an, er ist verschnitten worden, von bating, allein auch: ein Verschnittener (capon), verschnitten. Der Grundbegriff ist sogar nur der des Verschneidungsortes. Die passive Bedeutung kommt erst durch die Construction nebenher hinein, indem diese nur durch Hinzufügung des ausgelassenen Verbums sein möglich ist. Dagegen erhält das Grundwort durch die aus der ersten Gattung des Verbalausdrucks abgeleiteten Partikeln, die im Gegensatz mit den activen stehen (pag gegen mag, ca gegen maca), wirklich und geradezu passive Bedeutung. 51. Diese dreifache Art des Verbalausdrucks passiver Construction kann nun auf gewisse Verba vollständig angewendet werden, so dafs diesel- ben dadurch drei Passivformen erhalten; andre können nur von zweien, andre nur von einer Gebrauch machen. Dies hängt nämlich von der Bedeu- tung ab. Diese ist nun so, wie sie oben, jedoch nur in sehr groben Umrissen (nr. 46. 48.), geschildert worden ist. Das Pass. von an wird überall ge- braucht, wo die Vorstellungsweise, körperlich oder bildlich, auf irgend eine Art auf den Ort bezogen werden kann. Das Pass. in i scheint zwar vom Be- griff des Werkzeuges auszugehen, wird aber auf alles angewendet, was man von sich absondert (reden, geben, leihen u.s.f.), aus sich ausstöfst, und dient überall, wo die Span. Präpositionen con und por, mit, durch, für, eintreten, also auch zur Bezeichnung von Ursach, Rücksicht, Beweggrund, endlich zur Andeutung einer bestimmten Zeit (die Zeit gleichsam als Mittel, Werkzeug zwiefacher Ausdruck desselben. 8.20. 393 betrachtet, wodurch etwas geworden ist). In allen hierin nicht begriffenen Fällen tritt das Pass. von in ein. Nun hat sich aber der Sprachgebrauch die- ser allgemeinen, in der Natur der Part. liegenden Bedeutungen bemächtigt, und sie auf seine Weise angewendet, so dafs für jedes Verbum gewisse ge- bräuchlich geworden sind. Es geht damit, wie in Flexionssprachen mit den von den einzelnen Verben regierten asus, dafs sehr oft für ein Verbum eine uns gar nicht natürlich scheinende Passivform üblich ist. 52. Nach der obigen allgemeinen Angabe sollte man glauben, dafs der Ausdruck des einfachen Pass. immer durch in geschähe. Aber der Sprachgebrauch macht, dafs auch dieser einfache Fall durch alle drei Passiv- formen bezeichnet werden kann; cdn-in mo itö, gegessen-werde von-dir dies, dein Essen (sei) dies; i-bigai mo sa caniyd ang libro, werde -gege- ben von-dir (Casusz.) ihm das Buch, dein Gebungs-Werkzeug (das, womit du das Geben übst) an ihn (sei) das Buch; pag-ardl-an mo ang doctri- na, werde-gelernt von-dir die Lehre, dein Lerneort (sei) die Lehre. 53. Aus dem Obigen ergiebt sich schon von selbst, wann man sich jeder der beiden Hauptgattungen des Verbalausdrucks zu bedienen hat. Die von den Span. Grammatikern gegebene allgemeine Regel stimmt, obgleich sie diese Formen viel zu sehr, ihre wahre Natur nicht erkennend, mit dem Passivum anderer Sprachen vermischen, dennoch mit dem Obigen überein. Nach ihnen mufs die passive Construction eintreten, wo der Redende unter mehreren das Verbum begleitenden Begriffen auf Einen hauptsächliches Ge- wicht legen will, und allgemein da, wo von einem bestimmten Gegenstande gesprochen wird, die Bestimmung möge nun durch den bestimmten Artikel, oder ein possessives oder demonstratives Pron. geschehen. Dagegen wird die Construction activ, wenn das Object des Verbums auf unbestimmte Weise genommen wird. Man muls also activ sagen: Z-um-avag canangisa-ng bata, rufe du (Aceusativz.) einen (Bindelaut) Knaben, dagegen passiv: tavdgu-in mo ang aquin-g bäta, gerufen -werde von-dir (deine Hand- lung des Rufens sei) der mein (Bindelaut) Knabe. 54. Die Sprache, einmal den Nominalausdruck für das Verbum lie- bend, geht auch noch weiter, und wendet Wörter ohne alle Veränderung, oder mit den Passivpräf. der Conjugationen verbunden, dazu an, indem sie denselben blofs ca vorsetzt. Dabei wird die Anfangssylbe des Worts wieder- holt, die Actualität auszudrücken. Die Construction ist, wie bei den hier Histor. philol. Abhandl. 1832. Eee 354 Das Tagalische Verbum: betrachteten Passivformen. Die Bedeutungen sind mehrfach. Ein Beispiel wird genügen: ca-aalis din ngaiön ni Pedro, aora se acaba de ir Pe- dro, wörtl. (das) gethane -wirkliche-Gehen gewifs jetzt von Peter (ist); ca- pa-nga-ngäral din nang Pare, (das) gethane-wirkliche-Predigen (Pass. 3. Conjug.) gewifs des Paters (ist), d.h. der Pater hört eben auf zu pre- digen. Hier ist also der oben betrachtete zweite Verbalausdruck in einer Nominalform ohne die drei angeblichen Passiv-Charakteristiken (Tot. nr. 272. flgd.). Die hier beschriebenen Formen kommen auch in andren Bedeutun- gen mit suffigirtem an vor, und sind dann bald mehr als Passivformen von an, bald mehr als wahre Substantiva anzusehen. Ähnliche Formen, als hier mit ca, finden sich auch mit na (Tot. nr. 281.). 55. Der Verbalausdruck passiver Construction bedarf für jetzt keiner weiteren Entwicklung. Der active aber theilt sich in mehrere Unterarten, und erfordert eine eigne Betrachtung. Vom Verbalausdruck activer Construction. 56. Es ist schon oben (nr. 37.) gesagt worden, dafs, ehe ein Wort, welcher Art es sein möge, als Verbum gebraucht werden kann, es erst eine Zubereitung erhalten mufs, welche es dazu stempelt. Durch diese Zuberei- tung entsteht nichts, als eine Verbalform, die noch von allen, den Verbal- begriff grammatisch begleitenden Modificationen (Modus, Tempus u. s. f.) unabhängig und entblöfst ist, und die man am besten mit der Gestaltung ver- gleichen kann, welche die Sanskritwurzeln in denjenigen Conjugationen er- leiden, die wirklich durch eigne Behandlung der Wurzel bezeichnet sind. In der That verhält sich die Tag. Verbalform s-um-ulat, schreiben, darin, dafs an dieselbe sich nun erst die grammatischen Modificationen anschliefsen (die übrigen Verschiedenheiten abgerechnet), ebenso, als das Sanskritische 5], yun). 57. Die einzige grammatische Modification, die dennoch durch die Verbalform selbst angedeutet wird, ist die, welche man unter dem Namen des Genus zusammenfassen kann. Denn die Unterscheidung des Act. und Pass. findet sich allemal, die der transit. oder intransit. Natur in einigen Verbalformen. 55. Wie hier, wo vom Verbalausdruck activer Construction gehan- delt wird, doch vom Passivum die Rede sein kann, ist schon oben (nr. 47. Ausdruck actiser Construction. $.20. 355 50.) hinlänglich erklärt worden. Die Passivpartikeln müssen hier angegeben werden, um den systematischen Gegensatz zu zeigen, in dem sie mit den Activpartikeln stehen; die durch sie gebildete Form geht aber dann in die Gestaltung des Verbalausdrucks passiver Construction über. Sie bringen nur Passivbegriffe, nicht Passiv-Verba hervor. An die activen Formen kann unmittelbar Modus und Tempus angebracht werden; damit das bei ihnen möglich sei, müssen sie erst (s. ob. nr. 49.) die Verbindung mit in, i oder an eingehen. 59. Die oben (nr. 56.) beschriebene Verbalform enthält zwar nichts einen Modus oder ein Tempus Charakterisirendes; sie ist indefs doch nicht ohne allen Gebrauch in der Rede, und unterscheidet sich auch dadurch von der mit ihr verglichenen Sanskritischen. Denn da der Imperativus keine Charakteristik verlangt, so sind alle activen Verbalformen an und für sich Imperative; mag-hanap, act. Form der 2. Conjug., mag-hanap cayö, suche du! Bei den pass. Formen gilt dasselbe erst nach ihrer Verbindung mit in, i oder an. 60. Totanes zählt, nach dem Beispiel seiner Vorgänger, siebzehn ver- schiedene Arten der Umwandlung des Grundworts in die Verbalform auf, und nennt dieselben especies de verbos. Dieser Ausdruck Verbalarten ist insofern nicht unrichtig, als zum Theil wirklich Arten des Verbums, Fre- quentativa, Reciproca, so gebildet werden. Da dies aber nicht immer der Fall ist, so ist es besser, die Benennung von dem Mittelzustand herzuneh- men, in dem sich diese Verbalformen zwischen dem Grundwort und dem vollständig, dem Modus, Tempus u. s. f. nach, ausgebildeten Verbum be- 9) finden, und der ihren grammatischen Charakter ausmacht. Ich werde sei, ) analogisch mit den ähnlichen Bildungen der Sanskritsprache, Conjugatio- nen nennen, da Classe, Form u. s. f. zu unbestimmte Ausdrücke sind. Anm. Will man sich von den Tag. Conjugationen nach der Sanskrit- Grammatik einen Begriff machen, so mufs man die ersteren so ansehen, als begriffen sie die Sanskr. Conjugationen und die Sanskr. abgeleiteten Verba (beides natürlich nur nach dem allgemeinen grammatischen Standpunkt dieser Bildungen, nr. 60.), und hier und da noch die mit Präp. verbun- denen Verba zugleich in sich. Die Analogie ist nur vollkommen, wenn man alle diese Gattungen der Verba des Sanskrits, besonders aber die bei- den ersten, in Eine Classe zusammenfafst. Wie nah aber auch im Sanskrit Eee2 356 Das Tagalische F "erbum: selbst einige dieser Gattungen zusammengehören, beweisen die 4. und 10. Sanskrit- Gonjugation. 61. Jede dieser Conjugationen hat ihre eigne Lautbildung, und jede ihre bestimmte Bedeutung. Einige sind von der Art, dafs jedes Verbum der Sprache sie annehmen kann, die meisten aber haben jede einen besondren Kreis von Verben, der ihnen angehört. Auf alle diese drei Umstände mufs man achten, wenn man sich einen vollständigen Begriff des Tag. Verbums machen will. 62. Zu diesem Zweck würde es aber auf keine Weise führen, wenn man gleich hier die 17 Conjugationen der Reihe nach durchgehen wollte. Auch ist dies bereits bei Totanes geschehen. Eine klare und fruchtbare Übersicht der ganzen Verbalgestaltung kann nur erlangt werden, wenn man alle 17 Conjugationen zusammengenommen nach den obigen drei Gesichts- punkten (nr. 61.) zergliedert. Ist dies geschehen, so kann ein Rückblick auf die einzelnen Conjugationen, die allerdings in dieser Zergliederung theils zusammengeworfen, theils zerstückelt werden, von Nutzen sein. Bildung der Conjugationen. 63. Obgleich, wie schon (nr. 56. 59.) bemerkt worden ist, Tempus und Modus erst an die Conjugationsform an - oder in sie hineingebildet wer- den, so ist doch die Conjug. Form selbst bisweilen vom Tempus abhängig, und nicht bei jedem dieselbe. Anm. Es liegt hierin eine Analogie mit der, sich nur auf die ersten vier Tempora erstreckenden Conjug. Form des Sanskrits. Was aber dort Regel ist, bildet hier eine Ausnahme. Der Grund aber mag in beiden Fäl- len derselbe sein, dafs die von der Conjug. Form nicht betroffenen Tem- pora (welche in beiden Sprachen die Wurzel reiner enthalten) einer an- dren Zeit oder einem andren Dialekt angehören. 64. Die beiden hauptsächlichsten Arten der Conjugationsbildung sind die ohne Präfixa (1. Conjug.), und die vermittelst derselben (2-17. Conjug.). Die letztere scheint aber die der Sprache allein ursprünglich eigenthümliche zu sein. Denn im Gebirge wird (Tot. nr. 140.), statt der ersten, die Präfigi- rung von na und ma gebraucht, und im Bisayischen Dialekt ist es der Will- kühr anheimgegeben, sich dieser Präfigirung, oder der präfixlosen Bildung zu bedienen (Ezg. nr. 130.). Vermuthlich haben beide Bildungen dialektweise Bildung der Conjugationen. 8.20. 357 gleichzeitig geherrscht, die präfixlose aber den Vorzug erhalten, da ma und na, als bestimmte Präfixa der intransitiven Conjugationen, Zweideutigkeit erregen konnten. Anm. Indem ich, der Kürze wegen, die Bildung der 1. Conjug. die präfixlose nenne, mufs ich daran erinnern, dafs die hier vorkommende In- figirung im Tag. vor vocalischen Wörtern allemal Präfigirung ist. 65. Die präfixlose Bildung ist es auch vorzüglich, die in Einem Fall einen Unterschied nach den Zeiten erleidet. Sie läfst bis auf Einen auszu- nehmenden Fall dem Fut. der währenden Handlung den unveränderten Stamm des Verbums. 66. Die präfixlose Bildung geschieht durch Infigirung von um, also von einem vorn vocalisch erweiterten Nasenlaut, in den Stamm des Worts nach den allgemeinen Regeln der Infigirung; sülat, schreiben, s-um-ulat, aral, lehren, um-aral. Anm. Im Sanskrit wird der zu infigirende Nasenlaut nach hinten vo- calisch erweitert, und tritt daher hinter den Vocal des Stammes. Sonst ist eine auffallende Ähnlichkeit zwischen s-um-ıulat und yu-na-kti. 67. Wenn der Vocal der Anfangssylbe z ist, so kann der Vocal von um sich demselben assimiliren; Zinao, heiter, klar, Z-um-inao oder l-im-inao, inum, trinken, um-inum oder im-inum. 68. Totanes führt noch eine andre Art prälixloser Conjug. Form an, welche blofs durch Verwandlung des Anfangsbuchstaben in m im Imperat. und n im Präsens und Präter. entsteht. Diese ist zwar eigentlich auf Wör- ter mit Anfangs-b oder p, und zwar mit dem Unterschiede beschränkt, dafs die zweisylbigen Verbalstimme beide Bildungen, durch Infigirung oder Ver- wandlung, die mehrsylbigen mit pa beginnenden nur die letztere annehmen können. Dann aber giebt es auch Verbalstämme mit ganz andren Anfangs- consonanten, z.B. k, t, welche die obige Verwandlung zulassen, ja vocalisch anlautende, die m oder n präfigiren. Beispiele: ddsa, lesen, coha, nehmen, alis, weggehen, mdsa, möha, m-alös Conjug. Form und Imperat., ndsa, nöoha, nalis Präterit. Diese verwandelnde Bildungsart verhält sich in Ab- sicht der Tempora wie die infigirende, nur dafs sie in den mit pa beginnen- den sich auch auf das Fut. der währenden Handlung erstreckt. 69. Ich stehe aber an, diese Bildungsart für eine eigne und zweite anzuerkennen, und glaube, dafs sie auf die infigirende zurückgeführt werden 358 Das Tagalische Ferbum: mufs. Es ist in hohem Grade auffallend, dafs aus 5, k, t immer m und n werden sollen, da die sonst in der Sprache vorkommende Buchstabenverän- derung diese Laute regelmäfsig in die Nasale ihrer Classen m, ng, n ver- wandelt, und auch vor Vocale in diesem Fall ng tritt. Es ist aber, da hier den Verbalstämmen gar nichts vorausgeht, auch gar kein phonetischer Grund zu einer Verwandlung vorhanden; und darauf, dafs dieselbe blofs zum Behuf grammatischer Andeutung geschähe, führt keine Analogie in der übrigen Sprache. Da es nun in dem Bis. Dialekt eine Form giebt, aus der sich diese Bildungsart durch Verwandlung als aus der durch Infigirung hervorgehend erklären läfst, so scheint es, als habe Tootanes dies nur nicht erkannt. Im Bis. Dialekt wird nämlich, wenn die Bildung durch Infigirung geschehen ist, häufig bei consonantischen Wortstämmen die erste Sylbe, bei vocalischen der erste Vocal der so gebildeten Form abgeschnitten, und der Überrest, die eigentliche Conjugationsform, dient sodann als Imperat. und Fut.; coha, nehmen, oli, zurückkehren, c-um-oha, om-oli Bildungsart durch Infigi- rung, m-oha, m-oli Bildungsart durch Abschneidung. Ezguerra nennt die erstere dieser beiden Arten conjugacion intercalar, die andere conjugacion concisa (nr.133.). Um daraus das Präs. und Prät. zu bilden, wird zwischen das m der Conjugationsform und den Vocal des Verbalstamms in (nach der un- ten zu erklärenden Analogie der Tempusbildung) eingeschoben; m-in-oha, m-in-oli, Präs. und Prät. Die Tag. Sprache bildet kürzer n-oha, und von alis, gehen, nalis, wie sie immer das zum Imperat. und Fut. dienende Conjugations-m im Präs. und Prät. in n verwandelt. 70. Es giebt also, aufser den präfigirenden Bildungsarten der Gonju- gationsformen, nur eine, nämlich die infigirende, und diese besteht wesent- lich in der Einschiebung oder Vorsetzung eines bald vocalisch erweiterten, bald unerweitert bleibenden Nasenlauts. 71. In das Pass. geht die Infigirung von um nicht über, und die Passivform der 1. Conjug. ist daran kenntlich, dafs sie eine blofse Verbin- dung des Verbalstamms mit einer der drei Pass. Partikeln (s. ob. nr. 49.) ist. So ist s-in-asalot, ein Verpesteter, ein Pass. der 1. Conjug., und maqui- tova, sich mit freuen (s. unt. nr. 117.), eine Verbindung von magui mit solchem Pass. 72. Die Conjugationsbildung durch Präfigirung erstreckt sich über alle Tempora. Sie veranlafst aber für das Plusquamperf. und Fut. perf. da, Bildung der Conjugationen. 8.20. 359 wo (4. 8. Conjug.) die Ähnlichkeit der Präfixa der Conjugationsform mit denen dieser Tempora Zweideutigkeit hervorbringen könnte, eine andre Be- zeichnung. 73. Die besondren Arten dieser Conjugationsbildung unterscheiden sich durch die Verschiedenheit der Präfixa, die aber, das einzige pa (7. Con- jug.) ausgenommen, im Act. alle mit m anfangen. Mit diesen Präfixen ist aber immer Verschiedenheit in der Art der bei der Tempusbildung vorkom- menden Reduplication, und bisweilen Umwandlung des Anfangsbuchstaben des Verbalstamms, auch wohl Veränderung des Accents verbunden. 74. Die Präfixa sind entweder einfach, und bestehen dann blofs aus den mit m beginnenden: ma (8. Conjug.), mag (2. Conjug.), man (3. Con- jug.), oder aus pa (7. Conjug.); oder sie sind zusammengesetzt, indem die drei mit m beginnenden Präfixa andre Präfixe, von denen keines mit m be- ginnt, wie hi, ca, in der Zusammensetzung manhi, magca u.s. w., nach sich nehmen (4-6. 9-17. Conjug.). 75. Die mit m beginnenden Präfixa sind sichtbar immer die wirklich den Verbalbegriff enthaltenden, unter den anderen mufs man pa und ca von den übrigen unterscheiden. Die letzteren gehen nur die specielle Bedeutung an, oder modifieiren den allgemeinen Verbalbegriff. Pa und ca theilen, nach Verschiedenheit des Gebrauchs, die Natur der einen oder der andren. Diese Eintheilung rechtfertigt sich dadurch, dafs a) die mit m beginnenden, und pa und ca (letzteres jedoch nur im Passivum) einfache Präfixe sein, d.h. den Verbalbegriff allein tragen können; und dafs 5) die mit m begin- nenden, allein ihr m regelmäfsig im Präs. und Prät. in n, im Pass., jedoch mit Ausnahmen, in p verwandelnd, zu mag, man, nag, nan, und pag, pan werden, mithin den wesentlich dem Verbum angehörenden Zuständen fol- gen, da alle übrigen Präfixe durch alle Tempora und Genera des Verbums unverändert bleiben. Anm. Der eben angegebene Gang der Verwandlung von m in n ist Totanes Ansicht. Ezguerra (nr. 115. u. f.) legt die Formen mit n zum Grunde, und läfst sie sich im Fut. in m verwandeln. Allein das n, her- stammend von dem Adv. na, jetzt, schon, ist offenbar Tempusbezeich- nung, da m, Zustand, Sein andeutend, dem Verbalbegriff allgemein ange- hört. Selbst wenn Totanes (nr. 77-79.) angiebt, dafs na eine Art des Ausdrucks des Verbums sein im Sinne: sich aufhalten, befinden (estar), 360 Das Tagalische V "erbum: ist, so waltet darin immer der Zeitbegriff vor. Denn na wird auch so nur von augenblicklichem, oder gelegentlichem, nie von beständigem Aufent- halte gebraucht. Auch hat das Mal., ohne alle Veränderung, nur die For- men mit m, und das Mad. verändert sie nur im Prät., nicht im Präs., in n. Totanes Ansicht ist also die richtigere. 76. Wo nicht die Passiv-Präfixa mit p eintreten, da (4. 8. Conjug.) hat das Pass. zu Präfixen ma oder ca. Ma ist allgemein intransitiver Bedeu- g, und ca bildet Nomina. Die 2. Conjug. hat die Eigenthümlichkeit, ihr Pass. nicht immer durch pag, sondern häufig auf dieselbe Weise, wie die 1., die infigirende (s. ob. nr. 71.), zu bilden. Soviel sich dies in Regeln fassen tun läfst, wird pag da gebraucht, wo die 2. Conjug. Mehrheit anzeigt (s. unt. nr. 120.), wo ein Verbum der infigirenden Conjug. in ihr eine andre Be- deutung annimmt, und wo bei Pass. in an in Fällen, in denen an den Ort bildlich oder körperlich andeuten kann, das Letztere bezweckt wird (s. ob. nr:91.). 77. Kein mit m anfangendes und folglich actives Präfix nimmt in zu- sammengesetzten Präfixen je die zweite Stelle ein, sondern alle stehen, als erst den Verbalbegriff bestimmend, immer voran. Die mit p beginnenden Passiv- Präf. stehen aber auch in der zweiten Stelle, und verändern, ohne Einflufs auf die Bedeutung, sogar ihre Stelle, was, da diese Passivformen (s. oben ur. 58.) sich ganz dem Nomen nähern, begreiflich ist. Die Passivformen ha- ben daher in zwei Conjug. mehrere Präfixe, da die Activform immer nur Eine kennt, die 5. Conjug. nämlich gegen das Activpräf. mag-pa im Pass. pag-pa, papag und pa, die 14. Conjug. gegen das Activpräf. mag-pa-ca im Pass. pag-pa-ca, pa-ca-pag, pa-ca und pa. 78. Das Präfix pa kommt auch im Act. als angeheftet an mit m be- ginnende Präfixe vor (5. 14-16. Conjug.), und nur in solcher Verbindung er- scheinen im Act. ca (4. 9. 14. 16. Conjug.), can (17. Conjug.), guin (10. Conjug.), hi (13. Conjug.) (maguin. Tot. 10. Conjug.), sa (12. Conjug.), si (11. Conjug.), ti (15. Conjug.). Unter allen diesen Präfixen finden nur ca und pa, beide näher mit grammatischen Begriffen verwandt, allgemeinere, die übrigen nur beschränkte Anwendung. Sie und ti sind es auch nur, die sich unter einander verbinden, so dafs daraus die zweifach zusammengesetz- ten Präf. ma-pa-ti (15. Conjug.), mag-ca-pa (16. Conjug.), mag-pa-ca (14. Conjug.), mag-pa-ti (15. Conjug.) entstehen. Bildung der Conjugationen. 8.20. 364 79. Von der Reduplication ist hier nur die Rede, insofern sie die Conjugationsform mit zu bestimmen beiträgt, nicht insofern sie sonst gelegent- lich (meistentheils nach Maafsgabe der Bedeutung), regelmäfsig oder optio- nell, bei Verben vorkommt. Einige Tempora haben nämlich (s. unt. nr. 172.) unausgesetzt Sylbenverdopplung; und da kommt es auf die Conjugations- form an, ob die Anfangssylbe des Verbalstamms, oder die letzte des Präfixes verdoppelt wird. Die aus Totanes einzelnen Angaben hervorgehende allge- meine Regel ist folgende: in allen Conjugationen, deren Präfixa blofs den Verbalbegriff bezeichnen, wird die Anfangssylbe des Verbalstamms, in allen, zu denen ein die besondre Bedeutung des Worts angehendes Präfix hinzu- kommt, dieses reduplieirt. Die Verdopplung richtet sich also nach der oben (ar. 75.) gemachten Eintheilung der Präfixe, und ihr wahrer Sinn ist eigent- lich der, dafs immer und ohne Ausnahme die Anfangssylbe des Wortstamms wiederholt wird, es aber in Absicht des Präfixes darauf ankommt, ob das- selbe zur Bezeichnung des Worts als Verbums, oder zum Wort selbst gehört. . 50. Nach der obigen Regel und Eintheilung reduplieiren nun die CGonjugationen der mit m beginnenden Präfixe da, wo diese Präfixa allein stehen (2. 3. 8. Conjug.), allemal die Anfangssylbe des Wortstamms, die, welche in ihren Präfixen gui (10. Conjug.), Ai (13. Conjug.), can (17. Conjug.), qui (6. Conjug.), sa (12. Conjug.), si (11. Conjug.) enthal- ten, diese Präfixa, die, in deren Präfixen ca (4. 9. Conjug.) oder pa (5. 7. 14-16. Conjug.) vorkommt, bald die Anfangssylbe des Wortstamms, bald diese Präfixa. 81. Die präfixlose Conjugation (1. Conjug.) folgt insofern derselben Regel, als sie, da sie kein Präfix hat, welches dem Wortstamm angehören könnte, die Anfangssylbe von diesem verdoppelt. Sie setzt aber die verdop- pelte Sylbe der durch Infigirung veränderten nach, und macht auf diese Weise eine zweite Infigirung. Man vergleiche das reduplieirende Präs. s-u-ng-m-u-su-lat mit dem nicht reduplieirenden Prät. s-u-ng-m-ulat. 82. Pa bewirkt da, wo die Verbalbezeichnung auf ihm beruht, wo es mithin als einfaches Präfix steht (7. Conjug. Pass. der 5. 14. Conjug.), oder in einem zusammengesetzten die erste, leitende Stelle einnimmt (Pass. pa-pag der 5., pa-ca-pag und pa-ca der 14. Conjug.), die Verdopplung der Anfangssylbe des Wortstamms; wo es dagegen nachfolgendes Element Histor. philol. Abhandl. 1832. Bir 362 Das Tagalische F “erbum: eines zusammengesetzten Präfixes ist (Act. und Pass. pag-pa der 5., Act. und Pass. pag-pa-ca der 14. Conjug.), wird es selbst verdoppelt. 83. Die Verdopplung der Conjugation, deren Präfixe ca enthalten, richtet sich danach, ob das ca wesentlich zur Charakteristik des Verbal- begriffs gehören soll. In diesem Fall wird die Anfangssylbe des Wortstamms, sonst das Präfix wiederholt. Das Erste geschieht bei dem Präfix maca (4. Conjug.), und bei dem Präfix magca (9. Conjug.) in dem einzigen Fall, wo bei Verben, die ein Zusammentreffen von Handelnden bezeichnen, die Zu- fälligkeit desselben, gegen die durch das Präfix mag (2. Conjug.) angedeu- tete Absichtlichkeit, ausgedrückt werden soll. In diesen beiden Conjugationen folgt die Nichtverdopplung des ca aus dem Sprachgefühl, dafs das ca nicht zum Wortstamm, sondern eng und nothwendig zum Präfix (dem Verbal- ö begriff) gehört, da sonst die 4. Conjug. (maca) mit der 8. (ma), der an- gegebene Fall in der 9. (magca) mit der 2. (mag) zusammenfallen würde. In allen übrigen Fällen der 9. Conjug. wird ca verdoppelt. Anm. Das Obige gilt, wo ca in einfach zusammengesetzten Präfixen vorkommt. In zweifach zusammengesetzten findet es sich nur mit pa zu- sammen, und da reifst pa die Reduplication an sich (14. Conjug.). 54. Auch bei pa und ca richtet sich daher die Verdopplung nach der obigen allgemeinen Regel, und die scheinbare Abweichung liegt blofs in dem verschiedenen Gebrauch dieser Partikeln. 55. Die bei der Conjugationsform vorkommende Buchstabenverän- derung ist die im Vorigen allgemein auseinandergesetzte. Soviel man aus Totanes sehen kann, findet sie nur statt, wo man oder seine Lautverwand- lungen nan, pan das Präfix allein oder zum Theil ausmachen (3. Conjug. man, 13. Conjug. man-hi). Wo man unmittelbar vor dem Verbalstamm steht, verliert es sein n. Da nun der an die Stelle des Anfangsbuchstaben des Stammes tretende Buchstabe allemal der Nasal seiner Classe ist, so be- steht hiernach die phonetische Bildung blofs darin, dafs der Nasenlaut vom Ende des Präfixes zum Anfang des Verbalstammes, aber dergestalt über- geht, dafs, indem er den wahren Anfangsbuchstaben verdrängt, er doch die Natur und die Andeutung seiner Classe beibehält; man-coha wird zu ma-ngoha, man-tubüs zuma-nubüs, loskaufen. Eine kleine Zahl von Verben der 3. Conjug. fügt sich dieser Lautveränderung nicht. Dann aber wirft das Präfix oft vor dem unverändert bleibenden Anfangsbuchstaben Bildung der Conjugationen. 8.20. 363 des Stammworts sein End-n ab; man- oder ma-bagyöbagyo, zum Or- kan werden (vom Winde). Doch verändert dies Wort auch bisweilen sein 5, denn de los Santos hat im Prät. nach der 1. Conjug. (s. ob. nr. 68.) nagyö, es gab einen Orkan (p.877. v. tempestad). Unerklärbar scheint es nun, dafs im Präfix man-hi (13. Conjug.) das dazwischen tretende hi diese Lautumwandlung nicht verhindert, sondern darin nur die Veränderung hervorbringt, dafs auch man seinen Endnasenlaut behält; bacas, Fufsstapfe, man-hi-macaäs, dieselben verfolgen. Tieferes Nachsuchen hat mich aber überzeugt, dafs Totanes die Sache weder genau, noch vollständig darstellt. Das hi in man-hi gehört, nach der allgemeinen Natur dieser mit mag und man zusammengesetzten Präfixe, eigentlich zu dem die Verbalform anneh- menden Wort, nicht aber zu den diese Verwandlung bewirkenden Mitteln, und kommt mit denselben nach der 13. Conjug. gehenden Wörtern auch da vor, wo diese nach andren Conjugationen gehen, oder für Subst. gelten. In diesen beiden Fällen nun, wo gar kein man hinzutritt, geht dennoch die- selbe Verwandlung des Anfangsbuchstaben des Worts in seinen Nasal vor; toma, Leiblaus, A-i-ng-m-i-hi-noma, Präs. der 1. Conjug. sich davon reinigen, coto, Kopflaus, mag-hi-ngoto, Imperat. der 2. Conjug.; sd- yang, Schade durch Verlust oder sonst, na-hi-hi-ndyang, Präs. der 8. Conjug. sich über solchen Schaden beklagen; hi-ngo-ngo-to, Krankheit an den Nägeln, von cocö, Nagel, wo es merkwürdig ist, dafs die Lautverän- derung beide Sylben afficirt. Es zeigt deutlich, dafs man das Wort cocö noch immer nur als ein zweimal ausgesprochenes co ansieht. Das Präfix man hat also an der ganzen Lautveränderung der 13. Conjug. gar keinen Antheil, und die oben erwähnte Sonderbarkeit hebt sich von selbst. Totanes hätte nur die lautverändernde Formation mit hi, unabhängig von man, anführen und erklären sollen, was er aber durchaus nicht thut. Dadurch, dafs er die- selbe gerade als der 13. Conjug. eigenthümlich angiebt, führt er den Leser offenbar irre. Dieselbe Bewandtnifs hat es vermuthlich auch, obgleich ich es nicht so nachzuweisen wüfste, mit den Fällen, wo einige Wörter nach dem Präfix maqui (6. Conjug.) dieselben Veränderungen erleiden; söso, saugen, maqui-noso, fordern zu saugen. Die Grammatiker sind aber in der An- nahme der Grundform bei diesen Verben mit wechselnden Anfangsbuchsta- ben nicht immer übereinstimmend. So heifst gebären bei de los Santos panganac (1. Conjug.), bei Totanes manganae (9. Conjug. Tot. nr. 194.), Fff2 364 Das Tagalische Ferbum: Unterstützung fordern bei dem ersteren madra, bei dem letzteren (nr.228.) padva. Das letztere scheint richtiger. Denn das Wort ist ur- sprünglich ra, Mitleid, in der 7. Gonjug. (pa): Mitleid für sich verlangen. In dieser Form wird es dann, als ein eignes einfaches Wort, nach der 6. Conjug. behandelt (s. unt. nr. 137, 3.). 56. Die Accentveränderung läfst sich nicht eigentlich zu den Bezeich- nungsmitteln der Conjugationen rechnen, indefs ist sie doch in Einer Conjug. (der 12.) allen Wörtern, in andren aber Hauptbedeutungen derselben eigen, so dafs sie hier dennoch in Betrachtung zu kommen verdient. Auch in dem an- gegebenen Gebrauch ist ihr Zweck aber immer Verstärkung des Nachdrucks, und mithin aus der Bedeutung entstehend. Es ist alsdann immer die letzte Sylbe des Wortstamms, welche ihren Ton verändert. Diese Veränderung besteht dann entweder blofs in der Verlegung des gewöhnlichen Accents des Worts, d.h. die Paroxytona werden oxytonirt. Dies geschieht z.B. in der 2. Conjug. (mag), um Vielheit der Handlungen da anzuzeigen, wo das Präfix allein dies nicht thut; um-aral, lehren (1. Conjug.), mag-aral, lernen (2. Conjug. mit gleichem Accent), mag-aral, viel lehren (2. Conjug. mit verändertem Accent) (!); ferner in der 9. (magca) in ihrer Hauptbedeutung, wo sie anzeigt, dafs der Begriff des Verbums sich über Viele oder Alle er- streckt. Bei dem ersten dieser Fälle wird angemerkt, dafs, wo die Wort- stämme schon von selbst Oxytona sind, die Verdopplung der Anfangssylbe derselben an die Stelle tritt, so dafs, da die 2. Conjug. auch bei der Tempus- bezeichnung die gleiche Verdoppelung vornimmt, die verdoppelnden Tem- pora nun die Anfangssylbe des Worts dreimal enthalten; nag-bi-bi-bili aco, ich verkaufe viel. 57. In anderen Fällen geht nicht blofs eine Oxytonirung vor, sondern der Endvocal wird mit solchem Aushalten der Stimme ausgesprochen, dafs er gleichsam doppelt lautet. Dies trifft aber nicht die Endsylbe des Worts, sondern die des Präfixes. Es geschieht bei maca (das schon für sich Oxy- tonon ist) und ma (4. Conjug.) da, wo diese beiden Präfixe den Sinn verbie- tender Imperative haben, so wie in den meisten ihrer übrigen Bedeutungen (') Nach de los Santos bringt die Mehrheitsbedeutung der 2. Conjug. allemal die Oxy- tonirung der Paroxytona hervor; c-um-acdin, essen (1. Conjug.), mag-cain, viel essen (2. Conjug.). Vorr. $.3. in init. Bildung der Conjugationen. 8.20. 365 aufser denen der Causalität und der Möglichkeit. Ferner ist es der Fall mit pa, wenn dieses im Pass. der 14. Conjug. da, wo dieselbe Verstärkung anzeigt, für sich, nicht, wie gewöhnlich, verbunden mit ca steht. Dadurch unter- scheidet sich dies Präfix pa von einem dem Worte nachgesetzten, Währung anzeigenden ; pä-hampas-in mo siya, stärker-gegeifselt-werde von -dir er, hampas-in mo pa siya, gegeilselt- werde von-dir noch er. 88. Einen, jedoch nicht so, wie die gewöhnliche Oxytonirung, an- haltenden, sondern flüchtigeren Ton nehmen die Endsylben der Verbal- formen der 12. Conjug. (magsa) an, welche anzeigt, dafs man sich in Tracht, oder Sprache, oder Sitten, oder in allem diesem, ganz nach einer Nation richtet (Tot. nr. 255. vgl. mit nr. 262.). 59. In einigen Conjugationsformen beruhen auch besondre Bedeu- tungen der Verba auf der Sufligirung von an. Beispiele sehe man unten nr. 128. 141, 3. Bedeutung und Umfang der verschiedenen Conjugationsformen. 90. Im Allgemeinen ist zu bemerken, was auch schon aus der ganzen Natur des Tag. Verbums (s. ob. nr. 37. 38.) fliefst, dafs dasjenige, wodurch sich ein Wort in Vereinigung mit der Conjugationsform von seiner gewöhn- lichen Bedeutung im isolirten Zustande unterscheidet, durchaus nicht in ihm, sondern immer einzig in der Conjugationsform liegt. In d-in-aga (von dagä, Maus), von Mäusen aufgezehrt, bedeutet daga@ nichts, als das Thier; das Aufzehren liegt in dem in, dem Kennzeichen des Passivums der 1. Con- jug., welche mit Thiernamen den Begriff des von ihnen gemachten Schadens verknüpft. Die Conjugationsform verwandelt nämlich das nicht schon für sich einen Verbalbegriff enthaltende Wort in ein Verbum, bisweilen allge- mein, bisweilen auf eine bestimmte Art; und nun hängt es oft von der Be- deutung des Worts ab, welcher Begriff dazwischen geschoben werden mufs, um diese Verwandlung in der Idee zu bewirken. So heilst mag-dahon: Wellen schlagen, mag-bahai: ein Haus bauen, mag-bigäs: reinen Reifs verkaufen. In allen diesen Wörtern drückt mag aus: eine Sache, oder etwas mit einer Sache machen. Die Speecification des Machens wird durch die Bedeutung des Wortes gegeben, aber wo sie mehrfach sein könnte, durch den Sprachgebrauch fixirt, oder durch verdeutlichende Zusätze im Reden bestimmt. Man sieht also hieraus, dafs es unmöglich sein würde, alle 366 Das Tagalische V erbum; Bedeutungen der Conjugationsformen erschöpfend und classenweise aufzu- zählen. Man kann sie nur im Allgemeinen anführen, und mufs die specifi- eirte Anwendung auf einzelne Wörter oft der Beurtheilung oder Sprach- kenntnifs überlassen. 91. Die Bestimmung, welcher Conjugation ein Verbum folgt, richtet sich in keinem Fall nach seinem Laute in Folge phonetischer Regeln, son- dern immer nach seiner Bedeutung und der der Conjugationsform. Anm. Die einzige mir bekannte Ausnahme hiervon ist, dafs die infigi- rende Conjugation (1. Conjug.) alle mit m anfangende Verba im Act. aus- schliefst, wovon der Grund nur in dem Zusammentreffen des um der Con- jugationsform mit dem m der Wortstämme liegen kann. Indefs giebt es, obgleich Totanes es nicht sagt, Ausnahmen von dieser Regel. Bei de los Santos kommt von mulat, die Augen aufsperren, das Präs. nu-nillat, bezeichnet mit 1. acz., vor. Allein um das eben berührte Zusammentreffen der beiden m zu vermeiden, ist die Bildung durch Verwandlung des An- fangsbuchstaben (s. ob. nr. 68.) gewählt, als gäbe es ein Wort pxlat oder bulat, was wenigstens de los Santos nicht hat. 92. Wenn man das in den beiden vorigen Paragraphen Gesagte be- denkt, so begreift man, dafs es nicht thunlich ist, die Wörter nach allge- meinen und festen Regeln unter die Conjugationen zu vertheilen. Das hier Nachfolgende kann also nicht diesen Zweck haben, sondern nur den, die Natur der Conjugationsformen näher zu erläutern. Anm. In de los Santos Wörterbuch wird gewöhnlich angegeben, in welchen Conjugationen ein Wort gebräuchlich ist; allein diese An- führungen sind bei weitem nicht ausreichend. Im Sanskrit führt gar keine, sei es aus dem Laut, oder aus der Bedeutung zu entnehmende Regel dahin, zu erkennen, zu welcher der 10 Conjugationen eine Wurzel gehört. 93. Die Conjugationsformen zeigen nicht Eine, sondern mehrere der Kategorieen an, unter die ein einzelnes Verbum gebracht werden kann, nämlich : a. Modificationen des Verbalbegriffs selbst, transitive oder intransitive Natur; b. allgemeine innere Beziehungen der Handlung an sich oder auf das Sub- ject, die man zum Theil unter den Begriff der Modi bringen kann, Bedeutung und Umfang der Conjugationsformen. 8.20. 367 Möglichkeit, Willkührlichkeit oder Nothwendigkeit, Absichtlichkeit oder Zufälligkeit u. s. f.; c. mehr äufserliche Beziehungen der Handlung, vorzüglich auf Raum und Zeit, welche andre Sprachen durch untrennbare Präpositionen aus- drücken, hin, her, in, mit u. s. f. d. Neben diesen allgemeinen Bestimmungen, richtet sich aber die Conju- gationsform auch nach der speciellen Bedeutung des Worts, so dafs man z.B. unser fischen, angeln (isda, Fisch, dzeas, Angel) nicht nach der 2. (mag-isdä), sondern nach der 3. Conjug. (ma-ngisda, ma-mivas) bildet. Alle diese verschiedenen Bedeutungen können sich aber bei einer und eben- derselben Conjugationsform zugleich befinden. 94. Die Sache ist offenbar die: die Sprache verbindet jedes als Ver- bum gebrauchte Wort mit einem oder einer bestimmten Anzahl wechselnder Präfixe (die infigirende Conjug. hier mit eingerechnet), sie giebt vermittelst derselben dem Verbalbegriff gelegentlich alle im vorigen Paragraphen er- wähnte Modificationen, und es liegt in ihr hierbei die doppelte Eigenthüm- lichkeit, dafs sie für sehr verschiedene Kategorieen (untrennbare Präpos., transitive und Causalverba) eine und die nämliche Bezeichnungsart durch die Conjugationsform hat, und dafs sie Dinge durch die Verbalform ausdrückt, die andre Sprachen besser besonderer Erläuterung durch adverbialische Zusätze überlassen, z.B. ob man absichtlich oder zufällig an etwas denkt, was die Tag. Sprache für den ersten Fall durch die 2. Conjug. (mag-isip), für den letzten durch die 4. (maca-isip) andeutet, so dafs nur die erste Form des Worts einen Imperativ haben kann. Anm. Ich mufs hier vorläufig (da ich auf den Gegenstand zurückkon- men werde) bemerken, dafs die Sanskr. Nominal-Verba, zu welcher Ulasse alle Tag. gehören, eine auffallende Ähnlichkeit mit den Tag. Conjugations- formen darin haben, dafs sie den Verben durch grammatische Bezeichnung ganz particuläre Bedeutungen, von verlangen, nachahmen, dann aber auch zugleich ganz allgemeine, eine Eigenschaft bekommen, her- vorbringen, geben. Auf die Nominal-Verba in den abgeleiteten Sanskr. Sprachen ist noch nicht genug geachtet worden. 95. Die Grammatiker haben nun die mit gleichen Präfixen verbun- denen Verba zusammengestellt, ihrer Bedeutung nachgeforscht, und danach 368 Das Tagalische FVerbum: ihre Conjugationsformen, die man für nichts anderes ansehen darf, gebildet. Es ist nun sehr begreiflich, dafs sie dem, oft sehr feinen Ideengange, nach welchem der Sprachgebrauch Verba demselben Präfixe unterordnete, oder mit verschiedenen verband, nicht immer nachgehen, noch weniger die facti- schen Umstände errathen konnten, auf welchen dies in einzelnen Fällen be- ruht haben mochte. Der Natur des Unternehmens selbst nach, konnte das- selbe weder ganz erschöpfend, noch in der Angabe der Bedeutungen der Conjugationsformen überall durchaus richtig sein. Bisweilen scheint es ih- nen auch begegnet zu sein, blofs dialektweise verschiedne Formen als we- sentlich in der Bedeutung verschieden aufzustellen. Daher ist die Zahl und die Bestimmungsart der Conjugationsformen nicht von Willkührlich- keit frei. Anm. Man sieht aus Totanes selbst, dafs er der Eintheilung des Tag. Verbums in 17 Conjugationen nur darum folgt, weil sie einmal die her- gebrachte in der grammatischen Schule ist, die sich nach und nach unter den Spanischen Missionaren in den Philippinen gebildet hat, nicht aber weil diese Zahl gerade in der Natur der Sprache gegründet wäre. Ez- guerra hat gar nicht die Eintheilung in eine bestimmte Anzahl von Con- jugationen, und dies rührt durchaus nicht von dem Bau des Bisayischen Dialekts, den er behandelt, her, sondern einzig von der Verschiedenheit der von ihm gewählten Methode. Er handelt zuerst die infigirende Con- jugation (conjugacion intercalar) ab, und geht dann die verschiednen Präfixa in einzelnen Capiteln durch. Man gewinnt bei dieser Behand- lungsart nicht eben an Leichtigkeit und Klarheit der Übersicht; aber verbunden mit dem Umstande, dafs Ezguerra viele Varietäten unterge- ordneter Mundarten anführt, gewährt sie den Vortheil, dafs man bei der Vergleichung von Totanes und Ezguerra nunmehr deutlicher einsieht, was der Sprache, und was dem systematisirenden Sinn der Grammatiker angehört. 96. Auch diejenigen Conjugationsformen, welche Modificationen des Verbalbegriffs angeben, haben doch nebenher die Eigenthümlichkeit, mit Ablegung jener allgemeinen Bedeutung, Verben von specieller Bedeutung ausschliefslich anzugehören. So hat maca ganz gewöhnlich causale Bedeu- tung, macahapis, betrüben; dagegen heifst macdialastas: zufällig hören. Bedeutung und Umfang der Conjugationsformen. 8.20. 369 Anm. Es erinnert dies daran, dafs auch im Sanskrit dieselbe Forma- tion in den abgeleiteten Verben den causalen, in der 10. Conjug. einer bestimmten Anzahl von Verben angehört, und dafs es der gleiche Fall mit dem Pass. und der 4. Conjng. ist. 97. Da die Conjugationen allgemeine Modificationen des Verbal- begriffs angeben, so folgt hieraus von selbst, dafs dasselbe Wort nach mehr als Einer Conjugationsform gebildet werden kann. Doch gehört es, diesen wechselnden Ausdruck des Verbalbegriffs abgerechnet, immer Einer in sei- nem von diesen Nebenbegriffen freien Sinn an. In verschiedner Bedeutung aber gehn die Wörter oft nach mehr als Einer Conjugation; um-aral, leh- ren (1. Conjug.), mag-aral, lernen (2. Conjug.). Derselbe Fall ist im Sanskrit. Dafs Wörter, wie in diesem, in gleicher Verbalform und gleicher Bedeutung mehr als Einer Conjugation angehörten, sagen die Grammatiker nicht ausdrücklich, man findet aber bei ihnen solche Beispiele. So steht bei Totanes für das Anlegen des Weiberrocks, der Tag. tapis heifst, (nr. 175.) mag-tapis und (nr. 155.) ma-napis (2. 3. Conjug.). 95. Der reine Verbalbegriff, die blofse Verwandlung des Worts in ein Verbum, liegt, soviel ich schen kann, ausschliefslich in der einfachen Verbindung der mit m beginnenden Präfixa mit dem Worte, und in der in- figirenden Conjugation, also in der 1., 2. (mag), 3. (man), 8. (ma). Um- gekehrt läfst sich aber der Satz von der 2. und 3. nicht behaupten, da sie zugleich die Bestimmung haben, bei Wörtern, die in gleicher Bedeutung nach der 1. gehen, Vielheit der Personen oder der Handlungen anzuzeigen. Eher gilt es von der 1. und S., allein auch nicht ganz. Denn da diese Con- jugationsformen nur bei Wörtern bestimmter Bedeutungen gebraucht wer- den, so leidet die Allgemeinheit des Verbalbegriffs bisweilen sichtbar durch diese Einschränkungen. 99. Dafs eine unter den verschiednen Conjugationsformen könnte, bis auf die Ausnahmen, als die allgemeine angesehen werden, wird durchaus nicht gesagt; es scheint aber dennoch, dafs die 2. (mag) so betrachtet wer- den kann, da sie den Verbalbegriff am allgemeinsten enthält, und ihre Bil- dung in einfacher Präfigirung ihrer Partikel besteht. Die künstlichere durch Infigirung und Buchstabenverwandlung (1. 3.) dürfte der Sprachgebrauch wohl auf eine bestimmte Anzahl von Verben beschränkt haben. Dafs dies auch die Ansicht der Missionare ist, zeigt sich darin, dafs alle in die Tag. Histor. philol. Abhandl. 1832. Gag 370 Das Tagalische Ferbum; Sprache eingeführte Lateinische und Spanische Wörter durch Vorsetzung von mag in Tag. Verba verwandelt werden. Mit den Sanskritischen und Arabischen ist dies nicht unbedingt der Fall; sulat, schreiben, das Arab. süurat, bildet sumulat. 100. Das eben Gesagte kann aber nur von transitiven Verben gelten, und mufs für intransitive auf die 5. Conjug. (ma) bezogen werden. Denn der hauptsächlichste Unterschied zwischen den hier betrachteten einfachen g und man verbundenen (1-3.) transitiver sind, die mit ma (8.) aber intransitiver. Doch Conjugationsformen ist der, dafs die infigirende, und die mit ma ist die Unterscheidung durchaus nicht scharf, und die ganze Abtheilung nur unter folgenden Modificationen richtig. 101. Das Präfix ma drückt allerdings die intransitive Beschaffenheit aus, wie wir es denn auch als allgemeines Präfix der Adject. gefunden haben. Es sagt das Sein in einem Zustande aus. Die Conjug. mit ma (8.) zeigt auch dadurch ihre intransitive Natur, dafs sie zu Passivpartikeln ma und ca hat. Das erste sagt nur, dafs hier an kein, dem Act. entgegenzusetzendes Pass. zu denken ist, und die Partikel ca enthält (s. ob. nr. 48.) allgemein den Begriff des Geschehenen, Gewirkten. Sie ist ganz der Natur des Nomens, und konnte daher nicht so wie ma, das, als Sein, Verbalnatur hat, zur Bezeichnung des intransitiven Verbums (in der Sprache der Tag. Grammatiker zum Act. der 8. Gonjug.) gebraucht werden. Ta und ca unterscheiden sich ungefähr wie Sein und Sache, und ca dient daher vorzüglich da, wo der Ort eines Vor- falls, ma da, wo die betroffene Person oder die Ursach herauszuheben ist (s. ob. nr. 46. 47.). Auch ist das angebliche Passivum in an (nr. 48. 49. 50.) das einzige in der 8. Conjug. übliche, was sehr richtig ist, da es nur den Ort der intransitiven Handlung wirklich oder bildlich bezeichnet. 102. Die zur 8. Conjug. gerechneten Verba sind daher auch im ei- gentlichsten Verstande Neutra und Intransitiva, nicht solche, die nur durch reflexive Natur, sich waschen, oder, indem man, von der transitiven Natur absehend, sie zu immanenten macht, viel schreiben, dem Sinn nach zu solchen werden. Es gehören daher zur 8. Conjug. Wörter wie: trauern, fürchten, untergehen, sitzen, ähnlich sein, zu etwas werden. In mehreren Fällen werden die Wörtern der 8. Conjug. gegenüberstehenden transitiven Verba nach der 1. Conjug. gebildet: traurig machen, zerstören, sich hin- setzen. Eine scheinbare Ausnahme bestätigt diesen Begriff der 8. Conjug. Bedeutung und Umfang der Conjugationsformen. 8.20. 37 Sie drückt nämlich aus, dafs etwas, ohne Absicht, durch blofsen Zufall ge- schieht; und wenn dies Geschehende eine transitive Handlung ist, so läfst sie auf ihr eignes Präfix die Präfixe des jedesmaligen transitiven Verbums folgen; so wird im Prät. na-papaqui-pag-bili vom zufällig Verkauften gesagt. Die transitive Natur der Handlung wird dann durch die transitiven Präfixe bezeichnet; das ma der 8. Conjug. drückt, seiner Natur getreu, den intransitiv leidenden Zustand aus, in dem sich der Mensch wirklich befindet, wenn er etwas, ohne es zu wollen, oder indem er sich nur dem Zufall über- läfst, thut. Wenn Absicht auszudrücken ist, stehen in mehreren dieser Fälle die transitiven Conjugationen allein. So wird das absichtliche und zufällige Kommen eines Menschen zu mir blofs durch die Conjugationsform unter- schieden. Anm. In dem angeführten Tag. Wort ist das Präfix der 8. Conjug. ma (im Prät. na) verbunden mit dem Pass. Präf. der 6. pagui, sich in etwas hineinbegeben, und mit dem der 2. pag, weil bil? allein kaufen, nicht verkaufen heifsen würde. Von diesem Verbinden mehrerer Con- jugationsformen unter einander wird unten (nr. 110.) die Rede sein. 103. Nicht alle intransitive Verba aber gehen nach der 8. Conjug., und die Bezeichnung der transitiven Verbalnatur, zu der wir jetzt kommen, ist bei weitem weniger rein und erschöpfend, als die der intransitiven. 104. Das g fügt dem ma allerdings transitive Bedeutung hinzu. Wir werden weiter unten (5. Conjug. nr. 135, 5.) den Unterschied zwischen mag- pa (5. Conjug.) und ma-pa (8. und 5. Conjug.) sehen; und ebenso deuten mag-pati und ma-pati das plötzliche Annehmen körperlicher Stellungen, aber das erstere mit Willen und Absicht, das letztere ohne es zu wollen und zufällig, an. Da aber das transitive Verbum sich auch im Medium reflexiv auf den Handelnden zurückbeziehen kann, so hat mag erstlich diese Bedeutung; magadhit, sich barbieren. Dann wird aber auch die 2. Conjug. auf wahre Intransitiva angewendet; so mag-taquindi, auf Einem Fufse gehen. Merk- würdig ist es, dafs dies Verbum nach allen drei transitiven Conjugationen ge- bildet werden kann. Denn man sagt auch nach der 1. ?-um-aquindi, und nach der 3. ma-naquindi (de los Santos. p.99. v. andar). 105. Allein die Wörter körperlicher Bewegung gehören der 1. Con- jug. eigenthümlich an, und gehen nur sehr ausnahmsweise (wie limbang, von einem zum andren übergehen, das zugleich nach der 1. !-im-imbang, Gag 2 372 Das Tagalische F "erbum: nach der 2. mag-limbäng, und im Pass, der 8. qu-in-a-li-limbang-an macht. De los Santos. p.99. v. andar) zugleich nach der 8. Vermuthlich wurde es dem noch logisch ungeübten Volkssinn schwer, eine Handlung, welche den Körper zu rühren und anzustrengen zwingt, als ein Neutrum zu behandeln, indem man den Begriff des Intransitiven noch nicht grammatisch auffafste. Man rechnete also zu demselben nur vorzugsweise innerliche, dem Willen nicht unterworfene, unmerklich von selbst vorgehende Verän- derungen, oder wirkliche von aller Bewegung und Veränderung entfernte Zustände. Dies beweisen die oben angegebenen Bedeutungen von ma; und wenn man diesen Gesichtspunkt fafst, so ist gegen die Vertheilung der Tag. Verba unter die transitiven und intransitiven Präfixa wenig oder nichts zu erinnern. 106. Schwieriger ist es, den Unterschied zwischen der 1. und 2. Con- jug. richtig und einigermafsen erschöpfend aufzufassen. Beide sind transitiv in der oben angegebnen Bedeutung; wenn ich aber den Eintheilungsgrund der Sprache hier richtig verstehe, so gehört das, auch seiner grammatischen Construction nach transitive Verbum vorzugsweise dem Präf. mag an, und die 1. Conjug. steht der intransitiven theils an sich, theils dadurch um einen Schritt näher, dafs es ihr eigen ist, den direet activen Ausdruck, wo das Verbum einen von ihm regierten Accusativ hinter sich hat, gern zu umgehn. Sie ist und scheint daher immanenter; und es dürfte vielleicht nicht unrich- tig sein, den infigirten Nasenlaut als Symbol davon anzusehen. Geht man ihre Bedeutungen durch, so finden sich darunter wirklich intransitive, wie die Verba der Bewegung: laufen, gehen u.s. f., reflexive, wie: sich weils, schwarz machen, solche, die zwar transitive Handlungen ausdrücken, aber als habituelle Verrichtung, wie: das Geschäft des Schreibens üben, ein Schreiber sein; ferner Verba innerlicher Verrichtungen oder Leiden: trau- rig, krank machen, Hunger leiden lassen, mit Absicht nachdenken; körper- licher Handlungen, wie: sich setzen, hinknieen, spucken; der Richtung nach sich, daher kaufen nach der 1., verkaufen nach der 2. Conjug. geht; Verba von dem, was aus dem Innern einer Sache hervorgeht, wie das Kei- men, Spriefsen von Pflanzen u.s.f. Wunderbar ist es dagegen, dafs, wie schon oben gesagt worden, einige Verba gerade in der 1. Conjug. Activa und in der 2. Media sind. Auch die Verba der Erregung von Empfindungen gehen nur nach der 1.Conjug., wenn diese in Andren erregt werden (s. unt. nr. 141.). Bedeutung und Umfang der Conjugationsformen. 8.20. 373 107. In einigen dieser Bedeutungen, namentlich bei den Verben von Erregung von Empfindungen, ist in der 1. Conjug. das Act. nur schr selten, in andren, namentlich bei den Verben der Beschädigungen durch Thiere, gar nicht gebräuchlich. In allen diesen Fällen bedient man sich des Pas- sivums. 108. Die Eigenthümlichkeit der 3. Conjug. (man) beruht gröfsten- theils auf der mit ihr verbundenen Buchstabenveränderung, und ist insofern phonetisch. In Absicht der ihr ausschliefslich eignen Bedeutungen ist sie von sehr geringem Umfange, und auf Verba des Jagens, Fischens, des Tra- gens von Waffen und Rleidungsstücken (wo aber auch die 2. eintritt), des Lebens an einem Ort, und des sich zu einer Sache Machens, ihr ähnlich Seins beschränkt. 109. Der transitive Verbalbegriff in der bestimmten Bedeutung des Machens, Hervorbringens, Verursachens wird aufser den eben betrachteten drei ersten Conjugationen angedeutet durch das Präfix maca (4. Gonjug.), und diese Andeutung ist durchaus allgemein, auch da, wo andre Conjuga- tionsformen dasselbe, aber nur für bestimmte Fälle, ausdrücken. Beispiele: macd-buhai, Leben hervorbringen;, maca-hapis, Traurigkeit verursa- chen (allgemein), hapis-in, Imperat. Pass. 1. Conjug. es in einem Andren thun. 110. Der reine Verbalbegriff, dessen Andeutung durch die Conjuga- tionsformen wir bis hierher in Erwägung gezogen haben, erhält durch einige derselben ganz allgemeine Modificationen, die es jetzt durchzugehen gut sein wird. Diese (4-7. 11. Conjug.) finden dann in diesen ihren allgemeinen Be- deutungen (denn sie haben gröfstentheils nebenher auch specielle) Anwen- dung auf alle Verba ohne Unterschied; und da diese, entblöfst von ihren charakteristischen Conjugationsformen, ihre Bedeutung verlieren würden, so mufs hier eine Verbindung der Präfixa der allgemeinen Conjugationsformen mit den Präfixen der besondren Wörter vorgehen, auf welche sie angewen- det werden. Auch in andren Fällen (s. ob. nr. 102.) kommt eine Verbindung der Präfixa verschiedner Conjugationen vor. 111. Die allgemeine Regel für diese Verbindungen (Tot. nr. 55.) ist die, dafs die Präfixa der allgemeinen Bedeutung vorangehen, und auf sie die des speciellen Worts, aber im Passivum, folgen. Dies ist logisch und gram- matisch richtig. Denn da das Passivum offenbar eine Nominalform ist, so 374 Das Tagalische F erbum: sind diese verbundenen Formen nichts anderes, als dafs ein Verbum erst mit seinen Präfixen in ein Nomen, und dann wieder in ein Verbum verwandelt wird. Da nun die Passivform der 1. Conjug. gar kein Affıxum hat, so kann bei Verben der 1. Conjug. die verbundene Form auch nur die Präfixa der Conjugationsformen allgemeiner Bedeutungen mit sich führen. Beispiele: maca-gavd, können machen (1. und 4. Conjug.), maqui-pagpa-sülat, sich darein mischen zu befehlen zu schreiben (6. und 5. Conjug.). Eine Aus- nahme von dieser Regel, wo das Präfixum der hinzutretenden Conjugation sich nicht mit dem Passivum, sondern mit dem Activum der andren verbin- det, kommt weiter unten (nr. 127, 12.) bei der 1. und 2. mit der 9. Conjug. vor. Es ist in dieser Form vermöge der präfigirten und der infigirten Parti- kel ein doppelter Verbalausdruck, der durch die Umstellung des Präfixes in sein Passivum mit Beibehaltung des andren Activums in ein Nomen verwan- delt wird. Beispiel: ang i-p-in-agca-ca-d-um-ito co aisicovän. Die Construction ist hier folgende: si, der, covan, NN., ai, ein Äquivalent von ist, ijpinagcaca, das Passivum mit i des Präfixes pagca der 9. Conjug. mit der Reduplication des Präsens, dumito, die Activform der 1. Conjug. von dito, hier, die Verbalform zusammen mit ang, die Ursach des hier Seins, wörtlicher: das, wodurch das hier Sein gemacht wird, co, meiner; NN. ist die Ursach meines Hierseins (Tot. nr. 249.). 112. Die allgemeinen dem Verbalbegriff durch die auf alle Verba anwendbaren Conjugationsformen zugehenden Modificationen sind: die des Befehlens oder Veranlassens, dafs die Handlung durch einen Andren, oder vermittelst seiner Zulassung geschehe, die des Könnens, der Möglichkeit, die des Verbietens, die der Allgemeinheit der Handlung in Beziehung auf die Handelnden, und die der absichtlichen Theilnahme an gemeinschaftlichen Handlungen. 113. Die erste dieser Modificationen bildet Causalverba, insofern man unter diesen nicht solche versteht, welche allgemein ein Hervorbringen, Bewirken andeuten, als von denen oben (nr. 109.) gehandelt worden ist, sondern im wahren grammatischen Sinne des Worts, wo die Hervorbringung die einer Handlung ist, mithin bestimmt oder unbestimmt ein neues Subject, oder das nämliche zweimal auftritt. Für diese Verba hat die Tag. Sprache eine doppelte Form, eine allgemeine vermittelst des Präfixes mag-pa (5. Conjug.), und eine die Beschränkung in sich schliefsende, dafs die zu bewir- Bedeuiung und Umfang der Conjugationsformen. 8.20. 375 kende Handlung für den sie Veranlassenden selbst geschehen, ihm zu etwas dienen solle, vermittelst des Präfixes pa (im Präs. und Prät. na-pa, 7. Con- jug.). Beide Bildungen werden aber, wie es scheint, nur da gebraucht, wo von Bewirkung einer Handlung durch Befehl, Auftrag, Bitte, oder Erlaub- nifs, nicht auf andre Art, die Rede ist. Die Andeutung des Befehles liegt in beiden Conjugationen sichtbar im pa; in der 7. scheint die reflexive Bedeu- tung, die hier gerade das Charakteristische ausmacht, und dadurch die Auf- merksamkeit mehr an sich zieht, als das transitive Bewirken, das mag auszu- schlielsen. Wenn der Befehl in einem zweiten zu gebenden Befehl besteht, so wird blofs das pa verdoppelt. 114. Obgleich die Sprache zwei ausdrückliche Wörter für können besitzt, so drückt sie diesen Begriff doch viel gewöhnlicher durch das Präfix macd an den Verben, deren Möglichkeit angedeutet werden soll, aus; und der Unterschied, dafs das Präfix das körperliche, die Verba das moralische Können bedeuten, scheint mehr von den Grammatikern herzurühren, als vom Sprachgebrauche begünstigt zu werden (Tot. nr. 195.). Nur vor der S. intransitiven Conjug. (ma, Pass. ma, ca), wo die verbundene Form ma- ca-ma oder maca-ca lauten müfste, braucht man gewöhnlicher die aus- drücklichen Verba, so wie auch da, wo das causale (s. ob. nr. 109.) und po- tentiale maca zusammentreffen würden, ob man gleich auch beide unmittel- bar auf einander folgen läfst; maca-maca-guinhava, (einem Kranken) Erleichterung schaffen können. 115. Den verneinenden Imperativ, der aber durch eine hinzugesetzte Verneinungspartikel wieder zu einem verstärkt befehlenden werden kann, drückt die Sprache durch das Präfix maca mit dem (s. ob. nr. 57.) verlän- gerten Endvocal (Pass. ma) und dem Imperativ aus. Dieselben Wörter kön- nen aber auch als selbstständige Wörter vorausgehen, und dann das die zu verbietende oder abzuwehrende Sache anzeigende Verbum in jedem belie- bigen Tempus des Indicativs stehen. Anm. In diesem und dem ähnlichen Fall, wo im Sanskrit das verbie- tende ma mit dem sein Augment, also sein Vergangenheitszeichen, ab- legenden Prät. verbunden wird, kann man es wohl nur als mit ausgelasse- nem Verbum sein einen eignen Satz bildend ansehen, dem ein andrer, von ihm vermittelst zu supplirender Conjunction regierter nachfolgt: Sanskr. m& bhawat, es sei nicht, dafs es geschehe! Tag. maca siya y 376 Das Tagalische Verbum: napa-roon, es-sei-nicht, (dafs) er war-dort-gewesen. Es ist merkwürdig, dafs dies verbietende ma sich, meiner blofs jetzigen zufälligen Kenntnifs nach, in drei offenbar zu verschiedenen Sprachstäimmen gehörenden Spra- chen findet, im Sanskrit, Tagalischen und Mexicanischen. 116. Den Umstand, dafs Alle ohne Ausnahme das vom Verbum Aus- gesagte erfahren (thun oder leiden), deutet das Präfix mag-si an (11. Con- jug.). Ganz ähnliche Bedeutung hat das Präfix mag-ca (9. Conjug.) in sei- ner Hauptbedeutung. Es drückt aber nicht so rein den Begriff der Allheit, sondern oft nur den einer Mehrheit aus, und bildet nur intransitive Verba. Es wird daher auch in dieser Bedeutung nicht mit andren Präfixen ver- bunden. 117. Die absichtliche Theilnahme an gemeinschaftlichen Handlungen liegt in dem Präfix ma-qui (6. Conjug.). Es ist damit gewöhnlich der Be- griff unberufener, wenigstens unaufgeforderter Theilnahme verbunden. To- tanes sagt nur, dafs sich dies Präfix mit den Präfixen der 1-7. (transitiven) Conjug. verbinde. Unter seinen Beispielen sind jedoch auch Verba intran- sitiver Bedeutung; maqui-tova, sich mit freuen. Allein der grammatischen Form nach ist dies keine Verbindung von maqui mit der 8. intransitiven Conjug., sondern eine mit dem Passivum der 1. transitiven. Das intransi- tive matova, freudig sein, ist nämlich durch Aufnahme in die 1. Conjug. transitiv (freudig machen) geworden, und durch Verwandlung in die Passiv- form wieder zur intransitiven Bedeutung (freudig gemacht) zurückgekehrt (s. ob. nr. 71.). 118. Aufser den hier angeführten hauptsächlichsten Fällen giebt es noch mehrere andre, wo sich Präfixa einer Conjugation, deren Bedeutung es zuläfst, mit Präfixen anderer verbinden, um ein Wort zum Verbum zu stempeln. Die Sprache besitzt aber auch andere Weisen, den Verben allge- meine Modificationen mitzutheilen, aus welchen neue Beziehungen der Con- jugationsformen auf einander entspringen. Der wichtigste Fall hierunter ist der, wo in irgend einer Art eine Mehrheit am Verbalbegriff angedeutet wer- den soll. 119. Der Plural wird im Tag., wie in jeder andren Sprache, am Ver- bum durch Hinzufügung des Plural-Pronomens bezeichnet. Die Sprache ver- webt ihn aber doch noch in vielen Fällen in den Begriff des Verbums, so dafs man gleich der grammatischen Form von diesem ansieht, ob von Einem Bedeutung und Umfang der Conjugationsformen. $.20. 377 Subject, oder von mehreren die Rede ist. So haben wir oben (nr. 116.) ge- sehen, dafs magca (9. Conjug.) Mehrheit anzeigt. Ohne dafs also sila, sie, dabei zu stehen brauchte, verräth die blofse Form, dafs nag-ca-ca-töva sie freuen sich, und nicht: er oder sie freut sich, sagen soll. Doch wer- den auch mit diesen Formen die Pluralpron. häufig aufserdem verbunden. Bisweilen aber folgt auf diese Formen ein Gollectivum im Sing.; mag-ca- ca-salot ito-ng bayan, wörtlich: sie-werden-Pest-leiden dieser (Verbin- dungslaut) Ort. 120. Nach Totanes wird der Begriff der Mehrheit auch so angedeu- tet, dafs eine Conjugation mit ihrem Präfix dieselbe an den Wörtern einer andren bezeichnet, mithin diese beiden Conjugationen sich zu einander wie Singular und Plural verhalten. Bei genauerer Untersuchung sieht man aber, dafs der Grund davon blofs darin liegt, dafs mag zwei Bedeutungen, näm- lich aufser der des transitiven Verbalbegriffs auch eine sich auf Mehrheit be- ziehende hat. Statt nun zu sagen, dafs die präfixlose Conjugation am Ver- bum niemals Mehrheit ausdrückt, sondern, wenn dies geschehen soll, mit Abwerfung der Infigirung, mag vor sich nimmt, behandelt er die Mehrheits- bedeutung als eine der mit mag (2. Conjug.) verbundenen Conjugationen, und giebt nun da die zweite Regel, dafs diese 2. Conjug. nur da Mehrheits- bedeutung hat, wo das Verbum in derselben Bedeutung, die es in der zwei- ten hat, nach der ersten geht, sonst aber nicht. Beispiel: szlat, schreiben, nach der 1. Conjug. (Imper. s-um-ulat), ändert seine Bedeutung nicht in der 2., oder geht, wie natürlicher zu sagen wäre, gar nicht nach der 2.; daher deutet mag-sılat Mehrheit an und ist eigentlich gar keine Form der 2. Conjug., sondern eine in der ersten am Verbum selbst Mehrheit aus- drückende. Dagegen verändert aral (1. Conjug.) wirklich seine Bedeutung in der zweiten, und geht nach beiden zugleich, nach der 1. um-dral, in der Bedeutung von lehren, nach der 2. mag-aral, in der Bedeutung von lernen, und mithin kann mag hier nicht Mehrheit andeuten, sondern es mufs dies durch andere Mittel geschehen. Nach dem angenommenen System der Conjugationsformen ist Totanes Vorstellungsweise nicht zu tadeln, aber der Grund in der Sprache läfst sich nur in der Bedeutung von mag nach- weisen, die hier ganz unabhängig von der Verbalnatur ist. Wir haben oben gesehen, wie mag als Präfix von Subst. denselben einen collectiven Sinn giebt. Dies ist auch hier der Fall. Wie man sich in mag-ama die ganze Histor. philol. Abhandl. 1832. Hhh 378 Das Tagalische V erbum: Vaterschaft (Vater und Kind) zusammendenkt, so liegt in mag-sulat das gesammte Schreiben, nicht als ein einzelnes, sondern als eine Masse ge- nommen. 121. Aus dieser Bedeutung von mag rührt es auch her, dafs, was uns Anfangs so sehr auffällt, der Begriff der Mehrheit in diesen Fällen bald auf die der Handelnden, bald auf die der Handlungen, und von da noch weiter auf die gewöhnliche Beschäftigung mit solchen Handlungen bezogen wird. Denn magsulat kann nach Umständen heifsen, ähnlich einem ge- wöhnlichen Plural: Viele schreiben, oder als Frequentativum: er schreibt viel, oder gleichsam als habitueller Modus: es ist sein Geschäft, zu schrei- ben. Mag drückt nie den einfachen Plural aus, mag-ama heifst nicht die Väter, sondern der Vater-Complexus, daher ist auch im Verbum seine wahre Bedeutung nur das viele Schreiben; weil aber dies ebensowohl ein vieles Schreiben eines Einzigen, als ein Schreiben Vieler sein kann, so kommt in- direct auch der letztere dieser Begriffe in den Ausdruck. Alsdann kann der Begriff der Vielheit ganz bis auf den der Zweiheit zurückgehen; um-asava (1. Conjug.), heirathen, vom Mann, der eine Frau nimmt, mag-asdva (2. Conjug.), sich heirathen, von beiden Theilen gebraucht. 122. Die Fälle dieser Mehrheitsandeutung kommen nun vor bei der 1. und 2., bei der 1., 2. und 3., und bei der 7. und 5. Conjug. Von der 1. und 2. ist so eben geredet worden. Die 3. Conjug. hat nun zwar nicht mag zum Präfix, sondern man. Aber dies man scheint eine blofse Lautverän- derung von mag zu sein. Doch hat die 3. Conjug. das Eigenthümliche, dafs sie nur Vielheit der Handlungen, nicht der Handelnden anzeigt, und sogar den Begriff der Vielheit zu dem des Grades hinüberzieht; muti (1. Conjug. von puti, weifs), sich weils machen, ma-muti (3. Conjug.), sich sehr weils machen. 123. In der 7. und 5. Conjug. bezieht sich die Mehrheitsandeutung blofs auf eine ihrer einzelnen Bedeutungen. Pa (7. Conjug.) drückt näm- lich unter andren aus, dafs man dasjenige sagt, was der Wortstamm andeu- tet; 00, ja, in ein Verbum verwandelt pa-00, bejahen; acoinapa-diablo, ich (Verbindungspart.) habe-Teufel-gesagt. Dieselben Wörter mit mag da- zu (d.h. mit magpa nach der 5. Conjug.) deuten, und zwar, wie bei der 1. und 2., ohne genaue Unterscheidung der Handelnden und der Handlungen, Mehrheit an; acoinagpa-diablo, ich habe oft Teufel gesagt. Bedeutung und Umfang der Conjugationsformen. $.2%. 379 124. Auch in Modificationen einzelner Bedeutungen beziehen sich häufig zwei oder mehr Conjugationen auf einander, so dafs dasselbe Verbum, nach Maafsgabe seiner Bedeutung, zu allen gehört. So heifst von lohör l-um-ohör (1. Conjug.): hinknieen, ma-lohör (8. Conjug.): schon wirk- lich knieen, mag-pa-ti-lohör (15. Conjug.): sich plötzlich auf die Kniee werfen, ma-pa-ti-lohör (auch nach Totanes 15. Conjug.): zufällig plötz- lich auf die Kniee fallen. 125. Ich habe mich im Vorigen (nr. 56-124.) bemüht, die Art, wie, und den Zweck, wozu die Sprache mannigfaltige Gonjugationsformen bildet, so allgemein, als möglich, anzugeben, und die Methode der Sprache erläu- ternde Zusammenstellungen zu machen. Da aber auf diese Weise viel Spe- cielles hat übergangen werden müssen, so lasse ich hier eine in tabellarischer Kürze abgefafste Zusammenstellung der angeblichen 17 Conjugationen, durch- aus nach Totanes, folgen. 1. Conjugation. 126. Bildung. Activum: Infigirung von um bei consonantisch, Prä- (S o o ’ fig lung des Anfangsbuchstaben. Passivum: der blofse Wortstamm mit einem 5 & der allgemeinen Passiv-Affixa (s. ob. nr. 64-71.). 5 127. Bedeutungen. ı. Verba des Werdens, von abstracten Subst. irung bei vocalisch anlautenden Wortstämmen. Bisweilen blofse Verwand- Von andren Wörtern, als abstracten Substantiven, und vermuthlich mehr im intransitiven Sinne, nach der 8. Conjug. 2. Transitive Verba des Zerstörens, wenn die zerstörende Ursach ein le- bendes Wesen ist. Sonst 4. Conjug. Wenn die Zerstörung als in sich selbst vorgehend, intransitiv angesehen wird, nach der 8. Conjug. 3. Verba des Erregens von Empfindungen, Leidenschaften, Krankheiten u.s.w. in Ändren. Meist im Passivum gebraucht (s. nr. 106.). Der Zustand, in dem man diese Empfindungen, Leidenschaften, Krankheiten an sich er- fährt, wird durch die 8. Conjug. ausgedrückt. 4. Verba der Zerstörung durch Thiere. Nur im Passivum, 5. Verba der Verrichtung mit Werkzeugen; gunting, Scheere, g-um- unting, damit schneiden. 6. Verba körperlicher Stellungen, wie knieen, sitzen, mit dem Begriff des Annehmens derselben, hinknieen, sich setzen (vgl. 5. Conjug. nr. 135, Hhh 2 350 Das Tagalische Ferbum; 1. Conjug. 4.). Die Stellung selbst, oder vielmehr das Befinden in derselben wird durch die 8. Conjug. angedeutet, sitzen, knieen. 7. Verba des Auswerfens aus dem Körper, spucken, Wasser abschla- gen. Einige solcher Verba, wie schwitzen, nach der 2. Mit dem Neben- begriff der Unwillkührlichkeit, nach der 17. Conjug. s. Verba des Hervorkommens, erzeugt Werdens einer Sache aus der an- dren, wie keimen, sprossen. Einige solche nach der 3. 9. Verba des an sich Ziehens, wie kaufen; des von sich Gebens, wie verkaufen, nach der 2. 10. Verba gegenseitiger Handlungen, wenn die beiden Subjecte nicht in demselben Casus stehen (s. ob. nr. 121.). Wenn sie im gleichen Casus ste- hen, nach der 2. 11. Verba von Bewegungen, die in dem Bewegten selbst vorgehen, wie rennen, hinausgehen. Wo die Bewegung den Gegenstand betrifft, wie in herausnehmen, nach der 2. 12. Mit Ortsadverbien und Verben der Bewegung bedeutet diese Conju- gation, indem man sie ins Activum stellt, und dann das Präfixum der 9., oder in seltenen Fällen der 2. davor setzt: die durch das Adverbium oder Verbum ausgedrückte Bewegung machen, und zwar nach Totanes, obgleich es aus den Beispielen nicht immer hervorgeht, dies aus einer bestimmten Ursach thun; ai ai nagca-ca-d-um-ito ca, von dito, hier: warum stehst du hier? (9. und 1. Conjug.); mag-d-um-ali ca, von dali: komm geschwind! 13. Verba von Handlungen, die man an Andren verrichtet, wie einen Kranken heilen. Die an sich selbst verrichteten, wie sich heilen, nach der 2. 14. Verba von Geistesverrichtungen und Empfindungen, wenn sie absicht- lich sind. Wenn der Zufall sie herbeiführt, nach der 4. Bei allen diesen Bedeutungen ist die gänzliche Abwesenheit des Mehr- heitsbegriffs das charakteristische Kennzeichen dieser Conjugation. Man sieht ans dieser Aufzählung die nahe gegenseitige Beziehung der beiden ersten Conjugationen auf einander. Totanes Abtheilungen sind aber oft einander sehr nahe berührend. So sagt er selbst, dafs die Unterschei- dung von Bewegung und Handlung (nr. 11. 13.) sehr zweifelhaft sein kann. Die Wahrheit ist, dafs bei nr. 11. die 1. Conjug. Intransitiva enthält, welche das mag durch wahre Causalbedeutung in Transitiva verwandelt. Dagegen 2. Conjug. $.20. 381 enthält nr. 13. immer wahre Transitiva, die ein Activum und Medium haben können. 2. Conjugation. 125. Bildung. Activum: mag. Passivum: pag, oder wie die 1. Conjug. (s. ob. nr. 76.). 129. Bedeutungen. ı. Bei Verben der 1. Conjug., die ihre Bedeu- tung in ihr nicht ändern, zeigt sie Mehrheit an (s. ob. nr. 120. 121.), wobei zum Theil der Accent des Wortes sich verändert (s. nr. 56.). 2. Die schon bei der 1. Conjug. angegebenen (nr. 127, 7. 9. 10. 11. 12. 13.). 3. Mit angehängtem an, Verba des gemeinschaftlichen, oder gegenseitigen Handelns, mit dem Begriff der Verstärkung verbunden. Auch nach der 13. Conjug. mit manhi. Die der gröfsten Verstärkung nach der 14. Conjug. Diese Verba der Gemeinschaftlichkeit oder Gegenseitigkeit, mit und ohne (s. nr. 127, 10.) an, schliefsen in der 2. Conjug., als einer transitiven, Ab- sichtlichkeit ein. Ist die Handlung zufällig, so gehen sie nach der 9., als einer intransitiven, und nehmen auch da das Suffix an nach sich, jedoch nur mit vorangehender Negation, und dann in der Bedeutung des nicht Könnens; von quita, schen, di nagca-qui-quitd-an, sie können sich vicht sehen. 4. Ebenso und mit Paroxytonirung, Verba von Handlungen, zu denen Mehrere nach einander concurriren, wie: von Hand in Hand geben; Verba, um das gebrauchte Verbum und dessen Gegentheil zugleich auszudrücken, nag-la-labäs-an siya(!), er geht hinaus und hinein, von Zabas, hinaus- gehen; Verba, um das feste Beharren in derselben Stellung anzudeuten. 5. Ebenso gebildet, aber mit Reduplication: sich anstellen, etwas heu- cheln, oder wenn Wahrheit dabei ist, sehr wenig davon thun. 6. Mit Namen von Nationen, Ständen, Geschlechtern: sich in irgend einer Sache wie sie benehmen oder verhalten. Wenn es ganz und in Allem ist, nach der 6., und (mit Namen von Nationen) nach der 12. Mit Wörtern von Ämtern: sie verwalten. 7. Hervorbringen, machen, brauchen, halten, achten, in verschiedenarti- gem Gebrauch: von Naturgegenständen, wie Wellen schlagen, von anzu- (') Totanes accentuirt, trotz seiner gegebenen Regel, wie ich hier gethan. 382 Das Tagalische V erbum; 2.3. Conjug. fertigenden Sachen, wie ein Haus bauen, von Waaren: sie verkaufen, von Kleidungsstücken: sie tragen, von Efswaaren: sie verzehren, mit dem per- sönlichen Pron.: für dein, mein achten, sich zueignen, metaphorisch: als Va- ter, als Kind halten, auch Kinder zu halten (in Nahrung, Lehre) verstehen. s. Mit Nominen, welche durch ihre grammatische Form anzeigen, dafs man eine Sache so oft thut, dafs sie Geschäft, oder Gewohnheit wird: sich dazu machen, dazu werden, es üben, z.B. ein Schreiber werden, den Sänger machen, vergefslich werden. 9. Dient diese Conjug., die in die Sprache aufgenommenen Spanischen und Lateinischen Wörter zu Tag. Verben zu machen. 10. Mit abstracten, durch gleichzeitige Präfigirung von ca und Suffigi- rung von an gebildeten Substantiven: das thun, was das Abstractum aus- drückt. 11. Mit Adjectiven, denen aber immer ma vorgesetzt wird, wenn sie es nicht schon an sich haben, und mit Oxytonirung: sich für das durch das Ad- jectivum Bezeichnete halten. 3. Conjugation. 130. Bildung. Mit Buchstabenveränderung. Activum: man. Passi- vum: pan (s. ob. nr.85.). 131. Bedeutungen. ı. Sie zeigt bei Verben der 1. und 2. Conjug., die in ihr nicht die Bedeutung ändern, und von denen es mit dem Präfix pan gebildete, Werkzeuge andeutende Substantiva giebt, Mehrheit der Hand- lungen, und noch bestimmter eine solche an, die aus der Verwaltung eines Amts, Übung eines Geschäfts herrührt. . Die bei der 1. Conjug. nr. 127, s. angezeigte Bedeutung. 3. Mit Dingen, die sich, wie Thiere, Holz, Gras, im Lande, oder Wasser befinden, bedeutet diese Conjug.: sie fangen, holen, danach gehen. Ebenso mit Wörtern von Werkzeugen des Fangens, Fischens u. s. f. 4. Mit Wörtern von Waffen, Kleidungsstücken u. s. £.: sie brauchen, tragen. 5. Mit Wörtern und Namen von Ländern, Gegenden und Dingen, in de- nen sich wohnen läfst: in ihnen leben. L3r} 6. Mit Wiederholung des ganzen Stammworts und bei unverändert blei- bendem Anfangsbuchstaben mit ma, statt man: einer Sache gleich, fast wie sie sein. 4.9. Conjug. $.20. 383 4. Conjugation. 132. Bildung. Activum: maca. Passivum: ca, oder ma. 133. Bedeutungen. ı. Mit dem Passivum ca: machen, hervorbrin- gen im Allgemeinen (s. ob. nr. 109.). Vgl. 1. Conjug. nr. 127,2. Wenn be- stimmt ausgedrückt werden soll, dafs es ein freiwilliges Hervorbringen ist, nach der 5. Gonjug. 2. Mit dem Passivum ma: können (s. ob. nr. 114.). 3. Mit dem Passivum ma und verlängertem End-a: verbieten (nr. 115.). 4. Ebenso, mit Wörtern, die ein Bemühen nach etwas anzeigen, drückt sie das gelungene Erreichen aus; h-u-ng-m-ingi acö sa Pare, ich habe gi acö sa Pare, ich habe erlangt vom Pater; ndna (1. Conjug. von pana) acö sa osa, ich habe einen Pfeil nach vom Pater gefordert, naca-hin dem Hirsch geschossen, naca-päna cet., ich habe getroffen u.s.f. g, ohne Absicht thun. Mit ver- längertem End-a. Mit allen Conjugationen zu verbinden. 6. Ebenso: etwas auf’s Gerathewohl hin thun, ob es gelinge oder nicht. 5. Das, was das Verbum bedeutet, zufälli Diese Redensarten sind im Grunde nur durch die Aussprache mit mehr Ge- wicht bezeichnete Futura perfecta mit vorgesetztem wenn. 7. Mit ma im Passivum und suffigirtem na, schon: im Begriff stehen, et- was zu beendigen. 3. Die Conjugation deutet an, dafs eine Epoche, oder ein Ereignifs je- manden getroffen hat, überhaupt, oder an einem bestimmten Ort. 9. Einer Sache in einer bestimmt angegebenen Rücksicht gleich sein. Macaä oder ma verbinden sich dann mit dem Wort der Sache, der man gleich ist. Mit verlängertem End-a. 10. Die bei der 1. Conjug. nr. 127, 14. angegebene Bedeutung. 5. Conjugation. 134. Bildung. Activum: magpa. Passivum: pagpa, papag, oder pa (s. ob. nr. 77.82. 84.), das letzte nämlich da, wo sich diese Conjugation an Wörter der 1. anschliefst. 135. Bedeutungen. ı. Befehlen, auftragen, fordern, bitten, erlau- ben, dafs jemand das durch das Verbum Ausgedrückte mache oder leide, im Allgemeinen. Mit der Beschränkung des Handelns für, oder in sich, nach der 7. Conjug. (s. ob. nr. 113.) 354 Das Tagalische Verbum; 5.6. Conjug. 2. Etwas freiwillig (vgl. 4. Conjug. nr. 133, 1.) machen oder hervorbrin- gen, nämlich ohne Dazwischentreten eines Andren, und in erweiterter Be- deutung: zulassen, erlauben, ja sogar erwarten. Dahin gehört (Tot. nr.219.), wenn man sich selbst mit Absicht eine Eigenschaft beizulegen sucht; die Paroxytona werden dann oxytonirt und die Stimme eilt zum Endaccent; von buti, schön, nag-papa-buti, er macht sich schön, von pxri, Lob, Ruhm, nag-papa-puri, er thut oder spricht, damit man ihn lobe, er verherrlicht sich. Ferner gehören die Fälle dahin, wo das Machen darin besteht, dafs man (Tot. nr. 220.) jemandem etwas gewährt, also: zu essen geben, nähren, Wohnort geben, beherbergen, magpa-misa, bei der Messe helfen u. s. £. 3. Etwas fordern, wie Tribut, Almosen, Gewinn, wo also das Präfix sich mit einem Nomen verbindet. 4. Etwas, durch sich selbst Unbewegliches in eine angegebene Stellung oder Lage bringen, z.B. von Bildsäulen, Gemälden u. s. f. 5. Mit Ortsadverbien, oder mit Substantiven, denen sa (s. ob. nr. 24.) vorausgeht: sich absichtlich wohin begeben, wie das Deutsche provinzielle: an einen Ort hinmachen. Mit Substantiven (Tot. nr. 219.) auch ohne sa, und sowohl intransitiv auf sich bezogen (dann mit Oxytonirung), als transitiv vom Legen und Bringen von Sachen. Wenn die Bewegung zufällig, oder von selbst durch die Natur der Sache, wie beim Aufsteigen des Rauches, geschieht, wird das transitive magpa (vgl. 8. Conjug. nr. 141, 2» 15. Conjug. nr. 155.) zum intransitiven mapa (s. ob. nr. 104.). 6. Durch diese Conjugation wird auch angedeutet, dafs das zum Verbum gemachte Wort von Vielen, oder oft gesagt wird (s. ob. nr. 123.). Wird es nur einmal gesagt, nach der 7. Conjug. Man sieht, dafs alle Bedeutungen dieser Conjugation sich mehr oder minder leicht auf den Begriff der Causalität zurückbringen lassen. 6. Conjugation. 136. Bildung. Activum: maqui. Passivum: pagqui. 137. Bedeutungen. ı. Sich zu etwas, das Andre thun, von selbst gesellen (s. ob. nr. 117.). 2. Auf Wörter, die Stand, Amt, Eigenthümlichkeit bezeichnen, wird diese Bedeutung so angewandt, dafs die Conjugation ausdrückt: sich so ver- 6-8. Conjug. $.20. 335 halten, betragen, sein, dem gleichen; von /4qui, Mann, maqui-laqui, sich männlich betragen (sich gleichsam zu den Männern gesellen), von Weibern (vgl. nr. 129, 6. und nr. 149.). Mit dem Präfix der 5. (intransitiven) verbun- den, bedeutet diese Conjugation: durch Zufall oder Schicksal zu dem Aus- gedrückten kommen; na-paqui-alipin, er ist zufällig zum Sclaven her- untergekommen. 3. Mit Wörtern von Dingen oder Handlungen, die der Gegenstand einer Forderung oder Bitte sein können: ein wenig davon fordern, gleichsam nur Theilnahme daran verlangen. In einigen dieser Fälle verwandelt sich (Tot. nr. 228.) der Anfangsbuchstabe des Worts (s. ob. nr. 85.). 4. Bei Wörtern von Dingen, welche den Begriff einer Theilung in sich tragen, wie Erbschaft, Stück, die Ordinalzahlen: sie oder den bestimmten Theil fordern. 7. Conjugation. 138. Bildung. Activum: pa (im Präs. und Prät. napa), Passivum: pa. 139. Bedeutungen. ı. Die in der 5. Conjug. angegebenen Bedeu- Bo @05%5 tungen (nr. 135, 1. 6.). 2. Sich wohin bewegen, auf dieselbe Weise, wie es magpa und mapa oe) ’ 5p pP (3. Conjug. nr. 135, 5.) ausdrücken, nur, wie es scheint, allgemein und ohne Beachtung des Unterschiedes von Absicht oder Zufälligkeit. Diese ersten sieben Conjugationen sind die transitiven (Tot. nr. 236.) des Tagalischen Verbums. Es folgen nun (8-10. Conjug.) die drei intransi- tiven (s. ob. nr. 100 - 109.). 8. Conjugation. 140. Bildung. Activum: ma. Passivum: ma, oder ca. 141. Bedeutungen. ı. Die bei der 1. Conjug. nr. 127, 1.2.3.6. an- gegebenen Bedeutungen. ; 2. Etwas ohne Absicht, vom Zufall geleitet, gleichsam ohne es zu wollen, thun (s. ob. nr. 102.). 3. Mit Namen von Nationen und suffigirtem an: viel von dieser Nation an sich haben, ihr sehr gleich-n, gleichsam sich in ihrem Lande befinden. Man sieht, dafs diese Conjugation der allgemeine und hauptsächlichste Ausdruck für alle intransitiven Verba ist. Daher steht sie in ihren wesent- Histor. philol. Abhandl. 1832. Tii 386 Das Tagalische Verbum; 8-10. Conjug. lichsten Bedeutungen im Gegensatz mit der 1., als einer ebenso allgemeinen transitiven, und weil die 1. Conjug., wodurch sie sich von der 2. unter- scheidet, grofsentheils wahrhaft intransitive Begriffe, trauern, sitzen, un- tergehen u.s.f., auf die einzige bei ihnen mögliche Weise transitiv behan- delt (s. ob. nr. 1006.). 9. Conjugation. 142. Bildung. Activum: magca. Passivum: pagca. 143. Bedeutungen. 1. Die Conjugation zeigt an, dafs Mehrere oder Alle sich in dem ausgedrückten Zustande befinden. Bestimmt Allheit, und auch an transitiven Handlungen, drückt die 11. Conjug. aus. 2. Eine Sache, die man vorher nicht hatte, oder von der man frei war, neu besitzen, oder neu damit behaftet sein. Von da geht aber auch dies Prä- fixum auf Fälle über, in welchen diese Nüance nicht vorhanden ist, und wo es sich in nichts vom blofsen mag der 2. Conjugation unterscheidet. Nur der Sprachgebrauch bildet alsdann zwischen beiden ganz willkührlich schei- nende Unterschiede. So bedeutet 2ood, Wille, nach dieser Conjugation zum Verbum gemacht: wohlthun, nach der 2.: erlauben (de los Santos. p.211. v. bien hacer, p.833. v. voluntad)). 3. Die bei der 1. Conjug. nr. 127, ı2. und der 2. nr. 129, 3. angegebenen Bedeutungen. 4. Sich zufällig in dem, was man thut oder erfährt, irren. 10. Conjugation. 144. Bildung. Activum: maguın. Passivum: paguın. 145. Bedeutung Sache sich in diejenige verwandelt hat, die durch Verbindung mit dem Prä- en. 1. Die Conjugation deutet an, dafs irgend eine fix zum Verbum gestempelt wird, wie unsre Redensart: das Holz hat sich versteinert, verkohlt. Diesen wirklichen Erfolg zeigt nur das Präteritum an. Im Präsens liegt mehr die abgeleitete Bedeutung, dafs die eine Sache der andren gleicht, dieselbe zu sein scheint, im Futurum die, dafs die eine die andre werden könne. 2. Diese Bedeutung wird auf Amter, Laster, Krankheiten, mit Einem 8 Wort auf Alles angewendet, was jemanden, als eine Veränderung, betreffen kann; allein diese ganze Conjugation führt immer den Nebenbegriff mit sich, 10-13. Conjug. $. 20. 387 dafs die Veränderung und Verwandlung durch die Natur der Sache, von selbst, nicht durch absichtliches Zuthun des Subjects vor sich gehe. In die- sem Fall treten andre Conjugationen, die 1., 2.,9. u.a. ein. Diese 10. wird daher nie im befehlenden Imperativ gebraucht. 3. In Verbindung mit Zahlwörtern wird die Conjugation gebraucht, um anzudeuten, wie viele Menschen, Stücke u.s. f. vorhanden sind” gleich- sam: sie haben sich zu so vielen gemacht; mit nachgesetztem Adverbium schon, na, bedeutet sie, dafs die Zahl, z.B. von Tagen oder dergleichen, ganz vollendet ist. Die hier durchgegangenen zehn Conjugationen nennt, ohne dafs man recht den Grund davon einsieht, Totanes die hauptsächlichen (principales) im Gegensatz gegen die folgenden sieben weniger wesentlichen (menos prin- cipales). 11. Conjugation. 146. Bildung. Activum: magsi. Passivum: pagsi. 147. Bedeutung. Die bei der 9. Conjug. nr. 143, ı. angegebene Be- deutung. Vgl. ob. nr. 116. 12. Conjugation. 148. Bildung. Activum: magsa. Passivum: pagsa. Mit dem oben nr.88. geschilderten Accent. 149. Bedeutung. Die bei der 2. (nr. 129,6.) und 6. (nr. 137,2.) Con- jug. angegebene, aber blofs auf Namen von Nationen angewendet. Das sa scheint anzuzeigen, dafs man sich gleichsam in das Land derselben versetzt. 13. Conjugation. 150. Bildung. Activum: manhi. Passivum: panhi. Mit Verände- rung des Anfangsbuchstaben (s. ob. nr. 55.). 151. Bedeutungen. Sie sind so schwer zu fixiren, dafs Totanes, was er bei keiner andren Conjugation thut, dabei hauptsächlich auf das Wör- terbuch verweist. Was er angiebt, ist, dafs das Präfix bei allen Wörtern ge- braucht wird, die eine Reinigung des Körpers anzeigen; totloli, Ohren- schmalz, manhi-nolr, es ausräumen; bei denen, die Nachlese bedeuten, und auf mannigfaltige metaphorische Weise; pdlar, das Innere der Hand, manhi-mälar, (aus der Hand) wahrsagen. lii2 338 Das Tagalische Verbum; 13-16. Conjug. Was das hi der Bedeutung hinzufügt, ist schwer zu sagen. Sonst 8 des Gebrauchs. Auch kann man mit dem Präfix hi und Suffix an Verba scheint auch hier man dasselbe, als mag. Dies verräth die Mannigfaltigkeit des gegenseitigen Handelns (nr. 129, 3.) sowohl mit mag, als man bilden; mag-hi-ngotö-han, oder man-hi-ngotö-han, sich gegenseitig von Un- geziefer reinigen. Nach Ezguerra (nr.93.) nehmen die mit A anfangenden Verba niemals mag, sondern immer man zum Präfix. 14. Conjugation. 152. Bildung. Activum: magpaca. Passivum: pagpaca oder pa- capag, oder paca, oder pa. 153. Bedeutungen. ı. Mit seinem freien Willen etwas thun, oder leiden, magpacamatai, sich tödten, oder sich dem Tode hingeben. 2. Bei allen eines verschiedenen Grades fähigen Begriffen deutet diese Conjugation besondre Verstärkung an (nr. 129, 3.), und hierin hängt dieselbe so genau mit der 2. zusammen, dafs sie in ihren Passiven in denselben Fällen pacapag, statt paca oder pa mit lang gehaltenem End-a (s. ob. nr. 87.), brauchen mufs, wo die 2. Conjug. pag nicht entbehren kann (s. nr. 76.). 3. Mit Zeit andeutenden Wörtern: diese ganze Zeit bei etwas aus- harren. 4. Durch Hinwegnahme des g, also mit mapaca, wird die Conjugation intransitiv, und heifst: an ein Ziel, ein Ende gelangen. In allen diesen Bedeutungen läfst sich die Idee der Verstärkung des Grundbegriffs wiederfinden. 15. Conjugation. 154. Bildung. Activum: magpati. Passivum: pagpati. 155. Bedeutung. Mit Wörtern körperlicher Stellungen: sie schnell und plötzlich annehmen, aber mit Absicht. Geschieht es zufällig, so wird das Präfixum durch Auslassung von g intransitiv gemacht, und in mapati oder, ähnlich der 5., in mapa (nr. 135, 5.) verwandelt. 16. Conjugation. 156. Bildung. Activum: magcapa. Passivum: pagcapa. 157. Bedeutung. Wie im Vorigen mapati, nur noch schneller, 17. Conjug. 8.20. 389 und mit der Nebenbestimmung, dafs man, wie vor Schrecken oder Staunen, in der genommenen Stellung verharrt. 17. Conjugation. 158. Bildung. Activum: magcan. Passivum: pagcan. 159. Bedeutung. Die bei der 1. Conjug. nr. 127, 7. angegebene Be- deutung. 160. Obgleich diese Abtheilung in Conjugationen nur das Werk der Spanischen Grammatiker ist, so läfst sich nicht läugnen, dafs die Sprache dazu nicht nur veranlafst, sondern wirklich nöthigt. Sehr oft fügen zwar die Conjugations-Präfixa der Materie des Worts Nebenbestimmungen, so wie in andren Sprachen die untrennbaren Präpositionen, bei; dil:, her handeln, kaufen, magbili, hin handeln, verkaufen; umdral, hin unterrichten, leh- ren, magdral, her unterrichten, lernen; maguinbatön, sich versteinern. Allein immer wird auch dabei zugleich der Verbalbegriff selbst auf irgend eine Weise, als transitiv, intransitiv, causal oder sonst, bestimmt; die Präfixe sind immer der auf specielle Weise modificirte Verbalbegriff. Daher greifen sie auch, wie man besonders aus der Reduplication im Präsens und Präteri- tum (s. ob. nr. 79-84.) sieht, tief in die ganze grammatische Behandlung des Worts, dem sie angefügt werden, ein, und unterscheiden sich dadurch gänz- lich von den untrennbaren Präpositionen. Sie können daher nicht blofs lexi- calisch, sondern müssen, als ganz eigentlich die Formung der Sprache im Reden angehend, grammatisch behandelt werden. Auch das Ineinander- greifen der verschiednen Conjugationsformen und ihr gegenseitiges Verhält- nifs kann nur auf diese Weise klar werden. 161. In die Aufzählung der Conjugationen aber haben sich allerdings Willkührlichkeiten eingeschlichen. So ist schon oben (nr. 97. 108. 151.) dar- auf aufmerksam gemacht worden, dafs mag und man wohl nur phonetisch verschieden sind. Die 3. und 13. Conjug. würden daher vielleicht besser Nebenarten der 2., als eigene genannt. Dagegen liefsen sich aus den Präfixen, welche durch Verwandlung von mag in ma zu intransitiven werden (s. ob. 5 nr. 135, 5. 153, 4. 155.), mit gleichem Rechte noch Conjugationen mit mapa, mapaca und mapati bilden. 162. Ein Fall, wo auch Totanes Conjugationseintheilung nicht aus- reicht, ist (Tot. nr. 271.) paca. Dies wird nämlich ganz als ein Passiv-Präfix 390 Das Tagalische Verbum; Conjugationen. $.20. mit der Passivform von in behandelt: p-in-aca. Nun aber ist es, nach To- tanes, blofs Passiv-Präfix der 14. Conjug.; und wenn deren Bedeutungen (s. ob. nr. 153.) auch einigermafsen hierher passen, so rechnet Totanes selbst paca doch nicht zu dieser Conjugation, da er derselben nur die Passiva in und an zutheilt. Die Bedeutung dieses paca (auch pacan) ist aber: etwas in Gedanken oder wirklich an die Stelle dessen setzen (daher auch für das halten), was durch paca in die Passivform gestellt ist (Zener, juzgar, reputar ö suplir una cosa por otra poniendo en nominativo la que suple y haciendo verbo a la suplida;, vgl. auch de los Santos. Lex. v. en lugar); p-in-aca chocolate nang Tagalog ang linogao, an-die-Stelle-der-Chocolate- gesetzt (wird) vom Tagalen das (Getränk) Atole, d.h. er bedient sich dessen, p-in-aca-mataı co siamä, zu-dem-Sterben - gesetzt (wird) von-mir der Vater, d.h. für todt gehalten, p-in-aca-pono namin si covan, an die Stelle des Hauptes oder Vorgesetzten gestellt (d.h. dafür gehalten) (näml. ist) von-uns-Andren (Plur. exclus.) der NN. Beide Begriffe lassen sich auf das Pass. von machen zurückbringen, also von maca, wo aber Totanes nur ca hat, und paca aufser der Reihe der Conjugationen beibringt. Bei Ezguerra (p.66..) ist paca Imperat. act. von maca, wird aber auch als Passivform gebraucht, was jedoch, gegen alle Analogie, Ezguerra als eine Anwendung des Imperat. act. zur Passivform ansieht. 163. Diejenigen CGonjugationen, welche den Verbalbegriff am freie- sten von allen Nebenbegriffen und speciellen Modificationen darstellen, sind offenbar die 1., 2., 3., 13. und 8. Auch in den übrigen tritt bisweilen die specielle Bedeutung so in Schatten zurück, dafs, ebenso, als in jenen Cenju- gationen, blofs der allgemeine Verbalbegriff (s. ob. nr. 143, 2.) übrig bleibt. Wenn vielleicht (denn mit Gewifsheit möchte ich es nicht aussprechen) nicht alle Wörter unter Umständen nach einer der genannten Conjugationen ge- formt werden können, so liegt es sogar vermuthlich nur daran, dafs die nicht nach ihnen gehenden Wörter selten oder gar nicht in der Rede vorkommen, ohne dafs sich nicht die specielle Bedeutung ihrer Conjugation leicht an sie anschlösse, was natürlich von ihrer ursprünglichen Bedeutung abhängt. Modi. 164. Der Begriff des Modus gehört sichtbar der Sprache selbst gar nicht an. Er wird am Verbum, worunter ich immer das Wort in der Con- Das Tagalische Verbum; Modi. 9.20. 391 jugationsform verstehe, nie bezeichnet, sondern ist, wo er keine Tempus- bezeichnung mit sich führt, daran, wo er sie hat, an begleitenden Conjunc- tionen kenntlich. 165. Der Imperativus ist die reine Conjugationsform, gewöhnlich mit nachfolgendem Pronomen (Tot. nr. 101.). In der Passivform mit in wird, wie auch im Futurum, das in nicht in- oder prä-, sondern suffigirt. 166. Der Infinitiv kann kein Pronomen bei sich haben, und un- terscheidet sich schon dadurch. Im Präsens besteht er in der reinen Gonju- gationsform, im Präteritum und Futurum in dem Indicativus dieser Tempora, ohne das Pronomen. 167. Die Gerundia giebt Totanes folgendergestalt an. Das in di ist blofs die Conjugationsform, mithin der Infinitiv selbst, das in dum das Fu- turum des Indicativs. Das in do wird durch den Wortstamm mit Präfigirung von capag, capagca gebildet. Ersteres deutet an, dafs man mit dem An- fang, das letztere, dafs man mit dem Ende der Handlung beschäftigt ist. Bei der Präfigirung wird das Tempus nicht an ihnen ausgedrückt. Aber man kann sie auch als abgesonderte Conjunctionen behandeln, und alsdann kann das Verbum in jedem Tempus stehen. Analysirt man sie selbst, so sind sie Verbindungen der einen Zeitpunkt (ein bestimmtes Sein) andeutenden Par- tikel ca mit den Präfixen, welche aus Verben die Handlung andeutende Ver- balien bilden (Tot. nr. 133. p. 42. nr. 268 -270.). 168. Der Optativus ist nichts, als der Indicativus mit der wünschen- den Partikel nara. Sie folgt immer dem Verbum, allein bisweilen vor, bis- weilen nach dem Pronomen. Im Präsens aber besteht er aus der Conjuga- tionsform, und nimmt die Tempusformen des Indicativs nur in den übrigen Zeiten an. 169. Der Subjunctivus, im Präsens die blofse Conjugationsform, sonst das entsprechende Tempus des Indicativus, hat vier, allein nicht gleich- gültig zu brauchende Conjunctionen: cun, nang, nion oder noon, und sa. Ich mufs aber hier vorläufig bemerken, dafs hier unter Subjunctivus alle Fälle begriffen werden, wo das Verbum im Satze die Abhängigkeit eines nachfolgenden anzeigt. Dies bewirken aber auch andre Conjunctionen, als die hier genannten, z.B. (oben nr. 167.) capag oder capagca. Doch hat die Sprache darin wirklich einen Grund zur wahren Modusbezeichnung ge- legt, dafs nach cun und nang, den wahren Modus-Partikeln, nicht das P’rä- 392 Das Tagalische Verbum: sens des Indicativus, wie nach capag und capagca, sondern der blofse Wortstamm folgt. In den übrigen Zeiten ist es allerdings anders, allein da war specielle Zeitandeutung unerläfslich. 170. Cun und nang sind der allgemeine Ausdruck, die Handlung einzuführen, welche mit der im Nachsatz angedeuteten in Zeit- oder Causal- verhältnifs steht. Cun dient dem Präsens und Futurum, nang dem Präteri- tum, dem Imperfectum beide: nang, wenn im Nachsatz ein Perfectum folgt; im Fall aber auch der Nachsatz ein Imperfectum mit sich führt, cun, wenn der Nachsatz, der Idee nach, im Vordersatz gegründet ist; nang, wenn der Zusammenhang blofs historisch ist. Es leidet wohl keinen Zweifel, dafs diese Nüancen vorzugsweise von den Spanischen Missionaren bestätigt und ausge- bildet sind; allein ursprünglich liegen sie doch in der Sprache selbst, und ich erkläre sie gewissermafsen aus der ursprünglichen Bedeutung der Con- junctionen selbst. In nang, der Begleiterin des wirklich Geschehenen, liegt mehr der Begriff entschiedener Gewifsheit, cun führt eher Unbestimmtheit mit sich. Damit scheint nun nicht aufser Zusammenhang zu stehen, dafs cun auch die disjunctive Conjunction, oder, nang die verbindende, und, ist. Auch als Casuszeichen hat nang eine verknüpfende Bedeutung (s. oben nr. 25.). 174. Nion oder noon drücken den bereits vergangenen Zeitpunkt, in dem etwas geschehen ist, aber immer mit Beziehung auf einen nachfol- genden Satz aus: damals, als sich dies zutrug, geschah u. s.f. Sie sind der Geniti®” des Pron. demonstr. yari, und heifsen wörtlich: von jenem, in jenem. ‚Sa drückt das augenblickliche Zusammentreffen beider Handlun- gen aus, und entspricht auch darin seinem Ortsbegriff, als fielen die Hand- lungen gleichsam zusammen. Tempora. 172. Die Sprache unterscheidet auf das bestimmteste und regelmä- isigste Präsens, Perfectum und Futurum. Sie bedient sich dazu der Redu- plication (im Act. und Pass.) und der Verwandlung des m des Activ-Präfixes inn. Die einzigen Conjugationen, welche kein solches m haben, die 1. mit um und die 7. mit pa, setzen, jene ng zwischen das um, diese ihrem pa in den Fällen der Verwandlung na vor. Die Reduplication gehört dem Präsens und Futurum an, die Buchstabenveränderung dem Präsens und Perfectum. Tempora. 8.20. 393 In Rücksicht des unveränderten Anfangsbuchstaben kommt also das Futurum mit der Conjugationsform, und mithin mit dem Imperativus und Infinitivus überein. Beisp. maglarö, spielen, Conjugationsform, naglalaro Präs., naglaro Perf., maglalaro Fut., s-um-ulat, schreiben, Conjugations- form (1.Conjug.), s-u-ng-m-usulat Präs., s-u-ng-m-ulat Perf., napa- totolong, Hülfe fordern, Präs. (7. und 1. Conjug.); napa-paglabas, be- fehlen wegzunehmen, Perf. (7. und 2. Conjug.) In der 1. Conjug. weicht das Futurum darin ab, dafs es das charakteristische um der Conjugation nicht an- nimmt, sondern blofs im reduplieirten Wortstamm besteht: suszlat. Über die zu verdoppelnde Sylbe sehe man oben nr. 79-84., über die Bedeutung dieses n nr. 75. 173. Im Passivum bleibt die Anwendung der Reduplication wie im Activum. Die Verwandlung von m in n kann freilich nicht statt finden, da das Pass. in der Regel kein m in seinen Präfixen hat. Es kann aber im Pass. von in von selbst keine Verwechslung zwischen dem Präsens und dem Futu- rum, und zwischen dem Perfectum und dem Imperativus entstehen, da Futu- rum und Imperativ das in suffigiren, Präsens und Perfectum es in- oder prä- figiren, wovon der Grund im gröfseren Nachdruck liegen kann, den Imperat. und Fut. fordern. Beisp. Aanap, suchen, p-in-ag-hahänap Präs., p-in- ag-hänap Perf., pag-hahandp-in Fut., pag-hanap-in Imper.; abuüt, erreichen, in-aabut Präs., aabit-in Fut. u.s.f. Das Passivum von an bezeichnet das Präs. und Prät. durch ein in- oder präfigirtes in; p-in-ag-hahanap-an Präs., p-in-ag-hanap-an Perf., pag-hahandp-an Fut., pag-hanap-an Imperat.; in-aaral-an Präs., aaral-an Fut. u. s.f. Das Passivum von i infigirt bei allen mit andren Consonanten, als A, anfangenden Wörtern der Anfangssylbe in im Präs. und Perf.; von bigat, geben, i-b-in-ibigai Präs., i-b-in-igai Perf., i-bibiga: Fut., i-bigai Imperat. Den vocalisch anlautenden Wortstämmen setzt diese Passivform, je- doch nach dem Präfix z, im Präs. und Perf. die Partikeln na oder ni vor; i-ni-adbut oder i-na-adbut Präs., von äral: i-dral Imperat. u. s. f. Hieraus entsteht aber die Unbequemlichkeit, dafs sich das Präsens des Pass. von in im Lesen nicht vom Perfectum des Pass. von i unterscheiden läfst, Histor. philol. Abhandl. 1832. Kkk 394 Das Tagalische Verbum; da z.B. inadbut, je nachdem man abtheilt (in-aabut Präs., i-na-abut Perf.), das eine und das andere sein kann. Die mit A anfangenden Wörter können, nach Willkühr, wie die con- sonantischen, oder, was üblicher ist, wie die vocalischen behandelt werden ; von hölog, hinwerfen, i-h-in-oholog, oder i-ni-hoholog, oder i-na- hohölog Präs. Auch bei Wörtern, die mit andren Consonanten, als }, anfangen, ist hier und da, vorzüglich im Gebirge, die Bildung mit ni oder na gebräuch- lich; und es ist fast wahrscheinlich, dafs sie die ursprüngliche und eigent- liche ist, die man erst später aus Verwechslung mit der Passiv-Charakteristik in in umgeändert hat. Denn die Bildung des Präs. und Perf. durch na ist der Formation dieser Tempora im Act., namentlich der der 7. Conjug., analog; dagegen hat in mit der Tempusbezeichnung nichts zu schaffen. Auf jeden Fall aber ist das in der Passivformen von öi und an durchaus von dem in der dritten Passivform verschieden. 174. Der Bildung des Präteritums kann man die hier und da gesche- hende Suffigirung von na hinzufügen. Sie drückt die gänzliche Vollendung des Ereignisses aus, und wird (Tot. nr. 99.) mit dem gewöhnlich gebildeten Perfectum verbunden; nag-larö-na acö, ich habe aufgehört zu spielen. Bisweilen, um blofs die vorgegangene Thatsache anzuzeigen, wird das na nur an das präfixlose Grundwort, das aber dann seine Endsylbe betont, gehängt; pa-tai-na, er ist gestorben, sird-na (von sira), es hat sich zerstört. 175. Die Natur der beiden Formen, welche Totanes Plusquamperfec- tum und Futurum perfeetum nennt, hat er offenbar unrichtig aufgefafst. Er hat nämlich nicht bemerkt, dafs maca (Präfix des Fut. perf.) und naca (Präfix des Plusquamperf.) nichts andres sind, als das Fut. und Perf. der 4. Conjug., die sich zu andren Conjugationen gesellen, und dann allerdings die Bedeutung jener Tempora hervorbringen. Dies geht deutlich daraus hervor, dafs beide Präfixa nicht, wie alle andren Tempora, an die active, sondern an die passive Conjugationsform geknüpft werden; naca-paghänap Plus- quamperf., cun maca-paghänap Fut. perf. Subjunct. (Tot. p.41.) (!) (') Sonderbarer Weise schreibt er auf derselben Seite ganz entgegengesetzt maca-häanap Fut. perf., und maca-hänap nava Fut. perf. Opt. Allein die constante Schreibung im Plusquamperf. beweist, dals dies nur Versehen, oder Druckfehler sind. Tempora. Numerus. 8.20. 395 Bei der 1. Conjug. erklärt sich hieraus die von Totanes gegebene Regel, dafs diese beiden Tempora nicht das infigirte um enthalten. In maca-sülat, werden geschrieben haben, ist sızlat nichts andres, als die passive Conjuga- tionsform der 1. Conjug. (s. ob. nr.71.) Auch die Wegwerfung des ca im Pass. dieser Tempora verräth ihren Ursprung, da das Präfix der 4. Conjug. in der hierher gehörenden Bedeutung ma, im Präs. na ist. Etwas von an- dren verbundenen Präfixen Abweichendes aber haben dies passive ma und an doch darin, dafs sie die Passiv-Partikel in nicht annehmen, man also im Plus- quamperf. nicht n-in-ahdnap, sondern na-hänap sagt, und dafs im Pass. von i das na und ma nicht, wie die übrigen Präfixe, dem inach-, sondern vorstehen. Dies ist ihnen aber nicht vorzugsweise eigen, sondern allen Fäl- len, wo das Pass. ma lautet. Unter den Bedeutungen der 4. Conjug. gehört die der Vollendung der Handlung hierher, von der die der Erreichung des Erstrebten gleichsam ein höherer Grad ist (s. ob. nr. 133, 4. 7.). 176. Aufser den hier angeführten Zeiten spricht Totanes noch von einem Imperfectum, das aber blofs das Präsens mit bestimmten Zeitadver- bien, gestern u.s.f., ist, und grammatisch keine Aufmerksamkeit ver- dient. Als specielle Zeitbestimmung geht es aber auch in den Optat. und Subjunct. über. 177. Totanes giebt eine Anzahl von Fällen an, wo ein Tempus die Stelle des andren vertritt. Aufser den fast in allen Sprachen vorkommenden, sind nur die merkwürdig, wo, nach Totanes, der Imperat. gewisse Tempora ersetzt. Es ist aber nicht der Imperativ, sondern der Infinitiv, oder vielmehr der reine Begriff des unflectirten Verbums, wie man auch im Deutschen: wie Gott nicht lieben! statt: wie würde man Gott nicht lieben! sagen kann. Numerus. 178. Er wird im flectirten Verbum durch das Pronomen angedeutet. Bisweilen aber wird er auch durch die Conjugationsform angegeben. Die der 1. Conjug. zeigt allemal den Sing. an, in andren, oben (nr. 115-123.) be- trachteten war der Plur. im allgemeinen Mehrheitsbegriff enthalten. Auf eine andre Weise wird er aber durch Einschiebung von nga, dem Hauptbestand- theil der Plural-Partikel des Nomens (s. ob. nr. 19.), zwischen das Präfix der Conjugationsform und den Wortstamm gebildet. Totanes erwähnt dieser Einschiebung nur bei der 8. (ma) und 15. Conjug. (mapati), ma-nga- Kkk2 396 Das Tagalische V erbum. $.20. ligaya cayö, freuet euch, ma-nga-pa-rapa (15. Gonjug. intransit. ohne ti, von dapa, das Gesicht nach unten), Viele fallen auf diese Weise. Ez- guerra giebt dieser Pluralandeutung eine allgemeine Ausdehnung (nr. 155.), und führt aus einem andren Dialekt eine andre durch Infigirung von na oder ma in mag, nag und pag an; na-na-g, ma-na-g, pa-ma-g (nr. 154.). 179. Mit dem Tagalischen Verbum ist die vollständigste und am mei- sten ausgebildete Verbalform des Malayischen Sprachstamms aufgestellt wor- den. Es war nothwendig, um gleichsam das Höchste zu zeigen, was der grammatische Organismus in diesem Sprachstamm vermag, und es war mög- ‚lich, da schon systematische Bearbeitungen des Tagalischen Sprachbaues vorliegen. Beim Polynesischen sind diese weit unvollkommener, beim Ma- decassischen fehlen sie so gut als ganz, und das meiste kann da nur mühsam aus den in den Wörterbüchern zerstreuten Formen und den Bibelüber- setzungen zusammengesucht werden. Man hat noch aufserdem mit verschie- denartiger, gewils oft ungenauer Schreibung, höchst wahrscheinlich auch mit Vermischung verschiedner Dialekte zu kämpfen, so dafs es unmöglich ist, die bei Bestimmung grammatischer Formen nothwendige Schärfe und Genauigkeit zu erreichen. Ich werde mich daher beim Madecassischen Ver- bum vorzüglich nur auf die Angabe dessen beschränken, was darin mit dem Tagalischen Bau übereinstimmt und davon abweicht. $. 21. Madecassisches Verbum. 150. Der Gebrauch des Verbums ohne alle Präfixa ist schon darum häufiger, weil der Imperat. immer, oder doch sehr oft diese ganz einfache Form hat; zeia ha ano, liebe du (Ann. 95.), amio coüa, gieb noch (Chall. v. donner), andea, gehe (Chap.). Allein auch aufser dem Imperat. findet sich dieser Zustand des Verbums; acritomera no? wo wohnst du? (Chall. v. demeurer), zao tsi vidi, ich kaufe nicht (Chap. v. zao). Überall, wo die Verbalbedeutung im Worte selbst liegt, erscheint es natürlich, dafs man ihrer Hinzufügung durch ein Präfix entrathen zu können glaubte, zumal bei oft und im gewöhnlichen Leben vorkommenden Verben. Anm. Es mufs aber mit diesem Gebrauch des Verbums noch eine eigne Bewandtnifs haben. Denn so oft in den Bibelübersetzungen der Eng- Das Madecassische Ferbum; Ausdruck desselben. 8.21. 397 lischen Missionare Zia, lieben, vorkommt (bei Flac. zeia, bei Chall. tiane, teha), hat es auch im Act. niemals ein Präfix bei sich, dessen sich doch sonst die Übersetzung regelmäfsig bedient (Matth. 5, 46. Lue. 7,5. 19, 14. u.a. m.). Challan kennt das Wort auch nur ohne Präfix. Chapelier giebt es im Wörterbuch, auch in Phrasen, nur ebenso, aber in der Grammatik (Ann. 95.) mit Präfixen, mi-teia Präs., ni-teia Perf., ho teia Fut. Fla- court hat ebenso mi-teia, ni-teia (Cat. p.34.). Es ist sonderbar, dafs Chapelier im Wörterbuch ohne Präfix (und ebenso Challan und die Missio- nare) Zia, in der Grammatik mit Präfixen (und ebenso Flacourt) teia hat, 181. Diese Fälle ausgenommen aber, erscheint kein Wort in der Spra- che als unverändert, und zwar tragen die Verba immer Präfixa mit sich (s. ob. nr. 37.). Diese Präfixa verwandeln, wie im Tagalischen, Substantiva und Adjectiva in Verba; vinta, Angelhaken, ma-minta, angeln, foutsi, weifs, ma-moutsi, weilsen (Flac.). Wie weit sich die Freiheit erstreckt, aus jedem beliebigen Worte ein Verbum zu bilden, wird nirgends gesagt, und die Wör- terbücher können darüber nicht vollständig Auskunft geben, so wie auch das Tagalische bei weitem nicht alle in der Sprache mögliche Verba enthält. Man sieht aber keinen Grund der Beschränkung, und einzelne Beispiele zei- gen, dafs auch aus Partikeln Verba entstehen. 152. Das Madecassische Verbum gleicht darin dem Tagalischen, dafs die Personen blofs durch die Pronomina angedeutet werden, und dafs die Endungen der Grundwörter keine Änderung erfahren, sondern alles Charak- teristische seiner jedesmaligen Beschaffenheit immer in den Präfixen liegt. 183. Die Madecassische Sprache hat, wie die Tagalische, die Gewohn- heit, den activen Verbalausdruck, dessen sie sich, verhältnifsmäfsig gegen an- dre Sprachen, viel weniger häufig bedient, in Redensarten umzustellen, in welchen der Sinn passiv oder intransitiv wird. Es wird ihr daher, wie der Tagalischen, eine Vorliebe für den Gebrauch des Passivums zugeschrieben. Die Worte der Bibel, Luc. 5, $., da dies Petrus sahe lauten rehefa hi- ta'nyny Peteraizany, als sehen-sein von Petrus dies, d.h. als dies von Petrus gesehen wurde. Der grammatischen Bedeutung nach bestehen diese Redensarten darin, dafs der Ausdruck durch das flectirte Verbum in einen solchen verwandelt wird, wo der Begriff des Verbums als ein Verbal-Nomen ausdrücklich oder stillschweigend mit dem Verbum sein verbunden wird. Statt: Petrus sahe, sagt man: es war ein durch Petrus geschehendes 398 Das Madecassische Verbum; Sehen. Der Form nach ist das Wesentliche dieser Redensarten, dafs dem Verbalbegriff ein Pronomen in derjenigen abgekürzten Form angehängt wird, welche die Person in einem Casus obliquus anzeigt und beim Nomen die Stelle des Possessiv-Pronomens vertritt; Aita 'ny, das Sehen durch ihn, oder sein Sehen. Das am meisten in die Augen fallende Beispiel hiervon ist die Übersetzung der Worte Matth. 5, 46. denn so ihr liebet, die euch lie- ben, faraha tia nareo izay lia anareo, denn wenn lieben euer (durch euch), die lieben euch. Die Umstellung des ersten Theils des Satzes in ein Passivum (von euch geliebt werden) wird hier blofs durch den Gebrauch des abgekürzten Pronomens nareo angedeutet. 194. Ich habe mich im Vorigen an die einfachsten Fälle dieses umge- stellten Verbalausdrucks gehalten. Geht man aber alle, in welchen er vor- kommt, vollständig durch, so sieht man, dafs es dabei auf folgende drei Stücke ankommt: a. die ausdrückliche oder stillschweigende Hinzufügung des Verbums sein; d. die Behandlung der mit dem abgekürzten Pronomen verbundenen Verbalform; c. die Hinzufügung eines Substantivums oder Pro- nomens da, wo der Sinn derselben zur Vervollständigung des Satzes bedarf. 155. Das Verbum substantivum wird, wie die obigen Beispiele zeigen, oft ausgelassen; da es aber zur Bildung des Satzes in diesen Fällen unent- behrlich ist, und so sehr oft wirklich dasteht, so ist kein Zweifel, dafs es, auch fehlend, immer hinzuverstanden werden mufs. Wo es steht, ist es nie- mals das in andren Fällen gewöhnliche misy (Matth. 5, 40., bei Challan mis- si, möche und, ohne Präfix, is’), sondern für das Präs. und Prät. no, für das Fut. Ro. Chapelier (Ann. 94.) giebt ho als Präfix des Fut. an; no hat er nicht, da das Zeichen des Prät. bei ihm ni ist. Auffallend ist es, dafs no auch als Präs. gebraucht wird, da sonst, auch in den Bibelübersetzungen, das Präsens immer das unverwandelt bleibende Präfix m hat, das im Prät. in n, im Fut. in A verändert wird; mitady, er sucht, nitady, hat gesucht, hitady, wird suchen, Luc. 11, 10. Maith. 2, 20. 13. Ich würde daher an- stehen, no und ho geradezu als ein Verbum (sein) anzusehen. Allein der Englische Missionar Freeman übersetzt in einer handschriftlichen Zerglie- derung einiger biblischen Verse, die er mir zugesandt hat, no ausdrücklich einmal durch is und ein andresmal durch was. Die Bedeutung von ho folgt analogisch hieraus, und die beider Wörter wird auf allen Seiten der Evan- gelien-Übersetzung bestätigt. Das Beweisendste für die Andeutung des Präs. Ausdruck passiver Construction. S.21. 399 l ist Joh. 6, 48. izaho no mofon' aina, ich bin Brot- (des) Lebens. Cha- pelier’s Behauptung steht dem hier Gesagten nicht im Wege, da ein Hülfs- verbum sehr leicht mit einem Tempuszeichen verwechselt werden kann. In den hier betrachteten Passiv-Constructionen steht no als Präsens Luc. 6, 44. fany hazo rehetra no fantari 'ny, denn die Bäume alle ist erkennen- ihr, d.h. alle Bäume werden erkannt; no als Prät. Matth. 2, 10. ary no ny efa hita'ny ny kintana, und war das gewesen Sehen-ihr des Ster- nes, d.h. und es war das Gesehen-worden-sein des Sternes, Luther: da sie den Stern sahen; ho als Fut. Luc. 24, 47. ary 'mba ho tori 'nyny fibe- bahana, und wird-sein predigen-ihr der Bufse, d.h. dafs Bufse gepredigt werden soll. No und ho dienen übrigens auch bei Umschreibungen activen und intransitiven Ausdrucks, und dann kann das abgekürzte Pronomen beim Verbum fehlen; Matth. 2,3. aryi Herodra no ny nandre izany, und der Herodes war das Hören dieses, d.h. war dies hörend; Matth. 3,1. no ny.avyny laony, war das Kommen des Johannes, d.h. kam Johannes. 156. Das den Verbalbegriff enthaltende Wort ist entweder von einem vorangehenden zy begleitet oder nicht, und steht entweder in seiner abso- luten Gestalt, oder mit dem eigentlichen Verbal-Präfix. Fehlt das voran- gehende ny, wie Luc. 24, 47. (s. ob. nr. 185.), so ist die grammatische Form des Worts nicht genau zu bestimmen. Es enthält, zwischen Nomen und Verbum schwankend, den allgemeinen Verbalbegriff: sehen, predigen. Durch das Hinzukommen des ny, welches der eigentliche Artikel der Sub- stantive ist, nimmt das Wort bestimmt den Charakter des Nomens an; so Matth. 2, 10. (s. ob. nr. 185.). Die Präfixe erhalten zwar dem Verbum die eigentlich ihm ausschliefslich zukommende Zeitbestimmung, verhindern aber das Wort nicht, in ein Verbal-Nomen überzugehen, wie es ja auch bei den Partieipien und Infinitiven des Prät. und Fut. unsrer Sprachen der Fall ist. Die Madecassische, wie die Tagalische Verbalform wird überdies unmittel- bar zum Participium, so wie ihr ein Pronomen als Ausdruck des handelnden Subjects fehlt. Beisp. Matth. 4, 20. ary nilaoza 'ny faingiana ny fa- nihifa ny, und verlassen-worden-sein-ihr (oder durch sie) sogleich die Netze-ihre, d.h. ihre Netze wurden von ihnen verlassen; Matth. 2, 4. aiza no hiteraha 'ny any Kraisty, wo ist geboren-werden-werden-sein dort Christus, d.h. wo ist der Ort der künftigen Geburt Christi? Man sieht, dafs in diesen Fällen bei dem Hinzukommen des Verbums sein zwei Zeitbestim- 400 Das Madecassische V erbum; mungen zusammentreffen, nach dem Bedürfnifs des Sinnes entweder ver- schieden, wie hier, oder gleich, wie Matth. 2, 3. (s. ob. nr.185.), wo die Verbalform auch durch den Artikel zum wahren Nomen wird. 157. Von dem abgekürzt suffigirten Pronomen läfst sich nichts andres sagen, als dafs dasselbe eine in indirecter Beziehung auf den Verbalbegriff stehende Person oder Sache anzeigt. Ob dies ny das Pron. possess. oder ein von einer ausgelassenen Präposition regierter obliquer Casus des persön- lichen sei, was übrigens auf Eins hinausläuft, mufs man bei diesen Sprachen nicht fragen. Das Pronomen braucht aber nicht immer eine bestimmte Per- son anzuzeigen, es kann auch eine unbestimmte, überhaupt jemand andeu- ten; und hierin liegt es eigentlich, dafs diese Suffigirung den Übergang des Act. in das Pass. oder, besser, des Verbums in ein Nomen bewirkt. Denn sie hebt die directe Beziehung des Handelnden auf die Handlung auf, und setzt eine indirecte an die Stelle; und wo sie keine bestimmte Person andeutet, thut sie nichts, als dies. Schreiben von jemand ist jemandes Schrift oder durch jemand geschrieben, und, so wie mit dem jemand nichts Besondres gemeint ist, Schrift oder geschrieben überhaupt. Daher lau- ten die Worte unsrer Bibelübersetzung Luc. 24, 46. also ist's geschrie- ben Madecassisch: izany no sorata-ny, dies ist schreiben - (durch) je- mand. Ny ist das abgekürzte Pron. 3. Pers. sowohl sing., als plur.; und wenn nichts in dem Satze vorhanden ist, worauf es sich beziehen könnte, wird es von selbst zur Andeutung einer unbestimmten Person. Ich mufs je- doch hier bemerken, dafs in mehreren Fällen das den Verbalbegriff enthal- tende Wort schon eine gegen das Verbum abgeänderte Gestalt hat; so hier, da schreiben soratra ist. Es mag also wohl, obgleich ich dies noch nicht ganz habe ergründen können, hier schon eine Verwandlung des Verbums in ein wahres Subst. vorgegangen sein. Dies ändert aber in der Erklärung die- ser Construction nichts ab, sondern bestätigt nur noch mehr, dafs die Sprache an die Stelle des activen Verbums eine Nominalform zu setzen liebt. In den meisten Fällen aber ist, wie in hita 'ny, das Wort das wirkliche Verbum. 185. Da gewöhnlich aufser dem Hauptbegriff andere Nebenbestim- mungen in demselben Satze auszudrücken sind, so enthalten die hier zu er- klärenden Constructionen da, wo der Verbalbegriff nicht selbst das Subject ausmacht (wie in Matth. 3, 1. s. ob. nr. 185.), noch einen Nominativus, der vorn oder hinten stehen kann, oder ein zur Andeutung der durch das suffi- Ausdruck passiver Construction. A Iffixa. 8.21. 401 girte Pronomen gemeinten Person oder Sache dienendes, und unmittelbar darauf folgendes Substantivum, oder beides zugleich. In Luc. 24, 46. (s. ob. nr. 187.) steht der Nominativ voran. In Matth. 4, 11. steht er hinten, und das suffigirte Pron. wird zugleich durch ein Substantivum erklärt. 4 ryno ny efa nilaoza'ny ny Devoli izy, und war das gewesen Verlassen-sein des Teufels er (näml. Christus), d.h. der Teufel verliefs ihn. In diesem und in allen Fällen, wo das mit dem suffigirten Pron. versehene Wort den Ar- tikel vor sich und ein das Pron. erklärendes Subst. nach sich hat, ist diese angebliche Verbal-Construction vollkommen der gleich, wo die Genitiv- Beziehung zweier Subst. auf einander ausgedrückt wird. Man vergleiche die eben zergliederte Stelle mit Luc. 1,6. ny fitandrema 'nyny Tompona, den Gesetzen-seinen des Herrn. Wenn der vorausgehende Artikel fehlt, ent- spricht es unsren grammatischen Ansichten mehr, die Verbalform als ein Partic. pass. anzusehen. Luc. 5, 8. (s. ob. nr. 183.) gesehen durch ihn, den Petrus. Verschieden von den hier angeführten Constructionen, aber auf dieselbe Weise zu erklären ist die Luc. 23, 33. any nonamonoa'ny azy, dort war tödten-durch-sie ihn; Luther: kreuzigten sie ihn daselbst. Hier regiert das activ genommene Verbal-Nomen den Gegenstand der Hand- lung, führt den Urheber derselben als suffigirtes Pronomen bei sich, und bildet so, im Nominativ stehend, das Subject des Satzes: es war daselbst das ihn tödten durch sie. 189. Ich gehe nunmehr zu den oben (nr.56.) genauer definirten Verbalformen über, auf welche sich der Unterschied der Tagalischen Con- jugationen gründet. Von diesen fallen im Madecassischen die präfixlosen weg. Denn die durch blofse Verwandlung des Anfangsbuchstaben (s. nr. 68.) habe ich bis jetzt, aller angewandten Mühe ungeachtet, gar nicht auffinden können, und die durch Infigirung (s. nr. 66.) hat zwar deutliche und unver- kennbare, obgleich seltene Spuren auch im Madecassischen zurückgelassen, ist aber sichtbar nicht mehr im lebendigen Gebrauch, und vom Volke nicht mehr erkannt. 190. Da dieser Punkt für den Übergang und das Veralten der For- men von grofser Wichtigkeit ist, so werde ich die sehr wenigen aufgefunde- nen Wörter, an denen die Infigirung noch kenntlich ist, hier einzeln durch- gehen. Es kann darin immer nur das Infix um liegen, nicht auch das Taga- lische ng (s. ob. nr. 172.), da dies nur Charakteristik des Tempus ist. Histor. philol. Abhandl. 1832. Lll 402 Das Madecassische F erbum; t-oum-angue (Chall.), toumanghe (Flac.), tomany (Luc. 7, 38.), weinen, ist offenbar das nach der 1. Conjug. gehende Tag. tangis, t-um-angis ('). i-oum-ouhere, sich setzen. Von diesem Wort findet sich der Beweis, dafs das oum nicht dem Grundwort, sondern der Verbalform angehört, in der Sprache selbst. Denn die Substantiva fi-touhere, Sitz (Flac. v. siege), und fi-touherane sambou (Chap.), Sitz, Station der Schiffe, Hafen, Rhede, lassen die infigirte Sylbe weg, und das Grundwort ist touhere, touhets (itoerana Luc. 4, 17., fitoerana Luc. 9, 12., hitoerana Luc. 2,7.), der Ort, der im Raume bestimmte Punkt, Woh- nung. Bei den Englischen Missionaren fehlt auch dem Verbum, mito- etra (auch mitoera Luc. 10,7. 9, 4.), das um. Matth. 4,16. Luc. 5,17. Das entsprechende Tagalische Wort ist {oho, das Spanische hincar, feststecken, anheften, auf das Hinsetzen, sich an einen Ort Heften bild- lich angewandt. Völlig sichtbar ist der Zusammenhang des Verbums mit dem Subst. Ort dadurch, dafs die Englischen Missionare mitoetra ei- gentlich für an einem Ort bleiben (Luc. 10,7. 9,4.), wohnen (Luc. 1,56. 19, 5.), währen (Joh. 12, 34.), für sitzen aber nur da gebrau- chen, wo dies Wort den gleichen Sinn hat (Matth. 4, 16.). Das eigent- liche Sitzen ist bei ihnen mipetraka (Luc. 4, 20.), und Sitz Zapa (Luc. 1,32.). Mitoera ist nichts, als das durch das Präfixum zum Ver- bum gemachte itoerana, Ort. So richtig dieser Beweis zu sein scheint, so wird man doch wieder dadurch darin irre, dafs der Hacken Zou- moutte heifst, und es um so natürlicher scheint, das Verbum davon abzu- leiten, als das Sitzen der Malayischen Völker ganz gewöhnlich ein Nieder- hocken auf den Fersen ist. Die obige Ableitung ist aber zu sicher, um da- durch umgestofsen werden zu können, und der Körpertheil scheint viel- mehr, so wie unser Gesäfs, nach dem Verbum benannt. In diesem Fall sollte, nach richtiger Analogie, das infigirte um sich nicht darin befin- den. Es gehört aber nicht, was mir auch für meine Behauptung zu (') [Auffallend ist, dafs die Form auch Subst. sein kann: Zoumänge Flac., tomani Jeffr., Thränen. Eine Form ohne das Infıx findet sich nicht, ja dasselbe bleibt dem Worte auch bei vortretenden Präfixen, was in den anderen Sprachen, die sich des urn bedienen, seiner Natur widerspricht: Flac. firoumanghe, geweint, ompitoumanghe, pleurant, pleureux. B.] Infix um. $.21. 403 sprechen scheint, dem Tagalischen, sondern nur dem Mad. und Mal. an, und mag ältere Ausdrücke zu einer Zeit verdrängt haben, wo man schon das um nicht mehr grammatisch erkannte ('). h-oum-an, essen, halte ich für das Tag. c-um-ain, von cain. Der Un- terschied des Lautes hindert die Annahme wohl nicht; man sagt im Ma- decassischen selbst Aeli (Chall.) und kelz (Chap.); und hAanina, Speise (Luc. 9, 12.13.), wird nach manan, haben, zu kanina (Luc. 3, 11. Joh. 4, 32.). Das Verbum ist bei den Englischen Missionaren mi-hi- nana (Luc. 5, 33. 17, 27. 22, 30.). Man könnte an eine Verwandtschaft mit dem Tah. amu denken, allein die ganz verschiedenartigen Endun- gen halten die beiden Wörter aus einander (?). h-om-cehe, h-oum-ehe (Flac.), A-om-ehy (Luc. 6, 21.), lachen. Die Sprache besitzt auch das einfache Aehd. In den verwandten Sprachen finde ich das Wort nicht, es ist aber dem Laut nachgebildet. Challan hat oum-ald, was, wenn man es ebenso erklärt, an das Mal. galak, sehr laut lachen, Tag. sich freuen, erinnert (°). (‘) [Die Formen des infigirten Verbums werden so verschiedenartig am Schlusse dessel- ben angegeben, dals ich sie hier alle zusammenstelle. Schon in dem schlielsenden Conso- nanten ist eine starke Abweichung, er ist bald r, bald 7, zs, ja z; der Vocal nach m ist bald ou, und zwar allein: zowmowz Chall., sich setzen, oder mit folgendem a, e, i: tou- mouatra und Zoumouedra Jeffr., wohnen, zoumouhere Flac., sich setzen, 2) rühre dich nicht von der Stelle (ne Ze bouge pas), toumouetse Flac., sich von der Stelle bewegen (bouger, wo gewils durch ein Versehen die Negation ausgelassen ist), {oumouhets Flac., sitzend, Zoumouite, toumouitte Chall., wohnen, Zounouwizte Chall. (worin wohl das n verdruckt ist), sich setzen; bald blofses e: zomera Chall., wohnen (Zomerano Chall., as- seyez-vous), toumez anquedo Chall., arretez-vous la. Das Subst. Hacken, Ferse zeigt blols ou (£oumouth, toumoutte Chall.) oder i (Zomits, tommits Flac.); es lautet im Mal. zümit. Daran, dals alle obigen Formen, trotz ihrer verschiedenen Schreibung und trotz dem, dafs ihnen bald die eine, bald die andere Bedeutung fragmentarisch beigegeben ist, ein einziges Verbum bilden, kann nach ihrer vollständigen Zusammenstellung kein Zweifel sein. B.] (2) [Man sehe in der vergl. Worttafel nr. 22., dafs selbst Rani für essen vorkommt. Be- trachtet man aber hierzu Flac. rane, leben, Lebensmittel, eina, Chall. viande, Bibelübers. Athem, Leben, Flac. arinnr, Athem, Leben, so scheint das ganze Wort mit dem Mal. angin, Wind, zusammenzufallen (vgl. noch nr.52. und 17. der Worttafel); wenigstens fühlt man sich in einen Kreis versetzt, aus welchem man nicht herauszukommen vermag. B.] (°) [Ich finde das Wort (komehe, oumeh£e) bei Flac. nur als Subst., Lachen, Geläch- ter, ebenso Aehe. Challan’s oumale ist Verbum, und ist wohl verschrieben, für oumahe L112 404 Das Madecassische F erbum; 191. Wenn die hier aufgeführten Wörter wirklich als solche behan- delt werden sollten, bei welchen der Verbalcharakter und seine besondre Modification im infigirten om oder um liegt, so könnte nicht wieder ein Prä- fixum mit ihnen verbunden werden, was auch in der Tagalischen Bildung niemals geschieht. In der That nun werden alle obigen Wörter in den Wör- terbüchern, ohne Ausnahme, ohne Präfixe, so wie ich sie hingestellt habe, aufgeführt, allein in der verbundenen Rede werden sie, gleich allen andren Verben, mit Präfixen gebraucht. So steht Luc. 6, 21. mitomany, sie wei- nen, Luc. 13, 28. dieselbe Form als substantivartig gebrauchter Infinitiv, Luc. 6, 25. mihomehy, sie lachen, und in Flac. Katechismus p. 44. mi- houman, sie essen. Der Grund hiervon scheint darin zu liegen, dafs das Volk die Erinnerung an die Bedeutsamkeit dieser Form verloren hat, und das om, um als integrirenden Theil des Grundworts ansieht. Zwar wird das in den obigen Fällen gebrauchte mi (Ann. p.94. 95.) als Charakteristik des Präs. und Infin. angesehen; allein auch hierin scheint Mifsverständnifs zu sein (!). oder oumehe. Denn oumale bei Chall., omale, omalle bei Flac., Roumale, loumale und noumale bei Chap. bedeutet gestern, ist aber ein neues Beispiel für das infigirte um, da es deutlich von Aale, Nacht (s. alle Formen dieses Wortes in der Worttaf. nr.8.), abgeleitet ist. Aulserdem habe ich noch folgende Beispiele aufgefunden: lomalam, lomalan, Flac. gehn (cheminer, marcher), von lalam, lalan, Weg (Jav. dhalan, Weg, Mal. Jalan, gehn). Flac. moumeinou, klug, treu, soeur fidöle, meinou, soeur fidele, 2) cuider. B.] (‘) [Ich bin beim Durchlesen meines Madecass. Wörterbuches auch auf Fälle des infigir- ten in gestolsen: Flac. tzsinambouts, tsinanbouts, sinamhouts (das % ist offenbar falsch), gefangen, Gefangner, Sclav. Das Einfache ist: sambouts, tsambouts Flac., gefangen, Ge- fangner, Sclav, prise, ma-nambouts, ma-nanbouts Flac., prendre, sambour Chall., sambouri Flac., ergreifen, fassen, prendre, Mal. und Jav. sambut, ergreifen, fassen ; finoulac, Rils, Bruch, hat der Verf. schon selbst oben S.330. 331. angeführt; Flac. finitache, verrathen (traki), finintac, ravi, fitacg, Verrath, fitache, Meuchel- mörder. Die Bedeutung der infigirten Form ist bei dem ersten und letzten der drei angeführten Wörter, wie in der Jav. Sprache, die eines passiven Participiums, und dies lielse sich viel- leicht auch auf die substantivische des zweiten (etwas Zerrissenes, Zerbrochenes) anwenden. Dals das einfache Wort selbst (sambouts und foulac) diese Bedeutung (neben der des Verbums und eines Substantivum actionis) hat, raubt dem Infix nichts von seiner Präfixa. 8.21. 405 192. Wir haben oben (nr. 64.) gesehen, dafs in der Gebirgsmundart der Tagalischen Sprache na (Präs. und Prät.) und ma (Fut.) als Präfixe statt der Infigirung gebraucht, und dafs in der Bisayischen beide Conjuga- tionsbildungen willkührlich angewendet werden. Im Tagalischen aufser dem Gebirge kommt ma als Präfix transitiver Verba nie vor; die Madecassische Sprache aber hat es, als solches. Es ist also keine leere Vermuthung, wenn man annimmt, dafs in ihr, wie im Bisayischen, die infigirende und die ma präfigirende Bildung ohne Unterschied gebraucht werden konnten, dafs aber die letztere nach und nach die erstere verdrängte. Diese Gleichartigkeit des Zustandes gewinnt dadurch noch mehr Wahrscheinlichkeit, dafs auch das dem Tagalischen ganz fremde, aber sich in der Zebu-Mundart des Bisayischen (Ezg. nr. 130.) findende Präfix mi dem Madecassischen eigenthümlich ist. 193. Es gilt daher als eine allgemeine Regel, dafs, die oben (nr. 150.) erwähnten Fälle ausgenommen, kein Mad. Verbum anders, als von einem Präfixe begleitet, in der Rede erscheint; und an diese Regel lassen sich gleich die beiden nachfolgenden anschliefsen. 194. a. Jedes Verbal-Präfix fängt, ehe es durch die Tempusbildung Veränderungen erleidet, also namentlich im Präsens, mit m an; dies m aber weicht immer, oder doch bisweilen, andren Charakteristiken der Tempora. Beisp. mi-tomany, weinen (Luc. 6, 21.), ma-tahotra, fürchten (Matth. 1,20.), maha-sitrana, heilen, mampi-anatra, lehren; Veränderungen durch Tempusbildung: Prät. ni-tomany (Luc.6,52.), na-tahotra (Matth. 2,22.), naha-sitrana (Luc. 8, 47.), nampi-anatra (Matth. 4, 23.); Fut. hi-tomany (Luc. 6,25.), ha-tahotra (Luc. 12,5.), haha-sitrana (Luc. 5,17.), Aampi-anatra (Matth. 5, 19.). 195. 5. Jedem mit m anfangenden Präfix entspricht ein mit f an- fangendes, und das f verwandelt sich, wenn ihm ein andres, mit n endendes Präfix vorausgeht, in p. Die mit m anlautenden Präfixe bilden allemal Ver- balformen, die mit f und p anlautenden allemal Nominalformen. So ent- sprechen einander m-onengh, wohnen, f-onengh, Bewohner; ma-mou- cats, rächen, fa-moucats, Rache, man-dehan, gehen, fan-dehan, Bedeutsamkeit, sondern hat seinen Grund in der Ungeschiedenheit der Redetheile und ihrer Kategorien, wie sie schon bei mit Affıxen versehenen Formen, und weit mehr bei den un- entwickelten Stämmen, die Eigenthümlichkeit dieses Sprachgeschlechts ist. B.] 406 Das Madecassische V erbum; Gang; mi-teia, lieben, fi-teia, Liebe; maha-resse, siegen, faha-resse, Sieg; mampi-vili, loskaufen, fampi-vili, Loskauf. Die gleiche Nominal- bildung, aber durch ein neues Präfix wieder zum Verbum gemacht, liegt in dem eben erwähnten mampi-vili, in manpan-dehan, befehlen zu gehen, manpang-horan, regnen machen. An die Stelle des f wird auch, wie wir unten sehen werden, A gesetzt. 196. Man sieht, dafs die Präfixa mit m und f vollkommen die soge- nannten Activ- und Passiv-Präfixe der Tagalischen Conjugationen sind (s. ob. nor.58.). Auch die Tag. Passiv-Präfixe sind noch nicht für sich Passiva, son- dern nur Nominalformen, aber mit passiver Bedeutung. Die den Unterschied begründenden Laute sind, bis auf wenige Ausnahmen, auch m und p (s. ob. nr. 75.); und wenn in einem Mad. Verbum zwei Präfixa verbunden werden, wie in mi-fan, mam-pan, mam-pi, so mufs immer, wie im Tagalischen (s. nr.111.), das eine, in der zweiten Stelle stehende das der Nominalform sein, die in diesen Fällen, selbst aus dem Verbum stammend, in das Verbum zu- rückkehrt. Der Hauptunterschied zwischen beiden Sprachen hierin ist der, dafs da, wo die Activform der Verba in eine Nominalform mit dem Verbum sein (s. nr. 183.) verwandelt wird, die Tagalische Sprache diese Bildungen immer, die Madecassische selten braucht. 197. Im Tagalischen dienen den Verbalbildungen aufser den Präfixen noch zu Unterscheidungszeichen die Buchstabenveränderung, die Vorrückung des Accents, und die Verdopplung. Im Madecassischen findet sich nur die erste; die letzte tritt bei der Conjugation nicht ein, da die Tempora auf an- dre Weise unterschieden sind; und über den Accent läfst sich nicht urthei- len, da die Hülfsmittel nicht zureichen, sich über solche Feinheiten der Sprache hinlänglich zu belehren. 198. Man könnte im Madecassischen, wie im Tagalischen, eine Reihe von Conjugationen aufstellen, und würde dann die 3. Tag. Conjug., men mit Veränderung des Anfangsbuchstaben des Grundworts, ohne allen Unter- schied, die 4. Tag., maca, im Madecassischen maha, das auch zugleich das Machen und Können (s. ob. nr. 133.) ausdrückt, wiederfinden, und auf gemeinschaftliche Eigenthümlichkeiten zwischen der Tagalischen infigirenden Conjugation und dem Madecassischen Präfix ma stofsen. Es findet sich so- gar, dafs, den Bedeutungen nach, dieselben Classen von Wörtern in beiden Sprachen gleiche Conjugationsbehandlung erfahren. So gehen (s. nr. 131.) Präfixa. $. 91; 407 im Tagalischen die aus Werkzeugen des Jagens, Fischens gebildeten Verba nach der 3. Conjug.: diras, Angelhaken, ma-mivas, angeln. Das Gleiche werden wir unten (nr.215.) an mehreren Beispielen bemerken. Ich werde indefs bei Aufzählung der Madecassischen Präfixa, ohne ängstliche Einthei- lung in Conjugationen, das Gleichartige zusammenstellend, vom Einfachen zum Zusammengesetzten übergehen. 199. Am einfachsten drücken den Verbalbegriff mi für intransitive, und ma, man mit seinen Lautveränderungen für transitive Verba aus. Ich beginne mit den transitiven. Vor vocalisch anlautenden Grundwörtern wird ma oft zum blofsen m, und ist dann nicht vom intransitiven mi zu unterscheiden; m-alac, m-illa, chercher, wie man aus den Beispielen sieht, im Sinne von holen, m-on- tana, fragen. Aufser diesem m und ma finden sich man, mam, mand, mandr, mang, und bei vocalischen Grundwörtern tritt hinter ma, man und mang oft noch A. Man zieht auch, wie im Tagalischen, die Verän- derung gewisser Anfangsbuchstaben der Grundwörter nach sich. Alle diese, die transitiven Verba angehenden Fälle werde ich einzeln durchgehen. Im Allgemeinen mufs ich aber Folgendes über sie vorausschicken. Die Ver- schiedenheit der Präfixe beruht grofsentheils auf der des Anfangsbuchstaben des Grundworts; ein p oder d assimilirt sich, wenn es nicht selbst verändert wird, das End-n des Präfixes zu m, ein Vocal sucht ein dazwischen tretendes d, g u.s.f. Nur mit mang hat es doch noch nebenher eine andre Bewandt- nifs, und das vocalisch auslautende ma möchte sich wohl von den durch Endconsonanten verstärkten Formen noch in Absicht der Bezeichnung der transitiven Verbalnatur unterscheiden. Alles das kann aber bei dem jetzigen Zustande der Hülfsmittel schwer zu völliger Gewifsheit gebracht werden, da diese unter einander abweichen. So finden sich vom oben angeführten fra- gen die Formen: bei Chapelier m-ontana, bei Challan ma-ontane, bei den Englischen Missionaren man-ontany (Luc. 2, 46.), bei Flacourt man - hontane, und als Nomen fan-hontaneia und fang-hontaneia. Die Sprache selbst aber scheint auch nicht immer die gleichen Bildungsarten zu wählen. Denn man findet die vocalischen Grundwörter mit verschiedenarti- gen Präfixen verbunden. 200. Ma. Ma-evouc, m-evouc, schwitzen, erhitzt sein, ma-ha- lenne, regnen, ma-hinoufisa, träumen, ma-houli, langweilen, sich oder 408 Das Madecassische Verbum; Präfix ma, mam, man. Andre, ma-imbou, stinken, ma-tahotra (Matth. 1, 20.), fürchten, ma- fante, wissen, ma-hitouitch, rauchen, ma-ontane, fragen, ma-hetsia, gerad richten (das Krumme), ma-hita, sehen, ma-manoua, tadeln, ma- ontrova (avertir), benachrichtigen, warnen, ma-raths, zerreifsen, ma- ratte, kratzen, ma-halleuen, begraben. Ich habe hier nur Wörter auf- geführt, wo ich sicher bin, dafs das nach dem m stehende a dem Präfix, und nicht dem Grundwort angehört. Sehr oft lassen die Hülfsmittel darüber zweifelhaft, da ma vor Vocalen auch zu m wird. Weil in den sogenannten Passiv-Constructionen das dem Verbum entsprechende Wort oft ohne Präfix steht (s. ob. nr. 193.), so dienen solche Redensarten zur Auffindung der ur- sprünglichen Formen. So läfst es mana (oder eigentlicher manan), haben, bei Challan und Chapelier zweifelhaft, ob m oder ma das Präfix ist? Aber die Englischen Missionare, die im Präs. manana (Matth. 3, 9.), im Prät. nanana (Matth. 3, 4.), im Fut. hanana (Luc. 11, 5.), und ohne Präfix (Luc. 8, 18. 19, 26.) anana brauchen, geben hier den entscheidenden Aufschlufs. 201. Das dem ma entsprechende Präfix des Nomens ist fa; fa-ma- noua von ma-manoua. Vor Vocalen geht fa gleichfalls in f über; f-o- nengh, Bewohner, von m-onengh. Von m-anana kommt f-anana, Habe, und reduplicirt f-ananana (Luc. 12,19. 18, 22.), grofse Habe. Das f geht auch in A über, so ha-moucats, wie fa-moucats, Rache, von ma-moucats, h-onengh, Wohnung, von m-onengh. 202. Mam, wo das m Endbuchstabe des Präfixes ist, und daher wohl zu unterscheiden von den Fällen, wo es, als Veränderung von p, 5, v, An- fangsbuchstabe des Grundwortes wird, scheint nur im Laut gegründete Ver- änderung von man vor Vocalen (jedoch nicht immer) und Lippenconsonan- ten. Beisp. mam-ompou, verzeihen, mam-boly (Luc. 17,28.), pflanzen; das Grundwort fängt mit v an (fane vole, Land bepflanztes, Flac. v. plan- tage; volim-boaloboka, Pflanzung von Trauben, Weinberg, Luc. 20, 15.), das nach n, indem es dies n in m verwandelt, zu 5 wird. 203. Das Präfix der Nomina davon ist fam; fam-boule (Flac.), gepflanzt. 204. Man, wie bei mam, wenn das n nicht für s, Z eintretender Anfangsconsonant des Grundworts ist. Beisp. man-ontany, fragen (Luc. 2, 46.), man-angona, sammeln (Imperat., Matth. 6, 19. 20.), man-rava, Präfix man, mand, mandr, mang. $.21. 409 zerstören (Flac. v. abattre); es giebt aber auch mand-rava (Flac. v. ruiner, wo manhrava Druckfehler ist; Luc. 21, 20. fand-rava und Luc. 6, 49. rava, zerstört), man-resse, besiegen (Flac.) (auch mit mand-: Luc. 11,22. Fut. hand-resy), man-ouranne, regnen (Regen Matth. 5, 45. orana), man-zara, Antheil haben, von zsara, Theil; man-jaka, regie- ren (Matth. 2, 22.). 205. Zur Bildung der Nomina entspricht fan, das auch pan und han lautet; fan-resse, Sieg, fan-jaka, Reich, fan-hontaneia, auch fangh-ontaneia, beide bei Flacourt, Frage. 206. land entsteht aus phonetischer Einschiebung eines d (s. ob. nr.204.);, mand-rava und mand-resy (nr.204.), mand-re, hören (Matth. 2,3. 5, 27. vgl. mit Matth. 2, 22. 4, 12.), ferner mand-ombe, helfen, wo das Grundwort bei Chall. ombaye und im verwandten Sinne von anhäng- lich sein Matth. 6, 24. homba ist. 207. Diesem entspricht für Nomina fand. Beisp. fand-rava, Zer- störung, fand-ombe, Hülfe. 208. Mandr, eine noch gröfsere phonetische Erweiterung; man- dr-embou, fliegen (Flac.). Dafs dr zum Präfix gehören, geht aus den For- men mi-henba, magn-imba, mi-emban bei Challan hervor. Das Grund- wort ist ohne Zweifel ambou, ambone, hoch, in der Höhe. 209. Diesem Wort entspricht als Nomen fandr-embou, Flug. 210. Mang, auch geschrieben mangu, mangh, und magn, immer vor Vocalen, erfordert eigne Erläuterung. Manghe bei Flacourt, auch mangue bei Chapelier, magne, mangano bei Challan, selbst zusammen- gesetzt aus dem abgekürzten Präfix m und anghe (wie das Wort selbst und Challan’s einfaches angan zeigt, und wie Chapelier in einem ungedruckten Blatt von Bemerkungen ausdrücklich sagt), heifst machen. Bei den Engli- schen Missionaren ist m-anao dasselbe Wort. Vgl. Matth. 5,19. 6,2. Luc. 1,8.49..2, 48. 3, 11. 4, 36. 5, 29. 6, 2.33.48. Die Missionare, sei es Un- terschied der Schreibung, oder des Dialekts, haben das Präfix mang gar nicht, und auch in andren Fällen ein blofses n für ngh; trano (Luc. 6, 48.), Haus, für Challan’s Zrango, tarangue, Flacourt's trangh. Flacourt hat auch manaho, als gleichbedeutend mit manghe. Mit diesem, als eignes Verbum, abgesondert vorgesetzten Wort werden nun andre Verba, oder viel- Histor. philol. Abhandl. 1832. Mmm 410 Das Madecassische Verbum; Präfix mang. mehr Redensarten im Sinne von Verben gebildet; mangue hassa, befeh- len, bestellen, eig. arbeiten machen, mangue hinoussi, träumen, eig. Traum machen (Chap.), manghe zahats, Einen an etwas gewöhnen, eig. zum Gewöhnten machen (Flac.). Von diesem Verbum ist das Präfix eine blofse Abkürzung. Dies geht daraus hervor, dafs dieselben Wörter mit dem ganzen Verbum und mit dem Präfixum vorkommen; oran und haleine sind Formen für Regen, und regnen heifst bei Chap. mangue haleine, bei Flacourt mangh-oran. Auch man findet sich so: mangue hanic (Chap.), man-hanic (Flac. v. grimper), klettern. Inwiefern überhaupt man, und ob auch ma den gleichen Ursprung hat, wird weiter unten erör- tert werden. Vgl. auch nr.228. Im Tagalischen ist ng eine euphonische Veränderung von n auch vor Vocalen; hiermit hat aber das ng im Made- cassischen Präfix nichts zu thun; auch ist es Endbuchstabe des Präfixes, nicht Anfangsbuchstabe des Grundworts, wie im Tagalischen; dral, ma- ngaral (Tot. nr. 182.). 211. Beispiele: mangh-otrac, mangh-aria, verlassen (aban- donner), mangh-afac, lossprechen (absoudre; eig. etwas zur geendeten Sache machen), mangh-efa (vielleicht besser mang-hefa), Einigkeit, Frieden stiften (accorder), mang-atsara (raccommoder Chall., bei Flac. v. raccoulrer mangh-adzari), flicken, mangh-inouh, träumen (Flac., bei Chall. magn-inoffe und ma-hinoufisa), mang-hiache, zählen, von hiac, Zahl, Anzahl (nombre Flac.), mangh-oric (magu-arac, ara- henne Chall., man-araka Matth. 4, 20.), folgen, mangh-atouli (Flac.), mang-atodi (Chall.), Eier legen, von atouli, atodi, atody (Luc. 11, 12.), Ei, mang-hourou, verbrennen; magn-ala, auch man- hala, ausziehen, wo schon das einfache alan wegnehmen (aber auch wegnehmen, um zu bringen Luc. 15, 22., bei Flacourt mangh-alac, niederlegen zum Ver- wahren, harac, das Niedergelegte, v. deposer, depöt) heifst (Chall.), magn- assaha (Chall. insulter), beleidigen, magn-ava, schelten, magn-imba, s. oben nr. 208. In magnifatte, beifsen, bei Challan scheint das n von niffe (nify Matth. 5, 38.), Zahn, zusammengeflossen mit dem Endnasale des Präfixes, wenn nicht das ganze gn dem Stammnomen angehört; Flacourt manifats, und für Bifs nifare, Zahn, nif. 212. Als Präfix für Nomina entspricht dem mangh das Präfix fang. Beisp. fangh-oric, Gefolge, fangh-iva, Erniedrigung, von ira, niedrig. Präfix man mit Buchstabenveränderung. 5.21. 411 Bei denselben Wörtersammlern haben dieselben Nomina fangh- und fan- (s. ob. nr. 205.). 213. Das Tagalische mag findet sich im einzigen magu-arac (s. ob. nor.211.), dessen Richtigkeit noch dahinsteht. Sonst ist es überall in einen Nasal, n, gn, gh, nd, ndr, verändert. 214. Wenn man vor ein mit einem nicht nasalen Lippenbuchstaben, pP; F; 9, oder mit einem t, oder s anfangendes Wort gesetzt wird, so tritt sein End-n an die Stelle des Anfangsconsonanten des Grundworts, wird aber, wenn dieser ein Lippenbuchstabe ist, zu m, dem Nasalen dieser Classe. Dies ist also wie in der 3. Tag. Conjug. Nur habe ich keine Veränderung der gutturalen Anfangsbuchstaben, wie im Tagalischen, bemerkt. Dafs k wenigstens nicht immer einem vor ihm stehenden n weicht, sieht man aus nankasitraha, Luc. 3, 22. Auch giebt es, wie im Tagalischen, Wörter, die ihren Anfangs- buchstaben unverwandelt lassen, wie ma-man-toec (s. unt. nr. 230.), mi- fen-toche, han-toche (nr.243.). Wie weit sich aber diese Ausnahmen erstrecken, kann ich nicht bestimmen, da ich diese ganze Eigenthümlichkeit der Sprache nur habe aus der Wortvergleichung entnehmen können, indem die Hülfsmittel gänzlich davon schwiegen. Chapelier erwähnt blofs des Weg- fallens des Anfangs-i der Präposition tabini nach einem Consonanten. Das Hinüberziehen des Endnasalen zur folgenden Sylbe da, wo es möglich ist, scheint übrigens auch, wo keine Verwandlung eintritt, Sitte in der Sprache, wenn man annehmen darf, dafs die Englischen Missionare in ihrer Wort- abtheilung richtig der Aussprache folgen. Denn sie nehmen das End-n des Präfixes man auch vor vocalisch anlautenden Wörtern zur Anfangssylbe des Worts hinüber; na-naraka, von araka (s. ob. nr. 211.), Luc. 23, 55. 24, 10. Vgl. auch Luc. 23, 36. 51. 215. Beispiele: a. der Verwandlung der Lippenbuchstaben in m. Ma-more-porec, verwickeln, in einander wirren (Zortiller Flac.); das Wort ist zur Verstärkung reduplicirt, und sein Anfangsbuchstabe bleibt un- verändert, wo er nicht das Präfix berührt. Dafs in mi-fore-poreh p mit f abwechselt, liegt darin, dafs p überhaupt selten Anfangsbuchstabe im Made- cassischen ist, allein in der Mitte der Wörter aus f entsteht. Von gleicher Bildung ist ma-moufoutse, zur Strafe wegnehmen, das im passiven Sinn mi-foufoutse heifst, von foufoutse, solche Wegnahme. Foutsi, weifs, ma-moutsi, weifsen; dafs Flacourt für weifs machen können neben Mmm 2 412 Das Madecassische V erbum; maha-foutsi auch (v. blanchir) maha-moutsi hat, ist gegen die Sprach- analogie und ein sichtbarer Fehler; die Missionare brauchen (Matth. 5, 36.) nur das erstere. Ma-mane, welches die doppelte Bedeutung brüten und uriniren hat, ist offenbar wärmen, die transitive Form von ma-fane, warm sein, vom einfachen fane, warm. Intransitivy genommen, heifst uri- niren mi-fane (Chall.). Ha-mili, auch a-mili, gekauft, Kauf, aus fan und vili (Flac.); ma-mincit (Flac.), zur Ader lassen, fa-mineit, Ader- lafs, von vinsit (Flac. pet. rec. p. 10. 11.), voll, angefüllt, replet. Bei den Wörtern mit Anfangs-f'mufs man jedoch in der Annahme dieser Verwand- lung vorsichtig sein. Es kommt nämlich darauf an, ob das f stammhaft ist, da es auch von fi abgekürztes Präfix sein kann. Beispiele solcher zweifel- haften Wörter sind foule (filasse), das Material des Spinnens, mamoule, spinnen, und foulac, zerbrechen, mamoulac, wo die Frage entsteht, ob die Grundwörter foule, foulac oder oule, oulac sind. Bei mamoule bleibt es unmöglich, zu entscheiden. Die verwandten Sprachen geben keine Analogie, und im Madecassischen selbst weifs man nicht, ob man das Wort lieber mit mi-holac, rund herumdrehen, aolan, zusammendrehen (tordre. Chall.), oder mit dem obigen ma-moreporec zusammenstellen soll. Doch scheint es für die Stammhaftigkeit des f zu sprechen, dafs mamoulouts, klebrig machen, von foulouts, Vogelleim, kommt. Das f mit dem dumpfen u scheint ein Aneinanderhängen durch Verwirrung, Kleben oder sonst anzu- zeigen. Sehr sonderbar, und mir bis jetzt unerklärlich ist bei Flac. afouli, wegnehmen, und etwas zurücktragen (reporter quelque chose, afoult, wohl fehlerhaft statt afouli), mamouli. In foulac dagegen (vgl. Wortverz. pu) zeigt sich das / durch die stammverwandten Sprachen als primitiv. Vgl. unt. nr.224. Jinta, Angelhaken, macht ma-minta, angeln (s. ob. nr. 181.), vovo, Fischernetz, ompa-movo (Matth. 4, 18.), die mit Netzen umgehen, Fischer, fanrih, Jagdnetz, ma-manrih, es aufstellen und brauchen, vous- sits, vossiron, ein Verschnittener, ma-moussire, verschneiden. In vonoi, tödten (Luc. 21, 16.), liegt das Grundwort von ma-mono (Matth. 5, 21., bei Chall. vounoui, ma-mounou), in vaky von ma-mak,y, brechen (Luc.9, 16. 24, 30.), in vory, versammelt, von ma-mory, versammeln (Luc. 24, 33. 3,17.). Fahotse (selbst zusammengesetzt, da hots Kette heifst), gebun- den, ist das Grundwort von ma-mahotse, voa, Frucht, von ma-moa, Früchte tragen (von Bäumen, Matth. 3, 10.). Präfix man mit Buchstabenveränderung. 8.21. 413 216. d. der Abwerfung des Anfangs-s. Soratse, Schrift, ma-no- ratse (sorata 'ny Joh. 15, 25., verglichen mit nanorata 'ny Luc. 24, 44.), schreiben; sassah, gewaschen, ma-nasse, waschen; siui, Bezahlung, ma-niui, bezahlen; sira, Salz, ma-nira, salzen; sambouts (Luc. 5, 10. hi-sambotra), das Nehmen, genommen, und daher Sclave, ma-nan- bouts, nehmen. 217. c. der Abwerfung des Anfangs-£. Tambe, Bezahlung, ma- nambe, bezahlen; timbou, ma-nimbou, gebären, in Wochen sein; tapahenne (Chall.), ma-napache (Flac.), schneiden; tanguin (bei Chapelier ohne Erklärung), ampa-nanguin (der den tanguin giebt); tantely (Matth. 3, 4.), Honig, ompa-nantelle, Honigsucher (Flae.); tora, Wurf (Luc. 22, 41., mi-torah Flac. v. jetter), ma-noraka (Luc. 13, 34. und Flac.), werfen; tapere, Ende, ma-napere, endigen; tafic, Feind (Chall.), zafiche Heer (Flac.), ma-nafiche, bewaffnen, Krieg füh- ren; mi-toulic, sich drehen, ma-noric, drehen (Flac. s. unt. nr. 240.). Über manompo, dienen (bei Flacourt und häufig bei den Englischen Mis- sionaren, Matth. 4, 11. 6, 24. Luc. 2, 37. u. s. w.), bin ich lange zweifelhaft geblieben, ob ich es von tompo, Herr, so dafs es hiefse: einen Herrn haben, um ihn beschäftigt sein, ableiten und also hierher ziehen sollte, oder ob das Grundwort ompo, verwandt mit dem Mal. amba, Diener, ist. Das Made- cassische ampouria, Sclave (Chall.), entscheidet nicht ganz. Es kann leicht selbst eine Zusammensetzung des Präfixes ampi, ompi und eines vocali- schen Grundworts (vielleicht oric, folgen) sein. Was aber allen Zweifel hebt, ist, dafs bei den Englischen Missionaren Zompoi als präfixlose Form für dienen vorkommt. Matth. 4, 10. aryizy hiany no hotompoi' nao, und er allein ist (welcher) sein-wird dienen-dir. Das Mal. amda kann mit mehreren Madecassischen Wörtern zusammenhangen. Im Sirne von Die- ner kommt von manompo blofs das abgeleitete ompanompo vor. Dies spricht aber gerade für die Ableitung von {ompo, Herr. 215. Saffe und taffe heifsen beide decken, bedecken, und sind, obgleich das erstere (auch safouiche, saffoutte) von Bettdecken, das letztere (fafon-trano Luc. 5,19.) vom Hausdach gebraucht wird, blofs verschiedene Form desselben Worts. In dem Verbum ma-naffe, decken, bedecken, zudecken, verschwindet ihr Unterschied. 219. Den hier angegebenen Buchstabenveränderungen folgt genau 414 Das Madecassische Verbum; auch das aus man entstehende Präfix der Nomina fan; fa-minta, das An- geln, und davon om-pa-minta, der Angelnde, von pinta; om-pa-movo, Fischer, von voro; mi-fa-mounou, sich unter einander tödten, von vou- nou. Mehrere andre Wörter dieser Art sind schon oben bei dem Verbal- Präfix angeführt worden. 220. Das intransitive Präfixum ist mi, vor mit Vocalen anfangenden Wörtern auch blofs m, dann aber schwer vom Präfix ma und vom primiti- ven m zu unterscheiden. S. das vergl. Wortverz. v. matai (!). Ein sichres Beispiel ist m-oran (Flac.), regnen, von oran (Flac.), orana (Matth. 5, 45.), Regen. Von monengh, wohnen, als Subst. fonengh (Flac.), Bewoh- ner, finde ich zwar nicht onengh, aber die Veränderungen des Anfangs -m durch die Tempuszeichen (Joh. 1, 38. Matth. 2, 23. 4, 13.). In mousarre, hungern und Hunger bei Flac., mosarena, Hunger (Luc. 4, 25.), mosary, hungrig (Luc. 15, 17.), ist das m offenbar primitiv. 221. Statt mi findet sich auch me. So bei Chapelier me- und mi- ala, weggehen, verlassen; me- hadi, abwehren, und daher: vertheidigen und verbieten (Chap.), wovon Flac. das primitive Nomen adili, Verbot, und das transitive Verbum manghadili hat; me-tongon, nennen (Flac., vgl. dessen Cat. p.9.). Hierher gehört auch me-ty, wollen (Luc. 5, 12.), Prät. ne-ty (Matth. 2, 18.), in dem das Grundwort so zusammengeschmolzen ist, dafs ich erst spät auf die richtige Ansicht gekommen bin, und erst blofs m für den Vorschlag gehalten habe. Das Grundwort ist aber tia (Luc. 4, 6.), bei Flac. zeia, lieben. Flac. hat mi-teia und (pet. rec. p. 12.) me-teia. 222. Beispiele des Präfixes mi. Mi-saona, trauern (Luc. 7, 32.), mi-aina, leben (Luc. 20, 38.), mi-soury, in Überflufs vorhanden sein (Flac.), mi-pouli, zurückkehren (Flac.), mi-lignits, schwitzen (Flac.), mi-resse, im Kampf unterliegen, wogegen man-resse, siegen (Flac.); mi- ahan, still stehen, aufhören zu gehen (Chall.), mi-aho (Flac.), m-isy, sein (Luc. 5, 36.), mi-alegnenne, sich ausruhen (Chall.), mi-hiua, sich demüthigen, wogegen mang-hiua einen Andren demüthigen ist (Flac.); mi-antsese, sich einem Andren unterwerfen, wogegen mang-hantsese einen Andren sich unterwerfen ist (Flac.); mi-cintou (Chall.), mi- (') [Der Verf. bezieht sich hier und auf S.412. auf ein von ihm angefangenes vergleichen- des Wortverzeichnils der Mal. Sprachen, das ich der Kön. Bibliothek übergeben habe. B.] Präfix mi. 8.21. 415 hamou (Flac.), seufzen, mi-haringh-harinh, mi-halou, mi-conga, nackt gehen (Flac.), mi- coudoudou, donnern (Flac.), mi- Rohancoa, bellen (Flac.), mi-laza, sprechen (Luc. 24, 43.), mi-zara, vertheilen (Luc. 12, 13.), mi- hanats, lernen, wogegen mang-hanats, lehren (Flac., mi- ana- tra, lernen Joh. 6, 45.; für lehren brauchen die Englischen Missionare die befehlende, ie au Form mampianatra, jemanden zum Lernen bewegen, Matth. 2, 5.), mi-tzera, schlagen (Flac.), mi-tsoka, pfeifen (Luc. 7, 32.), mi-jery, den Accus. regier ud) Einen ansehen (Luc. 20, 17.), mi-hinana, essen (Luc. 24, 43.), mi-tory, predigen (Luc. 4, 44.), mi- vavaka, beten (Matth. 6, 5., von vara, Mund, Matth. 4, 5., chlch weil man oft leise betet, wie das Sanskr. jap; woher denn auch die intran- sitive Form: in sich sprechen), mi-asa, arbeiten (Matth. 6, 28.). Man sieht aus diesen, durchaus nicht absichtlich gewählten Beispielen, dafs die wahre und eigentliche Bedeutung von mi die intransitive ist. Das Grundverbum alles intransitiven Zustandes, sein, nimmt kein andres Präfix an, und bei vie- len Verben bestimmen mi und man den Unterschied der intransitiven und transitiven Bedeutung. Sehr oft aber wird derselbe in der Sprache anders aufgefafst, als wir ihn zu nehmen gewohnt sind; und wahre Verwechslung der Begriffe ist es, wenn Wörter mit mi, wie oben mi-jery, einen Accusa- tiv regieren. Die intransitive Bedeutung geht dann blofs in die einer wesent- lich innerlichen Handlung, oder einer solchen über, die nicht nothwendig zum Verständnifs der ausdrücklichen Hinzufügung eines Objects bedarf. In mehreren Fällen steht zwischen dem Präfix und dem Grundwort ein h, das nicht immer diesem angehört: otrac, die Verlassung, mih-otrae, mangh-otrac, verlassen (Flac.), mih-oulouts, begatten (accoupler Flae.). Allein in den meisten Fällen wird der Anfangsvocal durch kein % vom End-z getrennt, mi-ala. Challan hat mihenda und miemban, sich in die Luft erheben, fliegen. 223. Als Nominal-Präfix entspricht dem mi nach der allgemeinen Analogie fund fi. Ob in dem ersteren fa oder fi liegt, ist nicht immer zu erkennen; fandre, Abwesenheit, von mandre, abwesend sein (Flac.), fery, Wunde (Luc. 10, 34.). Beispiele von fi. Fi-voury, Überflufs (Flac.), fi-hinana, Speise (Matth. 6, 25.), fi-anats, Erlernung, Lehre (apprentissage Flac.), fi-assa, Geschäft, auch Übung, Handwerk, Werkzeug (Flac.), fi-zara, Vertheilung 416 Das NMadecassische V erbum; Präfix mi, maha. (Flac.), fi-teia, Liebe, Wunsch, Begierde (Flac.), fi-tzera, geschlagen (Flac.). Statt fi kommt auch hi vor; mi-non, trinken, hi-non, Getränk (Flac.), mi-adi, Krieg führen, hi-adi, Krieg (Chall., doch unrichtig ver- wechselt, bei Flac. mi-ali). Auch hi-nouf, Traumgesicht (Flac.), scheint hierher zu gehören, da die Englischen Missionare n0/y (Matth. 2, 19.) haben. In weiterer Anwendung ist fi, auch ohne Beziehung auf Verba mit dem Präfix mi, ein häufiges Substantiv-Präfix. 224. Mi nimmt auch euphonische Buchstaben an. Statt des obigen mi-pouli, zurückkehren, hat Chap. mi-n-poudi. Denn statt des m, wel- ches eigentlich vor p stehen sollte, haben die Französischen Schriftsteller oft fälschlich n; Chap. minboune, Chall. richtiger mimboun. Ob aber in die- sem Wort, und in minpou, schwimmen (lotter Chall.), das m und n auch euphonisch sind, möchte ich nicht entscheiden. In mintaka, Ehebruch be- gehen, scheint, da man auch manintaka (Matth. 5, 32.) hat, das Grund- wort intaka zu sein. Eine gar eigne Form ist bei Flac. finoulac, Rifs, Bruch. Wir haben (s. ob. nr. 215.) gesehen, dafs mamoulac aus foulae, zerbrochen, entsteht. Offenbar gleichen Ursprungs ist finoulac, es möge nun das /in foulac stammhaft sein oder nicht. Ist das Erstere der Fall, so hätte mi ebenso wie man eine den Anfangsconsonanten verändernde Kraft. Oder sollte das Wort gar ein Überrest der durch ein infigirtes in im Tag. und Jay. entstehenden Passivformen sein, f-in-oulac? 225. Das Präfixum maha vereint die verwandten Bedeutungen von machen, bewirken, und von können, im Stande sein. Wir haben oben gesehen, dafs es eigentlich aus dem Präfix ma und dem Grundwort hay zu- sammengesetzt scheint. Beispiele von der Bedeutung machen. Maha-fotsy, weifs machen, maha-mainty, schwarz machen (Matth. 5, 36.), maha-sitrana, gesund machen, heilen (Matth. 4, 23.), maha-faty, todt machen (Luc. 23, 22.), maha-mira, gleich machen (Flac.), maha-tsiaro, wach machen, auf- wecken (Matth. 1, 24.), maha-foy, verlassen (Luc. 5, 28.), maha-kely, klein machen, verzehren (Joh. 2, 17., bei Flac. maha-chelle), maha- fehe, blind machen (Flac.), maha-fenou, voll machen, maha-mamou, betrunken machen (Flac.), maha-ratsi, verschlechtern (Flac.). Sonderbar ist es, dafs für wissen, erkennen ebensowohl das einfache fantatra (Matth. 6, 5. Joh. 16, 15.), als maha-fantatra (Joh. 16, 19., bei Flac. Präfix maha, mana. $.21. 417 maha-fantats) gebraucht wird. Man mufs es in reflexiv-transitiver Be- deutung nehmen: sich erkennen machen. Ganz gleich ist maha-lala, wis- sen (Matth. 6, 32.), bei Flac. mit andrer Präfigirung ma-hi-lala. Die wahrhaft transitive Bedeutung fordert noch ein actives Präfix, mam-paha- fantaria, kund machen, eig. die Kenntnifs bewirken (Luc. 2, 15.). Wenn das Verbum mit einem a anfängt, wird nur Ein a gesetzt; hahafaka, wird befreien (Luc. 12, 58., wenn es nicht ein Druckfehler für hanafaka, Joh. 8, 32., ist), von aa frei (Joh. 8, 36.). 226. Beispiele von der Bedeutung können. Maha-resse, zu be- siegen verstehen (Flac. p.168.), maha-teia, zu lieben vermögen (Flac. Cat. p.34.), maha-foutsi, weils machen können (Flac.), maha-tahotse, der Furcht fähig sein, furchtsam (Flac. v. peur). Durch eben dies Präfix werden auch Adjectiva, den Lateinischen in dilis ähnlich, gebildet; maha- ha-nompo, dienstfertig, maha-hassi, ehrwürdig, maha-teia, liebens- würdig (Flac.), gleichsam: dessen man sich bedienen, den man ehren, lieben kann. Eine eigne Bildung ist mahandombe, der gern hilft oder dem Hülfe geleistet werden kann (Flac. secourable, nur verdruckt mahandomgh). Das Wort müfste maha-fand-ombe (s. ob. nr.206.) heifsen. Ist es rich- tig, so hat sich der Sprachgebrauch geirrt und andombe für das Grundwort Fon genommen. 227. Zur Bildung des Nomens wird aus maha, der allgemeinen Ana- logie nach, faha. Es finden sich aber Substantiva mit diesem Präfix, von welchen die vorhandenen Hülfsmittel kein entsprechendes Verbum aufwei- sen. Auch ist faha das Ordinalzahlen bildende Präfix; faha-fitouana, der siebente (Exod. 20, 11.), gleichsam: der sieben hervorbringt. Beisp. faha-resse, Sieg (Flac.), faha-fatesana, Tod (Matth. 4, 16.), faha- valo, Feind (Luce. 10, 19.). 228. Bisweilen findet sich als Präfix mana; mana-paky, zerbre- chen (Luc. 8, 29.), von vaky (Luc. 5, 6.), brechen, reifsen. Dies kommt vermuthlich, wie das einfachere man, von manao, machen (Freeman’s Ana- Iyse. Marc. 11, 1.). Es giebt aber eine präfixartige Zusammensetzung mit manan, von manana, haben (Luc. 1, 33., wovon fanana, Habe, und mit Reduplication, fananana, Vorrath, Schatz, Luc. 18,22.); manan-damba, Kleidung anhaben (Luc. 8, 27.), von Zamba, Kleid (Luc. 15, 22.), manam- bady, ein Weib haben oder nehmen (Luc. 20, 28.), manam-bara (s. unt. Histor. philol. Abhandl. 1832. Non 418 Das Madecassische V erbum; nr.238.). Vgl. ob. nr.210. Der Übergang in f-anana zeigt, dafs das m Prä- fix ist. Das einfache anana habe ich oben nr. 200. nachgewiesen. 229. Die allgemeinen Verbal-Präfixe man und mi werden zu speciel- leren Bedeutungen mit anderen zusammengesetzt, und es giebt hierin einen doppelten Fall. Das hinzutretende Präfix ist entweder eines von denen, durch welche mit Präfixen versehene Verba in Nomina umgebildet werden, und die immer mit f, oder dessen Laut-Äquivalent h anfangen (wie die Ver- bal-Präfixa mit m, s. ob. nr. 195.), oder es ist ein andres. Ich beginne mit dem ersten, mehr durch die ganze Sprache durchgreifenden dieser Fälle. 230. Die in diese Classe gehörenden Wörter sind also durch Präßgi- rung in Verba verwandelte Nomina. Dies sind nun zwar alle Verba der Ma- decassischen Sprache und des ganzen Malayischen Sprachstamms überhaupt. Der Unterschied ist aber der, dafs bei den Verben mit einfacher Präfigirung das Nomen das unveränderte Grundwort, bei den Verben mit doppelter Prä- figirung ein wirklich schon grammatisch geformtes Nomen ist. Sehr oft ist, und zum Theil in geringer oder gar keiner Verschiedenheit der Bedeutung, von demselben Nomen die doppelte Form vorhanden, und mag wohl in der lebendigen Sprache von jedem Wort beliebig gemacht werden können; man-hefa und man-pi-efa, Frieden stiften, welchen also das ursprüng- liche und grammatisch abgeleitete Nomen efa und fi-efa (Flac.) zum Grunde liegt. Da diese abgeleiteten Nominalformen von den Tagalischen Gramma- tikern als passive angesehen werden, und sehr oft ganz richtig so angesehen werden können, so gilt die Tagalische Regel (s. ob. nr. 110. 111.), dafs sich ein actives Präfix nur mit einem passiven verbindet, und nie zwei active zu- sammentreten, auch im Madecassischen. Doch finden sich Ausnahmen, wo zwei Activ-Präfixa verbunden sind; maha-m-anangh, bereichern (Flac., vgl. ob. nr. 228.), ma-man-toc, warnen, avertir (Flac.). Vielleicht ist dies Irrthum der Hülfsmittel, vielleicht aber auch in der Sprache selbst verkannte Analogie. 231. Chapelier führt in seiner Grammatik mampi blofs als befehlen- des Verbum auf, und giebt als Beispiel mampi-poulo, zurückschicken, an. Mampi hat aber nicht immer befehlende Bedeutung (mampi-torou, zei- gen, Flac.). Chapelier scheint gar nicht darin die Verbindung von man und fi zu ahnden, und sein Herausreifsen dieser einzelnen doppelten Präfigirung zeigt, dafs er die Eigenthümlichkeit der Sprache in dieser ganzen Bildungs- doppelte Präfixa. 8.21. 419 weise nicht einsah. Vergleicht man diese im Ganzen in Absicht auf die Be- deutung, so drückt die doppelte Präfigirung allemal ein Machen desjenigen aus, was das Grundwort mit dem Nominal-Präfix anzeigt; und daher giebt es viele Fälle, wo, wie oben, die einfache und doppelte Präfigirung gleich- bedeutend sind, andre, wo es von demselben Nomen in derselben Bedeu- tung ein Verbum mit doppelter Präfigirung und eins mit der einfachen von maha giebt, so dafs diese, auch auf bestimmtere Weise causale, gleichbedeu- tend mit der doppelten Präfigirung wird; maha-tahotse (Flac.), man - pa-tahotte (Chall.), in Furcht setzen, erschrecken (s. unt. nr.233.). In ihrer wahren Eigenthümlichkeit aber wird die doppelte Präfigirung gebraucht, um die Nüance auszudrücken, dafs das Machen ein anderes schon vorhande- nes, oder noch zu bewirkendes Machen betrifft, als: ein Machen durch einen Andren vermöge eines Befehls, Rathes, Einflusses, man-pandehan, gehen machen, schicken (Flac.); oder Machen nach Art eines schon Gemachten, ma-noratse, schreiben, mam-pa-norats, abschreiben; oder Machen, um ein schon Gemachtes aufzulösen, mi-rvili, kaufen, mam-pi-vili, los- kaufen; oder ein Wiedermachen, Neumachen, ma-harec, sich erinnern, man-pangh-arezou, ins Andenken zurückführen, ramentevoir (Flac.), mi-ha-zaza, wieder jung werden (Flac. rajeunir); oder sonst ein Machen ähnlicher Art, wie die unten zu gebenden Beispiele zeigen werden. Wo eine solche eigenthümliche Bedeutung fehlt, da ist das derivirte Nomen vielleicht gebräuchlicher gewesen, als das primitive, oder die Sprache hat, wie es oft der Fall ist, an der Vervielfältigung dieser voller tönenden Formen Lust ge- funden. Allein auch da, wo die doppelte und einfache transitive Präfigirung völlig gleichbedeutend scheinen, ist doch noch oft der Unterschied unter ihnen, dafs die doppelte eine Verstärkung anzeigt, wie (unten nr. 240.) mam-pi-hetsikia gegen man-etsikia. Die sehr feine Nüance ist da, dafs das letztere Wort blofs ein Machen von Bewegung, wo also der Gegenstand leidend gedacht wird, das erste das Machen einer zu machenden Bewegung, wo also der Gegenstand handelnd gedacht wird, anzeigt, so dafs doppelte Handlung der Phantasie vorschwebt; das Haus übt eine erschütternde Be- wegung auf sich selbst aus, diese aber wird durch das Andringen einer Was- serflut hervorgebracht. Bei der doppelten Präfigirung können beide Präfixe transitiv oder intransitiv sein, oder das verbale kann die eine, das nominale die andre dieser Eigenschaften, oder umgekehrt, an sich tragen. In einer Nnn 2 420 Das Madecassische V erbum; eultivirten Sprache liefsen sich nach diesen Verschiedenheiten Nüancen der Begriffe erwarten; in dem Zustande, welchen die Hülfsmittel zeigen, finde ich davon kein bemerkenswerthes Beispiel. Am häufigsten aber finde ich mampi, aus man und fi, also die Verbindung des allgemeinen transitiven verbalen mit dem allgemeinen intransitiven nominalen Präfix. In der That mufs sich auch diese Verbindung am häufigsten in der Sprache zeigen, da die Bedeutung dieser doppelten Präfigirung gewöhnlich die eines Bewirkens, und der allgemeinste Ausdruck des nominalen Zustandes der des Geschehen- seins, also ein intransitiver ist. Ich werde jetzt die einzelnen Präfix-Verbin- dungen durchgehen. 232. Die Mad. Präfixe mam-pa, mam-pan, mam-pi könnten, da sie Causalverba bilden, dahin führen, sie und den p-Laut darin für iden- tisch mit dem Tag. mag-pa (s. ob. nr. 113.) zu halten. Dies würde mir aber unrichtig scheinen. Das Tag. pa wird auch als actives, wahrhaft verbales Präfix gebraucht, und kann daher nicht, wie die Mad. pa, pan, pi, für blofs nominal und passiv angesehen werden. Es scheint vielmehr die eigne Grund- bedeutung des Befehlens zu enthalten. Dagegen hangen das Tag. maca und Mad. maha gewils zusammen, und man, kann nicht maha als Verbindung von ma und fa ansehen. Wäre dies, so könnte maha nicht bei doppelter Präfigirung ein zweites nominales Präfix annehmen, wie doch geschieht; maha-fi-conga, nackt machen, enthüllen (Flac.). 233. Verbindung von ma und hi. Ma-hi-noufi, träumen, von inouf (Flac.), Traum; es sollte hi-nouf heifsen, das i ist nicht stammhaft, nofy (Matth. 2,19.). Ma-hi-lala, wissen, von hi-lala, Wissenschaft, man-hi-lala (Flac. v. savoir, entendre). Die Missionare haben maha- lala (Matth. 6, 32. Luc. 4, 34.). 234. Verbindung von man und hi. Man-hi-lala (s. ob. nr.233.). 235. Verbindung von man und pa. Mam-pa-tsiia, ärgern, von fa-tsiia, Ärger (Flac.). Manpandehan, gehen machen, schicken, scheint auch hierher zu gehören, da gehen allein andehan heifst. Doch ist an wohl auch in dem Worte Präfix, denn als Gang hat Flac. Zehan, offenbar nur regelmäfsige Lautveränderung für dehan, wie lica von dica aus man- pan-dica. 236. Verbindung von man und fan. Mam-pan-intaka, zur Un- zucht (Hurerei, Ehebruch) verführen; Flac. (v. suborner) hat dafür mit ein- doppelte Präfixa. 9.21. 421 facher Präfigirung man-intac. In der Übersetzung von Matth. 5, 32. sieht man die durch die Präfixe gesteigerte Nüancirung des Begriffs; m-intaka, Ehebruch begehen, von dem Weibe, man-intaka, wo Luther: der bricht die Ehe, hat, mam-pan-intaka, der machet, dafs sie die Ehe bricht, Mam-pan-hiraca, schicken, von fan-hiraca (bei Flac. fehlerhaft fun- chiraca), Sendung; Matth. 2, 8. die einfache Präfigirung man-iraka in derselben Bedeutung; v. allure), mandica (Flac. passer outre), durchgehen, weiter gehen, man- lica (Flac. passage), Durchgang (auch liha, Flac. pan-dica (Flac. passer, couler quelque chose), durchgehen machen, durch- seihen,; mam-pan-angona, versammeln (Matth. 2, 4.), man-pan-hefa, Frieden stiften. S. mam-pi-efa, nr. 240. Wo das einfache fan den Anfangsbuchstaben des Worts verdrängt, thut es mampan auch; mam-pa-norats, abschreiben, von soratse; mam-pa-nompo, dienen machen, herrschen (Luc. 22, 25.) (s. ob. nr.217.). Hierher gehört auch mam-pam-mori, versammeln (rassembler Flac.), was aber, so wie das einfache mam-mori (assembler Flac.), falsch geschrieben ist, da es, aus man, dem lautverändernden pan, und voury, Versammlung, zusammengesetzt, mam-pa-mori heifsen müfste (s. ob. nr. 215.). 237. Wie man und fan bei der einfachen Präfigirung ihren Endlaut nach Maafsgabe des nachfolgenden Grundworts verändern (s. ob. nr. 199.): Verbindung von man mit fangh. Man-pangh-oran, regnen ma- chen (faire pleuvoir Flac.), oran, Regen, m-oran und mangh-oran, also intransitiv und transitiv gefafst, regnen, endlich causal mit doppelter Präfigirung. Challan hat auch für regnen mahalenne, von oranne, Re- gen; man bleibt aber ungewils, ob man hier ma oder maha als Präfix an- sehen soll; das Letztere ist wahrscheinlicher. Man-pangh-arezou, sich oder Andren in Erinnerung bringen (ramentevoir Flac.), areca, Erinnerung, ma-harec, sich erinnern. Man-pangh-aterre, bringen, herbeitragen lassen (faire apporter Flac.). Das Verbum im Imperativ ohne Präfix ist at- terre, das blofse bringen, herbeitragen, führen mangh-atets, das von diesem abgeleitete Subst. fangh-atets, der Ort des Herbeibringens der Waaren, Markt (apport Flac.). Man-pangh-ivou, erleichtern, von hivo, Leichtigkeit; das abgeleitete Subst. ist fangh-ivou, Erleichterung (allegeance Flac.). 238. Bei Flacourt findet sich in zwei Wörtern eine Verbindung von 422 Das Madecassische V erbum; man und fou, die ich für irrige Schreibung halte, weil ich sonst gar kein Präfix mou oder fou antreffe. Mam-pou-tahotse (Flac. Catech. p.98.), man-pou-tahotse (Flac. effrayer), Furcht, Schrecken erregen, von ta- hotse, Furcht, ma-tahotse, Furcht haben. Als Causale führt Flacourt auch man-pa-tahotse (v. faire peur) und maha-tahotse (v. effrayer) auf. Challan hat ma-taot, ma-tahotte, ma-taoch, man-pa-tahotte, man-pa-taoch, die Missionare für fürchten ma-tahotra (Luc. 12, 4.). Man-pou-vara, signifier (Flac.), bedeuten. Als andeuten manam- bara!Joh. 18,.32...8..ob. nr. 228. 239. Verbindung von man und faha. Mam-paha- funiaria, wis- sen machen, kund thun (Luc. 2, 15.), mam-paha-talanjona, Erstaunen erregen (Luc. 24,22.), vom einfachen talanjona, sich wundern (Luce. 1, 21.). 240. Verbindung von man und fi. Mam-pi-velome, zeugen, Ge- burt, Leben hervorbringen (Flac. Cat. p.92.), velom, geboren werden, aber auch: lebendig (vellom Flac.), Leben (velon Chall.), ‚fi-velome bei Flac. nur als Lebhaftigkeit. Mam-pi-tsoka (Matth. 6, 2.), blasen, ertönen machen (ein Blaseinstrument); intrans. mi-tsoka, ohne nachfolgenden Acc. (Luc. 7, 32.) Mam-pi-ala, weggehen machen, vertreiben (Luc. 8, 35.), von mi-ala (Chall. v. quitter). Mam-pi-taingenia (Luc. 19, 35.), sitzen machen, setzen. Mam-pi-posaka (Matth.5,45.), aufgehen machen, von der Sonne. Mam-pi-latsaka, fallen machen, vom Regen (Matth. 5, 45.), von laisaka (Luc. 8, 6.), fallen. Mam-pi-sambotra (Luc. 6, 34.), Darlehn geben, mi-sambotra, Darlehn nehmen (Matth. 5, 42.). In mam-p-indra, m-indra, h-indra (Flac.) erscheinen die Präfixe in derselben Weise, das Grundwort aber in umgekehrter bedeutsam. Das zweite heifst verleihen, preter, das dritte danach Darlehn, das erste aber entlehnen, emprunter, und Miethe, Zouage. Der Begriff ist also beim ersten so zu fassen, als be- wirkte der Darleihende das Entnehmen, beim zweiten, als bewirkte der Entlehnende das Darleihen. Mam-pi-hetsikia (Matth. 6, 48.), als wahres Causale, bewegen machen, von der Flut, die ein Haus erschüttert, gebraucht ; man-etsikia (Joh. 5, 4.), das einfache transitive Bewegen, vom Umrühren des Wassers gebraucht, mi- hetsikia (ib.) intransitiv, sich bewegen. Mam- pi-valiche, bekehren (Chap. convertir), avalic (Flac. @ l’envers), etwas um- kehren; mam-pi-valic-aliche, verführen, bestechen (Flac. suborner, cor- rompre),ist wohl nur eine Verstümmelung einer Form mit verdoppeltem ara- doppelte Präfixa. 8.21. 493 lie. Mit eben diesem avalic zusammenhangend ist mam-pi-varingh, um- werfen, renverser, mi-varing, stolpern, straucheln, treducher (Flac.). Mam- pi-hafats, zusammenberufen (Flac.), von mi-hafatz, schreien (Chall.), also: zusammenschreien lassen. Mam-pi-nai, läutern, fein machen, aber auch: betrügen (Flac. affiner, tromper), fi-nai, Betrügerei. Vom Läutern der Metalle insbesondre gilt man-pi-soüa, von soua, gut, schön. Mam-pi- tondre, von einem Ort zum andren bringen lassen, /ransporter; mi-tondra, bringen (Luc. 5, 18.). Mam-pi-torou, man-pi-tourou, zeigen, eig. machen, dafs man sich auf etwas (achtsam) hinwende; mi-toulic ist: sich wenden, drehen, daher vom Hindrehen das Partieipial-Nomen mi-touli, auch Zoulic, der Blick, regard (Flac. Foc. und pet. rec. p.13.), ma-noric, transitiv: drehen, wenden. Mam-pi-tsanghan, etwas in die Höhe richten (Flae.), mi-tsangana, sich aufrichten, aufstehen (Matth.2, 13.). Mam -pi- tsara, umgestalten, /ransfigurer (Flac.), von tsara, Gestalt, figure (bei Flac.; sonst und bei Chap. und den Missionaren gut), mi-isara, Figur machen, Jigurer. Mam-pi-tsereche, Rath geben, eig. denken, überlegen machen, von tsereche, Gedanke, doch auch allein von Rath gebraucht, mi-tsereche, denken, überlegen (Flac.). Mam-pi-vili, loskaufen, von vili, Kauf, Ankauf (Flac. v. emplette), mi-vili, kaufen, fi-vili, das Gekaufte; vom Loskaufen von Menschen sagt man (Flac. v. ranconner) man-pi-vili-tengh, wörtlich: loskaufen-Leib; denn das tengh ist Körper, bei Challan zeigne, bei den Missionaren Zeny (Joh. 2, 21.), vielleicht aber heifst es hier sich selbst, wie in man-pi-tourou-teinghe, sich zeigen (Flac.). Als Loskauf wird auch einfach pili-tengh (Flac.) gebraucht. Mam-pi-zara, theilen machen, von zara, Theil, mi-dzara, theilen, fi-dzara, Theilung (Flac.). Man-pi- efa, den Frieden herbeiführen (Flae. v. procurer la paix), von fi-efah, Friede, man-hefa,Frieden stiften, vereinigen. Man-pi-trousse, verpachten, pach- ten, eig. machen, dafs man schuldig wird (Flac. v. affermer, tenir ferme), von trousse, fi-trousse, Schuld, mi-trousse, schuldig sein. Man-pi-herese, befestigen, von here, Stärke (Flac.). Man-pi-raits, vergleichen (Flac. v. accomparer), von iraiche, eins, Einheit, also eig. verbinden. Man-pi-sa- hada, beweisen, von sahada, Beweis (Flac.). Man-pi-non, tränken, von mi-non, trinken, hi-non, Getränk (Flac.). Hiermit ganz nahe verwandt ist man-pi-nono, säugen, mi-nono, saugen, von nono, weibliche Brust (Flae. Voc. pet. rec. p.17.). Man-pi-voulanh, dollmetschen, auslegen, gleichsam 424 Das Madecassische Verbum; doppelte Präfixa. 8.21. sprechen machen, von poulanh, Wort, mi-voulanh, sprechen, fi-vou- lanh, sprechend (Flac. v. parlant). Dieselbe Bedeutung des Dollmetschens hat auch man-pi-tochi, eig. errathen machen, von mi-tochi, errathen (Flac.). 241. Verbindung von maha und fan. Maha-ha-nompo. S.nr.226. 242. Verbindung von maha und fi. Maha-fi-conga, entkleiden, nackt gehen machen, von conga, Nacktheit, mi-conga, nackt gehen. 243. Verbindung von mi und fan. Mi-fan-toche, mi-han-toche, benachrichtigen, warnen, avertir, von han-toche, Anzeige, Warnung (Flac.). Die Hinzufügung des intransitiven mi ist sonderbar, da man-toche, das ich aber nur in ma-man-toc bei Flac. finde, dasselbe und natürlicher allein sagen würde. 244. Verbindung von mi und fa. Mi-ha-zaza, sich verjüngen, von zaza, Kind (Flac.). Mi-ha-tsara, in Frieden leben, von tsara, gut (Chall.). 245. Aus den hier aufgeführten Verben mit doppelter Präfigirung wer- den, durch Verwandlung des Anfangs-m in f (s. ob. nr. 195.), wieder Nomina, in welchen sich also zwei Nominal- oder passive Präfixe mit einander ver- binden. Beisp. fam-pi-non, die Tränke, von mam-pi-non, dasjenige, was trinken macht; fam - pi-vili, Loskauf; fang-hi-lala, das Eingesehene, Gewulste, von man-hi-lala (Flac.). —# III —— Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache . Einterkene. E; giebt bei der Betrachtung des Menschengeschlechts zwei Gegen- stände, auf welche alle einzelnen Forschungen, als auf den letzten und wich- tigsten Punkt, hinausgehen, die Verbreitung und die Steigerung der geistigen Entwicklung. Beide stehen zwar in nothwendigem Zusammen- hang, aber nehmen nicht durchaus denselben Weg, und halten nicht immer gleichen Schritt, da es Zeiten gegeben hat, wo die Erkenntnifs an Einem Punkte eine ungewöhnliche Höhe erreichte, andere, wo sie, wenig über das schon Errungene hinausgehend, sich allgemeiner vertheilte. Das Letztere begann erst mit Alexanders des Grofsen Eroberungen, gewann Bestand durch die Erweiterung des Römischen Reichs, gehört aber im vollsten Maafse nur der neueren Zeit an. Das Erstere ist gewifs dieser nicht fremd, setzt uns aber im Alterthum mehr in Erstaunen, da ein plötzliches Licht aus tiefem Dunkel hervorbricht. Beide erregen auch weder an sich, noch überall den gleichen Antheil. Die Höhe, zu welcher Nachdenken, Wissenschaft und Kunst emporsteigen, die Stufe der Vollkommenheit, welche die von ihnen abhängigen menschlichen Werke und Einrichtungen erreichen, sprechen die blofs nachdenkende Forschung, die dadurch den Umfang des mensch- lichen Geistes auszumessen sucht, und nicht in dem Kreise örtlichen Stre- bens befangen bleibt, mehr an, als die, immer zufälligere Mittheilung. Dagegen weckt diese, der Einflufs klarer und bestimmter Ideen- entwicklung, geläuterter Empfindung, mit Schönheitssinn verbundener Kunst- fertigkeit auf das häusliche und öffentliche Leben, einzelne und Gesammt- einrichtungen, Gewerbe und Beschäftigungen, stärker das Mitgefühl und die (*) Gelesen am 20. Mai 1824 in der Königl. Akad. d. Wissenschaften zu Berlin. Histor. philol. Abhandl. 1832. 1 2 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. im Leben wirksame Thätigkeit, als näher verbunden mit dem Wohlstand, der Sittlichkeit und dem Glücke des Menschengeschlechts. Diese Verschie- denheit der Ansicht kann aber nie zu wahrem Gegensatz ausarten, da es un- möglich ist, zu verkennen, wie auch die blofse Verbreitung des schon in der Erkenntnifs Errungenen dazu beiträgt, von da aus höhere Punkte zu ge- winnen. Der Wachsthum in geistiger Bildung ist zwar dem Menschen na- türlich, da gerade in der Fähigkeit zu dieser Vervollkommnung, und in der fep) Erzeugung des Begriffs aus sinnlichem Stoff das Unterscheidende seiner Na- tur liegt. Aber er ist in sich schwierig, wird oft auch von aufsen gehemmt, und nimmt daher einen verwickelten, nur in wenigen Punkten leicht aufzu- spürenden Weg. Zuerst mufs das geistige Streben im Einzelnen erwachen, und zur Reife gedeihen; und die Gesetze, nach welchen dies geschieht, könnte man die Physiologie des Geistes nennen. Ähnliche Gesetze muls es auch für eine ganze Nation geben. Denn der Erklärung gewisser Erscheinungen, zu de- nen ganz vorzugsweise die Sprache gehört, läfst sich auch nicht einmal nahe kommen, wenn man nicht, aufser der Natur und dem Zusammentreten Ein- zelner, auch noch das Nationelle in Anschlag bringt, dessen Einwirkung durch gemeinschaftliches Leben und gemeinschaftliche Abstammung zwar zum Theil bezeichnet, allein gewifs weder erschöpft, noch in ihrer wahren Beschaffenheit dargestellt wird. Die Nation ist Ein Wesen sowohl, als der Einzelne. Die Verbindung beider durch gemeinsame Anlage wird in sich schwerlich je enträthselt werden können; allein ihre Einwirkung fällt da in die Augen, wo das Nationelle, wie bei der Erzeugung der Sprache, ohne Bewufstsein der Einzelnen, thätig ist. Auf diesem Durchbruchspunkt der Geistigkeit in den Einzelnen und den Völkern tritt nun das Streben derselben in die Reihe der übrigen geschichtlichen Erscheinungen, wächst an Stärke, oder Ausdehnung, erfährt Hindernisse, besiegt dieselben, oder er- liegt ihnen, gewinnt oder verliert an Kraft, bildet und empfängt ihr Schick- sal durch sich selbst, und unter der Herrschaft der leitenden Ideen, welchen alle Weltbegebenheiten untergeordnet sind. Von da an ist daher die Auf- spürung des Bildungsganges das Werk der Geschichte, da dieselbe bis zu je- nem Punkt mehr dem philosophischen Nachdenken und der Naturkunde des Geistigen angehört. Einleitung. 3 Das Studium der verschiedenen Sprachen des Erdbodens verfehlt seine Bestimmung, wenn es nicht immer den Gang der geistigen Bildung im Auge behält, und darin seinen eigentlichen Zweck sucht. Die mühevolle Sichtung der kleinsten Elemente und ihrer Verschiedenheiten, welche unerlafs- lich ist zu dem Erkennen der auf die Ideenentwicklung einwirkenden Eigen- thümlichkeit der ganzen Sprache, wird, ohne jene Rücksicht, kleinlich, und sinkt zu einer Befriedigung der blofsen Neugier herab. Auch kann das Stu- dium der Sprachen nicht von dem ihrer Litteraturen getrennt werden, da in Grammatik und Wörterbuch nur ihr todtes Gerippe, ihr lebendiger Bau aber nur in ihren Werken sichtbar ist. Das Sprachstudium verfolgt aber den Bildungsgang der Völker aus seinem besonderen Standpunkt; und in dieser Rücksicht bildet die Einfüh- rung der Schrift einen der wichtigsten Abschnitte in demselben. Sie wirkt nicht blofs auf die Sicherung und Verbreitung der gemachten Fortschritte, sondern befördert sie selbst, und steigert den Grad der erreichbaren Voll- kommenheit, weshalb es mir zweckmäfsig schien, gleich im Anfang dieser Untersuchung auf diese doppelte Richtung aufmerksam zu machen. Es kann zwar scheinen, als wirkte die Schrift mehr auf die Erkenntnifs selbst, als auf die Sprache; allein wir werden sehen, dafs sie auch mit der letzteren in unmittelbarem Zusammenhange steht. Erkenntnifs und Sprache wirken dergestalt wechselweise auf einander, dafs, wenn von einem Einflufs auf die eine die Rede ist, die andere nie davon ausgeschlossen werden kann. Bei dieser grofsen Bedeutsamkeit Schrift für die Sprache, habe ich es für nicht unwichtig gehalten, dem Zusammenhange beider eine eigne Untersuchung zu widmen, die zwar vorzüglich durch Prüfung der verschie- denen Schriftarten und der sie begleitenden Sprachen, zugleich aber auch, da die Thatsachen allein hier nicht auszureichen vermögen, aus Ideen geführt werden mufs. Auf diesem Wege wird es auch unvermeidlich sein, einige geschichtliche Punkte gerade aus den dunkelsten Zeiträumen zu be- wührän: Denn es ist gewifs eine merkwürdige, und hier die genaueste Be- leuchtung verdienende Erscheinung, dafs wahre Bilderschrift allein in Äg gyp- ten einheimisch war, und die nächst vollkommne, nach ihr, unter den Azte- kischen Völkern in Mexico, dafs die Figurenschrift sich auf den Osten Asiens beschränkt, und ein schwaches Analogon in den Peruanischen Knoten- schnüren vorhanden war, dafs es in dem übrigen Asien seit den ältesten Zei- 4* 4 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. ten mehrere Buchstabenschriften gab, und dafs Europa ursprünglich gar keine Schrift besafs, aber sehr früh gerade diejenige empfing und bewun- dernswürdig benutzte, welche die Fortschritte der Sprache und die Ideen- entwicklung am meisten befördert. Unter Schrift im engsten Sinne kann man nur Zeichen ver- stehen, welche bestimmte Wörter in bestimmter Folge andeuten. Nur eine solche kann wirklich gelesen werden. Schrift im weitläuftigsten Verstande ist dagegen Mittheilung blofser Gedanken, die durch Laute geschieht. Zwischen diesen beiden Bedeutungen liegt eine unbestimmbare Menge von andren in der Mitte, je nachdem der Gebrauch die Beschaffenheit der einzelnen Zeichen mehr oder weniger an eine bestimmte Reihe bestimmter Wörter, oder auch nur Gedanken bindet, und mithin die Entzifferung sich mehr oder weniger dem wirklichen Ablesen nähert. Gegen die obige Bestimmung des Begriffs der Schrift könnte man ein- wenden, dafs sie auch die Geberde in sich schliefst, und man doch immer Geberdensprache, nie Geberdenschrift sagt. Allein in der That ist die von Lauten entblöfste Geberde eine Gattung der Schrift. Nur gehen die Begriffe von Schrift und Sprache sehr natürlich in einander über. Jede Schrift, welche Begriffe bezeichnet, wird, wie schon öfter bemerkt worden ist, dadurch zu einer Art von Sprache. Sprache dagegen wird oft auch, ob- gleich immer uneigentlich, von einer Gedankenmittheilung, ohne Laute, ge- braucht. Der Sprachgebrauch konnte überdies den in unmittelbarer Leben- digkeit vom Menschen zum Menschen übergehenden Geberdenausdruck un- möglich mit der todten Schrift zusammenstellen. Wollte man jede Mittheilung von Gedanken Sprache, und nur die von Worten Schrift nennen, so hätte dies zwar auf den ersten Anblick et- was für sich, brächte aber in die gegenwärtige Materie grofse Verwirrung, und stiefse noch viel mehr gegen den Sprachgebrauch an. Denn man mülste dieselbe Schriftart, z. B. die Hieroglyphen, zugleich zur Sprache und zur Schrift rechnen, je nachdem sie in unvollkommenem Zustande Gedanken, oder im ausgebildetsten Worte anzeigte. Es ist daher richtiger und genauer, Sprache blofs auf die Bezeichnung der Gedanken durch Laute zu beschrän- ken, und unter Schrift jede andere Bezeichnungsart der Gedanken, so wie die der Laute selbst, zusammenzufassen. Es braucht übrigens kaum be- - Einleitung. 5 merkt zu werden, dafs auch da, wo die Schrift Gedanken bezeichnet, ihr in dem Sinne dessen, von dem sie ausgeht, doch immer einigermafsen be- stimmte Worte in einigermafsen bestimmter Folge zum Grunde liegen. Denn die Schrift, auch da, wo sie sich noch am wenigsten vom Bilde unterschei- det, ist doch immer nur Bezeichnung des schon durch die Sprache geform- ten Gedanken. Die einzelne Geberde, die sich, als Schriftzeichen betrach- tet, am meisten hiervon zu entfernen scheint, entspricht doch der Interjec- tion. Der Unterschied zwischen verschiedenen Schriftarten liegt nur in der gröfseren oder geringeren Bestimmtheit der ihnen ursprünglich mitgetheilten Gedankenform, und in dem Grade der Treue, mit welcher sie dieselbe auf dem Wege der Mittheilung zu bewahren im Stande sind. Daher ist Schrift ursprünglich immer Bezeichnung der Sprache, nur nicht immer für den Entziffernden, der ihr oft eine andere Sprache, oder andere Worte derselben unterlegen kann, und nicht immer in gleichem Grade der Bestimmtheit von Seiten des Schreibenden. Die Wirkung der Schrift ist, dafs sie den, sonst nur durch Überlie- ferung zu erhaltenden Gedanken, ohne menschliche Dazwischenkunft, für entfernte oder künftige Entzifferung aufbewahrt, und die allgemeinste Folge hieraus für die Sprache, dafs durch die erleichterte Vergleichung des in verschiedenen Zeiten Gesagten, oder in Worten Gedachten nun erst Nachdenken über die Sprache und Bearbeitung derselben eigentlich möglich werden. Wo die Schrift in häufigeren Gebrauch kommt, tritt sie auch im Re- den und Denken nothwendig in Verbindung mit der Sprache, theils nach den Gesetzen der Verbindung verwandter Ideen, theils bei tausendfachen Veranlassungen, die eine auf die andere zu beziehen. Die Bedürfnisse, Schranken, Vorzüge, Eigenthümlichkeiten beider wirken daher auf einander ein. Veränderungen in der Schrift führen zu Veränderungen in der Sprache; und obgleich man eigentlich so schreibt, weil man so spricht, findet es sich doch auch, dafs man so spricht, weil man so schreibt. Aus jener allgemeinen Wirkung der Schrift und dieser Ideenverknü- pfung müssen sich alle einzelnen Einflüsse herleiten lassen, welche sie auf die Sprache ausübt, die aber erst bei der Betrachtung der einzelnen Schrift- arten geprüft werden können. Die Macht dieser Einflüsse scheint, dem er- sten Anblicke nach zu urtheilen, nur gering sein zu können. Denn da die 6 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. meisten Nationen die Schrift erst spät zu empfangen pflegen, so hat ihre Sprache dann meistentheils schon eine Festigkeit des Baues angenommen, die keinen bedeutenden Änderungen mehr Raum giebt. Bei mehreren geht schon ein Theil ihrer Litteratur der Einführung der Schrift voraus; und man kann sogar annehmen, dafs dies bei allen der Fall ist, welche zu höherer geistiger Bildung Anlage haben. Es dauert lange, che die, auch schon be- kannte Schrift in allgemeineren Gebrauch kommt; und ein grofser Theil je- der Nation bleibt der Schrift ganz, oder doch gröfstentheils fremd. Durch alle diese vereinten Umstände entzieht sich also die Sprache der Einwirkung, welche die Schrift auf sie ausüben könnte. Nun ist zwar keine Sprache von so festgegliedertem Bau, dafs nicht noch Veränderungen vieler Art in ihr vorgehen sollten; gerade der kleinere Theil der Nation, welcher sich vor- zugsweise der Schrift bedient, ist auf den übrigen gröfseren, auch in Bezie- hung auf die Sprache, von unverkennbar bildendem Einflufs. Allein dennoch mag es in jeder Sprache nur wenige, und gerade nicht die bedeutendsten Ver- änderungen geben, von denen sich mit Bestimmtheit nachweisen läfst, dafs sie durch bestimmte Eigenthümlichkeiten der Schrift entstanden sind. Dagegen ist ein anderer Einflufs der Schrift auf die Sprache unläug- bar von der gröfsten Wirksamkeit, wenn er sich auch nur mehr im Ganzen erkennen läfst, nämlich der, welchen die Sprache dadurch erfährt, dafs über- haupt für sie eine Schrift, und eine die Ideenentwicklung wahrhaft fördernde vorhanden ist. Denn wenn die Nation nur irgend Sinn für die Form der Sprache besitzt, so weckt und nährt diesen die Schrift, und es entstehen nun nach ihrer Einführung, und durch sie diejenigen Umbildungen der Sprache, die, indem sie den mehr in die Augen fallenden grammatischen und lexica- lischen Bau unverändert lassen, durch feinere Veränderungen die Sprache doch zu einer ganz verschiedenen machen. Auf diesem Wege entsteht die höhere Prosa, wie schon sonst scharf- sinnig bemerkt worden ist, dafs das Entstehen der Prosa den Zeitpunkt an- zeigt, in welchem die Schrift in den Gebrauch des täglichen Lebens trat (!). Man mufs aber auch die Einwirkung der Sprache auf die Schrift in Anschlag bringen; und dadurch wird man auf einen viel tieferen Zusam- (') Wolf. Prolegomena ad Homerum. LXX-LXXII. Scripturam tentare et communi usui aptare plane idem videtur fuisse, atque prosam tentare, et in ea excolenda se ponere. Einleitung. 7 menhang beider, und in Zeiten zurückgeführt, in welchen von schon erfun- dener Schrift noch gar nicht die Rede ist. 8 Es kann nämlich schwerlich geläugnet werden, dafs die Eigenthüm- lichkeit der Sprachen in Vorzügen oder Mängeln gröfstentheils von dem Grade der Sprachanlagen der Nationen, und den fördernden, oder hin- P o 9 B) dernden Umständen, die auf sie einwirken, abhängt. Ich habe zu einer an- > b} dren Zeit in dieser Versammlung zu zeigen versucht, dafs man daraus den {o) te) B) bestimmteren und klareren grammatischen Bau einiger Sprachen herzuleiten ö ke) ji hat, und dafs es irrig sein würde, zu glauben, dafs alle einen gleichen Gang der Vervollkommnung, ohne jenen Einflufs der Nationaleigenthümlichkeit, genommen haben. Dies ist nun auch für die Schrift nicht gleichgültig. Denn da diese sich am meisten der Vollkommenheit nähert, wenn sie die Wörter und ihre Folge in eben der Ordnung und Bestimmtheit wiedergiebt, in welcher sie gesprochen werden, so mufs der Sinn einer Nation in dem Grade mehr auf sie gerichtet sein, in dem es ihr darauf ankommt, nicht blofs, wie es immer sei, den Gedanken auszudrücken, sondern dies auf eine Weise zu thun, in welcher die Form sich, neben dem Inhalt, Geltung verschafft. Mit diesem Sinne versehen, wird ein Volk, wenn man auch nicht von der in undurchdringliches Dunkel gehüllten Erfindung reden will, die ihm dargebotene eifriger ergreifen, zweckmäfsiger für die Sprache benutzen ie) ö > ie) 14 ’ auf den Gebrauch solcher Schriftarten, die der Ideenentwicklung wenig för- derlich sind, nicht gerathen, ihre Spur nicht verfolgen, oder sie zu einer ’ o ? } o 9 vollkommneren umformen. Die Wirkung des Geistes wird also gleich- & und Wahl ö der letzteren Einflufs haben, und vollkommnere Sprachen werden von artig sein auf Sprache und Schrift, sie wird auf die Erlangun vollkommnerer Schrift, und umgekehrt, begleitet sein. Zwar ist es hier, wie überall in der Weltgeschichte: die reine und natürliche Wirksamkeit der schaffenden Kräfte nach ihrer innren Natur wird durch äufsere, zufällig scheinende Begebenheiten unterbrochen und verän- dert. Die Einführung einer unvollkommenen Schriftart kann eine vollkomm- nere Sprache, die einer vollkommneren eine unvollkommnere treffen ; ob- gleich ich am Ersteren beinahe zweifeln möchte, da der richtige und kräftige Sprachsinn einer Nation eine mangelhafte Schrift vermuthlich zurückstofsen würde. Indefs darf, dieser Unterbrechungen ungeachtet, die Betrachtung des reinen Wirkens der Dinge nicht aus den Augen gelassen werden; jede 8 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. geschichtliche Untersuchung kann vielmehr nur dann gelingen, wenn sie von dieser Grundlage ausgeht. Auch wird niemand den Einflufs abzuläugnen vermögen, den eine Schrift in dem Gebrauche mehrerer Jahrhunderte inso- fern auf den Geist, und dadurch mittelbar auf die Sprache ausübt, als sie mehr, oder weniger Gleichartigkeit mit dieser besitzt; und zwar kommt es dabei auf eine doppelte Gleichartigkeit an, auf die mit der Sprache in ihrem vollkommensten Begriff, und auf die mit der besonderen Sprache, mit welcher die Schrift in Verbindung tritt. Nach Maafsgabe dieser verschiedenen Fälle müssen auch verschiedene Bildungsverhältnisse entstehen. Ohne nun die zuerst erwähnte Einwirkung auszuschliefsen, welche die erfundene, oder eingeführte Schrift auf eine vorher mit keiner versehene Sprache ausübt, ist es doch vorzugsweise meine Absicht, in der gegenwärti- gen Abhandlung von dem zuletzt geschilderten innern, in der Anlage des spracherfindendenGeistes gegründetenZusammenhange derSprache und Schrift zu reden. Ich habe mich im Vorigen begnügt, diesen nur im Ganzen anzugeben, und mich sowohl der Ausführung des Einzelnen, als der Belegung mit Beispielen, enthalten, weil beides nur bei der Betrachtung der einzelnen Schriftarten genügend geschehen kann. Ich wünsche überhaupt nicht, dafs man das Obige für entschiedene Behauptungen halten möge, da solche fester begründet sein mülsten. Es ist nichts anderes, als, was sich aus der blofsen Vergleichung der reinen Begriffe der Sprache, der Schrift und des menschlichen Geistes ergiebt. Es kommt nun erst darauf an, es mit der geschichtlichen Prüfung der Thatsachen zusammenzuhalten, und, wenn diese verschiedenartig ausfallen sollte, zu sehen, worin der Grund dieser Verschiedenheit liegen kann. Wohin aber auch die Untersuchung führen möge, so kann es nie un- wichtig sein, von den merkwürdigsten Völkern, die sich der verschiedenen Schriftarten seit den frühesten Jahrhunderten bedient haben, Sprache, Schrift und Bildungszustand mit einander zu vergleichen, und auch die Betrachtung der Sprachen, und des geistigen Zustandes derer daran zu knü- pfen, bei welchen man keine Spur irgend wahrer Schrift angetroffen hat. Sollte es auch mifslingen, dadurch über die Erfindung und Wanderung der Schriftarten helleres Licht zu verbreiten, so mufs doch die Natur der Sprache und der Schrift klarer werden, wenn man gezwungen ist, nach einem ge- meinschaftlichen Maafsstabe ihrer Vorzüge und Mängel, und deren Einleitung. gq Einflufs auf die Entwicklung und den Ausdruck der Gedanken zu forschen. Diesen Weg werde ich nun in diesen Blättern verfolgen, nach einan- der von der Bilder-, Figuren-, und Buchstabenschrift, und der Ent- behrung aller Schrift handeln. Vorher aber wird es nothwendig sein, einige Worte über diese verschiedenen Schriftarten im Allgemeinen zu sagen. Alle Schrift beruht entweder auf der wirklichen Darstellung des bezeichneten Gegenstandes, oder darauf, dafs die Erinnerung an den- selben durch ein mehr, oder weniger künstliches System an den Schriftzug geknüpft wird. Sie ist Bilder-, oder Zeichenschrift. Ihre Grundlagen sind also entweder die, allen Nationen beiwohnende, Neigung zur bild- lichen Darstellung, welche nach und nach zur Kunst aufsteigt, oder das 5 Bemühen, dem Gedächtnifs eine Hülfe, und dem Entziffern eine An- leitung zu geben, womit die bei den Alten vielfach, bei uns neuerlich sehr kleinlich und spielend bearbeitete Mnemonik, und die Zifferkunst zusammen- hängt. Die Anfänge der Bilder- und Zeichensprache fallen daher mit Ge- mälden und rohen Gedächtnifshülfen, wie z.B. die Kerbstöcke sind, zusam- » 3 men, und sind oft schwer davon zu unterscheiden. Die Bilder- und Zei- chenschrift können Gegenstände, Begriffe und Laute angeben. Wo aber die erstere zur Tonbezeichnung dient, wird sie zur Zeichenschrift. Sie nähert sich dieser auch dann, und kann ganz in dieselbe übergehen, wenn die bildliche Gestalt so verzerrt, oder den Bildern eine so entfernte und ge- suchte Bedeutung untergelegt wird, dafs nicht mehr das Auge den bezeich- neten Gegenstand dargestellt erkennt, sondern Gedächtnifs und Verstand ihn aufzusuchen genöthigt sind. Die Schrift stellt hiernach entweder Begriffe, oder Töne dar, ist Ideen-, oder Lautschrift. Zu jener gehört in der Regel Bilder-, und ein Theil der Zeichen- schrift. Alle Ideenschrift ist natürlich eine wahre Pasigraphie, und kann in allen Sprachen gelesen werden. Für die Nation aber, die sich ihrer täg- lich bedient, kommt sie zum Theil einer Lautschrift gleich, da diese jeden gehörig bestimmten Begriff doch auch mit einem bestimmten Worte be- zeichnet. Hierin liegt nun ein merkwürdiger Unterschied der Bilder-, und der Chinesischen Figurenschrift. Die Bilderschrift kann den Eindruck einer Lautschrift niemals rein und ganz hervorbringen, da auch der Roheste 8 0 Histor. philol. Abhandl. 1832. 2 10 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. durch das Bild auf eine von dem Ton durchaus verschiedene Weise an einen bezeichneten Gegenstand selbst erinnert wird. Bei der Chinesischen Figuren- schrift aber wäre dies insofern möglich, als jemand, wenig oder gar nicht mit dem Systeme bekannt, nur mechanisch gelernt hätte, dafs gewisse Figu- ren gewisse Wörter bezeichnen. Die Lautschrift kann Buchstabenschrift, oder Sylbenschrift sein, obgleich dieser Unterschied sehr wenig wichtig ist. Fruchtbarer für die gegenwärtige Untersuchung ist es, daran zu erinnern, dafs es auch eine Wort- schrift geben könnte, und dafs eigentlich jede vollkommene Ideenschrift eine Wortschrift sein mufs, da sie den Begriff in seiner genauesten Individua- lisirung, die er nur im Worte findet, auffassen mufs. Ich habe bei dieser Eintheilung der Schriftarten vorzüglich dahin ge- sehen, die Punkte bemerklich zu machen, in welchen die Art der Verbin- dung vorleuchtet, in der sie mit den verschiedenen Geistesanlagen stehen. Auch würde die gewöhnliche Eintheilung in Hieroglyphen-, Figuren-, und Buchstabenschrift nicht alles, z. B. nicht die Knotenschnüre umfassen, die aber, zugleich als Zeichen - und Ideenschrift, unmittelbar ihre richtige Stellung erhalten. Der Ausdruck Figurenschrift ist bisher, soviel ich weifs, nicht gebraucht worden; er scheint mir aber passend, da die Chinesischen Schrift- zeichen wirklich mathematischen Figuren gleichen, und alle Züge, die nicht Bilder sind, kaum einen andren Namen führen können. Bezeichnet man die Chinesische Schrift mit dem Ausdruck einer Begriffs - oder Ideenschrift, so ist dies zwar richtig, insofern man darunter versteht, dafs dem Zeichen nichts, als der Begriff, folglich nicht das Bild, zum Grunde liegt. Gewöhnlich aber nimmt man dieses Wort so, dafs die Zeichen nicht Laute, sondern Begriffe bezeichnen; und dann unterscheidet der Name nicht mehr diese Schrift von den Hieroglyphen, die sich, wenigstens zum Theil, in dem gleichen Falle befinden. Von der Bilderschrift. Die einfachste und natürlichste Mittheilung der Gedanken vor Ent- stehung der Schrift ist die durch Gemälde, wirkliche Darstellung des Vergangenen. Nennt man diese Hieroglyphenschrift, so wird es kaum eine so rohe Nation geben, bei der man sie nicht angetroffen hätte. Sie fehlt Bilderschrift. 11 alsdann wohl nur denen, von deren rohestem Zustand man keine geschicht- liche Kunde besitzt. Der zweite, sich der Sprache mehr nähernde Grad ist das symbo- lische Gemälde, welches die Gestalten durch einzelne ihrer Theile, und unkörperliche Begriffe durch Bilder bezeichnet. Zur Schrift werden diese Darstellungen eigentlich erst, wenn sie, wie oben bemerkt, eine Rede in ihrer Folge bestimmt darzustellen im Stande sind; allein auch ehe sie dahin gelangen, verdienen sie diesen Namen schon durch die mit ihnen verbundene Absicht der Gedankenmittheilung, Diese sondert sie gleich von der Kunst ab; und der Grad, in dem sie er- reicht wird, bestimmt den Grad der Vollkommenbheit der Schrift. Das 'geschichtliche und symbolische Gemälde unterliegt sehr häufig einer gewissen Zweideutigkeit. Schon im Alterthum, wie Diodor (!) von einem Basrelief erzählt, von dem noch heute ein ähnlicher vorhanden ist, war man zweifelhaft, ob ein Löwe, der dem Osymandyas zur Seite stritt, einen wirklichen abgerichteten Löwen, oder figürlich den Muth des Königs bezeichnen sollte, so wie dies Thier sonst wohl den Abbildungen der Kö- nige, mit andren Symbolen, zur Seite steht (?). In der Nähe dieser Vor- stellung war, nach Diodor (°), eine andre, von Gefangenen, denen, um ihre Feigheit und Unmännlichkeit anzudeuten, die Hände und Zeugungstheile fehlten. Auf dem merkwürdigen grofsen geschichtlichen Basrelief am Peri- styl des Pallastes in Medinet-Abou legen Krieger, die Gefangene führen, vor einen Sieger Hände und Zeugungsglieder nieder, und sie werden ge- zählt und aufgeschrieben (*). Die Herren Jollois und Devilliers erklären C) 148. (?) Descript. de P’Egypte. Ant. Planches. T.2. pl.11.* Text. Descriptions. T.1. Chap.9. p.47. Ich bemerke hier ein für allemal, dafs ich die Kupfertafeln im gröfsten Format, zur Bequem- lichkeit des Aufsuchens, da sie nicht mit den andren zusammengebunden werden können, mit einem Sternchen bezeichne. GC) 148. (°) Deseript. de P’Egypte. Ant. Planches. T.2. pl.12. Text. Descriptions. T.1. Chap.9. p.41. 42.148. Bei Hamilton, remarks on several parts of Turkey. pl.8. sind, aufser den Händen, auch Köpfe und Fülse gezeichnet, und im Text (1. c. p.145.) heilst es Reaps of hands, and other limbs. Die blofse Ansicht der beiden Kupfertafeln entscheidet für die Genauigkeit der Französischen. Sollte aber die Originalvorstellung durch die Zeit undeutlich genug geworden o* 19 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. dies (!) von den Gliedmafsen, die man den in der Schlacht Gebliebenen ab- gehauen hätte, und deren Zahl nun bestimmt und aufgeschrieben würde; und diese Erklärung gewinnt dadurch sehr an Wahrscheinlichkeit, dafs ganz ähnliche Verstümmlungen von Gefangenen sowohl, als Gebliebenen, noch jetzt in einigen Theilen Afrika’s im Gebraueh (?) sind. Wenn aber an der angeführten Stelle Diodor und seine Gewährsmänner beschuldigt werden, die von ihnen auf die Gefangenen gedeuteten Vorstellungen flüchtig ange- sehen zu haben, da so verstiimmelte Gefangene sich nicht hätten dem Kö- nige vorführen lassen können, und wenn dem Diodor die Behauptung auf- gebürdet wird (*), dafs die Ägyptier ihre Gefangnen so grausam behandelt hätten, so ist das Letztere unrichtig und das Erstere zu weit gegangen. Dio- dor spricht offenbar von einer symbolischen Darstellung und Bedeutung der Verstümmelung. Er hatte gewifs kein Bild, wie das in Medinet-Abou, konnte aber doch eines vor Augen haben, wo den vorgestellten Gefangenen diese Theile fehlten, wenn auch jetzt kein solches mehr sollte gefunden werden (*). sein, um nur einen solchen Irrthum möglich zu machen? Hamilton bezieht die Verstümm- lungen auf die Gefangenen. Vergl. hierüber Champollion. Systeme hieroglyphique. p.274. 275. (') Descript. de P’Esypte. Text. Ant. Descriptions. T.1. Chap.9. p. 130. und 148. ?) Salt. Foyage to Abyssinia. London. 1814. p.292.293. Burckhardt. Zravels in Nubia. 34 Y p.831. Re Cyhze. p.42.n22, (*) Es scheint mir durchaus kein Grund vorhanden zu sein, Diodor’s Glaubwürdigkeit in diesem Stück zu bezweifeln. Er beschreibt an derselben Stelle zwei Bildwerke. Von dem einen, wo der Löwe den König begleitet, findet sich noch heute ein ähnliches. .Deseript. de U’Egypte. Ant. Text. Descriptions. T.1. p.148. Hamilton. Remarks on several parts of Tur- key. P.1.p.116. In der letzteren Stelle ist von einem Basrelief am Pallast von Lougsor, in der ersten von einem am sogenannten Memnonium (Grab des Osymandyas nach dem Fran- zösischen Werk) die Rede. Vorstellungen dieser Art wiederholen sich aber öfter. Immer zeigt der Umstand mit dem Löwen, dals Diodor das eine Bildwerk richtig beschrieb. Warum soll nun die Schilderung des andren, an derselben Stelle gesehenen, falsch sein? Es ist rich- tig, dals in der Nähe des von Hamilton beschriebenen Basreliefs eine Vorstellung von Ge- fangenen ist, denen keinesweges die Hände zu fehlen scheinen. Allein wenn auch nicht andre Umstände so für die Meinung der Französischen Erklärer sprächen, das Grab des Osyman- dyas nach dem sogenannten Memnonium zu versetzen, so würde dieser hinreichen. An der letzteren Stelle sind die Bildwerke der Wände, welche Diodor die zweite und dritte nennt, zerstört. Hamilton’s Meinung, dals Diodor von allen Nachrichten über jene Gebäude ein phantastisches Grabmal des Osymandyas (2. c. p.113.) zusammengesetzt babe, scheint doch Bilderschrift. 13 Die Vergleichung der Stelle Diodor’s mit dem angeführten Basrelief am Pallaste von Medinet-Abou (der Diodorische war am Grabmal des Osy- mandyas) und jener grausamen Afrikanischen Sitte beweist aber immer, wie zweifelhaft oft bei diesen Bildwerken die Wahl zwischen der eigentlichen und symbolischen Vorstellung bleiben mochte. Diese Unvollkommenheit der symbolischen Vorstellungen müssen die Ägyptier früh gefühlt haben, da sie in Denkmälern, die bereits zu Hero- dot’s (!) Zeiten zu den uralten gehörten, schon Bild, Symbol und Bil- derschrift mit einander verbanden, den Eroberer, in seiner ganzen Gestalt und Bewaffnung gebildet, ein Zeugungsglied, die Gemüthsart des besiegten Volkes andeutend, und die heiligen Schriftzeichen (?). Gerade ebenso fin- den wir es noch auf den bis auf unsre Zeit erhaltenen Denkmälern. Fast überall sind die wirklichen Bilder von Bilderschrift begleitet, die sich durch Kleinheit, Anordnung und Stellung als von ihnen ganz verschieden auszeichnet. Viel seltner ist die, unstreitig auch rohere Manier, wo die Hie- roglyphe dem Bilde selbst beigesellt ist. So hält auf einem, schon im Vo- rigen erwähnten Denkmal der über dem Haupthelden schwebende Falke Hie- noch strengere Beweise zu verdienen. Doch giebt auch Hamilton Diodor’s Genauigkeit in den einzelnen Schilderungen das günstigste Zeugnils. Yet there is scarcely, sagt er, any one circumstance, that he mentions, that may not be referred to one or other of the temples of Luxor, Carnack, Gournou, Medinet Abou, or the Tombs of the Kings among the mountains. Damit stimmt eine so wesentlich falsche Schilderung eines Basreliefs nicht überein. Schliels- lich mufs ich darauf aufmerksam machen, dals einige Theile der Gebäude in Medinet - Abou nach Hrn. Gau (Letronne. Recherches pour servir etc. p.XXIX. nt.) zur spätesten Periode ge- hören. Sollten dies aber auch die hier in Rede stehenden sein, so konnte man alte Bild- werke an neueren wiederholen. Nur fordert dieser Umstand immer die Vorsicht, Bildwerke, welche auch ganz solchen, die Diodor beschreibt, gleich scheinen, nicht darum gleich für dieselben jener Zeit zu halten. (') 1.102.106. Diodorus Sic. I. 55. (*) Dafs man unter diesen wirklich Hieroglyphen, und nicht die sogenannte enchorische Schrift zu verstehen habe, geht aus dem Anblick der noch heute vorhandenen Denkmäler, welche ganz dieselbe Einrichtung haben, hervor. Auch Zoöga, de origine et usu obeliscorum. 428-432., ist dieser Meinung, nur dals sein Beweisgrund, dafs die enchorische Schrift nie auf Steinen eingegraben vorkomme, durch die Inschrift von Rosetta widerlegt ist. Warum er aber die von Herodot aufbewahrte Inschrift in Ionien nicht für hieroglyphisch hält? ist nicht abzusehen. 44 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. roglvphen in seinen Klauen, und in einem nicht abgebildeten Basrelief gehen Hieroglyphen aus dem Munde eines Belagerers (!). Die meisten auf uns gekommenen Bilder enthalten symbolische Fig den Festzügen, lagen die Symbole, z. B. die Thiermasken (?), schon in dem uren, und grofsentheils eben solche Handlungen. Oft aber, wie bei abgebildeten Gegenstand, so dafs das Symbolische in diesem und nicht in der Abbildung zu suchen ist. Es finden sich aber auch von allem symboli- schen Zusatz freie Vorstellungen, theils geschichtlicher Handlungen (°), theils blofser Beschäftigungen (*), so wie eben solche, aber mit wenigen und ein- zelnen Symbolen, wie der schwebende Falke, oder einzelne Göttergestalten sind, verbundene (°). Diese so entschiedene Absonderung der Bilderschrift von den Bildern scheint mir überaus merkwürdig. Es liegt in dem gewöhnlichen Entwicklungsg ie) einmal betretenen Wege fortschreitend, stufenweis Verbesserungen erreicht; ange des menschlichen Geistes, dafs ein Volk, auf demselben, und so konnte die symbolisirende, der Sprache nacheifernde Kunst immer klarer und bestimmter werden. Bei den Ägyptiern aber, sieht man, ist ein Zeitpunkt eingetreten, wo man einsah, dafs dieser fortschreitende Gang, da der Weg einmal nicht der rechte war, nie zur Schrift führen konnte, und hat einen neuen eingeschlagen. Die Hieroglyphenschrift wurde nun nicht eine verbesserte Bildnerei, sondern eine ganz neue Gattung, ein Übergang in ein ganz neues System. Es scheint mir dies ein Beweis mehr, dafs man den Ursprung grofser Erfindungen nicht blofs in stufenweisen Fortschritten suchen, und die plötzliche Entstehung ganz neuer und mächtig einwirkender (') Descript. de V’Esypte. Ant. Planches. T.2. pl.11.* Text. Descriptions. T.1. Chap.). p-48. 130. (°) Dals die thierköpfigen Figuren oft nur Masken sind, geht aus einigen Vorstellungen in der Descript. de ’Egypte deutlich hervor. Bei den Mexicanern findet sich dieselbe Sitte, nur dort zu kriegerischem Gebrauch, um sich dem Feinde furchtbarer zu machen. Diesem ganz ähnlich ist Diodor’s (I. 18.) Erzählung von Anubis und Macedo, Osiris Begleitern, und von dem Kopfschmuck der Könige. 2.c. c.62. Vgl. Champollion. Syst@me hieroglyphique. p-293. () Descript. de P’Esypte. Ant. Planches. T.3. pl.38. nr. 32. pl.40. (©) 207.4. pl.145. 065.06: Or7.e7.2.91.10* 723. p1.32.nr.K. Bilderschrift. 15 Gedanken ausschliefsen darf. Die Ägyptische Verwandlung der Bilder in Schrift konnte nicht vor sich gehen, ohne wirkliche Reflexion über die Na- tur der Sprache, oder ohne plötzlich erwachendes richtiges Gefühl dersel- ben; sie war aber um so schwieriger, als man im Gebiete der Bilder blieb, und sich daher schwerer von den Fesseln losmachen konnte, womit jede Vorstellung durch Bilder, als der Sprache in vielfacher Beziehung gänzlich entgegengesetzt, den Geist befangen hält. Dennoch geschah die Trennung bei den Ägyptiern so fest und entschieden, dafs auch die bildliche Vorstel- lung fortfahren konnte zu symbolisiren, und nach ihrer Art zu erzählen, wie dies in den Ägyptischen Basreliefen wirklich der Fall ist, da sie in einem ganz andren Sinne zusammengesetzt sind, als die aus dem Griechischen Al- terthum. Das Symbolische in ihnen liegt nicht immer in wirklichen symbo- lischen Gestalten, sondern oft nur in der Art der Stellungen und Handlun- gen gewöhnlicher. So sind die Menschengruppen, die ein Priester an den Haaren, wie im Begriff sie zu opfern, hält, bei denen das Symbolische schon zum Theil in der sich immer gleichen Menschenzahl von 30 gesucht wird ('). In einem ähnlichen, aber doch etwas verschiedenen Basrelief scheint die drohende Figur kein Priester, sondern ein Fürst zu sein. Es sind zwei Grup- pen, eine von bärtigen Fremden, eine andre von Einheimischen, und der allegorische Sinn soll sein, dafs der Herrscher ebensowohl die äufseren, als die inneren Feinde zu züchtigen weils (?). Auf einem andren Bildwerk ver- folgt ein Held auf seinem Wagen zwei Löwen, deren einen er getödtet, den andren verwundet hat. Indem die Rosse immer den Löwen nacheilen, schiefst er, rückwärts gewendet, Pfeile auf einen mit Ägyptiern kämpfenden Feindeshaufen ab (?). Die Französischen Erklärer deuten diese Vorstellung mit vielem Scharfsinn, nach Diodor’s (*) Erzählung, auf Sesostris Jugend- aufenthalt in Arabien, wo er die Jagd übte, und die damals noch unbezähm- (') Descript. de ’Fgypte. Ant. Planches. T.1. pl.15. Text. Descriptions. T.1. Chap.1. p. 23. @)Z.c: Chap.9. p.30. ©) So nach der Beschreibung; auf der Kupferplatte ficht er mit der Lanze. Descript. de VEgypte. Ant. Planches. T.2. pl.9. Text. Descriptions. T.1. Chap.9. p.53. 54. 60. Hamilton (4. e. pl.S. p.147.) giebt auch nur die Jagdscene, und erwähnt in seiner sehr flüchtigen Be- schreibung nicht einmal der zurückgewandten Stellung des Helden. () 1.55. 16 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. ten Bewohner bezwang. Sollte man aber nicht hinzusetzen können, dafs durch das Umwenden des Helden, und die sonderbare Verbindung von zwei, nach entgegengesetzten Seiten hin vorgehenden Handlungen symbolisch be- zeichnet werden sollte, dafs Sesostris sich zu gleicher Zeit mit der Jagd und dem Kriege beschäftigte? Indem auf diese Weise bei den Ägyptiern zwei Hieroglyphen- systeme neben einander hinlaufen, von denen das eine, wie mein Bruder, bei Gelegenheit des Mexicanischen, treffend gezeigt hat (!), den Hiero- glyphen viel roherer Völker ähnlich ist, wurde dieses in den Gränzen edlerer Kunst nicht blofs durch wirklich höheren Kunstsinn, sondern auch dadurch gehalten, dafs man nicht in der Nothwendigkeit war, die Schönheit der Deutlichkeit aufzuopfern, weil immer noch die Hieroglyphenschrift da war, die etwa gebliebenen Dunkelheiten aufzuklären. Es fielen daher in dem Bilder-Hieroglyphensystem alle Vorstellungen des Ganzen durch einen einzelnen Theil, die in dem Schrift-Hieroglyphensystem so häufig sind, hinweg, und ebenso die roheren Bezeichnungen, wie z. B. auf den Mexicanischen Bildern die Richtung der Bewegung der Personen durch Fufsstapfen angedeutet ist (?2). Der Rang der Könige, Helden, Priester wurde bei den Mexicanern durch ihre Tracht angezeigt, was die Figuren mit Klei- dung und Farben überlud (?). Der feinere Geschmack der Äg ‚ptier liefs diese Personen vor den übrigen hervorragen (*), wodurch nicht blofs der Gestalt ihre Reinheit erhalten, sondern der Künstler in den Stand gesetzt wurde, sie noch vollkommner auszuführen. Diese Manier ging für die Götter- (') A. v. Humboldt. Fues des Cordilleres et Monumens des peuples de ’_Amerique. p.63 - 65. Ich werde dies für die erste Völkergeschichte, und die Verbindung der Asiatischen mit der Amerikanischen so ungemein wichtige Werk künftig, der Kürze wegen, blofs unter dem Ti- tel: Monumens citiren. (?) Humboldt. Monumens. p.55. pl.59. nr. 6. (°) In Purchas pilgrimes. p.1111. A-F. ist eine ganze Reihe von Abbildungen zu sehen, wo ein Priester, je nachdem er mehr Gefangene im Kriege machte, mit andrem Waffen- und Kleiderschmuck geziert ward. An diesen Auszeichnungen sind sie dann auf allen Vor- stellungen zu erkennen. S. ferner Humboldt. Monumens. pl.11. (*) Descript. de V’Esypte. Ant. Text. Descriptions. T.1. Chap.9. p.55. Planches. T.1. pl.51.* T.2. pl.10.* 11.* und auf vielen andren. Vulcan’s Zwerggestalt (Hirt, über die Gegenstände der Kunst bei den Ägyptiern. Abbandl. der Akad. d. Wissensch. in Berlin. Hist. philol. Classe. p.115.) hat eine besondre Beziehung. Bilderschrift. 47 gestalten auf das Griechische Alterthum über; und Visconti bemerkt, ob er gleich der Ägyptischen Sitte dabei keine Erwähnung thut, sehr scharf- sinnig, bei Gelegenheit eines der Basreliefs am Fries des Parthenons, dafs Phidias das Abstechende übermenschlicher Gestalten dadurch künstlerisch milderte, dafs er sie sitzend neben den vor ihnen stehenden Sterblichen dar- stellte (!). Dies geschah aber bei weitem nicht immer auf Griechischen Bild- werken dieser Art (?). Wenn auf einigen Mexicanischen Gemälden die Besiegten auch kleiner, als die Sieger, erscheinen, so kann dies leicht nur Folge fehlerhafter Zeichnung sein. Dagegen zeichnen sich vornehmere Per- sonen neben dem Schmuck ihrer Kleidung häufig durch die Gröfse der Na- sen aus (°). Da die Ägyptische Kunst in den geschichtlichen und symbolischen Bildwerken immer ein eignes, vom Einflusse des Zwanges und der Flüchtig- keit der Schrift freies Feld behielt, so trifft die Ägyptier nicht die, sonst sehr wahre Bemerkung (*), dafs der Gebrauch der Hieroglyphen dem Fortschreiten der Kunst nachtheilig ist. Vielmehr ging der höhere Schön- heitssinn von den Bildern auf die Bilderschrift über, die wir, wenige Fälle ausgenommen, mit einer Reinheit und Bestimmtheit der Züge ausgeführt fin- den, welche eine bewundernswürdige Richtigkeit des Auges und Sicherheit der Hand voraussetzt. Dies gilt nicht blofs von den in Stein gehauenen Hie- roglyphen, sondern auch grofsentheils von den Papyrusrollen, auf denen es schon merkwürdig ist, dafs, ungeachtet der Kleinheit, jede 'Thiergattung deutlich zu erkennen ist (°). Unstreitig hatte aber die Gewohnheit, so viele Hieroglyphen in harten Stein zu graben, hierauf einen günstigen Einflufs, da es die Festigkeit der Umrisse beförderte, und immer sichtbare Muster jedes Zeichens unbeweglich dastanden (°), obgleich dieselbe Härte der Masse wohl (!) Lettre du Chev. A. Canova et deux memoires sur les ouvrages de sculpture dans la collection de Myl. C“ d’Elgin par Visconti. ».61. 62. (?) Museum Pio- Clementinum. T.5. p.52. 53. Pl. 27. (°) Humboldt. Monumens. p.49. (?) Ze. p.09. (°) Jomard in der Descript. de ’Fgypte. Ant. Text. T.1. Chap.9. p.366. AuaB j : i ß (°) Indels giebt es auch in Granit, namentlich auf der Insel Philae, sehr ungenau ge- zeichnete Hieroglyphen, die Jomard cursive nennt, die aber auch nur von Privatpersonen herzurühren scheinen. Histor. philol, Abhandl. 1832. 3 18 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. die nöthigende Ursach war, dafs alle Ä gyptische Basreliefs fast nur den Schat- tenrissen gleichen. So wurden daher die Ägyptier von zwei Seiten zu der, soviel wir wis- sen, allein von ihnen vorgenommenen Absonderung der Bilderzeichnung und der Bilderschrift getrieben, einmal von der der Sprache, welcher jene unmöglich lange zu genügen im Stande war, dann von der Kunst, die sich ein eignes Gebiet zu schaffen strebte. Wenn man, wie ich glaube und weiterhin zu beweisen suchen werde, annehmen darf, dafs diese merkwür- dige Nation weit mehr Anlage und Talent zur bildenden Kunst, als zur Be- handlung der Sprache, besafs, so konnte wohl der zuletzt erwähnte Antheil an jenem Erfolge der mächtigere gewesen sein. Immer aber mufsten beide zusammenwirken; denn, wie der Gedanke einer Schrift durch Sprache ein- mal gefafst war, bedurfte es des Nachdenkens über diese, um ihn gelingend auszuführen. Die Sprache, und mehr oder weniger auch die, noch mit dem eigentlichen Bildwerk zusammenlaufende Bilderschrift gehören der gan- zen Nation an; dagegen war die Absonderung der Schrift von dem Bilde vermuthlich das Werk einzelner Erfinder und Verbesserer, und mufste, wenn es vorher keine besonders auf Wissenschaft und Erkenntnifs gerichtete Classe gegeben hätte, unfehlbar eine solche hervorbringen. Dies aber bildet in der Geschichte aller Sprache und Schrift immer einen höchst merkwür- digen Abschnitt. Gewisse Eigenschaften sind der malenden und schreibenden Bil- derschrift, wenn mir diese Ausdrücke, die, nach dem Vorigen, nicht mehr dunkel sein können, erlaubt sind, gemeinschaftlich. Von dieser Art ist, wenigstens grofsentheils, die Bezeichnung der Gegenstände, sowohl die eigentliche (kyriologische), als die symbolische. In diesen kann also die erstere sich der letzteren nähern. Dagegen giebt es zwischen beiden einen wesentlichen und hauptsächlichen Unterschied, der Ursache wird, dafs, welche Fortschritte man ihr beilegen möge, die erstere niemals in die letztere übergehen kann, so lange sie nämlich ihrer Gattung getreu bleibt. Dieser Unterschied liegt darin, dafs bei der malenden Schrift der Gegen- stand, wie er ist, die Sache, wie sie erscheint, die Handlung, wie sie vor- geht, das Unkörperliche, wie man es auf Körpergestalt zurückgeführt hat, bei der mit Bildern schreibenden der Gegenstand, wie man ihn denkt, bezeichnet wird. Das Eigenthümliche beider Methoden liegt also in der Ob- Bilderschrift. 19 jeetivität und Subjectivität; die Sache mufs, auf welchem Wege es ge- schehen möge, zum Worte herabsteigen. Dies erfordert eine Zerlegung des Bildes, damit nicht ein Vorgang oder ein Gedanke überhaupt, sondern jedes Wort, durch welches ihn die Rede ausdrückt, bezeichnet werde. Die malende Bilderschrift steht in ähnlichem Verhältnifs zur Ideenschrift (sie sei Bilder- oder Figurenschrift), wie diese zur Buchstabenschrift. Die letztere kann man nur mit den gleichen Wörtern, die Ideenschrift auch mit andren Worten in andrer Folge, ja zum Theil mit anders modifieirten Be- griffen lesen. Zu dieser Stufe waren die Ägyptier unläugbar gelangt; die Hieroglyphenschrift besteht aus wahren Elementen der Rede; dies beweist schon ihr Anblick. Dafs der Schritt, welcher von dem Malen zu dem Schrei- ben mit Bildern führte, wahrhaft ein Übergang in eine neue Gattung war, läfst sich leicht an einem Beispiel versinnlichen. Wenn man malend einen Jäger, der einen Löwen erlegt, vorstellte, so konnte man durch mannigfal- tige Abstufungen das Bild in allen seinen Theilen sowohl bestimmen, als ver- einfachen, und dadurch dem Begriff Genauigkeit und Klarheit geben; aber man blieb dabei immer in dem Gebiet des Malens. Auf den Einfall, die Vor- stellung zu zerlegen, das Abschiefsen des Pfeiles von dem Schiefsenden zu trennen, konnte man nicht auf jenem Wege gerathen; er konnte nur durch ein sich vordrängendes Gefühl der von der bildlichen Darstellung ganz ab- weichenden Natur der Sprache entstehen, die eine solche Trennung verlangt. Die Ägyptier waren aber in ihrer Hieroglyphenschrift durchaus dahin ge- kommen; ihre Hieroglyphen gehen nicht wieder in das Malen über, son- dern folgen, wie wiederum der Anblick beweist, darin einem consequenten System. Dies ist ein zweiter wichtiger Punkt. Einzeln findet sich ein sol- ches Übergehen in wahre Bilderschrift wohl auch bei roheren Völkern, na- mentlich bei den Mexicanern. Gewöhnlich wird in ihren Handschriften die Handlung der Eroberung, ganz malend, durch die Gefangennehmung eines Menschen vorgestellt. Man sieht daher zwei handgemein, von wel- chen der Eine sichtbar unterliegt (!). Es kommen aber auch in demselben Sinn ein sitzender König, ein auf Pfeilen ruhender Schild, seine Waffen, und die Namens-Hieroglyphen der von ihm eroberten Stadt vor (?). Dies (') Humboldt. Monumens. p.109. p1.21. Purchas. Pilgrimes. p.1110. 1111. (?) Purchas. 2. c. p.1071. 32 20 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. ist nicht mehr Gemälde, läfst sich nicht, als vorgestellte Handlung, von selbst erkennen, kann aber, als wirkliche Schrift, gelesen werden: der König erobert die Stadt. Das Verbum ist durch eine Sache (wie es auch Spra- chen giebt, die zwischen Verbum und Substantivum nicht überall unterschei- den) angedeutet, und die Vorstellung ist ganz und gar der bekannten Ägyp- tischen gleich: die Gottheit hafst die Schaamlosigkeit, wo das Ver- bum hassen auch, nur viel dunkler, durch einen Fisch angedeutet ist (!). Allein in demselben, äufserst merkwürdigen Mexicanischen Gemälde wird das Verbrennen, oder Zerstören einiger Schiffe wieder ganz durch die Hand- lung selbst vorgestellt. Vermuthlich wurde für den Begriff der Eroberung hier nur die Darstellung der Handlung selbst darum nicht gewählt, weil auch die eroberten Städte hier nicht personifieirt sind. Da die Ägyptische Bilder- schrift nun die Bilder nach dem Bedürfnifs der Rede zerlegt, und dies ohne Ausnahme, und ohne Rückfall in das entgegengesetzte System, that, so ent- fernte sie auch von den in Schriftzeichen umgeformten Bildern alles Überflüssige, und behielt nur das Unterscheidende des Begriffs bei. Das Wort thut dasselbe, und insofern vollendete dieser dritte Punkt die Über- einstimmung der Schrift mit der Sprache. Sollte nun auch diese Schrift niemals wahre Vollkommenheit erreicht haben, so mufste doch schon ihr System selbst den Geist auf eine ganz an- dere Linie setzen, als die Beschauung und Entzifferung blofser Gemälde; und ein Volk, welches ein solches System besafs, mufste, von dieser Seite wenig- stens, sich zu einer höheren Bestimmtheit und Genauigkeit der Gedanken und der Rede erheben können, als das, welches noch ganz in malend bildlicher Vorstellungsart befangen lag. Es gehörte aber auch eine glücklichere An- strengung höherer Geisteskraft dazu, um nur überhaupt den Gedanken eines solchen Systems festzuhalten. Immer aber blieb man innerhalb des Kreises der Bilder, und ent- fernte dadurch die Schrift noch um einen Schritt mehr, als es jede Ideen- schrift thut, von der Sprache. Denn immer auf die Subjectivität dieser zu- rückkommend, sieht man leicht, dafs, wenn die, als wirkliche Schrift be- handelte Hieroglyphe sich zwar derselben unterwarf, doch die Vorstellung (') Plutarchus. De Iside et Osiride. c.32. Clemens Alexandrinus. Strom. 1.5. c.7. Zoöga. (wenn ich ihn auf diese Weise anführe, meine ich immer das Werk über die Obelisken) p. 439. Bilderschrift. 31 eines Bildes immer ein Natur-Individuum giebt, und kein Gedanken- Individuum, die Sprache aber sich höchstens mit diesem begnügen kann, da sie eigentlich ein Laut-Individuum fordert. Denn bei der Betrachtung aller Wirkungen der Sprache und aller Einflüsse auf dieselbe darf man nie vergessen, dafs die Wörter zwar ihrer ursprünglichen Bestimmung nach Zeichen sind, allein im Gebrauch, als wahre Individuen, ganz an die Stelle der Gegenstände selbst treten, die im Denken nicht so, wie die Na- tur es thut, noch so, wie ihre Definition sie als Begriffe bestimmt, sondern so, wie es dem Sprachgebrauche der Wörter gemäfs ist, begränzt werden. Da mithin alle Sprachthätigkeit im eigentlichsten Verstande eine innerliche ist, so entspricht ihr eine Bilderschrift weniger, als eine, wo, nach be- stimmten Gesetzen, willkührlich geformte Figuren nicht sowohl den Gegen- stand selbst, als den abgezogenen Begriff desselben, anzeigen. Es ist un- möglich, Schriftzeichen, die Bilder sind, einen der Verwandtschaft der Be- griffe entsprechenden Zusammenhang zu geben; und die Nothwendigkeit, sie in ideale Classen zu theilen, findet in den wirklichen, zu welchen ihre Vorbilder in der Natur gehören, beständige Hindernisse. Schon dafs diese beiden Arten von Classification, so wie der eigentliche und symbolische Sinn, immer neben einander hinlaufen, belästigt den Geist, und stört das reine und freie Denken. Es ist daher eine der wichtigsten Fragen, ob, und in welcher Art, die Ägyptier nicht nachahmende Zeichen, blofse Figuren, den Hierogly- phen beigemischt haben? Hr. Jomard, dessen beabsichtigtes Werk über die Hieroglyphen, wenn er es nach dem neuerlich dargelegten Plane (') aus- führt, unstreitig das vollständigste über diesen Gegenstand sein wird, und der wenigstens einen ungemein gründlichen und vorsichtigen Weg einschlägt, räumt den nicht nachahmenden Figuren ausdrücklich zwei Classen in seiner Eintheilung aller Hieroglyphen ein (?). Zoöga läugnet dagegen alle Ähn- lichkeit der Hieroglyphen mit den Chinesischen Charakteren, deren Natur er sehr richtig bestimmt (°). Sein Zeugnifs aber ist, ungeachtet seiner Ge- lchrsamkeit, und des geistvollen Gebrauchs, den er von derselben macht, (') Descript. de V’Egypte. Text. Memoires. T.2. p.57 - 60. (2) 2.622: 60: 0) 2.456. 22 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. hier weniger gültig, da er zu wenig Hieroglyphen gesehen hatte, und die grofse, zuerst von Cadet, nachher in dem Französischen Ägyptischen Werk herausgegebene hieroglyphische Papyrusrolle zur Zeit der Herausgabe seines Werks noch in den Gräbern von Theben verborgen lag (!). Indefs mufs man gestehen, dafs Zeichen von so vielfachen Linien, als die Chinesischen, nicht vorkommen, so dafs die Mexicanischen Handschriften sich auch dar- in von den Hieroglvphen unterscheiden, dafs sie den Chinesischen Coua’s sehr ähnliche Zeichen enthalten (*). Auch ist es, bei der Kleinheit der Ab- bildungen, und bei unsrer, doch immer noch mangelhaften Kenntnifs der Einrichtungen der alten Ägyptier, schwer, mit Gewifsheit zu behaupten, dafs ein Zeichen gewifs kein nachahmendes ist. Als ganz entschieden darf man die Sache also wohl noch nicht annehmen. Auch würde wohl immer ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen, und den Chinesischen Zeichen sein, da Hr. Jomard ausdrücklich bemerkt, dafs die meisten von der Geo- metrie entlehnt waren (°), so dafs sie, ihren geometrischen Eigenschaften nach, wie andre Bilder, symbolisch auf Gegenstände bezogen werden konn- ten. Figuren dieser Art waren vermuthlich vorzugsweise für gewisse Classen von Gegenständen bestimmt. Zu diesen sollte man wohl zuerst die Zahlen rechnen. Auch scheinen unter den von Hrn. Jomard scharfsinnig entdeck- ten Zahlzeichen (*) die für 1 und 10, ohne alle Naturnachahmung, blofs linienartig; das für 5 ist eine geometrische Figur (°), aber das für 100 ver- (2) Copie figure d’un rouleau de Papyrus trouve ü Thebes, publice par N. Cadet. Paris. 1805. Deseript. de P’Egypte. Ant. Planches. T.2. 1812. pl.72-75. Text. Deseriptions. T.1. 1509. Chap.9. p.357-367. In der kurzen Erläuterung der Kupferplatten ist gesagt, dafs Hr. Simmonel sie aus Theben gebracht hat. Es ist wunderbar, dals Hr. Jomard, in seiner Beschreibung, der Herausgabe des Hrn. Cadet mit keinem Worte gedenkt. Dafs beide Ab- bildungen dasselbe Original darstellen, zeigt die Vergleichung beider. Dafs die letzte Seite der Cadetschen Beschreibung mehr Columnen angiebt, als das grofse Französische Werk, beruht auf Druckfeblern, oder irriger Zählung. Es sind in der Cadetschen Abbildung, wie in der andren, 515. (°) Humboldt. Monumens. p.267. pl.45. (°) Dafs von diesen viele vorkommen, giebt auch Zoöga p.440. zu. Jedoch läugnet er gleich p.441. ausdrücklich alle Zeichen ab, welche nicht wirkliche Gegenstände ganz, oder durch Abkürzung (per compendium, die sogenannten kyriologumena) ausdrücken. (*) Descript. de V’Esypte. Ant. Text. Memoires. T.2. p. 61-67. (EC 7.1.p.714-746. Bilderschrift. 23 gleicht Hr. Jomard selbst mit einem Stück aus dem Hauptschmuck der Göt- ter und Priester, und das für 1000 erklärt er geradehin für ein auf dem Wasser schwimmendes Lotusblatt, weil die Frucht dieser Pflanze beim Auf- schneiden Tausende von Körnern zeigt. Dem Wesentlichen nach, beruhte daher die Ägyptische Hieroglyphenschrift doch immer nur auf einer Bezie- hung der eigenthümlichen Gestalt des Zeichens auf die Eigenschaften des Gegenstandes, und malte daher den Gegenstand selbst, wirklich, oder ver- mittelst irgend einer Anspielung. Insofern ist Zoöga’s Ausspruch vollkom- men wahr. Einzelne Ausnahmen willkührlicher Zeichen mag es gegeben ha- ben. Allein von einem System, dafs man durch absichtlich in die Zeichen gelegte Verschiedenheiten, wie im Chinesischen durch die Zahl der Striche, Gegenstände wirklich bezeichnet habe, finde ich weder in den Hieroglyphen, noch in dem bis jetzt über sie Gesagten die mindeste Spur. Sehr wunderbare und blofs linienartige Zeichen auf einem Fragment einer in Theben gefundenen Jupiterstatue aus Basalt sind in dem neuesten Theile des grofsen Ägyptischen Werks abgebildet (!). Nichts aber würde die Voraussetzung rechtfertigen, dafs dieselben zu den Hieroglyphen ge- hören. Fand nun die Ägyptische Hieroglyphenschrift in der Welt, aus der sie ihre Zeichen entlehnte, feste und unveränderliche Bedingungen, und einen auf ganz andren Gesetzen, als welche das System der Sprache im Denken befolgt, beruhenden Zusammenhang, so ist die wichtigste Frage die, welches System sie in der Bezeichnung der Begriffe befolgte, um diese Verschie- denartigkeit zu verbinden, und zu dem letzten Ziel aller Schrift zu gelangen, Zeichen, Laut und Begriff schnell, sicher und rein zu verknüpfen? Denn darauf, ob diese Verknüpfung so gemacht werden kann, dafs über kei- nes der drei zu verknüpfenden Dinge Zweifel zurückbleiben kann, und ob dies ohne zu grofse Schwierigkeit, ohne Gefahr des Mifsverständnisses, und ohne zu grofse Störung durch Nebenbegriffe möglich ist? beruht der Einflufs jeder Schrift auf den Geist der Nation, wenn ihre Wirkung Jahrhunderte lang fortgesetzt wird. Die grofse Menge der möglichen Zeichen, und ihrer Beziehungen scheint es nothwendig zu machen, sie einem einfacheren System unterzuordnen ; in- (') Antiquites. Planches. T.5. pl.60. nr.5. 34 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. defs war ein solches, das gewisse allgemeine Zeichen, unter welche sich die übrigen, wie unter die Chinesischen Schlüssel, bringen liefsen, zu Grunde legte, der Natur der Sache nach, nicht leicht möglich. Wenn daher bei den Alten von ersten Elementen (rgör« srargeia) der Hieroglyphenschrift die Rede ist (!), so können darunter nur die unveränderten Abbildungen der Ge- genstände (die sogenannten kyriologischen Zeichen) verstanden werden (?). Rechnet man mit Zoöga zu diesen diejenigen, wo der Gegenstand theilweis, oder abgekürzt (ein Kreis statt der Sonne u.s. w.) vorgestellt wird, die bei Clemens von Alexandrien kyriologumena heifsen, so umfafst diese Classe ei- gentlich alle Zeichen der ganzen Schrift, die willkührlichen Figuren abge- rechnet, und bildet keine Abtheilung der Hieroglyphen, sondern ihrer Be- deutung, da den kyriologischen Zeichen die symbolischen gegenüberstehen. Wichtig ist Zoöga’s Bemerkung (°), dafs ein einmal in vollständiger Abbil- dung (kyriologisch) vorkommender Gegenstand nie in nur angedeuteter (als kyriologumenon), oder umgekehrt, dargestellt wird. Es hob dies wenigstens Eine grofse Quelle von Verwirrungen auf, und zeigt auch die Befolgung fester Bezeichnungsregeln. Dagegen blieb in der Schrift, wie in den Gemälden, die Zweideutigkeit zwischen figürlicher und eigentlicher Bedeutung. Von dem Zeichen eines Weibes, welches die Isis und das Jahr anzeigte, be- merkt Horapollo (*) dies ausdrücklich. Dafs man auf andre Weise gewisse Classen von Gegenständen gewissen Classen von Begriffen gewidmet hätte, ist kaum wahrscheinlich, da z. B. Gemüthsbeschaffenheiten unter dem Zei- chen von Thieren aller Art, und auch von leblosen Gegenständen gefunden werden, Muth als Löwe, Hafs als Fisch, Gerechtigkeit als Straufsfeder, Un- terthanengehorsam als Biene, Schwachsinn, der sich bevormunden läfst, als Muschel, in welcher ein Krebs sitzt, in die göttlichen Geheimnisse einge- weihte Frömmigkeit als Heuschrecke, vereinigende und herzengewinnende Gesinnung als Leier u. s. f. (3) (') Clemens Alex. Szrom. 1.5. c.4. p.657. ed. Potteri. (?) Zoäga. p. 441. C) p.440. C) 21.08. (°) Horapollo. 2.1. c.17. Plut. de Iside et Osiride. c.32. Horapollo. 2.2. e.118. 1.1. c. 62. 2.2-.0.108.55.116. Bilderschrift. 95 Es scheint daher nicht, dafs sich die Hieroglyphenschrift, als ein Schriftsystem, unter allgemeine Gesetze fassen, und auf diese Weise er- lernen liefs. Man mufste, wie in der Sprache selbst, die Bedeutung jedes Ä ) P > 8) Zeichens einzeln dem Gedächtnifs einprägen; und es ist sehr zu bezweifeln, dafs dasselbe bei dieser Arbeit in den Beziehungen der Zeichen auf ihre Be- deutung und auf sich unter einander dieselbe Hülfe fand, welche die, in der Sprache herrschende Analogie gewährt. Vermuthlich gab es daher ehemals Se 8 hieroglyphische Wörterbücher, obgleich eine bestimmte Erwähnung derselben nicht vorkommt. Die von Zoöga darauf gedeutete Stelle bei Cle- mens von Alexandrien sagt eigentlich nur allgemein, dafs der Hierogramma- gr as 8 > ö teus die hieroglyphischen Bücher des Hermes kennen mufste (!). Da von diesen Büchern nichts auf uns gelangt ist, so bleibt uns nur die Vergleichung der von den Alten erwähnten Hieroglyphen mit ihren Bedeutungen übrig. Dieser giebt es aber verhältnifsmäfsig nur eine kleine Anzahl. Die meisten finden sich in der unter dem Namen des Horapollo auf uns gekommenen Schrift. Diese hat aber, aufser den wichtigen Einwürfen (?), welche man gegen ihre Glaubwürdigkeit erheben kann, für den gegenwärtigen Zweck ® C noch die Unbequemlichkeit, dafs der Verfasser vorzüglich darauf ausgegan- gen zu sein scheint, solche Zeichen zu erklären, deren Bedeutung gesucht, weit hergeholt war, oder auf sonderbare, wahre oder angebliche, Erschei- o >| 3 fe) ’ (') Clemens Alex. Strom. 1.6. c.4. p.757. Zoüga scheint mir vollkommen Recht zu ha- ben, wenn er, gegen Fabricius, die Verbindungspartikel vor issoyrupız& beibehält, und die Stelle so nimmt, dals einige der Bücher, welche der Hierogrammateus wissen mulste, nicht aber alle, die hieroglyphischen genannt werden; und alsdann ist es allerdings wahrscheinlich, dafs diese von den Hieroglyphen und ihrer Bedeutung handelten. Die ganze Stelle von dem Hierogrammateus scheint aber noch einiger Verbesserung zu bedürfen. Denn nachdem offen- bar immer von Büchern die Rede ist, und also die Bezeichnung ihres Inhalts entweder durch ein Adjectivum (r& isgoyAupızd) oder mit reg: geschieht, tritt plötzlich ein Substantivum im Accusativ und ohne Präposition (Ywgoygapi«v) dazwischen, auf das wieder ein Genitiv (r7s rd Neirov u. 5. w.) bezogen wird. Auch hatte Clemens schwerlich Ywgoygapiev rs deyga- (bs geschrieben. Um diese Schwierigkeit zu heben, braucht man nur r75 Yupoygadias zu lesen, das dann von dem vorhergehenden mwegt regiert wird. Dals die Eintheilung der Bücher des Hierogrammateus in zehn sowohl bei Zoöga, als bei Fabricius (7.1. p.84. $.5. n. A.), sehr viel Willkührliches hat, fällt in die Augen. (?) Fabricii bibliotheca. T.1. p.98. nt.1. Zoöga (p. 459. n1.102.) urtheilt über die Glaub- würdigkeit dieses Schriftstellers mit der, ihm so vorzüglich eignen Billigkeit und Mälsigung. Histor. philol. Abhandl. 1932. 4 26 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. nungen in der Thierwelt hinwies. Statt also das Leichte und Gewöhnliche anzutreffen, findet man meistentheils nur das Schwere und vermuthlich Selt- nere, und hat, indem man ein brauchbares Lexicon sucht, gleichsam eine i j « Erklärung von Glossen. Hierzu kommt noch, dafs, wie man aus mehreren Stellen sieht, das Wort Hieroglyphe im weiteren Sinn genommen ist, so dafs vieles darin blofs symbolisches Bild gewesen sein kann, ohne gerade in die eigentliche Schrift überzugehen. Der Begriff einer zu bezeichnenden Spra- che hat dem Verfasser nirgends vorgeschwebt, und man sucht daher verge- bens bei ihm Spuren ihres lexicalischen oder grammatischen Systems. ruchtbarer für diesen Zweck müfste die Entzifferun r Hiero- Fruchtb für d Zweck müfste die Entziff der Hiero glyphen selbst sein, und ich habe daher die hierin gemachten Versuche vor allen Dingen zu Rathe gezogen. Man kann freilich, was darin bis jetzt ge- istet worden ist, nic urchaus für schon entschieden wahr und gewi leistet 1 t, nicht durch f l tschied t I gewils nsehen; aber der Weg, auf dem Hr. Jomar oung unc am i ansehen; aber der Weg, auf dem Hr. J d,Y. g und Champollion der jüngere vorgehen, ist ein so gründlicher und vorsichtig gewählter, dafs man sich der Hoffnung nicht erwehren kann, dafs er nach und nach zum Ziel führen werde; sie versäumen auch nicht, selbst die verschiedenen Grade der Wahrscheinlichkeit ihrer Behauptungen zu bestimmen. Wenn auch da- rer Einzelnes ungewifs bleibt, läfst sich im Ganzen schon sehr viel aus ihren her Einzel gewifs bleibt, läfst siel G h h l h rbeiten über die Einrichtung der Hieroglyphenschrift entnehmen. Diese Arbeit 1 lie E htung der Hieroglypl hrift entnel D neuen Entzifferungen bestätigen nun in einigen Fällen den Horapollo. Wenn rn. Champollion’s Entdeckungen über die nicht phonetischen Hierog en Hrn. Champoll Entdeckung ber d ht phonetischen Hieroglyph werden bekannt gemacht sein, dürften sich hiervon mehr Beispiele finden. erden bekamnt g ht , dürft bir hr Beispiele find n dem bis jetzt Bekannten finde ich nur die Zeichen: Sohn, Schrift, un In dem bis jetzt Bekannten finde icl lie Zeicl Sohn, Schrift, und ie der Zahlen 1, 5 und 10 übereinstimmend. Das Zeichen des Sohnes die der Zahlen 1, 5 und 10 üb t l. Das Zeichen des Sol 1), eine Fuchsente mit einem daneben stehenden Kreise (dessen jedoch Hora- pollo nicht neben dem Thiere erwähnt), erscheint so häufig zwischen Na- men tragenden Schilden, dafs man schon daraus seine Bedeutung schliefsen konnte, ehe noch die Entzifferung einiger dieser Namen die Vermuthung be- stätigte. Für Schrift giebt zwar Horapollo an einer Stelle einen Cynoce- phalus, nach Erzählungen von einigen zum Lesen abgerichteten Thieren die- (') Horapollo. 2.1..0.53: Young. Hieroglyphical Focabulary. (dies sind die Platten 74-77. zu den Supplementen der Encyclopaedia Brit. Yol.4. Part 1.) nr.129. Egypt. (dies ist ein Artikel in den eben erwähnten Supplementen) p. 31. Bilderschrift. 97 ser Art ('), an, allein an einer andren die Werkzeuge des Schreibens, welche Hr. Young ebenso auf der Rosettischen Steinschrift erklärt (2). Die Zahl- zeichen hat Hr. Jomard nach ihren Bedeutungen überzeugend festgestellt, und scharfsinnig in Horapollo nachgewiesen (°). Die übrigen der, über- haupt nur sehr wenigen Fälle, wo Horapollo und die neuesten Entzifferer derselben Begriffe erwähnen, geben durchaus verschiedene Zeichen, was nicht auffallen darf, da man auch sonst Vielfachheit der Zeichen für den- selben Begriff antrifft (*). Wenn Hrn. Young’s Bezeichnung des Begriffs der Festigkeit durch einen Altar, als einen sicher gegründeten Stein (5), richtig ist, so beweist die bei Horapollo durch einen Wachtelknochen, weil dieser nicht leicht Schaden leide, das oben von diesem Erklärer Gesagte. Jahr und Monat unterscheidet Horapollo durch einen ganzen Palmbaum, und einen einzelnen Zweig, weil die Palme in jedem Monat einen Zweig verliere (%); Hr. Young (7) sieht in dem Zweige, den er aber nicht gerade als Palmzweig bestimmt, das Zeichen des Jahres. Der Weg der Entzifferung, auf dem die Schrift nothwendig wie eine Sprache behandelt werden mufs, konnte nicht anders, als auch auf lexicalische Zeichenbildung und gram- matische Verbindung führen. Auch theilt Hr. Young mehrere solcher Zei- (2) Horapollo. 1.1. c.14. Aelianus. De nat. anim. 1.6. c.10. (?) Horapollo. 7.1. c.38. Young. Hierogl. Yocab. nr.103. Egypt. p.29. () Deseript. de P’Egypte. Ant. Mem. T.2. p.61. 62. Horapollo. 2.1. c.11.13. 22. c.30. (*) Man vergleiche die Zeichen für Gott bei Horapollo. 7.1. c.6.13. und Young. Egypt. nr.1.2.4.; für Isis bei Horapollo. 7.1. c.3. und Young. nr. 14. Champollion. Zezzre & Mr. Dacier. p.18. pl.2. nr.52-55.; für Liebe bei Horapollo. 7.2. c. 26. und Young. nr. 162. Champollion. 7.c.; für Monat bei Horapollo. 2.1. c.4. und Young. nr.179.; für Priester bei Horapollo. 2.1. c. 14. und Young. nr. 142.144.; für Sieg bei Horapollo. 2.1. c. 6. und Young. nr.117.; für Stärke bei Horapollo. 1. c.18. und Young. nr.115.; für Stern bei Clemens Alex. Strom. 1.5. c.4. p.657. und Young. nr.86.; für Vater bei Horapollo. 2.1. e.10. und Young. nr. 127. (°) Horapollo. 7.2. 0.10. und Young. nr. 113. Es ist sehr zu bedauern, dals Hr. Young, dessen Erklärungen sehr sinnreich, und oft wahrhaft überzeugend sind, nicht gesucht hat, sie durch genauere Angaben der Monumente und mehr ausgeführte Beweise noch besser zu sichern. Hr. Jomard ist hierin musterhaft. (2) 1.12.06: 32% (”) Zc. nor.180. 28 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. chen mit, und Hr. Champollion (!) glaubt bald im Besitz einer wahren Hieroglyphen-Grammatik zu sein. ° Betrachtet man nun die Bezeichnung der Begriffe, soviel sich davon aus den eben beschriebenen Quellen entnehmen läfst, so lassen sich folgende allgemeine Bemerkungen machen. 1. Die Zeichen sind, fast ohne alle Ausnahme, nur bestimmte Ar- ten, nicht allgemeine Gattungen von Dingen. In keiner Stelle des Hora- pollo, und, soviel ich bemerkt habe, eines andren alten Schriftstellers finden sich Thier, Vogel, Baum u. s. f. als Hieroglyphen angegeben, sondern immer Löwe, Habicht, Palmbaum u.s.f. Nur der Fisch kommt all- gemein vor in der schon oben berührten Stelle bei Plutarch, und bei Hora- pollo (?). Auch wäre es kaum möglich gewesen, die einzelnen Arten in den kleinen Abbildungen kenntlich zu machen. Doch geschieht des wieder- käuenden Scarus, als Bezeichnung eines Gefräfsigen, und des Krampf- rochen, für einen Menschen, der viele aus dem Meere errettet, besondre Erwähnung (3). Aus dieser Sitte erklärt sich auch die von Hrn. Jomard in den kleinsten Hieroglyphen bemerkte Sorgfalt, jede Figur erkenntlich zu charakterisiren. Die allgemeinen Begriffe mufsten allerdings auch ihre Zei- chen haben; allein bei der Unmöglichkeit allgemeiner Bilder, und der Schwierigkeit, den Leser zu unterrichten, wo von der bestimmten Art ab- geschen werden mufste, sollte man glauben, dafs dies nur figürlich ge- schehen sei. Es ist daher eine auffallende Erscheinung, dafs, nach Hrn. Champol- lion, fünf, und nach der von ihm gegebenen Kupfertafel sogar sieben Vogel- arten den Vocal @ bedeuten. Wenn dem wirklich so ist, so darf man es wohl nicht von dem Wort Geflügel, gaArrs, ableiten, wie er es versucht (*), sondern man mufs annehmen, dafs alle, durch diese Vogelgattungen ange- deuteten, eigentlich oder figürlich gebrauchten Wörter mit einem a, oder dem Hauchbuchstaben anfingen. (') Lettre a Mr. Dacier. p.1.2. C)rZA.2c:44. (2) 222c.109,104. (*) Lettre a Mr. Dacier. p.11. 38. pl.4. Der Hauchbuchstabe im Anfange würde sonst dieser Ableitung nicht im Wege stehen, da er bisweilen ausgelassen wird. Bilderschrift. 29 2. Die wirklichen Gegenstände scheinen nicht häufig durch sich selbst, kyriologisch, sondern mehr durch andre, figürlich, angedeutet worden zu sein. In Horapollo sind die Beispiele wahrhaft kyriologischer Bezeich- nung sehr selten: ein Tuchwalker, angedeutet durch zwei in Wasser ste- hende Füfse, die Nacht durch einen Stern, der Geschmack durch Mund und Zunge, das Gehör durch ein Ohr, jedoch eines Stiers (!). Nach der Analogie der beiden letzten Bezeichnungen, sollte man nun für das Gesicht ein Auge erwarten. Er giebt aber, statt dessen, einen Geier an. Das Auge ist, mit der Zunge, bei ihm Zeichen der Sprache (?). Clemens von Ale- xandrien aber redet von Augen und Ohren aus edlen Metallen, die als Sym- bole des göttlichen Allsehens und Hörens den Tempeln geweiht wurden (°). Es lag indefs in der Natur der Sache, dafs selbst ein wahres Hiero- glyphen-Wörterbuch kyriologischer Zeichen, da sie von selbst verständ- lich waren, kaum zu erwähnen brauchte. Mehr beweist es dagegen, wenn man körperliche Gegenstände durch ganz andre, kaum entfernt an sie erinnernde, den Mund durch eine Schlange, den Schlund durch einen Finger, die Milz durch einen Hund, einen essenden Menschen durch ein Krokodil mit geöffnetem Mund, einen Stundenbeobachter durch Einen, der die Stunden ifst, Wespen und Mücken durch Dinge, denen man ihre Entstehung zuschrieb, das Herz durch einen Ibis bezeichnet findet (*). Da- gegen wurde das Bild des Herzens gebraucht, um, verbunden mit einem Rauchfafs, Eifersucht, und, wegen des heifsen, fruchtbaren Bodens des Landes Ägypten, an die Kehle eines Menschen gefügt, den Mund eines gu- ten, wahrheitsliebenden Mannes anzuzeigen (°). Bei Hrn. Young kommen zwar mehrere Thierbilder als Zeichen derselben Gattungen vor; er ge- steht aber die Ungewifsheit ihrer kyriologischen Deutung zu (°), und bestä- tigt auch, wie schon früher Zoöga, die Seltenheit dieser Gattung der Zei- (2), 21..0,6922.2. 0122.12 0.81: (2) 21. «11.27. (?) Strom. 1.5. c.7. p.671. (*) Horapollo. 1. c.45. 2.2. c.6. 11. c.39. 2.2. c.80. 21. c.42. 2.2. c.44. 47. 1.1. c.36. () Le. 21.022. 22. ch. (°) Egypt. nr.72 -79. 30 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. chen (1). Es versteht sich aber von selbst, dafs hierdurch nicht das Dasein kyriologischer Hieroglyphen auf den noch vorhandenen Monumenten geläugnet werden soll. Ein Beispiel einer solchen ist die steinerne Tafel auf dem Rosettastein (?). Zum Theil konnte diese Erscheinung zwar von der Neigung der Sprache zu Bildern, oder einem im Gebrauch der Hieroglyphen zur Sitte gewordenen bilderreichen Styl herkommen; sie ist aber noch aus zwei andren Gründen von der gröfsten Wichtigkeit. Denn einmal zeigt sie, worauf schon im Vorigen hingedeutet ist, dafs das Ägyptische Hieroglyphen- system sich durchaus von der Malerei unterschied, die man bei beginnen- den Nationen antrifft, und die dem Auge unmittelbar erkennbare Gegen- stände darlegt. Dies geht, wie Zoöga in einer sehr merkwürdigen Stelle rich- tig bemerkt, aus den Zeugnissen des ganzen Alterthums über dasselbe her- vor (*), und beruht nicht etwa blofs auf einzelnen Beispielen von Zeichen, wie die oben berührten. Zugleich aber führt die Seltenheit der einfachen Bilder auf eine noch ganz andre Ansicht der Hieroglyphenschrift, auf welche ich erst in der Folge, nach dem über die Schrift selbst zu Sagenden, aus- führlicher kommen werde. Sie beweist nämlich, dafs diese Schrift nicht blofs durch ihre Bedeutung, dern auch das einzelne Zeichen für sich, als Hieroglyphe, belehren sollte, den in der Rede in sie gelegten Sinn, son- theils wie es auch die Sprache hier und da durch sinnvolle Wortbildung (') ze. nr.161. Zoöga. p.441. Auch in der .Descript. de P’Egypte. Ant. Text. T.1. Chap.)9. p.163. wird die Anzahl der Zeichen, „dont la configuration represente bien les objets”, klein genannt. (°) Zeile 14. Hr. Champollion (Ree. encyclop. T.13. 1822. p.517.) erklärt dies für die einzige Form dessen, was man, wenn von Ägyptischen Denkmälern die Rede ist, or nennt. Den Obelisken spricht er diese Benennung gänzlich ab. Zoöga (».33- 129. 151. 571.) nimmt den Begriff weiter, und dehnt ihn auch auf Obelisken, jedoch nur auf kleinere, aus. Hr. Letronne stimmt hiermit (Recherches. p.333.) so sehr überein, dals er, gegen Hrn. Cham- pollion’s Meinung, glaubt, dafs der, nicht grofse Obelisk von Philae wohl die in der Sockel- Inschrift erwähnte 7727 sein könne. Es fehlt aber doch wohl bis jetzt eine Stelle eines al- ten Schriftstellers, in welcher 77% von einem Obelisken gebraucht wäre, und in der man das Wort nicht blols von einer Denktafel, oder Säule verstehen könnte. Vergleicht man viele Stellen mit einander, so scheint sich mir wenigstens ein viel bestimmterer Unterschied zwi- schen ößerös, 8@:r.irz0s und sr/An zu finden, als Zoöga zugeben will. (°) Quis enim veterum unquarm dixit hieroglyphicam seripturam notis tantum constare, quae res, quales sunt, imitarenlur omnibusque essent noscibiles? Quis veterum qui hanc rem attigere, non ea diwit quae ill sententiae e regione sunt oppositaP p.428. Bilderschrift. 31 thut, theils auf eine noch andre, tiefere und mystische Weise. Von diesen beiden Seiten her zeigt sich ihre wahrhaft ideale Richtung, der man genau folgen mufs, wenn man die Eigenthümlichkeit des Ägyptischen Geistes, und den Zustand seiner Bildung erkennen, und diesem wunderbaren Volke nicht sichtbar Unrecht zufügen will. Für jetzt wünsche ich nur so viel festzu- halten, dafs man irren würde, wenn man die Hieroglyphenschrift blofs und ausschliefslich wie eine Schrift, wie eine Bezeichnung der Rede an- sehen wollte. 3. Es kommen bei Horapollo Zeichen vor, von denen man nicht be- greift, auf welche Weise sie sich überhaupt, oder wenigstens erkennbar für das Auge, darstellen liefsen. Ein Stier- und ein Kuhhorn, für Werk und Strafe, mochten sich noch allenfalls unterscheiden lassen; wie aber stellt man einen blinden Käfer, für einen am Sonnenstich Gestorbenen, dar? wie eine wachende Schlange, für einen schützenden König? einen gesunden Stier, für die Verbindung von Enthaltsamkeit mit Stärke? wie die Stunden, die in der oben angeführten Hieroglyphe der Stundenbeobachter afs? das Ende, für Ägyptische Schrift, Reden, für das am längsten Vergangene (!)? Es läfst sich allerdings denken, dafs man in den ersten Fällen den Zustand des Thiers durch Stellung, den andren das nicht an sich Darzustellende wieder durch Hieroglyphe an- oder Zeichen nach einmal hergebrachter Sitte, bestimmte, in deutete, so dafs z.B. eine Zunge (?) über einer Hand, das Zeichen der Rede, nun auch, als Bild zweiter Stufe, das Vergangene bezeichnete; und wenn Horapollo’s Angaben richtig sind, und er sich nicht vielleicht in diesen Stel- len verleiten liefs, abgehend von den Schriftzeichen, mehr Symbole für den Geist, als das Auge, zu beschreiben, so mufste es sich wohl auf diese oder ähnliche Art damit verhalten. Wirklich führt Horapollo ein Beispiel einer solchen zwiefachen Fi- gürlichkeit an. Denn ein Palmbaum ist, nach ihm, Symbol der Sonne, und deutet dann Wasserfluth an, weil das Sonnenlicht alles durchdringt und überfluthet (°). (‘) Horapollo. 2.2. c.17.18. 41. 1.1. c.60. 46. 42.38. 1.2. c.27. (2) 20,%1.c07 C) ze 21.034. 32 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. Welche Methode man aber auch gewählt haben mag, so beweist diese Gattung der Zeichen immer, wie weit die Hieroglyphen sich von Abbil- dungen der Dinge entfernten, und wie künstlich ihre Entzifferung durch die Unterscheidung solcher nicht eigentlich darzustellender Zustände, und eine solche Steigerung der Figürlichkeit werden mufste. 4. Ein Zeichen hatte mehrere Bedeutungen, und Ein Begriff mehrere Zeichen. In dem ersteren Fall waren vorzüglich gewisse sehr heilig gehaltene Zeichen, wie der Käfer, der Falk, der Geier, das Krokodil, in dem letzteren gewisse allgemeine Begriffe, die man von sehr verschiedenen Seiten ansehen konnte, wie Gott, Welt, Sonne, Zeit. Eine Eigenschaft eines Thiers, wie die Schnelligkeit des Falken (!), wurde auf mehrere Ge- genstände, auf welche dieser Begriff pafst, den Wind, die Gottheit, Höhe und Tiefe, welche dieser Vogel, gerade auf- und abwärts schiefsend, auf dem kürzesten Wege erreicht, Hervorragung, Sieg angewandt. Ebenso war es mit dem Käfer, dem Symbol der männlichen Kraft, und dem Geier, dem der weiblichen Empfänglichkeit (?). In anderen Fällen wurden aber auch verschiedene Eigenschaften desselben Thiers auf verschiedene Begriffe über- getragen, wie die Raubsucht, die Wuth und die Fruchtbarkeit des Kroko- dils auf die gleichen menschlichen Eigenschaften (%). Das Verständnifs mufste dadurch allerdings erschwert werden, indefs kaum mehr, als es auch in der Sprache durch vieldeutige Wörter geschieht; und zur Verglei- chung der Schrift mit der Sprache, kann hier daran erinnert werden, dafs diese Vieldeutigkeit sich vorzüglich in sehr alten Sprachen findet (*). Die Verschiedenheit der Zeichen für denselben Begriff war vermuth- lich, wie die der Wörter in den Sprachen, mit kleinen Veränderungen des Begriffs nach der Natur des Zeichens, und der Art seines Gebrauchs ver- knüpft. Die Zeit unter dem Bilde der Sonne und des Mondes, eines Ster- (') Diodorus Sic. 2.3. c.4. Horapollo. 2.1. c.6. 1.2. e.15. (°) Horapollo. 2.1. c.10-12. Zoöga. p.446-453. vorzüglich nr. 43. 47. (°) Horapollo. 2.1. c.67. Man vergl. auch 1.1. c.35. 68-70. 2.2. c.80. 81. (*) Auch der Koptischen ist diese Vieldeutigkeit nicht fremd. Vgl. Lacroze. Lex. v. oyu. In welchem Grade sie aber dieselbe ehemals besessen habe, liefse sich nur dann beurtheilen, wenn sich mehr und ältere Schriften in ihr erhalten hätten. Bilderschrift. 33 nes, oder einer ihren Schwanz unter ihrem Leibe verbergenden Schlange, oder, in Bezug auf eine heilige Erzählung, unter dem eines Krokodils (1) erregte nothwendig andre Nebenbegriffe, wenn diese auch für den Sinn der jedesmaligen Rede vielleicht gleichgültig sein mochten. Die Welt wurde bald in dem Bilde einer in ihren Schwanz beifsenden Schlange gleich- sam hingemalt, in den Schuppen der gestirnte Himmel, in der Schwere des Thieres die Erde, in der Glätte das Wasser, in dem jährlichen Abwerfen der Haut die, auch jährliche, Verjüngung in Keimen und Blüthen, in der in sich zurückgewundenen Gestalt die Idee, dafs, wie auch Alles in ewi- gem Wechsel wachse und abnehme, die Welt doch diesen ganzen, ewig in sich zurückkehrenden Kreislauf umschliefst; bald aber erinnert das Bild des Käfers an die zeugenden, bald, mit dem Bilde des Geiers vereint, an die zeugenden und empfangenden Kräfte der Welt (?). Die Sonne theilt, aus leicht begreiflichen Gründen, das Zeichen des Käfers und Falken (°), sie er- scheint aber auch als ein Mann in einem, auf einem Krokodil ruhenden Boot, um ihren Lauf durch die leicht trennbare, wasserähnliche, und, gleich dem durch das Krokodil vorgestellten Nilwasser, heilsame Luft anzudeuten (*); ferner als Dattelpalme (°), wegen des verwandten Begriffs des Jahres, dem dieses Zeichen angehört (°), endlich, ohne alle figürliche Deutung, blofs als angedeutetes Bild (kyriologumenon), in einem einfachen Kreise (7). Für die Gottheit geben die neueren Entzifferer andre Zeichen, als die alten Schrift- (*) Horapollo. 21. c.1. 22. c.1. Clemens Alex. 2.5. c.7. p.670. (?) Horapollo. 7.1. c.2. 10.12. ©) 211. 0.6.10. (*) Eusebius bei Zoäga. p.442. nt.17. — Clemens von Alexandrien (2.5. c.4. p.657.) er- wähnt auch dieser Hieroglyphe, giebt aber für die Verflechtung des Krokodils in dieselbe den weniger wahrscheinlichen Grund, dals die Sonne die Zeit, deren Sinnbild das Thier ist, erzeuge. Auch in der Deseript. de !’Egypte wird die Bemerkung gemacht, dals die, einem Zickzack ähnliche Hieroglyphe nur für das heilsame Nilwasser, nicht für das, den Ägyptiern verhafste Meerwasser, gebraucht wurde. Descript. de I’Fgypte. Ant. Planches. T.2. pl.10.* 90. Text. Descriptions. T.1. Chap.9. p.57. Bei Aelian (2.10. c.24.) ist das Krokodil das Zeichen des Wassers. Doch scheint auch da nur das heilsame des Flusses gemeint. (°) Horapollo. 7.1. c.34. (HELeL1. ce: (’) Clemens Alex. 1 c. Histor. philol. Abhandl. 1832. bi) 34 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. steller, nämlich eine Art Streitaxt, und menschliche stehende und sitzende Figuren (!). Bei den Alten kommen der Falk, ein Stern und ein Auge auf einem Stab vor (?). Die Zeichen sollen aber verschiedene Eigenschaften darstellen, der Stern die Lenkung der Weltkörper bei Horapollo (?), die stehende Gestalt, ohne Hände, das Richteramt bei Hrn. Young (*). Wie aber war es in diesen Fällen mit dem Laut? Dafs Ein Wort mehrere Zeichen hatte, konnte das Lesen und Verstehen nicht zweifel- haft machen. Gab es aber für dieselbe vieldeutige Hieroglyphe auch nur Ein oder mehrere Wörter? Es scheint mir unläugbar, dafs man nur das Letztere annehmen kann, wenn man nicht die Sprache als nach den Hieroglyphen geformt ansehen, und den ganzen natürlichen Lauf der Sprach - und Schrifterfindung umkeh- ren will. Die Hieroglyphenschrift mufste zwar, da sie wirklich eine eigene gedachte und geschriebene Sprache war, auf die geredete einen mächtigen Einflufs ausüben, und sehr leicht konnten Wörter, indem sie, dem Schall nach, dieselben blieben, nach Maafsgabe des Zeichens, anders bestimmte Bedeutungen empfangen. Dies konnte aber nur feinere Nüan- cen der Begriffe treffen. Im Ganzen mufste die vor den Hieroglyphen da- gewesene Sprache, welche auch nachher noch das Band zwischen den ge- bildeten Ständen und dem Volk war, dieselbe bleiben. Noch abentheuer- licher wäre es wohl, anzunehmen, dafs die eigentliche Bedeutung der Hiero- glyphen wäre in Worten abgelesen, und das Zeichen, nicht sein Begriff, wäre in Laut übergetragen worden. Solche tönenden Hieroglyphen hätte wenigstens nur der Eingeweihte verstanden; und doch las man bei öffent- lichen Versammlungen auch dem Volke vor. Aber auch für den Eingeweih- ten wäre daraus Verwirrung entstanden; und da man einmal nur vermittelst der Sprache denken kann, so hätten doch diese in Laute umgelesenen Zei- chen wieder in wahre Sprache verwandelt werden müssen. Nach eignen (') Young. nr. 1-4. Champollion im Pantheon Egyptien. Lior.1. Erkl. der 4. Kupfert. (°) Horapollo. 2.1. 0.6.13. Cyrillus bei Zoöga. p.453. nt. 48. (C°) Horapollo. 2.1. 0.13. Es ist schwer zu glauben, dals Av vier» in dieser Stelle die rich- tige Lesart sei. (*) Wenn der Mangel der Hände das Richteramt beweist, wie kommt es dann, dafs das Zeichen der Göttin bei ihm auch ohne Hände erscheint, als wäre mit deren Begriff der des Richtens, ohne Ausnahme, verbunden ? Bilderschrift. 35 und ganz verschiednen Gesetzen geformt, können sie sich nicht unmittelbar, sondern nur durch die, unabhängig von ihnen vorhandene Sprache auf den Begriff beziehen. Der blofse ihnen gegebene Laut verändert darum nicht ihre Natur. Im Chinesischen giebt es allerdings auch mehrdeutige Cha- raktere, aber sie erlauben keine Anwendung auf die Hieroglyphen. Denn bei ihnen entsteht die Verschiedenheit der Bedeutungen aus dem Wort, und geht mit ihm auf die Figur über, welche an sich, die lose Verbindung mit dem Schlüssel ausgenommen, leer an Bedeutung und Inhalt ist. Hier aber wird die Hieroglyphe, nach ihr beiwohnenden Eigenschaften, auf mehrere Begriffe, und mithin auch auf mehrere Wörter übergetragen. Hatte Ein Wort mehrere Bedeutungen, so konnte, und mufste es wohl auch mehrere Zeichen haben. Die mehrdeutigen Hieroglyphen beweisen daher unläugbar, dafs nicht jedem Zeichen blofs Ein Wort entsprach, sondern dafs der Leser bisweilen zwischen mehreren, dem Sinn nach, zu wählen hatte. 3. Der in Einer einfachen oder zusammengesetzten Hieroglyphe aus- gedrückte Begriff ist häufig durch Nebenbegriffe so ins Einzelne hinein bestimmt, dafs nothwendig die Frage entsteht, ob dem Zeichen in der Spra- che gleichfalls Ein Wort entsprochen habe? Schon bei den Alten ist angemerkt, dafs die Hieroglyphen nicht blofs Wörter, sondern auch ganze Redensarten andenteten. Bei Horapollo kommen viele solcher, mit Bestimmungen des Begriffs überladener Zeichen vor; die meisten seines zweiten Buches gehören zu dieser Classe. Man kann sich nicht der Bemerkung erwehren, dafs man bei dem Lesen des Horapollo hierin eine ähnliche Empfindung, als bei den Wörterbüchern der Sprachen noch sehr ungebildeter Nationen, hat. Auch in diesen findet man die Be- griffe so durch Besonderheiten bestimmt, dafs man oft grofse Mühe hat, zu dem reinen und einfachen zu gelangen. Horapollo hat über zwanzig Artikel von Menschen in allerlei Zuständen, Zeichen für eine Wittwe, ein schwan- geres, ein säugendes, ein einmal Mutter gewesenes Weib u.s.f.; allein ein einfaches Zeichen für Mensch und Weib überhaupt sucht man vergebens bei ihm. Wie die Alt-Ägyptische Sprache hierin beschaffen gewesen sein mag, läfst sich in der Koptischen nicht erkennen, da wir in derselben blofs nicht mehr in ihrem ursprünglichen Geist verfafste Schriften haben, und da- durch, und durch die Vermischung mit Griechischen Wörtern alles verdun- kelt wird, was den Charakter der Sprache im Ganzen sehen liefse. DE 36 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. Einige der oben erwähnten Zeichen lassen sich nun zwar sehr gut in Einem, danach modifieirten Worte ausgedrückt denken, und können in einer reichgebildeten Sprache gelegen haben. So die Verbindung der Stärke mit der Enthaltsamkeit durch einen Stier mit gefesseltem rechten Knie, eines schwachen und doch muthwillig unternehmenden Menschen durch eine Fle- dermaus, eines schnell, aber unbedachtsam Handelnden durch einen Hirsch und eine Viper u.s.f. (!) Wenn man sich aber Vorstellungen, wie die Eines, der sich selbst nach einem Orakelspruch heilt (in der Hieroglyphe eine wilde Taube, die einen Lorbeerzweig im Schnabel hält), oder eines Menschen, der, von Natur ö ohne gallichte Gemüthsart, durch einen andren dazu gebracht wird (in der Hieroglyphe eine zahme Taube, welche das Hintertheil in die Höhe hält), eines Clienten, der bei seinem Patron Schutz sucht, und nicht erhält (in der Hieroglyphe ein Sperling-und eine Eule), Eines, der sein Vermögen einem verhafsten Sohne hinterläfst (in der Hieroglyphe ein Affe mit dessen hinter ihm hergehenden Jungen), Eines, der aus Armuth seine Kinder aussetzt (in der Hieroglyphe ein Falke, der eben legen will), oder Eines, der viele aus dem Meere errettet (in der Hieroglyphe ein Krampfroche (?)), denen man noch viele andre hinzufügen könnte, in Rede ausgedrückt denkt, so erscheint es nicht natürlich, jede derselben in Ein Wort zusammenzufassen. Sie glei- chen vielmehr Bildern, welche nur den Gedanken gaben, den jeder im Ent- ziffern frei in Worten umschrieb. Denuoch möchte ich hierauf kein entscheidendes Gewicht für die Be- antwortung der wichtigen Frage legen, ob jeder Hieroglyphe ein bestimmtes Wort entsprach, und diese Schrift mithin gelesen, oder nur entziffernd er- klärt werden konnte? Denn es läfst sich nicht allgemein beurtheilen, wie weit die Zusammensetzungsfähigkeit der Sprachen reicht; und manche im Alt-Indischen ganz übliche Zusammensetzungen dürften dem dieser Sprache Unkundigen leicht unmöglich erscheinen. Es konnten auch ganze Phrasen ein für allemal für solche Bilder gestempelt sein. Endlich aber ist, bei dem unverkennbaren Jagen des unter dem Namen Horapollo’s gehenden Schrift- stellers nach sinnreichen Einfällen und wunderbaren Thiergeschichten, schwer (') Horapollo. 21. c.46. 1.2. c.78. 52.87. (?) zc. 1.2. c.46. 48.51. 66. 99. 104. Bilderschrift. 37 zu unterscheiden, ob er nicht Hieroglyphe und Schriftzeichen (zwei wesentlich verschiedne Begriffe) in diesen Artikeln mit einander verwech- selte, oder auch die Begriffe nach dem Bilde mehr, als der gewöhnliche Schriftgebrauch es that, individualisirte. Was aber diese Vorstellungen mit Gewifsheit beweisen, und was auch auf die andren, einfacheren Schriftzeichen, wenn es auch bei ihnen nicht immer gleich in die Augen fallend ist, trifft, ist der Gang, welchen der Geist bei der Bezeichnung durch Bilder nahm. Jedem, der irgend mit Sprachen vertraut ist, und auf die Art Acht gegeben hat, wie dieselben den Theil der Begriffe bestimmen, welchen Ein Wort umfassen soll, oder wie sie den, gleichsam in unendlicher Ausdehnung hinlaufenden Gedanken durch die Wortbildung in einzelne Stücke prägen, mufs es auffallend sein, dafs viele Hieroglyphenzeichen hierin eine ganz andre Eintheilung machen, als die Sprachen in den Wörtern. Am meisten leuchtet dies freilich bei denje- nigen Zeichen ein, von denen wir hier reden, allein diese Verschiedenheit der Gedankeneinschnitte ist doch auch bei andren, einfacheren sichtbar. Dies bestätigt nun, was, wie ich in der Folge zeigen werde, auch das ganze We- sen der Hieroglyphen andeutet, dafs man nicht Zeichen für Wörter, nicht einmal für Begriffe, noch weniger malerische Darstellung für etwas Ver- gangenes suchte, mithin nicht von dem zu Bezeichnenden, sondern vielmehr in der, nach Symbolen suchenden Geistesstimmung von dem Bilde aus zu dem Gedanken, und endlich dem Worte überging. Mochte dies auch nicht immer geschehen, so machte es offenbar einen wesentlichen, und den ) charakteristischen Theil des Hieroglyphensystems aus, womit auch die oben berührte Seltenheit kyriologischer Zeichen zusammentrifft. Dem symbo- lisirenden Geiste war die ganze Natur Eine grofse Hieroglyphe, jeder Ge- genstand forderte ihn auf, einem in demselben angedeuteten Begriff nachzu- forschen. Das Erste in seiner Vorstellung war daher das Bild; und wenn er, was er in ihm zu entdecken glaubte, in Einem Begriff zusammenfafste, so mufste dieser sehr natürlich anders ausfallen, als, wenn er in nicht symbo- lisirendem Denken an der Hand der Sprache zu ihm gelangt wäre. Bei eini- gen Zeichen springt diese Erscheinung ordentlich unwillkührlich ins Auge. Der Elephant soll einen Menschen andeuten, der, zugleich stark, überall das ihm Zuträgliche wittert. Die Verbindung der Klugheit mit der Stärke war schon an sich durch die Natur des Elephanten gerechtfertigt; allein auf 38 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. die besondre Bestimmung der Art der Klugheit, als einer ausspürenden, von fern ahndenden, und auf die Metapher des Riechens, auch im Begriff, konnte man, wie auch Horapollo thut, nur von dem Anblick des Rüssels aus ge- rathen, der zugleich Waffe und Geruchswerkzeug ist. Gegen diese Hiero- glyphe läfst sich einwenden, dafs sie, da das Agyptische Alterthum sonst von Elephanten schweigt, zu den Einschiebseln des ausländischen Schriftstellers gehören könnte (!). Allein der Ibis bietet ein andres, und zu sinnreiches Beispiel dar, als dafs man es nicht sogar in das hohe Alterthum hinaufsetzen sollte. Die weifsen und schwarzen Federn dieses Vogels wurden zugleich auf den Mond, wegen seiner Licht- und Schattenseite, und auf den Hermes, und die Sprache bezogen, welche, erst im Gedanken verborgen, durch die Zunge hervortritt (?). So bildete man also durch dies Zeichen den Be- griff des halb Offenbaren und halb Ungesehenen, worauf man, ohne das Symbol, wohl schwerlich gekommen wäre. Auf diesem Wege begreift man auch noch mehr, wie dasselbe Zeichen mehreren Begriffen diente. Die Hieroglyphen waren nicht blofs Zeichen, sondern wirkliche Wörter für (') 22. c.84. Andre Beispiele, wo der Elephant bei Horapollo, als Hieroglyphe, erwähnt wird, sind 2.2. c.85.86.88. Man darf hier nicht vergessen, dals seit den Zeiten der Ptole- maeer die Elephanten den Ägyptiern nicht mehr fremd waren, wobei man nur an den zu erinnern braucht, welcher nach Plinius (VII. 5.) und Aelian (I. 38.) Nebenbubler des Ari- stophanes von Byzanz bei der Kränzellechterin in Alexandria war. Die Hieroglyphen er- fuhren aber auch in späteren Zeiten Vermehrungen und Veränderungen, so dafs Zoöga (p».455. 474.475.) auf dem Pamphilischen Obelisk 194, auf dem Barberinischen 241 Zeichen fand, die auf den für älter erkannten nicht vorkommen. Ammianus Marcellinus (2.17. c.4.) bezeugt ausdrücklich, und der Anblick lehrt, dals auch Thiere anderer Weltgegenden hieroglyphisch gebraucht wurden. Bisher kannte man zwar keinen Elephanten auf Ägyptischen Bildwerken. Allein ganz neuerlich lernen wir aus der Reise des Hrn. Grafen Minutoli, dals in dem Isistempel auf der Insel Philae wirklich einer angetroffen wird. Auch ein Kamel findet sich dort zum erstenmal. Horapollo erwähnt eines Kamels als Hieroglyphe. 2. c.100. Die Bild- werke im Isistempel auf Philae scheinen aber aus der Zeit der Ptolemaeer herzurühren. Letronne. Recherches pour servir ü P’hist. de P’Esgypte. p.XXXIV. 439.440. Man vergleiche über die Elephanten in Ägypten A. W. v. Schlegel’s Abhandlung über den Elephanten (Indische Bibl. B.1. 5.130. 186.), die unter einem sehr anspruchslosen Titel, und in dem Gewande einer blols unterhaltenden Erzählung höchst wichtige Untersuchungen und Aufschlüsse ent- hält. (?) Clemens Alex. 2.5. c.7. p.671. Aelianus. De nat. anim. 1.10. c.29. Der Ibis hatte aber auch andre Beziehungen zum Monde. Aelianus. 1 c. 1.2. c. 35. 38. Bilderschrift. 39 das Auge. Wie nun die Sprache ein Wort auf einen verwandten Begriff hin- überzieht, so wurde die Hieroglyphe, wegen einer neu beobachteten Eigen- schaft, einem andren Begriffe gewidmet. Dies traf selbst die berühmtesten und am allgemeinsten aufgefafsten Hieroglyphen, welche dadurch Bedeutun- gen erhielten, die ihrem Grundbegriff durchaus fremd waren. So bezeich- nete der Geier, das Grundsymbol der empfangenden und mütterlichen Kräfte der Natur, zugleich wegen seines scharfen Gesichts das Sehen, wegen der ihm beigemessenen Vorhersehungskraft, mit der er bei zwei schlagfertig ste- henden Heeren sich das Feld seines Raubes unter den zu Besiegenden auser- sah, die Begränzung (!). Immer stand also in erster Linie das Bild, der Be- griff nur in zweiter. Dieser, nach dem Zeichen gebildet, erhielt dann frei- lich auch eine Bezeichnung in Wörtern, vielleicht auch in Einem, indem man entweder das Wort der Sprache wählte, das ihm am nächsten kam, oder ein zusarmmengesetztes bildete. Es ist daher sehr zu vermuthen, dafs die Zeichen oft prägnanter, als die Wörter, waren; und ihre Änderung und Vervielfachung mochte auch die Sprache mit neuen Zusammensetzungen bereichern. Denn in diesem Theile erfahren die Sprachen am leichtesten Umänderungen auch noch in späterer Zeit; und wenn auch richtiger, oder zu ekler Geschmack, wie wir es an der Lateinischen und Französischen Spra- che sehen, die Zahl der Composita vermindert, so lehrt das Beispiel der Deutschen, dafs die Nachbildung fremder Sprachen, die, bei der Verschie- denheit des Gedankeneinschneidens in jeder, mit dem Fall der Ägyptier Ähnlichkeit hat, dieselben vermehrt. 6. Die Gesetze aufsuchen zu wollen, nach welchen die Begriffe hieroglyphisch bezeichnet werden, würde ein vergebliches Bemühen sein. Es kann nicht einmal weiter führen, so, wie Zo@ga gethan hat, die verschie- denen figürlichen Ausdrücke unter Classen zu bringen, und mit Beispielen zu belegen (?). Bemerkenswerth ist es nur im Ganzen, dafs, wo wir den Zusammenhang des Begriffs mit dem Zeichen bei den Alten angegeben finden, derselbe in den meisten Fällen, mit Übergehung des sich leicht dar- bietenden, ein unerwarteter und gesuchter ist. Gewifs mufs man zwar hierbei sehr viel auf die Berichtsteller schieben, deren Zeugnifs wohl gerade (') Horapollo. 21 c.11. (?) p-441 - 445. 40 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. in diesem Stück, und weit mehr, als in den Angaben der Zeichen selbst, ge- rechten Verdacht erregt. Namentlich sind in Horapollo ein grofser Theil der angegebenen Bezeichnungsgründe so kindisch, spielend, und selbst lä- cherlich, dafs man sich des Argwohns nicht erwehren kann, dafs entweder die wahren nicht mehr bekannt waren, oder dafs spätere Deutelei ihnen ab- sichtlich falsche unterschob. Nicht unmöglich wäre es auch, dafs die Prie- stercaste selbst exoterische und esoterische gehabt hätte. Zum Theil aber mag uns auch manches hierin mehr auffallen, als es sollte. So gehen die häufigsten Fälle sonderbarer Zeichenerklärungen auf Eigenschaften der Thiere hinaus, die wir an ihnen nicht zu bemerken gewohnt, oder die auch augenscheinlich fabelhaft sind. Die Alten stellten aber, wie ihre Schriften beweisen, über die klein- sten Eigenthümlichkeiten des thierischen Lebens viel mehr ins Einzelne gehende Beobachtungen an, und legten einen viel gröfseren Werth dar- auf, als wir zu thun pflegen. Die Ägyptier mochten aus Gründen, die in ihrem Gottesdienst lagen, noch mehr in diesem Fall sein. Dafs alsdann auch eine Menge falscher Beobachtungen, und wirklicher Erdichtungen mit unterlief, war natürlich; und so mögen wir oft die Berichtsteller be- schuldigen, wo sie getreulich das selbst Gehörte niederschrieben. Wie viel man aber auch auf ihre Rechnung, oder die ihrer, vielleicht schon nicht mehr hinlänglich unterrichteten Gewährsmänner setzen mag, so brachte es die Natur der Hieroglyphen, welche doch wesentlich auf dem Forschen nach Ähnlichkeiten zwischen Körperlichem und Unkörperlichem beruhn mufste, mit sich, dafs die subjective Nationalansicht einen sehr grofsen Einflufs darauf ausübte. In der Nation selbst mufste dies ihr Verständnifs erleichtern; allein unmöglich hätte die Hieroglyphenschrift so leicht auf eine fremde Nation übergehen können, als dies bei der Chinesischen Fi- gurenschrift möglich ist; und da das Symbolisiren der Hieroglyphensprache nothwendig den ganzen Geist der Nation befangen hielt, so mufste dies vorzüglich zu ihrer Absonderung von andren Nationen beitragen. Verwandte, oder zu einander in gewisser Beziehung stehende Begriffe sollten, wie es scheint, durch gleiche, nur auch verschieden dargestellte Hieroglyphen bezeichnet sein, wie es im Chinesischen, dort aber, weil die Chinesische Schrift hierzu andre, besser zum Zweck füh- rende Mittel besitzt, mit Recht nur selten, doch z. B. bei den Begriffen Bilderschrift. 4 von rechts und links, geschieht (!). Ich finde indefs bei Horapollo nur sehr wenige Zeichen dieser Art. Das Jahr wurde durch einen Palmbaum, der Monat durch einen einzelnen Zweig desselben, eine Mutter, je nach- dem sie zuerst Töchter oder Söhne geboren hatte, durch einen Stier, der sich links oder rechts umwandte, auf ganz ähnliche Weise durch eine sich rechts oder links umdrehende Hyäne ein seinen Feind besiegender, oder von ihm besiegter Mensch, ein als Beherrscher der ganzen Welt betrach- teter König durch eine ganze, ein König, der nur einen Theil beherrschte, durch eine halbe Schlange bezeichnet (?). Bei weitem das merkwürdigste Beispiel bietet aber die Bezeichnung derjenigen Gottheiten bei den Ägyptiern dar, welche die weibliche und männliche Natur zugleich in sich vereinten. Denn indem sie dieselbe durch einen Käfer und Geier darstellten, setzten sie bei Hephaestos, dem Mann- weibe, jenen, bei Athene, dem Weibmanne, diesen voran (°). Nach der Bezeichnung der Grundbegriffe, wäre das Wichtigste, zu erforschen, inwiefern die Hieroglyphen die Anwendung eines lexicali- schen Systems erlaubten, wie es in den Sprachen durch Ableitung und Zusammensetzung angetroffen wird. Unmöglich wäre dies nicht gewesen; es käme nur darauf an, Bei- spiele dafür aufzufinden. Bei den Alten giebt es kaum einige, die sich dahin rechnen lassen. So kommen bei Horapollo natürlich oft vernei- nende Begriffe, bisweilen auch zugleich ihr Gegensatz vor. Nie aber ist alsdann dasselbe Bild, nur mit einem verneinenden Zusatz, gebraucht, son- dern das Zeichen des verneinenden Begriffs ist ein verschiedenes, und in sich positives (*). Es scheint nicht einmal, dafs die neueren Entzifferer auf den reinen und allgemeinen Begriff der Verneinung in den Hierogly- phen gestofsen sind. Hr. Young erwähnt einer Hieroglyphe, die im Bilde, (') Remusat’s Grammatik. p.2. 8.5. (?) Horapollo. 2.1. c.3.4. 1.2. c.43.71. 1.1. c.64. 63. (°) Horapollo. 2.1. c.12. Die Griechischen Namen können Verdacht gegen diese Stelle er- regen, allein die Vorstellung war darum nicht weniger Ägyptsch. Vergl. Creuzer’s Symbo- lik. B.1. S.672. 673. und besonders ni. 383. (*) Man vergleiche bei Horapollo 1.2. c.55. und 56. — 1.2. c. 118. und 2.1. c.44.— 1.1. c.43. und 49.; ferner 21. c.58. und andre Stellen mehr. Histor. philol. Abhandl. 1532. 6 42 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. und auch dem Begriff nach, einem mit einer Präposition verbundenen Verbum entspricht: aufstellen, auf die Beine bringen, einrichten, errichten (sei up, prepare), einer auf einem Stiel ruhenden Leiter (?) (was auch als Kopfputz vorkommen soll) folgt ein ausgestreckter Arm über zwei Beinen. Diese Gruppe kommt in der Rosetta-Inschrift vor; aber die von Hrn. Young befolgte Methode, meistentheils nur die in der Griechischen Inschrift stehenden Worte, nachdem man sie in der encho- rischen aufgefunden zu haben glaubt, auf die hieroglyphischen Zeichen anzuwenden, mag allerdings bis jetzt die einzige brauchbare sein, sie bleibt aber zu ungewils, um für so bestimmte Fälle, als der gegenwärtige ist, mit Sicherheit darauf zu fufsen. Es darf auch nicht unbemerkt bleiben, dafs die Zeichen in dem Wörterbuch (Nr. 164. 165.) nicht vollständig so, wie sie in der Rosetta-Inschrift vorkommen, eingetragen sind. Nr. 164. findet sich allerdings ganz so in der 13‘ Zeile, allein in der 14 ist, statt der Leiter auf einem Stiel, eine blofse Gabel, ohne dafs Hr. Young etwas andres über diese Verschiedenheit bemerkt, als dafs er a fork or ladder sagt, da das Zeichen doch schlechterdings keine Leiter sein kann (?). Nr. 165. hat die Rosetta-Inschrift nirgends so, wie es in dem Wortver- zeichnifs mit einer Leiter gezeichnet ist. Dafs die Hieroglyphen einfacher Begriffe zusammengestellt wurden, um den aus jenen zusammengesetzten zu bilden, davon ha- ben wir oben an Hephaestos und Athene ein Beispiel gesehen, allein es ist mir auch kein andres, wenigstens nicht bei den Alten, bekannt. In mehreren zusammengesetzten Zeichen bei Horapollo entsprechen zwar die beiden Zeichen zwei in dem Begriff vorkommenden Gegenständen, wie in der Bezeichnung eines von einem Stärkeren Verfolgten durch eine Trappe (wris) und ein Pferd, aber ohne dafs diese einzelnen Zeichen nun auch, aufser der Zusammensetzung, Hieroglyphen der einfachen Begriffe wären (°). Sehr oft aber führt er zusammengesetzte Zeichen für einfache (&) Young. Egypt. nr. 164. 165. und 2.35. (*) Ein ganz ähnliches Zeichen, nämlich die Gabel, und der Arm über zwei Beinen, nur mit noch zwei gegen einander gerichteten Stäben über dem Arm, steht Zeile 6., ohne dals Hr. Young dessen erwähnt. (°) Horapollo. 7.2. c.50. Von ganz gleicher Art sind die Hieroglyphen c.51. 75. 86. 91. 106. 108. Bilderschrift. 43 Begriffe, und umgekehrt, an. So Himmel und die Wasser ausströmende Erde für das Anschwellen des Nils, ein Herz über einem Rauchfafs für Ägypten, eine Zunge über einem blutigen Auge für die Sprache (1), da- gegen eine Viper für Kinder, die ihrer Mutter nachstellen (?). Zeichen grammatischer Verbindung, oder grammatische Wörter, Präpositionen, Gonjunctionen u.s.f., liefern Horapollo und die alten Schriftsteller überhaupt gar nicht; und sollte man nach der im Al- terthum hochberühmten, schon im Vorigen erwähnten Saitischen Inschrift schliefsen, so standen die Hauptbegriffe zwar in der Ordnung, in der sie gedacht werden mufsten, aber ganz abgesondert, ohne alle grammatische Kennzeichen und Verbindungen, da. Es fragt sich aber, ob die in dieser Inschrift zusammengestellten Zeichen wirklich einen Spruch, eine bestimmte Wortreihe vorstellen sollten. Die Inschrift gehört vielleicht zu derjenigen Gattung von Hieroglyphen, die nur bestimmt waren, eine Wahrheit, oder Lehre symbolisch dem Geiste vorzuführen, wie die sogenannten rerrag« yoauuara bei Clemens von Alexandrien. Ich werde von diesen weiter un- ten sprechen, man mufs sie aber sorgfältig von der eigentlichen Schrift unterscheiden. Sehr leicht konnte sich aber auch in verschiedenen Zei- ten, oder für verschiedene Gegenstände in dem sparsameren und häufi- geren Gebrauch grammatischer Zeichen eine Verschiedenheit in dem Hie- roglyphenstyle finden. In den Chinesischen Schriften ist dies bekannter- mafsen der Fall, und es zeigt sich in denselben, dafs es wohl möglich ist, wenn Schriftsteller und Leser sich einmal in diese Art, unverknüpfte Be- griffe hinzustellen, hineingedacht haben, der Grammatik bis auf einen ge- wissen Grad zu entbehren. Hr. Champollion und Hr. Young glauben mehrere blofs gramma- tische Zeichen in den Hieroglyphen gefunden zu haben. In dem jetzigen Zustande der Hieroglyphenentzifferung wäre es voreilig, auf die gemachten Entdeckungen schon andre Folgerungen gründen zu wollen, allein gewils noch mehr unrecht, sie, wenn sie auch nur glückliche Vermuthungen sein sollten, zurückzuweisen, und dadurch der weiteren Untersuchung vorzu- greifen. Was mir in der That die Behauptung grammatischer Zeichen sehr (2)2210,2.1..0:21022727. CYrIerL27c-00: 44 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. zu unterstützen scheint, ist die Häufigkeit, in der gewisse Hieroglyphen in wenigen Zeilen erscheinen. Unter diesen fällt, auch dem Ungeübten, am leichtesten die wagerechte in lauter spitzen Winkeln auf- und abwärts- gehende Linie ins Auge. Hr. Young und Hr. Champollion erklären sie für die den Genitiv bildende Präposition, ohne jedoch andre bestimmte Beweise davon zu geben, als dafs sie dem Koptischen gleichbedeutenden use oder it entsprechen soll, weshalb sie, nach Hrn. Champollion, auch den Buchstaben n bedeutet (!). Dafs in des Hieroglyphenschrift ursprüng- lich das Wasser dadurch angedeutet werde, wie man nach der Ähnlich- keit mit den Vorstellungen 5 Elements in den Bildern (?) schliefsen sollte, läugnet der ER gänzlich. Dieses Zeichen nun findet sich in den 14 Zeilen Hieroglyphenschrift des Rosettasteins über sechzig Mal, in Verbindung mit verschiedenen andren Zeichen, wo es denn auch andre Bee haben mag (°), und bestätigt daher allerdings dadurch die Vermuthung, dafs es enter Hauptbegriff, der nicht so oft wiederholt sein könnte, sondern blofs eine grammatische Bestimmung anzeigt. Auch in andren Hieroglyphen-Inschriften ist es häufig; dagegen kommt dies Zeichen in den 515 Columnen der oben erwähnten hieroglyphischen Papyrusrolle auch nicht ein einziges Mal vor, wie ich mich durch sehr genaue Durch- sicht derselben überzeugt habe. Über diese auffallende Erscheinung, die vielleicht dadurch zu erklären ist, dafs in dieser Rolle an der Stelle die- ses Zeichens ein andres, gleichbedeutendes gebraucht ist (*), darf man wohl erst von den ferneren Arbeiten der oft genannten Französischen und Engli- schen Gelehrten Aufschlüsse erwarten, vorzüglich von Hrn. Jomard’s an- gekündigtem Verzeichnifs aller bekannten Hieroglyphen, aus dem sich auch (') Young. Egypt. nr.177. Champollion. Zeztre a Mr. Dacier. p. 36. (?) Descript. de l’Egypte. Ant. Planches. T.2. pl.Y. Über die Hieroglyphe des Wassers s. oben S.33. Anm. 4. (*) z.B. einer Substantivendung nach Young. Egypt. nr. 93. (*) Eine einfache wagerechte Linie kommt in dieser Rolle ungemein oft vor, und ich habe einen Augenblick geglaubt, dafs der eckige Strich auf diese Weise vereinfacht sei, da diese Rolle die Zeichen überall nur in den äulsersten Umrissen giebt. Dieselbe gerade Linie findet sich aber auch, neben der im Winkel gebrochenen, auf dem Rosettastein, und beide konnten daher wohl nicht, ohne Zweideutigkeit, zusammengeworfen werden. Bildersch rift. 45 unstreitig ergeben wird, welche dieser oder jener Art der Denkmäler ei- genthümlich sind. Die Bezeichnung des weiblichen Geschlechts scheint durch vielfache Analogie begründet, und dürfte wohl als gewifs angenommen werden können (!). In der Regel steht sie den Zeichen des Subjects nach; doch will Hr. Young sie auch, nach Analogie des Koptischen Ar- tikels, an dem allein das Geschlecht in der Sprache kenntlich ist, vor demselben gefunden haben. Das männliche Geschlecht wird nicht ange- deutet. Im Koptischen sind Sonne und Mond (letzterer og) männlichen Geschlechts, und auch die Hieroglyphe des Ioh, des Mondgottes, trägt kein weibliches Zeichen. Dafs auch der mythologische Begriff der Mond- göttin in das männliche Geschlecht hinüberschweifte, ist schon durch an- dre Untersuchungen bekannt (?). Den Dualis und Pluralis findet Hr. Young durch zwei - oder drei- fache Wiederholung des Gegenstandes, oder durch zwei und drei Strichel- chen bezeichnet (°). Nach Hrn. Champollion wird, statt der Hinzufügung der Zahl, der Gegenstand auch so oft, als sie erfordert, wiederholt (*). Dies erklärte den Dual, der dem Koptischen fremd ist. Die Bezeichnung unbestimmter Mehrzahl durch drei wäre merkwürdig, selbst wenn die Zweideutigkeit, wie Hr. Young behauptet, durch die Stellung vermieden 8 war; und es ist mir in keiner Sprache aufgestofsen, dafs die Charakteristik des Plurals mit drei etymologisch zusammenhinge. Dagegen gilt fast in al- len Sprachen diese Zahl, als eine Art Superlativus, für viel. Hrn. Young’s Behauptung hat unläugbar das für sich, dafs auf dem Rosettastein keine ein- zige Hieroglyphenzeile ist, in welcher diese zwei- und dreifachen Strichel- chen, oder Zeichen sich nicht wiederholten, und auch auf dem grofsen Hieroglyphen-Papyrus selten einer Columne ein Beispiel dieser Art fehlt. Fast unmöglich kann die Zahl drei dort so oft nöthig gewesen sein. Bei der grofsen Leichtigkeit, die Zweiheit dergestalt auszudrücken, läfst sich (‘) Champollion. Zeitre & Mr. Dacier. p.9. 12.46. pl.1. nr.21. Young. Egypt. nr.3. 38. (*) Hirt in den Abhandl. der Berl. Akad. d. Wissensch. Hist. philol. Classe. Jahrg. 1820. 1521. S.133. Creuzer. Symbolik. B.2. 5.8 -10. (?) Egypt. nr.4. 11.57.187-196. (*) Pantheon Egyptien. Heft 1. p.2. pl.1. 46 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. das Entstehen eines Dualis in der Schrift denken, wenn auch die Sprache keinen kannte; und kann er nicht im Koptischen mit der Zeit ebenso, als dies fast ganz in der Griechischen Prosa der Fall ist, verloren gegan- gen sein? Sehr viel hat auch die Bemerkung für sich, dafs die Ordinalzahlen durch ein über die Cardinalzahlen gesetztes Zeichen unterschieden werden. Denn in der letzten Hieroglyphen-Zeile des Rosettasteins folgen diese Zei- chen mit den Zahlen 1, 2, 3 in dieser Ordnung auf einander, und in der Griechischen entsprechenden Stelle sind die letzten Worte vor dem Bruch: rav Te mowruv nal deureg.. (1). Es wäre nur zu untersuchen, ob es nie allein vorkommt, wie auf dem Rosettastein wirklich nicht der Fall ist. In- defs würde dies Hrn. Young’s Behauptung nicht zerstören. Denn das Kop- tische a2ag9, mit welchem Hr. Young es vergleicht, ist nichts andres, als ein, sich auf das mit der Ordinalzahl verbundene Substantivum beziehen- des Adjectivum, da es mit ihm in gleichem Geschlecht stehen mufs, und wohl eins mit ageg, der volle, von aeag, anfüllen. Im Saitischen Dia- lekt lautet auch das Zahlaffıxum areg. Andre grammatische Bemerkungen bei Hrn. Young, die Bezeichnung einer Substantivendung (?), des Koptischen Präfixums agew (3), des Super- lativs (*), des Verbums durch Verdoppelung (°), scheinen mir ungewisser. Substantiv, Adjectiv und Verbum bedurften wohl keiner beson- dren Bezeichnung. reren Sprachen fliefsen sie grammatisch in einander, noch weniger haben Sinn und Stellung machen sie kenntlich, und in meh- alle Sprachen wirkliche Bildungsgesetze für die Steigerung der Begriffe. (') Schon Akerblad (leere sur l’inscript. de Rosette. p.62.) ergänzt, und zwar nach der enchorischen Inschrift, ..wv zei rgirwv, und bemerkt die Übereinstimmung des Hieroglyphen- textes. (@) Egypt. nr.93. () Zc.nr.143. @)- 2. 0r. 120.121. (?) 2.c. nr.113.114. Ich bin durch Hrn. Prof. Tölken darauf aufmerksam gemacht wor- den, dals, was hier Hr. Young einen Altar nennt, die den Leichnam des Osiris einschliefsende Säule vorstellt. Creuzer. Symb. B.1. S.261. Daher erklärt es sich, dals diese Säule heiliger Bedeutung auch als einzelne Hieroglyphe von glasirter Erde vorkommt, wie Hr. Young sagt. Bild erschrift. 47 Sehr viele behelfen sich mit Hinzufügung von Adverbien. Der Natur der Hieroglyphe nach, mufste auch der Grad höherer, oder geringerer Vollkom- menheit, selbst oft das Adjectivum, ohne eines besondren Ausdrucks zu bedürfen, in dem danach gewählten Zeichen des Hauptbegriffs liegen. Hora- pollo hat viele solche Fälle (!), dagegen allgemeine Eigenschaftsbegriffe, wie bei Hrn. Young gut (?) ist, beinahe gar nicht. Auf gleiche Weise in das Zeichen des Hauptbegriffs gelegt, erscheinen bei Horapollo Activum, Pas- sivum (%) und Medium (*). Ob die Hieroglyphenschrift aber auch abge- sonderte Zeichen für diese Arten des Verbums, ob für die Tempora hatte? wäre eine sehr wichtige, aber nach dem jetzigen Zustande der Entzifferungs- kunde wohl unbeantwortbare Frage. Wenn es sich zu befriedigender Wahr- scheinlichkeit bringen liefse, dafs, wie Hr. Young vermuthet, die gehörnte liegende Schlange das Pronomen bedeutete (), so wäre man dem Auf- schlufs über das Verbum viel näher getreten. Häufig ist dieses Zeichen aller- dings auch auf der Papyrusrolle. Bei Gelegenheit der von Hrn. Young angegebenen Hieroglyphen für Präpositionen und Conjunctionen (°), ist es zwar ein glücklicher Ein- fall, den Kopf auf die Koptische Präposition exur, über, zu beziehen, die wörtlich zum, beim Kopf heifst (7). Allein die Hieroglyphe erscheint mit andren Zeichen zusammen, welche diese einfache und klare Beziehung wie- der ins Dunkel stellen. Aus allen diesen Angaben und Zusammenstellungen, bei denen ich absichtlich länger verweilt bin, geht für mich die Überzeugung hervor, dafs, wie ungewifs auch noch die Bestimmung der einzelnen Zeichen sein mag, es doch in der Hieroglyphenschrift wirklich grammatische gab. Dafs aber der Gebrauch derselben nicht so häufig und regelmäfsig ge- (') Grade der Vollkommenheit 2.1. c.31. 1.2. c.27. 68. Eigenschaften, in den Begriff ver- Nlochten, 2.2. c.4. 52.78. 100. 101. (?) Esypt. nr.152. GOEZ2.c 71. (*) .2.2. c.46. 65. 76. 88. 93. (°) Egypt. nr.74. (2) Zre.nr. 100-1772 (’) 2c. nr.174. 48 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. wesen sein mag, als in unserer Buchstabenschrift, läfst sich nicht nur schon an sich erwarten, sondern zeigt sich auch an Beispielen. So stehen da, wo ein König den Beinamen des Geliebten einer Gottheit erhält, die Zeichen für geliebt und für die Gottheit (deren Entzifferung ich für eine der sicher- sten unter den bisher entdeckten halten möchte) immer ohne ein verbin- dendes Präpositions - oder Casuszeichen (!). Ich bin bis hierher die Bildungsart der Hieroglyphen auf ähnliche Weise durchgegangen, wie man es mit der einer Sprache thun mufs, habe zuerst die ursprüngliche Bezeichnung derBegriffe, dann die lexicalische Analogie, endlich die grammatische Verbindung betrachtet. Ich habe dabei immer die Frage vor Augen gehabt, inwiefern sich die Hieroglyphen als wirkliche Schrift, d.h. als durch jedes Zeichen an einen bestimmten Laut erinnernd, lesen liefsen? Wir sind nun wesentlich nur auf zwei Dinge gestofsen, welche dies zweifelhaft machen, nämlich die doppelte, eigentliche und figürliche, und die auch sonst mehrfache Bedeutung einiger Hieroglyphen, so wie die Häufung von Bestimmungen in dem Begriffe des Zeichens, die ein Wort nicht leicht in sich vereinigt. Der aus dem letzteren Umstand herzunehmende Einwurf ist schon oben entkräftet worden, der in dem ersteren liegende hebt sich grofsentheils durch die Seltenheit des Gebrauchs kyriologischer Hieroglyphen, die gerade diesen Grund haben mochte, und durch die geringe Schwierigkeit, wenn eine Hieroglyphe mehreren Wörtern entsprechen konnte, das in jeder Stelle gemeinte ebenso zu errathen, als man in Sprachen den eigentlichen und figürlichen Sinn eines Wortes erkennt. Dafs aber eine Hieroglyphe mehr als Ein Wort in der Sprache haben konnte, und einige in diesem Fall sein mufsten, fanden wir auf nicht 8 abzuläugnende Weise. (‘) Champollion. Zeitre & Mr. Dacier. p.46. pl.22.23. bis. Das Zeichen für geliebt oder vielmehr für den Begriff der Liebe überhaupt ist eine Kette, also eine natürliche Metapher, bei Horapollo (2.2. c.26.) eine Schlinge (r«y:s), also auch ähnlich. Hr. Young (Egypt. nr.162.) rechnet zu dem Zeichen noch ein Viereck, und einen Zirkelabschnitt, die sich auch bei Cham- pollion (2. c. p1.1. nr.23. dis.) finden. In nr.22. bei ihm fehlen sie, aber nur durch einen Feh- ler des Kupferstechers. Denn die Cartouche nr. 22. ist aus der Rosetta-Inschrift genommen, und diese hat das Zeichen in diesem Ausdruck (der dreimal darin vorkommt) immer. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion’s. 49 Hiermit scheinen aber die neuerlich aufgefundenen phonetischen Hieroglyphen, die nämlich keinen Begriff, sondern einen blofsen Laut andeuten sollen, in Streit zu sein. Denn wenn man an einer, aus dem Zu- sammenhang herausgerissenen Hieroglyphe den Anfangsbuchstaben erkennen soll, so mufs es nur Ein mit derselben immer untrennbar verbundenes Wort geben. Es ist also hier der Ort, in diese Gattung der Hieroglyphen genauer einzugehen. Über die phonetischen Hieroglyphen des Herrn Champollion des Jüngern (*). Hr. Young sprach, seit der Auffindung des Rosettasteins, zuerst von dem Hervorgehen alphabetischer Schrift aus hieroglyphischer, erin- nerte dabei an die bekannte Methode der Chinesen, und zergliederte die Na- men Ptolemaeus und Berenice. Er erklärte auch sehr glücklich die mei- sten Buchstaben des ersteren, und einige des letzteren, ging aber von einer Voraussetzung aus, die er nothwendig, auf dem Wege fernerer Entzifferun- gen, wieder hätte aufgeben müssen, dafs nämlich ein Zeichen eine Sylbe mit zwei Consonanten, oder eine mit einem anfangenden Vocal be- deuten könne. Er wurde schon in jenen beiden Namen dadurch gezwungen, überflüssige und nichtssagende Zeichen anzunehmen, da doch die Er- fahrung lehrt, dafs wohl bisweilen Buchstaben fehlen, nie aber einer zu viel ist ('). Er scheiterte daher gleich bei dem Namen Arsinoe, gab in seinem hieroglyphischen Wörterbuch einen unrichtigen dafür, und deutete seine Ungewifsheit selbst, seiner Wahrheitsliebe gemäfs, durch ein Fragezeichen an (?). Hr. Champollion der jüngere setzte sein System phonetischer Hieroglyphen in einer kleinen, an Hrn. Dacier gerichteten Schrift aus (*) Gelesen im März 1824 in der Königl. Akad. d. Wissenschaften zu Berlin. (‘) Young. Egypt. nr.56.58. Champollion. Leztre a Mr. Dacier. p.15.nt.2. (*) Wenn Hr. Young die Inschrift nr.58. genau nach einem Urbilde gegeben hat, so hätte ihn schon der Mangel des Zeichens des weiblichen Geschlechts erinnern sollen, dals der Name nicht Arsinoe sein kann. Nach Hrn. Champollion’s Alphabet heifst das Wort Autocrator, aber die Zeichen sind nicht regelmälsig gestellt. Histor. philol. Abhandl. 1832. =T 50 Uber den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. einander, nahm in jedem Zeichen nur Einen Consonanten an, es sei nun, dafs der nicht besonders geschriebene Vocal blofs in der Aussprache hinzugesetzt, oder als mit dem vorhergehenden Consonanten von selbst zu- sammenhangend gedacht wurde, und entzifferte auf diese Weise eine sehr bedeutende Anzahl in Hieroglyphen geschriebener Namen. Der Erfolg war, dafs man jetzt auf einer Menge Ägyptischer Denkmäler Griechische und Römische Namen von den Zeiten der Ptolemaeer an bis auf die Antonine herunter findet (!). Bei einer Thatsache von dieser Wichtigkeit kommt alles darauf an, ob sie auf einer sicheren Grundlage beruht; und deshalb, und weil der Gebrauch der Hieroglyphen, als Laute, zur Bezeichnung fremder Namen, die für den Ägyptier keine Sachbedeutung haben konnten, sehr innig mit den Fragen über das Alphabet der Ägyptier überhaupt zusammenhängt, schien mir zuerst eine strenge Prüfung der Behauptung Hrn. Champollion’s nothwendig. Ich habe diese nicht nur durch eine genaue Untersuchung der von ihm angeführten Beispiele vorgenommen, sondern bin auch nachher viele andre Namen-Hieroglyphen in dem grofsen Französischen Werke, und den früheren Abbildungen der Obelisken durchgegangen, um das neue Sy- stem auch an den nicht von ihm angeführten zu versuchen. Ich glaube mich auf diesem Wege überzeugt zu haben, dafs man, mit Hrn. Champollion, phonetische Hieroglyphen annehmen mufs, und dafs bisher für sehr alt gehaltene Denkmäler spätere Namen an sich tragen. Aber die Gründe, auf welche er sein System stützt, erfordern, meines Erachtens, eine noch sorg- fältigere Sichtung, als er mit denselben vorgenommen hat, und bei einigen seiner Behauptungen sind mir Bedenken aufgestofsen. Ich glaube daher in eine genaue und ausführliche Erörterung 8 vor den Zweillern an Hrn. Champollion’s Alphabet, als vor den Vertheidi- eingehen zu müssen, um sowohl gern desselben unpartheiisch zu erscheinen. Hr. Champollion nimmt an, dafs die Agyptier, um fremde Namen (da es am einfachsten ist, erst hierbei stehen zu bleiben) in Hieroglyphen zu (') Die wichtigen Schlüsse, die sich hieraus, verbunden mit den Griechischen Inschriften und der Beurtheilung des Styls der Gebäude und Bildwerke, auf das verschiedene Alter der Ägyptischen Denkmäler machen lassen, hat Hr. Letronne in seinen recherches sur P’histoire de P’Egypte mit scharfsinniger Kritik zusammengestellt. Man sehe besonders Introduction. p.12-40. p.459. und andre Stellen dieses gehaltvollen Werks. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 51 schreiben, sich für jeden einzelnen Buchstaben der Hieroglyphe derjeni- gen Sache bedienten, welche mit diesem Laute anfing, oder aus demsel- ben bestand (!). Dies läfst sich allerdings nicht durch ein historisches Zeugnifs beweisen, da die Alten dieser Art phonetischer Hieroglyphen gar nicht, sondern nur einer ganz verschiedenen, von welcher in der Folge die Rede sein wird, erwähnen (?). Es liegt nicht allein in der Natur der Sache, wenn Ideenzeichen als Lautzeichen gebraucht werden sollen, sondern Hr. Champollion weist auch an mehreren Beispielen nach, dafs das Koptische Wort der als phone- tische Hieroglyphe gebrauchten Sache mit dem Buchstaben anfängt, für wel- chen die Hieroglyphe gilt (?). Indefs hätte er hier die Schwierigkeit zeigen sollen, welche diese Bezeichnungsart durch Hieroglyphen darin fand, dafs es nothwendig viele derselben gab, für aie, nach Verschiedenheit des Gebrauchs, mehrere Wörter galten. Denn bei dem hieroglyphischen Zeichen kamen sehr häufig figürliche und eigentliche Bedeutung zusammen; Einem Zeichen entsprachen auch mehrere Begriffe, die nicht immer unter ein- ander, sondern jeder mit dem Zeichen in Verbindung standen. Diese ver- schiedenen Bedeutungen derselben Zeichen konnten nun in der Sprache, die natürlich der Schrift voranging, nicht dieselben Laute mit sich führen. Dies ist im Vorigen an dem ganzen Ideengange der Bezeichnung durch Hie- roglyphen gezeigt, und mit Beispielen belegt worden. Einer Hieroglyphe konnten daher mehrere Wörter entsprechen; und aus dem Zusammen- (') Lextre. p.11.12. (?) In einer Stelle des Horapollo (2.1. c.59.) sollte man auf den ersten Anblick wirklich glauben, dafs von einem geschriebenen Namen, und sogar in einem Ringe, wie wir die Na- men auf den Denkmälern finden, die Rede sei. Nachdem gesagt ist, dals ein sehr schlechter König durch eine, ihren Schwanz in dem Mund haltende Schlange angedeutet wird, heilst es: #0 de ovoua 00 Barıruc dv ueru 7 einiymarı yocıbovr. Man sieht aber aus dem Ge- gensatz im folgenden Capitel, wo die Ägyptier dvri Ö2 707 dreuares red Parırzus (piraze Swrygepelrw, dafs nicht der Name, sondern das Wort König, entgegengesetzt dem Wort Wächter, gemeint ist. Auf den Unterschied der Wörter Yaaıpevsı und Swygaboir: darf man hier kein Gewicht legen. Der Verfasser dieser Schrift braucht sehr häufig yaaıpeı für das Zeichnen der Hieroglyphe, so 21. 0.27. 29.54.56. ..2.c.1.u.s.f, obgleich, diese Aus- nahmen abgerechnet, er gewöhnlich ygcıpsır mit dem auszudrückenden Begriff, Suygupeiwv > > mit der Hierog!yphe verbindet, wie 1.1. c.52. yvarıw PR Ygadovrss, uugunzee Saygapoisıw. (2) Zeiire. p:12:39-37. 52 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. hange herausgerissen, blieb das wirklich damit gemeinte ungewifs. Wäre man aber auch hiermit nicht einverstanden, so ist wenigstens das Gegentheil eine bisher unerwiesene Voraussetzung. Es kommt nun daher, dafs Hr. Cham- pollion bald, wie bei der Hand (2, wos), die eigentliche, bald, wie bei dem Sperber (a, agı, das Leben), die figürliche, bald eine generische, wie Vogel (a, gaArs), auswählte (!). Dafs das Letzte durchaus unstatt- haft ist, habe ich schon weiter oben bemerkt, und den Beweis davon aus der 8 lich auf dieser Grundlage, so wäre ein solches Schwanken höchst verdächtig. Analogie der Hieroglyphenbezeichnung geführt. Beruhte das System wirk- Glücklicherweise aber steht das System, dafs die angegebenen Zeichen die angegebenen Buchstaben bedeuten, für sich selbst, und stützt sich auf ganz andre Beweise; und nur indem man sich die Gründe der Wahl dieser Zei- chen deutlich machen will, kommt man auf die eben erwähnte Annahme. Diese scheint auch im Ganzen richtig zu sein. Bei der Vieldeutigkeit der Hieroglyphen folgt aber nothwendig daraus, dafs entweder die Ägyptier, nach uns unbekannten Regeln, von mehreren Bedeutungen einer Hiero- glyphe, zum phonetischen Gebrauche, eine bestimmte auswählten, so wie die Chinesen (?) auch eigne Methoden für den ähnlichen Zweck haben, oder dafs diese ganze Art, Namen zu schreiben, doch unvollkommen war, und den, noch über den Inhalt ganz ununterrichteten Leser bisweilen über die wahre Geltung eines Zeichens in Ungewifsheit lassen konnte. Dafs die letztere Folgerung von beiden die wahrscheinlichere ist, zeigen auch andre vielfache Mängel dieser Bezeichnungsart. Zugleich aber ergiebt sich hier- aus, und hierauf ist es wichtig aufmerksam zu machen, dafs die etwanige Übereinstimmung der phonetischen Geltung eines Zeichens mit einem Kop- tischen Worte nicht für einen Beweis der Richtigkeit der aufgefundenen Be- (!) Lettre. p.12. (°) Hr. Young und Hr. Champollion berufen sich auf das Beispiel der Chinesen, aber ohne tief genug in die Methode, welche das Chinesische hierbei beobachtet, einzugehen. In der Anzeige der Champollionschen Schrift im Quarterly review. Fo1.28. 1823. p.191. 195. wird zwar auf mehrere Unterschiede zwischen der Chinesischen und Ägyptischen Laut- bezeichnung durch Ideenzeichen aufmerksam gemacht, und auch bemerkt, dafs im Chinesischen, was jedoch nicht unbedingt richtig ist, jedem Zeichen nur Ein Laut, dagegen Ein Laut einer Menge von Zeichen entspricht. Dals aber, und inwiefern es in den Hieroglyphen anders war, wird nicht angeführt. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 93 deutung dieses Zeichens dienen kann, und dafs in der Champollionschen Schrift auf diese Beweisart noch immer zu viel Gewicht gelegt worden ist. Wenn auch die Koptische Sprache im Ganzen die Alt- Ägyptische war, so ist dies bei weitem nicht von jedem ihrer einzelnen Wörter (auch wenn es kein uns sonsther bekanntes ist) ausgemacht. Die Andeutung der Vocale wird bei dieser Entzifferungsart sehr man- gelhaft angenommen. Es finden sich wenige Zeichen dafür, und diese auch dienen mehreren Lauten zugleich. Oft sind sie ganz ausgelassen, so dafs man sich alsdann die Geltung der Consonanten als syllabisch denken kann ('). Jeder Buchstabe hat, oder kann wenigstens mehr als Ein Zeichen haben. In Hrn. Champollion’s Alphabet giebt es bis auf funfzehn und mehr für einen. Doch hat er auch sein Alphabet, ohne Noth, mit Zeichen über- laden, indem er die Verschiedenheit der Richtung, die kleinste Veränderung der Form als eigene Zeichen giebt, unter 7 einige für /, unter Z einige für 7 wiederholt, so wie unter y und d einige für k und £. Rechnet man dies ab, so bleiben zwischen 40 und 50. Indefs hat seine Arbeit gewils nicht alle er- schöpft, und es kann sogar hierin gar keine Gränze gezogen werden. Denn, und dies ist ausnehmend wichtig für andre, später zu berührende Untersu- chungen, diese Bezeichnungsart ging gar nicht von der Idee eines Alpha- bets, d.h. der Andeutung aller nothwendigen Laute durch die möglichst kleinste Zahl von Zeichen, aus, sondern nur von der Nothwendigkeit, bedeu- tungslose Laute durch Hieroglyphen auszudrücken. Dieser Zweck nun wurde durch jedes Zeichen, dessen Wort nur an den beabsichtigten Laut mit hinreichender Bestimmtheit erinnerte, erreicht, und man sieht daher auch durchaus dieselbe Erscheinung bei den Chinesen (?). Indefs finden sich doch bei denselben Namen meistentheils dieselben Zeichen, da sich natürlich hierin eine gewisse Gewohnheit bildete. Man braucht nur die 3 Kupfertafeln Hrn. Champollion’s anzusehen, um sich zu überzeugen, dafs die erste, welche blofs Griechische Namen enthält, meistentheils dieselben Zei- chen giebt, und die auffallend neuen erst bei den Kaisernamen auf der zwei- ten und vorzüglich der dritten auftreten. Bisweilen hatte wohl auch auf die Wahl des Zeichens, so wie auf ihre Stellung, wovon gleich mehr, der Raum (') Champollion. Lettre. p.51. (?) 2 c. p.33. Quarterly review. Vol.28. p.191. 54 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. und die Symmetrie Einflufs, eine Rücksicht, die bei den Hieroglyphen auf Denkmälern nie aus den Augen gelassen werden mufs. Obgleich die Ovale, welche die Namen zu umschliefsen pflegen, von verschiedener Gröfse sind, so richtete sich dieselbe doch zum Theil nach der Einrichtung der ganzen Hieroglyphenschrift; und meistentheils sind zwei gleich grofse gepaart, oft kehren mehrere in gleicher Gröfse zurück. Ein längerer Name erhält daher 8 5 oft nur denselben Raum, als ein kürzerer. Es scheint gewifs, dafs die Ovale $) ’ bisweilen früher gemacht wurden, als man den Namen einschrieb, obgleich 5 D ’ sich damit sehr gut Hrn. Letronne’s Behauptung (!), dafs es leere Ovale cartouches) nur an nicht fertigen Denkmälern giebt, vereinigen läfst. Denn 8 SsıenR, ) auf dem Barberinischen Obelisk (?) finden sich zwei, auf dem Alexandrini- schen (Aiguille de Cleopatre) ein leeres (?), wo man doch demungeachtet die übrige Hieroglyphenschrift fortgesetzt hat, und daher die Namen nach- tragen wollte. In diesen Fällen nun mufste der Name, wie er auch war, in o 9 ’ den Raum gebracht werden. Bei der Lesung der Namen nach dem Champollionschen Alphabet findet man bisweilen, jedoch selten, die Stellung der Zeichen sehr stark B) J ’ o versetzt (*). Um aoto zu schreiben, steht fast regelmäfsig das «, der Sper- ber, zwischen dem o und to, so dafs man eigentlich oato lesen müfste (°). Die beiden zusammen 7 bedeutenden Federn sind bisweilen, vermuthlich der Symmetrie wegen, durch einen andren Buchstaben getrennt. Im Folgenden werde ich einiger Fälle erwähnen, wo man erst in einer, dann einige Zeichen in der entgegengesetzten Richtung lesen mufs. Allein in der Regel liest man, wie bei den Hieroglyphen überhaupt, von oben herab, und von der Seite in 581 Ps der den Köpfen entgegengehenden Richtung. In jenen Fällen kann daher ji seen J schon darum die Lesung verdächtig scheinen. Ich mufs bei dieser Gelegenheit bemerken, dafs Hr. Champollion o ’ (') Recherches. p.XXXV. (?) An der dritten Seite. Zoöga. Pl.8. (°) Descript. de VFgypte. Ant. Planches. T.5. pl.33.* (2) Champollion. Lettre. pl.3. nr.72.c. Descript. de Plsypte. Ant. Planches. T.1. pl.60. nr. 9. p1.80. nr.7. T.4. pl.33. nr.5. (°) Mehrere Beispiele bei Champollion. Lettre. pl.2. Ferner Descript. de VEsypte. Ant. Planches. T.4. pl.28. nr. 29. 31. 35. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 55 meistentheils nur die regelmäfsigen Inschriften für seine Kupferplatten gewählt, und einige angeblich fehlerhafte stillschweigend ergänzt hat, und überhaupt der von der gewöhnlichen Schreibart abweichenden nur selten erwähnt (!). Er hat dabei offenbar die Absicht gehabt, den Leser nicht (') Es ist zu bedauern, dals Hr. Champollion in seinen Abbildungen die Originale bei weitem nicht mit diplomatischer Treue wiedergiebt. Es mag dies zum Theil an der Nach- lässigkeit des Kupferstiches liegen. Allein zum Theil kommt es aus einer andren Ursach. Hr. Champollion hat mehrere Inschriften, die ihm vermutblich fehlerhaft schienen, ergänzt. Bisweilen sind diese Ergänzungen bei ihm punktirt, so pl.2. nr. 63.a. p/.3. nr.08.; bisweilen aber ist nicht die mindeste Andeutung der Ergänzung oder Veränderung weder auf den Platten, noch im Text, noch in der Erklärung der Kupfer gemacht. Dals die Inschriften manchmal fehlerhaft sind, scheint wirklich die 52° Kupfertafel des 3!" Bandes des grolsen Französischen Werks zu beweisen. Der Name Ptolemaeus kommt auf derselben achtmal mit denselben Buchstaben, wie auf dem Rosettastein, ohne alle Veränderung vor. Ein neuntes- mal aber steht statt des m ein z, was nur durch Unachtsamkeit des Ägyptischen Bildhauers, oder des neueren Zeichners entstanden sein kann. So mögen auch Auslassungen geschehen sein, wie Hr. Champollion ».46. nr.26., aber zu beiläufig, und nur bei wenigen Fällen, er- wähnt. Es mag daher nicht unrichtig sein, solche offenbaren Auslassungen zu ergänzen. Allein bei dem Vortrage eines Systems, das schon vielen Zweifeln ausgesetzt sein muls, und wo man nicht genug thun kann, jeden Schein der Willkührlichkeit zu vermeiden, sollte man jede Ergänzung dieser Art anzeigen und mit Gründen belegen. Zu Beispielen des eben Gesagten mögen folgende Fälle dienen, bei denen Hr. Champollion die Originale selbst eitirt. 1) P1.1. nr.22. vom Rosettastein. Z.14. nach Lezere. p.6.46. Es fehlen die beiden ideo- graphischen Zeichen vor der Kette. 2) P1.1. nr.41. aus der Descript. de !’Egypte. Ant. T.1. pl.43. nr.8. nach Leitre. p.20. Hier sind # und n, die im Original fehlen, eingeschaltet, das deutliche s des Originals vor dem r ist in eine Feder, @ oder e, und das sehr dünne Mondsegment, das im Ori- ginal zwischen n und r steht, in ein, bedeutendes Zirkelsegment verwandelt wor- den. Diese Änderungen sind nach einer Inschrift Deseript. de P’Egypte. T.1. pl.60. nr. 9. (Champollion. p2.1. nr.40.) gemacht, die aber gar nicht in den Zeichen, sondern nur in Hrn. Champollion’s Lesung derselben mit jener übereinkommt. 3) Pl.1. nr.42. aus Deseript. de P’Egypte. T.4. pl.28. nr.15. nach Lettre. p.21. steht zwi- schen den beiden s ein Mund, der r anzeigen soll. Im Original aber ist ein deutliches Auge (nach Hra. Champollion’s Alphabet ein a). Von dieser Inschrift werde ich unten weitläuftiger handeln. Hier bemerke ich nur Folgendes. Im Original steht »7r«s, und Hr. Champollion will hierin Caesar erkennen. Es tritt aber hier gerade ein Fall ein, wo dies Wort sich nicht, aus andren sichren Gründen, erwarten läfst. Denn stände sonst fest, dafs der Name das Wort Caesar enthalten mülste, so könnte, wenn man einmal Auslassungen annimmt, zyr«s für zurgas, 1. e. zerragos, stehen. Denn Hr. Cham- pollion hat »22. nr.52. aus Descript. de U’Egypte. T.4. pl.23. nr.9. anFgir (nach ihm 56 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. durch Unregelmäfsigkeiten irre zu machen, welche, seiner Meinung nach, doch dem System keinen Eintrag thun. Ich stimme ihm hierin in mehreren Fällen bei. Da man aber nicht bei jedem Leser eigne Prüfung vorauszusetzen berechtigt ist, so werde ich, nicht um Hrn. Champollion zu berichtigen, son- dern um unpartheiisch die Gründe für und wider seine Behauptungen zu- sammenzustellen, diese Auslassungen möglichst nachholen. Um jedoch ge- recht zu sein, darf man nicht vergessen, dafs Hrn. Champollion’s Brief an 4) 5) Caesar Autocrator), und 7.4. pl.28. nr.12. steht in einem eignen Schilde #7r«r, was man ebenso, mit ausgelalsnem >, erklären könnte. Die Lesung verliert aber, wo solche Voraussetzungen rothwendig sind, immer an Gewilsheit. P1.2. nr.61. aus Deseript. de U’Egypte. T.1. pl.20. nr.8. nach der Beschreibung des Bas- reliefs Zezzre. p.26. Hier ist in dem Schilde, welches Caesar gelesen werden soll, das erste (Hr. Champollion hat #725, das Original #795) und eines der beiden Zeichen des weiblichen Geschlechts unter dem Thron, der ideographisch die Isis anzeigt, hinzu- gesetzt. Man sieht aber, dafs hier der Kupferstecher gefehlt hat. Denn da die letzte Ergänzung punktirt ist, war es gewils die Absicht des Verfassers, auch die erste punk- tiren zu lassen. Nur sollte der Text diese Verbesserungen angeben. P1.3. nr.72. aus Descript. de P’Egypte. T.1. pl.27. nr.12. nach Lettre. p.30. Hier hat das sechste Zeichen einen deutlichen Henkel, als %k, von dem im Original jede Andeu- tung fehlt. Ich habe gefunden, dafs diese henkellosen Gefälse (CZ?) sehr häufig auf den Inschriften sind, indem andre, sonst ganz gleiche Gefälse einen deutlichen Henkel haben. Hr. Champollion sagt nichts hierüber, und nimmt die Abweichung nicht in sein Alphabet auf, scheint aber beide Zeichen für gleich zu halten. Hr. Champollion eitirt selten seine Originale anders, als blofs nach dem Gebäude, wo sie waren; und man kann daher nicht behaupten, wenn man auch an denselben Gebäu- den ganz gleiche Inschriften findet, ob sie die Urbilder der seinigen sind. Dies voraus- geschickt, bemerke ich noch folgende Abweichungen. 1) 2) P1.3. nr.72.c. gleich mit Descript. de I’Egypte. T.1. pl.80. nr.9. hat das zwölfte Zei- chen eine ganz andre Gestalt bei Hrn. Champollion, wo es ein r ist, als im Original, wo es deutlich einen Bogen vorstellt. Für seine Verbesserung aber spricht auf der- selben Tafel nr.7., welche, die wagerechte Stellung des Schildes und den einen Buch- staben ausgenommen, gänzlich mit nr. 9. übereinkommt. P1.3.nr.78. vom Typhonium zu Denderah. Das Schild mit dem Namen Antoninus kommt mit Deseript. de P’Egypte. T.4. pl.33. nr.6. überein; aber das damit verbundene weicht von nr.5. derselben Platte in der Stellung der ersten drei und im letzten Zei- chen so ab, dals ich glauben möchte, beide Schilde (obgleich die Bilder von jener Platte auch von dem Typhonium sind) wären wo anders hergenommen. Ich bemerke schlielslich, dafs ich einen Theil der Champollionschen Abbildungen nicht mit den Ori- ginalen verglichen habe, weil mehrere nicht aus dem Französischen Werke genommen sind, und andre mir haben beim Durchblättern dieses entgehen können. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 57 Hrn. Dacier nur eine vorläufige Entwicklung eines Theils seines Systems ist, dafs die Form einer Flugschrift ihn nöthigte, sich in der Zahl der, als Be- weise, angeführten Inschriften zu beschränken, und dafs er an einem Orte lebt, wo ihn eine Menge hieroglyphischer Denkmäler aller Art umgiebt. Er konnte daher seiner Behauptungen in mehreren Punkten durch einen Total- eindruck sicher sein, den es ihm unmöglich war dem Leser in einer kurzen, nur einem Theil seines Systems bestimmten Schrift wiederzugeben. Es konn- ten ihm auf diese Weise Abweichungen als unbedeutend erscheinen, auf welche der, blofs diese Schrift, und eine beschränkte Anzahl von Denkmä- lern vor Augen habende Leser, aus seinem Standpunkt nicht mit Unrecht, Gewicht legt. Hr. Letronne bemerkt sehr richtig (!), dafs man nur durch Hülfe der Griechen das alte Ägypten kennen zu lernen hoffen darf; und hierauf, auf eine Vergleichung der Hieroglyphen mit entsprechenden Griechischen Inschriften, gründet sich ursprünglich auch das System der phonetischen Hieroglyphen. Auf dem Rosettastein ergab die Vergleichung mit dem Griechischen Text viermal (zweimal ohne Anhängung ideographischer Zei- chen) den Namen Ptolemaeus, auf dem Obelisk von Philae, dessen Griechische Sockel-Inschrift auch einen Ptolemaeus, und zwei Cleopatren nennt, fand sich in der Hieroglyphenschrift derselbe Name Ptolemaeus mit denselben Zeichen, und ein zweiter, dessen Zeichen zum Theil mit je- nem übereinkamen, und an dessen Ende sich die Hieroglyphen des weibli- chen Geschlechts fanden (?). Durch die Griechischen Inschriften stand also fest, dafs der erstere Name gewifs Ptolemaeus, der zweite wahrscheinlich Cleopatra war, allein allerdings auch nicht mehr. Ob die Zeichen nur zusammen eine untrennbare Gruppe ausmachten, oder ob die einzelnen, und welche Geltung sie hatten? blieb ungewifs. Wenn man aber hypothetisch annahm, dafs die Zeichen alphabetisch waren, worauf in beiden Namen die Vielheit, in dem ungewisseren die genaue Übereinstimmung ihrer Zahl mit der Zahl der Buchstaben in Cleopatra führte, so fand sich nun, dafs von den, beiden Namen gemeinschaftlichen Buchstaben p, o, Z in ihnen in regel- _— (') Recherches. p.9. (°) Diese Inschriften des Obelisks in Philae habe ich nicht Gelegenheit gehabt selbst zu sehen. Ich kenne sie nur aus Hrn. Champollion’s Nachbildungen. p2.1. nr. 23. 24. Histor. philol. Abhandl. 1532. Ss 58 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. mäfsiger Ordnung (wie es die Lesung der Buchstaben und der Hieroglyphen forderte) mit denselben Zeichen vorkamen, e in Cleopatra auf analoge Weise mit n oder «a in Ptolemaeus, Z aber mit einem verschiedenen Zei- chen; dafs ferner von den Buchstaben, welche nur einer der beiden Namen hat, keiner in dem anderen war, und endlich dafs genau an der Stelle, wo in Cleopatra derselbe Buchstabe (a) wiederkehren mufste, auch pünktlich dasselbe Zeichen wirklich wiederkehrte. Dies, gestehe ich, kann ich nicht für das Spiel eines Zufalls halten, sondern die alphabetische Geltung der Zeichen in diesen beiden Namen, so wie die richtige Deutung des weiblichen, scheinen mir so sicher und vollständig erwiesen, als Beweise bei Dingen möglich sind, die einmal, ihrer Natur nach, nichts andres, als mit allen Um- ständen zutreffende Hypothesen, zulassen. Gegen die Wirklichkeit blofs als Laute geltender Hieroglyphen, und einer Bezeichnung von Namen durch sie läfst sich, meines Erachtens, schon hiernach kein andrer, als der allgemeine Zweifel erheben, dafs, trotz aller dieser Wahrscheinlichkeiten, die Andeutung der Namen doch habe anders gemeint sein können. Tritt man der Hypothese bei, so sind durch sie elf Buchstaben ge- funden. Ehe ich aber diesen Punkt verlasse, mufs ich, der Genauigkeit wegen, noch einen andren berühren. Ob die hieroglyphische Inschrift auf dem Obelisk von Philae mit der Griechischen auf dem Sockel (!) in Zusam- menhange steht, so dafs jene aus dieser erklärt werden kann, wie wir oben voraussetzten? ist nicht als ganz ausgemacht anzusehen, jedoch höchst wahr- scheinlich (?). Dafs die beiden Inschriften nicht Übersetzungen, eine der andren, sind, darüber ist man einverstanden (°). Die Griechische Inschrift enthält eine Bitte der Priester an den König Ptolemaeus Euergetes 2., gewis- (') Hr. Champollion (Leztre. p.6.) sagt: Z’obelisque etait li, dit-on, & un socle etc. Hier- nach wäre selbst ungewils, ob der Sockel mit der Griechischen Inschrift wirklich der des Obelisks war? Hr. Letronne (Hecherches. p.297.) sagt bestimmt: ı2 fit deblayer l’obelisque ainsi que le socle, qui le supportait. Auf alle Fälle fand man also den Obelisk nicht mehr auf dem Sockel stehend. (?) Hr. Letronne nennt es sogar gewils. 1. c. p.333. (°) Letronne. Fecherches. p.338-340. Champollion in der Revue encyclopedique. T.13. P>917: Die phonetischen Hierogl yphen €. hampollion's. 59 sen, sie drückenden Mifsbräuchen abzuhelfen, und ihnen zu erlauben, zum Gedächtnifs hiervon eine Stele zu errichten (!). Es fragt sich nun, ob der Obelisk selbst diese Stele ist? Hrn. Letronne scheint dies nicht unmöglich. Hr. Champollion ist aber aus den beiden, mir überwiegend scheinenden Gründen dagegen, dafs ein Obelisk nie eine Stele genannt werde (?), und dafs dieser Obelisk noch einen zu ihm gehörenden, der noch unter Trüm- mern daliege, neben sich gehabt habe. Er geht sogar so weit, allen Zusam- menhang zwischen dem Obelisken und der Sockel-Inschrift abzuläugnen, doch nennt er den Obelisken einen von einem Ptolemaeus errichteten (3). Von dieser, in einer eignen Abhandlung in der terue encyclopedique geäu- fserten Meinung scheint er in seinem Brief an Hrn. Dacier (*) zurückgetreten zu sein. Denn ob er sich gleich zweifelhaft ausdrückt, so zieht er doch den möglichen Zusammenhang beider Inschriften mit in seine Beweisgründe für die Entzifferung des Namens Cleopatra. Indefs geschieht dies nur bei- läufig. Denn seine Hauptbeweise nimmt er immer von der Übereinstimmung her, die, unter Voraussetzung seines Alphabets, zwischen allen von ihm an- geführten, vermöge desselben lesbar gewordnen Inschriften herrscht. Wenn man bedenkt, dafs in der Hieroglyphenschrift deutlich und mit den ganz gleichen Buchstaben der Rosetta-Inschrift Ptolemaeus vorkommt, und dafs die Griechische Inschrift von einem Ptolemaeus redet, so wird der Zu- sammenhang beider Inschriften wahrscheinlich. Der Obelisk braucht darum nicht die auf dem Sockel verheifsne Stele zu sein. Oft waren Obelisken ursprünglich (wie noch mehrere in Rom) von Hieroglyphen leer, und konn- ten nachher Inschriften erhalten. Des Namens Cleopatra habe ich hier nicht erwähnt, obgleich die Sockel-Inschrift zwei Cleopatren, Mutter und Tochter, und beide Gemalinnen Euergetes 2., nennt, weil die Deutung der hieroglyphischen Zeichen desselben mit auf dem Zusammengehören des Obelisks und des Sockels beruht. Die Beweise aus Inschriften in bekannten Sprachen gehen nun (') Letronne. 1 c. p.300. (?) Über den Begriff von sr, habe ich mich schon oben S.30. Anm.2. ausführlich erklärt, und verweise daher auf das dort Gesagte zurück. (°) Revue encyclop. T.13. p.512.517.518. (*) 2.0.7. 60 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. über das bis jetzt Gesagte nicht hinaus. Die Sicherheit der übrigen Zeichen des Champollionschen Alphabets gründet sich darauf, dafs unter mehreren jener zuerst gefundenen neue vorkommen, und durch jene erkennbar wer- den, oder, um mich bestimmter auszudrücken, in die gemachte Hypothese einer Namensdeutung mit jenen passen, dafs dadurch die Zahl der gedeu- teten Zeichen wächst, und dieselbe Operation nun mit neuen, und der, sich immer vermehrenden Zahl der alten vorgenommen, und darin so weit ge- gangen wird, als die Zahl und Art der Inschriften es erlaubt. Gegen diese Methode kann eine strenge Kritik nun freilich erhebliche Einwendungen machen. Denn erstlich kann die hypothetisch gemachte Deutung vielleicht unrichtig sein. So giebt die Inschrift, auf der Alexan- der gelesen wird, von den ersten elf Zeichen «aA.ce.rg., und drei neue an den mit Punkten bezeichneten Stellen. Diese ergänzt Hr. Champollion durch ..x..v..s. Man kann allerdings nun nicht mit Gewifsheit behaupten, dafs nicht vielleicht andre Laute einen ganz andren Namen bezeichneten (!). Zweitens, und das ist das Wichtigste, wird man auf diese Weise von einem Zeichen zum andren fortgezogen, die Grade der Gewifsheit der einzelnen sind nicht dieselben, ohne dafs doch Hr. Champollion sie unter- scheidet, oder nur eines solchen Unterschiedes erwähnt. Es kann, und mufs daher der Verdacht entstehn, dafs man vielleicht, auch von einer wahren und richtigen Grundlage ausgehend, zu ganz falschen, oder wenigstens ganz unsichren Behauptungen gelangt, indem die Ungewifsheiten allmälig zu- nehmen. Drittens kann die häufigere Wiederkehr derselben Inschriften, in- sofern man sich darauf berufen sollte, nichts für die Richtigkeit der Le- sung beweisen. Nur wo, bei der Wiederkehr, die Zeichen verschieden sind, (') Champollion. Zeztre. p.10. pl.1.nr.25. Er sagt, nachdem er den Namen arzrevrgs, mit = zum fünften Zeichen, geschrieben hat: qui est ecrit ainsi, lettre pour lettre en ecriture demotique dans l’inscription de Rosette et dans le papyrus du cabinet du roi. Diese Papyrus- rolle kann ich nicht beurtheilen; aber auf der Rosetta-Inschrift (Zeile 2.) sieht deutlich und nach Hrn. Champollion’s eigner Lesung (p.45. pl.1. nr.1.) «rzravrgs, mit « zum fünften Zeichen, und so schreibt er auch p.14. und 15. Es fällt also entweder der Beweis der Über- einstimmung mit der demotischen Schrift hinweg, oder der Name hat nicht drei, sondern vier neue Zeichen. Denn die einzelne Feder, die hier das fünfte Zeichen ist, bedeutete im Namen Cleopatra e, und muls hier « sein. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 61 und, nach der früher angenommenen Geltung, doch denselben Namen ge- ben, sind sie wirklich beweisend. Dieser Einwendungen ungeachtet, halte ich die beobachtete Methode im Ganzen, wenn sie nur mit Behutsamkeit, und mit Beachtung der verschiedenen Wahrscheinlichkeitsgrade der Geltung der einzelnen Zeichen angewendet wird, durchaus nicht für verwerflich; man darf viel- mehr den Scharfsinn bei ihrer Auffindung nicht verkennen. Sie ist künst- lich, auch wohl gefährlich; allein ich möchte fragen, ob man durch andre, als sehr künstliche Methoden, stumme Hieroglyphen zum Reden bringen kann? Die neuen Zeichen, wo sie jenen ersten beigemischt sind, für Buchstaben anzusehen, kann ich nicht mehr eine blofse Vermuthung nen- nen, da jene als Buchstaben erkannt sind, und die übrigen Namenschilde durchaus Gleichheit der Anordnung mit denen auf dem Rosettastein und dem Obelisken zu Philae zeigen, und jene ersten Zeichen bald vor, bald hinter, bald zwischen den neuen erscheinen, mithin die Idee einer Geltung, als zusammenhängender Gruppen, ganz wegfällt. Hiermit aber ist sehr viel - gewonnen; denn es fragt sich nun blofs, welche Buchstaben man darun- ter zu verstehen hat? Die Grade der Wahrscheinlichkeit der Deutung sind bei den verschie- denen Zeichen allerdings verschieden, und ich möchte nicht alle von Hrn. Champollion aufgestellten Buchstaben für gewifs halten. Den ersten Grad der Sicherheit haben immer jene oben erwähn- ten elf. An diese schliefsen sich diejenigen neuen Zeichen an, die man in den- selben Namen Ptolemaeus und Cleopatra an der Stelle einiger von je- nen findet. Doch ist ihre Gewifsheit nicht dieselbe mit jenen, da sie blofse Fehler, oder die Namen andre, nur wenig von jenen abweichende, sein könn- ten. Es sind, soviel ich habe finden können, vier (1). So hangen also mit (') Champollion’s zn, nr.3. Champ. p2.1. nr. 40. Descript. de U’Egypte. Ant. T.1. pl.43.nr.1. Champollion’s zn, nr.5. Champ. p2.1. nr.31. Champollion’s o, nr.5. und 6. Champ. pl. 1. nr. 30. Champollion’s p, nr.2.3. Champ. p2.1. nr. 31. 34. 36. Deser. de I’Eg. Ant. T.1. pl.43. nr.11. Dies Zeichen gilt auch ideographisch für dasselbe mit Champollion’s p, nr.1., wie Deser. de ’Eg. Ant. T.4. pl.28. nr.9. zeigt, wo es vor dem Zeichen geliebt ebenso steht, als sonst jenes. Nachgesehen zu werden verdient 7.3. p1.69. nr. 17., wo statt des 2 das Zeichen um- 62 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. der Vergleichung mit den Griechischen Inschriften funfzehn Zeichen zu- sammen, ein Drittel des Champollionschen Alphabets. Der Grad der Ge- wifsheit der übrigen kann nur auf der Häufigkeit der Fälle, und der Ver- schiedenartigkeit ihrer Mischung, in welcher sie, unter der einmal ange- nommenen Geltung immer lesbar, vorkommen, beruhen. Ich möchte in- defs, ungeachtet dieser Unterscheidung der Wahrscheinlichkeitsgrade, bei weitem die meisten dieser Zeichen nicht für weniger gewils ansehen, als jene funfzehn. Denn erstlich findet man die hier in Classen gesonderten Zeichen so mit einander untermischt, dafs man weit mehr sie wie sich gegenseitig haltend, als wie die einen, weniger gewissen, sich auf die andren, sichre- ren, stützend ansieht. Zweitens wird (die Verwechslung des Z und r, und die Nichtbeach- tung des Unterschiedes einiger harten und weichen Laute abgerechnet) jedes Consonantenzeichen nur in Einer Geltung angenommen, und giebt in dieser die behauptete Lesung. Drittens kehren die Namen gar nicht immer in denselben Zeichen wieder, sondern sehr häufig mit einigen verschiedenen, und die Gel- tung der einzelnen ist doch immer dieselbe. Dies zeigen besonders die Rei- hen der Wörter: Autocrator, Caesar, Tiberius, Domitianus bei Hrn. Champollion. Viertens finden sich eins, oder das andre der elf ersten Zeichen auf allen von Hrn. Champollion angeführten Inschriften, und einige, auch der auf weit spätere Römische Kaiser gedeuteten, bestehen ganz, oder so weit aus denselben, als sie gleiche Buchstaben enthalten, so Auto- crator (!) hier und da, Tiberius (?), Domitianus (°); dagegen ist mir Caesar nie so vorgekommen, sondern immer mit einem oder dem andren der später aufgefundenen Zeichen. gekehrt (also % ohne den Henkel) und ein neues Zeichen statt des m steht. Bedeutet dies auch Ptolemaeus? Ein Ptolemaeus ähnlich kommender Name ist 7.5. pl.30. nr. 3. (‘) Champollion. p2.2. nr.45. aus Descript. de P’Egypte. T.1. pl.23. nr. 18. (*) Von dem West-Tempel auf Philae. Champollion. p. 28. pl.2. nr.64. Ich habe im gro- (sen Französischen Werk diese Inschrift vergebens gesucht. (°) Auch von Philae. Champollion. p.28. p1.2.nr.65. Auch diese Inschrift habe ich nicht gefunden. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 63 Hiernach glaube ich, dafs Hrn. Champollion’s oben beschriebene Methode wirklich haltbar ist, nur allerdings in der Anwendung Vor- sicht erfordert, dafs man bei weitem nicht alle Zeichen für unsicher anse- hen kann, welche sich nicht mehr auf die Inschriften des Rosettasteins und des Obelisken von Philae stützen, und dafs sogar die in diesen ent- haltenen durch die später entdeckten neue Bestätigung erlangen. Indem nämlich, unter der vorausgesetzten Bedeutung, alle diese Zeichen zusammen Reihen articulirter Laute geben, welche bekannte Namen dadurch zu lesen erlauben, stützen sich die Theile des Gebäudes gegenseitig, ohne dafs dar- um doch das Ganze in der Luft schwebt. Dies Urtheil kann indefs nur von dem System überhaupt gelten; die einzelnen Zeichen müssen einzeln geprüft werden (!). (') Da ich alle Buchstaben Hrn. Champollion’s genau durchgegangen bin, so bemerke ich hier die seltneren, und füge die mir vorgekommenen Beispiele hinzu, die Hr. Cham- pollion nicht angeführt hat, indem ich jedoch blofs vollständig lesbare Inschriften auswähle: 1) a, vorletzte Nummer. Champ. pl.3. nr.79. Descer. de !’Egypte. Ant. T.4. pl.28. nr.15. 2) d, nr.1. Champ. p2.1. nr.32. pl.2.nr.64. pl.3. nr.73. Deser. de PEg. Ant. T.5. pl.49. nr. 10. 19. 20. 3) d, nr.2. Champ. p21.2. nr. 62. 63. dis. pl.3. nr.77.77.b. Deser. de ’Eg. Ant. T.1. pl.22. nr.1.: p2.23.nr.19. 4) db, nr.3. Champ. p2.3. nr.70.72.c. 5) n oder «, nr.8.9. Champ. p2.3. nr. 69.70. 76. 77. 6) %,nr.5. Champ. p1.2. nr.45. 46. 49. 7) k,nr.6. Champ. p1.3. nr.72.c. Descr. de ’Eg. Ant. T.5. pl.49. nr.8.9. 8) k, nr.7.8. Champ. p1.3. nr.72.c., wo die Form noch dazu in etwas verschieden ist. 9) k, nr.11. Champ. p2.1. nr. 32. 10) k, nr.14. Champ. p2.3. nr. 60. 67. 11) 7,nr.3.4. scheint blofs der Verwechslung des Z und r wegen gesetzt. Ich kenne we- nigstens kein Beispiel, wo diese Zeichen nicht r, sondern / bedeuteten. 12) m, nr.4. Champ. p2.3. nr.67.68.b. Deser. de ’Eg. Ant. T.4. pl.28. nr. 30. 32. 13) s, nr.6. Champ. p2.1. nr.32.77.b. 14) s, nr.9. 10. Champ. p2.3. nr. 71.72. 15) s, nr. 11. aulser den Beispielen bei Champ. Descr. de PEg. Ant. T.4. pl.28. nr. 30. 32. 16) s, nr.12. Champ. 72.3. nr. 70. bis. 71.72. 17) s, nr.13. Champ. p2.2. nr. 57. pl.3. nr. 66. 76. 18) s, nr.14. läfst mich sehr zweifelhaft. In zwei Beispielen, Deser. de !’Eg. Ant. T.1. pl.43. nr.3.4., beidemale im Namen Ptolemaeus, vertritt dies Zeichen die Stelle des m. Bei Hrn. Champollion findet es sich zweimal, p1.3.nr.75.a. aus Deser. de !’Eg. Ant. T.1. pl.27. nr.16. (r2r@r), und pl.3.nr.76. von dem Barberinischen Obelisk 64 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. Hrn. Champollion’s System der phonetischen Hieroglyphen hängt mit einem weitläuftigeren auch über die ideographischen, und die hie- ratische und demotische Schrift zusammen; und da er diese verschie- denen Schriften nur als Abkürzungen, eine von der andren, betrachtet, so stützt er sich auch bisweilen darauf, dafs zwei verschiedene hieroglyphische Zeichen, die jedoch denselben Buchstaben bedeuten, nur Einen und eben- denselben entsprechenden in der hieratischen Schrift haben (1). In die- sen Beweisen habe ich ihm jedoch nicht folgen können, da man hierzu das Ganze seines Systems mehr kennen müfste, seine Citate zu unbestimmt sind, und gewifs nur ein an dies System schon gewöhntes Auge in der Abkürzung leicht die Hieroglyphe entdeckt. Wenn aber auch in einer Inschrift die Buchstaben feststehen, so kommt es darauf an, ob diese die von Hın. Champollion angegebenen Na- men bedeuten, oder überhaupt, bei dem Mangel vieler Vocallaute, und der Vieldeutigkeit der Vocalzeichen, eine sichre Lesung, oder blofs ein schwan- kendes Rathen erlauben. Die wenigen Griechischen Namen lassen, wenn man die Buchstaben für sicher hält, nicht gerade Zweifel übrig; Cleopatra findet sich mit allen Consonanten und Vocalen; bei den Römischen aber ist der Fall anders. Doch spricht diese Verschiedenheit für Hrn. Cham- pollion, da den Ägyptiern die Griechischen Namen natürlich geläufiger waren. (Zoöga. P1.8.), eine Inschrift, über die ich weiter unten sprechen werde. Soll man nun in den beiden ersteren, in allen andren Buchstaben deutlichen Fällen Pzo/säs le- sen, oder hier, in den weniger deutlichen, das Zeichen nicht für ein s halten? Es wäre zu wünschen gewesen, Hr. Champollion hätte sich hierüber erklärt, und jener beiden Inschriften wenigstens erwähnt. Sonderbar genug ist es, dafs dies Zeichen sehr leicht sowohl aus dem gewöhnlichen »» (nr.1. 2. bei Hrn. Champollion), als aus dem s (nr.13.), welches er (p.48.) für eine Panflöte erklärt, entstehen konnte. War dies der Fall, und vertrat es hiernach zugleich die Stelle von m und s? 19) s, nr. 15. Champ. p2.3. nr.70. 20) 2, nr.4. Champ. p2.3. nr. 66. 68.b. Deser. de P’Eg. Ant. T.4. pl.28. nr.30.32. 21) to, aulser Hrn. Champollion’s zahlreichen Beispielen, Deser. de ’Eg. Ant. T.4. pl.28. nr. 30. 32. p2.33. nr. 4. Nicht in das Alphabet aufgenommen, aber in der Schrift gedeutet sind zwei andre Zeichen, noch eins für @ oder ha (pl.3. nr.76.) und eins für n (p1.3. nr.77.a.). (') Letre. p.13. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion’s. 65 Der Name Ptolemaeus kommt, da es so viele Könige dieses Namens gab, sehr häufig vor, und, die wenigen oben angeführten Beispiele ausge- nommen (1), immer mit denselben Zeichen, als auf dem Rosettastein (?), bisweilen auch abgekürzt, oder fehlerhaft: Ptole, Ptoleäs, Ptoles, Poläs(?): Cleopatra habe ich nur ein einzigesmal mehr gefunden, als es Hr. Champollion hat, und zwar als Claoptra (*) (einmal (°), wo Hr. Cham- pollion Cleopatra liest (°), steht, wenn man nicht in entgegengesetzter Richtung der Zeichen lesen soll, zAesarrge), Berenice, aufser den beiden Beispielen dieses Namens bei Hrn. Champollion, welche beide dieselbe In- schrift, nur in umgekehrter Ordnung, sind, und Alexander gar nicht. Ar- sinoe (?) ist hieroglyphisch bis jetzt nicht vorgekommen. Die Römischen, von Hrn. Champollion entzifferten Namen und Benennungen sind Autocrator (wororgTg, aorrpTp, aorangre, aoTeaArA, aoro- HOTA, aoTongrop, aoragTA, asTrgorop, ar), Caesar (unTgS, unTAs, unOp, RETOS, „gs, uns, »og), Tiberius (Res, Rs, rOges), Domitianus (rouryvs, To- Kurvs, Tunrınvs, Tunrev), Vespasianus (eszoyvs), Trajanus (rgyvs), Nerva (vgo@, vAoa, vgo), Claudius (xAorns, zgorns, »gruns), Hadrianus (arenvs), Sabina (raßrva), Antoninus (avrovyvs, arcvyvs), Germanicus (rguvnns, aglanvas, #Auvges), Dacicus (rnexs), Sebastos (oQers), Sebaste (sBrrn) (°). (') Siehe S.61. Anm.1. (?) Neunmal wiederholt (einmal darunter mit einem neuen, oder fehlerhaften Zeichen) Descript. de ’Egypte. Ant. T.3. pl.52., zweimal p1.61., ferner »7.69. nr.11., auch 7.1. »2.16. nr.1. p2.59. nr.4.5. »2.60. nr.7.8. »1.63. nr.d., endlich die Abbildungen bei Hrn. Cham- pollion. (°) Descript. de V’Esypte. Ant. T.3. pl.69. nr.70. T.1. p2.12. nr.10.11. 7.23. nr.8. (mit einem neuen Zeichen, das hier, nicht aber an andren Stellen, ein n zu sein scheint). Ich brauche hier wohl kaum daran zu erinnern, dafs die Namen auf den Münzen auch bei wei- tem nicht immer vollständig sind. SERNENN«. (?) Champ. pl.1. nr.36. aus Descript. de ’Fgypte. Ant. T.4. pl.28. nr. 16. (°) Lettre. p.47. pl.1. nr. 36. (”) Siehe oben S.49. (°) Ich habe in den Parenthesen bei diesen Namen immer Hrn. Champollion’s Art, sie zu lesen, gegeben. Histor. philol. Abhandl. 1832. 9 66 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. Von allen diesen Namen darf man, wie man aus dem eben Gesagten sieht, regelmäfsig und richtig geschrieben, nur die Consonanten erwarten; die Vocale fehlen theils, theils steht einer für einen andren. Hierdurch wer- den einige Namen allerdings sehr entstellt. Da man aber mit diesen Namen die Benennungen Caesar, Autocrator, und Beinamen, wie Germanicus, Dacicus, und zwar auf denselben Cartouchen, verbunden findet, nicht blofs auf neben einander stehenden, so unterstützt dies die Richtigkeit der Lesung. Was aufserdem für dieselbe spricht, ist, dafs bisweilen die Schreibung der Vocale verschieden ist, und eine den wahren Lauten näher kommt, als die andre; so runrınvs mehr (!), als rouravs, für Domitianus. Man darf dabei nicht vergessen, dafs den hieroglyphischen Inschriften immer die Griechi- sche Aussprache zum Grunde liegt, und die Römischen Namen mithin einer doppelten Verdrehung unterworfen waren, was bei Lauten, wie j in Trajanus, sehr bemerkbar werden mufste. Sehr beweisend für Hrn. Cham- pollion’s Lesung ist, dafs ianus in Domitianus, Vespasianus und Traja- nus ganz gleich geschrieben ist. Alle diese Namen endigen sich regelmäfsig in yvs (?). In einigen Namen, Caesar, Autocrator, Tiberius, Germanicus, steht nicht selten Z für r, eine Verwechslung, die allerdings, wie in mehreren Sprachen, so in demjenigen Dialekt der Koptischen gefunden wird, welchen man wohl den Baschmurischen zu nennen pflegt, und den Hr. Cham- pollion für die alte Landessprache von Mittel- Ägypten hält (3). Wenn aber in demselben Namen von zwei r eins richtig, und eins in ! verwandelt steht (*), so fällt dies immer sehr auf. Dafs y und x, d und r für dieselben Laute gelten, ist schon bemerkt worden. Dagegen finde ich & und r nicht verwechselt. Bei den Kaisernamen stützt sich Hr. Champollion mit Recht auch auf (') Champ. Lettre. pl.3. nr.69. aus Kircher’s Obel. Pamphilius. 72. 434. (?) Von Domitianus und Trajanus sind die Beispiele häufig, von Vespasianus auf dem Pampbilischen Obelisk. Champ. »1.3. nr. 70. bis. (?) Lettre. p.21. Es heilst: je persiste a considerer etc. Hr. Champollion hat also ver- muthlich diese Meinung schon öffentlich irgendwo ausführlicher geäulsert. (*) Wie Champ. p1.2. nr.56. aus Descript. de PEsypte. Ant. T.4. pl.28. nr. 35. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 67 die Übereinstimmung der hieroglyphischen Inschriften mit denen der Mün- zen.d(i):; Ich habe jedoch schon oben bemerkt, dafs, wenn man auch alle Vor- aussetzungen Hrn. Champollion’s zugiebt, die Entzifferung aller Namen bei weitem nicht gleich deutlich und gewifs ist. Ich werde hier die Schwie- rigkeiten, die sich bei einigen finden, um so mehr zusammenstellen, als einige dieser Fälle nicht unwichtige Thatsachen betreffen. Unter den vier Beispielen für den Namen Alexander ist nur eins, wo die Gonsonanten vollständig und zweifellos sind (?): adzrevrgs; das fünfte Zeichen hier schwankt zwischen « und e. Im zweiten, aAzzvges (hier ist das vorletzte Zeichen der schwankende Vocallaut), fehlt das + (°). Hr. Cham- pollion giebt diese Inschriften entschieden als aus Karnak (Theben) stam- mend, und Alexander dem Grofsen zugehörend an (*). Allein die Erklärer des Französischen Werks sagen nur: Legendes que Von croit avoir did re- cueillies @& Karnak; und dafs gerade Alexander der Grofse gemeint sei, ist wenigstens nicht gewifs, obgleich es wahrscheinlich sein mag. Die beiden Inschriften des Ptolemaeus Alexander (°) haben agzrvrgs. Hier kommt meh- reres zusammen, was Bedenken erregen kann. Der Anfangsvocal ist nicht der Falke, der immer bestimmt « anzuzeigen scheint, sondern das zwischen a und e schwankende Zeichen; für Z ist r gesetzt, was auch sonst nicht vor- kommt; und eine dieser beiden Inschriften ist die oben (°) erwähnte, still- schweigend stark von Hrn. Champollion ergänzte (7), wofür sich jedoch sagen läfst, dafs die andre Inschrift die veränderten Buchstaben deutlich hat. (Hy Zetire. 9:27.28. 2) Champollion. »2.1. nr.25. aus Descript. de P’Fgypte. Ant. T.3. pl.38. nr.15. P 7 IP (°) Champollion. p.46. p2.1. nr.26. aus .Descript. de P’Egypte. 1. c. (*) Leztre. p.10.21. le nom d’Alexandre le Grand que nous avons lu sur les edifices de Karnak. p.46. j (°) Lettre. p.20. pl.A. nr.40.41. In nr.40. bleibt ein von Hrn. Champollion nicht er- klärtes Zeichen übrig, das aber schwerlich die Namen angeht. Es steht unmittelbar vor der ideographischen Gruppe für: zubenannt. (°) Siehe oben S.55. Anm.1. nr. 2. (°) Bei Hrn. Champollion steht nämlich @gzrvros, im Original sgxrv (ein Viertel - Mond- segment) os. 97 68 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. Der Name Caesarion’s, des Sohnes der Cleopatra, soll sich, als Ptolemaeus Neo-Caesar, auf einer Inschrift in Denderah befinden (1). Allein um den Ägyptischen Hieroglyphenschriften diesen Königsnamen ein- zuverleiben, würde ich doch ein anderes Beispiel abwarten. Denn einmal bemerkt Hr. Champollion nicht, dafs, wo auf seiner Platte ein z ist, das Original ein @ hat, folglich nicht, wie er sagt, vo zyrgs, sondern vro znras steht (?); dann mufs das 7, welches nur einmal steht, zweimal, zu v und zu x, gelesen werden. Dies nun wäre nicht so wichtig, da, nach Hrn. Cham- pollion, dies auch sonst vorkommt (?), und Caesar auch in andren Beispie- len ohne allen Vocal geschrieben steht (*). Wichtiger ist, dafs, um deutlich vno lesen zu können, das y doch zu dem v gehören müfste. Nun aber giebt die Lesung der Inschrift, wenn man das 4 schlechterdings zu dem v ziehen will, eigentlich vor, und nur wenn man der übrigen Hieroglyphen-Richtung auf dem Stein entgegen liest, vye. Mit ungezwungener Anwendung der ge- wöhnlichen Regeln, lautet die Inschrift vexnres, und die Frage ist nun, ob man dies für vecu Kairages nehmen soll? Hr. Champollion führt von dersel- ben Kupfertafel des grofsen Französischen Werks den Namen Cleopatra, als des der Mutter Caesarion’s, an, und stützt sich auch auf zwei Inschriften Ptolemaeus und Caesar (°), die er deux cartouches accolds nennt. Aber gerade dieser Hauptumstand ist sehr zweifelhaft. Die angeführte Kupfer- tafel des Französischen Werks giebt kein Gebäude, an dem man die Stellung der Inschriften sehen könnte, sondern jede einzeln in vermuthlich willkühr- licher Ordnung. Es ist nicht einmal gewifs, ob jene beiden sich in demsel- ben Tempel befinden. Die Erklärung sagt blofs, von allen diesen Inschrif- ten: dessindes dans les temples de Denderah. Gründet sich Hrn. Champol- lion’s Behauptung auf andre Thatsachen, so wäre es gut gewesen, sie anzu- (') Lettre. p.21. pl.1.nr.42. aus Descript. de ’Egypte. Ant. T.4. pl.28. nr.15. (?) Siehe oben S.55. Anm.1. nr. 3. (°) Er citirt seine pL.3. nr.71. aus Descript. de ’Egypte. Ant. T.A. pl.27. nr.2., wo dies aber nur dann statt findet, wenn Sebastos einen Vocal haben soll, was, streng genommen, nicht nöthig ist. In dieser sowohl, als der daneben stehenden Cartouche hat Hr. Champol- lion in seiner Zeichnung richtig scheinende Ergänzungen gemacht. (*) Champ. pl.2. nr.59. und 2.3. nr. 72.c. aus Descript. de ’Egypte. Ant. T.1. pl.80. nr.9. (°) Descript. de ’Egypte. Ant. T.4. pl.28. nr. 25. 26. Champ. p1.1. nr.43. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 69 führen (!). Hat aber Caesarion wohl jemals den Namen vers Kairag, oder Ptolemaeus Caesar getragen? Mir ist keine Stelle eines alten Schrift- stellers bekannt, aus der sich der eine, oder andere Name rechtfertigen liefse. Bei Dio Cassius (?) heifst er deutlich Ptolemaeus, mit dem Beinamen Caesarion, nicht Caesar. Man mufs daher annehmen, dafs er sich den Namen seines angeblichen Vaters so zugeeignet habe, als ihn August durch Caesar’s Testament empfing. Für den ersteren Namen würde Hr. Champol- lion vielleicht anführen, dafs Cleopatra sich vea "Irıs C); Ptolemaeus Au- letes veos Aucvuros (*) nannten, und dafs Nero auf einer Ägyptischen Münze veos "AyaSodaıwv (NEO.ATAO.AX3M.) (3) heifst. Allein diese Fälle er- lauben hier nur insofern Anwendung, als man annimmt, dafs Caesar, nach seinem Tode, göttliche Ehre in Ägypten genofs. Die Sache in sich ist aber nicht unwichtig, da es einen Beweis gegen Hrn. Champollion’s System ab- geben würde, wenn die von ihm Caesar gedeuteten Zeichen in einer Ver- bindung vorkämen, wo sich dies Wort, mit Berücksichtigung der Geschichte, gar nicht, oder nicht leicht erwarten liefse. Die einzige auf Augustus zu deutende Inschrift wird dadurch un- sicher, dafs Hr. Champollion auf ihr hat ein Zeichen ergänzen müssen, und ohne dasselbe Caesar, in einer sonst ungewöhnlichen Abkürzung, ugs, VOT- kommt (°). Die Inschrift auf dem Zodiacus von Denderah (?) lautet, wenn man der bei den nu. sonst gewöhnlichen Richtung folgt, da der Kopf des Falken (@) nach der Linken hinsieht, und man Br nach der (') Hr. Young ist mit diesem Sohn der Cleopatra noch viel weniger glücklich gewesen. Für seinen Cleopatriden (Egypz. nr.65.) läfst sich kaum ein irgend scheinbarer Grund an- führen. (*) 2.47. c.31. 2.49. e.41. Die andren Hauptstellen über ihn sind 2.50. e.1.3. 2.51. c. 6. 15. Plutarchus in Caesare. c.49., in Antonio. c.55. 71.81.82. Suetonius in Caesare. c.52., in AJugusto. c.17. (°) Plutarchus in Antonio. c.55. (*) Diodorus Siculus. 1. c. 44. (°) Zoäga. Nummi Aegyptü Imperatorü. p.23. (°) Champollion. Zettre. p.27. aus Descript. de ’Eg ypte. Ant. T.1. pl.20. nr.d. Siehe oben S.63. Anm. nor. 4. () Champollion. Zettre. p.25. pl.2.nr.50. Descript. de P’Egypte. Ant. T.4. pl.21.* 70 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. Rechten lesen mufs, je nachdem man die beiden ersten Zeilen senkrecht, oder wagerecht liest, exargrg, oder oazrgrg. Um, wie Hr. Champollion thut, asragrg, oder, wie es senkrecht möglich wäre, aroxgrg zu lesen, mufs man die Buchstaben entgegengesetzt, mithin der Richtung des Kopfs folgend, ordnen (!). Diese Bemerkungen mögen kleinlich scheinen, und die eben ange- führte Inschrift mag dennoch Autocrator heifsen. Indefs vermifst man im- mer mit Bedauern, dafs diese Inschrift gerade nicht eine so klare und deut- liche Lesung, als andre, erlaubt, da es hier auf die Zeitbestimmung eines wichtigen Denkmals ankommt. Ich läugne dabei aber keinesweges die Wich- tigkeit der von Hrn. Champollion versuchten Erklärung. Sie erschüttert voll- ständig den Glauben an das hohe Alterthum dieses Thierkreises. Auf dem Barberinischen Obelisk hat Hr. Champollion die Namen Hadrianus Caesar und Sabina Sebaste (?) entdeckt; und hiermit stimmt sehr wohl überein, dafs Zoöga auch den Barberinischen Obelisk für neuer hielt, obgleich er ihn, nach den damals herrschenden Ideen, immer in die Zeiten des Psammetichus versetzt (?). Vergleicht man aber, was er von dem Styl der Bildwerke desselben sagt, mit seiner Beschreibung einer Marmor- tafel, die er bestimmt den Zeiten Hadrian’s zuschreibt (*), so wundert man sich, dafs ihm nicht selbst die Übereinstimmung aufgefallen ist. Für Hrn. Champollion’s Entzifferung spricht ferner, dafs das Wort reßarrn auch in den Hieroglyphen deutlich weibliche Endung in 7 hat. Übrigens aber ist die Lesung der beiden Namen gar nicht ohne Schwierigkeit, da in jedem ein durchaus neuer Buchstabe vorkommt, den auch Hr. Champollion sehr rich- (‘) Mit denselben Zeichen, aber in streng richtiger Folge, steht das Wort Champ. p2.2. nr.45. aus Descript. de ’Egypte. Ant. T.1. pl.23. nr. 18. — nr.61. aus Deser. de P’Eg. Ant. T.1. pl.20s nr.8. — nr.62. aus Deser. de ’Eg. Ant. T.1. pl.23. Auch in den übrigen Inschriften kann man beim Lesen des Worts die Ordnung richtig beobachten. Wie schon oben bemerkt ist, steht wohl oa2o für aoto, dies hat aber auf die Consonanten keinen Einfluls. Dafs Hr. Champollion sonst streng der Ordnung der Zeichen folgt, beweist pl.2. nr. 46. aus Deser. de VEg. Ant. T.4. pl.28.nr.17. Hier sind zwei a, von denen man das eine gern zwischen #3 und r setzen möchte. Er liest aber, streng nach der Zeichenrichtung, «orwzgre. (?) Zettre. p.31. 50.51. p2.3. nr.76.77.a.b. Zoäga. Pl.$. (?) P.398. 8.2. (*) p.618. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 71 x tig, weil die Geltung nur auf diesem Einen Beispiel beruhen würde, nicht in sein Alphabet mit aufnimmt. Hadrian ist nämlich gerade so, wie sonst Trajan, aber mit einem neuen Zeichen davor, geschrieben (!). Auf den Namen folgen die drei Buchstaben zrg, von denen aber der zweite das oben erwähnte mir zweifelhafte s ist (?). Erwarten sollte man eher, dafs Ha- drian, wie auf den Griechischen Münzen, mit Vernachlässigung der Aspira- tion, mit einem deutlichen @ geschrieben wäre. In Sabina, raßyva, ist das v ein neues Zeichen, oder dieser Buchstabe fehlt ganz. Über der Hiero- glyphe, welche ideographisch Göttin bedeutet, steht nämlich das Bild eines Kopfschmuckes, welcher dem sogenannten Pschent (°) ähnlich sieht, und nur einfacher, als dieser, ist. Wenn hier ein v sein soll, mufs dies Zeichen diesen Buchstaben vorstellen. Hr. Champollion sagt: ce cartouche contient en toutes lettres le nom de U Imperatrice Zara, ohne des mangelnden, oder neuen v zu gedenken. In ss@arrz ist das erste Zeichen ein Vogel, das, als s, auch, soviel ich habe finden können, keine andre Autorität für sich hat, als die beiden Inschriften der Berenice, Rgvnzs (*). In diesen aber kann es ebenso gut einen Vocal bedeuten, wie sonst in Hrn. Champollion’s Alphabet mehrere Vogelgattungen einen solchen anzeigen. (‘) Hr. Champollion sagt p.50., ein neues Beispiel müsse erst entscheiden, ob dieser Buch- stabe Aa, oder a sei. Auf eine artige Weise hat Hr. Champollion diesen Buchstaben mit & verbunden, um unter die Kupferplatten seiner Schrift seinen eignen Namen hieroglyphisch zu setzen. (*) Siehe oben S.63. Anm. 1. nr. 18. (°) Über diese Kopfbedeckung vergleiche man Champollion. Leitre. p.26. Als ideogra- phisches Zeichen kommt sie sehr häufig in der Rosetta-Inschrift vor, so dals dadurch Young’s Meinung, der sie für eine Partikel hält (Egypz. nr. 177.), Wahrscheinlichkeit gewinnt. Sehr merkwürdig ist gleichfalls das häufige Erscheinen der gebrochenen Linie (in den Namen- schilden das rn Hrn. Champollion’s) auch in den fortlaufenden, nicht phonetischen Hierogly- phen. Auf der Rosetta-Inschrift findet es sich über sechzigmal. Dagegen steht es auch nicht einmal weder in der langen hieroglyphischen Papyrusrolle in der Descript. de P’Esypte. Ant. T.2. pl.72-75.*, noch in den beiden ähnlichen, jetzt hier aufgerollten Papyrusschriften aus der Sammlung des Grafen Minutoli. Ich habe mich hierüber schon oben (S.44. und daselbst Anm. 4.) ausführlich geäulsert, und auch der in jener Papyrusrolle so häufig wiederkehren- den, aber sich auch auf dem Rosettastein, neben der gebrochenen, findenden, einfachen wage- rechten Linie erwähnt. (*) Champollion. Zetzre. pl.1. nr.32. 33. TI ID Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. In den beiden Inschriften (!), welche Hr. Champollion Autocrator (aoroxgre) Caesar (zus) Nerva (vAca) Trajanus (renvs) Germanicus (zguvnas) Dacicus (ryxxs) liest, bleiben hinter Nerva zwei Zeichen uner- klärt übrig, die nicht ideographisch scheinen, und nach dem Alphabet oi heifsen; ebenso zwischen Germanicus und Daecicus ein unerklärtes n. Hr. Champollion hat natürlich nur eine Auswahl von Inschriften seinen Lesern mitgetheilt. Ich habe, soviel ich konnte, auch andre, von ihm übergangene, nachgesehen, nicht um eine Nachlese zu halten, was ich billig schärfer blickenden und geübteren Entzifferern überlasse, sondern um mich zu überzeugen, von welcher Art diejenigen Inschriften wären, die Hr. Champollion entweder nicht errathen konnte, oder die er aus andren Grün- den unerwähnt liefs. Ein vollständiges Urtheil über die phonetischen Hie- roglyphen schien mir nur insofern möglich, als man das Ganze derselben zu umfassen suchte. Die Auffindung hieroglyphisch geschriebener Namen wird dadurch erleichtert, dafs dieselben, wenn auch vielleicht nicht ganz ohne Ausnahme, doch so gut, als immer, in ovale Schilde eingeschlos- sen sind. In diesen vermuthete schon Zoega (?) Namen, und neuerlich hat wohl Hr. Young ) scheint es mir, dafs auf der grofsen, oft erwähnten hieroglyphischen Papy- zuerst auf sie aufmerksam gemacht. Bemerkenswerth rusrolle im Französischen Werk kein einziges dieser Ovale zu finden ist (3). Sollte darum in derselben gar kein Name vorkommen? Diese Namenschilde enthalten aber auch Beinamen, und nicht blofs phonetische, sondern oft auch ideographische Zeichen, dergleichen, wie man nicht vergessen mufs, die phonetischen ursprünglich auch sind. Wenn man, wie ich glaube, annehmen darf, dafs Hrn. Champollion’s Alphabet, wenn es auch bei weitem nicht vollständig sein mag (*), doch einen grofsen (') pl.3. nr.74. aus Descript. de !’Egypte. Ant. T.1. pl.41. nr. 56. (?) p.465. Er nennt sie schemata ovata sive elliptica planae basi insidentia. ©) T.2. p1.75.* c01.129. ist zwar ein Viereck mit einem kleineren in einer seiner Ecken, das Hieroglyphen einschliefst. Allein diese Vierecke dürfen wohl nicht mit jenen Ovalen ver- wechselt werden. Sie finden sich auch mit Ovalen zugleich; so 7.5. p1.74. nr.1., und etwas verschieden 7.1. p2.59. nr.ö. Bei Hrn. Young (Egypt. nr.16.) bedeutet ein Habicht in sol- chem Viereck die Horus-Amme Bato, doch nach blofser Vermuthung. (*) Hr. Champollion glaubt, dafs seinem Alphabet nur wenige Buchstaben fehlen. Wenn man die von ihm nicht erklärten Namen durchgeht, findet man Zeichen mit so vielen der Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 73 Theil der phonetischen Zeichen enthält, so kann man, immer im Sinn sei- nes Systems gesprochen, hierauf die Vermuthung gründen, dafs die Schilde, in welchen nur wenige, oder keine dieser Zeichen vorkommen, blofs ideographische, und andre die wenigen, bisweilen phonetisch gebrauch- ten, nur in ideographischer Geltung enthalten. Diese Schilde mögen nur die einheimischen Namen umfassen. Denn wie würden die Ägyptier, deren ganze Schrift ideographisch war, dar- auf gekommen sein, Namen alphabetisch, blofs nach den Lauten, zu schrei- ben, die in ihrer Sprache eine leicht erkennbare Bedeutung hatten? Wir lernen aus Horapollo (!), dafs ein Falke, weil er Baiäth hiefs, die Seele in ihrem Sitze, dem Herzen (Yuyay &yragdiav), anzeigte, und haben daher hieran ein Beispiel, dafs der Name einer Hieroglyphe, ohne Rücksicht auf den Gegenstand, einen andren bezeichnete. Hatte aber ein Name, und dies konnte auch bei einem einheimischen der Fall sein, kene Bedeutsamkeit, oder war seine Bedeutung nicht leicht erkennbar, so mufste man zur Be- zeichnung des Lautes theilweise, nach Sylben oder Buchstaben, vor- schreiten; und hierin scheint mir der Übergang von den ideographi- schen Bezeichnungen der einheimischen Namen zu den phonetischen der fremden zu liegen. Hr. Champollion behauptet (?), dafs die phonetische Hieroglyphen- schrift als Hülfsschrift (Eeriture ausxiliaire) bei der rein ideographischen seinigen verbunden, dals man sich nicht erwehren kann, sie auch für phonetische zu halten; so auf dem Pamphilischen Obelisk (Kircher. 434.) eine Schlange, vielleicht als 7, so ferner anderswo einen kleinen Kreis (O), und den Strich, der den obern Theil der Sylbe zo bei Hrn. Champollion ausmacht. Doch ist es mir nicht gelungen, die beiden letzteren in den verschiedenen Stellen, wo ich sie gefunden, gleichmäfsig zu erklären. Der Kreis scheint Descript. de !’Egypte. Ant. T.1. pl.23. nr.8. ein m, T.4. pl.28. nr. 30. einn, 7.5. pl.49. nr.19. ein a, und 7.1. 2.36. nr.8. ist mir die Bedeutung zweifelhaft geblieben. Der Strich ist, wie es auch die Zusammensetzung Zo angiebt, ein deutliches # 7.1. p2.22. nr.6. pl.23. nr. 19. pl.27. nr.17., scheint aber ein k p1.80.nr.8. 7.5. pl.49.n.19. ist ein Zeichen, das nichts andres, als k, sein zu können scheint, und vielleicht dasselbe, als Champollion’s k nr. 14., nur anders gewandt, ist. Ein neues Zeichen für r geht aus der Vergleichung von 7.5. pl.49. nr. 10. und 20. hervor. (') 21. c.7. Über die Alt-Ägyptischen hierbei zur Sprache kommenden Wörter s. Zoäga. p.454. nt.53. (2) p. 40. Histor. philol. Abhandl. 1532. 10 74 Uber den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. lange vor der Griechischen und Römischen Herrschaft bestanden, ei- nen nothwendigen Theil derselben ausgemacht, und aufserdem, vor und nach Cambyses Zeit, zum Schreiben fremder Namen gedient habe. Sein aus der Unvollkommenheit des hieroglyphischen Alphabets hergenommener Grund hierfür scheint mir zwar auf keine Weise entscheidend. Allein da er im Besitz der Entzifferung auch der ideographischen Hieroglyphen zu sein behauptet, so würde es voreilig sein, zu bestreiten, worüber man Belehrung erwarten mulfs. Ich erlaube mir daher blofs die Bemerkung, dafs Hr. Champollion keine entzifferte Inschrift gegeben hat, welche über die Zeiten der Grie- chen, und da es unsicher ist, ob die mit dem Namen Alexander dem gro- fsen Welteroberer angehören, über die der Ptolemaeer hinausginge; so wie, dafs mir die Prüfung vieler andren Namenschilde die Ansicht gegeben hat, dafs frühere Namen wenigstens nicht mit den Champollionschen Buchstaben zu lesen sind. Ist dies richtig, in ihrer Schreibung vorherrschend sein. Soll man die von Hrn. Champol- lion nicht angeführten Namen-Inschriften blofs nach dem Eindrucke schildern, den ihre ungefähre Vergleichung mit seinem Alphabete macht, so enthält ein Theil wenig, oder gar keine Buchstaben aus demselben, ein zwei- so mufs doch ein andres System ter mehr, aber mit fremden Zeichen vermischt, ein dritter so wenige von diesen, dafs jemand, mit Talent zum Entziffern begabt, sie wohl sollte lesen können (!). Die ersten will ich, ohne jedoch darum das Mindeste über sie (') Zu diesen rechne ich eine an der mittäglichen Seite des Pamphilischen Obelisks (Kircher. 434.), in der swrrıyvs (Domitianus) deutlich zu erkennen, das Übrige aber mir dunkel ist. Am Ende stehen die Zeichen des weiblichen Geschlechts, die sich, nach der Analogie von der Inschrift der Sabina (Champ. p2.3. nr.77.a.), nicht auf das ideographische Zeichen der Göltin am Ende zu beziehen scheinen. Hr. Champollion erwähnt p».29. der Inschriften auf der östlichen und mittäglichen Seite, allein so, als wären sie gleich. Seine Abbildung 2.3. nr. 69. stimmt nur mit der ersteren, bis auf eine kleine, wohl richtige, Ab- änderung im vierten Zeichen, überein. Ferner Descript. de !’Egypte. Ant. T.1. pl.22. nr.6.; es steht vor einem deutlichen Caesar ein andrer Name. »1.27. nr.8.19 - 22. p1.36. nr 8. pl.80. nr.10. 7.3. 921.69. nr.14.37.54.; auf allen diesen kommt ein fremdes Zeichen zwischen e und rn als Anfangssylbe vor, und diese Gruppe kehrt auch sonst oft wieder. p2.69. nr. 38.; das vorletzte Zeichen findet sich auch auf dem Obeliscus Campensis mit einem p, einem s, und einem n vor, und einem %k hinter sich. 7.5. p1.26. nr.3. vom Obelisken zu Heliopolis, wo die lesbaren Buchstaben auf der Kircherschen Abbildung (Oedipus. 7.3. p. 332.) gar nicht würden zu erkennen gewesen sein. »2.49. nr.8. mit einem deutlichen Autocrator. nr.11., Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 75 behaupten zu wollen, ideographisch nennen. Als Beispiele führe ich die des Lateranensischen und Flaminischen Obelisks an (!). Finden sich unter lauter solchen ideographischen Inschriften einige phonetisch lesbare, wie T. 3. pl. 35. des grofsen Französischen Werks, so ist dem Auge der Unter- schied beim ersten Anblick so auffallend, als wenn man wirkliche Schrift mitten unter Bildern anträfe. Vorzüglich aufmerksam bin ich auf solche Inschriften gewesen, die, blofs aus Zeichen des Champollionschen Alphabets bestehend, den- noch im Lesen keinen zu deutenden Namen geben. Ich habe ihrer nur wenige gefunden (?), so dafs jeder Verdacht, Hr. Champollion habe nur die lesbaren ausgewählt, wegfallen mufs. Daraus aber, dafs ich diese nicht habe entziffern können, folgt noch nicht, dafs man überhaupt nicht Namen auf- finden könnte, welchen sich ihre Laute anpassen lassen. Denn da oft Vocale zu ergänzen, die vorhandenen Vocalzeichen mehrdeutig sind, die harten und weichen Buchstaben, r und Z verwechselt sein können, bisweilen (vorzüglich, wo in der Inschrift keine Thiergestalten vorkommen) auch die Richtung un- sicher ist, so ist dies Entziffern, kein blofses und einfaches Lesen; und die Furcht, blofsen Einfällen Raum Zu geben, schreckt sogar vom Rathen ab. Der fünfte Theil des grofsen Französischen Werks liefert die Inschrif- ten mit dem Namen des Kaisers Claudius, deren Hr. Champollion, ohne sich aber weiter, als über die drei nicht in seinem Alphabet befindlichen Buchstaben, darauf einzulassen, erwähnt (°). wo die Ordnung der Buchstaben schwer herauszufinden, sonst nur Ein Zeichen (eine Schlange. siehe $.73. Anm.) neu ist. (') Kircher. Oedipus. 7.3. p.161.213. Zu diesen möchte ich die meisten von Hrn. Young als Namen aufgeführten Inschriften (Egypt. nr.36-54.) rechnen, deren Erklärung aber, wie man sich durch das über sie Gesagte überzeugen kann, auf sehr schwachen Gründen beruht. (?) Descript. de ’Egypte. Ant. T.1. pl.36. nr.3.; den gehenkelten Schlüssel halte ich näm- lich für ein ideographisches Zeichen. 7.4. pl.33. nr.4.; der Anfang ist deutlich Autocra- tor. Am Ende ist das senkrechte s durch das wagerechte n gezogen. Was ich hier nicht lesen kann, kehri, aber ohne n, 7.4. p1.34. nr.1. zurück. Beide Inschriften sind aus Dende- rah, die erste aus dem Typhonium, die andre aus dem Süd-Tempel. 7.5. p1.30. nr.4., wo- mit, wegen der gleichen zwei Anfangs - und vier Endbuchstaben, 7.3. p1.52. zu vergleichen ist. 7.4. pl.34. nr.1. steht Hrn. Champollion’s % nr. 11. aufrecht, und die Thierfigur scheint kein Löwe, sondern eine Sphins, übrigens lauter bekannte Zeichen. (°) p-50. Descript. de ’Egypte. Ant. T.5. pl.49. nr.10.19.20. Siehe S.72. Anm. 4. 10* 76 Über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache. Für das Ganze des Systems des Hrn. Champollion, wie ich es hier zu prüfen versucht habe, mufs ich noch an einen sehr für dasselbe sprechenden Beweis erinnern, den nämlich, dafs gerade Denkmäler, auf welchen er spä- tere Namen zu finden glaubte, auch durch ihren Styl, oder andere Kenn- zeichen einen späteren Ursprung verrathen. Zu den in dieser Beziehung schon von Hrn. Letronne (!) angeführten kann man noch den Pamphili- schen und Barberinischen Obelisken (?) rechnen. Dafs der Sallus- tische Obelisk, den Zoöga in die Zeiten nach den Antoninen setzt, und dessen Bildwerke er in Rom gemacht glaubt, keine Namen Römischer Kaiser zu enthalten scheint, mag wohl daher kommen, dafs seine Hieroglyphen, absichtlich, aber schlecht, älteren Werken, namentlich dem Flaminischen Obelisken, nachgeahmt sind (°). Dieser und der Lateranensische, und vermuthlich ebenso viele andre unter den Obelisken, sind, soviel ich urthei- len kann, von späteren Inschriften frei, und ebenso finden sich ihrer wenige, wie es scheint, in den Gebäuden des alten Thebens, ob es gleich sehr vom Zufall abhängt, wie viel und welche gerade von Reisenden abgeschrieben, und uns auf diese Weise bekannt wurden. Es ist bei weitem leichter, gegen ein aufgestelltes System Zweifel zu erheben, und zwischen den Gründen dafür und dagegen herumzuschwanken, als ein bestimmtes Urtheil darüber auszusprechen. Indefs ist ein solches Ende einer im Einzelnen sehr ermüdenden Arbeit wenig erfreulich. Ich stehe daher nicht an, meine Meinung hier zusammenzufassen. Ich glaube, Hrn. Champollion’s Behauptung über die beiden Na- men auf dem Rosettastein und dem Obelisken von Philae von den fer- neren trennen zu müssen. In den ersteren finde ich überzeugende Beweise für den Gebrauch phonetischer Hieroglyphen bei den Ägyptiern in der Art, wie Hr. Champollion ihn angiebt. Sie würden auch stehen bleiben, wenn man das ferner auf sie Gegründete, als blofse Hypothese, bei Seite setzte. Dieses, und besonders die Erklärung der Römischen Namen und Benennungen, ist nun zwar scharfsinnig und kunstreich mit jenen Behaup- (') Recherches. p.XXXVIL. (?) Siehe oben S.70. (°) Zoäga. p.591. 616. 617. Die phonetischen Hieroglyphen Champollion's. 77 tungen in Verbindung gebracht, und stützt sich zum Theil auf sie. Strenger beurtheilt aber, bilden doch nur diese Behauptungen mit jenen ein Gebäude, das sich selbst gegenseitig tragen mufs, und, um nicht in der leeren Luft zu schweben, darauf beruht, dafs die Befolgung der aufgestellten Regeln eine Reihe von Inschriften hervorbringt, welche mit sich, und äufseren in Betrachtung kommenden Umständen übereinstimmt. Auf diese Weise be- trachtet, finde ich in Hrn. Champollion’s Erklärungen einen hohen Grad der Wahrscheinlichkeit, und gewifs einen hinreichenden, um ihm den Dank und die Theilnahme aller Sprach- und Geschichtsforscher zu gewin- nen, und das Bemühen zu rechtfertigen, auf dem eröffneten Wege weiter zu gehen. Immer aber wird, meines Erachtens, die gröfste Aufmerksamkeit darauf zu wenden sein, ob, bei fortgesetztem Forschen, vermittelst des schon vorhandenen, oder neuen Stoffes, auch noch, so wie es jetzt scheint, alle erforderlichen Bedingungen zusammentreffen? Um diese Art der Prüfung möglich zu machen, müfste man suchen, häufig alle Namen- schilde Eines Gebäudes, oder wenigstens Eines abgesonderten Theiles des- selben, vollständig mit einander zu vergleichen. Jetzt, wo man gröfsten- theils nur einzelne Schilde vor sich hat, ohne ihre Stellung gegen einander zu kennen, läfst sich zu wenig entscheiden, ob nicht vielleicht Inschriften neben einander stehen, die, nach Champollionscher Weise gelesen, zu ein- ander nicht gehörende Namen und Benennungen geben. Vorzüglich wün- schenswerth aber bleibt es, dafs das System, aufser der auf dem eben be- schriebenen Wege zu erreichenden Bestätigung, auch noch eine neue in entsprechenden Griechischen Inschriften finden möge. Ich mufs es andren überlassen, ob sie diesem Urtheil, zu welchem meine Prüfung mich führt, beitreten werden, oder nicht‘ Immer aber hoffe ich dazu beigetragen zu haben, diese Untersuchung dem nachtheiligsten Standpunkt zu entreifsen, auf dem sich wissenschaftliche Forschungen be- finden können, dem nämlich, wo die, auch gegründete Behauptung nicht vollkommen gesichert ist, und der auch ungegründete Zweifel immer noch Anhaltspunkte findet. —— III NR DI— Lettre a Mr. Jacquet sur les alphabets de la Polynesie Asiatique ©. 1: commence, Monsieur, par vous envoyer une copie exacte des paragra- phes ou les PP. Gaspar de S. Augustin et Domingo Ezguerra, dans leurs grammaires Zagala et bisaya, parlent des alphabets de ces langues. Vous verrez par-la que vous avez eu parfaitement raison de supposer que ces deux dialectes et I’ylog se servent du meme alphabet (!); car quoique lV'alphabet bisay offre quelques varietes plus considerables que les deux autres, lidentite n’en est pas moins evidente. Vous trouverez aussi, Mon- sieur, dans les deux alphabets que j’ai l’'honneur de vous transmettre, le » de corazon de Totanes et toutes les dix-sept lettres dont se compose Valphabet des Philippines. Vous attribuez l’expression de baybayin aux grammairiens espa- gnols (?), et cela m’a paru tres-probable. Je vois cependant par le dietion- (#) Hr. Jacquet hat die Güte gehabt, diesen Brief im neunten Bande des Nouveau Jour- nal Asiatique abdrucken zu lassen. Er erscheint hier durch einige spätere Zusätze vermehrt, und durch Stellen des Aufsatzes des Hrn. Jacquet erläutert, welcher die Veranlassung zu dem- selben gab. (') Jacquet. Notice sur ’alphabet Yloc ou Ylog im Nouy. Journ. Asiat. T.8. p.3-19. (*) La r@union de ces dix-sept lettres est nommde dans les dictionnaires Tagala, day- bayin (el A. B.C. Tagalo). Il est facile de s’apercevoir que ce mot est de nouvelle forma- tion et qu'il a &t© imagine par les Espagnols, quand ils se sont occup@s de donner des formes regulieres & la grammaire et & la lexicographie de cette langue. Le mot baybayin est compose d’une formative finale et de Zaybay qui me parait &tre le vocable de la lettre B (ainsi que les langues de l’Inde, le Tagalz possede une formule pour citer chaque lettre grammaticalement; cette formule est le redoublement de la lettre meme: caca, haha, nana, C,H,N). La consonne B, les voyelles mises en dehors comme dans l’ordre alphabetique des langues indiennes, se trouve ätre la premiere de l’ordre alphabetiqgue europden introduit par les Espagnols et combin& avec les restes du 2-@T sanskrit: c’est du nom de cette premiere lettre qu’on a nomm& l’ensemble de toutes les autres: Zaybayin signifie donc proprement alphabet. (Jacquet. Z.c. p.7. 8.) Lettre & Mr. Jacquet sur les alphabets de la Polynesie Asiatique. 79 naire du P. Domingo de los Santos, que ces grammairiens ne reconnaissent pas ce mot pour le leur; il parait appartenir aux indigenes, et l’etymologie qu’on en donne est assez curieuse. Baybayin est un substantif forme du verbe baybay (cpeler, nommer une lettre apres l’autre). Le meme verbe signifie aussi, marcher sur la cöte de la mer et naviguer pres de la cöte sans vouloir s’exposer aux dangers de la haute mer; c’est de cette meta- © „»* > N 2 ’ ” phore que de los Santos derive le mot, dans le sens d’epeler. J’ose aussi eroire que la lettre 5 serait plutöt nommee da que bay. De los Santos dit expressement que les indigenes nomment les consonnes ainsi: baba, 8 caca, dara, gaga, etc. Je suis entierement d’accord avec vous, Monsieur, sur l’alphabet des Bugis (1). Les consonnes sont ä peu pres les m&mes que dans l’alphabet tagala; mais la maniere d’ecrire les voyelles en differe beaucoup, non pas pour la forme seulement, mais pour le principe m&eme de la methode. C'est preeisement ce point principal dont il est impossible de se former une idee juste d’apres Raffles. L’alphabet bugis manque de signes pour les voyelles initiales, ä l’exception de l!’a: mais le fait est que cet a, outre y ’ ’ sa fonction de voyelle, est en m&me temps un fulerum pour toutes les autres voyelles, un signe qui, de me&me que toute autre consonne, leur sert pour ainsi dire de corps. Vous aurez peut-etre deja observe, Mon- sieur, en consultant la grammaire de Low, que la m&me chose a lieu dans le thai. Dans la derniere serie des consonnes thai, se trouve un 4 dont Low donne l’explication suivante: @, which is rather a vowel than a con- sonant, and is placed frequently in a word, as a sort of pivot, on which the vowel points are arranged. It Jorms, as it were, the body of each of the simple vowels. C'est ainsi qu’on place en javanais un A devant chaque voyelle initiale, mais sans le prononcer; et c’est encore ainsi que les mots malais commencant par 7 et @ sont preeedes tantöt d’un }, tantöt d'un ». M. Thomsen, missionnaire danois, a commenee A imprimer a Sin- capore, en types fort elegans, un vocabulaire anglais-bugis, ou l’Ecriture indigene est placde a cöt& de la transcription anglaise. Le manque de fonds nccessaires a fait abandonner leentreprise; mais je tiens de l’obligeance de ur .n v . . . r M. Neumann la premiere feuille de ce vocabulaire, quil a rapportee de (') Jacquet. Zc. p.10-12. s0 Lettre a Mr. Jacquet son interessant voyage ä Canton (!): l’analyse de deux cents mots, qu'elle renferme, m’a fourni ce que je viens de dire sur l’emploi de l’a bugis: noouvae (low water) y est eerit na-o pur-a avec le point de l’ou- va-e-a; makounrai (femme), ma-ka avec ou-ra-a avec le point de li. Vous voyez par ces exemples, Monsieur, que la diffieulte que ces alpha- bets (qui considerent les voyelles mediales comme de simples appendices de consonnes) &prouvent d’ecrire deux voyelles de suite, est levee par le moyen de cet a. Le devanagari, qui, parce que la langue sanscrite ne permet jamais a deux voyelles de se suivre immediatement dans le m&me mot, a destine les voyelles independantes a etre exclusivement employees au commencement des mots, s’est mis par-la dans l’impossibilite d’cerire le mot bugis ourae (eau). Je trouve dans un seul mot le redoublement d’une voyelle mediale, Zelena, £crit e-e-la-na: ce n'est lä qu’une abrevialion; on repete la voyelle, on neglige d’en faire autant pour la consonne, et le lecteur ne peut pas etre induit en erreur; comme une consonne ne peut etre accompagnde que d’une seule voyelle, il reconnait de suite qu'il faut en reproduire le son. Ce qui m’a frappe dans ce vocabulaire, c’est de trouver transcrit en anglais par o, le signe que Raffles rend par eng (?). Cet o, que je nom- merai nasal, differe a la verite, dans limpression anglaise, de l’autre qui repond ä l’o bugis plac& ä la droite de la consonne, en ce que ce dernier est plus grele et que l’autre est plus arrondi; mais cette difference typo- graphique, tres-peu sensible en elle-meme, ne nous apprend rien sur la difference du son ou de l’emploi des deux signes bugis. Je crois m’etre assure que l’o note au-dessus de la consonne a en effet un son nasal, tandis que le signe place a la droite de la consonne ne s’emploie que la (') Ich habe später dieses Wörterbuch vollständig erhalten; es führt den Titel: A voca- bulary of the English, Bugis, and Malay languages, containing about 2000 words. Singapore. 1833. 8°. Es sind ihm ein Alphabet und einige Bemerkungen über die Aussprache voraus- geschickt, und der erste Bogen erscheint verändert. (?) Marsden giebt in seinen miscellaneous works (Platte 2. nach Seite 16.) auch eine Ab- bildung des Bugis- Alphabets; er nennt das Zeichen ng und spricht es in der Ferbindung mit einem Consonanten ang aus. Das vollständige Bugis-VFörterbuch giebt ihm die Aussprache des 6 in Königsberg, und setzt hinzu: it is ö, ön and öne, according to its place in the word, or the letter which follows it. Es wird darin auch immer ö bezeichnet. sur les alphabets de la Polynesie Asiatique. s1 ou le son de l!’o est pur et clair. C’est le mot sopoulo, dix, qui m’a mis sur la voie de cette distinetion: il s’eerit sa avec l’o nasal-pa avec ou- la-o pur; il renferme done les deux 0. Or, sopoulo est le sanporo tagala (Totanes, n°.359), et l’o nasal bugis repond ainsi exactement au son nasal du mot tagala. L’o nasal est souvent suivi, dans la prononeiation, du son nasal ng; mais ce son n’en forme pas une partie necessaire. Il se detache dans la prononceiation, et l’o reste nasal dans l’ecriture: oulong, lune, a avec ou-la avec l’o nasal; oulo tepou, pleine lune, a avec ou- la avec l’o nasal-e-ta-pa avec ou. L’o nasal se trouve aussi dans des mots qui ne se terminent pas par le son mg; oloe, air, a avec l’o nasal- la avec l’o nasal-e-a: il est meme suivi de consonnes autres que ng; alok, bois, a-la avec l’o nasal; tandis que cette consonne nasale peut Etre preeedee par un o pur, Zandjong, ta-dja-o pur. 1 resulte de tout cela que l’o nasal est un anousvara, qui peut encore £tre renforce par la consonne nasale. L’uniformite avec laquelle les differens alphabets dont j'ai parle pla- cent l’e et li a la gauche de sa consonne et en sens contraire de la di- rection de l’Ecriture, est tres-singuliere: l’alphabet javanais assigne la meme place a le. Les quatre lettres composces ngka, mpa, nra, ntcha, mangquent dans mon vocabulaire (1); et ce qui est plus singulier encore, c’est qu’au cas echeant, la premiere des deux consonnes r&unies n’est pas exprimee dans l’eeriture bugis: elle n’est done point regardee, ainsi qu’on devait le croire d’apres Raffles, comme initiale, mais comme terminant la syllabe pree£- dente; exemple: Zempok (inondation), e-Za-pa avec lo nasal; onroma- (') Hr. Jacquet hat schon (Nouv. Journ. Asiat. T.8. p.11. Anm.1.) bemerkt, dafs diese zu- sammengeselzten Buchstaben auch in einer andren von Raffles gegebenen Abbildung eines Bugis-Alphabets fehlen, welches, nach Raffles, sich in einer alten Handschrift findet. Auf- fallend bleibt es, dafs, obgleich das Bugis-V/Förterbuch nie sich eines dieser zusammengesetzten Buchstaben bedient, sie dennoch in dem vor demselben gegebenen Alphabele aufgeführt sind, merkwürdigerweise aber in der Aussprache der Nasal fehlt; denn für ngkak (das Mörter- buch fügt allen diesen zusammengesetzten Buchstaben in der Benennung ak, den einfachen aber nur a bei) wird die Aussprache k, für mpak nur p, für nrak nur r, für nchak nur ch angegeben. Marsden’s oben erwähntes Alphabet enthält ebenfalls die vier zusammen- gesetzten Buchstaben. Histor. philol. Abhandl. 1832. 11 s2 Lettre a Mr. Jacquet lino (endroit retire), @-o pur -ra-o pur -ma-la avec i-na-o pur. Jene trouve pas d’exemple des syllabes ngka et ntcha ('). Vous supposez, Monsieur, que le r initial est remplace dans la langue ’ p) Bi 4 f Se . R M site tagala par Iy ( ); vous m excuserez sl Je ne puis partager cette opinion. (') In den ferneren Bogen des Bugis-VFörterbuches finde ich nun allerdings dafür Bei- spiele: garangkang, Spinne, geschrieben ga-ra-ka, gonching, ‚Scheere, geschrieben ga- reines o-cha mit i (ich schreibe hier ch, was ich im Französischen Texte tch bezeichne). — Ja ich finde auch noch andre zusammengesetzte Gonsonantenlaute, als die vier oben erwähn- ten: ngga, z.B. in genggo tedong, Käfer, geschrieben e-ga-ga- reines o-e-ta-da- reines 0; mba, in gu mbang, Wasserkrug, geschrieben ga mit u-ba, sumbu, Docht, ge- schrieben sa mit u-ba mit u; nta, in lantera, Laterne, geschrieben la-e-ta-ra; nda, in landak, Zgel, geschrieben la-da, tandak, Sied, ta-da; nja (ich verstehe unter ) den Eng- lischen Laut dieses Buchstaben), in injili, Evangelium, geschrieben a mit i-ja mit i-la mit i, junjungi, auf dem Kopfe tragen, ja mit u-ja mit u-nga mit i. Hierdurch erweitert sich auf einmal der Gesichtskreis, und wird man in den Stand gesetzt, diese Eigenthümlich- keit des Bugis-Alphabets klar zu übersehen. Es wird nämlich deutlich, dafs die Bugis-Sprache, wie die ihr verwandten Malayischen Sprachen, die eigentlich Malayische, die Javanische u.a., alle Zusammensetzungen des Nasallauts mit dem dumpfen und tönenden Consonanten der vier ersten Classen (von einer Zusammensetzung des Nasals mit s finde ich kein Beispiel, und scheint das Bugis diese Verbindung mit den verwandten Sprachen nicht zu theilen), wozu noch die Verknüpfung desselben mit dem Halbvocal ra kommt (eine Verbindung mit la finde ich nicht, und die mit dem ya wird durch einen eignen, einfachen Consonanten, wie in den verwandten Sprachen, ausgedrückt), in ihrem Lautsysteme besitzt, dafs sie aber den Nasal nicht schreibt, sondern es dem Leser überläfst, ihn, wo er in der Aussprache vorkommt, vor dem geschriebenen zweiten Consonanten, nach Maafsgabe seines Organs (n, ng oder m), zu ergänzen. Dennoch hat die Schrift, und, wie ich glaube, in späterer Zeit, für die Verbin- dung des Nasals mit den dumpfen Consonanten, merkwürdigerweise aber nicht mit dem dentalen, und mit dem Halbvocal ra eigene Zeichen gebildet, welche aber nicht viel im Gebrauche zu sein scheinen. Für die spätere Einführung dieser vier Consonantenzeichen spricht auch in der That ihre complicirtere Gestalt; und man kann wohl sicher behaupten, dafs das Zeichen für nwgka (durch blofse Umkehrung) von dem für n'ga, und durch blofsen Zusatz einer Linie das für mpa von pa, das für nra von ra abgeleitet sind, wogegen nur das Zeichen für ncha keine Analogie darbietet. Daraus, dafs man für die Verbindung des Nasenlauts mit dem dumpfen dentalen und mit allen vier tönenden Consonanten kein Zeichen besafs, geht deutlich genug hervor, wie man sich nun auch der wirklich vorhandenen vier Zeichen beim Schreiben entschlagen konnte. (°) Le tagala est comme plusieurs dialectes de la Tartarie septentrionale, priv@ de Ur ini- tial: mais il parait le remplacer par le y, que ne possede pas l!’Ugi, ces deux lettres se per- mutent souvent dans les langues de ’Inde ulterieure. (Jacquet. Notice sur l’alphabet Yloc. Nouv. Journ. Asiat. T.S. p- 11. Anm. 2.) — Es sei mir erlaubt, hier noch zu bemerken, da/s dem Bugis-Alphabet das y nicht fehlt; es findet sich in dem zweiten von Raffles gegebenen sur les alphabets de la Polynesie Asiatique. 83 Les deux lettres y et r, il est vrai, se permutent souvent dans ces dia- lectes; le pronom tagala siya, il, est indubitablement le sira javanais ou plutöt kawi: mais le r initial est remplace par le d; on dit ratou et datou, roi, kadatoan et karaton, palais. Les indigenes des Philippines con- fondent sans cesse le d et ler; mais de los Santos donne pour regle que le d doit ötre place au commencement et le r dans le milieu des mots. Cette regle parait constante pour le tagala; mais elle est aussi observee dans d’autres dialectes: le danau (lac) malais est le ranou (eau) de Madagascar et le dano ou lano de lile de Magindana6. L’y entre aussi dans ces permutations, mais moins regulierement, et dans la langue tagala, autant que je sache, jamais comme initiale. Un des exemples les plus frappans est le suivant. Ouir: dingig en tagala, ringue Madagascar, rongo Nouvelle-Zelande, roo Tahiti, ongo tonga; oreille: tayinga tagala, telinga malais, talinhe, tadigny, Madagascar, taringa Nouvelle- Zelande, zaria Tahiti. Vous avez expliqu& d’une maniere fort ingenieuse, Monsieur, com- ment on a pu se meprendre sur la direction des signes de l’Ecriture tagala, et vous avez rcfute en m&eme temps l’opinion de quelques missionnaires espagnols sur l'origine de cet alphabet. Cette opinion est certainement erronee: je ne voudrais cependant pas nier toute influence de l’ecriture arabe sur les alphabets de l’archipel indien. Vous observerez, Monsieur, que, dans le $ 11, page 152, le P. Gaspar de S.. Augustin eerit les mots gaby et gabe en caracteres tagalas, de droite a gauche. Ce n’est la peut- etre qu’une me£prise du P. Gaspar. Mais ne pourrait-on pas supposer aussi que les indigenes, ou pour flatter leurs nouveaux maitres, ou pour leur faciliter la lecture de leur &eriture, l’ont en certaines occasions assimilee en ce point A l’arabe? Je soumettrai meme a votre deeision, Monsieur, Alphabete, in dem in Marsden’s miscellaneous works und dem des Bugis-PFörterbuches, und kommt auch in dem letzten öfter vor, z.B. apeyang i, werfen, geschrieben a- e-pa-ya- nga S- - mit i, ekayak, Geschichte (das Arabische a) e-a-ka-ya, yatu, er, sie, es, ya-ta mit u. Im Anfange des Wortes spricht es das Wörterbuch auch Iya aus, z.B. in dem letztgenannten Pronomen mit puna, ıy atu puna, sein, ihr, und bezeichnet diese Aus- sprache manchmal durch den Focal i über dem ya, z.B. in iya k, ich, welches einfach durch diese Verbindung dargestellt wird, 1y apega, welcher, geschrieben ya mit i-e-pa-ga. 1 Pd 54 Lettre a Mr. Jacquet une autre conjecture plus hasardde, mais plus importante. Vous temoignez avec raison votre etonnement de ce que l’alphabet bugis n’ait adopte que la premiere des voyelles initiales de l’alphabet tagala, et de ce que ces deux alphabets, d’ailleurs si conformes, different Yun de Yautre dans un point aussi essentiel. J’avoue ingenuement que cette difference ne me parait pas avoir dü toujours exister. Il est tres-naturel de supposer que les Bugis ont eu, de meme que les Tagalas, les trois voyelles initiales, mais que, voyant l’eeriture malaie faire souvent servir l’a de signe intro- ductif de voyelle initiale (Gramm. mal. de Marsden, page 19), ils ont invente une methode analogue et ont laisse tomber en desuctude leurs deux autres voyelles initiales. Je conviens que le cas n’est pas tout-a-fait le me&me, puisque le , et le \s arabes font en meme temps les fonctions de voyelles et de consonnes, et que leur qualit@ de voyelles longues entre aussi en consideration; mais ces nuances ont pu etre negligees. Il est tr&s-remar- quable encore que des trois alphabets sumatrans, le datta ait les trois vo- yelles initiales, tandis que le redjang et le Zampoung ont la seulement. Cette diversit@ est explicable dans mon hypothese, puisque le hasard a pu faire que l’ecriture arabe ait exere€ une plus grande influence sur differens points de V’archipel. Mais hors de cette hypothese, elle reste inconcevable dans les alphabets dont le prineipe est evidemment le m&me. Marsden ne dit pas, au reste, de quelle maniere les Redjangs et les Lampoungs eerivent li et l’o initiaux; mais jJ’aime a croire quils usent de la meme methode que les Bugis. J’ai cru ne devoir pas m’eloigner de la supposition que le signe en question est vraiment un a, un signe de voyelle. S’il etait permis de re- voquer ce fait en doute, contre le t@moignage des auteurs, toute difficulte serait levee par-la: le pretendu a n’aurait rien de commun avec les voyel- les sanscrites et tagalas; il serait le signe d’une aspiration infiniment faible, un A, un p ou un sel pourrait, comme une consonne, sunir A toutes les voyelles. L’erreur dans laquelle seraient tombes les auteurs ä qui nous devons ces alphabets, serait facile ä expliquer. Comme, dans ces langues, toute consonne, lorsqu’elle est independante, se prononce lice A un a, ceux qui entendaient proferer un a avec une aspiration tres-faible, pouvaient regar- der ce son comme celui d’une voyelle. Ce qui me confirme dans cette sur les alphabets de la Polynesie Asiatique. 85 opinion, c’est que mon vocabulaire bugis ne fournit aucun signe pour le h (!), et que l’a thai est range parmi les consonnes. Le pretendu «a bugis ressemble moins a !’a qu’au A tagala, et !’a redjang n’a aucune ressemblance avec le veritable @ batta, tandis qu’a la position pres, il a la meme forme que le pseudo-a lampoung. Mais ce qui me parait presque decider la question, c’est que les signes de !’a et du # bugis sont absolument les memes, a l’exception d’un point ajoute au premier: les lettres A, e,y de ces alphabets peuvent etre des consonnes plus prononcees (?). Si done, Monsieur, vous ne trouvez pas trop hardi de nommer A le signe que Low, Marsden et Raffles, d’apres le t£moignage des indigenes, nomment a, j’aban- donne I’'hypothese de l'influence arabe sur ce point, en m’en tenant sim- plement a la supposition que ces peuplades, d’apres leur prononciation, ont admis dans leurs alphabets les signes des voyelles initiales, ou adopte a leur place un signe d’aspiration infiniment faible, qui, sans presque rien ajouter au son des voyelles dans la prononciation, peut ndanmoins leur servir de consonne dans l’Ecriture. La consonne A qui precede toute voyelle initiale des mots javanais, est entierement dans ce cas, et ressemble en cela au spiritus lenis que nous ne faisons pas entendre non plus en pro- noncant les mots grecs. Je ne puis cependant pas quitter cette question sans faire encore mention de l’alphabet bJarman. Il possede dix voyelles initiales et autant de mediales; et cependant il use de cette möme methode de lier a la pre- miere les signes mediaux de tous les autres, en Ecrivant aou pour ou. Carey (Gramm. barm. page 17, n°. 72) prescrit cette maniere d’exprimer les voyelles initiales en les liant a un « muet, comme regle generale pour la formation des monosyllabes. Judson, dans la preface de son dietionnaire barman (page 12), s’exprime plus generalement. The symbol (la forme (Co) Auch in den späteren Bogen kommt es nicht vor, und dennoch erscheint ein beson- derer Buchstabe ha in dem Alphabete, welches dem VFörterbuche beigegeben ist, so wie in Raffles erstem und in Marsden’s Alphabete; in einem Falle, wo man am ersten ein wirk- S- - liches ha zu finden vermuthen sollte, dem oben angeführten Arabischen VWWorte Bla fehlt es. i (?) duch das Zeichen für y ist von dem für w abgeleitet, indern zwei Punkte, wie bei a einer, darunter gesetzt sind. sb Lettre a Mr. Jacquet mediale) of any vowel, dit-il, may be combined with a (initial) in which case Ihe compound has the power of’ the vowel which the symbol repre- sents, thus ai is equivalent to i. Aucun de ces grammairiens ne dit ä quel usage sont reserves les signes des autres voyelles initiales. Il faut cepen- dant que lusage en ait regle lemploi. Mais le nombre de mots ou on les conserve est si peu considerable, que Yarticle de l’a occupe 42 pages dans le dietionnaire, tandis que ceux des autres neuf voyelles en remplis- sent huit; encore y a-t-il beaucoup de mots palis dans ces derniers. Lors- qu’on reflechit sur cette circonstance et qu’on y ajoute cette autre, que la methode de se servir de !’a comme d’une consonne est consacree particu- lierement aux monosyllabes, on est tente de eroire que l’alphabet barman se servait anciennement de la möme methode que l’alphabet des Bugis, celle de combiner les voyelles mediales avec l’a initial, et que l’usage des autres voyelles initiales n’a ete introduit que posterieurement. Je ne me souviens pas d’avoir rencontr@ la particularite dont nous parlons ici, dans aucun des alphabets derives du devanagari et usites dans l’Inde meme, a l’exception naturellement des cas ou, comme dans la langue hindoustanie, on emploie l’alphabet arabe. Il y a cependant, dans la langue telinga, un cas ou la lie & une voyelle reste muet et conserve a la voyelle sa prononciation ordinaire ; mais c'est pour la convertir de voyelle breve en voyelle longue. Camp- bell dit, en parlant de ces cas dans sa Teloogoo Grammar (page 10, n°. 23): In such cases, the symbol of the long vowel a is to be considered as leng- thening the short vowel i, rather than as representing the long vowel a. Au reste, je ne cite ces cas que parce qu’ils sont autant d’exemples, que l’a est charge d’une fonction &trangere ä son emploi primitif. La solution la plus simple du probleme qui nous occupe ici, est sans doute de supposer que les peuples de ces iles, ayant ä leur disposition des voyelles mediales et initiales, ont trouve plus simple de se passer de ces dernieres, et d’accoler les premieres (lorsqu’elles n’6taient point precedees de con- sonnes) A l’a, qui, inherent de sa nature aux consonnes, &tait la seule parmi les voyelles dont il n’existät pas de forme mediale. Le procede n’en est pas moins Etrange, et c’est pour cela que j’ai essaye de trouver une eirconstance qui ait pu le faire adopter. sur les alphabets de la Polyn£sie Asiatique. 87 Les Tagalas trouvaient d’ailleurs, dans leur langue meme, une rai- son particuliere pour marquer bien fortement leurs trois voyelles, comme initiales de syllabes dans l’interieur des mots. La langue tagala a deux accens, dont l’un prescrit de detacher entierement la voyelle de la derniere syllabe d’un mot, de la consonne qui la precede immediatement (haciendo que la sylaba postrera no sea herida de la consonante que la prefiere, sino que suene independente de ella (Gramm. du P. Gaspar de S. Augustin, page 154, n°.3). ID faut donc lire pat-ir, big-at, dag-y, tab-a, etnon pas pa-tir, etc. Comme, dans ce cas, la voix glisse legerement sur la premiere syllabe, on a coutume de noter cet accent par les lettres p. c. (penultimä correptä), l’accent oppose, note p.p. (penultimä productä), ap- puie sur la p@nultiöme et laisse tomber la finale. Il est de la plus grande importance de ne pas confondre ces deux accens; car un grand nombre de mots changent entierement de signification, selon l’accent qu’on leur donne. est done & cet usage que les Tagalas reservaient spceialement leurs voyelles initiales. Ils les employaient aussi au milieu des mots, la ou il importait de renvoyer une consonne & une syllabe preeedente et de commencer la suivante par une voyelle. C’est ce qui resulte clairement de l’extrait de grammaire que je joins & cette lettre, et le P. Gaspar ob- serve tres-Judicieusement que c’etait la un grand avantage de l’eeriture in- digene sur la nötre. Soulat et sourat sont sans aucun doute des mots arabes, Marsden l’observe expressement de sourat: on peut y ajouter le serrat des Java- nais et le soratse de Madagascar. Veuillez encore remarquer la confor- mite grammaticale de ces quatre langues, qui forment de ces mots ma- nounoulat, menyoural,nyerral,manorals, en changeant toutes le s en un son nasal. Il m’a &t& fort agr&able d’apprendre qu'il existe dans la langue tagala une expression indigene pour l’idee d’cerire. Je ne con- naissais pas le mot fitie, qui ne se trouve pas dans le dietionnaire de de los Santos. Mais y aurait-il assez d’analogie entre Zouwlis et filic pour deriver !’un de l’autre? Ce dernier ne serait-il pas plutöt le titik malais, qui veut dire goutte, mais aussi tache (idee qui n’est pas sans rapport a l’ecriture)? Quant a Zoulis, qui est le tohi de la langue tonga, jai toujours .cru le retrouver dans le zoulis tagala, pointe, aiguiser: on trace ordinairement les lettres avec un instrument pointu. tele) Lettre a Mr. Jacquet Nous venons de voir que les langues malaies font subir aux mots arabes les changemens de lettres de leurs grammaires; la meme chose a lieu pour les mots sanscrits qui passent dans le kawi: boukti devient mamoukti, sabda, parole, devient masabda, dire, et sinabda, ce qui a ete dit. On est naturellement port@ a regarder l’alphabet indien comme le prototype de tous les alphabets des iles du Grand Ocean. Ces pleuplades pouyaient, comme vous le dites, Monsieur, l’adapter chacune ä la nature de sa langue et aA son orthophonie. Cette opinion a &t@ ndanmoins con- testee: quelques auteurs regardent comme tres-probable que les differens alphabets ont et@ inventes independamment l’un de Yautre chez les diffe- rentes nations. Je ne puis partager cette opinion. Je ne nie point la possibilitE de linvention simultanee de plusieurs alphabets; mais ceux dont nous parlons ici sont trop evidemment formes, sans parler meme de la ressemblance materielle des caracteres, d’apr&s le m&me systeme, pour ne pas etre rapportcs a une source commune, 2 n’existe pas de donnees historiques qui puissent nous guider dans ces recherches; mais il me semble que nous devons les diriger dans une voie differente, mettre un moment de cöte tout ce qui est tradition ou conjecture historique, et examiner les rapports interieurs qui existent entre ces alphabets, voir si nous pouvons trouver les chainons qui conduisent de l’un & l’autre: car il semble naturel de supposer aussi, dans le perfectionnement des alphabets, des progres successifs. Les alphabets dont nous parlons iei ont cela de commun, qu/ils tracent ‚les syllabes par des groupes de signes, dans lesquels la seule lettre initiale a laquelle on ajoute les autres comme accessoires est re- gardee comme constitutive. Ces alphabets, lorsqu’ils sont complets, se composent ainsi: 1°. de la serie des consonnes et des voyelles initiales; 2°. de la serie des voyelles proferees par les consonnes initiales; 3°. des consonnes qui se lient a d’autres consonnes sans voyelles intermediaires ; 4°. de quelques signes de consonnes, qui, en terminant la syllabe, se lient ‚etroitement a sa voyelle, tels que le repha, l’anousvara, le visarga. Si les consonnes finales des mots ne passaient pas ordinairement, dans l’eeriture de ces langues, aux lettres initiales des mots suivans, il faudrait sur les alphabets de la Polynesie Asiatique. sg encore ajouter ä cette derniere classe toutes les consonnes pourvues d’un virama. Ces alphabets se distinguent entierement des syllabaires japonais: les syllabes n’y sont pas considereces comme indivisibles: on en reconnait les divers elemens; mais cette eeriture est pourtant syllabique, parce qu’elle ne detache pas toujours ces elemens Tun de lautre, et parce quelle rögle sa methode de tracer les sons, d’apres la valeur quils ont dans la formation des syllabes, tandis qu’une £eriture vraiment alphabe- tique isole tous les sons et les traite d’une maniere £gale. Dans ce systime commun, nous apercevons deux classes d’alpha- bets tres-differens: les uns, tels que le devanagari et le javanais, posse- dent toute l’etendue des signes que je viens d’exposer; les autres, tels que le tagala, le bugis, et a ce quil parait les sumatrans, se bornent aux deux premieres classes de ces signes. Si l’on examine de plus pres cette difference, on trouve quelle consiste en ce que les derniers de ces alphabets ne peuvent point detacher la consonne de sa voyelle, et que les premiers sont en possession de moyens pour reussir dans cette ope£- ration. Les alphabets tagala et bugis n’expriment en effet aucune con- sonne finale d’une syllabe; ils laissent au lecteur le soin de les deviner. La seule adoption du virama aurait leve cette diffieulte, et l’on est etonne de voir que ces peuples l’aient exelu de leurs alphabets. Mais je crois que nous nous representons mal la question, en transportant nos idces d’aujourd’hui et de notre prononeciation a des epoques ou les langues etaient encore A se former, et ä des idiomes tout-ä-fait differens. Si Vinvention et le perfectionnement d’un alphabet exercent une influence queleonque sur la langue dont il rend les sons, c’est certainement celle de contribuer au perfectionnement de l’articulation, c’est-a-dire, de l’ha- bitude des organes de la voix de separer bien distinctement tous les ele- mens de la prononciation. Si les nations, pour &@tre capables de faire usage d’un alphabet, doivent deja posseder cette disposition a un certain degre, elle augmente par cette invention, et l’ecriture et la prononciation se perfectionnent mutuellement. Le premier pas etait fait par l’invention des lettres initiales de syl- labes, des voyelles qui en forment une ä elles seules et des consonnes ac- compagndes de leurs voyelles. Les langues dont nous parlons ici forment Histor. philol. Abhandl. 1832. 12 90 Lettre a Mr. Jacquet presque tous leurs mots de syllabes simples se terminant en voyelles; on pouvait done, jusqu’a un certain degre, se passer des moyens de mar- quer aussi les consonnes finales: dans les 200 mots que renferme la premiere feuille du vocabulaire bugis, je ne trouve de consonnes finales que m, n, k, h, ng, les deux premieres dans lYinterieur des mots seu- lement, m devant p, n devant 7; h et k ne paraissent qu’a la fin des mots, mais ng occupe les deux places et est employe plus souvent que les autres (!). Il n’etait cependant pas si aise d’aller plus Join. On ne pouvait eerire la terminaison des syllabes composees qu’en faisant une double operation. Apres avoir prive la consonne finale de sa voyelle inherente, par laquelle elle aurait forme une nouvelle syllabe, il fallait encore, pour en isoler entierement le son, la detacher de la voyelle qui la preeedait immediatement; car le son de la consonne et celui de la voyelle se con- fondaient. Il faut observer en effet que les peuples qui se servaient d’alphabets semblables ä ceux des Bugis et des Tagalas, ne eroyaient pas representer leurs syllabes d’une maniere incomplete: ils ne voyaient pas, comme nous, dans les signes de leurs voyelles finales, un © ou un ou seu- (') Die mir später zugekommenen übrigen Bogen des Bugis-MWörterbuchs liefern noch als am Ende der Wörter vorkommend die Consonanten m, n, t, S, aber nur in einigen als aus- ländisch zu betrachtenden VFörtern, und zwar nur in folgenden: batu pulam, Marmor (das Malayische batu pualam), apiun, Opium (Malayisch apyun oder afyun, vom Ara- > > en bischen Ben das Griechische crıov), intan, Diamant (ebenso im Malayischen), sapu chat, nalen (das Malayische Ferbum sapu, fegen, übertünchen, und das Substantivoum chap, Siegel, welches, wie Marsden in seiner Grammatik $S.113. der dialektischen Verwandlung eines Anfangs-p int, z.B. tukul statt pükul, schlagen, und umgekehrt eines End-t in p, kilap für kılat, Bütz, erwähnt, wahrscheinlich in einigen Gegenden chat lautet; denn die beige- setzte Malayische Paraphrase giebt sapu chat ebenso für den Malayischen, wie für den Bu- gis-Ausdruck), angaris, Englisch (pawale angaris, Äreide), im Malayischen inggris. Man kann daher von diesen Consonanten ganz absehen, und behält allein die drei oben ge- nannten, h, k und ug, als beständig am Ende der Wörter wiederkehrende. Merkwürdig ist noch eine Einzelheit; ich finde nämlich paak, Meifsel, nur durch den einzigen Buchstaben pa ausgedrückt; man hat es also nicht für nöthig erachtet, für den Endlaut ak den Buch- staben a zu gebrauchen, welches ein neuer Beweis ist, wie sorglos man mit dem Wortschlusse umging; denn eigentlich würde man diese Schreibung pak zu lesen haben. sur les alphabets de la Polynesie Asiatique. 9 lement, mais, selon les circonstances, aussi un ik, un ing, ete.; ils ne concevaient pas me@me la possibilite de decomposer encore des sons d&jä si simples. Le virama privait bien la consonne de sa voyelle inherente; mais lop6ration de detacher la consonne de la voyelle qui la preeedait, etait plus diffieile: car la voyelle qui s’exhale, pour ainsi dire, en con- sonne, rend naturellement un son plus obscur et moins distinct que la consonne qui commence la syllabe; de meme la voyelle qui est coupce par une consonne finale, se trouve arr&tee dans sa formation. Il resulte des deux cas que la voyelle et la consonne des terminaisons de mots se modifient mutuellement. L’ecriture barmane offre un exemple tres-curieux de ces modifi- cations; jJ’observe que cette particularit@ se trouve dans les monosyllabes, qui constituent le fond primitif de cette langue. Les consonnes, lors- qu’elles viennent & terminer un mot, recoivent dans presque tous les cas une autre valeur, et alterent meme celle de la voyelle qui les precede. Le monosyllabe eerit kak, est prononce ket, un p final devient /, un m final n, etc. (Carey, page 19; Judson, p.13). On se demande na- turellement d’ou il vient que l’Ceriture ne suive pas ici la prononeiation: si l’on prononce constamment /, d’ou sait-on que ce Z est proprement un k ou un p? L’etymologie du monosyllabe renferme, tres-probable- ment, la reponse a ces questions. Les racines se terminant en une con- sonne bien prononcee, peuvent etre et sont vraisemblablement, pour la plupart, des mots composes; la combinaison des syllabes japonaises, par exemple, offre des cas ou de deux syllabes ainsi reunies, la derniere perd sa voyelle. De fa-isou vient fat (Gramm. japonaise de Rodriguez, publice par M. Landresse, p.27). Or il ne serait pas etonnant qu’une consonne qui, comme initiale, se prononcait %, changeät de valeur en devenant finale. Quoi qu'il en soit, cette divergence de l’Ecriture et de la prononeiation des monosyllabes barmans ne permet pas de mecon- naitre quil existe encore dans la langue une Jutte qu'il serait important de faire cesser, entre les deux grands moyens de representer la pensee. Les voyelles se terminent souvent aussi, et surtout dans les langues dont nous parlons ici, en des sons qui ne s’annoncent pas comme des consonnes tr&s-prononcces, mais seulement comme des aspirations ou des 12* 93 Lettre a Mr. Jacquet sons nasaux quil serait diffieile ou meme impossible de reduire en arti- culations. Le sanserit m&me a dü encore accorder une place dans son alphabet a deux caracteres, le visarga et lanousvara, qu’on ne peut considerer comme de veritables lettres, sous le rapport de la clart& et de la precision de leur son. M. Bopp a en effet prouye, dans son ex- cellente grammaire sanscrite, que l’anousrara, bien qu'il ne fasse sou- vent que remplacer les autres lettres nasales, possede aussi un son & lui, qui n’est represente par aucune autre lettre. Il restait done, sous tous les rapports, beaucoup de chemin a faire pour arriver de l’alphabet tagala au devanagari. D’apres ce que je viens d’exposer, il me semble &vident qulil existe, dans les deux classes d’alphabets designees ici, une tendance pro- gressive au perfectionnement de l’eeriture. Je ne pretends cependant pas soutenir, sur ces donndes seules, que telle ait &i€ reellement la marche historique de ce perfectionnement, et bien moins encore que l’alphabet tagala ait necessairement dü servir d’echelon pour s’elever au devanagari: je me borne, pour le moment, simplement a prouver, par la nature me&me de ces alphabets, qu’ils sont reellement du meme genre, mais que le devanagari complete le trayail que le tagala et ceux qui lui ressemblent laissent imparfait. Comme le systeme de ces alphabets moins parfaits est renferme, pour ainsi dire, dans le systeme plus eiendu du devanagari, on peut sup- poser que les Tagalas n’ont pris de cet alphabet venu ä& leur connais- sance que ce quiil fallait a leur langue, beaucoup plus simple et moins riche dans son systeme phonetique. L’alphabet tagala serait, d’apres cela, le devanagari en raccourei. Mais c’est cette supposition surtout que je voudrais combattre; elle me semble etre denuce de toute probabilite. Quelque simple que soit l’alphabet tagala, il est complet dans son sys- teme; et des qu’on lui accorde le prineipe sur lequel il est calque, de ne noter les syllabes composdes que par leurs voyelles seulement, il ne s’y trouve rien de superflu ni de defeetueux. Il aurait &t& vraiment dif- fieile d’abstraire aussi methodiquement du devanagari un systeme qu'il renferme en effet, mais qui ne forme que la moitie de sa tendance vers l’ceriture alphabetique. Les syllabes des mots tagalas sont pourtant assez sur les alphabets de la Polynesie Asiatique. 93 souvent termindes par des consonnes suflisamment prononcees; l’incon- venient de ne pas les noter se fait considerablement sentir, comme nous le voyons par le temoignage des missionnaires espagnols: pourquoi done aurait-on repousse ladoption du virama, moyen si simple et si facile ä adapter a toute Ecriture? La langue barmane est, sous le rapport de la formation des mots, pour le moins tout aussi simple que la langue Za- gala; elle a cependant adopte, meme dans la partie qui lui est enticre- ment propre, tous les moyens de marquer les sons que le devanagari lui offrait. Le meme cas existe chez les Javanais et les Telougous: l’alpha- bet tamoul est moins nombreux en signes, mais fait egalement usage du virama et de la reunion des consonnes par ce moyen. Pourquoi, si le devanagari, dans l’&tat ou nous le connaissons & present, avait donne ori- gine a leurs alphabets, les Tagalas, les Bugis et les Sumatrans n’auraient- ils pas fait de meme? On peut dire que les Hindous avaient des etablis- semens moins fixes dans ces pays; mais cette circonstance, qui n’est m&me pas exacte pour Sumatra, change peu ä l’etat de la question: car il est beaucoup moins eroyable qu’on ait pu a la häte adapter l’alphabet hin- dou aux langues indigenes, d’une maniere a la fois aussi methodique et aussi incomplete. Mais ce qui tranche la question, c’est qu’un examen plus reflechi du devanagari lui-meme prouve qu'il a existe avant lui peut-etre plus d'un alphabet dresse sur le meme systeme, mais moins parfait que lui. Le devanagari est visiblement sorti d’un systeme syllabique d’alphabets; il n’est pas une invention, mais seulement un perfectionnement du systeme. Le devanagari ne se distingue d’une &ceriture vraiment alphabetique que par des choses qu'avec raison l’on peut nommer accessoires. Traiter l’a bref de voyelle inherente aux consonnes, se seryir par cette raison du eirama, placer li bref avant sa consonne, combiner les signes des con- sonnes au lieu de les &crire l’une apres l’autre, voila les seules differences entre lui et l’alphabet grec ou toute autre Ecriture alphabetique. L/’isole- ment des syllabes dans les manuscrits est plutöt une habitude purement calligraphique. Les inventeurs du devanagari avaient certainement, aussi bien que nous, le prineipe de l’ecriture alphabetique; ils avaient franchi la grande diffhieulte qui arrete le progr&s de la prononeiation A l’eeriture ; 94 Lettre @ Mr. Jacquet ils savaient detacher en tout sens les voyelles des consonnes, ils leur assignaient leurs limites et les marquaient avec preeision. S’ils n’avaient eu aucun alphabet deja existant sous les yeux, s’ils avaient dü travailler tout A neuf, ils auraient tres-probablement forme une £criture alphabetique; car pourquoi, sachant parfaitement bien detacher les voyelles des con- sonnes et leur assigner leurs valeurs d’apres leurs differentes positions, auraient-ils, par exemple, renferme une voyelle dans une consonne, pour len detacher un moment apres par un signe invente pour cet usage? Mais ils ont visiblement pris a täche de perfectionner une &criture sylla- bique au point quelle rendit tous les services d'une ceriture alphabetique; car voila ce qu’on peut dire de l’admirable arrangement du devanagari. Je ne crois pas que l’eeriture alphabetique ait dü etre necessaire- ment preeedee de lY’eeriture syllabique; une telle supposition me parait trop systematique: mais toute Ja structure du devanagari me semble prou- ver quiil n’a pas ete fait d’un jet. Tout y est explicable, des qu’on sup- pose qu’on a voulu rendre plus parfait un systeme deja existant, remplir ses Jacunes, corriger ses defauts; sans cette supposition, il est inconce- vable comment, connaissant si bien la nature des sons, etant habitue A les faire passer par toute la serie de leurs modifications, sachant parfaite- ment balancer et contre-balancer leurs valeurs dans la formation des mots, on ait voulu se trainer encore dans la route des ecritures syllabiques, tandis que l’ecriture alphabetique est evidemment la seule veritable solu- tion du grand probleme de peindre la parole aux yeux. Je crois done que l'alphabet tagala, avec tous ceux qui sont bases sur le meme systeme, appartient a une classe d’alphabets anterieurs au devanagari, ou du moins qu’il n’en est pas tire. On pourrait plutöt croire ces alphabets des iles entierement etrangers a l’alphabet du continent de l’Inde (et, dans ce cas, ils pourraient meme lui etre posterieurs), si la ressemblance des caracteres ne s’opposait pas ä une pareille supposition. Je trouve avec vous, Monsieur, l’alphabet tagala tr&s-remarquable, puisqu’il offre preeisement la moitie du travail qu'il fallait faire pour se former une ecriture capable de representer la prononciation toute entiere. Il appartient a la m&me classe que le devanagari; je n’oserais decider si, pour cela, cet alphabet est d’origine indienne. De plus profondes re- sur les alphabets de la Polynesie Asiatique. 95 cherches prouveront peut-etre que la partie fondamentale du sanscrit a de frequentes affinites avec les langues a l’est de IInde et avec celles des iles; les Hindous auraient donc bien pu avoir des alphabets d’une nation de ces contrees devant les yeux. Ce qui me parait certain, c’est que les alphabets syllabiques, ceux surtout du genre de l’alphabet tagala, ont des rapports fort intimes avec la structure des langues monosyllabiques de ces contrees, et avec le passage de cet etat des langues a un autre plus com- plique. Autant que chaque syllabe forme un mot a elle seule, les syl- labes sont simples, mais varices dans les modifications et les accens des voyelles; on note alors facilement Vartieulation prineipale, et Yon ne- glige impundment le reste: mais si des nalions viennent & reunir plu- sieurs syllabes dans le m&me mot, et qu’elles visent a donner a chaque mot l’unit@ d’un ensemble, en quoi repose principalement l’artifice gram- matical des langues dans le sens le plus etendu, il arrive des compo- sitions, des contractions, des intercalations. Alors nait la tendance vers l’ecriture alphabetique: car on sent, en voulant tracer les mots, la ne- cessite d’aller aux premiers @lemens, -pour avoir la liberte de les reunir entierement ä volonte. Le devanagari et le systeme grammatical que nous admirons dans le sanscerit datent probablement a-peu-pres de la m&me Epo- que; une langue tellement organisce supposait une nation & laquelle le der- nier perfectionnement et meme l'invention de l’alphabet ne pouvaient pas rester long-temps £trangers. Le tagala etait evidemment reste en arriere, avec son alphabet beaucoup trop borne pour la structure grammaticale de la langue. Rien, au reste, n’empecherait aussi que les habitans des Philippines fussent redevables de leurs alphabets aux Hindous. Linfluence de I’Inde sur l’archipel qui Yavoisine a ete exercce de manieres et & des epoques fort differentes; et l’on reconnait ces poques, en quelque facon, au genre et A la coupe des mots que les langues de ces contrees ont adoptes du sanserit. Les communications avec les Philippines m’ont paru, d’apres ces considerations, &tre tres-anciennes: le difficile est seulement de trouver une €poque ou l’on pourrait attribuer a ’Inde un alphabet aussi incom- plet. Le sanserit n’a certainement jamais pu @ire derit par son moyen. Il est done peut-£tre plus juste de dire que ces alphabets sont d’origine 96 Lettre a Mr. Jacquet inconnue, que leur prototype doit &tre d’une haute antiquite, qu’il a servi de base au devanagari lui-m&me; mais que c’est toujours de l’Inde que lalphabet indien a obtenu tous les perfectionnemens de son systeme. Le devanagari lui-meme a eprouve des changemens; mais si je nomme cet alphabet, je parle seulement de sa constitution, et plus particulierement du prineipe qui tend en lui a reunir, dans l’Ecriture syllabique, tous les avantages de l’Ecriture alphabetique. Votre interpretation du passage de Diodore me semble tres-juste, Monsieur, et elle a le merite de prouver combien ce passage est remar- quable. Je n’hesite pas a avancer que c’est le seul, dans tous les auteurs grecs et romains, ol une propriete tres-particuliere d’une langue etran- gere ait etE saisie avec autant de justesse. Le principe fondamental des alphabets syllabiques de l’Asie orientale y est expose clairement; mais personne ne l’y avait decouvert avant vous (!). Je prends avec vous, Monsieur, les yoruuarı pour les groupes syllabiques, et les Xagaxrigas (') Diodore de Sicile a donn€ dans le 11° livre de son histoire universelle un extrait des voyages d’Iamboule dans les iles de l’Ockan: wegı de 75 zare rov "Qxsavov egeFeirng vyrou sera Frv mernußgev etc. Ce Grec, qui traversait l’Arabie pour se rendre aux Pays des Aromates, &rı ryv dswuerepegev, fut enlev@ par des brigands, traind en Ethiopie, et de la deport@, comme l’exigeait une superstition nationale, dans une ile australe situce au milieu de !’Ockan: ce ne fut qu’apres une longue traversce qu’Iamboule aborda & cette ile myste- rieuse; rolrous de misuravras MEI.KYOS 1aeoyce ze YaınarSevras ev ayrı Ferragr mgorevsy,Iyvas at ‚ n FgosynarTeasn vnTW, Freoyyurn Jasv Umagyousn ru Fynlaarı, Fr Ö8 mEgiLETgOV Eyoven sradinw Ws mevrazısyımlu. “Ense 8° Arav ira viror magamAr Ta 1Ev ToIs MEYETENt, TCUM- lMergoV Ö’ arAyAuv Ösrryzuie, marc O8 rols würds Ser zu vous Yauimevea. Contraint de sortir de lile, Jamboule atteignit les cötes de I’Inde apres quatre mois de navigation: rAsl- Tu mrelov % TErrages (rvre) wfvas‘ demersiv Ö: zara ryv Ivdıztv eis aumous za revaywdsıs rorous etc. Iamboule, rendu ä sa patrie par le roi de Polibothra (Palibothra), &crivit une relation de ses voyages: ‘O de Iaußoüros oUros raürd re averygapis HEinse, zu weg av zara ru Wvdızyv oUx ya Fuveragaro For ayvoovmevuv Tape Fois aAAcıS. (Jacquet. De la relation et de l’alphabet indien d’Iambouie. Nouv. Journ. Asiat. T.8. p.20.) — Die Stelle Dio- dor’s über das Alphabet dieser Insel lautet so: Toaunar! TE wuroUs AenrTar, Hr Ev TrV due Fuv Friaaworruv, EIHoTı Acı ORrU FoV age Saov zer Ö8 Tous YEORATNERS, Ente av Eraesrov FETERYWS METETY Waren Ten. T’oapousı ÖE Foüs ETIyoUS olx Eis To mAayıov gxreivov- TEC, WoTrEp YlaEıS, a avuSev Kar #areygaıpovres EI ögSor. (le c p- 23. 24.) Man lese die geistreiche Kritik selbst nach, welcher Hr. Jacquet diese letzte Stelle Diodor’s, so wie seine ganze Erzählung von der Reise des Iambulos, unterwirft. (1. c. p. 20-30.) - sur les alphabets de la Polyn£sie Asiatique. 97 pour les consonnes; non pas que Diodore les ait reconnues comme telles, mais parce que, dans ces alphabets, les consonnes seules s’annoncent par leurs formes comme de veritables lettres. Je crois done que Diodore parle d’abord du nombre des signes de tout le syllabaire, et quwil passe de la ä celui des consonnes et des voyelies. Ce sont ces nombres seuls que je crois errondes dans le texte de Diodore, et encore ne le sont-ils que pour leur valeur: les rapports dans lesquels ils se trouvent sont parfaitement justes; car le nombre des signes du syllabaire est le plus considerable, et @gal au produit de celui des consonnes multipliees par les voyelles. Il ne me parait pas necessaire de faire entrer les vargas dans le passage; c’est en quoi seulement je voudrais, Monsieur, diflerer de votre opinion. Tegel, ce 10 decembre 1831. G. pe Humsorpr. III > — 0 Per ı ar ee En De f 1y A I un sale I a Ir a rn 32er len 43 at in r Zoe . ar Aue am} 5 re Be a . B je r Ian } ı . i o Ei a { “ 1 BE 1 > 18 F .. u Ar KE u a ini "an PTR ‚ap. sung Pi feizl je at . ray) 7 ıl Isoila’b ol N Bi er 1 R 7 I%65 al Sir u r , ‚ B EN | ‘ # j 3 + Sl, nt) [? . R I Mei ALTE ri s R ) fi x R j # + £ i . i ner et L' . De ’ 17 2 Fu - ad 2; —— j U r E R 5 ER . Je - = »% 12 i T i k En + u j \ . u i . — u . u E 22 $ ® u \ “= en; = = I ' | - N u i m I 2 Sa N = en n ) E . B x 4 1 \ } : . + hy R i D = f . b 5 j jr z | Taf. Z Javanisches Alphabet. J Kinyacte obere Cinsonandn S[haksara 7 ii ’ Javanisches Alphabet. I Einfiuhe obere Onsınanten [haksara ]. DEI: F u BE: Ts sie =elzleslalsle 5 u » D»vylvven EN HE Be an m [vu ponen \s\m|o E 2% AR Elan am m nen un 2 12a - a ee 29 | ze | 9 IT CH fe) Z & ar RG ” | @ ıF mn | eo |» m an 3 27 Ly) ————— Javanisches Alphabet. U. Verbundene Gnsenanaun [ pasanigrgan ] in der Reihe. } Be Javanisches Alphabet. U. Teabundme Grsonanın [ nasarigrigan ] in der Reihe. | Bat.| Se| Co. CRIT- "|4|e d N ze |* |” Be Be EIEH >| Mm c+|® Gr: e r ee Javanisches Alph Moeı« ntergosdte Consenamle DZALA AH ER — ng dh ‚I Javanisches Alphabet. M6 Untergasdtzte Consenanten mi u. Au; m. n EEE B.: # 2 e: AN 3) 94T Na. Sal besondere Cinsenantenzcihen [zu den sandangrgan geheris JE Bal.| Ser dj DD \ GI? | BY: Er 120..2: Zee _ S ( Sertufs-r) hakra fra edler nu einem tönsorerden} dagar ganlung (m oder er nach ancm Gnsonanten } dayar far nach ner Unmnanden ) yenghal (y olr mw nach canon tönsenarl ) ee 4 4 decha | 2 1 (ng mach are x OEL ur Üonsonarte Mb chakra en lorbindung mit andern Buchstaben . 01822171853] We tagar gantung and layar in Verbindung mi andern Buchstaben ee IV d yenghal‘ 1m Verbindung mil anderen Buchstaben Bat Se| € BEIESER, ee BUY. eet | a2. 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Cap 4,0 4_ 4, aus Brüchners Jao Übers des Neuen Testaments) Bas 1m annan Aa rn ge hen “aym ana un POLLLUEITE Iren onemaanagı ma may gaamıyaa ach Frog Be pen GnaamngangpeLig] ODLLLENEITSRODEIVEISE ALIEN EINENDETSTOETETE SS VEPEENT) Ama (arı OLUBSIVELTETUTHE ETULSETLLEDTETTLUITT TG, ab a ang nngung a an hm) many" u ah a len KNch Ra namen am a Khacn ng, A ma Shah mn FELIEEICHEITUELTE a EL gan Iyyagm IF “als ]arrnanısf ah lee ER em qm oma nen (nn AnDELVEn AA ang m mu Ama nm a aaa ma Jam By a Bann an hang ana 1, NLTBT ana de ee a ai Ren NEL JANRLUN SS UIEYE LET TETETG an SKSZUEEDENE: Berl LESSELEE RER U u DELEEELENE? say mung Sg RN 19, &LweJaihanng DLEDELLLELL NESESTENTE NE Tao a ana gen gan imo) u #[mo» "Peagih qua PUB LE Ama han Kam AEUIUPET LUG ne Amann anan m; an RR Ag, anni neh hu Emm] ang m) LURNEN) Bam an Mm PELLCETT mag ham Unanmn Amen Am #35 55 aaanan hing aa & fr MU. 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