DERDDEL ER EG EL gg z . a ee a ee Be ae ren - . ee = = ne ee ee DK = ne ET = Reh nenn Bor Pe eTe nr EEE = a ee arte 1 RER N en a a a wand .r een nen Hose ee ans nn hebt nr per a en a Bei u An Are nee een onen r . a a en 3 er ee c 2 2: x non a EEE EEE Den ad Ge ne a ne rer ne ee 0 = ee rniet nn de nennt ne, Wehen a de ven neh Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1857. —r >> | | fi be - e Pe ö N . BT. ji | | | j ms TED „ n \ q - BR 2 \ ni a 2 E A} et gas “ “n ” Z 1b E | . - u Vi Br gina aeftaiken geaı WW ab siwoha “ b- ’ ‚silastl un Er Too er 2 - N i Abhandlungen der Köni glichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. „mann nn. nn Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 1858. — In Commission bei F. Dümmler’s Verlags - Buchhandlung. ih | Nr a nahm DIS Ei DE E D sadat mob zu saat Pe ns EEE urn & .ilaadl einsabriih weh a0. abe In a rc aeitnhhghi Vramna nd: mac BT Inechrart t. ” Eiistorischeskunleitun onen ne en. Seite Verzeichnils der Mitglieder und Correspondenten der Akademie . . . 2... - Physikalische Abhandlungen. “BEYRIcH über die Crinoiden des Muschelkalks (mit 2 Tafeln) . . 2... Seite " KLoTzscH über die Abstammung der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde (ER 2 akeln rauen ee ee een = " HANSTEIN über gürtelförmige Gefälsstrang-Verbindungen im Stengelknoten dicoty- lerX@ewächsen (mit3A Tafeln) en EEE = Mathematische Abhandlungen. W ENCKE über die magnetische Deklination in Berlin . . . 2 2.2.2.2... Seite VHAGENS über Hluthäundl Ebberännder, Ostsee... ae ren ei dernen Ahle un= “Kummer: Einige Sätze über die aus den Wurzeln der Gleichung «* =1 gebil- deten complexen Zahlen, für den Fall dafs die Klassenanzahl durch A theilbar ist, nebst Anwendung derselben auf einen wei- teren Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes . . . . . - Philologische und historische Abhandlungen. BENVA GRımmENdie) lage&vonfPolyphemie; Amalie, 2 EEE Seite “ DiRKsEn: Die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus . . . . . - " SCHOTT über chinesische verskunst. Zugabe zur sprachlehre . . . . ... - " PERTZ über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücker . . - DIETERICI über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land . . ... - " PANorFKA: Merkwürdige Marmorwerke des Königl. Museums zu Berlin. (Mit BE Bafeln@) ee a ee 2 ee Lepsius über die Manethonische Bestimmung des Umfangs der Aegyptischen Ge- SCHICHLEM IR EEE Ha Tat NORA NER A SCENE ET “ BUSCHMANN: Die Völker und Sprachen Neu-Mexico’s und der Weltfeite des bri- tilcheng Nordamerikars, fe cigeneh er nennen Fi ——— u nun I x 1 51 77 441 209 ww “ . BE ” FE er et Be" ic sah nz a ne u. snshed A zul ano BEN en | ART wayaulbunddA BRRROn © I w ed ke in) act ao ee Br id indron nhusnuneror lohesiT, mi al vun |! " Ach 2,5, (il | h "ih Wut ni a De 22 % ik Ü * ° . Br 4 “ . (ots r Ba aan “e Be j 22 naswntbenddA BEILUPIET?" "00 u pe ee. 2 EEE ana 2 “ ar ne 2. tes ®n Ra td ml re ul ‚an ‚aib yadın " Idesmansaael ib dich TR ot ih ‚ostdes wozofgunoa antahı 2. slow mein Yus uadtsenb Suuhummnk hin „sei vediiedt A Der Er er ae eu asalol ah lT, ne al “ £ wbranlinaddd ra en ir RR - Re nal gabe ye uote 2 20 Sudahhonnign, en Fee N chillen Tat AT ae Bar r vw ni in erg mi arten u 4 a Br: kt Km ‚m lad us anna Rei ‚sale \ @ u rm FE” ’ ss ee; anb ee e) abe Eu ab SHÄEERE ya a a BORı- ba a ‚a —_. rn # u fs u . Jahr 1857. an 29. Januar beging die Akademie der Wissenschaften den Jahres- tag Königs Friederichs des Zweiten in einer öffentlichen Sitzung. Herr Encke hielt als Vorsitzender einen Vortrag über den Beinamen des Grolsen bei Regenten, welcher im Monatsbericht der Aka- demie abgedruckt ist. Nachdem den Statuten gemäls über die im abgelaufenen Jahre bei der Akademie erfolgten Personalveränderungen Nachricht gegeben war, schlols die Sitzung mit dem Vortrag des Herrn Riedel zur Charakteristik des Kurfürsten Friede- richs I., welcher die Herrschaft des erlauchten Hauses Hohenzollern in der Mark Brandenburg begründete. Am 9. Juli wurde die öffentliche Sitzung zur Feier des Leib- nizischen Jahrestages gehalten. Der vorsitzende Sekretar Herr Ehrenberg blickte in einem einleitenden Vortrag, welcher in dem Monatsbericht der Akademie abgedruckt ist, auf verschiedene An- sichten über Leibniz als Gelehrten und auf dessen Beur- theilung der empirischen Erkenntnils hin. Hierauf hielt Herr Weierstrals, neu erwähltes Mitglied der physikalisch-mathema- tischen Klasse, seine Antrittsrede, und wurde von Herrn Encke im Namen der Akademie begrülst. Die Worte, welche sie sprachen, sind in den Monatsbericht aufgenommen worden. Demnächst ver- kündigte Herr Boeckh den Erfolg der Bewerbung um den vor drei Jahren ausgesetzten Preis für die Beantwortung einer philologischen Aufgabe. Die Akademie hatte in der öffentlichen Sitzung am Leib- nizischen Jahrestage 1854, dem 6. Juli, folgende Preisfrage ihrer philosophisch-historischen Klasse bekannt gemacht: u „Über die Aussprache des Lateinischen im Alterthum selbst ist sowohl in früheren Zeiten als von den neueren Bearbeitern der La- teinischen Sprachlehre vielfach gehandelt; meistentheils hat sich jedoch die Betrachtung auf die phonetische Bedeutung der einzelnen Buch- staben beschränkt, worüber in mehreren Werken reicher Stoff nie- dergelegt ist. Dagegen sind die von der gewöhnlichen Schreibweise abweichenden Besonderheiten, welche theils nach andern Spuren theils nach dem Gebrauche der ältern Römischen Poesie, vorzüglich der komischen, entweder überhaupt oder im gemeinen Leben in der Aussprache vieler Formen oder Wörter stattgefunden haben, noch nicht erschöpfend ermittelt, begründet und erklärt, und das Urtheil über manche Stellen in den altrömischen Gedichten und über die Gesetze des Versmalses derselben, welches von der Aussprache der Wörter theilweise abhängt, ist daher noch schwankend und streitig. Da sich die Philologie jetzt wieder der Römischen Litteratur mit er- neutem Eifer zuwendet, hält es die philosophisch-historische Klasse der Akademie für angemessen, eine umfassende und zusammenhän- gende Erörterung dieses Gegenstandes zu veranlassen, und stellt daher folgende Preisaufgabe: „Nachdem über die antike Aussprache der Vocale und Conso- „nanten und ihrer Verbindungen und über das Accentsystem der „Römer je nach dem Ermessen des Verfassers kürzer oder ausführ- „licher gehandelt worden, soll untersucht werden, welche Besonder- „heiten der Aussprache, vorzüglich Zusammenziehungen und Abkür- „zungen, in gewissen Wortformen und einzelnen Wörtern entweder „allgemein oder in der Sprache des gewöhnlichen Lebens, namentlich „auch unter der geringeren Volksklasse, stattgefunden haben. Hierbei „sollen die Etymologie, die Zeugnisse der Alten selbst, die verschie- „denen Schreibweisen in Inschriften und Handschriften, die Formen, „welche die Lateinischen Wörter in der Übertragung ins Griechische III „erhalten haben, die altitalischen Dialekte und die aus dem Lateini- „schen stammenden neueren Sprachen benutzt werden, endlich be- „sonders die altrömischen Dichtungen, vorzüglich die Komödien. „Dabei ist auch auf die Accentuation wie auf die Quantität Rücksicht „zu'nehmen. Da das Urtheil über die Aussprache zum Theil von „dem Gebrauche der Dichter abhängt, dieses aber sehr verschieden „ausfallen kann, je nachdem man andere metrische Gesetze zu Grunde „legt, und umgekehrt das Urtheil über die letzteren in manchen Fällen „sich anders gestaltet, wenn eine andere Aussprache vorausgesetzt „wird, so muls zugleich das der altrömischen Poesie zu Grunde lie- „gende metrische System in die Untersuchung hineingezogen werden „und namentlich zur Sprache und zur Entscheidung kommen, ob „oder in wie weit der Sprachaccent auf der altrömischen Versbau „Einflufs gehabt habe. Endlich sind die aus der ganzen Unter- „suchung sich ergebenden Folgerungen für die philologisch -kritische „Behandlung der altrömischen Poesie darzulegen. Man erwartet „eine übersichtliche und möglichst systematische Anordnung des ge- „sammten Stoffes.” Es war hinzugefügt: „Die ausschlielsende Frist für die Einsendung der Beantwor- tungen dieser Aufgabe, welche nach der Wahl der Bewerber in Deutscher, Lateinischer oder Französischer Sprache abgefalst sein kön- nen, ist der erste März 1857. Jede Bewerbungsschrift ist mit einem Motto zu versehen, und dieses auf dem Äufsern des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Entscheidung über die Zuerkennung des Preises von hun- dert Ducaten geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnizischen Jahrestage im Monate Juli des Jahres 1857.” Hierauf sind zu rechter Zeit zwei Deutsch geschriebene Ab- handlungen eingegangen. Der einen, in losen Bogen, 344 Seiten in b IV Quart, lag ein versiegelter Zettel bei mit dem Motto: „Erıyagneiov illud teneto, nervos atque artus esse sapientiae Non temere credere”. Die andere, in zwei Bänden, zusammen 838 Seiten in Quart, führt den Titel: „Über Aussprache, Vocalismus und Betonung der Lateini- schen Sprache und ihr Verhältnifs zur altrömischen Verskunst”, und trägt das Motto: „Multaque in his rebus quaeruntur, multaque nobis Clarandumst, plane si res exponere avemus. Lucretius”. Die erstere Schrift, mit dem Epicharmischen Motto, ermangelt einer vorausgeschickten Übersicht. Sie behandelt unter besonderen Überschriften folgende Punkte: 1) als Einleitung „die Aussprache der altrömischen Vocale und Diphthongen” (S. 1—15); dieser Abschnitt ist sehr kurz, und die Consonanten sind fast ganz übergangen; es war allerdings dem Ermessen der Bewerber freigestellt worden, von der antiken Aussprache der Vocale und Consonanten kürzer oder ausführlicher zu handeln. Der Verf. sucht insonderheit nachzuwei- sen, die Schreibart der Laute sei von den Römern nach dem Grie- chischen gemodelt worden. 2) „Die Synizese innerhalb der Worte” (Ss. 16—88), mit Vergleichung des Griechischen und häufig in be- stimmter Beziehung auf den Wortfuls; eine dankenswerthe Unter- suchung mit schönen Bemerkungen, obwohl manches auf nicht völlig gesicherten Lesarten beruht. 3) „Apocope und Syncope” (S. 89—197); eine ziemlich reichhaltige Zusammenstellung, in welcher auch die alt- italischen Dialecte, welche der Verf. sonst seltener zu Hülfe nimmt, die Römischen Dramatiker, deren sorgfältiges und genaues Studium aus der ganzen Schrift hervorleuchtet, und die Romanischen Spra- chen benutzt sind. Gegen Ende dieses Abschnittes erklärt der Verf. ausdrücklich, es sei ihm nur darauf angekommen, welchen Gebrauch die Komiker der fabula palliata im Ganzen von der Apocope und Syncope gemacht haben können; eine Beschränkung, die der Aufgabe nicht entspricht. 4) „Die Verkürzung langer Sylben” (S. 198—279). v Wir haben einige Bedenken gegen die Art, wie der Verf. in der Einleitung zu diesem Abschnitt den Einfluls des Accentes und der rhythmischen Arsis auf die Quantität formulirt; doch ist dies Neben- sache. Vorzüglich tritt die geschickte Polemik heraus, mit welcher derselbe in den von andern aufgestellten Grundsätzen über die Ver- kürzung der Silben Inconsequenzen nachweist. Seine Untersuchung führt ihn dahin, dafs die gewöhnliche Ansicht über die dramatischen Versmalse oder wie er es nennt das Schema des Priscian nicht rich- tig sein könne. Demnach folgt 5) ein Abschnitt mit der Überschrift „die Überlieferung in ihrem Verhältnils zur Verskunst der fabula palliata” (S. 230—326), worin der Verf. einige von den gewöhnlichen abweichende metrische Gesetze oder Formen für die altrömische Poesie aufstellt, ganz in Anschluls an die Aufgabe, welche verlangt, es solle das diesen Dichtungen zu Grunde liegende metrische System in die Untersuchung gezogen werden, weil das Urtheil über die Versmalse und das Urtheil über die Aussprache in Wechselwirkung ständen. Mit grolsem Geschick wird zuerst Priscian verdächtigt; es wird dann gezeigt, wie die Griechen allmählig statt des ursprüng- lichen Schema’s gewisser Verse sich allerlei Substitutionen von Fülsen erlaubt haben: wodurch der Verf. eine Analogie für weitere und grölsere Freiheiten der alten Römischen Dramatiker gewinnt. In Betreff dieser grölseren Freiheiten unterscheidet der Verf. zwischen den Tragikern und Komikern, deutet jedoch selbst an, dafs sich aus den wenigen Bruchstücken der Tragödien keine erschöpfende Regeln bilden lassen. Die von dem Verf. aufgestellten Substitutionen, welche sich die alten Römischen Dramatiker erlaubt hätten, entwickeln sich grölstentheils aus einer einzigen, und es muls also zugegeben wer- den, dals das System des Verf. in den Hauptsachen eine innere Über- einstimmung und Folgerichtigkeit hat. Durch diese Veränderung des metrischen Systems erreicht der Verf., dals eine Menge Freiheiten, b2 VI welche sich die alten Dichter in der Quantität der Silben erlaubt haben sollen, wegfallen, und wie er bemerkt, sogar das über die Synizese gelehrte für viele Fälle entbehrlich wird. Es darf nicht unerwähnt bleiben, was er (S. 325) hervorhebt, dals diese Freiheiten nicht in dem Versschluls vorkommen; waren sie, bemerkt er, pro- sodischer (in der Quantität der Silben beruhender) Art, so hätte es nicht fehlen können, dals von den Silben, welche nach Annahme der Kritiker indifferent gewesen, auch gelegentlich einige in ihrer Ver- kürzung zum Versschluls benutzt wären. Aulser dem übrigen von dem Verf. für seine Ansicht vorgebrachten wird es den Gegnern dieses Systems obliegen, besonders diesen Beweisgrund zu entkräften. 6) Giebt der Verf. einen kurzen Abschnitt: „die Ergebnisse der Kritik in Bezug auf den Versbau der Komiker” (S. 327—344), welcher grolsentheils polemischer Natur und den übrigen Grundsätzen des Verf. conform ist. Die ganze Schrift bezeichnen wir, wenn uns auch einiges darin aufgestellte sehr zweifelhaft scheint, als einen anerken- nungswerthen Beitrag zur Lösung der Aufgabe; doch würden wir derselben, wenn sie auch ohne einen Concurrenten geblieben wäre, den Preis nicht haben zusprechen können, weil sie nicht die ganze Aufgabe umfalst. Die geforderte übersichtliche und möglichst syste- matische Anordnung des gesammten Stoffes ist nicht geleistet; der Verf. hat zwar nicht etwa nur einzelne Punkte zufällig herausge- griffen, sondern wol mit gutem Vorbedacht und planmälsig ausge- wählt und das meiste auf seinen im fünften Abschnitt sich heraus- stellenden Zweck berechnet; aber dadurch ist ihm die gleichmälsige Erörterung der antiken Aussprache nach allen einzelnen Punkten in den Hintergrund getreten. Ein wichtiger Theil der Aussprache, die Betonung, ist gar nicht einer besonderen Betrachtung unterworfen. Im Vorbeigehen (S. 270) erkennt er es als ein Verdienst Bentley’s an, auf die Übereinstimmung zwischen Wort- und Versaccent in den vu Versen der Komiker aufmerksam gemacht zu haben; aber er hat diesem Gegenstand in dieser Schrift keine neue, Bentley’s Lehre un- terstützende Untersuchung gewidmet, Die andere Schrift, mit dem Lucrezischen Motto übersteigt an Umfang das Dreifache der ersteren -und ist in demselben Malse reichhaltiger. Sie ist übersichtlich systematisirt, umfalst einen ein- zigen Punkt abgerechnet, von welchem weiterhin gesprochen werden wird, die Aufgabe im vollsten Umfange und nach allen ihren Thei- len; alle Mittel zur Lösung, wie sie in unserem Programm angege- ben sind, finden wir darin mit einer gewissen Gleichmälsigkeit an- gewandt. Sie besteht aulser einer angemessenen Einleitung aus vier Theilen. Im ersten (S. 13—179) behandelt der Verfasser die Aus- sprache unter drei Abschnitten: 1) Alphabet und Schrift, 2) Aussprache der Consonanten, 3) Aussprache der Vocale, welcher letztere Abschnitt absichtlich kürzer als der zweite gehalten ist. Der zweite Theil, bei weitem der ausführlichste (S. 150—629), ist überschrieben „Voka- lismus; er zerfällt in fünf Abschnitte: Geschichte der Diphthonge, Wandlung der Vocale, Kürzung der Vocale, Tilgung der Vocale, ir- rationale Vocale (unter welcher Rubrik auch die Synizese und Sy- nalöphe behandelt werden). Der dritte Theil, „Betonung” (S. 630 — 770), enthält gleichfalls fünf Abschnitte: die Jüngere Betonungsweise der Lateinischen Sprache, die ältere Betonungsweise derselben, Be- tonung der Italischen Dialekte, Betonung verwandter Sprachen im Verhältnils zur Lateinischen, Betonung der spätlateinischen Volkssprache. Der vierte Theil, „Wortbetonung und Versbau” (S. 771—838), hat drei Abschnitte, welche überschrieben sind: 1) Zwiespalt zwischen Hochton und Vershebung, 2) Hochton und Vershebung durch die Tonlänge gebunden, 3) Folgerungen für die philologisch - kritische Behandlung der altrömischen Poesie. Wir möchten nicht behaup- ten, dals der Verf. nichts wichtiges übersehen oder übergangen habe: VI dies ist jedoch auf jeden Fall sehr weniges in Vergleich mit dem Gegebenen. Auch möchten wir nicht jede einzelne Besonderheit seiner Aufstellungen vertreten; besonders im zweiten Theile haben sich uns einige Bedenken ergeben, namentlich gegen die von dem Verf. versuchte Begründung der Verkürzung gewisser Längen durch Enklisis, gegen den Grundsatz eine hochbetonte Silbe könne nicht ausfallen oder irrational sein, was vielmehr in der Regel von der Stammsilbe gelten dürfte, während jener Grundsatz des Verf. noch ein Rest zu sein scheint der von ihm selber verlassenen Vorstellung von dem grolsen Einfluls des Accentes in der Lateinischen Sprache. Nicht minder haben wir Bedenken gegen einiges in der Unterschei- dung der älteren und jüngeren Betonungsweise, obwohl wir im Laufe der Zeiten entstandene Abwandlungen der Betonung nicht in Abrede stellen. Aber das Ganze und jeder einzelne Abschnitt ist so metho- disch, so besonnen und umsichtig, so kenntnilsreich und scharfsinnig abgehandelt und so reich ausgestattet, dals wir diese Schrift für un- bedingt und in hohem Grade preiswürdig erklären müssen. Von dem vierten Theile ist noch besonders zu sprechen. Der Verf. er- klärt, es könne nicht die Forderung der Aufgabe sein, ein System der Lateinischen Metrik aufzustellen; wenn aber auch nicht gerade dies gefordert worden, so ist doch ausgesprochen, es müsse auch das der altrömischen Poesie zu Grunde liegende metrische System in die Untersuchung hineingezogen werden. Der Verf. setzt offen- bar voraus, dals das gangbare von den meisten Forschern angenom- mene System der quantitativen Beschaffenheit der altrömischen Vers- malse im Ganzen genommen richtig sei, und findet dasselbe mit seinen Untersuchungen über das Quantitative der Römischen Aus- sprache in Übereinstimmung: aber nach Lesung der ersteren Abhand- lung haben wir bedauern müssen, dals er es verschmäht hat, auf die abweichenden metrischen Bestimmungen, die in dieser zusammen- IX hängend auseinandergesetzt sind und doch nicht ganz unbekannt waren, einzugehen, da diese allerdings widerlegt werden müssen, wenn das frühere System seine Gültigkeit behalten soll. Mit dem blolsen Ignoriren ist die Sache nicht abgethan. Der Verf. der zweiten Ab- handlung hat sich nun in metrischer Beziehung auf das Verhältnils der Wortbetonung zum altrömischen Versbau beschränkt. Er hat durch eine Art statistischer Methode, wie er es nennt, auf inducti- vem Wege ermittelt, dals die Übereinstimmung des Hochtones mit der Vershebung im Laufe der Zeiten nicht abgenommen, sondern zugenommen habe, was der Analogie des Ganges gemäls ist, den wir im Ganzen in der Geschichte der Sprachen und der Versbildung wahrnehmen; er zeigt ferner, dals für die altrömischen Dichter ein bewulstes Streben, Hochton und Vershebung in Übereinstimmung zu bringen, nicht nachweisbar sei, und vom Negativen zum Positiven übergehend weist er den Grund nach, warum im Lateinischen Vers- bau Hochton und Vershebung häufiger als im Griechischen überein- stimmen mulsten, ohne dafs die Dichter es wollten. Dieses Er- gebnils ist zwar schon früher gegen Bentley und seine Nachfolger hingestellt worden; aber die Beweisführung des Verf. ist so me- thodisch, so vorurtheilsfrei und so schlagend, dafs sie einen wesent- lichen Fortschritt in dieser Untersuchung bildet und einen entschei- denden Einfluls auf die Kritik des Textes der altrömischen Dichter üben muls. Aus diesen Gründen ertheilen wir der Abhandlung, welche mit dem Lucrezischen Motto bezeichnet ist, den Preis. Nach Eröffnung des zu dieser Schrift gehörigen Zettels fand sich Name und Wohnort des Verfassers der gekrönten Preisschrift: „W. Corssen. Pforta, den 27. Februar 1857.” Der zu der nicht gekrönten Schrift gehörige Zetiel wurde der Ordnung gemäls uner- öffnet sogleich verbrannt. Schliefslich las Herr Wilh. Grimm eine Abhandlung über die Sage von Polyphem. Am 22. October wurde die öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs gehalten. Der an diesem Tage vorsitzende Sekretar Herr Trendelenburg hielt zur Einleitung einen Vortrag: die königliche Betrachtung der Dinge und das Wesen der Wissenschaft, welcher im Monatsbericht abgedruckt ist. Es reihte sich daran der Bericht über die diesjährigen Arbeiten und die grölsern Unternehmungen der Akademie. Zum Schluls der Feier las Herr Hagen über Ebbe und Fluth in der Ostsee. Zu wissenschaftlichen Zwecken hat die Akademie im Jahre 1857 folgende Summen bewilligt: 600 Rithlr. dem Herrn Professor Kirchhoff hierselbst für Arbeiten am 4. Bande des Corpus Insceriptionum Graecarum. 489 „zur Beschaffung neuer Schriften für die akademische Buchdruckerei. 400 „ dem Herrn Professor Fr. Dieterici hierselbst Beitrag zu den Druckkosten seiner Ausgabe des Mutanabbi. 320%:a, dem Herrn Professor Frisch in Stuttgart Subscriptions- beitrag für 10 Exemplare seiner Ausgabe der Kepler’ schen Werke. 450 141, dem Herrn Schott Beitrag zu den Druckkosten seiner Chinesischen Sprachlehre. 150 „ dem Herrn Petermann zur Beschaffung von Abschrif- ten arabisch-samaritanischer Werke. 120 „dem Herrn A. Weber Subscriptionsbeitrag für 10 Ex- emplare der 10. Lieferung seiner Ausgabe des White Yajurveda. XI 400 Rithlr. für Vorarbeiten zum 5. Bande der akademischen Aus- gabe des Aristoteles. 100 ° „ zu Vorrichtungen zur Erhaltung der von Herrn du Bois- Reymond beobachteten lebenden Zitterwelse. 75 „ dem Herrn Professor Gerhardt in Eisleben zu Aus- lagen für die Mathematischen Werke von Leibniz. Personal -Veränderungen im Jahre 1857. Erwählt wurden: Herr Albrecht Weber zum ordentlichen Mitgliede der philoso- phisch-historischen Klasse, am 30. Juli, bestätigt durch Kö- nigliche Kabinetsordre vom 24. August 1857. „ Gustav Parthey zum ordentliche Mitgliede der philosophisch- historischen Klasse, am 30. Juli, bestätigt durch Königliche Kabinetsordre vom 24. August 1857. Freiherr Karl Josias von Bunsen in Bonn, bisheriges Ehrenmitglied, zum auswärtigen Mitgliede der philosophisch -historischen Klasse, am 30. Juli, bestätigt durch Königliche Kabinetsordre vom 24. August 1857. Herr Adrien de Longperier in Paris zum korrespondirenden Mit- gliede der philosophisch-historischen Klasse am 30. Juli 1857. Gestorben sind: Herr Karl Martin Hinrich Lichtenstein, ordentliches Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse, am 3. Sept. 1857. „ Johann Philipp Grüson, ordentliches Mitglied der physika- lisch-mathematischen Klasse, am 16. November 1857. „ Augustin Louis Cauchy in Paris, auswärtiges Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse, am 23. Mai 1857. c Xu Herr L. J. Thenard in Paris, auswärtiges Mitglied der physikalisch- mathematischen Klasse, am 21. Juni 1857. Carl Lucian Bonaparte, Prinz von Ganino, in Paris, Ehren- mitglied der Akademie, am 29. Juli 1857. Pierre Armand Dufrenoy in Paris, korrespondirendes Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse am 20. März 1857. Constantin Oekonomus in Athen, korrespondirendes Mitglied der philosophisch-historischen Klasse, am 20. März 1857. John Kemble in London, korrespondirendes Mitglied der phi- losophisch-historischen Klasse, am 26. März 1857. Wilhelm Gottlieb Tilesius in Mühlhausen, korrespondiren- des Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse, am 17. Mai 1857. Adolphe Dureau de la Malle in Paris, korrespondirendes Mitglied der philosophisch-historischen Klasse, am 17. Mai 1857. Christian Molbech in Kopenhagen, korrespondirendes Mitglied der philosophisch-historischen Klasse, am 23. Mai 1857. Constantin Schinas in Wien, korrespondirendes Mitglied der philosophisch-historischen Klasse, am 22. Juli 1857. Etienne Quatrem£re in Paris, korrespondirendes Mitglied der philosophisch-historischen Klasse, am 18. September 1857. — MILE EI — Verzeichnifs der Mitglieder der Akademie der Wissenschaften am Schlusse des Jahres 1857. I. Beständige Sekretare, Herr Encke, Sekr. der phys.-math. Klasse. - Böckh, Sekr. der philos.-hist. Klasse. - Ehrenberg, Sekr. der phys.-math. Klasse. - Trendelenburg, Sekr. der philos.-hist. Klasse. I.. Ordentliche Mitglieder der physikalisch- mathematischen der philosophisch-historischen Datum d. Königl. Klasse. Klasse. Bestätigung. 1800 Aug. 4. 1811 April 29. 1814 Mai 14. Herıiles Atinbolde „u. See ee Herr.v. Savigny, Veteran . = Böckh, Veteran Bekker, Veteran „. . 1815 Mai 3. Mitscherlich Sa a SE Fir En Ei 1822 Febr. 7. - ‚Ritter, Veteran 1822 April 18. - Bopp ,: Veteran 1822 April 18. LE oe A 1825 Juni 21. Ehrenberg . . . 1827 Juni 18. 1830 Juni 11. IH. Bose .. .. A ee 1832 Febr. 13. iniiienkenn.,.. 0... 1832 Febr. 13. - Jacob Grimm 1832 Mai 7. Müller . 2 1834 Juli 16. GrRose „ .. SEN EN v0 1834 Juli 16, NEE N a NE 1834 Juli 16. 1835 März 12. c2 XIV der physikalisch-mathematischen der philosophisch -historischen Ku /\ Klasse. Herr ®!Olfers DIOVE in Erru Poggendorff . . Magnus .... du Bois-Reymond Peters.) |... I. Brause. Wa olen Klotzsch ... . Beyrich -- - ». Biwaldis.. 20.8 Rammelsberg . . Kummer . . Borchardt . . Weierstraß . Klasse. m — N — Herr Panofka . ... . Wilh. Grimm Schott . Dirksen . Bertz i.. Trendelenburg . Dieterici . Lepsius . Homeyer Petermann Pinde 2 Buschmann Riedel. . Haupt... Kiepert . Weber. . Parthey . ' Datum d. Königl. Bestätigung. — u, 1836 April 5. 1837 Jan. 4, 1837 Jan. 4. 1839 Febr. 4. 1840 Jan. 27. 1841 März 9. 1841 März 9. 1841 März 9. 1842 Juni 28. 1842 Juni 28. 1843 Jan. 23. 1846 März 11. 1847 Jan. 20. 1850 Mai 18. 1850 Mai 18. 1850 Mai 18. 1851 März 5. 1851 März 5. 1851 Mai 24. 1851 Mai 24. 1851 Mai 24. 1851 Juli 16. 1851 Juli 16. 1853 Juli 25. 1853 Juli 25. 1853 Aug. 15. 1853 Aug. 15. 1855 Aug. 15. 1855 Dec. 10. 1855 Dec. 10. 1856 Nov. 19. 1857 Aug. 24. 1857 Aug. 24. m. der physikalisch - mathematischen Klasse. sn W771 Herr Dirichlet in Göttingen Sir Robert Brown in London - John Herschel in Hawkhurst in der Grafschaft Kent . Herr Michael Faraday in London . Sir David Brewster in St. Andrews . Herr Jean Baptiste Biot in Paris - Friedrich Tiedemann in Münchener 0.2 2. 6: Freiherr J. v. Liebig in München Herr F. FVöhler in Göttingen . Auswärtige Mitglieder der philosophisch -historischen Klasse. mn de Mile Say te SUR ie Herr Heinrich Ritter in Göttingen Victor Cousin in Paris . . Christian August Lobeck in Königsberg . . . Horace Wilson in Oxford Francois Guizot in Paris Friedrich Gottlieb Welcker in Bonn . . Friedrich Creuzer in Heidelberg. 2.0. Henry Rawlinson inLondon Karl Hase in Paris Freiherr Karl Jos. v. Bunsen in Bonn AV Datum d. Königl. Bestätigung. — 1832 Febr. 13. 1832 Febr. 13. 1832 Mai 7. 1832 Mai 7. 1834 März 20. 1839 Febr. 4. 1839 April 21. 1840 Dec. 14. 1842 Juni 28. 1846 März 11. 1846 März 11. 1846 März 11. 1850 Febr. 27. 1850 Mai 18. 1850 Mai 18. 1854 Juni 1. 1855 Aug. 15. 1855 Aug. 15. 1857 Aug. 24. XVI IV. Ehren-Mitglieder. Herr William Hamilton in London . Sir William Martin Leake in London Herzog Domenico di Serradifalco in Palermo Freiherr Anton von Prokesch-Osten in Konstantinopel Herzog Honore de Luynes in Paris ... . Peter Merian in Basel . 2 Garabed Artin Davoud-Oghlou in Wien Fürst di San Giorgio Domenico Spinelli in Neapel Ernst Curtius in Göttingen... » Se Prinz Maximilian zu Wied- Ka Peter von Tschichatschef . EN Johannes Schulze in Berlin : Rudolph Freiherr von Stillfried- EN in cn Edward Sabine in London . William Hooker in Kew . Herr C. J. Temminck in Leyden . Fürst Friedrich von Salm-Horstmar . . .. » Datum d. Königl. Bestätigung. — 1815 Juni 22. 1815 Juni 22. 1836 Juli 29. 1839 März 14. 1840 Dec. 14. 1845 März 8. 1847 Juli 24. 1850 Mai 18. 1852 Nov. 29. 1853 Aug. 15. 1853 Aug. 22. 1854 Juli ‚22. 1854 Juli 22. 1855 Aug. 15. 1855 Aug. 15. 1855 Dec. 10. 1856 März 19. V. Correspondirende Mitglieder. Physikalisch-mathematische Klasse, Herr Zouis Agassiz in Boston Sir George diry in Greenwich Giovanni Battista Amici in Florenz Friedrich Wilhelm August Argelander in Bonn Karl Ernst v. Baer in St. Petersburg . . Antoine Cesar Becquerel in Paris . P. J. van Beneden in Löwen George Bentham in Kew Pierre Berthier in Paris . Theodor Bischoff in Giefsen J. B. Boussingault in Paris A Johann Friedrich Brandt in St. Reterabiuig Adolphe Brongniart in Paris N Heinrich Georg Bronn in Heidelberg . Ernst Brücke in Wien 5 Robert Wilhelm Bunsen in Heideihesz . Francisco Carlini in Mailand . Karl Gustav Carus in Dresden Michel Eugene Chevreul in Paris James Dana in New Haven . e Ernst Heinrich Karl v. Dechen in Bonn Jean Marie Constant Duhamel in Paris Jean Baptiste Dumas in Paris Jean. Baptiste Elie de Beaumont in Paris Daniel Friedrich Eschricht in Kopenhagen . Gustav Theodor Fechner in Leipzig. Vincenzo Flauti in Neapel. . . Elias Fries in Upsala ! J. D. Gergonne in Montpellier Christian Gottlob Gmelin in Tübingen . . Heinrich Robert Göppert in Breslau Thomas Graham in London Asa Gray in Cambridge . Wilhelm Haidinger in Wien . William Hamilton in Dublin Herr Peter Andreas Hansen in Gotha Datum der Wahl. ——— 1834 März 24. 1834 Juni 5. 1836 Dee. 1. 1836 März 24. 1834 Febr. 13. 1835 Febr. 19. 1855 Juli 26. 1855 Juli 26. 1829 Dec. 10. 1854 April 27. 1856 April 24. 1839 Dec. 19. 1835 Mai 7. 1851 Febr. 6. 1854 April 27. 1846 März 19. 1826 Juni 22. 1827 Dec. 13. 1834 Juni 5. 1855 Juli 26. 1842 Febr. 3. 1847 April 15. 1834 Juni. 1827 Dec. 13. 1842 April 7. 1841 März 25. 1829 Dec. 10. 1854 Juni l. 1832 Jan. 19. 1834 Febr. 13. 1839 Juni 6. 1835 Febr. 19. 1855 Juli 26. 1842 April 7. 1839 Juni 6. 1832 Jan. 19. XVII XVII Herr Christopher Hansteen in Christiania Sir Datum der Wahl. rt mn, 1827 Dec. 13. Johann Friedrich Ludwig Hausmann in Göttingen 1812 Hermann Helmhotz in Bon . .... August Wilhelm Hofmann in London Joseph Dalton Hooker in Kew Joseph Hyrıl in Wien ; Ludwig Friedrich Kümtz in Doipat N Gabriel Lame in Paris Emil Lenz in St. Petersburg . Urbain Joseph Le Verrier in Paris Graf Guiglielmo Libri in London . John Lindley in London Joseph Liouyille in Paris Charles Lyell in London. ; Karl Friedrich Philipp v. Martius in 1 München Henri Milne Edwards in Paris . a August Ferdinand Möbius in Leipzig . . Hugo v. Mohl in Tübingen Arthur Jules Morin in Paris . Carl Gustaf Mosander in Stockholm Ludwig Moser in Königsberg J. G. Mulder in Utrecht 5 Roderick Impey Murchison in London Herr Karl Friedrich Naumann in Leipzig Franz Ernst Neumann in Königsberg Richard Owen in London . . .. . Francois Marie de Pambour in Paris Theophile Jules Pelouze in Paris . . .. . Giovanni Plana in Turin Jean Victor Poncelet in Paris George de Pontecoulant in Paris Johann Evangelista Purkinje in Prag Lambert Adolphe Jacques Quetelet in Brüssel . Heinrich Rathke in Königsberg . Henri Victor Regnault in Paris Anders Adolph Retzius in Stockholm Friedrich Julius Richelot in Königsberg Auguste de la Rive in Genf M. Sars in Christiania 1857 Jan. 15. 1853 Juli 28. 1854 Juni 1. 1857 Jan. 15. 1841 März 25. 1838 Dec. 20. 1853 Febr. 24. 1846 Dec. 17. 1832 Jan. 19. 1834 Febr. 13. 1839 Dec. 19, 1855 Juli 26. 1832 Jan. 19, 1847 April 15. 1829 Dec. 10. 1847 April 24. 1839 Juni 6. 1856 April 15. 1843 Febr. 16. 1845 Jan. 23. 1847 April 15. 1846 März 19. 1833 Juni 20. 1836 März 24. 1839 Juni 6. 1851 Febr. 6. 1832 Jan. 19. 1832 Jan. 1832 Jan. 1832 Jan. 1832 Jan. 19. 1834 Febr. 13. 1847 April 15. 1342 Dec.8. 1842 Dee. 8. 1835 Febr. 19. 1855 Juli 26. Christian Friedrich Schönbein in Basel . . . Theodor Schwann in Lüttich . . 2... Karl Theodor Ernst v. Siebold in München. Friedrich Georg Wilhelm Struye in St. Petersburg Bernhard Studer in Bern ; Michele Tenore in Neapel . Ludolf Christian Treviranus in Bonn Franz Unger in Wien. . Auguste Valenciennes in Paris Rudolph Wagner in Göttingen . Ernst Heinrich Weber in Leipzig . . ‘ülhelm Weber in Göttingen . . . Wilhelm FVertheim in Paris . . Charles Wheatstone in London Philosophisch-historische Klasse. Joseph Arneth mn Wien. . 222 .2.. George Bancroft in New York . Heinrich Barth in London . . .... Theodor Bergk in Halle . Gottfried Bernhardy in Halle Ludwig Konrad. Bethmann in Wolfenbüttel . Samuel Birch in London . . . . . Johann Friedrich Böhmer in Eranköittn 35 n. Otto Bochtlingk in St. Pefersburg .. im a Graf Bartolomeo Borghesi in San Marino . Christian August Brandis in Bonn Celestino Cavedoni in Modena Joseph Chmel in Wien u Charles Purton Cooper in London. Friedrich Christoph Dahlmann in Bonn . Friedrich Diez in Bonn . Wilhelm Dindorf in Leipzig . I siik: Heinrich Lebrecht Fleischer in Leipzig. . Georg Wilhelm Freytag in Bonn . Jacob Geel in Leyden.. Are! Georg Gottfried Geryinus in Heidelberg Datum der Wahl. Herr Dietrich Franz Leonhard v.Schlechtendal in Halle 1834 Febr. 13. 1856 April 24. 1854 April 27. Marcel de Serres in Montpellier... . ... . . 1826 April 13. 1841 März 25. 1832 Jan. 19. 1845 Jan. 23. 1812 1834 Febr. 13. 1855 Juli 26. 1836 März 24. 1841 März 25. 1827 Dec. 13. 1834 Febr. 13. 1853 Febr. 24. 1551 Mai 8. 1853 Juni 16. 1845 Febr. 27. 1855 August 9. 1845 Febr. 27. 1846 März 19. 1852 Juni 17. 1851 April 10. 1845 Febr. 27. 1855 Mai 10. 1836 Juni 23. 1832 April 12. 1845 Febr. 27. 1846 März 19. 1836 Febr. 18. 1845 Febr. 27. 1845 Febr. 27. 1846 Dee. 17. 1851 April 10. 1529 Dec. 10. 1836 Juni 23. 1845 Febr. 27. d XIX xXX Herr Konrad Gislason in Kopenhagen Karl Wilhelm Göttling in Jena . Wilhelm Henzen in Rom . l { Brör Emil Hildebrand in Stockholm Oito. Jahn in Banhmunlft ai cd... mind swf Edme Francois Jomard in Paris ...... ‚Stanislas Julien in Paris . AUP, Theodor Georg vw. Karajan in Wien . Ss. W. J. E. Kopp in Luzern & FM: Hans Gottfried Ludwig DR in Greifswald Jean baptiste Felix Lajard in Paris. . . Koelle in Sierra Leone . . . . » .. Johann Martin Lappenberg in Hamburg . . Christian Lassen inBom . . 2.2... Konrad Leemanns in Leydn . ... K. Lehrs in Königsberg. . . . Charles Lenormant in Paris Johann FVilhelm Löbell in Bonn Adrien de Longperier in Paris Elias Lönnrot in Helsingfors . Joaquim Jose da Costa de Macedo in Liksabon Johann Nicolaus Madyig in Kopenhagen . . Graf Alberto della Marmora in Genua . Henri Martin in RBemes . . 2... Georg Ludwig ®. Maurer in München Giulio Minervini in Neapel . .... Julius Mohl in Paris ALS Theodor Mommsen in Breslau. . . . .... P. A. Munch in Christiania Andreas Mustoxides m Corfu . . 2.2... Karl Friedrich Neumann in München . . . . John O’Donovan in Dublin 5 Giovanni Girolamo Orti Manara in Verona. = ‚Frahz.Palacky in Prag, .. .. ..... AR mu aa Sir Francis Palgraye mn London . ..... Herr Amadeo Peyron in Turin . 2... 2.0. Sir Thomas Philipps in Middlehill .. . .».. . Herr August Friedrich Pott in Halle... . Ludwig Preller mn Weimar . ..... Datum der Wahl. m mn 1854 März 2. 1844 Mai 9. 1853 Juni 16. 1845 Febr. 27. 1851 April 10. 1821 Aug. 16. 1842 April 14. 1853 Juni 16. 1855 Mai 10. 1846 März 19. 1829 Dec. 10. 1846 Dec. 17. 1845 Febr. 27. 1846 Dec. 17. 1844 Mai 9. 1845 Febr. 27. 1845 Febr. 27. 1846 Dec. 17. 1857 Juli 30. 1850 April 25. 1838 Febr. 15. 1836 Juni 23. 1844 Mai 9. 1855 Mai 10. 1854 Juni 15. 1552 Juni 17. 1850 April 25. 1853 Juni 16. 1847 Juni 10. 1815 Juni 22. 1829 Dec. 10. 1856 Febr. 14. 1842 Dec. 22. 1845 Febr. 27. 1836 Febr. 18. 1836 Febr. 18. 1845 Febr. 27. 1850 April 25. 1855 Mai 10. Herr William H. Prescott in Boston . . .... Karl Christian Rafn in Kopenhagen . Rizo Rangabe in Athen . Felix Ravaisson in Paris Joseph Toussaint Reinaud in Paris Alfred v. Reumont in Florenz Friedrich Wilhelm Ritschl in Bonn . Eduard Robinson in New York. Ludwig Rofs in Halle . Giovanni Battista de Rossi in Rom Vicomte Emmanuel de Rouge in Paris . Joseph Roulez in Gent Paul Joseph Schaffarik in Prag . G. J. Schömann in Greifswald . Jared Sparks in Cambridge bei Boston . Leonhard Spengel in München Christoph Friedrich Stälin in Stuttgart . Friedrich von Thiersch in München . Ludwig Uhland in Tübingen . ae Th. Hersart de la Villemarque in Paris e Louis Rene Villerme in Paris Johannes Voigt in Königsberg Wilheln Wackernagel in Basel . Georg Waitz in Göttingen . i Jean Joseph Marie Antoine de Fütte in BR Wuk Stephanowitsch Karadschitsch in Wien III I>— Datum der Wahl, m me 1845 Febr. 27. 1845 Febr. 27. 1851 April 10. 1847 Juni 10. 1850 April 25. 1854 Juni 15. 1845 Febr. 27. 1852 Juni 17. 1836 Febr. 18. 1853 Juni 16. 1854 März 2. 1855 Mai 10. . 1840 Febr. 13. 1824 Juni 17. 1845 Febr. 27. 1842 Dec. 22. 1846 Dec. 17. 1825 Juni 9. 1845 Febr. 28. 1851 April 10. 1856 Febr. 14. 1846 Dec. 17. 1851 April 10. 1842 April 14, 1845 Febr. 27. 1850 April 25. XXI Mm NAHER } Kl dat ter ® Ay Inn. ash & se dot and 28 aolkerar, im eitub.agdlı. BE ade art 9L Ingk 1287 st Aada Ha88 Sp.29ll o86L Sllagh tal. ‚si fügf sta 8 dal a aa er 8 liıqA 0881 oo if ni Konto % * 2 3: IE fern; = sumait at er u 4 B Pe AllnkR ii. K EN nlkyın ge K land ı nf fi Ehe Yukon nt Bern la A N DEREN 27 N “e Aue y r 4 Br 2,2) ö 1 4 A BYE u TEE er Ara aalor) A Dr Te y u ODE dual jr m N wir “ u avant SUR mat " noNoß isch aghitdn yihndi kant) - RT nadsaoßt al jogyngd Indian. . Ninlnnd ni wire ar ia > . nült it Asilt wo Ainkahrä . aytdäT a kanlats Re \ er a PRERNT a Sb en ; 2 aftatb at bahn ie > ladaginoit ur ro vomadel: JoanzE ul Sagpnaitt RISSE Me; in ar u a Wehen NS ET N u ol alt rat Aaprale naiahe a Aa: Pe Tun KR -: Eu ‚ur nd s ur" rue je em 3 a “ ae h rs ale. , < Physikalische Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. zu. Aus dem Jahre m————nnannannann Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 1858. In Commission in F. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung, A TE RS a Be; . € BRRERO en ER j Knchsalt BEYRICH über die Crinoiden des Muschelkalks (mit 2 Tafeln) . . . . . . . Seite 1 KrorzscH über die Abstammung der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde (wier2iRateln)rs en ee. an ee HANSTEIN über gürtelförmige Gefälsstrang-Verbindungen im Stengelknoten dicoty- ler ewächseN(mrE Ay Tafeln) ee Er —u—— u mann 2 ‘ x 14 x 7 ni r ‘ .. PR hand ren. nme NR hal KARTE REN + 45h oslördbigentf mi air eh f nt 5 ı e in W z A “ 2 DI 102 Dat E ZI, Er a v a ER I TEN — 24 j a N \ ee NE SE alu; | ra TAN N A BE. Se a BEN) Be “7 i . 3 1 2 Da w 9 oe un a eh a r ? zY - b Ii2 Fa Ar ci : eu ra je En A IM j { N. iyT, KL ” ”. ir OR, Du) rk = z + e f T EP A A; j r ar 2 in Tr e m eh 2 £ van Über die Crinoiden des Muschelkalks. He EEYRICH. nm [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 27. November 1856 und 30. März 1857]. A. Über Encrinus liliiformis. D.. Namen Encrinos führte Georg Agricola ein im fünften Buche der im Jahre 1546 erschienenen Schrift De natura fossilium, gleichzeitig mit den Benennungen Pentacrinos, Trochites und Entrochos. Mit allen vier Namen wurden nur Stengeltheile von Crinoiden bezeichnet, deren regel- mäfsige Gestalt sie als besondre Steinarten zu unterscheiden veranlafste, ohne dafs ihr organischer Ursprung erkannt war und noch weniger ihre Beziehung zu den erst später aufgefundenen Kronen. Zwar wurden diese Formen schon neben den Seeigeln und deren Stacheln beschrieben ; allein der Grund die- ser Zusammenstellung war nur das allen fossilen Echinodermen - Resten ge- meinsam zukommende späthige Gefüge ihrer in Kalkspath verwandelten Masse und die Eigenschaft des Brausens in Säuren. Der Trochites des Agricola war der Name für einzelne Stengelglieder von runder Form mit radialen Gelenkstreifen und Entrochos der Name für kürzere oder längere Stengelstücke aus noch zusammenhängenden solchen Gliedern. Pentacrinos hiefsen die einzelnen Stengelglieder von fünfseitig prismatischer Form mit fünfblättrig geordneten Gelenkstrahlen, wie sie der noch heute gleichge- nannten Gattung zukommen, und Encrinos sollte der Name sein für Sten- gelstücke, die aus noch zusammenhängenden Pentacrinos -Gliedern zusam- mengesetzt sind. Auf die blumenartige Zeichnung der Gelenkstrahlen auf den Artikulationsflächen der Stengelglieder sollte der Name Encrinos eben Phys. Kl. 1857. A 9 Bevysıch so wie Pentacrinos anspielen. ('!) Der Encrinos des Agricola hat dem- nach nichts mit dem heutigen Encrinus zu thun. Die Stengeltheile des Encrinus liliformis, die bei ihrer grofsen Häufigkeit und Verbreitung ohne Zweifel auch dem Agricola schon bekannt waren, wurden von ihm unter den Benennungen des Entrochos und Trochites begriffen und behielten diese Namen in der späteren Litteratur. Das einzige von der Krone des Encrinus dem Agricola Bekannte war sein Pentagonus, worunter der sich häufig al- lein findende unterste Theil der Krone verstanden war, bestehend aus dem letzten Stengelgliede, der Basis und den ersten Radial-Gliedern. Die Veranlassung zur Übertragung des von Agricola in ganz ande- rem Sinne gebrauchten Namen Encrinos auf die Krone des Enerinus lilü- ‚formis gab die erste im Jahre 1669 von Lachmund in der Oryctographia Hildesheimensis gegebene bildliche Darstellung von einem Kronen -Frag- ment, an welchem die oberen Theile der Arme mit den ansitzenden Pinnu- len erhalten waren. Nachdem als Beispiele des Vorkommens von dem Trochites und Entrochos in der Gegend von Hildesheim die Stengeltheile des Encrinus liliiformis abgebildet und beschrieben waren, erscheint in dem folgenden Kapitel De Encrino et Pentacrino die Abbildung und rohe Be- schreibung jenes Kronenfragments vom Enerinus lilüformis mit dem ein- fachen Bemerken, dafs der Autor diesen Stein dem Enerinos des Agricola zuzähle, dessen Natur er augenscheinlich eben so wenig wie die des Penta- crinos erkannt hatte, und eben so wenig das Zusammengehörige des neuen Encrinus mit den vorher beschriebenen Trochites und Entrochos und dem nachfolgenden Pentagonus. Sehr bald nach Lachmund wurden vollstän- dige Kronen des Encrinus lilüformis gefunden und gezeichnet; sie behielten den Namen Encrinus, dessen ursprüngliche Bedeutung bei Agricola allmä- lig ganz in Vergessenheit gerieth. Der Encrinus liliformis war lange als Enerinus oder Encrinit in allen seinen Theilen bekannt, als erst in der Mitte (') Georg Agricola’s Beschreibung des Encrinos und Pentacrinos im fünften Buche De natura fossilium lautet: Verum ut entrochos divisus rotarum effigiem repraesentat, ita encrinos liliorum. Cum enim angulata pars una ab altera separalur, utraque quina llia ostendit. Nam alterius eminentiae ingrediuntur in alterius strias. Quaelibet vero talis pars quinos habet angulos, latera totidem, utrinque quina lilia ostendit: unde pentacrinos Graece potest dici. Quemadmodum vero entrochos constat ex multis interdum trochitis, sic encrinos ex mullis pentacrinis. über die Crinoiden des Muschelkalks. 3 des 18ten Jahrhunderts der lebende Pentacrinus caput medusae entdeckt und alsbald als das lebende Analogon der gleichfalls fossil schon mit ihren büschelförmigen Kronen bekannt gewordenen Pentaerinen erkannt wurde. Nach der Linne’schen Zeit erscheint Encrinus zuerst bei Lamarck als Gattungsname in der zoologischen Systematik. Der fossile Enerinus liliformis und der lebende Pentacrinus caput medusae sind bei ihm die beiden einzigen unter der gemeinsamen Benennung Encrinus unterschiede- nen Arten. Erst in der klassischen, in der Geschichte der Crinoiden Epoche machenden Arbeit von Miller im J. 1821 treten Encrinus und Pentacri- nus mit scharfer Bestimmung ihrer wesentlichen Merkmale getrennt als zoologische Gattungen auf in der unnütz verlängerten Schreibart von Encri- nites und Pentacrinites. Der Encrinus liliiformis, der ohne Grund den neuen und mit Recht wieder verworfenen Artnamen moniliformis erhielt, ist bei Miller noch die einzige Art der Gattung. So gründlich aber wurde der Bau des Skeletes von ihm zergliedert, dafs später Goldfufs mehr nur durch Herstellung besserer Abbildungen als: durch neue Beobach- tungen die durch Miller gewonnene Kenntnifs von dem Crinoid unseres deutschen Muschelkalks zu erweitern im Stande war. Wenn es heute mög- lich ist, dem Bekannten noch einzelnes Neue zuzufügen, oder auch nur das Bekannte in einer wissenschaftlicheren, die Erkennung der wahren Beziehun- gen zu Verwandtem klarer zum Ausdruck bringenden Form auszusprechen, so geschieht dies nur durch Betreten der neuen Bahnen, welche durch Joh. Müller’s Untersuchungen über den lebenden Pentacrinus und die von ihm in weitestem Umfange ausgeführten vergleichenden Betrachtungen fossiler Crinoiden für ein tiefer eindringendes Verständnifs des Baues dieser ganzen Thierklasse eröffnet wurden. a. Der Stengel. Die Berliner Sammlungen besitzen kein Stück des Encrinus lilüfor- mis, an welchem der Stengel vollständig von der Krone bis zum angewachse- nen Ende erhalten ist. Auch Miller und Goldfufs kannten den Stengel nicht vollständig erhalten, entwarfen aber doch ein richtiges Bild von seiner Gesammtform, da ihnen die angehefteten Stielenden bekannt waren, welche mit den Kronen und Stengelfragmenten zusammen vorkommen und auch von älteren Autoren schon auf den Encrinus liliiformis bezogen waren. Voll- A2 4 Bevyrıch ständig bis zur Wurzel erhalten kennen wir nur den Stengel des später zu beschreibenden Encrinus Brahlii von Rüdersdorf, der sich nicht vom Sten- gel des Enerinus lilüformis unterscheidet. Der gröfsere untere Theil des Stengels, der wahrscheinlich eine grofse Länge erreichen konnte, ist walzenförmig, schlank, und besteht aus hohen, einander gleichen oder nahe gleichen Gliedern. Der obere Theil des Stengels ist aus Gliedern von ungleicher Höhe zusammengesetzt, indem höhere mit wul- stig verdickten und übergreifenden Rändern hervortretende Glieder mit flache- ren wechseln. Dem Wechsel liegt eine bestimmte Regel zum Grunde, die aber häufig in Unordnung zerfällt und auch wohl bisweilen gar nicht zur Ausbildung kam. Es ist die gleiche Regel, nach welcher bei den meisten Crinoiden, deren Stengel aus ungleichen Gliedern zusammengesetzt ist, die Glieder sich ordnen. Man sieht nämlich die gröfseren und kleineren Glieder derart in Systemen von je vier Gliedern gruppirt, dafs zwischen zwei stärker hervorragenden Gliedern das mittlere der drei zwischenliegenden wie- der über die zwei anderen etwas hervortritt. Die Systeme verlängern sich mit ihrer gröfseren Entfernung von der Basis der Krone, indem die sämmt- lichen Zwischenglieder höher werden und ihre Zahl sich vermehrt; indefs geschieht diese Vermehrung selten mit einfacher Verdoppelung, so dafs ein re- gelmäfsig geordnetes System von acht dreifach alternirenden Gliedern entsteht. Die schwächsten Glieder der oberen Systeme sind ganz dünne Scheiben, die in den vertieften Gelenkflächen der anstofsenden, dicken, übergreifenden Glieder eingesenkt und aufsen kaum sichtbar sind. Auf einem solchen flachen, scheibenförmigen Gliede, welches zugleich den Abschlufs des letzten viergliedrigen Systems bildet, ruht die Krone, und nie, wie Miller irrthüm- lich angiebt (p. 40. Pl. II, fig. 1), auf einem der stärker verdickten Glieder. Erst das vierte Glied von der Basis der Krone abwärts ist, wenn die Systeme regelmäfsig entwickelt sind, eins der stärksten Glieder. Abweichungen von der Regel bilden sich in der verschiedensten Weise aus; jedoch habe ich nie Stengel gesehen, deren oberes Ende aus gleichen Gliedern wie der untere Theil zusammengesetzt wäre. Der obere Stengel geht in den unteren über durch allmäliges Ver- schwinden der ungleichen Höhe und der äufseren Anschwellungen der Glie- der. Nur ausnahmsweise und ohne Regel kommen noch einzelne ange- schwollene Glieder vor, nachdem die Stengelglieder schon hoch und ein- über die Crinoiden des Muschelkalks. 5 ander gleich geworden sind. Stengel wie sie Miller (Plate I, Fig. 1) und Goldfufs (Taf. LIV, Fig. A) darstellen, wo in regelmäfsig immer gröfser werdenden Abständen noch mehrere verdickte Glieder vorkommen, sind mir nicht bekannt; die angeführten Figuren sind aber wahrscheinlich nur Nachbildungen von der in der Literatur des vorigen Jahrhunderts vielbe- sprochenen Figur auf Taf. XIa in Knorr’s Sammlung von Merkwürdigkeiten der Natur vom Jahre 1755. Ein Schaustück mit ähnlichem Stengel, welches die Berliner Universitäts- Sammlung besafs, erwies sich bei näherer Betrach- tung als ein Artefakt aus künstlich zusammengesetzten Stengelgliedern. Häufig verbindet sich mit der veränderten Zusammensetzung des oberen Stengels aus ungleichen Gliedern zugleich eine Veränderung des runden Um- fangs in einen gerundet fünfseitigen. Nie bilden sich die Ecken des Penta- gons zu bestimmten Kanten aus. Oft verlieren die stärker anschwellenden Glieder den pentagonalen Umrifs und zeigen sich nur unbestimmt winklig, während die Zwischenglieder noch deutlich pentagonal sind. Bei Stengeln, wo der pentagonale Umrifs besonders deutlich ausgeprägt ist, sind die Seiten des Fünfecks schwach eingesenkt. Der Stengel des Encrinus lilüformis twägt keine Cirren. Bei andern Arten mit ähnlich gebautem oberen Stengel kommen an den verdickten Gliedern kleine Cirren vor. Bronn beobachtete sie bei seinem Encrinus pentactinus; ich sah ihre Narben an Gliedern aus oberschlesischem Muschel- kalk, die vielleicht zum Encrinus aculeatus gehören. Beim Encrinus pen- tactinus mit deutlich pentagonalem Stengel sah Bronn die Cirren in der Mitte der eingesenkten Seiten abgehen wie bei Pentacrinus. Die verdickten eirrentragenden Glieder aus oberschlesischem Muschelkalk sind unbe- stimmt winklig oder rund, die Ansatzstelle der Cirren eher vortretend als eingesenkt. Der Central-Kanal des Stengels ist eng und rund; er erweitert und verändert sich nicht zur Krone hin. Die Gelenkflächen des unteren gleichgliedrigen Stengels sind in der Regel in der Mitte glatt und nur an den Rändern mit kurzen, starken und daher sparsamen Gelenkstrahlen besetzt. Zuweilen ist der Rand des Centralkanals ringförmig erhoben. In dem oberen ungleichgliedrigen Stengel dagegen bildet sich auf den Gelenkflächen allmälig, bald mehr bald weniger vollkommen, eine fünfblättrige 6 Bevrrıch Zeichnung aus, die von der Peripherie her ihren Ursprung nimmt und genau der Zeichnung auf den Gelenkflächen des Pentacrinus entspricht. Die Ge- lenkstrahlen beginnen zuerst vom Rande her an fünf Stellen des Umfangs sich einzubiegen, welche den Seiten des später pentagonal werdenden Stengels entsprechen. , Die eingebogenen Streifen verlassen dann den Rand, und verlängern sich zu fünf Lappen oder schmalen Speichen, welche oft deut- lich mit federförmig geknickten Gelenkstrahlen bedeckt sind und fünf glatt bleibende gegen die Ecken des Stengel-Pentagons gerichtete Felder zwi- schen sich einschliefsen. Die letzten Glieder unter der Krone haben stets fünf schmale Speichen, wie sie gut in Quenstedt’s Handbuch Tab. 54 Fig. 3a und b gezeichnet sind. [Vergl. Taf. I, Fig. 2 und 3]. Goldfufs, Taf. LIN, Fig. 82, giebt eine gute Ansicht von einer Gelenkfläche eines der oberen angeschwollenen Glieder. Wesentlich verschieden von der fünfblättrigen, nur an dem oberen Stengel vorhandenen, Pentacrinus-artigen Theilung sind andre fünflappige Zeichnungen, welche an dem unteren gleichgliedrigen Stengel auf dem mitt- leren glatten Theil der Gelenkflächen vorkommen. Sie werden durch Er- habenheiten auf der Ebene der Gelenkfläche gebildet, die bei gut erhaltener Oberfläche ein fein poröses Gefüge zeigen. Ihre fünfstrahlige Anordnung geht nicht von der Peripherie, sondern von dem Centrum aus und ist einer bestimmten Regel unterworfen, welche die von Goldfufs gegebenen Figu- ren Taf. LIII, Fig. 8 „»,%, a, v zur Anschauung bringen. Selten besteht die Zeichnung aus einem einfachen fünflappigen Stern (w#); meist sind die 5 Lappen gespalten (A) und erhalten dann an jedem Ende des Lappens weitere Fortsätze (1). Die äufseren Fortsätze lösen sich und können einen getrenn- ten Kranz von Warzen bilden (x), die inneren Lappen können in eine Scheibe verfliefsen (v). Indefs sind alle diese Figuren verhältnifsmäfsig nur selten so regelmäfsig ausgebildet; häufiger zerfallen die inneren Lappen und ver- fliefsen mit den äufseren Fortsätzen zu einer grofsen Scheibe mit einem un- regelmäfsigen Gewirr von Warzen, in welchem nur noch Spuren der radialen Anordnung unterscheidbar sind. Von Bedeutung ist die Erscheinung, dafs Unregelmäfsigkeiten in der Anordnung der Warzen auf einer der beiden Ge- lenkflächen eines Gliedes sich genau auf der anderen wiederholen; es müssen daher diese Zeichnungen ebenso in der Anordnung der den ganzen Stengel über die Crinoiden des Muschelkalks. 7 durchziehenden Sehnen ihren Grund haben, wie die nur im oberen Stengel sich ausbildende Pentacrinen-Zeichnung. Das Wachsthum des Stengels in der Länge und Dicke geschah durch Erweiterung der einzelnen Glieder, welche durch Auflagerung von Kalk- schichten auf der Aufsenseite an Dicke, und durch Auflagerung von Kalk- schichten auf den Gelenkflächen an Länge zunahmen. Durch gleichzeitiges Wachsthum nach beiden Richtungen entstand ein kastenförmiger innerer Bau, wie ihn Goldfufs an angeschliffenen Stücken (Taf. LIII, Fig. $h und k) beobachtete. Bei dem Durchschnitt eines ungleichgliedrigen oberen Stengelstückes (Taf. LIH, Fig. 8 u) sah Goldfufs die einzelnen Glieder, sowohl die längeren wie die kürzeren, aus zwei Lagen zusammengesetzt und nur die äufseren, angeschwollenen Ränder der längeren Glieder schichtig ge- baut. Diese Struktur zeigt deutlich, dafs die betreffenden Glieder ihr rela- tives Verhältnifs der Ungleichheit bei ihrem mehr in der Dicke als Länge fortschreitenden Wachsthum nicht veränderten, und eine Vergleichung der beiden von Goldfufs gezeichneten Durchschnitte lehrt, dafs die Glieder des gleichgliedrigen unteren Stengels in jüngerem Zustande nie die Form der ungleichen oberen Glieder besafsen, und umgekehrt, dafs die Glieder des oberen Stengels bei weiterem Fortwachsen nie die Struktur der unteren Glieder erhalten könnten. Man kann daher nicht annehmen, dafs ein anfangs kurzer Stengel seine Länge allmälig durch fortwährend neues Entstehen klei- ner sich interpolirender Glieder im oberen ungleichgliedrigen Theile erhal- ten habe; vielmehr mufs der Stengel von Anfang an in verhältnifsmäfsiger Länge und Dicke in ähnlicher Weise wie bei dem älteren Thiere aus einem unteren und oberen Theil zusammengesetzt gewesen sein. Wenn eine Verlän- gerung des Stengels auch durch Interpolation neuer Glieder erfolgte, wie Herr Müller nach Analogie des beim Pentacrinus Beobachteten auch für den Encrinus annahm, so kann sie nur einen geringen Einflufs auf die Zusam- mensetzung des Ganzen ausgeübt haben und dürfte vielleicht nur die Ur- sache der häufigen Störungen in der alternirenden Ordnung der ungleichen Glieder des obern Stengels geworden sein. Die an Stengeln junger unaus- gewachsener Kronen des Encrinus gracilis beobachteten Erscheinungen wei- 8 sen sogar darauf hin, dafs im jugendlichen Alter des Thieres der von der Krone entferntere gleichgliedrige Theil des Stengels früher zur Ausbildung gelangte als der ungleichgliedrige obere. h) Bevrarıch Das unten angewachsene Ende des Stengels, oder seine Wurzel, hat bei isolirt angehefteten Individuen von noch nicht hohem Alter das An- sehn eines Behufs der Anheftung metamorphosirten letzten Stengelgliedes. Eine solche Wurzel ist, wenn die Unterlage eine ebene Fläche darbot, zu einer nach den Rändern hin dünn auslaufenden Scheibe erweitert, in deren mittlerem dickeren Theil die erste Gelenkfläche des Stengels mit dem Cen- tralkanal und randlichen Gelenkstrahlen zu sehen ist. (Quenstedt Hand- buch Tab. 54, Fig. 7). Die gleich allen übrigen Skelettheilen aus Kalkspath(') bestehende Wurzelausbreitung zeigt nie Spuren von Theilung oder Gliede- rung, oder Neigung zu Verästelungen, oder vom Centralkanal des Stengels in sie hinein sich verzweigende Seiten-Kanäle. Sie nimmt die verschieden- artigsten unregelmäfsigen Gestalten an, wo die Anheftungsfläche keine Ebene darbot. Bei älteren Stengeln, wo die Wurzelausbreitung unter der letzten Gelenkfläche zur Anheftung nieht ausreichte, sind auch noch die unteren Stengelglieder wie von einer Scheide umgeben, die mit der unteren Ausbrei- tung verwachsen ist, und in welche die Artikulationsflächen der umhüllten Glie- der sich nicht verlängern. Eine solche Scheide wird vergleichbar der Wurzel des jurassischen Apiocrinus, wie sie bei Goldfufs Taf. LVI, Fig. 1, U, V im Längsschnitt dargestellt ist; sie kann nur entstehen durch immer neu von aufsen her auf dem schon gebildeten älteren Wurzeltheil sich auflegende Kalk- schichten, die von dem unteren Ende des noch nicht umhüllten und des Wachsthums nach aufsen noch fähigen Stengels ihren Anfang nahmen und nach unten hin gleichsam herabflossen. Häufig werden statt der Wurzelenden einzelner Stengel Wurzelstöcke gefunden, in welchen die Wurzelenden mehrerer oder ganzer Gruppen von Individuen mit einander verwachsen sind; oder ein scheibenförmig ausgebrei- teter Wurzelstock, welcher sich in die den einzelnen Individuen zugehören- den Theile nicht mehr zerlegen läfst, zeigt mehrere erste Gelenkflächen für (') Quenstedt (Flözgebirge Würtembergs S. 69) giebt an, dafs die Wurzelausbrei- tung des Encrinus muschelartig sei und von feinfasrigem Gefüge, wie die Schale des Iro- ceramus. Veranlassung zu dieser falschen Angabe gaben muthmalslich von Quenstedt in früherer Zeit bei Roclum gesammelte und in der Universitäts- Sammlung aufbewahrte Wurzelstücke, die zum Theil auf dünnfasrigen Muschelschalen (aus dem deutschen Muschel- kalk sonst nicht weiter bekannt, — vielleicht Perna —) aufgewachsen sind, mit diesen aber in keinem weiteren Zusammenhange stehen. über die Crinoiden des Muschelkalls. 9 die verschiedenen mit ihren Wurzelausbreitungen verwachsenen Individuen. Goldfufs hat eine merkwürdige Gruppe von Stengeln abgebildet (Taf. LIH, Fig. 8a), deren Wurzelenden dicht nebeneinander, aufeinander und keilför- mig ineinander stecken, so dafs sie sich gegenseitig stützen und tragen. Ohne Zweifel fanden in solchen Fällen mehrere zu einer und derselben Generation gehörende Individuen in der Nähe des Mutterthieres oder selbst auf dessen Wurzel die passende Stelle zu gleichzeitigem und gemeinschaftlichem Anhef- ten der Stengel, von denen vorausgesetzt werden mufs, dafs sie vor der An- heftung schon theilweise ihre Ausbildung erhalten hatten. Von besonderem Interesse und dem Enerinus eigenthümlich ist das Vorkommen der freien, kuppelförmig gestalteten Stengelenden, welche zu- erst Goldfufs kennen lehrte (Taf. LI, Fig. 8 z, «, £, y, d, ©). Er nannte sie Kelchknospen und unterschied deren zweierlei Art, solche wo das kup- pelförmige Endglied keine Spaltungen erkennen läfst (z, @, y) und andre, wo das kuppelförmige Endglied durch zarte Spalten in Stücke getheilt ist (@, d&,e). Die ersteren hielt er für Vernarbungen eines Abbruches, bei den letzteren dagegen hielt er die Stücke des Endgliedes für unentwickelte Glie- der des Kelches und erklärte dies Vorkommen für eine Bestätigung der son- derbaren Ansicht, dafs die Basis und der ganze Kelch der Krone sich aus den Gliedern des Stengels durch Anschwellung und Spaltung derselben ent- wickle. Später beobachtete Herm. v. Meyer ähnliche Bildungen an andren Encrinus-Arten des oberschlesischen Muschelkalks aus der jetzt in Berlin befindlichen Sammlung des verstorbenen Mentzel; er sah theils kurze Stengelstücke mit einem gröfseren, ungetheilten, kuppelförmigen Endgliede, wie sie Gold fufs von Schwerfen kannte (Palaeontographica I, Tab. XXXTI Fig. 15, 16), theils längere gekrümmte Stengelstücke, die mit deutlicher oder undeutlicher Gliederung in ein stumpf gerundetes oder stumpf zugespitztes Ende auslaufen (a. a. ©. Tab. XX XI, Fig. 3, 4, 5, 6 und Tab. XXX Fig. 8). Herm. v. Meyer nannte diese Bildungen blinde Knospen; er verwarf mit Recht die Goldfufs’sche Vorstellung, dafs sie unentwickelte Kronen sein könnten, weil die ganz unregelmäfsige, von Goldfufs an den kuppelförmi- gen Endgliedern beobachtete Spaltung gar keine Analogie mit der Anord- nung der Kelchglieder besitze. Indefs entwickelt er selbst eine im Grunde nicht wesentlich verschiedene und eben so unmögliche Vorstellung, indem er meint, die besprochenen Formen seien blinde d. h. solche Knospen, aus Phys. Kl. 1857. B 10 Beysıch denen nie ein Kelch geworden wäre, oder Bildungshemmungen,, weniger durch äufsere störende Einwirkungen als durch mangelnden inneren Trieb veranlafst. Als ob man sich denken könne, dafs das Crinoid von der Wur- zel aus mit einem Stengel zu wachsen anfange, aus dem sich nachher nach Belieben eine Krone hätte bilden können oder nicht, wenn Hemmungen ein- traten! Viel weniger unmöglich wäre die andre von Goldfufs ausgespro- chene Meinung, dafs die freien kuppelförmigen Kelehenden, die getheilten eben so wie die ungetheilten, Vernarbungen abgerissener Stengel seien, wobei die Frage entsiände, ob die Vernarbung von dem angewachsenen Stengelfragment oder von dem frei noch weiter fortlebenden Thiere hervor- gebracht sein könne. Indefs läfst sich auch diese Deutung nicht annehmen, theils weil die von Goldfufs beobachteten Bildungen bei Schwerfen zu häufig und in zu sehr sich gleichbleibenden Formen vorkommen, theils weil die schlesischen von Herm. v. Meyer gezeichneten ähnlichen Bildungen be- weisen, dafs hier bestimmte, mit der Verschiedenheit der Art in Verbindung stehende Abweichungen vorhanden sind. Ich vermuthe, dafs der Stengel des Enerinus in der frühesten Jugend des Thieres überhaupt nicht angehef- tet war, und dafs die freien kuppelförmigen Stengelenden, die noch nicht an sehr dicken auf ein hohes Alter hinweisenden Stengeln beobachtet wur- den, das untere Ende von Stengeln darstellen, welche eine für die Anhef- tung passende Stelle noch nicht gefunden hatten, sich aber später noch an- zuheften im Stande waren. Die kuppelförmigen Endglieder wären hiernach der Kern der nach der Anheftung entstehenden Wurzelausbreitung. Für die Zertheilung des kuppelförmigen Endgliedes findet sich ein Analogon in den unregelmäfsigen Zerspaltungen des Wurzelendes, welche in dem bei Goldfufs Taf. LIN, Fig. $f gezeichneten Längsschnitt sichtbar sind. Auch das spitze Auslaufen des mittleren Stengels in der Mitte der Wurzel des Apiocrinus bei Goldfufs Taf. LVI, Fig. 1 U, V ist zu vergleichen. 2. Der Kelch. Die ähnliche Anordnung und Aneinanderfügung der Kelchglieder bei 5 den Gattungen Enerinus, Apiocrinus und Pentacrinus bestimmte Miller, diese Gattungen als eine besondere Abtheilung der Crinoiden unter dem Na- men der Crinoidea articulata zu verbinden. Er bestimmte ihren bezeich- nenden Charakter dahin, dafs die Glieder des Kelches durch lippenförmige über die Crinoiden des Muschelkalks. 11 und quere, von einem kleinen Loche durchbohrte Fortsätze mit einander artikuliren. Die von ihm beobachteten Durchbohrungen gehören den im Innern der dicken Glieder verlaufenden Kanälen an, die vom Oentralkanal des Stengels ausgehen und zu den Radien des Kelches und der Arme hin- führen. Die Fortsätze oder Leisten, mit welchen die Glieder der Kelchra- dien auf einander ruhen, zeigen, dafs diese Glieder beweglich waren, und nöthigen, wie Herr Müller hervorhob, zu der Annahme, dafs auch beim Encrinus und Apiocrinus, eben so wie beim Pentacrinus, die Haut der Bauchseite sich zwischen den Kelchradien fortsetzte, wenn auch deren Glie- der vom Thiere fest aneinander gelegt werden konnten und sich bei fossilen Kronen auch meist in geschlossenen Kreisen vorfinden. Goldfufs nahm die Abtheilung der Crinoidea articulata von Miller an und fügte den drei ersten Gattungen noch passend die Eugeniacrinus und Solanocrinus hinzu. Herr Müller zuerst hob die bis dahin in der systematischen Anordnung der Cri- noiden beibehaltene unnatürliche Trennung der gestielten von den freien Crinoiden auf, und stellte die Comatula mit den verwandten Gattungen als freie Formen in die Abiheilung der Crinoidea articulata, sie weit entfernend von andren in ihrem Bau sich wesentlich unterscheidenden ungestielten Cri- noiden. In diesem Umfange sind die Crinoidea articulata, zerfallend in die Unterabtheilungen der gestielten und der ungestielten, eine der natürlichsten und schärfst abgegrenzten Abtheilungen, welche die umfangreiche Ordnung der Crinoiden zu trennen erlaubt. Ihre zoologische Bedeutung wurde ver- kannt in der systematischen Eintheilung der Crinoiden, welche neuerlich von Ferd. Roemer im ersten Bande der Leihaea geognostica (p. 262 fg.) gegeben ist; die Comatula erscheint hier wieder zunächst neben den so sehr verschiedenen Saccocoma und Marsupites, und die gestielten Crinoidea ar- ticulata werden in eine Reihe gestellt mit den alten Cupressocrinus und Cyathocrinus, mit denen sie keine nähere Verwandtschaft besitzen. Der Encrinus ist die zuerst erscheinende Form der gestielten Crinoidea articu- lata, welche vom Muschelkalk an, in den untergeordneten Merkmalen sich mannichfaltig verändernd, durch alle späteren geologischen Zeiten hindurch die herrschend verbreitete Crinoiden-Gruppe bleiben. Zusammensetzung des Kelches. Der Kelch ist zusammenge- setzt aus den fünf Radien und der Basis. Die aneinderstofsenden Kelchradien bestehen aus je drei übereinanderliegenden Gliedern, den Radialen, deren B2 12 BerxteH oberstes axillar ist; die Basis wird von zwei Kreisen gebildet, einem äufse- ren und einem inneren Basalkreis von je fünf Gliedern. Die Glieder des äufse- ren Basalkreises alterniren mit den untersten Radialen und die Glieder des in- neren Basalkreises mit denen des äufseren. Die Glieder des inneren Basalkrei- ses stehen in alternirender Stellung mit den fünf glatten, blattartigen Fel- dern, in welche die Gelenkflächen der obersten Stengelglieder getheilt sind; letztere correspondiren daher den Gliedern des äufseren Basalkreises. [ Vgl. Taf.I, RES] Der Kelch ruht mit seiner Basis so auf dem oberen Ende des Sten- gels, dafs auf seiner unteren Seite, wenn sich der Stengel vollständig gelöst hat, ein der Peripherie des letzteren entsprechender Eindruck von gerundet fünfseitigem Umrifs sichtbar wird. Der Rand der Auflagerungsfläche auf dem Stengel ist mit kurzen Kerben umgeben, in welche die Gelenkstrahlen vom Rande des letzten Stengelgliedes eingriffen. Das Centrum der Aufla- gerungsfläche wird von dem inneren Basalkreise eingenommen in der Gestalt eines aus fünf Stücken zusammengesetzten Sternes, dessen Spitzen auf die Mit- ten der Einbiegungen des fünfseitigen gekerbten Randes hinlaufen. In der Längsaxe eines jeden der fünf Stücke von der Spitze zu dem centralen Kanal hin ist eine Reihe von Eindrücken unterscheidbar, welche von den Artikula- tionsstrahlen der Speichen des obersten fünfstrahlig getheilten Stengelgliedes herrühren. [Taf. I, Fig. 1 c] Der sternförmige Centralkreis der Basis ist von früheren Autoren theils nicht beachtet, theils nicht richtig gedeutet worden, theils hat der Umstand zu unbestimmten oder falschen Angaben verleitet, dafs häufig die Auflagerungsfläche der Kelchbasis auf dem Stengel auch an gelösten Kronen noch mit dem letzten scheibenförmigen Stengelgliede bedeckt ist. Miller kannte den Stern nicht und gab eine falsche Darstellung von der Zusammen- setzung der Basis. Goldfufs kannte ihn und hat eine sehr gute Zeichnung desselben geliefert (Petref. Germ. Taf. LIV, Fig. D); er bezeichnet ihn mit dem Buchstaben £’ und nennt ihn in der Erläuterung der Tafel „das erste, in das Becken eingefügte Saülenglied.” Zum Stengel kann dieser Stern aber nicht gerechnet werden, weil er nicht ein ungetheiltes Stück, sondern ein aus fünf durch Nähte getrennten Stücken zusammengesetzter Kreis ist. Man könnte ihn auch nicht mit Goldfufs, wenn ein solcher Ausdruck überhaupt zulässig wäre, ein auseinandergefallenes Stengelglied nennen, da seine Theile über die Crinoiden des Muschelkalks. 13 mit den möglicherweise für entsprechend zu haltenden Räumen des Stengels nicht correspondirend sondern alternirend gestellt sind. Noch weniger kann, wie Goldfufs meint, auch noch der zweite äufsere Basalkreis ein zerlegtes erweitertes Stengelglied genannt werden; man könnte mit gleichem Rechte die ganze Krone einen auseinandergefallenen Stengel nennen. Später leugnet Quenstedt (Handbuch S. 613) das gesetzmäfsige Vorhandensein des stern- förmigen inneren Basalkreises; er verkannte Stücke, an welchen das letzte Stengelglied noch mit der Basis verwachsen ist, wie dies bei dem a.a.O. Tab. 54, Fig. 3a dargestellten Stück der Fall ist. An sieben Kronen und Kronenfragmenten in der Berliner Sammlung ist der Stern zu sehen, von gleicher Form, gleicher Theilung, gleicher Stellung; er ist aufserdem an Kro- nen anderer Encrinus- Arten von St. Cassian beobachtet und mufs für ein wesentliches, nie fehlendes Element in der Zusammensetzung des Kelches aller Encrinen gehalten werden. Die Zusammensetzung der Basis aus zwei Kreisen ist zugleich eins der wichtigsten Merkmale zur Unterscheidung des Encrinus von anderen ver- wandten Gattungen der Crinoidea articulata. Augenscheinlich ist es der äufsere Basalkreis, welcher dem einfachen Ringe der Basalglieder von Apio- crinus, Pentacrinus und anderen entspricht, und der innere Basalkreis ist ein der Gattung Encrinus eigenthümliches, hinzutretendes Element. Das Ver- hältnifs des äufseren zum inneren Basalkreis des Encrinus entspricht der Un- terscheidung von Parabasis und Basis bei den Crinoidea tessellata; jedoch wurde die Übertragung dieser terminologischen Ausdrücke auf die ent- sprechenden Theile des Enerinus vermieden, weil sie dahin führen würde, bei nächst verwandten Gattungen, wie Enerinus und Apiocrinus, Gleich- werthiges mit ungleichen Benennungen zu belegen. Form des Kelches. Der Kelch, von den Armen gelöst, hat die Form einer tiefen Schüssel, an welcher die untere Seite von der horizontal ausgebreiteten Basis in Verbindung mit den ersten Radialen, die Seitenwand von den mittleren und oberen Radialen eingenommen wird. Eine Verän- derung dieser Form entsteht durch eine in verschiedenem Grade vorkom- mende sackförmige Verlängerung der unteren Radiale, die den zapfenförmi- gen Verlängerungen derselben Glieder bei fossilen Pentacrinus- Arten , wie P. briareus und subangularis, zu vergleichen ist. Die Verlängerung be- ginnt mit einer schwachen, nach abwärts sich senkenden Wölbung des gan- 14 Berrıcı zen Gliedes; in mäfsigem Grade der Ausbildung ist sie dargestellt bei Gold- fufs Taf. LIV, Fig. D, in stärkerem bei Miller Pl. II, Fig. 3. In ihren verschiedenen Graden der Ausbildung zeigen diese Verlängerung die Figu- ren 3, 2 und 4 auf Taf.I. Der frei bleibende Raum zwischen dem Sack und dem Stengel ist bald enger bald weiter; es kommt nicht selten vor, dafs er ganz geschlossen wird, indem die verdickten und erweiterten oberen Stengelglieder mit der inneren Wand des Sackes zusammenstofsen. Hier- durch wird die Basis ganz versteckt, ohne dafs sich jedoch in ihrer Lage und Zusammensetzung etwas ändert. Die Basis mag sichtbar sein oder nicht, sie behält die Form eines regulären Fünfecks, auf dessen Seiten die unteren Radiale aufgesetzt sind und in dessen Spitzen die fünf Glieder des äufseren Basalkreises auslaufen. Die mittleren und oberen Radiale zeichnen sich äufserlich als enger verbundene Glieder dadurch aus, dafs sich unten an der Grenze des zweiten und ersten Radials und oben zwischen dem Schulter-Radial und den ersten Armgliedern Einschnürungen ausbilden. Die beiden Glieder schwellen häu- fig nach aufsen gemeinschaftlich an, zuweilen so stark, dafs die oberen und unteren Einschnürungen zu tiefen Rinnen werden. Nur ausnahmsweise ist auch das zweite vom dritten Radial durch eine Einschnürung getrennt. Charakteristisch für die Form des Kelches entstehen in den Winkeln, wo an der Grenze zwischen zwei Radien die oberen Kelchradiale mit den unteren Armgliedern zusammenstofsen, breite, flache Einsenkungen, die halb dem Kelch und halb den Armen zufallen; sie sind gut in den Figuren bei Goldfufs Taf. LIV, Fig. A und B ausgedrückt. Artikulation der Kelchglieder. Die Glieder des Kelches sind mit einander verbunden theils unbeweglich durch Nahtflächen, theils beweg- lich durch Gelenkflächen. Blos aneinander, ohne feste Verbindung, liegen seitlich die mittleren und oberen Radial-Glieder der benachbarten Radien. Durch Nahtflächen sind die Glieder der beiden Basalkreise sowohl miteinan- der wie mit den ersten Radialen verbunden. Die ersten Radiale sind mit den zweiten durch Gelenkflächen, die zweiten mit den dritten durch Naht- flächen, die dritten Radiale mit den ersten Armgliedern wieder durch Ge- lenkflächen verbunden. Die Nahtflächen sind eben oder flach vertieft, an den Rändern rings- um fein gekerbt. Auf den breiten Nahtflächen zwischen den ersten Radia- über die Crinoiden des Muschelkalks. 15 len zeigen sich aufserdem noch in der vertieften Mitte der Flächen kleine Wärzchen, deren Zahl und Stellung keiner Regel unterworfen ist (Gold- fufs Taf. LIV, Fig. F. #, und #). Auch auf den kleineren Nahtflächen zwi- schen den ersten Radialen und den äufseren Basalen kommen diese Wärz- chen vor; sie fehlen aber auf den grofsen Nahtflächen zwischen den zweiten und dritten Radialen ['Taf. I, Fig. 5.] Die seitlichen Flächen, mit denen die zweiten und dritten Radialen benachbarter Radien ohne feste Verbindung aneinanderliegen, unterscheiden sich von den Nahtflächen durch das Fehlen der Randkerben wie überhaupt aller Skulptur; sie gleichen hierin den Flächen, mit welchen die Arme seit- lich aneinanderliegen. Die Gelenkflächen, mit welchen die ersten und zweiten Radialglieder auf einander ruhen [Taf. I, Fig. 4], haben eine abgeplattete Leiste, welche durch einen geradlinig die beiden seitlichen Ecken verbindenden Rand sich scharf von einer davorliegenden Rinne abgrenzt. Die Oberfläche der Leiste ist glatt. Der gebogene Aufsenrand der Rinne läfst bei guter Erhal- tung feine Kerben erkennen, wie sie an den Rändern der Nahtflächen vor- handen sind. Unterhalb des geradlinigen Randes der Leiste ist die Rinne im mittleren Drittheil ihrer Länge zu einer tieferen Grube ausgehöhlt. Zu- weilen ist der Grund der Rinne durch ein schmales mittleres Riff der ganzen Länge nach getheilt. Die Löcher der Gefäfskanäle befinden sich hart am inneren Rande eines mittleren Vorsprunges der Leiste, von welchem eine seichte Furche jederseits nach den seitlichen Ecken herabläuft. Das dachförmig gestaltete Schulterradial hat zwei Gelenkflächen von gleicher Beschaffenheit wie die Gelenkfläche des ersten Radials; nur fehlt die Symmetrie, indem die inneren Hälften der beiden Gelenkflächen ver- kürzt sind [Taf. I, Fig. 6). Ihre geradlinigen Leistenränder laufen von der Spitze des Daches gegen die seitlichen Ecken herab. Die Muskeln zur Bewegung der Kelchradiale liegen auf besonderen lip- penförmigen Fortsätzen, die an ihren inneren Rändern gefranzt sind. Die Stelle, auf welcher der Muskel befestigt war, ist durch eine unregelmäfsig rauhe Oberfläche kenntlich [Taf. I, Fig. 1b, 4, 6]. Bei den ersten Radialen liegt die Muskelfläche des lippenförmigen Fortsatzes in der Verlängerung von der Ebene der Gelenkfläche [Fig. 4]; ihr correspondirt eine gleiche Fläche an dem Muskelfortsatz der unteren Gelenkfläche des zweiten Radials. Wenn 16 Bevyaıen diese beiden Glieder zusammenhängen, liegen die Fortsätze so aufeinander, dafs die Franzen des Randes alternirend in einander greifen und nur durch einen schmalen für den Muskel bestimmten Zwischenraum getrennt sind [Taf. I, Fig. 9]. Den Nahtflächen zwischen den unbeweglich verbundenen zweiten und dritten Radialen fehlen auch die Muskelfortsätze. Bei dem Schul- terradial sind die inneren Hälften der beiden Muskelfortsätze aufwärts gebo- und zu einer Platte verwachsen, die an beiden Seiten die charakteristischen Muskelflächen zeigt [Fig. 6]. Die Zeichnungen bei Miller (Plate III) geben eine zwar rohe aber doch bessere Darstellung der gefranzten Muskelfortsätze als die Zeichnun- gen bei Goldfufs (Taf. LIV, Fig. F), die von abgeriebenen isolirten Glie- dern genommen sind, an denen die feinere Skulptur zerstört war; an keiner der Ansichten bei Goldfufs ist die eigenthümliche rauhe Oberfläche des Muskelansatzes gezeichnet. Vergleicht man die Artikulation der Kelchglieder des Enerinus mit der des Pentacrinus, so ist wesentlich unterscheidend, dafs bei letzterem auch die zweiten und dritten Radialglieder durch ein eigenthümliches Ge- lenk verbunden sind, wodurch sie die Fähigkeit seitlicher Bewegung erhal- ten. Die Kelchradien des Encrinus konnten nur von aufsen nach innen be- wegt werden. Die unbewegliche Nahtverbindung zwischen den zweiten und dritten Radialen hat Encrinus mit Alecto rosea gemein. Eine viel gröfsere Übereinstimmung als mit Pentacrinus, auch in der Beschaffenheit der Gelenk- flächen und der Ansatzweise der Muskeln, zeigt Encrinus mit Apiocrinus. Die verschiedene Verbindung der Kelchglieder theils durch Naht- flächen theils durch Gelenkflächen bedingt die Art und Weise des Auseinan- derfallens der Glieder nach dem Absterben des Thieres. Die Gelenkflächen lösen sich leichter von einander als die fester verbundenen Nahtflächen. Deshalb finden sich häufig die zweiten und dritten Radialglieder noch zusam- menhängend, und durch das Abfallen der beiden oberen Radiale im ganzen Umfang des Kelches entsteht der so häufig sich allein findende Theil der Krone, den Agricola den Pentagonus nannte. Zur Bezeichnung dieses unteren Theils des Kelches, bestehend aus den unteren Radialgliedern in Verbindung mit den Gliedern der Basis, werde ich mich im Folgenden der Benennung Patina bedienen. über die Crinoiden des Muschelkalks. 17 Innere Seite des Kelches. Auf der inneren Fläche des Kelches ist der zur Patina gehörende Raum in Gruben getheilt, deren Anordnung in engstem Zusammenhange steht mit dem Verlauf der Gefäfskanäle im Innern der Kelchglieder. Man hat zu unterscheiden 4) eine Centralgrube von fünfseitig sternförmigem Umrifs; 2) fünf Radialgruben von lanzettlicher Form, von den Ecken der Centralgrube gegen die Mitte der Muskelfortsätze der ersten Radialglieder hinlaufend; 3) fünf dreieckige zwischen den Ra- dialgruben liegende Interradialgruben [Taf. I, Fig. 1b]. Der sternförmige Umrifs der Centralgrube fällt zusammen mit der Umgrenzung der inneren Basalglieder an der Innenseite des Kelches. Die Mitte ist von einem engen Kanal durchbohrt, welcher die Fortsetzung von dem Centralkanal des Stengels bildet und innen im Centrum der Patina in derselben Weite mündet, mit welcher er an der unteren Kelchseite eintritt. Die Mündung des Kanals ist von zehn kleinen zahnartigen Vorsprüngen um- geben, von denen je zwei einem Gliede des inneren Basalkreises angehö- ren. Durch das Hervortreten dieses gezähnten Randes erhalten die fünf Ecken der Gentralgrube das Ansehn besonderer kleiner Grübchen, von de- nen eine jede am Fufs der darüber ihren Anfang nehmenden Radialgrube befindlich ist und einem der fünf in der Richtung der Radien stehenden Glieder des inneren Basalkreises entspricht. In der Figur bei Goldfufs Taf. LIV, Fig. E, welche im Übrigen die Anordnung der Patina-Gruben sehr richtig darstellt, fehlt der Kreis von Zähnen an der Mündung des centralen Kanals; das gezeichnete Stück war hier ohne Zweifel unvollkommen erhalten. Miller beschreibt und zeichnet (Pl. III, Fig. 2 und 4) die Zähne, versetzt sie aber falsch an den inneren Rand der Glieder des äufseren Basalkreises, dessen Trennung von dem inne- ren ihm unbekannt war. In seiner Figur 4 ist die grofse, fünflappig ge- zeichnete centrale Kanalmündung falsch; die Zeichnungen in Fig. 2 zeigen, dafs er keine isolirte Glieder des äufseren Basalkreises zu beobachten Gele- genheit hatte. Die Radialgruben sind mit ihrer unteren Hälfte zwischen zwei äufseren Basalgliedern eingesenkt, mit ihrer oberen fallen sie in die Mittel- region der ersten Radiale. Nach unten stofsen zwei benachbarte Radialgru- ben aneinander und sind hier durch eine stumpfe Kante getrennt, welche mit einer etwas vortretenden Spitze zwischen zwei Ecken der Centralgrube, also Phys. Kl. 1857. C 18 Beyrıch# in der Mittellinie eines äufseren Basalgliedes ihren Anfang nimmt. Diese Kante erscheint auf der inneren Seite eines isolirten äufseren Basalgliedes [Taf. I, Fig. 10a], wie der Stiel einer Gabel, deren zwei Äste den unteren Anfang einer Interradialgrube zwischen sich einschliefsen und auf die Mitte der beiden Grenznähte hinlaufen, mit denen das Basalglied an zwei benach- barte Radiale anstöfst. Die beiden Kanten, welche eine Radialgrube von den anstofsenden Interradialgruben trennen, convergiren aufwärts in der Richtung gegen die Mitte des Muskelfortsatzes, an dessen untere Seite sie anstofsen, ohne sich zu verbinden. Die Fortsetzung der Radialgrube bildet hier ein runder, den Muskelfortsatz durchbohrender Kanal. Wenn die Muskelfortsätze, wie gewöhnlich bei isolirten Gliedern oder Patinen, nicht vollständig erhalten sind, so zeigt sich statt des geschlossenen Kanals nur eine offene Rinne, durch welche der Muskelfortsatz in zwei getrennte Hälf- ten zerlegt wird. So ist es der Fall an der auf Taf. I, Fig. 1b, wie auch an der bei Goldfufs Taf. LIV, Fig. E gezeichneten Patina; vollständig er- halten zeigt den Kanal unsere Ansicht Taf. I, Fig. 4 und besser noch Fig. 9. Der Kanal berührt den inneren Rand der Gelenkfläche des Radialgliedes bei dem mittleren Vorsprung der Gelenkleiste, auf welchem sich die Öffnungen der inneren Gefäfskanäle befinden. Die Interradialgruben erhalten nach oben ihre Begrenzung durch das Hervortreten einer Kante in der Verbindungsrichtung der beiden Stellen, wo die Ränder der benachbarten Radialgruben an die untere Seite der Mus- kelfortsätze anstofsen. In der Mitte einer jeden Interradialgrube liegt der Punkt, in welchem die Grenznaht zwischen zwei benachbarten Radialglie- dern mit den beiden oberen Grenznähten des darunterliegenden Basalgliedes zusammenstöfst. Der Kanal, welcher den Muskelfortsatz des ersten Radialgliedes durchbohrt, setzt sich fort in dem Muskelfortsatz der unteren Gelenkfläche des zweiten Radialgliedes [Taf. I, Fig. 9]. In dem Schulterradial theilt sich der Kanal in zwei Äste, so dafs jeder der beiden zu den Gelenkflächen dieses Gliedes gehörenden Muskelfortsätze von einem gleichen einfachen Kanal durchbohrt wird, dessen weitere Fortsetzung in der inneren Rinne der Arme zu suchen ist. Aus der erläuterten Anordnung der inneren Räume des Kelches, ins- besondere der Patina, ergiebt sich, dafs beim Enerinus der Kelchboden über die Crinoiden des Muschelkalk:s. 19 einen schon vom Centranalkanal des Stengels aus in der Richtung zu den Armen hinführenden radialen Bau besitzt, der sich unabhängig von der die radiale Eintheilung des Kelches unterbrechenden interradialen Einschiebung der äufseren Basalglieder entwickelt. Die Grenzen und der Verlauf der in- neren Radialräume werden nicht durch die interradiale Stellung der Basal- glieder unterbrochen, und die inneren Interradialgruben haben nichts mit den Interradien des Hautskeletes zu thun. In den Radialräumen der Patina schon müssen die Organe ihren Ursprung nehmen, die sich zuerst in einem einfachen die Muskelfortsätze durchbohrenden Strang an der Innenseite der Radialglieder hinziehen und dann, am Schulterradial getheilt, in den Arm- rinnen fortsetzen. Die inneren Gefäfskanäle der Kelchglieder. Auf den Ar- tikulationsflächen der Radialglieder sind an gut erhaltenen Stücken leicht die Mündungen der das Innere dieser Glieder durchziehenden Gefäfskanäle zu finden. Sie entgingen nicht der Aufmerksamkeit Goldfufs’s und sind in seinen Figuren überall an der richtigen Stelle angezeigt; aber ihr Zusam- menhang und ihr Verlauf im Innern der Glieder wurde von ihm nicht ver- folgt. Auf allen Artikulationsflächen finden sich zwei einander naheliegende Öffnungen, nie eine einzelne wie bei den Gliedern des Pentacrinus. Auf den Gelenkflächen zwischen den ersten und zweiten Radialgliedern [Taf. I, Fig. 4] liegen die Öffnungen auf dem mittleren Vorsprung der Gelenkleiste (bei Goldfufs Taf. LIV, Fig. E, wo aber die Form der Gelenkleiste nicht genau gezeichnet ist, und in Fig. F #'); etwas weiter entfernt [Taf. I, Fig. 5] zeigen sie sich auf den Nahtflächen zwischen dem zweiten und dritten Radial- glied (bei Goldfufs Fig. F $’ und 3,); von den beiden oberen Gelenk- flächen des Schulterradials [Taf. I, Fig. 6] hat eine jede zwei dicht beieinan- derliegende Öffnungen an der entsprechenden Stelle der Gelenkleisten, an welcher sich die Öffnungen an den Gelenken zwischen den ersten und zwei- ten Radialgliedern befinden (Gold fufs Fig. FS,). Diese Öffnungen gehören zu einem complieirten System von Kanälen, deren Verlauf das in Taf. I, Fig. 12 gegebene Bild übersichtlich zur An- schauung bringt. Die Glieder des Kelches sind hier in Umrissen flach ne- beneinander gelegt; die dunkleren Linien bezeichnen den Lauf der Kanäle im Innern der Glieder; die Stellen, wo die Grenzlinien der Glieder von den Kanallinien geschnitten werden, entsprechen den Öffnungen, die auf den C2 20 Berrıcıh Artikulationsflächen der Glieder zu sehen sind. Das System der Kanäle beginnt mit fünf einfachen Stämmen, welche unterhalb der Kanten liegen, mit denen die Radialgruben der Patina unten aneinander stofsen. Diese Aus- gangsstämme liegen demnach in der Mittellinie der äufseren Basalglieder und divergiren von der Centralgrube aus in interradialer Richtung. Durch Ga- belung der interradialen Stämme entstehen zehn radial laufende Känäle, welche unterhalb der Seitenränder der Radialgruben in gerader Richtung zu den Öffnungen auf der Gelenkfläche des ersten Radialgliedes hingehen. Dicht ehe sie auf der Gelenkleiste austreten, verbinden sich mit ihnen von den Seiten her andere Kanäle, die unter den oberen Rändern der Interra- dialgruben liegen. Das erste Radialglied wird demnach von vier Kanälen durchzogen, von denen je zwei zu einem der beiden auf der Gelenkleiste sichtbaren Löcher hinführen. In dem zweiten Radialgliede sind die Löcher der unteren mit denen der oberen Artikulationsfläche durch einfache gerad- linig durchgehende Kanäle verbunden. In dem Schulterradial aber wird die Verbindung der zwei Löcher auf der unteren Artikulationsfläche mit den vier Löchern der beiden oberen Gelenkflächen dadurch hergestellt, dafs im Innern zwei in der Mitte sich kreuzende Verbindungskanäle hinzukommen; von den äufseren Löchern auf den oberen Gelenkflächen führen gerade Ka- näle zu den Löchern der unteren Artikulationsfläche hin, während die inne- ren Löcher der oberen Gelenkflächen die Mündungen der Verbindungska- näle sind, die sich von den gerade aufwärts gehenden Kanälen nahe der un- teren Artikulationsfläche abzweigen. Die im Grunde der Patina unter den Kanten der Radialgruben liegen- den Kanäle sind nur durch eine dünne Decke geschlossen und werden leicht, wenn die innere Fläche nicht ganz unversehrt erhalten ist, als Furchen sicht- bar; so sind sie bei Goldfufs Taf. LIV, Fig. E gezeichnet und beschrieben. Die Decke des Kanals unter dem oberen Rande der Interradialgruben ist et- was dieker, doch kann auch dieser Kanal leicht, eben so wie seine Verbin- dung mit den radialen Kanälen und den beiden Löchern der Gelenkfläche blosgelegt werden. Der Verlauf der tiefer im Innern liegenden Kanäle in den oberen Radialgliedern ist etwas schwieriger durch Anschneiden aufzu- decken. Ein ähnliches System von Kanälen, verbunden mit einer bald mehr bald weniger ausgebildeten Theilung des Kelchbodens in radiale und interra- über die Crinoiden des Muschelkalks. 21 diale Gruben, findet sich aufser bei dem Encrinus bei allen Crinoiden, die Miller in der Gattung Apiocrinus zusammenfalste. Diese fossilen Crinoi- den unterscheiden sich hierin wesentlich von Pentacrinus und Comatula und können in der Abtheilung der Crinoidea articulata als eine besondere Fa- milie zusammengefafst werden. Beim Pentacrinus und der ihm nahe ver- wandten Comatula hat die Basis keinen wesentlichen Antheil an der Zusam- mensetzung des Kelchbodens, sie ist daher weniger entwickelt und kann ganz fehlen; von einer Erweiterung des Oentralkanals des Stengels gehen hier unmittelbar die Kanäle in die Radien des Kelches ab, und die innere Höhlung des Kelches ist ein Trichter, der in seinem Umfange durch zehn vom Cen- trum ausstrahlende Furchen, fünf radiale und fünf interradiale, in zehn gleiche Felder getheilt ist. Bei Apiocrinus gehen eben so wie bei Encrinus die Verzweigungen des Centralkanals zuerst interradial in die im Grunde des Kelchbodens ausgebreiteten Basalglieder und werden erst durch ihre Gabe- lung als Doppel-Kanäle radial. In vielen von Goldfufs gegebenen Zeich- nungen von Apiocrinus ist die Gabelung der unbedeckten Kanalfurchen in den Basalgliedern, an welcher die Analogie mit Encrinus zu erkennen ist, deutlich ausgedrückt (Taf. LV, Fig. B, D, F, Taf. LVI, Fig. 3 B, F, G, I, Taf. LVO, Fig. 1 H, L, Fig. 2e; vergl. von Pentacrinus und verwandten Taf. LI, Fig. 3h, Taf. L, Fig. 4 m, p, Taf. LXI, Fig. 1B, Fig. 3B). Innere Struktur der Kelchglieder. Die innere Struktur der Kelchglieder, welche durch die Art und Weise ihres Wachsthums be- dingt ist, mufs nothwendig sehr verschieden sein von der Struktur der Stengelglieder, weil bei ihnen nicht durch einen einfachen Centralkanal ein Mittelpunkt für gleichmäfsige Erweiterung im äufseren Umfang und durch einander gleichwerthige obere und untere Flächen die Bedingung für ein gleichmäfsiges Wachsen in der Länge gegeben ist. Bei den Kelch- gliedern stellt sich das Aufsen dem Innen gegenüber und die Kanäle, von welchen die zur Erweiterung der Glieder erforderlichen Säfte sich verbrei- teten, verlaufen ohne Beziehung zu dem Centrum der einzelnen Glieder nahe der inneren Oberfläche. Dieses. Verhältnifs ist zu beachten bei der Beur- theilung einer eigenthümlichen Struktur, die an den äufseren Basalgliedern und den ersten Radialen beobachtet wurde. An vier isolirten äufseren Basalgliedern von Schwerfen, an welchen die seitlichen Artikulationsflächen mit ihren gekerbten Rändern ganz unver- 23 BeEerrıchH letzt erhalten sind, läfst die in übereinstimmender Weise von vollständigen Gliedern abweichende Beschaffenheit der unteren und oberen Seite erken- nen, dafs in den vorhandenen Stücken nur die mittlere Masse der Glieder erhalten ist, von der sich oben und unten Theile gelöst haben, welche, wie die Epiphysen eines Knochen, mit der mittleren Masse nur locker verwach- sen waren und bei der Ablösung eine rauhe Oberfläche zurückliessen. Wäh- rend bei vollständigen Gliedern die obere Fläche sattelförmige Biegungen zeigt, welche die zum Gliede gehörenden Theile der Radial- und Interra- dialgruben begrenzen, findet sich hier eine rauhe obere Fläche, auf welcher die Unterseite der zu dem Gliede gehörenden Kanäle blosliegt. Die Kanäle verliefen demnach auf der Grenze zwischen dem erhaltenen Mittelstück und der abgelösten inneren Epiphyse des Gliedes. Auf der unteren, dem Sten- gel zugekehrten Fläche erstreckt sich die rauhe Ablösungsfläche von den äufseren und seitlichen Rändern bis an den Rand der Vertiefung, mit wel- cher das Glied dem Stengel auflag. Der abgelöste Theil entspricht also hier in seinem Umfange dem an dem Kelche aufsen sichtbaren Stück des Basal- gliedes. Zur Erläuterung sind auf Tafel I, Fig. 10 und 11 die Ansichten der oberen und unteren Seite in Fig. 10 von einem vollständigen äufseren Basalgliede, in Fig. 11 von einem der beschriebenen Mittelstücke von Schwerfen nebeneinander dargestellt. Von den Zeichnungen der äufseren Basalglieder, die Goldfufs Taf. LIV, Fig. Fe gegeben hat, stellt e. die untere oder Aufsenseite eines vollständig erhaltenen Gliedes dar; die übrigen Zeichnungen scheinen nach Stücken von Schwerfen entworfen zu sein, an denen eben so wie bei den beschriebenen die Epiphysen gelöst waren; bei e, sind nur in dem Interra- dialraum zwischen den Kanalfurchen die Rauhigkeiten der Ablösungsfläche angedeutet, die aber eben so auf den seitlichen Räumen vorhanden sind. An zwei ersten Radialgliedern, ebenfalls von Schwerfen, zeigt die äufsere Seite eine rauhe Fläche, die nicht durch Zerstörung oder Abreibung, sondern ebenfalls nur durch Ablösung eines äufseren Stückes des Gliedes entstanden sein kann, da die Innenseite und die Artikulationsflächen auf das Vollkommenste erhalten sind. An einem anderen zersetzten Gliede ist zu erkennen, dafs der sich ablösende äufsere Theil aus dicht übereinanderlie- genden Schichten zusammengesetzt ist. Man mufs annehmen, dafs die so unregelmälsig und ungleich beim Enerinus liliiformis sich ausbildende sack- über die Crinoiden des Muschelkalks. 23 förmige Verlängerung der ersten Radialglieder blos dem äufseren, durch schichtenweisen äufseren Ansatz sich vergröfsernden Theil des Gliedes ange- hört, der seiner abweichenden Struktur wegen sich von dem mittleren und inneren Theil des Gliedes zu lösen im Stande war. 3. Die Arme. Die Arme des Encrinus liliiformis bestehen aus 10 einfachen Strah- len, welche den doppelten Gelenkflächen der axillaren Radialglieder aufge- setzt sind. Jeder Arm besteht aus einer einfachen Reihe von Gliedern, die anfangs mit breiten, von einer Seite zur andern herüberreichenden Artikula- tionsflächen auf einander ruhen, bald aber sich alternirend verkürzen und sich zweizeilig ordnen, so dafs die in der Reihe übereinander folgenden Glieder sich nur mit schmalen, schrägen, gegen die Mitte des Armes gesenk- ten Flächen berühren, während nach aufsen zwei alternirende Glieder mit breiteren horizontalen Artikulationsflächen auf einander zu liegen kommen. Das Gesetz der Entstehung dieser alternirenden Zweizeiligkeit oder Distichie der Armglieder wurde von Herrn Müller entwickelt. Die Stellung der Pinnulen an den Seiten solcher zweizeiligen Arme gab ihm den Beweis, dafs die Zweizeiligkeit nur eine Formänderung der einfachen Reihe von unterge- ordnetem Werth sei, und dafs sie nicht, wie bis in neuester Zeit widersinnig geschrieben ist, für eine unvollkommen ausgebildete Theilung des Armes an- gesehen werden dürfe. Die Pinnulen sitzen an den Seiten der Arme des Enerinus nach Ausbildung ihrer Distichie an allen aneinanderstofsenden Gliedern, weil hier nicht die in der Reihe sich folgenden, sondern die alter- nirenden Glieder der Reihe auf einander ruhen. An den Aufsenseiten der beiden zu einem Radius gehörenden Arme trägt das zweite Armglied die erste Pinnula. Die Arme konnten von dem Thiere dicht aneinander gelegt werden und bildeten dann einen nach oben etwas keulenförmig erweiterten, spitz aus- laufenden Körper, der von älteren Autoren, nachdem die ursprüngliche Be- deutung der Benennung Encrinus vergessen war, mit einer geschlossenen Blume verglichen wurde. Je zwei benachbarte Arme liegen mit ebenen Seitenflächen aneinander, welche in der unteren Hälfte der Arme breit und durch scharfe Kanten von der Aufsenseite abgegrenzt sind, nach oben schma- ler werden und sich nach den Enden hin ganz verlieren, bald früher bald 24 BEexyrıcH später. Gleichzeitig mit dem Verschmälern der Seitenflächen erhalten die anfangs flach gewölbten Aufsenseiten der Arme eine höhere Wölbung und die einzelnen Armglieder bekommen knotige Verdickungen, die sich zu kur- zen, zusammengedrückten Dornen ausbilden können, ausnahmsweise aber auch fast ganz fehlen. Gewöhnlich folgen über den Schulterradialen nur wenige, fünf bis sieben, einfach übereinanderliegende Armglieder, seltener bei einzelnen Armen besonders grofser Kronen eine gröfsere Zahl, bis zehn. Das erste Armglied ist höher als die folgenden und durch eine schief liegende Artiku- lationsfläche von dem zweiten Armgliede geschieden, welches oben eine ho- rizontale Artikulationsfläche erhält; dann folgen die übrigen, niedrigen, die beiden Seiten des Arms noch erreichenden Glieder. Die Verkürzung der Armglieder bildet sich meist sehr schnell in wenigen Gliedern zu ihrem Maxi- mum aus. Die an der äufseren Seite des Arms einen Zickzack bildenden Linien, welche den mittleren Zuschärfungsflächen der verkürzten Glieder angehören, sind viel kürzer, als die horizontalen Grenzlinien zwischen den seitlich aufeinanderliegenden alternirenden Gliedern. Die Winkel des Ziek- zacks sind meist gröfser als ein rechter. Nur in den obersten dünnen Enden der Arme verändert sich die Distichie, indem die Spitzen des Zickzacks sich verlängern, so dafs die letzten Armglieder eine keilförmige Gestalt erhalten und nur mit alternirend schräg stehenden Flächen aufeinanderliegen (etwa wie an den Armen der Alecto europaea bei Müller Pentacrinus Taf. II, Fig. 13). Die beiden ersten Armglieder sind unbeweglich durch Nahtflächen mit einander verbunden und zeichnen sich meist, wie die zweiten und dritten Radialglieder des Kelches, auch schon äufserlich als enger zusammengehö- rende Glieder durch eine weniger deutliche Trennungslinie und durch ge- meinschaftliches Anschwellen aus. Die Nahtfläche zwischen diesen beiden Gliedern (Goldfufs Taf. LIV, Fig. Gx, und x, an der linken Seite) gleicht der Nahtfläche zwischen dem zweiten und dritten Radial, doch fehlt ihr die vollständige Symmetrie der letzteren [Taf. I, Fig. 8, zu vergleichen mit Fig. 5]. Die folgenden Armglieder sind beweglich durch Gelenkflächen, welche denen der Kelchradiale analog gebaut sind. Bei den unteren, ein- fach aufeinanderliegenden Armgliedern, vor ausgebildeter Distichie, verbin- det eine Kante geradlinig die beiden Ecken, in welchen die Aufsenseite des über die Crinoiden des Muschelkalks. 25 Armgliedes mit den Seitenflächen zusammenstöfst; der dadurch abgeschnittene äufsere Theil der Artikulationsfläche ist eine Rinne, deren Mitte wie bei den Gelenkflächen der Kelchradiale zu einer tieferen Grube ausgehöhlt ist. (Goldfufs fig. eit. x, an der rechten Seite, obere Gelenkfläche des zwei- ten Armgliedes). In den oberen Armgliedern, nach ausgebildeter Distichie, wird der die Gelenkgrube begrenzende Rand allmälig weniger bestimmt und zuletzt ganz undeutlich; er läuft von der seitlichen Gelenkfläche, mit wel- cher die alternirenden Glieder aufeinanderliegen, auch auf die schmale mitt- lere Zuschärfungsfläche herab. Die Ränder von sämmtlichen Gelenkgruben der Armglieder sind einander parallel und würden rechte Winkel bilden mit Radien, die man von der Axe der Krone gegen ihren Umfang zöge. Die Arme konnten daher nur gleich den Kelchradialen von aufsen nach innen, nicht seitlich bewegt werden. Die Muskeln der Armglieder liegen, wie bei den Kelchradialen, auf lippenförmigen Fortsätzen, die bei den unteren Armgliedern in der ganzen Breite des Gliedes vortreten und in der Mitte noch von einem geschlossenen Kanal durchbohrt sind, welcher die Fortsetzung des in dem Schulterradial sich theilenden Kanals der Kelchglieder bildet. In den oberen Armgliedern, nach ausgebildeter Distichie, verkürzen sich die lippenförmigen Fortsätze zu kurzen Vorsprüngen, die in alternirender Stellung an den Seiten der jetzt offenen und zwischen den Vorsprüngen sich durchwindenden Armrinne sichtbar sind. Gleich den Kelchgliedern werden auch die Armglieder nicht von ei- nem Centralkanal, sondern von zwei dicht nebeneinander herlaufenden Ka- nälen durchzogen, welche an den zwei Öffnungen auf jeder der Gelenkflä- chen des Schulterradials ihren Anfang nehmen und in gerader Richtung auf- wärts die Armglieder der Reihe nach durchbohren. Auf der Nahtfläche zwischen dem ersten und zweiten Armgliede zeigen sich die Löcher ungefähr in der Mitte nahe dem Kanal des Muskelfortsatzes [Taf. I, Fig. 8]; eben so liegen sie in der Mitte auf den Gelenkflächen der nachfolgenden Glieder (vergl. die Figuren bei Goldfufs Taf. LIV, Fig. G). Auf den verkürzten Gliedern, nach ausgebildeter Distichie, liegen die Löcher auf den schmalen Zuschärfungsflächen, mit welchen sich die in der Reihe aufeinander folgen- den Armglieder berühren, mithin an der einzigen Stelle, wo die Kanäle durchgehen konnten, um in gerader Richtung sämmtliche Armglieder als Phys. Kl. 1857. D 36 Beyrıch Glieder einer einfachen Reihe miteinander zu verbinden (vergl. Goldfufs Taf. LIV, Fig. Hv, die beiden Punkte auf den mittleren Zuschärfungs- flächen; die nach aufsen gegen die Ränder hin in diesen Figuren angegebe- nen Punkte sind Gruben ohne Bedeutung). Der Doppelkanal behält demnach für den ganzen Arm eine centrale Lage und bekömmt nur in den einzelnen Gliedern in Folge ihrer Verkürzung zur Distichie eine randliche Stellung. Die Pinnulen der Arme sind von ihrer Insertionsstelle aus schräg nach oben gekehrt und liegen dicht aufeinander, so dafs sie Wedel bilden, welche den Seiten der Arme ansitzen wie die Fahnen am Kiel einer Feder. Wahr- scheinlich wurden die Pinnulen nicht einzeln, sondern die zu einem Wedel gehörigen nur gemeinschaftlich bewegt. Die zwei zu einem Arm gehörenden Wedel wurden bei geschlossenen Armen mit ihren inneren Seiten aneinander gelegt, konnten also von innen nach aufsen bewegt werden, vielleicht ver- bunden mit einer geringen Bewegung auf und abwärts. Jede Pinnula hat vier Seiten: eine flache Ober- und Unter-Seite, wit welchen sie den benach- barten Pinnulen anliegt, eine Aufsenseite und eine Innenseite. Die Aufsen- seite ist bei den unteren Pinnulen flach und wird nur zur Spitze hin gewölbt und selbst kantig; bei den oberen Pinnulen haben nur die untersten Glie- der eine flache Aufsenseite. Die Innenseite der Pinnula ist in ihrer ganzen Länge von einer engen und tiefen Rinne ausgehöhlt, deren scharfe Ränder sägenarlig gezähnt sind; die Zähne verlängern sich auf den Seiten zu kamm- artigen Streifen, wie dies sehr gut bei Goldfufs (Taf. LIV, Fig. Ho) dar- gestellt ist. Das unterste Glied der Pinnulen ist meist sehr kurz, stets kür- zer als breit, das zweite etwa so lang wie breit, die folgenden sind länger als breit. Über die Beschaffenheit der Artikulationsflächen und über die Art wie der Centralkanal der Pinnulen mit den beiden Centralkanälen der Arm- glieder in Verbindung steht, konnten Beobachtungen nicht mit hinreichen- der Schärfe gemacht werden. Unregelmäfsig ausgebildete Kronen. Verhältnifsmäfsig nicht selten kommen bei Kronen des Enerinus lilii- ‚formis in der Ausbildung einzelner Theile oder in der radialen Zusammen- setzung des Ganzen Störungen vor, die zum Theil als regellose Monstrositä- ten nur von untergeordnetem Interesse sind, zum Theil aber in einer merk- über die Crinoiden des Muschelkalks. DH würdigen monströsen Ausbildung von Charakteren bestehen, welche in re- gelmäfsiger Entwickelung gute Unterschiede für Arten abgeben. Herr von Strombeck hat diesen Unregelmäfsigkeiten eine besondere Aufmerksam- keit gewidmet und sie grofsentheils zuerst kennen gelehrt. Er beschrieb einzelne zuerst im ersten Bande von der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft im J. 1849 (S. 158 fg.) und machte sie ferner in einem beson- deren Aufsatz „Über Mifsbildungen von Enerinus liliformis Lam.” im vierten Bande der Palaeontographica (S. 169 fg. Taf. XXXI) ausführlicher bekannt. Blofse Monstrositäten in der Ausbildung einzelner Theile zeigen sich am häufigsten an den Armen. Gar nicht selten sind ein oder ein paar Armglie- der von monströser Dicke, oder ein einzelnes Glied in der Reihe ist mon- strös verkümmert. Ferner kommt es vor, dafs der ganze obere Theil des Armes, wahrscheinlich in Folge einer Verletzung in jugendlichem Alter, mon- strös verkümmert ist. Eine Krone, an welcher alle Arme von solchen Ver- kümmerungen betroffen sind, ist von Goldfufs Taf. LIV, Fig. B darge- stellt. Einen vollständig verkrüppelten Arm zeichnete von Strombeck (a. a. ©. Fig. 4). Eine monströse Spaltung eines einzelnen Armes beobachtete von Strombeck an zwei Kronen (a.a.O. Taf. XXXI, Fig. 13, 14); sie findet sich ähnlich ausgebildet an dem einen Arm einer Krone von Sargstedt bei Halberstadt aus Fr. Hoffmann’s Sammlung. Solche monströse Spaltun- gen entstehen nicht, wie es gesetzmäfsig bei regelmäfsig sich theilenden Ar- men der Fall ist, durch Ausbildung eines Axillargliedes, von welchem die Theilung ausgeht, sondern die einfache Reihe oder Doppelreihe der Glie- der zerfällt unregelmälsig in zwei Reihen, die nach erfolgter Spaltung eine jede den regelmäfsigen Bau des einzelnen Armes fortführen. An dem Stück der Berliner Sammlung findet die Spaltung gerade an der Stelle statt, wo die Distichie des Armes sich zu bilden anfängt. Unterhalb der Spaltung ist schon das vierte Armglied von monströser Länge. Die Spaltung beginnt über dem fünften Armglied. Das monströse Fehlen eines ganzen Armes beobachtete von Strom- beck (a.a.O. Fig. 3). Der monströse Radius erhält hier kein Axillar- radial, so dafs auf den unteren Radialgliedern nur ein einzelner Arm sitzt. D2 98 Beyrrıch Eine eigenthümliche monströse überzählige Ausbildung von Armen zeigt ein Stück aus L. von Buch’s Sammlung vom Elm. Der eine Radius ist bis zur Basis herab gespalten. Das erste Radialglied in diesem Radius ist etwas gröfser als bei den übrigen Radien und besteht aus zwei in der Mitte durch eine Furche getrennten Stücken. Darüber folgen nebeneinander lie- gend zwei zweite nnd zwei axillare Radialglieder, und auf diesen vier Arme, von denen nur der eine, etwas verkümmert, nicht die vollständige Ausbil- dung der übrigen erlangte. Zwei Kronen beobachtete von Strombeck, an denen der eine Ra- dius ganz fehlt (a. a.O. Fig. 1 und 2); die vier vorhandenen Radien sind von normaler Bildung. Am Kelch sah Quenstedt an einer Basis (Handbuch Tab. 54, Fig. 4) ein paar monströs eingeschaltete Glieder. Er bemerkt (p. 614) dafs dies nicht selten vorkomme, doch habe ich Ähnliches an keiner norddeutschen Patina gesehen. Monströses Fehlen des zweiten Radialgliedes sah von Strombeck mehrfach an einzelnen Radien, und bei einer Krone an vier Radien, in die- sem Falle begleitet von einer monströsen Einschaltung zweier überzähliger Radialglieder in dem fünften Radius (a. a. ©. Fig. 15). Von diesen mannigfaltigen, regellosen Monstrositäten wesentlich ver- schieden sind andre in einer überzähligen Ausbildung von Armen beste- hende Unregelmäfsigkeiten, die ihren Grund in einer Verlängerung der Ra- dien des Kelches haben, bewirkt durch das Auftreten zweier sekundärer Radialglieder, welche einer Gelenkfläche des Schulterradials aufsitzen und von denen das obere wieder axillar ist. Als monströse Bildung ist diese Verlängerung der Kelchradien bei Enerinus lilüformis meist nur an einem Radius, entweder nur an einer oder an beiden Seiten des primären Axillar- gliedes, seltener an zwei Radien, nie an mehreren vorgekommen. Der monströse Radius erhält drei oder vier Arme, je nachdem die sekundären Radialglieder über einer oder über beiden Gelenkflächen des primären Axillargliedes vorhanden sind; er tritt wie ein Auswuchs aus dem Umfange der Krone hervor, wodurch sich die ganze Erscheinung beim ersten Blick als eine Monstrosität zu erkennen giebt. Im Ganzen beobachtete von Strombeck zehn Kronen, welche in Folge von monströsem Auftreten sekundärer Radialglieder statt der norma- über die Crinoiden des Muschelkalks. 39 len 10 Arme deren 11, 12 oder 13 besitzen. Eine 11te solche Krone be- findet sich in der Berliner Sammlung mit 11 Armen. In der Mehrzahl der Fälle, an sieben Kronen (sechs von v. Strom- beck beobachtet, drei davon gezeichnet a. a. O. Fig. 5, 6, 7, die siebente in der Berliner Sammlung) erhält nur in einem Radius die eine Seite des pri- mären Axillargliedes die sekundären Radialglieder, wodurch nur ein ein- zelner überzähliger Arm entsteht. Bei dem Stück der Berliner Sammlung sind als eine hinzutretende Monstrosität in dem monströsen Radius nur zwei primäre Radialglieder vorhanden, indem das mittlere mit dem axillaren Radial- glied vollständig verwachsen ist, und statt der gewöhnlich vorhandenen zwei sekundären Radialglieder findet sich nur ein einzelnes, unmittelbar axilla- res vor. In einem von von Strombeck beobachteten Fall wiederholte sich die unsymmetrisch nur einen halben Radius treffende Theilung an einem zweiten Radius derselben Krone (a. a. O. Fig. 9). In einem Fall hatte der eine Radius symmetrisch auf beiden Seiten des primären Axillargliedes sekundäre Radialglieder und zwar mit der hinzutre- tenden Abnormität, wie bei dem Stück der Berliner Sammlung, dafs statt zweier nur ein unmittelbar axillar werdendes sekundäres Radialglied den Seiten des primären Axillargliedes aufsitzt (a. a. O. Fig. 8). In zwei Fällen endlich hatte ein Radius die beiden sekundären Ra- dialglieder symmetrisch auf beiden Seiten des primären Axillargliedes und ein zweiter Radius unsymmetrisch nur auf einer Seite wie in den ersten Fäl- len (a. a. O. Fig. 10 und 11). Bei diesen beiden Kronen stieg die Zahl der Arme auf 13, dem Maximum überzähliger Ausbildung von Armen, das bis jetzt an unzweifelhaft zu Enerinus liliüformis gehörenden monströsen Kro- nen beobachtet wurde. 30 Berrıch B. Über die vom Enerinus liliiformis wnterschiedenen Crinoiden des Muschelkalks. Aulfser Enerinus liliformis sind aus dem Muschelkalk andere seltnere Crinoiden bekannt geworden, welche sehr verschieden beurtheilt, bald für andre Arten der Gattung Enerinus, bald für besondere Gattungen, bald mit Unrecht sogar nur für monströs ausgebildete Individuen der überall verbreiteten Art erklärt wurden. Zwei neue Arten von Rüdersdorf, Eneri- nus Carnalli und Encrinus Brahlü, gaben Veranlassung die betreffende Litteratur einer erneuerten Kritik zu unterwerfen, um die Eigenthümlich- keit der neuen Formen schärfer feststellen zu können; sie werden im Fol- genden mit drei älteren Arten vergleichend beschrieben werden, dem Eneri- nus Schlotheimü, Encrinus gracilis und Enerinus aculeatus. Für die beiden Arten Encrinus Carnalli und Encrinus Schlotheimi ist das hervortretendste, sie von Encrinus lilüformis unterscheidende Merkmal die vermehrte Armzahl als Folge einer gleichen Verlängerung und Theilung der Kelchradien im ganzen Umfang der Krone, wie sie als monströse Erschei- nung an einzelnen Radien des Enerinus liliformis beobachtet wurde. Auf jeder Gelenkfläche der primären Axillarglieder sind zwei sekundäre Radial- glieder aufgesetzt, von denen das obere wieder axillar ist. Hierdurch ent- steht die Zahl von 20 Armen, die bei einer Krone des Enerinus Schlot- heimi noch erhöht wird durch monströse Ausbildung tertiärer Radialglieder auf einzelnen Gelenkflächen der sekundären Axillarglieder. Ähnliche Ver- längerungen der Kelchradien sind bei anderen Gattungen jüngerer Crinoiden nicht gekannt; man würde vielmehr, wenn man nach Analogem sucht, die sekundären Radialglieder dieser Encrinus-Arten eher mit den Radialia disti- chalia des Kelches älterer Crinoiden aus der Abtheilung der Crinoidea tessellata, als mit den einfachen, stets aus einer gröfseren Gliederzahl beste- henden Stämmen von getheilten Armen jüngerer Crinoiden vergleichen können. Auf ihr Auftreten wurde von den ersten Autoren, welche sie beob- achteten, wenig Gewicht gelegt; erst später beachtete sie Herm. v. Meyer und gründete darauf die Gattung Chelocrinus, die ein gewisses Recht auf Anerkennung geltend machen konnte, ehe durch v. Strombeck’s Beob- über die Crinoiden des Muschelkalks. 31 achtungen an monströsen Kronen die enge Verbindung des Encrinus lilüfor- mis mit den Chelocrinen dargethan wurde. Die anderen drei Arten, Encrinus aculeatus, Encrinus Brahlii und Encrinus gracilis unterscheiden sich gemeinsam vom Enerinus lilüformis in der Anordnung der Armglieder, deren Distichie nur unvollkommen oder gar nicht zur Ausbildung gelangt. Für den Encrinus gracilis, der sich im Bau der Arme am weitesten von Encrinus liliiformis entfernt, gründete Herm. v. Meyer die Gattung Dadocrinus, welche ebensowenig gi Chelo- crinus beibehalten werden kann, da man den unterscheidenden Charakter in den beiden anderen Arten sich allmälig abschwächen sieht. Die Diagnose der Gattung Encrinus, welche von der einzigen Art Enerinus liliifformis entnommen wurde, mufs weiter gefafst werden, nach- dem nach verschiedenen Richtungen abweichende Arten als ihr zugehörig erkannt wurden. Sie läfst sich, wie folgt, aufstellen: Gattung Encrinus. Aus der Abtheilung der gestielten Crinoidea articulata. Zusammensetzung des Kelches regulär fünftheilig. Zwei alternirende Kreise von Basalgliedern, ein innerer und ein äufserer; der innere nur auf der Ansatzfläche des Stengels sichtbar, der äufsere meist die Ansatzfläche nur wenig überragend. Drei Radialglieder, das dritte axillar. Zuweilen darüber zwei sekun- däre Radialglieder, von denen das obere wieder axillar ist. Die ersten und zweiten Radialglieder durch Gelenkflächen, die zweiten und dritten durch Nahtflächen verbunden. Auf jeder Artikulationsfläche zwei Öffnungen der inneren Kanäle. Zehn oder zwanzig Arme, je nachdem die sekundären Radialglieder vorhanden sind oder fehlen. Die Armglieder in verschiedenen Graden alter- nirend verkürzt bis zu vollständig ausgebildeter Distichie. Die beiden ersten Armglieder durch Nahtflächen, alle folgenden durch Gelenkflächen verbun- den. Der Arm in seiner ganzen Länge von einem doppelten Centralkanal durchbohrt. Der obere Theil des Stengels ungleichgliedrig, oft pentagonal, zu- weilen mit kleinen Cirren; der gröfsere untere Theil gleichgliedrig, rund, ohne Cirren. Die Artikulationsflächen im oberen Stengel oft fünfblättrig gezeichnet, im unteren mit radialen Gelenkstrahlen. 32 Berrıchı 1. Encrinus Carnalli Beyr. Taf. I, Fig. 14. Encrinus (Chelocrinus) Carnalli Beyrich in Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. 1856, p. 10; in Leonh. Bronn Jahrb. 1856, p. 28. Die abgebildete Krone, für welche die Art aufgestellt wurde, hat sich im Sommer des Jahres 1855 im Schaumkalk des unteren Muschelkalks zu Rüdersdorf gefunden. Sie ist ringsum aus dem Gestein gelöst; der Kelch ist vollständig erhalten, von den Armen in ungleicher Länge nur der untere Theil, vom Stengel nur ein Bruchstück der drei ersten Glieder. Frag- mente anderer Individuen besitzt die Bergamtssammlung zu Rüdersdorf. Von den drei erhaltenen Stengelgliedern ist das mittlere stark ange- schwollen und etwas winklig; es wird, wie an der Bruchstelle deutlich zu sehen ist, durch ein plattes scheibenförmiges Glied von der Kronenbasis ge- trennt. Eben so wenig wie dieses ansitzende Stengelende unterscheiden sich längere und kürzere Stengelstücke, einzelne Glieder und Wurzeln, welche in derselben Schicht vorkommen, von entsprechenden Stengeltheilen des Encrinus lilüformis; doch könnten solche Stengelreste auch dem Enerinus Brahlii angehören. Kronen des Encrinus liliiformis haben sich in Beglei- tung dieser beiden abweichenden Arten und auch in anderen Schichten zu Rüdersdorf noch nicht gefunden. Der untere Theil des Kelches gleicht einem Enerinus lilifformis, bei welchem die ersten Radialglieder nicht angeschwollen oder sackförmig ver- längert sind. Der sichtbare Theil der äufseren Basalglieder ist verhältnifs- mäfsig grofs. Im Ganzen ist der Kelch von breiterer und flacherer Form, weil die mittleren und oberen Radialglieder eine weniger aufgerichtete Stel- lung haben, wodurch für die verdoppelte Zahl der Arme der erforderliche Raum gewonnen wird. Zwei sekundäre Radialglieder sitzen in vollkommen gleicher Ausbildung ringsum den Seiten der primären Axillarglieder auf. Sie sind nur aufsen durch schwache Grenzlinien von einander getrennt gleich den zweiten und dritten primären Radialgliedern, daher wahrschein- lich auch gleich diesen nur durch Nahtflächen mit einander verbunden. Eine weite flache Grube ist zwischen den Spitzen zweier primären Axillarglieder, den Spitzen zweier benachbarter, aber zu verschiedenen Radien gehörender sekundärer Axillarglieder und der darunter liegenden Ecke der Patina einge- über die Crinoiden des Muschelkalks. 33 senkt. Eine ähnliche kleinere Grube liegt zwischen den Spitzen zweier zu demselben Radius gehörender sekundärer Axillarglieder und der Spitze des darunter liegenden primären Axillargliedes. Die ersteren gröfseren Gruben sind den Einsenkungen vergleichbar, welche an den entsprechenden Stellen auch beim Encrinus lilüformis bemerkt wurden, bei dieser Art aber nie eine so bestimmte Begrenzung erhalten; die kleineren oberen Gruben kön- nen bei Encrinus liliformis nicht vorkommen. Die zwanzig Arme sind gleich stark, sämmtlich, so weit sie beobacht- bar sind, von gleicher Form und gleichem Bau. Die ersten beiden Arm- glieder unterscheiden sich wie bei Enerinus lilüiformis durch engere Ver- bindung von den übrigen. Darauf folgen, an zehn Armen beobachtbar, neun bis eilf an der Aufsenseite des Arms durch horizontale Grenzlinien ge- trennte Glieder. Dann beginnt an der Aufsenseite die Verkürzung zur Zweizeiligkeit. Abweichend vom Encrinus liliiformis sind die Zuschär- fungsflächen der verkürzten Glieder hier viel gröfser, und die Zickzacklinie auf der Aufsenfläche des Armes ist weniger auffallend, weil die horizontalen Linien, in welchen die alternirenden Glieder seitlich zusammentreffen, auch nach vollkommen ausgebildeter Distichie, beträchtlich kürzer bleiben als die Grenzlinien zwischen den Zuschärfungsflächen. Die Seitenflächen der Arme sind breit und durch ausnehmend scharfe Kanten von der Aufsenseite geschieden; auf ihnen beginnt schon allmälig eine Verkürzung der unte- ren Armglieder, die aufsen noch durch horizontale Grenzlinien getrennt sind und von einer Seitenkante zur andern herüberreichen. Die Arme schei- nen, wie aus anderen Stücken zu schliefsen ist, länger gewesen zu sein als beim Enerinus liliifformis. Ihre Aufsenseite ist anfangs fast eben und er- hält nur allmälig eine geringe mittlere Wölbung ohne hervortretende An- schwellungen der einzelnen Armglieder. Nur die Enden der Arme sind etwas stärker rundlich gewölbt, in der Distichie aber nicht unterschieden. Die Pinnulen sind von gleicher Form und Zusammensetzung wie bei En- erinus liliiformis. Die grofsen Abweichungen im Bau der Arme würden Enerinus Carnalli als Art noch gut von Enerinus lilüformis unterscheiden lassen, auch wenn die Zusammensetzung des Kelches und die Zahl der Arme gleich wären. Phys. Kl. 1857. E 34 Bervarıch 2. Enerinus Schlotheimii Quenst. Tak-I, Eig. 48. a. Encrinites Schlotheimii Quenstedt in Wiegm. Arch, 1835, II, p. 227 t.4, f.1; Hand- buch 1852, p. 614. Chelocrinus Schlotheimi H. v. Meyer in Leonh. Bronn Jahrb. 1837, p. 316; in Mus. Senckenb. II, 1837, p. 262 t. 16, f. 9. Chelocrinus pentactinus, MONStr., L. v. Buch in Leonh. Bronn Jahrb. 1848, p- 6. Enerinus (Cheloerinus) Schlotheimi Bronn Enumerator 1849, p. 174. Encrinus Schlotheimi Bronn in Lethaea Ed. 3. Bd. III, 1851, p. 48. t. 13’, f. 3. Enerinus lilüformis, monstr., v. Strombeck in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. I, 1849, p- 163; in Palaeontogr. IV 1855, p- 177 sq. b. Enerinus pentactinus Bronn in Leonh. Bronn Jahrb. 1837, p. 30 t. 2; in Lethaca Ed. 3. Bd. EIN, 48547 9.47, 01.,187,,2 8. Cheloerinus pentactinus ‚U. v. Meyer in Leonh. Bronn Jahrb. 1837, p. 316; in Mus. Senckenb. II, 1837, p. 262, t. 16, f. 8. Enerinus (Chelencerinus) pentactinus Bronn Enumerator 1849, p. 174. Cheloerinus pentactinus L. v. Buch in Leonh. Bronn Jahrb. 1848, p. 690. Encerinus liliiformis, monstr., v. Strombeck in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. I, 1849, p. 162 sq.; in Palaeontogr. IV, 1855, p. 176. sq. ce. Enerinus pentactinus Geinitz in Leonh. Bronn Jahrb. 1838, p. 530. d. Enerinus liliformis, monstr., v. Strombeck in Palaeontogr. IV, 1855, p. 173 no. 4. t. 31, £. 12, 1%. Den Namen Enerinus Schlotheimii gab Quenstedt einem Stück der Schlotheim’schen Sammlung, dessen auffallende Verschiedenheiten vom Encerinus liliiformis schon Schlotheim selbst sehr gut aufgefafst hatte. Der alte dem Stück noch beiliegende Zettel lautet: „Dieser Enerinit scheint ohnerachtet seiner grofsen Ähnlichkeit mit Enerinus lilüformis dennoch eine verschiedene Art zu sein und unterscheidet sich hauptsächlich durch zahlreiche Hauptarme und durch kleine Knötchen an den hervorspringenden Knöpfchen des Blumenstiels. Angeblich vom Heimberg bei Göttingen.” Quenstedt gab eine genaue Auseinandersetzung von der eigenthümlichen Theilung der Kelchradien, durch welche die von Schlotheim bemerkte gröfsere Armzahl entsteht, und fügte seiner Beschreibung eine rohe, ver- gröfserte und ergänzte Zeichnung bei. Später sind noch einige speciellere beschreibende Bemerkungen nach Ansicht des Originals der Schlotheim- schen Sammlung von v. Strombeck (Palaeontograph. IV a. a. O.) bekannt gemacht worden. Was sonst in der Litteratur darüber gesagt ist, beschränkt sich auf Urtheile über den Werth der Art auf Grund der Quenstedt’schen über die Crinoiden des Muschelkallss. 3) Beschreibung. Die von H. v. Meyer im Senckenberg’schen Museum gege- bene Darstellung der Arme eines Radius und die Abbildung in Bronn’s Le- thaea sind nach Quenstedt’s Zeichnung entworfen. Eine genauere Ab- bildung des Originalstückes der Schlotheim’schen Sammlung in natürli- cher Gröfse ist hier beigefügt. Das Stück der Schlotheim’schen Sammlung zeigt in einem Gestein von dem gewöhnlichen Ansehn der norddeutschen Trochitenkalke , welches sehr wohl von der zweifelhaft angegebenen Fundstelle herstammen könnte, etwas mehr als den halben Umfang einer verquetschten und durch die Rei- nigung stark verletzten Krone mit ansitzendem Stengelfragment von eben- falls mangelhafter Erhaltung. Der Umrifs des Stengels zunächst unter der Krone ist deutlich fünfeckig mit stumpf gerundeten Kanten und kaum merk- bar eingesenkten Seiten. Bei 17 Mm. Länge und nahe 3 Mm. Dicke sind 29 Glieder zählbar, welche vom Stengel abwärts in Systemen von je vier ungleichen, doppelt alternirenden Gliedern geordnet sind. Am unteren Ende des Stengels scheint sich die Ungleichheit der Glieder zugleich mit dem fünfseitigen Umfang schon fast ganz verloren zu haben. Die stärkeren Glieder scheinen an einigen Stellen vorspringende Höcker zu tragen, Schlotheim’s „Knötchen” oder „Knöpfchen des Blumenstiels”; wahr- scheinlich sind es nur die Ecken des Pentagons, welche dies Ansehn der mangelhaften Erhaltung verdanken. Cirren oder deren Narben sind nicht vorhanden. Die äufseren Basalglieder sind sehr klein, kaum sichtbar, die ersten Radialglieder flach gewölbt ohne Anschwellung, ihnen folgen die zwei- ten und dritten in regelmäfsiger Ausbildung und von gleicher Form wie bei Encrinus liliiformis. Auf jeder Seite der drei beobachtbaren axillaren Ra- dialglieder sind zwei sekundäre Radialglieder regelmäfsig aufgesetzt. Die weitere Ausbildung der Radien ist monströs unregelmäfsig, indem das eine der beiden sekundären Axillarglieder nur auf einer Seite noch einmal zwei tertiäre Radialglieder erhält, von denen das obere axillar ist; hierdurch er- hält der Radius fünf Arme. Vollständig ist diese Theilung nur an dem mittleren der blosliegenden Radien sichtbar, bei welchem die linke Seite des linken sekundären Axillargliedes die tertiären Radialglieder trägt. Bei dem links anstofsenden Radius sitzen die tertiären Radialglieder an derselben Stelle, bei dem rechts anstofsenden dagegen auf der rechten Seite des linken sekundären Axillargliedes. Die Seiten der beiden oberen primären und der E2 36 Bevyrrıcnı darüber stehenden sekundären Radialglieder sind gegen die Grenze zweier be- nachbarter Radien hin zu einer weiten flachen Grube eingesenkt, vergleichbar den ähnlichen Gruben bei Enerinus lilüformis und Encerinus Carnalli. Die Distichie der Armglieder entwickelt sich ähnlich wie bei Enerinus lilüfor- mis; nach ein paar horizontal aufeinander ruhenden Gliedern beginnt die alternirende Verkürzung, die etwa im achten Gliede schon ihr Maximum er- reicht hat. Die Winkel der Ziekzacklinie sind spitz, ihre Seiten etwa von glei- cher Länge mit den horizontalen Grenzlinien zwischen den aufeinanderliegen- den alternirenden Gliedern. Nach oben sind die Armglieder wie an einigen besser erhaltenen Stellen zu sehen ist, ähnlich wie bei Enerinus lilüformis knotig verdickt. Dafs bei der beschriebenen Krone die unsymmetrische Theilung der Radien zu fünf Armen nur eine monströse Ausbildung sein könne, ist klar. Monströs ist aber nur das Auftreten der tertiären, nicht das der sekundären Radialglieder, welche vollkommen regelmäfsig ausgebildet sind. Man er- hält, wenn man sich die tertiären Radialglieder fortdenkt, eine Krone mit vier Armen in jedem Radius, wie sie bei dem Encrinus Carnalli im ganzen Umfang der Krone ohne irgend eine monströse Störung vorhanden sind. Von dieser Art unterscheidet sich Encrinus Schlotheimii hauptsächlich durch die Arme, welche denen des Encrinus liliiformis ähnlicher gebaut sind, sich aber auch von diesen noch gut durch die spitzeren Winkel der Zickzacklinie oder die gröfseren Zuschärfungsflächen der verkürzten Arm- glieder unterscheiden. In allen wesentlichen Merkmalen, auch in den äufseren Verhältnissen der Form und Gröfse, scheint mit dem Enerinus Schlotheimi der zwei Jahre später von Bronn beschriebene Enerinus pentactinus übereinzustim- men; er stellt die regelmäfsig ausgebildete Form derselben Art dar, die zuerst in monströser Ausbildung bekannt wurde. Die etwas abweichende Form des fünfseitigen Stengels mit deutlich eingesenkten Seiten kann eben so wenig für ein unterscheidendes Artmerkmal gelten, wie die von Bronn beobachteten kurzen Cirren,, welche anscheinend individuell hier und da bei verschiedenen Encerinus-Arten vorkommen können. Als Fundort des En- crinus pentactinus bezeichnete Bronn den Falkenkrug bei Detmold; Leopold von Buch bemerkte, dafs dort kein Muschelkalk vorkomme, über die Crinoiden des Muschelkalks. 37 und dafs das Stück vielleicht von Schepers Draisch bei Rominghausen herrühre. Über eine Krone mit gleicher Theilung der Radien wie bei Encrinus pentactinus, die am Kernberg bei Jena gefunden ist, hat Geinitz eine kurze Nachricht gegeben. Endlich läfst sich auf den Encerinus Schlotheimii das von v. Strom- beck in Palaeontogr. IV, Taf. XXXT, Fig. 12, 12° abgebildete Stück von Gebhardshagen bei Wolfenbüttel beziehen. Bei diesem fehlt der Kelch, 49 Arme sind erhalten, der eine fehlende könnte verschoben oder verküm- mert sein; die beigefügte Figur 12 ist eine unwahrscheinliche Construktion. Encrinus Schlotheimii scheint hiernach eine zwar seltene aber verbrei- tet in Begleitung des Encrinus lilüformis vorkommende Art zu sein. Von früheren Autoren erkannte zuerst Herm. v. Meyer die grofse Analogie in der Theilung der Radien bei Enerinus Schlotheimi und Eneri- nus pentactinus; er schlug zugleich vor, diese Arten als eine besondere Gat- tung Chelocrinus von Encrinus zu trennen und erklärte es auch schon für möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich, dafs der Encrinus Schlotheimü nur eine monströs ausgebildete Krone sein könne, die sich jedoch durch ihren nach Quenstedt’s Zeichnung für rund gehaltenen Stengel, abgese- hen von der monströsen Theilung der Radien, als Art von Encrinus penta- ctinus unterscheiden würde. Gegen die Gattung Chelocrinus erhob zuerst Bronn (Jahrb. 1837, p. 316 Note) einen Einwurf, der auf einem Mifsver- ständnifs beruhte, indem dem Enerinus Schlotheimii nur 15 statt 23 Arme zugeschrieben wurden. Sonderbar genug macht Quenstedt selbst densel- ben Fehler in der kurzen Bemerkung über seine Art im Handbuch der Petre- faktenkunde S. 614, auch in Geinitz’s Grundrifs ist er aufgenommen. Im Enumerator unterschied Bronn aufser Chelocrinus noch Chelenerinus als Sektionen von Encrinus, zu ersterer den Encrinus pentactinus, zu letzterer den Encrinus Schlotheimii rechnend. In der neuen Ausgabe der Lethaea sind beide Arten beibehalten, die Trennung der Sektionen aber ist auf Grund der Beobachtungen v. Strombeck’s aufgehoben. Dem Enecrinus Schlot- heimü sind hier in der Beschreibung grofse wirtelförmig stehende Cirren zugeschrieben, wahrscheinlich in Folge des schon bei der ersten Beschrei- bung des Enerinus pentactinus vorkommenden Mifsverständnisses, dafs Quenstedt den Pentacrinites dubius von Waltershausen (Wiegm. Arch. 1835 38 Bevyrıch II, Taf. 4, Fig. 2) fraglich auf den Enerinus Schlotheimü bezogen habe. Quenstedt war vielmehr der Meinung, dafs die eigenthümliche, a. a.O. Taf.4 Fig. 3 abgebildete, dünngliedrige, schlesische Stengelform von rundem Um- fang und ohne Cirren der Stengel des Encrinus Schlotheimii sein könne. 3. Enerinus aculeatus Mey. Taf. I, Fig. 16 a, b. H. v. Meyer in Leonh. Bronn Jahrb. 1847, p. 576; in Palaeontogr. I, 1851, p- 262 t. 32, 6.1. Die Art wurde für eine nur mangelhaft erhaltene Krone aus ober- schlesischem Muschelkalk aufgestellt. Das einschliefsende Gestein, ein gelb- licher Kalkstein, läfst vermuthen, dafs die Angabe des Fundortes „aus dem Sohlenstein der Friedrichsgrube bei Tarnowitz” auf einer Verwechselung be- ruht. Zwei Patinen, welche ich nach Vergleichung mit dem Original der Mentzel’schen Sammlung zu derselben Art rechne, stammen von Mikult- schütz, wo ich sie selbst mit Spiröfer Mentzeli und anderen Arten, die bei Tarnowitz in dem Kalksteinlager des sogenannten Böhm’schen Steinbruches vorkommen, gefunden habe. Von den beiden Patinen von Mikultschütz ist die kleinere hier abgebildete 4,5; Mm., die gröfsere 8 Mm. breit. Auf der Ansatzfläche des Stengels bildet der Kreis der inneren Basalglieder wie bei Encrinus lilü- ‚formis einen Stern, dessen Spitzen den Rand der Ansatzfläche erreichen. Die äufseren Basalglieder überragen den Rand und würden daher an einer Krone mit ansitzendem Stengel noch aufsen sichtbar sein. Die ersten Ra- dialglieder liegen horizontal in der Ebene der Ansatzfläche und zeichnen sich durch ihre spitz zugeschärfte Form aus, wie sie bei Enerinus lilüformis nicht vorkommt. An der Krone der Mentzel’schen Sammlung, von welcher Herm. v. Meyer ein der unvollkommenen Erhaltung entsprechendes Bild gegeben hat, ist die Basis nicht blosgelegt; die ersten Radialglieder sind nur theil- weise sichtbar, die zweiten erheben sich zu einem spitzen Höcker, die axil- laren dritten zu einer nach oben durch eine Querfurche getheilten, daher zwei querstehende Höcker tragenden Anschwellung. In der Beschreibung Herm. von Meyer’s scheinen diese nur unvollkommen beobachtbaren Theile an- ders gedeutet zu sein, indem die ersten Radialglieder übersehen, die zweiten über die Crinoiden des Muschelkalks. 39 als die ersten, und die beiden Höcker der axillaren Radialglieder als dem zweiten und dritten Radialgliede angehörig beschrieben wurden. Die Arme liegen mit ebenen durch eine scharfe Kante begrenzten Seitenflächen aneinan- der. Sie unterscheiden sich von den Armen des Encrinus lüliiformis theils durch die Struktur, indem alle Glieder, vom ersten an, mit starken, auf- wärts an Höhe und Schärfe zunehmenden Dornen besetzt sind, theils durch die geringere alternirende Verkürzung der Glieder. An der Aufsenseite des Armes sind die Glieder keilförmig begrenzt, so dafs die Spitzen der Keile in den Grenzkanten zwischen der Aufsenseite und den Seitenflächen liegen und die abwechselnden Glieder nur noch auf den Seitenflächen mit hori- zontalen Grenzlinien aufeinander zu ruhen kommen. Diese Verkürzung der Armglieder gleicht derjenigen, welche in Quenstedt’s Handbuch Tab. 54, Fig. 8 an einer kleinen, sicher mit Unrecht noch zu Enerinus lilüformis gerechneten Krone dargestellt ist. In dem Kalkstein von Mikultschütz, wo die beiden Patinen gefunden wurden und auch an anderen Orten in Oberschlesien, wie im Sohlenstein der Friedrichsgrube bei Tarnowitz und in grofser Menge zu Rofsberg bei Beuthen, kommen neben anderen Stengelformen auch solche vor, die voll- kommen mit Enerinus liliiformis übereinstimmen. Wahrscheinlich gehö- ren sie zum Theil zu Enerinus aculeatus. Einzelne Glieder von Mikult- schütz und Rofsberg, ganz von der Form verdickter Glieder aus dem obe- ren Stengel des Encrinus liliiformis, haben einen Wirtel kleiner von abge- fallenen Cirren herrührender Narben; auch wurde einmal ein noch ansitzen- des Cirrenglied beobachtet. 4. Encrinus Brahlii Överw. ia IT: Overweg in Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. Band. II 1850, p. 6. Das einzige bis jetzt bekannt gewordene Stück des Encrinus Brahlü befindet sich in der Sammlung des Rüdersdorfer Bergamts. Die erste Nach- richt von dem interessanten Funde gab Overweg im J. 1849 in der Novem- bersitzung der deutschen geologischen Gesellschaft, indem er zugleich eine gute Zeichnung des Stückes vorlegte und die neue Art zu Ehren des dama- ligen Bergamts-Direktors zu Rüdersdorf, Herrn Brahl, benannte. 40 Beryrrıch Eine Gruppe von vier in einem gemeinschaftlichen Wurzelstock mit einander verbundenen Individuen liegt auf der unteren Schichtfläche einer etwa + Zoll dieken Lage von splittrigem, grauem Kalkstein, die fest, aber unter scharfer Trennung der beiderlei Gesteine, mit einer dickeren Lage von gewöhnlichem gelben Schaumkalk verwachsen ist. Die Schichtfläche ist uneben, voller Höcker und Gruben, und wie von einer Kruste überzogen; sie war durch eine sehr dünne Lettenlage von einer anderen unterliegenden Schicht geschieden, von der einzelne durch ihre Bruchflächen kenntliche Bruchstücke beim Losbrechen der Platte in den grubigen Vertiefungen der Schichtfläche festgehalten wurden. Auf einem solchen Bruchstück der un- terliegenden Schicht ist der Wurzelstrek unsrer Crinoiden- Gruppe aufge- wachsen, deren vortreffliche Erhaltung sich dadurch erklären läfst, dafs sie von dem Schlamm der dünnen Lettenlage umhüllt und vor einem festen Verwachsen mit dem einschliefsenden Gestein geschützt wurde. Aufser der Gruppe des Encerinus Brahlü zeigt die Schichtfläche nichts von anderen or- ganischen Resten. An dem Wurzelstock sind deutlich die den einzelnen Individuen zu- fallenden Theile durch unregelmäfsig verlaufende Grenzlinien getrennt. Vollständig bis zur Krone ist nur einer der vier Stengel erhalten; von den übrigen sind mehr oder minder grofse Theile in der nicht vorhandenen Ge- genplatte zurückgeblieben. Zwei Individuen hatten einen kürzeren Stengel als die beiden anderen. Die Länge des vollständig erhaltenen Stengels ist etwa 190 Mm., wovon nur etwa 20 Mm. auf den ungleichgliedrigen oberen Stengel kommen. In diesem sind deutlich nur acht Systeme von vier dop- pelt alternirenden Gliedern zu unterscheiden. Zunächst der Krone sind die diekeren Glieder von pentagonalem Umrifs mit stumpf gerundeten Ecken; aber schon in der Mitte des ungleichgliedrigen Stengeltheiles rundet sich all- mälig der Umrifs und eben so allmälig verliert sich weiterhin die Ungleich- heit der Glieder. In dem gleichgliedrigen Stengeltheil werden die Glieder abwärts allmälig etwas länger und erhalten zugleich gröber gekerbte Nähte. Die Dicke des Stengels wächst abwärts von 3 bis auf 4, zunächst der Wur- zel bis auf 5 Mm. Der ganze Stengel hat etwa 140 Glieder, von welchen die unteren 50 mehr als die halbe Länge des Stengels ausmachen; man zählt in dem unteren und mittleren Theil des gleichgliedrigen Stengels auf etwa über die Crinoiden des Muschelkalks. Al 20 Mm., höher hinauf auf 15 und zunächst dem ungleichgliedrigen Stengel auf nur 10 Mm. Länge 10 Stengelglieder. Von den vier Kronen haben drei den Kelch vollständig erhalten mit einem gröfseren oder geringeren Theil der Arme, an der vierten sind nur Fragmente der Arme vorhanden. Die Kronen sind von gleicher Gröfse, gleicher Form und gleichem Bau. Sie zeichnen sich, verglichen mit Encri- nus liliiformis, zuerst auffallend durch die Lage und Gröfse der äufseren Basalglieder aus, die hier in schräger Richtung vom Stengel aufsteigen, so dafs sie sich mit den unteren Radialgliedern zur Form eines stumpfen, atge- stutzten, mit seiner Abstutzungsfläche dem Stengel aufliegenden Kegels ver- binden. Die ersten Radialglieder zeigen keine Auftreibung nach aufsen und unten; sie sind durch deutlichere Nähte von den zweiten, als diese von den dritten geschieden. Die Arme sind verhältnifsmäfsig schwächer und kürzer als beim Enerinus lilüformis. Die ersten beiden Glieder sind von gleicher Form und Stellung wie bei letzterem, darauf folgen entweder noch ein paar mit horizontalen Nähten an einander stofsende Glieder, oder es beginnen die Glieder schon vom dritten an sich alternirend keilförmig zu verkürzen, so dafs die spitzen Enden der Zuschärfungen sich nur wenig vom Armrande entfernen. Obwohl hierbei nicht wie bei vollkommen ausgebildeter Disti- chie der Armglieder eine gezackte Mittellinie entsteht, so kommen doch noch immer an den Seiten, wo die Pinnulen ansitzen, zwei alternirende Glieder auf einander zu ruhen. Den nach aufsen gewölbten Armen fehlen die Seitenkanten und ebenen Seitenflächen, durch welche die Arme des En- crinus lilüformis in den Stand gesetzt werden, fest aneinander gelegt einen geschlossenen Körper zu bilden. Die Pinnulen haben gleiche Form und Gliederung wie bei Enerinus liliiformis. Encrrinus Brahlü isthiernach von Enerinus liliiformis wesentlich da- rin verschieden, dafs am Kelche die äufseren Basalglieder schräg vom Stengel in gleicher Neigung mit den ersten Radialgliedern ansteigen, und dafs die Arme, die sich seitlich nicht fest aneinanderfügen konnten, nur unvollkommen zweizeilig geordnete Glieder besitzen. In beiderlei unterscheidenden Merk- malen steht Encrinus Brahlii in der Mitte zwischen Enerinus lilifformis und Enerinus gracilis. Die Stengel von Encrinus Brahlii und Encrinus lilü- ‚Formis sind ununterscheidbar. Phys. Kl. 1857. F 49 Beyerıch# 5. Encrinus gracilis Buch. Taf. I, Fig. 15a, b. Encrinus gracilis L. v. Buch in Bericht. d. Berl. Akad. 1845, p. 27. Dadoerinus gracilis U. v. Meyer in Leonh. Bronn Jahrb. 1847, p. 575; in Palaeontogr. I, 1851, p. 266 t. 31 f. 2; t. 32.4, 5, 6; t. 31£. 9-43; t. 32 £. 7. Leopold von Buch brachte von seiner Reise im Jahre 1844 ein Muschelkalkstück von Recoaro zurück, auf welchem zwischen zahlreichen Stengeltrümmern die kleine hier abgebildete Krone erhalten ist. Diese Reste gaben Veranlassung zur Aufstellung des Encrinus gracilis, der gleich- zeitig, wenn auch nur nach Stengelresten, als eine aufserhalb der Alpen auch in Oberschlesien vorkommende Art erkannt wurde. Sehr bald darauf fand in Schlesien Mentzel einige Kronen und später bei Chorzow eine Schicht ganz erfüllt mit Kronen und ansitzenden Stengeln, die in allen Altersstadien die Entwickelung des Thieres von winzigster Gröfse an bis zum ausgewach- senen Zustande, in welchem die Art zuerst beobachtet wurde, vor Au- gen legen. Der Stengel ist ausgezeichnet durch geringe, den kleinen Kronen ent- sprechende Dicke bei grolser Länge. Er besteht aus einem ungleichgliedri- gen oberen Theil von pentagonalem Umfang, meist mit deutlich doppelt al- ternirend geordneten Gliedern, und aus einem längeren unteren Theil, dessen Glieder gleich lang und rund sind mit Gelenkflächen von gleicher Beschaf- fenheit wie bei Encrinus liliiformis. Von dem oberen pentagonalen Sten- gel, der eine Länge von mehr als drei Zoll erreichen kann, giebt die Abbil- dung in Palaeontographica Tab. XXXI, Fig. 2 eine gute Darstellung. In der Nähe der Krone treten die Kanten des Pentagons meist stärker hervor und geben dem Stengel hier noch mehr als bei andren Arten ein Pentacri- nus-artiges Ansehn; sie werden jedoch nie scharf und es kommen keine Cir- ren vor. Zuweilen sind die stärkeren, oft ringförmig vorstehenden Glieder an den Kanten etwas knotig verdickt, seltener auch die übrigen Glieder. Die Seiten des Pentagons sind bald mehr bald weniger vertieft. In allen diesen Verhältnissen gleicht der obere Stengel am meisten der von Bronn gegebe- nen Beschreibung seines Enerinus pentactinus. Mit dem Verschwinden des pentagonalen Umrisses verliert sich allmälig auch die Ungleichheit der Glie- der; der Stengel wird zunächst walzig mit aufsen ebenflächigen Gliedern, über die Crinoiden des Muschelkalks. 43 und erhält erst später die zierliche Form mit kuglig angeschwollenen Glie- dern, wie sie L. v. Buch vortrefflich beschrieben hat. Bei ganz alten Sten- geln scheint die kuglige Anschwellung durch Überwachsung wieder ver- schwinden zu können ; wenigstens zeigte ein aufsen aus gleich langen ebenen Gliedern bestehender Stengel in der Mitte eine Axe von länglichen ange- schwollenen Gliedern blosgelegt. Bei jungen, mit noch unvollkommen aus- gebildeten Kronen zusammenhängenden Stengeln ist oft in dem oberen Theil zunächst der Krone die Gliederung noch nicht unterscheidbar, während mehr entfernt von der Krone der gleichgliedrige Stengeltheil schon seine vollkom- mene Gliederung erhalten hat; die Gliederung des oberen Stengels beginnt damit, dafs zuerst eine Theilung in aufserordentlich dünne Scheiben sicht- bar wird, die Mitte der Seiten des Pentagons fängt an sich durch vertiefte Poren auszuzeichnen, dann erst heben sich die Kanten des Pentagons mehr hervor. Festgewachsene Stengel mit noch ansitzenden Kronen wurden nicht beobachtet, aber mehrfach spitz auslaufende Stengel, welche nach der kug- lig geschwollenen Form ihrer Glieder für das untere Ende zu halten sind (vergl. Palaeontogr. I, Tab. XXXH, Fig. 7). Solche Stengel lassen hier nicht zweifeln, dafs das Thier in jugendlichem Alter frei umherschwamm und erst später sich anheftete, wie es schon für Encrinus liliiformis durch das Vorkommen der freien kuppelförmigen Stengelenden wahrscheinlich wurde. Der Kelch des Enerinus gracilis hat nicht, wie bei andren Arten, die Form eines Bechers, dessen Boden durch die Basis und die ersten Ra- dialglieder gebildet wird, sondern er gleicht mehr einem spitzen, nur durch die kleine Ansatzfläche des Stengels abgestutzten Kegel, dessen unteren Theil die aufgerichteten Seiten der verhältnifsmäfsig grofsen äufseren Basal- glieder einnehmen. An zwei vom Stengel vollständig gelösten Kronen ist auf der Ansatzfläche der centrale Stern des inneren Basalkreises deutlich zu erkennen, dessen Glieder bis an den Rand der Ansätzfläche reichen. Die schmächtigen Arme haben keine ebenen Seitenflächen. Die Glieder sind im oberen Theil der Arme stets deutlich, bald mehr bald weniger, alternirend seitlich verschmälert, aber nie so stark verkürzt, dafs am Rande zwei alter- nirende Glieder aufeinander zu liegen kommen; die Pinnulen sind daher an den Seiten nur den abwechselnden Gliedern angefügt. Junge unausgewachsene Kronen zeigen mannichfaltige Abweichungen sowohl in den Armen wie im Kelch. Nicht selten ist von den beiden zu F2 44 BeEevyrrıch einem Radius gehörenden Armen der eine noch ganz rudimentär, während der andre schon entwickelt ist. Die Glieder scheinen an jungen Armen län- ger zu sein und sind häufig einwärts geknickt; aber immer bleibt die Glie- derung des Armes deutlich erkennbar. Dagegen sind bei den Kelchen jun- ger Kronen die Glieder oft nur undeutlich von einander geschieden bis zu gänzlichem Verwischen der Grenzlinien, und es kömmt vor, dafs sich die Radialglieder schon deutlich unterscheiden lassen, während die Basalglieder noch nicht getrennt sind. Bei solchen Kronen hat sich auch der Kelch noch nicht vom Stengel geschieden, sondern verläuft in einen anscheinend unge- gliederten Strang, der erst in weiterer Entfernung von der Krone deutliche Gliederung erkennen läfst. Zuweilen zeigen bei jungen Kronen die Kelch- glieder eine stumpfe mittlere Längskante. Auch mag es bei jungen Kronen, wie H. v. Meyer beschreibt, den Anschein gewinnen, als ob die drei Ra- dialglieder zusammengenommen ein einzelnes gröfseres Glied bildeten, was bei ausgewachsenen nicht der Fall ist. Die beiden den Enerinus graeilis in auffallender Weise von andren Enerinus-Arten unterscheidenden Merkmale, die abweichende Form des Kelches und der Bau der Arme, wurden von L. v. Buch bei erster Auf- stellung der Art klar aufgefafst und scharf hervorgehoben ; sie wurden nach- her von H. von Meyer in ihrem Werthe überschätzt, indem er den Eneri- nus gracilis als eine besondre Gattung, Dadoecrinus, von Encrinus trennte. Der Kelch des Enerinus gracilis (vergl. Palaeontogr. I, p. 267) unterschei- det sich in seiner Zusammensetzung nicht von andren Encrinus-Arten und bedingt keine Annäherung an die Gattung Apioerinus, welche von En- crinus in der Zusammensetzung des Kelches scharf durch das Fehlen des inneren, auch bei Enerinus gracilis vorhandenen Basalkreises getrennt ist. Der Unterschied besteht nur darin, dafs bei Encrinus gracilis die äufseren Basalglieder zugleich ungewöhnlich grofs sind und eine aufgerichtete Stellung haben. Beides kann nur als eine Formänderung des Kelches von unterge- ordnetem Werth gelten, wie die Vergleichung mit Enerinus Brahlü lehrt, bei welchem die Form und Stellung der äufseren Basalglieder etwa die Mitte hält zwischen Encerinus liliiformis und Encrinus gracilis. In der zweizeili- gen Anordnung der Armglieder des Enerinus liliiformis liegt nicht eine „Andeutung zur Trennung in zwei Finger.” Die einzeilige Anordnung der Armglieder des Enerinus gracilis ist vielmehr nur die Folge einer in gerin- über die Crinoiden des Muschelkalks. 45 gerem Grade ausgebildeten Verkürzung der Armglieder nach derselben Regel, durch welche bei stärkerer Verkürzung die zweizeilige Anordnung entsteht. In dem einen wie in dem andern Fall ist nur eine einfache Reihe von Arm- gliedern vorhanden. Enerinus aculeatus und Encrinus Brahlü zeigen, wie sich in allmäliger Abstufung bei verschiedenen Arten die zweizeilige Anord- nung der Armglieder des Encrinus liliiformis in die einzeilige des Enerinus gracilis umändert. Was aufser den beschriebenen Einerinus-Arten von anderen Crinoiden- Resten in eigentlichem Muschelkalk bis jetzt gefunden und benannt wurde, beschränkt sich aufser einigen unvollkommen erhaltenen und wahrscheinlich falsch gedeuteten Kronenresten auf Stengelformen, deren Kronen nicht ge- kannt sind. Ein paar schlesischen Crinoiden-Resten der Mentzel’schen Sammlung gab H. v. Meyer den Namen Calathocrinus digitatus. Das eine der so be- nannten Stücke (Palaeontogr. I, Tab. XXXI, Fig. 2, 3), welches sich lei- der in der Mentzel’schen Sammlung nicht auffinden liefs, kann nach den Be- gracilis für den Jugendzustand eines Encrinus gehalten werden, bei welchem sich die Glie- obachtungen an unausgewachsenen Kronen des Enerinus derung des Kelches und seine Abgrenzung vom Stengel noch nicht deutlich ausgebildet hat. Das andere Stück (a. a. OÖ. Tab. XXXI, Fig. 1) ist von so unvollkommener Erhaltung, dafs ich es nicht zu deuten wage und auch nicht im Stande bin, bei Vergleichung des Originals den in der Beschreibung versuchten Deutungen zu folgen. Was v. Schauroth (Wiener Sitzungsberichte XVII, 1855, p. 500) als Melocrinus triasinus von Recoaro beschrieben hat, hat eher das Ansehn eines Wurzelstockes als eines Kronenfragmenis. Von gröfserem Interesse sind zwei Stengelformen, von welchen die eine dem oberschlesischen Muschelkalk eigenthümlich, die andere sehr ver- breitet ist. Zur Benennung solcher Stengelformen, deren Kronen unbe- kannt sind, wird man sich besser des alten Namen Entrochus bedienen, statt sie mehr oder weniger unsicher und willkührlich bestimmten Gattungen zuzurechnen. 46 Beyarcıa Entrochus silesiacus kann die schlesische Stengelform genannt wer- den, welche Quenstedt in Wiegmann’s Archiv 1835, Band HI, Taf. IV, Fig. 3 in ihrer am häufigsten vorkommenden Abänderung abbilden liefs. Sie wurde in früherer Zeit in grofser Menge zu Kamin bei Beuthen gefun- den. Lägen diese Stengel in Jurakalk, so würde man sie zu Apiocrinus rechnen. Wahrscheinlich gehören sie einer gröfseren Encrinus-Art an und sind den Stengeln des Enerinus granulosus aus der Fauna von St. Cassian vergleichbar; sie unterscheiden sich von letzteren nur durch das Fehlen der Körnelung auf ihren bis zur Mitte der Gelenkflächen laufenden Gelenk- strahlen. Die andre Stengelform, welche ich Entrochus dubius nenne, sind die vielbesprochenen Stengelreste, an welche sich die Frage knüpft, ob Pentacrinus schon neben Encrinus im Muschelkalk vorhanden war. Das ausgezeichnetste davon bekannt gewordene Stück ist noch jetzt das in der Schlotheim’schen Sammlung aus der Gegend zwischen Friedrichsrode und Waltershausen im Gothaischen, von welchem Quenstedta.a. ©. Taf. 4, Fig. 2 eine Abbildung gegeben hat. Schlotheim selbst hielt es für einen Pentaerinus und zwar für übereinstimmend sowohl mit verschiedenen ju- rassischen Pentacrinus-Stengeln, wie mit dem lebenden Pentacrinus caput Medusae; daher sein Name Pentacrinites vulgaris, statt dessen Goldfufs später für die Stengelform des Muschelkalks den Namen Pentacrinites oder Pentacrinus dubius einführte. Von späteren Autoren wurde die Form bald Encrinus, bald Pentaerinus genannt und zuletzt noch wurde ein ganz glei- cher Stengel aus oberschlesischem Muschelkalk von H. v. Meyer mit dem Namen Chelocrinus acutangulus belegt. Beim Entrochus dubius umgeben Cirren-Wirtel in allmälig gröfser werdenden Entfernungen den Stengel, der unverändert einen fünfseitig sternförmigen oder prismatischen Umrifs behält, mit fünfblättrigen Zeichnungen auf allen Gelenkflächen. Solche Stengel kennt man bis jetzt nur bei Crinoiden, deren Kronen dem lebenden Penta- crinus ähnlich gebaut sind. Für den Entrochus dubius ist es daher auch in gleichem Grade wahrscheinlich, dafs er einem Pentacrinus angehöre, wie für die ähnlich gebauten Stengelformen, welche in der Fauna von St. Cassian wahre Encrinus-Arten begleiten und hier ohne Widerstreit Pentacrinus ge- nannt wurden. über die Crinoiden des Muschelkalks. 47 Zusammenstellung der berücksichtigten, in Zeit- und Gesellschaftsschriften zerstreuten Litteratur von kleineren Aufsätzen und Bemerkungen über Enerinus-Arten in deutschem Muschelkalk. 1835. Quenstedt „Über die Enkriniten des Muschelkalks.” Aufsatz in Wieg- mann’s Archiv für Naturgeschichte 1835, II, p. 223-228, Taf. 4, Fig. 1, 2,3. Auszug davon in Leonh. Bronn Jahrb. 1837 p. 103. — Erste Be- schreibung des Enerinus Schlotheimü,; Entrochus dubius erhält den Na- men Encrinites dubius. 1837. Bronn „Über die Krinoideen-Reste im Muschelkalk.” Aufsatz in Leonh. Bronn Jahrb. 1837, p. 30-33 mit einer Tafel. — Beschreibung des En- erinus pentaclinus. 1837. H. v. Meyer „J/socrinus und Chelocrinus, zwei neue Typen aus der Ab- theilung der Krinoideen.” Aufsatz im Museum Senckenbergianum 1837, II, p. 249-263 Tafel 16. Auszug in Leonh. Bronn Jahrb. 1838, p- 733. — Betrifft die Crinoiden des Muschelkalks mit Chelocrinus, welche Gattung für die früher von Quenstedt und Bronn beschriebenen Enrcrinus Schlotheimü und pentactinus aufgestellt wird. 1838. Geinitz in Leonh. Bronn Jahrb. 1838, p. 530. Briefliche Mittheilung über einen Encrinus pentaclinus vom Kernberge bei Jena. 1845. L. von Buch in Berichten der Berliner Akad. 1845, p. 25-28. Auszug in Leonh. Bronn Jahrb. 1845, p. 509. — Erste Beschreibung einer Krone des Encrinus gracilis von Recoaro. 1847. H. von Meyer in Leonh. Bronn Jahrb. 1847, p. 575. — In einer briefli- chen Mittheilung erste Nachricht über die später im ersten Bande der Palaeontographica ausführlicher beschriebenen Crinoiden des oberschlesi- schen Muschelkalks. Für den Enerinus gracilis wird die Gattung Dado- erinus, aulserdem die Gattung Calathocrinus aufgestellt. 1848. L. v. Buch in Leonh. Bronn Jahrb. 1848, p. 54. — In einer brieflichen Mittheilung Widerspruch gegen die Erhebung des Encrinus gracilis zu der besonderen Gattung Dadocrinus. H. von Meyer daselbst p. 308. — Vertheidigung der Gattung: Dadocrinus gegen L. v. Buch. L. von Buch daselbst p. 690. — Vergleichung zwischen Encrinus gracilis und Enerinus liliformis. Über den Fundort des Enerinus Pentactinus. Enerinus Schlotheimi wird für eine monströse Krone erklärt. 48 Berrıchk 1849. v. Strombeck in Zeitschr. der deutschen geolog. Ges. Band I, 1849. Im Aufsatz: „Beitrag zur Kenntnils der Muschelkalkbildung im nordwestli- chen Deutschland” S. 158. fg. erste Beschreibung monströser Kronen des Enerinus liliformis. Auch Enerinus Schlotheimiü und pentactinus wer- den für monströs ausgebildete Enerinus lilüformis gehalten und die Gat- tung Chelocrinus verworfen. 1850. Overweg in Zeitschr. der deutschen geol. Ges. 1850 p. 6. Im Protokoll der Novembersitzung von 1849 erste kurze Nachricht über Enerinus Brahlil von Rüdersdorf. 4851. H. v. Meyer in Palaeontographica Band I. Sechste Lieferung S. 260. fg. Ausführliche Beschreibung der Crinoiden des oberschlesischen Muschel- kalks. S. oben 1847. 4855. v. Strombeck in Palaeontographica Band IV, fünfte Lieferung. Aufsatz: „Über Mifsbildungen von Enerinus lilüformis Lam. S. 169. fg. mit Taf. XXXI. Erweiterte, durch Abbildungen erläuterte Beschreibung monströser Kronen des Encrinus liliformis. Gleiches Urtheil über En- crinus Schlotheimil und pentactinus wie früher. 1856. Beyrich in Zeitschr. der deutschen geol. Ges. 1856, S. 9, 10 und in Leonh. Bronn Jahrb. 1856, S. 28. Erste kurze Nachricht über Encrinus Car- nalli von Rüdersdorf. Nachtrag. Vom Enerinus gracilis, der bisher in Deutschland nur aus Schlesien bekannt war, ist neuerlich eine wohlerhaltene Krone auch in dem Muschel- kalk nördlich des Harzes bei Aspenstedt an der Südseite des Huy aufgefun- den worden. (Vergl. Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. 1857, p. 376). über die Crinoiden des Muschelkalks. rs de) Erklärung der Abbildungen. te) Taf, 1. Figur 1-12 zu Encrinus liliformis. Patina von Schwerfen; a) ın natürlicher Grölse von aufsen gesehen, b und c vergrölsert von innen gesehen. Patina mit ansitzendem letzten Stengelgliede von einer Krone aus dem Braun- schweig’schen, wahrscheinlich vom Elm. Natürliche Gröfse. Patina mit ansitzendem letzten Stengelgliede aus thüringischem Muschelkalk. Na- türliche Gröfse. Gelenkfläche des ersten Radialgliedes. Obere Nahtfläche des zweiten Radialgliedes. Die beiden oberen Gelenkflächen des Schulterradials. Untere Gelenkfläche des ersten Armgliedes. Obere Nahtfläche desselben Gliedes. Die Figuren 4 bis 8 nach isolirten Gliedern von Schwerfen in etwa doppelter natürlicher Gröfse. Innere Ansicht der Radialglieder des Kelches mit den ansitzenden zwei ersten Armgliedern. a und b Untere und obere Ansicht eines vollständig erhaltenen äufseren Ba- salgliedes. a und b Dieselben Ansichten von dem Mittelkörper eines nur theilweise erhal- tenen äufseren Basalgliedes von Schwerfen. Übersichtliche Darstellung des Verlaufs der Gefälskanäle im Innern der Kelch- glieder. Encrinus Schlotheimü. Das Stück der Schlotheim’ schen Sammlung. Encrinus Carnalli von Rüdersdorf. Natürliche Gröfse. Encrinus gracilis von Recoaro aus L. v. Buch’s Sammlung a) natürliche Gröfse, b) vergröfsert. Encrinus aculeatus. Patina von Mikultschütz. a) natürliche Gröfse, b) ver- grölsert. Tafel I. Encrinus Brahlii von Rüdersdorf. Natürliche Gröfse. Phys. Kl. 1857. G a zu 0 1 Aa; Di nd anne Ba ont in, e Ted) Yy vn “ 2% 2 Pr 7 " ! "ae | f = EEE S al 0 US z A x Se * Fi h 3" EM . Pre r [rn » A A j ee? 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Geschichtliches und Systematisches. N. den Berichten des Oberarztes in der spanischen Armee Laubert, (') eines Franzosen, kamen die ersten Proben dieser an Alkaloiden reichen rothen China-Rinde, welche im Jahre 1786 in Quito oder Ecuador, na- mentlich zu Riobamba, Cuenca und San Jaen de Bracamoros aufgefunden sein sollten, über Lima nach Cadix, ohne daselbst eben beachtet zu werden. Da dieselben in Spanien keine Käufer fanden, wurden sie nach England ver- kauft, und erst aus einem von Sir Joseph Banks an den Professor Ortega gerichteten Briefe, in welchem derselbe Erkundigungen dieser Novität ein- zuziehen versuchte, erfuhr Ortega von den vorzüglichen Resultaten, welche damit in England erzielt worden waren. Wie es mit den Droguen, die aus fremden Gegenden stammen, deren näherer Standort uns unbekannt, im allgemeinen der Fall ist, geschah es auch hier. Zu Anfang regelmäfsig in Europa eingeführt, fand die rothe Chinarinde, deren Ruf sich bald verbreitete, bereitwillige Abnehmer zu gu- ten Preisen. Geringere Einfuhr dieser Waare im Laufe der Zeit erhöh’te zuerst die Preise, dann erregte sie die Habgier der Menschen, die sich alle nur erdenkliche Mühe gaben ihr andere weniger alkaloidhaltige Chinarinden, entweder von röthlicher Farbe, oder wo dies sich zufällig nicht pafste mit einem Fernambukholzdecoct gedrängt zu substitutiren. Dies ging zuletzt so ('!) Lambert. Ilustrations of the genus Cinchona. London, 1821, p- 74. G2 52 Krorzscn über die Abstammung weit, dafs ächte und falsche Waare dieser Drogue ihren Credit ganz verlor und aus dem Handel verschwand. Es trat zwar später wieder eine Zeit ein, in welcher sie wieder unter den Ärzten ihrer vortrefflichen Wirkungen wegen ihren früheren guten Ruf einnahm, doch von den Grofshändlern wurde sie beim Ankaufe stets mit einer gewissen Scheu betrachtet, einmal, weil man Fälschungen fürchtete, zweitens, weil es an sicheren Merkmalen aufser der chemischen Analyse zur Charakteristik mangelte und drittens, weil das Äufsere dieser Rinden von jüngeren und älteren Zweigen, von Stamm- und Wurzelstücken stets mit einander untermengt, ein so verschiedenartiges Ansehen gewährt, dafs man immer über ihre Ächtheit in Zweifel blieb. Ich erwähne dieser Umstände, um zu zeigen, dafs die Kenntnifs von der Örtlichkeit des Vorkommens, der chemischen Analyse und der äufseren Merkmale einer Rinde nicht ausreicht, deren Ächtheit zu constatiren. Ich bin vielmehr der Überzeugung, dafs man bei Identificirung einer Rinde nicht zu viel Anhaltepuncte zu geben vermag. Sie dienen nur dazu jeden Zweifel zu heben. Zweifel aber bringen Unsicherheit und müssen deshalb vermieden werden. Durchdrungen von der Ansicht, man dürfe den Werth der chemischen Analyse einer Chinarinde nicht unterschätzen, bin ich doch der Meinung, dafs sie in denjenigen Fällen, wo sie zur Constatirung der Achtheit einer Rinde dienen soll, mit Vorsicht benutzt werden mufs. Dafs die jüngeren Chinarinden in ihrem chemischen Gehalte von dem der älteren Rinden derselben Species, ja sogar desselben Baumes abweichen, versichert Herr Guibourt(!). Er sagt von der Quinquina brun de Loxa: das Alter, in welchem diese Rinde gesammelt wird, verursacht grofse Ab- weichungen in ihren Eigenschaften. In den jüngsten Rinden der dürren Zweige fand ich stets, dafs eine Art Adstringenz und ein schleimiger Ge- schmack vorherrschte, ferner dafs diefe Rinden mit kaltem Wasser extra- hirt, demselben eine dunkelgelbe Farbe gaben, aus welchem Gelatin in grofser Menge niedergeschlagen wurde, während durch Brechweinstein und verdünntem Gerbstoff kein Niederschlag erfolgte. Dagegen waren die dickeren Rinden, die nach den äufseren Merkmalen zu urtheilen jedenfalls (') Histoire des Drogues, vol. III, p. 102. der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 33 derselben Species angehörten, weniger adstringirend und bitterer. Das In- fusum von einer blasseren Färbung als das von den jüngeren und jüngsten Rindenstücken wurde durch Gelatinlösung getrübt, ohne einen Niederschlag zu bilden. Eine Lösung von Brechweinstein brachte ebenfalls und zwar eine stärkere Trübung hervor. Ein Zusatz von verdünntem Gerbstoff wurde in der Infusion niedergeschlagen. Durch von Salten (') wird die Guibourt’sche Wahrnehmung bestätigt. Derselbe fand den Alkaloidgehalt dieser Species in den dünnsten Rinden gering, in den starken Röhren ziem- lich bedeutend und in den auserlesenen schweren Rindenstücken aufseror- dentlich grofs. Aber nicht allein das Existenzalter der Chinarinde am lebenden Baume und frisch getrocknet zeigt abweichende Mengenverhältnisse des chemischen Gehalts, sondern auch das Alter auf dem Lager verursacht hierin Unter- schiede. Herr Mitscherlich der ältere versicherte mir, dafs die chemi- schen Bestandtheile der Chinarinden während eines langen Lagers durchaus verändert würden. Dasselbe gilt von der genauen Kenntnifs des Standortes der Stamm- bäume, welche die Chinarinden liefern. Sie kann zwar bei Versuchen der Verification der Rinden leiten, reicht aber nicht aus, dieselben mit den Stammarten zu identificiren. Bereits im Jahre 1846 habe ich in der von mir verfafsten Fortsetzung von Hayne’s getreuer Darstellung und Beschreibung der in der Arzneikunde gebräuchlichen Gewächse (?) darauf aufmerksam gemacht, dafs man bei Be- urtheilung der importirten Chinarinden weniger auf die Art der Verpackung als auf den Hafenort achten möge, von welchem aus sie nach Europa gelan- gen und dabei hervorgehoben, dafs die über Lima zu uns kommenden Fie- berrinden ungleich kräftiger sind, als diejenigen, welche wir über Cartha- gena erhalten. Es giebt nämlich Gewächse, welche eine sehr geringe, andere, welche eine sehr weite geographische Verbreitung haben. Nehmen wir die krypto- gamischen Pflanzen aus, so gehören letztere zu den Ausnahmen. Zu diesen Ausnahmen kann die Gattung Cinchona nicht gerechnet werden; sie gehört (') Goebel’s pharmaceutische Waarenkunde, vol. I, p. 40. (2) Band 14, p. 15. 54 Krorzscn über die Abstammung vielmehr zu denjenigen Gewächsen, deren geographische Verbreitung dem Genus wie den Species nach, die dasselbe umfafst eine ziemlich beschränkte ist. Wenn es nun heut zu Tage noch Systematiker giebt, die da annehmen, dafs nicht nur die Gattung Cinchona, sondern auch die dazu zählenden Ar- ten eine sehr ausgedehnte geographische Verbreitung geniefsen, so kann dies nur durch mangelhaftes Material, das ihnen zur Benutzung vorliegt, oder durch oberflächliche und deshalb ungenügende Untersuchungen, oder auch durch ein Verkennen dessen, was man als Gattung und Art zu betrachten hat, er- klärt werden. Keiner dieser drei Punkte findet bei mir eine Entschuldigung. Ein unvollständiges Material sollte bei Beurtheilung über Gattungen und Ar- ten stets zur Vorsicht mahnen. Ungenaue Untersuchungen sind ungleich schädlicher als keine, und Leute, die den Begriff von Gattung und Art ver- kennen, befinden sich sicherlich nicht in ihrem Berufe. Nicht einmal hinsichtlich des Prineipes, das die Momente festzustellen hat, welche bei der Identification einer Rinde mit deren Stammpflanze vor- zugsweise berücksichtigt werden mufs, sind die Schriftsteller unter sich einig. Ja, was noch mehr sagen will, es giebt auch jetzt noch, wenngleich verein- zelt, Gelehrte von Ruf, die jedes Bestreben, irgend welche Drogue mit der Stammpflanze zu identifieiren lächerlich zu machen bemüht sind. So sagt Herr Schleiden in seinen Beiträgen zur Kenntnifs der Sassaparille (!) wört- lich: „der allererste Grundfehler ist schon früher von mir gerügt worden; er besteht in der ganzen schiefen Stellung, welche die Pharmakognosie als ein Anhängsel an die Botanik einnimmt. Nur wenn man die Kenntnifs der Droguen für sich als eine selbstständige Lehre behandelt, wird man auf das ihr innewohnende eigenthümliche Prineip geführt, man lernt ihre Bedürf- nisse kennen und verstehen, und wird dann leichter dahin kommen, diesen Bedürfnissen auf zweckmäfsige Weise zu entsprechen. Sobald man eingese- hen hat, dafs wir in der Pharmakognosie nicht die Pflanzen, von denen Droguen stammen, kennen und unterscheiden lernen sollen, sondern die Droguen selbst, sobald man einmal eingesehen hat, wie völlig überflüssig der lateinische Name und die gewöhnliche Charakteristik der tropischen Stammpflanze einer Rinde für den Pharmaceuten ist, wird man dahin ge- führt, die sicheren Erkennungs- und Unterscheidungsmerkmale in den Dro- (') Archiv der Pharmacie. Hannover 1847, p. 2. der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 95 guen selbst zu suchen, und nach und nach wird sich daraus ein System von Kenntnissen entwickeln, welches, als eine gesunde, selbstständige Pharma- kognosie gestaltet, den Anforderungen, die man an eine solche machen kann, auch entsprechen wird.” Eine solche Ansicht kann ich nun nicht theilen, denn sie steht nicht allein mit sich, sondern auch mit der Aufgabe, die sich ein Mann vom Fach bei dergleichen Untersuchungen zu stellen hat im direc- ten Widerspruche. Mit sich, weil die anatomische Structur und die Form der Elementarorgane einer Drogue, worauf Herr Schleiden bei Beurthei- lung derselben hinzielt, eben so gut zur Botanik gehört, wie die Systematik. Mit der Aufgabe, die sich der Gelehrte zu stellen hat oder was gleich bedeu- tend ist, mit den Anforderungen, die der Wissenschaft darin zustehen, weil die Lehre über Pharmakognosie in ihren Dimensionen beschränkt wer- den würde. Soll der Pharmakognost nicht fragen dürfen, von welchem Gewächse diese oder jene Drogue stamme’? in welcher Weife dasselbe erkannt und von anderen unterschieden werden könne? soll es ihm überhaupt untersagt sein zu fragen, welchem Lande dasselbe ursprünglich angehöre? unter welchen klimatischen und physikalischen Bedingungen die von ihm abstammende Drogue ihrem chemischen Gehalte nach erzeugt werde? soll der Pharmako- gnost überhaupt gebunden sein, nicht über die Erkennungs- und Unterschei- dungsmerkmale einer Drogue hinaus anderweite aber hierauf bezügliche For- schungen anstellen zu dürfen? So etwas kann man doch unmöglich wollen, ohne der Lehre von der Pharmakognosie Fesseln anzulegen. Die Pharma- kognosie ist aber und bleibt ein Zweig der angewandten Botanik , dessen Entwickelung von dem Stillstand und Fortschritt der Letzteren immer ab- hängig bleiben wird und darum nicht ohne Nachtheil für sich, davon eman- eipirt werden kann. Obwohl anerkannt werden mufs, dafs die Fortschritte in der Pflan- zenanatomie bei den Untersuchungen der Droguen angewandt einen nicht unbedeutenden Einflufs auf die rationelle Entwickelung der Pharmakognosie bewirkt haben, so ist dies doch nicht das Ausschliefsliche, was derselben frommt, sondern nur ein Mittel mehr, dem Zwecke zu dienen, der dem Ziele zuführt. Noch steht die Lehre von der Pflanzenanatomie nicht auf der Stufe jener Entwickelung, die man als einen gewissen Höhenpunkt be- zeichnen könnte; noch ist es ihr nicht gelungen, selbst mit Hülfe der besten 56 Krorzscn über die Abstammung optischen Instrumente Pflanzensorten zu erkennen und zu unterscheiden, und so lange sie dies nicht vermag, wird sie sich hüten müffen ein Vorrecht vor den übrigen Zweigen der Botanik zu beanspruchen. Zur Würdigung und Beurtheilung einer Drogue gehört, dafs man die anatomischen Structurverhältnisse der Elementarorgane, ihre Abstammung, die Blüthe- und Fruchtzeit, so wie die Ruheperiode der Stammpflanze, de- ren Standort und Bodenverhältnisse genau kenne. Dies genügt jedoch nicht eine Drogue mit der Stammpflanze zu identificiren. Hierzu ist es nöthig, dafs auch die Stammpflanze ihrem Werthe nach, in der Systematik genau erkannt, praecise definirt und richtig placirt sei. Dies konnte man vor 12 Jahren weder von der Gattung Cinchona, noch von den wirklich dazu gehö- renden Arten behaupten. Schon A. von Humboldt (über die Cinchonen- wälder in Südamerica. Zweite Abtheilung) macht auf die Nothwendigkeit aufmerksam den Gattungscharakter von Cinchona genauer zu praeeisiren ('); auf der anderen Seite warnt derselbe, nicht zu viel Gewicht auf die Form und Bekleidung der Blätter bei Begrenzung der zur Gattung Cinchona ge- hörigen Arten zu geben, (?) weil nach seiner Versicherung aufserhalb dieser Gattung kaum ähnliche Abweichungen in diesen beiden Beziehungen existi- ren. Diejenigen Systematiker, welche hieraus schliefsen zu müssen glaub- ten, dafs dieser gröfste aller Naturforscher eine Warnung gegen die Aufstel- lung neuer Cinchonenarten auszusprechen beabsichtigte und auf Grund dessen die verschiedenartigsten Dinge unter dem abweichendsten Vorkom- men zusammenzogen, haben ihn mifsverstanden, denn derselbe weist aus- drücklich nach, dafs es in diesem Falle anderweite Unterscheidungsmerk- male gäbe, auf welche der Artencharakter zu basiren sei. Endlicher(°) war der erste, der die Gattung Cinchona in zwei Untergattungen sonderte, die er Quinquina und Cascarilla nennt und durch das Aufspringen der Kapselfrüchte charakterisirt. Seine Quinguina, deren Frucht von unten nach oben aufspringt bezeichnet die ächte Gattung Cinchona, die ich conse- quenter Weise in dem bereits eitirten Hayne’schen Werke vom Jahre 1846, Band 14, im Texte zu Tafel 14, in demselben Sinne wie er zu begrenzen gezwungen war. Seine Untergattung Cascarilla durfte ich jedoch nicht bei- (&) Lambert. an Illustration of the genus Cinchona, p. 40, 41 und 42. (*) KEbendaselbst p. 36. (°) Endlicher. Genera plantarum, p. 556, n. 3274. Wien 1836-1840. der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. ! SI behalten, weil sie von ihm in einer anderen Bedeutung aufgefafst worden war, als von mir. Er führt zwar unter den von ihm aufgezählten drei Ar- ten der Cascarille keine an, die von seinem Untergattungscharakter abwiche, allein er bringt die Gattung Buena Pohl, die zweiffellos hierher gehört, zur Gattung Cosmibuena Ruiz und Pavon, und beschränkt dadurch den Umfang der zur Gattung gehörenden Arten. Indem ich diese Beschränkung löste, war ich auch genöthigt einen anderen Namen für die Gattung zu wäh- len; und so fand ich mich denn veranlafst diese Gattung zu benutzen, um die Namen der verstorbenen Staats-Minister von Ladenberg (Vater und Sohn) zu verewigen und dieselbe in zwei Untergattungen Buena und Casca- rilla zu theilen. Herr Weddell, ein Begleiter der wissenschaftlichen Expe- dition des Herrn von Gastelnau, welcher Gelegenheit hatte Chinawälder in Südamerica von einer geographischen Ausdehnung zu durchwandern, wie kein Europäer zuvor, geht in einer Übersicht der Gattung Cinchona auch auf die von mir aufgestellte Gattung Zadenbergia ein('). Ob irre geführt durch einen mangelhaften Auszug, den der Dr. Walpers von meiner Ar- beit gegeben hatte, oder durch eine unrichtige Auffassung dessen, was ich im Originale darüber ausgesprochen, oder möglicherweise auch durch eine am unpassenden Orte angebrachte Eitelkeit seinen Namen hinter dem der Spe- cies glänzen zu sehen, ist schwer zu sagen, erhob Herr Weddell Endlicher’s Untergattung Cascarilla unter Beibehaltung des von mir gegebenen Charak- ters und der von mir hinzugezogenen Arten zu einer Gattung, behielt zwar die Gattung Ladenbergia bei, beschränkte dieselbe aber auf eine Species (Ladenbergia dichotoma ), von der er nicht einmal die Blüthen kannte und in nicht zu rechtfertigender Weise behauptet, dafs sie einen abfallenden Kelchsaum besitze. Dieselbe unrichtige Auffassung in Bezug auf Definition und Begränzung meiner Gattung Ladenbergia wiederholt sich denn auch in dem von dem Herrn Weddell ein Jahr später edirten Werke (2). Herr Schleiden, der das, was ich darüber veröffentlicht hatte, nicht kannte, hat sich denn auch verleiten lassen, die Weddell’schen Angaben für baare Münze zu nehmen, in dem er in seinem Handbuche der botanischen Phar- makognosie p. 220, (Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann. 1857) wört- lich sagt: „selten findet sich bei den Rinden der nicht zur Gattung Cinchona (') Annales des Sciences naturelles. II. Reihe, Band 10, p. 10 und 14. Dar 1848. @ ) Histoire naturelle des Quinqguina. Paris 1849. Phys. Kl. 1857. H 58 Krorzsch über die Abstammung Weddell gehörigen Pflanzen eine einzelne ächte Chinabastzelle zwischen übrigen Bastzellen eingestreut. Insbesondre hat die Gattung Cascarilla Weddell, welche bis in die neueste Zeit mit der Gattung Cinchona ver- bunden war, eine Anordnung der Bastzellen und der anderen Elemente der Rinde, dafs man eine Cascarillerinde auch ohne Anwendung des Mikroscops sogleich als verschieden von den Chinarinden erkennt.” Derselbe Gelehrte bekennt zwar, in einer Anmerkung des eben eitirten Werkes p. 223, dafs er über die systematische Bestimmung einer Cinchona kein Urtheil habe; aber dieses Bekenntnifs sieht einer Ironie ähnlicher, als das einer freien Überzeugung. Wie dem auch immer sei, Herr Schleiden liefert in sol- cher Weise nur einen Beitrag, die wahre Sachlage zu verrücken und darum habe ich es für nöthig erachtet seine eigenen Worte hier heranzuziehen. Erfreulicher als das, was ich vorher nothgedrungen besprechen mufste, um in Bezug der beiden Gattungen Cinchona und Ladenbergia die wahre Sachlage des Thatbestandes aufzuhellen, ist die höchst interessante Entdeckung des Herrn John Eliot Howard, (') eines der ersten Quinologen unserer Zeit die Stammpflanze der rothen Chinarinde des Handels, die bis dahin unbekannt war, ausfindig gemacht zu haben. Aufmerksam geworden durch eine Bemerkung des Herrn Weddell(?), worin derselbe über den Standort des Baumes, welcher die rothe Chinarinde des Handels hergiebt, sagt: „eine Rinde, welche die Waldungen von Guayaquil liefern, ist die ächte rothe Chinarinde; sie ist den besten bolivischen Chinarinden in der Quantität der Alkaloide, die sie enthält an die Seite zu stellen; die verloren gegangenen Spuren dieses Baumes, welcher diese vorzügliche Rinde produ- eirt, fand ich wiederum bei einer kürzlich unternommenen Reise im Bereiche der genannten Region auf. Dieser Baum wächst an den westlichen Abhän- gen des Assuay und Chimborasso, zwischen Chillares und Guarranda;” gab Herr Howard Jemand, der sich in der genannten Gegend aufhält, Auftrag, ihm von dem Stammbaume der ächten rothen Chinarinde Durchschnitte der Wurzeln des Stammes, der älteren und jüngeren Zweige, Blatt- Blüthen- und Fruchtzweige zu senden. Blüthen und Früchte waren an dem Baume, der als ächt erkannt, zu diesem Zwecke geschlagen wurde, nicht vorhanden. Die anderweit verlangten Theile des Baumes empfing Herr Howard wohl- (') Pharmaceutical Journal. London 1856. Octoberheft (?) Voyage dans le Nord de la Bolivie. Paris 1853. der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 59 behalten mit der Nachricht, dafs alle übersandten Theile von einem Baume der Cascarilla roja stammten, welcher im 2° 16 südlicher Breite und 16 westlicher Länge des Meridian von Quito, auf dem Berge Chahuarpata, Provinz Alausi, in der Nähe des Dorfes Cibambe (also ziemlich die von Laubert und Weddell angegebene Localität), gefällt wurde, ferner, dafs gröfsere Bäume, als der, von welchem gegenwärtig Proben eingeschickt seien und der zu denen mittlerer Gröfse gehöre, gegenwärtig nicht aufgefun- den zu werden vermöchten, weil ihnen mehr als den jüngern Bäumen der alkaloidreicheren Rinde wegen von den Cascarilleros nachgestellt werde.” Herr Howard fügt dieser Nachricht noch hinzu; „das untere Ende des Stammes, von welchem die Wurzeln abgehauen sind, besitzt nicht über 2-3 im Umfange; die Äste haben am unteren Ende einen Umfang von 14- 18°, die Wurzeln zeigen in Betreff ihrer Dicke einen verhältnifsmäfsigen Umfang; die Dicke der Rinde eines 45” starken Astes beträgt nur 4; eines Zolles oder 14, Linie; das Gewicht der Rinde ‚; des Holzes; die dünneren Zweige zeigen das silberartige Periderm, dem wir auf den feineren Röhren der rothen Chinarinde des Handels begegnen; die Rinde der Äste und des Stammes gleicht den stärkeren Rinden des Handels in jeder Beziehung, so, dafs ich überzeugt bin, dafs die ächte rothe Chinarinde des Handels, so sehr sie nach der Beschaffenheit des Theiles, von dem sie genommen wurde, auch äufserlich abweichen mag, derselben Species angehört, von welcher ich meine Stamm- Wurzel- und Zweigstücke erhalten habe.” Herr Howard, der schon früher(') darauf hinwies, dafs sich im Herbarium von Kew ein Blüthenexemplar unter der Bezeichnung Cinchona succirubra Pavon Mss. befinde, bei welchem von Pavon’s eigener Hand- schrift die Notiz auf dem Etiquette hinzugefügt sei: „Cinchona colorada de Huaranda,” (der spanische Name für die ächte rothe Chinarinde des Han- dels). Dieses Blüthenexemplar liefs Herr Howard zeichnen und lithogra- phiren, sandte davon einen Abdruck begleitet von einem Blätterzweige, den er von Chahuarpata in Guayaquil erhalten hatte an den Herrn Weddell zur Verification der Species. Dieser erwiederte hierauf, dafs Beides, der Blätterzweig aus Chahuarpata sowohl, wie die Lithographie des Pavonschen Blüthenexemplars von Cinchona succirubra zu seiner Cinchona ovata var. (') Pharmaceutical Journal, vol. XI, p. 497. 60 Krorzsen über die Abstammung erythroderma gehöre, dafs er jedoch ohne Vergleichung der Früchte dieses Baumes nicht zu beurtheilen im Stande sei, ob die Exemplare als besondere Art, oder als Varietät der Cinchona ovata Ruiz und Pavon zu betrachten seien. Es bleibt daher noch übrig festzustellen, ob Cinchona suceirubra Pavon Mss. den Rang einer eigenen Art einnimmt oder zur Cinchona ovata Ruiz und Pavon nach dem Vorgange des Herrn Weddell als Varietät ge- zogen werden soll, in deren Beschreibung Herr Weddell(') sich dahin ausläfst, dafs es mit Ausnahme der Cinchona Condaminea keine Cinchona gäbe, welche dem Variiren mehr unterworfen sei als Cinchona ovata. Meine Ansicht hierüber ist die, dafs Herr Weddell wenig Glück in der systema- tischen Begrenzung dieser beiden Arten gehabt hat und dafs er besser ge- than haben würde, alles, was er als Varietäten zu diesen Species zieht, als wohlbegründete Arten zu definiren. Herr Howard, der im verwichenen Spätsommer in Berlin war und mich besuchte, war so freundlich mir einen Theil seines schönen Materials mit dem Ersuchen zu überlassen, ich möge versuchen diesen Punkt aufzu- klären. Mit Freuden habe ich mich dieser Arbeit unterzogen und ich denke es ist mir-gelungen, jeden Eingeweihten durch nachfolgende Diagnose zu überzeugen, dafs Cinchona suceirubra Pavon zu Cinchona ovata R. und Pav. keine nähere Verwandtschaft zeigt, als zu allen übrigen Arten der Gat- tung Cinchona. Cinchona succirubra Pavon Mss. Arborea; ramis teretibus; ramulis obtuso -angulatis flavido- pubescentibus; foliis membranaceis magnis latissime ovatis petiolatis, utrinque brevissime attenuatis, supra saturate viridibus glabris subnitidis, subtus pallido-viridibus puberulis, ad cos- tam nervosque primarios pubescentibus; petiolis semiteretibus puberulis , supra canalieulatis; stipulis oblongis obtusis carinatis subpuberulis ca- dueis; floribus congestis in paniculam terminalem interruptam dispositis; ramis floriferis peduneulatis pubescentibus erectis compressis trichotomo- ramosis, inferioribus foliosis, superioribus bracteatis; bracteis subpersisten- tibus oblongo -linearibus, extus subpubescentibus carinatis, basi attenuatis; calyeibus turbinatis, basi bracteola minuta suffultis, tubo dense albido -pu- bescente, limbo eupulari- quinquedentato rubescente sparsim pubescente, 4 Histoire naturelle des Quinguina, p. 62. q p der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 61 dentibus brevibus latis acutis, dorso carinatis; corollis hypocraterimorphis brevissime pubescentibus, tubo inferne attenuato, limbo quinquefido, laeci- niis ovatis aculis, intus longe- (ad siccam) luteo-barbatis; staminibus subin- clusis glabris; stylo versus basim attenuato ; stigmate bipartito incluso. Cinchona succirubra Herb. Pav. €. conglomerata Herb. Pav. C. ovata var. erythroderma W edd. Histoire naturelle des Quinquina p. 63. Quinquina rouge vrai non verruqueux (ramorum cortex) Guibourt, Quin- quina rouge verruqueux (radieum et truncorum cortex) Guibourt. Cin- chona colorada de Huaranda Hisp. Cascarilla colorada de Loja de la Pro- vincia de Jaen, Mus. de Lessert. Arbor 15-40 pedalis. Foliorum lamina 4-9 pollices longa, 2%,-6 pollices lata. Petioli pollicem longi. Panicula 7-11 pollices longa, 6 pol- lices lata. Rami floriferi foliosi 6 poll. longi, bracteolati 3 pollices longi. Corolla 7 lineas longa. Aufser den von Laubert, Weddel und Howard bereits angegebe- nen Standörtern ist noch der anzuführen, welcher sich auf dem Etiquette, das dem Pavonschen Blüthenexemplare von Cinchona suecirubra im Berli- ner Herbarium angehört befindet. „E Cuenca et de la cerros de S‘ Antonio camino para Huaranda en la Provincia de Quito. Herr Howard vermuthet aber auch, dafs der Stammbaum der äch- ten rothen Chinarinde in Loxa vorkomme, weil er Sendungen der fasrigen & orangefarbenen Chinarinde mit der ächten rothen untermengt sah, welche von Payta aus, dem Hafen von Loxa eingeführt waren. Dieser Herr besitzt eine so genaue Kenntnifs der Chinarinden, dafs sein Urtheil hierüber wohl beherzigt und erwogen zu werden verdient. Doch ist die von mir versuchte systematische Feststellung der Art, welche die rothe Chinarinde liefert nicht der einzige Punkt, den ich aufzu- klären in den Stand gesetzt bin. Bereits im Texte zu Tafel 13 des citirten Hayneschen Werkes Band 14 habe ich mitgetheilt, dafs es mir gelang zwei brasilianische Rinden (Cortex Barbatimao und Cortex adstringens brasi- liensis) durch Vergleichung der Elementarorgane nach Form und Anordnung mit denen der im Königlichen Herbarium befindlichen Blüthen- und Frucht- exemplare des Pithecolobium avaremotemo von Martius zu identificiren. Mich hierauf stützend, weil ich diese Wahrnehmung seit jener Zeit vielfach bestätigt fand, habe ich den Herrn Dr. Schacht, der im Schneiden und 62 Krorzscn über die Abstammung Praepariren mikroskopischer Objecte eine eben so grofse Fertigkeit und Ge- wandheit, wie im Beobachten und Zeichnen besitzt, ersucht, sich dieses Theiles der Arbeit zu unterziehen. Mit zuvorkommender Freundlichkeit hat derselbe meinem Ersuchen Statt gegeben und ich habe die Ehre der Königlichen Akademie der Wissenschaften die Resultate seiner sorgsamen Untersuchungen, welche einen wichtigen Belag für die Identität der rothen Chinarinde mit der Cinchona succirubra hinzufügen, zur geneigten Appro- bation vorzulegen. Anatomisches. Von Herrn Dr. Klotzsch mit der mikroskopischen Untersuchung der unten beschriebenen Rinden betraut, schliefse ich mich hier im Allge- meinen Schleiden an, welcher in seinem Handbuch der Pharmakognosie sehr genaue und umfassende Untersuchungen der Chinarinden des Handels geliefert hat. Als das Charakteristische der wahren Chinarinden bezeichnet Schlei- den mit Recht die eigenthümlichen Bastzellen, welche nur der Gattung Cin- chona eigen zu sein scheinen. Diese Bastzellen sind verhältnifsmäfsig kurz, (Fig. 9 Bz) sehr stark, und zwar fast bis zum Verschwinden ihres Lumens verdickt, ihre verholzten Wände bestehen aus sehr deutlichen Yerdickungs- schichten, welche von feinen Porenkanälen durchsetzt werden, und heller oder dunkler gefärbt sind. Auf dem Querschnitt erscheinen sie je nach ihrer Lage zu den untern Zellen abgerundet, vieleckig oder rechteckig (F. 4 u. 8). Auf dem tangentialen Längsschnitt endigen sie nach beiden Seiten mit einer abgestumpften Spitze (F. 9 u. 10). Die Lage dieser Bastzellen in der secundären Rinde wird nun von Schleiden mit zur Unterscheidung der Chinasorte benutzt. Die Bastzellen stehen nämlich nach ihm 1) vereinzelt, 2) in radialen Reihen und 3) in Grup- pen. Ferner benutzt derselbe die Ausbildungsweise der Zellen der primä- ren Rinde zur Charakterisirung der Arten. Er unterscheidet hier a) Krystallzellen, welche sich nur durch ihren Inhalt, der aus klei- nen grau gefärbten Körnern, welche sich bei starker Vergröfserung als Krystalle erweisen, von den Zellen des Rindenparenchyms unterscheiden (F. 3a). Ihr In- halt verschwindet, sowohl vor, als nach dem Kochen mit Kalilösung, durch der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 63 Salzsäure oder Salpetersäure; Schwefelsäure dagegen bewirkt das Anschiefsen von Gypskrystallen. Ich halte mit Schleiden den Inhalt dieser Zellen für pflanzensauren Kalk. Diese Krystallzellen kommen nicht allein in der pri- mären, sondern noch häufiger in der secundären Rinde vor. Ich halte sie zur Unterscheidung der Rinden wenig geeignet, weil mit dem Alter der Rinde ihre Menge abzunehmen scheint, während Schleiden glaubt, dafs die Sammelzeit einen Einflufs auf die Quantität derselben ausübe. b) Harzzellen mit mehr oder weniger verdiekter und verholzter Wandung, und einem rothbraunen, harzähnlichen Inhalt. Nach der Ge- stalt wurden Quadratzellen, (F. 7 und 9) Rundzellen und Stabzel- len (F. 11) unterschieden. Diese Zellen finden sich nur in der primären Rinde älterer Exemplare, sie sind für solche durchaus charakteristisch, können aber, da sie den jungen Rinden fehlen, nur bedingungsweise ein Unterscheidungsmerkmal geben. c) Milchsaftzellen, grofse weite, schwach verdickte Zellen, wel- che auf dem Längsschnitt fast Kanälen gleichen, in der Regel an der Grenze der primären und der secundären Rinde, welche eine trübe emulsionähn- liche Masse enthalten. Diese Zellen, so wie deren Anordnung, gewähren sicher vortreffliche Merkmale der Unterscheidung. Die Beschaffenheit der Kork- und Borkenschichten dagegen ist, da sie sich nach dem Alter der Rinde ändert, wie mir scheint, zur Bestimmung der Chinasorten wenig geeignet. Auch behalte ich die seit lange von mir benutzte Unterscheidung in primärer und secundärer Rinde bei, während Schleiden Aufsenrinde, Innenrinde und Bastschicht unterscheidet. Die primäre Rinde ist nämlich derjenige Theil, welcher schon ursprünglich bei der Bildung des Stammes oder Zweiges entstanden ist, die secundäre Rinde aber wurde erst beim Diekenwachsthum des Stammes durch das Cam- bium nachgebildet, sie ist deshalb von Markstrahlen durchsetzt und in ihr allein liegen die Bastzellen; Schleiden bezeichnet deshalb diesen Theil als Bastschicht, unter Innenrinde dagegen versteht er den inneren, als Aufsen- rinde den äufsern Theil der primären Rinde. Neben den vollkommen entwickelten Bastzellen unterscheidet Schlei- _ den endlich noch in der secundären Rinde engere, mäfsiger verdickte, lang- gestreckte, bastähnliche Zellen (F. 3f) als Faserzellen und deren Längs- reihen als Zellfasern. Obschon ich diese Zellenform nicht für ein be- 64 Krorzscen über die Abstammung sonderes Formelement der betreffenden Chinarinde halten kann, vielmehr in ihr nur unvollständig ausgebildete Bastzellen, wie solche in den Rinden unserer Bäume vielfach vorkommen, erkenne, so behalte ich doch der Kürze wegen Schleiden’s Bezeichnung bei. Das Vorkommen oder Feh- len dieser Zellenform scheint zwar für bestimmte Rinden charakteristisch zu sein, es wäre aber auch möglich, dafs hier Standortsverhältnisse u. s. w. von Einflufs wären, da, wie bekannt, in der Rinde der Taxineen und Cupres- sineen, häufig die Ausbildung der Bastzellen in concentrischen Bändern un- terbleibt oder nur unregelmäfsig stattfindet. Für die Gewebe der secundären Rinde mufs man aufserdem mit Schleiden noch die Markstrahlen und das Bastparenchym unter- scheiden. Die Markstrahlen, deren Breite und Länge bei den verschiede- nen Chinasorten schwankt, würde vielleicht noch mit als Merkmal zur Un- terscheidung benutzt werden können; der Querschnitt und der tangentiale Längsschnitt geben über sie den nöthigen Aufschlufs. Aufser dem wahren Bastparenchym, welches auf dem Querschnitt in höchst unregelmäfsiger Ge- stalt die Bastzellen umgiebt, darf man aber, wie ich glaube, noch eine an- dere Zellenform nicht übersehen, welche regelmäfsige radiale Reihen, den Markstrahlen ähnlich, bildet, sich aber von diesen dadurch unterscheidet, dafs sie immer einreihig mit gröfseren Zellen, aber bald mehr, bald minder deutlich auftritt. In den älteren Theilen der secundären Rinde sind diese radialen Zellreihen in der Regel nicht mehr erkennbar, in den jüngeren Theilen der Rinde dagegen treten sie deutlich hervor und geben sich als die Fortsetzungen der schmalen Markstrahlen, welche eigentlich nichts anderes als die Endigungen der Markstrahlen sind, zu erkennen. Die Veränderungen, welche das Wachsthum der Rinde in der Gestalt und Anordnung ihrer lebendigen Zellen hervorruft, müssen, wie dies auch von Schleiden geschehen ist, durchaus berücksichtigt werden. Der Grad der tangentialen Streckung des Parenchyms der primären Rinde ist deshalb, wie ich später zeigen werde, kein Kennzeichen für eine bestimmte China- sorte, vielmehr von dem Alter der Rinde, die, wenn sich der Umfang des Stammes vermehrt, sich in tangentialer Richtung strecken mufste, abhängig, dasselbe gilt für die veränderte, d.h. minder regelmäfsige Stellung der be- treffenden Zellenarten in den äufseren Theilen einer alten Rinde. der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 65 Zur mikroskopischen Untersuchung der Chinarinden sind nun, wie zur Untersuchung der Rinden und Hölzer überhaupt, 3 Schnitte, ein Quer- schnitt, ein radialer und ein tangentialer Längsschnitt nothwendig. Die Rinden werden zweckmäfsig einige Stunden in kaltem Wasser erweicht, der dünne Schnitt, dessen zartwandige Parenchymzellen zusammengesunken sind, wird darauf einige Sekunden in mäfsig starker Kalilösung gekocht, als- dann aber in kaltem Wasser ausgesüfst. Die vorhin zusammengetrockneten Zellen haben jetzt ihre ursprüngliche Gestalt wieder erhalten, wie sich über- haupt dies Verfahren für die Untersuchung zartwandiger,, eingetrockneter Pilanzentheile gar vortrefflich eignet und deshalb seit lange vielfach von mir angewendet wurde. Schleiden hat dieselbe Methode für seine ausgedehn- ten Untersuchungen der Chinarinden angewendet. No. 1. Rothe Chinarinde des Handels von dicken Zweigen. Mit dicker, jedoch stellenweise abgeblätterter, Borke bedeckte, halb- flache Stücke, 9 bis 15 Millimeter breit, deren Borkenschicht allein bis- weilen 5-6 Millimeter beträgt. Die Oberfläche der schmutzig dunkelbrau- nen, hie und da heller oder auch röther, gefärbten Borke ist unregelmäfsig mit Längsfurchen und Längsrissen, aus welchen vielfach länglich runde Kork- warzen hervortreten, durchzogen. Aufserdem sind in etwa zollweiten Ab- ständen tiefe, aber nicht klaffende, Querrisse vorhanden. Der Bruch der inneren Rinde ist feinsplittrig. Die dicke Borkenschicht zeigt hie und da auf dem Querschnitt bänderartige Zeichnungen. Die innere Oberfläche ist hell- rothbraun-gefärbt und längsfaserig. Anatomische Verhältnisse Die dieke Korkschicht ist nicht überall, jedoch hie und da geschich- tet, auch dringen Korkbänder in die äufseren Partien der primären Rinde, so dafs eine wahre Borke entsteht. Die primäre Rinde, so weit diese nicht zur Borke geworden, besteht aus tangential gestreckten Parenchymzellen mit porösen hellbraun - gefärbten Wänden. Krystallzellen sind selten, Schlei- den’s Harzzellen, (diekwandige mit einem braunen harzähnlichen Stoff er- füllte Parenchymzellen) desgleichen Schleiden’s Milchsaftzellen (sehr weite dünnwandige in der Regel an der Grenze zwischen primärer und se- eundärer Rinde vorkommende Zellen) fehlen gänzlich. Die primäre Rinde geht fast unbemerkbar in die secundäre über, wo zwischen den radia- Phys. Kl. 1857. I 66 Krorzscen über die Abstammung len Reihen, welche aus den Bastzellen und einem unregelmäfsigen kleinzelli- gen Parenchym bestehen, 3 bis 4-zellige radiale Reihen tangential gestreckter Parenchymzellen verlaufen, welche den Markstrahlen entsprechen. In den jüngeren, innersten Theilen der Rinde werden diese Markstrahlen schmaler, weil ihre Zellen nicht mehr tangential gestreckt, sondern allmälig kleiner werdend, quadratisch und zuletzt gar radial gestreckt erscheinen. In den jüngsten Theilen der Rinde, die Schleiden Bastschicht nennt, sind die Markstrahlen am deutlichsten ; sie bestehen aus 3 bis 4 Zellenreihen. Die schön ausgebildeten Bastzellen liegen in radialen Reihen; kleinere, langge- streckte und verdickte, den Bastzellen ähnliche Zellen, welche Schleiden Faserzellen nennt, kommen, gleich den Krystallzellen, nur äufserst selten vor. Auf dem Tangentiallängsschnitt erscheinen die Markstrahlen ziemlich kurz, in der Mitte breit, aber nach beiden Seiten spitz endigend. No. 2. Rothe Chinarinde des Handels vom Stamm und den Wurzeln der Cinchona suceirubra Pav. 1856. Mehrere, theils halbflache, theils röhrenförmige Stücke, 6-10 Mil- limetres dick, wie die vorige Nummer mit mächtiger Borke bedeckt. Der Kork äufserlich wie auf der vorigen Nummer, jedoch meistens ohne Quer- risse und hie und da mit einem weifsen Flechtenanflug. Der Bruch der in- neren Rinde feinsplitterig, die innere Seite der Rinde ebenfalls wie in der vorigen Nummer. Anatomische Verhältnisse. Der geschichtete Kork ist an den dieken, alten Stammstücken zum Theil in Bänderform bis zur Grenze der primären Rinde vorgedrungen, wo- durch die letztere in Borke verwandelt und stellenweise abgeworfen ist. In der älteren secundären Rinde ist die Anordnung der Parenchymzellen weni- ger regelmäfsig als in der vorigen Nummer, die jüngere secundäre Rinde ent- spricht dagegen der vorigen vollkommen, die Markstrahlen sind 3 bis 5 rei- hig, die schön ausgebildeten Bastzellen, neben welchen nur hie und da klei- nere, minder ausgebildete Bastzellen (Schleiden’s Faserzellen) vorkommen, liegen in Längsreihen. Krystallzellen sind häufiger als in No. 1, der Tan- gentiallängsschnitt ganz so wie dort. Harzzellen und Milchsaftzellen feh- len. — Eine vergleichende anatomische Untersuchung der verschiedenen zu dieser Nummer gehörigen Stücke giebt leider keine sicheren Unterschei- der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 67 dungsmerkmale für die Rinde der Wurzel, welche nicht besonders bezeich- net ist. Es scheint demnach keine sehr wesentliche Verschiedenheit zwi- schen ihr und der Rinde des Stammes obzuwalten. No. 3. Rothe Chinarinde des Handels von den Zweigen der Cinchona succirubra Pavon 1856. Schwächere, 1", bis 3 Millimeter dicke, meistens röhrenförmige Stücke mit schwächerem Kork, welchen hie und da ein weifser Flechtenan- flug überkleidet. Die allgemeine Färbung der Rinde weniger roth als auf den vorhergehenden Nummern. Die Aufsenfläche glatter und fast ohne vor- springende Korkwarzen, (uerrisse seltener, der Bruch der inneren Rinde feinsplitterig. Die innere Seite hellrothbraun-gefärbt und längsfaserig. Anatomische Verhältnisse. Der geschichtete Kork ist noch nicht in die primäre Rinde eingedrun- gen; es ist demnach noch keine Borke vorhanden. Die primäre Rinde wie auf No. 1, aus tangential gestreckten Parenchymzellen mit porösen Wänden bestehend, Harzzellen und Milchsaftzellen fehlen wie dort. Der Über- gang zur secundären Rinde ist auch hier bei den dickeren Stücken ganz all- mälig, die sehr schön ausgebildeten Bastzellen erscheinen in radialen Längs- reihen und zwar an einigen Stellen desselben Schnittes reichlicher, an ande- ren sparsamer, neben ihnen treten vereinzelt Schleiden’s Faserzellen auf. Die Markstrahlen sind 3 bis 5-reihig, auf dem Taugentiallängsschnitt wie bei No. 1 und 2, dagegen erscheinen die Krystallzellen in dieser jüngeren Rinde häufiger als wie in den vorigen Nummern. No. 4. Cinchona succirubra Pavon 1857. Stück eines Astes, 17 Centimetres im Durchmesser, dessen Rinde nicht über 14, Millimeter breit ist. Die eine glattgehobelte und polirte Fläche zeigt zahlreiche, ziemlich schmale eoncentrische Ringe, den Jahres- ringen unserer Bäume ähnlich, sie ist hellbraun gefärbt und hat eine gute Politur angenommen. Die Markscheide liegt excentrisch und aufserdem sind die äufseren, durchschnittlich 2 Centimetres messenden, Holzlagen zwar nicht im ganzen Umkreis, jedoch an vielen Stellen scharf geschieden, so dafs ein innerer Kern gewissermafsen in einem äufseren Ringe steckt, was jeden- falls auf eine Krankheit des Baumes zur Zeit dieser Trennung hindeutet, I2 68 Krorzscn über die Abstammung welche jedoch, wie die äufseren sehr gesunden Holzlagen beweisen, glück- lich überwunden wurde. Die Rinde zeigt sehr schön entwickelte, längliche warzenartige Korkerhebungen,, wie solche auf den beiden ersten Nummern, jedoch weniger gut erhalten, dagegen länger und breiter, vorkommen. Die Färbung der Rinde ist sehr ungleich, Querrisse und Flechtenanflug fehlen. Der Bruch der inneren Rinde ist feinsplitterig. Anatomische Verhältnisse. Der Kork ist geschichtet und ganz wie bei den vorigen Nummern, die primäre Rinde ebenfalls wie auf No. 1 und 3, doch sind ihre Zellen we- niger tangential gestreckt. Harzzellen und Milchsaftzellen fehlen. In der secundären Rinde liegen die Bastzellen (Bz) in radialen Reihen, sie sind in grofser Anzahl vorhanden und neben ihnen erscheinen nur gar selten Schlei- den’s Faserzellen (f). Krystallzellen (a) sind dagegen in beiden Theilen der Rinde vorhanden. Der Baum scheint zu einer Zeit, wo keine Holz- und Rindenbildung stattgefunden, gefällt zu sein, denn die Cambiumschicht be- steht nur aus wenigen Zellenreihen und vollkommen ausgebildete Bastzellen grenzen an dieselbe. (') Das sehr feste Holz, welches keine erkennbare Begrenzung der scheinbar vorhandenen Jahresringe besitzt, hat mehrreihige kurze mehrzel- lige (4-5-zellige) Markstrahlen, welche nach Unten und Oben als einfache, ziemlich lange Zellenreihe, endigen, so dafs der Querschnitt zwischen je zwei mehrreihigen Markstrahlen mehrere einreihige Markstrahlen zeigt (F. 4) Die Zellen, welche die Ausläufer dieser Markstrahlen bilden, gleichen sehr den Zellen des Holzparenchyms (Hp) und sind wie diese porös, während die langen stark verdiekten Holzzellen (Hz) in radialer Richtung sparsam getüpfelt sind. Die Anordnung der Markstrahlen ist so eigenthümlich, wie ich sie noch bei keinem anderen Holz wahrgenommen habe, und darf man vielleicht vermuthen, dafs sie mindestens der Gattung Cinchona eigen sein wird, die Holzzellen und das Holzparenchym sind auf dem Querschnitt kaum zu unterscheiden, letztere zeigen dagegen auf dem Längsschnitt immer wagerechte Querwände. Die Gefäfse (G), welche in der Regel paarweise, ja sogar zu 4 und mehr und alsdann als radiale Reihen auftreten, zeigen ein rundes Loch in der schief gestellten Querwand (y), ihre Längswand ist mit äufserst feinen Tüpfeln dicht besäet. (') Der Baum ist nach Howard im September 1855 geschlagen worden. der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 69 No. 5. Rosxa plancha. Ein flaches Stück mit schwacher, jedoch den vorigen in Farbe und Aussehn ähnlicher Korkbekleidung. Die innere Seite wie bei den älteren Rinden, No. 1 und 2, hellrothbraun von faseriger Beschaffenheit. Der Bruch feinsplitterig. Anatomische Verhältnisse. Die primäre Rinde ist durch Kork abgeworfen, die secundäre Rinde dagegen ist ganz wie bei No. 4 gebaut, sie enthält schön entwickelte Bast- zellen in Längsreihen, wenig Faserzellen und ebenso nur wenig Krystallzel- len. Harzzellen und Milchsaftzellen fehlen. No. 6. Rinde der Cinchona lucumaefolia und zwar der rothen Varietät von Peru. Ein flaches Stück, 11 Millimeter stark ohne Korkbekleidung. Die äufsere rothbraune faserige Oberfläche mit länglich- runden senkrechten ver- tieften helleren Flecken; desgleichen ein anderes, weniger flaches, mit einer ziemlich starken glatten von vertieften bandartigen Furchen unregelmäfsig durchzogenen Korkschicht, die stellenweise eine helle Färbung angenommen hat. Der innere Theil der Rinde ist heller als bei der ächten rothen China, das faserige Ansehn der inneren Seite ist ihr dagegen sehr ähnlich, der Bruch ist mehr grobfaserig. Anatomische Verhältnisse. Die Korkzellen sind zarter und heller als bei den vorhergehenden Nummern. In der primären Rinde finden sich ungleichmäfsig verholzte eu- bische Zellen, welche mit einem dunkelbraunen harzartigen Stoff erfüllt sind, zwischen den ebenso geformten zartwandigen Parenchymzellen zerstreut (Schleiden bezeichnet dieselben als Harzzellen und zwar diese Form als Quadratzellen). | In der secundären Rinde sind die Bastzellen schmaler und auf dem (Querschnitt fast quadratisch, während dieselben bei der ächten China rubra einen mehr runden oder länglich-runden Querschnitt zeigen, übrigens liegen dieselben in Längsreihen, jedoch häufig so, dafs zwei Reihen sich unmittel- bar berühren, was dort nicht vorkommt. Unentwickelte Bastzellen (Schlei- den’s Faserzellen) sind selten, dagegen sind die Krystallzellen häufiger, Milch- 70 Krorzscen über die Abstammung saftzellen fehlen auch hier. Die Markstrahlen sind schmaler und selten mehr als zweireihig, während dieselben bei Cinchona succirubra in der Mitte 4- 5-reihig sind. Nach Schleiden (!) soll die Rinde von Cinchona lucumaefolia R. etP. durch einen oftmals doppelten Kreis grofser ovaler Milchsaftzellen zwischen der Innenrinde und der Bastschicht ausgezeichnet sein. — Der von mir untersuchten Rinde fehlt dieses Kennzeichen. No. 7. Unächte rothe Chinarinde von C. micrantha, a rotundifolia Wedd? Theils flache, theils mehr röhrenförmige Stücke, 5 bis 10 Millime- tres dick, mit einer glatten unregelmäfsig hellgefleckten, hie und da der Quere nach gerissenen nur sehr schwachen Korkdecke. Der innere Theil faserig aber heller als bei No. 1-5, der Bruch mehr grobfaserig. Anatomische Verhältnisse. Die Korkzellen zartwandig und zum Theil ohne gefärbten Inhalt, wo- durch wahrscheinlich die hellen Flecken der Rinde bedingt werden. In der primären Rinde, deren Zellen überhaupt mehr oder weniger tangential ge- streckt sind, liegen zahlreich ähnlich geformte, d.h. tangential gestreckte, aber sehr stark verdickte und verholzte Zellen mit braunem harzähnlichem Inhalt, (Schleiden’s Harzzellen) deren Wände eine sehr deutliche Schich- tung, desgleichen reichliche Porenkanäle zeigen. Auf dem radialen Längs- schnitt erscheinen diese Zellen rund, sie sind demnach stabförmig und lie- gen mit ihrer Längsachse in der Richtung der Tangente; Schleiden nennt sie Stabzellen. In der secundären Rinde treten die Bastzellen nur spar- sam hervor, sie sind überdies von sehr ungleicher Gröfse, und bilden nicht mehr wie in der vorhergehenden Rinde radiale Längsreihen, dagegen liegen nicht selten zwei solcher Zellen neben einander. Die Markstrahlen sind überdies breiter und länger. Krystallzellen sind, wie bei den andern Rin- den hie und da zerstreut, die Milchsaftzellen fehlen. Nach Schleiden (?) dagegen soll C. micrantha viele grolse Milchsaftzellen besitzen. Wenn wir jetzt einen mit Blättern und Blüthen versehenen Zweig der Cinchona succirubra Pav. untersuchen, so findet sich selbst am untersten (') Schleiden Pharmacognosie p. 273. (*) Ebendas. p. 264. der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 71 Theil des Zweiges, der 51, Millimetres im Durchmesser hält, noch kein Kork gebildet. Die anatomischen Verhältnisse (F. 1 und 2) ergeben eine klein- zellige Epidermis ohne gefärbten Inhalt, welche mehrgliedrige, aus 2 bis 3 Zellen bestehende, Haare aussendet. Unter derselben erscheint der Anfang einer jungen Korkbildung (K), wo jede Zelle einen rothen Farbstoffballen enthält; dann folgt die primäre Rinde, in welcher einige Krystallzellen zer- streut liegen, ihre Zellen sind kleiner und regelmäfsiger und die Wandung derselben ist durch das Kali mehr aufgequollen, auch ist die Färbung heller als bei No. 4. Die Grenze zwischen der primären und der secundären Rinde ist noch schärfer als bei den älteren Rinden derselben Art (No. 1-5) ausge- prägt, dagegen zeigen sowohl der Kork als auch die primäre Rinde in ihrer Anordnung grofse Übereinstimmung mit den älteren Rinden desselben Bau- mes. Die noch sehr jugendliche secundäre Rinde ist farblos und von wei- cher Consistenz, das Bastparenchym bildet wie bei den älteren Rinden schmale radial verlaufende mehrzellige Reihen, welche durch einzellige Rei- hen gröfserer, etwas radial gestreckter Zellen, die einzelligen Ausläufer der in der Mitte mehrzelligen Markstrahlen, geschieden sind. Die Bastzellen sind noch nicht ausgebildet. — Das Holz ist ganz wie bei No. 4, doch sind die Gefäfse, mit rundem Loch in der schief gestellten Querwand, enger und zahlreicher. Der Ausläufer der Markstrahlen bildet auch hier radiale ein- zellige Reihen, deren Verlängerungen, wie wir bereits gesehen, sich auf die Rinde übertragen. Die Holzzellen sind lang und stark verdickt und die Längswände der Gefäfse mit denselben zahlreichen kleinen Tüpfeln als im älteren Holz (No. 4) versehen. Die Markstrahlen endlich sind wie dort mehr- reihig, freilich etwas schmaler, so wie überhaupt sämmtliche Zellen enger als im älteren Holze sind, was übrigens eine ziemlich allgemeine Eigenthüm- lichkeit für das Holz des ersten Jahres abgiebt. Stellen wir jetzt die Resultate der einzelnen Untersuchungen neben einander, so ergiebt sich als characteristisch für die ächte rothe China- rinde der Cinchona succirubra Pav. 1) die gänzliche Abwesenheit von Harzzellen und Milchsaft- zellen in der primären Rinde und 2) Das Auftreten zahlreicher, vieleckig-abgerundeter Bastzellen in einzelnen radialen Reihen in der secundären Rinde. I [597 Krorzscen über die Abstammung Diese beiden Charaktere sind sowohl der jüngsten als auch der älte- sten Rinde eigen (No. 1-5) und sie unterscheiden dieselben augenblicklich von den beiden anderen nicht von Cinchona succirubra abstammenden Rin- den. Auch Schleiden’s(') Diagnose des A. Cortex chinae ruber subero- sus harmonirt hiermit, dagegen passen die beiden andern von ihm aufge- führten rothen Chinarinden: B. Cortex chinae ruber lichenosus und C. Cortex chinae ruber durus nicht hierher, weil beide Harzzellen und B sogar Milchsaftzellen besitzt. Diese beiden Rinden können somit nicht von Cin- chona succirubra stammen. Die als No. 1-4 von mir untersuchten Rinden wurden von John Eliot Howard an Dr. Klotzsch gesendet, sie sind sämtlich von denselben Bäumen (Cascarilla roja.) Meine vergleichende mikroskopische Untersuchung bestätigt und er- klärt zum Theil die Howard’schen Angaben: (?) Der Baum scheint näm- lich, wie alle harten Holzarten mehr oder weniger, nur ein langsames Dickenwachsthum zu besitzen, (?) die Rindenbildung aber scheint noch lang- samer von Stalten zu gehen, da bei einem Stammdurchmesser von 17 CGen- timetres die Rinde nicht über 11, Millimetres breit ist, selbige aber durch Borkenbildung noch nichts verloren hat (No. 4). Die Bildung der Bastzellen erfolgt ferner, wie der blühende Zweig beweist, sicher nicht vor dem zweiten Lebensjahre ; bis dahin erhält sich auch die mit mehrzelligen Haaren besetzte Oberhaut, unter welcher die erste Korkbildung stattfindet. Die Zellen der primären Rinde sind hier kleiner und nach allen Richtungen von nahebei gleichem Durchmesser. Die mäfsig starken Zweige (No. 3) sind darauf noch mit ziemlich glatter Rinde ohne Korkwarzen versehen und hie und da mit einem leichten weilsen An- flug, der aus einer sehr zarten Flechte zu bestehen scheint, bedeckt. Bis dahin hat noch keine Borkenbildung stattgefunden; die Zellen der primä- ren Rinde haben sich dagegen vergröfsert und etwas tangential gestreckt, auch ist die Grenze der primären und der secundären Rinde an den dünnsten Stücken noch ungleich schärfer als bei den dickeren Exemplaren. Die (') Schleiden’s Pharmacognosie p. 180. (°) Pharmaceutical Journal vom October 1856. (?) Da wirkliche Jahresringe fehlen, die scheinbaren aber hie und da sehr verwischt sind, so läfst sich leider das Alter des Stammstückes No. 4 nicht bestimmen. der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 13 Markstrahlen sind bis zu dieser Grenze, wo sie keilförmig endigen, noch deutlich erkennbar, was später nicht mehr der Fall ist. An dem Stamm- stück No. 4 tritt nun die Bildung der Korkwarzen besonders schön hervor ; dieselben sind wohl erhalten, jedoch viel kleiner als auf den dicken Rinden- stücken (No. 1 und 2). Der weifse Flechtenanflug mangelt. Eine Borken- bildung hat auch hier noch nicht stattgefunden, auch ist die Grenze zwischen primärer und secundärer Rinde noch ziemlich scharf und sind die Zellen der ersteren tangential weniger gestreckt, als auf der vorhergehenden Nummer. Da nun die unter No. 3 aufgeführten Rinden-Exemplare zum Theil fast doppelt so dick als die Rinde der No. 4, aber dennoch sämmtlich ohne Korkwarzen erscheinen, so mufs das Auftreten derselben, wie ich vermuthe, nicht durchaus an ein bestimmtes Alter gebundsn sein. Mit dem Alter be- ginnt aber die Borkenbildung, wodurch nicht selten fast die ganze primäre Rinde verloren geht, wie dies bei No. 2, dem ältesten Stammstück,, statt- gefunden hat, während No. 1, starken Ästen angehörig, nur einen Theil der äufseren Rinde eingebüfst hat. Ob nun bei ganz alten Bäumen die Bor- kenbildung sich auch über die secundäre Rinde erstreckt, kann ich nicht entscheiden; in allen von mir untersuchten Exemplaren habe ich die Borke nur bis zur Grenze der secundären Rinde vordringen sehen (No. 5). Durch die Ausdehnung der Rinde, welche dem Dickenwachsthum des Stammes fol- gen mufs, werden die früher regelmäfsigen Anordnungen in den äufseren Theilen der Rinde mit dem Alter mehr oder weniger getrübt, die jüngern Theile der secundären Rinde behalten dafür immer ihre charakteristische Anordnung. Die anatomischen Verhältnisse des jüngern Theils der secundären Rinde bleiben demnach, sobald überhaupt Bastzellen gebildet werden, die- selben, diese stehen bei der rothen Chinarinde immer in einzelnen radialen Reihen, dagegen kommen Schleiden’s Faserzellen, welche bei dieser Chinasorte überhaupt nur selten sind, auf demselben Querschnitt in unglei- chem Verhältnifs vor, An der Grenze der primären und der secundären Rinde wird mit zu- nehmendem Alter durch das Diekenwachsthum die regelmäfsige Anordnung der Zellen mehr oder weniger verändert, so wie gleichfalls in der primären Rinde, wenn solche nicht durch Borkenbildung verloren geht, mit dem Al- ter die tangentiale Verlängerung der Zellen zunimmt. Harzzellen und Milch- Phys. Kl. 1857. K 74 Krorzsca über die Abstammung saftzellen fehlen der rothen Chinarinde jeden Alters. Die Menge der Krystallzellen variirt. Die Borkenbildung beginnt erst mit dem Alter, ebenso die Bildung der Korkwarzen, deren Dasein für alte Rinden charakteris- tisch ist Erklärung der Abbildungen. Sämmtliche Figuren sind nach sehr zarten, mit Kalilösung ausgekochten, Schnitten, und zwar mit Hülfe der Camera lucida, bei 200maliger Linearvergröfserung, entworfen. Die gleichwerthigen Theile sind auf allen Figuren durch gleiche Buchstaben bezeichnet, demnach bedeutet: ) NG} BZ. Bastzelle. BP. Bastparenchym. Ep. Epidermis. G. Gefäls. HP. Holzparenchym. HZ. Holzzelle. K. Kork. M. Markstrahl. pr. R. primäre Rinde. sec. R. secundäre Rinde. AR Krystallzellen. b. Harzzellen. = Stabzellen. F. 1 und 2. Junger blühender Zweig der Cinchona succirubra Pay. Querschnitt. Unter der Epidermis (Ep.) beginnt die Korkbildung (K.), die Zellen der primären Rinde (pr. R.) besitzen noch weiche, wenig gefärbte Wandungen, die Grenze ist bei x sehr scharf ausgeprägt. In der secundären Rinde (sec. R.), deren Zellen noch sehr weich und farblos sind, fehlen die Bastzellen. Die Anordnung des Bastparenchyms (BP.) ist sehr regelmälsig, indem dasselbe von einzelligen Mark- strahlen, welche die Ausläufer der mehrzelligen Markstrahlen darstellen, regelmälsig durchsetzt wird. Im Holz dieselbe Anordnung als in der secundären Rinde. Die Holzzellen und das Holzparenchym sind stark verdickt, zwischen ihnen liegen die Gefälse. (G.) Partie aus einem tangentialen Längsschnitt durch das Holz. Die Bezeichnung wie oben. y das runde Loch in der Querwand der Gefälszelle. z die Ausläufer der Markstrahlen. der im Handel vorkommenden rothen Chinarinde. 75 . 3-6. Das mit Rinde bedeckte Stammstück No. 4 der Cinchona succirubra Pav. - Querschnitt. Die Bezeichnungen wie oben. a Krystallzellen. x die Grenze zwi- schen primärer und secundärer Rinde. - Querschnitt, und zwar die Fortsetzung der vorigen Figur mit dem Übergang von der Rinde zum Holze, welche durch die Cambiumschicht (Cb) bezeichnet wird. Im Holz sind wiederum die radialen Reihen der Ausläufer der Markstrahlen sehr in die Augen fallend. . Partie eines radialen Längsschnittes durch das Holz. y das runde Loch in der Querwand der Gefäfszelle. . Partie aus dem tangentialen Längsschnitt durch das Holz. z die radialen Aus- läufer der Markstrahlen. F. 7-10. Die als No. 6 bezeichnete Rinde, angeblich von Cinchona lucumaefolia. 12. 13. . Querschnitt. b Schleidens Harzzelle und zwar als Quadratzelle, f Schleiden’s Faserzelle. x die Grenze der primären und der secundären Rinde. . Jüngerer, dem Cambium näherer Theil aus demselben Querschnitt; die Anordnung der Bastzellen und des Bastparenchyms ist hier ungleich regelmäfsiger als in dem ältesten Theil (F. 7) der secundären Rinde. . Partie eines radialen Längsschnittes. x die Grenze der primären Rinde. b die Harzzellen oder Quadratzellen nach Schleiden (Man vergleiche die F. 7). . Partie eines tangentialen Längsschnittes, wo ein Markstrahl der Rinde darge- stellt ist. F. 11 bis 13. Die Rinde No. 7. (Cinchona micrantha & rotundifolia.)?? . Partie des Querschnitts durch die primäre Rinde. c Harzzellen und zwar in Gestalt der Stabzellen nach Schleiden. Partie des Querschnitts durch die secundäre Rinde. Partie eines radialen Längsschnitts durch die primäre Rinde. c die Stabzellen (Man vergleiche F. 11). er — ee a v 2 nor gu a vr rg ae Kor br ai au ee - EN: ah a da sliurt wi on i an Ben sad noy ıhildsuns ‚ii erh ® y »'nablatdı® Y lassen O ul awa ben elloxstai, wandi BULL. DEE en ans n ahnen Arag aaa al an nn sih ra sh ma mund an Kai eniat raid Yirs, vr anb Mm er ee a dinge 43 I en nannighaek 1 Blur. amligeR un sh anche Bllr I St sin u jr ah er Rr ‚aotsladangint uatalhsr. ala ai Ei, rn. wu) 5 hiald admin anlage who Ber lier Be sh u sh Kanu air or a EBEN 3 van Sr eh Ha FE lahm 3 er a PN, A oft Shi EI BR at? 4 2. Ye Aust di ae bu mallmun 2! a A Sala sh hub su naher A 2, "Balisidıe das RER PTR Are j NRCH BETH TORE ah Avis Aden ob i alla he ee ib. Manu eitianknzeganch saleiber zuı u LeLr ai Tafl. ch's Abh.über d. Abst.der rofken Chinarinde. Physik. Abh.v.1857. 28 R. Ir, { BR & Bir \ ne > / OS Sell leiten = 00000000 ©) Hnose 100000 DOSE S = ) ).) 38 u IB F >) Roos Sin er E [ N | so ne DORT) a‘ MR S on a IE RT 1 a ng a SS ı De we u ae 5 Zu Hrn. Klotzsch’s Abh.über d.Abst der roten Chinarinde. Physik.Abh x.1857. Taf. Über gürtelförmige Gefälsstrang - Verbindungen im Stengelknoten dicotyler Gewächse. Pi Von H=- "HANSTEIN. nn [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 17. December 1857 und am 4. Januar 1858 von Herrn Ehrenberg]. E, ist bekannt, dafs die Blattquirle unserer einheimischen krautigen Ru- biaceen nicht aus gleichwerthigen Gliedern zusammengesetzt sind, sondern dafs in der Regel nur zwei Blätter jedes Kreises den Werth von wahren Laubblättern haben, die übrigen dagegen als Nebenblattbildungen betrachtet werden müssen. ‚Schon Linne (!) erschlofs dies aus der Analogie mit den gegenständigen Laubblättern und zwischenständigen Nebenblättern der übri- gen Rubiaceen, und man wird auf diesen Umstand schon dadurch aufmerk- sam, dafs eben nur zwei Blätter jedes Quirls fähig sind, Achselknospen zu tragen, und dafs die aufeinander folgenden Paare solcher knospentragenden Blätter in genauer Decussation stehen, während die übrigen in ihrer Anordnung mancherlei Verschiedenheiten zeigen. Dennoch bedarf dies Verhältnifs, wenn es mehr als Hypothese sein soll, einer anatomischen Begründung, von der man je- doch, so viel mir bekannt ist, aufser in der Abhandlung von Lestiboudois über Phyllotaxie anatomique, (?) sonst nichts findet. Derselbe bespricht darin den (') Derselbe sagt in seinem Praelectiones in ordines naturales plantarum (ed. Gieseke Harnb. 1792, p. 520): „Insolitum est, videre plura quam duo folia opposita,; nec etiam in his plantis hoc accidit. Nam duo ex his folüs proprie sunt folia, reliqua non sunt nisi stipulae, quae in eandem cum foliis magnitudinem cxcrevere. Hoc luculenter apparere videtur in plantis plerisque Indicis hujus ordinis, e. g, Knoxia, Diodia etc., quae tantum duo folia oppo- sita habent, sed inter haec duo folia stipulae parvae acutae haerent, quae eaedem sunt, quae in reliquis eandem cum folis magnitudinem acquisivere.” (*) Annales d. sciences nat. S. II, T.X, p. 39 u. s. w. 78 Hansteın über gürtelförmige Gefäfsstrang- Verbindungen Ursprung der Blattgefäfsstränge von Asperula und giebt davon eineschematische Abbildung. (') Er hat bemerkt, dafs nur zwei Blätter jedes Quirls der ge- nannten Gewächse direct aus dem Stengel Gefäfsbündel erhalten, und ver- gleicht die übrigen Blattorgane richtig mit den Nebenblättern von Phyllis Nobla, Richardia scabra und Houstonia. Noch bevor mir diese Untersu- chungen bekannt wurden, war ich zufällig auf dieselben phytotomischen Eigenthümlichkeiten aufmerksam geworden, und da Lestiboudois’s Beob- achtungen fast unbeachtet geblieben sind, so scheint es nicht überflüssig, noch einmal auf diesen für die vergleichende Phytotomie bemerkenswerthen Um- stand durch fernere Mittheilungen aufmerksam zu machen. Ich beginne mit Vorführung einiger Beispiele aus den erwähnten quirlblättrigen Rubiaceen. Die kleinen Stengel der Asperula cynan- chica tragen scheinbar 4-ständige Blätter, und zwar in jedem Quirl zwei grö- fsere und zwei kleinere über Kreuz gestellt (Taf. 1 F.15). Durchschneidet man einen Stengelknoten (F. 1) an der Stelle, wo die Blattgefäfsbündel aus dem Holzkreis austreten und seitwärts abbiegen, so bemerkt man, dafs nur 2 derselben (k) den Stengel verlassen, deren jedes in eines der gröfseren beiden Blätter geht. Jedoch noch innerhalb des Knotens selbst giebt jeder Blattstrang jederseits einen Ast ab, der sich seitlich umbiegt, den halben Stengelumfang in horizontaler Richtung umkreist und in den ihm entgegen- kommenden Ast des Blattstranges der andern Seite unmittelbar übergeht. So entsteht beiderseits ein halbkreisförmiger Gefäfsbündelbogen, (g) aus dessen Mitte nun ein Ast (n) entspringt, der in eines der beiden kleine- ren Blätter geht. Beide Bogen zusammen stellen einen rings um den Kno- ten geschlossenen Gürtel von Gefäfsen dar, die nur an zwei gegenüber ste- henden Punkten mit dem Holzeylinder in Verbindung stehen, sonst aber durch die breite Rindenparenchymlage von ihm getrennt sind. Jeder secun- däre Blattgefäfsstrang entspringt von dem Bogen nicht als eine einseitige Ab- zweigung von Gefäfsen, sondern es treten vielmehr von den beiden Enden des Gefäfsbogens in entgegengesetzter Richtung kommende Gefäfse aus dem- selben hervor und legen sich, etwa rechtwinklig abbiegend, zum neuen Bün- del zusammen. Dadurch wird eine allseitige directe Verbindung zwischen dem Gürtel und den Blattorganen, die er trägt, hergestellt. (vgl. F. 13.) ("). A. a. O. p: 51 u. plLoJIE 8,222 im Stengelknoten dicotyler Gewächse. 79 Die über einander folgenden Paare von Laubblättern pflegen genau decussirt zu stehen. Es gehen daher die beiden opponirten einfachen Blatt- spuren abwärts mitten durch die Wölbung der Bögen des nächst niederen -Blattpaars hindurch und treffen genau auf die Spuren des zweitniederen Paares, sie spalten sich daher in je zwei Hälften und ziehen so getheilt neben diesen weiter hinab. Was sich nun hier bei den kleinen Blättchen der Asperula findet, ist noch viel auffallender bei den grofsen, meist sechsständigen Quirlblättern von Rubia tinctorum und AR. peregrina zu beobachten (Fig. 2). Auch hier er- halten nur 2 einander entgegenstehende Blattorgane, die weder inForm noch Gröfse von den anderen merklich abweichen, direct aus dem Stengel kom- mende Gefäfsstränge, und diese bilden genau wie bei Asperula jederseits einen gemeinschaftlichen Halbgürtel, der nun jedoch statt eines kleinen viel- mehr zwei starke Gefäfsstränge abgiebt, welche eben so viele Blattorgane versorgen. (') Asperula odorata pflegt achtblättrige Quirl zu zeigen. Es müssen daher die beiden Halbgürtel, wie Fig. 3 zeigt, je drei secundäre Stränge für jederseits drei Nebenblätter tragen, die trotz dessen den Hauptblättern an Gestalt gleichen. (*) Noch höhere, doch mannigfach wechselnde und oft ungrade Zahlen zeigen die Quirlelemente bei Galium Mollugo (F. 4), verum und ähnlichen Arten. Doch bleibt das Verhältnifs ganz dasselbe, nur dafs bei ungrader Blattzahl die Nebenblätter unsymmetrisch, zu 2 und 3 oder 3 und 4 auf beide Seiten des Gürtels vertheilt sind. An diese Fälle, in denen sowohl Haupt- als Nebenblätter je einen Gefäfsstrang erhalten, reihen sich zunächst solche, in denen wie bei Galium boreale 2 breite, scheinbar dreisträngige Laubblätter 2 schmale einsträngige Nebenblätter zwischen sich haben (F. 5). Hier ist dann recht auffällig zu sehen, wie die Seitenstränge (n‘) der Laubblätter nicht etwa einfach di- recte Abzweigungen der aus dem Holzeylinder kommenden Gefäfsbündel sind, sondern vielmehr genau wie die Bündel der Nebenblätter dadurch aus (') Lestiboudois bildet in einer schematischen Zeichnung von Aubia a. a. O. pl. II f. 23 vier aus dem Stengel hervortretende Gefälsstränge ab. Ich habe den Fall bei dieser Gattung nirgends finden können, sondern nur bei Galium rubioides. (?) Vergl. Lestiboudois’s Abbildung a. a. O. pl. III £. 22. 80 Haysrteın über gürtelförmige Gefäfsstrang -Verbindungen dem Gürtel entspringen, dafs sich von beiden Seiten herkommende Gefäfse desselben aneinander legen. Ja, die Nebenstränge müssen sogar, nachdem sie in etwas gröfserer Entfernung aus dem Gürtel entsprungen sind, wieder rückwärts laufend sich ihrem Hauptbündel nähern, um in’s Blatt zu gelangen. Noch mehr. eomplieirt sich das Verhältnifs bei Galium Cruciata (F. 6), welches zwischen den dreisträngigen Hauptblättern auch zwei drei- strängige Nebenblätter besitzt. Man sieht demzufolge hier aus jeder Gürtel- hälfte 5 Gefäfsbündel entspringen, von denen die 3 mittleren das Nebenblatt versorgen, während die seitlichen als Seitenbündel in je ein Laubblatt zie- hen. Alle 5 Nebenstränge jeder Seite sind ziemlich gleichmäfsig auf ihrem Gefäfsbogen vertheilt. Und hieran schliefst sich die wiederum etwas abweichende Bildung von ‚S'herardia arvensis (F. 7), bei welcher sich zwischen zwei Hauptsträn- gen (A) zunächst jederseits zwei stärkere Nebenstränge (n) zeigen, und au- fserdem dann noch in jedem der 6 Zwischenräume ein schwächeres Bündel- chen (n’) entspringt, das erst grade auf die Lücke zwischen zwei Neben- blättchen zulaufend, sich vor derselben gabelt und in jedes der zwei be- nachbarten Blatt-Elemente einenAst sendet. So kommen also durch die verschiedenen Arten von Galium und den ihm verwandten Gattungen mancherlei Verschiedenheiten in der Zahl der einzelnen Gefäfsbündel und ihrer Zusammenstellung zu Haupt- und Neben- blättern vor. Doch in Allen ist die gemeinsame Regel, dafs nur je zwei Gefäfsstränge direet aus dem Holzkreis stammen, alle übrigen aber, mögen sie getrennte Blattelemente bilden oder als Seitenstränge in die Laubblätter ziehen, aus der gürtelförmigen Verbindung jener beiden Stränge hervorge- hen. Nur ein einzelner Fall macht hiervon eine Ausnahme, den ich bei Galium rubioides (F.8) fand. Dasselbe zeigt 4-ständige Blätter, welche sämmt- lich direet aus dem Stengel stammende Hauptgefäfsstränge erhalten, also auch alle als wirkliche Laubblätter anerkannt werden müssen. Aufserdem bekommt jedes noch jederseits einen Nebenstrang aus dem Gürtel, der trotz dessen stark entwickelt ist. Somit findet, was schon Linn& aus der blofsen Analogie mit den hol- zigen Rubiaceen, Andere aus der auf zwei beschränkten Zahl der Achsel- sprosse, die aus jedem Blattquirl hervorwachsen können, vermuthet haben, in dieser Eigenthümlichkeit seine sichere Begründung, und die gröfsere Zahl im Stengelknoten dicotyler Gewächse. Ss der Blattelemente jedes Quirls wird bestimmt als unselbständige Organe oder Nebenblätter charakterisirt. Denn als eigentliches und selbständiges Blattorgan kann nach allgemeinerem Vergleich der dikotylen Typen nur das angesehen werden, was aus dem Stengelinneren einen eigenen Gefäfsstrang erhält, welcher dort einen integrirenden Theil des Holzeylinders ausge- macht hat. - < Zugleich ergiebt sich der eigenthümliche Umstand, dafs die Stipulä hier in der That alle mit gleichem Recht beiden opponirten Laubblättern an- gehören, da sie von beiden her mit Gefälsen versorgt werden. Der Vergleich mit den holzigen Rubiaceen wirft nun ein noch deutlicheres Licht hierauf. Alle diese haben zwischen ihren Blattstielen je- derseits eine länger oder kürzer, oft sehr beträchtlich entwickelte Stipula, und zwar ist dies gleichmäfsig der Fall, mögen die Blätter opponirt oder, wie es häufig vorkommt, zu dreien stehen. Auch bei diesen erhalten die Blätter, so viel ich deren bis jetzt beob- achtet habe, nur je einen Gefäfsstrang des Holzkreises, welcher wie dort kurz nach seinem Austritt jederseits ein Bündel Gefäfse abgiebt. Diese bil- den zwischen den dreiständigen Blättern von Hamelia chrysantha (Fig. 9) 3 bogige Überbrückungen, auf deren Mitte die kleinen Gefäfsbündel der Sti- pulä genau wie bei Asperula entspringen. Bei Houstonia coccinea (F. 10), deren Blätter auch oft zu dreien stehen, und deren Nebenblätter dreispitzig sind und dadurch deutlicher an die Galien erinnern, streckt sich der Gefäfsbogen hoch gewölbt in die Stipula hinauf, so weit dieselbe unzertheilt ist. Oben jedoch entspringen je 3 Gefäfsbündel (n), die in die 3 Spitzen derselben ziehen. Ziemlich gleich ist die Bildung in Bourardia mollis (F. 11). Weiter abwärts geht bei Hou- stonia noch jederseits ein kleiner Strang (n‘) vom Gürtelbogen aus in das Laubblatt zurück, ähnlich wie bei Galium boreale, Cruciata und anderen. Die langspitzigen, oberhalb fast verholzten Nebenblätter von Copros- ma lucida (F. 12) stehen auf einem Gefäfsbogen, von dem sie sowohl aus der Mitte, als auch von seinen Seiten, dicht, wo er aus den Blattsträngen entspringt, Gefäfsbündelchen erhalten. Dieselben verzweigen sich in der Stipula und bilden vielfache Anastomosen. Bei noch anderen Arten endlich, wie Coprosma ligustrina, Exo- stemma ‚floribundum und anderen vereinigen sich die beiden aus dem Phys. Kl. 1857. L 82 Hansteın über gürtelförmige Gefäfsstrang -Verbindungen Hauptgefälsstrang abgezweigten Seitenarme nicht direct zu einem einfachen brückenförmigen Bogen, sondern ziehen schief aufwärts gegen die bald ein- fache, bald zertheilte Spitze des Nebenblattes hin, und zersplittern sich in Zweige, bevor sie sich dann durch diese in einzelnen Anastomosen mit einan- der verbinden. Und diese Zweig-Anastomosen bewerkstelligen dann in dem Falle an Stelle eines einfachen Gürtelstranges den ringförmigen Zusam- menschlufs der Gefäfsbündel-Äste, die aus den opponirten Blattsträngen von entgegengesetzter Richtung her zusammenlaufen. Zwischen den letztbesprochenen Formen des Stipular- Gefäfsgürtels finden sich übrigens mannigfache Übergänge, und selbst bei derselben Art scheint die Bildung nicht immer beständig zu sein. Stets aber werden die Nebenblätter nur von Zweigen der Blattgefäfsstränge versorgt, die rings mit- einander zusammenhängen, und bekommen keine eigenen Gefäfsbündel aus dem Stengel. Und stets sind mithin die beiden Blätter jedes Paares durch diese Gefäfs-Vereinigung dergestalt miteinander verbunden, dafs sie dadurch in ihrer opponirten Stellung gewissermafsen fixirt erscheinen. Indem sich nun so für alle Stipularbildungen der Rubiaceen, mögen sie schuppenförmig oder blattartig sein, diese Eigenthümlichkeit constant zeigte, so lag nahe, ähnliche interpetioläre Stipulä verwandter Gewächse darauf zu untersuchen. Sambucus Ebulus gab zunächst ein Beispiel ausge- zeichneter Nebenblattentwickelung, da er oft an seinen Knoten jederseits zwei grofse breitblattartige und zwischen denselben noch zwei kleine Stipulä trägt (T. H, F. 14). Das Ergebnifs entsprach der Erwartung und bot doch zugleich interes- sante Abänderungen der ähnlichen Erscheinung dar. Die Blattstiele des Sambucus werden nämlich nicht, wie bei den Rubiaceen, durch einzelne Gefäfsstränge des Holzkreises dargestellt, sondern es treten deren je sieben, ein mittlerer stärkerer (h) und jederseits 3 seitliche (s), die, je weiter von ihm entfernt, desto schwächer werden, zusammen. Die dritten und klein- sten der seitlichen Bündel entspringen jedoch nicht gesondert wie die andern aus dem Stengel, sondern sind vielmehr Äste eines und desselben kleinen Gefäfsstranges (z), der in der Mitte zwischen den Blattstielen, um einen Viertelkreis von jedem Hauptblattstrang entfernt, aus dem Holzkörper her- vorkommt. Auch pflegen sie nicht weit in den Blattstiel hinein unterscheid- bar zu sein, da sie sich bald den stärkeren beiden Nachbarsträngen anschlie- im Stengelknoten dicotyler Gewächse. 83 fsen. Aus ihnen entspringen dann theils gleich nach ihrer Trennung theils auch noch ferner die kleineren Bündelzweige für die Nebenblätter in etwas unsymmetrischer Weise, wie es z.B. F. 15 von einem Falle darstellt, in wel- chem die grofsen Stipulä je 2 (n‘), die kleineren je einen derselben (n”) er- halten. Bis auf untergeordnete Abweichungen ist dies der herrschende Ty- pus, nach welchem man sogar die kleinen Nebenblättchen, da ihre Gefäfs- bündelchen nur Aste von denen der grofsen sind, als Stipulä zweiter Ord- nung ansehen könnte. Die Gefälsbrücke ist mithin hier ebenso vorhanden, wie bei denRubiaceen, nur dafs sie sich nicht weit zwischen zwei entfernt stehen- den Einzelsträngen hinüber zu spannen braucht, sondern vielmehr haupt- sächlich von einem mittleren, beiden Blättern gemeinsamen und beide ver- knüpfenden Zwischen-Blattstrange versorgt wird ('). Aufserdem aber finden sich auch noch zwischen den übrigen 5 Strängen jedes Blattes dort, wo sie eben aus dem Stengel weichen, brückenförmig anastomosirende Strangver- bindungen in verschiedener Vollkommenheit, welche dieselben unter einander verknüpfen (F. 15 7) und dadurch den Gürtel rings um den Stengel her ver- vollständigen. Sambucus nigra, im Ganzen der besprochenen Species sehr ähnlich gebaut, besitzt dennoch viel seltener Nebenblätter, meist nur zwei sehr kleine an einzelnen Knoten. Nichtsdestoweniger zeigen auch selbst die nebenblatt- losen Blattpaare das gemeinsame Gefäfsbündel, das sich spaltend jedem Blatt einen Ast sendet (F. 16), und wo Stipulä sind, erhalten dieselben ihre klei- nen Gefäfsbündelchen eben so aus diesen Zweigen wie bei Sambucus Ebulus. Dies Auftreten einer Art von Gürtelbildung auch ohne Nebenblätter gab nun Anlafs, auch die anderen verwandten Gattungen, deren Blattpaare nicht stipulirt sind, zu vergleichen. Doch fand sich bis jetzt weder bei Vi- burnum, noch bei Lonizera oder Symphoricarpos etwas Ähnliches. Auch die Blattpaare von Caprifolium italicum, so weit ihre Flächen getrennt bleiben, enthalten die Gürtel nicht, die man hinter den Ringwülsten ihrer Blattstiel- basen vergeblich vermuthet. Nur in den Blättern, die den Blüthenständen nahe stehen und zu stengelumfassenden, fast kreisförmigenV ereinigungen zusam- menfliefsen, treten sie wieder auf, indem alle Gefäfsbündel, welche die ver- schmolzenen Flanken der beiden Blätter versorgen, aus zwei brückenförmi- (') Vgl. die stark schematisirt, gehaltene Abbildung a. a. O. Taf. III F. 19 von Lesti- boudois. L2 54 Hansteın über gürtelförmige Gefäfsstrang - Vi erbindungen gen Strängen entspringen, die horizontal auf jeder Seite zwischen den zwei Blattsträngen hinüber gespannt sind. Dennoch war nach der Analogie von Sambucus nigra Grund genug, auch noch andere verwandte Pflanzen, wenn sie auch keine Stipulä zeigten, zu untersuchen. Und weit deutlicher, vollendeter und beständiger als bei den Capri- foliaceen trat die ganze Erscheinung bei den zwei anderen nahe stehenden Pflanzenfamilien, den Valerianeen und Dipsaceen auf, die an Stelle der Stipulä meist nur stark stengelumfassende zusammenlaufende Blatt- scheiden besitzen. In den Blattstielen der Valerianeen findet man eine gröfsere Zahl von Gefäfsbündel in halbeylindrischer Vertheilung bei einander. Dennoch sieht man unterhalb jedes Blattes nur drei starke Stränge den Holzkörper verlas- sen. Die beiden seitlichen (F.18, s) von ihnen theilen sich gleich nach dem Austritt in zwei Arme, einen stärkeren, der sich alsbald auswärts zum Blatt- stiel umbiegt, und einen schwächeren, der sich mit dem entsprechenden Ast des opponirten Blattes zu einer bogigen Überbrückung (g) vereinigt, wie es Fig. 16 von Centranthus (') Calcitrapa darstellt. Aber nicht allein zwi- schen den gegenüberstehenden Seitensträngen je zweierBlätter, sondern auch zwischen dem Mittelstrang und den Seitensträngen desselben Blattes stellen sich, wie bei Sambucus Ebulus, durch Abgabe kleiner Zweige brückenförmige Anastomosen (r) her und schliefsen somit den Gürtel ringsum ab. Von den einzelnen Stücken desselben entspringen die übrigen Gefäfsbündel der Blatt- stiele, und zwar in dem vorliegenden Fall vom gemeinsamen Zwischenbogen für jedes Blatt 3 (n), von den Seitenstücken je einer (m). Doch schwanken diese Zahlen gemäls der Stärke der Blattentwickelung, wie schon der Ver- gleich mit der Fig. 19 aus Centranthus ruber, 20 aus Faleriana offieinalis, 91 aus Val. dioica und 22 und 23 aus Valerianella olitoria darthut. Die kleinsten, mitten auf dem mittleren Bogen entstehenden, durchziehen die äufserste dünne und scheidenartige Flanke des Blattstiels und versorgen die untersten Fiedern der gefiederten Blätter. Diese und die Blattstielflügel er- halten daher Gefäflsstränge, welche den Stipularbündeln der Rubiaceen völlig analog sind. Die Theile des Gefäfsgürtels, die zwischen den mittleren und seitlichen (') Bei dieser Gattung hat auch Lestiboudois schon eine Gefälsbündel-Verbindung „en ar- cade” bemerkt. im Stengelknoten dicotyler Gewächse. 55 Strängen desselben Blattes laufen, und die ich kurzweg als „Rückenverbin- dung” (r) bezeichnen will, zum Unterschiede von den „Seitenverbindun- gen” zwischen den seitlichen Strängen verschiedener Blätter, lassen, wo sie vorhanden sind, den ganzen Gürtel noch vollkommener erscheinen als bei den Rubiaceen. Auch bei Sambucus finden sie sich nicht so regelmäfsig entwickelt. Doch ist ihr Auftreten nicht völlig constant, indem sie bei schwächeren Blättern zuweilen zu ‚fehlen scheinen, oder doch viel weniger stark entwickelt sind. Den Gürtel überhaupt aber habe ich bei allen bisher untersuchten Valerianeen sehr vollkommen gefunden; ja er pflegt sich schon durch Auftreibung der Rinde im Umfang des Stengelknotens äufserlich deut- lich zu verrathen. Dem Bau desGefäfsgürtels, wie ihn die Valerianeen haben, schliefsen sich die Dipsaceen genau an. Besonders Dipsacus silvestris (T.IIl, F.26,27) läfst ihn sehr vollkommen sehen, und seine stark entwickelten Blattscheiden, die oft trichterartig verwachsen sind, erhalten zahlreiche Nebenstränge aus der Seitenverbindung. Die Rückenverbindung wurde in den oberen schwä- cheren Blattpaaren vermifst. Fig. 32 u. 33 stellen ferner Seiten- und Rücken- Gürtelverbindung von Anautia silvatica vor. Andere, wie z. B. Scabiosa daucoides (Fig. 28), leucantha (Fig. 29), atropurpurea (Fig. 30, 31), Suceisa pratensis (F.34—36) und corniculata (Fig.37) liefsen mich die Rückenstücke des Gürtels nicht finden, besitzen jedoch die Seitenbogen in grofser Deutlich- keit. Diese gewähren überhauptbei den Dipsaceen ein Beispiel von sehr vollkom- mener Änastomose, indem sich die Brückenbildung bald mehrfach übereinander wiederholt, wie etwa in F. 33 u. 37, bald sich zur zusammenhängenden längeren Gefäfsverflechtung entwickelt, wie in F.31 u. T. I, F. 13, welche durch Spiral- gefälse gebildet wird, die sie nach allen Richtungen diametral, senkrecht und wagerecht durchziehen und aus jedem Strang in den andern hinüberlaufen. Manche, wie Suceisa pratensis, haben lang ausgezogene Blattscheiden, in welche die Nebengefäfsbündel hoch hinauf steigen (Fig. 34— 36). In den Familien der Valerianeen und Dipsaceen halte ich die Ge- fäfsgürtelbildung für ebenso constant, wie in den Rubiaceen, so dafs also mit Ausnahme eines Theils der Caprifoliaceen alle Pflanzen, die in einigen natürlichen Systemen die Ordnung der sogenannten Aggregatae ausmachen, in dieser auffallenden Bildung des Gefäfsbündel - Skelets der Blattscheiden und Nebenblätter übereinstimmen. Betrachtet man nun 56 Hanwsteın über gürtelförmige Gefäfsstrang -Ve erbindungen die streng opponirte Blattstellung in allen hierher gehörigen Gewächsen, die sogar auch ihren Blüthenstand mit ausnahmsloser Consequenz beherrscht, so findet sich diese Beständigkeit in jener Erscheinung gewissermafsen be- gründet, und es liegt die Frage nah, ob auch in anderen Fällen von eben so vollkommener Opposition der Blätter eine ähnliche anatomische Eigenthüm- lichkeit zu finden sein möchte. Allein es hatsichmir bis jetztweder bei Gentia- neen, Asclepiadeen, Oleineen, Labiaten, Verbenaceen und Gesneraceen, noch bei Caryophylleen, Acerineen, Hippocasta- neen uud Cornaceen,noch bei vielen anderen Gattungen mitstreng opponir- ten Blättern, wie Urzica, Phloa, Philadelphus, Clematis, Melaleuca, Calandrinia u.s.w. eine derartige Bildung zeigen wollen. Man würdesich daher geneigt fühlen, sie als besonderes Besitzthum und Kennzeichen jener bestimmten Pflanzen- Ordnung anzusprechen. Indessen tritt sie gerade in einer Familie wieder auf, in der sie die nur hin und wieder vorkommende Blatt-Decussation, die noch dazu selbst an einem und demselben Sprofs oft nicht beständig ist, kaum würde vermuthen lassen. Ich meine in den Compositen. Unter diesen waren mir zunächst die stengelumfassenden Blattscheiden der Georginen (T. IV, F. 42) aufgefallen, und eine Untersuchung derselben lehrte mich alsbald eine Gürtelbildung kennen, die eben so vollkommen und überdies sehr ähnlich der von Centranthus Calecitrapa war (Fig. 18). Dabei entsprangen die beiden seitlichsten Gefäfsstränge auf der Mitte jedes Gürtel- bogens aus einem stärkeren Gefäfsbündelknoten von der Art, wie er eben aus den Scabiosen beschrieben ist, und schlossen sich wie in jenen, nach- dem sie die Flanken der Blattscheiden durchlaufen, den übrigen Strängen des Blattstieles an. Ähnliche Gürtelbildungen habe ich ferner in Bidens cernua und tripar- tita und Guizotia oleifera gefunden, wie sieF.40 u. 41 von jener und F.38u.39 von dieser wiedergeben. Dagegen lassen andere Gattungen mit eben so voll- kommenem Zusammenschlufs der opponirten Blattscheiden nichts davon se- hen, wie z. B. Heliopsis, Cosmidium, Eupatorium, Ageratum u. s. w. In noch anderen stellt sich die Copulation der Blattstiele wieder in ähnlicher Weise wie in Sambucus her, z. B. in den Arten von S'y/phium (Fig. 43), deren Blattscheiden trichterförmig verwachsen sind. Ihre Stengel sind vier- kantig und zwei opponirte Kanten geben die Hauptgefäfsstränge des Blattpaa- res her, während aufserdem etwa 4—5 seitliche Blattstränge von jeder der im Stengelknoten dicotyler Gewächse. 87 vier Stengelflächen entspringen. Von den beiden andern Kanten jedoch tritt ebenfalls je ein Strang hervor, der sich alsbald in zwei Schenkel spaltet, welche als äufserste Seitenstränge zu den beiden opponirten Stielen ausein- ander gehen. Aus diesen nun werden die Blattscheiden ohne besondere Re- gel mit zahlreichen kleinen, vielfach verästelten und wieder verknüpften Ge- fäfsbündelchen versorgt. Was also für jene Familien ein durchgreifendes Gesetz ist, findet sich hier in einzelnen Gattungen, ohne mit der opponirten Blattstellung nothwen- dig verbunden zu sein. Ja, es scheinen sogar öfter an demselben Sten- gel, an dem manche Blattpaare eine Gürtelbildung besitzen, andere, beson- ders die oberen, derselben zu entbehren. Jedoch stimmt dies mit der Unbe- ständigkeit der Blattstellung in dieser Familie überhaupt gut überein. Und es liegt selbst in dem zerstreuten Auftreten dieser Eigenthümlichkeit, oder, wenn ich so sagen darf, in der Neigung dazu immerhin ein phytotomischer Unterschied gegenüber einigen jener oben genannten Familien, wie beson- ders Labiaten, Verbenaceen, Gesneraceen und Oaryophylleen, von denen ich mit Sicherheit glaube annehmen zu dürfen, dafs sie inihren Blatt- knoten diese Copulation der Gefäfsstränge mit derselben Beständigkeit nicht haben, wie die Rubiaceen, Valerianeen und Dipsaceen sie besitzen. Für die nahe systematische Verwandtschaft dieser 3 Familien unter sich und mit den Caprifoliaceen bietet dieselbe eine neue Bestätigung, und zugleich beruhen darauf untergeordnete Verschiedenheiten zwischen ihnen. Denn die Rubiaceen haben einsträngige Blätter (!) und stets deut- liche Gürtel und Stipulä, und zwar sehr vollkommen als einfachen Ringgefäfs- strang bei blattförgmien Nebenblättern (Stellatae), mehr oder weniger in Äste zersplittert bei schuppenförmigen (Cinchoneae, Coffeaceae cet.). DieValerianeen undDipsaceen besitzen 3- bis mehrsträngige Blät- ter mit höchst vollkommenen brückenförmigen Gürteln, aber ohne gesonderte Nebenblätter, nur mit deutlich umfassenden Scheiden versehen. Die Caprifoliaceen endlich schwanken zwischen mehr- und ein- strängigen Blättern, sehr entwickelten Nebenblättern, starken und schwa- chen nebenblattlosen Scheiden, und dem entsprechend zwischen sehr voll- kommenem und völlig fehlendem Gürtel. (') Die scheinbar 3-strängigen bei Gal. boreale und anderen erhalten nur einen Blatt- strang aus dem Stengel und 2 Nebenstränge aus dem Gürtel. 38 Hansteın über gürtelförmige Gefäfsstrang-Verbindungen Ob in der Eigenthümlichkeit bei Sambucus, dafs ein zwischenständi- ger Gefäfsstrang die Brücke bildet und zu beiden Blattstielen Schenkel sen- det, ein Gattungscharakter oder ein allgemeinerer Typus ausgesprochen ist, sei vorläufig noch dahingestellt, wie überhaupt das Aufsuchen durchgreifen- der genereller Unterschiede in diesem Verhältnifs noch zahlreiche specielle Vergleiche erheischt. Zunächst aber schien mir wichtiger, festzustellen, ob auch einzelnste- hende Blätter, wenn sie stengelumfassende Scheiden oder Stipulä haben, Gefäfsgürtel besitzen möchten. Es fand sich diese Erscheinung, um vorläu- fig nur zwei Beispiele anzuführen, bei Platanus und Liriodendron in deut- licher Entwickelung. Die Blätter der Platane (Fig. 44-47) erhalten je 5 Gefäfsstränge, direct aus dem Holzeylinder, so, dafs ihre Spuren mehr als die Hälfte desselben umspannen. Aufser diesen treten aber ihnen gegenüber noch 3 kleinere Stränge hervor, die sich genau an der dem Blatte entgegengesetzten Seite in zwei brückenförmige Bogen untereinander vereinigen, während die beiden seitlichen zugleich zwei andere Brücken zu den 2 äufsern der 5 Blattstiel- stränge hinübersenden, so dafs um den halben Stengelumfang her dem Blatt- stiel gegenüber ein geschlossener Halbgürtel entsteht, der die Flanken des- selben verbindet. Auf diesen entspringen denn an verschiedenen Orten kleine Gefäfsbündel, welche die grofsen stengelumfassenden Stipulä versor- gen, die gewissermaflsen dem Blatte opponirt erscheinen. Fast ganz ebenso ist die Bildung beim Tulpenbaum (Fig. 48-50), nur dafs die bogigen Brücken noch deutlicher und stärker entwickelt sind, und dafs die beiden seitlichen der drei Nebenstränge ihren Weg in den Blattstiel hinein selbstständig fortsetzen, ohne sich den anderen anzuschlielsen. Derselbe er- hält mithin 5 grofse und zwei kleinere Gefäfsbündel, wie die Abbildung zeigt. In beiden Fällen liegt eine Gefäfsgürtelbildung vor, die der in den opponirten Blättern völlig analog ist, und ich zweifle nicht, dafs noch manche andere verwandte und auch wohl ferner stehende Gattung dieselbe zei- gen, und ebenso wie die erst besprochenen Gewächse dadurch der verglei- chenden Phytotomie unterscheidende Charaktere bieten wird. Der Überblick der dargelegten Verhältnisse gewährt nun zugleich mancherlei Anhalt zu vergleichender morphologischer Betrachtung. im Stengelknoten dicotyler Gewächse. 89 Wo die sogenannte Blattscheide eines Blattes deutlich und voll- kommen entwickelt ist, wird sie dadurch gebildet, dafs die Blattgefäfsstränge, nachdem sie den Holzkreis verlassen haben, sich nicht plötzlich aneinander- legen, sondern von mehr oder weniger breiten Parenchymstreifen begleitet eine Strecke weit gesondert verlaufen, bis sie sich endlich treffen, und zum Blattstiel zusammenschliefsen. Eine solche Strecke findet sich nun aus- nahmslos am Grunde jedes Blattstiels, der mehr als einen Gefäfsstrang aus dem Stengel erhält, da überall zwischen dem Austritt aus dem Holzring selbst und dem engen Zusammenfügen der Blattspur irgend ein Abstand sein mufs, sei er auch noch so klein. Dieser Abstand, innerhalb dessen noch Paren- chymstücke die Stränge trennen, ist daher überall als Scheidentheil des Blat- tes zu betrachten. Erst vom parallelen Verlauf der eng cylindrisch oder rinnenförmig vereinten Holzbündel an beginnt der eigentliche Blattstiel, wie dann fer- ner bei abermaliger „Spreizung” der Gefäfsbündel die Spreite ihren Anfang nimmt. Laufen die Stränge des Blattes, ohne sich erst alle nebeneinander zu legen, alsbald wieder auseinander, oder bleiben durch Parenchymstreifen weit getrennt, so fehlt der Blattstiel, und Scheide und Spreite fliefsen in einander. Alle Gefäfsbündelzweige nun, die sich vor dem Zusammen- schlufs der austretenden Blattstränge von ihnen trennen, gehören mit ihren Gebilden der Scheide an. Daraus folgt, dafs alle vorstehend besprochenen Gürtelgebilde der Blattscheidenregion angehören, mögen sie unter der Rinde des Stengelkno- tens verborgen bleiben, wie bei Galium, Valeriana, Sambucus, u. s. w., oder hoch in die freien Ränder der Scheidentheile aufsteigen, wie bei Capri- ‚folium, Houstonia, Succisa und anderen. Denn die Holzbündel der mehr- strängigen Blätter geben die Gürtel stets vor ihrem Zusammenschlufs zum Stiel ab, und bei den einsträngigen von Galium, wo sie durch Nebenstränge aus den Gürteln verstärkt werden, ziehen sich diese erst oberhalb desselben näher zur Stielbildung zusammen. Mithin sind auch alle hier erwähnten Nebenblattbildungen aus phyto- tomischen Gründen als Gebilde der Blattscheide zu betrachten, und es haben die in Gestalt kleiner Blattflächen losgetrennten Stücke denselben morpho- logischen Werth, wie die flügelartigen Ausbreitungen oder trichterförmigen Verwachsungen der Blattbasen. Phys. Kl. 1857. M 90 Hansteın über gürtelförmige Gefäfsstrang-Verbindungen Man könnte daher sowohl die quirlständigen Nebenblätter der Stellaten als einzeln freigewordene Fiedertheile der Blattscheide ansehen, wie um- gekehrt die Flanken der Blattscheiden von /aleriana und Scabiosa als an- gewachsene Nebenblätter betrachten. Bei Centranthus Calcitrapa könnte man sogar versucht sein, sich die untersten Fiedern der Blattspreite als hinauf- gerückte Nebenblättchen vorzustellen (vgl. Fig. 18); wenigstens fliefsen Scheide und Spreite hier zusammen. Dasselbe ist in höherem Maafse bei den stengelumfassenden Blattpaaren von Caprifolium italicum der Fall. Die Übergänge von Exostemma und Coprosma lassen zu, dafs man die zwischenständigen Stipulä der holzigen Rubiaceen sowohl für aus je zweien, die den opponirten Blättern angehören, verwachsen halten, als auch wie ein selbständig gewordenes Stück der gemeinsamen Blattscheide ansehen kann, während wieder die mehrspitzigen Gebilde von Houstonia und anderen auf Verschmelzung der Scheide mit mehreren Stipular-Organen hindeuten. Man könnte sogar die dreisträngigen Blätter des Galium Cruciata als aus einem Laubblatt und zwei angewachsenen Nebenblättern verschmolzen, und die dreisträngigen Nebenblätter derselben Pflanze für Äquivalente dreier ver- wachsener Nebenblätter ansehen. Fast völlig latent dagegen bleibt die Scheiden- und Stipularentwick- lung von Sambucus, obwohl die innere Anlage dazu vollkommen vorhanden ist. Doch es seien dieser Andeutungen, die sich zumeist von selbst ver- stehen, genug. Es herrscht in dem Bau der Blattscheide eine ähnliche Mannigfaltigkeit der Gliederung und Verschmelzung, wie in der Spreite, wenn auch im Ganzen weniger complieirt. Wie aber auch die Parenchym-Ausbreitungen selbst getheilt oder ver- schmolzen seien, so kann man immer die dem Scheidentheil entstammen- den Gefäfsbündeläste, die weder einerseits aus dem Holzkörper noch an- drerseits aus dem geschlossenen Stiel entspringen, als „Stipular-” oder „Nebenstränge” von den eigentlichen den Stiel constituirenden und für die Spreite bestimmten „Blattsträngen” unterscheiden; und eben so läfst sich ihre hier dargestellte den Stengel umgebende Vereinigung kurz als „Scheiden-” oder „Stipulargürtel” bezeichnen. Es sei schliefslich noch ein Wort über den weiteren Verlauf der Blatt- spuren im Stengel, bei den hier geschilderten nicht allein, sondern bei de- cussirten Blattstellungen überhaupt, angeschlossen. im Stengelknoten dicotyler Gewächse. 94 In allen den besprochenen und zahlreichen anderen Fällen streng op- ponirter und decussirter Blattstellung habe ich, wie es nicht anders zu er- warten war, den innigsten Zusammenhang zwischen ihr und dem Bau des Holzeylinders und mithin in diesem die vollendetste Symmetrie gefunden. Doch lassen sich in derselben einige verschiedene Typen der gegenseitigen Zwischenordnung unterscheiden. Wie oben schon kurz erwähnt, ziehen bei Galium die beiden oppo- nirten einfachen Blatistränge jedes zweiten Blattpaares mitten in der Wöl- bung beider Gürtelbogen jedes ersten Blattpaares hinab. Somit müssen die zwei Spuren eines dritten Paares abwärts genau auf die des ersten treffen. Hier angekommen spalten sie sich in zwei Schenkel, die beiderseits dieser ersten Blattspuren ihren Weg abwärts noch durch einige Stengelglieder fortsetzen('). Und wie die Gefäfsstränge des ersten (') Natürlich verlaufen die Schenkel der gespaltenen jüngeren Blattspur, um ihren Platz beiderseits neben der älteren unter ihnen stehenden Spur einzunehmen, eine Strecke weit schief divergirend.. Doch geschieht dies durchaus symmetrisch der ebenso symmetrischen Blattstellung vollkommen entsprechend. Wenn daher Nägeli (laut Bericht der Bot. Zeit. 1857. p. 789) aus seinen Beobachtungen an 73 Pflanzen in dem streckenweis schiefen Ver- lauf, den jüngere Gefälsstränge an der Stelle zeigen, wo sie sich älteren nähern oder an- schlielsen, ein Argument gegen die Übereinstimmung der Gefäfsbündelanordnung mit der Blattstellung überhaupt findet, so ist keine Thatsache zur Widerlegung desselben geeigneter, als das Verhalten bei decussirten Blättern, wo gerade diese Übereinstimmung den schie- fen Verlauf nothwendig erheischt. Aber auch bei spiraliger Blattstellung wird eine ört- liche Abweichung von der senkrechten Richtung der Gefälsstränge, abgesehen von anderen Gründen, ja schon einfach dadurch veranlalst, dafs oberhalb jedes ausscheidenden Blattgefäfs- bündels sich die Nachbaren desselben, um die entstandenen Lücken auszufüllen, wieder zu- sammenschlielsen müssen, oder, — umgekehrt betrachtet, — dafs die jüngern herabsteigenden Bündel den älteren in den Kreis eintretenden Raum geben, also sich seitwärts an die Nach- baren drängen müssen. Sollte solche örtliche seitliche Ausweichung aber beweisen, dals Blattstellung und Gefälsbündelvertheilung nichts mit einander zu thun haben, so müfste doch wenigstens dargethan werden, dals das „‚schiefe Anlegen” der Bündel willkürlich hier und dorthin, ohne Beziehung zur Entwicklungsspirale des Sprosses und seiner Theile geschehe. In allen von mir untersuchten Fällen jedoch zeigte die Richtung dieses Anlegens und Aus- weichens die vollkommenste Übereinstimmung mit derselben. (Vgl. meine Abbildung in Pringsheims Jahrbüchern £. wiss. Bot. I. Hft. 2. Taf. 16—18.) Es soll ja aber überhaupt mit dem Ausdruck „‚senkrecht” in Bezug auf den Gefälsbündelverlauf nicht die mathematisch genaue senkrechte Richtung, sondern im Wesentlichen nur das gleichmäfsige Verharren zwi- schen denselben Nachbaren im Gegensatz zu einer etwa denkbaren Kreuzung uud der allge- meine Parallelismus mit der Axe des Sprosses bezeichnet werden. Und somit könnte die M2 92 Hansteın über gürtelförmige Gefäfsstrang-Verbindungen Paares von den Hälften derer des dritten beiderseits begleitet werden, so haben die des zweiten Paares die gespaltenen Spuren eines vierten zu Nach- baren. Über den dritten und vierten Spuren spalten sich dann in gleicher Weise die noch höher herabkommenden Gefäfsstränge eines fünften und sechsten Blattpaares, und begleiten sie abwärts. Dadurch entsteht dann im Holzeylinder eine solche Anordnung, dafs man jeden beliebigen Querschnitt desselben zunächst durch die vier Blattstränge der zwei nächstentwickelten Blattpaare in vier gleiche Theile getheilt sieht, deren jeder von beiden Seiten her durch die Hälften der jüngern Blattspuren so, wie es das Schema Fig. 51 darstellt, nach und nach erfüllt wird. Da jede Blattspur von oben nach unten an Stärke stetig abnimmt, so sind die den obersten Blattpaaren angehörigen Gefäfsbündel natürlich die schwächsten, und drängen sich gerade in der Mitte zwischen den vier ungetheilten Hauptsträngen eines Quer- schnitts immer näher aneinander, bis sie aufhören, unterscheidbar zu sein. Je weiter die einzelnen Blattspuren im Stengel abwärts gelangen, desto mehr derselben sind natürlich in jedem Querschnitt unterscheidbar, und obwohl dies der Weite des Holzeylinders und der Stärke der einzelnen ihn consti- tuirenden Blattspuren gemäfs in verschiedenen Arten verschieden ist, so ist doch die Zahl selten eine hohe. Diese Symmetrie ist die einfachste und unter den kreuzständigen ein- strängigen Blättern allgemein verbreitet, mögen sie Scheiden - Gürtel haben oder nicht. Zusammengesetzter wird das Veshältnifs, und gewährt einen zweiten Haupt-Typus, wo die Blätter je drei, fünf oder noch mehr Gefäfsbündel Gesetzmälsigkeit der gesammten Gefälsbündelordnung durch stellenweis schiefen Verlauf über- haupt ganz und garnicht alterirt werden, so lange, — nach rein dicotylem Typus, — ein solches Verbleiben der Stränge zwischen denselben Nachbaren im Kreise stattfindet. Dals sich also Nägeli durch diesen in Hinblick auf die gesammte Anordnung der Gefälsbündel so nebensächlichen Umstand des schiefen Anlegens veranlalst sieht, den innigen und oft so überaus deutlichen und übersichtlichen Zusammenhang zwischen Blattordnung und Gafäls- bündelvertheilung überhaupt in Abrede zu stellen, ist mir um so weniger verständlich, als er (in der im September d. J. zu Bonn abgehaltenen Naturforscher -Versammlung) über die Selbständigkeit und den Verlauf der Blattgefälsstränge Ansichten ausspricht, und über ihre Vertheilung und Anordnung Unterschiede anführt, die im Wesentlichen mit denen über- einstimmen, welche ich im Februar d. J. der Akademie vorgelegt, und deren einige ich schon in meiner Inaugural-Schrift im Jahre 1848 ausgesprochen hatte. im. Stengelknoten dicotyler Gewächse. 93 erhalten, wie in Yaleriana, Dipsacus, Sambucus, oder ebenso in Fiburnum Acer, Cornus, Philadelphus u. s. w. In allen diesen und zahlreichen an- deren Fällen ordnen sich alle Stränge eines Paares so an, dafs der gesammte Holzring durch sie in etwa gleiche Theile getheilt wird. Die Seitenstränge jeder Blattspur umfassen daher den Stengel so weit, dafs jedes zweite Paar sich mit den seinigen zwischen Haupt- und Seitenstränge jedes ersten Paares einschiebt, wie es in Fig. 17 und 52 angegeben ist. Der Holzkreis wird daher durch je zwei Blattpaare bei dreisträngigen Blättern zugleich in zwölf, bei fünfsträngigen in zwanzig u. s. w. gleiche Theile getheilt. Es müssen also wie beim ersten Typus die sämmtlichen Stränge jedes dritten Paares auf die des ersten treffen. Nun treten zwei Verschiedenheiten ein. Entweder nämlich spalten sich alle in je zwei Schenkel, ordnen sich rittlings über die darunter stehenden Stränge, und begleiten sie von beiden Seiten. Dann entstehen, wie es oben beschrieben ist, Gruppen von halben Strängen, die sich, je tiefer im Stengel, desto näher aneinanderdrängen, bis sie nach meh- reren durchlaufenen Stengelgliedern aufhören, und zwar bilden sich solcher Gruppen ebenso viel, als ganze Stränge den Kreis theilen, also 12, 20 u. s. w. — Dies ist der Fall in allen eben genannten Gattungen, nur dafs bei Sambucus durch das Auftreten des Zwischenstranges z die in Fig. 17 ange- deutete Abweichung stattfindet. (Vgl. auch Lestiboudois’s citirte Figur.) Oder aber es spalten sich nur die Hauptstränge der Blätter, während die Seitenstränge denen der tieferen Blattpaare nur nach einer Seite hin aus- weichen, wie ich es z. B. in den dreisträngigen Blättern der Brennnessel be- obachtet und schon früher (!) geschildert habe. Dieser Fall dürfte der sel- tenere sein, und gewährt eine im Ganzen geringere Regelmäfsigkeit der Holzring- Ordnung, da sich nur halb soviel Gruppen halber Hauptstränge bilden, und neben ihnen andere Gruppen, die aus nebeneinandergeschobe- nen Seitensträngen bestehen. Von diesen Typen der Anordnung finden sich noch mancherlei Ab- weichungen, wie sie eben durch Zahl der Gefäfsstränge, Weite der Blatt- spuren u. dgl., ähnlich wie bei spiralständigen Blättern veranlafst werden. Hier will ich nur noch der einen Erwähnung thun, die für die Familie der Labiaten einen constanten Charakter gewährt. (') In meiner Inauguralschrift: P/antarum vascularium folia, caulis radix cet. in der Linnaea XXI. p. 22 und Taf. I. Fig. 36—42. 94 Hansteın über gürtelförmige Gefäfsstrang-Verbindungen Die Anordnung ihres Holzkörpers bietet eine Abweichung vom erst- besprochenen Typus dar, der bei einsträngigen kreuzständigen Blättern herrscht. Ihre Blätter erhalten nämlich je einen starken Strang, der sich aber dicht unter seinem Austritt aus dem Knoten sogleich in zwei Schenkel theilt, die sich seitwärts nach den Kanten des vierseitigen Stengels drängen, und zwischen sich höchstens ein Paar kleine Abzweigungen in dem weiten fast gefäfsleeren Raum zurücklassen. Indem nun dies in gleicher Weise von den im Kreuz nebeneinanderlaufenden Spuren je zweier Blatt-Paare ge- schieht, so werden die sämmtlichen Gefäfsbündel jedes Querschnittes zu vier gröfseren Kantengruppen zusammengedrängt. Und da sich auch hier jede dritte und vierte Blattspur rittlings über die erste und zweite stellt, so be- steht jede dieser Gruppen seitlich aus den zwei halben Strängen eines ersten und zweiten Blattes, zwischen denen die halben Spuren der höheren Blätter, die schnell an Gröfse abnehmen, in alternirender Ziffernfolge zu finden sind. Sie dürften kaum bis über die sechste oder siebente Spur hin unterscheidbar sein. Taf. II. Fig. 25 stellt dies Verhältnifs schematisch dar. Eine gürtelartige Querverbindung der Blattspuren, die man hinter den um die Knoten laufenden Wülsten der Blattbasen leicht vermuthet, findet in dieser Familie, wie schon oben gesagt, nicht statt. — Sehr ähnlich ist die An- ordnung der Verbenaceen, obwohl die Schenkel ihrer Blattstränge unter- halb ihres Austritts nicht durch so weiten Abstand noch überhaupt so lange getrennt verlaufen, so dafs die Gefäfsbündel gleichmäfsiger den Holzkreis erfüllen. f Diese beiden Anordnungen tragen in ihrer meist sehr klaren Über- sichtlichkeit zum Verständnifs anderer verwandter nicht wenig bei. Manche jedoch zeigen noch diese und jene besondere Eigenthümlichkeit und erhei- schen ausführlichere Erörterung. im Stengelknoten dicotyler Gewächse. 95 Erklärung der Abbildungen. In allen Figuren bezeichnen die Buchstaben: h, die Hauptgefälsstränge, welche direct aus dem Holzring in die Laub- blätter gehen; s, Seitengefälsstränge mehrsträngiger Blätter, die ebenfalls direct aus dem Holzkörper hervor und in die Laubblätter gehen. Gemäls ihrer Folge vom Hauptstrange aus: s, 5’, 5” cet.; n, die Nebengefälsstränge, welche in die Nebenblätter oder Blattscheiden gehen; z, Zwischengefälsstränge, deren Äste zweien gegenüberstehenden Blät- tern zulaufen ; 8, die gürtelförmige Verbindung zwischen den Hauptsträngen, auf welcher die Nebenstränge entspringen; r, die Rückenverbindung des Gürtels, d. h. die Verbindung zwischen den Haupt- und Seitengefälssträngen eines und desselben Blattes; hr, den Holzring; 2b, Laubblätter; nb, Nebenblätter. Die Vergröfserung ist, wo sie nicht besonders angegeben ist, etwa 5—7mal, in den ersten vier Figuren 8— 10 mal. w & Tafel I. Rubiaceen. Querschnitt durch den Stengel-Knoten von Asperula cynanchica; 1b, derselbe in natürlicher Grölse; a, Achselsprols. Stengelknoten und Blattquirl aus Audia tinetorum, in welchem der Gefälsgürtel durch einen gewölbten Schnitt blofsgelegt ist, von unten gesehen; a, Achsel- sprosse. Gefälsgürtel aus Asperula odorata. Aus Galium Mollugo. — In diesen 4 Arten sind Laub- und Nebenblätter ein- strängig. Aus Galium boreale; Laubblätter dreisträngig, Nebenblätter einsträngig. nr’, die in die Laubblätter gehenden Nebenstränge; 5,6 Ansicht in Naturgrölse. Blattquirl von Galium Cruciata; der Stengel ist aufgeschlitzt und auseimander- gelegt, die Holztheile sind alle, bis auf die zwei austretenden Gefälsbündel, ent- fernt, so dals nur der Gefälsgürtel mit der anhängenden Rinde und den Blatt- bildungen zu sehen ist. Die Laubblätter erhalten je 5, die Nebenblätter je 3 Gefälsstränge; r die mittleren Nebenstränge, n’ seitliche, rn” die kleineren Zwi- schen-Nebenstränge in den Laubblättern. Fig. o Fig. Fig. 9. . 10. a1, 12. 13. A ie. 15. Hansteın über gürtelförmige Gefäfsstrang-Verbindungen Ähnliches Präparat aus Sherardia arvensis; aulser einem grölsern Strange gehen noch kleine gegabelte Nebenstränge rn”, je einer in zwei Blattorgane. Ähnliche Ansicht aus Galium rubioides; A Laubblätter, deren jedes einen Haupt- und zwei Nebenstränge erhält. Gefälsstranggürtel aus Hamelia chrysantha, in Horizontalprojection; 3 grolse Laub- und 3 kleine Nebenblätter; 95, Ansicht in natürlicher Gröfse. Seitenansicht des Gefälsstranggürtels von Houstonia coccinea; zwischen den dreiständigen Laubblättern 3 meist dreispitzige Nebenblätter. Diese wie die folgenden ähnlichen Ansichten sind dadurch gewonnen, dafs das Rindenstück zwischen zwei gegenüberstehenden Blättern zugleich mit den in die Blätter austretenden Gefälssträngen, mit den Nebenblättern oder den ent- sprechenden Theilen der Blattscheide von den übrigen darunter liegenden Holz- bündeln abgelöst und durch Behandeln mit Atzkalilösung und Entfernen der Oberhaut und, — soweit es ohne Verletzuug der Gefälsstrangverbindungen an- ging, — der Parenchymlagen durchsichtig gemacht wurde. Jene Theile erscheinen dadurch in vollständigem Zusammenhang und in natürlicher Lage. Gefälsgürtel der dreispitzigen Stipula von Bowvardia mollis. Coprosma lucida; die Gürtelverbindung ist stark verästelt. Scabiosa atropurpurea. Ansicht der Anastomose der Nebenstränge 50 mal vergrölsert, vgl. Fig. 31,g. Tafel I. Caprifoliaceen. Ansicht eines Stengelknotens von Sambucus Ebulus; zwischen den Blattstielen der Laubblätter je zwei grölsere und zwei kleinere Nebenblätter. Natürliche Grölse. Seitenansicht der Gefälsstränge; n Nebenstränge, Zweige des Zwischenstranges z, n’ Gefälsstränge der grolsen, n” der kleinen Nebenblätter. Ansicht eines Knotens von Sambucus nigra, dessen Rinde bis auf die Gefäls- bündel abgetragen ist; schwach vergröfsert. Keine sichtbaren Nebenblätter. Schema der Blattgefälsstränge zweier Blattpaare in ihrer Zwischenordnung im Holzkörper, dargestellt in Ansicht des auseinandergerollten Holzcylinders, vgl. Fig. 52. Valerianeen. Centranthus Calcitrapa, Seitenansicht des Gürtels zwischen einem Blattpaar. Centranthus ruber, Seitenansicht eines jungen Sprosses. Valeriana officinalis, Rückenansicht der Gefälsstrang-Verbindung eines noch sehr jungen Blattes. ; Valeriana dioica, Seitenansicht. Valerianella olitoria, Seitenansicht eines noch jungen Knotens. Eine ähnliche aus einem älteren. Fig. Fig. 24. 25. . 98. im Stengelknoten dioctyler Gewächse. 97' Verbena. Rückenansicht eines Blattes von Ferdena glanduligera; bei x krimmen sich die Gefälsstränge auswärts in die ohrenförmigen Anhängsel des sitzenden Blattes. Labiaten. Schema der Anordnung der Blattgefälssträinge im Holzring, als Querschnitt des- selben dargestellt. Die Ziffern bedeuten die Blattspuren des ersten, zweiten, dritten u. s. w. folgenden jüngern Blattpaares. Tafel II. Dipsaceen. Dipsacus silvestris, Seitenansicht aus einem jüngern Blattpaare. Dieselbe aus einem der ältesten Blattpaare. Die stark entwickelte tütenförmige Blattscheide ist aufgeschlitzt und einerseits umgeschlagen. In beiden Ansichten erscheinen Rückenverbindungen, r. Scabiosa daucoides, Seitenansicht. Scabiosa leucantha, Seitenansicht. Scabiosa atropurpurea, Rückenansicht; keine Rückenverbindung. Dieselbe in Seitenansicht. (Vgl. Fig. 13.) Knautia silvatica, Rückenansicht; die Rückenverbindung vorhanden. Dieselbe in Seitenansicht. Suceisa pratensis, Rückenansicht; keine Rückenverbindung. Dieselbe in Seitenansicht; Blattscheide sehr lang entwickelt. Ansicht eines der unteren Stengelknoten derselben Pflanze, dessen Scheide noch länger ist, in natürlicher Gröfse. Succisa corniculata, Seitenansicht; Gürtelanostomose mehrfach über einander wie- derholt. Tafel IV. Compositen. Guizotia oleifera (Hort. Ber.); Seitenansicht. Dieselbe in Rückenansicht; Rückenverbindung. . 40, 41. Bidens tripartita, Seitenansichten; Gürtelbildung verschieden und etwas un- symmetrisch, ohne Rückenverbindung. Dahlia variabilis, Stengelknoten in Naturgrölse, bis auf die Gefälsstränge ent- rindet. Gürtelbildung sehr vollkommen mit Rückenverbindung. Sylphium tetraquetrum (Hort. Ber.); entrindeter Theil des Stengelknotens. Die Verbindung wird durch die Verzweigungen eines Zwischenstranges z hergestellt, welche vielfache Anastomosen bilden. Blattscheiden locker um den Stengel trichter- förmig entwickelt und hoch hinauf verwachsen. — In natürlicher Gröfse, 43,6. Mittlerer Theil davon stärker vergrölsert. Phys. Kl. 1857. N 95 Hansreın über gürtelförmige Gefäfssirang-Verbindungen etc. Einzelnstehende Blätter. Fig. 44. Platanus acerifolia, Stengelknoten mit dem Ursprung des Laubblatts und zwei grolsen rings um den Stengel verwachsenen Nebenblättern in natürlicher Gröfse. Fig. 45—47. Ansichten desselben nach Abtragung der Rinde, von 3 Seiten gesehen; z, Zwischenstrang, genau dem Hauptstrang opponirt; aulserdem jederseits des- selben 2 Seitenstränge und 1 Nebenstrang. Fig. 48— 50. Ähnliche drei Ansichten von Ziriodendron Tulipifera; Anzahl und Verthei- theilung der Stränge ist dieselbe; a, Achselsprofs; x, Ansatz der abgefallenen Nebenblätter. Schemata. Fig. 51. Gefälsstrangvertheilung einsträngiger opponirter Blätter, vgl. Seite 91, 92. Fig. 52. Dieselbe aus dreisträngigen Blättern, vgl. Seite 93 und Fig. 17. Die Darstellung und Bezifferung in beiden wie in Fig. 25, die römischen Ziffern in Fig. 52 bedeuten die Hauptstränge, die deutschen die Seitenstränge. Die punctirten Linien, die den Zusammenhang und die Spaltung der aufeinander- folgenden Blattspuren andeuten, sind bei den Seitensträngen des zweiten, vier- ten, sechsten Blattpaares weggelassen, um die Deutlichkeit der Figur nicht zu stören. ———— —— 7,u Hrn.Hanstein's Abh über Gefäfsstrang-Gürtel ‚Physik Abhv1857. Taf! SRanstar gen TRSchmuele Iılh) 1-12. Rubiaceen, 13.Scabiosa . Zu Hın Hanstein's Abh.über Gefälsstrang-Gürtel. Physik Abh v 1857 Per 2 De J Hanslan ger OF Schmidt life 1417.Sambucus; 18-23 Valerianeen, 24 Verbena, 25.Labiaten . Zu Hrn Hansteins Abh über Gefälsstrans-Gürt el.Physik.Abhv.1837 j SAlarstein gez. 26-37. Dipsaceen. Taf W. "FSchmidt lilh w Zu Hrn. Hansteins Abh uber Gefälsstrang-Gürtel. Physik Ahhvlönl. Taf W. ar "I Hanslin gez "FSckmudt lilhe 38-13 Compositen,‚Au-W} Platanus ‚48-50.Liriodendron, 51-52. Schemata. Mathematische Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. nung Aus dem Jahre 1857. neuerer Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 1858. In Commission in F. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung, BEN IR ch 4 ee r aueh ah .uß ”< 4 5 & 4 A 7 a Eos Rus Bi . - bieohluhigne erien Ra j i i ei a ae . > ! | ’ = j . we Ye se Di Pe Bu Bnhalt ENCKE über die magnetische Deklination in Berlin . . 2 2 2 2.2.2... Seite HAGENBuberaRluthrund. Eihbe in. dern Ostsee run Do. en en KumMmER: Einige Sätze über die aus den Wurzeln der Gleichung «* =1 gebil- deten complexen Zahlen, für den Fall dafs die Klassenanzahl durch ? theilbar ist, nebst Anwendung derselben auf einen wei- teren: Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes . -. . . . - — nun man 41 2 st PER ii e 1 Parts bus diaf Bin i ' en PAInI” Ba dog kam ter u Au ‘ bloangrrsaanlH sul lebe, nt nal R : | vie more Tat eiserne aus) wo 77 x er 0? ONTRITEN A... + | j ’ - Qu h ai “ Fr . >: 4 ie W » RR x h, ' ne FAN } RER ® yo ie ‘. 7 [e „. M, d en u Über die magnetische Deklination in Berlin. on H" ENCKE. mrannnNwerNmEnn [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 5. Februar 1857.] I n dem so eben erschienenen vierten Bande der Berliner Beobachtungen, sind die magnetischen Beobachtungen für die Deklination bis zum Ende von 1854 abgedruckt. Sie wurden täglich zweimal angestellt. Zur Zeit des ungefähren Maximum’s der westlichen Deklination um 1" 15° Mittags, und des ungefähren Minimums um 8° Morgens. Die Beobachtungsart ist die von Gaufs eingeführte. Das reflectirte Bild einer Skale, wie es in einem mit dem Magnetstabe fest verbundenen und senkrecht auf die magnetische Axe gestellten Spiegel sich zeigt, wurde durch ein festes Fernrohr mit festem Faden beobachtet, und der Skalentheil abgelesen, welcher zu einer bestimm- ten Minute von dem festen Faden bedeckt war. Aus der Entfernung des Magnetstabes von der Skale und dem Fernrohr, so wie aus der Gröfse der Skälentheile, wurde der Winkelwerth bestimmt, um welchen die magneti- sche Deklination sich geändert haben mufs, wenn die Ablesung um einen Skalentheil verschieden ausfällt. Der Magnetstab war zwei Fufs lang, ein sogenannter vierpfündiger. Er hing an einem, über der Decke des Zimmers angebrachten Stützpunkte. Die Länge des Fadens an welchem er hing, betrug etwa 13 Fuls. Die nöthigen Correktionen wegen der Torsion des Fadens, der senkrechten Stellung des Spiegels auf der magnetischen Axe, und der Richtung des festen Fernrohrs gegen den astronomischen Meridian, sind, so oft es nöthig schien , untersucht und bestimmt worden, so dafs ein wesentlicher Fehler nicht zu befürchten ist. Auch haben Versuche mit Eisengewichten gezeigt, dafs die Eisenmassen, welche in einiger Entfernung von dem isolirt stehenden magnetischen Hause sich befinden, keinen lokalen Einflufs äufsern werden. Dennoch ist die Genauigkeit der absoluten Dekli- nation bei weitem nicht so grofs, als die Genauigkeit, mit der man unmittel- Math. Kl. 1857. A 2 Encke: bar ablesen kann. Die Ablesung erlaubt das Zehntheil der Skalentheile anzugeben, oder, da der Skalentheil 25 Bogensekunden beträgt, drittehalb Bogensekunden; die absolute Deklination möchte ich höchstens bis auf 20 Bogensekunden sicher halten. Auch wird diese Genauigkeit vollkommen für jetzt wenigstens hinreichen. Denn da wir noch in vollkommener Un- kenntnifs der Störungen sind, welche die magnetische Deklination erleidet, und diese gar nicht selten, man möchte sagen gewöhnlich um halbe und ganze Minuten in wenigen Zeitminuten sich ändert, so wird man doch hier wie in der Meteorologie nur an Mittelzahlen aus einer gröfseren Reihe sich halten müssen. Ich werde deshalb hier in der Regel nur Zehntheile von Minuten berücksichtigen, wenngleich die Beobachtungen in Sekunden abge- druckt sind. Mit demselben Apparate, nur mit nicht wesentlichen Modifikationen , ist die Deklination von 1839 an beobachtet worden. Die einzelnen Angaben, die Monats - und Jahresmittel sind im 2ten, 3ten und 4ten Bande der Beobach- tungen abgedruckt und geben folgende Zahlen, wobei ich bemerke, dafs bei der Jahreszahl und Monatsangabe eigentlich immer die Mitte des Jahres und des Monats zu verstehen ist, was, wo es darauf ankommt, berücksichsigt werden mufs: Westliche Deklination der Magnetnadel. | 1b 15 | 8b Morg. | Diff. 18395 | 164626 | 1635 34 | 10 52° 1840,5 42 51 3259 | 952 1841,5 36 29 2351 84 1842,5 27 4 210 | 7a 18435 21 7 134 | 7% 18445 13 32 651 | 6a 1845,5 °) 76 15 59 6 8 0 11 Monate 1846,5°)| 1559 8 504 | 84 9 18475 53 38 4 6| 93 1848,5 46 57 3551 | 1 6 18495 38 27 7%| ıı 1850,5 30 42 2013 | 10% 18515 22 37 134 | 853 1852,5 5 7 630 | 837 1853,5 ‘63 | uU574| 8% 18545 | 14 56 52 93 | 714 (*) Für die beiden Jahre 1845 und 1846 sind die fehlenden Monate durch das Mittel über die magnetische Deklination in Berlin. 3 Stellt man hierbei noch die Mittel zwischen dem Minimum und Maximum, welche sich aus den einzelnen Monaten ergeben, zusammen, so findet sich: Unterschied zwischen Maximum und Minimum: Januar 432 Februar 6 10 März 919 April 12 53 Mai 11 54 Juni 29427 Juli 11 27 August 11 38 September 947 October 88 November 4 40 December 3 24 Zuerst sind diese letzten Mittel in eine periodische Funktion entwickelt worden, unter der Annahme, die hier hinreicht, dafs jeder Monat einem Winkel von 30° entspricht, und von April 15, dem gröfsten der Unterschiede angefangen wird, den Winkel & zu zählen. Man erhält dann: 8516 +12%0cosb + 233,4 sin & + 60,4cos2?$ — 388 sin 2 + 1,7036 + 78sin3 + 23,4cos4db — 50sin4 + 6,8c0os5&6 — 181 sin5 + 15,1c0s6& In Göttingen hat Herr Goldschmidt”) aus den dortigen Mitteln der 6 Jahre 1834 April — 1840 April eine ähnliche Ableitung von demselben An- fangspunkte, April 15, gemacht. Er findet: 11/750 -+ 124,0 cos & —+- 239,4 sin + 8318cos?2?&b — 63,6 sin + 20,4 003 + 95 sin + 35c0s4d — 60 sin + 08cos5&$ — 26,4 sin} + 25cos6& Vergleicht man beide Ausdrücke, die aus verschiedenen Jahren, an p & & $ Ba Zu SZ Du b b &b &b verschiedenen Instrumenten, von verschiedenen Beobachtern abgeleitet sind, so ist die Übereinstimmung der einzelnen Coefficienten sehr bemerkenswerth. der Jahre vorher und nachher ergänzt und dann das Mittel genommen. Daher der Unter- schied von den in den Beobachtungen gegebenen Zahlen die 16° 7’ 44” und 15° 58 50" waren. Der Unterschied ist übrigens sehr unerheblich. (*) Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins von Gauls u. Weber. Leipzig 1840. pg. 105. A2 4 EnckKe: Namentlich stimmen auch die Zeichen sämmtlich überein, und der gröfste Unterschied der Coefficienten beträgt, und zwar sowohl bei dem Cosinus als bei dem Sinus 2, nur zweimal 25”. Man kann darauf wohl die Hoffnung gründen, dafs, abgesehen von der Differenz des constanten Gliedes, welche durch die verschiedene Ortslage bedingt sein wird, die Funktion ihrer Hauptform nach nicht sehr von der Richtigkeit entfernt sein wird. Der Unterschied zwischen Maximum und Minimum in Göttingen wird sich ziemlich nahe herleiten lassen, aus: derselben Gröfse, wie sie in Berlin beobachtet ist, wenn man zu der letzteren hinzulegt: + 2154 + 24" cos? b — 35’ sin2$ wenn man den Winkel $ von der Mitte April an gerechnet, täglich um einen Grad wachsen läfst. Um dieser ersten Behandlung nicht den Schein einer übergrofsen Sicherheit zu geben, habe ich von den Göttinger Mitteln der einzelnen Monate die mittlere Differenz von den Berliner Mitteln überall abgezogen, und aus der erhaltenen Zahl das Mittel zwischen ihr und der Berliner Angabe genommen. Das Tableau stellt sich so: Monatliches Mittel der Differenz zwischen Maximum und Minimum. | Berlin. |Göttingen. | Differenz. | tägl. Var. Januar a | sol. 497 Februar 6 10 757 1 47 555 März 919 12 26 BER 9 44 April 12 53 15 23 2 30 13 0 Mai 1154 :| 14 18 2 24 11 57 Juni 12 27 13 58 1 31 12 4 Juli 11 27 13 27 20 11 19 August 11 38 14 14 2 36 11 47 September 947 | 1245 | 258 10 7 October 88 10 53 2 45 8 22 November 4 40 6 52 2 12 4 37 December 3 24 4 53 1 29 30 Mittel | 2’ 1773 Die letzte Rubrik „tägl. Var.” ist so entstanden, dafs sie gleich ist: “ (Berl. Mitt. + Götting. Mittel — 2'173) und wie nahe sich der Gang an beiden Orten ähnlich ist, sieht man aus der so sehr nahen Übereinstimmung der letzten und ersten Rubrik. Diese letzte Rubrik habe ich wieder auf eine ähnliche Weise und mit ähnlichem Anfangs- punkte in eine periodische Reihe entwickelt und erhalten: über die magnetische Deklination 8 52-1 122% — + + + er 74 15 25 2 10 cosh + 236”sin cos?&b — 5lsin cos3$ + 9sin cs4d — 6sin cos5b — 2sin cos 6 in Berlin. P 2 3 4 5 I > = ad = Sn = oı Endlich habe ich durch eine beiläufige Construction die tägliche Varia- tion (Unterschied zwischen Max. und Min.) gesucht, welche dieser Formel zufolge, den Tagen des Jahres von 10 zu 10 Tagen, entspricht. Hieraus ergeben sich folgende Zahlen: Mai Jun. Jul. Aug. Spt. Oct. Nvb. Deb. Tägliche Variation. m ww @ wm wa ginn -1 8 g’ 42" 4 20 40 0 30 oder in Minuten 37 4,3 6 Enceks: Diese Tafel soll nicht im mindesten den Anspruch auf grofse Genau- igkeit machen. Sie zeigt indessen doch, dafs während des Sommerhalb- jahres vom Frühlings-Aequinoktium bis zum Herbst-Aequinoktium die tägliche Variation in dem angedeuteten Sinne genommen, ziemlich nahe constant zwischen 10,5 und 13,0, im Mittel etwa 11',7 bleibt. Das Maximum der- selben fällt etwa einen Monat später, als das Frühlings-Aequinoktium. Im Winterhalbjahre vom Herbst-Aequinoktium, sinkt die tägliche Variation bis zu 3 herab, und ihr kleinster Werth fällt etwas früher, als das Winter- solstiz. Wenn man bei Aufnahmen mit der Boussole es sich zur Regel macht, ungefähr zu derselben Tagesstunde und so bald als möglich die Winkel mit dem magnetischen Meridian, (oder dem astronomischen), die man auf dem Felde gemessen hat, auf die Zeichnung zu übertragen, so vermeidet man am wahrscheinlichsten den, durch die Anderung der täglichen Variation, ent- stehenden Fehler. Man wird aber wohl selten Winkel von 10’ bei der Boussole verbürgen können, und namentlich während des Sommers die Än- derung von einem Tage zum andern als unbedeutend annehmen können. Für die jährliche Periode ähnlicher Art würde es nöthig sein, zuerst die Änderung zu finden, welche die Deklination von Jahr zu Jahr erleidet. Es ist mir nicht bekannt, dafs irgendwo eine Form angegeben wäre, aus welcher man diese, man möchte sie saeculare Änderung nennen, ableiten könnte. Physiker, die ich darum befragte, deuteten auf eine Änderung des Wärmezustandes des Erdkörpers hin. Wäre dieses der Fall, so würde eine Exponentialfunktion eintreten, und damit die Entwickelung nach einer Reihe, welche nach ganzen Potenzen der Zeit fortschreitet, gerechtfertigt sein. Ich habe deshalb die Zahlen, welche oben für das Maximum in den Jahren 1839 bis 1854 angegeben sind, verglichen mit einer Reihe von der Form Decl. = Decl. 1839 + a (t — 1839) + 5b (t — 1839)? und die Coefficienten a und 5 bestimmt unter der Voraussetzung, dafs Z die Jahreszahl ist, oder eigentlich immer die Mitte jedes Jahres hier anzunehmen ist. Es ergab sich, dafs am besten Alles stimmte mit dem Ausdrucke: (A) Decl. = 16° 47' 36/74 — 6’ 13/51 (£ — 1839,5) — 4,33 (t — 1839,5)° Die Vergleichung gab dann: über die magnetische Deklination in Berlin. 7 Maximum der Deklination. Unterschied. Beobachtung. | Berechnung. 18395 | 164626 | 16737 | +1 WW 1840,5 42 51 419 | —ı3 1841,5 36 29 452 | —ı37 1842,5 27 al 28317 | +06 18435 21 7 2313| +0% 1844,5 13 32 u £T 09 1845,5 76 240 | +03 18165 | 15 59 8 030 | +ı2 1847,5 ss | us® | 0% 18485 46 57 er 1849,5 38 27 38.39. 11.:-0,18 1850,5 30 42 4 | on 1851,5 22 37 231 | -o6 1852,5 I 7 14239 | —o3 1853,5 6 39 cs | -om 18545 | 14 56 52 Re Art Setzt man die Reihe weiter fort, so wird das jährliche Maximum der Deklination werden o ’ 1855,5 14 49 32 1856,5 40 56 1857,5 32 1 1858,5 23 7 1859,5 14 1 1860,5 5 4 18615 13 55 44 1862,5 46 15 1863,5 36 38 1864,5 26 53 1865,5 16 58 1866,5 6 55 18675 12 56 44 Eine kleine Prüfung , ob dieser Art des Fortschreitens einiges Zutrauen zu schenken sei, gewähren die im Jahre 1855 und 1856 fortgesetzten Be- obachtungen auf der hiesigen Sternwarte. Ich habe deshalb die Herrn Dok- toren Bruhns und Förster ersucht, in ähnlicher Weise wie bei den früheren Jahren, auch für 1855 und 1856 aus den vollständig beendigten Beobach- tungen die Jahresmittel zu bilden. Sie finden: Max. Min. Diff. 18555 14° 49 11" 14° a1 47” 7' 24° 135565 14 41 4 14 33 46 7.18 s EncKE: und da bei der obigen Formel das Maximum allein berücksichtigt ist, so giebt die Rechnung: 1855,5 14°49' 32” 14°40° 40° 1556,5 14 40 56 14 32 4 oder die Unterschiede Rechnung — Beobachtung werden bei dem Jahres- mittel IS5bs ler 210.8. — 67° 185565 — 8... — 102" welches noch sehr gut stimmt. Man wird deshalb wohl einige Jahre hin- durch die ebengegebene Tabelle der künftigen Deklinationen als richtig ansehen können. Eine noch sicherere Prüfung würden die früheren Jahre gestatten, wenn gute Beobachtungen vorhanden wären. Ich habe deshalb mich bemüht, aus den früheren Jahren solche Data zu erhalten, welche man allenfalls als hinlänglich sicher ansehen könnte. Es sind die folgenden: In dem Jahrbuche für 1839, was mehrere Jahre früher herauskam , hatte ich an einem andern Instrumente, aber mit ziemlicher Genauigkeit, die Deklination für den Anfang von 1836 an demselben Orte, wo die jetzige Deklination bestimmt wird, erhalten 1836,0 Decl. 17° 4 50" für das Maximum. Ferner war eben daselbst, pag. 303. angeführt worden, dafs Herr Prof. Erman zwar nicht in Berlin, aber doch in der Nähe bei Potsdam gefunden hatte 18258 Decl. 17°41° 30” 1828,3 a 0) 1831,5 „1723 50 Es ist mir nicht bekannt, ob diese Zahlen auf das Maximum sich beziehen, oder auf das Tagesmittel. Auch stimmt eine Ermittelung der Deklination, welche Herr Prof. Erman der Sohn, zu derselben Zeit wie ich, im Jahre 1836 gemacht hatte, wie es scheint mit demselben Instru- mente welches 1825, 1328 und 1831 gebraucht ist, nicht mit meiner Beslim- mung überein. Ich habe mir deshalb erlaubt sie so anzusehen, als sei sie ebenfalls zur Zeit des Maximums gemacht, und bin überzeugt, dafs diese Be- stimmungen einiges Zutrauen verdienen. Einige Jahre vor der ersten dieser Beobachtungen habe ich keine über die magnetische Deklination in Berlin. 9 sicheren Angaben gefunden. Unter den astronomischen Beobachtungen des Jahres 1805 auf der hiesigen Sternwarte, die im Jahrbuche von 1809 mit- getheilt sind, findet sich aber daselbst pag. 263 von meinem Vorgänger, Herrn Prof. Bode angeführt, dafs er, nachdem er den Filargnomon auf der Sternwarte in Ordnung gebracht, mit der Branderschen Boussole dieses Instituts am 11. Juni 1805 die Deklination der Magnetnadel zu 18°5’ west- lich gefunden habe, am 27. Juni 17°57’ und am 17. Sptbr. 18°%. Die Brandersche Boussole ist ein älteres Instrument, was indessen durch die Länge der Nadel und Ablesung der Winkel durch einen Nonius bis auf 5', zu den besseren gehört, und da Bode besondere Aufmerksamkeit auf diese Bestimmung verwandt zu haben scheint, so halte ich die Angabe die hieraus etwa folgen würde von 1805,5 Decl. = 18° 050 für eine der besseren aus jener Zeit. Die tägliche Variation habe ich hier nicht berücksichtigt. Wendet man nun die Formel (4), wie sie aus den Jahren 1839 — 1554 gefolgert ist, auf diese früheren Zeiten an so erhält man: Beob. Berechn. Unterschied. I o ’ o ’ ’ 1805,5 18 0,0 18 55,9 —+- 55,9 1825,8 17 41,5 17 59,4 —+ 17,9 1528,3 17 37,0 17 48,3 —+ 11,3 1531,5 17 23,8 17 32,8 + 90 1836,0 17 4,8 17 85 + 3,7 Diese Vergleichung deutet entschieden an, dafs für die früheren Jahre die Formel (4) nicht passt. Die Formel würde das Maximum der westlichen Deklination, was in dem zweiten oder dritten Decennium dieses Jahr- hunderts eingetreten sein mufs, viel zu weit zurück in das vorige Jahr- hundert verlegen. Ich versuchte deshalb, ob nicht eine andere Formel zu finden wäre, welche die Deklination 1839 — 1854 hinreichend genau dar- stellte und doch auch den Beobachtungen von 1805 sich mehr anschlösse. Eine solche wird etwa sein: Decl. 1839,5 = 16° 48’ 18” — 548” (t — 1839,5) — 66(£ — 1839,5)° Math. Kl. 1857. i B 10 EnckeEe: Diese Formel giebt folgende Zusammenstellung: | Beob. Berechn. | Unterschied‘ °o ’ o ’ ’ 1805,5 18 0,0 17 58,3 —17 1825,8 17 41,5 17 47,1 — 56 1828,3 17 37,0 17 39,5 +25 1831,5 17 23,8 17 27,7 +39 1836,0 17,48 17:47 0 1839,5 16 46,4 16 48,3 + 1,9 1840,5 16 42,9 16 42,4 — 05 1841,5 16 36,5 16 36,3 —102 1842,5 16 27,7 16 29,9 +22 1843,5 16 21,1 16 23,3 +22 1844,5 16 13,5 16 16,6 rl 1845,5 16 7,1 16 95 +24 1846,5 15 59,1 16 23 +32 1847,5 15 53,6 15 54,9 u) 1848,5 15 47,0 15 47,2 + 0,2 1849,5 15 38,5 15 39,3 + 0,8 1850,5 15 30,7 15 31,2 +05 1851,5 15 22,6 15 22,9 +03 1852,5 15 15,1 15 14,3 — 0,8 1553,5 15 67 5 55 — |: 1854,5 14 56,9 14 56,6 0,3 Die grössten Fehler fallen auf 1825 und 1831 und bleiben innerhalb 6 und 4 Minuten. Der Gang der Zeichen zeigt allerdings noch eine solche Regelmäfsigkeit, dafs er darauf hindeutet, es müsse die Formel noch ver- vollständigt werden. Ich habe dann versucht, noch etwas weiter zurück- zugehen. In den ersten Bänden der Berliner astronomischen Jahrbücher, welche die Akademie bekanntlich auf Lambert’s Antrieb herausgab, und für welche Bode herberufen ward, finden sich auf S. XII jedesmal Angaben für die magnetische Deklination in Berlin. Lambert hatte bekanntlich weder sehr genaue Instrumente, noch vielleicht den Sinn, durch seine Ex- perimente immer die äufserste Genauigkeit erreichen zu wollen. Aber seine vielfachen Untersuchungen, namentlich in der Photometrie und Pyrometrie, zeigen ihn als einen sehr geschiekten Experimentator und Theoretiker, der mit zum Theil schwachen Mitteln durch die Unbefangenheit mit welcher er experi- mentirte und seinen feinen Takt von der Wahrheit niemals sich sehr ent- fernte. Seine Verdienste sind durch die neuere Darstellungsweise wie ich glaube, zu sehr in den Schatten gestellt. Eine grofse Anzahl von Abhand- lungen in den ersten Bänden des Jahrbuchs, die immer den Gegenstand auf über die magnetische Deklination in Berlin. 11 eine ungewöhnliche Weise beleuchten und dem unbefangenen Leser von dem Scharfsinn des Verfassers die deutlichsten Zeugnisse geben, sind jetzt viel zu sehr in Vergessenheit gerathen. Bei dem Interesse welches er an dem Jahrbuche nahm, bei der Verbindung in welcher er mit dem Mecha- niker Brander in Augsburg stand, wodurch auch das Brandersche Dekli- natorium auf die hiesige Sternwarte kam, bin ich überzeugt, dafs Lambert, so lange er lebte, keine allzu unsicheren Deklinationen der Magnetnadel zu publieiren erlaubt hat und lege auf diese Angaben einen für die damalige Zeit nicht unbedeutenden Werth. Selbst die Form in der sie gegeben sind läfst mich glauben, dafs Lambert ihnen nicht fremd gewesen ist. Er liebt es, die Theile von Graden oder Minuten durch die nächsten echten Brüche anzugeben, und so erscheinen auch diese Deklinationen. Es finden sich nun in diesen ersten Bänden folgende Bestimmungen: Es war die Deklination der Magnetnadel 1773 Nvb. 1 16°48 Juni 10 16 54 1775 Spt. 26 1658 7.85 1777 März 18 16 42 16 45 Aug. 25 16 42 1778 Spt. 29 16 45 1779 Okt. 1 16 165 1780 Okt. 5 16 48 Hiernach glaube ich, wird man nicht viel irren wenn man annimmt, dafs 1777,5 die magnetische Deklination 16° 45° gewesen ist. Ob es gerade das Maximum oder das Mittel aus Maximum und Minimum gewesen ist, kommt dabei weiter nicht in Betracht. Für beide Bestimmungen kann man die Zahl gelten lassen. Ich habe nun die 4 Data als gültig für das Maximum 1777,5 Decl. = 16°45 0 1805,5 =18 00 1839,5 = 16 46 36 1854,5 = 14 56 52 mit der Form A+at+ bt? + ct’ verglichen, uud die vier Constanten daraus bestimmt. Die Berechnung ergab: Max. der Deel. = 16°46' 26° — 5 33/19 (t — 1839,5) — 6,692 (t£ — 1839,5)° (B) — 0,021 (£ — 1339,5)’ B2 12 Encke: 3 Vergleicht man sie mit den einzelnen Angaben, so erhält man folgende Tabelle: Maximum der Deklination. Berechnung. Formel 2, | Beobachtung. Unterschied. | ml irre + 2 1555| ı800o|180o0 0 3 | van | wma | + 5 3 | al 7 5 8 | —ı54 18315 | 172350 | m a5 | + 4a 18364 | ı a0 | m as | —2» 18395 | 16 46 26 | 16 46 26 0 18405 | 16.42 51 | 16 40 46 25 184115 | 163629 | 16 34 53 1 36 18425 | ı6 27 aı | 16 28 46 15 1835 | ıs21 7 | 622 3 118 18445 | 161332 | 16 15 50 218 1855 | 6 76 lı6 9 ı 1 55 1846,5 15 59 6 16 159 1847,5 15 53 38 15 54 42 1848,5 15 46 57 15 47 10 1849,5 15 38 27 15 39 24 1850,5 15 30 42 15 31 23 1851,5 15 22 37 15 23 8 BESIIESESEEE 1852,5 1515 7 15 14 38 29 1853,5 15 639 15 5 52 47 1854,5 14 56 52 14 56 52 | 0 Nachher habe ich angenommen, dafs die früheren Angaben von 1777,5 für den Mittelwerth aus Maximum und Minimum gelten. Für 1805,5, 1825,8, 1828,3 und 1831,4 habe ich, da sie wahrscheinlich um oder gegen die Mit- tagszeit angestellt sind, die Hälfte der für den angegebenen Tag der Beobach- tung gültigen täglichen Variation, nach der obigen Tabelle mit — 4 19”, 354”, 613” und 550” abgezogen. Für 1836,4 ist die Beobachtung des Minimums im Jahrbuche für 1839 angegeben. Ich habe deshalb das Mittel der im Jahre 1836 beobachteten Werthe angesetzt. Die Werthe aus denen die Constanten hergeleitet sind, waren: Mittel aus Maximum und Minimum. 1777,5 16°45 0" 1805,4 17 55 41 18395 16 41 0 1854,5 14 53 15 über die magnetische Deklination in Berlin. #3 Diese vier Angaben werden dargestellt durch: 16°41 0” — 5 29/22 (t — 1839,5) — 6,486. (6 — 1836,5)? (C) — 0,020 (t — 1839,5)? und geben dann folgende Vergleichung :: Mittlere Deklination: Unterschied Beobachtung. | Berechnung. | Back Rech o ’ o ’ 1777,35 16 45 0 16 45 5 + 5 1805,5 17 55 4l 17 55 Al 0 1825,8 17 37 36 17 36 34 —1 2 1828,3 17 30 49 17 29 22 — 127 1831,5 1718 0 14.182 9 +0 9 1836,4 16 56 36 16 56 39 +03 1839,5 16 41 0 16 41 0 00 1840,5 16 37 55 16 35 24 — 231 1841,5 16 32 27 16 29 35 — 252 1842,5 16 23 55 16 23 33 — 0 22 1843,5 16 17 24 16 17 18 —06 1844,5 16 10 11 16 10 49 + 038 1845,5 16 3 6 16 4 7 +11] 1846,5 15 54 56 13 57 11 +215 1847,5 15 48 52 1350 1 +19 1848,5 15 41 24 13 42 37 +11 1849,5 15 32 57 13 34 59 +2 2 1850,5 15 25 28 13 27 7 + 139 18515 | 5 ıs ıı | 1819 ı | .+050 1852,5 ‚|, 15 10.48 | 18.10.40. .| „— 0 8 185355 | 15 217 | 18 2 5 -o0n 18545 | 1453 15 | 1453 15 00 Endlich habe ich auch noch den Versuch gemacht zu untersuchen, ob in der Periode eines Jahres ein bestimmter Gang stattfinden möchte, der aufser der bisherigen in den Formeln (4), (B), (C) abgeleiteten, man möchte sie säculare Änderung der Jahresmittel nennen, stattfinde. Zu dem Ende habe ich vermittelst der Formel (A), welche sich den beobachteten Jahresmitteln von 1839—1854 am besten anschliefst, die einzelnen Monats- mittel, welche für die Mitte eines jeden Monats gelten, auf ein festes Zeit- moment, nämlich auf 1839,5 oder 1839 Juli 0 redueirt. Wenn diese Zahlen wie sie aus den 16 Jahren für die einzelnen Monate folgen erstlich unter sich bei jedem Monate übereinstimmen, oder wenigstens hinlänglich sich nähern, so dafs im Mittel aus den Zahlen, die für denselben Monat in den 14 EnckE: 16 Jahren gelten, als der Wahrheit nahe kommend betrachtet werden kann, und wenn sie nachher zweitens bei der Vergleichung der verschiedenen Monate unter sich einen Gang zeigen, den durch eine periodische Reihe darzustellen der Mühe werth scheinen möchte, so würde diese periodische Reihe dem jedesmal durch die Formel (4) gegebenen, und für den besimmten Theil des Jahres für den man den Werth haben will abgeleiteten Betrage der De- klination hinzuzufügen sein. Ich lasse hier die sämmtlichen auf 1839,5 ver- mittelst der Formel (A) reducirten Werthe aus den einzelnen Monatsmitteln, die letzteren als gültig für die Mitte des Monats, folgen, damit man beur- theilen könne, wie sie übereinstimmen : Monatsmittel des Maximums der Deklination reducirt auf 1839,55. Januar | Februar | März April | Mai Juni 1339 | ı647 12 | 1646 25 | 1646 11 | 164649 | 16.46 39 | 16 45 48 1840 46 28 47 47 49 51 51 39 49 29 49 18 1841 48 45 49 55 52 5 52 46 49 5 49 45 1842 44 43 46 17 47 35 49 17 48 33 47 55 1843 44 44 45 19 46 58 48 14 47 36 49 31 1844 44 20 44 10 46 15 48 15 47 12 47 2 1845 43 50 45 49 er 50 10 48 47 48 1 Is | er. BEER 48 28 48 27 47 18 1847 43 16 45 17 47 50 48 56 49 19 48 52 1848 46 38 47 56 50 14 50 6 49 46 1 1849 47 0 48 27 49 33 si ıı 49 5 49 13 1850 45 25 46 48 48 7 49 25 48 25 49 29 1851 45 29 46 8 48 0 49 45 49 19 49 16 1852 46 17 45 28 48 41 50 13 49 37 48 49 1853 45 48 46 37 4 7 49 al 49 36 50 45 1854 43 50 44 53 46 43 46 54 48 55 48 14 {} Juli August September Oktober November December [e} ’ ” o ’ ” o ’ ” o ’ ” ° ’ ” o° ’ ” 1839 | 16451 | 1697 22 | 164712 | 16565 | 1647 5 | 1645 48 1840 50 39 02 50 26 49 6 47 31 47 31 1841 49 36 50 47 49 44 47 29 46 21 44 27 1842 476 48 21 47 48 479 45 19 44 12 1843 49 35 49 8 48 53 46 56 44 29 44 39 1844 47 3 47 23 cc a Me 45 21 44 17 1845 47 38 49 22 48 2 46 41 4 50h a 1846 46 58 47 53 47 27 45 30 43 4l 42 32 1847 49 30 50.3 49 38 49 5 47 52 47 7 1848 50 13 51 19 5026 | 48 17 45 46 5 6 über die magnetische Deklination in Berlin. 15 Oktober November | December | Juli August | September 1849 | 16. 48 21” | 1648 1 | 1647 26° | 16.46 50° | 16.45 10 | 16 44 45 1850 48 52 49 23 49 43 49 14 45 44 44 26 1851 19 8 49 33 48 49 47 35 45 26 43 48 1852 48 32 51 0 50 13 48 17 46 14 45.18 1853 5ııl 48 38 48 11 47 20 44 37 43 36 1854 47 58 48 51 47 4l 45 35 44 29 43 34 Wenn man die einzelnen Jahre durchgeht, so wird man fast überall, mit einer einzigen Ausnahme vom Januar bis April eine entschiedene Zu- nahme bemerken. Vom April bis gegen den September hält sich der Werth constant, von da an bis zum Ende des Jahres nimmt er wieder ab. In diesem Gange spricht sich offenbar eine grofse Analogie mit dem Gange der täg- lichen Variation aus; die Mittel aus den verschiedenen Monaten geben für o ’ ” Jan. 15 16 45 35 Febr. 15 46 29 März 15 48 21 April 15 49 30 Mai 15 48 44 Juni 15 48 42 Juli 15 48 22 Aug. 15 49 12 Sept. 15 48 42 Okt. 15 47 23 Nvb. 15 45 38 Deb. 15 44 43 und wenn man sie in eine periodische Funktion entwickelt, wobei 30° auf den Monat gerechnet wird, und der Winkel X von April 15 an gezählt, so erhält man: 16°47 37° +51” cosw + 103’sin w +41 cos?2?W — 43sin2W + 85cos3V + 7sin3uW +6 cos4b — 4sindW + 4 cos5V — 13sin5W + 3 cos6W Diese Funktion hat in Zeichen und Verhältnifs der Coeffhicienten unter- einander eine so grofse Analogie mit der periodischen Funktion, welche die tägliche Variation ausdrückt, dafs sie mit ihr verwandt sein mufs. Aber wenn man noch berücksichtigt, dafs nach dem Begriffe eines solchen arith- metischen Mittels als des Flächeninhalts einer Curve, bei welchem die ver- 16 Encks: änderlichen Werthe die Ordinaten und die Periode der Werth ist, welcher zwischen dem Anfange und Ende der Abeisten stattfindet, so wird sich dieser Zusammenhang darin auflösen, dafs das wirkliche Mittel der Deklination, d.h. das Mittel aus Maximum und Minimum den hiesigen Beobachtungen zufolge keine jährliche Periode zeigt. Zieht man nämlich die Hälfte der oben gegebenen täglichen Variation jedes Monats von den hier gegebenen Werthen, welche als das aus den Beo- bachtungen abgeleitete Maximum angesehen werden können, ab, so ergiebt sich folgende Tabelle: Reducirtes |halbe tägliche arten Maximum. Variation. 7 “u: De u. Minimum. o ’ [7 ’ ” o ’ 7} Jan. 15 16 45 35 — 216 16 43 19 Febr. 15 46 29 —35 43 24 März 15 48 21 — 440 43 4l April 15 49 30 — 6 27 43 3 Mai 15 48 44 — 5 57 42 47 Juni 15 48 42 — 614 42 28 Juli 15 48 22 —544 42 38 Aug. 15 49 12 —53 43 23 Sptb. 15 48 42 — 454 43 48 Okt. 15 47 23 a 43 19 Nvb. 15 45 28 12430 43 18 Deb. 15 44 43 — 1.48 43 1 Mittel 16°43 11" Diese Werthe sind so nahe bei allen Monaten übereinstimmend, dals, wie es auch theoretisch genommen schärfer ist, das Mittel der Deklination aus Maximum und Minimum den Vorzug verdient bei der Beurtheilung des Ganges im Laufe der Zeiten vor der Betrachtung des Maximums allein, auch aus dem Grunde weil dieses wahre Mittel während der Periode des Jahres wenigstens keinen für jetzt merklichen Einflufs dieser Periode zeigt. So wenig ich diesen Tabellen und Formeln eine allzugrofse Genauig- keit zuzuschreiben geneigt bin, so möchte ich doch glauben, dafs sie von dem Gange der Änderung der Deklination in Berlin die Vorstellung geben, welche nach den vorhandenen Daten die beste ist die gegeben werden kann, und die auch in sich und mit andern Beobachtungen an andern Orten in keinem Widerspruche stehen. Die gröfste westliche Deklination fällt nach diesen Annahmen auf 1810 oder 41811, was auch an andern Orten bemerkt - über die magnetische Deklination in Berlin. 17 worden ist. Sollte es einmal der Fall sein, dafs die westliche Deklination in diesen verflossenen 80 Jahren verlangt würde, so würde ich kein Bedenken tragen, die hier gegebenen Formeln zu benutzen. Das Zutrauen, natürlich innerhalb der gehörigen Grenzen, ist selbst stark genug, um mich den Versuch wagen zu lassen, für eine nicht zu grofse Anzahl von Jahren die künftige magnetische Deklination damit zu berechnen. Wenn der Gang der Änderung der Deklination irgend ein gesetzmäfsiger ist, so kann man wenigstens hoffen, dafs eine durch Interpolation, wenn man es so nennen will, aus einem Zeitraume von 80 Jahren hergeleitete Form auch noch für eine beträchtlich kürzere Zeit von der Wahrheit nicht allzu- stark abweichen wird. Ich gebe deshalb in der folgenden Tabelle die Data an, wie sie nach den früheren Formeln in den nächsten Jahren sich zeigen sollten. Die Überschriften A,B, C bedeuten, bei A das Jahresmittel des Maximum’s der Deklination, wie es nach den letzten 16 Jahren von 1839 — 1554 in den Jahren bis 1867 beobachtet werden sollte; unter B ist das zu erwartende Maximum zu verstehen, wie es aus dem Gange in den letzten $0 Jahren geschlossen ist; unter C das Mittel aus Maximum und Minimum, wie es aus denselben 80 Jahren abgeleitet worden. Maximum der Deklination. Mittlere er Dekhnahon. 18555 | 14.495 | 14476 | 14 442 18565 | 14.409 | 14 38,1 | 14 348 18575 | 12322 | 12283 | 14353 18585 | 14233 | 12183 | 14 154 18595 | 12 182 | 14 80 | 14 54 18605 | 14 51 | 13574 | 13 550 18615 | 13 55,7 | 13466 | 13 444 18625 | 13463 | 13355 | ı3 336 18635 | 13 36,6 | 13241 | 13 224 18645 | 13269 | 13 1285 | ı3 ını 18655 | 13 170 | 13 05 | 12 594 18665 | ı3 69 | 12 4184 | 12 475 18075 Il as07 In s59 | 12 353 Eine kleine Probe gewähren die Beobachtungen von 1855 und 1856. Für die verschiedenen Rubriken ward gefunden: Maximum z ae | Mi. Dekl. 1855,5 | 14°49:2 | 14°45/5 1856,5 14 4L,1 14 37,4 Math. Kl. 1857. G 15 EnckKE: so dafs für diese beiden Jahre die Fehler sind: A B C 1555 +06 —20 — 14 18565 +03 —38 — 28 Stärkere Fehler, wenn sie sich zeigen sollten , die hier bemerkten sind noch erträglich, würden erst zu vermeiden sein, wenn die Theorie die Form des analytischen Ausdrucks zur Darstellung der Beobachtung angeben könnte. Für die Gröfse der täglichen Variation gilt die früher gegebene Tabelle. Das Vorhergehende war am 5ten Februar gelesen. Bald darauf ward ich aufmerksam gemacht auf die Hypothese, welche Herr Dir. Lamont im S4sten Bande von Poggendorff’s Annalen aufgestellt hat, dafs die tägliche Variation eine Periode von etwa 10 bis 11 Jahren zeige, so dafs sie nach Verlauf dieser Zeit wieder nahe dieselbe Gröfse habe, eine Hypothese, welche der General Sabine und Prof. Wolff in Zürich in Verbindung mit einer Periode gesetzt haben, welche in ähnlicher Weise und von gleicher Zeit- dauer aus den Zählungen der sichtbaren Sonnenflecken nach Herrn Hofrath Schwabe gefolgert ist. Ohne auf die Wirklichkeit dieser Perioden ein- gehen zu wollen, füge ich hier noch die Zahlen der monatlichen Mittel bei der täglichen Variation hinzu, welche in den 18 Jahren 1839 — 1856 hier in Berlin beobachtet sind. Für die Jahre 1839 — 1854 sind es dieselben Zahlen, welche schon oben benutzt sind. Nur einige kleine Unterschiede sind daraus hervorgegangen; einmal, dafs bei dem Mittel für März statt 919" hätte gesetzt werden müssen 9° 59". Ein Rechnungstehler hatte bei der frü- heren Zusammenzählung stattgefunden, der aber für die periodische Funk- tion einen so unerheblichen Einflufs hat, dafs ich nicht für nöthig hielt, ihn oben zu verbessern. An sich nämlich sind diese Zahlen sowohl hier, als bei Herrn Lamont nur Annäherungen an die Wahrheit, da das wirkliche Maximum und Minimum an jedem Tage nieht beobachtet ist, sondern nur der Stand der Magnetnadel zur ungefähren Zeit des Maximum’s und Mini- mum’s angegeben. Aufserdem sind bei vier Monaten: Januar , Februar, März 1846 und December 1845, in welchen die Beobachtungen fehlten , hier etwas verschiedene Zahlen eingeschaltet worden wie oben. Hier habe ich das Mittel der beobachteten Variation desselben Monats aus dem vorher- gehenden und folgenden Jahre angesetzt, und diese Einschaltungen durch Einklammerung der Zahlen bezeichnet. Die andern Unterschiede rühren von der Hinzufügung der Jahre 1855 und 1856 her. über die magnetische Deklination in Berlin. Monatliche Mittel dertäglichen Variation der Deklination der Magnetnadel in Berlin, beobachtet in den Jahren 1839 — 1856. | Januar | Februar | März, | April | Mai Juni 1839 | 559° ES a ra a I | 13 15 | 13753" 1840 4 59 746 11 55 15 18 | 12 34 12 4l 1841 4 43 731 8 45 13 28. | 1056 12 13 1842 342 4 55 s5 209308 || 10 7 10 39 1843 3 47 415 7 37 10 20 | ı0 36 10 32 1844 2 46 313 6 57 s5 9% 10 33 1845 124 4 49 855 13 18 | 11 50 11 54 1800 | 2 0 |$5 3 5955| 24 | 237 NT 1847 2 56 54 9 56 12 5 11-1 12 26 1848 :| 6 1 823 12 10 13 18 12 50 14 55 1849 su 10 30 14 36 17 17 13 23 14 55 1850 ‘u 8 33 12 46 15 52 13 42 15 ı 1851 59 64 9 22 13 29 | 12.23 12 1852 515 4 10 9 58 12 52 11 42 11 43 1853 4 25 68 10 12 12 16 11 28 13 45 1854 302 4 29 24 9 48 11 8 10 44 1855 4 2 4 20 855 |: 1038 9 47 9 44 1856 347 4 19 734 | 10 36 851 10 5 Mittel der 18 Jahre | 420 | 556 | 9455| 12 385| 11 36,5] 12 10 Juli | August | September Oktober | November | December d Mittel £ es Jahres 1839 3330| 1005| 6% 337 10 47.4 1840 10 53 8 30 4 35 4 26 9 51,7 1841 8 22 5 28 333 2 38 8 43 1842 748 710 333 2 46 7 31,8 1843 8 40 6 57 Salz 39 7 25,2 1844 735 4 53 327 34 6 40,7 1845 8 27 659 | 339 | $3 0 s 01 1846 9 16 724 5 46 255 8 23,7 1847 12 1 11 23 zes 5 32 9 32,6 1848 13 10 9 40 68 4 46 11 53 1849 9 53 912 5 23 451 11 04 1850 11 56 8 57 4.89: Is 1 10 29,7 1851 96 8 54 4 49 21 8 53,0 1852 8 37 | 9 33 4 32 313 8 37,7 1853 933 93 414 2 28 8 444 1854 752 5 52 4 7 215 7144 1855 8-8 70 4 27 234 7 24,2 1856 Su37 <2| 338 2 32 718,1 Mittel der | 18 Jahre | 20 Encke: Um etwas deutlicher den Gang in diesen Zahlen zu übersehen, habe ich aus jedem Jahre die periodische Funktion hergeleitet, welche aus den zwölf monatlichen Mitteln jedes Jahres folgt. Die Zusammenstellung der Coefhi- cienten, wenn man die Winkel (sie mögen $ und die Vielfachen davon heifsen, wobei auf jeden Monat 30° gerechnet werden) von dem 15. Januar an rechnet, ist die folgende: Coefficienten von | cosd db | cos 1 od | 00524 00:30 | cos 4 db | 0550| +i+4++t++ 44 +++ HH | + 20,3 sin 5 & — 11,3 1839 | + 10 1840 | + 9 18411 | + 8 1822 | + 7 1843| + 7 1844 | + 6 18455 | + 8 1846 | + 8 1 1847 | + 9 ı 18488 | + 11 N) 1849 | +11 1 18550 | +10 1 18551 | + 8 1 1852 | + 1 1853 | + 1 1854 | + f) 1855 | + 1 1856 | + 1 Mittel aus 18} Jalkan 8436 | —3474 | — 160 | sinlo& | sin? & 1839 | zı 274 | +1 36,1 1840 +2 445 +1 14,8 1841 +3 281 -+ 04902 1842 + 153,4 +0 19,1 1843 | +1 35,0 + 0 27,9 1844 + 1 46,0 —m.0:3 1845 +2 30,7 + 0 26,0 1846 I 42 48H r-onnS 1847 +0 165 + 0 34,8 1848 + 1 39,3 +1 31,4 1849 | +3 58,0 +1 65 + 49 18,8 + 532 — 16,8 — 135 + 75 + 08 + 36 — 151 + 06 +17 über die magnetische Deklination in Berlin. 41 | sin1lo& sin2 & | sin 3 db sin4 db | sin5 & 1850 | +3 16,8 + 63 | 289 | +170 1851 ISHBRE | EE-DISRBT | EA 02129 Me 1852 l0n35 +0 235,8 — 20,5 | — 14,9 eye, 1853 +2 99 +0 47,6 —+ 26,7 — 225 — 67 1854 —+ 1 45,8 +0 14,0 — 14,0 + 19,5 | — 18 1855 | +1396 | +0371 157 — U | —.88 156 | EI 64 | Eos 138 SE Mittel aus | 48 Jahren. +2 41 —+ 0 43,2 | — 10,6 — 11,4 | + 11 Das Mittel aus den Coefficienten stimmt genau mit der aus den Monats- mitteln der 18 Jahre entwickelten periodischen Funktion. Rechnet man den Winkel # von April 15 an, so wird daraus die Form: 8436 +? 4lcosd +3474 sin d +1 61cos2d — 432 sin 2 & + 1,6cos3d — 08sn36 + 217cos4d — I114sin4d + 11cos5d6 — 23 sin5d + 112cos66 welche mit der oben aus den 16 Jahren 1839 — 1854 entwickelten Form bis auf unwesentliche Gröfsen übereinkommt. — Bd ED — Berhuer. oh ' akt 9 a EN aa Be rt a ride L ” Ban. Am ee ei, Kun Über Fluth an Ebbe ın der Östsee. Von H" HAGEN. nanmnnnnnanns wen [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 2. Juli 1857.] D. Erscheinung der Fluth und Ebbe ist, wenn auch nur in geringem Maafse, dennoch bereits seit langer Zeit im westlichen Theile der Ostsee wahrgenommen worden. In einer Anmerkung zu Bessel’s Vorlesung über Fluth und Ebbe sagt Schumacher, dafs an einigen Stellen der dänischen Inseln Spu- ren von Fluth und Ebbe bemerkt werden. In Kiel tritt bei ruhiger Witte- rung ein Fluthwechsel von einigen Zollen regelmäfsig ein. Eben so war es den Lotsen in Travemünde bekannt, dafs bei stiller See der Strom in 24 Stunden viermal umsetzt, indem er zweimal ein- und zweimal ausläuft. Aufser diesen allgemeinen Andeutungen einer schwachen Fluth in der Ostsee lagen genauere Beobachtungen, die sowol die Gröfse des Fluthwech- sels, als die Zeit des Hochwassers bestimmt angegeben hätten, nicht vor, bis das Grofsherzoglich Mecklenburgische Statistische Bureau in Schwerin im vorigen Jahre aus den in Wismar angestellten Beobachtungen die dorti- gen Fluthverhältnisse näher nachwies('). Diese Beobachtungen umfassen den Zeitraum von 7% Jahren, nämlich von der Mitte des Jahres 1848 bis Ende 1855. Sie sind sämmtlich um 12 Uhr Mittags angestellt. Um aus denselben die Gröfse und Zeit der Fluth zu berechnen, sind sie nach den Stundenwinkeln des Mondes gruppirt, und die Beziehung, in der sie zu den letztern stehn, ist gesucht worden. Es ergab sich hieraus die durchschnittliche Höhe des Fluthwechsels gleich 3,43 Rheinländische (') Über die Wahrnehmbarkeit von Ebbe und Fluth in der Ostsee. Archiv für Landes- kunde. Schwerin 1856. 24 HAGEN Zoll, und die Hafenzeit oder die Zeit des Hochwassers bei Voll- und Neu- monden 5 Uhr 33 Minuten. Die geringe Gröfse dieses Wechsels im Wasserstande ist ohne Zweifel Veranlassung gewesen, dafs man ihn früher übersehn, und seine Beziehung zu der grolsartigen Erscheinung nicht beachtet hat, die an den Küsten der Nordsee und des Atlantischen Oceans so wesentlichen Einflufs auf den Schift- fahrts-Betrieb ausübt. Gleichwohl dürfte selbst diese geringe Fluth in man- chen Fällen zum Vortheil der Schiffahrt benutzt werden können, und noch mehr ist dieses von den Strömungen zu erwarten, die sie veranlafst und deren Einflufs auf die Segel-Schiffahrt gerade bei schwachen Winden, also wenn die Fluth sich am vollständigsten darstellt, besonders hervortritt. Es leidet indessen keinen Zweifel, dafs die sehr geringe Differenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser nur durch viele und genaue Beobachtun- gen ermittelt werden kann, und dafs solche wieder nur bei stillem Wasser den erforderlichen Grad von Genauigkeit haben können. Auf unsern Beob- achtungs - Stationen an der See, wo die Scalen oder Pegel grofsentheils in den offenen Häfen angebracht sind, läfst sich wegen des Wellenschlages der Wasserstand gewöhnlich nur bis auf einen Zoll sicher ablesen. Der wahr- scheinliche Beobachtungs-Fehler ist also im Allgemeinen, vergleichungsweise zu dem Fluthwechsel, der daraus hergeleitet werden soll, sehr grofs. Die- ser Umstand gab Veranlassung, dafs schon im vergangenen Jahre bei Gele- genheit der Einrichtung einer neuen Station die Bestimmung getroffen wurde, dafs so oft die See ruhig wäre, der Wasserstand von Stunde zu Stunde mög- lichst scharf abgelesen werden sollte. Seitens des Königl. Handels - Ministe- riums sind aber im Anfange dieses Jahres für alle Pegel-Stationen der Ostsee Messungen zur Ermittelung der Fluth angeordnet. So oft nämlich die See so ruhig ist, dafs man den Wasserstand bis auf einen Viertel Zoll sicher ab- lesen kann, sollen die Beobachtungen von Stunde zu Stunde wiederholt werden. Diese Messungen unterbleiben dagegen, sobald die See stärker be- wegt ist, weil theils der Wellenschlag die genaue Ablesung des Wasserstan- des verhindert, und theils der Wind vor der Küste das Wasser aufstaut, oder es forttreibt. Schon ein schwacher Wind erhebt den Spiegel der See um einen Fufs über den mittleren Stand, und bei starken Stürmen kommen Erhebungen von 4 Fufs und darüber oder Senkungen bis 3 Fufs vor. Offen- über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 25 bar verschwindet der geringe Fluthenwechsel vollständig gegen so grofse und ganz ungeregelte Schwankungen. Wiewohl nach Vorstehendem zu hoffen ist, dafs in wenigen Jahren über die Fluthverhältnisse der Preufsischen Ostsee - Küste bestimmtere Re- sultate zu erreichen sein werden, so schien es mir doch angemessen, die zahlreichen Wasserstands- Beobachtungen, die seit einer langen Reihe von Jahren bei uns angestellt sind, zu vergleichen, und zu versuchen, ob sich daraus schon das Vorhandensein einer mäfsigen Fluth und ein regelmäfsiges Fortschreiten der Fluthwelle erkennen läfst. Der Erfolg war in gewisser Beziehung viel gröfser, als ich erwartet hatte, denn jeder Jahrgang von jeder Beobachtungs - Station ergab mit über- wiegender Wahrscheinlichkeit eine sehr merkliche Beziehung zwischen dem Wasserstande und dem Stundenwinkel des Mondes. Nur solche Beobach- tungen machten hiervon eine Ausnahme, die schon beim ersten Anblicke sich als ungenau, oder als fingirt zu erkennen gaben: in denen z. B. wäh- rend ganzer Wochen und selbst Monate hindurch täglich derselbe Wasser- stand eingeschrieben, oder dieser nur ganz roh in vollen oder Viertel-Fufsen angegeben war. Eben so erregen die Tabellen grofsen Verdacht, wenn die Spalte, welche die Zolle enthält, nur gewisse Zahlen angiebt, während an- dere, die doch eben so wahrscheinlich sind, in ganzen Jahrgängen gar nicht vorkommen. Die gefundenen Resultate stellten sich dagegen grofsentheils in sofern höchst ungünstig dar, als die Hafenzeiten nicht nur für die verschiedenen Beobachtungs-Orte meist ganz unvereinbar waren, sondern sie auch gewöhn- lich für denselben Ort in verschiedenen Jahren wesentlich von einander ab- wichen. Gemeinhin traf es sich aber dafs sie für dieselbe Station einige Jahre hindurch befriedigend übereinstimmten, und alsdann plötzlich um einige Stunden sich veränderten. Der Grund dieser Abweichungen ist ohne Zweifel allein darin zu su- chen, dafs die vorgeschriebene Beobachtungs -Zeit nicht gehörig berück- sichtigt wird. Sobald der Wasserstand, der als am Mittage gemessen notirt wird, wirklich einige Stunden früher abgelesen ist, so ändert sich die Hafen- zeit um eben so viel Stunden. Die geringen Änderungen des Wasserstandes von 1 oder 2 Zoll haben in den meisten Fällen keinen Einflufs auf die Schiffahrt, und der Lotse be- Math. Kl. 1857. D 26 Hıcen achtet sie daher nicht. Der in beliebiger Zeit, und wohl vorzugsweise des Morgens, abgelesene Wasserstand gilt daher für den ganzen Tag und wird in die Tabelle eingeschrieben, welche den Wasserstand am Mittage enthalten soll. Gerade in den gröfseren Seehäfen scheint die Beobachtungszeit am wenigsten berücksichtigt zu sein. Es mufs aber noch darauf aufmerksam ge- macht werden, dafs durch solche willkürliche Änderung der Zeit auch der Höhenunterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser, oder der Fluthwech- sel, verändert und zwar jedesmal vermindert wird. Für unsere östlichen Häfen ergeben die einzelnen Jahrgänge einen mittleren Fluthwechsel von 1 bis 11 Zoll, sobald aber die Mittelzahlen aller Jahrgänge zusammengestellt werden, vermindert sich derselbe auf wenige Linien. In früherer Zeit war keine bestimmte Stunde für die Beobachtungen vorgeschrieben. Erst im Jahre 1845 geschah dieses. Damals wurde ange- ordnet, dafs der Wasserstand täglich um 12 Uhr Mittags abgelesen werden solle. Die älteren Beobachtungen sind demnach für den vorliegenden Zweck ganz unbrauchbar, und ich konnte nur die 11 Jahrgänge von 1846 bis 1856 der Rechnung zum Grunde legen. Doch auch diese Jahrgänge waren nicht vollständig zu benutzen, denn zunächst mufsten alle Beobachtungen als unsicher ausgeschlossen werden, welche angestellt sind, während das Eis den Pegel umgiebt und eine genaue Ablesung des Wasserstandes verhindert. Sodann mufsten auch die hohen Wasserstände unberücksichtigt bleiben, weil bei diesen die gesuchten ge- ringen periodischen Schwankungen nicht mehr zu bemerken sind. Der Ver- such, diejenigen Messungen auszuschliefsen, bei welchen in den Tabellen stürmische Witterung vermerkt ist, führte zu keinem Resultate, weil die Stärke des Windes nicht gemessen, sondern nur geschätzt wird, und häufig sehr nahe liegende Stationen in dieser Beziehung die auffallendsten Differenzen zeigen. In manchen Tabellen ist die Stärke des Windes auch gar nicht angegeben. Indem bei niedrigem Wasserstande die See im Allgemeinen am ruhig- sten ist, und sonach der Fluthwechsel sich alsdann am deutlichsten heraus- stellt; so wählte ich für jeden Beobachtungsort eine gewisse Grenze des Wasserstandes, die etwa 6 Zoll über dem mittleren liegt. Alle Messungen, welche diese überschreiten, wurden ausgeschlossen. Ich durfte mich jedoch nicht darauf beschränken, die Wasserstände einzelner Tage unberücksichtigt über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 27 zu lassen, weil dadurch augenscheinlich eine grofse Ungleichmäfsigkeit ein- geführt worden wäre, vielmehr liefs ich in solchem Falle die ganze Fluth- periode fort. Endlich stellte sich noch als nothwendig heraus, auch diejenigen Be- obachtungen in die Rechnung nicht einzuführen, welche für die ganze Fluth- periode ein constantes starkes Steigen oder Fallen des Wassers ergaben. Man könnte freilich vermuthen, dafs der Einflufs desselben im Endresultate verschwindet, insofern bei der grofsen Anzahl der Beobachtungen eine Aus- gleichung wahrscheinlich ist. Letzteres bestätigt sich jedoch nicht, weil beinahe jedesmal das Wasser bei starkem Winde viel schneller steigt, als es später fällt. Hiernach rechtfertigt es sich, dafs nur diejenigen Perioden in Rechnung gestellt wurden in welchen die erste Beobachtung von der letzten nur um eine geringe Quantität abweicht. Ich nahm die noch zulässige Dif- ferenz zu 3 Zoll an. Nach diesen Reductionen blieb nur etwa der dritte Theil der Beob- achtungen übrig, und in diesem fanden sich allein die langen Reihen ziem- lich gleicher Wasserstände, in welchen die geringen Fluthen am deutlichsten zu erkennen sind. Zunächst bezeichnete ich in den vorliegenden Wasserstands - Tabellen die Tage des Voll- und Neumondes, so wie die des ersten und letzten Vier- tels. Die Berücksichtigung der Stunde des Eintritts der Mondphase schien bei der Unsicherheit der Messungen entbehrlich. Jedes Intervall von einer Phase bis zur nächsten wurde alsdann in sieben gleiche Theile getheilt und für jede Theilung der entsprechende Wasserstand gesucht. Wenn dieses Intervall, wie oft geschieht, sieben Tage umfalst, so konnten die Wasser- stände der vorliegenden Tabelle unmittelbar für die Zusammenstellung be- nutzt werden. Wenn dagegen die Periode länger oder kürzer war, so mufs- ten gewisse Zwischenwerthe gesucht werden. Mit Rücksicht auf die grofse Unsicherheit der einzelnen Messungen erschien es wieder überflüssig, diese Rechnung durch möglichste Schärfe zu erschweren; dagegen mufsten jedenfalls ganz bestimmte Regeln eingeführt und überall befolgt werden, um jede Willkür in der Darstellung der ein- zelnen Werthe zu vermeiden. Wenn die Periode $ Tage enthielt, so nahm ich aus den Wasserständen des dritten und vierten, so wie des vierten und fünften Tages das Mittel; bei einem Intervall von 6 Tagen wurde dagegen D2 25 HAGEN der Wasserstand des mittleren Tages zweimal eingeschrieben. Bei den sel- ten vorkommenden noch gröfseren und noch kleineren Perioden wurde ein ähnliches Verfahren an mehreren bestimmten Stellen des Intervalls befolgt, um jedesmal sieben Theile zu erhalten. Die so dargestellten Werthe trug ich für jedes Jahr tabellarisch zu- sammen. Die erste Spalte enthielt die Wasserstände der Tage des Voll- und Neumondes, die zweite diejenigen der darauf nächstfolgenden Tage, u. s. y In die achte Spalte wurden die Wasserstände beim ersten und letzten Viertel und in die vierzehnte diejenigen an den Tagen vor Voll- und Neumond ein- geschrieben. Aus den Zahlen jeder Spalte wurde alsdann das arithmetische Mittel genommen, um die Resultate der einzelnen Jahrgänge zu finden. Aufserdem wurden auch für alle 11 Jahrgänge aus den einzelnen Wasserständen die Mit- telwerthe für jeden Tag der Periode gesucht. Für eine einzige Station, nämlich für Barhöft, deuten die Beobach- tungen jedes einzelnen Jahrganges ungefähr dasselbe Gesetz an, nämlich dafs das Maximum um einige Tage vor dem ersten und letzten Viertel eintritt. Für alle übrigen Stationen weichen die Resultate viel stärker von ein- ander ab. Indem die vorstehend erwähnten Mittelwerthe aus den Zahlen der einzelnen Spalten in der ganzen Fluthperiode gleichmäfsig vertheilt sind, so stellt das arithmetische Mittel derselben die Höhenlage der horizontalen Axe der gesuchten Wellenlinie, oder den mittleren Wasserstand dar, der von jedem einzelnen jener Werthe abgezogen, die Erhebung oder Senkung des Wassers in Folge der Fluth und Ebbe für jeden Tag der Periode angiebt: Diese Differenzen sind die Ordinaten der Fluth-Curve, während die Ab- seissen derselben nichts anders sind, als die Anzahl der Tage nach Voll- und Neumond. Die vorliegende Aufgabe bezieht sich nur darauf, die Scheitel- punkte dieser Curve nach Abseissen und Ordinaten zu bestimmen. Aus andern Fluthbeobachtungen, so wie auch aus denen an der Jade angestellten (?), ergiebt sich nun zwar, dafs die Curve nicht symmetrisch gestaltet ist, dafs vielmehr der aufsteigende Schenkel, der die Fluth dar- stellt, steiler ist, als der abfallende, der die Ebbe bezeichnet. Aus diesem (2) Monatsberichte der Akademie der Wissenschaften. 1856. Seite 345. über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 39 Grunde pflegt auch die Ebbe, oder die ausgehende Strömung bedeutend länger anzuhalten, als die Fluth oder die Einströmung. In den vorliegenden Fällen, wo jedoch der ganze Fluthwechsel sich auf wenige Zolle beschränkt und daher eine genauere Ermittelung der Curve unmöglich ist, mufs man ein einfaches Gesetz zum Grunde legen, oder man mufs die Curve als Sinus- Linie ansehen. Ich wählte daher die Form er 68 Sın x oder wenn man den obern Scheitelpunkt, d. h. die Zeit des Hochwassers als Anfangs-Punkt der Abseissen annimmt, y—6.Cosx b ist das gesuchte Maximum der Ordinaten oder der halbe Fluthwechsel, y der aus den Beobachtungen hergeleitete Werth einer Ordinate und x die Zeit, in welcher diese nach dem Eintritt des Hochwassers gemessen ist. Der Werth von x setzt sich aber zusammen 1. aus dem gesuchten Zeitintervall zwischen dem Eintritt des Hoch- wassers und dem Voll- und Neumonde. Ich nenne dieses u. 2. Aus den Zeiteinheiten, die vom Tage des Voll- und Neumondes bis zu der Beobachtung verflossen sind, auf welche das jedesmalige y sich bezieht. Diese Zeiteinheiten, deren Anzahl ich gleich n setze, sind bekannt, in sofern die ganze Periode in 14 gleiche Theile getheilt ist. Man hat demnach az=u+r-ne=u-tn. a wo für n jede ganze Zahl von 0 bis 13 zu setzen ist. Durch Einführung dieses Werthes von x in die obige Gleichung der Sinus-Linie erhält man y=0Cosnce.b Cosu— Sinne. b Sin u Aus den Beobachtungen kennt man die y, so wie die zugehörigen nc auch bekannt sind, man kann daher nach der Methode der kleinsten Quadrate die beiden Unbekannten 5 Cos u und 5 Sin u, und daraus tgt u, oder w und 5 finden. Die Rechnung vereinfacht sich ungemein dadurch, dafs ce = 47 und dafs die Beobachtungen den ganzen Kreis umfassen. Hieraus folgt 30 HAGEN x (Sinne . Cosnc) =0 und 3 (Sin ne . Sin ne) == (Cos ne . Cosne)—=7 Die wahrscheinlichsten Werthe der Unbekannten sind daher bSinu=— 3 (y Sinne) und bCosu=+3(yCosne) folglich 3 (y Sinne) 3 (yCosne) In welchen Quadrant der Winkel u fällt, erkennt man aus den Zei- chen von 5 Sin u und 5 Cos u, da 5 jedesmal positiv ist. Wenn der gefun- tgtu= — 3 e ai Ä dene Werth von u, durch die Länge des Bogens ausgedrückt, mit — multi- plieirt wird, so ergiebt dieses Produet die Anzahl jener Einheiten, die nach dem Voll- und Neumonde vergehn, bis das Hochwasser um 12 Uhr Mit- tags eintritt. Die Dauer der Periode vom Vollmonde bis zum Neumonde, oder umgekehrt, d. h. die halbe synodische Umlaufszeit des Mondes beträgt 14,765 mittlere Sonnentage. Die in vorstehender Rechnung angenommene Zeit-Einheit ist also gleich 1,0546 mittlere Tage. Man braucht indessen bei Bestimmung der Hafenzeit auf die Bedeutung dieser Einheit nicht zurückzu- gehn. In der Periode von 14 solchen Einheiten ändert sich nämlich der Eintritt der Fluth um einen halben mittleren Sonnentag, oder um 42 Stun- den, daher in jeder Einheit um Z Stunden, und zwar tritt die Fluth in jeder folgenden Einheit später ein. Wenn demnach die obige Rechnung ergiebt, dafs für die um 12 Uhr Mittags angestellten Messungen das Hochwasser in eine Zeit fällt, die m Einheiten hinter dem Voll- und Neumonde liegt, so ergiebt sich, dafs am Tage des Voll- und Neumondes das Hochwasser 0,8571 . m Stunden vor 12 Uhr Mittags eintritt. In dieser Weise habe ich für unsere sämmtliche Pegel - Stationen, so weit sie an der offenen See liegen, die Fluthen berechnet. Dieses geschah für Barhöft, Wittower Posthaus, Swinemünde, Colbergermünde, Rügen- waldermünde, Stolpemünde, Neufahrwasser, Pillau und Memel. Die oben erwähnten Unregelmäfsigkeiten zeigten sich jedoch auf den meisten Stationen so überwiegend, dafs die gefundenen Resultate mit einem sehr grofsen wahr- über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 31 scheinlichen Fehler behaftet blieben und daher als ganz unsicher erschienen. Die periodisch eintretende Veränderung der Hafenzeit liefs auch keinen Zwei- fel, dafs in den meisten Fällen die vorgeschriebene Beobachtungszeit nicht beachtet, vielmehr nach Convenienz des jedesmaligen Beobachters gewählt worden. Nur auf zwei Stationen fand dieses nicht statt: 1. Auf Barhöft, einer Lotsen-Station, die auf der vorspringenden Ecke, dem südlichen Ende der Insel Hiddensee gegenüber, 2 Meilen nord- wärts von Stralsund, eingerichtet ist. Die Übereinstimmung der hier ange- stellten Beobachtungen ist schon oben erwähnt. Die Rechnung ergab den mittleren Fluthwechsel oder 25 gleich 1,51 Zoll und die Hafenzeit 4 Stun- den 33 Minuten vor Mittag. 2. Ami sogenannten Wittower Posthause. Dasselbe liegt unweit Barhöft auf der südlichen Spitze der langen Halbinsel, der Bug genannt, die sich von Wittow auf Rügen an der östlichen Seite des Stralsunder Fahrwas- sers hinzieht. Ich fand den mittleren Fluthwechsel daselbst 1,30 Zoll und die Hafenzeit 4 Stunden 23 Minuten vor Mittag. 3. Aufserdem zeigten die in Stolpemünde angestellten Beobachtun- gen während der ersten vier Jahre, nämlich von 1846 bis 1849 eine befrie- digende Übereinstimmung und die Tabellen liefsen erwarten, dafs die Mes- sungen in dieser Zeit mit Sorgfalt gemacht wären. Der mittlere Fluth- wechsel ergab sich gleich 1,03 Zoll und der Eintritt des Hochwassers erfolgte bei Voll- und Neumonden 24 Minuten vor Mittag. 4. Endlich sind auf der Nordküste von Jasmund auf Rügen einige Monate hindurch an jedem Tage mehrere Beobachtungen angestellt. Diese ergaben nach gehöriger Gruppirung, den Beobachtungszeiten entsprechend, den mittleren Fluthwechsel gleich 1,38 Zoll und die Hafenzeit 4 Stunden 24 Minuten vor Mittag. Die grofse Übereinstimmung der Hafenzeiten für die drei nahe neben einander belegenen Stationen Nr. 1, 2 und 4 zeigt, dafs das angewendete Verfahren zu brauchbaren Resultaten führt, nichts desto weniger scheint dieser Weg doch nicht der passende zu sein. Es ist unnatürlich, eine Er- scheinung, deren Periode nur wenig länger, als ein halber Tag ist, aus Be- obachtungen herzuleiten, welche an jedem Tage nur einmal angestellt sind. So lange nur tägliche und nicht stündliche Beobachtungen vorlagen, mufste 32 HAGEN freilich dieser Weg gewählt und dabei die Voraussetzung gemacht werden, dafs die in der Periode von 14 Tagen bemerkten Änderungen des Wasser- standes wirklich nichts anderes sind, als die bekannte Fluth und Ebbe. Viel direeter und evidenter stellen die Verhältnisse sich aber dar, wenn man zusieht, ob in der That, und zwar übereinstimmend mit dem Stande des Mondes, das Wasser an jedem Tage zweimal steigt und fällt. Aus diesem Grunde schien es nothwendig, stündliche Beobach- tungen zu veranlassen, die auch, wie oben erwähnt, für alle unsere Pegel- Stationen an der See bereits angeordnet sind. Diese Beobachtungen wer- den den Fluthwechsel viel genauer ergeben, als jene täglichen. Auch wer- den sie zeigen, ob in der Ostsee noch ein Unterschied zwischen Spring-Fluthen und todten Fluthen sich erkennen läfst, was durch die täglichen Beobach- tungen gar nicht ermittelt werden kann. Die Fluth ist nämlich, wie be- kannt, nicht allein vom Stande des Mondes, sondern auch von dem der Sonne abhängig. Der Einflufs der letzteren stellt sich aber bei allen in der- selben Tages-Stunde gemachten Beobachtungen in gleicher Gröfse dar, und ist daher aus diesen nicht zu erkennen. Man findet aus diesen Beobachtun- gen den Stand des Hochwassers, wie er zur Zeit der Spring-Fluthen und den des Niedrig-Wassers, wie er zur Zeit der todten Fluthen sich herausstellt. Hieraus folgt auch, wie bereits vom Statistischen Büreau in Schwerin bemerkt worden, dafs das arithmetische Mittel aus allen Beobachtungen, die in einer gleichen Tagesstunde angestellt sind, nicht den mittleren Wasser- stand der See, sondern einen etwas höheren bezeichnet. Bei der geringen Gröfse des ganzen Fluthwechsels dürfte dieser Fehler für unsere Häfen frei- lich von wenig Bedeutung sein. Jedenfalls verdienen aber die stündlichen Beobachtungen schon wegen der kürzeren Dauer und deshalb wegen der gröfseren Übereinstimmung der Witterungs-Verhältnisse und des Windes den Vorzug. Um aus den stündlichen Beobachtungen, die für verschiedene Statio- nen mir vorlagen, die Hafenzeit und den mittleren Fluthwechsel zu finden, bediente ich mich einer Methode, die mit der oben beschriebenen nahe übereinstimmt. Zunächst bezeichnete ich in den Wasserstands- Tabellen die Stunden der obern und untern Culmination des Mondes, d. h. die vollen Stunden, welche der im Berliner Astronomischen Jahrbuche angegebenen Culminations- über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 33 zeit am nächsten liegen. Die genauere Einführung der Culminationszeit, so wie auch die Berücksichtigung der aus dem Längen-Unterschiede gegen Ber- lin entspringenden Abweichungen im Stande des Mondes gegen die Sonne, durften bei der Unsicherheit der Beobachtungen wieder unterbleiben. Sodann schrieb ich die Beobachtungen in eine Tabelle, die dreizehn Spalten hatte. In die erste wurde der Wasserstand 6 Stunden vor der Cul- mination, in die zweite derselbe 5 Stunden vor der Culmination und so fort bis 6 Stunden nach der Culmination eingetragen. Indem jedoch die Anzahl solcher 13stündigen Reihen meist nur sehr geringe war, und davon noch diejenigen ausgelassen werden mufsten, welche ein constantes starkes Steigen oder Fallen des Wassers angaben, oder wo die Zahl der ersten Spalte um mehr, als 3 Zoll, von der letzten abwich, so war es nothwendig, auch diejenigen Beobachtungen einzuführen, welche keine volle Reihe bildeten. Dieser Fall war der gewöhnliche, indem nur ausnahmsweise die Beobach- tungen eines Tages 6 Stunden vor oder nach der Culmination des Mondes angefangen oder abgebrochen waren. Alsdann durften jedoch augenschein- lich nicht die gemessnen Wasserstände selbst, sondern es mufsten deren Differenzen gegen das arithmetische Mittel aus allen zu dieser Reihe gehöri- gen Werthen in die Tabelle geschrieben werden. Aus den Zahlen jeder Spalte wurde nunmehr das arithmetische Mittel genommen, und diese Mittelwerthe betrachtete ich als Ordinaten der ge- suchten Sinuslinie.. Da jedoch die ganze Periode durchschnittlich nur 12 St. 25 14/2 umfafst, so beträgt die Entfernung der beiden äufsern nur 25’ 14/2 oder 0,4206 Stunden. Die beiden äufsern Ordinaten zusammen gehören daher zu 1,4206 Stunden, während jede andere eine Stunde darstellt. Um demnach die Höhe der horizontalen Axe der Sinuslinie zu finden, mufs man die Summe der beiden äufsern Ordinaten mit 0,7103 multiplieiren, und nachdem dieses Product zu den Werthen der übrigen Ordinaten addirt ist, die ganze Summe durch 12,4206 dividiren oder mit 0,080512 multiplieiren. Wenn diese mittlere Ordinate, oder die Höhe der Axe von den obigen Mit- telzahlen der einzelnen Spalten der Tabelle abgezogen wird, so erhält man die Werthe von y, die in den Ausdruck y=bCosx einzuführen sind. Math. Kl. 1857. E 34 HAıGEr Wähle ich wieder die frühere Bezeichnung x=u-+nec so ist nunmehr Ir “2,4206 — 28° 59' 2/8 und indem für rn nach einander alle ganze Zahlen von 0 bis + b geschrieben werden, so erhält man ne = 0 0 00 - 28° 59' 278 _ 57°58 5.5 — 86° 57 873 115° 56’ 11’0 144° 55° 13”8 173° 54 16’6 IR + u ist derjenige Winkel, dessen Bogenlänge unter Annahme des für c einge- führten Radius die Anzahl von Stunden ausdrückt, um welche das Hoch- wasser früher eintritt, als der Mond culminirt. Zerlegt man den Ausdruck y=bCos (u-+ne) so kann man die beiden Unbekannten 5 Cos u und 5 Sin wieder nach der Methode der kleinsten Quadrate bestimmen. Dabei ist aber x (Sinne . Cosnc) = 0 daher sind die wahrscheinlichsten Werthe der Unbekannten 3 (y Sin ne) Heonz (Sin ne . Sin ne) Ce 3 (y Cosne) 3 (Cosne . Cos nc) Aus den vorstehend angegebenen Winkeln findet man aber log & (Sin ne . Sin nc) = 0,79252 und log & (Cosne . Cosnc) = 0,83233 über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 35 Der Winkel vu, den man auf diese Art findet, gehört zu einem Kreise, dessen Umfang 12,4206 Stunden mifst. Um daher die gesuchte Anzahl von Stunden zu finden, mufs man die Länge des Bogens für den Radius — 1 mit 12,4206 multiplieiren und durch 2 dividiren. Es ist aber 12,4206 y 0 = 0,295%6 zT Die Hafenzeit ergiebt sich, wenn man die so gefundene Stundenzahl von 12 abzieht. Was die Beobachtungen betrifft, die hiernach berechnet sind, so muls ich zuerst diejenigen erwähnen, die Herr Baudireetor Müller in Lübeck, im Hafen Travemünde anstellen liefs und mir gefälligst mittheilte. Dieselben umfassen den Zeitraum vom 4. August 1856 bis 31. Mai 1857. Sie sind, so oft die Witterung es erlaubte, von Stunde zu Stunde während jedes Tages fortgesetzt. In den Wintermonaten beginnen sie um 6 Uhr, sonst um 4 Uhr Morgens und erstrecken sich bis 8 Uhr Abends. Ohne Zweifel sind dieses die wichtigsten Beobachtungen, die über Fluth und Ebbe in der Ostsee bis- her angestellt sind. Sie zeigen die Fluth und Ebbe so deutlich, dafs die- selbe bei ruhiger Witterung an jedem einzelnen Tage zu erkennen ist. Der Fluthwechsel beträgt häufig 6 Zoll, zuweilen sogar 8 Zoll. Er ist daher beim Aus- und Eingehn grofser Schiffe schon von Bedeutung, und dieses um so mehr als er gewöhnlich auch ein Umsetzen des Stromes veranlafst. Die vorliegenden Beobachtungen habe ich zunächst für jeden Monat besonders berechnet, doch mufste ich diejenigen vom November ganz aus- schliefsen, da in denselben mit wenigen Ausnahmen der Wasserstand im An- fang jeder Periode von dem am Ende bedeutend abwich. Für die übrigen Monate fand ich Hafenzeit mittl. Fluthwechsel August 1856 6 Uhr 27 Min. 3,6 Zoll September bilinya Aprlag DISLER- October Güsh Adam; "däspeuns December bantaauds 7% cu Januar 1857 BET: 32, Februar ee Am), März Ey; Di. April Be, 3 Mai Bd, 3,0 ;4 36 HAGEN Es scheint hiernach, als ob das Hochwasser in den Wintermonaten später eintritt, als in anderer Jahreszeit. Sollte sich dieses bestätigen, so dürfte der Grund darin zu suchen sein, dafs das Wasser, wie auch andere Beobachtungen ergeben haben, bei der Kälte an Beweglichkeit verliert. Die Zusammenstellung aller einzelnen Fluthperioden ergab die Hafen- zeit gleich 6 Uhr 45 Min. und den mittleren Fluthwechsel 3,07 Zoll. Bei der grofsen Sicherheit dieser Beobachtungen schien es mir nicht überflüssig zu untersuchen, ob vielleicht ein Unterschied zwischen Spring- Fluthen und todten Fluthen zu erkennen wäre. Ich verband daher die Be- obachtungen an den Tagen der Voll- und Neumonde mit denen der je zwei darauf folgenden Tage, und dieselbe Zusammenstellung machte ich auch für die ersten und letzten Mondviertel. Die Resultate waren Hafenzeit Fluthwechsel bei Spring-Fluthen 5 Uhr 51 Min. 4,7 Zoll bei todten Fluthen Re Be Der Fluthwechsel in beiden Fällen verhält sich also wie 6:5 oder es stellt sich ungefähr dasselbe Verhältnifs heraus, wie an der deutschen Nordsee- Küste. Zufälliger Weise waren indessen die vorliegenden Beobachtungen für die beiden Mondphasen sehr verschieden. Zur Zeit der Spring-Fluthen war die Witterung weit ungünstiger gewesen, als während der todten Flu- then. Die Beobachtung der letztern hatte daher sehr übereinstimmende Resultate ergeben, wie dieses auch der starke Fluthwechsel zeigt, der sogar gröfser ist, als der aus allen Beobachtungen hergeleitete mittlere. Für die Spring-Fluthen konnten dagegen nur wenige Beobachtungsreihen bemutzt werden, und selbst diese waren meist bei steigendem oder fallendem Wasser angestellt. Es scheint daher, dafs fortgesetzte Beobachtungen einen gröfse- ren Fluthwechsel bei Spring-Fluthen ergeben werden. Bemerkenswerth "ist es noch, dafs die todten Fluthen sich durch- schnittlich um 50 Minuten später einstellen, als die Springfluthen. Ferner habe ich die Beobachtungen in gleicher Weise berechnet, die Herr Hafen -Bauinspector Bleeck in Memel während der beiden Monate April und Mai d. J. daselbst hat anstellen lassen. Sie sind, soweit die Wit- terung es irgend gestattete, an jedem Tage von Stunde zu Stunde von 4 oder 5 Uhr Morgens bis 7 oder 8 Uhr Abends fortgesetzt. Der Fluthwechsel über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 37 ist viel niedriger als in Travemünde, erreicht jedoch nicht selten die Höhe von 2 Zoll. Ich theile nachstehend die Resultate mit, wie solche für die beiden Monate, und aus allen Beobachtungen sich ergeben Hafenzeiten mittl. Fluthwechsel April 1857 4 Uhr 38 Min. 0,51 Zoll Mai Dee, 0,3008 April und Mai zusammen 2 or ra 0,4293 Endlich hat Herr Lotsen-Commandeur Knoop in Swinemünde wäh- rend der Monate März bis Mitte August d. J. jedesmal zur Zeit der Voll- und Neumonde und in den nächst folgenden Tagen die Wasserstände von Stunde zu Stunde und zwar nicht nur während des Tages, sondern auch die Nacht hindurch beobachten lassen. Diese Messungen ergeben sonach nicht die mittleren Fluthen, sondern die Spring-Fluthen. Die Hauptresultate sind: Hafenzeit 10 Uhr 12 Min. mittlerer Fluthwechsel 1,16 Zoll. An einzelnen Tagen beträgt letzterer nahe 3 Zoll. Der bessern Übersicht wegen stelle ich die sämmtlichen vorstehend angegebenen Resultate noch zusammen, indem ich zugleich die Hafenzeiten auf Berliner Zeit reducire. mittl. Fluth- Hafenzeit wechsel. Localzeit. Berl. Zeit. Travemünde 3,07 Zoll 6 Uhr 45 Min. 6 Uhr 55 Min. Wismar, nach der dor- tigen Berechnung 3,43, Sorleddess De Barhöft a LTR ER TA TUE BR > RR Wittower Posthaus 1,80, .}; sahen, Zell 3OLCEH ;; auf Jasmund 138.55 FR PRMDCNE: © "RDEN te; Swinemünde RR RL REN T BRRRe M: ROM IL YORE ENDE: Va Stolpemünde en a en, Memel 0,42 >) 4 E) 3 &>} 3 be) 32 2 Diese Zusammenstellung zeigt im Allgemeinen ein ziemlich regelmä- fsiges Fortschreiten der Fluthwelle. Ihre Geschwindigkeit beträgt etwa 9 Meilen in der Stunde. Sie bewegt sich also in der Ostsee ungefähr eben so schnell, als sie die Nordsee durchläuft. 38 HAGEN Ohne Zweifel werden fernere Beobachtungen noch merkliche Ände- rungen in den wahrscheinlichsten Werthen der Hafenzeiten bedingen, aber wenn diese Hafenzeiten auch mit grofser Sicherheit einst bestimmt sein wer- den, so darf man dennoch nicht erwarten, das Hochwasser bei günstiger Witterung jedesmal in der normalen Zeit eintreten zu sehn. Die stündlichen Beobachtungen des Wasserstandes zeigen nämlich, dafs oft sehr grofse und unerklärliche Anomalien vorkommen. In manchen Fällen verschiebt sich sogar die Fluthperiode so vollständig, dafs das Hochwasser in derjenigen Stunde eintritt, wo man das niedrigste Wasser erwarten sollte. Bei gewis- sen Änderungen des Windes wäre solche Abweichung nicht befremdend, aber häufig geben die in den Tabellen bezeichneten Stärken und Richtungen des Windes gar keinen Aufschlufs hierüber. Man mufs daher annehmen, dafs die schwache Fluthwelle in weit höherem Grade, als die Fluth in den grofsen Meeren, durch zufällige Umstände afhieirt, und wahrscheinlich durch entgegenstehende oder günstige Winde stark verzögert oder beschleunigt wird. Sodann mufs noch auf einen Umstand aufmerksam gemacht werden, der bei Benutzung der stündlichen Beobachtungen leicht täuschen kann. Bei anhaltender Hitze und ruhiger Witterung, also gerade in der Zeit, wo man die sichersten Messungen erwarten sollte, bilden sich nämlich an der Mee- res-Küste Luftströmungen, welche ganz regelmäfsig in bestimmten Tages- stunden Landwinde und in anderen Seewinde sind. Ohne Zweifel verur- sachen sie, wie alle Winde, ein gewisses Anschwellen oder Sinken des Wassers, und wenn man dieses mehrere Tage nach einander eintreten sieht, so kann man es leicht für Fluth und Ebbe halten. Um in solchem Falle sicher zu gehn, dürfte es sich vorzugsweise empfehlen, die Beobachtungen auch während der Nacht fortzusetzen, wie in Swinemünde bereits geschehn ist. Die beiden Fluthperioden während eines Tages würden alsdann die Wirkung des Windes ganz verschieden und beinahe entgegengesetzt zeigen. Was den Fluthwechsel, oder den Unterschied zwischen Hochwasser und Niedrigwasser betrifft, so darf es nieht befremden, dafs dieser in dem mittleren Werthe, den die angedeuteten Rechnungen darstellen, viel gerin- ger ist, als die stündlichen Beobachtungen ihn an einzelnen Tagen ergeben. Eines Theils wird die vollständige Ausbildung der Fluth oft durch Winde verhindert, und noch mehr vermindert sich ihr mittlerer Werth dadurch, dafs sie wie erwähnt häufig zu früh und häufig zu spät gegen die normale über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 39 Periode eintritt. Die einzelnen Hochwasser fallen daher in verschiedene Punkte der berechneten Wellenlinie, oder diese Linie gestaltet sich viel flacher, als sie nach den einzelnen Beobachtungsreihen sein würde. Nichts desto weniger zeigt es sich doch, dafs eben sowol der mittlere, als der an einzelnen Tagen eintretende besonders starke Fluthwechsel an der westlichen Seite der Ostsee viel bedeutender ist, als an der östlichen, dafs also die Fluthwelle, nachdem sie durch den Sund und die beiden Belte ein- getreten ist, nach und nach ziemlich regelmäfsig an Höhe verliert. Die im Mittelländischen Meere vielfach beobachtete eigenthümliche Erscheinung, dafs die Fluthwelle in einzelnen Buchten mehrere Fufs hoch anschwillt, wäh- rsnd sie an andern Stellen, die dem Eingange aus dem Atlantischen Ocean näher liegen, unmerklich ist, giebt sich in der Ostsee nicht zu erkennen, wenigstens nicht an ihrer südlichen Küste. Es ist indessen wahrscheinlich, dafs auch bei uns die localen Verhält- nisse der Pegel-Stationen manche Abweichungen in der Höhe der Fluthwelle veranlassen, und dafs namentlich vor geschlossenen Meeresküsten, wie in den Stationen auf Jasmund und in den Häfen des Cösliner Regierungs - Be- zirkes die Fluth etwas stärker sein wird, als an den Mündungen bedeutender Binnenseen, in welche sie frei eintreten und sich daher mehr ausgleichen kann, wie bei Swinemünde, Pillau und Memel. Peer Par In 7 MeaSEeeE Bein: rn N Kir a are ‚al Me: ai — ea gast, au ur, 2 van A ; aan uni vn PrPa RO PeyTe" Ererer ae, cite ’ Re TE \ N vuigglauuggele yı eeahren. rer DBERPRERL Eee ” Null aytun 7 \ a ee "I Pe er \ v N in Fe Sen We a Pe ui re dasa PER U Einige Sätze über die aus den Wurzeln der Gleichung «' = ı gebildeten complexen Zahlen, für den Fall dafs die Klassenanzahl durch x theilbar ist, nebst Anwendung derselben auf einen weiteren Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. r we H”" KUMMER. nn [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 4. Mai 1857]. I. der Theorie der aus A“ Wurzeln der Einheit gebildeten complexen Zah- len, wo A Primzahl ist, sind, wenn man auf die etwas tiefer liegenden Unter- suchungen eingeht, die beiden Fälle wesentlich zu unterscheiden, erstens wo die Anzahl der nicht äquivalenten Klassen der idealen Zahlen durch A nicht theilbar ist, und zweitens wo diese Klassenzahl durch A theilbar ist, welche beiden Fälle, wie ich früher gezeigt habe sich auch so unterscheiden lassen : erstens wenn keine der ersten —: Bernoullischen Zahlen durch A theilbar ist, und zweitens wenn unter diesen ersten I Bernoullischen Zahlen durch A theilbare vorkommen. Der erste Fall ist der einfachere und leichter zu behandelnde, weil für denselben gewisse einfache, wichtige Sätze beste- hen, welche allemal dann Ausnahmen erleiden oder ganz verloren gehen, wenn A eine Primzahl ist, welche dem zweiten Falle angehört. Aus diesem Grunde erstreckt sich auch mein Beweis des Fermatschen Satzes: dafs die Summe zweier A" Potenzen nicht einer A“" Potenz gleich sein kann, nur auf diejenigen Primzahlen A, welche dem ersten Falle angehören, wo keine der ersten I Bernoullischen Zahlen durch A theilbar ist. Durch eine genauere Erforschung der besonderen Eigenschaften, welche die complexen Zahlen besitzen, wenn A dem zweiten Falle angehört, habe ich seitdem ge- sucht die Mittel zu erhalten, um die Richtigkeit dieses Fermatschen Satzes auch für diejenigen Fälle zu ergründen, auf welche der genannte Beweis sich nicht erstreckt, und wenn gleich ich auf diesem Wege einen vollkommenen, alle Fälle erschöpfenden Beweis noch nicht gefunden habe, so ist es mir doch Math. Kl. 1857. F 42 Kummer: gelungen den Fermatschen Satz auch für eine ganze Reihe solcher Poienz- exponenten A zu beweisen, welche diesem zweiten Falle angehören, in wel- cher Reihe namentlich auch die drei Zahlen A=37, A=59 und ?= 7 enthal- ten sind, die einzigen innerhalb des ersten Hundert, für welche die Richtig- keit dieses Satzes bisher noch zweifelhaft war. Ich werde nun zunächst die zu diesem Behufe nöthigen neuen Sätze aus der Theorie der complexen Zahlen entwickeln und dieselben sodann auf den Fermatschen Lehrsatz anwenden. $.1. In dem Ausdrucke der Anzahl aller nichtäquivalenten Klassen der aus den Wurzeln der Gleichung a’ = gebildeten complexen Zahlen, wie ich denselben in Crelle’s Journal Bd. 40 pag. 110 und 117, und in Liouville’s Journal Bd. 16, pag. 471 gegeben habe, nämlich p D ee ae sind die beiden durch den Punkt geschiedenen Faktoren, welche ich als den ersten und den zweiten Faktor der Klassenzahl bezeichne, für sich ganze Zahlen und haben beide sehr verschiedene Eigenschaften, weshalb es hier, so wie in den meisten die Klassenanzahl betreffenden Untersuchungen nöthig ist diese beiden Faktoren derselben gesondert zu betrachten. Die hier fol- gende Untersuchung soll nun hauptsächlich nur diejenige Gattung der com- plexen Zahlen betreffen, für welche die Klassenanzahl durch ı theilbar ist, und auch von diesen nur die einfachste Art, welche durch zwei über diesel- ben zu machende Voraussetzungen charakterisirt wird, die ich jetzt angeben und näher erörtern will. Erstens soll in dem Folgenden überall angenommen werden, dafs der erste der beiden Faktoren der Klassenanzahl den Faktor ? einmal und auch nur einmal enthält. Aus dieser Annahme folgt zunächst, dafs eine der ersten Bernoulli- schen Zahlen durch A theilbar sein mufs und auch nur eine; denn der erste Faktor der Klassenanzahl mufs, wie aus meiner Untersuchung der Theilbar- keit der Klassenanzahl durch A, (Liouville’s Journal Bd. 16, pag. 473sq.) unmittelbar folgt, den Faktor A mindestens so viel mal enthalten, als wie viele der ersten — Bernoullischen Zahlen durch A theilbar sind. Es soll Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 43 daher die v" Bernoullische Zahl, welche ich durch B, bezeichne, als die eine durch A theilbare angenommen werden. In der erwähnten Untersuchung habe ich ferner gezeigt, dafs wenn der zweite Faktor der Klassenanzahl durch A theilbar sein soll, nothwendig eine Einheit e(«) existiren mufs von der Art, dafs h>. B—2 Tun e(a) = e(e) ef RN er e(a” din wo e(a) die bekannte Kreistheilungseinheit ist, 1 a. und y eine primitive Wurzel der Primzahl A (m. s. Liouv. Jour. Bd. 16, pag. 480) in welcher nicht alle durch A theilbar sein dürfen, R—1 Gleichung die Zahlen r,,7,, ... aber dem Systeme der Congruenzen 2(s—2)n rn, +y"r, + Yy"r, +... + Y r,, = 0, mod.A, für alle diejenigen Werthe des n aus der Reihe der Zahlen 1, 2, 3, .... u —1 genügen müssen, für welche die n' Bernoullische Zahl B, durch A nicht theilbar ist. Im gegenwärtigen Falle also, wo nur die eine Bernoullische Zahl B, durch A theilbar ist, mufs diese Congruenz Statt haben für alle Wer- then = ı, 2, 3, ... x— 1 mit Ausschlufs des Werthes n = v, so dafs man zur Bestimmung der «— ı Zahlen r,, 7,, ... 7 nur # — 2 Congruenzen hat. . k—l Setzt man nun ty tr, ty Tr, tee. Hy ”r_, = um, mod.A, nimmt diese Congruenz zu jenen x — 2 Congruenzen hinzu und löst dieses System von »—ı Congruenzen und eben so vielen Unbekannten auf, wel- ches sehr einfach dadurch geleistet wird, dafs man dieselben für n= 1, 2, 3, ... 2 — 1 der Reihe nach mit y*, y” addirt, so findet man 4% mer) ee multiplieirt und = —2Äh r, = my-*'’ — my”’, mod.A, oder wenn durch Hinzufügung eines Vielfachen von A aus dieser Congruenz eine Gleichung gemacht wird: nemyiti’my’”prs,. Setzt man die durch diese Gleichung bestimmten Werthe der Exponenten in den obigen Ausdruck des e(«)'* ein, so erhält man vermittelst der Gleichung Ne (a)=ı. F2 44 Kummer: hr y? g ro y* v IN, yrasnle en N A — (ca) e(a’) e(a’ Diese e (a? ) oe) ; wo der Kürze wegen 1 “er u_2 Su-1 e(a)» e(a°) u. e(a’ )= U(a) gesetzt ist. Die in den Klammern stehende Einheit ist eine von denjenigen, welche ich in meiner Abhandhıng über die Ergänzungssätze zu den allgemei- nen Reciprocitätsgesetzen, Crelles Journal Bd. 44, vielfach angewendet habe, ich bezeichne dieselbe daher mit dem dort gewählten Zeichen, indem ich all- gemein für jeden Werth das n setze —2n —4n —2(n—1)n E,(«) = e(«) EL ker EN In der Gleichung e() = E,(a)” Ua) darf m nicht durch % theilbar sein, weil sonst alle Exponenten r,, 73, ».. r,_, durch A theilbar sein würden, es läfst sich deshalb immer eine Zahl e bestimmen von der Art dafs mce= 1, mod. A, ist, oder me=ı + dA. Erhebt man also zur c“" Potenz, nimmt me = ı+dA, dividirt durch E,(«)** U(«)” und setzt der Einfachheit wegen s(« A a ee so hat man endlich E,(«) = E(«a)”. Dieses Resultat wird in Form eines Satzes folgendermafsen ausgesprochen : Wenn die Bernoullische Zahl B,=o, mod.A, ist, so kann der zweite Faktor 5 der Klassenanzahl nur dann durch A theil- bar sein, wenn die Einheit E,(«) eine A" Potenz einer Einheit ist. Dieser Satz gilt auch umgekehrt, nämlich wenn E, («) eine A" Potenz einer Einheit ist, so ist der zweite Faktor der Klassenanzahl nothwendig durch A theilbar, wie sich ohne Schwierigkeit zeigen läfst, er wird aber in dem Folgenden nur in so weit Anwendung finden, als er hier bewiesen ist. Zu der ersten oben aufgestellten allgemeinen Voraussetzung über die complexen Zahlen, welche hier behandelt werden sollen, will ich nun noch eine zweite hinzufügen, welche im wesentlichen darauf hinausläuft, dafs E,(«) Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 45 nicht eine A" Potenz und mithin der zweite Faktor der Klassenanzahl nicht durch A theilbar sein soll, welche ich aber in folgender anderer Form gebe: Es soll zweitens in dem Folgenden überall angenommen werden, dafs es irgend eine complexe ideale Zahl giebt, in Be- ziehung auf welche als Modul die Einheit E,(«) nicht X" Potenz- rest, d.h. einer A“" Potenz nicht congruent ist. Es ist klar, dafs diese Voraussetzung die mit in sich begreift, dafs E,(«) einer A“ Potenz nicht gleich sei und also auch, dafs der zweite Faktor der Klassenanzahl durch A nicht theilbar sei. G.2. Weil nach der ersten Voraussetzung die v“ Bernoullische Zahlj durch A theilbar ist, so findet einer der Hauptsätze, auf welchen mein früherer Be- weis des Fermatschen Satzes beruht, nämlich dafs jede Einheit, welche für den Modul A einer nichtcomplexen Zahl congruent ist, eine A" Potenz einer Einheit sein mufs, hier nicht mehr Statt. Um nun einen entsprechenden Satz an die Stelle desselben zu setzen untersuche ich für den gegenwärtigen Fall die Einheiten welche in Beziehung auf den Modul A? nichtcomplexen ganzen Zahlen congruent sind. Zu diesem Zwecke bediene ich mich der logarithmischen Entwickelungen der complexen Zahlen in Beziehung auf den Modul A, oder eine Potenz von A, deren Theorie ich in der schon oben erwähnten Abhandlung (Crelles Journal Bd. 44, $. 4.) vollständig ent- wickelt habe. Wenn E(«) irgend eine Einheit ist, so läfst sich eine bestimmte Potenz derselben durch das unabhängige System der conjugirten Kreistheilungsein- heiten ausdrücken, und man hat mt! B—1 £ Ss m m, 2 ng E(e)=Hee(a) e(e?) el’)... e(a! ) wo 8, m, M,, ... m, _, und Z ganze Zahlen sind, und letztere als der kleinste Exponent der Potenz zu welcher eine Einheit erhoben werden mufs, um durch ganze Potenzen der Kreistheilungseinheiten darstellbar zu sein, noth- wendig ein Divisor des zweiten Faktors der Klassenanzahl ist, mithin in der gegenwärtigen Untersuchung nicht theilbar durch A. Wenn nun E(e)=c, mod. A”, sein soll, so mufs, wie leicht zu erkennen ist, wenn « in «”’ ver- wandelt wird, «' = ı sein, also 46 Kummer: c m a Ma-ı E(e) =te(«) ER 'e(a?" v3 IR e(a? .;.) Nimmt man nun die Logarithmen in Beziehung auf A’, so hat man, weil E(«)= c, mod. A? sein soll: E(«e) \ _ l ( En) > 0, mod. 2°; also u—1 e(® (®? mı( m ) +m;l I - ) 7. -)= =0, mod. r*. Setzt man nun in der allgemeinen Formel für die logarithmischen Entwicke- lungen, welche ich pag. 134 der erwähnten Abhandlung in Crelle’s Journal Bd. 44 gegeben habe, ®(«) —e(a?' ), n=ı und bemerkt, dafs wegen der Eigenschaft der Kreistheilungseinheiten, nach welcher e(«) = e(«’') ist, sämtliche Differenzialquotienten von Ze(e”) mit ungradem Index, wenn in denselben v=0 gesetzt wird gleich Null werden, so hat man bei Anwendung des Summenzeichens 2nı dl a )= = Key +F, ya de EL x, (en mot Multiplicirt man nun mit m,, und nimmt die Summe für A=0, 1, 2, ... k — 1, so hat man, wenn der Kürze wegen ehnı‘ı k—l 2, my zm my’ my to tm.y’)’=M, 0 gesetzt wird: do” "*le(e”) du?r* X,.(@), mod. ER 0=—-Mile)’-') + 3.., Es müssen nun die Coeffhieienten aller mit X,(a), X,(@) .... X,,_,(@) multipli- cirten Glieder einzeln congruent Null sein, nach dem Modul A°, und man hat allgemein für jeden Werth desn =1, 2, 3 .... (u —1): do? "*le(e”) er du:"* M =0, mod. ?*. Aus der Entwickelung von Ze(e’) nach Potenzen der Variabeln v, welche ich Crelles Journal Bd. 44, pag. 139 gegeben habe, nämlich GN LSB, 1 A AR = 1.22 1.2.3.44. folgt nun Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 47 ER. a ee BE 7 20 do’" leke). se Er —1)B, du?” 7; 2n 2 und weil ganz allgemein, für jede wirkliche nicht durch ı — « theilbare com- plexe Zahl # («) die Congruenz ao) _ dutlple) Be Fr I m = —E mod. A, Statt hat, welche Congruenz aus der Vergleichung der logarithmischen Ent- wickelung von (0) nach dem Modul A mit der nach dem Modul A? un- mittelbar folgt, so erkennt man, dafs der Differenzialquotient do?”*le(e*) du Znı nur dann durch A theilbar sein kann und auch wirklich durch A theilbar ist, wenn B, =, mod. A, ist, also hier nur für den einen Werthn=»v. Dieser Faktor kann also aus der obigen Congruenz für alle Werthe des 2, mit Aus- schlufs des einen Werthes rn —=v weggelassen werden, man hat daher M, =o, mod. ?°, für die a— 2 Werthe desn =1, 2, 3, .... @«— 1, mit Ausschlufs von n=v. Für diesen besonderen Werth n = v hat man, weil B,= 0, mod. A ist d,?”*le(e’) du:’* =0, mod. A}. Es soll nun angenommen werden, dafs dieser 2%“ Differenzialquotient den Faktor A nicht mehr als einmal enthält, oder was dasselbe ist, dafs B R P am nicht = o mod. A”, also B,, nicht = 0, mod. X’ ist, alsdann ist nothwendig M, = 0, mod. A, man kann daher setzen M, = war, mod. %’. Setzt man aufserdem noch M=ub, mod.?’; so erhält man, indem man M, mit y"”"** multiplieirt und die Summe nimmt fir nn um, Zub + wary”?"**, mod. ?°? 48 Kummer: oder wenn der gemeinschaftliche Faktor x weggehoben und die Congruenz als Gleichung geschrieben wird —-—2vhı m, =b+ary +5,21. Setzt man endlich diese gefundenen Werthe der Exponenten m, in dem Aus- drucke des E(«)' durch die Kreistheilungseinheiten ein, und bemerkt dafs vermöge der Gleichung Ve (a) =1, die Zahl 5 gänzlich verschwindet, so hat man t E(e) = En e (a?) e (a?”) uonch EIGE ed Sal EIERN Y: 1° ) ) (a) ; wo e(«) eine aus den Kreistheilungseinheiten zusammengesetzte Einheit ist. Es ist also E(a)' eine A" Potenz einer Einheit, oder E(e) = E,(e)’. Der Exponent t ist, wie oben gezeigt worden, nicht theilbar durch A, darum kann man die beiden Zahlen ce und d so bestimmen, dafs te=ı+dA ist; erhebt man also E(«)' zur Potenz c, nimmt te= ı +dA, und dividirt durch E(«)“', so hat man E, (a) \? (Zr) also E(«) selbst ist gleich der A" Potenz einer Einheit. Das gefundene Re- sultat wird nun folgendermafsen als Lehrsatz ausgesprochen : Wenn B, =o, mod.A, aber B,, nicht=0o, mod. A’, so ist eine jede Einheit, welche einer nichtcomplexen Zahl congruent ist nach dem ModulA’, eine A" Potenz einer Einheit. $. 3. Wenn F‘«) eine nicht durch ı — « theilbare wirkliche complexe Zahl ist, welche nur die zweigliedrigen Perioden «+ a”', a” +a”, etc. enthält, nicht aber die einzelnen Wurzeln «, «”, ar” etc., welche also der Bedingung F («) = F (a”') genügt, so hat man für den Logarithmus derselben, in Bezie- hung auf den Modul A genommen, folgende Entwickelung: Bro)N Fa, LE(er) BIP (er) do” "IF(e”) nn FÜ) = D ogyermE X, («) — FH X(e)+..+ Ton © Xı_s («) nach dem Modul A, denn alle Glieder, welche Differenzialquotienten mit ungraden Indices enthalten würden verschwinden wegen der Eigenschaft der Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 49 complexen Zahl F'(«), dafs F'(«) = F(a”') ist. Wendet man nun die zu- sammengesetzten Kreistheilungseinheiten E,(«) an, für welche man, wie ich in Crelle’s Journal Bd. 44, pag. 139 gezeigt habe, folgende logarithmische Entwickelungen hat: E,(@) SHE IT NEN ( E, (1) R_ in Ke), und bestimmt die Zahlen N, für n=1, 2, 3, ... %— ı mit Ausschlufs des Werthes n=v durch die Congruenz mod. ?., u ey; 2, ZUR (e” else er DEREN in du“ so hat man E Zei let N,! ( (®) es — nn . X,,(@) - mod. 7. E, (1) und da für den besonderen Werth 2 = 2 ( = . ) Z=0, mod}, IN ( ae) ) =0, mod.?, E,() ist, und darum auch für jeden beliebigen ganzzahligen Werth des /V,, so verwandelt sich die Ent- wickelung des Logarithmus von 7 («) in folgende: En e 2v/F(e’) —r x X,,(a), mod.?, und wenn der Kürze wegen gesetzt wird N N, N BIO E le) u. Erle Ele) so hat man EC) Flo) 27] F(e®) . Zorro)” an X,,(&), mod. 2. Also wenn die complexe Zahl F’(«) die Eigenschaft hat, dafs dieser 2v“ Dit- ferenzialquotient ihres Logarithmus congruent Null ist, so hat man E(«) _E(e) Fla) R EOFO- Fo) =0 mod. A. und folglich auch Math. Kl. 1857. (@& 50 Kummer: E(«) F(«) = E(t) F(1), mod. }, unter dieser Bedingung also läfst sich F'(«) durch Multiplication mit einer Einheit so verändern, dafs es einer nichteomplexen Zahl congruent wird nach dem Modul A. Man hat also für die durch die beiden allgemeinen Voraus- setzungen charakterisirten complexen Zahlen folgenden Lehrsatz : Wenn F(«) eine nur die zweigliedrigen Perioden enthal- tende complexe Zahl ist, also F(«)=F(«'), und wenn u. =0, mod. ?, so läfst sich #(«) durch Multiplication mit einer passenden Ein- heit in die Form bringen, dafs es einer nichteomplexen Zahl congruent ist für den Modul A. Mit diesem Satze hängt eine merkwürdige Eigenschaft aller Einheiten zusammen, welche in dem hier zu gebenden Beweise des Fermatschen Satzes ebenfalls ihre Anwendung finden wird, nämlich dafs wenn E(«) eine be- liebige Einheit ist der 2v“ Differentialquotient des Logarith- mus von E(e’), fürv=0o, der Null congruentist, nach dem Modul 2; setzungen des $. 1 entsprechen. Drückt man nämlich, wie im $. 2, die 2" Potenz der Einheit E(«) durch die Kreistheilungs-Einheiten aus, so für alle diejenigen Werthe des A, welche den beiden Voraus- hat man t s m, „ma gm; mu. E(e) =tuel(e) e(a?) e() ..... eu 1) - wo Z durch A nicht theilbar ist, und hieraus folgt die angegebene Eigenschaft der Einheit E(«) unmittelbar vermöge der Congruenz d 2v] g — 1 vo 2» _4 B, 2 2 ) — ET = 0, mod. }. du’ 2v $. 4. Für den vorliegenden Zweck ist es noch erforderlich ein Kriterium aufzusuchen, durch welches leicht und unzweifelhaft entschieden werden könne, ob eine complexe Zahl, deren A“ Potenz wirklich ist, selbst eine wirkliche ist, oder eine ideale. Dieses Kriterium liegt etwas tiefer als die obigen Lehrsätze und erfordert zu seiner vollständigen Begründung einige Sätze, welche aus den bisherigen Arbeiten üher die Theorie der complexen Zahlen nicht unmittelbar zu entnehmen sind. Zunächst ist es hierzu nöthig Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 51 auf die Darstellung eines vollständigen Systems aller nicht äquivalenten Klas- sen der idealen Zahlen einzugehen. Ich werde mich dabei einer schon frü- her von mir gebrauchten abgekürzten Ausdrucksweise bedienen, welche in folgender Erklärung gegeben wird: Eine ideale Zahl f(«), welche zur A“ Potenz erhoben werden muls um wirklich zu werden, so dafs ‚f(«)' , aber keine niedere Potenz von f(«) eine wirkliche complexe Zahl ist, soll als eine zum Exponenten A gehörende ideale Zahl bezeichnet werden. Es sei nun & (a) eine zum Exponenten Ah gehörende ideale Zahl, so hören die in der Form 327 le meer, enthaltenen A complexen Zahlen alle verchiedenen Klassen an; denn wäre &(«) äquivalent $(«)', wor und s zwei verschiedene Zahlen aus der Reihe o, 1,2,...A— 1 bezeichnen, so mülste $(«)’ " wirklich sein, welches weilr—s\ ist, wo Y, die kleinste positive Zahl bezeichnet, welche congruent y” ist nach dem Modul A, x wie hier überall das abgekürzte Zeichen für —. y eine primitive Wurzel der Primzahl A, und der Index ind. auf den Modul A zu beziehen ist. Aus dieser Formel habe ich an dem angeführten Orte den Ausdruck Ind. E, («) = (sr 1)" (y*” IR 1) B, do N lee): ) Anh dur?” ’ hergeleitet, unter der Voraussetzung, dafs der Exponent % der Potenz, zu mod. A 54 Kummer: welcher f(«) erhoben werden mufs, um wirklich zu werden, nicht durch A theilbar ist. Für den vorliegenden Zweck handelt es sich nun aber grade um solche ideale Zahlen, für welche der Exponent zu dem sie gehören durch } theilbar ist, darum mufs hier der entsprechende Ausdruck des Ind. E, (a) nach einer andern Methode aus dem obigen abgeleitet werden. Zunächst soll anstatt des (A — 2n)“" Differenzialquotienten in der For- mel (4) der (A—2n)A“ Differentialquotient genommen werden welcher jenem congruent ist nach dem Modul A. Ferner wenn die Klassenanzahl H= H, ? gesetzt wird, wo H, nicht weiter durch A theilbar ist, so ist die H,r“ Potenz jeder idealen Zahl eine wirkliche complexe Zahl; setzt man also Pe Fe) —= Fila) so ist #(«) wirklich und man hat: Hin Y(e), — IR(e? ) also auch Ah d a Enr) (ar) = d a2 r7 Ele? ) H,» 0 dur-2 rn)? =. >> oe: mod Re, wo die Summe $ in Beziehung auf dieselben oben angegebenen Werthe des h zu nehmen ist, als das Produkt II; denn es ist allgemein, für alle nicht durch A — ı theilbaren Werthe des m a Eee) +1 Bamod. 42, mx mx u u d wenn $(«) = $,(«), oder auch nur $(a)=9,(«), mod. A *', ist. Multipli- cirt man nun die Congruenz (4) mit H,r und verwandelt den in derselben enthaltenen Differenzialquotienten des Logarithmen von Y,(e’) auf die hier angegebene Weise, indem man zugleich d h a A202. H(d 7.) day?" do (A—2n)ıA IF (e') A—gdn)dAh durch y j dua=2m) >? ersetzt, welches demselben vollkommen gleich ist, so erhält man die Con- gruenz ya d, PERS TE") _—————— 1 m U — EN N 2(1 Fee — (r +1)77**) day)? H,? IndE,(«e) = für den Modul A. Es ist nun die auf der rechten Seite dieser Congruenz stehende Summe zu finden, welche sich auf alle diejenigen Werthe des A aus Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 55 der Reihe o, ı, 2, ...A— 2 erstreckt, für welche y*”* + y* +" >A ist. Man erkennt sehr leicht, dafs der Ausdruck u (Yo + Yaıa ind, — rag er 2 nur die beiden Werthe ı und o hat und zwar den Werth ı, wenn jene Un- gleichheitsbedingung erfüllt ist, aber den Werth o, wenn dieselbe nicht er- füllt ist, (cfr. Crelle’s Journal Bd. 44, pag. 104.) darum hat man ri—2 — 5 1 — ie FE Gr ee er Der ind a) Y 0 (R—2n)Aan (A—2n)AA 2y Um diese Summe, welche nun so verwandelt ist, dafs sie sich auf alle Wer- the h=0, 1, 2, ....‘— 2 erstreckt, leichter bestimmen zu können, ver- wandle ich y? 29%? in y*2r)°% wodurch in Beziehung auf den Modul A” nichts geändert wird, ich multiplieire sodann mit A und habe so die fol- gende Congruenz: 22 @-2mA°h A-2n)A° OT ITTWR =; Ural A Va ind, Y ze 0 Rs 0 > =, pn: ind (r +1) re . $) mod. Re: Es ist nun hinreichend von den drei Summen auf der rechten Seite dieser Congruenz nur die zweite zu betrachten, weil die erste aus derselben ent- steht, wenn 7 = ı genommen wird, und die dritte, wenn 7 in 7 -H 1 verwan- delt wird. Ich setze in dieser zweiten Summe Vaırind, ——- k so erhält, während A alle Werthe A=0, ı, 2, ... %— 2 durchläuft, % alle Werthe k=1, 2, 3, ....A — ı; ferner hat man ya’ — %asoy = ——,. mod.A woraus nach bekannten Regeln geschlossen wird. r(A-2n)X° 2 a, ya-ammhz — a: mod ?° STEHE R ” 2 undwel Ka ned, Ann nein _2n)?? n-1)ı? ya-ın) = _ pA-2m RA? Zen? 2 med..A. Man hat also: A—1 1—1 a-2n Ah _ —2n)A? 1X? I = — 2m? > 22 Fl mad, 0 1 56 KumMeEr: und demnach, wenn man einerseits = ı setzt und addirt andererseits r in r + ı verwandelt und subtrahirt, so hat man NE, AREA" 9 IS Se a Ze en? = _ (145% EN er In DEN! mod, 1 Aus den bekannten Summenausdrücken für die Reihe der Potenzen der natürlichen Zahlen, welche die Bernoullischen Zahlen in den Confhieienten enthalten, hat man nun | "+1B 6 a u 2 Bl (2n—1) i* f = R yertr — ( 1) Er El 2%, mod. 2° 1 Setzt man den gefundenen Werth ein und dividirt durch A, so hat man die Congruenz ZyR-ERR = (i + rn? _(r+ yaema) (—1) —— | , mod, 22, Setzt man noch der Kürze wegen 1 zamema® $ (r et Dr Pe Ri 4 Fr Zi (r + o lgıie ar R, so verwandelt sich der obige Ausdruck des H,A Ind. E, («) in folgenden: oe 1) (yr— 1) R f Bar. Bi et C) 4 IR z gene u mod. 2°. HB,‘ IndE,(e) = Die in diesem Ausdrucke vorkommende Bernoullische Zahl läfst sich noch auf eine andere mit kleinerem Stellenzeiger zurückführen , vermittelst der Congruenz B, GIEEBE — > —t 22, mod. 2°, m m + siu welche aus den beiden in meiner Abhandlung über eine allgemeine Eigen- schaft der Entwickelungs-Confficienten einer bestimmten Gattung analytischer Funktionen (Crelles Journal Bd. 41, pag. 321) entwickelten Congruenzen B, EBE (ee mod A ın mt 1% Dn “2B, Barzu ee) — +2#_ = 09 mod. A? m m + 1 m + !u leicht folgt, und für alle Werthe des m, welche gröfser als ı und durch u nicht theilbar, und für alle positiven Werthe des s giltig ist. Setzt man näm- (er —1)A +1 2 lich m = =n/—uunds=2n-.ı, so hat man Ban) a2 +1 (— 1) a: A—u 2 2(ni — u) „. mod. 2°. Qu SI Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. für den besonderen Werth n=v, wo B,=o mod. A und darum auch B =, mod. A, hat man einfacher an i—u Bav-n a4 — (1) *B 2 — ; Giebt man nun in dem Ausdrucke des H,A Ind. E,(«) dem n den besonde- ren Werth n=v, so kann man, weil die Bernoullische Zahl auf der anderen Seite der Congruenz durch A theilbar ist, diesen gemeinschaftlichen Faktor hinwegheben und erhält so (1) Hy? — JR 2 Ba AED SLR (e”) er mod. A A, adEue)= zR r a 1 DE 2 bemerkt man noch dafs R’= R, mod. A, und A—2v)ıA vu r—2v v = —_ _c ) = nn mod }, so hat man endlich IndE, («e) = ER N) Ra DDr = Barı . srlrere ee) „ mod., ? 2H,? auN-2r wo F(a) = f(«) AR ist und f(«) die complexe Primzahl, auf welche der In- dex zu beziehen ist. $. 5. Die im vorigen Paragraphen entwickelte Formel für Ind E,(«) soll nun in so fern verallgemeinert werden, dafs die ideale complexe Zahl f(«), auf welche das Zeichen Ind. sich bezieht und von deren 1,1" Potenz F(«) der Differenzialquotient des Logarithmus zu nehmen ist, nicht mehr eine com- plexe Primzahl sein mufs, sondern dafs auch eine zusammengesetzte complexe Zahl an die Stelle derselben treten kann. Die Verallgemeinerung der Bedeutung des Zeichens Ind. welche zu diesem Zwecke angenommen werden soll, stimmt mit der von Jacobi eingeführten Verallgemeinerung des Legendreschen Zeichens für die quadratischen Reste im Wesentlichen überein. Bei Anwendung des dem Legendreschen (?-) entsprechenden Zei- chens für den gegenwärtigen Fall, wo es sich um A" Potenzreste handelt, hat man nämlich, wenn /(«) complexe Primzahl ist und ®(«) eine nicht durch ‚f«) theilbare wirkliche complexe Zahl » (a) * ie =«, mod. fi«) a ) und?’ = Ind ®(«), mod. A. N fe) ka Math. Kl. 1857. H “ 58 Kummer: Es sei nun $(a) eine aus den Primfaktoren f(«), f,(a), f,(@) .--- , unter denen auch gleiche vorkommen können, zusammengesetzte complexe Zahl, also $#(«)= f(a), f,(«), ‚F.(@) ...., so soll das Legendresche Zeichen für den zusammengesetzten Modul $(«) definirt werden durch die Gleichung dla) Pat ®(«) } D(«) i © («) P(«) ) ( Sc) ) 7 («) ) ( % der Index Ind ®(«) in Beziehung auf die zusammengesetzte Zahl &(«) ist demnach einfach als die Summe der in Beziehung auf alle Primfaktoren des $(«) genommenen Indices aufzufassen. Verwandelt man nun in der Formel für Ind E,(«) nach einander f(«) in f,(a), f.(@), u. s. w., wo f(e), f,(@), F.(@) ... die Primfaktoren von (a) sind, und addirt die so erhaltenen Congruenzen, so erhält man auf der einen Seite die Summe der Indices von E,(«), bezogen auf alle einzelnen Primfaktoren von $(«), also den Index von E,(«), bezogen auf die zusammen- mengesetzte complexe Zahl #(«). Auf der anderen Seite erhält man anstatt des Logarithmus /F(e’), in welchem F'(e‘) = fl(ey”: * ist, die Summe der Logarithmen von f(e)??, Fr (ey R, See? r- also den Logarithmus des Produkts derselben, d.i. den Logarithmus von $(e’)*'*. dafs die Formel Hieraus folgt, (— 1) EkleyZr er 1) Be, y d, i—2 ’IF(e”) ’ Ind E,(«) = Er er ı mod. ?, unverändert giltig bleibt, auch wenn F'(«) = &(a)*'* ist und $(«) eine zu- sammengesetzte complexe Zahl, in Beziehung auf welche der Index zu neh- men ist. Als erste Folgerung, welche aus dieser verallgemeinerten Formel zu ziehen ist, bemerke ich, dafs wenn die complexe Zahl #(a) eine wirkliche ist, oder auch nur eine solche ideale Zahl, welche zu einem nicht durch A theilbaren Exponenten gehört, der be- treffende Index der Einheit E,‚(«) stets congruent Nullist nach dem Modul A, oder was dasselbe ist, dafs für alle derartigen complexen Zahlen $(«) ( = "a ist. In der That, wenn #(«)‘ wirklich ist und A ein Divisor von H,, also nicht durch A theilbar, und man setzt MH, =hh,, so ist Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 39 a) = (payy" also auch IF(e)= hr oe‘) und darum do 1—2 ’IF(e’) du*-?’ =0 und IndE,(«e) = 0, mod. >. Ferner folgt hieraus, dafs wenn $(a) und $,(a) zweiäquivalente ideale Zahlen sind, die Indices der Einheit E,(«e) in Beziehung auf die eine und die andere genommen einander gleich sind, oder was dasselbe ist, dafs wenn #(«) äquivalent ®,(«), auch E,(« E,(« ( nn ) = ( nz Wenn nämlich $(«) und #,(«) äquivalent sind, so giebt es einen idealen Mul- tiplicator, M(«), welcher beide zu wirklichen complexen Zahlen macht, so dafs M(«) #(«) und M(«) $,(«) wirkliche complexe Zahlen sind. Für diese hat man daher E IE,(@)i E,(«) = d "M(e) dla). he Somen M(«) Pı («) a I also nach der Definition dieses Zeichens für zusammengesetzte Moduln auch ‚E,(«) E,(@) \ _ E,(e) E,(e) \ _ M(«) )( $(«) 2 ( M(«) EICHE re woraus unmittelbar E,(@) \ _ f E,(e) ( ®(«) ) = Hr, folgt, was zu beweisen war. $. 6. Nach der zweiten allgemeinen Voraussetzung des $. 1. giebt es irgend einen complexen Modul in Beziehung auf welchen E,(«) nicht A" Potenzrest also auch Ind E,(«) nicht = 0 ist. Bezeichnet man einen solchen Modul mit %(«), so hat man E ; ( Ton =«, woinicht = 0, mod. }. Nach dem ersten der $. 5 bewiesenen Sätze mufs ferner diese ideale com- plexe Zahl %(«) zu einem durch A theilbaren Exponenten gehören, nimmt man denselben gleich A?, so ist A nicht durch A theilbar, weil AA nothwen- H2 60 Kummer: dig ein Divisor der Klassenanzahl H ist, welche nach den Voraussetzungen des $. 1 den Faktor A nur einmal enthält. Weil die ideale Zahl x(«) zum Exponenten AA gehört, so gehört x(a)’ nothwendig zum Exponenten A, setzt man daher $(«) =x,(«)', so hat man fie ey 2 = .a''”", IndE, (ea) = him, mod.?, und E, («) d(«)” wo der Index in Beziehung auf den Modul # («)” zu nehmen ist, und m alle beliebigen ganzzahligen Werthe haben kann. Wenn nun f(«) irgend eine complexe Zahl ist, deren A" Potenz wirklich ist, so ist sie nach dem im $. 3 bewiesenen Satze einer der A idealen Zahlen 1, Pla), Pla)’, Pla)’, seen Pla)" äquivalent. Es sei also (a) äquivalent #(«)”, so ist nach dem ersten Satze des $. 5. E,(« E,(« ( /@) )=- en = «’'” oder Ind E,(«) = him, mod.?, also auch Ela) fe) wo der Index in Beziehung auf den Modul /(«) zu nehmen ist. Da Ai nicht durch A theilbar ist, so ist dieser Index von E,(«) nothwendig congruent Null, oder nicht congruent Null, je nachdem m congruent Null oder nicht congruent Null ist, welche Bedingung, weil ‚f(«) äquivalent $(«)”, und $(«) zum Exponenten A gehört, auch so ausgesprochen werden kann: je nachdem ‚f(a) eine wirkliche oder eine ideale complexe Zahl ist. Wendet man nun den in $. 5 gegebenen Ausdruck des Index von E,(«) an, welcher für den Fall, wo f(«)* = F(«) eine wirkliche complexe Zahl ist folgendermaafsen dargestellt werden kann: )= NEN Br , do 'T?’IF(e”) FF Izprssrurn mod. r Ind E, (« und bemerkt, dafs der erste Faktor auf der rechten Seite, welcher von dem Modul f(«) ganz unabhängig ist, nicht congruent Null sein kann, mod. A, weil sonst Ind E,(«)=0, mod. A, sein würde, für alle beliebigen Moduln, gegen die zweite Voraussetzung des $. 1: so sieht man, dafs Ind E,(«) con- gruent Null oder nicht congruent Null ist, mod. A, je nachdem der Differen- Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 61 i—2v IF(e’) du*-??’ dem Modul A. Vergleicht man endlich diese nothwendige und hinreichende Bedingung dafür, dafs Ind E,(«) = 0, mod. A ist, mit der anderen, so hat man das gesuchte Kriterium, vermittelst dessen man entscheiden kann, ob eine complexe Zahl deren A" Potenz wirklich ist, selbst eine wirkliche ist, oder eine ideale. Dieses Kriterium wird folgendermaafsen ausgesprochen: Wenn die A" Potenz einer complexen Zahl: f(a)” = F(«) eine wirkliche complexe Zahl ist, und v diejenige Zahl für wel- che B,=o, mod. A, so ist f(«) selbst eine wirkliche complexe Zahl, wenn ; BETT, ; : zialquotient — congruent Null oder nicht congruent Null ist, nach er zn =0, mod. }, und esist f(«) eineideale complexe Zahl, wenn In SE KIE(e:) du‘? v In dem besonderen Falle, wo f(«) und somit auch F(«) eine nur die zweigliedrigen Perioden a+a”', @” +«”, .... enthaltende complexe Zahl ist, wo also F(a) = F(«”'), ist jeder ungrade Differenzialquotient von ZF(e”), für v = 0, nothwendig congruent Null, also auch der (A— 2v)“ Differenzial- quotient. Man hat daher folgenden Zusatz: Wenn die A" Potenz einer nur die zweigliedrigen Perioden a-+a',a”+.«°,.... enthaltenden complexen Zahl eine wirkliche nicht = 0, mod. }. complexe Zahl ist, so ist diese complexe Zahl selbst nur eine wirkliche. 8.7. Nachdem nun in dem Vorhergehenden alle die Sätze entwickelt sind, welche bei dem zu gebenden weiteren Beweise des Fermatschen Satzes An- wendung finden werden, gehe ich zu diesem Beweise selbst über und zeige zunächst, dafs die Gleichung a+y’+2'=0 wenn x, y, z nichtcomplexe ganze Zahlen sind, welche von jedem gemein- schaftlichen Faktor befreit sein sollen, auch in dem gegenwärtigen Falle, wo eine der ersten *—? Bernoullischen Zahlen congruent Null für den Modul A 2 ist, nicht bestehen kann, wenn nicht eine der drei Zahlen x, y, z durch A 62 Kummer: theilbar ist. Es soll also zunächst angenommen werden, dafs keine der drei Zahlen x, y, z durch A theilbar ist. Zerlegt man x’ + y” in seine A Faktoren ersten Grades, so hat man (Hy) (a Hay) (aHeY) .... (+ e""y))=— 2 Damit dieses Produkt von A complexen Faktoren, welche wie leicht zu sehen unter sich keine gemeinschaftlichen Faktoren haben können, einer A“ Potenz gleich sei, müssen nothwendig alle einzelnen Faktoren für sich A“ Potenzen complexer Zahlen sein, welche mit complexen Einheiten multiplieirt sein können. Man hat also: z+ay=ela) f(e)‘, wo &(«a) eine Einheit ist und f(«) eine complexe Zahl, welche auch ideal sein kann, deren A“ Potenz aber nothwendig wirklich ist. Verwandelt man « in er, so hat man auch x + ae 1 — el) H Ich gebe nun dem % alle diejenigen unter den Werthen 0, ı, 2, ... ?—2, für welche 5 RER se IRRE VER ist, und bilde das Produkt, entsprechend dem im $. 4 behandelten Produkte, so ist » h ER N(@-+a’ y)=Ile(a” ) (m fa” )) ® Das Produkt II f (aY' ), für alle die angegebenen Werthe des A, hat die ausge- zeichnete Eigenschaft, dafs es stets eine wirkliche complexe Zahl ist, auch wenn die demselben zu Grunde liegende complexe Zahl f(«) irgend eine ideale ist, m. s. Crelle’s Journal Bd. 35, pag. 364, und das Produkt der Einheiten Ie(a” ), für dieselben Werthe des A giebt stets eine der simplen Einheiten + a’, weil es, wegen der allgemeinen Eigenschaft aller Einheiten, nach welcher e(«)=«'e(a"') ist, und wegen des Umstandes, dafs von den beiden Zahlen A und A — Ah immer eine und nur eine der Bedingung YoatYoria, > A genügt, alle die conjugirten Faktoren e(«), (a), dla.) PRrEY alle und zwar jeden nur einmal enthält, welche Faktoren sich zu & ı zusammen- setzen. Bezeichnet man daher die wirkliche complexe Zahl N f(«y') durch (a), so hat man Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 63 y * A Ne +a y) = + eo d(e) Setzt man nun e’ statt « und nimmt den (? — 2n)“" Differenzialquotienten des Logarithmus für den Werth v= 0 so hat man A „_de re + ey) >> ur 70, ,med.‘, und folglich do "x + e’y) u er ee wo die Summe 3 ebenfalls für alle diejenigen Werthe des A aus der Reihe der Zahlen 0, t, 2, ..... A— 2 zu nehmen ist, welche der Bedingung Yo tYıcina, >A gemügen, und wo n einen jeden der Werthen=1, 2, 3, xy’? = 0, mod.?%, .... &— ı haben kann. Die Summe 3y”"?"* erhält man nun unmittelbar aus der oben $. 4, gefundenen Summe: SyAEmAH — (— 1)" € 2 ger re Did TEN Su mod. A* welche für den einfachen Modul A in Satzes = (— 1)” (1 u ri" _ (r 38 2) = ; mod.A n übergeht. Denselben Werth dieser Summe habe ich auch in der Abhand- lung über die Ergänzungssätze zu den allgemeinen Reciprocitätsgesetzen in Crelles Journal Bd. 44, pag. 106 direct hergeleitet. Weil man die beliebige A—2n SE (+ 1) Null ist für den Modul A, so kann diese Summe nur in dem einen Falle con- gruent Null sein, wenn die Bernoullische Zahl B, congruent Null ist, also nur für den einen Werth =», für alle anderen Werthe des n hat man nothwendig i—2n Zahl r immer so wählen kann, dafs ı + r nicht congruent er EN = 0, mod. A‘. Allen in dieser Form fürn = 1, 2,3, ....%— 1, mit Ausschlufs von n = v enthaltenen x» — 2 Congruenzen müssen also die Zahlen x und y genügen, wenn x’ +y’ +2’ = 0 sein soll, ohne dafs eine der Zahlen x, y, z durch A theilbar ist, auch ist klar, dafs sie ebenfalls den entsprechenden Congruen- zen genügen müssen, welche man durch Vertauschung von x, y und z aus diesen erhält. Für den gegenwärtigen Zweck reicht es hin nur die beiden äufsersten Werthe des n, nimlchn=r —-ı= 2 unddn=p—2= 1; in Betracht 64 Kummer: zu ziehen, welchen die Congruenzen do’ x + e’y) 3,8 =0, mod. ?} ae I(x er Ri scufgr entsprechen, deren erste nur in dem einen Falle, wwv=nu— 1, die zweite wenn v—=#— 2 ist, nicht nothwendig Statt haben mufs. Führt man die an- gedeuteten Differenziationen aus und setzt v=0, so erhält man d’la He) _.,. VEN) du? En (x +y)’ do’ Kae y) _ l&—y) @— xy Hy?) du?’ 2 (x +r)’ Wenn nun v nicht gleich »—1 ist, so mufs nothwendig &y (@e—y) = 0 sein, und weil x und y nicht durch A theilbar sind, «=y und dürch Vertauschung des y und z erhält man hieraus auch x= 3; da aber aus der Gleichung x’ + y’ +2” = unmittelbar die Congruenz e+y+z=0, mod.A, folgt, so hat man 3x = 0, und auch 3y = 0, 32 = 0, welches mit Ausnahme des hier nicht in Betracht kommenden Falles A = 3 unmöglich ist. Es muls also nothwendig v= u — ı sein d. h. es mufs die an Bernoullische Zahl die- jenige sein, welche congruent Null ist, mod. A, wenn die Gleichung x’ + y’ +2” = bestehen soll, ohne dafs eine der Zahlen x, y, z durch A theilbar ist. Diese Bedingung ist im wesentlichen dieselbe, welche Cauchy in dem Compte rendu vom J. 1847, 2“ Semester p. 181 zuerst gefunden und so ausgedrückt hat: dafs die Summe der Reihe ı +2" +3" +... -) Pi 2 nothwendig durch A theilbar sein mufs. Wenn nun wirklich v = u — 1 ist, welcher Fall möglicherweise eintre- ten kann, so mufs man den 5“" Differenzialquotienten zu Hülfe nehmen, welcher alsdann nothwendig congruent Null sein mufs, weil nicht zugleich v=u—ıundv=u-— 2sein kann. Dieser giebt (a — y) (a — way+y’)=o0 und wenn y mit z vertauscht wird, auch (© — 2) (a —waz+2’))=0. Es kann nun erstens nicht x=y sein, denn vermöge der Congruenz x=+Yy-+ 2 = 0 würde hieraus z= — 2x folgen und durch Einsetzung die- ses Werthes von z in die zweite Congruenz würde man 3.25. x’= 0 erhal- Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 65 ten, welches unmöglich ist, wenn man die beiden hier nicht in Betracht kom- menden Fälle? = 3 und A = 5 ausschliefst. Genau aus demselben Grunde kann auch nicht x = z sein. Es bleibt also nur der eine Fall übrig wo a —- pvay+y=0 wm @"—-was+z’=0,. Die zweite dieser Congruenzen giebt, wenn z vermittelst der Congruenz x +y+3z= 0 eliminirt wird 2a +eay+y’=o0 und wenn von dieser die erste Congruenz subtrahirt wird, so hat man ı1-+ 2ay=0oalso ıır (e+2y)=o. Sieht man von dem hier ebenfalls nicht in Betracht kommenden Falle A = ıı ab, so muls x = — 2y sein und wenn dieser Werth des x in x” — ı0xy + y’ = 0 eingesetzt wird, so erhält man 3. 25. y’= 0, welches ebenfalls unmöglich ist. Die nothwendigen Bedin- gungen, damit ©° + y’” +z° =osei, ohne dafs eine der Zahlen x, y, z durch A theilbar ist, können also, wenn eine einzige der ersten ”Z* Bernoulli- schen Zahlen congruent Null für den Modul A ist, niemals erfüllt werden. Es bleibt daher nur noch der Fall zu erörtern, dafs eine der drei Zahlen x, y, z durch X theilbar ist. $. 8. Anstatt der Gleichung x" +y+7.’=0, in welcher nun eine der Zahlen x, y, z durch A theilbar, also z—=?z, an- zunehmen ist, lege ich der Untersuchung eine allgemeinere Gleichung für complexe Zahlen zu Grunde, nämlich folgende: U’ + IF’ =El)(2 -_ a— a!) WW‘, in welcher die drei Zahlen U, F, WW wirkliche complexe Zahlen sein sollen, und zwar solche, welche nicht die einfachen Wurzeln der Gleichung «’ = ı, sondern nur die zweigliedrigen Perioden derselben a+ «"', « +«’, u. s. w. enthalten, welche also unverändert bleiben, wenn « in «”' verwandelt wird; in welcher ferner E(«) irgend eine Einheit bezeichnet und 2— a — «' = (1—a) (1 — «'), einer vn» — = gleichen Faktoren des 7, an die Stelle von A getreten ist. Es ist klar, dafs die Gleichung &° + y’ + X" z) = 0 als specieller Fall in dieser enthalten ist, nämlich wenn U= x, V — yW=-z, und m = ku genommen, und die Einheit E(«) so gewählt Math. Kl. 1857. N 66 Kummer: wird, dafs Ele)? -—a— a —=X' ist, welches immer geschehen kann, weil 2 —a—«a'), abgesehen von einer Einheit, gleich A ist. Aufserdem ist von den drei complexen Zahlen U, V und W anzunehmen, dafs keine derselben durch ı — «, den Prim- faktor des A, theilbar ist, und von der Zahl m, dafs sie gröfser als Eins ist. Der Beweis der Unmöglichkeit dieser allgemeineren Gleichung wird daher nothwendig auch für jene speciellere gelten. Zerlegt man nun U*+-Y” in seine Faktoren ersten Grades, so hat man (U+HM)(UraV) (Ura'V)...(Ure'V) = Ela) (2 —a— a)” WW. Die A Faktoren von der Form U+ «a F haben hier alle den gemeinschaft- lichen Faktor 1 — «; denn da das Produkt derselben diesen Faktor enthält, so mufs wenigstens eine der complexen Zahlen U + a Y/ denselben enthal- ten, und aus der identischen Gleichung UV = ULF Hl — )V ersieht man, dafs wenn U-+ «a Y durch ı — « theilbar ist, auch jede andere Zahl U + « F durch ı — « theilbar sein mufs. Der Faktor ı — « ist auch der gröfste gemeinschaftliche Faktor aller dieser complexen Zahlen; denn aus den beiden identischen Gleichungen (UH+-«&V)— (Ur V) = (ad —a)V und«(U+«VF)— «(U+-«F) = (d —a)U folgt unmittelbar, dafs der gröfste gemeinschaftliche Faktor von U+ «VW und U + «' V zugleich auch gemeinschaftlicher Faktor von (« — «')Y/ und («@ — «')U sein mufs, und weil U und Y keinen gemeinschaftlichen Faktor haben, dafs « — a’, oder was dasselbe ist, ı — « der gröfste gemeinschaft- liche Faktor ist. Ferner folgt leicht, dafs nur eine der complexen Zahlen U + « V den Faktor ı — a mehrmals enthalten kann, und zwar nur die erste, nämlich U+ Y, denn setzt man U+«V/=o, mod. (1 — ae)’ so hat man, wenn «@ in «"' verwandelt wird, wobei U und / unverändert bleiben und auch der Modul (1 — «')" derselbe ist als (1 — a)”, Ura’V =o, mod. (ı — a) welche beide Congruenzen zugleich nur für den einen Werth r = 0 bestehen können. Da nun das Produkt aller A Faktoren von der Form U+«V den Faktor 2— a— «”' genau mA mal, also den Faktor ı —« genau 2mA mal ı Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 67 enthält, und aufser dem ersten U+ Falle übrigen A— ı Faktoren den Faktor 4 — a, jeder nur einmal, enthalten, so folgt, dafs U-++ Y den Faktor ı — « genau (mA — A + ı) mal enthalten mufs, oder was dasselbe ist, den Faktor 3a a Weil nun, abgesehen von den Faktoren ı — aoder2— a— a', die A Faktoren U+- V, U+aV, U+ae’V, .... relative Primzahlen sind und das Produkt derselben, wenn man auch von der Einheit E(«) absieht, eine A Potenz ist, so müssen dieselben einzeln 2“ Potenzen sein, multiplieirt mit irgend welchen Einheiten, und man hat, indem man anstatt des in U + a’ F enthaltenen Faktors ı — « den nur durch eine Einheit von ihm verschiedenen Faktor ı — « nimmt, ' genau (mA — u) mal, wa = Urea V=s(a) (1 - a) 0,(a)' (A) für alle Werthe desr = ı, 2, 3, ....A— 1, und U+F =e(a)(2 — a — a')"""T(e)‘ (B) wo &, (a) und e(«) Einheiten sind, ®, (a) eine die einzelnen Wurzeln der Gleichung «’ = ı enthaltende complexe Zahl, T(«) aber, weil es unverändert bleibt, wenn « in «”' verwandelt wird, eine nur die zweigliedrigen Perioden dieser Einheitswurzeln enthaltende complexe Zahl ist. Eliminirt man U aus den beiden Gleichungen (A) und (B) so erhält man folgenden Ausdruck des Y. &(a) (? — « — a!) "’T# Te)” 1— a” Y=— :(«) 9, (e)’ + Verwandelt man in dieser Gleichung « in e’, wo v eine Variable ist, und nimmt den (A — 2») Differenzialquotienten des Logarithmen für den Werth v= 0, so erhält man do ATEM (er) u Na CE) do 1-2 1(9,(e”)*) l I EEE gan tr Zune» mod, ?. Der (A— 2v)“ Differenzialquotient des IV(e’), für v = 0, ist aber da A—2v ungrade ist und /(«) = V(a”') nothwendig congruent Null für den Modul 2; ebenfalls mufs dieser Differenzialquotient von Ze (e’) congruent Null sein, wegen der allgemeinen Eigenschaft der Einheiten, nach welcher « («) = ae, (a”') ist. Diese Congruenz ergiebt also d, *7?1(8,(e*)*) du*-? v =0, mod.A, und hieraus folgt nach dem im $. 6 bewiesenen Kriterium, dafs die complexe Zahl @(«), deren A“ Potenz wirklich ist, selbst eine wirkliche complexe I2 68 Kummer: Zahl ist. Dafs auch die complexe Zahl T(«), welche nur die zweigliedrigen Perioden enthält eine wirkliche complexe Zahl ist, ergiebt sich unmittel- bar aus dem Zusatze am Schlusse des $. 6. Verwandelt man nun in dem gefundenen Ausdrucke des 7’, « in a”' und bemerkt, dafs dabei die Einheit e(«) ungeändert bleiben mufs, welches aus der Gleichung (B) unmittelbar zu erkennen ist, so erhält man aus der Vergleichung dieses veränderten Ausdrucks des Y/ mit dem unveränderten &(e) 2 —a— a!) RETTEN j r &,(@) ©,(«)” — &,(a') 9, (a=')” = Ve: Weil ®, (a) eine wirkliche complexe Zahl ist, so ist die A" Potenz dersel- ben einer nichtecomplexen ganzen Zahl congruent, nach dem Modul A, diese sei c, so ist ©, (a)” = c, und ebenso ®, (a”')" = c, macht man also aus dieser Gleichung eine Congruenz für den Modul A, so erhält man, wenn der ge- meinschaftliche nicht durch A theilbare Faktor ce weggehoben wird: &(e) —e(a')=0, mod.A, woraus vermöge der allgemeinen Eigenschaft aller Einheiten, nach welcher &, (a) = «a e,(a”') ist, unmittelbar folgt (a) =8(d). Dividirt man nun die obige Gleichung durch &, (a), und nimmt 2—a—a' = a”'(1— a)” so erhält man o, (a)" al (a) ==.E (a) (1,— a)? Te) (C) wo €‘(a) eine Einheit ist. Da ®,(«) in dieser Gleichung, so wie auch in den vorhergehenden nur zur A“" Potenz erhoben vorkommt, so ist diese com- plexe Zahl noch in so fern unbestimmt, als sie mit irgend einer A" Wurzel der Einheit, «', behaftet angenommen werden kann. Diese Wurzel a’ soll nun so gewählt werden, dafs ©,(«) einer nichtcomplexen ganzen Zahl con- gruent sei für den Modul (1 — «)* (m. vgl. Liouvilles Journal Bd. 16, pag. 489). Zerlegt man nun die linke Seite dieser Gleichung (C) in ihre lineären Faktoren von der Form ®, (a) — « ©, («”'), so wird eben so wie oben ge- zeigt, dafs je zwei dieser A Faktoren den gröfsten gemeinschaftlichen Faktor ı — a haben, dafs also A — ı derselben den Faktor ı — « jeder einmal ent- halten und nur ein einziger ihn mehrmals enthalten kann. Man erkennt leicht, dafs vermöge der Festsetzung dafs ©, («) für den Modul (1 — «)* einer nicht- complexen Zahl congruent sein soll, dieser eine Faktor ®, («) — ®, (a”') ist Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 69 und dafs vermöge der Gleichung (C) dieser den Faktor 1 — « genau (m— !) A —A+1=(2m—2)A+ 1 mal enthält. Weil nun endlich die A lineären Faktoren in welche die linke Seite der Gleichung (€) zerfällt, abgesehen von den Faktoren ı — a relative Primzahlen sind und das Produkt derselben eine ?" Potenz sein soll, so müssen dieselben einzeln A" Potenzen, mit Einheiten multiplieirt, gleich sein und man hat (a) —- «OO (a')=g8(e)(ı—«)P, (a)" font =1,20 3, 0a. A— ıund 8,(0) — ©, (a) = €'(a) (1 — rt Ola)’. Eliminirt man ®, («”') aus diesen beiden Gleichungen und schreibt das Re- sultat als Congruenz nach dem Modul (1 — «)””"”* , so hat man ©,(a) = E’(a) P,(«)’, mod. (1 — a)*”"”* ' verwandelt wird: und wenn « in « 8,(@")= (a) P, (a), mod. (1 - a)” also durch Multiplication dieser beiden Congruenzen: 8, (0) 0} («') = «(a) &(«') (Pla) P,(a'))", mod. (1 — je ®”% ein Vielfaches welche Congruenz, weil m > 1 ist und darum (1 — «)”” von A, auch in Beziehung auf den einfacheren Modul A genommen werden kann. Die complexe Zahl P, («) P,(«”'), deren A" Potenz wirklich ist, ist nach dem Zusatze am Schlusse des $. 6 selbst eine wirkliche. Ersetzt man nun die Wurzel « durch die Variable e’ und nimmt den 2v'* Differen- zialquotienten des Logarithmus für den Werth v= 0, so ist zunächst, weil P, (a) P, («”') wirklich ist: ; do?’1(B, (e’) P, (e”’))* do ?’I(P, (e’) B,(e*)) du? —R FFEL =0, mod.A, und daher do?’1(9,(e’) ©,(e’)) __ ao?’1e’(e”)e’ (e’)) = N ae 97 mod. und weil nach dem zweiten der im $. 3 bewiesenen beiden Sätze der 2v" Differenzialquotient des Logarithmus einer jeden Einheit, in welcher « in e” verwandelt worden, für v = o der Null congruent ist nach dem Modul A, so hat man do 2*1(B,(e*) 8,e-”)) 7 =0, mod.A 70 Kummer: und hieraus folgt endlich vermöge des ersten der im $. 3 bewiesenen Sätze, dafs die complexe Zahl ®,(«) ©,(a”') durch Multiplikation mit einer passenden Einheit einer nichteomplexen ganzen Zahl con- gruent gemacht werden kann nach dem Modul A. Nachdem nun dieser für den folgenden Beweis wichtige Punkt erledigt ist, wende ich mich zu den beiden Gleichungen (A) und (B) zurück. Wird in der Gleichung (A) « in «"' verwandelt und die so erhaltene Gleichung mit der unveränderten multiplicirt, so erhält man: = n A U! +(d@ 2a’) UV +TF°’ =E(eo)e (a)? —a— a”) (o, («)®, (@')) verwandelt man 7 in s, so hat man ebenfalls: U’+(@ za") UV +TF?’=e(a)e(a')(2—a —a”) (o, (a)®, («))" und wenn die Gleichung (B) zum Quadrate erhoben wird: Ü +2:UV + F* =elo)’ 2. —a— a)" Ta). Eliminirt man nun aus diesen drei Gleichungen die beiden Gröfsen U? + U? und UV, so erhält man nach einigen leichten Reductionen «.(0) &,(@')(B,(@) 8,(@'))" — &,@) &.(@)le,(0e,(@)) = (a)? (?— a — a!) rt —at—a — a”) T(a)?* h (.— a —aT)(2 u —a”) Da nun, wie gezeigt worden ist, ®,(«) @,(a”') und folglich auch ©, («) ©, («”') durch Multiplikation mit passenden Einheiten nichteomplexen Zahlen congruent gemacht werden können, nach dem Modul A, so seien A, («) und A,(«) diese passenden Einheiten. Man setze ferner der Kürze wegen A,(«) ©,(«) ©,(«') = T,(e), A,(«) ©,(«) ©,(«) = T, («) (a) &(e") (8 (@ ') A,(e)" A, (@)" so wird die gefundene Gleichung folgendermaafsen dargestellt = 86, («) und = t(e), (ae)? a—a') ee Te 3 — a) T(@)??* FÜ a) la — a”) e,(@) T,(e)” — 8, («) T, («)’ = Auf der rechten Seite dieser Gleichung enthält das, was mit T(«)’* multipli- cirt ist den Faktor 2 — «a — «”' genau (2? mi — 2u — ı) mal, oder weil 2u — ı=Aist, genau (2m — 1)A mal, denn @ +«” — a’ — a”, so wie auch 2—«@ — a” und2e—a' — a” enthalten diesen Faktor 2 — a — a’' jede einmal; aufserdem enthält dieser Ausdruck nur noch Einheiten. Dividirt Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 71 man also durch die Einheit e,(«) so kann man dieselbe Gleichung auch so darstellen: T, («)* — on T, («)* =E, (e) (2 — « — a'!)(?”-0 I) Macht man aus dieser Gleichung eine Congruenz nach dem Modul 2°, so erhält man BIO e, (@) Nun ist, wie oben gezeigt worden, T,(«) einer nichteomplexen ganzen Zahl congruent für den Modul A, woraus folgt, dafs T,(«)" einer nichtcomple- xen Zahl congruent sein mufs, für den Modul A? ; diese nichteomplexe Zahl T,(e)” = T, («)*, mod.2?. sei a und die entsprechende, welcher T, («)” congruent sein mufs nach dem Modul A? sei 5, so hat man 2) a @.= e. (@) d, mod.? also die Einheit - = ist einer nichtcomplexen Zahl congruent nach dem Mo- dul A°. Wenn nun zu den beiden Voraussetzungen, welche im $. 1 gemacht worden sind, noch als dritte Voraussetzung angenommen wird, dafs die vA“ Bernoullische Zahl nicht durch A’ theilbar sein soll, so folgt, vermöge des im $. 2 bewiesenen Satzes, dafs diese Einheit nothwendig eine A" Potenz einer andern Einheit sein mufs, also &, (@) e,(«) = E(e)*. Setzt man nun Te)=U,, —E@)T, (eo) = F,, Te) =M, so hat man endlich DEHH=Ele) aa —antjenna pr eine Gleichung genau von derselben Form als die vorgegebene. Die vorge- gebene Gleichung zieht nun nicht nur diese eine, sondern mit ihr zugleich eine unendliche Reihe von Gleichungen derselben Form nach sich, weil auf die neu entstandene Gleichung immer wieder dieselbe Methode angewendet werden kann. Dafs diese unendliche Reihe von Gleichungen auf einen Wider- spruch führt, läfst sich hier minder leicht aus der Vergleichung der Gröfse der Normen der complexen Zahlen U, Y, W mit den Normen von U,,V,, W, nachweisen, als durch die Vergleichung der Anzahl aller verschiedenen idealen Primfaktoren, welche die complexe Zahl W enthält mit der Anzahl 72 Kummer: aller verschiedenen in WW, enthaltenen Primfaktoren, und zwar einfach durch den Nachweis, dafs IV, nothwendig weniger verschiedene ideale Primfakto- ren enthalten mufs als W. Dies ergiebt sich sehr leicht aus den beiden Gleichungen (A) und (B), aus welchen man zunächst W = T(e) ®, («) 9, («) 9; («) ..... 0,_ı(«) hat. Weil nun die complexen Zahlen T(«), © ,(«), ©,(«) .... je zwei rela- tive Primzahlen sind, so folgt dafs T(«) nur in dem einen Falle, alle ver- schiedenen idealen Primfaktoren des // enthalten kann, wenn die A— ı com- plexen Zahlen ®,(«), ©,(«) .... ©,_,(«) alle nur complexe Einheiten sind, oder was dasselbe ist, wenn U+-«F A eine complexe Einheit ist, für alle Werthe desr= 1, 2, 3, ...%—1. Wegen der allgemeinen Eigenschaft aller complexen Einheiten, nach welcher E(«) = «* E(«”') ist, müfste also sein U+ra«aV ar (U+H-aV) 1— « 73 1— a7 oder wenn man diese Gleichung vereinfacht: Tu Hd) HI), und weil nach der Gleichung (B), U+F= 0, mod. A ist, so müfste 1+a*— ( +ea)=o, mod.‘ sein, oder ((—- a) —a)=0, mod.‘, welches unmöglich ist, wenn man von dem einen Falle A = 3 absieht, denn k = o kann nicht Statt haben, weil sonst U+ = 0 sein müfste. Also T(«) enthält weniger verschiedene ideale Primfaktoren in sich als W, und weil W, = T(«)’ ist, so enthält /W, nur alle verschiedene Primfaktoren des T(«), also weniger als /, was zu beweisen war. In der unendlichen Reihe von Gleichungen, welche die vorgegebene Gleichung nach sich zieht, müfste also in der Reihe der complexen Zahlen FW, W,, W,, W, und so fort in’s unendliche jede folgende eine kleinere Anzahl idealer Primfaktoren enthalten als die vorhergehende, es müfste also, weil die in W enthaltene Anzahl idea- ler Primfaktoren eine endliche ist, eine von dieser Zahl anfangende unend- liche Reihe absoluter ganzer Zahlen geben, in welcher jede folgende kleiner als die vorhergehende wäre, welches unmöglich ist. Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. 73 Hiermit ist also die Richtigkeit des Fermatschen Satzes bewiesen für alle diejenigen A" Potenzen, in welchen A folgenden drei Bedingungen genügt: 1. dafs der erste Faktor der Klassenanzahl der aus den A'“* Wurzeln der Einheit gebildeten idealen complexen Zahlen den Faktor A einmal enthält und mithin eine der ersten ms Bernoullischen Zahlen (die v‘) congruent Null ist für den Modul A. 2. dafs es irgend einen complexen idealen Modul gebe, für welchen die bestimmte Einheit E,(«) einer A'" Potenz nicht congruent sei. 3. dafs die va" Bernoullische Zahl nicht durch A’ theilbar sei. Es ist nicht schwer, aber namentlich für gröfsere Werthe des A etwas langwierig, diejenigen Zahlen A, für die irgend welche der ersten — Bernoullischen Zahlen durch A theilbar sind, zu prüfen, ob sie diesen drei Bedingungen genügen. Diese Prüfung habe ich für die drei Zahlen A = 37, ?= 59 und A = 67 wirklich ausgeführt, und habe gefunden, dafs für dieselben diese drei Bedingungen wirklich erfüllt sind, wodurch die Richtigkeit des Fermatschen Satzes nun für alle Potenzen, deren Exponenten innerhalb des ersten Hunderts liegen, bewiesen ist. Dafs diese drei Zahlen die erste Bedin- gung erfüllen, im ersten Faktor der Klassenanzahl einmal enthalten zu sein, geht unmittelbar aus den von mir früher berechneten Zahlenwerthen dieses ersten Faktors der Klassenanzahl für alle Primzahlen A innerhalb des ersten Hunderts hervor, welche in Liouville’s Journal Bd. 16, pag. 473 gegeben sind, es handelte sich also nur noch um die Untersuchung der zweiten und der dritten Bedingung. Für A = 37, wo die sechzehnte Bernoullische Zahl durch 37 theilbar ist, also v = ı6, ist der ideale Primfaktor der Zahl 149 ein solcher, für welchen als Modul Ind E,,(«) nicht congruent Null ist, und zwar ist Ind E,,(@) =21, mod. 37, in Beziehung auf denjenigen idealen Primfaktor der Zahl 149, welcher zur Substitution «= ı7 gehört, wenn die in E,,(«) enthaltene primitive Wurzel von 37, y = 2 gewählt wird. Ferner ist die 16. 37 B-rnoullische Zahl nicht congruent Null, sondern congruent 35. 37. 37 nach dem Modul (37)’. Für A = 59, wo v = 22, ist in Beziehung auf denjenigen idealen Primfaktor der Primzahl 709, welcher zur Substitution a = 385 gehört, und für y = 2, Ind E,,(«) = 50; mod. 59, und die 22. 59" Bernoullische Zahl congruent 41. 59. 59 nach dem Modul (59)'. Endlich für A= 67, wo v— 29, ist für denjenigen idealen Primfaktor der Primzahl 269, Math. Kl. 1857. K 74 Kummex: Erweiterter Beweis des letzten Fermatschen Lehrsatzes. welcher zur Substitution @« = 47 gehört und für y=2, Ind E,,(ea) =4 mod. 67, und die 29. 67“ Bernoullische Zahl ist congruent 49. 67. 67 nach dem Modul (67)°. Die Berechnung der Indices der Einheit E,(«) habe ich mit Hülfe des Canon arithmeticus ausgeführt, die Untersuchung der sehr hohen Bernoullischen Zahlen aber durch besondere Kunstgriffe, welche hier näher zu entwickeln zu weitläufig sein würde. Alle diese Rechnungen sind entweder so eingerichtet worden, dafs sie die Controlle ihrer Richtigkeit in sich selbst hatten, oder sie sind auf zwei verschiedene Weisen ausgeführt worden, so dafs die Richtigkeit derselben verbürgt werden kann. — III NIT — | ro 5 el; pe Ann: errieRh “ er is FT Varun B N re & u. Philologische und historische Abhandlungen der Köni glichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. m——————n—nun ——— ann ana. Aus dem Jahre Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 1858. In Commission in F. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung, © Ka nn feenlnnth zer a EEE ur A A I. nahra ke IVVENGRIMNESTdier laneı yony Bolyphemyra u Seite DiRKseEn: Die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus . SCHOTT über chinesische verskunst. Zugabe zur sprachlehre . . . 5 PERTZ über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher Dierericı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land . . ... PAnoFKA: Merkwürdige Marmorwerke des Königl. Museums zu Berlin. (Mit 6E-Tateloh) Sr Er A ee Lepsıvs über die Manethonische Bestimmung des Umfangs der Aegyptischen Ge- schichte u A er ee Anteil BuUScHMANN: Die Völker und Sprachen Neu-Mexico’s und der Weltfeite des bri- tilchen$ Nordamerika’sıa. een archiue ee ne . — a m u ana 2. Are 88" - f u WE aa 54 D Be) d ll at ntieng ai yednd i form hass Shut® dam dien “ * >; 4‘ . * * De ® ad u“ we * . ie „144 ge Te a her a a ine na es A en slow sjlnirke (let 8. \ueD) mubniigegad ob Kam a game einen en DIE. SAGE VON POLYPHEM. VON HERRN W. GRIMM. mnnnamnnannnaN [gelefen in der akademie der wilfenfchaften am 2. april 1857.] An und weitverbreitet ift die fage von dem einäugigen kyklopen den Odyffeus überliftet und blendet, nicht blofs das alte Griechenland hat fie ge- kannt, auch in Perfien und in der Tartarei war fie einheimifch: noch heute wird fie in weit abliegenden ländern erzählt, bei den Serbiern wie bei den Rumänen in Siebenbürgen, bei den Ehften, Finnen, in den norwegifchen bergen, auch in Deutfchland. fie feheint mir vor andern geeignet ein bei- fpiel von der verbreitung und fortdauer dichterifcher überlieferung zu geben und die vergleichung der verfchiedenen auffaffungen einen tiefern blick in die natur und eigenthümlichkeit derfelben zu gewähren. die fage verhüllt fchon da wo fie zuerft hervor tritt ihren urfprung und läfst eine frühere ge- ftaltung ahnen: fie bricht in fernen himmelsftrichen hervor, geht durch jahr- hunderte hin, verfchwindet und taucht in ungeminderter kraft wieder auf. abhängig von dem boden in welchem fie wurzel gefchlagen hat, wandelt fie farbe und geftalt, dehnt fich aus oder zieht fich zufammen: immer aber leuchtet bei diefen umwandelungen die gemeinfame grundlage durch. Vorangehen müffen die darftellungen die wir bei den verfchiedenen völkern finden. 1. Homer erzählt in dem 9ten buch der Odyffee die abenteuer des helden auf Trinacria, wo die kyklopen haufen. von einer benachbarten in- fe] fährt er mit feinen genoffen dahin, und läfst die elf übrigen fchiffe zurück. als fie gelandet find, erblicken fie eine felfenhöle, die mit fteinen fichten und eichen eingehegt ift. Polyphem, ein nicht menfchen fondern einem fel- fengebirg ähnliches ungeheuer wohnt darin. Odyffeus wählt zwölf feiner ge- fährten aus und heifst die übrigen bei dem fchiff bleiben. dann geht er mit einem gefüllten weinfchlauch und einem korb voll fpeife in die höle. der kyklop ift nicht daheim, fondern mit der herde auf die weide gezogen. mit käfe gefüllte körbe ftehen darin: lämmer und zicklein find in verfchiedene Philos.-histor. Kl. 1857. A g W. Grımm: ftälle gefperrt. Odyffeus wird von (einen gefährten dringend gebeten die käfe zu nehmen und die thiere nach dem [chiffe wegzutreiben, dann aber zu entfliehen. er hört nicht darauf: er will das ungeheuer fehen und ein gaft- gefchenk von ihm empfangen. fie zünden feuer an, geniefsen von den käfen und warten auf den kyklopen. er kommt jetzt, die herde heimtreibend und eine mächtige ladung trockenes fcheiterholzes tragend, die er mit furchtbarem krachen zur erde wirft. die fremdlinge, voll angft, entfliehen in den winkel der höle. Polyphem läfst widder und böcke in dem gehege des vorhofs und treibt die thiere welche er melken will herein. dann fehwingt er ein gewal- tiges felsftück das zweiundzwanzig wagen nicht fortbewegt hätten vor den eingang. nachdem er fehafe und ziegen gemelkt und die hälfte der milch genoffen hat, zündet er feuer an, und erblickt jetzt die fremden. wer feid ihr?” fragt er, und weshalb durchfchift ihr das meer?” alle erfchrecken über das rauhe gebrüll, doch Odyffeus antwortet lie feien von Trojas geftade umher irrende Achaier, bittet er möge ein gaftgefchenk reichen und ermahnt ihn die götter zu fcheuen und den die fremdlinge rächenden Zeus. törich- ter‘, erwidert Polyphem, 'wir die wir treffllicher find, wir achten nicht Zeus und die heiligen götter. dich und deine freunde verfchone ich nur, wenn es mein wille ift. dann fragt er den Odyffeus wo fein fchiff liege, aber der lifüige erwidert das fchiff fei nicht fern von diefem geftade an den klippen zerfchellt und er allein fei mit diefen gefährten dem verderben entronnen. der kyklop packt zwei von den fremdlingen, zerhackt fie und verzehrt fie als nachtkoft. dann ftreckt er fich zwifchen die herde zum fchlaf. Odyf- feus kann ihm jetzt das fehwert durch die bruft ftofsen, aber ihn hält die be- trachtung zurück dafs er und feine gefährten nicht im ftande find den fels vor dem eingang wegzuräumen. als am folgenden morgen der kyklop aber- mals zwei von den fremdlingen verzehrt hat, hebt er das felsftück von dem eingang ohne mühe weg, treibt die herde hinaus und letzt es wieder vor, fo dafs die fremdlinge in der höle eingefchloffen bleiben. Odyffeus bemerkt eine keule von grünem olivenholz, lang und dick wie der maft eines zwanzigrudrigen fechiffes: der kyklop wollte fie, wenn fie ausgedörrt war, mit fich tragen. Odyffeus haut fie zurecht und die gefähr- ten glätten fie. nachdem er fie gefpitzt und im feuer gehärtet hat, birgt er fie im mift. vier der gefährten werden durch das los beftimmt, welche helfen follen dem ungeheuer, wenn es fchläft, den pfahl im auge herum zu drehen. die fage von Polyphem. 3 Abends kehrt der kyklop wieder mit der herde zurück : diesmal treibt er fämtliche ziegen und fchafe in die höle und verfchliefst fie. abermals verzehrt er zwei von den fremdlingen, da nähert fich Odyffeus fchmeichelnd mit einer hölzernen kanne voll des köftlichen weines, die der kyklop mit entzücken leert. er verlangt einen zweiten trunk und verheifst ein galtge- schenk dafür. dreimal füllt ihm Odyffeus das gefäfs. als der wein dem kyklopen die finne umwölkt, fagt ihm der liftige er heifse Niemand und ver- langt das verfprochene gaftgefchenk. “den Niemand verzehre ich zuletzt, und das foll das gaftgefchenk fein’ erwidert der kyklop, taumelt und fällt in fehlaf. jetzt wird der olivenpfahl im feuer angebrannt und die glühende {pitze dem ungeheuer ins auge geltofsen, während Odyffeus den ftamm herum dreht. wimpern und brauen werden verfengt und das blut quillt aus dem zerftörten auge. furchtbar brüllt Polyphem, und die thäter fpringen zurück. er reilst den pfahl aus dem auge, fchleudert ihn fort und ruft mit zeterge- fehrei die ringsumher wohnenden kyklopen. fie eilen herbei und um die höle ftehend fragen fie warum er fie in der nacht mit feinem gefchrei aus dem fchlummer geweckt, ob ein fterblicher ihm die herden geraubt oder ihn habe tödten wollen. “Niemand, antwortet er, ‘hat mich argliftig tödten wol- len, Niemand hat gewalt an mir geübt. hat keiner gewalt an dir geübt, ift es krankheit, fo kann fie durch kein mittel abgewendet werden’ erwidern fie und entfernen fich. Odyffeus freut fich dafs fie durch feinen erdich- teten namen find geteufcht worden. Der blinde, ftöhnend vor fchmerz, tappt mit den händen umher und hebt den fels von dem eingang hinweg. dann setzt er fich in die pforte und füreckt die hände aus um den der fich etwa unter den fchafen durchfchlei- chen will feftzuhalten. Odyffeus erfinnt eine lift, er bindet mit ruthen drei widder zufammen, fo dafs der mittlere einen mann trägt; für fich wählt er den gröfsten über die andern ragenden aus, wälzt fich unter deffen wol- ligen bauch und hält fich mit den händen an fein flockiges vliefs. als der tag anbricht, entfpringen die widder auf die weide. Polyphem fitzt und be- taftet die rücken der thiere, fowie fie zu der öffnung aufwärts fteigen: er ahndet in feiner dummheit nicht dafs unter ihrer bruft männer angebunden find und hinaus getragen werden. langfam wandelt zuletzt der bock der den Odyffeus trägt zu der felfenpforte. Polyphem betaftet auch diefen und fragt warum er, der fonft beim aus- und eingang der vorderfte gewefen, A2 4 W. Grımm: heute hinter den übrigen hertrabe. könnteft du doch fprechen’ fügt er hinzu, ‘und mir fagen wo Niemand fich verbirgt, damit ich ihn zerfchmetterte und fein gehirn in der höle umher fpritzte. damit entläfst er das thier. Als Odylfeus ein wenig von der felfenhöle und dem vorhof entfernt ift, macht er fich von dem widder frei und löft dann feine gefährten. er eilt mit ihnen zu dem fchiff, wo fie von den zurückgebliebenen mit freude empfangen werden. fobald die thiere auf das fehiff gebracht find, ftofsen fie ab. in der entfernung eines lauten rufes fendet Odyffeus dem kyklopen kränkende worte zu. dieser ergrimmt und wirft ihm ein felsftück nach, das zwar das fchiff nicht trift, aber durch die bewegung des wallers dem ufer wieder zutreibt. als fie doppelte weite gewonnen haben, läfst fich Odyffeus nicht von den gefährten abhalten nochmals dem kyklopen zuzurufen ihn habe Odyffeus, Laertes fohn, der ftädteverwüfter, geblendet. heulend er- widert Polyphem "wehe! jetzt trift eine uralte verkündigung ein: mir ward geweiffagt ich follte durch Odyffeus hände des lichtes beraubt werden. ich erwartete einen grofsen und ftattlichen mann, und ein elender wicht hat mich, den vom wein bewältigten, geblendet. dann lädt er den helden ein zu ihm zu kommen, damit er ihn als gaft bewirthe und ihm von Pofeidon ein geleit erflehe,. deffen fohn er fei, und der ihn, wenn es ihm gefalle, auch heilen werde. Odyffeus erwidert auch Pofeidon werde ihm das auge nicht wieder geben. jetzt ftreckt Polyphem die hände gen himmel und fleht zu Pofeidon, [einem vater, dafs Odyffeus nicht wieder heim kehre oder doch fpät, elend, ohne genoffen auf fremdem fchiffe, unglück im haufe findend. zum zweiten mal wirft er dem Odyffens ein noch gröfseres felsftück nach, das zwar das fehiff nicht trift, aber nahe dabei niederfallend es vorwärts zu der infel treibt, wo die andern fchiffe verweilen und die freunde beforgt fie erwarten. die herde Polyphems wird gleich vertheilt, nur Odyffeus erhält den widder voraus, den er dem ordner der welt weiht; aber Zeus verfehmäht das opfer. 2. zwifchen die jahre 1184—1212 fällt ein lateinifches werk das den mönch Johann der in der zum bisthum Nancy gehörigen abtei Haute - Seille (Haute-Selve Alta Silva) lebte zum verfaffer hat und den titel führt Historia feptem fapientum. bald hernach (zwifchen 1222—28) überfetzte es ein ge- wiffer Herbers in franzöfifche verfe unter dem titel Li romans de Dolo- pathos. man hat es bisher, durch die ähnlichkeit des titels verleitet, für eins gehalten mit den bekannten orientalifchen erzählungen der fieben wei- die fage von Polyphem. 5 fen meifter. der Dolöpathos den man nur aus auszügen und einzelnen ftücken kannte ift eben (Paris 1856) vollftändig von Charles Brunet und Anatole de Montaiglon herausgegeben, und es zeigt fich dafs das franzöfifche gedicht mit jenem orientalifchen werk nur drei ftücke gemein hat und fonft völ- lig verfchieden ift. die lateinifche erzählung des Johann, von welcher Martene noch die handfchrift in händen hatte, ift gegenwärtig verloren. feine quelle ift nicht bekannt, da er aber nach orientalifcher weife die erzählung äufserlich verknüpft hat, fo ift Montaiglon geneigt als fein vorbild ein zweites werk von dem verfaffer der fieben weifen meifter, wofür man einen gewiffen Sen- dabad oder Sendabar hält, anzunehmen. von einem folchen zweiten werk weils man aber fonft nichts, und mir ift es viel wahrfcheinlicher dafs Johann aus verfchiedenen quellen feine erzählungen gefchöpft und nur, die Orien- talen nachahmend, den äufsern rahmen und zwar ganz oberflächlich zugefügt hat. als beifpiel dient die fage vom fehwanritter die (Dolop. f. 317) ganz märchenhaft erzählt wird und gewis nicht orientalifchen urfprungs ist. uns kommt es hier nur auf die fage vom Polyphem an, die wir in eigenthüm- licher auffaffung (f. 234—297) darin finden. woher fie auch Johann mag genommen haben, ihrem urfprung nach beruht fie ohne zweifel auf leben- diger überlieferung und enthält in keinem falle eine abfichtliche umbildung der homerifchen erzählung; möglich dafs er eine deutfche fage vernahm. es trift fich glücklich dafs eine deutfche überfetzung davon in einer hand- fehrift des 1öten Jahrhunderts aufgefunden und von Haupt in den Altdeut- fchen blättern (1, 119—27) bekannt gemacht ift. da ihr wahrfcheinlich das lateinifehe buch des Johann zu grund liegt, nicht das altfranzöfifche gedicht, fo gebe ich danach den inhalt an und füge nur einige genauere beftimmungen aus dem Dolopathos hinzu, der keine wefentliche abweichung enthält. Ein landkundiger und verfchlagener räuber, herr und anführer einer bande die in wäldern und bergfchluchten hauft, vernimmt dafs in einem wil- den wald, zwanzig meilen von menfchen entfernt ein riefe wohne, der gold und filber in menge befitze. er wählt hundert feiner gefellen aus und zieht mit ihnen unter grofsen befchwerden dorthin. als fie ankommen finden fie den riefen nicht daheim und, froh darüber, packen fie gold foviel fie tragen können auf und wollen fich wieder auf den heimweg machen. aber unver- fehens kommt der riefe mit neun andern feines gleichen. fie ergreifen die fremdlinge und vertheilen fie unter fich, fo dafs jeder zehn von ihnen em- 6 W. Grımm: pfängt. der anführer wird dem riefen zu theil, deffen fchätze man wegge- nommen hatte. der riefe bindet ihm und den neun andern die hände auf den rücken und treibt fie wie fehafe in feine berghöle. fie bieten reichli- ches löfegeld, aber er braucht ihre fehätze nicht und will ihr fleifch verzeh- ren. alsbald ergreift er den fetteften, zerhackt ihn und fiedet ihn in einem keffel voll walfer. fo frifst er nach und nach die neune und zwingt den an- führer mit zu effen. an diefen, weil er der magerfte ift, foll zuletzt die reihe kommen. er finnt eine lift aus und fpricht zu dem riefen ‘ich fehe du haft böfe augen und ein fchlechtes geficht: ich verftehe mich darauf fie zu hei- len und will dir helfen, wenn du mir das leben laffen willf’. der riefe fagt ihm das zu und gibt ihm was er nötig hat. der räuber gielst ein fals öl in einen keffel, mengt fchwefel pech falz arfenik und andere verderbliche dinge hinein und ftellt ihn ans feuer als wolle er ein pflafter bereiten. als das öl fiedet, heifst er den riefen fich nieder legen und gielst alles was der keffel enthält ihm über augen hals und leib, fo dafs er das geficht völlig verliert, und die haut am ganzen leib verbrennt und zufammenfechrumpft. der riefe fährt in die höhe, wirft fich wieder zur erde, wälzt fich hin und her, und fchreit und brüllt entfetzlich wie ein löwe oder ochfe. dann fpringt er in feiner wut wieder auf, ergreift eine mächtige keule, und im haus hin und her ren- nend fchlägt er auf die erde und wider die wand, fucht den räuber in allen winkeln und denkt ihn zu treffen. diefer kann nicht entfliehen, da die hohen mauern des haufes keinen andern ausgang haben als eine thüre die mit eifer- nen riegeln verfchloffen ift. er weils fich endlich nicht anders zu helfen als dafs er auf einer leiter bis zum dach fteigt und fich mit beiden händen an den hahnenbalken hängt (a un des cheyrons me getai Dolopathos 8428). er hängt da einen tag und eine nacht. als er es nicht länger auszuhalten ver- mag, fteigt er wieder herab und mifcht fich unter die fchafe (deren er tau- fend und mehr hatte Dolop. 8441). da gilts behende zu fein: mit den thieren lauft er zwifchen den beinen des riefen hindurch ohne dafs diefer es gewahr wird. endlich findet er in der ecke die haut eines widders liegen und fehlüpft fo gefchiekt hinein dafs die hörner gerade auf feinen kopf zu ftehen kommen. der riefe läfst die fchafe, wenn fie auf die weide gehen follen, durch feine beine laufen, zählt fie und das fettefte thier packt er und hält feine mahlzeit damit. der räuber in der widderhaut will fich durch- drängen, aber der riefe greift ihn, und als er fühlt dafs er fchwerer ift als die die [age von Polyphem. 7 übrigen, fprieht er ‘du bift feift, du follft heute meinen bauch füllen. der widder thut einen fatz und entfpringt feinen händen. der riefe greift ihn abermals und der widder entfpringt aufs neue. fo geht es fiebenmal. da ruft der riefe zornig "lauf hin, die wölfe mögen dich freffen.. Als er draufsen ift, wirft er die widderhaut ab, ruft ihm zu dafs er ihm entkommen fei und höhnt ihn. der riefe fpricht ‘es ziemt fich nicht dafs ein fo kluger und behender man ohne gabe bleiben follte und gibt ihm einen goldenen ring den er vom finger gezogen hatte. etwas beftimmter im Dolopathos, der riefe fagt ich befitze grofse fchätze', zieht den goldring vom finger und wirft ihn vor den flüchtling auf die erde. er war vier, nach einer andern handfchrift dreifsig bifante wert. als ihn der räuber erblickt, em- pfindet er grofses verlangen danach. er fteckt ihn an, weifs aber nicht dafs ein zauber darin liegt: von dem augenblick an mufs er ohne zu wollen un- aufhörlich rufen ‘hier bin ich! hier bin ich” der riefe der auf die weife im- mer erfährt wo fein feind ift, lauft ihm in dem walde nach. da er blind ift, rennt er jeden augenblick wider einen aft oder einen baum und fällt zur erde, erhebt fich aber gleich wieder, und mit feinen grofsen fchritten holt er doch feinen feind ein. fchon ift er ihm ganz nahe, da merkt diefer dafs der ring die urfache feines gefchreies ift. er will ihn abziehen, vermag es aber nicht: es bleibt ihm nichts übrig als ihn mit feinen zähnen abzubeifsen. in dem augenblick hört das rufen auf, und er entläuft dem riefen. es werden noch andere abenteuer angefügt, welche die wilde natur des riefen trefilich schildern. 3. Weitab liegt die fage die fich bei den Oghuziern findet, einem tatarifch-türkifehem volk das fehon frühe in der gefchichte auftritt, und deffen fprache eine gleiche mifchung zeigt. ein darin abgefalstes, einem Dede Korkud oder Korkud Ata beigelegtes werk enthält zwölf erzählungen aus der gefchichte der Oghuzier, die in verfchiedene zeiten fallen. in dem eingang wird Korkud nahe an die zeit Muhameds gerückt und von ihm gefagt er habe von dem erhabenen gott eingebungen empfangen, ohne feinen rat habe man nichts gethan und nach feinen worten immer gehandelt. dafs Kor- kud eine mythifche perfon war und mündliche überlieferungen feiner famm- lung zu grund lagen, kann man mit ziemlicher ficherheit annehmen. über das alter derfelben läfst fich nichts mit gewisheit fagen, Diez ift der meinung dafs es weit über die entftehung der ofmanifchen dynaftie hinaus reiche, ob- gleich beziehungen darauf in dem buch vorkommen. vielleicht gehört diefe 5 W. Grınmm: abfaflung in das 13te oder 14te Jahrhundert. die achte erzählung mit der überfchrift ‘wie Biffat den Depe Ghöz getödtet hat’ ift von Diez aus einer handfehrift heraus gegeben (Der neuentdeckte oghuzifche eyklop verglichen mit dem homerifchen 1815) und befchäftigt uns hier allein. Depe Ghöz, das heifst Scheitelauge, ift der fohn eines halbgöttlichen wefens, den fehwanenjungfrauen der deutfehen mythe vergleichbar, das ein oghuzifcher hirte an einer quelle, wie es fcheint im bade, überrafeht und bewältigt hat. die erzeugung des Depe Ghöz bringt, wie die jungfrau beim wegfliegen verkündigt, den Oghuziern verderben. er kommt unter feltfa- men und widernatürlichen umftänden ins leben und hat eine menfchliche ge- ftalt, aber ein auge auf dem fcheitel. der chan Aruz bringt ihn in feine woh- nung: der amme die ihn an ihre bruft legt nimmt er fehon beim dritten zug das leben. als knabe mishandelt er feine gefpielen auf das graufamfte. Aruz jagt ihn fort, da kommt feine göttliche mutter, fteckt ihm einen ring an den finger und fpricht ‘kein pfeil foll an dir haften und kein fchwert dei- nen leib verletzen‘. er wohnt jetzt auf einem berg in einer felfenhöle als ftrafsenräuber. er fängt menfchen und verzehrt fie. man fchickt leute ge- gen ihn aus, aber vergeblich: er ift unverwundbar. bald beginnt er auch die Oghuzier, obgleich er durch feinen vater von ihnen abftammt, wegzuholen und zu verzehren. fie ziehen gegen ihn aus, aber er fchleudert einen aus der erde geriffenen baum auf fie, und tödtet damit funfzig oder fechzig. keiner kann vor ihm beftehen, und fiebenmal werden fie von ihm in die flucht gejagt. da fenden fie einen aus ihrer mitte zu ihm, um einen vertrag abzufchliefsen. der riefe fordert täglich zwölf menschen zu feiner nahrung. “auf diefe weife, erwidern fie ihm, “würdeft du bald unfer volk aufreiben: wir wollen dir täglich zwei menfchen und fünfhundert fchafe geben. Depe Ghöz verlangt noch zwei diener die ihm feine fpeife braten follen. unter diefen bedingungen wird der vertrag abgefchloffen. wer vier, drei oder zwei föhne hatte, gab einen her. Es trägt fich zu, dafs ein mann der fchon einen feiner föhne geliefert hat, als die reihe wiederum an ihn kommt, auch noch den zweiten, den einzigen fohn der ihm übrig ift hingeben foll. Biffat, der fohn des chan Aruz, in feiner jugend von löwen genährt, ift eben von einem ftreifzug zu- rück gekommen. die alte mutter des jünglings der dem Depe Ghöz foll ge- liefert werden begibt fich zu Bilfat in der hoffnung dafs er ihr einen gefan- die ‚Jage von Polyphem. 9 genen fchenken werde, den fie an der ftelle ihres fohnes dem riefen geben könne. Biffat fitzt hinter feinem goldenen zeltfchirm, als die frau kommt. fie erzählt die gräuelthaten des unverwundbaren riefen, der Biffats eigenen bruder umgebracht hat, und klagt ihm ihre not. des helden dunkle augen füllen fich mit thränen, “die zelte meines bruders,' fagt er, ‘hat der wüterich nieder geriffen, feine beften pferde weggeführt, feine ftärkften kameele weg- gefchleppt, feine eingepferchten fchafe getödtet: er foll fterben. meinen graubärtigen vater hat er um den fohn, meinen bruder, weinen gemacht, meine mutter mit dem weiflsen angeficht hat er in trauer verfetzt: er foll fterben. diefer bruder war erhabener als die gegenüber liegenden fchwar- zen berge, der fchöne beredte bruder, er war der trefflichfte meines ge- fchlechts: diefer bruder war die kraft meines leibes: von diefem bruder, dem licht meiner dunkeln augen, bin ich getrennt worden. er weint hef- tig, als er diefes (pricht und gibt der frau einen gefangenen, damit fie ihren fohn befreie. Biffat geht in das gezelt feines vaters und feiner mutter die ihn voll freude empfangen. die übrigen fürften von Oghuz verfammeln fich zu einem gelag, und Biffat verkündet feinen entfchlufs den riefen aufzufuchen. die fürften haben felbft fchon den verfuch gemacht, aber vergeblich. fie raten ihm ab, ‘lafs deinen graubärtigen vater nicht weinen, mache nicht dafs deine weifse mutter runzeln bekommt. Aruz felbft rät ab, ‘follen die dei- nigen verlaffen ftehn‘? fagt er zu ihm. Biffat hört auf niemand. er greift eine handvoll zweifchneidige pfeile und fteckt fie in feinen gürtel: er bin- det das fchwertgehenk um, wirft den bogen über die fchulter und fchürzt fein kleid auf. als er feinem vater und feiner mutter die hand geküfst und abfchied genommen hat, geht er fort. Der held kommt an den felfen, wo Depe Ghöz die menfchen ver- zehrt. der riefe fitzt da, hat den rücken gegen die fonne gekehrt und ift allein. Biffat zieht einen pfeil aus dem gürtel und fchiefst ihn auf die bruft des ungeheuers, aber er dringt nicht ein und bricht in ftücke: ebenfo gehts bei dem zweiten. Depe Ghöz fpricht zu feinen dienern ‘eine fliege hat mir verdrufs gemacht. Biffat fendet den dritten pfeil, auch diefer zerbricht, und ein ftück davon fällt vor dem riefen nieder. jetzt fpringt er auf und erblickt den helden. “wiederum ftellen mir die Oghuzier nach’ fpricht er zu den dienern, dann geht er langfam hin, packt ihn an der kehle und trägt ihn Philos.-histor. Kl. 1857. B 10 W.Garımm: zu feiner lagerftätte. hier fteckt er ihn in feinen ftiefel der von einer ochsen- haut gemacht ift. er fpricht zu den dienern ‘diefen will ich zur abendmal- zeit am fpiefs braten und fchläft wieder ein. Biffat hat ein meffer bei fich, fehlitzt damit die ochfenhaut auf und tritt heraus. er fragt die diener wie er den riefen tödten könne. “wir wissen es nicht, antworten fie, “er hat an keiner ftelle feines leibes fleifch aufser an den augen. Biffat geht zu dem haupt des fchlafenden, hebt das augenlied auf und fieht dafs das auge von tleifeh ift. er heifst die diener das fehlachtmesser in das feuer legen. als es glüht, ftöfst er es in das auge des ungeheuers, fo dafs es ganz und gar ver- nichtet wird. Depe Ghöz brüllt dafs berge und felfen widerhallen. Biffat entfpringt und fällt in die höle unter die fchafe. Depe Ghöz merkt dafs Biffat in der höle ift. er fetzt fich in die thüre, ftemmt die füfse auf die beiden feiten derfelben und ruft ‘mein glück foll untergehen, kommt, kleine widder, einer nach dem andern’. jeden der kommt fafst er am kopf. Biffat hatte einen widder nieder geworfen, ge- fehlachtet und ihm das fell abgezogen, doch kopf und fchwanz daran ge- laffen. jetzt fteckt er fich in die haut und nähert fich dem riefen. diefer merkt wer es ift und fpricht “du haft gewufst dafs ich durch mein geficht umkommen foll: ich will dich an die felfenwand fchlagen‘. Biffat gibt ihm den kopf des widders in die hand, und als der riefe eins der hörner fafst und in die höhe hebt, bleibt das fell zurück, und Biffat fpringt zwifchen den bei- nen des riefen hinaus. Depe Ghöz wirft das horn zur erde und fragt ‘bift du befreit”? Biffat antwortet "mein gott hat mich befreit. Depe Ghöz reicht dem Biffat einen ring und fagt 'ftecke ihn an deinen finger, [o kann pfeil und fehwert dich nicht mehr verletzen’. Biffat fteekt ihn an. der riefe geht auf ihn los und will ihn mit einem meffer verwun- den. Biffat entfpringt und bemerkt dafs der ring wieder unter den füfsen des riefen liegt. diefer fragt abermals 'bift du befreit”? Biffat antwortet “mein gott hat mich befreit. Depe Ghöz fpricht zu Biffat in jenem gerälben liegen meine fchätze, geh hin damit fie die diener nicht nehmen; fie haben es verfiegelt. der held geht hin und fieht dafs gold und filber darin aufgehäuft liegt. über das an- [chauen der fchätze vergilst er fich felbfi. Depe Ghöz fafst die thüre des gewölbes und fpricht ‘ich werde einen folchen fchlag thun dafs du mit dem gewölbe follft vernichtet werden’. Biffat ruft gott an, das gewölbe zerreilst die [age von Polyphem. 11 und fieben thüren öffnen fich: durch eine geht Biffat heraus. Depe Ghöz fteckt feine hand ins gewölbe und fprengt es, fo dafs es zufammen ftürzt. er fragt wieder 'bift du gerettet”? Biffat erwidert ‘mein gott hat mich erret- tet. Depe Ghöz fpricht ‘für dich gibt es keinen tod.’ Hierauf fagt der riefe ‘dort in der andern höle befinden fich zwei fehwerter, das eine ift blutig, das andere rein: mit dem blutlofen haue mir den kopf ab. Biffat tritt in die höle, bemerkt aber dafs kein fchwert ohne blut darin liegt. er wagt nicht das blutige anzugreifen, zieht fein eigenes fchwert heraus und hält es daran: es zerfpringt in zwei ftücke. er holt ein ftück holz und hält es daran: es zerfpringt in zwei ftücke. er nimmt feinen bogen, das blutige fchwert zerfchlägt den bogen und die daran hängende kette; es fällt jetzt auf die erde in den fchlamm. Biffat fteckt fein eigenes fchwert in die fcheide, hebt es damit herauf und geht zurück. Depe Ghöz fpricht “bift du noch nicht todt”? Biffat antwortet mein gott hat mich befreit.’ der riefe ruft wieder ‘für dich gibt es keinen tod. Depe Ghöz fchreit und jammert über fein verlorenes auge. er fragt den jungen helden nach feiner heimat, nach dem namen von vater und mut- ter, nach feinem eigenen namen. Biffat antwortet ‘im füden ift meine hei- mat,‘ der name meines vaters ift‘den man nicht von hinten greifen kann‘, der name meiner mutter ‘tochter des Kyghan Aflan’: ich heifse Biffat, fohn des Aruz’. Depe Ghöz bittet um fein leben, aber Biffat- wirft ihm vor dafs er feinen vater und feine mutter in leid verfetzt, feinen bruder Kyjan umge- bracht, deffen frau zur wittwe, deffen kinder zu waifen gemacht habe. er fügt hinzu ich werde nicht ablaffen bis der fchwarze ftahl meines fchwerts dein häfsliches verwegenes haupt abgehauen, bis es dein farbiges blut auf die erde vergoffen und für meines bruders blut rache genommen hat.’ Depe Ghöz droht, “treibe mich von meiner ftelle, ich werde feft fte- hen. mit den übrigen fürften von Oghuz werde ich meinen bund brechen: ihre tapferen föhne werde ich tödten: ich werde mich wieder mit menfchen- fleifch fättigen. verjage mich, ich werde in mein felfenfchlachthaus gehen. ich werde fchwere fteine werfen und auf die köpfe fallen laffen. du haft mich von dem blauen auge getrennt, jüngling, möge der allmächtige dich vom füfsen leben trennen. er rühmt fich wie viel graubäutige alte, wie viel weifse frauen er (durch den tod der föhne und männer) weinen gemacht, B2 12 W.Grımm: wie vil jünglinge er verzehrt habe. dann beginnt er von neuem über das verlorne auge zu klagen. Unwillig tritt Biffat hervor, heifst den Depe Ghöz wie ein kameel nie- derknien und haut ihm mit dem weggenommenen fehwert den kopf ab, durchbohrt diefen und hängt ihn an eine bogenfehne. dann fchickt er die beiden diener, um den Oghuziern und feinem vater von der befiegung des riefen nachricht zu bringen. 4. Von den reifen Sindbads kennt man nur den arabifchen text, den Langles mit einer wörtlichen überfetzung bekannt gemacht hat (Les voyages ie) de Sindbäd le marin 1814); er glaubt aber die quelle fei eine altperfifche gewefen. Sindbad erzählt die abenteuer feiner dritten reife. das fchiff wird durch fturm an eine infel verfchlagen, die von affenartigen, nur vier fpannen langen zwergen bewohnt ift. fie bemächtigen fich des fchiffs und laffen die mannfchaft ans land fteigen. Sindbad und feine gefährten wandern auf der infel umher und nähren fich von kräutern. fie gelangen endlich zu einem grofsen fchlofs, öffnen die beiden thore von ebenholz und treten in eine grofse halle die vorn eine erhöhung hat. fie erblicken die überrefte ei- ner küche, feuer, knochen, grofse eiferne bratfpiefse, was fie alles in [ehrecken fetzt. Die fonne will eben untergehen, als plötzlich die erde erzittert und durch das thor ein fchwarzer man eintritt, grofs wie ein palmbaum, deffen augen wie brennende kohlen leuchten. feine hundszähne find grofsen fpie- (sen ähnlich, fein mund ift breiter als das maul eines kameels, feine ohren hängen wie elephantenohren auf den fehultern, feine nägel gleichen den klauen der thiere. die unglücklichen feefahrer fallen, vom fehreeken über- wältigt, befinnungslos zur erde, einer auf den andern. Der riefe fetzt fich auf die erhöhung nieder, erhebt fich aber bald, greift den Sindbad heraus und kehrt ihn herum wie der fehlächter ein fchaf. da er ihn aber zu fchwach und mager findet, läfst er von ihm ab und unter- fucht die andern, bis endlich der fehiffscapitain ihm in die hand kommt. diefer fcheint ihm wolgenährt und breitfehultrig: er packt ihn wie einen fperling und fteckt ihn an einen eifernen fpiefs, fo dafs die fpitze zum kopf heraus geht. nachdem er ein grofses feuer angezündet hat, läfst er ihn da- die [age von Polyphem. 13 ran braten, zerreifst ihn dann mit feinen klauen und verzehrt ihn. darauf ftreckt er fich zum fchlaf auf die erhöhung und fängt an zu fchnarchen. Als der morgen angebrochen ift, verläfst der riefe das haus. die un- glücklichen die ihr fchickfal voraus fehen durchfuchen die infel, um einen aufenthalt zu entdecken, der fie vor dem ungeheuer fchütze, aber fie fin- den keinen und kehren abends in das haus zurück. bald kommt der riefe, fucht fich einen aus und verzehrt ihn wie den vorigen. dann legt er fich zum fchlaf. Am nächften morgen, als der riefe wieder fort gegangen ift, macht Sindbad feinen gefährten einen vorfchlag zu ihrer rettung, "lafst uns von die- fen holzftämmen flofse bauen, wovon jedes drei mann tragen kann, die wir an dem ftrand befeftigen. dann finnen wir darauf wie wir den riefen tödten. gelingt uns dies, fo erwarten wir ein vorbeifegelndes fchiff das uns aufnimmt: gelingt es nicht, fo befteigen wir die flofse und begeben uns auf das meer, felbft auf die gefahr zu ertrinken. der vorfchlag wird angenommen, abends kehren fie in das haus zurück, wo der riefe wieder einen zur malzeit aus- wählt. als er eingefchlafen ift, machen fie die eifernen fpiefse glühend. dann fafst von zehn der ftärkften jeder einen fpiefs und ftöfst ihn dem auf dem rücken liegenden, wie der donner fehnarchenden ungeheuer in die au- gen. er fchreit fo entfetzlich dafs fie zur erde fallen und an ihrem leben verzweifeln. indeffen richtet er fich in die höhe und geht zum thor hinaus. Als der tag anbricht, eilen fie fort, fuchen kräuter zur nahrung und begeben fich dann an den ftrand,, wo fie fich niederfetzen und ein zeichen von dem tod des riefen darin fehen wollen, wenn er fich abends nicht wie- der zeigt. in dem augenblick kommt er daher von zwei andern geführt und von einer menge ihm ganz gleicher ungeheuer begleitet. die unglücklichen feefahrer befteigen alsbald ihre flofse und fteuern ins meer. die riefen lau- fen herbei und werfen mit lautem gefchrei ungeheure fteine auf fie. die meiften werden getödtet, nur Sindbad mit zwei andern entkommt. ihr flofs wird die ganze nacht hin und hergetrieben, bis fie der wind an einen firand wirft und fie gerettet find. 5. Ein hierher gehöriges ferbifches märchen befindet fich in der fammlung von Wuk Stephanowitfch Karadfchitfch nr. 38 (deutfche über- fetzung {. 222-25). 14 W. Grımm: Ein priefter und fein fchüler gehen durch ein grofses waldgebirg und werden von der nacht ereilt. fie erblicken in der ferne ein feuer, gehen darauf zu und gelangen zu der höle eines riefen der nur ein auge auf der ftirne hat. der eingang ift mit einer fteinplatte verfchloffen, fo grofs dafs hundert menfchen fie nieht hätten wegräumen können. der riefe hebt fie weg, läfst die fremdlinge ein und wälzt den ftein wieder vor die öffnung. darauf fchürt er ein grofses feuer an, an welchem fich die beiden wärmen. der riefe befühlt fie am nacken, und als er den geiftlichen fleifehiger findet, fteckt er diefen an einen fpiefs und läfst ihn am feuer braten. der knabe fieht das voll kummer an, aber es ift unmöglich zu entfliehen. dann fetzt fich der riefe nieder, den geiftlichen zu verzehren, und lädt den knaben ein an der malzeit theil zu nehmen. diefer giebt vor keinen hunger zu empfin- den, aber der riele zwingt ihn zu effen. der knabe fteckt einen biffen in den mund, fpeit ihn aber feitwärts wieder aus. 'ifs, fpricht der riefe, ‘'mor- gen werde ich dich verzehren‘. Nachdem der riefe gefättigt ift, legt er fich ans feuer, und der knabe fängt an ein kleines holz zuzufpitzen. "wozu fpitzeft du dies holz’? fragt der riefe. “wenn ich müfsig bei den fchafen fitze‘, antwortet der knabe, ‘bin ich gewohnt fo zu fchnitzeln. der riefe fchliefst fein auge und entfchläft, da ftöfst der knabe das zugefpitzte holz ihm in das auge und macht ihn blind. wüthend fpringt das ungeheuer auf und fchreit ‘du haft mir das eine auge genommen, da ich nicht fo klug war dir beide zu nehmen, aber du follft mir nicht entrinnen‘. er greift nach den öffnung der höle und da er fie verschloffen findet, tappt er hin und her, um den knaben zu hafchen, aber vergeblich. diefer hatte einem widder die haut abgeftreift, über fei- nen leib gezogen und fich unter die vielen fchafe gemifcht, die in der höle waren. der tag war inzwifchen angebrochen, der riefe rückt die platte von der Öffnung weg und fängt an die fchafe zu locken, damit eins nach dem an- dern heraus fpringe. der knabe kommt auch heran, der riefe packt ihn und wirft ihn unter die übrigen hinaus. jetzt ruft diefer ihm zu “fuche mich nicht weiter, ich bin draufsen. Der riefe reicht dem knaben einen ftab heraus und fpricht 'nimm den ftock, die herde damit zu treiben, denn ohne ihn wirft du kein fchaf von der ftelle bringen’ der knabe erfafst den ftab, aber wie er ihn berührt, bleibt ein finger daran haften. der liftige knabe fpringt um den riefen hin die [age von Polyphem. 15 und her, damit er ihn nicht packen kann. es fällt ihm ein dafs er fein fehnappmeffer bei fich trägt, damit fchneidet er fich den am ftock haften- den finger ab und macht fich glücklich von dem riefen los, den er verfpot- tet und verlacht, während er die herde vor fich hintreibt. der riefe lauft hinter ihm her, und fie gelangen an einen grofsen fee: der knabe fpringt um ihn herum, pfeift und fpottet. als der blinde am rand des waffers fteht, lauft der knabe hinter ihn und ftöfst ihn hinab fo dafs er ertrinkt. dann treibt er die herde ruhig nach haus. 6. Eine rumänifche fage ift eben erft von Franz Obert (Ausland 29, 717) in Siebenbürgen aufgezeichnet worden. Ein mann fchickt feine drei föhne mit der fchafherde aus und gebietet ihnen, wenn jemand fie nachts anrufe, keine antwort zu geben. fie hören in der nacht eine ftimme die ruft ihr jünglinge!' der jüngfte will antworten, aber der ältefte erinnert ihn an das verbot des vaters und läfst es nicht zu. über eine weile rufts zum zweitenmal ihr jünglinge. der mittlere fpricht "lafst uns antworten, und der ältere gibt nach. als es zum drittenmal ruft, antworten alle drei hier find wir” es kommt ein riefe heran und ruft ihnen zu 'bratet euern fetteften hammel für mich, denn ich habe grofsen hunger‘. als der hammel gebraten ift, verfchlingt ihn der riefe in einem augenblick und heifst darauf die drei brüder ihm mit der herde zu folgen. er fchreitet voran und führt fie in feine wohnung, wo fie die fchafe in dem von einer mauer umgebenen hof zurücklaffen müffen. als fie in das haus des riefen eintreten, fpricht der ältefte ‘guten abend!' der riefe antwortet ‘gut wirft du fein für heute abend’. darauf fpricht der mittlere ‘guten abend!’ der riefe erwidert ‘gut wirft du fein für morgen abend’. zuletzt grüfst der jüngfte ‘guten abend! der riefe dankt mit den worten ‘gut wirft du fein für übermorgen abend. er macht ein mächtiges feuer an, hängt einen grofsen keffel darüber und legt fich zum fchlaf nieder indem er den brüdern befiehlt ihn zu wecken fobald das waffer fieden werde. als fie das gethan haben, packt er den älteften, wirft ihn in den keffel, läfst ihn weich kochen und verzehrt ihn. dann ftellt er abermals waffer auf, legt fich nieder und befiehlt ihn zu der beftimmten zeit zu wecken. der jüngfte aber nimmt das auf dem keffel fchwimmende fett feines bruders und fteckt es zu fich. der riefe fchläft bis zum abend, und als er aufgeweckt wird, packt er den mittlern und verzehrt ihn. zum drittenmal ftellt er waffer auf und legt fich nieder mit dem befehl ihn zu 16 W. Gxzımm: wecken. mittlerweile findet der jüngfte einen dreifufs in der küche, legt das fett feines bruders darauf und brät es über dem feuer. hierauf wirft er es famt dem dreifufs dem fchlafenden riefen ins geficht, fo dafs er an beiden augen geblendet wird. wüthend fpringt der riefe auf und will den jüngling faffen, aber diefer hat nüffe in feiner gluge (tornifter), wirft eine nach der andern auf den boden und leitet dadurch den riefen irre. als er fich der thüre nähert, wirft der jüngling eine ganze hand voll nüffe gegen diefelbe. da ftürzt der riefe nach der thüre um ihn zu packen, erfalst aber die klinke und reifst die thüre auf. der jüngling fpringt fchnell hinaus auf den hof, fehlachtet dort einen widder und kriecht in deffen fell. der riefe welcher die lift nicht ahnte öffnet jetzt das thor in der mauer und läfst die fchafe ein- zeln hinaus in der hoffnung des jünglings habhaft zu werden. diefer aber fehlüpft als widder mit hinaus und ruft dem riefen höhnifch zu ‘jetzt kannft du mir nichts mehr anhaben‘. der riefe ftellt fich an als wäre er verföhnt und fpricht zu ihm ‘fteh, jüngling, und lafs dir ein wörtchen fagen‘. der jüngling traut ihm nicht und will entfliehen. da ruft der riefe ihm nach ‘fteh und nimm diefen ring von meinem kleinen finger zum andenken’. der jüngling läfst fich bethören, nimmt den ring und fteckt ihn an. da hebt der ring an zu rufen ‘hierher, blinder, hierher” der jüngling {pringt fort, der riefe lauft ihm nach, kommt immer näher und ftreckt fchon den arm nach feinem nacken aus, als jener das gewäffer erreicht. fchnell haut er den fin- ger ab und wirft ihn in die wellen. der ring ruft auch hier immer fort hier- her, blinder, hierher!’ da fpringt der riefe ins walfer und ertrinkt. 7. Eine fage aus Ehftland ift von Rofenpläntner in den beiträgen zur genauern kenntnis der ehftnifehen fprache bd. 2. heft 6. f. 61—63 bekannt gemacht; ich theile die überfetzung aus der Deutfchen mythologie f. 979 mit. Die Ehften nennen den knecht welcher über fcheune und getreide die aufficht hat, riegenkerl. ein folcher fafs einmal und gofs knöpfe, da kam der teufel gegangen, grüfste und fragte “was machft du da?” ich giefse au- gen’. augen? kannft du mir auch neue gielsen‘” o ja, doch jetzt find mir weiter keine zur hand’. “aber auf ein andermal willft du es wol thun?” "das kann ich’ fprach der riegenkerl. "wann foll ich wieder kommen?” "wann du willft. den andern tag kam der teufel, um fich die augen giefsen zu laffen. der riegenkerl fagte ‘willft du grofse oder kleine‘” ‘recht grofse. der mann fetzte nun eine menge blei zum fchmelzen auf und fagte ‘fo kann ich dir nicht die fage von Polyphem. 17 giefsen, du mufst dich erft feftbinden laffen’. darauf hiefs er ihn fich rück- lings auf eine bank legen, nahm dicke ftarke ftricke und band ihn ganz feft. als der teufel feft gebunden war, fragte er “welchen namen haft du?” “Ifi (Selbft) ift mein name‘. “das ift ein guter name, keinen beffern kenne ich. das blei war nun gefchmolzen, der teufel fperrte feine augen weit auf und gedachte neue zu bekommen, des guffes wartend. jetzt giefs ich’ fprach der riegenkerl und gofs dem teufel das heifse blei in die augen. auf fprang der teufel mit der bank am rücken und lief davon. im feld pflügten leute, bei denen er vorüber lief. fie fragten "wer that dir das?” der teufel antwortete “fi teggi (Selbft thats)‘. da lachten die leute und fprachen 'felbft gethan, felbft habe‘. der teufel ftarb an feinen neuen augen, und feitdem fah man keinen teufel mehr. 8. eine überlieferung in den finnifchen volksmärchen und fprichwör- tern von Bertram f. 9. Gylpho, ein armer ftallknecht, zieht aus um drei durch zaubergewalt in eine unterirdifehe felfenhöle gebannte königstöchter zu befreien. er gelangt in ein eifernes gemach, wo eine derfelben von dem alten felfengeift Kammo bewacht wird, der ein grofses horn auf dem haupt hat und ein einziges auge mitten auf der ftirne: er wittert menfchenfleifch, aber die jungfrau befehwichtigt ihn. fein auge war trüb geworden und die wimper hinein gewachfen, fo dafs er den jüngling nicht fehen kann. der ofen war geheizt und daneben ftand eine grofse eiferne ftange, womit der geift die kohlen zu fchüren pflegte. Gylpho nimmt fie leife weg, macht die fpitze glühend und ftöfst fie dem geift in das auge. Kammo erhebt fich und fchreit fo gewaltig dafs die felfen wiederhallen. er taftet rings umher, kann aber feinen feind nicht hafchen, der eine gute gelegenheit erfieht ihm den kopf abzuhauen. 9. in dem höchften norden, in dem ruffifchen Karelien vernahm Matth. Alex. Caftren (Refeminnen frän ären 1838—44. Helfingfors 1852 {. 87) unfere fage, theilt aber den inhalt nur kurz mit. der held der nicht ge- nannt wird fitzt in einer burg eingefchloffen, von einem riefen bewacht der an einem auge erblindet ift. um aus feinem gefängnis zu entkommen, fticht er ihm in der nacht das gefunde auge aus. als der riefe am folgenden morgen die fehafe auf die weide fendet, verbirgt fich der held unter einern derfelben und gelangt glücklich durch das burgthor. Philos.-histor. Kl. 1857. C 18 W. Grimm: 10. ich gedenke noch einer überlieferung aus dem Harz (Kinder- und volksmärchen von Heinr. Pröhle f. 137). ein kluger mann der umher zieht kommt mit fechs gefährten in ein land, wo ein riefe herfcht der zwölf fufs hoch ift, fechs fufs breit, und nur ein auge hat, das mitten vor dem kopf fitzt und (o grofs ift als ein käfenapf. die fieben werden gefangen und jeden tag wird einer von ihnen dem riefen zum verzehren gebracht. als nur noch der kluge mit einem gefährten übrig ift, finnen diefe auf ihre rettung. in der nacht machen fie ein eifen glühend, ftechen damit dem ungeheuer das auge aus und entfliehen. er kommt mit grofsen fehritten hinter ihnen her, kann fie aber in feiner blindheit nicht finden. Ich will diefe verfehiedenen darftellungen der fage mit einander ver- gleichen; das märchen vom Harz laffe ich dabei unberückfichtigt, weil viel- leicht erinnerungen aus der Odyffe einflufs darauf gehabt haben. die grie- chifche diehtung erfcheint als ein für fich beftehendes abgerundetes ganzes und unterfcheidet fich merklich von den übrigen gefängen der Odyffee. die erzählung ift ebenfo einfach als frifch und natürlich: der altepifche fl er- feheint in höchfter reinheit, und jene ausführlichen, wie kleine bilder felb- ftändig ausgemalten gleichniffe kommen nicht vor. wenn wir fonft im Ho- mer länder und völker in einem geordneten öffentlichen und häuslichen leben erblicken, werden hier uranfängliche zuftände gefchildert, eine von den ein- wirkungen menfchlichen treibens noch unberührte, in wilder pracht und grofsartiger fülle fich entfaltende natur, bewohnt: von dämonifchen riefen die, unbekannt mit fitte und gefetz, nur der willkür folgend, in rohen felfen- hölen haufen. jetzt zum erftenmal, feheint es, landen bewohner gefitteter länder an diefer infel, und Homer hat was die fage von der begegnung der menfchen mit den kyklopen erzählt in die irrfahrten eines berühmten helden verflochten. noch find die fpuren der anfügung zu erkennen. es gefchieht abfichtlich, dafs Odyffeus nicht, wie das natürlichfte gewefen wäre, die zwölf (chiffe und alle gefährten mitnimmt, damit er, nach dem abenteuer auf der kyklopeninfel, feine irrfahrten weiter fortfetzen kann. mur mit feinem fehiff und feinen genoffen fteuert er dorthin: nur zwölfe nimmt er mit in die höle, denn es durften nicht alle umkommen, damit für ihn der das fchiff allein nicht zu lenken vermag noch rückkehr möglich war; dabei mufs noch der glückliche zufall eintreten dafs der wurf mit dem zweiten gröfseren felfen- ftück ihn zum erften landungsplatz zurück treibt. dies alles ift gefchickt ein- die Jage von Polyphem. 19 gefügt, auffallender ift die veränderung feines charakters die durch die ver- knüpfung mit der kyklopenfage notwendig geworden ift. Lauer (Gefchichte der homerifchen poelie 260 folg.) der in ihm das ideal eines griechifchen charakters fieht hat die klugheit weisheit und vorficht des welterfahrenen mannes der jeden augenblick feiner herr, klar und fich felbft bewufst ift hervor gehoben, aber im eifer für ihn vergeffen dafs er fich hier nicht in die- fer weife, vielmehr in vollem gegenfatz zeigt. liftig ift er in der höle Poly- phems, aber nicht im finn eines helden, er ift zugleich leichtfinnig und un- befonnen und zwar im höchften grad. diesmal übernehmen die gefährten feine rolle: fie geben ihm den verftändigen rat bei der abwefenheit des ky- klopen fich mit dem wegtreiben der herde zu begnügen, aber er befteht un- klug darauf ihn felbft zu fehen und ein gaftgefchenk von ihm zu verlangen, als wenn der vielgewanderte erfahrungsreiche Odyffeus nicht gewufst hätte dafs von dem kyklopen kein gaftgefchenk und keine menfchliche fitte zu er- warten war, aber diefe annahme war nöthig um einen freiwilligen befuch bei dem ungeheuer zu rechtfertigen. es ändert nichts dafs die bitte um das gaft- gefchenk trefflich benutzt ift, um den rohen humor des riefen zu fchildern, der das verlangte damit gewähren will, dafs Odyffeus zuletzt foll verzehrt werden. diefer zug mag urfprünglich vorhanden gewefen fein, indem Poly- phem die fehonung als lohn für den zweiten trunk anbietet, wie Odyffeus auch erft nach dem erften das gefchenk fordert und fich dadurch zu retten glaubt. nicht würdig wie ein held, unverftändig, tollkühn handelt Odyffeus, als er durch fein zurufen von dem fchiffe den kyklopen aufreizt und die ge- fahr herbei führt; ja, er läfst fich nicht abhalten zum zweitenmal zu rufen. aber diefe aufreizung war erforderlich, wenn an den tag kommen follte dafs dem riefen der verluft feines auges voraus verkündigt war. Bei aller verwandtfchaft mit der griechifchen weicht die fage im Dolo- pathos doch in wefentlichen zügen ab. der riefe hat nicht das eine grofse auge auf der ftirne, fondern zwei gewöhnliche, wie die menfchen, und wird auf eine andere gemeinere weife geblendet. die lift fich den namen Niemand zu geben ift unbekannt, überhaupt aber die art wie der räuber dem rie- fen entfchlüpft verfchieden. an fich zeigt der inhalt einen feften zufam- menhang und verdient in mancher hinficht den vorzug vor dem Homer. der räuber läfst nicht einen theil feiner gefährten zurück, wie Odyffeus, und dem wefen der fage die {ymmetrifche anordnung liebt ift es angemeffen, dafs je G2 20 W. Grımm: zehn den übrigen riefen zugetheilt werden. ebenfo ift es angemeffen, dafs alle neun gefährten von ihm verzehrt werden und an ihn nur deshalb zuletzt die reihe kommt, weil er der magerfte ift. der geblendete ftatt, wie beim Homer, nach hilfe zu rufen, fucht mit feiner keule den feind in der höle zu treffen: die furcht die der räuber dabei empfindet ift eigenthümlich aber fehr lebendig gefchildert, er hängt einen tag und eine nacht an dem hahnen- balken in der luft. es ift eine beffere wendung dafs der räuber in die haut eines widders kriecht und auf diefe weife endlich aus der höle entfchlüpft. Homers schöne erzählung darf uns in diefem urtheil nicht irre machen. Odyffeus hat nicht fich allein, er hat auch feine gefährten zu retten: wie ge- fchickt er diefen hinaus hilft, er felbft kann fich nicht zwifehen drei widder feftbinden, er mufs an einen fich anhängen. wenn er auch den gröfsten dazu auswählt, fo fehlt doch immer noch jener grad von wahrfcheinlichkeit, den auch die dichtung verlangt. vil natürlicher ift es, wenn in einem norwegi- fchen märchen (Norfke folkeventyr af Asbjörnfen og Moe f. 82) das von der hexe verfolgte mädchen fich unter die wolle eines widders verfteckt. bei der weitern entwicklung verdient die fage im Dolopathos entfchieden den vorzug. Polyphem lädt den entfchlüpften Odyffeus ein zu ihm zu kommen, damit er ihn als gaft bewirthe und ihm von Pofeidon, feinem vater, geleit erflehe. er thut dies, wiewol der grund nicht ausgefprochen ift, um ihn wieder in feine gewalt zu bringen und zu verderben, auch läfst fich Odyffeus klüglich darauf nicht ein. die fage bei Dolopathos mifcht erft hier und ganz angemeffen das gaftgefchenk ein: nachdem der räuber aus der höle entkom- men ift, wirft ihm der riefe einen goldring hin. der räuber kann nicht wi- derftehen, hebt ihn auf und fteckt ihn an, wird aber durch die darin verbor- genen zauberkräfte in neue gefahren geftürzt. trefflich ift der zug dafs der blinde der ihn verfolgt wider die bäume rennt, niederftürzt, fich wieder aufraft und dem fliehenden fo nahe kommt dafs diefer nur durch ein gewalt- {ames mittel fich retten kann. Nach der oghuzifchen fage wohnt Depe Ghöz zwar in einem felfen- haus, aber nicht an einem fernen, fchwer zugänglichen ort, fondern zwifchen den Oghuziern und zwar zu ihrem verderben. fie müffen ihm menfchen und thiere zu feiner nahrung liefern und zugleich zwei diener fenden, die ihm fpeife daraus bereiten. gegen ihn zieht ein fürftenfohn, ein jugendlicher held, nicht um die fchätze des riefen zu holen oder aus neugierde ihn zu die Jage von Polyphem. 2 fehen, fondern aus edlen bewegungsgründen. er zieht allein, ohne gefähr- ten. die einleitung ift alfo verfchieden, wie der ausgang, da der riefe ge- tödtet wird. es fehlt auch nicht an einzelnen eigenthümlichen zügen, als Biffats pfeil den riefen berührt, meint er eine fliege habe ihn geftochen: das erinnert an das deutfche märchen von dem ftarken Hans, der, als mühlen- fteine auf ihn herab geworfen werden, glaubt es feien fandkörner, von den hühnern oben losgekratzt, wie es an die däumlingsmärchen erinnert, wenn Biffat in den ftiefel des riefen gefteckt wird, fich aber heraus fchnei- det. in andern beziehungen neigt fich die tartarifche fage bald zu der grie- chifchen bald zu der erzählung im Dolopathos. wie in diefer, kriecht Biffat, um aus der höle zu kommen, in die haut eines widders, reicht dem riefen den kopf in die hand und entfchlüpft zwifchen feinen beinen. noch beftimm- ter zeigt fich die nähere verwandtfchaft in dem zauberkräftigen ring, von dem wir hier näheres erfahren, und der noch entfchiedener in die entwicke- lung eingreift. Depe Ghöz hat ihn von feiner göttlichen mutter wol als zei- chen feiner abftammung empfangen, und er ift dadurch bis auf das fcheitel- auge unverwundbar geworden. in der hoffnung fich auf diefe weife rächen zu können, reicht er, fehon erblindet, dem Biffat den ring und entdeckt ihm die kräfte deffelben. Depe Ghöz will den herangenahten jetzt mit dem meffer tödten, aber Biffat fpringt zurückt: der ring hätte ihn nicht gefchützt, denn ob er ihn gleich an den finger gefteckt hatte, fo war er doch gleich wieder herab gefallen und zu Depe Ghöz zurück gekehrt, unter deffen füfsen ihn der held bemerkt. was nicht gefagt wird, aber angenommen werden mufs, der blinde riefe der den ring nicht wieder finden und ergreifen kann hat damit feine unverwundbarkeit verloren. dagegen nähert fich die tartarifche fage der homerifchen in der weife wie Biffat den riefen des auges beraubt, und in dem merkwürdigen umftand dafs Depe Ghöz wie der ky- klop fein fchickfal, den verluft feines auges, voraus weils. nicht als gehalt- lofe erweiterungen fondern als echte beftandtheile der fage, wenn fie auch hier allein fich zeigen, find die ferneren verfuche des riefen zu betrachten, die er macht um den oghuzifchen helden umzubringen. Depd Ghöz über- zeugt fich dafs es für Biffat keinen tod gibt und läfst fich von diefem, in welchem er das unabwendbare fchickfal anerkennt, mit feinem eigenen 8 fchwert den kopf abhauen, während Polyphem unfterblich zu fein fcheint. 22 W. Grimm: Die arabifche oder perfifche fage kann man, den andern gegenüber, dem inhalt wie der ausführung nach dürftig und oberflächlich nennen. dennoch ift fie ihrer übereinftimmung wegen bald mit diefer bald mit jener der berückfich- tigung werth. wie im Dolopathos fucht und wählt der riefe den fetteften zur [peife, und Sindbad kommt, wie dort der räuber, nicht gleich an die reihe. wie Depe Ghöz, der ferbifche und fiebenbürgifche riefe, verzehrt er fein opfer erft gekocht oder gebraten, wie Polyphem verfolgt er, geführt von feinen gelellen, den feind der ihn geblendet hat, und wirft den fliehenden felfen- ftücke nach, fo dafs fich Sindbad nur mit zwei gefährten rettet. aber den riefen mit höhnenden worten aufzureizen fällt keinem ein. merkenswerth ift es, dafs die riefen hier mit zwergen zufammen leben und die an das ufer verfchlagenen fremdlinge von diefen genötigt werden an das land zu kommen. Das wol zufammenhängende ferbifehe märchen unterfcheidet fich gleich darin dafs es ein knabe ift, der in die höle des riefen gerät und ihn durch feine lift befiegt; von diefem umftand wird hernach noch die rede fein. mit dem Dolopathos ftiimmt es dafs der riefe fich den fetteften aus- fucht um ihn zuerft zu verzehren, und dafs er den knaben zwingt an der gräulichen malzeit theil zu nehmen. diefer fteckt fich, wie der räuber und Biffat, in eine widderhaut, was bei ihm leicht auszuführen war. am merk- würdigften ift der zufammenhang des zauberhaften ftabes mit dem verräte- rifchen ring des räubers: um fich zu retten müffen beide den finger der da- von feftgehalten wird gewaltfam ablöfen. Das märchen aus Siebenbürgen ift mit dem ferbifchen näher verwandt, doch auch durch eigenthümliche züge unabhängig davon. der wunderring tritt wieder an die ftelle des ftabes, lockt aber den blinden riefen zu feinem verderben in die flut. Die ehfinifche überlieferung tritt darin den übrigen entgegen, dafs der riegenkerl nicht in die macht des teufels und mithin in keine bedrängnis gerät, vielmehr nähert fich diefer ohne feindfelige gefinnung und begibt fich mit der dummheit und tölpelhaftigkeit eines riefen (ein foleher war er gewis urfprünglich) freiwillig in fein verderben. diefe auffalfung war fchon un- ' vollftändig, denn die frage Polyphems nach dem namen des fremdlings ift geblieben, zu der hier der teufel keinen grund hat, die aber des erfolgs we- gen, der fich daran knüpft, nicht durfte ausgelaffen werden. der teufel läfst fich bereitwillig binden, ftatt durch wein betäubt zu werden. wenn ihm die fage von Polyphem. 23 gefehmolzenes blei in die augen gegoffen wird, fo müffen wir darin eine übereinftimmung mit der erzählung im Dolopathos und dem fiebenbürgi- {chen märchen erblicken, denn das fiedende öl das dort bereitet wird ift wenig davon verfchieden. von dem fcheitelauge ift auch keine rede, aber der teufel verlangt nicht blofs neue fondern auch grofse augen. ich vermute es liegt im hintergrund, dafs der teufel fein fcheitelauge verloren hat und es durch den klugen riegenkerl wieder zu erlangen hofft. Die finnifche erzählung nähert fich darin der deutfchen und ehftni- fchen dafs das auge des riefen krank und trübe ift. In der karelifchen fage hat der riefe wie in der fiebenbürgifchen, ehft- nifchen und im Dolopathos zwei augen, und von dem ftirnauge wird nichts gefagt. da es fchwierig war beide augen zugleich auszuftechen, fo wird dort öl und blei darauf gegoffen, hier aber angenommen dafs dafs der riefe fehon vorher an dem einen auge blind gewefen fei. Wie weit die bisher betrachteten darftellungen der fage durch ihre heimat und die zeit ihrer auffaffung von einander getrennt find, ihr gemein- famer grund ift ebenfo fichtbar als ihre verfchiedenheit und felbftändig- keit. jede fteht auf eigenem grund und boden, ift auf ihre weife be- grenzt oder erweitert: bei keiner findet man anzeigen einer nachahmung noch weniger einer übertragung: alle zufammen laffen uns erft den vollen inhalt oder die tiefe der urfprünglichen, uns unzugänglichen quelle ahnen. will man in der umänderung der ereigniffe, in der verfetzung in andere ver- hältniffe abficht erblicken, man müfte mit grofsem verftand und feltenem fcharffinn zu werk gegangen fein. die jedem volke inne wohnende dichte- rifche kraft bewahrt zwar die grundlage der überlieferung, aber fie drückt ihr unbewufst den ftempel des eigenen lebens auf. Diez meint Homer habe auf feinen reifen die fage der Oghuzier kennen gelernt, unvollftändig erzählt und nach feinen bedürfniffen umgebildet. zu diefer anficht wird [ich jetzt nicht leicht jemand bekennen. ftellt man aber die griechifche dichtung an die fpitze und leitet die übrigen, verhältnifsmäfsig viel jüngeren davon ab, fo erheben fich fchwierigkeiten die nicht wegzuräumen find. wie kommt es das die tartarifche fage wie der Dolopathos die befreiung des gefangenen aus der höle des riefen vollftändiger und zufammenhängender erzählen als Homer, während dort fehlt, was auszulaffen kein grund vorhanden war’ die klugheit des Odyffeus der den kyklopen erft (wie Oenopion den leuch- 24 W. Grımm: tenden riefen Orion, als er trunken da liegt f. Preller Mythol. 304) durch den dargereichten wein in tiefen fchlaf verletzt, eh er ihn blendet, ift fo na- türlich dafs man nicht begreift warum fie von den andern nicht follte bei- behalten fein. ein gleiches gilt von der lift, womit fich Odyffeus den na- men Niemand beilegt, die nur in dem ehftnifchen märchen wieder zum vor- fchein kommt, fie ift auch in deutfchen fagen ein wolbekannter zug. in einer erzählung aus dem Vorarlberg (Vonbun f. 4. 5), die fonft keine be- ziehung zu Homer verrät, gibt fich ein holzhauer dem waldgeift gegenüber den namen Selb (Ipfe), und als fich diefer betrogen fieht, ruft er ‘Selb hat es gethan’: ein gleiches in einem märkifchen märchen (Haupts zeitfchrift 4, 393); in einem heffifchen (I. W. Wolf Hausmärchen 426) nennt fich der entführer einer königstochter Vorgeftern, Geftern und Heute, und die er- fehrockene mutter ruft "Geftern hat fie geraubt.‘ diefe aus dem mund des volks gefchöpften überlieferungen haben fo wenig aus dem Homer geborgt als im 40ten Jahrhundert der indifche Somadeva, wenn er in feinen märchen (1,115) von einem mit kriegern angefüllten hölzernen elephanten erzählt, der eine ftadt erobert. ein einzelner zug kann wie ein lichtftrahl über ein paar welttheile hinftreifen. ftreiten auf diefe weife innere gründe gegen die ab- ftammung unferer fage aus der Odyflee, fo ftemmen äufsere fich nicht min- der dagegen. foll Homer den Kareliern, Ehften und Finnen bekannt gewe- fen fein? oder den Oghuziern? angenommen. das griechifche gedicht fei zu ihnen gedrungen, wie ift der tartarifche dichter zur kenntnis der fage im Dolopathos gelangt, mit der er gerade in wichtigen zügen übereinftimmt? oder der Dolopathos zur tartarifchen? Das zeugnis das Homer über den inhalt unferer fage ablegt geht in fo hohes alterthum hinauf dafs man nicht erwartet eine reinere, dem urfprüng- lichen näher liegende auffaffung derfelben zu finden. gleichwol hat die le- bendige überlieferung eine folche in den einfamen gebirgen des nordens er- halten, die den im mittelpunkt liegenden gedanken in einen engeren ring fchliefst als die bisher bekannten und von uns betrachteten. das märchen ift erft vor kurzem in Norwegen aufgefunden und von P. Chr. Asbjörnfen (Juleträet for 1850 [. 72. 76) bekannt gemacht worden. Vor langer zeit wohnte in Gudbrandsdal ein armes ehepaar mit zwei halberwachfenen knaben. diefe muften auf den bauerhöfen umher laufen und betteln, weshalb ihnen wege ftege und fufspfade wol bekannt waren. ein- die [age von Polyphem. 25 mal hören die knaben dafs falkenfänger am Mela fich eine hütte gebaut ha- ben, und wollen hingehen die vögel zu befehen. fie machen fich auf, kom- men aber vom wege ab und geraten in einen wald der fo dunkel ift dafs fie nicht wiffen wo fie fich befinden. fie reifsen blätter von den bäumen und machen ein feuer an, und da fie eine axt bei fich haben, fo bauen fie eine laubhütte. als fie auf einem lager von gras und moos eine fiunde etwa ge- legen haben, hören fie ein ftarkes fchnauben, und laufchen ob es ein thier fei oder ein waldtrold. der fturm erhebt fich immer ftärker, fie hören fprechen “es riecht nach chriftenblut,' und es brauft fo heftig dafs die erde zittert. da wiffen die knaben dafs es trolde find. “gott ftehe uns bei’! ruft der jüngfte, “was follen wir thun?” ‘du bleibft unter dem baum ftehen und machft dich fertig fortzulaufen, wenn du fiehft dafs fie kommen, ich ergreife meine axt. in dem augenblick erfcheinen die trolde, fie find fo grofs dafs ihre häupter mit den baumfpitzen gleich ftehen. die ungeheuer haben blofs ein auge gemeinfchaftlich und theilen fich in den gebrauch: jeder nemlich hat in der ftirne eine hölung, in welche der an welchem die reihe ift das auge legt. diefer fieht dann allein, geht voran, und die beiden andern fol- gen ihm, indem fie fich an einander halten. “jetzt mache dich auf die beine {pricht der ältefte, “doch laufe nicht zu weit fort, damit du fiehft wie es geht. da dem trold das auge fo hoch fteht, fo kann er mich nicht gut fehen, wenn ich hinter ihn komme oder unter ihn’. der jüngfte knabe lauft fort und die trolde ziehen ihm nach. indessen macht fich der ältefte hinter fie und haut dem der zuletzt geht mit der axt in die knöchel, fo dafs er anhebt fürchterlich zu fchreien. darüber erfchrickt der vorderfte fo fehr dafs er in die höhe fährt und das auge aus der hölung fpringt. der knabe ift gleich zur hand und nimmt es weg. das auge ift fo grofs dafs man es nicht in einen keffeltopf legen könnte, und fo klar dafs, als der knabe hindurch fieht, ein heller tag leuchtet, obgleich es dunkle nacht ift. als die trolde merken dafs der knabe das auge weggenommen und einen von ihnen verletzt hat, fo fto- [sen fie verwünfchungen gegen ihn aus und drohen das fchlimmfte ihm anzu- thun, wenn er es nicht alsbald herausgebe. “ich fürchte mich nicht vor euch und euern drohungen' erwidert der knabe, ‘nun habe ich drei augen allein und ihr habt keins, und doch müffen zwei den dritten tragen, wenn ihr von der ftelle kommen wollt. “wenn wir nicht alsbald unfer auge zu- rück erhalten, fo follft du zu ftock und ftein werden’ fchreien die trolde. Philos.-histor. Kl. 1857. D 26 W.Grımm: ‘das geht nicht fo gefchwind’ antwortete der knabe, und hat keine gefähr: ich habe keine angft vor eurer prahlerei und euern künften, dabei droht er jedem einen fo tüchtigen hieb zu geben dafs fie wie das gewürm auf der erde kriechen follten. als die trolde das hören, wird ihnen angft und bang und fie laffen fich zu guten worten herab, wenn er ihnen das auge zurück gebe, follte er dafür gold und filber und noch anderes dazu erhalten. das fei fchon gut meint der knabe, aber bevor er das auge heraus gebe, mülfe er das gold und filber haben: einer von ihnen folle hingehen und es holen, fo viel als in feine und feines bruders tafche gienge, auch zwei ftahlbogen. die trolde jammern, keiner von ihnen könne gehen, da keiner ein auge habe um zu fehen. da hebt einer an und fchreit (wie Polyphem, der weit- brüllende) nach der frau (fie haben alle drei nur eine) dafs es in den klüften eine zeitlang widerhallt: fie foll zwei ftahlbogen bringen und zwei eimer mit gold und filber angefüllt. nicht lang, fo ift fie mit den verlangten din- gen da. als fie hört wie es zugegangen ift, fängt fie an mit zauberei zu dro- hen, aber die trolde raten ihr fich vor der kleinen wefpe zu hüten, die auch ihr das auge wegnehmen könne. da wirft fie die eimer mit gold und filber und die zwei bogen dem knaben zu und eilt mit den trolden heim. feit der zeit hat niemand gehört dafs fie in den Hedalswald gegangen wären und chriftenblut gefucht hätten. Es ift nicht nöthig im einzelnen nachzuweilen dafs wir den grund der Polyphemfage vor uns haben, wie abweichend auch die äufsern verhältniffe, felbft die begebenheiten erfeheinen. fie ift hier im geift uralter diehtung aufgefafst und zeigt eine feltene reinheit der überlieferung, die nur in dem abgefchloffenen land ungeftört fich hat erhalten können. die erzäh- lung ift einfach aber bedeutungsvoll. harmlofe knaben geraten auf der in kindifeher luft unternommenen fahrt in einen dunkeln wald, aus dem fie nicht heraus können und werden von feindlichen trolden überfallen: aber die klugheit und behendigkeit der kleinen bewältigt die ungeheuer, nötigt fie ihre fchätze heraus zu geben und zwingt lie in die finfternis zurück zu kehren. Ich habe bis dahin einige bemerkungen über das [tirnauge des kyklo- pen zurück gehalten. mit den gewöhnlichen augen des menfchen hat es fei- nem urfprung nach nichts gemein, wenn es auch in der überlieferung manch- mal damit verwechfelt wird. die fage im Dolopathos, die fiebenbürgifche, die fage von Polyphem. 97 ehftnifche und karelifche reden nur von zwei menfchlichen augen, denen die arabifche doch eine befondere glut beilegt und die fie mit feurigen kohlen ver- gleicht. Guido de Columna der im jahr 1287 die gefchichte des trojani- fchen kriegs fchrieb weifs von zwei augen Polyphems, wovon Ulyffes ihm eins ausreifst. dafs das grofse rundauge den kyklopen urfprünglich eigen war, zeigt fchon ihr name, und es war für fie fo bezeichnend dafs man an dem hals einer griechifchen vafe auf welcher die tödtung eines menfchenfressenden riefen abgebildet war an beiden feiten ein folches anbrachte; f. Panofka in den abhandlungen der Berlin. akademie 1851. f. 7. auch den Arimafpen wird es in einem altdeutfchen gedicht (Ernft 3671) beigelegt. Ovidius fagt aus- drücklich "unum eft in media lumen mihi fronte, fed inftar ingentis elypei’ (Metamorph. 13, 851), und nach der nordifchen fage ift es zu grofs als dafs es in einen keffel könnte gelegt werden. in einem magyarifchen mär- chen (Stier {. 39), wo es ein riefenweib auf der ftirne trägt, wird es mit einem teller verglichen, wie in einem norddeutfchen (Colshorn f. 111), wo hinzugefügt wird es habe fchrecklich geleuchtet. das norwegifche weifs noch mehr, es liegt eine folche kraft darin, dafs, wenn man hindurch blickt, auch in finfterer nacht alles erglänzt wie am hellen tag. es fcheint einer kryftallkugel ähnlich gewefen zu fein, die der trold, wenn die reihe an ihn kam es zu gebrauchen und feine gefährten in der dunkelheit zu leiten, mit den händen in die hölung auf der ftirne legte. beim Homer ift es dem menfchlichen auge infoweit näher gebracht als ihm wimpern und brauen bei- gelegt find: in der oghuzifchen fage gehören diefe notwendig dazu, weil Biffat, während der riefe fchläft, fie aufhebt, um fich zu überzeugen dafs er nur an diefer ftelle verwundbar fei. Diefes übernatürliche,, weit hinausblickende, leuchtende ftirnauge, was foll es andeuten? es bezeichnet das weltauge, die fonne felbft, die fchon den Parfen das auge des Ormudz, des höchften gottes war, mit dem er die ganze welt überfchaute, den Aegyptiern das rechte auge des demiurgen. das ift der urfprüngliche finn, wenn Odinn einäugig erfcheint, gibt auch dichte- rifche fortbildung eine andere deutung davon; vergl. Deutfche mythologie 133. 665. der deutfche Wodan fieht durch ein fenfter zur erde nieder (D. myth. 124), wie die königstochter im deutfchen märchen (nr. 191); das ift nur ein anderer ausdruck. hier ift der merkwürdige, noch nicht erklärte name des opals, weltauge, anzuführen und der altnordifche D2 28 W. Grımm: augafteinn, pupilla, gemma oculi. es war ohne zweifel eine uralte dar- (tellung, wenn Paufanias (2. 24, 3) berichtet auf der akropolis von Argos, Lariffa genannt, habe ein altes, im freien verehrtes, gefchnitztes holz- bild, der Zeus wargwes des Priamus geftanden, das zwei gewöhnliche au- gen und ein drittes auf der ftirne gehabt habe; vergl. Gerhard Mythologie 1, 163. 168. 175. diefes dritte war das göttliche weltauge, und die deu- tung diefer drei augen auf die herfchaft über himmel, erde und meer (Creuzer Symbolik 1, 140. 2, 485) feheint mir nicht zuzutreffen. auch der herr der unterwelt der dem fonnengott gegenüber fteht wird ein folches feheitelauge befeffen haben, aber es ward ihm bei feiner verftofsung aus dem himmel genommen. der teufel heifst im littauifchen aklatis, der geblendete (Deutfche mythol. 980), und dahin habe ich die ehftnifche überlieferung gedeutet. nach einer morgenländifchen fage richtet Salomon an gott die bitte den böfen geift fühlbarer zu züchtigen als ein prophet vermöge, und ihm zum andenken an feine empörung das rechte auge auszufchlagen, womit wol das ftirnauge gemeint ift (Hammer Rofenöl 1, 230). Wir fehen dafs bei jenen dämonifchen wefen die nur von einer feite göttlicher abkunft fich rühmen dürfen, wie die titanen und kyklopen, zu denen Depe Ghöz und der mongolifche Geffer chan gehören, die wilde na- turkraft wieder hervor tritt, die keine götter achtet. aber fie tragen ein zeichen ihrer göttlichen abftammung an fich, und ein folches ift das grofse rundauge. ich finde es auch in dem mythifchen glauben der Deutfchen. der wacholdermann hat ein graues und ein f[chwarzes auge die jedes jahr mit ihrer farbe wechfeln (Auerbach Dorfgefchichten 159), und wird damit bald als tag- bald als nachtalp bezeichnet. man vergleicht das leuchtende auge der nächtlichen geifter mit einem kornfcheffel, teller oder pflugrade (Roch- holz Schweizerfage 2, 84). finnvol ift es, wenn die drei trolde nur ein auge in gemeinfchaft befitzen, wodurch der antheil an der göttlichen kraft gemin- dert wird. diefe befchränkung erfcheint fchon in der früheften zeit, nach Äfchilos (Prometheus 797) befitzen die drei, wie jene nordifchen trolde, in der finfternis lebenden fehwanenjungfrauen, die Gräen, nur ein gemeinfa- mes auge das fie fich abwechfelnd zum gebrauch leihen. Perfeus bemäch- tigt fich deffelben und gibt es nur, wie jener knabe den trolden, gegen be- dingungen zurück. das herausnehmen des auges aus der hölung und das wiedereinfügen erfcheint auch in der mythe von der Lamia, der Zeus die gabe verliehen hatte während des fchlafs ihre augen aus ihrem kopf zu neh- die [age von Polyphem. 29 men und fie dann wieder einzufetzen (Jacobi Handbuch der mythologie 560). noch find überlieferungen anzumerken, in welchen die vorftellung von dem nicht fchlafenden, alles fchauenden auge hervorgehoben ift. ein deutfches märchen (nr. 130) erzählt von drei fchweftern, Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein ; das dritte auge der letztern kann durch keine zauberfprüche in fchlaf gefungen werden. in einem andern aus Siebenbürgen (Haltrich f. 83) hat ein mädchen im nacken noch zwei augen die offen bleiben, wenn die vordern fchlafen, und womit es alles fehen kann was vorgeht. Wird durch diefe hinweifungen eine tiefere bedeutung der Polyphem- fage begründet, fo können wir vielleicht der urfprünglichen geftalt noch näher rücken. die mythifchen lieder der vorzeit was befingen fie anders als die entftehung und den untergang der welt und, fo lange fie dauert, die nie ruhenden bewegungen gewaltiger aber feindfeliger kräfte? es find die kämpfe der elemente unter einander, des himmels und der unterwelt, des fommers und des winters, des tages und der nacht, die fich in fittlichen gegenfätzen von fegen und verderben, liebe und hafs, freude und trauer wieder abfpie- geln. der gegenfatz zwifchen den äufseren, furchtbaren und den ftillen, im verborgenen wirkenden naturkräften, oder in fittlicher beziehung zwifchen roher gewalt und liftiger behendigkeit wird in den mythen von riefen und zwergen ausgedrückt. darin finde ich den urfprünglichen inhalt und finn der Polyphemfage, der fich in der nordifchen überlieferung am klarften aus- fpricht. erkennt man zwerge in den beiden knaben, fo treten hier lauter übernatürliche wefen auf. die angeborne klugheit des kleinen erfetzt nicht blofs den mangel an äufserer kraft, er weils auch die riefen zu bewältigen und ihre macht zu brechen. nicht gewaltfam beraubt er den trold des au- ges, es fpringt diefem, als er erfchrickt, unverfehens aus der hölung, und fchnell nimmt es der kleine weg. damit ift der trold in feine gewalt gege- ben und ihm entzogen was er an göttlicher kraft befafs. der knabe benutzt feinen vortheil, um feinen feind völlig zu befiegen: er mufs ihm nicht blofs gold und filber geben, auch zwei ftahlbogen, deren pfeile wol unfehl- bar trafen. in dem fchatz den die riefen zu bewahren pflegen, liegen immer auch wunderkräftige dinge, im Dolopathos ein fchwert, vor dem alles zer- {pringt, und ein ring an dem alles haften bleibt, von dem auch die fieben- bürgifche fage weils und der in der ferbifchen zu einem ftab geworden ift. nicht eher erhält der trold das auge zurück als bis der kleine die ftahlbogen 30 W. Grimm: die fage von Polyphem. empfangen hat und jener genötigt ift in die finfternis fich zurück zu ziehen. auch helden, wie Odyffeus und Biffat find, den ungeheuern gegenüber, nur als zwerge zu betrachten: ihre tapferkeit bleibt unwirkfam, und fie müffen lift und klugheit gebrauchen, wenn fie den übermächtigen gegner verder- ben wollen. Endlich mufs ich noch einer umwandelung erwähnung thun, die das übernatürliche faft ganz ausfcheidet und dadurch einen entgegengefetzten ausgang herbei führt. zwölf männer kommen zu dem riefen, die er fämt- lich nach einander verzehrt, ohne dafs der letzte ihm widerftand leiften kann, und die rohe gewalt behält hier die oberhand. damit gieng die urfprüng- liche bedeutung die fchon durch einmifehung der helden verdunkelt war völlig verloren. diefe erzählung enthalten zwei gedichte, eins von Stricker, das andere von Konrad von Würzburg, die man in Wackernagels lefebuch 1, 559 und bei den Minnefängern 2, 205 findet. wahrfcheinlich liegt ihnen mündliche überlieferung zu grund. Zwölf männer, nach Konrad find es räuber, fehächer, verirren fich in einem finftern tann, erblicken ein feuer und gelangen in das haus eines riefen. die frau deffelben, die allein zugegen ift, fagt ihnen dafs der riefe, wenn er heim komme, fie umbringen werde, und heifst fie in die höhe fteigen, damit er fie nicht erblicke. der riefe aber, als er anlangt, merkt gleich dafs jemand in feinem haufe ift. die frau will es ihm ausreden, er aber leuchtet mit einem licht hin und her und fieht die zwölfe oben ftehen. ‘werft einen herab’ ruft er ihnen zu. fie werfen den kleinften herab. der riefe verzehrt ihn und verlangt einen zweiten. als diefer verfchlungen ift, einen dritten, und fo weiter, bis nur der zwölfte noch übrig ift. “auch die- fen heifst er herab kommen. er weigert fich, und als der riefe droht ihn zu holen, will er fich wehren. aber der gierige fpricht “als du felbzwölfte warft, da hättet ihr euch wehren können, jetzt ift es zu fpät! er wird auch verzehrt. die einmifchung der gutmütigen frau die die fremdlinge vor der gefahr warnt und ihr verderben abwenden möchte, kommt in vielen andern fagen vor; vergl. Deutfche mythol. 959. — DE DI — Die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus „e Von H" DIRKSEN. [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 25. Juni 1857. D er Grammatiker Dositheus, der sich selbst als den Zeitgenossen der Consuln des Jahres 207 n. Chr. (M. Flavius Aper und Qu. Aelius Maximus) bezeichnet, hat in dem dritten Theile seiner Anleitung für Griechen zur Kunde der lateinischen Sprache , Übungsversuche veranstaltet für die Über- tragung lateinischer Texte in’s Griechische. Vorangestellt ist eine Reihe römisch-rechtlicher Mittheilungen in griechischer und lateinischer Sprache, deren beide Abschnitte indefs von höchst ungleichem Gehalt sind. (?) Die erste Abtheilung führt die Überschrift: Divi Adriani senten- tiae et epistolae, und wird gewöhnlich als die Sammlung ächter Constitu- tionen-Texte dieses Kaisers, oder mindestens als eine, aus solchen Texten redigirte und zur Förderung juristischer Zwecke bestimmte, Compilation be- ansprucht. (!*) Dieser Voraussetzung fehlt es jedoch an jeder Begründung. Denn die Form der Überlieferung verräth keines der Merkmale, an welchen Constitutionen römischer Kaiser mit Sicherheit zu erkennen sind. Weder die Zeit der Verhandlung ist angegeben, noch eine verläfsliche Bezeichnung der Parteien, (!") oder die Hinweisung auf die herkömmlichen Formen der Vorbereitung und Ausfertigung kaiserlicher Bescheide, irgendwie zu ent- decken. Der Inhalt der Referate läfst denn auch weniger die Beziehung auf (2) Über dieses Sachverhältnis vergl. J. A. Bach Histor. iurisprud. R. III. 2. Sect. 5. 8. 29. E. Böcking Praef. ad Dosithei mag. interpretamentor. lib. III. (in Corp. iur. rom. Ante -Iust. V. I. p. 194. sq. Bonn 1841. 4.) ('*) Bach a.a.0. Sect. 3. $.14. G. Hänel: Corp. legum, quae extra const. codıl. supers. p- 85. sqg. Lips. 1857. 4. ('®) Die Namensangaben in $. 10. sind nicht von verdachtloser Ächtheit. 32 Diırksen: die Erledigung eigentlicher Rechtsfragen zu, als vielmehr die Bezugnahme auf die eigenthümliche Handhabung der höchsten Regierungsgewalt bei öf- fentlichen Verhandlungen Hadrian’s. Es erinnern diese pomphaften Erzäh- lungen von der Erledigung juristisch unerheblicher Vorfälle an die Traditio- nen von Beispielen promter Rechtspflege abseiten römischer Kaiser, welche Überlieferungen in einem ungleich späteren Zeitalter im Gewande der Fabel auftauchen. ('°) Die fragliche Compilation kann ersichtlich nur die Bestimnnung gehabt haben, den Bericht über angebliche Entscheidungen und Bescheidungen Hadrian’s zur Förderung anderer als juristischer Zwecke zu benutzen. Als ein solches Motiv giebt sich nun deutlich genug zu erkennen diese Aufgabe, die dem Andenken Hadrian’s darzubringende Huldigung als einen Spiegel der Tugenden dieses Kaisers, namentlich der Menschenfreundlichkeit und Pietät desselben, aufzustellen. Die Mehrzahl der beigebrachten Beispiele hat es nämlich mit der Abwägung von Pflichten der Pietät zu schaffen. (1%) Der Nachdruck der Auffassung des Ganzen ruht aber auf dem Schlufsartikel, (2) welcher die harte Bestrafung eines Sohnes schildert, der die Kindespflichten gegen seine Mutter unnatürlich verleugnet hatte. Daran schliefst sich, ohne irgend welche Vermittelung , die Mittheilung des Briefes eines Sohnes an seine Mutter, welcher die Einladung enthält zur gemeinsamen Feier seines Geburtstages, und der gleichzeitigen Begehung des Festes ihrer stets unge- ('°) Man vergleiche z. B. $. 14. unserer Compilation mit dem folgenden Referate in dem Liber de mirabilibus Romae. (F. Papencordt Gesch. d. Stadt Rom im Mit- tel-Alter. S. 37. Paderborn 1857.) ,‚Sunt praeterea alii arcus, qui non sunt triumphales sed memoriales, ut est Arcus Pietatis ante S. Mariam Rotundam. Ubi cum esset impera- tor paratus in curru ad eundum extra expugnaturus , quaedam paupercula vidua procidit ante pedes eius, plorans et clamans: „‚Domine, antequam vadas mihi facias rationem!” Cui cum promisisset in reditu facere plenissimum ius, dixit illa: „,Forsitan morieris prius!” Im- perator hoc considerans praesiliit de curru ibique posuit consistorium. Mulier inquit: „‚Ha- bebam unicum filium, qui interfectus est a quodam iuvene.” Ad hanc vocem sententiavit imperator: „Moriatur, inquit, homicida et non vivat!” „‚Moriatur ergo filius tuus, qui lu- dens cum filio oceidit ipsum.” Qui cum duceretur ad mortem, mulier ingemuit voce magna: „Reddatur mihi iste moriturus in loco fili mei et sie mihi erit recompensatio, alioquin numquam me fateor plenum ius accepisse!” Quod et factum est et ditata multum ab im- peratore recessit. (12). 18.188.479 Alp: (?) 8.14. (Böcking.) die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. 33 trübt erhaltenen gegenseitigen Pietät. (°) Daran ist, eben so unvermittelt, angefügt der Bericht über die grausame Strafe der Elternmörder nach römi- schem Recht. Dafs nun jener Brief ein Schreiben Hadrian’s an die eigene Mutter dar- stellen soll, liegt zur Hand. Die Erwähnung der, von der Theilnahme an dem Familienfeste sich selbst ausschliefsenden, Sabina läfst die Hinweisung auf die unfriedfertige Gemahlin dieses Kaisers (*) nicht verkennen. Der Zu- sammenhang der Darstellung sollte nunmehr ergeben, wie die Verherrlichung der Tugend auf dem Throne das Gegenbild von Lasterhaftigkeit der Unter- thanen um so abschreckender erscheinen lasse und die äufserste Strenge der Strafgewalt des Staates bei dem unnatürlichen Verbrechen des parrieidium gerechtfertigt sei. (°) Als durchaus verschiedenartig bewährt sich der zweite Abschnitt, welchem Dositheus die Überschrift gegeben hat: Disputatio forensıs, maxime de manumissionibus. Auf ein kurzes Vorwort, über Jus Gentium und die Organe des römischen Civilrechts, ($$. 1. 2.) nächst einer Zwischenbemerkung des Übersetzers, bezüglich der Anknüpfung eines be- langreichen Capitels des Personenrechts, ($. 3.) folgt hier die zusammen- hängende Darstellung der Theorie von der unfeierlichen Freilassung der Sklaven. Dafs man daselbst mit einem der schätzbarsten Überreste von classischer römischer Rechtsdoctrin es zu schaffen habe, konnte keinem Kundigen entgehen. Es lag indefs die Versuchung zur Hand, Verdächti- gungen der Ächtheit des Inhalts, welche bei der ersten Abtheilung wohl be- gründet erscheinen, auch auf dieses zweite Capitel zu übertragen. (*) Man (°) 8. 15. „‚Gaude, mater optima et carissima! Quantum enim tu deos oras pro me, et ego eadem pro te oro,; tua enim pietas et castitas omnia facit: gaudeo tamen, per Her- culem, quoniam quae a me fiunt omnia tibi grata sunt et laudabilia. Scis ergo, mater, ho- diernum diem natalem meum esse et debemus invicem coenare: si vis ergo, tempore cum sororibus meis lota veni. Sabina enim in villam profecta est; sed sportellam ipsa misit. Vide ergo ut celerius venias, ut possimus optabilem in unum celebrare. (*) Spartian in Hadr. c. 11. (C°) 8.16. Fuit quaedam lex eiusmodi omnibus hominibus, uti qui patricidium fecisset, publice in eulleum missus consueretur cum vipera et simia et gallo et cane, impiis animali- bus impius homo, et in plaustrum, iunctum nigris bobus, deportaretur ad mare et in profun- dum mitteretur. Ostenderunt exemplum poenae, ut magis timeant, .... sic erudele opus fecit. (°) F. A. Schilling Diss. crit. de fragmento J. R. Dositheano. p. 7. sq. Lipsiae 1819. 8. Vergl. dessen Lehrbuch f. Institut. u. Gesch. d. Röm. Priv. R’s. Einleitg. $$. 30.31. Lpz. 1834. 8. Philos.-histor. Kl. 1857. E 34 DırkseEmn: glaubte nämlich aus jener einleitenden Bemerkung des Übersetzers folgern zu dürfen, dafs derselbe nicht allein der Ordner des übertragenen Textes gewesen sei, sondern gleichzeitig als der Epitomator und Bearbeiter dessel- ben, ja wohl gar als der Compilator von Mittheilungen verschiedener Ver- fasser angesprochen werden dürfe. Gegen ein derartiges Verfahren hat Lachmann, in seinem „Versuch über Dositheus”, (7) nachdrücklich und erfolgreich Verwahrung eingelegt. Es ist ihm gelungen überzeugend darzuthun, dafs der Übersetzer nicht we- sentlich gerüttelt habe an dem Text des durch ihn behandelten lateinischen Originals, wie sehr auch immerhin die von den späteren Bearbeitern und Abschreibern verschuldete Verunstaltung desselben zu beklagen sein möge und dafs demnach bei Dositheus überall nicht zu denken sei an eine Benutz- ung verschiedenartiger, nicht näher bezeichneter, Gewährsmänner. Da- durch ist der sachlichen Kritik eine sichere Grundlage bereitet. Es bleibt indefs zu prüfen, ob die darauf gestützten Folgerungen probehaltig genannt zu werden verdienen. In Beziehung auf die zu ermittelnde Quelle dieser zweiten Abtheilung findet man bei Lachmann angedeutet, dafs der Wortlaut der eigenen Be- merkung des Dositheus ($. 3. „Regulas enim exsequenti mihi, ad ea stu- dia necessarium ete.”) den verläfslichen Anhalt für den Kritiker bilde und dafs dabei muthmafßslich auf die Libri regularum eines der R. ju- ristischen Classiker sei verwiesen worden. Er selbst bezeichnet als einen blofsen Einfall die eigene Voraussetzung, es möge wohl ein Bruchstück des gleichnamigen Werkes von Jul. Paulus, dem Zeitgenossen des Dositheus, vorliegen, indem Äufserungen dieses Rechtsgelehrten, (nicht etwa in dessen Libri regularum, (°) sondern an einer Stelle der Sententiarum libri und in einem Pandektenfragment aus den Libri ad Sabinum desselben,) mit den entsprechenden Mittheilungen bei unserm Grammatiker, dem Ausdruck gleichwie dem Inhalt nach, auffallend zusammentreffen. (?) Diese Hypo- (”) Berlin 1837. 4. (Abhdl. d. Berliner Akad. d. W.) (®) S. €. F. Hommel Palingenesia iur. V. Il. p. 175. fg. Lips. 1767. 8. (?) Nämlich Sentent. IV. 12. $. 2. mit Dosith. $. 19. und Fr. 11. D. de iust. et iure. 1.1. (Paulus lib. 14. ad Sabin.) mit Dosith. $$. 2-4. die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. 35 these , welche an ähnliche Behauptungen älterer Civilisten erinnert, (°°) hat theils den unbedingten Beifall kundiger Fachgenossen ('°) erhalten, theils ist dieselbe mit unerheblichen Abweichungen varüirt worden. (9°) Einer eingehenden Prüfung kann jedoch weder das fragliche Resultat von Lachmann’s sachlicher Kritik genügen, noch die Methode seiner Ab- leitung empfehlenswerth erscheinen. Die Beachtung der eigenen Äufserung des Dositheus über den Charakter seiner Quelle hätte nämlich die Erwägung der Frage nicht ausschliefsen sollen: ob jene Bezeichnung „Ategulae” etwa in blos mittelbarer Weise auf den Titel des benutzten Werkes hindeute, während die unmittelbare Hinweisung darauf, in die Form einer populären Umschreibung desselben geprägt, in der Titelrubrik zu suchen sei, welche der Grammatiker dem zweiten Abschnitte vorgesetzt hat? Ferner würde das Postulat der Abstammung unsers Fragments aus den Libri regularum eines der classischen römischen Rechtsgelehrten nothwendig zurückzuleiten gewesen sein auf die Vergleichung der Behandlungsart des juristischen Sto!- fes, welche dieser Schriftengattung eigen war, mit derjenigen Methode, die in dem vorliegenden Text zur Geltung gebracht ist. Eine solche Zusammen- stellung ergiebt aber die greifbarste Verschiedenheit in Plan und Ausführung. Denn den Libri regularum war diese Aufgabe gestellt, die systematisch ge- ordneten Regulative des geltenden einheimischen Rechts summarisch zu be- gründen, (!!) und beiläufig auch wohl der abweichenden Ansichten von Rechtskundigen zu gedenken; (!?) während den Zidri sententiarum_ die Verzeichnung der widerspruchlos anerkannten Rechtssätze der Doctrin und Praxis vorbehalten war. Dagegen hatten jene Schriften nichts zu schaf- (°°) Schon Gujacius hatte hier an Zidri regularum gedacht und zwar an des Ulpian Zib. singul. regular. Durch A. Schulting (Jurisprud. Ante - Just. in Anm. 1. zum Fr. regular. vet. ICti.) wurde diese äufserliche Parallelisirung mit Recht abgelehnt. Dennoch findet man bei A. Bach a.a.O. das Postulat der Autorschaft Ulpian’s wie- derum in Schutz genommen, welches Schilling a.a. ©. zu widerlegen versucht hat. ('°) Puchta Gurs. d. Instit. I. $. 104. no. 13. E. Böcking Einleit. in d. Pandekt. d. gem. Civ. Rs. I. $. 19. Bonn 1853. 8. ('°) M. Voigt: Die Lehre vom Jus naturale ete. Beil. VII. Über den Dositheus. S. 617. fg. Leipzig 1856. 8. (Vergl. unten Anm. (?7°). ('') Die Lisri regularum Ulpian’s unterschieden sich darin nicht von jenen des Paulus. ('*) Namentlich gilt dies von dem gleichnamigen Werke Marcian’s. E2 36 DırnKsien: fen mit den Anforderungen des Verfahrens, die einzelnen Rechtsregeln nach ihren Quellen übersichtlich zusammenzustellen und die gleichmäfsige Ent- wickelung derselben anschaulich darzulegen. Und eben diese zuletzt ge- schilderte Methode ist es, deren vollendete Ausbildung das, von der Frei- lassung handelnde, Capitel bei Dositheus auszeichnet. Vor allem würde aber zu untersuchen gewesen sein, ob die Einzelheiten des Inhaltes unsers Bruchstückes einen Zeitgenossen der Severe als Berichterstatter voraussetzen lassen? Hier stellt sich nämlich sofort dies Resultat heraus, dafs der Ver- fasser des Fragments, da er die Manumissio censu als eine der Rechtsan- wendung seiner Zeit noch nicht entfremdete Form der Freilassung geschil- dert hat, ('?) zwar dem Zeitalter des Gaius, der in übereinstimmender Weise sich äufserst, ('*) angehört haben kann, nimmermehr aber jenem des Paulus und Ulpian, ('?) indem der zuletzt genannte Zeitgenosse der Se- vere die in Frage stehende Manumissions-Form als eine aus der Rechtspraxis der Gegenwart bereits verschwundene bezeichnet hat. Nach unserer Überzeugung liegt in dem lateinischen Text der zweiten Abtheilung des Grammatikers ein Bruchstück des Gaius vor, und zwar aus dessen Libri rerum quotidianarum, sive aureorum, einer Schrift, die bereits bei den unmittelbaren Nachfolgern des Verfassers in verdientem Ansehen stand und durch die Form ihrer Darstellung besonders geeignet er- scheinen mochte zur Benutzung für die Zwecke unsers Übersetzers. Die Beweisführung für dieses Postulat ist methodisch also zu ordnen. Zunächst ist der Versuch anzustellen, ob in den eigenen Äufserungen des Dositheus, über die Bezeichnung des zur Übersetzung benutzten Juristenwerkes, eine verläfsliche Hinweisung auf den Titel der zuvor genannten Schrift des Gaius zu entdecken sei. Sodann werden die, in Justinian’s Pandekten erhaltenen zahlreichen und zum Theil sehr ausführlichen, Auszüge aus jenem Werke zur Vergleichung mit dem vorliegenden Texte unsers Grammatikers benutzt werden, um die Eigenthümlichkeit der darin zur Geltung gelangten Methode der Behandlung zu ermitteln. Endlich sind die Mittheilungen bei Dositheus, ('?) 8.8.17. vergl. $. 5. bei Dosith. (nach Böcking’s Zählung.) S. Göschen, in d. Zeitschr. f. gesch. RsW. Bd. 3. S. 269. fg. ('*) Inst. comm. I. 17. 44. 138. ('?) Frr.I.8. „Censu manumittebantur olim, qui lustrali censu Romae iussu domino- rum inter cives romanos censum profitebantur.” die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. 37 über Rechtsquellen und Freilassungen, gegenüberzustellen der entsprechen- den Ausführung in dem ersten Buche der Institutionen des Gaius, um zu zeigen dafs, ungeachtet der Verschiedenheit in dem Plane und der Methode beider Schriftwerke, dennoch die Identität der Person des Verfassers dersel- ben kaum bezweifelt werden kann. }. Die Rubrieirung des ersten Abschnittes bei Dositheus (Divi Adri- ani sententiae et epistolae) mag dem Verfasser der, von dem Grammatiker zur Übersetzung benutzten, Compilation in Rechnung gestellt bleiben. Es sind den juristischen Kunstausdrücken (Decreta, v. Co- gnitiones, et Rescripta 2) absichtlich populäre Umschreibungen substi- tuirt worden. Dagegen die Redaction des Titels der zweiten Abtheilung (Dispu- tatio forensis, mazxime de manumissionibus,) kann nur von Dosi- theus selbst ausgegangen sein, da das unbestreitbar ihm angehörende Vor- wort der folgenden Ausführung ('°) lediglich die Umschreibung dieser nämli- chen Titelrubrik enthält. Und vornehmlich in dieser umschreibenden Schilderung des Grammatikers glauben wir die Hinweisung auf den vollstän- digen Titel des Originals, nämlich auf die Bezeichnung von des Gaius „Librirerum quotidianarum” zu erkennen, während die Identifieirung mit dem Titel „Libri regularum” selbstverständlich ausgeschlossen ist. Dafs Gaius selbst den Zusatz: sive aureorum, für den Titel seiner so eben genannten Schrift sollte gewählt haben, kann schwerlich zugestan- den werden. Man begegnet demselben zwar, und sogar als Surrogat des Haupttitels, in dem sg. Index Florentinus Pandectarum, auch verbunden mit dem Haupttitel regelmäfsig in den Inscriptionen der aus diesem Werke entlehnten Pandekten-Fragmente; nicht aber in Justinian’s Institutionen- Prooemium, (!7) wo der Res quotidianae neben den Institutionen des ('°) Dosith. in Pr. ,,Sed nune iam quae promisi, quae pertinent ad forum aut in euriam, nullo impedimento iam nunc incipiam.” (‘7) Prooem. Inst. $. 6. „Quas ex omnibus antiquorum institutionibus, et praecipue ex commentariis Caii nostri, tam institutionum quam rerum quotidianarum, alüsque multis com- mentariis compositas — et legimus ete.” 38 Dıiırksen: (saius mit Auszeichnung Erwähnung geschieht. Es liegt die Vermüthung zur Hand, dafs jenes, die nizgellike Brauchbarkeit des genannten Werkes rühmende, Prädicat erst durch die Nachfolger des Verfassers in Umlauf ge- bracht worden sei, ('°) ähnlich wie der Titel Benedicta für eine, von der Nachwelt vorzugsweis geschätzte Schrift des Rechtsgelehrten A. Cascel- lius, (!°) welcher Titel die Nachbildung der alterthümlichen Ausdrucksweise wiedergiebt: Cata (i.e. acuta)) dieta,(°') und mit nichten auf eine Samm- lung der bekannten Humoresken dieses Rechtskundigen schliefsen läfst. (*') Eine Hinweisung auf die Aurea dicta, s. Reeulae aureae, die der 8 5 Zusatz (sive aureorum,) des Haupttitels der Libri rerum quotidia- narum des Gaius andeutet, darf vielleicht in der Äufserung unsers Gram- matikers (*?) vorausgesetzt werden, dafs der durch ihn übertragene Text Regulas enthalte. (*°) Die Bezeichnung: Res quotidianae, für die gangbarsten, im täg- lichen ORTEN DEN der Gerichte zur Anwendung kommenden Rechts- fragen, scheint im Zeitalter des Gaius allgemein gebräuchlich und allen Rechtskundigen verständlich gewesen zu sein. Noch Justinian’s Zeitge- nossen (**) haben diese Deutung aufrecht erhalten. Nichtsdestoweniger mag (EN B üchwa.rar ONS HA. mote 5: ("?) Fr. 2.8.452D. de orig. iur. 1. 2. (?°) Varro de L.L. VII. 46. Müll. (2') Menage amoenitat. iur. c. 8. Vergl. M. Freher Parerg. I. 3. (in E. Otto Thesaur. iur. 1. 864. fg.) Sc. Gentilis Parerg. I. 38. (Ebdas. IV. 1312.) (??) 8:3. „Hegulas enim exsequenti mihi ad ea studia necessarium ante omnia scire etc.” (2°) Diese Bemerkung des Grammatikers war der Beachtung früherer Herausgeber (z.B. des A. Schulting, Jurisprud. Ante - Just. zu dem Fragm. regular. vet. I. Cti. not. 1.) zwar keineswegs entgangen, sie glaubten aber nicht die Voraussetzung daran knüpfen zu dürfen, dals der Ausdruck Regulae die Bezeichnung des Juristenwerks enthalten möge, aus welcher der folgende lateinische Text geflossen. (Lachmann a. a. 0. S. 11.) (=) rn Paraphras. Inst. $. 6. Etooem. (S. zuvor Anm. 17.) Tavras d8 res eırayuyas &2 mavru v rar Tols doy,aıs YEYLUAE zvwr Iverıraurun, zu MarLFTE TWv Umonug- uaruw Teioy, ToUüro nv rav We Zw Ivrrırouros, routo 08 zur &r rwv Kuwdizwv auroü EvSa dte- Aeyeraı megı rov 20° Exasıyv Nınzoav Kivoumsuuv mocyWerum 2.7.2. Vergl. Glossar. Theo- philin, v. zwew. Özarrrgiov. (Ed. G. O. Reiz. V. II. p. 1276. Hag. C. 1751. 4.) Vergl. Menage a.a. 0. c. 43. Göschen: Über d. Res quotid. des Gaius. (Zeitschr. für gesch. RsW.TI. no. 4.) die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. 39 es kaum befremden, dafs Dositheus, der für Griechen schrieb, denen die kunstgerechte Auslegung der fraglichen lateinischen Terminologie ferne lag, es vorgezogen hat, die populäre Umschreibung des Haupttitels der Schrift des Gaius, anstatt der diplomatisch getreuen Angabe desselben, zu wählen. Die Vergleichung des durch den Grammatiker überlieferten lateini- schen Textes mit den, in Justinian’s Pandekten erhaltenen, Auszügen der Libri rerum quotidianarum des Gaius (?°) führt zunächst zur Erör- terung der Frage: ob die in unserm Fragment befolgte unmittelbare Ver- bindung, einer Übersicht der Rechtsquellen mit der Theorie der Freilassung von Sklaven, auch in jener Schrift des Gaius angetroffen worden sei” Oder, um dies genauer zu formuliren: ob, da eine derartige Folge der Ge- genstände auf die Behandlung im Eingange einer systematischen Darstellung des einheimischen Rechts schliefsen läfst, die Überreste des ersten Buches der Res quotidianae die Voraussetzung einer entsprechenden Anordnung des bezeichneten Stoffes unterstützen Bezüglich der Freilassung von Sklaven führt die Untersuchung zu einer durchaus befriedigenden Erledigung der gestellten Frage. Denn die durch Justinian überlieferten Auszüge aus dem ersten Buche des genannten Werks behandeln ausschliefslich die feierliche, vor Gericht zu vollzie- hende (°°) oder letztwillig anzubefehlende, (2”) Freilassung. Bei einem Bruchstücke von höchst laconischer Abfassung, welches die Compilatoren in die Abtheilung von Schenkungen auf den Todesfall gestellt haben, (2°) steht in der Überschrift nur der Namen des Gaius fest, nicht jener der ex- cerpirten Schrift. Dasselbe berechtigt jedenfalls nicht zu der Folgerung, als ob die so eben bezeichnete Lehre gleichfalls in dem ersten Buche des ge- nannten Werkes behandelt worden sei. Denn die blos beiläufige Äufserung, welche den Inhalt dieses Fragments bildet, mag vielleicht bei der Besprech- ung der testamentarischen Manumission im Original ihren Platz gehabt haben. Dafs nun keines dieser Pandekten-Excerpte die unfeierliche Freilassung der Sklaven berührt hat, en in dem Text bei Dositheus gerade ‚den (>) a aa. O. Veslpe 55. sgq- (°) Fr.7. D. de manum. vind. 40, 2. (*’) Fr. 24. de manum. testam. 40. 4. Fr. 10. Qui et a quib. man. 40. 9. (*°) Fr. 4. de m. c. donat. 39. 6. Gaius [lib. 1. rer. quotidian.] „Aut per insidiosa loca iturus.” 40 DırkseEn: Mittelpunkt der Darstellung bildet, dürfte ohne Mühe zu rechtfertigen sein. Durch Justinian’s Gesetzgebung war die Lex Junia Norbana beseitigt und der status civitatis für sämtliche gültig freigelassene Sklaven gleichförmig geordnet worden ; (2?) gleichwie die durch einen einzelnen Miteigenthümer vollzogene Freilassung des servus communis den nämlichen Erfolg für den manumissus, wie die von sämtlichen condomini vollzogene Manumission, zugesichert erhalten hatte. (°°%) Demnach blieb für die Rechtsanwendung im Zeitalter Justinian’s kein Vortheil mehr zu erwarten aus der Benutzung des- jenigen Abschnittes des elassischen Juristenrechts, der die, in unserm Fra- gment mit musterhafter Gründlichkeit besprochene, künstlich eombinirte Theorie der unfeierlichen Freilassung zum Gegenstand hatte. Anders als mit der Ausführung über die Freilassung von Sklaven, ver- hält es sich mit der Übersicht der Rechtsquellen, welche den Eingang des zweiten Abschnittes bei Dositheus bildet. Hier bieten die Auszüge der Justinianischen Pandekten aus dem genannten Werke des Gaius keinen An- halt zur Vergleichung. Es mufs daher auf andere Organe des classischen Juristenrechts der Römer zurückgegangen werden, namentlich auf die ent- sprechenden Mittheilungen in des Gaius Institutionen, um die wirkliche Übereinstimmung mit der Ausführung bei Dositheus, gegenüber den blos scheinbaren Abweichungen, zu rechtfertigen. Die lückenhaten Überreste des Liber singularis regularum Ulpian’s lassen nichtsdestoweniger mit Sicherheit erkennen, dafs eine Übersicht der Quellen des einheimischen Rechts für unentbehrlich zur Einleitung auch bei diefer Schriftgattung erachtet worden sei, welche die Bestimmung hatte, die in der Gegenwart geltenden Regulative der Rechtsanwendung zusammenzu- stellen, zwar wissenschaftlich begründet und geordnet, jedoch in summari- scher Form redigirt. Was davon erhalten ist (nämlich die Unterscheidung der Organe des promulgirten Rechts, theils nach den äufseren Erfolgen der Verletzung desselben in der Anwendung theils nach dem Verhältnis des In- haltes seiner Satzungen zu den entsprechenden Regulativen des bereits gelten- den positiven Rechts, woran die gangbare Begriffsbestimmung des Gewohn- (?°) Cod. Just. VII. 5. 6. Inst. 1.5. 8.3. (?°) Cod. VO. 7. Inst. II. 7. 8.4. die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. 41 heitsrechts gefügt ist), (*') berechtigt zu der Voraussetzung, dafs auch in dem untergegangenen Theile dieses Abschnittes der Standpunkt der Rechtspraxis im Zeitalter des Verfassers ausschliefslich dürfte festgehalten und von dem Rückblicken in die Vergangenheit der, mit den staatlichen Einrichtungen verbundenen, Organismen der einheimischen Rechtsbildung überall Abstand genommen sein. Auf die gleiche Methode der Behandlung desselben Stoffes lassen die Bruchstücke der Libri regularum Modestin’s(°'*) schliefsen. Dem entgegengesetzt ist das von Gaius, in der bezüglichen Abtheilung seines Institutionenwerkes, (°”) beobachtete Verfahren. In dieser, für den Lehrunterricht bestimmten, Schrift sollte zwar nicht eine zusammenhängende geschichtliche Entwickelung der Organe und Resultate einheimischer Rechts- bildung versucht, wohl aber das wissenschaftliche Verständnis des geltenden Rechts der Gegenwart vorbereitet werden durch die Zurückleitung der Er- gebnisse desselben auf ihre unmittelbaren Quellen. Demgemäfs sind die einzelnen Organe des römischen Civilrechts hier besprochen, nicht nach dem Mafse ihrer thatsächlichen Bedeutsamkeit in den Tagen des Verfassers, son- dern nach den damals noch nicht zurückgenommenen politischen Prineipien ihrer öffentlichen Geltung. Vor allen andern ist der Volksgesetze gedacht, mit Hinweisung auf die Formen von deren Berathung und auf die Quelle ihrer Verbindungskraft. (?°) Die Betheiligung des Senates an der Gesetzgeb- ung ist von dem nämlichen Standpunkte aufgefafst, den auch Pomponius bei gleicher Veranlassung im Auge behalten hat, d.h. gestützt auf die ge- schichtliche Thatsache, dafs die schrankenlose Ausdehnung der römischen Senatsbeschlüsse zusammenfällt mit dem Beginne des Prineipats. (°*) Indefs hat Gaius, neben der Anerkennung der zweifellosen Geltung sämtlicher Acte der Senats-Gesetzgebung, die Andeutung nicht zurückweisen mögen, dafs die rechtliche Begründung einer solchen umfassenden Betheiligung des römi- schen Senates an der einheimischen Rechtsbildung der Gegenstand einer ju- (°') Vlpian. Frr. I. 1-4. CUEESZEr..7. Er., 40. DId&bW183. (°?) Inst. comm. I. 1-7. (°?) Ebdas.I. 2.3. (°*) Das. I. 4. vergl. Fr. 2.$. 9. D. de orig. iur. 1.2. (S. des Verf. Abhdlg: Üb. Har- menopulus u. d. Turiner Institutionen-Glosse. S. 8. fg. In d. Denkschriften d. Berl. Akad. d. W. Jahrg. 1847.) Philos.-hilstor. Kl. 1857. F 42 Dırksen: ristischen Streitfrage geworden sei. Ferner sind daselbst die kaiserlichen Con- stitutionen besprochen, mittels Hervorhebung der für die Entwickelung des römischen Civilrechts besonders belangreichen Arten derselben und mit Hin- weisung auf die beglaubigte äufsere Ableitung der gesetzgebenden Gewalt des Staatsoberhauptes. (°) Darauf folgen die Magistrats-Ediete, dem Principe nach als eine Attribution sämtlicher Justizbeamten bezeichnet, mit Rück- sicht aber auf die thatsächliche Bedeutung für die Fortleitung der einheimi- schen Rechtsbildung beschränkt auf die Ediete der vornehmsten Justiz- und Polizei-Beamten. (*°) Zuletzt werden die Gutachten der Rechtskundigen charakterisirt und zwar nach der Stellung, welche denselben durch das jüngste kaiserliche Regulativ für die Rechtsanwendung war angewiesen worden. (°”) Zwischen den bisher erörterten verschiedenartigen Methoden, der Auswahl und Schilderung der einzelnen Quellen des geltenden Rechts, dürfte ein vermittelndes Verfahren als empfehlenswerth erschienen sein für dieje- nige Gattung der Darstellung des einheimischen Rechtszustandes, welche selbst bestimmt war die Mitte zu halten zwischen der Erledigung der Anfor- derungen des juristischen Praktikers und der Berücksichtigung des Bedürf- nisses einer wissenschaftlichen Vorbereitung zur Rechtsanwendung. Unter solehen Werken der römischen Rechtsgelehrten, welche diese schwierige Aufgabe erfolgreich gelöst hatten, scheinen die Libri rerum quotidia- narum des Gaius am meisten geschätzt worden zu sein. Auch liegt die Vermuthung nahe, dafs sie, an die Institutionen desselben Verfassers sich anschliefsend, als Lehrbuch für den Anfänger mehr noch wie als Handbuch für den Praktiker, die ihnen gewordene Auszeichnung vollständig verdient haben mögen. (7°) ® Prüfen wir nunmehr ob die, in der Quellen - Übersicht bei Dositheus befolgte, Methode der Auswahl und Charakterisirung einzelner Rechtsor- gane in Einklang steht mit dem Plane der so eben geschilderten Schrift- (?’) Gaius das. 1.5 (?°) Ebdas. TI. 6. ETYZDSEHL37 (?”°) Über das Verhältnis dieser beiden Werke des Gaius zu einander sind die An- sichten der Gelehrten stets sehr abweichend gewesen. WVergl. Zimmern Gesch. d. R. Privat-Rs. I. 1. 8. 93. S. 348. fg. die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. 43 Gattung; sodann ob die Einzelheiten der Ausführung des daselbst angewen- deten Verfahrens die Hand des Gaius mit Sicherheit erkennen lassen. Der durch die Schuld der Bearbeiter und Abschreiber, gerade in der Einleitung des zweiten Abschnittes, am erheblichsten verunstaltete Text un- sers Grammatikers ist durch die von Lachmann angewendete musterhafte Wortkritik, mittels sorgfältiger Abtheilung und Ergänzung der verworrenen Schriftzüge, grofsentheils verständlich hergestellt worden. Freilich fehlt noch viel daran, dafs man zu dem Postulate berechtigt wäre, als ob nun- mehr das muthmafsliche Original, nach Form und Inhalt ausreichend repri- stinirt, vorliege. Allein weit weniger Berechtigung ist zu dem bedenkli- chen Verfahren (°”®) vorhanden, die Lücken des Textes durch willkürliche Ergänzungen mittels der Conjeetural-Kritik auszufüllen. Und jedenfalls hat mit den Anforderungen an eine methodische sachliche Kritik nichts gemein der gleichzeitig angestellte Versuch, aus der lückenhaften Einleitung über die Rechtsquellen, und zwar aus ihr allein, einen bündigen Schlufs abzu- leiten über die Autorschaft für das gesamte Bruchstück. (°”‘) Die Darstellung beginnt mit einer Mittheilung über Jus Naturae und Gentium.(°®) Wenn man den fragmentarischen Zustand des Textes in dem Ein- gange, der das Jus naturale mehr umschreibt als definirt, benutzen will, um durch gewaltsame Einschaltungen das zu beweisende erst hineinzutragen und wenn man, in blos äufserlicher Weise argumentirend, den Wortlaut der bekannten entsprechenden Ausführungen Ulpian’s (“) auch bei der Deut- ung unsers Fragments rücksichtslos festhält, so mag man wohl mit scheinba- rer Berechtigung zu manchen verwunderlichen Resultaten gelangen. (°°°) Na- (’®) S.M. Voigt: a.a. O. (oben Anm. 10°). (°’°) Es ist von Voigt das. S. 629. fg. ausgeführt worden, dals die Wahl zwar zwischen des Ceroid. Scaevola libb. 4. regular. und des Pomponius lib. sing. regular. schwanke, er selbst aber den Ausschlag für den zuletzt genannten Verfasser glaube geben zu müssen. (°°) $.1. (nach Lachmann’s Restitution, S. 8. fg. a. a. O.) „Omne enim ius aut ci- vile appellatur aut naturale. $. 2. Jus naturale dieitur, vel gentium ...... iustum ; ab eo enim nominatur, et omnes nationes similiter eo sunt usae: quod enim bonum et iustum est, omnium utilitati convenit.” (°?). Fr.1. Fr. 4. D. de Je. et J.1.1. Vergl. $. 4. Inst. Just. de J. et J. 1.1. Pr. SS. 1. 11. de iure nat. 1. 2. (?°®) Vergl. M. Voigt a.a. 0. F2 44 Diırxsen: mentlich auch zu dieser Aufstellung, als ob der Verfasser unsers Bruchstücks kein Anhänger des, die Begriffe von Jus Naturae und Jus Gentium identifi- eirenden, sg. zweigliedrigen , (*°) Systems der Eintheilung römischer Rechts- quellen gewesen und mithin von Gaius, (*') der zu diesem Systeme aus- drücklich sich bekannt hat, nothwendig zu trennen sei. Wer aber unbe- fangen den Zusammenhang des Ganzen in der vorstehenden Quellen-Über- sicht prüft, wird sich der Überzeugung nicht verschliefsen können, dafs auch in dieser Darstellung die Begriffe von Naturrecht und Völkerrecht zusam- menfallen. Denn selbst in der folgenden Aufzählung der Organe des römi- schen Civilrechts ist nur solchen Gattungen und Arten der Rechtsquellen Rechnung getragen, die noch im Zeitalter des Verfassers als mit selbststän- diger Geltung für die Anwendung des einheimischen Rechts ausgestattet sich bewährten. Und so ist nicht minder bei dem Jus naturale vel gen- tium durch den Nachsatz: qguod enim bonum etiustum est, omnium utilitati convenit, die beschränkende Hinweisung auf die thatsächliche allgemeine praktische Geltung und Anwendung solcher Rechtsregeln bei allen Völkern hingedeutet, um die Identifieirung der Begriffe von Naturrecht und Völkerrecht zu unterstützen. Für die folgende Definition des Jus Civile(‘*) fehlt freilich ein ent- sprechendes direetes Zeugnis des Gaius, nicht aber ein indirectes. Denn dessen so eben berührte Ausführung umschliefst gleichzeitig die Gegensätze von Naturrecht und Civilrecht. Und die Schilderungen des römischen Ci- (*°) S.Savigny’s System d. heut. Civ. Rs. Bd. 1. S. 109. fg. 413. fg. (*') Gaius Inst. I. 1. (Fr. 9. D. de J. et J. 1.1.) „‚Omnes populi, qui legibus et moribus reguntur, partim suo proprio partim communi omnium hominum iure uluntur. Nam quod quisque populus ipse sibi ius constituit, id ipsius proprium est vocaturgue ius eivile; quod vero naturalis ratio inter omnes homines constituit, id apud omnes populos peraeque custoditur vocaturque ius gentium, quasi quo iure omnes gentes utuntur. Popu- lus itaqgue romanus parlim suo proprio parlim communi omnium hominum iure utitur: quae singula qualia sint, suis locis proponemus.” (*?) 8.3. (Lachmann 8.9.) ,‚Sed ius civile proprium est civium romanorum et ab eis dietum, quoniam nostra civitas ea severitate [al. veritate] utitur. Sed quidam hoc esse tradiderunt, quod omnibus civibus aut maiori parti expedit; sunt enim qui et ius praedi- cent quantitatem iustitiae esse plurimam: hanc autem definitionem veriorem esse [tradide- runt,] quam quae initio diximus.” die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. 45 vilrechts bei Ulpian (‘’) und Paulus(‘*) unterstützen nicht allein die ge- gliederte Darstellung in unserm Text, sondern werden wiederum durch dessen Angaben im einzelnen vervollständigt. Besonders belehrend ist die Vergleichung der Auslassungen über die vereinzelten Organe des einheimi- schen Civilrechts bei Dositheus (‘°) mit der zuvor besprochenen methodi- schen Behandlung desselben Gegenstandes in des Gaius Institutionen. Wie viel von dem Original hier mag zu Grunde gegangen sein, ist freilich nicht mehr zu ermitteln. Unser Text nennt die kaiserlichen Constitutionen, ohne von den Gattungen und Arten derselben irgend eine hervorzuheben. Das Jus ho- norarium bezeichnet er, als bestehend aus den Edicten des Prätors und des Proconsuls. Sodann ist das, auf juristischen Gutachten beruhende, Recht charakterisirt als das Ergebnis übereinstimmender Entscheidungen der Rechtsgelehrten. Von den Senatsbeschlüssen ist in den erhaltenen Überresten gar nicht die Rede und der Volksgesetze wird blos beiläufig ge- dacht, mittels Verweisung auf die Lex Julia et Papia.(‘) Die Überein- stimmung mit der entsprechenden Ausführung des Gaius ist sowohl bei der Auszeichnung der Prätorischen und Proconsularischen Ediete, als auch in Beziehung auf die sententiae der consentientes prudentes kaum zu verkennen. Und was das Schweigen unsers Textes über die, in den Insti- tutionen des Gaius umständlicher besprochenen, Einzelheiten der bezeich- neten Rechtsquellen anbelangt, so erscheint dieses vielleicht durch die Vor- aussetzung gerechtfertigt, dafs, in Gemäfsheit des Planes der Libri rerum (*°) Fr. 6. pr. D. de J. et J. 1. 1. Vipianus lib. I. Institutionum. „Jus civile est, quod neque in totum a naturali vel gentium recedit, nec per omnia ei servit: itaque cum aliquid addimus vel detrahimus iuri communi, ius proprium id est civile efheimus.” (**) Fr. 11. D. eod. 1.1. Paulus lib. XIV. ad Sabinum. ,,Jus pluribus modis dieitur. Uno modo cum id, quod semper aequum ac bonum est, ius dieitur: ut est ius naturale. Altero modo, quod omnibus aut pluribus in quaque civitate utile est: ut est ius civile.” (*?) S. 4. (Ebendas.) „Juris eivilis ... . . . appellatur, quia ex pluribus partibus constat: sed constitutiones imperatorias; item honorarium, quod est ex praetoris edicto, vel proconsulis; item in quo sententiae consenserunt prudentium et receptum ex respon- sis, ius summatim solemus haec dicere. Lex etiam Julia et Papia, et ceterae partes iuris appellantur.” (*°) S. zuvor Anm. 36. 37. 46 Dixr«kisekin: quotidianarum, von den einzelnen Organen des geltenden einheimischen Rechts nur nach dem Mafse ihres thatsächlichen und berechtigten Eingrei- fens in die Rechtszustände der Gegenwart zu handeln war. Daher denn der Versuch aufgegeben werden mufste, auf das Prineip der Geltung einzelner Bildungsorgane zurückzugehn und die äufsere Anerkennung derselben ge- schichtlich nachzuweisen. 1. Die, in Justinian’s Pandekten- Compilation übertragenen, Auszüge der Res quotidianae des Gaius sind nur aus den ersten drei Büchern des Werkes geschöpft, während der Index Florentinus deren sieben demsel- ben zuschreibt. (”) In der Reihenfolge dieser Justinianischen Excerpte ist das Anschliefsen der epitomirten Schrift an das System der Institutionen des- selben Verfassers (Personen-Recht, Sachen-Recht, Schuldverhältnisse ‚) nicht zu verkennen. Denn die, im zweiten Buche in den Abschnitt vom Sachenrecht eingeschobenen, Bruchstücke, welche auf die einzelnen Con- sensual-Contracte (Mandat, Societät, Kauf und Miethe,) Bezug nehmen, (*°) lassen mit nichten schliefsen auf die Abhandlung der vollständigen Theorie dieser Verträge an dem genannten Orte. Vielmehr liegt die Vermuthung nahe, dafs die, durch den Plan der fraglichen Schrift gerechtfertigte, Be- günstigung der wissenschaftlichen Casuistik , vielleicht auf Veranlassung des in vollem Umfange zu besprechenden Rechtes der Nutzung an fremdem Ei- genthum, die Darstellung unwillkürlich geleitet haben möge zur Erörterung der eingeschalteten, mit grofser Klarheit behandelten, Rechtsfragen. Es liegt nämlich der Verknüpfung derselben der leitende Gedanke zu Grunde, dafs die Fälle eines blos scheinbaren Zusammentreffens verwandter Willens- acte sorgfältig zu trennen seien von den Thatsachen, welche eine wirkliche Einigung von Elementen verschiedenartiger Rechtsgeschäfte bekunden: (Rath, Auftrag, Societät, Kauf, Miethe.) Ahnlich wie in der Abtheilung vom Obligationen-Recht, nämlich bei der Zusammenstellung von Darlehn (*”) Zimmerna.a.0. I. 1.8.9. (*°) Er. 2. Fr. 4. D. mand. 17. 1. Fr. 72. D. pro soc.: 17. 2. Fr. 2. Fr. 15. D..de peric. et comm., 18.6. Fr. 2. D. locati. 19. 2. die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. 47 und Leihvertrag, (‘?) so wie bei der Aufzählung von Beispielen einer inutilis stipulatio, (°) und bei der Übersicht mannichfaltiger Geschäftsformen, welche die Aufgabe der Vertretung fremder Vermögensinteressen erzeugen konnte, (°!) dieselbe Methode der Behandlung wahrzunehmen ist. Zur Veranschaulichung der Eigenthümlichkeit dieses Verfahrens dient indefs bei weitem unmittelbarer die Prüfung der umfangreichen Pandekten- Excerpte, die aus den, von den natürlichen Erwerbungsarten des Eigen- thums, (°2) so wie von den Real- und Verbal-Contraeten, (°°) von den ver- trags- und den deliets-ähnlichen Schuldverhältnissen (°*). handelnden, Ab- schnitten des genannten Werkes hervorgegangen sind. Hier nämlich tritt überall erkennbar hervor die Ausführung des Planes des Verfassers, den innigen Zusammenhang der Fortbildung und Anwendung des positiven Rechts zu versinnlichen, mittels des Beweises, wie die etwanigen Lücken und Wi- dersprüche in den vereinzelten Bestimmungen der Rechtsorgane durch Hüife der Wissenschaft ausgeglichen werden können. Diese Richtung der Dar- stellung nähert sich freilich der wissenschaftlieben Casuistik,, verliert sich aber nirgend in blofse Äufserlichkeiten. Auch ist der Verfasser mit Um- sicht der Versuchung entgangen, in die Einzelheiten gelehrter Controversen einzutreten. Eine solche Methode der Behandlung, welche die Libri rerum quo- tidianarum des Gaius auszeichnete, mufste das Studium dieser Schrift, als Fortsetzung jenes der Institutionen desselben Verfassers, zur wissenschaftli- chen Vorbereitung für die Rechtsanwendung empfehlen. Und diese That- sache macht es erklärbar, dafs dem fraglichen Werk das ehrende Prädicat „des Buches der goldenen Sprüche” zuerkannt wurde. Nunmehr glauben wir die Lösung der Frage ausreichend vorbereitet zu haben: ob die Abhandlung von der Freilassung der Sklaven, bei Dositheus, einige Übereinstimmung erkennen läfst mit der so eben geschil- Oo derten Methode der Res quotidianae, oder vielmehr eine Annäherung (*°) Fr. 4. 88.2. fg. D. de obl. et act. 44.7. 6°) Fr.1. 88.9. fg: D. eod. 44.7. (*) Er8.D. .eod. 44.7. (?) Frr.1.3.5 7.9. D. de ;adqu. rer. dom. : 41.1. (®) Fr.4. D. de obl. et act. 44. 7. =) Br. ANErr onDrreod: 44,7% 48 DiırkKsen: verräth an das Princip der Behandlung in den Institutionen des Gaius? Obwohl der Text der Handschriften unsers Fragments, in dem Ein- gange des Abschnittes von der Freilassung der Sklaven, das Original nur verunstaltet wiedergeben mag, (°?) so genügt derselbe nichtsdestoweniger zur Herstellung des Beweises, dafs die Anordnung der Darstellung auf einem eigenthümlichen Prineipe beruhe. Wir finden daselbst nicht, wie in des Gaius Institutionen (°') und in Ulpian’s Ziber singularis regularum, (°') die Unterscheidung der Liberti nach ihrem, von der Form der Freilassung abhängigen, status ceivitatis vorangestellt, sondern vielmehr den Gegen- satz von feierlicher und unfeierlicher Freilassung (Libertas iusta und mi- nus iusta,) zum Ausgangspunkt des folgenden Räsonements gemacht. Während nun die beiden eben genannten Systematiker sofort zur Besprech- ung derjenigen Gesetzgebungs-Acte vorschreiten, durch welche die Voraus- setzungen gleichwie die Erfolge der feierlichen Freilassung beschränkt, (Lex Aelia Sentia und Lex Furia Caninia,) oder die bürgerliche Stellung der unfeierlich manumittirten Sklaven für die Rechtsanwendung der Gegenwart umfassend regulirt worden war, (Lex Junia Norbana,) hatunser Verfasser ein abweichendes Verfahren eingehalten. Er bevorwortet kurz, dafs zur Erlangung der iusta libertas (dem liberum esse ex iure Qui- ritium) die Vollziehung einer der drei Formen feierlicher Freilassung, (Vin- dieta, Testament, Census,) erfordert werde. Dagegen die unfeierliche Freilassung habe ursprünglich nur eine provisorische, obwohl durch die Staatsgewalt eventuel in Schutz genommene, persönliche Befreiung des Skla- ven zur Folge gehabt, neben der fortdauernden güterrechtlichen Abhängig- keit desselben von dem Herrn (das: domini voluntate in libertate ©°) 8.3. „Regulas enim exsequenti mihi ad ea studia necessarium (visum est) ante omnia scire (de conditione hominum:) nec enim unius sunt conditionis, sed variae; quae per singula, quae pertinent ad eam enarrationem, referenda sunt per ordinem. $. 4. Omnes enim vel ingenui sunt, vel liberti. Sed ut magis possint singula declarari, melius videtur incipere a libertis adferre, et primum de Latinis seribere, ne saepius eadem inter- pretari cogamur. Primum ergo videamus, quale est quod dieitur, eos qui inter amicos ve- teres manumittebantur, non esse liberos, sed domini voluntate in libertate morarı et tantum servitutis timore dimitti.” (°°) Inst. comm. I. 12. (7) Fr. 15. die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. 49 esse.) (°®) Dies sei später durch die Lex Junia verändert worden, indem dieses Gesetz den minus iuste manumissi die selbstständige persönliche Frei- heit gesichert und gleichzeitig eine bürgerrechtliche Stellung, nach dem Muster der Colonisten mit latinischem Recht, d.h. die Rechte der Latini Juniani überwiesen habe. (°”) Daran schliefst sich die vereinzelte Erörter- ung derjenigen Punkte, in welchen das früher bestandene Regulativ für die servi in libertate morantes auch nach der Lex Junia als Aushülfe für die Rechtsanwendung in der Gegenwart noch zu beachten blieb. Bei dieser Veranlassung ° missor durch Miteigenthümer, Nutzungsberechtigte u. a. m. gedacht wor- ist auch der Beschränkung des Eigenthumsrechts des Manu- den. (°°) Nicht minder geschieht der Einwirkung des status civitatis des Freilassenden auf die Anwendbarkeit der Lex Junia Erwähnung, gleichwie des indireeten Einflusses der Vorschriften der Lex Aelia Sentia auf die- selbe. (°') Zum Schlusse ist noch der feierlichen manumissio censu Meldung gethan und der rechtlichen Bedenken gedacht worden, welche die Behandlung dieser Form in der Rechtsanwendung hervorgerufen hatte. (6?) Diese Methode der Behandlung entbehrt durchaus nicht der Conse- quenz. Es würde dieselbe freilich wenig zusagend dem Plane der Institutio- nen des Gaius gewesen sein; dagegen entspricht sie genau dem zuvor geschil- derten Principe, welches die Darstellung in den Zidri rerum quotidianarum desselben Verfassers beherrschte. Denn von dem Standpunkte der An- wendung des gegenwärtig geltenden Rechts mufste die Frage als belangreich erscheinen: in wie weit die nicht überall ausreichenden Bestimmungen der Lex Junia Norbana (von deren Redaction das gleiche gelten mochte, was Gaius(°°) hinsichtlich der Lex Aelia Sentia bekundet, nämlich dafs wichtige Rechtsfragen in dem Texte des Gesetzes ungelöst geblieben seien,) (°°*) ergänzt werden könnten durch das Zurückgehen der wissenschaft - lichen Auslegung auf die ältere Theorie für die Behandlung der servi inter (?®) Dosith. S$. 5. (??) Ebdas. 8. 6. (6%) Das. 88. 7-11. GE EDASERS 12-46. (22), Das satz. (°°) Gaius comm. inst. IH. 76. vergl. $$. 72. fg. I. 23. 47. 80. (°°*) Ebendas. II. 56. fg. Vergl. Vlp. Fır. XX. 14. XXI. 3. 8. Philos.-histor. Kl. 1857. G 50 Diırksen: amicos manumissi, so wie durch die sorgfältige Abwägung der Anwendbar- keit allgemeiner Rechtsregeln. Der Lösung dieser Aufgabe ist die Anord- nung der in unserm Bruchstücke enthaltenen Regulative augenscheinlich dienstbar gemacht worden. Es bleibt jetzt noch der äufserlichen Unterstützung zu gedenken, welche für unser Postulat, von der Ableitung des Fragments bei Dositheus aus des Gaius Libri rerum quotidianarum, gewonnen werden kann durch den Nachweis gewisser, in den bezüglichen Schriftstücken wahrnehmbarer, Eigenheiten des grammatischen und rhetorischen Theiles der Darstellung. Dafür liegen zur Vergleichung vor, aufser den Institutionen des Gaius, die Justinianischen Pandekten-Excerpte, sowohl aus den #tes quotidianae als auch aus den übrigen Schriften des nämlichen Verfassers. Indefs begreiflich ist eine solche Untersuchung zu beschränken auf hervorstechende Eigen- thümlichkeiten. Denn die Beachtung untergeordneter Erscheinungen ver- spricht wenig beweistüchtige Resultate, theils wegen der ungenauen Reda- ction des Textes in den Fragmenten der Justinianischen Compilation und we- gen der Unzuverlässigkeit der Handschriften des Dositheus, (°*) theils wegen der allgemeinen Verbreitung gewisser Eigenheiten der lateinischen Schrift- sprache unter den classischen römischen Rechtsgelehrten. (°°) Vornehmlich bleibt zu beachten die Auswahl und die Bezeichnung der angezogenen Gewährsmänner. Sowohl die Collectiv - Bezeichnungen derselben (°%) als auch die einzelnen Namen von Rechtskundigen, die unser Fragment hervorhebt, ) kommen durchaus überein mit den entsprechen- (Go) Sn den ee zur E ae einer Übersicht Her een Darstellung, oder zur Anknüpfung einer neuen Erörterung, gleichwie zum Behufe fe Verweisung auf voran- gegangene oder folgende Ausführungen, wovon ein reicher Vorrath in des Gaius Institu- tionen angetroffen wird, (z. B. I. 1. 8. 12. 39. 48. 50. 108. 115. fg. 119. 123. fg. 135. 142, {g.) ist in Justinian’s Pandekten -Excerpten aus den Aes quotidianae desselben kaum eine Spur erhalten, (z. B. Fr. 1. pr. Fr. 9. $.3. D. de adqu. rer. dom. 41. 1.) Was in dem Text bei Dositheus derartiges vorkommt, (S$- 3.4. 8. S. oben Anm. 55.) ist handschriftlich nicht ausreichend verbürgt. (°°) Es mag hier nur an die Fülle der auffälligen Phraseologie in des Pomponius c Liber singularis enchiridi (Fr. 2. D. de orig. iur. 1. 2.) erinnert werden. (°°) Vergl. $. 3. (oben Anm. 42.) $. 17. ,„,‚Magna autem dissensio est inter peritos, utrum etc. — Sunt enim qui existimant ete. — quod ideo quaesitum est etc.” > $. 10. ,,Sed quam Proculus existimaverit aderescere etc. — qua sententia uti- mur.” $. 12. „Sicut Octavenus probat.” $. 15. ,„‚Julianus negat; existimat enim etc. — die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. 51 den Anführungen in des Gaius Institutionen und in den Auszügen aus dessen übrigen Schriften. Es ist indefs nicht eine verhältnismäfsig reichhaltige Li- teratur, wie in den Institutionen, die uns hier geboten wird. Man findet vielmehr die gleiche Beschränkung befolgt, wie in den Libri rerum quoti- dianarum. (°°) Unter andern ist hier so wie dort Proculus einmal ceitirt, nicht als Vertreter einer Streitfrage der juristischen Schulen, sondern als Gewährsmann für eine Ansicht, welche in der Rechtsanwendung der Ge- genwart zur Geltung gelangt war. (°°) Nächstdem ist Gewicht zu legen auf die Übereinstimmung des, in un- serm Fragment gleichwie in den Institutionen des Gaius beobachteten, Ver- fahrens bei der Formulirung und Bezeichnung gangbarer Begriffe. Es mag nur beiläufig erinnert werden an die Verweisung auf die Ortsrechte der Pe- regrinen, (7°) oder an die Bezeichnung „Populus” für jede vereinzelte Bür- gergemeinde, (7!) und an die Bezugnahme auf „Cives romani in coloniam la- tinam deducti,’ als das Vorbild der ZLatini Juniani. ('°) Mit besonderm Nachdruck heben wir schliefslich hervor die Auslassung, mittels welcher sed Neratius Priscus probat etc. — cuius sententia et constitutione imperatoria confir- mata est.” (°°) Fr. 4. D. mand. 17.1. Gaius lib. II. Rerum quotidianarum. ,,Sed Proculus recte eum, usque ad pretium statutum, acturum existimat: quae sententia sane benignior est.” Fr. 5. 8.1. D. de adqu. rer. dom. 41. 1. Gaius lib. II. Rer. quotid. sive aureorum. „ Trebatio placuit etc. Plerique non aliter putaverunt ete. — quod verius est.” Fr. 7.8.7. D. eod. 41.1. Id. eod. ,‚Nerva et Proculus putant etc. — Sabinus et Cassius etc.” (°?) Vergl. die beiden vorhergehenden Anmm. (°°) Dosith. $. 12. „Peregrinus manumittens servum non potest ad Latinum perdu- cere, quia lex Junia, quae Latinorum genus introduxit, non pertinet ad peregrinos manu- missores; sicut et Octavenus probat: praetor non permittet manumissum servire, nisi aliter lege peregrina caveatur.” Gaius instit. comm. I. 92. „‚Item peregrina quoque si vulgo conceperit etc. — si vero ex peregrino, cui secundum leges moresque peregrinorum con- iuncta est etc.” (°') Dosith. $.7. ,‚In eis, qui inter amicos manumittuntur, voluntatem domini spe- etant. — Unde si per vim coaetus, v. g. ab aliquo populo, vel a singulis hominibus, manu- miserit, non veniet servus ad libertatem.” Gaius inst. 1. 79. — „,‚sed ad alios Latinos pertinet, qui proprios populos propriasque civitates habebant et erant peregrinorum numero.” (”*) Dosith. $. 6. ,„„Sed nune habent propriam libertatem inter amicos manumissi et fiunt Latini Juniani, quoniam lex Junia, quae libertatem eis dedit, exaequavit eos Latinis colonariis, qui cum essent cives romani (liberti) nomen suum in coloniam dedissent.” Vergl. Gaius inst. III. 56. (S. d. folg. Anm.) I. 22. G2 52 Diırxkse m: Gaius die Auseinandersetzung der Nachfolge in die Verlassenschaft des La- tinus Junianus in seinen Institutionen (”*) eingeleitet hat. i Er verweist nämlich daselbst auf die eigene frühere Ausführung über die ursprüngliche ephemere Freiheit der unfeierlich Freigelassenen, welche erst durch die Lex Junia zu einer selbstständigen libertas erhoben sei. Diese Schilderung entspricht in allen Einzelheiten der oben besprochenen charakteristischen Entwickelung des rechtlichen Zustandes der servi inter amicos manumissi, welche der Text bei Dositheus (?*) aufweist, während die von den Herausgebern des Gaius, als Gegenstand der Bezugnahme, bezeichnete Parallelstelle der Institutionen (7°) nur das summarische Resul- tat, nicht aber die Charakterisirung der angedeuteten Elemente des älteren Rechtszustandes zu bieten hat. Man könnte sich versucht fühlen, jener Ver- weisung bei Gaius die Hindeutung auf die Behandlung desselben Gegenstan- des in einer andern von seinen Schriften zu unterlegen. Dann aber würde die Beziehung auf die Res quotidianae zur Hand liegen und der Beweis der Identität dieses Werkes mit unserm Fragment auch äufserlich gesichert er- scheinen. Indefs der Sprachgebrauch des Gaius ist einer solehen Combi- (’?) Gaius inst. II. 56. ,„‚Quae pars iuris ut manifestior fiat, admonendi sumus, de quo alio loco diximus, eos, qui nunc Latini Juniani dieuntur, olim ex iure Quiritium servos fuisse, sed auxilio Praetoris in libertatis forma servari solitos; unde etiam res eorum pe- eulü iure ad patronos pertinere solita est. Postea vero per Legem Juniam eos omnes, quos Praetor in libertate tuebatur, liberos esse coepisse et adpellatos esse Latinos Junianos: La- tinos ideo, quia lex eos liberos perinde esse voluit atque si essent cives romanui ingenui, qui ex urbe Roma in latinas colonias deducti Latini coloniarii esse coeperunt; Junianos ideo, quia per Legem Juniam liberi facti sunt, etiamsi non cives romani. (”*) Dosith. $. 3. (oben Anm. 55.) $. 4. „Ante enim una libertas erat, et libertas fiebat ex vindicta, vel ex testamento, vel in censu, et civitas romana competebat manumissis, quae adpellabatur iusta libertas. Hi tamen qui domini voluntate in libertate erant, mane- bant servi, et manumissores (si) ausi erant in servitutem denuo eos per vim perducere, in- terveniebat Praetor et non patiebatur manumissum servire. Omnia tamen quasi servus ad- quirebat manumissori: vel si quid stipulabatur, vel mancipatione adquirebat, vel si ex qui- buscunque causis aliis adquisierat, domini hoc faciebat, id est manumissi omnia bona ad patronum pertinebant. $. 6. Sed nunc habent propriam libertatem inter amicos manumissi et fiunt Latini Juniani; quoniam Lex Junia, quae libertatem eis dedit, exaequavit eos Latinis colonarüis, qui cum essent cives romani (liberti,) nomen suum in coloniam dedissent.” (’°°) Gaius inst. I. 22. ‚„‚(manumissi sunt, Latini Juniani dieuntur:) Latini ideo, quia adsimulati sunt Latinis coloniarüs; Juniani ideo, quia per Legem Juniam libertatem accepe- runt, cum olim servi viderentur esse.” die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus. #53 nation entgegen. Die Bezeichnung nämlich: „alio, v. sequenti, loco” ete., weist bei ihm stets auf die vorstehende Schrift, (7%) und da, wo er eine andere literarische Arbeit im Sinne hat, giebt er vollständig deren Titel an. (”) Es bleibt daher nur die Voraussetzung übrig, dafs die bezügliche Ausführung der vor der Lex Junia bestandenen rechtlichen Stellung der inter amicos manumissi in unserer Handschrift des ersten Buches der Insti- tutionen untergegangen sei. Dennoch dient die fragliche Bemerkung des Gaius zur mittelbaren Unterstützung des Postulates, dafs der Verfasser der- selben mit dem Urheber unsers Fragments identisch gewesen sei. Denn nicht nur in jenem einleitenden Vorworte, sondern in allen Einzelheiten der folgenden Ausführung über die Nachfolge in die Verlassenschaft der Lati- nen, treten bei Gaius dieselben Eigenheiten erkennbar hervor, welche die Darstellung in unserm Fragment auszeichnen. (7°). Ebdas. II. 37. 97. 191. III. 56. (7) Das. I. 188. ,,‚Nosque diligentius hunc tractatum exsecuti sumus, et in edieti in- terpretatione, et in his libris quos ex Qu. Mucio fecimus.” 4 - u j i ‚un " Kus ” 5 » e. b | ja 2 er Bel j 1200 g N u aulbei up KH: ID ORTE Bee 1, 7277 Hr i i jr meer Don las il ai on pr a \ ) | ol A 1.r 2 nt hen L B kan Va) ne. - j ee 7 u ” 1 j ns ie [9 . we Y f ) a j 4 1 „r 2° 2 RR ua Ange naeh ge a u er! FOR ER Ye ER ” Ba un 4 - - “u Dr Bra. f Buyer Be N. 2. A207 ui Bar Yo ee RE Erz FETT ET ‚ b De Fr ale 30-2: Per} » N er 7r BIT ai, Ute $ ü vs n\ A Ru yr j re A ae I “a Bl KA Jar rn Über chinesische verskunst. Zugabe zur sprachlehre. ra h”" SCHOTT. annannnannmmen [gelesen in der akademie der wissenschaften am 18. juni 1857.] 2 den irrigen ansichten über China und die Chinesen, die man seit jahr- hunderten verbreitet hat, gehört auch diejenige welche dieser nation wahre poesie und wahre prosa abspricht, also nur einen zwitterhaften, zwischen beiden schwankenden ausdruck irer gedanken zuerkennt. Und doch sind der poetische und der prosaische stil wohl nirgends strenger geschieden als eben bei den Chinesen; denn auch abgesehen von vers, reim und anderen gesetzen des rythmus, hat die sprache der dichter so kühne metaphern, aus- lassungen, umstellungen und übergänge, dass ir character selbst da, wo man die verse zu isoliren unterlässt, alsbald in die augen springt. Woher aber jener irrtum? vermutlich daher, weil die chinesische schrift für eine bilderschrift gehalten wird (was sie nur in iren elementen einmal gewesen), und weil man den stil der schriftsteller in einer gewissen abhängigkeit von diesem bilderwesen sich denkt. Allein die gestaltung und zusammensetzung der chinesischen schriftzeichen, mag nun sinnliche anschau- ung oder reflexion dabei vorwiegend sein, hat auf den stil chinesischer schriftsteller so wenig einen einfluss, als die form der buchstaben unserer alphabete auf den unsrigen. Es kann zwar nicht geläugnet werden dass die sprache der ältesten urkunde Chinas, des = Su, oft ziemlich nahe an poesie grenzt; der leser wird dies aber ganz natürlich finden wenn er erfährt, dass jenes uralte buch viel weniger begebenheiten als rednerische ermahnungen und rechtfertigungen aufbewahrt. Eine art von poetischem rythmus entsteht hin und wieder in prosaischen werken aus jedem zeitalter, so oft eine reihe kürzerer sätze 56 Scott von ganz gleicher zahl der (einsilbigen) glieder auf einander folgt: diese er- scheinung begegnet uns vorzugsweise wenn der schriftsteller etwas beschreibt, indem er alsdann gern die ihm vorschwebenden bilder in gliedern von glei- cher gröfse vor dem auge des lesers vorbeizihen lässt. Andere beispiele solchen ebenmafses der sätze liefert die tollgewordene prosa ®empfindsa- mer briefe. Mit poesie haben wir jedoch dieses mal nur beiläufig zu tun, da der vers selbst, nicht sein inhalt, unser vorwurf ist. Hier muss nun gleich zu anfang erinnert werden, dass die chinesische sprache aus einsilbigen grund- wörtern besteht die iren bedeutungen nach grofsenteils fertige wörter sind. Dieser umstand hat, im vereine mit der notwendigen dehnung der meisten (in gewissen mundarten des kuan huä sogar aller), jedem grundworte, also jeder silbe den wert eines ganzen versfulses gegeben. Zwar ist dem dichter auch der gebrauch sogenannter zusammengesetzter wörter gestaltet, aber die bestandteile derselben bleiben beim vortrag der verse ebenso scharf ge- trennt wie sie’s immer in der schrift sind, und sonach bilden sie nicht etwa mehrsilbige fülse. Man unterscheidet in der chinesischen verskunst zwei perioden: eine ältere, als der sogenannte accent d. i. die bedeutsame stimmbiegung noch sehr einseitige metrische beachtung fand, und eine neuere, in welcher so strenge regeln für das alterniren der accente durchs ganze gedicht aufgekom- men, dass es seit ungefär einem jahrtausend weit schwerer als vordem ge- worden ist, untadelhafte verse zu machen. (') Dafür hat aber auch die poesie den character der natürwüchsigkeit längst eingebüfst, wofern diese nicht in volkslieder, die von metrischem zwange wahrscheinlich nicht viel wissen, sich gerettet hat. Die meisten versifieirten erzeugnisse des höchsten chinesischen alter- tums (bis ins Ste jahrhundert vor u. z.) sind, sofern sie überhaupt auf die nachwelt gekommen, im buche S Si vereinigt. Aber auch in geschichts- werken begegnen uns zerstreute poetisc :he stücke aus sehr alter zeit, und wenn die vom Su aufbewahrten 1. FZ Hr ce ci ko ächt sein sollten (wenigstens ist das gegenteil REN... so darf man diese wohl (') Der alte poetische stil heisst Pr: ll ku ti antiker körper d. i. antike structur, der JX 2. nene aber A ei kin ti heutiger ler d.i. moderne structur. über chinesische verskunst. 37 als das allerälteste betrachten was überhaupt in gebundener rede auf uns ge- kommen. (!) Sämtliche oden, hymnen und lieder des Si zerfallen in verse oder strophen , (?) und diese wieder in mehrere, meist viersilbige (— wörtige, — füfsige) zeilen. Doch sind öfter längere (fünf- bis sechssilbige) oder noch kürzere (dreisilbige) zeilen eingemengt, was wahrscheinlich damit zu erklä- ren, dass man die lieder schon vorhandenen singweisen angepasst, auch wohl mit der singweise zugleich hervorgebracht hat. Ebenso haben die verschied- nen strophen eines und desselben liedes nicht selten unter sich ungleiche zahl der zeilen. Es giebt lieder mit keiner oder zweifelhafter spur von reim; andere zeigen den reim in unvollkommner , wieder andere in der vollkom- mensten gestalt, indem das letzte wort einer zeile seinem ganzen oder bei- nahe ganzen auslaute nach mit dem entsprechenden worte einer unmittelbar oder mittelbar folgenden zusammenklingt. Auch dürfen die schlusswörter zweier zeilen einander voilständig decken, doch machen die dichter von die- ser freiheit keinen zu starken gebrauch. Selten ziht ein und derselbe reim durch alle strophen, niemals ein absoluter gleichklang oder gar ein und das- selbe schlusswort. Auf den gebrauch des reims mussten die Chinesen schon sehr früh durch den umstand, dass grolse reihen irer grundwörter gleichen auslaut haben, geleitet werden. Doch gilt der einklang zweier wörter nie für voll- ständig wenn sie verschiedne stimmbiegung haben, und ist dies so zeitig ge- fühlt worden dass der accent wenigstens von dieser seite immer eine rolle in der verskunst gespielt hat. Die alten poeten erlauben sich aber öfter, ge- wissen schlusswörtern, damit der reim herauskomme,-eine andere aussprache als die gewöhnliche zu geben, oder vielmehr sie zu denken, da man die ver- änderung der aussprache dem schriftzeichen nicht ansehen kann. (?) (') Su im 2ten buche. Bedeutung des titels: “lieder der fünf ce;’ das letzte wort kann man hier mit “jüngling’ übersetzen. Die fünf sänger waren prinzen und jüngere brü- der des entarteten kaisers T’ai Kang (2188-2160 vor u. z.): aus freiwilligem exile liefsen sie ire sittliche entrüstung rythmisch zum kaiserlichen ohr hinübertönen. (?) Von den ü ce ci ko hat nur das erste zwei strophen, die anderen alle sind mit je einer abgeschlossen. (°) Vermutlich waren solche aussprachsweisen schon vorhanden und nur ungewöhnlich oder veraltet. Ausleger bringen dies an den betreffenden stellen immer in erinnerung, und Philos.-histor. Kl. 1857. H 55 Scsort Die meisten poetischen stücke im Si haben nur drei oder vier, die längsten bis etwa dreizehn strophen. Gewöhnlich enthält die strophe nur einen, oft zwei, selten drei reime. Durch zugabe gewisser ausrufe am schluss der zeilen entsteht leicht ein doppelreim. Das prineip der reimstel- lung ist ausserordentlich wechselnd und kann sogar in einem und demselben liede je nach den strophen sich verändern. Nachstehende proben verschiedner metrischer form und reimstellung entlehne ich vorzugsweise dem mehrgenannten Si. Den reigen eröffne aber die erste strophe des ersten der u c@ ci ko im Su, als beispiel gänzlicher abwesenheit des reimes und wo überhaupt nichts als die gleiche silbenzahl dreier zeilen (denn die zweite ist sechssilbig) an poesie erinnert. j nH F sl] Huang cu jeu hiün ER HJ ak RR HJ T MinKo kin pü Kö hiä RE Fb us Min wei pang pen Al I Unser erhabener ahnherr lehrt: man soll das volk sich nahe bringen, nicht Pen ku pang ning es herabdrücken. (!) Das volk ist des states wurzel (grundlage); ist die wur- zel fest, so ist der stat sicher. Strophen mit nur einem reime. Sehr beliebt ist das alterniren von reimzeilen mit reimlosen. In solchem falle sind mehrenteils die geraden zeilen (2, 4, u. s. w.) einklin- gend, z.b. je BIN 1% 1 Jeu sin kiung kiung Fir jk HH: IE B Niän ngö wu 16 RZ Fur. JE Min ci wu cui FH H. = ES Ping Ki äin pö auch in einheimischen wörterbüchern wird etwanige veränderung der artieulation um des reimes willen nie ht blols gewissenhaft angeführt, sondern auch mit eitaten belegt; es heisst ii < oalen ; E f dann allemal: 1 Fl jeu hie ju@ ... d.h. ferner in reimen spricht man ... (Hy Bra, ewöhnieh hinabsteigen (von hiä in der bedeutung unterteil) hat hier die seltnere bedeutung “als unten stehenden behandeln’ (denn hiä heisst auch untergeordneter), d.i. einen durch seine behandlung fühlen lassen dass er viel tiefer gestellt ist, und ihn auf diese weise sich abgeneigt machen. über chinesische verskunst. 59 5% N Hr Ngai ngö sin sfe ir] Ak Ir Jü ho dung 16 IS R IE Can u juan di HE Ze 123 Jü sui ci wö Mein herz ist tief betrübt, ich bedenke unser unglück. Das volk ist schuldlos und muss doch sclavendienste tun. Wie jammern mich diese men- schen! (!) von wem soll ihnen rettung kommen? Schau den raben dort — auf wessen hause wird er sich niederlassen? (Siao ja, IV, 8.) Gewöhnlich lässt man jedoch die beiden ersten zeilen auf einander reimen und auf diese wieder die übrigen geraden, also aabaca: (*) mL Hi 127 Ar Fan fan jang ceu ik yin Ca 17 Cai sin cai feu Br I ya f Ki kian kiün ce 3% BIN Bil) AK Ngo sin c& hieu Es segelt hin der kahn von erlenholz;; bald sinkt er, bald hebt er sich wieder. Nachdem ich den fürstlichen weisen gesehen, ist mein herz voll heiterer ruhe. Hierher gehören auch zwei von den ü ce ci ko: das zweite derselben A {E & = Nei cö se huang ai! IE & 63 Wai cö Kin huang H ji NR Kan cieu si in nr Siün jü tiao ciang HmHı z. b. lautet: Jeu ijü ce U [2 v v Zus in Ar T; Wei huö pü wang Daheim der wollust pflegen, draussen müfsig umherschweifen, in wein und musik sich berauschen, paläste bauen und ire mauern kostbar (') In der öten zeile ist das deutewort s[e poetisch nachgesetzt. Sinn der letzten zeilen: ich weiss nicht durch wen uns wieder glück kommen soll, wie ich, einen raben im fluge sehend, nicht wissen kann, anf wessen hause er sich niederlassen wird. (2) Ganz unabhängig von den Chinesen lieben die arabischen (und nach ihnen die neu- persischen und türkischen) dichter dasselbe verfahren. H2 Scsortrt 60 schmücken — wer nur einem dieser gelüste sich hingiebt, der muss un- tergehen. (') Drittes beispiel sei eine achtzeilige strophe des Si, deren zwei erste zeilen nur dreisilbig:: = ar TIEREN Zw San jeu kKieu Si jeu nieu FE RZ non >. . Ge jeu ting nei Fü säi fü seu Ge jeu cung ku > Fü ku fü Kieu Juan ki sfe ı FEHEH Ftazan Ex a 2 n | Auf bergen EN das Kieu, im tale das nieu. Ein gewisser herr hat einen palast den er nicht scheuert und nicht fegt. Er hat glocken und pau- ken die er nicht läutet und nicht rührt. Sobald er todt ist, bemeistern sich andere seiner habe. (2) (Cao nan, T’ang, 2.) Es kommt vor dass in der ganzen strophe nur eine zeile, wie die mitt- lere, oder auch die erste, am reime unbeteiligt bleibt: KR: Ar 57 & T’ian ming hiuan niäo 1 Kiäng orl seng Sang jr pr Ge Jin tu mang mang T’a Sin si peu Fr Ai Mm It 75 Kütiming wü T’ang IE Yt Ak ı Cing jü pi sfe fang Der himmel gebot einer schwalbe; sie flog herab und zeugte den (') Huang gras das die erde überziht; ausschweifung, excess: se huang excess in wollust. Kin geflügel; sich unstät herumtreiben: Kin huang excess im herumschweifen, z. b. auf der jagd. Die dritte zeile wörtlich: am wein geschmack finden und töne hef- tig begehren. ’ (?) Des reimes wegen steht (zeile 1 und 6) Kieu für k’äo und (zeile 8) p’&u für päo. Das erste Kitu (k’Ao) ist eine art firnissbaum. Nitu, ein in moorgründen wachsender sehr üppiger baum, dessen meist gebogenes holz gute schielsbögen abgiebt. über chinesische verskunst. 61 Sang. Er wohnte in Jin, dem weit ausgedehnten lande. Der himmels- fürst übertrug dem tapferen T’ang die weltherrschaft. (') (Sang sung, 3.) ME Ak N E Wei pı T’ao T’ang ne Ik Es ı Jeu de Ki fang BR JE Kin si kiu& täo se zn] Luän ki ki mang 7 IE 1 = Näi ti mi wang T’ao tang besafs einst jenes land Ki. Der heutige (kaiser) hat seinen weg verloren, seine gesetze zu schanden gemacht. Darum eilt er dem ver- derben entgegen. (?) (U ce äko 3.) Endlich klingen auch wohl alle zeilen ohne ausnahme zusammen : 1%) Ak = I] Ce pi kao mang Ik A, 5 in Ngo ma hiuan huang KK una BJ Ak yıv I. Ngö ku 65 pi sfe kuang ER KT Wei i pü jung Sang Ich ersteige jenen hohen bergrücken, aber mein rappe ist vor krank- heit gelb. So will ich in den pocal aus rhinoceroshorn wein füllen um mei- nen kummer zu betäuben. (?) (Ceu nan 3.) Jetzt zwei beispiele mit mehr oder weniger unreinen reimen: zu > I > (G) C’ing T’ang, der stammherr des kaiserhauses Sang (1783-1135 vor Chr.), führt in der zweiten zeile den letzteren namen, in der 4ten aber die zweite hälfte des ersteren. Ku tı der alte Ti ist hier gleichbedeutend mit sang tı der hohe Ti, worunter man den himmelsgeist versteht. Mit der zeugung des C ing T’ang soll es also zugegangen sein: als seine mutter feierlich opfernd um nachkommen betete, fiel ein schwalbenei vor ir an den boden; sie verzehrte es und kam sofort in gesegnete umstände. (2) T’ao und T’ang sind zwei alte ländernamen die aber hier zusammen eine person be- deuten, nemlich den vorweltlichen kaiser Jao, weil er einst in T’ang als lehensfürst re- girt und später als alleinherrscher in T’ao residirt haben soll. Dieses T’ao lag im heuti- gen San si und machte einen teil des landes Ki aus, wo die dynastie Hia (also auch der entartete T’ai kK’ang, s. 0.) residirte. “Er hat seinen (des Jao) weg verloren, er ist der erste fürst, der sich Jao nicht zum muster nimmt und nur seinen lüsten gehör giebt. — Ti (z. 5) grund, boden, hier “zu etwas (dem verderben) herabkommen.' (°) Zweite zeile: mein pferd ist schwarz (und) gelb. Zeile 3-4: ich also gielse wein in den rhinoceros-pocal, nur um nicht zu verewigen [dauern zu lassen] den schmerz. 62 Sckornr 3 5 An BR Jeu sin su tan RER Pü kan hi tan Kl Br A Hif Kuö kı cö dan ir) HR BE Ho jung pü kian Wie feuer glüht sein (des volkes) schmerz, nicht wagt es heitere re- den. Das reich ist schon am untergange — warum bleibst du (der fürst) sorglos? (Siao ja, IV, 7.) ERBE >”ü ki tungmen (myn KH Cü ki tung men (myn) - =} \ ER X % An >= Jeu niu su Jün mE] A = Sui c@ su jün Tr. Fei ngö sfe Cün ı Käo ji Ki kin in am Er = Liao lö ngö jün Draussen vor dem östlichen tor sind weiber wie wolken. Ob sie gleich wie wolken sind, mein gedanke weilt nicht bei ihnen. Mein weib in schlichtem kleid und kopftuche — sie beglückt mich genug. (') (Cao nan, Cing, 19.) Strophen mit zwei reimen. Der zweite reim erscheint zuweilen erst in den beiden letzten zeilen einer strophe. In der nachstehenden sechszeiligen des Si geht der erste reim durch alle vier ersten zeilen, nur in der dritten (kuei oder kui) ist er unvollkommen; den zweiten unterscheidet hier nur die kürze des vocals: At Aue mn FE Jen jen jü fi (fei) EB Hie &i hang &i zT TH Ci ce jü kui (kuei) H TE Z Juan jü ciang ei (') “Wie wolken’ d. i. ebenso schön als zahlreich. Liao in der letzten zeile s. v. a. j" san auch so. Wörtlicher lauten die letzten zeilen: die schlicht gekleidete (und) bläulich gehaubte — auch so erfreut sie mich. Käo bedeutet einen sehr weissen seidenen stoff, dann einfach, schmucklos. K’i wird als ein mattes blau gedeutet. e über chinesische verskunst. 63 HE EB Dir R Cen wang fü Ar PzA Cana Schwalben fliegen dahin, schweben auf und nieder. Das junge weib ist auf der heimkehr, ich habe sie weit begleitet. Jetzt blick ich ir nach, erreiche sie nicht; lange weilend vergiefs ich tränen. (!) (Cao nan, Pi, 3.) Das folgende beispiel ist ganz deutlich aabace: Ei Mil jr Ya P& fung Kiliang EN Er Ju siue ki pang Huei orl hao ngö aa ıy Hi Hi seu tung hang H Ki hiü ki siü Eat NEIITE erIeH BF Ki ki ci ciü Kalt weht der nord, in dichten flocken fällt der schnee. Wer mir wohltut und mich liebt, der fasse meine hand, dass wir zusammen wandern. Er ist lässig, er säumet, und sollte doch eilen! (?) (ebds. ode 16.) Die beiden reime können auch alterniren wie dies in nachstehender strophe von zeile 3 ab der fall ist, also aababa. Die schönheit des ryth- mus wird hier dadurch noch erhöht, dass zeile 3, 5 und 6 um eine silbe gröfser sind als die übrigen: A H Ai. IH Su ju@ ciheng Ay ei Z SÄR Su Sidi seng A [57] ıı N - Su nan san di scu A = A HH Pu Kian pü peng Ay FA FF 7 IK Su sung p& ei meu ER I 3 ik K Wu pü örl huö e’eng (') Wegen ci ce (z. 4) sihe meine sprachlehre s. 78, anm. 2. (*) Hang hier des reimes wegen für hing, das auch z. b. in Canton häng und hang lautet. Ist ausser dem reime hang zu sprechen, so bedeutet das schriftzeichen nicht ein gehen oder tun, sondern eine reihe, linie, dann ein öffentliches hospiz für kaufleute, in Canton hong. In der 6ten zeile steht cgiü des reimes wegen für gie. Wörtlich lautet diese zeile: “schon eilen nur’ d.h. er hätte bereits nichts anderes tun sollen als herbeieilen. Ciü (gie) kann hier übrigens nur füllwort sein. 64 Scsorr (Sei) wie der wachsende mond, wie die aufgehende sonne. Werde so alt wie der Südberg (Nan san), der nicht verwittert, nicht einstürzt, und grüne immerdar wie fichte und ceder. (') (Siao ja, 6.) Das alterniren der reime beginnt zuweilen schon mit den ersten zei- len, wie diejenige strophe lehrt, die wir als zweites beispiel anführen wol- len, in welcher aber die beiden letzten zeilen, gegen den alternirenden gang sich auflehnend, wieder mit, zeile 2, 4 und 6 reimen. Hätten zeile 7- 5 einen selbständigen dritten reim, so käme diese ottava rima der Chinesen unserer abendländischen gleich; so aber ist sie nicht abababcc, sondern abababbb: HE je AO I Sesüsesu Eile FE Jk ki Wu si ngo mao z Ik =] Bin San sui kuan sü hi Fk Er er Mü ngöo Keng lao u u + % Si ciang Kiü’ su Ki] Ak zur ZR Si pi 16 kao au ZI am ZB Lö kao lö kao fe Z x HE Sui ei jung hao Grofse ratte, grofse ratte! friss nicht meine saaten auf! Drei jahre schon ertrag ich dich, meine drangsale lassen dich ungerührt. Ich will mich aufmachen, will von dir fort und in ein glückliches land hinüberzihen, in ein glückliches land, wo es nicht ewige seufzer giebt. (?) (Sao nan, Wu, 7.) Strophen mit drei reimen. Beispiel von ababcedad: x HE FE » Wen wang cäi sang FA HR A ER U cao jü fin I) Hilf HE FR Ceu sui kieu pang (') Letzte zeilen: Wie der fichte (und) der ceder blühen, niemals nicht du etwa dauere fort. (e) u. ist bekanntlich sü zu lesen so oft es als fürwort der zweiten person steht. Die 4te zeile wörtlich: nicht mich willst du für-geplagt-erklären. Achte zeile: wer (sui ei) ewig seulzet, d. i. wer seufzet (dort) ewig! über chinesische verskunst. 65 H Ar ME Ei K’i ming wei sin ne 5) RR il Jeu Ceu pü hian u Ti ming pü si X E 1% * Wen wang c’& kiang Er ae ag Wen wang wohnet oben, o wie stralt er am himmel! Obgleich Ceu ein alter stat, ist seine weltherrschaft doch neu. Ist darum schwächer der Ceu glanz? Haben sie die himmlische mission unzeitig empfangen? Wen wang mag aufwärts oder abwärts steigen, stets weilet er dem himmelsgeist zur seite. (') (Taja, I, 1.) Beispiel von aabacdeddd: 8 E17 AN y U hu siao ci E#s#tı Rio. är Bil &i Nor) # IK = T’ing jung ngö meu An) Sur K IE Su wu tähüi R nz ai HE T’ian fang kian nan Hl zu ER [63] Ju& sang kiue ku mM Br as z Ciu pi pü juan — R I Fa Häo tian pü fe Hl AR HE Husukiv r Pi min ta ke O meine kindlein, ich will euch etwas altes lehren! Hört und befolgt ir. meinen rat, so giebt es wohl nicht anlass zu tiefer reue. Vom himmel droht ein unheil, er will dies reich verderben. Beispiele liegen nicht fern, = a Y = (') T’in (zeile 2), des reimes wegen (auch dialectische form, z. b. in Canton) für Fian. Wen wang war einer der weisesten fürsten China’s, der wahre stammherr des hau- ses Geu (1122-256 vor Ch.) das in seinem sohne den kaiserthron bestieg. Bis dahin hatten die Ceu einen teil Chinas (dem sie iren namen entlehnten) als vasallen beherrscht. Die weltherrschaft tritt eine familie erst an, wenn sie ganz China besitzt oder die himmlische mission (das ming) empfangen hat. Die beiden letzten zeilen deuten auf wiedervereinigung mit dem himmelsgeiste oder der ewig kreisenden himmelswölbung. Philos.-histor. Kl. 1857. I 66 Scnort der erhabene himmel irrt nicht. Ir wendet euch ab von der tugend und stürzet das volk in grofse drangsale. (') (Ta ja, II, 2.) Strophen mit doppelreimen. Doppelreime entstehen wenn den reimenden schlussworten noch ein ausruf zugesellt ist, der mit dem immer wiederkehrenden o! schottischer balladen verglichen werden kann: 2 Fi . e> . Any mE = A Jica cC’anghi JE Mm FR Ar Ki orlc’anghi + en ß 4m Br +2 Ar Jiso janghi s FH 7 Ak Mei mö jang hi IA Ai Kiao ciu dianghi MA Seckcungh Wehe um den herrlichen oh! so hoch und hehr von wuchse oh! Wie edel blickt er auf und nieder oh! wie schön ist seiner augen spiel oh! Er ist meister im wettlauf oh! ein kleinod als schütze oh! (*) (Cao nan, Ci, 11.) In den drei (neunzeiligen) strophen einer hymne auf einen fürsten von Wei (Cao nan, Wei, 1.) ist am ende jeder fünften zeile ein kleiner ru- hepunet, und auf diesen folgt ein begeisterter schwung, angedeutet durch hi, welches in den ersten zwei strophen fünfmal, in der dritten aber sechs- mal wiederkehrt; am ende der zeilen bildet es doppelreime wie oben. Reimstellung: abebbdded und abebbdddd. & & % HE Ak YH Dil Cen pi K'i jö = iA pP ) ur AT = F Lü cü eing ding (') Gi am schluss der ersten zeile steht des reimes wegen für c&; ebenso wird es in Canton ausgesprochen. Ci am schlusse der zweiten ist hier, wie öfter im Si, blolses füllwort. (?) Die elegie gilt einem körperlich und geistig sehr begabten jungen fürsten, der aber zu schwach war, um den lastern seiner mutter (wenn auch in schicklichster weise) zu steuern. Der weheruf soll bedeuten: wie schade dass ihm gerade diese eigenschaft abgeht! über chinesische verskunst. 67 # BE Zi F- Jeu fi kiün ee SE H F% Er Cung örl siu ing = 3 Au H Hui pian su sing = 5 AM ek; ji HH A Höhi Auen ki E#&F Jeu fi kiün c2 IK N nn) 52 7% Cüng pü kö huenhi Schau das ufer des (flusses) Ki: sein bambus wuchert in dunkelm grün. Unser hochbegabter fürst — edle steine schmücken sein ohr und blitzen gleich sternen von seinem helm. Wie majestätisch oh! wie ehr- würdig oh! Unser hochbegabter fürst — sein andenken kann nie ver- gehen oh! (!) 3. HE AIR IH Bl CenpiKijö # AF Au 4 Lü cü Su ci 4En Tr Jeu fi kiün ce u 2 An 22 Su kin su si yüi =e gi BE Su kuei Su pi E. Ak zu As K’uan hi cö hi Jay Hr 17€ As Ji cung kio hi Sen ee A Sen hi hiö hi A > JE Ars Pü wei nio hi Schau das ufer des Ki: sein bambus steht wie ein dichter zaun. Un- ser hochbegabter fürst — er gleicht (an lauterkeit) dem golde, dem zinn, dem kuei und dem pi. Wie hochherzig oh! wie mäfsig oh! Im wagen (') Jeu fi... wörtlich: es giebt einen hochbegabten fürstensohn. Zeile 4-5: edle steine bedecken das ohr und verbinden gleich sternen die näte der tiare mit einander. Man denke sich eine kopfbedeckung zwischen deren senkrechten näten ebensoviele senk- rechte reihen edler steine, also mit den näten parallel, angebracht waren. Von dieser art tiare hing rechts und links eine schnur anderer juwelen über die ohren hinab. 12 68 Sc#ortr eung kiö fährt er hin! Wie gütig oh! wie weise oh! In keinem ding ist er tyrann oh! (') Anm. In der mitte und am ende einer und derselben zeile erscheint hi z. b. auch in der $ten ode aus Wei, von deren vier strophen jedoch nur die erste (zeile 1-2) diesen ausruf hat: 4 5 #4 # IN.X Pe hi Kiehi Pang ci kiehi Mein gemal oh! er ist tapfer oh! des landes begabtester ist er oh! — Hier reimen auch die beiden hälften der ersten zeile zusammen. Folgendes sechszeilige, eine gefällige mischung von drei-, vier- und fünfsilbigen zeilen darbietende lied (Goncalves Arte China p. 454) lässt den durch hi gebildeten doppelreim mit einem einfachen (jedoch sehr unreinen) reime alterniren: KM 2 Tä fung Ki hi = FR 7 Jün fi jang In Ye & Wei kia häi neihi Hk JRR Kuei ku hiang 4% urn SE As Ngan t& meng sfe hi rd y; Seu sie fang Dieses kann man, auf die reime verzichtend, etwa so wiedergeben: MEN Sturm wütet oh! Wolke steigt auf, Furchtbar hebt sich die woge oh! Zurück ins heimische land ! Doch wo giebt es zu seinem schutz Tapfere streiter? oh! (?) Das kuei und das pi” waren gewisse ehrende abzeichen aus elfenbein oder edelen steinen; dung kiö hiels ein prachtwagen grolser herren; er war von besonderer structur. über chinesische verskunst. 69 Nur vereinzelt begegnet uns hi z. b. in der ersten, am reime unbetei- ligten zeile folgender strophe (Ceu nan, 2): Dee Kö ci tan hi hi FH ya Ji jü cung k ö u. s. w. Die pflanze kö (') ranket oh! sie breitet sich aus im tal, u. s. w. Anm. Für hi wird auch Br i gebraucht, z. b. Ceu nan, ode drei, in der 4ten (letzten) strophe, deren vier zeilen alle auf -u 2 ausgehen. 13 * * * Die moderne, jetzt auch schon mehr als tausendjährige metrik giebt zeilen von fünf oder sieben silben den vorzug. (?) Gewöhnlich ist das lied unteilbar d. h. ohne strophen, und die länge ist sehr verschieden, doch hält man sich am liebsten zwischen acht und zwölf zeilen, die meist von gleicher länge sind. Auch compliecirtere reimstellung wird vermieden; das schema ist gewöhnlich aabaca... oderabebdb ... Desto gröfsere schwierigkei- ten erwachsen dem neueren dichter, wenn er gewissenhaft sein will, aus einem anderen schon angedeuteten rythmischen gesetze,, welches unter den T’ang ins dasein trat oder wenigstens seine vollendung erhielt: es ist dies eine regelmäfsige antithese der betonung gewisser silben zu anderen in der- selben zeile und zu correspondirenden in anderen zeilen, aus welcher ein oh- renschmaus resultirt, für den unser europäisches hörorgan noch weniger em- pfänglichkeit besitzt als der europäische gaumen für den geschmack essbarer vogelnester. (?) Das angedeutete gesetz heisst mel jün d.i. harmonie; nach demsel- ben giebt es nur zwei arten der stimmbiegung: die gleiche und die un- gleiche, welche letztere die accente _, 2 und © zusammenbegreift. Das erste, dritte und fünfte wort jeder verszeile sind hinsichtlich der stimmbie- (') Ko heisst diejenige pflanze welche das von uns sogenannte grastuch giebt. (*) Dreisilbig oder viersilbig, auch mit mehrsilbigen gemischt, findet man viele stege- reifverse. In der mystischen oder zauberhaften Iyrik eines berühmten Täo s[& sind die dritte und vierte zeile einer fünfzeiligen strophe dreisilbig, die übrigen fünfsilbig. S. meine be- schreibung der chinesischen litteratur (1854), s. 33. (°) In volksliedern und scherzhaften inpromptu’s muss man dies gesetz natürlich nicht suchen; selbst ernsthafte classische poeten bringen oft erhebliche variationen hinein. 70 Sc#sort gung gleichgiltig, d.h. sie haben an der antithese keinen notwendigen anteil. Anders ist es mit dem zweiten, vierten und sechsten worte; hier sollen die accente entweder so auf einander folgen: gleich, ungleich, gleich, oder un- gleich, gleich, ungleich. In der zweiten zeile soll die ordnung der ersten sich umkehren, die dritte mit der zweiten stimmen, die vierte wieder mit der ersten, die fünfte desgleichen, die sechste mit der zweiten und dritten, die siebente desgleichen und die achte mit der ersten, vierten und fünften. Bezeichnen wir also den gleichen accent mit —, und den ungleichen mit -, (') so erhalten wir folgende zwei schemata für achtzeilige strophen von sie- ben silben: A. B 12.4. |6. BECuYeT7 1.6 Jana rer z 2a | dere RE er NEST 31-1 1= 0 ER We 4 > = - [2], 8..|:2.] 1° er SolSmalle ZEN De 3.1277 3.1-17]7 Zuerst einige metrische mustergedichte, die wir einem artikel herren Medhurst’s d. j. entlehnen: (*) IF: ZE B77 ra) XE Ei y) K’iu nian hua lı fung kiün pie A H B79 [E Ko TE Kin si hua Kai jeu Ji nian H pr in Bd H rl Si ste mang mang nan ce liao E ax y ii ubn] IK Hke Cün cieu ngan ngan tö Cing mian 127 Z BER IN 5 FH HM Sin to ci ping sfe tian Ii vi, ne1 m w DH 1E3 FE J& jeu lieu wang kuei füng cian (') In chinesischen anweisungen steht für ersteres eine leere und für letzteres eine ausgefüllte null. (?) Bemarks upon facsimile's ...... of twelve inseriptions of porcelain bottles, alle- ged to have been found in ancient egyptian tombs. L. 1852. über chinesische verskunst. 74 Fl sap AR HE ) Ei Wen tao jö lai siang wen sin u KH FE H = IE: Sileu wang jue& ki Si juan Vergangenes jahr in der blütenzeit traf (ich) den herren [dich] (und) schied (von ihm). Heute sind die blüten (wieder) erschlossen, ein anderes jahr ist da. Die dinge dieser welt sind verworren und es ist schwer sie zu durchschauen [die zukunft kann nicht enträtselt werden]. Frühlingsschwer- mut ergreift mich, einsam schliefs ich mein auge. Der leib ist von krank- heit geplagt, ich denke voll sehnsucht an die heimat. In dieser stadt giebt es verbannte verlorne [heimatlose]; (ich) schäme mich unterstützung zu empfangen. (Ich) höre, man will kommen und nach (meinem) wolsein fra- gen. Auf dem westlichen söller seh ich in den mond — wann wird er voll sein? (!) Zal: = KRAMER RR > e . ..'\ Kung san sin Ju heu —>H ER T’ian ki wan lai cieu Bau Paul —- I! ou an Fun tl Ming ju& sung kian Sao = 8 IN = Cing ciuan si sang lieu x $ ‘ v . . x .N\ Cü hiuan kuei huän niu Fr ze Tl NE JE Sui ji Cün fang hi + {3 HJ pi Wang siün ce Kö lieu Auf öden hügel, nach dem frisch gefallenen regen ist ein herbstlicher abend gekommen. Hell scheint der mond durch die fichten, ein reiner quell fliefst über den felsengrund. Der bambus flüstert dem heimkehren- den wäschermädchen entgegen, die wasserlilie neigt sich dem hinabgleiten- den fischerboote. Mag der frühlingsduft nach gefallen (für mich) aufhören, es bleibe (mir) allein das gras der flur. (*) ft wii Dr Tr N a Lian tung hia jü ceu h mo a au (") Der Hauptgedanke dieses gedichtes, welches selber zu den "verworrenen dingen die- ser welt gehört, scheint zu sein, dass der dichter, an leib und seele krank, mit vielen leidensgefährten fern von seiner heimat sich befindet und der erlösungsstunde entgegen sehmachtet, aber keine unterstützung von fremden annehmen will. Die sechste zeile kann auch so übersetzt werden: An diesem orte giebt es heimatlose exulanten; sie schämen sich, unterstützung anzunehmen. Die erste hälfte der vierten zeile heisst: der frühlings- schmerz ist düster d. h. der frühling erzeugt düstere schwermut. (?) Zeile zwei dürfte vielleicht so zu übersetzen sein: “die temperatur ist spät kom- 1 IV Scsort > BE Ju& täo tian sin cü AR Ki HF Fung lai $üi miän si FH 1% Y3 ja Hk Liäng pan ding ji wei 374 A An Liäo t& säo din di Der mond hat des himmels herz [das zenit] erreicht; der wind [die abendliche brise] kommt jetzt über das wasser: beides [vereint] erzeugt eine heitere seelenstimmung; aber nur wenige begreifen sie [sind dafür wahrhaft empfänglich]. Jetzt komme ich zu anderen beispielen die ich aus der grofsen blu- menlese Jung w& si(') gezogen habe, und in welchen das oben aufgestellte metrische prineip der accentfolge keinesweges eingehalten ist. Den anfang mache ein kleines didactisches gedicht: Alı JE +H IK ÄT Meng hu eü lin hing mgurzEm NE P’ao hiao it Sin si HARRSZ Kiü &in liü hü ei 35] yoh + DR Hr King ki kua ciang pi JE 77 gez = Hu näi ngäi Ki sin iR JE \ Bus Aal] King tao pü kin ci N iX Ran Sin huö hü pü Su HE HIN 12 37] Hui Kan sin tao king ki Der grausame tiger kommt brüllend aus dem walde, um mensehen zu packen und zu fressen. Aber die anwohnenden menschen, seines besu- ches mit angst gewärtig, haben dorngebüsche um ire mauern angebracht. Der tiger, weil er sich selbst liebt [aus egoismus], weicht erschrocken zurück und wagt nicht zu nahen. Der mensch tritt gern in die dornen, damit nur der tiger ihn nicht erreiche. Die moral davon ist offenbar: man ziht das kleinere übel dem gröfse- ren VOr. mender herbst’, d. h. wetter wie im spätherbste(?). Wang siün in der letzten zeile heisst ‘königliche enkel’, ein epithet welches die alten Chinesen den frühlingskräutern ga- ben. Der dichter soll in den änigmatischen letzten zeilen sagen wollen, dass er sehr geru hohen rang und grolse einkünfte ländlicher ruhe und abgeschiedenheit zum opfer bringt! (') Sihe mein verzeichniss der chinesischen bücher u. s. w. (1840), auf seite 36. über chinesische verskunst. 193 Es folge eine art romanze oder etwas einem romanzen-fragment ähnliches. 4 I A AR N Heng san Cäi j6 sin I BUN hut IR Aa Lu mi liang ji cu& B»aEAET A Kö si jen hia coö IE bi FE ra ut Cing kiän siang tüi Su& Sk H. > Ji läo sf& u Sao = RE m HJ 5] Jan in pü Ko pie HEHE KH Ki su fi & kiäo BEN BUN I Dr Ki sin pi hian 6& Ein kräutersammler auf dem berge Heng verlor seinen weg, auch die kost ging ihm aus. Er liefs sich, um (eine weile) zu ruhn, unter einem ho- hen felsen nieder. Da vernimmt er (über sich?) ein gespräch: ein greis war es und vier bis fünf jünglinge (die sich unterhielten). Die reden waren dunkel und rätselhaft: die lehre jener menschen war keine irdische und sie selber waren gewiss verklärte weise. Die zweite hälfte dieser strophe hat, wie man siht, zwei alternirende reime (in -© und -ao), die hier einen recht gefälligen eindruck machen; ausserdem zerfällt die erste zeile der zweiten hälfte in zwei auf einander rei- mende glieder: ji lao, sfe u sao. Hinsichtlich des inhalts bemerken wir, dass man in die wunderwelt der hochgebirge menschen versetzt, welche, mit leiblicher unsterblichkeit begabt, die tiefen der natur durchschauen. Sie stehen in unbegriffenem verkehre unter einander, können sich unsichtbar machen und allerlei gestalten annehmen. Jetzt einige naturmalerei in versen, mit und ohne empfindsamkeit oder subjeetivität: Yy H Au FF a “er Liang ju& su mei kua lieu wan EBK HA ıı 7K FE FF Ei Ju& cung San süi king cung k’an De zaN — HI Fk FE IN Lan ki san si tao hua jü 2 u a u: u ui Pän je I jü lai säng tan Der kühle [die abendkühle mitbringende] mond hängt wie eine augen- braue über den windungen des weidenbachs [dem sich schlängelnden weiden- Philos.-hilstor. Kl. 1857. K 74 Scsorrt bache]. Im wasserspiegel erscheinen [schaut er?] die berge von Ju& [Ce kiang]-. In den strom Lan ist drei tage lang ein regen von pfirsichblüten gefallen. Um mitternacht kommt der karpfen und schwimmt stromaufwärts. Ak Wy JH % Cuang dian ming ju& kuang Fl TE se EB = Ji si ti sang Suang ya Hf EE HF] H Kit teu wäng ming ju& {k uf SH Ar Jan Ti teu sfe ku hiang Vor (meinem) lager scheint der mond so hell, als überdeckte reif den boden. (Ich) erhebe das haupt und blick’ in den hellen mond; (ich) senk’ es wieder und denke schwermütig an (meine) alte heimat. Bei liebenden scheint der mond keine rolle zu spielen; sein anblick erregt eine art heimweh, oder man denkt an vergangne zeiten überhaupt, wie z. b. im folgenden gedichte: Re 193 A Y a BE Kin ling je ci liang fung fä 3 = ki ee Hi Dal Tü säng kao leu wäng U Ju® F IK ZU Pe jün ing sui jao cieu kuang 7 WE Pe li. &ui &ü ii.dieu jue DPI RUN BIS N rn HF 1m nA AA Far Ju& hia c’ang Jin kieu pü kuei (kui) Hr A +E] 4% HE Hp ir Ku kin siang ci@ jan Cung hi 1%. SH Ye eB yH vi ih Kiäi tao äing kiang cing Su lian Ar I FE kä wi TÜ Hifi Ling sin ang ji ge juan huei (hui) Zu Kin ling, in stiller nacht, erhebt sich ein kühler windhauch. Einsam besteig’ ich den hohen söller und blicke in (die lande) U und Ju£. Weisses gewölk spiegelt sich im wasser, es spielt das herbstliche licht; glän- zender tau tröpfelt perlen gleich vom herbstlichen monde. Unter dem monde sing’ ich lange, kehre spät nach hause ; vergangenheit und gegenwart bieten sich ja selten in unserm auge die hand. Es bahnt seinen weg der schimmernde Kiang, er gleicht einem weissen laken. (Dies naturschau- spiel) versenkt den menschen in langes sinnen und heisst ihn dem urlicht entsagen. (') (') Kin ling ist das heutige Kiang ning fü (Nan king), am grolsen Kiang. U und Jue über chinesische verskunst. 75 Schliefslich sei noch ein vierteiliger stegereifscherz in versen mitge- teilt, den das quodlibetarische werkchen Wan päo ciuan Su als anecdote aufbewahrt. (') Ein mann sitzt mit seinem weibe und seinen zwei kebswei- bern an einem abende zusammen und sie trinken gemütlich. Da öffnet die rechtmäfsige gattin iren mund zu gebundener rede und spricht: En Hr X ya Hu cung jeu cieu FF 2a 8 Pan cung jeu ki HA Ce kü &i kin Kk-E Ti fu ji ci Der becher ist gefüllt mit wein, Im napfe liegt ein hühnerleib. Von ältster zeit bis heute hat Der mann nur ein rechtmäfsig weib. (?) Darauf entgegnet die erste kebsfrau: Er Fr # ya Hu cung jeu cieu Abe FH X jk& Pan cung jeu ngo NET Jin ni wu ce FRE Fang gai Ciü ngö Der becher ist gefüllt mit wein, Im napfe liegt ein gänserich. | MAR sind alte namen für länder in der nachbarschaft, südlich vom genannten strome. Die vor- letzte zeile wörtlich: es öffnet den weg der schimmernde Kiang, er ist rein wie ein lian (tela serica simplex). Was die letzte zeile aussagt, beziht sich offenbar auf den eindruck der ganzen scene. Unter dem ‘urlicht' ist die sonne zu verstehen: ein herbstlicher abend in reizender natur stimmt so sinnig empfindsam, dass man die sonne gar nicht vermisst und ir gern valet sagt. (') Über dieses buch erhält man auskunft in meinem verzeichniss chinesischer bücher u. s. w., seite 82-84. So hausbacken und poesielos die hier folgenden verse sind, so sehr erinnert ire form an die uralte dichtungsweise; ja man könnte sie als spottende nachahmung gewisser ernst- haften lieder des Si betrachten. Ich erinnere hier besonders an die von modernen poeten längst abgeschafften ‘eingangszeilen’ HH hing), von denen in meiner beschreibung der chinesischen litteratur (s. 13-14) die rede ist. (2) WVörtlich: im becher ist wein, im napfe ein huhn. Von alters bis jetzt ein mann ein rechtmäfsiges weib. K2 76 Sceuorrt Du bist geblieben ohne kind, Drum hat der herr geheuret mich. (') Dann die zweite: En FF Ze ya Hu cung jeu cieu ME FR 71 BE Pan cung jeu ce Ar zul gs ‚h Pü kuan ta siao — 1—- % Ji sin ji je Der becher ist gefüllt mit wein, Der napf mit lauter süfsem rohr. Nicht siht der herr auf grofs noch klein, Nimmt jede nacht ’ne andre vor. (?) Zuletzt sagt der mann (vermutlich mit einem seufzer): En HF F g Hu cung jeu cieu Ar HF X In Pan eung jeu siuan hf Z0 fi N Hao liäo ni san sin A JEk KkE YE Ci hi ngö lao hän Der ne ist gefüllt mit wein, Der napf enthält ein lauchgericht. Schon gut, ir weiber alle drei, Verhöhnet nur mich alten wicht. (°) Schulbücher in versen. Diese rechnet man natürlich nicht zur poesie, mit welcher sie nur den reim und gleichheit der zeilen gemein haben. So zerfällt das bekannte San ce king in verse von je vier dreisilbigen zeilen und mit reimen nach abeb. (*) Die verse des G’ian c& king sind ebenfalls vierzeilig, die zeilen aber viersil- (') .... im napf ist eine gans. Da % ohne kinder, darum hat er ante a RT. (®) .... im napf ist zuckerrohr. Er siht nicht auf grols (oder) klein [auf unseren relativen rang]: ein mensch [weib], eine nacht. Das letzte ist spottende replik auf die letzten worte der rechtmäfsigen gattin. ©) .... im napfe ist lauch. Schon gut, ir drei menschen [personen, weiber], ver- spottet nur mich alten kerl. (*) $. magazin des auslands, 1834, no. 112. Vergl. jahrbücher für wissenschaftliche eritik, 1836, no. 102-103. über chinesische verskunst. Ihr big. (') Gereimt ist das letztere auch nach abeb, nur der erste vers ist aaba. Beispiele halten wir für ganz unnötig. Schreibung der verse. Die den einzelnen capiteln der romane vorangehenden, sie beschlie- fsenden oder ihnen eingemengten verse werden so geschrieben dass je zwei und zwei zeilen unter einander stehen, also mit zeile 3, 5, 7 immer eine kleine schriftsäule anfängt. Sind die zeilen ungewöhnlich kurz, so kommen auch wol irer drei unter einander. Es geben sich also verse in solchen büchern schon durch den ansehnlichen leeren raum zu erkennen der von oben und von unten bleibt. Gleiches verfahren beobachtet man, wenn ein ganzes büchlein aus versen besteht, die ein zusammenhängendes ganzes bilden, wie gewisse lehrgedichte und versifieirte längere erzählungen. Sind aber prosai- schen texten nicht-ästhetischer (philosophischer, historischer, philologischer) art citate aus dichtern eingeschoben, so erhalten sie niemals eine ausgezeich- nete stelle. Kleiner nachtrag. Im einleitenden teil ist zu bemerken vergessen, dass fünf- und sieben- silbige (-wörtige) verszeilen eine art von caesur haben, jene nach dem zwei- ten und diese nach dem vierten grundworte. Diese caesur giebt sich beim lauten lesen der gedichte durch kleine pausen zu erkennen; es dürfen also im fünfsilbigen verse die zweite und dritte, im siebensilbigen aber die vierte und fünfte silbe nicht ein zusammengesetztes wort ausmachen, da zwischen den constituirenden teilen eines solchen keine pause statt finden kann. Jede zeile ist übrigens in sich vollständig und was die Franzosen enjambe ment nennen, unerlaubt; es giebt sonach am ende aller zeilen etwas gröfsere ru- hepuncte. (') Diese zweite jugendschrift ist ein wahres litterarisches kunststück; denn sie besteht, wie ir titel schon ankündigt, aus gerade eintausend unter sich verschiednen schriftzeichen, von denen also keines zweimal kommt; dennoch sind sie zu ziemlich verständlichen ryth- mischen sätzen zusammengestellt! 78 Scuorr über chinesische verskunst. S. 65, z.5. Hier liest man jı des reimes wegen für jeu. S. 66, z. 14. Genauer: “wie schön sind aug’ und braue oh!’ S. 67, z. 14. Hinter ‘wie ehrwürdig oh!’ fehlen die worte ‘wie glänzend oh! wie stralend oh!’ De Pu 2 0; 5 Über 2 gehört noch 4. als classenhaupt. Über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher. H" "PERTZ. mann wwwVVn [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 30. Juli 1857.] ie ich vor einer längeren Reihe von Jahren die Vorbereitungen zu einer neuen Ausgabe der deutschen Volksrechte und Reichsgesetze begann, mufste das Streben unverwandt darauf gerichtet seyn, alle für diesen um- fassenden Zweck wichtige Hülfsmittel in den verschiedenen Europäischen Bibliotheken und Archiven aufzufinden, zu untersuchen und zu benutzen. Mit welchem Erfolge dieses geschehen, zeigten schon der im Jahr 1835 mit den umfassendsten handschriftlichen Mitteln herausgegebene erste Band der Leges, die Capitularien des 6ten bis Iten Jahrhunderts umfassend, und der zwei Jahre darauf erschienene zweite Band, oder die Reichsgesetzgebung vom Iten bis ins 14te Jahrhundert, welcher eine bis dahin höchst fühlbare Lücke in der deutschen Rechtswissenschaft ausfüllte. Die Volksrechte, welche der Zeit nach beiden Bänden hätten vorausgehen sollen, befanden sich in den Händen mehrerer Bearbeiter, die dafür erforderlichen Vorbereitungen liefsen immer noch Einzelnes zu wünschen übrig, und so ward erst im Jahre 1851 das erste Heft des 3ten Bandes der Leges, die Ausgabe der Leges Ala- mannorum veröffentlicht. Selbst damals konnten einige für die Vollen- dung der übrigen Volksrechte unentbehrliche Handschriften nicht benutzt werden, die entgegenstehenden Hindernisse liefsen sich nur allmälig hinweg- räumen; erst jetzt sind auch die letzten derselben geschwunden, und wir dürfen darauf rechnen, die bereits weit vorgeschrittenen Bearbeitungen der übrigen Volksrechte, auf deren Erscheinen so viele Wünsche gerichtet sind, recht bald veröffentlicht zu sehen. Es sey mir vergönnt, über einige der in s0 Peartz der letzten Zeit zugänglich gewordenen Handschriften hier meine Bemer- kungen vorzulegen; und zwar zuerst über I. Die Gesetzhandschriften von Ivrea. Diese beiden Bände, welche wahrscheinlich seit vielen Jahrhuu- derten in dem Archive des bischöflichen Domceapitels zu Ivrea, am südlichen Ausgange des grofsen Alpenpasses des St. Bernhard aufbewahrt worden sind, wurden dort im Jahre 1843 von Amadeus Peyron aufgefunden, in einer eigenen Abhandlung: „Legum barbarorum fragmenta inedita et variantes lectiones ex codice Eporediensi collegit Amadeus Peyron” (') ausführlich be- sprochen, und für die kürzlich erschienene Turiner Ausgabe der Langobar- dischen Ediete von Vesme herbeigezogen. Da es nothwendig erschien, sie für die Monumenta Germaniae zu benutzen, so legte ich dieses dem für diese Zwecke mit einer Bereisung Italiens beauftragten Gelehrten als eine seiner wichtigsten Aufgaben auf. Herr Dr. Bethmann bemühte sich jedoch vergebens; als er in Ivrea anlangte, waren die Handschriften an Vesme nach Sardinien verliehen, der sich ihrer Jahrelang für die Turiner Ausgabe bedient hat; und auf seiner zweiten Italienischen Reise gelangte Dr. Beth- mann gar nicht wieder in das westliche Öberitalien. Als nun aber der Ab- schlufs der Ausgabe unserer Gesetze durchaus nicht weiter hinausgeschoben werden konnte, so beschlofs ich den Versuch zu machen, die Handschriften welche uns an Ort und Stelle unzugänglich gewesen waren, hierher zu erbitten; und die gewogentliche Verwendung des Herrn Ministerpräsidenten Freiherrn v. Manteuffel Excellenz, dem ich meine Wünsche vortrug, die Vermittelung der Königlichen Gesandtschaft zu Turin bei dem K. Sardinischen Ministerio und die Wissenschaftsliebe und Geneigtheit des hochwürdigsten Bischofs von Ivrea Aloysio Morena führten zum Ziele. Die beiden Handschriften langten von einem verbindlichen Schreiben des Herrn Bischofs begleitet, gegen Ende des verflossenen Jahres hier an, wurden von mir und den Herren Geh. Justiz- Rath Bluhme und Prof. Merkel für die Herstellung der verschiedenen Rechts- quellen benutzt, und sind seitdem wohlbehalten wieder in die Hände des (') Notizia dell’ archivio del reverendissino capitolo d’ Iyrea. 1843. 8. (*) Im ten Bande der zweiten Reihe der Memorie della Real Academia delle scienze zu Turin. über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher. 1 Herrn Bischofs zurückgelangt. Wohlbehalten, so weit sie es bei der Ab- sendung von Ivrea waren. Denn eine derselben, die umfangreichere, hat durch frühere Verwahrlosung und Feuchtigkeit so sehr gelitten, dafs ein grofser Theil der Blätter fast ganz oder theilweise zerstört und für die Be- nutzung verloren ist, aus welchem Grunde auch Peyron die Zählung der Blätter nicht vom ersten sondern von einem spätern Blatte an begonnen hat; die ältere von beiden jedoch, in der Capitelbibliothek mit Nr. 34 be- zeichnet, ist sehr gut erhalten. Sie ist auf Pergament in Kleinfolio, unter der Regierung Kaiser Lud- wigs des Frommen wahrscheinlich um das Jahr 830 geschrieben, und besteht aus zwei verschiedenen Büchern, welche später in einem Bande vereinigt, und jetzt mit durchlaufender Blattzählung versehen sind. Das erste derselben ent- hält auf 55 Blättern eine Zahl Capitularien Karls des Grofsen, seiner Söhne Pippin und Ludwig, und Lothars I, aus den Jahren 779 bis 825; das zweite Buch giebt auf dem 56sten bis 166sten Blatte die Ediete der Langobardi- schen Könige, und auf dem übrigen Theile des 166sten und dem 167sten Blatte Lothars Capitular in Pavia vom Jahre 832 bis zum 10ten Capitel ; das Übrige ist, vielleicht nebst anderen Capitularien jener Jahre, verlo- ren. Vesme’s Meinung, dafs nur ein Theil der übrigen aus den Hand- schriften Chigi und La Cava bekannten Capitel dieses Capitulars auf den verlorenen Blättern gestanden haben möge, ist leere Vermuthung. (!) Bei- des die Ediete und die Capitularien sind in Langobardischer Schrift mit manchen Spuren der Cursiv, die Ediete besonders sorgfältig und kräftig geschrieben, das Capitular von 832 scheint von anderer Hand hinzugefügt zu seyn; es ist dieses mithin nächst der St. Galler und Vercelleser die älteste uns erhaltene Handschrift der Ediete. Dieses Buch ist auf 14 achtblättrige Lagen geschrieben, Blatt 57-64, 65-72, 73-80 u. s. w. bis 159-166; das 167ste folgt einzeln. In der 7ten Lage Blatt 105- 112 beginnt mit Grimnalds Ediet eine andere Hand. Die, Bezeichnung der Lagen ist höchst mangelhaft. Auf Bl. 65 unten in der Mitte bemerkt man eine I, welche vielleicht ehemals eine II war, da es der Beginn der zweiten Lage ist. Auf der ersten Seite des ersten Blattes der $ten Lage, der zwei- ten mit Grimualds Edieten, sieht man unten ein B, auf der letzten Seite die- (') Er hält das 16te Blatt für ein Vorsatzblatt, und meint es fehle nur eins mehr. Philos.-histor. Kl. 1857. L 82 Perrtz ser Lage Bl. 120° unten ein b, Bl. 134‘, 142, 150’ unten ein grofses D, ein kleines d, und ein kleines e, die als Signatur gedient haben werden. Zwi- schen Blatt 116 und 117 sind zwei kleine Doppelblättchen eingeheftet. Da es nicht meine Absicht ist hier auf den Text der Edicte einzu- gehen, so wende ich mich sogleich zu den Capitularien. Nachdem das erste Blatt weggeschnitten ist, so enthält die erste Lage nur noch 7 Blätter, die 2te (Bl. 8-15) 3te (Bl. 16-23) Ste (Bl. 30-37) 6te (Bl. 44-51) je 8 Blatt, die 4te (Bl. 24-29) und die siebente (Bl. 38-42) je 6 Blatt, den Schlufs bilden Blatt 52-56. Die siebente ist durch ein Versehen der 6bten vorgebunden, und die Zahl aus VII in VI verändert, während die Blätter 44-51 ihre alte richtige Zahl VI fortführen. Die Capitularien folgen einander in dieser Ordnung. Den Anfang macht Karls des Grofsen Capitular vom Jahr 779, es enthält wie mehrere Handschriften durch Theilung des 17ten Capitels statt 22 eine Folge von 23 Capiteln, und steht dem Texte nach der St. Galler, Blankenburgischen und Tegernseer Handschrift nahe. (') Bl. 3. Die drei Aachener Capitulare des Jahres 789, (*) das Capi- tulare ecclesiasticum, monasticum und generale. Bl. 14. Das Capitular von 783 in der Ausgabe wie sie in Fränki- schen Handschriften gegeben wird. (°) Bl. 14. König Pippins Capitular aus Pavia vom Jahre 790. (*) Bl. 18. Das Capitulare episcoporum (°) von 800. Bl. 19. Karls Tieineser Capitular von 801, sieben Capitel (°) nebst dem 24sten der Blankenburgischen Handschrift. (7) Bl. 21. Karls Capitulare vom Jahre 803 Addenda ad legem Sali- cam, (°) worin wie in der Blankenburgischen Handschrift das 9te Capitel Legg. T.1I. S. 36-39. daselbst S. 53, 67, 68. 46. 70. 81. 83. 86. 113. so ” A ee TE SE SE SEE En über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher. 83 fehlt, die Capitula minora (!) und Zusätze zur lex Ribuaria (2?) worin als cap. 13 jenes fehlende Ite Capitel aufgenommen ist. Bl. 25. Karls kirchliches Capitular aus Diedenhofen (?) vom Jahre 805, welchem das Ste Capitel des Tieineser Capitulars (*) von 801 ange- hängt ist. Bl. 25°. Das Ingelheimer (°) Capitular von 807 vollständig. Bl. 26. Mit der Überschrift Secretiores ein nur in dieser Hand- schrift erhaltenes Capitular, welches wahrscheinlich auch dem Diedenhofener Reichstage angehört. Die darin enthaltenen Bestimmungen betreffen die den, nun zu ihren Jahren gelangten, Söhnen des Kaisers gebührende Stellung; die Beachtung des Raths derjenigen Räthe welche ihre Rathschläge auf das gemeine Wohl und Gedeihen richten, und Entfernung solcher Räthe welche mehr den eigenen Nutzen als das Gemeinwohl vor Augen haben; die Aufrechthal- tung der tüchtigen Markgrafen gegen den Hafs der Gränz-Nachbarn; die Aufrechthaltung der Kirchengesetze gegen die Weiber der Geistlichen, und der Gerechtigkeit gegen Bestechung und Ansehn der Verwandten ; sie scheinen als Regierungsgrundsätze für die Könige Karl, Pippin und Ludwig persönlich bestimmt gewesen zu seyn, und in naher Beziehung zu der im Fe- bruar des Jahres 806 vollzogenen Verordnung über die Theilung des Reichs zu stehen. Unmittelbar darauf folgen mit der Zahlbezeichnung XVII und XX das 10te und 44te Capitel des Capitulars von 779 über die Bestrafung der Meineidigen und Räuber. Bl. 27 die Capitula generalia des Diedenho- fener Capitulars von 805; (°) wie in der Gothaer Handschrift mit dem An- hange des 13. 14. 15ten Capitels der Rhispacher Synodalschlüsse (7) über Zehnten Wittwen und Waisen. Damit schliefsen Karls des Grofsen Ca- pitulare. 114. Alalara 131. 84. 151. 132. . 78. nnunmuwmm s4 PeErıtz Bl. 31. Lothars Capitular in Maringo vom Jahre 825 (' ) um. ein Capitel bereichert. Bl. 32. Ludwigs Gapitular vom Jahr 816. (?) mit Wiederholung der in der St. Pauler Handschrift Karl dem Grofsen beigelegten Capitel über Zeugen, Gerichtsstand in der Fremde, und Berechnung der ERFINDER Zahlungen und Strafen. (*) Bl. 33°. Explieit felieiter Deo gratias. Bl. 34. folgt der gröfsere Theil des 24sten Gapitels des allgemei- nen Capitulars von 805 (*) welches allein die Blankenburgische Handschrift giebt, und die vier Capitulare Ludwigs des Frommen vom Jahr 817, jedoch so, dafs zuerst die Capitula per se seribenda (°) und Bl. 36. 37 der Anfang der Capitula ad legationem missorum pertinentia (°) der übrige Theil dieser Capitula ce. 3-21 erst auf dem 6ten Quaternio folgen, und sodann das Capi- tular für die Geistlichkeit (7) und die Capitula quae legibus addenda sunt. (°) Der Schreiber des Buches fand also schon in seinem Original ver- wechselte Lagen; die Verwirrung stieg aber später noch dadurch, dafs man beim Einbinden die ursprünglich 6te Lage der Handschrift hinter die 7te brachte, und dabei der letzteren richtige Signatur VII in VI umänderte. — Übrigens schliefst sich die Handschrift in den Capitularen des Jahres 817 de- nen von St. Paul und Corvey der Familie B an, und trennt sich von der Blan- kenburger, welche der Familie © angehört. Bl. 43 steht Lothars 3tes Capitular von Olonna aus dem Jahr 823.(?) Bl. 52. Lothars drei Capitulare von Olonna aus dem Jahr 825, und zwar in dieser Folge:. Capitula (1%) Alıa we ('') und ('). 5. 24. (2) $S. 195. 196. () S.84. 85. () 8.135. (°) S. 214. 215. (°) S. 216. () 5. 206. (°) 5.210. () 8.235. ('%) S. 251. ('') 8.250. über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher. 85 Capitula ecelesiastica.(') Das Capitular endigt auf dem 54sten Blatte, dessen gröfserer Theil leer ist. Auf dem 5östen Blatte folgt von anderer aber gleichzeitiger Hand das Capitel De decimis, welches die Blankenbur- ger Handschrift den Capitulis ecclesiastieis von Olonna als 14tes Capitel anschliefst. (*) Dafs dann. von anderer Hand nach den Edicten Bl. 166 167 der An- fang von Lothars Capitular aus Pavia vom Jahr 832 folge, ist bereits er- wähnt worden. Der Text der Capitularien ist hin und wieder von der Hand des Schreibers corrigirt, anscheinend um dem Verständnifs zu Hülfe zu kom- men. Er steht den besten gleichzeitigen Handschriften nahe, zeigt jedoch die meiste Ähnlichkeit mit der Blankenburgischen Handschrift, die im 10ten Jahrhundert für das Bisthum Augsburg geschrieben, dennoch nicht aus der unsrigen geflossen seyn kann, da sie theils mehr Capitel besitzt, theils auch andern Lesarten folgt, wie gerade im Capitular von 817. Andererseits finden sich die auffallendsten Ähnlichkeiten; so in der Aufnahme des Capitels de decimis in das Olonner Capitular von 825. In der Reihe der Handschriften nimmt daher die Ivreer Handschrift ihre Stellung zwischen denen von St. Paul und Blankenburg ein. Die zweite Handschrift gleichfalls auf Pergament in klein Folio, und noch im 9ten oder spätestens im Anfang des 10ten Jahrhunderts ge- schrieben, umfafste ehemals, als sie noch unverletzt war, bis zu ihrem jetzi- gen Schlusse 153 Blätter, von denen jedoch eine bedeutende Zahl fast ganz oder grofsentheils zerstört ist. Das gilt besonders vom ersten Theile des Buches, und von den dortigen Texten ist wenig mehr erhalten, so dafs ich selbst die Zahl der Blätter nur mit Rücksicht auf den Unterschied der einzelnen Lagen bestimmte; Peyron der dieses nicht versuchte , läfst die früheren Blätter ungezählt und giebt nur 101 Blätter als vorhanden an. () Die Handschrift beginnt mit der Karolingischen Lex Ripuariorum ; Bl. 28’ folgt die Karolingische Lex Salica, Bl. 52’ und 53 sind von späterer Hand die bei Peyron abgedruckten Bemerkuugen eingetragen ; Bl. 53 folgt (') 8.248. (2) S.249. (°) Legum barbarorum fragmenta inedita et variantes lectiones ex codice Eporediensi col- legit Amadeus Peyron. 86 Pertrz die Karolingische lex Alamannorum; Bl. 79‘. 80 die bei Peyron S. 12.13 abgedruckten Stellen; Bl. 81. die Lex Burgundionum, welche nach Bluh- me’s Bemerkung so sehr mit dem Texte der Blankenburgischen Handschrift übereinstimmt, dafs sie als deren Quelle angesehen werden könnte. Bl. 107 die Karolingische lex Baiuvariorum nebst der Vorrede über die Gesetzgeber, und dem Capitular Karls des Grofsen zum Bayrischen Gesetze vom Jahre 503, Blatt 128. Hierauf ist eine Reihe von Capitularien eingetragen, die sich vom 128sten Blatte bis zum Ende der Handschrift erstreckt; die Gapitulare von 779, die drei von 789, das Capitulare Franeicum von 783, Pippins Gapitular von 790, das Capitulare episcoporum von 779, das Edietum pro episcopis von 800, das Capitulare Tieinense von 801 nebst dem 24sten Capitel als cap. 8. Die drei Capitulare von 803 zur Lex Salica und Ribuariorum, die beiden Diedenhofener Capitulare von 805 nebst den drei aus den Rhis- pacher Synodalschlüssen entnommenen Capiteln 13. 14. 15; sodann Lo- thars Capitular von Maringo in demselben Umfange wie die Ausgabe es ent- hält, Ludwigs Constitutio de liberis et vassallis von 816, dessen Capitular von 816 mit denselben Capiteln zu Anfang wie in der ersten Ivreer Hand- schrift; den Schlufs der Handschrift macht der Anfang des Capitu- lars von 817 „Capitula quae legibus addenda sunt”, wovon aber nur das Ate Capitel vollständig ist; die Seite schliefst mit den Worten des 2ten Ca- pitels; usque dum totum. Die Worte debitum persolvat so wie der ganze Rest dieses und der folgenden Capitulare ist verloren gegangen. Schon aus dem Vorstehenden erhellt, dafs die Handschrift hinsicht- lich der Capitularien sich der ersten Ivreer im Wesentlichen anschliefst; sie giebt zwar nicht alle, aber sie giebt auch aufser dem Bayerschen Capitular von 803 keine andere Capitularien als jene, und ganz in derselben durch so auffallende Einfügungen wie der drei Rhispacher Capitel bezeichneten Reihen- folge, ja sie schliefst sogar mitten im Texte da, wo eine Lage der andern Handschrift aufhört; sie stimmt wie die Vergleichung im Einzelnen gezeigt hat, im Texte mit ihr wesentlich überein, mit dem Unterschiede dafs der Schrei- ber eine bessere Latinisirung eingeführt, zu diesem Zwecke aber ältere rich- tigere Lesarten verdorben hat, wie sich aus den Rasuren nachweisen läfst. (') Legum T.I, S. 126. über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher. 87 Sie hat im Diedenhofener Capitular ganz dieselbe unrichtige Reihefolge der Reichs - Zollstätten wie jene. Andrerseits enthält sie aber auch im Texte nicht Alles was jene bringt, es fehlt ihr das eine Capitel im Capitular von Maringo. Diese und andere kleine Abweichungen zeigen, dafs diese jüngere Handschrift nicht aus der älteren abgeschrieben seyn kann. Es bleibt mit- hin für das Verhältnifs beider keine andere Erklärung übrig, als dafs beide als Abschrift einer noch älteren anzusehen sind, welche den ganzen Umfang der Karolingischen Gesetzgebung so weit sie in der Lombardei zu unmittelba- rer Geltung kam, umfafste, und nach den bestehenden Vorschriften in Karls, Pippins und Lothars ersten Regierungsjahren zusammengetragen war. Von den beiden aus ihr entnommenen Gesetzsammlungen, welche uns, die eine freilich nur bruchstückweise, vorliegen, diente die ältere dem täglichen Gebrauch, sie enthält die Langobardischen Ediete und die Karolingischen Capitularien; die zweite, deren sich das Gericht nur in den selteneren Fällen bediente, wenn die Rechte andrer Angehörigen des Fränkischen Reichs, der Ribuarier, Sa- lier, Burgunder, Alamannen oder Bayern vor ihm zur Verhandlung kamen, enthielt die Rechtsbücher dieser Völkerschaften nebst denselben Karolingi- schen Capitularien,, welche sich bei dem Langobardischen Gesetzbuche fin- den: in beiden also stehen das Volksrecht und das Reichsrecht neben einan- der, wie sie im Leben neben einander zur Geltung kamen. Denn von jenen Völkern waren Burgunder, Alamannen und Bayern den Langobarden un- mittelbar benachbart. Franken aber standen, wie in den vorzüglichsten Städten der Lombardei, so auch gewifs in Ivrea, der Festung welche den Übergang eines der wichtigsten Alpenpässe deckte, in Besatzung, und es wird an Händeln mit ihnen nicht gefehit haben. Sachsen und Friesen hinge- gen hatten wohl selten dort ihren Aufenthalt, weshalb man denn auch ihrer Volksrechte nicht bedurfte, die mithin in den Gesetzeshandschriften ver- mifst werden. Denn wo sich eine solche finden sollte, darf man mit gröfster Sicherheit auf den nördlichen Theil des Karolingischen Reiches, zu- nächst Sachsen oder Franken, als ihre Heimath schliefsen, und wende ich mich jetzt zu einer solchen. I. Nordkarolingische Handschrift. Im Jahre 1822 gab der damalige Hof- und Canzleirath Ernst Span- genberg zu Celle in seinen „Beiträgen zu den Teutschen Rechten des Mittel- by Peartz alters” S. 185-191 die erste Nachricht über eine in seinem Besitz befind- liche Handschrift, welche aufser der Lex Saxonum Bruchstücke verschiede- ner Volksrechte und Capitularien enthielt; sie war durch ihn einem Ham- burgischen Büchertrödler abgekauft und so der Wissenschaft erhalten wor- den. Diese Handschrift ward von mir bald nachher für die neue Ausgabe der Volksrechte und der Capitularien untersucht und benutzt.(!) Nach Spangenbergs Tode gelangte sie im Jahre 1834 nebst seiner übrigen Biblio- thek zum öffentlichen Verkauf, und ward von dem Brittischen Museo er- worben, wo ich sie im Jahre 1844 unter den Egerton Manuseripts No. 269 wieder erkannte. (*) Es sind funfzehn Blätter Pergament, in gröfserem Quartformat, mit gelblicher oder hellbrauner Dinte gegen Ende des ten oder im 40ten Jahrhundert geschrieben. Jede Seite enthält 25 Zeilen, die Schrift ist sehr deutlich, kräftig, länglich und besonders an den über und unter die Zeile gehenden Buchstaben f und f leicht erkennbar. Auf dem letzten Blatte wird sie jedoch kleiner und gedrängter, und zählt auf je- der Seite desselben 29 Zeilen. Die 15 Blätter bestehen aus drei verschiedenen Massen. Die ersten sechs Blätter gehören zu einander; sie bilden die innern drei Doppelblätter einer Lage, haben daher keine alte Bezeichnung. Die erste Seite beginnt mit den Worten: de vita componat. XCI. Ut iudices sive missi fiscales u. s. w. bis exigant. Explieitlex Ribuariorum. Sie enthält also gerade nur den Schlufs des Gesetzes, darauf Incipiunt Gapi- tula. Liber legum inprimis Saxonum, Dieses Gesetzbuch erstreckt sich bis auf das 6te Blatt, wo das Capitular des Jahres 803 (*) mit der Über- schrift beginnt: Ineipit capitula legi Salica tenenda sunt, in dessen zweitem Capitel der Text am Ende des Blattes mit den Worten abbricht: Si autem homo furtum aut homicidium vel quolibet | Die nächsten acht Blätter bilden eine vollständige Lage, Quaternio, mit der Bezeichnung unten auf der Kehrseite des letzten Blattes Q. VIH. Er enthält von den Worten: testes idoneos des 6ten Capitels an die Capi- (') Archiv V. $. 301. Monumenta Germaniae Legum T. I, p. XXI. (?) Archiv IX, S. 49. (°) Monumenta Germaniae Legum T. I. 113, über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher. 89 tula legibus addenda (!) und die Capitula per se seribenda (?) des Aachener Capitulars vom Jahre 817; und darauf den Anfang des Alamannischen Ge- setzes Incipiunt capitula legis Alamannorum bis zum Ende des sten Capitels des zweiten Titels der Karolingischen Ausgabe (?) „ad eccle- siam persolvat.” Das 15te Blatt enthält den Schlufs der Leges Burgundionum mit den Worten beginnend: proximus parens fuerit, ob res minorum u. s. w. des Sösten Titels, darauf den 86, 87, 88sten Titel, und fügt mit Übergehung des 89sten, ohne Zahl den ersten Titel des Additamentum primum hinzu. Den übrigen Theil des Blattes füllt der Anfang des Capitulars vom Jahre 506 über die Theilung des Reichs unter Karls des Grofsen Söhne, wie ich ihn im 1sten Bande der Leges (*) aus dieser Handschrift gegeben habe. Die Bedeutung dieser Bruchstücke für die neue Ausgabe der Volks- rechte und Capitularien erhellte sogleich aus dem Umstande, dafs aufserdem nur eine einzige Handschrift der Lex Saxonum, und keine andere alte des Capitulars von 806 bekannt war; von Letzterem ist erst in neuerer Zeit durch Herrn Dr. Samwer eine andere verschiedener Lesung entdeckt und mir gütigst mitgetheilt worden. Es wäre also in hohem Grade erwünscht gewesen, die fehlenden Theile der Handschrift aufzufinden; denn nach so vieljährigen Un- tersuchungen in allen nur einigermafsen bedeutenden Bibliotheken Europa’s bleibt doch immer noch Einiges zurück, und ist, um nur einer auffallenden Erscheinung zu gedenken, noch immer keine Handschrift der Leges Frisio- e) rum aufgefunden worden. Da ward, nachdem sich die Spangenbergischen Bruchstücke eine Reihe Jahre im Brittischen Museo befunden hatten, folgende Bemerkung auf ein Vorsatzblatt des Bandes geschrieben: „The Ms. of which these leaves form a fragment, is now (1850) in the possession of the Earl of Ashburnham. J. H.” Die Hand welche diese Nachricht nur mit Bleistift hingeworfen hatte, war die des zweiten Beamten in der Handschriften - Abtheilung des Brittischen Museums, Herrn Holmes, der seitdem verstorben ist; seine Nachricht war um so glaubwürdiger, als C) 8.24, 1.%. (2) S. 214 feg. (°) Legum T. IN, S. 128. C) S. 140. 141. Philos.-histor. Kl. 1857. M 90 Perrtz sich seiner Lord Ashburnham bei dem Ankauf und der Verzeichnung eines Theils seiner Sammlung bedient hatte. Diese bisher ganz unbekannte kostbare Bibliothek von Handschriften und ältesten Drucken ist von dem Earl of Ashburnham seit längerer Zeit allmälig gebildet worden, aber hauptsächlich seit ungefähr 12 Jahren durch höchst wichtige Erwerbungen zu ihrer jetzigen Bedeutung herange- wachsen. Die Handschriftensammlung besteht aus vier Abtheilungen, den einzeln erworbenen Handschriften, und den drei Handschriftenbibliotheken des Herzogs von Buckingham, oder den Stowe-Manuscripts, des Herren Barrois, und des Conte Libri, und bietet in dieser Zusammensetzung einen seltenen Reichthum Irischer und Angelsächsischer, Französischer und Ita- liänischer, classischer, biblischer und mittelalterlicher Litteratur, worunter eine Anzahl Handschriften von hohem Alter und kostbarster Ausführung die erste Stelle einnehmen. Nachdem ein Versuch den ich im Jahr 1853 machte an äufseren Ver- hältnissen gescheitert war, ist es mir bei meinem diesmaligen Aufenthalte in England durch die ausgezeichnete Gunst des erlauchten Besitzers ver- gönnt gewesen, diese handschriftlichen Schätze während eines dreitägigen Be- suches bei ihm in Ashburnham -Place in der Nähe von Battle, dem Schlacht- felde worauf Wilhelm der Eroberer England gewann, zu untersuchen, und so weit es in der durch die Nothwendigkeit meiner Rückkehr nach Berlin be- schränkten Zeit möglich war, für die Monumenta Germaniae zu benutzen. Schon vor diesem Besuche, in Folge einer brieflichen Mittheilung, worin ich die muthmafsliche Beschaffenheit der Handschrift bezeichnet, das Maafs und eine Schriftprobe der Spangenbergischen Bruchstücke übersandt hatte, war der Earl of Ashburnham im Stande gewesen, die zunächst ge- suchte Ergänzung aufzufinden, und legte sie mir in London vor. Es ist dieses die Handschrift der Barrois’schen Sammlung Nr. 214, de- ren Gröfse, Pergament und Schrift auf den ersten Blick eine Zusammen- hörigkeit bezeugte, welche durch nähere Untersuchung durchaus bestä- tigt ward. Sie besteht, gleich der Spangenbergischen, aus Pergamentlagen von je acht Blättern, deren letztes jedesmal unten die entsprechende Bezeich- nung trägt; doch sind nicht alle Lagen vollständig. Von den sieben vorhan- denen Lagen fehlen nämlich in der ersten das 1ste, 5te und Ste Blatt; die über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher. 9 vierte Lage ist durch ein Versehen des Buchbinders unrichtig umgeschlagen und eingeheftet, so dafs die Blätter in der Folge 5 bis 8 und 1 bis 4 liegen; von der sechsten Lage ist allein das äufsere Doppelblatt vorhanden, die drei inneren fehlen; mit der vollständigen siebenten Lage bricht die Hand- schrift ab. Den Anfang bildet die Lex Salica der Karolingischen Recension in 70 Titeln, wovon jedoch der Text des fehlenden 1sten, 5ten und Sten Blattes verloren gegangen und durch den früheren Besitzer Peter Pithou auf eingelegten Pergamentblättern ergänzt ist. Da dieses mit gröfserer Schrift als der alten ursprünglichen geschehen ist, so wurden dazu auch mehr neue Pergamentblätter erforderlich, mithin entspricht auch die neue Blatt- | bezeichnung der Handschrift nicht der alten; da die Letztere jedoch allein von Wichtigkeit ist, so werde ich mich im Folgenden an sie halten. Pithou hat auch hier, wie in der Spangenbergischen Handschrift, den Inhalt jedes neuen Theils mit seinen grofsen Zügen über die Seite geschrieben. Die ersten Worte des 2ten Blattes vel ferro . ..... und darunterste- hend franei ..... zeigen den Schlufs des mit dem ersten Blatte verlorenen Lindenbrogschen Prologs, (!) welcher mit EXPLICIT vollendet ist. Der Text nimmt fast drei Lagen ein. Auf dem ursprünglichen 24sten Blatte, dem Schlusse der 3ten Lage: Explieit lex Salica. Incipiunt capitula legis Ribuariorum. Das letztere Wort ist von späterer Hand in Ripuariorum verändert. Der Text dieser Karolingischen Recension des Ribuarischen Gesetzes erstreckt sich über die 4te und Ste Lage bis zum Schlusse des ersten Blattes der ten Lage, und endigt mit den Worten des 90sten Titels: Quod si quis in hoc de- prehensus fuerit | Das letzte Blatt der 6ten Lage nimmt den Text des 2ten Capitels der Capitula addita ad legem Salicam vom Jahre 803 (2) mit den Worten „crimen foras committens” auf, die 7te Lage giebt den Schlufs dieses, so wie das folgende Capitular De causis ammonendis, (3) die Re- capitulatio.legis Salicae, (*) die Eidesform der Capitula missis dominieis ) Walter Corpus I, S. 2. °) Mon. Germ. Legg. I, p. 113. )e:S2114: ) Walter Corpus juris Germ. I. S. 93. Sciendum u. s. w. p) Pertz data zu Aachen im März 802, Karls des Grofsen Capitular von 779. (') Darauf folgen Capitula Hludowiei imperatoris, die Capitulare vom Jahr 816(?) gleich der Handschrift von Iyrea, und vom Jahre 817 Capi- tula legibus addenda (*) bis zu den Worten qua ipse vivit des bten Capitels. Vergleichen wir diese Stücke mit den Spangenbergischen, so ergiebt sich folgendes Verhältnifs. Die 1ste Lage, mit Ausnahme der verlorenen drei Blätter 1, 5, 8, nebst der 2ten, 3ten, 4ten und Sten Lage sind bei Lord Ashburnham vollständig vorhanden. Die 6 ersten Blätter der Spangenber- gischen Handschrift bilden mit dem bei Lord Ashburnham erhaltenen äufseren Doppelblatte die vollständige 6te Lage. Die 7te ist wieder vollständig bei Lord Ashburnham. Die fehlende Ste Lage ist vollständig bei Spangenberg. Indem so die acht Lagen mit Ausnahme der verlorenen drei Blätter der ersten vollständig zusammenhängen, laufen auch die Texte der verschiede- nen Gesetzbücher und Capitularien sich einander ergänzend fort. Es ist jedoch die Sache damit noch nicht erledigt. Diese acht Lagen enthalten zwar einen Theil der älteren deutschen Gesetze, die Lex Salica, Ribuariorum, Saxonum, einen Theil der Gapitu- larien, aber nur den Anfang der Leges Alamannorum und den Schlufs der Leges Burgundionum, es fehlen aber der gröfste Theil der Texte der bei- den Letzeren, ein Theil der Capitularien,, wahrscheinlich die Leges Baiuva- riorum, vielleicht auch noch andere Stücke. Würden diese wieder aufzufin- den seyn, so müfste sich auch das einzige noch nicht eingeordnete letzte Blatt der Spangenbergischen Handschrift in die Reihe bringen lassen. Sieht man sich zu diesem Zwecke unter den vielen uns bekannt ge- wordenen älteren Gesetzhandschriften um, auf welche die Vermuthung mit einigem Rechte treffen könnte, sieht man daher von allen Handschriften in Octav oder gröfserem Folio, von allen vor dem 9ten und nach dem 10ten Jahrhundert geschriebenen, so weit ihr Alter genügend bekannt ist, völlig ab, und schliefst man diejenigen aus, in denen sich vollständige Texte der in den vorliegenden beiden Bänden enthaltenen Gesetze, also namentlich der CO) er ALES: 97. (D)ISIaR: (°) S.195 und 84. (*) S.210, 211. über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher. 93 Leges Salica, Ribuariorum und Saxonum finden, so bleibt unter allen bis jetzt bekannten nur eine Handschrift übrig, an welche als Ergänzung der unsrigen gedacht werden kann. Es ist dieses die Handschrift der Kaiserlichen Pari- ser Bibliothek Nr. 4633, welche ehemals Puteanus angehörte, in 4°, und von der ich früher Nachricht gegeben habe. (') Sie besteht aus zwei von derselben Hand geschriebenen Theilen; der erste enthält drei Blätter und vier Lagen, deren Bezeichnungen jedoch weggeschnitten sind; dann folgen vom 36sten bis 120sten Blatte elf Lagen welche gewöhnlich mit QI. u.s.w. bis Q XI bezeichnet sind, dennoch geht die Lex Baiuvariorum von der ersten Seite des 3östen auf die erste Seite des 36sten Blattes über, die zweite Seite des 35sten Blattes ist leer. Zu Anfang müssen Blätter weggerissen seyn, da die Karolingischen Leges Alamannorum mit dem 2ten Capitel des zweiten Titels „Si autem illa carta aut arserit aut perdita fuerit u. s. w. beginnen. Auf die leges Alamannorum folgt auf dem 18ten Blatte die bekannte Stelle über die Gesetzgeber De legibus Moysi. Gens hebreorum u. s. w. Theodoricus rex Francorum, nebst den Leges Baiuyariorum, welche auf dem 44sten Blatte schliefsen. Darauf die Lex Romana Wisigothorum, und auf dem 101sten Blatte die Lex Burgundionum , welche mit dem 120sten Blatte, dem letzten des I1ten Quaternio, mit den Worten des 75sten Titels 2ten Capitels „eam quam superius statuimus formam placuit observare” abbricht. Dafs diese Handschrift mit der Spangenbergischen in Verbindung stehe, vermuthete Hr. Professor Dr. Merkel in dem Vorwort der Aus- gabe der Alamannischen Gesetze im dritten Bande der Leges, (?) gab jedoch später diese Ansicht wieder auf, weil sich deren Text nicht genau dem 44ten Blatte der Spangenbergischen Handschrift anschliefsen sollte, wie er aus anderen ihm zugekommenen Nachrichten schlofs. Diese sind jedoch ungegründet; die Handschrift schliefst, wie sich aus meinem frü- heren Berichte ergiebt, genau an; und die letzten Zweifel sind ge- schwunden, seitdem unser auswärtiges Mitglied, Herr Hase auf meine Bitte eine Vergleichung mit der ihm übersandten Schriftprobe der Span- genbergischen Handschrift angestellt, und mir die der Pariser Hand- schrift gesandt hat. Und was auch jetzt noch auf den ersten Anschein da- gegen sprechen könnte, verliert bei näherer Betrachtung sein Gewicht. Es (') Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde Th. VI. S. 49, 729, 759. GO) S..8. 94 Perrz ist dieses das Maafs des Pergaments, nicht aber das des Textes. Denn die- ser hat, nach Hase’s Bemerkung, auf jeder Seite 25 und nur selten 26 Zei- len, die Breite des Pergaments ist der des Spangenbergischen und Ashburn- ham’schen gleich, nur die Höhe ist um 14 Zoll geringer. Dieser Umstand aber, auf den sonst Gewicht gelegt werden müfste, entscheidet hier nicht, da die Blätter, wie ich bereits erwähnte, so sehr beschnitten sind, (!) dafs auf den ersten 35 Blättern und auch manchmal nachher die Signaturen feh- len. Die Schrift ist auch nach Hase’s Urtheil so gleich, wie es bei der Ver- gleichung mit einer nicht durch- sondern nur aus freier Hand nachgezeichne- ten Probe zu erwarten war, und seine gleichfalls aus freier Hand gefertigte Probe des Schlusses der Pariser Handschrift ist für mich bei dem eigenthüm- lichen Charakter derselben völlig überzeugend. Herr Hase bemerkt zugleich, dafs diese Schrift, obgleich, wie ich schon angegeben hatte, von Blatt 36 an etwas verschieden, (?) doch ganz bis zu Ende der Handschrift dieselbe Gröfse behalte, nirgends — wie auf dem letzten Blatte der Spangenbergischen Handschrift — kleiner und gedrängter werde noch zu 29 Zeilen anwachse. In diesem letztern gröfseren Theile, welcher mit Bezeichnungen der Lagen versehen ist, finden sich dieselben: QI, QH, QIM, QIIL, je auf der Kehrseite des Sten Blattes, nämlich Blatt 43, 51, 59, 67; QV auf Blatt 73, QVI auf Bl. 81, QX Blatt 112 und QXI auf Blatt 120; woraus sich ergiebt, dafs zwei Blätter der öten Lage und ein drittes zwischen Blatt 81 und 112 ausgefallen sind. Schliefst sich nun der Anfang der Pariser Handschrift der in der Spangenbergischen befindlichen achten Lage genau an, so bleibt hingegen zwi- schen ihrem Ende und dem einzelnen 4öten Blatte der Spangenbergischen Handschrift eine Lücke vom Ende des 75sten bis in den Anfang des 8östen Titels des Burgundischen Gesetzes, deren Umfang man sich noch klar zu machen hat. Die 20 Blätter der Pariser Handschrift, welche den gröfseren Theil der Lex Burgundionum enthalten, betragen im Druck, in Walters Corpus juris Germaniei (?) von S. 299 bis fast zu Ende 338, gerade 40 Oc- tavseiten; das fehlende Stück vom 7östen bis $5sten Titel beträgt im Drucke (') Archiv VII, 760. (2) Ich halte beide für Schrift desselben Schreibers, vielleicht aus verschiedenen Zeiten. DALE über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher. 95 4 Seiten und 4 Zeilen, füllte also gerade zwei Blätter aus, da man selbst auf etwas kleinere Schrift rechnen kann, wie sie das unmittelbar auf sie fol- gende 15te Spangenbergische Blatt, also das dritte der XIIten Lage, bei 29 Zeilen auf der Seite aufweis’t. Aus welchem Grunde die doppelte Quaternionenreihe der Pariser Handschrift angeuommen worden, wird sich jetzt schwerlich erklären lassen; vielleicht war es die Absicht des Schreibers zwei Bände der Gesetzsamm- lung zu bilden, deren erster mit dem Bayerschen Gesetzbuche schliefsen sollte; und als zur Vollendung desselben noch ein Theil des für den zweiten Band signirten Pergaments benutzt werden mufste, und das Ganze dann nur einen Band bildete, hielt man es nicht weiter für erforder- lich die zweite Zahlenreihe der ersten anzuschliefsen, da ein Irrthum nicht leicht entstehen konnte. Wann die Pariser Handschrift ihre jetzige Gestalt und Umfang erhal- ten habe, ist ebenfalls nicht gewifs; wahrscheinlich noch im 16ten Jahrhun- dert, und sicher, dafs sie beim Einbinden 1! Zoll an Höhe, und da- durch mehrere Quaternionbezeichnungen, verloren hat. Fassen wir nun den Inhalt aller drei zu einander gehörigen Handschrif- ten zusammen, so ergänzen sie einander in dieser Folge: Lage Blatt Inhalt Handschrift L. 1-8 wovon 1.5.8 verloren Lex Salica Lord Ashburnham II. 1-8 ” ” III. 1-8 35 ” 8 Lex Ribuariorum 4 III. 1-8 er = Y. 1-8 i . VI 1. Ri > 2. erste Seite En. der L. Ribuariorum Spangenberg Lex Saxonum 3-6 Lex Saxonum 7 7 Capitulare 803 ad legem Salicam er 8 dessen Schlufs, und Capitularien Lord Ashburnham VI. 1-8 Karls des Grofsen und “s Ludwigs des Frommen von 816 u. 817 bis c. 6. VII. 18 von c. 6 an nebst Capi- Spangenberg tula per se scribenda. Leges Alamannorum bis II 1. Ende (ERWEH) 1-18 » II 2.undalles Übrige Paris 96 Perrz Lage Blatt Inhalt Handschrift. XI. XII. 18-44 Praefatio legum. Leges Baiuvariorum Paris j (\ 1177 II-IX. 45-100 Lex Romana Wisigothorum “ IK: 101-120 Lex Burgundionum bis tit. 75. r Xu. Blatt 1.2 ar tit. 75-85 verloren 1 che „ tit. 85 und Schlufs Spangenberg Capitulare divisionis imperii = a A 7 verloren So zeigt sich, dafs trotz der Zertheilung, nur wenige Blätter der Handschrift verloren gegangen sind; dafs auch am Ende nicht viel mehr feh- len werden, mögte man aus der Verkleinerung der Schrift auf dem letzten der erhaltenen Blätter schliefsen, welche anzeigt dafs der Schreiber zu Ende geht. IH. Über die Trierer Bruchstücke. Was sich bei noch vorhandenen Theilen eines Ganzen mit Erfolg ver- suchen läfst, ist da nicht anwendbar, wo ein Theil erhalten, die andern aber längst verloren sind. In der Mitte zwischen den Alpen und dem Norden des Karolingischen Reiches, in der Dombibliothek zu Trier, hatten sich seit dem 9ten Jahrhundert Bruchstücke eines deutschen Textes der Karolingi- schen Reichsgesetzgebung erhalten, und wurden durch Christoph Brower im Anfange des 17ten Jahrhnnderts herausgegeben. Es war der Text des 18ten Capitels des 4ten Buches des Ansegis, einem Pergament entnommen, welches schon ein halbes Jahrhundert später, zu Baluze’s Zeit, nicht mehr vorhanden war, und auch jetzt nicht wieder aufgefunden ist, weshalb die neue verbesserte Ausgabe desselben für die Monumenta auf meine Bitte von Jakob Grimm ausgeführt ward. (') So stand dieser kurze deutsche Text eines einzigen Capitels allein da, als vor einigen Jahren in der Trierer Stadt- bibliothek in einem aus der Kirche St. Matthias stammenden Buche ein ein- geklebtes Pergamentblatt aufgefunden ward, welches einen deutschen Text des Anfanges der Lex Salica enthielt. Zuerst von Mone bekanntgemacht, ward es auf mein Gesuch durch die Güte des Oberbürgermeisters von Trier Herrn Landrath Bufs hierher mitgetheilt, und von mir mit chemischer Hülfe (') Leg. T. I, 260, 261. über einige Handschriften der deutschen Rechts- und Gesetzbücher. 97 vollständig hergestellt. (') Dieses kleine Doppelblatt in Octav ist das innerste Doppelblatt einer Pergament-Lage, und enthält die Inhaltsanzeige der zehn letzten Titel nebst dem Texte der drei ersten Capitel der Lex Salica. Die Schrift ist aus dem 9ten oder 10ten Jahrhundert, und zeichnet sich durch den häufigen Gebraueh der Angelsächsischen Formen des dh und w aus. Die Sprache gehört der Trierschen Gegend an, und zeigt neben dem Hoch- deutschen doch auch das niederdeutsche gewe für Gau. Nach dem Um- fange des Inhaltes dieses Doppelblattes zu schliefsen, hat auf den vorherge- henden drei Blättern dieser ersten Lage nicht nur die Inhaltsanzeige der sechzig ersten Titel des Salischen Gesetzes sondern auch die Vorrede gestanden, auf gleiche Weise wie sie oben in der Ashburnhamschen Lateinischen Hand- schrift vorkommt. Indem wir nun darin den Beweis erhalten, dafs ein vollständiger deutscher Text, und ohne Zweifel eine Übersetzung, der Lex Salica in Trier vorhanden gewesen, gewinnt die Vermuthung an Kraft, dafs auch das Rechts- buch des Ansegis nicht nur in jenem einen Capitel sondern vollständig deutsch vorhanden gewesen sey, und es liegt der Gedanke nahe, ob etwa beide Bruchstücke zu einer und derselben Handschrift gehört haben mögten. Da eine Vergleichung mit dem verlorenen Ansegis nicht mehr möglich ist, und bei einer Vergleichung der Sprache ein nicht geringer Unterschied des Browerschen Textes von der Handschrift, wie namentlich bei Schreiben des d und v statt th und vu vorausgesetzt werden darf, so bleibt nur übrig den Umfang beider Bruchstücke mit einander zu vergleichen. Und hier haben wir folgende Berechnung. Jede der vier Seiten des Salischen Bruchstücks zählt 15 Zeilen, die Zeile 20-25 Buchstaben, das ganze Doppelblatt also zwischen 1440 und 1800 oder durchschnittlich 1620 Buchstaben. Das Bruchstück des Ansegis im Druck 43 Zeilen von 36 bis 39 Buchstaben, also zwischen 1548 und 1677, also im Durchschnitt 1610 Buchstaben. Mithin ist der Umfang beider Bruchstücke einander gleich, und man darf nicht daran zweifeln, dafs beide zu einander gehören, und also auch das Bruchstück des Ansegis welches Brower vorgelegen hat ein Octav-Doppelblatt gewesen ist. Beide (’) Abgedruckt in Merkels Ausgabe der Lex Salica. Philos.-histor. Kl. 1857. N 98 Penrrz über Handschriften Deutscher Gesetzbücher. waren also Theile einer Rechtshandschrift, worin das Salische Gesetz und der Ansegis zu bequemem Handgebrauche in einem Octavbande verbunden waren; und es bleibt nur auf’s Lebhafteste zu bedauern, dafs dieses für deutsches Recht und deutche Sprache so lehrreiche und bedeutende Werk bis auf einen geringen Rest verloren gegangen ist. Das kostbare Doppelblatt der Lex Salica wird jetzt in der Stadtbibliothek zu Trier auf- bewahrt. — MU — ; Über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. + Von H" DIETERICI. [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 6. August 1857.] D er preufsische Staat ist in seiner Gesammtbevölkerung seit der Reorga- nisation desselben im Jahre 1815 bis jetzt aufserordentlich gestiegen; die positiven Zahlen der Bevölkerungs-Aufnahmen waren 1816 — 10,349,031. 1855 — 17,202,831. das ist in positiven Zahlen in etwa 39 Jahren eine Vermehrung von 6,853,800, beinahe 7 Millionen Menschen. Es verhalten sich die Bevölkerungen von 1816 zu 1855 wie 100 : 166,23. — Neufchatel ist in der Bevölkerung von 1816 von 10,349,031 nicht mit enthalten; es mufs aber von der Bevölke- rung von 1855 mit 17,202,831 die Bevölkerung von Lichtenberg, welches erst 1834 zu Preufsen kam mit 35,256, Hohenzollern, welches erst 1850 zum preufsischen Staat kam mit 65,516 Einwohnern, und das Jadegebiet, welches im Juli 1853 zum preufsischen Staat kam, mit 227 Menschen abge- zählt werden, um die Bevölkerungen einer gleichen Ausdehnung des Staats mit einander zu vergleichen. Die richtigen Vergleichungszahlen für die Vermehrung der Bevölkerung im preufsischen Staate von 1816 zu 1855 sind daher 10,349,031 zu 17,101,832 d. h. wie 100 : 165,25. Allerdings ist es nun, weder mathematisch noch statistisch, streng richtig, wenn man folgern wollte, weil in 39 Jahren die Vermehrung 65,25 P. C. betragen hat, war sie tn 65,25 jährlich 5 - Annahme, die Volksvermehrung gehe nach Zinseszinsrechnung vorwärts, be- N2 = 1,57.— Wird auch mit Recht die allgemeine Gültigkeit der 100 Dısereıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen stritten, so ist der Procentsatz doch in den ersten der 39 Jahre gewifs stärker gewesen, als in den letzten; genauere Richtigkeit des Fortschrittes ergiebt sich statistisch nur aus Vergleichung der positiven Zahlen der jedesmali- gen Zählung; — zu Vergleichungen mit andern Ländern giebt es indessen immer das beste anschauliche Bild, wenn man nur zu diesem Zweck einen alljährlich gleichmäfsigen Fortschritt in Procentsätzen annimmt, welches im preufsischen Staate bei 65,25 Procent Steigerung in 39 Jahren für jedes Jahr eine Steigerung von 1,67 Procent ergeben würde. Nur England mit Wales und Sehottland (nicht aber mit Irland das so- gar zurückgegangen ist in der Bevölkerung) zeigt von den gröfseren Staa- ten eine ähnliche, wenngleich doch nicht ganz so hohe Steigerung. Eng- land, Wales und Schottland hatten 1821 eine Bevölkerung von 14,180,351 und 1851 von 20,936,468 d. h. in 30 Jahren eine Steigerung wie 100 : 147,64 oder für das Jahr in runder Summe 1,59. Die Anlage Aı zeigt, wie fast in allen übrgien Staaten Europas eine solche Steigerung bei weitem nicht er- reicht wird. Nur in dem industriereichen,, fleifsigen kleinen Königreich Sachsen ist sie in Europa noch stärker als im preufsischen Staate; aufserdem ist die Steigerung viel stärker als in Europa in den Nordamerikanischen Frei- staaten, wo aber auch ganz andere Verhältnisse obwalten. Es ist hier nicht meine Absicht diese allgemeinen Volksvermehrungen einer näheren Untersuchung zu unterwerfen, noch auch für den preufsischen Staat insbesondere die Gründe aufzusuchen, woher gerade bei uns eine so starke Volksvermehrung, die jedoch nach den letzten Zählungen erheblich abgenommen hat, stattfand. Die beifolgende kleine Tabelle A2 zeigt die Vermehrung der Bevölkerung in mehreren Staaten Europas in neuester Zeit etwa von 1840 ab. Die oben angegebenen Verhältnisse bleiben im Ganzen gleich, nur dafs das kleine Toscana, und dafs Schweden eine etwas günsti- gere Stelle erhalten. Ich habe durch die mitgetheilten Zahlen nur im All- gemeinen orientiren und die Thatsache feststellen wollen, dafs im preufsi- schen Staat wirklich seit 40 Jahren ein aufserordentlicher Zuwachs eingetre- ten ist, welches ich doch immerhin als einen Fortschritt bezeichnen mufs, denn die Menschen vermehren sich nicht , wenn sie die nöthigen Existenz- mittel nicht haben, wobei überdies sich im preufsischen Staat in Zahlen nachweisen läfst, dafs auf den Kopf 1855 im Durchschnitt eben so viel und Staate in Bezug auf Fertheilung derselben nach Stadt und Land. 101 mehr Nahrungsmittel, Bekleidungs- und Verbrauchs-Gegenstände sich be- rechnen als 1816. Die Aufgabe, welche ich mir für meine heutige Vorlesung gestellt habe, ist eine etwas andere, als die allgemeine über die Volksvermehrung überhaupt. Wenn im preufsischen Staate seit 40 Jahren die Bevölkerung gestie- gen ist, so fragt sich: stieg blos die Bevölkerung des platten Landes? oder blos der Städte? oder stiegen beide? und beide in gleichem Grade? oder stieg die Bevölkerung des platten Landes mehr als die der Städte oder um- gekehrt? Ferner: wenn die städtische Bevölkerung stieg, wuchsen mehr die Bevölkerungen der grofsen Städte oder mehr die der kleineren? oder um- gekehrt? — Gingen vielleicht sogar die Bevölkerungen der kleinen Städte zurück und wuchsen vielmehr nur die der grofsen Städte aber in aufseror- dentlichem Grade ? Die gewöhnliche Meinung ist: es steigt die städtische Bevölkerung und bleibt stehen oder geht zurück die ländliche. Zum Beweise werden folgende Betrachtungen angeführt: Wir hören von vielen Seiten, besonders in neuester Zeit, dafs es auf gröfseren Gütern an Arbeitern fehlt, Handel und Gewerbe entwickeln sich besonders in den Städten. In den aufblühen- den Fabriken erhalten die Arbeiter besseren Lohn als auf dem Lande. Viele Tagelöhner ziehen sich daher in die Städte. Die Städte fühlen in Bezug auf das Armenwesen diesen starken Zuzug, und suchen durch Einzugsgeld, Hausstandsgeld, Abgaben und Erschwerungen mancherlei Art den Zugang neu Einziehender möglichst abzuhalten. Es ist nicht richtig, dafs die ländliche Bevölkerung nicht gewachsen sei, sie ist auch gestiegen; aber wahr ist es, dafs sie im Ganzen in geringe- rem Verhältnifs gestiegen ist, als die städtische Bevölkerung. In Betreff der grofsen und kleinen Städte ist es ferner eine verbreitete Meinung, dafs nur die grofsen Städte anwüchsen in der Bevölkerung und dafs die kleineren Städte in der Menschenzahl sogar abnähmen, es sei dies, hört man wohl äufsern, eine ganz natürliche Folge der Eisenbahnen, und der gerade auch durch diese und überhaupt durch die erleichterten Communica- tionen herbeigeführte Gestaltung des Handels, der Fabrikation, des gewerb- lichen Lebens und des bürgerlichen Verkehrs. Gutsbesitzer auf dem Lande, wohlhabendere Einwohner kleiner Städte, beziehen jetzt ihre Bedürfnisse 102 Dıisrenrıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen an Kleidung und Handwerkswaaren auf den Eisenbahnen aus den grofsen Städten, darunter leiden die Handwerker in den kleinen Städten, so sagt man, Handwerker, Bürger und Meister in denselben verlieren ihren Erwerb, verlassen den kleinen Ort und ziehen in die grofse Stadt. Jahrmärkte in den kleinen Städten, welche sonst eine Zusammenkunft vieler Menschen herbei- führten, Thätigkeit und Verkehr in kleinen Orten hervorriefen, haben ihre Bedeutung verloren, seitdem es so leicht ist, sich aus grofsen Städten, in den dort so viel vorhandenen grofsen Waarenlagern mit den nöthigen Le- bensbedürfnissen zu versorgen. Diese Vorstellungen sind nicht ganz richtig. Zwar ist es wahr, dals die grofsen Städte mehr in der Bevölkerung wachsen als die kleinen, aber letztere sind in der Bevölkerung auch gestiegen, zum Theil sehr bedeutend. Die hier erwähnten Gründe über die verschiedene Gestaltungsart der Bevölkerungen von Stadt und Land beziehen sich alle nur auf die neuesten Zeiten. Die erste Eisenbahn im preufsischen Staat von Berlin nach Pots- dam, wurde am 30sten October 1838 in Betrieb gesetzt. Die Veränderun- gen im Handel und zum Theil in der Fabrikation werden vorzugsweise den Eisenbahnen zugewiesen; ich werde daher meine Vergleichungen über die Bevölkerungs- Verhältnisse im preufsischen Staate nach den Resultaten der Z.ählungen von 1840 gegen 1855 zusammenstellen, wobei ich anführe, dafs aus den Acten des statistischen Büreaus für die Städte die positiven Zahlen nach den einzelnen Zählungsperioden ganz detaillirt in dem neuesten Heft des Archivs für Preufsische Landeskunde S. 212-246 abgedruckt sind. Ich bemerke ferner, dafs ich meinen Betrachtungen nur die Civil- Bevölkerung zum Grunde legen werde. Die Dislocationen des stehenden Heeres, die Wechsel der Garnisonen von Stadt zu Stadt, ja von landräthlichem Kreis zu landräthlichem Kreis verstellen die Verhältnisse und geben ein unrichtiges Bild, wenn man die Entwickelung der innern Zustände in Städten oder länd- lichen Gebieten vergleichen will. Auch werde ich Hohenzollern und das Jadegebiet von den Betrachtungen ausschliefsen, da beide 1840 noch nicht, wohl aber 1855 zum preufsischen Staate gehörten. Städtische und ländliche Bevölkerungen standen mit der eben erwähn- ten Beschränkung, also ohne Hohenzollern und Jadegebiet 1840 und 1855 im preufsischen Staate folgendergestalt gegen einander: Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 103 1840: 3,861,017 Stadt. 10,562,237 Land. 1855: 4,750,317 Stadt. 12,177,338 Land. Es verhält sich 3,861,017 zu 4,750,317 wie 100 : 123,03. und 10,862,237 zu 12,177,338 wie 100 : 112,11. Es hat sich hiernach allerdings die städtische Bevölkerung mehr vermehrt und zwar erheblich mehr als die ländliche. Indessen ist doch auch die letz- tere nicht unerheblich gestiegen. Sie wuchs, wenn man nur ganz allgemein die Procentvermehrung von 12,11 durch die 15 Jahre dividirt im Durchschnitt jährlich um 0,st Procent; das ist eine gröfsere Procentvermehrung, als nach der ersten allgemeinen Durchschnittsrechnung (Tabelle Aı) im Ganzen für Frankreich, Belgien, Österreich, Dänemark und viele andere Länder sich berechnet. Überwiegend ist aber allerdings im preufsischen Staate die Stei- gerung in der städtischen Bevölkerung. Es stellen sich diese Veränderungen verschieden, nach den einzelnen Regierungsbezirken und Provinzen, wie die anliegenden Tabellen Bı und Bz näher angeben. Das Gesammtresultat für den kürzeren Zeitraum von 15 Jahren ist, dafs die Bevölkerung des Staats in dieser Zeit stieg von 14,723,254 auf 16,927,655 d.h. von 100 auf 114,97 oder im Durchschnitt jährlich um 0,998 Procent, das ist sehr nahe 1 Procent. — 1840 waren im preufsischen Staat im Ganzen von je 100 Einwohnern 26,22 Städter und 73,73 Landbewohner und 1855 waren von je 100 Einwohnern 28,06 Städter und nur 71,94 Land- bewohner. Aus je 100 Einwohnern von 1840 wurden aber bis 1855 114,97 und von diesen 114,97 waren Städter 32,26; Landbewohner 82,71; — die städtische Bevölkerung stieg also von 26,22 auf 32,26 d.h. von 100 auf 123,05; die ländliche von 73,78 auf 82,71 das ist wie 100 : 112,11 Nach den Provinzen geht die Steigerung in diesen 15 Jahren in der Gesammtbevölkerung wie folgt: 1) Pommern 100 : 122,71; 2) Brandenburg 100 : 122,16; 3) Rheinprovinz 104 Dıirrerıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen 100 : 115,62; 4) Preufsen 100 : 114,17; 5) Sachsen 100 : 113,52; 6) Posen 100 : 112,71; 7) Schlesien 100 : 111,14; 8) Westphalen 100 : 110,13. Pommern, Brandenburg, Rheinprovinz sind mehr gestiegen, als der Durchschnitt des Steigens der Bevölkerung im ganzen Staat beträgt; Pro- vinz Preufsen sehr nahezu gleich dem Durchschnitt des Staats; Sachsen, Posen, Schlesien, Westphalen sind etwas weniger in der Bevölkerung gestie- gen als der Durchschnitt für den Staat sich herausstellt. Diese Unterschiede erklären sich hauptsächlich meist aus allgemeinen Verhältnissen; in mancher Provinz wird es entscheidend, ob Handel und Gewerbe vorzugsweise gestiegen sind, und deshalb ein vorzüglicher Fort- schritt in der städtischen Bevölkerung sich zeigt, welcher Theil der Steige- rung dann für die Gesammtsteigerung der Bevölkerung einer Provinz den Ausschlag giebt. Dafs Pommern in dem Gesammtfortschritt die erste Stelle einnimmt, kann nicht auffallen. Die Provinz war 1840 nur schwach bevölkert (1801 Menschen auf der Quadratmeile, jetzt 2235). Hier war Raum und Gele- genheit zu grolser Volksvermehrung. Stettin hat sich seitdem ganz aufseror- dentlich im Handel gehoben, ebenso sind die vorpommerschen Städte Wol- gast, Stralsund, Greifswald in ihren Handelsbeziehungen sehr vorgegangen, auch selbst die kleinen Städte Hinterpommerns Colberg, Coeslin, Stolpe sind sehr gewachsen. Hier ist es der Östseehandel und dessen Aufschwung, der die Steigernng herbeiführte, weniger eine besonders lebhafte Industrie. Aber neben diesen Fortschritten im Handel, hat sich in Pommern in der letzten Zeit auch die Landwirthschaft sehr entwickelt. Drainage, Beriese- lung der Wiesen, Mergeln auf grofsen Gütern, freies Eigenthum bei den Bauern und kleinen Besitzern, Aufwand grofsen Fleifses bei Selbstbewirth- schaftung kleinern Besitzes, haben hier auch die landwirthschaftlicbe Bevöl- kerung sehr gesteigert. Die ländliche Bevölkerung stieg von 100 auf 120,5; die städtische von 100 : 128,51. — Immer liegt der gröfsere Fortschritt in den Städten, d.h. hier im Aufschwung des Handels. Aber die ländliche Bevölkerung ist in ihrem Steigen gegen diesen Fortschritt nicht so zurückge- blieben, als in manchen anderen Provinzen hervortritt. Anders schon stellt es sich in der Provinz Brandenburg. Zwar ist auch in dieser der Fortschritt der Landwirthschaft erheblich; die ländliche Bevölkerung stieg von 100 : 117,96. Auch in Brandenburg geschieht viel Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 105 auf gröfseren Gütern; das Oderbruch, und auch andere Theile der Provinz sind in der Landwirthschaft in grofsem Fortschritt; Thaers Verdienste sind von bedeutender Nachwirkung ; und die neueren Verbesserungen durch Drainiren, Anwendung von Guano und andern Düngungsmitteln sind häufig, auch heben ländliche Nebengewerbe, wie Zuckerrafinerieen, Brantwein- brennereien und andere die Landwirthschaft sehr. Aber im gröfseren Ver- hältnifs als in Pommern wächst im Vergleich zum Steigen der ländlichen Be- völkerung die städtische. Berlin, aber auch Potsdam, Luckenwalde, Frank- furt, Guben steigen aufserordentlich durch Aufschwung der Industrie. Auch die Rheinprovinz ist in der Gesammt-Bevölkerung mehr gestie- gen als der Durchschnitt des ganzen Staats sich berechnet. Dies ist sehr merkwürdig, da die Rheinprovinz schon 1840 sehr bevölkert war, und schon damals 5236 Menschen auf der Quadratmeile zählte, jetzt 6054. — Hier aber ist es entschieden die städtische Bevölkerung, der Aufschwung der Industrie und auch des Handels, der die Steigerung der Gesammtbevöl- kerung vorzugsweise herbeigeführt hat. Die städtische Bevölkerung wuchs von 100 : 129,21; die ländliche nur von 100 auf 110,59. — In einem Regie- rungsbezirk , in Trier, ist die ländliche Bevölkerung mehr gestiegen (von 100 auf 109) als die städtische (von 100 auf 105,51). Der Regierungsbezirk Trier ist am Rhein am meisten in der Landwirthschaft thätig. Es ist viel kleiner Besitz, und neben der Weinkultur, auch in fleifsiger Landbebauung eine grofse Thätigkeit sichtlich. Das Fabrikwesen ist nicht unerheblich, aber es ist nicht auf Weberei, Spinnerei, Wirkerei vorzugsweis angewiesen, mehr auf bergmännische Production, die doch mehr der ländlichen als der städtischen Bevölkerung zufällt. In allen übrigen Regierungsbezirken am Rhein ist in einem viel gröfseren Verhältnifs die städtische Bevölkerung ge- stiegen als die ländliche, am meisten in Cöln und Düsseldorf; im Regie- rungsbezirk Cöln wegen der aufserordentlich gestiegenen Lebhaftigkeit des Handels in der Stadt Cöln, welchem sich in neuester Zeit sehr grofse Fa- brikanlagen anreihen; im Regierungsbezirk Düsseldorf wegen der ganz un- gemein steigenden Industrie im ganzen Bezirke, besonders in den Städten Crefeld, Elberfeld, Barmen, Gladbach, Lennep, Remscheid, Solingen. Schon 1840 zählte der Regierungsbezirk Düsseldorf 8167, jetzt zählt der- selbe 10,248 Einwohner auf der Quadratmeile, und diese grofse Vermehrung fällt wesentlich auf die Städte und die städtische Industrie. Philos.-histor. Kl. 1857. (6) 106 Dıerrzrıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Die Provinz Preufsen stieg fast gleich mit dem Durchschnitt der Stei- gerung des ganzen Staats. Der Regierungsbezirk Danzig hatte eine gröfsere Steigerung des platten Landes als der Städte. Der Grund ist, dafs die Stadt Danzig selbst sehr wenig gestiegen ist, wogegen in der Weichsel - Nie- derung die Landeskultur sehr zunimmt, auch das westlich von Danzig lie- gende Land der Kassuben, das in alten Karten noch als terra deserta be- zeichnet ist, in der Landwirthschaft aufserordentlich sich hebt. Reiche nnd intelligente Gutsbesitzer haben sich in neuester Zeit hier angekauft, den im Boden ihnen gegebenen fruchtbaren Naturfonds auszubeuten, und bei unse- rer Agrargesetzgebung erwacht auch der cassubische Bauer aus seinem frü- hern Schlaf durch den Reiz des Eigenthums und des freien Besitzes seiner kleinen Scholle. Merkwürdig genug ist dagegen der Regierungsbezirk Gum- binnen, der sehr fruchtbaren Boden hat, und vorzugsweise auf Landwirth- schaft angewiesen ist, in bedeutend gröfserem Verhältnifs in der städtischen, als in der ländlichen Bevölkerung gestiegen. Der Grund kann nur’ in dem Aufschwung des Handels, der Tilsit und auch Insterburg sehr hebt, gesucht werden. In den Regierungsbezirken Königsberg und Marienwerder ist viel städtisches Leben, vorzüglich im Regierungsbezirk Königsberg, und diese Stadt selbst im bedeutenden Fortschritt. Im Allgemeinen ist aber in der Provinz Preufsen die ländliche Bevölkerung gegen die städtische wenig zu- rückgeblieben ; durch die Ostbahn wird die ganze Provinz neu aufgeschlossen; die Landwirthschaft hebt sich ungemein, alle Producte können bei der er- leichterten Communikation verwerthet werden, die Güter steigen erheblich im Preise. Die Provinz Sachsen zeigt eine im Verhältnifs gröfsere Vermehrung der städtischen als der ländlichen Bevölkerung. Indessen ist der Unter- schied nicht so erheblich, als man vielleicht annehmen möchte. Magdeburg, die Altmark sind Kornländer ; — der Rübenbau hat in Magdeburg ungemein sich verbreitet; wie sehr auch die Stadt Magdeburg im Handel gestiegen ist, so ist in dieser ganzen Provinz doch auch die Landwirthschaft ungemein fortgeschritten, und nur im Regierungsbezirk Erfurt, in dem die fabrikrei- chen Städte Mühlhausen, Nordhausen, Heiligenstadt, Suhl, Langensalza und Erfurt selbst liegen, zeigt die Tabelle B ein verhältnifsmäfsig bedeutend stärkeres Steigen in der städtitchen als in der ländlichen Bevölkerung. Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 107 Die Provinz Posen ist die 6te in der Monarchie in Bezug auf die Ge- sammtsteigerung. Hier ist aber wenig Verschiedenheit in dem Wachsen der städtischen und ländlichen Bevölkerung. Bei den Städten ist die Steigerung 100 : 114,12, und auf dem Lande 100 : 112,22. Der Aufschwung liegt, wie in der Provinz Preufsen in der Landcultur. Allerdings hat die Provinz auch viel Städte. Aber es sind mit Ausnahme von Posen und allenfalls Bromberg nur sehr kleine Orte, die nach der ganzen Art ihrer gewerblichen Thätigkeit keine Aussicht auf erheblichen Fortschritt haben dürften: Schlesien hat nur eine Gesammtsteigerung von 100 auf 111,14. Hier aber ist ein viel gröfserer Unterschied zu.Gunsten der Städte, die von 100 zu 120,16 anwuchsen, während das Land nur stieg von 100 zu 109,37. Un- zweifelhaft geht auch die Landkultur in Schlesien vorwärts; vorherrschend aber ist in Schlesien der Fortschritt der Industrie, und mit diesem das Stei- gen der städtischen Bevölkerung, wie die Tabellen besonders bei dem Be- gierungsbezirk Liegnitz hervortreten lassen. ar geringsten ist der Fortschritt der Gesammtbevölkerung in der Provinz Westphalen. Dies ist seit langen Jahren der Fall, und hat im Re- gierungsbezirk Münster seinen Hauptgrund in dem dortigen eigenthümlichen Colonatverhältnifs auf dem Lande, welches jede raschere Entwickelung in den ländlichen Besitzverhältnissen ausschliefst. Der Regierungsbezirk Min- den hat schon eine so starke ländliche Bevölkerung, dafs hier fast gar kein Fortschritt in der Bevölkerung stattfinden würde, wenn die städtische In- dustrie sich nicht aufserordentlich höbe. Im Regierungsbezirk Minden ist die ländliche Bevölkerung in 15 Jahren nur von 100 auf 101,19, die städtische aber von 100 auf 119,67 gestiegen. Der Regierungsbezirk Arnsberg, ähn- lich der Rheinprovinz im höchsten Fortschritt in der Industrie, zeigt nach der Tabelle ein viel gröfseres Steigerungs - Verhältnifs bei der städtischen als bei der ländlichen Bevölkerung. ÖOrdnet man die Provinzen nach dem Fortschritt in der städtischen Bevölkerung, so ist die Reihenfolge: 1) Rhein 129,21; 2) Pommern 128,51; 3) Brandenburg 127,79; 4) Westphalen 121,97; 5) Schlesien 120,46; 6) Preu- fsen 118,69; 7) Sachsen 1147,90; 8) Posen 114,12. — ÖOrdnet man die Provinzen nach dem Fortschritt in der ländlichen Bevölkerung, so ist die Reihenfolge: 1) Pommern 120,50; 2) Brandenburg 02 108 Dıizrerıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen 117,96; 3) Preufsen 113.03; 4) Posen 112,22; 5) Sachsen 111,44; 6) Rhein 110,89; 7) Schlesien 109,37; 8) Westphalen 107,29. Ordnet man endlich die Provinzen nach den Differenzen des Fort- schritts, der städtischen und ländlichen Bevölkerung, um zu ersehen in wel- chen Provinzen das Verhältnifs der Vermehrung der städtischen Bevölke- rung am meisten das der ländlichen überwiegt, so war, während diese Diffe- renz für den ganzen Staat auf 123,03 minus 112,11 d.h. auf 10,92 sich berech- net, dieser Unterschied zu Gunsten der Städte: 1) Rhein 18,32; 2) Westphalen 14,68; 3) Schlesien 11,09; 4) Bran- denburg 9,83; 5) Pommern 8,31; 6) Sachsen 6,23; 7) Preufsen 5,66; 8) Po- sen 1;90. Man sieht deutlich, wie in Posen, Preufsen, Sachsen selbst Pom- mern die ländliche Bevölkerung in ihrem Fortschritt nicht weit zurück- bleibt gegen den Fortschritt der städtischen Bevölkerung, wie aber der letztere in Brandenburg, Schlesien, Westphalen nnd am Rhein bei weitem überwiegt. Wenn man in Bezug auf das Steigen der Bevölkerung in Stadt und Land die Zahlen der Tabellen Bı und 2 specieller durchmustert, so zeigt sich, dafs von den 26 Regierungsbezirken der Monarchie, nur in zweien, Trier und Danzig die ländliche Bevölkerung mehr gestiegen ist, als die städtische, in allen 24 andern und so auch im Durchschnitt des ganzen Staats, zeigt sich unverkennbar ein gröfseres Steigen der städtischen als der ländlichen Bevölkerung, wenngleich auch die letztere für sich betrachtet, verhältnifsmäfsig mehr gestiegen ist, als die Gesammtbevölkerungen von Österreich, oder Dänemark, oder Bayern, oder Frankreich, Belgien, Ba- den, Württemberg, in den letzten 15 Jahren gestiegen sind. Es bleibt nun noch übrig die einzelnen Städte der Monarchie zu ver- gleichen und den Beweis zu liefern, dals die grofsen Städte mehr als die kleinen, und die kleinen wiederum im Ganzen mehr als das platte Land in der Bevölkerung gestiegen sind, wenngleich einzelne Ausnahmefälle vor- kommen. Die nachfolgende Tabelle C giebt hierüber nähere Auskunft und zwar sind in derselben die grofsen Städte von allen übrigen getrennt. Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 109 Als grofse Städte sind die 15 Orte des preufsischen Staats, welche mehr als 30,000 Civil-Einwohner haben, gerechnet; nämlich: Berlin, Bres- lau, Cöln mit Deutz, Königsberg i. Pr., Magdeburg mit Neustadt und Suden- burg, Danzig, Aachen, Stettin, Crefeld, Barmen, Elberfeld, Posen, Halle, Potsdam und Frankfurt. Die Gesammtbevölkerung dieser grofsen Städte hat sich in den 15 Jahren von 1840 zu 1855 gehoben von 933,867 auf 1,236,910 d. h. wie 100 : 132,15. Die Gesammtbevölkerung des preufsischen Staats hob sich in dieser Periode von 14,723,254 auf 16,927,655 d. h. wie 100 : 114,97. In bei weitem höheren Grade ist die Bevölkerung der grolsen Städte gestiegen. Die Bevölkerung des platten Landes stieg in der bezeichneten Periode von 100 : 112,11, sehr viel stärker also ist die Bevölkerung der grofsen Städte gewachsen. Mit Ausnahme von Danzig stiegen alle übrigen 14 grofsen Städte in höherem Grade als die Bevölkerung des ganzen Staats und ebenso als die ländliche Bevölkerung. Am meisten stieg Crefeld, dann folgt Stettin, dann Cöln, dann Berlin (sehr nahe gleich mit Cöln), dann Barmen, Breslau, El- berfeld, Magdeburg, Posen, Halle a. d. S., Frankfurt, Aachen, Potsdam, Königs- berg i. Pr. Es lassen sich wohl Andeutungen finden, weshalb die grofsen Städte in dieser Reihefolge etwa stiegen. Industrie und Handel sind die wesent- lichsten Motive des Steigens; die Industrie hat sich vielleicht noch mehr ge- hoben als der Handel. Diejenige Industrie aber, welche in der letzten Zeit im preufsischen Staat sich am allerraschesten und am allerbedeutendsten ge- hoben hat, ist die Industrie in Seide. Abgesehen von dem Verbrauch im Innern und nach Abzug der vom Auslande etwa eingeführten seidenen und halbseidenen Waaren stieg von diesen die Mehrausfuhr im Zollverein in dem kurzen Zeitraum von 1849 bis 1853 von 16,898,000 Thlr. auf 42,527,000 Thlr. (Vergl. statistische Übersicht der wichtigsten Gegenstände des Verkehrs und Ver- brauchs. V. Forts. S. 832 pp.) d.h. von 100 : 251,67 d. h. also in5 Jahren um bei weitem mehr als das Doppelte. Fast ganz allein das Königreich Sachsen nimmt von den zollvereinten Staaten Antheil an diesem Export, erfällt gewils mit vol- len £, Theilen auf Preufsen allein. Crefeld ist der Hauptsitz dieser Industrie und Crefeld zeigt die allergröfste Steigerung der Bevölkerung. In Stettin wächst der Handel ganz aufserordentlich und wird nach Aufhebung des Sund- 410 Dırrerıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen zolls in noch viel höherem Grade steigen, schon jetzt ist die Stadt aber im allergröfsesten Aufschwung, ihre Bevölkerung wuchs nicht so wie die von Crefeld aber doch noch mehr wie die von Berlin, welches andauernd aller- dings bedeutend in der Bevölkerung steigt, doch aber in dem Verhältnifs des Wachsens nicht Crefeld, nicht Stettin, selbst nicht Cöln erreicht hat, woselbst der aufserordentliche Handel und Verkehr auf dem Rhein und auch grofse industrielle Unternehmungen daselbst ein sehr grofses Anwachsen der Bevölkerung herbeiführen. Sehr auffallend ist es, dafs Danzig sogar gegen den durchschnittlichen Fortschritt der Bevölkerung in der ganzen Monarchie, ja sogar gegen den Fortschritt der ländlichen Bevölkerung im Staate zurückgeblieben ist. Die Stadt wuchs allerdings auch, aber doch nur im Verhältnifs wie von 100 : 109. — Der Getreidehandel, wie höchst wichtig an sich, scheint doch nicht von gleichem Einflufs zu sein, als der Handel mit industriellen Gegen- ständen und die Belebung des Verkehrs durch die Industrie selbst; auch ist zu bemerken, dafs in früherer Zeit von den preufsischen Ostseehäfen, Dan- zig vor allen anderen den Export von Getreide hatte; es ist auch noch in dem Besitz dieses Exports. Der Getreidehandel ist das wahre Lebensmo- ment der Stadt Danzig. Aber in neuester Zeit nimmt Stettin, dessen Han- del sich in allen Beziehungen aufserordentlich hebt, sehr lebhaft Antheil an dem Getreidehandel der Ostseehäfen und mag immerhin einen Theil des Gewinnes, der aus diesem Geschäft sonst fast allein Danzig zuflofs, dieser Handelsstadt entziehen. Die Gesammtzahl aller Städte im preufsischen Staate , welche Stadt- rechte haben und deren Bevölkerungen in den statistischen Tabellen beson- ders angegeben werden, betrug 1855 mit Einschlufs der schon früher behan- delten 15 grofsen Städte 979; wobei jedoch noch angeführt werden mufs, dafs in den Listen des statistischen Büreaus, Deutz bei Cöln, und ebenso die Vorstädte Neustadt und Sudenburg bei Magdeburg als besondere Städte gezählt werden, so dafs hiernach, wie sich von selbst versteht, mit Aus- nahme von Hohenzollern und dem Jadegebiete 982 Orte als ER in den Listen des statistischen Büreaus verzeichnet stehen. Zieht man von den 982 — 18 grofse Städte, — Deutz, Neustadt und Sudenburg besonders gerechnet — ab, oder aber nach der Tabelle C von 979 Städten im Ganzen, die vorher schon behandelten 15 grofsen Städte, Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 111 bei welchen Deutz, Neustadt und Sudenburg schon eingerechnet sind, so bleiben 964 Städte unter 30,000 Einwohner im Jahre 1855 nach der Ta- belle C für den preufsischen Staat mit Ausschlufs von Hohenzollern und dem Jadegebiete. Aber nicht alle diese 964 Städte hatten schon 1840 städtische Rechte, folgende 13 Orte sind in der Zeit von 1840 zu 1855 zu Städten erhoben. Kieferstädtel im R. B. Oppeln 1855. Clötze im R. B. Magdeburg 1855. Heldrungen Leimbach Schönwalde } 1843. sämmtlich im R. B. Merseburg. Seyda Uebigau - Elsterwerda 1855. Thamsbrück 7 äck } im R. B. Erfurt 1846. iegenrüc Neustadt im R. B. Cöln 1843. Steele im R. B. Düsseldorf 1846 und Schleiden im R. B. Aachen 1846. Zieht man diese ab, um die Bevölkerungen von 1840 gegen 1855 vergleichen zu können, so bleiben 951. Diese hatten, wie die Tabelle D übersichtlich zeigt, 1840 eine Einwohnerzahl von 2,921,023 und 1855 von 3,495,038; ihre Einwohnerzahl stieg also von 100 : 119,65, das ist also hö- her als die Gesammtsteigerung ‘der Population im preufsischen Staat, die nur 114,97 betrug, höher auch als die ländliche Bevölkerung stieg, die da anwuchs von 100 zu 112,11. — Die Gesammtbevölkerung der kleinen Städte ist hiernach nicht so gestiegen wie die Bevölkerung der grofsen, welche wuchsen von 100 : 132,15, aber allerdings bedeutend mehr als das platte Land, welches wuchs von 100 : 112,11. Dies könnte nicht stattfinden, wenn es wahr wäre, a durch die Ei- senbahnen, die Industrie, Veränderung des Verkehrs im Innern des Landes, die kleinen Städte erheblich zurückgingen; sie wachsen auch bedeutend und mehr als das platte Land, welches übrigens im preufsischen Staate, wie wie- derholt werden mag, doch in der Bevölkerung ebenso gestiegen ist, als an- dere Länder, wie Österreich, Bayern, Frankreich, Belgien pp. im Gan- 4112 Dıerrerıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen zen. Wirklich zurückgegangen in der Bevölkerung sind von den 951 Städten: Barthen, Gilgenburg, Pillau, Seeburg, Arys, Nikolaiken, Putzig, Zempelburg (Provinz Preufsen). Belzig, Brück, Pfördten (Provinz Bran- denburg). Festenberg, Juliusburg, Prausnitz, Reichthal, Sulau, Goldberg, Greifenberg, Kupferberg, Rothenburg im Kreise Grünberg, Bauerwitz, Gut- tentag, Hultschin, Landsberg, Plefs, Schurgast, Sohrau, Zülz (in der Pro- vinz Schlesien). Baranow, Bojanowo, Buk, Dupin, Grabow, Kempen, Mieschkow, Murowana-Goslin, Neustadt (Kreis Buk), Neustadt (Kreis Ple- schen), Oberzyko, Opaleniz, Pogorschell, Raschkow, Schwersenz, Schwez- kau, Xions, Czerniejewo, Fordon, Labischin, Lobsens, Mielschin, Mogilno, Rogowo, Rynarzewo, Schönlanke, Wittkowo (Provinz Posen). Burg, Dar- desheim, Hornburg, Kroppenstädt, Osterwiek, Salzwedel, Wanzleben, Bit- terfeld, Düben, Stollberg, Ellrich, Tennstädt, Treffurt (Provinz Sachsen.) Lengerich, Tecklenburg, Teltge, Beverungen, Borgholzhausen, Brakel, Pe- tershagen, Versmold, Werther, Berleburg, Hallenberg, Rüthen (Provinz Westphalen). Burscheid mit Leichlingen, Werden, Bacharach, St. Goar, Oberwesel, Simmern, Eschweiler, Malmedy, St. Wendel (Rhein Provinz) d.h. 89, also von beinahe 11 (10,9) eine. Die meisten der genannten zu- rückgegangenen Städte sind ganz unbekannte kleine Orte, sehr viele dersel- ben liegen in der Provinz Posen, bei manchen der genannten 89 Städte er- klärt sich die Verminderung sehr einfach, weil eine nahe belegene gröfsere Stadt durch neue Unternehmungen in demselben Fabrikzweige, der etwa in der zurückgegangenen kleinen Stadt getrieben wird, die Bevölkerung an- zieht; so ist es wohl im Regierungsbezirk Minden mit Werther und Vers- mold, deren Bevölkerungen sich nach dem aufserordentlich steigenden Bie- lefeld gezogen haben mögen. Es kann an sich gar nichts bedeuten und ist ganz natürlıch, dafs in vielen kleinen Orten eine solche Umsetzung der Be- völkerung stattfindet. Bei manchen bekannteren Orten, wie Tecklenburg, selbst Burg, mag allerdings das Zurückgehen einer bestimmten Industrie an diesen Orten Veranlassung der Verminderung der Bevölkerung sein. Übri- gens zeigt die Tabelle C dafs der Rückgang mit Ausnahme der 14 Städte: Pillau, Pfördten, Rothenburg bei Grünberg, Sohrau in Schlesien, Grabow, Mieschkow, Rogowo, Wittkowo, Bitterfeld, Düben, Borgholzhausen, Bur- scheid mit Leichlingen, Eschweiler, St. Wendel, woselbst der Rückgang Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 113 bedeutend ist, doch bei allen übrigen 76 zurückgegangenen Städten nur von 100 auf 97, 96, 95, 90 ist. Bei Pillau ist es möglich, dafs, wie vielleicht auch bei dem gröfseren Danzig, die Raumbeschränkung durch Festungsanla- gen die stärkere Volksvermehrung dieser Orte gehemmt hat; — von Burg liegen bestimmte Nachrichten vor, dafs einmal bei den hohen Wollpreisen und der Veränderung in der ganzen Gestaltung der Tuchfabrikation, welche kleinen Tuchmachern nicht mehr den nöthigen Erwerb giebt, in der Zahl der Menschen, welche mit der Tuchfabrikation beschäftigt sind, seit 1848 eine Verminderung eingetreten ist; ferner, dafs die Cholera im Sommer 1855 gerade in Burg viele Opfer gefordert hat. Im ganz anderen Verhält- nifs sind manche kleinen Städte gestiegen: Memel von 100 auf 187, Dir- schau ebenso, Wittenberge auf 201, Lebus auf 148, Waldenburg in Schle- sien auf 171, Beuthen auf 204, Oschersleben auf 157, Hohenmölsen auf 149, Bielefeld auf 172, Rheda 148, Dortmund 231, Bochum 172, Hagen 151, Hörde auf 325, Duisburg auf 165, Efsen 204, Gladbach 158, Rheydt 153, Ruhrort 178, Solingen 155, Süchteln 169, Viersen 162, Stollberg (R. B. Aachen) 192.— Bei manchen in der Tabelle C angeführten Orten sind andere Abgränzungen der städtischen Bezirke vorgekommen, wodurch sich eine ganz übertriebene, abnorme Vermehrung der Bevölkerung zeigt, wie z. B. bei Lüttringhausen von 100 auf 885, bei Radevormwald auf 793: — Solche Städte sind oben unter den besonders starken Steigerungen nicht hervorge- hoben, es sind vielmehr nur solche bezeichnet, bei denen der innere Ver- kehr selbst einen neuen hohen Aufschwung genommen hat; es sind immer industrielle und Handels- Verhältnisse, welche so aufserordentlichen Auf- schwung einzelner Städte herbeigeführt haben; in Bielefeld neue Unterneh- mungen für Gespinnste und Gewebe, in Dortmund und Hörde durch Stein- kohlen und Eisenwerke, in Ruhrort durch Industrie und Handel, in Memel durch den Handel. Nach der Tabelle D haben sich die Bevölkerungen der kleinen Städte nach den Provinzen in folgender Ordnung gehoben in Pommern auf 126,15 ‚„, der Rheinprovinz ,, 124,24 ,„, Brandenburg „ 122,02 Philos.-hilstor. Kl. 1857. = 114 Dısrerıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen in Westphalen auf 121,97 „, Preufsen Rum. 177, „, Schlesien „„ MB, „, Sachsen „, 113,19 „, Posen 1 "h12,72 In der Provinz Pommern haben folgende Städte sich in der Bevölke- rung in einem höheren Verhältnifs als 100 : 130 vermehrt : Regierungsbezirk Stettin: Anklam 139,55; Cammin 136,33; Daber 131,8; Greifenberg 135,12; Labes 142,70; Naugard 443,10; Pölitz 130,55; Regenwalde 154,25; Wangerin 159,57. — Im Regierungsbezirk Cöslin: Bärwalde 1:34,15: Bublitz 145,3°; Bütow 134,39 Cöslin 136,55; Dramburg 130,31; Lauenburg 140,52; Pollnow 143,98; Schievelbein 138,32; Neustettin 137,21; Stolp 139,08; Zanow 134,85.— Im Regierungsbezirk Stralsund: Dammgarten 141,65; Franzburg 138,07; Garz 148,52; Gützkow 135,98; Lassan 136,345 Triebsees 131,97. — Man kann in Bezug auf diese kleineren Städte nicht sagen, dafs be- sondere Industriezweige, etwa in Weberei, Spinnerei oder bergmännischer Production diese Hebung der Bevölkerung herbeiführte. Es ist vielmehr zunächst die Landwirthschaft, und Regenwalde wo Sprengel wirkt und eine landwirthschaftliche Maschinenfabrik ist, mag sich in Bezug auf Landwirth- schaft, eben so in weiterer Fortwirkung auch Labes und Wangerin so bedeu- tend heben. Die kleineren Städte Pommerns heben sich aber aufserdem ganz besonders dureh den Handel, der hier in den kleineren Küstenstädten von Jahr zu Jahr mehr sich aufnimmt. Auch darf man bei Pommern nicht ver- gessen, dafs die Gesammtzustände der Provinz, namentlich Hinterpommerns 1840 noch wenig entwickelt waren; die meisten der kleinen Städte hatten eine sehr geringe Bevölkerung; seitdem der Aufschwung im Handel einge- treten ist, müssen hier besonders hohe Verhältnifszahlen der Steigerung sich zeigen. Übrigens ging durch Pommern 1855 nur die Eisenbahn von Berlin nach Stettin und von Stettin nach Stargardt; in Hinterpommern namentlich haben die Eisenbahnen weder für noch gegen das Steigen der Bevölkerung in den kleinen Städten einwirken können. Sehr viel anders sind die Verhältnisse in der folgenden Rheinprovinz. Hier ist gleichfalls eine aufserordentliche Steigerung der kleinen Städte ein- Staate in Bezug auf Fertheilung derselben nach Stadt und Land. 115 getreten und zwar zeigt die Tabelle © folgende Orte, die sich in der Bevöl- kerung in einem höheren Verhältnifs als 100 : 130 vermehrt haben: Regierungsbezirk Cön: Mühlheim a. Rhein 135,74. Regierungsbezirk Düsseldorf: Dorp 140,10; Dülken 157,99; Duisburg 165,16 Essen 203,51; Gladbach 157,95; Grevenbroich 134,39; Hückeswagen 296,94; Kaiserswerth 135,75; Langenberg 133,61; Mülheim a. Ruhr 133,71; Orsoy 133,57; Rheydt 153,21; Ruhrort 178,15; Solingen 154,75 Süchteln 169,26, Velbert 155,67; Viersen 162,1. Regierungsbezirk Coblenz: Coblenz mit Ehrenbreitstein 134,02. Regierungsbezirk Aachen: Gemünd 130,36; Stollberg 192,13. — Regierungsbezirk Trier: keine. Es ist ganz besonders der Regierungsbezirk Düsseldorf, wie auch die Tabelle D zeigt, woselbst auch die kleineren Orte sich aufserordentlich he- ben und es ist zweifellos ganz vorzüglich der Aufschwung der Industrie, welche hier die Hebung der kleineren Städte herbeigeführt. Im Regierungs- bezirk Cöln wirken allerdings auch Handels - Verhältnisse mit. Landwirth- schaftliche Interessen und Bestrebungen sind am Rhein vorherrschend im Regierungsbezirk Trier; die Tabelle D zeigt, dafs in Bezug auf die Bevöl- kerungen der kleineren Städte, von allen Regierungsbezirken Trier am we- nigsten vorgerückt ist; von allen kleineren Städten dieses Regierungsbezirks ist nur Saarbrück erheblicher gestiegen und zwar auf 120,17; hier sind es die Steinkohlen und die daran sich knüpfenden bergmännischen Unternehmun- gen, welche die Bevölkerungszahl vermehren. In der Provinz Brandenburg ist die Steigerung der Bevölkerung in den kleineren Städten nicht viel geringer als in der Rheinprovinz. Folgende Örte sind mehr als in dem Verhältnifs von 100 : 130 in der Zeit von 1840 bis 1855 gestiegen: Regierungsbezirk Potsdam: Angermünde 136,51; Bernau 141,33; Biesen- thal 132,16; Brandenburg 134,65; Charlottenburg 144,65; Köpnick 132,64; Friesack 132,93; Kremmen 142,17; Luckenwalde 141,22; Rhi- now 151,05; Saarmund 158,16; Spandau 143,60; Werder 130,97; Wit- tenberge 201,24. Regierungsbezirk Frankfurt: Finsterwalde 141,62; Forste 142,67; Gassen 146,30; Guben 138,59; Lebus 148,06; Neuwedel 133,11; Reetz 132,18; Seelow 135,53; Sommerfeld 146,22; Sorau 135,6 ; P2 116 Dıerrenıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen In vielen dieser Städte ist es allerdings vorzugsweise der Aufschwung der Fabrication, welcher die Steigerung herbeiführt, so in Guben, Fin- sterwalde, Forste, Brandenburg, Sorau, Sommerfeld, Luckenwalde und anderen. i Von den besonders hervorgehobenen kleineren Städten, die sich mehr als im Verhältnifs von 100 : 130 gehoben haben, liegen Angermünde, Ber- nau, Biesenthal, Brandenburg, Köpnick , Friesack, Luckenwalde, Spandau, Wittenberge, Forste, Finsterwalde, Guben, Sorau an Eisenbahnen; und während die gewöhnliche Meinung ist, dafs die Eisenbahnen die kleineren Städte zurückbringen, scheint hier doch geradezu das Gegentheil hervorzu- treten, nämlich dafs die Eisenbahnen durch die Belebung des Handels und Verkehrs, welche sie bewirken, die kleinen Städte heben, besonders wenn diese an den Eisenbahnen oder in der Nähe derselben liegen. In der Provinz Westphalen, die nun folgt, zeigt die Tabelle D, dafs es ganz besonders der industriereiche Regierungsbezirk Arnsberg ist, in wel- chem sich die kleineren Städte in den Bevölkerungs - Verhältnissen ungemein gehoben haben. Von den kleineren Städten Westphalens hat sich in einem höheren Verhältnisse als 100 : 130 gehoben: Im Regierungsbezirk Münster: keine. Im Regierungsbezirk Minden: Bielefeld 172,50; Minden 130,16; Rheda 148,11. — Im Regierungsbezirk Arnsberg: Bochum 172,58; Dortmund 231,03; Hagen 151,36; Hörde 325,290; Lippstadt 136,64; Lüdenscheid 133,69; Wit- ten 171,10. — Es ist ganz unzweifelhaft, dafs in der Provinz Westphalen ganz allein der Aufschwung der Industrie in den kleineren Städten die Hebuug der Be- völkerung herbeiführt, in Dortmund und seiner Umgebung, in der Graf- schaft Mark, in Bielefeld und Minden. Die Provinz Preufsen zeigt in den kleineren Städten eine Steigerung von 100 : 120,17. Die kleineren Städte, welche in einem gröfseren Verhält- nifs wie 100 : 130 sich gehoben haben, sind: Im Regierungsbezirk Königsberg: Allenburg 144,01; Hohenstein 145,41; Liebemühl 131,56; Memel 186,5:; Tapiau 140,16; Wartenburg 146,71. Im Regierungsbezirk Gumbinnen: Lötzen 168,6%. Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 117 Im Regierungsbezirk Danzig: DBerent 134,53; Dirschau 187,25; Neustadt 137,01; Stargardt 136,i9. Im Regierungsbezirk Marienwerder: Baldenburg 135,54; Briesen 178,64; Conitz 137,15; Deutsch Crone 146,07; Flatow 138,15; Freystadt 132,57; Pr. Friedland 134,15; Graudenz 143,50; Krojanke 133,90; Rosen- berg 133,15; Stuhm 155,62; Thorn 131,65; Tuchel 130,2; Vands- burg 136,75. — Es ist gewifs, dafs auch in der Provinz Preufsen das gewerbliche Le- ben in neuer Zeit sich bedeutend hebt, es tritt dies besonders in dem Regie- rungsbezirk Marienwerder in dem Steigen vieler kleinen Städte hervor; auch ist aufserdem in den Regierungsbezirken Gumbinnen und Königsberg die Landwirthschaft sehr thätig und auf manche Städte des Landes wie Lötzen, Allenburg, Hohenstein, Liebemühl von grofsem Einflufs. Der Handel wirkt vortheilhaft auf Memel, Tapiau (woselbst aber auch Fabrication ist) und die kleineren Städte im Regierungsbezirk Danzig. — In Schlesien ist die Bevölkerung der kleineren Städte gestiegen von 100 : 118,33. — Die kleineren Städte, welche in einem höheren Verhältnifs als 100 : 130 sich vermehrt haben sind: Im Regierungsbezirk Breslau: Freiburg 145,39; Gottesberg 130,12; Strie- gau 141,16; Waldenburg 171,01. Im Regierungsbezirk Liegnitz: Görlitz 160,09; Neusalz 140,13; Priebus 133,52; Rothenburg (Kreis Rothenburg) 167,69; Sagan 134,29; Sprot- tau 138,58. Im Regierungsbezirk Oppeln: Beuthen 204,54; Gleiwitz 141,ss; Grotkau 135,67; Ratibor 142,07, Gr. Strehlitz 141,00. Es ist vor allem anderen zunächst die bergmännische Industrie, welche das Wachsen der kleinen Städte im Regierungsbezirk Oppeln, in Rothen- burg und Waldenburg und Freiburg herbeiführt. Auch andere Industrieen gehen in Schlesien lebhaft vorwärts, wie Sprottau, Sagan, Striegau und vor allen andern Görlitz beweisen. Der letztere Ort, sehr anmuthig und reizend in seiner Umgebung, hat neben dem Reiz und aufserordentlichem Aufblühen der Industrie noch den grofsen Vortheil, dafs diese Stadt Görlitz im Com- munal- Grundbesitz vielleicht die reichste Stadt der preufsischen Monarchie ist; sie unterhält in ihrem eigenen Walde 4 Oberförster; die städtische Ver- waltung ist ganz besonders in finanzieller Beziehung vorzüglich geordnet, 118 Dırrenıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen und der reiche Communal - Grundbesitz macht es möglich, dafs die Einwoh- ner fast gar keine städtischen Abgaben zu entrichten haben. Die Folge da- von ist, dafs eine grofse Zahl pensionirter Offieiere und Beamten für ihre letzten Lebensjahre sich nach Görlitz zurückziehen. Unbemerkt kann sehliefslich auch für Schlesien nicht bleiben, dafs die lebhaft befahrenen Ei- senbahnen, welche Schlesien durchziehen zur Belebung vieler kleinen Städte unzweifelhaft beigetragen haben. Die raschere Verbindung durch Eisenbah- nen belebte das gewerbliche Treiben, sowohl in Bezug auf Versendung von Waaren, als auch in Bezug auf Reisen und persönlichen Besuch, und hebt in beiden Beziehungen das bürgerliche Geschäft unbedenklich auch in vielen kleinen Städten ganz aufserordentlich. In der Provinz Sachsen ist die Bevölkerung der kleineren Städte nur gestiegen im Verhältnifs von 100 : 113,19. — Hier war schon eine bedeu- tende Cultur im Jahre 1840 und nur um deshalb mag für die letzte Zeit nicht eine höhere Steigerung der Bevölkerung heraustreten. Diejenigen kleineren Städte, welche von 1840-1855 in der Provinz Sachsen in einem höheren Verhältnifs als 100 : 130 gestiegen sind ergeben sich aus der Ta- belle C und zwar: Im Regierungsbezirk Magdeburg: Oschersleben 157,00; Stafsfurt 136,70; Im Regierungsbezirk Merseburg: Alsleben 144,90; Artern 140,20; Cönnern 136,11; Höhenmölsen 148,98. Im Regierungsbezirk Erfurt: Sömmerda 167,22. In Oschersleben ist es die Braunkohle, in Stafsfurt und auch in Ar- tern das Steinsalz; in Sömmerda sind es die Gewehr- und Stahlfabriken, welche die grofse Steigerung erklären. Hohenmölsen ist ein sehr kleiner Ort, der von 1840 zu 1855 von 1133 zu 1688 Einwohnern stieg, nur die Kleinheit dieser Zahlen erklärt das hohe Steigerungs - Verhältnifs, da sonst besondere Industrie - Verhältnisse, oder gröfsere Unternehmungen für diesen Ort nicht angezeigt sind. Die geringste Steigerung der Bevölkerung in den kleinen Städten zeigt sich in der Provinz Posen 100 : 112,72. Die Steigerung ist bedeutend höher wie Tabelle D zeigt im Regierungsbezirk Bromberg 120,13, als im Regie- rungsbezirk Posen 109,12. — Es ist dies im Allgemeinen eine sehr günstige Erscheinung. Denn die Provinz Posen ist wie keine andere im preufsischen Staate voll von kleinen polnisehen Städten, meist von jüdischer Bevölkerung Staate in Bezug auf IV ertheilung derselben nach Stadt und Land. 119 bewohnt. So rührig und unermüdlich die Thätigkeit dieser oft sehr armen und zu bedauernden Juden ist, so ist für den Flor des Landes und ihrer selbst, doch eine grofse Vermehrung dieser Schicht der Bevölkerung nicht wünschenswerth; sie leben von dem Verkehr und Vortheil bei dem Absatz der Landesproducte von Seiten der polnischen Bauern an die städtischen Be- wohner. Bei fortschreitender Civilisation mufs diese ganz unnütze Preisstei- gerung für die Consumenten und Preisverminderung für die Producenten nach und nach wegfallen. Und dies geschieht. Denn der Regierungsbezirk Posen hat in dieser Provinz die allermeisten solcher kleinen Städte, mehr als der Regierungsbezirk Bromberg und die Steigerung der Bevölkerung der kleineren Städte, ist nach der Tabelle D im Regierungsbezirk Posen sehr viel geringer als im Regierungsbezirk Bromberg. Diejenigen Städte, welche in der Provinz Posen in einem höheren Verhältnifs als 100 : 130 sich vermehrt haben sind: Im Regierungsbezirk Posen: Kosten 142,9; Neutomyschl (ein sehr klei- ner Ort 1840- 773; 1855- 1075 Einw.) 139,07; Rostarzewo (1840 - 665 ; 1855- 866 Einw.) 130,23. Im Regierungsbezirk Bromberg: Bromberg 170,21; Gniewkowo 132,53; Jannowitz 140,89; Kruschwitz (auch ein sehr kleiner Ort von jetzt nur 580 Einw.) 182,97; Miastezko (ebenfalls sehr klein 1840- 545; 1855 949 Einw.) 174,13; Nakel 148,17; Schneidemühl 141,55; Schubin 136,87; Strzelno 139,79; Trzemesno 133,30; Wisseck 150,07. — Diese einzelnen Angaben beweisen, dafs die Städte Bromberg, Nakel, Schneidemühl vielleicht vorzugsweise den Ausschlag geben ; die Provinz be- lebt sich und schliefst sich auf durch die Eisenbahnen, welche sie durchzie- hen und auch die kleineren Städte in ihrem Verkehr heben. Aufserdem ist es weniger steigende Industrie als vielmehr die Landwirthschaft, welche sich in der ganzen Provinz Posen aufserordentlich hebt. Die Endresultate aller Untersuchung sind in der Hauptsache: 1. Die Bevölkerung des preufsischen Staats stieg mehr als die der meisten andern Länder Europa’s von 1840 bis 1855 wie 100 : 114,07. 2. Weniger als in dem Verhältnifs von 100 : 114,97, nämlich nur wie 100 : 112,11 stieg in dieser Zeit im preufsischen Staat die blos ländliche 120 Dıererıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Bevölkerung. Aber auch die Steigerung der ländlichen Bevölkerung allein ist gröfser,, als das Wachsen der Gesammtbevölkerung in vielen andern Län- dern Europa’s. 3. Stärker als die ländliche, ist die Bevölkerung der kleineren Städte unter 30,000 Einwohner im preufsischen Staat gestiegen. 100 : 119,55. — Die Eisenbahnen haben bei sehr vielen kleinen Städten nicht eine Verminde- rung sondern geradezu eine Vermehrung der Bevölkerung herbeigeführt. Manche kleinern Städte sind in aufserordentlichem Grade gestiegen, so Dortmund, Hörde, Memel, Bielefeld. Die Industrie und die erleichterte Communication bewirken meist diese Steigerung. Wirklich vermindert in der Population haben sich verhältnifsmäfsig wenig kleinere Städte, etwa von 44 Eine; und diese Verminderung ist in ihrem Verhältnifs gar nicht zu ver- gleichen mit der Vermehrung anderer Städte. 4. Die stärkste Vermehrung in der Bevölkerung ist im preufsischen Staat bei den grofsen Städten von mehr als 30,000 E. eingetreten. Hier ist die Steigerung wie 100 zu 132,15. Im allgemeinen zeigt wohl die ganze vorhergehende Betrachtung, dafs unsere geselligen Zustände in der gegenwärtigen Zeit vorzugsweise bedingt sind, durch das Steigen der Industrie und des Handels. Die Landwirth- schaft geht vorwärts und zwar bedeutend im preufsischen Staat, sie kann aber nicht folgen dem viel mächtigern Aufschwung im Handel und in der Industrie, wenngleich auch gerade dieser Aufschwung wohlthätig auf die Agricultur zurückwirkt. i Es giebt eine Ansicht, welche diese Gestaltung der Dinge bedauert. ‚Unzweifelhaft bewirkt aber gerade diese Entwickelung der Verhältnisse einen sehr bedeutenden Fortschritt im Wohlstande der Völker und scheint in der That einen neuen Abschnitt der Weltgeschichte, in den Fortschritten des Menschengeschlechts zu bezeichnen. Dies tritt auch bei Betrachtung der Bevölkerungs - Verhältnisse der Städte und des platten Landes in den einzel- nen Staaten und so auch sehr entschieden in dem preufsischen Staat hervor. Die Sittlichkeits-Verhältnisse verbessern sich mit vermehrtem Wohl- stande. Für ganze Völker ist die Armuth nicht der Weg zur Tugend. Das Aufblühen der Fabrikation, der Technik, das Erfinden neuer Maschinen, das Aufsuchen neuer Quellen und neuer Wege des Handels und Absatzes, die vermehrte Benutzung rascher Communikationsmittel,, mufs nothwendig Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 121 den Verstand und die Urtheilskraft der ganzen Nation heben und wenn der Geist und Verstand des Menschen höchstes Eigenthümliche ist, so können Zustände, welche Schärfe des Urtheils, Verbreitung der Bildung als Bedin- gung fordern und als Wirkung herbeiführen, nicht den Anfangspunkt rück- gängiger Bewegung bezeichnen. Von einigen Gelehrten (jedoch ist die Mehrzahl auch derer, welche ganz andern Studien obliegen, wohl anderer Meinung) ist gesagt worden: die Maschinen seien Feinde der Poesie. Möglich, dafs die göttliche Einfachheit und Natürlichkeit homerischer Dichtung in Zuständen wie die unsrigen sind, nicht ihren Boden hat. Gerade zu behaupten, dafs solche Dichtungdurchaus jetzt nicht entstehen könnte, möchte ich nicht. Denn ich sehe nicht ein, weshalb nicht auch unter den gebildetsten Völkern möglich sei, in ganz ein- fache Zustände im Geiste sich zu versetzen, dichtend, bezaubernde Bilder einfachster Naturzustände hervor zu rufen. Aber abgesehen davon, kann ich im Allgemeinen Förderung des Wohlstandes, der Bildung, Verbreitung und Schärfung des Urtheils nicht für ein Hindernifs der Poesie halten und erinnere daran, dafs, wenn in der Zeit der höchsten Blüthe des Atheniensi- schen Staates auch kein Homeros erstand, doch Sophokles sang zur Zeit des Perikles! Philos.-histor. Kl. 1857. Q A» Staaten in Europa. Die Bevolkerung ufsischen Ta Sn S D Bevölk oe: stieg oder fiel: E: Name der Staaten are ee Su Quelle, woher die Zahlenangaben entnommen. von 100 auf | sch jähr- £ Jahr. | Seelenzahl. | Jahr. ] Seelenzahl. lich Procent. 5 > f - ro 1824. Dr. Stein statist.topoer. Beschreib von Sa na | 1.|Sachsen 1824 | 1,273,615| 1855| 2,039,176| 160,11 a SE 165. nee Be GET, SB © || 2. Preulsen 1816 |')10,349,031 | 1855 |°)17,101,832| 165,2 1,67 SS 3. |Engl.,Walesu.Schottl.| 1821| 14,180,351 |1851| 20,936,468| 147,64 1,0 $|Pre 1831. $ Census pro 1351. iD 4. Toskana 1825| 1,256,150 | 1856] 1,779,336| 141,65 ee ea nem AlöFramnan. TUE RE a 5. Sardinien 1824] 3,774,267| 1850| 4,922,440| 130,42 Inadgjem EA: In sie. ToringAn ER AR E Ne. Rieden 1830| 2088u00|1055| Bamma2| 1200 | mm {MEHR Bekkdenaunade sata Ak © Re pro Ä M anısche aalskalender pro . . I. h» S 7. Neapel und Sieilien 1825 7,037,000 1854 9,051,747 128,63 0,99 Preufs, Correspondenz No. 263 von 1856. Es x z = ) - ro 1823. Ubbelohde. Statistik über Hannover. 1823. S. 6. Sl 8 |Hannover 1823] 1,434,126) 1855| 1,841,317| 128,39 0,0 $ Bro 1855 Ar ERS B NED Ehe: Hunaerer. s.6 "Ss || 9. Österreich 1824! 30,006,849 | 1851| 36,398,620 | 121,30 a ealniae Onereiche, 1826. S 10. Dänemark 1823 1,989,500 | 1855 2,468,713| 124,09 0,5 $ Eee Almanach. 1835. =; N 1. Bayern 1820 3,751,739 1855. 4,547,239 121,20 0,51 N DE 1885. nn ” a AT » 3 12. Frankreich 1818 29,217,465 1856 | 36,039,364 123,35 0,61 $ LS Bus ee 15 ennal de la population de l’Empir 1856 pro x I" eno! r n quın uenn eia ı ine, . E 13. Baden 1823 1,108,060 | 1855 1,314,837 118,66 0,58 N pro ei Die ERONSEBEN Statistik Badens. 1825. S. 26. \ pro . m e Statistik. > 14. Belgien 1831 4,082,427 1855 4,607,066 112,83 0,53 N ro 1831. Population du Royaume de Belgique. 1831, I | .. b | pro 1855. Preufs. Correspondenz No. 48 von 1857. E 15. Würtemberg 1821 1,445,378 | 1855| 1,669,720| 115,5 0 $ pro 1921. Memmingen. 5.238, = 1 u ro 1855. ugsburger Zeitun o. von R o || 16. Irland 1823| 6,950,000 | 1851) 6,552,365| 94, | _o,m Pro 1823. . Almanach von 1824, - Tr 3 $ pro 1851. Generalreport. 1 a 4 3 | 5 | ” pro 1820. R er I. S. 314. * Nordamer. Freistaaten! 1820) 9,638,000 |1850 | 23,191,876 ee [>| a (') Ohne Neufchatel. (?) Ohne Neufchatel, Lichtenberg, Hohenzollern und dem Jadegebiet. aa a _ 123 EEE SUB Lem Ser. m toE ie Por TOTER Sr ng Soma nee ren nn nn ASIEN sn nnne Lo me name ur ee ea = RS N ru "XI 'S IS8L 10 sun f a Ü Rt oe - 757 041 18'€ g 28 c$l 9,816 ‘ S "AX 'S "ode o Isle & L’ ‘ n— » ee yday-Ierauan) $ "TS87 vadl | Ban LNGERR \ PRO al Eee Tecgı | ı „et © | Or8I E g| II zo et N ee aut 101 | 029'868'9€ ıse'sgre |0P8I yrewaug(q|/o1 14 [2 yonquayos . apuodsası “sın ‚j ou * s J e h Rn See 'S 7581 ee. DS) ch yes} oud i ee 0501 | zieren 1E8T | zei vog'ee | @r8l 2er Sn a ES ER EHE ya) ca ıs" ? ä [9 Yerk, v z 18°S sn lerne n El v8) and ) KULT LpL'isog gest | EBT'ssg I | E81 YAIALLISQ 'g S 17 1425 I a arour odog ne Kr h 60 gseol r vegı | EB8'rEr's ır a9AouueH ' N 1p ronsmeg Sgpspoad |} TR'T ur orr'2r6P | ocsı nanı rs | uaroıg pun jed ik Tea Oi ding | Sgei orızı | seeszzt [oe gor‘ocg'p |SE81 j PdeaN] io Ss ee IN re ee ZI | 89r'98607 gese | 990z9P°T |8E81 USıpaRS ig S ee R ri | 2E81or 1eg1 | zee'rgeisı | 1F8I MO EN &n et ei Betz Fastrde L1 \cegı | 200'268°r1 | OH81 ps nsape “Su I E L1'6€0' a N R uawImouJus uaqudureue a Sa yoır % |eesr | 922'902'E |orsı uaspnaag 'z ® -ıyel pt D 4 rg [gez ıp oyom “ajfand) a ge 097 uoa mezuapag | “auer l ne? uasyprg "I S ; agep ee .S [9 19p0 Sans .g N Zunıs AM - :önnog Sunıoy]oA } S NIONJOAag 9 1049 u9ı19 uaje S Tora J Br SEI Tun IS N 42) ed oıan g uı u 1 Elsa S 5 F 124 Dırrerıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Regierungs - Bezirke und Provinzen 1840, Städte. | Lanıl. Summe. ee 1. Königsberg 2. Gumbinnen 3. Danzig 4. Marienwerder I. Preulsen 5. Posen 6. Bromberg II. Posen 8. Frankfurt III. Brandenburg 9. Stettin 10. Köslin 41. Stralsund IV. Pommern 12. Breslau 13. Oppeln 14. Liegnitz V. Schlesien 15. Magdeburg '16. Merseburg 17. Erfurt VI. Sachsen 18. Münster 49. Minden 20. Arnsberg 21. Köln 22. Düsseldorf 23. Koblenz 24. Trier 25. Aachen VII. Rheinprovinz Summa 7.Potsd. mit Berlin VII. Westphalen Bı. Civil-Bevölkerung. 1855. Städte. | Land. | Summe. 192,093| 591,803 786,896 | 227,306) 665,195 892,501 63,407 532,302 595,709 72,150| 566,135 638,285 101,106 | 258,509 359,615 | 119,032] 307,138 426,170 103,972 439,977 543,949 | 128,156 | 525,018 653,174 460,578 | 1,825,591) 2,286,169 | 546,644| 2,063,486| 2,61,130 222,350 | 593,660 816,040 | 248,236 | 651,189 894,425 92,465 | 314,590 407,055 | 111,079| 368,011 479,090 314,845 | 908,250| 1,223,095 | 359,315 | 1,019,200) 1,378,515 555,051 494,575 | 1,049,626 | 723,294 583,746 | 1,307,040 218,198) 541,659 759,857 | 264,805 638,574 903,379 773,249 1,036,234 | 1,309,483 | 988,099 | 1,222,320|) 2,210,419 145,145, 336,056 481,201 | 190,117 406,867 596.984 75,172| 312,956 388,728 97,556| 333,095 480,651 55,636 | 112,932 168,568 68,557 128,157 196,714 276,553) 761,944| 1,038,497 | 356,230) 918,119] 1,274,349 246,323| 823,252 | 1,069,580 | 297,960 | 914,595| 1,212,555 123,404 773,660 897,064 | 147,162| 857,946| 1,005,108 157,868| 702,805 860,673 | 190,302 742,733 933,035 527,600 | 2,299,717 | 2,827,317 | 635,424 | 2,515,274| 3,150,698 232,717| 387,064 619,781 | 272,564| 445,044 717,608 221,896] 453,541 675,437 | 265,025 507,939 772,964 100,991 217,460 318,451 | 117,483| 228,567 346,050 555,604 | 1,058,065 | 1,613,669 | 655,072 | 1,181,550| 1,836,622 81,410 | 326,552 407,992 90,310) 339,655 429,965 78,923| 358,540 437,463 91,451 363,595 458,316 131,175 | 394,912 529.087 | 174,492| 455,171 629,663 291,538 | 1,030,004 | 1,374.5412 | 359,253 | 1,158,721| 1,517,974 109,466 | 330,332 439,798 | 150,148] 361,238 514,386 318,497 481,501 802,998 | 439,395 559,949 999,334 84,954| 381,125 466,109 97,392 | 404,009 501,401 49.350 | 409,352 458,702 52,217 417,752 499,969 95,753| 297,122 382.875 | 111,135! 322,720 433,858 658,050 | 1,892,432 | 2,550,1482 | 850,280 2,098,608| 2.918.948 3,861,017 | 10,862,237 | 11,723,254 | 4,750,317 12,177,338| 16,927,655 mm nn nn. _ _ ___((( 2 nn nn nn mm Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 125 der Die Bevölkerung stieg also: N die ländliche gleich in 15 Jahren von 100 auf im Durchschnitt jährlich um Procent 100 gesetzt, Städte. | Land. | Summe. Städte, | Land. | Summe. Land. | Städte. 118,33 111,84 113,42 1,22 0,79 0,89 100 154,43 113,79 106,36 107,15 0,92 0,42 0,48 100 219,05 117,73 118,81 118,51 1,18 1,25 1,3 100 94,10 123,26 119,33 120,08 1,55 1,29 1,34 100 120,16 118,69 113,03 114,17 1,25 0,87 0,94 100 143,68 111,63 109,69 110,22 0,78 0,65 0,68 100 120,00 120,13 116,98 117,70 1,34 1,13 1,18 100 118,58 114,12 112,22 112,71 0,94 0,81 0,85 100 116,05 130,31 118,03 124,52 2,02 1,20 1,63 100 168,33 121,36 117,89 118,89 1,42 1,19 1,26 100 119,33 127,19 117,96 122,16 1,85 1,20 1,48 100 154,17 130,58 | 121,07 124,06 2,02 1,00 1,60 100 17 147 128,75 122,41 123,65 1,92 1,49 1,58 100 128,s6 123,22 113,48 116,70 1,55 0,90 1, 100 172,22 128,51 120,50 122,71 1,92 1,37 1,51 100 140,15 120,96 111,10 113,37 1,40 0,74 0,89 100 189,19 119,25 110,89 112,04 1,28 0,73 0,80 100 175,34 120,55 105,68 108,41 1,37 0,38 0,56 100 360,53 120,46 109,37 111,44 1,36 0,62 0,76 100 219,35 117,0 | 114,8 113,8 16 1,00 1,05 100 116,00 119,44 1119 ! 114,44 1,30 0,80 0,96 100 162,50 116,33 105,1 | 108,67 1,09 0,34 0,58 100 320,59 117,90 111,67 113,82 1,19 0,78 0,92 100 152,56 110,9 | 104,0 105,39 0,3 0,27 0,56 100 | 2708 119,67 101,49 104,77 1,31 0,10 0,32 100 1310,00 130,05 115,36 119,01 2,00 1,02 1,27 100 196,08 121,97 107,9 110,43 1,46 0,49 0,70 100 295,92 137,16 110,26 116,73 2,18 0,68 1,12 100 364,71 137,96 115,57 124,45 2,53 1,04 1,63 100 243,27 114,60 106,00 107,57 0,97 0,10 0,50 100 | 242,50 105,81 109,38 109,00 0,39 0,63 0,60 100 61,90 | 116,07 112,40 113,32 1,07 0,83 0,89 100 | 129,21 110,89 115,62 1,95 | 0,73 1,04 100 1230 | 112, 114,97 | 1,54 | 0,51 1,00 100 126 Dıierenıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Ba. 6 L 4 Von 100 Civil-Einwohnern des Staats waren: Die Von diesen letzteren 08 k er ale Regierungsbegirke Beräikerung ist | in Colonne 6 berechneten und 1840. : 1855. air oe Zahlen sind . 1 2. n % 5 - ® 100 Provinzen Stadibewohner. | Landbewohner. | Stadibewohner. | Landbewohner. Summe. auf Stadibewohner. | Landbewohner, 1. Königsberg 24,41 75,59 25,47 74,53 100,00 113,42 2. Gumbinnen 10,64 89,36 11,30 88,70 100,00 107,15 h 3. Danzig 28,11 71,89 27,9 72,07 100,00 118,51 33,10 4. Marienwerder 19,11 80,89 19,52 80,38 100,00 120,08 23,56 I. Preufsen 20,15 79,85 20,94 79,06 100,00 114,17 23,9 5. Posen 27,25 712,75 27,60 72,40 100,00 110,22 30,42 6. Bromberg 22,12 77,28 23,19 76,81 100,00 117,70 27,9 II. Posen 25,74 74,26 26,07 73,93 100,00 112,71 29,39 7.Potsd. mit Berlin 52,88 47,12 55,34 44,66 100,00 121,52 68,91 55,61 8. Frankfurt 28,72 71,28 29,31 70,69 100,00 118,89 34,85 III. Brandenburg 42,73 57,27 44,10 55,30 100,00 122,16 54,61 9, Stettin 30,16 69,54 31,85 68,15 100,00 124,06 39,51 10. Köslin 19,49 80,51 20,30 79,70 100,00 123,65 25,10 98,5 11. Stralsund 33,01 66,99 34,85 65,15 100,00 116,70 40,67 76,3 | er Te IV. Pommern 26,63 73,37 27,95 72,05 100,00 122,71 34,30 8841 ‚12. Breslau 23,03 76,97 24,57 75,43 100,00 113,37 27,86 85,51 13. Oppeln 13,76 86,24 14,64 85,35 100,00 112,04 16,40 9,64 14. Liegnitz 18,34 81,66 20,10 79,60 100,00 108,41 22,12 8,2 V, Schlesien 18,66 81,34 20,17 79,83 100,00 111,44 22,48 18,96 15. Magdeburg 37,55 62,45 37,98 62,02 100,00 115,78 43,97 'l,sı 16. Merseburg 32,85 67,15 31,29 65,71 100,00 114,44 39,11 75,20 17. Erfurt 31,71 68,29 33,95 66,05 100,00 108,67 36,89 71,78 VI. Sachsen 34,43 65,57 35,67 61,33 100,00 113,82 40,60 73,22 ] ——— — — — 148. Münster 19,96 80,04 21,00 79,00 100,00 105,39 22,13 83,26 49. Minden 18,04 81,96 20,61 79,39 100,00 104,77 21,39 83,18 20. Arnsberg 25,36 74,61 27,11 72,9 100,00 119,01 32,98 16,03 VII. Westphalen 21,43 78,57 23,67 76,33 100,00 110,43 26,14 14,29 21. Köln 24,89 75,1 29,19 70,81 100,00 116,73 34,07 2,66 22. Düsseldorf 39,66 60,34 43,97 56,03 100,00 124,45 51m 9,13 23. Koblenz 18,23 81,77 19,42 80,58 100,00 107,57 20,89 16,68 24. Trier 10,76 89,24 10,44 89,56 100,00 109,00 11,38 )7,62 25. Aachen 100,00 113,32 VIII. Rheinprovinz 25,50 74,20 28,83 71,17 100,00 115,62 33,3 32,29 Summe 26,22 100,00 114,97 Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 127 (& June jüsnnnnnhsemeeng? A Namen Civil- Einwohner. Bo gestiegen der von 100 Städte. 1840, 1855. auf A. Städte von über 30,000 Einwohner. 1. | Berlin 311,491 426,602 136,95 2. | Breslau 92,305 121,345 131,46 3.|Köln mit Deutz 73,954 105,504 142,66 4. | Königsberg 65,852 77,748 118,06 5.|Magdeburg mit Neu- stadt u. Sudenburg 55,078 71,547 129,90 6. | Danzig 57,933 63,178 109,05 7.\ Aachen 43,265 53,496 123,65 8. | Stettin 33,869 50,058 147,80 9. | Crefeld 25,897 45,197 174,53 10. | Barmen 30,847 41,442 134,35 11. | Elberfeld 31,514 41,080 130,35 12.| Posen 31,822 40,928 128,62 13. Halle 28,149 35,488 126,07 14. | Potsdam 26,943 32,359 120,10 15. | Frankfurt 24,948 30,938 124,01 Summe | 933,867 1,236,910 132,45 428 Dısrertcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Givil- Einwohner. u gestiegen oder der ———| gefallen von Städte. 1840, 1855. 100 auf B. Alle übrigen Städte. T: Regierungs-Bezirk Königsberg. 1. | Allenburg 1,695 2,141 144,01 2. Allenstein 3,127 3,717 118,81 3.| Bartenstein 4,010 4,412 110,02 4. | Barthen 1,567 1,417 90,43 5. | Bischofsburg 2,167 2,669 108,19 6. | Bischofsstein 2,800 2,995 106,96 7.| Braunsberg 8,240 9,310 113,35 8.|Domnau 1,458 1,754 120,30 9 | Drenglurth 1,796 1,816 102,78 '10 |Pr. Eylau 2,512 2,924 116,10 11.| Fischhausen 1,772 2,059 116,20 12 | Frauenburg 2,290 2,373 103,63 13. | Friedland 2,376 2,574 103,32 14.! Gerdauen 2,269 2,514 110,80 15. | Gilgenburg 1,230 1,227 99,16 16. Gutstadt 2,926 3,337 114,05 17. | Heiligenbeil 2,822 3,009 106,63 18. Heilsberg 4,460 4,959 111,86 19. | Hohenstein 1,151 1,674 145,44 20. Pr. Holland 3,319 3,745 112,84 21. Kreuzburg 1,793 2,006 111,58 22.|Labiau 3,613 3,992 109,58 23.| Langsberg 1,956 2,359 120,60 24. l iebemühl 1,277 1,680 131,56 25. | Liebstadt 1,705 2,005 117,60 26. \Mehlsack 2916 | 3114 106,79 27. |Memel 9.188 17,090 186,61 28. | Mohrungen 2,612 3,151 120,64 29. Mühlhausen 1,544 1,599 122,9 30. Neidenburg 2.677. 273.034 | 113,33 | Latus | 3,598 | 101,346 | | Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 129 Namen Civil- Einwohner. a gestiegen oder der —| sefallen von Städte 1840. 1855. 100 auf Transport 83,598 101,346 31. | Nordenburg 2,323 2,464 106,07 32.| Ortelsburg 1,468 1,666 113,40 33.! Osterode 2,523 2,829 112,13 34.| Passenheim 1,251 1,485 118,71 35. | Pillau 3,719 2,830 76,10 36. | Rastenburg 3,894 4,536 116,49 37.| Rössel 3,025 3,032 100,23 38 | Saalfeld 1,890 2,306 122,01 39. | Schippenbeil 2,361 2,816 119,27 40. | Seeburg 2,551 2,444 95,81 41.|Soldau 1,860 1,989 106,94 42.| Tapiau 2,460 3,448 140,16 43.| Wartenburg 2,474 3,655 147,74 44.! Wehlau 3,467 4,027 116,15 145. Willenberg 1,926 1,968 102,18 46.| Wormditt 3,264 3,909 119,76 47.| Zinten 2,187 2,808 128,10 | “ Summe | 126,241 | 149,558 | 1184 Philos.-histor. Kl. 1857. R 130 Drerenier über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Civil- Einwohner. a gestiegen oder der gefallen von Städte, 1840. 1855. 100 auf I. Regierungsbezirk Gumbinnen. 1. | Angerburg 3,372 3,457 102,52 2.| Arys 1,224 1,184 96,73 3. Bialla 1,212 1,309 108,00 4.\ Darkehmen 2,219 2,542 114,56 5. Goldapp 3,774 4,016 106,41 6. Gumbinnen 6,262 6,747 107,75 7.\ Insterburg 8544 11,080 129,68 8. | Johannisburg 2,067 2,416 116,58 9. | Lötzen 1,656 2,793 168,66 10.|Lyk 3,409 4,044 118,63 11.| Nikolaiken 1,925 1,844 95,79 12. | Oletzko 3,032 3,472 114,51 13. | Pillkallen 1,684 1,942 115,02 14. | Ragnit 2,662 3,086 115,93 15. | Rhein 1,419 1,527 107,61 16. | Schirwindt 1,400 1,5641 1ll,ı !17.| Sensburg 2,273 2,364 104,0 | 18. | Stallupöhnen 2,872 3,085 107,42 19. | Tilsit 12,401 13,678 110,30 Summe | 63,407° | 72,150 | 113,» | . —. Al Namen Civil- Einwohner. : ie in gestiegen oder ger — | oofallen von Städte. 1840. 1855. 100 auf Il. Regierungsbezirk Danzig. 1.| Berent 2,113 2,849 134,83 . Dirschau 3,176 5,947 187,25 . Elbing 18,617 23,702 127,31 ., Marienburg 6,095 | 7,491 122,90 ., Neustadt 1,949 2,671 137,04 . Neuteich 1,583 1,685 106,44 . Putzig 2106 | 2,043 97,01 .| Schöneck 2,067 2,192 106,05 .| Stargardt 3,571 4,874 136,49 .! Tolkemit 1,896 2,400 126,58 Summe | 43,173 | 55,554 | 129,3 157 3 4 5 6 7 So Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. Namen Civil- Einwohner. = gestiegen der von 100 Städte. 1840, 1855. auf IV. Regierungsbezirk Marienwerder, 1. | Baldenburg 1,287 1,732 134,58 2.| Bischofswerder 1,395 1,583 113,48 3. Briesen 1,671 2,985 178,64 4. Camin 983 1,101 112,00 5. | Christburg 2,431 2,853 117,36 6. | Conitz 3,658 5,029 137,48 7. | Deutsch - Crone 3,395 4,959 146,07 8. | Culm 6,081 6,763 111,05 9. Culmsee 1,535 1,984 129,25 10. | Deutsch-Eylau 2,115 2,281 107,85 11.| Flatow 2,158 2,982 138,18 12: Freystadt 1,529 2,027 132,57 13.,Märk. Friedland 2,243 2,314 103,17 14.|Pr. Friedland 1,804 2,420 134,15 15. | Garnsee 983 1,125 114,45 16.| Gollub 2,174 2,554 117,48 17. | Graudenz 6,442 9,248 143,56 18. | Gurzno 1,116 1,221 109,41 19. | Hammerstein 1,733 2,248 129,72 20.! Jastrow 3,241 3,802 117,31 21.| Kauernick 667 675 101,20 22. | Krojanke 2,348 3,144 133,90 23.| Landeck 751 967 128,76 24. | Lautenburg 1,850 2,342 126,70 25. | Lessen 1,535 1,884 122,74 26.| Löbau 2,914 3,031 104,02 27.| Marienwerder 5,764 6,576 114,09 28. | Mewe 2,381 3,006 126,25 29. | Neuenburg 2,877 3,365 116,96 30. | Neumark 1,430 1,538 107,55 Latus | 70,491 | 87,739 | R2 131 132 Dıererıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Civil - Einwohner. 5 gestiegen oder der gefallen von Städte. 1840, | 1855. 100 auf Transport 70,491 87,739 31.| Rehden 1,150 1,409 122,52 32. | Riesenburg 3,056 3,207 104,94 33. | Rosenberg 1,928 2,573 133,45 34. | Schlochau 1,852 2,385 128,78 35. | Schloppe 1,672 1,918 114,1 36. | Schwetz 3,257 3,699 113,57 37.| Strasburg 3,474 3,836 110,42 38. | Stuhm 1,113 1,732 155,62 39. Thorn 8,686 11,438 131,68 40. | Tuchel 1,639 2,135 130,26 41.| Tuetz 1,212 1,458 120,30 42.| Vandsburg 1,151 1,574 136,75 43. | Zempelburg | 3.291 3,053 92,77 | Summe | 103,972 | 128,156 | 123,2 Also Staate in Bezug auf Fertheilung deiseiuäh nach Stadt und Land. Civil- Einwohner. gestiegen oder Also —— | sefallen von 1840. 1855. 100 auf V. Regierungsbezirk Potsdam. 1. |/Angermünde 3,832 | 5,231 136,51 2. Baruth 1,575 1,693 107,49 3. | Beelitz 2,492 2,731 109,59 4.| Beeskow 3,565 3,852 108,05 5. | Belzig 2,479 2,452 98,91 6. | Bernau 3223 | 4,555 141,33 7.| Biesenthal 1,362 1,800 132,16 8. Brandenburg 14,395 | 19,383 134,65 9.| Brück 1,260 | 1,244 98,13 10.| Brüssow 1,239 1,582 127,68 11.| Buchholz 834 1,007 113,91 12 | Charlottenburg 6,9255 | 10,018 144,65 13. | Cöpnick 2,405 3,190 132,64 14.) Dahme 3,513 4,237 120,61 15. | Neustadt - Eberswalde 4,844 6,130 126,55 16. | Fehrbellin 1,574 2,004 127,32 17. | Freienwalde 3437 | 4,089 118,97 18. | Friesack 2,302 3,060 132,93 19. | Gransee 2,593 3,262 125,50 20. | Greiffenberg 1,220 1,461 119,75 21.) Havelberg 2,865 3,152 110,02 22.| Joachimsthal 1,620 1,870 115,43 23. Jüterbogk 5,000 5,968 119,36 24. | Ketzin 880 1,053 119,66 25.! Kremmen 2,030 2,886 142,17 26. | Kyritz 3,295 3,832 116,30 27.| Alt Landsberg 1,448 1,813 125,21 28. | Lenzen 2,861 3,005 105,03 29. Liebenwalde 2,398 2,602 108,51 30. Lindow 1,552 1,637 105,48 31. | Luckenwalde 6,026 8,510 141,22 32.| Lychen 1,813 2,341 129,12 33. Mayenburg 1,507 1,775 117,78 34. | Mittenwalde 1,905 2,017 105,58 35.| Nauen 4,146 5,084 122,62 36.| Neustadt a. d. Dosse 948 1,028 108,44 37.| Niemegk 2,223 2,474 111,29 38. | Oderberg 2,382 2,658 111,13 39. | Oranienburg 3,098 3,624 116,98 40. | Perleberg 5,648 6,360 112,61 Latus | 118,764 De e— nun | 146,676 | 133 434 Dıererıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Civil- Einwohner. hleo gestiegen der von 100 Städte 1840, 1855. auf a u Ali Reg Transport | 118,764 146,670 41.| Prenzlow 10,962 12,469 113,75 42. | Pritzerbe 1,101 1,426 129,52 43.| Pritzwalk 4,235 4,942 116,69 44. | Puttlitz 1,458 1,637 112,28 45. | Rathenow 5,245 6,242 119,01 46. | Rheinsberg 1,975 2,363 119,65 47.| Rhinow 619 935 151,05 48.| Alt Ruppin 1,581 1,947 123,15 | 49.|Neu Ruppin 8,068 9,261 114,79 50.) Saarmund 337 534 158,46 51.| Schwedt 6,164 7,101 115,20 52.| Spandau 7,179 10,309 143,60 53. | Storkow 1,666 1,894 113,69 54. Strasburg 4,038 4,707 116,57 55. | Strausberg 3,730 4,031 108,07 56. | Teltow 1,242 1,552 124,96 57.| Templin 3,257 4,064 124,18 58. | Teupitz 497 556 111,87 59 | Trebbin 1,604 1,825 113,78 60.| Treuenbrietzen 4,641 4,837 104,22 61.) Vierraden 1,514 1,809 119,48 62.! Werder 1,986 2,601 130,97 63.| Wilsnack 1,796 2,167 120,66 64.| Wittenberge 2,500 5,031 201,24 65.| Wittstock 6,205 6,735 108,54 66. | Wrietzen 5,518 6,562 118,92 67.| Wusterhausen 2,736 2,850 104,17 68. | Zehdenick 2,831 3,204 113,17 69. | Zinna 1,465 1,891 129,09 70. Zossen zum | WughoB | 1,703 2181 1 12807 7077 Summe | 216,617 | 264,338 | 1220 Staate in Bezug auf Fertheilung derselben nach Stadt und Land. Namen Civil- Bevölkerung. der Städte. 1840, 1855. RT a u VI. Regierungsbezirk Frankfurt. 1. | Arnswalde 4,436 5,620 2. | Bärwalde 2,955 3,734 3. | Berlinchen 3,440 4,355 4. | Bernstein 1,673 2,126 5. | Bobersberg 1,485 1,548 6. | Buckow 1,401 1,699 7.| Calau 2,137 2,292 8. | Christianstadt 855 1,019 9. | Cottbus 8,127 9,496 10. | Crossen 6,300 6,649 ıl. | Cüstrin 6,370 7,466 12. | Dobrilugk 1,184 1,357 13. | Drebkau 996 1,090 14. | Driesen 3,643 4,039 15. | Drossen 4,123 4,928 16. | Finsterwalde 4,469 6,329 17. | Forste 3,433 4,898 18. Friedeberg 4,294 5,371 19. | Friedland 915 1,169 20. | Fürstenberg 1,873 2,182 21. | Fürstenfelde 1,818 2,207 22. | Fürstenwalde 4,317 5,414 23. | Gassen 892 1,305 24. | Göritz 1,849 2,154 25. | Golssen 1,009 1,249 26. | Guben 9,742 13,501 27.| Kirchhayn 2,038 2,496 28. | Königsberg 5,065 5,720 29. | Königswalde 1,239 1,379 30. | Lagow 383 463 31.| Landsberg a. Warthe| 10,438 12,899 32. | Lebus 1,625 2,406 |33: | Lieberose 1,503 1,575 34. | Lippehne 2,553 2,915 35. ' Luckau 4,177 4,958 36. | Lübben 4,161 | 4,523 Latus | 116,918 | 142,531 Also gestiegen von 100 auf 126,69 126,36 126,60 127,08 104,24 120,27 107,25 119,18 116,85 105,54 117,21 114,61 109,44 110,87 119,52 141,62 142,67 125,08 127,76 116,50 121,34 125,41 146,30 116,50 123,79 138,59 122,47 112,93 111,30 120,59 123,58 148,06 104,79 114,18 118,70 108,70 135 136 Dısrenıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Civil- Einwohner. ‚Also gestiegen oder der gefallen von Se 1840, | 1855. 100 auf na Et ns HELEN. Transport | 116,918 | 142,531 37.| Lübbenau 3,042 3,057 100,49 38. | Mohrin 1,270 1.491 117,40 39. | Müllrose 1,706 1,988 116,53 40. | Müncheberg 2,507 3,088 123,18 41. Neudamm 3,191 3,197 100,19 42.|Neuwedel 2,060 2,742 133,11 43. | Peitz 2,470 3,113 126,03 44. | Pförten 1,289 974 75,56 45. Reetz 2,183 2,892 132,18 46. | Reppen 3,012 3,446 114,41 47. | Schermeissel 770 847 110,00 48. , Schönfliefs 2,313 2,646 114,10 49. Schwiebus 4,689 5,369 112,37 50. | Seelow 2,125 2,881 135,53 51. | Senftenberg 1,265 1,449 114,55 52. | Soldin 4,812 5,313 110,41 53.\, Sommerfeld 4,760 6,962 146,22 54. | Sonnenburg 2,963 3,655 123,35 55. Sonnenwalde 1,038 1,163 112,04 56. |Sorau 6,311 8,549 135,46 57. Spremberg 4,393 5,503 125,27 58. | Sternberg 1,386 1,561 112,6 59. Trebschen 263 2977 105,32 60. | Triebel 1,452 1,584 109,09 61. | Vetschau 1596 | 1875 117, 62.\ Woldenberg 3,030 3,772 124,19 63. | Zehden 1,450 1,466 101,10 64. | Zielenzig 4,301 5,190 120,67 65. | Züllichau 4,685 5,286 128 ; re Summe | 193,250 | 233,867 air 121,02 Staate in bezug auf Fertheilung derselben nach Stadt und Land. 137 | Namen Civil- Einwohner. au | gestiegen der — 1"—— von 100 Städte 1840. 1855. auf VII. Regierungsbezirk Stettin. 1.| Anklam 7,595 10,624 139,58 | 2.| Bahn 2,015 2,448 121,49 3.| Cammin 3,294 4,820 146,33 ' 4.| Daber 1,446 1,907 131,88 | 5.| Damm 2,869 3,411 118,50 6.| Demmin 6,122 7,640 124,50 7.\ Fiddichow 2,130 2,520 118,31 8. | Freienwalde 1,574 1,863 118,36 9.| Garz 3,683 4,278 116,16 10. | Gollnow 4,678 6,073 129,82 11.| Greifenhagen 4,887 5,880 120,32 12. | Greifenberg 3,777 5,115 135,42 13. Jacobshagen 1,551 1,798 115,93 14.) Jarmen 1,380 1,754 127,10 '15.| Labes 2,988 4,264 142,70 '16.| Massow 2,088 2,500 119,73 |17.| Naugard 3,311 4,751 143,49 18. | Neuwarp 1,757 2,026 115,31 19. | Nörenberg 1,734 2,253 129,93 20.| Pasewalk 5,518 6,477 117,38 21.| Penkun 1,597 1,815 113,65 22.| Plathe 1,704 2,061 120,95 23. | Pölitz 2,294 2,997 130,65 24.| Pyritz 4,591 5,921 128,97 25. | Regenwalde 2,105 3,247 154,25 26. | Stargard 10,811 12,749 117,93 237. Swinemünde 4,016 4,992 124,30 28.| Treptow a. Rega 5,300 5,792 109,28 29.| Treptow a. Tollense 3,577 4,134 115,57 30.| Uckermünde 3,146 4,019 127,75 31.| Usedom 1,383 1,658 119,ss [32 Wangerin 1,395 2,226 159,57 33.| Wollin 3,912 4,691 119,91 34.| Zachan 1,048 1,355 129,29 Summe | 111,276 | 140,559 | 125, Philos.-histor. Kl. 1857. un 1385 Dıererıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Civil- Einwohner. Aus gestiegen der FAT U, Städte. 4840, 1855. auf VIII. Re gierungsbezirk Cöslin. 1. Bärwalde 1,338 1,799 134,45 . Belgard 3,088 3,774 122,22 . Bublitz 2,363 3,435 145,37 . Bütow 2,694 3,634 134,89 .\ Callies 2,774 3,030 109,23 .| Cörlin 2,015 2,752 136,58 . Cöslin 7,552 9,762 129,26 . Dramburg 3,243 4,226 130,31 . Falkenburg 2,903 3,368 116,02 .\ Kolberg 7,593 8,955 117,94 .| Lauenburg 3,465 4,869 140,52 .| Leba 880 1,097 124,66 3.| Pollnow 1,337 1,925 143,98 .| Polzin 2,841 3,641 128,16 Ratzebuhr 1,520 1,926 126,71 . Rügenwalde 4,254 5,088 119,61 .| Rummelsburg 3,017 3,780 125,29 . Schievelbein 3,113 4,306 138,32 .\ Schlawe 3,328 4,152 124,76 . Neu - Stettin 3,797 5,211 137,24 .|Stolp 1,972 11,135 139,68 . Tempelburg 3,299 3,822 115,56 3.|Zanow 1,386 1,869 134,85 Summe | 7,772 | 97,556 | 128, Staate in Bezug auf Fertheilung derselben nach Stadt und Land. 139 Al Namen Civil- Einwohner. ar gestiegen der von 100 Städte. 1840. 1855. auf IX. Regierungsbezirk Stralsund. Bo 1. | Barth 4,470 5,304 118,66 2.| Bergen 2,909 3,663 | 125,95 3.| Dammgarten 1,282 1,816 141,65 4.| Franzburg 1,027 1,418 138,07 5.| Garz 1,459 2,164 148,32 6.| Greifswald 10,876 13,470 123,85 7.| Grimmen 2,561 2,909 113,59 8.) Gützkow 1,284 1,746 135,98 9.| Lassan 1,731 2,360 136,34 10. | Loiz 2,822 3,477 123,21 11.| Richtenberg 1,648 1,986 120,51 je. Stralsund 16,142 18,850 116,78 | 13. | Triebsees 2,618 3,455 131,97 14.| Wolgast 4,807 5,939 123,55 Summe | 55,636 | 68557 | 1832 ER S2 140 Dıierrerıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Also | | Namen Civil- Einwohner. x gestiegen oder der | Tr — gefallen von Städte 1840. 1855. 100 auf X. Regierungsbezirk Breslau. 1.| Auras 967 1,035 107,03 2.| Bernstadt 3,592 3,596 100,11 3.| Brieg 11,230 12,028 107,11 4. | Canth 1,620 2,096 129,38 5.| Dyhrnfurth 1,368 1,510 110,38 6. | Festenberg 2,158 2,279 92,72 7.\ Frankenstein 5,661 6,179 109,15 8. | Freiburg 3,289 4,782 145,39 9.\ Friedland 1,313 1,367 104,11 10.| Glatz 7,654 8,773 114,62 11.| Gottesberg 2,324 3,031 130,42 12.| Guhrau 3,665 3,943 107,59 13. | Habelschwerdt 2,729 3,471 127,19 14. | Herrnstadt 1,875 1,943 103,63 15.| Hundsfeld 774 905 116,93 16. | Juliusburg 976 972 99,59 17.\ Köben 1,226 1,330 108,18 18. | Landeck 1,480 1,800 121,62 19. | Lewin 1,301 1,480 113,76 20.| Löwen 1,450 1,623 111,93 21. | Medzibor 1,297 1,572 121,20 22. | Militsch 2,232 2,839 127,20 23. | Mittelwalde 1,763 1,853 105,10 24. | Münsterberg 3,946 4,995 126,58 25. | Namslau 3,785 4,077 107,71 26. , Neumarkt 3,907 4,717 120,73 27.\| Neurode 4,894 5,374 109,81 28. | Nimptsch 1,835 2,086 113,62 29. | Ols 5,978 6,617 110,69 30. | Ohlau 4,796 5,910 125,58 Latus | 91,295 | 104,183 | Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. .| Prausnitz .|Rauden .| Reichenbach .| Reichenstein .| Reichthal .| Reinerz .\ Schweidnitz ; Silberberg .| Steinau Namen der Städte Strehlen .| Striegau Stroppen .|Sulau Trachenberg .| Trebnitz Tschirnau .| Waldenburg .) Wansee .\ Wartenberg Wartha .| Wilhelmsthal .| Winzig Kane .| Wünschelburg .| Zobten Transport “ Summe | 152,196 Civil- Einwohner. Also gestiegen oder gefallen von 1840. 1855. 100 auf 91,295 104,183 2,425 2,401 99,01 1,197 1,269 106,02 5,101 5,756 112,84 1,803 2,036 112,92 1,310 1,292 98,63 2,282 2,587 113,37 10,621 13,173 124,03 1,155 1,277 110,56 2,716 3,043 112,04 4,260 4,828 113,33 4,763 6,738 141,46 778 858 110,28 719 613 85,26 2,330 2,743 117,3 4,035 4,539 112,49 798 940 117,79 2,622 4,484 171,01 1,403 1,711 121,95 2,247 2,474 110.10 947 1,033 109,08 538 568 105,58 1,925 2,105 109,35 1,983 2,269 114,42 1,389 1,648 118,65 1,554 2,017 129,79 | 176,585 | 116,0 1 4 1 Dir rerıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Sr r Also Civil- Einwohner. F gestiegen oder pt 1 EM gefallen von Städte. 1840. 1855. 100 auf XL Regierungsbezirk Liegnitz. 1.| Beuthen 3,236 3,755 116,04 2.| Bolkenhayn 1,684 2,001 118,52 3.| Bunzlau 5,843 7,067 120,95 4.| Freistadt 3,154 3,558 112,51 5.|Friedeberg a. O. 2,036 2,312 113,56 6. | Grols- Glogau 11,200 13,003 116,10 7.| Görlitz 14,138 22,634 160,09 8. | Goldberg 7,194 7,033 97,76 9. | Greifenberg 2,672 2,663 99,66 10. Grünberg 10,230 10,603 103,65 11.!Haynau 3,567 4,147 116,26 12. | Hirschberg 7,144 7,773 109,50 13. | Hohenfriedberg 686 757 210,35 14.) Hoyerswerda 2,053 2,501 121,82 15. | Jauer 6,182 7,487 121,1 16. | Kupferberg 667 632 94,75 17.| Lähn 920 1,103 119,89 18. | Landshut 3,674 4,329 117,83 19. Lauban 5,716 6,573 114,99 20.| Liebau 1,911 1,992 104,24 21. | Liebenthal 1,522 1,674 109,99 22. | Liegnitz 12,231 15,891 129,92 23. | Löwenberg 3,770 4,682 124,19 24.| Lüben 3,376 4,095 121,30 25.\ Marklissa 1,666 1,865 111,94 26. | Muskau 1,877 2,391 127,38 27. Naumburg a. Bober 809 903 111,62 28. Naumburg a. Queis 1,752 1,804 102,97 29. | Neusalz 3,000 4,204 140,13 30.| Neustädtl 1,268 1,430 112,78 Latus | 125,178 | 150,862 | Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. Summe | 157,868 | 190,302 | 120,5 Namen Civil- Einwohner. en gestiegen oder der gefallen von Städte, 1840. 1855. 100 auf Transport | 125,178 150,862 31. | Parchwitz 1,217 1,406 115,53 32. | Polkwitz 1,757 2,058 117,13 33.| Priebus 1.062 1,418 133,52 34. | Priemkenau 1,358 1,647 121,28 35. | Reichenbach 1,069 1,197 111,9 36.| Rothenburg (Kr. Ro- thenburg) 1,009 1,692 167,69 37. | Rothenburg (Kr. Grün- berg) 822 714 86,86 38.!Ruhland 1,312 1,525 116,23 39.) Sagan 6,603 8,867 134,09 40.|Schlawa 707 849 120,08 41. | Schmiedeberg 3,635 3,299 90,76 42. | Schömberg 1,949 2,065 105,95 43.| Schönau 1,092 1,344 123,08 44.| Schönberg 1,280 1,466 114,5 45. | Seidenberg 1,278 1,510 118,15 46. | Sprottau 3,725 5,162 138,58 | 47.\ Deutsch Wartenberg 875 950 108,57 48.| Wittichenau 1,940 2,271 117,06 u -ı Do u 157 157 DD» = ww DD ns Do X -=ı ww w- ww ww w wm ww 1m w je Mu ml ml dm Al Dumk Dem STEKRFSEeRnnnPpumm Fr (7-7 } o 30. ww XL. Bauerwitz Beuthen Cosel Creutzburg \ Falkenberg Gleiwitz Ober - Glogau Grotkau Guttentag Hultschin . Katscher . Kieferstädtel Konstadt Krappitz .\ Landsberg . Leobschütz .\ Leschnitz .| Lofslau Lublinitz .ı Neisse .| Neustadt 2. Nikolai . Oppeln .| Ottmachau „| Patschkau Peiskretscham .| Pitschen | Plefs Ratibor | Rosenberg „| Rybnick Schurgast Sohrau .\Grofs Strehlitz .. Tarnowitz ;.. Tost . Ujetz . Ziegenhals 39. Summe(ohneKieferstädtel)| 123,404 Zülz Civil- Einwohner. 1840. Regierungsbezirk Oppeln. 2,292 4,079 2,343 3,642 1,559 6,613 3,630 2,596 2,262 2,479 2,422 1,449 1,503 986 6,218 1,272 1,990 2,114 11,086 6,911 3,059 6,969 2,715 3,490 3,300 1,915 3,147 7,022 2,703 2,437 783 3,818 2,005 3,591 1,483 2,275 3,229 2,657 Te oo gefallen von 1855. 2,282 8,343 2,658 3,691 1,971 9,425 3,831 3,522 2,122 2,405 2,626 906 1,609 2,074 961 7,669 1,381 2,277 2.232 12,964 6,909 3,734 8,340 3,252 4,131 3,402 1,952 2,946 9,976 3,139 2,907 717 3,346 2,827 4,577 1,694 2,396 3,318 2,620 146,256 _ _ _____ Also gestiegen oder 100 auf 99,56 204,54 113,44 101,35 126,43 141,88 106,36 135,67 93,81 97,01 108,12 101,04 115,03 97,46 123,34 108,57 114,42 105,58 116,94 116,88 122,07 119,67 119,78 118,37 103,09 101,93 93,61 142,07 116,13 119,9 91,57 86,95 141,00 127,46 114,23 105,32 103,69 98,61 118,52 Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 4 Namen Civil- Einwohner. e gestiegen oder der nu gefallen von Städte 1840, 1855. 100 auf XII. Regierungsbezirk Posen. 1./ Adelnau 1,724 1,877 108,87 2. Baranow 878 863 98,29 3.| Bentschen 1,501 1,722 114,72 4. | Betsche 1,329 1,679 126,34 5. Birnbaum 2,790 3,184 114,12 6. | Blesen 1,190 1,391 116,89 7. Bnin 1,209 1,234 102,07 8. | Bojanowo 2,218 2,199 99,14 9.| Bomst 2,171 2,435 112,16 10. | Borek 1,811 1,857 102,54 11. | Brätz 1,447 1,575 108,85 12.|Buk 2,167 2,106 97,19 13. | Dobberschütz 934 1,109 118,74 14. | Dolzig 1,288 1,414 109,78 15.| Dupin 644 637 98,91 16. | Fraustadt 5,303 5,961 112,41 17.| Görchen 1,455 1,627 111,82 18.\ Gostyn 2,305 2,797 121,34 19. | Grabow 1,480 1,310 88,51 20. | Grätz 3,586 3,712 103,51 21. | Jaratschew 878 974 110,93 22. Jaroczin 1,741 1,959 112,52 23. | Jutroszin 1,768 1,927 108,99 24. | Kähme 620 751 121,13 25.|Karge (Unruhstadt) 1,966 2,042 103,87 26.| Kempen 6,181 5,789 93,66 27. | Kiebel 928 1,078 116,16 28. Kobylin 2,263 2,316 102,4 | 29. | Kopnitz 8al 972 115,58 30. | Koschmin 3,264 3,450 105,70 Latus | 57,880 | 61,947 | Philos.-histor. Kl. 1857. w nn 971 146 Dıererıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen I Namen Civil -Einwohner. Al gestiegen oder der x gefallen von Städte, 1840. 1855. 100 auf Transport 31.! Kosten 32. | Kostrschin 33. Kriewen 34. | Kröben 2,190 3,125 1,228 1,449 904 1,014 1,346 1,620 35. Krotoschin 6,813 7,426 109,00 36. | Kurnick 2,721 2,879 105,81 57,880 61,947 37.\|Lissa 8,719 9,510 109,07 38. | Meseritz 4,823 4,826 100,06 39. | Mieschkow 747 588 78,71 40. | Miloslaw 1,576 1,642 104,19 41. | Mixstadt 1,297 1,306 100,69 | 142,69 118,00 112,17 120,36 42.| Moschin 1,011 1,163 115,03 43.| Murowana-Goslin 1,545 1,435 92,88 44. | Neubrück 668 679 101,65 45. Neustadt (Kr. Buk) 2,460 2,459 99,96 \46. | Neustadt(Kr.Pleschen) 1,204 1,126 93,52 47. Neutomysl 7173 1,075 139,07 48. | Obrzyko 1,709 1,551 90,77 49. | Obornik 1,526 1,769 115,92 50. | Opaleniz 1,337 1,259 94,1 51. | Östrowo 4,500 5,681 125,50 52. | Ostrzeszow (Schild- berg) 53. Bee 54. | Pleschen 55. | Pegorschell 56. Pudewitz 57. | Puniz 58.|ı Rackwitz 59.| Raschkow 60.| Rawiez 61.| Reisen 62.| Rogasen 63. Brei 64.| Rytschywoll 65. | Samter 66. | Sandberg 67. | Sarnowo 68. | Scharfenort 69. | Schlichtingsheim 70. Schmiegel 71.|Schrimm 2,069 2,141 1,990 2,247 4,380 5,274 1,301 1,268 1,450 1,611 1,719 1,961 1,677 1,977 1,526 1,450 8,752 9,396 1,335 1,499 4,412 4,508 665 103,48 112,91 120,41 97,96 111,10 114,08 117,59 95,02 107,36 112,28 102,18 130,8 100,11 122,24 107,0 108,53 129,2 109,78 112,5 123,23 866 913 914 2,451 2,996 542 581 1513 | 1,642 681 | 850 961 2,776 | 3,366 —————— Datus | 151,56 | 165098 | 1,055 3,116 4,148 165,059 Staate in Bezug auf Fertheilung derselben nach Stadt und Land. 4 Namen Cini Einvschner: un gestiegen oder der I gefallen von Städte 1840, 1855. 100 auf Transport 151,456 165,059 72.|Schroda 2,178 2,659 122,08 73.| Schwerin 5,103 5,604 109,82 74. Schwersenz 2,968 2,813 94,78 75.|Schwezkau 1,554 1,438 92,54 76. | Stenszewo 1,152 1,320 114,58 77.| Storchnest 1,283 1,485 115,74 78. | Sulmirschütz 2,366 2,425 102,49 79. | Tirschtiegel 2,216 2,480 111,91 80. | Tschempin 1,309 1,682 128,50 81. | Wielichow 1,043 1,324 126,94 82.| Wollstein 2,627 2,792 | 106,28 83.| Wreschen 3,022 3,268 108,14 84.| Wronke 2,276 2,381 104,61 85.| Xions 1,109 1,004 90,53 86. | Zaborowo 817 878 107,47 87., Zaniemysl 1,417 1,455 102,68 88. | Zduny 3,182 3,319 104,21 89.) Zerkow 1,420 1,571 110,63 90. | Zirke 2,060 1 251 1 1408 114,13 Summe | 190,558 1 207,608 | 1080 148 Dıererıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Civil- Einwohner. Alao gestiegen oder der gefallen von Dita d.tze, 1840. 1855. 100 auf XIV. Regierungsbezirk Bromberg. 1. | Barschin 673 726 107,88 2.| Bromberg 8,467 14,412 170,21 3. Budzin 1,414 1,727 122,14 4. Chodziesen 2,936 3,249 110,59 5.| Czarnikau 3,281 3,826 116,61 6. | Czerniejewo 1,255 1,241 98,88 7. Czerniki 284 325 114,44 8.|Exin 2,109 2,364 112,09 9. | Filehne 3,585 3,684 102,75 10. Fordon 2,051 1,626 79,28 11.| Gembiz 680 725 106,62 12. | Gnesen 5,952 6,924 116,16 13. , Gniewkowo 1,122 1,487 132,53 14.| Gollantsch 1,034 1,321 127,76 15.| Gonsawa 551 652 118,33 16. | Jannowitz 450 634 140,59 17.\Inowrazlaw 4,876 5,750 117,92 18. | Kischkowo 458 536 117,03 19. | Klecko 1,253 1,518 121,15 20.|Poln. Krone 2,133 2,640 123,77 21.| Kruschwitz 317 580 182,97 22.| Kwieciszewo 655 738 112,68 23.\ Labischin 2,476 2,326 93,90 24. | Lekno 565 691 122,30 25. | Lobsens 2,699 2,375 88,00 26. | Lopinno 673 731 108,62 27.|Margonin 1,895 1,944 102,59 28. | Miastezko 545 949 174,13 29. | Mielschin 443 425 95,94 30. | Mieschisko 661 817 123,60 Latus | 55,493 | 66,943 | Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. Namen Civil-Einwohner. Ken gestiegen oder der gefallen von Städte 1840. 1855. 100 auf Transport 55,493 66,943 31. | Mogilno 1,384 1,301 94,00 32.| Mrotschen 1,113 1,305 117,25 33.| Nakel 2,570 3,808 148,17 34. | Pakosch 926 1,048 113,17 35. | Powidz 1,092 1,197 109,62 36. Radolin 663 703 106,8 | 37.| Ragowo 479 390 slLa | 38. | Rynarzewo 795 760 90 | 39. | Samotschin 1,741 2,100 120,62 40. Schneidemühl 3,805 5,387 141,58 41.! Schönlanke 3,678 3,580 97,34 42.| Schokken 1,131 1,213 107,25 43. Schubin 2,216 3,033 136,87 44. | Schulitz 557 600 107,72 45. | Strzelno 1,998 2,793 139,79 46. | Trzemeszno 2,784 3,711 133,30 47. | Uschtz 1,667 1,927 115,60 48. | Willatowo 450 502 111,56 49., Wirsitz 786 934 118,83 50. | Wissek 769 1,154 150,07 51.| Wittkowo 2,073 1,706 82,29 52.| Wongrowine 2,281 2,872 1259 | 53. | Znin 1,681 1,769 105,23 54.|Zydowo 333 343 103,00 Summe | 92,465 | 111,079 | 120,13 1 = 150 Dıerrerıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Civil- Einwohner. a gestiegen oder der gefallen von Städte 1840, 1855. 100 auf KV; Regierungsbezirk Magdeburg. Aken 4,105 4,947 120,51 Arendsee 1,869 2,130 113,96 Arneburg 1,473 1,725 117,11 . | Aschersleben 10,118 12,563 124,16 Barby 3,184 4,043 126,98 Bismark 1,593 1,805 113,31 Burg 14,260 14,056 98,57 Calbe a. d. M. 1,549 1,734 111,94 Calbe a. d. S. 5,391 6,858 125,36 Cochstedt 1,545 1,946 125,95 .| Clötze _ 2,765 er Dardesheim 1,611 1,497 92,99 .| Derenburg i 2,450 103,16 .!"Egeln 3,605 124, . | Gardelegen 3: 5,390 107,09 Genthin ö 2,948 121,51 .. Gommern 1,916 107,69 .ı Gröningen s 2,500 104,56 .\Hadmersleben 942 117,16 .| Halberstadt 17,720 20,394 115,09 .ı Hornburg 2,429 2,392 98,18 .\Jerichow 1,556 1,730 111,18 .|Kroppenstädt 2,082 2,047 95,31 .\Loburg 1,854 2,105 113,54 .|Mökern 1,187 1,760 118,36 Neuhaldensleben 4,491 4,730 105,32 .|Oebisfelde 1,788 1,849 103.41 .| Oschersleben 3,614 5,674 157,00 .| Osterburg 2,238 2,636 117,78 .\, Osterwiek 3,245 3,157 97,89 Latus (ohne Glötze) | 106,562 121,559 1: 2. 3. 4 5. 6. T. 8. 9. 10. 11 12. Staate in Bezug auf Fertheilung derselben nach Stadt und Land. 151 IR R 1 Namen Civil- Einwohner. ;e Fr B gestiegen oder er gefallen von Städte. 1840. 1855. 100 auf Transport 106,862 121,559 31.| Quedlinburg 13,431 13,968 104,00 32.| Grols -Salza 2,291 2,729 119,12 33. | Salzwedel 7,884 7,195 91,26 34.| Sandau 1,882 2,138 113,60 35. | Schönebeck 7,602 8,401 110,51 36. | Schwanebeck 1,960 2,252 114,90 37. Seehausen (Kr. Öster- burg) 3,019 3,625 120,07 | 38. Seehausen (Kr. Wanz- leben) 2,223 2,726 122,63 39. | Stalsfurt 2,019 2,760 136,70 40. | Stendal 6,259 7,355 117,51 41.) Tangermünde 4,053 4,451 109,82 42.| Wanzleben 3,000 2,904 96,80 43.) Wegeleben 2,407 2,615 108,64 44.| Werben 1,732 1,767 102,02 45. | Wernigerode 5,167 5,567 107,74 46. | Wolmirstedt 3,163 3,499 110,62 47. | Ziefar 2,685 2,741 a rd SENAT. | EAN 09 Summe (ohne Clötze) | 177,639 | 198.252 | Ile“ I me | 111,60 452 Dıerrerıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Civil- Einwohner. 8 h gestiegen oder er gefallen von Städte. 41840. 1855. 100 auf WI. Regierungsbezirk Merseburg. 1.\ Alsleben 1,920 2,782 144,90 2.| Artern 2,918 4,091 140,20 3. | Belgern 2,877 3,158 109,77 4.\ Bibra 1,251 1,492 119,26 5. Bitterfeld 4,075 3,619 88,81 6. Brehna 1,596 1,788 112,03 7. | Cölleda 2,957 3,414 115,45 8. | Cönnern 2,573 3,502 136,11 9. | Delitsch 4,551 5,901 129,66 10. | Dommitsch 1,992 2,153 108,08 11.|Düben 3,917 2,379 60,14 12. | Eckartsberga 1,717 1,808 105,30 13. | Eilenburg 8,244 9,901 120,10 14. | Eisleben 8,158 10,063 123,35 15. | Elsterwerda _ 1,629 _ 16. | Ermsleben 2,302 2,730 118,59 17.| Freyburg 2,547 2,560 100,51 18. | Gerbstedt 1,935 2,225 114,99 19. | Gräfenhaynchen 2,665 2,966 111,29 20. | Heeringen 2,075 2,261 108,96 2l.|Heldrungen (1843) 1,727 1,774 102,72 22. | Herzberg 3,041 3,793 124,73 23. | Hettstedt 3,784 4,230 111,79 24. Hohenmölsen 1,133 1,688 148,98 125. | Jessen 2,314 2,435 105,23 26. | Kelbra 1,090 1,114 102,20 27.| Kemberg 2,851 2,970 104,17 128. Landsberg 1,032 1,109 106,49 29.| Laucha 1,653 1,701 102,90 [30.| Lauchstädt 1,473 1,599 108,55 31. | Leimbach (1843) 999 1,030 103,10 32.| Liebenwerda 2,038 2,446 120,02 33. | Löbejün 2,644 3,339 126,29 34. | Lützen 2,182 2,500 114,57 135. Mansfeld 1,465 1,526 104,15 36. , Merseburg 10,276 | 11,228 109,17 ns | so Tamm Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 1193 Namen Civil- Einwohner. i Also gestiegen oder der —l sefallen von Städte. 1840, 1855. 100 auf Transport 99,972 114,904 37.| Mücheln 1,123 1,289 114,78 38. | Mühlberg 3,122 3,437 110,09 39.| Naumburg a. d. S. 12,260 13,361 108,98 40.| Nebra 1,658 2,152 129,79 41. | Ortrand 1,219 1,435 117,72 42. | Pretsch 1,764 2,056 116,55 43. | Prettin 1,538 1,712 111,31 144. | Querfurt 3,169 4,059 117,01 45. Sangerhausen 5,718 6,638 116,09 46. | Schafstedt 1,781 2,091 117,41 47.| Schildau 1,513 1,522 100,59 48. | Schkeuditz 2,717 3,104 114,24 49. | Schlieben 1,761 1,397 107,72 50. | Schmiedeberg 2,690 2,780 103,35 51.|Schönewalde (1843) 1,018 1,182 116,11 52. | Schraplau 1,149 1,309 113,93 53. | Schweinitz 1,212 1,378 113,70 54.|Seyda (1843) 1,437 1,480 102,99 55. | Skoelen 1,534 1,917 124,97 56. | Stöfen 887 1,027 115,78 57. | Stolberg 2,758 2,566 93,04 58. Teuchern 1,399 2,004 143,235 59.) Torgau 6,608 7,292 110,35 60. | Übigau (1845) 1,144 1,426 124,65 61.| Wahrenbrück 658 804 122,19 62.) Weilsenfels 7,961 9,622 120,86 63.| Wettin 3,170 353 11120 64.| Wiehe 1,774 1,883 106,14 65. | Wittenberg 8,308 9,855 118,62 | 66. | Zahna 1,995 2,340 117,29 67. | Zeitz, 10,766 12,731 118,25 68. Zörbig 2,766 3,368 121,76 69. | Osterfelde 1,223 1,391 113,74 |Summe (ohne Heldrungen, Leimbach, Schönewalde, Seyda, Übigau u. Elster- werda) 193,747 221,016 114,07 Br er | Philos.-histor. Kl. 1857. U in Dırrenıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Sm N ru ur um ur anerr mu Bar un Mer (CT ER a mare. BED re m —— Namen Civil- Einwohner. ‚Alp | gestiegen oder der gefallen von Städte 1840. | 1855. 100 auf XVII. Regierungsbezirk Erfurt, 1.| Bennekenstein 3,457 3,946 114,15 2.) Bleicherode 2,725 2,733 100,29 3.! Ellrich 2,914 2,744 94,17 4. | Erfurt 23,480 28,327 120,64 5.| Gebesee 1,916 2,039 106,12 6. | Gefell 1,494 1,724 115,49 7.| Heiligenstadt 4,637 4,919 106,08 8. | Kindelbrück 1,687 1,840 109,07 9 | Langensalza 7,423 8,043 108,35 10.| Mühlhausen 12,650 14,577 115,2 11.| Nordhausen 12,564 15,635 124,43 12.| Ranis 1,151 1,332 115,73 13. | Sachsa 1,644 1,676 101,95 14. | Schleusingen 3,067 3,091 100,78 15. Sömmerda 2,810 4,699 167,22 16. \ Suhl 7,828 8,148 104,09 17. | Tennstedt 3,115 3,075 98,72 18.) Thamsbrück (1846) 1,081 1,072 99,17 19. | Treffurt 1,963 1,900 96,79 20. | Weilsensee 2,551 2,799 109,72 21. | Worbis 1,915 | 2, ei 113,68 22. Ziegenrück (1846) | 856 115,50 Summe (ohne Thamsbrück | und Ziegenrück) 100,991 115,424 | 114,29 Staate in Bezug auf V ertheilung derselben nach Stadt und Land. Namen Civil- Einwohner. . gestiegen oder | der gefallen von Städte. 1840. 1855. 100 auf XVII. Regierungsbezirk Münster. 1., Ahaus 1,668 1,685 101,02 2.) Ahlen 2,692 3,171 117,79 3.| Anholt 1,840 1,902 103,37 4.| Beckum 2,024 2,416 119,37 5. | Billerbeck 1,386 1,505 108,59 6.| Bocholt 4,713 5,016 106,43 7.\ Borken 2,847 2,861 100,49 8. | Coesfeld 3,437 3,670 106,78 9.| Dorsten 2,866 3,105 108,32 10.| Dülmen 2,872 3,526 122,77 11.| Gronau 1,020 1,172 114,90 12 | Haltern 1,918 2,185 113,92 13. | Horstmar 1,051 1,091 103,81 14. ‚ Ibbenbühren 1,975 2,233 113,06 15. | Lengerich 1,403 1,377 98,15 16.| Lüdinghausen 1,674 1,888 112,78 17.| Münster 20,480 22,870 111,67 18. | Oelde 1,739 2,129 122,43 19. | Recklinghausen 3,319 4,066 122,51 20. | Rheine 2,380 2,890 121,43 21.| Sendenhorst 1,525 1,723 112,98 22.| Stadtlohn 2,189 2,325 106,21 23. | Steinfurt 2,575 3,015 117,09 24.| Tecklenburg 1,168 1,167 99,91 125. | Telgte 2,108 2,071 95,24 l26. Vreden 2,536 2,613 103,04 27.) Warendorf 4,243 4,748 111,90 28. Werne 1,792 1,390 105,47 Summe | 81,440 | 90,310 | 110,8 en ee Also 155 156 Dırrenıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Civil- Einwohner. ek gestiegen oder der gefallen von Städte. 1840, 1855. 100 auf XIX. Regierungsbezirk Minden. 27.| Wiedenbrück 2,320 Summe | 78,923 2,708 94,451 116,72 119,67 1.| Beverungen 2,042 1,969 96,43 2. Bielefeld 6,262 10,806 172,56 3. | Borgentreich 1,833 1,851 100,98 4. | Borgholzhausen 1,348 1,210 89,76 5. | Brakel 2,686 2,634 98,06 6. Bünde 1,436 1,544 107,52 7.| Delbrück 1,050 1,256 119,62 8. | Drieburg 1,955 2,073 106,04 9.| Gütersloh 2,844 3,585 126,05 10. | Halle 1,367 1,452 106,22 11.| Herford 7,946 9,621 121,08 12. | Höxter 3,620 3,875 107,04 13.| Lübbecke 2,541 2,839 111,73 14.| Lügde 2,069 2,177 105,22 15.) Minden 9,288 12,089 130,16 16. | Nieheim 1,526 1,699 110,68 17.| Paderborn 8,274 10,661 128,85 18. | Petershagen 2,093 1,938 92,59 19.| Rheda 1,796 2,660 148,11 20.| Rietberg 1,965 1,981 100,81 121.| Salzkotten 1,757 1,918 109,16 22. | Steinheim 2,059 2,292 111,32 23.| Versmold 1,425 1,367 95,93 24. | Vlotho 2,108 2,437 115,61 125. | Warburg 3,363 4,016 119,42 26.| Werther 1,950 1,793 91,95 | | Staate in Bezug auf Fertheilung derselben nach Stadt und Land. Namen der Städte Civil- Einwohner. 1840. Also gestiegen oder ——| sefallen von 1855. 100 auf tn U eanoueunn XX. Regierungsbezirk Arnsberg. Altena Arnsberg Attendorn Berleburg Bochum Breckerfelde Brilon Dortmund Freudenberg Geseke .) Hagen .| Hallenberg . Hamm .| Hattingen . | Herdecke .| Hilchenbach .| Hörde | Iserlohe .| Kamen .| Laasphe .) Limburg .| Lippstadt . Lüdenscheid . Lünen .| Marsberg .|Medebach .| Menden .| Meschede .| Neheim .|Neuenrade Latus | 4,513 4,120 1,507 2,083 3,859 1,671 3,366 7,205 803 3,149 4,566 1,592 5,151 3,910 2,938 1,216 1,637 10,311 2,578 1,966 2,109 3,982 3,577 2,117 3,224 2,329 2,942 1,915 1,825 1,320 93,481 5,229 4,612 1,547 2,057 6,660 1,780 4,008 16,646 951 3,857 6,911 1,527 6,352 4,518 3,032 1,288 5,325 13,361 3,206 2,098 2,597 5,443 4,792 2,651 3,702 2,569 3,483 2,133 2,200 1,353 125,888 157 4155 Diereatcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Namen Civil- Einwohner. ‚Also gestiegen oder der — on geoallen von Städte 1840, 1855. 400 auf Transport 93,481 125,888 31.| Olpe 1,871 2,048 109,46 32. | Plettenberg 1,682 1,695 100,77 33.) Rüthen 1,938 1,896 97,8 34. | Schmallenberg 9 1,032 113,25 35.) Schwelm 4,085 4,602 112,66 36. | Schwerte 1,960 2,517 128,42 37.\ Siegen 6,074 7,035 115,82 38. | Soest 8,313 9,907 119,17 39.| Unna 4,977 5,932 119,19 40.| Werl 3,631 4,391 120,93 41.| Westhofen 1,027 1,079 105,06 42. | Winterberg 1,238 1,358 109,69 43. | Witten 2,987 | 5,112 171,10 Summe | 134,175 | 174,492 | 130,5 Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 159 k eo Also Namen Civil- Einwohner. ; gestiegen der — — —_ — — jean, Set äudkize: 1840, 1855. auf XXI Regierungsbezirk Cöln. 1.!Bonn 14,369 17,922 124,73 2.' Euskirchen 2,932 3,640 124,15 3. Gladbach 2,546 3,142 123,41 4.| Gummersbach 959 1,059 110,22 5. | Königswinter 2,107 2,345 111,30 6. Mühlheim a. Rhein 4,995 6,780 135,74 7.| Münstereifel 1,884 2,079 110,35 8. Neustadt (1843) 806 807 100,12 9. | Siegburg 2,701 3,475 128,66 10.| Wipperfürth 1,845 1,992 107,97 |11. | Zülpich | 1,174 | 1,403 119,51 Summe (ohne Neustadt) | 35512 | 43837 | 123,4 ———— — — — _ _ —— nn 1 A an nen. 160 Dıiererıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Also | Namen Civil- Einwohner. gestiegen oder der | —— — | gefallen von Städte 1840, 1855. 100 auf VOLLE Regierungsbezirk Düsseldorf. 1.| Angermünd 1,303 1,515 116,27 2.| Burg 1,511 1,695 112,18 3.\ Burscheid mit Leich- lingen 10,470 9,160 87,49 4. | Cleve 8,015 8,171 101,95 5. Dahlen 1,323 1,639 123,89 6. Dinslaken 1,526 1,752 116,12 7.\,Derp 5,654 7,921 140,10 8.!Dülken 2,228 3,520 157,99 9.| Düsseldorf 22,477 26,553 118,13 10, | Duisburg 7,021 | 11,617 165,46 11, | Emmerich 6,256 7,105 113,57 12.\ Essen 6,325 12,891 203,81 13. | Geldern 3,426 4,010 117,05 14. | Gerresheim 1,305 1,503 115,10 15.| Gladbach 2,775 4,383 157,95 16.\| Goch 3,755 4,012 106,84 17. | Gräfrath 4,049 4,854 119,58 18. | Grevenbroich 823 1,106 134,39 19. | Hittorf 1,645 1,782 108,33 20. | Hückeswegen (1852: 3081) 3,002 8,914 296,94 21. Isselburg 914 1,086 116,85 22.| Kaiserswerth 1,702 2,311 135,78 23.| Kaldenkirchen 1,598 1,755 109,82 24.| Kempen 3,538 4,461 126,09 25. | Kettwig 2,613 2,887 110,49 26.| Kronenburg 796 830 104,27 27.\ Langenberg 2,249 3,005 133,61 28. | Lennep 6,363 771 | 1216 Latus | 114,662 | 148,179 | Staate in Bezug auf Fertheilung derselben nach Stadt und Land. Namen Civil-Einwohner. Ira gestiegen oder der Tee | gefallen. von Städte. 1840. 1855. 100 auf Transport 114,662 148,179 29. | Lüttringhausen (1849: 1,003) 948 8,388 884,51 30.\ Merscheid mit Höh- scheid 10,839 13,725 126,63 31.| Mettmann 2,455 2,840 115,68 32. | Meurs 2,731 3,263 119,48 33. Mülheim a. d. R. 8,817 11,789 133,11 34. | Neufs 9,057 9,690 106,99 35.| Odenkirchen 1,314 1,616 122,98 36. Opladen mit Neukir- chen 3,001 3,687 122,86 37. Orsoy 1,429 1,913 133,87 38. | Radevormwald (1852: 1,368) 1,095 8,684 793,06 39. | Ratingen 4,037 5,012 124,15 40. | Rees 3,287 3,586 109,10 41. | Remscheid 11,142 14,160 127,09 42. | Rheinberg 2,268 2,334 102,91 43. | Rheydt 3,227 4,944 153,21 44. Ronsdorf 6,535 7,486 114,55 45. | Ruhrort 2,897 5,161 178,15 46. | Solingen 5,519 8,589 154,78 47. | Steele (1846) 2,505 2,942 117,45 48. | Süchteln 1,571 2,660 169,26 49.\ Uerdingen 2,735 3,142 114,88 50.| Velbert 758 1,180 155,67 51.| Viersen 4,543 7,379 162,43 52.| Wald 4,268 5,536 129,71 53.| Werden (1852: 5,605)| 3,873 3,804 95,22 54.| Wesel 11,592 11,881 102,49 55.| Wevelinghofen 1,747 1,940 111,05 56. | Wülfrath 1,095 1,146 104,66 57.| Xanten 2,767 3,010 108,78 Summe (ohne Steele) | 230,239 | 306,724 | 1332 Philos.-histor. Kl. 1857. 161 462 Dıererıcı über die Zunahme der Bevölkerung im preufsischen Also Namen Civil-Einwohner. ö gestiegen oder gefallen von Städte 1840. 1855. 100 auf Summe | 84984 | 97462 | 114,0 XXIH. Regierungsbezirk Coblenz. 1.| Ahrweiler 2,732 2,784 101,90 2. Andernach 3,354 3,859 115,06 3.\, Bacharach 1,620 1,492 92,10 4., Bendorf 2,246 2,486 110,69 5. Boppard 3,810 3,958 103,58 6. Braunsfeld 1,586 1,659 104,60 7.\, Coblenz mit Ehren- breitstein 18,387 24,643 134,02 8. Cochem 2,501 2,571 102,50 9.,St. Goar 1,394 1,266 90,82 10. | Kirn 1,732 1,788 103,23 11.) Kreuznach 8,415 10,161 120,75 12. | Linz 2,379 2,835 119,17 13.| Mayen 4,694 5,956 126,59 14., Neuwied 5,995 7,130 118,93 15. | Oberwesel 2,644 2,552 96,52 16. | Remagen 1,749 1,796 102,69 17. Simmern 2,890 2,803 96,99 18. | Sinzig 1,832 1,850 100,98 19. | Sobernheim 2,586 2,713 104,91 20.) Stromberg 1,061 1,074 101,3 21.| Trarbach 1,452 1,660 114,33 22.| Vallendar 3,024 3,163 104,60 23.| Wetzlar 4,806 5,104 106,20 24. | Zell 2,095 2,159 103,05 Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. 163 Namen Civil- Einwohner, palsa ! gestiegen oder der ——— gefallen von Set audete: 1840. 1855. 100 auf XXIV. Regierungsbezirk Aachen. 1. | Burtscheid 5,367 6,530 121,67 2.| Düren 7,925 8,500 107,26 3.| Erkelenz 1,994 2,201 110,38 4.| Eschweiler (1846: 9,033) 7,221 4,577 63,38 5.| Eupen 11,646 12,77 109,13 6. Geilenkirchen 1,466 1,553 105,93 7. Gemünd 807 1,052 130,36 8. Heinsberg 1,798 1,969 109,51 9.. Jülich 2,943 3,075 104,49 10. | Malmedy 4,091 3,965 96,92 | 11.! Montjoie 2,837 3,241 114,24 |12.| Schleiden (1846) 562 519 92,35 | 13. | Stollberg 3,420 6,581 192,43 14.|St. Vith | 973 1,100 113,05 Summe (ohne Schleiden) | 52,488 | 57,123 me 108,83 | Namen Civil- Einwohner. ER gestiegen oder der ee ee gefallen von Städte 1840. 1855. 100 auf XXV. Regierungsbezirk Trier. 1.| Bernkastel 2,191 2,280 104,06 2. | Bittburg 1,986 2,260 113,50 3.\ Merzig 3,377 3,442 101,92 4.| Ottweiler 2,993 3,064 102,37 5.| Prüm 2,200 2,298 104,45 6. Saarbrück 8,081 9,711 120,17 7.| Saarburg 1,957 2,122 108,43 8. Saarlouis 4,233 4,385 103,59 9.| Trier 15,717 17,322 110,21 10.|St. Wendel (1843: 2,661) 3,859 2,333 60,46 11. | Wittlich 2,756 3,000 108,85 Summe | 49,350 | 52,217 | 105, TG — X® 464 Diıerrerıcı üb. d. Zunahme d. Bevölkerung im preufs. Staate etc. D. Kleinere Städte des preufsischen Staats. | ! Intden - Zahl Deren Einwohnerzahl. |“ ung | | Regierungs - Bezirken cs H und m Aayöikerung Bemerkungen. Städte. von 100 Provinzen. 1840, 1855. auf 1. Königsberg 47 126,241 149,558 | 118,47 2. Gumbinnen 19 63,407 72,150 | 113,9 | 3. Danzig 10 43,173 55,854 | 129,37 | 4. Marienwerder 43 103,972 128,156 | 123,26 | I. Provinz Preulsen | 119 336,793 | 405,718 | 120,47 5. Potsdam 70 216,617 264,333 | 122,03 6. Frankfurt 65 193,250 233,867 | 121,02 II. Pr.Brandenburg | 135 409,867 498,200 | 122,02 f 7. Stettin 34 111,276 140,039 | 125,85 8. Köslin 23 75,772 97,556 | 128,75 | | 9. Stralsund 14 55,636 68,557 | 123,22 II. Prov. Pommern | 7ı 242,684 306.152 | 126,15 10. Breslau 55 152,196 176,555 | 116,02 11. Liegnitz 48 157,868 190,302 | 120,55 12. Oppeln 38 123,404 146,256 | 118,52 IV. Prov. Schlesien | 141 433,468 513,143 | 118,38 13. Posen 90 190,558 207,608 | 108,12 | 14. Bromberg 54 92,465 111,079 | 120,13 V. Provinz Posen 144 283,023 318,687 | 112,72 15. Magdeburg 46 177,639 198,252 | 111,60 16. Merseburg 63 193,747 221,016 | 114,07 17. Erfurt 20 100,991 115,424 | 114, VI. Provinz Sachsen] 129 472,377 531,692 | 113,19 18. Münster 28 81,440 90,310 | 110,89 49. Minden 27 78,923 94,451 | 119,67 20. Arnsberg 43 134,175 174,492 | 130,05 VII. Pr.Westphalen| 98 294,538 359,253 | 121,97 21. Köln 10 35,512 43,837 | 123,4 22. Düsseldorf 56 230,239 306,724 | 133,22 23. Koblenz 24 84,984 97,462 | 114,60 24. Aachen 13 52,488 57,123 | 108,83 25. Trier 11 49,350 52,217 | 105,81 VII. Rheinprovinz | 114 452,573 557,363 | 124,24 Summe | 951 | 2,925,323 | 3,493,208 | 119,5 | br EE tun) BE 9 2 SEE —e > — MERKWÜRDIGE MARMORWERKE DES KÖNIGL. MUSEUMS ZU BERLIN. Von HE: PAN OFKA. mann wenn [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 23. April 1857.] A Jove principium. I. ZEUS AGORAIOS Taf. I, 1, 2, 3, 4. W. sehr auch diese eigenthümliche 6 F. 2 Z. hohe Jupiterstatue (!) in griechischem Marmor, (Taf. I, 1, 2) sich schon längst zu einer eingehenden wissenschaftlichen Prüfung empfahl: so ist ihr doch bisher nur eine sorgfäl- tige Beschreibung (*) zu Theil geworden. Dieselbe lautet also: „Diese ansehnliche und wohlgearbeitete Figur befand sich früher bei „dem Kunsthändler Vescovali zu Rom, und war, wie ähnliche Statuen „im Pallast Altemps und bei dem Bildhauer Pacetti als Aesculap er- „gänzt; ihre gegenwärtige Gestalt verdankt sie der Ansicht und Angabe „Thorwaldsens. Der Gott ist stehend gebildet, unterhalb und linker- „seits mit einem Himation angethan; in der Rechten hält er gegenwärtig „ein Scepter, in der Linken eine Schale deren Ergänzung durch einen „antiken Ansatz am Gewande begründet scheint. Ungewöhnlich ist ein „kleines Pilaster (cippus), welches zur Andeutung irgend eines Opfer- „zwecks rechterseits vor dieser Figur im Hintergrund bemerklich ist. „Neu sind aufser den gedachten Attributen der Kopf, der rechte Arm, „der linke Unterarm, eine der Troddeln (Suravcı) des Gewandes, die Ze- (') Rotunde des K. Mus. n. 2. Erwerb des K. sächsischen Agenten Hofrath Bianconi. — Auf unsrer Tafel 4 verkleinert. (2) Gerhard Berlins antike Bildw. S. 30. 166 Pınworeka: „hen des rechten Fufses und eine am linken; endlich der begleitende Adler „mit dem Theil der Basis auf welchem er steht.” Hiegegen müssen wir zuvörderst bemerken dafs der angebliche antike Ansatz einer vermutheten Schale bei genauerer Betrachtung sich als irrthüm- lich herausstellt; daher die gegenwärtige Schale keinen höheren Werth als den einer willkürlichen Restauration beanspruchen kann. Da ferner der Adler und seine Basis ebenfals dem Ergänzer zur Last fallen, sowie auch das Scepter: so entsteht die Frage, ist der Gedanke an diese Attribute zulässig, oder vielmehr gegen ein andres Attribut in der rechten Hand des Gottes zu vertauschen ? Diese Frage läst sich nicht eher befriedigend beantworten als nachdem wir aus dem unzweifelhaft antiken Theil der Statue ihren besonderen Cha- rakter entnommen haben, und so zugleich den Beinamen gewinnen werden welchen das griechische Alterthum Statuen dieses Aussehens beizulegen pflegte. Nichts fördert aber mehr das Verständnifs der Antiken als die Ver- gleichung ähnlicher Bildwerke. In dieser Beziehung empfiehlt sich vornem- lich eine Jupiterstatue (Taf. I, 3.) im Neapler Museum (°) die in Neapels antiken Bildwerken (Marm. 106, S. 37) folgendermafsen beschrieben wird: „Stehende Figur mit dem Mantel nach gewohnter Weise unterwärts und lin- kerseits bekleidet, der linke Arm ist eingehüllt und angestemmt, das Haar ist mit einem Stirnband geschmückt und aufser der grofsen Locke über der Stirn mehr platonisch als jovisch. Die Fülse haben Sandalen; auf einem daneben stehenden Cippus liegt ein andres Gewandstück. Aufser dem rech- ten Unterarm mit dem Blitz ist diese Statue sehr wohl erhalten, aber auch deshalb um so schätzbarer.” Nächstdem bieten sich noch eine Statuette im Magazin des Louvre wegen ähnlichen eippus (*) der vom Gewand zum Theil verdeckt wird, ferner im Capitolinischen Museum (°) eine ähnliche grofse Statue (Taf. I, 4) und eine andre mit einem runden Altar hinter sich (°) zu belehrender Ver- gleichung dar. (?) Clarac Mus. de sculpt. T. II, pl. 396 n. 678d. Gargiulo Monum. du Musde de Na- ples I, 13. wo der cippus mit andrem Gewandstück fehlt. (*) Clarac Mus. de sculpt. T, III, pl. 399 n. 672. (°) Mus. Capitol. V. III, 3. Clarae 1. c. n. 675. (°) Mus. Capitol. V. II, 2. Clarac n. 676; wenn nicht derselbe vielmehr ein z1@wrıov merkwürdige Marmorwerke des Königl. Museums zu Berlin. 167 Für das Verständnifs dieser Jupiterstatuen die nebst manchen sehr ähnlichen in verschiedenen Museen Europas eine besondere Klasse bil- den, sind meines Erachtens vorzugsweise drei Momente vorzugsweise in Erwägung zu ziehen. Einmal die stehende Stellung des Gottes, fürs andre die Art seiner Drapirung, wozu bisweilen auch die F ufsbekleidung mit San- dalen sich gesellt. Diese Merkmale finden wir vereint bei Bildsäulen der Redner genau wieder, wovon die zum Vergleich daneben gestellte (Taf. 1,5) Statue des Demosthenes (7) den kürzesten und schlagendsten Beweis liefert. Was drittens das kleine Pilaster anbelangt, das wir im Hintergrund bei unse- rer Götterstatue wahrnehmen (Taf. I, 2), so dringt zwar zunächst die Ver- muthung sich auf, es stelle nur eine bedeutungslose Stütze vor, deren der Künstler für seine Statue bedurfte. Allein ohne dieser Ansicht im gering- sten zu nahe zu treten, dürfen wir nicht übersehen, dafs es dem Geiste der alten Kunst durchaus entspricht diesen praktischen Zweck durch ein ideelles Symbol oder Attribut zu verdecken. Als schlagende Beweise genügt es Baumstämme und Bäume verschiedner Gattung bei Statuen des Apollo, Dionysos und Satyrn, Felsen und Pfeiler als Stützen von Musenstatuen ins Gedächtnifs zu rufen, vornemlich aber an den Schild der Athene Parthenos zu erinnern, der unbeschadet seiner hohen religiösen und künstlerischen Be- deutung zugleich die Aufgabe hatte der mit der Nikestatue belasteten Hand der Göttin zur Stütze zu dienen. Beachten wir daher dafs bei den von uns angeführten gleich drapirten Jupiterstatuen etwas ähnliches sich vorfindet, so berechtigt dies wohl auf einen tieferen Zusammenhang in dem es mit dem Gott steht zu schliefsen. Zum Verständnifs desselben dürfte sich am natür- lichsten die schon in der Beschreibung angedeutete Idee eines Altars in Vorschlag bringen lassen. Macht nun aber die Statue des Gottes vermöge ihrer Stellung und Gewandung den Eindruck eines Redners dyogeuris, SO bietet sich zugleich der Name Zevs "Ayegalcs für unsern Jupiter sowohl, als die ihm ähnlichen zur angemessenen Benennung an. Kästchen mit Rollen bezeichnet und die zum Jupiter restaurirte Statue ursprünglich einen Redner darstellte. (”) G. Scharf on the ancient portraits of Menander and Demosthenes (Transact. of the Roy. Soc. of Liter. Vol. IV, new Series) Fig. 5. Statue of Demosthenes at Knowle in Keat. Vgl. die vorzügliche im Braccio nuovo. Bunsen, Gerhard Beschr. d. Stadt Rom II, 11, S. 94. Pistolesi il Vaticano Vol. IV, tav. 19. 168 PıAnorka: Zeus Agoraios hatte in Athen (®) auf der Agora einen Altar, des- gleichen im Haine Altis in Olympia (°): in Sparta (1%) besafs er unter diesem Beinamen sein Hieron neben dem der Athene Agoraia. Allein besonders wichtig für unsre Untersuchung ist sein Cultus in Nicäa in Bithynien, wo Kaisermünzen des Domitian (!!) sowohl als des Trajan (1?) uns einen bren- nenden viereckigen Altar mit der Umschrift AIOZ AFOPAIOY ken- nen lehren. Dieser lodernde Altar kann aber nichts andres versinnlichen als den Feuerheerd, die &sria, die auf der Agora eine zu wichtige Stelle ein- nahm, als dafs sie nicht mit dem Hauptgott der Agora, dem Zeus Agoraios in engste Beziehung hätte treten müssen. Das tief liegende Verhältnifs zwi- schen den beiden Gottheiten spricht sich aufs unzweideutigste auch in der kürzlich entdeckten Inschrift von Dreros auf Kreta (!?) aus, wo es heifst: "Ouviw rav “Erriav rav &v Ilguraveiy nal rev Ayva rov "Ayopaiov ich schwöre bei der Hestia des Prytaneums und beim Zeus Agoraios. Dies stimmt genau mit einer Stelle des Theophrast ('*) welche uns den Gott als Beschützer der Treue und Redlichkeit im Handel und Wandel vorführt. Beim Verkauf eines Hauses oder Grundstücks mufsten Käufer und Verkäufer beim Apollo Epikomaios (Erixeuaiev des Quartier- oder Cantonschützers) schwören, dafs es bei Kauf und Verkauf richtig zugegangen. Statt dessen war in gewissen Fällen ein Opfer von Räucherwerk (Suunuara) mit diesem Eid vor dem Zeus verbunden (Svew röv ögrov Eri roü Aubs dyo- gaisv). Nur unter Beobachtung dieses feierlichen Opfereides durfte die Obrigkeit den Kauf einregistriren. Indem wir aus diesen schriftlichen Zeug- nissen die Kraft dieses Zeus Agoraios als Wächter des Eides entnehmen und zugleich uns an den Zeus £gxıss, den Gott der Eide in Olympia er- innern der mit einem Blitz in jeder Hand dargestellt war, (!°) gewinnen (°) Hesych. v. "Ayopaiov Ars Buwnos ’ASyuyei. (°) Paus. V, 15, 3 rechts vom Leonidaion ”Agreuidos "Ayogaias Puwuos. meroimran de #0 Asszoivns. — Ker@ de Tolrov Errıv "Ayogaiov Ars Awmos. (EI) EBaus I, 14,8; 075 iegov zca Ars Eorıv "Ayopeiov, 70 de ’ASyväs "Ayopuias zur Hossıöövos, 0v Erovonagoucsiv ’Arıbadıov. (‘‘) Mionn. D. II, 451, 216. AE. ('?) Mionn. 11, 452, 218. ('?) Gerhard Denkm. u. Forsch. no. 76 bis 78A Apr.-Juni 1855. S. 53. ('*) ap. Stob. Serm. Tit. XLII, p. 120 p. 281. (45) "Paus.V, 24,9, merkwürdige Marmorwerke des Königl. Museums zu Berlin. 169 wir für die Gegenwart desselben Attributs in der Rechten der von uns auf Zeus Agoraios gedeuteten Jupiterstatue die nöthige Begründung. Also für den im Rednerkostüm erscheinenden Zeus haben wir nicht blos die als cip- pus symbolisirte Nachbarschaft der Hestia wohl zu beachten, deren charak- teristischer Schleier bei einigen Statuen auf diesem Cippus aufliegt; son- dern dürfen gleichzeitig einen Blitz in seiner Rechten als das geeignetste Attribut anerkennen, wie dasselbe auch bei der neapler Statue, der capito- linischen und der kleinen im Magazin des Louvre richtig restaurirt uns ent- gegentritt. Hiebei dürfte es vielleicht nicht überflüssig sein, an den Ehren- namen Olympier welchen Perikles seiner gewaltigen Beredsamkeit verdankte, sich zu erinnern und gleichzeitig zu erwägen, dafs wir noch heutzutage die- selben Bilder „donnernder Beredsamkeit und Blitze der Rede” gebrauchen. Da bei den Hellenen Rede ohne Händebegleitung und Mimik nicht denkbar ist, so möchte man vermuthen, die linke Hand habe weder eine Schale, noch ein andres Attribut gehalten, sondern mufste für das Bedürf- nifs des Gestus frei bleiben. Als Vorsteher der öffentlichen Beredsamkeit die auf dem Markte in der Volksgemeinde galt, gesellte sich Zeus Agoraios seine Töchter die Mu- sen bei. Dies erhellt aus dem Orakel an den Sokrates. Ihm wurde ange- deutet, er solle seinen Sohn thun lassen was diesem zu thun beliebe, er solle ihm weder Gewalt anthun, noch ihm sonst eine willkührliche Richtung geben, sondern den natürlichen Trieben desselben freien Lauf lassen, wohl aber für ihn zum Zeus Agoraios und zu den Musen Gebeterich- ten (eügenevev ürtg aured Au dyegaiw zaı Mouraı) sintemal dieser Sohn einen Lebensführer in sich habe, besser als tausend Lehrer und Pädagogen.” (!6) Hier war also unter dem Schutz des Jupiter Agoraios und der Musen die Beredsamkeit gestellt, wodurch Sokrates seinen Mitbürgern die Weisheit des sittlichen Lebens liebenswerth zu machen wufste. (!7) Die Kenntnifs des antiken Fundorts wirft nicht selten durch die heu- tigen aus dem Alterthum noch geretteten Ortsnamen einerseits, und andrer- seits durch die bei derselben Ausgrabung zugleich zum Vorschein kommen- den andren Bildwerke ein unerwartetes Licht auf die Bedeutung des in Rede ('°) Plut. de gen. Socr. p. 589, p, 377 Wyttenb. ('7) Creuzer Symbol. III, S. 110. 3te Ausgabe. Philos.-histor. Kl. 1857. Y 170 Pısorxa: stehenden Monuments selbst. Erst vor wenigen Jahren hat in Folge Ger- hards höchst dankenswerther Nachforschung eine briefliche Mittheilung Canina’s ('°) uns in Kenntnifs gesetzt dals die Jupiterstatue unsres Museums bei einem Ort Frasso, nicht wie bisher fälschlich angegeben wurde Crasso gefunden ward, und dafs man derselben Örtlichkeit die Ausgrabung der Musenstatuen des borghesischen Museums verdankt. Überraschender- weise finden wir demnach auf römischem Grund und Boden den Zeus Ago- raiosin Gesellschaft der Musen, wie uns in der zuvor angezogenen Mittheilung Plutarch für die Anschauung der Hellenen bezeugt und erklärt hat. Nächstdem aber ist der Name Frasso für den Fundort des Zeus Ago- raios um so weniger gleichgültig hinzunehmen, als er mit dem griechischen pgalw und po«rgı« zusammenhängend ('?) den Begriff der Rede für das Lo- kal in Anspruch zu nehmen im Stande ist und zugleich in der achäischen Stadt Pharae (mit Reden #Auı fari zusammenhängend) wo Hermes Ago- raios als Redner und Orakelgott mit einem Altar und angezündeten Lampen (der Hestia des Zeus Agoraios entsprechend) uns begegnet, (°°) sein Analo- gon findet. Es mufs ferneren Ausgrabungen und besonders der aus Inschrif- ten zu gewinnenden Belehrung vorbehalten bleiben den Nachweis zu führen, inwieweit unsre Vermuthung hinsicht des Sinnes dieses Ortsnamens neue An- haltspunkte gewinnt. Die enge Beziehung endlich, in welcher Zeus Agoraios zu Hestia stand, (2!) erklärt es wohl auch, warum selbst die Eigenschaft des Zu- fluchtsgottes für solche, denen Lebensgefahr drohte, ihm gleich dem Zeus 'Egxeiss zugeschrieben ward. So erzählt uns Herodot V, 46 von den Spartanischen Colonisten blieben, als sie nach Sicilien kamen, alle von den Phöniziern und Egestanern in der Schlacht besiegt, aufser Euryleon, Die- ('®?) Gerhard Arch. Anzeiger No. 79-81. Juli-Sept. 1855. ('?) Hesych. ppassoneSe BovrsvcusIe, simon. — Podravras sinovran. — Ppe«sıs (Sgaridcı Palm.) yevos "Adyıyaı. (2°) Paus. VII, 22, 2 und 3. Curtius Pelop. I, S. 432 erwähnt in Bezug auf diese Stelle einen Altar mit zwei bleiernen Lampen. Im Text des Pausanias ist keine Zahl we- der zwei noch eine andre angegeben: für einen viereckigen Altar passen wohl auch eher vier als zwei Lampen. (**) Daher er auch als &p!rrıos mit Recht bezeichnet wird. Gerhard gr. Myth. I, 293, 3: Als feste Brustwehr und Hausgenossin ist sie dem Zeus gepaart. In Bezug auf Zeus wird Hestia pythagorisch als Zavos mupyes, Ars pvreen (Böckh Philolaos 90 ff. Bött. 2, 325) betrachtet, womit &rrıoüyos, ErrinveE, &perrios als Beinamen des Zeus wohl stimmen. merkwürdige Marmorwerke des Königl. Museums zu Berlin. 171 ser nahm mit dem Rest des Heeres die Colonie von Selinunt, Minoa, ein und befreite die Selinusier von ihrem Monarchen Peithagoras. Drauf, als er diesen getödtet, ergriff er selbst die Tyrannis von Selinunt und war für kurze Zeit Alleinherrscher; die Selinusier aber tödteten ihn in einem Aufstand als er zum Altar des Zeus Agoraios sich geflüchtet hatte. Ohne zu entscheiden ob der Herscher Peithagoras (?*) diesen Namen seinem Schutzgott, dem in Selinunt wie in Minoa verehrten Zeus Ago- raios verdankte, schliefsen wir mit dem Chor der Ritter des Aristophanes v. 498-500: N 91 Yalpuv, nal mpafeias Kara volv Tov Euov, nal ce buAarrcı Zeus @yopalos. Aber leb wohl und geh und möchtest du Nach meinem Sinne handeln und möchte dich Behüten Zeus Agoraios. 11. Der vermeintliche Dionysos Psilax ein NARKAIOS Taf. II, 1,3. Der künstlerisch und archäologisch werthvolle fast lebensgrofse Mar- morkopf(') ward in Narni ausgegraben. „Seine Stirn umschliefst ein Dia- dem, an welchem die Flügel befestigt zu sein scheinen. Der ganze Vorder- kopf ist verschleiert; die Haare sind hinten in einen Schopf in die Höhe ge- schlagen und aufgebunden. Die Ohren werden von der Schwere dieser orientalischen Kopfbedeckung stark nach vorn gedrückt; über derselben ist eine Bekränzung von Efeublättern angebracht, zu welcher die Buckel über der Stirn gehören, die nichts andres sind als Epheutrauben, denen die Ver- schleierung fast das Ansehen von Hörnern leiht.” Emil Braun, (?) dem wir diese Beschreibung entlehnt, hat ihn in einer stattlichen und geistreichen Monographie zuerst veröffentlicht und mit Hülfe mehrerer zum Vergleich (??) Vgl. Peithagoras Seher Arrian An. VII, 18. (') Göttersaal no. 113. Nase, der grölste Theil der Lippe, die Obertheile der Schlä- fenflügel und Büste sind neu. Tieck Verz. d. Skulpt. no. 113 „,Bacchus.” (*) Kunstvorstellungen des geflügelten Dionysos, S. 3. (München 1839.) Y2 172 Pıxorxxa: beigebrachten andren Bildwerke auf den in Amyclae in Lakonien verehrten geflügelten Bacchus, Auvuros Yıra£ bezogen. Seine Aufforderung an stimmfähige Wissenschaftsgenossen diese Deutung einer aufrichtigen Beurthei- lung zu unterwerfen fand wenig Gehör, obschon es nicht an Archäologen fehlte die seitdem aus Bequemlichkeit das Monument unter diesem Namen eitirten. Um so gerechtfertigter dürfte nach 18 Jahren der Versuch erscheinen diese Auslegung einer erneuten Prüfung zu unterwerfen, mit deren Hülfe die Un- zulässigkeit derselben in Bezug auf diesen Marmorkopf sich ergeben wird. Daran knüpft sich für uns die Verpflichtung für das merkwürdige Bildwerk seinen wahren Namen und Charakter, wenn gleich in entschiednem Gegen- satz mit dem bisher erkannten, aus den Zeugnissen des bildlichen und schriftlichen Alterthums nachzuweisen. Bei dieser Untersuchung gebührt der Prüfung des klassischen Zeug- nisses bei Pausanias zu Gunsten des Dionysos Psilax die erse Stelle. Die Worte des Periegeten III, 19, 61 lauten: ©®ea» dt seßeusıw ei raurm rov re "AuurAalov zal Awovurov, &oSorara (ua doxelv) Yırara Emoveualovres. Yıra yag »arouew ol Augıeis Ta mega. avSpwmeus de olvos Eraipeı TE zal avanoudıgeı yuwunv, oüdev rı yazev ı Egvi9as mrega. Von Göttern verehren sie daselbst den Amy- klaios und den Dionysos, indem sie ihm sehr richtig meines Erachtens den Beinamen Psilax geben, denn Yir« nennen die Dorier die Flügel; die Men- schen aber hebt der Wein empor und erleichtert ihren Sinn nicht weniger als die Vögel ihre Flügel. Nachdem wir von dieser Stelle Kenntnifs genommen, drängen sich uns zwei Fragen auf. Die erste: wo haben die Vögel ihre Flügel, an Kopf und Schläfe oder am Rücken? Je unzweifelhafter die Antwort hierauf aus- fallen mufs, desto mehr halte ich mich für berechtigt, dem Dionysos Psilax in Amyklae, zufolge des bildlichen Vergleichs mit Vögeln bei Pausanias, die ihm zugemutheten Flügel an den Schläfen entschieden abzusprechen. Dage- gen hat dieser Dionysos auf grofse Flügel an den Schultern (*) wie Eros und Nike, zufolge derselben griechischen Stelle volle Ansprüche. Erwägen wir ferner dafs wenn Vögel nicht mehr singen und herumflattern sondern (°) Daher schon die herkulanischen Akademiker u. Joh. H. Voss eine Bronze die Braun als mit Efeu- und Weinlaub bekränzte Amorbüste bezeichnet, für Dionysos Psilas erklärten. Vgl. Mus. Flor. T. II, tav. 45, von Murr. und Welcker (Rhein. Mus. VI, S. 597) mit Recht auf Dionysos Psilas bezogen. Wieseler D. a. K. IH, XXXIL, 390. merkwürdige Marmorwerke des Königl. Museums zu Berlin. 173 schlafen sollen, wir über ihren Käfig ein Tuch hängen, so folgt daraus, dafs ein gleiches Tuch welches den Vorderkopf des mit einem Vogel vergliche- nen Dionysos Psilax überdeckt, denselben ebenfalls zur Ruhe zu bringen, nicht aber sein Emporfliegen zu befördern bestimmt sein mufs. Schreiten wir nunmehr, noch unbekümmert um seine Benennung und frei von aller Schriftstelleneinwirkung, zu sorgfältiger Betrachtung des Kopfes selbst vor, und suchen seinen Ausdruck und Charakter sowohl, als den Sinn der mit ihm in Verbindung gesetzten Attribute zu erforschen: so drängt sich uns als- bald die Frage auf: ist der Ausdruck des Kopfes der des Dionysos, und er- innert er an Gesichter desselben Gottes im gleichen Alter, womit die grie- chische Kunst uns ja so reichlich versorgt hat? Ich trage kein Bedenken zu behaupten, dafs wenn die dionysische Andeutung bei der Efeubekränzung des Kopfes fehlte, man nicht leicht auf den Einfall gekommen wäre hier den Namen Dionysos in Vorschlag zu bringen. Dagegen überrascht uns statt eines Weinbegeisterung versinnlichenden Blickes in die Höhe das fast bewegungslose vor sich hinschauen beider Augen. Demnach verräth das Gesicht unsres Bedünkens vielmehr ernste Ruhe, ja eine gewisse Ab- spannung und Schlafneigung. Mit dieser Ansicht stehen die zwei Hauptattribute des Gottes im besten Einklang. Die Schläfenflügel wie auch der Name Schläfe schon verräth, wir mögen sie bei Hypnos, Hermes, Erinnyen, dem Charon der Etrusker u.a. antreffen , weisen immer auf Schlaf, Ruhe und Schattenreich hin. Hiemit in Übereinstimmung verräth das Tuch welches einen grofsen Theil des Kopfes bedeckt, Nacht und Finsternifs. Dieser Sinn läfst sich folgerecht bei Gottheiten Hekate, Eileithyia, Eos, Hermaphroditos, wie bei Sterblichen welche mit einem solchen Kopftuche versehen sind, namentlich Ammen 79060, entweder in der angedeuteten eigentlichen Beziehung, oder in einer abgeleiteten ohne Schwierigkeit nachweisen; wie denn auch das Kopftuch als Symbol der Ver- hüllung dem Schleier und seiner Wölbung sehr nahe tritt. Was endlich die Bekränzung mit Epheu und Korymben anbelangt, die wir zu beiden Sei- ten des Kopfes wahrnehmen, so kann ihre nahe Beziehung zu Dionysos nicht im geringsten in Zweifel gezogen werden. Um so dringender liegt uns die Pflicht ob, Rechenschaft zu geben wie für einen jugendlichen Kopf in dem wir den Charakter des Schlafgeneigten und Schlafver- 174 Paınorka: leiher zu finden glauben, dieses dionysische Symbol seine Berechti- gung findet. Sind wir in unsrer Untersuchung durch die aufmerksame Prüfung des Kopfes selbst und seiner Attribute zu diesem Punkte angelangt, so dürfte es gerathen sein, das schriftliche Alterthum aufs Neue zu Hülfe zu rufen um eine Örtlichkeit zu entdecken, in welcher der vermuthete Schlafbringer mit Dionysos in enges Verhältnifs tritt. Hierüber klärt uns Pausanias (V, 16, 5) auf, indem er in Olympia zwei Chortänze erwähnt, von sechszehn Frauen aus- geführt; den einen nennen sie nach der Hippodamia, den andern nach der Physkoa. Physkoa sagen sie stamme aus der hohlen Elis, der Demos wo sie wohnte, führte den Namen Orthia; dieser Physkoa sagen sie, habe Dionysos beigewohnt, und Physkoa von Dionysos einen Sohn geboren Narkaios. Dem Dionysos erzählen sie, seien zuerst von dem Narkaios, dem Sohn der Physkoa, Ehren erwiesen worden. Zum richtigen Verständnifs dieser mythischen Persönlichkeit mit Na- men Narkaios müssen wir erwägen, dafs vagxuraı bei den griechischen Lexi- kographen durch eis vapın dyayswin den Schlaf bringen erklärt wird, zugleich aber nicht nur den betäubenden Duft der Narzisse uns vergegen- wärtigen, sondern auch des gleichnamigen in Trägheit hinschmachtenden Thespier Narkissos uns erinnern, dem bei seinem unermüdlichen Blick in die Quelle die gleiche Schlafneigung(*) inwohnt. Mit dieser Auffassung steht des Narkissos andrer, auf Ruhe und Schattenreich hinweisender be- deutsamer Name ZıynAcs (°) der Stille, Schweigsame im besten Einklang und findet in dem an unsrem Marmorkopf des Narkaios hervorgehobenen Ausdruck ruhigen Ernstes seinen bildlichen Ausdruck. So ergiebt sich (*) Nicht glücklich drückt sich Gerhard Gr. Myth. I, 576, 1 aus: „wie in Narkissos. die Erstarrung blühender Jugendschöne.” Denn der Winter erstarrt, der Frühling macht matt und rasch verblühend. (°) Strab. IX, 10. p. 404 Cas. Kar 4 Tgaia Ö’ iarı romos ’Qgwmod mAnFIoV zur 70 iepdv Tou "Aubıageov za 70 Naozissov roü "Egerguews Mona 6 zeheirc Nıyyaov, Emrsıdn IyWzt zegiovres. Vgl. Kustath. ad Il. p. 266, 23 sqqg. ed. Rom. u. ad Odyss. p. 1967, 36 sqq. Kai ZiyrAos Ev zUsIoV ovoue Nagzırsov, sıynAos Ö8 6 ouwmmAos. Hiemit stellt Meineke Frgm. Com. gr. II, 1, p. 429 sehr gut zusammen Alciphron Epist. II, 58: Tozuw Zvdazuv \ x. e e x x D 2) D \ ’ 1Nn TO YEıRos, wE © Tau Suyarov new TAQIOVTES, an ARROVrL Fgosral wie. merkwürdige Marmorwerke des Königl. Museums zu Berlin. 175 der Charakter des Schlafgenius für Narkaios, (%*) dessen bacchische Kopfbe- kränzung für den Sohn und Anbeter des Dionysos ihre genügende Berechti- gung findet. Demnach glauben wir dafs es schwer fallen dürfte für den merkwürdigen Marmorkopf von Narni(°) mit Rücksicht auf seinen Aus- druck und seine Attribute einen passenderen Namen zu finden als den des Sohnes des Dionysos, nemlich Narkaios. Der Gedanke aber welcher die- ser mythischen Genealogie zum Grunde liegt, dafs der Wein nicht immer vogelleicht, (7) heiter und redseelig, sondern oft auch ernst, schweigsam und in Folge davon schlaftrunken (°) macht, behält für alle Zeiten seine un- umstöfsliche Wahrheit und spricht sich unverhohlen in diesem Bildwerk aus, ob er gleich das Gegentheil von der diesem Kopf zugemutheten Weinwir- kung bezeichnet. Zu Gunsten unseres Narkaioskopfes läfst sich wegen überraschender Ähnlichkeit eine vorzügliche Marmorstatue (Taf. II, 2) des Schlafgottes in der Florentiner Gallerie mit Nutzen vergleichen. Mit Flügeln an den Schlä- fen, dahinter Mohnblumen im Haar, schreitet der jugendliche Gott vor, um Schlaf einzuflöfsen: darauf deutet seine aus dem Horn Flüssiges gie- fsende Rechte, und ein Mittelstück eines Mohnzweiges in der Linken. Auf die Weichheit und Weiblichkeit des Körpers die an Dionysos erinnert, so wie auf seine weibliche Haaranordnung hatte bereits Zannoni bei der Pu- blikation dieses Bildwerks (*) mit Recht aufmerksam gemacht. Suchen wir aber nach einem Kunstwerk, welches die ganze Figur unsres Narkaios uns veranschaulicht, so leistet uns hiebei ein von Tischbein veröffentlichtes Vasenbild (Taf. II, 3) das Emil Braun in seiner Monogra- (°*) Ohne nähere Begründung erwähnt Gerhard Gr. Myth. 1, 462, 3; Narkäos, der chthonischen und mystischen Bedeutung zu gedenken. (°) Narni hiels Narnia, eine Stadt in Umbrien, Kolonie der Römer, am Flufs Nar (Plin. XXXI, 4, 28) der selbst auch Narnia heifst (Liv. X, 10). Der alte Name war Ne- quinum, die Bewohner hielsen Nequinates (Liv X, 9). Cic. Tusc. IH, 8, ad fin. Fru- galitas, ut opinor, a fruge: nequitia ab eo (etsi hoc erit fortasse durius) quod nee quic- quam est in tali homine: ex quo idem nihili dieitur. Dafs Narcissus und Narkaeus solche Nichtsnutze, ohne alle Thätigkeit sind läfst sich nicht bezweifeln. Wer weils ob nicht Narnia früher Narcnia hiels? (") Kovpovau re bürov ögvrSwv Soph. Antig. v. 343. (?) owos ürvwrızos Theophr. Hist. pl. IX, 20. (°) Gall. di Fir. IV, 138 p. 130-132. 176 PaınorexäA: phie (Taf. IV, 3) als Zeugnils für seinen Dionysos Psilax wieder auf- stechen liefs, die nöthigen Dienste. Denn Narkaios erscheint daselbst in Ephebengestalt mit Flügeln an den Schläfen und einer Mohnblume in der Rechten zur Bezeichnung seines Namens und Charakters; der Thyr- sus in seiner Linken kann für einen Sohn und Anbeter des Dionysos so wenig als der zu seinen Füfsen stehende Krater befremden. Gegen- über erblieken wir eine Frau mit einem Pantherfell bekleidet, einen Eimer haltend, und mit einer Chone (!°) die Mohnblume begiefsend. Obwohl die- selbe an Dione erinnert, bestimmen uns doch ihre Attribute und eigenthüm- liche Beschäftigung vielmehr des Narkaios Mutter, Orthia - Physkoa hier zu erkennen. III. KNÖCHELSPIELERIN. Heroisirte römische Kaiserstochter, Domitilla? Taf. IN. Griechisches Vorbild derselben: Hilaeira in Tyndaris. Taf. IV und V. Die Wiederholungen unserer 2 Fufs 3 Zoll hohen Marmorstatue (?) ('°) $Urzos Wurst, pUszn Magen, Dickbauch, Blase: sollte hiemit die eigenthümliche Form der Chone zusammenhängen und auf Physkoa anspielen? Physkos hiels der Sohn (Eustath. ad Hom. p. 277, 19) oder der Enkel (Steph. Byz. purzo:) des Amphiktyon Gemal der Kranae, der zuerst die Mischung des Weines mit Wasser von Dionysos lernte und deshalb im Hieron der Horen dem Dionysos Orthos einen Altar und nah dabei einen zweiten den Nymphen errichtete (Philochoros bei Athen. II, 38 c. und V, 179 e). (‘) + des Originals verkleinert. Gerhard Berlins antike Bildw. S. 84. no. 59 (jezt 74): „Knöchelspielerin Statue Naturgröfse. (Polignacsche Sammlung. Cavaceppi I, 60.) Vgl. Levezow Amalthea Th. I, S. 193 ff. Th. II, S. 366. — Diese Figur eines halberwachsenen Mädchens welches mit ausgestreckten Fülsen behaglich sitzend beide Arme nach den Knö- cheln richtet, die als beliebtestes Kinderspiel vor ihr liegen, hat durch aumuthige Erfindung naturwahre Ausführung und ziemlich glückliche Erhaltung die gültigsten Ansprüche den Hauptstücken des Museums beigezählt zu werden. Sie ist mit einem einfachen Unterkleid bedeckt, welches von der linken Brust und Schulter nachlässig abgestreift ist; dieses Ge- wand /hat geknöpfte Oberärmel, während sonst bei ähnlichen Kinderfiguren besonders von mythologischer Beziehung, die Arme völlig frei gelassen zu sein pflegen. Durch die auf der Basis deutlich erhaltenen Astragalen oder Ziegenknöchel reiht sich diese Statue manchen an- dern, aus antiken Kunstberichten berühmten oder in Denkmälern übrig gebliebnen, indivi- duellen Darstellungen ähnlicher Beziehung an. An Ergänzungen fehlt es diesem Werk merkwürdige Marmorwerke des Königl. Museums zu Berlin. 177 in mehreren öffentlichen und Privat- Museen (?) Europas bezeugen die Ach- tung welche sie im Alterthum genofs. Die Abgüsse derselben in den ver- schiedenen Gypssammlungen haben ihrerseits nicht wenig zum Ruhm dieses Kunstwerks beigetragen. In den Schriften über die letzteren (°) ist diesem Monument eine bald kürzere, bald ausführlichere Behandlung gewidmet, nicht ohne gelehrte Citate ähnlicher Astragalenspielerinnen die aus dem Al- terthum theils durch die Litteratur, theils durch pompejanische Gemälde und andre Bildwerke zu unsrer Kenntnifs gelangt sind. Gleichzeitig fand das Verdienst einer glücklichen Erfindung, der im Gesicht und Körper der Figur sich aussprechende Charakter der Naivetät, Fröhlichkeit und Grazie, sowie die Feinheit der Gewandung gebührende Anerkennung. Welcker’s(*) Meinung dafs Werke von dieser liebenswürdigen Art, deren Gesicht Por- trait ist, schon seit der blühendsten Zeit der griechischen Kunst gewisser- mafsen den Geist der Idylle athmen, ward mehrfach wiederholt. (%) Leve- zow(°) hatte bereits nach dem Haarputz unsre Statue für das Bild einer Griechin ausgegeben. Die Ansicht dafs hier das Portrait einer Griechin uns entgegen- tritt, mufs jedoch in hohem Grade befremden, da weder in der bedeuten- den Zahl griechischer Grabmonumente, sowohl Reliefs als Thonfiguren, noch unter den vielen Tausenden bemalter Vasen, obschon beide Kunstgat- ohnerachtet einer im Ganzen glücklichen Erhaltung keineswegs. Der Hals ist mit Inbegriff der linken Schulter und des ganzen Nackens eingesetzt, wodurch jedoch die vormalige Ver- bindung des Kopfes mit der übrigen Statue nicht zweifelhaft wird. An diesem letzteren sind die Ohren neu; neu ist ferner auch der rechte Arm, der ganze rechte Fuls und der vor- derste Theil des linken, aufserdem einzelnes im Gewande.” Clarac. Mus. de Sculpt. T. IV, pl. 578. pl. 1249: von Winckelmann VI, 268 erwähnt. (*) Fünf bis sechs Wiederholungen. Müller Hdb. d. Arch. v. Welcker $ 430,1. Clarac Mus. T. IV, pl. 578 n. 1248. Lond. Mus. Brit. 11, 28. Paris Louvre 686. Dresden August. T. 8. 106. der Wallmodenschen Sammlung; eins im Pallast Colonna, schöne Arbeit, die linke Hand aufgestützt, die rechte erhoben als ob sie eben geworfen hätte: sehr hübsch ist das Hemdchen gearbeitet. (°) Overbeck Kunstarchäologische Vorles. S. 189. (*) Welcker das akademische Kunstmus. zu Bonn. 1827 S. 46. no. 19. (?) Hettner die Bildwerke d. Kgl. Antikensamml. in Dresden no. 166: wie schon das zierliche Hemdchen und das reiche Haargeflecht in die genrebildliche Wirklichkeit führen, so spielen auch in die Gesichtsbildung Portraitzüge. (°) Verz. d. K. Pr. a. Knstdkm. in Böttigers Amalthea II, 36. Philos.-histor. Kl. 1857. Z 178 Pıvorxa: tungen Bilder des Familienlebens darstellen, ein weibliches Wesen sich fin- den dürfte dessen Physiognomie mit der unsrer Astragalenspielerin auch nur einige Ähnlichkeit verriethe. Unabhängig hievon reicht aber schon ein flüchtiger Blick auf die mit tiefgehölten Augäpfeln versehenen Augen (”) hin gegen den Hellenismus des Kopfes aufs entschiedenste zu zeugen und das Monument wenn gleich von einem talentvollen griechischen Künstler ausge- führt in römische Kaiserzeit hinabzurücken. Um den wesentlichen Unter- schied zwischen einer römischen und griechischen Portraitstatue besser zu veranschaulichen, lege ich nach einer unedirten grofsgriechischen Terrakotte (Taf. VI, 2) die Zeichnung eines griechischen Mädchens das in Gesicht und Haltung eine liebliche Naivetät verräth und durch ihr am Boden sitzen der Astragalenspielerin sich vergleichen läfst, zur Ansicht vor. Zugleich aber weise ich zur Begründung meiner Behauptung auf den berühmten agrigenti- nischen Marmorsarkophag Hippolyt und Phaedra darstellend (Gerhard Arch. Zeit. 1847 N. F. Taf. VI) hin wo in einem Verein von 9 weiblichen Figu- ren keine einzige solche markirte Augäpfel zeigt, obschon darunter zwei junge Mädehen zur Rechten der trauernd sitzenden Phädra durch Ähnlich- keit des Haarputzes mit der Statue unsres Museums überraschen und in ihrem Gesicht abweichend von ihren Gefährtinnen, ebenfals auf Portraitfiguren schliefsen lassen, insofern der Stich an Treue dem Original entspricht. Die (®) bisher verbreitete Ansicht verdankt wohl ihren Ursprung dem Umstand dafs man sich den offenbaren Gegensatz nicht klar machte in wel- chem hier die Eigenthümlichkeit des Kopfes zu der ursprünglichen den Geist griechischer Kunstblüthe verrathenden Erfindung dieses Kunstwerks steht,(*) (”) Müller Hdb. d. Arch. 329, 5. Bei der späteren Arbeit der Augen ($ 204. A. 2. Winck. IV, S. 201) werden die wahren Grundsätze der Plastik einer trivialen Nachbildung der Natur aufgeopfert. — $ 204, 2. Die Bezeichnung der Augensterne und Brauen ist auch bei Büsten des Antinoos zu finden. Clarae Descript. du Mus. R. du Louvre 1830 p. 67 no. 140. Ausgezeichneter Kopf des Lueius Verus. Tete colossale. L’enchassement des yeux est admirable. On doit aussi faire observer que, dans les tetes romaines que nous avons vu jusqu’ A present, la prunelle ou Viris est indiquee, ce que I’ on ne trouve pas aux tetes greeques. (°) Ein ähnliches Verhältnils wie bei der sitzenden Statue der älteren Agrippina. (°) So allein erklärt sich wie selbst Gerhard (Berlins Ant. Bildw. S. 14) die Knöchel- spielerin unsres Museums „, unter den Werken eines der eigenthümlichen Weise des Praxi- L teles verwandten und zum Theil wohl auch gleichzeitigen Künstlergeistes’ erwähnt. merkwürdige Marmorwerke des Königl. Museums zu Berlin. 179 ein Gegensatz der zu näherer Beachtung und besonderer Betonung sich schon längst empfahl. Denn unsres Bedünkens kann ein aufmerksamer Be- schauer des Bildwerks sich nicht verhehlen, dafs hier eine mit glücklicher Naturwahrheit ausgeführte Portraitstatue römischer Kaiserzeit uns vor Augen tritt: zugleich aber wird sich ihm die Überzeugung aufdrängen dafs dieselbe die freie Nachbildung eines vorzüglichen griechischen Originals verräth wel- ches der blühendsten Kunstperiode entsprungen ist. Glücklicherweise ergab eine Ausgrabung in der alten sicilischen Stadt Tyndaris das lange schmerzlich vermifste Vorbild welches zu den ausge- zeichnetsten Werken griechischen Meifsels gehört. Wer das Glück hatte dasselbe in der Nähe zu betrachteu, konnte nur mit hoher Bewunderung und Begeisterung davon sich trennen. Welcker ('°) hat das Verdienst, den Kunstwerth dieser vorzüglichen Statue in ihren Einzelheiten gebührend her- vorgehoben zu haben: publieirt ist sie bisher nur bei Duca di Serradifaleo Antichitä di Sicilia wo sie Vol. V, p. 52 in verkleinertem Maasstab als Vignette mehr sauber als im Gefühl und Geist des Originals gravirt sich fin- det. Durch gefällige Erlaubnifs des Besitzers D. Ciro Cucciniello Kgl. Ar- chitekten in Neapel vermochte ich im Jahre 1847 eine gelungenere, in den Einzelheiten treuere Zeichnung vom Original nach zwei Ansichten anfertigen zu lassen: indem ich dieselben vorzulegen mir erlaube, hoffe ich dafs selbst für diejenigen welche die Autopsie des Originals entbehren, ihre Ansicht von der Vortrefflichkeit dieses Kunstwerks das an die Werke des Praxiteles un- willkührlich erinnert, zu überzeugen im Stande sein wird. Die Erwägung dafs der Kopf der Figur viel zu ideal ist um auf ein griechisches Portrait sich beziehen zu lassen, macht es wahrscheinlich dafs hier in unsrer Astragalenspielerin von Tyndaris vielmehr eine Persönlichkeit aus der heroischen Mythologie dem griechischen Künstler zum Vorwurf sei- nes Bildwerks diente. ('°) Das ältere griechische Vorbild aus Tyndaris in Neapel; Bull. arch. dell. Instit. 1843. p. 60: Il marmo in discorso ricorda tutte le particolaritä e i vantaggi della piü bella epoca greca, ingenua delicatezza, modesta ma strenua grazia, lineamenti del volto espressivi, una certa magrezza delle forme che non dispiace, una mossa comoda e nella trascuraggine ed originalitä per nulla malconcia e dispiacente. In somma la mossa & espressa con somma maestria e di sommo valore per la comparazione d’ un capo d’ opera greco spesse volte re- plicato co’ prineipj e lo stile d’ epoche posteriori. — Z2 150 Pıxorxa: Hiebei kömmt uns des Alexandros aus Athen in Herculanum entdeck- tes berühmtes Monochrom (Taf. VI, 2) auf Marmor ('') sehr zu statten, in- sofern es unter den Augen der dabeistehenden Niobe, Leto und Phoibe zwei am Boden knieende Mädchen einander gegenüber Astragalen spielend, mit den Namensinschriften Aglaia und Hilaeira versehen, darstellt. Bedenken wir dafs der Fundort bei der Auffassung und Erklärung der Kunstwerke nicht sorgfältig genug in Anschlag gebracht werden kann, so bietet sich für die Stadt Tyndaris vor allen andern mythischen Persönlichkeiten die Familie des Tyndareus zu näherer Erwägung an. Die Tyndariden Kastor und Pol- lux und ihre Schwester Helena, Kinder der Leda, finden sich auf Silbermün- zen der sieilischen Stadt Tyndaris (!?) in einem weiblichen Kopf mit Ohrrin- gen, und auf der Rückseite einem sprengenden Pferd mit zwei Sternen da- rüber angedeutet. Da indefs in dem Bild welches Poesie und Kunst von Helena entwirft jungfräuliche Unschuld nicht grade die hervorragende Ei- genschaft bildet, so scheint es gerathener mit Rücksicht auf das Marmormo- nochrom lieber die Astragalenspielerin Hilaeira hier zu vermuthen, welche als Leucippidin von dem Tyndariden Kastor entführt und geheirathet, (') um so passender in einem Dioskurentempel zu Tyndaris eine Stelle finden konnte, als ihre Verbindung mit dem Tyndaridenhause allbekannt war. Verlassen wir nun das griechische Original und kehren zu der Skulptur unsres Museums znrück, so können wir nur die schon oben ausgesprochene Überzeugung wiederholen, dafs in derselben eine römische Portraitstatue vor uns tritt. Vergegenwärtigen wir uns, wie sehr es in der Kaiserzeit Mode war, nicht ohne eine religiöse Begründung und Beziehung auf ihren Namen, in der Gestalt diefer oder jener Gottheit sich verewigen zu lassen, (!*) so knüpft sich hieran die Frage: Gilt es hier etwa eine jugendliche Tochter aus einem Kaiserhause, die frühzeitig starb und umsomehr auf ein solches statua- risches Fortleben Anspruch hatte? Sueton (') erzählt, (Vespasian Cap. ID) ('') Pitt. d’Ercol, I, 1. Millin G. myth. CXXXVII, 516 5. Panofka Bild. ant. Le- bens Taf. XIX, 7. ('?) Duc de Luynes Choix de Med. VII, 20. ('?) Gerhard die Vase des Midias im brittischen Museum. -('*) Siehe meine „‚Antiken Weihgeschenke” (Abh. d. K. Akad. 1839.) S. 58-61. ('’) Inter haec Flaviam Domitillam duxit uxorem, Statilü Capellae equitis Romani Sa- bratensis ex Africa delicatam olim, Latinaeque conditionis sed mox ingenuam et civem Ro- merkwürdige Marmorwerke des Königl. Museums zu Berlin. 181 dafs dieser Kaiser mit Flavia Domitilla Kinder zeugte, Titus, Domitianus und Domitilla; er überlebte aber Frau und Tochter und verlor beide als er noch Privatmann war. Erwägen wir, dafs die von Vespasian oder Titus zu Ehren derselben Flavia Domitilla geprägte Silbermünze als Rückseite ihres Kopfes, eine stehende Fortuna mit Füllhorn und Steuerruder und der Um- schrift Fortuna Augusta trägt; so frägt sich ob nicht mit diesem Bilde der Mutter dasjenige der Tochter als Astragalenspielerin im Einklang stände, zu- mal Würfel und Knöchel welche schon ihr Erfinder Palamedes aus Dank in den Tempel der T'yche geweiht hatte, (17) für die Tochter der Tyche als Be- schäftigung sich besonders eignen. Ich erlaube mir daher die Vermuthung, dafs hier Vespasians T'ochter Domitilla als Astragalenspielerin nach ihrem Tode gleichsam heroisirt vor uns trete, nicht ohne Beziehung auf ihre als For- ‚tuna vergötterte Mutter Flavia Domitilla, zu näherer Prüfung zu em- pfehlen. ('°) manam recuperatorio judicio pronuntiatam patre asserente Flavio Liberali Ferentini genito, nec quidquam amplius quam quaestorio seriba. Ex hac liberos tulit, Titum et Domitianum et Domitillam. Uxori ac filiae superstes fuit: atque utramque adhuc privatus amisit. ('°) Pinder die ant. Münz. d. K. Mus. zu Berlin S. 162. ('”) Paus. II, 20, 3. ('°) Oder sollte eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Kopf unsrer Astragalenspielerin und dem der Gemalin des Lucius Verus die in einer ausgezeichneten Statue des Museums (no. 435, jetzt 349) als Felicitas mit Füllhorn und Palme erscheint, bei der Übereinstim- mung der glotzenden Augen, vielmehr den Namen Lu cilla als den wahrscheinlicheren uns anbieten? —————— he EIERN; ae oe Vrrigphi hei A BREUER ob OB rare mu gie Bike | | Be ‚sbansa yuelkuiäk ini vr were SR ar ra hub a -ofi efe aD anf net a guuılathlt ats vun ii Pre BR? . 72 372 \nirdlete nshsgprdenf in uklirine eo PEN ES ner suuhtschnien ar & ar 1 rrer a mars ihn une ‚link‘ ira eniih 77 I er Dlieche Ananda Be, le dh Be ze ee a Eirerd is Ten he a ee wiegt: DL IOTER 07T ja inmsuiigngtE I mil, „Ahr own much nik, dann, Bohne: EN, a,‘ BLNT Butaying Are rN page aupkn ı a or ü 2 F „ga tor A | AeD A ie, RZ roh nn ine, BR te PB vo iu BE ga ya Ru more art ana ee re er uf bt» wre Ri \ ii a back Seinen, EN 2 hy wi ns; re Pk SER 2 = ‚am arenulainrudee, nalı, Ah. lu es u | 2, w 5 P { are 7 Sing J Be dran ee an ir Br ee ee ii.ke Trier f . 20 WR ei Er % Me Mel a u; ni ner > run TORTE DE’OREr A be & - Be Pr», 7 ww h BR ae ” Sa, # & @ re des lg Mus 1857 Fanojka: Merkmürdtge Narmormei Ihst Phil Wlasse Vuder Abh des Horn 1; D . . ® i ‘ 3 w i > i D 4 5 u m e \ "ir B r ( Bist Phil. Hlasse: 1857 Panopka 9), EIFR der Abh.desL r A 4 Avürdige Marmorwerke des Ägl. Mus u FE 2 Em u meE, - We F Zu der Abh. des Herin Lanoyla Merknnirdige Marmormerke des ligl. Mus \ Mist Phil Klasse. 1857, N; N N \ \ / " N I) ) I) ji! Tap m a nd Pre er 2 13) SU * Zur der Ablı.des Here Lunophalierkwirdige Marmormerke des Lil Mus. Tr Best Phil Klasse 1897. B \ NN N N N (I Un N Ru der Abh.. des Herrn PanoykaMerkmwürdige Marmormwerke des. bgl. Mus. Ast Phil Lilasse. 1857. Tag: V. il) I] I! ı N f ; N N ) - = = Me 0% Br Andrea Bufso del Zur der Abh.des Kern. Panoyka. Merkmirdure-Narmorwerie des. Dil Mus. Hıst Phil Mlasse 1037 ANEZANaPOE AHTN N AOHN AICE 10BK S01DK | REN | 1 er 7 -0n Änrdrea: Layso del } 7 Ts ., v‘» S « ”. = . * d + | Par Ms? Manta: d r # Li e he EU De) u t u i SR Ara ‚ . h 5 “ h u. ’ “ P ran * E2 43 ® ’ . 275 ur Rp # r An ra nt A ’ \ N 5 MS - 2 5 A f" “ . n u " 2 R j . . x ' ® . N". . 2 8 kr Pk Is < “ e “ n . 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August 1857.] D. wichtigste Ergebnifs der ägyptischen Forschung seit Champollion ist das hohe Alter der ägyptischen Geschichte. Die Thatsache, dafs wir am Nil mitten zwischen den Mythologieen aller übrigen Völker und noch weit über deren sagenhafte Zeitalter hinausragend, eine wirkliche Geschichte und eine hoch entwickelte Volksbildung durch die Annalisten bezeugt und durch die Denkmäler urkundlich beglaubigt finden, diese von der gesunden Wissenschaft jetzt nicht mehr zu bestreitende Thatsache ist für den Fort- schritt der menschlichen Erkenntnifs über seine eigene Vergangenheit wich- tiger als irgend ein einzelnes Ereignifs dieser Geschichte oder irgend eine einzelne Seite dieser eigenthümlichen Civilisation. Kein Ergebnifs der ägyptischen Forschung ist aber auch mehr angegrif- fen worden und erregt noch fortwährend mehr ausgesprochene und verschwie- gene Bedenken, als der chronologische Umfang der Manethonischen Dy- nastieen. Obgleich ich daher meine eigene Ansicht über diese Frage bereits in dem ersten Theile meiner ägyptischen Chronologie niedergelegt und ausführ- lich zu begründen gesucht habe, so scheint es mir dennoch die Wichtigkeit des Gegenstandes zu rechtfertigen, wenn ich dasjenige auch ferner sorgfältig zusammenstelle, was sich zur Vervollständigung jener Begründung seitdem noch dargeboten hat, und die dagegen erhobenen Bedenken einer genauen Prüfung unterwerfe. Dies ist der Zweck der nachfolgenden Bemerkun- gen. Sie sollen eine Ergänzung zu dem früher aufgestellten Beweise ent- halten, dafs die bei Syncellus uns aufbewahrte Zahl für den Umfang der ägyptischen Geschichte vom ersten Jahre des Menes bis zum Ende des letz- 184 Lersıuws über die Manethonische Bestimmung ten einheimischen Herrschers, wirklich Manethonisch ist, und eine ab- weichende Erklärung jener Zahl, welche vor kurzem von andrer Seite aufge- stellt worden ist, zu widerlegen suchen. Syncellus sagt in der so eben bezeichneten Stelle (p. 52, D), dafs Manethös die 30 Dynastieen seiner ägyptischen Geschichte in 3555 Jahren ab- gehandelt habe, beginnend im Jahre der Welt 1586 und schliefsend im Jahre 5147, „nämlich ungefähr 15 Jahre vor der Weltherrschaft Alexanders des Macedoniers” (frei go ns "Arefavdgou tov Maxedovos RoTuorgarogias ern ou 5) Die Rechnung nach Jahren der Welt gehört natürlich dem Syncellus an, und sie enthält aufserdem eine Verwirrung, weil 3555 Jahre vom Jahre der Welt 1586 nicht bis zum Jahre 5147, sondern nur bis 5140 als Schlufsjahr führen. Ich nenne es eine Verwirrung, nicht einen Fehler der Handschrif- ten, weil alle drei Zahlen 1586, 5147 und die 3555 Jahre, die dazwischen liegen sollen, obgleich sie nicht zusammenstimmen, sich doch einzeln durch andere Angaben des Syncell bestätigen lassen. Die Zahl 3555 wird in den sich sogleich anschliefsenden Worten zerlegt in die drei einzelnen Posten 656, 534 und 2365, welche zusammen die Summe 3555 richtig ergeben. Das Anfangsjahr 1586 der Welt ist gleichfalls nicht verschrieben, weil Syncell von hier 656 Jahre weiterrechnet bis 2242 als Jahr der Sündfluth, und dann 534 Jahre bis a. 2776 als Jahr der Völkerzerstreuung, und beide Er- eignisse von Syncell wirklich auf die Jahre 2242 und 2776 gesetzt werden. Endlich läfst sich auch das Schlufsjahr nieht ohne Weiteres ändern, weil Syncell in der That mit dem Weltjahre 5147 die ägyptische Geschichte schliefst. (') Schon Böckh führt daher den Widerspruch mit Recht auf eine doppelte Rechnung des Syncellus zurück, indem dieser einmal den Schlufs der ägyptischen Geschichte auf 5140, ein andresmal auf 5147 ge- setzt habe. Es ist einleuchtend, dafs der Schlufs im Jahre 5147 der später an- genommene ist, denn wir finden ihn jetzt so im Zusammenhange des Wer- kes eingetragen. Jene andre Berechnung steht im Anfange des Buchs. Syncellus glaubte also damals noch, dafs der Schlufs der ägyptischen Kö- nige auf 5140 fallen würde. Wenn daher Böckh den Goar tadelt, dafs die- ser statt 5147 geradezu 5140 lesen wollte, so ist doch dagegen zu bemer- (") Sync. p. 257,A. S. m. Chronol. p. 424. des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 185 ken, dafs offenbar Syncell ursprünglich in jener früheren Stelle wirklich selbst 5140 geschrieben haben mufste und es kann sich nur fragen, ob Syncell oder die Abschreiber diese Zahl später in 5147 veränderten. Das Letztere ist nun in der That das Wahrscheinlichere, weil Syncellus wissen mufste, dafs er nicht eine Zahl allein verändern konnte ohne alle übrigen gleichfalls in Uebereinstimmung zu bringen. Jedem aufmerksamen Leser drängte sich aber der Widerspruch auf; daher konnte es gar nicht fehlen, dafs die Zahl 5147 nebst der davon unzertrennlichen Kosmokratie zunächst auf dem Rande angemerkt wurde. Dann kam sie in den Text. Es ist nicht zu vergessen, dafs Syncellus sein Werk nicht vollendete und daher auch an das Fertige die letzte Hand nicht legen konnte. Das erklärt die stehen gebliebenen Widersprüche. Es ist nun aber wichtig dem Verfahren des Syncell in dieser Rech- nung noch weiter nachzugehen, was wir hier mit vollkommener Sicherheit zu thun vermögen. Wenn die ursprüngliche Rechnung des Syncell, wie nicht zu läugnen ist, das Jahr 5i40 als Schlufsjahr annahm, und die spätere das Jahr 5147, so fragt sich, von welchem festen Punkte ging er dabei aus, und wo- rauf beruhte der Entschlufs zu der späteren Aenderung. Es ist klar, dafs das Anfangsjahr nur nach dem Schlufsjahr von Syncell bestimmt werden konnte, nicht umgekehrt; denn das Weltjahr 1586 bot ihm an sich in keiner Weise einen Anhalt dar. Aber auch das Schlufsjahr konnte ihm nicht un- mittelbar so überliefert sein, wie er es ansetzte. Die drei letzten Könige seiner Aegyptischen Reihe sind nach dem jetzi- gen Texte offenbar in Verwirrung gekommen, wie die Zahlen ergeben. Die Wiederherstellung wie ich sie(!) in etwas anderer Weise als Böckh (?) gege- ben und aus den Andeutungen des jetzigen Textes selbst zu begründen ge- sucht habe, läfst sowohl den früheren Schlufs mit dem Jahre 5140, als den späteren mit 5147 erkennen. Denn es scheint dafs die Trennung der drei Könige der Manethonischen XXX. Dynastie in zwei Dynastieen, so dafs die beiden ersten die XXX., der dritte aber allein die XXXI. Dynastie bil- det, nur dadurch entstanden sein kann, dafs Syncell früher den letzten Kö- nig mit 8 Jahren ganz abgeschnitten hatte, um das frühe Jahr 5140 zu Ze —_ - ” (') Chronologie, p. 424. (2) Manetho, p. 134. Gegen Böckh’s Anordnung sprechen entschieden die Worte des Syn- cellus p. 236A: "Eus "Qyov zer Nezravs@u . Philos.-hilstor. Kl. 1857. Aa 486 Lersıus über die Manethonische Bestimmung erreichen, und erst später, als er das Schlufsjahr 5147 annahm, ihn als XXXT. Dynastie wieder aufnahm. Wie dem aber auch sei, und wie man auch diese drei letzten Könige wieder in Ordnung bringen will, jedenfalls beweist der Gewaltstreich, den sich hierbei Syneellus gegen alle früheren Überlieferungen erlaubte, um das Ende des ägyptischen Reichs auf 5140 zu bringen, dafs dieses Jahr ihm nicht einfach überliefert, sondern anderweitig aufgedrungen war. Dasselbe gilt von dem späteren Schlufsjahre 5147, welches so wenig zu seinen eigenen übrigen Rechnungen pafst, dafs das erste Jahr des Ochus, welcher unmit- telbar auf den letzten ägyptischen König folgen mufste, doch erst 3 Jahre nach dem Schlufsjahre der ägyptischen Könige fällt, indem (p. 255, D) die Eroberung Aegyptens erst 5150 angesetzt wird. Nicht geringer ist der Wi- derspruch der Syncellischen Annahme, wenn wir sie mit den wahren Zeiten vergleichen. Das Syncellische Jahr 5147 entspricht dem Jahre 355 oder 354 vor Chr., sein Jahr 5140 dem Jahre 362 oder 361 vor Chr., während der wirkliche Manethonische Schlufs des ägyptischen Reichs im Jahre 341/0 vor Chr. statt fand. Wie kam also Syncellus zu diesen auffallenden Abweichungen bei An- nahme der Schlufsjahre 5140 oder 5147? Offenbar, weil ihm aus Manetho- nischer Quelle überliefert worden war, dafs die ägyptische Geschichte „ungefähr 15 Jahre vor Alexander” schlofs. Diese Nachricht, die er für bindend ansah, hatte er ohne Zweifel früher, als er die Berechnung der Manethonischen Gesammtsumme gab, so verstanden, dafs man vom Re- gierungsantritt des Alexander in Macedonien 15 Jahre zurückrechnen müsse. Das erste Jahr Alexanders fiel ihm nach p. 260, D auf sein Weltjahr 5156 (!) ; ging er von hier 15 Jahre zurück, so gelangte er zum Jahre 5141, und nahm daher das Jahr 5140 als letztes Jahr des Nectanebus an. Später fiel ihm wohl ein, dafs es doch sonderbar gewesen wäre, wenn Manethös das Ende seiner Geschichte nach dem Regierungsantritte des Alexander in Macedonien bestimmt hätte. Es schien ihm wahrscheinlicher, dafs viel- mehr die Eroberung Aegyptens durch Alexander als Ausgangspunkt ge- meint gewesen sei. Diese fiel nach ihm, wie er wiederholt anführt (p. 261,A), (') p.269D giebt er wieder das Jahr 5171 als erstes des Philipp Aridaeus, so dals das erste von den 12 Regierungsjahren des Alexander auf 5159, also 3 Jahre später als das obige Jahr fiel. des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 187 in das 7te Macedonische Jahr Alexanders, also in sein Weltjahr 5162. Es wird daher auch ausdrücklich in der oben angeführten Stelle bemerkt dafs die 15 Jahre gerechnet seien: mo Tns "AreZavögou HOT LORDaTODI«E, worunter er die Einnahme von Aegypten ver stand Auch dies ist übrigens bereits vor mir von Böckh und Andern et und namentlich, worauf es hier besonders ankommt, anerkannt worden, dafs Syncell die 15 Jahre vor Alexander in irgend einer älteren Quelle vorgefunden haben mufs, sie nicht selbst erfunden oder errechnet haben kann. Das bisher Gesagte hat die Nothwendigkeit dieser Annahme nur noch mehr ins Licht stellen sollen. Es ist aber, so viel mir bekannt, noch von niemand versucht wor- den zu erklären, was denn der ursprüngliche Sinn dieser Ueberlieferung war, und wie sich die Syncellische Angabe, dafs sie von Manethös her- rühre, dazu verhält. Ich selbst habe in meiner Chronologie auch nur fest- zustellen gesucht, dafs die Zahl 3555, welche gleichfalls dem Syncell über- liefert sein mufste, von dem ächten Manethös herrührte. Ich hatte aber bisher den Sinn der Angabe von den 15 Jahren, die nach dem jetzi- gen Wortlaute nur dem Syncell zugetraut werden konnte, so wenig wie Andre erklären können. Meiner Behauptung der Aechtheit der Zahl 3555, woraus der Anfang der Manethonischen Geschichte im Julianischen Jahr 3592 vor Chr. folgt, ist bisher noch nicht allgemein zugestimmt worden; man hat sogar neuer- dings ihre Manethonische Quelle wiederum ausdrücklich in Abrede gestellt, worauf ich unten näher eingehen werde. Dennoch wage ich zu glauben, dafs der von mir gelieferte Beweis bei einer eingehenden Prüfung wohl be- stehen würde. Ich selbst habe bei einer nochmaligen letzten Durcharbeitung der Chronologie, an deren Ergebnissen jetzt gedruckt wird, nichts finden können, was mich an jenem Resultate zweifelhaft gemacht hätte. Der einzige Man- gel, den ich in jener Auseinandersetzung nicht würde haben in Abrede stel- len können, wenn er mir entgegen gehalten worden wäre, lag eben darin, dafs die Zahl der 15 Jahre vor Alexander, welche die nothwendige Er- gänzung zu den 3555 Jahren bilden und wenn diese von Manethös herrüh- ren, nicht weniger Manethonisch sein müssen, noch nicht befriedigend er- klärt war. Ich glaube jetzt die Erklärung geben zu können. Aa? 188 Lersıws über die Manethonische Bestimmung Böckh hat ausführlich nachgewiesen, was ich für durchaus gesichert ansehe, dafs das Schlufsjahr der Manethonischen Geschichte das Jahr seit Nabon. 408 war, welches im Jahre 341 vor Chr. begann. Die Syncellische Angabe, dafs nach Manethös dieser Schlufs 15 Jahre vor der Weltherr- schaft des Alexander eingetreten sei, läfst sich zunächst hierauf nicht an- wenden, Das erste Jahr von Alexanders Herrschaft in Aegypten, woran man hier allein denken könnte, ist Nabon. 417 = 332/31 vor Chr. Davon 15 Jahre zurückgerechnet führt auf Nabon. 402 = 347/46 vor Chr., also sieben Jahre über die Eroberung des Ochus zurück. Noch weniger pafst die frühere Berechnung des Syncellus, nach welcher er die 15 Jahre von der Thronbesteigung Alexanders in Macedonien zurück rechnete. Diese fand im Jahre Nabon. 413 = 336/35 vor Chr. statt und 15 Jahre früher ist das Jahr Nabon. 398 = 351/50 vor Chr., welches sogar elf Jahre vor dem Schlusse des ägyptischen Reiches liegt. Nun ist aber zunächst zu bemerken, dafs diese frühere Berechnung dem Syncell gar nicht hätte einfallen können, wenn in der überlieferten An- gabe die Kosmokratorie des Alexander als Ausgangspunkt genannt gewe- sen wäre. Was hätte ihn veranlassen können, den schon viel zu frühen Endpunkt des Reichs gegen die Ueberlieferung noch höher zurück zu legen? Die Notiz, die ihm vorlag, konnte offenbar nur lauten „15 Jahre vor Alexander ,” nicht „vor Alexanders Kosmokratorie.” Jene Worte durfte er zunächst von seinem ersten Jahre in Macedonien verstehen. Später aber glaubte er die Schwierigkeit dieses frühen Jahres doch in etwas zu verrin- gern, oder mochte es für Manethonischer halten, wenn er dafür das erste Jahr Alexanders in Aegypten annahm, und so wurde diese Auslegung auch in die frühere Stelle hineingetragen, indem dort die Kosmokratorie ausdrück- lich genannt wird. Es ist aber auch unmöglich, dafs die Angabe, wie sie freilich unzwei- felhaft dem Syncellus vorlag, gleich ursprünglich von Manethös oder einer andern ersten Quelle genau ebenso herrührte. Manethös schrieb in dem Zeitalter der Aeren. Innerhalb weniger Jahrzehnte liegen die Anfänge der Philippischen (324), der Seleueidischen (312), der Chaldäischen (311), der Pontischen (397) Aere. Es war daher sehr natürlich, dafs Manethös den Schlufspunkt seiner Geschichte nach dem Anfange der damals in Aegyp- des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 189 ten gebräuchlichen Aere bestimmte. Eine Aere vom ersten Jahre des Alexander in Macedonien oder in Aegypten gab es aber nicht, und wenn Ma- nethös nichts desto weniger das letzte Jahr des Nectanebus nach dem ersten des Alexander hätte bestimmen wollen, so konnte er nicht einfach sagen, „15 Jahre vor Alexander” wie man sich wohl ausgedrückt hätte, wenn man von einer allgemein bekannten Aere sprechen wollte, sondern er mufste eine nähere Bestimmung hinzufügen. Ich vermuthe nun, dafs nicht allein eine solche nähere Bestimmung ursprünglich vorhanden war, son- dern auch, dafs diese selbst den Anfang einer Aere bezeichnete, näm- lich die Aere vom Tode des Alexander, «wo ris "Arekavdgov rersuräs. Dies war eine besondere und wie es scheint die ältere Bezeichnung der Philippischen Aere, welche im Jahre Nabon. 425 = 324/23 vor Chr. am 12. Nov. begann. Ptolemaeus bedient sich dieser Bezeichnung öfters im Almagest, und nach der Bemerkung von Ideler (') besonders da, wo von Beobachtungen des Hipparch die Rede ist. Diese Aere war besonders ge- eignet von den Astronomen aufgenommen und fortgeführt zu werden, weil sie sich unmittelbar an die Aere des Nabonassar in ihrem 425sten Jahre an- schlofs, und wie jene am 1sten Thoth des ägyptischen Jahres begann. Eine der bemerkenswerthesten Anwendungen derselben findet sich in dem Ptole- mäischen Regenten- Kanon, welcher mit dem ersten Jahre des Nabonassar eine erste, und mit Philippus Aridaeus eine zweite Jahresreihe beginnt. Ja man wird die Möglichkeit zugeben müssen, dafs der erste Theil des Kanon ursprünglich andre Jahresanfänge hatte und dem zweiten Theile, dessen An- fänge in einer Zeit entstanden, in welcher die Philippische Aere gangbar war, erst nachträglich angepafst wurde. Nach Ideler (I, p. 108) war weder die Nabonassarische noch die Phi- lippische Aere jemals in einem andern als astronomischen Gebrauche bei den Chaldäern und Aegyptern. Für die Philippische Aere ist diese Ansicht jetzt nicht mehr streng aufrecht zu erhalten. Pinder hat in einer Abhandlung über die Aere des Philippus auf Münzen und die ersten Königsmünzen in Aegypten (?) nachgewiesen, dafs die (') Handbuch I, p. 106. (2) In seinen Beiträgen zur älteren Münzkunde p. 194 ff. 190 Lersıus über die Manethonische Bestimmung Jahre dieser Aere auf den Ptolemäermünzen bis in die Mitte der Regierungs- zeit des Ptol. Philadelphus vorkommen. Zugleich führt er aus, wie der ge- schichtliche Ursprung dieser Aere sich leicht aus den besonderen Verhält- nissen jener Zeit erklären läfst. Es war die Verwirrung nach Alexanders Tode und die Auflösung seines grofsen Reichs in einzelne Theile, welche nur in seinem gewaltigen Namen noch eine gewisse Einheit fanden, wodurch sein Todesjahr zu einer natürlichen allgemein anerkannten Epoche und in Folge davon zum Anfang einer chronologischen Aere wurde. Dadurch wird es auch begreiflich, warum die Bezeichnung dieser Aere ursprünglich von Alexander und nicht von seinem blödsinnigen Halbbruder und Nachfolger Philippus Aridaeus hergenommen wurde. Erst in der Folge, als die Aere nur eine wissenschaftliche, keine geschichtliche und praktische Bedeutung mehr hatte, hielt man sich lieber an die allgemeine Gewohnheit, die Aeren vielmehr nach dem Könige zu benennen, unter dem sie beginnen, um so mehr, da diese, wie die meisten andern mit dem ersten Jahre eines Königs, nämlich des Philipp, begann. Die Aere vom Tode des Alexander scheint nur kurze Zeit in Gebrauch gewesen zu sein, wenn wir von ihrer astronomischen Anwendung absehen. Nachzuweisen ist sie auf den Münzen nach Pinder nur in den Jahren 296 bis 269 vor Chr., d. i. in der zweiten Hälfte der Regierung des Ptolemaeus Lagi und in der ersten des Philadelphus. In dieselbe Zeit wird aber auch die Thätigkeit des Manethös gesetzt, welcher von dem ersten Ptolemäer mit der Einführung des Serapis Kultus in Aegypten betraut wurde und unter dem zweiten sein Geschichtswerk abfafste. Nichts ist daher übereinstim- mender, als dafs er den geschichtlichen Endpunkt seines Werkes nach der zu seiner Zeit in Aegypten üblichen Aere vom Tode des Alexander bestimmte. Wir dürfen somit in jener Notiz bei Syneellus ein zweites Beispiel von dem geschichtlichen Gebrauche dieser Aere sehen, welcher vor kurzem zum ersten male auf den Münzen nachgewiesen worden ist. (1) Die Unge- wöhnlichkeit der Aerenbezeichnung nach dem Tode eines Fürsten und die (') Euseb. Dem. ev. VIII, p. 393 ed. Par. 1628. fol. läfst die Herrschaft des Seleucus im 42ten J. nach Alexanders Tode Erz: Öwdszarw Wera TYV "ArsEanögceu TEIEUFYU beginnen. Diese Bezeichnungsweise scheint darauf hinzudeuten, dals auch diese Zeitbestimmung aus einem alten Geschichtswerke herrührte. des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 191 spätere Veränderung des Namens in den der Philippischen Aere, macht es um so erklärlicher, dafs zu Syncells Zeit von den Manethonischen Worten: mgo ans "Arefavdgou reAeurye nur übrig geblieben war #90 "AreZavogov. Die Aere des Alexander oder des Philippus begann am 12ten Nov. 324 vor Chr. Von hier 15 ägyptische Jahre zurück führen auf den 16ten Nov. 339. Syncellus sagt ern mau revrezaideza. Eine Unbestimmtheit in der Zahl der Jahre hat weder für Syncellus noch für Manethös einen Sinn. Der Ausdruck scheint mir nur durch die Annahme erklärlich, dafs Manethös den Tod des Nectanebus oder die Eroberung Aegyptens durch Ochus genau nach Monaten und Tagen angab. Diese letztern wurden dann weggelassen und dafür das rov eingeschoben. Wenn nun der Tod des Nektanebus einige Monate oder Tage über 15 Jahre dem Anfang der Philippischen Aere vor- ausging und folglich vor dem 16ten Nov. 339 statt fand, so wurde nach ägyptischer Sitte die Regierung des Ochus vom 16ten Nov. 340 an gezählt, und so haben wir es gefunden. Die Uebereinstimmung mit dem, was nach unbefangener Betrachtung erwartet werden mufste, ist also vollständig. Wenn wir nun auf einem ganz unabhängigen Wege gefunden haben, dafs die Syncellische Notiz von den 15 Jahren sich nur auf die Philippische oder Alexander - Aere beziehen konnte, welche nur kurze Zeit, aber gerade in der Blüthezeit des Manethös, in Gebrauch war, und wenn wir dadurch nothwendig zu dem Schlusse gedrängt werden, dafs diese Zeitbestimmung nur aus dem ächten Werke des Manethös herstammen konnte, so gewinnt auch offenbar die damit in unzertrennlicher Verbindung stehende Angabe der 3555 Jahre für den Umfang der Manethonischen Geschichte eine neue we- sentliche Gewähr ihrer Aechtheit. Es ist aber vor kurzem gegen die Bedeutung dieser Zahl eine neue Ansicht aufgestellt worden, nach welcher sie nur das Ergebnifs einer flüch- tigen und irrthümlichen Zusammenzählung des Syncellus sei. Herr von Gutschmid (!) glaubt gefunden zu haben, dafs die Zahl aus der durch Pano- dor von 12843 auf 11834 Jahr reducirten Götterzeit und den 2372! Jahren, welche das Intervall von der Völkerzerstreuung nach Panodor und Syncellus 2776 bis zum jetzigen Schlufsjahre des letzten ägyptischen Königs 5147 bil- (') KRheinisches Museum für Philol. 1857. 1. Heft p. 9. 4192 Lersıws über die Manethonische Bestimmung dete, zusammengezählt sein möchte; denn 11834 + 23724 ist = 3555} oder 3555 Jahren. Der Umstand, dafs sich in den ägyptischen Rechnungen des Syncellus zwei Zahlen auffinden lassen, welche in eine scheinbare Continuität ge- bracht werden können und die in Rede stehende Zahl 3555 durch ein- fache Addition ergeben, ist in der That sonderbar genug um die Aufmerk- samkeit zu erregen und ihr eine genaue Prüfung zuzuwenden. Dies habe ich gethan, mich aber auch bald überzeugt, dafs die beiden Addenden nichts mit einander zu thun haben , und die Uebereinstimmung der Summe daher ein bedeutungsloser Zufall ist. Dies will ich im Folgenden deutlich zu machen suchen. Ich habe früher selbst hervorgehoben, dafs man bei der in Rede ste- henden Ausführung des Syncellus zunächst wohl daran denken könnte, dafs er sie in dem Buche der falschen Sothis gefunden hätte, weil er diese ge- meiniglich mit dem ächten Manethös, dessen Auszüge ihm bei Africanus und Eusebius vorlagen, verwechselt. Aus diesem Grunde habe ich den frühe- ren Zustand der Sothis, wie sie zuerst dem Panodor oder Anian, und später in Panodorischer Redaktion dem Syncell vorlag, genau untersucht und nach- gewiesen, dafs die Zahl 3555 in keiner Weise auf die Sothis zurückgeführt werden kann. Herr v. Gutschmid stimmt mir darin bei, dafs die den frü- heren Erklärern unverständlich gebliebene Liste des Syncellus im Wesentli- chen die der Sothis ist, und dafs Syncellus in der Regel, wenn er kurzweg den Manethös als Gewährsmann anführt, den Verfasser der Sothis darunter versteht. Dagegen theilt er meine Ansicht nicht, dafs die Anführung der Manethonischen Zahl 3555 zu den andern Fällen gehöre, auf die ich unten zurückkommen werde, wo Syncellus, wie bei Anführung der Afrikanischen und Eusebischen Listen, und selbst unabhängig davon in seiner eigenen Ge- schichtserzählung, unter Manethös den Verfasser der drei ächten Geschichts- bücher versteht. Er glaubt vielmehr, dafs Syncellus jene Zahl in der That aus der Sothis entnommen habe, theilt dieser, wie dem alten Chronikon 113 Geschlechter zu, und läfst ihre 30 Dynastieen von Hephästos bis Nektanebus reichen. Die Wiederherstellung der Sothis wird in folgenden Ansätzen gegeben: des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 193 6 Götter in 6 Dynastien 969 J. 9 Halbgötter „ 9 ” 2144 86 Geschlechter „ 12 N 2211 9-4=: ‚8. Perser A TE. re 106 7-1= 6 Taniten sähe: Fr 374 1 Sebennyt sank PR 18 113 30 35592 Sygcellus sagt ausdrücklich (p. 18, CO), dafs Manethös, d.i. hier der Ver- fasser der Sothis, den 7 Göttern der 6 ersten Dynastieen 11,985 Jahre gab, und dafs erst einige neuere Schriftsteller (an andern Stellen nennt er na- mentlich den Panodor und Anian vgl. p. 40, D. u.a.) behauptet hätten, diese Jahre seien nur Monate gewesen. Wenn also Syncell in der Stelle, die uns hier beschäftigt, dem Alten Chronikon die Gesammizahl des falschen Manethös, wie sie in der ursprünglichen und auch noch in der Panodori- schen Sothis zu finden war, entgegenstellen wollte, so mufste er offenbar die 20,000 Jahre der Sothis nennen, wie sie von dem falschen Manethös eben so unverkürzt als ägyptische Zahl gegeben worden war, wie das Alte Chronikon 37,960 Jahre gegeben hatte. Syncellus tadelt sogar den Pano- dor auf das schärfste (p. 18, D. 41, C), weil er sich ganz mit Unrecht ein- gebildet habe, durch seine Künste aus den Zahlen des Manethös etwas aus- gerechnet zu haben, was mit den Angaben der Heiligen Schrift überein- stimme. Er war sich also wohl hewufst, dafs der Verfasser der Sothis den ägyptischen Göttern jene grolsen fabelhaften Zahlen zugeschrieben hatte und konnte daher nicht einen Augenblick meinen, dafs die Zahl 3555 die Mane- thonische Gesammtzahl von Hephästos an gewesen sei. Die Sothis theilte fer- ner die sämmtlichen Könige in 5 Völker: Götter, Halbgötter, Manen, Mesträer und Aegypter (p. 40,D) ein. In jener Zusammenstellung fehlt aber das dritte Volk, die Manen, ganz. Eben so wenig passen auf die Sothis die 30 Dynastieen, die in der Alten Chronik allerdings bis zu Nektanebus, in der Sothis aber nur bis zu Amasis führten (s. Chronol. d. Aeg. I, p. 422), noch endlich die 113 Geschlechter, da wir zwar die genaue Anzahl dersel- ben in der Sothis nicht bestimmen können, diese aber schon bis auf Amasis ungleich mehr als 113 zählen mufste. Um nun der Zahl 3555 näher zu kommen, müfsten wir jedenfalls mit Herrn v. Gutschmid nicht an die Manethonische Sothis denken, sondern Philos.-histor. Kl. 1857. Bb 194 Lersıus über die Manethonische Bestimmung an ihre Panodorische Reduktion, obgleich dies gegen die Worte des Syncellus ist. Aber auch die Panodorische Sothis, wie sie dem Syncellus ohne Zweifel vorlag, pafst in keiner Weise zu den oben aufgestellten Zah- len, noch zu dem Resultat derselben, den 3555 Jahren. Der Unterschied der Manethonischen und der Panodorischen Sothis bezog sich lediglich auf die Reduktionen der Zahlen der drei ersten Völker. Das Verfahren des Panodor liegt uns beim Syncellus klar vor. Für Mestraim bedurfte er kei- ner andern Zahl, als die Sothis gab, nämlich a. m. 2848. In dieses Jahr, 72 Jahre nach der Völkerzerstreuung im Jahre 2776, werden die ersten Reichsbildungen gesetzt, nach einer durch Panodor wohl zuerst aufgestell- ten Ansicht, der sich aber Syneellus (!) anschlofs. Vor diesem Jahre galt es vornehmlich das durch die LXX fest bestimmte Jahr der Sündfluth a. m. 2242 festzuhalten und mit der ägyptischen Mythologie in Einklang zu brin- gen, wie es schon früher von ihm in noch einfacherer Weise mit den chal- däischen Listen in Einklang gebracht worden war. Es wurde dazu die Erzählung von den Kindern Gottes benutzt (?), welche man unter dem Na- men ’Eygryoger mit den Göttern des Manethös verglich. Das Ende ihrer Herrschaft wurde unmittelbar vor die Sündfluth gesetzt; die Halbgötter und Manen aber mufsten in den Zeitraum von der Sündfluth bis zur Staatenbil- dung gebracht werden. Alles liefs sich, selbst bei strenger Beobachtung der überlieferten Zahlen erreichen, durch Annahme eines allmähligen Anwachsens der Jahreslänge, und durch eine willkührliche Abtheilung der Götter und Halbgötter. Den sieben grofsen Göttern und den vier ersten Halbgöttern der Sothis wurden einmonatliche, den fünf folgenden Halbgöttern dreimo- natliche Jahre zugeschrieben; den übrigen Halbgöttern (?) und den Manen theils viermonatliche, theils volle Jahre. Durch diese Reduktion brachte Panodor die 16 ersten Götter auf 1183, die folgenden auf 606 volle Jahre. Jene liefs er als Egregori von a. m. 1058 bis zur Sündfluth 2242, diese von 2242 bis zur Zeit der Staatenbildung 2848 herrschen. Diese künstliche Verarbeitung der Manethonischen Zahlen war aber in der That ganz zweck- widrig und unbiblisch, wenn Panodor annahm, dafs die Egregori und ihre (') p. 90, A. Vgl. Chronol. I, p. 428. (?) Genes. 6, 2. 4. (°) Diesen Abschnitt der Halbgötter meint Syncellus, wenn er p. 41,B von zwei Dy- nastieen der Halbgötter spricht. des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 195 Nachfolger in Aegypten geherrscht hätten. Wenn dies aber auch viel- leicht nicht die Meinung des Panodor war, so sieht es doch offenbar Syn- cellus so an, und wirft ihm sein verkehrtes Beginnen vor. Dadurch ist aber auch zugleich deutlich, dafs Syncell die reducirten Zahlen des Panodor nach- her nicht selbst Manethonisch nennen konnte. Hätte er dies aber auch aus Fahrlässigkeit gethan, so würden dennoch auch die reducirten Zahlen des Panodor keineswegs auf die Summe 3555 geführt haben. Denn Panodor begann, wie Syncell (!) ausdrücklich sagt, a. m. 1058 und erreichte mit den 11834 Jahren der 16 ersten Götter das Jahr der Sündfluth 2242. Von He- phästos bis Amasis, mit welchem die Sothis schlofs, waren 3928-4 Jahre, und wenn man die Syncellischen Jahre bis Nektanebos hinzurechnen wollte, so- gar 40904 Jahre. Die Gesammtjahre der Panodorischen Sothis entsprachen also keineswegs den 3555 Jahren, welche Syncellus Manethonisch nennt, und im Einzelnen weichen nicht allein die reducirten Götterjahre, sondern auch die Jahre der menschlichen Könige sowohl nach der ursprünglichen als auch nach der Panodorischen Sothis von den obigen der Syncellischen Liste entnommenen Zahlen des Herrn von Gutschmid ab. Denn es ist früher von mir nachgewiesen worden, dafs die Sothis ihren Mestraim a. m. 2848, Syn- cellus a. m. 2776 beginnen liefs, und dafs demnach die Könige von Mestraim bis Amasis nicht 2211, wie bei Syncellus, sondern nur 2139 Jahre regierten. Auch die 30 Dymnastieen bis Nektanebos und die 113 Geschlechter passen eben so wenig zur Panodorischen, wie zur ursprünglichen Sothis. Wir müfsten nun noch weiter gehen, als Herr von Gutschmid zu ge- hen beabsichtigte; wir müfsten sowohl von der ursprünglichen, als von der Panodorischen Sothis absehen und fragen, ob vielleicht die Syncellischen Zahlen allein die Summe von 3555 Jahren ergeben. Syncellus war öfters von seinem Führer abgewichen und giebt dieses an einigen Stellen selbst an, () Sync. p. 41,B: 0Sev auvelßy Tas Barırdas av mag’ würois Barırucavruv Saav yevewWv :E &v Öuvarrsiaıs B= En Ev veirviardie Forazov-Iuegos zUrA0s mag’ avrois AS MEr- Sar & za suvnEav Feryvıa a aIme (11985) rn Yrıaza DEF (969) raüre de FuvagıSov- lv Tols mo 775 rouruv QasıRsias HArazois ‚an‘ (1058) Erssı suvayousw öndde Erav Bag‘ (2027). Ömotws be zura Tas Övo Öuvarteiag rWv Zvver WmıSenv TÜV ndemors yeyovoruv we yEyovorwv ern rd zu yuru (214E) omovdaleı auverräv ame rav wen (858) wawv Yroı Tg0- mov, us ywerdar dycı (6 Tlevodwgos) üv 3EF (969) ‚way dl. ‚wery') za Yu (11834) Ey, zu Fuvarroueve rols amd Adam MEygt zn: rwv Seuv usı%sıas, ‚vn (1058) erenı auv- dysw Ern ‚Bauß' (2242) Ews TOÜ ZUTGAAUSWOD. Bb2 196 Lersıuws über die Manethonische Bestimmung z. B. p. 104, A und 123, C, wo er zweimal dem Josephus den Vorzug vor seinem Manethös giebt. Hauptsächlich aber wich er im Anfangsjahre der Menschenregierungen von ihm ab. Der falsche Manethös setzte Mestraim’s erstes Jahr auf a. m. 2848, Syncellus 72 Jahre früher auf 2776. Die Zah- len vor Mestraim zog Syncellus, wie von seinem Standpunkte aus billig, gar nicht näher in Betracht, sondern theilte hierüber nur theilweise die ur- sprünglichen Manethonischen Zahlen und die von ihm verworfenen Reduk- tionen des Panodor mit (p. 19, C. 41,B). Manethös habe den ersten 16 Göttern 11,985 und 858, zusammen 12,843 Jahre zugeschrieben; Panodor habe sie auf 11834 Jahre reducirt, und diese im Jahre der Welt 1058 be- ginnen lassen. Die Zahlen nach Amasis konnte Syncellus gar nicht aus der Sothis entlehnen, weil sie diese nicht enthielt. Er ergänzte sie daher nach den Listen des Africanus und Eusebius, und führte diese bis zu Ende der XXXI. Dynastie, bis zur Eroberung des Alexander a. m. 5165. Als Syn- cellisch können daher nur die Jahre von Mestraim a. m. 2776 bis Alexander 5165 gelten, das sind 2389 Jahre. Wenn er dazu die 17894 Jahre gezählt hätte, welche die Panodorische Sothis den Göttern zuschrieb, so würden wir 41784, oder wenn wir die XXXI Dyn. weglassen, und nur bis Ochus zählen, 41615 erhalten. Wenn sich also die Zahl 3555 weder aus den Angaben der ursprüng- lichen, noch der Panodorischen, noch endlich aus den Syncellischen Zah- len erklären läfst, so müfste sie aus einer willkürlichen Kombination ver- schiedenartiger Elemente hervorgegangen sein, und dies ist in der That der Fall bei der obigen Zusammenstellung des Herrn v. Gutschmid. Er beginnt mit der Panodorischen Reduktion der Manethonischen ersten 16 Götterzah- len, welche von 12,843 auf 11834 Jahre gebracht wurden, übergeht dann den Panodorischen Abschnitt der übrigen Halbgötter und Manen ganz, läfst daher auch gegen Panodor die 11834 Jahre nicht bis zur Sündfluth, son- dern bis zur Völkerzerstreuung reichen, indem er auf die 16 Götter unmit- telbar Mestraim folgen läfst. Von hier an folgt er auch nicht der Sothis, welche von Mestraim bis Amasis 83 Geschlechter mit 2139 Jahren zählte, sondern dem Syncellus, welcher 86 Geschlechter mit 2210 oder 2211 Jahren rechnete (1). Darauf fügt er die Dynastie der Perser hinzu, deren Anzahl er (’) Nämlich 2210 nach seiner Angabe der Weltjahre und den einzelnen Begierungsjah- des Um ıfangs der Aegyptischen Geschichte. 197 aber nach der Alten Chronik von 9 auf 5 redueirt, diesen 5 aber nicht die 124 Jahre der Chronik, sondern mit Syncellus 106 Jahre giebt. : Auch die beiden folgenden Dynastieen von 7 und von 1 Taniten entnimmt er der Chronik , aufser dafs er der ersteren statt 7 nur 6 Könige giebt. Die Jahre aber dieser beiden Dynastieen, welche in der Chronik zu 57 angegeben wurden, fügt er wieder aus Syncellus hinzu, welcher 554 Jahre nicht auf 2 sondern auf 4 Dynastieen vertheilte. Auf diese Weise erhält Herr v. Gut- schmid durch eine Kombination von Angaben der Panodorischen Sothis, der Syncellischen Rechnung und der Alten Chronik, und mit Absehung von einer Lücke zwischen den Göttern und Mestraim, 113 Geschlechter, wie die Chronik, in 30 oder nach Syncellischer Abtheilung der letzten Dy- nastieen, 32 Dynastieen von Hephästos bis Nektanebos, mit 3555 Jahren. Unmöglich konnte Syncellus ein solches Resultat kurz weg als Manethonisch der Alten Chronik gegenüberstellen. Die Sache hätte, meine ich, einfacher als es Herr v. Gutschmid thut, so dargestellt werden können. Wenn wir'die Syncellische Reihe von Me- straim bis Ochus so wie sie jetzt nach Jahren der Welt verzeichnet ist, also a.m. 2776 bis 5148 = 2372 Jahre, unmittelbar zusammenzählen mit der Pa- nodorischen redueirten Zahl der 16 ersten Götter 11834, so erhalten wir 35555 Jahre, also das gewünschte Resultat. Abgesehen aber davon, dafs die so gewonnene Summe, wie wir gesehen haben, weder der ursprüngli- chen noch der Panodorischen Sothis angehören konnte, läfst sich in dieser Form auch noch bündiger nachweisen, dafs Syncellus diese Zusammenzäh- lung nicht machen, und jene Zahl überhaupt nicht so entstehen konnte. Es ist unbestreitbar, dafs, als Syncellus jene Anführung der 3555 Jahre machte, seine Aegyptische Reihe nicht mit a. m. 5147 als letztem Jahre des Nektanebos schlofs, sondern mit a. m. 5140. Dann regierten aber die Könige von Mestraim bis Nektanebos nicht 2372 sondern 2365 Jahre, und diese ergaben mit 11834 nieht 35554- sondern 35484, also nicht die als Manethonisch angegebene Summe. Es würde auch nichts helfen ge- gen alle Evidenz etwa anzunehmen, dafs Syncellus dennoch schon damals den Schlufs im Jahre 5147 gehabt, oder doch nachträglich so in Rechnung gebracht hätte; nähme man diesen späteren Schlufs an, so würden alle übri- ren p. 210,D; 2211 aber nach einer andern Rechnung (p. 240,D. 211, A), nach welcher das erste Jahr des Kambyses auf a. m. 4987, nicht auf 4986 fällt. 198 Lersıws über die Manethonische Bestimmung gen Zahlen nieht mehr passen; denn von a. m. 1586 bis 5148 sind wieder- um nicht 3555, sondern 3562 Jahre; und wenn man selbst das Ausgangs- jahr 1586 in 1593 verändern wollte, so würden wieder die Zwischenpunkte 2242 für das Jahr der Sündfluth und 2776 für das der Völkerzerstreuung nicht mehr passen. Mit einem Worte, die Zahl 3555 läfst sich nur in die von Syncellus wirklich angegebenen Zahlen zerlegen: a.m. 1986 — 2242 = 656 2242 — 2776 = 534 2776 — 5141 = 2365 ‚3555, mit welchen die Addition von 11834 (a. m. 1058-2242) und 2372 (a. m. 2776-5148) = 3555%nichts zu thun hat, und wegen der unverrückbaren Stellung der Völkerzerstreuung a. m. 2776 nichts zu thun haben kann, selbst wenn man die Lücke von 534 Jahren zwischen beiden Zahlen ignoriren wollte. Sehen wir jetzt noch einmal auf den Sinn der Stelle zurück, in wel- cher Syncellus (p. 52, D) den Umfang der von Manethös in drei Büchern beschriebenen 30 Dynastieen auf 3555 Jahre angiebt, und ihren Anfang auf das Jahr der Welt 1586 legt, weil er ihr Ende 15 Jahre vor Alexander, also nach seiner Meinung a. m. 5141, angegeben fand, so scheint es ein- leuchtend, wie auch Böckh nicht bezweifelt, dafs hierunter nur der Umfang der 30 ächten Dynastieen von Menes bis Ochus gemeint sein konnte, da die Sothis ihre 30 Dynastieen weder bis auf Ochus herabführte, noch sie in drei Büchern abhandelte. Die Stelle ist jetzt offenbar durch das Eindringen von Randglossen in den Text verderbt. Dafs die Worte aür@v 6 x%gevos den grammatischen Zu- sammenhang völlig unterbrechen und herausgeworfen werden müssen, habe ich schon früher bemerkt (!). Dafs Syncellus für das Jahr 5147 ursprüng- lich 5141 wie schon auf dem Rande in der Handschrift A (p. 53, A) bemerkt ist, und folglich auch statt xoruoxgaregies, geschrieben hatte «px, wie einige Zeilen später wirklich steht, haben wir oben gesehen; bei genauer Prüfung kann es aber auch keinem Zweifel unterliegen, dafs die Zahl 113 neben ye- veoöv unrichtig eingeschoben worden ist. Bei aller Fahrlässigkeit und Mangel (') Chronol. I, p. 497. des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 199 an Schärfe der Darstellung, die man dem Syncellus zutrauen darf, ist es doch völlig unmöglich, dafs er hier die 113 Geschlechter der Alten Chro- nik auf Manethös übertragen hätte. Nur ein Abschreiber konnte die Zahl, die sich auf dem Rande sehr leicht erklärt, in den Text fügen, nicht Syn- cellus, welcher eben die einleitenden Worte zu den Dynastieen des ächten Manethös mit ihren Hunderten von Geschlechtern schrieb. Ich glaube aber noch weiter gehen zu dürfen, und halte auch die Zahl 30 vor duwarrswv für gleichzeitig mit der Zahl 113 in den Text gedrungen, obgleich ihr Verblei- ben den Sinn des Ganzen nicht wesentlich ändern würde. Die ganze Stelle lautete nach meiner Ueberzeugung ursprünglich so: ‘od mag’ Alyurrias Erısyuoraros Mave$a) megi Tav alrav [A] dwarreuv yoaas, En rourwv Onradı Auwv Tas apepuas, zara mord dabwvei med! ToUs Xgovous moös ravras(!), na9ws Eorı nal Eu ray mgSEIENMLEVWV naiv ävwregw Ka- Selv nal &u Tav Eins AcyIyrousvw. Twv yap ev Toig racı ToucıS [eıy ] YEvewv &v Öuvarrsıaıs A dvayeypaunevwv, [eirwv 6 upovos] Ta mayra Guvngev Ern vowe, ügEajeva 17) ‚dr ErEL TOU noTuou nal Ankavra eis To 24 lege:) sow' Kormınev Eros, Aroi mgd TS "Arefavögou ob Maxsdovos [zoruorgaropias lege:] doyns Ey mov ıE. Alle fünf Aenderungen, die ich hier annehme, sind völlig unabhängig von dem Ursprunge der Zahl 3555. Sie sind eben so nöthig, wenn jemand diese Zahl aus der Sothis ableiten wollte. Da die erwähnten «i «aürat du- varreicı sich auf die Alte Chronik beziehen, ohne dafs sie hier genannt wird, so schrieb eben jemand auf den Rand, dafs diese in 30 Dynastieen 113 Ge- schlechter abhandelte; das erklärt die beiden ersten, wahrscheinlich auch zugleich das dritte Einschiebsel, da doch wohl zur Vergleichung auch die Jahressumme der Alten Chronik dabei stand, also ganz wie Syncellus auf der Seite vorher (p. 51, C) selbst geschrieben hatte: A’ duvarreuv- yeveat guy - auruv 6 Kpovos My za spe. Die beiden letzten Abweichungen dage- gen rührten entweder von der späteren Hand des Syncellus selbst her, ob- wohl dies sehr unwahrscheinlich ist, oder von der Randglosse eines Lesers, der den Widerspruch mit p. 257 bemerkt hatte. Betrachten wir nun noch den allgemeinen Zusammenhang, in welchem obige Stelle steht, so wird über die allein richtige Auffassung derselben kein (') So ist wohl für rss raür« zu lesen. 200 Lzrsıus über die Manethonische Bestimmung Zweifel mehr übrig bleiben können. Syncellus hatte schon von vorn herein mehrmals (p. 15, D. 16, D.) auf die grofsen Zeiträume aufmerksam gemacht, welche Manethös dem Aegyptischen Reiche aus Nationaleitelkeit zugeschrie- ben habe, und sie mit den eben so fabelhaften chaldäischen Rechnungen des Berosus verglichen. Darauf führt er an (p. 17, D), was Afrikanus über die Myriaden des ägyptischen und chaldäischen Alterthums gesagt habe und läfst dann die erste chaldäische Dynastie einzeln mit ihren Regierungszeiten in Saren ausgedrückt folgen. Dann geht er zu den Aegyptischen Regierun- gen über und berichtet dafs Manethös den ersten 6 Göttern 11,985 Jahre, dem ersten von ihnen Hephästos 9000 Jahre gegeben habe. Diese grofsen Zeiten hätten einige spätere Geschichtschreiber, unter denen er Anian und Panodor versteht, in lächerlicher Weise verkürzt und führt die ersten 16 Götter mit den von Panodor reducirten Jahren an. Pag. 40 kommt er wie- derum auf Manethös zu sprechen. Er hat die Sothis vor sich und theilt aus ihr den Brief des (falschen) Manethös an Philadelphus mit. Der Inhalt des Buches handle von den 5 Völkern der Götter, Halbgötter, Manen und Sterblichen (Mesträer und Aegypter) in 30 Dynastieen. Auch Eusebius spreche von diesen Völkern und Zahlen, und erkläre sich die hohen Zahlen dadurch, dafs die ältesten Jahre Monate und dreimonatliche Horen gewesen seien. Panodor sei mit sich selbst und mit der Wahrheit gänzlich im Wi- derstreite, wenn er diese Ansicht dazu benutze, durch Rechenkünste die ägyptischen Angaben mit der Heiligen Schrift in Uebereinsiimmung zu brin- gen. Darauf giebt er das oben (p. 195, Note) wörtlich mitgetheilte Beispiel Panodorischer Reduktion, nach welchem Hephästos in das Jahr der Welt 1058 gebracht werde, in dasselbe Jahr, in welches Panodor auch das erste Jahr des chaldäischen Alorus: versetzt hatte, indem er die 120 Saren der ersten Dynastie gleichfalls auf 183 Jahr redueirt und vor das Jahr der Sündfluth 2242 gelegt hatte, wie Syncellus dies früher auseinander setzt. Pag. 51 geht er zu einer andern Quelle der ägyptischen Geschichte über, zur Alten Chronik. Diese gab in der ihm vorliegenden Fassung 30 Dynastieen in 113 Geschlechtern, welche 36,525 Jahre regierten. Er fügt selbst hinzu, dafs diese Zahl nach ägyptischer Ansicht die grofse Weltperiode bezeichne, welche nach 25 Sothisperioden die Gestirne wieder zu ihrer ursprünglichen Stellung führe. Die Zahl hat er nicht genau nachgerechnet, sonst hätte er eine geringe Abweichung von seinen einzelnen Angaben gefunden, welche des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 201 daher kam, dafs nach dem ursprünglichen Texte die 36,525 Jahre in 27 (oder auch 30) Dynastieen mit 100 Geschlechtern nur bis auf Amasis und Kambyses führten. Von dieser Chronik, meinte er, mufste wohl Manethös selbst ausgegangen und dadurch auf seine grofsen Zahlen gekommen sein. Er erwähnt hier nichts von Reduktionen, und konnte daher auch bei der Vergleichung der Chronik mit Manethös nicht an dieses Panodorische Mach- werk, sondern eben nur an die grofsen Zeiträume der Manethonischen Sothis gedacht haben. Unmittelbar darauf geht er endlich zu der uns beschäftigenden Stelle über und schliefst an diese die Mittheilung der ächten Manethonischen Lis- ten nach Africanus und Eusebius. Er hatte in den früheren Stellen Alles zusammengestellt, was sich auf die fabelhafte Vorzeit der Aegypter bezog. Er hatte in fortwährender Vergleichung mit den chaldäischen Zahlen des Berosus, die Manethonischen Zeiträume mitgetheilt so wie die mifsrathenen Versuche, ihre übermäfsige Ausdehnung zu erklären. Da er den Anfang aller menschlichen Dynastieen, der biblischen Angabe zufolge, unwiderruf- lich und nach dem Vorgange Andrer auf das Jahr der Völkerzerstreuung 2776 gesetzt hatte, so konnte für ihn auch Menes -Mestraim nicht früher re- giert haben. In der Sothis und in der Alten Chronik fand er die Angaben über Mestraim hiervon nicht sehr abweichend, und dies bewog ihn die So- this, welche seinen Zwecken schon vorgearbeitet hatte, jedoch nicht ohne einige Abänderungen, für seine ägyptische Geschichte seit Menes zum Grunde zu legen. Was er aber weder in der Sothis noch in der Chronik fand, war die Angabe der späteren Gleichzeitigkeiten, auf die es ihm besonders ankam. Er wollte wissen, unter welchem Könige Joseph lebte, wann Moses auszog. Deshalb, sagt er (p. 53, D), und wegen der allgemeinen Wichtigkeit der ägyptischen Zeiten, wolle er auch die Manethonischen Listen nach Africa- nus und Eusebius geben, die er doch im Grunde für identisch mit der So- thischen Liste hielt. Er konnte sie um so leichter nur für eine andre Fassung ansehen, da die ächten Manethonischen Zahlen für die Göttergeschichte von der Sothis beibehalten worden waren und er diese daher im Wesentlichen mit den Angaben bei Eusebius und wahrscheinlich noch mehr bei Africanus übereinstimmend fand. Dieser ganze Zusammenhang lehrt unwidersprechlich, dafs Syncellus hier in der Einleitung zu den ächten Manethonischen Listen nicht noch ein- Philos.-histor. Kl. 1857. @e 202 Le rsıus über die Manethonische Bestimmung mal zu den beiläufig erwähnten Panodorischen Reduktionen zurückkehren konnte, sondern von den ihm eben vorliegenden Dynastieen seit Menes sprechen mufste. Der Sinn der Stelle ist also folgender. Der bei den Ae- gyptern hochberühmte Manethös, sagt er, schrieb nun zwar über dieselben Dynastieen wie die Alte Chronik, deren Zahlen so eben angegeben wurden, und ging offenbar, vornehmlich in Bezug auf die hohen Zahlen, von jenen aus, weicht aber doch in Bezug auf die einzelnen Zeiten bedeutend von ihr ab, wie dies aus dem schon früher Gesagten für die Götterregierungen und aus dem Folgenden für die Menschendynastieen, die sogleich aufgeführt wer- den, hervorgeht; denn die Gesammtzeit der in den drei Büchern in 30 Dy- nastieen verzeichneten Königsgeschlechter von Menes bis Nektanebos be- rechnete Manethös auf 3555 Jahre, welche 15 Jahre vor Alexander, also mit dem Jahre der Welt 5140 schlossen und demnach 1586 der Welt begonnen haben mufsten. Schneiden wir aber davon die über die Völkerzerstreuung zurückgehenden Jahre ab, so bleiben von a. m. 2776 bis 5140 noch 2365 Jahre als Umfang der ägyptischen Geschichte. Syncellus hatte ohne Zweifel die Angabe der 3555 Jahre und der 15 Jahre vor Alexander bei Africanus gefunden. Dies ist nicht streng zu be- weisen, denn Syncellus hatte auch noch andere Quellen, aber doch das Wahrscheinlichste. Die weit gröfseren Summen der Africanischen Zahlen wenn sie fortlaufend gezählt werden, machen hierbei keine Schwierigkeit. Man erklärte sich diesen ungelösten, aber nicht unbewufsten Widerspruch durch die allgemein gehaltene Annahme, dafs mehrere Dynastieen gleichzei- tig regiert hätten. Dies sagt Eusebius (') ausdrücklich, obgleich er in den einzelnen Büchern die Jahre der Dynastieen so gut wie Africanus hinter ein- ander fort gezählt hat. Dafs auch Syncellus die Sache eben so ansah, geht schon aus den Ueberschriften hervor, die er über die Listen von Menes an setzt: weg Tüv mera zöv naraxAuruov Alyurrou Öuvarreıav, ws 6 "Apgıza- ves, und wenn sich auch Africanus dieses Ausdrucks nicht selbst bediente, so konnte er die Chronologie der Listen doch auch nicht anders ansehen. Jahre der Welt sind deshalb den Regierungen der ächten Dynastieen nicht hinzugesetzt. Eusebius hat sie nur von der XVI. Dynastie seiner Zählung an in den Kanon aufgenommen, weil er diesen mit dem Geburtsjahre des (') Aucher I, p. 202. des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 203 Abraham, nach ihm (!) a. m. 1950 begann. Da schon dieses Jahr jenseit der Völkerzerstreuung lag, so konnte er mit den noch früheren Dynastieen gar nichts anfangen. Da er ihnen dennoch eine gewisse Glaubwürdigkeit zu- schrieb, so mufste er sie für gleichzeitig mit den späteren annehmen, wenn er überhaupt den Widerspruch lösen wollte. Auch Syncellus mochte die Dynastieen der Sothis seit Mestraim nur für eine solche Ineinanderschiebung der Afrikanischen Dynastieen halten und zog sie nur wegen der Bequemlich- keit für seine Chronologie vor. Denn dafs er die ächten Listen für eben so Manethonisch hielt wie die der Sothis, geht aus der fortwährenden Ver- mischung beider hervor. Er folgt ihnen nicht allein, ohne auf den Wechsel der Quelle aufmerksam zu machen, von dem Punkte an, wo die Sothis ihn verläfst, nämlich von Amasis an, und fügt (p. 256, A) hinter Nektanebos hinzu, dafs bis hierher die 30 (menschlichen) Dynastieen des Manethös reichten und dafs das dritte Buch derselben 1050 Jahre umfafste, sondern er trug sogar die Afrikanischen Bezeichnungen der ächten Dynastieen auf die der Sothis über, obgleich diese eine ganz andre Reihenfolge hatten. Denn er nennt p. 103, C. D und 104, A die XVI. XV. XVII. und XIX. Dy- nastie der Sothis nach der wahren Manethonischen Zählung, während es in der Dynastieenfolge der Sothis vielmehr die XX. XXI. XXH. und XXIII. Dynastie war. (2) Es kann daher auch gar nicht Wunder nehmen, weder (') Aucher II, p. 69. (2) Ich habe über die wahre Dynastieenfolge der Sothis in meiner Chronologie I, p. 431 (vgl. p. 425. 426.) gesprochen. Doch will ich hier noch hinzufügen, dafs sich die wunderliche Namenreihe der XIX. und XX. Dynastie der Sothis, welche den Syncellischen Königen von Mestraim bis Koncharis entsprechen zum Theil aus diesen Dynastieennummern selbst erklä- ren. Denn die 6 Namen der Sothischen XX. Dynastie “Panssys, "Pausssonevss, "Pausssy- sews, Pansssenzvu, "Pansscy "Tovßascn, "Pausosy Ovadgov sind offenbar der wirklichen XX. Dynastie der ächten Listen entnommen, und verdienen sogar deshalb einige Aufmerksamkeit, weil die einzelnen Ramses Namen dieser Dynastie in unsern Auszügen nicht mehr vorhan- den sind. Jeder Ramses hatte nothwendig einen Beinamen, von denen uns nur bei Jo- sephus nnd 'Theophilus der Beiname des zweiten Ramses Miamun erhalten ist. Obige Na- men sind die Verstümmelungen andrer solcher Zusätze, die zur Zeit der Abfassung der So- this noch vorhanden waren, jetzt aber schwerlich sich wieder in ihrer richtigen Form her- stellen lassen. Die Namen der XIX. Sothischen Dynastie sind grölstentheils der XII. XVII. XVIH. und XIX. Manethonischen Dynastie entnommen, und zwar in chronologischer Folge. Nur die vier ersten Nachfolger des Mestraim bleiben dunkel. Dann aber entspre- chen sich: Sesroyyus:s = Euseb. XI, 1. Nesoyyuaıs; "Ansvenys = XI, 2. "Aunevzuns; "Auasıs = XVIH, 1. "Anuwoıs; "AnresshSpns = XVII], 9: "Ayxevyegans; ’Ayxogeus = XVII, Ce2 204 Lersıuws über die Manethonische Bestimmung dafs Africanus, oder möglicherweise ein Andrer, die ächte Manethonische Gesammtzahl 3555 von Menes bis 15 Jahre vor der Aere des Alexander ne- ben den viel längeren Listen aufbewahrte, ohne den Versuch zu machen, was jenen Schriftstellern ganz fern lag, die Dynastieen danach zu ordnen, noch auch dafs Syncellus gerade an dieser Stelle, wo er zu den ächten Listen übergeht, diese Angabe wiederholt, ohne anders darauf einzugehen, als dafs er von dieser Zahl vorn abschneidet, was vor seinem Jahre der Völkerzer- streuung lag, und ohne über ihr Verhältnifs zu den einzelnen Dynastieen etwa anders zu denken als Eusebius. Vor Allem aber mufs die Uebersicht des allgemeinen Ganges, den Syncellus bei der Vorführung der verschiede- nen ägyptischen Quellen nimmt, jeden Zweifel darüber beseitigen, dafs er in jener letzten Stelle nicht noch einmal auf die mehrfach abgewiesenen Re- duktionen des Panodor zurückkommen konnte, und dafs daher, wenn eine aus ihrem Zusammenhange gerissene Zahl des Panodor mit einer nach- träglich entstandenen Rechnung des Syncell in Verbindung gesetzt die Zahl 3555 ergiebt, es ein eben so bedeutungsloser Zufall ist, wie wenn eine einfache Auswahl von Böckh’s Afrikanischen Dynastieen, nach Herrn v. Gut- schmid’s früherer, jetzt aufgegebener Zusammenstellung, ohne alle Verände- rung gleichfalls die Zahl 3555, und aufserdem zugleich die Herodotische An- zahl der Könige ergab. (!) In chronologischen Dingen hängt die Gültigkeit eines mathematischen Beweises von dem Grade der Wahrscheinlichkeit des 10: "Ayspons; "Aguurje = Afr. XVII, 14. "Agusois; Kanois = Euseb. XVII, 12: "Aguais; Mi@uoUs = Joseph. (Agusssrs) Miepno0; "Ansrieıs = Jos. (32Swrıs 6 za) "Panessns; Ou- #ns = Euseb. XIX, 5. Oovwgıs. (') Zufall ist es auch, dafs die Summe der Afrikanischen Dynastieen nach Böckh’s Kritik bis auf einen geringen Unterschied der Sothisepoche 5702 vor Chr. nahe kommt. Böckh würde ihn gar nicht beachtet und nicht höher als andre Zahlenüberraschungen (vgl. Manetho, p- 105 u. a,) geschätzt haben, wenn er nicht geglaubt hätte, mit der Herstellung der Afri- kaniscben Dynastieen, die ihm fast durchgängig gelungen ist, zugleich die ursprünglichen Manethonischen Dynastieen wieder hergestellt zu haben. Auch der Umstand dals vom 2ten Könige der XX. Dynastie, in welchem Herr v. Gutschmid den Nachfolger des letzten Era- tosthenischen Königs und den ersten der 53 Apollodorischen Könige vermuthet, bis Nekta- nebos nach Eusebischer Zählung ebensowohl 53 Könige gezählt werden (der Armenier und die Series regum giebt 54), wie nach der Sothis von Amasis I bis Amasis II (s. Chronol. I, p. 443.), ist entweder auf meiner oder auf seiner oder auf beiden Seiten ein Zufall. Ich wage bier nicht zu entscheiden und kann trotz mancher Bedenken den Eindruck nicht verheh- len, dals die scharfsinnige Zusammenstellung der Eratosthenischen Könige mit der XI. und des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 205 Resultates ab. Auch verlangt die strenge Kritik, dafs jedes Glied einer Schlufsreihe zugleich seine eigene Wurzel habe. Ich darf daher dem obigen Zusammentreffen ein andres gegenüber- stellen, auf welches ich schon früher (!) grofses Gewicht gelegt habe und welches gerade deshalb nicht das Gepräge des Zufalls trägt, weil zugleich sein Ergebnifs nach allen Seiten auch mit der unabhängig davon erforschten Wahrscheinlichkeit übereinstimmt. Wenn wir zu dem von Böckh. aufser Zweifel gestellten Schlufsjahre des Manethonischen Werkes 340 vor Chr. die Zahl 3555 hinzuzählen, so erhalten wir als erstes Jahr des Menes das ägyptische Jahr 3895, oder das Julianische 3892 vor Chr. Wir wissen, dafs die Aegypter eine gelehrte Zählung nach Sothisperioden hatten, und dafs sie ihre mythologischen Götterregierungen gleichfalls in Sothisperioden aufge- hen liefsen. Da das Jahr 3892 kein Anfang einer Sothisperiode ist, so mufste ein Mittelglied den Raum zwischen dem Ende der göttlichen Sothıs- perioden und dem ersten historisch gegebenen Jahre des Menes ausfüllen. Dieses Mittelglied wurde als eine Dynastie menschlicher aber vorhistorischer Könige in This eingeschoben. Die Zahl dieser vormenischen Dynastie giebt uns Eusebius aus Manethös auf 350 Jahre an. Wenn wir zu dem Julianischen Jahre 3892 diese 350 Jahre hinzuzählen,, so erhalten wir als Grenze zwischen der Götter- und Menschengeschichte das Jahr 4242 v. Chr. Dieses Jahr ist aber genau das erste Jahr der zunächst vor Menes beginnenden proleptisch bestimm- ten Sothisperiode. Wir erhalten also: Eroberung durch Ochus, im Jahre v. Chr. 340 = 15 Jahre vor der Aere Aegyptische Jahre seit Menes ........ 3559 [des Alexander Vorhistorische Dynastie der Nekyes...... 350 Aegypt. vor Chr. 4245 = Julian. v. Chr. 4242 = 1stes Sothisjahr vor Menes. Entweder dieses Zusammentreffen, welches die Manethonische Chronologie ohne die mindeste Veränderung der gegebenen Zahlen 340, 3555 und XIX. Dynastie des Eusebius wohl auf eine absichtliche Verschmelzung beider Dynastieen hinweisen und die auffallenden Namensformen in beiden theilweise erklären könnte. Viel- leicht hängt damit auch das grolse Milsverständnils zusammen, dals die Züge des Sesostris gegen alle geschichtliche Evidenz von den Auszüglern in die XII. Dynastie versetzt wurden. (') Chronol.. I, p. 501. 206 Lersıws über die Manethonische Bestimmung 350, zu einem festen Systeme zusammenschliefst, oder das andre, wonach die Summirung der nicht unmittelbar gegebenen und nicht zusammengehö- rigen Zahlen 1184 und 2371 die Summe der überlieferten 3555 Jahre er- giebt, eins oder das andre mufs nothwendig Zufall sein. Die Wahl dürfte jetzt nicht mehr zweifelhaft sein. Wollten wir aber endlich auch einmal gänzlich von der Angabe der 3555 Jahre als Umfang der ägyptischen Geschichte, wie sie von Manethös den alten Annalen entnommen war, absehen, so müssen wir doch noch im- mer sagen, dafs wir dann allerdings das genaue Jahr des Manethös verlieren, dafs wir aber auch ohne dies auf andern Wegen zu einem zwar unbe- stimmteren aber im Wesentlichen doch nicht verschiedenen Resultate für das Alter der ägyptischen Geschichte gelangen würden; wobei es allerdings für Menes auf einige hundert Jahre nicht ankommen könnte. Ich will in dieser Beziehung nur einige Punkte erwähnen. Die Eratosthenische Reihe, welche Bunsen zur Widerherstellung des alten Reiches den Manethonischen Listen vorzieht, worin ich ihm aller- dings nicht habe beipflichten können, scheint doch wenigstens so viel zu bewei- sen, dafs wir die Manethonischen Dynastieen jener Zeit nicht hinter einan- der zusammenzählen dürfen , sondern gewisse von Eratosthenes übergangene Dynastieen für gleichzeitig regierende Dynastieen halten müssen. Da- durch allein wird schon die Gesammtsumme der 5000 Jahre so ziemlich um anderthalb tausend Jahre verkürzt. Zu einem ähnlichen Resultate wird man gelangen, wenn man, von Eratosthenes absehend, nur die Memphiti- schen Dynastieen als fortlaufende zusammenzählt, d.h. diejenigen Dy- nastieen, welche nachweislich entweder nur in Memphis, oder doch gleich- zeitig in Theben und Memphis residirt haben. Aber auch bei andern Schriftstellern finden sich noch einzelne Bestätigungen des chronologischen Umfanges der ägyptischen Geschichte, wie wir sie bei Manethös nachgewie- sen zu haben glauben. Ein Zeugnils davon liegt in der richtigen Auffassung der Herodotischen Erzählung von dem zweimaligen Kreislauf des Son- nenaufgangs, welcher nach Aussage der ägyptischen Priester seit Menes zweimal im Östen und zweimal im Westen statt gefunden haben sollte. Diese Rede bezieht sich auf den zweimaligen Ablauf der 1500jährigen Phö- nixperiode seit Menes, der dadurch zwischen 3000 und 3700 Jahre vor He- des Umfangs der Aegyptischen Geschichte. 207 rodot gesetzt wird('). Eine andre Andeutung der wahren Zeitrechnung fin- den wir bei Diodor, welcher (I, 63) das Alter der grofsen Pyramiden auf wenigstens 1000 Jahre vor seiner Zeit angiebt, dann aber hinzufügt, „nach Einigen seien sie über 3400 Jahr alt.” Diese letztere Angabe stimmt mit der Manethonischen Chronologie überein, wenn wir Menes 3555 Jahre vor Ochus setzen(?). Endlich ist noch der Stelle zu gedenken, welche der Scholiast zum Apollonius von Rhodus aus Dicaearch anführt (3). Dieser sagte, dafs der Nachfolger des Gottes Horus, unter dem nur Me- nes verstanden werden kann, der aber hier aus einer Verwechselung mit dem Könige Horus wnrichtig Sesostris oder Sesonchosis genannt wird, 2500 Jahre vor Nilus und dieser 436 Jahre vor der ersten Olympiade, also 3712 Jahre vor Chr. gelebt habe. Diese Angabe bleibt nicht weit unter der Manethonischen, welche Menes auf 3892 setzte, zurück, und wenn hier, was für Dieäarch noch wahrscheinlicher ist, die Olympiade des Iphi- tus gemeint war, welche auf 894 oder 888 (*) gesetzt wurde, so würde Menes 38320 oder 3824 vor Chr. fallen, und da die 2500 Jahre bis auf Nilus eine runde Zahl sind, so würde die Angabe vollständig mit der Manethonischen Rechnung in Einklang sein. Sehen wir von diesen allgemeinen Andeutungen über das Alter der ägyptischen Geschichte, die ich hier nicht weiter verfolge, die uns aber alle bis gegen 4000 vor Chr. hinaufführen, nochmals auf den besonderen Gegen stand dieser Bemerkungen zurück, so leuchtet es ein, wie die genaue Be- stimmung, die wir als aus dem Manethonischen Werke herstammend erkannt zu haben glauben, durch die Uebereinstimmung mit jenen unabhängigen An gaben, einen noch weit höheren Werth erhält. Dennoch will ich hier schliefslich nicht unterlassen, nochmals auszusprechen, was ich trotz frühe- rer Erklärungen noch neuerdings verkannt gefunden habe, dafs ich das Jahr 3892 vor Chr. keineswegs in dem Sinne für ein historisch gesichertes (‘) Chronol. d. Aeg. I, p. 195. Ich sehe, dafs Herr v. Gutschmid (Philologus, Jahrg. X, p- 658) dieser Auffassung beistimmt. Der neueste Herausgeber des Herodot, Dr. Stein, ist wieder auf neue Abwege gerathen. (?) Chronol. I, p. 259. (°) Chronol. I, p. 284. (*) Clinton Fast. Hell. ed. Krüger p. 409, Note t. Ideler Handb. I, p. 374. 208 Lxersıus über die Manethonisehe Bestimmung etc. halte, wie etwa das Jahr 776 für die erste Olympiade des Koroebus. Wir können bei diesen Untersuchungen überhaupt nichts andres erstreben wol- len, als die Angaben, welche Manethös aus den Heliopolitanischen und Memphitischen Archiven und aus der reichen Fülle der damals noch ganz Aegypten erfüllenden monumentalen Urkunden schöpfte, möglichst treu wieder herzustellen. Ein hohes Vertrauen in die allgemeine Zuverlässigkeit dieses von den Alten selbst so hoch geschätzten Schriftstellers ist gewifs be- gründet und wir dürfen annehmen, dafs seine Chronologie mit der von den ersten Dynastieen an sorgfältig gepflegten Annalistik nicht in wesentlichem Widerspruche stand, wie dies auch die bis auf uns gekommenen Monu- mente seither in überraschendem Maafse bestätigt haben. Wer aber könnte dafür einstehen,- dafs die alten Quellen selbst sich nicht widersprachen , dafs die Memphitischen Urkunden zuverlässiger waren als die Thebani- schen, und dafs Manethös bei dem natürlichen und anerkennenswerthen Bestreben, die ganze Geschichte seines Volkes, so wohl die der unterägyp- tischen als auch der oberägyptischen Dynastieen , und selbst die der feindlich eingefallenen semitischen Unterdrücker, unter einen einzigen Gesichtspunkt in einem grofsen fortlaufenden Geschichtswerke zusammenzufassen , sich nicht vielfach im Einzelnen geirrt haben könnte. Diese Irrthümer aber haben wir nicht zu vertreten, wir werden sie auch wahrscheinlich nie berichtigen können, selbst bei immer fortschreitender Denkmälerkenntnifs. Sie wer- den aber auch dem hohen Gewinn, den die Alterthumsforschung im All- gemeinen aus den bisherigen Ergebnissen zu schöpfen hat, keinen Abbruch 5 zu thun vermögen. —— m Die Völker und Sprachen Neu-Mexico’s und der Weftfeite des britifchen Nordamerika’s, a von Hm: BUSCHMANN. mmnnnnnnnnnNMWV [Gelefen in der Akademie der Wilflenfchaften am 22 Januar 1857.] I ch biete in der gegenwärtigen Arbeit zwei, räumlich getrennte Stücke mei- nes Werkes der Spur&n der AZTEKISCHEN SPRACHE im Norden, oder näher meiner MuUSTERUNG DER VÖLKER UND SprAcHEN des nördli- chen Mexıco’s und der Weftfeite Norpamerıka’s dar, welche ich von dem Werke ausgefondert habe. Neu-Mexico. 6 397,a. Nachdem ich in dem Lande des Gira und Cororano zuerft die füdliche Hälfte oder das Nord-Gila-Land und darauf die nörd- liche, das Territorium Utah, behandelt habe; gehe ich zurück nach Südoft, und trete ein in den dritten, füdöftlichen Theil, in welchen die Nordame- rikaner die abgeriffene, grofse mexicanifche Provinz Nsu-Mexıco zer- fpalten haben: in die längliche OSTHÄLFTE des Unions- Terxırorıums NEU-MEXICO; in diemexıcanıscne Provınz NEU-MEXICO, nach ihrer engften Begränzung: fchmal von W nach O und lang von S nach N; im W abgefchieden durch die, von S nach N ftreichende, lange Bergkeite der sierra Madre, und durchftrömt von N gen S in ihrer ganzen Länge von dem rio Grande del Norte. Indem ich von einer Zerfpaltung Neu-Mexico’s in 3 Theile rede, nehme ich diefes Reich im weiteften: in dem Sinne, nach welchem man willkührlich und unbeftimmt zu ihm grofse Stücke der ungeheuren, zum Vicekönigreich Mexico gehörenden, Landfirecken in feinem Norden und im Norden Sonora’s, wie fie liegen zwifchen Neu-Californien und Texas, rech- nete, welche das Gebiet der wilden und frei fchweifenden Indianer-Völker Philos.-histor. Kl. 1857. Dd 210 Buscuhmann: die Fölker und Sprachen Neu-Mexico's. bilden; von diefem Reiche Neu-Mexico im weiteften Sinne würde ich alfo als abgenommen in neuefter Zeit nennen: den Nordoften, gefchlagen zum Nebraska-Territorium oder nach neuefter Benennung Indian territory, einer neuen Bildung aus der füdlichen Hälfte des ehemahligen grofsen Mis- souri-Territoriums; und den Nordweften, das Utah - Territorium ; geblie- ben als Territorium Neu-Mexieo den Südwelten. Diefes nordamerikani- [che Gebiet (territory) Neu-Mexico begreift aber den ganzen füdweftlichen Theil jenes Gebiets der wilden Indianer in fich; und zeigt uns gen Welten Neu-Mexico in jener weiteften Ausdehnung, fich erftreckend bis an die Gränzen von Neu-Californien. Diefes neuefte Neu-Mexico ift das fchmale öftliche alte mit einem langen Anfatze, einem langgeftreckten Landgürtel, in W; es ist die Verbindung zweier länglicher Vierecke: eines fchmalen, von S gegen N langen, in O; und eines gröfseren, das feine bedeutende Länge gen W, feine maffenhafte Breite von S gegen N hat. — Gewöhnlich aber verftand man in älterer Zeit unter Neu-Mexico feinen engften Bereich zwi- fchen Oft und Welt, wo es hauptfächlich nur wie das lange Thalgebiet des Rro per. Norte erfcheint; fo und am engften ftellt es die Humboldt’- fche Karte dar; gegen diefe haben die Nordamerikaner der Provinz Neu- Mexico eine bedeutende Breite Landes im Often zugelegt: diefe Oft-Gränze wurde im J. 1848 feftgefetzt und liegt, in einer beinahe genau von S-N lau- fenden Linie, in 103° WL. Im Süden endet das Territ. Neu-Mexico beim Paso del Norte (bei den Nordamerikanern jetzt gewöhnlich e? Paso genannt) und Texas fängt an. Im Weften aber hat das grofse Territorium eine neuelte Ausdehnung erfahren: ich habe bisher feine weftliche Hälfte das Nord-Gila- Land genannt, aber der Name pafst fehon nicht mehr genau; nicht mehr bildet, wie ich überall in meinem Werke gefagt habe und zu fagen hatte, der Gıra-Flufs die Gränze von Sonora und Mexico überhaupt gegen die Ver- einigten Staaten: fondern es hat ich, wie der neue Atlas der Vereinigten Staaten (Atlas of Ihe United States of America. By prof. Henry Darwin Rogers, of Boston, and A. Keith Johnston. London & Edinb. 1857. fol) anzeigt: das weltliche Viereck des nordamerikanifchen Neu-Mexico’s, ver- möge eines Vertrags vom J. 1854, durch das füdliche Ufer des Gila in feinem ganzen Laufe, durch einen Streifen von bedeutenderBreite vermehrt, welcher ziemlich dem Fluffe parallel ifi und der Linie vom Paso del Norte folgt. Die Vereinigten Staaten belitzen alfo jetzt den ganzen Gila-Lauf und XI, 397,a. NMex: Umfang, Grz.u. Gr.nach Humb., Mühl.,gaz.u. Ale. 211 feine beiderfeitigen Ufer-Länder, und das arme Mexico hat lich feines nörd- lichen Sonora’s begeben. Im essai pol. sur la Now. Espagne (ll, 1811 p. 400) nimmt Humboldt die Provinz Neu-Mexico im befchränkten Sinne, laufend vom Siten bis zum 3Sten Grade N. B.; lang von S nach N 175 dlieues und breit von O nach W 30-50 lieues. Mühlenpfordt läfst fich (II, 525-6”) fo über ihre Erftreckung verneh- men: „Diefe Provinz ... ift ein langer und fchmaler Landftrich, welcher zwifchen 31° und 38° N. B., und 105° 37’ und 109° 22 W. L. v.P. fich ausdehnt. Seine Gränzen [ind fehr unbeftimmt. Im S ftöfst er mit dem Staate Chihuahua, im O mit den unbewohnten Landftrichen des W von Tejas zufammen. Im N begränzen ihn die, noch zum mejicanifchen Gebiete gerechneten wülten Jagdreviere der Indier (526), welche zwifchen der Sierra de las Grullas, den Quellen des Rio del Norte und den oberen Zuflüffen und Quellen des Arkansas-Flufles belegen find, welcher letztere hier bis zur 42. Parallele die Gränze zwifchen Mejico und den nordameri- canifchen Vereinsftaaten abgiebt. Im W ftöfst Neu-Mejico an die wüften Indierlän- der, welche die Flüffe Gila, Jaquesila, Nabajoa und Colorado umgeben, und bald zu Sonora, bald zu Obercalifornien, bald zu Neu-Mejico felbft gerechnet werden, eigentlich aber keiner diefer Provinzen angehören. In den angegebenen geographi- [chen Gränzen beträgt die grölste Länge der Provinz etwa 186 leguas, ihre gröfste Breite im höchften N, zwifchen den Quellen des dem Arkanfas zuftrömenden Rio del Purgatorio und denen des, in den Norte fallenden Rio de Chamas, etwa 80 le- guas.” Die nördliche Gränze des jetzigen Territ. Neu-Mexico liegt auch öftlich nahe unter dem Laufe des Arkansas, die weltliche lange Linie (von der sierra de las Grullas um ein Stück tiefer, füdlicher, angeletzt als die kurze öftliche) nahe unter dem des rio de Nabajoa und durchfchneidet im fernen W den rio de S. Clara. Nach dem neuen gazetteer of the United States von Thomas Baldwin und J. Tho- mas (Philad. 1854. 8° p. 790-1) gränzt das Territorium Neu-Mexico (das doppelte Land) im N an Utah und das Indian territory (fo fagt man neueftens ftatt Ne- braska), in O an das Indian terr. und Texas; es liegt von 32°-38° NB und von 105°-117° WL; feine grölste „Länge” ift 700 miles O-W, feine gröfste „Breite” 430 m N-S: die Länge im Durchfchnitt 600 m, Breite 350 m. „Ganz Neu-Me- jico”, fagt Mühl. (II, 526”"»N), „kann als ein grolses, aus S in N gerichtetes Thal betrachtet werden, welches, vielfach fich nach beiden Seiten hin verzweigend, in O und W von hohen Gebirgszügen begränzt und der Länge nach vom Rio del Norte durchftrömt wird, welcher weit jenfeits der Nordgränzen der Provinz [diefs ift nicht fo] feinen Urfprung nimmt.” Alcedo nimmt das Reich oder Königreich. (reyno) Neu-Mexico in gröfster Ausdehnung, fowohl gen N als gen W. Er fagt (die- cionario T. Ill. 1788 p. 183-5) in feinem Artikel Nuevo Mexico, reyno, das er in weitefter Ausdehnung des Namens (vgl. oben S. 209""- 10°) nimmt, folgendes: Es Dd2 212 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. ift der nördlichfte Theil der Herrfchaften Neufpaniens in Amerika. Es gränzt in S an die Provinzen Cinaloa, Neu-Biscaya und Nuevo Reyno de Leon; im S und SO an Florida, in NO an Canada oder Nueva Francia, in WNW und SW an die Ca- lifornien. Die Erftreckung des Landes geht von 260° bis 275° L und von 28° bis 45° B; feine Ausdehnung in der Länge beträgt 350 leguas N-S, in der Breite 150 leguas O-W ..... (es folgt das gefchichtliche, das ich anderwärts geben werde). Die Bevölkerung diefes Reiches befteht aus 30 Ortfchaften (pueblos) unterworfener In- dianer (reducidos) von den Völkerfchaften: Piros, Tiguas, Mansos, Queres, Sunüs, Tolonas, Xemes, Xeres, Picuries, Thanos, Pecos, Teguas, Thaos und Sumas. (Diele Aufzählung und die allgemeine, hier nachfolgende Schilderung, welche ich auslaffe, find rein aus Villa-Seior entnommen.) Der rio grande del Norte fliefst mitten durch das Reich. Die Francifcaner, welche die Eingebornen zur cathol. Religion bekehrt haben, befitzen darin einige ausgedehnte Milfionen, welche feit dem J. 1660 errichtet find. Die Hauptftadt ift Santa Fe. Nach der Losreifsung Mexico’s von Spanien bildete Neu-Mexico gleich den beiden Californien (Mühl. IT, 529), da fie zu eigenen Staaten nicht ge- fchickt erachtet wurden, ein Territorium der mexicanifchen Republik, unter der unmittelbaren Verwaltung der oberften Regierung zu Mexico. In geift- licher Hinficht ftand die Provinz unter dem Bifchof von Durango. Die Nordamerikaner befetzten bei ihrer Invalion Neu-Mexico fogleich, und trugen es in feinem weiteften Begriffe, mit dem ganzen ungeheuren Gebiete der wil- den Indianer-Völker, im Frieden von Guadalupe Hidalgo (2 Febr. 1848) als Beute davon. Am 9 Sept. 1850 wurde aus ihm und einem Theile von Ober-Californien und Texas (f. AS S. 408°, 433") das Territorium Neu- Mexico gebildet. Da ich aus den grofsen weftlichen und nordweftlichen Ländergebieten der wilden Indianer-Völker eine eigene Abtheilung, unter dem Namen der Länder vom Gila und Colorado, gebildet habe: aus oder zu denen ich als einzelne Gruppen die V ölker und Gebiete der Moqui, Navajos, Apachen mit der grofsen und weit fich entfernenden Abfchweifung über den athapaskifchen Völker- und Sprachftamm, und der Yutah ausgefchieden oder als Fort- fetzung hinzugefügt habe: fo meine ich, wie ich fchon erklärt, in diefem Capitel von Neu-Mexico nur das befchränkte, scnmaLE OstLan zu be- handeln; es ift aber natürlich und ich kann nicht verhindern, dafs die Nach- richten aus der Gefchichte und Landeskunde, welche ich aus verfchiedenen, zum Theil alten Quellen mittheilen werde, öfter nach allen Weltgegenden XI, 397,b-c. NMex: Gefeh.der Entdeckung u. fpan. Befetzung; Tezou. 213 über diefes enge Gebiet hinausgehn und tief in die Nachbarländer, vorzüg- lich das grofse wilde Indianer-Gebiet, übergreifen. $ 397,b. Über die GESCHICHTE von Neu-Mexico theilt Alcedo in feinem Artikel (vgl. oben S. 211"') folgendes mit: „Die erfte Kunde von dem Lande gaben einige Indios Conchos dem Fran- eifeaner, P. Aguftin Ruiz, im J. 1581; mit Hülfe von Kriegsvolk unter dem Befehl des Ant. de Espejo, das ihm von Mexico gefandt, begann er die Entdecknng. Die Eingebornen, welche durch Alvar Nunez Cabeza de Vaca, Andres Dorantes, Ber- nardino (nach Cab. de P.. heifst er Alonso) del Castillo und den Neger Estebanico, welche fich aus dem Schiffbruch des Panfilo de Narvaez in Florida gerettet und das Land durchreift waren, bis fie nach Mexico gelangten, fchon Kenntnifs von der catholifchen Religion hatten; nahmen fie friedlich auf. Espejo kehrte mit diefen Nachrichten nach Mexico zurück. Im J. 1595, unter dem Vicekönig Don Luis de Velasco, unterwarf Juan de Onate diefe Provinzen; fie empörten fich aber wieder im J. 1644 [es war vielmehr im J. 1680!], tödteten den Gouverneur und viele Mit- fionare. — Humboldt fagt (II, 1811 p. 402): „Der Vicekönig Graf von Monterey fandte gegen Ende des 16ten Jahrh. den tapfern Juan de Onate nach Neu-Mexico, -.. qui, apres avoır chasse les tribus d’indigenes nomades, peupla les rives du grand Rio del Norte.” Mühlenpfordt (II, 526""") nennt das Jahr 1594, als das, in welchem die Spanier die Provinz „definitiv in Befitz genommen haben”. Es wur- den von ihnen, fagt er, „Colonien, Miffionen und Prefidios dafelbft gegründet, wel- che durch ftete Kriege mit den eingebornen, zum Theil wilden und kriegerifchen Indianerftämmen zuweilen ihrem Untergange nahe gebracht, dennoch nicht nur fort- gedauert, fondern auch lich beftändig vermehrt haben.” $. 397,c. Ich laffe diefen kurzen, auch nicht in allem genauen An- gaben der Hauptpunkte eine umsTÄNDLICHERE ErzÄHnLung folgen. Die Gefchichte von Neu-Mexico beginnt mit den fabelhaften Erzählungen und Sagen des Francifcaners Marcos de Niza, Provincials der neuen Provinz (Venegas noticia de la Calıf. I, 163). Ein Indianer aus Neu-Galicien, Namens Tezou (Schooler. V, 22), erzählte im J. 1530 dem Nuno de Guzman (damahls Präfiden- ten Neufpaniens, fpäter Gouverneur Neu-Galiciens), wie fein verftorbener Vater, der mit einem Volke im Innern, nördlich vom Gila, einen Handel mit Federn zum Kopf- fchmuck getrieben hatte, von da im Austaufch eine Menge edler Erze zurückgebracht habe. Er habe ihn bisweilen dahin begleitet; es wären da 7 Städte, fo grofs als Mexico, regelmälsig gebaut und mit hohen Häufern; es gäbe da ganze Stralsen von Gold- und Silberfchmieden. Guzman glaubte diefe Erzählungen, und machte fich mit 400 Mann und Tezou auf, diefes Goldland zu fuchen; nachdem er aber die Prov. Culiacan erreicht hatte, fand er die Gebirge jenfeits fo fchwierig zu überftei- gen, dafs er, da er auch Nachricht von der Rückkehr des Cortez aus Spanien erhielt, 214 Buscnumann: die Völker und Sprachen Neu -Mexico's. das Unternehmen aufgab; er begnügte fich mit der Gründung von Compostela und Guadalaxara. Unterdeflfen ftarb Tezou. Als diefe Sage noch im Lande frifch war, erhöhten die Stimmung die wunderbaren Erzählungen, welche Cabeza de Yaca und feine 3 Gefährten von dem von ihnen Gefehenen und Erlebten ausftreuten. Ich habe an einer Stelle meines Werkes (S. 410?-2:*) bei der alten Gefchichte von Texas, bei welcher der Entdeckung Florida’s gedacht werden mufste, mich fchon ausführlich auf die merkwürdigen Abenteuer, Schickfale und Irrfahrten des Alvar Nufez CABEZA DE Vaca eingelaffen, der hier vielmehr eine Stelle finden darf, weil er auf feiner Reife gegen die Südfee (im Anfang des J. 1536) Neu-Mexico (f. S. 411°'®) durchfehnitt. Ich erlaube mir daher hier eine Unterbrechung der Erzäh- lung über Marcos de Niza eintreten zu lalfen und meine dortige Erzählung von Cabeza de Vaca an verfchiedenen Stellen zu vervollftändigen. Ich habe [chon bei Texas (AS S. 410°) gefagt, dafs es [chwer feyn würde Cabeza de Vaca’s Bericht von [einen Reifen und Irrfahrten mit beftimmten ÖRTLICHKEITEN zu reimen. Ben). Smith hat in feiner englifchen Überfetzung der naufragios, Walh. 1851. fol. min., durch Beifügung von 5 Karten, dieles [chwere Gefchäft übernommen. Auf der 3ten hat er ein nördliches Stück des mexicanilchen Meerbufens (mar del norte; vor 85° bis über 87°): mit der Infel Ma/hado und den Chorruco in W; und mit dem rio de la Magdalena, Aute, dem eszrecho de SMiguel und bahia de cauallos in O, abgebildet; er hat hier fichtlich von O-W die Baien Apalachicola, St. Andrews und Choctawhatchee, der Malhado — Infel SRosa weltlich anliegt; gleich darüber die east day oder Bon Secours-Bai von Pensacola, woran Chorruco. Die A4te Karte ift deren weltliche Fortletzung (87° bis nahe 90°): das fernere Stück des Meerbufens, mit dem ancon del Espiritu Santo % in O, dem WEnde Malhado’s und der Pensacola-Bai im äulserlten O; diefem Landftück find die meiften von Cab. ge- nannten Völkernamen eingefchrieben; der ancon del Espiritu Santo ilt von dem Vf angeletzt — der Perdido-Bai, und in ihre nördliche Spitze geht ein ftarker Fluls (= rio Perdido ); von der groflsen Modile-Bai ift in W nichts fichtbar, obgleich fie in 38° liegt; die Karte zeigt nur eine kleine Bucht, an welcher die Camoles und /os de los higos liegen. Diele Vorltel- lungen beftimmt folgende Erklärung des Vf in den nozes (p. 131): The boat of the Comptroller met with the disaster at the mouth of Pensacola Bay, and the people reached the land on the western shore. Being joined there by those from the Governor’s boat, they continued along the coast until they came to the bay at the mouth of the Perdido River, where they were crossed by Narvaez to the opposite side. Before morning the boat, with the Governor in it, had disappeared. The people continued their course until they arrived at the entrance of the great bay, and, having made a raft, they reached the next shore, which was that of an island, and, coming to the westernmost termination hungry, cold, and famishing, they stopped for the conveniences and sustenance it afforded. From this point Ihe survivor was taken to the main in a canoe by one of ihe Quevenes, and afterward he escaped to the Mariames. — This explanation may be found to reconcile the many particulars of the account with the geography of the country. The map, notwilhstanding, is marked to agree as far as possible with Ihe text. The Perdido Bay is about 30 m in length, and from 2 to 6 ın wide. Ein fehr widriger Punkt in dieler Erklärung ilt, dals ein ancon del Espiritu Santo, welchen Ca. als einen in der Zeit bekannten Namen und Sache nennt, an der floridilchen XII, 397,c. Neu-Mexico; Cabeza de Vaca: Beflimm. d. Örtlichkeiten. 5 NKüfte des Meerbufens nicht bekannt ift; fondern man, wenn in jener Zeit die Bucht del Espiritu Sto genannt wird, darunter die grolse, jetzt Tarnpa genannte Bai in der Mitte der 'WKüfte der grolsen füdlichen Landzunge Florida’s zu verftehen hat; eine andere bahia del Espiritu Sto ıft im füdlichen Texas. Die Bai del Esp Sto, wo Hern. de Soto 31 Mai 1539 von der Havana aus (wo er 12 Mai abgelegelt war) landete: „auf der WKüfte Florida’s oder in der Luifiana” (AS S. 409"), kann auch nicht wohl die Smizh’s feyn. Eine fchwer wiegende Beltätigung und einen Stützpunkt erhält aber Smi?h’s Erklärung durch die Übereinftimmung von Cabeza’s Volk der Mariames mit dem noch jetzt beftehenden Ortsnamen Marianna, gerade nördlich von der Apalachicola-Bai, bedeutend im Inneren. — Ich habe eine Zeit lang ver- fucht die Örtlichkeit von Malhado und dem ancon durch die Küfte von Texas zu deuten: wobei fehr zu erwägen ilt, ob fie vom 22 Sept bis zum 5 Nov in Barken [o weit geführt werden konnten; diefer Gedanke findet die Rechtfertigung oder Entlchuldigung, dafs die Mannfchaft der 2 auf Ma/hado gelcheiterten Barken [elbft glaubte nahe bei Panuco zu leyn: wie Cab de P ausdrücklich im 13ten Cap feiner naufragios (1. folgd. S. 216°) fagt (f. noch S.218 Z./4-5und""; ja die Mönche meinten [chon Panuco hinter fich gelallfen zu haben: ib.); wie auch, dals fie vorher mit den Barken ihre Küftenfahrt nach dem rio de Palmas (5.2162. 2) richteten. Wäre es in Texas gewefen, fo hätte die Infel Ma/hado die Infel Galveston (eyn mülfen, deren Grölse zu Cad’s Angaben mehr als die, grölsere, Halbinfel Matagorda palst. An dieler Külte der Aten Karte lälst der Vf Cabeza de FVaca von O-W in einer mälsigen Entfernung vom Meerbulen entlang ziehn, im W in Kreifen fich herumwinden und dann, in 30° NB, gen NO fich entfernen. Auf der 5ten Karte lälst er ihn (gewils, nachdem er den A/abama pallırt hat) in einer Linie # dem Missisippi und dem unteren Tombeckbe, etwas weltlich von diefem Fluffe, gerade gen N gehn (und zwar vom oberen Zeaf r, ölt- lich vom Pear! r, durch den oberen Tomdigbee an den Tennessee); und auf einmahl vom Tennessee aus die Richtung gen W nehmen, indem er den Missisippi ein bedeutendes Stück oberhalb der Mündung eines grolsen Flulles (PPhite r?, Arkansas?) pallırt. Auf der öten ‚Karte läfst er, wie ich [chon bei Texas (AS S. 411"""") näher angegeben habe, Cab de P, von O-W gehend, den Arkansas dicht über dem Canadian und dann den Canadian überlchreiten, von da fich gen WSW richten und noch 2 grolse Flülfe palfiren. — Ich frage: warum Cab de F lo hoch in den N gekommen [eyn [oll, dals er den Arkansas und Canadian überwinden mulste; und ob er nicht könne feinen Lauf gen W tiefer im Süden genommen haben? — Nach Smith’s Meinung (136) erwähnt Cab den rio Bravo del Norte nicht; er nennt es auf- fallend, fucht aber die Erklärung, dals damahls der Fluls wegen Dürre möge einen [ehr nie- drigen Stand gehabt haben. Nach diefen Erläuterungen, und wenn der grofse Nordfluls gar nicht genannt ift, hätte ich (AS S. 411”) den Durchgang Cabeza’s durch Neu-Mexico zu früh geletzt; die Büffel paffen freilich nicht, aber das von dem gebildeten Volke und feinen ordentlichen Häufern Gelagte. Ich will hiernach die „1/4 GEFÄHRTEN” und die [päteren / des Cab de P (AS S. A10"") erkäutern, was mich allein [chon nöthigt in den erften Theil diefer abenteuerlichen Gefchichte näher einzugehn: wie ich diels auch zur Aufhellung meiner dortigen kurzen Erzählung zu thun wünfche. Nachdem die Expedition des Narvaez Auto verlaffen, bauten fie 5 Barken, um aus dem Lande zu kommen; am 22 Sept 1528, wo alle Pferde bis auf eins verzehrt waren, fchifften fie fich in der bahia de Caballos auf ihnen ein: die 1te trug den Gouverneur Narvaez mit 49 Mann, die 2te den conzador und comisario mit 49, die 3te die Cap Alonso del Castillo 216 Buscnmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico’s. und Andres Dorantes mit /i$, die Äte die Cap Tellez und Penalosa mit 47, die 5te den veedor und Cadeza de Yaca mit 49 M. Sie fuhren an der Külte entlang, /a via del Rio de Palmas; auf einer Landlpitze, wo fie endlich Trinkwaller fanden, überfielen feindliche Indianer in der Nacht das Haus des Caziken, der den Narvaez beherbergte, und verwundeten dielen mit einem Stein im Geficht: auch Cab de F wurde im Geficht verwundet. Nach dem umltürzen (einer Barke am 7 oder 8 Nov, wobei der veedor und 2 andre ertranken, warfen die Meereswellen wieder alle andren halb ertrunken an die Külte der Infel (Malhado); fie hatten alles ver- loren und waren nackt, dabei war es [ehr kalt: he waren wie Skelette. Sie fanden da die Cap Andres Dorantes und Alonso del Castillo Maldonado mit der ganzen Mannfchaft ihrer Barke; diefe war am 5 Nov 1% /g von da gelcheitert, fie hatten aber ihr Zeug und alles ge- rettet. Es wurde belchlolfen diefe Barke wieder herzultellen, und dafs die Gelunden in ilr abgehen follten; fie konnte fich aber nicht halten, fondern ging fogleich unter (se hundis). Sie befchloffen nun auf der Inlel zu überwintern. Sie f[chickten 4 [tarke Männer, gute Schwimmer, nach Panuco ab, das fie nahe glaubten: um dort zu melden, dals fie auf der Infel wären. Wenige Tage nach Abgang diefer 4 (ich folge der eignen Erzählung Cabeza de Vaca’s in leinen naufragios; hier beginnt fein 14tes Cap) entltanden fchreckliche Kälte und Stürme; fie brachten 5 Spanier, die an der Küfte haulten (estaban en rancho), in [olche Noth (da fe die Wurzeln nicht aufreilsen konnten), dals fie einander bis auf Einen auffralsen. Von 80, die von beiden Seiten herkamen, blieben nur 15 am Leben. Das Volk auf der is/a de Malhado, zweierlei Stammes und Sprache, wohnt nur vom October bis Ende Febr’s auf der Infel, wo fie von Wurzeln unter dem Waller leben. Die Indianer (Cap 15), welche den Al del Castillo und Andr Dorantes wie die übrigen Überlebenden hatten, como eran de otra Lengua i de otra Parentela, gingen nach einem (andren) Theil des felten Landes, um Aostio- nes zu ellen, und blieben da bis zum 1 April (1529); darauf kehrten fie auf die Infel zurück, „welche von dort an der breitelten Stelle des Wallers 2 7g entfernt ilt”; die Infel felbft ift ‘, Ig breit und 5 lang. Nachdem Dorantes und Castillo (Cap 16) auf die Infel zurückgekehrt waren, [ammelten fie alle Chriften (lo fagt Cad de F gewöhnlich ftatt Spanier) um fich, die etwas zerltreut waren: und es waren ihrer vierzehn. Cab de Y befand fich in einem andren Theil des feften Landes, wohin feine Indianer ihn geführt hatten und wo er fehr krank ge- worden war; als die andren diels erfuhren, lielsen fie ich von einem Indianer in einem Canot von der Infel überfahren und zu ihm bringen: es kamen 12 zu ihm, 2 waren wegen zu grolser Schwäche zurückgeblieben; die 12 waren: Benitez, Alonfo del Castillo, Chaves, Alturiano Clerigo, Andres Dorantes und Diego Dorantes, der Neger Estevanico, Estrada, Gutierrez, Diego de Huelwva, Tostado, Valdivieso. Da fie (o auf das Feltland kamen, fanden fie noch Einen, Francifco de Zeon: alle 13, da fie lahen, dals Cab de 7 nicht mitging, gingen die Küfte entlang und weiter fort (hier gebrauche ich Worte Herrera’s). Auf der Infel waren geblieben Hieronimo de Alaniz und Lope de Oviedo (diels find zulammen mit Cab de F 16). „Den Cab de Y hinderte feine Krankheit ihnen zu folgen und fie zu (ehn; er mulste bei diefen (elben Indianern der Infel über ein Jahr bleiben; wegen ihrer fchlechten Behandlung befchlofs er zu entfliehn und zu denen zu gehn, welche in den Bergen und auf dem Feltlande wohnen und die von Charruco heilsen.” Er begab fich zu ihnen und hatte es bei ihnen beller; er lebte da als herumziehender Kaufmann: „er ging in das Innere ein, fo weit er wollte, und erging ich längs der Küfte 40 bis 50 78.” Auf diefen Reifen litt er aber viel von Strapazen, Wetter und Hunger; im Winter, der dort fehr (treng XII, 397,c. Cab.deV aca's Abgang von Malhado, er findet 3 Gefährten. 217 ift, von der Kälte (da er ganz nackt ging). Im Winter handelte er aber nicht, auch die Indianer blieben in ihren Hütten. „Es waren beinahe 6 Jahre”, fagt er (zu viel rechnend), „die Zeit, dals ich in jenem Lande allein unter ihnen war: und nackt, wie alle gingen.” „Der Grund, warum er fıch lo lange verweilte, war, um einen Chriften mitzunehmen, der fich auf der Infel befand, Lope de Oviedo. Sein Gefährte Alaniz, der bei ihm geblieben war, als 47 de Castillo und Andr Dorantes mit allen den Andren fortgingen, war bald geftorben; und um ihn von da wegzubringen, ging Cab de F jedes Jahr nach der Infel und bat ihn, dals fie mit beftmöglicher Lift weggehn möchten, um Chriften aufzufuchen;” und alle Jahre vertröftete ihn O0 auf das folgende: „bis er ihn am Ende fort, und über die Bucht (el Ancon) und 4 Flülfe an der Küfte brachte, weil er nicht [chwimmen konnte.” „Sie gingen (wie ich meine, wohl im J 1534) mit einigen Indianern vorwärts, bis fie an eine Bucht (Ancon) kamen, die ı /g breit (de zraves) und an allen Stellen tief ift; nach dem, was ihnen von ihr fchien und was fie (ahen, ift es die, welche del Espiritu Santo genannt wird” (vgl AS S. 410""). Die Indianer jenleits (Quevenes) lagten ihnen (Herr.), dals fie weiter hin 3 Men- [chen wie fie finden würden; und erzählten, dafs die meilten Spanier vor Kälte und Hunger geltorben feien und dafs die Indianer die Überlebenden mit allem möglichen Übermuth be- handelten;, die dortigen (Herr. hätten den Diego Dorantes, Valdivieso und Diego de Huelva getödtet; andere (Cab: bei denen jetzt der Cap. Dorantes lei) den Esquivel und Mendez. Sie zeigten diele [chlechte Behandlung auch an dem Gefährten des Cad de F, Lope de Oviedo; defshalb verlangte Oo, mit einigen, etwas zurückgebliebenen Weibern der Indianer (Deagua- nes), mit welchen fie über den ancon gegangen waren, zurückzukehren: er liels fich auch davon nicht abhalten, und ilt nicht wieder zum Vorfchein gekommen. Zwei Tage nach Ov’s Abgang (Cap ı7) kamen die Indianer, bei denen Caftillo und Dorantes waren, hierher, um Nülle zu ellen, von denen fie 2 Monate im Jahre leben. Ein Indianer meldete Cab de Y, dals die Chriften angekommen leien; er rieth, dals er fich heimlich wegltehlen und & un canto de un Monte flichn lollte: er (der Indianer) wollte mit Verwandten zu jenen Indianern gehn. Am folgenden Tage ging Cab de / mit ihnen hin; Dorantes er[chrak Cab zu fehn, weil die Indianer ihm von feinem Tode gelagt hatten; dann kamen fie hin, wo Castillo war. Auf ihre Frage antwortete Cad, dals er die Abficht habe in das Land der Chrilten zu gehn; Andr Dorantes antwortete, dafs er [chon lange Cast. und Eltevanico darum bitte vorwärts zu gehn: fie es aber nicht wagten, weil fie nicht fchwimmen könnten und die vielen Flülfe und ancones fürchteten. Cab erbot fich fie hinüberzubringen, und fie willigten ein, verlangten aber grolse Verfchwiegenheit gegen die Indianer; fie verlangten auch, dals Cad 6 Monate noch bei diefen Indianern bliebe, wo diefe dann zu den zunas nach einem anderen Lande gingen. Cad de F ging die Verabredung ein und blieb dort; fie gaben ihn als Sklaven einem Indianer, bei dem Dorantes war: fie hielsen Marianes (nachher fteht Mariames und Mareames); und Castillo war bei benachbarten, genannt Iguaces. Sie erzählten ihm, dals fe nach ihrem Weggange von der Infel Malhado an der Seekülte die Barke des conzador und der Mönche geltrandet (a/ zraves) gefunden hät- ten; i que iendo pafando aquellos Rios (es waren / und lehr reilsende), Zes Uevö las Barcas en que pafaban a la Mar, wo 4 von ihnen ertranken. Sie feien fo vorwärts gegangen, bis fie, mit grolser Mühe, über den ancon gekommen leien; 15 /g weiter fanden fie noch einen. Bis dahin (fie hatten 60 /g gemacht) waren 2 von ihnen geltorben, alle übrigen waren nahe Philos.-histor. Kl. 1857. Ee 218 Buscnmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. ‚laran. Als fie ich bemühten über dielfe letzte Bucht zu letzen, brachte man zu ihnen einen Chriften: Figueroa, einen der 4 von Malhado Entfandten. Er erzählte, fie feien bis dahin gekommen, da l[eien 2 von ihnen und 1 Indianer vor Kälte und Hunger geltorben; ihn und Mendez hätten die Indianer genommen: Mendez lei geflohen, nach Möglichkeit in der Rich- tung von Panuco, die Indianer hätten ibn verfolgt und getödtet. Bei dielen Indianern habe er erfahren, dafs bei den Mariames ein Chrilt fei, que havia pafado de la otra parte, i lo havia hallado bei den Quevenes: und dafs es Hernando de Esquivel fei, der mit dem co- misario kam; er habe von Esq das Ende des Gouverneurs (Naroaez) und contador wie der Übrigen erfahren: Der conzador und die Mönche fcheiterten (echado al iraves) mit ihrer Barke zwilchen den Flüffen; fie gingen die Külte entlang, wo die Barke des Narvaez fie antraf und fie wie alle Mannlchaft, den conzador und die Mönche, über „jene grolse Bucht” fuhr. Narvaez letzte alle ans Land und übernachtete auf der Barke allein mit einem maeszre und einem kranken Pagen; um Mitternacht rils ein (tarker Nordwind die Barke ins Meer, ohne dals fie Einer (ah: und von Narvaez hat keiner weiter etwas gehört. Die am Lande gebliebene Mannfchaft ging mit Hülfe von Flölsen an der Küfte entlang; fie blieben an einer punta de un Monte am Rande des Wallers, und fingen an (es war im November) vor Kälte zu fterben. Soto-Maior erlchlug den Pantoja, des Gouverneurs Stellvertreter; die (tarben, wurden von den Andren zu Fleilchltreifen (tasajos) gemacht; zuletzt ftarb Sozo-Maior, Esquivel machte ihn zu Zasajos und nährte fich von ihm bis zum 1 März. Da kam ein India- ner und nahm ihn mit fich; und als Esg in der Gewalt dieles Indianers war, [prach ihn Figueroa und erfuhr von ihm die eben erzählte Gefchichte; und er bat ihn mit ihm gen Panuco (via de P) zu gehn. Esquivel wollte diels nicht, weil er von den Mönchen erfahren hatte, que Panuco havia quedado atras; und [o blieb er dort, und Fig ging an die Külte, wo er fich aufzuhalten pflegte. Figueroa lagte auch (Cap. 18), dals, wenn die Chriften eine Zeit lang da gingen, fie vielleicht Zsg [ehen würden: denn er wille, dals er von jenen India- nern zu den Mareames geflohen lei, die dort in der Nähe wohnten. Die Indianer hatten allo von jenen 6 Chriften drei getödtet: Diego Dorantes, Valdivieso und Diego de Huelva; die andren 3 behandelten fie fortwährend fchlecht; defshalb floh Andres Dorantes zu den Mareames: und fie erzählten ihm, wie fie Esquivel dort gehabt hätten und wie er habe fliehen wollen; die Indianer verfolgten und tödteten ihn. — Dorantes war bei dielen, und in wenigen Tagen entlloh er; Caltillo und Eftevanico fe vinieron dentro ü la Tierra-firme ü los Yeguaces. Während fie bei dielem Volke waren, hatten fie viel Hunger zu leiden; die Indianer vertrölteten fe dann auf die Zunas, es war aber dazu noch 5-6 Monate hin. Sie warteten [o lange: und als es Zeit war, gingen fie die Zunas zu ellen. „Als die 6 Monate um waren”, (o hebt Cab de F in einem neuen Cap (19) an, „dals Cab bei den Chrilten war, in der Hoffnung den entworfnen Plan auszuführen, gingen die Indianer nach den zunas, welches 30 /g von da war;” als fie [chon zur Flucht bereit waren, wurden fie von neuem von den Indianern mitgeführt, die wegen einer Frau mit ein- ander in Streit geriethen und getrennt heim gingen (cada uno tomö fu Cafa i fe fue ü Ju parte); die Chrilten mufsten mit und konnten (ich durchaus nicht vereinigen his ins folgende Jahr. Während dieler Zeit ging es Cab lehr [chlecht, wegen Hungers und der fchlechten Behandlung der Indianer; 3mahl entfloh er feinen Herren, wurde aber wieder eingeholt und mit dem Tode bedroht. Als die Zeit der Zunas wiederkehrte, kamen die 4 Spanier wieder an demlelben Orte zulammen; fie hatten die Flucht befchlollen und den Tag beltimmt, aber XII, 397,c. Cabeza de Vs Flucht, Durchzug dch d. Völker am Meerbf. 219 gerade an dem Tage trennten fie die Indianer, i fuimos cada uno por fu parte. Cab de F fagte aber [einen Gefährten, er erwarte fie in den unas, bis Vollmond wäre: „und diefer Tag (wohl der diefer Verabredung) war der ite September (1535) und der erlte Tag des Mondes”; Cad letzte hinzu, dafs, wenn fie zur Zeit nicht kämen, er allein weggehn und fie verlalfen würde. So trennten fie ich, jeder ging mit feinen Indianern. Cad blieb bei den feinigen bis zum 13ten des Mondes (trece de Luna): er hatte befchlollen zu andren Indianern zu gehn, wenn der Mond voll wäre; und am 13ten Tage des Monats (@ 13 dias del Mes) kamen Andr Dorantes und Estevanico zu Cab’s Stelle und fagten ihm: Castillo lei bei andren Indianern, genannt Anagados, dort nahe; [päterhin (o2ro dia adelante) wären ihre Indianer (Cab’s und der 2 Redenden: nuesiros Indios) dahin, wo Castillo war, übergezogen und hätten mit denen, die ihn hatten, mit welchen fie im Krieg gewelen, wieder Freundfchaft ge- fchloflfen. [Es ift hier eine Dunkelheit, die auf einem que bei Cab de F beruht; darf man que weglallen, (o kann man verltehn: am folgenden Tage, allo am 14 Sept, verföhnten fich die 2 Völker; [o lagt Herr., nur die Perfonen verwechfelnd, am ı3 feien Castillo und Esteva- nico, am ı\ Dorantes zu Cab gekommen.] Auf diefe Art bekamen die 3 Spanier Castillo. In diefem Lande waren grolse Weide-Ebenen (dehesas), kein Gebirge war zu fehn. Diele Indianer fagten ihnen, dafs vorwärts, gegen die Külte hin, die Camones [eien; fie hätten die ganze Mannfchaft der Barke des Penalola und Tellez (der 5ten) getödtet und die Barke läge dort gelcheitert (a2 zraves). Zwei Tage (Cap 20) nachdem fie ihren Ort verändert hatten (despues de havernos mudado, defde a dos dias ), flohen fie (Herr. fagt: fie entflohen von den Indianern Florida’s); bei Sonnen-Untergang kamen fie, Rauch folgend, zu Häulern, zu dem Volk der Avavares. Sie zogen hier (Cap 21) Kunde über die Länder vorwärts ein und erfuhren, dals jetzt keine Völker da leien, weil die zunas alle wären; fie befchloffen da zu überwintern. Zuerft machten fie einige Wandrungen zu tuna-Stellen und trafen da auf mehrere Völker, welche zum zuna-Ellen dahin gekommen waren oder da wohnten: die Cutalches (Cutalchiches) und Malicones, dabei die Coayos und Susolas, anderwärts die Afayos. Unter allen diefen Völkern mulste Cab de F Kranke heilen, was er nur durch bekreuzigen thun konnte; [eit der Infel Ma/hado war er in diefen Ruf ge- kommen. Nachdem die zunas alle waren, kehrten die Cuzalchiches, bei denen fie eigentlich in den Zunas gewelen waren, in ihr Land zurück. Dann fagt der Vf: Nosoztros eftueimos con aquellos Indios Avavares S Mefes, i efta cuenta haciamos por las Lunas. Nach Verlauf diefer Zeit, und da [chon die zunas zu reifen anfıngen, machten fie fich, von ihnen unbemerkt, auf: zu andren Indianern, genannt Maliacones, ı Tagereife von da. Nach 4 Tagen gingen fie mit ihnen, die gingen eine Baumfrucht zu effen, von der fe 10-12 Tage leben, bis die zunas kommen; und dort vereinigten fich mit ihnen andre Indianer, genannt Arbadaos. Die erlteren gingen nach Haufe zurück und die Spanier blieben bei den Arbadaos: litten aber bei ihnen vielen Hunger, weil das Land fehr rauh ift. Nachdem fie (Cap 23) etwas erftarkt waren, gingen [ie von diefen Indianern weg, die fie zu anderen gleicher Sprache geleiteten. — Von hier an nennt Cab de F keinen Namen eines Volkes mehr, fondern be- zeichnet nur allgemein immer verlchiedene. Die Indianer von Malhado an bis hierher nennt Herr. Indios de Florida; und ich habe den bis hierher von Cab de F genannten Völkernamen (päter eine umltändliche Stelle gewidmet (im Anfang des $ 404 die grofse Anm). — Auf dem Wege zu den verwandten Indianern verirrten fie fich; nach Überwindung eines Berges kamen fie an Hütten, fanden ihre Indianer wieder und kamen in der Nacht an 50 Häufer. Bei dielen Ee?2 220 Busceumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico 's. Indianern (Cap 27) erhielten fie Mehl von der Baumfrucht mezquiquez; von da gingen fie mit Weibern zu andern Indianern, palfirten einen Fluls, fo breit wie der von Sevilla und fchnell: kamen bei Sonnen-Untergang an 100 Häufer. Abgehend von diefen (Cap 28), kamen fie an viele Häuler: und hier fing eine neue Sitte an. Aqui empegamos ü ver Sier- ras, i parefcia que venian feguidas de ücia el Mar del Norte; Cab de Vaca glaubt, nach Nachrichten der Indianer, dals fe 15 /g vom Meer entfernt feien. Mit diefen Indianern gingen fie gegen jene Gebirge; darauf nahmen fie die Richtung nach der Ebne in der Nähe der Gebirge, die ihnen nicht weit von der Külte zu [eyn fchienen. Sie befchloffen, um zu den befleren Völkern des Inneren zu kommen, nicht in das Gebirge zu gehn (wie die begleitenden Indianer fe führen wollten), das Land zu durch- fchneiden (de atravefar la Tierra); fie gingen den Fluls herauf, kamen Abends an ein pueblo von 20 Häufern. Von hier warfen fie fich (Cap 29), am Abfalle des Gebirges (Sierra), in das innere Land, mehr denn 50 /g: an deren Ende fie 40 Häufer fanden; am folgenden Tage durchlchnitten he eine sierra von 7 Ig, kamen am Abend an viele Häufer an einem [ehr fchönen Flufs. Mit den dortigen Indianern letzten fie über einen [ehr grofsen Flufs, der von N kam; und nachdem fie einige Ebenen von 30 /g durchfchritten hatten, kamen ihnen viele Völker von weit her entgegen. Diele grofse Volksmalle (Cap 30) führte fe durch mehr als 50 7g Wülte rauher Gebirge: das Land war dürr, kein Wild da; am Ende kam ein gro- fser Flufs, wo ihnen das Waller bis zur Brult ging. Diefe Indianer brachten fie in Ebe- nen am Ende der sierras, wo fehr weit Hergekommene fie empfingen. Die Spanier fagten ihnen, dals fie gegen Sonnen-Untergang gehn wollten: und fe antworteten, dals dahin das Volk (la gente, bewohntes Land) fehr fern fei. 2 Weiber führten fe in der Richtung; die Indianer lagten ihnen aber, dafs dahin keine Bewohner zu finden [eien; fie verlangten nach N geführt zu werden: die Indianer antworteten wieder, da gebe es keine Bewohner noch Le- bensmittel. Caszillo und Estevanico gingen mit den Weibern voraus: kamen an einen Fluls, zwilchen Gebirgen fliefsend, wo ein pweblo war, in dem der Einen Vater wohnte; hier fahen fie die erften ordentlichen Häufer. Nach 3 Tagen kam Castillo mit dortigen Indianern rückwärts zu Cab und den Andren, und erzählte: que havia hallado Cafas de Gente i de afiento ; he älsen frisoles und Kürbilfe, er habe auch Mais gelehn. Sie hatten darüber grolse Freude; nach 1%, /g ftielsen Ge auf den Neger mit Indianern. Sie kamen nach 6 /g an Häufer diefes Volkes, nach 1 Tagereile & otras Cafas de afiento. Hier fanden he wieder eine andre Sitte des Empfangs; fie erhielten von hier an viele mantas de cueros. Es la Gente de me- jores cuerpos que vimos, i de maior vivega i habilidad ... fie nannten hie los de las Vacas: weil fie (Büffel) in der Nähe in Menge erlegt werden, und fo den Fluls herauf über 50 /g. Diefes Volk geht ganz nackt, die Weiber in Hirfchhäuten. Das Land ift [tark bevölkert; von Sonnen-Untergang her kam Mais, und dort gab es ihn durch das ganze Land. Nach dem Wege befragt, riethen fie den Spaniern nicht wohl am Flufle aufwärts nach N zu gehn, wo fie durch 17 Tagereifen blofs die Frucht chacan (zwilchen Steinen zu zermalmen und doch rauh bleibend) als Speife finden würden; fie würden durch ihre Feinde kommen, die aber ihre Sprache redeten. Die Spanier entfchloflen fich (Cap 31) „den Mais aufzuluchen und nicht dem Weg der vacas zu folgen, weil er gegen N ift und für fie ein grolser Umweg war” (f. weiter die Stelle AS S. 411"””). Hier ilt eine Dunkelheit und ein Widerfpruch: es [cheint, dafs fie doch den Fluls heraufgingen, 17 Tagereilen; an deren Ende gingen fie durch den Fluls und wan- XII, 397,c. Cabeza de F aca's Wandrung gen W an die Südfee, 4 Span. 221 derien wieder 17 Tage. „Gegen Sonnen-Untergang durch Ebenen und zwilchen einigen fehr grolsen sierras” wandernd, fanden fie ein Volk, das 5 des Jahres nur poloos de paja ilst; nach Vollendung diefer Tagereifen fanden fie casas de asiento mit vielen Mais-Vorräthen, fie erhielten auch baumwollene mantas. Sie dankten Gott hierher gelangt zu leyn, wo [o viel Unterhalt war; die Häufer waren von Erde oder Rohrmatten. Ich möchte, mich ver- belfernd (f. oben S. 215"”"), glauben, dals die Irrfahrer hier in Neu-Mexico waren: und diefen Punkt zu erfallen, ift für mich der eigentliche Beweggrund und die Entfchuldigung für diefe [o lange Abfchweifung. Kern vermuthet 1) (bei Schooler. IV, 36"), dals Cab de V durch den canon des Canadian gekommen lei: diefelbe ungeheure Schlucht (ravine), mit vie- len indianifchen Wohnungen darin, an welche Rodrigo Maldonado von Coronado’s Expedi- tion auf einer Seiten-Entfendung gelangte; und 2) (ib. 33°; ich weils nicht, worauf fich grün- dend), dals Cab de F „einige Jahre vor Coronado’s Expedition” das Chichilticale (rothe Haus) befucht habe (vgl. unten S. 224”), welches der letzte Ort an dem Rande der Wülte füdlich von Cibola [ei (eine Anm. bezeichnet es als die von Juan Mateo Monge im J. 1697 befchrie- bene Ruine: f[. meine Pima S. 323”). — Von da gingen fie über 100 7g: und fanden immer casas de asiento, viel Mais und frisoles, Hirfche und [chöne baumwollene mantas. Cab er- hielt 5 Smaragde. Die Weiber gingen anftändiger einher als irgendwo bisher. Das ganze Volk kam zu ihnen und wollte bekreuzigt feyn; fie begleiteten die Spanier, bis fie fie andern übergaben; alle diefe Völker waren überzeugt, dafs die Spanier vom Himmel wären. Pafa- mos por gran numero i diverfidades de Lenguas ; dennoch verltanden fie fich gegenfeitig (durch Zeichen): „denn obgleich fie 6 Sprachen verftanden, konnten hie fich ihrer doch nicht über- all bedienen, weil fie mehr als taulend Verfchiedenheiten fanden.” In dem puedlo (Cap 32), wo fie die Smaragde erhielten, gaben fie dem Dorantes mehr als 600 geöffnete Hirfch-Her- zen (welche fie ellen): daher nannten es die Spanier pueblo de los Coragones, i por el es la entrada para muchas Provincias, que eftan ü la Mar del Sur. Das Volk ifst hier unter an- dern Fifche, „die im Meere auf Flöfsen (en balsas) gefangen werden: denn fie haben keine Canots.” Es Gente mui apocada i trifte. Creemos, que cerca de la Cofta, por la via de aquellos Pueblos, que nofotros truximos, ai mas de mil Leguas de Tierra poblada. Sie fäen frisoles und Mais; es giebt 3 Arten Hirfche; es giebt casas de asiento, die fie buhios nennen. Sie blieben in diefer Ortfchaft 3 Tage; kamen nach ı Tagereile an einen [ehr ange- (chwollenen Fluls und mufsten 15 Tage da bleiben. Hier kamen den 4 Wanderern Anzei- chen von der Nähe von Spaniern zu Geficht: En efte tiempo Caftillo viö al cuello de un Indio una Evilleta de Talabarte de Efpada, i en ella cofido un Clavo de herrar. Auf die Frage delshalb vernahmen fie: dals einige bärtige Menfchen wie fie an jenen Fluls gekommen feien, welche Pferde, Lanzen und Degen hätten; Ge wären nach dem Meere gegangen, gegen Sonnen-Untergang. Die Leidensgenolien dankten Gott für diefe Kunde, beeilten ihren Weg und bekamen immer mehr Nachrichten von den Chriften. Sie erfuhren dann an einem Orte und fanden Spuren, dafs Chriften da übernachtet hatten: Pfähle, an welche fie die Pferde ge- bunden hatten. Defde aqui, que fe Hama el Rio de Petutän (Petatlan), Rafta el Rio donde llegö Diego de Guzman, puede haver hafta el, defde donde fupimos de Chriftianos, 80 Ig: i defde alli al Pueblo donde nos tomaron las Aguas, 12 Ig; i.defde alli hafta la Mar del Sur havia 12 lg. Am andern Morgen eilte Cab de Y mit Estevanico und 11 Indianern, da feine Ge- fährten fich wegen Müdigkeit vorauszugehen weigerten, voraus: und am andern Morgen holte er 4 Spanier zu Pferde ein; ich meine, dals diels etwa am 10 April 1536, am rio de Petatlan, war. 222 Buscnmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico 's. Ich werde den weiteren Lauf der Irrfahrer im fpanifchen Lande nicht verfol- gen, ich habe ihn und die ferneren Schickfale des Cabeza de Vaca bei Texas, S. 411"f_2», in den Hauptdaten angegeben. Die kurze Faffung, in welcher Miguel Ve- negas in feiner noticia de la California T. 1. Madr. 1757. 4° p. 162-3 diele aben- teuerliche Gefchichte berichtet, lautet fo: El mifmo ano de 1537. (mufs heifsen 1556) winieron ü Mexico defde Culiacan Alvar Nunez Cabeza-de-Vaca, famojo por jus raras aventuras, y Jus tres Companeros Caftillo, Dorantes, y Eftevanico Negro. De 300. E/panoles, que faltaron con Panfilo de Narvaez en tierra de la Florida, con animo de conquifiarla ano de 1527. (1528) folos eftos quatro quedaron wivos: y haviendo wagueado diez anos entre Naciones Infieles, con imponderables trabajos, por lo interior de la America, al fin falieron & la Cofia de Culiacan defnudos, tofiados, y en todo femejantes & los Naturales, hafta que por la Lengua fueron conocidos de los Efpanoles, focorridos, y embiados & Mexico.... E/ie (165) mifmo A. N. Cabeza-de-Vaca, fue defpues Adelantado del Defeubrimiento del Rio de la Plata, y primeras Conquiftas del Paraguay. — Wir werden bald nach- her (vgl. S. 223°”) fehn, dafs der Neger Eftevanico (Stephanchen), wohl noch in demfelben Jahr, dem Marcos de Niza zur Auffuchung von Cibola mitgegeben wurde; und, von Culiacan vorauseilend, durch feinen Trotz gegen den Caziken im Thale von Cibola, das er erreicht, den Tod gefunden hat. Von den Schiffen der grofsen Expedition des Pamphilo de Narvaez: welche, nachdem fie die ganze Mannfchaft in Florida nach des Führers Willen ans Land gefetzt hatten und darauf einen Hafen an der Küfte, auf dem geraden Wege nach Panuco, auffuchen follten, fie da zu erwarten; erfuhr Cabeza de Vaca nichts: bis er nach feiner Rückkehr in Neufpanien und Caftilien viele Perfonen derfelben fprach. Er erfuhr von ihnen: dafs die 3 übrigen Schiffe (von 4: denn eins war fchon an der Costa Brava verloren gegangen), damahls noch mit 100 Mann, da fie keinen Hafen vorwärts fanden, zurückfuhren und 5 /g unterhalb des Ortes der Aus- fchiffung einen, 7-8 /g ins Land hineingehenden Hafen (einen (ehr vorzüglichen, 100 /g von der Havana) fanden, den die Expedition fchon früher entdeckt hatte. In diefem Hafen verweilten und an diefer Küfte fuhren, die gelandete Manufchaft erwartend, hin und her ein Jahr lang die 3 Schiffe, ein anderes, das aus der Havana kam, und die Brigantine; und nahmen darauf die Rückfahrt nach Neufpanien. $ 397,d. Ich kehre zu der vor diefer grolsen Abfchweifung fchon genannten Perfon des nächften Entdeckers von Neu-Mexico zurück. Venegas redet über die von Marcos de Nıza erlangte frühe fabelhafte Kunde von nördlichen Städten anders, als ich oben angeführt; er fagt (I, 163): Marcos habe gehört, dafs ein Laie feines Ordens von Culiacan aus über 100 ! nach N gereift, und nach volkreichen Ländern gekommen war, wo er Wunderdinge von andern, mehr inneren Landfchaften hörte; M de N habe daher aus Eifer für das Evangelium lich felbft aufgemacht, um diefe Länder aufzufuchen; er brachte auf diefer Reife viele Monate zu, kehrte 1558 (nach XII, 397,d. Gefchichte: Reife des Marcos de Niza, Exped. Coronado’s. 223 Castaneda aber 1539: f. hiernach ”") von ihr zurück (vgl 166”), und berichtete: wie er fchöne Länder gefunden; reich an Thieren, Früchten, Metallen und Edel- fteinen; von 7 Städten, bewohnt von einem gebildeten Volke; nicht weit davon fei eine andere grofse Stadt, Namens Quivira, mit Häufern von 7 Stockwerken (ter- minados) und berühmt durch ihre Reichthümer. Der Auffatz in Schoolcraft’s 4tem Theil (Philad. 1854 p. 21-40), welcher Coronado's Expedition erzählt: meilt nach Caftaneda('), aber mit werthvollen Bemerkungen, auch einer Karte von Cor's Tour, nach Castaneda’s Bericht; läfst den M de Niza: mit 2 anderen Mön- chen (genannt nach Castaneda: Daniel und Ant. de SMaria); mit Estevan, dem Neger Cabeza’s de Vaca, als Führer; und einer Militär-Bedeckung: durch den neuen, „vor kurzem” (1535) angekommenen Vicekönig von Mexico, Mendoza, ab- fenden: als Vorläufer (23) einer von ihm beablichtigten Expedition. Während fie in Culiacan etwas ralteten, ging Estevan voll Haft den 3 Mönchen voraus: er fetzte über den Gila, durchftrich die Wülte und erreichte das Thal von Cibola, während die 3 noch 60 / zurück waren; da er trotzig den Caziken ihr Gold ufw abforderte, tödteten ihn diefe: auf welche Kunde M de Niza und feine Gefährten fogleich den Rückweg nach Compostela antraten. — Die Inftructionen Mendoza’s an Marcos de Niza find (f. Ternaux’s Castaneda) unterzeichnet 25 Nov 1538, und er reifte nach Cast. 7 März 1559 von SMiguel ab; Ternaux giebt p. 283 ein Zeugnils wieder, dafs Marcos am 2 Sept 1539 in Mexico vor der audiencia erfchienen ift, und feine Inftruction und feinen nachbenannten Bericht ihr vorgelegt hat. Marcos de Niza begab fich nach Mexico und nahm den Vicekönig mit den Goldgegenden im N des Gila ein, gab fogar einen lockenden Bericht von dem Lande heraus (in Ramusio Ill, 1565 p. 354 und in Ternaux's Überfetzung des Castaneda p- 256-282). Mexico wurde, fo fagt Yenegas, voll von diefer Kunde; nach ihm befchloffen Cortes und der Vicekönig fogleich, diefes Land zu Waller und zu Lande zu erobern; konnten fich jedoch nicht einigen. Der Vicekönig Mendoza rültete aber (Ven I, 167) 2 ftarke armadas, eine zur See und eine zu Lande, aus, um Länder und Infeln im Norden Mexico’s zu erobern; die See-Expedition übergab er dem Cap. Franeifeo de Alarcon, welcher die Küfte hinauffahren und fich in 36° wit der Land-Expedition vereinigen follte.e Die Land-Expedition wollte der Vice- könig felbft leiten, nachher ernannte er dazu den General Francifco Vazquez Co- RONADO (nach ‚Schoo 23 Nachfolger Guzman’s als Gouverneur von Neu-Galicien). Diefer ging (1540)(*) mit mehr denn 1000 Mann (Ven; Cast. fcheint nur (') Pedro de Castaneda de Nagera, franzöfilch herausgegeben von Hrn. Ternaux 1835 (l. den Titel und meinen Auszug in meinen azt Spuren S. 11-12), war Tbeilnehmer von Co- ronado’s Expedition und vielleicht ein gemeiner Soldat. (2) Das gewöhnliche Schwanken in den Daten fehlt auch bei diefer Expedition nicht: Castaneda lagt, dals die Armee am Faltnachtstage (Dienltag) 1541 in Compostela eingezogen fei; aber ein Brief des Vicekönigs Mendoza, in welchem er dem Kaifer Carl V den Abmarlch 224 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. 300 zu fagen) auserlefener Mannfchaft und allem nothwendigen zur Eroberung und Anfiedlung (168) von Mexico ab, und nahm den Marcos de Niza (nach Venegas „die Francifeaner-Mönche”) als Führer mit. Mendoza begab fich felbft nach Com- postela, um die Truppen anzufehn, und geleitete fie 2 Tagereifen; 800 Indianer fchloffen fich ihnen an. In Chiametla [tielsen Niza und feine Genoffen, die mit etwa 12 Mann vorausgefandt waren, zu Coronado. Diefe Männer waren bis Chi- chilticale, 200 ! von Culiacan, vorgedrungen, und entmuthigten Viele durch die Nachricht von der Öde des Landes; Niza widerfprach, und verhiefs fie in reiche Landfchaften zu führen. Als fie Chichilticale erreichten, fand Cor darin nur ein verfallendes Haus ohne Dach, gebaut aus „rother Erde” (vgl oben S. 221”). Das Heer marfchirte 2 Wochen durch die Wüfte im N des Gila; fie kamen 8 / weiter an einen Flufs, von ihnen wegen der Farbe feines Wallers rio Yermejo genannt (fo richtig 33” gefchrieben, da er an 2 früheren Stellen Yerniego genannt ift)('), an deflen Ufern fie bald darauf Cibola erreichten; es war eine kleine Stadt auf hohem Felfen, nicht mehr denn 200 Krieger enthaltend: nach Dr. Kern waren fie in Alt-Zuni. Man fand, als man es nach einigem Kampfe eingenommen hatte, nur Lebensmittel und kein Gold; wegen des Murrens der Soldaten wurde Niza zu eigner Sicherung in der Stille weggefchiekt. Cor machte Cibola zu feinem Hauptquartier und ent- fandte von da Expeditionen. Die Indianer fabelten ihm vor von einer Provinz Na- mens Tufayan, mit 7 Städten, 25 Z entfernt: wohl in W. Er fandte Pedro de Tobar mit 21 Mann und einem Mönch hin, der die Tusayans unterwarf, nachdem er viele niedergemacht hatte; er befand fich wohl (25) unter den 7 pueblos des Moqui (Tusayan hält Kern für das Moqui). Man erzählte ihm hier von einem grofsen Flufs, 20 Tagereifen entfernt, wohin der Weg durch eine, von einem riefen- haften Volke bewohnte Wüfte führe. Nach der Rückkehr diefer Truppe befahl Cor dem Garcia Lopez de Cardenas mit 12 Mann diefen grofsen Flufs zu erfor- fchen; fie gingen über Tusayan, 20 Tage durch eine Einöde, und ftanden dann an den Ufern des grofsen canon des Tizon (in Schoo fteht immer Tizou), jetzt ge- nannt Colorado; fie erftaunten über die Höhe feiner Ufer, konnten in 3 Tagen nicht zum Fluffe hinabkommen, und kehrten nach Cibola zurück. Später (38) wird einer Seiten-Entfendung des Triftan de Arellano gedacht, der den Sonora-Flufs herab bis ans Meer, den Meerbufen von Californien (der Karte nach fogar ein Stück hinein in das nördliche Alt-Californien, an deffen Oftfeite), gelangte; nach Venegas (unten S. 226”") kam Cardenas bis an das Meer. Bei Cor fand ‚fich zum von Coronado’s Expedition meldet, ilt vom ı7 ve 1540 datirt. — Nach Cast. trat Cor im Anfang Aprils 1543 den Rückmarfch nach Neulpanien an, Yenegas lälst ihn aber (f. unten S. 226'-7°) im März 1542 nach Mexico zurückkehren: und da der Zug auch nach ihm 3 Jahre gedauert hat, mülste man nach ihm gar 1539 den Ausmarlch annehmen (vgl AS S. 516”). (') Kern meint erlt (35"), diefer Fluls fei der Zietfe Colorado; lagt aber dann fogleich (weil er Alt-Zuni für Cibola hält), es lei wohl der kleine Zuni creek. XIII, 397,d. Gefehichte: Coronado's Expedition. 3935 Befuch ein Häuptling Bigotes aus der Stadt Cicuye ein: A Tagereilen O vom rio del Norte (26), 702 O von Cibola: die Pecos feyn möchte; durch ihn hörten die Spanier zuerft vom Büffel dort, und gute Nachricht vom Lande. Hernando de Al- varado wurde mit 20 Mann und Big. als Führer dahin entfandt; nach 5 Tagereifen kamen fie an die, auf einem hohen Felfen gelegene Stadt Acuco = Acoma, (') 3 Tagereifen weiter nach Tigouex am rio Grande, in wieder 5 Tagen nach ihrem Ziele, dem ftark befeftigten Cicuye; in allen wurden die Spanier freundlich auf- genommen. Ein Indianer (e! Turco), vom O des rio Gr, den fie hier als Ge- fangnen fanden, gab ihnen lügenhafte Nachricht von Schätzen (27), und wiederholte fie Cor, der indeffen nach Tigouex marfchirt war; Al» war fo unklug den Caziken von (icuye und Bigotes gefangen zu Cor wegen angeblicher Wegnahme goldner Armbänder diefes Indianers zu führen. 7igouex (nach meiner Meinung ohne Zweifel der Name des Volks der Tiguas; der Vf fetzt Imahl, 40°, die Form Tehoua; Kern erklärt aber p. 39 Tigouex für Isleta oder ein pueblo in der Nähe, und den Flufs Tigouex für den Norte) hatte einige 7ftöckige Häufer, und war die fchönfte und gröfste Stadt in der Provinz; das ganze Heer überwinterte hier von 1540-1; das Volk wurde hier ferner aufgebracht durch Beraubung ihrer Kleider und anderes Unrecht: fo dafs die Spanier diefe Felfenftadt belagern mufsten, welche zuletzt ihre Bewohner verlielsen. Nun kam in die Spanier auf des Türken Vorfpiegelungen der Eifer Quivira zu erreichen; noch während der Belagerung von Tigueux eilte Cor nach Cicuye (am Pecos, NO von SFe) und mit Eintritt des Frühlings, 5 März, folgten ihm die Übrigen. Die Bewohner der weltlichen Ortfchaften waren nun feindlich und hatten fie verlaffen; in Cicuy& fuchten die Spanier mit den benachbarten Örtern, befonders Chia (Silla oder Cia, einheimifch 7'seah: 35) und Quirix (nach Kern: SFelipe und die anliegenden Ortfchaften), Verbindungen anzuknüpfen. Ein Indianer aus Quivira, Xabe genannt, berichtete ihnen von Gold und Silber: aber in geringerer Menge, als el Turco gelagt hatte. Sobald der Flufs vom Eis frei war, trat Cor mit el Turco und Xabe als Führern den Marfch nach Quivira an. Ein 4tägiger Marfch (30) gen NNW brachte das Heer an einen grofsen und tiefen Flufs, über den fie eine Brücke fchlugen (den rio del Norte); darauf gingen fie 10 Tage in derfelben Richtung weiter, und kamen in das Büffelland und zu dem Volk der Querechos, das ganz vom Büffel lebte. Cor marfchirte jetzt in nordöftl Richtung und kam immer mehr von Quivira ab; auf den Rath der Querechos wandte er fich nach O, wo er einen fehr grofsen Flufs antreffen follte, und kam durch ungeheure Ebnen und unzählige Büffel. Der Türke verlicherte, fie wären nur 2 Tagereifen von der Stadt Haxa |4xa des Venegas: unten S. 226"); Xabe und ein Indianer (') Oberft Eaton beltätigt (Schooler IV, 220) die Identität von Acuco und Acoma, indem ein einfichtiger Zuni-Indianer ihm lagte, dals dcorma in der Zuni-Sprache Hahköokeeah heilse. Philos.-hisior. Kl. 1857. Ff 226 Buscunanxn: die Völker und Sprachen Neu- Mexico ’s. Sopete warnten vergebens vor ihr: Cor ftürmte blindlings 57 Tage nach O fort, Er mochte 7-800 miles nach O von dem Punkte aus marfchirt feyn, wo er den rio Grande überfchritten hatte: d.h. ohne Zweifel durch Theile von Texas weit in das jetzige Gebiet von Arkanfas (Castaneda’s Arache); er brauchte 40 Tage, um mit einem leichten Trupp nach Cicuye zurückzukommen. Der Turco, welcher feine Lügen bekannte, wurde erwürgt (31); das Heer ging unter Teyas-Führern (auf der Reile-Karte ftehn Teyans zwilchen dem Washita und Red r) in 25 Tagen zurück: Cor ftiefs, etwas weiter fuchend, im W des rio Grande, zu ihm; er be- hauptete Quivira befucht zu haben, das „am Fuflse der am Meere lich hinziehen- den Berge” liegen foll. (So drückt fich der Auflatz in Schooler aus; Castaneda berichtet aber einfach, dafs die Teyas-Führer den Cor erft in 48 Tagen nach Quivira gebracht hätten, weil fie lich zu weit nach der Seite von Florida gewendet hätten; Führer von hier hätten den General aber auf einem kurzen Wege von 25 Tagen zurückgebracht.) Nachdem Cor fein Hauptquartier in Tigouex erreicht hatte, fann er darauf in feine Statthalterfchaft Neu-Galicien zurückzukehren, obgleich der grö- isere Theil des Heeres weiter zu forfchen wüufchte. Die Umftände begünftigten ihn, fo dafs mit dem Beifall der Officiere und Truppen das ganze Heer im April 1543 den Marfch auf Mexico (32) antrat. — Nach dieler Erzählung folgt in Schooler (32-39) eine genaue Prüfung der beigegeben Karte R. H. Kern’s, Topographen für Neu-Mexico, von Coronado's Beiferoute, und eine umftändliche Erläuterung der Ortfchaften. Von Chichilticale fagt der Vf (55), dals Cabeza de Vaca es einige Jahre früher befucht habe (oben S. 221°‘); hier wird auch der Volksfitte am Colorado (befonders bei den Cucupahs) erwähnt (38): um fich zu wärmen, einen Feuerbrand, den man aus einer Hand in die andere wirft, zu tragen: woher der Fluls Tizon heilst ((. meine verfchiedenen Verfuche feine Lage zu beftimmen AS S. 66, 204°, 279=', 360%), Es folgt eine Identification alter und neuer Ortsnamen p. 39 von Kern, die ich fchon im Laufe der Erzählung angegeben habe. Nachdem ich Coronado’s Expedition nach diefer (auf Castaneda gegründeten) neuen Darftellung erzählt habe, werde ich einige Angaben des Venegas hinzu- fügen. Nach ihm nannte Cor (I, 165) den grölsten der 7 pueblos des Reiches Üibola: Granada, nach des Vicekönigs Vaterftadt; mit 200 Häufern. Um vor der Rückkehr nach Mexico noch etwas zu unternehmen, marfchirte Garci Lopez de Cardenas mit einiger Cavallerie ans Meer; und Cor „marlchirte nach Zigue: an einem Fluffe, wo er von Tatarrax, König von Axa, und von Quivira erfuhr: Städten und Ländern, von denen Wunderdinge erzählt wurden. Dort gingen einige Spanier noch durch 300 l ebnen und wenig bewohnten Landes weiter; fie kamen (169) nach Quivira, welches nach ihnen in 40° in fruchtbarem Lande lag”, deflen Reichthum aber in Heerden einer gewilfen Art Ochfen beftand. Endlich, müde von Hunger, Krank- heiten und fruchtlofen Mühen, begaben fie [ich auf den Rückweg: und kamen nach > Jahren, im März 1542 (über diefes falfche Jahr f. oben S. 223-4 Anm. 1), nach XIH, 397, d-8,a. Gefeh.: Alarcon, Padilla; Siguenza: Ruiz, Beliran. 227 Mexico zurück. Die, 1540 abgefegelte Expedition Alarcon’s, welche fich mit Co- ronado vereinigen und Californien auffuchen follte, wartete lange in 36° NB auf die Land-Expedition, und war endlich genöthigt mit Hinterlaffang von Zeichen nach Neufpanien zurückzukehren; darüber fiel Alarcon beim Vicekönig in Ungnade. Als Coronado feinen Rückmarfch antrat (fo erzählt Castaneda noch), blieben mit feiner Erlaubnils der Francifcaner Juan de Padilla und ein Laienbruder Luis im Lande, mit dem Wunfche die Eingebornen zu bekehren. Der General liefs fie (Ven: von Tiguex) durch eine Abtheilung nach Cieuye geleiten, wo Zuis blieb, ohne dafs man wieder etwas von ihm gehört hat (Cast. meint, er könne vielleicht ruhig fein Leben beendet haben); Juan reilte weiter gen Quivira,, begleitet von einem Portugiefen Campo, einem Neger und einigen Indianern aus Michuacan. Die Ein- gebornen von Quivira tödteten ihn, weil er zu den Guyas, ihren Feinden, gehn wollte; nach Ven. hätten beide Mönche eine ?ie entrada nach Quivira gemacht, wo fie mit einigen Indianern getödtet wurden. Der Portugiefe rettete fich zu Pferde nach der Seite von Panuco (nach Ven. gelangte er nach langer Zeit nach Panuco). $ 598,a. Die Gefchichte der weiteren und beftimmteren Entdeckung, der Bekehrung und dauernden Befetzung des Reiches Neu-Mexico gegen das Ende des 16ten Jahrhunderts; feine Empörung und Wieder-Uuterwerfung 100 Jahre nachher ift in alter Zeit von einer berühmten Feder auf einigen Blättern gefchrieben worden, des Titels: Mercurio volante con la noticia de la recuperacion de las provineias del Nuevo Mexico conseguida por D. Diego de Vargas, Zapata, y Luxan Ponze de Leon, Governador y Capitan General de aquel Reyno. Escriviola por efpecial orden de el Exec. Seiior Conde de Galve wirrey, governador, y capitan general de la Nueva-Espana, &c. Don Carlos de Sıevenza, Yy Gon- gora, Cofmographo mayor de fu Mageftad en efios Reynos, y Cathedratico Iubi- lado de Mathematicas en la Academia Mexicana. Mexico 1695. 4’ min. Es wird mir erlaubt feyn, aus diefer kleinen Schrift, welche voll ift von alten Nachrichten über Völker, Ortfchaften und Landeskunde, hier einen Auszug zu liefern : „VWVenn man ablfieht”, heifst es darin, „von den Reifen des Marcos de Niza und Francifco Vafquez Coronado (fol. 1,b), welche nicht eigentlich nach Neu-Mexico gingen, fo verdankte der Francifcaner Francilco Ruiz (vgl. S.213%) die erfte Kunde von feinen Ländern den Conchos- Indianern, die er verfah im valle de SBartolome im J. 1581; mit 2 andern Francifcanern und 8 Soldaten ging er in fie ein:” die Soldaten kehrten um, die Mönche verfolgten mit gefährlichem Wagnifs dieEntdeckung. Ein eifriger und kühner Mönch, Fray Bernardino Beltran, „machte alle möglichen Bemühungen, um ihnen Hülfe zu fchaffen; es fand fich dazu bereit Antonio de Espejo, Ein- wohner von Mexico, unter der Bedingung, dafs Jemand von öffentlichem Anfehen (2,a) es ihm auftrüge; im Auftrage des Juan de Ontiveros, Alcalde mayor de las quairo Zienegas, zog er auf das Unternehmen aus. Er trat am 10 Nov 1582 den Zug an mit 109 Pferden und allem nothwendigen; und kam in die Landfchaften Ff2 228 Buscnumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. der Conchos, Passaguates, Tobosos, Iimanas und viele andere. Man erfuhr, dafs fie in Poala, einem Dorfe der Tiguas, die, welche lie fuchten, getödtet hätten .... Sie durchzogen die Prov der Queres, der Cunames, wo Zia der Hauptort (corte) war. Von hier gingen fie nach Acoma, durch die Ameges hindurch, und zuletzt in die Prov Zuni. Hier blieb Beltran mit beinahe der ganzen Mannfchaft, um zu- rückzukehren; Ant. de Espejo fetzte mit 9 Mann feine Entdeckung fort, y defpues de haver hallado muchas naciones, y vuelto & Zuüi (de donde aun no avian fa- lido los que fe quedaron, como lo hizieron defpues), profiguio por la Prov de los Queres, Tamos y Hubätes, hafia falir d 1 de Julio de 1553 al Valle de San Bar- tolome por el rio de Conchas. — Auf die durch diefe Gelegenheit erhaltenen Nach- richten (2,b) von der Güte des Landes hatte Juan Bautifta de Zomas, aber ver- geblich, feine Eroberung verfucht. Sie wurde nachher dem General Francilco de Urdirola und zuletzt dem adelantado Juan de Onate aufgetragen, welcher nach verfchiedenen Wechfelfällen diefe Provinzen im J. 1598 mit Waffengewalt der Krone Caftilien unterwarf.” Die Franeifcaner unterrichteten die Eingebornen im Chriften- ihum, die villa de Santa Fe wurde gegründet und Hauptftadt, überall fiedelten fich Spanier an. Die Zeitfolge nöthigt mich Siguenza’s Erzählung zu unterbrechen und feiner Gefchichte des grofsen Aufftandes einige einzelne Ereigniffe, welche VırLA-SENOR berichtet und welche mit dem J. 1660 beginnen, vorauszufchicken; fie zeigen fchon den Widerltand der eingebornen Völker gegen das aufgelegte fpanifche Joch. Von $. Fe aus wurden im J. 1660 die Miffionen de la Junta de los Rios gegründet, in 250 leguas Entfernung gen SO von ihm; obgleich fie, wie das presidio de las Juntas (AS S. 176"), in Chihuahua liegen, fo mag ich ihrer hier geden- ken, wie Villa-Seor (II, 424) diefs bei Neu-Mexico erzählt. Von deflfen Hauptitadt S. Fe gingen im gedachten Jahre („apoftolicamente”) zwei Mönche aus, y llegando a eftie parage de la Junta, hallaron muchiflimo numero de Gentiles. „Nachdem fie ihnen das heilige Evangelium gepredigt und viele catechifirt hatten, hielten fie fich dafelbft etwa 2 Jahre auf; da einige den Glauben annehmen wollten und andere nicht, entftand ein blutiger Krieg zwilchen ihnen, in welchem die gröfsere Zahl der Barbaren die Oberhand behielt;” diefe plünderten die Mönche nackt aus, und warfen fie ohne Lebensmittel noch Geleit der Bekehrten aus ihrer Provinz. „Die Mönche wandten fich gegen die Provinzen des Parral, wohin fchon Nachricht von ihrer Vertreibung gelangt war; nach 120 leguas ihrer Reife begegneten ihnen die Soldaten jenes presidio; fie fanden fie beinahe todt, und erfchöpft von Hunger und Kälte; durch die Theilnahme des dortigen Gouverneurs wurden fie gekleidet, und kehrten geftärkt nach Neu-Mexico zurück. Bei der Zwietracht, welche zwifchen jenen In- dianern fortdauerte, verlielsen einige der Getauften und Catechifirten ihre Länder und begaben lich (425,a) nach dem walle de $. Bartholome (f. bei den Ortichaften unten im $ 400): wo fie, aus Furcht vor den Heiden, verborgen blieben: bis lie im XII, 398, a-b. Miffionen 1714; Aufftand v.1680, Verf.z. Wieder-Erob. 229 J. 1714, da fie fahen, wie die Stadt Chiguagua fo fehr an Einwohnern zunahm”, fich Mönche erbaten; der Vicekönig fandte ihnen 6 Mönche, welche mit Kühen, Schafen, eifernem und Ackerbau-Geräth zu ihnen gingen und innerhalb 2 Jahren folgende Miflfionen gründeten: Nuestra Senora la Redonda, Collani, SFrancisco, SPedro del Cuchillo, SChristoval, SJuan und Nu. Senora de Guadalupe: continuando, fchliefst der Verf (425,b), fu ardiente zelo en la material fabrica de fus Templos, y en la reduccion de los Indios, que fon de grande arte, muy polyticos, de Na- cion Coyames y Cibolos; ob er mit erfteren die Cocoyames meint? $398,b. Nach Verlauf beinahe eines Jahrhunderts, fo fährt SıevEnzaA in feiner Gefchichtserzählung nach dem J. 1598 (oben $. 228”) fort, fingen auf ein- mahl die Eingebornen an und fuhren 14 Jahre lang fort in gröfster Heimlichkeit einen ALLGEMEINEN AUFSTAND und Abfall vom Chriftenthum vorzubereiten, wo- von die Spanier in diefer langen Zeit nicht das geringfte erfuhren noch ahndeten (3,a). Der 10 Auguft 1650 wurde zum Losbruch beftimmt, und derfelbe an ihm vollführt. Con el prete:xto de acudir a Mifa, como en dia feftivo, al falir el Sol,... fe hallaron con fus armas en los Conventos, donde defcargaron la furia del primer avanze. Pafaron de alli ü donde avia Efpanoles, afıi en caferias, como en haziendas, y en el corto tiempo de me- dia hora conjiguieron lo premeditado en \/| anos. Sie ermordeten in dieler kurzen Zeit 500 Menfchen, darunter 21 Mönche.... no quedö piedra fobre piedra de los conventos y templos; y hafta en las gallinas, en los carneros, en los arboles frutales de Caftilla, y aun en el trigo en odio de la nacion Efpanola fe empleö fu enojo.” 2000 Indianer (3,b) unter dem Oberbe- fehl des Alonlo Cätiti belagerten S. F&, neben welchem der Indianer Pope fich durch Eifer auszeichnete; Gen. Capitän des Reiches war Ant. de Otermin. Am 15 Augult gelang es s0 Perfonen aus der Stadt zu entkommen, zu ihnen [tielsen (4, a) auf dem Wege von Za Is- leta gegen S dortige Einwohner; „lie gelangten aulserhalb des Reichs an einen Ort e/ Paso”: von wo aus fie dem Vicekönig, conde de Paredes, marques de la Laguna, Nachricht von dem Ereignils gaben. Die vielen Zurültungen und Verfuche des Aufltandes Herr zu werden übergeht der Verf; ohne Erfolg drangen die Spanier auch 1681 in die pueblos de la Isleta y de Cochiti ein. Mas que efto fe hizo en el govierno de Don Domingo Jironfa Petris de Cru- zat, porque en IT falidas 6 campanas ä diferentes partes les hizo ü los rebeldes con/fidera- bles danos. Sucediole Pedro Reneros, quien afolö el pueblecillo de S. Ana, y defde el de Zia consiguio el volverfe. Nach ihm eroberte Domingo Gironza das pueblo Zia und er- (chlug am 29 Aug 1689 in einer Schlacht viele Feinde; beliegte in einer anderen am 21 Oct 1690 10 Völkerf[chaften (4,b), welche fich vereinigt hatten, um e/ Paso zu zerltören. Auf ihn folgte der auf dem Titel genannte Diego... PonzE de LEON, nach- mahliger Gouverneur: welcher durch feine grolse Kraft, Ausdauer und heldenmälsige Kühn- heit den Lorbeer errungen hat: indem es ihm bef[chieden war die abgefallenen Völker zum Gehorlam und zum Chriftenthum zurückzuführen und mehr als die Provinz Neu - Mexico Spanien wiederzugeben. Nachdem er alle Mannfchaft an fich gezogen hatte, marlchirte er (5,a) auf das puedlo de Cochiti und das 3 /eguas davon liegende pu. de $. Domingo (5,b), fand aber beide verlallen. Von hier nach S. F& [ind 10 Zeguas; er zog auf diefe Stadt, übernachtete (6,a) im pu. Zienegilla und langte am 13 Sept (das Jahr wird vom Vf nicht genannt; man kann nach dem vorausgehenden Jahr 1090 meinen, es lei 1691; es kann nach 230 Buscumann: die Fölker und Sprachen Neu- Mexico's. dem Druckjahr [1693] 1692, mag aber auch 1693 leyn: welches Jahr Davis für den Anfang von „Bargas” Operationen nennt, wogegen er die Wieder-Unterwerfung erft in das J. 1696 fetzt: s. unten S. 232””") vor der vom Feinde befetzten Stadt an. Nach verf[chiedenen Unterhandlungen ging der General (8,a) am 14 mit einem Caplan und 6 Soldaten in die Stadt und redete zu dem Volke in (panifcher Sprache, „welche Viele von ihnen gut verltan- den”; fie unterwarfen fich. Aus dem nahen pu. de San Juan (9,a) kam auch in die Stadt, fich zu ergeben, der neue Anführer Don Luis Tüpatü (Alonlo Catiti und Pope waren ge- fallen). Bei der allgemeinen Erhebung waren auch (10,a) die Apachen wieder feindlich auf- getreten; und die Völkerfchaften Pecos, Queres, Tacos und Hemes von den Spaniern abge- fallen. Mit Hülfsmannfchaft von e2 Parral und Galisteo (10,b) überfielen die Spanier am 23 Sept das pueblo de los Pecos, von 200 Familien bewohnt, aber jetzt verlallen; auf den Rath des Häuptlings der Teguas (11,a) ging der Gen. am 27 Sept nach S. F& zurück. Mit grölserer Truppenzahl von Spaniern und Indianern zog er an demlelben Tage in das pu. Te- zuque ein; am 30 in Cuyamungue, Nambe und Jacona,; am ı Oct in Pujuaque und SIlde- fonso, am 2 in SC/ara und SJuan, am 3 in SLazaro und SChristoval, am 5 in los Pi- curies; überall kam das Volk aus Achtung vor Don Luis Tupazu den Spaniern entgegen. Es [chneite (11,b) in diefer Nacht und am folgenden Tage; der Gen. zog am 6 gegen das Volk der Taos, aber auch aus diefem Ort waren die Bewohner in das Gebirge entflohn: fie kamen jedoch zurück (t2,a). Diele Zndios Taos verriethen dem Gen., dals die Hemes, Queres und Pecos den Plan gemacht hätten, mit Hülfe der Apacken und der Bewohner der Provinzen Zuri und Mogui die Spanier beim Austritt aus dem Reich aus einem Hinterhalte zu überfallen. Diels bewog den Gen. fich nach S. F& zurückzuziehn. In der Hauptftadt Mexico, welche ge- rade von Hungersnoth und Seuche (chwer heimgefucht war, erregte die Nachricht von dielen unverhofften Erfolgen grolse Freude. Am ı7 Oct (12,b) rückte der Gen. wieder aus, in Be- gleitung des Don Luis Tupatü und (eines Bruders Don Lorenzo; das pu. de los Pecos un- terwarf fich. Die Hemes verharrten aber in ihrem Widerftande: nicht nur hatten fie bei fich in ihren Quartieren viele Apachen, (ondern fie riefen auch die Queres des capitan Mala- cate zu Hülfe; he traten den Spaniern (13,a) vor dem Orte bewaffnet entgegen und warfen ihnen Erde in die Augen: doch unterwarfen fie fich. Von da ging es (33,b) zu den Que- res, welche keinen Widerftand leilteten. Am 27 Oct kam der Gen. an den Poften Mexia (d.h. Hacienda eines Spaniers des Namens, [. 5,a), wo er eine Abtheilung hatte ftehn laffen. Gegen den Rath der übrigen Führer, welche neben anderen Umftänden die begin- nende Kälte und Schnee erwogen, befchlofs er den Feldzug noch in diefem Jahre zu been- digen. „Mit 59 Spaniern (14,a) und den indianilchen Hülfsvölkern unter Don Zuis rückte er am 30 Oct von dielem Poften aus, und [tand am 3 Nov am Fulse des uneinnehmbaren Felfens (penol) von Acomä”, bewohnt von den Queres; der Gen. erltieg ihn zuerlt mit 9 Spaniern. Lilegö el dia 11 de Nov. al Penol, no menos inexpunable de Caguima, donde por las hoftili- dades (141,b), que les hazian los Apaches d los apoftatas Zünis, que en fu cercania vivian, reduciendo cinco pueblos ä folo uno, eftavan retirados, como feguro. Dieler Fellen wurde leicht erltiegen. Von hier wandte der Gen. fich nach dem von [einen Bewohnern verlalsnen Pueblo Alonä, gegen die Prov Moqui (15,a). „Von hier bis zum pu. de Aguatubi, dem erlten in diefer Provinz, find 40 Zeguas und nur 3 Walferltellen (aguajes); fie marfchirten vom 15 bis ı9 Noy unter unfäglicher Belchwerde. In der Nähe des pueölo (Mogui) ltiels die Vorhut plötzlich auf 800 bewaffnete Moquinos; den Spaniern wurde wieder Erde in XIH, 398,b. Ponce de Leon im Moqui u. JS: Rückmar/feh; früh. Aufftde. 231 die Augen geworfen. Auf eine Anrede des Gen.’s unterwarf fich das Volk (16,3) . . . Sigwiofe d efto el pafar al pueblo, y entrando en lo que les fereia de plaza, cuya puerta no daba lugar Jino @ un folo hombre, y efto ladeandofe, fe tomo pofefion en ella por nueftro Rey... Es war entletzlich kalt, und man machte ein Feuer an. Am 20 Nov (16,b) hielt der Gen. fei- nen Einzug: Viele lielsen fich taufen, auch der capitan Miguel (der Ipanifch (prechen konnte) und leine Enkel; auch der cap. Antonio unterwarf fich (17,a). Der Gen. marfchirte (über das aguaje bei Moqui) zum nahen pu. Moxonavi (1!7,b); donde .... hizieron lo que en Gualpi), in das fie einzogen, eben fo wie in das pu. Jongopavi; fie kehrten [pät Abends zurück zum aguaje de Aguatuovi. No quedava otro pueblo, fino el de Oraibe, y Siendo el camino para llegar a el en eftremo feco, y fu difiancia mucha, fe tubo por conveniencia, no vifitarlo (18,a); pero fe les embio embajada, ä que refpondieron humildes; y no haciendo ya que hazer en efta provincia, defpidiendofe de los Capitanes de todos los Pueblos, que alli fe hallavan, y exorlandolos ü la obediencia, que prometieron de nuevo, falio de efte lugar el dia 24 para volver al Palo. Con correo, que defpachö #15 el Capitan Raphael Telles defde Alona, fe fupo a 25 el que fe campeaba por alli cerca el enemigo Apache, y al mifmo inflante fe partio el General para afıftirle con treinta hombres .... pactando con un Indio Jenizaro, el que por un camino mas breve, pero defpoblado los guiafe al Palo, & 30 de Nov. falio de alli ... liegö un Indio correo de Caquimä, dando avifo de que venia en feguimiento de nueflro campo el enemigo Apache: marchofe de alli adelante con gran cuidado; pero no obftunte, la noche del dia dos de Diz. acometiö a la retaguardia, y cortando una punta de la cavallada fe retirö con ella: llegofe al Pueblo del Socorro ü los diez dias de marcha; d onze, que fue el figui- ente (hallandofe ya elados todos los rios,) al de Tenecu, diftante de el del Pafo 60 leguas, donde defpues (15,b) de haver caminado de ida y vuelta mas de 600, con general aplaufo de fus vezinos, entrö finalmente ü 20 de Diz. fin de/gracia alguna. Der Verf endet feinen Bericht mit folgender Betrachtung: Eftos fueron los efectos de e/ta Campana, en que fin gaftar una fola onza de polvora 6 defembaynar una efpada, Y-.. fin que le coftafe a la Real Hazienda ni un folo maravedi, fe reunieron al gremio de la Iglefia Catholica innumerables gentes, y fe le reftituyö a la Mag. de ... Carlos II un Reino entero. No fe hallö en todo el Efpanol alguno,; porque quantos en el havia al tiempo de fu alzamiento (menos los que fe refugiaron en la Filla, ö vivian defde la Ifleta para el medio dia) perevieron todos. Ich habe Siguenza’s Erzählung nicht unterbrechen wollen; ich habe aber noch frühere Verfuche zu erwähnen: und will über diefen Aufftand und deffen Dämpfung noch einige Zufätze und abweichende Angaben aus einem ganz neu, einige Jahre nach der Vollendung diefer meiner Arbeit, erfchienenen Werke machen; es trägt den Titel: El Gringo; or, New Mexico and her people. By W.V/V.H. Darıs, late U. St. attorney. New York 1857. 8°. Schon im Jahr 1640 verluchten die Eingebornen von Neu-Mexico (Davis 133) einen Aufruhr unter len Gouverneur Arguello, weil 0 Indianer aufgehängt waren, die den ca- tholifchen Glauben anzunehmen fich weigerten; er wurde im Keim erftickt. Eben fo ging es mit einem zweiten Verfuch 1650 unter dem Gouv. Gen. Concha, unternommen von den Häuptern der pueblos Isleta, Alameda, SFelipe, Cochiti und Jemez ([. 133-4); [päter wurde 232 Buscnmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. eine allgemeine Verfchwörung aller puedlos unter dem Gouv. Gen. Fillanueva entdeckt. Der Unternehmer des grolsen Aufltandes vom J. 1680, welcher im Buche 2mahl (auch 134-8) erzählt wird (p. 76), Pope, wohl aus Taos, traf feine Beltimmungen durch einen Knoten- ftrick aus Palmfalern, den die fchnellften Läufer von Dorf zu Dorf trugen. Nach dem Vf erhielt der Gouv. Otermin durch 2 Indianer von SJuan 2 Tage (136”: 5 Tage) vor dem Ausbruch Kunde von dem Verrath, worauf die Indianer noch in derfelben Nacht losbrachen; die Spanier des N wurden nach 8S. Fe berufen, vor dem (77) die Wilden am 13 Aug 1680 erfchienen; nach vergeblichen Unterhandlungen machte Or. an einem Morgen einen Ausfall, kämpfte den ganzen Tag, mufste fich aber in die Stadt zurückziehn, weil beim einbrechen der Nacht die Teguas und andre Bundesgenoflen zu dem Feinde [tielsen. Hart gedrängt (75), verliels die Befatzung nebft den Einwohnern am 21 die Stadt, zog unter grofsen Entbehrun- gen gen $ durch das verwültete Land: und erreichte, ohne Feinde zu treffen, aber auf's höchfte erfchöpft, gegen Ende Sept’s SZorenzo bei e! Paso. Die Wilden beletzten SFe (79); bei ihren Freudenfelten tanzten fie auf dem grolsen Platze ihren Lieblivgstanz, die cachina; fie ftellten ihre alten Gebräuche wieder her, errichteten estufas in allen pueblos. Erft 8 Nov 1651 konnte Otermin (80) mit 700 Spaniern und befreundeten Indianern von e/ Paso ins Feld rücken; er kam im Thal des rio Grande (80) bis Isleta, wo 3000 Indianer ftanden, vor denen er fich wegen Mangels nach Paso zurückzog. Bald darauf wurde Otermin entlallen und die Wieder-Eroberung des Landes dem Diego de Bargas Zapata anvertraut, der zum Gouy. der Provinz beftimmt wurde. Der Kampf wurde, mit wechfelndem Glücke, mehrere Jahre lang fortgefetzt. Im J. 1693 drang Bargas mit Starker Macht in das Land ein und un- terwarf ein puwedlo nach dem andern. — Das, [chon bei Siguenza ([. oben S. 229'-30°) ganz zweifelhafte Jahr des Feldzuges des Ponce de Leon (Vargas), der nach Sig.’s Darftellung die Unterwerfung des ganzen Landes bewirkte, wird durch diefe Nennung des J. 1693 nicht be- ftimmt; denn 1) nennt Davis an zwei andren Stellen (137” und 129°) für den Beginn von „Bargas” Feldzug das J. 1692 2) läfst er, diefem und auf der andren Seite Sig. entgegen, (115°, 123”: vgl $ 399, 2mahl) Cruzate im J. 1692 das Land durchltreifen: da nach Siguenza (oben $. 229°) Cruzat in einem Jahre zwifchen 1651 und 1659 operirte, und 3) nennt er an beiden erften Stellen gar das Jahr 1696 für das Ende der Unterwerfung. Simpson lälst (f. 8 403) Zuni 1692 von Zapata wiedererobern. Im Jahr 1698 brach noch eine Empörung einiger pueblos aus, welche aber fogleich durch Bargas ohne viel Blutvergielsen gedämpft wurde; und damit war die Wieder- Er- oberung Neu-Mexico’s vollltändig. $ 398, c. Ich werde die JÜNGERE GESCHICHTE von Neu-Mexico nach Davis berichten. Die fpanifche Herrfchaft in Neu-Mexico ging beinahe 1% Jahr- hunderte ruhig fort und hatte nur das ganze 1Ste Jahrh. hindurch mit den Coman- chen zu kämpfen (82); unter den heifsen Gefechten find zu nennen die vom grünen Horn c. 1750 und die von el Rito Don Carlos 1783, dann das letzte und erbittertite bei Kaninchen-Ohr 1785 (f. näher, und das Flüfschen im $ 599,b). Die Er- fehöpfung der Comanchen nach den letzten 2 Gefechten war fo grols, dafs fie (85) um Frieden baten: worauf mit ihnen ein Vertrag gefchloffen wurde, den fie, mit geringen Ausnahmen, bis jetzt gehalten haben. — Im J. 1814 zettelten der Corporal Ant. Armijo und Dionifio Yaldez gegen den Gouv. der Provinz, Aberto Maynes, XIII, 398, c. kleine neue Ereign., Erob. durch die Nordam., 2 Verfehwör. 233 eine Verfehwörung an; fie wurden aber vorher feft genommen und zu 10 Jahr Gefängnils in Encinillas (bekannt als Trias Hacienda, 25 m NW von Chihuahua) verurtheilt. 1820 wurden (83-84) einige Navajo-Indianer von den Bewohnern von Jemez ungerechterweife getödtet, die Mörder fielen 1834 unter den Händen der Navajos; 1826 tödtete eine in der Stadt „Don Fernandez de Taos” verlammelte Schaar von „Utah- und Jıcarilla-Apachen-Indianern” einen nach los Ranchos ge- kommenen Comanche-Krieger. Im J. 1828 wurde auch in Neu-Mexico (85) die Vertreibung der Spanier, wie in ganz Mexico, vorgenommen. Die einzige ernft- hafte Unruhe feit 1680 war die Empörung, welche 1 Aug 1837 ausbrach und in der der Gouv. Perez, von S’Ana 1855 hingefandt, und feine Officiere ermordet wurden (f. 85-92). Geheimer Anftifter war der General Manuel Armijo in Albu- querque, der aber nachher gegen den Aufftand auftrat. Die Rebellen hatten das Dorf la Canada, 25 m N von SFe, zu ihrem Hauptpunkt gemacht; es nahmen an der Empörung Theil die pueblos SIldefonso, Rancho, Jacoma, Pojuaque, Cuyo, Monque [Cuyamungue] und Nambe; auf Seiten der Regierung ftanden die Krieger der pu. SDomingo und SJuan. Im Anfang 1833 gelangten 400 Mann Verftärkung aus Chihuahua und Zacatecas nach SFe, Armijo brachte den Rebellen im Januar in la Canada eine vollftändige Niederlage bei und liefs mehrere von ihnen in SFe erfchiefsen. — Im Mai 1846, nach Ausbruch des Krieges gegen Mexico, bildeten die Vereinigten Staaten eine Expedition zur Eroberung Neu-Mexico’s (95). Das Corps hiefs army of the west und fammelte [ich an der Gränze von Missouri, unter dem Commando des Oberften Stephen W. Kearney; Freiwillige aus Missouri be- gaben fich nach Fort Zeavenworth (am rechten Ufer des Missouri, 22 m oberhalb der Mündung des Kansas). Die Stärke des Corps betrug 1653 Mann mit 16 Ka- nonen. Sie brachen 16 Juni gegen SFe auf, hatten etwa 1000 m durch die end- lofen Ebenen im W des öftl Abhanges der Rocky M zu ziehn; 18 Auguft befetzten fie ohne Widerftand SFe; eine mäfsige mexicanifche Streitmacht ftand in einiger Entfernung von der Stadt, floh aber, ohne einen Schufls zu thun. Kearney nahm für die VSt Befitz von dem Lande, erliefs eine Proclamation und richtete eine Territorial-Regierung ein. Doch fehlte es nicht an Unzufriednen aus der be- güterten Claffe, und es kam unter der Leitung von Tomas Ortiz und Diego Archu- leta (94-95) zu einer Verfchwörung, welche am 12 Dec 1846 den 19 Dec zu einem allgemeinen Aufftand im ganzen Territorium, Ermordung oder Vertreibung aller Amerikaner beftimmte; 53 Tage vorher ward der Plan aber verrathen und verhindert (96). Es folgte aber gleich eine neue, gröfsere Verfchwörung, an der Pueblo-In- dianer Theil nahmen und welche den 19 Januar 1847 zum Ausbruch koınmen follte; Gen. Price verfolgte die einheimifchen Streitkräfte und lieferte ihnen Gefechte (97): beim Embudo, dann vor 7aos, wo fie fich ergaben; ähnlich erging es in anderen Theilen (97-98); Ortiz und Archuleta flohen nach Mexico, Montoya (der fich deu SAna des Nordens nannte) wurde 7 Febr erfchoffen, in Zaos gefchah diefs mit 14. Philos.-histor. Kl. 1857. Gg 234 Busenmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Durch den Friedensvertrag von Guadalupe Hidalgo am 2 Februar 1848 ward Neu-Mexico ein Beftandtheil der Vereinigten Staaten; und kraft einer am 9 Sept 1850 im Congrels angenommenen Acte (101): welche das Grundgefetz des Terri- toriums bildet und in den Staaten der Union die Conftitution vertritt, wurde über es eine Territorial-Regierung errichtet, die 3 März 1851 in Wirkfamkeit trat; die erfte assembly verfammelte fich im Juni 1851 zu SFe. Über die politifche Ein- richtung und den Gang der inneren Entwicklung des Landes f. Davis 101-153; es war z.B. am 20 Juni 1850 eine Staats-Conftitution in Neu-Mexico gebildet wor- den, die aber in Washington vor der eben decretirten Territorial-Form fiel. 6 399,a. Indem ich jetzt, von der Gefchichte Neu-Mexico’s zu feiner GEOGRAPHISCHEN SCHILDERUNG übergehend, von der LANDESBESCHAFFENHEIT zu handeln gedenke, beginne ich mit einem kurzen Urtheile Humboldt’s, der (im essai pol. sur la Now. Esp. II, 1811 p. 400) von Neu- Mexico lagt, es fei nichts als un rivage habit€E par de pauores colons. „C'est un terrain fertile, mais depeuple, depourou, ü ce que Fon croit jusqu’ici, de toutes richesses metalliques.” Der Anbau des Bodens (Mühl. Il, 529°") ift wohl vorgefchritten, aber nicht genug; er drängt fich gröfstentheils auf die Ufer des Nordftroms zulammen, wo man ihn durch künftliche Be- wäfferung unterftützen konnte. Hier finden fich auch die Weinrebe und viele Obftforten. Dals das Land an vielen Punkten nicht der Fruchtbarkeit entbehrt, wird aus folgender Stelle Villa-Senor’s (I, 410,a"”"-b") erhellen: Son los territorios de dicha Provincia defpejados, amenos, y fecundos, a/fi por las femillas de trigo, mayz, y otras diferentes legumbres, que producen con el beneficio; como por las fazonadas frutas, que ofrece Ju fertilidad, y en par- ticular las ubas, de que en el Prefidio del Paffo fe fabrican licores de mucha eftima, contri- buyendo para todo las aguas de los Rios y Arroyos, para que Jean crecidas las cofechas; y no folo fructifican los Ranchos, que tienen (10, b) fundados affı los Indios, como muchos E/panoles y Mulatos, que eftan poblados en aquella Provincia quanto queda ewprejfado, fino tambien las crias de algunos caballos, y Ganados mayores y menores. — „Von der Stadt Chihuahua an (Humb. I, 1811 p. 402) fährt man zu Wagen bis S. F£ in Neu-Mexico; der Weg, fchön und eben, geht am Oft-Ufer des rio Grande entlang, zum Paso del Norte.” „Eine einzige Handelsltrafse”, fagt Mühl. II, 531", „die von Durango über Paso del Norte nach Santa Fe, durchfchneidet das Land. Sie ift vergleichungsweile gut, und von Chihuahua bis S. Fe für leichtes Fuhrwerk brauchbar, wird aber (tellenweife (f. darüber unten S. 237° Humboldt) durch die herumftreifenden Indier immer noch fehr unficher gemacht... Eine andere Unbequemlichkeit auf diefem Wege ilt die Nothwendigkeit, den Rio del Norte bei dem Pafo gleiches Namens und an verfchiedenen anderen Punkten durchfurthen zu müllen. Die Stralse führt falt beftändig die malerifchen Ufer diefes Fluffes entlang.” Wichtige und allfeitige Bereicherung haben wir zuletzt erhalten über das ganze Land Neu-Mexico, in feiner weiten Bedeutung, durch das neue grolse Werk, welches die nordamerikanifchen Expeditionen zum Behufe der beabfichtigten Süd- fee-Eifenbahn befchreibt (f. bei Utah AS S.325"'-7°"): befonders durch /Yhipple's Bericht (im Vol. IL); mehrere fehr fpecielle Karten von feinen Theilen, bis Mesilla herab, finden fich in dem Landkarten-Bande (docum. Vol. 18. part 4). XII, 399, a. Gebirge: nach Mühlenpfordt, Karten, Rogers Atlas. 235 An dem Welten Neu -Mexico’s (vgl. Mühl. II, 526”""") zieht fich in langer Linie hin die Forlletzung des Cordilleren-GEBIRGES oder der sierra Madre: hier genannt sierra de Acha, s. de los Mimbres und hoch nördlich s. de las Grullas; fie erreicht eine bedeutende Höhe und ilt ftellenweile mit ewigem Schnee bedeckt. Die Gebirge der Oftfeite find Parallel- Züge der Hauptkette: Mühl. nennt als folche die s. de los Organos, del Sacramento und sierra obscura; die Weimar’iche Karte Mexico’s von 1852 (verbeflert von Kiepert) bezeichnet aber von S nach N s. de Org. und dlanca, weiter als einen öftlicheren Zug s. de Jumanes und Val Salada| 0], und ganz im N Mount Watoya (Spanish Peaks) und öltlicher Raton mountains: auf der WSeite zeigt fie noch die s. de SMatoya. Hierzu will ich noch aus den Karten Barz- lets und des gazetzeer (*) hinzufügen oder wiederholen: auf der Weftfeite des Norte von S gen N: sierra de los Ladrones, mount Taylor (ndl über Zuni), s. de Chusca (ndl darüber); auf der Oltfeite des Norte von S-N: sierra del Sacramento, s. Blanca, s. del Cabello, s. de las Gal- linas, Raton mountains (*Raton pass), Spanish Peaks*, Williams pass, Rabidoux pass. Der gaz. nennt noch die vereinzelte Berggruppe der Zuni mountains in 35° NB und 108° 20° WL; und im O des Norte die sierra Hueca. Aus Marcy’s grolser Karte des Red river ziehe ich noch folgende Namen: am weltl Ufer des Norze zieht fich von e/ Paso bis zu Fort Fillmore und dem nördlich davon gelegenen Mesilla das Mesilla-Thal hin; auf der OSeite des Norte liegen füdlich bei der si. de los Organos bis öftlich herüber zum S der si. del Sa- cramento die kleinen Berggruppen sierra Waco, si. del Alamo und sierra Alta; nördlicher ift zwilchen den Organos und Sacr. die kleine Berggruppe Rocky mounds. Auf der OSeite des Flulfes, eben da im Süden, liegen von S-N die Bergpäfle: SAugustin’s pass nördlich zwilchen der si. de los Organos, paso de S Andres nach der jornada del Muerto (einem welt Bergzuge) hin; nördlich über der si. del Sacr. der Dog canon; etwas weiter nördlich, zwi- fchen der letzteren Berggruppe und der nördlicher folgenden 'sierra Blanca, im O vom paso de S Andres, liegt der paso de Nuestra Senora de la Luz. Noch reicher und mannigfach anders find die Gebirgs- und Bergnamen, welche auf der Karte von Neu-Mexico in dem neuen Atlas der VSt (1857) von Rogers und John- fton verzeichnet find: Auf der Weftfeite des rio del Norte von S-N: sierra (de la) Florida ganz im S; nordweltlich davon s. de Burro, bei Zuni die s. de Zuni; nordöftlich davon, nördlich über dem rio de SJose, s. de SMateo oder mount Taylor; nördlicher, bei Silla, cerro de la Cabeza; Chama mts beim gleichnamigen Fluffe; weit nördlich (höher als Taos) cerro de los (las) Utahs, c. de Taos, c. Montes, c. de SAntonio; dieler ganze nörd- liche Theil der WSeite, längs dem Norte, wird valley of SLuis genannt. — Auf der Oft- feite des Norze find von S-N: Hueco mts, darüber Sacramento mis; gen OÖ: s. de los Alamos, öltlich davon Guadalupe mts; etwas nördlich, näher am Norte, Dona Ana mts; von da in O ein langer Bergzug: s. [de /a] Soledad und s. de[/] Caballo; davon in O eine bogen- förmige grolse Bergreihe, im NO und O von der s. del Sacram., in der Mitte der OSeite, von S-N: s. del Sacramento (eine ganz andre als die vorige, ihr im SO), s. Blanca, s. Oscura, s. Capitan, s. Carrizo; diefer Bogen von Gebirgen fcheint allgemein White mountains zu heilsen; in ihm find (gen O) eingefchloflfen die Mezcalero und Sacramento Apaches; — ölt- lich vom rio de Pecos find die einzelnen Berge: mesa del Rito Gaviel, m. de Estampeda, la Espina, Bosque Redondo (ein Wald); in NO davon, unter dem Canadian, das Gebirge ‚dig Turumcari und darüber Zizele T.; die Bergreihe weiter nördlich von Bosquecito bis SEorenzo, Gg2 236 Buschmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. dem Norte $# laufend, in mehreren Gruppen, ift ohne Namen; dann kommen Sandia mt, placer or Gold mines am Galisteo; SFe mts; von da zieht [ich eine lange und Starke Berg- reihe bis in den äulserften N Neu-Mexico’s: [üdlich Moro peaks, nördlich sangre de Christo mts (mit dem Sangre de Chr. pass), darüber Pike’s oder Rabidoux pass, an der NGränze Williams pass; im O von dielem Gebirge find die vereinzelten Gruppen: Eagles nest, Fisher’s peak, Raton mts (lüdlich vom oberlten Purgatory r), Spanish peaks. Ich gebe wohl die befte und neuelte allgemeine Darftellung der Gebirge von Neu- Mexico und nördlich über dalfelbe hinaus, wie ihrer Ketten- Bildung, wenn ich mir erlaube an diefe regellofe Nomenclatur 2 Stellen Alexanders von Humboldt aus dem Äten Bd. des Kosmos anzureihen: „.... Eine beftimmte Bifurcation (S. 435) zeigt fich erlt in der Gegend von Alduquergue. Bei dieler Bifurcation behält die weltliche Kette die allgemeine Benennung der sierra Madre; die öftliche erhält von 36° 10’ Br. an, etwas nordöftlich von S. Fe, den... Namen der Rocky Mountains. Beide Ketten bilden ein Längenthal (436), in dem Albuquerque, 8. Fe und Taos liegen und welches der rio Grande del Norte durchltrömt. In 38°% Br. wird das Thal durch eine oft-weltliche, 22 geogr. Meilen lange Kette gefchlof- fen. Ungetheilt letzen die Rocky Mountains in einer Meridian-Richtung fort bis 41°. In diefem Zwilchenraum erheben fich etwas öltlich die Spanish Peaks, Pike’s Peak, James Peak und die 3 Park mountains: welche 3 hohe Keffelthäler einfchlielsen, deren Seitenwände mit dem öltl. Zong’s peak oder Big horn bis 8500 und 10,500 Fuls emporlteigen.” In der Anm. 16 zu dieler Stelle heilst es: „In dem von der sierra Madre oder den Rocky M. eingelchlol- (enen Längenthale Zaz. 35°-38°% haben die einzelnen Gruppen, aus welchen die weltl. Kette der sierra Madre und die öftl. Kette der Rocky M. (si. de Sandia) beltehen, befondere Na- men. Zu der erfteren Kette gehören von S nach N: die si. de las Grullas, die si. de los Mimbres, mount Taylor (lat. 35° 15’), si. de Jemez und si. de San Juan; in der öftl. Kette unterfcheidet man die Moro pics, si. de la Sangre de Christo mit den öftl. Spanish peaks (lat. 37° 32’) und die, fich nordweltlich wendenden, das Längenthal von 7aos und 8. Fe Ichliefsenden Write mountains.” Obgleich zur Zeit von Humboldt’s Reife die Erhebung des Landes unbekannt war, fo glaubt er doch in [einem essai pol. (II, 404) nicht, dals das Bette des rio del Norte unter dem 37ten Breitengrade mehr denn 7-800 metres Erhebung über dem Ocean habe. Zes montagnes (05) qui bordent la vallee du Rio del Norte, me&me celles au pied desquelles est situe le village de Taos, perdent leur neige deja vers le commencement du mois de juin. Der gazetteer von 1854 bemerkt: „das Thal des rio Grande ilt ein hohes Tafelland von 6000 Fuls im nördlichen Theile, 4800 Fuls bei Albuquerque, 300 bei eZ Paso.” Mount Taylor in der sierra Madre, etwas SW von SF£, wird zu 10,000 Fuls gefchätzt. „Die meilten Gebirge (Mühl. I, 529°") zeigen fich nackt oder nur mit Gelträuch be- wachlen, über das fich einzelne Tannen und Cedern erheben. Im Thale des Rio del Norte ift die canadifche Pappel ... fehr häufig...” Villa-Senor nennt uns mehrere Baum- arten und die wilden Thiere, welche die Gebirge beleben: fus montes (410,b‘) eftan po- blados de Pinos (A11,a) de proporcionada grandeza, fin que en los de efta calidad fe conozca algun fructo; y fe encuentran algunos pinones grandes, que no fuben de la Juperficie mas que la eftatura de un hombre; tambien ay en dichos Montes robles, encinos, Jabinos, y otros muchos de diverfas calidades, de que facan porcion de madera. Ürianfe en ellos diverfidad de animales: Fenados, Offos, Lobos, Zorros, Carneros montefes, y otros de diferente Nacion XII, 399,a. Wüfte del Muerto (Fuen clara, Bolfon); Erze. 237 y naturaleza; y en particular una efpecie de Venados alafanes, tan corpulentos como una Mula, ... ihr Geweih 2 varas lang; ay tambien diftintas efpecies de Aves, y entre todas fe levantan con la recomendacion de efpeciales las Codornices, que lo mas del ano fe cogen vi- vas, y en particular (/i11,b) en el tiempo de las nevadas. „Eine Einöde”, fagt Humboldt II, 1811 p. 403, „in welcher die Reifenden bisweilen von den Cumanches angegriffen werden, trennt Neu-Mexico von der Intendantfchaft Neu- Biscaya. Sie dehnt fich aus vom Paso del Norte bis zur Stadt Albuquerque. Vor dem allge- meinen Aufltande von 1650 waren jedoch hier 3 Dörfer: San Pascual, Semillete und Socorro, gelegen zwilchen dem Sumpf de? Muerto und der Stadt SF@... Die zwei gefährlichlten Punkte für die Reilenden find der Engpals Rodledo, weltlich vom rio del Norte, der sierra de Dona Ana gegenüber; und die WÜSTE del Mvznro. Viele Weilse find dort von den nomadifchen Indianern ermordet worden. Die Wülte del Muerto ilt eine 30 Zieues lange Ebne (404) ohne Waller. En general, tout ce pays est d’une secheresse effrayante; car les montagnes de los Mansos, situees & !’est du chemin qui mene de Durango a Santa- Fe, ne donnent pas naissance ü un seul ruisseau.”— Villa-Senor lagt folgendes über diefe Wülte und über einen Gegenfatz, die Anfiedlungen von Fuen clara oder Canada in einer reizenden Aue: De fiete anos (416,a) @ efta parte fe han ido congregando varias familias en una her- mofa y fecunda Vega, diftante de la Capital treinta leguas figuiendo al Sur: con advertencia, que defde el Prefidio del Paffo del Norte, que es la entrada ü efte Reyno, caminando Rio arriba por fu Ribera Sur Norte, es un Defpoblado folitario de mas de cien leguas hafta eftas Poblaciones de la Villa de Alburquerque, en cuyo tranfito efpaciofo ay muchos riefgos de azaltos de los Enemigos Apaches, Faraones, que por uno y otro lado ocurren, neceffitandofe por los que entran y falen, no folamente del atavio y equipage para (416,b) fu manutencion, y viatico, fino tambien de feguridad y acompanamiento para fu defenfa. — Hallanfe oy congregadas en efta Ribera hafta 50 familias de Efpanoles, & cuya poblacion llaman la lim- pia Concepcion, aliüs Fuen clara; aunque tambien le dicen Canada, porque a principios del ano de 1740 entraron en efte Reyno par la Miffion de Taos diez Francefes, que en mas de 30 dias caminando ä pie con Indios de guia, fe pufieron defde los Lagos en efte parage, donde hicieron man/ion, determinados ä poblarlo; y por effo le pufieron tal nombre, pero no lo configuieron, por fer ya poblacion irmmediata & Alburquerque. — Ich [chlielse hier eine andere Stelle aus dem Cap. über die Tarahumara an, wo der Verf des bo/son erwähnt: Es de advertir (360,b), que defde el Prefidio del Pa/fo del Norte para la parte del Oriente corre el Rio abajo, por mas de cien leguas hafta internarfe en la Provincia de Coaguila, en cuyo intermedio no ay Prefidio, ni poblacion alguna que haga fuerza en la refiftencia nece/fa- ria contra la Barbaridad: de que nace, que en el bolzon defpoblado, que ay defde (361,a) las jJuntas de los Rios para el Sur, tengan alvergue las quadrillas de Indios perniciofos, y que defde las Riberas del Rio grande para el Norte no aya tranfito para comunicarfe la Provin= cia de la Nueva Mexico con las de Coaguila y Texas; de que fe infiere fer mas nece/farias las Poblaciones prefidiales en dicha diftancia, que en el Paffage, Gallo y Cerro gordo: pues defde las Riberas del Rio del Norte pudieran las Poblaciones Prefidiales adelantar mucho, affi 4 la defenfa como al incremento, y ahorrarfe la Real Hacienda de crecidos gaftos. Von Erzen hat man in diefem Lande nichts werthvolles gefunden, wie oben (S. 234”) (chon Humboldt bemerkt hat. Auch Villa-Senor fagt (411,b): Hallanfe en dicho Reyno algunos Minerales, fin dar fu metal mas ley que la de Eftano; y como no fe ha 2338 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. podido coftear el beneficio, que neceffita, las han dejado abandonadas. Mühl. erwähn (11,530) einer älteren Kupfergrube in etwa 34° NB am weltlichen Ufer des Norte, welche noch im Betriebe ift, und einer neu aufgefundenen beim Dorfe Abiquiri (Abiquiu). Der gazetteer Ipricht aus höherem Tone: der Metall- Reichthum ift nicht zu bezweifeln, wenn auch durch die bisherigen Verhältnilfe verborgen geblieben; das Vorhandenfeyn von Gold und Silber ift gewils, Eifen ilt auch da. f Das Klima ift kälter, als es unter diefen Breiten zu erwarten wäre. Le Nowveau- Mexique, fagt Alex. von Humboldt II, 1811 p. 404, quoique place sous la m&me latitude que la Syrie et la Perse centrale, a un climat eminemment froid. Il y gele au milieu du mois de mai. Pres de Santa-Fe, et un peu plus au nord ... le Rio del Norte se couore quelquefois plusieurs anndes de suite de glaces si epaisses qu'on le passe ü cheval et en voiture. „Die Luft ift (Mühl. II, 528”) aufserordentlich heiter, rein und fehr trocken. Es regnet [ehr fel- ten, und Nebel, heftige Gewitter und Stürme find falt unbekannte Dinge.” Das Humboldt’- fche Urtheil über den harten Froft haben wir genugfam in den Berichten des Siguenza (S. 230”") beftätigt gefunden. Villa-Senor lagt im allgemeinen (A10,b°), die Provinz habe theils kaltes, theils gemälsigtes Klima (goza dicha Provincia de los dos temperamentos frio, y templado); von dem der Stadt SF£, die er in 37° Breite fetzt! (Hu. 35° av) fagt er (409, b): „ihr Klima (temperamento) ift dem der beiden Caftilien gleich: es [chneit und regnet zu feiner Zeit; der Frühling ift mild, und hart (rigoroso) die Hitze des Sommers: welshalb es Baumwolle in Menge giebt, wie in heilsen Ländern (Zas Provincias de tierras calientes ).” Der gazetteer äulsert fich (792,a) über das Klima fo: „Die bedeutende Erhebung des Thales des Rio Grande .... bewirkt ein gemälsigtes, aber beftändiges Klima. Das Queckfilber fteigt oft auf 100° Fahr. (30° R), aber die Abende (ind immer kühl. Einige der höheren Berg- [pitzen find mit ewigem Schnee bedeckt. Es fällt viel Regen zwilchen dem Juli und Octo- ber, aber Neu-Mexico hat wefentlich eine trockene Atmolphäre, da der Boden den grölsten Theil des Jahres hindurch ausgedörrt wird, wo keine Bewällerung ift.” $399,b. Ich würde den, hier beginnenden Theil meiner kurzen Landes- kunde mit neuen, bis dahin nicht exiftirenden Namen und einer Menge topographi- fcher Specialien bereichern, und in meinen Angaben überhaupt vieles verändern, wollte ich die verfchiedenen Schriften über die neueften Erforfehungsreifen der Nordamerikaner, welche ich an verfchiedenen Stellen meiner Darftellung diefer Provinz nenne, ausfchöpfen; diels würde aber diefen, mir fehon an fich verbotenen, kleinen Abrifs endlos machen. Ich habe indeffen genug aus den Schriften aufgenom- _ men, welche den Stoff leichter zugänglich oder in Mafle beifammen darbieten. Eine werthvolle Schrift jener erfteren Art ift auch des Lieut. J. W. Abert: report of his examination of New Mexico in the years 'S46 - 47; gehörig zu No. 41 der executive documents u”? congress, 1° session, 1847-48), Walh. 1s4s. 8°, p. 419-548; dem fich 2 Berichte über einen Mar[ch von Santa F& in Neu- Mexico nach San Diego in Ober - Californien anfchlielsen: vom Oberlft-Lieut. P. St. George Cooke 1846-47 p. 551-563, und vom Cap. A. R. Johnlton 567-611. Letzterer behandelt ausführ- lich die Gila- Gegend und die Ruinen dafelbit. Von Abert find Emory’s Karte(') fo wie viele Anfichten des Landes beigegeben. (') Es ift die Karte, betitelt: Military reconnaissance of the Arkansas, rio del Norte and XII, 399, b. meine Quellen für die Landeskunde; Flüffe: A-Canadian. 239 Ich werde die Nomenclatur der Flüffe und Ortfchaften Neu-Mexico’s nebft Erläuterungen unter unterfcheidenden Zeichen geben nach den 3 älteren Leitern: x Mühlenpfordt’s Schilderung der Republik Mejico Bd. II. 1844 # Villa-Senor’s theatro americano P. II. Mexico 1748 + Carlos de Siguenza Mercurio volante ... de la recuperacion..... del Nuevo Mexico, Mexico 1693 zu diefen treten hinzu die neueren Karten: die /Veiland’fche der Vereinigten Staaten (VK) und von Mexico (MK; beide zufammen WK) vom J. 1852; Emory’'s Karte (EK), Marcy's 2 Karten: zu der reconnaissance from fort Smith to $. Fe (MaK) und die grofse des Red river (MaR), Rogers und Johnston’s Atlas der VSt (Ro); genauer find die Chiffren im Anfang des $ 400 einzufehn. Ich ftelle die Hauptflüffe (vgl. Mühl. II, 527), etwas ungleich mit kleinen vermifcht, in einem alphabetifchen Verzeichnifs zufammen: welches aber auch darin ungleich ift, dafs ich viele Nebenflüffe blofs bei ihrem Hauptfluffe abhandle. Folgendes ift meine alphabetifche Reihe der FLÜSSE: SAntonio (MK), im O füdlich vom Conejo in den rio del Norte fallend; — im nordöftlichen Ende Neu - Mexico’s walten vorzüglich die füdlichen Zuflüffe des grolsen Arkanlas, im öftlichen Drittel der Nordgränze: der Greenhorn r (nach Ro), nach VK: SCarlos (vgl. 6 Zeilen hiernach), rio Huerfano, Apishpa (Ro; WK Apischipa), Timpa creek; rio del Purgatorio: dieler grolse Flufs, der nächlte fidl Nebenfluls des Arkanfas nach dem Timpa gen O, durchftreicht faft mit feinem ganzen Lauf das NOEnde von Neu-Mexico: mit Ausnahme [eines Endes und der Mündung, welche aber dicht bei der nordöltl Ecke der Provinz erfolgt; nach WK: rio de las Animas, Cimarron; Rogers Karte zeigt noch vereinzelt im NO (ohne Zugehörigkeit): arroyo de Don Carlos (vgl. 6 Zeilen hiervor), PFhetstone c; Rabbit ear c, Cottonwood c, Mac Ness ce (diefe 3 fich vereinigend); — rio Bermejo (MK) ein ähnlicher Flufs wie der Ocate, nördlich von ihm; *Bernalillo kleiner Flufs (421, a) bei SAna, rio Bravo (MK) wie der nördlichfte Anfang des grolsen Nordltroms; Canadian river, nach K auch im An- fange leines Laufs Gual/pa, wegen [eines etwas gerötheten Waflers auch bisweilen rio Colo- rado, ja Moro ((l. S. 240m) genannt: hat feinen Anfang in Neu-Mexico, wo er (ga- zetteer 1854) im Guadalupe range entlpringt; er flielst zuerlt gen S, 200 miles NNO von SFe, dann öftlich durch den nordweltlichen Saum von Texas und den S des Indian terri- zory, an deffen öftlichem Ende er fich in den Arkansas ergielst; nach Rogers Karte hat der rio Gila by W. H. Emory, constructed under the orders of Col. J. J. Abert 1847: welche zu einem anderen Bericht diefes Unternehmens gehört, zu dem Werke: Nozes of a military reconnaissance, from fort Leavenworth, in Missouri, to San Diego, in California, including parts of the Arkansas, del Norte, and Gila rivers. By W. H. Emory, brevet major. Wash. 1848. 5° (auch zum 30° congress, 1°* session gehörig: ewecuzive No. 7). Diele unge- heure Specialkarte, beiden Schriften beigegeben (von mir fchon kurz erwähnt, neben dem Texte, AS S. 263°), Stellt die Flulsbetten des Arkansas, rio del Norte, Gila und Colorado, mit der füdlichen Küfte Neu-Californiens: und folglich auch die Provinz im befchränkten Sinne dar. 240 Buschmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico'’s. Canadian weit ab gen O von dem Sepulla c des Moro, gegen die OGränze hin, die füdlichen Zuflülfe: Pajarito c, Tucumcari c, Halt c, Canada de Liasillo (die 2 erften Buchltaben nicht deutlich); über die OGränze hinaus noch: Rocky Dell (bei VPhipple R. D. creek), En- campment c; auf der NSeite fällt in den Canadian der Utah creek (einen 2ten Utah c !. S. 241”); Xrio de Chamas, in W unter 36° 30° NB in den Norte fallend; rio Chicico (EK und MaR) öftl Nebenfl des Norte bei SF@, SChristobal (EK) it. ganz im N; *XCone- jos, MK Conejo, weltl Nebenfl des Norte ganz im N, rio Culedras (MK) it. öftlicher, rio de SFE [. Mojado, rio Galisteo (EK und MaR) kurz unter dem Chicico, Gallinas (EK Callinas) nördlich vom Pecos (nach Kogers ein Arm dellelben), SJara (MK) weltlicher Nebenfl des Norte, Jerez [. Puerco, rio de SJose Nebenfl des Puerco, XSLorenzo weltl Nebenfl des Norte ganz im N, #rio del Lucero (419,b) Nebenfl des Norte bei Taos, rio de los Mimbres (K) ein weltl Nebenfl des Norte im S, rio Mojado (MaK) öftl Nebenfl des Norte, nördlich über dem Galilteo, früher rio de SFe genannt; rio Moro (K und gazeiteer; XMora) *Xein Nebenfl des Pecos: nach VK und Rogers aber Anfang oder Nebenfl des Stromes, welcher weiter hin Gualpa, Canadian river oder rio Colorado heilst; nach dem gazetzeer Slielst er nach S und mündet in den Washita; als oberer Canadian hat der Moro im OÖ der SF£ mountains nach Rogers Karte einen füdweltl Zufluls: Sepulla c; rio Grande del Norte: der Hauptfluls der Provinz, welcher fie in ihrer ganzen Länge von N nach S durchftrömt, fie beim Paso del Norte verlallend; zugleich der grölste und längfte Flufs Mexico’s;(') *Nutrias Nebenfl des Chamas (ein andrer, grolser Fluls des Namens ift = dem north fork (') Villa-Senor fagt (II, 410,b): „e? Rro pzı Nonre.. entlpringt 50 Zeguas in NW von der Hauptftadt des Reichs und tritt 3 Zeguas vom pueblo de San Geronymo de los Thaos in dallelbe ein... hermofeando fus margenes con las viftofas Alamedas, que en ellas fe crian; er ilt reich an allerlei Fifchen ....” — Humboldt erzählt (II, 1511 p. 406), wie der rio del Norte im J. 1752 plötzlich für einige Wochen auf eine Strecke von 30 Zlieues oberhalb bis über 20 Z unterhalb des Palo in eine neu gebildete Schlucht verfchwand und erlt beim Prefidio de San Eleazario wieder aus der Erde hervorkam. — Ich entnehme Müh- lenpfordt’s kleinem Buche: der Freiftaat Texas (Clausthal 18/46. 12° S. 47-9) folgende [pe- cielle Nachrichten über den Rio Grande del Norte: Er entlpringt etwa in 40° 30° NB und 107° 4o’ WL v Gr in der sierra Verde — (dieler Urlprung weit jenfeit der Nordgränze Neu- Mexico’s ift aber nach den neuen Darltellungen unrichtig: ‚da diefe Höhe [chon der Arkan- sas verhindert, welcher nahe darüber ift; nach dem gaz. entlpringt der rio Grande vielmehr in 38° NB, und Marcy’s grolse Karte vom Red river zeigt feinen Anfang in 37°%; Rogers Karte legt (einen Urfprung ganz nahe über der NGränze Neu-Mexico’s und bezeichnet da den puerto del rio del Norte) —, wendet [ich nach SO, nimmt aus der si. de las Grullas die kleinen Flülle SEorenzo und Conejos auf und tritt als [chon etwas [chiffbarer Fluls in 38° Br. in die Prov. Neu-Mexico. Er durchltrömt ihr hochgelegenes Thal in der Richtung von N nach S, zu beiden Seiten begleitet von hohen Bergzügen,; er nimmt aus dem weltl Ge- birgszug den Rio de Chamas auf. „Beim Presidio del Paso del Norte (32° Yn. Br., 104° 43’ w. L.) verläfst er, fich füd-füd-öftlich wendend, Neu-Mejico, durchfchneidet die Nordolt- [pitze der Prov. Chihuahua, empfängt aus dieler den Rio Conchas [oder Conchos: auf leiner WSeite, [trömend von S-N], wendet fich um den Fuls der Sierras de los Pilares und del Chanate gen NO; nimmt hier den ... (füdl und öftl) Rio Puerco und den aus gleicher Richtung XTIH, 399, b. Flüffe: Nutrias- Puerco (Norte). 241 des Canadian, im nördl Texas und im Indian terr.); Ocate (EK) it. des Moro, nach MaR aber des grolsen N-S gerichteten Anfangs des Canadian, in den er von W her geht: wie nördl über ihm ein Fluls Yermejo, in den der Cimarron chico fällt; #rio del Osso (413,b) Flufs bei Chama; Pecos (auch Picos) [. Puerco No. 2; #rio de Pecuris (414,b);— rıo Puerco: zwei Flülfe diefes Namens find wohl zu unterfcheiden: 1) ein kleinerer, im nördl Neu- Mexico, weltlicher Nebenfl des Norze; überall, auch jetzt noch von den Nordamk rio Puerco genannt (fo auf Bartl.’s Karte, MaR); er läuft, wie der 2te, grolse Puerco, gen S, dem Norte parallel, bis er ihn erreicht; er hat im W einen grolsen Nebenfluls, den rio de SJose; nach dem gaz. (964,a) entipringt der Puerco nahe 36° 20° NB und 107° 15° WL: und mündet, nach einem Laufe von 200 m, in den rio Grande etwa in 34° 22’ NB; nach Marcy’s herzullielsenden Rio del Presidio del Altar auf, wendet fich dann wieder nach SO herum und fchwingt fich durch das nordöftliche Hügelland von Cohakuila. Hier empfängt er von W her den Rio de Agua Verde, einen Abfluls des gleichnamigen Binnenfees; geht, fortwährend (48) füdöftlich ftirömend, nach Tamaulipas hinüber, empfängt bei dem Flecken Revilla den aus W kommenden Rio Sabinas, bei Mier das Flülschen Alcantaro|a], bei Camargo den aus Neu-Leon herabkommenden Rio de San Juan, und fällt endlich nach einem Laufe von mehr als 1800 Engl. Meilen unfern füdlich von der Laguna de Santander [Madre], unter 25° 55’ n.Br., 97° 8’? (es fteht 80°) w.L. in den Golf. Seine Mündung ift etwa 1200 Fuls breit; vor der- felben liegt eine veränderliche Barre ... zwifchen Zoredo und dem Dorfe Dolores ... ilt er durch Stromfchnellen und Felflenriffe unterbrochen ... Etwa 6 Meilen unterhalb Presidio de Rio Grande ...ilt der Fluls in [chräger Richtung von einer Bank durchfchnitten und gleich unterhalb ... in verfchiedene Canäle zerfpalten .... fo dafs flache Böte bis beinahe nach Paso del Norte hinauf gelangen können. Von hier aufwärts bis Albuquergue ift der Flufs ziemlich feicht ... aber oberhalb Sanza Fe wird er noch mit Canoas befahren ... Die (49) periodilchen Anfchwellungen des Norte beginnen im April ... Um die Mitte Mai erreicht der Flufs feinen höchften Stand und fällt dann wieder zwei Monate hindurch, [o dafs er im Aug. und Sept. am f[eichtelten ift ....” Sein Waller ift nach Humboldt trübe, was man dem falzigen Fluffe rio Puerco zulchreibt. — Nach dem gazetteer (993,a) entlpringt der Rio Grande oder Rio Bravo del Norte in den Rocky Mountains nahe dem 35° NB, in 106° 30 WL. „Sein allgemeiner Lauf ift zuerft SO, dann O und SSO, zuletzt beinahe ©... The Rio Grande is for the most part very shallow, and navigation is impeded by rapids and sandbars. Small steamers have ascended to Kingsbury’s rapids, about 450 miles from the ” where the Apaches and sea. Near 900 miles from its mouth is the “Grand Indian Crossing, Comanches ford the river (here only 3 or 4 feet deep) in their predatory incursions into Mexico.” — Als Nebenflüfle des rio del Norte find auf der WSeite befonders zu nennen: ganz im N (nach Ro): Conejos r, Willow c, rio (de la) Piedra pintada; weiter nach allen Karten: nach dem Chamas oder Chama der rio Puerco mit dem rio de SJose als Nebenflufs, der rio de los Mimbres. Am Ende des $ 400 nenne ich nach Humb.’s Karte noch auf der OSeite die Nebenflüffe: rio Colorado, del Datil, Costilla, de la Culebra; hie folgen lo von S nach N auf Taos, dem noch ein Flüfschen im S liegt; alle 4 Flüffe, mit diefen Namen, hat auch die neuelte Karte Neu-Mexico’s, in Rogers Atlas: nach der Cwedbra noch Trenchara r mit dem Utah c (vgl. S. 210°), und dazu noch einen zunächlt nördlich von Taos, den rio Hondo. Philos.-histor. Kl. 1857. Hh 242 Buscnumann: die Völker und Sprachen Neu-Mexico's. Karte (reconn.) wird er auch Xemes genannt; obgleich er der Haupt-Nebenfluls des Norte im W ift, trocknet er (nach dem gaz., 791,b) dennoch in der heilsen Jahreszeit in feinem unteren Laufe ganz aus; 2) der grolse füdliche rio Puerco, auf der Oft- und Nordleite des rio del Norte und fein nördlicher Nebenflufs, im öftlichen Neu-Mexico und lüdweltlichen Texas hinflielsend; früher rio Puerco heilsend (fo auf Humboldt’s Karte), auch wohl rio de los Puercos (Weiland’s Karte der VSt 1852), wird er jetzt von den Nordamk Pecos (z.B. Karten des gaz., von Bartl., MaR), ja Picos (Atlas von Ztogers und Johnston 1857), genannt; fein Lauf geht von der Gegend von SF aus, wo er gleich nach feinem Urfprunge vor dem alten pueblo Pecos vorbeillielst; gen $S, dann nach SSO gerichtet, läuft er dem Norte parallel: bald aber, nachdem diefer feine grofse Wendung gen O gemacht hat, fällt er von N in ihn ein: im [üdweltl Texas, im Lande der Apachen. Nach MaR hat er in feinem Laufe von N-S, in der Breite von Ciboleta, im W den Nebenflufs rio (del) Sacramento, welcher durch die 3 Flülschen (von N-S) rio Bonito, Ruito und Laborito gebildet wird; weiter in S geht in ihn von W der Delaware creek und füdlicher ein unbenannter Nebenfluls, Nach Rogers Karte find die weltlichen Zullülfe des rio Picos von S-N: Sabine c, rıo de To- dos Santos, dann der Sacramento: gebildet aus Ziite r, r. Boneto, 0jo de Palos; der oberlte Pecos hat einen öftlichen Arm: Gallinas (vgl. oben S, 240°) ; und nach ihm fallen in den oberften Pecos von N-S die öltlichen Zuflülle Hurrah c, Alamo gordo, las Carretas. Frü- her hatte man andere Vorftellungen von dem Pecos genannten Flulfe: der rio de Pecos ilt nach Humb. (II, 1811 p. 407) „wahrlfcheinlich einerlei mit dem rothen Flufle von Nazchito- ches, (!) und der, öftlichere rıo Napestla [HK e] vielleicht mit dem [päter Arkansas genannten;” Mühl. fagt noch in feinem Mejico 1844 (II, 527"): „der Rio Pecos, welcher den Rio Mora aufnimmt, gilt für die oberfte Quelle des Aed-River der Nordamericaner oder Aio Colorado de Nachitoches”. In feinem Texas (1846 $. 47) nennt Mühlenpf. den rio Puerco: 500 „Mei- len” lang, „in durchfchnittlich 80 Meilen Entfernung dem Norte in O faflt parallel ftrömend, von ihm durch verfchiedene unzulammenhangende Gebirgszüge getrennt, an feiner Mündung 300 Fufs breit”. Nach dem Art. des gaz. (8S9,a) entlpringt der Pecos, „ein grolser Fluls von Neu-Mexico und Texas, in den Rocky M nahe dem 36° NB und 105° 30 WL...und fällt in den rio Grande in etwa 29° 40° NB und 102° WL; [eine ganze Länge wird auf 700 m gelchätzt.” — rio del Purgatorio (. oben (S, 239”") beim Arkanlas, rio del Sa- cramento weltl Nebenflufs des Puerco oder Pecos; #rio de Taos (Thaos: 419,b) Neben- flußs des Norte bei Taos, Tesugue (Tesuqui, nach MaK) öftl Nebenfl des Norte; Timpa (K, auch Bartlett’s und Rogers), Timpas creek (EK und MaR) Flüfschen ([chon vorhin S. 239”” von mir genannt) im nordöftlichen Neu-Mexico, welches von S, Bent’s fort gegen- über, im W vom Purgatorio, in den Arkansas fällt (Rogers hat dabei noch Timpas buttes); (') Auf feiner Karte bat Humboldt in Neu-Mexico, nordöftlich über Taos, den „Rio Rojo de Natchitoches oder R. de Pecos”: gerichtet gen SO und auf feiner WSeite den Rio Mora aufnehmend: darauf kommt eine Unterbrechung, in welche die Bemerkung einge- Ichrieben ift: man glaube in Neu-Mexico, dals der nordöltlich von 7aos entlpringende Fluls, welcher den Mora aufnimmt, derfelbe mit dem öftlicheren in der Luifiana lei, welcher „riviere Rouge (Red River) heilse und, fich mit der riviere aux Boeufs und dem Black river vereinigend, fich unterhalb Fort Adams in den Missisippi ftürzt.” Vgl. noch meine azt, Spuren S. 448 Anm. XII, 399, b-e. Flüffe: Timpa- Zia; über die pueblos u. Aufzählung derf. 243 diefes [onorifch - aztekifche Wort, in der Yutah-Sprache Stein (timpan?), im Schofchoni- fchen Mund (£impa) bedeutend (vom azt. Zei! Stein oder zen£li Lippe), das doch nicht gut ein zufälliger Anklang [eyn kann, bleibt in diefer Gegend unerklärlich und könnte die vielen Verfuche hier Azteken zu finden unter[tützen, wenn der Name nicht (wie es uns der 2fache Yuta creek zeigt, ich aber in dielem Falle nicht glaube) eine neuelte Übertragung von dem kleinen Fluffe Timpanogo in Utah (f. mein Werk der azt. Spuren S. 354""-6! ausführlich) durch die Nordamerikaner ilt: was die Gefchichte der Namengebung entlcheiden mülste; *+rio de las Trampas (419,b) Nebenfl des Norte bei Taos, rio Tuerto (EK) it. weltlicher unterhalb des Galilteo; Yuta creek (K) oder Utah c (Rogers) 1) Flülschen, das von N in den Moro oder Gualpa oder Canadian fällt (f. S.240*) 2) Zufluls des Zrenchara r, öltlichen Ne- benfl des Norte im N (f. S. 241"); #Zia (421,b) kleiner Fluls beim gleichnamigen Pueblo. $ 399,c. Das Verzeichnifs der ORTSNAMEN Neu-Mexico’s wird haupt- fächlich gebildet durch die Reihe der rvzzzos, welche in ihm aufgezählt werden und deren. Namen oftmahls fowohl die von Völkerfchaften als von Flecken oder Dörfern find. Aufser den noch bewohnten haben uns die neuelten Entdeckungsreifen der Nordamerikaner mehrere in Trümmern liegende oder verlaffene kennen gelehrt. Die Menge diefer öden Ortfchaften, mit Scherben von Thongefäfsen umgeben, zeugt von einer früheren dichteren Bevölkerung. Nach Humboldt (I, 1811 p. 411) hat die Provinz Neu-Mexico 3 villas: SFe, SCruz de la Canada y Taos, Albuquerque y Alameda; 26 pueblos oder Dörfer, 3 parroguias, 19 Mil- fionen; und keinen einzeln liegenden rancho. Villa-Senor nimmt (411,b) 30 pueblos, von chriftlichen Indianern bewohnt, in Neu-Mexico an. — In dem Pueblo de Zuni findet Gal- latin das alte fabelhafte Cidola,; lo wie gerade oltwärts von da, jenfeits des Zio Grande, die Trümmer von @wbvira (l. feine Schrift uncient semi-civilization of New Mexico, in ethnol. soc. II, über Quivira befonders XCV). Er nennt noch (ib. XCIIL-IV) 7 indianifche „Städte oder Dörfer”, welche Lieut. Abert an den Quellen des San Jose, anliegend der sierra madre, in füdweltlicher Richtung von 34° 54 bis 35° 15° NB fich erftreckend, aufgefunden hat und welche von N nach S find: Cibolleta, Moquino, Poguate, Covero, Laguna, Rito (jetzt ver- laffen); Acoma; Abert hält diefe für die alten Städte von Cibola. Abert nennt noch 7 andere „Dörfer”, an der anderen Seite des Rio del Norte, nahe der Oftgränze Neu -Mexico’s: das nördlichfte ilt Criziti; dann folgen, nach S: Tagique, Torreon, Mansano, Quarra, Abo; letztes, 34° 25° NB, ift jetzt verlallen, wie auch Quarra: die 4 anderen find jetzt von den Mexicanern bewohnt. Schoolceraft nennt bei feiner Aufzählung der indianifchen Völker nach Provinzen im Vol. I. feiner /ndian tribes ((. AS S.469") die Pueblos von Neu-Mexico mit der Zahl ihrer Einwohner folgendermalsen: Pueblo de Taos 345 Seelen, Picuris 250, San Juan 275, Pojuaque 200, SClara 350, SIldefonso 250, Jemez 450, Silla 250, SAna 300, Cochite 500, SDo- mingo 750, SFelipe 275, Sandia 400, Isleta \50, Leutis oder Leunis 250, Laguna 900, Acoma 750, Socorro 600, Isleta (unterhalb des Paso) 650, Zuni 2985. Es find 20. — In School- craft’s Vol. III, 633 findet fich eine Tafel der Bevölkerung der Puedlos von Neu-Mexico im J. 1851 und 50, nach den Berichten des Gouverneurs: etwas ver[chieden, aber befonders mit Fehlern in den Namen; die Zahlen find im J. 1851: Taos 361 Seelen, Picaris 222, San Hh2 244 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Juan 563, SClara 279, SIldefonso 139, Pogodque 48, Tesuque 119, Nambe 111, Zuni 1500, Laguna 749, Acoma 350, Lentis 210, Isleta 751, Sandia 241, Silla (Cia) 124, SAna 399, Jenies [Jemes] 365, SFelipe A11, Santa Dominga 666, Cochiti 254. Es find 20 Pueblos mit 7567 Seelen (1850 waren es 9250); es fehlen noch die 2 pueblos Socorro und Zsleta unterhalb el Paso und die 7 puweblos von Moqui. Lieut. Simplon erlangte durch Mr. Kern von Indianern der puedlos die einheimifchen Namen von 7 derfelben (p. 143""); fie find: für SAna Tom-iya, SDomingo Ge-e-way, Cochiti Ko-cke, Silla T'se-ah, SFelipe Kalis-cha, Pecos Aculah, Jemez Ha-waw-wah-lah-too-waw, Major E. Backus nennt in Schooler. IV, 220° die Navajo-Namen für die 7 pueblos des Moqui: 6 mit gleicher Sprache: Aiyahkinnee (Moqui felbft), T’setsokit, Osetsokitpeetseelee, Kiu-ahsdee, Ozi, Ettahkinne; das Tte heilst Nahshahshai und redet eine verlchiedene Sprache. Der Vf erfuhr von einem Zunier (221°), dals das 7te pueblo jenleits Mogui vom Stamme der Taos-Indianer ilt, welche vor nicht vielen Jahren dahin auswanderten; die Zunier nennen Mogui in ihrer Sprache Ahmokai. Davis (el Gringo 1857 p. 115) zählt der bewohnten puedlos des Territoriums Neu- Mexico 26, worein aber die 7 des Mogui mitgerechnet find, jedoch Zenzes nicht; die von meinem Neu-Mexico find folgende 19: Zaos, Picoris, Nambe, Tezuque, Pojuaque, San Juan, San Ildefonso, Santo Domingo, San Felipe, Santa Ana, Cochiti, Isleta, Silla, Laguna, Acoma, Jerez, Zuni, Sandia und Santa Clara. Als Cruzate 1692 das Moqui befuchte, fah er 5 be- wohnte pweblos, die damahls hielsen: Aguatubi, Gualpi, Jongopavi, Monsonavi und Orayei; 5 dieler puweblos führen jetzt die Namen: Mogui, Oraybe, Una Vida, Cuelpe und Towas; die der 2 andren kennt der Vf, welcher nicht dort gewelen ift, nicht. Das Moqui und [eine pueblos gehören nicht zu meinem Gegenftande, denn fie liegen in der weltlichen Hälfte Neu- Mexico’s, in meinem Nord-Gila-Lande: wo ich fie (AS S. 251-295, die pueblos 282), wie das Volk und feine Sprache, behandelt habe; jedoch nehme ich die neuen Angaben als Zulätze hier gern auf. Davis bemerkt, dals die pueblos des Mogui am wenigften bekannt find; feit der Revolution von 1680 hat kein Prielter unter ihnen gewohnt; und abgelegen von der mexicanilchen Bevölkerung, find fie in ihrem urlprünglichen Zuftande bis auf dielen Tag ge- blieben, und haben die meilten ihrer alten Sitten und Gebräuche bewahrt. — Über die pueblos Neu-Mexico’s theilt er weiter mit: Einige miles füdlich von Zsleta ift ein ehemah- liges pueblo (115-6), das aber beinahe zu einem mexicanilchen Dorfe geworden ift. — Von jetzt im Verfall befindlichen und feit langer Zeit von ihren Bewohnern verlalsnen pueblos, deren Namen auf uns gekommen find, nennt Davis (123) folgende: Pecos, San Lazaro, San Marcos, San Cristobal, Socorro und Senacu; dazu andre, deren Namen D vergellen hat; fie waren alle noch 1692 bevölkert, als Cruzate durch das Land marfchirte. „In den Blüthetagen der Pueblo-Indianer”, fährt der Vf fort, „war das Thal, in welchem SFe liegt, der Mittel- punkt der 4 Völker, und hier lagen ihre volkreichften puedlos. Ihre Dörfer waren mehrere m weit auf beiden Seiten des SFe-Flulles erbaut, von den Bergen fich herabziehend bis zur kleinen Stadt Agua Fria. In dieler Entfernung das Thal abwärts find auch bis diefen Tag Stücke bemalter Thongefälse und andre Überbleibfel der hingelchwundnen puedlos zu lehn. Es mögen auch die Ruinen von 4bo, Quarra und Gran Quivira erwähnt werden, die un- zweifelhaft die Überbleiblel von puwelos find (124), obgleich ich keine Kunde von ihnen in den alten Archiven habe auffinden können.” D glaubt, dafs fie Dörfer des Tagnos-Volkes gewelen find und zur Zeit des Aufltandes von 1650 zerltört und verlaflen wurden. „Dieles XII, 399, c- 400. pueblos; über das Verzeichnifs der Ortfchaften; A-Ag. 245 Volk bewohnte das Land füdlich von SFE, nebft einigen Dörfern am Galestio c; und die in Rede [tehenden Ruinen find der einzige Beweis von vormahligen pueblos in jenem Landes- theil. Sie liegen beinahe genau füdlich von SFe, und keine andre Örtlichkeit palst fo gut zu der Lage der alten Tagnos-Dörfer; und die Trümmer lelbft liefern den Beweis, dafs die einft da geltandnen Städte den puedlos der Gegenwart nicht unähnlich waren.” Davis giebt nun eine genaue Belchreibung dieler merkwürdigen Ruinen-Örter, welche er vorzüglich dem Major Carleton verdankt: von Abo und Quarra 124-5, Gran Quivira 125-7, Alt-Zuni 128. $ 400. Ich ftelle mein ALPHABETISCHEsS VERZEICHNISS der ORT- SCHAFTEN der eingeichränkten Provinz Neu-Mexico, das ich in Namen und Er- läuterungen fo reich als möglich gemacht habe, zunächft zulammen aus Villa-Senor#, Siguenza + und Mühlenpfordt x; die Hinzufügung von Schoolcraft’s obigen 2 Verzeichniffen (Ser) und Simpfon’s (Spf) Namen in der 5gliedrigen W orttafel ($ 405) hat, neben einiger Bereicherung, die Wichtigkeit das noch Vorhanden- und Bewohnt-Seyn der pueblos zu erweifen; Abert’s Ortsnamen (Abert), oben S. 243"-", und die von Davis genannten (D) find auch eingefügt. Ich werde kleine Zufätze oder Vergleichungen aus der Karte Bartlett’s (BK) und der Karte des gazetteer von 1854 (GazK, GK) einfchalten; aber weiter hin und zuletzt habe ich in der Kürze einer blofsen Citation durch einen Buchftaben und die laufende Nummer auch die Namen meiner (am Ende diefes $) gegebenen Lifte aus den neuen nord- amerikanifchen Büchern und Karten (bezeichnet durch NA), die Nummer meiner Lifte aus Humboldt's grofser Karte (H) und die von Rogers Karte von Neu-Mexico (Ro) meinem Ortsverzeichniffe einverleibt. In Folge diefer Beimifchung bedeuten wanche Namen keine Ortfchaft, fondern nur Örtlichkeiten. In den grofsen Körper des gazetteer of the United States vom J. 1854 find nur fehr wenige Örter Neu- Mexico’s, fo bedeutend fie auch feyn mögen, eingegangen. Der Gouv. W. Carr Lane bemerkt (Schooler. V, 1855 p. 689) folgendes: Das pueblo Pecos ift neuerdings verlaffen worden und die Einwohner haben fich nach Jemez begeben. Die pueblos los Lentes, Abiquico und los Ranchos find jetzt mexicanifirte Städte geworden; und in allen pueblos herrfcht diefelbe Neigung. — In eckiger Klammer [| ] nehme ich füdliche Örter aufserhalb Neu-Mexico’s (bef. in Chihuahua) auf, die Yilla-S. zu Neu-Mex rechnet. VERZEICHNISS der ORTSCHAFTEN und ÖRTLICHKEITEN: Abiquiü (G, Abiquin GK, Abicui H 78, Abiquico 4 Z. vorher; Aluguia BK): X am rechten Ufer des rio Puerco, mit Kupfergruben; nach G am linken des rio de Chama, jetzt eine Stadt: in 36° 5’ NB und 106° 40° WL; A5o (Abert und G) verlalsnes Dorf oder Stadt an der Oltgränze in 34° 25° NB (£. Davis 124” 5"); +4coma (H 71) pueblo der Queres, auf einem hohen Felfen in der sierra Madre gelegen (auch Scr, Spf[; vgl. Abert); * Milfionsdorf mit 110 Fa- milien, 34 Zeguas W von SF£;(!) XAgua caliente Dorf im N von SFe (f. II, 532") mit 2 heilsen Quellen und 600 Einw („Indiern und Meltizen”), #Hacienda oder Ranchos de/ (') Acoma (Il, 422,a): eftä fu fituacion en un eminente Penol, en el que tienen fabri- cados üa pico muchos Algibes para la confervacion de la agua de fu annual confumo, por carecer de Rios y fuentes.... 246 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. 0jo de agua caliente(') 15 IN von SFE; Agua fria I, vorhin $. 244”, pueblo de Agua seca? Ro 138, Alameda [. Albuquerque;, #Alameda de Mora |. Mora, Alamillo H s3, 0jo del Alamo Ro 112; XAlbuquerque y Alameda gr. Dorf (532'-3°; Hu. vil/a) mit 6000 E, im O des Norte, 35° 31” (Hu. 35° 5°) NB u. 107° 40’ WL, am Fulse der sierra oscura: * hat, wie 2 Städte, /a villa de Alburquerque y Atrisco (2), 302 S von SFe; [. H Alduguerque 87 und Atrisco 74; Atrisco ilt nach G ein befondrer Ort, etwa 1 m unter Albuquerque gelegen, am rechten Ufer des rio Grande: und [o, am weltl Ufer, dem am öftl liegenden Aldug gegenüber, zeigt auch Rogers Karte den Ort; nördlich über Aug hat fie, am OUfer, Alameda: [. weiter bei Mora; Algodones NA At und G, Alona Ort gegen die Provinz Moqui hin, Dona Ana NA 22; +8 Ana (H 75) kleines Pueblo (auch Ser, Spf) = *Milfion SAnna (A15,b) 18 2 SW von SF@, am landigen Flülschen Bernalillo,; (3) salinas de SAndres Ro 117, Anton Chico NA 37; #8 Antonio [(423,a) Milfion % /egua vom Norte, 152 7 S von SFE: mit 5 Familien Spanier und 70 Fam. Indianer, und mit einem Milfonar]; nach G heilsen fo 2 Dörfer: das 2te wird Ro’s 128 feyn, etwas füdlich von SF6; Atrisco [. Albuquerque; — #rancho de las Bacas (wohl lieber Yacas) 5 2 von Taos (/15,a-b), verwaltet von SF£; SBarbura NA 5, x$SBartolom& Dorf der Queres im SW von SF& und öftlich vom Norte; (*) Beien NA 5, (') Agua caliente ([. 414,a): en /a Hacienda 6 Ranchos del 0jo de agua caliente viven 46 familias de Efpanoles, y algunos Indios.... verfehen von dem Geiltlichen der 6 7 ent- fernten Milfion de Santa Cruz. Derfelbe Name, als der einer Örtlichkeit in Chihuahua, kommt im Cap. der Tarahumara (359,b) vor, gleich nach /as Boquillas: el Ojo de Agua caliente, que llaman los Patos, contiguo a la Laguna de Agua dulce. (2) Alburquerque (415,b-6°): /a Filla de Alburquerque, y Atrifco, tiene una, y otra poco mas de cien familias de Efpanoles ... ay (416) en ella Iglefia Parrochial, cuyo Miffio- nero los adminiftra, y algunos pocos Indios reducidos; fu prineipal fituacion es ü la Vera del Rio del Norte... (°) SAnna (421,a): /a (Miffion) de Santa Anna fe compone de 50 familias de Indios... adminiftralas un Religiofo, y eftos Indios comercian con los Navajoos, Nacion barbara, como la de los Zias Gemes. (*) Ich will hier in der Weile einer Einfchaltung zur Verdeutlichung handeln über das presidio de SBArrozom£, von mir genannt AS $. 161”, und das va/le de SBartolome, beide in Chihuahua gelegen; ich habe das valle S. 176° nur als Dorf genannt, ich habe es auch (oben $.228') in der Gelchichte des presidio de las Juntas erwähnt; Sig. nennt es (oben S. 227°", 8°) als Milfionsort unter den Conchos. Das Prefidio liegt in dem Thale (valle), und ift gegen das graulame und wilde Volk der „Cocoyomes” (f. AS S. 142" bei Chihua- hua, und 174""”f, 183” im Bolfon de Mapimi) angelegt worden, welches Villa-Senor aus- geftorben (vielleicht nur in diefer Gegend?) nennt. — VILLA-SENOR widmet dem Valle de San Bartholome (1, 350-1) ein eignes kleines Capitel. Er fagt darin: 13 /eguas NWSN vom presidio de $. Miguel de Cerro gordo (350,a) befindet fich der Rio florido: dejandofe los parages de la Parida, y el Alamo, conviniendo a fu denominacion la amenidad de fus Ri- beras, todas pobladas de Alamos. 9 1 vom Rio florido nach derfelben Weltgegend liegt e/ Valle de Sun Bartholome; tiene Prefidio con 27 Soldados ... dicho Valle efta muy poblado con quantiofo numero de vecindad, que paffa de 500 familias (350,b) de Efpanoles, Meftisos, y Mulatos, Labradores, duenos de E/tancias grueffas y quantiofas, por fer muy ameno y XIII, 400. Verzeichnifs der Ortfehaften: Ber -Ci. 247 #Bernalillo (415,b) Rancho 6 2 SW von SF&, am Ufer des Norte, verfehen von SAnna (jetzt ilt Bernalillo Name einer county und eines kleinen Flufles); Bo/sa NA 16, #las Bo- quillas, im Capitel der Tarahumara genannt; (!) Bosquecito NA 31, Bracito NA 1; — #Milfon de SJuan de los Caballeros [. SJuan; [#Nuestra Senora de las Caldas (1.423,b), 160 2 S von SF€, verwaltet vom vicario del Paso]; 0jo Caliente Ro 102, Canada (H 61) 1) (. Fuenclara 2) SCruz de la Canada y Taos I. Taos, — *villa de SCruz de la Canada $ 1 NW von SF£, mit 260 Fam Spanier; (?) Canon NA 55, SCapilliRo 135, *Cayguimä (vgl. Coquimas); [Francho del Carrizal neblt dem r, /a Pena (f. /23,b-4,a) beide 200 2 S von SFe, zulammen mit 20 Fam, Span. und 20 Fam. Ind., verwaltet von der Milfion del Paso del Norte: daflelbe ilt die Racienda del Carrisal, welche der Verf (359,b) im Cap. der Tarahu- mara behandelt (donde principia la Gobernacion del Nuevo Mexico)]; casa Colorada Ro 121; Cebolleta (Cebolletta und Cibolleta; [. Abert oben S. 243° und NA ı2), dem ich anfchliefse Joya de Cibaleta oder Cibaletta NA 33: ift wohl = Sibilleta (S. 252”) und Semillete (237°); #+Hac. de Chama (413,b; H Chama 79) dicht bei der villa de SCruz de la Canada, unfern des rio del Osso, mit 17 Fam. Spanier, verwaltet von dem Geiftlichen in S7/dephonso; pue- blo of St. Charles NA 56; Chititi (Abert) an der OSeite, jetzt von Mexicanern bewohnt: nach BK, GazK und Ro 125 Chitiii, öltlich von Falenceia und nördlich über Tegique; Chim..? Ro 136, *SChristobal (H Christobal 81) ein jetzt verlafsner puedlo (D); Fra Chr, NA 25, Ro 116; Cia [. Zia, Cibaleta und Cibolleta S. Cebolleta, Cienega Ro 130, [Has quatro Cienegas (Zienegas) eine alcaldia mayor], *Cieneguilla (Zienegilla) pueblo frondofo, y comprehenderfe en’ el muchas tierras bajo de riego ... con muchas Huertas de Arboles frutales de Caftilla, y Yinas de que fabrican muchos caldos ... Das Thal liegt in 27° 15’ altura de Polo und 261° 5’ Länge (351,a), delante de cuyo Paralelo eftä el Real del Parral; es de advertir, que en el tranfito, que ay de dicho Rio florido, y en el feno que hace, eftä circundado de Haciendas (auch mit vielem Vieh) hafta los linderos ö contiguedades del Real del Parral; y en toda fu circunferencia varias Poffeffiones affi de Vecinos de dicho Real, como del mencionado Falle de San Bartholome, por averfe extinguido la Nacion Cocoyomes, que obftilizaban dichos tränfitos, y de cuya barbara ferocidad fe experimenta- ban continuados infultos, y atrozidades (351,b) de muertes, y latrocinios, que executaban en la gente de fervicio: Baqueros Paftores, Gananes , Arrieros y Fiandantes, con experiencia en, los tiempos prefentes el trafico con mas feguridad que en los paffados, por lo que fe hace inutil el Prefidio en efte Valle, — Por la parte del Sur de dicho Valle de San Bartholome, defde 6 hafta 15 leguas de diftancia, y ü las Riberas de los brazos del Rio florido eftan 4 Mijfiones de la Sagrada Compania, que fon: las Cuevas [nach Alcedo in der Tarahumara, L. AS S. 22” , Zope de Hierro, Sunta Barbara [[. Chihuahua AS S., 176°], y /as Bocas; y de la parte del Poniente del Valle, en diftancia de 5 y 6 leguas, eftan los Reales de Minas de Santa Barbara [genannt AS S. 161””], y e/ Oro. (') las Boguillas (359,b), nach der hacienda del Carrisal genannt: una Poblacion de Efpunoles y Meftizos, primera de la Nueva Mexico, con 4 Ranchos de labor ... (?) SCruz de la Canada (413,b): Zega fu Vecindario ü 260 familias de E/panoles, los que comercian en trigo y mayz, que produce copiofamente el Pais, y en algunas crias de Ganado menor; los adminiftra un Religiofo, y en la actualidad fe eftd concluyendo el Templo; inmediato ü efta Villa efta la Hacienda de Chama... 248 Buschmann: die Völker und Sprachen Neu - Mexico's. bei SF& (GazK 2 Örter: NA 17 und 18); +#SC Zara (auch Ser und Spf) f. bei SIdefonso, SClara spring NA 45; +Cochit} pueblo (auch Spf und Ser 2, aber Ser 1: Cochite), #Mifhon am Norte, $ 7 SW von SF£;(') €. Colorado NA 30, Conates Ro 110, #la limpia Con- cepcion [. Fuenclara, Fort Conrad NA 24, Cook’s spr. NA 3, Coon’s:rancho NA 21, Coquimas H09 (vgl. Caguima), Coreno MaR ndl über Acoma, las Cornudas Ro 111, 0jo Corrasalia Ro 98; Covero [. Abert (auch BK 9,a): es ift abgebildet in Davis Gringo, vor dem Titel; Zas Cruces NA 20; *SCruz (414,a) Milfon 6 7 vom Ojo de Agua caliente (vgl. BK 15) und SCruz de la Canada |. Canada und Taos; 0jo del Cuervo Ro 113; Cuesta NA 59 (Questa) und Ro 131, vom G als jetzige Stadt in Neu-Mexico genannt; +*Cuya- mungue (Davis nennt 83 wie 2 pueblos: Cuyo, Monque); — S$Diaz Dorf der Queres im SW von SF£, öftlich vom Norte; SDiego NA 23 und H 68; +SDomingo (H 90) pueblo (auch Ser, Spf); *Dorf der Queres, SW von SF£, 4 7 vom öftl Ufer des Norte; *Milfion 8 2S von SF£, am Ufer des Norte;(?) Elcoris? Ro 137, [SEleasario NA 57; G SEla- zario Poltamt in e! Paso et in Texas]; *Rancho de? Embudo (H 94) am Rio de Picuris, 12 / N von SF€, an der berüchtigten Schlucht, der Trichter genannt;(?) Entames Ro 122; xSanta Fe (H 91): Hauptltadt der Provinz (f. II, 532), in 360° ı2’ NB und 107° 13' WL vP (nach G 35° At’ NB [auch Hu.] u. 106° 10° WL; am rio Chicito, auf einem 7000 Fuls hohen Plateau), 16 Zeguas öftlich vom Rio del Norte, am Fulse der Gebirge, mit 4500 E (G 1850: 4846); *Fvilla de Santa Fe: gegründet im J. 1682, 600 Zeguas N%NO von Mexico ent- fernt; (?) SFelipe de Queres (H s9) Dorf der Queres SW von SFe, s 7 öftlich vom Norte (') Cochiti (420,b): componefe de 85 familias de Indios; tiene un Miffionero, & imme- diato un hermofo Pais, donde fe cogen contrayervas pequenas. 7 Pais, dond. y quehi (2) SDomingo (420,b): hallafe fituada ü las margenes del Rio grande del Norte, y en ella fe cuentan hafta 50 familias, que por un Miffionero fe eftan en actualidad doc- trinando. () el Embudo (A414,b): El Rancho del Embudo tiene en fu diftrito ocho familias de E/panoles; eftü immediato d el rapido Rio de Picuris...llamafe Embudo, porque viniendo de Taös....figuiendo el mefmo rumbo del Norte, fe viene por una a/pera Montana, y al alır para dıcho parage, fe juntan dos grandes Ölerras, tacen un eftrecho, como Embudo, lir p dicho p J d des Si: yh Ü Embud: donde regularmente los Indios infieles hacen repelidos infultos y muertes, por cuya caufa es reciffo tranfıtar efte peligrofo pa/[o con buena e/coltla de Soldados, porque por corto nu- preci pelig p b lta de Soldad porque p mero que fea, es fuficiente a refiftir la entrada ü mas de tres mil hombres; cuya admini- tracion toca ä el Religiofo, que affifte en la Miffion de los Pecuries; manteniendofe dichas que a if amilias de fiembras de femillas (415,a), y en las pefcas de Truchas y Anguillas. „a7 I (*) Santa F£:... fu fituacion (409,a) & la falda de una eminente Sierra, de la qual nace un chriftalino Rio ... tiene efte Rio fu origen de una Laguna, que fe mantiene con abundantes 0jos de agua en la cumbre de efia Sierra, y fu tranfito es por medio de la Villa, cuya fituacion (A09,b) es en 37° de latitud ...tiene de Pecindario 300 familias de E/panoles ... habitanla pocos Indios, porque no guftan vivir con los Efpanoles; adminiftran los Santos Sacramentos (A10,a) Religiofos del Orden Seraphico, que affiften en el Convento y Miffion que fe halla eftablecida en ella: es la refidencia del Gobernador del Reyno, y Soldados del Prefidio, que fe deftacan por fus Provincias en Compania de los Milifianos, para reparo y re/guardo de Jus fronteras .... XII, 400. Ferzeichnifs der Ortfchaften: Fel- Lag. 249 = SFelipe Ser und Sp = #Milßon SPhelipe (421,2): 15 2 SSW von SF£, mit 60 Fam. und einigen ranchos dabei, mit einem eignen Geiftlichen; jetzt belfer am Ufer des Norte gelegen, da fie vor dem Aufltande von 1680 auf einem Berge lag; Fort Fillmore NA 19 und G, Franklin NA 55, Frontera NA :8; #Fuenclara (A16,b; H Fonclara 85), auch la lim- pia Concepcion oder Canada genannt, über welchen Ort ich S. 237" mit mehrerem ge- handelt habe; —= *Fonclara Dorf an der OSeite des Norte, im S von Albuquerque; *Milfon de Galisteo (420,b: [chon vorkommend 1592? oben S. 230”) $s 2 SO von SF£, mit 50 Fam. Indianer, welche nebft mehreren nahen ranchos von einem eignen Geiftlichen (reii- gioso) belorgt werden; (') Gemes [. Jemes, Greenhorn settlement Ro 139, Gusano Taca- tote [. Tecolote; #puesto oder congregacion de SRosa Havicuii (413,b-4,a), zur Milfion SIldephonlo gehörig, 10 2 NNW von SEE, mit 20 Fam. Spanier; Hole NA 54; — #STIde- fonso (auch Ser, Sp[); *die Milfonen SZ/dephonso und SClara find 10 2 WNW von SF& und 2 7 von einander entfernt: in beiden finden fich mehr als 100 Fam. Indianer; (2) 0jo de Inez Ro ı01, STsidro NA 14; la Isleta: 1)in W?(H 73) 2) *puedlo bei SFe (Scr, Spf); *Miffon SAugultin de Za Isleta (415,a) 30 2S von SFE (422,a) am Ufer des Rio grande; (3) [3) *Milfon de la Isleta del Paso (Isleta unterhalb des Paso: Ser): 154 2 S von SFe; (+) nach Davis (116) gehört dieles füdliche Zszeza zu Texas!]; *+Jacona (H 65 Jacome,, Davis SS Jacoma), Jarrales NA 10; Jemes (Jemez Scr und Spf, Xemez, Gemez H 77, #Gemes), auch Name der Völkerfchaft ($ 404): Dorf, bei welchem neuerdings Steinkohlen-Lager ent- deckt find; *Milfon Gemes 20 2 SW von SFe;(5) [*Jenecu ein Irrthum für Senecu]; za Joya NA is, Joya de Cibaleta [. Cebolleta, Joyita Ro 120, Joyito NA 28; SJuan (H 93; Ser, Spf und NA 47) ift wohl = *Milfon de SJuan de los Caballeros 10 IN von SF&, deren Milfonar (414,a) auch die kacienda de la Soledad verhieht;(6) —#la Laguna (121,b; H 72; ’ (') Galilteo: tiene efte un Cerro todo de piedras exelentes para amolar, (Marcy’s Karte des Red r [chreibt Ort und Fluls Galestio.) (2?) en la (Aı1S,b) de San IIdefonso.ay Iglefia Parrochial, que es la refidencia del Miffionero, que los eftä cathequizando. (3) Isleta: compuefta de S0 familias de Indios; los adminiftra un Religiofo, affıftiendo con igual apoftolico zelo ü los de la nueva fundacion del Pueblo de Genizaros: con efte Miffio- nero ajfıften algunos Indios de dicha Provincia del Moqui... S. noch Ro 122 (H W Seite). (*) Isleta del Paso: habitanla (423,a) 90 familias de Indios, los que en la actualidad Se eftan cathequizando por un Religiofo; Villa-Senor nennt den Ort auch im Cap. der Taranu- mara (360), mit Senecı zulammen; [. diefe Stelle unten bei Senecı S. 252°% ® ın, (?) Jemes (421,b): cuentanfe en ella cien familias de Indios: efta fu fundacion entre dos empinados Cerros, que ofrecen a fus faldas un efpaciofo Llano, que mide mas de una legua de longitud, y por donde pa/fa un Rio de mediano caudal de agua: en la Montana Se hallan dos Rancherias de Indios, en donde de paz entran repetidamente muchos Gentiles, de los que algunos fe reducen movidos del exemplo. (°) SJuan de los Cabulleros: la Miffion de San Juan de 1. C. (418,b) fe halla en la actualidad reftablecida con 60 familias ... los adminiftra (419,a) & inftruye en la Doctrina Chriftiana un Religiofo, que vive en la Miffion; llamafe de los Caballeros, poryue como tales Se portan eftos Indios, auxiliando ü los Religiofos a la E/piritual Conquifta el mefmo ano, que fe Jublevaron los de las otras Miffiones. Philos.-histor. Kl. 1857. li 250 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. [. auch Abert, Scr, Spf: Zaguna) Milfion mit 60 Fam., 30 2 W von SFe, mit einem Milho- nar; eine Befchreibung und Abbildung des pueblo von ten Broeck |. Schoolcer. IV, 75'-76, über leine Einwohner 72-80; Lagunas Ro 132, Larelles Ro 108; +SLazaro: noch genannt von Davis, als verlallen; Zentis (Ser 2) oder Zentes (Spl und Lane; Davis /os Zen- tes; Leutis Ser I, ja Leunis Ser 1! Ro Zunes: liegt nach den Karten am weltlichen Ufer des Norte, etwa Falencia gegenüber, füdlich von Atrisco; dieler pueb/o ilt nach Lane (oben S. 245") jetzt eine mexicanilche Stadt geworden; Zimitar Ro 106, Lopez NA 7 (Ro 105 L. Lopez); |*Milhon de SLorenzo (423,a) 150 2 S von SF@, mit 60 Fam. Indianer und 12 Fam. Spanier, verwelt von einem religioso: ‚VS befpricht fie auch im Cap. der Tarahumara (£. bei Senecu)] ; Zas Lunes Ro 109= Lentes;— Manzano (Mansano): nach Abert Dorf an der OGränze, von Mexicanern bewohnt: = BK 34 und Ro 123 Manzanas; SMarcos: genannt vonD als ein verlalsnes pueblo, 0jo de SMartin Bo 114, Fort Massachusetts NA 53, Me- silla NA 2; *hacienda de Mexia, nach dem [pan. Befitzer zur Zeit des Aufftandes von 1650 fo benannt (fl. S. 230°); SMiguel NA 40, Military Post NA 49, Monque |. Cuyamun- gue, Moquino [. Abert (vgl NA 13 Moquina und Moquizo); rancho de la Alameda de Mora 22 25 von SF&;('!) G hat Alameda als eine Stadt am linken Ufer des rio Grande: [. wei- ter bei Albuquerque; *Nambe (H 92; auch Ser 2, Spf) *Miffon, genannt nach Tesuque und Pujuaque: jetzt unter den pueblos gezählt;(?) Zas Nuzrias H 84 und NA 29, e? Ojito H 60, Ojo de Vaca [. VYaca;— Padillas NA 38, Parida NA 27; [Paso de! Norte(H 62; von den Nordamk jetzt gewöhnlich e2 Paso genannt): Milfon und Prefidio in einer reizen- den Gegend, aber durch einen ungeheuren Wültenraum von dem nördlichen bewohnten Theile der Provinz getrennt; *(f. II, 533) am welt! Ufer des rio del Norte, welcher bald darauf die Provinz verläßt; in 32° 9° NB und 107° 3° WL (nach G 31° 42’ NB und 106° 40‘ WL), mit Weinbau; *die Milfon de Nuestra Senora de Guadalupe del Paso liegt 130 2 S von SF@ und % /egua entfernt vom Prefidio(?)]; SPasqual Hs2, +pueblo de los Pecos, (') Mora (415,b): Namaje ajfı por eftar fituado en un Llano de quatro leguas, poblado todo de Alamos, que hacen viftofo el Pais, fertilizandolo el Rio grande del Norte, que cruza por Ju mediania, y ü Jus orillas efta la Poblacion muy en fus principios, pues folo confta de ocho familias, que adminiftra el Religiofo, que affıfte en la Miffion de Alburquerque, diftante tres leguas. (2) Nambe& (A1$,b): Za intitulada Namb£e, con Aldeas de fu Doctrina, que eftän fituadas a corta diftancia, hallafe tambien reftablecida, y congregadas en ella mas de 50 familias, que por Miffionero, que fe mantiene de pie, fe eftün inftruyendo en los Dogmas de nueftra Santa Fee. (3) Palo del Norte: /a Miffon (422,a) tiene 150 familias de Efpanoles y 15 de Indios; ay en ella un decente Convento con tres Miffioneros de affıftencia; y la guarnece y defiende de los Barbaros el Real Prefidio, fituado en ella con 77 Soldados Feteranos de guarnicion: efta fu fituacion como media legua del Rio del Norte, y ü tres quartos de legua corren las Azequias de agua para el riego de los trigos y vinas, de que es muy abundante efte Pais, como (423,3) tambien de frutas y legumbres. Anderwärts (416,a) heilst es: e2 Prefidio del Pafo del Norte, que es la entrada ü efte Reyno; es wird im Cap. der Tarahumara näher befchrieben: El Prefidio del Paffo del Norte (359,3), aunque toca a la Nueva Mexico, la deferibimos por fu hilacion, que ala, y figue el hilo ü los demäs Prefidios, que corren defde XII, 400. Verzeichnifs der Ortfchaften: Pec- Ran. 251 zugleich Name des Volkes, — *Million de los Pecos: 8 2 O von SF€, mit 125 Familien ;(t) nach Lane (1855) und Davis (1857) ift der puedlo Pecos neuerdings verlalfen worden und die Einwohner haben fich nach Jemez begeben; Ro verzeichnet Pecos und nördlich dabei Pecos ruins; Pecuries oder Pecuris [. Picuries, Don Pedro Ro ı 8, SPedaro NA 36; Fra Pena Rancho, behandelt beim rancho del Carrizal (S. 247”)]; Pena blanca NA 44, las Penuelas H 80, Picacho H 64; los Picuries Volk: eben [fo [chreiben :: Picuris Scr und Picoris Spl; *Milfion de /os Pecuries (H Pecuris 96) 22 2? NNO von SFE;(?) Pike’s stockade NA 17, Placeres Ro 126, +Poala Dorf der Tiguas, Pohanti [. $ 401,a Broeck); Pojuagque (Scr und Spf) oder Pujuague (* und *) [aber auch Pojuate Spf, ja Poguate: 1. Abert] *puedlo (A18,b) 5 2 N von SFE, mit 18 Fam.; Polvadera NA 9b, Pueblo NA 52, Pujuaque |. Pojuaque;s — Quarra (Abert und D 125) verlafsnes Dorf an der Oft- gränze: GazK Quarro öltlich von Manzanas, füdlich von Tegique; Queres [. SFelipe,;, — #/a Rancheria (H 66) Hacienda bei der Milfon de Nu. Sra de las Caldas;,(?) Rancho efte ü el Poniente. E/tä fituado immediato a la buelta que toma dicho Rio grande para correr de Poniente d Oriente, y difta de Chiguagua (359,b) 70 leguas Sur Norte, en cuyo in- termedio eftan los defpoblados y Haciendas figuientes ... hac. de las Enfinillas ... la hac. del Carrifal, donde principia la Gobernacion del Nuevo Mexico ...... efte Prefidio fe halla en 30° de latitud, ö altura de Polo, con mucho Fecindario y poblacion de E/panoles Meftizos (360,a) y Mulatos, por fer en donde como principios del Reyno de la Nueva Mexico fe hacen los cambios, ferias y contrataciones de las Provincias internas de dicho Reyno, que fe reduce al cambio de los Caballos, antes de pieles, gamufas, Sibolos, y otras efpecies; y fe expenden y affeguran los captivos, que fe les han refcatado & las Naciones Barbaras, para inftruirlos en los My/terios de la Fee Catholica. Tiene de dotacion efte Prefidio 17 Soldados de Guar- nicion, y fu adminiftracion toca & la Miffion de Nueftra Senora de Guadalupe, immediata al Prefidio media legua. — Man [ehe im essai pol. 11, 1811 p. 412-3 die Humboldt’fche Be- fchreibung der herrlichen Gegend, in welcher das presidio del Paso del Norte (separe de la ville de S. Fe par un pays inculte de plus de 60 lieues de long.) liegt. (') Pecos (420,a): La Miffion de los Indios Pecos ..... es frontera de Enemigos, y muchos juelen venir de paz, cathequizandolos los Religiofos; en cuya Miffion affifte un Pa- rocho, y es cierto, que debian fer dos, para la adminiftracion efpiritual (120,b); tiene un Rio, que paffa por la poblacion, y fus margenes fe hallan poblados de arboles. (2) Pecuries (419,a): La Miffion de los Pecuries, tan torpe como valerofa, fe reftaurö ü cofta de immen/o trabajo, y oy fe hallan en ella 80 familias, cuya adminijtracion toca ä un Religiofo, que la affifte ... tiene fu fituacion entre dos chriftalinos Rios, que defcienden de una afpera Montana, y en ellos fe dan varios pexes, y Truchas. Efte Pueblo es la pri- mera fundacion, que fe viö eftablecida defpues del levantamiento de el ano 1680; era antes de numerofo concurfo de Indios valerofos y guerreros. Der Geiltliche von Pecuries belorgt auch (At14,b) den Rancho de? Embudo. (?) Za Rancheria (423,b): En eftos parages abunda el Ganado mayor y las frutas regionales: E immediata dä efta poblacion fe defcubre la Hacienda nombrada la Rancheria, fundada nuevamente por el Capitan del Prefidio del Paffo: tiene 20 familias de E/panoles, y algunos Indios, que fe exercitan en la labor, y Siembra de trigo y mayz, que produce en 1i 2 952 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Ro 127; los Ranchos nennt Lane (1855: oben $. 245") ein Dorf 3 m von Tans ($1), das jetzt eine mexicanifirte Stadt geworden lei; SRita del cobre nach MaK und Ro 103 in den Kupfergruben, lüdlich vom Fort Wedster,;, = Rito, jetzt verlallen, (. Abert; Rodledero Ro 115, XRobdledillo (H 67) Dorf auf der WSeite des Norte, Rosa de Castilla H 83; — Sabina Ro 119, Sabinal Ro 107, Sabino (=a) NA 32, la Salinera H63; Sandia, wovon ich keine frühe Spur finde, und wiederum keine auf den Karten Bartlett’s und des gazetzeer, fpielt eine Rolle bei Ser und Spf, wie bei Davis und Rogers; [*Seneci, wegen leiner füdlichen Lage Chihuahua angehörig, wird nebft den 3 ihm nahe liegenden Örtern: So- corro, Isleta und SLorenzo, von den alten Quellen Neu-Mexico angefchloflen; ich habe mehreres über den Ort und die 3 andren bei den Völkern nach Siguenza ($ 402) angegeben und fahre hier fort: es liegt nach VS 4 Zeguas öftlich vom presidio del Paso in der Tara- humara; (!) die 3 pueblos: SLorenzo, Socorro und „sSenacu” nennt Davis (123) als verlallen]; x Sibilleta Dorf am nördl Ende des desierto del Muerto: wohl =Joya de Cibaletta NA 33; Sieneguilla (auch Sienaguilla) (. Cieneguilla, Silla [.Zia, Fort Smith NA 39; +pueblo del Socorro (Socorro bei den Neuen): [1) füdl von e/ Paso: ilt von mir mit Senecı zulammen behandelt worden (hier *» """ und das obige Citat); #die Milfion de/ Socorro liegt (423, a-b) 156 2 S von SF& und 1 7 vom rio del Norte, enthält 60 Fam. Indianer und 6 Fam. Spanier, mit einem religioso]; über ein 2tes Socorro auf Bartlett’s Karte in 34° NB u.a. [.$ 402 u. Ro 105; vom G wird Soc. eine county, bildend das SWEnde Neu-Mexico’s, und ein Poftdorf in Neu-Mexico genannt, am rechten Ufer des Norte; *Hac. /a Soledad (A14,a), oberhalb des Norte, 122 NW von SF€, mit 40 Fam. Spanier, verlehn von dem Milfionar in San Juan de los Caballeros; — Tacalote (, Tecolote;, Tagique [. Tegique; XSCruz de la Canada y Taos (Il, 532""; H’s Karte Zaos 97) Flecken, der nördlichfte Ort der Provinz, in 37° 10° NB und 106° 55’ WLvP, an einem kleinen Nebenfl des Norte, mit 9000 E; *Milfon und Pueblo ZRaos (Taos Spl), die letzte im N, 30 Z von SF& und 630 Z von der Stadt Mexico, mit s0 Fam. Indianer und 4 ranchos; an einer Stelle finde ich *das puedlo SGeronimo de los Thaos; ich finde nirgends lonlt die Zulätze Humb.’s u. Mühlenpf.’s zu Taos: SCruz de la Canada (S. 243” u. 247° Canada) ; (2) abundancia; y lo mefmo Jucede con el Ganado mayor y menor de que eftan poblados Jus recintos. (‘) Senecu (360,a: im Cap. der Tarahumara): Por /a vanda del Left del Prefidio, en diftancia de Zi leguas, eftän fituados los Pueblos del Socorro, la Isleta, Senecu, y San Lo- renzo, pequena poblacion de habitadores como los del Paffo; por cuyo rumbo ay una Vega efpaciofa de Laureles (360,b), donde fe fiembra trigo, mayz, frixoles, y todo genero de orta- lizas con cantidad de vinas, que producen el fructo fuperior ü el de Parras, aumentando la natural fecundidad de la tierra las confiderables azequias de agua que les miniftra el fitado Rio del Norte, fin neceffidad de atender al temporal. Los Pueblos dichos del Socorro, la Is- leta, Senecu, y San Lorenzo fon habitados por Indios de las Naciones Tiguas, Sumas y Siros, adminiftrados por Religiofos Francifcanos. — Alcedo nennt Seneci ein pueblo der Pro- vinz Tarahumara und des Reiches Neu-Biscaja. (2) Taos: Za Miffion de Thaos, ultima (419, b) al rumbo del Norte, y donde termina la Chriftiandad, ... es Pueblo muy ameno, y eftü fituado & la falda de una Montana, de la que fe defpenan tres Rios, que banan un efpaciofo Valle, y & diftancia de tres leguas fe unen todos tres, y ajfi corriendo una legua mueren en el Rio grande del Norte: el primero 'XTH, 400. Ferzeichnifs der Ortfehaften: Taos-Val. 253 jetzt ilt Taos (G) eine counzy, deren Hauptort Taos ein Poftdorf genannt wird, 12 m öftl vom rio Grande und 66 m genau N von SF@: in dem Thale von 7aos und einer höchft ro- mantifchen Gegend, von mehreren kleinen Zuflülfen des rio Grande bewäfllert; der Ort ift vielmehr eine Vereinigung kleiner Weiler, deren grölster Don Fernandez de Taos (G) heilst; Gusano Tecolote: [o [chreibe ich [tatt G. Tacaloze einen Ort am oberlten Pecos auf Emory’s Karte, von welchem ich fchon näher AS III $ 50 S. 60”' gefprochen habe: auf MaR nur Tecelote und bei Ro Tecolotte genannt; es ilt nämlich die fpanifche Form des mex. Wortes tecolotl (der Etymologie nach: Stein-Scorpion), welches 1) die Nachteule (duRo) 2) die weilse Körperlaus bezeichnet; als Eule bildet der zecolote einen Gegenftand des einheimifchen Aberglaubens (f. Sahagun Il, 8 und bei den Tarahumaren AS S. 60°-61° und 107°”); hier wird aber durch den Zufatz gusano (Wurm) die zweite Bedeutung angezeigt; Tegique NA 35; bei Abert Tagigque: an der OGränze, von Mexicanern bewohnt; +Tezugue (Ser und Spf Tesuque) puedlo und *Milfion, 3 2 N von SFe;(!) Fort ZRorn Ro 104, ilt in Davis bei p- 234 abgebildet; STomas Ro 99, cerro de Tome |. Valencia; Torreon (Abert, Ro 124) an der ÖOftgränze, von Mexicanern bewohnt: —= GazK Torreons, dicht unter Tegique; Trampa H 95, Tuckelata nennt G (p. 791,a) unter den jetzigen (ogenannten Städten Neu-Mexico’s, mit 1311 E; TurZays M. NA 50; — Fort Union NA 43 (abgebildet in Davis Gringo bei p.48), nach G ein Poftamt; 0jo de Yaca NA 4,Ro 100; Yacas [. Bacas; *Valen- cia y Cerro de Tome (H Valencia 86) 30 2SW von SFe, am Norte: Ort, entltanden durch Flüchtlinge aus verfchiedenen Miffionen (Indios Jenizaros), verfehn durch den Miffonar von SAugustin de la Isleta, das nur etwas über 2 Z von ihm entfernt ift; (?) Yalverde NA 26, de eftos tres Rios, caminando Sur Norte, tiene por nombre el apelativo de las Trampas: el Jegundo el de Thaos: y el tercero el de el Lucero: affifte en la Miffion de efte Pueblo un Religiofo, y fe neceffitaban dos, para la adminiftracion de los Santos Sacramentos; y para el gobierno polytico refide en el un Alcalde mayor, nombrado por el Gobernador del Reyno, affi por fer el mas populofo de los poblados, como por fer (420,a) la entrada de los Bar- baros, que fon los Cumanches, que vienen ä la feria (feria?) con los captivos. — Ich will hier noch eine Stelle VS’s herletzen von der Gegend um 7aos und den 4 zu der Milfon gehörenden ranchos: Los quatro Ranchos (\15,a) y Congregaciones de la Miffion de Taos fe hallan eftablecidos en un hermofo, fertil y efpaciofo Llano, que de Norte a Sur cruza el Rio grande del Norte, y de una afpera Montana nacen tres chriftalinos Rios, que corren de Oriente a Poniente, y diftante tres leguas fe juntan en dicho Llano, y ü una legua, tributando Jus raudales a el del Norte, mueren en el precipitados: tienen eftos Ranchos hafta doce familias de Efpanoles y algunos Indios, miden de diftancia de la Capital 30 leguas; produce el Pais en abundancia muchas femillas, y muchos Ganados mayor y menor. (') Tezuque (!18,a): Za Miffion de Tezuque de Indios fe reftaurö con no poco trabajo de los Miffioneros y Gobernador; hallafe oy en tranquilidad, y Poblacion formal de hafta 50 familias; eftü diftante de la Capital tres leguas ü el Norte, y fu adminiftracion toca a la Doctrina de dicha Villa... (?2) Valencia: Ich zweifle nicht, dafs diefe Ortlchaft identifch ift mit der „neuen Ort- fchaft der Indios Genizaros”, deren ich bei diefem Volksnamen ($ 404) gedacht habe; von dieler lagt VS, dals fie aus den Gefangenen der verfchiedenen Völkerfchaften, welche die Apachen und Comanchen machen, gebildet fei (wir müllen nach anderen Stellen verftehen, 954 Buschmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. nach G Dorf am linken Ufer des Norte (Ro fetzt hinzu: Ruinen); Zas Vegas NA 42, vom G eine Stadt von Neu-Mexico genannt: Ro 134 hat aulser /as Yegas noch upper Vegas; Fort Webster NA 6, nach MaR liegend in den Copper mines; Xemez [. Jemes; — *+Zia Hauptort der Cunames, auch Cia gelchrieben (fo H 76): diels ift der pueb/o, welchen die Nordamerikaner (Scr, Spl u. A.) jetzt $illa [chreiben; ich habe diefs zuerlt nur dadurch ent- deckt, dafs Schoolcraft in feinem 2ten Verzeichnils Cia in Klammern beifetzt; Rechtfertigung findet diefe Schreibung 3$il!a nicht (wenn auch die Mexicaner das [pan. ia Sattel Isijja, allo ähnlich wie Cia, ausfprechen), da wir willen (oben S. 244”), dafs der einheimifche Name 7se- ah ift; *die Milfon Zia liegt 207 SW von SF€, am gleichnamigen Flüfschen ; (*) Zuni + eine Provinz und Ortfchaft (H 70), auch eigne Sprache (Spf, Backus ulw.); Gallatin hat in dem puedlo von Zuni, die Neueren in den Ruinen von Alt-Zuni, das alte fabelhafte Cibola finden wollen (f. oben S. 243”, 224” und & 403); Ser giebt ihm im Vol. I. 2985, im Vol. III. 1500 Einw.: der gaz., der es auch Turi nennt, 1312; * die Milfon Zuni liegt 70 7 WSW von SF& und ift die letzte nach jener Richtung; (?) ich werde über die Stadt oder den pueblo Zuni unten ($ 03) noch ausführlich handeln. dafs die Apachen und Comanchen diefe Gefangenen nachher an die Spanier verkaufen, die fe dann zu Chriften machen). Nach einer Abfchweifung über das Volk der Comanchen (f. meine azt. Spuren S. 362""- 3°) fetzt er dann das Verhältnils und die Entftehung der poblacion Valencia folgendermalsen aus einander: De todas eftas Naciones (417,b) venden äü los Efpanoles del Reyno, y los tienen en fu fervidumbre, cathequizando a los adultos los Religiofos, y Baptizando ä los paroulos; refulta de efta feroidumbre (por la mayor parte) que no les Juelen dar buen trato, fin atender, como debieran, ü que fon Neophitos, para mirarlos con caridad: de que proviene, que algunos fuelen defertar y apoftatar; y en fervicio de ambas Mageftades mandö el Gobernador en todo el Reyno por Yando, que todos los Indios Neofitos de uno y otro fexo, que experimenta/fen mal trato en fus amos, le dieffen cuenta, para tomar la providencia coveniente, calificando el motivo; con efecto ocurrieron varios, y les affignd para fu affiftencia y Poblacion un parage, que llaman Valencia, y Cerro de Tome, diftante de la Capital treinta leguas, entre Poniente y Sur, en una hermofa Vega (118, a), que fertiliza y bana el Rio delNorte, y paffan de 50 familias las congregadas, en tanta union como fi todas fueffen de una mefma Nacion... ewercitanfe en la labor y cultivo de fus tierras, y tienen obligacion de falir ä explorar la tierra, por los infultos que fe experimentan de los enemigos, lo que practican, tan obedientes como valerofos, y en la actualidad eftan ä fu cofta fabricando un Hofpicio para los Religiofos Francifcanos. — Nach Bartlett’s Karte und der des gazetteer find Yalencia und Tome 2 Örter, Tome füdlich unter Yalencia gelegen. (') Zia: Veinte leguas (421,a) diftante de la Capital efta al mefmo rumbo, fituada fobre (421,b) una Loma, la Miffion de Zia, por cuyas orillas corre, aunque con pocos caudales de agua, un Rio del proprio nombre: componefe de 50 familias de Indios, que inftruye en los Myfterios de nueftra Santa Fee un Miffionero, que de pie affıfte en ella. (2) Zuni (425,b): A las 70 leguas de diftancia de la Capital efta fundada la Miffion intitulada Zuni al Veft Sudueft, y en ella por efte rumbo termina el Chriftianifmo: admi- niftrala un Religiofo, con poca affiftencia, a mas de 115 familias, que la habitan, naciendo quiza fu poco affiento en eftas Provincias de los imminentes riefgos. XII, 400. Ortsnamen auf nordamer. Karten: Bartlett's, des gaz. 255 Ich habe diefer geographilchen Erörterung Neu-Mexico’s die reiche Nomenclatur nicht vorenthalten wollen, welche als Zufatz zu der alten Reihe feiner Ortsnamen die NORDAMERIKANER uns jetzt zu geben willen; wir [taunen, dafs fo vieles, was [chon vor ihnen da gewelen l[eyn muls, in jenen Quellen, welche die alte Grundlage meines Ver- zeichnilles ausmachen, nicht vorkommt: andere Zulätze, wie die Forts, find neue nordameri- kanifche Gründungen. Diefes neue ilt in mein Verzeichnils fchon aufgenommen: vieles darin beruht aber auf der hier zu gebenden befondren Aufzählung. Ich gebe zunächft Ortsnamen, welche ich auf den 2 Karten von Bartlett’s per- sonal narrative und des gazetteer von 1854 lele: in einander gelchoben; wobei ich die des gazetteer mit einem Stern * vorn bezeichne, die Bartlett’s unbezeichnet laffe, den beiden ge- meinfchaftlichen Namen einen Stern am Ende beigebe. Eine laufende Nummer wird durch diefe und die nachfolgenden Lilten durchgeführt, und wird durch die Verbindung mit meinem Capitel der Ortlchaften nothwendig. Weil die ftetige Folge der Ortfchaften von Süden gegen Norden und auf jeder Seite des rio del Norte ihre Lage fehr genau beftimmt, fo habe ich in diefem nordamerikanifchen Verzeichnils eine Anzahl Örter gelallen, welche fchon in der alten Grundlage meines Verzeichnilfes vorkamen, um dort der Zulätze über die Lage überhoben zu leyn: ich habe fie durch Sperrung bezeichnet; mehrere dieler wieder- kehrenden Örter find fchon früher aus Adert [o wie durch Benutzung von Schoolcraft und Simpson in jene grolse Lifte gekommen. Ich habe die Namensformen etwas verbelfert. Ortsnamen der Karten BARTLETT’S und des c4zErrzer: 1) auf der Welt- feite des rio grande del Norte, von S-N: ı Bracito (MaR aber auf der OSeite), 2 Me- silla, 3 Cook’s Spr., 4 Ojo de YVaca, 5 SBarbara, 6 Fort Webster, 7 Lopez*, 8 Belen, 9° Co- vero, gb *Polvadera, 10 *Jarrales, 11 *Casita, 12 *Cebolletta; 13 *Moguina und Mo- quizo (— Abert’s Moquino), 14 SIsidro#®, 15 SCruz, 16 Bolsa, 17 Pike’s stockade; Ortsnamen auf der Oftfeite vom Rio del Norte, von S-N: 18 Frontera, 19 Fort Fillmore (auch MaR), 20 las Cruces (21 *Coon’s rancho, dem Pafo del Norte gegenüber, im mex. Gebiete), 22 Dona Ana*, 23 SDiego*, 24 Fort Conrad, 25 *Fra Christobal (vgl. SChristo- bal oben S. 247°), 26 Falverde*, 27 Parida, 25 Joyito, 29 Nutrias (wir haben S. 240” -1? einen Fluls des Namens gehabt), 30 €. Colorado; 31 *Bosquezito, 32 *Sabino, 33 *Joya de Cibaletta (= Mühl.’s Sibilleta); 34 Manzanas (*corrumpirt Manzorus) — Abert’s Man- zano, 35 Tegique * — Abert’s Tagique; 36 SPedro, 37 Anton Chico, 38 *Padillas, 39 *Fort Smith; 40 SMiguel*; 41 Algodones, 42 Vegas* (B los 9); 43 Fort Union; 4 *Pena Blanca, 15 *SClara spring (vgl. S. 248 Z. 1 SClara), 46 *Sienaguilla (= oben Cieneguilla), 17 *SJuan; 48 la Joya*; 49 Military Post, 50 Turlays M.; 5ı *Sieneguilla (füdlich unter Taos), 52 *Pueblo (nördlich über Taos); 53 Fort Massachusetts, 54 *Hole; 55 Canon und 56 das pueblo of St. Charles am lüdl Ufer des Arkanfas gehören nach * als Canon (eben lo fchreibt B) und Puedlo febon zu Nebraska. — Dazu will ich von Marcy’s Karte des Red river fügen, auf der OSeite, von S gegen N: 57 San Eleasario (dl bei Socorro, 58 Franklin zwilchen Isleza und Frontera; im N, weit öftlich vom Norte: 59 Cuesta (Ma Questa), nörd- lich bei Anton Chico. Der gazetteer nennt als Städte in Neu- Mexico: /a Cuesta, las Vegas, Tuckelata. Ich will auch die Ortfchaften angeben, welche Alex. von HUMBOLDT auf dem ıten Blatte feiner Karte Neulpaniens (in feinem Atlas geogr. et phys. du roy. de la Now. Esp., Par. 1812) in dem [chmalen Neu-Mexico verzeichnet hat: und durch fie die laufende No. fort- 256 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. fetzen, da ich alle Ortfchaften diefer Liften unter diefen Nummern in meinem allgemei- nen ÖOrtsverzeichnils citire. Auf der Weltfeite des Rio del Norte liegen von S nach N: 60 el Ojito, 61 la Canada, 62 pres. del Paso del Norte, 63 la Salinera, 64 Picacho, 65 Ja- come, 66 la Rancheria, 67 Robledillo, 68 SDiego; nach langer Öde 69 Coquirmas, 70 Zuni, 7ı Acoma, 72 Laguna, 73 Isleta, 74 Atrisco, 75 SAna, 76 Cia, 17 Gemez, 78 Abicui, 79 Chama; der N leer; auf der Oftleite des Norte liegen von S-N: 50 las Penuelas, (lac del Muerto), St Christobal, 32 SPasqual, 83 Alamillo, $4 las Nutrias, 85 Fonclara, 56 Valencia, 87 Albu- querque, 88 Rosa de Castilla, S9 SFelipe de Cueres, 90 SDomingo, 91 SFe, 92 Nambe, 93 SJuan, 94 Enbudo, 95 Trampa, 96 Pecuris, 97 Taos; dann die Nebenflüffe des Norte: rio Colorado, del Datil, Costilla, de la Culebra. Zu allem diefem mufs ich noch die reiche Ortslilte der Karte Neu-Mexico’s im Atlas of the United States of North America von H. D. RoGERS und A. Keith JounsTon, Lond. u. Edinb. 1857. fol., hier anfchlielsen; gebe aber nur den noch nicht in den vorigen vorkommenden Namen und einigen noch mehr zu beftimmenden eine Nummer. Auf der Weftleite des rio del Norte find von S-N angezeigt: 08 0jo Corrasalia (weit gen W), 99 STomas, Mesilla; in W 100 ojo de Yaca, 101 0jo de Inez, 102 ojo Caliente; nördlich darüber 103 Santa Rita del cobre (gold and copper mines); weit gen N von Mesilla: 104 Fort Thorn, SBarbara; NW davon, bedeutend nördlich über den Copper mines, um obere Arme des Gila, find bezeichnet die Copper Mine Apaches; weit gen N von SBarbara: Fort Conrad, SAntonio, 105 L. Lopez, Socorro, 106 Limitar, Polvadera; 107 Savinal, 108 Larelles, Belen, 109 Zas Lunes; weit gen W Acoma, Zuni; Atrisco (am WUfer, dagegen Albuguerque am OUfer), Alameda, 110 Conates, S Ana, SFelipe, la Silla (W vom vor.); weltlich ab SIsiaro, Jemez; weiter in N Chama am gleichn. Fl.; Bolsa; darauf folgt ein grolses nördliches Stück ohne einen Ort. — Die Namen der, auf dieler Karte weit gen O hin ausgedehnten Oft- feite find von S-N: Fort Fillmore, las Cruces; gen O: 111 las Cornudas, 112 0jo del Alamo, 113 0jo del Cueroo, A114 0jo de SMartin; am Flullfe Dona Anna 115 Robledero, SDiego; darüber die wülte Strecke jornada del Muerto mit den 2 Seen Z. de Muerto in W und Salt lake in O; nach langer Strecke 116 Fra Christobal, Falverde (ruins) (in OÖ 117 salinas de S’Andres), 118 Don Pedro, Bosquecito, Parida, 119 Sabina, 120 Joyita, Joya de Ciboleta; 4121 casa Colorada, 122 Entames, Valencia, Isleta; in O davon: 123 Manzanas, 124 Tor- reon, Tegique, 125 Chilili; am Flulle: 126 Placeres, Albuquerque, Sandia, 127 Rancho; in ©: 128 SAntonio, SLorenzo, SPedro; am Flulle: 129 SDomingo, (öltlich Galisteo), 130 Cienega, SFe, Tesuqui, SIldefonso; in einem öftlichen Landltück, von SAntonio an, zwifchen dem oberften Pecos und dem Canadian: Anton Chico, 131 Cuesta, 132 Lagunas (nur Seen ?), SMiguel, 133 Tecolotte, 131 las Vegas, upper Vegas, Pecos und nördlich dabei Pecos ruins ; weiter nördlich am Norte 135 $. Capilli, la Joya, Embudo, 136 Chim ..?, 137 Elcoris?, Military Post, Taos, 138 P. de A. Seco; nach weitem Zwilchenraum, nahe im N, Fort Massachusetts; in der Mitte der Nordgränze, etwas füdlich, 139 Greenhorn settlement. $401,a. DieINDIANISCHEN VÖLKERSCHAFTEN, in vielen Stämmen: feft wohnende, friedliche; und wilde fchweifende: der eigentliche Gegenftand diefer Schrift, bilden hauptfächlich die Bevölkerung des Landes; ihnen waren früher Spanier und Mexicaner, und find neuer- dings Nordamerikaner als ein geringer Beftandtheil beigefellt. XII, 401,a. Bevölkerung und wilde Völker. 257 Die BevörLKkerung Neu-Mexico’s ift gering; „und manche feiner Theile”, bemerkt Mühl. (Il, 528°), „möchten auch, ihres Waffermangels wegen, nie einer bedeutenden fähig feyn.” Im J. 1795 wurden 31,000 anfäflige Bewohner gerechnet, der Calender des Galvan giebt für 1853 deren 52,300 an. Nach‘.dem gazetteer von 1854 ergab die Zählung vom J. 1850 61,000 Einwohner im ganzen Territo- rium (das. ift die Wefthälfte, das Gila-Land, mit), ungerechnet die Indianer. Die gelitteten Indianer werden (Mühl. 528””) als die Hälfte der ganzen Zahl gerechnet, Creolen, +; Meftizen jeder Art, + auf Spanier. Über die wilden Indianer bemerkt Mühl. (529°), dafs ihre Zahl durch Blattern und Seuchen in manchen Stämmen auf das Geringfte herabgefunken fei. — John Pope (executive documents congr. 33,1 Vol. 18, 2. p. 19) {pricht von der erftaunenden Menge Sklaven in Neu- Mexico: die Bewohner ahmten die Sitte der Apachen nach, Kinder zu Sklaven zu machen: und im ganzen Thale des rio Grande finde fich vielleicht keine Niederlaffung ohne indianifche Sklaven. Diefe armen Wefen würden wie Pferde oder Maulthiere ge- und verkauft. — Die wıLpEn VÖLKER, welche von allen Seiten das Land und die Heerftrafse umfchwärwen, machen die Lage [einer Bewohner zu einer eigen- thümlichen und traurigen, und geben dem Lande ein eigenes Anfehn. Zes colons de cette province, fagt Humboldt (407), connus par la grande energie de leur caractere, vivent dans un etat de guerre perpetuelle avec les Indiens voisins (408). C'est a cause du manque de sürete qu'offre la vie des champs, que les willes sont plus peuplees qu’on ne devroit s'y attendre dans un pays aussi desert. In ähnlicher Weife fagt Mühl. (II, 528"); „Die Bevölkerung ift gröfstentheils in Städten und gröfseren Ortfchaften zufammengedrängt. Dörfer und Weiler find nur wenige, einzeln ftehende Landgüter und Gehöfte gar nicht vorhanden ...... Der Landbauer beftellt feine Felder mit den Waffen in der Hand.” Die Einrichtung des Landes ift defshalb bisher eine militärifche gewefen. „Die ganze männliche Bevölkerung (529°“®) war zum Waffendienfte verpflichtet, und jeder dazu fähige Mann gehalten fich fein Pferd, feine Waffen und feine Lebensmittel (vgl. S. 259”") felbft zu fchaffen. Die Regierung gab ihm ... Munition” Von den Anfällen der Wilden auf die die grolse Strafse ziehenden Trupps von Reifenden, Züge von Wagen und Caravanen willen die neuen Berichte der Nordamerikaner eben fo gut zu erzählen wie alle früheren Nachrichten; wir haben (S. 257:*=") die Wüfte del Muerto als eine gefährliche und gefürchtete Stelle diefer Überfälle gefehn: ich habe in dem Ortsver- zeichnils (S. 248”'""") eine andere wilde Gegend gefchildert, welche Embudo (Trich- ter) genannt wird. Humboldt bezeichnet aber auch einen Unterfchied zwifchen die- fen wilden Völkerfchaften und friedliche Neigungen auch bei den graufamften. Il s’en faut, fagt er (Il, 1811 p.’408), de beaucoup cependant que ces Indiens, qui vivent en inimitie avec les colons espagnols, soient tous &egalement barbares. Ceux de l’est sont nomades et guerriers. S’ils font le commerce avec les blancs, c’est sowent sans se voir ... (durch am Wege aufgefteckte Zeichen). Avec les Philos.-histor. Kl. 1857. Kk 258 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Indiens (409) nomades et mefians qui errent dans les savanes, & l’est du Nou- weau-Mezxique, contrastent ceux que l'’on trowve ü l’ouest du Rio del Norte, entre les fleuves Gila et Colorado. Von diefen wilden, in den unangebauten Landftrecken nach allen Sei- ten umherfchweifenden Völkerftämmen unterfcheiden fich ganz die rrıEv- vıcnzwn INDIANER -VÖLKER, welche von je her in grofsen oder kleine- ren Flecken oder Dörfern: von eigenthümlicher Bauart, die von Alters her bis jetzt allen Sehenden aufgefallen ift, fpanifch mit dem gemeinfamen Aus- druck pueblos (') bezeichnet, lebten; welche, mit Ausnahme des Abfalls von 1680, fich den Spaniern unterworfen, das Chriftenthum angenommen hatten und ihnen freundlich gefinnt waren. Sie find es, welchen die Nordameri- kaner neuerdings, von den grofsen Ortfchaften (pueblos) her, den feltfa- men Namen der Puweblos gegeben haben; er erfcheint mir feltfam und we- gen feiner Übertragung etwas kauderwälfch, obgleich das fpanifche Wort pueblo auch bisweilen die Bedeutung von Volk (befonders individuell collec- tiv und im sing.) hat und, da es — lat. populus ift, urfprünglich haben mufs; beffer ift der Ausdruck Puesro-Invıaner. (?) Mit dem pueblo Zuni im W und Taos im N hören die chriftlichen Indianer auf (Villa-Senor IL, 419,b: Thaos, donde termina la Chriftiandad: und fo von Zuni oben S. 254"). Villa-Seüor macht von den den Spaniern befreundeten Völkerftämmen, . denen, welche unten (S. 264”) genannt find, im allgemeinen folgende Schilderung: fon (I, 411,b) de buena proporeion, y mejor afpecto que las demas Naciones de (!) Der gazetteer befchreibt folgendermalsen (p. 792) diele Bauart, von den alten, verfal- lenen pweblos redend: They generally consist of one building, forming three sides of a square, often several hundred feet in circuit (sometimes as many as S00 feet), two, three, and even four stories on the outer side, with a blank wall, while the inside receded ( ascend- ing) by steps or terraces: so that the fourth story has but one breadth of chambers, the se- cond two, the third three, and the basement four. The wall of the latter was also blank on the inside, the entrance being by ladders, which were probably drawn up at night to prevent an attack. The present Indian pueblos are constructed on the same plan, but are not so extensive or well built. — Die Bauart der puweblos ilt oft genug gelchildert worden (von Villa-Senor auf der folgd. S. “", nachher f. Anfang von $ 403), und ich lalfe mich nicht weiter auf Citate ein. (2) Ruxton (f. nachher S. 260°""') (agt z. B. öfter Pueblo Indians: fo p. 189, aber gleich dabei auch dress of Pueblos; p. 190 beginnt er: T’re Pueblos, who are the original inhabi- tants of New Mexico, and, living in villages, are partially civilised ... fo Pueblos P- 194. In Simpfon’s report bei Marcy, route from fort Smith to Santa Fe (1850), findet fich p. 93 the Pueblo Indians, aber auch: scarcely had the Pueblos joined us ... zuerlt [teht (p. 57) fogar verdruckt Peublo Indians und in der Anm. /he Peublos. XTI, 401,a. die Pueblo- Indianer und ihre pueblos. 359 todos aquellos contornos; fiempre andan veftidos, y calzados de gamuzas en aquel trage que acoftumbran; fon muy trabajadores, y las Mugeres texen mantas de lana y algodon para fu vefiuario. Son Indios tan aplicados, que lienen quan- tos aperos neceffitan para el cultivo de las tierras, razon (412,a) por que no ay entre ellos ninguno gravemente nece/jitado; todos caminan ü caballo, y fobre las buenas coftumbres, que fe ha vifio en ellos, confervan la de jaludar, affi & los Efpanoles, como ü los mefmos Indios, con el Dulciffimo Nombre del Ave Maria... Zas cafas de la habitacion de efios Indios merecen particular atencion, por diftinguirfe de las de los Pueblos de otras Provincias, y fer unos quarteles Juertes, cubiertos de azoteas de Ires y quatro altos, bien conftruidos fin puerta alguna en la füperficie inferior, [ubiendo al primer alto por una efcala de mano, que denoche la retiran para re/guardarfe del acometimiento de las Naciones Ene- migas, con las que fe tiene guerra; y dichos quarteles eftan los unos a la frente de los otros, para que todos efien f(lyanqueados, y que los Enemigos (412,b) no puedan mantenerfe en el intervalo; cuya adminiftracion toca «a los Religiofos ob- Jervantes de nueftro Padre San Francifco de la Prov. del Santo Evangelio de la antigua Mexico. — Concurren a hacer las Campanas, que difpone el Gobernador contra las Naciones Enemigas, quando conviene hacerles guerra, faliendo de cada Pueblo los Indios que fe le piden, fin que fe les fubminiftre cofa alguna de la Real Hacienda, por llevar por fi me/mo los bafiimentos, Caballos y armas que nece/fitan; cuya fidelidad le han acreditado jus efectos. Eine ausführliche Schilderung der Pueblo-Indianer und Darftellung aller “ihrer Verhältniffe giebt Davis in feinem Buche el Gringo (1857) p. 114, 117-131, 141-9; ihre Gefchichte 132-141, 152-5; ja er unterfucht 148-152 fehr tief die Frage, ob fie Bürger der V. St. feien oder nicht. Schooleraft theilt in feinem 4ten Th. p. 72-91 Auszüge aus einem Tage- buche des Dr. P. G. S. ten BroEck von der Armee der V. St. mit, welcher, auf den äufserften Vorpoften in Neu-Mexico, im W des rio Grande, ftehend, in den J. 1851-52 Streifzüge weit ins Innere des Moqui- und Navajo-Volkes und in das öftliche Neu-Mexico gemacht hat, und während eines halben Jahres genau mit den Völkern des Territoriums bekannt geworden if. Von der Moqui-Sprache be- merkt er mit Unrecht (72°), fie verrathe eine Verwandtfchaft mit der der Navajos. Er befchreibt den pueblo Laguna, der auch abgebildet ift, und die Volksfitten da 72-80; Coftüme der Moquis und Navajos find bei p. 74 abgebildet; eine Art Trommel heilst in Laguna tombe (74). Den pueblo befchreibt er p. 75'-76. Der Kopfputz bei ihren Tänzen (77) „ift denen der alten Azteken ähnlich, from whom ihe Pueblo Indians are supposed to be derived.” Er führt ein kleines pueblo Po- hanti 10 m von Laguna auf dem Wege nach Cebolleta an. Von der estufa redet er viel (79) und giebt bei p. 86 von ihr eine Abbildung Darauf redet er von Zuni (80“-81”), danach kam er „an die erften Städte von Magui” (womit er Kk2 260 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Moqui meint; kurz vorher iftt Zayma wohl auch verdruckt für Zaguna); er be- {chreibt deffen pueblos (82). Er fah Payoche -Indianer, welche in dem Dreieck am Zufammenfluffe des SJuan und Colorado of the west wohnen (f. auch 83“). Er redet von den Moquis 83-88. Er febätzt die Bevölkerung der 7 Dörfer auf 8000 (85); die 7 Dörfer liegen in demfelben Thal (87): they are upon the bluff. „Oraivaz, von den Mexicanern Musquins genannt, liegt beinahe genau in W vom bluff; eine andere Stadt liegt 20 m W bei S, noch 2 SSW... Oraivaz ift die 2te an Gröfse. Sie reden alle diefelbe Sprache aufser Harno, der nördlichften der 3 Städte, das eine verfchiedene Sprache und eigenthümliche Sitten hat”; feine Einwohner verftehn (88) vollkommen die allgemeine Sprache, aber kein Andrer verfteht ihre. $ 401,b. Ruxton (adventures in Mexico and the Rocky Moun- tains, Lond. 1847. 8° min.) redet von den Pueblos Neu-Mexico’s p. 190- 6; (!) und verfolgt befonders die Idee, fie in allem: Bauart, Bildung, Sitten, Charakter, den aLren Mexıcanern ähnlich zu finden (190, 492-3). Ihre Häufer und Flecken oder Städte findet er gleich gebaut mit den casas grandes am Gila (192, 193). Er zieht die Pueblo -Indianer den andren Bewohnern Neu-Mexico’s in guten Eigenfchaften bedeutend vor (194"”). Sie empörten fich 1837 (vgl. S.233°") und leifteten fpäter den amerikanifchen Truppen (233) einen lebhaften Widerftand (196“”). Unter den pueblos von Neu-Mexico, in ihrer Gröfse und Bauart, wie unter den vielen Trümmerftädten, und bei der Bildung, welche alles diefes und das Volk bekundet: treten ftärker als anderwärts, entfchuldigt durch die fchon ziemlich hohe Lage des Landes gegen den Norden, in deffen Weiten wir Aztlan und die alte Heimath der Nahuatlaken fuchen, bei den verfchiedenen Erforfchern diefes Landes die Gedanken an das Volk der Azrexen auf. Die alte und die neue Zeit hat hier nach Neu-Mexico oder nach feiner Richtung die Heimath der Nahuatlaken, das alte Aztlan und andere Urftädte verfetzt, oder fie hat in feinen gebildeten Bewohnern deren Nachkommen gefehn. Weiter darüber hinaus fanden wir jene Reiche gefetzt bei Clavigero, AS S.66; in die Nordgegend von Neu-Mexico fetzt fie auch das alte Werk des Fray Gregorio Garcia, origen de los Indios de el nuevo mundo, deffen erfte Ausgabe im J. 1607 zu Valencia (12°) erfchienen ift.(2) In unferer Zeit fagt Doniphan (Simpfon p. 115) von (') The Pueblos (190°*"), who are the original inhabitants of New Mexico and, lieing in villages, are partially civilised, are the most industrious portion of the population... „Sie heifsen Pueblos, weil fie in kleinen Städten (towns) wohnen” (192°). (2) Es heifst in ihm (2% impr., Madrid 1729. fol., p. 321): Finieron eftos Jegundos Pobla- XII, 401,b. über Azteken in Neu- Mexico. 261 dem pueblo Zuni in feinem weitgehenden Eifer: one of the most extra- ordinary cities in the world... perhaps it is the only one now known resembling those of the ancient Astecs. Emory fetzt auf feine Karte beim Fluffe Pecos „Ruinen einer aztekifchen Kirche und befeftigten Stadt”. Er meint damit wohl die Trümmer von Gran Quivira (vgl. oben S. 243", 4“ und AS S. 360°). Man füge hinzu (f. AS Abfchn. III S. 67) von der Hegung des heiligen Feuers der Azteken durch die Pueblo- Indianer. Davis, der in feinem Gringo (1857, 130-1) auch die Frage über einen aztekifchen Urfprung der Pueblo-Indianer erörtert, erzählt (130): dafs fie eine Sage haben, fie feien das Volk Montezuma’s; dafs die Pecos geglaubt haben follen, er würde eines Tages zurückkehren, fie von den Spaniern zu befreien; dafs noch bis auf den heutigen Tag die Indianer von Laguna einen Gegenftand verehren (Zen Broeck führt näheres an), den fie mit dem Namen des aztekifchen Königs benennen und der ihm nach ihrer Meinung gleich gebildet ift,; dafs fie die estufa fort bewahren, weil fie fagen, fie fei von Montezuma eingerichtet worden; fie fchienen auch noch die Sonne zu verehren. Über Montezuma f. auch noch Simpfon am Ende des $ 405. — Dr. ten Broeck meint auch (oben S. 259°‘): man nehme an, dafs die Pueblo-Indianer ‘von den Azteken abftammten; er befpricht genau die estufa. dores Nauatlacas de otra Tierra remota äcia el Norte, donde aora fe ha defcubierto un Reino, que llaman Nuevo Mexico. Ai en aquella Tierra dos Provincias, la una llaman Aztlan, que quiere decir, Lugar de Gargas. La otra, llamada Theuculhuacan, que quiere decir, Tierra de los que tienen Abuelos Divinos. En eftas Provincias tienen fus Cafas, i Sementeras, i fus Diofes, Ritos, i Ceremonias, con orden, i policia los Nauatlacas, los quales fe dividen en fiete Linages, i Naciones. Y porque en aquella Tierra fe ufa que cada Linage tiene fu jitio, i‘ lugar conocido, pintan los Nauatlacas fu Origen, i Defceendencia en figura de Cueva, i dicen, que de Siete Cuevas vinieron ü poblar laTierra de Mexico. Y en fus Librerias hacen Hiftoria de efto, pintando Siete Cuevas con fus Defcendientes. „Nach ihren Büchern leien es über 300 Jahre, dafs fie aus ihrem Vaterlande gingen, was nach unfrer Rechnung das Jahr 520 des Herrn ift, wo fe anfıngen aus ihrem Lande zu gehn. Sie brachten S00 Jahre auf der Reile zu; der Grund war, dals (ie nach Anweifung ihrer Götter gewille Zeichen für das Land fuchten (322): i donde hallaban buenos fitios, los iban poblando, i fembraban, i cogian, i como defcubrian mejores Lugares, defamparaban los ia poblados, dejando todavia alguna Gente, maiormente viejos, i enfermos, i Gente canfada, dejando tambien buenos Edificios, de que oi Dia fe halla raftro por el camino que trajeron. Sie brachten [o 30 Jahre auf der Reife zu, und traten in das Land Mexico ein im J. 902 der chriftlichen Zeitrechnung: die 7 Linages nicht zulammen und auf einmahl, fondern fie zogen aus und langten an einzeln nach einander.” 262 Buscnumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. So gegründet die Anfprüche find, welche Neu-Mexico an fich daran machen kann, in feiner, viele Jahrhunderte alten, fefshaften indianifchen Bevölkerung wenigftens Überrefte oder Nachkommen der nahuatlakifchen Völker zu hegen, fo haben die Sprachen folche nicht im geringften beftätigt. Ganz verfchieden unter fich und fremd gegen andere, habe ich unter den Pueblo-Sprachen Neu-Mexico’s kein Glied meines [onori- fchen Stammes, in keiner eine auch nur geringe Wirklichkeit aztekifchen Stoffes oder einen Anfchein aztekifcher Ähnlichkeit gefunden. Ich ver- weife auf die Diseuffion, in welcher Simpfon (in Marcy's reconnaissance from fort Smith: f. meine AS S. 295°" und meine azt. Ortsnamen 8. 14”'-15° und 71”-72") den geringen Werth jener aztekifchen Ideen und Vergleichungen dargeftellt hat (115"", 116°“); ferner auf eine ähnliche Erörterung über den aztekifchen Urfprung der merkwürdigen Trümmer von Chaco (83-85). Simpfon macht den logifehen Punkt geltend (115"'- 6), dafs 6 einander ganz fremde Sprachen nicht aztekifch feyn können: denn wenn eine es wäre, könnten es die anderen nicht feyn. Meine Prüfung der 5 pueblo-Wortverzeichnifl® hat. nur einige azte- kifehe Wort- Ähnlichkeiten zu Tage gefördert, welche aber meift als zufällig betrachtet werden können. Das mex. Wort tecolotl in dem Ortsnamen Gusano Tacalote auf den neuen Karten (f. S. 253°", bei Marey Tecolotte) erklärt fich leicht durch Weitertragung: tecolotl, die Nachteule, eigent- lich Stein-Scorpion, ift ein Hauptgegenftand des indianifchen Aberglaubens, als ein zu fürchtendes Unwefen; durch Vorfetzung des Wortes Menfch ift daraus der Name für den chriftlichen Teufel gebildet: Uacatecolotl; hier ift aber von einer andren Bedeutung die Rede: tecolotl bedeutet nämlich 2) die weifse Laus, und diefs will der Ortsname gusano tacalote anzeigen, da das fpanifche gusano Wurm bedeutet. Diefer mexicanifche Name hier ift alfo nicht fo wunderbar; aber das nord-fonorifch-mexicanifche timpa (Stein) in dem Flufsnamen Timpa (wie man daffelbe in dem Namen Timpanogos in Utah hat: f. näher $. 242", 3°“) ift (ehr merkwürdig. Gleich merk- würdig und noch reiner aztekifch wäre der Flufsname Ocate im öftlichen Theile (S. 241°), wenn man ihn in Ocote (= mex. ocotl Fichte) umändern dürfte (vgl. in Texas den Flufsnamen Ocoque). Merkwürdig ift der azteki- fche Name Malacate (fpan. Form von malacatl Hafpel), welchen der Anführer der Queres in dem Kampfe c. 1692 (f. oben S. 230") führt. XII, 401,b-2. Aztekifches; Aufzählung der Völker n. Benav., Hervas. 263 Über Cibola und Quivira, welche Gallatin und die neuen nord- amerikanifchen Gelehrten hier finden, habe ich fchon (S. 243"""") geredet (über Quivira f. noch Davis 125"'-7'): fo wie (ib. ") über 4 Ortfchaften, die Abert als jetzt von Mexicanern bewohnt nennt. — Eine casa grande wird fogar in Coronado’s Expedition weit gen O nach Neu-Mexico ge- rückt: alfo verfchieden von der bekannten casa de Motezuma am füdl. Ufer des Gila; fie ift das rothe Haus, Chichiltie calli ({. AS S. 11-12, 59), welches Gallatin’s (f. Pima S. 330“) und Xern’s Karten-Entwurf von Coronado’s Reife ({. oben S. 224° und 221°) im S des Gila, weit nach OÖ, in SSO von Zuni, fetzt. 6 402. Ich gebe jetzt die AUFZÄHLUNG der VÖLKER Neu- Mexico’s nach verfchiedenen Quellen. Der Franeifcaner- Superior Alphonfo deBenavides(!) nennt in einem Bericht an den König Philipp IV über Neu-Mexico und feine indianifchen Bewohner, welcher 1630 zu Madrid gedruckt wurde und aus welchem Gallatin in den transact. of the ethnol. soc. I, CLXIX-XXII Auszüge liefert, folgende Völker: Teoas, Picuries, Taos (diefe 3 wie Ein Volk, aber mit verfchiednen Dialecten); Queres, Hemes, Tompiras, Tanos, Peccos, Piros. Im Catalogo delle lingue nemnt Hervas (p. 76°“) in Neu-Mexico die 8 „Sprachen oder Dialecte”: Pira, Xumana, Lana, Zura, Moki, Tigua, Pecuri, Kera. „Von den im N, NO und NW von Neu-Mexico geredeten Sprachen”, fagt Hervas ferner (76°), „weifs man nichts; und eben fo find nicht gehörig bekannt die Sprachen von Neu-Santander, dem Nuevo Reino de Leon, von Coahuila, Texas, die der Apaches und des rio Colorado.” Mühlenpfordt fagt (I, 212""”"), Hervas wiederholend: „Innerhalb der eigentlichen Gränzen Neu-Mexico’s wohnen, fcheint es, nur fehwache Refte des ehemals bedeutenden Stammes der Keras oder Keres, und der Stämme: Pira, Xumana, Zura und Pecuri. Alle anderen fcheinen fich in die von Weifsen nicht bewohnten Gegenden im N, O und W der Provinz ” zurückgezogen zu haben.... Zura ift wohl die Zuni- Sprache. (') Benavides war superior der Francifeaner-Milfonare in Neu-Mexico; Gallatin ent- nahm [eine Auszüge aus einer lateinifchen, 1634 in Deutfchland gedruckten Überletzung. Der Zweck der Denkfchrift ift, durch Erzählung der bereits erreichten Erfolge eine grölsere Anzahl Francifcaner zur Bekehrung der Indianer zu gewinnen. 264 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Aus der kleinen Schrift des Carlos de Siguenza über die Wieder- Eroberung Neu-Mexico’s im J. 1691-93? fammle ich der alphabetifchen Reihe nach folgende Namen als Völker diefes Reiches: Ameges, Apaches, Cunames (deren Hauptort Zia), Hemes, Hubates, Tümanas, Passaguates, Pecos, Queres (denen das pueblo Acoma angehörte), Tacos, Tamos, Taos, Teguas, Tiguas (auch Villa-Senor hat fo 2 Völker), Tobosos, Zunis. Die Conchos liegen aufserhalb. — Ich habe bei Chihuahua (AS S. 163°) das Dorf Sinecu genannt, das nach .Bartlett's Meinung an der Stelle der jetzigen Stadt Paso del Norte gelegen haben foll; ich follte glauben, dafs es derfelbe Name fei mit dem pueblo Ienecu des Siguenza, welchen diefer aber (auf dem Rückmarfche Ponze’s de Leon aus dem Norden gegen el Paso: S. 231"”) 60 Zeguas nördlich vom Paso fetzt. Derfelbe Name ift der pueblo Seneci, der in folgender (fchon S. 252°" angegebner) Stelle Villa- Senor’s (II, 360, b"") vorkommt: Los Pueblos dichos del Socorro, la Isleta, Senecu, y San Lorenzo, fon habitados por Indios de las Naciones Tiguas, Sumas, y Siros (wohl Piros), adminiftrados por religiofos Francifcanos. Auf der Weiland’fchen Karte Mexico’s vom J. 1852 finden fich die Ortsnamen Seneca, Isleta und Socorro bedeutend füdlich vom Paso del Norte, in Chihuahua, fo bei einander am Ufer des Norte, gefchrieben: und ein an- deres Seneca ift im füdlichen Neu-Mexico, in der Gegend der sierra de los Mimbres, am WUfer des Norte, gefetzt; ähnlich zeigt Bartlett’s und des gaz. Karte ein zweites Socorro höher in Neu-Mexico, am WUfer des Norte, genau in 34° NB. Hogers Atlas hat am öftl. Ufer, genau öftlich vom Paso del Norte (der in Mexico liegt): Isletta, füdlich von ihm Socorro und davon füdlich San Eleazario: alle 3 im nordwelftlichen Zipfel von Texas liegend, in Paso county; eben da noch, nördlich über Isletta, am OUfer des Norte: Franklin und darüber Frontera. Villa-Senor nennt an einer Stelle (II, 411,b) folgende Völker: Los treinta Pueblos, que tiene aquel Reyno, eftan habitados de Indios Chriftianos de las Naciones figuentes; Piros, Tiguas, Manfos, Queres, Zunis, Tolonas, Xemes, Xeres, Picuries, Thanos, Pecos, Teguas, Thaos y Sumas; er fetzt hinzu: fu numero crecido. Diefs find die den Spaniern befreundeten Völker, welche mit ihnen gegen die feindlichen (f. oben S. 259""") zu Felde ziehn. Er nennt darauf auch (412,b) die ihnen feind- lichen Völker; ich habe ihre lange Reihe beim Lande des Gila und Co- XIII, 402-3. Völker nach Schooler.; über die einz. Völker u.Spr.: Zuni. 265 lorado, dem fie meiftentheils angehören (AS S. 258”"""), verzeichnet. Dann redet er von den jährlich zu beftimmter Zeit eintretenden Einfällen der Cumanches (f. AS S. 362" - 3). Schoolcraft giebt in feiner grofsen Aufzählung der Völker nach Provinzen (Indian tribes 1; f. bei Texas $ 448) in Neu-Mexico (!), d.h. mit feiner weiten Erftreckung gen Weften, folgende Völker, mit ihrer Seelen- zahl, an: Apaches 5500, Jicarillas (local Apaches) 500, Utahs vom Grand Unita (Uintah) river 3000, füdliche Utahs 2000, Comanches 12000, Cayugas 2000, Arapahoes 1500, Cheyennes 1600, Navajoes 6000, Moques 2400. Diefe Namen befriedigen uns hier nicht, da fie faft alle aufserhalb unfres engen Neu-Mexico’s liegen; ich verweife aber weiter auf School- eraft’s Aufzählung der pueblos (oben S. 243" - 4°). Ich verweife auf die Abtheilung von den Sprachen ($ 405), wo ich die Anficht von Davis in feinem Gringo (1857) von 4 Hauptvölkern und Sprachen Neu-Mexico’s jmittheile, die er nennt: Piro, Tegua, Queres und (jetzt entfchwunden) Tagnos oder Tanos. Indem ich nach diefer allgemeinen Aufzählung die Ablicht habe von EINZELNEN VÖLKERSCHAFTEN Neu -Mexico’s dasjenige kurz zu be- richten, was fich von ihnen fagen läfst, fo find diefs bei den meiften nur wenige Worte; es find auch grofsentheils folche Völker, deren Na- men zugleich als Orter figuriren, von denen alfo kaum mehr zu fagen ift, als was bei den pueblos zu berichten war oder berichtet worden ift: ich habe folglich nebenher bei folchen Völkerfchaften auf mein Ortsver- zeichnifs zu verweifen, aus welchem auch die Lage derfelben durch Be- ziehung auf die Hauptftadt Santa Fe (nach Villa-Senor) oder gegen ein- ander (nach den Karten) zu erfehen ift. Ich werde bei den Völkern auch die Sprachen berühren. Indem ich wieder der Richtung von Süden nach Norden folge, begegnen wir zuerft dem Volke Zuni: von welchem ich etwas mehr zu berichten habe. $ 403. Der Pueblo und das Volk der Zusı (Zunis) hat ein hohes Intereffe: theils wegen feiner Bildung, theils wegen der grofsartigen und bedeutfamen Ruinenftätten in feiner Nähe und Ferne. Alle Berichte bis zu den neueften befchäftigen fich vorzugsweife mit diefem Bezirk von Neu-Mexico. (!); Er Handelt über die Völkerftämme Neu -Mexico’s auch Part I. p. 212-6. Philos.-histor. Kl. 1857. Ll 266 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Ich hebe hier zunächft einiges aus SIMmPsoNn’s Bericht über das Navajo-Land aus, welcher p. 113-121 von dem Aufenthalte der Expedition in der Gegend und von ihren Be- rührungen mit dem Volke redet: Der puedlo oder die indianifche Stadt Zuni liegt am rio de Zuni (über den Flufs (. auch 117"). Die Häufer find terralfenförmig gebaut, indem ihre Stockwerke (deren fie gewöhnlich drei haben) aufwärts immer mehr an Umfang abnehmen; manchmahl überdecken fie die Stralsen; gewöhnlich find fie von Stein, mit Koth (mud) über- zogen (l. mehr 114°"). This is dy far, (agt Simplon, the best-built and neatest-looking pueblo I have yet seen. Diels klingt hoch gelteigert bei Oberft Doniphan (Doniphan’s expedition), der fie (vgl. S. 261”) nennt one of the most extraordinary cities in the world (115°), und hinzu- fügt, fie lei die einzige bekannte Stadt, welche denen der alten Azteken gleiche; diele azte- kifche Berufung der Stadt weift Simpfon ftark zurück (115°”, 116%). Von der Bildung des Volks fagt er (114"): These people seem further advanced in the arts of civilisation than any Indians I have seen. They have large herds of sheep and horses, and extensively culti- vate the soil ulw. Doniphan behauptet [ehr irrthümlich (115°), (eine Expedition habe Zuni entdeckt, da es doch 1692 vom [pan. Gouverneur Zapata wieder erobert war und [eitdem immerfort als ein [panilcher Gebietstheil galt (115%*). Ein Zuni fagte Simplon (116”'), dals das Volk urfprünglich von Sonnen - Untergang hergekommen [ei. Vor langer Zeit lebte es (110°"') auf einer hohen mesa in der Nähe, von wo eine Wafferfluth es vertrieb; der Verf. befuchte die Trümmer jenes alten pwedlo (117°””); 12 miles davon [ind die eines andern alten puedlo (f. 117"-8""), dicht dabei mehrere Haufen von pwedlo-Trümmern (118""), Im ferneren Fortfchreiten fand die Expedition grolsartige Fellen -Infchriften ([. 119”- 120°): den inscription rock, welcher nach der vorausgegangenen Kunde auf einen halben Morgen Landes mit Infchriften bedeckt leyn lollte; dabei, in der sierra de Zuni, find die Ruinen von 2 pueblos (121”-2°). Man hat neuerdings (l. PPhipple’s report upon the Indian tribes 1855. 4° p. 93”) Alt-Zuni für das alte Cibola erklärt, da in der Erzählung von Espejo’s Expedition (oben S. 227""-8°°) bei Hakluyt gelagt wird: 24 /g von hier gen W kamen fie in eine Provinz, welche von den Einwohnern lelbft Zuny, von den Spaniern Cibola ge- nannt wurde. Entlchieden erklärt Kern und der von mir benutzte Auflatz im 4ten Th. Schooler.’s über Coronado’s Zug (l. oben S. 224") Alt-Zuni für Cibola. Nach dem gaz. liegt der jetzige pueblo Zuni in 35° 2’ NB und 107° 56’ WL, ı20 m W vom rio Grande: am klei- nen Flulle Zuni, der in den rio Colorado chiquito fällt. Major E. Backus giebt bei Schooler. IV, 220-1 eine Mittheilung über den pueblo Zuni, den Ort und das Volk: deflen Sprache von keinem andern puedlo in Neu-Mexico ge- [prochen werde. Sie nennen ihren Namen lelblt Ahsheewai. Sie wollen ihre Stelle von Anfang der Welt an bewohnen: urlprünglich aber, nebft den andren wilden Stämmen, aus W gekommen [eyn. Sie werden von einem Oberhäuptling regiert, der zugleich ihr Ober- prielter ift. Der Vf. redet auch von Alt- Zuni: meint aber nicht, dafs es ihr alter Wohn- fitz gewelen fei, fondern dals he leit der [panilchen Eroberung in ihren jetzigen Dörfern gewohnt baben. Es giebt unter ihnen Albinos: was Urlach zu der Fabel gegeben hat, dals fie und die Moquis von Weilsen abltammten. Ich bemerke noch die Schrift: report of an exwpedition down the Zuni and Colorado rivers, by captain L. Sitgreaves, Waflh. 1853. $°, mit vielen Abbildungen und einer grolsen, fehr fpeciellen Karte. Die Schrift gehört zu den ewecutive documents of the senate: 32° con- gress, 2° session, No. 59; fie ilt aber blofs den Naturwillenfchaften, vorzüglich der Thier- XII, 403. einzelne Völker u. Sprachen: Zuni, Xumanas (Humanos). 267 kunde, gewidmet; nur die Abbildungen, Scenen des Völkerlebens und Gegenden darltellend, gehören hierher: es erlcheinen hier die Völkerfchaften Zuni, Yampai, Cosnina, Mohave. Der Verf. erforfchte im J. 1852 im Auftrage der amerikanifchen Regierung den kleinen Fluß Zuni, welcher fich in den kleinen Colorado, einen Zufluls des grolsen Colorado von Califor- nien, ergielst; und den grolsen Colorado bis zur Mündung des Gila in ihn. Er [tiefs auf das Volk der Yampais, an einem Bach, den er Yampai nannte: [päter am Colorado auf die Mohuves. Man wird oben (S. 254 und 266"') fehn, dals früher Zuni auch als eine Pro- vinz gerechnet wurde; es kommt ihr, dem Volke der Zunis (das fchon Siguenza, oben S. 264 und auch Villa-Senor ib. ” nennen) und puedlo auch eine eigene Sprache zu, welcher in Simplon’s Wortverzeichnils die 5te Stelle allein, ohne Theilnahme anderer Ort- [chaften, gewidmet ilt. Backus lagt auch (vor. S."), dals fie ihnen allein eigen fei, bei den Andren ift fie vereinzelt (Spf, Lane unten S. a7"): Einige [etzen aber nach Davis (S. 278"") Zuni — Pira. Ich vermuthe die Zuni-Sprache unter der Zura des Hervas (oben S. 263"'")), Die fpätere Zeit hat mich in den Stand geletzt der Arbeit, ehe fie zum Druck kam, eine umfängliche Darltellung dieler Sprache ($ 408-10) zuzuletzen. 8404. Das Volk der XumAnAs (bei Siguenza Jumanas) mufs ich nach der sierra de Jumanes der neuen nordamerikanifchen Karten: füdlicher als Zuni, im Often vom Rio del Norte, beftimmen. Die Xumana nennt Hervas unter den Sprachen Neu-Mexico’s. Ich habe bis jetzt nicht aufgefunden, worauf die neue Meinung der Nordamerikaner von der weiten, weftlichen Verbreitung und der um- faffenden Wichtigkeit der Jumanos oder Humanos (hier mit o gefchrieben) fich gründet. Schoolcraft fagt in Vol. II. p. 28°, Cabeza de Vaca nenne die Stämme von Neu-Mexico Jumanos (Humanos).(') These latter, fährt er fort, inha- bit the outer northern edge of the circle of the semi-civilized tribes of New Mexico .... Both (29) the condition and position of the modern Navahoes and Moquies concur in favoring the supposition that they are descended from the an- cient Jumanoes. Auf der diefer Stelle (p. 28) anliegenden alten Völkerkarte („eth- nographical map of the Indian tribes of the United States 4. D. 1600”) liegen nun die Humanos weit weftlich vom Rio grande del Norte: fie nehmen das breite Land am californifchen Meerbufen entlang ein bis nördlich über den Gila, weftlich anliegend an den Colorado; den nächften Streifen in O von ihnen nehmen die Apaches ein, welche im füdlichen Neu-Mexico den rio del Norte erreichen; ein fchmales Stück weftlich am Norte haben die Pueblos inne, fie halten die Apa- chen vom Norte ab; das ganze Oftland des rio del Norte, alfo auch die Oft-Hälfte von Neu-Mexico, den Norden über den Apachen, mit dem weftlichen Utah: nimmt das grofse Gebiet der Shoshonees ein; fie haben im O neben fich einen fchma- len und kurzen Strich Texanos, dann aber in ihrer ganzen Länge und nördlich noch überflügelt gen O weiter das grofse Dacotah-Land. Diefs ift die, wie ich (') Die Worte lauten: ...... . east of the tribes of New Mexico, to whom De Vaca applies the term “Jumanos.” (Humanos.) These latter inhabit .... L12 268 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. vermuthe, vom Verf. erfonnene Karte, welche den Zultand von 1600 darftellen Toll; und bei welcher ich am wenigften begreife, woher er die ganz weltliche Lage der Humanos nimmt und wie diefe gerade das ganze Sonora füllen. Denn feine Karte endet im S mit 25° NB, und fchneidet dort die Humanos in voller Herrfchaft fo ab, dafs man fieht, der Verf. werde ihnen auch das füdlichfte Sonora und wer weifs wie viel von Cinaloa noch geben. Ich würde es nur begreifen, aber wirk- lich blofs fehr theilweife, wenn die Meinung wäre, die Humanos feien gleich mit den Yumas; und diefs fagt Schooleraft wirklich an einer anderen Stelle feines 1ten Bandes (f. AS S. 259°): die „Umahs des Colorado ... die Umanos früherer {pani- fcher Schriftfteller ... (man fchreibt ihnen eine alte Civilifation zu, im Gegenlatze zu den Jägervölkern)”. — Ich habe in fo fern diefer Karte und der Verzeichnung der Humanos auf ihr fchon bei dem Volke der Yumas, im Lande des Gila und Colo- rado (AS S. 269°"), gedacht. Die vorletzte Karte bei der neuen englifchen Überfetzung der naufragios des Cabeza de Vaca (Narrative; transl. by Buckingham Smith. Wafhington 1851. fol. min.) zeigt viel anfprechender, und in bedeutender Verfchie- denheit von den Phantafien der in Schooleraft’s Werk, die Jumanos als am füdlichen Welt-Ufer des Rio del Norte entlang wohnend, nördlich über den Tobosos; an einem grofsen aus S kommenden Nebenfluffe deffelben ftehen von N gen S: Tobo- sos, Passaguates, Conchos. Ich kann nur fo viel fagen, dals trotz Schoolcraft’s Erwähnung und diefer zweiten Karte ich in des Cabeza de Vaca Bericht feiner Irrfahrten im nördlichen Mexico (in den mehreren Ausgaben) den Namen der Ju- manos nicht gefunden habe, wie er auch nicht in dem dem Abdrucke im ten Theile Barcia’s beigegebenen Regifter vorkommt. (') (' ) Das Adi. humanos habe ich in den naufragios des CABEZA de VACcA einmahl gefunden, aber nur für reine Menfchen; der Verf. fagt von einem Volke cap. 30 (Barcia p- 35, 1): Daban nos ä comer Frisoles y calabagas; la manera de cocerlas es tan nueva, que por ser tal yo la quise aqui poner, para que se vea y se conozca, quan diversos y estranos son los ingenios y industrias de los Hombres humanos. Ferner kommen Ahomödres als Menfchen vor cap. 26: Entre estos ay una Lengua, en que llaman a los Hombres por mira aca, arre ach, & los Perros xÖ (im Regilter fteht xon). Im Regifter kommen folgende Völkernamen vor (die ich nach dem Texte, in dem fie freilich auch viel varüiren, BERENUER: da das Regilter oft unrichtige Formen angiebt): Acubadaos 23,2; Aguenes 27,1. u. 28,1; Amarionados 29,1; Anegados 22,2; Arbadaos 26,1; Atayos 2/,2 u. 28,2; Avavares öfter; Como 28,2; Camones 22,2; Capoques oder Caoques 17,1 u. 28,2; Charrucos oder Chorrucos in den Gebirgen Florida’s 17,2 (Chorruco Berg 28,2); Coaios (Coayos,) 28,2; Comos 23,2; Cutalches oder Cutalchiches 28,2 u. 25,1; Deaguanes 18,2; Doguenes an der Külte 28,2; Gelves 7,1; Guaycones an der Külte 23,2; Han 13,1; Higos 28,2; Izuaces und Yeguaces (auch Yguaces) oft; Malicones oder Maliacones öfter, Mariames it.; Mendicas 28,2; Quevenes an der Külte, Quitoles 28,2; Susolas, Yeguaces und Yguaces [. Iguaces. Mehr Völkernamen habe ich felbft in dem Berichte nicht gefunden. — Die Ortsnamen in der Schrift find: Aute Bai und puweblo, Coragones 36,2; Culiacan 39,2; Guaniguanico 3,2; XHI, 403. einzelne Völker: (Humas; Völker bei Cabeza de Vaca). 269 Mit diefen beiden Völkern darf aber nicht ein ähnlich klingendes im weiten O verwechfelt werden: die Humas oder Umas in der Zuisiana, welche ich an- Malhado Infel bei Florida. — Perfonennamen: Dulchanchelin Cazik von Florida 6,1; Malacosa ein „Teufel” 25,1 u. 2; — Appellativa: cAacan eine Frucht 34,1 u. 35,1; mezquiquiz item 29,1 u. 2, esmerejones eine Art Vögel 7,1. — Im Regifter fteht, dafs in Florida mehr als 1000 Sprachen [eien, eine 400 leguas weit fortgehe; aber die Citate: treffen nicht zu. Da ich einmahl diefen dunklen Reilebericht zu erwähnen gehabt habe, [o will ich hier, als Zufatz zu meiner grofsen obigen Gelchichtserzählung (S.214-222), einige [pecielle Punkte delfelben ausführen: . Eine fehr alte Quelle, welche mehrere der in meinem Werke behandelten Land- fchaften berührt, ift diefe, von mir oben bei Gelegenheit der Gelfchichte Neu-Mexico’s genuglam benutzte Reile des CABEZA de VAcA 1535-36 von Florida nach Cinaloa an die Külte der Südfee, welche in Barcia’s historiadores primitivos T.I. Madr. 1749. fol. abgedruckt ift, unter dem Titel: Naufragios de Alvar Nunez Cabeza de Vaca; y relacion de la jornada, que hizo d la Florida con el adelantado Panfilo de Narvaez. Es ilt neuerdings davon eine englilche Überletzung erf[chienen: The narrative of Aloar Nunez Cabeca de Vaca. Transl. by Buckingham Smith. Walhington 1851. fol. Der Titel der alten Ausgabe ilt: Za relacion y comentarios del gouernador Aluar nunez cabega de vaca, de lo acaefcido en las dos jornadas que hizo a las Indias (Vallad..1555. 4° min.); ihm folgt in diefer Ausgabe das 2te Werk: Commentarios de Alcar Nunez cabega de vaca, adelantado y gouernador dela prouincia del Rio dela Plata. Scriptos por Pero hernandez fceriuano y fecretario de la pro- _uincia (über Südamerika). Es finden fich in diefer Reilebefchreibung viele Erzählungen und Schilderungen von den Ureinwohnern der durchirrten Landftriche; oft genug wird gelagt, dals eine Sprache oder mehrere zulammen ganz ver[chieden von der oder den anderen find. Leider ift die Örtlichkeit ftets unbeftimmt; und meiltens wird bei den vielen Völker[chaf- ten, die angetroffen und deren Sitten befchrieben werden, kein Name genannt, und alles geht in tiefem Dunkel fort. Diejenigen Völker, welche der Verf. nennt und die ziemlich au Einer Stelle, hauptfächlich im Cap. 26, zufammenftehn, gehören wohl alle der Nordküfte des mex. Meerbulens an; [päter und bis nach Cinaloa hin werden alle Völker ohne Namen behandelt. Mr. Smith hat auf der 4ten, [einer Überletzung beigegebenen Karte verfucht, nach Möglichkeit den Völkern dieler öftlichen Gruppe eine Stelle zu geben: was nur nach Gutdünken gelchehen konnte und wobei die Folge auf einander das einzig Sichere ift. Die Gruppe fängt an von der is/@ de Santa Rosa ‚‚hasta los ultimos ay”; mit dieler Gränze möchte nach feiner Vermuthung (p. 133) die Gegend um die Mündung des Pearl river ge- meint [eyn, wo die Külte anfängt von den Sümpfen der Luifiana unterbrochen zu werden. Auf der zis/a de Malhado nennt der Berichterltatter (cap. 15) 2 Sprachen: de Capoques (26 Caoques; nach Smith p. 134 vielleicht = Cadogues; Charlevoix nennt die Caoguias in Illinois) und de Han; am Lande wohnen /os de Charruco (16; 26: Chorruco); noch nennt er die Quevenes (an der Külte 26) und Deaguanes (de Aguenes 24; 26: Doguenes an der Meer- küfte, ihnen gegenüber die von Mendica). Ferner werden genannt (15) die Mareames (26: Mariames, den Quevenes gegenüber), Iguaces oder Yeguaces (26: Yguaces; den Guaycones gegenüber, im Innern); Anagados (19; im Regilter Anegados); die Avavares (20; 26: im 970 Buscnumann: die Völker und Sprachen Neu - Mexico's. derwärts (bei Texas $ 448 u. 449, a) genannt habe. Du Pratz nennt (nach Gallatin in der archaeol. amer. ll, 115”) am öftl. Ufer des Missisippi oberhalb Neu-Orleans die Oumas oder Humas, als red nation, von denen einige wenige unterhalb Manchac weilen und andre in der Nachbarfchaft der Attacapas fich finden follen. Sibley nennt 1806 (Gall. 116°) die Umas im W des Missisippi, früher in feinem O. Gal- latin bemerkt (117""), dafs der Name aus der Choctaw-Sprache fei, wo humma roth bedeutet. Innern, den Quitoles gegenüber), unter denen die 4 Irrfahrer länger weilten, und wo fie otra gente de otras naciones y lenguas [ahen; Cutalches (22, auch Cutalchiches ; fo auch 26) y Malicones (26: Maliacones), que son otras lenguas; dabei die Coayos und Susolas, mit letzten im Kriege die Atayos (26: neben den Yguaces). In cap. 26 handelt der Verf., wie [chon gelagt, exprels von den Völkerfchaften und Sprachen, und wiederholt meift die vorigen Namen; aulser: Guaycones an der Külte weiter nach den Mariames, hinter den Atayos; die Acubadaos; weiter an der Küfte Quitoles; nach den Susolas: Comos, weiter hin an der Küfte Camoles, weiter los de los Higos. ,„Todas estas gentes tienen habitaciones, y pueblos, y lenguas diversas.” Sie erhielten (27) viel Mehl von der Baumfrucht mezguiquez. Cap. 31 heilst es: pasdmos por gran numero y diversidades de lenguas. 32 wird der rio de Petutan genannt, 35 rio de Petaan; 36 gehn fie nach der villa de San Miguel, von da nach der Hauptftadt Mexico. Buckingham Smith verletzt die meilten von Cabeza de Yaca genannten Völker- fchaften an die Nordküfte des weltl. Florida’s; (eine 4te Karte verzeichnet da, im O des an- con del Esp. Santo: Mendica und Doguenes, im W der Bai Mariames und Quenenes (Queve- nes), davon in W an einem Flulle Yguaces und Aguenes, an der Bai dieles Flulles Guaycones; an einem weltlicheren Flulfe derfelben Bai Acudadaos und Atayos ; im W der Bai, gegen die Külte, Quitoles; dann weltlicher, vom Innern gegen die Külte hin: Comos, Susolas, Cutalches, Mali- cones, Anagados, Auauares; weltlicher an einer Bai /os de los higos und Camoles; davon in N, im Innern, Coayos und Arbadaos. — Über feine Anbringung der Völker redet Buck. Smith p. 133", und fagt, dals fie gemacht lei, [lo gut es ging: nicht als etwas beftimmtes. Bedeutende Anklänge der Namen an jetzige und bekannte Völker weils er auch nicht anzu- geben; und die wenigen, an denen er fich verfucht, führt er auf Völker hin, welche nicht in den Gegenden liegen, die er Cabeza de YVaca anweilt, [ondern die in und bei Texas find. Er fagt 134°": Die Caogues oder Capoques möchten die Cadoques gewelen leyn; Charlevoix [preche von den Caoguias als einem Stamme der Illinois: er habe fie 1721 am öftl. Ufer des Missisippi unterhalb feiner Vereinigung mit dem Missouri angetroffen; der Verf. äufsert ferner nur als Vermuthungen: ob die 4guenes die Ayennes oder Inies, die Charruco die Challakee (warum nicht auch Cherokee?), die Guaycones die Tawakones am Washika leyn könnten? Wenn man, wie Smith [chon thut, die jetzigen Völker von Texas zu Hülfe nehmen wollte, deren viele in alter und [päterer Zeit aus Urfitzen in Florida und der Zuisiana da- hin gekommen find; lo kann man nach meiner Idee folgende, [chwache Ähnlichkeiten finden: die Acubadaos find etwas ähnlich den Aceocesaws, Anegados oder Anagados # An-adahhas, Doguenes *Tawacanies, Guaycones #V/Facoes, Iguaces oder Yeguaces #Eyeish. XII, 403. einzelne Völker und Sprachen: Jenizaros, Lentis, Zias. 271 Schon Siguenza nennt die Indios Jexız4ros (ein fpanifches Wort, das Mifchlinge (!) bedeutet); auch Yilla-Senor nennt fie (II, 416,b), allo: La nueva Poblacion de Indios Genizaros ha fido reftablecida, y re- ducida por los Miffioneros, en cuya fundacion fe experimentan contrarios efectos; pues fiendo affi, que fon de diftantes y diftintas (417,a) Naciones de los que cautivan los Apaches y Cumanches ..... Diefer „neu gegrün- dete” pueblo de Genizaros wird (II, 422,a) beforgt von dem Mönch der Miffion SAugustin de la Isleta; und er fcheint mir derfelbe mit der Ort- fchaft Yalencia y Cerro de Tom& zu feyn, die ich S. 253" Y54"-"" aus- führlich behandelt habe. Ich verweife auf den Schlufs der dortigen Anmer- kung (S. 254"), wo das friedliche Leben, welches diefe aus fo vielen Völkerfchaften zufammengekommenen Indianer unter fich führen, ihre Sanftheit und gute Aufführung gerühmt werden. Der pueblo Lentis (Lentes) hat nach Simpfon (f. oben S. 250” und $ 405 am Ende) feine Sprache verloren und redet jetzt Spanifch. Wenn ich ein Volk Zıas mit dem Pueblo Zia (Cia, neu Silla) an- nehme, fo fchwankt diefer Name: ich werde darin unterftützt durch Villa- Senor, der (I, 421,a) los Zias Gemes ein wildes Volk nennt, gleich den Navajoos; er fcheint aber dadurch fie mit dem Volke Jemez zufammenzu- ziehn und macht fo ihre Exiftenz zweideutig; fie wird es zweitens dadurch, dafs Siguenza den pueblo Zia (Cia) den Hauptort der Cunames nennt; und drittens dadurch, dafs Silla fich neben SFelipe und Acoma in der erften Columne von Simpfon’s Sfachem Wortverzeichnifs, alfo in der Sprache fin- det, welche ich die Quera nenne: von welcher die Jemez ganz verfchie- den ift. (‘) Die Bedeutung des Adj. genizaro als Mifchling bleibt unerklärt, wenn, wie es wahr- feheinlich ilt, das Wort an fich die türkifchen Janit[eharen bezeichnet: welcher Name doch die Verbindung zweier türkifcher Wörter: jeni neu und zscheri Miliz ift, und neue Miliz bedeutet; neu: d.h. 1362, wo fie vom Sultan Murad I geftiftet wurden. Die ite Ausg. des Wörterbuchs der [pan. Akademie (diec. de la lengua castell. Comp. por la real acad. espanola, T. IV. Madr. 1734. fol.) giebt nur die einheimifche Bed.: genizaro, ra adj. el hijo de padres de diverfa Nacion: como de E/panol y Francefa; 6 al contrario. Es voz Arabiga. Wale tambien mezclado de dos diverfas efpecies de cofas; una hierba genizara wird erklärt: meftizu del ajo y del puerra. — Die 5” ed., Madr. 1817. fol. (in 1 Bd.), giebt nach denfelben beiden Bed. 3) Genizaro als Sublt. an: e2 so/dado de infanteria de la guardia del Gran Turca. In dem dicc. von Terreros aber, T. II. Madr. 1737. fol., wird die Bed. von Janitfchären vorangeltellt und das Wort, wie alle in Ge-, mit J gefchrieben. 272 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Jemez oder Xemez (“Jemes, bei Villa-Setor Xemes und Gemes, bei Benavides und Siguenza Hemes) im gleichnamigen pueblo, von den drei Berichterftattern als Volk genannt; Simpfon nennt feine 4te Sprache „Jemez (alt Pecos)”: und wir haben in ihr alfo ein befonderes Idiom zu erkennen. Die Quexes (auch Keres), in allen Völkerliften und bei allen Be- richterftattern vorkommend, waren ehemahls ein höchft bedeutendes Volk in Neu-Mexico ; das Dorf und die Miffion SFelipe de Queres (oben S. 248", 9°) deutet feine Lage an, nach Siguenza (S. 264”) war Acoma ein pueblo von ihnen. Die Keres find nach Pike (f. Mithr. 180-1”) der hauptfächlichfte - Beftand der eivilifirten eingebornen Völker in Neu-Mexico, welche die Überbleibfel von 80 alten Stämmen find. Diefe Keres bewohnen nach Pike jetzt SDomingo (ec. 2° unter SFe, am linken Ufer des Rio del Norte), S’Fe- lipe und SDiaz. — Diefelbe Bedeutung legt. ihnen Mühlenpfordt bei: „Die Keras oder Keres”, fagt er unter Neu-Mexico (I, 528°"), „einft der bedeutendfte hiefige Stamm, find noch jetzt am zahlreichften. Sie machen den gröfsten Theil der Bevölkerung von SDomingo, SFelipe, SDiaz und einigen anderen Dörfern aus; find hohen Wuchfes, vollen Gelichts und fanfter, gelehriger Gemüthsart, den Ofagen in manchen Stücken ähnlich. Sie leben zwar als freie Leute, find jedoch zu gewilfen Frohndienften in den Prefidios und beim Strafsenbau verpflichtet. Ihre Waffen beftehen gröfsten- theils aus Bogen, Pfeilen und Speeren; nur wenige führen Feuergewehr. Obgleich zum Chriftenthum übergetreten, bewahren fie doch noch manche ihrer alten Gebräuche und feiern ihre alten Fefte.” Die Sprache der Keres ift nach Pike von der der Yutas verfchie- den; die Kera findet fich unter den von Hervas angegebenen Sprachen (oben S. 263”'). Ich will die erfte Pueblo-Sprache Simpfon’s mit dem Namen diefes Volkes ftempeln und nenne fie Quera: er überfchreibt nämlich die 4te Columne feines 5fachen Wortverzeichniffes als die Sprache folgender Ortfchaften: SDomingo, SFelipe, S Ana, Silla, Laguna, Pojuate, Acoma, Cochiti; SFelipe und Acoma find mir die Fingerzeige,, dafs es die Sprache der Queres ift. Die Piros (mit der Sprache Pira) werden gefetzt (Mithr. 180””) etwa 14° S unter SFe, an der rechten Seite des io grande del Norte. Das Volk der Piros wird genannt von Benavides und Villa-Senor, die Sprache Pira von Hervas. Ich habe bei Chihuahua (AS S. 163°) fchon angegeben, wie XII, 404. einzelne Völker u. Spr.: Teguas, Tanos, Pecos, Tezuque. 275 Bartlett den Piro-Indianern zur Zeit der Ankunft der Spanier das Dorf Si- necu beilegt und fie zugleich „das Thal bis Taos herauf” bewohnen läfst; beides find wie Extreme: wenn wir auch unter Sinecu mit ihm nur die Stadt Paso del Norte verltänden, da es viel füdlicher liegt (doch vgl. noch S. 264"). Die Tiguas find zu unterfcheiden von den Teguas: denn beide werden (f. oben S. 264” u."") neben einander als 2 Völker genannt. Nach den älteren Angaben des Mithr. (180°) find die Tigua auf Karten 1° S von den Piros, in gleicher Breite mit dem oberen Gila, angegeben; dagegen ftehe im engl. Atlas von Amerika die grolse Tegua-Nation über den Apa- ches von Navajo und A. Yaqueros. Siguenza nennt Poala ein Dorf der Tiguas. Ob die Teguas fo weit weltlich wohnen, mit den Tejuas oder Tehuas des Colorado-Gebiets (genannt an vielen Stellen meines Werks: S. 259, 261, 262, 278, 287, 288, befonders 305°”) eins zu feyn; oder ob wir 3 Völker ähnlichen Namens vor uns haben: ift zu entfcheiden. 2 Die Wichtigkeit des alten, jetzt wohl entfchwundenen Volkes der Tanos oder Tagnos hat Davis (f. unten S. 278””"'- 9) hervorgehoben, der es zu einem feiner 4 Hauptvölker macht; fie werden von Benavides als Tanos, von VS als Thanos, von Siguenza als Tamos genannt: und lind vielleicht des Hervas Sprache Lana. Die Pecos find ein vollgültiges Volk der Verzeichniffe von Benavi- des, Siguenza und Villa-Senor, bezeichnet durch den pueblo oder die Miffion de los Pecos (f. S. 250""251””) und den rio de Pecos (S. 242). Simpfon bezeichnet feine 4te Sprache (Col. 4 feines Wortverzeichniffes) „Jemes (alt Pecos)”. Tezuque (Tesuque, Whiting Tusuque) nenne ich nicht als Volk, da es nirgends gefchieht, fondern es nur ein namhafter puweblo (Indianer - Flecken, f. oben S. 253°") ift; aber als Sprache. Der Name des pueblo Tefuque findet fich mit vielen anderen zugefchrieben der 2ten Sprache von Simpfon’s Wortverzeichnifs, und ich gebe ihr den beftimmenden Namen Tezuque. Die diefer Sprache von ihm beigelegten pueblos und Ortfchaften find: SJuan, SClara, SIldefonso, Pojuaque, Nambe und Tesuque. Das grofse Wortverzeichnils des pueblo Tezuque, welches ich ($ 409) diefem kleinen habe anfchliefsen können, rechtfertigt es ferner das Idiom nach ihm zu benennen. Philos.-histor. Kl. 1857. Mm 274 Buseumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Picuries oder Peeuries (bei den Nordamerikanern Picuris und Pico- ris) ift der Name eines Volkes, übertragen auf feinen pueblo oder die Miffion de los Pecuries: ich nehme Siguenza’s Form los Picuries (S. 251”) an, da auch die Nordamerikaner ein i führen, während Villa- Senor meift Peeuries fehreibt. Ich habe bei der Ortfchaft (S. 251°""") fehon einiges von dem Volke angegeben, und verzeichne hier nur aus Villa-Senor (419,a) noch be- fonders: dafs er dem Volke die Eigenfchaften tan torpe como valerosa bei- legt: und die letztere wieder, wo er fagt, dafs vor dem Aufftande von 1680 die Miffon zahlreichen Zulauf von tapferen und kriegerifchen “Indianern” ge- habt habe. Benavides erklärt die Teoas, Picuries und Taos für gleichfam Ein Volk, aber mit verfchiedenen Dialecten; und fo fehen wir in Simpfon’s Wortverzeichnifs die 3te Sprache, welche ich Picuri, wie Hervas Pecuri, benenne, zugefehrieben den pueblos Taos, Picoris, Sandia und J/sleta. Das Volk der Xicarillas, das wir fchon (AS S. 183") tief füdlich gegen Neu-Mexico, im bolson de Mapimi, gehabt haben, nennt Villa-Senor (AS S. 258") unter den feindlichen Völkern gegen Neu-Mexico; nach einer Stelle findet fich ein Theil diefes Volkes in Neu-Mexico, im N von Taos, obgleich ihr eigentlicher Sitz 100 Zeguas gen N feyn foll; diefe Stelle lautet (IL, 420, a): 4 diftancia de 5 leguas (nördlich von Taos) efla una Nacion de In- dios, que llaman Xicarillas; y aviendofe fundado una Miffion el anio de 1733, durö poco, porque fe retiraron d fu origen, que dimana de mas de cien leguas al Norte, y Jolo han quedado algunos Ranchuelos de Infieles en aquellas orillas, los que Juelen auxiliarfe en Thaos quando fienten el affalto de los Cumanches. 100 leguas nördlich von Neu-Mexico und der bolson de Mapimi find bedeutende Extreme! Auch Oberft Eaton fetzt (Schooler. IV, 217°) die „Jicarilla-Apachen” in die Berg- züge (mountain ridges) im O des rio del Norte. Diefs ift das Volk, deffen Sprache, unter dem, von Simpson oder von Marcy’s Buche verfchuldeten, unrichtigen Namen der Ticorilla mich an 2 verfchiedenen Stellen meines Werks: bei dem athapaski- fchen Sprachltamm und (AS $. 318"'.322") unter dem Apachen-Volke, neben dem Navajo genau befchäftigt hat: indem ich bewiefen habe, dafs beide, nahe unter einander verwandt, zwei athapaskifche Sprachen find. Ich habe damit zugleich am früheften (in meiner, aus dem Werke abgefonderten Schrift über den athapaskifchen Sprachltamm, der Berliner Akademie vorgelegt am 23 Nov. 1854 und in ihren Abhandl. 1856 erfchienen) indirect bewielen (vgl. AS S. 318"'), dafs die Sprache des Apachen- Volks zu diefem Sprachftamme gehört: „in dem Glauben”, wie ich S. 519° meiner azt. Spuren fage, dafs das Navajo und die „Ticorilla” „2 Repräfentanten des Apache- Idioms feien”; denn der Entdecker, Prof. Turner, hatte damahls nur diefe Verwandt- XIII, 404. einzelne Völker u. Spr.: Xicarillas, Apaches. 275 fchaft der Apachen-Sprachen ausgefprochen, ohne (fo viel mir bekannt geworden ift) Wörter oder Beweile zu liefern; es war fogar, wegen des Namens Spache (der aus der Yuma-Sprache ilt), erlaubt daran zu zweifeln. Späterhin habe ich, zuerft ver- muthet, dann eingefehn, dafs Simpson mit feinen Ticorillas, einem Apachen-Schwarm (band), das alt bekannte Volk der Xicarillas meint; die Einficht war nicht fo leicht, weil wir von der Zugehörigkeit der Xic. zu den Apachen damahls nichts wufsten und diefs erft in den letzten Jahren von den Nordamerikanern, unter Gebrauch des richtigen Namens, ausgefprochen ift. Ich habe an der früheren Stelle meines Werks, wo ich das Navajo und die Ticorilla behandle (ihr Wortverzeichnifs habe ich S.320 gegeben; und grammatifche Punkte in ihnen, ihre athap. Verwandtfchaft und ihr Ver- hältnifs unter einander erörtert S. 521-2"), obgleich ich den Irrthum des Namens fchon längft ahndete und damahls für ziemlich gewifls hielt, doch noch den Namen Ticorilla fortgebraucht, iudem ich (S. 319%") fage: „ich glaube wirklich, dafs der Name Ticorillas en Verfehn für den uns von Villa-Senor als den eines Volkes im bolson de Mapimi und gegen Neu-Mexico genannten Namen der Xicarillas ilt. Weil aber Simpson alle 3 Mahle, wo der Name vorkommt: 2mahl in der Überfchrift des Wortverzeichniffes (p. 141 und 145) und in der erläuternden Bemerkung p. 143"°, Ticorillas fchreibt; fo habe ich mir verfagen müllen den Namen eigenmächtig zu ändern.” Erft nach dem Druck diefer Stelle fah ich die Nordamerikaner die „Ji- carillas” einen Apachen-Stamm nennen; und nun erft konnte das Volk der Ticorillas in fie übergehn. Ich werde in der Reihe der Völker Neu-Mexico’s nicht behandeln die Nanahaws (Navajos? [. AS S. 230", 1°”), noch die Apachen und Comanchen, welche wohl in Verbindung mit dem Reiche genannt wer- den: denen ich aber ihre befondere Stelle, im Lande des Gila und Colo- rado oder fonft, gegeben habe. Die Arıcuen [cheinen Neu-Mexico noch beigelegt werden zu können: Mühlenpfordi fagt (1, 212"), dafs Stämme der Apachen an den Öftgränzen von Neu-Mexico und weit in Texas hinein ftrei- fen; und die Karte des gazetteer zeigt förmlich den Namen Apache auf der Ofifeite vom Rio del Norte im S Neu-Mexico’s, zwifchen Dona Ana und SDiego, weltlich vom oberen Fluffe Pecos und dem Guadalupe-Bergzug im NW. Nördlich davon, von Joya de Cibaletta am Rio del Norte an gen O, durchzieht die Oftfeite eine gefehwungene Bahn, bezeichnet: Comanche trail; good waggon route with water daily. Die Apaches ftehn wieder einge- fchrieben im S vom Fluffe Mogui, füdweftlich vom puedlo Zuni: aber diefs ift wohl neueftes, nicht unfer Neu-Mexico; es ift das Gila-Land, bei dem ich die Apachen umfaffend behandelt habe. — Die neueften Nachrichten von Mm 2 276 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Pope, welche ich bei dem Volke (AS S. 302"- 3°) geliefert babe, fprechen es beftimmt aus, dafs die Apachen auch zu unferm (öftlichen, fchmalen) Neu-Mexico gehören: er fetzt fie zu beiden Seiten des rio Grande, und nennt als den öftlichften Punkt ihrer Streifzüge das Thal des Pecos. So habe ich auch in dem Capitel meines Werks über diefes Volk die Apachen zu nennen gehabt: 8. 284°, 299 2.5, 300", 302", 303 2.5, ”', 306""'; weftlich von Neu-Mexico: 299 Z.5; öftlich davon (befonders im hohen N über Texas): 299 Z. 5, 302", 303"""f, 304"; allgemein um Neu- Mexico: 306", $ 405. Ich beginne den dritten Theil meiner Darftellung Neu - Mexico’s, den der SPRACHEN. Lieut. James H. Simpfon (report of capt. R. B. Marcy's route from fort Smith to Santa Fe, and the report of lieut. J. H. Simpson of an eapedition into the Navajo contry; Wafh. 1850. $) giebt ein nachdrückliches Zeugnifs über die gänzliche Faempneır der Pueblo-Sprachen gegen einander, deren er 6 Typen annimmt. Er fagt p- 115: die Sprachen der Tesuques und der Zunis „are radically different .and so with all the other Pueblos. The dif) ferent languages they speak are all resolvable into six distinct tongues.' Noch ftärker fagt er p. 57": among the 10,000 (estimated) Peublo Indians who inhabit New Mexico, as many as six distinct dialects obtain, no one showing anything more ihan the faintest, if any, indicalions of a cognate origin with the other. Gregg (commerce of the prairies 1844 Vol.1. p. 269) nimmt unter den Pueblos von Neu-Mexico 3-4 verfchiedene Sprachen an, mit dem kühnen Zufatz: and these may be distinctly allied to each other. Sehr unrecht fchlägt Rux- ton (Mexico and the Rocky Mountains 1847 p.194) die Pueblos nebft den Indianern des nördlichen Mexico’s zur Apachen-Familie (194°); die pueblo- Sprachen find wenigltens nicht athapaskifch. Bei fo vielen eigenthüm- lichen Formationen, welche fie darbieten, war wohl die Frage natürlich, ob nicht Eine vom athapaskifehen Stamme wäre: und es können auch bei fo bunten Wortformen einzelne Anklänge nicht fehlen; folche find: Auge SDomingo ulw. kannah, Taos ufw. chenay: athap. allgemein näh: Fleifch SDomingo ishshane: Taec utson, Ugisang, Xie itse; geringe Ähnlich- keit zeigen Flinte im Jemez (athap. Worttafel No. 187), Haar im Zuni (No. 4), Mund im Zuni (+ Tlatskanai, No. 21), Stirn im Taos (+ Xie, No. 22). Wirklich übereinftimmend ift das Wort für Hirfch (deer) zwifchen XII, 405. über die Sprachen: nach Ruxton, Simpfon, Lane. 277 der Sprache von SJuan: pahye und Jemez pah-ah, und dem Navajo: pay-ye und Xicarilla pay-ah. Im einzelnen bemerkt Ruxton über die Pueblo-Sprachen (194”): The Pueblo Indians of Taos, Pecuris and Acoma speak a language of which a dialect is used by those of the rio Abajo, including the Pueblos of San Felipe, Sandia, Ysleta and Nemez. Die Hinzufügung von Acoma und San Felipe, welche von Simpfon der Quera-Sprache (Col. 1) beige- legt werden, und von Jemez, dem wir ein eignes Idiom (Col. 4) zufchrei- ben, ift befremdend. Eine ganz genaue Gruppirung der pueblos von Neu-Mexico zu be- ftimmten Idiomen bietet die 5fache Worttafel Simpfon’s dar; ich habe durch Hervorhebung eines charakteriftifehen Namens den 5 Idiomen fefte Namen zu geben gefucht, fo dafs fie heifsen: Quera (SDomingo ufw.), Te- zuque oder (da Andere Tesuque in eine andre Gruppe ftellen) auch (nach Davis) Tegua (SJuan ufw.), Picori (Taos ufw.), Jemez oder Pecos oder nach Davis die alte Tagno-Sprache, Zuni (nach Einigen = Pira: f. bei Davis S. 278”). Im 5ten Th. von Schooleraft’s Indian tribes (Philad. 1855. 4°, p- 689) findet fich eine Mittheilung über die Verhältniffe der Sprachen Neu- Mexico’s vom Gouverneur W. Carr Lasse, in einem Briefe deffelben aus Wafhington vom 11 März 1854 an Schooleraft. Sie giebt genau Simpson’s Gruppen an, wie eine Wiederholung feiner 5fachen Worttafel: mit der ein- fachen Ausweichung, dafs fie das Tezuque zum Pecoris-Idiom ftatt zu dem von SJuan zieht; fie lautet (mit manchen bedeutenden Fehlern in den Na- men) fo: „Die Indianer der pueblos Laguna, Acoma, SDomingo, SFelipe, S Anna, Cochite und S$ille follen diefelbe Sprache reden: welche ich Chu- chacas und auch Keswhaw-hay (nach engl. Lauten) habe nennen hö- ren. — Die von Taos, Fieuris, Zesugua, Sandia und Yslete und zweier pueblos von Texas bei el Paso follen diefelbe Sprache reden: die ich habe Enaghmagh nemen hören. — Die von SJuan, SClara, Pojuaque, Nambe, S’Ildefonso (es fteht da San Il de Conso) und eines Moqui-pueblo reden, wie es heifst, alle diefelbe Sprache; diefe haben wir Taywaugh nennen hören. — Die von Jemez und Pecos reden diefelbe, und die von Zuni eine verfchiedene Sprache. In 6 oder 7 Moqui-pueblos foll diefelbe Sprache geredet werden.” 278 Busermann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. „Diele Sprachen insgefammt find in hohem Grade guttural und klan- gen meinem Ohre fo fehr gleich, that I imagine they have sprung from the same parent stock (!). Alle diefe Indianer fümmen in der Tradition überein, dafs ihre Vorfahren aus dem Norden gekommen find.” — Über die allgemeine Lage der Pueblo-Sprachen theilt der Gouv. Lane folgende Bemerkungen mit: „Die fpanifche wie ihre Mutterfprache wird in allen pue- blos gelprochen : mit Ausnahme von Laguna, Acoma, Zuni und den 7 Mo- qui-pueblos; wo fie nur von einigen Wenigen gefprochen wird. Samuel Gorman, von der Baptiften-Miflion, wohnt in Laguna und hat einige Kenntnifs von der Pueblo-Sprache; feine Tochter foll fie geläufig fprechen. Mr. Shaw, von derfelben Miflion, wohnt im Fort Defiance, unter den Na- vahoes. Von diefen Herrn und dem catholifchen Bifchof Lamy in SFe, wie Hrn. Lewis Smith, Baptiften-MifGonar in SF, könnte man ohne Zwei- fel Wortverzeichniffe erhalten.” W.W. H. Davıs, in feinem Buche el Gringo (Neu-York 1857), macht über die Gruppirung der Völker und Sprachen in Neu-Mexico fol- gende Mittheilungen: „Im Alterthum bildeten (116) die pueblos vier ver- fchiedene Völker: Piro, Tegua, Queres und Tagnos oder Tanos: mit eben fo vielen verfchiednen Sprachen; die Sprachen der 3 erften ... find noch vorhanden, aber die der Tagnos oder Tanos foll ausgeftorben feyn. Die pueblos, welche noch die Piro-Sprache reden, find Taos, Tezuque, Sandia, Isleta und Isleta des S (diefs ift Simpson’s 3te Sprache: wieder mit Hinzunahme von Tezugue wie bei Lane, das bei Simpson in der 2ten Sprache fteht) ; die die Queres-Sprache reden, find SAna, Jemez, SFe- lipe, Cochiti, $SDomingo, Laguna, Acoma, Picoris und Silla (hier ift 1) eine ganz andere Sprache, Jemez, Simpfon’s 4te; und 2) die bezeichnende 3te Sprache Simpfon’s, Picoris, eingemifcht). Es wird von Einigen be- hauptet, Zuni rede die Piro-Sprache und 4 der Mogui-Dörfer fprächen einen dem der Narajos fehr ähnlichen Dialeet, während ein ötes den von S.Juan fpricht, welches Tegua ift; aber da Cruzate in feinem Tagebuch fowohl Zuni als Moqui als zum Queres- Volke gehörig ftellt, ift eine folche Be- zeichnung derfelben höchft wahrfcheinlich richtig (correet) ... Diefs war einft das mächtigfte aller Pueblo-Völker ... Die Tegua-Sprache wird noch gere- det von S.Juan, SClara, Nambe, Pojuaque und SIldefonso. Den pueblos, welche einft das mächtige Volk der Tagnos bildeten, ift es im Laufe der Zeit fehr hart ergangen; und es ift nicht gewifs bekannt, dafs nur ein Über- XII, 405. Davis über die Spr.; über Wortverzeichniffe, das Simpfon's. 279 bleibfel diefes Volkes jetzt noch da fei, obgleich gefagt ift, dafs einige der weftlichen Dörfer diefe Sprache reden. Der einft volkreiche puedlo Pecos, die am Galestio und andre im S waren von diefem Volke; aber fie find feit- dem verfallen (117), and time-stained ruins only mark the former homes of these dusky warriors. Die Entfernung von Pecoris zu den Moqui-Dörfern beträgt etwa 400 m, und von Taos nach Isleta des S noch mehr: und doch redet jeder diefer 2 weit getrennten pueblos diefelbe Sprache und find fie aller Wahrfcheinlichkeit nach von demfelben Stamme. Diefe Einerleiheit der Sprache, als Beweis dafür, dafs fie urfprünglich Ein Volk gewefen find, unterftützt auch die Annahme, dafs fie aus irgend einer Urfach aus einer ge- meinfchaftlichen Örtlichkeit zerftreut und in fernen Gegenden neue Heima- then zu fuchen genöthigt wurden. — Die meiften. Pueblo-Indianer haben einige ftümperhafte Brocken von der fpanifehen Sprache aufgefafst ( have picked up a smattering of the Spanish language), aber ihre einheimifche Sprache wird immer in ihrem Gefpräch unter einander gebraucht.” Sımpson allein hat das Verdienft, uns durch fein kurzes Wortver- zeichnifs von 5 Idiomen den Einblick in die Sprachen von Neu -Mexico er- fchloffen zu haben. Diefer kleine Schatz ift auch einige Jahre lang das ein- zige gewelen, was wir von ihnen befafsen: darauf folgten zunächft die grofse Erweiterung, welche feine zweite Columne, das Tezuque-Idiom, fpäter durch das grofse Wortverzeichnifs Whiting’s erfahren hat; in den letzten Jahren dann weitere. Simpson’s kleines Sfaches Wortverzeichnifs hat Davis in feinem Gringo (p. 157-9) wiederholt. Simpfon erhielt (142) das Worrverzeıcnnıss von SDomingo ufw. von dem Gouverneur diefes pueblo, Ukatte-wah; das von SJuan ufw. durch E. M. Aern von einem Indianer diefes pueblo; das von Taos ufw. durch Dr. Horace R. Wirtz von einem Indianer diefes pueblo; das von Je- mez von einem Indianer diefes pueblo, Dahadulu (Adler), das von Zuni von einem Indianer diefes p., genannt Zilu, mex. Juan Christoval. Simpfon verzeichnet auch 143'" die einheimifchen Namen von 7 pueblos (f. oben S. 244°). Er erfuhr, dafs die Indianer des pueblo Lentes (f. fchon oben S. 271”) ihre Sprache verloren haben und jetzt ganz Spanifch reden. — Das ay in Simpfon’s Wörtern foll den Laut unfres eh, ah den des a im engl. fat ha- ben. — Einige Wort-Ahnlichkeiten der 5 Sprachen unter fich werde ich un- ten nachweifen. Bei dem Worte Gott der Iten Sprache bemerkt Simpfon : „fie fagen, Motezuma fei gleichbedeutend mit Gott”. 250 $ 406. Buschmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Wortverzeichnifs der Pueblo-Indianer von Neu-Mexico, nach James H. Simpfon exped. into the Navajo country, Wafh. 1850. 8° p. 140-3 ‚Pojuate,Acoma, 1 SDomingo, SFelipe, SAna, | Silla, Laguna, Cochiti \ [ich nenne diels| 2 SJuan, SClara, SIldefonlo, Po- Col. 1-5 3 juaque, Nambe,| Taos, Pıcorıs, TESUQUE [nenne ich auch Sandia, Isleta |Idiom: Quena] Tegue] Arm kah-u-may |\ko hah-ennay Auge kannah chay chenay Bein kay-ahkah pahnay Brodt pah(wohl [pan)) = I[pan. ahcoonnah [may Bruft quaisipah pe-ah pah-ahkaynayne- Büffel mooshats kah kahnahneemmah Cactus aemoochle sow-wah Erde hah-ats nah pahhannah Feuer hahkanye tah pah-annah Fleifch ishshane pe-we z0e-annay Flinte onistz pequarre tahwenan Frau: 4) woman) nai-atsay ker clay-annah 2)wife \karnats-shu |nahveso (fie konnten kein Freund kenah [‘Wort angeben) Fuls karlay ah e-en-ennah Gelicht |ko-wah cha-ay chagahneemmay Gott Dios (fpan.) | Dios (kein andres | huammay-ah Wort geben fie an) Haar hartran poh pahhannay Hals wiltrahne kah gahnemay Hand kahmoshlay |mah Hirlch,deer) ke-ahne pahye "tahmeanmah Holz sun Hund tish cher sodornah Katze moos moosah moose-enah Kind: männl. | sahwishsha weibl. id. Kinn iyarskah sabboh clahbonhay Klapper- |shrue-o-we |pay-yoh pi-ho-own fchlange Knabe onue annoh dy-you-oonah Kopf nashcanne |pumbah pinenah Mädchen |koy-yah an-ugh koo-aclonnah JEemEZz (alt Pecos; nach Davis: Tagno oder Tano) hah saech hong zotanebaelah paylu toss-chach dock-ah tiwa-ah gunaynatsi tahhistah ste-osh ne-ohoy awndash tchotah pay (d.h. Sonne) forelah toe mahtish pah-ak cawnu moonsah ahcue Joud-ohos-che ahtish kae-ahvaelah chitchous arseway toonahway sackque-way moohennay po-allannay tooshekay - onena= way (von Pferd tzennannay [abgel.) oulocknannay mackke shelay toe-o-annannay ocare (fie wulsten kein [‘Wort anzugeben) wakeque-a-way noponnenay ho-ae-wonacwe- onah ti-ah-way kiss-sinnay shonche-way watsolah moosah we-altzahnah klay -whichchin» [ray artseke | oshuckquinnay | tyanah XTI, 406-7. Wortverz.von 5 Pueblo-Sprachen; Bemerk. üb. Wörter deff. 281 1 2 3 4 5 SDomingoulw.) SJuan ulw. | Taos, Prcorıs " (Quera) (Tesuqur) Es JEMEz (alt Pecos) Zunı Mais (corz) melah Menfch |hats-see say-en tahhahnenah shuotish oatse (man) I Mond poy-ye pannah pah-ah Mund tseekah sho clahmo-enah e-ae-quah onahway Nafe karwishshe |shay poo-aenak Jforsaech nolinnay Ohr kahsepah oye-0 taglay-onay washchish sahschucktinnay Pferd kahyai-oh wie im Span. | kahwannah (wohl | gunah tooshe (wohl cabal- | [Wort anzugeben)| [pan.) Schlange |skersker [lo) | (Ge wußsten kein | Ratch-oonah paychutah chetolah Sonne pah hoolennah pay yattockkah Stein ke-ah-ah Stern shecat adoy-e-ah hahheglannah woonhah moyatchuway Stirn coppay siccovah pahhemnah wahpay huckkinnay Waller \iseats [nay | ogh poh-ah-oon pah ke-ao-way Zähne har-atchay- | moo-ah moo-ennah-enhay | goo-whan onahway Zunge \wah-atchin |hah | may-oon-on-en-ah | ainlah honinnay $ 407. Ich will nur einige wenige BEMERKUNGEN aus meiner PRÜFUNG die- (er 5 Wortverzeichnilfe mittheilen. In No. 2 fchreibt Simplon $. Aldefonso. Erde und Feuer in Col. 3 fcheinen gleich zu feyn, was wohl ein Irrthum ift. Die Fälle, wo zwifchen einigen Sprachen einige Ähnlichkeit ift oder eine Ähnlich- keit feyn könnte, find: Auge, Geficht, Kinn 3 und 5, Knabe ı und 2, Menfch ı und 5, Mond, Schlange, Sonne 2 und 4. Katze ift in allen gleich, aber auch in allen s der 9 Sprachen Simpfon’s: und zugleich hat es aztekifche Ähnlichkeit. Es ift eine höchlt auffallende Erfcheinung, dafs alle die 5 Sprachen, von denen Simplon ein Wortverzeichnils giebt, da das leer gelalfene Moqui, als die 9te, auszunehmen ift: (fo verfchieden 7 von ihnen unter einander find, übereinftimmend daflfelbe Wort für die Katze belitzen, lautend: moosak in vieren: im Tezuque, Zuni, in der Xicarilla, Yutah; moonsah im Jemez, moose im Nayajo, moose-enah im Picuri, moos in der Quera. Zu diefen $ Sprachen Simpfon’s tritt hinzu die Tarahumara mit musa oder misa. Es fchliefst diefe Reihe in fich 2 fonorifche, 2 athapaskifche und 5, unter fich und von den vorgenannten gänzlich ver[chiedene Pueblo-Sprachen. Es ift (ehr [chwer zu entfcheiden: ob man dieles Wort vom aztekilchen miz2/i Löwe herleiten; oder ob man Steffel’s Mei- nung annehmen [olle, welcher das tarah. Wort vom Spanilchen entlehnt erklärt (wo ich miz, miza, mizo nachweile), indem er fich darauf beruft, dafs den Tarahumaren das Thier vor der Ankunft der Europäer unbekannt gewelen fei (f. alles diefes azt. Spuren III S. at vgl. noch bei Yutah AS S. 357 No. 305). Die bisherigen Formen begünfti- gen diefe Meinung recht (ehr; wenn das Vorherrfchen des dem [panifchen Worte frem- den uw auffällig ift, [0 würde diefes w nicht minder der erlteren Etymologie hinderlich feyn. In anderen Theilen Mexico’s, meift im Süden, waltet das aztekilche mizzon Katze, Diminutiv von miztli Löwe: in 2 fonorifchen Sprachen: Cora mizton Tepeguana misto; Philos.- histor. Kl. 1857. Nn 282 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu-Mexico's. wie in anderen: in der Maya miztun, in der Hualteca mizzu ((. alles diefes IV $ 56 Art. mizton, S.83). Wollte man die Scheidung machen, jene Formreihe ohne 2 (musah, mus, misa) vom (panilchen; diefe mit 7 allein, wie es unzweifelhaft ift, vom azt. Diminuti- vum abzuleiten: [o tritt uns das einfache mix der Maya (neben ihrem miztun) als eine Analogie zur erlien Reihe entgegen, uns einladend fie auf das aztekilche mizrli zu gründen. Es laffen fich aztekilche Ähnlichkeiten nachweilen, welche aber alle zufällig leyn können: Hand 2 mah (die günftigfte, = ma-itl), A mahtish; Waller 2 ogh (= atl); Zunge könnte man in 4 und 5, ein pollelfives Präfix vorausgeletzt, dem azt. nenetl ähnlich finden. Es gehört hierher noch eine merkwürdige Übereinftimmung der Sprache Tezuque (SJuan, No. 2) durch ihr Wort ogh Waller (# azt. @2/) mit fonorilchen und anderen Spra- chen: Yutah ogo und oge, SBarbara in Neu-Californien oA, f[chofchonifch oRksche, Blackfoot ochke£h; ich habe diele Wort-Übereinftimmung an 2 Stellen meines Werks: bei der Yutah S. 355""" und 356", und beim Comanche S. 400° und """, ausführlich befpro- chen; das Urtheil über feine, formell vollftändig berechtigte, aztekifche Verwandtfchaft muls zurückgehalten werden wegen der Kürze des Wortes: weil der blofse Zufall wirken kann. Wichtig ift aber, dals Whiting’s Tezuque-Wortverzeichnils po% für Waller angiebt: was wieder dem allgemeinen fonorilchen pah fo nahe kommt; und diefes » a% (elbft haben wir in der Jemez-Sprache (No. 4). Eine andre fonorifche Verwandtlchaft bietet innerhalb eines engeren Kreiles ko-wah Geficht in No 1 (SDomingo oder Quera) dar = Comanche koveh oder kooveh, [cholcho- nileh ku wo, Wihinafcht koöd oder kodd}; [. beim Comanche $. 393" No. 45. $ 408. Von einer der Pueblo-Sprachen, T&zvQur am rio Grande, von der fchon Simpson in feiner 2ten Col. uns 40 Wörter gefchenkt hatte, haben wir vor kurzem (fo fchrieb ich vor einigen Jahren, bei der Abfaffung diefer Arbeit) im Vol. II. von Schoolcraft’s Indian tribes (1853) ein (ehr vollftändiges und reiches Worrverzeıcnnıss (dort Tusugue) erhalten: von der nach Wafhington gekommenen Deputation des pueblo aufgenommen durch David V. Whiting, p. 446-459, in der Verbindung: Mandan, Arapahoes, Sheyennes, Pueblo of Tusuque. Ich habe die englifchen Wörter alphabetifch geordnet, da MWhiting's Wortverzeichnifs, wie alle neueren nordamerikanifchen , nach Materien gruppirt ift. Die Wörter find denen von Simpfon (in Col. 2 feines gemeinfamen Wortverzeichniffes von 5 Pueblo-Sprachen) entfprechend:: es find diefelben, natürlich mit vielen, oft wefentlichen Verfchiedenheiten der Form; aber die Identität der Sprache ift bewiefen. Das Urtheil Schoolcraft’s über diefe Sprache (HI, 406”) lau- tet: many of the words in this vocabulary are monosyllabic, and suggest a connection with Asiatie stocks, in which this feature is prominent. Einige Jahre nachdem ich diefe Arbeit vollendet, Ende Mai’s 1857, erhielt ich im 4ten Th. von Schooleraft’s Indian tribes, Philad. 1854, ein XII, 408. üb.d.2 gr. Wortvz.des Zuni; Wortvz.des Tezuque u. Zuni: A. 283 gleich grofses Wortverzeichnifs des wichtigen Zusr-Idioms: wie jenes, nach Schooler.’s grofsem Schema der Wort- Auswahl. Es ift, wie das ihm voranftehende grofse Wortverzeichnifs des Navajo, gefammelt vom Capitän J. H. Eaton, und bildet die 4te Columne eines 4fachen grofsen Wortver- zeichniffes bei Schooler. IV p. 416-431: des Muskogee oder Creek, Assi- niboine, Navajo und Zuni. In der Mitte des Juni deffelben Jahres erhielt ich durch die Güte des Hrn. Prof. Turner das wichtige Heft, welches die vom Lieut. A. W. Whipple auf feiner Expedition um den 35ten Parallel- kreis gefammelten Wortverzeichniffe enthält, feinen: report upon the In- dian tribes ... Wafh. 1855. 4° (aber gedruckt 1856); in ihm fand ich ein 2tes bedeutendes Wortverzeichnifs (p. 91-93), durch Whipple felbft (93°) erlangt von einem Eingebornen diefes Volksftammes: es ift die gewöhnliche und kleine Wort- Auswahl der U. St. exploring exped. — Diefe Schätze haben mich bewogen die Zuni-Sprache in einer 2ten Columne dem grofsen Tezuque- Wortverzeichniffe beizugefellen; Simpfon’s kleines Verzeichnifs ift beigefügt. Die grofse Maffe der Wörter (ohne Zeichen) find die Eaton’s, ihm folgen unter einem Stern * die Wörter Simpson’s; das Nebenftück zu den wichtigen Wörtern Eaton’s (denen des grolsen Schema’s) bilden, unter der Vorzeichnung W, die Wörter von Whipple's Wortverzeichnifs. Die Vergleichung beider lehrt, dafs Eaton die Vocale (und Diphthongen) nach alter englifcher Weife, Whipple fie nach ihrer wahren Geltung (die fie im Deutfchen und Ital. haben) fehreibt. Auffallend ift, dafs Eaton’s y von W hipple gewöhnlich j gefchrieben wird, als wäre diefs unfer deutfches j. 6409. Wortverzeichnifs 1) des Pueblo von Tezvovr, 2) des Pueblo Zvni, von David V. Whiting, in Schooler. vom Oberft-Lieut. J. H. Eırton, in Indian tribes Vol. III. Philad. 1853 Schooler. Indian tribes Vol. IV. Philad. p- 446-459 1854 p. 416-431 1) Subftantiva, Adjectiva und Verba Tezugque Zußni alive no-woh-ahmoh eechaiaineedi, W hoh-i (auch life) angel ah-njere (fpan.) ahtsahnahchee ankle ahnahpaih moahtleeahquinnee ant ku-gnah hoopiskeeah [kowe arm | kho, *ko ahsinnee, *arseway, W asiowe, chi- Nn?2 287) arrow aufumn axe, hatchet back bad bark be, exist I am he is you are bean bear beard beaver belly belt (wam- bill [pum) bird bitter black bladder blood blue boat, canoe body bog bone bow boy bread breast breech-cloth brother buffalo, bi- son burn cactus call | Tezuque tzuh sehcoh ku-weh oh-wa gnairahpeh (gnairah gut) pehco-wah hahnguenaahnpih ih-ahnamuh ihguari-omuh naaih-omuh tehnahtuh kaih hompoh (po Haar) ohyoh cuah-ah, hai-eudeh hieuh beak tzireh nosaign paindih soyohmuh uh tzonwaih koheh touhu pohtzae (poh Waller) haehun ah enouh pahn (fpan.), * = Ipan. pink-hou, *peah puhyah-wi novi-parch (my) köh, *kah pahcanouh *sowwah tuhncah | Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Zuni shoallai, W shaw-oli dhmeeashneekeeah, W tdwwänaie kee-eelaiı, W kieli, aztek. Axt (hacha) mahsinnee [dlakieli qudhkokahshammai, W quokcokshama tsecegunnai [ (vgl. good) eemdi ho-eemdi look-o neemdi to-ono nowai ieeshai, W dinshe tseeponinnee, W siponiwe peehah, W piha W tsüole haipeequinnai otonnai beak qudhmooahlahtahpah, W wots-anaowe pdhlee quinnah, W quinna haipikchah W aäte hleeahnah, W 'ıhlit-onna kläilonnee, W thleloni klooninnee, W telonde haimoloolooah sahwee, W samme peeklahnai, W pitlandi ahktsahkee, W sabaki moolonnai, *moohennay, W mülondi pöhahtannee, *poattannay, W poha- peetlahnee [tande pdhpah, W süe toosheekaiwowainonnah (von Pferd ab- geleitet), *tooshekay-onenaway chahpeekeeah tzenannay tomoshaimaidh XII, 409. Wortverzeichnifs des Tezuque und Zuni; Ca-Eg. 285 cat catfısh cedar chief child, infant chin claw club /: war- coat [club cold come copper cotton-wood cow [poplar Crow ery erying dance ®.) darkness daughter day dead death deer devil die dog door drink drinking duck eagle ear earth, land eat eating e55 Tezuque * moosah pah-tziyah (pah Fifch) touyah hereyih *sabboh ma-gnah puhyaitoh th kuahncupih uagah (fpan.) ohndoh tzie nohtziyih hiareh kunh novi-aguahquai (my) tahri (tah Sonne) |[Tod) peu-ih-qu-wah (qu-wah qu-wah (vgl. .d. vor. u. die) paihn, *pahye peni-seinde kiwah (vgl. death) tzai, *cher pohtireh tzungueinh tzungueinhdeh obih tzaih oyez, *oy&o knohn, *nah koh hikoh-oh ouah Zuni * moosah iyeekonnah pdiaieenahquai, cacique:chähqueemoas- see; W dn-isatoni chief, ithlücknicha= weehah, W chatseki |mosi war captain *klaywhichchinnay, W tlewechin shonchee-eewai vochoonnee taitsai, W tetse W kathlimani hehsheelo-waäh, W teselili (vgl. Eilen) polah wahcahshee koko koydiah koyaidh otiydi, W ütiewe taiquinnah, W tequinna homo-chah-ahlee, W hom-katski (vgl.son, yahto, W jdtoie [husband, wife) ähshahkeeah, W happa (vgl. death, die) hahpah, W häppa shöheetah, W shaw-hita hoeesahmo, W ish-uwe wicked spirit ahshaikeeah (vgl. dead) wahtseetah, *watsotah, W watsta clemmahteenee tootoo, W tutu tootoo-eedh ai-ah, W e-yer keeikilee [shöktin lahjotinnee, *sahschucktinnay, W la- ähwaikailinnai, *oulocknannay, W sowi eetor, W ito oder ito eeto-ee-ah mo-wai, W tococomowe 256 elk embark enemy evening eye face Tat (s.) father feather fin finger fire fish flesh flint flour flower fly foot forehead forest fox friend frog girl go God gold good goose grass great green gun hail hair hand Tezuque tah tzureh haimbi taiirih tzie, *chay (vgl. face) tzae, *cha-ay (vgl. eye) kahumuh novi-sseudoh (my) kuhn (vgl. das folgd.) pähguhn (pah Filch) manghu (vgl. Hand) tah, *tah päh tuh huanhuarintzi (vgl. gun) tahtohnkeih (vgl. meal) pohbih puhnyuh auh, *ah * siccovah kah detza-ouai kaimah, *kenah aguuh pounh eose kuahnceutzaü gnairah pohkaipeh pehquaibih haihahgnuhai pohsehguah kuahn-when, *pequarre sahcambeh po, *poh maho (vgl. Finger), * mah Buschmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. m Zuni hahleeko eenahquai soonnahkeeah, W zunacha tonahwee, *toonahway, W tünaoue nopominnee, *noponnenay, W nopo- sheeleeshannah [rim tahcho, W tachu lahwai, W ldwe ahseeailahpalh-tonnai, W ketspilto (pl.) mähkeeai, *mackke, W maqui (mäki) kee-ashsetah, W 'tshash-ita shee-eelai, * shelay, W shile (vgl. meat) ahcheeahtaiatlah keeah-owai (vgl. meal) ootai-ahwai shonnatteekonnah waiquinnee, *wakequeaway , W oue- * huckkinnay, W haquın [guiowe tannah-aiyai hlahnahkonah, W mawi keeheh, W cua-yi tahkeeahweeo (von toad abgeleitet) keeahtsahkee, *wäatzahnah, *tyanah, ahnai, W soane [W eleshtoki poshaiankee, W onawilli lahtailoopeetsinnah kokeeshee, W cokshi nahnah-thlee paiwee, W pewe hlahnah, W thlanna ahshainah, W äsh-ena t0o-ahnunnee, *toeoannannay [Schnee) moöpinnahkeeah, W mopinaioe (vgl. tiyahwee, *tiahway, W taia-oue ahscekatso-ahwai, *shonchewai (= nail W), Wasikatsowa, ashtishokta XII, 409. Wortverzeichnifs des Tezuque und Zuni; Han- Liv. handsome hare hawk hay head head-dress hear heart heaven heel hill hog horse hot house in the h, husband ice Indian insect iron island kettle kill knee knife lake laugh laughing lead leaf leg legging life light lightning limb live Tezuque sagiwahndeh püh kinngaher tahco-wah pto, *pumbah pohka toh pih na-yohpah (vgl. sky) auhnapuh (auh Fuls) pighguai (vgl. mountain) petz-zureh cauallo, * it. son-uah taiwhah kaegih nopi-so (my) ohyeh iaembi animah-eh pohyahreh (poh Waller) kasuh kaeh kumanyah siyoh pohqua (poh Waller) phah noh-aiyih kuahncupohwai (vgl. iron) kuhnco-wah poh koh ouahtzai (vgl. live) taih tzihgonahno hunkah uouatzin (vgl. life) [Silber) kuahncutzan-uaen (vgl. Gold, 287 Zußdi höeekokahshee (vgl. good), W sohya pökeeah, W okshiconi (auch rabbit) peepee paikooseendh öshoquinnee, *oshuckquinnay, W 6 kempoyennai [skoquin ahwat-eeahwah eekai-ainannai, W ikeonünne dhpoyannai dikosinnee taipokee-ahliyai, W tepokethläoe aäncheemoah tooshee, *tooshe chahtelnah, W tesu (auch warm) tchahquinnee, W kidquimni (auch hut) homö-eeydhmahshee, W oyemeshi klemkai-annai, W 'tchathle Hoeetai, W höite [fer) taiseelechailai, W thlecaiawe (vgl. Kup- hek-ettoyai, W cabullaopi wüählee-aikeetdilee, W waäkish-i t-eenah, W alina oshinnee ahchee-unnee, W ächiendi eechahtolokeeah, W kiatulinni (vgl. sheequee [Flufs, Meer) sheequeechoyah haichappinnäh shäi-illee, W hawe sahquinnee, W gyin kaiwoolahrwee taimohee, W hoh-i (auch alive) taikohahnannai, W tecohanna weelolonnannai, W ultok-ai yahchinnai keeahquaiydi 256 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. liver lizzard lodge log love .) maize man meadow meal, Indian meat melon midnight minnow mole moon morning mother mountain mouth nail navel neck; nettle night noon (mid- nose |[day) oak oar old otter owl panther partridge pea pepper pigeon pine pipe Tezuque handah kusindeh tdah sohpuh dah kühn sae, *say-en tah kuhnkeih (kühn Mais) pibih, *pewe benduhndeh nuhpinurih pho, *poy-ye haireudih novi-quiyah (my) pighnsoh (vgl. hill) so, *sho mau-yeh (vgl. Hand) sihpeh kaiku, *kah tzaiheh kuriri tahgairi heu, *shay kuai pohwih sehndoh o-yoh kuyonh hien tutzambeh pahromah (fpan.) whaie sahku hähquahlinnai kaihomponnai koommai keeditsahnah, W anteshomä meewai, *melah, W miwe oatsee, *oatse, W otsi eechahhiahpennah 6-wai (vgl. Mais) sheelaiahwai (vgl. flesh) mätloooonnah (fpan.) tehleenahweeteekeeah (vgl. night) mootoleekeeah yal-ee-ai ‚yah-ondnnai, W jächune eecheeteh, W tewani tseetah, W sita yahlahnai, W jalaoe ahwahtinnee, *onahway, W awatın thöuchee-cewai, W shäunchiowe (pl.) shahmoloquinnee kis-eennee, *kiss-sinnay, W kisinde hahwai taileeahkeeah, W tethlin-aie eeteewahpah nohahhünee, *nolinnay, W nöelinde weemahrwai klahshee, W 'tlashshi seehah möohooquee hoakteetahshonnah tahchilchee kecahpeemowai kolah töloahwah ähshaikeeah, W asheki [ealumet) täipokleenannai, W tepoklinen (auch XII, 409. Wortverzeichnifs des Tezuque und Zuni; PI-Sl. plain post (Pfoften) potatoe prairie-dog rain|(coyote) rattle-snake raven red river robin rock Toe rose run salt sash scale scalp sea seat (Gefäls) see sheep shell shirt shoe shore, by the shot-pouch shoulder shrub silver sinew sing sister sit skin sky in the sky sleep Tezuque ahkcou paihhueh sagourbeh kuohn *payyoh pihyih pohka (poh Waller) kuhnduhguai (kuh Stein) pahvuah (pah Fifch+Ei) cahpohbih (pohbih Blume) aeh ahnyah (ad).?) bah-ah pahcovuah (pah Fifch) pocowah (po Haar) pohsoh (poh Waller) puh pimguaeh cahnaro (fpan.) camisa toh ahntoh pohyrareh ko-waiyah khuwo pehgnahvicahmborih kuahngutzahcu (vgl. Guld, izau [Eifen, Blei) kaah novo-pareh-i (my) auko-wah inaco-wah (vgl. heaven) mahconah Philos.-histor. Kl. 1857. 289 Zudi taiwolinnai tahmai chahpeemowai sooskee lonahwai, W thlitto-ia W chittola (vgl. snake) köko (auch Krähe) W shilowa chahwahnah, W kidwanaie queeshahhahnahconnah ahlahnah keesheetahmowai (Fifch + Ei) mocheekootaiahwai (hinten: Blume) yailahhah, W yelahd mahwai, W mawe (su.) aineennai meetchah-eelee mötseequinnee chahtoleelahnah, W kiatuth-ulüpnaie hahtseeponnee oonah, W und keeahnailo (wohl = carnero) W shaswtonni peetsahmöochoonnee möquahwee, W möquouo-wi Indian shoes wahtannai tshöotinnee lahtaikohonnah (hinten: weils) kleewee tainaidh, W tena-u chahwoo, W ikana W imu chaimee ahpoyannai, W jdla-oue (auch heaven) W ala Oo 290 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. small, little snake snipe snow son sour speak spear spring: 4) Frühling 2) Quelle squash squirrel star stomach stone stream strike strong stump summer sun sweet thigh think thistle thumb thunder tie toad tobacco toe tongue tooth [rtle | tortoise/. tu- | town, village tree on the tree Tezuque hiquiah-eh nangah pohtehyih poh (auch Waffer) novi-ae (my) ohyohher hih iumpeh toh-oudih pohpih (poh Waller) pöh yeh ahgo-yah, * adoy-eah siiwagh kuh koh quaerih nohquiah behpuhndeh (beh Baum) pohn-ivguehri tah, *pah anyeh pohpino (poh leg) ahnhiah eoh kuohntohn (kuohn Regen) huikahn peh sah auhcagh (auh Fuls) hae, *hah mouaei, *mooah o-waih beh beh-ireh Zußi isdhnah, W 'tsanna cheetolah, *chetolah, W mitcathli (vgl. [rattles.) oopinnahkeeah, W öupinaioe (vgl. Hagel) homo-chähwee (vgl. Tochter, husbd, wife), öpee [W chali paiyai, W peye lanza ({pan.) tehlahquaikecah (vgl. late), W ölok-iyer chdhquiyee mötaiahlah yeeahshee, W yeeyi möyahchoowai, *moyatchuway, W möi- möoloquinnee ah-ahlai, W awe (auch rock) chähpahneeyo yachtohdh tsoommai, W 'tsummi [achuwe möeechunnai öloeekeeah, W tecathli yahtokeeah, *yattockkah, W jatök-ia cheequah [Odtokya) deeyeennee (vgl. leg) ahnahwdh dhseeklahnahkee (vorn: Hand, grofs) cöololonnannai, W pinaia istah-00 tahkeeah ahnah, W hetoconi töquinneewai, W tökno-owe (pl.) höninnee, *honinnay, W honinne oahnahwee, *onahway, W ohnöw-ewe klooahlahwai, W thltalün tahkoleepotee, W taneaiwe XII, 409. Wortverzeichnifs des Tezuque und Zuni; Tr-Y. trout turkey turtle, torto- ugly [ise valley vein virgin walk wampum f. belt war-club warm warrior wasp water through the weak [w. weed wheat white wh. man wife willow wind) wind-pipe wing winter wish wolf woman wood woodpecker worm year yellow young Tezuque pihpah (pah Fifch) pindih oküu to-wahteh ahcoubaiguai auquah senatapih tzih hahrifaitzu kaitzaüh tahneh poh, *ogh poh-inguerih kohuhnpih kah tahtoh tzainh tzancih rovi-toquah (my), *nahveso muaho kahnnin kohhon tehnuhrih dah-alı deh quie, * ker söh, *sun pibih monsih pohn-ioh tzaiyuh ehnouh 291 Zuüi tonah, W tona ditowi wosahmoo, W hoh-isammo ahtailahnai, W pewe kölowee dilashtokee (= W girl) dhllooeeah, W yatashlotya tdhmchahpahndhmnee W tesu (auch hot) haimoquee, W sontaloqui hoopiskeeah keeahwai, *keaoway, W kiawe koos-eenah hlal-aiah keeahwai kohannah, W cohanna ahkohonnah homo-eeai (vgl.husband, Sohn, Tochter), W oyemeshili (vgl. husband) peelah ooltokeeah, W thlittequainaia töyahlannai dipeesaiwai taiahtsinnah, W telseti, tetsena hoandeeshaimah yoonahweekonah, W yünawico okeeah, *ocare, W okia tahwai, W thleloewe tamtoonoonoo tahsoah tdipeequaikeeah loopeetsinnah, W thlütsinna temtsahnah, W chimona 002 292 u FF ODOo0op plan roavn — a mm nn oo —ı a 20 oO IA EEE OD DI DDR DD UDD oO 5559599 5 Do ut Er = 100 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu - Mexico's. 2) Zahlwörter Tezugque guih guih-yeh pöhyeh ionouh pahnouh sih chae huhbeh kuaenouh tah-eh | tarıh gui-eh (nicht guih?) taneh gui-eh tareh pohyeh tareh ionouh t. pahnouih sıih . chae . rahbeh “)- . . . kuaenough uae-taeh uaetaeh riguih . riguihyeh . ripohyeh . ri-ionouh . ri-pahnouh ri-sih . ri-chae . ri-kahbeh . ri-huaenouh pohgiuntah (wohl -guintah) ‚yohnautah pohnautah ER SER ESKE sigh-intah segh-intah kahbentah huaegentah tahgentah Zußi topintai, W topa queelee, W quli hah-ee, W hah-i ahweetai, W awite ahptai, W apte topah-likkeeah, W toöpalikya quillah-l., W quidel. hiah-l., W hai-el. ten-ah-l., W ten-el. ahstem-hlah, W astemthla ahstem topiahlto, W topa-yathto a. queeleedhlto, W quili-y. a. hah-ee-ahlto, W hah-i-y. a. ahweetai-a., W awiten-y. ahptaiee-dhlto, W apten-y. topah-likkee-a., W topa-likyathto quillah-l. a., W quili-!. hiah-l. a., W haie-l. ten-ah-l. a., W ten-e-l. [athtemthla quilleekah nahstem hlah, W quilikyin- g. n. topi-ahlto, W g. a. töpa-yathto g. n. quillee-a. g. n. hah.ee-a. q. n. ahweetai-a. g. n. ahptai-a. g. n. topah-likkee-a. g. n. quillaah-l. a. g. n. hiah-l. a. g. n. tennah-l. a. [athtemthla hiee keeah-nahstem-hlah, W haiyik-in- ahweetai k.n. h., W awikin-a. ahptai k.n. h., W dptenik-in-a. topah likkeeah-n. h., W topalık-in-a. quillah I.n. h. hiah I. n.h. tennah I.n.h. ahsee-ahstem-hlah, W asiathtemthla XII, 409. Wortverzeichnifs des Tezuque und Zuni; Zahlw., Pron. pers. 293 he she we: incl. excl. Tezuque tahgentah ah-guih . ah-guihyeh . ah-pohyeh . ah-ionouh . ah-pahnouh . ah-sih . ah-chae . ah-kahbeh . ah-kuaenouh . ah-tah-eh . ah-uaetah . ah-pohguintah . ah-yohnautah . ah-pohnautah . ah-sigh-intah . ah-segh-entah . ah-kahbentah . ah-huaegentah ae ah ia Ta a: a a Te are: En . Ta ouae tahgentah pohnen t. yonaen t. pohnaen t. sigh-in t. segh-in t. kahben t. huaen t. tahgentah-gentah uae L.9. pohweh t.g. Zuni ahsee-ahstem-hlah topi-ahlto BRSRBRRRRRRROERRB BRBRRRÄSRRRARRS a.d. a. h. queelee-a. h. hah-ee-a. h. ahwetai-a. h. ahptai-a. h. topah-likkee-a. h. quillah-l. a. h. hiah-l. a. h. tennah-l. a. h. ee-ahlto h. quilleekah nahstemhlah-ee ahlto h. hieekeeah n. a. h. ahweetai-keeah. n. a. h. ahptainee-k. n. a. h. topah-likkeeah n. a. h. quillah-!. n. a. h. hiah-!. n. a. h. tennah-l. n. a. queelee-keenähsee ahstemhlah hah-ee k. a. ahweetai k. a. ahptai k. a. topah likkeeah k.a. quillah |. k. a. hiah 1. k. a. ten-ah |. k. a. (weiter rechnen fie nicht), W asi-ath= [temthla-athtemthla es birzoin om una nah uh ih-ih ih-ih tahquireh nihyeuboh a. personalia ho-o, W hoh-o to-0o, W toh-o look-o, W lüikye 1t. ho-ono, W höhno 294 IS they this: animate inan. these: an. inan. that: an. inan. those: an. inan. who what w. person w. thing all much, many part (some) something nothing near far off to-day yesterday to-morrow early late by and by for ever never perhaps Tezuque nah-ih ihnah Buscumann: die Völker und Sprachen Neu-Mexico's. Zußi ahchee, W lukno _ look-o (auch: er), W laktinona b. demonstrativa neightureh (-tuuh?) neigh-heighnih neigh-intu-uh neigh-inheighnih ohitu-uh ohiheighnih ohnaihrihquahpih ohigeigh-u-ahpeinkih lookkeeah, W lukyer = sing. ooksee, W uksi = sing. c. interrogativa toh-oh hei-oh tohnohmuh heigh-ohnohmuh chöowahpee, W chuapi quähchee quahhahpee: which p. d. indefinita taihquireh huainehpihyeh heinguigeren heinginubainboyoh Wlady div e hirih kagnih nait-hah tzondih tahndih hairimbah puh-ohaiyipoh uezembuh haihiombotahrei hai, haiomboyoh kahah tem-hlah, W temthla W teucha eepahcheeniyai tenquahholee el-hlah rbia lötai, W löte hö-thlomahshee lah-eekee, W laki teshsooguah, W teshuquoi taiwahnee, W ich-etoithli temshamlee tehnahlahkeeah wettsotel-ahpah ish-ahltaimah kösheekahtellaiah hönquahtee XIH, 409-10. Wortvz. des Tezuque u. Zuni: Präpf. ufw.; Bemerk.üb. Tez. 295 5) Präpofitionen Tezuque Zuni in no-uh (vgl. house, sky) oolai by uh (vgl. shore) tosheeah on kaeneh (vgl. tree) ahlotaikeeah above kaerich eeahmahquee under nougeh mahneechahquee within no-ulı taileetoquee without yagueh taiahlahquee through th (vgl. water) peequaieekeeah 6) Interjectionen yes haugh | ai-adi, W ia no eoh | Aolo, W holo 7) Zulätze zu Zuni bei Whipple matador, one who has I have eaten enough iton-awe killed an enemy pithlashiwani Zuni Shioui I wish to know alyiyanokenüh der Häuptling von Zuüi Zai-ai-ai-etzalı 8) die 3. pers. pl. der Verba des Zuni-Wortverzeichniffes findet fich p. 428 Anm. 5 von Eaton angegeben: eetor ahwai fie ellen, tootoo nahwäi fie trinken ufw. $ 410. Ich werde meine eigenen Beobachtungen und BEmERKUN- GEN über die beiden Sprachen aus dem vorftehenden Wortverzeichniffe ziehen; zunächft über das Tezugue (von Whiting genannt Tusuque): Schoolcraft bietet die Wörter, wie es die Weile feiner neuen Verzeichnille ilt, grofsentheils in Sylben zerfällt, und die Sylben wie einzelne Wörter getrennt, ohne Bin- deltrich, dar; ich ahme diefs nie nach: und habe nur dann eine Trennung durch Trennftrich im Worte gemacht, wenn ein Confonant zwilchen 2 Vocalen eine Sylbe fchliefst, oder wenn der Zufammenftofs von Vocalen verführen kann fie nach englilcher Weife für Diphthongen zu halten. Unter den Vocalen bemerkt man auch ö und ü: [. buffalo, maize, squash, wood. Die Wörter find grolsentheils einfylbig, wie Schooleraft fchon bemerkt hat. Diefer Ein- [ylbigkeit [tellen fich lange Wörter entgegen, welche wohl öfter zufammengeletzt find; älylbige: noh-woh-ahmoh lebendig, peu-ihqgu-wah todt (gu-wah Tod), haihah= gnuhai groß, sagiwahndeh hüblch; ein Slylbiges: Rahnguenaahnpih (eyn, da feyn; blylbige: pehgnahvicahmborih Strauch, haihiombotahrei für immer; [. noch Blei, Eifen, Gold, Silber, Sommer, Thal; auffallend ift die Länge vieler Pronomina: von 3, 4 Sylben (249-259); Slylbig: ornaihrihquanpin jene (pl:, belebt); 6 u. 7[ylbig: ohigeigh- u-ahpeinkih id. (unbelebt), heinginubainboyoh nichts. — Die Sylben enden in 296 Buschmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Malle auf #, und man hat das fo häufig den Vocalen nachgeletzte A (ah, eh, oh, uh; aih, eih, ouh ulw.) wohl für eine angenommene Schreibweife zu halten; f. rose, snipe, green, oh- naihrihquahpih jene (in allen 5 Sylben); dem A folgt auch öfter noch n (z. B. paihn). Ich beobachte die häufigen Endungen peh, weh, heh, wih; Anfatz wah [. leaf und folgd. Die Wörter enden öfter auf kn: deer, feather; die Wörter und Sylben nehmen öfter in der Ableitung n an und enden auf An: unter vielen Beilpielen nenne ich Hour, meal. Einige Bekleidungsltücke zeigen die Endung Zoh: coat, shirt, shoe. Der Anlatz peh bildet adj. pri- vativa: S. dad; die Sprache fetzt leicht zulammen: in der Weife des Sanskrits, Griechifchen und Deutichen. Das Präfix noor bedeutet mein in Verwandtfchaftsgraden. Die Fremdheit der Tezuque-Sprache gegen alles Bekannte ilt durch das Wortver- zeichnils genugfam erwielen. Trotz dem finden fich 2 aztekilche Ähnlichkeiten: maho, Simpfon mah Hand: womit wohl eins ilt manghu Finger (vgl. mau-yeh Nagel am Fin- ger); sipeh Nabel (A zicz/i), nahe kommend dem Co zipütziti (Ca *sicu, Tejico); und mehrere fonorifche Ähnlichkeiten: ?piA% Herz (f. Comanche S. 397 No. 125), poh Waller, zah Sonne (Cahita *aa), tahri Tag (Cah. zaeuari, tacuari); uh du (Tepeg. u dein). Einige Wörter find [panifch: caua/lo Pferd, cahnaro Schaaf (= carnero Hammel), uagah Kuh, pahromah Taube (= paloma); camisa-toh Hemde, pahn Brodt. In meinen Bemerkungen auf die Zuni-Sprache übergehend, berichte ich zunächlt über die Übereinftimmung und die Abweichungen in den Zuni-Wörtern zwilchen den 3 SAMMLERN. Eaton und Whipple ftimmen im ganzen und grolsen überein: fie haben für die Begriffe grolsentheils diefelben Wörter in mehr oder weniger ähnlicher Geltalt. In einem nicht unbedeutenden Theile der Sammlung weichen fie aber auf eine befremdende Weile von einander ab; fie bieten nämlich für folgende Begriffe ganz verfchiedene Wörter dar: was argwöhnen lälst, dafs auf beiden Seiten bedeutende Irrthümer bei der Aufnahme vor- gefallen find: Baum, Blatt, Bruder, Donner, Ei, Eis, Erde, Finger, Frühling, Fuchs, gehn, Gott, bälslich, Häuptling, Hafe, Herbft, Holz, hübfch, Infel, Keflel, Kind, Klapperfchlange (W gegen Simpson), Krieger, Kupfer, lebendig, lieben, Meer, Morgen und morgen, Regen, Schlange, Schwelter, See, Sommer, Tabak, Thal, Vogel; ihr (vos), fe (ii). Zwilchen Simpfon und Eaton find ganz gleich die Wörter: Brult, Hals, Mann, Pferd, Schlange, Stern, Waller, Zunge; beinahe gleich oder nur um ein geringes verlchieden: Auge, Feuer, Fleifch, Haar, Kopf, Sonne, Zahn; bedeutend ähnlich: Brodt, Büffel, Frau (femina), Ge- ficht, Gewehr, Hund; ziemlich ähnlich: Fuls, Nafe; nur ungefähr ähnlich: Arm, Hand; be- deutend verfchieden: Erde, Mais, Ohr; — beide haben ganz andre Wörter für: Mäd- chen, Mund. Was das ÄUSSERE der Sprache anbetrifft, (o haben wir in ihrer Schreibung wieder diefelbe Häufigkeit des % nach Vocalen am Ende der Sylben und Wörter wie im Tezugue; vorzüglich häufig ilt ah. Die Sprache tritt charakteriftifch mit langen und [ehr langen Wör- tern auf, und bekundet dadurch [chon ihre Selbitftändigkeit gegen die Verluche für fie eine Verwandtfchaft unter anderen zu finden. Solche langen Wörter find: Knöchel möah- tleeahquinnee, Herbft ähmeeashneekeeah, Moralt Raimoloolooah, Vogel qudh= mooahlahtahpah, [chlecht yuahkokahshämmai, lebendig, Erde, Büffel zooshee= kaiwowainönnah, Finger ähseeailahpalhtonnai, Feuerlten ahcheeahtdiatlah, Gold /Zahtailoopeetsinnah, Fliege, Ehemann, Hand ahseekatso-ahwai, Kellel wäh- leeaikeetdilee, See, Hügel, Nabel, Mitternacht zehleenahweeteekeeah, Wiele, Hemde, XII, 410-1,a. üb.d. Zuni-Spr.; Einl,zum Wortverz. der Quera-Dialecte. 297 Pfeife, Meer, Erbfe, Rofe mocheekootaiahwai, robin, Rogen, Keule zänhmchahpah-= nähmnee, Wolf; die Zahlen von 6 an, nie kösheekahtdllaiah. — Dagegen aber ent- behrt die Zuni-Sprache auch nicht kürzere Wörter, namentlich 21ylbige. Beobachtungen lehren diefe langen Gebilde etwas zufammendrängen und leichter auffallen: indem fich z.B. in den Subft. die weit herr[chenden oder [ehr allgemeinen Endungen ee, [pecieller nee, nnee, mit einem Vocal zuvor, befonders innee: wohl oft pron. poss. ([.S. 302”); ferner anna: und wai erkennen lalfen. Für nee [chreibt Whipple häufig ndi, endi. Der Ton liegt, wie auch Zurner (bei /Fhipple 93”") bemerkt, meiltentheils auf der iten Sylbe des Wortes; in langen Wörtern tragen aulserdem hintere Sylben einen Ton. Ich unterlaffe es fpielende aztekilche oder fonorilche Ähnlichkeiten zu bezeichnen, da auch die Zuni-Sprache diefen Idiomen ganz fremd ift; ([panifche Wörter in ihr find: Kuh, Speer; auch wohl Melone und Schaf. $ 411,a. Zuletzt find wir durch ein 3- bis 4faches gröfseres Wort- verzeichnifs in den feften Befitz der QUERES-Sprache, der erften von Simpson’s Tafel, gelangt. Wir verdanken dem Lieut. A. W. Wuıerre eine zwiefache Wortfammlung der Kiwomi-Indianer von SDomingo (eine grofse und eine kleine), einige Wörter der Cochitemi und einige der Be- wohner von Acöma; Whipple fammelte fie auf feiner Expedition um den 3öten Parallelkreis zum Behufe der grofsen Südfee-Eifenbahn 1853-54, und fie find abgedruckt in dem Hefte: report upon the Indian tribes, by Lieut. A. W. Whipple, Thomas Ewbank, and Prof. Wm. W. Turner. Wafh. 1855. 4° (noch 1856 gedruckt), p. 86-89; und begleitet (p. 90) von einigen Bemerkungen Turner's. Die 4fache Wortfammlung trägt in der Überfchrift den Gefammtnamen Queres. Uber die Art, wie Whipple zu diefen Wortfammlungen gekommen ift, fagt er (p. 90): „Am Canadian ftiefsen wir, begleitet von einem Handelstrupp von Mexicanern aus SJuan de los Caballeros, auf Indianer aus dem Pueblo SDomingo. Die Mexicaner gaben an, dafs fie als Teguas bekannt feien, fie felbft nannten fich aber Kroame oder K7womi. Ein Wortverzeichnifs ihrer Sprache, von dem Häuptling erlangt, ift beinahe vollftändig. Das zweite, von einer andren Perfon des Trupps mitgetheilt, kann zur Vergleichung nützlich feyn, indem es denjeni- gen entfprechenden Wörtern beider, die in beiden ähnliche Laute aus- drücken, Vertrauen verfchafft.” In dem Namen Tegua müffen fich die Mexicaner wohl geirrt haben, weil diefs nach anderen Zeugniffen (Davis oben S. 278", nach Turner 90” Pike und Gregg) die Sprache von SJuan ufw. (Simpson’s 2te) ift. Ich habe die Wörter der kleinen Sammlung der grofsen unter einem Stern * beigefügt. — „Bei Rocky Dell creek” (über feine Lage f. bei den Flüffen S. 240°), fagt Whipple über den 2ten Dia- Philos.-histor. Kl. 1857. Pp 298 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu - Mexico's. lect, „erfchien ein anderer Trupp indianifeher Handelsleute (traders). Sie unterriehteten uns, dafs der indianifche Name ihres Stammes Cochitemi fei, obgleich von den Spaniern Qxime genannt; und dafs ihre Heimath in Neu-Mexico, füdlich von den Kiwomi, fei: vielleicht zu Zandia oder Isleta. Das Wortverzeichnifs ihrer Sprache wurde nicht vollendet, weil es mit dem der Kiwomi beinahe einerlei fehien.” Es kann nicht zweifelhaft feyn, dafs diefs der Dialeet des pueblo Cochiti ift, welchen Simpson und die andren Autoritäten zu der Queres- oder Sprache von S’Domingo ulw. ftellen; die Nennung von Sandia und Isleta: welche zur Picuri -Sprache, Simpfon’s dter, gehören, durch MWhipple ift als ivrthümlich zu betrachten; aber der Wi- derfpruch ift nicht zu löfen, dafs diefe Schaar füdlich von den Aiwomi zu wohnen vorgab, da (wie Turner 90”" bemerkt) Cochiti der nördlichfte pueblo der Queres ilt. Von der Acoma [ind nur 28 Wörter gegeben; Whipple fagt: „wir verfuchten ein Wortverzeichnifs ihrer Sprache zu fchreiben, aber die angegebnen Wörter waren fo lang und fchwer auszufprechen, dafs wir die Arbeit aufgaben.” Turner bemerkt, dafs diefer Dialeet, welcher dem Anfchein nach die Sprache in einer älteren und reineren Geftalt zeige (its words being longer and presenting a more uniform character than those of the other vocabularies ;), von den beiden andren ftärker abweicht: was er durch ihre abgefonderte Lage gegen die Mexicaner erklärt, wie auch Lieut. Abert fagt: These people cannot have associated much with Ihe Mexicans, ‚for they scarce know a word of the language; die Abfonderung von den Stammgenoffen würde wohl allein die Befonderheit der Sprache erklären. „Der allgemeine hieraus zu ziehende Schlufs”, heilst es dann, „ift, dafs wir hier Wortverzeichniffe der in S.Domingo und den benachbarten pueblos ge- ([prochenen Sprache haben; und diefer Schlufs wird durch eine Vergleichung ihrer mit Simpson’s kurzer Sprachprobe ... . unterftützt, mit der fie ziem- lich übereinftimmt.” Da die Wortfammlung (das kleine Schema der ewploring exped. mit Zufatz einiger Wörter aus Schoolerafl's grofsem Schema) nur durch den Kiwomi-Dialeet durchgeführt ift, und vom Cochitemt und dem Dialect von Acoma nur wenige Wörter aufgenommen find; fo habe ich mein, alpha- betifch geordnetes Wortverzeichnils des Queres-Idioms in 2 Reihen ge- theilt: ein (ganz kurzes) Wortvyerzeichnifs der Quera, d.h. ihrer 3 Dialecte: Kiwomi mit Acoma, oder (was feltner ift): Ariwomi, Cochitemi und Acoma; XII, 411,a-b. Wortverzeichnifs der Quera-Dialecte. 299 und ein viel gröfseres des Afwomi-Dialectes. Die 2te, befchränkte Auf- nahme oder Sammlung des Aiwomi habe ich der grofsen Sammlung diefes Dialectes unter einem Stern; und derfelben auch unter dem Zeichen S die Wörter Simpson’s aus der Sprache von S’Domingo, ... Acoma, Cochiti beigefügt. 6 411,b. Wortverzeichnifs der Queres-Mundarten von A. W. Whipple, in feinem report upon the Indian tribes, Wafh. 1855. 4° p-: 86-89 1) Kiwomi mit Cochitemi und (oder) Acoma A. Subftantiva, Adjectiva und Verba Kiwomi Cochitemi Acoma blood maätzi maatsi body cdowutz-i, * sieni sinni boy iowüs, S onue shrüiati lat-tr chief hitichin tapuft child uwak lak sallat-tr, S sahwish- eye cdana (S kannah), *shaana hö-ond-ine [sha face scuo-wah, *skuo-wa, S ko- ho-wa-winni father umo [wah | talatch naishtia feet hästen, S kartay foot haashtie-ni friend sö'w-okin söwkin-i girl mäsitch, S koyyah mäsitch mdasit-tr hair hadre, *hatre, S hartran hahtrat-ni [moshtay hand märquin, *nashka-ini hamatchti-ini, S kah- head näshke nüshkai-ine, S nashı- heart ouinaska ouinoshka [canne house, hut | aitchin cättuita husband cahnüschi catrisi Indian hano hantno leg seema, S kay-ahkah hama-ni man haähchtse, *hätchthe, Shats-| hachthe hähtratse see; tewa moon tdowatz, *tah-owatz tahowatz mother yahyah yalyah ndiia mouth stchica, *chiaca, Stseekah oulica-ni nose wieshin, S karwishshe ouist-ine rattle-snake | shrüo-wi, S shrueo-we shrüuwi Pp2 300 Buscnmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Kiwomi Cochitemi Acoma son k'sah-ewüsh-i samierti star shiachütz,*shichut-i,Sshe-| shikiät sun osütz, *oshütz [eat | oshutz tongue wächin, S wah-atchin waitch-hunt-ni village,town| ha-stitz saashtüist warrior sietchuia cowwats-ouhats-ita woman cöiyoi, *chyauwi; Snai- | coyoui cuhu Mexicans | Castela [atsay Cashtülda Be Zahlwörter 1 isk-a, *isk islhıka 2 'tsuomi, * tuomi kuomi 3 'isscham, *tschab-i chami 4 gidna, * kiana kiana 5 ta-hm, *tdoma tdma 6 stchis, *chisth chisa 7 mdichana, *it. mdicana 8 cöconchi, *cdcümshi cocomishia 9 mäiec-o, *maieco mdieco 10 'tcahtz, *cahtz 'ikatz 2) Kiwomi allein A. Subftantiva, Adjectiva und Verba alive, life siyan arın scdoyumi, Skah- arrow estowa J[umay autumn tilona axe, hatchet öokpo-wen bad cuwasa bear cuhai beard müsh-es-oi beaver cuoho belly sco-omutch bird stolo black münaken blue quisk bone hai-skin bow wes-chick bread pa, S pah breast S quaistpah brother thumi buffalo müshatch (S moo- shats), *mushuck cactus S aemoochte cat S moos chin S tyarskah cold ioma dance ächintz-tscha darkness cahps daughter cuiyah day saiech dead, death tschlomo deer kiahni, Ske-ahne devil(wick- shuwachup, *shu- ed spirit) watz dog ti, Stish drink üskea duck tie-wit-e-wik ear yüopi,Skahsepah earth, land y@'i, S hah-ats eat tshüpeh, *chüpe egg tchiola evening chapucca fingers cheowütz fire haikan-i, S hah« fish cahsh [Kanye flesh, meat isheni, Sishshane forehead siup, S coppay fox quish-shotz-un go hina [Dios , god sürch-anüch, S XII, 411,b-c. Wortverzeichnifs des Kiwomi-Dial.; über die Quera-Spr. 301 rabbit, ha- leich rain [re Aeinut-i red cucan river china run atz-omuk sea "tsist-tsuo-wi see stukutch-i shoes, Indi- hashup,*hashum sing [an suut-a sister memme sky,heavenhdiwucca sleep ylapat-asi, * sı- small, little luskitch [paak smoke * chdska snake sküiska, S skers- snow hao-wi [Ker. speak Eehnütz-asi,*sah- spring tietz [tsa (Frühling) squirrel Dbialın stone yaoni strong sishütz summer cadshate thunder cöw-omütz tobacco haomi, * hdmi toe seemütz tooth hahtch-ini,S har- atchay-nay tree manzäna | turkey 'tsina | ugly chaliska pipe, calu- achan, *chägück | valley (ca- chinaiya good lao-wa goose caipo grass ashen, *ahshi great, big matsitch green cıshat-im gun S onistz hail haoman-i handsome cinmotawa hill cuyocats horse S kahyaioh ice hahami iron thimüs-chüch island cots-anch kettle cimas-awa kill saot knife keska lake clo-watsi leaf masani light mäsu lightning piütsoisk-i love (v.) tenisi maize ydoca, *ydchi morning nacalya mountain cote nails hao-wütz-in neck scdao-witz, S wit- night noiya [trahne old nai-stchua partridge cahscark pigeon huk pine hahni poplar| met hietran $ 4l,c. walk [üon) ndo-wapotsen warm, hot cdtch-a water "tsetz, S tseats white cdsha [nats-shu wife cahnüye, S kar- wind cuyoutow-i winter coke wolf cachan wood hahni yellow cuchin young lücashat Apaches *Chah-shm Kaiowas * Cdiguas C. Pronomina I hino thou hish he weh (auch: die- we hino (= ich) [fer) you kech-eo they eotza this weh (auch: er) that Uuweh'-o all sehow-öpa much,many &pma who how-o D. Adverbia near htoma \to-day hiwosaitch | yesterday so | to-morrow ndhcaia E. Interjectionen yes hah no tsah Nach Mittheilung des uns überlieferten Wortfchatzes des Queres-Idioms habe ich mich mit BEmErK ungen über die Sprache, wie über die Verhältniffe der Wortverzeichniffe und Dialecte zu verbreiten. Die Wörter der Quera find im allgemeinen kurz, nicht lang; der Vorwurf, wel- chen PFhipple der Acoma macht, fo lange Wörter zu haben, ift auch nur mälsig begrün- det: mehrere Wörter find allerdings ziemlich lang, namentlich durch gewille Endungen und Anlätze, von denen ich [ogleich rede. Den Ton tragen die Wörter aller 3 Dialecte, wie 302 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Turner (p. 90””) [chon bemerkt hat, faft immer auf der erften Sylbe: nur die Acoma macht einige Ausnahmen. Häufige Endungen der Sublt. find im Kiwomi wutz oder wus, mutz oder muzch und einige ähnliche; feine Verba fcheinen öfter auf si auszugehn; in der Acoma enden manche Subft. auf Z-2r, at-tr: was zu der [chweren Ausfprache gehört, welche Whipple ihr zulchreibt. — Pronomina possessiva praefixa erlcheinen in dielen Dia- lecten nicht: ich beobachte nur Vater und Mutter in der Acoma mit nai beginnend, was aber wohl gemeinlamer Haupttheil beider Wörter ilt. Dagegen zeigen in der Acoma und auch etwas im Aiwomi die Ausdrücke für Theile des Körpers eine, mehrfach gewandelte, Endung oder beller Anlatz, welchen ich für das (angehängte) pron. poss. mein halte. Diefe Endung ilt ini, ni, ne; in oder i; fie (timmt merkwürdig überein mit der Endung nee, innee des Zuni, welche ich (S. 297°) auch für pron. poss. halte, die aber auffallenderweile, wie nnai, auch öfter wie Subft. Endung überhaupt erfcheint. Sie ilt, wie gelagt, herr[chend im Acoma- Dialect, und delfen Wörter für diefe Begriffe erfcheinen gegen die nackten des Kiworni durch die Geltalten dieles Anlatzes vermehrt. So, und meilt als eine Vermehrung gegen Kiwormi, erlcheinen im Acoma: ini in Hand; ine in Auge, Kopf (auch Simplon hat nne in Kopf: aber [ont nicht), Nale; w@inni in Geficht; ni in Bein, Fuls, Haar, Leib, Mund, Zunge; dagegen hat die Acoma das blolse Subft. gleich dem Aiwomi: in Blut, Herz. Das Kiwomi hat in der Hauptfammlung ini in Zahn (Simpfon aynay); in in Nägel, Nafe und Zunge, i in Leib; die 2te Sammlung hat ini oder ni in Hand; ni in Leib —= Acoma: und ein einfaches ift gar nicht da. Die beiden Sammlungen vom Kiwomi haben faft immer daffelbe Wort, in glei- cher oder beinahe gleicher Geltalt; etwas mehr abweichend ilt die Form in: böfer Geift, Mais, fchlafen (bedeutend), 3; verfchiedne Wörter haben beide für Leib (das der zweiten Samm- lung —= Acoma), Pfeife, fprechen. Daffelbe Wort in allen drei Mundarten beobachtet man in Knabe und Vater. Ich kann das Urtheil Whipple's (f. oben S. 298°*) beltätigen: dals die Dialeete Kiwomi und Cochitemi beinahe einerlei find; es find nämlich zwilchen beiden ganz oder fo gut wie ganz gleich die Wörter für: Kind, Klapperfchlange, Mädchen, Menfch, Mond, Mutter, Sonne, die Zahlen 1 und 3-10; beinabe gleich: Frau, Stern, 2; einen bedeutenden Form-Unterf[chied beobachtet man nur in Ehemann; ein wirklich ver- [chiedenes Wort bei beiden kommt (unter den wenigen) nicht vor. Es beltätigt ich auch die gröfsere Fremdheit der Acoma, welche Turner bemerkt. Die Acorna bat zunächft mit dem Kiwomi beinahe gleich oder in fehr ähnlicher Geftalt die Wörter: Blut, Freund, Fufs, Herz, Kopf, Nale; fie hat mit Aiwomi und Cochitemi oder mit erlterem allein dallelbe Wort, aber in etwas anderer Geltalt, für: Auge, Frau, Indianer, Mädchen, Menfch, Mund, Mutter, Zunge; it. mit Kiwomi, aber in bedeutend andrer Geltalt: Bein, Dorf, Geficht, Hand; fie hat endlich ganz andre Wörter als die 2 andren oder als Kiwomi für die Begriffe: Häupt- ling, Hand, Kind, Sohn. Es bleibt noch übrig, dafs ich das Verhältnils beftimme, in wel- chem Simp[on’s Wortverzeichnils zu denen Whipple’s fteht; eine Entfcheidung für einen beftimmten Dialect von den dreien ergiebt fich nicht. Simpson liefert das Kiwomi- W ort der grolsen Sammlung in bedeutender Ähnlichkeit oder ganz gleich für die Begriffe: Arm, Auge, Büffel, Feuer, Fleifch, Hirfch, Klapperlchlange, Menfch, Mund, Stern, Waller, Zunge; in ziemlicher Ähnlichkeit: Geficht, Haar, Hund, Nafe, Schlange, Zähne; in fehr verfchiede- ner Form: Frau (uxor); er hat aber ein ganz andres Wort als das Kiwomi für: Bein, Erde, Frau (fernina ), Fuls, Gott, Hals, Knabe, Mädchen (diefe beide von allen 3 Mundarten verfchieden), Ohr, Stirn; ein anderes auch als das Aiwomi, aber das Wort der Acoma, für: Hand, Kind. XII, 411, c-d. üb.d. Quera-Spr.; FF hipple üb. die Pueblo-Ind.u.ihre Sagen. 303 Die QuUEKES-Sprache ilt trotz einiger Anklänge an andere eine ganz belondere Sprache, von der keine Verwandtfchaft aufzufinden. Mit der aztekilchen ilt ähnlich märquin Hand des Kiwoms. — Mit dem Comanche finden fich einige vicht wegzuläugnende Übereinftimmungen, vor allen: Geficht Acoma Rowd-winni, Kiwomi scuowah, Simplon koveh (|. S. 282””): Comch koveh; Herblt Ki tuona, C ZoRane Winter; ja Ki und C hah; — [chon fchwächer, leicht Zufall, aber doch recht ähnlich: Tabak Ki Raomi, *häami: CB pa(hm), M pahmo, N pahamo;, auch noch ähnlich: Ehemann Ki cdhnuschi, CN comakpee; l[chon wenig: Bruder Ki zrRuümi, Ctama. Diels find aber auch alle Ähnlichkeiten beider Sprachen: die übrigen Wörter find zwilchen ihnen gänzlich verfchie- den, und es ift nicht an die geringlie Verwandtlchaft ihrer zu denken. — Diele Pueblo - Sprache zeigt auch aufgenommene [panifche Wörter: die Mexicaner heilsen im Kiwomi und in der Acoma Calülier, Dios Gott bei Simplon (Ki hat ein eignes Wort); Ki man= zdna Baum! (im Span. Apfel); pa, bei S pah, Brodt; wohl auch Simplon’s Pferd. $ 411,d. Ich darf die werthvollen Aufklärungen und Mittheilungen nicht übergehn, die wir der Expedition des Lieut. A. W. WHIPPLE um den 35ten Parallelkreis in den Jahren 1853-54 über die VOLKER Nrr- Mexıco’s (im weiten Sinne) verdanken, obgleich fie — in feinem, von mir fchon vorhin (S. 297”) genannten report upon the Indian tribes, Wafh. 1855 (und 1856). 4° — lange nach der Vollendung meiner Arbeit erfchienen find. Meine Mittheilung mufs fich aber meift auf Nachweifung und Andeutung be- [chränken. Whipple theilt p. 10”F_ 11" einen Bericht des Lieut. Abert vom Jahre 1844 über das ganze Territ. Neu-Mexico mit, "welcher die grolsen Bezirke und deren Theile (counties), in die es getheilt ift, mit vielen Namen von Ortfchaften und mit der Einwohner-Zahl angiebt; darauf lälst Wbipple p. 12 eine Tafel folgen, wo allen den vielen Örtfchaften des Territ. die Einwohner-Zahl zugeletzt ilt; und eine 2te, ausgezogen aus jener, die Einwobner- Zahl der 21 puwedlos meines öltlichen Neu-Mexico’s enthaltend; die Summe beiträgt 15,300 Pueblo-Indianer, = % der ganzen Bevölkerung des Territoriums (p. 15°). nr Whipple handelt über die Pueblo-Indianer von p. v"" an, er fchildert fie 13%. -mi-n Am Canadian ftiels die Expedition, wie ich [chon oben (S. 297") angegeben habe, auf eine Schaar derlelben (aus SDomingo: [. 3.”"”), auf einem Handelszuge durch das Land der Co- manchen begriffen, die fe nicht finden konnten (365): welche ‚fagten, dals die Spanier ihren Stamm Tiguex (vgl. jedoch oben $. 207"), fe felbft aber Kı o-wurnmi (was Whipple, 36”, für —= dem Zahlwort 2 bält) nennten (4""); fie zeichneten einen Entwurf ihres Landes (meines Neu-Mexico’s) mit den Namen und der Lage der pwedlos auf den Boden, welche Zeichnung p. 10 gegeben ift. Sie gaben (30”") Mittheilungen über die alte Gefchichte der Pueblo-Indianer, welche wie von Azteken klingt: „Der Sage nach er[chien diefer Volks- [ftamm zuerft bei Shripap, der nordweltlichen Quelle des rio del Norte. Sie wanderten ohne fefte Wohnfitze herum und fuchten Schutz unter den canones des Flulfes: in Höhlen, welche noch find. Sie weilten eine Zeit lang zu Acoti, dem Geburtsorte Montezuma’s, welcher der Führer der nachfolgenden Wanderung wurde. Er lehrte fie pued/os bauen, mit hohen 304 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Häufern und Badftuben (eszufas); und heilige Feuer anzünden, zu hüten von Prieltern. Taos war die erlte Ortlchaft, die er errichtete; und von da ging er füdwärts weiter, Anfıed- lungen in der auf der Karte benannten Reihenfolge gründend. Acoma wurde von ihm ftark gebaut und befeltigt. Pecos war eine der vorzüglichlten Städte; und als er dort war, nahm Montezuma einen hohen Baum und pflanzte ihn umgekehrt ein: indem er [agte, dals, wenn er verlchwinden würde, ein fremder Menfchenfchlag über fein Volk herrfchen und kein Re- gen feyn würde. Aber er befahl ihnen das heilige Feuer zu bewahren, bis der Baum fallen würde: zu der Zeit würden weilse Männer aus Olten in das Land [trömen, um ihre Unter- drücker niederzuwerfen; und er [elbft würde zurückkehren, fein Reich aufzubauen. Die Erde werde wieder von Regen befruchtet werden und die Berge Schätze von Silber und Gold gewähren. Von Pecos, das, — [cheinend, als habe es fein Gelchick erfüllt —, jetzt wült ift, ging Mont. weiter füdwärts, Ortichaften weit und breit äusftreuend, bis er die Stadt Mexico erreichte. Da, fagt man, lebte er bis zur Ankunft der Spanier: wo er ver- fchwand. Seitdem, äulserte der Erzähler, bei feiner Gelchichte ganz aufgeregt werdend, ilt die Vorherlagung eingetroffen: und der Baum zu Pecos fiel, als das amerikanilche Heer in SFE einzog. Einige Zeit vorher waren die Indianer jenes puedlo hiugelchwunden; und bald nachher [tarb ein alter Prielter, der letzte (eines Volksltammes, auf (einem Polten: und das heilige Feuer erlofch., Sie erwarten nun ängltlich die Ankunft Montezuma’s; und es wird berichtet, dals in SDomingo an jedem Morgen bei Sonnen-Aufgang eine Schildwache ihren Hausgipfel erklimmt und nach Olten blickt, fein Kommen zu erlpähen. Die Tiguex lagen: die Comanchen, Navajos und alle Indianer- Stämme [eien von derlelben Race, abltam- mend von Montezuma. Alle rauchen gegen die Sonne, dals fie ihnen Antelopen zu tödten, Indianer zum handeln [ende und fie von ihren Feinden errette” Es werden noch andere Zeugnille über die Wichtigkeit beigebracht, welche Motezuma bei den Puedlo -Indianern hat. Am Rocky Dell ereek (f. 38”'*) befuchten folche (f. oben S. 297-8”) die Expedition; fie erkannten die dortigen Felfen-Malereien (pictographs) als von ihren Vorfahren zur Er- innerung an dielem Lieblings-Jagdplatze hinterlaffen an; Fig. 1 und 2 erklärten fe „für Vorftellungen Montezuma’s, welche die Stelle heiligen und einen immerwährenden Waller- vorrath fichern follten. Sie beftätigten, was die andren in Beziehung auf Monzz.’s Macht und feine erwartete Ankunft aus dem Often gelagt hatten.” Das [onderbare Thier oben erklär- ten Ge für „die grolse Wallerfchlange: von Metz. erlchaffen, um denen, die zu ihm beteten, Regen zu geben und ihr Leben zu erhalten ...” Montz. ift (40) der Schutzherr der heili- gen Quelle im Zuni- Thal, Hüter der dortigen Reliquien. Von den Zuniern lagt der Verf.: „Obgleich fie in ihrem puedlo eine Kirche des Kreuzes und gelegentliche Beluche eines chriftlichen Prielters dulden, [cheinen fie doch wenig Achtung vor der catholilchen Religion zu haben. Im geheimen rühmen fie fich der Treue (Zoyalty) zu Montezuma. Sie fuchen ihre (pan. Nachbaren in Unwillenheit ihrer Ceremonien zu erhalten; lagen aber, dafs die Amerikaner Brüder der Kinder Montz.’s und ihre Freunde feien; daher verbergen fie vor ihnen weder ihre heiligen Tänze in den Höfen, noch die mitternächtlichen Caziken - Ver- (ammlungen in der estufa” (vgl. Z. 13-14 des $ All, e). — p-43” wird ein altes Zeugnils über Azteken am Colorado angeführt: „Zerowx lagt, dals ihm von einem Prielter in Cali- fornien mitgetheilt ift, die Colorado-Indianer leien Azteken, zur Zeit der Eroberung des Cortes aus Mexico vertrieben ... Diele Vorltellung erhält einige Wahrfcheinlichkeit durch die Thatlache, dals Alarcon auf feinem merkwürdigen Zuge am Colorado herauf 1540 Volks- XII, 411,d. Whipple: über Zuni, SDomingo; Alterthümer: Moqui. 305 ftämme antraf, welche diefelbe Sprache als feine indianifchen Dolmetfcher redeten, die ihn von der Stadt Mexico oder Culiacan aus begleitet hatten.” Über den pueblo und das Volk von ZuNt erhalten wir durch Fhipple viele Mit- theilungen. Auf p. 21 in pl. 6 hat er eine Häulerreihe des puedlo dargeltellt. Er erklärt (21) Zuni für eine der 7 Städte von Cidola; „die andren liegen in Trümmern: von denen j einige in e/ Moro, bei Ojo Pescado und Arch spring find. E/ Moro ilt unter dem Namen Inscription rock in Simpson’s report ... genau abgebildet.” Pl. 7 p. 22 giebt eine Abbil- dung der Ruinen von e/ Moro vom Gipfel des Felfens her; über die Ruinen von Alt-Zuni handelt der Verf. p. 40'-42°, über die heilige Quelle im Zuni-Thal 39""- 40%, 44”"; Gefäfse von da find abgebildet p. 45, befchrieben 45""-47°. Auf pl. 21 p. 30 find ein Häuptling und ein Krieger von Zuni abgebildet; der Vf. [childert das Volk 30°- 31°%; er handelt über die Gegend und das Volk, befonders [eine Sagen, 39°" _40f, VW hipple uns giebt, ift die von weilsen Menf[chen in Zuni. Der Vf. „bedauert (31°) dals hie (die nordamer. Expedition) kein Bildnils der weilsen Indianer von Zuni haben erhalten können. Da die Pocken unter ihnen herrfchten, hielten fie es für unklug ihre Häufer zu be- Eine [ehr merkwürdige Nachricht, welche fuchen ; einige von ihnen wurden aber gelehn: having light or auburn hair, fair complexions, and blue eyes. Es ilt merkwürdig, dals der erfte Indianer von Zuni, der vom Pater de Niga 1539 gelehn wurde, befchrieben wird als „ein weilser Mann of fair complexion”. Einige diefes Schlages hat es immerdar dort gegeben (A few of that type have existed there ever since ).” VF hipple liefert uns p. 29 pl. 20 die Bildniffe des Gouverneurs und andrer Indianer des pueblo SDomingo. Er giebt uns p. 23 pl. 9 eine Abbildung von alten adobe-W oh- nungen: wie fie häufig im Zuni-Lande, am Gila, Colorado chiquito (welchen der Vf. mit dem Namen Flax river belegt) ulw. gefunden werden; p. 37 und 38 [ehen wir die hiero- glyphifchen Figuren und Malereien am Rocky Dell creek; die am Ojo [del?] Pes- cado und Arch spring p. 39, mit Erläuterungen; die vom Paiute creek p. 42. Altes Thongelfchirr, befonders vom Colorado chiquito, ilt abgebildet p. 4S und 49, und be- fchrieben 47-50. Auch über das Volk und die puedlos des Moqui, zu deren früherer Stelle ich [chon oben (S. 259*-260°) manche Nachträge geliefert habe, handelt Fkippte (13"”""). „Welt- lich von den Navajos”, fagt er, „und in der Gabel zwilchen dem kleinen und grofsen (big) Colorado liegt das Land der Moguinos”: eines Volkes, das feine Freiheit bewahrt hat; galt- frei, ehrlich und dem Ackerbau ergeben. ,‚In vielerlei Hinficht ähneln fie dem Volk von Zuni, mit dem fie immer freundfchaftliche Beziehungen unterhalten. Die Lage von Mogui fcheint innerhalb weiter, fruchtbarer Thäler zu feyn: gelegen am Fulse von Gebirgen, wo die Quellen verfchiedner Zuflülfe des Colorado chiquito fich finden. Einige ifolirte Theile eines hohen Tafellandes bleiben in der Nachbarfchaft ihrer Felder; und auf den Gipfeln find die alten puedlos, die Jahrhunderte lang als merkwürdige Denkmäler indianifcher Kunft be- trachtet worden find. Folgendes find die Namen der 7 pueblos von Mogui [voran der ein- heimilche? in zweiter Stelle die Form der Zuni-Sprache]. ‚Die Schätzung der Bevölkerung ift nach Zeroux, der unter ihnen gewelen ift: Ordibe oder Uleö-wa 400 Krieger, 2400 See- len; Shüumuthpa oder Shümuthpäio-wa 150, 900; Müshäi-inä oder Mushäi-enow-a it., A’hlelü oder A'hlela it., Guälpi oder Wathl-pi-e it.; Shi-winnäa oder Shi-win-e-wä 20, 120; Tequa (mit der Anm.: „follte wahrfcheinlich Ziguex feyn, einer der alten Volksftämme des rio de! Philos.- histor. Kl. 1857. Qgq 306 Buscumann: die Fölker und Sprachen Neu- Mexico's. Norte”) oder Tee-wunnä 100, 600; zufammen 1120 Krieger und 6720 Seelen.” Whipple be- merkt noch, dafs er im 1ten Bd. Schooleraft’s „verfchiedene Namen für die meilten dieler pueblos und eine höhere Schätzung der Bevölkerung finde”. $ Al1,e. Ich mufs diefe Stelle benutzen, um auch ZUSÄTZE zu EınıcEn, meift im Haupt tHEıLEe meines Werkes behandelten SONORISCHEN Vör- KERN und SPRACHEN zu liefern, welche ich nach dem Druck jener Stellen aus neuen Werken gewonnen habe. Es find vermifchte Nachrichten über die Völker, Sprachen und das Land von Utah; und neue Wortverzeichniffe der Pima- und der Comanchen-Sprache. Ich habe im Territorium UTAH (aztek. Spuren $. 346%°°) die Root-diggers oder snake diggers genannt. Im 4ten Th. von Schooleraft’s Indian tribes ift (p. 221-6) ein Auf- fatz über die BowAaxs oder Roor-npısszns von Adam Johnfton. Er fagt, dals an fich diefer Name die Bewohner eines grofsen Landes begreife: da alle Indianer Californiens und des grolsen Beckens Wurzeln graben. Die Root-diggers finden fich immer in milden Erd- ftrichen. Major Savage fand am Merced river eine Bande von ihnen, genannt Yo-semety (222). Die Root-diggers haben (223) ein „Schwitzhaus”, Aung-ie oder grofses Haus: zu öffentlichen Verfammlungen (vgl. vorhin S. 304”). Im Vtien Th. von Schooler.’s Indian tribes (Philad. 1855) werden in einer kleinen Tafel (p. 498) im Utah- Territorium folgende Völkerftämmme und -Schwärme (bands) aufgeführt: Utahs im grofsen (at large) 2000 Seelen und 300 Zodges, Pi-Utahs herumfchwei- fend 500 und 75, Uwinty Utahs 700 und 100; Utahs vom Sampitch- Thal 1400 und 200, vom Carson-Thal 700 und 100, vom Sevier-See und Walker r 400 und 70;— Navahoes und Utahs vom Grand river 2100 und 300; Shoshonees oder eigentliche Snakes 1000 und 150, Diggers am Humboldt r 500 und 50, Eutahs von Neu-Mexico 450 und 50; — zulammen 3550 Seelen und 1395 Zodges. Es wird bemerkt, dals noch ein Theil der Crows und Ara- . pahoes periodilch in dieles Territorium fallen. Pope lälst (f. Texas $ 449,a) die UTAus die Felten a der Gebirgszüge Raton und Sangre de Christo bewohnen. In [einem IVten Th. fagt Schoolcraft p. 551” unter der Abtheilung Shoshonee: We have no vocabularies of the Utahs, but they are pro-' bably of this stock (ich habe diels entdeckt und bewielen). Auch Kern ilt unter den Utahs gefallen (ib. ""). Schoolcraft widmet in feinem P. V. (Philad. 1855) den Urans ein kleines Capitel p. 197-202: deflen Inhalt ich gern angäbe, weil viele Stämme der Utahs vorkommen und das Volk dort bedeutend und verbreitet erfcheint. Folgendes ganz neue Buch ift voll von Nachrichten über UTAu und feine Völ- ker: Incidents of travel and adventure in Ihe far west; with Col. Fremont’s last ewpedition across Ihe Rocky M. By S. N. Carrarno. New York 1857. 8°. — Der Vf. begleitete als artist Fremont 1853, er war 3 Monate in Ofah und „machte eine gefährliche Reife durch die grolse amerikanifche Wülte” an die Südfee. Er handelt viel von Utah: 173 (Salzlee- Stadt), 183 Utah-See, 188 Friede mit den Utahs, Wakara’s Lager bis 194; Sevier -Fluls 195, massacre of capt. Gunnison 197 (hier kommen Parvain Indians, Parvains vor), Hie- roglyphen 207; Parowan oder Zistle Salt lake city 209, Cedar city 211, er nennt Payides oder Piedes-Indianer, /he most degraded im Territorium 213; Fluls SClara 217, rio Fir- XII, 411,e-f. (Zufätze zu Utah; Pah- Yutas und die Piede- Sprache.) 307 gen 221. The most degraded and lowest (223) in the scale of human beings are the Digger, or Piede Indians, of the Rio Virgin and SClara Rivers; fie befuchten oft das amerikanilche Lager (f. 224); die Indianer vom Muddy r (lehn etwas höher; man hält diefen Fluls (226) für = rio de los Angeles, der indifche Name ift Moap; der indifche Name des SC/ara ilt Tonequint, des Firgen Paroos; Mohahve-Fluls 237, Sierra Nevada 259; — darauf kommt Californien 243 figd. Spiritual wife system: Offenbarung an Jos. Smith 1543 p- 251-261, himmlilche Heirath (eine Rede) 262-258; der ganze übrige Theil des Buches wird von [ol- chen Reden oder Disculfionen über den Mormonismus eingenommen. $S aıı,f. Die Ufahs führen mich auf die Pau-Yuras. Ich habe bei Texas $ 419, a einPahayutka village im NW von Texas genannt; ich halte diels für einerlei mit dem Na- men des Comanche - Häuptlings Pahajako 367° oder Pah-a-yuka 368”": und alles diefes möchte auf die Pur- Yutas hinausgehn, wie ich auch im $ 449,4 gelagt habe. Diefer reine Name (Wafler- Yutas) [cheint neuerdings in den englifchen Namen PIEDE, PIEDES (ja Payides) verunftaltet zu feyn: wie wir ihn vorhin (S.306'-7°) gelelen haben. Der Vf. macht dort fchon Mittheilungen über das Volk, wir verdanken ihm auch Kunde von [einer [onorifchen Sprache. Ich darf mich aber auf ihre Erörterung und Beltim- mung nicht einlaffen; und fage nur, dals in den Zahl- und andern Wörtern viele nahe Ähn- lichkeiten mit den Sprachen Comanche, Vihinascht und Schoschoni zu finden find; und dafs das Piede ein neues Glied des [onorifchen Sprachftammes ift. Es fehlt ihm auch der azteki- fche Antheil nicht: wie nunk-i hören (= azt. nacaz-tli Ohr; Yutah nink Ohr) bekundet. S. N. Carvalbo hat in [einen incidents of travel and adventure in the far west, New York 1857, p. 224 einige kleine Sätze und p. 225 die Zahlwörter im Piede-Dialect (vom Muddy river) gegeben; er bemerkt (224): The Mormons have acquired the Piede lan- guage, and have collected many of the words and sentences, which they have printed. Zahlwörter 1 s00s 6 nav-i 20 wamshooin 70 nav-ikahmishooin 2 weioone 7 nav-ikavah 30 piooneshooin 50 nanneetsooemishooin 3 pioone 8 nanneötsooin 40 wolsoimishooin 90 shucutspinkermishooin 4 wolsooing 9 shookootspenkermi 50 shoomomoshooin 100 wahkutspinkermishog 5 shoomin 10 Zomshooin 60 nav-imeshooinny Sätze 4 ich verftehe nicht coltamsoog-away 7 das Waller ift drüben pahmahberkarry 2 wo gehft du hin? (you) Ruckkubahpequa (jenleits) 3 was jaglt du? (you) impopeshog-er 8 dort ilt eine Quelle zZopezskarry A ich höre nicht cottamnunk-i [er 9 wo haft du das Pferd Ruckkubahkahbahpo- 5 ich jage Vieh (cattle) kootsenpungopeshog- gelehn? (you) nikoe 6 wo ilt das Walfer? huckkubahpah 10 ich habe das Pferd am kahponikeekan-egab Fulse des Berges gefehn Aus diefen Sätzchen ergeben fich folgende Wörter: kan-egab am Fuls des Ber- ges 10, gehn 2, hören nunk-i A, jagen peshog-er 3 und 5; Pferd ponikoe 9, ponikee 10: wozu pungo Vieh 5 zu fügen ift (= f[chofch. punko, CM pooke); Quelle karry? 7? 8; kah ich habe gelehn 10, kahdbah? du haft gelehn 9; ift [. 6, 7, 8; verftehn soog- Qgq2 308 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu-Mexico's. away 1, Vieh f. bei Pferd, Waller pa 6 und 7;— ich m? A und 4, kootsen? 5; du nicht ausgedrückt 2, 3?; was? impo mit du 3; dort topets oder to? 8; wo? wohin? huckkubah 2, 6 und 9; drüben, jenfeits mahber? 7; nicht co£tam (worin wohl noch ich als 2) 1 und 4. S 41l,g. Pıma-Wörter, gelammelt von A. W. Whipple: in feinem report upon the Indian tribes, Wafh. 1855. 4° p. 94 A. Subftantiva, Adjectiva und Verba B. Zahlwörter *ant quartic *mezcal ah-oly 1 hermah arrow n'60.00 moon maässar 2 coke bad moomoco mountain toeark 3 wvaique *beads padi-ouker *music cooh 4 keek *belt soeher-Up-and- | *old man kulee 5 hertus *blanket ix [kayherpah | river see-opit" 6 chou-ote boy ahlay *sand terre-whit 7 _ wee-oker * cereus gi- harsay *scorpion cokes 8 keekick ganteus shoes sahpat 9 _ hoomook corn duin, 00-00n *spur ispul 10 wistomah *coyote pahu stone hoteay 11 was-hermah crow, ra- hahwin sun tasch 12 was-o-coke *eye [ven oupe-we *syrup of seestor 15 was-o-vaique fish vahtop the cereus 20 coco wistomah *eirl churcheo *eazel wy-wy 30 weeco w. *mountain-chüson tobacco wib *40 keeco w. goat tree ah-oupah *50 hertusco w. good skooek r water söo-ety *60 chou-oteco w. hair moh * wife 00-if 100 wayco wistomah *hat soomahder woman 0o-oove *head-bandsaw-akeywah C. Pron. und Adverbia horse cahvayyo Denen *none nune house hüchyülahchöok | *Apache Orp *to-mor- say-ahly (vgl.CasaBlanca)| *Gila river A’ck-omah row *leaf hahhahketz, ser: | *CasaBlan-Huch-oolachook- | *how do sceco quy ca wach£(vgl.house) you do? man örter, chee-ort Mein Wortverzeichnils der PımA-Sprache (in meiner Abhandlung oder be- fondern Schrift: die Pima-Sprache und die Sprache der Koloschen, Berlin 1857, S. 367-370) hat nach feinem Erfcheinen einen Zufatz durch eine kleine Wortlammlung WuıPppLE’s erfahren, mitgetheilt in feinem report upon the Indian tribes, Walh. 1855 (noch gedruckt XII, 411,g.h. (über Whipple's Pima-Wörter; fein Comanche Wortverz.) 309 1856) 4° p. 91. Die Art ihrer Aufnahme wird (94) nicht angegeben; wahrfcheinlich ift fie aus dem Pima-Dorfe am füdlichen Ufer des Gila (94°). Von dem Volke wird (94""") ge- fagt, dals die Nordamerikaner bis jetzt die Pimas allein am Gi/a kennen gelernt haben; fie (ahen und befchrieben zuerft Oberft Emmory und Cap. A. R. Johnston, welche die Invafons- Armee des Gen. Kearny im J. 1846 begleiteten. Durch PFkipple gewinnen wir eine Anzahl uns noch fehlender Begriffe: die von mir mit einem Stern * bezeichneten; in den ihm mit den früheren Sammlern gemeinfamen Begriffen zeigt fich überall eine bunte Variation der Formen. Im allgemeinen ift zu fagen, dals Coulter, Parry und Whipple in dem dargebotenen Wort übereinftimmen: dagegen Pfefferkorn’s Wörter fich mehr ablondern, er andere angiebt; fo in gut und [chlecht; doch trifft er befonders zu in Stein: und in der Eins fchliefsen fich PT und G (Couiter) mit W zulammen, während Parry fich am meilten entfernt. W mifcht öfter ein r ins Innere oder als Endung ein: Berg, Men[ch, Mond; 1, 5, 7. In einigen Wörtern hat Ein Sammler die Endung p, ein andrer den blofsen Vocal: z.B. Fifch. Folgendes ift die Stufenleiter der Wort-Identität zwilchen Whipple auf der einen und Pfefferkorn, Coulter und Parry auf der andren Seite: hipple hat dallelbe Wort in gleicher, oder (und diels meift) in nur auf Kleinigkeiten der Schreibung oder Auffallung beruhender, geringer Verfchiedenheit der Form: für Kräbe, fchlecht, Sonne, Stein; 2, 3, 4, 8, 10, 13, 20, 30; er hat daffelbe Wort in verfchiedner Schreibung, oder mit leichter oder einiger Lautverfchiedenheit: für Berg, Fifch, Frau (woman), gut, Knabe, Mais, Mond, Waller; 1, 6, 9, 11, 12; in grölserer Ver- fchiedenheit: Pfeil, 5; bedeutend verfchieden: Menfch, Tabak, 7; W bietet das Wort Haar der. Andren in fehr einfacher Geltalt, von der viel Behang abgeftreift ift. Für folgende Begriffe giebt aber W ganz andere Wörter an: Baum, Flufs, Haus, Pferd, Schuhe (für diele 2 giebt er [panifche Wörter an); 100 (für welches W einen einheimilchen Ausdruck, Parry das [pan. Wort angiebt). Die [paniflchen Wörter W’s find: cähvayyo Pferd, sähpat Schuhe, zspu/ Sporn. Statt des fonorilchen Wortes kr der 3 andren Quellen liefert W für Haus ein langes, fremdartiges Wort; fein Wort ooif Frau (wife) ilt gewils das fon. ubi: doch kommt auch feine Form für femina diefem nahe; [. diefes (onorilche Wort AS S. 136°, 393% 396°; PK 372°, — Ein langes Wort giebt W auch für Gürtel an. 6 411,h. Wortverzeichnifs des ComancHE von A. W. Whipple, im report upon the Indian tribes, Wafh. 1855. 4° p. 71-76 A. Subftantiva, Adjectiva und Verba 752 | acorns paähsahpuni 741 beaver hahnis 733 | alive, life | kesteyait (vgl. dead | 742 | belly pispo (nachN Nabel), 734 ; arım perdon [u. 914) 5 743 | bird hith'lsu [u-sap(= B) 735 | arrow pdcan 744 | black tithuft (vgl. No. 872) 736 axe, hat- | ho-wünni 745 blood püh-pista 737 bad [chet | tithchit (vgl. ugly) 746 blue efift 758 | bark pöh-ap 741 bone sufnip-a 739 | bear widder 748 | bow hitet 740 . beard | o-möTrtz-0n 749 | boy tiliinüthpük 310 750 751 7152 753 754 755 756 757 758 7159 760 761 7162 7163 764 765 766 167 7168 7169 770 77 712 773 774 775 776 777 778 779 780 781 782 783 784 7185 786 7187 Buscumann: die Völker und Sprachen Neu-Mexico's. bread brother buffalo, bi- cedar [son chief child clouds cold come copper cow dance daughter day dead,death deer dog drink duck ear earth, land eat e58 evening eye face father feather fingers fire fish flesh, meat foot fox friend sirl go good grass tlasathta ni-zatam-i euth'son wathpith tekhuen-e-wüp' öhnah töm-ork ütz-ait (vgl. winter), kim [quihni ehca-ui ouistuwa nithcat ni-veti [tahkin huestai; almost day: puestoöyait(vgl. alive) dd-ecah saddı puesn’e-hibe ich trin- penyan [ke nük' söccobe tithcadoh (vgl. 913) u-no-10o Virhomeh u-poui caüuf nıi-ahpük sie o-möh can (vgl. No. 911) peeque titheüp' ndpe wah'nie halich [(wai. Frau) teithtuchte waüthpük mia ? (f. No. 918-25) ptschat, chat; very good: tibits-chat shöwnip 189 790 791 192 793 794 195 796 197 7198 7199 800 801 -» 802 803 804 805 806 807 808 809 810 811 812 815 814 815 816 817 818 [0] @ @ DD o = oO © non [0 +] Dvd [$} rS [0 >) D au 826 827 great green gun hair hand hare,rabbit head heart hill house, hut hunt husband ice Indian iron kettle kill knife leaf leg light lightning love (v.) maize man moccasins moon morning mother mountain mouth nails neck night nose old panther partridge pine piapth’ eife pl-ai-et papi (= Kopf) o-mathpan (vgl.Fin- tähbon [ger) papi (= Haar) o-pih’ töi-yab cahne f. No. 912 ni-wüthnuthpük täh’cab(auchSchnee) dtabitz tdtheon pimord ou-bethcane’ wih' pühip u-1ö hhöb ehcahcuis-chi ecakquitz-el o-cüU mmacüt' hän-ibist dennathpük (vgl. No. nap p |831,866, 872) men-i püh-etsko (vgl. 904) ni-bt.ı piapsi töi-yab (gro- tüp' [ser Hügel) o-mas-it o-tölyop tüucan” mobi steuthpur, old wo- man : hrbis-chis-chi toi-aduthco tid-eetheuyoniiste (vgl. wörcobith [turkey) 828 XTI, 411,h. (Comanche-Wortverzeichnifs nach W, hipple.) 311 pipe, calu- | tö'h-i rain [met |irmad (vgl. 926-8) red rich man river run salt see ship sing sister sit sleep small, little snake snow son speak spring (Frühling) squirrel stand star stone strong summer sun thunder tobacco tongue tooth tree turkey ugly valley [wn village, to- ecofte tibitzchandthcote plaptiho-us (piapth tünetht'ch |[grofs) ornabist öhcobon qudhadi teniquer ni-nümmi ihcard erthpuidoi teathteste nuhia tah’cab (auch Eis) ni-etuer tequaden patets-öpe wahco-woi warn tätz-ino'p tippist cuthta-withtonets, tahmaroi [nö'tsut tab’b tömoyalı k pdhmon Eecon tam-an ptapthi hothpist (piapth grofs) piapth-ecuyoniste (vgl partridge; pi. grofs) tis-chit (vgl. bad) teithtis-chihdno (ho- [ro wohl: Flufs) sö'hticathnicati 863 864 865 866 867 868 869 870 871 872 873 874 875 876 877 78 879 880 881 882 885 884 885 886 887 888 889 890 891 892 warm, hot | örd-eit warrior nabitecot water pa (vgl. No. 910) white . |2ö’s-afit, w. man: pd- bo-taibo(vgl.Negro) wife ni-gqu-ür winter etz-eit (vgl. cold) wolf cüthseina | woman wäi-ithpük (vgl. girl) young tunbis-chi, y. wo- man: naibist Eigennamen: Negro [ge: | tö-ohtaibo (vgl. white 3 Häuptlin- [man u. black) Crooked | E'hco Stick Big Belly | Biabispocate | CoonBreast Pähdohconinnüp Red river | E’cow-oque Canadian | Tusoho-oqui oder river Pas-ihono B. Zahlwörter 1 sim-m' | 2 wahhat | 3 pahist | 4 haiodoquit 5 moöibeca 6 oyohpafist 7 tah’'t-suth 5 nemme-wahtsut 9 seerman-o 10 seerman-9 wümpnet €. Pronomina I netza (f. 918, 924, thou ÜUn-nt' [767) he ordtza (vgl. 895, 5) we nennetza you nahmehco (vgl. both) 312 Buscumann: die Fölker und Sprachen Neu-Mexico's. 893 | they ordietza 914 | not dead | kesteyait (vgl. alive) 894 | this indcwiti yet 895 | that ordit (vgl. er, fie) 915 | whois that? husihacard 896 | all oryoc 916 | I went this | !bonehamia 897 | much,many| dibitzsort way 898 | both nüöthmeh’co(vgl.you)} 917 | where are |n'nahdcapo-mia-ai 899 | who husihäcard who is you going? that? D. Adverbia G. Conjugation 900 | near mi-stis-chi 918 | ich gehe |netza mia-doi 901 | far f. No. 910 919 | du gehlt |ün-nt’ mia 902 | to-day tdben 920 | er geht ördtza miad 903 | yesterday | Aütto 921 | wir gehn |nennetza miad 904 | to-morrow | p£u-et-sko (vgl. 816)| 922 | ihr geht |nahmehco miad 905 | very good tibits-chat 23 | fie gehn |ordieiza miad 906 | this way |f. No. 916 924 | 1 went this | (boneha-mia 907 | where? f. No. 917 way (fchon No. 916) E. Interjectionen 925 | where are | n'nahacapo-mia-ai 908 | yes haa yougoing? | (fchon No. 917) 909 | no ke h 926 it is rain- | erma-io F. Redensarten ing 910 | wateristoo | man-akquietepa 927 | itis going | drmathkin far to rain 911 make afıre | cöthto 998 942 | hunt for it | o-weh'-iki 913 | come eat |tithcak it almost | emhd-mia rains $ 4ıt1,i. PWhipples Wortverzeichnils des Comanche ift in feinem report upon the Indian tribes gegeben p. 71-76 an der Spitze des Shoshonee, wie Turner das Idiom nennt; in der Verbindung: Comanche, Chemehueoi, Cahuillo. Es ilt durch Whipple (76") aufgenommen worden zu Beavertown am Canadian r, nach der Angabe (from the dic- tation) eines klugen (intelligent) Cherokee, Namens Jesse Chisholm: welcher mit den be- nachbarten Volksltimmen und Sprachen wohl bekannt war. Ich habe hier noch einer, mir, bei dem Mangel der Zeitfchrift, in welcher fie fteht, unbekannt gebliebenen, gering- fügigen, erften Wortlammlung des Comanche zu erwähnen, die Turner (76") nennt: von Bollaert, im 2ten Bande des journal of Ihe London ethnological society; nur einige über- fetzte Eigennamen und die Zahlwörter bis 20 enthaltend. Über das Volk der Comanches bemerkt hipple (16): dals fie in friedlichem Vernehmen leben mit den Zipans, Huecos, Hainais, Kichais, MWitchitas und Tancoways; dafs diefe alle zulammen ftreifen; dafs die Comanchen aber die Osagen fürchten. XII, 411,1. (Vergleich. u. Beobacht. aus I kipple's Comanche-Wortvz.) 313 Turner bemerkt (77") über den Ton im Comanche: dals er mit wenigen Ausnahmen (wie bei einem vorgeletzten pron. poss.) auf der 1ten Sylbe ruhe; längere Wörter noch einen Nebenton haben. Der Gewinn, welchen uns Fhipple’s (chöne, vollftändige Wortfammlung bringt, befteht in einer Anzahl bis dahin noch fehlender wichtiger Begriffe; in der Wiedergabe an- derer durch ganz andere Wörter, als die vorigen Sammler angeben; im übrigen in einer bedeutenden und der mannigfaltigften Variation der Wortformen: einer [tärkeren, als man hätte erwarten follen. Beilpiele folcher [tarken Abweichung zwilchen Whipple und Neigh- bors, auf den fich meine Vergleichung meilt befchränkt hat, find: Fifch, weils; 4; ich N nur, W netza; morgen. Selten ilt es, dafs, unter günltigen Umftänden, Wörter zwilchen bei- den ganz oder bis auf eine kleine Abweichung übereinltimmen: Biber, Donner und donnern (B: d.h. Kriwitz bei Berghaus), Frau (wxor), Gras, Mutter; in etwas oder ein we- nig veränderter Geltalt ftiimmen überein: Feder, Gewehr, Panther, Zahn, Zunge; mehr ver- ändert: Knochen, Tochter; in bedeutend veränderter Geltalt: Baum, Sommer, Wolke (B). In manchen Wörtern ftimmt W genau mit B überein, wo N ein verfchiednes Wort hat: Stern, tödten. Für folgende Begriffe giebt W ganz andere Wörter an als N: Arm, Bär, Ehemann, Eifen, Fluls, Frühling, jung, Keflel, Kind, klein, Krieger, Kuh, laufen, Mäd- chen, Menfch, Nägel, Schwelter, fingen, ftark, Tag, todt, Winter, Wolf; 6, er, fe; ein an- deres als B für Schiff (W quanhadıi). Die Variationen der Form entftehen öfter durch die Einmilchung innerer Conlo- nanten: wie ih, ck, r, bei W, wo N eine glättere Form hat: z. B. in alt, effen, Fleifch, Frau, Freund, Vogel, alle; umgekehrt bei N, wo W eine glättere Lautform hat: in Biber, gut, Hirfch, Hund, Kopf, Melfer, Ohr, Schlange, Vater; W hat innen 7A [tatt N’s ck in: Knabe. In den Subftantiv-Endungen ift viel Verfchiedenheit zwilchen beiden: die be- kannte Endung z hat W als Zuwachs in den Zahlen 2 und 4; eine Endung r in Sohn: um- gekehrt fehlt ihm das r N’s in ya Waller; W hat oft eine Endung n, wo N die Wörter auf den Vocal ausgehn lälst: Bart, Büffel (N kooche, W cüth’son), Pfeil, Tabak, Zahn, Zunge; W hat eine Endung sh als Zuwachs: z.B. in Pfeife. In den Formen der bezeichnen- den Endung mit » des comanche-[chofchonilchen Sprachzweiges, wie in ihrem Zutritt und Mangel, ift viele Verfchiedenheit: fo hat W pe oder pa —= Nyp; W hat eine Endung 2, wo N keine hat; eine Endung be: Erde B chokoo, W Boeeole: eine Endung pan: Hand N mo-wa (= azt. ma-it!; mo —= ma), W o=mäthpan (reiner liefert W den azt. Stamm in o=möh Finger); N’s Endung pi hat W in der Geltalt von puk in: Ehemann, Frau, Knabe, Mann, Vater. An gewillen, von mir früher befprochenen, längeren Anlätzen oder Wort-Ausgängen bemerke ich bei W: ditz für N’s witchee in: Indianer; Bist für N’s wista ([. AS S. 387°, 386%): Mais Run-ibist, Nharnewista; auch bist für N’s vit-er: Salz W örnabist, Bonahap, N onaevit-er, M onaebit-er; dagegen fehlt umge- kehrt beinahe die Endung in: Hügel W töiyab, N toyareit. Die jünglten Formen han- gen zulammen mit einer öfter hinzukommenden Endung is bei W: gar in den Zahlen 3 und 6; tüppist Stein, NM terp; pist hat er auch in Baum; eine Endung nisze in: Puter, Rebhuhn. — Die Adjectiva der Farbe enden bei N auf pi (p), bei W auf ft. Das pron. poss. praefixum mein, bei N ner, lautet bei W ni; dann hat er ein Präfix o, in: Bart, Finger, Hals, Hand, Herz (auch anfcheinend in den verdis: lieben, fehn, tödten); z in: Auge, Philos.-histor. Kl. 1857. Rr 314 Buscnmann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. Bauch, Bein, Ei?; pur in Blut. Diefe 2 Vocal-Präfixa find an das « anzufchlielsen, das ich (AS S. 387”) in 2 Wörtern nachgewielen habe. — Über einzelne noch nicht vorgekom- mene Wörter in wichtigen Verhältniffen bemerke ich: für Auge hat W ein fonorifches Wort, wo N ein fremdartiges hat; vgl. noch Thal, acorns; das athapaskifche Wort Feuer bat W in der reinen Geltalt cun, wo N (koo-ona) und M (koo-onah) es ausgedehnt haben. Unter den aztekilchen Wörtern hat er Haus [ehr rein caähne —=A calli, wo N kanuke (mit einer Endung) hat; dahingegen giebt er Mond in der [ehr veränderten Ge- ftalt mEn-i: die freilich dem azt. metz-tli in anderer Rückficht nahe genannt werden kann als N’s mush; W’s simm’ für die Eins räumt die Fremdartigkeit hinweg, welche ich an N’s semmus gefunden habe (fl. meine fon. Gramm.: Zahlwörter), und kommt dem azt. cem (cen) ganz nahe; für Brodt (A ’/axcalli) lautet W’s Form t/asathta; für Stein giebt er das, fchon erwähnte, fehr verunftaltete tüppist = NM terp; Sf. noch W beily. Wenn ich mich unter den neuen durch W hinzugebrachten Wörtern umfehe, fo könnten wir vielleicht an Fichte, worcobrth, ein azt. Wort gewinnen: wenn wir es für A ocot/ halten dürfen. — Für Kopf und Haar giebt W daflelbe Wort. XV. PBritifches Nordamerika. 6 614,a. Ich trete mit dem 48ten bis 49ten Breitengrade ein in das BRITISCHE NORDAMERIKA; und da ich mich in meiner Musterung DER VÖLKER UND SPRACHEN: angeltellt, um die SpurEn DER AZTE- KISCHEN SPRACHE gegen den Norden zu verfolgen, nach meinem Austritt aus dem mexicanifchen Reich (in feiner alten Ausdehnung genommen) auf die Westseite der nördlichen Ländermaffe Amerika’s befchränke; fo behandle ich in ihm nur die Landftrecken westrıcn von den Rocky Mountains und die Meeresküfte, und werde daher das britifche Gebiet enden mit dem Anfange der ruffifchen Befitzungen (in etwa 54°% NB): neben deren Uferftrich das britifche Nordamerika noch bis zum $7. Elias - Berge (60°) fortläuft, von wo an das ruflifche Gebiet ein breites Land wird. $ 614,b. Ich habe mir von hier an die Befchränkung auferlegt den GEo- GRAPHISCHEN Erläuterungen zu entfagen, mit welchen ich alle bisherigen Länder und noch das Welftgebiet der Vereinigten Staaten eingeleitet habe; das britifche Welftgebiet und das ruffifche Nordamerika follen ohne folche Zugabe bleiben. Dafür unternehme ich eine Art kleiner GescHicHTE beizugeben, in der Weife: dafs ich, alle nördlichen Küftenländer zufammen begreifend, die ENT- DECKUNG der NÖRDLICHEN WESTKÜSTE von dem Norden Neu-Californiens an bis zum ruffifchen Amerika und die von der SPANISCHEN Regierung zu diefem Zwecke in der letzten Hälfte des 16ten und des 18ten Jahrhunderts ausgefandten EXPEDITIONEN in kurzen Umriffen erzähle. Das kleine hiftorifche Stück, womit ich meine Darftellung der Völker und Sprachen diefer mehreren Länder etwas zu erhellen wünfche, fand ich fchon vor. Ich biete dem Lefer nur eine abgekürzte Überfetzung dar aus der inhaltsreichen Betrachtung, welche ALEXANDER von HUMBOLDT im 2ten Bande feines essai politique sur la Nowvelle-Espagne, nach Neu-Californien (T. II. 1811 p. 460-499), diefem ganzen Küttenftrich gewidmet hat. (') (') Eine frühere und fehr werthvolle Arbeit über denlelben Gegenltand, von €. P. Claret FLEURIEU: Histoire abregee de la Decouverte progressive de la Cöte du Nord- Quest de l’Amerique depuis P’Ännee 1537, que Cortes decouorit par mer la Californie, jusqu’en 1791, que le capitaine Marchand aborda ü cette Cöte par le cinquante-troisieme Parallele; Iue dans... Institut National des Sciences et des Arts, Classe des Sciences morales et politiques.... an V de l’Ere Frangaise,; bildet die Inzroduction zu Marchand’s Reife: Voyage autour du monde, pendant les anndes 1790-92, par Etienne Marchand. T. I. Par. Rr?2 316 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. Der grofse Verfalfer hat in diefer Gefchichte der Reısen, welche die SrAnıer (495-6) vom J. 1545 ab an die NORDWESTLICHEN KÜSTEN von und über Neu- [panien gemacht haben, alle Nachrichten vereinigt, die er fich hat verfchaffen können; und er ftützt fich bei diefer Gefchichte der NÖRDLICHEN ENTDECKUNGEN zum Theil auf koftbare handfchriftliche Documente, die er in Mexico aufzufinden gewulst hat. Auch hat der grofse, an Stoff ftets überreiche Autor feiner Gefchichts-Erzählung viele wichtige geographifche Bemerkungen und Nachrichten eingeftreut, die ich freudig aufgenommen habe, da ich im britifchen und ruflifchen Nordamerika alle Ört- lichkeiten, mögen fie noch fo wichtig feyn (z. B. Nutka und die Yancowver-Infel), ohne ein Wort geographifcher Erläuterung gelaffen habe. „Diefe Küften find”, fagt der grofse Reifende (II, 460), „lfeit dem Ende des 16ten Jahrh. von [panilchen Seefahrern befucht worden ; aber erft feit dem J. 177 haben die Vicekönige Neulpaniens fie forgfältig unterfuchen lalfen. Zahlreiche Entdeckungs-Expeditionen aus den Häfen Acapulco, SBlas und Monterey find einander bis 1792 gefolgt. Die Colonie, welche die Spanier in Nuzka zu bilden verlucht haben, hat eine Zeit lang die Aufmerklamkeit aller europäilchen Seemächte auf fich gezogen.” Geringe Anlagen „haben beinahe einen blutigen Krieg zwilchen Spanien (461) und England erregt”; diele Niederlallung wurde abgebrochen. „Seit 1786 haben mehrere europäifche Nationen diefe Gegenden wegen des Handels mit Seeotter-Fellen befucht.... fie haben das Sittenverderbnifs unter den Indianern vermehrt.” In die frühe Zeit eines ruhmvollen Auflchwunges des [pan. Volkes (462), wo das Problem einer nordweltlichen Durchfahrt, eines directen Weges nach Oltindien die Geifter bewegte, fallen die apocryphilchen Reifen des Ferrer Maldonado, Juan de Fuca und Bartolom& Fonte. Juan Rodriguez Cabrillo (463) befuchte die Külten Neu-Californiens bis zu 37° 107 oder bis zur punta del Aro Nuevo nördlich von Monterey (vgl. S.317°°). Er [tarb (464) 3 Jan. 1543 auf der Infel SBernardo beim Canal SBarbara; aber fein Steuermann, Bartolom€ Fer- relo, letzte feine Entdeckungen im N bis zum 43ten Breitengrade fort, wo er die Külten des Cap Blanco fah, das Vancouver Cap Orford nennt. Francilco Gali entdeckte auf leiner Reile von Macao nach Acapulco 1582 die NWKülte Amerika’s unter 57° 30’ (Neu-Cornwallis). „Er befuhr, die Külte haltend, einen Theil des Prinz-Wales- oder König-Georgs -Archipels. Francis Drake (465) war 1578 (ift zu berichtigen zu 1579 (t)) nur bis zu 48° Br., nördlich an VI. 4° p.I-CXLIV. Ich verzeichne ihren Inhalt: Cortes 1537, Coronado und Alarcon 1540, Cabrillo 1542, Drake 1578, Juan de Fuca 1592, Viscaino und Aguilar 1602, Adm. de la Fuente 1640; 3 Reilen Bering’s und T'schirikow’s: 1728, 1729, 1741; Vicente Fila und Gaspar de Portola 1769, Ipanilche Land-Expedition 1771, vermuthliche Reile der Spanier 1774, Ayala und /a Bodega 1775, Arteaga 1779, Cook 1778, la Perouse 1756, verlchiedne theilweile Re- cognoleirungen zwilchen dem 4$ten und 56ten Parallelkreife, beabfichtigte Reife von W. Bolts 1751, 2 Reifen Hanna’s 1785 und 1786, Peters 1786, Lowrie und Guise 1786, Meares und Tipping 1786-87, Portlock und Dixon 1786-87, Berkley 1787, Colnett und Duncan 1787 - 88, Meares und Douglas 1788-89, Grey (Amerikaner) 1788-89; neue Reilen der Spanier: Martinez und Haro 1788, Martinez 1789, Malaspina 1790 u. flgd. Jahre, Marchand. (‘) Drake war am 15 Nov. 1577 von Plymouth ausgelaufen, kam am 20 August 1578 in die Magellans-Stralse, 6 Sept. heraus; fuhr an den Külten Chil’’s und Peru’s entlang: XV,614,b-c. Entdeckungsgefch.der amer. Nordwe/t-Küfte:1602-1779. 317 vom Cap Grenville in Neu-Georgien, gekommen. Von den 2 Exped., die Sebaftian Vizcaino 1596 und 1602 unternahm, war nur die letztere nach den Külten Neu-Calif.’s gerichtet. 32 in Mexico von dem Cosmographen Henrique Martinez aufgenommene Karten beweilen, dals Vizcaino diele Külten mit mehr Sorgfalt und Einficht aufgenommen hat als irgend ein See- fahrer vor ihm.” WViderwärtigkeiten „verhinderten ihn fich über das Cap Sebastian, in 42° Br.,... zu erheben.... Nur die von Ant. Florez befehligte Fregatte kam über Cap Mendocino hinaus; fie gelangte unter 43° Br. an die Mündung eines Fluffes, welchen Cadrillo [wohl Ferrelo; f. vor. S. oe [chon 15/43 recognofeirt zu haben fcheint und welchen der Fähnrich Martin Aguilar für das Welt-Ende der Meerenge (66) Anian hielt”... nicht zu verwechleln mit der Mündung der Columbia in 46° 15. $ 614, c. Im ı7ten und in der erften Hälfte des 1Sten Jahrh. wurde keine Expedition nach diefen Küften gerichtet. „Statt der fpanifchen Flagge fah man nur 1741 die rulfifche wehen auf den Schiffen, welche zwei unerfchrockene Seefahrer (467), Bering und Tfchirikow, befehligten. — Endlich, nach einer Unterbrechung von beinahe 170 Jahren, richtete der Madrider Hof von neuem [eine Blicke auf die Külten des grolsen Oceans”; es trieb dazu die Beforgnils in [einen nördlichen Befitzungen angegriffen zu werden, erregt durch europäilche Niederlaffungen in der Nähe von Neu-Californien. „Von allen [pan. Expeditionen zwilchen den J. 1774 und 1792 haben blofs die zwei letzten den wahren Charakter von Entdeckungs- reilen gehabt... Die erlte wichtige Expedition (468) leit Yizcaino’s Reile ift die des Juan Perez auf der Corvette Santiago, nachher genannt /a Nueva Galicia” Er lief mit [einem Steuermann Efteban Jol@ Marzinez 24 Jan. 1774 von SBlas aus, mit dem Auftrage die ganze Küfte vom Hafen SCarlos de Monterey bis zu 60° zu recognoleiren (469). Nachdem fie in Monterey angelegt, gingen fe 7 Juni wieder unter Segel. Sie entdeckten 20 Juli die Infel Margarita, d.h. die NWSpitze der Königinn - Charlotten-Infel, und die Meerenge zwilchen diefer und der Prinz-Fales-Infel. Am 9 Aug. ankerten fie, zuerft von allen europ. See- fahrern, auf der Rhede von Nutka: die fie Hafen SZorenzo, Cook { Jahre [päter König-Georgs- Sund nannten; 27 Aug. 1774 (170) kam die Corvette Santiago nach Monterey zurück. — Im folgenden Jahre lief eine 2te Expedition von SBlas aus, unter den Befehlen des Bruno Heceta, Juan de Ayala und Juan de la Bodega y Quadra. @Quadra entdeckte die Mün- dung des Columbia-Flulles, welche entrada de Heceta genannt wurde; den Pic de SJacinto — mount Edgecombe bei der Norfo/k-Bai; und den fchönen Hafen Bucareli in 55° 24, von 7 lammenden, mit ewigem Schnee bedeckten Vulkanen umgeben: der durch Vancouver als zur WKülte der grolsen Infel des Prinz-Wales-Archipels gehörend erkannt wurde. 1776 befahl der Madrider Hof dem mex. Vicekönig (472) eine neue Expedition zur Unterfnchung der Külten bis zum 70° NB; der Bau zweier Corvetten, /a Princesa und la Favorita, in Guayaquil koftete fo viel Zeit, dafs die, von Quadra uni Ignacio Arteaga befehligte Ex- pedition erft ıı Febr. 1779 von SBlas ablegeln konnte. Unterdeflen hatte Cook dielelben Külten befucht. Quadra und der Steuermann Franc. Maurelle unterluchten forgfältig den 5 Juni 1579 bis 45° Br. herauf, eine Durchfahrt [uchend, um in den atlantifchen Ocean zu kommen; wegen Kälte nach 35° (Fleurieu, der auch 1578 letzt, lagt: bis ;7°) herunter, wo er 47 Juni in den Hafen in 35°%, kam: blieb in ihm bis 23 Juli; an dielem Tage verliels er die Weltküfte Amerika’s, 29 Sept. (1579) fchlug er den Weg nach den Molukken ein; 3 Nov. (nach Andren 26 Sept.) 1550 kam er nach Plymouth zurück. 315 Buscunmann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. puerto de Bucareli, den St. Elias-Berg; die Infel de 2a Magdalena in 60° 25’ NB: Vancou- ver’s Infel Hinchinbrook, am Eingange der Prinz-Williams-Bai; und die Infel Regla, eine der unfruchtbaren Infeln im Cooks-Flufs. Am 21 November 1779 kehrte die Expedition nach SBlas zurück. Der nordamerik. Unabhängigkeits-Krieg hemmte einige Zeit diele Entdeckungen (473); die Expeditionen blieben während der Feindleligkeiten zwilchen Spanien und England, ja lange nach dem Versailler Frieden, eingeltellt; und erft 1788 liefen die [pan. Fregatte /a Princesa und das Packetboot San Carlos unter Efteban Martinez und Gonzalo Lopez de Haro zur Unterfuchung der Lage und des Zuftandes der rulfifchen Niederlaflungen an der NWKüfte Amerika’s von SBlas aus; denn diefe Niederlalfungen, von denen man in Madrid erlt leit dem Erfcheinen des 3ten Bandes von Coo%’s Reile Kenntnils gehabt zu haben [cheint, wo der Pelzhandel englilche, franzöffche und amerikanilche Schiffe an eine früher ganz öde liegende Küfte hinzog: beunruhigten Spanien fehr. Die Expedition dauerte (474) vom $ März bis 5 Dec. 1788. Die Seefahrer fuhren gerade auf die Prinz - Williams-Kinfahrt, den Tschu- gatzkischen Meerbulen der Ruffen; fie befuchten den Cooks-Fluls und die Infeln Kichtak (Kadjak), Schumagin, Unimak und Unalaschka; aber von den ruf. Niederlalfungen konnten fie wegen gänzlicher Unkenntnils der rulf. Sprache wenig Kunde einziehn. — Seit den Reifen (175) von Cook, Diwon, Portlock, Mears und Duncan fingen die Europäer an den Hafen von Nutka als den Hauptmarkt für das Pelzwerk der amerik. NWKülte zu betrachten; diels ver- anlalste den [pan. Hof, 15 Jahre zu Ipät, Martinez mit der Gründung einer feften Nieder- laffung dalelbft und Unterluehung des von Cook übergangenen Theils der Küfte zwilchen 50° und 55° Br. zu beauftragen. Efteban Martinez (477) landete mit der Freg. /a Princesa und dem Packetboot SCar/os 5 Mai 1789 im Hafen von Nutka; er wurde vom Könige Ma- cuina gut empfangeu, der [ich erinnerte ihn 1774 mit Perez gelehn zu haben. Auf einer der Infeln (475), welche den Hafen SCruz de Nutka (von Perez puerto de SLorenzo, von Cook Friendly Cove genannt) verfchlielsen, legte M die Batterie SMiguel an. Er trieb (480) feine Entdeckungen nicht weiter als 50° Br. 2 Monate nach feiner Landung in Nutka kam James Coinet (der auf den Galapagos beobachtet hatte; 51) mit dem engl. Schiffe Argonaut da an, um in Nutka eine Factorei anzulegen, und hatte Befehl von feiner Regierung da 2 Schiffe zu bauen und jede andre europäilche Nation am Pelzhandel zu verhindern; M Ichickte den Co/net über SBlas gefangen nach der Stadt Mewico. Der Vicekönig landte im Anfang des J. 1790 3 andre bewaflnete Schiffe (482) an die NWKülte: unter Franc. Elila und Sal- vador Fidalgo. Fidalgo befuchte Cook’s Einfahrt und die Prinz-Williarns-Bai; er vollen- dete die Recognoleirung diefer Gegenden, welche [päter Yancouver unterfucht hat; er kam an das nördl. Ende des Prinz-Williams-Sundes (60° 54‘) ulw. Elisa blieb in Nutka und erweiterte Martinez Niederlallung; es war in diefem Welttheil (483) noch unbekannt, dals Spanien in einem Vertrage vom Escurial 28 Oct. 1790 zu Gunften Englands auf Nurka und den Cox-Canal verzichtet hatte: die Fregatte Daedalus, welche Fancowver die Ausführung dieles Vertrags anbefehlen follte, kam auch erlt im Aug. 1792 im Hafen von Nuika an: wo Fidalgo damit befchäftigt war eine 2te Ipan. Niederlallung im SO der Quadra-Inlel anzule- gen: auf dem Feltlande, im puerto de Nunez Gaona oder Quinicamet, unter 48° 20, an der Einfahrt des Juan Fuca. $ 614,d. Auf die Expedition des Cap. Elisa folgten 2 andere, die an Willenfchaft- lichkeit mit denen von Cook, la P£rouse und Yancower verglichen werden dürlen: die XV, 614,d. Endeckungsgefech. der amerik. Nordweft- Küfte: 1791-92. 319 Malaspina’s 1791, und die des Galiano und Yaldes 1792. Die von Alexander Malaspina mit den Corvetten /a Descubierta und la Atrevida, und feinen Ofhicieren ausgeführten Operationen umfallen (/8/) einen ungeheuren Kültenraum, von der Mündung des rio de !a Plata bis zur Prinz - /illiams-Einfahrt; „aber diefer gelchickte Seefahrer ilt mehr durch fein Unglück als durch leine Entdeckungen berühmt geworden: als Opfer einer politifchen Intrigue, hat er 6 Jahre in einem Kerker gelchmachtet. Seine Arbeiten liegen in den Archiven vergraben, aber (485) das deposito hidrografico de Madrid (gegründet 1797) hat die leit 1799 heraus- gegebnen Seekarten gröfstentheils darauf gegründet.” M’s Expedition lief :0 Juli 1789 von Cadiz aus, gelangte aber erlt 2 Febr. 1791 in den Hafen von Acapulco; die Regierung, wie- der auf die Meerenge zurückkommend (486), durch welche Maldonado 1555 von Labrador in den grolsen Ocean gekommen zu [eyn behauptete, hatte ihn beauftragt fich zu hohen Breiten. an der NWKüfte Amerika’s zu erheben, und alle Durch- und Einfahrten zu unter- fuchen, welche das Littoral zwifchen 53° und 60° Br. unterbrechen. Malaspina, begleitet von den Botanikern Hänke und Nee, legelte ı Mai 1791 von Acapulco ab; nach 3 Wochen kam er an das Cap SBarzolome: welches [chon Quadra 1775, Cook 1778 und Dixon 1736 recognoleirt hatten. Er nahm die Külte auf vom Berge SJacinto beim Cap Edgecumbe (cabo del Engano, in 57° ı’ 30”) bis zur Inlel Montagu, der Prinz- Williams -Einfahrt gegen- über; er mals die Höhe des $1. Elias-Berges (457) und des cerro de Buen Tiempo oder mount Fairweather in Neu-Norfo/k. Nachdem er vergebens Maldonado’s Meerenge gelucht und im port Mulgrave in der Berings-Bai (59° 34 20" NB) verweilt hatte, legelte er gen S (4ss). Er legte 13 Aug. im Hafen von Nutka an, fondirte die die Infel Yucuatrz umgebenden Canäle; feine Officiere (Espinosa, Cevallos und Fernaci,) beftimmten die altronomilche Lage von Nutka, Monterey, der Infel de la Guadalupe (auf welcher die nao de China zu landen pflegte) und des Caps SZucas; im Oct. 179: lief die Corv. Atrevida in Acapulco, die Corv. Za Descubierta in SBlas ein: die Reile dauerte allo nur 5 Monate. — Gleich nach feiner Rück- kehr beredete Malaspina (489) den Vicekönig, Grafen von Revillagigedo, zu einer neuen Expedition, weil er die Külte von Nutka bis zum Cap Mendocino nur unvollkommen gelehn hatte. Neue Berichte der in Nutka [tationirten Officiere machten auch einen Canal wahr- fcheinlich, deffen Entdeckung man dem griechilchen Steuermann Juan de Fuca zu Ende des ı6ten Jahrh. zufchrieb; wirklich hatte Martinez 1774 eine lehr breite Einfahrt in 4s° 20° NB beobachtet; der Steuermann (490) der Goelette Gerzrudis, der die Princesa real commandi- rende Fähnrich Manuel Quimper und Cap. Elisa 179ı hatten nach einander diefe Einfahrt ge- fehn, ja darin fichre und geräumige Häfen entdeckt. Um diefe Recognofcirung zu vollen- den, liefen s März 1792 die Goeletten Suzi7 und Mexicana, unter dem Commando des Dionifio Galiano und Cayetano Valdes, von Acapulco aus. „Diele erfabrnen und ge- fchickten Aftronomen, begleitet von Salamanca und Yernaci, umfuhren die grolse Infel, welche jetzt de Quadra y Fancouver heilst, uud brachten 4 Monate auf diefer mühfeligen und gefahrvollen Fahrt zu. Nachdem fie die Meerengen de Fuca und de Haro pallırt waren, ftielsen fie im Canal de? Rosario, von den Engländern Meerbulen von Georgien genannt, auf die engl. Seefahrer Yancower und Broughton, deren Zweck diefelben Unterluchungen wa- ren. Beide Expeditionen theilten einander ohne Zurückhaltung die Ergebniffe ihrer Arbeiten mit, halfen fich gegenfeitig in ihren Operationen (491), und es beftand zwilchen ihnen bis zu ihrer Trennung ein vollkommnes Einverltändnils ... Galiano und Yaldes recognolcirten auf ihrer Rückfahrt von Nutka nach Monterey von neuem die entrada de la Ascension, 320 Buscumann: Fölker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. welche Bruno Eceta 17 Aug. 1775 entdeckt und der gefchickte amerikanifche Seefahrer Gray, nach dem Namen der von ihm commandirten Sloop, den Flufs Columbia genannt hatte.” Die Herausgabe (192) der während der Expedition von Galiano und Yaldes aufgenommenen Karten, von der [pan. Regierung 1797 befohlen, gelchah (493) erft 1802 durch das deposito hidrografico; man kann fie mit denen Yancouver’s und der rulfifchen, 1802 in Petersburg er- [chienenen Karte vergleichen: was bei der 3-Afachen Verfchiedenheit der Namen [ehr nöthig ift. — „Während die Sutil und Mexicana ganz [peciell das Littoral zwifchen den Parallelen von 45° und 51° unterfuchten, beftimmte der Vicek. Graf Revillagigedo eine andre Expedi- tion für höhere Breiten. Man hatte vergeblich die Mündung des Flulles des Martin de Aguilar in der Gegend des Cap Orford und Cap Gregory gelucht; A. Malaspina hatte an der Stelle des berühmten Canals des Maldonado nur durchgangslole Stellen (49) gefunden. Galiano und Yaldes hatten fich verfichert, dafs die Fuca-Einfahrt nur ein Meeresarm ilt, welcher die ... grofse Infel Quadra und Fancowver von der gebirgigen Külte Neu- Geor- giens trennt. Es blieben noch Zweifel über die Exiftenz der Meerenge, deren Entdeckung dem Admiral Fuentes oder Fonte zugelchrieben wird und die fich unter 53° Br. befinden follte. Cook hatte bedauert, dals er diefen Theil des Feftlandes Neu- Hannover nicht hatte unterfuchen können; und die Verficherungen ... Cap. Co/net’s machten wahrlcheinlich, dafs der Fortlauf der Küfte in diefen Gegenden unterbrochen lei.” Um ein [lo wichtiges Pro- blem zu löfen, befahl der Vicek. Neufpaniens dem Schiffs- Lieut. Jacinto Caamano, befeh- ligend die Freg. e! Aranzazu, auf’s lorgfältiglte das Kültenland vom 51° (495) bis 50° N. B. zu unterluchen. Cuaamano, den Alex. v. Humboldt ofı in Mexico gefehn hat, fegelte 20 März 1792 von SBlas ab und blieb 6 Monate aus. „Er recognoleirte forgfältig den nördlichen Theil der Königinn - Charlotten-Infel; die Südküfte der Prinz - Wales-Infel, welche er isla de Ulloa nannte; die Inleln Revillagigedo, Banks (de la Calamidad) und Aristizabal, und die grofse Monino-Einfahrt (inlet), welche ihre Mündung dem Pitt-Archipel gegenüber hat.” 6 614,e. Obgleich die Fuca-Strafse der füdlichfte Punkt diefer britifchen Küftenländer ift, fo werde ich, nun an die einzelnen Gegenden und Sprachen tretend, von ihr doch erft nachher fprechen; und beginne mit einem etwas höheren Punkte auf dem Feftlande : mit dem Volke der ATNAH oder Shushwap. Sie gehören nach der U. St. explor. exped. zur T'sihaili- Selish- Familie des Nord - Öregons (f. den Abfchnitt XIV meines Werks der azt. Spuren $ 594), und find dort an deren Spitze, unter dem Buchftaben E, durch ein reiches Wortverzeichnifs bedacht. „Die Shushwapumsh oder Shushwaps oder Atnahs”, heifst es dort (205), „wohnen am unteren Frazer's river und feinen Armen ..... Atnah heifst das Volk bei den Tahkali (= Fremdling). Die Shushwaps find fehr wenig von ihren füdlichen Nachba- ren, den Salish, verfchieden.” Diefe füdlicheren Arnan find nicht zu verwechfeln mit den Atnah im ruffifehen Nordamerika, am Kupferminen -Flufs (XVI $ 723-6), mit denen fie nur die Namen - Übereinftimmung zufammenbringt. Der Mithri- XV, 614,e. Atnah (füdliche) oder Shufhwap. 3 dates fetzt (215) die hier befprochenen Atnah „oder Kinn-Indianer” um den 52° NB; nach den Karten gehn fie aber bis gegen den 50ten Grad herab. Mackenzie giebt in feiner Reife (Foyages from Montreal, on the river St. Laurence, through the Continent of North America, to the Frozen and Pa- cifie Oceans; In the Years 1789 and 1793. By Alexander Mackenzie. London 1801. 4° p. 257-8, in der Octavy - Ausgabe London 1802 Vol. I. p- 148-9) ein Wortverzeichnifs von 2 Sprachen; er erhielt fie von 2 Einge- bornen eines Volkshaufens, welcher die Reifenden an einem Punkte um- drängte; diefelben Perfonen lieferten ihm viele Nachrichten über diefe Landftriche. Das erfte Verzeichnifs (die erfte Columne) ift überfchrieben: The Nagailer or Chin-Indians, und ift von einer athapaskıfchen Sprache; ich habe feine Wörter im Anfchlufs an das Tahkali in meiner Arbeit über den atha- paskifchen Sprachftamm geliefert $ 356-381. Das zweite, überfchrieben: T’he Atnah or Carrier-Indians, haben die Späteren mit Recht auf die füdlichen, hier zu befprechenden Atnah gedeutet, die fie auch Kinn-Indianer nennen. Der Mithr. giebt (216) einige diefer Wörter, und fagt von dem Volke („bey dem Mackenzie um den 52°N.B. verweilte”): „Sie find (215-6) die Atnah oder Kinn-Indianer, über welchen unmittelbar nördlich Mackenzie die Nagailer- oder Träger-Indianer fand, deren Sprache beynahe mit der Chepewayifchen einerley fey”. Die archaeol. amer. giebt Vol. II. p. 378 Mackenzie’s Wort- verzeichnifs ganz wieder, und überfchreibt es gleichfalls: Atnah, or Chin 5 Indians.(‘) Beide haben die zweiten Namen Mackenzie’s ausgetaufcht; in ihnen würde Mack. alfo einen Fehler gemacht haben: und allerdings kön- nen die Carrier-Indianer nur zu dem athapaskifchen Dialect gehören. Mackenzie fagt felbft (258") von den 2 Sprachen: „die Atnah-Sprache hat keine Verwandtfchaft mit irgend einer, die ich kenne; aber die Nagailer ift wenig von der von den Biber -Indianern gefprochenen verfchieden, und faft diefelbe als die der Chepewyans.” Es fcheint daher die Sprache der iten (') Ich kann nicht unterlaffen, hier wieder, wie anderwärts (f. Athap. S. 229"L 230°), die vielen Fehler zu rügen, mit welchen die archaeologia americana diele wenigen Wörter aus- geltattet hat; fie geben eine traurige Ausficht auf die Zuverlälfigkeit diefes wichtigen Wer- kes, wo man es ohne Prüfung der Quellen gebrauchen muls. Ich führe fie an, indem ich Mackenzie’s Wort voranltelle und das der archaeol. folgen lallfe: Zunge M dewhasjisk, A dewhas jisk; Mann scuynlouch, scuyloch; Elennthier o/koy-beh, ookoy-beh; ground-hog squaiquais, squaisquais; Stein ishehoineah,-nah; komm her thla- elyeh, thlaelyeh.— Der Mithr. hat Einen Fehler: Zunge dewhasjask. Philos.-histor. Kl. 1857. Ss 322 Buscumann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. Columne wirklich die der Tahkali zu feyn, welche auch Carriers genannt werden ; {. darüber Athap. S. 158"-9*. Die zweite Col., bei Mack. Atnah ge- nannt oder (mit Eintaufchung aus der 1ten Col.) Kinn-Indianer, gehört der wirk- lichen füdlichen Atnah-Sprache oder dem Schufchwap an, wie mir eine Ver- gleichung des Wortverzeichniffes E der expl. exped. bewiefen hat. Die Wör- ter (timmen mit diefen bedeutend oder hinreichend zufammen: leichte Form- Verfchiedenheiten bieten fie faft überall dar; aber felbft wo diefe ftärker find (in Mann, Frau, Kopf) oder die Wörter bedeutend abweichen (Zunge, Pfeil, Stein, ja), erkennt man noch die Wort-Identität. Andere Wörter find dagegen aber wirklich die für: Eifen, Holz, e/k und Biber gegebenen. Hierauf ift aber wirklich das eben nur beiläufig erwähnte Volk vom athapaskifchen Stamme zu nennen: die Tacurrızs oder Taskarı von Neu- Caledonien, wohnend von 52°1, bis 56° NB, denen auch der Name Carriers beigelegt wird. Ich habe diefes Volk (f. Athap. S. 152" - 3“) und feine Sprache, welche ein wichtiges Glied des Athapasken - Stammes ift, mit ihrem vielen Sprachftoff in meiner Arbeit über den athapaskifchen Sprachftamm ausführlich behandelt. $ 614,f. Nur eine irrthümliche Angabe Hale’s in der expl. exp. von einer Verwandtfchaft mit der Atnah- Sprache veranlafst mich, hier eine andre nördlichere, die des Frrenprr Firväse, anzufchliefsen. Zwifchen je- nen Worten über die Shufhwaps nämlich (oben S. 320 Z. 6 v. u., zwilchen „Armen” und „Atnah”) fagt er: „Zu ihnen gehört der Dialect in Friendly Village am Salmon river, 50° 30 Br., 90 miles von der See, von welchem Mackenzie ein Wortverzeichnifs gegeben hat. Jenfeits ihrer wird nach Mackenzie eine verfchiedene Sprache gelprochen, vielleicht die der Hailtsa- Indianer.” Die Sprache des Friendly Village, d.h. die von Mackenzie’s Wortverzeichnifs, ift aber vielmehr ein Dialect der Hailtfa, (!) ohne irgend eine Ähnlichkeit mit Atnah: und ich würde fie daher lieber bei der Hailtsa- Familie ($ 655) behandelt haben. Die Art, wie das Friendly Fillage mit feiner Sprache in Macken- zie’s Reife (nach der Ausg. Lond. 1801. 4°) eingeführt wird, ift diefe: Die Reifenden kamen an ein ‚Hauptadrf, Salmon village, wo fie fchon früher 2 ) Die 2te Ausg. von RT s Litteratur der Gramm. und Lexica (Berlin 1547) hat im Nachtrage dieles Verbältnils richtig angegeben. Es heilst unter den Haeeltzuk: „Einen Dia- lekt ihrer Sprache reden die Billechoola .... Einige Wörter eines andern Stammes am Salmon River, der Bewohner des Friendly Village, giebt Mackenzie. XV, 614,f-5. Friendly Village, Fuca- Strafse. 323 einmahl gewefen waren (p. 364-6); fie fetzten ihre Reife fort und kamen darauf an the Upper village, welches fie the Friendly Village nannten (368), wo fie eine fehr gute Aufnahme fanden; er befchreibt die Sitten und den Zuftand diefer Völkerfchaft (370-5), und giebt dann p. 376 ein Wortver- zeichnifs vom Friendly Village (in der Ausg. Lond. 1802. 8° II, 273). Die- fes Verzeichnifs ift in der archaeol. amer. I, 378 wiederholt, mit der Über- fchrift: Friendly Village of Salmon River, Pacifie Ocean; es ift nur Ein Verfehen in ihm: bark mat robe zimner ftatt zimnez bei Mack. Der Mithr. hat 6 Wörter aus ihm (216) neben Atnah-Wörter geftellt. Leider laffen fieh nur 10 Wörter des Mackenzie’fchen Verzeichniffes mit der Hailtsa- und Billechoola-Sprache, als’ in meinem Wortverzeichnifs diefer Gruppe ($ 657) enthalten, vergleichen; die übrigen Begriffe Mackenzie’s (15), dar- unter die wichtigen der Körpertheile, fehlen dort. Von jenen 10 Wörtern find dem Hailtsa und Billechoola gleich: Biber, Hund; dem B gleich (un- ähnlich dem H): Lachs; beiden nur entfernt ähnlich: Waffer; Friendly V. hat ein anderes Wort als H und B für: Haus, Stein, Matte; ein anderes als H für: Feuer, deads. Ich habe folglich nur fchwache Anzeichen der von mir angegebenen Hailtsa-Verwandtfchaft beibringen können. Merkwürdig ift das Wort Stein vom Fr. Vill.: dichts, indem es fehr ähnlich dem azt. tetl, namentlich in naher Analogie mit athapaskifchen Formen, ift: ähnlicher als das Hailtsa-Wort ($ 656). — Das Fr. Village fchiene in 52°, zu liegen. $ 615. Ich kehre aus den höheren Continental-Gegenden, in welche ich fchon fortgezogen worden bin, zu der füdlichften Gegend, in der eigentlich mein Anfang feyn mufste: zu der Fuca-Strassz, zurück , welche ich nachgeftellt habe wegen des unmittelbaren Überganges von ihr nach der Quadra- und Vaucower-Infel. Gallatin fieht die Fuca- Strafse als die füdliche Gränze der geiftig beffer begabten Völkerftämme an (ethnol. soc. 1, CLI'). Über Völkerftämme an der Fuca-Strafse, wie über Verwandtfchaft oder Nicht-Verwandtfchaft ihrer Dialecte mit der Nutka-Sprache habe ich mehreres im $ 622 aus der explor. exped. mitgetheilt, das hierher gehört. Die Reife der Schiffe Sutil und Mexicana giebt (p. 41) ein kleines Wortverzeichnifs der Sprache vom füdlichen Ausgange der Strafse, das in der arch. amer. II, 378 wiederholt ift; einige diefer Wörter find, wie ich zeigen werde, mit der Nutka verwandt, die meiften find aber fremdartig. Ss? 324 Buscunmann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. Varias palabras del idioma que se habla en 'la= Bo'x.a Sa rdel’ CGraantarle de Berge Ebene (tierra llana) Erde (tierra en que se Himmel hören Land f. Erde Maftbaum Mond Mufchel; d.h. concha Nord [de Monterey Nordoft Ohr Rauch fchwimmen Segel Sonne ftechen Sterne Strick (cuerda) dar un tajo untergehn (Sonne) ich verftehe nicht Vogel el ave semejante d un aguila que Waller [pinto Tetacus [siembra) weinen Welt Zunge dort nicht — f. verftehn Fuca-Strafse govachas sisabache guisimut taciu-hamach dados claquesum glajuashashitle guindd tuishi cuasini pipi lacuec suushuc glisapie daquia zujucitle lluisac zumocuanelo lieitle upat-daquia (daquia aya-mas |[Sonne) ucutap suayuk ihaac clejacle balegsti taquisamach ali Fuca: Nutka M tzitzimitz papai, pape M sujsa M cuchitle pinchar [majas J iyee mahak, M ai- J okutop chahac, chaac, Tlaog. M eijat [ichaak Tlaog. eilthlei-althlei Ich habe neben dem Verzeichniffe der Sprache von dem füdlichen Auslauf der Fuca-Strafse fchon die Vergleichung mit der Nutka geführt. Die Striche im Nutka bedeuten, dafs ich in diefer Sprache den Ausdruck nicht befitze. Zwifchen beiden Sprachen find ganz identifch die Wörter: XV,615-7. Fuca-Str.; König-Georgs- od. Nutka-Sund: Irrth.d. Mihrid. 325 Vogel, ich verftehe nicht; die übrigen find fehr ähnlich oder ähnlich: was bei einigen Zufall feyn kann. Die leer gelaffenen Wörter find aber in der Nutka-Sprache gänzlich verfchieden; durch fie wird eine bedeutende Ver- fchiedenheit in einem ftarken Theile beider Sprachen bewiefen. — Die En- dung zle läfst (ich häufig in den Wörtern der Meerenge beobachten. König-Georgs-Sund, Quadra- und Vancouver-Infel. $ 616. Die Quapra- und Vancovver-Infel gehört zu dem grö- fseren geographifchen Bezirke, welcher (in willkührlicher Ausdehnung des Namens) NUTKA-Suxp oder (nach Cook 1778, und jetzt etwas zweideu- tig) KÖNIG-GEORGS-Sunn genannt wird; das der Yancouver-Infel gegenüber liegende Küftenland heifst Neu-Georgien (New Georgia). Mit diefem Sunde fangen die englifchen Befitzungen an. Das britifche Weftland, welches ich, in der füdlichen Hälfte Küfte, noch weit nördlich neben den ruflifehen Küften-Befitzungen hinaufzieht, führte fonft den all- gemeinen Namen Nrv-Arsıon; und befteht jetzt aus folgenden Küften - und Küften anliegenden Landftrichen, von S gegen N: Neu-Georgien, Neu-Hannover, Neu-Cornwall und Neu-Norfolk (dazu kommt noch füdlicher im fpanifchen Befitz der Name Neu-Albion im engeren Sinne); die ganze Strecke der 3 erften Striche heifst wieder zufammen Nev-Care- DONIEN. 6617. Der MırnrınareEs verfällt in den abenteuerlichen Fehler, unter dem Könsıs-Grorgs-Sunp der engl. Seefahrer von 1786, womit fie den Nutka-Sund meinen, den ruffifchen Sund von Sitka (durch Van- couver King George the Third's archipelago benannt) zu verftehn. So fagt er 214”: „Im König-Georgs-Sunde find wenigftens die Zahlwörter, die wir in Portlock- und Dixon’s Reife angegeben finden, faft ganz die des Nutka-Sundes, und die hier gewöhnliche Sprache fcheint demnach auch bis dorthin verbreitet.” S. 215 werden dann die Zahlwörter 1, 2 und 3 im Nutka-Sunde nach 3 Quellen: Cook, „Dixon” und Humboldt (d.h. Sutil y Mexicana), und im „König-Georgs-Sund” zufammengeftellt. Hierdurch ent- fteht die Abenteuerlichkeit, dafs die Zahlwörter, welche dort als die des König-Georgs-Sundes angegeben werden, völlig identifch mit den Nutka- 326 Buscumann: Fölker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. Zahlwörtern „Dıxon’s” find. Unter Dixon meint derMithr. die von Dixon allein herausgegebene Reife: A Voyage round the World; but more particu- larly to the north west coast of America: performed in 1785-88, in the King George and Queen Charlotte, captains Portlock and Dixon. By captain George Dixon. Lond. 1789. 40 c.tabb.; welche ich bei Abfalfung diefer Ar- beit nur in der deutfchen Überfetzung benutzen konnte, die den Titel führt: „Der Kapitaine Portlock’s und Dixon’s Reife um die Welt befonders nach der Nordweftlichen Küfte von Amerika während der J. 1785-88 in den Schiffen King George und Queen Charlotte; Herausgegeben von dem Ka- pitain Georg Dixon. Aus dem Englifchen überfetzt... von Joh. Reinhold Forfter.” Berlin 1790. 4° Diefes Werk ift aber nicht von Dixon verfafst; fondern es find Briefe, W. B. unterzeichnet, gefchrieben von William Beresford. (!) Will. Beresford giebt S.216-7 der deutfchen Überf. von Dixon’sReife [engl. p. 241] die Zahlwörter von 3 Sprachen; die des König-Georgs- Sunds erhielt er von einem Freunde am Bord des Prinzen von Wales: Prinz-Williams-Sund er Norfolk-Sund König-Georgs-Sund 1 asthlenach tlaasch | sorwock 2 malchnach taasch | athlac 6) pinglulin noosch catsa 4 staachman tackoon | moo 5 talchman keichin soutcha 6 inglulin ctletuschush (*) noctpoo 7 takatuschush athlapoo 8 nooschatuschush athlaquell 9 kooschush sarvacquell 10 coolin chincart highhoo Auf S. 219 [engl. nach p. 242] ift ein Lied der Bewohner des Norfolk- Sundes, in Noten; der Text lautet nur: häh alla kufch, ho ho... hä hä.... [engl. alla coosch, haigh alla coosch alla coosch alla haig ha haigh haigh haigh: während eine andre Stimme immer hoh hoh hoh &e. fingt]; S. 241-3 (') Da ich fpäter das englifche Original dieles unter Dixon’s alleinigem Namen gehenden Reifeberichtes erhielt, [o letze ich dellen Paginatur hiernächft in eckigen Klammern [ ] der deutfchen bei. (2) Ich letze die englifchen Formen her, nicht die deutlichen. XV, 617-8. König-Georgs- od. Nutka-Sund: Irrthum des Mithr.; Nulka. 327 [engl. p. 268-270] find Wörter der Sandwich -Infeln. — Marchand, der die Zahlen Beresford’s der Col. 2 und 3 wiederholt, giebt Col. 3 als Nutka- Sund. Diefe dreifachen Zahlwörter 1-10 finden fich auch angegeben S. 161-2 in einer abgekürzten Überfetzung Georg Forfter’s von beiden Reife- berichten, nämlich dem Th. 2. des Werkes: Ge. Forster, Gefchichte der Reifen... an der Nordweft- und Nordoft-Küfte von Amerika und in dem nördlichften Amerika felbft. Aus dem Engl. Berlin 1792. 8°; welcher abgefondert enthält: 1) „Dixon’s Reife um die Welt ufw. befchrieben von Will. Beresford”; 2) „Portlock's Reife an die Nordweft-Küfte von Amerika und um die Welt.” Unter den „Zahlwörtern, die wir in Portlock’s und Dixon’s Reife angegeben finden”, find nicht die in der unter Portlock’s Namen erfchie- nenen Reifebefchreibung zu verftehn; denn in diefer (f. ihren Titel im $ 728) werden keine Wörter von Nutka gegeben. In diefer Ausgabe der Reife von Portlock und Dixon find nur zwei Wortverzeichniffe: vom Prinz- Williams-Sund, c. 60° NB (p. 254-5); und von Portlock's harbour, etwa 57° 50’ NB (p. 293); f. diefs näher beim Prinz-Williams-Sund (S. 221° führt aber der Mithr. von Dixon Wörter des Norfolk-Sundes und von Port- lock Wörter vom Portlock-Hafen an). — An einer zweiten Stelle (220°) kehrt im Mithr. diefelbe Sache, als wenn der König-Georgs-Sund gegen Nutka etwas ganz befonderes oder fernes wäre, wieder; er handelt von den nörd- licheren Küften, wo [chon „Stammverwandte der Kolofchen wohnten”, und fügt hinzu: „wenn fich auch zwifchen ihnen Zweige anderer Stämme finden mögen, wie z.B. in dem Georgs-Sunde Menfchen, die mit den Nutkaern nach ihrer Sprache verwandt... find.” $ 618. Die grofse Inser von QUADRA und VANCOUVER, mit dem berühmten Nurxa-Sunde und dem Hafen Nutka, (') ift nach (') Alex. von HUMBOLDT macht (essai po2.Il, 1811 p. 476) auf den allgemeinen Irrthum aufmerklam, als gehöre der Hafen Nu'rKA der grolsen Quadra-Inlel an; es fei damit eben (o, wie es ungenau lei das Cap Horn die Spitze des Feuerlandes zu nennen. Nutka liege (175) auf der öltl. Külte einer 20 Seemeilen breiten Infel, welche der 7asis-Canal von der grolsen Inlel Quadra und Yancower trenne. Der berühmte Verf. bemerkt auch (476): „dals man nicht wille, durch welches Milsverltändnils Cook den einheimilchen Namen Yucuatl in Nutka, ein den Eingebornen unbekanntes, nur mit noutchi Berg ähnliches Wort, verwan- delt habe. — In meinem früheren Auszuge über die Entdeckungsreifen an der Nordwelt- 325 Buscumann: Fölker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. Scouler (224”) von Volksftämmen bewohnt, welche Mundarten ver- SELBEN SPRACHE reden; (!) von anderer Sprache (ob jedoch ganz oder nur dialectifch verfchieden?) werden aber angegeben (f. unten S. 329°) die New-chemass. Die Verwandtfchaft der Sprache Tlaoquatch f. unter diefer ($ 646-7), auch die weiteren Verhältniffe beider Sprachen gegen andere eben da ($ 651). Vielleicht meint Green (f. meine Arbeit über die Sprache der Kolofchen S. 380°) die allgemeine Nutka-Sprache unter dem Namen Newettee oder Nooitty (dem einer Völkerfchaft der Infel: f. 7-8 Z. hiernach), welche er neben der kolofchifchen, der Nass und der der Charlotten-Infel als eine befondre Sprache nennt. Jewitt erzählt (captivity p. 44; f. den Titel nachher S. 330° und 334"'), dafs nach der Wegnahme des Schiffes Boston von Bofton durch den König Maquina in der Bai von Nutka (22 März 1803) Canots voller Wilden von 20 Volksftämmen des N und S nach Nutka kamen; von nördlichen nennt er: die Aitizzarts (p. 104), Schoomad-its, Neuwitties (Newittee der explor. exp.), Savinnars, Ah-owz-arts, Mo-watch-its, Suth- setts, Neuchadlits, Michlaits und Cay-uquets (104"-5°): von welchen die meiften an Nutka zinspflichtig waren; von füdlichen: die Aytch-arts (168”') und Esquiates, auch zinspflichtig (wohl = Eshquates, p. 104"'); die Klaoo- quates (= Tlaoquatch; f. p. 104), und die Wickannish: einen grolsen, mächtigen Stamm, 200 miles entfernt (vgl. S. 329”; M MWicananish_ er- fcheint wie ein Häuptling p. 150“). Indem Jewitt p. 101-6 einzelne Volks- ftämme ausführlich behandelt, habe ich bei den vorhin genannten diefe Küfte (S. 317"', 318""", 319”) habe ich mehrere Notizen Humboldr’s über die Geographie von Nutka mitgetheilt; er beftimmt es in 49° 34 20” NB. Humboldt machte (476) 1803, durch die Gunft des Prof. Cervantes, Directors des botanilchen Gartens zu Mexico, Aus- züge aus einer handfchriftlichen, auch von dem Redacteur der Reife der Sutil und Mexicana p. 123 benutzten Arbeit des Francilco Mozino über die NWKülte, welcher einer der Bo- taniker von Sesse’s Expedition war und 1792 mit Quadra in Nutka weilte; und zählt 476-7 vielfachen interellanten Inhalt derfelben über das Volk von Nutka, feine Religion ulw. auf. — Er handelt über die Örtlichkeit und das milde Klima von Nuzka p. 475-430, wo Gewitter lo felten find. Über den mächtigen und wichtigen Häuptling Macuina redet er p. 478; er giebt noch Nachrichten an, die er über ihn Ende 1803 in Mexico erhielt. (') So fagt Jewitt (p. 105°) nach Aufzählung mehrerer Völkerlchaften der Infel: There are also both at the north and south many other intervening tribes, but in general small in number and insignificant; ull of whum, as well as the above mentioned, speak the same language. XV, 618-9. Völker der Fancowver-Infel; Verhältniffe der Nutka-Spr. 329 Stellen in Klammern beigefetzt. Aufser den genannten giebt er noch fol- gende an: Äla-izzarts, durch das ganze Buch immerfort vorkommend (f. befonders p. 101-3); Newchemass: ein fehr wildes, nördliches Volk, von „einer ganz verfchiedenen Sprache” als der aller übrigen, „obgleich fie von den Bewohnern Nutka’s verftanden wird” (105“"; über das Volk: 86", 97“, 105“-6); auch die fpan. Reife nennt fie häufig, als Vuchimas, oder im fpan. plur. Nuchimases (p. 139”, 141”, 150”); Alahars: einen kleinen Stamm, incorporirt in Nutka (Jewitt 100"); Mickinninish (103-4), wohl gleich den obigen Wickannifh: denn der Verf. verfetzt fie, die nördlichen Nachbaren der im Süden wohnenden Kla-izzarts, auch 200 miles von Nutka: und nennt fie ein ftarkes, kriegerifches Volk, zahlreicher als das von Nutka. Ich habe alle diefe Völkerfchaften am Ende der Wortverzeichniffe ($ 630) in alpha- betifcher Reihenfolge genannt. Ihre Zahl beträgt 17. Nuutka $ 619. Der Mithridates bemüht fich (HI, 3. 214) eine füdliche Verbreitung der NUTKA-Srracne aus Vancouver nachzuweifen: „Auch noch füdlicher vom Nutka-Sunde bey Port Discovery im 48° 7’ fand Van- couver eine ähnliche Sprache bey dem dortigen wandernden Volke, und man verftand die Nutka-Wörter [ich finde nur I, 230: „Einige von ihnen verftan- den einige Wörter der Nutka-Sprache”]; eben fo verftand man diefelbe 32 Seemeilen von Kap Mudge, ob fie wohl dort nicht im allgemeinen Gebrauche zu feyn fchien.” S. aber euxrpl. exp. unten S. 334“. Der Mithr. (207°) macht auf einen Einflufs der Eskimo- Sprache auf die von Nutka aufmerkfam: man wiffe feit Cook’s letzter Reife, „dafs in ihr Wörter befindlich find, die eine unverkennbare Übereinftimmung mit der Sprache des oberften Nordens von Amerika im W und O zeigen.” Schon von Cook’s 2ter Reife her wiffe man es (208°). S. die Erläuterungen zu der That- fache 209. Ich habe mich im $ 643 über diefe Eskimo-Ähnlichkeiten erklärt. Scouler erklärt (224"") eine „nahe Beziehung” der Nutka-Sprache (it is nearly related to) „zu der der Haeeltzuk, und auch zu der der zahl- reichen Küftenftämme, welche das Feftland bewohnen und fich an den Flüffen herauf ins Innere gezogen haben.” Er erklärt ferner eine Verwandt- fchaft der Sprachen Kawitchen ufw. mit der Nutka und dem Haeeltzuk: f. meine Antworten hierauf in den 6$ 642, 643, 655. Philos.-histor. Kl. 1857. At 330 Buscumann: Fölker u.Sprachen der WSeite des britifchen Nordamk.s. $ 620. Über die Sprache vom Nutka-Sund enthält Vol. I. von Coox’s voyage to Ihe Pacific Ocean 1776-80, Lond. 1784. 4°, einige Bemerkungen, gegeben von Anderfon ('): Die Sprache (p. 334) ift nicht rauh oder unangenehm, ausgenommen ihr ftarkes k und A; doch kann man nicht über viele Gurgellaute klagen (! vgl. S.335""). Es fcheinen zu fehlen: 5, d, Jg, r, v. Einen befonderen, häufigen Laut haben fie (Schnalzlaut), den er (355) durch /szthl darftellt; er ift eine häufige Endung der Wörter, findet fich aber auch in deren Anfange. Die nächfte häufige Endung ift zZ, dann z und /s. Von allem diefem werden die Beifpiele gegeben: Sonne opulfzthl, Mond onulfzthl, todt kahfheetl, einen Stein werfen teefhceheetl, menfch- licher Schädel kooomitz, Fifchrogen guahmifs. Es wird geklagt über die Länge der Wörter durch 4-5 Endungen. Über die Verwandtfchaft der Sprache mit anderen (336) wird gefagt, dafs fie nicht die geringfte mit der der Esquimaux und der Indianer um die Hudsonsbai habe. On the other hand, heilst es weiter, from the few Mexican words I have been able to procure, there is the most obvious agreement, in the very frequent terminations of Ihe words in l, tl, or z, throughout the language. (In einer Anm. fragt Cook felbft zur Beftätigung diefer Anficht: ob nicht Opulfzthl Sonne und Yitziputzli nahe Klang-Ähnlichkeit haben?) Der Verf. ift geneigt (337) das Volk von Nutka Wakashians zu nennen, (?) weil das Wort wakash (ausdrückend Beifall, Freundfchaft) fo viel in ihrem Munde war. Bei ihrer Verfchiedenheit in allem kann fie der Verf. nicht von den Südfee-Völkern ableiten, noch irgend eine Verbindung mit ihnen „zur Zeit ihrer Auswanderung aus ihren Urfitzen” annehmen. Das Wort wokash wird auch von John R. Jewitt beftätigt (adventures and suffer- ings during a captivity of nearly three years among the savages of Nootka sound, Edinb. 1824. 8°); er führt an (p. 48“): dafs die Weiber den Tanz to their language [ef the people of this Sound]; and the following remarks are in his own words” [d.h. p. 334-6]. Sonft ift der 2te Bd. von Cook gefchrieben; denn auf dem Titel jedes der drei Bände dieler Reile lieft man unterhalb: Vol. I. II. written by capt. James Cook, Vol. III. y capt. James King. (2) In der 2ten Ausg. von Vater’s Litteratur der Lexica und Grammatiken (Berlin 1847, S. 267” und 528°°) wird die Nutka-Sprache auch Wakaflch genannt; fie folgt darin Gallatin im Vol. II. der archaeol. amer. (1836) p. 306, 371 (l. nachher $. 334°). XV, 620-1. Nutka-Spr.: wakasch, Mithr. mex. (Bourgoing’s Auffatz). 331 guter Fürft!” wocash tyee! wurde auch jedes Mahl gefagt (ib. ""), wenn der König Maquina Einem etwas gab; mit wocash John! belobte der- felbe den Verf., als er an Bord kam ihn zu befreien (219°). In Jewitt’s Wortverzeichnifs (No. 479t,u) zeige ich es in 2 Beifpielen in der Bedeutung von gut. Die fpanifche Reife giebt (143”) an huacas als einen Ausruf der Bedeutung: es lebe! vivat! 6621. Die, fo vorlichtig gehaltene Bemerkung Alexanders von Humboldt über die von ihm an der Sprache des Nutka-Sundes beobachteten Laure hat, nach dem Vorgange Anderson’s bei Cook (f. vorhin S. 330"""), auf die Verf. des Mithridates einen tiefen Eindruck gemacht: und, mit einer eingebildeten Wort-Ähnlichkeit, ihnen die Hoffnung gegeben, in die- fen Nordweft-Gegenden, hinauf bis in die ruffifehen Belitzungen, das alte Azrran zu entdecken. „Möchte”, fagt der Mithr. fchon an einer frühen Stelle (III, 3.8.77), Aztlan ihr Vaterland noch dort [an der NWKüfte Ame- rika’s] aufgefunden werden können! Sprachähnlichkeiten, wenigftens in Ab- ficht der Häufigkeit der Laute, wie i/,... hat man... an diefer NW -Küfte am Nutka-Sunde und bey den Völkern in der Nähe der Ruflifchen Colonien gefunden.” „Auch fehon”, heifst es fpäter (89°), „das Eine gleiche Wort, welches den Bewohnern des Nutka-Sundes mit den Mexikanern gemeinfchaft- lich ift, ag-coatl: junge Frau, Mädchen [nach einem Auszuge Bourgoing's in den Archives litteraires de Ü Europe 1804 avril p. 78seq. aus der Reife der Schiffe Sutil und Mexicana (')] .. . verglichen mit couat! im Mex.: Frau, (') Inder 2ten Ausgabe von Vater’s Litteratur der Grammatiken und Lexica (Berl. 1847. $°), welche, trotz der vielen Mühe mehrerer Arbeiter, die in der Zeit auf einander ge- folgt find, fo viele Unvollkommenheiten und Irrthümer enthält, ift durch ein abenteuerliches Verfehen aus einem kleinen Auffatze einer Zeitfchrift ein dreibändiges Reilewerk in mehre- ren Ausgaben geworden. Jean Frangois BoURGOING nämlich hat in die Zeitichrift archi- ves litteraires de PEurope in 2 Stücken: T.1. p. 340-356 (premier extrait; unterzeichnet mit B., nach der Zable des matieres p. XC „par M. B....g”) und T. II. p. 54-59 (second extrait, wieder unterzeichnet mit B.), Paris et Tubingue 1804. 5°, einen Auszug aus der [pa- nifchen Reife der Sutil und Mexicana geliefert, überlchrieben: Relation d’un voyage recent des Espagnols sur les cötes nord-owest de l’Amerique septentrionale en 1792 (diele Jahrzahl fteht in T. IL.), in deren zweitem (T. II.) p. 75-79 einige Nutka- Wörter und p. 87 einige der Esienes und Runsienes gegeben find. Unter den Artikeln Escelen, Nutka-Sund und Rumfen hatte Yater in [einer ıten Ausg. (Berl. 1515 S. 66, 171 und 201) den Fehler gemacht Bourgoing relation &e. und archives litt. zu trennen, als wären es zwei verlchiedene Schriften; wie es aber nur ein materieller Fehler bei der Arbeit ilt, geht an der erlten Stelle ER 332 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des briiifchen Nordamk.'s. Weibsperfon überhaupt; fordert auf, weit genauer über das Verhältnifs der Sprachen am Nutka-Sunde zu forfchen, als es nach den bisherigen Hülfsmit- teln möglich ift; zumahl da die dortigen Sprachen die im Mex. charakte- riftifche Endung Z/ fo häufig haben, aber an den Verben auch, da fie im Mex. den Nennwörtern angehört.” — Ich mufs jedoch auch von einer anderen Stelle des Mithr. (202°”) eine weit gemäfsigtere Äufserung beifügen, fo lau- tend: „noch mehr [als bei S Barbara in Californien] hat man die Ähnlichkeit mancher die Mex. Sprache auszeichnender Laute mit den nächftfolgenden Sprachen der Weftküfte, befonders der vom Nutka-Sunde, behauptet: aber ohne fie überzeugend machen, und zu einem Refultate hinleiten zu kön- daraus hervor, dafs bei der re/at. keine pag. [teht, nur bei den archives litt.: an der zweiten und dritten freilich tragen die re/at. die pag., die archives keine. Im Mithridates [teht die Sache an Einer Stelle ganz richtig; S. 39 lautet die Anm.: „S. Bourgoing Relation d’un voy. recent des Esp. sur les cötes Nord-ouest de l’Amerique sept. en 1792 in den Archives litteraires de Europe 1304. Aoril S. 78 f?” An einer 2ten aber, bei den Escelen und Run- (en, ift der Fehler [chon klar gemacht; es heist da (S. 202): „andere Wörter aber find aus Bourgoing Relation d’un voyage ... de !’ Amer. sept. 1792. abgedruckt in den Archives litt. Ke.” Der eine Arbeiter der 2ten Ausg. Fater’s hat nun, wie es [onft gefchehen, fich bemüht den Titel der Bourgoing’lchen Schrift, die er für ein Buch genommen, näher zu beftimmen. Er hat in dem Cataloge der hiefigen königl. Bibliothek ein dreibändiges Werk Bourgoing’s gefunden, das in mehreren Ausgaben und auch in Überfetzungen da ilt (es giebt davon noch weiter eine Ausgabe von 1806, und eine 0° ed., T. ı. 2. 3. Par. 1823); und in der Flüchtig- keit hat er ganz dellen Titel überfehn und es für fein geluchtes, mit dem Titel relation d’un voy. Kc, angelehn. Das Werk ift lo betitelt: Noweau voyage en Espagne, ou Tableau de Petat actuel de cette monarchie, T. 1-3. Par. 1789. 8°; ade ed. (von nun an lautet der Titel: Tableau de ’Espagne moderne) T. 1-3. Par. V.- 1797, 3° ed. T. 1-3. Par. 180. 8°; deutfche Überfetzung: Neue Reife durch Spanien vom Jahre 1752-58, Bd. ı. Jena 1789. s°. So 3 Bände $° Par. 1780, fo eine 3° ed. 1803, fo eine deutfche Überf. Jena :789 (die 3 Ausgaben, welche die Berliner Bibliothek damahls befalßs, wozu erft [päter die 2te kam) hat diefer Ar- beiter (S. 113), und auch der letzte, der fich felbft auf dem Titel des ganzen Buchs zu dellen Herausgeber gemacht hat, bei den Rumfen (S. 314) ihrem: „Bourgoing, J. F., Relation d’un voyage recent des Espagnols sur les cötes nord-ouest de ’Am£rique septentrionale” beigelegt: wobei fie das Jahr 1792 der alten Ausg. Vater’s weggelallen, und durch 1759 und 1803 er- fetzt haben; der Bericht der [panifchen Entdeckungsreile konnte nicht 1789 erlcheinen, weil die Reife erft 1792 gemacht wurde! Gleich danach fteht $. 113, l[onderbar genug: „Abge- druckt in Archives litt.” Ke. Unter Nutka (S. 268) ftehn ganz kurz Bourgoing, Relat. &e. mit pag. 78 und Archives litt. (ohne pag.) als 2 Quellen. In der letzten Stelle hat der foge- nannte Herausgeber der ten Ausg. des Bourgoing noch die (ganz falfche) pag. 78 beigefügt, ohne den Band zu benennen, und den Archives litt. danach hat er die richtige pag. S7 gege- ben; fein Vorgänger hatte wenigltens das Bourgoing’lche Werk ohne pag. gelalfen. XV,621-2. Nutka: mex. Laute d. N Küfte n.d.Mithr.; Wivz.d. expl. exp. 333 nen.” — Bei der Behandlung der Sprachen der Nordküfte kehren diefe Aufserungen wieder: „Eine neue, höchft intereffante Rückficht (210”') bey den Völkern diefes Theils der N.W. Küfte ift ihr Verhältnifs zu dem Mexi- kanifchen.” Es folgen die Stelle von Humboldt über die Combination 4 ufw. im Nutka (die ich in einer Anm. des $ 639 wiedergegeben habe), die Bemerkung über die verbale Endung (211°); über ag-coatl, als „eine etwas nähere Ähnlichkeit mit (mex.) couat!” (*). „Immer behält aber”, heifst es dann ("), „fchon für fich jene Ähnlichkeit der Wiederkehr von Lauten, die in andern Sprachen nicht häufig fo zufammen treffen, befon- ders des Zl, ein gewilles Recht.” Diefer Laut wird bis in den hohen Norden verfolgt: im Norfolk-Sunde bis zur Berings-Bai, bei den Ko- lufchen (£. meine Arbeit über diefe Sprache, Theil meines Werks, S. 380"'- 1”), bei den Ugaljachmutzen (f. XVI$ 711). (') Den Behauptungen des Mithr. über mex. Verwandtfchaften im Nutka- Sunde ift Prescott (conquest of Mexico 1843 IN, 352) mit grofser Geneigt- heit beigetreten (f. meine azt. Ortsnamen S. 69°-*); über den Wortvorrath fagt er: showing the probability of a common origin of many of the words in each. — Ich werde mich über den Gegenftand fpäter ausfprechen. In einigen Steinen mit Sculpturen, die man im Nutka -Sunde gefun- den, hat man eine Ähnlichkeit mit dem mexicanifchen Calender von 13 Monaten von 20 Tagen finden wollen (vgl. Gallatin ethnol. soc. II, CL). 8622. Ich bin im Stande von der Sprache des Nurka-Sundes (im engen und weiten Sinne) ein förmliches kleines WÖRTERBUCH vor- zulegen: aus 4 Sammlungen beftehend, die ich durch eine alphabetifche (und nachher fyftematifche) Verzeichnung vereinige. Die 4 Beftandtheile find: A. Das Wortverzeichnils der zxrzorrng Expedition: welches viele Lücken in den Wörtern zeigt. — Der Band der eihnography der U. St. explor. exped., welche Nootka zu ihrer 2ten geogr. Region, zur Nord-Oregon-Abtheilung, zieht, bat ein Wortverzeichnils, No. 14, das fe zwar Nootka im allgemeinen nennt, womit aber nur die Sprachfamilie gemeint ilt,; die Sprache nennt fie Kwoneatshatka (Newittee), und die Erläu- terungen (p. 220) belehren uns näher darüber. Es ift nämlich die Sprache, welche zu Newittee geredet wird: einem von den Pelzhändlern fleilsig befuchten Hafen am Nord-Ende der Yancouvers-Inlel. Das Verzeichnils zeige, lagt Hale, dafs diele Sprache der von Nuzka (wie he Jewitt gegeben) nahe verwandt lei. Nutka liegt etwa 100 miles SO von Newittee. (') Ähnlich S. 56": „Dergleichen Örter, wo Mexikanilche Laute gehäuft wurden, zeigt uns die Nord- Welt-Küfte Amerika’s mehrere.” 334 Buscnmann: Fölker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. Aus Jewitt geht hervor, dals diefelbe Sprache im SW, durch die ganze Länge der Infel, geredet wird; auch „von den Kla-izzarts, einem zahlreichen und mächtigen Stamme, 300 miles gegen S wohnend.” Hale vermuthet, dals diels die Glassets feien, welche an der Südfeite der Fuca-Stralse, bei Cap Flattery, wohnen. Alles aber, was die Expedition von ihnen und von ihren öftlichen Nachbaren, den C/allems (Tylalam), erfahren konnte, war: dafs he eine Sprache reden, die verlchieden von den Sprachen der Stämme Chickailish und Nisqually ilt. Hale letzt hinzu: We might, perhaps, on this evidence, add to the synopsis and map the Nootka Family, comprising the tribes of Fancouver’s Island, and those along the south side of Fuca’s Strait. 8 625. B. Ein grolses Wortverzeichnils, gefammelt von Anderfon im April 1778, findet fich in CooK’S voyage to the Pacific Ocean (A voyage to the Pacific Ocean ... per- formed under the direction of Captains Cook, Clerke, and Gore, in his Maj’s Ships the Reso- lution and Discovery. In the Years 1776-80.) Vol. III. Lond. 1784. 4° p. 542-8, benannt: „vocabulary of the language of Nootka, or King George’s Sound, April 1778.” (') Die Nutka-Wörter [tehn voran; weder diefe noch die englifchen haben irgend eine Ordnung, höchltens etwas nach Materien. Die reichhaltige Sammlung trägt das Gepräge aller Wort- verzeichnifle diefer Reife: das Einheimilche und Volksthümliche aufzufallen und zu überliefern ; dadurch, dals uns grofsentheils Wörter von nationalen Gegenltänden geboten werden, wird das Verzeichnils allerdings bezeichnend für das Volk, aber weniger zur Vergleichung dienend. Die Sammlung hat viele längere Artikel: durch englifche Erklärungen oder Definitionen; auch Redensarten werden gegeben, aber meilt in Einem Nutka-Wort ausgedrückt. Im Vol. II. delfelben Werks p 335 ftebn einige Wörter, welche nur aus Vol. III. ausgezogen find; p. 336 ftehn die Zahlwörter. $ 624. €C. Ein kleines Wortverzeichnils befindet fich in: /he adventures and suf- ferings of John R. Jewitt, only surviver of the ship Boston, during a captivity of nearly ihree yeurs among the savages of Nootka Sound. Edinb. 1824. 5° p. 235-7: „a list of words in the Nootkian Language, the most in use.” Es ilt dieles nach Hale (expl. exp., ethnogr. 220) die eigentliche Nutka-Sprache. Aus Jewitt hat die archaeologia americana Vol. II. Cambr. 1836 p- 371 einen Auszug von Wörtern geliefert; die Sprache (Fakash [p. 306] oder Nootka Sound) ift da zufammengeltellt mit 6 anderen, ihr fremden, und bildet die letzte Col. Hier findet man ein Beilpiel, mit welchem Leichtfinne folche Wörter wiedergegeben werden; denn die archaeol. amer. begeht in mehreren Wörtern fehr welentliche Fehler gegen Jewitt. Was das c hinter einigen Wörtern in der archaeol. bedeutet, weils ich nicht; diefe Wörter hat Jewitt nicht. — Ich gebe die Wörter von Jewitt; der Anfang, von man bis Ende der Zahlen (No. 359-429), ift aber in der Reihenfolge der archaeol. und mit ihren Zufätzen an Wörtern. Über einen Vortheil der Sylbentheilung bei Jewitt f. S. 3 35, An Jewit?s W ortverzeich- nils habe ich noch Wörter und Sprachltoff gehängt, die ich aus dem Buche zufammengelfucht. Seine Eigennamen folgen, mit denen der andren 2 Quellen verbunden, auf die 4 Wort- verzeichnille. (') Im Vol. II. p. 336 fagt Cook: the large vocabulary of the Nootka language, collected by Mr. Anderson, shall be reserved for another place; und in einer Anm. wird gelagt: es ftehe at the end of the third volume. XV, 625. Nutka: über das Wortverz. der Sutil u. Dlex.; Mozino's Beitr. 335 $ 625. D. Das grölste Wortverzeichnifs, [chon alphabetifch geordnet nach dem Spanilchen, bietet dar die: Relacion del viage hecho por las goletas Sutil y Mexicana en el ano de 1792 para reconocer el estrecho de Fuca; Madrid 1802. 4°min. p- 178-184. Es ift diels eine höchft 'vollkommne und reiche Sammlung, welche auf langer Beobachtung der Sprache beruht. (') Wie aber auch in einer folchen merkwürdige Lücken vorkommen kön- nen, beweilt das eine Beilpiel: dals hier das Wort Vater ganz fehlt. Ähnlich den neueften nordamerikanilchen Wortverzeichnillen, befonders in Schoolcraft’s Werke, hat der [panifche Verfalfer die Nutka-Wörter durch viele Trenn- und Sylbenftriche getheilt: welche ich, wie [onlt, nur in den zwei nothwendigen Fällen nachgeahmt habe: ı) wenn eine Sylbe mit einem Confonanten endigt und die folgende mit einem Vocal anfängt 2) wo Vocale zu tren- nen find und nicht zu Diphthongen zulammenlaufen [ollen. Jewirt hat öfter die Sorgfalt, den erften Fall, den confonantilchen Sylbenfchluls, durch Trennftrich zu bezeichnen, wo die anderen Quellen es nicht thun; [. die Wörter canoe, hand, herring, iron, man, sea. Dem Wortverzeichnilfe habe ich einige aus dem Buche felbft aufgelefene Wörter angehängt. Auf die vier Wortverzeichniffe lalfe ich ein [yftematifches und zugleich alpha- betifches Verzeichnils der Eigennamen, die ich aus dieler und Jewizr’s Schrift zulammen- getragen habe und denen die wenigen Wörter aus Cook’s Verzeichnils hinzugeletzt find, folgen: Götter oder mythifche Wefen No. 914-6, Perfonen 917-948; Völkernamen 949-968, mythifche Örter 969-970, Ortsnamen 971-5. (') Bourgoing giebt (archives litt. T. II. p. 78) als Urheber der Data über die Sprache und andere Don Francisco Mosino an; er fagt: C’est & Zul surtout que les navigateurs espag- nols doivent les details qu’ils se sont enfin decides a publier, et notamıment ceux qu'on trouve sur la langue de Nootka dans leur relation. Scouler lälst gleichfam den ganzen Reile- bericht unter dem Namen „Mozino” gehn. So (der Sprache nach richtig) [chreibt auch Humbolat (f. S. 328"") den Namen, der aber im Buche Mol[ino gefchrieben wird. Folgende Stelle kommt (p. 123) in der Reife felbft vor: Somos deudores d nuestro compatriota D. Francisco Mosino de casi todos los conocimientos y noticias que poseemos relativos d los habitantes de Nutka, con quienes tuvo Mosino largo trato y comunicacion durante el tiempo que en eom- pania del Capitan de Navio D. Juan de la Bodega y Quadra permanecio en Nutka en clase de Naturalista adicto d la ewpedicion del mando de aquel Oficial en el verano de 1792. EI discernimiento de este sugeta benemerito, su constancia, la inteligencia que llegö dä adquirir del idioma Nutkeno, la intima amistad que contraxo con los Insulares mas caracterisados y mas expertos de la poblacion, y su larga residencia en ella, son titulos que exigen de nuestra imparcialidad la preferencia que damos d sus investigaciones sobre las nuestras. — Es folgt nun (p. 124-155) eine ausführliche Schilderung der Indianer von Nutka. — Über die Rauheit der Sprache wird (p. 1/47"°") folgendes gelagt: EI idioma de estos naturales es tal vez el mas aspero y duro de los conocidos. Abundan mucho en el las consonantes, y las terminaciones en il y tz, constando el intermedio y el principio de los vocablos de aspira- ciones muy fuertes. En el vocabulario que insertamos al fin de esta relacion, estan escritas las palabras del lenguage Nutkes con total arreglo d nuesta ortografia, y segun nos parecio las pronunciaban aquellos Islenos. — Sie zählen (148) nach Decaden; 20 wird ausgedrückt durch 2x 10, 30 durch 3% ı0 ulw. Da fie felten fehr grofse Mengen zu zählen haben, fo wiederholen fie, wo fie es einmahl thun müllen, 5-, 7mahl und öfter das Wort ay6 zehn. Sie haben ı4 Monate zu je 20 Tagen, mit Schalttagen am Ende eines jeden (153°). 336 Buscumann: Völker u. Sprachen der WW Seite des britifchen Nordamk.'s. soo —an = wunD WORTVERZEICHNISSE der Sprache vom NUTKA-Sunp $ 626. A. das der United States’ exploring expedition man head hair ear eye nose tongue teeth beard arm fingers nails leg toes heart blood chief house kettle bow arrow axe,hatchet knife canoe,boat shoes pipe tobacco sky,heaven sun moon day night evening spring summer aulumn 1. Subftantiva, Adjectiva und Verba trletschöywoneak toyotset apsalup papeesis kadeesis tschowityltam ischaupee tschiütschitschee apaksam nönöpi kakätsiduk tschatyatschi tylüschtschind papäitsch teteitschäo trlalylawakabös tschabäta mbaös opäsiak mostötsch tseyatsch istak kakaiök tschapöts aäts-tsötyliak koischiökschök (v. ko- koischa [ischa Tabak) trlese-okak opaıylök ndakeak [tschötscha trlis iakakök, taso- atyeıschidök, höntola atyetschityl trlopeityado k trlopeuschya kartylyatyl wind thunder lightning rain hail fire water ice sea [tain hill, moun- island stone bark dog bear wolf deer beaver fly snake bird wings duck salmon slurgeon white black red great small strong old good bad dead cold weöksean tutütsch ndaktschädaktschi- bıtylaad [atyl katsöbud adäak tscha-ok koyö topötyl ndotsche opötschökt tenetschök tsakabös kaidetyl tschims kwaio'tsök muku-o'tsch leayaie mätschkwön xaü okutöp trlöp yasöpato oksop ökieök x0otö iylisük topukö-ös iyleyo-ös Uywais kwa-anits ndaschükwösch uschöp trlotylö-ösch wegoö sesch kareityl tschito'sschätyl XV, 626-7. Nutka-W ortwerzeichnifs der expl.exped., bei Cook; 73-133. 337 73 | warm trlopatyl | g 5 sütschö 74 | eat ‚xaoku 92 6 nüpo 75 | drink ‚xotäksötyl 95 7 otylp 76 | run atsötschiatyl 94 8 ötylkwo tyl 77 | dance (w.) | yoiatyl 95 9 tsauäkwötgl 78 | sleep wöllsch 96 10 tylaywa 79 | speak tseöktseök so see näsatyl 3. Pronomina 81 | love ®.) | wikimäks 97 Ihe suwö 82 | kill kayschityl 98 | we newö 83 | sit tekwötyl 99 | all döba 84 | stand trlakischityl 100 | many (mu- | ökyzök 85 | go watylätyltschi 101 | who [ch) | atschakätyl 86 | come hatsäiatgl 4. Adverbia 2. Zahlwörter 102 | near | adetsötyl Sl 4 tsakiwäk 88 p) atyl 5. Interjectionen 89 6) wiyu 103 | yes öde 90 4 mbö 104 | no wikisi 6627. B. Nutka-Wortverzeichnils Anderfon’s bei Cook: aus Cook, a voyage to the Pacifie Ocean .... in the Years 1776-80. Vol. III. by Captain James King, Lond. 1784. 4° p. 542-8 105 opulszıhl sun 119 macook barter (w.) 106 onulszthl moon 120 kootche, kotche paddle (.) 107 nas, eenaeehl nas sky 121 aook, chiamis eat, chew (w.) 108 noohchai mountain, hill 122 topalszthl, toopilszihl sea 109 mooksee rocks, shore 123 oowhabbe paddle (s.) 110 tanass, tanas man (ift ein Irrthum, | 124 shapats, shapitz, chapas canoe heifst nach den Anderen: Kind; f. $ | 125 tawailuck white bugle beads 111 oonook song [644) | 126 seekemaile iron, metal of any sort 412 eeneek, eleck fire 127 ma, maa take it 415 nuhchee, nookchee land; country 128 chakeuk hatchet, hacking tool 114 koassama ground 129 eetche, abeesh displeasure 4115 mahtai house 130 haoome, haooma food 116 neit, neet candle, Jamp-light 131 takho bad 117 neetopok smoke of a lamp 132 kaeeo broken 118 tassyai door 133 asko long, large Philos.-histor. Kl. 1857. Uu 338 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen N ordamk.'s. iakooeshmaish clothing in general tahquoe, toohquoe metal button, ear-ring [they sprinkle on their faces weekeetateesh sparkling sand, which chauk water pacheetl, pachatl give haweelsth, hawalth friendship, friend kleeseetl paint (w.), mark with a peneil abeetszle go away, depart sheesookto remain, abide [point seeaik stone weapon, with a square suhyaik spear, pointed with bone taak the wood of the depending luksheet, luksheetl drink (v.) [pine 7 soochis tree, wood haieeaipt broad leaf, shrub, underwood tohumbeet virgated pine, silver pine atlieu depending pine, cypress koeeklipt Canadian pine cho go sateu pine top kleeteenek little cloak that they wear kleethak bear’s skin klochimme muscles [in ohkullik wooden box they hold things h'slaiakasl, slaikalszth coarse mats of bark [bark eesee instrument of bone to beat chapitz koole model of a canoe klapatuketeel bag made of mat tahmis spit, spittle wasuksheet cough (w.) poop common moss okumha wind chutzquabeels! bag made of seal skin konneeemis kind of sea weed quaookl, tookpeetl sit down klukeeszthl, quoeelszthl rise up tsookeeats walk (w.) lafı! 172 179 174 175 176 177 178 173 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 195 194 195 196 197 198 199 200 20 202 205 204 205 206 —_ 207 kummutchchutl run klutsklaee strike, beat teesheheetl throw a stone teelszthtee rub, sharpen metal tsook cleave, strike hard [they eat mahkatte small liliaceous root which eumahtame fur uf sea otter cheemaine their largest fishing hooks moostatte bow kahsheetl dead kleeshsheetl shoot with a bow [common dress katshak flaxen garment, wornastheir heshcheene plain Venus shell tseehatte arrow koohminne bag rattle [seals with akeeuk plain bone point for striking kaheita barbed bone point for ditto cheetakulheiwha bracelets of wbite bugle beads [about the wrist and neck mittemulszsth thongs of skin worn iaiopox pieces of copper worn in the neesksheetl sneeze [ear suchkas comb [on their heads seehlsmall feathers which they strew wamuhte twisted thongs and sinews, worn about their ankles kutseeoataia veins under the skin tookquuk skin muszthsle pain waeetch sleep (v.) siksaimaha breathe, pant tuhsheetl weep matskoot fly ($.) matook fly (®.) kooees, quoees snow, hail aopk whistle asheeaiksheetl yawn elsthltleek an instrument oftwo sticks standing from each other, with barbs cheeeeakis scar of a wound XV, 627. Nutka-PWortverzeichnifs bei Cook; No. 208-273. tchoo throw it down or to me! cheetkoohekai, cheetkoaik wooden in- strument with many bone teeth, to catch small fish with kaenne, koenai crow (bird) keesapa a fish, a white bream klaamoo bream striped with blue and gold colours 3 taaweesh, tsuskeeah stone weapon, tomahawk, with a wooden handle kamaisthlik kind of snare, to catch fish or other animals with 5 klahma wing feathers ofa red bird 6 seetsaennuk anger, scolding heeeai, heeeee a brown streaked [snake owatinne white-headed eagle /duhmiss train oil, bladder filled with. it [(wohl = No. 231) oukkooma large carved wooden faces kotyook, hotyok knife see-eema fishing net klapissime racoon weena stranger quahmiss fish roe strewed upon pine branches and sea weed kaatl give me! hooksquaboolsthl whaleharpoon and [rope quotluk, quotlukac sea otter’s skin komook chimaera monstrosa maasenulsthlan oblong wooden wea- pon, two feet long hokooma wooden mask of the human face (wohl = No, 221) tooquacumilsthl seal skin soomakind ofhaddock, ofareddish aeea sardine [brown colour koeetsak wolf-skin dress keepsleetokszl woollen garment isseu pine bark [neus) wanshee wild cat skin (lynx brun- | 239 244 245 339 chastimmetz common, and also pine martin [eup ookoomillszthl little, round, wooden kooomitz human skull [fishing keehlwahmoot skin bladder used in tseeapoox conic cap, made of.mat, worn on Ihe head [rat by this name summeto squirrel; they also called a maalszthl deer’s horn 246 jakops man, male 247 268 269 270 271 272 273 kolsheetl, kolsheat sup with a spoon [®-) maeetsalulsthl a bone weapon, like kookelixo fish fin; hand [the patoo natcha fish tail klihkleek hoof of an animal klaklasm bracelet haismussik wooden sabre nahei, naheis friendship teelsthoop large cuttle fish pachas he gave it me quaeeaitsaak yellow or red fox atchakoe limpet aheita a sweet fern root they eat kishkilltup strawberry plant akhmupt a narrow grass that grows klaiwahmiss cloud [on the rocks mollsthapait feather taeetcha full, satisfied with eating kaaitznecklace ofsmall volute shells tahooquossim carved human head of wood, decorated with hair moowatche carved wooden vizor, like the head of a quebrantahuessos mamat black linnet, with a white klaokotl give me something [bill pallszthpatl glimmer (sheet) eineetlihe name they apply to a goal, probably of a deer seeta tail of an animal sechsheetl kill Uu2 340 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. 274 ooolszth sand piper 275 saeemitz chequered straw baskets 276 chookwak go up or away 277 kloosasht smoked herrings 278 279 280 281 keetsma puncturation mikeellzyth fasten, tie a thing cheeteeakamilzsth white beads kakkumipt a sea weed or grass, on which they strew fish roe eissuk sort of leek, allium triquetrum kutskushilzsth tear a thing 232 283 284 285 286 287 288 289 290 291 29 295 mitzsleo knot mamakeeo tie a knot kluksilzsth loosen, untie klakaikom leaf of a plant sasinne, sasin humming bird koohquoppa a granulated lily root seeweebt alder tree [they eat kaweebt raspberry bush kleehseep the flower of a plant klumma large wooden images pla- 1507 ced at one end of their houses 294 295 296 aiahtoop, aiahtoopsh porpoise toshko small brown spotted cod aszlimupt, ulszthimipt flaxen stuff, of which they make their garments kullekeea troughs out of which they kaots iwig basket [eat sllook roof of a house, boards eilszthmukt nettles 297 298 299 300 501 Aoeeklass wooden stage or frame, on which the fish roe is dried [planks 302 matlieu a withe of bark for fastening 303 nahass a circular hole that serves as a window [their houses are built 304 neetsoanimme large planks, of which 305 chaipma straw 306 haquanuk chest, large box 307 chahkots square wooden bucket to hold water 308 chahquanna square wooden drinking 309 klennut wooden wedge [eup 310 kolkolsainum large chest board to kneel on when they paddle 312 tseelszthook frame of square poles 313 aminulszth a fish em particular names of two of 511 klieutsunnim the monstrous images called 315! matseeta [klumma (f. No. 295) 316 houa go that way 317 achichil what does he say? 318 aeek the oval part of a whale dart 319 aptsheetl steal 320 quoeeup break 321 uhshsapai pull 322 tseehka a general song 325 kai thanks 324 punipunih black beating stone 325 oooomitz head (vgl. No. 241) 326 apsoop hair of the head 327 328 329 choop tongue 330 Aussee, kassee eye 331 332 335 334 335 apuxim beard 336 tseekoomitz neck 337 seekutz throat 338 eslulszih face 339 eethluxooth lips 340 klooshkooah, hlahtamai nostrils 341 342 uhpeukel, upuppca forehead cheecheetsh teeih neets nose papai ear aamiss cheek eehthlux chin aeetchse eye-brow aapso arm 343 aapsoonilk arm-pit 344 eneema nipple 345 kooquainux, kooquainuxoo fingers XV, 627-8. Nutka-Wortverzeichnifs bei Cook, Jewitt's; No. 346-398. 341 346 chushchuh nail of the fingers 347 kleashklinne thighs and leg 348 klahtimme foot 349 aiahkomeetz thumb 350 kopeeak fore-finger 351 taeeai middle finger 352 oatso, akhukluc ring-finger 355 Aasleka little finger grammatifche Wörter: Artikel 354 ko an article, to give strength of ex- pression to another word Zahlwörter: aus Cook’s voyage to Ihe Pacific Ocean 1776-80. Vol. II. Lond. 1784. 4° p. 336 tsawack 1 akkla katsitsa mo oder moo sochah nofpo atslepoo atlaquolthl tsawaquulthl ovo oa rum _ haeeoo Pronomina chelle ( I, me kotl { [heifsen) apte oder appe you (foll wohl du me, I $ 638. man check-up woman klootzmah father noowexa 2 mother hoomahexa 368 ahkoo oder ahko this 369 wik ait none, not any Interjectionen 370 371 3172 373 374 373 ai, aio yes wook, wik no wae calling to one, perhaps: you! alie, alla speaking to one: friend; [hark ye! wakash an expression of approbation cha let me see it or friendship Eigennamen: geographifche 376 Nootka the name of the bay or sound Perlonennamen 377 Yatseenequoppe En 379 380 the names of Kakallakeeheelook three men Nololokum Satsuhcheek name of a woman Redensarten 381 kaeeemai, kyomai give me some more for it [at it or examine it kaa, kaa chelle give it me, let me look wook hak will he not do it? takho seekemaile this iron is bad (takho bad) [have it klao appe od. klao keep it, Tl not achatla, achaklak what is your name? 382 383 384 385 386 387 388 achatlaha what is his name? [of that? akasheha, akassche what is the name C. Nutka-Wörter von Jewitt 394 daughter tanassis klootsmah (kl. wo- 395 head tauhatsetee [man) 396 hair hapse-up 397 ears parpee son tanassis check-up(check-up: man) | 398 eyes kassee 342 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 414 412 415 414 415 416 4417 418 419 420 421 422 425 424 425 426 427 428 429 450 431 432 433 434 435 436 457 458 nose neetsa tongue choop teeth cheechee hands kook-aniksa feet klishklin house mukkatee axe taawish (c) knife or dagger chattayek sky sieyah sun oophelth (= moon) moon oophelth (= sun) stars tartoose fire or fuel’ eennuksee fresh water chahak rain meetla snow queece earth klaturmiss tree soochis (€) I (ich) chelle (c) 4 sahwauk attla katsa mooh soochah n00p00 attlepoo atlahquelth sawwaukquelth hyo 100 soojewk 1000 hy-e-oak child tanassis brother katlahtik sister kloot-chem-up oo-—ıa nn = om _ oO sea toop-elth mountain or hill nootchee rock mooksee no wık yes heho slave kakkoelth 439 whale mahhack 440 oil klack-amiss 441 sea-otter quartlak (173"" quartlack). 442 seal coocoohosa A443 bear moowatch 444 salmon sohar 445 cod tooschqua 446 halibut pow-ee 447 herring kloos-amit 448 canoe chap-atz 449 paddle oo-whapa 450 (fish-hook "cheemena Ela eike cheemen 452 iron sick-aminny 453 cloth toophelth 454 fruit chammass 455 sweet or pleasant to the taste cham- 456 powder mootsus 457 copper cheepokes 458 hungry hahwelks [massish 459 enough neesimmerhise 460 rings klick-eryek 461 smoke quish-ar 462 goose or duck marmetta 465 blow (w.) pookshit-te 464 kindle a fire een-aquishit-tle 465 bathe arteese 466 go to fish mamooksumah 467 warrior a smootish check-up [tur wah 468 go off or go away (imp.) chaaltseeklat- 469 sell makook 470 give me something kah-ahpahchilt 471 how many oonah 472 much iy-ah-ish 475 I understand ko-mmetak 474 I. do not understand /-yee mahak 475 play (w.) emmechap 476 laugh kle-whar 475 do you want to buy? mackammahsish 479,a bring it kah-ahcoh XV, 628-9. Nutka-W v2. aus Jewitt, der Sutil u. Mexicana; 479,b-517. 343 Zu diefem Wortverzeichniffe füge ich noch, als von mir aus dem Buche zufammengelefen, folgende Wörter hinzu: 479,b kotsack, kutsack, kootsuk cloak (p. 45m, 73", 105", 124°), garment (p. 479,c tyee chief (67 und oft) [124") 479,d metamelth eine Art Fell, das ge- tragen wird (p. 74-75, 107"") 9,e seeyapoks eine Art Mütze (76°) 9,f ife-waw eineArt Mufchel in häufigem Gebrauch (p.83-84, 107 und oft) 479,g pelpelth (p.86“) ein glänzender fchwarzer Staub oder Pulver 479,h arcomah (104) Königinn, Frau des oberften Häuptlings 479,1 cheetoolth war-club(106”,110”-111) 479,k yama (107%) eine Frucht 479,1 quakamiss (121”) eine Speife 479,ım kletsup (138) eine Wurzel [157% "' 479,n peshak (149”) fchlecht [Häuptling, 479,0 climmer-habbee eine Charge um den 479,p wik (149) nein [well! 479,q woho woho (222') very well! very kleine Sätze: 479,r klew shish katsuk, wick kum atack Nootka (p. 124”) a fine garment! Nootka can’t make them 479,5 wik, John klushish, Thompson klu- shish (149°) John and Thompson are both good 479,t wocash Quahootze, teechamme ah welth, wik-etish tau-ilth; kar-sab- matemas, wik-sish to hauk. mate- mas; I ya-ish kah shittle, as- smootish warich matemas(169°)(') good God, let me live, not be sick; find the enemy, not fear him; find him asleep, and kill a great many of them 479,u klack-ko-tyee (179")thank you, chief 479,v wocash ah-welth (197:') good lord 479,x weena, weena, mamethlee (204”) strangers! white men! Die Eigennamen, welche in Jewitt's Buche vorkommen, habe ich, mit denen der fpanifchen Reife und Cook's vereinigt, hinter dem Wortverzeichnifle der Sutil und Mexicana ($ 630) aufgeführt. 6629. D. Nutka-Wortverzeichnifs der Reife der Sutil und Mexicana 480 abaxo uste-el 493 alma coatzma 505 ano jachinicshitle 481 abofetear hojmejujll 494 almagre cuajamitz 506 aprender amiti-amita 452 abrazar apquieitl 1495 almejas (Miefsmufchel) | 507 aprisionar capehil 483 abuelo coa-utch clochima 508 aquel tautla 484 aceite hacamitz 496 almohada achueoimime | 509 aqui aco 485 agua chaac 497 alto sayacha 510 arbol suechact 486 agua salada tupulthz |498 amanecer upcustaa 511 arca toconec 487 aguila aguatene 499 amarillo Aitztzue 512 arco mustatu 488 agujero cajatzd |500 amigo huacas 515 arco iris muztati 489 ahora tla 501 andar yactzue 514 ardilla chatumitz 490 alas tlabaspaato 1502 anoche amiathai 515 arena muccumetz 491 alegre apjei; f. auch 503 ansar (Gans) mamati |516 arenque clutzmit 492 aljaba sihatat [hombre | 504 anzuelo chimene 517 aretes (Ohrringe?) nima (!) Gebet des Volkes, das fie bei ihrem häufigen Baden vor einem Kriegszuge [prechen. 344 Buscumann: Fölker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 550 531 532 arpon sakıjao arriba zltzpe arrojar huaschitl ayer ameo-i ayre due azolar chincaca azul tupcuc ballena maac barba apactzutl barba de ballena tisco- barrena sutisetu [mis bastante aquiaquis baxo anachas beber nectzitl beso temextixitle 533,a biga nipsile 533,b bizco f. vizco 534 535 536 537 538 559 540 541 542 545 544 545 546 547 548 549 550 551 552 55J 554 blanco atitlzutle boca ictlatzutl bonancible aupac borracho jutzjutz borrascoso pisegehut bostezar ex-eitzitl brazo caya-pta bueno clush cabello apisiup cabeza tag-hite caliente tlugmas calor tlupa callar tzamac cama chimielg cambiar macuco canaletes (Art Ruder?) cancion nuc |[ujuape canoa chapatz canoa de guerratequin- cantar nunuc [ra cara isslus 555 556 595 594 cargar apcuitz carne chisquimis carrillos kadnas casa huiccoac caza majati cebolla eisak cedro humis cendal namuchmop ceniza tlintemes cerca anas chico ailmachis ciego maco-ulg cielo naz cierra (beffer sierra) mu- einta sistul [seap cobre chipuz cola naacha colgar matlaplez comer auco como, 6 igual cococoa concha 1ztocoti corazon tugtuja coronilla apetzatase corpulento ig-Epit corrienles tzaac cortadura chicchinic cortar chuchitl cosa tuya suattzis „ de aquel tlauttzis „ nueva chuselgxi costillas natlagcazte coxo quilszactla cubrirse ocuchas euchillo cuwitzo cuello eme-umiel cuero de zorra coyac- cuerpo oumatle [tzac cuervo grande coogxine „ pequeno caene culebra haycyech 595 eunada chinapzeczo 596 cußado yumeczo 597 cutis tugeoac 599 dame acoalthlay 600 dameque comercahcatsi 601 danza oyelthz 602 dar canaje 605 decir sisani 604 decrepito igcheme 605 dedos uctza 606 el pulgar ehacomsts. 607 el indice capyac 608 el del medio tayi 609 el anular oatso 610 el pequeno catlecac 611 degollar catqueshitle 612 delgado tzitiyu 613 derramar tzichitl 614 despedirse yutsasemut 615 despertar asgwitl 616 dia naschitl 617 dientes chichichi 618,a dimelo ametechitl 618,b dios qua-utz 619 disoluto f. hombre 620 disparar flechas cliechi- 621 [tle 622 25 dolor meyali doncella otwiquit dormir hueiche 624 625 626 627 628 629 650 631 632 embustero f: hombre enano naguatzitl encarnado tliyue encender luz pajtlitx enfermo taelt enojado huicgey entender camatas [nec entendimiento tlimastee- entiendo (no) ai-majas XV, 629. Nutka-W ortverzeichnifs der Sutil u. Mexicana: No.633-736. 345 633 entrar inüitle 634 esclavina clitiniqui 635 esclavo coulz 656 esconder cuilx 637 escopeta 6 fusil p4 658 escribir ö pintar clisshitl 639 escucha ala 640 escupir tapatzitl 641 espalda inapatl 642 esperarse huynape 643 espinazo coones 644 espinil'a amanutl 645 estera tlexatl 646 estömago tatcha 647 estornudar tupezxchitl 648 estrellas taatuz 649 extrangero huina 650,a feo f. muger 650,b flecha sijati 651 flor cormatz 652 floxo guiktoc 653 fluxo del mar jayutl 654 frente appea 655 fresas callquintapa 656 frio ategüützimajas 657 fruta chamas 658 fruto pat-aihua 659,a fuego enic 659,b fuerte f. hombre 660 garganta iniyutl 661 gaviota (Möwe) cone 662 gemelos coyas 665 gorrion quilchup 664 grande asco 665,a granizo catzumen 665,b grasa de ballena ha- camiz (p. 125‘) 666 grueso hnicxac 667 gustar chamaspatl 668 hablar tlanae 669 hacer mamue 670 hambre aguequetle 671 harina muceumetz 672 herir chichinic-etl 673 hermana clutzmup 674,a hermano catlati (tays kalati, d.h. Brüder des Häuptlings, hei- {sen die Grofsen: p- 136) 674,b hermoso f. muger 675 hielo coug 675 hierro chiquimini 677 hıja clutzul 678 hijo tana 679 hipo titicoseja 680 hojas tlatlacastzeme 681 hombre chacups 682 hombre veraz tagcotl 685 alegre apjece [atz 684 disoluto chitzaetzco- 685 embustero aita-alta 686 fuerte coas 657 pobre huahuapte 688 TIico cuas 689 viejo mutugyacops 690 hoy tupshitl 691 692 hueso ammut humo ishcuitz 695 infierno pinapula 694 intestinos tziyup 695 iris chamiehtl [ger 696 jöven ahuijletl; vgl. mu- 697 jugar 6 chancear amı- [chap 698 labios chipitlesma 699 ladron capitzitle Philos.-histor. Kl. 1857. 700 701 702 793 704 705 706 707 708 709 710 za 712 713 714 715 716 717 718 719 laguna aoc lanza surkaiak larga (hohe See?) tahe- leche clitzzit [chitle lejos saya lengua chup levantar zzocuitl ligero wvisisich lima atajas lobo marino (Seehund, Robbe) cocoa-quitza lodo chizimits luego, luego yuchinie llama isheuitz lleno cama llevar initape llorar eijat llover mietzitl lluvia mutla madera Ainiose madre umeczo malo pishee manco Ccoacoatzo mandibulas tzihuap mano cucumictzu manzana mumuoectl manana amicstla mar tuhpel matar cagittzitle mecerse puallato medio tayec [ras medio dia apehquene- menlira aitlayalt mio siyatz mirar nananichi mocos ante-mitz mojarra (pez) clizapa montana nugchi Xx 346 Busenmann: Völker u. Sprachen der FW Seite des britifchen Nordamk.'s. morder machitle mosca malsgüainna muchacho tanas muchos ayimil mudo mueoitil 1b) 1 2 muger cluzma 3 muger jöven agcoatl 4 „ fea pizuleluzma 5 ,„ hermosa tlulelusma „ vieja mitucdutzma muslos (Beinkleider?) [apesuhtatchi 8 nadar sujsa 9 nariz nitza navio mamatle negro tzucmitz nieto coiusch a [& 1 et See a5 Eu So Sa nieve coitz nina cluttzas nino maetl-catzis no huie Seen Io noche atajai nosotros uyaah Nolte o) nube delojo mumiszeme oO nubes silg-huasamıs sıooyanaaıacda 1 nuca indeniatzatz nuera coeczo (5 Tu So 2 nuevo chuselg Se SEO CN [0 nutria de mar cocotl oir nad 0jos caahsi olas cuaug-cuaug oler mitzmisza ombligo aimene orbita del 0jo oahtl- orejas pape [oahtl 0so chimitz paladar apezameza 4 palına de lamano upatsul 775 pantorrilla tanua 776 parida tzaguascoe TI 778 Title) 780 781 7182 185 784 pelear huina parir heinemeıl pasearse jutzjutza patio mamati pato zapen pavimento itze-itl päxaros mamati pecho taptz-ahuma 785,a pequena pitthlab 785,b perro aemitl 785,c pesado coufjijich 785,d pescado suma [hapa 785,e pescado coloradocha- 785,f pestanas achagpsimg 785,g peyne tzachica 785,h pie tlisten 756 piedra muesie 787 piel tuhcoae 788 piel de nütria coatlae 759 piel de 0so clicjac 790 pierna clishtlina 791 pinchar euchitle 792 pino kueuitlae 795,a planta del pie apatt- 793,b pobre f.hombre [zul 794 795 796 197 7198 799 800 poco huitztzu prenada tliulzitl prestar acoltli presto oyea primero uactzatl puerta tanxi pulpo (pez) tilsup 801 quadrado jacamitl 802 quando? uyi 3 quanto una 4 quebrar coatchitl 5 quemadura mugcho 806 querer ahacoe 807 quien? atzittza 505 quijadas tzihuap 809 quitatelo hanatulel S10 raiz muitmemetz 811 ramo tlacaiteme 812 rapaz tanac-ac-etz 815 rascarse niquinicoa 814 rasgar tzetquies-hitl 815 raton ipzcone 816 rayo tugtd 8517 recibir caa 818 red guaguamitie 819 redondo upquimilt 820 refluxo pisepchuit 821 reirse tlihjoa 822 relampago tlegchitl S23,a retozar miap 523,b rico /. hombre 824 rincon amenicuitl 825 rio tzaec 826 robar tzueuitl 827 rodilla chagtzite 828 romper cuachitle 529 roncar opta 830 salır ineas 831 saliva tatlmetz 832 salmon (pez) tzuja 833 sangre atzimis 854 sardina (pez) amumultz 855 sed nacameja 836 sentarse zeepitl 857 sereno upac 838,a serrucho tehitjac 838,b si ee 839 sierra f. cierra 840 silencio tsamah 541 sobaco aapetzuntl XV,629. Nutka-Wortserzeichnifs der Sutil u. Mexicana; No. 842-912. 347 842 sobrina atz-eczo 867 tener unac S90,a vientre ictactlas 845 sobrino hueo 868 tierra tzitzimitz 890,b viga f. biga 844 sol upel 569 tio nac-eczo 891 vizco (beffer: bizco; 845 solo tzahuit 870 tobillo aixı fchielend) amicha 846 sombra malzani 571 tocar tlugtlus 892 ultimo tlactzatl 847 sombrero chiapuz 872 toser huatzacchitl 893 unas niquiyac 848 Ku nisquishitle 573 trabajar manuse 894 xefe tays (Häuptling; f. 849 sonar Bes 874 truenos tuta nor) 850 soplar pugzitl 875 tu sua 851 sorber chittzitl 876 tuerto pipezul 595 y (conjuncion) Auai 852 sordo upulg 877 tullido upemilt 896 yerba micumetz 853 subir saae 878 tuyo suatzis 897 yerno coeczo (vgl. 856) 854 sudor hoptzemachitl 895 yo sia 855 suegra coezoclutzma |879 venado mohuech 899 zozobrar hazup 856 suegro coöczo (vgl.897)| 880 venas tlacut-apte 857 suelo izte-il 881 vender macucuc Zahlwörter 858 sueio poahtla-io 882 venir choco 900 1 sahuae 859 suspirar hitltzitl 883 ventana noas [custlate, 901 2 atla S60 suyo tlauituz 834 ventana de la nariz cu-|902 3 catza 885,a ver nananichi 9058 Anu 861 tabla zlooc 885,b veraz f. hombre 904 5 sutcha 862 tailo suchascteme (vgl.| 886 vertido catsac 905 6 nupu 863 larde jactzuc [No.510)|887,a vete henchel [ger 906 7 atlipu 864 tejado tluue 887,b viejo £. hombre, mu-|907 8 atlcual 865 temor tujue 888 viento bueno ocomaja |9038 9 tzahuacuatl 866 templar citachil 889 viento duro pisec-asyue 909 10 ayo An diefes Wortverzeichnifs füge ich die Wörter, welche ich aus der Reifebefchreibung felbft zulammengelefen habe: 1. subst. appellativa 910 tlama (128“-9°) ausgefchnittene Men- fchengelichter an den Pfeilern, welche die Balken ihrer Häufer tragen: mils- geltaltet durch Gröfse und Häfslich- keit der Züge 911 mischimis (136-8, 141, 150%) Sklaven, Unterthanen, überhaupt das Volk 912 Monatsnamen (es giebt deren 14, f. oben S. 355; fie werden ge- nannt p. 153): satztzimitl Juli tzaquetlchigl Theil des Augufts inicceoattzimitl (von inie Feuer) estztzutl, mametzu, carlatic ajumitls, batızo, uyacamılks fiud die Wintermonate, endend in der Mitte Februars ayacamılks, oucumigl, cayumilks | cahuetzmitl atz-etztzimilt endend in dem Frühlings- Solftitium Xx 2 348 Buscnumann: Fölker u. Sprachen der W Seite des briüifchen Nordamk.'s. 2. kleiner Satz: 915 huaichacus Quat-lazape (146°) Q. ilt ein ausgezeichneter Mann 6630. Eigennamen aller drei Quellen Ich vereinige hier in einer [yftematifchen und zugleich alphabetifchen Zufammen- ftellung die Perfonen- und geographifchen Namen, welche in dem Berichte Jewitt's und der Reife der Sutil und Mexicana zerltreut find, nebft den paar Namen in Cook’s Wortverzeichnils (No.376-3830). Diefe 3 Quellen bezeichne ich durch J, M, C. bedeuten: die grolse Fürftinn (taysa) von Yucuatl (doch f. No. 575); im Anfang hiels fie Apenas [Mann 914 Tzmitz M — Fürlt des Todtenreiches | 924 Kakallakeeheelook (C. No. 378) ein des gemeinen Volks (Pinpula; 138") | 925 Kinneclimmets (J 156"', 178°") 915 Matlor M — eine mythifche Perfon | 926 Klaquak-eena (J 158”') Häuptling 4. Perfonennamen: a) Götter oder mythifche Perlonen (138”) 927 Macuina M, Maquina J — (loll be- 916 Quautz M, Quahootze J — ift der deuten: Häuptling der Sonne; M oberfte und Hauptgott des Volkes 142"') der bekannte König von Nut- von Nutka, das höchfte Welen; ka, überall in beiden Schriften vor- übrigens wird aufser ihm kaum eine kommend [Quicomasia Gottheit genannt (M 137,138", 152'- | 928 Nanajamitz M früherer Name des 3°: und fehr oft; J 137", 159%, 196: | 929 Nanaguius (M 150"=, 151‘, 155") und fehr oft; vgl. noch in Jewitt's ein Häuptling Wortverzeichnifls No. 479, t) 950 Natzape (M 150", 155°) ein Fürft 951 Nololokum (C No. 579) ein Mann b) Perfonen 932 Quatlaza-pe (M 143", 144, 146°) 917 Anape (M 142") Vater Quicoma- | 955 Quicomasia (M 140"f, 142"; bedeu- sia's; dem Namen wird die un- tend: höchft freigebiger Fürft) letz- glaubliche Bed. beigelegt: „Häupt- ter Name eines Häuptlings; er trug ling, welcher fich über die anderen vor dem nach einander die Namen: erhebt wie eine groflse Fichte über Tlupaniapa in der Kindheit, Nana- die kleinen jamitz im mannbaren Alter, Gugu- 919 4pends (M 145°, 149") erfter Name metazautlz in der Jugend, Quicsio= der Istocoti-Clemoc conuc 1792 als junger Mann 920 Chehielsumahar (J 172") ein Krieger | 954 Quicsioconue M früherer Name Quwi- 921 Eustoch-ee-exqua (J 179”) Frau, comasia’s [Sohn welche man dem Jewitt gab 955 Satsatsaksis (J 156", 182”) Macuina’s 922 Gugumetazautlz M früherer Name | 956 Satsuhcheek (C No. 350) eine Frau des Quicomasia 957 Tlupananulg (M 140"') Häuptling 923 Istocoti-Clemoe (M 145°") eine | 958 Tlupaniapa M früherer Name Qui- Tochter Macuina’'s; der Name foll comasia’s XV, 630. Nutka-Wortverzeichnifs: Eigennamen; No. 939-975. 939 Toopeeshottee (J 206”) Vater des Toowinnakinnish Tooteyoohannis (J 175") Name, wel- chen Jewitt bei den Nutkaern er- hielt (der Schlufs ift Johannes = feinem Vornamen John) Tootoosch (J 147-159) Häuptling 2 Toowinnakinnish (J 205"-6) ein junger Häuptling Upquesta (J 178") Häuptling Wicananish M — 1. bei den Völker- namen (No. 968) und oben $. 328"f Yatseenequoppe (C No.377) ein Mann Yealthlower (J 187“) älterer Bruder Macuina’s Yuqua (J 125°") eine Prinzeffinn Y-yatintlano (J 104“) Gemahlinn Macuina’s 940 2. geographifche Namen: a) Völker[chaften der Infel: ich habe fie an einer frühen Stelle (oben S.328”-",329»m) fchon ordentlich ausgeführt, mit Beifetzung der Stellen Jewitt’s und der Sutil und Mexicana; hier zähle ich fie nur in alphabetifcher Folge auf: 949 Ah-owz-arts 950 Aitizzarts 951 Aytch-arts 952 Cay-uquets 953 Eshquates, Esquiates 954 Klahars 955 Kla-izzarts 349 Klaooquates = Michlaits 958 Mo-watch-its Neuchadlits Neuwitties (Newiltee der expl. exp.) Tlaoquatch Newchemass (f. Nuchimas) Newittee f. Neuwitties Nuchimas M (bei J Newchemass) Savinnars Schoomad-its Suthsetts Tlaoquatch (nach Scouler, bei J Klaooquates) [ninish Wicananish, Wickannish, /ickin: b) Ortsnamen: a) mythifche Pinpula (M 138°", 139°) Ort, wohin die Seelen des gemeinen Volks (d.h. der mischimis) nach dem 969 Tode kommen ß) wirkliche Conuma (M 159%‘) ein hoher Berg Copti (M 143°‘), Cooptee (J 116“') Iticoae (M 150") Ort [ein Ort Nutka M, Nootka €. (No. 376) und J (No. 479,r): Name der Bai und des Sundes (fo nach Cook) Tashees (J 116"' und oft) Ort Yucuatl (M 157”, 145") Name der Infel, auf welcher der Hafen Nutka liegt (l. Humboldt oben S. 319", 327”) 970 971 972 973 974 975 350 Buscumann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. 6631. Alphabetifche Verzeichnung der Nutka-Wörter C bedeutet: Cook En» J ” M ” exploring expedition Jewitt Sutil y Mexicana (als Mozino oder Mexicana zu verltehn) + Diefes Zeichen nach dem englilchen Worte bedeutet, dals die Vocabel in dem nachfolgenden Verzeichnils der in 3 oder allen 4 Quellen vorkommenden Wörter ($ 632) ganz ausgeletzt ilt. # Dieles Zeichen [teht bei den Wörtern, welche auf der Tafel der Vergleichung vom Nutka und Tlaoquatch ($ 641) ganz ausgeletzt find. abide C 142 air M 522 alder C 290 anger GC 216 angry M 029 ankle M s70 apple M 724 arm + E 10, GC 342, M 540 arm-pit GC 343,M 841 arrow + E21,C 1s2,M 650, b ashes M 563 asleep |. sleeping autumn E 36 awake(v.)M 615 axe,hatchet + E22,C 128,213, 9405 back M 641 back-boneM 643 bad + E70, G 131 (384), J479°,M 720 [(185) bag G 161, 166 bark E 49 (€ 237) barter (v.)CG 119 basket (C 275, 298) bathe J 465 beads|ken)C 125, 280 beam(Bal-M 533 bear ı)Bär + E51 (C 155), J 443, M 772 (789) 2)tragenM 714 3)gebären M 777 beard Sr E 9, C 335, M 526 beat beaver bed behead behold belly billow bird bite black bladder blind blood blow (v.) blue board boat (vgl. body bone borrow bottom bow E 20, G172 #E 54 M 547 M 611 M 733 M 890, a M 767 E57 (C2ss), M 737 [M7s2 E 63,M 751 (C 220, 242) M 566 E 16, M 533 J 463, M 850 M 524 [561 C299,311,M canoe) E 21 M 591 M 591 M 797? (pre- star) M 557 rn C 179, M 512 A. Subftantiva, Adjectiva und Verba bowels M 694 box C 157, 306 boy M 739, sı2? bracelet C 158, 253 branch Msıı [s28 break C 320,M 04, bream G 211-2 breast M 783 breathe CC 199 breeches M 747? (mus- bring (J 479) [Zos) broken C 132 brother #J131,Mo74,a b.in-lawM 595 brow [. eye-brow bucket C 307 button C 135 buy (J 47s) calf of the leg M 775 can (J 479, r) cande GC 116 canoe + E 24, G ı24 (160), J Als, M 551-2 cap C243, J479,e carry M zı4 cat (C 238) cedar M 561 change(v.)M 548 chase (s.) M 559 chaw (Kinn- backen) M 722, 808 cheek C 333, M 557 chest € 306, 310,M chew Gı2ı [511 chief E 17, JA79c, M 594 child #J 150,M 755 with ch. ((chwanger) M 795 chimaera Ü 228 chin C 334 cleave G 175 cloak C154,J479;b cloth J 453. clothing (vgl. gar- ment) G ı34 cloud =#C 262, M760 club [. war-club cod GC 295, J 445 cold E 72, M 656, 675 comb 6C192,M785,g come E 86, M ss2 copper J 457, M 570 corner M s24 cough(v.) GC 163, M 872 country G 113 court-yardM 779 cover M 587 crooked M 76 crow C 210 XV, 631. alphab.Verzeichnung zu den 4 Nutka-W' ortverzeichn.; Cr-I. 351 crown of ihe head ebb M 320 food CG130 (J (Scheitel)M 577 enemy (J 479,t) foot + 79) cup C 240, 308 |enter M 633 C 348, J 403, M 785 current (Strö- entrails M 694 f.sole M 793,a mung) M 579 equal M 574 forehead C 327,M 654 cut M 581 evening E33 founder ([chei- cuttle-fish G 255 excellent M 913 tern) M 599 cypress ÜC 150 eye + E5,C330, | fox C257 (M3590) J 395, M 766 C 312 dagger *#J 406 a Krane \ eye-brow C 341 friend C 139, M 500 dance (s.) M 601 E h i eye-lash M 755,f friendship G 139, 254 (v.) E77 N ea a. C 318) fruit J454,M657-8 Fu z Be Arer, |face (€ 221) 338,| Art: J479;k a er M554 (910) | fuel Ja d.in-lawM 762 } fasten G 279 full C 264, M 713 dawn (v.) M 493 3, father #J 391 fur (GC 177 day E3ı, M 616 f Fr ich f.in-law M 356 Er M a ; fear (s.) M 65 garment Ü 183, 236, ee a 6) (479,0 (vgl.clom- J 479, b, decewver M 685 : = feather (C 193, 215)| ing) 479%r deer #E 53, M 379 d : fern-root C 259 [263 |gimlee M 528 depart Gi Be L ENT ne Mr fight M 754 girl M 622, 754 er j ni file (s.) M 708 give +C135(226, Pa Br fın C 250 . 256, 269,381-2,J 470, dissolute M 684 € .. |/ind (J 479, t) M 599, 600), 602 do (C 353)M0669 R { fine J 479, r glad M 491, 683 dog #E50,M7s5,b , E i 3 re finger +E 11, C345 | gimmer C 270 SR ey (350-3), M695 (607-10) | go +E835,6 141, dream (s.)M 553 (v.)M s49 2 en € 112, JA11, M 659, a GR, r ar 25, ish: 1)s. C313,M785,d a a ML Arten C211,M735, drunk M 537 Fre 785e, 800 duck E 59, J 462 om. I A66 dumb M 741 Ksh-hook +. Ca7s, Ze uag, 2623 J 450-1, M 504 eagle G 219, M 187 | Zame M 712 ear + E4,C332, | fesh M 556 J 397, M 771 ‚floor M 7351 ear-ring C 135 (190), | Four M 671 M 517? |flower GC 292, M651 earth J 415, Ms6s |Ay ı)s. + eat + E 74, E 55, C 201, M 738 € 121,M 573 (600) 2)v. G 202 152 (316, J 468), M 501 goat (C 271) [(337,a) M 61sb, 916 #E 69, J 479s, t,u; M54 1 goose|ther J 462, M 503, grandfa- M 4s3 [750 grandson M 752 god good grass (C 261, 281) Ms95 (yerba) great E 65, M 664 gross M 666 ground GC 114 gull (Möwe: sea-g.) M 661 gun M637 ([.musket *) haddock Ü 233 hail + E41, C203, M 665, a hair + E3, C326, J 396, M 542 half |. Zahlwörter halıbut J 446 hand + C 250, J 402, M 723 handsome (M 745) hang M 572 harpoon (227, M518 hat M s47 hatchet [.axe have (C3s5)Ms67? (tener) head +E2(C266), 325, J 395, M 543 hear M 630? (en- tender), 1765 heart E ı5, M 576 heaven E2s, M 567 heavy =*M 755,c hell M 693 herb M 596 herring + C277, J A47, M 516 hiccough M 679 hide (v.) M 636 high #M 497 hill [. mountain hold M 867 (Zener) hole (C303)M4ss hoof C 252 hook [. ish-hook horn G 245 house +Eıs, C 115, J 404, M 558 humming bird Ü 238 hunger M 670 hungry J 458 hunting M 559 #E 44 ice 352 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. image (C295,314-5) instrument (C 159, 206, 209) iron + C126 (384), J 452, M 676 island #E 47 keep (€ 385) kettle E 19 kıll + E82, C273 (J 179,0), M 727 kinde J 464, M 627 kiss (s.) M 532 knee M s27 knife + E23, C222, J 406, M 588 knot G 254 lake #*M 700 lame M 556, 377 lamp (C 116-7) lance M 701 land G 113 large G 133 laugh J 476, M 321 lazy M 652 leaf (CG 148) 287, M 650 learn M 506 leave,takeM 614 leek C 2s2 [M 790 leg +E13, C347, lend M 7906? (pre- let (IJiT9,t) [star lie(Lüge)M 731 Zift M 706 light: s. (C 116) adj.M 707 v. M 627 lightning FE 39, M 816 (rayo), 822 dily (C 289) limpet C 258 linen (C 296) linnet C 268 lip C 339, M 698 little [. small live (J 479,t) load (v.) M 555 look (v.) (C38s2)M733 loosen C 286 lord J 479,v love (v.) E Sı low FM 530 lying in, woman M 776 maid M 622, 754 make (J 479,r) M 669 male G 216 man +E1,C110, 216,389, M681 (682-9) martin C 239 mask (vgl. vizor) G231(M910) mat =FG 158, M 6415 meat M 556 merry M 49ı, 683 metal C 126 milk M 703 mitigate M 566 month M 9ı2 moon + E 30, C 106, J 409 moss C 164 mother #J 392, M 719 m.in-law M 855 mount M 353 mountain + E46, GC 108, J 434, M 568? 736 M 535 muscle (Mulchel; vgl. shell) C156 (M/95),575 +f. gun [co) mutilated M 721 (man- mouth musket nail (an den Fing.) + E 12, C 346, M s93 (C 356-8) nape (Genick, Nacken) M 761 name navel M 769 neck C 336, M5s9 necklace C 265 nephew M s43 net C 223, Msıs nettle C 300 new (M 584) 763 niece M s42 night E 32, M 757 nipple G 344 noble M 674 noon M 730 nose +E6, C331, J 399, M 749 nostrils GC 340, Mss4 ochre M 494 oil + € 220, J 440, M 4s4 E 68, M 604, 689, 746 (old man*) M 560 otter (GC 177, 229) I 441, M 764 (755) old onion paddle(s.)#C 123 (v.)C 120, J 449 pain C 197, M 621 paint C 140, M 638 palate M 773 palın of the hand M 774 pant G 199 people M9ı1 piülow M 1496 pine (C 145) 149-151 (153, 237), M 792 pipe E 26 plank (C 304) play (v.) J 475, M 697 point (€ 186-7) poor M 657 porpoise G 294 pour M 613 powder J456 (479,8) pregnant M 795 prick M 91? pull G 321 puncturation Ü 278 queen J 479,h quiver M 492 racoon GC 218 rain 1)s. + E 40, J A13, M 717 2) v.M 716 rainbow M 513, ?695 (i- M 706 [ris) rapacious M S12? (ra- raise raspberry C 291 | paz) rat C 244, Msı5 rattle (C 185) raven M 592-3 recewe M Ssı7 red C 64, M 626 remain U 142 rib M 585 ribbon M 569 rich M 688 ring J 460 rise G 169 river M 825 rock C 109, J 435 roe (C 225) roof C 299, M 864 root (C 176,289, I 479,m) Msı0 round M sı9 rub G ı7a run #E 76, C ı71 sabre G 248 salmon + E 60, J 444, M 832 (M 486) (C136) M 515 sand-piper G 274 sardine G234, Ms34 M 568? (sierra) salt sand saw XV, 631. alph. Verzeichnung zu den 4 Nutka-W ortverzeichn.; Sa- Wo. 353 say (C317) M603 scar C 207 [(615) scolding C 216 scourge (v.) M 523 M sı7 sea +E45,C122, J 433 (M 702), 726 seal (C232) J442,M709 sea-weed U 167, 281 seratch see E50, M ss5,a seize M 507 sell J 469, M 881 serene M 537 shade M s46 sharpen GC 174 shell (vgl. muscle) (GC 184,J479, £) M 575 shin-bone M 644 ship M 750 shoe E 25 shoot C ıs1, M 620 shore C 109 shrub G 148 sick *#(J 479,t) M 628 sigh (v.) M 8359 silence M s4o silent, be M 56 sing M 553 sip (fchlürfen) M 851 siter *#J432, M 673 s.in-law M 596 sic E 83 sit down C 168, M 836 skin (G 155) 196 (229, 232, 235, 238); (J 479,d) (M 590) 597, 787 (785-9) skull G 241 sky +E28,C 107, J 407, M 567 slave J438,M 635, 911 sleep ar E 78, C 198, M 623 sleeping, asleep (J479,t) Philos.-histor. small, little E 66, M 565, smell(v.) M 768 [785,a smoke (s.)(Ci17)J461, snake + [Mc9 E 56 (C 217), M 594 snare G 214 sneeze € 191, M 647 snite (fich [chnau- ben) M s4s snivel M 734 snore M s29 snot M 734 Snow 1} C 203, J 414, M 753 son J 393, M 678 son-in-lawM 597 song Ci11, 322, M 550 soul M 493 sparrow M 663 speak E 79, M 668 spear GC ı44, M 701 spit (s.) I. spittle (v.) M 6/0 spittle C 162, M 831 spring (Frühling) E 34 spy M 639 square M sot squinting (fchie- lend) M s9ı squirrel G244, M 514 stage (C 301) stalk M s02 stand E s4 star #J 410, M 648 steal C 319, M 826 stick (C 206) sting(v.) M 791? stomach M 646 stone Es (C 324) M 786 stranger G 224, J479x, C 305 [M 649 strawberry C 260,M 655 C 172 (175) E 67, M 686 Kl. 1857. siraw strike strong stuff (€ 296) sturgeon E 61 subject M 911 summer E35 sun +E29,C 105, J 40s, M sı4 sup G 247 sweat (s.) M 554 sweet J 455 swim M 74s tail C 251, 272, M 571 take (Cı27, M3s09) taste (v.) M 667 [ion tattooing |. punctura- tear (zerreilsen) Ü 253, M sı4, s28 ihank C 323 (J 474,u) thick M 578, 666 thief M 699 thigh GC 347 thin M 6ı2 thing (M 582-4) thirst M 835 thong (C 189, 194) throat C337, M 660 throw G ı73(205)M 520 thumb C 319, M 606 thunder *E 38, M 374 Lide M 653 tie C 279, 285 timber (Holz) M 718 tobacco E 27 toe E ı4 tongue + E7,C329, J 400, M 705 tooth + Es, C32s, J 401, M 617 top (C 153) touch M 571 train-oil GC 220, M 665,b iree + G 147, J 416, M 510 trough G 297 true (M 682) twin M 662 ugly (M 741) uncle M 569 understand (J 473-4)M 630 (632) understanding M 631 underwood G 148 untie C 256 vein C 195, M sso vizor G 267 wait M 642 walk Cı70, M 773 w.out M 330 war-club J 479, i warım E 73, M 544 warmth M 545 warrior JI 467 water +E43,C137, J 412, M 4s5 (486) wave (Welle) M 767 weak M 652 weapon(Cıi4 3,230, 249) wedge C 309 weed [. sea-weed weep C 200, M 715 whale J 439, M 525 whip (v.) M 523 whistle C 204 white E 62, M 534 white men J 479, x will (v.) M 806 [9) wind E 37, C 165(Msss- window (303, M 883 wing E 55, M 490 withe C 302 wolf _#E52(C235) woman #J 390,M 742-6 young w. [. young wood (GC 1/15) 147,M 718 work (arbeiten) M 873 wound (v.) M 072 Yy 354 Buscnmann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. wreck ([cheitern) M 899 write M 638 yawn year M 505 yellow, MM 499 young man M 696 y. woman M 743 Die Eigennamen jeder Art find fchon hinter dem fpanifchen Wortverzeichnils (S. 348-9) [yftematilch wie alphabetilch aufgeltellt und ausgeführt. B. Zahlwörter 1) cardinalia + 1 E 87, C 355, J 4ıs, M 900 [M 901 2Ess, C 356, J 419, 3 E89, C 357, J 420, M 902 [M 903 4 E90, C 358, J 421, 5 E 91, C 359, J 422, M 904 [M 905 6 E 92, C 360, J 423, 7 E93, C 361, J 424, M 906 [M 907 s E 94, C 362, J 425, 9 E95, C 363, J 426, M 908 10 E 9, C 364, J 427, M 909 100 J 428 C 205, M539 | 1000 J 429 2) andre Zahlclaflen first half M 798 M 729 C. Pronomina 1) pers. I G365-6, J417, M 898; me (J 479,t) thou M 375 4hee (J 479,u) he #E 97 him (J 479, tl) we E 98, M 758 you GC 367 them (J 479, r, t) 2) poss. my, mine M 732 thy, ihine M 582, 878 his M 583, 560 3) demonstr. A) interr. who? what? all none enough much many E 100 (J479,t), E 101, M 807 (C 356-8) 5) indef. E 99 C 369 J 459, M 529 J 472 M 740 how much? M 803 how many? J 471 more GC 351 little (wenig) M 794 alone last M 845 M 392 D. Adverbia here near far above below ‚when? now soon late to-day M 509 E 102, M 564 M 704 M 519 M 4s0 M so2 M 489 "M 711, 797 M 863? (tarde) M 690 this C 368 (384), M 508 | yesterday M 521 that (C 388) to-morrowM 725 last night M 502 as, like (wie) M 574 E. Conjunctionen and M 895 not (C 385, M 632) J 479r,tll, M 756 F. Interjectionen yes + E 103, € 370, 3137, M838,b no + E 104, C 371, J 436, 479p, M 756 you! (Anruf) C 372 hark! G 373 well! Kc. C 375 very well! J 479,q let me see it! C 374 G. grammatilches: Artikel C 354 Adjectivum mit dem Subltantivum ver- bunden f. M kom- bre, muger Verbal-Formen M 599, 600, 618, 632, 809, 887 kleine Sätze C 381-8, Jıra,b-x, M 913 Folgende Wörter des Verzeichniffes der Sutil! und Mexicana habe ich nicht in die alphabetifche Verzeichnung der 4 Quellen aufgenommen: abofetear abrazar barba de ballena bonanceible borrascoso canaletes cendal cortadura esclavina mecerse nube del 0jo orbita del 0jo quemadura retozar vertido von Jewitt nicht: No. 479,0 $ 632. Ganz ausgeletzte Nutka-Wörter A. Subftantiva, Adjectiva und Verba explor.exped. Cook Jewitt 355 Sutil u.Mexicana arım nönöpi arrow tseyatsch axe, hatchet | 1szak bad wegösesch bear tschims beard apaksam bow mostötsch canoe tschapots drink ‚xotaksötyl ears papeesis eat xacku eyes kadeesis fingers kakätsiduk fire adak fish-hook fly mätschkwön foot give give me give it me give me somelhing give me some more for it give me lo eat he gave it ıme go | watylarglischi go away! be gone! hail katsöbud hair apsaiup hand aapso tsechatte chaheuk ; taaweeshu. tsuskeeah f. 215 takho (384) (kleethak: bear’s skin) apuxm moostlatte shapats, shapitz, cha- pas (160) luksheet, luksheetl papai aook, chiamis kussee, kassee kooquainux, kooquai- nuXxoo (350-5 vier einzelne Finger) eeneek, eleck cheemaine (die grö- fste Art) matskoot klahtimme pacheetl, pachatl kaatl kaa, kaa chelle klaokotl kaeeemai, kyomai pachas cho abeetszle, chookwak kooces, quoees (auch: Schnee) apsoop (des Kopfes) kookelixo laawish (ec) peshac moo-watch chap-atz parpee kassee eennuksee cheemena (sing.) cheemen (pl.) klishklin (pl.) kah-ahpahchilt chaaltsecklattur- [wah hapsäup kook-aniksa Yy2 caya -pta syjali pishec chimitz (elicjac:.b’s skin) apactzutl mustatu chapatz;tequin- na: c. of war nectzitl pape auco (600) caahsi uctza (604-10 vier . einzelne Finger) enie chimene matsquainna Llisten ca naje acoalıhlay cahcatsi yaclzuc henchel catzumen apisiup cucumictzu 356 Buscumann: Völker u. Sprachen der /V Seite des britifchen N: ordaml..'s. head herring house iron kill knife leg man: 1) Menfch (od. wahr- fcheinlich diefs) 2) Mann moon mountain, hill nail (an den Fingern) nose oil rain ($.) salmon sea sky sleep snake snow sun tongue explor.exped. toyotset 5 mbaös käyschityl kakaiök tgliischtschind tyletschoywo- neak ndakeak ndotsche tschatydtschi (pl.) tschowityltam bityläad ökieök töpötyl tyleseökak wöltsch au opatylök tschaupee oooomitz (266) kloosasht (smoked h-s) Cook mahtai seekemaile (auch Erz allg.) (384) seehsheetl kotyook, hotyok kleashklinne (Ober- und Unterfchenkel zulammen) tanafs, tanas (fcheint ein Irrthum, heifst nach den Anderen: Kind; f. $ 644) Jakops onulszthl noohchai chushchuh neets kluhmiss (f.näher 220) topalszthl, toopilsthl nas, eenaeehl nas waeetch heeeai od. heeeee: a brown streaked s. kooees, quoees opulszthl choop Jewitt tauhatsetee kloos-amit mukkatee sick-aminny kahshittle (479,t) chattayek check-up (man) oophelth (auch Sonne) nootchee (musaap cier- ra, Säge?) neetsa klack-amiss meetla sohar toop-elth sieyah [f. 479, t] queece oophelth choop Sutil u. Mexicana tag-hite clutzmit huiecoac chiquimini cagittzitle cuitzd elishtlina (682-9) chacups (hom- [bre) nugchi (montana) niquiyac (uNas) nitza hacamitz, haca- miz (auch gra- sa de ballena) mutla tzuja tuhpel (702?) (tupulthz Salz- naz [waffer) hueiche haycyech coitz upel chup XV, 632-3. Tafel ausgefetzter Nutka-Wörter: To-no; Vergleichung. 357 explor. exped. Cook Jewitt Sutilu.Mexicana tooth, d.h. | tschitschitschee | cheecheetsh cheechee chichichi pl. teeth tree soochis soochis [water)| succhact [salt w.) water tschaök chauk chahak (fresh | chaac (tupulthz B. Zahlwörter 4 tsakiwäk tsawack sahwauk ‚ sahuae 2 atyl akkla attla | atla 3 wiyu katsitsa katsa | calza 4 mbö mo oder moo mooh nu 5 sütschö sochah soochah sutcha 6 nüpo nofpo noopoo nupu 7 ötyip atslepoo attlepoo atlıpu 8 ötylkwo'yl atlaquolthl atlahquelth atleual 1) tsauäkwötyl tsawaquulthl sawwaukquelth | tzahuacuatl 10 trlaywa haeeoo hyo ayo 100 soojewk 1000 hy-e-oak RZ Inter jeet onen yes öde ai, aio | heho | ee no wikisi wook, wik wik | huie $ 633. Ich habe die vier Wortfammlungen, welche ich, in ihrer urfprüng- lichen Geftalt, an einauder gereiht habe, durch eine alphabetifche Verzeich- nung (S. 352-4) vereinigt; ich habe aufserdem die in allen vier oder in drei Sammlungen vorkommenden Begriffe (englifchen Wörter; in der Verzeichnung durch + angezeigt) in einer befonderen Worttafel (S. 355-7) ganz ausgeletzt, und 31 andere Begriffe (in der Verzeichnung durch + angedeutet) erfcheinen ebenfalls ausgefetzt in der Vergleichungs-Tafel der Sprachen Nutka und Tlaoquatch ($ 641). Obgleich die Verzeichniffe nicht an derfelben Stelle gefchöpft find: d.h. drei in Nutka (auf der Infel Yucuatl); aber das der expl. exp., welche die Sprache Kwoneatshatka nennt, am Nord-Ende der Yancouver-Infel, in Newittee (S. 333"""") oder bei den Neuwitties (S. 328”): fo zeigt doch die Zufammenftellung der vier Quellen durch die meift herrfchende, fehr befriedigende und vollkommene Über- einftimmung aller vier in Wörtern und Formen, dafs fie Eine Sprache behan- deln. Ich werde die näheren Verhältniffe diefer Übereinftiimmung, Äunticakeır und der ABWEICHUNGEN aus der ausgefetzten Tafel von 3 oder 4 Quellen hier entwickeln: 358 Buscumann: Fölker u. Sprachen der W Seite des britifehen Nordamk.'s. Alle vier Quellen haben dalfelbe Wort: [.canoe, ear, eye, hair, mountain, sea, sun, tongue, tooth; alle Zahlwörter aufser 3; no; — Beilpiele eines (ehr günftigen Zufammen- ftimmens aller vier in der Form find: Zongue, tooth. — Drei Quellen haben dalfelbe Wort: arrow, beard, bow, drink, eat, fire, fish hook, fly, hand, herring, iron, kill, knife (vielleicht 4), leg, man (vielleicht 4), nose, oil, sleep, snow, tree. Eine Verfchiedenheit der ForM bei demfelben Worte macht fich manchmahl in Einer Quelle bemerklich: oi7 C, zree M, Zahl ı M, 4 M; zwilchen zwei Quellen: fn- ger, foot, hail, herring, salmon; zwilchen dreien: drink, hand; eine bedeutende Verfchiedenheit bei demlelben Worte in 3 Quellen: head, kill, knife. — Das [panifche Wortverzeichnils weicht natürlich in der Form und Schreibung von den englifchen Quellen mehr ab: vgl. z.B. arrow, bear, die Zahlwörter. In den drei englifchen ift die Schreibung auch verlchieden: die Jewite’s und noch mehr Cook’s (Anderson’s) ganz national; die der explor. exped. [yltematilch, wenig englilch. Eine Quelle hat ein anderes WORrT als andere Quellen: bear J, finger M, fire E, foot C, hail C, head (, house M, nail M, nose E (1 gegen 3), Zahl 3 E (1 gegen 3), 10 E (1 gegen 5); — drei Quellen haben verlchiedene Wörter oder beinahe verfchiedene: arın, bad, be gone! house, moon, salmon, sky (von 4 Sprachen haben hier 2 daflelbe Wort); — Verlchiedenheit der vier Quellen: yes. Die expl. exp. und einmahl Jewizt unterlcheiden fich in einigen Wörtern von den anderen Quellen dadurch, dals fie die Wortform mit einer Endung see: fire J, isi: no E, esis: ear E und eye E; bringen. Diels möchte man in Verbindung setzen mit der Klage Anderson’s (S. 330°), dafs die Wörter durch 4-5 Endungen eine unmälsige Länge erhielten. $ 634. Die Prüfung der mit den mexicanifchen ähnlich gefundenen RAUHEN CONSONANTENLAUTE (') veranlafst mich zu einer genauen Betrachtung diefer Seite des nulkifchen Lautfyftems. Den vielen Confonanten kann ich bei Cook an die Seite [tellen die (onderbaren Vo- cal-Geltälten eeee, eeeee und 0000: cheeeeakis scar of a wound, heeeai oder heeeee a brown streakei snake (E Yeü, M haycyech Schlange allgemein), ooo0mitz Kopf. Die CONsSONANTEN-HÄUFUNGEN, welche ich in der Sprache aufdecken werde, find abenteuerllich genug. Laute, die grölstentheils als einfache zu nehmen find, werden von den Berichterltattern durch 5, 6, 7 verbundene Conlonanten ausgedrückt. Das gröfste Gebiet diefer dicht gedrängten, für die menfchliche Zunge ziemlich undurchdringlichen Ge- ftalten gehört aber der Anderlon’fchen Wortfammlung an; in den anderen Sammlungen fchwinden diele breiten Gruppen auf leichtere Combinationen: auf wenige, ja bisweilen auf zwei Conlonanten, hin. Es wird aber dadurch nicht bewielen, dals die Redaction bei Cook (Anderson’s Schreibung) zu weit gehe; vielmehr müllen wir glauben, dals die übrigen Darfteller, wie es bei vielen anderen Sprachen gefchieht: das, was an den einheimilchen Lauten [chwierig, ungewohnt und verwickelt ifl; verf[chweigen und unterdrücken. So (') Gegen das, was wir felbft beobachten und durch Zeugniffe (z. B. das Mozino’s, oben S. 335"*) vernehmen, erfcheint Anderson’s Bemerkung (oben S. 330°) fonderbar: daß die Nutka-Sprache nicht rauh oder unangenehm lei, man nicht über viele Gurgellaute kla- gen könne. XV,634-5. Nutka:rauhe und [chwere Confonanten und deren Häufung. 359 hat der deutfche Bearbeiter der a Bruare Spraälle getreu den ftarken Hauch (ch) wieder- gegeben, den diefe Sprache öfter den Vocalen nach- oder einem Conf. vorauslendet (z. B. nachcala Ohr): während der fpanifche uns keine Spur davon vorführt. Von den Nuzka-W ort- fammlungen find es auch nur eigentlich die grolse fpanilche und Jewizz, welche die Reduction vornehmen; denn die der exploring expedition ilt in einiger Rückficht forgfälig, he Stellt vorzüglich den Hauchlaut immer dar; daher ihre Gruppen: zii, le, Ip, QlX, Xltsch; Il, tschy; aber in anderen Lauten ilt fie kürzer, und immer bleibt auch fie weit hinter Anderson zurück. Denn fie hat gar nicht die vielen Häufungen mit s2/, s/hl ulw.; es kommen keine an- deren (tarken Gruppen als die genannten vor, und diefe felbft find nicht fo häufig. Man kann annehmen, dals in ihrem y wohl mehr [teckt. Jewit£ hat aber entlchieden die rauhen Confonanten- Verbindungen nicht; man fieht bei ihm nur x, £s, tz, sh, th: höchltens 2A. Auch bringen die Darltellungen, welche es leicht nehmen, hin und wieder im Gegenfatze ge- gen ihre Neigung ftärkere Gruppen zum Vorfchein. So kann ich aus der [panifchen Sammlung der Suzil und Mexicana anführen Z/hl: acoalthlay dame (gieb mir), ihz: tu- pulthz Salzwaller, 4z: Gugumetazautlz (No. 922), Uch: tzaqgwetlchig! (No.912); ferner das Wort coutjijich [chwer. Bisweilen, wo die expl. exp. viele Conlonanten zulammen hat, zeigen die drei anderen Quellen, bei fonftigen Abkürzungen, zwei Confonanten durch Jen Vocal a, auch z getrennt; als Ein Beilpiel unter den mehreren, die vorkommen werden (z.B. kill), weile ich das Zahlwort S nach (in der ganz ausgeletzten Tafel S. 357"). Von der ftarken Zulammenziehung Einer Quelle gegen die vielen Confonanten einer andren giebt ein Beilpiel das Wort gut: E zYZozyZloösceh, M eZush. Nicht [elten bleibt Anderson gegen die Anderen zurück, wie davon hiernach viele Beilpiele vorkommen werden. Der fpeciellen Disculfon mögen hier noch EINIGE BEISPIELE vorangehn, von vielen Gonlonanten zulammen, von Härten, von langen und [chweren Wör- tern: watylasyltschi E gehn (dagegen M yaczizuc!), kayschity! E tödten (J kahshittle, M cagittzitle), £Yliischtschind E Bein (M eliskhtlina, C kleash= klinne), E zyZletsehöfwoneak Mann (wogegen die 3 anderen ein ganz einfaches Wort haben: Jchek-up, M chacups, C jakops), ötyIkwouyl E acht (C a2laqguoltkl, J atlahquelth, Matlcual); achagpsimg M Augenwimpern (pestanas); ndaktscha- daktschidtylE Blitz (M Zlegehiti relampago). Zulammenkommen von Zilchlauten: E tschatyätchi Nägel an den Fingern (G chushchuh); Zähne: E Zschitschitschee, M chichichi, Gcheecheetsh, Jcheechee. Lange Wörter [. noch S. 361” Blut, 362", 8 635. In zwei oder drei Gruppen läfst fich das, was vorzüglich die Sprache in CONSONANTEN-SCHICHTUNG rauh, wild und abenteuerlich macht, zulammenfäalfen; es bleibt dabei vieles andere, das eine bunte Mannigfaltigkeit bildet, unbehandelt (fo finden wir eine Endung 22 bei Cook). Ich werde diefe charakteriftilchen Geltaltungen einzeln behan- deln; die Beilpiele werden in der erften Gattung meilt von der expl. exped., in der zweiten und dritten immer von Cook (Anderson) hergenommen [eyn; den fchweren Wortformen letze ich, wie in den obigen allgemeinen Beilpielen fchon erfichtlich ilt, die leichtere Falfung der anderen Quellen in Klammern bei: aus welcher mannigfache Belehrung über die verfchiedene Orthographie, Auffallung und Behandlung der Laute zu fchöpfen ift. Noch fende ich einen kleineren Punkt voraus: Zilchlaute mit andern Confonan- ten behängt; p/sh, ktsch, ksch, tschy kommen in der Mitte der Wörter vor: C aptsheetl ftehlen (M zzucui2l), E koischiökschök Tabakspfeife (von E koischa Tabak), E 360 Buscumann: Fölker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. tYlopeitschta Sommer; E Blitz f. vorhin S. 359". Zu den Merkwürdigkeiten der Laut- geltalt gehört das s im Anfang von vier Sylben nach einander: Satsatsaksis, Sohn des Königs von Nutka. $ 636. Die erfte charakteriltifche ConsoNANTEN-GRUPPE der Nutka-Sprache ilt die mit den mexicanifchen Lautgewohnheiten fo gleich gefundene Verbindung zz, mit einem ftarken Hauch oder Gurgellaut dazwilchen. Diefen Gurgellaut (kch oder kchh) giebt die expz. exp. durch Y wieder (zYr); die anderen Darlteller drücken ihn nieht aus: fie fchreiben die Gruppe , auch kZ. Dielen Hauch mag auch das mexicanifche 22 einftmahls an fich gehabt haben oder hier und da noch haben; diefes mex. £/ hat auch einen Anklang von kl, wie die Überlieferung von Wörtern und Namen durch Spanier und Fremde genugfam beweilt. Zunächft gebe ich Beilpiele von #2 bei C und M, von A bei C. zz kommt bei © oft als Endung der Verba vor: pacheet! und pachatl geben (J in einer For- mation +pahchilt), kleeseetl malen (M clisshitl); und fo öfter, wie andre Beifpiele unter /Y! vorkommen werden, auch von Adj. — M hat einmahl die Endung 2, wo die anderen Quellen nichts haben: apactzut/ Bart (E apaksam, G apuxim). — C En- dung x2: quaookl fich letzen. Was bei C und Mz1, ja bisweilen blols # ((.trinken nach 4Z.), auch gar nichts (warm, wer nach 8-9 Z.) ift, [chreibt die exp. exp. zyz; und da ich dielen Laut eben als Endung zu behandeln angetreten habe, fo will ich zY2 auch zunächlt als Endung ausführen; he ift häufig in Subft. und Adj., aber überwiegend in Verben: denn falt alle Verba der ewpi. exp. enden darauf. Zunächft daher Verba: YotaksötYy! trinken (GC Zuksheet und Zuksheetl, M nectzitl), ats Ötschiaty! laufen, na say! lehn, kayschityl tödten (C seehsheetl, Jkahshittle, Mcagittzitle), tekwötylfitzen (C tookpeetl ich letzen, M Zecpiz2id.);— Subftantiva:razyets chitxlAbend,kaltyiYaty!Herbit,kaidety!Hund;— Adjectiva: kayeıtYltodt (Ükahsheetl), tschitösschityl kalt (Mazegüitzimajas), tYlopdätyl warm (M //upa Wärme, tlugmas warm); — andre Redetheile: Zahlwörter 2 und $ f. hier ", 359"; ars chakatyl wer? (M atzitiza), adetsötf! nahe. — Bei den [tärkeren Confonanten-Gruppen der anderen Quellen werden wir ZY! der ewpl. exp. manchmahl als einen einfacheren Erlatz dieler fehen (für M /2hz und C 252 S. 361""; für C Zszthl S. 362""""); ein Beilpiel, wie die Endung iYZ von den anderen Dreien durch 2, z22 und xxz, mit Anhang eines a, gegeben wird, liefert das Zahlwort 2: E azyY!, Matla, J attla, C akkla. Die ewpl. exp. (chreibt zYz auch im Anfange mancher Wörter, wo M 7, C und M AZ und c/ (chreiben: zYliischtschina Bein (Ü kleashklinne, M clishtlina); [. man in der ausgeletzten Tafel; zY/eseökak Himmel (J sieyah [cheint daffelbe Wort mit gänzlich fehlendem Ye), tY!isıakakök Tag, iXlopeitXadok Frühling, ZYZöpyaköpato Flügel (pl.; M 2labaspaato); tYleYoös roth (M zliyuc), warm [. oben ch} gut [. nachher (Z. 3-2 v.u.), ZYlakischityl [tehn. Eben fo kommt zY7 der exwpl. exp. in der Mitte der Wörter vor, und die Anderen fetzen dafür 4 (ein 7 [. 4 Zeilen hiernach bei gut): dizY/aadRegen (J meefla, M mutla), aatstsö'tyliak Schuhe, Same [. bei den ftärkeren Verbindungen, watY/azyltschi gehn (M yactzuc). ıx! E an mehreren Stellen des Wortes zugleich: zYZorYloösch gut (Tlao- quatch z/ooleish, M c/ush; im letzten ift die ganze Mitte weggefallen); — andere Beilpiele werden in dem noch mehr zulammengeletzten 4/7 vorkommen. XV, 636-7. Nutka; fehwere Confonanten-Gruppen: tl u.tyl, ie Gattung. 361 Der Laut und die Schreibung 2Y7 der expl. exp. kommt aber noch in grölserer Ver- wicklung vor: mit einem Con[onanten vor fich; mit einem, auch zweien, danach. Der erltere Fall giebt die Confonanten-Gruppe zrzz (in anderen Sammlungen als E); der letztere die Gruppen: zYıY, !Y/!kw, Ip, ıylt, iXltsch. Vorletzung eines Conlonanten, Al, bei Cook und Mex.; dafür haben E :y4, J Ar, M 2 und 7; die Wörter find: M acoalthlay gieb mir; C atlaquolthl acht (J atlahquelth, E öty!kworyl, Matlcual), C tsawaquulthl neun (J sawwaukquelth, E tsauakwötyl!, M tzahuacuat!). Die Gruppen von Y/ mit Confonanten nach fich gehören allein der expl. exp. an, und die anderen Quellen haben ftatt zyZ: 22 (Hah), tl, tsl; ce (L. gehn, nach 42.). zyıy: kateyiıy aty! Herbit; zyzxr: Zahl 8, £. vorhin Z. 6; zyzP: deyIp fieben (die andren Quellen haben ftatt zyZ: 224, 2, £sl, mit Vocalen um den letzten Confonanten herum: J attle= poo, Matlipu, C atsiepoo); zyır: tschowityltam Nale; ryırscn: wat Ylatyltschi gehn (M yaczzue Icheint dallelbe, febr kurz behandelte, Wort zu feyn: = — ya, tylaryl = c oder et, tschi — tzue). Dem, fo allgemein verbreiteten Laute /yZ ähnlich ift der (eltene zyz der exp2. exp., welcher in der Mitte der Wörter vorkommt: zylaly/lawakabös Blut. Die Combination #2 oder zyZ führt ein in die dritte grolse Confonanten-Gruppe, welche eine fo merkwürdige und furchtbare Eigenthümlichkeit der Nutka-Sprache ift, meilten- theils von der Coo#’lchen Sammlung uns dargeboten wird und meilt Endung ift. Es ift die Endung zzz mit Zifchlauten davor; hieran knüpfen fich verfchiedene Combinationen dieler Elemente, auch mit Ausfchlufs des z. Aus den Gruppen ohne 2, aber mit End-7, und aus den Gruppen ohne End-/ mache ich eine zweite Gattung, welche ich der eigentlich wichtigen, dritten, vorausgehen lafle. $ 637. In der ZWEITEN GATTUNG, welche ganz Cook angehört, wo ich nicht eine andere Quelle bezeichne, habe ich zu nennen die Conlonanten-Complexe: i) /Al und lthz 2) eine Reihe auf Z ausgehender: s/, 152, kszl; 15l, tzsl, iszle; sthl, szthl. Was mit zu, das in diefen und den Complexen der dritten Gattung, fo wie sz, eine Hauptrolle fpielt, gemeint lei, haben wir durch die erfte Gattung erfahren; es ift nicht das englilche (gelilpelte) th, fondern es ilt 2 mit [tarkem Hauch (= kchh), er der ewpl. exp. Wie sz zu nehmen, das z darin und in Zz, ift nicht deutlich; man möchte sz als fehr ähnlich s, und zz, 7zs als fehr ähnlich 2 betrachten, z als einen Zulatz der Verftärkung; man kann [chon vermuthen, dafs mehrere Gruppen hier und im [päteren nur eine verlchiedene Darltellung derfelben Töne find. Als Ausdruck anderer, einfacherer Darltellungen finden fich M zAz und C 252 gegeben durch E zyı. ıraL: J Yealthlower älterer Bruder Macuina’s. zraz ilt eine Endung der [pan. Sammlung: Zupulthz M f. unten bei C 7szihl (S. 362"), oyelthz M Tanz (= E yoidtyl). — sz, 152 und xszz find Endungen: h’'slaiakas! grobe Matten von Baumrinde, chu/zquabeels! Beutel von Seehunds- Fell, keepsleetokszl woollen garment; Tst in der Mitte it [chon bei der 7 da gewelen, für E £yl (oben *); zzsz in der Mitte: mitzsleo Knoten; zszze Endung: abeeisz/e geh fort! — star kommt in der Mitte vor: kamaisthlik eine Art Schlinge, um Filche und andere Thiere zu fangen; szraz ilt eine Endung: klukeeszthl aufltehn. Die beiden letzten Com- binationen, s/Al und sz/hl, gehören [chon in das grolse Gewebe der 3ten Gattung. Philos.- histor. Kl. 1857. Zz 362 Buscnmann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. $ 635. Die zweite grolse Maffe eigenthümlicher und dichter Confonanten-Gruppirung, diejenige, welche die Sprache [o wild erlcheinen läfst, die DRITTE GATTUNG nach meiner Behandlung, ent(teht aus der mannigfaltigen Zulammenordnung der Elemente zz, s oder sz und dem z; das 7 kann zweimahl vorkommen, vor und hinter der übrigen Gruppe zugleich. Was unter £R und unter sz zu verltehen fei, habe ich bei der zweiten Gattung erörtert. Diele ganze dritte Gattung gehört der Wortlammlung in Gook’s Reife an; fie bietet eine lange Reihe von COnsoNANTEN-KLUMPEN, bis zur Zahl von fieben Conlonanten, dar. Die fo abenteuerliche Gruppe zszruz belpricht der Sammler bei Cook, Anderson (oben S. 330”), ausdrücklich; er feht darin Einen Laut, einen Schnalzlaut. Ich verluche es die Reihe diefer Verbindungen in folgende Ordnung zu [tellen: ZR; Isth; Izsth, Iszth, Iszsth; — sthl und szthl ([chon bei der 2ten Gattung behandelt); — Zsthl, Usthl, Iszthl; Isthltl; szthsl; — Iszthp, Isztht, Iszthm. Es verfteht fich nach dem von mir über den Charakter der 4 Re- dactionen Gelagten von felbft, dafs die drei Sammlungen neben Cook fich einfacherer, oft zu einfacher Mittel bedienen, um diele DICHTEN LAUTMASSEN auszudrücken; leider bieten fich, hier wie anderwärts, nur einige von Cook’s Wörtern bei den Anderen dar, und bleiben die Beobachtungen fehr lückenhaft. In auffallender, abnormer Stärke führt die fpa- nifche Quelle (M) Einmahl die Gruppe Z£rz vor für Anderfon’s /szthl in Meer (""); die Verkürzung s2/ für Zszth hat C felblt in Aaxen stuff (hier ”); für die Endung /szihl hat I Ih in Meer (*") und Sonne ("), E zy? in Meer, zy/ök in Sonne; M hat 1, zZe für die Endung lzsth: zerreilsen ("'), blofses für die Endung Zszzhl (in Meer, Sonne), blolses s für die En- dung /szth (Geficht, nach 5 Z.); diefelbe Quelle hat vielleicht die ganze Gruppe szths unter- drückt in dem Worte Schmerz (Z. 3-2 v. u.). ıru und zszu find Endung: Rawalth und haweelsth Freundichaft, Freund; zzsra, ıszru und zszszu find Endungen: 000/522 Strandläufer (sandpiper, ein Vogel), mitte= mulszsth Riemen um Handgelenk und Hals, cheeteeakamilzsth weilse Glasperlen, eslulszth Gehicht (M iss/us; ein blolses s für die grolse Combination!), kutskushilzsth zerreilsen (M zzezguies-hitl, cuachitle), kluksilzsth lölen, losmachen, aminulszth a fish; — Iszth kommt auch in der Mitte vor: Zseelszthook frame of square poles, ulszthimipt (auch einfacher: asz/imupt) flaxen stuff, woraus fie ihre Kleider machen. Indem wir von der vorigen Geltalt um einen Schritt weiter gehn, der mit 7 anhe- benden Gruppe noch ein 7 am Schlulle anhängen, gelangen wir zu dem bei Cook belproche- nen Schnalzlaut, zu der Malle und Endung: zszur, Usthl, Iszthl: opulszthl Sonne (J oophelth, M upel, EopdtYlök), onulszthl Mond, maalszthl Geweih des Hirlches, topalszthl oder toopilszthl Meer (E ztopöryL, J toop-elth, M ztuhpel Meer, tupulthz Salzwaller), ookoomillszthl hölzerne Schale, Rooksquaboolsthl Harpun, quoeelszthl aufltehn, Zooguacumilsthl Seehunds-Fell, maasenulsthl eine hölzerne Waffe (f. No. 230), maeetsalulsthl eine knöcherne Waffe. — Diele Confonanten-Maffe wird noch verftärkt durch Hinzufügung von #2 an das End-/, zu der Malle zszuzrz, welche in der Mitte vorkommt: e/sihltleek ein zweiltachliges Werkzeug (f. No. 206). Wir kommen jetzt zu einer von den vorigen verfchiedenen Gruppe, gebildet aus den Elementen 7A, / und 2mahl s: zu der Endung szrusze: muszthsle Schmerz (follte diefem — [eyn M meyali?). — Unfre letzten Geltalten, im Innern des Wortes erfcheinend, find die erlte dieler Gattung, Zsz/h, verftärkt durch eine angehängte muta oder m; die 6- und XV,639. Nutka: mexicanifche Verwandtfchaft des il. 363 7gliedrigen Maflen zzszrur, 1szrur, ıszrum: pallszthpatl glimmer (sheet), teelszthtee reiben, [chleifen, eilszthmukt Nelfel. $ 639. Über die Verwanprscnarrt der fehweren und eigen- thümlichen Confonantenlaute der Nutka-Sprache mit den eigenthüm- lichen ähnlichen Lauten der MExICANISCHEN hat zuerft der Beobachter in Cook's Reife, Anderfon, und zwar fehr nachdrücklich, gefprochen (f. oben S. 330"""); Alexander von Humboldt hat den Gegenftand, indem er ihn durch eigene Beifpiele, die er aus der Handfchr. des kaum je benutzten, grofsen Wortverzeichniffes der Sutil und Mexicana aufgeftellt, erläutert, höchft beifallswerth und fehonend gefafst, und die hiftorifche Verwandtfchaft abgelehnt; (!) auf fie gerade find die Verfaffer des Mithridates (oben S. 331°", 2°“, 3°“) mit Eifer und Begierde eingegangen. Sie hefien fich vorzüglich an den Laut 22; Anderfon nennt die Laute /, t! und z; Humboldt hat in feinen Beifpielen noch andere. Da x, tz, sch keine aufsergewöhnlichen Laute find, fo find fie hier nieht zu nennen; doch tragen lie zur Verähn- lichung beider Sprachen bei. Die mexicanifche Sprache kann auch nicht mit der Nutka-Sprache in Hinficht auf deren monftröfe Confonanten- Maffen verglichen werden, da fie folche nach ihrem jetzigen Zuftande, der einen ziemlich einfachen Sylbenbau offenbart, wenig befitzt. Die Haupt- Ahnlichkeit bleibt alfo der mexicanifche Laut zz, fo oft und an allen Stellen des Wortes wiederkehrend, der auch wohl früher viel gewichtiger und mit anderen Lauten überladen gewefen ift: verglichen mit den verfchiedenartigen und diehtgedrängten nutkaifehen Gonfonantenlauten, welche drei Wort- fammlungen fehonend und kurz in die Schreibungen ZZ, cl, gar Z, höchftens iyl faflen; und deren volleren Inhalt wir nur durch CooA’s (Anderson’s) (') Die Stelle Humboldt’s lautet, im essai pol. II, 1811 p. 446, lo: Plusieurs voyageurs que j’ai entendu parler de analogie de la langue mewicaine ou azleque avec les idiomes que Pon trowe sur la cöte du nord-ouest du nowveau continent, m’ont paru exagerer la ressem- blance que presentent ces langues americaines. En examinant avec soin des vocabulaires formes a Noutka et a Monterey, j’ai et frapp€ de Phomotonie et des desinences mexicaines de plusieurs mots, comme, par exemple, dans la langue des Noutkiens: apquixitl (emdrasser.), temextixill (daiser), cocotl (louztre), hitltzitl (soupirer), tzitzimitz (terre), et inicoatzimitl (nom d’un mois_). Cependant, en general, les langues de la Nowvelle-Californie et de Pile de Quadra different essentiellement de l’azteque, comme on le verra dans les normrbres cardinaux que je reunis dans le tableau suivant: (folgen die Zahlen 1-10 in den Sprachen Escelem, Rumsen und Nutka). — Les mots noutkiens sont tires d’un manuscrit de M. Mozino, ei non du vocabulaire de Cook, dans lequel ayo est confondu avec haecoo, nu avec MO, etc., etc, 722 364 Buscumann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. Schreibung erfahren. Hierin die beiden Sprachen ähnlich zu finden, ift ganz richtig. Ihre Ähnlichkeit ift oft vollkommen und täufchend genug; ich werde darauf wie auf wirkliche Wort-Ahnlichkeiten fpäter (S. 369”- 371") kommen. Über den hiftorifchen Werth und die Deutung, welche ich diefer Übereinftimmung, bei mangelnder Sprachverwandtfchaft, beilege, habe ich in der fpäteren, vorbehaltenen Arbeit zu reden, in der alle folche mexica- nifche Lautverwandtfchaften zufammenzufaffen find: denn ich habe deren, und befonders das z/, im Verlauf diefes Werks an gar vielen Stellen der von mir durchforfchten Ländermaffen des grofsen Continents aufzeigen können. Die Anwefenheit einer folchen, im Hintergrunde der Sprachentwicklung liegenden, allgemeinen Analogie des aztekifcehen Sprachbaues in fo nördlichen Regionen ift mir bei der Tendenz meiner Schrift eben fo willkommen als wichtig. $ 640. Wenn ich auf die VerwanprscnuArr der Nutka-Sprache mit anderen eingehe, fo habe ich zuerft von der wahrften und engften zu reden, der mit der Sprache der Traoguaren: eines Volksftammes im äufserften Südweften der Quadra- und Fancouver-Infel, von dem ich nach- her erft handle ($ 647), weil ich das Wortverzeichnifs feiner Mundart nach Scouler mit anderen, ganz fremden, vereint habe bringen müffen. Diefe Verwandtfchaft hat fchon Scouler (f. $ 647) behauptet. Ich kann die entfchiedene und nahe Verwandtfchaft der Sprache des Nutka-Sundes und der TLraoouvarcn, geftützt auf mein Wortver- zeichnifs beider, ausfprechen; die Einrichtung, welche ich ihnen gegeben, erleichtert mir den Beweis. Ich lade den Lefer ein, die gemeinfamen Wörter meiner ganzen Ausfetzung von Nutka-Vocabeln (S. 355°-7”') mit dem Tlaoquatch-Verzeichniffe (unten $ 649) zu vergleichen; in faft allen ftimmen die 2 Sprachen fehr nahe überein, und zwar in folgenden: arrow, bad, bow, canoe, go (E), hail (C, dazu snow Nutka), house (E), man, moon (J), mountain, rain, sky (C, M), water; dann in allen Zahlen; daf- felbe Wort, nur in mehr abweichender Form, ift sun. Verfchieden find nur iron und snow. Zweitens lege ich eine eigne Vergleichungs-Tafel der anderen Wörter, welche ich in beiden Sprachen zugleich befitze, vor. In diefer find zwifchen beiden Sprachen gemeinfam, und meift in fehr naher Ähn- lichkeit der Form (nach allen oder nach Einer Quelle), die Wörter: child, XV, 640-1. Nutka: vergleichende Worttafel mit Tlaoquatch. 365 deer, father, good, heavy, ice, mat, mother, old, paddle, run, sick, star, thunder, wolf, woman; he. Identifch mit bedeutend verfchiedener Form find: dagger, dog. Mit verfchiedenen Wörtern find belegt und nicht verwandt die Begriffe: beaver, brother, cloud, door, half, high, island, lake, lightning, sister. Noch find mehrere andere von mir nicht aufgeftellte ungleich: boy, daughter ulw. $ 641. Verwandtfchaft des Nutka und Tlaoquatch me Cook Sutilu.Mexicana| Tlaoquatch beaver E teayaie atoh brother J katlahtık catlati yooqua child J tanassis tanafs, tanas maetl.catzis; tanas| tannais man Knabe, tana Sohn (tanac-ac-etzrapaz) cloud [Mefier) | klaiwahmiss silg-huasamis (pl.) | kotlopuck (pl.) dagger J chattayek (auch tzokquaeek deer E mukuo'tsch mohuech mowitch: red dog E kaideryl aemitl yneistle [deer door tassyai tanxi moosh-uss-um father J noowexa nowwah good E tylotylöösch, J clush tlooleish half [klushish tayec katowat heavy coujijich quatee-eek high sayacha yaak ice E koyö koagh island E opo'tschökt wetaquis lake aoc owees liehtning | E ndaktschaädak- tugtd (rayo), tleg- | tle-an-eish schiatyl | chitl(relampago) low anachas aan-ais mat h'slaiakasl} ars) tlexatl thlehulh slaikalszch | mother J hoomahexa umeczo oomaa musket pü poyuk old E ztschöp igcheme: decrepito) eitsim old man paddle J oo-whapa oowhabbe oowhapie run E atsotschiatyl kummutchchutl kumitkok sick J tau-ilth taelt tailh 366 Buscumann: Fölker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. explor. exped. k : | \ lan den Cook Sutilu.Mexicana Tlaoquatch sister J klootchem-up elutzmup yooquekso star J tartoose taatuz tastass thunder E tutätsch tuta totah wolf E kwaio'tsök (koeetsak:: wolf- quay-utz-eek woman J klootzmah [skin dress) | cluzma tlootsimin he E szawö sowa $ 642. Die theilweife VEerwAannprscHArr des Nutka mit dem Dia- lecte des Süd-Endes der Fuca-Strafse habe ich S. 323"- 5" erörtert. Einige Begründung hat Scouler’s Behauptung (oben S. 329") von einem gewilfen Verhältnifs der Sprache der Haeeltzuk zu der Nutka. Über diefes Volk, auch HaııLrsa genannt, handle ich fpäter ($ 655-8). Einige Wörter find vollkommen identifch, oder wenigftens fehr ähnlich: Ky Haeeltzuk Hailtfa Tolmie expl. exp. Blitz M itugia quchtah Haus M Auiccoac (die 3 Andren haben gookqua koaka aber ein andres Wort) Canot chapatz, shapats shawatch Dolch chattayek, hotyok: Meffer hoochtaio Sklav J kakkoelth (M coulz) kaghkoh käakö Eine kleine Ähnlichkeit kann man finden in folgenden Wörtern: Stern Zartoose, taaluz totoah Regen meetla, mutla youkqua yüykwa Matte M tlexatl, Tlaogq. thlehulh thleewah vier mbo, mo, mooh moak, möük Zu den angeführten Analogien können aus einem gröfseren Vorrath noch mehrere gefunden werden. Eine Verwandtfchaft beider Sprachen, wie Scouler durch nearly related anzudeuten fcheint, geht aus ihnen nicht hervor. Die zweite Gruppe kann gröfstentheils dem Zufalle beigezählt werden, etwas der erfteren vielleicht auch. Die erfte Gruppe enthält aber ficher identifche Wörter. Da der übrige Theil der Sprache aber, alfo. faft die ganze Sprache, wie ich, auf das Wortverzeichnifs geftützt, behaupten kann, gegen die Nutka-Sprache ganz fremd ift; fo haben wir hier wieder XV,642-4. Nutka: fremd geg. Kawitchen, Eskimo, kolofch., athap., ‚Jon. 367 nur das in diefen Nordgegenden fo häufige, aber ftets merkwürdige Phäno- men der Einmifehung von und Verfetzung der Sprachen mit FREMDEM STOFFE vor uns. 6643. Was Scouler von einem gleichen „nahen Verhältnifs” der Nutka-Sprache mit den Küftenftämmen bemerkt (oben S. 329), unter- fuche ich nicht. Die von ihm (ibid.) erklärte Verwandtfchaft mit den Sprachen Kawitchen ufw. ift eine reine Fabel; Jeder kann fich von der Nichtigkeit der Behauptung überzeugen, da in der Sfachen Worttafel, die ich hiernach ($ 649) gebe, Tlaoquatch (= Nutka) und Kawitchen dicht neben einander ftehn. Ferner behauptet der Mithr. (f. oben 5. 329°") einen Einflufs der Esxımo-Sprache auf die Nutka und Übereinftimmung von Wörtern: wo- gegen in Cook’s Reife (oben S. 330") gefagt wird, dafs die Nutka- Sprache nicht die geringfte Verwandtfchaft mit der der Eskimos und der Umwohner der Hudfonsbai habe. Ich finde bei einer Vergleichung nur wenige Ähn- lichkeiten, wovon die erfte freilich recht nahe zu nennen ift: NEERS Eskimo in den 3 Dialecten der arch. am. Feuer E.adäak, C eeneek, J eennuksee annak, eknok, ignuck Hund E kaidetyl, M aemitl, Tlaog. yneistle keimeg, kenma, kymyk Da ich nur eine befchränkte Anzahl Wörter verglichen habe, mögen noch einige mehr aufzubringen feyn; aber wenn auch einige Einmifchung und Kreuzung nach bekannter Weife follte ftatt gefunden haben, fo kann ich behaupten, dafs beide Sprachen einander ganz fremd find und von einer Verwandtfchaft ihrer nicht die Rede feyn kann. Dafs auch der Zufall eine vollftändige oder nahe Identität hervorbringen kann, zeigt 1) das obige Wort Feuer felbft, welches = fanskr. gfı7 (agni) und lat. ignis; 2) das eskimoifche keiyu Holz, welches = malayilch k@yu Holz ift. Mit der kolofehifehen und den athapaskifchen Sprachen hat die Nutka nicht die geringfte Ahnlichkeit. Ein Nutka-Wort im Haidah f. im $ 663. 6644. Mit den sownorıscunen Sprachen hat die Nutka auch keine Verwandtfchaft; die Ähnlichkeiten, welche fich auf- bringen laffen, gehören dem Zufalle an und find zum Theil keine fehr nahen: 368 Buschmann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. fonorifche Sprachen Nutka Auge Cora hauziti kassee, M caahsi Himmel Cahita zehueca Eiylesrökak (aber C und M haben ein ganz anderes Wort: nas, naz) Kopf Cora muuti C o0000mitz Mann oder Cora Zeata (aber die andren C tanas oder tana/s; diels ift Menfch Dialecte find abweichend) ein Irrthum Anderlon’s: die an- dren 3 Quellen geben ein anderes Wort, und nach ihnen bedeutet das Wort Kind: Jzanassis Kind; mit Zulatz von Mann und Frau: tanassis check-up Sohn, 2. klootsmah Tochter; M tana Sohn Schlange Tepeg. cooy (viell.aztek.) E yeü, C heeeai Schnee, Eis Tepeg. cubay Eis C kooees, quoees, M coitz apte oder appe giebt And. (No. 367) als you; da es aber gleich auf ich folgt und er weiter keine pron. pers. angiebt, fo vermuthe ich, dafs er damit du und nicht ihr meint; die Bed. du pafst mehr als ihr zur Vergleichung der Nutka-Form mit fonorifchen: Cora apue, ap, pe du Tepeg. api du, pa dein apum und pum ihr Nutka ai, ee ja find fchon wenig ähnlich dem Cora heui oder hehui, Amahl auch e ai und ee find aber nur zwei der mehreren Formen des Nutka für ja: Cai, aio; Jheho, Mee, E öde 6645. Den Verf. des Mırurıpares haben die beftimmten Con- fonantenlaute und das eine „gleiche Wort” ag-coatl junge Frau, Mäd- chen, welches nach ihnen „den Bewohnern des Nutka-Sundes mit den Mexikanern gemeinfchaftlich ift”, eine ftarke Hoffnung gegeben, dafs die Sprache von Nutka mit der azrexıscuen könne verwandt [eyn (f. die Stelle ob. S.33 1""', 2°, 3°"). Die gröfseren Hülfsmittel, welche fie dazu gewünfcht haben, da fie auf Cook’s Wortverzeichnifs befchränkt waren, find in meiner Arbeit aufgeftellt und geordnet; es bedarf deren nicht mehr zur Erledigung diefes Gegenftandes. Das Wort agcoatl, das der Mithr. einem kurzen Auszuge Bourgoing's aus der Entdeckungsreife der Sutil und Mexicana und ihrer Wortfammlung entnommen hat, findet fich in diefer letzteren (No. 743) mit der Überfetzung muger jöven. Die Vergleichung, welche der Mithr. mit dem mex. cowatl macht, ift nur ein Spiel: zunächft heifst XV, 645. Nutka: mexicanifche W: ort- Ähnlichkeiten. 369 diefes Frau, Frauenzimmer überhaupt, nicht junge Frau oder junges Frauen- zimmer; dann ift es eine feltne, wohl dialectifche Form bei Molina, ftatt des allgemeinen eihuatl; endlich ift agcoatl noch bedeutend verfchieden von couatl (zohuatl). In Cook’s 2tem Bd. (f. oben S. 330”) hat in einer Anm. zu Ander- son’s Urtheil über die Sprache der grofse Seefahrer felbft das Nutka-Wort opulszthl für Sonne mit dem mex. Götternamen Fitziputzli verglichen. Hierauf ift nicht wenig zu entgegnen: zuerft ift diefs der mex. Kriegsgott, von deffen Zufammenhang mit der Sonne wohl eben nicht die Rede feyn kann; dann liegt die Ahnlichkeit doch nur im zweiten Theile des Götter- namens: +putzli = (o)pulszth, fo dafs übrig bliebe Fitzi = o; endlich ift der richtige Name des Gottes Huitzilopochtli, und ift ein Compofitum aus zwei Elementen, welche nimmermehr mit der Sonne zufammenhangen: aus huitzilin, einer Verkürzung des mex. huitzitzilin, Colibri, und aus opochtli linke Hand. Ich felbft habe folgende aztekifche Wort-Ähnlichkeiten in der Nutka-Sprache beobachtet: aztekifch Nutka Adler - quauhtli M aguatene, C (weilsköpfiger Bart tentzontli M apactzutl [A.) owatinne (von tentli Lippe und tzontli Haar) es foll nur der hintere Theil (Zzutl=tzontli) verglichen werden; die Sache zerrinnt aber fogleich, wenn wir die übri- gen Quellen anfehn: E apaksam, G apuxim Bauch _itetl M itactlas - Geficht ixtli M isslus, C eslulszth Jahr acihuitl M jachinieshitle felbft indem man, wie man mufs, die Vergleichung auf die zweite Hälfte des Nutka-Wortes befchränkt, ift die Ähnlichkeit nicht fo vollkommen als eine andre; denn Nu. ieshitle ift viel- mehr vollftändig = azt. icxitl Fufs als = ihuitl Kupfer tepuztli M chipuz, J cheepokes morgen moztla M amiestla fchlafen cochi M hueiche (Ewöitsch, C waeetch) Philos.-histor. Kl. 1857. Aaa 370 Buscumann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.!s. aztekifch Nutka Schuhe cactli Schuh E aäts-tsötyliak man würde hier nur vergleichen zsötyli = cactli, wobei man die azt. Subft. Endung 7% auch dem Nutka zuwiefe; man würde alfo vorn az und hinten ak zugefetzt annehmen Stein Zeil E tenetschök (aber M mucesie) izquiatl ein Mais-Getränk M Esquiates Name eines Volks Die beiden vorletzten Beispiele ausgenommen, bieten nur das fpani- fche Verzeichnifs und feine Wortformen die Gelegenheit und eine Gunft der Vergleichung dar; die durch diefe eine Quelle dargebotene Ähnlichkeit verfchwindet durch die anderen fogleich bei Bart. Die Ähnlichkeit ift unvollkommen in Bauch, nur zufällig und nur unvollkommen ähn- lich ift Adler; ein Fall, wo die Ähnlichkeit fehwer genügen kann, die Ver- gleichung aber als ein Spiel erfcheint, ift Schuhe. Möglich bliebe, da die Ähnlichkeit genügen kann, die aztekifche Verwandtfchaft der Wörter: Geficht, morgen, fchlafen; ich räume fie aber nicht ein, da fonft keine Grundlage zur Verwandtfchaft da ift. Wichtig ift das Zufammenftimmen des Wortes Kupfer; die Ähn- lichkeit ift fehr grofs, und die Ubereinftiimmung kann hiftorifch feyn, er- klärbar auf verfchiedenen Wegen: die Gemeinfamkeit durch Verwandtfchaft beider Sprachen wenigftens in einem kleinen Theile ihrer Wörter, wenn fie nur zwifchen diefen beiden walten foll, ift auszufchliefsen,; das Wort kann als ein aztekifches in die Nutka gekommen feyn; es kann ein gemein- fames Wort mehrerer Nordweft-Sprachen und als fremdes in das Mexica- nifche eingegangen feyn; es kann den Nordweft-Sprachen und der mex. in Folge irgend einer theilweifen, für die Nutka verlorenen, Verwandtfchaft urfprünglich zugleich angehören. Das Wort Stein wird ähnlicher, wenn man die fonorifche Redupli- cation deffelben erwägt; läfst man auch, davon abfehend, die Ahnlichkeit fo unvollkommen, als fie ift: fo geniefst diefes Wort, wie ich in den Schlufs- betrachtungen einmahl zeigen werde, eine bevorzugte Analogie und Ver- breitung. Das Ende von Jahr (No. 505) ift = mex. wihuitl. Esquiates, der Name einer Völkerfchaft im füdl. Theile der Yan- couver-Infel (S. 328””), ift ganz mexicanifch: d.h. wie eine (panifche Form XV, 645. Nulka: Wörter von mexicanifchem Ausfehn. 371 des mex. Wortes izquiatl, bezeichnend ein Mais-Getränk (f. AS IV S.105"- 6°); doch fchreibt Jewitt auch Eshquates. Von ähnlicher Art, gleich den sranısc# gemodelten Geftalten MEXICANISCHER WÖRTER, find viele Nutka-Wörter der fpanifchen Sammlung: nur mit dem Unterfchiede, dafs fie auf keinen vorhandenen mexicanifchen Wörtern beruhen (da zufällig diefe Buchftaben-Combinationen in der azt. Sprache nicht vorkommen, aber ihrem Wefen nach recht gut vorkommen könnten). Solche Wörter find: iztocoti Mufchel (dazu Eigen- name Istocoti No. 923); majati Jagd (caza), mamati Hof, muztati Regen- bogen; cucustlate Nafenloch, natlagcazte Rippen; otuiquit Jungfrau; mamatle Schiff, oumatle Leib; aguequetle Hunger; capitzitle Dieb, tahe: chitle larga, temextixitle Kufs; cuachitle reilsen, cuchitle pinchar; meyali Schmerz. Es giebt noch eine höhere Gattung von Nutka-Wörtern (der fpan. Reife), welche (befonders durch die Ächtheit ihrer Endung von der vorigen verfchieden) ganz und gar wie mexıcanıscHne Wörter ausfehn, und (fo weit fie Subftantiva find) mexicanifche feyn würden, wenn es der Sprache beliebt hätte diefe beftimmten Lautgeftalten zu bilden: inapat! Rücken, tlexatl Matte, tzahuacatl 9; chamiehtl iris; naguatzitl Zwerg, naschitl Tag; jacamitl viereckig; huatzacchitl huften, neetzitl trinken, pugsitl blafen, tapatzitl fpucken, teepitl fich fetzen, tzichitl giefsen, tzocuitl auf- heben; cocotl Seeotter; amanutl espinilla, apactzutl Bart, ictlatzutl Mund, iniyutl Kehle, jayutl Fluth; Hatlacastzeme Blätter (wie ein mex. Plural in me); coyactzac Fuchsbalg. Noch mehr Wörter finden fich, wenn man für die mex. Sprache unnatürliche und zu harte Gonfonanten-Verbindungen überlfieht. — Diefe letzte höhere Gattung vorzüglich, doch auch die erftere meint Alexander von Humboldt in der obigen Stelle (S. 363”). So gewinnt die Nutka-Sprache, durch eine reiche Zahl von Wör- tern und durch grofse Züge ihres Lautwefens, einzig vor allen anderen frem- den, die ich habe aufdecken können, in einem bedeutenden Theile eine täufchende Ähnlichkeit mit der Azrexıscuen oder MEXICANISCHEN; und fo wird die ihr fchon früher gewidmete Aufmerkfamkeit vollftändig ge- rechtfertigt. Ihrer mexıcanıschen Erfcheinung fehlt aber, wie ich von meiner Seite hier ausfpreche, jede WırkLichkeıt. Aaa? 372 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. $ 646. Den Südweften der Quadra- und Vancouver-Infel nehmen die TLraooguvarcen ein, deren Sprache mit der vom Nutka-Sunde verwandt ift. Ich habe nach dem Vorgange ‚Scouler's ein Wortverzeichnifs diefer Sprache verbunden mit denen von noch 4 Sprachen: Kawırcnen, NoospaLum, SQUALLYAMISH, und pseudo-Cnınur oder quasi- CATHLASCON. Von den hier vereinigten Sprachen: Kawitchen, Noosdalum, Squall- yamish, pseudo-Chinuk (um die Mündung der Columbia) [= quasi- Cathlascon]; fagt Scouler (224"") zunächft, dafs fie verwandt feien mit (are related to) den Familien der „Cathlascons” (für mich wahren Chinuks); und dann noch allgemeiner: „Alle diefe Volksftämme fprechen. Dialecte, welche viel Verwandtfchaft unter einander und mit der Sprache haben, die zu Nutka und unter den Haeeltzuk geredet wird; doch finden wir zu- gleich viele Wörter, welche, nicht von den Küftenftämmen, fondern von den das Innere bewohnenden, entliehen find: und diefs ift befonders der Fall mit den Cathlascons.” An einer zweiten Stelle (225”) erklärt Scouler die Kawitchen, „zufolge einer Prüfung ihrer Sprache”, für eine gemifchte Race: zufammengefetzt aus Shahaptoms und Nootkern; und findet diefs auch begründet in ihrer Lage zwifchen den Gebieten der Okanagans und Nootkans; aus den letztgenannten zwei Sprachen läfst er an einer anderen Stelle (226”) das Kawitchen zufammengefetzt feyn. 6647. Die Traogvarcn, bei Jewitt (oben 328””) Alaooquates, haben nach Scouler (224”) die füdweftlichen Punkte der Quadra- und Vancouver-Infel inne, die Sprache wird an deren Südweft-Ende gefprochen. Derfelbe erklärt (224”), dafs „die Bewohner des Nutka-Sunds und die Tlao- quatch diefelbe Sprache reden”; eine Vergleichung der fpanifchen und feiner Wortfammlung werde zeigen, „dafs zwifchen ihnen ein fehr geringer Unter- fehied fei”. Ich habe diefe Vergleichung geführt und die genaue Verwandt- fchaft beider Sprachen an den Wörtern bewiefen ([. bei der Nutka S.364”-6*). Kawirsurn erwähnt die expl. exp. (221) als eine Völkerfchaft am Frazers-Flufs (ein wenig über der Fuca-Strafse; f. unten im $ 655). Scouler rechnet die Kawitchen (224) zu einem Zweige feiner Nutka -Co- lumbifehen Familie, und beftimmt fie als wohnend im Norden von Fraser's Flufs und an den gegenüberliegenden Ufern der Fancouver-Infel; in der Überfehrift zum Wortverzeichnifs (p. 242) läfst er die Sprache gefprochen XV, 647. Kawitchen, Noosdalum, Squallyamifh, pfeudo-Chinuk. 373 werden: am Ausflufs des Trading river, gegenüber Vancouver’s Infel. — Über diefes Volk findet man, unter dem Namen Cowichin, neueftens einiges gefagt im Vol. 24 des journal of the royal geographical society, 1854. Lond. 8°, in dem kurzen: Report of a Canoe Expedition along the Coast of Van- cowver Island, vom Gouverneur James Douglas (p. 245-9): der, unter Beigabe einer kleinen Karte, gefunden hat, dafs Yancouver's Darftellung der Oftfeite diefer Infel bedeutenden Berichtigungen unterliegt. Über den Indianer-Stamm der Cowichin (2100 Seelen, davon 500 Streitbare) wird gehandelt p. 246*”'; denfelben Namen führt ein Flufs; fie find wohl Starling’s Cowewachin (XIV $ 613,b). Am inlet von Wentuhuysen, im N des Arro- Archipels, nennt der Verf. eine andre Völkerfchaft, von einerlei Sprache mit den Cowichin: die Nanainio? (fo lautet die Form beim Volke, 246" - 7°) oder Nanaimo? (fo lautet fie beim Fluffe) am gleichnamigen Flufs: in deren Lande die Engländer einen wichtigen Fund von Steinkohlen machten. Die von Scouler behauptete Verwandtfchaft der Sprachen Kawitchen ufw. mit der Nutka habe ich (vorhin S. 367”) für ganz nichtig erklärt; die von ihm gleichfalls behauptete mit dem Haeeltzuk, und ich füge hinzu: der Billechoola, hat eine kleine Wirklichkeit, aber nicht mehr: ich habe fie genau dargeftellt bei der Hailtsa ($ 658). Die Noosdalum, von Scouler (224") neben den Aawitchen genannt, wohnen am Hoods-Canal: alfo im nördlichen Washington-Gebiet der Ver- einigten Staaten. Die Squallyamifh, von Scouler mit den Kawitchen zufammen- geftellt (224°), bewohnen den Pugets-Sund (eine fehr unregelmäfsig geftal- tete Bai, welche fich in das nordweftliche Ende des Washington-Territoriums der V. St. herabzieht und durch das Admirality inlet mit der Strafse des Juan de Fuca zufammenhängt) ; diefes Volk würden wir alfo auch wefentlich den Vereinigten Staaten beizulegen haben (f. da noch XIV $ 613,b). Von feinen Cheenooks (für mich pseudo-Ch.) fagt Scouler (224), der fie einem Zweige feiner Nutka-Columbifchen Familie anfchliefst, dafs fie um die Mündung oder (p. 243) am Eingange des Columbia -Fluffes wohnen, und verwandt find (are related) mit den verfchiedenen Familien der Cath- lascons, welche fich nach dem Lande der Cheenooks von den unteren Waffer- fällen der Columbia her verbreitet haben. — Die Karte der expl. exp. zeigt den unterften Lauf der Columbia und ihre Mündung auf beiden Ufern im 374 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. Befitz der Chinooks; und man kann alfo nur um der Sprachverbindung hal- ber jenen Volkstheil aus dem Washington- und Oregon-Territorium der Vereinigten Staaten hierher ziehn. Da das, was Scouler Cathlascon nennt, vielmehr Cauıwux ift, ich alfo diefes pfeudo-Cathlascon beim wirklichen Chinuk unter Waiilatpu (bei den Vereinigten Staaten: $ 539 und 551) habe; fo ftelle ich hierher das quafi-Cathlascon, d.h. Scouler’s Chinuks. — Der Herausgeber des geogr. journal bemerkt eine andere Form: Cathlatscos. Beide Spra- chen zeigen aber drei Wort-Verwandtfchaften: Scoulers Chinuk Scouler's Cathlascon Mutter ku ko kurz lowilow sowilow er yuchka yuchka Das Zahlwort 3 feines Cathl., /hlune, ift dem gemeinfamen thleuch von Kw, Nd und Sq ziemlich ähnlich; etwas auch zchalh feines Chinuk. 8 648. Wenn ich hier ein WOoRTVERZEICHNISS von FÜNF SPRA- CHEN mittheile, welche den fonorifchen fremd find und auch nichts aztekifches enthalten, fo thue ich es unter folgenden Vorwänden: 1) weil 3 von ihnen eng verwandt find 2) weil Tlaoquatch der Nutka verwandt ift; 3) pseudo- Chinuk mufste erwähnt und vorgeführt werden wegen des ächten Chinuk. Die Anordnung der Sprachen bei Scouler ift eine andere: Kawitchen, Tlaoquatch, Noosdalum, Squallyamish, Cheenook, Cathlascon; ich ordne fo: 1) Tlaoquatch, eng verwandt mit Nutka 2) drei nahe verwandte Sprachen: Kawitchen, Noosdalum, Squallyamifh; 3) pseudo- Chinuk (vielleicht Cathlascon?). Scouler liefert Tor mıe’s Wort- verzeichnifs der 5 Sprachen in feinem von mir oft genannten Auflatze (f. Verein. St. $ 508) im journal of the royal geographical society of London Vol. XI. 1841. 8° p. 242-7. Ich habe, wie fchon gefagt, eine Sprache umgetaufcht; und ich habe, nach meiner Weife, die Wörter der Haupt- Redetheile in eine alphabetifche Ordnung nach dem Englifchen,,. die der anderen in eine fyftematifche Ordnung gebracht. — Meine 5 Sprachen will ich fpäter durch folgende Chiffren abkürzen: Kw = Kawitchen Sq = Squallyamifh Nd = Noosdalum Tlgqg = Tlaoquatch pf. Ch = pseudo-Chinuk (Cathlascon ?) 375 $ 649. Wortverzeichnifs des Tlaoquatch, Kawitchen, Noosdalum, Squallyamifh und pseudo-Chinuk (Cathlascon?); (') nach Tolmie A. Subftantiva, Adjectiva und Verba arrow tzehattie, smuk-unsh; tziman, ytsh (beide Noosd.); tessun, quittaiks bad peishakeis, kull, usch-as, kullum, uchushaws (vgl. überhaupt sorry) beaver atoh, skullauw, skyauw, stuk-ouch, stummah berries koweh, leıla, tziltin-ung, squnalthla, ucheilum bow moastalıl, toch-atz, schomotun, huchstzatzots, stekquethin boy maetlekutz (auch Sohn) — tletlaklikelh, sloslobshchachis (vgl. man u. girl), tool brother yooqua (vgl. Schwefter), kaak, nisaitzh (aitch Schwelter), tzoquats, tinniets canoe tchappits, snughwilh, otuchs, tillai, weilh child tannais, numunna — dubud dubudda, haak clouds kotlopuck, skoteech-un — skeechtchamko, klaqush coastwise eetzato, ucheitzo, aatzoquilh, tchaak, mowtch come tchooqua, meilthla, unna, attlah, essah dagger tzokquaeek, thlaatztin — snoak, wheilha daughter haguatle-sooks, islanie finimil (vgl. girl), stimish na chichil, tibuda izlanai, red deer tloonimma, ky-eitz, quawa-itz, mey-itz, keil-it [quemilh roebuck mowitch, tlaket-inna, hoapit, skeigwatz, pakoose dog yneistle, scomai, skacha, skomai, tleitz-amilh door moosh-uss-um, stchalh (itchalh?), solh, kust, tukeinpist fat klaatz-eh, neil, mitz, uwhus, keuch father nowwah, onman, outzit (intzit?), tadu baad, kucht fisherman aiyunnik, noocks-chachiltiin, noochs-chaalooh, stolaquamish, tla-aapish girl haguatil, thlinalh (vgl. daughter), islanie (vgl. woman), islanie chatchus, thlan go tchaalche, namilthla, heeaatzin, agh, wankehat good tlooleish, ey-a-amich, aiye, kloom, tlagu hail queiss, squilmaloh, tzeiteimisha, tlimwheila, tleigh-ulluks half katowat, iltoko, tilkun, eltuckioo, loathlk happy tlooleish (bed. gut) thleimakste, noo-why-wilh, nowhye-equn, haalhkehutch, heavy quatee-eek — — — tolkoiok [tlooa-squillum high yaak (auch lang), kluktamiz, klukitaalh, haatz, toashil (auch lang) horse — stike-oo, mantlin, slekke-oo (stek?), stikkeoo house maas, tzotogh, otogh, aalal, kaas hunter waghtih-estleteia, noozsho-wawa, noos-chikuyu, noosstotsaddie, te-whuna (') In diefer Worttafel folgen die Sprachen, wie fie in der Überfchrift genannt find: das te Wort oder die ıte Stelle ilt Z/aoguazch, das oder die 2te Kawitchen, 3. Noosdalum, 4. Squallya- mish, 5. pseudo-Chinuk. Eine ausfallende Sprache ift durch einen Strich — angezeigt. 376 Buschmann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. [Tlaoquatch, Kawitchen, Noosdalum, Squallyamifh, pseudo-Chinuk] ice koagh, speioh, steiogh, skaghwo, stehow iron eses-atchit, halai-tin, halaitan, kumnuttin, tla-ai-chepita island wetaquis, tilchas, skekootsas, slitcheh, spoateitch lake owees, seich, matoehoss, shich thlip oder tzalal, tzalil lean kle hakshitle, izh tzitikash, ush cumocks, istloh, yeutlil light (adj.) Aatee eikishis, whawha, whawha, wheewhawha, whaat lightning tle-an-eish, sukin chinnum, tchato chaquilh, sposaadie, shtehetchistuk long yaak (auch hoch), klaakit — — toashil (auch hoch) low aan-a-is, tzeitlam, tzatzatilh, kakuch-oh, wastomilh man chukoop, shweika, sohwieken, stobsh — mat thlehulh, slawun, tzinagh, kooquats-al, swussak moon hopulh, tilkantza, tlkaitza, slokwalum (vgl. Sonne), tunneim mother oomaa, intann, intan, skoie, ku mountain notcheh, uchechilh — squatache, manteh wusket poyuk, shiquullah, ytsh, whullamalis, powhelha old man eitsim, shealoocha, kichayeik, solotle, hoh paddle oowhapie, skummilh, houghit, hoopit, quaapie plain (s.) kleesmaek, eytimmoch, spilchun, maquam, maacoom poor weekeit, unhitish, uchum — shakitlin rain meetlah — slimmooch, skullum, stohlis rich ay-yaish, kuch — katis etamis, kuch-alh river aook, staalol, stowie, stolak, tzailh run kumitkok, whinsheinum, kou-ang-ut (aug?), tillamneel (lanmeel?), schuchwam short — tkithlip, untzutlalh, kako, lowilow sick ta-ilh, kakye, chaalh, uchulh, yeitz-uch [@sl. woman, girl), tipsheinvis sister yooquekso (yooqua Bruder), kaakstanai (kaak Br.), aitch, tzoquats islanai sky naase, tchooch-astun — skolh-qudoch, skaatle snow katzomin, maaka, maaka, maako, slaako [kuttoon son maetle-kutz (auch boy), niswa numunan, nisqua-nungung unungha, tibuda-squa, sorry (vgl. zu allen Spr. bad) peeshats, noochkull, nooschus, kullum (fchlecht), speak a-ukoak, quaquill, quaquea, chotochot, tukkolthla [kushaas stars tastass, quassin, quassin, tchoossah, shwaok strong ycheha, eyum, komokom — nepy-tamis sun tlopil, shee-acom, kokweh, thlokwahl (vgl. Mond), squillis tall man ehä es kowus, neilh, tchuck, hequo atseettam, toashil (hoch, lang) thief kowilh, kunkun, nooscaada, nooscaada, ekoo-lakäh thunder totah, itzhwhowhaas, atz-aquilh, whequaddie, chan-hansowun village ma-a-us, kuchtalalims, nunghtailins, kata-aalal, kuggil-tachas warrior tche-aka, schaililsit, sin-angis, noos-seeaam-eko, uchushaash XV, 649. W ortverzeichnifs des Tlaoquatch, Kawitchen ufw. 377 [Tlaoquatch, Kawitchen, Noosdalum, Squallyamilh, pseudo-Chinuk] water tchaak, kah, kah, koh, nawilh weak weh-ak, wummaan, tilcheiks, kakal, aio-whak well (gefund) techichitl, ewitsynamit, ey, haalh, keistunyetzuk wolf quay-utz-eek — steekaio, stekaio — woman tlootsimin, islanie (vgl. girl; daughter, sister), shee-akatso, islanie, kykitihlin B. Zahlwörter tzank, nitsa, nitsa, nutso, slukweek (meek?) attla, eeesaalie, tchissa, saalie, saalie kutztza, thleuch, thleuch, thleuch, tchalh moh, uchaasin, moass, moass, moas soocha, tilkatchis, tilkatchis, tzilätch, tzeilutche nöopoh, tuchüm, tuchun, tzilälchie, seytutch atlepoh, tzauks, tzoaks, whull, tzoaps attlukwilh, tukatcha, tukatcha, whullie, tza-moas vo ou Pr%Rn1ne- tzawak-quilh, toach, tcach, whul-a-wonutzo, towkwho in oO haioha, appun, opun, paanatch, paamitch [3 _— tzawimil-apo, appun-ieta-nitza, opun-ta-nitza, paanatch-ta-nitso, talpow aiti — — —- talsal attleik, isqueelh — saalie atchie, tzimtomish (lo?) soolcheik, utchlukitztilcha — — tzeil-itch 100 haioyak, nutzowitch — panatch, paa-anatch (heifst aber 10!) ad SD 62 Pro'n o’miina 1) personalia I seea, nishwa, utz, utza, untzh thou — tinnawa, tinnuk, dugwee, now (fälfchlich für er gegeben) he sowa, kwas, squas, tatoclineil (toeli?), yuchka (für wir gegeben) we atchuk, til-neimit, wl-ninghilh, neimalh — you newah, til-willup, saalin-queya, qualaapok, eneem they sewah, tissaalye — eemalh — 2) andre plenty ayüh, kaach, ungh-ungh, kah — how many? oonäh, quien, quien, quiet, ata-eisha scarcity wık ayüh (vgl. penty), umeimun, tloatla, meemah, was-ho-a-atz IBesAYd: voearb, ma here yalh-e-illeh, sahalool, tilh-aa — sheilteh there eilthlei-althlei, sin-a-ool, tiwhin-aol — shaanilt now tlahowieh, hysil, hyaatche — — Philos.-histor. Kl. 1857. Bbb 378 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. [Tlaoquatch, Kawitchen, Noosdalum, Squallyamifh, pseudo-Chinuk] by and bye — hoo-alhthla, quaquatach — howshanum long ago oakowie, weilh-ess, quilh-eitz — enätzie E. Redensarten what are you doing? akuts ka mamook, staam koos ya itz, astongh it itsigh, staam koo whech to chagh, eleia malh [chotochot, taam to koilh what are you saying? a-u-koakwawa, staam kis is quaqualh, ah-eint itz, staam koo where is it? waas e hee, mitz chinschakoons unmit, tochlow hintz ka umadin — tehaanil let me see it nananitch, heil nam chin quatchit, hoeesta quintatzin — tlakinche what is your name? achnekit luk, waid to koodsqueek, tzatchiosnah — too we sheax $ 650. Ich darf den Platz nicht einnehmen mit Bemerkungen über die LAuT-EIGENSCHAFTEN dieser Sprachen, deren fich viele aus der Wörterfamm- lung entnehmen liefsen. Ich nenne nur als begabt mit feltfamen oder fchweren Confonanten-Tönen oder als fonderbare Lautgeftalten die Wörter: Sq huchstza- tzots Bogen; Nd tletlaklikelh und Sq sloslobshehachis Knabe; $q skeechtchamko Wolken, pf.Ch shtehetchistuk Blitz, Nd untzutlalh kurz, Sq skolh-gudoch Himmel, pf.Ch tukkolthla fprechen, Kw itzhwhowhaas Donner, Kw schaililsit und Sq noos- seeaam-eko Krieger, pf.Ch Aykitthlin Frau, yeutlil mager, skaatle Himmel, Sq solotle Greis, Nd til-ninghilh wir, Tlq eulthlei-althlei dort, Kw 50. Häufig find die Laute und Verbindungen tl, tAl, kl, sl; st; die Wort- Ausgänge in /, Ih, tle; ts, tz, s. $ 651,a. Ich habe noch von den aus der Wortfammlung hervorgehen- den VERWANDTSCHAFTS-VERHÄLTNISSEN der fünf Sprachen zu reden: wobei ich auch noch Scouler’s fechfte, fein Cathlascon, be- rückfichtige. — Eine athapask. Ähnlichkeit ift öslanie Frau = Nav. estennay (f. noch islanai u. izl. Sq in Schwefter, Tochter; kaakstanai Kw Schw.). Traoetvarcen fondert fich von allen aus, als zur Nutka-Sprache gehörig. Es ift in feinen Wörtern völlig verfehieden von den vier Spra- chen, welchen eigentlich meine Zufammenftellung gewidmet ift; nur wegen der gleichen Begriffs- Auswahl, wegen des gleichen Schema’s, einer Raum- Erfparung zu Gefallen, habe ich das ganz fremde Tlaoquatch in einer Verbin- dung gelaffen, in welche es Scouler einmahl gebracht hatte. Eine Übereinftim- mung mit allen 4 ift roebuck = red deer, eine mit ps. Chinuk paddle (S. 379"). Das engfte Verhältnifs zeigen die drei zufammengehörenden Sprachen Kıwırcnen, Noospvarum und Sevarıyanısnm; fie halten fich am nächften an einander. Günftige Beispiele einer vollkommenen Übereinftimmung der drei find: Zight (Adj.), Schnee, Wafler; die Zahlen XV,651,a-b. Kawitchen, Noosdalum, Squally. u. pf.Chinuk: V’erwdtfeh. 379 1 und 5; wie viele? Oft genug find aber felbft diefe Sprachen fremd unter fich. Der mildere Fall ift der, wo eine fich durch ein befonderes Wort ausfondert, und der Vortheil bleibt, dafs die zwei anderen ver- wandt find; diefer Fall ift fehon fehr häufig, in: door, mother, paddle, sick, son, sorry, speak, stars, sun, thief, village; in den Zahlen 2, 4, 6 (nach 5 gebildet), 7, 8, 9, 10, 11; den Pron. ich, du, er, wir. Nicht felten hat jede der drei Sprachen ihr befonderes Wort, und fie fallen ganz aus einander, in: brother, come, father, go, mat, musket, old man, plain, run, short, sister, tall, thunder, warrior, weak, well; ihr; wie Kw und Sq näher verwandt find, zeigt (wenigftens in diefem Falle) die erfte Redensart. Andere Verwandtfchaften diefer Sprachen hefte ich an mein rsevno- Cuinvg (vielleicht Cathlascon; Scouler’s Cheenook). Diefes foll nach Scouler's Ausfpruch mit der eben betrachteten Trias (Kw, Nd, Sq) verwandt feyn ; vielleicht ift es es auch, doch fehe ich diefe Verwandtfchaft nur in einigen Wörtern. Alle 4 Sprachen find verwandt in den Zahlen (bef.5): und wenn auch eine der Trias fich ausfondert, fo fchliefst ieh doch das pf. Chinuk an die Gemeinfamkeit an; alle vier find auch verwandt in ich. — Pf. Chinuk ift, um die Analogien verworren zulammenzufaffen, mit den anderen Sprachen oder mit einer verwandt in: bad?, beaver, deer, horse, ice, lake, musket?, plain, rich, snow?; den Zahlen 2, 3°, 4, 5, 7, 9°, 10?, 100; ich; what in der 2ten Redensart. Das Fragezeichen, welches ich hier gebrauche, bezeichnet öfter eine wirkliche Ähnlichkeit, nur in etwas entfernter Form. Diefe von Scouler allgemein ausgefprochene, von mir in einzelnen Erfchei- nungen nachgewiefene Ähnlichkeit oder Verwandtfchaft mit der Trias von Sprachen, welche die Grundlage des von mir hier behandelten Sprach- Complexes bildet, hat mich um fo mehr bewogen Scouler’s Chinuk ihr beizugefellen und feine Benennung Chinuk für einen Irrthum zu erklären: wozu die Gewifsheit, dafs Chinuk eine ganz andere Sprache ift, hinzukommt. Das pf. Chinuk ift mit Tlaoquatch verwandt nur in paddle. $ 651,b. Der ethnographifche Theil des Werks der U. St. expl. exp. giebt (220-4) Nachrichten von Völkerfchaften zwifchen dem Pugets-Sund und der füdlichen Küfte der Yancouver-Infel: welche alfo fich zwifchen dem nördlichen Washington-Territorium der V. St. und dem Süden der britifchen Weftküfte theilen. Ein canadifcher /Zrapper nämlich, der zu Bbb 2 380 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifehen Nordamk.'s. Lande vom Forr Nısavarıyim Wash. terr. (auch Nesqually gefchrieben : am füdlichen Ende des Pugets-Sunds, in etwas über 47°) zur Mündung des FRAZERS-RIFER (eines weit aus N, von über 55°, herabkommenden grofsen Fluffes, der beim füdlichen Theile der Yancouver-Infel, in 49°%, ins Meer fällt) gereift war, gab Mr. Hale die Namen der Völkerftämme an, welche er auf dem Wege angetroffen hatte. Sie waren, ausgehend von S: die Sukwämes (221), Sunahümes, Tfhikätftat, Puiäle und Ka- witfhin: die letzten am Frazers-Flufs. „Er fagte, dafs eine grolse Dia- lect-Verfchiedenheit zwifchen ihnen zu feyn fcheine: was nachher aus andern Quellen beftätigt wurde.” Aber über ihre Verwandtfchaft mit einander und mit den umwohnenden Völkerftämmen konnte die Expedition keinen Auf- fchlufs erhalten. — Über das Kawitshin (Kawitchen) habe ich eben gehandelt: S. 372-9, wo auch ein Wortverzeichnifs ift; über das Volk S. 372”-3“. — Das zweite Volk fchreibt Duflot de Mofras (explor. de !Ore- gon 1844 II, 335°) Sinahoumez, und beftimmt es als in 12 Stämmen vom Frazers-Fluffe bis zur Puget-Bai wohnend; von letzterer Bai bis zur Mar- tinez-Spitze letzt er die Nesquallis (f. XTV $ 613,b). Wenn man wohl auch bei ihm den unteren Frazers-r. verftehen mufs, fo ift es höchft fonder- bar, auf Duflot's Karte diefes Volk ganz anderwärts, bedeutend nördlich, vom N über der Yancowver-Infel bis nahe an das ruffifche Gebiet, in einer langen Linie, von 51-54°, an der Meeresküfte hingeftreckt zu finden, weftwärts neben den Atnah; und die Weiland’fche Karte von Nord- Ame- rika von 1852 hat die „Sinahoumes” genau eben da, von 51°%,-54°. „Von diefer Stelle”, fährt die expl. exp. oben “ fort, „bis zum Mil- bank-Sund in 52° Br. ift nichts über die Völkerftämme an der Küfte be- kannt.” Ich bin jedoch im Stande diefe Lücke in drei Abfätzen theilweife auszufüllen und viele Völkernamen zu nennen. $651,c. Das Meer unmittelbar im Norden über und im Nord- weften bei der Vancouver-Infel bildet den Königinn-CnArLoTrten- Sunnp (Queen Charlotte's sound), in 50°%,-51°,; die Lifte, welche ich geben werde, fcheint fogar mit dem Cap Scott die Nordweft-Spitze der Vancouver-Infel felbft zu berühren. Im V“* Th. feiner Indian tribes (p. 488) nennt Schooleraft eine Menge Volksftämme in und um.den Königinn-Cuantorren-Sund, welche alle diefelbe oder nur örtlich verfchiedene Sprache reden follen, der er den Namen Quacolth zu geben XV,651,c-2. Völker v. Köng. Charlotten-Sund, Spr.vom Fitzhugh-Sund. 381 fcheint. Diefe Völkerfchaften find: Na-weetee 90 Männer, Quacolth 300, Queeha Quacolt 400, Marmalilacalla 400, Clow-etsus 500, Murtilpar 500, Nimkish 400, Wewarkka 330, Wewarkkum 330, Challu-eis 450, Cumquekis 50, Laekquelibla 50, Cle Huse 500, Soit-inu 200, Quicksut- inut 200, Aquamish 200, Cleli Kitte 200, Narkocktau 400, Quainu 200, Ex-eninuth 300, Tenuckttau 200, Oi Clela 180; — Neculta 330 an John- son's straits, Quieha Necubta an deren Eingang, Comoux 330 in deren S, Quane 50 am Cap Scott, Uelenu 20 auf Scott's Infel (eine Reihe Infeln, Scotts-Infeln genannt, ziehn fich vom Cap Scott der Vanc. Infel, in gerade welftlicher Linie, etwas unter 51°, ins Meer hinaus), Kuskemu 330 aufser- halb der Fancowwvers-Infel, Quatsinu 330 füdlich vom Cap Scott. 6 652. Der Fırzuuvcn-Suno ift ein Meeresarm nördlich über der FVancower-Infel, in 51°% bis über 52°, in deffen nördliches Ende oder Fortfetzung der füdliche (kleine) Salmon river in 52°, einfliefst: verfchieden von einem gröfseren, mehr nördlichen, welcher in der Richtung des oberen Theiles der Charlotten-Infel, Pitts Infel gegenüber, bei Hawkesbury island, in beinahe 54°, in einen dort eindringenden Meeresarm einfällt. Der Mithridates hat eine Überfchrift (215): Atnah-Fitzhugh-Sund, und behandelt darin zunächft die Atnah oder Kinn -Indianer; er nennt dann wieder den Fitzhugh-Sund 217°. Vancouver fand hier eine von der Nut- kaer ganz verfchiedene Sprache, wie einen ftärkeren und für Bildung empfänglicheren Menfchenfchlag als füdlicher; f. näher Mithr. 217. Gallatin giebt in der archaeol. amer. II, 380 die Zahlwörter vom Fırzuusn-Sunde an, und ich finde fie, ausgenommen die 1 und 8, über- einftimmend mit den Hailtfa; fie tragen, aufser der 10, die umftändliche Endung scum, skum (9 skim): wogegen diefe auf iuk, iauk, uk enden; die 8 hat aber ähnlich simus, die 9 und 10 skömea, sköm; 7 und 8 des Fi. mufs man umtaufchen, wenn eine Ähnlichkeit feyn foll: Hailtfa Fitzhugh-Sund Hailtfa Fitzhugh-Sund nach der expl. exp. nach der expl. exp. 4 maniuk nim-scum 7 matylius atlopoo-skum 2 maliuk mal-scum 8 yurtuysimus malkna-skum 3 yurtuk uta-scum (Tolmie: yootook-owsli) 4 mouk mMoo-zcum 9 mömi-skömea nanoo-skim 5 skiauk thikae-skum 10 haprliu-sköm highioo 6 ketyliuk kitli-skum 382 Busenmann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. 6 653. Dem neueften Bande des Schoolcraft’fchen Werks ver- danken wir Völkernamen in dem Küftenftriche füdlich vom Fırzuuc»- Sund bis über den Mırsank-Sund hinaus, von 51°, bis über 52°% ; die nachfolgende Reihe ift nach meiner Weife vom Ende gegen den Anfang zu lefen. Schooleraft führt V (1855) p. 487-8 in feiner Tafel folgende Stämme der Indianer vom Mırsank-Sunp auf, alle gehörig zur Spra- che Ha-eelbzuk oder Baloballa: Onieletoch, Weitletoch und Kok- wai-ytoch: zulammen 467, am Milbank-Sund, handelnd nach Fort M’ Laughlin (die folgenden Stämme befuchen diefes Fort gelegentlich) ; Eesteytoch 112 am Cascade-Canal (einem inneren Meeresarm in ONO vom Milb. Sund), Kuimuchquitoch 66 an Dean’'s Canal (im NO vom vorigen), Bellahoola [= Billechoola] 94 am Einflufs (entry) des Sal- mon r (füdlich vom vorigen Canal), Guashitla 36 an River's Canal (weiter ab: weit im S vom NMilb. Sund, öftlich anliegend dem Fitzhugh-Sund, in 51°1), Nalalsemoch 161 an Smith’s inlet (dicht unter Aiver's Canal im S), Neekemoch 71 auf Calvert's Infel (dem Rivers-Canal im W anliegend, nach Duflot in 51°%). 6654. BıLnecnoouLa, von uns eben (6b Zeilen zuvor) bei Schoolcraft als Bellahoola gelefen, nennt Scouler (224°) als den nördlichften Volksftamm feiner füdlichen infularen oder Nutka-Columbifchen Familie. Sie wohnen auf dem Feftlande; ihre Haupt-Niederlaffung ift am Salmon river, in 53° N.B.: fie find aber verbreitet an den Geftaden der zahlreichen Canäle oder Buchten, an welchen diefe Küfte fo reich ift. An diefem, von den Bille- choola bewohnten Theile der Küfte erreichte Sir A. Mackenzie zuerft das ftille Meer (vgl. S. 383). Scouler erklärt Sprache und Volk der Billechoola für verwandt mit denen der Haeeltzuk; ein Verhältnifs, über welches ich mich nach genauer Unterfuchung bei den Hailtfa (S. 383"-4°)) beftiimmt ausgefprochen habe. Er giebt von ihr ein Wortverzeichnifs p. 230-5, in der Verbindung: Haeeltzuk, Billechoola, Chimmesyan, Haidah, Tun Ghaase. Ich habe im $ 657 die beiden Sprachen Hailtfa und Billechoola in Eınem Worrverzeıcnnısse neben einander geftellt. Von einer theilweifen Verwandtfchaft, welche die Billechoola- fo wie die Hailtfa-Sprache mit dem Kawitchen und feinen Verbundenen verräth, habe ich im $ 658,a ge- handelt. 383 HaılrTa ul? w 6 655. Weftlich vom nördlichen Ende des Fitzhugh-Sundes, in der Breite der Südfpitze der Charlotten-Infel, ein wenig über 52°, ift der Mır- BANKS-Sunp: nördlich vom Fort Mac Laughlin, das auf der Nordfpitze der füdlichen Infel der Princess royal (auf der Karte der expl. exp. Prince royal) I. liegt. An diefem Sunde wohnen die HAILTSA-Ixvıaner. Die expl. exped. giebt p. 634 ein kleines Wortverzeichnifs von ihrer Spra- che, „furnished by a gentleman connected with the Hudson's Bay Com- pany’. Hale meint, dafs fie vielleicht der Volksftamm feien, auf den Mackenzie twaf, nachdem er Friendly Village, am Salmon river, ver- laffen hatte; (!) er bemerkte, dafs an diefem Punkte eine verfchiedene Sprache anfıng. — Ich habe aber in der Sprache vom Friendly Village felbft, von welcher Mackenzie uns ein Wortverzeichnifs geliefert hat, ein Glied der Hailtfa-Familie zu finden geglaubt: d.h. nach einigen vollkom- menen Übereinftimmungen neben mehreren Abweichungen, da die Ungunft der beiderfeitigen Begriffs- Auswahl nur diefe wenigen Vergleichungen ge- ftattet hat. S. alles diefes oben S. 322”"-3”'. — Ein anderes Wortver- zeichnifs (der Haeeltzuk; von T'olmie) giebt Seouler (p. 230-5), in der Verbindung: Haeeltzuk, Billechoola, Chimmesyan, Haidah, Tun Ghaase. Mir hat diefe Sprache fremdartig gefchienen, auch gegen den athapaskifchen Stamm; obgleich ein paar Wörter ähnlich fcheinen: z.B. Kopf, Tabak (tlanka + Tac. dakä und teka: neben verfchiednen Wörtern), fett (tlaash £ Chep. thless); es find diefs geringfügige Zufälligkeiten. Scouler erklärt (224") die Haeeltzuk - und Billechoola-Sprache für Dialecte Einer Sprache, und auch beide Volksftämme für einander ähnlich. Damit ift zu verbinden die Angabe Hale’s (f. $ 664), es würden die Sprachen und Stämme der Hailtsa, Billechoola und Chimmesyan unter dem Namen Naas zufammengefafst ({. darüber weiter ib.). Die folgende, von ihm felbft auch gegebene, Zufammenftellung beider Sprachen in Einem Wortverzeich- nifs beweift aber eine grofse Fremdheit beider gegen einander, ihre Über- einftimmung nur in einem fehr kleinen Bruchtheil der Sprache (£). Ich habe die übereinftimmenden Billechoola- Wörter durch ein vorgefetztes (‘) Nach Scouler erreichte Mackenzie unter den Billechoola (l[. diefe oben $. 332"”-") das ftille Meer. 384 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. Kreuz + bezeichnet, die weniger ähnlichen durch #, die von noch mehr frag- licher Verwandtfchaft mit ?+; unter 128 Billechoola-Wörtern, welche das Verzeichnifs enthält, find identifch (mit + bezeichnet) nur 12, ziemlich ähn- lich (*) 4, unvollkommen ähnlich (?}) 2; Summa aller: 18 — 4; des Ganzen. Von den Zahlwörtern find nur die 4 und 5 gemeinfam. Über ein kleines Verhältnifs der Sprache der Haeeltzuk zu der Nutka: d.h. über die wirk- liche Gemeinfchaft einiger Wörter und die Ähnlichkeit einiger anderen, bei dem Mangel jeder Verwandtfchaft; habe ich gehandelt bei der Nutka (8. 366"-7°; vgl. S. 329”). Scouler ftellt pır Haren rzur (223°), nächft den Billechoola, als den nördlichften Vorxsstamm feiner Nutka-Columbifchen, oder der füd- lichen Familie der infularen und Küftenftämme des Nordweltens, auf. Eine genaue Schilderung diefes Volkes von Tolmie giebt er 223°-4°. Die Haeeltzuk finden fich (224°”) im Süden der Billechoola, und bewohnen fowohl das Feftland als den nördlichen Eingang der Vancouver -Infel, von 50° 30’ bis 53° 30° N. B. $ 656. Ich biete hier Tolmie’s Worrverzeıcnnıss der Hazer- Tzuxk („spoken by the Coast Tribes, von 50° 30 bis 53° 30° N. B.”; 114 Wörter) und die 69 Wörter der expl. exped. vereinigt und alphabetifch geordnet, und daneben Tolmie’s Wortverzeichnifs der BıLLrcnooLa („gefprochen von einem Volksftamme, welcher am Salmon river, in 53° 30 N. B., wohnt”) dar. Prof. Hale erhielt das Wortverzeichnifs von A. An- derson, demfelben, dem er das der Carriers verdankte; und beftimmt die Sprache als „geredet von den Indianern am Milbank-Sund, in 52° 20’ N.B.” In dem Hailtsa-Verzeichnifs find 29 Wörter (Begriffe) nebft den Zahlen 1-10, zufammen alfo 39 Wörter, aus beiden Quellen zugleich ge- geben; 93 Wörter verdanken wir Tolmie allein und 28 der exploring ex- pedition allein; Summa der Hailtfa-Wörter 160. Beide Quellen ftimmen in den von ihnen für einen Begriff gegebenen Wörtern und deren Form höchft vollkommen und nahe überein, fo dafs die Identität der von ihnen gegebenen Sprache ganz gewifs ift. Beifpiele einer bedeutend abweichenden Form bei Identität des Wortes find Aail und salmon; verfchiedene Wörter geben beide Quellen an für blanket, child, man und snow. Eine aztekifcehe Ahnlichkeit bietet das Hailtfa in zeissum Stein; eine abenteuerliche azt. Ähnlichkeit ift quaghtlan Ceder des Hailtfa = XV,656-7. Hailtfa: Laute: Wortverzeichnifs mit Billechoola: A-De. 385 azt. quauhtlan oder quauhtla Wald, Baumpflanzung. — Es fehlt der Sprache nicht an fchweren Confonanten-Verbindungen: kalykiutylin Scheere, /Zalaykiütylin Tuch (handkerchief): tl. Bemerkenswerth ift für allgemeines Sprachwesen der geringe Unterfchied zwifchen der 1 und 2, in der expl. exp. in Einem Buchftaben beftehend: maniük 1, maliük 2. Will man fich damit abgeben die Entfremdung amerikanifcher Spra- chen durch gewaltfame Abänderung der Wortform theilweife zu erklären, fo böte das Wort Hagel zwifchen Hailtfa und Billechoola dazu eine Gelegen- heit: Hizil-achpeesh, B dlich-o-ash-um. 6 657. Wortverzeichnifs der Hailtfa und Billechoola A. Subftantiva, Adjectiva und Verba arrow hunthlum (pl.) tıtnindah autumn mea-gila-qualish noo-shimmilk axe, d.h. stone kılir-kaul bad [adze | yuck ushee beads klaialay (tglaialay) bear: black b. tlah +tlah grizzly b. | zun + nun beaver couloun kö-olön + couloun birds tzeco, tzutzequiach + Isectzepei blanket kotigh (cedar-bark b.) | kelysöm tzummi (cedar-bark bow tilqueesh pootstun [b.) boy hunüköy canoe kilwa shawatch kilwa chlalust cedar quaghtlan teechtuk chief eemash valimas taltomich child shashum hapk munna pl. shushkumach my ch.: hunük pl. munnamuns clouds unnowie skeenooash coat or capot taataasoh no-ap come hainan dagger hoochtaio alkonaghsim day quakilla skoonook dead irlöl deer allagim: red-d. skeemah: red-d. kameilah: roe-buck | käymila (deer) shoopanie:roe-buck Philos.-histor. Kl. 1857. Cce 386 Buscumann: Völker u.Sprachen der W'Seite des britifchen Nordamk.'s. dog door drink surf-duck eclipse of sun „ ofmoon Europeans fat (adj.) fire flint go (vgl. walk) goat good goose grass great gun gunpowder hail half halibut hand handkerchief harbour hat head heavy herring high house hungry ice inland iron kettle knife lake Hhrausil Tolmie walz klipum cooteenah [ooalla koochquelle tlishe= koochquello noshea tlaashı keepeelhpah ske kiettum keentaga ta-cegh tzil-achpeesh kow-ee-oh poe lalachnio thlimalla kay-eete (vgl. head) queeook wan-alie kiltucht gookqua pooeesh tlaagh atleach nuccum uchainum kanwish ini Aia explor. exped. wats näkay kömpkschiwa tschultila winina tschöy xönakaak kaikias kelpisch haldsi lalaykiütylin: black [silk h. (vgl. scissors) hete ko-aka Billechoola + watz mum-ood-ota ahquah nooki shilleech huelusk alkemeem teeah shaosh +teekadda sehoom-elah dlich-o-ash-um unnokilikoal + poe + quaghquanil emaestak + kay-eete tshıko tilkil #+tshilko shmool huchtlalts skil # atlesteaeh teechtah tzalh { XV, 657. Wortverzeichnifs der Hailtfa und Billechoola; La-Sk. 387 large lean lie (lügen) light (leicht) lightning' long low male man marten mat meadow moon mountain old man „ woman land-otter sea-otter owl paddle poor rain rich round salmon sand say SCISSOTS sea see shirt shoes (shore) sea- [beach short shot deer-skin sky Ei se 441 Tolmie keykash caaghwa. qush quchtah wahtzo tzukwught weishum pooquanum mishtli kun thlee-wah keetum-ish noshee koquish nomash tilquanie quellah cashaa teichteich-einnie cowma kee-adh(doch vgl. rich) youkqua keadh (doch vgl.poor) wahkeet soumalı-meah skeeish tim-eichs coo-aboo weel-eagh tzeea tzaltzai-ayo loa-wah 1m Ba aaa explor. exped. kaliku nümös, wisin yüxkwa miax küaloy kalykiutylin (vgl. [handkerchief) tökwala kainay tschötsoyaio kwatsay Billechoola hailko uchyth wha-wlıee peekykut kykooteh tlimsdah uchychy stuchoom slaasl tlooki shinedh tshil-quillee chitil-quile-tzaich neekach qunnee + teichleich-einie atetah shiniwod abhoolal goosh klulk koom + shimilk ?+ skats shish + coo-aboo ka-ook kykooteh (= low, hoolpeketah [small) shoonooch Cce? 388 Buscumann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. slave sleepy small snow spring (Frühling) stars stone strong summer sun thunder tobacco trade tree trowsers twine understand valuable valueless vest village walk water weak whale wind winter wolf woman am on» Ho ass Tolmie kaglıkoh peekkotzeh howlal naie oder neih quagh-unnock toto-ah teissum ghlowk haiynuck tlish-eeooalla shoowah tlanka tlaosh wunkysda thla-weinie pitzeeneh kykagh-sheap-ah gookquilla (v. house) ooamp wytlemush gayum tso-unnock kunnum 2 dirda explor. exped. kakö xaola kwispisch tyldwak tylikschualit schüwäy kltay tsaliy haömilt töwä wä-öm ioäla kwaschilts kanöm B. Zahlwörter mumook malook yootook mo-ak ske-owk kallowk maniük maliük yuytük möük skiaük ketyliöuk Billechoola shnaanch yul-aritz kykootie (= low, kai [short) popo-shimmi michmeekil quils-tolomick til awmilk skinnuch ushaioolh +tlank ushtin shakacummachail nooskaamdats achkonoolquikimeeds pepile-qualist shoolh kull-ah timsk kiush shooteek chinash smoah dhilnoash ushmoash + moash + tzei-uch tuch-aalh XV, 657. Wortverzeichnifs der Hailtfa und Billechoola; 7-Interj. 389 Billechoola Tolmie explor. exped. Z malthlowsk matyliüs od. maysi- | kulnoash-anum 8 yootook-owsh Yuytiysimüs [mas | ushmoash-anum 9 mamaneiah mömiskömea keeshmo-anum 10 aikas oder hailthlos- | hayliüsköm tseekil-aakit 11 munoozeo [cur lippe-aal 12 matageo | 20 mashim-guisteoh mauwligit 30 tootochshook | ushmoashligit 50 skeas-shook | tzei-uchligit 100 opunneighstaighs tsheekil-akitligit 1000 | tzeechooligit GC. Pronomina 1) pers. I nookwa nuka untsh thou cusho ksü eno he caighqua teechtil-taigh we nookwintok nukwamtk unshto you kycusko enooh they eleecaighqua teechtiltinnomotaigh 2) poss. mine nesho untshil thine | cusho (auch du) | 3) indef. many kay-unum: plenty kainöm: many shilluch: plenty how many? | kinshook | maskiliks few uchunna: scarcity hana: few tzatzee: scarcity D. Adverbia upwards skeagh (skeagh?) tloaki downwards wunkaiagh kumm now athlum waighewa yesterday klancheh kainooch to-morrow klanslatch ee-kaimooch long ago la-kaiala acek E. Interjectionen yes la no krüs 390 Buscumann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. $ 658,a. Die Analogien der Hailtsa mit Nutka f. S.366"-7°. Scouler hat (f. oben $. 329"') eine VerwAnprscHArt der HaıLrsa-Sprache mit der Sprache Kawitchen und ihren Verwandten ( Noosdalum, Squallyamish und pseudo-Chinuk), wie fie auf der Worttafel (S. 375°- 8") neben einander geftellt find, behauptet. Ich habe mich diefer Prüfung unterzogen und zwi- fchen Hailtfa oder Billechoola und dem Kawitchen-Verbande eine kleine Zufammenftimmung, zu einem kleinen Bruchtheile, gefunden; in dem grofsen übrigen find Hailtsa oder Billechoola jener Sprachmaffe ganz fremd. Identifch oder fehr ähnlich find: Hailtfa Billechoola Kawitchen und die andern Biber couloun coulounn skullauw u.a. Kind munna numunna leicht wha-whee whawha, Noosd. it., die 2 andern ähnlich 4 moak, möük moash » moass, die 2 and. it. ich untsh „ utz, Squa. utza, pf. Chin. untzh Hierunter find Wörter von unläugbarer Identität, deren Vorhandenfeyn bei der Abläugnung alles übrigen und gleichartiger Begriffe merkwürdig genug ift. Von zweifelhafter Zufammenftiimmung oder ferne Ähnlichkeiten find: canoe, dog (Ha. und Bi. watz, Noosd. skaiha), hail, high, lake (Bi. tzalh, Squally. tzalal, pf. Chin. tzalil), village (pl. Chin.); die Zahlen 5, 6 und 10 von der Billechoola; ich. Da die 2 Wortverzeichniffe: 1) Hailtfa und Billechoola und 2) Kawitchen und feine Verwandten, meift in der Auswahl der Begriffe aus- einandergehn, jedes feine eigenen hat; und ihnen nicht viele gemeinfam find: fo fetze ich, um dem Lefer die Mühe des Suchens zu erfparen, die gemeinfamen Wörter, in denen beide Sprachmaffen, oder beffer die drei Sprachen (Hailtsa oder Billechoola, und Kawitchen mit den übrigen, um fie oberflächlich als Eine Maffe hier zu behandeln) von einander ganz ver- fchieden find, hierher: arrow, bow, clouds, dagger, deer, door, fat, go, good, half, house, ice, iron, lean, lightning, long, low, man, mat, moon, mountain, old man, paddle, poor, rain, short, sky, snow, stars, strong, sun, thunder, water, weak, wolf, woman; aulserdem einige unwichtigere Wörter, und alle nicht genannte Zahlwörter, Pron. und Adv. $ 658,b. An diefer Stelle hätte ich, nachdem ich fo weit gegen Norden fortgefchritten bin, von dem Küftenlande abgehn und die 3 mehr CONTINENTALEN, d.h. in der öftlichen Hälfte des britifchen Weftlandes, XV, 658,b. öftl. Völker: Selifh, Atnah, Kitunaha, Tahkali (Gränze). 391 der gegen das Felfengebirge hin, befindlichen Völker und Sprachen ab- handeln können. Da der Lauf der Beobachtung von der Fuca-Strafse an ftets an das Küftenland gebunden blieb, fo habe ich (S. 320”'- 323”) mit diefen drei continentalen Gliedern begonnen; ich habe abgehandelt Volk und Sprache der Atnah oder Shushwap, erwähnt die Tahkali oder Carriers (in 52°%,-56°), behandelt die Sprache des Friendly Village in etwa 52°,. — Ich beuge hier doch noch wirklich für einen Augenblick von der Küfte zu der öftlichen Hälfte des Weftlandes ab, um nach der fchönen Karte des Oregon-Gebiets, welche der eihnography der expl. exped. bei- gegeben ift, die beiden erften Völker zu beftimmen, und um noch ein Volk zu nennen. In diefer Ofthälfte zieht fich noch über die Gränze der Verein. St. in das britifche Gebiet hinauf (öftlich, fpitz zulaufend, gegen die Columbia, dort bis 50°,) das Volk der Selifh oder Flatheads. Über ihm nehmen nördlich die Atnah oder Soushwap die mittlere Maffe diefer Ofthälfte, wie- der bis an die Columbia, in einer Art Viereck ein: deffen füdweftliche Spitze beginnt in 50° und die Nordlinie ftreicht in 52°%; die weftl. Gränze des Volks, SO-NW laufend, liegt bedeutend weftlich über den Frazers-r. hinaus, bis an die Gebirgskette. Den Landftreifen im O der Selish und Atnah, von der Columbia bis an die Rocky mountains: einen langen, SO- NW gerichteten Landftrich, von 47°% bis 52°, haben das Volk der Kitunaha oder Koutanie oder die Flat-Bows inne. Ich habe diefes Volk und feine Sprache am Ende der Vereinigten Staaten (Abfchn. XIV $ 597-8) behandelt, obgleich es gröfstentheils dem britifehen Nordamerika an- gehört. — Das nördliche Stück der Ofthälfte über den Ainah, fchmäler von N-S als das diefer, nehmen die Takali oder Carrier Indians ein: in N endend mit der Linie, in welcher das ruffifehe Amerika beginnt (von 52°1 bis 54°2); da die Karte aber in diefer Linie endet, (!) fo können wir (') Diefe dem Parallelkreife von c. 5/1°% folgende Linie bezeichnete zu der Zeit, wo die Karte der expl. exp. und Duflor’s erfchienen (1841 und 1844), die Nordgränze des Gebiets der Vereinigten Staaten (in 130° WLvGr das ftille Meer treffend) gegen die rulfifche Weftküfte und das englifche Weltland bis zu den Rocky mountains; bis zu diefer Nordlinie, welche durch einen Vertrag zwilchen Rufsland und den Verein. St. vom 17 April 1524 be- ftimmt war, rechneten die V. St. das Territorium Oregon, das fie ganz als das ihre betrach- teten. Mit den Rocky m. (122° WLvGr) hörte Oregon gen O auf, fie bildeten (und fo ift es auf beiden Karten) in ihrem NW gen SO gerichteten Streichen die Gränze O und W 392 Buscumann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. das Volk vielleicht noch nördlich fortgefetzt denken. (Gallatin’'s Karte, die fich vor Vol. II. der archaeol. amer. befindet, fetzt fie von 52-56°.) Ihre weftliche Linie ftreicht wie die der Atnah von SO-NW, dem Gebirge fol- gend. Obgleich das Land der Tahkali den Kitunaha in NW liegt, fo deckt es doch in feiner Südlinie nur die Atnah, da das Kitunaha-Land in eine fchmale Spitze ausläuft und fie nicht berührt. — Duflot's Karte rückt beide Völker viel höher nach Norden: fie fetzt die Alnah von 51 -54°; und die Tokalis gehn erft mit der ruffifchen Küfte an, von 55-58°',, und ziehn fich im O vom ruff. Küftenftriche hin. Ich habe fchon (S. 380"”") er- wähnt, dafs er ein Volk, die Sinahoumez (wahrfcheinlich — Starling’s Snohomish, XIV $ 613,b), von höchftens 49° in 51 -54° erhebt und fie den Alnah zu weftlichen Begleitern, an der Meeresküfte, giebt. Königinn-Charlotten-In tel. 8 659. Ich gelange an das grofse und lange Eiland, die Könısınn- CHARLOTTEN-Inser, von den Nordamerikanern auch Washington island genannt: welche, britifches Eigenthum, wie eine Wiederkehr der Vancouver -Infel, in der Entfernung von 14, Breitengraden von deren Nord- fpitze, fich an dem Ende der englifchen Weftküfte, aber in bedeutender Ferne von ihr, hinzieht: gelegen zwifchen etwa 52° und 54° 25° N.B. (nach den Karten Duflot’s und der expl. exp.). Einige Betrachtungen Gallatin’s über die Infel finden fich in den transact. of Ihe ethnol. soc. II, CL" -LI"; eine Befchreibung lieferte Dixon und befonders Et. Marchand, voyage autour du monde T.1. 1798 p. 288. Der Mithridates nimmt auf der K. Charlotten-Infel eine EIGEn- TBÜMLICHE Sprache an (217"-8°); Marchand behauptet gegen Dixon die Einheit der Sprache auf der ganzen Infel. Marchand fpricht (voyage I, 283"), auf die Vergleichung der Zahl- wörter fich ftützend, aus, dafs das Idiom von Nutka und das von Tchin- zwifchen den V. St. und England bis zum /9ten Parallelkreife, der zufolge Vertrags vom 20 Oct. 1818 für den weiteren Olten die Gränzlinie (von 114° WLyvGr an) zwilchen beiden Ländern zwilchen N und S bildete. Diele Gränzlinie des yten Breitengrades wurde 1846 nach W bis an das ftille Meer fortgeletzt, als die beiden um Oregon [treitenden Weltmächte (£ XIV 8 505,b) fich einigten, um in der ganzen Nord- (bezüglich Süd-)Linie die Gränze zwilchen ihnen zu bilden. XV, 659, 660. Königinn-Charlotten-Infel: Haidah-Sprache u. Völker. 393 kitane (Kolofchifch) keine Verwandtfchaft haben; eben fo die Zahlen der Königinn-Charlotten-Infeln keine mit jenen beiden. Auch Green (f. meine Arbeit über die Sprache der Kolofchen S. 380°) nennt die Sprache der Charlotten-Infel als eine eigne, von der kolofchifchen verfchiedne. $ 660. Die günftige Schilderung, welche Scovrzer von den Ein- gebornen der Königinn-Charlotten-Infel macht, f. im Abfchn. XIV $ 509 (kl. Mitte); und fein Urtheil über die Verwandtfchaft diefer Sprache mit der der ruffifchen Stämme in demfelben $ und im Abfehn. XVI Ende des 6 667. Nach Scouler (219) bewohnen die Königinn-Charlotten-Infel die Harman-Stämme: mit Ausnahme einer abgezweigten Colonie, der Ky- ganies, welche im Prinz-Wales-Archipel (55° bis über 56°, ruff. Amk.) wohnen. Im weiteren Sinne nennt er auch die ganze nördliche In- fular- Abtheilung die Haidah-Familie. Nach ihm wird die Sprache, von der er ein Wortverzeichnils (Haidah) giebt, von allen Völkerfchaften der K. Charlotten-Infel gefprochen. Als Haidah-Stämme an den öftlichen Küften der Kön. Charl. Infel nennt Scouler: die Massettes (Masseets; von Duflot wird Massette wie ein Ort an der NOKüfte der Infel, in 54°, angegeben), Skittegas (Skiddegeet; Duflot giebt Skidegats wie einen Ort, in der Mitte der OKüfte, in 53°) und Cumshawas. Über die Haidahs im allgemeinen f. Scouler journ. of the geogr. soc. XI. 219”-220*, nach Tol- mie. Ein Wortverzeichnifs der Haidah giebt Scouler p. 230-5 in der Verbindung: Haeeltzuk, Billechoola, Chimmesyan, Haidah, Tun Ghaase. Das Tagebuch des Cap. Will. Bryant (f. Kolofchen S. 379””) nennt als Volksftämme derfelben Sprache (archaeol. amer. II, 302): die Cum- shewar, Massit und Skiddegat oder Skittigeet, welche verfchiedene Theile der Königinn-Charlotten-Infel bewohnen; die Keesarn und Kigarnee (diefe fcheinen nicht auf der Infel zu wohnen: f. junterfte Zeile und S. 394"”). Sturgis habe, fagt er, eine Probe diefer Sprache gegeben. Diefe Sprache fei theilweife den meiften Indianern an jener Küfte bekannt und werde gewöhn- lich von den zraders als ein Mittel des Verkehrs mit ihnen gebraucht. Skid- degat, das Haupt-Indianer-Dorf auf der Infel, liege in 53° Br. Wenjaminow (über Kolofchen-Spr. p. 3' und 5"”) nennt als eine der 6 Hauptfprachen des ruffifchen Amerika’s die kaiganifche (kairaneriü A3bIRb). Sie wird nach ihm geredet (7”') von den Bewohnern der Infel Kaigan (über 1500 Seelen) und der Charlotten-Infeln (wenigftens 8000 S.). Philos.- histor. Kl. 1857. Ddd 394 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. Der Name Kaigan ift identifch mit Äiögarnee in dem Wortverzeichnifs der archaeol. und mit den oben genannten ÄA'yganies Scouler’s. Schoolcraft nennt im öten Th. feiner Indian tribes (1855) p. 489 die Vorxssrämme der Indianer der Königinn-Charlotten-Infeln, anfangend vom Nord-Ende der nördlichen Infel und zum Oft-Ende herum- gehend (von denen die meiften Fort Simpson befuchen, mehrere aber nie ein Etabliffement fehen): ‚Lulanna 80 Männer, Nightan 70, Massetta 630, Necoon 24, Aseguang 34, Skittdegates 191, Cumsha-was 80, Skeedans 115, Queeah 87, Cloo 169, Kish-a-win 80, Kowwelth 131, Too 45. — Weiter nennt er von den Kygargey, zur Haidah-Sprache gehörend, Volks- ftämme, welche an der SSeite des Prince of Wales’- Archipels wohnen (f. fie beim ruff. Nordam. im Anfang des $ 671); f. dafelbft auch Scouler über die dortige Colonie der Kyganies. $ 661. Gallatin giebt in der archaeol. amer. Il, 380 ein kleines Wonrrverzeıcnnıss, herrührend aus Handfchriften von Sturgis und Bryant (f. p. 306 No. 64; p. 15“ nennt er nur Will. Sturgis von Bofton), das er nach vielen Stämmen der „NWKüfte” zugleich benennt: „Kigarnee, Casarnee, Skittageets, Cumshawa, and other tribes on the N. W. Coast”; er rechnet fie zur Königinn - Charlotten-Infel, auf der oder in deren Nähe fie alfo wohnen müffen; in ethnol. soc. I, CVII" nennt Gallatin die Sprache diefes Verzeichniffes einfach Skittagete. Hale wiederholt ezhnol. soc. I, 102 diefes Wortverzeichnifs als „Skittagets”. Gleich danach folgen in der- felben No. in der archaeol. amer. die Zahlwörter der Kön. Charl. Infel und des Fitzhugh-Sundes. Ich liefere hier simmrLıcnhe WörrEr diefer Sprache in alpha- betifcher Folge; die Hauptmaffe ift von Tolmie. Das Verzeichnils der archaeol. amer. enthält 50 Wörter nebft den Zahlen 1-10 (zufammen 60); 20 Wörter (d.h. ausgewählte Begriffe) und die Zahlen 1-10 find beiden Quellen gemeinfam, 30 Begriffe trägt die archaeol. allein hinzu. In den 20 gemeinfamen Wörtern aufser den Zahlen ftimmen die beiden Berichte nicht immer überein: fie geben ganz verfchiedene Wörter für die Begriffe bad, good, man, sun, village, winter, woman; fie weichen etwas von ein- ander ab in den Wortformen für: moon, shore, small, tabacco, to-morrow; genau diefelben oder ziemlich gleiche Formen geben fie für: canoe, dog, large, rain, water. Die Zahlwörter habe ich noch nach einem dritten XV, 661-2. Ag.Charl. Inf: Wortverzeichn. des Haidah u. Skittaget; A-I. 395 Berichte geben können, nach Chanal bei Marchand I, 284. In ihnen ftiimmen die drei Quellen fehr genügend überein: bedeutender variirt die Form bei allen dreien in der 3 und 9; es fondert fich durch wefentliche Verfchiedenheit aus: To/mie in der 5 und 10, Chanal in der 7; in 20 hat Letzterer ein anderes Wort als Erfterer. $ 662. Wortverzeichnifs der Haidah- oder Skittaget-Sprache A. Subftantiva, Adjectiva und Verba Haidah Skittageet &ec.(') Haidah Skittageet &e. nach Tolmie der archaeol. nach Tolmie der archaeol. arrows tzintilin — die — cardee axe /. hatchet bad cumlaangan, peeshac black bear tan, tunn (bear) grizzly bear hootch — beaver tzing — birds Ahuteet — black — stungale blanket of cedar bark ligh-augle — blood — high bow Alahilt — brother — tuni canoe kloo, cloo cedar kydlah — chief eetlakit — child Aiddilung — cloud yen — coat or capot kodatz — cold — whee dagger yeidz — dance (v.) — kotsue (auch: sing) dark — seinyah daughter — tinekati ana (vgl. son, wo- day koondlain (vgl. sun) — [man) deer — kurt red deer tschisk — roe buck kawt — dog ha, hah door skuskeedoh — surf-duck sking — earth — teeder eclipse of sun kaietloa shandlain — H of moon kaietloa khong — father — honghi fire — tsinoo flint kokegong — good saggan, lux-luggen grass kyia — gun to-ut — gunpowder os-ıltah — hail katulung — hair — cutts half eno-why — halibut chuk — handkerchief cuntega — harbour howah — hat tadgung — hatchet — cutelanjo herring clang — house natee — hungry quit — ice kull-lik — inland dedah — (') Das erfte Wort ift Haidah nach Tolmie, ‚das zweite fogen. Skittageet nach der ar- chaeol. amer.; wo eine diefer 2 Quellen fehlt, ift ihre Stelle durch einen Strich — befetzt. Ddd2 396 Buschmann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. Haidah nach Tolmie kettle Aunnah — knife yeidz — lake shoo — Skittageet &c. der archaeol. large you-wan, euwon light (hell) — sentlan lightning shetahalta — male — eethlan man kleilhatsta, keeset marten coo — mat legoose — meadow Aluggitah — moon khoough (nach eclipse: khong), kuhn mother — oughi mountain khildhan — nephew — niti nose — coon old man tilhy-ah — old woman kootlena — land-otter stluug — sea-otter nuck — paddle ul — rain Zull, tull red — mush roe-buck f. deer salmon swaggan — sand ıilkaik — sea tungha — shirt kodatz khadli (kodatz: coat) — shore uchan: sea-beach, eucah Haidah nach Tolmie shot chiketlohe — Skittageet &e. der archaeol., sing — kotsue (auch: dance) sister — cheshi sky shing — slave haldung — sleepy tilka koouzah — small s/immon, tsammon [rain) snow dhanw, tull hatter (d. h. white son — tinekati eethlan (vgl. daughter u. stars kaaldha — [male) stone tlaha — summer klineet — sun shandlain, tzue thunder ee-eelungh — tobacco quil, quill tree kyet — trowsers gun (auch: whale) — uncle — quihi valuable quyagun — valueless cum-quyagun — vest skoostao — village lanashoola, sennor warrior — keeset cuttle ester (d.h. fight- water huntle, huntle [ing man) whale gun (auch: trowsers) — white — hatter wind — tatsoo winter shungha, wheekuhn (d.h.cold moon) woman tsata, kna oder ana Be Zahlwörter Haidah nach Tolmie Skittageet &ec. der archaeol. Zahlen der Königinn-Charlotten- Infel nach Chanal bei Marchand (1, 284) 1 squansung skwansun soanchon 2 stung stung stonk 3 klugh-unnil thkoonweel sloönes 4 stunsang stunsun stanchon XV, 662-3. Wortvz. des Haidah u. Skittaget:5-no; Vgl.mit TunGhaafe. 397 Haidah Skittageet &e. Zahlen der Königinn-Charlotten- nach Tolmie der archaeol. Infel nach Chanal bei Marchand 5 koheil (vgl. 50) kleith oder kle-aith | celetz 6 kloon-il ktoonell od. kloonell | clo@netch 7 tsungua iseekwah sguat 8 stansungha stansanghah staschan-ha 9 klaso-kensinoh klathskwasungha quenschänschtou 10 klauhl klath clasch 41 sukwa-sonug 20 lukwastung noussouäntcou 30 lukwastung khlane 50 lukwa-thleilh 100 luckwa-soang C. Pronomina D. Adverbia Haidah Skittageet &e. Haidah Skittageet &c. nach Tolmie der archaeol. nach Tolmie der archaeol. I teea, cagen (vgl. my) upwards Alit-au — thou tungha, tinkyah (vgl. thy) downwards hyeet (vgl. d. flgd.) — he watsqua, anhest (vgl. his) now hyeet (vgl. d. vor.) — my cagen — to-day — iyet thy tinkyah — yesterday atulhtaish — his anhest — to-morrow atulh, uttalth plenty quan-ewan — long ago awatılk — how many? kieslow — E. Interjectionen scarcity simmoan (vgl. small) — yes — ung no — cum $ 663. Die Sprache Tun Ghaafe (f. Abfchn. XVI meines Werks, vom ruflifchen Nordamerika, $ 671) zeigt unter den 52 Wörtern des Ver- zeichniffes 5 mit dem Haıparn oder der Skittaget-Sprache gemeinfame: ganz gleich in der Form: bear, coat, trowsers; mit geringer Form -Verfchie- denheit: deer, marten. Diefe 5 Wörter find näher: Haidah Tun Ghaafe grauer Bär hootch hootch Rock, Mantel kodatz kodatz Rothwild tschisk tschisko $ Marder coo coogh Beinkleider gun gun 398 Buschmann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. Drei von diefen Übereinftimmungen: Bär, Rock und Beinkleider verlieren ihre Bedeutung dadurch, dafs fie aus der kolofchifehen Sprache aufge- nommen find; das kolofchifehe Wort für den Marder ift unbekannt: alfo bleibt immer die Gemeinfamkeit von zwei Wörtern in zwei Sprachen, welche ganz von einander verfchieden find, fehr merkwürdig. 4 Haidah-Wörter (da Greis unficher ift) find kolofchifch: davon 3, welche die Sprache mit dem Tun Ghaase gemein hat; die Wiederkehr des kolofchifchen Wortes für Wefte auf der Charlotten-Infel bemerkt Mar- chand (1, 590). Die 4 Wörter find: Haidah Kolofchifch grizzly bear hootch Wj chuzh ulw. old man tulky-ah Wj tljakudthi alt, R tljako-kag-o alter Mann coat, capot kodatz D kuttez, L koototst Rock, M koutesk: veste (vgl. trowsers gun D kan [Kinai keifs-tag-a, Dogr. kestu-ai) Mit der Nutka ift die Sprache nicht verwandt, dennoch ift ihnen nach einem Theile der beiderfeitigen Quellen das Wort fchlecht gemein- fam (andere Quellen geben in beiden Sprachen ein anderes Wort): Haidah nach archaeol. peeshac; Nutka: J peshac, M pishec. Man kann noch entfernt ähnlich finden: Hagel: Ha katulung, Nu E katsobud; Haus: Ha natee, Nu C mahtai. 6 664. Auf der englifehen Küfte am Observatory inlet müflen wir den befonderen Sitz der neuerdings viel genannten Sprache NASS (oder Naas) fuchen. Observatory inlet, ein fchmaler und langer, S-N (mit ein wenig OÖ) laufender Meeresarm, von 54°%-55°%5, befindet fich öftlich un- mittelbar im füdlichen Anfange des ruflifchen Amerika’s (des ruflifchen Küftenlandes); in feine Nordfpitze fällt der Simpsons-Flufs; und es bildet mit einem ihm im W parallel laufenden Meeresarm, dem Portland-Canal, eine kleine engl. Landzunge: wie der Portland-Canal weiter gen W mit dem die Oftfeite der Infel Revillagigedo umgebenden canal de Belen eine grofse ruff. Halbinfel bildet. Nach der Karte der expl. exp. liegt ein Nasse harbor ganz im S des britifchen Weftlandes, wo es nach Anfang der ruffi- fchen Küfte diefer anliegt, an diefem Meerarm: in 54°, nördlich vom Fort Simpson; Duflot hat da, in beinahe 55°, die baie de Nasse. School- craft nennt fogar (nachher S. 400 Z. 1) einen Nass-Fluls. XV, 664. Nafs: Nachrichten und Urtheile über Sprache und Volk. 399 Gallatin erwähnt (ethnol. soc. I, OVU) unter 4 Sprachen zwifchen der Gegend der Berings-Bai (nahe 60°) und der Fuca-Strafse, „von denen wir Wortverzeichniffe befitzen”, der Sprache Naass, auf dem Feftlande. Anderwärts (CL) nennt er fie Nafs; und fagt, dafs fie auch auf den benach- barten Infeln gefprochen wird, nördlich bis Observatory inlet; auf dem Feftlande füdlich bis Millbank’s sound; es kommen auf fie 5500 Seelen. Admiral von Wrangell bemerkt in einem Auffatze feiner „Nachrichten über die Ruff. Befitzungen an der Nordweftküfte von Amerika”, St. Petersb. 1839, S. 64": dafs die Naasker, am Odservatory-Inlet, „durch das Bauen der beften grofsen Boote berühmt” feien. Hale fagt in der ethnol. soc. II, 103 (f. oben S. 383”), dafs Naas ein allgemeiner Name für die Stämme: Hailtsa, Haeeltzuk, Billechoola und Chimmesyan fei.(!) DieBeifügung von Chimmesyan verwirrt die Sache, da wohl Hailtsa und Billechoola theilweife verwandt find (f. oben S. 383°-4*), Chimmesyan ihnen aber ganz fremd ift. Die handfchriftliche Sammlung des Cap. Will. Bryant (archaeo!. amer. Il, 301; vgl. oben S. 393” und meine Kolofchen - Spr. S. 379” - 380°) nennt von der Nass-Sprache 3 Völkerfchaften: die Nafs, am oödserv. inlet, 55° Br., die Shebafha, einen mächtigen Stamm auf den zahlreichen Infeln in Pitt's archipelago [an der brit. Weftküfte, der nördl. Hälfte der Charlotten-Infel gegenüber, in 53-54°; befonders eine grofse, lange Infel] ; und die Millbank-Indianer, am Millbank-Sund (welche Schooleraft [f.XVI $ 668,b; auch oben S. 382"] vielmehr zur Ha-eelbzuk-Sprache fchlägt). Diefe Sprache wird dort als höchft rauh und fchwierig zu fchreiben ge- fchildert, wegen der Menge ftarker Gurgellaute. Nach dem Miflionar Green (f. meine Kol. Spr. 1. c.) wird fie von 5500 Indianern gefprochen. Er nennt fie (f. ib. S. 380°) als eine befondre Sprache neben der der Charlotten-Infel. Scnootcrarr’s allgemeine Überficht (XVI $ 668, b) führt uns mit dem Nass beftimmt auf die Chimmesyan-Sprache hin: er rechnet zur „Chimsyan-Sprache: die Nass-Indianer, die Chimsyans felbft, die Skeena- Indianer und die Sabassas. Ich werde nach ihm die Stämme oder VöLKER- SCHAFTEN der drei hier von ihm genannten Völker (aufser den Chimmes- yans) aufführen, deren letztes (‚Shebasha) auch Bryant (vorhin "") zur Nass-Sprache rechnet: (‘) Catlin (leiters and notes on...the North American Indians, 1841) IL, 113 nennt einen Volksftamm Na-as, nach den Klick-atacks und Cheehaylas, an der Mündung der Columbia! 400 Buscumann: Völker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. Stämme der Nafs-Indianer find nach Schoolceraft’s Tafel (V, 487), am Nass- Flufs, von feinem Ausflufs aufwärts, gewöhnlich handelnd nach Fort Simpson: Küt- hateen 182 Männer, Kit-ahon 117, Ketoon-okshelk 146, Kin-a-walax 90. Derfelbe nennt dafelbft in feiner Tafel die Skeena-Indianer der Chimsyan-Sprache am unteren Skeena r. [der feine Mündung bei port Essington, etwas über 54°, hat: f. S. 401°®]: in den 2 Stämmen Keechum-akarlo 59 M und Kitselaiso 80 M; han- delnd nach Fort Simpson und mit den Chimsyans. Er nennt ferner eben da in der Tafel 5 Stämme der Sabassas-Indianer von der Chimsyan-Sprache, welche Fort Simpson und Fort M’Laughlin [letzteres füdlich beim Milbanks-Sund, im N auf der grofsen Infel, welche zwifchen ihm und dem Fitzhugh-Sunde liegt: etwas über 52°; vgl. oben $.383”] befuchen: Keek-heatla 239 Männer am canal de Principe [zwifchen der Banks- und Pitts-Infel, der Mitte der Charlotten-Infel ge- genüber; von über 53° bis über 53°%], Kilcatah 63 am Eingange von Gardener’s Canal [Gardiner’s Canal: ein Meerarm öftlich vom vorigen, in 53°,, weit ins Land vordringend und von W-O gerichtet; füdlich von der Mündung des Salmon r], Kittamaat 80 an deffen nördlichem Arm [S gen N gerichtet, von 53°5-54, in den der Salmon r fällt], Kitlope 66 am füdlichen [der füdwärts auf die Nordipitze der Prinzessinn-Infel ftöflst; über 53° bis 53°4], Neeslous 26 am „canal de la Reido” [de Laredo: dem füdl. Drittel der Charl. Infel gegenüber, zwifchen der grofsen Prinzessinn-Infel im O und 3 Infeln Princess (Prince) Royal im W: von 52°%- 53°, eine Strecke nordwärts über dem Milbanks-Sund]. In der Verwirrung, welche die verfchiednen Angaben über die Nafs- Sprache erregen, fchliefse ich, zu fagen: dafs, wenn Nass allgemeiner Name eines Sprachtypus (Idioms) ift, es entweder für Hailtsa und Bille- choola und ihre Verwandten; oder, was nach Schoolerafts Angaben (oben S. 399°") wahrfcheinlicher ift, für Chimmesyan und feine Verbindung ein Allgemeines fei. Aufserdem und wohl an fich ift es der Name eines einzel- nen Volkes (f. S. 399"") und einer Sprache an der Stelle, welche der oben (S. 398”"") erläuterte geographifche Name andeutet. 8665. Die Cuımmesvans fcheinen Scouler (220"-1°) zu feiner nördlichen Familie der nordweftlichen infularen und Küftenftämme zu gehö- ren, obgleich fie einige Verwandtfchaft mit der füdlichen Abtheilung haben. Diefer ausgedehnte Indianer- Stamm bewohnt die Küfte des Feftllandes von 53° 30° bis 55° 30 N.B. Wir haben (S. 399""") und eben vorhin (") gefehn, dafs bei Schoolcraft die Chimsyan-Sprache eine grofse Abtheilung über Nass ift. Er beftimmt in feiner Tafel V, 487 die Stämme der Chimsyans fo: am Chathams-Sund [öftlich von Dixon’s oder Perez Einfahrt (Dixon’s entrance, Perez 1774), welche im N der Kön. Charlotten - Infel ift: über XV, 665. Chimmesyan: geogr., Stämme, V erhältnifs der Sprache. 401 54°-54°%, nördlich über der grofsen Pitts-Infel; fein Nord-Ende erreicht die Breite vom Fort Simpson, das öftlich davon ift], vom Portland- Canal [im W neben dem Observatory inlet, f. S. 398] bis port Essington (in den fich der Skeena river ergiefst) [port Ess. liegt auf der brit. Küfte, an einem ONO vom S des Chatham-Sundes ausgehenden Meeresarm, et- was über 54°], fowohl auf dem feften Lande als den benachbarten In- feln, (1) wohnend; fie handeln nach Fort Simpson und wohnen gewöhnlich nicht weit von ihm. Sie heifsen: Kispachalaidy 116 Männer, Kitlan 129, Keeches 71, Keen-ath-toix 63, Kitwillcoits 64, Kitch-aclalth 31, Kel-utsah 104, Kenchen Kieg 87, Ket-andou 54, Ketwilk-cipa 18. Von der Sprache urtheilt Scouler, dafs fie mit den füdlichen Stäm- men mehr Verwandtfchaft habe als mit den nördlichen; er habe aber den- noch gewagt, bemerkt er, fie zur nördlichen Familie zu ziehn. Tolmie vermuthet (221°), dafs ihre Sprache „eine bedeutende Verwandtfchaft mit der der Carriens (Carriers) von Neu-Caledonien habe”; und Scouler würde daraus folgern, „dafs die nördliche Infular-Race weit in das Innere des Con- tinents eingedrungen wäre”. Ich kann auf diefe Bemerkung antworten, dafs die Sprache der Chimmesyan mit der der Carriers oder Tacullies, fo wie mit dem ganzen athapaskifchen Sprachftamme nicht die geringfte Ahnlichkeit hat. Über das Volk f. 220”""; eine Vergleichung ihrer Schädel 220”-1:. Ein Wortverzeichnifs der Chimmesyan giebt Scouler p. 230-5, in der Verbindung: Haeeltzuk, Billechoola, Chimmesyan, Haidah, Tun Ghaase. Ich liefere es im folgenden allein und alphabetifch geordnet. Aus jener Verbindung konnte ich es um fo eher herausziehn, als die Sprache mit den 4 anderen keine Spur von Ähnlichkeit zeigt. Doch ift ihr Ein Wort, das auf Kolofchifch zurückgeht, gemeinfam mit Haidah und Tun Ghaase: Chimm. Haidah Tun Ghaafe coat kodatzo kodatz kodatz (vgl. S. 398”) Die Sprache ift auch nicht verwandt mit Nutka, Koloschisch, mit keiner der grofsen Sprachreihen der expl. exp. und archaeol. amer. (') An der S-N mit etwas W gehenden Meerenge von Chatham’s Sund liegt am ganzen O herab eine Halbinfel (nur im SO ein wenig offen), auf der Port Maskelyne, bei Duflot p£. Naroaez bezeichnet ift, und auf deren Nordfpitze Fort Simpson liegt; im W von ihr liegt füdlich Szephens island, im N is/a de Zayas: doch bei Duflot heilst die füdl. Infel die der 11,000 Jungfrauen (Tas 11 mil Firgenes); eine nördliche, grolse, is/a de Alba. Im S unter der grofsen öftl. Halbinfel hat er einen Meerarm, dem pt. de Quimper beigelchrieben it. Philos.-histor. Kl. 1857. Eee 402 Buscumann: Völker u. Sprachen der FV Seite des britifchen Nordamk.s. $ 666,a. Wortverzeichnifs des Chimmesyan nach Tolmie, im journ. of the geogr. soc. of London Vol. XI. 1841 p. 250-5, Col. 3 arrows aultumn bad black bear grizzly b. beaver birds blanket bow canoe cedar chief child children clouds coat or capot dagger day red-deer roe-buck dog door surf-duck eclipse of sun fat (adj.) flint good grass gun gunpowder hail half halibut handkerchief harbour of moon A. Subftantiva, Adjectiva und Verba hawaulh lugh-hone (sugh?) atuchk olh mudeak sktzoalh tzots na-wushk hacootuk paal, uchusho nohwio kullan smo-ik-it tilcoole tilcoolteet coaldh (auch 6) kodatzo toatsk tseichoosah sthlioane wun haas kumghum umgaiac tzeende-kiumuk tzeende-kiumugumaat weitok kumdt aam kio-acht kopilloh ommalek tzatza kuksheulik tuch-an concumtum-loanie undehepalek hat heavy herring high house hungry ice inland kettle knife lake large lean light (leicht) lightning long low male man marten mat meadow moon mountain old man „ woman land-otter sea - otter owl paddle poor rain rich round salmon sand kaidumtzalip ütsteen tska wee-ynug awaalip cooteeg-hot tow-00 natkilhowlie comilh, hiluawish ilth-apeesh tsumdhah weeleise (leix ?) kawhle elighpun tzumleich weetuchoa dilpuch youcht (vgl. old) tzib ‚yeunni shehun luchkioaght [Sonne) kium-ugum-aat-uk (von skunneesdh hoolakielim youcht hootakielim unnaach walza istiploane qutqun-eooks waigh walawaal waash haughk tilkekawsh hone-kustamoane owsh XV, 666,a-b. Wortverzeichnifs des Chimmesyan; Stikin. sea shirt (shore) short shot sky slave sleepy small snow spring (Frühling) stars sea- [beach stone strong summer sun thunder tobacco tree trowsers valuable valueless vest village water weak whale winter woman moan-luchmoan cushleushk kee-ugh tiltileoatweh loap kusdhoou-is (auch 5!) üchäck klughshukidum skimmon moaks lugha-lughumsh (sugha?) kustamoas (auch 9!) loap katkid shoondhee kium-uk killapilleip wirdoamgumshe-wa kunaghun kapuchs toachilh kade-toachilh wughkano-andh wuldzooh-um use yuigit tilpoane koamshum unaach B. Zahlwörter $ 666, b. lande angehören wird. kaak tupchaat qundh (vgl. 8) tuch-aalpuch 100 1000 403 kusdhoou-is (bed. sky) coaldh (= Wolken) tupch-oaldh kundh (vgl. 3) kustamoas (bed.Sterne!) kippio ti-kaak U-lupchaat coopte-kippio quilleit kush-dhoonis-kippio tupcha-dooli-git-ik cupvaldh (vgl. 6) G. Pronomiına we you they mine thine plenty scarcity how many? 1) pers. newyo noone qua neuhami neumi queet 2) poss. nawhawae 3) indef. sho-weeheildh shaboolh timmaigh D. Adverbia upwards downwards now yesterday to-morrow long ago wutlugh-aga tluchum keaun (klaun ?) kitcheep chik-acheep keekoalkh Ich fetze hierher das Volk der Srixın (STIXEEN), wel- ches zum Theil der ruffifehen Küfte, zum Theil dem britifchen Weft- Mit ihm überfchreite ich die Gränze des briti- {chen Küftenlandes und bin in die nördliche Hälfte des britifchen Weftlandes Eee2 404 Buscumann: Fölker u. Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.s. eingetreten: wo es nach dem Anfange des rufüfchen Nordamerika’s (in 54° 40, zufolge des Vertrages zwifchen Rufsland und den Verein. St. vom 17 April 1824) bis zum Elias-Berge in 60° das rufüfche Küftenland (nach Maafsgabe des Vertrages zwifchen Rufsland und England vom 28 Febr. 1825) in O be- gleitet, fich an ihm entlang ziehend. Das Volk der Stikeen, welches weiter in verfchiedenen Richtungen (auch weiter gen N) fchweift, bezeichnet das Fort Stikin [in der Richtung des Nordrandes der Infeln von Prinz Wales und Herzog von York, etwas nördlicher], nördlich an der Mündung des Stikin-Fluffes, der aus ONO im brit. Amerika (aus dem Babine-Gebirge in 2 Armen, einem von N-S und einem von S-N laufenden, ftrömend) kommt und in einen Meeresarm mündet. Fort und Flufs-Mündung liegen auf der rufüfchen Küfte, dem füd- lichen Theil der Infel Baranow gegenüber, in 56°. Schooleraft rechnet in feiner nördlichen Völkertafel (XVI $ 668,b) die Stikeen-Indianer zur Klen-eekate-Sprache, und Green (f. meine Arbeit über die Kolofchen S. 379") neben den Tumgarse zur Sitka-Sprache. Schooleraft bemerkt von ihnen (V, 489): dafs fie gewöhnlich zu Stikeen handeln ; oft aber Fort Simp- son [am nördlichen Ende der brit. Küfte, kurz vor dem Eintritt der ruff. Küfte, am Meere: in c. 54° 38’ (vgl. S. 401")], Tacco [auf der ruff. Küfte, nahe in 58°; an der Stephens Durchfahrt genannten Meerenge, öft- lich von der Admiralitäts-Infel] und Sitka befuchen; und dafs fie nicht fo zahlreich als die Chimsyans feyn follen. Er giebt von ihnen folgende Stämme an, alle am Stikeen-Flufs: Sicknaahutty 31 Männer, Taeeteetan 88, Kaaskaquatee 59, Kook-ateen 137, Naaneeaaghee 83, Talquatee 52, Kicksatee 51, Kaadg-ett-ee 61. 6 666,c. Mit den Stikin, über denen nördlich der britifche Saum noch Theil nimmt an den ruffifchen Völkern Kolofchen und (über 60°, vom Prinz- Williams-Sunde an) Ugalachmjuten (Ugalenzen), endet, was ich an Nachrichten von VöLKERn und Sprachen der WesTtsEıTeE des BRI- TISCHEN NORDAMERIKA’S mitzutheilen habe; denn diefes Weftland rechne ich nur bis zu dem Punkte in 60°, wo das ruffifche Gebiet ein breites Land wird. Von den Völkern und Sprachen des britifchen Gebiets über die Stikin hinaus und über 60° werde ich irgendwo in dem Zufatze handeln, in welchem ich eine kurze Mufterung der (athapaskifchen) Völker des Brırı- SCHEN OÖsTLAnDeEs oder Inwern: regelmäfsiger, als es in meiner Schrift über den athapaskifchen Sprachftamm gefchehen ift, halten werde. EINARATIIGE AI $ 397, a $ 397,b $ 397, c $ 397,d Inhalts-Überficht. A. Neu-Mexico. ver[chiedenartige Ausdehnung der [o benannten Provinz und der englte Begriff, in welchem fie hier verltanden wird, 209-10; Umfang, Gränzen und Gröfse nach Hurnboldt, Mühlenpfordt, dem gazetteer 211; Alcedo’s Artikel; neue politifche Form; wiederholte Erklärung, dafs ich hier nur das fchmale Oftland behandeln will, 212-3 A GESCHICHTE: Entdeckung und Belitznahme durch die Spanier ach Alcedo, Humboldt und Mühlenpfordt . R umftändlichere Erzählung: Tezou’s Mährchen 1530 ea Nuiio de Elias man’s Zug 213, Durchzug Cabeza de Vaca’s 1536; ergänzende Ge- fehichte der Schiekfale und Irrfahrten des Cabeza de Vaca 1528-36, eine Abfchweifung: Beftimmung der Örtlichkeiten des Schiffbruchs und langen Aufenthalts beim mexicanifchen Meerbufen, befonders nach Benj. Smith 244-5"; feines Abgangs gen W 215m"; Gefchichte des un- glücklichen Endes von Narvaez Expedition und des Aufenthalts ihrer Trümmer auf der Infel Ma’kRado und dem feften Lande dabei, zur Er- läuterung der 14 und fpäteren 4 Gefährten Cabeza de Faca’s, 215 - 9l; weitere Gelchichte und Reile der 4 Irrfahrer feit ihrer Flucht von den Indianern durch die Völker des Meerbulens und dann queer durch den Continent bis gegen die Südlee, wo lie auf 4 Spanier ftielsen, 219” - 221°; des Fenegas kurze Erzählung der Gefchichte des Cabeza de Yaca 222:m; Ende des Negers Estevanico 222”, en der Schiffe des Narvaez 222 mm-nn , fabelhafte Kunde, welche chen de na von nördlichen Städten nd Wundern erhielt, feine Reife dahin 1538? und feine wunderbaren Er- zählungen davon und von Quivira nach PFenegas: 222"2-33; feine Reife nach Castaneda und einem Auflatze bei Schooleraft: wonach er durch den Vicekönig Mendoza abgelandt war, 2 andre Mönche und Estevanico als Führer bei fich hatte, und die Reife in das Jahr 1539 fällt: 223a=-mn , auf Niza’s lockende Erzählungen und Bericht in Mexico fendet der Vice- könig eine Expedition zur See unter Alarcon und (1540) eine zu Lande unter Coronado ab 223"; Erzählung von Coronado’s Expedition, welche Marcos de Niza als Führer begleitete: fie kommen nach Chichil- ticale, Cibola (= Alt-Zuni); Entlendung Todar’s nach Tusayan (= Mo- Seite 209 - 21 213 213 - 22 3 406 XI 8 398, a $ 398, b 8 398, c $ 399, a $ 399, b $ 399, c Buscumann: die Völker und Sprachen Neu-Mexico's. qui), des 'Cardenas an den Colorado, Arellano’s an den calif. Meer- bufen: 224, des Hern. de Alwarado und Bigotes nach Cicuye; Coronado nimmt Tigouex ein: auf die Vorlpieglungen des Turco unternimmt er 1541 die weite Irrfahrt nach Quivira (bis in Texas und Arkansas) 225; [eine Rückkehr von da und nach Mexico; Kern’s Erläuterungen ; Bemerkungen aus Yenegas über Coronado’s Zug 226; Alarcon’s Rück- kehr; die Mönche Padilla und Luis 227 ke 5 wirkliche Entdeckung, Bekehrung und Eeuberäng. Ga Were Ruiz mit 2 andren Francilcanern 1581: 227, Espejo mit Beltran 1582-3, Eroberung durch Onate 1598; einzelne nachfolgende Ereignilfe nach Filla-Senor: Gründung der Millionen de /a Junta in Chihuahua 1660, Verfolgung der 2 Mönche 228, Gründung mehrerer Millionen 1714 - 16:.22922 „;, e der allgemeine Anfftand der Völker De Maui s 1680; erg ver- fchiedner fpanifcher Heerführer zur Wieder-Eroberung 1681-89: 229, welche Ponce de Leon ausführt, der auch das Mogui durchzieht und darauf nach e? Paso zurückmarfchirt, 229°" -231”; Zulätze aus Davis: über frühere Aufltands-Verfuche 1640, 1650 und Ipäter 231"; über den Aufltand von 1680 und die en des Landes, Empö- rung von 1698: 232 e ieh er er neuere Gelchichte nach Diss yr Fortgang der Ipanilchen Herrfchaft, Kämpfe mit den Comanchen im 18ten Jahrh. 232; kleine Ereignilfe, Aufltand 1837-8; Kearney erobert 1846 Neu-Mexico, darauf 2 Verlchwörungen 1846-47: 233; feine Abtretung an die Vereinigten Staaten im Frieden von 1848, Einrichtung der Te 1850-51: 234 Fortfetzung der oe Batch akt ie Eruchflarkeit Bel Humboldt, Mühlenpfordt, Filla-Senor; Heerftralse; neue Nachrichten über das Land in dem Eifenbahn-Werk 234; Gebirge: nach Mühlen- pfordt, Karten, nach dem Atlas von 1857: 235, nach dem 4ten Bd. von Humboldt’s Kosmos; Erhebung des Landes; (Bäume und Thiere in den Gebirgen) 236; die Wülte del Muerto: nach Humboldt und Villa-Senor; Letzterer über Fuen e/ara und den dolson de Mapimi 237; Erze;4Klimal 238. ui Es ER aa über die Landeskunde: neue nordamerikanilche Befchreibungen 238, meine Quellen und Zeichen für fie 239%; alphabetifches Verzeichnils der Flülfe 239” - 243°% e E A über die Ortfchaften und puedlos im Alneinae: Aubreblone de pue- blos: bei Gallatin, Abert, Schooleraft (2 Verzeichnille) 243; einheimifche Namen nach Simpson, die Navajo-Namen für die 7 pueblos des Moqui nach Backus; Verzeichnils der pueblos Neu-Mexico’s und des Moqui nach Daeis, feine Bemerkungen über diefelben und über alte puedlos 244, und feine Befchreibung einiger in Trümmern liegender 245 Seite 227 - 229 232 - 234 234 - 238 238 - 243 243 - 245 " XI $ 400 S 401,a $ 401,b $ 405 Inhalts- Über/icht. über mein Verzeichnifs der Ortfchaftlen, feine Einrichtung, Beftand- theile und deren Zeichen; Bemerkungen Zane’s über einige pueblos 245; alphabetifches Verzeichnils der Ortfchaften und Örtlichkeiten 245° -254'; über das Verzeichnils der Ortsnamen aus nordamerikanilchen Quellen, vorzüglich Karten; Ortsnamen aus den Karten Bartlett’s und des gazetteer, einige von Marcy’s Karte des Red river, Städte des gaz. 255; Örter auf Humboidt’s Karte, auf der in Rogers Atlas 256 e Bevölkerung und INDIANISCHE VÖLKER; viele Sklaven, ke rilche Lage der Bewohner nach Humboldt und Mühlenpfordt, Anfälle der wilden Völker, friedliche Neigungen bei ihnen 256"'-7; die Pueblo- Indianer und die Bauart ihrer Flecken oder Städte 258; Schilderung derfelben bei Yilla-Senor, Davis; ten Broeck über pueblos Neu - Mexi- co’s 259, über das Mogui 260 .. - Verfuche Spuren der Azteken und Aztekifches ä in nar Meitkon zu rdin) Angaben, Urtheile und Äufserungen von Ruxton, Garcia, Doniphan, Emory, Davis 260-1; ich fetze dem entgegen, dafs die Sprachen nichts aztekilches zeigen: wie auch Simpson gegen die Azteken [pricht; doch find einige geogr. Namen aztekilch: Tecolote, Timpa, Ocate?; der An- führer Malacate 262; Cibola und Quivira, chichiltie calli 263 Aufzählung der Völker: nach Benavides, Heroas (nach ihm Müh- lenpfordt) 263, Siguenza (über zwei Senecu und Socorro), Pilla-Senor 264, Schoolcraft, Davis; über meine Nachrichten von einzelnen Völ- kern und Sprachen, von $S nach N, 265 Seite 245 - 256 256 - 260 260 - 263 263 - 265 über Stadt und Volk Zuni: nach Simplon, Backus ‚Sitgreaves; über die Sprache 265 - 267 über das Volk der Xumanas, befonders delfen Ausdehnung weit nach Welten durch Schooleraft, 267-8; die Behauptung, dals Cabeza de Vaca fo die Völker Neu-Mexieo’s nenne, führt mich nochmahls auf delfen Schrift der naufragios, aus welcher ich (neben Anführung ihrer Aus- gaben) feine Völkernamen verzeichne, mit Buckingham Smith’s Anordnung derfelben und feinen Bemerkungen über Namen-Ähnlichkeit mit bekannten Völkern: Anm. 268-270; ein verlchiednes Volk von den Humanos und Yumas find die Humas oder Umas in der Luiliana: Text 269-270; — die Indios Jenizaros, der Pueblo Zentis, die Zias 271, Jemez, Queres, Piros 272, Tiguas und Teguas, Tagnos oder Tanos, Pecos, Tezuque 273, Picuries 274, Xicarillas 274-5, Apaches 275-6 Verhältnils der SPRACHEN gegen einander: nach Simpson (&änsliche Fremdheit), Gregg, Ruxton (der fie zur Apachen-Familie fchlägt) ; keine hat athapaskifche Verwandtfchaft: Sammlung weniger athap. W ort-Ähnlich- keiten 276; Ruxton über fpecielle Verhältnifle, Simpson’s Gruppirung der Pueblos zu 5 Sprachen; Zane’s Gruppirung der Sprachen und Pue- blos 277, feine Bemerkungen über lie 278; Davis Gruppirung und Be- merkungen über Völker und Sprachen 278-9; Anfammlung von Sprach- ftoff; Simpson’s Angaben über fein ägliedriges Wortverzeichnils 279 267 - 276 276 - 279 408 XI $ 406 $ 407 $ 411,e S 411,8 $ 41l,g 8 411,h S 411, i Busc#mann: die Völker und Sprachen Neu- Mexico's. kleines WORTVERZEICHNISS von fünf Pueblo-Sprachen nach Simpson: Quera, Tezuque, Picuri, Jemez, Zuni . . . 2 2 2... Bemerkungen, aus diefem Wortverzeichnils gezogen: Wörter zwilchen den Sprachen ähnlich; Übereinftimmung von Katze, und ob das Wort aztekilch (ei; Wörter den aztekilchen ähnlich, weitere Übereinltimmung des Wortes ogh Waller; Wörter fonorilchen ähnlich . Sl über Phiting’s Wortverzeichnils des Tezuque, die des Zuni von Eaton und FFhipple; und meine Vereinigung derfelben, mit Zufetzung der Wörter Simpson’s 3 . Wortverzeichnils der Sprachen tag En Zuni re: Bemerkungen zum Wortverzeichnils und über die Sprache von Tezuque, von Zuni: Schreibung, Lautwelen, Wortgeltalt und Wortbildung; Ver- hältnils der Quellen zu einander, Wort- Ähnlichkeiten . & Einleitung zu Phipple’s Wortverzeichnils der Quera- Biäleiöte Wortverzeichnils: 1) der 3 Dialecte Aiwomi, Cochitemi und Acoma 299-300 2) des Kiwomi allein 300-1 . 5 Bemerkungen über die Quera-Sprache, und über die Verhältniffe er einzelnen Wortfammlungen und Dialecte 301-2; Wort - Ähnlichkeiten mit Comanche, [panilche Wörter 303 Whipple’s Mittheilungen und Nachrichten über die Völker Neu: Mexico’s: Bezirke, Ortfchaften und deren Einwohner -Zahl im ganzen Territ. nach Abert, Einw. Zahl der 21 puedlos; über die Pueblo-India- ner; Schaar aus S’Domingo, ihre Zeichnung des Landes mit den puedlos 303; ihre Mittheilungen über die alte Gefchichte der Pueblo- Indianer und über Motezuma 303-4; Verehrung, welche fie demfelben immer noch weihen; über Azteken am Colorado 304, der pueblo und das Volk von Zuni; weilse Indianer in Zuni; die Indianer von SDomingo; alte Wohnungen von adobe, hieroglyphifche Figuren und Malereien, altes Thongefehirr; über das Land, Volk und die puedlos des Moqui 305 - 6 Nachträge zu fonorifchen Völkern und Sprachen zu Utah: über die Bonacks oder Root-diggers, Volksltämme in Utah nach Schooleraft P. V.; die Ufahs nach Pope und Schooler. IV, V 306; Carvalho über Utah Be feine Völker 306-7. Pah-Yutas: Dorf Pahayutka und Häuptling Päkapiai mein Urtheil über die Piede-Sprache als eine fonorilche; Zahlwörter, Sätze und Wörter aus Carvalho Pima-Wörter aus Hhipple 308; meine A initkitgke ‚are, bilde ders im Vergleich mit meinem Wortverzeichnifs und delfen Beftand- theilen, 308-9 : Wortverzeichnils des Obhche Ga Whipple : über diefes Wortverzeichnils bei Fhipple und feine Aufnahme; über e eine erfte kleine Wortlfammlung, von Bollaert; Whipple über das Volk der Seite 280 - 281 281 - 282 282 - 283 283 - 295 295 - 297 297 - 299 299 - 301 301 - 303 303 - 306 306 - 307 307 - 308 308 - 309 309 - 312 XV 8 614,a $ 614,b $ 614,c $ 614, d $ 614,e $ 614,8 $ 645 $ 616 8 617 Inhalts-Ü berficht. Comanches 312; Ton in den Wörtern ; meine Betrachtung und Vergleichung diefes Wortverzeichnilfes mit den früheren ; Einfchiebung von Confonan- ten, Subftantiv-Endungen, pron. praefixa 313; über einige Wörter, über mehrere aztekiflche Wörter 314 B. Britifches Nordamerika. Eingang: befonders meine Erklärung, dals ich nur die Weltleite des britifchen Gebietes, DAS BRITISCHE I zu behandeln unternehme . 5 : Ausfchlufs einer En Hülehbn Eiäleitung wofür a eine kunde Ge fchichte der Entdeckung der amerikanifchen Nordwelt-Küfte und befonders der [panifchen Expeditionen nach Alex. von Humboldt voraus- fehicke (über eine ähnliche Arbeit Fleurieu’s) 315-6: allgemeine Über- ficht,; Cadrillo und Ferrelo 1542-3, Gali 1582, Drake 1579: ee Vizcaino (und Florez) 1602: 317 a grolse Lücke; Bering und T'schirikow 1741; Bi 1774: Ha Aal und Bodega y Quadra 1775, Quadra und Arteaga 1779: 317, Mar- tinez und Haro 1788, Marınde 1789, Elisa und Fidalgo 1790: 318 . Malaspina A791, Galiano und Yaldes mit der Sutil und Mexicana 1792: 319, Caamano 1792: 320 .. 5 Volk und Sprache Atnah (füdliche) des ER oder Kinn- Indtänsr, Wortverzeichnils bei Mackenzie neben dem der Nagailer oder Carriers: Verwechslung der zweiten Namen beider Völker, Fehler in der archaeoıl. amer., Vergleichung diefer Wörter mit denen des Wortverzeichnifles der ©. St. exploring exped. 320"f_2m; die Tacullies oder Tahkali oder Garriers, deren Sprache ich bei dem De Sprachltamm behandelt habe, 322m mm na h das Friendly Fillage am Salmon river nd feine Spike ch Mackenzie’s Wortverzeichnils . die Fuca-Stralse; Wortverzeichnils von rk füdlichen Akeige aus der Reile der Suzil und Mexicana: Vergleichung diefer Wörter mit Nutka, nur eine mälsige Verwandtfchaft beweilend; Endung ze . 409 Seite 312 - 314 315 317-318 318 - 320 323 - 325 König-Georgs-Sund, Quadra- und Vancouver-Infel geographifche Erläuterungen, Theile der britifchen Weltküfte und des britifchen Weltlandes Irrthum des Mithridates, weliher bei den, Zahlrörtern Beiesfandin in Dixon’s Reile unter dem König-Georgs-Sund die ruflifchen Infeln (von Sitka ulw.) [König-Georgs (II)-Archipel] verfteht; Angabe der ver- fehiedenen Ausgaben und deutfchen Überletzungen der Reife von Port- lock und Dixon, und der Sfachen Zahlwörter Beresford’s (326) . Philos.-histor. Kl. 1857. Fff us 325 325 - 327 410 Buscumann: Völker u.Sprachen der W'Seite des britifchen Nordamk.'s. xV $ 618 $ 619 $ 620 $ 621 $ 634 Sprachen und Völkerfchaften auf der Quadra- und Vancouver-In- fel, Geographie von Nutka bei Humboldt Nutka: Verbreitung der NUTKA-SPRACHE gegen Süden nach YFancowver; über Eskimo-Einflülfe nach dem Mithr., über Verwandtfchaft mit Haeel- tzuk und Kawitchen nach Scouler 3 Anderson’s Bemerkungen bei Cook über die Befchaffenheit ae Barack, ihr Lautwelen, Übereinftimmung mit mexicanilchen Endungen (2); über das Wort wakasch, auch gebraucht als Namen für Volk und Sprache aztekifche Laute (#), welche der Mithridates in der Sprache und bis in die rullifehen Belitzungen findet, und feine daraus gefolgerte Hoffnung dort Azilan zu entdecken (abenteuerlicher Irrthum, wie die 2te Ausg. von Fater’s Litt. der Lexica aus einem Auflatze Bourgoing’s in einer Zeitfchrift ein 3bändiges Reilewerk gemacht hat: S. 331-2 Anm.); Prescott’s Annahme von bedeutender Wortverwandtfchaft; Ähnlichkeit mit dem mexicanilchen Calender . sims über mein grolses Wortverzeichnils, aus 4 Shure beftchend: über das der U. St. exploring exwpedition a bei Cook (von Re, en von Jewit . 2. 2... a BIER n in der Reile der Sutil na Mexi vicana; Mozino’ s Nach- richten über Volk und Sprache von Nutka . das Wortverzeichnils der United States’ exploring expedition . Rn Anderson’s bei Cook . . ” Jewitv’s . ul ” in der Reife der Sun una Mexicana Eigennamen aus Jewitt, Sutil u. Mew., und Cook . alphabetifche Verzeichnung über die 4 Wortverzeichnille: Subft., Adj. und Verba 350-4,1:'; übrige Redetheile 354 . Tafel ganz ausgefetzter Wörter, aus 3-4 Quellen über die Verzeichnung und die 2 Vergleichungs- Tafeln ; Ergebnille, aus diefer Ausletzung über Ähnlichkeit und Verfchiedenheit der 4 Quellen in den. Wörtern und Wortformen & über rauhe Conlonantenlaute, Vocal- Häufung; ne m: tue und fchwere Gruppen, befonders bei Cook: Befund der 4 Sammlungen in diefer Hinficht; einige Beifpiele von vielen Conf., Härten, langen und fchweren Wörtern; Zulammenkommen :von Zifchlauten : über meine Darltellung diefer rauhen und abenteuerlichen Ubnkoiantee Schichtung; Zifchlaute mit andren Confonanten behängt A Confonanten-Gruppen. durch Beifpiele belegt: 4) «2 (AZ, c2) und txt: hie fonders als Endung; auch im Anfange und in der Mitte, an mehreren Stellen; noch mit Confonanten umkleidet; /%/; über die 2 andren Gruppen Seite 327 - 329 329 330 - 331 331 - 333 333 - 334 334 334 335 336 - 337 337 - 3441 341 - 343 343 - 348 348 - 349 350 - 354 355 - 357 357 - 358 358 - 359 359 - 360 360 - 361 XV Inhalts - Überficht. S 637-8 2) hl, sl, sthl u. a. 361 3) Zh, Isth, Isthl, thsl u.a. 362-3 . $ 639 $ 640 $ 641 $ 642 $ 643 $ 644 $ 645 $ 646 $ 647 S 648 $ 649 $ 650 $ 651,a über die Verwandtlchaft der eigenthümlichen Confonantenlante der Nutka- Sprache, vorzüglich des 2, mit den mexicanilchen: Anderson, Alex. von Humboldt, Mithridates; Beftimmung des Verhältniffes diefer Laute und Ablehnung wirklicher Sprachverwandtfchaft . . . . SS Erörterung der Verwandtfchaft und Nicht-Verwandtfchaft de Nutka mit anderen nördlichen Sprachen: fehr nahe Verwandtichaft mit dem Tlaoquatch, übereinftimmende und abweichende Wörter der und der nachfolgenden Tafel . > Worttafel der Nuzka (nach allen Quellen) a des Te zur Mir ftellung ihrer Verwandtfchaft, andere Wörter als die im $ 632 ausge- fetzten enthaltend . EINS Verwandtfchaft mit der Sprache vom " füdl, na He re ar die mit der Hailtsa auf eine geringe Zahl von Wörtern befchränkt . die Nutka nicht verwandt mit Kawitchen (Scouler), Eskimo (Mithr.; nur zufällige Wort- Anklänge), der kolofchifchen und den are Sprachen; ein Wort im Haidah . - 2 nicht verwandt mit den fonorilchen Sorichene Aufl weniger und unvollkommner Wort- Ähnlichkeiten . des Mithr. Hoffnung, dafs die Nutka - Bprathe mit ee artkifchen verwandt feyn könnte, verwirklicht fich nicht; feine eine Wort-Ähn- lichkeit und eine Coo%’s [ind zu [chwach 368"-9"; meine eignen aztek. Wort- Ähnlichkeiten 369" -3712; Wörter der {pan. Sammlung, welche wie fpanilche Gelftalten mexicanifcher, aber nicht vorhandner, Wörter auslehn; eine höhere Gattung, die wegen ihrer vollkommnen Endung ganz wie mexicanilche Wörter erfcheinen; der bedeutenden aztekilchen Ähnlichkeit der Nutka-Sprache fehlt nur die Wirklichkeit 371 Tlaoquatch, Kawitchen, Noosdalum, Squallyamish, pseudo-Chinuk (= quasi-Cathlascon): allgemeines über die Verwandtfchaft diefer fünf Sprachen nach Scouler ea a N hir über die einzelnen Völker und Sprackkur Tlaoquatch, Kawitchen (Ka- witshin, Cowichin; Nanaimo Volk von gleicher Sprache), Noosdalum, Squallyamish, pseudo-Chinuk oder quasi- Cathlascon Einleitung zum Wortverzeichnils der 5 Sprachen . Wortverzeichnils der 5 Sprachen nach Tolmie über das Lautwefen diefer Sprachen: Wörter mit feltfamen dee a Confonanten oder von fonderbarer Geltalt . 2 über die Verwandtfchafts-Verhältniffe der 5 Snrachesttj unter HE his Tiao- quatch bleibt für fich; 2, 3 und 4 gehören eng zulammen: überein- ftimmende und verf[chiedne Wörter; das pseudo-Chinuk ift den andren meilt fremd: übereinftimmende Wörter . Fff2 4141 Seite 361 - 363 363 - 364 364 - 365 365 - 366 366 - 367 367 367 - 368 368 - 371 372 372 - 374. 374 375 - 378 378 378 - 379 412 Buscnmann: Völker u.Sprachen der W Seite des britifchen Nordamk.'s. XV $ 651,5 Un an a [371 Do a Su a UNI: [> 658,b 72 $ 659 $ 660 $ 661 Völkerfchaften vom Fort Nisqually bis zur Mündung von Frazer’s river nach einem canadilchen Zrapper: darunter Sinahoumes; Strecke nördlich von dd . . . L Aufzählung der Volksftämme in er um br, Königin: Charlottens Sund nach Schoolcraft’s Th. V. Sprache des Fitzhugh-Sunds; ihre Zahlwörter (bei, Galtain) über einftimmend mit den Hailisa Völker vom Fitzhugh-Sund bis über wi Een Sund sch N eraft’s. Th. V. - SUR die Billechoola am Soll rn: nah Shonler, über ai Woiverheice nils und das Verwandtfchafts-Verhältnils der Sprache Hailtfa u. f. w.: die Hailtfa-Indianer oder Haeeltzuk am Milbanks-Sund: über das Wortverzeichnils der expl. exped., Verhältnils der Sprache zu der des Friendly village; über Scouler’s (Tolmie’s) Wortverzeichnils; einige athapaskilche Wort- Ähnlichkeiten; die Sprache ift nur zu einem kleinen Theil mit der Billechoola verwandt, hat wenige Wörter mit der Nutka gemein; Scouler über das Volk 4 s über mein Wortverzeichnifs der Hailtla a, Billenkorla Em feine Beftandtheile; 2 aztekifche Wort - Ähnlichkeiten; Lautwelen Wortverzeichnils der Hailtsa (nach 2 Sammlungen) und Billechoola . geringe Übereinftimmung der Hailtsa mit Nutka (f. früher), der Hailtsa und Billechoola mit dem Kawitchen-Verbande, Aufzählung der zwilchen den dreien ganz verlchiednen Wörter continentale oder öftliche Völker (zum Theil reise tchon früher behandelt): Selisr oder Flatheads (aus den Verein. Staaten lich hineinziehend), Aznah oder Shushwap, Kitunaha (Koutanie) oder Flat- bows (behandelt bei den Verein. St.), Tahkali oder Carriers (Gränz- beitimmungen von Oregon, und zwifchen dem engl., rull. und nord- amerikanilchen Gebiete) . Königinn-Charlotten-Infel geogr. Lage und Beftimmung der Infel, Nachrichten über fie; Urtheil des Mithr. und Marchand’s über die Sprache . : Scouler über Volks-Charakter, Völkerfchaften und Serie de Infel: d. h. über die Haidah-Stämme und -Sprache; Volksftämme nach Bryant; Wenjaminow nennt die Sprache Kaigan, welches ein abge- zweigter Volksftamm im rufl. Amerika ilt; Schoolcraft’s Aufzählung von Volksftämmen der Charlotten-Inleln (und der Kygargey) £ Gallatin giebt ein Wortverzeichnils diefer Sprache, das er unter den Namen mehrerer Völker der NWKülte ftellt, unter dem allgemeinen Na- men Skittageet; über mein doppeltes Wortverzeichnils, Übereinftimmung Seite 379 - 380 380 - 381 381 382 382 383 - 384 384 - 385 385 - 389 390 390 - 392 392 - 393 393 - 394 $ 665 S 666, S 666, b $ 666, c Inhalts - Überficht. oder Abweichung der 2 Quellen, wozu noch die Zahlwörter bei Mar- chand kommen . . DR ao co Wortverzeichnils der Hoidah.- Fan ee Sprache e einige Wörter, welche dem Haidah oder Skittaget mit Tun has; ge- mein find, einige kolofchifche Wörter, eins mit Nutka . Sprache Nals oder Naas am Observatory inlet: geographilche Beftim- mungen; Nachrichten und Urtheile über die Sprache und das Volk bei Gallatin, V/Wrangell, Hale (Catlin), Bryant, Green, Schoolcraft; diele Angaben geben grofsentheils der Sprache eine zu grolse Allgemeinheit: als Idiome zufammenfaffend, die verfchieden find; Aufzählung von Völ- kerfchaften des Nass- Stammes bei Bryant; der Stämme von 3 Haupt- völkern der Chimsyan-Sprache bei Schooleraft: der Nass felbft, der Skeena-Indianer und Sabassas; var was unter Nass zu verltebenilen „.4=u(2 sah - die Chimmesyans nach euer, die ee Spriche äh School. eraft; (eine geogr. Beftimmung und Aufzählung der Stämme diefes Volks; Scouler’s und Tolmie’s Angaben über Verwandtfchaften diefer Sprache, von denen die athapaskilche ganz ungegründet ift; über das Volk; über das Wortverzeichnils Scouler’s; Fremdheit der Sprache gegen dellen andere 4 Glieder, fo wie gegen viele andre Sprachen . . . .... Wortverzeichnils des Chimmesyan ua ea arsalrerneeT sul das Volk Stikin am Stikin-Fluls: nördlicher, neben dem ruflifchen Küftenlande, weit [chweifend; verfchiedne Beftimmung der Sprache durch Schooleraft und Green; Verkehrs-Orte und Stämme des Volks nach Schooleraft . nördlicher nimmt da: "britifche "Weltland nei Theil an den uff Folien Völkern Kolofchen und Ugalachmjuten; Verheilsung einer kurzen Mufterung der (athapaskifchen) Völker und en des briti[chen OÖSTLANDES oder INNERN. md N 413 Seite 394 - 395 395 - 397 397 - 398 398 - 400 400 - 401 402 - 403 403 - 404 404 414 Verbefferungen. S. 212 Z.13 v. u. ift das Citat S. 433m wegzulallen Ich habe mich mehrmahls ($S. 214.=!, 215% mS nujIof, 247, 220°, 2223) auf eine erfte Behandlung der Schicklale und Irrfahrten des Cabeza de Vaca im Haupttheile meines Werks bezogen; habe aber nachher jene Gelchichts-Erzählung für eine andre Gelegenheit zurückgenommen. S. 239 Z. 16 ift nach SAntonio [tatt im O zu lefen: im W S. 246 Z. 9 ift (tatt Alona zu lefen: AlonA S. 247 Z. 2-3 find die Worte „las Boquillas” bis „‚genannt” in eine eckige Klammer [ ] einzufchliefsen ib. Z. 12 ift ftatt S. 243° zu lefen: S. 243n S. 251 Z. 9-10: Pojuaque und Pojuate find verfchiedne Örter S. 272 habe ich Pike’s Angaben über das Volk der Queres nach dem Mithr. und nach Mühlenpf. angeführt, da ich die Stellen im Original (an account of expeditions to the Sources of the Mississippi Ke. 1805-7. Philad. 1810. 8°) bis dahin nicht hatte auffinden können. Ich habe fie nach dem Druck aufgefunden; und verbeffere befonders in Z. 11 das Verfehn des Mithr., dafs die Völker Neu-Mexico’s „‚Überbleiblel von 80 alten Stämmen” feien: wofür es 24 heilsen mus (appendix to Part III p. 13). Der Bearbeiter folgte der franzöf. Überletzung (voyage au Nowveau-Mexique trad. par M. Breton T. II. Par. 1812. 8°) und hat in der Übereilung de vingt-quatre anciennes tribus (II, 104) überfetzt, als ftände quatre-vingts da. — Mühlenpf.’s Schilderung des Volkes ift aus app. p. 13”-14m entnom- men; und dafs die Utahs eine von der der Queres ganz verfchiedne Sprache reden (S. 272 Z.12 v.u.), bejaht im Orig. (p. 222) ein alter Queres-Indianer, dem diefe Thatlache ein- geworfen wurde. S. 351 Col. 3 good — lies J 479,v (ftatt u) S. 352 Col. 3 paddle — muls J 449 aus der 2ten Zeile in die 1te (als Subft.) ge- zogen werden Ich erinnere noch, wie ich falt immer in meinen neuften Schriften gethan habe: dafs ich bei Citationen von Seitenzahlen meiner und fremder Schriften durch Zufetzung einer Buchltaben - Chiffre zu der Seitenzahl auf die beftimmte Stelle der Seite hinweile. Diefe Zulätze, auf einer 2mahligen Dreitheilung der Seite (in 9 Neuntel) beruhend, find: a, aa, af; m, mm, mf; n, nn, nf a ilt ein bequemerer Buchftabe für i (initium), das .ite Drittel; n für f (nis), das letzte Drittel; n bedeutet nedium, das mittlere Drittel. Es find nun a, aa, af die drei Drittel des erften Dritttheils der Seite; m ilt die kleine Mitte, ma die wirkliche, nf die grolse Mitte; ulw. Für die paar letzten Zeilen der Seite bediene ich mich des blofsen f: unregel- mälsig, wie eines Anhangs. = 753727 — 2225 z.. ninillnlNüNiN