PRERPEERSREENF? “ - ee dee ann bereite KR Mer Nu NT. u BE RLER 4 he Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1859. ——aHD>— { je IE yes u Be L i ä w b r \ . | j | } a ri E | | u j - Pe 2% ar - + Li sn ’ | | D 4 | 2 i Rı Ö | x j 2 | | B | u ei | 4 ar ash Simabaık Mr Abhandlungen der 2 Königlichen- Akademie der Wi ®nschaften zu Berlin. zu onnnnannonnennnnnn Aus dem Jahre Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften Be! ee et were: a nun er er SER weh aud, Krb bh a AT Th Ki Pen ich au QL — Historischez Einleıtunos.s u So: Seite I Verzeichnils der Mitglieder und Correspondenten . . ». » 2 2 2 2.2.2... - VII RG RınmStrederraufs Schillery W- 1a me Ne a ee en 1 “Du Boıs-RExMoND: Gedächtnilsrede auf Johannes Müller . . . . 2 2 2 20 = 25 Physikalische Abhandlungen. VKrotzscH: Linn@’s natürliche Pflanzenklasse Tricoccae des Berliner Herbarium’s im Allgemeinen und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae ins- 4 besondere. .0g a Nomen ne enenıs 00 Te er .Seite 4 “Braun über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. Ein Nachtrag zu der Abhandlung über Parthenogenesis bei Pflanzen. (Mit 6 Tafeln) - 109 Mathematische Abhandlungen. HAGEN über Fluth und Ebbe in der Ostsee. - -» 2 ee... .$cte 1 ” KuMMER über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten und Nicht- resten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl it. . . . . - 19 VENCKE über den Cometen von Pons. (Achte Abhandlung) . » » » 2.2... - 461 Philologische und historische Abhandlungen. “Lepsıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, griechischen und römischen übronolo nie 2 Seite 1 ‘HoMEYER: Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels . . . ». 2. .-. 8 WEBER über die Yajrasüc! (Demantnadel) des Apaghosha . . » 2» 2 2... - 205 MoMmMSsEN: Codieis vaticani N. 5766 in quo insunt iuris anteiustiniani fragmenta quae dicuntur Vaticana exemplum addita transcriptione notisque ERIC a ee NE A et gechen 20208 “GeruARD über die Metallspiegel der Etrusker. Zweiter Theil. (Mit 4 Tafeln) . Seite 409 “WW. Grimm: bruchstücke aus einem unbekannten gedicht vom rosengarten . . - - 483 VBuscnMmAnN: Syftematifche Worttafel des athapaskifchen Sprachltamms. (Dritte Ahtheilung: des Apacheyı = un euer un a aeg = oh Y Scuott: Altajische studien oder untersuchungen auf dem gebiete der Altai-sprachen - 587 VGerHarD: Nachtrag zur Abhandlung über die Metallspiegel der Etrusker . . . - 623 Jahr 1859. N 27. Januar beging die Akademie der Wissenschaften den Jahres- tag Königs Friedrichs des Zweiten in einer öffentlichen Sitzung. Herr Trendelenburg eröffnete als Vorsitzender die Feier mit einem Vortrage: Friedrich der Gro[se und sein Staatsminister Freiherr von Zedlitz, eine Skizze aus dem preulsischen Unterrichts- wesen, dessen Abdruck in dem Monatsberichte erfolgt ist. Nachdem den Statuten gemäls über die im abgelaufenen Jahre stattgefundenen Personal-Veränderungen bei der Akademie Nachricht gegeben war, schlofs die Sitzung mit einem Vortrage des Herrn Homeyer über dieGenealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. Am 7. Juli wurde die öffentliche Sitzung zur Feier des Leib- nizischen Jahrestages durch Herrn Böckh als Vorsitzenden mit einer Gedächtnifsrede auf Leibniz in Verbindung mit einigen Worten über Alexander von Humboldt eröffnet, welche im Monatsberichte mitgetheilt worden sind. Hierauf hielt Herr Rei- chert, neu erwähltes Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse, seine Antrittsrede und wurde von Herrn Ehrenberg im Namen der Akademie begrüfst. Beide Ansprachen sind im Monatsberichte abgedruckt worden. Demnächst machte Herr Trendelenburg als Sekretar der philosophisch-historischen Klasse rücksichtlich der an dem Tage zur II Entscheidung kommenden Preisaufgabe des Jahres 1856 folgendes bekannt: Am Leibniztage des Jahres 1856 stellte die Akademie der Wis- senschaften auf das Jahr 1859 eine vollständige kritische Sammlung der aristotelischen Fragmente zur Preisaufgabe. Da Bewerbungs- schriften nicht eingegangen sind, so erneuert sie dieselbe heut mit folgenden Worten: „In der philosophischen Litteratur giebt es noch immer eine Lücke, für deren Ausfüllung bis jetzt nur in einzelnen Richtungen der Anfang gemacht ist. Aus den verlorenen Schriften des Aristo- teles finden sich im griechischen und römischen Alterthum, insbe- sondere bei den Commentatoren, Nachrichten und Bruchstücke zer- streut, welche sorgfältig gesammelt, kritisch gesichtet und mit dem vorhandenen Aristoteles verglichen, geeignet sein werden, unsere Kenntnisse von Aristoteles zu erweitern und zur Geschichte der Phi- losophie und Litteratur einen wesentlichen Beitrag zu liefern. Die Akademie stellt hiernach eine vollständige kritische Sammlung der aristotelischen Fragmente als Preisaufgabe. Die Bruchstücke des Aristoteles und die Stellen, welche sich auf dessen verlorene Schriften beziehen, sollen aus dem griechischen und römischen Alterthum, insbesondere aus den Commentatoren, ge- sammelt, kritisch behandelt und, so weit sich Anknüpfungspunkte bieten, mit den vorhandenen aristotelischen Schriften verglichen wer- den. Was etwa noch die arabische und orientalische Litteratur für Aristoteles enthalten mag, bleibt für jetzt ausgeschlossen. Was bis- her im Einzelnen für eine Sammlung geschehen, ist zu benutzen und zu berücksichtigen. Die Anordnung der Fragmente wird dem Urtheil der Bearbeiter überlassen; aber es ist der Schrift ein dop- II peltes Register beizufügen, wovon das eine die Schriften und Stellen, aus welchen die Fragmente entnommen sind, genau aufführt, ‘das an- dere die wichtigern Wörter und Gegenstände der Fragmente alpha- betisch verzeichnet. Die Arbeit kann zwar nach Wahl der Bewer- ber in deutscher, lateinischer oder französischer Sprache geschrieben werden, doch wird in diesem Falle eine lateinische Abfassung der Akademie erwünscht sein. Indem bei der Wichtigkeit der Sache die Akademie diese Preis- frage nunmehr erneuert, verdoppelt sie zugleich den Preis. Die ausschlielsende Frist für: die Einsendung der dieser Auf- gabe gewidmeten Schriften ist der 1. März 1862. Jede Bewerbungs- schrift ist mit einem Motto zu versehen und dieses auf dem Äulsern des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung des Preises von 200 Dukaten ge- schieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnizischen Jahrestage im Monat Juli des Jahres 1862. Überdies wird unter Bezug auf $ 67 der Statuten die philosophisch-historische Klasse, wenn die gekrönte Preisschrift sich zur Aufnahme in den noch rückständigen fünften Band der von ihr besorgten Ausgabe des Aristoteles eigenen sollte, nach näherer Verabredung mit dem Verfasser, Sorge tragen, dals die- ser Beitrag noch angemessen honorirt werde.” Herr Ehrenberg schlols mit einem Vortrage zum Gedächt- nils Alexander von Humboldt’s, welcher das Gemüthsleben des Hingeschiedenen ins Auge falste und von dem ein kurzer Auszug im Monatsberichte abgedruckt ist. Am 20. October wurde die öflentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs gehalten. Zur Einleitung wurde von Herrn Haupt ein Vortrag gelesen, den der durch einen Unfall am Vorsitz verhinderte Sekretar Herr Encke verfalst hatte. Er be- handelt die musterhaft anstrengurgsvolle Methode der geographischen b IV Ortsbestimmungen Alexander von Humboldt's auf den ausge- dehnten Reisen in Amerika und ist im Monatsberichte veröffentlicht worden. Nachdem noch den Statuten gemäls über wissenschaftliche Ar- beiten, welche gegenwärtig die Akademie beschäftigen, Nachricht ge- geben war, schlols Herr Ranke die Feier mit einem Vortrage über Wallenstein’s Katastrophe. Zu wissenschaftlichen Zwecken hat die Akademie im Jahre 1859 folgende Summen bewilligt: 300 Rithlr. dem Herrn Professor Gerhardt in Eisleben zur Heraus- gabe des 5. und 6. Bandes der Leibnizischen mathe- matischen Werke. 200 „dem Herrn Bibliothekar Förstemann in Wernigerode zur Herausgabe des 2. Bandes des Altdeutschen Na- menbuches. 200 „ dem Herrn Professor Bonitz in Wien zur Bearbei- tung eines Index zu der akademischen Ausgabe des Aristoteles. 200 „ dem Herrn Professor Schönemann in Brandenburg zur Anstellung physikalischer Beobachtungen. 300 ,„ dem Herrn Professor Rosenhain in Königsberg zur Herausgabe des Jacobi'schen mathematischen Nachlasses. 400 „ zur Herstellung eines Generalregisters der Monatsbe- richte der Akademie. 600 ,„ zu neuen Typen für das Corpus Inseriptionum Lati- narum. 120 „ dem Herrn Professor A. Weber hierselbst für die 11. Lieferung seiner Ausgabe des White Yajurveda. Personal-Veränderungen im Jahre 1859. Erwählt wurden: Herr Karl Reichert zum ordentlichen Mitgliede der physikalisch- mathematischen Klasse, am 10. März, bestätigt durch König- liche Kabinetsordre vom 4. April 1859. Ernst Heinrich Weber in Leipzig zum auswärtigen Mitgliede der physikalisch-mathematischen Klasse, am 21. Juli, bestä- tigt durch Königliche Kabinetsordre vom 5. August 1859. Adolph Würtz in Paris zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch-mathematischen Klasse am 10. März 1859. Moritz Jacobi in Petersburg zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch-mathematischen Klasse am 7. April 1859. Georg Gabriel Stokes in Cambridge zum correspondiren- den Mitgliede der physikalisch- mathematischen Klasse am 7. April 1859. Otto Hesse in Heidelberg zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch-mathematischen Klasse am 21. Juli 1859. Japetus Steenstrup in Kopenhagen zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch-mathematischen Klasse am 21. Juli 1859. Charles Hermite in Paris zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch-mathematischen Klasse am 11. August 1859. Georg Rosenhain in Königsberg zum correspondirenden Mit- gliede der physikalisch - mathematischen Klasse am 11. Au- gust 1859. Bernhard Riemann in Göttingen zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch-mathematischen Klasse am 11. Au- gust 1859. b2 VI Herr L&on Renier in Paris zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch-historischen Klasse am 30. Juni 1859. „ Heinrich von Sybel in München zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch - historischen Klasse am 30. Juni 1859. „ Georg Heinrich Bernstein in Breslau zum correspondi- renden Mitgliede der philosophisch -historischen Klasse am 30. Juni 1859. „ Ernest Renan in Paris zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch-historischen Klasse am 30. Juni 1859. „ Eduard Böcking in Bonn zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch-historischen Klasse am 30. Juni 1859. „ Wilhelm Giesebrecht in Königsberg zum correspondiren- den Mitgliede der philosophisch-historischen Klasse am 30. Juni 1859. Gestorben sind: Herr Alexander von Humboldt, ordentliches Mitglied der phy- sikalisch-mathematischen Klasse, am 6. Mai 1859. „. Karl Friedrich Wilhelm Dieterici, ordentliches Mit- glied der philosophisch-historischen Klasse, am 30. Juli 1859. „ Karl Ritter, ordentliches Mitglied der philosophisch- histo- rischen Klasse, am 28. September 1859. » Wilhelm Grimm, ordentliches Mitglied der philosophisch- historischen Klasse, am 16. December 1859. „ .Gustav Lejeune-Dirichlet in Göttingen, auswärtiges Mit- glied der physikalisch-mathematischen Klasse, am 5. Mai 1859. „ Joseph Diez Gergonne in Montpellier, correspondiren- des Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse, am 4. April 1859. VII Herr Louis Poinsot in Paris, correspondirendes Mitglied der phy- sikalisch-mathematischen Klasse, am 9. December 1859. „ Johann Friedrich Ludwig Hausmann in Götlingen, cor- respondirendes Mitglied der physikalisch - mathematischen Klasse, am 26. December 1859. „ William Prescott in Boston in Nord-Amerika, correspondi- rendes Mitglied der philosophisch -historischen Klasse, am 28. Januar 1859. „ Ludwig Ross in Halle, correspondirendes Mitglied der phi- losophisch-historischen Klasse, am 6. August 1859. »„ Charles Lenormant in Paris, correspondirendes Mitglied der philosophisch-historischen Klasse, am 24. November 1859. Verzeichnifs der Mitglieder der Akademie der Wissenschaften am Schlusse des Jahres 1859. I Beständige Sekretare. Herr Encke, Sekr. der phys.-math. Klasse. - Böckh, Sekr. der philos.-hist. Klasse. - Ehrenberg, Sekr. der phys.-math. Klasse. - Trendelenburg, Sekr. der philos.-hist. Klasse. I. Ordentliche Mitglieder Datum d. Königl. Bestätigung. —_— 1811 April 29. 1814 Mai 14. 1815 Mai 3. 1822 Febr. 7. 1822 April 18. der physikalisch- mathematischen der philosophisch - historischen Klasse. Klasse. m/s U nn /Ä Herr ®. Savigny, Veteran . - . Böckh, Yen .. » - Bekker, Veteran . . - Mitscherch . ... 3 Bopp, Veteran, oyue. us Magnus 3 = iEncke . 2» SER. 0. 1825 Juni2l. FuFichrenberg ,. up m. .nlalu 1827 Juni 18. - Meincke Nein . 1830 Juni 11. = a VHe Rosen. "2 ve E. essplklehr.is: 4 KBanke. .. 1832 Febr. 13. - Grimm er 1832 Mai 7. GerRose, kr. 6 1834 Juli 16. Steiner un cn Su ER. Sr . 1834 Juli 16. - Gerhard ® 1835 März 12, v. Olfers U RER . . 1837 Jan. 4. Dove . 1837 Jan. 4. Poggendorff 5 1839 Febr. 4. 1840 Jan. 27. der physikalisch- mathematischen der philosophisch - historischen Klasse, Herr Hagen . Rieß .. du Bois-Reymond Peters . Braun. . Klotzsch . Beyrich . Ewald. . Rammelsberg Kummer . Borchardt Weierstrafs Reichert . Klasse. Pe Herr Schott . Dirksen Pertz . oo Trendelenburg. . . Lepsius Homeyer Petermann Pinder Buschmann . Riedel Kiepert Weber Haupt . Parthey Mommsen IX Datum d. Körigl. Bestätigung. mn 1841 März 9. 1841 März 9. 1842 Juni 28. 1842 Juni 28. 1843 Jan. 23. 1846 März 11. 1850 Mai 18. 1550 Mai 18. 1850 Mai 18. 1851 März 5. 1851 März 5. 1851 Mai 24. 1851 Mai 24. 1851 Mai 24. 1851 Juli 16. 1851 Juli 16. 1853 Juli 25. 1853 Juli 25. 1853 Aug. 15. 1853 Aug. 15. 1855 Aug. 15. 1855 Dec. 10. 1855 Dec. 10. 1856 Nov. 19. 1857 Aug. 24. 1857 Aug. 24. 1858 April 27. 1859 April 4. IM. Auswärtige Mitglieder der physikalisch - mathematischen Klasse. der philosophisch - historischen Klasse. zT 00 u U 0 Herr Heinrich Ritter in Göttingen - Victor Cousin in Paris . . - Christian August Lobeck in Königsberg . Sir John Herschel in Hawkhurst in der Grafschaft Kent . Nu 2 5 RE le - Horace Wilson in Oxford - Francois Guizot in Paris Herr ‘Michael Faraday in®kondant. *. *. '. 1. 1. vr we i - Friedrich Gottlieb Welcker in Bonn . . Sir David Brewster in St. Andrews . . . Herr Jean Baptiste Biot in Paris NET EEE ee - Henry Rawlinson in London - Karl Hase in Paris - Friedrich Tiedemann in München“ nr. 1: u ee ee - J.Freiherr v. Liebig in München . - F. Wöhler in Göttingen . EEE 1, Se. Mel - K.Jos. Freiherr v. Bunsen inBonn - Friedrich v. Thiersch in München - Franz Neumann in Königsberg - Ernst Heinrich VVeber in Leipzig. Datum d. Königl. Bestätigung, u — 1532 Fehr. 13. 1832 Mai 7. 1832 Mai 7. 1839 Febr. 4. 1839 April 21. 1840 Dec. 14. 1842 Juni 28. 1846 März 11. 1846 März 11. 1850 Febr. 27. 1850 Mai 18. 1850 Mai 18. 1554 Juni 1. 1855 Aug. 15. 1855 Aug. 15. 1857 Aug. 24. 1358 April 27. 1558 Aug. 18. 1859 Aug. 5. Herr IV. Ehren-Mitglieder. William Hamilton in London . William Martin Leake in London Herzog Domenico di Serradifalco in Palermo Freiherr Anton von Prokesch-Osten in Konstantinopel Herzog Honore de Luynes in Paris Peter Merian in Basel . h Garabed Artin Davoud-Oghlou in Wien Fürst di San Giorgio Domenico Spinelli in Neäpst IEinnsER@untiusEnnG@öltıinzen a. Prinz Maximilian zu FWVied- Neuwied Peter von Tschichatschef . . . ... . Johannes Schulze in Berlin : Rudolph Freiherr von Sullfried- a in \ Berlin Edward Sabine in London William Hooker nKew . .”. : i } Fürst Friedrich von Salm-Horstmar in } Coesfeld ; Räja Radhakänta Deva in Caleutta. Datum d. Königl. Bestätigung. 1815 Juni 22. 1815 Juni 22. 1836 Juli 29. 1839 März 14. 1840 Dec. 14. 1845 März S. 1847 Juli 24. 1850 Mai 18. 1852 Nov. 29. 1853 Aug. 15. 1853 Aug. 22. 1854 Juli 22. 1554 Juli 22. 1855 Aug. 15. 1855 Aug. 15. 1856 März 19. 1858 April 27. V. Correspondirende Mitglieder. Physikalisch-mathematische Klasse. Herr Hermann Abich in St. Petersburg . . . Louis Agassiz in Boston George Airy in Greenwich Giovanni Battista ÄAmici in Florenz Friedrich FVılhelm August Argelander in Bonn Karl Ernst v. Baer in St. Petersburg Jean Baptiste Elie de Beaumont in Paris Antoine Cesar Becquerel in Paris P. J. van Beneden in Löwen George Bentham m Kew Pierre Berthier m Paris Theodor Bischoff in München . Jean Baptiste Boussingault in Paris Johann Friedrich Brandt in St. Petersburg Adolphe Brongniart in Paris i Heinrich Georg Bronn in Heidelberg . Ernst Brücke in Wien PROF. Robert Wilhelm Bunsen in Heidelberg . Francesco Carlini in Mailand . Karl Gustav Carus in Dresden WiichelnChasiesun@Bans Michel Eugene Chevreul in Paris 3 James Dana in New Haven, N. Amerika . Ernst Heinrich Karl v. Dechen in Bonn Jean Marie Constant Duhamel in Paris Jean Baptiste Dumas in Paris Daniel Friedrich Eschricht in Kopenhagen . Gustav Theodor Fechner in Leipzig. Vincenzo Flauti in Neapel. . » Elias Fries in Upsala Datum der Wahl. T—— ———n 1558 Oct. i4. 1834 März 24. 1834 Juni >. 1836 Dec. 1. 1836 März 24. 1834-Febr. 13. 1827 Dec. 13. 1835 Febr. 19. 1555 Juli 26. 1855 Juli 26. 1829 Dec. 10. 1854 April 27. 1856 April 24. 1839 Dec. 19. 1835 Mai 7. 1851 Febr. 6. 1554 April 27. 1846 März 19. 1826 Juni 22. 1827 Dec. 13. 1858 Juli 22. 1534 Juni 5. 1855 Juli 26. 1842 Febr. 3. 1847 April 15. 1834 Juni 5. 1842 April 7. 1841 März 25. 1829 Dec. 10. 1854 Juni l. Herr Christian Gottlob Gmelin in Tübingen - Heinrich Robert Göppert in Breslau - Thomas Graham in London - Asa Gray in Cambridge, N. Amerika . - Wilhelm Haidinger in Wien Sir William Hamilton in Dublin Herr Peter Andreas Hansen in: Gotha - Christopher Hansteen in Christiania - Hermann Helmholtz in Heidelberg - Charles Hermite in Paris - Otto Hesse in Heidelberg £ - August Wilhelm Hofmann in Bondon - Joseph Dalton Hooker in Kew - Joseph Hyrıl in Wien 5 - Moritz Jacobi in St. Petersburg . - Ludwig Friedrich Kämtz in Dorpat - Gabriel Lame in Paris -. Emil Lenz in St. Petersburg . - Urbain Joseph Le Verrier in Paris - Graf Guiglielmo Libri in London . - John Lindley in London - Joseph Liouville in Paris Sir Charles Lyell in London . Herr Karl Friedrich Philipp v. Merkiür in Mine - Henri Milne Edwards in Paris . - August Ferdinand Möbius in Leipzig - Hugo v. Mohl in Tübingen - Arthur Jules Morin in Paris . - Ludwig Moser in Königsberg - J. G. Mulder in Ütrecht ; Sir Roderick Impey Murchison in London Herr Karl Friedrich Naumann in Leipzig - Richard Owen in London - Francois Marie de Pambour in Paris - Theophile Jules Pelouze in Paris - Giovanni Plana in Turin - Jean Victor Poncelet in Paris - George de Pontecoulant in Paris Datum der VWVahl. De 1534 Febr. 13. 1839 Juni 6. 1835 Febr. 19. 1855 Juli 26, 1842 April 7. 1839 Juni 6. 1832 Jan. 19. 1827 Dec. 13. 1857 Jan. 15. 1859 Aug. 11. 1859 Juli 21. 1853 Juli 28. 1854 Juni 1. 1857 Jan. 15. 1859 April 7 1841 März 25. 1838 Dec. 20. 1853 Febr. 24. 1846 Dee. 17. 1832 Jan. 19. 1834 Febr. 13. 1839 Dec. 19, 1555 Juli 26. 1832 Jan. 19, 1847 April 15. 1829 Dec. 10. 1847 April 15. 1839 Juni 6. 1843 Febr. 16 1545 Jan. 23. 1847 April 15. 1546 März 19. 1836 März 24. 1839 Juni 6. 1851 Febr. 6. 1832 Jan. 19. 1832 Jan. 19. 1832 Jan. 19. ce2 XII Herr Johann Evangelista Purkinje in Prag 5 Lambert Adolphe Jacques Quetelet in Brüssel Heinrich Rathke in Königsberg . Henri Victor Regnault in Paris Anders Adolph Retzius in Stockholm Friedrich Julius Richelot in Königsberg Bernhard Riemann in Göttingen Auguste! de la Rive in Genf Georg Rosenhain in Königsberg Martin Sars in Christiania ink ink Dietrich Franz Leonhard v.Schlechtendal in Halle Christian Friedrich Schönbein in Basel Theodor Schwann in Lüttich . Marcel de Serres in Montpellier... . . . Karl Theodor Ernst v. Siebold in München . Japetus Steenstrup in Kopenhagen Georg Gabriel Stokes in Cambridge . 1 Friedrich Georg Wilhelm Struve in St. Petersburg Bernhard Studer in Bern Michele Tenore in Neapel . Ludolph Christian Treviranus in Bonn . Franz Unger in Wien. . Auguste Valenciennes in Paris Edouard de Verneuil in Paris Rudolph Wagner in Göttingen Wilhelm Weber in Göttingen Wilhelm FVertheim in Paris . Charles Wheatstone in London Adolph Wurtz in Paris... . . Philosophisch-historische Klasse. Joseph Arneth in Wien . George Bancroft in New York . Heinrich Barth in Berlin Theodor Bergk in Halle . Gottfried Bernhardy in Halle Georg Heinrich Bernstein in Breslau Ludwig Konrad Bethmann in Wolfenbüttel . Datum der Wahl. nn 1832 Jan. 19. 1832 Jan. 19. 1834 Febr. 13. 1847 April 15. 1842 Dec. Ss. 1842 Dec. S. 1859 Aug. 11. 1835 Febr. 19. 1859 Aug. 11. 1855 Juli 26. 1834 Febr. 13. 1856 April 24. 1854 April 27. 1826 April 13. 1841 März 25. 1859 Juli 21. 1859 April 7. 1832 Jan. 19. 1845 Jan. 23. 1812 Juni 25. 1834 Febr. 13. 1855 Juli 26. 1836 März 24. 1858 Oct. 14. 1841 März 25. 1834 Febr. 13. 1853 Febr. 24. 1851 Mai 8. 1859 März 10. 1853 Juni 16. 1845 Febr. 27. 1855 August 9. 1845 Febr. 27. 1846 März 19. 1859 Juni 30. 1852 Juni 17. Herr Samuel Birch in London ‚Eduard Boecking in Bonn. . Johann Friedrich Böhmer in Eraukkia a. M. Otto Boehtlingk in St. Petersburg . Graf Bartolomeo Borghesi in San Marino . Christian August Brandis in Bonn Celestino Cavedoni in Modena Peter v. Chlumecky in Brünn Charles Purton Cooper in London . Friedrich Christoph Dahlmann in Bonn Friedrich Diez in Bonn . Wilhelm Dindorf in Leipzig 4 Heinrich Lebrecht Fleischer in Leipzig . Georg FWilhelm Freytag in Bonn Jacob Geel in Leyden . ; Georg Gottfried Gervinus in Heidalberg Wilhelm Giesebrecht in Königsberg . Konrad Gislason in Kopenhagen Karl Wilhelm Göttling in Jena . Wilhelm Henzen in Rom , Brör Emil Hildebrand in Stockhiolen Otto Jahn in Bonn . PR Edme Francois Jomard in Paris Stanislas Julien in Paris . } Theodor Georg v. Karajan in Wien. Sigismund Wilhelm Koelle in Sierra Leone. J. E. Kopp in Luzern Hans Gottfried Ludwig a sglnteräi in Greifswald Johann Martin Lappenberg in Hamburg Christian Lassen in Bonn Philippe Le Bas in Paris Konrad Leemanns in Leyden K. Lehrs in Königsberg . . Johann PVilhelm Löbell in Bonn Adrien de Longperier in Paris Elias Lönnrot in Helsingfors . Datum der Wahl. m men 1851 April 10. 1859 Juni 30. 1845 Febr. 27. 1855 Mai 10. 1836 Juni 23. 1832 April 12. 1845 Febr. 27. 1858 März 25. 1836 Febr. 18. 1845 Febr. 27. 1845 Febr. 27. 1846 Dec. 17. 1851 April 10. 1829 Dec. 10. 1836 Juni 23. 1845 Febr. 27. 1859 Juni 30. 1854 März 2. 1844 Mai 9. 1853 Juni 16. 1845 Febr. 27. 1851 April 10. 1821 Aug. 16. 1842 April 14. 1853 Juni 16. 1855 Mai 10. 1846 März 19. 1829 Dec. 10. 1845 Febr. 27. 1846 Dec. 17. 1858 März 25. 1844 Mai 9. 1845 Febr. 27. 1846 Dec. 17. 1857 Juli 30. 1850 April 25. Joaquim Jose da Costa de Matedb in Liksähen 1838 Febr. 15. xV XVI Herr Johann Nicolas Madvig in Kopenhagen . Sir Graf Alberto della Marmora in Genua . Benri Martin n Remes . .... Georg Ludwig v. Maurer in München Giulio Minervini in Neapel Julius Mohl in Paris P. 4. Munch in Christiania Andreas Mustoxides in Corfu Karl Friedrich Neumann in München John O’Donovan in Dublin Franz Palacky in Prag Francis Palgrave in London Herr Amadeo Peyron in Turin Sir Thomas Phillipps in Middlehill . Herr August Friedrich Pott in Halle Ludwig Preller in Weimar ; Karl Christian Rafn in Kopenhagen . Rizo Rangabe in Athen . Felix Ravaisson in Paris Joseph Toussaint Reinaud in Paris Ernest Renan in Paris . . Leon Renier in Paris . Alfred v. Reumont in Florenz Friedrich Wilhelm Ritschl in Bonn Eduard Robinson in New York. Georg Rosen in Jerusalem . Giovanni Battista de Rossi in Rom Vicomte Emmanuel de Rouge in Paris . Joseph Roulez in Gent Paul Joseph Schaffarik in Prag . I; Anton Schiefner in St. Petersburg . . . Georg Friedrich Schömann in Greifswald . Jared Sparks in Cambridge, N. Amerika Leonhard Spengel in München ; Aloys Sprenger in Heidelberg . . . . . Christoph Friedrich Stälin in Stuttgart . Heinrich v. Sybel in München Ludwig Uhland in Tübingen . Datum der Wahl. — \ 1836 Juni 23. 1844 Mai 9. 1855 Mai 10. 1854 Juni 15. 1852 Juni 17. 1850 April 25. 1847 Juni 10. 1815 Juni 22. 1829 Dec. 10. 1856 Febr. 14. 1845 Febr. 27. 1836 Febr. 18. 1836 Febr. 18. 1845 Febr. 27. 1550 April 25. 1855 Mai 10. 1845 Febr. 27. 1851 April 10. 1847 Juni 10, 1850 April 25. 1859 Juni 30. 1559 Juni 30. 1854 Juni 15. 1845 Febr. 27. 1852 Juni 17. 1858 März 25. 1853 Juni 16. 1854 März 2. 1855 Mai 10. 1840 Febr. 13. 1858 März 25. 1824 Juni 17. 1845 Febr. 27. 1842 Dec. 22. 1858 März 25. 1846 Dec. 17. 1859 Juni 30. 1845 Febr. 28. Herr Andreas Uppström in Upsala Th. Hersart de la Villemarque in Paris . . Louis Rene Pillerme in Paris Johannes Voigt in Königsberg Wilhelm Wackernagel in Basel. . Natalis de FWailly in Paris Georg Waitz in Göttingen . . Jean Joseph Marie Antoine de Witte in Paris . Wuk Stephanowitsch Karadschitsch in Wien BIBI — Datum der Wahl. T—T————— a > 1858 März 25. 1851 April 10. 1856 Febr. 14. 1546 Dec. 17. 1851 April 10. 1858 März 25. 1812 April 14. 1845 Febr. 27. 1850 April 25. XVII Ds ’ ö I ah: ; 1 aha 7 u T J 1 IN i . L a Na - { 1 [1 u Kl u + \ N wi De u N Ai un ’ > \ U: ) E28 yr Ze Fr = x " s ER u AN ee A, BP j ha Ba R RT - I { vs . 2 y N = B % o f N En u ‘a eh } DNADER j aa erh & j j ' HS Se 14 d I Er u # Y ) ü ’ TeuR A R: f “ j E Ri s » a > j N N er * ur B j » u - » J R i Al / v4 JACOB GRIMMS REDE AUF SCHILLER A: Petrarca vor schon fünfhundert jahren von Frankreich aus zu Cöln, damals der gröszten deutschen stadt, unsern boden betrat, zog ihn ein schau- spiel an, wie es seine augen nirgendwo erblickt hatten. es war Johannis- abend, er sah scharen des volks wallen an des Rheines ufer, zierlich geklei- dete, mit kräutern gegürtete frauen ihre weiszen arme aufstreifen und zum strome tretend unter gesängen oder leise gemurmelten sprüchen diese kräu- ter in die flut werfen. auf sein befragen erfuhr dann der fremde gast, es sei ein althergebrachter brauch, den man alljährlich wiederhole, auch in künf- tigen zeiten nicht unterlassen dürfe. dem volksglauben gelte für wahr, dasz mit den eingeworfnen, Rheinab flieszenden kräutern (und vermutlich waren dazu bestimmte auserlesen) alles unheil des nächsten jahres weggeschwemmt werde. diese schöne sitte, deren genaue schilderung uns entgeht, deren wirksame übung der welsche dichter vom Rhein auch nach der Tiber ver- pflanzt wünschte, ist dennoch nachher, wie das meiste aus unsrer vorzeit er- loschen ; neue feste treten an die stelle der alten. Welchen ausländischen mann nun heute sein weg durch Deutschland an einem oder dem andern ende geführt hätte, seinem blick wären in allen oder fast allen städten festliche züge heiterer und geschmückter menschen begegnet, denen unter vorgetrag- nen fahnen auch ein prächtiges lied von der glocke erscholl, selbst drama- tisch dargestellt wurde. der frohernste gesang, die gewaltige fassung, hätte ihm jeder mund berichtet, sei von unsrer gröszten dichter einem, dessen vor hundert jahren erfolgte geburt an diesem tage eingeläutet und begangen werde. glocken brechen den donner und verscheuchen das lange unwetter. ach könnte doch auch, wie mit jenen blumen das unheil entflosz, an hehren festen alles fortgeläutet werden, was der einheit unseres volkes sich entgegen stemmt, deren es bedarf und die es begehrt! [82] J. Grimm: Des unsterblichen sängers uns schon in vorahnungen einigendes anden- ken zu feiern ist die aufgabe. wer die geschichte durchforscht musz die poesie als einen der mächtigsten hebel zur erhöhung des menschengeschlechts, ja als wesentliches erfordernis für dessen aufschwung anerkennen. denn wenn jedes volkes eigenthümliche sprache der stamm ist, an dem alle seine innersten kenn- zeichen sich darthun und entfalten, so geht ihm erst in der dichtung die blüte seines wachsthums und gedeihens auf. poesie ist das wodurch uns unsere spra- che nicht nur lieb und theuer, sondern woran sie uns auch fein und zart wird, ein sich auf sie nieder setzender geistiger duft. eines volkes sprache, wel- chem keine dichter auferstanden sind, stockt und beginnt allmälich zu wel- ken, wie das volk selbst, dem solche begeistrung nicht zu theil ward, zu- rückgesetzt und ohnmächtig erscheint gegenüber den andern sich daran er- freuenden. der einzelne dichter ist es also, in dem sich die volle natur des volks, welchem er angehört, ausdrückt, gleichsam einfleischt, als dessen ge- nius ihn die nachwelt anschauen wird, auf den wir mitlebenden aber schon mit den fingern zeigen, weil er unsere herzen gerührt, unsern gedanken wärme und kühlenden schatten verliehen, einen des lebens geheimnisse auf- drehenden schlüssel gereicht hat. diese sätze sind genau und nichts läszt sich davon abdingen, doch ruht aller nachdruck im heimischen grund und boden, dem sich kein auf ihm geborner mensch entzieht und den fremde fusztritte entweihen. fremde dichter können uns lange gefallen, sie waren aber immer noch nicht die rechten, und sobald der rechte in unsrer mitte erschienen ist, müssen sie weichen. auf weltbürgerlicher stelle mag ich be- wundern was das ausland, was das alterthum erzeugte, von kindesbeinen an stehen uns griechische und römische muster als mahner oder hüter zur seite, sie dringen uns das ungeheuchelte bekenntnis ab, dasz nichts darüber hin- ausgehe, und doch fühlen wir unermeszliche zwischen ihnen und den forde- rungen unsers eignen lebens zurückbleibende kluft. einer unsrer alten dich- ter, als er eben die herlichkeit vergangner, nie wiederkehrender zeit ge- schildert hat rutt aus: ich möchte doch nicht dabei gewesen sein, wenn ich jetzt nicht wäre! damit erkennt er das recht und den vorzug der gegenwart an, die uns zu anderm hintreibt, zu anderm rüstet und wafnet, durch ande- res erhebt und erstärkt als die vergangenheit. wer wollte den alten dich- tern anhängen, wenn er die neuen um sie müste fahren lassen ? rede auf Schiller. 3 Längst waren uns sprache und dichtkunst der eignen frühen vorzeit ausgestorben und nur trümmer sind davon übrig geblieben, die lebensvollen gedichte des mittelalters drückte träge vergessenheit; als endlich der staub wieder von ihnen abgeschüttelt wurde, vermochten sie nicht mehr warn an das volk zu treten, aus dessen augen das bild einer groszen einheimischen poesie entschwunden gewesen wäre, hätten es nicht plötzlich zwei fast un- mittelbar am horizont des vorigen jahrhunderts aufleuchtende gestirne her- gestellt und unsern stolz von neuem emporgerichtet. ohne sie hätte unsere literatur doch nur niedere stufen einnehmen können, durch sie ist sie zu den höchsten erhoben worden. nach langem ausruhen brachte die natur diese beiden genien hervor, deren glanz sich über die grenzen ihres vaterlandes, über das gesamte Europa ausbreitet, das ihnen nichts mehr an die seite zu stellen hat; ihre werke sind bereits vorgedrungen in alle sprachen, denen heute die macht lebendiger, ausgebildeter rede beiwohnt. was braucht es mehr ? Göthe und Schiller stehen sich so nahe auf der erhabnen stelle, die sie einnehmen, wie im leben selbst, das sie eng und unauflöslich zusammen verband, dasz unmöglich fiele in der betrachtung sie von einander zu tren- nen. zwar geht Göthe an alter seinem genosz um zehen jahre voraus und überlebte den zu früh geschiednen noch zwanzig jahre hin. nachdem, wie zu geschehen pflegt, sie erst eine zeitlang sich nicht näher getreten und fast aus dem wege gewichen waren, wurde ihr beisammensein wiederum ein vol- les jahrzehend desto vertrauter und gewissermaszen sich bedingend. hatte Göthe anfangsSchillers treibende kraft gemieden, dieser in jenes ruhe sichnicht gleich finden können, so äuszerten hernach beide in ergibigster fruchtbarkeit ihrer werke begriffen, wechselsweise förderlichen, für unsere literatur den heilsamsten einflusz aufeinander. in vielem einverstanden oder auch sich verständigend wandelte jeder von ihnen seine eigne bahn, und je sichtbarer diese abwichen desto mehr ist ihnen gelungen sich auf das erfreulichste aus- zufüllen und zu ergänzen. Selten wol flieszzen dem beobachter eines groszen dichterlebens so nachhaltige und ungetrübte quellen wie für sie beide. nicht nur in ihren manigfachen werken ist eine fülle von aufschlüssen über das was sie bewegte enthalten, sondern ihre briefe, die man der welt mit vollem fug nicht ver- sagt hat, gewähren die lautersten und willkommmensten bekenntnisse. in 1: 4 J. Grimm: Göthes dichtung und wahrheit aus seinem leben, in dieser unvergleichlichen selbstschilderung reihen sich kostbare nachrichten über das von früher ju- gend her erlebte an mittheilungen die er uns von seinen freunden und be- kannten macht, schade nur, dasz sie gerade für die zeit des engen bundes g ihrer vielsei- tigen und unerschöpflichen gaben sind sodann auch von einsichtigen männern mit Schiller versiegen. Beide dichter, in dem weiten umfan so fruchtbar verglichen und erwogen worden(‘), dasz es schwer halten müste den ergebnissen solcher forschungen neues oder wichtiges hinzu zu fügen, ihre gedichte sind uns nun so geläufig, dasz unmöglich wäre am heutigen tage schlagende stellen aus ihnen anzuführen, die nicht allerwärts in mund oder gedanken schwebten. nur darf eins dazu beherzigt werden. wie bei genauer zergliederung jedes in seiner art vollkommnen und muster- haften gegenstandes nothwendig einzelne unebenheiten und mängel erschei- nen, wird auch der am edelsten und glücklichsten gebildete mann doch hin und wieder schwächen kund geben und selbst damit den wahrhaft mensch- lichen grund und beruf seines lebendigsten wesens nicht verleugnen. diese fehler oder narben pflegen aber allmälich zurückzutreten und mit dem glanz seiner vorragenden eignschaften zu verwachsen, so dasz sie der schönheit und würde des ganzen weiter keinen abbruch thuend die zutraulichkeit des uns vortretenden bildes noch ausbündiger machen. Ohne zweifel äuszern landesart und in frühen jugendjahren eingesogne, um nicht zu sagen angeborne gewöhnungen in dem übrigen leben unauslösch- liche wirkung; deshalb liegt es für die nähere beleuchtung der eigenthüm- lichkeit beider dichter nicht ab von einem landschaftlichen unterschied aus- zugehn. Riehl in seinem schönen buche von den Pfälzern, in welchen er fränkisches und alemannisches blut, doch mit vorgewicht des ersten, ge- mischt findet und absondert, hat den heutigen Franken für rührig, geschmei- dig, lebensklug erklärt, den Alemannen, von Schwaben bis in die Schweiz hinein, für stolz, trotzig, grübelnd, demokratisch. nun erscheint uns auch Schiller ein empfindsamer, phantasiereicher, freidenkender Schwab, Göthe ein Franke mild, gemessen, heiter, strebsam, der tiefsten bildung offen. man darf weiter gehen und diese beiwörter zunächst noch in andere ihnen entsprechende oder verwandte umsetzen, jenen sehen wir dem sentimentalen, (*) am geistreichsten von Gervinus im fünften bande, der krone seines werks. rede auf Schiller. 5 dramatischen element, diesen hingegen dem naiven und epischen zugewandt, Schiller wird idealistisch, Göthe realistisch gesinnt, Schiller farbiger, Göthe einfacher heiszen dürfen und sollte hier einmal eine ähnlichkeit aus unsrer älteren poesie anschlagen, so würde sich Göthes kristallene klarheit mit Got- frieds von Straszburg, Schillers geistiger aufflug mit dem Wolframs von Eschenbach wol vergleichen lassen. Bedeutsam aber und aufs glücklichste vermittelnd war, dasz sie beide nach Thüringen gezogen wurden und in die- sem mehr als sonst ein andres deutsches freundlichen und anmutenden lande ihr leben zubrachten, gerade wie schon im mittelalter der thüringische hof deutsche sänger aller gegenden um sich versammelt, in schutz und pflege ge- nommen hatte. sodann erklärt sich, warum in Süddeutschland Schillers, besonders die früheren gedichte groszen anklang, die von Göthe ausgedehn- teren beifall im mittleren und nördlichen theile fanden, eigentlich aber wurde die poesie beider dichter zusammen bald die wolthätigste einung aller enden des volks, ein wahrer schluszstein für die längst entschiedne fortan unabän- derliche herschaft des hochdeutschen dialects. in hochdeutscher sprache geht gewissermaszen auf was in den übrigen mundarten sich entgegentrat, und in Göthes und Schillers gedichten sind ja auch die eben an ihnen wahrge- nommnen gegensätze vielfach geschwunden, so dasz, andere schriftsteller hinzugehalten, dieser naiv und jener ideal erscheinen musz. Wie erschüttert und aufgerührt von den manigfaltigsten eindrücken des äuszeren lebens, von den inneren regungen der literatur war die zeit, in welcher diese dichter, jung und freudig, ihre schwingen entfalteten und em- por hoben. unser darauf gefolgtes geschlecht, wahr ists, hat schwerere und gröszere tage gesehn, wir waren gebeugt unter feindes joch und unser nacke gieng wieder frei daraus hervor, unsere geschicke liegen unerfüllt, aber wir stehen gestärkt und schauen in zuversicht dem künftigen entgegen. damals im zweiten theil des vorigen Jahrhunderts lebten alle gemüter noch sorglos auf schwankender decke der erwartungen, auf flutender see heiszer, unsiche- rer wünsche. noch unverhallt war der jubel, dasz Preuszens groszer könig die übermütigen zu paren getrieben und Deutschlands eigne kraft lebendig behauptet hatte; dann trat die befreiung Amerikas dazwischen, von Frank- reich her am fernen himmel und immer näher begann der donner seiner um- wälzungen zu rollen. in der literatur war auf den enthusiastischen klop- stockischen zeitraum, der unsrer sprache adel und selbstvertrauen einge- 6 J. Grimm: haucht, doch mit dem erhabnen zu verschwenderisch haus gehalten hatte, Lessings tiefere einwirkung erfolgt, vor der eine schar von verjährten irrthü- mern die segel streichen muste, die geistige unabhängigkeit des volks war von grund aus neu gefestigt, auf die lauterkeit des classischen studiums und zugleich auf das heimische alterthum gedrungen, wenn auch nicht mit zurei- chenden mitteln. die bekanntschaft mit Shakespeare, die verdeutschung Ho- mers, die entdeckung Össians steigerte und verbreitete auf weg und steg einen überströmenden wechsel aller eindrücke, Kants männlichstrenge philosophie fieng an die empfängliche jugend auch wieder abzutrocknen und ernst zu stim- men. Als nun Göthe und nicht lange hernach Schiller im eigentlichen sinne die- ses schönen worts erschienen und unter uns wandelten, zeigte sich wohin ihr fusz getreten war, lebendige spur; diese kraft war noch unbändig und unge- heuer, sie begann sich bei Göthe bald, bei Schiller langsam zu beschwichtigen und dann je länger je mehr ungeahnte wunder auszurichten. das aber war vom ersten ihrer erzeugnisse an nicht zu verkennen und wurde bis in ihre letzten fortgefühlt, dasz hier reichthum der gedanken, wärme der empfindung, leichtigkeit des auffassens und auszerordentliche, vorher noch gar nicht da- gewesene sprachgewalt zusammentrafen. Wir rühren wieder die uralten zwei hauptgattungen der poesie an, in welchen sie sich neue bahn zu brechen hatten, epos und drama, denn von der lyrischen dichtung, deren quelle sich zu keiner zeit stopfen liesz, wird weniger zu reden nöthig sein. nun ist es wahr, dasz der durchsichtige, nie still stehende flusz eines gewaltigen ereignisses, von dem einmal das volk durchdrungen gewesen sein muste, hinter welchem strom der dichter ganz verschwindet, unsrer neuen zeit viel weniger zusagt. in dem drama tritt uns die begebenheit selbst unmittelbar und leibhaftig vor augen, so jedoch dasz sie nicht einfach einher schreite, sondern mit und aus allen innern, sich sonst bergenden triebfedern enthüllt werde, d. h. sie musz geschürzt sein und lö- sung empfangen. in solchem schürzen oder verflechten liegt eben der ganze reiz der handlung, sei es dasz der knote aus einander entwirrt oder von der o’ hand des schicksals durchhauen werde, die dramatische verflechtung ist es, die den zuschauer einnimmt und seiner selbst vergessen macht, ohne sie würde er gar nicht in spannung gerathen noch darin dauern. hinter jeder rolle steckt und steht aber der dichter. rede auf Schiller. 7 Es sei gestattet einen augenblick und ganz kurz den blick rückwärts nicht weiter als in den beginn des vorigen Jahrhunderts zu richten. wenn man Gellerts poesielose Orgons und Damonsstücke liest (und ich lese sie schon der sauber gehaltenen sprache wegen nicht ohne vergnügen), so zeigt sich darin, selbst in seinen schäferspielen, dramatisches geschick. vollen gegensatz zu ihm macht Klopstock, dieser geniale dichter konnte sich nie aus dem pathos losreiszen und seine biblischen trauerspiele wie die Hermannschlacht sind im- mer undramatisch, die gemiedenen verse statt der gewählten prosa, woneben er unaufhörlich oden einschaltet, würden ihm weniger hinderlich sein. die Hermannschlacht gemahnt dennoch zuweilen an Göthes Götz, dem sie nur ein paar jahre vorausgieng. desto entschiedner und von eingreifender, hin- haltender wirkung ist Lessings hohe gabe, bei ihm sind nicht blosz funken, die flamme des drama glüht bis herab auf seine unnachahmlichen bedienten und zofenrollen, die er so fein aus dem leben greift, während in Minna, Emilia und im Nathan durchgehends eine bisher unerhörte kraft der ver- wicklung bewundert werden musz. sichtbar zu sehen ist schon in Schillers Fiesko einflusz der Emilia, noch stärkern hatte Nathan auf don Carlos, das erste von Schiller in versen geschriebne stück, und diese verse, so weit hinter den flüssigen der braut von Messina sie bleiben, sind doch beträcht- lich besser gebaut als die lessingischen. an sich aber that seiner ausnehmen- den dramatischen begabung gleich von anfang an die prosaische form weder in den räubern noch in kabale und liebe den geringsten eintrag; in allen tra- gödien, die er dichtete, liegt sie eben so ungeschwächt am tage, ja der von ihm widerwillig vollendete, vielmehr liegen gelassene roman des geister- sehers erregt durchgehends anhaltende drastische spannung. Man kann nur sagen, dasz Schiller im Wallenstein, zumal dem lager, hernach im Tell die höchsten ziele erreichte und wahre befriedigung zu wege bringt; nicht ganz gleich stehen ihnen Maria Stuart, die jungfrau und die feindlichen brüder, zum theil aus gründen, die hier unerörtert bleiben müssen; es ist kein zu- fall (wie der freilich grosze, dasz er auf einen und denselben tag mit Luther geboren war), dasz auch ohne es zu wissen, noch darauf auszugehn, die einheimischen stoffe ihm allermeist, minder die aus fremder geschichte ent- lehnten gelangen. für komödie zeigte er weder neigung noch beruf, er war vollkommen ein tragischer dichter. was aus seinen unvollendet hinterlasse- nen, fast nur entworfnen stücken, dem Demetrius, Warbeck und den Mal- S J. Grimm: tesern geworden wäre, steht kaum zu ermessen, nach dem eben vom deut- schen stoffe gesagten, nach der langsamkeit, womit er über diesen entwür- fen brütete, aber läszt sich annehmen, dasz uns weit ein gröszerer verlust betroffen hätte, wenn Wallenstein liegen geblieben wäre. Zum Wallenstein hat ihn auch Göthe mit rath und that ermuntert, wie er ihn nachher bei allen seinen späteren arbeiten unterstützte. dieser mächtige geist, dessen überlegenheit zu fühlen und anzuerkennen Schillern gar nichts kostete, so sehr ihm anlag seine eigne, besondere natur fest zu halten, war von grund aus ein andrer, verschiedner. Göthe gab sich lieber der behaglichen erzählung hin, als dasz es ihn auf tragische anhöhen getrie- ben hätte und selbst in seinen dramen, die einem solchen ausgang entgegen geführt werden, hört man nicht so oft den boden schüttern und dem schlusse nahe das gebälk der fabel erkrachen, als es der tragödie gemäsz gewesen wäre. schon im Götz, der ersten aller seiner groszen conceptionen, die los gelassen ist und ungezähmt gleich den räubern, wohnt viel ein milderes, schöneres masz, und drei oder vier umarbeitungen, die der dichter zu ver- schiedner zeit damit vornahm, um das werk bühnengerecht zu machen, die- ser fortgesetzte, jedesmal anziehende versuch des umgieszens bezeugt es, wie schwer Göthe von den undramatischen bestandtheilen abliesz, deren das stück voll war, das sich auch nicht auf den bretern behaupten konnte. nicht eben anders sind im Egmont, den Schiller einmal unschonend für das theater zuschnitt, die auftritte aneinander gereiht, und Tasso, an empfin- dungen des dichters so reich und in dessen innerstes blicke werfend, hat nur schwach wirkende dramatische handlung, in der Iphigenie ist sie bedeutender und wie mild glänzt der dichtung schlusz. in der Eugenie hingegen folgen die einzelnen scenen unverflochten hintereinander und kein anderes werk Göthes ist kälter aufgenommen worden, obschon es die fülle von wahren betrachtungen und empfindungen über die weltlage enthält, es sollte weiter fortspinnen und der plan liegt uns vor, die ausführung unterblieb; einige kleinere, ältere stücke, die mitschuldigen oder die geschwister sind dramatischer entwickelt. ganz seinem epischen trieb überliesz sich Göthe in Hermann und Dorothea oder selbst im Reineke, welchem das gangbare niederdeutsche gedicht überall grundlage bot; unausführbares zu wagen war sonst des dichters sache nicht, nur dasz er eine Achilleis begann, die beim ersten gesang stehen geblieben ist und von der man sagte, dasz sie keinen vers enthalte, den Homer hätte rede auf‘ Schiller. 9 können brauchen, auch eine früher gewollte Nausikaa kam nicht zum ersten angrif. von Schiller ist zwar berichtet, dasz er epische gedichte zu ver- suchen gedachte, bald Friedrich den groszen, hernach Gustav Adolf besingen wollte, er hat nicht einmal hand angelegt, wol aber nicht unterlassen seinen freund zu Hermann und Wilhelm Meister aufzumuntern, über dessen anlage und abfassung der briefwechsel beider dichter reichliche mittheilung enthält. Was soll man von dem groszartigsten aller gedichte Göthes überhaupt sagen, das zu gewaltig ist, um in irgend einen andern rahmen zu gehen? ich meine Fausts ersten theil, den er selbst nicht zu vollenden vermochte, wie er begon- nen war, und welchen die fernste nachwelt anstaunen wird; für ihn gibt es keine regel als die selbeigne, in ihm mangeln auch höhere dramatische kunst und vollendung nicht. es ist aber auch einzusehen, dasz in den göthischen romanen, an die wiederum ihr eigner maszstab will gelegt sein, namentlich im Meister und in den wahlverwandtschaften, die erzählung von kunstreich und lebendig, beinahe wie im drama waltenden elementen gestützt und getragen groszen aufwand und gelenksamkeit der verwickelungen entfaltet, obschon ein epischer ton vorherscht, von dessen anmut in Schillers geister- seher so gut wie gar nichts zu spüren war. Vorhin wurde in Schiller der sentimentale, in Göthe der naive zug angenommen, womit zusammenhängen dürfte, dasz jenem im voraus die darstellung von männern, diesem die der frauen gelingt, eben weil die frau gern naiv oder nach Kants ausdruck em- pfindlich bleibt, der mann leicht empfindsam wird. mit Gretchen, Käthchen der Mignon und Öttilie läszt sich nichts bei Schiller vergleichen, der hoch die würde der frauen sang, wogegen Göthes Egmont, Brackenburg, Meister, Eduard schwächere naturen sind als Wallenstein und Tell. daher rührt, dasz frauen stärker von Schillers männern, männer von Göthes frauen sich angezogen fühlen. überhaupt betrachtet erscheint das tragische talent in Schiller entschiedner und gröszer als in Göthe, der vielleicht, wenn er sie hätte anbauen wollen, zur komödie bedeutendes geschick gehabt hätte. Bei Göthe überwog die anziehungskraft der natur und er hat auf pflan- zen, steine, thiere und auf die physiologie insgemein lange, ernste studien gerichtet, die farbenlehre muste ihn mitten unter philosophen und natur- forscher leiten, die hier seinen beobachtungen und ergebnissen fast zu wenig einräumen. Schiller dagegen, obgleich er anfangs mediein studiert und getrieben hatte, was nicht ohne einflusz auf seine entwicklung blieb, fühlte 5) Fr 10 J. Grımm: sich zu geschichte, politik und zu philosophischem nachdenken aufgelegt. der geschichte führte ihn schon seine äuszere stellung nachher in Jena ent- gegen und beim Fiesco, Carlos, Wallenstein und den meisten übrigen dra- men hatte es vielfacher historischer forschung bedurft; es ist wahr, dasz er gern wieder davon abbrach, sobald das nöthige erlangt war und er ausschliesz- lich zur dramatischen arbeit selbst zurücklenken konnte. die historische schule gesteht ihm in ihrem fach nichts eigenthümliches von werth und gehalt zu, ist aber doch nachzugeben gezwungen, dasz eben durch ıhn in Deutsch- land der geschichtliche vortrag lebendiger und dasz dem groszen publicum vorher wenig bekannte gegenstände, die begebenheiten des abfalls der Nie- derlande und des dreiszigjährigen krieges nunmehr geläufiger wurden, was sodann auch gründliche forschung anderer gelehrten zur folge haben muste. Grüner in seinem briefwechsel mit Göthe erzählt, dasz er diesem einmal den dreiszigjährigen krieg habe leihen müssen, hernach ihn bis zu thränen darü- ber bewegt angetroffen habe: durch erneute lesung des buchs mochte das andenken an den verstorbnen freund überaus lebhaft erregt worden sein. bemerkenswerth ist, welchen unverwischbaren eindruck die dramatische aus- prägung historischer gestalten überhaupt hinterläszt, so wie Shakspeare eng- lische könige, Schiller Wallenstein, Tell, Maria, Johanna dargestellt haben, haften sie in der leute gedanken, allen erinnerungen der geschichtforscher zum trotz. die eingebung des dichters schreitet über diese hinaus und es kann nicht anders sein, auch die griechischen tragiker haben gewalt über das was wirklich geschah und geben uns gleichsam eine verklärte, höhere wahrheit. Das gebiet der philosophie beschritt Schiller, nachdem ihm schon früher Spinoza zu ihun gemacht hatte, mit gröszerem eindruck und erfolg, seit, wie bereits oben erwähnt wurde, Kants lehren sich immer stärker bahn brachen, namentlich in Jena durch Reinhold verbreitet waren. die kritik der ästhetischen urtheilskraft veranlaszte Schillers briefe über die ästhetische erziehung des menschen und hernach die schöne abhandlung über naive und sentimentale diehtkunst, worin, was bereits Gervinus angemerkt hat, der volle gehalt des bald darauf herschend werdenden unterschieds zwischen classischer und romantischer poesie steckte. diese bedeutungsvollen, von lebhafter denkkraft zeugenden grundlagen lieszen sich gern auf anwendungen, wie sie nur der dichter machen konnte, ein, sie waren es, die Göthes auf- merksamkeit nicht entgiengen und den engen bund beider männer heranführ- rede auf Schiller. 11 ten. Schiller, dem es nicht an Kants gerüste genügte, strebte dessen ab- stractionen objeetiver zu machen und die reine speculation auch mit den stoffen und formen zu paaren; diese ergebnisse wurden sein völliges eigen- thum und giengen weiter als der Königsberger weltweise vordringen konnte, der ohne eigentliche und genaue bekanntschaft mit den dichtern war. Poesie und philosophie, finde ich, haben ein groszes merkmal zusammen gemein, das dasz sie werkzeug und ausrüstung bei sich selber tragen, nicht wie andere wissenschaften erst auf äuszere quellen und vorgänger zurückzuschauen brau- chen. jeder wahre philosoph musz immer von vornen anfangen, sein system auf eigene hand und unterlage errichten, ohne die es bald wanken und zu- sammenbrechen würde; der dichter hat nicht lange vorbereitung nöthig, keine buchgelehrsamkeit noch zulieferung, plötzlich hebt er seine stimme und aus seiner kehle schallt was ihm der genius eingab, ihm mag das erste, zweite und alsobald das dritte examen geschenkt werden, damit nicht die prüfer vor dem geprüften den kürzern ziehen müssen. neben dieser wesent- lichen unmittelbarkeit und dem autokratorischen gehalt aller dichterischen und philosophischen schöpfungen erscheint aber der wichtige unterschied, dasz dem dichter auch eine sofortige einwirkung auf das volk zusteht, dem philosoph nur eine langsamere gestattet ist. denn jener geht gerades weges auf das gemüt der einzelnen los, die philosophische lehre hat gleichsam erst zwischenräume zu durchdringen und läuft gefahr, sich in zunftmäszigem dog- matismus unterdessen abzuschwächen. auch dichterschulen entspringen, sind aber steis ohne nachhaltigen einflusz und nach überstandener langweile fast unschädlich geblieben. Aristoteles, der harte kopf, wurde noch bis in das mittelalter hinein von den mönchen gelesen, welche frucht durfte er damals bringen? besser, den sie nicht mehr fassen konnten, er wäre vollends aus ihrer hand geblieben zu einer zeit, wo Homer und die griechischen tragiker in langem, dumpfem schlummer lagen, der beim wiedererwachen der classi- ker ihrer ewigen frische nichts benahm. Vielfach ist der glaube unsrer beiden groszen dichter schnöde ver- dächtigt und angegriffen worden von seiten solcher, welchen die religion statt zu beseligendem friede zu unaufhörlichem hader und hasz gereicht. zu den tagen der dichter war die duldung gröszer als heute. welche verwegen- heit heisztes, dem der blinder gläubigkeit anheim fiel oder sich ihr nicht gefan- gen gab, frömmigkeit einzuräumen und abzusprechen; der natürliche mensch 9* 12 J. Grimm: hat, wie ein doppeltes blut, adern des glaubens und des zweifels in sich, die heute oder morgen bald stärker bald schwächer schlagen. wenn glau- bensfähigkeit eine leiter ist, auf deren sprossen empor und hinunter, zum himmel oder zur erde gestiegen wird, so kann und darf die menschliche seele auf jeder dieser staffeln rasten. in welcher brust wären nicht herzqnälende gedanken an leben und tod, beginn und ende der zeiten und über die unbe- greiflichkeit aller göttlichen dinge aufgestiegen und wer hätte nicht auch mit andern mitteln ruhe sich zu verschaffen gesucht, als denen die uns die kirche an hand reicht? jedermann weisz dasz Lessing, sich aus den bedenken win- dend, oft ganz unverhalten redet, auf ihn geht die bezeichnung eines frei- geistes oder freidenkenden vollkommen so rühmlich als zutreffend, da sie ihrem wortsinne nach etwas edles und der natur des menschen würdiges aus- drücken, dem mit freien, unverbundenen augen vor die geheimnisse der welt und des glaubens zu treten geziemt. warum verkehren und verunstalten sich doch die besten, reinsten wörter! Göthe hat sich an zahllosen stellen, die hier nicht auszuwählen wären, zumeist im Faust, über die höhen und tiefen unseres daseins mit voller kühnheit dargegeben, anderemal wo es der zweck seiner mittheilungen erbrachte, scheu und behutsam, sein Meister birgt schätze von enthüllungen in kräftiger und blässerer dinte geschrieben ; man musz von sich selbst abtrünnig geworden sein, um wie Stolberg solch ein buch, nach ausschnitt der bekenntnisse einer schönen seele, fanatisch den flammen zu überliefern. Aus stellen des dramatischen dichters läszt sich ja eigentlich kein beweis gegen ihn selbst schöpfen, weil er in rolle der ver- schiedensten personen redet, deren gesinnung er uns aufdecken will, in die er sich versenkt hat, und warum sollte einen dichter nicht auch sonst lust oder bedürfnis anwandeln sich in empfindungen andrer menschen zu verset- zen, die lange noch nicht selbst seine eignen sind, dann aber auch nah an diese streifen? in den drei worten des glaubens und den drei worten des wahns läszt Schiller unverschleierte blicke in sein innerstes werfen, schmerz- haft elegische töne besingen die götter Griechenlands und den untergang der alten welt, während der eisenhammer und der graf von Habsburg sich auch in die wunder der christlichen kirche finden. doch hat ihm diese liebevolle hingabe an den gegenstand nirgends den freien weg seiner gedanken ver- schlagen, im gegensatz zu philosophen die sich darauf einlassen die lehre rede auf‘ Schiller. 13 der offenbarung mit ihrem eignen system zu verschmelzen und dann verlorne leute sind. unter der überschrift "mein glaube’ dichtete Schiller : welche religion ich bekenne? "keine von allen, die du mir nennst. und warum keine? “aus religion‘, die religion lebt in ihm und die lebendige ist auch die wahre, vor ihr kanı nicht einmal von rechtgläubigkeit die rede sein, weil scharfgenommen alle spitzen des glaubens sich spalten und in abweichungen übergehen. aus män- nern deren herz voll liebe schlug, in denen jede faser zart und innig empfand, wie könnte gekommen sein, das gottlos wäre? mir wenigstens scheinen sie frömmer als vermeinte rechtgläubige, die ungläubig sind an das ihn immer näher zu gott leitende edle und freie im menschen. Nicht anders und fast ebenso wird es um die vorwürfe stehen, die man wider die vaterlandsliebe und politische reife der beiden dichter aus- streut. Schillers feurige jugend hätte gern auch in die räder des raschen lebens mit eingegriffen und er fühlte sich gleich vielen andern seiner zeit vom ausbruch der französischen bewegung entzündet; seine räuber, sein Fiesco glühten schon früher für freiheit und menschenwol, im Posa, der den held des stückes überflügelte, steht sein damaliges weltideal. als sein geist sich geklärt und gekühlt hatte, sehen wir ihn allerwärts für ordnung und vaterland begeistert in die schranken treten: heilge ordnung, segensreiche himmelstochter, die das gleiche frei und leicht und freudig bindet, die herein von den gefilden rief den ungesellgen wilden, eintrat in der menschen hütten, sie gewöhnt zu sanften sitten und das theuerste der bande wob den trieb zum vaterlande. im Tell läszt er Attinghausen ausrufen : die angebornen bande knüpfe fest, ans vaterland, ans theure schliesz dich an, das halte fest mit deinem ganzen herzen! hier sind die starken wurzeln deiner kraft, 14 J. Grimm: dort in der fremden welt stehst du allein, ein schwankes rohr, das jeder sturm zerknickt. für deutsche freiheit war Wallenstein und Tell entworfen, über dessen that sich stanzen, die das dem kurfürsten erzkanzler überreichte exemplar beglei- teten, treffend aussprachen. der allgemeine menschliche jubel, den die chöre des liedes an die freude anfachen, wird nie erlöschen. Zu diesen und so groszen wirkungen reicht Göthe nicht an. in Hermann und Dorothea ist ein liebliches bild des nach zerstörendem krieg wieder einkehrenden friedens und des vaterlandes preis gedichtet. so wenig abgewendet von Deutschland hatte den dichter der ihn entzückende aufenthalt in Italien, dasz er auch dort seine begonnenen edlen werke immer bedachte und fortführte, gleich nach seiner heimkehr sie zu veröffentlichen begann, und der dichter, der uns 1790 den Faust gab, wäre nicht der allerdeutscheste gewesen? Niemals ist in beiden dichtern der leiseste zwiespalt über politische meinungsverschie- denheit wahrzunehmen , sie waren ihres strebens für unsere nation so sicher und sich so bewust, dasz davon keine rede gewechselt zu werden brauchte. Fast nur ihrer groszen dichtungen wurde bisher gedacht, noch nicht ihrer lyrischen gedichte und romanzen. in schlanken, blanken liedern ist Göthe unbedenklich überlegen, im balladenton weichen beide freunde sehr von einander ab. Schiller hat eine ganz eigne elegische stimmung, die auch den leser schwermütig macht, Göthes elegien nähern sich schon in ihrer form der ruhigen classischen weise; aber die reizenden lieder, welche anheben: ist der holde lenz erschienen ? hat die erde sich verjüngt? oder seht ihr dort die altergrauen schlösser sich entgegen schauen leuchtend in der sonne gold? oder Priams feste war gefallen, Troja lag in schutt und staub; oder freude war in Trojas hallen eh die hohe feste fiel, in ihrem lieblichen trochäischen flusz üben unwiderstehliche anziehungskraft und sind unserer jetzigen bildung vollkommen angemessen ; in den göthischen romanzen schlägt dazwischen noch die ergreifendere volksweise an. die rede auf Schiller. 15 glocke, deren preis gleich eingangs ausgesprochen wurde, ist das beispiel eines unvergleichlichen gedichts, dem andere völker von weitem nichts an die seite zu stellen hätten. durch einen von Göthe nach Schillers abschei- den hinzu gedichteten epilog geht ihr feierlicher eindruck auf einmal ganz ins tragische über, beide dichter wechseln hier die rolle, der friedliche klang ward zum trauergeläute. Göthes Iyrische fülle und sanfte leichtigkeit bleibt im ganzen weit mächtiger und auch wirksamer. Es wäre überflüssig hier auf diesen theil der poesie noch weiter ein- zugehen, nur eine art von gedichten kann nicht unerwähnt gelassen bleiben, an welchen sich die gemeinschaft der dichter recht wirksam erzeigt, die xenien. sie sollten in weise von Martials epigrammen einmal in der deut- schen literatur aufräumen und die dicke luft reinigen, was sie ohne zweifel auch damals geleistet haben. es sind zum groszen theil triftige und schla- gende, oft unbarmherzige kritiken, schnell und wie es hiesz im raptus’ nieder- geschrieben, die scharfe urtheilskraft und das darstellungsvermögen der ver- einten dichter bezeugend, wie, wenn dieser stahl glühend ward und sprühte, nicht anders geschieht, auch einigemal ungerecht verwundend. einzelne können mit sicherheit weder dem einen noch andern beigelegt werden, was eben von ihnen beabsichtigt war. Aber auch in gröszeren und eingehen- den beurtheilungen haben beide ihr talent erprobt, Göthe schon frühe in den Frankfurter gelehrten anzeigen, später in der jenaischen literaturzeitung. Schillers recensionen bilden jetzt eine zierde seiner gesammelten schriften, eine bereits vor Göthes näheren bekanntschaft mit ihm verfaszte, gelungne des Egmont, eine von Bürgers gedichten, welche diesem sehr wehe that und auch manches an ihm verkennt, und eine von Matthisson. Nun wird es am platze sein über die sprache beider meister einige bemerkungen anzufügen und die aufrückende frage nach ihrer popularität zu erledigen. wie im vorhergehenden verschiedentlich angedeutet worden, besitzt unleugbar Göthe die gröszere sprachgewalt, ja eine so seltene und vorragende, dasz insgemein kein andrer unsrer deutschen schriftsteller es ihm darin gleichthut. wo er seine feder ansetzt, ist unnachahmlicher reiz und durchweg fühlbare anmut ausgegossen. eine menge der feinsten und erlesensten wörter wie wendungen ist zu seinem gebot und stets an den eigensten stellen. seine ganze rede flieszt überaus gleich und eben, reichlich und ermessen, kaum dasz ein unnöthiges wörtchen steht, kraft und milde, 16 J. Grimm: kühnheit und zurückhalten, alles ist vorhanden. hierin kommt ihm Schiller nicht bei, der fast nur über ein ausgewähltes heer von worten herscht, mit mit dem er thaten ausrichtet und siege davon trägt; Göthe aber vermag der schon entsandten fülle seiner redemacht aus ungeahntem hinterhalte wie es ihm beliebt, nachrücken zu lassen. man könnte sagen, Schiller schreibe mit dem griffel in wachs, Göthe halte in seinen fingern ein bleistift zu leich- ten, kühnschweifenden zügen. an Schiller klebten, in seiner ersten zeit, auch noch einzelne schwäbische provinzialismen, die unerlaubt im reinen hochdeutsch sind, bei Göthe ist dergleichen nie sichtbar , er schaltet in der schriftsprache königlich. seine prosa wird zum mustergültigen canon und bleibt selbst im canzleimäszigen hofstil, den er in alten tagen allzu oft anwen- dete, gefüg und geschmeidig, seine poesie gibt bei jedem schritt überall die reinste ausbeute, für die bearbeitung des deutschen wortschatzes ist es gar nicht zu sagen wie viel aus ihm allenthalben geschöpft und gewonnen wer- den könne oder müsse. Eben darin, dasz Schiller in etwas engerem kreise der sprache sich bewegt, liegt doch sein stärkerer einflusz auf das volk mitbegründet, denn seine rede weisz alles was er sagen will zierlich ja prachtvoll auszudrücken und wird genau verstanden. von Göthe bekommt man auch einige freilich echte, grunddeutsche, aber vorher unvernommene wörter, die der menge noch nicht geläufig waren, zu hören, was seinem stil etwas vornehmes verleihen kann und dennoch hat er einigemal ohne noth und hart geklagt über die spra- che gerade an stellen, wo er sie am glücklichsten handhabt. Schiller hielt inihr völlig und glänzend haus, er wuste lauteren saft aus ihr zu ziehen. Es sind aber noch andere gründe, weshalb er den leuten zusagt, er versteht sie zu sich zu erheben, während Göthe sich auch zu ihnen herab lassen kann, bei Schiller, dem auf seiner höhe thronenden, glauben sie sich empor gerückt. diesem dichter blieb das alterthum unsrer sprache und poesie, mit allen jetzt verlornen vorzügen fremd, wie das bekannte von ihm über die minnesänger gefällte grundlose urtheil darlegt; er hat sich untadel- haft blosz an der heutigen schriftsprache grosz erzogen, deren macht er so bedeutend steigerte. seine lieder halten durchaus den stil der gebildeten gegenwart und stehn auf deren gipfel, was dem volk gefällt, dem gleichfalls die alte weise der vergangenheit fremd geworden ist und das nur in den jetzi- gen standpunet vorschreiten und sich darin einweihen lassen will. ein leb- rede auf Schiller. 17 haftes beispiel kann das berühmte reiterlied in Wallensteins lager abgeben, an dessen stelle ihm Göthe ein anderes, mehr im ehmaligen volkston gedich- tetes entwarf(*); mit richtigem tact hielt aber Schiller das seinige, dem ton seiner dichtung angemessene fest. die menge, auf die ein schönes gedicht einwirkt, will es gerade mit allen neuen vortheilen genieszen und ist den alten zu entsagen bereit. Schiller ist und bleibt hauptsächlich auch darum popularer, weil, nach seinem oben dargelegten vorrang, seine schauspiele dramatisch mehr er- greifen und auf der bühne öffentlich wirken, weil sie die rechte und frei- heiten des volks sichtbar darstellen und weil seine lieder die würde unserer natur erhebend allen menschen die brust erwärmt und ideale bilder des le- bens geschaffen haben. er ist zum hinreiszenden lieblingsdichter des volks geworden und geht ihm über alle anderen. Nach dieser hinter dem was gesagt werden sollte zurück gebliebnen betrachtung seiner unvergänglichen gedichte ist übrig einen blick auf sein le- ben, auf seinen ruhm und die ausgabe seiner werke zu werfen. In stürmischer ungebändigter jugend konnte neben hochstrebender, freudiger entfaltung aller seelenkräfte auch manche harte stunde des unmuts und der entsagung über ihn kommen, einmal im gedicht auch ich war in Ar- kadien geboren überwältigt ihn die klage: da steh ich schon auf deiner finstern brücke, furchtbare ewigkeit! empfange meinen vollmachtbrief zum glücke, ich bring ihn unerbrochen dir zurücke, ich weisz nichts von glückseligkeit ; und wer kann rührender klagen? anderwärts sang er: erloschen sind die heitern sonnen, die meiner jugend pfad erhellt, die ideale sind zerronnen, die einst das trunkne herz geschwellt. aber diese empfindungen vermochten nicht auszuhalten, bald musz alle qual von ihm gewichen sein, und wie die schatten entfliehen, neue heiterkeit in brei- (*) Boas nachträge zu Schiller 1, 538. 18 J. Grimm: ten streifen sein leben wieder eingenommen haben. ein fruchtbares, von schweren krankheiten oft gebeugtes und erschüttertes mannesalter war ein- getreten, der innere mut kehrte ihm in den besseren tagen stets zurück: nun glühte seine wange roth und röther von jener jugend, die uns nie entfliegt, von jenem mut, der früher oder später den widerstand der stumpfen welt besiegt, von jenem glauben, der sich stets erhöhter bald kühn hervordrängt, bald geduldig schmiegt, damit das gute wirke, wachse, fromme, damit der tag dem edlen endlich komme. In die schwäbische heimat war keine bleibende wiederkehr, kaum zeit zum besuch seiner bürgerlich rechtschaffenen eltern und geschwister, noch spät pflanzte der vater rüstig seine baumschule fort, er der ein so edles reis er- zielt hatte, und die mutter spann; von ihrer gemütsart soll der sohn vieles an sich gehabt haben, wie beinahe alle groszen dichter mehr den müttern gleichen und ihnen die regere phantasie verdanken. Thüringen hatte ihm für immer ruhige stätte, eine glückliche ehe häuslichen friede und segen ge- geben, erwerb und gehalt flossen sparsam. die von Weimars herzog aus- gezeichneten geistern des vaterlands willfährig dargereichte stütze ist allge- mein bekannt und über allen preis erhaben; dasz Schillers äuszere stellung nur knappen sold gab, läszt sich nicht verhehlen, wie konnte mit einer ein- nahme von vierhundert, zuletzt achthundert thalern ausgereicht werden? fast jeder staatsdiener zweiten oder dritten rangs genieszt auch in kleinen ländern eine höhere und ein groszer dichter wäre sorgenfreies lebens und der höchsten einkünfte, die das land verabreicht, würdig gewesen. was heute anders sein würde, war damals noch dem herschenden brauch entge- gen. Berliner verhandlungen kurz vor seinem tode waren nicht gediehen. Nicht einmal drei volle Jahre vorher wurde Schillern der adel zu theil und seitdem erscheint der einfache, schon dem wortsinn nach glanz streuende name durch ein sprachwidrig vorgeschobnes von verderbt. kann denn ein dichter geadelt werden? man möchte es im voraus verneinen, weil der dem die höchste gabe des genius verliehen ist, keiner geringeren würde be- dürfen wird, weil talente sich nicht wie adel oder krankheiten fortpflanzen, alle welt aber glaubt es steif und fest dasz dichter geboren werden und hier rede auf Schiller. 19 galt es einem als könig im reich der gedanken waltenden. schon 1788 hatte Bürger gesungen: mit einem adelsbrief musz nie der echte sohn Minervens und Apolls begnadigt heiszen sollen, denn edel sind der götter söhne schon, die musz kein fürst erst adeln wollen, was leicht besser und stärker ausgedrückt wäre. dem unerbittlichen zeit- geist scheinen solche erhebungen längst unedel, geschmacklos, ja ohne sinn. denn ist der bürgerliche stand so beschaffen, dasz aus ihm in den adel ge- hoben werden mag, müste auch aus dem bauerstand in den des bürgers er- höhung gelten. jeder bauer kann aber bürger, jeder bürger besitzer eines adelichen guts werden, ohne dasz ihnen die persönliche würde gesteigert wäre. ein geschlecht soll auf seinen stamm, wie ein volk auf sein alter und seine tugend stolz sein, das ist natürlich und recht; unrecht aber scheint, wenn ein vorragender freier mann zum edeln gemacht und mit der wurzel aus dem boden gezogen wird, der ihn erzeugte, dasz er gleichsam in andere erde übergehe, wodurch dem stand seines ursprungs beeinträchtigung und schmach widerfährt; oder soll der freie bürgerstand, aus dem nun einmal Göthe oder Schiller entsprangen, aufhören sie zu besitzen? alle beförde- rungen in den adel werden ungeschehen bleiben, sobald dieser mittelstand seinerseits stolz und entschlossen sein wird jedesmal sie auszuschlagen. ein groszer dichter legt auch nothwendig seinen vornamen ab, dessen er nicht weiter bedarf, und es ist undeutscher stil oder gar hohn Friedrich von Schil- ler, Wolfgang von Göthe(‘) zu schreiben. über solchen dingen liegt eine zarte eihaut des volkgefühls. in seine künftigen standbilder mag nur ge- graben werden SCHILLER. Man hat eine Schillerstiftung erdacht und schon durch ganz Deutsch- land verbreitet, der gedanke ist matt und unbestimmt oder unbeholfen. wozu auf diesen glänzenden namen gegründet eine armenanstalt für mittel- mäszige schriftsteller, für dichterlinge, denen von aller poesie abzurathen besser wäre als sie noch aufzumuntern? wol mühe haben sollen die ver- waltungsräthe öffentlich rechnung ablegend zu rechtfertigen, wer ihrer wol- (*) geschweige Johann Christoph Friedrich, Johann Wolfgang. 3r 2320 J. Grimm: thaten nach verdienst theilhaftig geworden sei. aufkeimende wirkliche ta- lente sind deren meistentheils unbedürftig und jede reiche begabung macht heutzutage, wie ihr ruf wächst, sich selber luft. Es wäre wünschenswerth dasz auf anlasz der allgemeinen feier, die wir begehen, diese ohne zweifel wolgemeinten stiftungen sich besönnen und umschlügen, so dasz sie aus dem ertrag der zugeflossenen mittel, wie weit er reicht, lieber leibhafte werke hervorgehen lieszen. an mehr als einem platze, zu Marbach und anderswo, würden von künstlers hand geschaffene bildseulen Schillers aufzurichten sein und dann einem dauernden freudenfeuer gleich leuchten im lande;; laszt uns den kostenaufwand dafür und für die salbe der weihe nicht abgefordert wer- den zur niederlage in den allverschlingenden, immer hungrigen armenseckel! wahrer dürftigkeit beizuspringen an rechter stelle und zu guter stunde stehen immer fühlende herzen bereit. Noch ein anderes, gröszeres denkmal unsern dichtern zu errichten bleibt in herausgabe ihrer werke, wie bisher sie nicht einmal begonnen, ge- schweige denn vollbracht ist. der uns heute vor hundert jahren geborne ruht nun schon über funfzig im schosz der erde und seine gedichte liegen immer nicht so vor augen, dasz wir ihre folge und ordnung, die verschie- denheit der lesart überschauen, alle ihre eigenthümlichkeit aus sorgfältiger erwägung ihres sprachgebrauchs kennen lernen, dann der textfeststellung in würdiger äuszerer gestalt uns erfreuen könnten. für Schiller, es ist wahr, ist mehr geschehen als für Göthe und dieser fällt auch viel schwerer. die neulich erscheinende französische übersetzung Schillers, geleitet und ausge- führt von Regnier, einem gründlichen kenner nicht nur unserer heutigen deutschen sondern auch der altdeutschen sprache, geht in manchem muster- haft voran. Göthe und Schiller haben ihre gedichte vielfach umgearbeitet, oft weichen die textevon einander ab wie kaum stärker bei mittelhochdeutschen ge- dichten, und nicht überall wird man die neue lesart der alten vorziehen, es ist aber nothwendig und höchst belehrend beide und alle texte so viel es gibt zu kennen. Was die über kurz oder lang zu bewerkstelligenden kritischen, dann die noch eher entbehrlichen ganz zuletzt das werk krönenden pracht- ausgaben aufhält und hindert ist die monopolische berechtigung und bevor- zugung des dermaligen verlegers, der schon mehrfache und zahlreiche ab- drücke der schillerschen werke veranstaltet und abgesetzt, sich aber, so viel öffentlich bekannt, zur längst bevorstehenden festfeier gering gerüstet hat. rede auf Schiller. 21 der langjährige bund beider dichter mit einer bewährten, feststehenden, rührigen buchhandlung ist ihnen sicher heilsam und erwünscht gewesen, hat aber im verlauf der zeit unserer literatur eben keinen vortheil gebracht. In diesem augenblick regt sich der schmerzliche gedanke mit aller stärke. wir lassen jeden von selbst thun was er zu thun hat, doch niemand kann uns auferlegen ein befremden zurück zu halten darüber, dasz zur rechten zeit, wo es vorzüglich wirken mochte und freigebige austheilungen, gleich- sam eine schuld abtragende, an behörige orte hätten erfolgen sollen, es un- terblieb. in hinterlassenen werken groszer dichter flieszt bei unaufhörlich steigender theilnahme ihren verlegern ein alles masz überschreitender ge- winn zu, der sich aus dem ersten darüber abgeschlossenen vertrage gar nicht mehr ableiten läszt. kein schriftsteller kann die künftigen erfolge und er- träge seiner werke im voraus überschauen, noch hat er was von ihm eigent- lich dem ganzen publieum hingegeben wurde, auf immerhin ins eigenthum des ihm zur hand gegangnen buchhändlers gewiesen: das eigenthum der welt ist das höhere und gröszere ansprüche flieszen daraus her, als sogar die er- ben und nachkommen besitzen. wenn billig und selbstverständlich scheint, dasz bei leibesleben ein autor die frucht neuer ausgaben mitgeniesze, auch dasz nach seinem tode eine zeitlang noch der erwachsende vortheil zwischen erben und verleger getheilt und beiden gern gegönnt werde; so hat doch die gesetzgebung das bedürfnis gefühlt fristen anzusetzen, nach deren ablauf diese schriften gemeingut werden, fortan auch von mehrern buchhändlern verlegt, von andern schriftstellern bearbeitet werden dürfen, genau wie es bei weit zu- rückliegenden werken des alterthums geschehen mag. dann wird aller erfolg von dem werth der aufgewandten kritik und der ausstattung der neuen gen. ö Das gebrechen ist nun jetzt, dasz jene gesetzlich anberaumten fristen ausgaben abhän durch sonderprivilegien und erstreckungen derselben aufgeschoben, hinge- halten und vereitelt zu werden pflegen, die reinigung der texte aber langsam vorschreitet. darf ich einen kurzen, dürren bericht einschalten von dem stand auf dem die dinge sich befinden? es ist nöthig, damit man sich kei- ner teuschung darüber hingebe. eingegangner erkundigung zufolge wurde ein privileg gegen den nachdruck der werke Schillers durch eine preuszische cabinetsordre vom 8 febr. 1826 den hinterbliebenen ertheilt auf 25 jahre. ein bundesbeschlusz vom 23 nov. 1835 dagegen bewilligte den schillerschen 22 J. Grimm: erben ein privilegium auf 20 jahre. beim annahen des zeitpuncts, wo diese schutzfrist ablief, kamen die erben um abermalige verlängerung bis zu 1878 ein und im winter 1854 legte die preuszische regierung ein über den schutz der allgemeinen gesetzgebung hinaus gehendes gesetz den kammern vor, welches diese ablehnten. darauf erschien am 6 nov. 1856 ein bundesbe- schlusz, wonach im allgemeinen der schutz gegen nachdruck zu gunsten der werke derjenigen autoren, welche vor dem 9 nov. 1827 (datum eines an- dern bundesbeschlusses) verstorben sind, noch bis dahin 1867 iu kraft bleibt. Schillers werke, und Göthes ebenso, werden danach, ohne gerade speciel- les privileg zu genieszen, obschon sie es waren, die die allgemeine masz- regel hervorriefen, erst an diesem 10 november 1867 gemeingut und frei, selbst dann noch nicht in ganz Deutschland, da in Sachsen, dem hauptsitz des buchhandels, ein gesetz von 1844 besteht, das den werken der vor dem 1 januar 1844 verstorbnen schriftsteller noch dreiszig jahre lang schutz ge- gen nachdruck zusichert, also bis 1874. so kann zu ende 1867 ein boden- loser zustand eintreten, wenn Sachsen als nachdruck in beschlag nehmen wird, was im ganzen übrigen Deutschland von Göthe, Schiller, Lessing usw. rechtmäszig gedruckt werden darf. Wir sehen, dasz Schillers werke beinahe siebeumalneun jahre seit des dichters hingang zu erklecklichstem nutzen der betheiligten erben wie der verlagshandlung ausgebeutet sein werden, welchen in steigenden progres- sionen zufälit, was der dichter selbst nur in kleinem masze empfieng und ihn der lebenssorgen noch nicht überhob. mit allgemeinem unwillen ist neulich die durch herrn von Cotta ertheilte ablehnende antwort auf den an- trag eines für das Schillerfest zu schmückenden abdrucks der keine 500 verse starken glocke gelesen worden, wonach diesem als strafbarem nachdruck strengstens entgegen getreten werden solle, in einem augenblick da durch die feier selbst und unmittelbar ein überreich erhöhter absatz einzelner wie der gesammtwerke herbei geführt sein musz. Fürwahr von Göthe und Schiller ist ihrer nachkommenschaft und ihrem verleger weich gebettet, doch allen ruhm haben jene dahin. OÖ des wunders und der umkehr! vor hundert oder anderthalb hundert jahren in seinem schulstaub hätte kein classischer philolog eine erhebung deutscher dıchtkunst, wie sie von ihnen bereitet ward, nur für möglich gehalten; heute in volles recht eingesetzt strahlt sie selbst auf schöpfungen rede auf Schiller. 33 griechisches alterthums zurück, denn was in seinen anfängen ganz ausein- ander stand, darf höher oben sich nah treten, und kein frost des nordens drückt uns mehr. man sagt, dasz weinjahre jedes eilfte wiederkehren und dasz dann öfter zwei gesegnete lesen hintereinander fallen; die natur ist mit dem saft der trauben freigebiger als mit ihren genien. nebeneinander stiegen sie uns auf, Jahrhunderte können vergehen, eh ihres gleichen wieder geboren wird. ein volk soll doch nur grosze dichter anerkennen und zurückweichen lassen alles was ihre majestätische bahnen zu erspähen hindert. desto mehr wollen wir sie selbst zur anschau und zu bleibendem andenken vervielfachen, wie der alten götter bilder im ganzen lande aufgestellt waren. schon stehen beide zu Weimar unter demselben kranz. mögen auch hier in weiszem marmor oder in glühendem erz vollendet ihre seulen auf plätzen und straszen erglänzen und deren barbarische namen tilgen! von des lebens gütern allen ist der ruhm das höchste doch: wenn der leib in staub zerfallen, lebt der grosze name noch. — III DB I— E ’ hs. naade, dr ze. we | 5 di ER er KR, RW og ® rio aa 4 din iin Ra; f at Bye H Ba \ 4 ! 920g; er Y dons TR os peruahi ser, 1) rabnallı ur 2 ke \ a ir ” u [0 „ ı r ar ” al I 5 2 = Dr u 7. N Vo 0% er ; a 6 62 In 5 5 Al ir DZ Gedächtnilsrede auf JoH. MÜLLER. 7 Von v H" EMIL DU BOIS-REYMOND. nn wa [Gehalten in der öffentlichen Sitzung der Akademie der Wissenschaften am 8. Juli 1858. ] D ie Geschichte zeigt uns Männer, die im rechten Augenblick geboren von ihrem ersten Auftreten an mit siegender Gewifsheit ein grofses Ziel verfol- gen. Vor der Macht ihrer Leidenschaft, vor der Gewalt ihrer Thatkraft, vor der Beharrlichkeit ihres Wollens beugen sich die Widersacher; die Ne- benbuhler stehen in der Ferne entmuthigt, die Gleichgültigen werden hin- gerissen. Die Gunst des Geschickes selber (oft so schwer zu unterscheiden vom eigenen Verdienst) scheint ihnen die Bahn zu ebnen. Eine Zeitlang sieht man sie, in beruhigtem Glanz, am Zenith des Ruhmeshimmels strahlen. Dann plötzlich, von dem angestaunten Gipfel der Herrschaft und der Macht, aus der beneideten Fülle des Besitzes und des Glücks, rafft ein sinnloses Schicksal sie mit Einem Schlage hinweg; und wie wenn der mächtigste Stamm des Waldes fällt, lehrt die ungeheure Lücke, die ihr Sturz hinter- läfst, erst ganz den Umfang ermessen, den ihr prachtvoller Wuchs nur eben noch beschattete. Als eines solchen Mannes, eines frühgefallenen sieghaften Helden im Reiche organischer Naturwissenschaft, steht jetzt vor uns da die vollendete grofse Gestalt Jonanses Mürrer’s, des Anatomen und Physiologen; wel- cher der Harrer unseres Jahrhunderts, der deutsche Cuvıerr heifsen wird; dem das Schwierigere gelang, nicht, seinen Namen berühmt zu machen, son- dern den alten Ruhm, der bereits auf einem anderen Gebiete diesem Namen gesichert war, vergessen zu machen über dem neuen Glanz, in dem er den- selben strahlen liefs. Seit Jakosı’s Tode hat diese Akademie und die ihr eng verbundene Hochschule kaum einen schmerzlicheren Verlust erlitten ; 4 26 puBoıs-Rermonp: ein mehr unerwarteter und schmerzlicher zugleich konnte beide nicht tref- fen. Jonannes Mürrer’s blofse Erscheinung trug das Gepräge des Aufser- ordentlichen. Die Natur hatte ihm wunderbare Gaben, eine glückliche Laufbahn die höchste Reife, die unausgesetzte, angestrengte Arbeit eines Menschenalters einen Umfang des tiefsten Wissens und eine wissenschaft- liche Erfahrung ohne Gleichen verliehen. An der Grenze des Mannesalters angelangt, erschien er ein Jüngling unter seinen Altersgenossen, und nach dem gewöhnlichen Lauf der menschlichen Dinge konnte sich die Wissen- schaft von seiner rastlosen Thätigkeit noch eine lange Reihe von Leistungen versprechen, an sich genug um von Neuem einen glänzenden akademi- schen Namen zu begründen. Umsonst. Im Vollbesitz dieser Eigenschaf- ten, aus der Mannesfülle schöpferischer Kraft, ist er uns mit einer Plötzlich- keit entrissen worden, die auch den Festesten neben ihm zum Beben gebracht hat. Ihn, der noch vor wenig Jahren in einer Herbstnacht auf der hohen Nordsee um sein nacktes Leben schwimmen mufste, ihn hat jetzt in der Stille eines Frühlingsmorgens die Hand des Todes berührt. Ich habe es übernommen, ihm in der heutigen Sitzung die öffentlichen Ehren zu erwei- sen, welche die Akademie ihren grofsen Todten aufbewahrt. Nicht, als ob daran zu denken wäre, in der kurzen mir hier zugemessenen Frist ein auch nur einigermafsen entsprechendes Bild von dem zu geben, was die Wissen- schaft Mürter verdankt. Was Hr. Frovrens von Cuvier sagt!, gilt auch von Mürter: die Geschichte seiner Arbeiten schreiben heifst geradezu die auf allen Punkten innig damit verwebte Geschichte der anatomisch-physiolo- gischen Wissenschaften während der Zeit seiner Wirksamkeit, d. h. während der letzten vier Jahrzehnde, schreiben. Noch viel weniger, als ob ich sel- ber mich dieser Aufgabe gewachsen fühlte. Denn Jonannes Mürter wird in der Geschichte der organischen Naturwissenschaft als der letzte Fürst einer Dynastie von Forschern genannt werden, die ein mächtiges, durch ihre Thaten schnell und schneller sich mehrendes Reich zuletzt nur noch mit Mühe zusammenzuhalten vermochten. Nach Jonannes Mürter, Alles weist darauf hin, wird kein grofser Morpholog und Physiolog zugleich mehr erstehen. Wie nach dem Tode Arzxanper’s theilen sich die Feldherren in die erober- ten Gebiete, die unter dem Einflufs der eingedrungenen Bildung und des erregten Verkehrs bald dergestalt sich entwickeln, dafs eine zweite Ge- sammtherrschaft nicht mehr gelingen kann. Jonanses Mürter selbst hat Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 27 während der zweiten Hälfte seiner Laufbahn nicht mehr das ganze Feld der Anatomie und Physiologie gleichmäfsig beherrscht, sondern immer aus- schliefslicher sich der Morphologie zugewendet. Gerade dieser aber sind meine eigenen Bestrebungen mehr fern geblieben. Wenn ich es den- noch versuche, dieser Versammlung ein Bild seines Entwickelungsganges und seiner Leistungen vorzuführen, so geschieht dies mit Rücksicht auf einen gelegentlich von ihm selber geäufserten Wunsch, und auf die man- nigfachen persönlichen Beziehungen, in denen ich seit neunzehn Jahren, zu- erst als Schüler, dann als Gehülfe, später als Amtsgenofs, und, wie ich wohl sagen darf, als jüngerer Freund, zu ihm gestanden habe. Man wird es mir indefs zu Gute halten, wenn ich, bei Würdigung von Mürter’s Lei- stungen, vorzugsweise die physiologische Seite derselben in’s Auge fasse, die genauere Schilderung seiner morphologischen Arbeiten dagegen einer mehr dazu berechtigten Feder überlasse; und man wird es vielleicht nicht unpassend finden, wenn ich verhältnifsmäfsig länger bei den früheren Sta- dien seiner Entwickelung verweile , die wegen der schnellen, zu einem so grofsen Theil durch ihn selber bewirkten Fortschritte der Wissenschaft be- reits so weit hinter uns liegen, dafs sie für die Meisten des seitdem erwach- senen Geschlechtes von Forschern fast zu einem Mythus geworden sind. MÜLLER’s Titel und Würden, seine Herkunft, Kindheit und frühere Jugend. Jouanses Mütter, — Doctor der Mediein und Chirurgie, prakti- scher Arzt und Wundarzt, Professor der Anatomie und Physiologie an der Universität und an der medieinisch-chirurgischen Militär-Akademie, Director des anatomischen Museums und Theaters, Königlicher Geheimer Medicinal- rath, Mitglied der medicinischen Ober-Examinations-Commission, von 1846 bis 1849 ordentliches, nachmals Ehren-Mitglied der wissenschaftlichen De- putation für das Medicinalwesen; — ordentliches Mitglied dieser Akademie, der Gesellschaft naturforschender Freunde und des Vereins für Heilkunde in Preufsen, Mitglied der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, für Erd- kunde, der Hureranp’schen medicinisch - chirurgischen, der deutschen me- dieinischen und der deutschen geologischen Gesellschaft hieselbst; — der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher; — aus- wärtiges Mitglied der Akademieen zu Stockholm, München, Brüssel, Am- sterdam, der Gesellschaften der Wissenschaften zu Göttingen, London, 4* 938 puBoıs-Rermonsp: Edinburgh, Kopenhagen; ausländisches Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften zu Wien; correspondirendes Mitglied der Akademieen zu Petersburg, Turin, Bologna, Paris, Messina; der Gesellschaft der Wissen- schaften zu Upsala; der Mecklenburgischen naturforschenden Gesellschaft zu Rostock und der Senkenbergischen zu Frankfurt a. M., der Academy of natural Sciences zu Philadelphia; der Societe du Museum d’Histoire natu- relle zu Strassburg; der natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch Indie; Mitglied der Societe Hollandaise des Sciences zu Haarlem; der naturfor- schenden Gesellschaften zu Freiburg im Br., Halle, Danzig, Mainz; der American Philosophical Society zu Philadelphia; der Societe de Biologie zu Paris; Ehrenmitglied der Cambridge Philosophical Society, des naturwis- senschaftlichen Vereins zu Hamburg und des der Preufsischen Rheinlande und Westphalens; der American Academy of Arts and Sciences zu Boston; der Ethnological Society zu London; des Vereins für Mikroskopie zu Gies- sen; Mitglied der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Heidelberg; Ehrenmitglied der zu Dresden; des Vereins deutscher Aerzte und Natur- forscher zu Paris; correspondirendes Mitglied der Gesellschaften für Natur- und Heilkunde zu Erlangen und Moskau; Mitglied der Academie de Mede- cine zu Paris; der ärztlichen Gesellschaften zu Münster, Kopenhagen, Wilna, Stockholm; Ehrenmitglied der Academie de Medecine de Belgique; der medicinischen Facultät zu Prag und der Universität zu Dorpat; der medi- einisch-chirurgischen Akademieen zu Wilna und Petersburg; der ärztlichen Gesellschaft von Guy’s Hospital zu London; der zu Edinburgh und der Hunter’schen Gesellschaft daselbst; der medieinisch -chirurgischen Ge- sellschaften zu London und Zürich ; der ärztlichen Gesellschaften zu Buda- Pesth, Lissabon, Algier, Constantinopel, des Apotheker -Vereins im nörd- lichen Deutschland; correspondirendes Mitglied der medicinisch - chirurgi- schen Akademie zu Turin, der Gesellschaft der Aerzte zu Wien u. s. w.; — Preisträger der medieinischen Faeultät der Universität zu Bonn, Inhaber der grofsen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft, des Sömmering’schen Preises der Senkenbergischen Gesellschaft, der Correr Medal der König- lichen Gesellschaft zu London, des Prix Cuvıra der Akademie der Wissen- schaften zu Paris, so wie einer der, an Stelle des Prix Montron de Physiologie experimentale auf das Jahr 1832, von derselben vertheilten goldenen Preis- medaillen; —Ritter des Rothen Adlerordens zweiter Klasse mitEichenlaub, des Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 239 Ordens pour le Merite für Wissenschaften und Künste, des Königlich Schwedi- schen Nordsternordens, des Königlich Bayerischen Maximiliansordens, des Kö- niglich Sardinischen St. Mauritius- und Lazarus- Ordens: — ist den 14. Juli 1801, also genau dreifsig Jahre nach Ruvorpnı, zu Coblenz am Rhein unter französischer Herrschaft, wie einst Cuvıer unter deutscher, gebo- ren. Seines Vaters Vater war Winzer an der Mosel, sein Vater selbst, mit Vornamen Marntas, ein Schuhmacher in guten Umständen, der in damaliger Zeit, wo fortwährend Truppenmärsche durch Coblenz_ statt- fanden, vortheilhafte Geschäfte machte. Mürrer’s Mutter hiefs Manıa Turresıa Wırrmann. Jonanses MürLer war das Älteste von fünf Ge- schwistern, unter denen zwei Schwestern. Den bedeutenden Schnitt sei- nes Gesichtes, den übrigens, nur minder scharf ausgeprägt, die Brüder und eine der Schwestern mit ihm theilten, hatte er, nebst dem kräftig ge- drungenen Körperbau und der würdig gemessenen Haltung, vom Vater ge- erbt. Von der Mutter gingen auf ihn über strenger Ordnungssinn, reger Unternehmungsgeist und unermüdete Geschäftigkeit. Die Nachrichten aus Jonannes Mürter’s Kindheit zeigen ihn uns als einen sinnigen, in sich gekehrten, gelegentlich aber lebhaft ausbrechenden Knaben, der bei Allem, was er that und trieb, mit ganzer Seele und dem eifrigsten Ernste war, und jedes begonnene Unternehmen mit hartnäckiger Ausdauer zu Ende führte: er mochte nun nach Knabenart zur Nachahmung aufgeregt sein durch die Sage der Vorzeit, wie sie die Burgtrümmer seiner heimathlichen Umgebung mit Heldenbildern belebt, durch die feierliche Geberde des Priesters, der das Mefsopfer begeht, oder durch das kriegeri- sche Schaugepränge der Napoleonischen Heerschaaren, deren räuberische Adler den Schauplatz seiner Spiele beschatteten. Wenn er uns in dem Buch über die phantastischen Gesichtserscheinungen selbst erzählt, wie er oftmals, durch die Fenster des Wohnzimmers im elterlichen Hause am Jesuiterplatze, die russige verfallene Wand des Nachbarhauses betrachtend, in den Umris- sen des abgefallenen und stehen gebliebenen Kalkes allerlei Gesichter er- blickte”, so erscheint dies freilich nur als ein phantasiereichen Kindern ge- meinsamer Zug; aber während bei tausend Kindern dieses Spiel der Einbil- dung spurlos vorübergeht, wird es bei Jonannes Müter zum Keim jener denkwürdigen Studien über die Sinne, welche diesen Theil der Physiologie von Grund aus umgestaltet haben. 30 puBoıs-Rermonp: Dicht an Mürren’s elterliches Haus stiefs, damals zur Ecole secon- daire umgeschaffen, und unter der Fremdherrschaft verwahrlost, eine aus Churtrierischer Zeit her sonst wohlausgestattete Lehranstalt der Jesuiten. Diese besuchte Mürrer von 1810 an, und vermuthlich würde es um seine Schulbildung nicht besonders gestanden haben, wäre nicht nach Übernahme des Landes durch die Preufsische Regierung die Reorganisation der Schulen nach dem in den alten Provinzen üblichen Muster eine von deren ersten Sorgen gewesen. Ein Mitglied dieser Akademie, Hr. Jonannes ScHuLze, führte als Schulrath in Goblenz in den Jahren 1816—1818 diese Mafsregel durch, so weit es der damals in den Rheinlanden sehr fühlbare Mangel an tauglichen Lehrern erlaubte. An das nunmehrige Königliche Gymnasium zu Coblenz berief er unter anderen als Lehrer der Mathematik einen Zög- ling Prstarozzı's, Professor Leurzınger, dem Mürter in seinem Curricu- lum vitae besonders dankt°; in den classischen Studien aber halfen er selber und sein Amtsgenofs, damals Consistorial-Assessor, Frırpsıich Lange durch eigene Lehrthätigkeit nach. Auf den Bänken dieser Anstalt zeichnete sich der Knabe JoHannes dergestalt aus, dafs er bald die allgemeine Aufmerksamkeit seiner Lehrer auf sich zog. Mathematik, wie er selber berichtet*, und Zeichnen, das sich ihm später so nützlich erwies, waren ihm die liebsten Unterrichtsgegen- stände. Doch mufs er auch in den alten Sprachen einen guten Grund ge- legt haben, da er als Übersetzer und Ausleger des Prarox und Arıstoreues sich stets mit Sicherheit bewegt hat, seine Gewandtheit im lateinischen Aus- druck, durch die Disputatorien, die er als Privatdocent in Bonn hielt, noch erhöht, aber sogar das Urtheil hervorrief, er schreibe besser lateinisch als deutsch. Seine Arbeiten waren stets die besten und wurden oft als Muster hingestellt und vorgelesen. War er aber auch, was bedeutende Männer, vielleicht durch die Schuld ihrer Lehrer, nicht immer sind, ein Musterschüler, so verrieth sich seine ungewöhnliche Begabung doch bereits in der Selbständigkeit aller seiner Strebungen, der eigenen Kraft, mit der er jeden dargebotenen Stoff verarbeitete, und der Emsigkeit womit er, wenn dieser ihm nicht genügte, seiner Wifsbegier die hinreichende Nahrung zu verschaffen wulste. Zu Hause verschlang er Goerne’s Schriften, die da- mals in Schwung kamen, und bestimmt waren, einen entscheidenden Ein- flufs auf einige seiner Jugendarbeiten zu üben. In Feld und Wald entging Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 31 nichts seiner Beobachtung; er sammelte früh Schmetterlinge und Pflanzen, ja sogar Zergliederungen von Thieren soll er damals schon vorgenommen haben, obwohl er sonst eine zarte, leicht widrig erregte Sinnlichkeit besafs, die ihm z. B. den Anblick von Spinnen selbst zu einer Zeit noch ungern er- tragen liefs, wo man ihm über den Gang und die Augen dieser Thiere bereits umfängliche Aufschlüsse verdankte °. MÜLLER’s Studienjahre bis zu seinem ersten Aufenthalt in Berlin. Während Mürrer von seinen Jugendgenossen immer so angesehen wurde wie Einer, der berufen sei sich über die alltäglichen Lebensverhält- nisse hoch emporzuschwingen, hatte ihm sein Vater, in schlicht bürgerlicher Denkungsart, keinen gröfseren Fortschritt über seinen eigenen Stand zuge- dacht, als den zum Sattler. Mürrer’s Mutter jedoch, die nicht ohne Ehr- geiz war, unterstützte in ihrem Sohn die Neigung zum Studiren, und Hr. JOHANNES SCHULZE, der in den von ihm selbst ertheilten Unterrichtsstunden, in denen Homer gelesen wurde, seine Fähigkeiten erkannt hatte, drang in seinen Vater, einen Knaben, der zu so grofsen Hoffnungen berechtige, nicht der Wissenschaft vorzuenthalten. Zunächst indefs mufste Mürter, nachdem er im Herbst 1818 das Gymnasium verlassen, gemäfs der damals erst eben in’s Leben getretenen und, wie es scheint, noch sehr drückend eingerichteten Preufsischen Wehrverfassung, ein Jahr in Coblenz als Pionir dienen. End- lich nahte der Zeitpunkt, wo der achtzehnjährige Jüngling die kaum gestif- tete Rheinische Friedrich-Wilhelms - Universität im benachbarten Bonn be- ziehen sollte; noch aber schwankt er in seinem Entschlufs, welches Studium er ergreifen werde. Durchmustert man die Lebensbeschreibungen berühmter Naturfor- scher, so wird man bald gewahr, dafs es zwei am Beginn weit auseinander- gelegene Wege giebt, auf denen diese Männer sich demselben Ziel genähert haben. Die Einen führt ein gebieterischer Instinct sogleich zur Beschäfti- gung mit den Naturgegenständen. Der unbedingte Reiz, der dem Krystall, der Pflanze, dem Thier, wie den sonderbaren Geräthen und dem Hauch des Laboratoriums, für manche Naturen innewohnt, leitet sie unmittelbar zur Beobachtung und zum Versuch. Harmonischer und vielleicht tiefer be- gabt, suchen Andere zuerst mit jugendlicher Inbrunst das All begreifend zu umfassen; an den nie gelösten Räthseln des menschlichen Daseins zerarbeitet 39 puBoıs-Reymonp: sich eine Zeitlang ihre Kraft, bis sie, Schritt für Schritt auf dem Wege vom Glauben durch den Zweifel zur Entsagung gelangt, sich endlich mit einem Arbeitsplätzchen an dem, gleich einem Korallenstock langsam zwar, aber breit und sicher emporwachsenden Bau der Erfahrungswissenschaften begnü- gen. Hier treffen sie jene schon längst emsig bemüht, und es kann kom- men, dafs sie ihnen an technischer Fertigkeit zeitweise, ja dauernd unterlegen bleiben. Wenn aber unter ihren Gaben eine gesunde Sinnlichkeit und na- türliches Geschick auch nicht fehlen, wie bald überflügeln sie dann der Er- steren mehr handwerksmäfsiges und beschränktes Thun; und wie setzt sie der Gedankenreichthum, dessen Drang ihnen erst gefährlich ward, nun bald zu Meistern über jene ein! So sollte auch Mürrer’s Gang sein. Erst auf langen, wenn auch ö rasch zurückgelegten Umwegen kam er bei der Naturwissenschaft an. In früher Jugend hatte die ernste Pracht des römischen Cultus den träu- merischen Knaben mit der plastischen Phantasie dergestalt angezogen, dafs er sich damit trug, ein Diener der Kirche zu werden. Auch jetzt noch, im Begriff seine Studien zu beginnen, ist er zweifelhaft, ob er nicht der Theologie sich widmen solle. Es heifst, dafs er sich mehrere Tage in sein Zimmer verschlossen habe, um mit sich zu Rathe zu gehen, ob er dazu den wahren Beruf fühle, und mit dem Entschlufs daraus hervorgetre- ten sei, Medicin zu studiren. „Da weifs ich doch was ich habe und wem ich „diene ,” äufserte er gegen den Freund, dem wir die meisten dieser Nachrichten verdanken‘; und kurz darauf, im Verfolg der jetzt in ihm siegreichen Re- action gegen jene Jugendeinflüsse, und unter dem ersten mächtigen Ein- druck des Lichtes, das die Anatomie auf die Räthsel der Organisation zu werfen scheint: „Was nicht unter das Messer fällt, ist nichts;” ein Aus- spruch, den er in der Folge freilich zurücknahm. Dies war im Herbst 1819, und nicht volle zwei Jahre darauf, am 3. August 1821, ertönte bereits die Bonner Aula von dem Drommetenstofs, der dem Studiosus Jonannes Mürter aus Coblenz den ersten von der medi- einischen Facultät der neuen Hochschule ausgesetzten Preis zusprach. Die gestellte Frage betraf die seit Harvey’s Zeiten noch immer mit so vielem Dunkel umgebene Athmung des Foetus, und die Antwort ist in der That gleich merkwürdig, man möge nun die darin entfaltete literarische Kenntnifs, oder die allseitige Erwägung des Gegenstandes, oder endlich die Mannigfal- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 0 tigkeit und die rücksichtslose Kühnheit der Versuche’ mit der Jugend des Verfassers vergleichen, der, mit gewöhnlichem Mafse gemessen, ja noch kaum Zeit gehabt hatte, den ersten Blick in seine Fachwissenschaft zu thun. Gleichwohl brachte bereits das 1. Heft der Isis von 1822 eine neue Abhandlung von Mürrer: Über die Gesetze und Zahlenverhältnisse der Be- wegung in den verschiedenen Thierklassen mit besonderer Räcksicht auf die Bewegung der Insecten und Polymerien, zu deren genauerer Zerglie- derung er vielleicht gerade durch den Abscheu geführt ward, den die Betrachtung der wühlenden Asselfüfse ihm einflöfste. Denn in seiner Gei- stesart lag es, dafs dieser Abscheu selber sich ihm sofort wieder als physio- logisches Problem entgegenstellen mufste. So pflegte er in den Stunden, wo er, noch in Coblenz, als einjähriger Freiwilliger Wache stand, an den Mauern neben dem Schilderhäuschen das Treiben der Spinnen zu be- lauschen. Um aber in die Norm jener durch ihre Schnelligkeit dem Auge verschwimmenden Bewegungen einzudringen, hungerte er die Thiere in Schachteln wochenlang aus, bis ihre Bewegungen so langsam wurden, dafs er ihnen mit dem Auge folgen konnte. Den Inhalt dieses Aufsatzes, bedeutend vermehrt durch fernere Stu- dien in derselben Richtung, benutzte Mürter zu seiner Inaugural - Disserta- tion: De Phoronomia Animalium, die er am 14. December ® desselben Jahres 1822 vertheidigte, und so, nach erst eben zurückgelegtem sechsten Semester, die mediceinische Doctorwürde erwarb. Charakteristisch ist bereits in diesen Schriften die Sorgfalt, mit der die Function, um die es sich handelt, durch alle zugänglichen Glieder der Thier- reihe verfolgt wird. Zugleich aber zeigen sie uns, ein bemerkenswerther Umstand, den jugendlichen Jonannes Mürrer gänzlich versunken in dem Traummeer jener mit polaren Gegensätzen spielenden falschen Philosophie der Natur, die während des ersten Viertels dieses Jahrhunderts der deut- schen Wissenschaft tiefere Wunden schlug als aller Kriegslärm des westlichen Eroberers. Das Leben in der Bewegung ist ihm „eine organische Säule; „die Pole sind Beugung und Streckung, oder die Kreisbewegung und die Be- „wegung in der Längenform: — beide auseinandergerissene Hälften der pa- „rabolischen Linie, auf welcher das Leben spielt.”?” Mit solchem Ingrimm blickte Mürter nachmals auf diese Verirrungen zurück, dafs er selber die- 5 34 puBoıs-Reyrmonp: ser Arbeiten nie wieder gedachte,'® und jedes Exemplar derselben, dessen er habhaft werden konnte, aufkaufte und verbrannte. Die Anzeige von Mürrer’s Dissertation in der Isis begleitete Oxen, wohl noch aus besseren Gründen als weil die darin herrschende Philosophie auch die seinige war, mit dem Wunsche, „die Verhältnisse des Verfassers „möchten ihm erlauben, sich den physiologischen Wissenschaften zu wid- „men, in welchen er gewifs etwas erspriefsliches leisten würde”;'! ein Wunsch, dessen Erfüllung damals ernstlich bedroht erschien. Mürter stu- dirte erst im zweiten Jahre, als sein Vater starb, und ihn und die Seinigen in höchst bedrängter Lage zurückliefs. Seine Mutter wollte das Geschäft ihres Mannes fortführen, war aber darin nicht glücklich. Jonanses Mür- ıer’s kleines Erbtheil, dann die seiner Geschwister, hatte er bald ver- braucht; andere Schulden folgten, wenn auch nicht so peinlicher Art, doch nicht minder drückend; und von hier ab bis zu einer Zeit, wo er bereits eines europäischen Rufes genofs, hat man ihn sich als fortwährend im Kam- pfe mit den quälendsten Nahrungssorgen zu denken, denen die Unterstützun- gen seitens der Behörden seiner Vaterstadt und der Regierung, die ihm oft und reichlich zu Theil wurden, ihn doch nur vorübergehend zu entheben vermochten. Es ist rührend, in einem gegen das Ende seines ersten Berliner Aufenthaltes geschriebenen Briefe zu lesen, wie der grofse Mann mit kind- licher Demuth die geliebte Mutter um noch wenige Thaler bittet, wenn sie dieselben ohne Schaden missen könne, „und doch lebte ich in der letzten „Zeit so eingeschränkt, um eben auszukommen, dafs ich mir alle Bequem- „lichkeit versagte.” Diese glückliche Mutter lebte noch, die volle Höhe zu sehen, die ihrem Sohn zu erreichen beschieden war, und von ihm auf Händen getragen zu werden. Einstweilen liefs sich Mürter diese Noth nicht anfechten, son- dern voll jener inneren Zuversicht, die, wie Srerrens bemerkt hat, ein Attribut des Genius ist, fuhr er zunächst fort, seiner geistigen Entwickelung nach allen Richtungen mit äufserster Anstrengung zwar, aber mit vollkom- mener Freiheit obzuliegen. Jede Sprache, in der Philosophen und Natur- forscher schrieben, wird bewältigt; und von Arıstotezgs bis zu Bacos, von Praron bis zu dem flammenden Bekenner Gıiorvano Bruno und dem nüch- ternen Tiefdenker Srinoza, schöpft er sich den Trunk für seinen Wissens- durst frisch vom Quell, wie zugleich sein unermüdetes Auge Tag und Nacht Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 35 der Secirnadel unter der Lupe in’s Innere der tausendfältigen Mikrokosmen folgt, und Form um Form sich aneignet. Und doch findet er noch Zeit, heute als guter Gesell den Kreis der Commilitonen durch die wunderlichen Verzerrungen seines mächtigen Gesichtes zu ergötzen, an dem er (jenen un- verständlich) jeden einzelnen Muskel vor dem Spiegel der Willkür zu ge- horchen gelehrt hatte; morgen durch seinen Tact, seinen überlegenen Charakter in dem Vorstand der Burschenschaft eine entscheidende Rolle zu spielen. Unvergessen aber bleibe nun hier die über jedes Lob erhabene Hand- lungsweise des damaligen aufserordentlichen Regierungs-Bevollmächtigten bei der Rheinischen Universität Psırıpe Joserun von Renrugs, von der schwer zu sagen ist, ob sie mehr seiner Menschenkenntnifs oder mehr sei- nem Herzen Ehre macht. Vom Jahre 1821 an bis zu der Zeit, wo MürLter nach Berlin gerufen ward, wird Renrurs es nicht müde, den Minister von ALTEnsTEın in unzähligen Zuschriften stets von Neuem auf die rasch und rie- senmäfsig wachsende Bedeutung erst des Studiosus, nun des Doctors, dann des jungen Docenten und Professors Jonanses Mürzer aufmerksam zu ma- chen, dem er mit sicherem Blick die höchsten wissenschaftlichen Erfolge weissagt. Bald beantragt er für ihn eine Unterstützung, bald die Bestrei- tung der Druckkosten seiner Dissertation, bald die Erlassung eines Vor- schusses, bald Reisegeld, bald endlich eine dauernde und gründliche Verbesserung seiner Lage; und nicht einmal der Besoldungs-Etat der katholischen theologischen Facultät ist vor ihm sicher, wenn es gilt, die Mittel zu diesen Hülfsleistungen für seinen Schützling zu beschaffen. Könne denn Geld für die Universität zweckmäfsiger verausgabt werden, als für die Heranbildung tüchtiger Lehrer? Ja so weit geht Reururs in seinem Eifer, dafs er auf den politischen Vortheil hinweist, der dem Staate daraus er- wachsen werde, dafs man in Mürrer einem Kinde der Stadt Coblenz zu Hülfe komme, die mehr als jede andere der neuerworbenen Provinzen auf die aus ihr hervorgehenden Talente stolz sei, und deren für den Staat ge- wifs nicht unwichtige Stimmung durch solche Mittel am sichersten gewon- nen werde. Wem das gemessene Wesen des Mannes erinnerlich ist, das wie ein Anflug der ihm so vertraut gewordenen spanischen Volksart erschien, kann für den Eindruck, den Mürrer’s Persönlichkeit auf ihn übte, wohl nichts bezeichnender sein als dafs Reurues, indem er dieselbe dem Minister R* {9} 36 puBoıs-Rermonp: vorzuführen versucht, äufsert, „es werde ihm wirklich nicht leicht, seine „Feder in den Schranken der Geschäftsbehandlung zu halten.” Nicht min- der wohlthuend sind die rege Theilnahme und das einsichtige Wohlwollen in den vonHrn.JoHAnnEs ScHULzeE, der mittlerweile inBerlin zu einflufsreicher Stellung gelangt war, abgefafsten Entgegnungen des Ministers, und ganz ge- eignet, uns einen Blick zu eröffnen in das Geheimnifs der von Beiden zwei Jahrzehnde lang im Verein geübten Kunst, die preufsischen Universitäten mit einer Schaar talentvoller und für ihren Beruf begeisterter Lehrer zu be- völkern. MÜLLER’s erster Aufenthalt in Berlin, bis zur Habilitation in Bonn im Jahre 1824. Zunächst handelte es sich nun darum, dafs Mürzer Gelegenheit werde, in den Sammlungen einer gröfseren Stadt seine Anschauungen zu er- weitern und sich im Verkehr mit bedeutenden Männern seines Faches zu ent- wickeln. Mürter’s Streben war damals nach Paris; Autenstein aber, in- dem er ihm die von Renrurs beantragte Unterstützung gewährte, knüpfte daran die Bedingung, dafs Mürrer sich behufs seiner Ausbildung für das akademische Lehrfach unverzüglich nach Berlin begebe. So traf denn Mürrer hier im Frühjahr 1823 ein, und fand bei Rv- porpnHı eine Aufnahme, deren herzerwärmender Eindruck noch durch die Gedächtnifsrede klingt, die er ihm zwölf Jahre später an dieser Stelle hielt. Anderthalb Jahre genofs er seinen Unterricht, seinen Rath, seine väterliche Freundschaft; Runorrnı, sagt er, habe seine Neigung zur Anatomie zum Theil begründet und für immer entschieden”; seiner habe er überhaupt bei allen Bemühungen zur Erkenntnifs der Natur, ja bei jedem Schritte fast in diesem Fortgange, höchst dankbar zu gedenken‘. Im anatomischen Museum und, was viel mehr sagen will, in dessen Vorratbskammern voll noch ununtersuchter Gegenstände, in Ruporpnr’s Privatsammlungen, seiner einzigen Bibliothek, durfte Mürrer heimisch werden, und als er Berlin verliefs, beschenkte ihn Ruvorrnı mit einem englischen Mikroskop, wel- ches, wenn es auch heute vermuthlich sich auf keinem Jahrmarkt sehen las- sen dürfte, doch zu jener Zeit von grofsem, und auf alle Fälle für Mürzer von unerschwinglichem Werthe war.'* In gleicher Weise eröffneten ihm Licurenstein und Kıvs die Schätze der zoologischen und der entomologischen Sammlungen, während er in der Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 37 Thierarzneischule mit Hrn. Gurt, der damals schon den Lehrstuhl der Anatomie und Physiologie bei dieser Anstalt inne hatte, Verbindungen anknüpfte'®, und auf der Anatomie mit dem Meister des Scalpells, dem seiner Taubheit halber etwas langsamen aber sinnigen Frıirprıcn SchLEmM, zusammentraf.'‘ Dem mächtigen Staatsmanne, seinem Gönner und Wohl- thäter, in dessen Hand er sein Schicksal gelegt sah, dem Minister von Ar- TENSTEIN, durfte er persönlich seinen Dank und seine Wünsche aussprechen; aber vielleicht noch höher schätzte der Jüngling das Glück, das ihm in Horker’s Hause zufällig zu Theil ward, dem damals gröfsten vergleichenden Anatomen Deutschlands, Jonanw Frieprıcn MeckeL dem Jüngeren, von Angesicht zu begegnen.'” Auch bei Serseck verkehrte er viel, in des- sen Familie noch erzählt wird, wie bei einem nächtlichen Gartenfest der als Zigeuner verkleidete Dr. Mürzer durch seine blitzschnelle Handlung, während Alles rings versteint war, das Leben einer jungen Dame rettete, deren Kleider sich an einem Wachtfeuer entzündet hatten. Nach einer gelegentlichen, mir wohl eingeprägten Äufserung Mürrer’s zu urtheilen, glaube ich dafs es irrthümlich ist, wenn man Hecer’s Vorle- sungen einen wesentlichen Einflufs auf seine Entwickelung zugeschrieben hat. Mürrer war zu klug, um den Minister diese Vorlesungen in den Berichten vermissen zu lassen, die er ihm von Zeit zu Zeit über seine Studien abstat- tete.'° Er war aber in seiner Bahn als empirischer Forscher schon zu weit vorgeschritten, als dafs die Hrser’sche Lehre bei ihren abstracten Ausgangs- punkten sich seiner hätte bemächtigen können; und während man von einer Einwirkung dieser Lehre selbst in seinen nächstfolgenden Schriften keine wei- tere Spur findet, als dann und wann einen Anklang an Heser’sche Termino- logie, ist es ganz klar, dafs er sich nach wie vor am meisten angezogen fühlt durch die Betrachtungsweise Giorpano Bruno’s, dessen kosmologi- sches System sich in der neueren Philosophie nur wiederholt und weiter ent- wickelt habe. Dieselben Schlagworte aus den Dialoghi dieses Jonann Huss der philosophischen Reform, die als Wahlspruch vor Mürrzer’s Inaugural-Dis- sertation vom Jahre 1822 stehen'?, kehren mit gleichem Nachdruck wieder in der letzten Auseinandersetzung über metaphysische Dinge, die er im Abschnitt vom Seelenleben in seinem Handbuch der Physiologie im Jahre 1840 gab.” Der wahre Gewinn, den Mürrer aus seinem Aufenthalt in Berlin für seine allgemeine Bildung zog, bestand vielmehr darin, dafs Ruvorrnı ihn 38 puBoıs-Reymonp: von der sogenannten naturphilosophischen Richtung zurückbrachte; ?! ob- wohl er vollständig davon erst durch den Einfluls von Berzerivs’ Schrif- ten genas.”” Was er diesem hierin schuldig zu sein glaubte, sprach er noch nach langer Zeit einmal in einer Rede aus, die er bei dem Festmahl hielt, welches das gelehrte Berlin Berzeuıvs am 25. Juni 1845 gab. Dann aber ist in den Studien, die er bei Ruporrnı auf dem Berliner anatomischen Museum, der zukünftigen Stätte seiner ruhmvollsten Leistungen, unternahm, unmittelbar der Keim vieler seiner späteren Arbeiten zu suchen. Für den Druck vollendet hat er in dieser Zeit nichts. Statt dessen sieht man ihn mit einer Art wissenschaftlichen Heifshungers, mit einer Begier als solle er keinem dieser sein ganzes Wesen entzündenden Gegenstände je mehr nahen, sich mit der Anschauung der ihm dargebotenen Schätze aus allen Naturreichen sättigen, und mit gewissenhaftester Treue jeden Augenblick ausnutzen, um nach allen Richtungen seine Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen. Vieles Anatomische wurde nach eigenen Präparaten gezeichnet, Einzelnes sogar, nach der dilettirenden Sitte der Zeit, die wohl durch die Seltenheit geschickter Künstler geboten war, von ihm selber in Kupfer ra- dirt. Mit Serseck entwarf er den Plan zu lange fortgesetzten Untersuchungen über den Einflufs des farbigen Lichtes auf die Lebenserscheinungen der Pflarizen, welche aber, trotz der besonderen Theilnahme, die der Minister daran äufserte, unvollendet geblieben sind. Ein grofser Theil der Forschun- gen, die Mürzer später in der vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes niederlegte, wie die über das Doppeltsehen und über den Unterschied der Gesichtsvorstellungen des Menschen und der Thiere, über das Sehen der Inseeten, Spinnen und Krabben, und über den menschlichen Blick, wurde in Berlin zur Reife gebracht. Ja sogar viel spätere Arbeiten, wie die über den Berr’schen Lehrsatz und über das Blut, wurzeln in hier begonnenen Studien. Auch suchte er bereits, im Hinblick auf die in Bonn seiner war- tende Lehrthätigkeit, sich das Nöthigste eines Apparates für die Physiologie der Sinne theils selbst zu verfertigen, theils anderweitig zu verschaffen. Endlich bestand er, im Winter 1823—24, in rühmlichster Weise die medi- cinisch-chirurgischen Staatsprüfungen. Doch vergönnte ihm Aurexsteın, auf Ruporpurs Fürbitte, noch einen Sommer ungestört seinen Studien leben zu dürfen, und so kehrte er erst im Herbste 1824, unermefslich bereichert an Kenntnissen und Anschauungen, in jeder Beziehung gefördert und ent- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 39 wickelt, ja mit Stoff beladen dessen Verarbeitung allein hingereicht haben würde ein nicht unbedeutendes Forscherleben auszufüllen, nach Bonn zu- rück, wo er sich sofort, am 19. October, für Physiologie und vergleichende Anatomie habilitirte. Sehr bald darauf erschien Mürrter’s erste, im engeren Sinne anatomi- sche Abhandlung, in der er bei der riesigen Gespenstheuschrecke (Phasma ‚ferula Faser.) Verbindungsfäden zwischen den Eierstöcken und dem Rückengefäfs beschrieb, die er für die seit so langer Zeit vergeblich gesuch- ten Verästelungen des Rückengefäfses hielt. Diese Arbeit wurde 1825 in den Nova Acta der Leopoldino-Carolina veröffentlicht, welche damals ihren Sitz in Bonn hatte, und sich von allen gelehrten Gesellschaften Mürrer zu- erst, unter dem Namen Brunertı, am 28. November 1824 als Mitglied ein- verleibte.°° Bis zum Jahre 1830, wo die Akademie, im Gefolge ihres Prä- sidenten Ners von Esengeck, nach Breslau übersiedelte, versah Mürter bei derselben die Geschäfte eines Secretars. MÜLLER’s subjectiv-physiologische Arbeiten. Die ‚‚Vergleichende Physiologie des Gesichts- sinnes” und die „‚Phantastischen Gesichtserscheinungen”. Wir kommen nun zu derjenigen gröfseren Arbeit Mürrer’s, welche zuerst die allgemeine Aufmerksamkeit der Gelehrtenwelt auf ihn lenkte, und zugleich als der Ausdruck seiner eigensten Bestrebungen in dieser ersten Periode seiner Entwickelung erscheint. Dies ist das im Jahre 1826 er- schienene Werk: Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes des Menschen und der Thiere nebst einem Versuch über die Bewegungen der Augen und über den menschlichen Blick. Mütter selbst, in viel späterer Zeit zurückblickend, nannte dies Werk die Frucht ausdauernder Anstren- gungen**: dennoch folgte ihm auf dem Fufse das oben bereits erwähnte, sich unmittelbar daran lehnende: Über die phantastischen Gesichtserschei- nungen. Eine physiologische Untersuchung mit einer physiologischen Urkunde des Aristoteles über den Traum, den Philosophen und Aerzten gewidmet. Dem ersten Werke vorauf geht eine Vorlesung: Fon dem Bedürfnifs der Physiologie nach einer philosophischen Naturbetrach- tung, die Mürrer bei Gelegenheit seiner Habilitation öffentlich vor der medicinischen Facultät hielt, und in der er, wie er dem Minister schreibt, bemüht ist, als in einem Organon der Physiologie jede einsei- 40 pu Boıs-Reymonp: tige, in der Geschichte der Wissenschaft dagewesene, oder überhaupt mögliche Behandlung der Physiologie zu bezeichnen. Diese Vorlesung deutet uns eine Rast des allmählig und mühsam zur Klar- heit Emporstrebenden an, der, wie entfernt er auch noch vom Ziele weilt, doch auf jene frühere naturphilosophische Phase bereits als auf einen überwundenen Standpunkt zurückblickt.”° Eine andere Sirene hat ihn jetzt abseits gelockt: er hat sich dem einschmeichelnden Zauber Gorrnr'schen Lehrvortrages gefan- gen gegeben. Bis in die äufsere Anordnung sind manche Abschnitte der verglei- chenden Physiologie des Gesichtssinnes, besonders aber die phantastischen Gesichtserscheinungen, der Gorrne’schen Farbenlehre nachgebildet. Mür- rer huldigt dieser Lehre nicht allein, was die Grundanschauungen über das Entstehen der Farben, sondern sogar, was die darin geltend gemachten Grundsätze der Forschung betrifft. Gleich Gorrar preist er die Beobach- tung, — sie sei „schlicht, unverdrossen, fleifsig, aufrichtig, ohne vorge- „fafste Meinung” — und verdächtigt den Versuch als „künstlich, ungeduldig, „emsig, abspringend, leidenschaftlich, unzuverlässig”?°; ja der künftige Ur- heber der experimentell-physiologischen Richtung in Deutschland geht so weit, MaAcenviıe’s schöner Beobachtung des Retinabildes am leukaethiopi- schen Kaninchenauge?” zu spotten?°, wie auch darüber, dafs der französische Physiolog es für nöthig gehalten habe, sich bei Gelegenheit einer Staarope- ration durch den Versuch zu vergewissern, dafs die Nervenhaut des Auges keinen Schmerz empfinde.” Es ist nicht unnütz, uns dieser Dinge zu er- innern, die von Einigen allzu vergessen sind, die, auf seinen Schultern ste- hend, sich gröfser dünken als er; uns zu erinnern, dafs es in Deutschland eine Zeit gab, Müruer’s Jugendzeit, wo die Überwucherung der Wissen- schaft durch die Aesthetik®’ eine solche Verwilderung herbeigeführt hatte, dafs sogar ein Talent ersten Ranges gleich ihm der Gefahr der Verirrung nicht entging. Für uns ist Mürzer Sieger geworden in diesem Kampf; dies Land, das wir fröhlich bauen, hat er von den Drachen befreit und urbar gemacht; wehe uns, wenn wir nicht weiter wären, als er! Die vergleichende Physiologie des Gesichtssinnes ehthält eine au- fserordentliche Fülle wohlbeobachteter und wichtiger Thatsachen über das Sehen des Menschen und der Thiere. Die Bemerkungen über den mensch- lichen Blick gehören zu dem Geistreichsten, was Mürrrr geschrieben hat, und kein Maler und Schauspieler sollte sie ungelesen lassen, In einem Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 41 Anhang, überschrieben: „Aussicht zur Physiologie des Gehörsinnes — Fragment”, findet sich die Entdeckung des Gehörorgans der Gryllen. Den Glanzpunkt des Buches bildet indefs der Abschnitt über das Sehen der Insecten und Krebse mit zusammengesetzten Augen. Freilich sind in neuerer Zeit, namentlich auf Grund der Beobachtungen von Gortschz, Zweifel an der Richtigkeit der Lehre vom musivischen Sehen erho- ben worden.”‘ Immer würde es eine sehr feine Leistung bleiben, die das tiefste Eindringen in die Bedingungen des Sinnes verräth, eine Art angegeben zu haben, wie die bildende Natur, wenn es ihr anders be- liebt hätte, auch wohl noch hätte ein deutlich sehendes Auge schaffen können. Was Mürrer an der Gorrne’schen Betrachtungsweise der Farben be- sonders anzog, war das Ausgehen von den subjectiven Erscheinungen. Gorrsuz hatte dieselben zuerst mit Nachdruck in ihr Recht als physiologische Phänomene eingesetzt. Schon war damals Hrn. Puskıse sein dunkles Seh- feld ein Erntefeld merkwürdiger Entdeckungen geworden. Mürrer stellte, mit der Gewalt eines Reformators, an die Spitze der Sinnesphysiologie die Lehre von den specifischen Energieen der Sinnsubstanzen, welche unab- weisbar aus den drei Thatsachen fliefst, dafs ein und dasselbe Sinnesorgan, auf irgend welche Art erregt, stets auf die nämliche Art antwortet; dafs die verschiedensten Sinnesorgane, auf die nämliche Art erregt, jedes in seiner eigenen Art antworten; endlich dafs ein jedes Sinnesorgan aus inneren Grün- den, als phantastische Sinneserscheinung, seine eigene Art der Empfindung hervorzubringen vermag: eine Lehre, welche auf dem Boden der Erfah- rung dem Fıcnre’schen subjectiven Idealismus auf dem der Speculation ent- spricht, und wodurch sich Mürrer, die Thesis aus seiner Dissertation be- wahrheitend: „Psychologus nemo nisi Physiologus”, auf dem Pfade phy- siologischer Forschung mitten in’s Herz der tiefsten psychologischen Probleme geführt sah. Die letztere Art der Sinneswahrnehmung, die phantastische Sinnes- erscheinung, machte nunmehr Mürrer an seinem eigenen Auge zum Gegen- stand unablässiger Beobachtung, indem er dieselbe von ihren unschein- barsten Anfängen bis zu einer Stufe verfolgte, die nur wenigen besonders begabten Naturen zugänglich ist; von dem feinen Lichtstaub, der den schwarzen Sammet des ruhenden Gesichtsfeldes für gewöhnlich mit golde- ; 6 42 vouBoıs-Revymonp: nem Schimmer überzieht, bis zur vollendet scharfen, farbig leuchtenden Einbildung sonderbarer Menschen- und Thiergestalten, die er nie gesehen, erleuchteter Räume, in denen er noch nicht gewesen. Dergleichen seit früher Jugend ihm freundlich gewohnte Bilder in seinem dunklen Sehfeld auftauchen, sich bewegen und verändern, verschwinden und wiederkehren zu sehen, gelang ihm nicht allein vor dem Einschlafen, sondern zu jeder Zeit, wenn er sich gedankenruhig im Finsteren hinsetzte, und mit einem Ge- fühl von Abspannung und gröfster Ruhe in den Augenmuskeln, jedem Ur- theil abwehrend, sich ganz in die Dunkelheit des Sehfeldes versenkte. Diese Erscheinungen sind einerlei mit denjenigen, die auch den am wenigsten dazu Neigenden aus dem Traum bekannt sind; sie gehen beim Einschlafen über in die Traumbilder, wie umgekehrt diese oft noch nach dem Erwachen eine kurze Zeit im Sehfeld haften, worauf sie allmählig in Licht- und Nebelflecken erlöschen, verscheucht durch die stärkere Anregung der Sehsinnsubstanz von Aufsen, wie schon Srınoza dies an sich beob- achtet hatte. Am leichtesten traten bei Mürter diese Phantasmen ein, wenn er ganz wohl war, wenn keine besondere Erregung in irgend einem Theil des Orga- nismus geistig oder physisch obwaltete, besonders aber, wenn er gefastet hatte, wo dieselben alsdann eine wunderbare Lebendigkeit erreichten. Von hier aus ward es ihm leicht, ein unverhofftes Licht auf jene lange Reihe dunkler, immer wieder verbürgter und immer wieder bezweifelter Erschei- nungen zu werfen, welche unter dem Namen der Götter- und Geisterge- sichte, des Teufel- und Gespenstersehens, des second sight, in der profa- nen wie in der heiligen Geschichte, bei allen Völkern und zu allen Zeiten, eine so wichtige und oft so verderbliche Rolle gespielt haben. Der Mönch, der nach langer Askese den inbrünstig gerufenen Heiligen endlich in leuch- tender Wolke zu sich herabsteigen sieht; das abergläubisch buhlerische Weib, dem sich der Versucher zuletzt wirklich vor Augen stellt: sie sind für Mür- LEr nur noch Opfer der leidenschaftlich erregten Zustände ihrer Sehsinnsub- stanz, deren Gaukelspiel sie nicht, wie weiland Nıcoraı in Tegel, in seiner objectiven Nichtigkeit zu erkennen vermögen. „In der neuern Zeit”, fügt Mütter hinzu, „hat Niemand mehr Visionen; die Wunder der Religion sind „zu den Wundern des Magnetismus geworden. An die Stelle des Geister- „sehens ist das magnetische Hellsehen getreten” .°* Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 43 Übrigens gebot Mürrer nicht willkürlich über jene Bilder; trotz dem unaufhörlichen, einen ganzen Abend hindurch fortgesetzten, quälenden Be- mühen, ein lebhaftes Roth im Sehfelde zu sehen, gelang ihm dies nur ein einziges Mal, und nur auf Augenblicke. Gorrur hingegen besafs die Gabe, sich eine Blume, die bunte Rosette eines gothischen Fensters willkürlich einbilden zu können. Hatte er aber dergestalt das Thema angegeben, so erging sich gleichsam seine Sehsinnsubstanz in Variationen darüber, indem die Blume, die Rosette sich unablässig von Innen heraus veränderte, völlig wie die Bilder der erst später erfundenen Kaleidoskope, ohne dafs es ihm je gelang, die hervorsprossende Schöpfung zu fixiren.® „Ein Unterschied „zweier Naturen”, sagt Mürrer, der sich einige Jahre später mit Goerue hierüber besprach, „wovon die eine die gröfste Fülle der dichterischen Ge- „staltungskraft besafs, die andere aber auf die Untersuchung des Wirklichen „und des in der Natur Geschehenden gerichtet ist” .°* MÜLLER als Docent in Bonn. Seine äulsere Lage daselbst; seine Heirath und Krankheit im Jahre 1827. Schluls der subjectiv-philosophischen Periode. Inzwischen, und trotz diesen, wie man hätte denken sollen, sein ganzes Wesen absorbirenden Studien, hatte Mürzer doch zugleich mit der vollen Energie, welche alle seine Schritte bezeichnete, begonnen in Bonn die ausgedehnteste und fruchtbarste Lehrthätigkeit zu entfalten. Vom Sommer 1825 bis zum Winter 1832-33, wo er zum letzten Mal in Bonn las, finden sich in jedem Bonner Lectionskatalog in der Regel vier, ausnahmsweise nur drei Vorlesungen von ihm angezeigt. Gleich im ersten Semester trat der 23jährige Docent auf mit Encyklopädie und Methodologie der Medicin, specieller und vergleichender Physiologie, vergleichender Anatomie und lateinischen Disputirübungen über medicinische Gegenstände. Nach und nach erstreckten sich seine Vorlesungen nicht allein auf alle Zweige des ana- tomisch - physiologischen Wissens, zu denen er die Lehrmittel zu beschaffen vermochte: auf Physiologie und vergleichende Anatomie der Sinnesorgane und des Nervensystems, Physiologie der Stimme und Sprache, der Zeugung und Entwickelung, allgemeine und pathologische Anatomie, die Lehre von den Eingeweidewürmern in naturgeschichtlicher und medicinischer Hinsicht ; sondern auch, über seine Fachstudien hinaus, auf allgemeine Pathologie 6* 44 pu Boıs-Reyrmonp: und Semiotik, Augen- und Ohrenkrankheiten, Augenheilkunde, ja sogar Augenoperationen. Der Erfolg von Mürrer’s Vorlesungen wird in den Berichten sei- ner damaligen Zuhörer sowohl als in denen von Renrurs an ALTENSTEIN als ein aufserordentlicher geschildert. Alle rühmen sie die Schönheit, Klar- heit, Gedrängtheit seines Vortrags, der durch die Neuheit der Gedanken und der mitgetheilten Forschungen unaufhörlich überrasche. Obschon Mütter, der damals in Bonn herrschenden Sitte gemäfs, einen Theil der Vorlesung dictirte®’, wodurch die Wirkung der freien Rede sehr beein- trächtigt wurde, hing Alles an seinen Worten und Blicken, und begab- tere Naturen wurden unauflöslich an die wissenschaftliche Welt gefesselt, deren ganze Tiefe er vor ihnen eröffnete. Durch geschickt vorgeführte Versuche, die man bis dahin in physiologischen Vorlesungen bei uns kaum gesehen hatte, und durch eine Fülle anatomischer Demonstrationen, zu denen er das Material grofsentheils auf eigene Kosten erwarb, wulste er die Anziehungskraft seiner Vorträge zu erhöhen, während ihm sein offenes und freies, aber zugleich tact- und würdevolles Benehmen das unbegrenzte Ver- trauen der Studenten sicherte, die ja in ihm fast noch einen Altersgenossen erblickten. Kein Wunder, wenn in seinen öffentlichen Vorlesungen sich gleich anfangs achtzig Zuhörer drängten, für Bonn damals eine ungeheure Zahl, und wenn es einige Zeit dauerte, bis die Störungen ausgeglichen waren, die das plötzliche Emporschiefsen des jungen Riesen in dem erstaun- ten Gehege der medicinischen Facultät, als deren vornehmste Zierde er bald weit in die Welt hinausragte, nothwendig anrichtete. Dem Beifall, den Mörrer bei der studirenden Jugend erntete, folgte bereits im Beginn des Jahres 1826 die Anerkennung der Regierung, die ihn, trotz der Regel, wonach ein Privatdocent erst nach zweijähriger Thätig- keit zur Beförderung vorgeschlagen werden konnte, zum aufserordentlichen Professor ernannte, leider jedoch ohne bestimmten Gehalt, womit ihm mehr als mit dem Titel geholfen gewesen wäre: denn noch flofs die Einnahme von seinen Privat-Vorlesungen nur äufserst spärlich. Vermuth- lich um sein Einkommen etwas zu vermehren, unternahm er um diese Zeit die Übersetzung der schwedischen Jahresberichte über die Fort- schritte der Naturgeschichte und der anatomisch-physiologischen MWissen- schaften, die aber nur zwei Jahre fortgesetzt wurde. Auch versuchte er Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 45 es nebenher mit der ärztlichen Praxis. Zwar stiefs ihn einerseits die wissen- schaftliche Halbheit ab, bei der die Bestrebungen des Arztes meist stehen blei- ben müssen; andererseits wurde seiner Gemüthsart die mit dem ärztlichen Beruf verknüpfte schwere Verantwortlichkeit oft zur unleidlichen Pein. Er selbst pflegte wohl zu erzählen, dafs der Tod eines Freundes, der ihm an Darm- durchbohrung zu Grunde ging, ihn zum Aufgeben der Praxis bestimmt habe. Mag indefs dies Ereignifs auch zuletzt entscheidend auf ihn gewirkt haben, Mürrter war schwerlich der Mann, sich auf einem als richtig und nothwen- dig erkannten Wege durch solche Rücksichten irren zu lassen. Der wahre Sachverhalt, wie ihn zur Zeit Mürrer selbst Ruporrnı und Renrugs dem Minister schrieb, ist vielmehr der, dafs in dem kleinen Bonn bereits zwei Physici, mehrere andere Ärzte und beinahe sämmtliche Mitglie- der der medicinischen Facultät, im Ganzen 18 Ärzte, die Praxis versahen, so dafs auf eine schleunige Aushülfe, auf die es doch allein Mürter ankom- men konnte, von dieser Seite gar nicht zu rechnen war. Inmitten dieser in so wenige Jahre zusammengedrängten Fortschritte war doch in Mürrer die rein menschliche Seite nicht in den Hintergrund getreten. Über den phantastischen Gesichtserscheinungen spürt man das Walten einer „Muse”. Ein aus jener Zeit erhaltenes Gedicht in elegischem Versmaafs legt Zeugnifs davon ab, in wie erhobenem Schwunge damals sein Jünglingsleben einherbrauste. Prophetisch verheifst er, indem er das wun- derbare Büchlein ihr zu Füfsen legt, der Geliebten Unsterblichkeit im Bunde mit ihm. Langgehegten poötischen Jugendempfindungen nahte nun ihre Erfüllung, und im April 1827 führte Mürrer in seiner Vaterstadt Marıa Anna Zeitzer, Tochter eines Kreis- Directors aus Simmern auf dem Hunds- rück, als Gattin heim. Doch sollte ihm das ersehnte Glück des häuslichen Heerdes zunächst noch verkümmert werden. Den übermäfsigen Anstrengungen, denen er sich jahrelang, die Nacht in den Tag, den Tag in die Nacht verwandelnd, un- ausgesetzt hingegeben hatte, erlag endlich vorübergehend seine sonst so zähe Natur. Vorzüglich scheinen es jene subjectiven Beobachtungen, mit denen schon Ruvorenr ihn ungern beschäftigt sah °*, jenes Sichselbstbelauschen sei- ner Sinnesorgane, gleichsam ein Verdoppeln derselben, gewesen zu sein, die zerrüttend auf ihn wirkten: wie denn in Folge ähnlicher Versuche Hr. PratEau ganz erblindet, Hr. Fechner an den Rand des nämlichen Verder- 46 puBoıs-Rermonp: bens geführt worden ist. Nur Hrn. Purkiär ist es vergönnt gewesen, dem Naturgesetz, welches sich hierin ausspricht, ungestraft zu trotzen; wie Gorrus von ihm sagt, in sich hineinzublicken, ohne sich zu untergraben.°? Genug, Mürrer verfiel in einen Zustand nervöser Reizbarkeit, worin er unter anderem kleine Stöfse in den Fingern empfand, sobald er die Hand und die Finger zu sehr anstrengte’®, verbunden mit einem Gefühl äufser- ster Abspannung, welches ihm jede etwas anstrengende körperliche Bewe- gung unmöglich machte, ja sogar das Gehen erschwerte. Gleich allen phan- tasiereichen und an Gesundheit gewöhnten Menschen, wenn sie einmal krank werden, vorzüglich aber wenn ärztliche Bildung sie befähigt, schreckliche Krankheitsbilder an das leiseste subjeetive Symptom zu knüpfen , malte Mürrer seine Lage sich in’s Düsterste aus. Er glaubte an einer Krankheit des Rückenmarkes zu leiden, welche mit gänzlicher Lähmung der Beine, ja mit dem Tode endigen würde, und gab in traurigster Entmuthigung seine bereits begonnenen Vorlesungen im Sommersemester 1827 wieder auf. Unter diesen befand sich ein neues Publicum: „Über die physiologischen Grundsätze der Physiognomik”, welches er nicht wieder angekündigt hat. Übrigens scheint er, wie tief er sich auch ergriffen fühlte, das Arbeiten doch nie ganz aufgegeben zu haben. Die später ausführlicher zu erwähnende Ab- handlung über das Eingeweide-Nervensystem der Insecten wurde während seiner Krankheit ausgearbeitet, und die Vorrede zu dem kleinen Grundrifs der Physiologie ist vom Juli des Sommers 1827 gezeichnet. Die Kunde von Mürrer’s Leiden verbreitete sich rasch, und gelangte, wunderlich entstellt, auch bald zu Ohren seiner Berliner Gönner. Auf den Bericht, den Mürter’s Arzt, Puitipp Frieoeıcn von WarrHer, damals Di- rector der chirurgischen Klinik in Bonn, dem Minister erstattete®®, erhielt Mürrer Urlaub und eine Unterstützung zu einer Erholungsreise. Ein Einspänner wurde gemiethet, auf dem Möürrer, selbst die Zügel füh- rend, mit seiner Gattin vier Wochen lang in’s Oberland und nach den näher gelegenen Universitäten fuhr, bis der leicht gewordene Seckel zur Heimkehr mahnte, und zugleich die nervöse Verstimmung in ein behag- liches Wohlbefinden sich aufgelöst hatte. Tägliches Schwimmen im Rhein, auch als schon der Strom mit Eis ging, und Reiten vollendeten seine Genesung. So ward er der Wissenschaft wiedergegeben, aber nicht als Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 47 der frühere Mürzer: denn eine ernste Wandlung hatte sich in seinem Inne- ren zugetragen. Hier nämlich endet die subjectiv- philosophische Periode von Mürer’s Entwickelung, als welche man den bisherigen Zeitabschnitt bezeichnen kann, um der objectiv - physiologisch -anatomischen Platz zu machen. Eine tiefe Scheu vor der Beschäftigung mit übersinnlichen Dingen, vor der Betrach- tung seiner selbst, vor seiner eigenen Phantasie, hat sich seiner bemächtigt. So leicht und gern er sich früher in seinen Schriften zu weitumblickenden Gedankenflügen erhob, so karg und streng erscheint er fortan in allgemei- nen Aufserungen. Er läfst die Speculation auf sich beruhen, nicht etwa, weil er über die eine oder die andere Weltanschauung mit sich einig gewor- den wäre, sondern weil er, ein ächter Naturforscher, dem unlösbaren Pro- blem gegenüber sich bescheiden gelernt hat. Die Phantasie legt er, als gelegentlich unschätzbares Werkzeug der Forschung, zurück in der Rüst- kammer seiner Fähigkeiten.” Dem ihm eingepflanzten Triebe zur Beob- achtung aber ertheilt er mit verdoppelter Gewalt die gesunde Richtung auf das mannichfache Objective der Natur. Doch wir werden ihn bald selber seine neuen Grundsätze entwickeln hören. Genug einstweilen, hier fängt der Jonanses Mürter an, den wir gekannt haben. Aber hinter diesem gleichsam neugeborenen Jonanses Mür- ter, dem scheinbar so gleichmäfsig nüchternen und maafsvollen Erforscher des Wirklichen, wie er selbst sich nennt, barg sich noch immer, nur durch einen kräftigen Willen in Fesseln gehalten, die phantastisch brütende Natur des Jünglings, welcher einst den Gang in die Tiefen der Sinnenwelt, zu den Müttern unserer Erkenntnifs, gewagt hatte, und den, als eben sein magi- scher Schlüssel an den Kern der Erscheinungen rührte, eine Katastro- phe dem gemeinen Tageslicht wiedergab. Diese verhaltene Gluth, die in seinem wunderbaren Augenpaar loderte, war es, die seine Gegenwart so bedeutend machte, wie man mit mehr Theilnahme zum schlummernden Vulkan, als zu einer aus wässrigen Niederschlägen gehäuften Gebirgskuppe emporblickt. Von hier ab ergiefst sich stetig, ja noch manches Jahr wachsend an Fülle und Klarheit, der Strom von Mürrer’s Schöpfungen, in zwiefachem, oft verschmolzenen Bett; in morphologischer Richtung nämlich, und in ex- perimentell- physiologischer, eines bedeutenden Seitenarmes nicht zu ver- 48 puBoıs-Rermonp: gessen, der die pathologische Richtung innehält. Von hier ab wird es uns unmöglich, mit dem Gange seines Forschens im Einzelnen auch nur einiger- maafsen Schritt zu halten. Die vier letzten Bände von Mecxker’s Archiv für Anatomie und Physiologie; die Nova Acta der Leopoldino - Carolina ; Oxen’s Isis; Tiepemanss und der beiden Trevıranus Zeitschrift für Phy- siologie; Frorıer’s Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde: die Annales des Sciences naturelles; dıe Philosophical Transactions, ent- halten während der nun folgenden fünf Jahre, bis zu seiner Übersiedelung nach Berlin, eine Unzahl von Abhandlungen, oft mehrere in einem Bande, über Gegenstände der menschlichen, vergleichenden und mikroskopischen Anatomie, der Zoologie, der Entwickelungsgeschichte und Experimental- Physiologie; und ferner fallen in diesen Zeitraum noch fünf selbständige Schriften von gröfserem oder geringerem Belang. MÜLLER’S anatomische und objeetiv-physiologische Arbeiten bis zu seiner Berufung nach Berlin. Zunächst hat die Morphologie das Übergewicht. Eine Gruppe von Aufsätzen bezieht sich noch auf jenen früh ergriffenen Lieblingsgegenstand, den Bau der Augen bei den Wirbellosen. Eine andere behandelt die Me- tamorphose des Nervensystemes in der Thierwelt überhaupt, besonders das der Gliederthiere, und bringt die alte Frage nach der morphologischen Be- deutung des Bauchstranges dadurch zur Entscheidung, dafs der von Lyoner und Swammervam beschriebene unpaare Nervus recurrens auf der Speise- röhre jener Thiere als die einfachste und am wenigsten ausgebildete Form eines ganz allgemein vorhandenen eigenthümlichen Nervensystemes erkannt wird, welches dem Sympathieus der Wirbelthiere zu vergleichen ist, wonach also für den Bauchstrang nur der Vergleich mit dem Rückenmark übrig bleibt; eine Vorstellung, die später durch Newrorr's Entdeckung der Zu- sammensetzung des Bauchstranges aus einem oberen ganglienlosen und einem unteren ganglienhaltigen Paare von Strängen sehr an Halt gewann.*' Hieran schliefsen sich die zum Theil bereits in Berlin angelegten Arbeiten über die Anatomie der Scorpione, der Scolopendren und der Spinnen. Allmählig aber sieht man Mürrer, in vergleichend anatomischer Bezie- hung, sein Interesse mehr den Wirbelthieren, und zwar zunächst den Amphi- bien, zuwenden. Einzelne Bemerkungen deuten darauf, wie er sich tief und tie- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 49 fer in den Bau und in die Systematik dieser Thierclasse einarbeitet, bis ihm, im Frühling 1831, im Museum zu Leyden, jene entscheidende Beobachtung von Kiemenlöchern am Halse einer jungen Coecilie gelingt, wodurch die letzten Zweifel beseitigt wurden, die noch über die Stellung ‘dieser Ge- schöpfe im System der Amphibien gehegt werden konnten. Da die Coeci- lien eine Metamorphose durchmachen, so bilden sie, ihrer schlangenähn- lichen Gestalt und der Spuren eines Schuppenkleides, die einige Arten zeigen, ungeachtet, keinen Übergang von den Schlangen, und somit den beschuppten Amphibien, zu den nackten Amphibien; sie sind ganz den letzteren beizuzählen, und diese nunmehr, wie schon Merrem wollte, als eine den beschuppten Amphibien insgesammt, den Schlangen, Eidechsen und Schildkröten, gleichwerthig gegenüberstehende Abtheilung der Wirbel- thiere aufzufassen. Während Mütter dergestalt sich einen Platz unter den systematischen Zoologen erwarb, erschien er zugleich als ebenbürtiger Mitarbeiter auf dem Felde der Entwickelungsgeschichte. Einen Glanzpunkt in seinen Vorträgen über menschliche Anatomie bildete nachmals stets die Erklärung des Bauch- fell. Dazu legte er jetzt den Grund durch seine Untersuchung über den Ursprung der Netze. Die von Wırrıam Hunter schon früher einmal gesehene Membrana capsulo-pupillaris im Auge des Säugethierfoetus entdeckte er von Neuem, und überliefs dieselbe seinem Zuhörer und Freunde, Hrn. Hexte, zur Beschreibung in dessen Inaugural - Dissertation.‘? In seiner Habilitations- schrift als ordentlicher Professor vom Jahre 1830: „De Ovo humano atque Embryone Observationes anatomicae” beschreibt er menschliche Früchte aus ungewöhnlich frühen Stadien der Entwickelung. Seine Hauptbestrebungen in dieser Richtung waren jedoch der „Bil- dungsgeschichte der Genitalien” zugewendet. Das unter diesem Titel gleich- falls im Jahre 1830 veröffentlichte Werk sichert ihm eine hervorragende Stelle neben Hrn. von Baer und Hrn. Rarnke unter den Nachfolgern Caspar Frieprıicn Worrr’s, den er über Alles verehrte. Doppelt bemerkenswerth mufs uns dies Werk sein, weil Mürrer in der Vorrede, zum ersten Male seit seiner Habilitation im Jahre 1824, sich über die allgemeinen Grundsätze äufsert, die ihn bei der Forschung leiten. Es sei ihm, sagt er, die Gelegenheit willkommen, dies auf eine etwas bestimmtere und für ihn selbst befriedigendere Art zu thun, als damals. 7 50 pu Boıs-Rermonp: Wenn er jetzt nur seine Erfahrungen und Beobachtungen in einer so schwie- rigen Sache ohne weitere Reflexion zusammenstelle, so sei dies nicht, weil er aufgehört habe, ein Freund von einer mit Methode angestellten, gedan- kenvollen, durchdachten, oder, was auf dasselbe hinauslaufe, philosophi- schen Behandlung eines Gegenstandes zu sein. Damit aber meine er nicht eine solche, die ohne hinlängliche erfahrungsmäfsige Begründung zu einem Resultat kommen könne, oder die sogenannte naturphilosophische Manier, die so verführerisch für das verflossene Zeitalter geworden sei, und die uns in die Zeiten der Ionischen Philosophie zurückversetzte. Vor allen Dingen verlange er, dafs man unermüdet sei im Beobachten und Erfahren; dies sei die erste Anforderung, die er an sich selbst mache und unausgesetzt zu erfüllen strebe. „Wie ist nun”, fährt er fort, „die gute Erfahrung, das gute Experiment beschaffen? Vor allen Dingen „es mufs sich bestätigen. Denn wenn sich die Experimente nicht mehr „zu bestätigen brauchen, so würde ich vorschlagen, lieber solche Experi- „mente zu machen, wie einst ein berühmter Arzt”, — Weıssoro in Halle ist gemeint*” — „der das Rückenmark eines Thieres durch ein Amal- „gam von Metallen ersetzte, und die Kühnheit hatte zu erzählen, wie das „Ihier noch einige Momente seine Orts- Bewegungen fortgesetzt hätte. Ich „wünsche Erfahrung, die sich in allen Fällen wiederholen läfst, die immer „dieselben Resultate giebt, wie man es von einem jeden guten physikalischen „Experimente zu fordern gewohnt ist. Jeder Unpartheiische und Unbefan- „gene wird mir zugestehen, dafs man diefs von sehr vielen, ja den meisten „der beliebten physiologischen Experimente nicht sagen kann”. Er fordert ferner, dafs man in jeder Erfahrung das Wesentliche vom Zufälligen unterscheide ; dies sei die wahre Beobachtung, wovon die Ärzte immer mit Recht sagten, dafs sie so selten sei. Und nun spricht er zum ersten Mal einen Gedanken aus, der ihm äufserst wichtig geworden sein mufs, da er ihn nicht allein in späteren Schriften öfter wiederholt hat'*, sondern auch in seinen Vorträgen über Physiologie besonders betonte. „Beständen alle „unsere Erfahrungen aus solchen Beobachtungen, so wäre alles weitere Theo- „retisiren unnöthig, und die Theorie wäre eine schlichte Erzählung der That- „sachen, von denen eine die Consequenz der andern ist.” Aber noch kehrt, in Mürrzer’s neuem Codex der physiologischen Forschung, worin nunmehr, wie man sieht, dem Versuch, wofern er nur gut ist, sein Recht neben der Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 51 Beobachtung eingeräumt wird, ein Anklang an die früheren, minder ein- leuchtenden Bestimmungen in einer Satzung wieder, über deren Werth die Meinungen getheilt sein können: „Dann fordere ich, dafs man die Erfah- „rungen, wenn sie die hinlängliche Breite und gröfste Genauigkeit erlangt „haben, nicht blofs zusammenstoppele, sondern dafs man, wie die liebe „Natur bei der Entwickelung und Erhaltung der organischen Wesen „verfährt, aus dem Ganzen in die Theile strebe”, — der Ausdruck findet sich bei Gorrue‘? — „vorausgesetzt, dafs man auf analytischem Wege das „Einzelne erkannt und zum Begriff des Ganzen gelangt ist”. GC. F. Worrr’s Theorie von der Generation, Anpseas Ssıaverzkis Theorie der organi- schen Wesen, G. R. Trevıranus Biologie sind ihm die höchsten Muster physiologischer Forschung. Schliefslich äufsert er den frommen Wunsch nach einer wissenschaftlichen Weltliteratur, wie damals Gorrse den nach einer aesthetischen. „Eine deutsche, französische, englische Schule für eine „medicinische Wissenschaft ist Barbarei. Doch kann in Deutschland von „diesem Übel kaum die Rede sein, und bei uns scheint die Idee einer isolir- „ten englischen oder französischen Naturgeschichte, Physiologie, Mediein „eben so barbarisch als die Idee einer preufsischen, bairischen, österreichi- „schen Physiologie und Medicin”. Was das Werk selber betrifft, so enthält es vor Allem die Entdeckung der Urnieren bei den nackten Amphibien, wo Hr. Rarıxe danach vergeblich gesucht hatte. Bei den Fischen fehlte es Mürzer an Gelegenheit, selber die Urnieren zu finden, er sagte nur ihr Vorhandensein da voraus, wo sie ein Vierteljahrhundert später von Hrn. Reıcnerrt wirklich beobachtet wurden. * Jene Entdeckung war deshalb von grofser Bedeutung, weil mit derselben Hrn. Raruge’s Vermuthung eines ausschliefslichen Bezuges der Worrr'schen Körper, die seitdem die Mürzer-Worrr’schen genannt werden, auf Amnion und Allantois fiel. Da aber bei den nackten Amphibien die Urnieren weit von der Stelle liegen, wo die Dauernieren und die keimbereitenden Ge- schlechtstheile später unterschieden werden, so war zugleich dadurch die Ansicht widerlegt, als dienten die Urnieren diesen Gebilden zur gemein- schaftlichen Grundlage. Vielmehr gelang es Mürzer zu zeigen, dafs die Worrr’schen Körper wahre Absonderungsorgane sind, welche während der ersten Zeit des Foetallebens die Rolle der später auftretenden Dauernieren spielen. Auch ward er der Entdecker eines zarten Gebildes, welches in 7: 52 pu Boıs-Reymonp: Form einer oben blinden Röhre über den äufseren convexen Theil des Worrrschen Körpers verläuft, ohne damit zusammenzuhängen , wohl aber dem früher vorhandenen, viel stärkeren kurzen Ausführungsgang des Worrr’- schen Körpers entsprungen scheint. Dies Gebilde, der Mürzer’sche Fa- den genannt, wandelt sich beim Weibe zum Eileiter um, während es nach Mütter beim Manne zum Schwanz des Nebenhodens werden soll. Doch lassen die Neueren dasselbe hier zum Horn des seitdem von Hro. Eansr Heısgıcn Weser entdeckten männlichen Uterus verkümmern. Wie aber Mürter in der vergleichenden Physiologie des Gesichts- sinnes die aufgefundenen Gesetze der Augenbewegungen sofort auf deren pathologische Störung, das Schielen, praktisch anzuwenden suchte, so ver- fehlt er auch jetzt nicht seine Entdeckungen zur Sichtung der noch mit so vielem Dunklen, ja Fabelhaften untermischten Lehre vom Hermaphroditis- mus zu benutzen; und das Werk, welches ihn uns scheinbar in den Tiefen der Bildungsgeschichte verloren gezeigt hat, schliefst mit einem Vorschlag zur chirurgischen Behandlung der Hypospadie. Erwägt man nunmehr, dafs Mürrer, und zwar, wie gesagt, mitten in jenem verhängnifsvollen Sommer 1827, noch einen Grundrifs der Physio- logie, und 1829 einen solchen der allgemeinen Pathologie herausgab, und dafs er aufserdem seinen Vorlesungen in der beschriebenen Weise oblag; so sollte man meinen, dafs dies Alles zusammen auch für eine sehr ungewöhn- liche Arbeitskraft bereits das äufserste Maafs der Leistung hätte vorstellen müssen. So wenig aber war dies der Fall für Mürrer, dafs vielmehr alle jene Arbeiten gewissermafsen nur eine Nebenbeschäftigung waren, womit er die Mufse ausfüllte, die ihm die Vollendung des immer noch in demsel- ben Jahre 1830 erschienenen berühmten Buches „De Glandularum secernen- tium Structura peniliori earumque prima Formatione” liels; eines Werkes, welches ganz allein hingereicht haben würde, ihn unter die ersten Anato- men aller Zeiten zu stellen. Es hält uns Jüngeren schwer, uns das volle Verdienst dieses Werkes zu vergegenwärtigen. Wir sind so sehr in den Grundanschauungen erzogen, die dadurch erst festgestellt worden sind, dafs wir uns in den Zustand der Wissenschaft vor demselben eben so wenig hineindenken können, als etwa das jetzt aufwachsende Geschlecht in den Zustand des Verkehrs, ehe es Dampfschiffe und Eisenbahnen gab. Mürrrr ist überhaupt der Entdecker Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 53 einer grofsen Menge von Dingen, die sich jetzt dermafsen von selbst zu ver- stehen scheinen, dafs dies seinem Ruhm als Anatom und Physiolog, seitdem er aufgehört, sich innerhalb der gangbareren Disciplinen neue Ansprüche zu erwerben, förmlich Eintrag gethan hat. Was die Drüsen betrifft, so war deren Bau damals noch ein verschlossenes Buch, welches lange allen Be- mühungen zur Entzifferung getrotzt hatte. Zwar hatte in einem einzelnen Falle, an den Speichäldrdsen nämlich, Hr. Ernst Heıngıch Weser bereits die blinden traubenförmigen Anfänge der Ausführungsgänge entdeckt ,‘’ und durch die von Dvrsocu#er wiederaufgefundenen und ihrer physiologischen Bedeutung nach zuerst richtig gewürdigten Thatsachen der Hydrodiffusion war Ruysc#’s Annahme eines unmittelbaren Überganges der Arterien in die Ausführungsgänge überhaupt unnöthig gemacht. 45 Indessen haftete an dieser Vorstellung immer noch Harrer’s widcheh, der sich für Rurscn gegen Mar- pıcHı aussprach.*” Mürrter jedoch war durch zahlreiche Beobachtungen des Kreislaufes an durchsichtigen Theilen, insbesondere an der Leber junger Sa- lamanderlarven,, auf’s Bestimmteste davon überzeugt, dafs es keine andere Endigungsweise der Arterien gebe, als durch Blutkörperchen führende Haar- gefäfse in Venen. Er unternahm daher jetzt das Riesenwerk, an allen Drüsen aller ihm zugänglichen Thiere den Ursprung der Ausführungsgänge und ihr Ver- hältnifs zu den Blutgefäfsen aufzuklären, wobei er theils durch Einspritzung und theils durch Untersuchung der verschiedenen Entwickelungszustände der Drüse, sei’s am nämlichen Thier, sei’s in der Thierreihe, und stets, was damals noch minder allgemein war, unter mikrometrischer Messung der Theile, ver- fuhr. Natürlich konnte er nicht überall gleich glücklich sein. Die Leber und die Nieren insbesondere setzten ihm Schwierigkeiten entgegen, die erst später, zwar unter seiner Mitwirkung, jedoch nicht durch ihn selber be- siegt worden sind. Indessen ging aus seinen Forschungen nunmehr mit Gewifsheit hervor, dafs alle bekannten Drüsen mit Ausführungsgängen im Wesentlichen nichts weiter sind, als blinde Einstülpungen der Häute, mit denen die Ausführungsgänge verschmelzen; dafs auf den Wänden jener irgendwie beschaffenen blinden Enden die stets viel feineren Haarge- fäfse sich verbreiten; und dafs die mannigfaltigen inneren Anordnungen der Drüsen zunächst aufzufassen sind als eben so viele Arten, das von Hrn. Eunsr Heinrich Wesen ausgesprochene Prineip der Vervielfältigung der Ober- fläche im beständigen Raum zu verwirklichen’’, ohne dafs die Verschieden- - 54 puBoıs-Revymonp: heit der Drüsenabsonderungen daraus abzuleiten wäre. Zieht man in Be- tracht, dafs Mürter bei dieser Untersuchung, die sich nothwendig über Stellvertreter der wichtigeren Unterabtheilungen aller Thierelassen, wo möglich in verschiedenen Stadien der Entwickelung, erstrecken mufste, sich g anatomi- schen Materials, sich und die Seinen thatsächlich einmal vom Allernothwen- auf seine eigenen Mittel beschränkt sah; dafs er, zur Erwerbun digsten entblöfst hat; dafs ihm zu seinen mikrometrischen Messungen zwar ein für jene Zeit vorzügliches Instrument von Urzscuneiper und Fraunno- reR°’!, dies aber, als dem naturhistorischen Seminar gehörig, nur in dem eine Viertelstunde von seiner Wohnung entlegenen Poppelsdorf zu Gebote stand: so verdoppelt sich das Staunen über seine Leistung, und man weils nicht, was man mehr bewundern sofl: ob die Spannkraft, die solchen An- strengungen gewachsen war; ob die Hingebung, die solche Entbehrungen trug; ob den Umfang und die Gedankenstärke des Kopfes, der unaufhörlich eine solche Fülle von Thatsachen und Anschauungen, von Schlüssen und Mei- nungen leicht verarbeitete, oder endlich die untrügliche Sinnenschärfe , die ihm ohne Unterlafs zur Seite stand. Für das Drüsenwerk erhielt Mürter (ä titre d’encouragement) von der Pariser Akademie der Wissenschaften eine der an Stelle des Prix Montyon de Physiologie experimentale auf das Jahr 1832 von derselben vertheilten goldenen Preismedaillen.>? Kaum aber hat Mürzer sich der Bürde dieser gewaltigen Schöpfung entledigt, so sieht man ihn, weit entfernt eine Spur von Ermüdung, geschweige Erschöpfung, zu verrathen, mit frischer Kraft einem ganz neuen Gebiete gleichsam zustürzen und auch hier als starker siegesgewisser Streiter auftre- ten. Mit dem Jahre 1831 nimmt die Reihe seiner experimentell- physiolo- gischen Arbeiten ihren Anfang. Die Lehre von den Nerven und die vom Blute sind es, die zunächst von ihm gelichtet werden sollen. Macenvıe bemühte sich damals vergeblich, durch Versuche an Säuge- thieren die Richtigkeit des Berr’schen Lehrsatzes zu erhärten. Mag man nun die Schwankungen, denen seine Meinungen in Bezug darauf von 1822, wo er zum erstenmal, bis 1847, wo er zuletzt sich darüber äufserte, unterlegen haben, ihm zum Ruhm, wie Hr. Bernarv°°®, oder zum Nachtheil, wie Hr. Loncer”* will, deuten: es steht fest, dafs, als Mürter im Frühling 1831 den Ge- genstand aufnahm, wohl Niemand den Berr’schen Lehrsatz für mehr, als Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 55 für einen sinnreichen und auch einleuchtenden, aber nicht hinlänglich be- wiesenen Gedanken hielt. Schon längst hatte Mürzer diesem Punkte seine Aufmerksamkeit zugewendet. Im Jahre 1823 hatte er auf Ruvorrurs Ver- anlassung und unter seinen Augen in der hiesigen Thierarzneischule viele Versuche zur Prüfung der Berr’schen Ansichten über den Nervus facialis und trigeminus angestellt;°° und seitdem waren Katzen und Kaninchen häufig, aber vergeblich, von ihm geopfert worden, um die Wirkungen der Wurzeln der Rückenmarksnerven zu erforschen.°° Endlich kam Mürrer auf den Gedanken, Frösche zu diesen Versuchen anzuwenden; einen Ge- danken, der jetzt freilich sehr nahe liegen würde, zum Theil aber nur, weil Mürrer ihn damals gehabt hat. Denn mit der thierischen Elektri- cität und den galvanischen Reizversuchen war im Anfang des Jahrhunderts der Frosch als physiologisches Versuchsthier in Vergessenheit gerathen, und wurde erst von hier ab wieder häufiger angewendet. Jedermann weils, von wie glänzendem Erfolge Mürren’s Versuche nun gekrönt wurden; und von Paris, wo er selber in Hrn. Hente’s Begleitung sie Cuvıer und Hrn. von Hunsoror zeigte, bis Stockholm, wo Hr. Rerzıus sie in der Facultät vor Berzerivs wiederholte’’, wurde jetzt sein Name auch als der eines experimentirenden Physiologen gefeiert. Wenn es aber seitdem den französi- schen Vivisectoren gelungen ist, die grofsen Schwierigkeiten des Versuches an Säugethieren zu besiegen, so nimmt dies Mürrer nichts von seinem Ver- dienst, den Versuch zuerst in entscheidender Art angestellt zu haben, und noch dazu in einer Weise, wie er nicht allein in jeder Vorlesung ohne grofsen Zeit- verlust, sondern auch von jedem Mediciner auf derStube mit Leichtigkeit nach- gemacht werden kann. Was die von Macenvie und den Hrn. Loxser, Frov- RENns, Bernarp zum Bert’schen Gesetze hinzugefügte Lehre von der rück- läufigen Empfindlichkeit betrifft, so gehört wohl ein gewisser Grad persön- licher Betheiligung dazu, um derselben eine solche Wichtigkeit beizulegen, wie dies in einer neueren Schrift geschehen ist.°® Auch Mürrer’s so folgenreich gewordene Arbeiten über das Blut und die verwandten Flüssigkeiten, zu denen wir nun kommen, reichen, wie schon bemerkt, bis zu seinem ersten Berliner Aufenthalt hinauf. Im 2. Hefte der Isis von 1824 findet sich von einem Ungenannten eine auf eigene Beob- achtungen gestützte Kritik des Werkes „, Über den Lebensprocess im Blute” von Hrn. Cart Heissıcn Scaurrz-SchuLTzenstein, welche die Tradition 56 pu Boımıs-Rermonp: Mütter zuschreibt, und deren Stil an seinen damaligen Stil erinnert. Jetzt bot ihm zunächst, im Winter 1831 — 32, ein Krankheitsfall in der chirurgi- schen Klinik des Hrn. Wurzer die aufserordentliche, ja kaum dagewesene Gelegenheit dar, die Lymphke des Menschen zu untersuchen und zu beschrei- ben. Daran knüpfte sich die glückliche Wahrnehmung, dafs es ein leicht zugängliches Thier gebe, bei dem man sich in jedem Augenblick mit gröfster Bequemlichkeit reine Lymphe verschaffen könne, nämlich abermals das alte unschätzbare Versuchsthier der Physiologen, den Frosch. Nun konnte sich jeder mit der Natur und den Eigenschaften der Lymphe bekannt machen, dagegen man bis dahin keinem Arzt einen Vorwurf machen konnte, wenn er in seinem ganzen Leben eine Flüssigkeit nicht gesehen hatte, deren Namen die Ärzte doch fortwährend im Munde führten, und die sie in ihren Syste- men die gröfste Rolle spielen liefsen. Die aufmerksame Betrachtung des Lymphgefäfssystemes am lebenden Frosche führte Mürrer sogleich noch zu einer sehr schönen Entdeckung, nämlich der jener vier vom Herzschlage und den Athembewegungen unab- hängig pulsirenden Schläuche, die bei den Amphibien der Fortbewegung der Lymphe dienen, und von ihm die Lymphherzen genannt worden sind. Sie wurden kurze Zeit darauf, unstreitig selbständig, auch von Panızza gefun- den; doch ist Mürrer in der Priorität. Diese Entdeckung trug damals nicht wenig dazu bei, den allgemeinen Begriff eines Herzens, als einer wo immer gelegenen, mit quergestreiftem Muskeltleisch belegten und sich selbstthätig zusammenziehenden Gefäfsstrecke, auszubilden und zu befestigen; während sich jetzt die Wichtigkeit derselben verdoppelt hat, wegen der verschiede- nen Abhängigkeit, in der die Lymphherzen und das Blutherz vom Nerven- system stehen. Um Mürrenr’s Arbeiten über das Blut gehörig zu beurtheilen, mufs man sich den damaligen Zustand der Kenntnifs dieser Flüssigkeit verge- genwärtigen. Zwar hatte Wırrıam Hrwson, gleich Hares eines jener experimentellen Genies, die, unbeirrt durch gelehrten Ballast wie durch abstracte Speculation, England stets einen Löwenantheil an den jederzeit möglichen Entdeckungen gesichert haben, Hzwson hatte bereits von der Constitution des Blutes im Wesentlichen eine richtige Vorstellung ge- habt. Er hatte nicht allein die Eigenschaften der Blutkörperchen und ihr Verhalten unter verschiedenen Umständen nach Mafsgabe seines Hülfsmittel Gedächtni/srede auf Johannes Müller. 57 mit bewundernswerther Schärfe richtig beschrieben, sondern er wufste auch so gut und sicher, wie nur heute wir, dafs die Blutkörperchen nichts mit der Gerinnung zu schaffen haben, dafs der flüssige Bestandtheil des Blutes gemischt ist aus einer von selbst gerinnenden Lymphe und aus dem durch die Hitze gerinnenden Serum; dafs im entzündlichen Blute die Gerinnung langsamer erfolgt, so dafs die Blutkörperchen Zeit haben, sich zu senken, wodurch die Speckhaut entsteht; ja er hatte in einem solchen Falle, vor dem Eintreten der Gerinnung, die klare farblose über den gesenkten Blut- körperchen stehende Flüssigkeit mit einem Theelöffel abgeschöpft, und darin gerinnen sehen, auch nachträglich das Serum aus dem Gerinnsel ge- prefst. Hrwsox wulfste, dafs der Zusatz gewisser Salze, wie Glaubersalz, Chlorkalium, Chlornatrium, Salpeter, zum Blute die Gerinnung desselben verhindert; dafs dieselbe bei Wasserzusatz jedoch eintritt; und er hatte mit Blut, dem Neutralsalze beigemischt waren, den eben beschriebenen Versuch mit dem Unterschiede wiederholt, dafs er, um das Gerinnen der abgeschöpf- ten Blutflüssigkeit zu bewirken, Wasser hinzugefügt hatte.’® gen Jahrhun- derts geschehen. Allein dermafsen vorauf ihrer Zeit waren diese Arbeiten Dies Alles war bereits in den sechziger Jahren des vori vermuthlich gewesen, dafs 1817 Macenvir in Frankreich die Blutkörperchen für ein Hirngespinnst ausgeben durfte‘°; dafs 1818 Baver und Hone in Eng- land selbst die Gerinnung vom Aneinanderkleben der ihrer gefärbten Schale beraubten Kerne der Blutkörperchen ableiteten‘'; dafs das geistreiche Genfer Forscherpaar, Ps£vost und Hr. Dumas, dieser Meinung beitrat‘’; und dafs unter uns noch im Jahre 1830 Hr. Eassr Heincıch Weser in der 4. Auf- lage der Hırnesranpr’schen Anatomie eine ähnliche Ansicht vortrug.‘' Mürrer hat das Verdienst, die Lehre Hıwson’s selbständig wiedergefun- den, sie mit neuen Stützen versehen, in vielen Stücken erweitert, in man- chen berichtigt, endlich sie so eindringlich vorgebracht zu haben, dafs wenigstens ihr Einflufs in der Wissenschaft sich rein von ihm herschreibt. Fast jede Zeile seiner Arbeit enthält eine wichtige Beobachtung. Sein Verfahren, sich durch Filtriren mit Zuckerwasser verdünnten Frosch- blutes ein von Blutkörperchen freies Gerinnsel zu verschaffen, giebt heute noch einen der besten und lehrreichsten Vorlesungsversuche ab. Den Ver- such Hewson’s über die Nichtgerinnung von Blut, dem Neutralsalze zu- gesetzt sind, änderte er dahin ab, dafs die Gerinnung nur verzögert, nicht 3 58 pu Boıs-Rermwonp: ganz verhindert wurde, und erzeugte so künstlich eine Entzündungskruste. Durch gut angestellte Versuche zerstreute er die Fabeln, die Durxocner, dem er wohl zu hohes Lob spendet, wenn er ihn einen Beobachter ersten Ranges nennt, über das elektrolytische Verhalten des Blutes berichtet hatte. Den Kreis dieser Arbeiten schliefst eine Untersuchung des Chylus, in der Mürter gegen Gmeuin und Hrn. Tırpemann das Dasein eigenthüm- licher mikroskopischer Elemente, der Chyluskörperchen, im Chylus, neben den darin schwebenden in Aether löslichen Fetttheilchen, behauptet. Hier finden sich auch die beiden so bekannt gewordenen Versuche, über die Schnelligkeit der Hydrodiffusion durch dünne thierische Häute, wie die Harn- blase des Frosches, mit Eisenchlorid und Ferrocyankalium, und über die Unfähigkeit der Nerven, die Wirkung der Gifte fortzuleiten. Der eine Fufs zweier Frösche taucht in Opiumlösung mit dem Unterschiede, dafs an dem einen Frosch der Fufs mit dem Rumpf nur noch durch den Ischiad- nerven, an dem anderen nur noch durch die Gefäfse zusammenhängt: jener bleibt unvergiftet, während dieser sehr bald die Opiumnarkose verräth. Beim Lesen dieser Aufsätze kann man nicht umhin zu bewundern, wie rasch es Mürter, trotz seiner mangelhaften Vorbildung, und bei der Unzahl anderer Forschungen die er gleichzeitig betrieb, gelungen war, sich in die physiologische Chemie der damaligen Zeit einzuarbeiten, die freilich noch grofsentheils auf blofse Diagnose der Stoffe durch Fällung mittels verschiedener Reagentien beschränkt war. Mürrer’s Arbeit über das Blut wurde der Gegenstand eines Angriffes von Seiten des Hrn. Cart Hemmsıchn SchuLTtz - SCHULTZENSTEIN, welcher nachzuweisen suchte, Mürter habe heimlich seine Einsicht bei Hrwson geschöpft, sei aber in der Kenntnifs des Blutes hinter Hrwsox zurückgeblie- ben, weil „er sich zu der höheren Lebensansicht, welche schon Hrwson vom „Blute gehabt habe, nicht über die gewöhnlichen chemischen Vorstellungen „habe erheben können.” °* Doch dürfte wohl kaum Jemand zweifelhaft sein, an wem von beiden, an Josannes Mürter oder Hrn. Schurtrz, Hrwson, wenn Hrn. Scnurrz’ Anklage begründet wäre, den besseren Ausleger gefunden habe. Hrn. Scnurrz’ Meinungen über das Blut gehören längst nur noch der Ge- schichte der Medicin an. Was jene Anklage betrifft, so kann man zwar, wenn man Mürrer’s und Hzwson’s Abhandlungen zusammenhält, den Wunsch empfinden, Mürrer möchte die Verdienste seines Vorgängers ausführlicher Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 59 erwähnt uud deutlicher anerkannt haben. Inzwischen liegt, abgesehen von Allem, was Mürrer selber über diesen Punkt, wie man sich denken kann, mit einiger Lebhaftigkeit vorgebracht hat®, ein ganz objectiver Grund dafür vor, dafs Mürter zur Zeit seiner Arbeit Hrwson’s Schriften nicht oder nur unvollkommen kannte. Mürrer führt nämlich Hrwson als den Urheber der Ansicht an, wonach die Bildung einer Speckhaut die Folge der verzögerten Gerinnung des Blutes sei. Den hierfür entscheidenden Versuch aber, der sich gleichfalls bei Hrwson findet, das Abschöpfen nämlich des Plasma’s mittels eines Löffels worin dasselbe gerinnt, schreibt Mürtrer einem viel späteren Beobachter, Basınsron,°° zu. Auch dem hämischsten Tadler würde es schwer fallen, einen Grund anzugeben, den Mürzzr gehabt haben könnte, diesen Fehler absichtlich zu begehen; unabsichtlich aber konnte derselbe ihm nicht begegnen, hätte er Hrwson’s Werke mit der Sorgfalt studirt, die die Art der Benutzung voraussetzt, deren man ihn verdächtigt hat. Dafs er in diesem Falle, gegen seine Gewohnheit, das Studium der Literatur ver- säumte, erklärt sich aus zwei Umständen. Erstens sollte Mürter’s Abhand- lung einen Zusatz zum entsprechenden Abschnitt von Burpacn’s Physiologie als Erfahrungswissenschaft abgeben, deren gelehrter Herausgeber die ge- schichtliche Behandlung des Gegenstandes selber übernommen hatte. Für’s zweite darf man nicht vergessen, dafs uns jetzt Hrwson’s Arbeiten, weil sie durch Mürrer bestätigt wurden, in einem ganz anderen Lichte erscheinen, als dies früher der Fall sein konnte, wo sie noch in der unübersehbaren Menge anderer Schriften über das Blut verloren waren, und wo für Mürrer um so weniger ein Grund vorlag, sich gerade diese genauer anzusehen, als Burvaca fälschlich Hrwson als den Urheber der Homz’schen Theorie der Gerinnung bezeichnet hatte, was Hr. Schuurız mit Unrecht läugnet.°’ Mürter’s Berufung nach Berlin im Jahre 1833. Es ist Zeit, wiederum einen Blick auf Mürzer’s äufsere Geschicke zu werfen. Durch eine so dicht gedrängte Reihe stets bedeutender, oft bahn- brechender Arbeiten war er nun schon an die Spitze der gleichalterigen Fachgenossen gelangt. Allmählig hatte seine Lage sich gebessert, und unter- stützt durch die Regierung ward es ihm vergönnt, sich etwas freier zu be- wegen. So besuchte er im Herbst 1828 die Naturforscherversammlung in Berlin, wo er Hrn. vox Baer und Hrn. Rarıke begegnete‘°°, und seine Un- g* 60 puBoıs-Rermonp: tersuchungen über die Drüsen und über die Worrr’schen Körper vorlegte.‘® Mit Schmerz las er auf Ruvorpu’s tief verändertem theuren Antlitz, dafs er ihn zum letztenmale sehe.’° Auf der Rückkehr besichtigte er in Halle die Mecxer’sche Sammlung, und hatte in Weimar mit Gorrne die früher erwähnte Unterredung. Im Frühjahr 1831 haben wir ihn bereits die Schätze des Leydener Museums mustern, und im Herbste desselben Jahres in Paris mit Hrn. von Hwmsorpr und Cvvier in Verkehr treten sehen, denen sich Lavrıruarn, Sraauss-Dürkueın, Dvrrocher, die Hrn. Mirse-Ev- wars, Varencıenses und noch manche Andere anreihten.’' Hier ereignete sich das charakteristische Geschichtchen, dafs Mürter einem namhaften Pariser Gelehrten, der, nicht begreifend wen er vor sich habe, ihm voll aufgeblasener Mifslaune die Thür wies, den Kopf nochmals hinein- steckend zuherrschte: „Aber die Coecilien haben in der Jugend Kiemen- „löcher am Halse!” ein Zauberspruch, der seine bezähmende Wirkung nicht verfehlte. Mürven’s Thätigkeit als Lehrer trug reiche Frucht. Aufser Hrn. Hexr.e waren in dieser Zeit noch die Hrn. Twropor Lupwic BıscHorr, Nasse d. J. und Schwans seine Zuhörer. Sein vertrauter Umgang war Carr WinviscH- mann, nachmals Professor in Löwen, dessen frühen Tod im Jahre 1840 er im Archiv mit den Worten beklagte: „Ein Mensch kann nicht mehr in einem „Freunde verlieren, als ich in ihm.”’? Im Juli 1830. wurde Mürrer, auf seine durch Renrues befürwortete Bitte, ohne dafs eine Nominal-Professur erledigt gewesen wäre, zum ordentlichen Professor ernannt, und dadurch theils ge- wissen Beschränkungen enthoben, die ihm das Verhältnifs als Extraordi- narius zu den ordentlichen Facultätsmitgliedern auferlegte, theils für den Verlust der Secretarstelle bei der Leopoldino-Carolina entschädigt. Zwei Jahre darauf erhielt er einen Ruf nach Freiburg, an Stelle des nach Greifs- genen Hrn. C. Av. Sıcm. Schurrze. Obschon dieser Ruf, namentlich in Ansehung des verhälnifsmäfsigen Werthes des Geldes in Bonn und in Freiburg, ein sehr vortheilhafter war, lehnte Mürrer ihn dennoch wald abgegan ab, und zeigte dies Renrugs einfach an mit dem Bemerken, dafs, wenn er auch als Familienvater auf Verbesserung seiner Lage bedacht sein müsse, 5 sein Verhältnifs zur preufsischen Regierung es ihn doch als eine Verletzung der Pietät betrachten lassen würde, wenn er den augenblicklich sich dar- bietenden Vortheil nicht der Rücksicht auf das, was er Preufsen schulde, Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 61 zum Opfer bringe; worauf der Bevollmächtigte in Berlin anf eine ansehn- liche Gehaltserhöhung und auf Anschaffung eines vorzüglichen Mikroskops für Mürrer antrug. Inzwischen nahte bereits die glücklich entscheidende Wendung für Müörrer’s Laufbahn. Ruporpnı war schwer erkrankt; und die Gewils- heit seines baldigen Endes, indem sie in Mürzer die Hoffnung erweckte, in nicht allzu langer Frist sein Nachfolger zu werden, und dadurch den höchsten Wunsch seines Lebens erfüllt zu sehen, an die Spitze einer grofsen Anstalt gestellt zu sein, hatte ihn, wie er Rust schrieb, aufser seiner An- hänglichkeit für Preufsen, vorzüglich bestimmt, den Ruf nach Freiburg aus- zuschlagen. Am 29. November 1832 erfolgte Runorrur’s Tod, und der vornehmste und einträglichste Lehrstuhl der Anatomie und Physiologie in Deutschland war erledigt. Die Berliner medicinische Facultät, die unter ihren aufserordent- lichen Professoren bereits einen berühmten Beobachter besafs, scheint die Berufung eines auswärtigen Lehrers an Ruporrnr’s Stelle anfangs kaum für nöthig gehalten zu haben. Doch war bereits eine Anfrage an Hrn. Tırpr- mann in Heidelberg ergangen, als sich, von unerwarteter Seite her, eine gewichtige Stimme für Jonanses Mürter erhob. Hr. Eınnarn Mrrscneruich, der einen Theil des Winters 1831-32 in Bonn verlebt hatte und dort Zeuge von Mürrer’s Wirken gewesen war, veranlasste nämlich die philosophische Facultät, deren Dekan damals Hr. Borckt war, sich bei dem Ministerium für die Berufung Mürrer’s zu verwenden. Es sei dies mehr als eine blofse Facultäts-, es sei eine allgemeine Universitäts- Angelegenheit, und überdies die philosophische Facultät besonders dabei betheiligt. Die neuere Zeit habe in der Physiologie eine neue Richtung entstehen sehen, die des Versuches, durch den neue Erscheinungen geschaffen werden. Mit einem Beobachter sei es nun nicht mehr gethan. Hr. Tıepemann (der eben mit Leoror» Gmeuimw „die Verdauung nach Versuchen” herausgegeben hatte) und Jouannes Mürter seien die hervorragendsten Vertreter jener neuen Richtung. Allein Hr. Tıepemann sei nicht mehr jung und in Heidelberg bereits so gestellt, dafs wenig Aussicht sei, ihn zu gewinnen. Jonannes Mürrrr, in eben erst gereifter Manneskraft, gleich erfolgreich als Lehrer, bewundert als Forscher, geachtet als Mensch, sei der Mann für die Universi- tät, für die Akademie, für Berlin. 62 puBoıs-Reymonp: Es ist gewifs bemerkenswerth, dafs in diesem Schreiben Mürter we- sentlich als experimentirender Physiolog aufgefafst wird, während man sich neuerdings, als er sich wieder mehr der Beobachtung zugewendet, daran gewöhnt hat, ihn vielmehr als den ersten Vertreter der morphologischen Richtung anzusehen. Aber noch eine zweite Stimme ward beim Minister für Mürrer’s Be- rufung laut; in der That, wie fern eine solche Selbstempfehlung auch sonst unserer Sitte liegt, keine andere als Mürrer’s eigene. Dieser folgte natür- lich der Entwickelung der Dinge mit der Spannung Eines, der die höchsten Ziele seines Lebens auf dem Spiel sieht; und im Gefühl seiner Würdig- keit, und der ganzen Bedeutung eines nicht wiederkehrenden Augenblicks, richtete er am 7. Januar 1833 ein Schreiben an den Minister, worin er die Ansprüche darlegte, die er auf Ruporrur's Stelle zu haben meinte. Das Ungewöhnliche dieses Schrittes erscheint in viel milderem Lichte, ja der- selbe fällt kaum mehr auf, wenn man erfährt, dafs Mürrer seit seinem ersten Aufenthalt in Berlin nicht aufgehört hatte, in naher Beziehung zum Mi- nister zu stehen. Er erstattete ihm regelmäfsig Bericht über seine Thä- tigkeit, seine Fortschritte; und so knüpfte sich auch diesmal jener vielbe- sprochene Brief an die Übersendung der Arbeit über die Lymphe, das Blut und den Chylus. „Der Tod meines väterlichen Freundes hat mich hart betroffen. Sein „grofses Beispiel hatte mich einst den ganzen Ernst der Begeisterung für „meine Wissenschaft fühlen lassen. Meine Verehrung, meine Dankbarkeit „folgen ihm über das Grab und bis an das meinige. Indem ich dem Verlust „eines so theuren Mannes entgegensehen mufste und nachdem ich und so „viele und die Wissenschaft ihn verloren, ist es mir lange schwer geworden, „an mich selbst zu denken und meine Wünsche. Schon lassen sich mannig- „fache Gerüchte vernehmen, wer seinen Platz zu ersetzen berufen oder „würdig sei. Ferne und hiesige Freunde spornen mich an, auch Schritte „zu thun, und noch hatte ich es nicht gewagt, Ew. Excellenz meine ehrer- „bietigen Wünsche in dieser Angelegenheit vorzulegen. „Alle mit dem Stand der Wissenschaft und der Verdienste Bekannte „werden darin einstimmig sein, dafs von den älteren Anatomen keinem die- „ser Rang gebühre, als Mecxer. Unter den jetzt lebenden Älteren ist er es „allein, der der Wissenschaft einen grofsen und mächtigen Impuls gegeben Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 63 „und neue Wege betreten hat. Er hat grofse Sammlungen gegründet, aber „nicht gewöhnlicher Sammlersinn hat ihn belebt. Die grofse Masse der „Thatsachen, die vor ihm lag, hat er geistig durchdrungen. Während ehren- „werthe Männer um ihn her längst betretene Wege mit Fleifs, Ausdauer „und Sammlersinn gegangen sind und sich Verdienste erwarben die Keinem „fehlen, welcher mit Treue die Natur beobachtet, ist MeckeL von wenigen „einer gewesen, vor welchen bei einer grofsen Geschäftigkeit die Gegen- „stände nicht wie Stückwerk liegen bleiben. Da er so vieles für die phy- „siologische Anatomie geleistet, wer würde es ihm zum Vorwurf machen, „dafs er nicht zugleich der Physiologie seine ganze Thätigkeit gewidmet hat. „Sollten Verhältnisse von Mecker abzusehen nöthig machen, so kann ich „freilich bei aller Anerkennung begründeter Verdienste anderer älterer Ana- „tomen vor keinem die Ehrfurcht haben, die ich gegen ihn hege, und ich „dürfte dann vielleicht in den Augen Ew. Excellenz einige Entschuldigung „finden, wenn ich es wage, von mir selbst zu reden. Man weifs recht gut „und allgemein, dafs sich die Anatomie in der neuern Zeit durch eine sehr „eigenthümliche Richtung verherrlicht hat, welche für den Zweck der ana- „tomischen Arbeiten erfordert, dafs man auch mehr als Anatom, nämlich „Meister in physiologischen Untersuchungen sei. Neue Hülfsmittel sind er- „funden worden, die mikroskopische Anatomie der Theile des Menschen, „die Entwickelungsgeschichte, die grofsen Resultate derselben zeigen, dafs „die bisherige anatomische Topographie ein nothwendiges Gebälk ist, inner- „halb welchem aber die schwierigste Arbeit beginnt. Aufserordentliches ist „in dieser Art geschehen. Der 4. Band von E. H. Weser (Prof. Lips.) Ana- „tomie, oder dessen Bearbeitung der Anatomie von Hırpesranpr giebt eine „Zusammenstellung, was und von wem etwas in diesem schwierigsten Theile „der Anatomie geleistet worden. In Deutschland allein ist dies vollbracht „worden, und unter den Anatomen Preufsens sind es v. Baer und ich, wel- „che das ihrige hier gethan, eine Gesellschaft die mir nur sehr zur Ehre ge- „reichen kann. Ew. Excellenz kennen die Fortschritte unserer Wissenschaft „so gut wie wir selbst und beurtheilen, was dem Zustand der Wissenschaft „vor 20 Jahren und was heutzutage angemessen ist, Ew. Excellenz wissen „diesen Zustand in dem Überblick der anderen Wissenschaften wohl noch „besser als wir selbst zu würdigen. Hochdieselben haben gewifs in Er- „wägung nehmen wollen, ob dieser Impuls der Wissenschaft, auf welchen 64 pu Boıs-Reymonp: „man in Deutschland, Frankreich, England mit freudiger Anerkennung hin- „weiset, nicht auch bei der Besetzung von Ruporrnr’s Stelle Beachtung ver- „dient. Es könnte nicht gleichgültig für den Zustand des wissenschaftlichen „Lebens bleiben, wenn Jemand diesen Sitz einnähme, welcher dieser Ver- „vollkommnung der Anatomie und der Physiologie gänzlich fremd geblieben „ist. Schon Ruporrur war ihr fremd geblieben, aber durch Alter, und der „hatte in seiner Jugendzeit Grofsartiges genug geleistet. Indem in unserem „Staate schon durch C. Fr. Worrr vor 80 Jahren diese Bahn gebrochen, aber „durch unglückliche Verhältnisse vergessen wurde, nun aber vorzüglich wie- „der durch Anatomen unseres Staates mit glänzendem und allgemein freudig „anerkanntem Erfolg durchgeführt worden, kann Berlin allein gleichsam die „Verpflichtung erfüllen, durch seine grofsartigen Hülfsmittel eine dieses 5 „Aufschwunges und der ferneren Früchte würdige Stätte abzugeben.”° ö „Ew. Excellenz kennen meine hiesigen Verhältnisse. Hochdieselben „haben immer gnädig anerkennen wollen, wie viel hier mit wenig Mitteln gelun- „gen ist. Befreundete des Inlandes und Auslandes und ich selbst halten mich „für berufen ein grofses Institut zu leiten, am hiesigen Ort wird sich niemals „eine Gelegenheit für meine ganze Wirksamkeit eröffnen. Indem ich nun „in voller Kraft des jugendlichen Mannesalters fühle, was ich zu wirken fähig „wäre, fühle ich mich verpflichtet und gedrungen an Ew. Excellenz mit tie- „fer Ehrerbietung mich zu wenden und mich Ihrer Aufmerksamkeit bei einem „so äufserst wichtigen Schritt zu empfehlen, der über den Geist vieler Jahre „entscheiden wird, der von Berlin’s grofsartigen Instituten ausgehen kann, „und der billig von denselben im Vergleich des grofsartigen Lebens in den „übrigen Naturwissenschaften erwartet wird. „Ich bin jung, wird man vielleicht hören, aber diefs ist es, was ich „mit einer Jugend voll Arbeit und Erfahrung in die Wage lege gegen das „Alter, da ein älterer Gelehrter, der über gröfsere Materialien, über ein „Museum schon längst disponirt hat, doch nur seine bisherige Wirksamkeit „fortsetzen und es mehr oder weniger beim Alten und bei der Vermehrung „der Vorräthe lassen wird. Handelte es sich darum einer bewährten Thätig- „keit einen Ehrenplatz zu gewähren, den bisherigen Gang der Anstalten „blofs zu erhalten, so wäre die Sache anders. An einem Ort wie Berlin, „von welchem man das höchste erwarten mufs, kann dies nicht die erste „Rücksicht sein. Der Einflufs dieser Stellung auf das ganze wissenschaft- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 65 „liche Leben in Berlin ist zu grofsartig. Gerade in der Form drängt sich „die Betrachtung sogleich auf, dafs Berlin auch in den anatomischen und „physiologischen Wissenschaften den Rang einzunehmen genöthigt ist, auf „den es nach Cvvıen’s Tod berufen ist. „Ein Museum vollkommen entsprechend der grofsartigen Leitung, „unter welcher die wissenschaftlichen Anstalten unseres Staates gestellt sind, „welehe Früchte wird es bringen, wenn man nicht allein den Sinn hat, „Schätze zu sammeln, die Cataloge zu vergröfsern, sondern sie zu grofsarti- „gen wissenschaftlichen Unternehmungen zu benutzen, unter einem Mann, „der das Interesse der menschlichen, vergleichenden, pathologischen Anato- „mie zu vereinigen und durch eine erfolgreiche Thätigkeit in der Grundlage „der ganzen Medicin, der Physiologie, den ganzen medicinischen Unterricht zu „beleben versteht. Welche aufserordentliche Gelegenheiten bietet die Thier- „arzneischule zu physiologischen Untersuchungen dar. Anatomie, chemisch- „physiologische Experimente, mikroskopische Untersuchungen, Entwick- „lungsgeschichte, alles dies mufs nun einmal dem Physiologen gleich zugäng- „lich sein. Der Ruhm unseres Vaterlandes begeistert mich in diesen Be- „trachtungen, und mögen Ew. Excellenz gnädigst entschuldigen wollen, wenn „ich mich in dieser ehrerbietigen Vorstellung selbst zu diesen Empfindungen „hinreifsen lasse. In den Anstalten Berlins, in dem Verkehr mit den ersten „Physikern und Chemikern sehe ich die Quelle für eine mit Cuvırr’s grofs- „artigem Wirken zu vergleichende Thätigkeit, die dasjenige durch Betreibung „der anatomischen Materialien für die Physiologie leisten wird, was Cuvier „einst durch Application der Anatomie für die Zoologie gewonnen. Berlin „ist der einzige Ort dazu. Was Davsenton, Vıce- p’Azır und andere mit „unermüdetem Samnlerfleifs der grofsen Wirksamkeit Cuvien’s vorgebahnt, „ist in Berlin geschehen. Aber nun ist der entscheidende Augenblick , dafs „die Vergröfserung der Sammlungen und der Inhalt derselben herrliche „Früchte bringe unter einem Chef, welcher talentvolle Menschen um sich „nicht blofs zu dulden, sondern anzuziehen, zu beleben, zu beschäftigen „und zu fördern versteht. Dann werden auch diese Institute bald ein Leben „hervorrufen, wie man es zu Cvvirr’s Zeit nur in Paris zu finden gewohnt „war, und wie es jetzt auch dort mit ihm erloschen ist. „Mit dieser tiefergebenen Vorstellung, zu welcher mich ein entschei- „dender Moinent aufruft, wende ich mich an Ew. Excellenz und empfehle & 66 puBoıs-Revymonp: „mein Schicksal Ihrer Weisheit und Fürsorge. Ich hoffe und vertraue in „bescheidener Ergebenheit darauf, dafs Ew. Excellenz diesen Schritt durch „das Aufserordentliche der Umstände und durch Ihren gnädigen Antheil an „mir selbst, huldreichst entschuldigen wollen. Aber lassen Ew. Excellenz „mich es wiederholen dürfen, dafs vor Allem die tiefgefühlte Empfindung „mich hiezu nöthigte, dafs sich in der Wendung dieser Angelegenheit das „Schicksal meines Lebens bestimmt, nämlich ob ich hier am Ort für immer „in meiner Thätigkeit halb paralysirt bleiben soll”. Der Ton dieses Schreibens, männliche Klarheit athmend bei heifsem schöpferischen Jugenddrang, traf sympathisch v. ALtexsteiv’s grofsen Sinn. „Eine ausgezeichnete Schrift”, lautete seine Randbemerkung mit Bezug auf die Arbeit über das Blut, „aber auch ein ausgezeichnetes Schreiben durch „die Auffassung der Aufgabe für den Vorsteher der Anatomie”. Und als kurz darauf Hr. Tıepemann ablehnend antwortete, er fühle sich zwar durch wahrhafte Neigung nach Berlin gezogen, gegenwärtig dem lichtesten Punkte in Deutschland, allein er fürchte für die Gesundheit der Seinigen das rauhere Klima der norddeutschen Hauptstadt; da ward Hrn. Jonanses Schurze die Genugthuung, den Mann, dessen Bedeutung er einst zuerst erkannt, unter dem Beifall aller Einsichtigen auf den ihm gebührenden ersten Platz zu heben. Wenn aber wir, von unserem in der Zeit bereits weit entlegenem Stand- punkt aus, und mit der seitherigen Entwickelung der Menschen und Dinge vor Augen, die Geschichte dieser Berufung überdenken, so erscheint uns Eines wunderbar, dafs nämlich desjenigen Mannes als Mitbewerbers keine Erwähnung geschieht, den Mürrer selbst dem Minister gleichsam zum Preis- richter vorschlägt, Hrn. Ernst Heiseıcn Weser’s nämlich, der, nur sechs Jahre älter als Mürzer, damals schon seine bahnbrechenden Arbeiten über die Wellen, den Puls, die Drüsen, den Tast- und Gehörsinn veröffentlicht, und, neben der Bearbeitung des Hınpesranpr’schen Handbuches, als anato- mischer Schriftsteller in Meexer’s Archiv mit Mürter an Fruchtbarkeit ge- wetteifert hatte. Ostern 1833 trat Mürzer die hiesige ordentliche Professur der Ana- tomie und Physiologie an, die er genau ein Vierteljahrhundert bekleidet hat. Das Jahr darauf, am 16. Juli 1834, ward er Mitglied dieser Akademie. So gelangte er, noch nicht volle 32 Jahre alt, in eine Stellung, welche ihm nicht allein einen ausgedehnten Wirkungskreis als Lehrer, eine ebenbürtige Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 67 Umgebung als Forscher, sondern auch die äufseren Hülfsmittel gewährte, deren er zu seiner vollen Entwickelung bedurfte. Die Grenzen seines Wirkungskreises zu ziehen, so wie sein Verhält- nifs zu seinen neuen Amtsgenossen zu regeln, hatte ihm der Minister, gewils eine seltene Begünstigung, selbst zu thun verstattet, „damit er nicht mit zu „vielen zerstreuenden Amtsarbeiten überladen und dadurch an der strengen „Verfolgung seines eigentlichen wissenschaftlichen Berufes gehindert werde”. Aber noch mehrere Umstände vereinigten sich, Mürrzer’s neue Lage zu einer besonders bevorzugten zu machen. Am 10. Mai 1832 hatte Grosse Cvvızr, vor der Zeit dahingerafft, den Thron der organischen Naturwissenschaft leer gelassen. Mecker, dessen altberühmter Name einen Augenblick gedroht hatte, Mütter gefährlich zu werden, starb noch im Jahre von Mürter’s Berufung, am 31. October 1833. Das zuletzt von ihm herausgegebene Ar- chiv für Anatomie und Physiologie, 1796 von Reır, in Halle gegründet, wo schon 1790 durch Grex das Journal der Physik entstanden war, fiel nun leicht in Mürrer’s Hände, und folgte der älteren Schwester - Zeitschrift nach Berlin. Es ward für ihn ein um so mächtigeres Werkzeug der Hegemonie, als zu gleicher Zeit, ganz wie es sich für die aus Grex’s Journal hervorge- gangenen Annalen der Physik und Chemie ereignete, die übrigen deutschen Zeitschriften ähnlichen Inhalts, Hrn. Tıepemann’s und der beiden Trevıranvs Zeitschrift für Physiologie, und Hrvsıscer’s Zeitschrift für organische Physik, eingingen, so dafs über ein Jahrzehnd das Archiv das Feld allein beherrschte. Dem Titel des Archivs fügte Mürrzer die Bezeichnung „für wissenschaftliche Medicin” hinzu, und in der That war der Zeitpunkt, um von der Anatomie und Physiologie aus auf die Mediein zu wirken, ein vor- zugsweise günstiger. Die Ohnmacht der ärztlichen Kunst einer weltver- heerenden Seuche gegenüber hatte das Vertrauen in den Empirismus tief erschüttert, während thörichte theoretische Auswüchse, wie die Homöopa- thie, wohl geeignet waren, die besonnenen Aerzte auf den Urquell alles ärztlichen Wissens, die Physiologie, zurückzulenken, als deren glänzendster Vertreter und glücklichster Bearbeiter der jugendliche Mürzer erschien. Sodann, wenn auch der Stofs der Juli-Revolution noch in seinen Nachschwingungen gefühlt wurde, war es doch bei uns eine Zeit politischen Stillstandes und friedlichen Ausbaues gegebener Zustände, wo die Wissen- schaft im Staatsleben noch eine Geltung besafs, die sie in Zeiten politischer g* 68 pu Boıs-Rermonp: Erregung, vollends kriegerischer Stürme, nur zu rasch verliert. In der von Seiten der Staatsbehörde der Kunst und den verschiedenen Zweigen des menschlichen Wissens geschenkten Aufmerksamkeit bemerkte man ein Gleich- mafs, welches später manchmal vermifst worden ist. Hin. v. Hunsorpr's Einflufs, der sich erst kürzlich, nach seiner sibirischen Reise, dauernd in Berlin niedergelassen hatte, entfaltete sich mehr und mehr segensreich, und eine seltene Vereinigung ausgezeichneter Männer jedes Faches, die den Gip- fel des Ruhmes theils schon erreicht hatten, theils seitdem erstiegen, schickte sich an, Berlin in dem vierten und fünften Jahrzehnd dieses Jahrhunderts in kaum minder hellem Glanze schimmern zu lassen, als dies in dem vorher- gehenden Zeitraum für Paris der Fall gewesen war. Endlich dem geistigen Aufschwung entsprach die Entwickelung des Verkehrs, der dem beschreiben- den Naturforscher den Stoff seiner Arbeiten zuführt; der vervielfältigerden Künste, die seine Ergebnisse darstellen; und der Mechanik, die ihm sowohl als dem Experimentator neue Organe der Untersuchung schafft. Dies waren die günstigen Elemente, von denen Mürrer’s Dasein fort- an glücklich getragen wurde. Als ob es ihm aber gleichsam an nichts fehlen sollte, hatte ihm das Schicksal in Scnuemm einen Gefährten gegeben, der, zufrieden mit einer nicht leicht übertroffenen Virtuosität im beschränkten Kreise der gewöhnlichen menschlichen Anatomie, ihm hülfreich zur Seite stand, ohne jemals seine Eifersucht reizen zu können. Bis zu beider Tode dauerte diese innige Genossenschaft, der die ausnehmende Verschiedenheit beider Männer ein eigenes Gepräge verlieh: da Schtemm, durch eine sonder- bare Fügung des Geschicks, Mütter nur wenige Wochen überlebt hat.’* Aus Bonn folgten Mürrer bald zwei jüngere Männer, die ihm dort bereits ver- bunden gewesen waren, Hr. Hexte, der, als D’ ALron Mecker’s Nachfolger ward, die Stelle als Prosector, und Hr. Schwann, der die als Gehülfe am anatomischen Museum einnahm; während aus dem reichen Zuflufs talentvol- ler Jugend, den jedes Semester unseren Hörsälen bringt, fast ohne sein Zu- thun ihm Schüler um Schüler erwuchsen, deren aufkeimendes Ansehen seinen eigenen Ruhm erhöhte. Hatte so das Glück für Mürtrr das Seinige gethan, so darf man sagen, dafs selten Einer sich solcher Wohlthat würdiger gezeigt hat als er. Denn gewissermafsen nun erst fing er an, seine gewaltigsten Kräfte aufzubieten ; sich scheinbar nicht blofs zu verdoppeln, nein sich zu vervielfachen als aka- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 69 demischer Forscher auf den mannigfaltigsten Gebieten, als Lehrer, als Vor- steher der anatomischen Sammlung, als Herausgeber der anatomisch - physio- ‘ logischen Zeitschrift, als Geschäftsmann bei den Staatsprüfungen und in der Facultät. Im Winter, wo er die übelriechende Höhle, welche in Berlin die Stelle eines Anatomiegebäudes vertritt, durch seine Arbeiten verherrlichte, las er menschliche Anatomie und öffentlich Anatomie der Sinnesorgane, zu Anfang des Halbjahres neunstündig, später sechsstündig, und leitete mit Scuremm die Secirübungen. Aufserdem hatte er täglich min- destens eine Stunde Staatsprüfungen abzuhalten. Im Sommer, wo er auf dem anatomischen Museum arbeitete, las er sechsstündig Physiologie, mit Einschlufs einer öffentlichen Vorlesung über Zeugung und Entwickelung, vierstündig vergleichende, und bis zum Jahre 1856, wo Hr. Vırcnow berufen ward, dreistündig pathologische Anatomie. Von 1851 an leitete er aufser- dem noch im Sommer in Gemeinschaft mit mir physiologische Übungen. Dazu kamen noch die Facultätsprüfungen, die ihm einen grofsen Theil seiner Abende zerstörten. Obwohl es ihm, im Drange seines Forschungseifers, mehreremal begegnete, nicht in’s Colleg zu gehen, wie er auch wohl gänzlich der Mahlzeit vergafs, läfst sich eine gröfsere Pflichttreue, als die seinige war, im Allgemeinen nicht denken. Und trotz dieser Überbürdung mit Berufs- geschäften hat er es möglich gemacht, in der Zeit von seiner Berufung nach Berlin bis zu seinem Tode neun selbständige Werke, worunter seine be- deutendsten, zum Theil allerdings in Verbindung mit befreundeten Gelehr- ten, an’s Licht zu fördern. Von den in demselben Zeitraum erschienenen 25 Bänden unserer physikalischen Abhandlungen, ist, wenn man das Mittel zieht, nicht einer, der nicht eine gröfsere Arbeit von ihm enthielte; unter den 23 Bänden unserer Monatsberichte nicht einer, der nicht mehrere kleine Aufsätze brächte, endlich unter den 25 Bänden des Archiv’s für Anatomie und Physiologie nicht einer, von dem nicht dasselbe gölte. Aufserdem hat er in der ersten Zeit die Medicinische Zeitung des Vereins für Heilkunde in Preufsen; das Encyclopaedische Wörterbuch der medicinischen Wissen- schaften, als dessen Mitherausgeber er von 1834 an genannt wird; in den Jahren 1837 bis 1846 das Wırsmann- (nachmals Erıcuson -)sche Archiv für Naturgeschichte, mit vielen, mit einzelnen Mittheilungen aber auch noch Hrn. Pocsennorrr’s Annalen der Physik und Chemie, die Sitzungsberichte der Wiener, die Comptes rendus der Pariser Akademie und verschiedene andere 70 puBoıs-Reymonp: Sammelwerke bereichert. Eine so unermefsliche Thätigkeit kann hier na- türlich nur flüchtig umrissen werden. Indem wir aber zur Betrachtung von Mürrer’s Arbeiten zurückkehren, setzen wir zugleich seine eigenste Lebens- geschichte fort, in so fern dieselbe von hier ab, wenn man von einigen nicht nachhaltig wirksamen Zwischenfällen absieht, wie bei den meisten grofsen Gelehrten und Künstlern, durchaus mit der Geschichte seines rastlosen Schaffens zusammenfällt. Das „Handbuch der Physiologie des Menschen für Vorlesungen”. An Bedeutung obenan, und der Zeitfolge nach unmittelbar an die zuletzt erwähnten experimentell-physiologischen Arbeiten sich reihend, steht unter Mürrer’s jetzt zu nennenden Werken das berühmte Handbuch der Physio- logie des Menschen für Vorlesungen, dessen erste Abtheilung kurz nach Mürter’s Übersiedelung nach Berlin, im Herbste 1833, ausgegeben wurde, dessen Vollendung sich aber bis zum Jahre 1840 hinzog. Der Plan dessel- ben umfafst, gleich dem der Harrzer’schen Elementa, nicht allein die voll- ständige Darlegung alles bis dahin über die thierischen Verrichtungen sicher Ermittelten, sondern auch die vergleichende Organologie, und die gesammte damalige Gewebelehre, sowohl im mikroskopischen als im chemischen Be- zuge. Den Gedanken dazu mag er zeitig gefalst haben, und alle seine frü- heren Leistungen sind mehr oder weniger als Vorarbeiten zu diesem Denk- mal seines eneyklopaedischen Strebens und Wissens anzusehen. Doch gleicht der bereits erwähnte Grundrifs der Vorlesungen über die Physiologie vom Jahre 1827 dem späteren Handbuche nicht mehr, als eine Seesternlarve dem entwickelten Echinoderm. Der Plan ist ein ganz anderer, und die Abwei- chungen lassen auf eine ereignifsreiche Metamorphose schliefsen. Obschon im erfahrungsmäfsigen Stoff, und auch sonst noch, das Handbuch mit dem Grundrifs nothwendig Vieles gemein hat, hat es doch die alten mumifieirten Kategorieen der Reproduction, Irritabilität und Sensibilität, die noch den Grundrifs beherrschen, glücklich abgestofsen, und an vielen Punkten ist an Stelle eines öden Schematismus ein lebendiger Inhalt getreten. Mürrven’s Physiologie ist das Werk, von dem man sagen kann, dafs er darin ebenso die Eigenthümlichkeit seines in voller Reife stehenden, zu klarer Objectivität erstarkten Mannesalters ausgeprägt habe, wie einst in der ver- gleichenden Physiologie des Gesichtssinnes die phantastische Subjectivität Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 71 seiner Jugendperiode. Es ist zugleich das Werk, wodurch er unbedingt den gröfsten Einfluls auf seine Zeit geübt hat. Es wurden dadurch die theils kurz vorher, theils gleichzeitig von Anderen gemachten Versuche, die Gesammtheit der damals vorliegenden physiologischen Erfahrungen im Lehrvortrage darzustellen, in vergleichsweise Unbedeutenheit gedrängt. Physiologen von Fach schlugen noch die Lehrbücher von Macenvir, Tre- vıranus, RuporpHı, Burpach, Hrn. Tıepemann, Hrn. Arnorp, Hrn. Rv- porpu Wacner nach; aus Mürrer’s Physiologie aber haben wenigstens in Deutschland unläugbar alle seitdem nachgerückten Geschlechter von Aerz- ten und Physiologen hauptsächlich ihre Bildung geschöpft. Ja während sonderbar genug die Deutschen sich in anderen Fächern, z. B. der Mathe- matik, der Physik, vorzugsweise der französischen Lehrbücher bedie- nen, worin ihre eigenen Entdeckungen oft so schmählich bei Seite gesetzt sind, hat Mürrer’s Handbuch seine eindringende reformatorische Gewalt sogar über die deutsche Sprachgrenze hinaus geübt, da es durch Bary in’s Englische’°, durch Jovrvan in’s Französische’® übertragen ward. Seit dem Erscheinen der einzigen Auflage des zweiten Bandes der Physiologie sind bereits 18, seit dem der vierten Auflage des ersten Bandes 14 Jahre verflossen, während welcher fast alle Zweige der Physiologie durch unerwartete Entdeckungen von Grund aus umgestaltet sind, ja das ganze Wesen der Wissenschaft ein anderes geworden ist. Mürzer’s Buch erscheint demgemäfs heutzutage nothwendig veraltet, und für den Anfänger ist es in manchen, wenn nicht den meisten Abschnitten, geradezu unbrauchbar ge- worden. Von verschiedenen Seiten her sind Versuche gemacht, die Phy- siologie in ihrer neuen Gestalt darzustellen. Die Hrn. Varentın, Lupwis, Funke unter uns, Lonser und Mırne Epwarps in Frankreich, Donpers in Holland, Carpenter in England haben sich auf diese Bahn begeben. Aber wie unschätzbar auch manche dieser Bestrebungen erscheinen; in wie reinem kalten Aether physikalischer Betrachtung auch Hr. Lupwiıs weile, während Hr. Mırsze Epwarps mit Geschmack und Sachkenntnifs Schätze wohlgeordneter Gelehrsamkeit häuft: Mürrter’s Handbuch ist nicht nur noch immer in Aller Händen; es gilt nicht nur, kraft des Ge- setzes der Trägheit und des Rechtes der Einbürgerung, von Stockholm bis Turin, von Kasan bis Boston, noch stets für den Kanon der neueren Physiologie; sondern da es sich von den älteren "Werken viel mehr unter- 72 pu Boıs-Rermonp: scheidet als von den neueren und als diese unter sich, so hat es auch in der Geschichte der Wissenschaft wirklich eine tiefere Spur hinterlassen, als dies voraussichtlich eines dieser neueren Werke thun wird. So hat dieses Buch für unser Jahrhundert eine ähnliche, ja wenn man den ungleich rasche- ren Fortschritt der Wissenschaft erwägt, fast eine gleiche Bedeutung erlangt, wie Harrer’s Werk für das verflossene; und das deutsche Volk hat es Jo- Hannes Mürzer zu danken, dafs durch ihn zum zweitenmal auf lange hinaus die philosophischste der Wissenschaften, wie es sich ziemt, zu einer deutschen Wissenschaft zar &£eynv gestempelt ist; trotzdem dafs die beiden gröfsten Thatsachen der Physiologie, der Kreislauf des Blutes und die Verrichtung der Wurzeln der Rückenmarksnerven, brittischen Ursprunges sind; und trotz dem beispiellos glücklichen Entdecker, der in unseren Tagen Aller Blicke auf den Vivisecirsaal des College de France gerichtet hält. Seinen äufseren Vorzügen verdankt das Handbuch diese Erfolge nicht. Abgesehen von der bis in die letzte Auflage fast schimpflichen Ausstattung und dem Mangel erläuternder Abbildungen, durch welche die englische und französische Übersetzung sehr an Brauchbarkeit gewonnen haben, mufs man gestehen, dafs auch die Darstellung selber viel zu wünschen übrig läfst. Zwar an der allgemeinen Anordnung dürfte nicht so viel auszusetzen sein. Keine Wissenschaft bietet bekanntlich in dieser Beziehung gröfsere Schwierigkeiten als die Physiologie. Ja in so fern ein untadelhafter Lehr- vortrag nach dem Vorbilde des mathematischen keine Annahme machen sollte, die nicht von selbst verständlich, oder nicht schon erwiesen wäre, kann man von vorn herein sagen, dafs ein solcher Vortrag in der Phy- siologie unmöglich ist. Es handelt sich um die Darlegung des Spiels einer Maschine, in deren Wesen es liegt, dafs die Wirkung irgend eines Theiles derselben stets durch die anderer, wenn nicht aller Theile bedingt wird. Ganz wie beim Beschreiben einer Dampfmaschine, wenn man mit der Feuerung anfıng und das erstemal mit dem Kolben an den Boden des Stiefels gelangt ist, die Einsicht in die hier eingreifende Function der Steue- rung fehlt: ganz so fehlt, wenn man, wie Mürrer, in der Physiologie mit dem Kreislauf, der Athmung, der Ernährung anhebt, bei jedem Schritt das Verständnifs des überall eingreifenden, bald treibenden, bald hemmenden Factors, des Nervensystems, und des, mit der Diffusion und der Flimmer- bewegung, sämmtliche Massenverschiebungen vermittelnden Organcomplexes, Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 73 der Muskeln. Hr. Lupwıc hat geglaubt, auf geringere Übelstände zu sto- fsen, wenn er, bei Darlegung der thierischen Maschine, die Geschichte des Nervensystemes vorweg nähme. Ich theile, nach meiner Erfahrung als Lehrer, diese Ansicht nicht, sondern halte dafür, dafs ein richtiger Instinet Mütter geleitet habe, als er, obschon ihm die Bedeutung des Stoffwechsels völlig fremd war, der nur aus dem Principe der Erhaltung der Kraft ver- ständlich wird, die alte Haruer’sche Anordnung beibehielt, und die Erklä- rung des Kraftquells der der Kraftverwendung voraufschickte. Es ist hier g nach dem dieser An- 5 ordnung so eben vorgerückten Mangel abhelfen lasse. Wenn ich an dem yon 5 8 nicht der Ort, auszuführen, wie sich meiner Meinun Mürrer befolgten Gange etwas tadeln wollte, so würden es mehr Einzelhei- ten sein, wie z. B., dafs er bis in die vierte Auflage die thierische Wärme in den Prolegomenis abhandelt, anstatt, wie es sich gehört, daraus ein Co- rollar zur chemischen Athmungslehre zu machen. Ein anderer Vorwurf, den man Mürrrr’s Darstellung in der Physio- logie machen hört, hat gleichfalls seinen Grund in der Natur des Gegen- standes. Die Physiologie ist nämlich wohl die einzige Naturwissenschaft, in der man gezwungen ist, auch von dem zu reden, wovon man nichts weifs. Die Chemie braucht von keiner unbekannten Verbindung, die Physik von keiner unentdeckten Naturkraft zu handeln ; Botanik und Zoologie kümmern sich nicht um was noch von Thieren unbeschrieben zwischen unbeschriebe- nen Pflanzen in unerforschter Wildnifs sich bewegen mag. In der Physio- logie dagegen ist ein bestimmter Kreis von Dingen vorgezeichnet, die durch- aus besprochen sein wollen. Die Milz z. B., zahlreiche Hirntheile, Gang- lien, Nerven, das Labyrinth des inneren Ohrs: alles dies ist einmal da, und mufs der gangbaren Vorstellung gemäfs auch zu etwas da sein. Häufige Muthmafsungen über die Verrichtungen dieser Theile sind durch noch häu- figere Versuche halb gestützt, halb widerlegt worden, und haben an Stelle vollkommener Finsternifs ein an Sicherheit nicht, nur an Täuschungen rei- cheres Helldunkel gesetzt. Durch dieses mufs der Darsteller unserer Wis- senschaft den Leser, den Zuhörer nur zu oft den ängstlichen Weg führen, und zum Dank die empfundene Abspannung, die vielleicht nur dem Gegen- stande zur Last fällt, sich vorhalten lassen. Dann lassen sich die vernehmen, denen jedes Schweifen über die handwerksmäfsige Belehrung hinaus lästig däucht; die nicht begreifen, dafs, 10 74 puBoıs-Rermonp: gäbe es auch keine Krankheit, die Physiologie nichts an ihrer Berechtigung verlöre; deren Klage ist, dafs Mürter sich zu wenig von praktischen Ge- sichtspunkten leiten lasse, dafs die vergleichende Anatomie am Kranken- bett nichts nütze sei. Diese können hier nicht berücksichtigt werden. Es sind dieselben, die jetzt, wo an Stelle der vergleichenden Anatomie in physiologischen Lehrbüchern mitunter eine Formel auftaucht, auch nicht zufrieden sind, und denen nicht zu helfen sein wird, es sei denn, die Phy- siologie unterliege einer regressiven Metamorphose, und schmiege sich wie- der unter die Botmälsigkeit der Mediein, von der MüLter sie befreien half; ?7 obschon gerade er, wie wir schon zu bemerken Gelegenheit hatten, viel- leicht mehr als irgend ein anderer Physiologe, die Verbindung zwischen Physiologie und Mediein sorgsam im Auge behielt, selbst wenn er in schein- bar noch so grofser Ferne beschäftigt war. Auch dafs, wegen der Fortschritte der Wissenschaft zwischen dem An- fang und der Vollendung des Werkes, die letzten Abschnitte mit den ersteren oft in Widerspruch oder aufser Zusammenhang gerathen sind, gehört zu den Mängeln, denen in erster Auflage kein physiologischer Lehrbuchschreiber entgeht. Allein abgesehen von dem Allen zeigt sich in Mürter’s Handbuch denn doch wirklich ein etwas zu kleines Mafs literarischer Ansprüche. Sein im ersten Gusse nicht sehr gefälliger Stil entbehrt sichtlich der Feile.. Der Fortschritt der Darstellung leidet unter zahlreichen Wiederholungen und Abschweifungen. Oft verliert das Handbuch fast ganz den Charakter eines solchen, und nimmt sich mehr aus, wie eine lockere Sammlung von Abhand- lungen. Keine Inhaltsübersicht, kein Register weist den Uneingeweihten in diesem scheinbaren Labyrinth zurecht. Kurz, wenn in der vergleichen- den Physiologie des Gesichtssinnes, wotz der von Mürrrr selbst ausgehäng- ten Goerue’schen Warnungstafel’”®, der Gehalt ohne Methode nicht selten nahe an die Schwärmerei führt, so sieht man dagegen im Handbuch der Physiologie nur zu häufig den Stoff ohne Form zum beschwerlichen Wissen anschwellen. Das classische Gleichmafs der Behandlung, die sorgfältige Gliederung des Stoffes, die Kunst der Übergänge, welche aus den Harrer’schen Ele- menta einen bis in’s Kleinste vollendeten Riesenbau machen, sucht man hier also vergebens. Obschon aber ferner Mürrrr die tiefste Belesenheit besafs, und die Literaturgeschichte jedes Kapitels in ihren wesentlichen Zügen meisi Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 75 mit treffender Schärfe zeichnet, hält doch auch in dieser Beziehung das Werk mit den Elementa nicht den Vergleich aus, in denen die ältere Literatur bis in Kleinigkeiten und unter Anführung der Quellen wahrhaft erschöpft ist, während Mürrer sich häufig mit Auszügen in Frorıer’s Notizen oder des Dänen Lunv Preisschrift: „Physiologische Resultate der Viviseclionen neue- rer Zeit”'” begnügt. Mörrer selbst kannte diese Schwächen seines grofsen Buches wohl. Er nannte es scherzend die Rumpelkammer der Physiologie. Wodurch ist es nun, dafs dasselbe, trotz diesen Mängeln, seine ungemeine Wirkung geübt hat? Zunächst ist zu sagen, dafs es eine solche Bedeutung erlangt hat und für immer behalten wird durch die aufserordentliche Fülle eigener Unter- suchungen des Verfassers, welche theils an sich vom hervorragendsten Wer- the sind, theils wenigstens ihn zu einer so einsichtigen Beurtheilung der Ergebnisse Anderer befähigten, wie sie eben nur auf dem Wege eigenen Forschens zu erreichen ist. Fast überall befand er sich, in vergleichend anatomischer Beziehung, auf schon bekanntem Boden, dem er selber früher manches Stück hinzugefügt, oder manche neue Ansicht abgewonnen hatte. Gleichzeitig mit dem physiologischen Handbuche brachte er fortwährend vergleichend anatomische Arbeiten von gröfster Bedeutung zur Reife, von denen später die Rede sein wird, und die ihm gleichfalls hier zu statten kamen. Wer aber hätte, im eigentlich physiologischen Gebiete, besser als damals bereits er, die Abschnitte vom Blut und der Lymphe, von den Drüsen, von den Bewegungs- und Empfindungsnerven, von den Be- wegungsgesetzen in der Thierwelt, von den Sinnen überhaupt, insbe- sondere aber vom Gesichtssinn, von der Entwickelung zum Theil, zu schreiben vermocht? Eine grofse Menge anderer Versuche und Beobachtun- gen über einzelne Gegenstände, die, bei Gelegenheit der Vorlesung ent- standen, zwar noch nicht weit genug gediehen waren, um als selbstän- dige Arbeiten zu erscheinen, war doch gewifs schon bereit und tauglich, dem Handbuch einverleibt zu werden; und wo es ihm noch an eigenen Un- tersuchungen gebrach, wurden jetzt dergleichen angestellt, bei denen ihm meist Hr. Schwann zur Hand ging, der schon als Studirender in Bonn ihm bei den Versuchen über die Wurzeln der Rückenmarksnerven und über das Blut behülflich gewesen war. So entstanden die Versuche über die Athmung 410* 76 puBoıs-Rermonp: der Frösche in verschiedenen Gasarten, über die Wiedererzeugung der Ner- ven, über die Magenverdauung, über die Wimperbewegung bei den Fischen, und noch viele andere. Es war die Zeit, wo, in Folge des von SerLiGur, Cu£vALıer und Hrn. Anıcı ausgegangenen Anstofses, das Mikroskop plötzlich nicht nur sehr ver- vollkommnet, sondern auch viel allgemeiner zugänglich gemacht worden war. Gleichen Schritt mit der Erweiterung der optischen Hülfsmittel hielt die Erforschung der pflanzlichen und thierischen Gewebe, und führte zuletzt unter Mürren’s Augen, im Jahre 1838, zu jener eben so glücklichen wie kühnen Verallgemeinerung, die Hrn. Scnwann’s Namen unsterblich gemacht hat, und mit deren Anudführung im Einzelnen die Histiologie noch heute beschäftigt ist. An dieser Entwickelung betheiligte sich Mürrer auf das Lebhafteste, indem er theils selber arbeitend eingriff, wie in der Lehre vom Knorpel- und Knochengewebe, dem Gewebe der Rückensaite bei den Knorpelfischen, theils in seiner Umgebung Arbeiten hervorrief, wodurch einzelne Punkte aufgeklärt wurden, wie die Untersuchung von EvurengerG über das elastische Gewebe°’, die von Hrn. Jorpan über das damals soge- nannte contraclile Zellgewebe der Fleischhaut°!, welche jetzt freilich über Hrn. Varentin’s und Hrn. Körriıgen’s Entdeckungen vergessen ist, die von Hrn. Miescher über die Wiedervereinigung der Knochen.°? Mürrer ist es, der an Stelle des von Alters her gebräuchlichen Namens des Zellgewebes den des Bindegewebes gesetzt hat°’, dessen zur Bindesubstanz verallgemeinerter Be- griff in der neueren Histiologie eine so grofse Rolle spielt. Alles dies wurde in das Handbuch hineingearbeitet, so dafs die Wissenschaft darin unter Mör- rer’s Händen fast durchgängig eine ganz neue Gestalt annahm. Nirgends jedoch tritt dieser Charakter mehr hervor, als in dem von Mütter zuerst so überschriebenen Abschnitte, „der Physik der Nerven”. Hier sahen die Physiologen und Aerzte mit Erstaunen das, was bis dahin nur ein Chaos vereinzelter Thatsachen und grundloser Theorieen gewesen, durch Mürrer’s schöpferischen Kopf gezwungen, sich zum erstenmal zu einem wissenschaftlichen Ganzen ordnen, an dem Licht und Fiusternifs deutlich geschieden, das Feste vom Schwebenbleibenden abgeklärt war. In der allgemeinen Nervenphysik hat Mürrter das Verdienst, die Vorstel- lung vom sogenannten Nervenprineip und dessen Verhältnifs zur Elektrieität, nach der damaligen Sachlage, besonders scharf gefafst, und die seit Harzer Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. IE, fast vergessene Frage nach der Fortpflanzungsgeschwindigkeit jenes Agens, wie die sonst noch kaum erwogene nach der ein- oder doppelsinnigen Leitung beider Fasergattungen, in bestimmter Gestalt zur Sprache gebracht zu haben. Von dem Hort hieher gehöriger Erkenntnifs, der versunken mit dem zu Anfang des Jahrhunderts gescheiterten Fahrzeug der thierischen Elektricität, erst in unseren Tagen wieder geborgen wurde, hat übrigens Mürter, so wenig als sonst damals Jemand, eine Ahnung gehabt. Ich weils, dafs er selber viele vergebliche Versuche gemacht hat, elektrische Wirkungen durch die Nerven zu erzeugen, wovon der Artikel „Thierische Elektrieität” im Encyclopaedischen Wörterbuche nur eine Andeutung enthält. Ein früher auf dem anatomischen Museum befindliches, aus Glasröhren gebogenes Multiplicatorgewinde verrieth, wie Mürter daran gedacht habe, ob nicht das Nervenprineip vielleicht nur durch Flüssigkeiten abgeleitet und zur Wir- kung auf die Magnetnadel gebracht werden könne. Von wie verändertem Standpunkte wir auch heute auf diese Bestrebungen blicken, man darf nicht vergessen, dafs sie später Mürrer in Stand setzten, als ihm durch Hrn. von Humsorpr der Nosıirr’sche Froschstrom in Hrn. Martevccer’s Essai bekannt wurde, darin die Spur zu wittern, die hier zu Besserem führen konnte, an deren Anfang er dann mich stellte.°* Gewährte das Berr’sche Gesetz, welches Mürrer fast das seine nen- nen durfte, ihm in der speciellen Nervenphysik bereits einen sicheren Er- klärungsgrund und einen leitenden Faden für die Zusammenordnung unzäh- liger Thatsachen, wie noch kein Vorgänger einen solchen besessen hatte: so war dies in kaum geringerem Grade der Fall mit dem Princip der Reflexion in den Bewegungen nach Empfindungen, wodurch die früher angenomme- nen Sympathieen beseitigt, und eine Schaar von Wirkungen im gesunden wie im kranken Körper, vom leisen Spiel der Augenblendung in Licht und Schatten, bis zum Wundstarrkrampf oder den Wadenkrämpfen in der Cho- lera, mit einem Schlage erhellt wurde. Mütter ist zum Studium der Re- flexbewegungen höchst wahrscheinlich im Verfolg der früher erwähnten Ver- suche über Resorption an Fröschen geführt worden, wobei er sich des vorzüg- lichsten Reflex-Narkoticums, des Opiums, bediente. Zwar hatte, worauf Hr. Prrüser aufmerksam gemacht hat°°, ProcnaskaA bereits im Jahre 1784 jenes Princip richtig ausgesprochen, ja dasselbe Bild einer Zurückwerfung, Reflex- ion, angewendet, um den Übergang der Erregung von centripetal leitenden auf 78 pu Boıs-Reymonp: centrifugal leitende Nerven zu versinnlichen.S° Eben so weit war, wie ich ge- funden habe, übrigens Des Carres, der gelegentlich auch schon das nämliche Bild gebraucht.°” Auch hatte, um ein Kleines früher als Mürrer, Marsnarı Harz jene alte Lehre wiedererweckt. Indessen ist zu bemerken, dafs in Pro- cuaska’s eigener Physiologie oder Lehre von der Natur des Menschen vom Jahre 1820 die Reflexion weder der Sache noch dem Namen nach vorkommt, sondern die Reflexe mit Hülfe des „Consensus Nervorum” und der „polari- 53 so dafs also wohl bei schen Wechselwirkung der Organe” erklärt werden; jenen früheren Äufserungen Proctaska selber nicht gewulst hat, was er that, als er die Reflexion so treffend definirte. Was Marsnarr Harz betrifft, so kann kaum die Frage sein, wer von beiden, er oder Mürter, diese Lehre rich- tiger erfalst, oder besser verwerthet habe. Marsnarz Harz vermischte sehr bald mit dem Thatsächlichen seine Hypothese eines excitomotorischen Sy- stems, und hat bis zuletzt die Reflexbewegungen narkotisirter Thiere mit den Bewegungen gereizter enthaupteter Thiere verwechselt; während Mürter wenigstens später dieselben in seinen Vorlesungen wohl zu trennen pflegte. Auch die Lehre von der Mitbewegung, in welcher Darwın und Reır Vieles dunkel gelassen hatten, und die von der Mitempfindung finden sich bei Mürrer zuerst im richtigen Zusammenhange vorgetragen und auf das Geistreichste erläutert, wobei seine eigenthümliche Begabung für die Be- handlung der subjeetiven Seite derartiger Phänomene sehr bemerkbar wird. Diese Auseinandersetzungen kann man auch heute nicht ohne den höchsten Genufs lesen; und in der kahlen Dürftigkeit einiger neueren Darstellungen derselben Lehren wird es Einem alsdann freilich schwer, den Fortschritt zu erkennen, dessen ihre Verfasser sich rühmen zu dürfen glauben. In der Mechanik der Empfindungen hat Mürrer die sogenannte excentrische, besser peripherische Erscheinung der den Nervenstamm treffenden Gefühlsein- drücke in derselben Art aus der Sphäre der zufälligen Sinnestäuschungen in die des Gesetzmäfsigen entrückt, wie dies Goerue, Gruituussen und An- dere einst für die früher sogenannten Augentäuschungen thaten. So ist Mürrer’s Name auf’s Innigste verknüpft mit denjenigen drei grofsen Errun- genschaften der Nervenphysiologie, welche nicht allein zur natürlichen Grundlage der neueren Nervenpathologie in der Gestalt geworden sind, die Hr. Ronmsenxg ihr ertheilt hat, sondern auch überhaupt die gröfste praktische Wichtigkeit in der Heilkunde erlangt haben: mit dem Berr’schen Gesetze, Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 79 mit der Wechselwirkung empfindender und bewegender Fäden in den Cen- tralorganen, und mit dem Gesetze der peripherischen Erscheinung der Ge- fühlseindrücke: ein Umstand, der zu seinem Ruhme um so mehr beigetragen hat, je weniger es gelungen ist, den wichtigsten seitherigen Fortschritten der Nervenphysik eine ähnliche Bedeutung abzugewinnen, was vielleicht erst wie- der für die von Hrn. Bernarn angebahnte Entdeckung der vasomotorischen Thätigkeit des Sympathicus glücken wird. In dem nun folgenden Buche von den Bewegungen, welches den zwei- ten Band eröffnet, erscheint der Abschnitt über die allgemeine Muskelphy- sik in mancher Beziehung als einer der schwächsten des Werkes. Indessen bietet doch auch dieser ein ungewöhnliches Interesse dar durch die darin niedergelegte Untersuchung des Hrn. Schwan über die Art wie die Kraft des Muskels mit seiner Verkürzung abnimmt, wodurch zum erstenmal eine unzweifelhafte Lebenserscheinung mathematischen in Zahlen ausgedrückten Gesetzen unterworfen ward; und es fehlt nicht an einzelnen Bemerkungen, in denen sich Mürrer’s aufmerksame Kritik zeigt, wovon sein Einwurf gegen Pıvr Ermav’s Versuch über die Volumsabnahme des Muskels bei der Verkür- zung ein Beispiel giebt, dafs da das Aalstück nicht unter einer tropfbaren Flüssigkeit zugerichtet worden, die beobachtete Abnahme vielleicht nur von Luft herrühre, welche in die an der Schnittfläche klaffenden Arterien einge- drungen sei; ein Einwurf, der bekanntlich seitdem durch Mancnanp und Hrn. Epvarp Weser beseitigt worden ist.” Den höchsten Glanz verbreiteten indefs, und halfen ganz besonders dem Handbuch seine hervorragende Stellung erobern, die im Gefolge der Bewegungslehre darin mitgetheilten Untersuchungen über die Stimme. Die Vollendung derselben fällt in das Jahr 1837 ; der Grundrifs der Physiologie vom Jahre 1827 und das Verzeichnifs der von Mürzzr in Bonn gehaltenen Vor- lesungen zeigen aber, dafs das Interesse für diesen Gegenstand bereits viel früher in ihm rege war. Auch erlosch dasselbe nicht, wie dies sonst wohl der Fall zu sein pflegte, mit der Herausgabe des darauf bezüglichen Ab- schnittes der Physiologie. Zwei Jahre später, 1839, liefs Mürzer diesem einen Nachtrag in Form eines eigenen Werkes: „ Über die Compensation der physischen Kräfte am menschlichen Stimmorgan, mit Bemerkungen über die Stimme der Säugethiere, Vögel und Amphibien” folgen, und in so fern sich daran wieder seine letzte physiologische Arbeit, das erst 30 puBoıs-Rermonp: im Jahre 1856 veröffentlichte Bruchstück: „Über die Fische, welche Töne von sich geben und die Entstehung dieser Töne” anschlofs, kann man sagen, dafs er nie ganz aufgehört habe, sich mit diesem Lieblingsthema zu beschäftigen. In diesen Untersuchungen sah man Mürter, den man bisher nur als Anatomen und als physiologischen Experimentator gekannt hatte, trotz sei- ner geringen Vorbildung, plötzlich mit aller Sicherheit auf dem Gebiete des physikalischen Versuches erscheinen. Das Feld, auf dem er auftrat, war freilich besonders für ihn geeignet, und zwar, wie paradox dies klingen möge, zum Theil gerade vermöge dessen ungeheurer Schwierigkeit. Die Verhältnisse, unter denen das Stimmorgan seine Töne erzeugt, sind, wie fast überall im Thierleibe, wegen der unregelmäfsigen Gestalt der Theile, ihrer unreinen Aggregatzustände, und der Mittheilung der Schwingungen zwischen ungleichartigen Massen, so verwickelter Art, dafs eine wirklich strenge Zergliederung der Vorgänge aufser den Grenzen der Möglichkeit lag, und was zu thun war, sich auf die experimentelle Verfolgung des Gegenstan- des an der Hand jenes inductiven Verfahrens beschränkte, welches ein Ge- meingut aller für die Erforschung der Natur organisirten Köpfe ist. Über die Tonerzeugung im Kehlkopfe lag bereits eine grofse Menge von Erfahrun- gen und Vermuthungen vor; auch der richtige Weg, auf dem man fortzu- schreiten hatte, war bereits angedeutet: nämlich durch Versuche am ausge- schnittenen Kehlkopf und durch künstliche Nachbildung desselben. Wo- rum es sich aber vorzüglich handelte, war, die Gesetze der Tonwerke mit häutigen Zungen zu ergründen, welche die meiste Ähnlichkeit mit dem Stimmorgan zu zeigen schienen; wozu übrigens Hrn. WirneLm Weser’s Un- tersuchung über die Tonwerke mit starren Zungen die nöthigen Anhalts- punkte bot. Des so gehäuften Stoffes bemächtigte sich Mürzer mit dem bren- nenden Eifer, dem biegsamen Geschick und der erschöpfenden Ausdauer, die wir ihn bereits auf so vielen Punkten haben entfalten sehen. Er lehrte den ausgeschnittenen Kehlkopf passend befestigen. Die bisher nur qualita- tiven Versuche verwandelte er in quantitative. Obschon im Prineip unbe- kannt mit diesem Kunstgriff der physikalischen Methode?', suchte er mit sicherem Instinct die Tonhöhe des Kehlkopfes als Function der verschiedenen Variabeln zu bestimmen, die darauf von Einflufs sind: der durch Gewichte Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 81 bewirkten Spannung der Stimmbänder, des manometrisch gemessenen Druckes in dem Windrohr u. s.w. Dieselbe Art der Untersuchung auch auf die häutigen Zungenpfeifen angewendet, führte zu dem entscheidenden Ergebnifs, dafs diese sowohl wie schon nach Liskovıvs der Kehlkopf??, sich von den starren Zun- genpfeifen dadurch unterscheiden, dafs ihr Ton mit der Stärke des Anblasens steigt, worauf die Möglichkeit und Nothwendigkeit einer durch entsprechende Abspannung der Stimmbänder bewirkten Compensation am Kehlkopfe beruht. Schwierigkeiten blieben bestehen, wie z. B. die von Hrn. Rınne genauer erör- terte, dafs der Ton des Stimmorgans von der Länge der im Wind- und An- satzrohre mitschwingenden Luftsäulen unabhängig ist, während der der häu- tigen Zungenpfeifen sich in dieser Hinsicht dem der starren Zungenpfeifen ähnlich verhält.” Doch ist im Allgemeinen die Natur des Stimmorgans als einer häutigen Zungenpfeife seitdem stets anerkannt worden, und so ab- schliefsend haben sich überhaupt diese Untersuchungen Mürrer’s erwiesen, dafs bisher an seinen Ergebnissen nur wenig gerührt und geändert worden ist, ja dafs die Erfindung des Kehlkopfspiegels, die die Physiologen sonder- barerweise einem Künstler zu machen überlassen haben, bisher nur zu ihrer Befestigung gedient hat. An die Arbeit über das Stimmorgan schliefst sich der Zeitfolge der Vollendung sowohl wie der Natur der Aufgaben und der Art der Behand- lung nach die über das Gehör, deren Anfänge sich übrigens schon in der vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes erkennen lassen. Wie in der Erforschung des Sehens Mürrter durch ein an Schärfe in Nähe und Ferne, an Ausdauer und an Reichthum des inneren Sinnes besonders begabtes Auge begünstigt war, so schien er auch für das Eindringen in die Geheimnisse des Gehörsinnes von der Natur vorbestimmt. Nicht nur besafs er ein musikalisch richtiges und dabei so feines Gehör, dafs ihm auch eine im Nebenzimmer leise geführte Unterhaltung nicht entging (von der er freilich nur ein Wort zu erlau- schen brauchte, um zu wissen, wovon die Rede war), sondern er vermochte auch, wie seine äufseren, seine inneren Ohrmuskeln willkürlich zu bewegen, so dafs Nahestehende das Knirschen der Gehörknöchelchen vernahmen.?* In der Untersuchung über das Gehör hat vielleicht Mürzer noch mehr Scharfsinn und Erfindung aufgeboten, als in der über die Stimme, und wenn sein Erfolg ein geringerer geblieben ist, so liegt dies an der fast hoffnungslos dunklen Natur des Gegenstandes. Seine schematischen Versuche über die Bedeutung des 11 823 pou Boıs-Rermonp: Trommelfelles, und dessen Spannmuskels, über die doppelte Schallleitung in der Paukenhöhle, sind nicht allein fundamental, sondern sie scheinen zu- gleich den einzigen Weg zu zeigen, auf dem hier weiter fortzuschreiten sein würde. Trotz den durch Hrn. Corrı angebahnten Entdeckungen über den feineren Bau der Schnecke, und trotz Hrn. Enuvasp Wesen’s neuer Theorie der Fortpflanzung der Schwingungen im inneren Ohr, läfst sich behaupten, dafs es kaum ein Gebiet unserer Wissenschaft gebe, welches noch so wenig seine ihm von Mürrer ertheilte Gestalt verändert hat, wie die Physiologie des Gehörs. Aber sogar das Buch vom Seelenleben findet sich bei Mürrer vielfach mit eigenen Gedanken bereichert, wie denn dieser Abschnitt überhaupt von ihm mit einem Ernst und einer Tiefe der Auffassung behandelt wird, die demselben in physiologischen Lehrbüchern nicht immer zu Theil werden, und in denen sich die seit der Bonner Katastrophe zurückgedrängte innerste Natur des Mannes verräth. Es genüge zu erwähnen, wie hier zum erstenmal die Lehre von den Phantasmen und somit vom Traum in’s rechte Licht ge- stellt ward, und wie Mütter an die Stelle der alten Lehre von der Association der Ideen die des Schwankens der Begriffe vom Concreten zum Abstracten, von diesem zu einem anderen Concreten zu setzen versucht. Die eingehende Behandlung der Frage nach der Thierseele erinnert an das Interesse, welches Mürzer an den Lebensgewohnheiten der Thiere, als dem Ausdruck ihres geistigen Wesens, nahm. Die Zootomie hat niemals in ihm, wie so häufig in den Einzelnen und in der Wissenschaft im Allge- meinen, die Naturgeschichte, das Studium des todten nie das des lebenden Thieres verdrängt. Seine frühe Schilderung der Spinne in der Isis ist Bur- ron’s würdig; aber noch viel später konnte er sich z. B. in die Beobachtung der Manieren eines grofsen Hundes vertiefen der sein Hausgenosse war, um die das Thier bewegenden Strebungen zu entziffern. Gegen die Thorheiten des thierischen Magnetismus und der Schädel- lehre hat Mürxer sich stets mit dem Ernst und gelegentlich mit der Schärfe und Derbheit ausgesprochen, die dem mühevoll nach Wahrheit strebenden Forscher gegenüber dem leichtfertigen Selbstbetruge oder Betruge Anderer, er geschehe wissentlich oder nicht, wohl anstehen.” So brachte Mürrer’s Handbuch also nicht sowohl die Physiologie wie sie damals war, als vielmehr sofort fast auf allen, wenigstens den wichtigsten Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 83 Punkten, eine ganz neue Physiologie. Inzwischen war es nicht dies allein, es war zugleich die Art dieser neuen Physiologie, die dem Werke seine aufserordentliche Wirkung eintrug; und hier wie so oft gelang die Wirkung deshalb, weil die Zeit reif dafür, und die wirkende Ursache eben nur eine Ausgeburt der Zeit war. Liest man die Arbeiten der bedentenden Physiologen der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, z. B. des italiänischen Zwillingsgestirns Spautan- zanı und Fontana, so mufs man sich sagen, dafs diese Männer im Allgemei- nen bereits durchaus die nämlichen Ziele und in der nämlichen Art verfolg- ten, wie nur das neueste, auf seine Methoden und seine Erfolge so stolze Ge- schlecht von Forschern. Obschon nicht frei von vitalistischen Vorurtheilen, gingen sie doch bei ihren Untersuchungen nach den Regeln einer gesunden In- duction, rein als physiologische Physiker und Chemiker, zu Werke, und die Mittel der damaligen Physik und Chemie standen ihnen in vollem Umfang zu Gebote. Mehrere Umstände vereinigten sich, dem raschen Fortschritt unserer Wissenschaft, den man danach hätte erwarten sollen, ein Ziel zu setzen. Do- radogleich hatte in den neunziger Jahren Garvanı’s Entdeckung Aller Sinn auf sich gelenkt. Zu Hohes, für alle Zeiten vielleicht, war gehofft worden; zu Schwieriges, für jene Zeit wenigstens, wurde versucht; ganz Anderes, als was Garvanı selber und nach ihm die Aerzte und Physiologen geträumt hatten, wurde schliefslich erreicht. Eine tiefe Entmuthigung der Experi- mentatoren war fast überall die Folge. Da stand Cvvıer auf, und leicht prägte sein mächtiger Geist der organischen Naturforschung auf ein Men- schenalter hinaus die fast ausschliefsliche Richtung auf die Erkenntnis der Bildungsgesetze der belebten Natur ein. Unermefsliches war hier zu leisten und ward geleistet. Aber wie wir es heute am Einzelnen erleben, dafs die morphologische, die Formen beschreibende Richtung sich nur schwer mit der theoretisch-experimentellen, auf die Zergliederung der Vorgänge zielen- den paaren läfst; dafs beide verschiedene geistige Kräfte und Neigungen voraussetzen, verschiedene Kenntnifse und Fertigkeiten beanspruchen; dafs jene, weil sie es mit dem schwierigsten Theile der organischen Vorgänge zu thun hat, leicht dem Vitalismus in die Arme fällt, während diese, in stetem Umgang mit den allgemeinen Begriffen über Materie und Kraft, und der Dunkelheiten, an denen auch die unorganische Natur reich ist, sich besser bewufst, zur Einheit der Weltanschauung strebt; dafs über dem unendlichen 4.12 34 puBoıs-Rermonp: Zudrang der Gestalten und dem Ordnen und Beschreiben derselben der Morphologe nicht selten ganz das eigentliche Ziel der Forschung, das Be- greifen des Organismus, aus den Augen verliert: so sieht man auch damals die allgemeine Richtung auf die vergleichende Anatomie Hand in Hand gehen mit dem unbedingten Sieg des Vitalismus, und die theoretische Wissenschaft von der organischen Natur darniederliegen. Dazu kam bei uns, wie Jeder- mann weils, sonderbarerweise gleich begünstigt durch die romantische Re- action gegen den Gorrur’schen Hellenismus, wie durch diesen selber, die Herrschaft der falschen Naturphilosophie, der die morphologische Schule zum Theil eine eben so leichte Beute ward, als manche Galvanisten. Und nichts zeigt vielleicht besser, ein wie leeres Blatt in der Geschichte der Phy- siologie das erste Viertel dieses Jahrhunderts vergleichsweise blieb, als der Umstand, dafs gegen die Mitte dieses Zeitraumes die gröfste physiologische Entdeckung seit Harvey, die Lehre von der verschiedenen Natur der Wur- zeln der Rückenmarksnerven, theoretisch hingeworfen werden konnte, und dafs zwanzig Jahre verstrichen, ehe Mürzer den ersten sicheren Beweis dafür lieferte. Allmählig indefs, nach langem Stillstand, bereitete sich der Um- schwung vor. Was von den Aufgaben der Morphologie im ersten Anlauf sich bewältigen liefs, war abgethan. Im Gebiete der mit unbewaffnetem Auge oder der Lupe anstellbaren Beobachtungen fing man an einzusehen, dafs zu weiterem Fortschritt in den Deutungen, ja zur Sicherstellung des bereits Erworbenen, es der schwierigen embryologischen Forschungen bedürfe, die noch heute weit entfernt sind, Jedermanns Sache zu sein. Das Mikroskop eröffnete ein zwar lockendes, aber bei der allgemeinen Un- erfahrenheit noch sehr gefährliches Feld der Untersuchung. Von der Physik und Chemie herüber kam der Anstofs zur erneuten Prüfung der allgemeinen Anschauungen. Amrise’s Entdeckungen, der Magnete aus einem in sich gleichartigen Stücke Kupferdraht wickeln lehrte, entlarvten das Trugbild der Polarität. Berzerivs’ ernstes Beispiel wies die Physiologie auf das nüchterne Tagwerk des Laboratoriums hin. Immer lauter, von immer mehr Seiten her, erhebt sich der Ruf nach exacter Forschung, und die Rückkehr zum physiologischen Versuch, in Frankreich durch Magenvie auf dem Wege der Vivisection, bei uns durch Hrn. Pvrkıne auf dem der subjectiven Beobach- tung angebahnt, gestaltet sich um so fruchtbarer, je mehr neue Hülfsmittel Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 85 sich mittlerweile in der Physik und Chemie gehäuft haben, die es sich ver- lohnt auf die Erforschung der Organismen anzuwenden. Wie Mürter, zu Anfang seiner Laufbahn, in jene Wildnifs verstrickt wurde; wie er sich mühsam, allmählig, zur Klarheit hindurchwand; wie er zuletzt als Sieger ungeschwächt aus dem Irrsal hervortrat: dies ist der Faden gewesen, an den sich unsere bisherige Darstellung geknüpft hat. Er, der Schü- ler Kastwer’s und jenes Ners von Esengeck, dessen Auseinandersetzung über die Farben der Blumen Gitserr, der erbarmungslose Verfolger der falschen Naturphilosophie, in seinen Annalen zum Spott und zum warnenden Beispiel abdrucken liefs;®’” er, der einst in gläubiger Minderjährigkeit den Versuch und die verständige Zergliederung in der Physiologie verkeizert hatte: er hat sich jetzt an die Spitze derer aufgeschwungen, die kein anderes Prineip der Naturforschung gelten lassen, als die Induction, und die in der Mor- phologie nicht den Zweck der Forschung, sondern nur eine nothwendige Vorstufe, die Grundlage aller Erkenntnils des Lebens erblicken, auf der mit Hülfe der Beobachtung und des Versuches, unter Zuziehung aller erdenk- lichen Hülfswissenschaften, die Thätigkeit des Physiologen erst beginne. Der Ausdruck seines Strebens, und somit jener doppelten Reaction, de- ren Banner er trug, ward das Handbuch der Physiologie. „Die vergleichende „Anatomie,” hatte noch Ruvorpur gesagt, „ist die sicherste Stütze der Phy- „siologie, ja ohne dieselbe wäre kaum eine Physiologie denkbar”.’® Niemand verkennt heutzutage die unschätzbaren Aufschlüsse, die wir allerwärts der vergleichenden Anatomie schulden, und doch wer unter den jüngeren Phy- siologen, die ihre Bildung auf Mürrzer’s Handbuch zurückführen, möchte jenen Satz unterschreiben? So trägt denn dieses Buch, im Gegensatz zu den, bei aller Skepsis und aller Gelehrsamkeit, mehr naturgeschichtlich gehaltenen Werken Rvporrm’s, Trevıranvs’, ja selbst Hrn. Tıepemann’s, den Stempel eines ruhelosen Forschens nach den letzten Gründen. Durch die eigene Uebung im Versuch ist der dort schon bemerkbare nüchterne Geist naturwissenschaftlicher Kritik hier vollends zur aufmerksamsten Schärfe erweckt und gesteigert. Alle Thatsachen, die das enge Sieb der Harrer- schen Kritik durchgelassen hatte, und alle seitdem hinzugekommenen, wer- den zur Musterung herangezogen, und keine erhält den Freipafs, die nicht vor der strengsten Prüfung Stich gehalten hat. Nichts wird auf Treu und Glauben hingenommen, nichts als fertig hingestellt. Keine Frage wird ver- 56 duBoıs-Rermonp: absäumt, keine Schwierigkeit verschwiegen. Nie verdriefst es Mürzer, als das Ergebnifs einer noch so langen und mühsamen Erörterung, den altschot- tischen Wahrspruch: „Ignoramus” niederzuschreiben. Es dünkt ihm hin- länglicher Gewinn „dafs die Wichtigkeit des Problems, die Beschaffenheit „einer genügenden Erklärung, und die Unmöglichkeit sie beizubringen, ein- „Jeuchte”.°* Kein Mittel der Untersuchung wird verschmäht, keins bevorzugt. Morphologie im weitesten Sinne, auch auf die Pflanzen sich erstreckend;, Physik und Chemie; die subjectiven Erfahrungen; die Pathologie: Alles ruft er herbei die grofse Aufgabe zu fördern, in einem Mafs und mit einem Erfolg, wie es seit Harren’s Werk in gleicher Weise nicht gesehen worden war. Und so hat also sein Buch Epoche gemacht, weil eben damals eine Periode ablief, und eine andere begann, die sich im Voraus darin abspie- gelte; eine Periode skeptischen Rüttelns an allem mit Recht oder mit Un- recht längst sicher Geglaubten; erneuten Versuchens nach allen Richtungen ; des Angreifens altehrwürdiger Probleme mittels bisher ungeahnter Künste des Versuches, denen sie fallen wie mittelalterliche Burgen vor den neuen Kriegsmaschinen; eine Periode endlich so unverhoffter Erfolge und so rascher Fortschritte, dafs Mürtenr selbst sehr bald davon überholt ward, und dafs es nach kaum zwanzig Jahren nicht überflüssig erscheint zu untersuchen, worin das Geheimnifs der Wirkung seines schon veralteten Buches einst lag. Wenn aber die nicht unbillige Frage erhoben würde, warum für den Helden jenes Befreiungskampfes, für den Choragen der neuen Schule, gerade Mürrer gelten solle, der auf so langem Umwege sich in’s Rechte fand, und so früh wieder den Kampfplatz verliefs, warum nicht lieber Hr. Pvr- KINE, von dem so viel Grofses ausgegangen, oder Hr. Esssr Heısnıcı We- BER, dessen Leistungen von Anfang an bis heute in gleichmäfsig fleckenloser Reinheit strahlen: so könnte die Antwort, mit den Worten der Schrift, nicht ohne tiefen Sinn lauten, weil eben im Himmel über Einen Sünder, der Bufse thut, Freude sein wird vor neun und neunzig Gerechten, und weil es eben in der menschlichen Natur liegt, dafs der Tag von Damaskus aus dem grimmigsten Verfolger den eifrigsten Bekehrer machte. Die klar- sten und feinsten Köpfe sind nicht immer zugleich am meisten befähigt, als Reformatoren zu wirken. Man denke sich des Erasmvs hellen durch- dringenden Geist in das Augustinerkloster zu Erfurt gebannt: nie wird aus ihm der gewaltige Mönch werden, der den Medicäer im Vatican aus seinem Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 87 aesthetischen Quietismus rüttelte. Zum Reformator gehört, aufser der Gunst der Umstände, auch noch der Hafs gegen den Irrthum, der im Ver- hältnifs zur Mühe steht, mit der man ihm entrann; und zudem ein gewisses, zur Wirkung nach Aufsen und zur Herrschaft über die Geister drängendes Element der Leidenschaft, welches Mürrer keinesweges fremd war. Und wie sich den Eroberern zuletzt immer etwas von den Eigenthüm- lichkeiten der Ueberwundenen anhängt; wie die Reformatoren einen Theil der Irrthümer, die sie bekämpften, in die geläuterte Lehre mit hinübernah- men, so ist es, in gewisser Beziehung, auch Mürter, als siegreichem Refor- mator in der Physiologie, ergangen. Eine Schilderung seiner Wirksamkeit als Physiologe würde nicht vollständig sein, wenn darin unberührt bliebe das Verhältnifs, welches er zu den grofsen Principienfragen unserer Wissen- schaft, nach dem Wesen der Lebensvorgänge und der dabei thätigen Kräfte, behauptet hat. Jedermann weils, dafs Mürter stets entschiedener Vitalist gewesen und bis an sein Ende geblieben ist. Bekanntlich nahm Mürrer eine einfache Lebenskraft an, die, von den physikalischen und chemischen Kräften durchaus verschieden, in den Organismen als Ursache und als oberster Ordner aller Erscheinungen nach einem bestimmten Plane wirksam sei. Vor dieser Kraft liegen alle Räthsel der Physik offen. Im Tode verschwindet sie, ohne eine entsprechende Wirkung hervorzubringen. Sie wird vermehrt durch das Wachsthum, in- dem Pflanzen organische Stoffe bilden und beleben, Thiere wenigstens das letztere thun. Ohne dafs sie selbst etwas einbüsste, lösen sich bei der Zeu- gung dem Ganzen gleichwerthige Bruchtheile von ihr ab, um auf den Keim des neuen Geschöpfes überzugehen, Hier kann die Lebenskraft, wie z. B. im Wei- zenkorne, lange schlummern, um gelegentlich unter dem Einflufs der Lebensreize die Entwickelung einzuleiten. Im vertrockneten Räderthiere, im Scheintode überhaupt, im Rausch, ist sie unterdrückt, „latent”, und kann nach Beseiti- gung der hemmenden Ursachen wieder ihre Wirkungen äufsern. Der Stoff- wechsel bleibt ein unerklärtes Räthsel. Doch neigt sich Mürter zu Vor- stellungen ähnlich denen, die AnpreAs Swıanezkı in seinem, wie schon Hr. Lorze bemerkt hat!?’, von Mürrer über die Gebühr gepriesenen Werke ent- wickelt hat. Die Organismen sind übrigens zwar physikalischen und chemi- schen Einwirkungen zugänglich; allein die Art ihrer Reaction auf diese Ein- wirkungen unterscheidet sich nach Mürrter von der physikalischen, wobei {ofo) pu Boıs-Rermonp: der eine Körper auf den anderen seinen Bewegungszustand überträgt, und von der chemischen, wobei die Eigenschaften beider Stoffe in einer dritten untergehen, dadurch, dafs die Reize am Organischen nichts zum Vorschein bringen, als die Eigenschaft des Organischen selber, dessen „Energie”. In diesen Vorstellungen verräth sich, wie man sich nicht verhehlen kann, die mangelhafte theoretische Grundlage von Mürrer’s Bildung, welche auch sonst in dem Handbuch der Physiologie bemerklich wird, wo physika- lische Anschauungen nicht zu entbehren sind, wie in der Haemodynamik, der allgemeinen Muskelphysik, der Lehre von der Diffusion, von den Athembewegungen, von den Gelenken, und an solchen Stellen mehr. Eine etwas genauere Bekanntschaft mit den Grundbegriffen der analytischen Me- chanik würde ihm das Unstatthafte offenbart haben, das in der Annahme einer Kraft liegt, die an kein bestimmtes Substrat geknüpft, auf keinen bestimmten Punkt wirkt; die Billionen von Molekeln auf’s Mannigfachste verschiebt und doch Eine sein soll; die zur Materie hinzugefügt und wieder davon getrennt, die ohne Wirkung vernichtet, und ohne Stoffverbrauch vermehrt werden kann. Wäre er nicht so von vorn herein von der gänz- lichen Verschiedenheit des Organischen und Unorganischen überzeugt gewe- sen, es hätte ihm auffallen müssen, dafs eine Repetiruhr genau wie ein Nerv, ein Muskel, eine Mimose, so oft, und gleichviel durch welche als Zwischen- glieder benutzte Vorgänge, sie ausgelöst (fast hätte ich gesagt, gereizt) wird, ihre „Energie” in gleicher Weise äussert. Was sich endlich Mürrer unter einer Kraft gedacht habe, die nach einer ihr vorschwebenden Idee den Organismus erzeuge und nöthigenfalls ausbessere, und der dabei eine vollen- dete Kenntnifs der Physik zu Gebote stehe, Attribute, die doch nur einem mit Bewufstsein handelnden, persönlichen Wesen zukommen können, möchte schwer zu sagen sein.!"! Allein wie sehr auch Mürrer in dieser Beziehung auf überwundenem Standpunkte stehen geblieben ist, er hat auch hier Verdienste charakteristi- scher Art. Er hat nämlich die Lehre von der Lebenskraft mit einer solchen Schärfe und Klarheit ausgesprochen, dafs er dadurch wesentlich denjenigen vorgearbeitet hat, die dieses. Dogma kritisch prüfen wollten. Aus dem Nebel vitalistischer Träumereien tritt sein Irrthum hervor mit Hand und Fufs, Fleisch und Bein zum Angriff bietend. Mufs, wie aus Mürer’s Be- trachtungen folgt, die Lebenskraft gedacht werden als ohne bestimmten Sitz, Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 89 als theilbar in unendlich viele dem Ganzen gleichwerthige Bruchtheile, als im Tode oder Scheintode ohne Wirkung verschwindend, als mit Bewufstsein und im Besitze physikalischer und chemischer Kenntnisse nach einem Plane handelnd, so ist es so gut als ob man sagte, es giebt keine Lebenskraft; der. apagogische Beweis für die andere Behauptung ist geführt. Die neuere physiologische Schule, Hrn. Scuwann an der Spitze, hat den Schlufs gezogen, zu dem Mürrer dergestalt die Vordersätze geliefert hat. Sie ist dabei wesentlich unterstützt worden durch drei Errungen- schaften, welche Mürer erst in einem Alter erlebte, wo tief wurzelnde, mit dem ganzen geistigen Dasein verwebte Ueberzeugungen nicht leicht mehr aufgegeben werden. Ich meine erstens Hrn. Scuwann’s Entdeckung der Zusammensetzung des Thier- und Pflanzenleibes aus selbständig, obwohl nach gemeinsamem Princip, sich entwickelnden Elementen, welche die Vorstellung einer den Gesammtorganismus beherrschenden Entelechie, wie Mürrter ihr anhing, aus dem Gebiete der vegetativen Vorgänge verdrängte, und die Möglichkeit einer dereinstigen Erklärung dieser Vorgänge aus den allgemeinen Eigen- schaften der Materie von ferne zeigte. Ich meine zweitens die näheren Auf- schlüsse über die Natur der Nerven- und Muskelwirkungen, deren Reihe mit Hrn. Schwann’s vorher erwähnter Untersuchung über die sich mit der Verkürzung ändernde Kraft des Muskels begann, und wodurch an Stelle der früheren Wunder der Lebenskraft auch hier ein Molecular- Me- chanismus gesetzt ward, dessen Verwickelung unserer Bemühungen zu seiner Enträthselung vielleicht noch lange spotten wird, der aber darum nicht min- der eben nur als ein Mechanismus erkannt ist. Ich meine drittens die Lehre von der Erhaltung der Kraft, in so fern dieselbe den Schlüssel zur Erklärung des Stoffwechsels in den Pflanzen und Thieren lieferte. Durch die Einsicht dafs die Kraft, mit der wir unsere Glieder bewegen, wie nach Geonce Ste- PHENSON die seiner Locomotive!'*, nichts ist, als durch die Pflanzen ver- wandeltes Sonnenlicht; dafs die hochoxydirten thierischen Auswürflinge es waren, die bei ihrer Verbrennung diese Kraft, und nebenher die thierische Wärme, das eupurov Sezuöv der Alten, erzeugten: durch diese Einsicht ist über den chemischen Mechanismus des Thier- und Pflanzenleibes eine Ta- geshelle verbreitet, welche das blasse Gespenst der früher hier spukenden Lebenskraft gar nicht mehr sichtbar werden läfst. 19 9 puBoıs-Rermonp: Die erste dieser drei Gruppen von Thatsachen, die Lehre von den Zellen, war zur Zeit der Herausgabe des zweiten Bandes der Physiologie Mürten bereits völlig bekannt, und er selber hat daselbst die allgemeinen Folgerungen daraus zu entwickeln gesucht. Für einige niedere Organismen, wie die Fadenpilze, die Naiden, liefs er die Schnwann’sche Theorie gelten. Weil er aber bei der Anwendung derselben auf die höheren Thiere auf zu grofse Schwierigkeiten stiels, gab er sie für diese auf, und hielt an seiner Vorstellung einer organischen, das Ganze beseelenden Kraft fest, die er denn auch in der vierten Auflage des ersten Bandes unverändert vorträgt; wo- durch seine Anschauungen in dem Mafse verdunkelt erschienen, als sie an innerer Folgerichtigkeit verloren hatten. !" Hätte Mürrer in früheren Jahren die Theorie der Organismen auf Grund jener neuen Thatsachen durchdenken können, er wäre schwerlich Vitalist geblieben. Denn in seiner Physiologie zeigt sich überall das na- türliche Bestreben, die Erscheinungen physikalisch aufzufassen, d. h. sie unter den Gesichtspunkt eines einfachen ursächlichen Zusammenhanges von Wirkung und Gegenwirkung zu bringen. So hat er zuerst im Geiste die Lehre vom Nervensystem als die Physik des unbekannten Nervenagens angeschaut, und bis in die Lehre vom Seelenleben verpflanzt er mit Hersarr das der Mechanik entlehnte Bild einer Statik der Leidenschaften. Inzwischen ist zu bedenken, dafs dies Gebiet von Fragen ganz nahe an das grenzt, auf dem die innersten Ueberzeugungen nicht mehr durch Gründe des Verstandes allein, sondern nicht minder durch das Gemüth, durch ethische und aes- thetische Gründe, ja durch unauslöschliche Jugendeindrücke bedingt wer- den. Erwägt man, wie oft über diese Dinge bereits mit Sonnenklarheit das Rechte gelehrt wurde, so kann man daran zweifeln, ob hier die Wahrheit überhaupt bestimmt sei, Gemeingut zu werden. Mit Behagen mag man sich alsdann zu den „Wenigen” zählen, „die was davon erkannt”; nie aber sollte man vergessen, dafs die Gröfse der wirklichen Leistungen mit diesen allge- meinen Anschauungen sehr wenig zu thun hat, wovon, nach und neben so vielen anderen, Mürrzer auf’s Neue ein ehrfurchtgebietendes Beispiel giebt. An den Streitigkeiten, die während des letzten Jahrzehnds in der Physio- logie über die Theorie des Lebens, oft lauter als wünschenswerth für die Ehre des Hauses, und zum Theil von solchen geführt wurden, die sich deshalb auf diesen Gegenstand zu werfen schienen, weil sie sonst nur geringe Erfolge aufzu- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 9 weisen hatten, nahm Mürrer keinen Antheil. Er war dazu viel zu sehr in seine thatsächlichen Forschungen vertieft. Er hat sich auch nie gegen mich über die unumwundene Kritik seiner Lehre geäufsert, die ich in der Vorrede zu meinen Untersuchungen über thierische Elektrieität gewagt hatte. Doch glaube ich, dafs er, ohne dadurch überzeugt zu sein, sich in seinen Meinun- gen erschüttert und geneigt fühlte, die Berechtigung der Gegenpartei zuzuge- ben. Denn ich kann nur hierauf die Aeufserung beziehen, die er einst gegen mich that, als ich in Erwiederung der freundlichen Art, wie er von dem eben erschienenen zweiten Theil meiner Untersuchungen sprach, ihm sagte, wie- viel ich ihm zu schulden glaube: „Oh gehen Sie doch, Sie stehen auf einem ganz anderen Standpunkt!” Hatte Mürrter, als Denker über allgemein physiologische Gegenstände, bei weitem nicht über den Stoff zu verfügen, wie heute wir, so hat er es dage- gen als Experimentalor noch besser gehabt. Fast überall in der Physiologie haben die Fragen überraschend schnell eine aufserordentlich verwickelte Ge- stalt angenommen, bei der oft die gröfsten Anstrengungen nur noch ver- gleichsweise unbedeutende Fortschritte bewirken. Mürter bedurfte noch nicht der langen Vorbereitungen und der feinen Beredungskünste, die jetzt schon nothwendig sind, um die Natur zu weiteren Zugeständnissen zu bewe- gen. Er konnte noch, wie Faust, gerade darauf losgehen, ohne sich viel um Mephisto’s welsches Recept zu kümmern. Die Kunst der mathematischen Auffassung und Zergliederung der Aufgaben, die Vertrautheit mit den Hülfs- mitteln der Mechanik, welche beide dem Physiologen heute so nöthig wie dem Physiker sind, besafs Mürrer noch nicht. Seine chemische Bildung war auf dem früher bezeichneten Standpunkte geblieben. Was wir die Aes- thetik des Versuches nennen, war ihm fremd. Seine Art zu experimentiren war roh in den Nebendingen, aber grofsartig. In raschen Sprüngen erreichte er irgendwie sein Ziel, unachtsam der kleinen Hindernisse auf der Bahn, wie der glänzenden (nicht immer goldenen) Aepfel, die, ähnlich Atalante’s Freier, der verfolgte Gegenstand bei jeder Untersuchung fallen läfst, gleichsam um den Forscher abzulocken und zu zerstreuen ; und so ist auch seine Darstellung nicht inductorisch, und daher für den angehenden Forscher minder bildend, sondern dogmatisch nach Art eines mündlichen Lehrvortrages, indem die im voraus irgendwie gesicherten Hauptergebnisse voraufgeschickt, und dann durch angehängte Bemerkungen erläutert sind. 195 93 pu Boıss-Rermonp: Es ist ein geläufiger Vorwurf gegen Mürrer als experimentirenden Physiologen, dafs er nicht genug Vivisectionen gemacht habe, und man pflegt anzunehmen, er sei davon durch eine Art von Scheu abgehalten wor- den. Sollte Mürrer vor unnützen oder leichtsinnig unternommenen Vivi- sectionen sich gescheut haben, so wird ihm dies hoffentlich nicht zum Tadel gereichen. Ob er Recht daran gethan, dafs er in seinen Vorträgen keine Vivisectionen an warmblütigen Thieren vorführte, kann dagegen wohl die Frage sein. Es ist wahr, die ersten Vivisectionen an Kaninchen und Hun- den, die wir gesehen, sind die, die wir selber gemacht haben, und es hat uns hierin an einer Schule gefehlt, wie sie z. B. in Paris mindestens schon aus Lecarroıs’ Zeit herstammt. Dafs aber Mürrer selber je eine Vivisection an einem Warmblüter gemieden, wo er geglaubt habe, etwas daraus lernen zu können, möchte schwer zu beweisen sein. Es ist kaum denkbar, dafs er als erfahrner Anatom und auch Wundarzt eine Scheu sollte empfunden haben, von der er als ganz junger Student nichts gewufst. In Wahrheit hat er, sobald es ihn interessirte, dergleichen Versuche angestellt, z. B. über die vorderen und hinteren Wurzeln an Katzen und Kaninchen !%, über die Contractilität des Ductus thoracicus an der Ziege !"5, des cavernösen Gewebes am Pferde, Schafbock, Hund'!'%, über den Erfolg bei Reizung des N. vagus am Hunde'’’, des N. splanchnieus an Hunden und Kaninchen !%8, über die Wiedererzeugung der Nerven an denselben Thieren!'®, über den Einflufs der Nierennerven auf die Harnabsonderung!!’, des N. vagus auf die Magenverdauung''!, über den Erfolg der Reizung des Ganglion coeliacum !!2 am Kaninchen, u. a. m. Die Sache läuft also wohl darauf hinaus, dafs Mürrer, namentlich in späterer Zeit, mehr auf solehe Fragen geführt worden ist, zu deren Beantwortung er nicht nöthig hatte, lebende Thiere zu öffnen, und dafs er allerdings nicht, wie heute Einige thun, für das nothwendige Attribut eines Physiologen hielt, dafs seine Hände täglich von Hundeblut rauchen. Für das Handbuch der Physiologie erhielt Mürter vom Könige die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Mit dem Abschnitt über die Stimme bewarb er sich bei der Pariser Akademie der Wissenschaften um den in den Jahren 1835 — 1843 für die Bearbeitung dieses Gegenstandes wiederholt ausgesetzten Preis; jedoch konnte seine Arbeit, als bereits ge- druckt, nicht berücksichtigt werden. Der Preis wurde übrigens von der Akademie keinem der anderen Bewerber zuerkannt. !!3 Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 93 MÜLLER’S sonstige Arbeiten bis zum Jahre 1840. Der Jahresbericht. ‚Ueber den feineren Bau und die Formen der krankhaften Geschwülste”. Entdeckung der Ranken- Arterien. Neurologische Studien. „‚Vergleichende Anatomie der Myxinoiden”. Als ein wie riesenmäfsiges Werk auch das Handbuch der Physiologie erscheint, wir sind schon gewohnt, Mürrenr stets zu gleicher Zeit die Lei- stungen Vieler vollbringen zu sehen. Während derselben Jahre 1833 — 1840, die die Herausgabe des Handbuches dauerte, hat er eine grofse Zahl theils vergleichend, theils pathologisch-anatomischer, theils systematisch - zoologi- scher Arbeiten geliefert, und überdies einen Jahresbericht über die Fort- schritte der anatomisch - physiologischen Wissenschaften verfafst. Berzerivs’ glückliche Erfindung, wodurch die Nachtheile der stets wachsenden Journal-Literatur in den Naturwissenschaften minder fühlbar gemacht werden '!!* hatte früh in ihm den Plan eines ähnlichen Unternehmens für seine Fachwissenschaft entstehen lassen. Schon 1828, als er die Jahres- berichte der Schwedischen Akademie über die Fortschritte der Naturge- schichte, Anatomie und Physiologie der Thiere und Pflanzen übersetzte, hatte er die Absicht, dieselben auf eigene Hand fortzuführen. Dies wurde nun in’s Werk gesetzt, indem er sofort im Jahre 1834 den ersten Band des Archivs ‚für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Mediein mit einem Bericht über die Fortschritte der anatomisch-physiologischen Wissenschaften im Jahre 1833 eröffnete; und zwar begnügte er sich nicht mit einer blofsen Chronik der Leistungen, sondern lieferte meist sehr eingehende Beurtheilungen, wobei er Gelegenheit hatte, den erstaunlichen Umfang seiner Sachkenntnifs zu entfalten. Wurde er auch durch diese Thätigkeit in manche Unannehmlichkeit ver- wickelt, so trug dieselbe doch wiederum nicht wenig dazu bei, seinen Einflufs auszubreiten und sein Ansehen zu heben: denn damals war das Schreiben eines Jahresberichtes noch nicht etwas so alltägliches, wie es seitdem geworden ist. Vom Jahre 1838 an nahm Mürrer bei dieser Arbeit Hülfe an, indem er den Hrn. Heste, C. Krause, Tr. L. Bıschorr, Tovstuat, v. SıesoLp, Reichert, Hanwover nach und nach die Berichte über physiologische Pathologie und pathologische Anatomie, menschliche Anatomie, Physiologie, Physiologie der Sinne, vergleichende Anatomie der Wirbellosen, mikroskopische Ana- tomie und skandinavische Literatur abtrat. Am längsten behielt er den Be- richt über die vergleichende Anatomie der Wirbelthiere, bis er zuletzt auch diesen, vom Jahre 1845 an, fallen liefs, da, wie er mir damals, bei Entste- 94 pu Boıs-Rermonp: hung des Jahresberichtes der physikalischen Gesellschaft, sagte, das Bericht- erstatten ein Geschäft sei, welches Jeder, mit welchem Eifer er auch daran gehe, nach kurzer Zeit satt bekomme. Um so bewundernswürdiger erscheint also hier Benzerivs, der diese Thätigkeit über ein Vierteljahrhundert lang mit gleicher Frische fortgesetzt hat. Mit besonderer Wärme sind unter den von Mütter verfafsten Berich- ten die beiden einzigen pathologischen Inhalts, über 1833, und über 1834 und 1835, geschrieben. Angeregt durch das schon seit Warrer in der anato- mischen Sammlung gehäufte, und durch v. Grarrz und DierresgacH, Hrn. Jünskes und Hrn. Frorıer sich täglich mehrende Material an Mifsbildungen und Geschwülsten, hatte in der That Mürrer um diese Zeit ein lebhaftes Inte- resse für pathologische Anatomie gefalst. Er unternahm es, diese Disciplin von der Beschreibung der äufseren Formen und ihrer mehr rohen malerisch bildlichen Darstellung zu einer mit chemischen Prüfungen gleichen Schritt haltenden mikroskopischen Untersuchung der einzelnen Formelemente zu erheben. Er begann die Geschwülste, von denen ihm 400 zu Gebote stan- den, vorzüglich die der Knochen, in dieser neuen Art zu untersuchen. Wie natürlich, richtete er dabei besonders sein Augenmerk auf die Unterschei- dung der gutartigen, durch Ausrottung heilbaren Formen, von den bösartigen, die nach der Ausrottung in demselben Organe oder an anderen Orten wieder- kehren. Es gelang ihm bald, unter den gutartigen Schwämmen eine besonders charakteristische Form abzugrenzen, die er das Enchondrom nannte, weil da- rin eine Neubildung hyalinen Knorpels stattfindet. Bei der chemischen Unter- suchung dieses Knorpels fand Mürter, wie er mir erzählt hat, zuerst jene be- sondere, von ihm durch ihre Reactionen, von Hrn. Mvrper später auch durch die Elementaranalyse unterschiedene Leimart, das Chondrin, die er darauf noch in den perennirenden Knorpeln und den Knochenknorpeln vor der Verknöcherung entdeckte. Ueberhaupt hängen diese Untersuchungen eng zusammen mit den vorher erwähnten über das Knorpel- und Knochenge- webe, welche ihrerseits in der allseitigen Betrachtung wurzeln, der er da- mals, wie wir bald näher sehen werden, das Skelet der Wirbelthiere unterwarf. Während Mürrer diese Studien verfolgte, trat Hrn. Scmwann’s Ent- deckung an’s Licht, und sofort bemächtigte sich Mürrer der neuen Gesichts- punkte, welche daraus auch für die Erforschung der krankhaften Neubildun- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 95 gen entsprangen. Während er selber und Andere schon früher Körner, Zel- len und geschwänzte Körperchen in manchen Geschwülsten beobachtet hat- ten, ohne deren Beziehungen zu durchschauen, wies er nun die Ueberein- stimmung der pathologischen und der embryonalen Entwickelung nach, indem er die Entstehung der meisten parasitischen Geschwülste aus Zellen, und in vielen Fällen die endogene Zellenbildung erkannte. Ja er zeigte, dafs es überhaupt in Geschwülsten keine anderen mikroskopischen Elemente gebe, als solche, die sich auf die verschiedenen Entwickelungsformen der Zellen zurückführen lassen, und sich somit der äufseren Form nach nicht von den normalen Gewebe-Elementen unterscheiden; und dafs die normalen Ge- webe und die Geschwülste in der ersten Bildung meistens einander gleichen, und erst in der weiteren Entwickelung Verschiedenheiten erkennen lassen. Auch die chemische Constitution der Geschwülste fand er nicht sehr von der der normalen Gewebe abweichend.''5 Von dem Werk: Ueber den fei- neren Bau und die Formen der krankhaften Geschwülste, worin Mürter, im Jahre 1838, diese Entdeckungen darlegte, ist nur die erste Lieferung erschienen; aber von dem Anstofs, den es gegeben, schreibt sich die durch Reısuarp, den jüngsten Mecker, G. Sımox und Hrn. Vırcnow auf die An- wendung des Mikroskopes gegründete Berliner Schule der pathologischen Anatomie her. Mürrer selber hat seitdem nur noch in seiner Abhandlung über das Osteoid, die Knochengeschwulst mit glutingebender Grundlage, vom Jahre 1843, und wenn ihm der Zufall Beobachtungen aufdrängte, wie die der Psorospermien, und der sonderbaren, von. mir aufgefundenen Pilze in den Luftsäcken der Vögel'!®, das pathologische Gebiet berührt. Ihn zog es jetzt immer gewaltiger, immer ausschliefsender, zur Erforschung der Bildungsge- setze der Thierwelt hin. Doch müssen wir, um uns seinen Gang zu verge- genwärtigen, uns nochmals in die ersten Jahre seiner hiesigen Thätigkeit zurückversetzen. Eine Zeitlang interessirte ihn der Bau der Geschlechtswerkzeuge, indem erhoffte, in Bezug auf den Mechanismus der Erection zu neuen Aufschlüssen zu gelangen. Ganz nahe glaubte er sich diesem Ziele, als er, im Jahre 1835, die Ranken-Arterien im cavernösen Gewebe des Menschen und einiger Thiere entdeckte, und dies ist vielleicht das einzige Beispiel davon, dafs er sich zu einem voreiligen Urtheil über die Tragweite einer Beobachtung hat hinreifsen 96 pu Boıs-Rermonp: lassen. Die Ranken-Arterien haben zwar siegreich mancherlei Anfech- tungen überstanden, und sind sogar von Hrn. Hyarr im Hahnenkamm und in den Carunkeln am Halse des Truthahns entdeckt worden, und so werden sie wohl mit der Erection irgend etwas zu schaffen haben. In- zwischen sind sie bisher aufser Stande gewesen, einen Einflufs auf die Theorie der Erection zu gewinnen, und die Art ihres Vorkommens im Individuum nicht minder als in der Thierwelt macht es überhaupt wenig wahrscheinlich, dafs ihr Antheil an dem Phänomen ein wesentlicher sei. Mürrter hat daher wohl sein Glück im Entdecken unterschätzt, als er den Tag, an dem er die Ranken-Arterien fand, einen der glücklichsten seines Lebens nannte.!!7 In diese Gruppe von Arbeiten gehören die über die sogenannte Schürze der Buschmänninnen, wo sich Mürren auch als ethnographischer Forscher zeigt, über zwei verschiedene Typen im Bau der erectilen Organe der straufsartigen Vögel, über die Dammmuskeln und die von ihm entdeckten organischen Ner- ven des cavernösen Gewebes. Die letztere Arbeit führt uns zu den neuro- logischen Studien, denen Mürter gleichfalls um diese Zeit oblag. Schon 1832, im letzten Jahre seines Bonner Aufenthaltes, war er als Schiedsrichter zwischen Schtemm und Hrn. Frieprıch Anno aufgetreten. Scuremm hatte die gangliöse Natur des, wie es scheint, von Sasrorını, Pa- LETTA, Comrarertı bereits gesehenen, von Hrn. Annorn aber wiederent- deckten, genau beschriebenen und von ihm sogenannten Ohrknotens, ferner die nervöse Natur des N. petrosus superficialis minor, endlich den Ursprung des N. Musculi Mallei interni seu Tensoris Tympani aus dem Knoten geläug- net. Dieser Zweig sollte nach Schremm vielmehr aus dem N. pterygoideus internus entspringen, und den angeblichen Knoten nur durchsetzen. Damit wäre, selbst wenn sich letzterer wirklich als Ganglion erwies, Hrn. Ar- norp’s Entdeckung doch gleichsam die Spitze abgebrochen gewesen, in so fern der Ohrknoten ja gerade die automatischen Bewegungen des Tensor 'Tym- pani, wie der Augenknoten die der Iris, beherrschen sollte.''® Während Mürrer mit seinen wichtigen Arbeiten über das Blut und die Lymphe, und über die Systematik der Amphibien beschäftigt war, und die Herausgabe der Physiologie vorbereitete, fand er gleichwohl Zeit und geistige Ruhe genug, um sich hinzusetzen und durch häufige Präparation fo) sich ein eigenes Urtheil in dieser schwierigen Sache zu bilden. Er gab Hrn. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 97 Arnor» Recht gegen Scuremm, was die Natur des Knotens und des N. pe- trosus superfieialis minor, Schremm dagegen, was den Ursprung des N. Ten- soris Tympani betrifft. Weitere Untersuchungen, an denen sich noch meh- rere Anatomen betheiligten, haben indefs gezeigt, dafs auch hier Hr. Anxor in so fern im Rechte war, als der N. Tensoris Tympani sich aus zwei Fäden zusammensetzt, einem wirklich, wie Hr. Arxorp wollte, vom Ganglion kom- menden, und einem minder beständigen, der Scuremm’s Angabe gemäfs vom inneren Flügelmuskelnerven stammt. '!? Mürren’s Schiedsrichteramt, zu dem beide Parteien ihn berufen hat- ten !*°, trug keine guten Früchte. Denn als er das Jahr darauf den leicht g, ein zweites, im N. glossopharyngeus über dem Ganglion petrosum gelegenes verzeihlichen, so eben erst Hrn. Arwor» selbst begegneten Fehler begin Knötchen als ein neues zu beschreiben, welches schon 1790 Enkeskıtter in der Salzburger medicinisch-chirurgischen Zeitung einmal erwähnt hatte, wurde er von Hın. Arnorp in einem Tone zurechtgewiesen, für den sich wenigstens in Mürrter’s gedruckten Aeufserungen kein Grund auffinden läfst.'?1 Auch in dem Streit über das Blut, der in dieselbe Zeit fällt, erschien Hr. Arnoro in dem jenseitigen Lager ::'”* da denn zuletzt Mürres, im Jahre 1837, den Handschuh aufnahm. Die „Historisch - anatomischen Bemerkungen” geschrieben zu haben, hat Mürter, als in späteren Jahren sein Gemüth weicher geworden war, oft leid gethan. Doch hat dies Ereignifs das Gute gehabt, dafs er seitdem, trotz seiner ausgesetzten Stellung in der Literatur, mit Fehden verschont geblieben ist.!*° Was den oberen Knoten an der Wurzel des N. glossopharyngeus be- trifft, so bleibt, was Mürrer darüber beobachtete, verdienstvoll und wich- tig, auch nachdem Enrenkırter von Hrn. Ansoro in sein Recht, als erster Entdecker desselben, wieder eingesetzt ist. Indem nämlich Mürrer zeigte, dafs nur ein Theil der Wurzelfäden des N. glossopharyngeus zu jenem Knöt- chen anschwillt, während ein anderer daran vorbeistreicht, stellte er den Platz dieses Nerven im physiologischen System der Hirnnerven fest, als eines doppeltwurzeligen Nerven von gemischter Function gleich dem N. trigeminus, und das Ganglion jugulare inferius seu petrosum erschien nun nicht mehr als Analogon des Ganglion jugulare N. vagi, sondern als das des Plexus gang- lioformis desselben Nerven.'?* 13 98 puBoıs-Rermonp: Für die Angriffe, die Mürter jetzt, wo sein Glücksstern culmi- nirte, in Deutschland von mehreren Seiten erfuhr, entschädigten ihn die wachsenden Freundschaftsbeziehungen zu den skandinavischen Anatomen Eschrichr und Rerzıvs, die in ununterbrochener Innigkeit bis zu seinem Tode dauerten. Mit dem ersten derselben beschrieb er im Herbste 1835 in Kopenhagen die Wundernetze an der Leber des Thunfisches, von denen er vermuthet, dafs sie in Beziehung zu der von Hrn. Jon Davr beobachte- ten hohen Eigenwärme dieses Fisches stehen; '?° eine Vermuthung, für die jetzt ein neuer Grund darin gefunden werden könnte, dafs, wie uns Hrn. Craupe Bernarv’s Untersuchungen über die Temperaturtopographie des Thierkörpers gelehrt haben, die Leber ein vorzüglicher Sitz der Wärmeent- wickelung ist.'*° Alle diese Arbeiten waren indessen nur die Früchte von Nebenbe- schäftigungen, zu denen er in den Augenblicken überging, die er von der Vollendung des grofsen vergleichend anatomischen Werkes absparte, wel- ches er, als morphologisches Seitenstück zum Handbuch der Physiologie, in dieser Periode zur Reife brachte, des berühmten Cyklus von Abhandlun- gen nämlich, der unter dem Titel „Vergleichende Anatomie der Myxinoi- den, der Cyclostomen mit durchbohrtem Gaumen”, eine der vornehmsten Zierden unserer akademischen Schriften bildet. Als er beim Antritt seiner hiesigen Stellung die nunmehr unbeschränkt in seine Hände gefallenen Schätze der anatomischen Sammlung mit brennen- der Entdeckungsbegier durchsuchte, stiefs er unter einer Sendung von Ta- felbaifischen auf ein einzelnes, zwar der Haut beraubtes, sonst aber vortreff- lich erhaltenes Exemplar des merkwürdigen, Myxine verwandten Fisches, den Forster zuerst von Neu-Seeland mitgebracht und beschrieben, und dem Dun£sır wegen der Zahl seiner Kiemenöffnungen den Gattungsnamen Hepta- trema in so fern fälschlich ertheilt hatte, als diese Zahl sogar innerhalb der Spe- cies schwankt. Amphioxus lanceolatus stand damals noch unter den Weich- thieren, als Zimax lanceolatus seines Entdeckers Parras, und die Myxinoiden erschienen somit noch als die letzten und einfachsten Fische. „Unter allen „ Thieren müssen aber”, sagt Mörter, „vorzugsweise diejenigen die Neugierde „nach der Kenntnifs ihres innern Baus erregen, welche an der Grenze „einer Classe stehen und, indem sie einen Theil der Charactere der Classe „zu verlieren scheinen, uns gleichsam den Typus der Classe am allereinfach- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 99 gen. In dieser Hinsicht mufste die Anatomie des Schnabelthiers „und der Echidna für die Classe der Säugethiere, die der Proteideen und „sten zeı „Coecilien für die Classe der Amphibien, die der Cyclostomen für die Classe „der Fische, der Lernaeen für die Crustaceen von grofser Wichtigkeit sein. „Die Oyelostomen mufsten den Anatomen in doppelter Hinsicht interessant „sein, einmal weil sie an der Grenze der Fische, das andremal, weil sie an „der Grenze der Wirbelthiere überhaupt stehen”. !?” Zur Kenntnifs derselben hatten bereits durch die Anatomie der Petromyzonten vorzüglich Hr. Rars- £&, durch die der Alyaine Hr. Rerzivs den Grund gelegt. Mürter beschlofs nunmehr, das BDdellostoma ForstErr, wie er jenen Fisch wegen seines Saugermaules und seines Entdeckers nannte, seinem Bau nach vollständig zu beschreiben, indem er Schritt vor Schritt und Schichte vor Schichte von der Oberfläche gegen die Tiefe vorzurücken, und von jeder Muskellage, die er zur Untersuchung der tieferen Theile wegzunehmen hatte, nach ge- nauer Präparation Zeichnungen zu entwerfen gedachte. Dies schwierige Unternehmen war schon ziemlich weit gediehen, als es ihm durch die Einsicht erleichtert wurde, dafs Myxine glutinosa der nordischen Meere, die ihm seine Freunde, die Hrn. Escurichr und Rerzıus, in gröfserer Menge verschaflten, im Skelet- und Muskelbau völlig mit seinem Bdellostoma übereinkomme. Auch erhielt er vom zoologischen Museum noch ein zweites kleineres, und später aus der im Jahre 1836 für die hiesi- gen Museen angekauften Sammlung von Lamare-Pıovor noch ein drittes, wiederum gröfseres Bdellostoma, beide gleichfalls vom Cap herrührend. Eine gröfsere Anzahl Exemplare dieses seltenen Fisches sandte erst im April 1845 Hr. Perers vom Cap ein, als Mürrer’s Arbeit bereits abge- schlossen war.!”® Mit so beschränkten Mitteln also fuhr Mürrer in seinen Untersuchun- gen fort, deren Ergebnisse er in dem Malfse, wie sie gewonnen wurden, der Akademie vorlegte. An die Beschreibung der einzelnen organischen Systeme bei seinem Fisch knüpfte er vergleichend anatomische Betrachtungen, die sich zwar vorzugsweise auf die Fische, oft aber auch auf das ganze Wirbel- thierreich erstreckten, und in denen er seine tiefen Anschauungen der Orga- nisation dieser Thierelasse ausprägte. Diese Mittheilungen erstreckten sich über eine Reihe von acht Jahren. In der Osteologie und Myologie der Myxinoiden, die bereits im December 13" 100 puBoıs-Rermonp: 1834 gelesen ward, beschäftigte sich Mürrer zunächst mit der Uebereinstim- mung der perennirenden Zustände der Wirbelsäule in den Cyklostomen mit deren vorübergehenden Zuständen in den übrigen Wirbelthieren, und mit derselben Untersuchung in Betreff des Schädels. Hier hat er seine Ansichten über die Wirbeltheorie des Schädels niedergelegt, die er gegenüber GoETHE ” und ganz ver- und Oxen für Jowanw Prrer Frank in Auspruch nimmt;' tieft erscheint er hier in das Labyrinth der Deutung der Schädelknochen, insbesondere der Schläfengegend, woraus nur Ein Faden führt, an dem es damals noch vielfach gebrach, der nämlich der Entwickelung bei den einzel- nen Thierclassen. Hier findet sich ferner wohl zum erstenmal mit einer ver- gleichend anatomischen Untersuchung verbunden die mikroskopische und chemische Prüfung der Theile, welche Gegenstand der morphologischen Be- wrachtung sind, des Knorpel- und Knochengewebes durch das ganze Wirbel- thierreich. In der Myologie sucht Mürzer die im sogenannten allgemeinen Plane der Wirbelthiere liegenden Gruppen von Muskeln auf, betrachtet ihre verhältnifsmäfsige Entwickelung und Reduction in den verschiedenen Qlas- sen, und die Analogie der Muskeln in den verschiedenen Gegenden des Rumpfes. Diese Betrachtung führt ihn von den Bauchmuskeln der Myxinoi- den bis zu denen des Menschen, von den Rücken- und Seitenmuskeln der Fische bis zu den Rückenmuskeln des Menschen. Und so waren es diese anscheinend so entlegenen und abgezogenen Forschungen, — ein Wink für die, welche Lehrer zu berufen haben — worauf nachmals die Vortreff- lichkeit seiner Erklärung der Rückenmuskeln in der gemeinen menschlichen Anatomie beruhte, wo uns das Licht, das er über die scheinbare Verwirrung all der zahllosen Fleischzipfel ausgofs, nicht minder in Entzücken, als die rasche Sicherheit in Erstaunen versetzte, mit der die Pinzette auf den zu be- zeichnenden Dornfortsätzen, wie der Virtuos auf den Tasten, umherklopfte. Die zweite Mittheilung, vom April 1836, behandelt den Bau des Gehörorganes bei den Cyklostomen, und enthält aufserdem Betrachtungen über die Sinneswerkzeuge bei den Myxinoiden überhaupt. Während das aus Einem halbzirkelförmigen Canal bestehende Gehörorgan der Myxinoiden das sämmtlicher Wirbellosen an Ausbildung übertrifft, besitzen sie nur höchst unvollkommene, vermuthlich nur zur Unterscheidung von Hell und Dunkel geeignete Augen, und gar keine Augenmuskeln. Denn wie der Mensch durch den Verlust eines Sinnesorganes einen Theil seiner Aufsenwelt Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 101 verliere, so werde auch umgekehrt die Natur die Sinnesorgane beschränken, wenn sie die Aufsenwelt eines Thieres in enge Grenzen setze. Die Myxinoi- den, die als Parasiten in’s Innere des Dorsches und Hornhaies dringen, be- dürfen bei dieser Lebensart der Augen nicht. Die Unpaarigkeit des Ge- ruchsorganes, wodurch sich die Oyklostomen (und der damals noch nicht hinlänglich gekannte Amphioxus) von allen Wirbelthieren unterscheiden, erklärt Mürter daraus, dafs zum Riechen ein Impuls nöthig sei, der bei den Fischen sonst durch die beim Athmen entstehende Bewegung des Was- sers in der ganzen Umgebung des Kopfes vermittelt werde. Die Cyklo- stomen bedienen sich entweder gar nicht des Mundes zum Einathmen, oder wenigstens nicht beim Ansaugen, vielmehr mufs alsdann das Ein- und Ausathmen durch dieselben Oeffnungen der Kiemen geschehen. Da nun die Lage der Kiemen und des Geruchsorganes hier der Art sind, dafs das Ath- men nur geringen oder gar keinen Einflufs auf die Erneuerung des Wassers an letzterem haben kann, so erhellt die Nothwendigkeit einer eigenen Ven- tilationsvorrichtung für das Geruchsorgan. Diesen Zweck habe der Spritz- sack der Neunaugen und der segelartige Ventilator am Gaumen der Myxinoi- den. Weil aber die gleichzeitige Erneuerung des Wassers an zwei Geruchs- organen hier vermuthlich einen zu grofsen Aufwand an organischen Theilen verursacht haben würde, habe sich die Natur mit nur Einem begnügt. Diese auf die sogenannten Endursachen zielenden Betrachtungen, von denen Mür- LER sagt, dafs sie den letzten Grund der zu erklärenden Formverhältnisse ent- halten, sind bezeichnend für den Standpunkt, auf dem er mit seinen allge- meinen Anschauungen zu dieser Zeit seiner höchsten Blüthe sich befand, und ohne Zweifel stehen geblieben ist. Die vergleichende Neurologie der Myxinoiden, vom Februar 1838, beschäftigt sich vorzüglich mit der Deutung der Hirntheile, mit der Analogie der Hirn- und Rückenmarksnerven und mit der Ersetzbarkeit des N. sympa- thicus durch andere Nerven, indem den Cyklostomen jede Spur dieses Ner- ven abgeht, und der unpaarige Ramus intestinalis N. vagi dessen Stelle ver- tritt, ähnlich wie es nach Hrn. Ernst Heıyrıcn Weger bei den Schlangen sein sollte, wo indefs Mürzer den Fall anders auslegt. Der angiologische Abschnitt, vom Ende des folgenden Jahres 1839, enthält, abgesehen von der allgemeinen Morphologie des Gefäfssystemes, auch noch Mürrer’s ebenso vollendete als umfangreiche Untersuchungen 102 puBoıs-Rermonp: über die Nebenkiemen, auf die er nicht weniger als 282 Gattungen von Knochenfischen untersucht hatte, über den Choroidalkörper im Auge der Knochenfische, den Blutgefäfskörper der Schwimmblase und andere Bildun- gen der Art, endlich über die Wundernetze überhaupt, deren vollständiges morphologisches System er gegeben hat, ohne dafs es ihm gelungen wäre, irgendwo mit Sicherheit in ihre physiologische Bedeutung einzudringen. Den Schlufs dieses grofsen Werkes bilden endlich die im Juni 1842 vorgetragenen „Untersuchungen über die Eingeweide der Fische”. Hier ragen an Interesse hervor der Abschnitt über die Nieren, deren Bau bei den Myxinoiden den inzwischen durch Hrn. Bowmax entzifferten Bau der Nie- ren bei den höheren Thieren wunderbar vereinfacht wiederholt '’’, so wie der über die Schwimmblase, der die Entdeckung eines Springfederapparates an der Schwimmblase mehrerer Welse enthält. Eine vom ersten Wirbel jeder- seits ausgehende federnde Knochenplatte drückt den vorderen Theil der Schwimmblase zusammen; ein Muskel, der die Platte zurückzieht, vermag den Luftbehälter wieder zu erweitern. Dadurch wird diesen Fischen mög- lich, den vorderen Theil ihres Körpers speecifisch leichter zu machen, und so ihren Kopf nach oben zu stellen. Läfst der Muskel nach, so mufs sich der Kopf wieder senken, und der Fisch wagerecht schweben. Ein Anhang zu diesem Abschnitt, „Ueber die Statik der Fische”, zeigt uns Mürrrer noch einmal als sinnigen Experimentator, indem er die Veränderungen in den Be- wegungen der Fische untersucht, welche auf die Entfernung einzelner Flos- sen folgen, so wie die merkwürdigen Augenbewegungen, womit die Fische auf Drehung um ihre Längsachse oder um eine auf die Längsmittelebene des Körpers senkrechte Queraxe antworten. In der vergleichenden Anatomie der Myxinoiden, namentlich in deren ersten Abschnitten, herrscht, wie in der Bildungsgeschichte der Genitalien, im Allgemeinen eine grölsere Vollendung der Form, als sonst in Möürren’s Schriften. Und wenn es nicht genug zu beklagen ist, dafs es Mür- LER, so wenig wie Cuvier, vergönnt ward, den Plan eines Lehrbuches der vergleichenden Anatomie auszuführen, was er sich für die Zeit versparte, wo er nicht mehr würde selber beobachten können, ja dafs nicht einmal seine Vorlesungen, wie die Cuvıer’s, gesammelt und herausgegeben wurden: so darf man, was die Wirbelthiere betrifft, in der vergleichenden Ana- tomie der Myxinoiden eine Art von Ersatz sehen für das, was Mürrer in Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 103 einem solchen Lehrbuch anders als Andere gegeben haben würde, jeden- falls aber, seinem eigenen Ausspruch nach, ein Beispiel von dem, was er un- 131 Es waren in ihm die Gegensätze ter vergleichender Anatomie verstand. versöhnt, die in Cuvıer und GEoFFroY Ds Saınt - Hıraıse einander so schroff entgegenstanden, und über deren Zusammenstofs einst Georrsoy’s Vorläu- fer in Deutschland, Gorrur, das welterschütternde Getöse des Julikampfes vergafs.’* „Betrachtet man”, schrieb Mürrer zur selben Zeit, wo er den ersten Theil der Myxinoiden herausgab, „die Controverse zwischen den beiden „berühmten Mitgliedern der französischen Akademie über die Methode in „den Naturwissenschaften, unabhängig von ihrem nationalen Interesse, so „erleidet es keinen Zweifel, dafs die Methode Ovvıen’s es ist, welche den „Naturwissenschaften dauernde und reelle Früchte bringt. Diese Methode „ist so wenig blofs empirisch, dafs, obgleich sie vor der Aufstellung von Ge- „setzen Scheu trägt, doch die Analyse der Facta von einer beständigen, ex- „acten, logischen Operation des Geistes abhängt. Dagegen der berühmte „Georrror durch das Streben nach Analogien und Gesetzen trotz allem „Talent, Geist und Verdienste, sich oft und stark geirrt hat. Es ist jedoch „nicht zu verkennen, dafs der unsterbliche Cvvıer in jenem Streite nicht Ein- „mal ungerecht gewesen und zu weit gegangen ist. Die Methode, welche er „bekämpft, hat in Deutschland, wie in Frankreich oft unfruchtbare Specu- „lationen hervorgebracht. Aber die erhabene Gestalt, welche die Anatomie „durch die Entwicklungsgeschichte und vergleichende Anatomie in philoso- „phischem Sinne in der neuern Zeit vorzüglich in Deutschland erlangt hat, „entspricht sehr wenig den Mängeln der Prinzipien, welche Cuvırr bekämpft. „Es ist wirklich nicht zu läugnen, dafs die Natur bei jeder grofsen Abthei- „lung des Thierreichs von einem gewissen Plane der Schöpfung und Zusam- „mensetzung aus theils verschiedenen, theils analogen Theilen nicht abweicht, „dafs dieser Plan allen Wirbelthieren zu Grunde liegt, dafs sie sich Reductio- „nen und Erweiterungen der Zahl nur nach der individuellen Natur der ein- „zelnen Geschöpfe ausnahmsweise erlaubt.” '’* Dies ist die Art der Betrachtung, welche die vergleichende Anatomie der Myxinoiden, wie überhaupt die Arbeiten Mürrter’s beherrscht, wo die Erkenntnifs der Bildungsgesetze ihm Hauptzweck ist; während er in den zootomischen Einleitungen zu den einzelnen Capiteln der Physiologie, die 104 puBoıs-Rermonp: er deshalb auch gelegentlich als „Organologie” der entsprechenden Werk- zeuge des Körpers bezeichnet, mehr die Behandlungsweise Cuvırr’s vorwie- gen lälst. Als mit den Mywinoiden eng verknüpft, oder gar als Ergänzung dazu ist zu betrachten Mürrer’s Untersuchung „Ueber den Bau und die Lebenser- scheinungen des Branchiostoma lubricum CostA, Amphioxus lanceolatus Yı4rrert.” Zur selben Zeit fast, wo Mürrer anfing, sich mit der Anatomie seines Ddellostoma zu beschäftigen, ward Amphioxus von Hrn. Costa in Neapel wieder beobachtet und als einfachster Fisch und mithin einfachstes Wirbelthier erkannt. Nachdem von verschiedenen Forschern Mittheilungen darüber eingelaufen waren, die die Merkwürdigkeit des Thierchens immer mehr in’s Licht stellten, auch Mürrer selbst bereits von Hrn. Rerzıvs über- sandte Weingeistexemplare untersucht hatte, begab er sich endlich im Herb- ste 1841 mit Hrn. Rerzıus in die Einsamkeit der Scheeren von Bohus-Län, in der Schwedischen Landschaft Göteborg, so erschöpfende Beschreibung des erwachsenen Amphioxus zu Stande brachte, wo er binnen zwölf Tagen eine dafs, wenn man von der Riechgrube, welche Hr. Körrıker'*‘, und von dem lichtbrechenden Apparat, so wie den kolbenförmigen Endigungen der Haut- nerven, die Hr. Anmanp pe Quarneraces!®’ beobachtete, absieht, er seinen Nachfolgern kaum etwas Wesentliches zu thun übrig gelassen hat.!°® MÜLLER’s morphologische Periode. Forschungen im Gebiete des lebenden und fossilen Wirbelthierreiches. System der Plagiostomen. Der glatte Hai des ARISTOTELES. Bau und Grenzen der Ganoiden und System der Fische. Guacharo und System der Passerinen. Der ‚‚Hydrarchus”. Das Jahr 1840, in dem Mütter die Physiologie vollendete, führt einen neuen Wendepunkt in seiner Entwickelung herbei. Obschon er näm- lich nach dieser Zeit den ersten Band der Physiologie noch einmal auflegte, auch gelegentlich einige physiologische Arbeiten lieferte, wie die schon er- wähnten über die Bewegungen und die Töne der Fische, die Versuche über die Unterbindung der Leber bei Fröschen'’’, und die über die elektromoto- rische Unwirksamkeit des pseudoelektrischen Organes im Schwanze des gemei- nen Rochen'’®, kann man doch sagen, dafs von hier ab sein Interesse für die Physiologie in den Hintergrund trat. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 105 Einem verschlossenen Sinn, wie dem seinigen, in die Gründe einer solchen Wandlung zu folgen, ist nicht leicht. War es sein freier, mit Bewufstsein und Ueberlegung gefafster Entschlufs, dafs er der Univer- sal- Monarchie, die er so lange angestrebt und jetzt nahe erreicht hatte, entsagte? Fast hat es, nach der Phase schwermüthiger Verstimmung, die er um diese Zeit durchmachte, zu urtheilen, den Anschein. Der Auf- schwung, den die physiologische Chemie, die mikroskopische und patho- logische Anatomie, die Entwickelungsgeschichte damals nahmen, mufste es ihm nachgerade unmöglich erscheinen lassen, im Wettkampf mit Allen zugleich noch stets der Erste zu bleiben. Die Physiologie bot zudem nur ein beschränktes Gebiet der Forschung, wenn auch von grenzenloser Tiefe, dar, auf dem er auf Punkte hätte zurückkommen müssen, die er schon ein- mal abgemacht hatte, was er so wenig wie Berzerius mochte. Vielleicht indefs hat eine solche Ueberlegung gar nicht bei ihm stattgefunden. Viel- leicht folgte er nur, indem er von hier ab reiner Morpholog, und zwar der erste seiner Zeit, wurde, theils dem äufseren Anstofs, der ihm aus seiner Stellung als Vorsteher einer der bedeutendsten Sammlungen erwuchs, theils dem natürlichen Hange seines Talents, welches doch vielleicht mehr in der Richtung plastischer Betrachtung, als in der theoretischer Zergliederung lag. Bezeichnet wird dieser Umschwung in Mürrer’s Laufbahn, was auch dessen Ursache war, durch sehr umfangreiche systematisch-zoologische Arbei- ten. Hervorstechend ist in denselben, wenn ich mich nicht täusche, das Bestre- ben, durch Auffinden absoluter Merkmale die praktischen Vorzüge der künst- lichen mit den theoretischen der natürlichen Systeme zu verbinden. Die künstlichen Systeme gewähren unstreitig die gröfsere Leichtigkeit und Sicher- heit der Bestimmung, aber sie befriedigen nicht die Anforderungen des Ver- standes, denen die natürlichen Systeme ihrerseits zwar Genüge leisten, aber nur indem sie, bei der in verschiedenem Sinne stattfindenden Abstufung der Merkmale, deren Gesammtheit ihnen zu Grunde liegt, nicht selten den Sy- stematiker bei seinen Operationen im Stich lassen. Dem Ideal eines Syste- mes nähert sich wohl am meisten des ArısroreLes und LinwAevs verschmolze- nes System der Säuger, welches ein künsiliches ist, in so fern es vom Gebifs und der Fufsbildung ausgeht, zugleich aber ein natürliches, in so fern Gebifs und Fufsbildung, wie Cuvıer so schön entwickelt hat!?, die ganze Natur des Thieres bestimmen. Mürtzr schlofs sich denen an, welche Merkmalen nach- 14 106 puBoıs-Reyrmonp: spüren, die, wenn auch nicht wie bei den Säugern Gebifs und Fufsbildung aus bekannten, doch gleich denselben aus unbekannten Gründen, zur Gesammt- organisation in einem so wesentlichen Bezuge stehen, dafs die blofse Unter- suchung auf diese Merkmale ausreicht, um die natürliche Verwandschaft der Geschöpfe durch alle nur scheinbaren äufseren Unterschiede hindurch erken- nen zu lassen. Er suchte in einem solchen absoluten Merkmal gewissermafsen ein Reagens auf eine Thiergruppe, wie die Chemie dergleichen auf Stoffe besitzt. Oder, wie er selbst es wendet, „die vergleichende Anatomie führt „in ihrer vollkommenen Gestalt zu solchen nothwendigen Gonsequenzen, „dafs sich für die Organisationen Ausdrücke finden lassen, welche dem Aus- „druck einer Gleichung ähnlich sind. Sind diese Ausdrücke erst gefunden, „so müssen sich im gegebenen Fall, wie in einer Gleichung, aus den bekann- „ten Grössen die unbekannten berechnen lassen.” !*° Schon in Mürtenr’s frühe- ster systematischen Aufstellung, über die natürliche Eintheilung der Amphi- bien, vom Jahre 1832, findet sich der Keim dieses Verfahrens, indem er die froschartigen Thiere nach dem Bau ihrer Gehörwerkzeuge in drei Familien vertheilte; und wir werden bald noch andere Beispiele derselben Methode kennen lernen. Die erste der grofsen zoologischen Arbeiten, die Mürrer jetzt vollen- dete, ist die im Verein mit Hrn. Hexte im Jahre 1841 herausgegebene „Systematische Beschreibung der Plagiostomen.” Hr. Hexer hatte sich schon früher mit der Systematik der elektrischen Rochen beschäftigt. '*! Mürter seinerseits war bei seinen Untersuchungen über das Kopfskelet der Myxinoiden vielfach zur Betrachtung der Knorpelfische, namentlich der My- liobatiden, geführt worden. Beim Auspacken eines Fasses sieilianischer Fische, die Hr. A. W. F. Schurrz dem Museum geschenkt hatte, und beim Durchsehen der Sammlung ostindischer Fische von Lamare - Pıovor, stiefsen im Jahre 1836 Mürter und Hr. Hexe, als sie die darunter befindlichen Plagiostomen nach den vorhandenen Hülfsmitteln bestimmen wollten, auf grofse Schwierigkeiten, zugleich aber auch auf mehrere noch unbeachtete Kennzeichen, die für die Systematik von Nutzen zu werden versprachen, als da sind bei den Haien die Anwesenheit oder der Mangel einer Nickhaut und der Spritzlöcher, bei den Rochen die Form der Nase und Nasenklap- pen; und so ward die Nothwendigkeit, die neuen Erwerbungen zu ordnen, Anlafs zu jener gemeinschaftlichen Arbeit, die als eine Beschäftigung in Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 107 Mufsestunden begonnen, in dem Mafse, wie immer neuer Stoff zuströmte, an Ausdehnung gewann. Zum Zweck der vollständigen Sammlung der dazu gehörigen Materialien unternahmen beide Forscher Reisen nach den grofsen Sammlungen des Auslandes. Unter anderen besuchten sie im Herbste 1837 zusammen Holland und England, wo Mürter hoch gefeiert ward. Durch das so ermöglichte Studium der Original- Exemplare und durch sorgfältige Ver- gleichung vieler Exemplare derselben Art gelang es ihnen, sich einen sicheren Weg durch eine verwirrte Synonymik zu bahnen, während sie ihre gröfseren Gruppen auf tiefe anatomische Unterschiede, ihre Gattungen zum Theil auf jene neuen Kennzeichen, ihre Arten aber fast durchgängig auf Forinverhält- nisse gründeten: da sie die aus der Färbung entnommenen specifischen Merkmale bei den Plagiostomen überhaupt, und die der Hautbekleidung und den Zähnen entlehnten bei den Rochen insbesondere, als trüglich erkannt hatten. An diese Arbeit knüpft sich die so berühmt gewordene Abhandlung Mürrer’s über den sogenannten glatten Hai des Arısroreres. In seiner Ge- schichte der Thiere erzählt nämlich Arıstotetes unter anderen Beobachtun- gen über den Bau und die Fortpflanzung der Knorpelfische, dafs es unter den Haifischen eierlegende und lebendig gebärende, und unter den letzteren auch solche gebe, bei denen der Foetus mit dem Uterus, wie bei den Säu- gern, durch einen Mutterkuchen verbunden sei. Obgleich im Jahre 1673 der Däne Srenson an der Küste von Toscana eine ähnliche Beobachtung gemacht hatte, war doch der yareös Asics des Anısroteres völlig räthselhaft geblieben, und es hatte sich seit Srenson, dessen Hai selbst nicht bestimmt werden konnte, bei keinem der Haie des Mittelmeeres etwas der Angabe des Arısroretes Entsprechendes wiederfinden lassen. Im Verfolg seiner Arbeiten über die Anatomie der Knorpelfische hatte Mürrer, einige Jahre zuvor, einmal die Verbindung eines Haifoetus mit den Wänden des Uterus durch eine Dottersackplacenta beobachtet. Bald darauf lernte er die Nachrichten des Anıstoteres und des Srtenson kennen; allein der Fisch, auf den sie sich beziehen, war jedenfalls ein anderer als der sei- nige. Dieser nämlich gehörte zu den Carcharias, wo auch schon der alte Pater Durerree und Cvvies eine Anheftung des Dottersackes am Uterus wahrgenommen hatten, während die Carcharias sich unter denjenigen Fischen befanden, die es gelungen war, durch entscheidende Merkmale von der Be- 14* 108 pu Boıs-Reyrmonp: werbung um die Einerleiheit mit dem Fisch des Srtexson oder des Anıstore- ves auszuschliefsen. Jetzt aber ward Mürrter’s Wifsbegier in Betreff dieses Punktes rege. Hr. Prrers, der damals nach Nizza ging, um für das anatomische Museum zu sammeln, übernahm den Auftrag, dem räthselhaften Galeus laevis des Stenson nachzuspüren, und von allen vorkommenden Haifischarten Em- bryen im Uterus einzusenden. Fast ein Jahr lang blieben alle Bemühungen vergeblich. Endlich aber brachte die im Frühling 1840 von Nizza abgegan- gene Sendung den gewünschten Aufschluss, indem unter einer Anzahl Eiern der Gattung Mustelus mehrere waren, an denen eine solche Verbindung des Dottersackes mit dem Uterus stattfand, wie bei den Carcharias. Es stellte sich heraus, dafs es im Mittelmeer zwei leicht zu verwechselnde Mustelus- Arten gebe, von denen die eine sich den lebendig gebärenden Haien ohne Verbindung mit dem Uterus, den Vivipara akotyledona, anschliefst, die an- dere aber jene Verbindung zeigt. Daraus erklärte sich zugleich, weshalb diese Sache so lange hatte im Dunkel bleiben können. Der Zufall hatte den Beobachtern anfangs immer nur die erste Mustelus- Art, die man M. vul- garis nennen kann, in die Hände gespielt, nach deren Untersuchung dann die der Exemplare der anderen, äufserlich schwer zu unterscheidenden Art, deren Eier am Uterus angeheftet sind, überflüssig erschien. Jetzt gelang es auszumachen, dafs dieser letzteren, M. laevis zu nennenden Art, zweifellos der von Srenson beobachtete Fisch angehörte, und es wurde wenigstens äufserst wahrscheinlich, dafs sie es auch gewesen, auf die sich Anısroteres’ Angabe bezog. Gleichzeitig wurden übrigens, wie dies bei Mürrer nicht anders zu erwarten war, alle Verschiedenheiten in der Art der Fortpflanzung bei den Haien und Rochen genau ermittelt und in systematische Ueber- sicht gebracht. Seit seiner Jugend, wo er des Stagiriten Lehre vom Traum ver- deutscht und in ihr geschichtliches Recht als physiologische Urkunde wieder eingesetzt hatte, war in Mürrer ein lebhaftes Interesse für das Studium des griechischen Altmeisters wachgeblieben. Wie freute es ihn jetzt, dessen Physiologie dies Denkmal zu errichten, welches zugleich ein Denkmal seiner eigenen seltenen Gelehrsamkeit ward. Mürrer’s tiefgehende Untersuchung der Knorpelfische hatte ihn natür- lich in häufige Berührung mit den Knochenfischen gebracht, in deren Syste- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 109 matik, trotz den Arbeiten Cuvier’s und Hrn. Varencıennes’s, und Hrn. Acassız’s, noch ein grofses Dunkel herrschte. Durch Hrn. Acassız’s palae- ontologische Entdeckungen war die Verwirrung, was die lebenden Fische betrifft, in mancher Beziehung nur gesteigert. Hr. Acassız hatte unter den fossilen Fischen die Ordnung der Ganoiden, als durch ihre mit Schmelz überzogenen, rhomboidalen Schuppen gekennzeichnet, und den älteren For- mationen bis zur Kreide angehörig, unterschieden, und zugleich die genaue Uebereinstimmung im Schuppenbau zwischen zwei jetzt noch lebenden Fisch- gattungen, dem Polypterus aus dem Nil und dem Zepidosteus aus den Strömen Nordamerika’s, und den Ganoiden, erkannt. Er hatte dadurch auf die systematische Stellung dieser beiden Fische, welche Cuvırr, wenig be- friedigend, unter seine Clupeiden gebracht hatte, ein grofses Licht gewor- fen, und denselben, als den vereinzelten Trümmern einer unzählbaren Schaar, welche einst die Meere der Vorwelt belebte, ein besonderes Inter- esse gesichert. Ein wie grofses Verdienst aber auch Hr. Acassız sich durch diese bahnbrechende Aufstellung erwarb, die Art seiner Studien hatte ihn mehr auf die Beobachtung derjenigen Kennzeichen der Fische gelenkt, welche die Umwälzungen der Erdrinde überdauern, wie Schuppen und Skelet, und vorzugsweise nach diesen urtheilend, hatte er noch einige an- dere Familien von Fischen unter die Ganoiden aufgenommen, welche mit denselben nur in solchen mehr äufserlichen Merkmalen übereinkommen. Dadurch entsprangen, wegen der augenfälligen inneren Verwandschaft dieser Fische mit solchen, denen diese Merkmale abgehen, neue Verlegenheiten, und der Begriff der Ganoiden drohte so verwirrt zu werden, dafs Niemand mehr hätte sagen können, was denn eigentlich ein Ganoid sei. Jetzt warf sich Mürtes, in seiner Abhandlung „Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden und über das natürliche System der Fische” vom Jahre 1844, mit seinem ganzen Scharfsinn, seiner ganzen Uebung, und einem seit Jahren gesammelten Material, auf die Entwirrung dieses Knotens. Er begriff sogleich, dafs der Schwerpunkt der Frage in der genauen Begrenzung des Begriffes eines Ganoids liege, und dafs diese wiederum nur durch die vollständige Untersuchung und Vergleichung des inneren Baues der noch lebenden unzweifelhaften Ganoiden und der übrigen, mit Recht oder Un- recht zu denselben gebrachten Fische zu erreichen sei. Zwar hatten sich, aufser Hrn. Acassız, schon GEorrkoY DE SAınt-Hıraıse und Cvviza selbst, wie 110 puBoıs-Reymonp: auch die Hrn. VALEnTIın und van Der Horven, mit der Zergliederung des Po- Iypterus und Lepidosteus beschäftigt. Mürzer, der den letzteren Fisch im Herbste 1844 im Pariser Pflanzengarten untersuchte!*, zeigte jedoch, dafs die- sen Forschern gewisse Eigenthümlichkeiten entgangen seien, welche beiden Fischen zukommen, und sie von allen übrigen lebenden Fischen trennen, mit Ausnahme der Störe und der Spatularien, die er somit allein unter den lebenden Fischen noch für Ganoiden gelten liefs. Unter diesen Eigenthümlichkeiten obenan steht der Bau des Arterien- stieles des Herzens, der nicht nur bei den Ganoiden wie bei den Knorpelfischen mit mehreren, aber noch zahlreicheren und längeren Klappenreihen, ähnlich den Eimern einer Baggermaschine, besetzt ist, sondern auch aus quergestreif- ten Muskelfasern besteht, und daher als wahrer Herztheil anzusehen ist; wäh- rend der Wulst an der Kiemenarterie der Knochenfische, wie Mürter zuerst darthat, kein schlagender Herztheil, und nur aus glatten Muskelfasern gewebt ist. Dadurch allein ist zwischen den Ganoiden und Knochenfischen eine Grenze gezogen, so scharf wie zwischen den nackten und beschuppten Amphibien, von denen die ersteren ein Aortenherz besitzen, die letzteren keins. Die Ganoiden besitzen ferner ein Chiasma der Sehnerven, eine Spi- ralklappe des Darmes, freie Kiemen mit einem Kiemendeckel zugleich mit abdominalen Bauchflossen, und aufser diesen absoluten Merkmalen noch viele andere von geringerer Beständigkeit, wie z. B. eine respiratorische Kie- mendeckelkieme, die von Hrn. Asassız sogenannte heterocerke Schwanzflos- senbildung der Haie, Spritzlöcher, u. a.m. Die Beschaffenheit der Schup- pen aber, von der Hr. Acassız bei Aufstellung der Ganoiden ausgegangen war, fiel merkwürdigerweise nunmehr unter diese minder beständigen Merk- male. Ja ein ächtes Ganoid kann nach Mürrer, wie die Spatularien, schup- penlos sein. So hatte also Mürter seine Aufgabe gelöst, Kennzeichen zu finden, welche über alle äufseren Formverhältnisse hinaus die Fische nach ihren fun- damentalen inneren Verwandschaften zusammenführen. Die von Cuvier einst verlangte und vermifste Grundlage, um das unübersehbare Heer der Fische in Unterclassen mit festen und sicheren Charakteren zu vertheilen, war gewonnen. Die Ganoiden gingen aus Mürrer’s Untersuchung hervor als eine Unterelasse der Fische, gleichwerthig den Amphioxus, den Cyklo- stomen, den Knochenfischen und den Plagiostomen, zwischen welchen letzte- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 111 ren sie aufzunehmen sind, indem sie Merkmale beider in sich vereinigen. Und wie erst Hrn. Acassız’s palaeontologische Forschung das Verständnifs der lebenden Schöpfung ermöglicht hatte, so vermochte nun Mürter umge- kehrt die Reihen der von Hrn. Acassız aufgestellten fossilen Ganoiden von manchen Eindringlingen zu säubern. Für die neue Charakteristik der Ganoiden fand sich bald eine Gele- genheit, sich zu bewähren. Hr. Cart Vocr beobachtete bei Amia calva, die Cuvıer unter die Olupeiden gebracht und Mürter darunter gelassen hatte, einen Bau des Herzens, wie er nach Mürrer nur einem Ganoid zu- kommen kann, glaubte aber, dafs Amia von Sudis und Osteoglossum, Knochenfischen mit zwei Herzklappen ohne Muskelbeleg des Arterien- stiels, nicht getrennt werden könne, da sie sonst zu ähnlich seien.'** Mür- ver jedoch fafste die Sache so auf, als habe Hr. Vocr in Amia vielmehr ein neues Ganoid der Jetztwelt entdeckt, und er sagte voraus, dafs sich Amia auch in den übrigen Punkten als Ganoid verhalten werde. Auch behielt er im Wesentlichen Recht, obschon es sich dabei fand, dafs einige Merkmale der Ganoiden, die er für absolut gehalten hatte, dies nicht seien, da Fran- Que dieselben in der Amia, bei der unter Mürrer’s Leitung angestellten Un- tersuchung, vermifste.'*+ Die Amphioxus, die Cyklostomen, die Plagiostomen, die Ganoiden hatte nun schon Mürter durch seine Untersuchungen erläutert. Es blieb ihm übrig, von den fünf Unterclassen der Fische die zahlreichste, die der eigentlichen Grätenfische, in ihre Ordnungen und natürlichen Familien besser als bisher zu spalten. Dies unternahm und vollbrachte er jetzt. Als Vorar- beit dazu aber diente ihm die Erörterung des relativen Werthes der verschie- denen Charaktere, die einer solchen Eintheilung zu Grunde gelegt werden können; welchen er überdies durch Beachtung der Nebenkiemen, der unte- ren Schlundknochen und des Baues der Schwimmblase mehrere neue und wichtige hinzufügte. So sah man Mürrer, freilich nach jahrelanger Vorbereitung in der Stille, plötzlich unter den ersten ichthyologischen Systematikern Platz neh- men. Eine Zeit lang machte es ihm Freude, diese Stellung zu behaup- ten, und er begann mit Hrn. Txoscueı seine „Horae ichthyologicae” in zwanglosen Heften herauszugeben, von denen aber nur drei, in den Jahren 1845—1849, erschienen. Das erste und zweite enthalten eine Monogra- 112 pu Boıss-Rermonp: phie der Characinen, einer Familie die Mürter denen zugesellte, welche die von Hrn. Erssr Heisrıcn Weser entdeckte Verbindung der Schwimm- blase mit dem Gehörorgan haben. Inzwischen sann er bereits auf neue Eroberungen. Unter den Wir- belthierelassen, in deren Systematik es noch etwas Erhebliches zu thun gab, waren die Vögel bisher bei ihm vergleichsweise leer ausgegangen. Seit seinen Untersuchungen über die Strausse vom Jahre 1836, hatte er nur einmal, im Jahre 1841, das ornithologische Gebiet berührt in seinen „Anatomi- schen Bemerkungen über den Quacharo”, den von Hrn. von Hunmsorpr in der Höhle von Caripe in den Missionen der Chaymas entdeckten lär- menden feisten Nachtvogel. Hrn. von Hunsorpr’s Exemplare waren mit einem Theile von dessen Sammlungen durch Schiffbruch an der afrikani- schen Küste zu Grunde gegangen, und da bis 1834 kein neues Exem- plar nach Europa kam, hatte Cuvier, trotz Hrn. von Humsoror’s Anga- ben im Recueil d’Observations de Zoologie et d’ Anatomie comparee, in seinem Aögne animal des Steatornis nicht erwähnt. Jetzt erhielt Hr. von Humsorpr durch r’Hermisıer, Arzt auf Guadeloupe, Exemplare seines Vo- gels zugeschickt, die Mürter beschrieb, wobei er Hrn. von Humsorpr’s Ausspruch bestätigen konnte, dafs Steatornis caripensis sich von den Ziegen- melkern, denen er beim ersten Anblick nah verwandt scheint, ansehnlich entfernt. Unter anderen bietet er das nahezu einzige Beispiel eines doppel- ten Kehlkopfes dar, indem, statt der Luftröhre selber, jeder Bronchus einen solchen besitzt, so dafs, wenn Sieatornis nur kein Schrillvogel wäre, er würde zweistimmig singen können. Doch war die Systematik der Vögel schon längst Mürrter’s Augen- merk gewesen. Cvvırr hatte, Mürter’s Ueberzeugung nach, diesen Theil seines Rögne animal ganz unangebaut gelassen. Die Familien der Dry-skin philosophers, wie der Jäger aus dem fernen Westen, Aupuson, die nur balg- gelehrten Ornithologen nannte, waren nur irrationale Haufen, und fielen deshalb bei den verschiedenen Vögelkennern verschieden aus. Nirzsch frei- lich und seine Nachfolger, und mit Maccırrıyrar’s Hülfe Aupuson selber, gingen von ernsten Forschungen über den Bau der Vögel aus, aber ihre Be- strebungen waren zu vereinzelt, um zum Ziele zu führen. Mit Recht im All- gemeinen beklagte man sich darüber, dafs die im Vergleich zu den anderen Wirbelthierelassen so grofse Einförmigkeit in dem Bau der Vögel die Syste- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 113 matik wenig unterstütze. Allein Mürter war es nicht entgangen, dafs diese Bemerkung nicht auf alle Organe passe. Die Geschlechtswerkzeuge z. B. machen schon eine Ausnahme, wie er bei den Straufsen gezeigt hatte; vor Allem aber, worauf er vielleicht bei seinen Untersuchungen über die Stimme geführt worden war, das Stimmorgan, in welchem wichtige innere Merkmale zur naturgemälsen Eintheilung der Passerinen im weitesten Sinne oder der Insessores liegen, selbst wo äufserlich nur Uebergänge zu sein scheinen. Durch Arbeiten, zu denen er lange ein grofses Material von Vögeln in Weingeist, das einzige wahrhaft belehrende, gesammelt hatte, und die sich allein unter den Passerinen der neuen Welt auf mehr als hundert Gat- tungen erstreckten, zeigte Mürrer im Jahre 1845, dafs es bei den Passerinen drei wesentlich verschiedene Kehlkopfsformen gebe, die der Polymyodi, die mit vielen Muskeln singen, oder der eigentlichen Sänger, die der Luftröh- renkehler, und die der Spechtvögel mit nur Einem Kehlkopfsmuskel. Unter den früher nach äufseren Merkmalen als ächte Sänger bezeichneten Vögeln sind viele, die den zusammengesetzten Singmuskelapparat nicht haben. Na- mentlich ist dies der Fall für die Gattungen der neuen Welt, daher es sich erklärt, dafs die Wälder des tropischen Amerika viel mehr von Geschrei als von Gesang wiederhallen. Auf Grund der verschiedenen Kehlkopfsbildung allein so ähnliche Vögel zu trennen, wie häufig die sind, welche den Singmuskelapparat be- sitzen, und die, so ihn entbehren, wie z. B. die gemeinen und die Mauer- Schwalben, wäre unzulässig gewesen. Sollte die Kehlkopfsbildung bei den Passerinen eine typische Bedeutung erlangen, so mufsten noch andere Merk- male entdeckt werden, welche stets mit einer bestimmten Kehlkopfsform zusammenfallen. Dies gelang Mürrer schliefslich im Verein mit Hrn. Ca- Banıs. Es ergab sich erstens, dafs mit dem Singmuskelapparat zugleich stets eine mehr oder weniger zusammenhängende Hornbekleidung des Laufes, oft in Gestalt der sogenannten Stiefelschienen, vorkommt, wodurch eine Wahrneh- mung der Hrn. Brasıus und Graf Keyseuuıng bestätigt ward; und zweitens, dafs bei den polymyoden Sängern die erste der zehn Handschwingen ver- schiedene Grade der Verkümmerung, bis zum gänzlichen Verschwinden, erleidet, worin bereits Hr. Sunpewarr ein Kennzeichen der ächten Sing- vögel gesucht hatte.!* 15 114 pu Boıss-Rermonp: Die Arbeit über die Passerinen, wodurch Mürrer nun auch der Orni- thologie die bleibende Spur seines Fleifses aufgeprägt hatte, war die letzte gröfsere Bemühung, die er den lebenden Wirbelthieren widmete. Ehe er sich jedoch gänzlich der Erforschung der Wirbellosen hingab, sollte zuerst noch die Geschichte untergegangener Thiergeschlechter einen Strahl aus dem Lichtquell empfangen, den er nach und nach allen Punkten des Gebietes organischen Lebens zukehrte. In dem Ruhmeskranz des deut- schen Cvvırr durfte das Blatt palaeontologischer Entdeckung nicht fehlen. Sein Bestreben, die ganze belebte Schöpfung zu umfassen, führte ihn mit Nothwendigkeit auf diesen Weg. Die geognostische Grundlage zu diesen Studien hatte sich Mürter, nach dem Urtheil von Kennern, so weit ange- eignet, als es ohne selbst im Gebirge den Hammer zu führen möglich ist. . Schon bei seinen Untersuchungen über die Ganoiden war er auf dieses Feld hinübergeschweift. Auch hatte ihn Hr. Acassız selber über die Wirbel fossiler Haie zu Rathe gezogen. Endlich hatte er bereits an den von dem unglücklichen Serro aus der Banda oriental dem mineralo- gischen Museum eingesandten Fufsknochen des grofsen fossilen Gürtelthieres, Glyptodon clavipes Owen, seine Hand versucht und bewährt. Da erschien bei uns, im Frühjahre 1847, auf seiner Rundreise durch die deutschen Hauptstädte, ein wunderbares, als riesenhafte Seeschlange, Hydrarchus, wie sein Besitzer, Hr. A. Koch, es nannte, zugestutztes Denk- mal der Vorwelt. Die Gestalt des Thieres, durch willkürliche Zusammen- fügung von Knochen und Knochenbruchstücken erzeugt, schien den Um- rissen von Rerzscn zum Kampf mit dem Drachen entlehnt. Die Länge richtete sich nach der Oertlichkeit, und betrug somit im Ausstellungssaal der Akademie der Künste über neunzig Fufs. Es war nicht das erstemal, dafs ähnliche Reste die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich zogen. In Nordamerika, aus dessen südlichen Staa- ten sie stammten, in England, wohin zuerst einzelne Bruchstücke davon ge- langten, hatten sie bereits den Scharfsinn der Palaeontologen geübt und ver- schiedene Auslegungen erfahren. Ein Blick auf einen der zweiwurzeligen Zähne hatte dem Verfasser der Odontography genügt, um das von dem er- sten Beobachter, Dr. Harran, entworfene Phantasiebild eines Königs unter den Sauriern, Basilosaurus, zu zerstreuen, dessen Gebeine hier vorliegen Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 115 sollten. Hr. Rıcnanp Owen sprach die Ueberzeugung aus, dafs diese Zähne nur einem Säuger, und zwar einem Wale aus der Nachbarschaft der Manati angehören konnten: da ihm nämlich die an die Seehunde erinnernde säge- förmige Gestalt der Krone noch nicht bekannt war. Er schlug dafür den Namen Zeuglodon cetoides vor, der daran erinnern soll, dafs im Querschnitt die Krone der zweiwurzeligen Zähne so aussieht, als seien zwei Zähne mit einander verwachsen oder zusammengejocht.'‘ Dennoch wurde in Dres- den, wo der Hydrarchus gezeigt wurde, ehe er hierher kam, die Natur des Thieres abermals verkannt, und dasselbe, unter einer Menge wunderlicher Mifsgriffe, von Neuem zu den Sauriern gestellt. Daraus entstand übrigens das Gute, dafs die allgemeine Aufmerksamkeit auch der Nichtgelehrten sich diesem Gegenstande zuwendete, welche sich leichter für ein riesiges Krokodil als für einen Wallfisch der Vorwelt gewinnen läfst, dergleichen es noch heute von nicht geringerer Länge giebt. Mit Leidenschaft ergriff jetzt Mürter die Aufgabe, diese Trümmer wissenschaftlich zu sichten und zu ergänzen, und das Koc#’sche Ungeheuer unter die Gesetzmäfsigkeit der organischen Natur zu bringen. Von frühem Morgen bis spät in die Nacht sah man ihn mit Steinsplittern und Kalkstaub bedeckt an den Zeuglodonknochen bergenden Felsstücken meifseln, bis Fläche um Fläche aus vieltausendjähriger Gruft an’s Licht trat, die Dinge sich zu ordnen begannen, und zuletzt ein fast vollständiges Bild des ganzen Schädels, wie er nicht anders gewesen sein konnte, gewonnen war. Die gröfste Freude hatte dabei Mürrer, als es ihm eines Tages gelang, durch eine glückliche Sprengung aus dem Felsenbein, das in Dresden für einen Gaumenzahn war gehalten worden, noch die Schnecke des Labyrinthes mit drittehalb Windungen und Spiralplatte in vollkommener Erhaltung dar- zustellen. Während Mürrer so das Material, aus dem der Kocn’sche Hy- drarchus-Schädel aufgebaut war, mehreren Schädeln eines delphinähn- lichen Walthieres zuwies, setzte ihm die Wirbelsäule zunächst noch Schwie- rigkeiten entgegen, die er im ersten Anlauf nicht zu bewältigen vermochte. Er konnte den Plesiosaurus-ähnlichen Hals, den Hr. Koch dem Hydrarchus gemacht hatte, nicht loswerden; nicht, weil er durch die gegenwärtige Auf- stellung befangen war, deren Unwerth er bei der Zersetzung des angeb- lichen Schädels besser als sonst Jemand hatte kennen lernen, sondern 15° 116 pu Boıs-Rermonp: weil die Wirbel, die den angeblichen Hals bildeten, wenn sie nicht Hals- wirbel waren, als rippenlos, Lendenwirbel sein mufsten, er sich aber nicht entschliefsen konnte, solche Lendenwirbel auf Rückenwirbel folgen zu lassen, wie sich deren zwei unter den nicht zur Aufstellung benutzten Koca- schen Vorräthen befanden. Ein Hals, wie der des Hydrarchus, bei einem Walthiere wäre ein Vorkommen von grofser Bedeutung gewesen, weil da- durch gleichsam von den Walthieren aus ein Kettenglied gegeben gewesen wäre zur Vervollständigung der Verbindung zwischen den Walthieren und den Sauriern, von der die fossilen Rieseneidechsen von Lyme Regis ein Glied “ von den Sauriern aus darstellen. In dieser Lage mufste Mürrer die Untersuchung abbrechen, da der Besitzer der Knochen damit weiter gen Leipzig zog. Hier wurden dieselben von Hrn. Burmeister aus Halle untersucht. Indem dieser von der Ansicht ausging, dafs Zeuglodon ein Walthier sei, und die Wirbelsäule der Walthiere mit der des Koc#’schen Skelets verglich, ohne jene beiden Wir- bel und somit den Umstand zu kennen, der Mürrer’s Fortschritt gehemmt hatte, gelangte er zum Beweise, dafs der Hals des Hydrarchus ein Kunstpro- duct sei, ohne dafs er jedoch vermocht hätte, es anders als wahrscheinlich zu machen, dafs der Zeuglodonhals gleich dem anderer Wale ein kurzer, aus platten und miteinander verwachsenen Wirbeln bestehender gewesen sei. Inzwischen wurde der Ankauf der ganzen Kocr’schen Sammlung für das anatomische Museum durch Seine Majestät den König für eine ansehn- liche Leibrente vermittelt, und Mürter konnte in seinen Arbeiten fortfah- ren, die jetzt vorzüglich auf die Wirbelsäule, den Brustkasten und die etwai- gen Gliedmafsen des Thieres gerichtet wurden. Hrn. Burmeıster’s Behaup- tung hinsichtlich des Halses wurde dadurch zur Gewifsheit gebracht, dafs Möürrter unter den Koctrschen Vorräthen einen Atlas und einen anderen Halswirbel fand, die zweifellos zu Zeuglodon gehörig, Halswirbeln von Wal- thieren gleichen. Indessen war damit erst der kleinste Theil der Schwierig- keiten besiegt, die hier seiner warteten. Er hatte unter mehreren hundert oft sehr verstümmelten Wirbeln von ganz ungewöhnlicher Gestalt, die von verschiedenen Fundorten, also von verschiedenen Individuen ver- schiedenen Alters, vielleicht gar verschiedener Art herrührten, die am wahrscheinlichsten zusammengehörigen herauszufinden. Nach unendlichem Vergleichen, Ausmessen und Versuchen, wobei allein das fortwährende Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 117 Hin- und Hertragen der schweren Steinblöcke für Viele eine aufreibende Leistung gewesen wäre, fand Mürrer eine befriedigende Lösung in der Annahme, dafs er es mit Individuen zweier verschiedenen Zeuglodon- arten zu thun habe, einer mit langen Wirbeln, die er Z. makrospondylus, und einer mit kurzen, die er brachyspondylus nannte. Der Zeuglodon war nunmehr unter Mürrter's Händen zu einem 60 — 70 Fufs langen Seethier geworden, welches dem Bau nach zwischen Seehunden und Delphinen die Mitte hält, indem es den ersteren die Form der Zähne und manche Eigen- thümlichkeit im Schädelbau, den letzteren die lange Schnauze und den fisch- ähnlich gestreckten Körper entlehnt, dessen Extremitäten auf zwei Flossen reducirt sind. Ob die Panzerstücke, die zugleich mit den Zeuglodonknochen in dem Gestein gefunden worden, dem Thiere angehörten, läfst Mürrer un- entschieden. Auch ohne diese Rüstung mag der Zeuglodon, obschon er den glänzenden Rang, den ihm zuerst die Phantasie einiger Palaeontolo- gen beigelegt hatte, hat aufgeben müssen, für die Mitbewohner der sub- tropischen Meere der Eocenperiode ein schrecklicher Gast gewesen sein. Ungern vermifst man, am Schlufs des grofsen Werkes, worin Mürter seine Untersuchungen über die Zeuglodonreste zusammengefafst hat, eine Abbildung des restaurirten Skelets, und eine Skizze des Thieres, wie es im Leben ausgesehen haben mag. Dafs Mürter dem Reiz widerstand, eine solche zu veröffentlichen, ist für die Nüchternheit und Vorsicht, zu der er gelangt war, nicht wenig bezeichnend. Denn er hatte meh- rere solcher Skizzen entworfen, an deren „lebensfähigem” Aussehen er sich freute, und die gewils, da die fischähnliche Gestalt des Thieres den Schwankungen des äufseren Umrisses enge Grenzen zieht, sich nicht wei- ter von der Wahrheit entfernten, als Cuvıer’s berühmte Skizzen des Pa- laeotherium’s und Anoplotherium’s in den Recherches sur les Ossemens ‚Fossiles.'* . So zu Hause war damals Mürrter in der Palaeontologie der Wirbel- thiere, dafs er in den Sommern 1846 und 1847, zur Erholung von dem ewi- gen Einerlei seiner gewöhnlichen Vorlesungen, ein Publicum über fossile Fische und Amphibien hielt. Er hatte im anatomischen Museum eine schöne Sammlung davon gebildet, und die Bearbeitung der von Hrn. von Mipen- DoRFF aus dem nordöstlichen Sibirien mitgebrachten fossilen Fische, die Re- vision einer Reihe fossiler Fischgattungen, die Bemerkungen über den Arche- 118 pu Boıms-Rermonp: gosaurus aus den Eisensteingruben von Lebach und über Delphinopsis Frrererr von Radoboy, aus den Jahren 1848— 1853, zeigen hinlänglich, dafs er diesen Zweig der Schöpfungsgeschichte nie ganz aus den Augen verlor. Fortsetzung von MÜLLER’s morphologischer Periode. Forschungen im Gebiete der Wirbel- losen. Pentakrinus Caput Medusae. ,,System der Asteriden.” Die Entwickelung der Echi- nodermen. Die Erzeugung von Schnecken in Holothurien. Letzte Arbeiten MÜLLERs. Während Mürrer mit diesen Arbeiten im Gebiete der Wirbelthiere beschäftigt war, vollendete er theils, theils vorbereitete er zugleich nicht Ge- ringeres im Gebiete der Wirbellosen. Der Typus der Strahlthiere war es, der ihn von nun ab mit immer ausschliefsenderem Interesse fesseln sollte. Schon im Jahre 1840, als er erst eben das Handbuch der Physiolo- gie und die Arbeit über den glatten Hai des Arısrorerzs vollendet, und noch das System der Plagiostomen und die vergleichende Splanchnolo- gie der Myxinoiden in Händen hatte, überraschte er die Zootomen mit einer im Vergleich zu dem, was man vorher besafs, vollständig zu nennenden Anatomie des Pentakrinus Caput Medusae von den kleinen Antillen, des merkwürdigen Thieres, welches allein in der jetzt lebenden Welt übrig ist von einem sonst zahlreichen Geschlecht, dessen Reste in den Schichten der Oolithperiode begraben sind. Aufser dem von Mürrer beschriebenen Exem- plar gab es deren in den Museen Europa’s überhaupt nur sechs mehr oder weniger verstümmelte. Auch an dem hiesigen fehlten die Eingeweide, und die Anatomie der verwandten Comatulen, zu denen die Krinoiden der Vor- welt embryonische Typen in Hrn. Acassız’s Sinne sind'“*, wurde gleichzeitig in’s Reine gebracht, um wenigstens mit grölster Wahrscheinlichkeit jene Lücke zu füllen. Wie aber die Untersuchung über den inneren Bau der heutigen Ga- noiden für Mürrer nur ein Glied einer grofsen, das ganze Heer der Fische umfassenden Musterung war, so gingen auch jetzt mit der Erschliefsung des Baues der Krinoiden höchst ausgedehnte und erschöpfende Studien über die Systematik der Echinodermen einher, die von Mürzer in Gemein- schaft mit Hrn. Troscher in allen erreichbaren Sammlungen betrieben, und deren Ergebnisse theils in einer grofsen Anzahl einzelner Abhandlungen, theils in dem von beiden im Jahre 1842 herausgegebenen „System der Aste- riden” niedergelegt wurden. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 119 Allein diese systematischen Arbeiten sollten diesmal nur die Vorläu- fer noch wichtigerer und tiefer reichender Entdeckungen sein. Der alte freudige Griechenruf: OAAATTA! OAAATTA! war damals mehr und mehr das Losungswort aller derer geworden, die mit bewaffnetem Auge neuen Formen und Verwandlungen der organischen Wesen nachspähen woll- ten. In der Mitte der vierziger Jahre begann auch Mürrter sich diesem Zuge anzuschliefsen. Gleich bei seinem ersten Aufenthalt auf Helgoland im Herbste 1845 stiefsen ihm bei der mikroskopischen Untersuchung des einge- brachten Seewassers einige ganz fremdartige Formen auf, die sich schlechter- dings in keiner der bekannten Abtheilungen der Thierwelt unterbringen lie- fsen. Die abentheuerlichste darunter war Pluteus paradoxus, wie Mürrer, „da einmal Alles einen Namen haben mufs”, dies Geschöpf wegen seiner Aehnlichkeit mit einer Staffelei nannte, über die man ein Gewand geworfen hätte. Ein zartes Kalkgerüst aus zusammenstrebenden, oben durch einen Ring verbundenen Stäben, mit thierischer Masse bekleidet, die sich bogen- und vorhangförmig von Stab zu Stab spannt; eine Wimperschnur rings um Saum und Zipfel des Gewandes, durch deren Cilien die Ortsbewegungen erfolgen ; sonst nur an einer Stelle, wo der Mund zu sein schien, von Zeit zu Zeit eine deutliche Zusammenziehung: so zeigte sich dies Gebilde im Lauf eines Monates fünfmal unter kleinen Algen und Polypen, die von Steinen abgelöst waren, und versagte vor der Hand jeden Aufschlufs über seine Her- kunft, seinen Verbleib, seine Bedeutung. Der nächste Herbst, 1846, sah Mürter, sobald seine Vorlesungen es erlaubten, wieder auf dem Felsen in der Nordsee, mit dem Mikroskop dem räthselhaften Funde nachspürend, der sich auch sogleich wieder, und zwar diesmal viel häufiger, zur Untersuchung stellte. Wie grofs war seine Span- nung, als er nunmehr im Inneren des Pluteus gewisse blindsackförmige Fal- ten keimen, sich erweitern, vermehren und zu einer rundlichen, mit fünf stumpfen Fortsätzen überwachsenen Scheibe ordnen sah, welche frei über die Oberfläche des Pluteus vorragte; wie lebhaft sein Erstaunen, als die Ablagerung von Kalk in verzweigten Figuren in dem neuen Gebilde, wie sie dem Hautskelet der Echinodermen eigen ist, ihm keinen Zweifel mehr liefs, dafs er im Pluteus auf die Larve eines solchen gestofsen sei, welches sich im weiteren Verlaufe der Entwickelung als eine Ophiure erwies. 120 pu Boıs-Rermonp: Das Unerhörte dieser Verwandlung aber liegt darin, dafs der Pluteus, oder die Ophiurenlarve, eine vollkommene bilaterale Symmetrie zeigt, ohne eine Spur des dem Echinodermen wesentlichen radiären Typus. In der That nehmen die Arme oder Stäbe der Larve an der Bildung des Echinodermen keinen Theil, ja sie haben sogar ihrer Lage nach keine einfache Beziehung zu dessen Armen; diese und jene sind „heterolog”, und der Pluteus verhält sich, wie Mürter es ausdrückt, zu dem in ihm entstehenden Seestern, wie die Staffelei zum Gemälde, oder der Stickrahmen zu der darin ausgearbei- teten Stickerei. Das Einzige, was aus dem Pluteus in das neue Wesen ganz aufgenommen wird, ist der Magen. Der Mund wird neu gebildet. Anfangs ist der neuentstandene Stern noch kleiner als der Rest des Pluteus, je mehr aber der Stern wächst, um so mehr erscheinen die Theile des Pluteus nur als Anhänge desselben, bis die letzten Spuren, die frei am Stern hervorragenden Kalkstäbe der Staffelei, endlich auch verloren gehen. Die Uranlage des Sternes, die Staffelei der Larvengestalt mit sich herumschleppend, widerstrebt schon durch die Bewegung der Saugfüfschen jeder Lage auf dem Glase, wo- bei diese nicht gegen das Glas gerichtet sind, und stellt mit ihrer Hülfe die natürliche sohlige Lage her. Nachdem einmal Mürrer die allgemeinen Züge der Metamorphose eines Echinodermen erfafst hatte, gelang es ihm sofort bei seinen mikrosko- pischen Fischzügen noch andere Echinodermen-Larven zu erkennen, und auch diese bis zu ihrer Umwandlung in unzweifelhafte Echinodermen zu verfolgen. Zuerst glückte ihm dies mit einer Form, die noch einige Aehnlichkeit mit dem Pluteus hat, nur dafs sie, statt einer Staffelei, einem auf vier Fülsen ste- henden Uhrkasten gleicht, von dessen hinterer Seite das Mundgestell als Pendel herabhängt, und dafs, zu den Wimperschnüren, mit sehr langen Cilien besetzte Wimperepauletten hinzukommen. An einer der Seiten des Ka- stens, wo das Zifferblatt nicht sein würde, keimt, sonst dem Zifferblatt vergleichbar, diesmal das radiäre Echinoderm. Es wird daraus ein Seeigel, wie Mürrer sogleich errieth, mit Bestimmtheit jedoch erst im folgenden Herbste, 1847, ausmachte, wo er am Sund in Helsingör seine Beobach- tungsstätte aufschlug. Hier wurde wieder eine neue Larve ohne Kalkstäbe beobachtet, die Mürrer wegen ihrer coquett geschwungenen Wimperschnüre vorläufig die Roccoco-Larve von Helsingör nannte, und aus der eine Asterie wird, was Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 121 sich folgendermafsen ergab. Schon im Jahre 1835 hatte der um die Kennt- nifs der niederen Thiere hochverdiente schwedische Pfarrer, unser Cor- respondent Hr. Sars, bei Florö ein polypenartiges, an dem einen Ende mit vielen Armen, an dem anderen mit zwei Lappen oder Flossen versehenes Seethierchen angetroffen, an dessen ersterem Ende ein Seestern befestigt war, weshalb er das Thier, welches er unter die Akalephen setzte, Bipin- naria aslerigera nannte. Lange war diese Beobachtung ganz räthselhaft geblieben. Da sah man eines Tages, im October 1846, den Hafen von Ber- gen so von Salpen und Bipinnarien wimmeln, dafs man nicht ein Glas Seewasser schöpfen konnte, welches nicht eine Menge dieser Thiere enthielt. Die Hrn. Koren und Danıerssen benutzten dies um zu zeigen, dafs sich aus der Bipinna- ria wirklich ein Seestern entwickelt.'!“? An zwei Weingeistexemplaren, die eben- daher rührten, gelang wiederum Mürter der Nachweis, dafs Bipinnaria eine höhere Entwickelungsstufe der Roccoco -Larve von Helsingör sei, wodurch deren endliches Schicksal aufgeklärt ward. Der Seestern erscheint hier „am „obern Umfang des Körpers der Larve, über den Armen, so wie man die „Himmelskugel auf den Schultern des sternkundigen Königs Atlas vorstellt.”!50 Der Herbst 1848 ging Mürrer, weil er Rector war, für diese Stu- dien verloren. Zwar versuchte er, da er für den Winter Urlaub erhielt, im November in Ostende das Versäumte nachzuholen, allein die Witterung war schon zu rauh. Dagegen fand er im Februar und März in Marseille die günstigste Gelegenheit, den abgebrochenen Faden wieder aufzunehmen. Abermals boten sich hier neue Larven dar, die, oberflächlich betrachtet, einem Wappenschilde mit Roccoco-Verzierungen gleichen, und wegen ihrer ohrförmigen Zipfel vorläufig Auricularia genannt wurden. Ein Theil derselben ist durch äufserst zierliche, in den Ohrzipfeln eingebettete Kalk- rädchen ausgezeichnet, wie sie, jene unbegreiflich sonderbaren Guirlanden bildend, in den Hautwärzchen gewisser Holothurien, der Chirodoten, vor- kommen. In der That sind die Auricularien die Larven der Holothurien, wie Mürrer in den Herbstferien desselben Jahres 1849 in Nizza ermittelte. Die Metamorphose der Holothurien unterscheidet sich dadurch von der der Ophiuren, Asterien und Seeigel, dafs nicht wie dort eine in der Larve als Minimum angelegte Knospe sich zur Gestalt des Echinodermen entwickelt, sondern dals die ganze Larve darin umgewandelt wird. Dies geschieht je- 16 123 pu Boıs-Rermonp: doch nicht in stetiger Art, sondern auf das bilaterale Larvenstadium folgt hier ein zweites wurmförmig radiäres Stadium, worin die fäfschenförmige Ho- lothurien-Larve Wimperreifen nach Art der Anneliden-Larven besitzt. Von den vier grofsen Abtheilungen der Echinodermen, von denen Mürrer die Sipunculiden ausschliefst, blieben nun noch die Krinoiden auf ihre Entwickelung zu untersuchen übrig. Dies selber zu thun war Mürrer versagt, weil die Entwickelung der Comatulen in den Juli fällt, wo seine Vorlesungen ihm nicht erlaubten das Meer aufzusuchen. Hr. Wiruerm Busch, der Mürter’s Begleiter auf mehreren Reisen gewesen war, über- nahm es, an den Küsten des atlantischen Oceans, zu Kirkwall auf den Ork- neys und zu Malaga, diese Lücke auszufüllen. Durch ihn erfuhr Mürter, dafs die Larven der Comatulen gleich denen der Holothurien, aber äufserst rasch, das Stadium der bilateralen Form durchlaufen, um in das der Pup- penform mit Wimperkränzen einzutreten, '' Als Mürrer die Verwandlung des Pluteus beschrieb, waren erst vier Jahre verflossen, seit Hr. Sreenstaup eine Anzahl theils neuer, theils bis dahin verschieden gedeuteter oder wenigstens nicht mit einander vergliche- ner thierischer Verwandlungen unter den fruchtbaren allgemeinen Gesichts- punkt des Generationswechsels zusammengefafst hatte. Beim ersten Blick erschien die Umwandlung des Pluteus in die Ophiure oder den Seeigel als ein neues Beispiel des Generationswechsels. Der geschlechtlich erzeugte bilaterale Pluteus erzeugt als Srersstaur’sche Amme durch innere Knospung das radiäre Echinoderm, aus dem wiederum geschlechtlich die bilaterale Enkelgeneration hervorgeht u. s. f. Ebenso bei den Bipinnarien oder Roc- coco-Larven der Asterien. Während aber Andere die Sache unbedenklich so ansahen, hielt Mürrer zurück, und sprach sich, was damals fast ge- schraubt scheinen konnte, nur dahin aus, „dafs die Metamorphose der Echi- „nodermen der Larvenzeugung oder der geschlechtslosen Knospenzeugung „beim Generationswechsel verwandt sei.... Das Echinoderm entsteht als „eine Knospe, als ein sehr Kleines in dem Leibe der Larve, es wird ein neues „Wesen angelegt, genährt, ausgebildet; aber aufser dem hier offenbaren „Generationswechsel kommt etwas vor, welches unter das Princip der Me- „tamorphose gehört und nicht unter das Princip des Generationswechsels. „Das durch Knospe entstandene neue Wesen umwächst den Magen und „Darm des alten. ... Es geschieht also mit Magen und Darm, was mit Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 123 „den meisten Organen, nicht allen, bei der Verwandlung des Frosches ge- „schieht, dafs sie in die neue Form mit hinübergenommen werden.. Und da- „mit ist bewiesen, dafs das Prineip der Metamorphose ebenso unverkennbar „bei der Entwickelung der Echinodermen auftritt, als das Prineip des Ge- „neralionswechsels.”'®” Diese Auflassung des Vorganges, die sich schon in Mürrer's ersten Abhandlungen findet, erhielt ihre Bestätigung durch die Entwickelung der Holothurien und Krinoiden, deren Verwandlung sich von der einfachen Metamorphose so wenig entfernt, dafs sie einen Uebergang dazu bildet, wie andererseits die Verwandlung der Seeigel und Seesterne einen solchen zum ächten Generationswechsel darstellt. So bewährte sich hier Mürrer’s wachsames, vorzeitigen Verallgemeinerungen abgeneigtes Urtheil. Mürrer’s Beobachtungen über die Entwickelung der Echinodermen mufs man sich nicht so vorstellen, als habe er alle die beschriebenen Pha- sen, oder auch nur einen Theil davon, am nämlichen Individuum gesehen. Dazu taugen diese ebenso zarten als zierlichen Organismen nicht, da sie schon nach mehrstündiger Beobachtung absterben und zerfliefsen. Son- dern es wurden sehr viele Individuen auf verschiedenen Entwickelungs- stufen, wie sie sich in derselben Jahreszeit immer zugleich im Meer- wasser finden, beobachtet und gezeichnet, und dadurch die ganze Reihe der Entwickelungsstufen festgestellt. Die oft prachtvoll gefärbten Echinodermen - Larven schwärmen, bei stillem und mildem Wetter, das allein zu ihrem Fange geeignet ist, durch ihre Wimpern getrieben, die Pluteus mit den Füfsen der Staffelei oder des Uhrkastens voran, an der Oberfläche des Meeres umher. Der Fang wurde bewerkstel- ligt, indem Mörrer im Ruderboot in die hohe See hinans- und zurückfuhr, welches ein feines Netz an Stangen mit sich schleppte. Indem das Was- ser das Netz durchströmt, sammelt sich im Netze der sogenannte Auftrieb in um so gröfserer Menge an, je schneller und länger die Fahrt. Der Auf- trieb wird in einem Gefäfs mit Seewasser heimgebracht, und die Aufgabe ist nun, die zarten mikroskopischen Formen darin ohne Verletzung auf- zufinden, auf den Objectträger zu bringen und auf diesem zu handhaben, wozu Mürrer, im Laufe seiner langen Untersuchungen, verschiedene Kunstgriffe erfand. Die Larven sind nur ausnahmsweise, wie die Bipinnarien, so grofs, dafs sie eine Behandlung mit der Secirnadel unter der Lupe gestatten. Sie 16* 124 ou Boıss-Rermonp: sind aber im Leben glücklicherweise so durchsichtig, dafs ihr innerer Bau mittels des Mikroskopes bei durchfallendem Lichte erkannt werden kann. Die Ausbeute an Echinodermen-Larven, welche das Fischen mit dem feinen Netze am Ruderboote gewährt, ist sehr veränderlich. Manche Tage und selbst Wochen bringen gar nichts oder nicht das Gesuchte, und dann kommen wieder Tage an denen der Auftrieb so reich ist, dafs der Tag zu kurz ist um das Material zu verarbeiten. Die künstlichen Befruchtungen lei- sten zwar gute Dienste für die jüngeren Stadien des Larvenlebens, ja sie sind unentbehrlich um die ersten Vorgänge der Entwickelung zu beobach- ten und die Species festzustellen, denen bestimmte Larven angehören. Al- lein dies Verfahren schlägt nicht nur häufig fehl, sondern da es trotz allen Wasserwechsels nicht gelingt die Larven weit genug aufzuziehen, so ist das- selbe auch für die Metamorphose in das Echinoderm und die späteren Sta- dien des Larvenlebens überhaupt nicht anwendbar. Nimmt man hinzu dafs, wie schon bemerkt, bei stürmischer See die Larven nicht zu haben sind, und dafs Mürrer, tief im Binnenlande lebend, nur eine kurze und nicht immer die günstigste Zeit des Jahres zu diesen Arbeiten benutzen konnte, so kann man ermessen, wie viel Hingebung, Geduld und Ausdauer er hat auf- wenden müssen, um, wie Hr. Huxrerr von ihm sagt, zugleich der CoLumsus und der Cortzz dieses neuen Gebietes zu werden; um die neue Welt nicht blofs zu entdecken, sondern sich auch sogleich aller ihrer Schätze zu be- meistern.!?° Von einer Anzahl besonderer Entwickelungsformen, die theils von Mütter, theils von Anderen, als verschiedenen Echinodermen-Gattungen an- gehörig erkannt wurden, kann hier nicht die Rede sein. Wie mannigfach alle diese Formen, der Pluteus, die Bipinnaria, die Auricularia, die Bra- chiolaria, die Tornaria, u. s. w. an sich und in ihren Abarten erschienen, es gelang Mürrter eine Grundform anzugeben, aus der sie alle vermöge grad- weiser Veränderungen in etwas verschiedenem Sinne abgeleitet werden kön- nen, und so einen allgemeinen Plan in der Entwickelung der Echinodermen aufzudecken. Dieser früh, schon bei den ersten Helgoländer Beobachtun- gen, erkannte Plan setzte ihn in Stand, in dem Gedränge neuer pelagischer Geschöpfe, das ihm nicht selten der Auftrieb im feinen Netze darbot, die Echinodermen-Larven sogleich von den übrigen schwärmenden Thierformen von noch unbekanntem Endziel zu unterscheiden. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 125 Wie aber die Bildungsgeschichte überall der sicherste Weg ist, um in das Verständnifs der Formen einzudringen, so wurde Mürter durch diese Untersuchungen zugleich tiefer als irgend einer seiner Vorgänger in den Bau und in die Homologieen der Echinodermen eingeweiht. Die Anatomie dieser Thierclasse nennt er selber, dem an Erfahrung auf den verschieden- sten Punkten des Thierreiches sich nur Wenige an die Seite stellen dürfen, den schwierigsten Theil der vergleichenden Anatomie. „Wer jemals ver- „sucht hat eine Holothurie zu zergliedern,” sagt Hr. Hvxrey, „wird sich des „Gefühls von Verzweiflung erinnern, womit er die verschlungene, schleimige, „ausgeweidete Masse betrachtete, die nur zu oft der Lohn all seiner Mühe und „Vorsicht war.”!?* Aber Mürrer drang auch hier durch, wo ja schon lange vor ihm Hr. Tıepemans ein Denkmal deutscher Tüchtigkeit errichtet hatte. Die Bedeutung und Entstehung des Steincanals und der Madreporenplatte erklä- ren; die Kenntnifs des Wassergefäfssystemes vervollständigen; die Urform eines Echinodermen angeben, aus der sich die Typen aller vier Abtheilungen entwickeln lassen, und die radiäre Gestalt des Echinodermen mit Hülfe ge- wisser Merkmale auf eine bilateral symmetrische zurückführen: das sind einige der Aufgaben, die vor ihm bereits den Scharfsinn manches Naturfor- schers geübt hatten, und die in erschöpfender Weise zu lösen, jetzt Mür- ters Ausdauer und Combinationsgabe vorbehalten war. Eine mit Dinte bemalte Orange, die er stets bei sich trug, diente ihm, um das auf die ideale Kugelgestalt reducirte oder mittlere Echinoderm, mit seinem Mund- und Apical-Pol, seinem Bivium und Trivium und Afterfeld zu versinnlichen; da er denn durch passende Drehungen aus dem Echinus, den die Orange bei senkrechter Stellung ihrer Axe vorstellte, vor unseren Augen die ver- schieden orientirten Gestalten der Spatangoiden und Holothurien werden liefs. Hatten diese Untersuchungen, in ihrer ersten Entstehung, einen Be- zug auf untergegangene Thiergeschlechter gehabt, so wurde Mürrer auch im Laufe derselben wieder vielfach auf die Vergleichung fossiler Echino- dermen hingewiesen, von denen der Eifeler Kalk eine ergiebige Fundgrube ist, deren Schätze ihm durch seine Rheinischen Jugendfreunde unaufhör- lich zuflossen. Der letzte Vortrag Mürter’s in der Akademie, den er in der Olassensitzung am 1. März d. J. hielt, betraf neue Krinoiden und Echi- niden aus der Rheinischen Grauwacke und dem Eifeler Kalk. 126 pu Boıs-Rermonp: In Mörrer’s Arbeiten über die Echinodermen mitten hinein fällt eine wissenschaftliche Episode von ungewöhnlichem Interesse, die einen um so gröfseren Wiederhall gefunden hat, je mehr damals die Blicke aller Mor- phologen und Physiologen auf die sich unter Mürrer’s Händen entfaltenden Wunder der Metamorphose der Echinodermen gerichtet waren. Jedermann erräth, dafs von der Erzeugung von Schnecken in Holothurien die Rede sein soll. Schon während der Osterferien 1851 hatte sich Mürter in Triest be- schäftigt mit einer im feinen Schlamm der Bucht von Muggia in 6—8 Faden Tiefe sehr häufig vorkommenden Holothurie von der Gattung S'ynapta Eschsch., so genannt, weil zahllose mikroskopische Doppelhaken aus Kalk, die genau die Gestalt eines Schiffsankers haben, ihre Haut kletten machen. Die Art, um die es sich hier handelt, heifst S'ynapta digitata. Das Thier ist wurmförmig, seine Leibeswandungen sind durchscheinend, im vorde- ren 'Iheile mennigroth. Es besitzt die sonderbare Eigenschaft, dafs ein jedes Stück, an dem noch der unverletzte Kopf sitzt, sich bei unsanfter Berührung, wie Rumpelstilzchen im Märchen, selbst zerbricht; daher man die Synapta nie ganz zu sehen bekommt, sondern die mittlere Länge des Thieres nach der Zahl der Kopf- und Schwanzenden schätzen mufs, die zu der Gesammtlänge gehören, welche man durch Aneinanderlegen aller in einem Fange erlangten Bruchstücke erhält.'>5 Die S'ynapta ist, nach Hın. pe Quarnerages’ Entdeckung, herma- phroditisch; da sonst bei den Echinodermen die Trennung der Geschlech- ter Regel ist. Im Frühling hatte Mürzer die Zwitterdrüse oder den Keim- schlauch der Synapten von den gelben Eiern strotzend verlassen. Mitte August nach Triest zurückgekehrt, erwartete er nach Hrn. DE (Juarrerages’ Angabe die Bildung - Keimschlauches erfolgen zu sehen. Statt dessen fand er bei einer Sy- der Spermatozoiden aus den kleinen Zellen des napta einen Keimschlauch von ganz abweichender Bildung, der auch Eier von ganz fremdartiger Beschaffenheit enthielt, und kaum hatte er sich dies so ausgelegt, als habe sich Hr. pe Quararrases doch vielleicht in dem Her- maphroditismus dieser Holothurien getäuscht, als ihm Marmıas Favsıng, der Zaoleser Fischer, eine Synapta brachte, bei der derselbe unregelmäfsige Keimschlauch lauter Blasen mit wohlgebildeten jungen Schnecken enthielt. Zwischenformen wurden auch bald beobachtet, und es ward gewils, dafs Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 197 die Schnecken sich in jenem Schlauche aus Dottern entwickeln, die durch Samen befruchtet werden, welcher sich gleichfalls in dem Schlauche gebildet hat. Das eine Ende des Schlauches steht mit dem einen Darmgefäfs der S’ynapta in einer höchst sonderbaren organischen Verbindung, das andere, offene hängt in der grofsen Mehrzahl der Fälle frei in die Bauchhöhle hinein. In dem Schlauch stecken die Schneckeneier und die Samenkapseln wie der Schufs, Pulver und Schrot, im Laufe des Gewehrs, die Eier mehr nach der Anheftung am Darmgefäls, die Samenkapseln mehr nach dem freien Ende des Schlauches hin. Die gereiften und freigewordenen Spermatozoi- den befruchten die Schneckendotter, welche sich zu furchen beginnen, und dann in der Entwickelung fortschreiten, ganz wie sie von anderen Schnecken bekannt ist. Die sich entwickelnden Schnecken, anfangs zu mehreren in Blasen eingeschlossen, die sich um einzelne Gruppen befruchteter Dotter bilden, rücken dem freien Ende des Schlauches zu. Die Schnecken sind eben mit blofsem Auge sichtbar. Sie haben eine spiralige, 4,—', Linie lange Kalkschale von anderthalb Windungen, und stehen der Gattung Na- tica am nächsten. Auch die stecknadelförmige Gestalt der Spermatozoiden weist auf die Abtheilung der Gasteropoden, die Pectinibranchier, hin, denen diese Gattung angehört. Durch Eine solche Tracht kommen gegen 2400 Schnecken in die Welt. Diese Schnecken nannte Mürrer vorläufig, auf ihren wunderbaren Ursprung anspielend, Entoconcha mirabilis. Also Schnecken werden erzeugt in Holothurien; ein Weichthier in einem Strahlthiere. Es ist nicht anders, als ob ein Wirbelthier, etwa eine Maus, ein Gliederthier, etwa einen Schmetterling, erzeugte; es wäre im Ver- gleich dazu etwas Natürliches, von selbst Verständliches, brächte eine Aeffin, und zwar durch unbefleckte Empfängnifs, ein Menschenkind zur Welt. Ein jeder Anatom und Physiolog würde wohl, gleich Mürter, verwirrt und ge- peinigt, angezogen und abgestofsen zugleich, vor diesem Ereignifs ‘gestanden haben. Der Eindruck davon war, wie er selber berichtet, „keineswegs jene „freudige Aufregung, welche einen fruchtbaren Blick in die Natur oder die „Entdeckung einer verständlichen und Verständnifs bringenden Thatsache „zu begleiten pflegt, vielmehr war der erste und bleibende Eindruck beun- „rubigend, verwirrend und demüthigend zugleich. Ich fühlte im voraus, „dafs es mir die längste Zeit nicht, oder vielleicht niemals gelingen würde „dasjenige zu verstehen, was das Zeugnifs der Sinne täglich vorführte, Es 1238 pu Boıs-Reyrmonp: „wurde auch nöthig, die zierlichen pelagischen Larven und die seit vielen „Jahren geübte und gepflegte Fischerei bei Seite zu legen und die ganze „Kraft dem neuen Gegenstande zu widmen.”'?° Zwei Monate stand er so „Schildwacht bei der Hexerei von Schnecken,” wie er es nannte, und vielfach waren die Gedanken, die er sich diese Zeit über durch den Sinn gehen liefs. Er fühlte den Boden unter seinen Füfsen beben, dem er die Mühen seines halben Lebens anvertraut hatte. Er sah bereits im Geiste das Gebäude der zoologischen Systematik, an dessen Aus- bau er sich so eifrig betheiligt, erschüttert und durch tiefe Risse gespalten. Denn obschon von der Physiologie zur Zoologie herübergekommen, kann man nicht anders sagen, als dafs Mürrer einfach den Grundsätzen der herr- schenden zoologischen Schule huldigte, ohne dafs sich in seinen Schriften, wie man es wohl erwarten könnte, eine kritische Begründung seiner zoolo- gischen Forschungsgrundsätze, oder auch nur eine Spur davon fände, dafs er mit sich selber darüber in einem, irgendwie vermittelten Streite gelegen. Mütter lehrte die Bestimmung der Art als des Inbegriffes der In- dividuen verschiedenen Geschlechtes, die mit einander eine fruchtbare, und der Gattung als des Inbegriffes derer, die miteinander eine unfrucht- bare Nachkommenschaft erzeugen. Es störte ihn aber anscheinend nicht in dem Glauben an die principielle Bedeutung seiner systematischen Operationen, wenn man ihm bemerklich machte, dafs für die ungeheure Mehrzahl der von den Zoologen und Palaeontologen gebildeten Gattungen und Arten nicht nur der Versuch nicht angestellt, ja nicht einmal anstellbar sei, ob dieselben jener Begriffsbestimmung entsprächen, sondern dafs auch beim Aufstellen der Gattungen und Arten weder er selbst noch sonst Je- mand daran denke, ob die trennenden Merkmale wohl zur Anzeige dienen könnten, dafs diese und jene Thiere fähig seien oder nicht, sich miteinander fruchtbar zu begatten, oder eine fruchtbare Nachkommenschaft zu erzeu- gen, und dafs die Bedeutung der Gattungen und Arten ganz verschieden ausfälle bei den scharf ausgeprägten Säugethieren z. B. und den unmerklich fein abgestuften Vögeln oder Insecten. Die Discontinuität im System, die darin liegt, dafs dessen höhere Gruppen, die Familien, Ordnungen u. Ss. w. einer physiologischen Begründung entbehren, wie sie durch jene Begriffs- bestimmung für die Arten und Gatlungen gegeben ist, kümmerte ihn schein- bar nicht. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 129 Mörren lehrte ferner die Unwandelbarkeit der Species, und das palae- ontologische Dogma von den schubweise in die Welt gesetzten Schöpfungen. Es liefs ihn unerschüttert, wenn man zur Sprache brachte, dafs wir aus der Uebereinstimmung auch der ältesten Thiermumien aus den Nekropolen des Nilthals mit den heutigen Thieren derselben Species, ebensowenig auf die Unwandelbarkeit der Species schliefsen dürfen, als aus dem Bogendifferen- tial einer Curve auf die Natur derselben. Es rührte ihn nicht wenn man ihm vorhielt, dafs, was unsere Sammlungen uns von untergegangenen Thier- geschlechtern erzählen, sich zu dem, was einst wirklich gelebt hat, kaum so verhalten dürfte, wie was in unseren Museen von den Kunstschätzen des Alterthumes geborgen ist, zu dem was die Strafsen und Hallen Rom’s und Hellas’ einst wirklich geschmückt. Endlich, da Mürrer Zeuge gewesen war des Falles der scheinbar letzten Bollwerke der Lehre von der Urzeugung, so waren auch in Rück- sicht hierauf seine Ueberzeugungen festgestellt, und es irrte ihn nicht, wenn man ihm zu bedenken gab, dafs die berühmten Versuche der Hrn. Fr. Scuurze,'?7 Schwann'® und Hermnorrz!’? doch im Grunde nur bewiesen, dafs in diesen wenigen Fällen, mit wenigen Grammen Substanz, im Laufe weniger Wo- chen kein organisches Wesen entstanden sei, nicht aber, dafs sich nicht im Laufe von beliebig vielen Millionen Jahren, und mit der sonnedurchglühten Oberfläche des Erdballs zum Laboratorium, dies räthselhafteste aller Ereig- nisse habe zutragen können. Genug, wie Mürren in den einzelnen Organismen Kräfte walten liefs, die der unorganischen Natur fremd seien, so war er auch in der Schöpfungs- ie) geschichte zur Annahme von Kräften geneigt, welche der heutigen Natur fremd a geworden wären; und Sir Cuartes Lyerr’s Princip des „Actualismus der Entstehungsgeschichte der unorganischen auch in die der organischen Welt zu übertragen, lag seinen Ueberzeugungen, seinem Bildungsgange, vielleicht seiner Natur fern. In den verschiedenen Thierformen glaubte Mürter nicht allein, was das physiologische Interesse daran ist, die verschiedenen Arten kennen zu lernen, wie die bildende Natur das Problem einer durch Oxydation von Eiweifskörpern,, Kohlehydraten und Fetten betriebenen, empfindenden und der eigenen Vervielfältigung fähigen Kraftmaschine löst. In der Systematik sah er nicht blofs ein unentbehrliches Fachwerk, wodurch allein die Uebersicht der zahllosen Thiergestalten möglich wird. Indem 17 130 puBoıs-Rermonp: er den Verwandschaften der Thiere nachging, hatte er nicht im Sinne, wie wenn man in einem unbekannten Familienkreise die Gesichter mustert, den Grund für einen künftigen Stammbaum des Thierreiches zu legen. Son- dern im natürlichen System der Thiere, wie dessen Ideal ihm vorschwebte, forschte Mürrer, mit voller Ueberzeugung, dem allgemeinen Plane nach, den die schaffende Macht von Anbeginn der organischen Welt, von jenen ersten Bryozoen, Krinoiden, Nautileen, Trilobiten, Placoiden unseres noch jungen Planeten an, bis in die menschenbelebten Tage der Jetztwelt ver- folgt habe. Dieser in sich geschlossenen, über das Unerklärliche beruhigten, an dem sauberen Zurechtlegen des Verständlichen sich erfreuenden Orthodoxie tritt nun plötzlich jenes Unerhörte entgegen, wie der Wittenberger Philo- sophie der Geist des Dänenkönigs. Schnecken in Holothurien erzeugt; ein Weichthier in einem Strahlthiere, scheinbar in einem eigens dafür bestimm- ten Organe des Strahlthieres zwar geschlechtlich, doch ohne Begattung, ge- boren: so erschien das Phaenomen beim ersten Anblick, und so stellte es sich dem unbefangenen Beobachter stets von Neuem und selbst dann noch dar, als, was erst in Berlin an mitgebrachten Weingeistexemplaren glückte, in zwei Synapten der „Schneckenschlauch” zugleich mit dem ge- wöhnlichen Keimschlauch dieser Thiere gefunden, und dadurch, ein erheb- licher Fortschritt, bewiesen worden war, dafs die Geschlechtswerkzeuge der Synapta in keiner Beziehung zur Schneckenerzeugung stehen. Sollte dies eine Art sein, fragte sich Mürzer, wie die Natur neue Thiergeschlechter in’s Dasein ruft? „Sie entständen nicht in der Luft und „nicht im Schlamm des Meeres, sondern in einem Organ ad hoc innerhalb „eines schon vorhandenen Thiers, also durch einen schon vorhandenen or- „ganischen Werkmeister, der zwar in seinem eigenen Dienste Gleiches aus „Gleichem erzeuge, aber auch im Dienste einer höhern Gesetzgebung in die „Geschichte der Schöpfung nach Gesetzen eingreife, die für jetzt noch un- „sern Blicken entzogen sind.” !°1 Aber es ist noch eine andere Möglichkeit da. „Vergleichbar dem „Schild des Gottfried, welcher die Zaubereien der Armida löste, mufs der „Schild des Generationswechsels und der Metamorphose jedem scheinbaren „Zauber der Natur hartnäckig entgegengehalten werden, so lange eine Spur „von Hoffnung ist, ihn zu lösen... Wir sind schon auf diesem Felde an Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 131 „viel Wunderbares gewöhnt, welches sich doch demselben Gesetze fügen „mufs und wir mufsten noch auf starke Stücke gefafst sein.”!°2 Also man hätte sich, um dieser Vorstellungsweise einen bestimmten Gehalt zu geben, z. B. zu denken, dafs der Schneckenschlauch, durch Knospung entstanden, gleich- sam den Vorkeim, wie ein solcher bei den Moosen und Farren vor- kommt, für die Erzeugung der Schnecken liefere, dafs die Schnecken wieder Holothurien zeugen u. s. f. Allein wie man sich auch wende, es bleiben bei dieser Deutung der Schwierigkeiten unzählige, und ge- wonnen ist so gut wie nichts: das zoologische System würde auch so auf das Tiefste erschüttert, da Holothurien und Schnecken nicht, wie z. B. die Meduse und ihre polypenartige Strobila, demselben Typus angehören. Was Schnecken erzeugt, sagte zuletzt Mürter, mufs schlechterdings selbst eine Schnecke sein. Es kann nichts helfen, der Schneckenschlauch ist eine wurmförmige geschlechtsreife verlarvte Schnecke, nicht Schnecken- larve, welche von der Schnecke Alles abgelegt hat: Sinnesorgane, Fufs, Leber, After, Herz und Gefäfse, den Bau der Geschlechtstheile der Ga- steropoden und Mollusken überhaupt; welche in die Holothurie in ir- gend einem Zustande irgendwie eingedrungen ist; welche stets dieselbe An- heftungsstelle an dem einen Darmgefäfs findet, damit in der sonderbarsten Weise verwächst, und die Lebensart der Schnecken verläugnend, vom Blut der Holothurie zehrt. Stellt man sich die Dinge in dieser Art vor, so ist Alles gerettet: man hat es nur noch mit einer neuen Art von Parasitismus zu thun. So abenteuerlich ist indefs die Vorstellung der dergestalt reducirten Schnecke, und so unbegreiflich vor Allem der Umstand, dafs dieselbe, selbst wenn man sie sich bereits in die Leibeshöhle der Synapta gelangt denkt, stets jene nämliche Anheftung am Darmgefäfs sollte finden können, dafs MürLer in seiner ersten Mittheilung, vom October 1851, diese Erklä- rung kaum anzudeuten wagte. Allmählig indefs trat dieselbe bei ihm mehr in den Vordergrund, zum Theil vielleicht, weil andere Zoologen, mit gänzlicher Verwerfung der beiden ersteren Deutungen, und unbekümmert an die unsäglichen Dunkelheiten auch dieser letzteren, sich entschieden da- für aussprachen; hauptsächlich aber, weil, wie bemerkt, dies die einzige Vorstellungsweise ist, bei der die Zoologie der Gefahr eines Umsturzes ihrer Grundsätze und der daraus entspringenden Verwirrung entgeht. Ye 132 pu Boıs-Reymonp: In dem Werke: „Ueber Synapta digitata und über die Erzeugung von Schnecken in Holothurien”, dessen Vorrede vom August 1852 ist, läuft die Darstellung auf diesen Compromiss mit dem Unbegreiflichen hin- aus. Der aufserhalb des zoologischen Interesses stehende Leser kann jedoch nicht umhin zu bemerken, dafs die bevorzugte Hypothese kaum weniger als die beiden anderen zur Classe derer gehört, die in den theoretischen Na- turwissenschaften nur sehr ungern gemacht werden und eines sehr geringen ge aus Gründen ö ableiten, die lediglich aus den zu erklärenden Wirkungen erschlossen sind. Ansehens geniefsen, nämlich derer, welche eine Erscheinun Es ist hier nicht der Ort, und ich würde mich nicht für berufen halten, die Fälle von Reduction der Thierformen und von Parasitismus näher zu erörtern, welche der ungenannte Berichterstatter in den Annals of Natural History für geeignet hält,'%° dem Parasitismus der Entoconcha fast alles Auffallende zu nehmen. Meines Amtes ist nur, Josannes Mürter’s wei- teres Verhalten diesem Gegenstande gegenüber zu schildern und dessen Deu- tung zu versuchen. Sonderbar genug: er, der mit höchster Spannung und glühendem Forschungsdrang im Herbste 1851 die Kenntnifs der Thatsachen bis zu dem bezeichneten Punkte geführt, der mit einer Art von Verzweiflung hier nach Licht gerungen, hat keinen weiteren Versuch gemacht, um für eine der aufgezählten Möglichkeiten entscheidende Gründe zu entdecken. Zwar be- gab er sich, im Herbste 1852, abermals nach Triest, jedoch, wie es scheint, nur, um seine Untersuchungen über die Entwickelung der Echinodermen fortzusetzen. Die Synapten mit ihrer unheimlichen Brut wurden ziemlich oft wiedergesehen. Aber von dem Wald von Köpfen, den ihm, sollte man meinen, diese Hydra, jeden Kopf eine Frage, entgegenhielt, hat er auch nicht einen mehr herabgeschlagen. Kommen die Schnecken aufserhalb der Synapta frei im Schlamme vor? Was sind ihre Schicksale? Wovon leben sie? Wie und was zeugen sie? Was ist die Geschichte des Schnecken- schlauches? Wie entsteht, wie vergeht er? Was sind die Mittelformen zwischen den fast mikroskopischen Schnecken und dem mehrere Zoll langen Schlauche, der angeblich verlarvten Schnecke? Wie gelangen die Schnek- ken in die Synapta? Wie aus der S'ynapta in’s Freie? Oder bleiben sie in der Synapta, und was sind dann ihre Schicksale? Was lehrt die Erfah- rung über die gleichartige Synaptenbrut? Und so fort in’s Grenzenlose. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 133 Unzweifelhaft wird die Beantwortung vieler dieser Fragen mit ungeheuren Schwierigkeiten verknüpft sein. Allein von keiner derselben heifst es auch nur, dafs deren Erledigung versucht worden und mifsglückt sei. Man würde sich, glaube ich, täuschen, legte man Mürrrn’s Trägheit diesen Aufgaben gegenüber so aus, als sei er von dem Parasitismus der En- toconcha jetzt so überzeugt gewesen, dafs er es für unnöthig, oder wenig- stens für unfruchtbar gehalten habe, denselben durch weitere thatsächliche Forschungen festzustellen. Die Art, wie er sich, unmittelbar vor seiner Abreise, in dem erwähnten Buche darüber ausdrückt, schliefst diesen Ge- danken aus. Die vortheilhafte Meinung, die sich innerhalb der Schule kund- gab, dafs es ihm gelungen sei, den Parasitismus der Entoconcha „im höch- „sten Grade glaublich zu machen”, theilte Mürrer selbst nicht. Viel- mehr habe ich Grund anzunehmen, dafs er noch immer die Möglichkeit des Zutreffens einer der anderen Deutungen vor sich sah, und dafs er eine weitere Aufklärung des Gegenstandes deshalb vermied, weil seine tief erregbare Natur vor den Folgen der Thatsache zurückschreckte. Um es auszusprechen, Mürter getraute sich nicht, den Schleier vom Bilde zu heben, und zog es vor, sich wieder in die ruhige, wenn auch vielleicht trügliche Sicherheit zu wiegen, deren er für den Fortbau seiner einmal begonnenen Unternehmungen bedurfte. Er fühlte sich vielleicht nicht mehr jung genug, um die, wie er argwöhnte, ihm angebotene Rolle eines Zertrümmerers der alten Ordnung zu übernehmen, wo er kaum hoffen durfte, selber noch der Hersteller einer neuen Ordnung zu sein, oder auch nur dieselbe zu erleben. Der zoologischen Schule sind solche Bedenken fremd. Ihrer Lehre gewils, weils sie a priori, dafs Mürrer, einen Augenblick vielleicht älteren phantastischen Neigungen und naturphilosophischen Gedankenwegen folgend, sich durch ein Trugbild hat irre machen lassen; dals der Schneckenschlauch nur eine parasitische reducirte Schnecke ist. Wird sie aber nichts un- ternehmen, um den Uneingeweihten die Theilnahme an dieser Einsicht zu erleichtern? Wird man noch lange in zoologischen Handbüchern von der „sehr auffallenden rückschreitenden Metamorphose der Entoconcha „mirabilis, die bis jetzt noch ganz isolirt stehe”, als von einer ausgemachten Sache lesen, während noch Niemand ein Mittelglied zwischen den Schnecken und dem Schneckenschlauch auch nur zu beobachten versucht hat? 134 puBoıs-Rermonp: Im Jahre 1854 schlofs Mürrer die Untersuchungen über die Ent- wickelung der Echinodermen ab. Gleich denen über die Myxinoiden hatten sie sich über einen Zeitraum von acht Jahren erstreckt, auf deren jedes eine Abhandlung kommt, wenn man diejenige hinzuzählt, in der Mürrer von dem Bau der Echinodermen überhaupt handelt. Diese Arbeiten brachten Mür- ver mehr Auszeichnung, als irgend eine seiner früheren Leistungen. Noch in demselben Jahre 1954 erhielt er die Corter-Medal der Royal Society, !®* und den Prix Cvvier der Pariser Akademie,'° der erst einmal, nämlich an Hrn. Acassız für die Untersuchungen über die fossilenFische, ertheilt worden war, und, wegen der Erinnerung an Cuvıer, Mürter besonders gefreut zu haben scheint.'!°° Im Jahre 1857 bekam Mürrrr auch noch den Sömnmering- schen Preis der Senckenbergischen Gesellschaft. Wir dürfen Mürrer’s Arbeiten über die Echinodermen nicht verlas- sen, ohne noch der wichtigen Beobachtung zu erwähnen, die ihm an den Eiern der Holothurien gelang. Er beschrieb daran einen, die Eihülle senk- recht durchsetzenden Canal, und diese Wahrnehmung ist nach der des Hrn. Keser die erste in der Reihe derjenigen gewesen, aus welchen sich die Lehre von der Befruchtungspforte der Eier entwickelte ; ein Fortschritt, an dem sich Mürrzer auch noch durch die Entdeckung der zahlreichen, die Ei- kapsel einiger unserer Flufsfische durchbohrenden Porencanäle betheiligt hat. Von 1854 ab verfolgte Mürter vorzüglich verschiedene pelagische Thierformen, die ihm bei seinen mikroskopischen Fischzügen aufgestofsen waren. Mehrere davon ergaben sich gleichfalls als Larven bekannter Thiere, Medusen, Planarien, Pteropoden; in anderen dagegen, den von ihm soge- nannten Akanthometren, erkannte Mürzer den Thalassicollen und Polyey- stinen verwandte Organismen, welche mit jenen zusammen als radiäre Rhizo- poden den Polythalamien entgegenzusetzen sind. Die Akanthometren sind sphaeroidische, bewegungslose Massen gallertiger belebter Substanz, in wel- chen, wie die Nadeln im Nadelkissen, lange, gewöhnlich vierkantige Riesel- nadeln stecken, die im Mittelpunkt zusammenstofsen. Sie kommen an der Oberfläche des Meeres bei Messina, Nizza, Triest überall da reichlich vor, wo das Wasser völlig rein ist. Ihre Lebenserscheinungen sind noch unbe- kannt. Von diesen Geschöpfen, und den radiären Rhizopoden überhaupt, handelt Müruen’s letzte, erst nach seinem Tode ausgegebene Abhandlung in unseren Denkschriften. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 135 Endlich hatte Mürter über dem vorwiegenden Interesse an den pelagi- schen Thierformen doch auch die mikroskopische Süfswasserfauna nicht unbe- achtet gelassen, deren Unendlichkeit uns durch Hrn. Euzenseng’s Arbeiten aufgedeckt worden ist, von denen er sagte, dafs er ihrer nie ohne Leiden- schaft gedenken könne. Sein Streben, für welches er mehrere jüngere Ge- nossen warb, ging dahin, die Lebenserscheinungen der Infusorien, und die Bedeutung ihrer Organe, tiefer zu ergründen, als dies, inmitten des Andran- ges so zahlloser Gestalten, dem ersten Beschreiber möglich gewesen war, und es gereichte ihm zu grofser Genugthuung, durch Auffindung Spermato- zoiden-ähnlicher Gebilde in der von Hın. Enzengerg sogenannten Samen- drüse der Stentoren eine glückliche Ahnung seines Vorgängers zu bestätigen. Aeulsere Schicksale MÜLLER’s während der Berliner Lebensperiode. Von Mürrenr’s äufseren Geschicken während der fünfundzwanzig Jahre, die von seiner Berufung nach Berlin bis zu seinem Tode verflossen, ist wenig zu berichten. Wie schon gesagt, das Entwerfen, das Ausführen, das Voll- enden seiner grofsen Werke, von denen immer eines das andere drängte: das sind die wahren Ereignisse, nach denen die Abschnitte seines Lebens zu zählen sind. Denn auch die häufigen Reisen, durch die fast allein in dieser ganzen Zeit seine einförmig arbeitsame Lebensweise unterbrochen wurde, geschahen mit wenigen Ausnahmen nur im Dienste der Wissenschaft, zum Zweck des Besuchs von Museen, oder pelagischer Thierstudien. Im Jahre 1841 erhielt Mürzer einen Ruf nach München an Döruın- ser’s Stelle, den er gegen Zusicherung einer Gehaltserhöhung ablehnte. Dreimal ist Mürzer Dekan gewesen, zweimal Rector, das letztemal in dem verhängnifsvollen Jahre 1948. Düsteren Muthes sah er den Sturm von Westen heraufziehen, dem er an so ausgesetzter Stelle die Stirn bieten sollte. Mürzer war kein Politiker. Wenn er auch den Quietismus nicht so weit trieb, wie Cuvıerr, der die Be- schäftigung mit der Zoologie als Mittel gegen die politische Aufregung seiner Zeit empfahl'‘’, so war er doch wesentlich Aristokrat der Intelligenz. Er hatte ein Herz für Deutschland, und wenige haben mehr gethan als er, um auch in der Wissenschaft das deutsche Nationalgefühl zu starker Unabhängigkeit zu wecken. Aber er war vor Allem Gelehrter, und er wufste wohl, dafs es 136 pu Boıs-Reymonp: ein vollkommener Irrthum ist, wenn man die Blüthe der Kunst und Wissen- schaft als abhängig darstellt von dem Mafs der bürgerlichen Freiheit und der Betheiligung der Einzelnen am Staatsleben. Wie für jenen Haleyon der Fabel, mufs sich für die Wissenschaft die Woge des Staatslebens glätten, damit sie sicher nisten könne. Die erste Bedingung für die Zeitigung grofser Werke des Geistes ist die Ruhe, welche aus dem Vertrauen auf die Dauer- haftigkeit geordneter Zustände erwächst, diese mögen sonst beschaffen sein wie sie wollen, wenn sie nur mit keiner unmittelbaren Bedrückung der Gei- ster verknüpft sind. So ward, älterer Beispiele zu geschweigen, gerade die Restauration für die französische Wissenschaft die Zeit des höchsten Ruh- mes. Mürter war conservativ, wie tief bedächtige Kenner der menschlichen Natur zu sein pflegen, sofern sie nicht selbst bei der Bewegung interessirt sind. Wie er in der Facultät das Bestehende zu erhalten suchte, auch wo es abgelebt ist, wie der Gebrauch der lateinischen Sprache zu Prüfungen und Gelegenheitsschriften, so sah er im Staatsleben mit Besorgnils Neuerun- gen entgegen, von denen Niemand verbürgen konnte, dafs sie besser sein würden, als das dafür Aufgegebene. Einem Manne von Mürren’s strengem Ordnungssinn war die Anarchie in der Staatsmaschine, vollends auf der Strafse, kein geringerer Greuel als unter den Präparaten des Museums oder in seiner Bibliothek. Das Berufen auf die rohen Elementarmächte der Ge- sellschaft erschien ihm als ein Preisgeben der Cultur mit allen ihren Errun- genschaften. Dazu kam sein besonderes Verhältnifs zur Regierung, gegen die er fast kindliche Verpflichtung empfand. Was ihn aber ganz unglücklich machte, war die lange Störung, ja Unterbrechung, die, wie er mit Bestimmt- heit vorhersah, seinen Studien jetzt bevorstand. Nun war der Sturm da, und bald fand sich Mürrer in die schwierig- ste Lage versetzt: ohne eine andere Gewalt, als die moralische seiner Amts- würde, seines Ansehens als Lehrer und seiner Mannhaftigkeit, berufen eine feurige, im Taumel der höchsten Aufregung hin- und herwogende, den man- nigfachsten Einflüssen preisgegebene, von Parteiungen zerrissene Jugend zu zügeln und wo möglich zu leiten, der er, ein ungewohntes Geschäft, mit eigener Hand Waffen hatte austheilen müssen. Dazu ging ihm eine Gabe ab, die man doch damals an jeder Strafsenecke traf, die der leichtfliefsenden und volltönenden, wenn auch gedankenleeren Beredsamkeit, welche nach Be- dürfnifs schmeichelt, hinreifst, droht. Seine Rede hatte leicht etwas höl- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 187, zernes, zugeschnürtes, und der Rector zog nicht selten den Kürzeren im Kampf mit den Commilitonen auf den Rostren der Aula. Seine Qual zu erhöhen, suchten Einige, nicht einmal in der Revolution original, nach dem Schema der Vorgänge in einer anderen grofsen deutschen Hauptstadt, das Universitätsgebäude zum Mittelpunkte von Parteibestrebungen zu ma- chen. Nun sah Mürter bereits im Geiste bei irgend einem Zusammenstofs, wie ihn jeder Tag bringen konnte, das Gräfslichste vollendet, die Flammen aus den Bogenfenstern der anatomischen Sammlung lodern, und unersetz- liche Schätze zerstört. Mit dem Degen umgürtet, die Arme verschränkt, finsteren Blicks, hielt er selber Tag und Nacht Wache vor der Thür der Universität; und mancher unruhige Kopf, dem nicht der Rector magnifi- cus, noch weniger der grofse Anatom und Physiolog imponirte, wich in ihm vor dem entschlossenen alten Burschenschafter zurück. Denn, wie verschieden auch die vom Parteihader verdunkelten Berichte aus jener Zeit über Mürrer’s Amtsführung lauten, in Einem Punkte stimmen alle über- ein: dafs, wo es galt, der Rector sich mit gänzlicher Verachtung der Gefahr zwischen das Gesetz und die dawider Anstürmenden geworfen habe; dafs er als Mann von Muth und Ehre überall nach bestem Wissen für Recht und Pflicht eingetreten sei. Sieben Monate dauerte die Folter, als welche Mürrer die Reihe von widrigen Vorgängen empfand, in die er fast Tag um Tag verwickelt wurde. Doch hielt er männlich Stand, und nicht wenig bezeichnend ist, dafs er sogar in dieser Zeit noch Ruhe und Mufse zum Arbeiten gewann. In den Sommer 1848 fällt die Vollendung seines Werkes über die Zeuglodonten, und am 27. Juli dieses Jahres las er in der Akademie die zweite seiner Abhandlungen über die Echinodermen. Endlich rückte der Augenblick heran, der ihn sei- nes Amtes entband. Es war hohe Zeit, denn Mürter war dem Zusammen- brechen nahe. Bei beständiger Schlaflosigkeit, schrieb er dem damaligen Mi- nister-Verweser v. LApengerg, indem er um Urlaub für den Winter bat, fühle er sich in einen Zustand sehr grofser Abspannung versetzt, ähnlich dem in welchem er sich im Jahre 1827 befunden, und von dem er, nach jener frühe- ren Erfahrung, voraussehe, dafs es längerer Zeit zu seiner Ausgleichung be- dürfen werde. Noch am Tage des Rectorwechsels verliefs er Berlin, und ging an den Rhein, wohin es ihn immer wieder mit heimathlichen Regungen zog, später, wie schon vorher erzählt ward, an die See nach Ostende und 18 138 pu Boıs-Rermonp: Marseille, um im Umgang mit den vertrauten Wundern der Tiefe das im wüsten Menschenzwist verlorene Gleichgewicht wieder zu gewinnen. Für seine pelagischen Thierstudien war Mürter sonst, wie bemerkt, allein auf die Ferien angewiesen. Der Abend des Tages, an dem er seine Vorlesungen schlofs, sah ihn schon auf der Eisenbahn, in Begleitung sei- ner Familie oder auch vertrauterer Zuhörer, ohne Aufenthalt dem für seine Forschungen erkornen Orte zueilen. So hat er in acht Reisen die Küsten der Ost- und Nordsee von Flensburg bis Gothenburg und Östende, in elf Reisen die des adriatischen und Mittelmeeres von Triest bis Messina und Cette besucht. Seine letzte Reise war die im Herbste vorigen Jah- res nach St. Tropez im Departement du Var zur Beobachtung der Akan- thometren. Zweimal auf diesen Reisen gerieth Mürrer in die äufserste Lebens- gefahr. Am 6. August 1853, als er mit seinem Sohne und Hrn. Troscner über den Gotthard fuhr, stürzte der Wagen in der Nähe des Hospices einen steilen Abhang hinunter. Mürter und seine Reisegefährten blieben unver- sehrt, ein anderer Reisender brach den Arm. In der Nacht vom 9. auf den 10. September 1855 verliefs Mürrer bei schönem Wetter und ruhigem Meer nebst zwei Reisegefährten Christiansand auf dem eisernen Dampfer „Norge”. Als der „Norge” etwa eine Meile in See war, rannte der heimkehrende „Ber- gen” dem „Norge” in die Seite, so dafs dieser nach zehn Minuten mit allen an Bord befindlichen Menschen, etwa neunzig an der Zahl, sank. Ueber die Hälfte davon, darunter der eine von Mürten’s Begleitern, Dr. Scumipr, ertrank. Der andere, Hr. Dr. Schneiper, erreichte schwimmend den „Bergen”. Mür- ter selbst, in schwerer Reisetracht, zuerst durch den Strudel des versin- kenden Schiffes in die Tiefe gerissen, kämpfte sich empor, und hielt sich theils schwimmend, theils an Trümmern, so lange oben, bis ihn das Boot des „Bergen” rettete. Das Knirschen der eingerannten Eisenwände, das Ge- prassel der mit der Feuerung zusammentreffenden See, vor Allem aber das gräfsliche Geheul des auf dem Deck zusammengeballten verzweifelnden Menschenknäuels, sind ihm lange nicht aus dem Sinn gekommen. Schon in seiner Jugend, da er beim Schwimmen im Rhein unter ein Flofs gerieth, war er mit Mühe einer ähnlichen Gefahr entronnen. Jetzt wetteiferten Aka- demie und Universität, ihm durch öffentliche Ehren ihre Theilnahme an seiner wunderbaren Rettung zu bezeugen; und wer hätte nun nicht glauben Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 139 sollen, dafs er uns bis an die natürlichen Grenzen des menschlichen Daseins würde erhalten bleiben. Ich wiederhole es: umsonst. Nur noch sein Ende bleibt mir zu berichten übrig. MÜLLer’s Leistungen als Ganzes betrachtet. Fafst man Mürrer’s Leistungen als Ganzes zusammen, so fällt daran, wie bei anderen Talenten ersten Ranges, zuerst in die Augen seine unge- heure Fruchtbarkeit. Die Zahl seiner selbständigen Schriften beläuft sich auf 20, die seiner in Sammelwerken gedruckten gröfseren und kleineren Ab- handlungen auf etwa 250. Ohne die drei neuen Auflagen des ersten Bandes der Physiologie, hat er etwa 800, Alles in Allem etwa 950 Bogen gedruckt, sämmtlich voll wirklicher, sei’s von ihm selber beobachteter, sei’s scharf beurtheilter und sorgfältig zusammengestellter fremder Thatsachen. Dazu gehören etwa 350 grofsentheils von ihm selber gezeichnete Tafeln mit Abbil- dungen. Es giebt einen Begrifl von der Summe dieser Thätigkeit, wenn man sich denkt, dafs Mürrer von Ostern 1921, wo er neunzehn Jahr alt war, bis zu seinem Tode, d. h. 37 Jahre lang, Jahr aus Jahr ein alle sieben Wo- chen eine wissenschaftliche Arbeit von etwa 3,5 Druckbogen mit etwa 1,3 Figurentafel an’s Licht gefördert habe. Ob Mürrer in dieser Beziehung, wenn man seinen frühen Tod er- wägt, von irgend einem, sei’s älterem, sei’s neuerem Naturforscher über- troffen werde, möchte zu ermitteln sich nicht der Mühe verlohnen. Einzig aber steht er unter den Erforschern der belebten Natur jedenfalls da durch die Vielseitigkeit seiser Leistungen. Wie ungemein er hierin, um bei den Todten stehen zu bleiben, die gröfsten Anatomen und Physiologen der nach- hallerischen Zeit: Fontana, Spautanzanı, Scanpa, Joun Hunter, CHARLES Bert, Brumensach, Mecker, Sömmering, Ruporpnı, Tareviranus, Bı- CHAT, GEOFFROY DE Saınt-Hırarmıe, Macanoır, endlich auch Cuvırr über- ragt, bedarf nicht des Beweises. Harzer selber könnte wohl mit ihm in Ver- gleich kommen, in so fern auch er mit seinen Forschungen fast den ganzen Umfang der organischen Naturwissenschaft seiner Zeit umspannt hat; wenn nur dieser Umfang zu Harrer’s mit dem zu Mürrer’s Zeit vergleichbar wäre. Wir haben Mürrer nach einander sich in der Physiologie der Bewe- gung, des Foetallebens, der Sinne; in der Zergliederung der Wirbellosen, 15° 140 pu Boıs-Reyrmonp: insbesondere der Gliederthiere; in der Entwickelungsgeschichte und der Histiologie; in der Nervenphysik und der Thierchemie; in der menschli- chen Anatomie, der Ethnographie und der vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere; in der Physiologie der Stimme und Sprache und der patho- logischen Anatomie; in der systematischen Zoologie und der Palaeontolo- gie sich hervorthun sehen, bis ihn endlich die Erforschung der Echinoder- men und ihrer wunderbaren Entwickelung, und der wirbellosen Thierfor- men des Oceans überhaupt, mıt überwiegender Macht fesselte. Es liegt in der Natur der Dinge, dafs sich durch Arbeiten von solcher Ausdehnung und Mannigfaltigkeit nicht der Faden einer einheitlichen Untersuchung ziehen, oder der planmäfsige Fortschritt nach einem bestimmten Ziele ausprägen kann, wodurch, namentlich in der theoretischen Naturwissenschaft, manche Forscher-Laufbahn von viel geringerer Bedeutung eine Art von dramati- schem Interesse erhält. Der Plan, dessen Verwirklichung in Mürzer’s Ar- beiten man bewundern mufs, ist eben die Universalität seiner Bestrebungen. Sie entsprang bei ihm nicht, wie man dies heute manchmal sieht, aus der eitlen Sucht zu zeigen, dafs er dieser oder jener Art der Untersuchung auch gewachsen sei, sondern aus dem brennenden Triebe seines Geistes, das Ganze der Lebenserscheinungen mit hochschwebendem Blick zu beherr- schen, und doch wiederum, falkenähnlich, das Einzelne auf das Schärf- ste zu erfassen. Ein unbemeistertes Gebiet der Wissenschaft liefs ihm keine Ruhe, wie Arexannper oder Tamertan ein unbesiegtes Volk. Bei erster Gelegenheit wurde es seinem Gedankenreich einverleibt; aber ein- verleiben hiefs bei ihm immer zugleich allseitig prüfen, zweckmäfsig umgestalten, bereichern, vertiefen, ausbeuten, in Beziehung setzen, so dafs aus jeder solcher Erwerbung auch eine ihm eigene Frucht erwuchs. Und da er dergestalt an fast allen Punkten des unabsehbaren Gebietes der anatomisch -physiologischen Wissenschaften zu irgend einer Zeit selbst Hand an’s Werk gelegt hat, seinen eigenen Forschungen aber mit we- nigen Ausnahmen gute Quellenstudien zu Grunde lagen, so kann man wohl behaupten, dafs ihm mehr als seit Harrer irgend einem anderen organischen Naturforscher, die wesentliche Summe des bis zu seiner Zeit Erstrebten und Geleisteten, sowie des zunächst zu Leistenden, in bestimmten Umrissen vorge- schwebt habe, während die durch eigene Erfahrung gewonnene Einsicht in die Natur und den Werth der in den einzelnen Feldern üblichen Forschungsmetho- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 141 den ihm eine Sicherheit des Urtheils verlieh, die schwerlich wiederkehren wird. Freilich hat Mürter diese Alles beherrschende Stellung nicht bis zuletzt vollständig zu behaupten vermocht. Aber wer möchte an ihm mäkeln, weil er, als ihm die von ihm selber heraufbeschworene Fluth über den Kopf wuchs, sich dahin zurückzog, wo er sicherer Meister war, und wer gleicht ihm denn an Vielseitigkeit, selbst wenn man die Experimental - Physiologie unter seinen Fächern streicht Obschon natürlich Mürrter’s Arbeiten nicht alle gleich bedeutend sind, so ist doch, trotz ihrer Ausdehnung und Mannigfaltigkeit, kaum eine davon schwach zu nennen, und in jedem Fache, womit er sich beschäftigt hat, kann man von dessen eigentlichen Vertretern sein Lob vernehmen, was bei sehr vielseitigen Gelehrten nicht immer der Fall ist. Es liegt seinen Arbeiten stets vollendete Sachkenntnifs, und ein starker, gesunder Ge- dankengang zu Grunde. Stets wird der Gegenstand mit einem auf das Wesentliche gerichteten Ernst ergriffen, allseitig erörtert und, wo kein glänzendes Ergebnifs zu erzielen war, wenigstens bestimmt gefördert. Die Anzahl positiver Thatsachen, die Mürrer in den verschiedensten Gebie- ten an’s Licht gezogen hat, übersteigt alle Vorstellung, und doch ist es ganz erstaunlich selten, dafs ihm ein thatsächlicher Irrthum, oder auch nur eine unvollkommene Beobachtung nachgewiesen ist. Dagegen ist es mehrmals vorgekommen, dafs die Richtigkeit seiner Wahrnehmungen erst in Zweifel gezogen und nachher doch anerkannt worden ist. Das scharfe unverdrossene Augenpaar, dessen er sich in der vergleichenden Phy- siologie des Gesichtssinnes rühmt,'°® hat ihn nie im Stich gelassen, und wenn er im Mifstrauen gegen fremde Beobachtungen stark war, und gemei- niglich erst dann glaubte, wenn er selbst untersucht, selbst gesehen hatte, !°° so trieb er die Zweifelsucht, was seine eigenen Ergebnisse betraf, wo mög- lich noch weiter. In der Regel untersuchte er denselben Gegenstand drei- mal, das zweitemal während er darüber schrieb, das drittemal während des Druckes; und seine Manuscripte und Correcturen waren der Schrecken der Setzer. Es liegt in der Massenhaftigkeit von Mürrer’s Schöpfungen, wenn man, wie unwillkürlich jeder thut, seine eigenen „sieben Sachen” damit ver- gleicht, etwas so Erdrückendes, dafs man sich gern nach seiner Art zu ar- beiten erkundigt, in der geheimen Hoffnung, auf irgend einen Umstand zu 1423 pu Boıs-Rermonp: stofsen, der ihm besonders günstig gewesen sei. Aber man entdeckt nichts der Art, sondern neben den Naturgaben, durch die er eben mehr vermochte als Andere, neben einem riesigen Arbeitsvermögen, einem erstaunlichen Gedächtnifs, einer wunderbaren Spürkraft und einem schlagend richtigen Urtheil, nur einen eisernen Fleifs, der mit äufserster Entsagung jeden freien Augenblick zu Rathe hielt. Welche Menge von Vorlesungen und anderen Berufsgeschäften Mürrer’s Zeit verkürzte und zersplitterte, ist be- reits früher erwähnt worden. Er konnte nicht, wie BexzeLıus oder Leo- porn vox Buch, ungestört seiner Gedankenwelt leben. Täglich mufste er den Faden seiner Untersuchungen ein- oder mehreremal abbrechen, um die denselben fernliegende Gedankenreihe seiner Vorträge in sich anzuregen, auch wohl diese oder jene Kenntnifs oder Anschauung aufzufrischen. In späteren Jahren freilich kosteten ihn seine Vorlesungen nicht viel mehr Zeit als sie dauerten. Da er überall selbst untersucht hatte, bedurfte er nir- gends der Vorbereitung, und auf Zeigen von Versuchen im physiologischen Colleg liefs er sich kaum mehr ein, seitdem er vorwiegend Morpholog ge- worden war. Allein früher war dies nicht der Fall, und auch so blieb ihm noch der Frohne genug. Es würde um sein Arbeiten schlimm bestellt ge- wesen sein, hätte er nicht wie Wenige die Kunst verstanden und geübt, auch den „Goldstaub der Zeit” zu nützen. In der Viertelstunde zwischen zwei Vorlesungen setzte er sich freien Kopfes hin, und fuhr, leise vor sich hin singend, im Präpariren oder Zeichnen fort. In seiner letzten Periode hatte Mürrex die Art, sich jedesmal ausschliefs- lich in den Gegenstand zu versenken, mit dem er gerade beschältigt war. Er behielt von dem Uebrigen gegenwärtig gleichsam nur, was er für den täglichen Bedarf seiner Vorlesungen brauchte. Alles Uebrige hielt er sich fern mit einer Starrheit, die dem Uneingeweihten als die blasirteste Theil- nahwlosigkeit erscheinen konnte, und die sich in ihrer Wirkung nach Aufsen auch nur wenig davon unterschied. So hat er die voruehmsten Versuche der heutigen Physiologie, über Gegenstände die ihm früher das glühendste Interesse einflölsten, nie gesehen. Das Stereoskop, das von Hın. Brücke entdeckte Leuchten der menschlichen Augen, die daran sich knüpfende Er- findung des Augenspiegels durch Hrn. lermnowrz, haben den Verfasser der vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes gleichgültig gelassen. Es bedurlte fast eines moralischen Zwanges, um Mürzer zu bewegen, eine Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 143 Kenperen’sche Sprechmaschine zu besichtigen, die Hr. von Orrers auf meine Bitte die Güte gehabt hatte, vom Königlichen Kunstcabinet an das physiologische Laboratorium abzugeben. Allein auch dies mufs in Mürzen’s Jugend anders gewesen sein. In der Zeit seiner gröfsten Leistungsfähigkeit, als er zugleich die Bildungsgeschichte der Genitalien und das Drüsenwerk, zugleich den ersten Band der Physiologie und die vergleichende Osteologie und Myologie der Myxinoiden herausgab, mufs er vielmehr im höchsten Grade das Vermögen besessen haben, sein Interesse zu theilen, und zwi- schen mehreren Gegenständen hin- und herzuspringen. Der einzige Umstand, von dem man sagen kann, dafs er Mürren die häufige Production erleichtert habe, ist seine Gleichgültigkeit gegen die for- melle Vollendung seiner Arbeiten. Obschon Mürrer lebhaften Antheil nahm an Literatur nnd Kunst, auch als anatomischer Zeichner es sehr weit gebracht hatte, und trotz der Einwirkung, die er in der Jugend von Gorrus erfuhr, lag doch in ihm selber kein künstlerisches Element. Es kam ihm auf das Wesent- liche an; war dies festgestellt, so trat er damit hervor, ohne sich viel mit der gleichmäfsigen Ausführung von Nebendingen aufzuhalten, die nur gefäl- lige Abrundung bezweckt haben würde. Wer auch hierin das Vollkommene zu erreichen sucht, weils wie viel Zeit Mürter so ersparte, während viel- leicht seine Arbeiten dadurch um so anregender wirkten. Ebenso nahm es Mürrer leicht mit der Darstellung selber, wie schon bei Gelegenheit der Physiologie bemerkt werden mufste. Er konnte darin Treffliches leisten, wie er dies z. B. in der Einleitung zum Berichte über die Fortschritte der pathologischen Anatomie im Jahre 1835, in der Schilderung der Temperamente, der Geschlechter und der Lebensalter in der PAysiolo- gie gethan hat. Auch sonst liegt, wenigstens meinem Gefühl nach, trotz all den gerügten Mängeln seines Stils in diesem Werke, in der hervorsprudeln- den Fülle von Thatsachen, die ihm in jedem Augenblick zu Gebote stehen, und in der markigen Einfachheit der ganzen Manier, bei aller Nachlässigkeit etwas ungemein Grofsartiges, auf alle Fälle tief Anregendes. Auf unfehl- bare Deutlichkeit des Ausdrucks war er sehr bedacht; er brauchte z. B. häu- fig keine Fürwörter, sondern wiederholte jedesmal das Hauptwort. Auch geschah es, dafs er mir die Beschreibung einer verwickelten Form vorlas, ohne mir den Gegenstand zu zeigen, und mich dann denselben zeichnen liefs, um sicher zu sein, dafs seine Beschreibung die richtige Vorstellung erwecke. 144 pu Boıs-Rermonp: Seine Formbeschreibungen pflegen durch treffende Vergleiche erläutert zu sein, worin theils der Reichthum seiner Phantasie sich offenbart, theils Ge- genstände aus seiner täglichen Umgebung erkennbar sind: die Baggerma- schine, die vor seinen Fenstern arbeitete, die Haube der Frau Marthe Schwerdtlein aus CorseLivs’ Umrissen zum Faust, die in seinen Zimmern hingen '’°; zum Zeichen, wie sich für ihn Alles auf die wissenschaftliche Aufgabe, die ihn eben erfüllte, bezog. Hätte Mürter in Frankreich gelebt, wo er, um auf das für aesthetische Eindrücke empfänglichere romanisch-cel- tische Volkselement zu wirken, gezwungen gewesen wäre, auch dem Aeu- fseren seiner Arbeiten einige Sorgfalt zu widmen, er wäre gewils, gleich Cvvırr, ein Meister des wissenschaftlichen Stils geworden. So aber sind zwar seine Einleitungen meist gut gewendet und klangvoll, bald aber be- merkt man, wie er sich gehen läfst, Fremdwörter und Idiotismen häufen sich, und es ist klar, dafs es ihm nur darauf ankommt, die gewonnenen Er- gebnisse in kürzester Zeit loszuwerden. Man hat, dem Neide ein Trost, bemerkt, dafs Mürter, trotz allen Anstrengungen, genau genommen keine Entdeckung ersten Ranges geglückt sei; keine jener Beobachtungen, die von ganz unbedingter Wichtigkeit und Neuheit zugleich, den Namen ihres Urhebers mit sich sicher durch die Fluth der Zeiten zu tragen versprechen. Die Reflexbewegungen, die Verrichtung der vorderen und hinteren Wurzeln, die Constitution des Blutes gehören ihm nicht rein an. Die Lymphherzen, die Rankenarterien, das Chondrin seien nicht zu vergleichen mit der Flimmerbewegung, der Zellentheorie, der periodischen Reifung des menschlichen Eies, und noch manchem Anderen was Andere neben ihm entdeckt hätten. Endlich die Entwickelung der Echinodermen erscheine mehr als eine Erweiterung der Lehre vom Genera- tionswechsel und der Metamorphose, als dafs ein neues Princip darin ent- halten sei. Mürren’s Ruhm ist grofs genug, um das Zugeständnifs zu ertragen, dafs etwas Wahres in diesem Urtheil liege. Ja, er hat im Allgemeinen mehr das von Anderen Angeregte ausgeführt, als selber fortzeugende Gedanken hervorgebracht. Meist hat er sich, wie z. B. in der Lehre von den Drüsen, von der Stimme, von den Geschwülsten, mit glücklichem Tacte gehäuften Rohstoffes bemächtigt, der eine reiche Ausbeute verbiefs, und mit unver- gleichlicher Arbeitskraft daraus in kürzester Zeit das gemacht, was bei’ sei- Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 145 nen Hülfsmitteln nur immer möglich war, um dann alsbald zu neuen Un- ternehmungen fortzuschreiten. Entdeckungen ersten Ranges kann der Zufall ganz unbedeutenden Forschern in die Hände spielen. Dafs Mürter keine solche Gunst begegnet, kann ihm wohl ebensowenig zum Fehl angerechnet werden, als einem durch Fleifs und Unternehmungsgeist reich gewordenen Kaufherrn, dafs er nicht auch das grofse Loos gewonnen. Aber es giebt noch eine andere Art, wie Entdeckungen ersten Ranges gemacht werden. Sie besteht darin, durch unaufhörlich in derselben Richtung geführte For- schung die Möglichkeiten zu vervielfältigen, dafs sich, sei’s in der Sphaere der Beobachtung, sei’s in der Gedankenwelt, ein grofser Fund darbiete. Dafs Mürter, trotz seinem umfassenden Blick, seinem durchdringenden Scharfsinn und seiner rastlosen Thhätigkeit, auch auf diesem Wege der Lohn einer solchen Entdeckung ausblieb, mag als eine Erneuerung der Lehre gelten, dafs es dem Menschen, sei er noch so bevorzugt, nun einmal versagt ist, über ein gewisses Mafs bei gleicher Vertiefung sich auszubreiten, bei gleicher Ausbreitung sich zu vertiefen. Hätte Mürrer in der Zeit, wo seine productive Kraft in höchster Blüthe stand, anstatt seinem Triebe in’s Weite nachzugeben, sich in bestimmter Richtung so zusammengenommen, wie er später gethan, nach Scmrrer’s Rath still und unerschlafft im kleinsten Punkte die höchste Kraft gesammelt; so wäre er zwar der Wissenschaft nicht das geworden, was er ihr nun noch lange sein wird, das Marmorbild in deren Hain, auf das von allen Seiten Wege führen, und das man hundertfach wähnt, da, wo man immer gehe, man es stets wieder bald näher bald entfernter schimmern sieht: aber es ist wohl aufser Zweifel, dafs er alsdann, statt der Haufen Goldes und Silbers, die er ausgemünzt hat, manchen Edelstein geho- ben haben würde. Es ist z. B. ganz undenkbar, dafs er, bei etwas längerem Verweilen bei dem Gegenstande, nicht den Bau der Niere sollte verstanden haben, von dem er bei den Myxinoiden bereits das einfachste Schema ange- troffen hatte, welches Hrn. Bowman, als ihm jener Schritt gelang, nicht ein- mal bekannt war.!”! Das Fehlen einer Entdeckung ersten Ranges unter Mürrer’s Leistun- gen ist ein Zug mehr der Aehnlichkeit mit Harrer, dessen Alles umfassende Gelehrsamkeit, reformatorische Wirkung und gebietende Stellung um die Mitte des vorigen Jahrhunderts immer wieder zum Vergleich mit Mürrer auffordern. Ohne sich des „Furor biographicus”, wie Hr. Macauzar es 19 146 puBoıs-Rermonp: nennt, verdächtig zu machen, darf man jedoch vorhersagen, dafs Mürer’s Ruhm auch noch in fernen Jahrhunderten, wenn seine Physiologie in der Geschichte der Wissenschaft unmittelbar auf die Elementa zu folgen schei- nen wird, Harrer’s Ruhm überstrahlen wird. Nicht weil er, wie schon bemerkt, in einer viel kenntnifsreicheren Zeit vergleichsweise eben so gelehrt und vielseitig war wie Harrer in der seinigen, sondern wegen der überlege- nen Urtheilskraft und Auffassung, die er überall bewährt hat. Wo über einen wichtigen Punkt zwei verschiedene Ansichten möglich sind, kann man fast sicher darauf rechnen, Harrer auf der Seite zu finden, die seitdem unterlegen ist. In der Lehre von der Zeugung hat er die Evolution gegen die Epigenese, in der von den Drüsen Ruvscn’s Meinung gegen Marrıcnr's, in der vom Er- brechen Werren’s gegen Cnırac’s vertheidigt. Die Lehre von der selbstän- digen Reizbarkeit der Muskelfaser ist zwar allem Anschein nach jetzt dem Siege nah, allein auf die Gründe hin, auf die Harrer sie stützt, hätte sie zu fallen verdient. Auch Mürrer hat geirrt; denn wer irrte nie der Natur gegenüber? Gewöhnlich aber trifft er den Nagel auf den Kopf. Eine Menge hingeworfener Gedanken von ihm, die sich später bewährt haben, wie die Behauptung der Nothwendigkeit eines Zusammenhanges zwischen Ganglien- kugeln und Nervenröhren, eines Darmnervensystems, u. a. m., zeigt, dafs er im Sinne der Natur zu denken gelernt hatte ; und es ist jeder Grund vorhan- den anzunehmen, dafs ihm in den Fächern, mit denen er sich zuletzt beschäf- tigte, noch eine lange Reihe ähnlicher Triumphe bevorsteht. Neben Harrer und Mürrer, als Riesen der Vorzeit, wird aber den auf unsere Tage zurückblickenden späten Nachkommen die ragende Gestalt Cuvier’s erscheinen, der vor Mürrer das Nämliche voraus hat, was Gauiteı und Nrwron vor LaArtacE und Gauss, oder was Lavoısıer vor BERZELIVS: die gröfsten Dinge gemacht zu haben, weil sie eben noch zu machen waren. Wie es nur Ein Weltsystem zu entdecken gab, so gab es auch nur Eine Schöpfungsgeschichte aus ihren Trümmern zu entwickeln. Um gegen die einfache Gröfse von Cuvıer’s Leistungen aufzukommen, mufs der bunte Reichthum von Mürter’s Gaben in die Schale gelegt werden. In der Ge- webelehre, der Physiologie, der Entwickelungsgeschichte hat Cuvıer nichts hervorgebracht, und Ruvorruı hat uns eine Aeufserung Cuvıer’s erhalten, aus der hervorzugehen scheint, dafs von der pathologischen Anatomie er kaum den Begriff erfafst hatte. !7? Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 147 MÜLLER als Lehrer. Auch als Lehrer im anatomischen Theater und auf dem Katheder besafs Mürter aufserordentliche Eigenschaften. Er hatte zwar, wie schon bemerkt, keine natürliche Beredsamkeit, wozu seiner Natur das Expansive 5 neuerer Sprachen bekundet. Es kann für manchen ermuthigend sein zu ver- abging, auch kein Sprachtalent, in so fern es sich durch leichte Aneignung nehmen, und mag deshalb aufbewahrt werden, dafs Mürrzn’s Anfänge auf dem Katheder nicht gerade vielversprechend gewesen sein sollen. Als aber Uebung die ursprünglichen Mängel besiegt und die Vorzüge entwickelt hatte, gehörte sein Vortrag in Berlin wie früher in Bonn zu den besten der Univer- sität, obschon es Mürter, wie Cuvıer, stets etwas an Fülle des Organs ge- brach. '”® Sein Vortrag war nicht von der Art derer, welche durch spru- delnde Lebhaftigkeit fesseln, durch Feuer hinreifsen, durch Witz und Fülle des Ausdrucks blenden, die aber, wenn augenblickliche Verstimmung diese glänzende Aufsenseite dämpft, nicht selten einen Mangel an wahrem Gehalt und innerem Zusammenhang verrathen. Mürren’s Vortrag war kalt, aber er ergriff durch den Ernst einer tiefen Begeisterung für die Sache, die aus ihm sprach. Er war sich stets gleich an gedrungenem, aus vollkommener Sachkenntnifs zweckmäfsig geschöpftem Gehalt. Mürter verirrte, wieder- holte, versprach sich nie. Während sein durchdringendes Auge durch die Versammlung schweifte, auch wohl einem Eindringling zur Pein auf ihm ruhte, flofs aus seinem Mund die Rede ruhig, klar, schmucklos gediegen, so dafs sie, stenographirt, ohne Weiteres hätte in die Druckerei wandern können. Es ist nicht genug zu beklagen, dafs nicht so seine Vorlesungen über verglei- chende Anatomie, in denen er bis zuletzt seine ganze Stärke zu entfalten pflegte, und das nur zweimal gelesene Publicum über fossile Fische und Amphibien erhalten worden sind. Dabei war Mürter ein grofser Meister des Zeichnens an der Tafel. Es war ein hoher Genufs, ihn eine sich ent- wickelnde Thierform durch eine Reihe von Zwischenstufen allmählig zur vollendeten Gestalt überführen zu sehen. Diese aus der unfehlbaren Sicher- heit der Anschauung, die ihm eigen war, entspringende Fertigkeit liefs weder ihn noch seine Zuhörer die in England und Frankreich üblichen Wandta- feln vermissen, welche zwar viel Zeit ersparen, auch durch die Dauer des Eindrucks nützlich sind, dem Zeichnen an der Tafel aber an erläuternder 19* 148 puBoıs-Rermonp: Kraft in so fern nachstehen, als die Zuhörer die Dinge nicht gleichsam vor ihren Augen werden sehen. Möürrer’s Stellung in Berlin sicherte ihm natürlich von vorn herein einen überwiegenden Einflufs auf die wissenschaftliche Erziehung der ärzt- lichen Jugend Norddeutschlands. Allein abgesehen von seiner Wirksamkeit als öffentlicher Lehrer, hatte er zu jeder Zeit noch einen engeren Kreis von Schülern um sich versammelt, die mit Begeisterung an ihm hingen, und von denen Viele jetzt, sich laut zu seinen Jüngern bekennend, überall im deut- schen Vaterlande Lehrämter der Anatomie und Physiologie bekleiden. Dem gewöhnlichen Brodstudirenden zwar, dem Bananusier, pflegte Mürrer mit geringer Zuvorkommenheit zu begegnen, die an Unfreundlichkeit grenzte. Er mufste dergestalt, überlaufen wie er war, einen Wall um sich ziehen, wollte er die wenige ihm aufser den Ferien übrige Zeit zu Rathe halten. Es war deshalb, wenigstens in früherer Zeit, schwer sich ihm zu nähern. Bemerkte er aber auch nur eine Spur von Talent, von selbständigem For- schungstriebe, nur einen Funken von jenem Feuer, das in ihm selber so ver- zehrend loderte, so war er wie umgewandelt. Dann ward er die Güte selbst, und seine Einsichten, seine Bücher, die Hülfsmittel aller Art über die er gebot, theilte er auf das Bereitwilligste mit. Wie er selbst überall auf eigenen Füfsen stand, so verlangte er freilich auch von seinen Schülern, dafs sie sich selber zu helfen wüfsten. Er stellte Aufgaben und regte an; im Uebrigen begnügte er sich, um ein chemisches Gleichnifs zu gebrauchen, mit einer Art von katalytischer Wirksamkeit. Es bedurfte auch nicht mehr. Er wirkte, wie Gorrnue von der Schönheit sagt, durch seine blofse Gegenwart. Es hing um ihn, in den Augen seiner Schüler, ein daemonischer Zauber, wie in den Augen seiner Krieger um den ersten Naror£on, und das: „Soldats, ’Empereur a l’oeil sur vous” genügte auch uns, um zu den höchsten Anstrengungen zu spornen. Wenn ich ver- suche diesen Zauber zu zergliedern, so scheint er mir darin zu liegen, dafs, wer um ihn war, bewufst oder unbewufst, und ein Jeder nach seiner Art, den hinreifsenden Einflufs einer mächtigen Persönlichkeit erfuhr, die man selber, mit Hintansetzung jeder anderen Rücksicht, jedes Lebensgenusses, jeder Bequemlichkeit, mit einem an’s Düstere grenzenden Ernst und einer Alles besiegenden Leidenschaft, ein ideales Ziel verfolgen sah. Der höchste Lohn für uns aber war, wenn Mürrer in einem verlorenen Augenblick den Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 149 Bogen abspannte, und sich auf ein allgemein menschliches Gespräch und auf heitere Scherze einliefs. Enthielt sich Mürter der Einwirkung auf den Gang der von ihm an- geregten Untersuchungen, so liefs er dafür auch seine Schüler in ihrer Ent- wickelung und ihren Neigungen auf das Freieste gewähren. Er ehrte jede Selbständigkeit gleich seiner eigenen. So erklärt es sich, dafs gerade die unter seinen Schülern, die seine eigensten Bestrebungen in der Physiologie fortsetzen, sich mit ihm, wie vorher dargelegt wurde, in einem tiefen und laut ausgesprochenen principiellen Widerspruch befinden konnten, ohne dafs dies je den geringsten Schatten auf das zwischen ihm und ihnen bestehende Verhältnifs geworfen hätte. Und so hat Mürrzr, ohne sich darum zu be- mühen, ohne je in Rede oder Schrift sich als Lehrmeister hingestellt, ohne je das Wort „Schüler” gebraucht zu haben, in That und Wahrheit nicht blofs eine, sondern entsprechend seiner eigenen Vielseitigkeit, die er nicht auf seine Jünger übertragen konnte, mehrere Schulen organischer Naturfor- schung gegründet, die in ganz verschiedenen Richtungen fortarbeitend, nichts gemein haben, als dafs die Flamme, die sie hüten und schüren, von seiner Esse ausging, dafs sie sämmtlich die Natur in seinem Sinne befragen. Ich habe vorher die berühmten Namen seiner Bonner Zuhörer aus dem Anfang seiner Lehrthätigkeit aufgezählt; ich brauche jetzt nur die der Hın. Enov- ARD OLAPAREDE, HAccREL, LAcHmann, Lieserkünn, ANTON SCHnEiDEr, Max SchuLtze, Guıpo WAGENER, seiner Begleiter an die Seeküsten während der letzten Jahre, zu nennen, um die glückliche Wirkung zu bezeichnen, die er noch zuletzt in dieser Richtung ausgeübt hat. MÜLLER als Vorsteher der anatomischen Sammlung. Mit Mürrer’s wissenschaftlicher Thätigkeit auf’s Engste verknüpft war die Verwaltung der anatomischen Sammlung. In seiner Gedächtnifsrede auf Ruvorrsı vom Jahre 1835 hat Mürrer selbst hervorgehoben, wie jung diese Sammlung sei, da sie erst seit der Gründung der Universität im Jahre 1810 auf vergleichende Anatomie ausgedehnt wurde, und wie schwer es hier sei, mitten im Binnenlande, bei geringen Handelsverbindungen, und an und für sich beschränkteren Mitteln, den Wettstreit zu bestehen mit den alten, reich ausgestatteten Anstalten in Frankreich, England und Holland, 150 pu Boıs-Rermonp: denen theils durch den Handelsverkehr, theils unmittelbar aus überseeischen Niederlassungen, die Naturschätze aller Welttheile zufliefsen. In den 23 Jahren seiner Verwaltung hatte Runorenı die vorgefundene Warrer’sche Sammlung um 3964 Präparate vermehrt, so dafs die Gesammtzahl der ein- getragenen Präparate sich auf 7197 belief. Mürrer begann damit, seine werthvolle Privatsammlung, die 500 Nummern enthielt, und die er in Bonn zum Theil mit den gröfsten Opfern zusammengebracht hatte, der Königli- chen Sammlung einzuverleiben, wofür er nur etwas höhere Umzugsgelder bekam. Im Jahre 1835 war die Zahl der aufgestellten Gegenstände be- reits auf 11000 gestiegen. Am 27. April dieses Jahres, am Tage vor sei- nem Tode, trug Mürter in den Katalog des Museums No. 19577 ein, so dafs während der 25 Jahre oder etwa 9000 Tage seiner Verwaltung die Zahl der Präparate sich um 12380, oder im Durchschnitt alle zehn Tage um dreizehn bis vierzehn Nummern vermehrt hat, unter denen aber sehr viele sind, welche ganze Reihen von Präparaten umfassen. Ein ansehnlicher und besonders werthvoller Theil dieser Erwerbungen rührt von der Reise unse- res Collegen Hrn. Prrers nach dem südöstlichen Afrika her, zu deren Un- ternehmung Mürrer besonders förderlich war. Mit wenigen Ausnahmen tragen sämmtliche Gegenstände, von dem riesigen Unterkiefer des Physeter makrocephalus und den mächtigen Trümmern untergegangener Thierge- schlechter bis zu dem winzigsten Vogelskelet oder Schächtelehen voll mikro- skopischer Präparate, ihre Bezeichnung und Nummer in seiner eigenen, zwar nicht zierlichen, aber stets höchst klaren und energisch ausgeprägten Hand- schrift. Hier auf dem Museum verbrachte er, überlegend, ordnend, umstel- lend, vergleichend, bestimmend, eintragend, stets einen grofsen Theil seiner Zeit. Es kann erwähntermafsen keine Frage sein, dafs seine Vertiefung in die Zoologie zum Theil aus dieser Beschäftigung entsprang. Sein Sammel- eifer, seine Gewissenhaftigkeit, der Ehrgeiz, den er für seine Anstalt empfand, liefsen ihn grofse Materialien herbeischaffen, deren Anordnung unter seinen Händen, wie die der Plagiostomen, dann stets sogleich eine neue ward. Mö- gen die Museen in Paris, London, Leyden theils an einzelnen Prachtstücken und Seltenheiten reicher sein, theils durch den Prunk der Aufstellung mehr in’s Auge fallen: die Berliner anatomische Sammlung, Mürter’s Schöpfung, wie man nach den obigen Zahlen wohl sagen kann, sein Stolz und seine Freude, steht, was Vollständigkeit und systematische Anordnung betrifft, keiner jener Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 151 älteren Schwestern mehr nach, und übertrifft sie an innerer Bedeutung viel- leicht in so fern, als sie in allen ihren Theilen so zu sagen verwachsen ist mit den Arbeiten des umfassendsten Kopfes, den die organische Naturwissenschaft noch gekannt hat. Hier sieht man, aus seiner Jugendzeit, die Präparate vom Nervensystem der Gliederthiere und die Injectionen der Drüsen; hier die von Hrn. Krause bewunderte Darstellung der organischen Nerven des cavernö- sen Gewebes !?* und die Injectionen der Arteriae helieinae; dort die Mikro- cephalen von Kiwitsblott, und unter den ersten mikroskopisch untersuchten Geschwülsten das Enchondrom, in dem das Chondrin entdeckt ward; hier die Myxinoiden, die Ganoiden, den Amphioxus, den Pentakrinus Caput Me- dusae, die Kehlköpfe der Passerinen; dort die Modelle der abenteuerlichen Staffelei- und Roccoco-Larve der Seesterne, der Wunderschnecke aus der Synapta; endlich dort, langhingestreckt durch die Tiefe des grofsen Ske- letsaals, die endlose Wirbelreihe der vorsündfluthlichen Zeuglodonten. Hier ist der Ort, wo zu wünschen ist, dafs die Zeusähnliche Bildung des Mannes, der dies Alles vollbracht, wie sie von Scnorp’s Künstlerhand erhalten wurde, in würdigem Stoff ausgeführt, dereinst auf das, was im Leben seine Welt war, herniederschaue. MÜLLER aufserhalb der Wissenschaft. Mürrer’s Begabung war, wie Jakosı’s, der Art, dafs sie Einen irre machen konnte an dem Glauben an specifische Talente. So hervorragend bei ihm die Fähigkeiten waren, die ihm als Organe der Forschung dienten, so erhielt man doch den Eindruck, dafs dieser Mann, wenn es ihm anders beliebt hätte, ebensogut in irgend einem anderen Felde menschlicher Thä- tigkeit Aufserordentliches würde geleistet haben. Sein merkwürdiges Ge- dächtnifs erstreckte sich nicht blofs auf organische Formen, Speciesnamen und Citate, sondern auch auf Menschen. Wie Kyxos seine Soldaten, kannte Mütter in jedem Semester fast seine sämmtlichen Zuhörer von Angesicht, viele mit Namen, und erinnerte sich, obschon ihm doch gewils sehr wenig daran lag, später bei der Prüfung ob sie fleifsig oder lässig seine Vorlesun- gen besucht hätten. Seine Menschenkenntnifs, Beobachtungsgabe, Selbst- beherrschung, Geistesgegenwart, Vorsicht und Entschlossenheit, beide zu ihrer Zeit, verbunden mit einem feinen Gefühl für das Schickliche, unver- gleichlicher Arbeitskraft und jenem schon mehrmals gerühmten Ordnungs- 152 puBoıs-Reymonp: sinn, der sich in der Zeit als gewissenhafteste Pünktlichkeit äufserte: Alles dies machte Mürter zu einem vortrefflichen Geschäftsmann, der das, was er wollte, stets erreichte, das, was er nicht erreichen konnte, niemals wollte. Ein Bild von Mürrenr als Mensch zu entwerfen, ist selbst für solche, die ihm näher standen, äufserst schwer. Das Erste, was sich dauernd dar- bot, war eine tiefe Verschlossenheit, die nicht in sich hineinblicken liefs, und die man in besonderen Augenblicken überraschen mufste, um etwas mehr zu sehen als den gleichmäfsigen Ausdruck der mit einer Art von Schwermuth gefärbten Energie, womit er seine geistigen Zwecke verfolgte. Es war als wenn er gewufst hätte, für wie wenige Tage, wie der Sohn des Perevs klagt, ihn die Mutter geboren, wenn er dem Ruhm nachstrebe, und als könne er doch nicht anders. Jedenfalls waren in seinem Inneren wun- derbare Gegensätze verschmolzen. Dieser scheinbar so harte, gelegentlich so rücksichtslose Mann war andere Male einer Weichheit der Empfindung fähig, die der Gegensatz nur um so wirksamer hervortreten liefs. Er war der zärtlichste Gatte, seiner Tochter und seinem Sohne der liebevollste Va- ter. In der Unterhaltung war er nicht gerade sehr productiv. Dazu war er zu sehr mit dem jedesmaligen Gegenstande seiner Arbeiten gesättigt, auf den unwillkürlich alle geistigen Wege zurücklenkten. Im Schoofse seiner Familie aber, oder in eng vertrautem Kreise, etwa auf seinen Ferienreisen nach guter Ausbeute mit dem feinen Netz und am Mikroskop, konnte er der liebenswürdigste Gesellschafter sein, ja sogar sich kindlicher Ausge- lassenheit hingeben. Unter den Künsten fesselte ihn am meisten die Ar- chitektur; unter den neueren deutschen Dichtern Prarten; unter den Musi- kern Gruck. Sein bedeutendes Einkommen, welches er nicht mühlos hohen Ge- halten verdankte, sondern wesentlich seinem Erfolg als Lehrer, verwendete er mit grofsartiger Freigebigkeit zur Förderung der Wissenschaft und jedes edlen Zwecks. Für seine Reisen, seine Bücher, für die Ausstat- tung seiner Werke reute ihn kein Preis. Er hinterläfst eine Fachbiblio- thek, wie sie in den Händen eines Privatmannes nicht wieder vorhanden ist, vermehrt natürlich durch die Geschenke, die ihm als Zeichen der Verehrung fast täglich aus allen Ländern der Welt zuflossen. Es ist nicht genug zu wünschen, dafs diese Bibliothek, durch öffentliche Mittel, Preu- fsen erhalten bleibe. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 153 Im Verkehr mit seinen Fachgenossen ist Mürter früher eines über- triebenen Ehrgeizes angeklagt worden, der es ihm schwer gemacht habe, fremdes Verdienst neben sich aufkommen zu lassen. Wenn er sich dieses Fehlers schuldig gemacht hat, so will erwogen sein, was Divrror von Garevze sagt!”°, dafs Mürter ohne diesen Ehrgeiz eben nicht wäre er selbst gewesen. So mafslose Anstrengungen, wie er sie sich auferlegte, können nicht anders als von einer entsprechenden, einer gleich mafslosen Leiden- schaft getragen werden, wie der Wissenstrieb allein, ohne einen Bezug auf das Ich, sie nicht einzuflöfsen vermag. In späteren Jahren aber hatte Mür- LER, wie er überhaupt von sittlichen Strebungen mehr als man glauben sollte bewegt war, in dieser Beziehung jedenfalls sehr über sich gewonnen. Auch war wohl an ihm jenes Sprichwort wahr geworden, dessen bittere zweite Hälfte man gern verschweigt: Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter die Fülle, und macht sich nichts mehr daraus. Jetzt konnte man ihm, wie dem alternden Gorrtuz, eher die entgegengesetzte Schwäche zuschreiben, fremdes Verdienst, namentlich an der Jugend, allzuleicht zu überschätzen. „Der Neid”, sagte er mir in der letzten Unterhaltung, die ich mit ihm, wenige 'Tage vor seinem Tode, hatte, „der Neid ist bei mir in „die Bewunderung umgeschlagen. Aber das ist eine Hoheit der Gesinnung, „zu der man erst allmählig gelangt.” Steindruck und Photographie, Pinsel und Meifsel haben gewetteifert, die äufseren Züge Mürter’s zu verschiedenen Zeiten seines Lebens der Nachwelt zu erhalten. Aber kein Bild vermag ganz die bald düstere, bald heitere Pracht dieser Züge wiederzugeben, deren Adel, mit dem glühenden Auge, der braunen Gesichtsfarbe und dem dunklen lockigen Haar, der Fa- miliensage von der Abstammung von römischen Legionaren das Wort zu reden schien. Mürter war von mittlerem, eher kleinem Wuchse, in der Jugend zierlich und mager, in späteren Jahren von angemessener Fülle. Die Breite der Schultern und Lenden, und die Tiefe der Brust stellten das Gleichmafs mit dem mächtigen Haupte wieder her, das ein herrlicher Nacken im erregten Zwiegespräch oder auf dem Kätheder stolz aufgerichtet hielt, sonst aber meist nachdenklich zur Seite sinken liefs. So war es Mürrrr, zu so vielem Anderen, auch noch von der Natur gegeben, wie Tieck von Novarıs sagt, dem geübteren Auge die Erscheinung der Schönheit darzu- 20 154 pu Boıs-Rermonp: bieten. Doch mufs man, wie dort Tırck, bedingend hinzufügen, dafs Hand und Fufs bei ihm ohne feinen Ausdruck war.!7® In seinem Auftreten verband Mürter die etwas steife Förmlichkeit des alten deutschen Professors mit der weltmännischen Gewandtheit des mo- dernen Gelehrten, der es nicht unter der Würde der Wissenschaft hält, auch an seine äufsere Erscheinung zu denken. Seine Sitten waren die ein- fachsten. Seine Mäfsigkeit war erstaunlich. Er bedurfte keiner Erholung von seinen Arbeiten. Von seinen Geschäften und Vorlesungen waren seine Arbeiten ihm die Erholung. Nie sah man ihn erschöpft. Keine Witterung vermochte etwas über ihn, aufser wenn ein bleigrauer Himmel ihm das Licht zum Beobachten oder zum Zeichnen verkümmerte. Mürrer war, was man nennt, nie krank gewesen. Er schien über den kleinen Leiden zu stehen, denen sonst wohl ein in geistigen Anstren- gungen seines körperlichen Wohles vergessener Gelehrter unterliegt. Er- kältungen waren ihm fast unbekannt, obschon er stets unbegreiflich leicht gekleidet ging. Es war als hätten ihm die Götter eine ewige Jugend ver- liehen. In der Mitte der vierziger Jahre fing er wieder an, schlittschuhzu- laufen, und so schnellkräftig fühlte er sich noch wenige Jahre vor seinem Tode, dafs er aus einem höflichen Wettstreit, wer von uns beiden etwas aus einem entfernten Theile des Museums holen solle, lachend einen förm- lichen Wettlauf dem Corridor entlang machte. Die erschütternde Kata- strophe seines Schiffbruches war ohne Folgen an ihm vorübergegangen. Und doch bereitete sich innerhalb dieser scheinbar so harmonischen Orga- nisation allmählig eine Störung vor, die unerwartet schnell eine verderbliche Wendung nehmen sollte. Das Ende. In früherer Zeit rühmte sich Mürrer des Vermögens, gleich einem Feldherrn zu jeder Stunde des Tages schlafen zu können, wenn er sich ge- dankenruhig hinlege.'’” Aber schon längst quälte ihn jetzt Schlaflosigkeit. Doch brachte er eine ansehnliche Zeit ruhend im Bett zu, und fühlte sich dadurch gestärkt. Einigemal ward er, unter tiefer Mifsstimmung, von Schmerzen in der Lebergegend befallen, in deren Gefolge auch einmal Gelbsucht erschien. Er deutete dies Leiden auf Krampf des Gallengan- ges, und bekämpfte es erfolgreich durch grofse Gaben Opium. Auch litt Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 155 er an Herzklopfen, so dafs der Verdacht eines Herzfehlers bei ihm vorhan- den ist. Man erinnert sich jetzt, dafs in den letzten Jahren seine Schläfen- arterien einen sehr geschlängelten Verlauf angenommen hatten. Gegen Ende des Winters 1856—1857 erhielt seine Gesundheit den ersten offenbaren Stofs, indem ein schleichendes Fieber mit gastrischem Charakter ihn zwang, zum erstenmal seit 1827 seine Vorlesungen krankheits- halber auszusetzen. Er war damals sehr um sich besorgt, glaubte einem T'y- phus entgegenzugehen, beschied seinen Sohn, Hrn. Dr. Max Mürrer, tele- graphisch aus Cöln zu sich, ordnete alle seine Angelegenheiten, und unter- sagte für den Fall seines Todes, gleich Dierrensach, die Oelfnung seiner Leiche. Statt des Typhus entwickelte sich indefs nur ein arthritischer Pro- cefs in dem einen Fufsgelenk, und der folgende Sommer sah Mürzer schein- bar ganz wiederhergestellt, wie er denn erwähntermafsen im Herbste darauf der Akanthometren wegen nochmals an das Mittelmeer ging. Im vorigen Winter fing aber Mürrer an, sich über allzuviele ihm auf- gebürdete Arbeit zu beklagen, was er früher nie gethan hatte. Er litt mehr als sonst an Schlaflosigkeit, gegen die er leider wieder grosse Gaben des ver- rätherischen Alkaloids genommen zu haben scheint, welches einst Harrer verderblich ward.'’® Dazu gesellten sich, nicht zu verwundern, hartnäckige Verdauungsstörungen. Schon früher neigte er zu Schwindelanfällen, und pflegte denselben beim Mikroskopiren stundenlang zu trotzen, indem er sich am Tisch festhielt. Diese wurden jetzt so häufig, dafs er sich nicht mehr auf seine Bücherleiter wagte. Abends sah man ihn, theilnahmlos in sich versunken, im Schauspiel sitzen, oder, wie von einer tiefen inneren Angst getrieben, in entlegenen Strafsen umherirren. Düstere Ahnungen kamen über ihn, und waren diesmal nur zu sehr gerechtfertigt. Das Häuschen am fernen heimathlichen Strom, welches er sich oft, und sich darin, umgeben von seinen Büchern, seinem Mikroskop, seinen Lieben, am Abend seiner Laufbahn ein nobile Otium geträumt hatte, es war das Haus aus seiner Schilderung des Mannesalters in der Physiologie, welches man „aufbaut für eine Zukunft, die man oft nicht erlebt”. Die Osterferien dieses Jahres brachten ihm nicht, wie es sonst zu sein pflegte, das Vollgefühl der Befriedigung, eine Zeitlang ungestört seinen Ar- beiten leben zu dürfen. Als endlich das Sommersemester vor der T'hüre war, sah Mürrer die Nothwendigkeit ein, etwas Durchgreifendes für seine 20* 156 pouBoıs-Reymonp: Gesundheit zu thun. Er beschied seinen Sohn aus Cöln zu sich, um mit ihm darüber zu berathen, und kam endlich zu dem Entschlufs, das Colleg über Physiologie aufzugeben. Eine Besprechung mit seinem Hausarzt, Hrn. Geheimenrath Dr. Böhm, ward anberaumt, um Weiteres zu verabreden. Am Morgen des Tages, wo diese Besprechung stattfinden sollte, des 28. April, ward Mürter todt im Bette gefunden, nachdem er erst zwei Stunden zuvor sich heiter und anscheinend wohl mit seiner Gattin unter- halten hatte. Da die Oeffnung seiner Leiche versagt war, blieb die Todes- ursache unbekannt; am wahrscheinlichsten ist er wohl der Ruptur eines gro- fsen Gefäfses erlegen. Seine Schüler, seine Zuhörer haben ihn unter der Theilnahme Alles dessen, was diese Stadt an Intelligenz beherbergt, nach alter akademischer Sitte zur Ruhe getragen. Wie der düstere Rauch seiner Grabesfackeln durch das hervorspros- sende Grün zog, drängte sich der Laut des Dichters immer von Neuem zu: „Um Frühlingsanfang ist ein Baum gefallen”; und den Worten folgend mufste man zuletzt sich schmerzlich sagen: „Er ging, nun zeigt wetteifernd „eure Gaben! Doch derer, die ich kenn’, ersetzt ihn keiner.” Wenn aber etwas uns trösten könnte über solchen Verlust, so würde es die Betrachtung sein, zu der Wınxkermann’s Tod GoETHE anregte. „So war er denn auf der höchsten Stufe des Glücks, das er sich nur hätte wün- schen dürfen, der Welt verschwunden. Und in diesem Sinne dürfen wir ihn wohl glücklich preisen, dafs er von dem Gipfel des menschlichen Da- seins zu den Seligen emporgestiegen, dafs Ein schneller Schlag ihn von den Lebendigen hinweggenommen. Die Gebrechen des Alters, die Abnahme der Geisteskräfte hat er nicht empfunden. Er hat als Mann gelebt, und ist als ein vollständiger Mann von hinnen gegangen. Nun geniefst er im Andenken der Nachwelt den Vortheil, als ein ewig Tüchtiger und Kräftiger zu erschei- nen; denn in der Gestalt, wie ein Mensch die Erde verläfst, wandelt er unter den Schatten, und so bleibt uns Acnırr als ewig strebender Jüngling gegen- wärtig. Dafs Jonanses Mütter früh hinwegschied, kommt auch uns zu gute. Von seinem Grabe her stärkt uns der Anhauch seiner Kraft, und er- regt in uns den lebhaftesten Drang, das was er begonnen, mit Eifer und Liebe fort- und immer fortzusetzen.” 1. 2. o Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 157 Verzeichnils von JOHANNES MÜLLER’s Arbeiten. " 1822. Beobachtungen über die Gesetze und Zahlenverhältnisse der Bewegung in den ver- schiedenen Tbierklassen mit besonderer Rücksicht auf die Bewegung der Insecten und Polymerien. (Von JOHANNES MÜLLER, Studierenden in Bonn). Isis von OKen. 1822. Ba. I. Hft. I. S. 61— 76. (L) Dissertatio inauguralis physiologica sistens Commentarios de Phoronomia Animalium etc. IX.!50 Decembris MDCCCXXI. 4°. Cum Tabula lithographica. Bonnae Typis C. F. Tuormannı. pp. 34. 1823. (IL) De Respiratione Foetus Commentatio physiologica, in Academia Borussica Rhenana Praemio ornata. Cum Tabula aeri incisa. Lipsiae, apud C. Cnosro- cHıum 1823. 8°. pp. 260. 1824. Zur Physiologie des Foetus in Friepr. NAsse’s Zeitschrift für die Anthropologie. 2. Vierteljahrsheft für 1824. S. 423 —483. (Recension). ,‚Dr. C. H. ScuuLTz, Der Lebensprocess im Blute, eine auf microsco- pischen[!] Entdeckungen gegründete Untersuchung. Mit einer Kupfertafel. Berlin, 1821.” Von einem Ungenannten. Isis von OKEN. Jahrgang 1824. Bd. I. Hft. II. S. 267 292. (II) Von dem Bedürfnifs der Physiologie nach einer philosophischen Natur- betrachtung. Eine öffentliche Vorlesung, gehalten auf der Rhein-Universität zu Bonn am 19ten October 1824. Bonn 1825. 1825. Ueber die Entwickelung der Eier im Eierstock bei den Gespenstheuschrecken und eine neuentdeckte Verbindung des Rückengefälses mit den Eierstöcken bei den Insecten. Ver- handlungen der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher. Bd. IV. Abth. II. Bonn 1825. S. 555 — 672, und 6 Kupfertafeln. 158 puBoıs-Rermonp: 8. S 10. 11. 18. 19. 20. 21. 22. 1826. (IV.) Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes des Menschen und der Thiere nebst einem Versuch über die Bewegungen der Augen und über den menschlichen Blick. Leipzig bei C. Cnogroch 1826. 8°. 462 S. 8 Kupfer. (V.) Ueber die phantastischen Gesichtserscheinungen. Eine physiologische Un- tersuchung mit einer physiologischen Urkunde des ARISTOTELES über den Traum, den Philosophen und Aerzten gewidmet. Coblenz, bei Jacos Hörscher. 1826. X und 117 S. (VL) Jahresbericht der schwedischen Akademie der Wissenschaften über die Fortschritte der Naturgeschichte, Anatomie und Physiologie der Thiere und Pflanzen. Aus dem Schwedischen mit Zusätzen. 1824. Der Uebersetzung erster Jahrgang. Bonn. Bei A. Marcus, 1826. 8°. 228 S. 1827. (VIL) Grundrifs der Vorlesungen über die Physiologie. Bonn, bei T. HaBıcHr. 1827.82. - 10238. 1828. (vIIL) Jahresbericht der schwedischen Akademie u. s. w. 1825. Der Ueber- setzung zweiter Jahrgang. Bonn. Bei A. Marcus. 1828. 8°. 216 S. Ueber die Metamorphose des Nervensystems in der Thierwelt. J. F. MECKEL’s Archiv für Anatomie und Physiologie. 1828. S. 1—22. Ueber den Kreislauf des Blutes bei Hirudo vulgaris. MECKEL’s Archiy u. s. w. 1828. S.22—28. Beiträge zur Anatomie des Scorpions. MECKEL’s Archiv u. s. w. 1828. S. 29 —70. 2 Kpfr. Ueber die Athemorgane der Spinnen. Isis von OKEN. Jahrgang 1828. Bd. XXL S. 707— 711. 1 Kpfr. zum Theil. Bemerkungen über den Netzbau und den Instinkt der Spinnen. Isis von OKEN. Jahr- gang 1828.. Bd. XXI. S: 7141 — 717. 1829 (IX.) Grundrifs der Vorlesungen über allgemeine Pathologie. Bonn bei T. Hı- BICHT. 1829. 8°. 448. Ueber ein eigenthümliches, dem Nervus sympathicus analoges Nervensystem der Ein- geweide bei den Insekten. Verhandlungen der Kaiserlichen Leopoldinisch - Carolinischen Akademie der Naturforscher. Bd. VI. Abth. I. Bonn 1829. p. 71—108. 3 Kpfr. Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau der Augen bei den Insekten und Crustaceen. MECKEL’s Archiv u. s. w. 1829. S. 38—64. 1 Kpfr. z. Th. Ueber die Worrr’schen Körper bei den Embryonen der Frösche und Kröten. MECKELs Archiv u. s. w. 1829. S. 65— 70. 1 Kpfr. z. Th. Ueber die Nasendrüse der Schlangen. MECKEL’s Archiv u. s. w. 1829. S. 70—72. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 159 23. Ueber die Augen des Maikäfers. Nachtrag zur früheren Abhandlung über die Insec- ten. MECKEL’s Archiv u. s. w. 1829. S.177—181. 1 Kpfr. z. Th. 24. Ueber den sichtbaren Kreislauf des Blutes in der Leber der jungen Salamanderlarven. MECKEL’s Archiv u. s. w. 1829. S. 182 — 191. 25. Ueber den Bau der Augen bei Murex tritonis. MECKEL’s Archiv u. s. w. 1829. S. 208-2121 Kpfrazs Th: 26. Zur Anatomie der Scolopendra morsitans. Isis von OKEN. Jahrgang 1829. Bd. XXI. S. 549— 552. 1 Kpfr. 27. Sur les yeux et la vision des Insectes, des Arachnides et des Crustaces; Par M.F. (J.) MULLER, Professeur ä l’Universit€ de Bonn. (Extrait de l’ouyrage Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes. — Recherches sur la physiologie comparde du sens de la vision. Leipzig 1826.) Annales des Sciences naturelles par MM. Aupovın, An. BRoG- NIART et Dumas. t. XVII. Paris 1829. p. 225 — 253 et p. 365— 386 (avec 3 planches), et t. XVIII. 1829. p. 73— 106. 28. Sur la Structure des Yeux du Hanneton (Melolontha vulgaris); (Extrait d’une Lettre adres- see aux Redacteurs). Annales des Sciences naturelles etc. t. XVIII. 1829. p.107— 112. 18530. 29. (X.) De Glandularum secernentium Structura penitiori earumque prima Forma- tione in Homine atque Animalibus. Commentatio anatomica. Cum Tabulis aeri incisis XVII. Lipsiae Sumtibus Leor. Vossır. 1830. Fol. pp. 151. (Vorrede vom October 1829.) 30. (X1.) Bildungsgeschichte der Genitalien aus anatomischen Untersuchungen an Embryonen des Menschen und der Thiere, nebst einem Anhang über die chi- rurgische Behandlung der Hypospadia. Düsseldorf bei Arnz 1830. 4°. XVINI und 152 S. Mit 4 Kupfertafeln. (Widmung an RATHuKkE vom 1. Februar 1830.) 31. XI.) De Ovo humano atque Embryone Observationes anatomicae. Prolusio academica, qua ad audiendam Orationem quam pro Aditu Muneris Professoris ordinarii in Facultate medica recitaturus est Die I. Sept. H. XII. in Auditorio ma- ximo, Acad. reg. Fridericae Wilhelmae Rhenanae Proceres, Professores, Docto- res, Cives amplissimos, clarissimos, ornatissimos ea, qua par est, Observantia invitat JoANNES MürLer, Med. et Chirurg. Doctor. Bonnae 1850. 4°. pp. XV. 32. Mikrometrische Messungen der Acini und secretführenden Kanäle der Drüsen im inji- eirten und embryonischen Zustande. MECKEL’s Archiv u. s. w. 1830. S. 51 —62. 33. Ueber den Ursprung der Netze und ihr Verhältnifs zum Peritonealsacke beim Men- schen, aus anatomischen Untersuchungen an Embryonen. MECKEL’s Archiv u. s. w. 14830. S.395—410. 1 Kpfr. z. Th. 34. Zergliederungen menschlicher Embryonen aus früherer Zeit der Entwickelung. MECKEL’s Archiv u. s. w. 1830. S. 411 —434. 1 Kpfr. z. Th. 1831. 35. Bestätigung des BELL’schen Lehrsatzes, dals die doppelten Wurzeln der Rückenmarks- nerven verschiedene Functionen haben, durch neue und entscheidende Experimente. Fro- 160 pu Boıs-Rermonp: RIEP’s Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. No. 646. (17.) März 1831. (No. 8. des XXX. Bandes). S. 113— 117. 36. Fortsetzung der Versuche über die Wirkung des mechanischen und galvanischen Rei- zes auf die vorderen und hinteren Wurzeln der Rückenmarksnerven. A. a. O. April 1831. No. 9. No. 647. S. 129 — 134. 37. Kiemenlöcher an einer jungen Coecilia hypocyanea, im Museum zu Leyden beobachtet. Isis von OKEN. Jahrgang 1831. S. 709— 711. 38. Ixodes ophiophilus, eine neue Zecken-Art, auf einer Schlange gefunden und beschrie- ben u. s. w. Verhandlungen der Kaiserlichen Leopoldinisch - Carolinischen- Akademie der Naturforscher. Bd. VII. Abth. II. Breslau und Bonn 1831. S. 233-242. 1 Kpfr. 39. Me&moire sur la Structure des yeux chez les Mollusques gasteropodes et quelques Anne- lides. Annales des Sciences naturelles etc. t. XXII. 1831. p. 5—28. 2 pl. 40. Nouvelles experiences sur l’effet que produit Virritation mecanique et galvanique sur les racines des nerfs spinaux. Annales des Sciences naturelles ete. t. XXIII. 1831. p- 99 — 112. 1832. 41. Bestätigung des BELL’schen Lehrsatzes, dals die doppelten Wurzeln der Rückenmarks- nerven verschiedene Functionen haben, durch neue und entscheidende Experimente. In: KARL BELL’s physiologische und pathologische Untersuchungen des Nervensystems. Aus dem Englischen übersetzt von M. H. RomBERG u. s. w. Berlin 1832. S. 375— 388. 42. Beobachtungen zur Analyse der Lymphe, des Bluts und des Chylus. POGGENDORFF’s Annalen u. s. w. 1832. Bd. XXV. S. 513 — 591. 43. Zusätze in: BURDACH, die Physiologie als Erfahrungswissenschaft. Bd. IV. Leipzig bei LEop. Voss 1832. S. 103—136. (Untersuchung der Blutkörperchen, des Faser- stoffes im Blute, des Blutes mittels der galvanischen Säule). 44. Observations sur le sang, extraites d’une Lettre adressee a M. DuLonG, Secretaire- perp@tuel de !’Academie des Sciences; par M. MÜLLER etc. Annales des Sciences natu- relles etc. t. XXVII. 1832. p. 222 — 224. 45. Ueber den Bau der Augen bei Argulus foliaceus. TIEDEMANN, G. R. und L. Car. TREVIRANUS Untersuchungen über die Natur des Menschen, der 'Thiere und der Pflan- zen. Bd. IV. 1832. S. 97—105. 1 Kpfr. z. Th. 46. Ueber den körnigen Bau der Hoden bei mehreren Fischen, insbesondere bei Rochen und Haien. TIEDEMANN und der beiden TREVIRANUS Untersuchungen u. s. w. Bd. IV. 41832. S. 106 — 112. 47. Beitrag zur Anatomie und Naturgeschichte der Amphibien. TIEDEMANN und der bei- den TREVIRANUS Untersuchungen u. s. w. Bd. IV. 1832. S. 190—275. 5 Kpfr. 48. Ueber die natürliche Eintheilung der Amphibien. Isis von OKEnN. Jahrgang 1832. S. 504 — 510. 49. Ueber drei verschiedene Familien der froschartigen Thiere nach dem Bau der Gehör- werkzeuge. Isis von OKEN. Jahrgang 1832. S. 536— 539. 50. Ueber das Ganglion oticum ARNOLDI. MECKEL’s Archiv u. s. w. 1832. S. 67— 86. 51. Brief an MECKEL, literarische Notizen enthaltend. MECKEL’s Archiv u. s. w. 1832. S. 261. 52. 90. 54. 52. 99. 56. 97. ST 98. 39. 60. 61. 62. 63. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 161 1833. (XIL) A. Handbuch der Physiologie des Menschen für Vorlesungen. Bd. 1. Abth. I. Coblenz bei J. Hörscher 1833. 8°. VIII und 406 S. (Prolegomena, Blut und Lymphe, Kreislauf, Athmung und Ernährung). On the Existence of Four Distinet Hearts, having regular pulsations, connected with the Lymphatie System, in certain Amphibious Animals. Communicated by LEONARD HoRNER. Read Feb. 14, 1833. Philosophical Transactions for the Year 1833. P. I. p. 89 — 9. : Anatomische Notizen (1. Defecte Milsgeburt. 2. Angeborne Spalte der Wangen, der Eustachischen Trompeten, der Trommelhöhlen, mit Wolfsrachen bei einem Schäfchen. 3. Eigenthümliches Gewebe der Corpora cavernosa. 4. Eigenthümliche Körperchen in der Milz einiger pflanzenfressenden Thiere. 5. Ueber ein bisher unbeachtetes kleines Knötchen an der Wurzel des Nervus glossopharyngeus beim Menschen). Medicinische Zeitung. Herausgegeben von dem Verein für Heilkunde in Preulsen. 2. Jahrgang. 1833. No. 48. S. 213 — 215. No. 52. 235— 236. 1834. (XII) B. Handbuch der Physiologie des Menschen für Vorlesungen. Bd. I. Abth. I. Coblenz u. s. w. 1834. XVI und 445 $. (Absonderung, Verdauung u. s. w., Physik der Nerven), (7.) Vergleichende Anatomie der Myxinoiden, der Cyclostomen mit durchbohrtem Gaumen. Erster Theil. Osteologie und Myologie. (Gelesen am 4. und 11. December 1834). Physikalische Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. [Phy- sikalische Abhandlungen u. s. w.] Aus dem Jahre 1834. Berlin 1836. S. 65—340. 8 Kpfr. Jahresbericht über die Fortschritte der anatomisch -physiologischen Wissenschaften im Jahre 1833. MÜLLER’s Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin. [Archiv u. s. w.] 1834. S. 1—201. Ueber die Structur der eigenthümlichen Körperchen in der Milz einiger pflanzenfressen- den Säugethiere. Archiv u. s. w. 1834. S. 80 — 9%. Anwendung des Kreosotwassers zur Conservation und Präparation des Gehirns und Rückenmarks. Archiv u. s. w. 1834. S. 95— 9%. Anmerkung zu der Abhandlung von STICKER über die Veränderungen der Kräfte durch- schnittener Nerven und über Muskelreizbarkeit. Archiv u. s. w. 1834. S. 202— 217. Anmerkung zu der Abhandlung von Re’rzıus über den Circulus venosus im Auge. Archiv u. s. w. 1834. S. 295. Ueber die Existenz von vier getrennten, regelmäfsig pulsirenden Herzen, welche mit dem Iymphatischen System in Verbindung stehen, bei einigen Amphibien. Archiv u. s. w. 1834. S. 296 — 300. (Uebersetzung aus den Philosophical Transactions, s. oben No. 53.) Nachschrift zu einer brieflichen Mittheilung des Hrn. Prof. E. H. WEBER an Jon. MÜLLER über die Lymphherzen der Amphibien. Archiv u. s. w. 1834. S. 303 — 304. a. Ueber die äufseren Geschlechtstheile der Buschmänninnen. Archiv u. s. w. 1834, S. 319— 345. 1 Kpfr. [Vorgetragen am 18. April 1834 in der medicinisch- chirurgi- 21 162 pu Boıs-Rermonn: schen Gesellschaft zu Berlin. Vergl. Journal der practischen Heilkunde. Herausgegeben von C. W. HUFELAND und E. Osann. Bd. LXXX. S. 111.] 63. a. Nachtrag zur vorigen Abhandlung. Archiv u. s. w. 1834. S. 384. 64. Artikel: Thierische Electrieität. Im Encyelopaedischen Wörterbuche der medicinischen Wissenschaften. Bd. X. 1834. S. 522 — 550. 65. Artikel: Erectiles Gewebe; — Erectilität; — Erection; — Erector clitoridis ; — Erec- tor penis. Im Encyclopaedischen Wörterbuche der medicinischen Wissenschaften. Bd. XI. 1834. S. 452 — 464. n 66. Artikel: Erschlaffer der Paukenfells. Im Encyclopädischen Wörterbuche der medicini- schen Wissenschaften. Bd. XI. 1834. S. 472. 67. Zusätzliche Bemerkungen zu: STEINHEIM, von der Raumveränderung des Blutes, und von der Structur des Herzens, dieser entsprechend, und sie beweisend. Medicinische Zeitung u. s. w. Jahrgang 1834. No. 29. S. 137—138. 1835. 68. (XIV.) Handbuch der Physiologie des Menschen u. s. w. Bd. I. Zweite ver- besserte Auflage. Coblenz u. s. w. 1855. 856 $S. (Die zweite Abtheilung ist aus der ersten Auflage unverändert abgedruckt. Archiv u. s. w. 1856. S. 69.) 69. Gedächtnilsrede auf CArL Asmunn Ruporpuı. (Gelesen in der öffentlichen Sitzung vom 6. August 1835). Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1835. (1837.) S. XVIT—XXXVII. 70. EscuricutT und MÜLLER, über die arteriösen und venösen Wundernetze an der Le- ber und einen merkwürdigen Bau dieses Organes beim Thunfische, Thynnus vulgaris. (Gelesen am 29. Juni 1835.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1835 (1837.) S.1 — 32. 93 Kpfr. 74. Ueber die organischen Nerven der ereetilen männlichen Geschlechtsorgane des Men- schen und der Säugethiere. (Gelesen am 26. November 1835.) Physikalische Abhand- lungen 1835. (1837.) 8. 93—140. 4 Kpfr. 72. Auszug aus einer anatomischen Untersuchung über die cavernösen Nerven des männ- lichen Gliedes und ihren Zusammenhang mit dem Plexus hypogastrieus des Nervus sym- pathicus. Medicinische Zeitung u. s. w. 4. Jahrgang. 1835. No. 18. S. 77—79. 73 Jahresbericht über die Fortschritte der anatomisch -physiologischen Wissenschaften im Jahre 1834. Archiv u. s. w. 1835. 8. 1— 243. 74. Entdeckung der bei der.Erection des männlichen Gliedes wirksamen Arterien bei dem Menschen und den Thieren. Archiv u. s. w. 1835. S. 202— 213. 1 Kpfr. 75. Untersuchung eines Schildkrötenharns von Prof. MAGNUS und Prof. MÜLLER. Archiv u.s. w. 1835. S. 214— 218. 76. Ueber die Kiemenlöcher der jungen Coecilia hypocyanea. Archiv u. s. w. 1835. S. 391— 398. 1 Kpfr. 77. Artikel: Felsenknoten (Ganglion petrosum nervi glossopharyngei). Im Encyclopaedi- schen Wörterbuche der medicinischen Wissenschaften. Bd. XII. 1835. S. 109 —110. 1836. 78. Ueber die Structur der Knochen. Mittheilungen aus den Verhandlungen der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. Erstes Quartal 1836. 16. Februar. $. 6—12. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 163 79. (17.) Ueber den eigenthümlichen Bau des Gehörorgans bei den Cyclostomen, mit Be- merkungen über die ungleiche Ausbildung der Sinnesorgane bei den Myxinoiden. Fortset- zung der vergleichenden Anatomie der Myxinoiden. (Gelesen am 25. April 1836.) Phy- sikalische Abhandlungen u. s. w. 1837. (1839.) S.15—48. 2 Kpfr. 80. Ueber zwei eigenthümliche Bildungstypen des Gehörlabyrinthes bei den Cyclostomen. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuls. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. [Monatsberichte u. s. w.] 25. April 1836. S. 3132. 81. Bemerkungen über perlmutterglänzende Harnblasensteinchen des Berliner anatomischen Museums. Monatsberichte u. s. w. 30. Mai 1836. S. 48. 82. (XV.) Rede zur Feier des 42sten Stiftungstages des Königlichen medicinisch- chirurgischen Friedrich-Wilhelms- Instituts, am 2. August 1836. Berlin bei Un- GERSELA DIAS: 83. Ueber Verschiedenheiten des Leims der Knochen und Knorpel. Mittheilungen aus den Verhandlungen der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. Zweites und drittes Quartal 1836. 16. August. S. 36. 84. Ueber zwei verschiedene Typen in dem Bau der erectilen männlichen Geschlechtsor- gane bei den straulsartigen Vögeln und über die Entwickelungsformen dieser Organe unter den Wirbelthieren überhaupt. (Gelesen am 17. November 1835.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1836. (1838.) S. 137 —177. 3 Kpfr. 85. Ueber zwei verschiedene Typen im Bau der erectilen männlichen Geschlechtsorgane der straufsartigen Vögel. Monatsberichte u. s. w. 17. November 1836. S. 99 — 101. 86. Ueber den feineren Bau der krankhaften Geschwülste. Monatsberichte u. s. w. 8. De- cember 1836. S. 107— 113. 87. Jahresbericht über die Fortschritte der anatomisch -physiologischen Wissenschaften im Jahre 1835. Archiv u. s. w. 1836. S. I- CCXXXVI. 88. Versuche über die künstliche Verdauung des geronnenen Eiweilses von Prof. Dr. J. MÜLLER nnd Dr. SCHWANN. Archiv u. s. w. 1836. S. 66 —89. 89. Ueber die Structur und die chemischen Eigenschaften der thierischen Bestandtheile der Knorpel und Knochen. POGGENDORFF's Annalen u. s. w. 1836. Bd. XXXVII. S. 295 — 353. 1 Kpfr. 90. Nachtrag zu diesem Aufsatze ebendas. S. 476 — 47®. 91. Nachrichten über die beiden Mikrocephalen zu Kiwitsblott bei Bromberg. Medicinische Zeitung u. s. w. 5. Jahrgang. 1836. No. 2. S.7— 10. No. 3. S. 13 — 18. 1837. 52. (XIM.) C. Handbuch der Physiologie des Menschen für Vorlesungen. Bd. II. Abth. I. Coblenz u. s. w. 1857. (Die Lehre von den Bewegungen, von der Stimme und Sprache.) 246 S. 92. (XVI.) A. Handbuch der Physiologie des Menschen für Vorlesungen. Bd. I. Abth. I. Dritte verbesserte Auflage. Coblenz u. s. w. 1837. 421 8. 93. Jahresbericht über die Fortschritte der anatomisch-physiologischen Wissenschaften im Jahre 1836. Archiv u. s. w. 1837. S. I—CXXXXII. 21° 164 pu Boıs-Reymonp: 94. Historisch-anatomische Bemerkungen. Archiv u. s. w. 1837. S. 273 — 2%. 95. Jon. MÜLLER, Ueber die Gattungen der Haifische und Rochen nach einer von ihm mit Hrn. HENLE unternommenen gemeinschaftlichen Arbeit über die Naturgeschichte der Knor- pelfische. Monatsberichte u. s. w. 31. Juli 1837. S. 111 — 118. 96. Ueber die Gattungen der Plagiostomen. Von JoH. MÜLLER und HENLE. WIEG- MANN’s Archiv für Naturgeschichte. 3. Jahrgang. Bd. I. Berlin 1837. S. 394 — 401. 1838. 52. (XII) D. Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. II. Abth. II. Coblenz u. s. w. 1838. S. 246 — 504. (Die Lehre von den Sinnen.) 92. (XVL) B. Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. Abth. II. Dritte verbesserte Auflage. Coblenz u. s. w. 1838. 446 S. 97. (XV) Ueber den feineren Bau und die Formen der krankhaften Geschwülste. - Berlin bei Reımer 1858. Folio. In zwei Lieferungen. Erste Lieferung, Bogen 4—15 und Tafel I—IV. 98. (IIT.) Vergleichende Neurologie der Myxinoiden. (Gelesen am 15. Februar 1838.) Phy- sikalische Abhandlungen u. s. w. 1838. (1840.) S. 171— 251. 4 Kpfr. 99. Ueber das Nervensystem der Myxinoiden. Monatsberichte u. s. w. 15. Februar 1838. S. 16—20. 400. Ueber den Nervus sympathicus der Schlangen. Vorläufige Mittheilung aus der ver- gleichenden Anatomie der Myxinoiden. Archiv u. s. w. 1839. S.59— 63. 401. Jahresbericht über die Fortschritte der anatomisch - physiologischen Wissenschaften im Jahre 1837. Archiv u. s. w. 1838. S. XCI— CXCVIH. 102. Anmerkung zu VALENTIN’s Abhandlung ‚Ueber den Verlauf der Blutgefäfse in dem Penis des Menschen und einiger Säugethiere”. Archiv u. s. w. 1838. S. 224 — 226. 103. a. On the generic characters of Cartilaginous Fishes, with Descriptions of new ge- nera. By Prof. J. MÜLLER and Dr. HENLE. Magazine of Natural History. New Se- ries. Conducted by EDWARD CHARLESWORTH. 1838. vol. II. p. 33— 37. 88— 91. 403. b. Ueber die Gattungen der Plagiostomen. Von Jon. MÜLLER und HENLE. WIEG- MANN’s Archiv u. s. w. 4. Jahrgang. Bd. I. 1838. S. 83— 85. 1839. 104. (XVII) Ueber die Compensation der physischen Kräfte am menschlichen Stimmorgan. Mit Bemerkungen über die Stimme der Säugethiere, Vögel und Amphibien. Fortsetzung und Supplement der Untersuchungen über die Phy- siologie der Stimme. Berlin. Bei A. HırschwArn. 1839. 8°. 548. 4 Kpfr. 105. Ueber den glatten Haifisch des ARISTOTELES und die Verschiedenheiten unter den Hai- fischen und Rochen in der Entwickelung des Eies. Monatsberichte u. s. w. 11. April 1839. S. 49— 52. 106. Ueber die Lymphherzen der Schildkröten. (Gelesen am 14. October 1839.) Physi- kalische Abhandlungen u. s. w. 1839. (1841.) S. 31—35. 1 Kpfr. 107. Ueber die Lymphherzen der Schildkröten. Monatsberichte u. s. w. 14. October 1839. S. 150— 152. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 165 108. Ueber die Lymphherzen der Schildkröten. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 14. Oct. 1839.) Archiv u. s. w. 1840. S.1—4. 109. (7F.) Vergleichende Anatomie der Myxinoiden. Dritte Fortsetzung. Ueber das Gefälssy- stem. (Gelesen am 11. Nov. und 9. Dec. 1839, mit einigen neueren Ergänzungen.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1839. (1841.) S.175—303. 5 Kpfr. 110. Dritte Fortsetzung der Arbeit über die vergleichende Anatomie der Myxinoiden, zu- nächst über Blutgetälssystem und Lymphgefälssystem derselben. Monatsberichte u. s. w. 11. November 1839. S. 184— 186. 411. Ueber die Natur der Nebenkiemen bei den Knochenfischen. Monatsberichte u. s. w. 11. November 1839. S. 186— 197. 112. Mittheilungen über die Wundernetze zu dem comparativen Theil der vergleichenden Anatomie der Myxinoiden. Monatsberichte u. s. w. 9. December 1839. S. 272 — 292. 113. Ueber Nebenkiemen und Wundernetze. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 11. Nov. und 9. Dec. 1839.) Archiv u. s. w. 1840. S. 401 — 142. 114. Sur lorganisation et les fonctions des pseudobranchies et des plexus vasculaires des poissons. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de P’Academie des Sciences. 9. Mars 1840. t. X. p. 422. 415. Ueber den Amphioxus lanceolatus YARRELL. Monatsberichte u. s. w. 11. November 1839. S. 197 — 200. 416. Ueber eine eigenthümliche Bewaffnung des Zwischenkiefers der reifen Embryonen der Schlangen und Eidechsen. Monatsberichte u. s. w. 11. November 1839. S. 182 — 184. 417. Ueber eine eigenthümliche Bewaffnung des Zwischenkiefers der reifen Embryonen der Schlangen und Eidechsen. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 11. November 1839.) Archiv u. s. w. 1841. S. 329—331. 1 Kpfr. 418. Bericht über die Fortschritte der mikroskopischen Anatomie im Jahre 1838. Archiv u. s. w. 1839. S. CLXXXVIII— CCVII. 419. Bericht über die Fortschritte der vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere im Jahre 1838. Archiv u. s. w. 1839. S. CCVII— CCXVII. 120. Ueber die Plagiostomen - Gattungen Syrrhina, Trigonoptera. Mittheilungen aus den Verhandlungen der Gesellschaft naturforschender Freunde. Viertes Jahr. 1839.'' 1840. 52. (XI.) E. Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. II. Abth. II. Coblenz u. s. w. 1840. (Die Lehre vom Seelenleben, von der Zeugung und Entwickelung.) S. 504 — 780. 1 Kupfer. 421. Ueber den glatten Hai des ARISTOTELES, und über die Verschiedenheiten unter den Haifischen und Rochen in der Entwickelung des Eies. (Gelesen am 11. April 1839 und 6. August 1840.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1840. (1842,) S. 187— 257. 6 Kpfr. 122. Fortsetzung der Untersuchungen über den glatten Hai des ARISTOTELES, zunächst über den Galeus laevis des STENoNıs. Monatsberichte u. s. w. 6. August 1840. S. 171—175. 123. Ueber den Bau des Pentacrinus Caput Medusae. Monatsberichte u. s. w. 30. April 1840. S. 88—106. 166 puBois-Rermonp: 124. Ueber die Gattungen der Ophiuren. Von J. MÜLLER und F. H. Troscher. (Mit- getheilt in der Gesellschaft naturforschender Freunde am 16. Juni und 21. Juli 1840.) WIEGMANN’s Archiv u s. w. 6. Jahrgang. Bd. I. 1840. S. 326— 330. 125. Fortgesetzte Bemerkungen über die Gattungen der Asteriden. Von J. MÜLLER und F. H. TroschEL. WIEGMANN’s Archiv u. s. w. 6. Jahrgang. Bd. I. 1840. S. 367 —abß8: 126. Bericht über die Fortschritte der vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere im Jahre 1839. Archiv u. s. w. 1840. $S. CLIX — CCXXI 1841. 127. (XIX.) A. Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. Vierte Auflage. Lief. I. Bogen 1 — 14. Coblenz u. s. w. 1841. 128. (XX.) Systematische Beschreibung der Plagiostomen von Dr. J. MüLzer, u. s. w., und Dr. J. Henze, u. s. w., Fol. mit 60 Steindrucktafeln. Berlin bei Veit und Comp. 1841. XXI und 202 8. 129. Bemerkungen die Anatomie des Thiers im Nautilus Pompilius betreffend. Monatsbe- richte u. s. w. 28. Januar 1841. S. 58 —59. 130. Nachtrag zur Abhandlung über die Nebenkiemen. Monatsberichte u. s. w. 11. Fe- bruar 1841. S. 86 — 98. 131. Fortgesetzte Untersuchungen über die Pseudobranchien (Gelesen in der Königl. Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin am 11. Februar 1841.) Archiv u. s. w. 1841. S. 269-277: 132. Ueber den Bau des Pentacrinus caput Medusae. (Gelesen am 30. April 1840 und 13. Mai 1841). Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1841. (1843.) S. 177 — 248. 6 Kpfr. 133. Ueber die Anatomie des Steatornis caripensis v. Humß. Monatsberichte u. s. w. 193. Mai 1841. S. 172 —179. 134. Anatomische Bemerkungen über den Quacharo, Steatornis caripensis v. HumB. (Ge- lesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, am 13. Mai 1841). Ar- chiv u. s. w. 1842. S.1—11. 1 Kpfr. 135. Ueber die Gattungen und Arten der Comatulen als Fortsetzung der Abhandlung über den Pentacrinus Caput Medusae. Monatsberichte u. s. w. 13. Mai 1841. S. 179—189. 136. Ueber die Gattungen und Arten der Comatulen. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 13. Mai 1841.) WIEGMANN’s (ErRIcHsoN’s) Archiv u. s. w. 7. Jahrgang. Bd. IT. 1841. S. 139 — 148. 137. Ueber einen krankhaften Hautausschlag mit specifisch organisirten Samenkörperchen [Psorospermien]. Monatsberichte u. s. w. 21. Juni 1841. S. 212— 222. 138. Ueber eine eigenthümliche krankhafte parasitische Bildung mit specifisch organisirten Samenkörperchen (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 21. Juni und 19. Juli 1841.) Archiv u. s. w. 1841. S.477—49. 1 Kpfr. 139. Fortsetzung der Beobachtungen über die Psorospermien. Monatsberichte u. s. w. 19. Juli 1841. S. 246— 250. 140. Ueber den Bau und die Lebenserscheinungen des Branchiostoma lubricum CosTA, Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 167 Amphioxus lanceolatus YARRELL. (Gelesen am 6. December 1841.) Physikalische Ab- handlungen u. s. w. 1842. (1844.) S. 79—116. 5 Kpfr. 141. Mikroskopische Untersuchungen über den Bau und die Lebenserscheinungen des Bran- chiostoma lubricum CostA, Amphioxus lanceolatus YARRELL. Monatsberichte u. s. w. 6. December 1841. S. 396 — 411. 442. Bericht über die Fortschritte der vergleichenden Anatomie der Wirbelihiere im Jahre 1840. Archiv u. s. w. 1841. S. CXLV—CLXI. 443. Nachschrift zu Dr. W. PETERS Uebersetzung von Nınsson’s Entwurf einer systema- tischen Eintheilung und speciellen Beschreibung der Phoken. WIEGMANN’s (ERICH- soN’s) Archiv u. s. w. 7. Jahrgang. Bd. I. 1841. S. 333 — 334. 1842. 444. (XXL) System der Asteriden von Dr. Jonannes Mürzer, und Dr. Franz HERRMANN TroscHEL. Braunschweig 1842. 4°. XX und 135 S. 12 Kpfr. 445. Bericht über einige auf einer Reise in Schweden in Gemeinschaft mit Hrn. RETZıUS angestellte pathologisch-anatomische Beobachtungen über parasitische Bildungen. Mo- natsberichte u. s. w. 3. März 1842. S. 47 —49. 446. Ueber parasitische Bildungen. Bericht von J. MÜLLER über einige mit Hrn. Rerzıus untersuchte pathologisch-anatomische Gegenstände, gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 3. März 1842. Archiv u. s. w. 1842. S. 193 — — 212. 2 Kpfr. 147. (F.) Untersuchungen über die Eingeweide der Fische, Schluls der vergleichenden Ana- tomie der Myxinoiden. (Gelesen am 16. und 23. Juni 1842.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1843. (1845.) S. 109— 170. 5 Kpfr. 448. Ueber die Eingeweide der Fische, zunächst über die Geschlechtsorgane der Knorpel- fische und über die Schwimmblase, mit Bezug auf einige neue Fischgattungen. Mo- natsberichte u. s. w. 16. Juni 1842. S. 174— 186. 149. Fortsetzung der Untersuchungen über die Schwimmblase der Fische mit Bezug auf einige neue Fischgattungen. Monatsberichte u. s. w. 23. Juni 1842. S. 202— 210. 150. Beobachtungen über die Schwimmblase der Fische, mit Bezug auf einige neue Fisch- gattungen. (Gelesen in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 16. und 23. Juni 1842). Archiv u. s. w. 1842. S. 307 — 5329. 451. Beobachtungen über die Geschlechtsorgane der Plagiostomen, mit Anwendung auf eine Stelle in ARISTOTELES Naturgeschichte.e (Aus dem Monatsbericht der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Juni 1842.) Archiv u. s. w. 1842. S. 414 — 47. 452. Bericht über die Fortschritte der vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere, im Jahre 4841. Archiv u. s. w. 1842. S. CCXVII— CCXXXIX. 153. Bemerkungen über eigenthümliche Herzen des Arterien- und Venensystems. Archiv u. s. w. 1842. S. 477—478. 1843. 427. (XIX.) B. Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. Vierte Auflage. Lieferung II. Bogen 15—26. Coblenz u. s. w. März 1843. 154. 158. 159. 160. 161. 164. puBoıs-Rermonp: Beiträge zur Kenntnils der natürlichen Familien der Knochenfische. Monatsberichte u. s. w. 3. August 1843. S. 211 — 218. Neue Beiträge zur Kenntnils der Asteriden. Von J. MÜLLER und F. H. TroscHEL. WIEGMANN’s (ERICHSON’s) Archiv u. s. w. 9. Jahrgang. Bd.1I. 1843. S. 113—131. Neue Beiträge zur Kenntnils der Arten der Comatulen. WIEGMANN’s (ERICHSON’s) Archiv u. s. w. 9. Jahrgang. Bd. I. 1843. S. 131 — 136. Beiträge zur Kenntnils der natürlichen Familien der Fische. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 16. und 23. Juni 1842 und am 3. August 1843.) WIEGMANN’s (ERIcHsoN’s) Archiv u. s. w. 9. Jahrgang. Bd. I. 1843. S. 292 — 1380: Nachtrag zur Abhandlung über die natürlichen Familien der Fische. WIEGMANN’s (ErıcusoN’s) Archiv u. s. w. 9. Jahrgang. Bd. I. 1843. S. 381 — 384. Ueber die Wirbel der Haifische, in: Louıs AGAssız, Recherches sur les poissons fos- siles etc. tom. IIl. Neuchatel 1833 —43. 4°. S. 361— 368. 1 Kpfr. [Einzeln abgedruckt unter dem Titel: Notice sur les vertebres de Squales vivans et fossiles, par J. MÜLLER et L. Acassız. (Extrait de la 15° livraison des Re- cherches sur les poissons fossiles). Neuchatel 1843.] Bericht über die Fortschritte der vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere im Jahre 4842. Archiv u. s. w. 1843. S. CCXXXVIIHI— CCLXI. Ueber den Bau der Leber. Anmerkung zu: „Dr. AnoLpHu KRUKENBERG, Untersu- chungen über den feineren Bau der menschlichen Leber.” Archiv u. s. w. 1843. S. 338— 344. 1 Kpfr. Anmerkung zu ‚Dr. F. BiDpEr, Zur Histogenese der Knochen”. Archiv u. s. w. 1843. S. 393. Ueber ossificirende Schwämme oder Osteoid-Geschwülste. (Gelesen in der HurE- LAND’schen med. chirurg. Gesellschaft am 1. Sept. 1843.) Archiv u. s. w. 1843. S. 396 — 442. Anmerkung zu: „Dr. J. von Tscuupı, Vergleichend anatomische Beobachtungen”, betreffend die systematische Stellung der Penelope. Archiv u. s. w. 1843. S. 472. 1344. 127. XIX.) C. Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. Vierte Auflage. Lief. III. 165. 166. 167. Bogen 27 — 47. Coblenz u. s. w. 1844. Zusätze zu zoologischen Mittheilungen von Hrn. PETERS über einige neue Fische und Amphibien aus Angola und Mozambique. Monatsberichte u. s. w. 5. Februar 1844. S. 31—37. Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden und über das natürliche System der Fische. (Gelesen am 12. December 1844.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1844 (1846.) S.117— 216. 6 Kpfr. Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden und über das natürliche System der Fische. Monatsberichte u. s. w. 1844. S. 416 — 422. 168. Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden, und über das natürliche System der Fische. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 12. Dee. 1844.) WIEGMANN’s (ERICHSON’s) Archiy u. s. w. 11. Jahrgang. Bd. 1. 1845. 5. 1 —141. 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 169 Bericht über die Fortschritte der vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere im Jahre 4843. Archiv u. s. w. 1844. S. 50— 67. Synopsis generum et specierum familiae Characinorum. (Prodromus descriptionis novo- rum generum et specierum) Auctoribus J. MÜLLER et F. H. TroscHEL. WIEGMANN’s (Erıcuson’s) Archiv u. s. w. 10. Jahrgang. Bd. I. 1844. S. 81—99. Ueber einen neuen Wurm Sipunculus (Phascolosormna) scutatus. WWIEGMANN’s (ERICH- son’s) Archiv u. s. w. 10. Jahrgang. Bd. I. 1844. S. 166—168. 1 Kpfr. z. Th. Beschreibung neuer Asteriden. Von J. MÜLLER und F. H. TroscHEL. WIEGMANN’s (Erıcuson’s) Archiv u. s. w. 10. Jahrgang. Bd. I. 1844. S. 178—185. Brief über den Blödsinn an den Geheimenrath und General-Inspector des Taubstum- men-Bildungs-Wesens SAEGERT, vom 20. März 1844. Abgedruckt in: Die Heil- und Bildungs-Anstalt für Blödsinnige zu Berlin u. s. w. Bericht über deren Gründung und Entwickelung u. s.w. Herausgegeben von Dr. HrYEr. Berlin 1858. 4°. S.6—7. 1845. (XXI.) A. Horae ichthyologicae. Beschreibung und Abbildung neuer Fische. Von Dr. JoHAnses MÜLLER und Dr. Franz HERRMANN TroscHEL. Erstes und zweites Heft. 4°. Mit 11 Kupfertafeln. Berlin bei Ver und Comp. 1845. 40 S. Nachtrag zu der Abhandlung über den Bau der Ganoiden. Monatsberichte u. s. w. 13. Februar 1845. S. 33 — 35. Ueber die bisher unbekannten typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der Pas- serinen. Monatsberichte u. s. w. 26. Juni 1845. S. 207 — 221. Ueber die bisher unbekannten typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der Pas- serinen. Auszug aus dem Monatsbericht der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Juni 1845. Archiv u. s. w. 1846. S. 314— 332. Caracteres tires de la structure du larynx pour la classification des passereaux. (Dank- schreiben MÜLLER’s an die Academie des Sciences für seine Ernennung zum Correspon- denten.) Comptes rendus etc. 6 Octobre 1845. t. XXI. p. 821. Jahresbericht über die Fortschritte der vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere. 1844. Archiv u. s. w. 1845. S. 195 — 212. Physiologische Bemerkungen über die Statik der Fische. Auszug aus dem letzten Theil der vergleichenden Anatomie der Myxinoiden. Archiv u. s. w. 1845. S. 456—464. Ueber die Wimperbewegung in den Harncanälchen der Rochen und den Kiemen der Ascidien. Anmerkung zu: „KÖLLIKER, Ueber Flimmerbewegungen in den Primordial- nieren”. Archiv u. s. w. 1845. S. 520. 1846. Fernere Bemerkungen über den Bau der Ganoiden. Monatsberichte u. s. w. 12. März 1846. S.67—85. Fernere Bemerkungen über den Bau der Ganoiden. (Gelesen in der Königl. Akade- mie der Wissenschaften zu Berlin am 12. März 1846.) Wı1EGMANN’s (ERICHSON’s) Archiv u. s. w. 12, Jahrgang. Bd. I. 1846. S. 190 — 208. [3 [597 2 170 puBoıs-Rermonp: 484. Ueber die bisher unbekannten typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der Pas- serinen. (Gelesen am 26. Juni 1845 und 14. Mai 1846.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1845. (1847.) S. 321—391. 6 Kpfr. 485. Nachtrag dazu S. 405— 406. 186. Nachtrag zur Abhandlung über die Stimmorgane der Singvögel. Monatsberichte u. s. w. 14. Mai 1846. S. 148 —149. 187. Nachtrag zu der Abhandlung über die Stimmorgane der Passerinen. Archiv u. s. w. 1847. S. 397 — 399. 188. Ueber die Gattung Comatula Lam. und ihre Arten. (Gelesen am 13. Mai 1841 und 8. Juni 1846.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1847. (1849.) S. 237 — 265. 189. Nachtrag zur Abhandlung über die Comatulen. Monatsberichte u. s. w. 8. Juni 1846. S.177— 179. 190. Bemerkung über die Fufsknochen des fossilen Gürtelthiers, Glyptodon clavipes Ow. (Gelesen am 8. Juni 1846.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1847. (1849.) S. 266— 267. 2 Kpfr. 1491. Bemerkungen zu dem Hinterfuls des gigantischen fossilen Gürtelthiers der Banda oriental. Monatsberichte u. s. w. 8. Juni 1846. S. 179 — 181. 192. Bericht über einige neue Thierformen der Nordsee. Archiv u. s. w. 1846. S.101 — 110. 2Kpfr. [Erste Beschreibung des Pluteus.] 193. (1.) Ueber die Larven und die Metamorphose der Ophiuren und Seeigel. (Gelesen am 29. October 1846.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1846. (1848.) S. 273 —312. 7 Kpfr. 194. Ueber die Larvenzustände und die Metamorphose der Ophiuren und Seeigel. Monats- berichte u. s. w. 29. October 1846. S. 294 — 310. 1847. 195. Fortsetzung des Berichts über einige neue Thierformen der Nordsee. Archiv u. s. w. 1847. S. 156—179. 1 Kpfr. z. Th. 196. Untersuchungen über den Hydrarchus. Monatsberichte u. s. w. 12. April 1847. S. 103 — 114. 497. Ueber den Bau des Schädels des Zeuglodon cetoides Ow. Monatsberichte u. s. w. 20. Mai 1847. S. 160. 198. Ueber die Wirbelsäule des Zeuglodon cetoides. Monatsberichte u. s. w. 14. Juni SAT Sdi89.-— 200: 199. Ueber die von Hrn. Kocn in Alabama gesammelten fossilen Knochenreste seines Hy- drarchus. Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 12. April, 20. Mai und 14. Juni 1847. (Aus den Monatsberichten der Akademie.) Archiv u. s. w. 1847. S. 362 —396. 1848. 200. (M.) Ueber die Larven und die Metamorphose der Echinodermen. (Zweite Abhand- lung.) (Gelesen am 27. Juli 1848.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1848. (1850.) S. 75—109. 5Kpfr. (Mit Zusätzen von 1849.) Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 171 201. Ueber die Metamorphose der Echinodermen. Monatsberichte u. s. w. 27. Juli 1848. S. 284. 202. Bemerkungen über die Metamorphose der Seeigel. Archiv u. s. w. 1848. S. 113 — 131. 203. Anmerkung zu: „STANNIUS, Versuche über die Function der Zungennerven”, Archiv u. s.ıw. 1848. S. 138. 204. Dr. A. Tu. v. MiDDENDORFF’s Reise in den äufsersten Norden und Osten Sibiriens. Bd. I. St. Petersburg 1848. 4°. Fossile Fische. Bearbeitet von JOHANNES MÜLLER, S. 261— 263. 1 Kpfr. [Einzeln abgedruckt unter dem Titel: Fossile Fische. Gesammelt während Mıp- DENDORFF’s Sibirischer Reise. Bearbeitet von JOHANNES MÜLLER. (Aus Mıp- DENDORFF’s Sibirischer Reise Bd. I. Th. I.) ] 1849. 205. (XXIIL) Ueber die fossilen Reste der Zeuglodonten von Nordamerica mit Rücksicht auf die europäischen Reste aus dieser Familie. Berlin bei Reımer. 1849. Fol. 378. 27 Steindrucktafeln. 174. (XXIL) B. Horae ichthyologieae. Beschreibung und Abbildung neuer Fische. Von Dr. Jonannes MÜLLER und Dr. Franz HERRMANN TroscHEL. Drittes Heft. Mit 5 Kupfertafeln. Berlin. Verlag von Veit und Comp. 1849. Fol. 28 S. 206. Anmerkung zu: „HERRMANN JORDAN, Ergänzende Beobachtungen zu der Abhandlung von GOLDFUSS über die Gattung Ärchegosaurus”. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preulsischen Rheinlande und Westphalens. Herausgegeben von BUDGe. Bonn 1849. Jahrgang VI. S. 81. 207. Ueber die Bipinnarien und die Metamorphose der Asterien. Archiv u. s. w. 1849. S. 84— 112. 208. Ueber die Larven und die Metamorphose der Holothurien. Monatsberichte u. s. w. 15. November 1849. S. 301— 331. 209. Ueber die Larven und die Metamorphose der Holothurien. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 15. November 1849.) Archiv u. s. w. 1849. S. 364— 399. 1850. 210. (IH.) Ueber die Larven und die Metamorphose der Holothurien und Asterien. (Gelesen am 15. November 1849 und 18. April 1850. Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1849. (1851.) S. 35—72. 7 Kpfr. 211. Fortsetzung der Untersuchungen über die Metamorphose der Echinodermen. Monats- berichte u. s. w. 18. April 1850. S. 140— 141. 212. Anatomische Studien über die Echinodermen. Archiv u. s. w. 1850. S. 117 —155. 213. Berichtigung und Nachtrag zu den anatomischen Studien über die Echinodermen. Ar- chiv u. s. w. 1850. S. 225— 233. 214. Fortsetzung der Untersuchungen über die Metamorphose der Echinodermen. Monats- berichte u. s. w. 7. November 1850. S. 403— 425. 22 172 puBoıs-Rermonp: 215. Fortsetzung der Untersuchungen über die Metamorphose der Echinodermen. Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 7. November 1850. Archiv u. s. w. 1850. S. 452 — 478. 216. Ueber eine eigenthümliche Wurmlarye, aus der Classe der Turbellarien und aus der Familie der Planarien. Archiv u. s. w. 1850. S. 485—500. 2 Kpfr. 217. Ergebnils der Revision einer Reihe fossiler Fischgattungen. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin 1850. Bd. IL. S. 65. 1851. 218. (V.) Ueber die Ophiurenlarven des Adriatischen Meeres. (Gelesen am 16. Januar 1851.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1851. (1852.) S.33—61. 8 Kpfr. 219. Ueber die Ophiurenlarven des Adriatischen Meeres. Gelesen in der Königl. Akade- mie der Wissenschaften zu Berlin am 16. Januar 1851. Archiv u. s. w. 1851. S.1 —20. 220. Nachtrag zu den Untersuchungen über die Entwickelung und Metamorphose der Echi- nodermen. Monatsberichte u. s. w. 28. April 1851. S. 233 — 236. 221. Neue Beiträge zur Kenntnils der Zeuglodonten. Monatsberichte u. s. w. 28. April 1851. S. 236 — 246. 222. Ueber die Jugendzustände einiger Seethiere. Monatsberichte u. s. w. 29. Juli 1851. S. 468 — 474. 223. Ueber die Erzeugung von Schnecken in Holothurien. Monatsberichte u. s. w. 23. October 1851. S. 628— 648. 224. (IV.) Fortsetzung der Untersuchungen über die Metamorphose der Echinodermen. Vierte Abhandlung. (Gelesen am 7. November 1850, 28. April und 10. November 1851.) Physikalische Abhandlungen u s. w. 1850. (1852.) S.37—86. 9 Kpfr. 225. Nachtrag zu den Untersuchungen über die Entwickelung und Metamorphose der Echi- nodermen. Monatsberichte u. s. w. 10. November 1851. S. 677 —. 679. 226. Nachtrag zur Abhandlung über die Erzeugung von Schnecken in Holothurien. Mo- natsberichte u. s. w. 13. November 1851. S. 679 — 680. 227. Anmerkung zu: „AGASSIZ, Ueber die Entwickelung eines Seesterns”. Archiv u. s. w. 1851. S. 125. 228. Ueber eine eigenthümliche Meduse des Mittelmeers und ihren Jugendzustand. Archiv u. s. w. 1851. S. 272—277. 1 Kpfr. 229. Bemerkungen über einige Echinodermenlarven. Archiv u. s. w. 1851. S. 353—357. 1852. 230. Ueber die Erzeugung von Schnecken in Holothurien. Archiv u. s. w. 1852. S.1 — 36. 231. Observations sur la production d’animaux A coquille spirale dans le corps des Synap- tes. Comptes rendus etc. 12 Janvier 1852. t. XXXIV. p. 34—35. 232. Modell der Schale der Synapta-Schnecke. Monatsberichte u. s. w. 22. April 1852. S. 206 — 207. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 173 233. (XXIV.) Ueber Synapta digitata und über die Erzeugung von Schnecken in Holothurien. Berlin bei Reımer 1852. 4°. IV und 36$. Mit 10 Kupfer- tafeln. 234. Ueber die Entwicklungsformen einiger niederen 'Thiere. Monatsberichte u. s. w. 25. October 1852. S. 595 — 606. 235. (VL) Ueber den allgemeinen Plan in der Entwickelung der Echinodermen. (Gele- sen am 19. Februar und 28. October 1852.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1852. (1853.) S. 25—65. 8 Kpfr. 236. Anmerkung zu: „GOTTSCHE, Beitrag zur Anatomie und Physiologie des Auges der Krebse und Fliegen”. Archiv u. s. w. 1852. S. 492. 237. Anmerkung zu: „Fr. LEYDIG, Anatomische Notizen über Synapta digitata”. Archiv u. s. w. 1852. S. 519 — 520. 1853. 238. Ueber die Semitae der Spatangoiden. Archiv u. s. w. 1853. $.1—2. 239. Bericht über ein neu entdecktes Cetaceum aus Radoboy, Delphinopsis FREYERI. Sit- zungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akade- mie der Wissenschaften zu Wien. 20. Jänner 1853. Bd. X. S.84—88. 240. (VIM.) Ueber den Bau der Echinodermen. (Gelesen am 26. Mai, 9. Juni und 18. Juli 1853.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1853. (1854.) S. 123— 219. 9 Kpfr. 241. Ueber den Bau der Echinodermen. Gelesen in der Königl. Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, am 26. Mai 1853. Archiv u. s. w. 1853. S.175—240. [Fort- setzung von No. 212.] 242. (VIL) Ueber die Gattungen der Seeigellarven. Siebente Abhandlung über die Meta- morphose der Echinodermen. (Gelesen am 17. November 1853.) Physikalische Abhand- lungen u. s. w. 1854. (1855.) S. 1—55. 8 Kpfr. [Am Schlufs die ‚Alphabetische Nachweisung zu den (VII) Abhandlungen über Echinodermenlarven”. ] 243. Ueber die Gattungen der Seeigellarven. Gelesen in der Königl. Akademie der Wis- senschaften zu Berlin am 17. November 1853. Archiv u. s. w. 1853. S. 472— 49. 244. Anmerkung zu: ‚„‚KroHN, Ueber die Larve von Spatangus purpureus”. Archiv u. s. w. 1853. S. 258— 259. 1854. 245. Ueber den Canal in den Eiern der Holothurien, Archiv u. s. w. 1854. S. 60— 68. 246. Ueber verschiedene Formen von Seethieren. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 12. Januar 1854.) Archiv u. s. w. 1854. $.69—98. 3 Kpfr. 247. Ueber zahlreiche Porenkanäle in der Eikapsel der Fische. Monatsberichte u. s. w. 16. März 1854. S. 164 —168. 248. Ueber zahlreiche Porencanäle in der Eicapsel der Fische. (Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 16. März 1854.) Archiv u. s. w. 1854. S. 186— 190. 1 Kpfr. z. Th. 174 249. 257. 258. 259. 260. 261. 262. 263. 264. puBoıs-Rermonp: Nachtrag zu der Vergleichung der Larven der Echinodermen, zunächst der verschie- denen Formen der Asterien-Larven. Monatsberichte u. s. w. 16. März 1854. S. 168 — 169. Fortsetzung der Beobachtungen über die Entwickelung der Echinodermen. Monats- berichte u. s. w. 2. November 1854. S. 589 — 593. Anmerkung zu: ‚„REMAK, Ueber Eihüllen und Spermatozoen”. MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1854. 'S..256. 1855. Dankschreiben MÜLLER’s an die Academie des Sciences für den ihm verliehenen Prix CuviEr. Comptes rendus etc. 29 Janvier 1855. t. XL. p. 238. Nachtrag zur Abhandlung über ein neu entdecktes fossiles Cetaceum aus Radoboy. Sitzungsberichte u. s. w. 15. Februar 1855. Bd. XV. S.345. 1 Kpfr. Fortsetzung der Beobachtungen über die Metamorphose der Echinodermen. Archiv u. s. w. 1855. S. 67 —89. Ueber Sphaerozoum und Thalassicolla.. Monatsberichte u. s. w. 19. April 1855. S. 229 — 293. Ueber die im Hafen von Messina beobachteten Polycystinen. Monatsberichte u. s. w. 5. November 1855. S.671—676. 1856. Ueber die Fische, welche Töne von sich geben und die Entstehung dieser Töne. (Nach einem in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 10. Januar 1856 gehal- tenen Vortrag). Archiv u. s. w. 1857. S. 249 — 279. Ueber neue Echinodermen des Eifeler Kalkes. (Gelesen am 16. und 19. Juni 1856.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1856. (1857.) S. 243 — 268. 4 Kpfr. Ueber neue Crinoiden aus dem Eifeler Kalk. Monatsberichte u. s. w. 16. Juni 1856. S. 353 — 356. Ueber ein Echinoderm mit schuppenförmigen Tafeln und Echinidstacheln im Eifeler Kalk. Monatsberichte u. s. w. 19. Juni 1556. S. 356 — 361. Einige Beobachtungen an Infusorien. Monatsberichte u. s. w. 10. Juli 1856. S. 389 — 393. Die Thalassicollen, Polyeystinen und Acanthometren des Mittelmeeres. Monatsbe- richte u. s. w. 13. November 1856. S. 474— 503. 1857. Bemerkungen aus der Entwickelungsgeschichte der Pteropoden. Monatsberichte u. s. w. 19. März 1857. S. 180 — 204. 1858. Geschichtliche und kritische Bemerkungen über Zoophyten und Strahlthiere. Archiv u. s. w. 1858. S. 90— 105. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 175 265. Ueber die Thalassicollen, Polycystinen und Acanthometren des Mittelmeeres. (Gele- sen am 13. November und 11. Februar 1858.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1858. (1859.) S.1—62. 11 Kpfr. 266. Ueber einige neue bei St. Tropez am Mittelmeer beobachtete Polycystinen und Acan- thometren. Monatsberichte u. s. w. 11. Februar 1858. S. 154—155. 267. Ueber einige Echinodermen der Rheinischen Grauwacke und des Eifeler Kalkes. Mo- natsberichte u. s. w. 1. März 1858. S. 185 — 198. 176 puBoıs-Rermonp: Anmerkungen. ! (S. 26.) Recueil des Eloges historiques etc. Premiere Serie. Paris 1856. p. 107. * 2 (SY2 I) Ana. O.1S2Ao.* ® (S. 30.) De Phoronomia Animalium. Dissertatio inauguralis etc. Bonnae 1822. 4°. p. 42. * * (S. 30.) Ibidem. ° (S.31.) „Gegen Spinnen hatte er die gröfste Abneigung. Als er einmal durch das Thor „in’s Gymnasium gehen wollte, hing eine Spinne, eine recht grolse, mitten im Eingange, „und veranlafste ihn, mich, der schon drinnen in nicht grolser Entfernnng war, zu Hülfe zu „rufen; als ich ihm das Unthier beseitigt hatte, wurde er bald von seinen Mitschülern dieser „‚kuriosen Abneignng wegen vielfach aufgezogen und mit Spinnen geneckt.” Handschriftliche Mittheilung von Hrn. Director SEUL. — In dem auch im Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 648% abgedruckten Artikel „‚ Thierische Electricität” aus dem Encyclopae- dischen Wörterbuche der medicinischen Wissenschaften u. s. w. Bd. X. 1834. S. 546*, scheint MÜLLER, bei Gelegenheit der Geschichte CoTu6no’s mit der Maus (S. meine Untersuchun- gen über thierische Elektricität. Bd. I. 1848. S. 40), auf diesen Widerwillen anzuspielen. Man vergleiche auch seine naturgeschichtliche Schilderung der Spinne in OKEn’s Isis. Jahr- gang 1828. Bd. XXI. S. 711*. ° (S. 32.) Hr. Ober- und Studien-Director a. D. PETER SEUL zu Urfeld bei Bonn. 7 (S. 33.) „Als Student machte er mit mehreren einen Ritt von Bonn an die Ahr, hier „fand er, als er de respiratione foetus schreiben wollte, eine trächtige Katze. Sie sollte und „mufste zu Pferde mit nach Bonn genommen werden, alle scheinbaren Hindernisse wurden „beseitigt, in einem Sacke band er sie hinter seinem Sattel fest und allem Miauen ungeach- „tet wurde sie in allen Reitarten, Schritt, Trab, Galopp mitgeschleppt; in Bonn angekom- „men war sie wie wüthend und bils ihn sehr bösartig in die Hand, so dals er fürchtete „‚wasserscheu zu werden; alles half nichts und wehrte nicht, sie wurde zu seinen Zwecken „lebend zerlegt.” Handschriftliche Mittheilung von Hrn. Director SEUL. ® (S. 33.) Auf dem Titel der Dissertation steht der 9., über den Theses defendendae der 14. December als der Tag der Promotion angegeben. Das letztere Datum ist das richtige. ° (S. 33.) Isis von Oxen. 1822. Bd. I. Heft I. S. 61*. 1° (S.34.) In dem Handbuch der Physiologie u. s.w. Bd. I. 3. Aufl. S. 314. und Bd. II. S. 131%, theilt MÜLLER zwar Einiges von dem thatsächlichen Inhalt jener Schriften mit, jedoch ohne deren Titel anzuführen. 1! (S.34.) Isis von Oken. 1823. Bd. II. Hft. IV. S. 987*, '? (S. 36.) Gedächtnilsrede auf Cart Asmunn Ruporpsı. In den Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1835. Berlin 1837. S. XXIIL* Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 177 13 (S.36.) I. F. MECKEL’s Archiv für Anatomie und Physiologie. 1828. S. 23*. 14 (S. 36.) De Glandularum secernentium Structura penitiori etc. Lipsiae 1830. Fol. p. 3. 24.* '5 (S.37.) Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes u. s. w. Leipzig 1826. S..121#. 16 (S. 37.) MECKEL’s Archiv u. s. w. 1832. S. 69*. 17 (S.37.) MECKEL’s Archiv u. s. w. 1828. S. 33*. 18 (S. 37.) Schreiben an v. ALTENSTEIN vom 20. Mai 1824. — Ungedrucktes Curriculum vitae. „Jam vero nune (Winter 1823-24) Inel. HEGEL plilosophiam naturae me docet.” 19 (S. 37.) ,„‚Diro dumque, che la tavola come tavola non & animata, ne la veste come „veste, ne il cuoio come cuoio, ne il vetro come vetro, ma come cose naturali e composte „hanno in se la materia e la forma: sia pur cosa quanto piccola, e minima si vogla, hä in „se parte di sustanza spirituale, la quale, se trova il soggetto disposto, si stende ad esser „pianta, ad esser animale, et riceve membri di qualsivogla corpo, che comunmente si dice „animato: perche spirto si trova in tutte le cose, et non € minimo corpusculo, che non con- „‚tegna cotal portione in se, che non inanimi.” GIORDANO Bruno Nolano. De la Causa, Principio et Uno. Stampato in Venetia Anno 1584. 8°. Dialogo secondo p. 48*. SUITE) EN. 220 8.01*. 2! (S. 38.) Gedächtnifsrede auf C. A. RuDoLpur u. s. w. S. XX VIII. 22 (S.38.) Gedächtnilsrede u. s. w. S. XXXI*, > (S. 39.) Verhandlungen der Kaiserl. Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Natur- forscher. Bd. IV. Abth. II. Bonn 1825. p. VII. * =‘ (S. 39.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. II. Abth. I. 1838. S. 300. * I SEAUNERAR a. 0.18.10: * 26 (S. 40.) A. a. ©. S. 20;*— 'S. auch Vorrede S. XIX.* 27 (S.40.) Memoire sur Pusage de I’Epiglotte dans la deglutition ... suivi ... d’un Me&- moire sur les Images qui se forment au fond de Poeil. Paris 1813. 8.* 28 (S.40.) A.a. ©. Vorrede. S. XIV.* ®9° (S. 40.) Ueber die phantastischen Gesichtserscheinungen u. s. w. S.7.* MAGENDIE’s Beobachtung steht im Journal de Physiologie experimentale. 1824. t. IV. p. 180, Note. 310 et suiv. * »° (S.40.) Vergl. R. HAym, HEGEL und seine Zeit. Berlin 1857. S. 133 ff.* 31 (S. 41.) GRUEL in POGGENDORFFs Annalen u. s. w. 1844. Bd. LXI. S. 220.* — GOTTSCHE in MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1852. S. 483.* — LEYDIG ebendas. 1855. S. 443*; — Lehrbuch der Histologie u. s. w. Frankfurt a. M. 1857. S. 258. 259.* — HELM- HOLTZ, Physiologische Optik. (In KARSTEN’s Allgemeiner Encyklopaedie der Physik. 1. Lief. 1856.) S.3.* »= (S. 42.) Ueber die phantastischen Gesichtserscheinungen u. s. w. S. 69. * ®® (S.43.) Ueber „Das Sehen in subjectiver Hinsicht, von PURKINJE. 1819.” 1821. In „Zur Naturwissenschaft im Allgemeinen”. GOETHE’s sämmtliche Werke in dreilsig Bänden. Stuttgart und Tübingen 1851. Bd. XXX. S. 333. 334. * °®* (S. 43.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. II. Abth. 3. Coblenz 1846. S. 567. * ° (S. 44.) Briefliche Mittheilung von Hrn. Prof. SCHWANN in Lüttich. ?° (S.45.) Gedächtnifsrede u. s. w. S. XXIII. * 23 178 puBoıs-Rermonp: 37 (S. 46.) Zur Naturwissenschaft im Allgemeinen. A.a. O. S. 327.* 38 (S. 46.) Artikel: ‚‚Thierische Electrieität” im Encyelopädischen Wörterbuche der medici- nischen Wissenschaften u. s. w. Bd. X. 1834. S. 546;* — Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 648. * »9 (S. 46.) Ich lasse hier aus den beim Ministerium der Geistlichen, Unterrichts - und Medicinal- Angelegenheiten aufbewahrten Personal-Acten MÜLLER’s, die mir durch die Gnade Sr. Excellenz des Hrn. Ministers VON BETHMANN-HOLLWEG zum Zweck von Studien für die Biographie des Verstorbenen mitgetheilt worden sind, diesen Bericht wörtlich und voll- ständig folgen. T. (Gutachten des Geheimenrathes v. WALTHER über den Gesundheitszustand des Professor MÜLLER.) Hochgeborner Freiherr, Gnädiger hochgebietender Herr Minister! Der Herr Professor WINDISCHMANN hat mir im Auftrage des Herrn Geheimen Ober- Regierungsrathes SCHULZE die Mittheilung gemacht, dals Eure Excellenz von mir ein Gut- achten über den Gesundheitszustand des Hrn. Professor MÜLLER und Vorschläge über die Mittel zu seiner Wiederherstellung zu erhalten wünschen. Diesem hohen Auftrage beeile ich mich in folgendem zu entsprechen. Professor MÜLLER leidet schon seit 35 Monaten an einer eigenen Art von Hypochon- drie, welche ich schon mehrere Male bei jungen Gelehrten im Anfange ihrer mit Erfolg begonnenen literarischen Laufbahn zu beobachten Gelegenheit hatte. Da in diesen von mir früher beobachteten Fällen insgesammt zuletzt immer, obgleich sehr langsam, wieder voll- ständige Genesung eintrat, so zweifle ich keineswegs, dafs auch Professor MÜLLER sich wieder ganz erholen, und zu seinen Berufsarbeiten die vorige ausgezeichnete Tüchtigkeit er- langen werde, um so mehr, als sein Zustand sich wirklich schon bedeutend gebessert hat. Früher behauptete er zu allen etwas anstrengenden körperlichen Bewegungen unfähig zu sein; er glaubte an einer Krankheit des Rückenmarkes zu leiden, welche mit gänzlicher Lähmung der Beine, ja mit dem Tode endigen würde. Diese vermeintliche Unfähigkeit zum Gehen bestimmte ihn auch, gegen meinen oft wiederholten Rath, seine bereits begonnenen Vorlesungen wieder aufzugeben. — Gegenwärtig geht er wieder aus, und reitet zuweilen spatzieren. Den günstigsten Erfolg in seinem jetzigen Zustande könnte man sich von einer Reise versprechen, mit welcher er zugleich wissenschaftliche Zwecke verbinden könnte. Eine Reise nach Paris dürfte in jeder Beziehung am angemessensten sein. Da er sich aber nicht entschlielsen wird, ohne die Begleitung seiner Gemahlin zu reisen, so dürfte diese Reise zu grolsen Kostenaufwand verursachen. Bei einer Reise nach Holland wäre dies nicht der Fall, und sie würde wohl denselben Dienst leisten. In tiefster Verehrung verharre ich Bonn, 26. Julius 1826. Eurer Excellenz unterthänigster v. WALTHER, Geheimer Medicinalrath u. Prof. p. ord. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 179 II. (Ministerial- Reseript an Geheimerath v WALTHER, vom 14. August 1827.) Auf Ew. Hochwohlgeboren Bericht vom 26. v. M. hat das Ministerium dem Prof. Dr. MÜLLER behufs einer zur Herstellung seiner Gesundheit zu unternehmenden Reise den er- forderlichen Urlaub und eine aufserordentliche Unterstützung von 200 Thalern bewilligt, und ihn hiervon mittelst des beigeschlossenen versiegelten Schreibens in Kenntnils gesetzt. Das Ministerium fordert Ew. Hochwohlgeboren auf, dieses Schreiben dem p. MÜLLER auf die Ihnen zweckdienlich scheinende Weise einzuhändigen. Auch wird es dem Ministerium er- wünscht sein, durch Ew. Hochwohlgeboren gefällige Mittheilung weitere Nachrichten über den gegenwärtigen Krankheitszustand des p. MÜLLER baldigst zu erhalten, da sich seit eini- gen Tagen das unglückliche Gerücht verbreitet hat, dafs die Krankheit des p. MÜLLER zur wirklichen Tobsucht übergegangen sei. III. (Zweites Gutachten des Geheimenrathes v. WALTHER über den Gesundheitszustand des Professor MÜLLER.) Hochgeborner Freiherr, Gnädiger hochgebietender Herr Minister! Eurer Excellenz beehre ich mich den Empfang des an mich erlassenen hohen Rescriptes vom 14. August unterthänigst anzuzeigen. Die Einlage habe ich sogleich dem Herrn Pro- fessor Dr. MÜLLER zugestellt. Dieser wird nicht ermangeln, Eurer Excellenz seinen unter- thänigsten Dank für die ihm zu Theil gewordene hohe Gnade zu erstatten. Die Gesundheit desselben ist gegenwärtig fast gänzlich wiederhergestellt und sie bedarf nur noch mehrerer Befestigung. Die in meinem gehorsamsten Berichte vom 26. Julius aus- gedrückten Hoffnungen sind auf die erfreulichste Weise in Erfüllung gegangen. Das in Berlin verbreitete Gerücht, dafs die Krankheit desselben in wirkliche Tobsucht übergegangen sei, ist völlig grundlos. Niemals hatte diese, auch zur Zeit, wo sie am hef- tigsten war, einen andern Charakter als jenen einer etwas eigenthümlich modificirten Hypo- chondrie: und niemals haben die Verstandeskräfte dieses hoffnungsvollen jungen Gelehrten während ihres Verlaufes auch nur im geringsten Grade irgend eine Störung oder Beschrän- kung erlitten. Ich verharre in schuldigster Verehrung Bonn, 22. August 1827. Ew. Excellenz unterthänigst gehorsamster V. WALTHER. ” (S.47.) Jahresbericht über die Fortschritte der anatomisch - physiologischen Wissen- schaften im Jahre 1835. MÜLLER’s Archiv für Anatomie, Physiologie u. s. w. 1834. S. 4.* * (S. 48.) Jahresbericht über 1834. Archiv u. s. w. 1835. S. 83.* ** (S. 49.) De Membrana pupillari aliisque Oculi Membranis pellucentibus. Bonnae 1832. 4°.* — MECKEL’s Archiv u. s. w. 1832. S. 262.*— Froriep’s Notizen. Bd. XXXV. Ja- nuar 1833. No. 769. S. 328.# ” (S. 50.) Versuche über das Leben und seine Grundkräfte auf dem Wege der Experi- mental - Physiologie. Magdeburg 1817. S. 33. ff. * 23* 180 pu Boıs-Rerymonp: “ (S. 50.) Handbuch der Physiologie u. s. w. 1. Aufl. Bd. I. 2. Abth. 1834. Vorrede S. VII*,; — Bd. II. 2. Abth. 1840. S. 522.* — Rede zur Feier des 42. Stiftungstages des Königl. medicinisch - chirurgischen Friedrich -Wilhelms - Instituts, am 2. August 1836. Ber- lin. S. 4.* “ ($.51.) In der Unterhaltung mit ScnitLer über die Metamorphose der Pflanzen, welche der Anlals zur näheren Verbindung der beiden Dichter wurde. Annalen oder Tag- und Jahreshefte von 1794 bis 1822. GorTHE’s sämmtliche Werke in dreilsig Bänden. Stuttgart und Tübingen 1851. Bd. XXI. S. 28.* # (S. 51.) MüÜLLERr’s Archiv u. s. w. 18506. S. 125. 47 (S. 53.) MECKEL’s Archiv u. s. w. 1827. S. 274.* “8 (S. 53.) L’agent immediat du Mouvement vital etc. Paris 1826. p. 216. * “9 (S. 53.) Elementa Physiologiae Corporis humani. t. II. Lausannae 1760. 4°. Lib. VII. Secretio. sect. II. Cola. p. 374 sqq. * 5° (S.53.) MECKEL’s Archiv u. s. w. A.a. O. S. 289. * st (S. 54.) De Glandularum secernentium Structura penitiori etc. p. 3. 24. 25*; — ME- CKEL’s Archiv u. s. w. 1830. S. 59. * 2 (S.54.) Annales de Chimie et de Physique. Novembre 1832. t. LI. p. 315. 316.* »3 (S. 54.) Lecons sur les Effets des Substances toxiques et medicamenteuses. Paris 1857. p- 24 et suiv.* > (S. 54.) Trait@ de Physiologie. t. II. Paris 1850. Deuxieme Partie. p. 4 et suiv.* — Man vergleiche auch FLOURENS, KBloge historique de FRANGOIS MAGENDIE etc. Paris 1858. p. 61 et suiv.* — Auf diese Schwankungen bat Hr. Escuricut bei dem in seinem Werke: Das physische Leben in populären Vorträgen. Berlin 1852. S. 256* gefällten Ur- theile vielleicht nicht hinlänglich Bedacht genommen. »5 (S. 55.) Gedächtnilsrede auf C. A. RupoLpur u. s. w. S. XXXI. * ° (S. 55.) Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes u. s. w. S. 89. Anm. ;*— Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 650. * 57 (S. 55.) MEckEL’s Archiv u. s. w. 1832. S. 70. 71. Anm.*; — Handbuch der Phy- siologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 656. * 58 (S. 55.) CLAUDE BERNARD, Lecons sur la Physiolo ie et la Pathologie du Systeme nerveux. Paris 1858. t. I. p. 25.* 59 (S. 57.) The Works of WıLLıam HEwson. Edited with an Introduction and Notes by GEORGE GULLIVER. London. Printed for the SYDENHAM Society. 1846.* 60 (S. 57.) Precis &l&mentaire de Physiologie. Paris 1817. t. II. p. 305.* „,Je crois „aussi que l’on a souvent decrit et dessin€ dans les ouvrages des bulles d’air pour des globu- 95.* Ah „les de sang; rien du moins ne ressemble davantage A certaines figures d’HEWSOoN, par exem- „ple, que de tres-petites bulles d’air qu’on produit en agitant legerement le liquide soumis „au microscope.” 61 (S. 57.) EvERARD Home, Philosophical Transactions etc. For the Year 1818. P. I. p- 172.* — 1820. PT. p. 1.* "2 (S. 57.) Bibliotheque universelle etc. Juillet 1821. t. XVII. p. 215%; — MECKELs Deutsches Archiv für die Physiologie. Bd. VIII. 1823. S. 302.* 63 (S. 57.) F. HıLdEgrandT’s Handbuch der Anatomie des Menschen. 4. Ausgabe, be- sorgt von E. H. WEBER. Bd. I. Braunschweig 1830. S. 147%, — Stuttgart 1833. S. 161.* Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 1851 6% (S. 58.) Ueber die Hewson’schen Untersuchungen der Blutbläschen und der plasti- schen Lymphe des Bluts, durch die ähnlichen Beobachtungen des Herrn Professor MÜLLER über denselben Gegenstand veranlalste Bemerkungen. Leipzig 1835. S. 34. * 65 (S. 59.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. Abth. II. Coblenz 1834. Vorrede S. VIII;* — Archiv u. s. w. 1835. S. 109.* 66 (S.59.) Medico-Chirurgical Transactions. London 1836. vol. XVI. P. II. p. 295. * 67 (S. 59.) BurpacnH, Die Physiologie als Erfahrungswissenschaft. Bd. IV. Leipzig 1832. S. 95.* „,Die Gerinnung besteht also blols darin, dals der Faserstoff, der bisher aus ein- „zelnen Kügelchen bestand, in eine faserige Masse gerinnt, an welcher der Cruor nun auf „ähnliche Weise haftet wie zuvor an den Kügelchen. — Diese Theorie wurde von HEwsoN „in seinen nachgelassenen Papieren zuerst angedeutet, dann aber von HoME vorzüglich ver- „theidigt.” In seiner oben (Anm. 64.) angeführten Streitschrift, S. 35, läugnet Hr. SchuLTz diese Angabe Burnach’s, weil in der, in der Anm. 65. angeführten Stelle der Vorrede zur 2. Abth. des 1. Bandes des Handbuches der Physiologie, S. XI., durch einen Druckfehler ‚,35” statt „95” steht. Auf S. 35. kommt aber bei BurpAcH der Name HEwWSON nicht vor, woraus man ersieht, dafs man es mit einem Druckfehler zu thun habe. — Vergl. übrigens über Mürrer’s Verdienste in dieser Angelegenheit MILNE EDwArDs, Lecons sur la Physiologie et l’Anatomie comparee de ’Homme et des Animaux ete. Paris 1857. t. I. p. 117.* 68 (S. 59.) Bıldungsgeschichte der Genitalien u. s.w. Widmung an Hrn. RATHKE.* 6° (S. 60.) Isis von OkeEn. 1829. Bd. XXI. S. 401.* 7° (S. 60.) Gedächtnilsrede u. s. w. S. XXXIII.* 71 (S. 60.) MEcKEL’s Archiv u. s. w. 1832. S. 70. Anm.* 72 (S. 60.) MüÜLLer’s Archiv u. s. w. 1841. S. 177. Anm.* 7° (S. 64.) Im Text steht, was keinen Sinn giebt: „eine diesem Aufschwung und der ferneren Früchte würdige Stätte zu geben”. 7% (S 68.) FRIEDRICH SCHLEMM, geb. am 11. December 1795 zu Gitter in Hannover, starb am 27. Mai 1858. ”5 (S.71.) Joun MÜLLER, Elements of Physiology translated by Baty. London 1837; — Second Edition. London 1840—43; — Supplement. 1848. ”° (S. 71.) JEAN MuLLER, Manuel de Physiologie. Traduit de l’Allemand sur la qua- tritme Edition (1844), avec des Annotations, par A. J. L. Jourpan. Accompagne de 275 figu- res intercaldes dans le texte, et de 4 planches grav6es. Paris 1845. 2 vol. 8°.* — Eine neue Ausgabe ist 1851 von Hrn. LITTRE besorgt. 77 (S. 74.) Rede zur Feier des 42. Stiftungstages u. s. w. Berlin 1836. S. 5.* 78 (S. 74.) Gehalt ohne Methode führt zur Schwärmerei, Methode ohne Gehalt zum leeren Klügeln, Stoff ohne Form zum beschwerlichen Wissen, Form ohne Stoff zum hohlen Wähnen. ”® (8. 75.) Kopenhagen 1825. 8.* °° (S.76.) EULENBERG, De Tela elastica. Diss. inaug. etc. Berolini 1836. 4°. * 8! (S.76.) HERMANN JOoRDAN, De Tunicae Dartos Textu cum aliis comparato. Diss. inaug. etc. Berolini 1834. 8%,* — MÜLLERr’s Archiv u. s. w. 1834. S. 410.* 52 (S.76.) MiESCHER, De Ossium Genesi, Structura et Vita. Diss. inaug. etc. Bero- 182 pu Boıs-Rermonp: lini 1836. 4°%;* — De Inflammatione Ossium eorumque Anatome generali. Exercitatio ana- tomico -pathologica ete. Berolini 1836. 4°, * ® (S. 76.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 1. Abth. 3. Aufl. 1837. S. 428.* » (S. 77.) E. pu Boıs-REYMoND, Untersuchungen über thierische Elektricität. Bd. I. Berlin 1848. S. V; — On Signor CArto MATTEUCCTs Letter to H. BENCE JONES etc. London 1853. p. 13. 85 (S. 77.) Die sensorische Function des Rückenmarks. u. s. w. Berlin 1853. S. 4.* #° (S.78.) GEORGII PROCHASKA ete. ÖOperum minorum anatomici physiologici et pa- thologiei Argumenti Pars Il. Viennae 1800. p. 150 sqq.* 57 (S.78.) Les Passions de ’Ame. Par Ren£ Des CArTEs. A Paris 1649. 8°. p. 21: „A lexemple de quoy il est ayse de concevoir que les sons, les odeurs, les saveurs, la cha- „leur, la douleur, la faim, la soif, et generalement tous les objets, tant de nos autres sens „exterieurs, que de nos appetits interieurs, excitent aussi quelque mouvement en nos nerfs, „qui passe par leur moyen jusques au cerveau. Et outre que ces divers mouvemens du „‚cerveau font avoir A nostre ame divers sentimens, ils peuvent aussi faire sans elle, que les „esprits prenent leurs cours vers certains muscles, plustost que vers d’autres, et ainsi quils „meuvent nos membres. Ce que je prouveray seulement icy par un exemple. Si quelcun „avance promptement sa main contre nos yeux, comme pour nous fraper, quoy que nous „sgachions qu’il est nostre ami, quil ne fait cela que par jeu, et qu'il se gardera bien de „nous faire aucun mal, nous avons toutefois de la peine A nous empescher de les fermer: „ce qui monstre que ce n’est point par l’entremise de nostre ame qu’ils se ferment, puisque „C'est contre nostre volont£, laquelle est sa seule ou du moins sa prineipale action; Mais que „C'est ä cause que la machine de nostre corps est tellement composee, que le mouyement de „cette main vers nos yeux, excile un autre mouvement en nostre cerveau, qui conduit les „esprits animaux dans les muscles qui font abaisser les paupieres”. An einer späteren Stelle (p- 53. 54*) schildert DEs CARTEs den ähnlichen Mechanismus, durch den wir uns unwillkürlich einer Gefahr drohenden Erscheinung entziehen, und hier sagt er: „Car cela rend le cerveau telle- „ment dispose en quelques hommes, que les esprits refleschis de l’image ainsi formee sur „la glande, — es ist die Zirbeldrüse gemeint — vont de lä se rendre, partie dans les nerfs, „qui servent ä tourner le dos et remuer les jambes pour s’en fuir; et partie en ceux qui „eslargissent ou estrecissent tellement les orifices du coeur etc”. Es verdient bemerkt zu werden, dals ProcnuAsxA a. a. O.p.155*, neben besseren Beispielen, die er zur Erläuterung des Princips der Reflexion heranzieht, nämlich Niesen und Husten, auch das von DEs CARTES gebrauchte fast mit denselben Worten anführt: „Si amieus digito suo appropinquat ad ocu- „lum nostrum, licet, persuasisimus nihil mali nobis inferendum esse, tamen jam impressio illa „per opticum nervum ad sensorium eommune delata, in sensorio ita reflectitur in nervos pal- „pebrarum motui dicatos, ut nollentibus claudantur palpebrae, et arceant molestum digiti ad „oculum attactum”. #8 (S.78.) A.a. O0. S. 92*: „„Der Sitz des Seelensensoriums ist vorzüglich das Gehirn, „des Körpersensoriums das Rückenmark und wie es scheint auch die Nervengeflechte und „Nervenknoten, das letzte erweisen die Misgeburten ohne Gehirn, welche zuweilen mehrere „Stunden und auch tagelang am Leben bleiben, ihre Gliedmalsen bewegen, Stimme von „sich geben, die Brustwarze anziehen u. d.m. so sieht man auch, dafs enthauptete Thiere „zuweilen noch durch einige Augenblicke fortfahren zweckmälsige Bewegungen zu machen. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 183 „Vermöge dieser Uebereinstimmung der Nerven ist die Wirkung des Reitzes nicht bloss auf „den unmittelbar gereitzten Nerven beschränkt, sondern sie erstrecket sich auch auf die entfern- „ten Nerven und ihre Organe, welches man den consensus nervorum nennt, wie z. B. der „Reitz in der schwangern Gebärmutter oft Ekel Erbrechen, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen „u. d. gl. verursachet. Auf diese Art stehen alle Organe, welche nicht unter dem unmittel- „baren Einfluls des Gehirns sind, nur durch die Nerven besonders des Intercostalsystems in „Verbindung und in polarischer Wechselwirkung; demnach was immer für ein Reitz die „elektrische Spannung des einen Organs verändert, so wird dieses dem andern durch die „Nerven in Verbindung stehenden Organ mitgetheilt, dessen Spannung auch eine Veränderung „erleidet. ... Die polarische Wechselwirkung der Organe in unserm Körper kann auch, wenn zwey Organe in einen starken polarischen Gegensatz kommen, ohne Nerven durch alle zwi- „schen liegende festen und flüssigen Theile von einem Organ zum andern strömen ... (S. 99.) Dafs die polarische Wechselwirkung der Organe, wodurch sie in ihren Verrich- „tungen bedingt werden, unsere Erhaltung zum Zwecke habe, lälst sich aus mehreren Er- „scheinungen darthun: z. B. der Reitz des lebhaften Lichts der auf den Sehnerven wirkt, „bringt in der Regenbogenhaut die Verengerung der Pupille hervor, um den zu starken Ein- „druck des Lichtes zu mälsigen. Bey dem Annähern eines Körpers zu dem Auge schlielsen „sich die Augenlieder unwillkührlich, um es zu schützen,” u. s. w. — Dies ist die einzige Stelle des Werkes, die auf die Reflex- Erscheinungen bezogen werden kann. Man sieht, dals PROCHASKA hier gerade diejenige Lehre vorträgt, die MÜLLER dreizehn Jahre später durch Aufstellung der Reflex- Theorie beseitigte. 89 (S.79.) Die Ergebnisse der Untersuchung waren nur in aller Kürze der Naturfor- scher-Versammlung zu Jena im September 1836 mitgetheilt worden. Isis von OKEn. 1837. S. 523. 524. * % (S.79.) Vergl. E. pu Boıs-ReymonD, Gedächtnilsrede auf Paun ErmAn. In den Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1853. (1854.) S. 20. 21. °%: (S. 80.) Vergl. P£EcLET, Trait€ &lementaire de Physique. 4m® Edition. Paris et Alger 1847. Introduction. p. ij;* — E. pu Boıs-REYMOND, Untersuchungen über thierische Elektrieität. Bd. I. Berlin 1848. Vorrede S. XXVI. »2 (S. 81.) Vergl. Lıscovıus, Physiologie der menschlichen Stimme für Aerzte und Nichtärzte. Leipzig 1846. S. 26. 88. 115.* 93 (S. 81.) MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1850. S. 1.* %* (S.81.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 738.* — Bd. Il. S. 439. * 9° (S.82.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 28. 855;* — Bd. II. S. 260.* 9° (S. 83.) Gedächtnifsrede auf RUDOLPHI u. s. w. S. XXX.* — S. auch meine Unter- suchungen über thierische Elektricität u. s. w. Bd. I. S. 99. 97 (S.85.) A.a. O. 1823. Bd. LXXIV. S. 334.* 9° (S.85.) Artikel: „„Anatomie” im Eneyclopaedischen Wörterbuche der medicinischen Wissenschaften. Bd. I. 1828. S. 378.* 9» (S. 86.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 751.* 100 (S. 87.) Artikel: „‚Leben. Lebenskraft” in Rup. Wacner’s Handwörterbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. Braunschweig 1842. S. LVI.* 184 pu Boıs-Rermonrp: 101 (S. 88.) Vergl. E. pu Boıs-REYMoND, Untersuchungen über thierische Elektrieität u. s. w. Bd. I. S. XXXIV. ff.; — Die Fortschritte der Physik im Jahre 1847. Dargestellt von der physikalischen Gesellschaft zu Berlin. III. Jahrgang. Redigirt vom Prof. Dr. G. Karsten. Berlin 1850. S. 414; — Ueber thierische Bewegung. Rede, gehalten im Ver- ein für wissenschaftliche Vorträge am 22. Februar 1851. Berlin 1851. S. 25. 26. 'o2 (S, 89.) The Life of GEORGE STEPHENSON, Railway Engineer. By SAMUEL SMILES. London 1857. p. 468. 469. * 105 (S. 90.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. S. 614. 617.* 104 (S. 92.) S. oben Anm. 56. 195 (S. 92.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 279. * 106 (S. 92.) Physikalische Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1835. (1837.) S. 94. * 107 (S. 92.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 664.* 108 (S, 92.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 739. 744. 745.* 10° (S. 92.) Mit Dr. STICKER. STICKER, De Nervorum persectorum Mutationibus deque Irritabilitate Musculorum. Diss. inaug. Berolini 1833;* — MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1834. S. 203. 206. 208;* — Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aull. S. 412.* — STICKER sagt ausdrücklich, dals MÜLLER operirt, und er nur assistirt habe. 110 (8, 92.) Mit Dr. PEipErs. PEıpERSs, De Nervorum in Seeretiones Actione. Diss. inaug. ete. Berolini 1834; * — Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 468.* 111 (S, 92.) Mit Dr. DiECKHOFF. DIECKHOFF, de Actione, quam Nervus vagus in Di- gestionem Ciborum exerceat. Diss. inaug. etc. Berolini 1835;* — Handbuch der Physiolo- gie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 551.* 112 (8. 92.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 740. * 113 (S. 92.) Comptes rendus ete. 8 Avril 1839. t. VIII. p. 550. * 114 (S. 93.) Heinrich RosE, Gedächtnilsrede auf BERZELIUS u. s. w. Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1851. (1852.) S. (LXXIL.)* 15 (S. 95.) Vergl. HENLE, im Bericht über die-Fortschritte der physiologischen Patho- logie und pathologischen Anatomie im Jahre 1838. MüÜLtEr’s Archiv u. s. w. 41839,.,8: LXIX. LXX.* '16 (S, 95.) Monatsbericht der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 3. März 4842. S. 47, — MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1842. S. 193.* 117 (S. 96.) MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1835. S. 206. * 115 (S.96.) Fr. ArnoLD, Ueber den Ohrknoten. Heidelberg 1828. 4°;* — Der Kopf- theil des vegetativen Nervensystems beim Menschen u. s. w. Heidelberg und Leipzig 1831. 4°,* — ScuLEMM, Bemerkungen über den angeblichen Ohrknoten u. s. w. in FRORIEP’s Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. No. 660. (Bd. XXX. No. 22.) Juni 1831. 8. 337.* — ArnoLD, Einige Worte zu den Bemerkungen u. s. w. Ebendaselbst. No. 673 (Bd. XXXI. No. 13.) August 1831. S. 198.* 119 (S. 97.) MÜLLER in MECcKEL’s Archiv u. s. w. 1832. S. 67%; — Bericht über die Fortschritte der anatomisch-physiologischen Wissenschaften im Jahre 1833. Archiv u. s. w. 1834. S. 13;* — im Jahre 1834. Archiv u. s.w. 1835. S. 15.*— Krause, Handbuch der menschlichen Anatomie. Bd. I. Abth. II. Hannover 1836. S. 976. 999. 1000. 1002*; — derselbe, Syn- opsis Icone illustrata Nervorum Systematis gangliosi in Capite Hominis. Hannoverae 1839. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 185 Fol. p. 9*;— LonGET, Anatomie et Physiologie du Systeme nerveux etc. Paris 1842. t. II. p- 144*; — Hyarı, Lehrbuch der Anatomie des Menschen u. s. w. 5. Aufl. Wien 1857. S. 688. * 120 (S. 97.) MECKEL’s Archiv u. s. w. 1832. S. 72. 73.* 121 (S. 97.) TIEDEMANN’s und der beiden TREvIRANUs Zeitschrift für Physiologie. Bd. V. Hft. II. S. 175. 181. 182.* 122 (S. 97.) Fr. ArnoLd, Lehrbuch der Physiologie des Menschen. 2. Theil. 1. Abth. Zürich 1837. Vorrede. S. VI * 123 (S. 97.) Hrn. ArnoLp’s Antwort steht in dessen Bemerkungen über den Bau des Hirns und Rückenmarks. Untersuchungen im Gebiete der Anatomie und Physiologie u. s.w. Bd. I. Zürich 1838. S. 170.* — Vergl. Krause in MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1839. S. CVII.* '#* (S. 97.) MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1837. S. 276.* — Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. 2. Abth. 1838. S. 614. 662. 793. 794;* — Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1838. (1840.) S. 219. 220. * 125 (S. 98.) Jonun Davy, Researches, physiological and anatomical. London 1839. Vol. I. p. 218.*; — Philosophical Transactions etc. For the year 1844. P. I. p. 57%; — Annales de Chimie ei, de Physique. 1845. 3m Serie. t. XIII. p. 174. * 126 (S. 98.) Comptes rendus etc. 18 Aoüt 1856. t. XLIII. p. 329. * 127 (S. 99.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1834. (1836.) S. 65.* 128 (S. 99.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1843. (1845.) S. 165.* 12° (S. 100.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1834. (1836.) S. 185%; — Gedächt- nilsrede auf RUDOLPHI u. s. w. S. XXIX.* — Seitdem ist bekanntlich die Urheberschaft der Wirbeltheorie des Schädels noch weiter hinaus, bis zu ALBERT dem Grolsen, gerückt worden. POoucHET, Histoire des Sciences naturelles au Moyen Age ou ALBERT LE GRAND et son Epoque etc. Paris 1858. p. 271. 272. * 30 (S. 102.) Philosophical Transactions etc. For the Year 1842. P.I. p. 57.* 131 (S. 103.) MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1836. S. LXXXIN. * 52 (S. 103.) „‚Principes de Philosophie Zoologique par GEOFFROY DE SAINT-HILAIRE”. GOETHE’s sämmtliche Werke in dreilsig Bänden. Stuttgart und Tübingen 1851. Pd. XXX. S. 397%; — ECKERMANN, Gespräche mit GOETHE in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. III. Magdeburg 1848. 5. 399 ff.* 3 (S. 103.) MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1834. S.3.* — Physikalische Abhandlungen u. s.w. 1836. (1838.) S. 138.* 13% (S. 104.) MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1843. S. 32.* 135 (S. 104.) Annales des Sciences naturelles. 3"° Serie. Zoologie. t. IV. 1845. p. 224. 225. 228.* 3° (S.104.) Von neueren Untersuchungen, die besonders auf die Jugendzustände des Thieres Rücksicht nehmen, vergl. Max ScHULTZE in v. SIEBOLD’s und KÖLLIKER’s Zeit- schrift für wissenschaftliche Zoologie. 1851. Bd. III. S. 416* und LEUCKART und PAGEN- STECHER in MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1858. S. 558. * 17. (S. 104.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 4. Auflage. Lief. I. 1841. S. 132.* 1358 (S. 104.) Vgl. MArrEuccı in den Comptes rendus etc. 22 Fevrier 1847. t. XXIV. p- 301;* — Die Fortschritte der Physik im Jahre 1837, dargestellt von der physikalischen Gesellschaft zu Berlin. Redigirt von G. KArsTEn. Berlin 1850. S. 440.* 24 186 pu Boıs-Rermonp: 139 (S. 105.) Recherches sur les Ossemens fossiles etc. Nouvelle Edition. Paris 1821. 42, t. I. Discours pr@liminaire. p. XLV et suiv.*%; — Le Regne animal distribu@ d’apres son Organisation etc. Paris 1817. t. I. p. 76.* 1° ($. 106.) Monatsberichte der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1846. S. 82%; — WIEGMANN’s (Erıcuhson’s) Archiv für Naturgeschichte. 1846. Bd. I. S. 205 *. — Der Gedanke ist eine Reminiscenz von CUVIER im Discours pre@liminaire zu den Recher- ches sur les Ossemens fossiles ete. Ibidem, p. XLVIL* — MÜLLER selbst führt die Stelle von Cuvier in Nö6GErATms UÜebersetzung an im Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 3. Aufl. S. 488, * 1°1 (S. 106.) Ueber Narcine, eine neue Gattung elektrischer Kochen nebst einer Synopsis der elektrischen Rochen. Berlin 1834. 4°.* '*2 (8. 110.) WIEGMANN’s (Erıcuson’s) Archiv für Naturgeschichte. 1846. Bd I. S. 202... Anm.* 3 (S.111.) Annales des Sciences naturelles ete. 3=° Serie, Zoologie. t. IV. p. 53.* '#* (S. 111.) Amiae Calvae Anatomiam desceripsib Tabulaque illustravit HENRICUS FRAN- QuE. Berolini 1847. Fol. * 1 (S.113.) Vergl. CABANıSs, Ornithologische Notizen, in WIEGMANN’s (ERICHSON’s) Archiv für Naturgeschichte. 1847. Bd. I. S. 186,—308.* — Vergl. MÜLLER, in seinem Ar- chiv u. s. w. 1852. S. 47. Anm. * 16 (S. 115.) Transactions of the Geological Society of London. 2" Series. vol. VI. p. 70. Foot-note.* — Vergl. BURMEISTER, Geschichte der Schöpfung, 6. Aufl. Leipzig 1856. S. 466.* Iier steht nicht ganz mit dem ursprünglichen Sinn des Namengebers überein- stimmend: „,Zeuglodon soll auf die enge Commissur zwischen den beiden Keimhöblen der „Backzähne hinweisen”. — BURMEISTER’s eigene Untersuchung des Zeuglodon steht unter dem Titel: „Die Literatur über Hydrarchos”, in der Halle’schen Allgemeinen Literatur-Zei- tung. Juni 1847. No. 121 ff.* 147 (S. 117.) Ibidem. t. III. pl. LXVI.* 1# (S.118.) An Essay on Classification. Part I. of the first Volume of the Contribu- tions to the Natural History of Ihe United States of North America. Boston 1857. 4°. p. 116.* — The same. London 1859. 8°. p. 174. * 19 (S.121.) Annales des Sciences naturelles. 3”° Serie. 1847. t. VII. Zoologie. p. 348.* 150 (S. 121.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1848. (1850.) S.85.* 151 (S. 122.) Mürtenr’s Archiv u. s. w. 1849. S. 400. 439;* — Monatsberichte u. s..w. November 1849. S. 331. December 1849. S. 380%; — Physikalische Abbandlungen u. s. w. 1849. (1851.) 8. 66.% '»2 (S.123.) Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1848. (1850.) S. 105. 106.* 153 (S.124.) Annals and Magazine of Natural History etc. 2" Series. 1852. vol. VII. pls 28 154 ($.425.). Ibidem; »® (S. 126.) Es waltet daher hier ein Widerspruch ob zwischen MÜLLER’s Schätzung der Länge der Synapta und seinen Zahlenangaben. Er schätzt jene Länge auf 15— 20”, während sich auf eine Synapta-Strecke, von 60—7%9 Fuls 15—20 Köpfe fanden. Daraus würde aber die wenig wahrscheinliche Länge von etwa 4 Fuls folgen. Der Schwanzstücke, Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 187 die sich mit den Köpfen gegenseitig controliren müfsten, geschieht bei MÜLLER keine Er- wähnung. 156 (S. 428.) Ueber Synapta digitata und die Erzeugung von Schnecken in Holothurien. Berlin 1852. 4°. Vorrede. S. III. * 157 ($. 129.) POGGENDORFF’s Annalen u. s. w. 1836. Bd. XXXIX. S. 487.* 158 (S. 129.) PoGGENDoRFF’s Annalen u. s. w. 1837. Bd. XLI. S. 184. * 159 (S.129.) MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1843. S. 453.* 160 (S. 129.) Ich verdanke diesen Ausdruck, der den von Sir CHARLES LYELL in die Wis- senschaft eingeführten Grundgedanken bündig wiedergiebt, meinem Freunde, Hrn. Dr. Jus- tus Rorn. 161 (S. 130.) Monatsberichte u. s. w. October 1851. S. 645%; — MÜLLER’s Archiv u. s. w. 1852. S. 30*, ‘2 (S. 131.) MüÜLLER’s Archiv u. s. w. 1852. S. 27. 28%; — Ueber Synapta digitata u. Ss. w. $.23.* 19 (S.132.) A.a. O. 2° Series. 1853. vol IX. p. 37. 103.%* Um den Parasitismus der Entokoncha glaublich und verständlich zu machen, führt der Berichterstatter Folgendes an. Die organische Verbindung des Schneckenschlauches mit dem einen Darmgefäls der Syn- apta soll erläutert werden durch das Beispiel der von Hrn. L£on Durour beobachteten Ocyptera bicolor, Hyalomyia dispar und noch einer dritten unbestimmten Dipterenlarve, wel- che in der Leibeshöhle anderer Insecten aufserhalb des Darmcanals schmarotzen, und dadurch ath- men, dafs sie ihre Tracheen theils mit den Stigmen ihrer Wirthe, theils mit deren Luftbe- hältern, wie solche bei den Hymenopteren vorkommen, in Verbindung setzen. Dies geschieht in zweien der angeführten Fälle angeblich durch „organoplastische” Verwachsung (Comp- tes rendus ete. 41 Aout 1851. t. XX XI. p.135.*) Inzwischen fehlt es an jeder feineren Unter- suchung dieser Verwachsung, und somit an jedem Beweise, dals nicht blofs eine Verklebung durch irgend ein Secret stattgefunden habe. Von Hrn. Durour’s Behauptung bis zu MÜr- LER’s Fall ist noch ein weiter Weg. Besser wäre es noch sich auf den Parasitismus im Pflanzenreich zu berufen, wo nach Zeichnungen, die Hr. SchacuT mir freundlichst mittheilte, die Gewebe des Schmarotzers, z. B. Viscum, Orobanche, Rafllesia, sich an die der Nähr- pflanze mit Zellenwand gegen Zellenwand legen, ohne dals jedoch die Lumina der Gefäfse verschmelzen. Was sodann die Reduction einer Schnecke auf den Schneckenschlauch betrifft, so beruft sich der Berichterstätter auf das Gesetz, wonach Schmarotzer häufig beim Opfern ihrer Selb- ständigkeit einer rückschreitenden Metamorphose unterliegen, Sinnes- und Bewegungswerk- zeuge verlieren, eine viel unvollkommnere Gestalt annehmen und in ihrer ganzen Organisa- tion aulserordentlich verkümmern (Vergl. v. SıesoLn, Artikel „‚Parasiten” in Run. Wac- nER’s Handwörterbuch der Physiologie u. s. w. Bd. Il. Braunschweig 1844, S. 642%). Wie die Cercarien erst als lebhaft sich bewegende 'Thiere sich in die Schleimhaut der Schnecken einsenken und verpuppen, um zuletzt als träge Distomen in der Leber wiederzuerscheinen (STEENSTRUP, Ueber den Generationswechsel. Copenhagen 1842. S. 50%), so solle die pa- rasitische Schnecke bereits als kleiner Schneckenschlauch, wie MÜLLER ihn in einem Falle beobachtet hat (Ueber Synapta u. s. w. S. 11. 14. Taf. II. Fig. 3. h. 4. 5.*), mit dem freien Ende am Kopfe der Synapta festsitzen, auswachsen, mit dem eingestülpten Ende das Darm- gefäls erreichen,damit verwachsen, und endlich die Anheftung am Kopfe aufgeben. Als Bei- 24* 188 puBoıs-Revymonp: spiel einer auf’s Aeufserste getriebenen Reduction dienen dem Berichterstatter die Lernaeo- cera- und Pennella -Weibchen. Inzwischen stehen diese auch noch nicht einmal halbweges zwischen einem Gasteropo- den und dem Schneckenschlauch. Sie haben noch Mund, Magen, Darmcanal und After, An- häufungen drüsenähnlicher Substanz, Saugnäpfe, Eierstöcke und Eierbehälter. Pennella be- sitzt dem Darmcanal entlang zwei Nervenstränge und zudem noch vier Paar verkümmerter Schwimmfüfse nebst anderen Körperanhängen (ALEX. v. NORDMANN, Mikrographische Bei- träge zur Naturgeschichte der wirbellosen Thiere. Berlin 1832. Hft. II. S. 121. 123*). Diese Thiere haben also noch immer reichlich so viel Organisation wie viele Einge- weidewürmer. Dasselbe gilt von den Strepsipteren, auf deren rückschreitende Meta- morphose mich Hr. ScHAUM aufmerksam gemacht hat. Diese besitzen immer noch einen gegliederten, seitlich symmetrischen Körper mit deutlich abgegrenztem Cephalothorax, Rudimente von Kiefern, einen Brutcanal, einen Darmcanal mit Mundöffnung, jedoch blind endigend. Dies ist der einzige Punkt worin hier die Vereinfachung weiter geht als bei den Lernaeoceren; dafür haben die Strepsipteren aber noch ein Stigmen-Paar (v. SIEBOLD, in WıEGMANN’s [ErıcHsoN’s] Archiv für Naturgeschichte. 1843. Jahrgang IX. Bd. I. S. 137. Taf. VII*). Dabei ist noch Eines zu bemerken, dafs es nämlich ganz falsch ist, sich vorzustellen, weil in diesen Fällen die Reduction so weit gediehen sei, könne sie in einem anderen Falle noch um eben so viel weiter gehen. Vielmehr ist klar, dafs die Reduction nicht mit glei- cher Leichtigkeit immer fortschreiten kann, sondern je wesentlicher die Organe sind, welche zuletzt übrig bleiben, um so schwieriger wird, um es so auszudrücken, die Natur das eine oder andere noch entbehren können. Ein verwickeltes Uhrwerk in einem reich verzierten Gehäuse, welches eine Menge künstlicher Leistungen vollführt, kann freilich bis auf eine treibende Kraft und irgend welche Hemmung reducirt werden, aber weiter lälst es sich nicht vereinfachen, ohne dals es aufhört ein Uhrwerk zu sein. Gerade der Umstand, dafs die Reduction der verschiedensten Thiere, Crustaceen, Insecten, 'Trematoden, fast genau auf der- selben Stufe stehen bleibt, liesse sich dagegen anführen, dafs die Reduction überhaupt noch weiter gehen könne. Um auch aus der Geschichte der Mollusken selber ein Beispiel von Parasitismus mit äufserster Reduction beizubringen, führt der Berichterstatter den Hektokotylus an. So glück- lich diese Zusammenstellung desselben mit dem Schneckenschlauch damals (1852) war, so wenig kann jetzt, nach den Beobachtungen der Hrn. HEINRICH MÜLLER, VERANY und VoGT (V. SIE- BOLD und KÖLLIKER, Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. 1853. Bd. IV. S. 1%; — Anna- les des Sciences naturelles. 3” Serie. Zoologie. 1852.t.XVIL.p. 147.*) vom Hektokotylus hier in diesem Sinne die Rede sein. Aber vielleicht ist es bereits mit Rücksicht auf die neue Einsicht in das Wesen der Hektokotylie, dals JoNANNEs MÜLLER der Möglichkeit gedenkt, dafs der Schneckenschlauch kein ganzes Thier, sondern nur ein Theil von einer Schnecke wäre (Ueber Synapta digitata u. s. w. Berlin 1852. S. 30.*). In der That hat diese Muthma- [sung jetzt, wie man sich sagen muls, von allen denen, die auf Erklärung der Erscheinung durch Parasitismus hinzielen, am meisten Analogie für sich gewonnen. Trotzdem wird jeder unbefangene Beurtheiler zugeben, dafs die Entokoncha noch so wunderbar ist, wie am ersten Tage, und in der fertigen Meinung, die ohne irgend einen Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. 189 Beweis in der Schule darüber herrscht, ein Zeichen einer für den Fortschritt unseres Wis- sens stets bedenklichen doctrinären Stimmung sehen. 164 (S.134.) Proceedings of the Royal Society of London. November 30, 1854. vol. VII. London 1856. p. 259.* 165 (S. 134.) Comptes rendus etc. 8 Janvier 1855. t. XL. p. 59.* 166 (S. 134.) Ibidem. 29 Janvier. p. 238.* „‚J’avoue qu’aucun des prix destines par l’Aca- „demie ä recompenser les travaux des hommes de science n’aurait pu @tre plus satisfaisant „pour mon ambition que le prix CuviEr.” 107 (S.135.) „Je lPavoue hautement: ces idees n’ont jamais &t€ @trangeres A mes tra- „vaux, et si j’ai cherch@ de tous mes moyens ä propager cette paisible &tude, c’est que dans „mon opinion elle est plus capable qu’aucune autre, d’alimenter ce besoin d’occupation qui a „tant contribu€ aux troubles de notre siecle”. Le Regne animal etc, Paris 1817. t. I. p. XIX. XX.* ‘68 (S. 141.) A.a.O. Vorrede, S. XVIII*; — Bildungsgeschichte der Genitalien u. s. w. 8.1. 16° (S. 141.) Vergleichende Physiologie des Gesichtssinnes u. s. w. Vorrede, S. XVIII;* — Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. I. 1. Aufl. 2. Abth. Vorrede. S. XV.* 70 (8. 144.) Archiv u. s. w. 1850. S. 473%; — Physikalische Abhandlungen u. s. w. 1850. (1852.) S.70.* 171 (S. 145.) S. oben Anm. 130. 172 (S. 146.) „Es ist wahr, dafs CuvIER manches entbehrt, was zum Physiologen noth- „wendig ist; so z. B. ist er nicht Patholog, und hat auch für krankhafte Erscheinungen, „die doch unzählige Mal den gesunden Zustand erläutern, wenig Interesse: ich erwähnte „gegen ihn ein Paar, wie es mir schien, merkwürdige Präparate von kranken Theilen, wo- „rauf er erwiederte, mais ce n’est qu’accidentel.” Bemerkungen aus dem Gebiet der Natur- geschichte, Medicin und Thierarzneykunde, auf einer Reise durch einen Theil von Deutsch- land, Holland und Frankreich u. s. w. Berlin 1804. Th. I. S. 152. 153.* 173 (8. 147.) GEORGE CuvıeEr’s Briefe an C. H. Prarr u. s. w. Herausgegeben von BEHN. Kiel 1845. S.27.* 174 ($.151.) MüLLer’s Archiv u. s. w. 1837. S. 31.* 175 (S.153.) In: „Le Neveu de RAMEAU” und in: „Le Salon de l’Annee 1765”, Arti- cle GREUZE. ,,Nos qualites, certaines du moins, tiennent de pres A nos defauts.” 176 (S. 154.) NovaLıs Schriften. Herausgegeben von LupwıG TIEcK und Fr. SCHLE- GEL. 5. Aufl. Berlin 1837. Bd.I. S. XXVII.* 177 (S. 154.) Handbuch der Physiologie u. s. w. Bd. II. S. 579.* 178 (S. 155.) CONDORCET, Eloge de M. de HALLER, in: Eloges des Acad@miciens de l’Acad@mie Royale des Sciences, Morts depuis ’an 1666, jusqu’en 1790. etc. t. II. A Ber- lin et & Paris 1799. p. 83.* 7° (S. 157.) Die Titel der als selbständige Schriften erschienenen Arbeiten MÜLLER’s sind durch grölseren Druck ausgezeichnet, und es ist denselben eine eingeklammerte römische Ord- nungszahl beigefügt. Diese Zahlen laufen bis XXIV, während im Texte, S. 139, die Zahl von MÜLLER’s selbständigen Schriften nur auf 20 angegeben ist. Der Unterschied rührt daher, dals im Verzeichnils die beiden Jahrgänge des Schwedischen Jahresberichtes und die drei neuen Ausgaben des ersten Bandes der Physiologie mit besonderen Zahlen bezeichnet 190 puBoıs-Rermonp: sind. — Durch verschiedene römische Ordnungszahlen sind ferner ausgezeichnet die fünf Ab- handlungen zur vergleichenden Anatomie der Myxinoiden, und die acht Abhandlungen über die Metamorphose und über den Bau der Echinodermen. — Für die Benutzung des Verzeich- nisses sei endlich noch bemerkt, dafs MÜLLER, seit der Mitte der dreilsiger Jahre, seine Ar- beiten meist zweimal, oft dreimal, gedruckt hat, nämlich zuerst im Monatsberichte der Aka- demie, dann in seinem eigenen Archiv für Anatomie und Physiologie oder in WIEGMANN’s (Erıcuson’s) Archiv für Naturgeschichte, und zuletzt ausführlich und mit Abbildungen in den akademischen Denkschriften. Manchmal sind die Fassungen in den Monatsberichten und in den Archiven genau gleichlautend, andere Male sind gröfsere oder kleinere Abweichun- gen vorhanden. Aus diesem Grunde ist es räthlich erschienen, diese Duplicate in dem Ver- zeichnils nicht zu verschmelzen. Um MÜLLERr’s endgültiges Ergebnils über einen bestimm- ten Punkt kennen zu lernen, mufs man die Fassung in den Abhandlungen, und die etwa dazu erschienenen Nachträge, nachsehen. 150 (S.157.) Vergl. oben Anm. 8. 51 (S. 165.) Dies Citat ist aus der Vorrede zur „‚Systematischen Beschreibung der Pla- giostomen”, vom Jahre 1841, entlehnt; der Jahrgang 1839 der Verhandlungen der Ge- sellschaft der naturforschenden Freunde scheint jedoch gar nicht erschienen zu sein. Alle übrigen Citate sind von mir selber nachgesehen. Gedächtnifsrede auf Johannes Müller. Inhalt. Einleitung . . ee MÜLLER’s Titel did Würden, seine Herkunft, "Kindheit ad frühere Mecnd, MÜLLER’s Studienjahre bis zu seinem ersten Aufenthalt in Berlin - MÜLLER’s erster Aufenthalt in Berlin, bis zur Habilitation in Bonn im Jahre 1824 MÜLLER’s subjectiv-physiologische Arbeiten. Die ‚Vergleichende Physiologie des Ge- sichtssinnes’’ und die „‚Phantastischen Gesichtserscheinungen” . . . » MÜLLER als Docent in Bonn. Seine äufsere Lage daselbst; seine Heirath und K- heit im Jahre 1827. Schluls der subjectiv - hilbeophischen Periode . MÜLLER’s anatomische und en physiologische Arbeiten bis zu seiner Beifkig nach Berlin . „ . Oo: © 0 or MÜLLER’s Berufung nach Berlin im Tale 1833 . a, 0... Das „Handbuch der Physiologie des Menschen für Vorlksmgen”. ee... '. MÜLLER’s sonstige Arbeiten bis zum Jahre 1840. Der Jahresbericht. ‚Ueber den feineren Bau und die Formen der krankhaften Geschwülste”. Entdeckung der Ran- kenarterien. Neurologische Studien. „Vergleichende Anatomie der Myxinoiden” MÜLLER’s morphologische Periode. Forschungen im Gebiete des lebenden und fossilen Wirbelthierreiches. System der Plagiostomen. Der glatte Hai des ARISTOTELES. Bau und Grenzen der Ganoiden und System der Fische. Guacharo und System der Passerinen. Der ‚‚Hydrarchus’” a Fortsetzung von MÜLLER’s morphologischer Periode. Forschungen im Gebiete der Wir- bellosen. Pentakrinus Caput Medusae. ,‚System der Asteriden”. Die Entwicke- lung der Echinodermen. Die a von Schnecken in Holothurien. Letzte Arbeiten MÜLLER’s . . . 0.20 ; Aeulsere Schicksale MÜLLER’s Gaheend dee Bene ÜEchensperiodk > MÜLLER’s Arbeiten als Ganzes betrachtet . MÜLLER als Lehrer . . . a RE MÜLLER als Vorsteher der len Serkuhiig.. MÜLLER aufserhalb der Wissenschaft Das Ende : Verzeichnils von eLume) ik LOMEITDEEN Nor Ira 0. od oe oc id 080 NEID 191 Seite. 25 27 31 36 39 43 48 39 70 93 104 0 dag Mi Yo nr i ie Wh Sure Ber | Peeitme, ae A er el ar ve arte Te vunfe, er Er AK a TR ee ze RE. rn AR Anulel i Rn Kay a Na Per sh ki A en ee er Ba aha 2 ‘ Bu. z f 8 rt } +, a and DEIN ET ee. 2 Bolidy- wilneich ob Si Sri r a - Dia br Er ”. ei hi, BR Yanafl ah Ars | ihr Br ZI ea 2 Jar FI Wh feed Tb a Ban ‚ Bag ‚nibur? »isgälirt 2 E ee malinaot. hun m 2 NAD ai rm ale lo a N] | PN X 2 ‚ann aofäleE Ahr np shtbaie nn EM tar ba ori Eh re ham anbi aa Wi Bu: a zur ir ER EEE ash anche = een 6 «sb Sick ea Bemndr. „rau ne re BE TUR N7 or ‚uemkees EEE |! D 2) la ee, BB... var A R » a er gi Physikalische Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. re Aus dem Jahre 1999: A Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 1860. In Commission in F. Dümmler's Verlagsbuchhandlung. { f ih - “x j ‘ ’ j j | Li r ae Te “ Ir g T “ % \ 1 De nn Y ee Ze u 2 5 ” ge y wi Zr i w #, wmıecbs &8 N IK “ u { - Due AM | x sehen > 5, VERB y \ h M ü A " ö H ’ a ie ir k \ Ü 1 Bd el 5 a BR \r I fi Ku f) 1y ) R a \ i { ü " ? Fa N ı tP N n [2 i y y „ Y i x ü } jr i ’ \ ll f ir f | " } N‘ . ! N N A Ki f FR: i E N j ! "6 “ Si u Ba, a h } b ’ 5 4 Ar f ß n. in “ 1 Der dr Pnthe are KLoTzscH: Linn@s natürliche Pflanzenklasse Z’ricoccae des Berliner Herbarium’s im Allgemeinen und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae ins- besondererie.n., von cc vol. Mena. te a Seiter,,'i BRAUN über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. Ein Nachtrag zu der Abhandlung über Parthenogenesis bei Pflanzen. (Mit 6 Tafeln) - 109 ——— mn mn Dr || \ \ T N N =» \ PER A ‘A Mir“ Var Bu; N ) a PR na ir Be.) Cuba a AM dh ie N { m r j S ! \ ü » \ E) 1 a tt x E Y } . k “ ‘ 2 u Way # Fr t j u * di Y = az ZA Linne’s natürliche Pflanzenklasse Tricoccae des Ber- liner Herbarium’s im Allgemeinen und die natürliche Ordnung E uphorbiaceae insbesondere. Non H'" KLOTZSCH. mm [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 10. März 1859.] N; von Linn&, in seiner Philosophia botanica vom Jahre 1751, (') versuchte nach einer natürlichen Methode, die er als fragmentarisch bezeich- net und welche der fernern Forschung empfohlen wird die Gattungen, wel- che ihm damals bekannt waren, zu gruppiren. Eine dieser Gruppen nennt er Tricoccae, und obgleich sie, wie dıe Übrigen jeder Charakteristik ent- behrt, so sieht man doch mit Bestimmtheit aus der Zusammenstellung der dahingezogenen Gattungen, was er meinte und wollte und es kann darüber kein Zweifel sein, dafs er sie in demselben Sinne, wie ich auffafste. Anton Lorenz von Jussieu substituirte für diese Gruppe im Jahre 1774 (?) den Namen Euphorbiae. Adrian von Jussieu schrieb im Jahre 1824 eine Monographie der Euphorbiaceen, (°) eine sehr fleifsige und für die damalige Zeit ausgezeich- nete Arbeit, in welcher derselbe Alles, was Linn& unter Tricoccae und An- ton Lorenz von Jussieu unter Euphorbiae zusammenfafsten in sechs Sectionen vertheilt. Erste Section: Fruchtfächer 2-samig. Staubgefäfse in bestimmter Zahl, unterhalb des centralen Pistillrudiment’s eingefügt. Zweite Section: Fruchtfächer 2-samig. Staubgefäfse in bestimmter Zahl das Centrum der (') Stockholmiae apud Godofr. Kiesewetter p. 32, n. 47. (°) Antoni Laurentii de Jussieu, Gen. plantarum secundum Ordines naturales disposita. Turici Helvetorum 1791, p. 423. (°) Adriani de Jussieu, de Euphorbiacearum generibus medicisque earundem viribus Ten- tamen. Paris, 1824. Phys. Kl. 1859. A 2 Kıorzscn: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen Blüthe einnehmend. Dritte Section: Fruchtfächer einsamig. Blüthen gewöhnlich mit Blüthenblättern versehen, in Bündel, Ähren, Trauben oder Rispen mit einer bestimmten oder unbestimmten Zahl Staubgefäfse. Vierte Section: Fruchtfächer einsamig. Blüthen blumenblattlos, in zusammen- gehäuften Ähren, selten fast traubenartig. Fünfte Section: Fruchtfächer einsamig. Blüthen blumenblattlos mit einer bestimmten Zahl Staubgefäfse, von grofsen Bracteen gestützt, welche in Ähren oder Kätzchen stehen. Sechste Section: Fruchtfächer einsamig. Blüthen blumenblattlos, ein- häusig, eingeschlossen, von einer allgemeinen Hülle umgrenzt. Bartling in Göttingen (*), dem das grofse Verdienst gebührt, der erste gewesen zu sein, der auf die Wichtigkeit und die Unterschiede von Klassen und Ordnungen in der botanischen Systemkunde hinwies, erhob zwar die von Linne aufgestellte und mit demselben Namen belegte Gruppe zu einer natürlichen Klasse, brachte aber sehr entfernt stehende Ordnungen, wie die Stackhousiaceae, Empetraceae, Bruniaceae, Rhamnaceae, Aquifoliaceae, Pittosporaceae, Celastrinaceae und andere hinzu. Die Stackhousiaceae und Rhamnaceae gehören jedoch der Klasse Rhamnanthae, die Empetraceae und Aquifoliaceae der Klasse Diospyranthae, die Bruniaceae der Klasse Ha- mameliaceae und die Pittosporaceae und Celastrinaceae derKlasse Celastran- thae an. Er lieferte dadurch den Beweis, dafs er denSinn, denLinne ın seine Gruppe gelegt, mifsverstanden hatte. Eigentlich gehören nur die Euphor- biaceae, welche seine 217te Ordnung bilden, hierher. Die Eintheilung folgt genau der von Adrian von Jussieu im Jahre 1824 vorgeschlagenen, in- dem seine Section A. Buxea, der ersten Section von Jussieu, B. Phyllan- tha, der zweiten Section desselben Verfassers, C. Ricinea, der dritten Section, D. Acalyphea, der vierten Section, E. Hippomanea, der fünften Section und F. Euphorbiae, der sechsten Section des Adrian von Jussieu entspricht. John Lindley, im Jahre 1832 (°), umfafst in seiner 88sten Ord- nung Euphorbiaceae die ganze Klasse der Linne’schen Tricoccae. VierJahre später (°) nimmt derselbe Verfasser eine Klasseneintheilung an, die er mit (?) Introduction to the natural System of Botany. London, 1832. (°) Natural System of Botany. London, 1836. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 3 Euphorbiales aufgestellt und diagnosirt werden. Allein auch hier entspricht nur die Ordnung Euphorbiaceae den Tricoccis und die übrigen hierher ge- zogenen Ordnungen, wie Empetraceae, Stackhousiaceae, Fouquieraceae, Celastraceae, Hippocrateaceae, Trigoniaceae, Staphyleaceae, Malpighiaceae und Erythroxylaceae gehören anderen Pflanzenklassen an, wie z. B. die Hippo- crateaceae und Staphyleaceae der Klasse Celastranthae, die Trigoniaceae und Malpighiaceae der Klasse Aesculinae und die Erythroxylaceae der Klasse Hesperanthae. VonMartius in München, einer der verdienstvollsten Botaniker und zugleich eines der ältesten correspondirenden Mitglieder der hiesigen Akade- mie der Wissenschaften substituirt im Jahre 1835 (7) statt Klasse Cohors und statt der Tricoccae Cocciferae. Allein auch er bringt die Stackhousiaceae, welche, wie bereits bemerkt worden, zur Klasse der Rhamnanthen und die Empetraceae, die zurKlasse der Diospyranthen gehören mit Unrecht hierher. Der zu früh für die Wissenschaft verstorbene Endlicher in Wien(°) folgte Hrn. von Martius in Bezug auf den Umfang der Klasse, und Adrian von Jussieu und Bartling in der Eintheilung der Euphorbiaceen, im Jahre 1839. Adolph Brongniart, der Stolz der französischen Botaniker, der im Jahre 1843 ein kleines aber höchst gediegenes Werk (?) über die syste- matische Eintheilung der Pflanzen publicirte, das seit jener Zeit mehrere Auflagen erlebte, fast die Klasse der Tricoccae im Sinne Linn&’s, be- zeichnet sie aber als Crotoninae und bringt, was allgemeine Billigung finden wird, die Antidesmeen als Ordnung hinzu. Grisebach (!°) in Göttingen nennt das, was Bartling und Endli- cher Klasse und von Martius als Cohors bezeichnen, Nixus. In einer rühmlichen Weise hat er es versucht, die Unterschiede des Endosperm’s und Perisperm’s für die botanische Systemkunde in Anwendung zu bringen. Dagegen ist ihm mit Unrecht von mehreren Seiten das Verdienst vin- dieirt worden, der erste gewesen zu sein, der die Gruppe der dicotylen ape- (”) Conspectus Regni vegetabilis. Nürnberg 1835. (?) Endlicher, Genera plantarum secundum Ordines naturales dihosita, Vindobonae 1836-1840. (°) Ad. Brongniart, Enumeration des genres de plantes. Paris, 1843. ('°) Grisebach, Grundrifs der systematischen Botanik. Göttingen, 1854. A2 4 Kiıorzren: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen talen Angiospermen unter den dialypetalen Gewächsen dieser Pflanzenabthei- lung vertheilt habe. Allein dies war vor ihm von Brongniart bereits ge- schehen. Auch er begeht den Fehler, seinen Nixus, den er nach von Mar- tius als Cocciferae bezeichnet, mit sehr entfernt stehenden Ordnungen zu bereichern, indem er die Polygalaceen, Tremandraceen und die Trigo- niaceen hinzubringt, deren erstere beiden Ordnungen die Klasse Polygali- nae bilden. Im Jahre 1841 (1!) brachte ich die Mutis’sche Gattung Pera, zu der sich noch einige andere Gattungen gesellten, hinzu. Ich bezeichnete diese Gruppe als Prosopidoclineae, wofür Bentham die kürzere Benennung Pe- raceae substituirte, und von der ich wünsche, dafs sie allgemein Eingang finden möge. Die Peraceae zeigen eine Annäherung zu den Myristicaceen und in der That, von dem verstorbenen Professor Kunth sind sie als dahin gehörig betrachtet worden, indem er ein Gewächs als Myristica orinocensis (Humb. Bonpl. et Kunth. Nova genera et species vol. VII), beschrieb, das meiner Gattung Schismatopera nicht unähnlich sieht. Diese eigenthümliche Pflanzengruppe wurde sowohl von Endlicher (Gen. plant. Suppl. I1.p.78) als auch von Bentham(Hooker’s Journal ofBota- ny and Kew Garden Miscellany, vol. V,p. 1) als Ordnung anerkannt. Vonihr ist nicht bekannt, ob sie einen Milchsaft enthält. Sie gehört zu den Tricoceis mit einem Ei in jedem Fache, ist dioecisch, enthält in ihren fruchtbaren Blüthen meist die Rudimente des zweiten Geschlechts und mehrere ihrer Blüthen, gewöhnlich in bestimmter Zahl, werden von einer kapuzenförmigen Hülle eingeschlossen, die entweder an der einen Seite oder bis ®, des Schei- tels sich öffnet oder scheitelrecht in zwei Klappen aufschlitzt. Aufser- dem ist hier statt der Strophiola eine mantelförmige Samendecke, die beinahe die Hälfte des Samens einschliefst, vorhanden, und das Endosperm kömmt in geringerer Menge vor als bei den übrigen Ordnungen, welche zur Klasse Tricoccae gehören. Zu Ende des vorigen Jahres erschien eine grölsere Arbeit über diesen Gegenstand von einem Franzosen Baillon (!?), welche die ganze Linne’sche Klasse Tricoecae umfafst und in der sich der Herr Verfasser über 1) Orga- nographie, 2) Organogenie, 3) geographische Verbreitung, 4) Verwandt- (€) Erichson, Archiv, v. VII, p. 178. (?) M. H. Baillon, Etude generale du groupe des Euphorbiacees. Paris, 1858. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. d schaften und 5) über die Eintheilung in Tribus ausläfst; auch die Beschrei- bungen der Gattungen liefert; sogar in den meisten Fällen die dahin gehö- renden ihm bekannten Arten citirt. Was die französische Litteratur betrifft, die in diesem Werke niedergelegt ist, so habe ich sehr viel daraus gelernt. Es sind eine Anzahl Arbeiten darin aufgeführt, in denen man über die Sy- stematik der Tricoccae kaum etwas vermuthen sollte. Die hierauf bezüg- liche Litteratur der Italiener, Engländer und Deutschen dagegen ist nicht ohne Lücken. In Bezug auf Organographie, Organogenie und geographi- sche Verbreitung, enthält die Arbeit viel Gutes. Zieht man jedoch in Be- tracht, dafs er das schöne und reichhaltige Material, welches das Muscum d’Histoire naturelle von Paris besitzt, mit dem das hiesige Herbarium in Tauschverbindung steht und in welchem die meisten der von mir aufgestell- ten neuen Gattungen sich in Originalexemplaren befinden, so begreift man kaum, wie es möglich war, dafs er, was die Eintheilung der Trieoccae und die Feststellung der Gattungen betrifft, sich zu einem solchen Verkennen des Wesentlichen vom Unwesentlichen verleiten lassen konnte. Wir haben gesehen, wie bei Adrian von Jussieu die Klasse Tricoccae in 6 Abthei- lungen zerfällt. Hr. Baillon theilt sie in 14 gleichwerthige Gruppen. Seine erste Serie entspricht der sechsten Abtheilung von Adrian von Jus- sieu oder den Euphorbieen von Endlicher, nur dafs er die Gattungen Dalechampia und Anthostema daraus entfernt. In Bezug auf erstere Gat- tung hat er recht, in Bezug auf Anthostema nicht. Er hat verkannt, was hier von und ohne Werth ist, er hat hier die richtige Deutung der Blüthen- organe milsgedeutet. Das Involuerum der Euphorbieae, Pedilantheae und Anthostemeae ist bei ihm ein Kelch, der einhäusige Blüthenstand, der vom Involucerum eingeschlossen wird, eine Zwitterblüthe. Nur aus der unrich- tigen Deutung der Blüthenorgane von den Euphorbieen und Pedilantheen wird es erklärlich, wie er Anthostema von den wahren Euphorbiaceen tren- nen konnte. Mit demselben Rechte, mit welchem Herr Baillon behaup- tet, dafs die Hülle der Euphorbiaceae Kl. und Gcke. ein Kelch und die da- rin eingeschlossenen zahlreichen männlichen Blüthen, welche eine einzelne weibliche umstellen, nur eine Zwitterblüthe sein soll, mit demselben Rechte könnte behauptet werden, dafs das Involuerum der Compositen auch nur einKelch und die darin befindlichenBlüthen ebenfalls nur eine Zwitterblüthe sei. Der einzige Unterschied, welchen ich bei diesem Vergleich zwischen 6 Krorzscu: Linne’s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen Compositen und Euphorbiaceen herauszufinden vermag, besteht lediglich da- rin, dafs erstere Blumenkronen besitzen, während diese den letzteren fehlen. Erwägt man aber die ungeheuere Zahl von Beispielen, in welchen bei den gen der Blumenkrone auftre- ten, die mindestens den Beweis liefern könnten, dafs hierauf nicht viel zu Compositen Abweichungen und Verkümmerun geben ist, so ist der Vergleich dieser Ordnungen durchaus gerechtfertigt, so absurd es auch klingt. Dieser Vergleichung, die eben ganz paradox ist, sollte hier nur Erwähnung geschehen, um zu zeigen, dafs die Deutung der Euphorbiaceenblüthe als mit einem Kelch versehene Zwitterblüthe zu be- trachten, nicht minder paradox erscheint. Ubrigens wurde die von Herrn Baillon ausgesprochene Ansicht über die Deutung der wahren Euphorbia- ceenblüthe schon von Linne, Lamarck,Ventenat undDeCandolle dem älteren vertreten. Robert Brown, (Appendix, Congo,) der unter der Be- zeichnung Euphorbiaceae damals auch noch die ganze Klasse der Tricoccae verstand, war der erste, der die echte Euphorbiaceenblüthe richtig und lo- gisch auffafste. Er sagt: „ Meines Erachtens hätte man den Namen der Fa- milie nicht von dieser Gattung herleiten sollen, welche so wenig geeignet ist, einen richtigen Begriff von ihrem Bau an die Hand zu geben, dafs die Schriftsteller noch nicht einmal einig sind über die Namen und Functionen, welche einzelnen Organen der Blume zukommen.” Er sagt dann weiter: „Einige Schriftsteller beschreiben die männliche Blüthe der Euphorbia als einmännig, und in dieser Hinsicht stimme ich mit ihnen überein; das Organ aber, welches sie als einen gegliederten Staubfaden bezeichnen, betrachte ich als aus zwei ganz verschiedenen Theilen bestehend, indem der Theil un- terhalb des Gelenk’s der Stiel der Blüthe ist, der obere aber der eigentliche Träger des Staubbeutels,; da aber die Einlenkung selbst ganz nackt ist, so folgt, dafs kein Kelch vorhanden sein kann. Die fadenförmigen oder zer- schlitzten Schuppen, welche von Schriftstellern dafür angesehen worden sind, können nach dieser meiner Annahme nur für Deckblätter gelten. Die weibliche Blüthe hat, in Übereinstimmung mit dieser Ansicht, ebenfalls ihren Blüthenstiel, auf dessen erweiterter, und in einigen wenigen Fällen undeut- lich gelappter Spitze der sitzende Fruchtknoten ruht. Ist diese Ansicht von der Deutung des Blüthenbaues der Euphorbieen richtig, so läfst sich erwar- ten, dafs der wirkliche Träger, oder das obere Gelenk desjenigen Körpers, welchen man bisher ganz für einen Staubbeutelträger gehalten hat, wie in an- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 7 deren Pflanzen erst nach der bestimmten Ausbildung des Staubbeutels ent- standen sein werde und dafs man letzteren daher Anfangs auf dem unteren Gelenke oder dem Blüthenstiel aufliegend antreffen müsse, wenn dieses bei- nahe seine volle Länge erreicht hat; und so hat es sich auch wirklich in den von mir untersuchten Arten ergeben. Eine nachträgliche Bestätigung findet diese Ansicht noch in der Verschiedenheit, welche zwischen den Oberflächen beider Gelenke in einigen Arten beobachtet wird. Vollständig bewährt hat sie sich aber durch eine noch unbeschriebene Gattung dieser Familie (An- thostema senegalensis Adr. Juss.), in welcher eine Hülle, fast ganz jener Euphorbieen ähnlich, vorhanden ist, welche Hülle auch ebenso wie jene verschiedene Bündel einmänniger männlicher Blumen um eine einzige weib- liche herumstehend einschliefst, wo aber sowohl an dem Gelenk des angeb- lichen Trägers, als an jenem, wodurch der Fruchtknoten mit dem Stielchen verbunden ist, ein deutlicher, regelmäfsig in Zähne getheilter Kelch her- vortritt.” Herr Baillon vereinigt Anthostema, Dalembertia, Algernonia, Oph- thalmoblapton, Commia, Tetraplandra und Pachystemon als dielinisch-mo- nöcische Gewächse in seiner neunten oder letzten Gruppe der Uniovulaten unter der Bezeichnung Anthosiemideae, nur weil die männlichen Blüthen hier blos ein Staubgefäfs besitzen, während der eigentliche Unterschied der echten Euphorbiaceen darin besteht, dafs der Pedicellus mittelst einer ge- schlossenen Gliederung mit dem aufsitzenden Staubgefäfs verbunden ist. Dalechampia, die nicht in 3 Untergattungen, wie Hr. Baillon annimmt, sondern in zwei wirkliche Gattungen zerfällt, bringt er zwar zu seiner sechs- ten Abtheilung, die der vierten Section von Adrian von Jussieu und der Tribus Acalypheae von Endlicher entspricht, allein er zieht auch Gattun- gen in diese Abtheilung, die nicht dahin gehören und von ihm nur dazu ge- rechnet werden, weil sie blumenblattlos sind, wie z. B. Cephalocroton (eine Crotonee). Seine zweite, dritte und vierte Serie fällt mit Endlicher’s Tribus Crotoneae, die der dritten Abtheilung Adrian von Jussieu’s ent- spricht und nur eine Tribus der Acalyphaceen ist, zusammen. Die fünfte Se- rie, die er aufstellt, ist nicht gleichwerthig mit den Tribus verschiedener zur Klasse der Tricoccae gehörender Familien, sondern bildet eine eigene Ord- nung Peraceae. 8 Krorzsen: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen Seine sechste Gruppe, die er mit dem Buchstaben F. bezeichnet, ge- hörg mit einigen Ausnahmen den Acalypheen von Endlicher oder der vier- ten Abtheilung von Adrian von Jussieu an, die wie schon gesagt nur eine Tribus der Ordnung Acalyphaceen ausmacht. Seine mit G. bezeichnete Gruppe umfafst Endlicher’s Hippomaneen oder die fünfte Abtheilung von Adrian von Jussieu, die ebenfalls zur natürlichen Ordnung der Acaly- phaceen gehört. Die Serie H. oder seine achte Gruppe gehört gleichfalls zu einer Tribus der Acalyphaceen (Crotoneen). Die Serie I. mit Ausnahme von Anthostema zu den Hippomaneen. Mit der Serie J. beginnen die Bio- vulaten. Von der Serie K. bis zur Serie M. sind die Buxeen und Phyllan- theen, die zwei sehr unterscheidbare natürliche Familien bilden, bunt durch- einander geworfen. Die Serie N., die durch Callitriche L. vertreten wer- den soll, hat von Lindleyl.c. einen angemessenern und passendern Platz erhalten. Nur in einer Beziehung, meine ich, hat er recht, dafs er A. Brongniart folgt und die Antidesmeen mit einfächrigen, ein- und zweiei- gen Fruchtknoten der Klasse Tricoccae einverleibt. Mit der Eintheilung der Gruppen im Pflanzenreiche hat es eben so gut seine Schwierigkeiten, wie mit der Feststellung von Gattungen und Arten. Jede neue Deutung der Organe, jede neue Entdeckung eröffnet eine neue Fernsicht. Schon die Geschichte der Systematik lehrt uns, wie so viele vergebliche Versuche gemacht wurden, durchgreifende Kennzeichen ausfin- dig zu machen, die als Leitfaden für das Auffinden der Gruppen dienen soll- ten. Bald wurde die Insertion der Staubgefäfse benutzt, bald das Verwach- sen des Kelches mit dem Fruchtknoten, ein andermal die Zahl der Frucht- blätter, welche den Stempel bilden, hinwiederum die An- oder Abwesen- heit des Endosperms und Perisperms, auch wohl die Consistenz desselben oder die Form und Lage des Embryo’s. Wenngleich die eiweifslosen Samen im Gegensatz zu den eiweilshaltigen und die Beschaffenheit des letztern bei den monocotylen Angiospermen fast durchgreifende Kennzeichen liefern, so ist dies doch bei den dicotylen Angiospermen keineswegs der Fall. In dieser Gruppe, die den’ 'gröfsten Theil aller phanaerogamischen Gewächse enthält, unterscheidet der Scharfblick zwar Gruppen, allein derselbe mifs- leitet zuweilen doch, namentlich wenn er das Studium der Entwickelungs- geschichte auf den Stand der Placenten, die Verkümmerung der Blüthenhüll- theile und die Richtung des Würzelchens unberücksichtigt läfst. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 9 Die Aufgabe des Systematikers ist nun die, dafs er die Gruppen so umfafst und feststellt, dafs sie weder etwas fremdartiges enthalten, noch etwas dazu gehöriges auslassen. Ferner ist es seine Aufgabe, die festgestell- ten Gruppen nach dem Grade der Verwandtschaften zu ordnen. Einige Beispiele werden vielleicht geeignet sein, dies zu erläutern. Die Klasse der Aranthen enthält in ihrem Samen einen Embryo, der von einem mehligen Perisperm eingeschlossen wird. Diesen Charakter findet man nicht nur in den hierher gehörigen Ordnungen der Aroidaceae, T'yphaceae und den Pistia- ceen wieder, sondern er wiederholt sich auch bei den Graminaceen und Cy- peraceen, die der Klasse der Glumaefloren und bei den Ordnungen derRestia- ceen, Eriocaulaceen, Xyridaceen, Commelynaceen und Juncaceen, die der Klasse Junciflorae angehören. Allein welchen Unterschied bietet hier der Habitus und der Blüthen- und Fruchtbau. Eben so ist es mit den Gynan- dren, einer Pflanzenklasse, die es nur mit der Klasse der Fluvialen gleich- sam ausnahmsweise gemein hat, des Eiweilses zu entbehren, das in der Mehr- zahl der Monocotyledonen vorhanden ist. Vergleicht man die zu den Gy- nandren gehörenden Ordnungen Orchidaceae, Cypripediaceae, Triuriaceae, Apostasiaceae und Burmanniaceae, so findet man nicht nur in den einfäch- rigen Früchten mit drei Wandplacenten ein gemeinschaftliches Kennzeichen, welches die Klasse charakterisirt, sondern auch eine auffallende Überein- stimmung im Habitus, während bei den Fluvialen ganz andere Verhältnisse mafsgebend sind. Nicht anders ist es bei den Bicornes, welche zu den gamopetalen Di- cotylen gehören und die Ericaceen, Siphonandraceen, Menziesiaceen, Rho- doraceen, Clethraceen und die Hypopityaceen umfassen. Hier war ich ge- zwungen, die Epacridaceen, welche von den Systematikern dazu gezählt wor- den waren, wegen der Centralplacenten, der abweichenden Pollenentwickelung und den meist einfächrigen Staubbeuteln in die Nähe der Diospyraceen zu brin- gen, dieAndromedeen und Arbuteen, welche sonst zu denEricaceen zählten, mit den Vaccinieen zu einer neuen Ordnung zu verbinden, dieClethraceen und Rho- doraceen als besondere Ordnung 5 zu begründen und die früher bestandenen Ordnungen Pyrolaceen und Monotro- en aufzustellen, dieFamilie der Menziesiaceen paceen zu vereinigen. Jetzt ist man sicher, in der Klasse der Bicornes rei- nen Tisch zu besitzen. Ein analoges Beispiel liefern ferner die Legumino- sen als Klasse, die den pleiopetalen Dicotylen angehören, von den meisten Phys. Kl. 1859. B 10 Krorzscu: Linne's natürliche Pflanzenkl. Trieoccae im Allgemeinen Systematikern als eine Ordnung betrachtet werden, während die wirklichen Ordnungen, die diese Klasse umfafst, nämlich: die Papilionaceen, Caesalpi- niaceen, Moringaceen und die Mimosaceen nur als 4 Tribus gelten. Genau so steht es mit den Tricoccen. Nicht die Uniovulaten und Bio- vulaten begründen Familien, sondern dieselben sind innerhalb dieser Abthei- lungen enthalten. Wenn man auch als Charakter der Tricoecen der Frucht, die vorherrschend dreiknöpfig und kapselartig ist, ihren Werth nicht versa- gen kann, denn beerenartige Früchte kommen zwar vor, gehören aber zu den Ausnahmen, so scheint mir doch die sehr entwickelte und bleibende Centralsäule der Frucht nicht nur eine wichtigere Rolle zu spielen, sondern sie hat auch den Vorzug, die wirklichen Verwandtschaften anzudeuten, die sie mit der Klasse Columniferae gemein hat. Vergleicht man die Tribus der Euphorbiaceen oder Trieoccen, welche Adr. von Jussieu darin feststellte und die bis auf Hrn. Baillon allge- meine Geltung hatten, so sieht man gleich, dafs dieselben in ihren Charak- teren von ungleichem Werthe sind, denn die Tribus, welche den Euphor- biaceen Endlicher’s entspricht und wie schon gesagt nur eine nicht dazu gehörige Gattung (Dalechampia) enthält, welche zur Tribus Acalypheae der natürlichen Ordnung Acalyphaceae gehört, hat weder habituell noch essen- tiell mji-den übrigen Abtheilungen, die von Adr. von Jussieu aufgestellt wurden, etwas gemein, aufser den Charakter, den die Klasse bietet und die- selbe zusammenhält; demungeachtet bildet sie in ihrem eigentlichen Unter- schiede ein Kennzeichen, das für die Begründung von Familien als ein nor- maler hingestellt zu werden verdient und nicht darin besteht, dafs die männ- lichen Blüthen nur 1 Staubgefäfs besitzen, sondern dafs viele männlichen Blüthen und eine weibliche von einer Hülle (involuerum) eingeschlossen wer- den und insbesondere, dafs die männlichen Blüthen, die einen kleinen Blü- thenstiel besitzen, mittelst einer geschlossenen Gliederung mit dem Staub- gefäfs verbunden sind. Eine nächste natürliche Ordnung, Peraceae, von der eine Gattung schon von Mutis unter dem Namen Pera aufgestellt war und zu der in späterer Zeit noch drei Gattungen hinzukamen, zeigt auf der einen Seite den Übergang zur Tribus Crotoneae der Ordnung Acalyphaceen durch wesentliche und habituelle Kennzeichen, auf der anderen Seite eine Über- einstimmung mittelst des involucrums zu der Ordnung der Euphorbiaceae, ferner durch das Auftreten der zweiten Geschlechter im verkümmerten Zu- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 11 stande in der normalen männlichen und weiblichen Blüthe von Schismato- pera und Spi.xia zu der natürlichen ÖrdnungBuxaceen, zugleich aber auch eine habituelle Annäherung zu den Myristicaceen, wozu der verstorbene Professor Kunth, der sonst in der Begrenzung von natürlichen Ordnungen eine be- wunderungswürdige Meisterschaft bekundete, sie brachte. Die Sectionen 3, 4 und 5 der Uniovulaten Jussieu’s bilden eine na- türliche Ordnung, die ich mit dem Namen Acalyphaceen bezeichne und welche in drei Unterabtheilungen zerfällt. Dies sind die Hippomaneen, die Acalypheen und Crotoneen, welche zum Theil durch den Blüthenstand, theils durch die Knospenlage und zum Theil durch den Entwicklungsgrad der Blüthenhülltheile charakterisirt werden. Die biovulaten Jussieu’schen Sectionen 4 und 2 sind wirkliche Ord- nungen und von diesem berühmten Manne in einer Weise definirt, die Re- spect für den Scharfblick einflöfst, den er besafs. Nur der Conformität wegen, welche in den Endungen der Namenbezeichnung den Unterschied andeuten soll, ob etwas Klasse, Ordnung oder Familie und Tribus ist, möchte ich für Endlicher’s Buxea Buxaceae und für dessen Phyllanthea Phyl- lanthaceae substituiren. Ferner gehören zur Klasse Tricoccae als natürliche Ordnung die An- tidesmaceen, welche nur einen einfächrigen Fruchtknoten mit ein oder zwei hängenden Eichen besitzen. Die Klasse der Trreocc4r, welche durch hängende Eierchen, die entweder einzeln oder nebeneinander zu zweien in jedem Fach vorkommen, durch die Trennung der Geschlechter in denBlüthen und durch den geraden Embryo mit blattartigen Samenlappen, der im Centrum eines ölig-fleischi- gen Endosperms liegt, charakterisirt sind, umfafst demnach 6 Ordnungen. A. Eineiige. 1) Euphorbiaceae. Eine zwei- bis siebentheilige Hülle schliefst eine weibliche und eine unbestimmte Zahl männlicher Blüthen ein. Die Hülle (involucrum) ist regel- selten unregelmäfsig. Die männlichen Blüthen besitzen nur einen 2-fächrigen Staubbeutel, der mit einem abfallenden Staubfaden versehen ist, und mittelst einer geschlossenen Gliederung dem bleibenden Blüthenstielchen aufsitzt. Monoecische, selten dioecische Ge- wächse. B2 12 Krorzscu: Linne’s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 2) Peraceae. Eine kapuzenförmige Hülle (involucrum), die ent- weder seitlich, oder über den ganzen Scheitel in zwei Klappen, oder auch so aufschlitzt, dafs sie einen zurückgeschlagenen Lappen bildet schliefst eine bestimmte Anzahl eingeschlechtiger Blüthen ein. Nicht selten finden sich zwischen den männlichen dieRudimente der weiblichen Blüthen und um- gekehrt. Diöcische Bäume, deren Zweige, Blätter und Hüllen mit glän- zenden Schülfern bekleidet sind. 3) Acalyphaceae. Blüthen ein-, selten zweihäusig, ohne Hülle (involuerum), mit oder ohne Blumenblätter. Kelch in den weiblichen Blü- then stets vorhanden. Staubgefälse meist in unbestimmter Zahl. Rudi- mente des zweiten Geschlechts in den normal entwickelten Geschlechtsblü- then fehlend. Kräuter, Halbsträucher, Sträucher oder Bäume. B. Zwei-, selten Eineiige. 4) Buxaceae. PBlüthen zwei-, selten einhäusig, ohne Hülle (invo- lucrum), stets mit den Rudimenten des zweiten Geschlechts. Blumenblätter vorhanden oder fehlend. Bäume oder Sträucher. 5) Phyllanthaceae. Blüthen ein-, selten zweihäusig, ohne Hülle (involucrum), stets ohne Rudimente des zweiten Geschlechts. Kelch vor- handen. Blumenblätter häufig fehlend. Kräuter und Sträucher oder Halb- sträucher, selten Bäume. 6) Antidesmaceae. Fruchtknoten einfächrig, ein- oder zweieiig. Bäume oder Sträucher, zu denen auch die Gattung Eremocarpus Bentham gehört. Was nun die eigentlichen Euphorbiaceen betrifft, nicht die, im Sinne der früheren Autoren, welche mit dieser Bezeichnung die ganze Klasse Tricoc- cae meinten, sondern nur die sonst als Tribus betrachtete Gruppe Euphor- bieae, so habe ich die Bearbeitung derselben in Gemeinschaft mit meinem Freunde und Collegen Hrn. Dr. Garcke ausgeführt. Unsere Untersuchun- gen haben ergeben, dafs der Familiencharakter in einem 2—7spaltigen invo- lucrum besteht, welches eine weibliche Blüthe, umgeben von einer unbe- stimmten Zahl männlicher, einschliefst. Die Stiele der männlichen Blüthen sind bleibend, durch eine Gliederung mit dem aufsitzenden einzelnen Staub- gefäls verbunden. Sie zerfallen in drei Unterabtheilungen, die Euphorbieen mit regelmälsigem, geradem involucrum, dessen Lappen an der Spitze oder und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 13 dicht unter derselben mit drüsenartigen Organen versehen sind. Sie erman- geln des kelchartigen Bechers an der Gliederung der männlichen Blüthe, de- ren Stiel von einer Bracteole gestützt wird, während die weibliche Blüthe häufig einen Kelch besitzt; ferner in die Unterabtheilung Pedilantheae mit unregelmäfsigem , schuhähnlichem, lippigem, schiefem involucrum, das an der Basis aufgeblasen ist und im Grunde desselben 2—6 Drüsen neben männ- lichen Blüthen in unbestimmter Zahl eine einzelne centrale weibliche Blüthe enthält. Die männlichen Blüthen sind ganz von der Beschaffenheit derjenigen der vorigen Tribus, nur werden sie hier nicht einzeln, wie dort, von Bracteolen gestützt, sondern dieselben befinden sich in derPeripherie desBlüthenstandes und die weiblichen Blüthen kommen stets ohne Kelch vor. Bei der dritten Tribus Anthostemeae findet sich innerhalb des zweilappigen involucrums, dessen Abschnitte nach innen im Grunde mit einer Drüse versehen sind, eine verkürzte Ramification. Die männlichen Blüthen sind an ihrer Gliederung mit einem becherförmigen gezähnten Kelche versehen, die Bracteolen, wel- che in den beiden vorhergehenden Tribus spreuartig waren, treten hier blatt- artig auf und finden sich zerstreut, während der Kelch der weiblichen Blüthe krugartig und gezähnt den ganzen Fruchtknoten einschliefst. Auf die Euphorbieen wiederum zurückgehend, so zerfallen dieselben in zwei Subtribus, das heifst in solche, welche mit einem häutigen Limbus des involucrums versehen sind, an dessen innerer Basis der Saumlappen sich ein drüsenartiges Organ in mannigfaltiger Form vorfindet: A. Anisophyllae und in solche, deren Saumlappen des involuerums unmittelbar von dem drü- senartigen Organ begrenzt werden: B. Tithymalae. A. Die Anisophyllae enthalten acht habituell und essentiell begrün- dete Gattungen. 1) Anisophyllum Haw., charakterisirt durch monöcische, sehr selten diöcische involucra, welche mit vier oder fünf äufseren Lappen verse- hen sind, die an ihrer inneren Basis flache, drüsenartige Organe tragen und mit den dreieckigen getrennten, sehr kleinen, nach innen gebogenen, gefranz- ten Einschnitten abwechseln. Äufserlich sind sie kenntlich an den gegen- ständigen, schiefen Blättern mit zwischenständigen Nebenblättern. Von die- ser Gattung besitzt das hiesige Herbarium 73 Arten, die aus Amerika, Öst- indien und Nordafrika stammen und in Südeuropa, den Südseeinseln und auf Timor nur wenige Vertreter haben. ’ 14 Kruorzren: Linn&'s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 2) Alectoroctonum von Schlechtendal, charakterisirt durch schüsselförmige Drüsen der äufsern Hülllappen, getrennte keilförmige zwi- schenständige Einschnitte, einen mit geschlossenen Gliedern versehenen Stengel und Zweige, gegenständigen, zu zweien oder zu vier in einem Wirtel gestellten Blättern mit hinfälligen zwischenständigen sehr kleinen Nebenblät- tern und entständigen, wiederholt zwei- bis dreigabeligen Trugdolden. Ame- rikanische Kräuter oder Sträucher. Von dieser Gattung sind bis jetzt 15 Arten bekannt, zu denen E. sanguinea Hort. Ber., E. scandens H.B. Kth,, E. viridis Herb. Ruiz, E. petiolaris Sims, E. nudiflora Willd., E. coti- noides Miq., A. Scotanum Schlechtdl., A. oratum Schlechtdl., A. Yaval- quahuitl Schlechtdl. und A. cotinifolium Schlechtdl. gehören. 3) Trichosterigma Kl. u. Gke., charakterisirt durch becher- förmige Drüsen der äufseren gewöhnlich ausgerandeten oder gekerbten und gefärbten Hülllappen, welche in einem keilförmigen Polster bis zur Basis der Innenwandung des involucrums herablaufen, sitzende ausgeran- dete gezähnte getrennte zwischenständige innere Einschnitte und linienförmige Bracteolen, die oberwärts mit langen Wimperharen versehen, unterwärts aber kahl sind. Äufserlich erkennt man diese Gattung an dem strauchartigen Wuchs, an den ungegliederten Stengeln und der Zweige, den abwechseln- den Blättern, den fehlenden Nebenblättern, den hinfälligen beiden Bracteen des involuerums und den winkelständigen verkürzten Trugdolden. Es ge- hören hierher folgende vier mexicanische und californische Arten: Euphor- bia fulgens Karwinski, Rl. (E. jacquiniflora Hooker sen.), E. californica Benth., E. misera Benth. und E. Hindsiana Benth. 4) Eumecanthus Kl. et Gke., charakterisirt durch die zwischen- ständigen Einschnitte des involucrums, welche unterwärts verwachsen und am Rande gefranzt sind, durch pfriemenförmige kahle Bracteolen, durch krautartige ungegliederte Stengel mit gabelförmigen Verästelungen und ge- genständige nebenblattlose oberwärts in Wirtel gestellte Blätter. Zu dieser Gattung gehört Euphorbia ariensis H. B. Kth., Eumecanthus Benthamianus Kl. et Gke. (Euphorbia ariensis Benth. in pl. Hartw. nec. H. B. Kth.), Euph. arenaria H. B. Kih. nec Nuttall und EupA. triphylla Hb. Willd. n. 9316. 5) Tithymalopsis Kl. et Gke., charakterisirt durch die äufseren Lappen des involucrums, welche verkehrt-eiförmig, fast kreisrund, verhält- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 15 nilsmäfsig grofs, weifs gefärbt und an der innern Basis mit grünen schüssel- förmigen Drüsen versehen sind, durch die schr kleinen zwischenständigen getrennten eiförmigen gefranzten Einschnitte, durch krautartige oder ver- holzte ungegliederte Stengel und Zweige, die an den Spitzen quirlförmig “ zertheilt sind, nebenblattlose abwechselnde Blätter und gipfelständige, zu- weilen achselständige vielstrahlige Schirme, die von quirlförmigen Blättern gestützt werden. Hierher gehören Euphorbia corollataL., Euphorbia sphae- rorrhiza Benth. und eine vom Dr. Cabannis in Florida gesammelte Art Tithymalopsis angustifolia Kl. et Gke. 6) Dichrophyllum Kl. et Gke., charakterisirt durch sehr grofse involucra mit ebenfalls sehr groisen kreisrunden gefärbten äufseren Lappen und sehr kleinen zwischenständigen keilförmigen an der Spitze abgestutzten und gefranzten Einschnitten. Stengel und Zweige sind stielrund, oberwärts gabelig-verästelt. Die Blätter sind abwechselnd oder fast gegenständig, ober- wärts sehr gedrängt und weils-gerandet und haben pfriemliche abfallende Ne- benblätter. Die involuera sind entweder winkelständig und einzeln oder gipfelständig und gedrängt. Hierher gehören nur 3 Arten. Euph. margi- nata Pursh, Euph. bicolor Engelm. und Gray und Euph. variegata Coll. Herb. Berlandier n. 1779. 7) Leptopus Kl. et Gke., eine südamerikanische Pflanzengattung mit äufserst dünnen stielrunden ungegliederten etwas verholzten wenig ver- ästelten Stengeln und Zweigen, entfernt stehenden abwechselnden langge- stielten nebenblattlosen zarten Blättern, die nach oben gedrängt stehen und dann quirlförmig erscheinen, sehr kleinen glockenförmigen Hüllen, die ge- wöhnlich in gipfelständige Trugdolden geordnet sind, tiefgespaltene äufsere Lappen und sehr kurze eingebogene zwischenständige Einschnitte haben. Es gehören hierher Euph. adiantoides Lam., Euph.ocymoides L., und 4 neue Arten: Lepiopus brasiliensis Kl. et Gke. aus Brasilien, Leptopus Poeppigü Kl. et Gke. aus Peru, ZLeptopus Hartwegü und Leptopus segoviensis Kl. et Gke. aus Centralamerica. 8) Adenopetalum Kl. et Gke., ist charakterisirt durch krautar- tige Arten mit ungegliederten stielrunden Stengeln und Zweigen, welche an den Verästelungen gestielte becherförmige Drüsen tragen, langgestielte zarte nebenblattlose unterwärts abwechselnde- oberwärts gegenständigeBlätter ha- ben und sehr kleine Hüllen besitzen, die achsel- oder endständig geordnet 16 Krorzscn: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen g sind, deren äufsere Hülllappen verkehrt-eiförmig an der inneren Basis mit schwärzlichen becherförmigen Drüsen und zwischenständigen und geschlitz- ten scharfgezähnten zarten Einschnitten versehen sind. Hierher gehören: Euph. picta Jacquin (E. Humboldtü Willd.), E. graminea L. und 10 neue centralamerikanische Arten: Adenopetalum pubescens, A. Hoffmanni, A. boerhaaviifolium, A. subsinuatum, A. bracteatum, A. Oerstedii, A. discolor und A. irasuense Kl. et Gke. B. Die Tithymalae, deren äufsere Lappen des involucrums von dem drüsenartigen Organ begrenzt werden, enthalten 7 Gattungen. 4) EuphorbiaL. Involucrum glockig, an der Spitze 5—7spaltig, häutige zwischenständige Einschnitte eingebogen, tief gefranzt, äufsere Lap- pen in eine halbkreisrunde oder fast viereckige, meist flache Drüse endigend. Bracteolen der männlichen Blüthe unten breit, an der Spitze tief gefranzt. Cactusartige, meist blattlose Gewächse mit eckigen Stämmen und Zweigen, deren Höcker gewöhnlich Stacheln tragen und auf den canarischen Inseln, Ostindien, besonders aber in Südafrica zu Hause sind. Hierher gehören: 1) E. officinarum L., 2) E. erosa Willd., 3) E. canariensis L., 4) E. grandidens Haw., 5) E. grandifolia Haw., 6) E. heptagona Willd., 7) E. polygona Haw., 8) E. Hystrix Willd. (Treissia Hystrix Haw.), 9) E. triacantha G. Ehrenb., 10) E. triaculeata Forsk., 11) E.nerifolia L., 12) E. Nivulia Hamlt., 13) E. Cattimando W. Ell., 14) E. trigona Roxbg., 15) E. tortilis Rotu., 16) E. antiquorym L., 17) E. mammillaris L., 18) E. coerulescens Haw., 19) E. angularis Kl. (Mos- sambique), 20) E. abyssinica Räusch und noch 7 andere Arten. 2) Medusea Kl. et Gke. (Medusea et Dactylanthes Haw.) Invo- lucrum glockig oder kreiselförmig, an der Spitze 4—5spaltig, an der Basis von 2 gegenständigen Bracteen gestützt, äufsere Lappen drüsenartig, auf den Innenflächen fein porös, an der Spitze kammförmig-eingeschnitten; zwi- schenständige Einschnitte aufrecht oder abstehend, an der Spitze fast abge- stutzt und gewimpert. Bracteolen der männlichen Blüthe linearisch, bis zur Basis gefranzt. Fleischige cactusartige einfache oder verästelte unbewehrte capische Gewächse, die entweder blattlos oder unterwärts mit Schuppen oder oberwärts beblättert sind. Hierzu zählen, 1) M. ztridentata Kl. et Gke. (E. tridentata Lam., E. anacantha Ait., M. anacantha Haw.), 2) M. major Haw. (E. caput Medusae «a Ait.), 3) M. tuberculata Kl. et Gke., 4) M. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 17 globosa Kl. et Gke., 5) M. patula Kl. et Gke. (Dactylanihes patula Haw.), 6) M. hamata Kl. et Gke. (Dactylanthes hamata Haw.), 7) M. procum- bens Haw., 8) AI. fructus pini Haw. und 9) AI. tessellata Haw. 3) Arthrothamnus Kl. et Gke., involucra klein, von 2 Bracteen gestützt, glockig, 5spaltig und diöcisch ; äufsere Lappen drüsenartig, kreis- oder halbkreisrund, abstehend ; zwischenständige Einschnitte eiförmig, ge- spitzt, gewimpert, häutig und aufrecht. Capseln sitzend. Capische gabel- förmige verästelte Sträucher, deren Hauptstamm ungegliedert, die Zweige aber gegenständig und gegliedert sind. Die Blätter schuppenförmig, gegen- ständig, sitzend, zu beiden Seiten mit einer Drüse versehen. Trugdolden end- zuweilen seitenständig. Hierher zählen 8 Arten, 1) A. Tirucalli Kl. et Gke. (Euphorbia Ti- rucalli L.), 2) A. brachiatus Kl. et Gke. (E. brachiata E. Meyer), 3) A. Burmanni Kl. et Gke. (E. Burmanni E. Meyer), 4) A. densiflorus Kl. et Gke., 5) A. Ecklonü Kl. et Gke. (Ecklon. n. 23, 24 et 25), 6) A. scopi- ‚formis Kl. et Gke., 7) A. Bergü Kl. et Gke. und 8) A. cymosus Kl. et Gke. 4) Tithymalus Scop. Involucra glocken-kreiselförmig, an der Spitze 4- bis öspaltig; Lappen drüsenartig, kreisrund- oder halbmondför- mig-gehörnt; zwischenständige Einschnitte häutig, eiförmig, eingebogen. Bracteolen der männlichen Blüthe lanzettförmig, gewimpert. Kräuter, 8 Sträucher oder Bäume, wehrlos, fast über den ganzen Erdball verbreitet, besonders aber in den gemäfsigten und warmen Gegenden der alten Welt zahlreich vertreten. Blätter wechselnd, sehr selten gegenständig, gleich- breit, nebenblatilos, die den doldenartigen Blüthenstand einschliefsenden in Quirlen. Diese Gattung zerfällt in zwei Sectionen: a. Galorrheus Kl. et Gke. (Galorrheus Haw., Euphorb. sect. Tithymalus Koch). Drüsenlappen des involucrums kreisrund oder länglich mit 106 Arten. b. Esula Roeper (Esula Haw.), Drüsenlappen des involucrums halbmondförmig oder zweihörnig mit 117 Arten. 5) Sterigmanthe Rl. et Gke. Cactusartige verästelte ungeglie- derte Gewächse mit afterblattständigen Stacheln und abwechselnden häutigen Blättern. Involucra glockenförmig, von 2 grofsen hochrothen bleibenden, Phys. Kl. 1859. C 18 Krorzscu: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen an der Basis verwachsenen Bracteen gestützt, an der Spitze Sspaltig; äufsere Lappen dick, drüsenartig, verkehrt-eiförmig, nierenförmig-ausgebogen, an der Basis verdünnt; zwischenständige Ein- an der Spitze abgestutzt und schnitte gefärbt, fächerförmig, aufrecht, an der Spitze ungleich - gezähnt. Die gegabelten Trugdolden sind gestielt und achselständig. Hierher gehören 2 Arten, die auf den ost-afrieanischen Inseln einheimisch sind, nämlich Eu- phorbia Bojeri Hooker und E. splendens Bojer ex Hooker. 6) Euphorbiastrum Kl. etGke. Ein verästeltes Kraut mit stiel- rundem ungegliedertem Stengel und Zweigen und abwechselnden langgestiel- ten nebenblattlosen Blättern. Die involucra sind kreiselförmig, mit 5 äufse- 0) ren Lappen, welche aufrecht, drüsenartig, verkehrt-eiförmig, auf der Innen- seite mit sehr kleinen sechsseitigen Poren versehen, an der Spitze abgestutzt und an der Basis verdünnt sind; die zwischenständigen Einschnitte sind häu- tig, keilförmig, an der Spitze abgestutzt und sechszähnig. Blüthenhüllen von rauschenden gegenständigen spatelförmigen stachelspitzigen gekielten Bracteen eingeschlossen, einzeln an den Enden der Zweige in den Winkeln der Blätter. Nur eine Species ist von dieser Gattung bekannt, Euphorbia- strum Hoffmannianum Kl. et Garcke, welche der Dr. Carl Hoffmann in Costarica entdeckte und an das hiesige Herbarium sandte. 7) Poinsettia Graham. Involucra glockenförmig, an der Spitze 5spaltig; zwischenständige Einschnitte halbkreisrund, oft gefranzt, äufserlich mit 1—5 kraterförmigen Drüsen versehen. Männliche Blüthen von fran- zenartig-eingeschnittenen Bracteolen gestützt. Nord- und südamericanische Kräuter oder Sträucher mit ungegliedertem Stengel und Zweigen, abwech- selnden nebenblattlosen Blättern, gewöhnlich schön gefärbten Floralblättern und endständigen gedrängten Trugdolden. Hierzu zählen folgende Arten: 1) P. pulcherrima Graham, 2) P. geniculata Kl. et Gke. (E. geniculata Ortega), 3) P. pedunculata Kl. in Seemann’s Voy., 4) P. punicea Kl. et Gke. (E. punicea Sw.), 5) P. frangulaefolia Kl. et Gke. (E. frangulae- Jolia H. B. Kth.), 6) P. Schiedeana Kl. et Gke., 7) P. dentata Kl. et Gke. (E. dentata Michx.), 8) P. Ruiziana Kl. et Gke., 9) P. xalapensis Kl. et Gke. (E. xalapensis H. B. K.), 10) P. insulana Kl. et Gke. (Brasilia), 11) P. lancifolia Kl. et Gke. (E. lancifolia Schlechtdl.), 12) P. Oerstediana Kl. et Gke. (Ins. St. Thomas), 13) P. heterophylla Kl. et Gke. (E. hetero- phylla L., 14) P. Morisoniana Kl. et Gke. (E. Morisoniana Kl. in See- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 19 mann’s Voy.), 15) P. cyathophora Rl. et Gke. (E. cyathophora Murr.), 16) P. prunifolia Kl. et Gke. (E. prunifolia Jacq.), 17) P. Edwardsi Kl. et Gke. (E. cyathophora Edw. nec Murr.), 18) P. radians Kl. et Gke. (E. radians Benth.). Von der zweiten Tribus Pedilantheae, die sämmtlich americanischen Ursprungs sind, konnten nur 3 Gattungen unterschieden werden. 1) Pedilanthus Necker, charakterisirt durch die 4 Drüsen im Grunde des schuhförmigen involucrums, hat 8 Arten: 1) P. tithymaloides Poit. (E. tithymaloidesL., E. myrtifoliaLam., Crepidaria myrtifoliaLam., E. carinata Donn., E. canaliculata Lodd.), 2) P. padifolius Poit., 3) P. angustifolius Poit., 4) P. parasiticus Boiss. (Hb. Pavon), 5) P. anacam- pseroides Kl. et Gke. (E. anacampseroides Descourt.), 6) P. Oerstedi Kl. et Gke. (Centralamerica), 7) P. aphyllus Boiss. (Hb. Pavon) und 8) P. re- tusus Benth. 2) Hexadenia Kl. etGke. Diese Gattung, welche an den 6 Drü- sen kenntlich ist, welche sich im Grunde des involucrums befinden, wird nur durch eine von Bentham unter dem Namen Pedilanthus macrocarpus beschriebene, aus Californien stammende Art repräsentirt. 3) Diadenaria Kl. et Gke., die aus Neuspanien stammt und sich durch grofse gegenständige hüllenartige Bracteen, die sich oft wiederholen, durch einen gabeligen Blüthenstand und 2 dreilappige Drüsen im Grunde des involucrums unterscheidet, enthält: 1) D. involucrata Kl. etGke. (Hort. bot. Berol.), 2) D. articulata Kl. et Gke. (Hb. Berol. et Hb. Boiss. sub Pedi- lantho tithymaloide Dill.) und 3) D. Pavonis Kl. et Gke. (Herb. Boiss.). Von den Anthostemeen, welche die dritte Tribus der Euphorbiaceen bilden und die nur die Gattung Anthostema enthält, von der 2 Arten be- kannt sind, haben wir nur die vom Senegal, aus dem Herbarium des Herrn A. de Candolle zu untersuchen Gelegenheit gehabt. 20 Krorzsen: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen Euphorbiaceae Kl. et Gke. R. Br. Ad. de Jussieu partim. Char. reform. Herbae vel fructices, succo lacteo, caudice in nonnullis carnoso cacti- formi. Folia alterna aut opposita simplicia. Stipulae parvae, membrana- ceae, subinde glanduliformes, in plurimis nullae. Flores monoici, masculi cum femineo involucro persistente florem hermaphroditum mentiente eincti. Involuerum 2—7 fidum aut partitum regulare aut bilabiatum glandulis in- structum. Flores masculi monantheri filamentosi. Filamenta centralia cum pedicellis persistentibus articulata, ad articulationem nuda aut rarissime ca- lyeulata. Antherae biloculares breves, superne cum apice filamenti conjunc- tae, loculis patentibus rima verticali dehiscentibus. Pollen globosum. Pe- dicelli ad basin nudi aut bracteati aut involucellati. Flos femineus pedicel- latus -calyculatus aut calyce destitutus. Germen sessile subrotundum trilo- culare triovulatum. Styli 1—3 persistentes. Stigmata tria plerumque bi- fida aut emarginata. Fructus capsularis subrotundo-trigonus, constans ex ovariis tribus monospermis connatis circa columnam centralem persistentem trigonam vel trialatam, apice incrassatam dispositis. Semina pendula, testa crustacea, saepissime caruncula umbilicali instructa. Endospermium carno- sum plus minus copiosum. Embryo intra endospermium orthotropus ejus- dem longitudine. Cotyledones planae foliaceae rectae. Radicula umbilico proxima, supera. Euphorbieae Kl. et Gke. nec Bartling nec alior. Involuerum monophyllum rectum pyriforme crateriforme turbinatum campanulatum aut subglobosum quadri- decemfidum, superne glandulosum. Flores masculi ecalyeulati, ad basin pedicelli bracteola suffulti. Flos femineus saepe calyculatus. Pedilantheae Kl. et Greke. Involuerum monophyllum obliguum bilabiatum calceiforme, basi ven- tricosum et intus glanduliferum. Flores maseuli ecalyculati, bracteola ad ba- sin pedicelli destituti. Flos femineus ecalyculatus. Stylus unicus longus. Anthostemeae Kl. et Greke. Involuerum profunde bilobum, lobis aequalibus rectis, intus glan- dula instructis. Flores masculi calyeulis (calycibus) 3—8 dentatis eincti; bracteolis paleaceis. Flos femineus calyculatus, calyculus campanulatus aut urceolatus. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 21 Euphorbieae RI. et Greke. A. ANISOPHYLLAE Kl. et Greke. Involucri lobi membranacei, basi callo variiformi (glandula) instructi. I. Anisophyllum Haworth. Involuera campanulata axillaria aut terminalia solitaria vel aggregata. Limbus 4—5 lobus, lobis plerumque parvis integris vel raro erenulatis, intus basi callo plano vel subscutellato (glandula) instructis processibus exiguis erectis vel introrsis saepe triangularibus fimbriatis alternantibus. Flores mas- euli: singuli bractea lineari ciliata stipati. Styli tres. Stigmata biloba. Se- mina caruncula destituta. Plantae herbaceae vel fruticosae imprimis in regionibus tropieis totius orbis indigenae, rarissime in Europa australi obviae; foliis oppositis fere sem- per inaequilateris, obliquis; stipulis intrapetiolaribus; involueris axillaribus terminalibusque, saepissime glomerato-cymosis. Anisophyllum Haworth, Syn. plant. succ. p. 159. A. Semina laevia. a. Gerontogea. 1. A. Peplis Haw., Synops. plant. succ. p. 159. Euphorbia Peplis Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 652. Euph. dicho- toma Forsk., Flor. aegypt.-arab. p. 93. Euph. rubescens Link in v. Buch Canar., p. 158. Tithymalus auriculatus Lam., Flor. fr. vol. ıı, p. 102. Tithym. Peplis Scop., Flor. carn. ed. 2, vol. ı, p. 340. Hab. in Europa australi, Asia minori et in insulis Canar.. 2. A. cheirolepis Kl. et Grcke. Euphorbia cheirolepis Fisch. et Mey. apud Karelin, Enum. plant. Turcomann. in Bullet. de la Soc. de Nat. de Mosc., 1839, p. 171. Hab. in Sibiria. 3. A. humifusum Kl. et Grceke. | Euphorbia humifusa Willd., Enum. plant. hort. Berol. suppl. p. 27. Euph. pseudo-chamaesyce Fisch. et Meyer, Index IX sem. hort. Petrop. p. 73. Hab. in Sibiria. 32 Krorzsen: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 4. A. inaequilaterum Kl. et Grcke. Euphorbia inaequilatera Sonder, in Linnaea vol. XXIII, p. 165. Hab. in Africa austr.-orientali. 5. A. Chamissonis Kl. et Grcke. Fructicosum, glabrum; foliis brevi petiolatis oblongis vel obovatis obtusis vel paullo emarginatis integerrimis, basi plerumque obliquis, subtus pallidis ; stipulis integris oblongis, saepe persistentibus; inflorescentia ad api- cem ramorum dichotomo-cymosa; glandulis patelliformibus lobo semiorbi- culari integro duplo triplove brevioribus; processibus minutis triangularibus brevissime fimbriatis; stylis brevibus; capsulis parvis glabris laevibus; semi- nibus glabris laevibus. Folia adjectis petiolis 1—2 lin. tantum longis 1—1}, poll. longa, me- dio 5—8 lin. lata, nonnunquam apicem versus dilatata ibique 7 lin. lata et tunc ab apice usque ad basin sensim attenuata, inaequilatera, basi plus mi- nusve obliqua, fere avenia. Stipulae majuseulae. Ab Anisophyllo multi- formi Kl. et Greke. (Euphorbia multiformi Hook.), cui subsimile differt: fo- liis basi latioribus subcordatis evidenter obliquis, nervis secundariis venisque obseurioribus, involueri lobis multo majoribus, glandula patelliformi. Hab. in insula Radack (Chamisso). 6. A.nodosum Kl. et Greke. Fructicosum, glaberrimum ; ramis articulato-nodosis; foliis brevissime petiolatis oblongis obtusis, basi obliquis integris, margine revolutis uninerviis subaveniis; stipulis intrapetiolaribus semiorbicularibus vel subtriangularibus persistentibus; involucris longiuscule pedunculatis axillaribus terminalibus- que; glandulis transverse oblongis, lobis brevissimis; capsula magna. Rami propter foliorum deeiduorum bases persistentes nodosi. Folia plerumque 2—2°, poll. longa, medio vel apicem versus 8—10 lin. lata, basi altero latere subrotunda, altero attenuata. Hab. in insulis Sandwicens.. (Gaudichaud). 7. A. congenerum Kl. et Grcke. Caulibus basi glabris, superne pubescentibus; foliis ovali-oblongis ob- tusis obsoleto serrulatis, basi obliquis utrinque pubescentibus, breviter petio- latis, subtus pallidioribus; involueris in axillis foliorum summorum ad apicem ramulorum brevium cymoso-congestis ; lobis suborbicularibus integris albis, und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 23 basi glandula ceracea exigua ipsis multo minore instructis; capsulis hirsutis; seminibus tetragonis laevibus glabris einerascentibus. Euphorbia congenera Blume, in pl. Zoll. Folia 5—8 lin. longa, 1',—5 lin. lata. Petioli 4 lin. longi. Ab Ani- sophyllo Berteriano Kl. et Greke. (Euphorbia Berteriana Spr.) differt prae- ter notas indicatas habitu laxiore et praeceipue seminibus laevibus. Hab. in insula Iava (Zollinger n. 2151). 8. A. leiospermum Kl. et Greke. Caulibus glabris; foliss brevissime petiolatis oblongis apiculatis inte- gerrimis, basi evidenter obliquis subcordatis glaberrimis, subtus pallidioribus ; stipulis triangularibus fimbriatis; involucris in dichotomiis et ad apicem ra- mulorum solitariis glabris, lobis rotundatis integerrimis, basi glandula oblonga ipsis dimidio breviore instructis; capsulis glabris laevibus; seminibus sub- globoso-trigonis glabris laevibus. Folia 4—6 lin. longa, 2—3 lin. lata. Petioli %, lin. longi. Stipulae triangulares rubescentes diu persistentes. Capsulae majusculae. Seminibus magnis subgloboso -trigonis cinerascentibus a plerisque hujus sectionis di- stinctum; Anisophyllum Peplis, quocum haec species magnitudine formaque seminum convenit, habitu, foliis, stipulis, involucrorum lobis valde diversum. Hab. in Nova Iberia. b. Americana. 9. A. polygonifolium Haw., Syn. plant. succ. p. 160. Euphorbia polygonifolia Linne, Spec. plant. ed. 2 p. 653. Hab. in America boreali. Ab hoc Euphorbia amannioides H. B. K., Nov. gen. et spec. plant. vol. II, p. 44 fortasse non diversa. 10. A. Geyeri Kl. et Grcke. Euphorbia Geyeri Engelmann in Boston Journal vol. V, p. 260. Hab. in America boreali. 11. A. melanadenium Kl. et Grcke. Euphorbia melanadenia Torrey in Report on the Botany of the Pacif. Railr. exped. p. 174. Hab. in Mexico et Chili. 12. A. serpens Kl. et Grceke. Euphorbia serpens H. B. K., Nov. gen. et spec. plant. vol. II, p. 41. 24 Krorzscen: Linne’s natürliche Pflanzenkl. Trieoccae im Allgemeinen Euph. herniarioides Nuttall, in Boston Journ. vol. V, p. 260. Euph. radi- cans Moricand Mss.. Hab. in America boreali, Chile et Brasilia. 13. A. emarginatum Kl. et Greke. Caulibus e radice lignosa plurimis, basi suffruticosis glabris ramosis; foliis brevissime petiolatis oblongo-elliptieis, apice paullo emarginatis integer- rimis, utrinque glabris, basi obsolete obliquis; stipulis triangularibus fimbria- tis; involueris axillaribus, plerumque solitariis minutissimis, lobis brevissimis, intus basi glandula ipsis vix breviore instructis; capsula glaberrima laevi; se- minibus tetragonis glabris laevibus. Suffrutex 1—1% ped. altus. Folia adjectis petiolis circa %, lin. longis 3—5 lin. longa, 15,—2 lin. lata, apice emarginata vel retusa et in emargina- tura propter nervum medium aliquantulum excurrentem brevissime apieu- lata, basi plus minusve evidenter obliqua. Involucra minutissima glabra vel puberula. Capsula involuero duplo triplove major. Semina laevia, haud transverse sulcata vel tuberculata. Hab. in Brasilia (Sello). 14. A. orbiculatum Kl. et Grcke. Euphorbia orbiculata H. B. K., Noy. gen. et spec. plant. vol. II, p. 42. Hab. prope St. Fe de Bogota. 15. A. arenarium Kl. et Grcke. Euphorbia arenaria Nuttall, in Boston Journ. vol. V, p. 260 (nec H.B.K.) Hab. in republica Texensi. B. Semina transverse sulcata, rugulosa vel granulata. 16. A. Chamaesyce Haw., Syn. plant. succ. p. 160. Euphorbia Chamaesyce Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 652. Euph. per- foliata Gussone, Prodr. Fl. Sicul. I, p. 540. Tithymalus Chamaesyce Mönch, Method. plant. p. 666. Tithym. nummularius Lam., Flor. fr. vol. III, p. 101. ß. canescens Kl. et Greke. Euphorbia canescens Linne, Spec. plant. ed. 2 p. 652 Euph. massi- liensis DC., Flor. fr. suppl. p. 357. Euph. thymifolia Loisl., Flor. gall. I, p. 338 (non Linne). Hab. in Europa australi. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 25 17. A. Forskalei Kl. et Greke. Euphorbia Forskalei Gay, in Webb et Berthelot Phytogr. canar. vol. IH, p. 240. Euph. thymifolia Forsk., Flor. aegypt.-arab. p. 94. ß. granulata Webb. et Berth. Euphorbia granulata Forsk. l. c. Euph. fragilis Decaisne, Flor. Sin. n. 79, in Ann. sc. nat. 2. Ser. vol. 2, (1834) p. 241. Hab. in Africa bor. et occ., in insulis prom. virid. et in Arabia. 18. A. Mundi Kl]. et Grcke. Radice perenni; caulibus plurimis prostratis ramosis glabris; foliis brevissime petiolatis ellipticis, basi obliquis, apice saepe retusis integerrimis ; involueris parvis solitariis plerumque axillaribus, lobis integris glandulam exiguam transverse oblongam paullo excedentibus; capsulis glaberrimis lae- vibus; seminibus tetragonis glabris, transverse sulcatis. Folia 2—2% lin. longa, 3—1%, lin. lata. Petioli eirca %, lin. longi. Involuera vix ; lin. longa. Habitu et capsulis laevibus glaberrimis subniti- dis accedit ad Anisophyllum serpens, sed differt praeter patriam diversam caulibus non repentibus et seminibus transverse sulcatis (non laevibus). Ab Anisophyllo Forskalei differt praecipue glabrietate et foliis integerrimis. Hab. in prom. bon. spei. (Mund et Maire). 19. A. Burmannianum Kl. et Grcke. Euphorbia Burmanniana Gay, in Webb et Berthelot Phytogr. canar. vol. III, p. 239. Euph. thymifolia @. Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 651. Euph. thymifolia Burmann, Fl. ind. p. 112. Hab. in Asia, America australi et in insulis Canar. 20. A. thymifolium Haw., Syn. plant. succul. p. 160. Euphorbia thymifolia Linne, Species plant. ed. 2, p. 651. Hab. in India or., in Africa boreali, unde in Americam transductum. 21. A. Meyenianum Kl. et Grcke. Euphorbia Meyeniana Kl., in Act. Acad. Leopold. vol. XIX, suppl. p- 414. Hab. in Peruvia. 22. A.roseum Haw., Syn. plant. succ. p. 163. Euphorbia rosea Retz., Observationes IV. p. 26. Hab. in India orient. Phys. Kl. 1859. D 26 Krorzseu: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 23. A. prostratum Haw., Syn. plant. succ. p. 163. Euphorbia prostrata Aiton, Hort. Kew. ed. 1, vol. II, p. 139. Euph. serpillacea Willd. herb. n. 9278 (ex parte) Euph. tenella et callitrichoides H.B.K., Nova gen. et spec. vol. Il, p. 42. Euph. trichogona Bertol., Misc. bot. III, p. 20. Hab. in America septentr. et austr. Teneriffa. 24. A. humistratum Kl. et Greke. Euphorbia humistrata Engelmann, in A. Gray Manual of the Bot. ed. 2, p. 386. Hab. in America boreali. 25. A. opalifolium Kl. et Greke. Caulibus depressis vel adscendentibus glabris valde ramosis; foliis distinete petiolatis ovalibus vel elliptieis, apice interdum obsolete emarginatis integris, basi obliquis inaequilateris glabris; stipulis subtriangularibus e basi latiuscula acutis dentieulatis; involueris in axillis foliorum summorum ple- rumque solitariis, peduneulatis, campanulatis, glabris; glandulis transverse oblongis, lobis semiorbieularibus minutis ; stylis brevibus; stigmatibus bre- vissime bifidis; capsulis glabris laevibus; coccis dorso carinatis; seminibus parvis tetragonis glabris leviter rugulosis. Euphorbia depressa et rotundifolia Philippi Mss. Euph. ovalifolia Engelmann Mss. Radix plerumque longa (saepe 7 poll. longa) ramosa. Caules plu- res teretiusculi ut tota planta glabri 3—4 poll. longi. Folia absque pe- tolo 4 lin. longo 1,—2 lin. longa, basi 1—1%, lin. lata. Glandulae brun- neae; lobi flavidi. Hab. in Chili prope Santjago et Atacama (Philippi). 326. A. Fendleri Kl. et Grcke. Euphorbia Fendleri Torr. et Gray, in Report on the Bot. of ihe Pa- cif. Railr. exped. p. 175. Hab. in Nov. Mexico. 27. A. tenuiflorum Kl. et Grcke. Caule ramoso pubescente; foliis caulinis parvis brevissime petiolatis oblique ovatis acutis vel obtusis integris puberulis, ramealibus confertis multo angustioribus elliptico-lanceolatis acutis; stipulis minimis e basi ovata acutis ciliolatis; involucris ad apicem ramulorum confertis minutis turbinatis, und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 27 saepe coloratis glabris; glandulis minimis transverse oblongis, lobis glandula vix longioribus; stylis brevissimis, apice breviter bifidis; capsulis parvis, pri- mum dense puberulis, demum subglabris; seminibus tetragonis glabris laevi- bus, transverse rugulosis. Frutieulus parvus diffusus ramosissimus nonnullos tantum pollices altus. Folia caulina 1,—2 lin. longa, 1—!% lin. lata, ramealia 1 lin. longa, vix 4 lin. lata. Stipulae minutae intrapetiolares eirc. 5—; lin. longae, e basi latiuscula acutae imprimis ad apicem ciliolatae. Involucra minima angustissima 4—1 lin. longa colorata, ad apicem ramulorum conferta, bre- viter pedunculata. Glandulis purpurascentibus et praesertim lobis pallidis minutissimis, vix conspicuis ab omnibus facile dignoseitur. Hab. in Mexico (C. Ehrenberg). 98. A. leucanthum Kl. et Greke. Fructiculosum, diffusum; caulibus teretibus ramosis pilosis, apice saepe dense villosis, demum glabris; foliis brevissime petiolatis obliquis, ambitu subelliptieis obtusissimis, basi attenuatis, margine serrulatis glabris; stipulis minimis setaceis deciduis, apice fimbriatis; involueris pedicellatis glabris in axillis foliorum solitariis vel in ramulo brevissimo congestis; glandulis parvis transverse oblongis glabris, lobis suborbieularibus, antice paullo latioribus glandula fere triplo majoribus albis; capsulis glaberrimis laevibus, profunde trisulcatis, coccis dorso carinatis; seminibus tetragonis glabris rugulosis. Planta circa % ped. alta. Rami dichotomi divaricati. Folia 5 lin. longa, apicem versus 3 lin. lata, inferiora angustiora et minora vix 3 lin. longa, 1!, lin. lata. Hab. in Mexico (C. Ehrenberg). 29. 4A. inaequale Kl. et Grcke. Caulibus diffusis ramosis teretibus, inferne glabris, apicem versus pu- bescentibus; foliis distincte petiolatis oblique oblongis obtusis mutieis inte- gris glabris; petiolis coloratis pubescentibus; stipulis minutis setaceis; involucris ad apicem ramulorum eymoso-confertis turbinato-campanulatis pi- losis; glandulis transverse oblongis, lobis magnis glandulam minutam triplo superantibus; stylis fere usque ad basin distinetis; capsulis primum pube- rulis, demum glabris; seminibus minutis tetragonis glabris, transverse pro- funde sulcatis. D2 28 Krorzsen: Linnes natürliche Pfianzenkl. Tricoccae im Allgemeinen Caules 4—6 poll. longi, saepe ramosissimi. Folia 2—2, lin. longa, 4%,—2 lin. lata. Hab. in Mexico (C. Ehrenberg, Aschenborn). 30. 4A. velleriflorum Kl. et Grcke. Caulibis teretibus erectis ramosis imprimis apice dense villosis; foliis ad apicem caulis ramorumque confertis, petiolatis, oblique oblongis integris vel apice serrulatis, utrinque villosis; stipulis minimis setaceis villis saepe ob- tectis; involueris in axillis foliorum summorum solitariis pluribusve exiguis turbinato-campanulatis puberulis; glandulis minimis transverse oblongis gla- bris, lobis subsemiorbieularibus erosis glandulum vix duplo superantibus; capsulis minimis puberulis laevibus; seminibus tetragonis glabris rugulosis. Planta eirca 6—8 poll. alta paullo robustior quam affine Anisophyl- lum senile. Caules erectiusculi patentim villosi. Folia evidenter petiolata, 3—44 lin. longa, 1% lin. lata. Petioli %—1 lin. longi, villosiores quam folia. Involucra vix % lin. longa. Hab. in Mexico (C. Ehrenberg). 31. A. senile Kl. et Grcke. Caulibus diffusis ramosis imprimis apicem versus puberulo-villosis ibi- que dense foliosis; foliis parvis brevissime petiolatis oblique elliptieis apieu- latis, apicem versus subserrulatis, utrinque sparse villosis; stipulis minimis villis plerumque obtectis; involueris in axillis foliorum summorum solitariis turbinato -campanulatis minimis puberulis; glandulis minimis transverse ob- longis, lobis suboblongis glandulum paullo superantibus; capsulis parvis, profunde trisulcatis, primum villosis, demum apicem versus subglabratis vel sparse adpresse pilosis; seminibus tetragonis glabris rugulosis. Planta parva diffusa ramis apice villis albidis plus minusve dense vesti- tis. Folia 1,—2 lin. longa, eirca 1 lin. lata, basi paullo attenuata subcor- data. Petioli vix 4 lin. longi villosi. Involucra exigua circa 4 lin. longa, glandulae et lobi minimi. Capsula 5 lin. longa. Hab. in Mexico (C. Ehrenberg). 32. A. densiflorum Kl. et Greke. Caulibus plurimis simplieibus vel ramosis teretibus bifariam pilosis; foliis oblongis, basi valde inaequalibus, primum utrinque puberulis, margine imprimis latere exteriore serrulatis, brevissime petiolatis; stipulis setaceis saepe recurvis; involucris ad apicem ramorum ramulorumque et in axillis und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 29 foliorum summorum confertissimis glomeratisque, parvis turbinatis puberu- lis; capsulis minutis, extus dense pubescentibus; seminibus tetragonis foveo- latis canescentibus. Caules plurimi, basi lignosi rarissime solitarii ramosi. Folia oblonga, apice saepe subtruncata, basi valde inaequilatera, juniora utrinque puberula, adulta supra glabriuscula, 5—7 lin. longa, 2 lin. lata. Petioli villosi vel glabriusculi vix lineam longi. Latus exterius capsulae dense pubescens, in- terius bracteis obteetum glabrum. Hab. in America centrali et in Mexico (C. Ehrenberg, Schiede, Oersted). 33. 4A. golianum Rl. et Greke. Euphorbia goliana Lam., Eneyel. vol. II, p. 423. Hab. in insulis Borbon. et Franciae. 34. A.affine Kl. et Greke. Suffruticosum, prostratum, flabellatum, dichotomum; foliis brevis- sime petiolatis orbicularibus vel rotundato-ovatis, basi obliquis cordatis inte- gerrimis, apice saepe emarginatis glabris imbricatis; stipulis apice dense fimbriatis; involueris ad apices ramorum solitariis, extus glabriuseulis, intus dense villosis, lobis rotundatis integerrimis, basi glandula oblonga ipsis vix breviore instructis; capsulis glabris laevibus; seminibus subrugulosis. Suffrutex 6—12 poll. longus. Folia plus minusve manifeste orbicu- lata pallide coerulescentia, 1—2 lin. longa et lata, majora apice emarginata; petioli % lin. longi. A simili Anisophyllo goliano Kl. et Greke. (Euphorbia goliana Lam.) foliis crassioribus et saepe majoribus minus dense imbricatis et involucris intus densissime villosis diversum. Hab. in rupibus mari proximis insulae Guadalupae (Duchassaing). 35. A. setigerum Kl. et Greke. Caule striato ramoso glabriusculo ; ramis summis subalatis; foliis bre- vissime petiolatis oblongis, apice setuloso-serrulatis, ceterum integerrimis, basi obliquis utrinque glabris; stipulis ad utrumque latus petiolorum binis seta- ceis, basi coalitis; involucris axillaribus solitariis minutissimis, lobis oblongis brevissimis saepe crenulatis basi glandula oblonga brunnea ipsis vix breviore instructis; capsulis glabris laevibus; seminibus tetragonis transverse sulcatis rubescentibus. Euphorbia setigera E. Meyer Mss. 30 Krorzscu: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen Folia adjeetis petiolis »—!, lin. longis 2—3 lin. longa, 1—1/, lin. lata. Capsula involuero duplo triplove major. Hab. in prom. bon. spei (Drege). 36. A. mossambicense Kl. et Greke. Caulibus plurimis glabris vel puberulis ramosis; foliis brevissime pe- tiolatis oblongis apice subtruncatis basi obliquis altero latere attenuatis, mar- gine integris vel apice serrulatis, utrinque glabris; stipulis minimis setaceis; involueris glabris, lobis erenatis albidis, basi glandula subrotundo - oblonga ceracea instructis; capsula minuta glaberrima; seminibus tetragonis trans- verse rugulosis. Planta diffusa 4—6 poll. alta. Folia adjectis petiolis vix 4 —S, lin. longis 2,—3 lin. longa, basi circa 1 lin. lata, apicem versus paullo latiora. Capsulae et involucra minuta. Hab. in Mossambique (Peters). 37. A. Besseri Kl. et Greke. Suffruticosum; caulibus ramosissimis puberulis; foliis breviter petio- latis orbiculari- ovatis vel oblongis integerrimis glabriusculis vel puberulis ; stipulis minutis setaceis; involucris axillaribus manifeste peduneulatis pedun- culisque hirtis, lobis magnis erenatis albicantibus, basi glandula transverse oblonga instructis; capsulis glabris dorso pubescentibus; seminibus tetra- gonis rugulosis. Suffrutex circa 1, ped. altus, ramis dichotomo - divisis rufescentibus. Foliorum lamina 3 lin. longa, 1%, lin. lata; petioli &—% lin. longi. — In- volucri eyathiformi-campanulati hirti, lobis magnis erenatis albieantibus ab affinibus valde distinetum. Hab. in Chili (von Besser n. 144). 38. A. ramosissimum Kl. et Grcke. Suffruticosum, ramosissimum, glabrum; foliis parvis brevissime pe- tiolatis ovatis vel lanceolatis integerrimis obliquis, utrinque glabris; stipulis minutissimis setaceis; involucris parvis axillaribus solitariis, lobis rotundatis integerrimis, basi glandula transverse oblonga nigrescente ipsis dimidio mi- nore instructis; stylis minutis; stigmatibus apice dilatatis rubescentibus; capsulis laevibus glabriuseulis vel vix puberulis; seminibus tetragonis trans- verse sulcatis cinerascentibus. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 31 Suffrutex 4—8 poll. altus valde ramosus. Folia parva pleraque 1%, lin. longa, 4—1 lin. lata, summa minora et praesertim angustiora. Petioli %—'; lin. longi. Involucra !, lin. longa, lobi obscure brunnei. Hab. in insula Dominica (Rob. Schomburgk). 39. A. Nagleri Kl. et Grcke. Suffruticosum; rhizomate torto nodoso; caulibus plurimis ramosis, ramis puberulis vel glabriuseulis, apice diehotomis; foliss brevissime petio- latis suborbicularibus vel ovato-oblongis, basi obliquis integerrimis, supra glabris, subtus puberulis; involucris glabris ad apicem pedunculorum cymo- sis, lobis semiorbicularibus integris glabris albis, intus basi glandula parva patelliformi instructis; capsula laevi glabriuscula vel pilis brevissimis ad- pressis vestita; seminibus subtetragonis glabris transverse rugulosis cinera- scentibus. Suffrutex 3—6 poll. altus. Rhizoma crassitudine pennae corvinae vel anserinae. Caules plures breves rugulosi nodosi. Rami tenues striati. Folia 11,—5 lin. longa, 15—4 lin. lata. Petioli brevissimi vix ',—; lin. longi. Hab. in Java (Nagler). 40. A. dioicum Kl. et Greke. Euphorbia dioica Humb. Bonpl. Kunth, Nov. gen. et spec. plant. vol. II, p. 43. Euph. multiflora Willd. Herb. n. 9291. Hab. in America meridionali. 41. A. novo-mexicanum Kl. et Grcke. Caulibus diffusis ramosis glabris; foliis breviter petiolatis elliptieis obtusis, basi obliquis angustatis, apicem versus serrulatis glabris saepe macu- latis; stipulis e basi latiore longiuscule subulatis hine inde denticulatis vel bifidis; involucris in axillis foliorum plerumque solitariis geminisve campa- nulatis glabris, lobis exiguis denticulatis, basi glandula parva transverse ob- longa ipsis paullulum breviore instructis; capsulis laevibus glaberrimis; se- minibus tetragonis glabris rugulosis. Planta diffusa ramosissima verisimiliter perennis. Folia adjectis pe- tiolis circa 4, lin. longis, 3—4 lin. longa, 1,—1% lin. lata. Ab Anisophyllo maculato, quocum foliis maculatis convenit, habitu, glabrietate omnium partium et foliorum forma differt. Hab. in Novo-Mexico (Fendler n. 795). 32 Krorzsen: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 42. A. maculatum Haw., Syn. plant. succ. p. 162. Euphorbia maculata Linne, Species plant. ed. 2, p. 652. Euph. de- pressa Torrey. Euph. thymifolia Pursh, Flora Amer. septentr. vol. I, p- 606. Tithymalus maculatus Mönch, Method. p. 666. Hab. in America septentr. 43. 4A. Berterianum Kl. et Grceke. Euphorbia Berteriana Balbis, in Spreng., Syst. vegetab. vol. III, p. 794. Hab. in insul. Guadalupa et Dominica. 44. A. Selloi Kl. et Greke. Perenne; caulibus e rhizomate crasso plurimis erectis vel adscenden- tibus tenuiter adpresse pilosis vel villosissimis; foliis brevissime petiolatis obliquis linearibus, lanceolatis vel subcordato-ovatis serrulatis, utrinque plus minusve pilosis uninerviis; stipulis minutis setaceis; involucris adpresse pi- losis pedunculatis in axillis foliorum paueis vel plerumque ad apicem caulis ramorumque cymosis; glandulis transverse oblongis dense pilosis, lobis pe- taloideis semiorbieularibus subundulatis; capsulis adpresse pilosis; seminibus angulatis rugulosis glabris einereis. Planta 4—9 poll. alta. Rhizoma erassum nodosum horizontale vel obliquum. Folia pollicem longa, 1"; lin. lata, interdum breviora latioraque (6—10 lin. longa, supra basin 21,— 3", lin. lata). Stipulae vix lineam longae. Variat caulibus brevissime adpresseque pilosis et pilis longis densissi- mis patentissimis saepe rufescentibus obsitis. Hab. in Brasilia (Sello, Pohl). 45. A. nanum Kl. et Grceke. Rhizomate lignoso erasso multieipite; caulibus herbaceis confertis ra- mosis vel superne subdichotomis adpresse puberulis, inferne squamigeris; foliis brevissime petiolatis oblique oblongis acutis, tenuissime serrulatis gla- bris vel vix paullo puberulis; stipulis setaceis minimis; floribus cymosis, plerumque longiusculo peduneulatis, pedunculis involuerisque campanulatis adpresse puberulis; glandulis transverse oblongis glabris, lobis magnis ob- longis vel obovatis glandula quater vel sexies longioribus, glabris; capsulis trisulcalis primum tomentosis demum subglabratis; seminibus (non plane maturis) glabris, rugulosis. Planta 2—4 poll. tantum alta. Folia 6—7 lin. longa, 25—3 lin. lata, brevissime petiolata. Involucris longe pedunculatis et lobis maximis und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 33 petaloideis, in sieco flavis vel purpurascentibus, ab affınibus facile distin- guendum. Hab. in Brasilia (Sello). 46. 4A. bahiense Kl. et Grcke. Glabrum; caulibus sublignosis ramosis; foliis oblique oblongis, in- ferioribus obtusis, apicem versus tenuissime serrulatis, superioribus acutis la- tere altero a basi fere tenuiter serrulatis; stipulis minimis e basi latiore su- bulatis, summis interdum apice laceris; involucris turbinatis minimis glabris in axillis foliorum summorum et ad apicem ramulorum solitariis; glandulis transverse oblongis glabris, lobis suborbicularibus integris glandulam mini- mam duplo triplove superantibus ; capsulis glabris laevibus; coccis dorso carinatis; seminibus tetragonis majuseulis glabris rugulosis. E radice longissima perpendiculari torta ramosa assurgunt caules plu- res erectiusculi eirca 4 ped. alti. Folia adjecto petiolo 4—%; lin. longo 4—4', lin. longa, medio 2—3 lin. lata. Involucra vix lineam longa. Se- mina pro exiguitate capsulae majuscula. Hab. in Brasilia, (Sello). 47. A. amoenum Kl. et Grceke. Caulibus teretibus erectiusculis puberulis; foliis breviter petiolatis oblique oblongis excepta basi tenuiter serrulatis acutiusculis glabris; stipulis exiguis setaceis hine inde bifidis; involueris in axillis foliorum summorum eonfertis campanulatis puberulis; glandulis transverse oblongis vel subreni- formibus glabris, lobis suborbieularibus magnis glandulam duplo triplore excedentibus; capsulis exiguis, primum puberulis, demum glabratis; semini- bus minimis glaberrimis rugulosis rufescentibus. Caulis 4—1%; ped. altus. Folia saepe 3 lin. longa, 1%; lin. lata, in- terdum 4—7 lin. longa, 2—3 lin. lata, nervo medio subtus evidenter pro- minente, nervis lateralibus minus distinete prominulis. Petiolus brevis, circa 1 lin. longus puberulus vel glabriuseulus. Stipulae vix lineam longae. Hab. in Guiana anglica, (Rich. Schomburgk). 48. A. macropus Kl. et Grcke. Rhizomate tuberoso napiformi; caule herbaceo dichotomo-ramoso, inferne glabro, superne hirto; foliis breviter petiolatis ovatis integris uniner- vis, supra glabris, subtus margineque pilis tuberculis insidentibus hirtis; sti- pulis cadueissimis; involueris longiuscule pedunculatis in dichotomiis solita- Phys. Kl. 1859. E 34 Kıorzscuh: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen riis turbinato-campanulatis glabriuseulis; glandulis suborbieularibus pallidis, lobis obovato-spathulatis glandulam duplo superantibus; stylis brevibus; capsulis glabris laevibus; seminibus tetragonis majusculis glabris rugulosis griseis. Rhizoma tuberosum 1%, poll. longum. Caules 2—24 poll. longi. Folia 3—5 lin. longa, 2—2%; lin. lata. Petioli , lin. longi, hirti. Pedun- euli involucrorum saepe 4 lin. longi. Rhizomate crasso tuberoso; foliis supra glaberrimis, subtus breviter pilosis; involueris solitariis longe pedun- eulatis et lobis majuseulis spathulatis, ab omnibus facile distinguendum. Hab. in Mexico (Carol. Ehrenberg). 49. A. rhytispermum Kl. et Greke. Caulibus adscendentibus ramosis glabris; foliis petiolatis oblongis emarginatis brevissime mucronatis, basi paullo attenuatis glabris integris sub- tus glaueis; stipulis setaceis patulis vel erectis glabris; involueris ad apicem ramulorum brevium solitariis campanulatis glabris, lobis erenulatis; capsulis glabris laevibus, profunde trisulcatis; coceis dorso carinatis; seminibus lon- giusculis tetragonis glabris rugulosis griseis. s Euphorbia hypericifolia Philippi Mss.. Euph. rhytisperma Engel- mann Mess. E radice longa purpendieulari assurgunt caules plurimi ramosi glabri, inferne aphylli, a medio foliosi. Folia adjecto petiolo eirca 4, lin. longo 3—5 lin. longa, 1—1!, lin. lata, emarginata vel subtruncata, brevissime mu- eronulata, supra viridia, subtus glauca, inferiora internodiis multo breviora. Stipulae filiformi-setaceae, diu persistentes, 1—1%, lin. longae. Hab. in Chili (Philippi). 50. A. polycnemoides Kl. et Greke. Euphorbia polyenemoides Hochst. in plant. Kotschyan. Hab. in Nubia, (Kotschy n. 302). 51. A. convolvuloides Kl. et Grceke. Euphorbia convolvuloides Hochst., ex Bentham, in Hooker, Niger Flor. p. 499. Hab. in Africa tropica orientali et occidentali. 92. A. tettense Kl. et Grcke. Euphorbia tettensis Kl., in Peters Reise p. 94. Hab. in Mossambique, (W. Peters). und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 39 53. A. flexuosum Kl. et Greke. Euphorbia flexuosa H. B. K., Nova gen. et spec. plant. vol. II, p- 44. Euph. glaucescens Willd. Herb. n. 9289. Euph. myrtilloides Schldl. pat., in Willd. Herb. Hab. in Cumana. 54. A. glabratum Kl. et Greke. Euphorbia glabrata Swartz, Prodr. p. 96. Euph. littoralis H. B. K., Nova gen. et spec. plant. vol. II, p. 43. Hab. in insul. Caribaeis. 55. A. laevigatum Kl. et Grcke. Euphorbia laevigata Vahl, Symb. II, p. 54. Hab. in insula Timor et in India orientali. 56. A. glaucophyllum K]. et Grcke. Euphorbia glaucophylla Poir., Encyclop. tom. X, p. 613 n. 126. Hab. in Senegambia. 57. A. scordifolium Kl. et Grcke. Euphorbia scordifolia Jacquin, Icon. plant. rar. vol. III, tab. 476. Collect. p. 113. Euph. tomentosa Pers., Syn. plant. vol. II, p. 13. Euph. nutans Lagasca, sec. Steudel nomencl. Hab. in Africa boreali et Arabia. 58. A. lasiocarpum Kl. et Grcke. Euphorbia lasiocarpa Kl., in Act. Acad. Leopold. vol. XIX, suppl. p- 414. Hab. in Peruvia. 59. 4A. piluliferum Haw., Syn. plant. succ. p. 162. Euphorbia pilulifera Linne, Spec. plant. p. 651. Euph. globulifera H. B. K., Nov. gen. et spec. plant. vol. II, p. 45. Euph. capitata La- marck, in Encyclop. meth. tom. II, p. 422. Tithymalus piluliferus Mönch, Method. plant. suppl. p. 283. Hab. in India orientali et occidentali. 60. A. hyssopifolium Haw., Syn. plant. succ. p. 161. Euphorbia hyssopifolia Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 651. Hab. in India occidentali et America australi. E2 36 Krorzsceu: Linnds natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 61. A. hypericifolium Haw., Syn. plant. suce. p. 161. Euphorbia hypericifolia Linne, Speec. plant. ed. 2, p. 650. Euph. Klotzschiana Miquel, Stirpes surin. p. 95? Euph. pulchella H. B. K., Nova gen. et spec. plant. vol. II, p. 45. Hab. in Africa or. et occid., unde in Americam merid. transductum. 62. A. virgatum Kl. et Greke. Fruticosum; ramis virgatis; foliis brevissime petiolatis ovatis inte- gerrimis vel excepta basi serrulatis, utrinque glabris; stipulis integris, apice saepe coloratis; involueris ad apicem ramulorum et in axillis foliorum ey- mosis glabris, lobis glandulam suborbicularem vix excedentibus; stylis basi connatis puberulis; stigmatibus breviter bilobis; capsulis glabris laevibus ; seminibus tetragonis rugulosis. Frutex ramosissimus cortice pallido-cinerascente. Foliorum lamina aliguantulum inaequilatera 3 — 1, poll. longa, supra basin 5—8 lin. lata. Petioli brevissimi 1 vel vix 1 lin. longi. Involucra campanulata glabra 3, lin. longa. Hab. in insulis Sandwicensibus (Gaudichaud). C. Semina ignota. 63. A. californicum Kl. et Greke. Glabrum, fruticosum ; foliis brevissime petiolatis elliptico -oblongis, basi obliquis integerrimis, apice saepe emarginatis, utrinque glaberrimis, supra nitidis; stipulis semiorbieularibus integris ciliatis, summis apice nonnunquam coloratis; involucris breviter pedunculatis terminalibus axillaribusque soli- tariis; glandulis transverse oblongis vel suborbicularibus lobo vix brevio- ribus; processibus membranaceis minutis oblongis, margine dense fimbriatis. Folia 5—8 lin. longa, 4—6 lin. lata, juniora subtus venis eleganter pietis instructa. Petioli brevissimi vix ', lin. longi. Involucra 1 lin. longa; glandulae in sieco nigrescentes. Hab. in California (Deppe). 64. A.Vahli Kl. et Greke. Fruticosum ; foliis brevissime petiolatis oblongis vel ovalibus obtusis apieulatis integris, utrinque glabris, basi rotundatis vel subcordatis; stipulis plerumque triangularibus, apice coloratis fimbriatis; involucris ad apicem ramorum solitariis vel plurimis glabris; glandulis orbicularibus lobo vix bre- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 37 vioribus; processibus membranaceis minutis dense lanato -fimbriatis; capsu- lis ignotis. Euphorbia Vahlii Willd. Herb. n. 9269. Frutex ramis dichotomis nodosis. Folia coriacea uninervia subave- nia, 6—10 lin. longa, supra basin 4 lin. lata. Petioli vix lineam longi. In- volucra turbinata glabra.. Glandulae in sieco nigrescentes brunneo - mar- ginatae. Hab. in India occidentali. 65. A. Atoto Kl. et Grcke. Fruticosum; foliis brevissime petiolatis oblongis vel obovatis obtusis mutieis integerrimis, utrinque glabris, basi obliquis; stipulis subtriangularibus vel semiorbicularibus, margine fimbriatis; inflorescentia ad apices ramulorum plerumque dichotomo-eymosa; glandulis orbicularibus lobo vix brevioribus ; stylis brevissimis; capsulis sparsim puberulis. Euphorbia Atoto Forster Prodr. n. 207. Folia 6—12 lin. longa, medio 4—6 lin. lata. Petioli brevissimi, eirca 1 lin. longi. — Ab Anisophyllo multiformi Kl. et Greke. (Euphorbia multiformi Hook.) foliis paullo majoribus, subtus subaveniis vel minus evi- denter conferteque venosis differt; ab Anisophyllo virgato foliis opacis ob- longis integerrimis (haud ovatis acutis subnitidis serratis) et ramis haud virgatis. Hab. in insulis Societatis, (Forster. Gaudichaud). 66. A. multiforme Kl. et Greke. Euphorbia multiformis Hook., in Botany of Capt. Beechey’s Voyage, p- 95, n. 3. Hab. in insula Oahu. 67. A. Lindenianum Kl. et Grcke. Euphorbia Lindeniana A. Richard, Flor. cubens vol. X, p. 197. Hab. in Cuba. 68. A. Ruizianum Kl. et Grcke. Glabrum;; caule herbaceo tereti ramoso; foliis crassiusculis brevis- sime petiolatis oblongo-elliptieis obtusis mutieis vel subapiculatis integerrimis, basi inaequalibus subcordatis ; stipulis minutis setaceis; involucris in axillis foliorum summorum solitariis vel plerumque ad apicem ramulorum folioso- 38 Krorzseu: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen rum subconfertis glabris campanulatis; glandulis suborbieularibus lobo bre- vissimo vix brevioribus; stylis longiusculis ; capsulis (immaturis) glabris. Fruticulus procumbens eirca 4 ped. altus. Folia 2—4 lin. longa, 11,—2 lin. lata. Petioli vix 4; lin. longi. Involucra circa lineam longa. Hab. in Peruvia ad Limam, (Ruiz). 69. A. cordatum Kl. et Grcke. Euphorbia cordata Meyen, Act. Acad. Leopold. vol. XIX, suppl. p- 412. Hab. in Oahu. 70. A. centunculoides Kl. et Grcke. Euphorbia centuneuloides Humb. Bonpl. Kth., Nov. gen. et spec. plant. vol. II, p. 41. Hab. in Cuba. 71. A.lineare Kl. et Grcke. Euphorbia linearis Retz., Observ. III, p. 32. Hab. in India occidentali. 72. A. Caecorum Kl. et Grcke. Euphorbia Caecorum Mart., in plant. med. et oec. ined. t. 73. Hab. in Brasilia, (Sello, Riedel). 73. A. crassipes Kl. et Greke. Tuberosa; caule ramisque tereti, puberulo; foliis ovatis brevissime acutis integerrimis, subtus sparsim pilosis; stipulis intrapetiolaribus setifor- mibus; involucris axillaribus solitariis turbinatis viridibus glabris, lobis or- biculatis basi glandula reniformi viridi vestitis; stylo brevissimo; stigmatibus bidentatis brevibus patentissimis; capsula glabra. Rhizoma globosum, 5 lin. crassum, atro-fuseum glabrum. Caulis erectus, 2—3 poll. longus, eylindrieus, inferne glaber. Rami oppositi pu- beruli patentissimi. Folia opposita, ovata, saturate viridia, 3 lin. longa, 2 lin. lata. Hab. in Mexico (Carl Ehrenberg). Huie generi verisimiliter adseribendae sunt: Euphorbia flexicaulis Scheele, Euph. rupicola Scheele, Euph. villi- fera Scheele, fortasse quoque Euphorbia viminea, Euph. diffusa, Euph. nummularia, Euph. amplexicaulis et Euph. recurva, omnes ab Hookero fıl. in Tasmannia lectae et descriptae. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 39 Species exclusae. Anis. dentatum Haw. = Poinsettia dentata. Anis. Humbolatii Haw. = Adenopetalum picturn, Anis. Ipecacuanhae Haw. = Tithymalus Ipecacuanhae. Anis. ocymoideum Haw. = Leptopus ocymoides. II. Alectoroctonum Schldl. Involucrum commune campanulatum. Limbus quinquelobus, lobis semiorbiculatis, basi subattenuatis, intus callo seutellato-infundibuliformi (glan- dula) instructis, processibus cuneatis membranaceis sparsim fimbriatis alter- nantibus. Inflorescentia terminalis di- trichotomo -cymosa; inyolucris prae- ter terminalia inter dichotomiam sitis flore femineo destitutis. Bracteolae longae angustae. Flos femineus ut in Anisophyllo. Herbae vel frutices Americae borealis et meridionalis; caulibus ramis- que clauso-artieulatis; foliis longiusculo -petiolatis oppositis ternis vel qua- ternatim-verticillatis; stipulis intrapetiolaribus exiguis integris deeiduis. Alectoroctonum Schlechtendal, in Linnaea vol. XIX, p. 252. 1. A. Wrightü Kl. et Grcke. Euphorbia Wrightii Torr. et Gray, Report on the Bot. of the Pacif. Railr. exped. p. 174. Hab. in America boreali. 2. A. dilatatum Kl. et Grceke. Euphorbia dilatata Torr. 'et Gray, 1. c. Hab. in America boreali. 3. A. sanguineum Kl. et Greke. Euphorbia sanguinea Hort. Berol. Patr. ign. 4. A. scandens Kl. et Grcke. Euphorbia scandens Humb. Bonpl. Kth., Nov. gen. et spec. plant. vol. I, p. 46. Hab. in Nov. Hispania. 5. A.viride Kl. et Grceke, Ramis glabris; foliis parvis ovalibus vel obovatis glabris integris, ple- rumque ternis; petiolis glabris Jamina paullo brevioribus; inflorescentia ad apicem ramorum contracta; involucris breyiter pedunculatis exiguis glabris ; 40 Krorzsen: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen lobis crenulatis, intus basi glandula parva ipsis dimidio breviore instructis; capsulis glabriusculis laevibus; seminibus subquadrangularibus dense ver- rucosis. Euphorbia viridis Ruiz Mss. Folia absque petiolo 4—7 lin. longa, supra medium 2—5 lin. lata, summa ceteris conformja, paullo tantum minora. Petioli tenues glabri 3— 4 lin. longi. Involucra '; lin. longa; capsula paullo longior. Patria ignota; vidimus specimen Ruizianum in hort. bot. Matrit. cultum. 6. A. petiolare Kl. et Greke. Euphorbia petiolaris Sims, in Bot. mag. t. 883. Hab. in ins. St. Thomae. 7. A.nudiflorum Kl. et Grceke. Euphorbia nudiflora Jacq., Icon. plant. rar. vol. III, tab. 479. Collect. III, p. 180. Hab. in Jamaica et St. Martha. 8. 4. cotinoides Kl. et Grcke. Euphorbia cotinoides Miquel, in Linnaea vol. XXI, p. 473. Hab. in Guiana. 9. A. Scotanum Schldl., in Linnaea XIX, p. 252. Euphorbia venenata Schldl. Mss. Hab. in Mexico. 10. A. ovatum Schldl. 1. ce. Hab. in Mexico. 11. A. Yaralquahuitl Schldl. 1. e. Hab. in Mexico. 12. A. cotinifolium Schldl. 1. ce. Euphorbia cotinifolia Linne, Spec. plant. ed. 2, vol. 1, p. 650. Hab. in India oceidentali. 13. A. caracasanum Kl]. et Greke. Fruticosum; ramis teretibus glabris vel apicem versus puberulis; fo- liis ternis verticillatis longiuseule petiolatis late ovatis, apice rotundatis, raro emarginatis integris, utrinque glabris vel subtus ad basin nervi primarii pilis mollibus obsitis; stipulis minutissimis mammaeformibus; inflorescentia re- petito-di-trichotoma ampla diffusa, pubescente; involueris pubescentibus, und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 4 lobis erenulatis, basi glandula scutellata glabra instructis; stylis apice distincte bifidis; capsulis glabris longiuscule pedunculatis; pedunculis dense pube- scentibus; seminibus glabris rugulosis. Frutex 10—12 ped. altus. Foliorum lamina 1%, —3 poll. longa, me- dio 14,—2%, poll. lata. Petioli 14—1?, poll. longi. Stipulae brunneae, apice nigrescentes. Involucra majuscula. Hab. in Caracas. (Otto, Gollmer). 14. A. Riedelianum Kl. et Grcke. Caule ramisque lepidoto-squamosis; foliis parvis ovatis vel ovato- oblongis integris utrinque glabris; involucris pubescentibus, ad apices ramo- rum in cymas brevissimas vix dichotomas dispositis; lobis erenulatis, basi glandulis glabris subplanis instructis. Frutex 3—4 pedes altus, ramosus; cortice lepidoto-squamoso valde . insignis. Folia absque petiolo lamina paullo vel vix breviore, 8—12 lin. longa, medio 5—6 lin. lata. Involucra lineam longa vel paullo longiora. Hab. in Brasilia. (Riedel). 15. A. Willdenowü Kl. et Grcke. Caule glabro; foliis longiuseule petiolatis suborbicularibus integris glabris, basi aliquantulum in petiolum protractis; inflorescentia repetito- di- trichotoma, radiis glabris; involucris glabris; lobis brevibus, basi glandula instructis. Ramulus in Herb. Willden. sub n. 9262 asservatus, apice inflorescen- tiam parvam di- et trichotomam gerit. Foliorum duorum inferius 2 poll. longum et latum petiolo 2! poll. longo insidet, superius 14 lin. longum et latum petiolo fere 1%, poll. longo brevius est. Hab. in Curassao. III. Trichosterigma(*) Kl. et Greke. Involucrum commune campanulatum, basi bracteis deciduis fultum. Limbus magnus coloratus quinquelobatus; lobis obcordatis, primum erectis q D ’ ’ demum patentibus in aestivatione contortis, intus callo cupuliformi (glan- dula) instructis processibus membranaceis erectis suborbiculatis, apice emar- ginatis dentatis alternantibus. Inflorescentia axillaris abbreviato-cymosa. (*) E vocibus Sa et orrgıyue compositum. Phys. Kl. 1859. F 42 Krorzscn: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen Bracteolae florum masculorum lineari-subulatae ciliatae, inferne nudae. Styli basi brevissime connati. Stigmata tria bidentata. Frutices in Mexico et California crescentes; caulibus ramisque teretibus exartieulis et foliis alternis exstipulatis. 1. T. fulgens Kl. et Grcke. Euphorbia fulgens Karwinski, Kl., in Otto’s Gartenzeitung. Euph. jacquiniflora Hooker. Bot. Mag. t. 3673. Hab. in Mexico. 2. T. californicum Rl. et Greke. Euphorbia californica Benth., in Sulphur p. 51. Hab. in California. 3. T. miserum Kl. et Grceke. Euphorbia misera Benth., in Sulphur p. 51. Hab. in California. 4. T. Hindsianum Kl. et Greke. Euphorbia Hindsiana Benth., in Sulphur p. 51. Hab. in California. IV. Eumecanthus(*) Kl. et Grcke. Involucra parya campanulata petaloideo-bracteata. Limbus quinque- lobus; lobis patentibus semiorbiculatis callosis processibus membranaceis albis ovatis erectis, margine fimbriatis, basi connatis alternantibus. Bracteolae mi- nulissime subulatae glabrae. Herbae mexicanae vel peruvianae dichotomo-ramosae inarticulatae; foliis breve petiolatis exstipulatis oppositis vel apicem versus verticillatis. 1. E.ariensis Kl. et Grcke. Euphorbia ariensis Humb. Bonpl. Kth., Nov. gen. et spec. plant. vol. II, p. 46. Hab. in Nov. Hispania. 2. E. Benthamianus Kl. et Greke. Caule inferne pubescente, superne glabriusculo, apice in cymam trira- diatam repetito-dichotomam diviso; foliis superioribus lineari-oblongis inte- . 7 . (*) Nomen e vocibus euUuyzys et «v$os compositum. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 43 gris, brevissime petiolatis, utrinque molliter pilosis; bracteis oblongo-spathu- latis niveis; ovariis glabriusculis. Euphorbia ariensis Benth., in pl. Hartw. p. 51, n. 387 (nee H.B.K.). Differt ab Eumecantho ariensi (Euph. ariensi H. B. K.) foliis supe- rioribus angustioribus, lineari-oblongis (haud ovatis) et inflorescentia multo laxiore. Hab. in Mexico (Hartweg). 3. E. arenarius Kl. et Greke. Euphorbia arenaria Humb. Bonpl. Kth., Nov. gen. et spec. plant. vol. II, p. 45, nec Nuttall. Hab. in Peruvia. 4. E. triphyllus Kl. et Greke. Caule tereti striatulo glabro; foliis plerumque ternis breviter petio- latis ovatis obtusiusculis, summis oblongis acutis, omnibus integris, utrinque pilis brevissimis mollibus vestitis; bracteis sub radiis extremis lineari-spathu- latis pubescentibus vel subglabris ; involueris ovariisque puberulis. Euphorbia triphylla Willd., Herb. n. 9316. Ab Eumecantho arenario (Euph. arenaria H. B. K.) valde affıni caule glabro (haud pubescente) ad ramificationes constrieto, foliis brevius petio- latis minoribus, obscure viridibus, utrinque subconcoloribus, subtus non ca- nescentibus, involueris ovariisque minus dense velutinis et inflorescentia laxiore differt. Foliorum lamina 1!; poll. longa, 4—8 lin. lata. Petioli 2—3 lin. longi. Hab. in America meridionali. V. Tithymalopsis(*) Kl. et Grceke. Involucra parva brevi campanulata. Limbus quinquelobus; lobis magnis membranaceis obovato-orbicularibus coloratis, intus ad basin callo patelliformi (glandula) instructis processibus exiguis ovatis fimbriatis alter- nantibus. Cyma terminalis aut axillaris pedunculata multiradiata, ramis pri- mariis repetito-dichotomis foliosis, basi foliis ternis-quinis eincta. Herbae Americae borealis; caulibus ramisque inarticulatis teretibus, api- (*) Nomen e vocibus Tithymalus et o\ıs compositum. F2 44 Krorzscn: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen cem versus verticillatis; foliis exstipulatis, inferioribus alternis, summis ver- ticillatis. 1. T.corollata Kl. et Grcke. Euphorbia corollata Linne, Spec. plant. ed. 2, vol. I, p. 658. Hab. in America boreali. 2. T. angustifolia Kl. et Greke. Caule striato glabro ramoso;, foliis integris linearibus sessilibus gla- bris, floralibus ceteris conformibus; cyma 3—5 radiata; radiis iterato - bifi- dis; involucris longiuscule pedunculatis puberulis campanulatis; glandulis transverse oblongis, basi pilis densis rufescentibus obtectis; appendicibus subrotundis erenatis glandulam duplo superantibus; stylis distinctis, apice brevissime bilobis; capsulis glabris laevibus. Hab. in Florida. (Cabanis). 3. T. sphaerorrhiza Kl. et Grcke. Euphorbia sphaerorrhiza Bentham, Plant. Hartweg. p. 8, n. 36. Hab. in Mexico. (Hartweg). VI. Dichrophyllum (*) Kl. et Greke. Involucra axillaria solitaria aut terminalia et aggregata magna brevi- campanulata, plerumque pubescentia. Limbus quinquelobus; lobis magnis membranaceis orbiculatis coloratis, intus ad basin callo patelliformi (glan- dula) instructis processibus cuneatis truncatis multifidis alternantibus. Herbae Americae borealis; caulibus ramisque exarticulatis teretibus, apicem versus dichotomis; foliis alternis vel suboppositis, superne congestis albo-marginatis et stipulis subulatis deciduis. 1. D. marginatum RK]. et Grceke. Euphorbia marginata Pursh, Flor. Amer. septentr. vol. II, p. 607. Hab. in America boreali. 9. D. bicolor Kl. et Greke. Euphorbia bicolor Engelm. et Gray, in Boston Journ. V, p. 233. Hab. in republica Texensi. 3. D. variegatum Kl. et Greke. Caule inferne sparse piloso, apicem versus dense villoso ; foliis sessi- (*) E verbis öfygovs et dUAAov compositum. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 45 libus vel vix brevissime petiolatis ovatis vel elliptico-ovatis acutissimis glabris vel sparse puberulis, integris, margine saepe discoloribus, involucralibus ovato -lanceolatis late albido-marginatis; stipulis minutissimis setaceis; invo- lucris pubescentibus, breviter pedunculatis; glandulis transverse oblongis glabris vel basi villis obtectis; appendicibus majusculis suborbicularibus glabris. Euphorbia variegata Coll., Herb. Berlandier. A Dichrophyllo marginato differt: foliis elliptieis vel lato-ovatis, basi haud attenuatis brevioribus, sed multo latioribus (11,—1% poll. long., medio 9—12 lin. lat.). Specimen in horto Monspeliensi cultum cum mexicano sponte nato exacte convenit. Hab. in Mexico. (Berlandier n. 1779). VO. Leptopus(*) Kl. et Greke. Involucra in apice ramulorum congesta vel verticillata aut cymosa terminalia minuta campanulata. Limbus quinquelobus; lobis bi-vel multi- partitis erectis, laciniis lineari-clavatis, intus ad basin callo complanato - scu- tellato (glandula) instructis, processibus brevissimis incurvis alternantibus. Herbae americanae ramosae; caulibus ramisque inarticulatis teretibus; foliis caulinis alternis membranaceis longepetiolatis, in apice ramulorum con- gestis vel verticillatis, omnibus exstipulatis. 1. L.adiantoides Kl. et Grcke. Euphorbia adiantoides Lamarck, Encyecl. vol. I, p. 422. Hab. in America calidiore. 2. L. ocymoides Kl. et Grcke. Euphorbia ocymoides Linne, Spec. plant. ed. 2, vol. I, p. 650. Anisophyllum ocymoideum Haworth, Syn. plant. succ. p. 161. Hab. in Mexico. 3. L. brasiliensis Kl. et Grcke. Glaber; caule gracili striatulo; ramis parvis folium paulo excedenti- bus; foliis longe petiolatis ovatis obtusis integris; involueris minimis sparse puberulis; lobis trifidis; capsulis glabris, laevibus; seminibus foveolatis. A L. ocymoide (Euph. ocymoide L.), quocum nostra species habitu (*) Nomen e vocibus Aerros et moös compositum. 46 Kruorzsen: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen magnitudineque omnium partium convenit, caulibus minus ramosis et foliis glabris (haud pubescentibus) differt. Hab. in Brasilia. (Pohl, Riedel). 4. L. Poeppigü Kl. et Greke. Caule glabro tereti striato ramoso; foliis ovatis integris pubescenti- bus, junioribus villosis; involueris exiguis dense pubescentibus; lobis brevi- ter bifidis; ovariis capsulisque pubescentibus. Planta circa ; ped. alta. Caulis a basi ramosus pro exiguitate ro- bustus, qua nota a ceteris speciebus hujus generis aliquantulum discrepat. Folia praesertim juniora villosa, 4—6 lin. longa, 3 lin. lata, summa multo minora. Petioli 2—3 lin. longi. Hab. in Peruvia. (Poeppig). 5. Z. segoviensis Kl. et Greke. Caule elato tereti glabro ramoso ; foliis ovato-oblongis acutis mucro- natis integris, supra glabris, subtus pubescentibus; involucri exigui puberuli lobis profunde trifidis; capsulis parvis glabris laevibus; seminibus subglo- bosis, dense foveolatis einerascentibus. Planta 4—6 ped. alta vel fortasse altior.. Folia majora adjecto pe- tiolo circ. 1 poll. longo pubescente 2', poll. longa, supra basin 7—8 lin. lata, minora plerumque 1%, poll. longa (petiolo circa 5—6 lin. longo). Rami pubescentes folium multo superantes, ex axillis foliorum plurimas eymas parvas dichotome divisas emittentes. Involucra exigua vix lineam longa. Ab omnibus hujus generis’caule elatiore, valde ramoso; foliis majoribus; in- volucri lobis profundius trifidis diversa. Hab. in provincia Segovia Americae centralis. (Oersted). 6. L. Hartwegü Kl. et Greke. Caule herbaceo glabro ramoso; foliis caulinis ovatis integris utrinque glabris subtus pallidioribus, ramealibus multo minoribus ovato-orbicularibus longiuscule mucronatis; stipulis filiformibus ; involucris minutis glabriuscu- lis; lobis longe fimbriatis; ovariis capsulisque puberulis. Euphorbia adiantoides Benth., Pl. Hartw. p. 122 (non Lam.). Habitu cum Lept. adiantoide conyenit, sed differt: involueri lobis in fimbrias multas longiusculas filiformes divisis. Folia caulina 6—9 lin. longa, 4—6 lin. lata, ramealia multo minora. Hab. in Mexico. (Hartweg n. 693). und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 47 VIII Adenopetalum (*) Kl. et Greke. Involucra parya subeyathiformia. Limbus quinquelobus; lobis ob- ovatis integris emarginatis vel tridentatis membraceis albis, intus ad basin callo nigrescente cyathiformi (glandula) instructis processibus obovatis bifidis ar- gute dentatis albidis brevibus alternantibus. Styli profunde divisi ima tan- tum basi connati. Semina foveolata. Herbae americanae; caulibus ramisque inarticulatis teretibus, superne dichotomis ad ramificationem glandulis eyathiformibus instructis; foliis longe petiolatis, inferioribus alternis, superioribus saepissime oppositis et involucris axillaribus aut terminalibus. 1. 4A. pietum Kl. et Greke. Euphorbia pieta Jacquin, Collect. II, p. 478. Euphorbia Hum- boldtii Willd., Enum. plant. vol. I, p. 503. Anisophyllum Humboldtiü Haw., Syn. plant. succ. p. 160. Hab. in America meridionali. 2. A. gramineum Kl. et Grcke. Euphorbia graminea Jacquin, Stirp. americ. hist. p. 151, Ob- serv. II, p. 5. Hab. in Mexico et in ins. St. Crucis. 4. A. Hoffmanni Kl. et Greke. Caule glabriusculo vel sparsim puberulo teretiusculo, superne in cy- mam elongatam bi-vel triradiatam iterato-bifidam diviso; foliis ovato-oblon- gis acutis, basi attenuatis integris, supra obscure viridibus, subtus pallidis utrin- que puberulis; cymae radiis basi constrietis; involucri exigui subpuberuli lobis erectis parvis; bracteis sub dichotomiis extremis lineari - oblongis viri- dibus; capsulis glabris; seminibus glabris foveolatis einerascentibus. Radii cymae primarii elongati, saepe 4—5 poll. longi, secundarü sensim breviores. Foliorum lamina %,—1 poll. longa, 4—6 lin. lata. Hab. in Costa Rica. (Dr. C. Hoffmann). 4. A. boerhaaviifolium K]. et Greke. Caule basi tereti, superne angulato subsulcato ramoso glabriusculo vel brevissime puberulo; foliis longe petiolatis, late ovatis acutis vel acuminatis (*) E vocibus «öyv et mer«Aov compositum. 48 Krorzscen: Linne’s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen integris in petiolum breviter decurrentibus, subtus pallidioribus, utrinque spar- sim pubescentibus; radiis cymae saepe longissimis iterato-bifidis; involueris exiguis glabris; capsulis glabris; seminibus foveolatis. Foliorum lamina 1%— 2% poll. longa, supra basin 14, -1Y, poll. lata, sensim attenuata. Petioli saepe laminarum longitudine, 1,—2 poll. longi. Radii primarii eymae plerumque tres, saepe 6—7 poll. longi, secundarii sen- sim minores. Involucra vix % lin. longa. Hab. in monte Irasu in America centrali. (Oersted). 5. A. subsinuatum Kl. et Greke. Caule basi lignoso ramoso tereti, dense pubescente, apice cymam ple- rumgne triradiatam gerente; foliis petiolatis ovatis acutis integris vel subsi- nuatis, utrinque sed praecipue pagina inferiore pallidiore petiolisque pilis bre- vissimis mollibus vestitis; radiis ceymae simplicibus vel saepe repetito-bifidis; involucris puberulis; lobis obovatis albidis, intus basi glandulis nigris instru- ctis; capsulis glabris subrugulosis. Folia adjectis petiolis 4—8 lin. longis 15—2 poll. longa, 5— 10 lin. lata, integra subsinuata vel sinuata, summa lanceolata integra. Involu- cra parva. Hab. in Costa Rica. (Dr. C. Hoffmann). 6. A. bracteatum Kl. et Grcke. Caule ramoso teretiusculo ramisque dense pubescentibus; foliis ovato- oblongis acutis integris, utrinque pilis brevissimis adpressis vestitis; inflore- scentia laxa diffusa repetito-di-vel trichotoma; bracteis sub dichotomiis in- volucrisque lineari-spathulatis coloratis; involucri superne pubescentis lobis erectis intus glandula nigrescente instructis; ovariis sparsim puberulis; cap- sulis glabris. Pubescentia densa caulis, inflorescentia ampla diffusa bracteisque summis coloratis linearibus vel lineari-spathulatis valde distinetum. Folio- rum lamina 1—11, poll. longa, medio 4—7 lin. lata. Petioli plus minusve dilatati 3—4 lin. longi pubescentes. Hab. prope Xinotegam provinciae Segoviae in America centrali. (Oersted). 7. A. Oerstediü Kl. etGrceke. Caule valde ramoso teretiusculo, fere glabro, saepe dense folioso ad ramificationes constricto; foliis anguste oblongo-lanceolatis acutis integris, A und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 49 subtus pallidioribus, utrinque sparsim pubescentibus, longiuscule petiolatis; inflorescentia primum contracta, demum laxa; radiis cymae repetito -bifidis, basi constrietis; involucris minutis glabriusculis; capsulis glabris; seminibus foveolatis cinereis. Folia adjecto petiolo 1—1'; poll. longo 2!, poll. longa, 6 —10 lin. lata, superiora sensim angustiora, sed non breviora. Involucra vix 1 lin. longa. — Caule ramosissimo, dense folioso, inflorescentia laxa, diffusa et in- volucris minutis facile dignoscendum. „ Hab. prope Granatam in America centrali. (Oersted). 8. A. discolor Kl. et Grcke. Caule glabro angulato, ad ramificationes constricto; foliis ovato-lan- ceolatis acutis integris discoloribus, supra obscure viridibus, subtus incanis, utrinque pilis brevissimis adpressis vestitis; cymae radiis longiusculis canali- culatis iterato-bifidis; involueris puberulis, lobis erectis spathulatis, intus glandula nigra instructis; capsulis glabris. Ab Adenopetalo boerhaaviaefolio differt: foliis discoloribus angustio- ribus ovato-lanceolatis, basi attenuatis (nec lato-ovatis, basi subtruncatis) ad- jecto petiolo 3—1', poll. longo planiusculo 2—2%, poll. longis, medio 1—1% poll. latis, involueris paulo majoribus et lobis pallidis longioribus spathula- tis; ab Adenop. subsinuato caulibus glabris, foliis majoribus integris (nec sinuato - dentalis). Hab. in monte Aguacate et prope San Jose in America centrali (Oersted). 9. A. pubescens Kl. et Grcke. Caulibus ramosis teretibus pube densa vestitis; foliis ovatis vel ovato- lanceolatis integerrimis vel erenulatis discoloribus, utrinque sed praecipue subtus dense pubescentibus; ceymae radiis iterato-bifidis; bracteis summis lineari-lanceolatis viridibus; involucris puberulis, lobis erectis; capsulis gla- bris; seminibus tetragonis foveolatis. Caules ramique pube brevi densa vestiti. Foliorum lamina 7—9 lin. longa, 3—5 lin. lata, integerrima vel crenulata vel hinc inde dente unico instructa, subtus pallidiora et multo densius pubescentia. Petioli 2—4 lin. longi, dense pubescentes. Bracteae sub dichotomiis ultimis lineares vel line- ari-lanceolatae pubescentes virides. Hab. in Costa Rica prope Aguacaliente. (Oersted, C. Hoffmann). Phys. Kl. 1859. G 50 Krorzscen: Linnds natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 10. A. irasuense Kl. et Greke. Caule ramoso pubescente, apice in cymam plerumque triradiatam exeunte; foliis ovatis acutis integris raro dente uno alterove instructis, utrin- que pubescentibus, subtus pallidioribus; radiis cymae iterato-bifidis; invo- lucris puberulis; capsulis glabris. Ab A. subsinuato differt: foliis angustioribus (absque petiolo 1 poll. longis, % poll. latis) plerumque integris, raro paucidentatis, supra obscure vi- ridibus, subtus fere canescentibus. Hab. in America centrali in monte Irasu. (Oersted). 11. 4. elliplicum Kl. et Greke. Caule glabro vel sparsim puberulo ramoso striatulo; foliis elliptieis integris vel vix serrulatis obtusis, basin versus saepe paulo latioribus, sparse puberulis; involueris terminalibus, campanulatis, pubescentibus, lobis obo- vatis albidis; cymae radiis simplieibus brevibus; capsulis majusculis glabriu- sculis; seminibus magnis ovato-globosis foveolatis nigrescentibus. Planta annua, erecta, 6 poll. alta, ramosa. Rami erecti, teretes. Fo- lia laete viridia, Jamina foliorum superiorum 6—9 lin. longa, supra basin 2 lin., apicem versus 1%, lin. lata. Petioli basi artieulati, 2—3 lin. longi. Stigmata profunde bipartita, sed crura saepe conglutinata. Cymae radii breves. Capsulae seminaque pro parvitate plantae maxima. Hab. in Mexico. (CO. Ehrenberg). 12. A. mexicanum Kl. et Grcke. Caule tereti, erecto, sulcato, sparsim piloso, ramosissimo; foliis lan- ceolato-oblongis acutis patentissimis saturate viridibus, basi attenuatis, utrin- que pubescenti-scabris, brevipetiolatis, integerrimis; involueris parvis cya- thiformibus viridibus glabris terminalibus axillaribusque solitariis, lobis ova- tis albidis; stigmatibus profunde divisis; capsula glabra; seminibus suban- gulatis foveolatis. Planta annua, erecta, pubescenti-scabra, ramosissima, 3—5 poll. alta. Folia oblonga, utrinque attenuata, apice acuta, 4—6 lin. longa, 2 lin. lata. Hab. in Mexico. (Carl Ehrenberg). und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 51 B. TITHYMALAEKI. et Greke. Involueri lobi exteriores supra callo carnoso (glandula) toti tecti. IX. Euphorbia L. Involuerum campanulatum, apice 5—7 fidum, lobis callosis (glandu- lis)semiorbieularibus vel subquadratis, plerumgque planiuseculis, intus interdum rugulosis cum processibus membranaceis plus minusve profunde ciliatis ere- etis vel introrsum versis alternantibus. Flores masculi bracteolis basi saepe latiusculis multipartito -fimbriatis involuero aequilongis saepe inter se con- textis fulti. Ovarium saepe sessile triloculare. Styli tres, basi plerumque connati. Stigmata biloba. Capsula saepe sessilis. Plantae fruticosae, plerumque aphyllae, saepe carnosae et cactiformes, in Africa praecipue australi, in insulis Canariensibus et in India orientali erescentes, tetragono-decagonae; angulis tuberculatis; tuberculis plerum- que aculeos emittentibus; involucris communibus angulis supra tubercula aculeata insidentibus, brevissime pedunculatis vel fere sessilibus, singulis vel pluribus bracteis membranaceis scariosis stipatis. Euphorbia Linne, Genera plant. ed. 1, p. 152. 1. Euph. officinarum Linne, Species plant. ed. 2, p. 647. Hab. in Africa calidiore. 2. Euph. cereiformis Linne, Species plant. ed. 2, p. 647. Hab. in prom. bon. spei et in Aethiopia. 3. Euph. erosa Willd., Enum. plant. suppl. p. 27. Hab. in prom. bon. spei. 4. Euph. canariensis Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 646. Hab. in Teneriffa. 5. Euph. grandidens Haworth. Hab. in prom. bon. spei. 6. Euph. grandifolia Haworth, Syn. plant. suce. p. 130. Hab. in Sierra Leone. 7. Euph. heptagona Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 647. Hab. in prom. bon. spei. 8. Euph. polygona Haworth, Misc. nat. p. 184. Hab. in prom. bon. spei. G2 52 Krorzsen: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 9. Euph. Hystrix Jacquin, Hort. Schoenb. II, p. 43. Euph. loricata Lam., Encycl. vol. II, p. 412. Treissia Hystrix Ha- worth, Syn. plant. suce. p. 131. F Hab. in prom. bon. spei. 10. Euph. triacantha Ehrenberg Mss. Hab. in Abyssinia. 11. Euph. triaculeata Forsk., Flor. aegypt.-arab. p. 94. Hab. in Abyssinia. 12. Euph. nereifolia Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 648. Hab. in India orientali. 13. Euph. Nivulia Hamilt. Hab. in India orientali. 14. Euph. Cattimando W. Elliott in R. Wight, Icon. plant. Ind. or. tab. 1993. Hab. in India orientali. 15. Euph. trigona Roxb. R. Wight, Icon. plant. Ind. or. tab. 1863. Hab. in India orientali. 16. Euph. tortilis Rottl. R. Wight, Icon. plant. Ind. or. tab. 898. Hab. in India orientali. 17. Euph. antigquorum Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 646. Hab. in India orientali. 18. Euph. mamillaris Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 647. Hab. in prom. bon. spei et in Aethiopia. 19. Euph. coerulescens Haworth. Hab. in Abyssinia. 20. Euph. angularis Kl., in Peters Reise, Mossamb. p. 92. Hab. in Mossambique. 21. Euph. abyssinica Raeusch. Hab. in Abyssinia. 22. Euph. uncinata DC., Plant. grass. t. 151. Euph. Scolopendria Hort. et Donn, Cat. hort. Cant. p. 131. Hab. in prom. bon. spei. 23. Euph. lactea Haw., Syn. plant. succ. p. 127. Hab. in India orientali. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 95 24. Euph. enneagona Haw., 1. c. p. 128. Hab. in prom. bon. spei. 25. Hab. in prom. bon. spei. 26. Hab. in India orientali. Euph. tetragona Haw. Patr. ign. 27. Euph. meloformis Ait., Hort. Kew. vol. II, p. 135. m Euph. varians Haw., Syn. plant. succ. p. 130. Species exclusae. E. acanthocarpus Heldr. et Sart. = Tithy- malus spinosus. — acenocarpa Guss. = Tithymalus aceno- carpus. — acuminata Lam. = Tithymalus falcatus. — adiantoides Lam. = Leptopus adiantoides. — Adriana St. Hil. = Tithymalus Adrianus. — affınis DC. = Tithymalus terracinus. — agraria M.B. = Tithymalus agrarius. — agrorum Willd. hb. = Tithymalus agra- rius. — albo-marginata Torr. et Gray. = Aniso- phyllum albo-ınarginatum. — aleppica L. = Tithymalus aleppicus. — alexandrina Delil. = Tiahymalus terra- cinus. — alpina C. A. Mey. = Tithymalus alpinus. — altaica C. A. Mey. = Tithymalus altaicus. — altissima Boiss. = Tithymalus altissimus. — ambigua W. K. = Tithymalus dulcis. — ambigua Hort. = Tithymalus carniolicus. — amannioides H. B. K. = Anisophyllum polygonifolium. — amplexicaulis Ledeb. = Tithymalus am- plexicaulis. — amygdaloides L. = Tithymalus amygda- loides. — anacampseroides Lam. = Pedilanthus ana- campseroides. — Anacampseros Boiss. = Tithymalus Ana- campseros. E. anacantha Ait. = Medusea tridentata. — angulata Jacq. = Tithymalus angulatus. — aphylla Brouss. — Tithymalus aphyllus. — Apios L. = Tithymalus Apias. — arboresceens Sm. = Tithymalus Tuckey- anus. — arenaria H. B. K. = Eumecanthus are- narius. — arenaria Nutt. = Anisophyllum arena- riurm. — arenaria Willd. hb. = Tithymalus fal- catus. — ariensis H.B. K. = Eumecanthus ariensis, — arkansana Engelm. et Gr. = Tithymalus arkansanus. — artaudiana DC. = Tithymalus pineus. — arvalis Boiss. et Heldr. = Tithymalus arvalıs. — arvensis Schleich. = Tithymalus falcatus. — aspera M. B. = Tithymalus asperus. — Atoto Forst. = Anisophyllum Atoto. — atropurpurea Brouss. = Tithymalus atro- purpureus. — atrosanguinea Poepp. = Tithymalus atro- sanguineus. — Aucheri Boiss. = Tithymalus Aucheri, — aulacosperma Boiss. = Tithymalus aula- cospermus. — azorica Watson. = Tithymalus azoricus. — balearica Poir. = Tithymalus imbricatus. — balsamifera Ait.=Tithymalus balsamiferus. 54 Krorzsen: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen E. Barrelieri Saviı = Tithymalus terracinus. — Baselices Tenore = Tithymalus nicaeensis. — bialata Lk. = Tithymalus pterococcus. — bicolor Engelm. = Dichrophylium bicolor. — biglandulosa Desf. = Tithymalus rigidus. — biumbellata Poir. = Tithymalus biumbel- latus. — Bivonae Steud. = Tithymalus fruticosus. — Bojeri Hook. = Sterigmanthe Bojeri, — blepharophylia C. A. Mey. = Tiühymalus blepharophyllus. — brachiata Jan. = Tithymalus paluster. — brachiata E. Mey. = Arthrothamnus bra- chiatus. — buchtormensis Ledeb. = Tithymalus buch- tormensis. — bupleurifolia Jacg. = Tithymalus. bupleu- rifolius. — Burmanni E. Mey. = Arthrothamus Bur- manni, — Burmanniana Gay = Anisophyllum Bur- mannianur. — Caecorum Mart. = Anisophyllum Caecorum. — caesia Ledeb. = Tithyrnalus caesius. — caespitosa Tenor. = Tithymalus pineus. — Cajogala Ehrh. = Tithymalus Gerardianus. — calendulaefolia Delil. = lendulaefolius. — californica Benth. = Trichosterigma ca- Tithymalus ca- lifornieum. — callitrichoides H. B. K. = Anisophyllum prostralum. — calyculata HU. B. K. = Tihymalus caly- culatus. — carnpestris Cham. et Schldl. = Tirhyma- lus campester. — canaliculata Lodd. = Pedilanthus tithy- maloides. — canescens L. = Anisophyllum Chamae- syce.ß. — capitata Lam. = Anisophylium piluliferum. — caput Medusae L. = Medusea major. — cardiophylla Boiss. = Tithymalus cardıo- phyllus. . E. carinata Donn = Pedilanthus tithyma- loides. — carniolica Jacq. = Tithymalus carniolicus. — Cassia Boiss. = Tithymalus Cassia. — cebrina Hochst. = Tithymalus cebrinus. — centunculoides H. B. K. = Anisophyllum centunculoides. — ceratocarpa Ten. = Tithymalus orientalis. — Chamaesyce L. = Anisophyllum Chamae- syce. — Characias L. = Tithymalus Characias. — Characias Wulf. = Tithymalus venetus. — cheiradenia Boiss. = Tithymalus cheira- denius. — cheirolepis Fisch. et Mey. = Anisophylium cheirolepis. — chilensis Gay = Tithymalus_ chilensis, — chilensis Philipp = Tihymalus subere- natus. — Clementei Boiss. = Tithymalus Clementei. — collina Philippi = Tithymalus collinus. — collina Willd. hb. = ensis. Tithymalus nicae- — commutata Engelm. = Tithymalus com- mulalus. — condensata Fisch. = cus ß: — condylocarpe M. B. = Tiühymalus con- Tithymalus aleppi- dylocarpus. — congenera Blum. = Anisophyllum conge- nerum. — consanguinea Schrenk = Tithymalus con- sanguineus, — convolouloides Hochst. = Anisophyllum convolouloides. — coralloides L = Tithymalus procerus. — cordata Meyen = Anisophyl/um cordatum. — cornuta Delile. = Tithymalus serratus. — corollata L. = Tithymalopsis corollata. — corsica Requien = Tithymalus corsicus. — coscinosperma Rehb. = Tühymalus pineus, — cotinifolia L. = Alectoroctonum_ cotinifo- liurm. — cotinoides Mig. = Alectoroctonum cotinoides. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. E. ‚craspedia Boiss. = Tithymalus eraspedius. — cuneifolia Guss. = Tithymalus cuneifulius. — Cupani Guss. = Tithymalus Cupani. — cyathophora: Edwards = Pornsettia Ed- wardsü. — cyathophora Murr. = Poinsettia cyatho- phora. — cybirensis Boiss. = Tithymalus cybirensis. — Cyparissias L. = Tithymalus Cyparissias. — damascena Boiss. = Tithymalus dama- scenus. — deflexa Sibth. et Sm. = Tithymalus de- flexus. — dendroides L. = Tithymalus dendroides. — densa Schrenk = Tithymalus densus. — densa Schott = Tithymalas Schott. — dentata Mchx. = Poinsettia dentata. — depauperata Hochst. = Tithymalus de- pauperaltus. — depressa Philippi = Anisophyllum ovali- follum. — desertorum Weinm. = Tithymalus deser- torum. — dichotoma Forsk. = Anisophyllum Peplis. — diffusa Jacq. = Tithymalus exiguus. — dilatata Hochst. = Tithymalus dilatatus. — dilata E. Mey. = Tithymalus erythrinus. — dioica H. B. K.= Anisophyllum dioicum. — discolor Ledeb. = Tithymalus discolor. — divaricata Jacq. = Tithymalus dendroides. — diversifolia Lang = Tithymalus virgatus. — dracunculoides Lam. = Tithymalus dra- cunculoides. — drastica Sievers = Tithymalus alpinus. — dubia Dierb. = Tithymalus strietus. — dulcis L. = Tithymalus dulcis. — dumosa Boiss. = Tithymalus dumosus. — echinocarpa Sieb. = Tithymalus echino- carpus. — elliptica Thunb. = Tithymalus_ elliptieus. — epicyparissias E. Mey. = Tithymalus epi- cyparissias. — epithymoides L. = Tithymalus epithymoides. — eriocarpa Bertol. = Tithymalus Characias. 95 E. eriophora Boiss. = Tithymalus eriophorus. — eriophylla Kar. et Kir. = Tithymalus caesius., — erubescens Boiss. = Tithymalus erubescens. — erubescens E. Mey. = Tithymalus Meyeri. — erythradenia Boiss. = Tithymalus ery- thradenius. — verythrina Lk. = Tithymalus erythrinus. — erythrodon Boiss. = Tithymalus erythro- don. — Esula L. = Tithymalus Esula. — esulaeformis S. Schauer = Tithymalus esulaeformis. — esuloides Ten. = Tithymalus Cyparissias. — exigua L. = Tithymalus exiguus. — falecata L. = Tithyrmalus falcatus. — firma Ledeb. = Tithymalus firmus. — Fischeriana Steud. = Tithymalus Pallasii. — flaeicoma DC. = Tithymalus verrucosus. — Forskalii Gay = Anisophyllum Forskali. — fragifera Jan = Tithymalus fragiferus. — /fragilis Desne. = Anisophyllum Forskalii ß. — frangulaefolia H.B.K. = Poinseitia fran- gulaefolia. — /rutieosa Biv. Bern. = Tithymalus fruti- cosus. — fulgens Karwinsk. = Trichosterigma fulgens. — /ureillata H. B. K. = Tithymalus furcil- latus. — Gaillardoti Boiss. = Tithymalus Gaillardoti. — galilaea Boiss. = Tithymalus galilaeus. — Gayi Salis Marschl. = Tiihymalus Gayi. — geniculata Orteg. = Poinsettia geniculata. — genistoides L. = Tithymalus genistoides. — Gerardiana Jacg. —= Tithymalus Gerar- dianus. — Geyeri Engelm. = Anisophyllum Geyeri. — glaberrina G. Koch = Tithymalus glaber- rimus. — glabrata Sw. = Anisophyllum glabratum. — glareosa M. B. =-Tithymalas nicaeensis ß. — 'glauca Forst. = Tithymalus, glaucus. — glaucescens Will. = Tithymalus Gerar- dianus. 56 Krorzscn: LZinnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen E. glaucophylla Pers. = Anisophyllum glau- cophyllum. — globulifera H. B. K. = Anisophyllum glo- buliferum. — goliana Lam. = Anisophyllum golianum. — gracilis Ell. = Tithymalus Elliottii. — gracilis Bess. = Tithymalus gracilis. — graeca Boiss. et Sprunn. = Tithymalus graecus. — graminea L. = Adenopetalum gramineum. — graminifolia Vill. = Tithymalus tenuifolius. — granulata Forsk. = Anisophylum Fors- kalüi ß. — Guyoniana Boiss. et Reut. = Tithymalus Guyonianus. — hamata Steud. = Medusea hamata. — hebecarpa Boiss. = Tithymalus hebecarpus. — helioscopia L. = Tithymalus helioscopius. — herniariaefoia Willd. = Tithymalus her- niariaefolius. — herniarioides Nutt. = Anisophyllum ser- pens. — heterophylla L. = Poinsettia heterophylla. — heterophylia Desf. = Tithymalus terracinus. — hiberna Lepech. = Tithymalus dulcis. — hierosolymitana Boiss. = Tithymalus hie- rosolymitanus. — Hindsiana Benth. = Trichosterigma Hind- sianum. — homophylla Lang = Tithymalus Gerar- dianus. — Hohenackeri Boiss. et Orph. = Tithyma- ius Hohenackeri. — Hohenackeri Steud. et Hochst. = Tithy- malus Gerardianus. — huachanhana Ruiz. = Tithymalus hua- chanhanus. — Humboldtii Willd. = Adenopetalum pietum. — humifusa Willd. = fusurn. Anisophyllum humi- — humilis C. A. Mey. = Tithymalus humilis. — humistrata Engelm. = Anisophyllum hu- DOREEN mistratum. ’ — hyberna L. = Tithymalus hybernus. E. hypericifolia L. = Anisophyllum hyperici- folium. — hypericifolia Philippi = Anisophyllum rhy- tispermum. — hyssopifolia L. = folium. — jacquiniflora Hook. = Trichosterigma ful- Anisophyllum hyssopi- gens. — japygica Tenor. = Tithymalus nicaeensis. — illyrica Wahl = Tithymalus procerus. — imbricata Wahl = Tithymalus imbricatus. — inaequilatera Sond. = Anisophyllum inae- quilaterum. — inderiensis Less. = Tithymalus inderiensis. — involucrata E. Mey. = Tithymalus invo- lucratus. — Ipecacuanhae L. = Tithymalus Ipecacu- anhae. — ispahanica Boiss. = Tithymalus ispaha- nieus. — italica Tineo = Tithymalus terracinus. — Kilotzschiana Miq. = Anisophyllum hype- ricifolium. — Kotschyana Boiss.. = Tithymalus Kot- schyana. — laeta Ait. = Tithymalus dendroides. — laeta Rth. = Tithymalus Rothianus. — laevigata Vahl = Anisophyllum laevigatum. — Lagascae Spr. = Tithymalus Lagascae. — lancifolia Schldl. = Poinsettia lancifolia. — lasiocarpa Kltzsch. = Anisophyllum la- siocarpum. — lateriflora Jaub. et Spach. = Tithymalus lateriflorus. — Lathyris L. = Tithymalus Lathyris. — latifolia C. A. Mey. = Tithymalus. lati- fohus. — leptalea S. Schauer = Tithymalus leptaleus — Ieptophylla Will. = Tithymalus tenuifolius. — leucophylla Benth. = Anisophyllum leuco- phyllum. — linaria Lk. = Tithymalus. terracinus. — linarifolia Willd. = Tithymalus linifolius. — linarifolia Lam. = Tithymalus Gerardianus. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 57 E. Lindeniana A. Richard. = Anisophyllum E. mellifera Ait. = Tithymalus melliferus. Lindenianum. — Meyeniana Klizsch. = Anisophyllum Meye- — linearis Retz = Anisophyllum lineare. nianum. — linifolia Jacqg. = Tithymalus linifolius. — Meyeri Steud. = Tithymalus rupestris. — linifolia Tenor. = Tithyrnalus pineus. — mierantha Willd. = Tithymalus strictus. — litterata Jacg. = Tithymalus platyphyllus. — microsciadia Boiss. = Tithymalus miero- — littoralis H. B. K. = Anisophylium gla- sciadius. bratum. — microsphaera Boiss. = Tithymalus miero- — longebracteata D. C. = Tithymalus sege- sphaerus. talis. — zminima Hort. = Tithymalus peploides. — longifolia Güldenst = Tithymalus tenui- — misera Benth. — Trichosterigrna miserum, folius — monticola Boiss. = Tithymalus monticolus. — longifolia Lam. = Tithymalus melliferus. — monticola Hochst. = Tithymalus Hoch- — lucida W. K. = Tithymalus lucidus. stellerianus. — lutescens C. A. Mey. = Tithymalus Iu- — Morisoniana Kltzsch. = Poinsettia Mori- tescens. sonlana. — macroceras Fisch. et Mey. = Tithymalus — mucronata Bast. = Tithymalus falcatus. oroceres — multicaulis Thuill. = Tithymalus nicae- — macroclada Boiss. = Tithymalus macro- ensis. cladus. — multiformis Hook. = Anisophyllum mul- — macrorrhisa C. A. Mey. = Tithymalus tiforme. macrorrhizus. — muricata M. B. = Tithymalus asperus. — macorrhiza Pall. = Tithymalus Pallasıi. — Myrsinites L. = Tithymalus Myrsinites. — maculata L. = Anisophyllum maculatum. — Myrsinites Pall. = Tithymalus Marschal- — marginata Pursh. = Dichrophyllum mar- lianus. ginalum. — myrtifolia Lam. = Pedilanthus tithyma- — Marschalliana Boiss. = Tithymalus Mar- loides. schallianus. — neapolitana Tenor. = Tithymalus terra- — massiliensis D. C. = Anisophyllum Cha- cinus. maesyce ß. — nevadensis Boiss. et Reut. = Tithymalus — mauritanica L. = Tithymalus maurita- nevadensis. nicus. — nicaeensis All. = Tithymalus nicaeensis. — mauritanica Lam. —= Tithymalus obtusi- — nitens Trevir. = Tithymalus agrarius. follus. — notadaenia Boiss. = Tithymalus nota- — mauritanica Webb. = Tithymalus regis daenius. Jubae. — nudiflora Jacg. = Alectoroctonum nudi- — medicaginea Boiss. = Tithymalus medica- forum. gineus. — nummulariaefoia Wild. = Tithymalus — megalantha Boiss. = Tithymalus mega- imbricatus. lanthus. — nutans Lag. = Anisophyllum_scordifolium. — rmelanadenia Engelm. = Anisophyllum me- — obliquata Forsk. = Tithymalus terracinus., lanadenium. — oblongifolia C. Koch. = Tithymalus ob- — melapetala Gasparr. = Tithymalus mela- longifolius. petalus. — obscura Lang = Tithymalus virgatus. Phys. Kl. 1859. H 58 Krorzscn: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allsemeinen 8 E. obscura Loisl. = Tithymalus falcatus. — obtusata Pursh = Tithymalus obtusatus. — obtusifolia Poir. = Tithymalus obtusifolius. — ocymoides L. = Leptopus ocymoides. — oleaefolia Gouan = Tithymalus nicaeensis. — opaca Lang = Tithymalus virgatus. — orbicularis H.B. K. = Anisophyllum or- biculare, — orientalis L. = Tithymalus orientalis. — osyridea Boiss. = Tithymalus lateriflorus. — ovalifolia Engelm. = Anisophyllum ovali- foliurm. — ovata E. Mey. = Tithymalus ovatus. — pachyrrhiza Kar. et Kir. = Tithymalus pachyrrhizus. — padifolia L. = Pedilanthus padifolius. — Pallasii Turez. = Tithymalus Pallasü. — pallida Willd. = Tithymalus lucidus. — palustris L. = Tithymalus paluster. — panacea Webb et Berthel. = Tithymalus panaceus. — papillaris Jan = Tithymalus fruticosus. — Paralias L. = Tithymalus Paralias. — paroula C. Koch = Tithymalus paroulus. — Peplis L. = Anisophyllum Peplis. — peploides Gouan = Tithymalus peploides. — Pepius L. = Tithymalus Peplus. — perforata Guss. = Anisophyllum Chamae- syce. — persepolitana Boiss. = Tithymalus perse- politanus. — Pestalozzae Boiss. = Tithymalus Pesta- lozzae. — petiolaris Sims = Alectoroctonum_ pelio- lare. — Petitiana A. Rich, = tianus. Tithymalus Peti- — picta Jacq. = Adenopetalum pictum. — pilosa L. = Tithymalus procerus. — piüulifera L. = Anisophyllum piluliferum. — pinea L. = Tithymalus pineus. — piscatoria Ait. = Tithymalus piscatorius. — piscatoria Lk. = Tithymalus regis Jubae. — Pihyusa L. = Tithymalus Pithyusa. E. platyphylios L. = Tithymalus platyphyllos. — plebeja Boiss. = Tithymalus plebejus. — polycaula Boiss. = Tıthymalus polycaulis. — polyenemoides Hochst. = Anisophyllum po- Iyenernoides. — polygonifolia L. = Anisophyllum polygo- nifolium. — portlandica Huds. = Tithymalus portlan- dieus. — praecox Fisch. = Tithymalus tenuifolius. — procera M.B. = Tithymalus procerus. — prostrata Ait. = Anisophyllum prostraturm. — provincialis Willd. = Tihymalus terra- cinus. — prunifolia Jacq. = Poinsettia prunifolia. — pseudo-chamaesyce Fisch. et Mey. = Ani- sophyllum humifusurm. — pterococca Brot. = Tithymalus pterococ- cus. — pubescens Wahl = Tithymalus platyphyl- los. — pulchella Brouss. = Tithymalus imbricatus. — pulchella H. BD. K. = pericifolium. Anisophyl’um hy- — pulcherrima Willd. hb. = Poinsettia pul- cherrima. — pumila Sibth. et Sm. = Tithymalus pu- milus. — punctata Delil. = Tithymalus Peplus. — pungens Lam. = Tithymalus spinosus. — pungens E. Mey. = Tithyrnalus capensis. — punicea Sw. = Poinsetlia punicea, — purpurata Thuill. = Tithymalus dulcis. — pyenophylla C. Koch = Tihymalus pu- milus. — pygmaea Fisch. et Mey. = Tithymalus pysmaeus. — pygmaea Philipp = Tünymalus Philip- pianus. — radians Benth. = Poinsettia radians. — radicans Moricand = Anisophyllum_ ser- pens. — ragusana Rehb. = Tithyınalus pineus. — ramosissimaLoisl. = Tithymalus terracinus. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 59 E. Rapulum Kar. et Kir. = Tithymalus Ra- pulurm., — regis Jubae Webb malus regis Jubae. et Berthel. = Tirny- — repens C. Koch = Tithymalus repens. — repetita Hochst. = Tithymalus repetitus. — retusa M.B. = Tithymalus exiguus £. — relusa Cav. = Tithymalus retusus. — retusa Forsk. = Tithymalus serratus. — Reuteriana Boiss. = Tithymalus Reute- rianus. — rhombea Willd. = Tithymalus terracinus. — rhytisperma Engelm. = Anisophylium rhy- lispermum. — rigida Loisl. = Tithymalus Myrsinites. — rigida M. B. = Tithymalus rigidus. — Rothiana Spr. = Tithymalus Rothianus. — rotundifolia Loisl. = Tithymalus peploides. — rotundifolia Philippi = Anisophylium ova- lifoliurn. — rubescens Lk. = Anisophyllum Peplis. — rubra Cav. = Tithymalus exiguus. — rupestris Lam. = Tithymalus Gerardia- nus. — rupestris C. A. Mey. = Tithymalus ru- pestris. — rupicola Boiss. = Tithymalus rupicolus. — salicifolia Host. lius. = Tithymalus_salicifo- — sanguinea Hort. Berol. = Alectoroctonum sanguineum. — saxalilis JacqQ. = Tithymalus saxatilis. — saxalilis M. B. SiS Y. — scandens H. B.K. = scandens. = Tithymalus nicaeen- Alectoroctonum — Schirmperiana Hochst.= Tithymalus Schim- perianus. — schizoceras Boiss. et Hohenack. = Tithy- malus schizoceras. — scordifolia Jacq. = Anisophyllum_ scordi- folium. — Scotanum Schldl. = Alectoroctonum Sco- tanum. E. segetalis L. = Tithymalus segetalis. — segetalis Pall. = Tithymalus gracilis. — Seguieri All. = Tithymalus Gerardianus. — Seguierü Scop. = Tithymalus nicaeensis. — semiperfoliata Wiv. = Tithymalus semi- perfoliatus. — serotina Host. = Tithymalus nicaeensis £. — serpens H. B. K. = Anisophyllum ser- pens. — serrata L. = Tithymalus serratus. — sessiliflora Boiss. et Sprunn. = Tithyma- lus sessiliflorus. — selicornis Poir. = Tithymalus terracinus. — seligera E. Mey. = Anisophyllum_setige- rum. — sibirica Fisch. = Tithymalus alpinus. — solisegqua Rehb. = Tithymalus dulcis. — sororius Schrenk = Tithymalus sororius. — sphaerorrhiza Benth, = Tithymalopsis sphaerorrhiza. — spinosa L. = Tithymalus spinosus. — splendens Boj. = Sterigmanthe splendens. — squamosa Willd. = Tithymalus squamo- sus. — stellulata Loisl. = Tithymalus cuneifolius. — stellulata Salzm. = Tithymalus pterococ- cus. — siriata Boiss. = Tithymalus striatus. — stricta L. = Tithymalus strictus. — siygiana Wats. = Tithymalus melliferus. — subamplexicaulis Kar. et Kir. — Tithy- malus subamplexicaulis, — subcordata GC. A. Mey. = Tithymalus sub- cordalus. — sulcata Delens. = Tithymalus retusus. — sylatica L. = Tithymalus amygdaloides. — syspirensis C. Koch = Tithymalus_ syspi- rensis. — Szooitsü Fisch. et Mey. = Tithymalus Szovilsü. — tanaicensis Guss. = Tithymalus Cupani. — taurinensis All. = Tihymalus taurinensis. — tenella H. B. K. = Anisophyllum pro- siraturm. H2 60 Krorzseu: Linned's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen E. tenuifolia Lam. = Tithymalus tenuifolius. — terracina L. = Tithymalus terracinus. — terracina Lag- = Tithymalus Lagascae. — ihymifolia Forsk. = kalei. — ihymifolia L. = Anisophyllum Fors- Anisophyllum thymifo- lium. — thymifolia Loisl. = Anisophyllum Chamae- syce ß. — thyrsiflora Griseb. = Tithymalus agra- rius. — Tirucalli L. = Arthrothamnus Tirucalli. — tithymaloides L. = Pedilanthus tithyma- loides. — tomentosa Lam. = Anisophyllum tomen- tosurm. — transsiwanica Schur = Tithymalus agra- rius. — trapezoidalis Viv. = Tithymalus trapezoi- dalıis. — trichogona Bertol. = Anisophyllum pro- stratum. — trichotoma H. B. K. = chotomus. Tithymalus_tri- — tricuspidata Lapeyr. = Tithymalus tricus- pidatus. — tridentata Lam. = Medusea tridentata. — trinervia Boiss. = Tithymalus trineroius. — triphylla Willd. hb. = Eumecanthus tri- phyllus. 3. E. tristis Bess. = Tithyrnalus tristis. — Triumfeti Bertol. = Tithymalus Esula. — tuberosa L. = Tithyrmalus tuberosus. — Tuckeyana Steud. = Tithymalus Tuckeya- nus. — Turezaninowii Kar. et Kir. = Tithymalus Turezaninowiü. — undulata M. B. = Tithymalus undulatus. — uralensis Fisch. = Tithymalus virgatus. — valentina Ortega = Tithymalus terracinus. — variabilis Cesati = Tithymalus variabilis. — variegata Colla = Dichrophyllum varie- galturm. — Velwitschü Boiss. et Reut. = Tithymalus Felwitschü. — venenata Schldl. = Alectoroctonum Sco- tanum. — veneta Willd. = Tithymalus venetus. — verrucosa Lam. = Tithymalus verrucosus. — verticillata Fisch. = Tithymalus Pallasii. — villosa W. K. = Tithymalus procerus. — viminalis L. = Sarcostemma viminale. — virgata W. K. = Tithymalus virgatus. — virgala Desf. = Tithymalus obtusifolius. — viridis Ruiz hb. = Alectoroctonum viride. — Wulfeni Hoppe = — xalapersis H. B. K. = Tithymalus venetus. Poinsettia xala- pensis. MNMedusea Kl. et Grcke. Involuerum campanulatum vel turbinatum, apice 4—5 fidum, basi bra- cteis duabus oppositis suffultum, lobis 4—5 callosis porosis (glandulis), apiee digitato -pectinatis cum processibus majusculis subtruncatis patentibus vel erectis ciliatis alternantibus. briata fulti. Stigmata apice incrassata. Ovarium sessile vel pedicellatum. Flores masculi bracteola lineari a basi fere fim- Styli tres, inferne connati. Plantae carnosae simplices vel ramosae tuberculatae, saepe cactiformes inermes in Africa australi obviae nudae vel inferne squamis, superne foliis in- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 61 structae; floribus plus minusve distinete pedunculatis, ad apicem caulis ramo- rumque solitariis vel cymosis et tunc bracteis stipatis. Medusea et Dactylanthes Haw. pl. succ. p. 132 et 133. 1. Med. tridentata Kl. et Grcke. Euph. tridentata Lam., Encyel. vol. I, p. 416 (ann. 1786). Euph. anacantha Ait., Hort. Kew. ed. 1, vol. II, p. 136 (ann. 1789). Medusea anacantha Haw., Syn. plant. succ. p. 132. Hab. in prom. bon. spei. 2. Med. major Haw., Syn. plant. succ. p. 134. Eupbhorbia caput Medusae «, Hort. Kew. ed. 2, p. 158. Hab. in prom. bon. spei. 3. Med. tuberculata Kl. et Grcke. Euph. tuberculata Jacq., Hort. Schoenbr. t. 208. Dactylanthes tu- berculata Haw., Syn. pl. succ. p. 133. Hab. in prom. bon. spei. 4. Med. globosa Kl. et Greke. Euph. globosa Sims, in Bot. Mag. tab. 2624. Hab. in prom. bon. spei. Med. patula Kl. et Grcke. Dactylanthes patula Haw., 1. c. p. 132. ou Hab. in prom. bon. spei. 6. Med. hamata Kl. et Grcke. Dactylanthes hamata Haw., Syn. pl. succ. p. 1393. Hab. in prom. bon. spei. 7. Med. procumbens Haw., 1. c. p. 134. Hab. in prom. bon. spei. 8. Med. fructus pini Haw., 1. c. Hab. in prom. bon. spei. 9. Med. tessellata Haw., 1. c. p. 135. Euph. tessellata Steud., nomencl. Hab. in prom. bon. spei. 62 Krorzscn: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allzemeinen g XI. Arthrothamnus(*) Kl. et Greke. Involucra minuta campanulata terminalia, basi bibracteata dioica. Limbus quinquelobus, lobis callosis orbiculatis aut semiorbiculatis patenti- bus, processibus membranaceis albis ovatis acutis erectis, margine ciliatis al- ternantibus. Bracteolae lineari-subulatae pubescenti-barbatae. Capsulae sessiles. Stigmata tria bifida revoluta. Frutices capenses dichotomo -ramosi; caulibus primariis exarticulatis; ramis et ramulis clauso-articulatis; foliis squamaeformibus oppositis sessilibus, utrinque glandulis instructis; stipulis intrapetiolaribus destitutis. 1. A. Tirucalli Kl. et Grcke. Euphorbia Tirucalli Linne, Spec. plant. ed. 2, vol. I, p. 649. Hab. in prom. bon. spei. 2. A. brachiatus Kl. et Greke. Frutescens; ramis dichotomo-brachiatis glabris, supremis subangulatis, articulis, summis brevissimis; glandulis ad basin foliorum squamaeformium saepe connatis; involucris puberulis; lobis callosis orbieulatis; capsula ses- sili vel brevissime stipitata laeviuscula puberula; seminibus conicis subtetra- gonis rugulosis glabris. Euphorbia brachiata E. Meyer. Hab. in prom. bon. spei. (Drege). 3. A. Burmanni Kl. et Grceke. Frutescens; ramis articulatis glabris compressiusculis, apice cymam parvam simplicem gerentibus; glandulis ad basin articulorum globosis nigri- cantibus; bracteis subspathulatis, apice saepe orbiculato-dilatatis; involueris campanulatis puberulis; lobis callosis semiorbieulatis; capsulis ignotis. Euphorbia Burmanni E. Meyer Mss. Planta articulis planiuseulis ,—1 poll. longis, basi glandulis instructis et bracteis brevibus, lineam vix superantibus lineari-spathulatis, apice subor- bieularibus ab affınibus distincta. Hab. in prom. bon. spei. (Drege). 4. A. densiflorus Kl. et Grceke. Fruticosus, ramosissimus; ramulis apice dichotomis vel subcorymbo- sis, articulis brevibus; foliis mox deeiduis; bracteis squamaeformibus bre- (*) Nomen e vocibus «g>gov et Tajıwos compositum, und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 63 vissimis subspathulatis, apice nigrescentibus, basi brunneis; involucris ad apicem ramulorum saepe solitariis sessilibus campanulatis glabris; lobis cal- losis semiorbicularibus ceraceis. Frutex ramosus vel ramosissimus; ramis glabris, quandoque tuberculatis. Bracteae circa ', lin. longae. Hab. in prom. bon. spei. (Mund et Maire). 5. A. Eckloniü Kl. et Greke. Fruticosus, ramosissimus; ramis glabris rugulosis; foliis squamaefor- mibus subspathulatis, basi nonnunquam utrinque glandulis duabus majusculis oblongo-globosis instructis; involucris glabris; lobis semiorbicularibus ; bracteis coriaceis. Frutex ramosissimus, rami glabri rugulosi, articuli longiusculi. Glan- dulae ad basin foliorum squamaeformium saepe majusculae globosae nigre- scentes subnitidae. Bracteae longitudine diversae, nonnunquam paryae, in- volucro fere triplo breyiores, nonnunqguam involucro paululum tantum mi- nores. Hab. in prom. bon. spei. (Ecklon n, 23. 25 et 24 ex parte). 6. A. scopiformis Kl. et Greke. Caule ramosissimo, apice repetito -dichotomo glabro, bracteis coria- ceis obovatis patulis erectisve concavis, summis sub involucris basi breviter connatis, margine angustissimo, pallide coloratis; involueri glabri vel apicem versus puberuli lobis semiorbieularibus, margine revolutis. Planta propter caules ramosos, apice multipartito -dichotomos scopi- formis. Hab. in prom. bon. spei. (Bergius). 7. A. Bergiüi Kl. et Grcke. Caule fruticoso ramoso; ramis cinerascentibus rugulosis; bracteis co- riaceis subspathulatis acutis puberulis, margine tenuissime ciliatis; involucri sessilis pubescentis lobis semiorbieularibus vel transverse oblongis, saepe re- volutis; cyma terminali contracta. Frutex ramosus cortice einerascente. Folia squamaeformia spathulata decidua, basi saepe glandulis globosis nigrescentibus instrueta. Hab. in prom. bon. spei, (Bergius). 8. A. cymosus Kl. et Greke. Fruticosus, ramosus; ramulis cymoso - corymbosis; articulis brevissi- 64 Krorzsen: Linn®s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen mis; foliis squamaeformibus parvis, saepe connatis; bracteis glabris nigrescen- tibus, margine flavescente einctis; involucris breviter pedunculatis glabris; capsulis ignotis. Hab. in prom. bon. spei. (Ecklon n. 24 ex parte). XI. Tithymalus (Tourn.) Scop. Involuerum campanulato-turbinatum. Limbus 4—5 fidus, lobis cal- losis erassis subrotundis vel semilunatis cum processibus membranaceis ere- ctis truncatis alternantibus. Flores masculi bracteola lanceolata ciliata fulti. Styli tres distineti vel basi connati. Stigmata biloba, apice ali- quantulum incrassata. Capsula longiuscule pedicellata. Semina solitaria, pendula, strophiolata, rarissime estrophiolata. Herbae, frutices vel arbores, plerumque inermes, per totum fere terra- rum orbem diffusae, praecipue vero in regionibus temperatis et calidioribus veteris orbis crescentes; foliis sparsis, rarissime oppositis simplieibus, aequi- lateris, estipulatis, floralibus saepissime verticillatis atque involuerum uni- versale constituentibus et caulibus apice eymigeris. Tithymalus Tourn., Instit. vol. I, p. 85 (ex part.). Scopoli, Flor. carn. vol. I, p. 332. Sectio Galorrheus. Glandulae suborbiculatae vel ellipticae (non semilunatae, neque bi- cornes). I. Foliosi. A. Caulis di-vel rarius trichotomus. a. Semina ecarunculata. 1. Tithym. Turezaninowü Kl. et Greke. Euphorbia Turezaninowii Kar. et Kir., Enum. pl. Soongor. n. 748. Hab. in Sibiria altaica. guineus Kl. et Grcke. Euph. consanguinea Schrenk, Enum. pl. nov. I, p. 88. Hab. in Sibiria altaica. 2. Tithym. consan und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 65 b. Semina carunculata. 3. Tithym. inderiensis Kl. et Grcke. Euph. inderiensis Lessing, sec. Kar. et Kir., Enum. pl. Soongor. n. 7A® Hab. in Sibiria uralensi et altaica. 4. Tithym. sororius Kl. et Greke. Euph. sororia Schrenk, in Bullet. plys. math. de P’Acad. de St, Pe- tersb. III, p. 308. Hab. in Sibiria altaica. 9. Tüthym. densus Kl. et Greke. Euph. densa Schrenk, 1. c. Hab. in Sibiria altaica. B. Caulis apice eymiferus. a. Involucella libera. I. Cyma pauciradiata (?—4 radiata). * Annui vel biennes. 6. Tithym. Philippianus Kl. et Grcke. Euph. pygmaea Philippi, in Linnaea XXIX, p. 41 (non Fisch. et Meger.). Hab. in Chili. 7. Tithym. Szoritsii Kl. et Greke. Euph. Szovitsii Fisch. et Mey., Ind. sem. hort. Petrop. I, p. 27. Hab. in Caucaso, Persia et in Africa boreali. 8. Tiüthym. leptaleus Kl. et Grcke. Euph. leptalea S. Schauer, in Linnaea XX, p. 728. Hab. in Mexico. 9. Tithym. Lagascae Kl. et Grcke. Euph. Lagascae Spr., Syst. veget. II, p. 796. Euph. terracina Lag. (non L.). Hab. in Hispania. 10. Tithym. eriophorus Kl. et Greke. Euph. eriophora Boiss., Diagn. plant. or. noy. fasc. V, p. 51. Hab. in Caria. Phys. Kl. 1859. I 66 Krorzsca: Linne’s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 11. Tithym. cognatus K]., in Waldemar's Reise. t. 19 (sub Euphorbia). Hab. in Himalaya. 12. Tithym. arkansanus Kl. et Greke. Euphorbia arkansana Engelm. et Gray, Boston Journ. V, 261. Hab. in Texas. *%* Perennes vel fruticosi. % Capsula laevis (non verrucosa). + Folia alterna. 13. Tithym. Selloi Kl. et Greke. Repens, flagelliferus, glaber; caule ramoso; folüis petiolatis discolo- ribus obovatis integerrimis obtusis, inferioribus minoribus subrotundo - ob- ovatis obtusis vel vix emarginatis; involucri foliolis ceteris paulo longioribus oblongis, basi in petiolum brevissimum attenuatis, involucelli phyllis angu- stioribus oblongis; cymae 2—3 fidae radiis semel vel iterato-bifidis; glan- dulis transverse oblongis truncatis vel quandoque subsemilunaribus; capsula glabra laevi; coccis dorso acute carinatis; seminibus trigonis vel subtetrago- nis glabris rugulosis nigrescentibus. Planta circa 4, ped. alta. Folia incluso petiolo brevissimo 8— 10 lin. longa, medio 4—5 lin. lata. Involueri foliola 8-13 lin. longa, medio 3—4 lin. lata. Involucellorum phylla 5—7 lin. longa, 2 lin. lata. Hab. in Brasilia. (Sello). 14. Tithym. stenophyllus Kl. et Grcke. Caule erecto sulcato glabro; foliis lineari-lanceolatis acutissimis gla- bris, a medio usque ad apicem serrulatis sessilibus; involueri involucellique foliolis ceteris conformibus; eymae trifidae radiis sulcatis iterato -bifidis; glandulis oblongis integris vel vix crenulatis; capsula glabra laevi profunde trisulca; coccis dorso acute carinatis; seminibus tetragonis glabris laevibus incanis. Folia uninervia, superiora 11—1?, poll. longa, 1—1°, lin. lata, in- feriora paulo breviora; involueri foliola 1,—13, poll. longa, ;—1%, lin. lata; involucellorum 6—10 lin. longa, basi ,—1 lin. lata. Hab. in Brasilia. (Sello). 15. Tithym. suberenatus Kl. et Greke. Glaber; caulibus teretiusculis, apice cymam repetito- dichotomam nonnunquam laxam gerentibus; foliis sessilibus obovatis vel spathulato -ob- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 67 ovatis obtusis, basi attenuatis tenuiter erenulatis, involucralibus ceteris con- formibus; glandulis suborbicularibus vel transverse oblongis; stylis brevibus, apice bifidis; stigmatibus subcapitatis; capsulis glabris, laevibus. Euphorbia chilensis Philippi (non Gay). Folia 4—% poll. longa, apicem versus 3—4 lin. lata exceptis jJunio- ribus glaberrima. Cymae radii dense foliati, breves, nonnunquam laxissimi, effusi. Glandulae atro-sanguineae. Ovarium fere sessile. Capsula demum longiusculo stipitata. Hab. in Chili (v. Besser, Mertens, Philippi). 16. Tithym. chilensis Kl. et Grcke. Euph. chilensis Gay, Flor. chil. V, p. 335. Hab. in Chili. 17. Tithym. Rapulum Kl. et Grcke. Euph. Rapulum Kar. et Kir., Enum. plant. Soongor. n. 750. Hab. in Sibiria altaica. 18. Tithym. humilis Kl. et Greke. Euph. humilis C. A. Meyer, in Ledeb., Flor. alt. IV, p. 185. Hab. in Sibiria altaica. 19. Tithym. Cassia Kl. et Greke. Euph. Cassia Boiss., Diagn. pl. orient. nov. fasc. XII, p. 108. Hab. in Asia minore. 20. Tithym. Elliottü Kl. et Greke. Euph. gracilis Elliott. Hab. in America boreali. 21. Tithym. foliosus Kl. et Grcke. Caule lignoso tereti glabro ramisque dense foliosis; foliis parvis im- bricatis sessilibus vel brevissime petiolatis elliptico - obovatis apiculatis pube- rulis integris vel apice suberenulatis; involucri phyllis subrotundo - obovatis apiculatis integris; involucelli subrotundo - ovatis transverse latioribus apicu- latis integris; cymae trifidae radiis brevibus simplieibus; glandulis transverse oblongis truncatis plus minusve crenulatis; capsulis subrugulosis (haud ver- rucosis) glabris vel puberulis; seminibus elliptieis laevibus glabris. Folia caulina inferiora 3 lin. longa, apicem versus 1% lin. lata, summa ramealeaque circ. 1—1}, lin. longa, 4—1%; lin. lata. Involueri phylla fol. 12 68 Krorzscn: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen inferioribus breviora, sed vix angustiora (2 lin. longa et fere aeque lata); in- volucellorum foliola 1,—2 lin. longa, 3 lin. lata. Hab. in prom. bon. spei. (Ecklon et Zeyh. n. 12). 22. Tithym. tuberosus Haw., Syn. plant. succ. p. 137. Euph. tuberosa Linne, Species plant. ed. 2, p. 654. Hab. in prom. bon. spei. 23. Tithym. Eckloni Kl. et Grceke. Tubere crasso; foliis obovato-spathulatis integris glabris in petiolum brevem dilatatum attenuatis pedunculo brevissimo longioribus ; involucello- rum foliolis glabris ovato-lanceolatis apieulatis. A Tithymalo tuberoso Kl. et Greke. (Euphorbia tuberosa L.), cui affınis, foliis brevissime petiolatis vel subsessilibus spathulatis (haud ellipti- cis vel ovato-oblongis, longiuseule petiolatis), pedunculis multo brevioribus diversus. Folia 1,—1%, poll. longa, supra medium $—12 lin, lata. Hab. in prom. bon. spei. (Ecklon et Zeyher n. 16). 24. Tithym. Bergü Kl. et Grcke. Tuberosus ; foliis lineari-lanceolatis, basi longe attenuatis glabriuscu- lis pedunculis pubescentibus aequilongis vel eos superantibus; cyma trira- diata, radiis simplieibus; involueri foliolis lineari -lanceolatis, involucello- rum phyllis ovatis vel ovato-lanceolatis acutis, basi paullo attenuatis; invo- lucri proprii pubescentis laciniis oblongis, apice partitis fimbriatis; glandulis suborbicularibus antrorsum dilatatis, margine revoluto crenulatis. Planta 2—3 poll. tantum alta. Pedunculi e tubere orientes longis- simi, apice cymam triradiatam gerentes. Involucri foliola 2—3 lin. longa, involucellorum 1— 2 lin. longa. Hab. in prom. bon. spei. (Bergius). 25. Tithym. longepetiolatus Kl. et Greke. Tubere fusiformi; foliis longissime petiolatis oblongis obtusis, apice subemarginatis mucronatis, basi in petiolum sensim attenuatis glabris integris pedunculos inferne glabros, apice puberulos paullo superantibus; eyma tri- quadriradiata, radiis simplieibus brevibus pubescentibus; involueri foliolis lanceolatis puberulis, involucellorum phyllis ovatis vel obovatis. A Tithymalo Bergii differt: petiolis pedunculisque multo longioribus, foliorum lamina paullo latiore elliptica. Folia adjectis petiolis circa 6 poll. longa; pedunculi 4—4!, poll. longi. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 69 Hab. in prom. bon. spei (Bergius). 26. Tithym. attenuatus Kl. et Greke. Tubere cylindrico elongato;; folis lineari-lanceolatis obtusis in petio- lum attenuatis, utrinque glabris; pedunculis folio paullo brevioribus glabris; cyma 3—4 radiata, radiis simplieibus vel semel bifidis; involueri foliolis subelliptieis, acutis, glabris; ovario tomentoso; stylis breviter bifidis. Tuber longum nigrescens. Folia adjecto petiolo 2—3 poll. longo, circa 7 poll. longa, 3 lin. lata. Pedunculi 4—5 poll. longi. A Tithymalo longepetiolato tubere cylindrico elongato, foliorum lamina triplo longiore, petiolis brevioribus, cymae radiis saepe bifidis differt. Hab. in prom. bon. spei. (Bergius). 27. Tithym. ellipticus Kl. et Greke. Euph. elliptica Thunb., Flor. capens. p. 405. Hab. in prom. bon. spei. ++ Folia opposita. 28. Tithym. Ipecacuanhae Kl. et Grcke. Euph. Ipecacuanhae Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 653. Hab. in America boreali. ß. Capsula verrucosa. 29. Tithym. strietus Kl. et Greke. Euph. strieta Linne, Syst. nat. ed. 10, vol. 2, p. 1049. Euph. du- bia Dierbach, Flor. Heidelb. II, p. 127. Galorrheus strietus Haw., Syn. plant. succ. p. 151. Hab. in Germania, Gallia, Caucaso et Asia minore. Ab hoc Euphorbia mierantha Steph., in Willd., Spec. plant. tom. II, pars 2, p. 905 fortasse non diversa. 30. Tithym. obtusatus Kl. et Grcke. Euph. obtusata Pursh, Flor. Amer. bor. p. 606, Hab. in America boreali. 31. Tithym. pachyrrhizus Kl. et Greke. Euph. pachyrrhiza Kar. et Kir., Enum. pl. Flor. alt. n. 812. Hab. in Sibiria altaica. 32. Tithym. subamplexicaulis Kl. et Greke. Euph. subamplexicaulis Kar. et Kir., Enum. pl. Flor. alt. n. 811. 70 Krorzsen: Zinne’s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen Hab. in Sibiria altaica. 33. Tithym. dumosus Kl. et Greke. Euph. dumosa Boiss., Diagn. pl. or. noy. fasc. XII, p. 110. Hab. in Palaestina. 34. Tith. alpinus Kl. et Greke. Euph. alpina C. A. Meyer, in Ledeb. Flor. alt. IV, p. 186. Euph. sibirica Fisch. ex Turezan. Euph. drastica Sievers. Hab. in Sibiria et Davuria. 35. Tithym. Schottü Kl. et Greke. Euph. densa Schott et Kotschy, Analect. III (non Schrenk). Hab. in Gilicia. y. Capsula ignota. 36. Tithym. atro-sanguineus Kl. et Greke. Caule breviter piloso, apice repetito-dichotomo; foliis superioribus sessilibus lanceolatis integerrimis acutis semiamplexicaulibus, utrinque pube- scentibus; cyma bifida, radiis simplieibus; involucris pubescentibus; glan- dulis magnis suborbicularibus glabriusculis, in sieco nigrescentibus; ovario densissime albido-piloso; capsula ignota. Euph. atro-sanguinea Poepp. (Coll. pl. Chil. I, n. 141). Folia 1 poll. longa, basi 2 lin.-, apicem versus 3 lin. lata. Tithymalo Adriano affınis, sed differt: foliis basi latioribus semiamplexicaulibus, caule apice repetito-dichotomo nee cyma quinqueradiata, glandulis majoribus. Hab. in Chili. (Poeppig). 37. Tithym. Bridgesü Kl. et Grcke. Glaber;; caule striato dense foliato; foliis sessilibus oblongis vel ob- ovato-oblongis, basi attenuatis obtusis vel acutiusculis integris obsolete triner- viis; involueri foliolis ceteris subeonformibus, distinete quinquenerviis; cy- mae trifidae radiis dilatatis simplieibus vel apice dichotomis; glandulis sub- orbieularibus vel transverse oblongis, margine saepe revolutis, subtus pubes- centibus; processibus membranaceis minutis suborbiculari-spathulatis, mar- gine fimbriatis. Folia —1%; poll. longa, supra medium 3—4 lin. lata, superiora sen- sim paullo longiora latioraque, involueri foliola omnium longissima latissi- maque (1%; poll. longa, medio ;; poll. lata), basi lata amplexicaulia. Invo- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 71 lucrorum inferiorum pedunculi 2 lin. longi, invol. superiora brevius pedi- cellata. Hab. in Chili. (Bridges). 38. Tithym. huachanhanus Kl. et Greke. Caudieibus crassis simplieibus vel ramosis nudis caules plures ascen- dentes vel prostratos ramosos glabros, basi aphyllos squamisque obsitos, apice cymam ferentes triradiatam edentibus; foliis obovatis vel obovato -oblongis muticis integris in petiolum brevem attenuatis glabris; involucri phyllis cete- vis imprimis superioribus subconformibus, involucellorum foliolis orbiculato- obovatis; cymae radiis brevibus semel vel iterato-bifidis; glandulis trans- verse oblongis; involucri proprii laciniis oblongis saepe apiculatis, intus mar- gineque ciliolatis; fructibus ignotis. Euphorbia huachanhana Ruiz Mss. Fruticulus 4—5 poll. altus. Folia plerumque 3 lin. longa, apicem versus 1,—2 lin. lata; involucri universalis foliola 3—31, lin. longa, circa 2 lin. lata, basi minus angustata quam folia superiora, involucellorum phylla 2—3 lin. longa, 2 lin. lata. Cymae radii mox 2—3, mox 5—7 lin. longi. Hab. in Peruvia. (Ruiz). 39. Tithym. erythrorrhizus Kl. et Greke. Rhizomate crasso rubro; caule adscendente simpliei vel ramoso pa- tentim fusco-piloso; foliis uninerviis sessilibus oblongis integris, utrinque margineque hirtis; involuceri phyllis ceteris conformibus, involucellorum ovato-oblongis; ceymae trifidae radiis semel bifidis; glandulis transverse ob- longis; ovario dense tomentoso. Caulis eirc. 8 poll. altus. Folia 1,—1°, poll. longa, % poll. lata; involucri foliola 4—, poll. longa, cire. 3 lin. lata, involucellorum phylla paulo minora angustioraque. Hab. in Brasilia. (Sello). 40. Tithym. Zeyheri Kl. et Grcke. Caule fruticoso ramoso, apice tantum folioso; ramis saepe aphyllis subclavaeformibus; foliis sessilibus lineari-lanceolatis äcutis integris, utrin- que glabris; eyma ad apicem ramorum pauciradiata; glandulis suborbicula- ribus puberulis. Caules vetusti cortice flavido fuscescente lividove solubili instructi; rami elongato-subclayaeformes. Folia inferiora 9 lin. longa, superiora ‘ 72 Krorzscn: Linne’s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 4—6 lin. longa, omnia 1 lin. lata vel vix latiora. Tithymalo brachypodo valde affınis, sed cyma pauciradiata, nonnunquam uniradiata diversus. Hab. in prom. bon. spei. (Ecklon et Zeyher n. 26, sub nomine Euph. mauritanicae). II. Cyma plerumque quinquefida. 1. Capsula laevis. ei % Semina reticulata. 41. Tithym. pterococcus Kl. et Grceke. Euph. pterococca Brot., Flor. Lusit. II, p. 312. Euph. bialata Lk., Enum. pl. hort. Berol. I, p. 13. Euph. stellulata Salzmann Mss. Hab. in Gallia, Italia, Lusitania, Teneriffa, Morea. ß. Semina exsculpta. 42. Tithym. helioscopius Scop., Flor. Carn. ed. 2, vol. II, p. 337. Euph. helioscopia Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 658. Galorrheus helioscopius Haw., Syn. plant. succ. p. 152. Hab. in Europa. y. Semina tuberculata. 43. Tithym. chrysophyllus Kl. et Grcke. Caule teretiusculo striato glabro; foliis ovato- elliptieis apiculatis, basi attenuatis sessilibus vel brevissime petiolatis glabris integris; involueri folio- lis ceteris conformibus, involucelli phyllis minoribus ovatis vel subcordato- ovatis integris; cymae quinquefidae radiis iterato-bifidis; glandulis transverse oblongis vel truncatis suberenatis; involueri proprii laciniis ambitu oblongis, apice profunde dentatis, intus margineque villosis; capsula glabra laevi; coc- cis dorso acute carinatis; seminibus tetragonis nigrescentibus breviter tuber- culatis. ß. angustifolius: foliis inferioribus oblongo-spathulatis, superioribus foliolisque involucri et involucelli multo angustioribus linearibus; radiis cymae tenuioribus. Caulis erectus dense foliosus. Folia 11,—1%, poll. longa, 6—7 lin. lata coriacea subnitida; involueri phylla 1—1% poll. longa, supra basin 3—6 lin. lata; involucellorum foliola 6—8 lin. longa, 2—5 lata. Folia inferiora varietatis 1,—1%, poll. longa, 3—5 lin. lata, superiora $—1 poll. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 73 longa, eirc. 1%, lin. lata; involueri phylla 6—8 lin. longa, 11, lin. lata, in- volucellorum foliola 3—4 lin. longa, 1 lin. lata. Hab. in Brasilia. (Sello). 0. Semina laevia. + Folia sparsa. 44. Tithym. Adrianus Kl. et Grceke. Caule basi lignoso piloso, superne ramisque velutino-tomentoso; fo- lüis sessilibus lanceolatis pube brevissima adpressa subcanescentibus; invo- lueri phyllis ceteris subeonformibus, involucellorum ovato-acutis vel ovato- oblongis; cymae plerumque quinquefidae radiis iterato-bifidis; glandulis transverse oblongis; ovario tomentoso; capsula puberula laevi trisulca; se- minibus majusculis trigonis laevibus albido-canescentibus flavido-marmoratis. Euphorbia Adriana St. Hilaire Mss. Folia 1—13, poll. longa, 2—3 lin. lata. Involucri foliola 3, poll. longa, medium versus 3 lin. lata, involucellorum phylla minora. Hab. in Brasilia: St. Catharina (St. Hilaire) et in Montevideo. (Sello). 45. Tithym. rupestris Kl. et Greke. Euph. rupestris C. A. Meyer, in Ledeb., Flor. alt. IV, p. 190. Euph. Meyeri Steudel, Nomencel. bot. ed. 2, vol. I, p. 613. Hab. in Sibiria altaica. 46. Tithym. imbricatus Kl. et Grcke. Euph. imbricata Vahl, Symb. vol. II, p. 54. Euph. nummularifolia Willd., Enum. plant. hort. Berol. I, p. 503. Euph. pulchella Brouss. Mss. Euph. balearica Poir., in Herb. Willd. Hab. in insulis balearicis, Hispania, Lusitania et Africa boreali. 47. Tithym. firmus Kl. et Greke. Euph. firma Ledeb., Flor. ross. vol. III, p. 563. Hab. in Sibiria uralensi. 48. Tithym. blepharophyllus Kl. et Greke. Euph. blepharophylla C. A. Meyer, in Ledeb., Flor. alt. IV, p. 188. Hab. in Sibiria altaica. 49. Tithym. procerus Kl. et Grcke. Euph. procera Marsch. Bieb., Flor. taur.-cauc. I, p. 378 et III, p- 329. Euph. villosa Waldst. et Kit., Plant. rar. hung. I, p. 96. Euph. Phys. Kl. 1859. K 74 Krorzsen: Linn®s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen illyrica Loisl., Flor. gall. I, p. 344. Euph. pilosa Linne, Spee. plant. ed. 2, p. 659 (ex parte). Euph. coralloides Linne, l. ec. Tithymalus hir- sutus Lam., Flor. fr. II, p. 98. Galorrheus pilosus Haw., Synops. plant. succ. p. 148. Hab. in Gallia, Ttalia, Germania, Hungaria, Rossia. 50. Tithym. microsphaerus Kl. et Greke. Euph. microsphaera Boiss., Diagn. pl. orient. nov. fasc. VII, p. 87. Hab. in Persia australi. 51. Tithym. microsciadius Kl. et Greke. Euph. mierosciadia Boiss., Diagn. pl. or. nov. fasc. VII, p. 89. Hab. in Persia australi. 52. Tithym. persepolitanus Kl. et Greke. Euph. persepolitana Boiss., Diagn. pl. or. nov. fasc. VII, p. 92. Hab. in Persia. 53. .Tithym. Gaillardoti Kl. et Grcke. Euph. Gaillardoti Boiss. Mss. Hab. in Syria. 54. Tithym. calendulaefolius Kl. et Greke. Euph. calendulaefolia Delile. Hab. in Aegypto. 55. Tithym. obtusifolius Kl. et Greke. Euph. obtusifolia Poir., Eneyelop. suppl. vol. II, p. 609. Euph. mauritanica Lam., Eneyel. vol. II, p. 418 (non L.). Euph. virgata Desf., Cat. Hort. Par. (non Waldst. et Kit.). Euph. Broussoneti Willd., Herb. n. 9252 Link in v. Buch Beschreib. der Canar. Ins. p. 158. Hab. in Teneriffa. 56. Tithym. mauritanicus Haw., Syn. pl. suce. p. 139. Euph. mauritanica Linne, Spee. plant. ed. 2, p. 649. Hab. in Africa. 57. Tithym. brachypus Kl. et Greke. Fruticosus ramosus glaber; foliis sessilibus lineari-lanceolatis vel api- cem versus paullo latioribus integerrimis acutis, utrinque glabris, ad ramos ju- niores confertis; cyma ad apicem ramorum 3—5 radiata, radiis simplieibus; involucellorum phyllis ovatis acutis; glandulis suborbicularibus vel ellipticis; stylorum basi connatorum eruribus apice breviter bifidis. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 75 Frutex squarrosus, valde ramosus cortice glabro cinerascente, basi aphyllus. Rami juniores dense foliosi. Folia 1 poll. longa, 1%, lin. lata, basi paulo angustiori sessilia. Cymae radii deeidui. Caule fruticoso, foliis eymaeque radiis simplieibus accedit ad Tithy- malum piscatorium et obtusifolium, sed differt habitu, frutice multo ramo- siore squarroso, ramis crassioribus, foliis brevioribus acutioribus. Hab. in prom. bon. spei. (Bergius). ++ Folia opposita. 58. Tithym. Pallasü Kl. et Grcke. Euph. Pallasii Turezan., Catal. Baical. n. 1004. Euph. Fischeriana Steudel, Nomencl. ed. 2, p. 611. Euph. verticillata Fischer, in Mem. de la Soc. des Natur. de Mosc. II, p. 82. Euph. macrorrhiza Pallas ex Le- deb., Flor. ross. vol. III, p. 565. Hab. in Davuria. & Species hujus sectionis (capsulis laevibus) quoad semina ignotae. 59. Tithym. truncatus Kl. et Grcke. Caule fruticoso ramisque glabris teretibus; foliis obovato - oblongis obtusis, breviter mucronatis, basi in petiolum brevissimum attenuatis integris, utrinque glabris uninerviis; involueri universalis foliolis ceteris subconfor- mibus, paullo minoribus basigue nonnunguam rotundatis, involucellorum phyllis ovatis, basi subcordatis vel truncatis; ceymae quinquefidae radiis bre- vibus simplieibus vel semel bifidis; glandulis parvis, transverse latioribus sub- truncatis; involucri proprii glabri laciniis ovatis subemarginatis, tenuissime ciliatis; ovario glabro laevi. Folia 3 —1% poll. longa, apicem versus 3—3!, lin. lata. Involucel- lorum foliola 5—9 lin. longa inaequalia, minora e basi latiore eirc. 3 lin. lata, apicem versus angustata, longiora e basi angustiore fere ad apicem usque sensim latiora; involucellorum phylla 3 lin. longa, basi 2, —3 lin. infra api- cem circ. 2 lin. lata. Hab. in prom. bon. spei. (Krebs). 60. Tithym. Meyeri Kl. et Grcke. Caule herbaceo tereti glabro, superne paullo striato; foliis breviter petiolatis elongato-spathulatis, basi valde attenuatis, apice obtusis, brevissime apiculatis integris uninerviis; involucri universalis foliolis celeris subconfor- K2 76 Krorzscn: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen mibus minoribus sessilibus; involucellorum phyllis subtriangulari -ovatis vel ovato-lanceolatis acutis; cymae quinquefidae radiis striatis repetito -bifidis; glandulis parvis, transverse oblongis; involueri proprü laciniis subtriangulari- bus, apice 2—3 dentatis, margine fimbriatis glandulas superantibus; stylis basi connatis; capsulis glabris laevibus. Euphorbia erubescens E. Meyer Mss. (nee Boiss.) Folia absque petiolo 3—4 poll. longa, apicem versus 3 —5 lin. lata, basi angustissima; petiolus 3—4 lin. tantum longus. Involueri universalis foliola ceteris subconformia, sed multo minora, 1—1%, poll. longa, involu- cellorum inferiorum phylla 6 lin. longa, basi 4 lin. lata, superiorum sum- morumque 3—4 lin. longa, 2—3 lin. lata. Habitu Tith. repetito (Euph. repetitae Hochst.) affınis, red praeter glandulas plane diversas inflorescentia quoque contractiore et involucellorum inferiorum phyllis minoribus, quam- quam latioribus distinetus. Hab. in prom. bon. spei. (Drege, Ecklon et Zeyher n. 13, Krebs). 2. Capsula verrucosa. a. Verrucae subhemisphaericae. 61. Tithym. cuneifolius Kl. et Greke. Euph. cuneifolia Guss., pl. rar. p. 190. Euph. stellulata Loisl., Nouv. not. p. 23. Hab. in Corsica, Italia et in insulis Jonicis. 62. Tithym. platyphyllos Scop., Flor. carn. ed. 2, vol. I, p. 337. Euph. platyphyllos L., Spec. pl. p. 660. Euph. litterata Jacq., Collect. II, p. 340. Galorrheus platyphyllos Haw., Syn. plant. succ. p. 151. ß. pubescens Kl. et Greke. Euph. pubescens Vahl., Symbol. II, p. 55. Hab. in Europa et in Asia media. 63. Tithym. Clementei Kl. et Grcke. Euph. Clementei Boiss., Elench. pl. nov. hispan. p. 82. Hab. in Hispania. 64. Tithym. dulcis Scop., Flor. carn. ed. 2, vol. I, p. 334. Euph. duleis L., Spec. pl. p. 656. Euph. solisequa Rchb., Flor. excurs. p. Sö6. 66. 67. 68. 69. 70. 11. 72. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. Euph. purpurata Thuill., Fl. par. vol. II, p. 1. p. 235. Euph. hiberna Lepechin, It. I, p. 221 (non Linne). Euph. ambigua Waldst. et Kit. sec. Roeper. Hab. in Europa et in Caucaso. Tithym. angulatus Kl. et Grcke. Euph. angulata Jacq., Collect. vol. 2, p. 309. Hab. in Germania, Gallia, Rossia media et australi. Tithym. carniolicus Kl. et Grcke. Euph. carniolica Jaeq., Flor. austr. app. p. 34. Euph. ambigua Hort. Tithym. pilosus Scop., Flor. carn. ed. 2, vol. I, p. 335. Hab. in Carniolia. Tithym. papillosus Kl. et Greke. Euph. papillosa De Pouzolz, Cat. pl. Gard. p. 18. Hab. in Gallia. Tithym. verrucosus Scop., Flor. carn. ed. 2, p. 336. Euph. verrucosa Lam., Eneyel. 2, p.434. Euph. flavicoma DC., Cat. hort. Monsp. p. 110. Galorrheus verrucosus Haw., Syn. pl. succ. p. 148. Hab. in Germania, Gallia et Italıa. Tithym. sessiliflorus Kl. et Grcke. Zi Euph. sessiliflora Boiss. et Sprunn., Diagn. pl. orient. noy. V, p. 52. Hab. in Asia minore. Tithym. spinosus Kl. et Greke. Euph. spinosa L., Spec. pl. p. 655. Euph. pungens Lam., Encycl. II, p. 431. Euph. acanthothamnus Heldr. et Sartor. Mss. Tithym. diffusus «. Lam., Fl. fr. II, p. 101. Galorrheus spinosus Haw., Syn. pl. succ. p. 149. Hab. in Europa australi. Tithym. hybernus Kl. et Grcke. Euph. hyberna L., Spec. plant. p. 662. Galorrheus hybernus Haw., Syn. pl. succ. p. 145. Hab. in Italia, Gallia et in Pyrenaeis. Tithym. Welwitschü Kl. et Grcke. 78 Krorzsen: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 73. TA. 75. 76. Il. 19> 80. 81. Euph. Welwitschii Boiss. et Reut., Pug. plant. nov. p. 108. Hab. in Hispania et Lusitania. Tithym. rupicolus Kl. et Greke. Euph. rupicola Boiss., Elench. plant. nov. p. 81. Hab. in Hispania. Tithym. fruticosus Kl. et Greke. Euph. fruticosa Biv.-Bern., Cent.I, p. 35. Euph. papillaris Jan, El. p. 7, n. 74. Euph. Bivonae Steud., Nomencl. ed. 2, p. 610. Hab. in Sicilia. Tithym. orientalis Kl. et Grcke. Euph. orientalis L., Spec. plant. p. 660. Euph. ceratocarpa Tenore, Flor. napol. I, p. 268. Hab. in Italia, Caucaso, Persia boreali et Armenia. Tithym. notadaenius Kl. et Grcke. Euph. notadaenia Boiss. et Hohenack. Mss. Hab. in Persia. Tithym. squamosus Kl. et Grcke. Euph. squamosa Willd., Spec. plant. tom. II, pars 36 p- 918. Hab. in Cappadoeia. Tithym asperus Kl. et Grceke. Euph. aspera et muricata Marsch. Bieb., Fl. taur.-cauc. I, p.377 et378. Hab. in Rossia australi et in Caucaso. Tithym. condylocarpus Rl. et Grcke. Euph. condylocarpa Marsch. Bieb., Fl. taur.-cauc. I, p. 377. Hab. in Caucaso. Tithym. cardiophyllus Kl. et Grcke. Euph. cardiophyllaBoiss. et Heldr., Diagn. pl. or. nov. fasc. XII, p. 107. Hab. in Lyeia. Tithym. Apios Kl. et Greke. Euph. Apios L., Spec. pl. p. 656. Galorrbeus Apios Haw., Syn. pl. succ. p. 149. Hab. in Italia, Creta, Graecia. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 79 82. Tithym. altaicus Kl. et Grcke. Euph. altaica C. A. Meyer, in Tiedeb., Fl. alt.JIV, p. 190272 Hab. in Sibiria altaica. 83. Tithym. buchtormensis Kl. et Greke. Euph. buchtormensis C. A. Meyer, in Ledeb., Fl. alt. IV, p. 189. Hab. in Sibiria. 84. Tithym. cybirensis Kl. et Greke. Euph. cybirensis Boiss., Diagn. pl. or. nov. VII, p. 89. Hab. in Caria. 85. Tithym. depauperatus Kl. et Greke. Euph. depauperata Hochst., in A. Rich., Tent. fl. Abyss. II, p. 241. Hab. in Abyssinia. 86. Tithym. melliferus Haw., Syn. pl. succ. p. 140. Euph. mellifera Ait., hort. Kew. ed. 1, vol. 3, p. 493. Euph. longifolia Lam., Eneyel. II, p. 417. Euph. stygiana Watson, in Hook., Lond. Journ. of Bot. II, p- 605. Hab. in Teneriffa et Madeira. ß. Verrucae elongatae filiformes. 87. Tithym. macrorrhizus Kl. et Greke. Euph. macrorrhiza C. A. Meyer, in Ledeb., Fl. alt. IV, p. 191. Hab. in Sibiria altaica. 88. Tithym. epithymoides Kl. et Grcke. Euph. epithymoides L., Spec. plant. p. 656. Galorrheus epithymoides Haw., Syn. pl. suce. p. 147. Hab. in Austria, Rossia media et australi. 59. Tithym. fragiferus Kl. et Greke. Euph. fragifera Jan, pl. ital. exsiec. et apud Link, Hort. bot. Berol. I, p. 16. Hab. in Dalmatia, Italia. 90. Tithym. acenocarpus Kl. et Grcke. Euph. acenocarpa Guss., Cat. pl. hort. Boccad. 1821, p. 75. Euph. echinocarpa Sieb. in litt. Hab. in Creta, Sicilia et Gallia australi. 80 Krorzscn: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 34r 93. 94. 95. 96. Je 4 II. Cyma multiradiata. 1. Involucella libera. a. CGapsula laevis (non verrucosa). Tithym. Gerardianus Kl. et Grcke. Euph. Gerardiana Jacq., Fl. austr. V, p. 17, t. 463. Euph. Cajogala Ehrh., Beitr. II, p. 102. Euph. homophylla Lang ex Roeper. Euph. glaucescens Willd., herb. et Enum. pl. suppl. p. 28. Euph. Hohenackeri Steud. et Hochst., Nomenel. bot. p. 612. Euph. linariaefolia Lam., Eneyel. II, p. 437. Euph. Seguierii All., Flor. Pedem. I, p. 288. ex Bertol. Tithym. rupestris Lam., Fr. fr. TI, p. 97. Hab. in Europa media et australi et in Caucaso. Tithym. altissimus Kl. et Greke. Euph. altissima Boiss., Diagn. plant. orient. nov. V, p. 52. Hab. in Phrygia. Tithym. himalayensis Kl., in Waldemar’s Reise t. 20 (sub Euphorbia). Hab. in Himalaya. ß- Capsula verrucosa. Tithym. amplexicaulis Kl. et Greke. Euph. amplexicaulis Ledeb., Flor. ross. IH, p. 567. Hab. in Caucaso. Tithym. palustris Kl. et Grcke. Euph. palustris L., Spec. plant. p. 662. Euph. brachiata Jan, El. p. 7. Galorrheus palustris Haw., Syn. pl. succ. p.145. Hab. in Europa. Tithym. lutescens Kl. et Greke. Euph. lutescens ©. A. Meyer, in Ledeb., Fl. altaic. IV, p. 194. Hab. in Sibiria altaica et baikalensi. 2. Involucella basi connata. Tithym. atro-purpureus R]. et Grcke. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 81 Euph. atro-purpurea Brouss., Elench. hort. Monsp. p. 24. Willd. Enum. pl. vol. I, p. 501. Hab. in Teneriffa. 98. Tithym. melapetalus Kl. et Greke. Euph. melapetala Gasparr., Ind. sem. hort. reg. Boccad. Hab. in Sicilia. B. Cymae ad apicem ramulorum lateralium. 99. Tithym. lateriflorus Kl. et Greke. Euph. lateriflora Jaub. et Spach, Ill., pl. orient. II, p. 42. Euph. osyridea Boiss., Diagn. pl. orient. nov. VII, p. 87. Hab. in Persia. C. Pedunculi ad apicem ramorum solitarii geminive longi, apice bifidi. 100. Tithym. calyculatus K]. et Grcke. Euph. calyculata H. B.K., Nov. gen. et spec. plant. II, p. 47. Hab. in Mexico. D. Pedunculi ad apicem caulis crassi capitati vel clavaefor- mes conferti involucrum unicum gerentes (apice non partiti). 101. Tiüthym. bupleurifolius Haw., Syn. pl. suce. p. 138. Euph. bupleurifolia Jacq., Hort. Schoenbr. I, p. 55. Hab. in prom. bon. spei. E. Involuera propria, ad apicem caulisramorumque solitaria sessilia vel breviter stipitata. 102. Tüthym. linifolius Kl. et Greke. Euph. linifolia Jacq., Icon. plant. rar. I, t. 86. Collect. I, p. 135. Euph. linarifolia Willd., Spec. plant. tom. II, p. 893. Galorrheus linifolius Haw., Syn. pl. succ. p. 150. Patria ignota. 103. Tithym. trichotomus Kl. et Greke. Euph. trichotoma H. B. K., Nov. gen. et spec. plant. II, p. 48. Hab. in Cuba et Florida. Phys. Kl. 1859. L 82 Krorzsen: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 104. 106. 107. 108. 110. Tithym. Guyonianus Kl. et Grcke. Euph. Guyoniana Boiss. et Reut., Pugill. plant. nov. p. 109. Hab. in Hispania. Tithym. balsamiferus Haw., Syn. plant. succ. p. 140. Euph. balsamifera Aiton, Hort. Kewens. ed. 1, vol. II, p. 137. Hab. in insulis Canariens. I. Aphylli. Tithym. aphyllus Kl. et Greke. Euph. aphylla Brouss., in Willd., Enum. plant. I, p. 501. Hab. in Teneriffa. Sectio Esula. Glandulae semilunatae vel bicornes. A. Involucella libera. a. Folia sparsa. I. Semina foveolata, rugosa tuberculataque. 1. Caulis cyma pluriradiata terminatus. * Annuae vel biennes. Tithym. Peplus Gärtn., De fruct et sem. plant. II, p. 115. Euph. Peplus L., Spec. plant. p. 653. Euph. punctata Delile sec. Spr. Esula Peplus Haw., Syn. pl. succ. p. 158. Tithym. rotundifolius Lam., Fl. fr. IH, p. 100. Hab. in Europa et Aegypto. Tithym. commutatus Kl. et Grcke. Euph. commutata Engelm., in AsaGray, Manual of the bot.ed.2, p.389. Hab. in America boreali. Tithym. arvalis Kl. et Greke. Euph. arvalis Boiss. et Heldr., Diagn. pl. or. nov. XII, p. 116. Hab. in Pisidia. Tithym. aulacospermus Kl. et Greke. Euph. aulacosperma Boiss., Diagn. pl. or. nov. XI, p. 217. Hab. prope Hierosolymam. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117 118. » und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. Tithym. peploides Kl. et Greke. Euph. peploides Gouan, Flor. monsp. p. 174. Euph. rotundifolia Loisl., Not. p. 75. Euph. minima Hort. Hab. in Europa australi. Tithym. galilaeus Kl. et Grcke. Euph. galilaea Boiss., Diagn. pl. or. nov. XI, p. 116. Hab. in Palaestina. Tithym. falcatus Kl. et Greke. Euph. falcata L., Spec. plant. p. 654. Euph. obscura Loisl., Flor. gall. ed. 2, p. 339. Euph. mucronata et acuminata Lam., Encyecl. II, p. 426. Euph. arvensis Schleich., ex Roeper. Esula falcata Haw., Syn. pl. succ., p. 159. Hab. in Europ. media et australi. Tithym. retusus Kl. et Grcke. Euph. retusa Cav., Icon. plant. rar. 1, p. 21. Euph. sulcata Delens, in Loisl. gall. 1, p. 339. Hab. in Gallia. Tithym. medicagineus Kl. et Grcke. Euph. medicaginea Boiss., Elench. pl. nov. p. 82. Hab. in Hispania. Tithym. segetalis Kl. et Greke. Euph. segetalis L., Spec. plant. p. 657. Euph. longibracteata DC., Fl. fr. V, p. 359. Esula segetalis Haw., Syn. plant. succ. p. 156. Tithymalus cinerascens Mönch, Meth. plant. p. 668. Hab. in Europ. media et australi. Tithym. taurinensis Kl. et Grcke. Euph. taurinensis All., Flor. pedem. I, p. 287. Hab. in Gallia et Italia. Tithym. Reuterianus Kl. et Grcke. Euph. Reuteriana Boiss., Diagn. pl. or. nov. XII, p. 115. Hab. in Palaestina. L2 83 84 Krorzsen: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 119. Tithym. graecus Kl. et Grcke. Euph. graeca Boiss. et Sprunn., Diagn. pl. or. nov. V, p. 52. Hab. in Graecia. 120. Tithym. exiguus Kl. et Greke. 122. Euph. exigua L., Spec. p. 654. Euph. trieuspidata Lapeyr., Abr. pyr. p. 271. Euph. diffusa Jacg., Misc. II, p. 311. Euph. rubra DC., Fl. fr. V, p. 359. (non Cav.) Esula exigua et diffusa Haw., Syn. plant. succ. p. 158. ß. retusus Kl. et Grcke. Euph. retusa M. Bieb., Flor. taur.-cauc. I, p. 371. Hab. in Europa tota. Tithym. panaceus Kl. et Greke. Euph. panacea Webb. et Berthel., Phytogr. canar. III, p. 247. Hab. in Ins. Lancerotta Canar. Tithym. aleppicus Kl. et Greke. Euph. aleppica L., Spec. plant. p. 657. Galorrheus aleppicus Haw., Syn. pl. succ., p. 151. Q. condensatus Euph. condensata Fisch. in M. Bieb., Flor. taur.-cauc. vol. III, p. 322. Hab. in Gallia, Italia, Graecia et in Asia minore. Tithym. dracunculoides Kl. et Grcke. Euph. dracunculoides Lam., Encycl. II, p. 424. Hab. in Ins. Mauritii. Tithym. pygmaeus Kl. et Grcke. Euph. pygmaea Fisch. et Meyer apud Karel., Enum. pl. Turcoman. in Bullet. de la Societ. des Natur. de Moscou 1839, p. 171. 125. Hab. in Rossia. Tithym. esulaeformis Kl. et Greke. Euph. esulaeformis S. Schauer, in Linnaea XX, p. 729. Hab. in Mexico. ** Perennes. 126. Tithym. deflexus Kl. et Grcke. Euph. deflexa Sibth. et Sm., Flor. graec. t. 466. Hab. in Graecia. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 85 127. Tithym. portlandieus Kl. et Greke. Euph. portlandica Huds., Flor. Angl. ed. 2, p. 208. Tithym. declinatus Mnch., Method. plant. suppl. p. 284. Esula portlandica Haw., Syn. pl. succ. p. 154. Hab. in Anglia, Gallia et Lusitania. 128. Tithym. Fendleri Kl. et Grcke. Caulibus teretibus glabris; foliis brevissime petiolatis oyatis ellipti- cis vel obovatis obtusiuseulis vel acutis integerrimis glabris; involuerorum phyllis ovato-triangularibus; cyma tripartita, radiis repetito- dichotomis ; glandulis semilunaribus; capsulis glabris laevibus; seminibus glabris foveolatis. Planta perennis, 6—10 poll. alta. Folia adjectis petiolis circa ,— 3, lin. longis 4—6 lin. longa, supra basin vel medio 2—3 lin. lata; involucro- rum et involucellorum inferiorum phylla illis vix longiora, sed latiora (4—5 lin. lata) superiora minora, sed omnia late ovato-triangularia. A. Tithy- malo portlandico Kl. et Greke. (Euphorbia portlandica Huds.), quocum glandularum, capsulae seminumque forma convenit, foliis petiolatis ovatis vel obovatis multo minoribus, (non sessilibus spathulatis vel linearibus), invo- lucrorum phyllis ovato -triangularibus acutis et cymis triradiatis differt. Hab. in Novo-Mexico (Fendler n. 786). 129. Tithym. trinervius Kl. et Greke. Euph. trinerva Boiss., Elench. pl. nov. p. 82. Hab. in Hispania. 130. Tithym. Cupani Kl. et Grcke. Euph. Cupani Guss., Prodr. fl. sie. I, p. 548. Euph. tanaicensis Guss., 1. c. p. 547. Hab. in Sicilia. 131. Tithym. biumbellatus Kl. et Greke. Euph. biumbellata Poir., Voy. Barb. II, p. 174. Hab. in Gallia. 132. Tithym. pineus Kl. et Grcke. Euph. pinea L., Syst. nat. 2, p. 333. Euph. caespitosa Tenore, Syllog. fl. neap. p. 235. Euph. linifolia Tenore, Prodr. fl. neap. p. 29. Euph. artaudiana DC., Flor. V, p. 360. Euph. ragusana Rchb., Flor. excurs. p. 873. 86 Krorzscn: Linne’s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 133. 134. 135. 136. 137. 138. 140. 141. Euph. coseinosperma Rchb., Flor. exsice. n. 1295. Hab. in Gallia, Italia, Littorali. Tithym. cebrinus Kl. et Grcke. Euph. cebrina Hochst. Mss. Hab. in Abyssinia. Tithym. striatus Kl. et Grcke. Euph. striata Boiss., Diagn. pl. or. nov. VII, p. 91. Hab. in Persia australi. Tithym. campester Kl. et Greke. Euph. campestris Cham. et Schldl. in Linnaea vol. V, p. 84. Hab. in Mexico. Tithym. fureillatus Kl. et Grcke. Euph. furcillata H.B.K., Nov. gen. et spec. plant. II, p. 48. Hab. in Mexico. Tithym. eryihradenius Kl. et Grcke. Euph. erythradenia Boiss., Diagn. pl. or. nov. VII, p. 92. Hab. in Persia Tithym. plebejus Kl. et Greke. Euph. plebeja Boiss., Diagn. pl. or. nov. VII, p. 93. Hab. in Persia. Tithym. Myrsinites Lam., Flor. fr. III, p. 96 Euph. Myrsinites L., Spec. plant. p. 661. Euph. rigida Loisl., Nouv. not. p. 22. Euph. corsica Requien, in Ann. sc. nat 5, p. 384. Galorrheus Myrsinites Haw., Syn. pl. succ. p. 144. Hab. in Europa australi. Tithym. Marschallianus Kl. et Grcke. Euph. Marschalliana Boiss., Diagn. pl. or. nov. VII, p. 94. Euph. Myrsinites Pall., Ind. Taur. Hab. in Tauria, Caucaso et Persia boreali. Tithym. Anacampseros Kl. et Greke. Euph. Anacampseros Boiss., Diagn. pl. or. noy. fasc. V, p. 55. Hab. in Asia minore. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 87 142. Tithym. craspedius Kl. et Greke. Euph. craspedia Boiss., Diagn. pl. or. nov. fasc. VI, p. 95. Hab. in Assyria. 2. Intlorescentia abbreviata. Involucra propria, ad apicem ramorum nune solitaria, nune 3—5 saepe foliis supremis involucrantibus occulta. 143. Tithym. pumilus Kl. et Grcke. Euph. pumila Sibth. et Sm., Flor. graec. tab. 460. Hab. in Graecia et Asia minore. N.B. Ab hoc Euphorbia pycnophylla C. Koch (Linnaea vol. XIX, p- 17) fortasse non diversa. 144. Tithym. erythrodon Kl. et Grcke. Euph. erythrodon Boiss. et Heldr., Diagn. pl. or. nov. fasc. XII, p. 114. Hab. in Oriente. 145. Tithym. monticolus Kl. et Grcke. Euph. monticola Boiss., Dign. pl. or. nov., fasc. VII, p. 93. Hab. in Persia australi. 146. Tithym. herniariaefolius Kl. et Grcke. Euph. herniariaefolia Willd., Spec. plant. tom. II, pars 2, p. 902. Hab. in Creta. 147. Tithym. Pestalozzae Kl. et Greke. Euph. Pestalozzae Boiss., Diagn. pl. or. nov., fasc. XII, p. 114. Hab. in Caramania. II. Semina laevia. 2. Perennes. 148. Tithym. Esula Scop., Flor. carn. ed. 2, vol. I, p. 338. Euph. Esula L., Spec. p. 660. Euph. Triunfetti Bertol., Flora ital. vol. V, p. 85. Esula Dalechampii Haw., Syn. pl. succ. p. 155. Hab. in tota fere Europa. 149. Tithym. caesius Kl. und Grceke. Euph. caesia Ledeb., Flor. ross. vol. III, p. 576. Euph. caesia et eriophylla Karel. et Kiril., Enum. pl. flor. altaic. n. 808 et 809. s Hab. in Sibiria altaica. 88 Krorzsenu: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 150. Tithym. subcordatus Kl. et Greke. Euph. subcordata, C. A. Meyer, in Ledeb., Flor. alt. IV, p. 184. Hab. in Sibiria altaica. 151. Tithym. andrachnoides K]. et Greke. Euph. andrachnoides Schrenk, in Bullet. phys. math. de l’Acad. de St. Petersb. I, p. 197. Hab. in Sibiria. 152. Tithym. Cyparissias Scop., Flor carn. ed. 2, vol. I, p. 339. Euph. Cyparissias L., Spec. plant. p. 661. Euph. esuloides Tenore, Syll. p. 258. Esula Cyparissias Haw., Syn. plant. succ. p. 155. Hab. in Europa et in Africa boreali. 153. Tithym. Gayi Kl. et Greke. Euph. Gayi Salis Marschl., in Regensb. bot. Zeit. 1834, p. 6. Hab. in Corsica. 154. Tithym. epicyparissias Kl. et Grcke. Caule herbaceo tereti glabro; foliis lineari-lanceolatis mucronatis integris glabris, brevissime petiolatis uninerviis; involueri foliolis ceteris con- formibus; involucellorum phyllis parvis ovatis mucronatis; cymae plerumque quinquefidae radiis brevibus semel bifidis uno alterove elongato folioso, apice umbellulam gerente; glandulis semilunaribus bieornutis, cornubus brevibus; capsula primum puberula, deinde glabra laevi trisulca ; seminibus ellipsoideis laevibus glabris pallidis, basi brunneis. Euphorbia epicyparissias E. Meyer Mss. Planta circa 10—12 poll. alta. Folia et involucri foliola 6 lin. longa, vix lineam lata; involucellorum phylla circa 1—1%, lin. longa, 1 lin. lata. Hab. in prom. bon. spei (Drege). 155. Tithym. virgatus Kl. et Grceke. Euph. virgata Waldst. et Kit., pl. rar. hung. II, p. 176. Euph. uralensis Fischer apud Link, Enum. pl. hort. berol. II, p. 14. Euph. opaca, obscura et diversifolia Lang ex Roep. Hab. in Germania, Hungaria et Rossia media. 156. Tithym. hebecarpus Kl. et Grcke. Euph. hebecarpa Boiss., Diagn. pl. or. nov. fasc. VII, p. 90. Hab. in Oriente. 157. 158. 159. 160. 161. 162. 163. 164. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 59 Tithym. Rothianus Kl. et Greke. Euph. Rothiana Spr., Syst. veget. III, p. 796. Euph. laeta Roth. Hab. in India orientali et in Zeylona. Tithym. salicifolius Kl. et Greke. Euph. salicifolia Host, Syn. p. 267. Galorrheus salieifolius Haw., Syn. pl. succ. p. 148. Hab. in Austria inferiore, Hungaria et in Rossia media. Tithym. lucidus Kl. et Grcke. Euph. lucida Waldst. et Kit., Pl. rar. hung. II, p. 176. Euph. pallida Willd., Spec. plant. tom. II, pars 2, p. 923. Hab. in Germania, Hungaria et Rossia media. Tithym. glaucus Kl. et Greke. Euph. glauca Forst., Prodr. n. 208. Hab. in Nova Zeelandia. Tithym. dilatatus Kl. et Grcke. Euph. dilatata Hochst., in Richard, Tent. fl. abyss. II, p. 240. Hab. in Abyssinia. Tithym. agrarius Kl. et Greke. Euph. agraria Marsch. Bieb., Flor. taur.-caue. I, p. 374. Euph. nitens Trevir. in Schrift. d. Berl. naturf. Fr. 1813, II, p. 149. Euph. thyrsiflora Griseb., Flor. rumel. et bithyn. I, p. 143. Euph. transsilvanica Schur. Hab. in Tauria, Transsilvania et Rossia. Tithym. latifolius K]. et Greke. Euph. latifolia C. A. Meyer in Ledeb., Fl. alt. IV, p. 183. Hab. in Rossia. Tithym. ispahanicus Kl. et Greke. Euph. ispahanica Boiss., Diagn. pl. or. nov. VII, p. 91. Hab. in Persia. Tithym. nicaeensis Kl. et Greke. Euph. nicaeensis All., Flor. pedem. I, p. 285. Euph. oleaefolia Gouan in herb. Desfont. Euph. multicaulis Thuill., Flor. par. ed. 2, I, p. 238. Euph. Baselices Tenore, Flor. neap. IV, p. 265. Phys. Kl. 1859. M 90 Krorzsca: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen Euph. japygica Tenore, Flor. neap. IV, p. 266. Tithym. Seguierii Scop., Flor. carn, ed. 2, tom. I, p. 335. ß. glareosa Koch, (glandulis semilunari-truncatis, corniculis nullis). Euph. glareosa Marsch. Bieb., Flor. taur.-cauc. I, p. 373. Euph. serotina Host, Flor. austr. II, p. 562. Euph. collina Willd. Hb. y. minor Ledeb. Euph. saxatilis Marsch. Bieb. 1. c. Hab. in Europ. australi et in Caucaso. 166. Tithym. nevadensis Kl. et Greke. Euph. nevadensis Boiss. et Reut., Pug. plant. nov. p. 110. Hab. in Hispania. 167. Tithym. terracinus Kl. et Greke. Euph. terracina L., Spec. plant. p. 654. Euph. obliquata Forsk., Flor. aegypt.-arab., p. 93. Euph. neapolitana Tenore, Flor. neap. I, p. 166. Euph. provincialis Willd., Spec. plant. tom. II, pars 2, p. 914. Euph. Barrelieri Savi, Botan. etrusc. I, p. 145. Euph. italica Tineo, Syn. pl. hort. Panorm. p. 13. Euph. rhombea Willd., Herb. n. 9311, Link in Buch, Physikal. Be- schreib. d. Canar. Ins. S. 158. Euph. valentina Ortega, Dec. p. 127. Euph. affınis DC., Flor. fr. V, p. 363. Euph. linaria Lk. in Buch, Phys. Beschr., p. 158. Euph. ramosissima Loisl., Nouv. not., p. 23. Euph. alexandrina Delile, Fl. d’Egypt. p. 90. Euph. seticornis Poir., Voy. p. 173. Euph. heterophylla Desf., Fl. atl. I, p. 385. Hab. in Italia, Gallia, Hispania, Egypto et in insulis Canar. 165. Tithym. variabilis Kl. et Greke. Euph. variabilis Cesati in Bertol., Fl. ital. V, p. 51. Hab. in Italia. 169. Tithym. serratus Kl. et Greke. Euph. serrata Dinne, ‚Spec. plant. ed. 2, p. 758. Euph. retusa Forsk., Flor. aegypt.-arab., p. 93. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 9 Euph. cornuta Delile. Tithym. dentieulatus Mönch, Meth. plant. p. 680. Hab. in Gallia, Hispania, Aegypto, Syria. 170. Tithym. megalanthus Kl. et Grcke. Euph. megalantha Boiss., Diagn. pl. or. nov. fasc. VII, p. 95. Hab. in Persia. 171. Tithym. saxatilis Kl. et Greke. Euph. saxatilis Jacq., Flor. austr. vol. IV, p. 23. Hab. in Austria, Hispania, Caucaso. 172. Tithym. Hohenackeri Kl. et Grcke. Euph. Hohenackeri Boiss. et Orphan. Mss. (nec Steud.) Hab. in Graecia. 173. Tithym. involueratus Kl. et Greke. Caule suffruticoso ramoso tereti, inferne cicatrieoso glabro, dense foli- 0so; foliis linearibus obtusis mucronatis, summis saepe late lineari - oblongis integris glabris planis vel subrevolutis sessilibus; involueri foliolis ovato - ob- longis integris mucronatis, involucellorum phyllis late ovato - subtriangulari- ribus rotundatis, basi truncatis obtusis vel emarginatis glabris flavis; cymae 5—6 fidae radiis iterato-bifidis; glandulis semilunaribus, eornubus brevibus obtusis; involucri proprii laciniis bidentatis, margine velutino-ciliatis; capsulis puberulis laevibus; seminibus magnis canescentibus vel nigrescentibus laevi- bus glabris. Euphorbia involucrata E. Meyer in litt. Folia 4—1 poll. longa, eire. 1 lin. lata, summa caulina interdum 2 lin. lata; involueri foliola 5—7 lin. longa, supra basin 2—4 lin. lata, involucel- lorum phylla supra basin 4—5 lin. longa. Hab. in prom. bon. spei (Drege, Eklon et Zeyh. n. 6 et 8, Krebs). 174. Tithym. erythrinus Kl. et Grcke. Glaberrimus; caulibus pluribus teretibus simplieibus vel ramosis; fo- liis lineari-oblongis obtusis mucronatis, basi attenuatis integris uninerviis; in- volucri foliolis ovato-oblongis vel subrhombeo-ovatis integris, involucello- rum phyllis dilatatis subtriangularibus, basi truncatis, apice obtusis, brevissime mucronatis; cymae quinquefidae radiis striatis repetito-bifidis; glandulis semilunaribus, eornubus plerumque longis acutis; capsulis glabris laevibus; seminibus ovoideis glabris laevibus. M2 93 Krorzscn: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 8 Euphorbia erythrina Link, Enum. pl. hort. Berol. vol. II, p. 12. E. dilatata E. Meyer Mss. Caules e radice perenni plures ,—1 poll. alti. Folia 3—8 lin., ple- rumque 6—8 lin. longa, apicem versus 1—15 lin. lata, concoloria. Invo- lucri foliola circa 4—5 lin. longa, sed latitudine valde diversa, plerumque 4 lin. lata, interdum vero 2 lin. tantum, quandoque 6 lin. lata. Involucel- lorum phylla dilatata, 5—6 lin lata, sed 3 lin. tantum longa. Hab. in promont. bon. spei (Mund et Maire, Ecklon et Zeyher sub nomine Euph. striatae, Drege). 175. Tithym. tristis Kl. et Greke. Euph. tristis Besser, Index hort. Cremenee. an. 1811, Suppl. IV, p. 27. Hab. in Rossia media. 176. Tithym. gracilis Kl. et Greke. Euph. gracilis Besser, Ind. hort. Cremenec. ann. 1816, p. 56. Euph. segetalis Pall., It. I, p. 154. Hab. in Rossia media et australi. 177. Tithym. undulatus Kl. et Greke. Euph. undulata Marsch. Bieb., Flor. taur.-caucas. vol. I, p. 371. Hab. in Rossia australi. 178. Tithym. tenuifolius Kl. et Greke. Euph. tenuifolia Lam., Encyel. meth. vol. II, p. 428. Euph. longifolia Güldenst., It. I, p. 192. Euph. graminifolia et leptophylla Vill., Flor. delph. vol. III, p. 825. Euph. praecox Fisch., in Willd. herb. Hab. in Rossia australi. 179. Tithym. Thwaitesi Kl. et Greke. Glaber; involucri foliolis lanceolatis integris, margine subrevolutis, subtus pallidioribus, involucellorum inferiorum phyllis late ovatis acuminatis, superiorum paullo minoribus ovato-acutis; cyma quinqueradiata, radiis tere- tiusculis multoties bifidis; glandulis bicornibus, cornubus longiuseulis; cap- sulis glabris laevibus; seminibus oblongo - elliptieis laevibus incanis. De hac specie superiorem tantum partem unius speciminis vidimus. Caulis superne teres glaber. Cyma laxa circa 1 ped. longa. Involucri foliola 2% poll. longa, supra basin 4 lin. lata, involucellorum inferiorum foliola pollicem fere longa, superiorum 6 lin. longa, basi 4 lin. lata. Involuera pro- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 93 pria campanulato-cupulaeformia. Glandulae flavescentes. Capsulae semi- naque majuscula. Strophiolum pro magnitudine seminis mediocre vel po- tius parvum, flavescens. Hab. in Ceylona (Thwaites). 180. Tithym. parvulus Kl. et Grcke. 181. 182. 183. 184. 185. 186. Euph. parvula C. Koch in Linnaea vol. XXI, p. 731. Hab. in Armenia. Tithym. Aucheri Kl. et Greke. Euph. Aucheri Boiss., Diagn. pl. or. noy. fasc. VI, p. 94. Hab. in Persia boreali. Tithym. collinus Kl. et Greke. Euph. collina Philippi in Linnaea vol. XXIX, p. 41. Hab. in Cili. 2. Fruticosi vel arborescentes. Tithym. dendroides Kl. et Greke. Euph. dendroides Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 662. Euph. laeta Aiton, Hort. Kew. ed. 1, vol. II, p. 141. Euph. divaricata Jacq., Icon. plant rar. vol. II, p. 9, tab. 87. Esula dendroides Haw., Syn. plant. succ. p. 1593. Tithym. arboreus Lam., Flor. fr. vol. III, p. 9. Hab. in regione mediterranea. Tithym. Tuckeyanus C. Bolle. Euph. Tuckeyana Steud., Nomencl. ed. 2, p. 615. Euph. arborescens Chr. Smith in Tuck. Voy., p. 251. Hab. iu insulis prom. viridis. Tithym. piscatorius Haw., Syn. pl. succ. p. 139. Euph. piscatoria Aiton, Hort. Kew. ed. 1, vol. IH, p. 137. Hab. in Madera. Tithym. regis Jubae Kl. et Grcke. Euph. regis Jubae Webb et Berthel., Flor. canar. vol. IH, p. 250. Euph. mauritanica Webb, Florul. Lancerottae p. 31. Euph. piscatoria Link, in Buch, Phys. Beschr. d. Canar. Ins., p. 158. Hab. in insulis Canariensibus. 94 Krorzscn: Linnes natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen g 187. Tithym. Paralias Mönch, Method. pl. suppl. p. 284. Euph. Paralias Linne, Spee. plant. ed. 2, p. 657. Tithym. maritimus Lam., Flor. fr. vol. III, p. 90. Galorrheus Paralias Haw., Syn. plant. succ. p. 144. Hab. in regione mediterranea. 188. Tithym. Pithyusa Kl. et Greke. Euph. Pithyusa Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 656. Galorrheus Pithyusa Haw., Syn. plant. succ. p. 147. Tithymalus acutifolius Lam., Flor. fr. vol. III, p. 90. Hab. in Europa australi. 189. Tiüthym. rigidus Kl. et Greke. Euph. rigida Marsch. Bieb., Flor. taur.-cauc. vol. I, p. 375. Hab. in Tauria et Creta. Ad hunc fortasse pertinet Euphorbia biglandulosa Desf. in Annal. du Mus. d’hist. natur. tom. XI, p. 114. 190. Tithym. apiculatus Kl. et Greke. Caule suffruticoso ramoso ramisque glabris teretibus; foliis breviter pedunculatis lineari-lanceolatis, integris apiculatis mucronatisve glabris uni- nerviis, margine subrevolutis; involucri phyllis e basi latiore lineari - lanceo- latis ceteris subconformibus, involucellorum foliolis liberis, late ovatis inte- gris mucronatis glabris; cymae plerumque quinquefidae radiis iterato -bifi- dis; glandulis semilunaribus bicornutis; involueri proprü laciniis apice bi- dentatis, margine ciliatis; capsulis glabris laevibus ; seminibus ellipsoideis lae- vibus, tenuissime velutinis; caruncula sessili, oblique subconica puberula. Fol. 8—12 lin. longa, 4—1% lin. lata. Involucri foliola 6—9 lin. longa, supra basin 1—2 lin. lata; involucellorum phylla 4—6 lin. longa, 3 —4 lin. lata. Hab. in prom. 'bon. spei (Ecklon et Zeyh. n. 14, Mund et Maire.) 191. Tithym. confertus Kl. et Grcke. Caule fruticoso ramoso cicatricoso glabro; foliis confertis arcuato- patentibus vel reflexis linearibus revolutis glabris; involueri phyllis ovato- oblongis, involucellorum late ovatis vel transverse oblongis integris, quando- que coloratis; cymae trifidae radiis brevibus semel bifidis; glandulis parvis semilunaribus, breviter et obtuse bicornutis; involueri proprii laciniis oblon- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 95 gis, apice dentatis, margine ciliatis; capsulis glabris laevibus, profunde tri- suleis; seminibus glabris laevibus; caruncula subsessili conica. Folia 2—4 lin. longa, basi ,—1 lin. lata, ceterum propter margines revolutos vix { lin. lata. Involucri foliola ceteris subaequilonga, sed latiora, apicem versus convoluta; involucellorum phylla 2 lin. longa, 4 lin. lata. Hab. in prom. bon. spei (Ecklon et Zeyher n. 5, Mund et Maire.) b. Folia opposita. 192. Tithym. Lathyris Scop., Flor. carn. ed. 2, vol. I, p. 333. Euph. Lathyris Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 655. Galorrheus Lathyris Haw., Syn. plant. succ. p. 143. Hab. in Europa media et australi. B. Involucella connata. 193. Tithym. venetus Kl. et Grcke. Euph. veneta Willd., Enum. plant. hort. bot. Berol. vol. I, p. 507. Euph. Wulfeni Hoppe in Regensb. Bot. Zeit. XII, 1, p. 159. Euph. Characias Wulfen in Roemer's Archiv vol. II, p. 370. Hab. in Graecia, Veglia, Veenet. (olim.) 194. Tithym. Characias Kl. et Grcke. Euph. Characias Linne, Spec. plant. ed. 2, p. 662. Euph. eriocarpa Bertol. in Nov. Comm. Acad. scient. Bonn. tom. II, p. 174. ? Esula Characias Haw., Syn. plant. succ. p. 153. Tithym. purpureus Lam., Flor. fr. vol. III, p. 98. Hab. in Europa australi. 195. Tithym. macroceras Kl. et Grceke. Euph. macroceras Fisch. et Meyer, Ind. IV, sem. hort. Petropol. p. 36. Hab. in Caucaso. 196. Tithym. glaberrimus Kl. et Grcke. Euph. glaberrima C. Koch in Linnaea vol. XXI, p. 726. Hab. in Oriente. 197. Tithym. semiperfoliatus Kl. et Greke. Euph. semiperfoliata Viviani, ‚Flor. corsic. diagn. p. 7. Hab. in Sardinia et Corsica. 96 Krorzsen: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 198. Tithym. amygdaloides K]. et Grcke. Euph. amygdaloides L., Spec. plant. p. 663. Euph. silvatica L., Spec. plant. p. 663. Tithym. silvaticus Scop., Flor. carn. ed. 2, vol. I, p. 333. Esula amygdaloides Haw., Syn. pl. succ. p. 154. Esula silvatica Haw., 1. ce. p. 153. Hab. in Europa media et australi. 199. Tithym. oblongifolius Kl. et Greke. Euph. oblongifolia C. Koch in Linnaea XXI, p. 726. Hab. in Oriente. 200. Tithym. Kotschyanus Kl. et Grcke. Euph. Kotschyana Fenzl, in litt. Hab. in alpe Bulgar Dagh Tauri cilieici. 201. Tithym. erubescens Kl. et Grcke. Euph. erubescens Boiss., Diagn. pl. or. nov. fasc. VII, p. 90. Hab. in Persia australi. Tithymali sectionis Esulae quoad semina ignoti. 202. Tithym. damascenus Kl. et Grcke. Euph. damascena Boiss., Diagn. pl. or. nov. fasc. XI, p. 113. Hab. in Syria. 203. Tiüthym. repens Kl. et Grcke. Euph. repens C. Koch in Linnaea XXI, p. 728. Hab. in Oriente. 204. Tithym. trapezoidalis Kl. et Grcke. Euph. trapezoidalis Viv. Hab. in Cyrenaica. 205. Tiüthym. repetitus Kl. et Grcke. Euph. repetita Hochst., in A. Richard, Tent. fl. Abyss. II, p. 240. Hab. in Abyssinia. 206. Tithym. Petitianus Kl. et Grceke. Euph. Petitiana A. Richard, Tent. fl. Abyss. II, p. 241. Hab. in Abyssinia. 207. Tiüthym. Schimperianus Kl. et Greke. Euph. Schimperiana Hochst., in Richard, Tent. fl. Abyss. II, p. 242. Hab. in Abyssinia. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 97 208. Tithym. Hochstetterianus Kl. et Grcke. Euph. monticola Hochst., in Richard, Tent. fl. Abyss. p. 242 (nec Boiss.) Hab. in Abyssinia. 209. Tithym. syspirensis Kl. et Greke. Euph. syspirensis C. Koch, in Linnaea XXI, p. 727. Hab. in Oriente. 210. Tithym. discolor Kl. et Grceke. Euph. discolor Ledeb., Flor. ross. III, p. 577. Hab. in Sibiria. 211. Tiüthym. desertorum Kl. et Grcke. Euph. desertorum Weinm., Tambow No. 149., C. A. Meyer, Bei- träge zur Pflanzenk. des Russ. R. I, n. 250. Hab. in Rossia media. 212. Tithym. macrocladus Kl. et Greke. Euph. macroclada Boiss., Diagn. pl. or. nov. fasc. V, p. 54. Hab. in Oriente. 213. Tithym. polycaulis Kl. et Greke. Euph. polycaula Boiss., Diagn. pl. or. noy. fasc. XII, p. 112. Hab. in Persia boreali. 214. Tithym. ovatus Kl. et Greke. Caule tereti, basi lignoso, hispido simpliei vel ramoso; foliis approxi- matis, brevissime petiolatis, ovatis subcordatisve integris obtusis, utrinque hispidis; involueri involucellorumque phyllis ceteris multo latioribus subtri- angulari-ovatis, alioquin iis conformibus; eymae trifidae radiis brevibus gla- bris simplieibus vel semel bifidis; glandulis semilunaribus bicornutis, cornu- bus longis eylindrieis flavidis; ovario glabro laevi; capsula ignota. Euphorbia ovata E. Meyer Mss. Folia 5—7 lin. longa, supra basin plerumque 3—4 lin., rarius 5—6 lin. lata, nervo medio subtus distincte prominente. Petiolus vix % lin. lon- gus. Involueri phylla 6 lin. longa lataque, involucellorum foliola saepe 7 lin. lata, sed plerumque 4 lin. tantum longa. Hab. in prom. bon. spei. (Drege). 215. Tithym. genistoides Kl. et Grcke. Euph. genistoides Linne, Syst. veget. XIV, p. 452. Hab. in prom. bon. spei. Phys. Kl. 1859. N 98 Kıorzscn: Linne’s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 216. Tithym. multicaulis Kl. et Grceke. Glaber; rhizomate lignoso multicauli; caulibus ereetis simplieibus excepta basi striatis, dense foliosis; foliis sessilibus ovato-lanceolatis acutis apiculatisve integris uninerviis, subtus subnitidis; involucri foliolis ovatis acu- tis alioquin ceteris subeonformibus, involucellorum phyllis liberis subcor- dato-ovatis acutis; ceymae plerumque quadrifidae radiis semel bifidis striatis ; glandulis semilunaribus bieornutis, cornubus pallidis. Tithymalo striato Kl. et Greke. (Euphorbiae striatae Thunberg) ex diagnosi affınis, sed foliis densis imbricatis (haud remotis), 4—5 lin. longis, basi 1—1°; lin. latis; cyma 3—4 fida (non 6—9 fida), involucri foliolis ceteris latioribus, sed plerumque brevioribus diversus. Hab. in prom. bon. spei. (Krebs). 217. Tithym. capensis Kl. et Greke. Glaber; caulibus pluribus teretibus striatis simplieibus vel ramosis; foliis sessilibus lineari-lanceolatis integris aculissimis subpungentibus uniner- viis; involucelli foliolis subrhombeo-ovatis acutis, involucellorum phyllis late ovatis acutis; cymae 3—4 fidae radiis simplieibus vel bis bifidis striatis ; glandulis subrotundis bicornutis, cornubus brevibus flavis; ovario glabro laevi. Euphorbia pungens E. Meyer Mss. (non Russel). Planta 1—15; poll. alta. Folia 1—1*, poll. longa, lineam vel vix lineam lata. Involucri phylla 4—5 lin. longa, supra basin attenuatam 2—3 lin. lata involucellorum foliolis multo longiora, sed non latiora. Hab. in prom. bon. spei. (Ecklon et Zeyher, Drege). 218. Tithym. schizoceras Kl. Grcke. Euph. schizoceras Boiss. et Hohenack., Diagn. plant. or. nov. fasc. V, p. 55. Hab. in Kurdistania. 219. Tithym. cheiradenius Kl. et Grcke. Euph. cheiradenia Boiss. et Hohenack., Diagn. plant. or. nov. fasc. XH, p. 112. Hab. in Persia boreali. 220. Tithym. azoricus Kl. et Greke. Caule herbaceo tereti simpliei striato glabro; foliis sessilibus oblon- go-spathulatis integris glabris uninerviis, inferne confertis, superne sparsis ; involueri foliolis ceteris subconformibus, basi latioribus, involucellorum und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 99 phyllis late ovato-subtriangularibus, apice angulisque obtusis; eymae quin- quefidae radiis longis repetito-bifidis; glandulis stipitatis erectis bipartitis; involucri proprii laciniis oblongis obtusis vel acutiuseulis, margine ciliolatis; ovario glabro laevi. Euphorbia azorica Watson Mss. Folia 3—1 poll. longa, infra apicem 2— 2%; lin. lata, basi angustata ‘, lin. lata. Involucri universalis foliola 7—9 lin. longa, basi 2 lin., apicem versus 2! lin. lata, involucellorum phylla 5—8 lin. longa lataque. Inflores- centia ratione caulis permagna, laxa. Hab. in insulis azorieis. (Dr. Bolle). 921. Tithym. Chesneyi Kl. et Grceke. Glaber; caule erecto vel subflexuoso striato; foliis sessilibus ellip- tico -lanceolatis, basi paulo attenuatis, apice acntis integris; involueri phyllis ceteris subeonformibus vel subobovatis acutis, involucellorum foliolis multo minoribus ovatis acutis; cymae quadrifidae radiis striatis, brevissime bifidis; glandulis majusculis subquadratis bicornutis, cornubus brevibus erassiusculis obtusis; involueri proprii laciniis oblongis margine ciliato-velutinis; capsu- lis ignotis. Planta circa 6—8 poll. longa. Folia 4—6 lin. longa, 1—1%, lin. lata, sicca interdum canescentia. Involucri phylla ceteris subeonformia, sed paullo minora (circa 3 lin. longa) vel e basi angustiore, medium versus latiora apiceque acula; involucellorum foliola 2 lin. longa et lata. Tithym. ery- thradenio affınis esse videtur. Hab. ad Euphratem. (Chesney, Expedition to the Euphrates no. 157.) 222. Tithym. divergens Kl. in Waldemar’s Reise tab. 18 (sub Euphorbia.) Hab. in India orientali. 223. Tithym. revolutus et Greke. Caule tereti ramoso glabro; foliis revolutis integris linearibus acutis sessilibus; involueri phyllis lineari-lanceolatis acutis planiusculis, margine revolutis, involucellorum foliolis ovatis acutis; eymae quadrifidae radiis sim- plieibus vel semel bifidis teretibus; glandulis semilunaribus, cornubus bre- vibus crassis obtusissimis ; involueri proprii laciniis bidentatis, margine cilia- to -velutinis. Planta 6—10 poll. alta. Folia 2—4 lin. longa et propter marginem revolutum vix % lin. lata. Involucri phylla 2—3 lin. longa, basi 3—1 lin. N2 100 Krorzscu: Linnd’s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen lata; involucellorum foliola 1,—2 lin. longa, 1 lin. lata. Capsula et se- mina ignota. Hab. in prom. bon. spei. (Ecklon et Zeyher n. 2). Species exclusae. Tithym. antiquorum Mnch. = Euphorbia antiquorum Tithym. auriculatus Lam. = Anisophyllum Peplis. Tithym. Chamaesyce Mnch. = Anisophyllum Chamaesyce. Tithym. cotinifolius Haw. = Alectoroctonum_ cotinifolium. Tithym. cyathophorus Mnch. = Poinsettia cyathophora. Tithym. heterophyllus Haw. = Poinsettia heterophylla. Tithym. maculatus Much. = Anisophyllum maculatum. Tithym. nudiflorus Haw. = Alectoroctonum nudiflorum, Tithym. myrtifolius Mill. = Pedilanthus tithyrmaloides. Tithym. nummularius Lam. = Anisophyllum Chamaesyce. Tithym. Peplis Scop. = Anisophyllum Peplis. Tithym. petiolaris Haw. = Alectoroctonurm petiolare. Tithym. pictus Haw. = Adenopetalum pietum. Tithym. piluliferus Mnch. = Anisophyllum piluliferum. Tithym. prunifolius Lam. Haw. = Poinsettia prunifolia. Tithym. puniceus Haw. = Poinsettia punicea. XII. sSterigmanthe (*) Kl. et Greke. Involucra campanulata bracteis duabus magnis oppositis puniceis per- sistentibus basi connatis eineta. Limbus quinquelobus, lobis crassiuseulis callosis obovatis, apice reniformi-truncatis, basi attenuato -complanatis, pro- cessibus membranaceis coloratis flabelliformibus, apice irregulari-dentatis. Inflorescentia axillaris pedunculata dichotomo-cymosa. Bracteolae lineari- subulatae, remote serratae. Styli tres, erecti. Stigmata tria emarginata. Plantae in insulis Africae orientalis crescentes, caulibus cactiformibus ramosis stipulato-aculeatis foliisque alternis, junioribus vagina convoluta mitraeformi, deinde basi soluta decidua instruclis. 1. St. splendens Kl. et Greke. Euphorbia splendens Bojer, in Bot. mag. t. 2902. Hab. in insulis Africae orientalis. *) N . 1 vo . (*) Nomen e vocibus oryaıyua et «vos compositum. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 101 2. St. Bojeri Kl. et Greke. Euphorbia Bojeri Hooker, in Bot. mag. t. 3527. Hab. in insulis Africae orientalis. XIV. Euphorbiastrum (*) Kl. et Greke. Involucra in apice ramulorum axillaria, saepe solitaria, bracteis scario- sis obovato - spathulatis apiculatis carinatis, dense oppositis, deinde deciduis instructa, turbinata. Limbus quinquelobus, lobis crassis callosis obovatis erectis, apice truncatis hexagono-porosis, basi attenuato -teretibus, processi- bus membranaceis albis cuneatis, apice truncatis profunde sexdentatis alter- nantibus. Bracteolae profunde laciniatae glabrae. Stirps in America centrali obvia, caule ramisque teretibus exarticula- tis, foliis alternis exstipulatis longiusculo -petiolatis. E. Hoffmannianum Kl. et Greke. Hab. in Costa Rica prope S. Jose. (Dr. Carl Hoffmann.) XV. Poinsettia Graham. Involuerum campanulatum, apice quinquefidum, extus glandulis 1—5 plus minus magnis eyathiformibus instructum; processibus erectis, saepe fim- briatis. Flores masculi singuli bracteola ciliato-lacera fulti. Styli tres erecti. Stigmata tria biloba. Semina in loculis solitaria, pendula, stro- phiolata, saepe verrucosa. \ Herbae vel frutices Americae borealis et australis praesertim vero mexi- cani; caulibus nunnunquam geniculatis; foliis alternis forma variis, saepe lo- batis, sinuatis dentatisve, floralibus hinc inde pulchre coloratis ; floribus sae- pissime conferto - cymosis. Poinsettia Graham in Edinbg. New Philos. Journal 1836. 1. P. pulcherrima Graham 1. c. Euphorbia pulcherrima Willd. Herb. Euphorbia Poinsettiana Buist. Hab. in Mexico. 2. P.geniculata Kl. et Greke. Euph. geniculata Ortega. Hab. in Peruvia. (*) E vocibus Euphorbia et astrum compositum. 4102 Krorzscen: Linne’'s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen 8 3. P. pedunculata Kl. in Seemann’s Voyage of the Herald, p. 277. Hab. in Mexico boreali-occeidentali, inter urbes Durango et Tepic. 4. P.punicea Kl. et Grcke. Euph. punicea Swartz, Flor. Ind. oceid. vol. II, p. 873. Hab. in Jamaica. 3. P. frangulaefolia Kl. et Greke. Euph. frangulaefolia Humb. Bonpl. Kth., Nov. gen. et spec. plant. vol. U, p. 49. Hab. in Nova Andalusia prope Bordones. 6. P. Schiedeana Kl. et Grcke. Caule tereti ramoso, inferne sparsim, superne ramisque densius articu- lato-pilosis; foliis ambitu ovato-oblongis acuminatis, basi in petiolum atte- nuatis, margine integris vel denticulatis, supra sparsim puberulis, subtus den- sius pilis mollibus vestitis, floralibus basi coloratis; involueris turbinato- campanulatis, brevissime pedunculatis, glabris uniglandulosis, laciniis oblongis fimbriatis. Caulis circa 1%, ped. altus, basi sublignosus, haud constrietus. Folia adjectis petiolis 6—8 lin. longis ob laminas decurrentes alatis circa 2%, poll. longa, medio 8—12 lin. lata. Involucrum linea vix longius. A P. dentata praecipue caule robustiore ramosioreque et foliis integris vel minutissime denticulatis brevioribus angustioribusque magis cuspidatis differt. Hab. in Mexico. (Schiede sub nomine Euph. dentatae.) 7. P.dentata Kl. et Grceke. Euph. dentata Michx., Flor. Amer. bor. vol. II, p. 211. Anisophyllum dentatum Haw., Syn. plant. succ. p. 162. Hab. in America boreali. 8. P. Ruiziana Kl. et Greke. Caule inferne subglabro, apice pubescente; foliis omnibus aequalibus membranaceis petiolatis ovalibus, apice obtusiusculis, basi integris, a medio usque ad apicem mucronato-denticulatis, in petiolum attenuatis, utrinque petioloque pilis mollibus adpressis obsitis; involucris apice uniglandulosis, glandula parva; stylis distinctis, apice bifidis ; capsulis glabris laevibus ; semi- nibus verrucosis. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 103 Ab affıni P. dentata (Euph. dentata Michx.) foliis membranaceis mi- nute denticulatis (non sinuato - dentatis), apice obtusiusculis (non acuminatis), floralibus haud coloratis differt. Hab. in Peruvia. (Ruiz). 9. P. walapensis Kl. et Grcke. Euphorbia xalapensis Humb. Bonpl. Kth., Nov. gen. et spec. plant. vol. I, p. 48. Hab. in Mexico. 10. P.insulana Kl. et Greke. Caule herbaceo glabro vel ad apicem tantum ramisque summis pilis articulatis obsitis; foliis ovato- oblongis integris acutis, supra glabris; juniori- bus subtus imprimis ad basin petiolisque villosis, adultis subtus pilis brevissi- mis adpressis dense vestitis; cymae terminalis et axillarium radiis breviter dichotomis cum involucris glabriuseulis, bracteis linearibus hirtis; involuecris parvis, apice glandulis quatuor instructis; capsulis majusculis, tenuissime pu- bescentibus; seminibus magnis glabris, dense seriatim verrucosis brunneis; strophiolo albido. Folia adjeetis petiolis 5—9 lin. longis, sparsim articulatim pilosis 23, — 33, poll. longa, supra basin vel medium versus 1!; —1', poll. lata. Involu- crum circa lineam longum. Hab. in Brasilia. (Sello, Luschnath, Gaudichaud). 11. P.lancifolia Kl. et Greke. Glabra; caule tereti striato constricto; foliis petiolatis lato -lanceo- latis, basi attenuatis, apice longe cuspidatis integris, margine quandoque revo- lutis; floribus in pedunculo communi longiusculo, apice diviso bracteisque brevissimis ovato-lanceolatis instructo cymosis, involucro glabriusculo, apice glandulis duabus crateriformibus instructo; ovario tomentoso; stylis brevi- bus crassis, vix bilobis. Euphorbia lancifolia Schldl. Mss. Folia 3—4 poll. longa, medio 11,—13, poll. lata; petioli pro longi- tudine laminae brevissimi 2—5 lin. tantum longi. Involucra 1% lin. longa. Hab. in Mexico. (Schiede). 12. P. Oerstediana Kl. et Grcke. Caule herbaceo glabro tereti striato, ad insertionem foliorum con- strieto ; foliis petiolatis ovato -lanceolatis, basi attenuatis, apice acuminatis in- 104 Krorzscu: Linne's natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen tegris, quandoque paullo undulatis glabriuseulis ; involueris minutis glabris, apice quinquefidis, extus glandulis duabus crateriformibus exiguis instructis, laciniis fimbriato -laceris; stylis brevissimis; capsulis laevibus, tenuissime adpresse pilosis; seminibus majuseulis verrueis globulosis dense obsitis. Planta circa 1 ped. alta. Folia absque petiolo 3—6 lin. longo, eirca 2 poll. longa, medio ;—1 poll. lata, summa et floralia paullo minora, ses- silia vel subsessilia haud colorata. Involucra vix lineam longa, angusta. Hab. in insula St. Thomae et in monte Maraya. (Oersted). 13. P. heterophylla Kl. et Greke. Euph. heterophylla Linne, Spec. plant. ed. 2, vol. I, p. 649. Hab. in America calidiore. 14. P. Morisoniana Kl. et Grcke. Euph. Morisoniana K]., in Seemann’s Voyage of the Herald, p. 100. Hab. in Mexico, Florida et in Havanna. 15. P. cyathophora Kl. et Greke. Euph. eyathophora Murr., Comment. goett. vol. VII, p. 81, tab. 1. Hab. in America septentrionali et in N. Granada. 16. P.prunifolia Kl. et Greke. Euph. prunifolia Jacquin, Hort. Schoenbr. vol. III, p. 15, tab. 277. Hab. in Cuba. 17. P. Edwardsiü Kl. et Greke. Euph. cyathophora Edwards, in Bot. Reg. vol. IX, tab. 675, nec Murr. Hab. in America austr. 19. P.radians Kl. et Grcke. Euph. radians Bentham, Plant. Hartw. p. 8, n. 34. Hab. in Mexico. (Hartweg). Pedilantheae Kl. et Greke. PEDILANTHUS Necker. Flores monoiei, intra involuerum masculi plures, femineum unicum stipantes. Involuerum persistens calceiforme bilabiatum obliquum, apice attenuatum, labio inferiore longiore convoluto, apice brevi bifido, basi ven- tricoso atque intus quadriglanduloso, labio superiore breviore integro aut bidentato, basi gibboso. Flores masculi ultra 30, exteriores involucro bre- und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 105 viores, interiores ex ore involucri breviter exserti ecalyculati bracteolis ad basin destituti. Stamen unicum; filamento cum pedicello articulato eidem crassitie aequali, antherae biloculares didymae, loculis globosis. Flos femi- neus longius pedicellatus strietus solitarius ecalyculatus. Ovarium triloculare, loculis uniovulatis. Stylus simplex elongatus, superne attenuatus, apice breviter verrucoso-trilobatus, lobis bidentatis, supra stigmatosis. Capsula laevis carnosa tricocca. Semina globosa. Frutices lactescentes inermes in America tropica crescentes; foliis al- ternis integerrimis subcarnosis carinatis, breviter petiolatis, utrinque glan- duloso - stipulatis aut nullis; peduncnlis in apice ramulorum axillaribus brac- teatis, singulis involucrum unum rubrum ferentibus. 1. P.tithymaloides Poit. Foliis ovatis acutis carinatis glabris, apice recurvatis. Pedilanthus tithymaloides Kunth, Syn. 1, p. 391. Poit. Ann. Mus. 19, p. 388, t. 19. Bot. Register, t. 837. Euphorbia tithymaloides Linne, Hort. Cliff. p. 198. Ait., Kew. ed. 2, v.3, p. 160. Willd., Spec. pl. 2, p. 890. Pers., Enchir. 2, p. 11. Euphorbia myrtifolia Lam., Encyel. 2, p. 411. Pedilanthus myrtifolius Link, Enum. hort. bot. Berol. 2, p. 18. Crepidaria myrtifolia Haw., Synopsis p. 67. Euphorbia carinata Donn. Euphorbia canaliculata Loddiges. Hab. in America meridionali. 2. P.padifolius Poit. Foliis oblongis obverse ovatis glabris, apice emarginatis. Poit. in Ann. du Mus. 19, p. 893. Hab. in America australi. 3. P. angustifolius Poit. Foliis lanceolatis obtusis pubescentibus. Poit. in Ann. du Museum 19, p. 893, t. 19, £. 2. Hab. in India oceidentali. (Carl Ehrenberg.) 4. P. parasiticus Boiss. Caule brevi genieulato glabro; ramis distichis; foliis sessilibus parvis ovali-ovatis, apice rotundatis, utrinque glabris; floribus minimis terminali- bus densissimis dichotomo - cymosis. Phys. Kl. 1859. (6) 106 Krorzseu: Linne’'s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen Herb. Boiss. Hab. in Mexico (Pavon.) 5. P. anacampseroides Kl. et Greke. Euphorbia anacampseroides Descourtil, Flor. des Antill. Pl. 117. Hab. in Insulis Indiae occident. S. Domingo. (Robert Schomburgk). 6. P.aphyllus Boiss. Caule tereti puberulo, vix ramoso; floribus in apice ramorum binis ; pedunculis pedicellisque articulatis pubescentibus. Herb. Boiss. Hab. in Mexico. (Pavon.) 7. P.retusus Bentham, in Hooker’s, Kew Garden Misc. VI, p. 321. Hab. prope Barra, Prov. Rio Negro. (Spruce). 8. P. Oerstedi Kl. et Greke. Caule aphyllo tereti sparsim ramoso evanescente puberulo; ramis longis strietis erectis; floribus terminalibus solitariis vel paueis; pedicellis glabris. Hab. in America centrali, prope Segovia. (Oersted). Hexadenia(*) Kl. et Grcke. Flores monoici intra involucrum maseuli plures, femineum unicum sti- pantes. Involucrum persistens calceiforme bilabiatum obliguum, basi turbi- natum, ore contracto obliquo obtuse bilobo, hine ad medium fissum, ova- rio e fissura exserto, illine productum in saccum breviter trieuspidatum, supra usque ad os involueri triplicatum et lamina auctum lanceolata biloba e basi sacci orta et in plicas arcte appressa, glandulas sex basi intus fovente. Brac- teolae setaceae breves, exteriores extra flores masculos basi subconnatae. Flo- res masculi ultra 30, exteriores involucro breviores, interiores ex ore invo- lucri breviter exserti. Pedicelli glabri, supra medium artieulati calyculo destituti; antherae biloculares didymae, loculis ovalibus. Flos femineus longius pedicellatus solitarius deflexus ecalyculatus. Ovarium triloculare, loculis uniovulatis. Stylus simplex elongatus, superne attenuatus, apice breviter recurvo-trilobatus, lobis emarginatis, supra stigmatosis. Capsula carnosa tricocca, coceis singulis deorsum in cornua duo conica productis. Semina globosa. (*) Nomen e vocibus €£ et adyv compositum. und die natürliche Ordnung Euphorbiaceae insbesondere. 107 Frutex californiecus ramosissimus; ramulis brevibus crasso-carnosis di- chotomis teretibus, ad nodos constrietis; foliis oppositis sessilibus parvis te- nuiter carnosis; pedunculis terminalibus dichotomis bracteatis, bracteis op- positis carinatis sessilibus. H. macrocarpa Kl. et Greke. Ramulis breviter carnosis articulatis; foliis parvis ovato -lanceolatis carinato - subplanis. Pedilanthus macrocarpus Benth., Bot. of the Sulphur p. 49, t. 23 A. Frutex tripedalis. Ramulorum internodia 6—9 lin. longa, 2—4 lin. in diametro. Folia3—4 lin. longa. Bracteae 4 lin. longae, 2 lin. latae. Involu- era pollicem longa. Capsula plusquam pollicem in diametro stylo acuminata. Bay des Magdalena. Diadenaria (*) Kl. et Grceke. Flores monoici, intra involucrum masculi plures, femineum unicum stipantes. Involucrum persistens calceiforme bilabiatum obliquum, apice attenuatum, labio inferiori longiore profundo -bilobo, lobis bidentatis, labio superiori breviore profundius bilobo, intus ad basin biglanduloso, lobis re- clinatis angustis, basi gibbosis. Glandulae magnae obtuso-trilobatae. Flo- res masculi ultra 30, ecalyculati bracteis ad basin destituti. Stamen unicum; filamentum cum pedicello articulatum eidem crassitie aequali; antherae bilo- culares didymae subglobosae. Flos femineus pedicellatus solitarius ecalyeu- latus deflexus. Ovarium triloculare, loculis uniovulatis. Stylus elongatus, superne attenuatus. Sligmata 3, biloba, lobis subulatis. Capsula sicca tri- cocca. Semina oblonga. Frutices inermes lactescentes in America tropica crescentes; foliis al- ternis carnosis integris; glandulis stipulaceis nullis; floribus terminalibus di- chotomo -ramosis; foliis floralibus oppositis ovali-apiculatis subpersistentibus involucratis. 1. D. involucrata KR]. et Grceke. y Puberula, fruticosa. Caule erecto; foliis oblongis carnosulis bre- vissime apiculatis deflexis, supra glabris, subtus petiolisque puberulis; foliis floralibus orbieulatis longe apiculatis, extus puberulis; involucellis termina- libus dichotomis binis, genitalibus et ramis inflorescentiae pubescentibus. (*) Nomen e vocibus dis et &öyv compositum. 02 108 Krorzsca: Linne’s natürliche Pflanzenkl. Tricoccae im Allgemeinen. Frutex erectus, ramosus, 3—4 pedalis. Folia 3 poll. longa, 21 lin. lata. Petioli 3 lin. longi. Folia floralia cum mucrone 10 lin. longa et 8 lin. lata. Dichotomiae rami semipollicares. Involucella 5-linearia. Hab. in regno mexicano. Floret Mense Martio. (v. v. in horto bot. Berolinensi.) 2. D. Pavonis Kl. et Grceke. Fruticosa, sparsim ramosa; ramis evanescente puberulis; foliis mag- nis ovalibus aut obovato-oblongis carnosulis obtuso-mucronatis, basi obli- que emarginatis, utrinque glabris; floribus repetito-dichotomis terminali- bus; dichotomiae ramis pubescentibus; foliis floralibus oblongo - orbieulatis longius apiculatis, extus involucellisque sparsim puberulis; genitalibus glabris. Folia 4—7 pollices longa, 1%—3 poll. lata. Cyma repetito - dicho- toma pedunculata 4 poll. longa. Folia floralia pollicem longa, 9 lin. lata. Involucella 9-linearia. Hab. in regno mexicano, Pavon. (v. s. in herb. Boiss). 3. D.articulata Kl. et Grcke. Fruticosa, evanescente puberula. Foliis oblongis carnosulis condu- plicatis, apice brevi emarginatis, basi in petiolum brevem attenuatis, supra glabris, subtus sparsim puberulis; floribus cymosis repetito- dichotomis terminalibus, dichotomiae ramis puberulis articulatis; foliis floralibus ova- libus apiculatis purpurascentibus, extus sparsim puberulis; involucellis flo- ribusque pistilligeris glabris; filamentis plus minus pubescentibus. Folia 2%, poll. longa et 10 lin. lata. Folia floralia 9 lin. longa, 6 lin. lata. Hab. in regno mexicano ? Ruiz et Pavon. (v. specimina exculta). Anthostemeae Kl. et Greke. Anthostema A. de Jussieu, Euphorb. p. 56, t. 18, fig. 60. Baillon, Etude generale du Groupe des Euphorbiacees t. 5, fig. 1—7. Über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. Ein Nachtrag zu der Abhandlung über Parthenogenesis bei Pflanzen. ‚on H” BRAUN. nnnannannnare [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 3. März 1859. ] F. sind über zwei Jahre verflossen, seit ich der Akademie im hiesigen bo- tanischen Garten angestellte Untersuchungen über Caelebogyne ilicifolia vorgetragen habe ('), welche John Smith’s im Kew-Garten bei London ge- machte und schon im Jahre 1840 mitgetheilte, von R. Brown, Francis Bauer, Lindley und Hooker beglaubigte Beobachtung, dafs diese Pflanze bei gänz- licher Abwesenheit männlicher Organe normal gebildete und keimfähige Sa- men trage, bestätigten. Verschiedene Fragen, die sich in Beziehung auf dieses aufserordentliche Verhalten aufdrängen mulsten, konnte ich, unterstützt durch die Mittheilungen von Sir W. Hooker in London und die hülfreiche Hand des Herrn Th. Deecke in einer Weise beanworten, welche mir die Existenz einer wahren Parthenogenesis im Pflanzenreiche zur Gewifsheit zu bringen und somit auch den mannigfachen anderweitigen, dem Zweifel weniger leicht zu entziehenden Behauptungen über zuweilen vorkommende Fruchtbarkeit (') Über Parthenogenesis bei Pflanzen. Abhandl. der Akad. d. Wissensch. 1856, S. 311. — In Betreff des Wortes Parthenogenesis bemerke ich, dals Leuckart in einer Note seiner Abhandlung über den Generationswechsel und die Parthenogenesis bei den In- secten (Moleschott’s Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Thiere IV. 1858, S. 348) die etymologische Richtigkeit desselben beanstandet, da dasselbe die Geburt einer Jungfrau, nicht das Gebähren derselben bezeichne; doch will er den schon vielseitig aufge- nommenen undin der Wissenschaft eingebürgerten Ausdruck deshalb nicht abgeschafft wissen. Von philologisch competenter Seite wurde mir der Ausdruck Partheniogenesia als der eigent- lich richtige bezeichnet. 110 Braun einzelner Pflanzen ohne Zuthun des Blüthenstaubes im Allgemeinen eine Stütze zu gewähren schien. Aus dem Gebiete der niederen Pflanzenwelt habe ich durch Hinweisung auf die grofse Seltenheit des Auftretens männlicher Organe bei Chara crinita einen weiteren Fall beigefügt, der ohne die Annahme der Parthenogenesis keine Erklärung erlaubte ('). Am Schlusse meiner Abhand- lung unterwarf ich die Beziehung der Parthenogenesis zu den übrigen Fort- pflanzungsarten der Gewächse, so wie die Fortpflanzungsverhältnisse der verschiedenen Abtheilungen des Gewächsreichs unter sich einer vergleichen- den Erörterung, durch welche ich zugleich die Unzulässigkeit gewisser aus früherer Zeit stammender und noch immer vielfach beliebter Deutungen der Fortpflanzungsorgane der Cryptogamen und ihres Verhältnisses zu denen der Phanerogamen darzuthun suchte. Ich lege der Akademie heute einige Nachträge zu der früheren Ab- handlung vor, indem ich theils über weitere Beobachtungen berichte, welche Behufs der Ausfüllung einiger Lücken in der Beschreibung der Lebens- und Formverhältnisse von Caelebogyne angestellt wurden, theils anderweitige seither veröffentlichte Mittheilungen über das immer noch paradoxe Kapitel der Parthenogenesis bei Pilanzen, zustimmende sowohl, als bestreitende, kurz bespreche (?). Man darf sich nicht wundern, wenn die für die Existenz der Parthe- nogenesis sprechenden Erfahrungen im Allgemeinen noch mit Mifstrauen aufgenommen werden; häufige negative Resultate und im günstigen Falle die Schwierigkeit der Sicherstellung der betreffenden Beobachtungen gegen mögliche Täuschung rechtfertigen ein solches Mifstrauen. Aber geht man nicht zu weit, wenn man blofs aus Gründen der allgemeinen Möglichkeit der Täuschung und ohne bestimmte Nachweisung im Einzelnen die Beobachtun- gen, auf welche die Annahme der Parthenogenesis sich stützt, schlechthin verwirft? Vielleicht wird das Mifstrauen allzusehr aufrecht erhalten durch den Widerwillen gegen das Ungewohnte, den ruhigen Besitz wissenschaft- licher Errungenschaft Störende, das in der Annahme der Parthenogenesis zu liegen scheint, und durch die Abneigung ein Gesetz, dem unzweifelhaft (') Vergleiche über Chara crinita a. angeg. OÖ. S. 338 bis 351. (2) Zwischen der Lesung vorliegender Abhandlung und dem Drucke derselben ist eine längere Zeit verstrichen, während welcher noch mehrere hier einschlagende Beobachtungen veröffentlicht wurden, deren ich in den Anmerkungen gedenken werde. über Polvembryonie und Keimung von Caelebogyne. 111 die ausgedehnteste Geltung in der organischen Natur zukommt, und das durch alte und neue Erfahrung festgestellt, ja selbst durch das Experiment vielfach erprobt ist, plötzlich durch einige nicht hinreichend erklärte Fälle beeinträch- tigt zusehen. In solcher Stimmung mag es Vielen als Pflicht erscheinen den vermeintlichen Ausnahmen die Anerkennung so lange als möglich zu versa- gen. Aber man kann solchen paradoxen Erscheinungen auch mit anderen, gün- stiger stimmenden Erwägungen entgegentreten, die nicht minder auf die Ge- schichte wissenschaftlicher Errungenschaft sich stützen. Sind es denn nicht gerade die Ausnahmen, die Abweichungen vom Gewöhnlichen, welche uns den Schlüssel zur richtigen Beurtheilung der meisten Erscheinungen des orga- nischen Lebens gegeben haben? Gewifs! sie sind es hauptsächlich, die uns von zu eng begrenzten Auffassungen zu erweitertem Verständnils den Weg bahnen, die uns den Blick in die gröfseren Kreise der Möglichkeiten eröffnen, welchen die Normalfälle angehören, die uns den wesentlichen Zu- sammenhang anscheinend unvereinbarer Verhältnisse offenbaren. Wieviel verdankt die Morphologie, insbesondere die Metamorphosenlehre, der Unter- suchung der Monstrositäten; die Blattstellungslehre dem Studium der Ab- weichungen von den normalen Verhältnissen! Auch auf die Systematik des Pflanzenreichs und bis ins Einzelne der Familien, Gattungen und Arten er- streckt sich dieser Einflufs. Wie wichtig für das richtige Verständnifs des wahren Charakters der Dicotylen sind die Ausnahmsfälle in der Zahl der Co- tyledonen bei Cyelamen, Corydalis (Bulbocapnos);, ebenso für die Be- urtheilung des Blüthenbaus der Monocotylen das ausnahmsweise zweizählige Majanthemum und die vierzählige Paris. Wie bedeutsam ist das fünfmän- nige Verbascum unter den didynamischen Serophularineen, das zweimännige Cypripedium unter den Orchideen, das sechsweibige Triglochin maritimum unter den dreiweibigen Gattungsgenossen, das Vorkommen einer Varietas bracteosa für die normal bracteenlose Farsetia clypeata und die übrigen hierin ähnlichen Cruciferen. Man darf nicht übersehen, dafs die Gesetze des organischen Lebens, so weit sich dieselben nicht auf die untergeordneten physikalischen Prozesse beziehen, nicht dieselbe durchaus bindende Kraft besitzen, wie die Gesetze der unorganischen Natur. Wenn auch der Organis- mus in seiner Verwirklichung physikalischen Bedingungen unterworfen ist, so liegen doch die eigentlichen Ursachen seiner morphologischen und biolo- gischen Eigenthümlichkeit nicht in diesen Bedingungen; seine Gesetze ge- 112 Braun hören einer höheren Entwicklungsstufe des Daseins an, einem Bereiche, in welchem das Vermögen der inneren Selbstbestimmung unzweifelhaft hervor- tritt. Verhält es sich so, so erscheinen die Gesetze des Organischen gleich- sam als Aufgaben, deren Erfüllung nicht durchaus, sondern nur in Beziehung auf Erreichung eines bestimmten Zweckes nothwendig ist; als Vorschriften, von deren strenger Befolgung möglicher Weise auch abgewichen werden kann. So wird das Gesch in seiner Äufserung zur Regel ni die Regel kann Aus- nahmen haben. Es ist z. B. ein morphologisches Grundgesetz aller höheren Gewächse, dafs der Vegetationspunkt sich nicht theilen, sodern zur eisıfachen blattbildenden Achse entwickeln soll; dennoch kann die Einheit des Vegeta- tionspunktes aufgelöst werden und die Achse sich zum gespaltenen, bandar- tigen Monstrum ausbilden, an das Bildungsgesetz dichotomer Pflanzenformen einer niederen Stufe des Gewächsreichs erinnernd. Es ist eine Regel, dafs mit der Bildung der Blüthe und Frucht die Thätigkeit des Vegetationspunktes erlischt und die Achse dadurch ihren Schlufs erhält, und doch giebt es mon- strös durchwachsene Blüthen, ja die Gattung Cycas, welche die niederste Stufe unter den Blüthenpflanzen einnimmt, treibt normal aus dem Centrum der weiblichen Blüthe eine neue Laubkrone. Für viele Pflanzenfamilien ist es gesetzmälsig, dafs die Blüthen eine ihrer seitlichen Stellung angemessene un- regelmälsige (zygomorphe) Gestalt annehmen, aber in denselben Familien beobachtet man zuweilen abnorum auftretende regelmäfsige (actinomorphe) Blüthen, die Linne so wunderbar erschienen, dafs er sie Pelorien nannte; ja Mentha aquatica hat sogar normal eine pelorische Gipfelblüthe! (') Es ist ein strenges Bildungsgesetz für Equisetum, Casuarina, Hippuris, dafs die Blät- ter in vielgliedrige Quirle um geschlossene Knoten sich ordnen, aber unter vieltausend regelrechten Fällen kommt es doch einmal vor, dafs der Knoten gelöst wird und die Quirlbildung in eine Spirale übergeht, wodurch das ganze Ansehen der Pflanze eine höchst befremdende Anderung erleidet. In der Regel erwachsen auf dem Wege der geschlechtlichen Fortpflanzung, wenn nicht bei der Befruchtung eine fremde Art sich einmischt, Individuen, die den Ältern ähnlich sind, zuweilen aber tritt als wunderbare Ausnahme (') Mitgetheilt bei der Versammlung der Naturforcher in Bonn im Herbst 1857 von €. Schimper. Dafs das Vorkommen solcher Gipfelblüthen bei Mentha aquatica in der That normal ist, kann ich durch eigene Beobachtung vom Herbst des folgenden Jahres bestä- tigen. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 113 unter tausenden von der gewöhnlichen Beschaffenheit ein Individuum mit bedeutend abweichenden Characteren auf. So erwuchs das erste Indivi- duum der Erdbeere mit ungetheilten Blättern (Fragaria monophyllos L.) im Jahre 1761 zu Versailles aus dem Samen der gemeinen Walderdbeere (Fr. vesca). Eine ähnliche und bei den höheren Pflanzen gewifs recht seltene Ausnahme mag auch die Parthenogenesis sein; das Gesetz, dafs die weib- lichen Keimgebilde durch Zuthat der männlichen zur Entwicklung gelangen, wird deshalb nicht aufgehoben, noch kann diese Zuthat durch die Ausnahme ihrer Bedeutung beraubt werden ('). Die wissenschaftliche Kritik soll sich jedoch durch derartige Vorerwägungen in keiner Weise stimmen lassen ; sie hat zunächst die Thatsachen zu prüfen und hinreichend beglaubigten That- sachen gerecht zu sein. Die Sache der Parthenogenesis mag ihr vielleicht noch nicht zum Urtheil reif erscheinen; sie wird noch entschiedenere Feststellung der Beweismittel, noch zahlreichere Zeugen für dieselben verlangen. Ich zweifle nicht, dafs diesem Verlangen im Laufe der Zeit genügt werden wird; meine Aufgabe ist es zunächst, das eigene Zeugnifs gegen die Einreden zu vertheidigen, die von verschiedenen Seiten gemacht worden sind. Zunächst erwähne ich zweier Aufsätze E.Regels (?), in welchen sich der verdienstvolle und erfahrene Director des Petersburger botanischen Gar- tens entschieden gegen die Möglichkeit einer Parthenogenesis, wenigstens bei höheren Gewächsen,, ausspricht, gestützt auf mit grofser Sorgsamkeit aus- geführte Versuche an Mercurialis annua, Spinacia und Cannabis, welche ein durchaus negatives Resultat ergaben. An den weiblichen Pflanzen von (‘) Wenn behauptet wird, die Annahme der Möglichkeit einer Parthenogenesis setze die Befruchtung zu einem völlig überflüssigen und nutzlosen Acte herab, so wird dabei nicht be- dacht, dafs die Befruchtung möglicher Weise noch eine andere Bestimmung haben kann, als blofs schlechthin eine Nachkommenschaft zu bewirken. Die Parthenogenesis berechtigt zu einer solchen Folgerung nicht mehr und nicht weniger, als die als ungeschlechtlich bezeichneten Fortpflanzungsarten, von welchen es anerkannt ist, dals sie normal ohne befruchtende Zuthat stattfinden. (2) Botanische Zeitung 1858 No. 41, S. 305 und 1849 No. 5, 5.47. Seit der Lesung meiner Abhandlung ist eine ausführlichere Darstellung der die Parthenogenesis betreffenden Experimente Regels, begleitet von einer eingehenden Beurtheilung aller bisherigen Arbeiten über diesen Gegenstand, in den Memoires de l’Acad. imper. de St. Petersbourg Ser. VII, T. I, No. 2 mit dem besonderen Titel: Regel, die Parthenogenesis im Pflanzen- reiche 1859 erschienen, auf welche ich in den später beigefügten Anmerkungen zu den nachfolgenden Mittheilungen Rücksicht nehmen werde. Phys. Kl. 1859. P 114 BkAvs Mercurialis fand Regel eine nicht geringe Zahl männlicher Blüthen (') und schnitt deshalb, um die Überwachung zu erleichtern, die Versuchspflanzen soweit zusammen, dafs nur wenige, leicht zu beobachtende achselständige Blüthenstände übrig blieben. Bei Spinacia fand er männliche Blüthen an den weiblichen Stöcken in so grofser Zahl und zum Theil so rudimentär und ver- steckt, dafs eine vollständige Entfernung derselben trotz der Zurückschnei- dung der Versuchspflanzen auf wenige Blüthenknäuel kaum ausführbar war. Die Angabe der Autoren über mit diesen beiden Pflanzen ohne die erwähnten Vorsichtsmaafsregeln angestellte Versuche scheinen ihm daher ganz werthlos zu sein. Bei Cannabis fanden sich an den zum Versuch bestimmten weiblichen Pilanzen keine männlichen Blüthen; aber der sicheren Überwachung halber wurden auch in diesem Falle die Stöcke auf die angegebene Weise kurz geschnitten. Bei allen mit den genannten Pflanzen angestellten Versuchen vertrockneten die weiblichen Blüthen ohne Früchte anzusetzen. Wären bei dem von Regel eingehaltenen Verfahren Früchte und mit Keimling versehene Samen erzielt worden, so würden diese Versuche gewifs als die zuverlässigsten Beweise für die Parthenogenesis zu betrachten sein; dafs dies nicht gelungen, beweist aber nur sehr wenig gegen dieselbe. Denn erstlich scheint es mir keineswegs gewils zu sein, dafs bei der angewendeten äusserst starken Zurückschneidung der Versuchspflanzen die Vegetationskraft, wie Regel annimmt, gänzlich der Ausbildung der Samen zugelenkt werde; vielmehr möchte ich vermuthen, dafs bei solcher Behandlung das Streben der Pflanze die verlorenen vegetativen Theile durch neue Triebe zu ersetzen der Ausbildung der Früchte und Samen zum Nachtheil gereiche. Doch will ich auf diesen Punkt einem erfahrenen Gärtner gegenüber kein Gewicht (') Damit stimmen auch meine Beobachtungen überein, weshalb ich auf die im Frühjahr 1857 von H. Inspector Bouche im botanischen Garten zu Schöneberg angestellten Versuche, nach welchen weibliche Pflanzen von Mercurialis annua, welche vor der gewöhnlichen Blü- thezeit dieser Pllanzen isolirt angezogen Früchte und keimfähige Samen trugen, kein Gewicht legen kann. Es kommen nicht blols vereinzelte männliche Blüthen an den weiblichen Pflan- zen vor, sondern an alten weiblichen Pflanzen sprossen im Spätherbst zuweilen Zweige her- vor, welche rein männlich sind, verlängerte reichblüthige männliche Blüthenstände tragen und so den weiblichen gleichsam aufgepllanzte männliche Stöcke darstellen. Auch das Um- gekehrte kommt vor, weibliche Blüthen an männlichen Stöcken, und zwar fand ich in solchen Fällen namentlich die Gipfelblüthe im Übrigen männlicher Blüthenstände zuweilen weiblich. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 115 legen ('). Was aber zweitens zu erwägen ist, ist der Umstand, dafs durch das Zusammenschneiden der Stöcke die Zahl der weiblichen Blüthen und damit zugleich die Hoffnung auf Erfolg sehr vermindert wird. Denn die Partheno- genesis ist ja nicht eine Regel, sondern eine Ausnahme, und so ist zu erwar- ten, dafs sie, wo sie überhaupt vorkommt, unter vielen Blüthen doch nur wenigen gelingt. Bei Caelebogyne bringen es zwar so ziemlich alle weiblichen Blüthen zur vollen Ausbildung der Frucht, aber die Samen, wenn auch äusser- lich vollständig ausgebildet, sind der Mehrzahl nach innen hohl und taub, was, da es nach den Beobachtungen von Deecke und Radlkofer wahrscheinlich ist, dafs die Keimbläschen in allen oder doch den meisten Samenknospen ihre Entwicklung regelmäfsig beginnen, auf einer frühen Verkümmerung eines grofsen Theiles des Embryonanlagen beruhen mufs, womit der von mir schon früher angeführte Umstand (?) in Einklang zu stehen scheint, dafs auch der ausgebildete Keimling reifer Samen von sehr veränderlicher Gröfse ist und häufig hinter dem den Euphorbiaceen sonst zukommenden Grade der Ausbildung zurückbleibt. Es mag nicht ungeeignet sein an analoge Fälle im Thierreich zu erinnern, namentlich an das Verhalten der unbefruchteten Bier der Nachtschmetterlinge und insbesondere des Seidenspinners, die sich auch nicht immer und, wo der Fall eintritt, in weit geringerer Zahl, als die be- fruchteten, entwicklungsfähig zeigen, langsamer und ungleichmäfsiger in der Entwicklung fortschreiten und dieselbe häufig nicht bis zur Geburt des Räup- chens durchzuführen vermögen, wie dies schon von Herold bemerkt und auch von späteren Beobachtern bestätigt wurde {°). Ich kann demnach nicht einräumen, dafs die Versuche Regels ein ent- scheidendes Gewicht in die Wagschale gegen die Parthenogenesis legen; dafs (') Um so weniger, als Regel in seiner oben erwähnten ausführlicheren Darstellung S. 39 und 40 auch den Gegenversuch, nämlich die durch künstliche Befruchtung der weib- lichen Blüthen kurz zusammengeschnittener Exemplare herbeigeführte Gewinnung vollkom- mener Samen, beschreibt. (?) Parthenogenesis S. 336. (°) Vgl. €. Th. v. Siebold, wahre Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen, S. 120-136 und S. 28; ferner Leuckardt, Zeugung S. 958. Wenn Dybowski (Com- mentationis de parthenogenesi specimen. Berol. 1860) die betreffenden Angaben in Zweifel zieht, weil es ihm selbst nicht gelungen ist die Entwicklung unbefruchteter Eier des Seiden- spinners zu beobachten, so muls ich abermals daran erinnern, dals damit zunächst nur bewiesen wird, dals die Parthenogenesis auch beim Seidenspinner nicht Regel, sondern Ausnahme ist. P2 116 | Braun sie ihm selbst bedeutend genug erscheinen, um auf Grund derselben für die entgegenstehenden an Caelebogyne gemachten Beobachtungen eine Täuschung vorauszusetzen, kann ich ihm nicht verargen, mufs mich aber wenigstens gegen einige in der Motivirung dieser Voraussetzung vorkommende Bemer- kungen aussprechen. Wenn nämlich Regel von Caelebogyne sagt, dafs sie während der Blüthe bis zur Fruchtbildung, so viel ihm bekannt, noch von keinem Deutschen beobachtet worden sei ('), so verweise ich dagegen auf Seite 320 meiner früheren Abhandlung, und wenn er an die Drüsen der weiblichen Blüthe erin- nert und andeutet, dafs leicht einzelne verkümmerte Antheren mit denselben (') In der späteren Darstellung (Parthenogenesis S. 27) spricht sich Regel weniger scharf hierüber aus, doch ist er überzeugt, dals der von ihm gestellten Forderung, dals bei Untersuchungen über diesen Gegenstand die Versuchspfanzen von der Entwickluug der ersten Blüthe an so genau überwacht werden müssen, dals keine einzige Blüthe der sorgsamsten Beobachtung entgeht, bisher auch bei Caeledogyne nicht genügend entsprochen worden sei. Dies will ich nicht in Abrede stellen, denn bei aller Sorgfalt und Andauer, mit welcher die Beobachtungen hier gemacht wurden, haben wir doch die einzelnen Blüthen einem so streng registrirten Palsverfahren, wie es Regel verlangt, nicht unterworfen, indem wir ein solches bei der grolsen und augenfälligen Verschiedenheit der männlichen und weiblichen Blüthen der Caelebogyne und bei dem gänzlichen Mangel irgend welcher Andeutungen männlicher Or- gane in den weiblichen Blüthen auch nicht nöthig zu haben glaubten. Wenn Regel S.15 in der Note auch in Beziehung auf das Zeugnils Radlkofers annehmen zu dürfen glaubt, Radl- kofer habe die Caeled. nicht selbst beobachtet und seine Schlüsse blofs aus der Unter- suchung der ihm mitgetheilten Samen (Fruchtknoten), so wie aus dem, was er über die Pflanze gehört habe, gezogen, so kann ich nicht umhin dagegen zu bemerken, dals Radlkofer sich einen grofsen Theil des Sommers 1856 in London aufgehalten hat, dafs die Beobachtung und Un- tersuchung der Caeledogyne eine der Aufgaben war, die er sich schon vorher gestellt und auf der Durchreise durch Berlin mit mir ausführlich besprochen hatte. Es liegt also nicht der geringste Grund vor daran zu zweifeln, dals er seinen Vorsatz auch ausgeführt habe, wenn er auch in seinem Berichte nicht angiebt, wie oft und wie genau er die in Kew befind- lichen Stöcke der Cueledogyne auf die An- oder Abwesenheit männlicher Blüthen untersucht habe. Bei dieser Gelegenheit will ich noch eines besonders wichtigen Punktes der Radlko- fer’schen Untersuchung erwähnen, der von Regel gleichfalls ohne Grund in Zweifel gezogen wird. Radlk. giebt an, dals von 3 in jedem Keimsack vorhandenen Keimbläschen sich bald alle 3, bald nur 2 oder ein einziges entwickeln; Regel (S.18 und 41) aber vermuthet, dals bei dieser Angabe ein Irrthum oder Schreibfehler sich eingeschlichen, indem die Entwicklung ebenso vieler Eier im Fruchtknoten habe angedeutet werden sollen. Eine solche Auslegung ist bei der vollkommenen Deutlichkeit der Darstellung Radlkofers durchaus unmöglich und die Richtigkeit seiner Angabe wird in der nachfolgenden Betrachtung der Polyembryonie von Caelebogyne ihre Bestätigung finden. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 447 verwechselt und deshalb übersehen werden könnten, so verweise ich auch dagegen zunächst wieder auf die von mir gegebene Beschreibung dieser Drü- sen (!) (S. 321) und der Staubgefäfse (S. 332). Die weiblichen Blüthen- stände sind bei Caelebogyne so einfach und armblüthig, dafs es nicht schwie- rig ist an dem kleinen Strauche die ganze Summe der Blüthen mit der Lupe zu durchmustern. Wie oft ist dies geschehen und wie mancher Zweig wurde geopfert und in aller Ruhe sämmtliche daran befindliche, entwickelte und unentwickelte Blüthen zergliedert, um den etwa in denselben oder in ihrer Umgebung versteckten männlichen Gebilden auf die Spur zu kommen! Die weibliche Blüthe ist mit zwei seitlichen Vorblättern (Bracteolen) verse- ben, in deren Achseln man nach Analogie des männlichen Blüthenstandes zunächst versucht ist männliche Blüthen zu erwarten; allein diese Vorblätter liegen dem Kelche dicht an und zeigen bei dem leicht gelingenden Aus- brechen der zwischen ihnen befindlichen Blüthe keine Spur eines axillaren Gebildes. Ebensowenig findet man in der weiblichen Blüthe selbst ein Ru- diment von Staubgefälsen, welche, nach denen der männlichen Blüthe zu ur- theilen, von den Drüsen sehr leicht zu unterscheiden sein würden. Es be- finden sich Exemplare von Caelebogyne im Petersburger botanischen Garten, die aber noch nicht geblüht haben (?); ich kann nur wünschen, dafs diesel- ben bald das blühreife Alter erreichen und Regel Gelegenheit geben mögen, selbst darnach zu forschen, ob die vereinsamten Caelebogynen-Weibchen unserer Gärten ihre Männer in irgend einer noch unentdeckten Weise ver- steckt bei sich tragen. So lange solche heimliche Männer nicht gefunden sind, mufs man auch das Zeugnifs der Caelebogyne für die Parthenogenesis stehen lassen (°). (') Eine Darstellung des Gewebes der absondernden Fläche dieser Drüsen habe ich nach- träglich auf Taf. II, Fig. 17 gegeben. (?) Caelebogyne ilicifolia hat im Sommer 1859 auch im Leipziger botan. Garten, wo sich ein Exemplar befindet, das an Höhe und Kräftigkeit alle in Berlin befindlichen über- trifft, zum ersten mal geblüht und mehrere Früchte angesetzt. Wir können daher erwarten in den nächsten Jahren von einer neuen Seite bestätigende oder berichtigende Nachrichten zu erhalten. (°) Ich erwähne hier nachträglich noch einiger weiteren Beobachtungen über Partheno- genesis, welche durch negative Resultate mit den Regel’schen übereinstimmen. Professor Schenk hat während der jüngst verflossenen 3 Jahre im Würzburger bot. Garten in mannig- facher Weise modificirte Versuche mit Cannabis sativa, Mercurialis annua, Ricinus communis, 118 Braun Von einer ganz anderen Seite tritt der Verfasser eines Aufsatzes in Nummer 14 des vorigen Jahrganges der Bonplandia (') der „sogenannten” Parthenogenesis der Caelebogyne ilieifolia entgegen, indem er nicht die ) 8 non Momordica Elaterivm und Cucurbita Pepo angestellt; die beobachteten Pflanzen setzten sämmtlich bei abgehaltener Befruchtung keine Frucht an, indem die Fruchtknoten, nachdem sie längere Zeit unverändert gestanden hatten, vertrockneten und abfielen. (Vergl. Zeitschrift der naturw. Gesellsch. zu Würzburg 1859, S. 85-89). Nicht anders gieng es bei einigen im Freiburger bot. Garten von Prof. De Bary mit Cannabis sativa angestellten Versuchen, über deren Erfolge ich aus dem brieflich mitgetheilten Berichte Folgendes ausziehe: ,„,Nach- dem die Narben sehr grols geworden und sehr lange frisch geblieben waren, fiel mir eine bedeutende Vergrölserung der Perigone mehrfach auf. Ich glaubte Parthenogenesis zu haben und hielt die Pflanzen sorgfältig im Gewächshaus bis Ende November. Allein es zeigte sich zuletzt, dals die Fruchtknoten, auch bei den gröfsten Perigonen, sämmtlich total unent- wickelt geblieben waren und alle Eichen von der Micropyle nach der Basis hin abstarben. Männliche Blüthen haben sich nicht entwickelt, auch nicht bei einem Exemplar, dem ich die Zweigenden abschnitt.” Im Leipziger bot. Garten zog Mettenius im Sommer 1559 weib- liche Hanfpflanzen an einem von der Stelle, die der Hanf im System einnimmt, weit abge- legenen Ort. Ich hatte Gelegenheit diese Pllanzen im September zu einer Zeit, da der Hanf im System bereits seine Früchte zu reifen anfıeng, zu sehen und über das abweichende Ansehen derselben zu erstaunen. Sie waren mit weiblichen Blüthen des verschiedensten Alters überladen, welche sämmtlich noch mit frischen Narben von ungewöhnlicher Länge versehen waren. Früchte und Samen kamen nach den Mittheilungen von Mettenius nicht zur Ausbildung. (') Der erwähnte Jahrgang der Bonplandia hat die Frage über Parthenogenesis in einer Reihe von Aufsätzen zur Sprache gebracht. Nämlich in No. 1. Fruchtbarkeit ohne Befruchtung bei Thieren und Pflanzen. - 2. Desgl. Zweiter Artikel. - 12. 8.177. Radlkofer über wahre Parthenogenesis bei Pflanzen (Auszug aus dessen Abhandlung in v. Siebold und Kölliker Zeitschr. f. wiss. Zool. VIII. 1857). - 14. S.210. Die sogenannte Parthenogenesis der Caelebogyne ilicifolia von J. Smith. - 14. 8.211. Bemerkungen über Samenbildung ohne Befruchtung beim Bingel- kraute von F. X. Ramisch (aus Weitenweber’s Beiträgen zur ges. Natur- u. Heilwiss. II. 1837). - 15. $.229. Reflexionen über die Sprolsbildung innerhalb der Samenhüllen von Caelebogyne tlicifolia, - 145. S.231. Altern die Pflanzensorten? - 15. 8.239. Nachschrift zur Frage: Altern die Pflanzensorten? von Fr. Klotzsch. - 19. 20. $.302. Über Parthenogenesis und Pflanzenbastarde von E. Regel. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 119 Samenbildung ohne männlichen Einflufs ('), aber die Anwesenheit eines wahren Keimlings in den ohne Befruchtung gebildeten Samen bestreitet. Die Untersuchung des reifen Samens von Caelebogyne zeigte ihm ein von der normalen Bildung der Euphorbiaceen durchaus abweichendes Verhalten, das er in folgender Weise beschreibt: „Durchschneidet man die zur Ent- wicklung gelangten Samen der Caelebogyne, so ist von einem frei entwickel- ten Embryo nichts wahrzunehmen; von einem Würzelchen, das dem Keim- hüllenmund zugewendet sein müfste, und von den beiden der Chalaza zugewendeten Samenlappen ist auch nicht eine Spur aufzufinden. Statt dessen findet man inmitten einer fleischigen Umgebung, die nicht als Eiweils- körper betrachtet werden kann, weil sie keine concentrirten Stoffe innerhalb ihrer Zellen enthält, einen elliptischen Körper, der aus einem Convolut von blattartigen Ansätzen besteht und mittelst eines scheibenförmigen Fufses von dichterer Consistenz als alles übrige Zellgewebe innerhalb der Samenhäute mit der Chalaza fest verwachsen ist.” Diesen Körper kann der Verfasser nicht als ein Embryon anerkennen und erklärt ihn für eine Sprofsbildung (einen Laubsprofs) innerhalb der Samenknospe. Die hier mit den Worten des Verfassers wiedergegebene Darstellung der Beschaffenheit des Inhalts des Caelebogyne-Samens und die darauf ge- gründete neue Erklärung des aufserordentlichen Verhaltens desselben giebt mir eine erwünschte Veranlassung die allerdings wichtige und nahe liegende Frage, ob die für Parthenogenesis gehaltene Erscheinung nicht in der That auf einer vegetativen Knospenbildung in oder aus dem Ovulum beruhe, einer eingehenderen Erörterung zu unterwerfen, welcher Erörterung ich je- doch noch einige andere Bemerkungen vorausschicken mufs. In Folge der Auffindung eines vielblättrigen, der Chalaza ansitzenden Sprosses im Samen von Caelebogyne konnte dem Verfasser des genannten Aufsatzes die Darstellung der Entstehungsweise des vermeintlichen Keimlings (im Innern eines Keimsacks und aus einem Keimbläschen, dessen Entwick- lung in gewohnter Weise mit einer horizontalen Theilung beginnt und dessen untere Zelle sich, wie bei anderen Euphorbiaceen, sofort zur Embryon- kugel fortbildet, an deren Seiten die zwei Cotyledonen hervortreten), (') Der Verfasser sagt ausdrücklich: ‚Das Factum, dafs die weibliche Pflanze von Cae- lebogyne ohne vorausgegangene Befruchtung keimfähige Samen bringt, steht so fest, dals kein aufmerksamer Beobachter daran zweifeln kann.” 120 Bravn wie ich sie nach den hier gemachten Präparaten und Zeichnungen von Th. Deecke, und wie sie Radlkofer nach eigenen, im Kew-Garten bei London gemachten Untersuchungen gegeben, nicht anders als irrthümlich erscheinen, was er auch entschieden in den Worten ausspricht: „Diese am reifen Samen beobachteten Abweichungen geben Zeugnifs, wie die beiden Herren (Deecke und Radlkofer) in Beziehung auf die Entwicklung eines freien Embryos, der bei Caelebogyne gar nicht vorhanden ist, sich getäuscht haben.” Solches zu behaupten scheint mir aber eine mifsliche Sache, denn gerade das Wie einer solchen Täuschung läfst sich schwerlich begreifen. Beide Gewährsmänner für die, wenn man von der mangelnden Befruchtung absieht, in normaler Weise vor sich gehende Entstehung eines Embryons im Samen von Caelebogyne sind durch ihre früheren Arbeiten über die mieroscopischen Vorgänge des Fortpflanzungsprozesses der Phanerogamen erprobt; beide verdienen als anerkannt tüchtige Beobachter Vertrauen, beide haben sich ohne vorgefafste Meinung und, wie ich bezeugen kann, ohne besondere Vorliebe für die Parthenogenesis an die Untersuchung be- geben, und, was das Gewichtigste ist, beide haben gleichzeitig und völlig unabhängig, der eine diesseits, der andere jenseits des Canals, die gleichen Resultate erhalten. Auch ist das, was sie gesehen haben, so deutlich, dafs eine andere Auslegung, als die von ihnen selbst, so wie von mir, gegebene, nicht möglich erscheint. Wie sollten sich beide so völlig und in so ganz gleicher Weise getäuscht haben können? Ich hatte gehofft der Akademie die Präparate Deecke’s zum Vergleich mit seinen Zeichnungen, von denen ich die wichtigsten in meiner früheren Abhandlung veröffentlicht habe, vor- legen zu können, habe aber zu meinem Bedauern erfahren, dafs dieselben nicht mehr erhalten sind ('); auch konnte ich von dem freundlichen Aner- bieten desselben, neue darzustellen, seither keinen Gebrauch machen, da die hiesigen Stöcke von Caelebogyne im Sommer vorigen Jahres in Folge (') Herr Deecke schrieb mir hierüber von Altona im October 1857: „Als ich im vorigen Jahre die Arbeit unter den Händen hatte, erschienen mir die Verhältnisse so ein- fach und klar zu Tage liegend, dafs ich bei dem reichhaltigen Material und den vielen Zeich- nungen, die ich anfertigen konnte, um unter denselben auszuwählen, für unnöthig hielt einen besonderen Werth auf die Erhaltung der Präparate selbst zu legen. Einige, die ich ein- legte, gab ich Herrn E. Hiesinger” (einem finländischen Botaniker aus Helsingfors, der damals in Berlin verweilte). über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 121 einer ungünstigen Überwinterung leidend waren und fast keine Blüthen zur Entwicklung brachten. Es sind aber nicht blofs die eben besprochenen Darstellungen der Bildungsweise des Embryons, sondern auch die Angaben über die Beschaf- fenheit desselben im reifen Samen, wie sie implicite schon in Smiths Bemerkung liegen, dafs Caelebogyne in der Bildung der Frucht und des Samens wesentlich den Bau anderer Euphorbiaceen besitze (!), und in der von mir gegebenen Beschreibung des Samens ausdrücklicher hervorgehoben wurden (2), mit welchen die erwähnte Behauptung einer Sprofsbildung in- nerhalb der Samenhüllen unvermeidlich in Widerspruch treten mufs; und doch kann auch hier von einer Täuschung keine Rede sein! Ich kann es nur von Neuem versichern und jederzeit durch aufbewahrte Samendurch- schnitte beweisen, dafs die von mir beobachtete und beschriebene Embryon- bildung von Caelebogyne allen Anforderungen entspricht, die man an einen wahren Keimling machen kann, und mit der anderer Euphorbiaceen wesent- lich übereinstimmt. Wenn nicht abzusehen ist, wie sich diese Widersprüche von Seiten der Annahme einer vegetativen Sprofsbildung im Samen der Caelebogyne auflösen lassen, so hoffe ich dagegen, dafs von der anderen Seite durch die nachher zu beschreibenden, erst später von mir beobachteten Eigenschaften mancher Samen von Caelebogyne sich ein Standpunkt finden wird, welcher auch über die Beobachtung, die zur Annahme einer Sprofs- bildung im Samen Veranlassung geben konnte, Licht verbreiten kann. Bevor ich zu diesem hauptsächlichsten Theile meiner heutigen Mitthei- lung übergehe, mögen noch einige kleinere Bemerkungen über Caelebogyne Platz finden. (') „The whole (ovarium, ovulum, capsule, seeds) presenting the usual structure of Euphorbiaceae, such as it occurs in Crozon, Phyllanthus, Cluitia etc.” John Smith in Linn. Transact. XVIII (1841). p. 510. (*) Parthenogenesis p. 336. Ich habe in meiner Beschreibung nicht ausdrücklich gesagt, dafs das Wurzelende des Keimlings der Micropyle zugewendet sei, weil sich diefs bei einem sonst normal beschaffenen Keimling von selbst zu verstehen schien. Im Nachfolgenden werde ich durch eine genauere und von Figuren begleitete Darstellung des Samens und Keim- lings das früher nur kurz Angedeutete weiter ausführen, und dadurch die Lücke ausfüllen, welche Ruprecht (Beitrag zur Frage über Parthenogenesis in Bulletin de l’Academie de St. Petersb. 1858, p. 274 und Bonplandia 1859, S.4) und Regel (Parthenogenesis $.23. 42) hervorgehoben haben. Phys. Kl. 1859. Q 1293 Braun Die systematische Stellung dieser Pflanze ist neuerlich der Gegenstand divergirender Ansichten geworden. Während Smith die Gattung Caelebo- gyne mit Sapium verglich und Endlicher sie in Übereinstimmung damit neben Stillingia, womit er Sapium vereinigt, seiner Tribus Hippomaneae einreiht, sucht ein neuerer Monograph der Familie, Baillon ('), ihre Ver- setzung unter die Crotonideen zu begründen und betrachtet sie als nächste Verwandte der gleichfalls zu dieser Gruppe gezogenen Aublet’schen Gattung Conceveiba; der Verfasser des erwähnten Aufsatzes in der Bonplandia (?) endlich weist ihr wegen der klappigen Knospenlage der (männlichen) Kelche eine Stelle in der Gruppe der Acalypheen an. Zur Beschreibung der männlichen Blüthen von Caelebogyne standen mir nur unvollkommen entwickelte Ährchen zu Gebote, so dafs ich die ge- öffnete Blüthe nicht darstellen konnte. Diesem Mangel hat Decaisne in den Annales des sciences naturelles bei Gelegenheit einer auszugsweisen Übersetzung meiner Abhandlung abgeholfen (?), indem er die beigefügte Tafel nicht nur mit Darstellungen entwickelter männlicher und weiblicher Blüthenstände nach Zeichnungen von Fitch, mitgetheilt von Hooker, son- dern auch mit eigenen Analysen der männlichen Blüthe (nach Hooker’schen Exemplaren) bereichert hat. Durch die letzteren lernen wir die geöffnete männliche Blüthe kennen, deren Kelch bis über die Hälfte in 4 Lappen gespalten erscheint (Fig. 6). Die 8 Staubgefäfse bilden (nach Fig. 7) deut- lich 2 Kreise, deren äufserer mit den Kelchblättern alternirend ist. (') Baillon, &tude generale du groupe des Euphorbiacees, Paris 1858, p. 19 et 416, Pl. VIII, Fig. 32-36. Der Kelch der weiblichen Blüthe wird fünftheilig mit quincuncialer Deckung, oder sechstheilig mit 2 alternirenden Kreisen beschrieben. Letzteres ist mir nicht vorgekommen, doch kann die Möglichkeit einer solchen Abweichung nicht bestritten werden. Die von Baillon unter Figur 34 gegebene Darstellung scheint jedoch einer anderen Erklä- rung zu bedürfen, nämlich nicht als ein Fall von 2 dreigliedrigen Quirlen, sondern als ein normal fünfzähliger Kelch, zu dem ein erstes Glied eines zweiten fünfzähligen Kreises (ein erstes, aber sepaloidisches Blumenblatt) hinzukommt, das seine Stelle rechtmälsig zwischen Sepalum 1 und 3 einnimmt. Die Stellung des fünfzähligen Kelches zur Achse giebt Baillon in Figur 33 (und 34) so an, dafs das zweite Kelchblatt nach hinten fällt. Ich habe es gerade umgekehrt gefunden, nämlich Sep. 2 nach vorn, Sep. 1 und 3 nach hinten (Vergl. Taf. IL, Fig. 14). (°) ‚1857, No. 14, S. 209. (°) Ann. d. sc. nat. 4”e ser. Tom. VII. (1857) p. 229, Pl. 11. Sur la Parthenogenese dans les plantes par Mr. A. Braun. (Analyse developpee). über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 123 Eine empfindlichere Lücke habe ich bei Beschreibung der Caelebo- gyne in Betreff der Keimung gelassen ('). Es wurden zwar zu verschiedenen Zeiten im botanischen Garten junge Pflänzchen aus Samen gezogen, aber die Beobachtung der ersten Stadien der Keimung war versäumt worden. Am 10. October 1857 wurde eine neue Aussaat gemacht. Von weit zahlreicheren Samen kamen nur 23 zur Keimung und zwar sehr ungleichzeitig, indem die ersten schon zu Anfang Januar, die letzten erst gegen Mitte Februar über die Erde kamen (*). Wenige Bemerkungen werden hinreichen die Vorgänge der Keimung mit Hülfe der auf Tafel I gegebenen Figuren anschaulich zu machen. Die Reihe der letztern beginnt mit verschiedenen Ansichten des reifen Samens (Fig. 1-5), dessen schon früher gegebene Beschreibung ich nicht wiederhole, sondern nur noch beifüge, dafs manche Samen rauher, andere glatter sind, ein Unterschied, der sich unter den Samen von Mercu- rialis annua noch auffallender zeigt. Ein Längsschnitt (Fig. 6) zeigt das Ver- hältnifs der Lage des Keimlings zu Mieropyle und Chalaza; zwei Querschnitte (Fig. 7 u. 8) zeigen die Unbeständigkeit in der Richtung der flachen Keim- blätter zur Raphe, so wie auch die wechselnde Gröfse des Keimlings selbst. Das in den 3 genannten Figuren sichtbare Keimlager (Endosperm) ist bei gut entwickelten Samen straff und schön weils; die dünnwandigen Zellen fand ich bei neuerlich wiederholter mieroscopischer Untersuchung von 4 bis 4"" 0 30 Durchmesser und dicht erfüllt von scharf begrenzten und wohl gerundeten, fast kugelförmigen Körnern, von denen die meisten ungefähr 4;, die grö- fsten „1,”” Durchmesser besitzen. Diese Körner sind in eine die Zellen er- füllende, mit Wasser sich nicht mischende Flüssigkeit von ölartiger Consistenz eingebettet und erscheinen am deutlichsten, wenn man dünne Schnitte unter Oel betrachtet. Im Wasser verlieren sie mehr oder weniger ihre regelmä- fsige Gestalt, scheinen kleiner zu werden und umgeben sich mit weit kleineren (445 bis „4,”” grofsen) Körnchen, welche bei der Betrachtung unter Oel nicht sichtbar sind. Da die gröfseren Körner durch Jodtinktur sich nicht blau, sondern dunkelgelb färben, so gehören sie ohne Zweifel zu den von Th. (') Die ersten Mittheilungen über Keimung und Polyembryonie von Caelebogyne habe ich in der Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde am 20. Juli v. J. gemacht. (?) Bei einer späteren Aussaat (zu Ende des Jahres 1859) keimten von 92 Samen nur 8. Q2 124 Bravn Hartig(!) und G. v. Holle(?) beschriebenen Proteinkörnern, welche Hartig mit dem Namen Aleuron bezeichnet. Einen Krystall, wie er in den Proteinkörnern des Endosperms von Ricinus vorhanden ist, konnte ich in denen von Caelebogyne nicht unterscheiden. In unvollkommen entwickelten Samen findet man das Endosperm weicher, schlaffer, schmutzig gefärbt, die Zellen fast körnerlos; bei solcher Beschaffenheit löst es sich, allmählig aus- trocknend, von der innern Wand der Samenschale ab und bleibt nur noch mit der Chalaza in festerer Verbindung. Beim Beginn der Keimung spaltet sich die in der Erde schwarz ge- wordene Samenschale in ziemlich unregelmäfsiger Weise. Die Öffnung be- ginnt in der Nähe der Micropyle an der Grenze des Caruncularhofes und setzt sich entweder als einfacher Rifs einerseits längs der Raphe, anderseits über die Mitte des Rückens fort (Fig. 9, 10 u. 11), oder die Schale reifst von der Micropylargegend aus nach der Bauchseite zu mit 2 oder auch je- derseits mit 2 Spalten auf (?). Mit dem Öffnen der Samenschale wird der obere Theil des Endospermkörpers sichtbar, an der Spitze durchbrochen von dem durchdringenden Würzelchen des Keimlings (Fig. 9-11). Das von (') bot. Zeit. 1855, S. 881 und 1856, S. 257. (*) Beiträge zur näheren Kenntnils der Proteinkörner von G. v. Holle. (Aus dem neuen Jahrbuch für Pharmacie 1858). (°) Bei mehreren anderen Euphorbiaceen habe ich ein regelmälsigeres Aufspringen der Testa beobachtet. Bei dem seitlich zusammengedrückten Samen von Hura crepitans (Taf. III. Fig. 1-4) geschieht das Aufspringen längs der Kante (in der Richtung der Raphe), so dafs die Schale in 2 völlig getrennte seitliche Hälften zerfällt. Der von hinten nach vorn zu- sammengedrückte Samen von Manihot Aipi (Taf. III. Fig. 5-8) öffnet sich längs der Seiten- kanten, so dals die Schale in eine Rücken- und Bauchklappe zerfällt, auf deren letzterer sich die Raphe und der Caruncularhof befinden. Diesem ähnlich ist das Aufspringen bei Mercu- rialis annua, allein die Bauchklappe löst sich häufig längs der Raphe abermals in 2 Stücke auf. Der Samen von Ricinus zeigt unter der Caruncula 3 am hinteren Rande dieser zusam- menlaufende Kanten, von denen die mittlere sich nach der Raphe, die beiden seitlichen unter sehr stumpfem Winkel divergirend nach der Rückenseite des Samens wenden. Diese 3 Kanten bezeichnen die Stelle des Aufspringens in 3 Spalten, von denen die eine genau der Raphe folgt, die beiden anderen den Rücken weniger regelmälsig einreilsen. Euphorbia Lathyris endlich zeigt zwar auch ein dreiklappiges Aufspringen, aber in anderer Weise als Ricinus. Von der Hinterseite des Caruncularhofes zieht sich eine längere Spalte über den Rücken des Samens herab, während 2 kürzere zu den Seiten des Caruncularhofes sich nach der Bauchseite wenden und sich parallel der Raphe fortsetzen. Caeledogyne schwankt dem- nach im Aufspringen zwischen dem Verhalten von Ricinus und Euphorbia. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 125 den Samenhäuten entblöfste Endosperm (Fig. 12) hat eine glatte, licht gelblich- weise Oberfläche; die von dem Würzelchen des hervorbrechenden Keimlings gebildete Öffnung desselben zeigt einen gezähnelten, schwach bräunlich gefärb- ten Rand; am entgegengesetzten Ende befindet sich ein grofser, scharf begrenz- ter und etwas abgeflachter brauner Fleck mit dunklerem Centrum, welcher der Verbindungsstelle mit der Chalaza entspricht (Fig. 13) ('). Das durch die Öffnung des Endosperms hervorkommende Würzelchen biegt sich sofort nach unten und fafst bald in der Erde festen Fufs; ihm rückt das durch Dehnung sich verlängernde Stengelchen nach und sucht zwischen der befestigten Wurzel und dem gleichfalls in der Erde festgehaltenen Samen durch schwanenhals- artige Krümmung Raum zu gewinnen (Fig. 15), bis es endlich, mehr und mehr sich erhebend, den Samen selbst aus der Erde hervorzieht. Erst jetzt kann das früher umgebogene Pflänzchen sich gerade ausstrecken und senkrecht auf- richten; es streift die Reste der Samenhäute und das haubenartig übergezogene Endosperm von seiner Spitze ab und Jie 2 befreiten Cotyledonen breiten sich aus (Fig. 16). Der obere Theil des Stengelchens und die Keimblätter des früher bleich gelben Pflänzchens haben sich unterdessen schön grün ge- färbt. Zögernd entwickelt sich das zwischen den Cotyledonen vesteckte, unscheinbare Knöspchen, das zur Zeit der Entfaltung der Cotyledonen die winzige Anlage eines einzigen Blattes und seiner 2 Nebenblätter zeigt; es wächst zur verlängerten Achse aus, an welcher die Laubblätter in spiraliger Ordnung (nach 2 St.) sich folgen (Fig. 18). Nur ausnahmsweise vereinigen sich die 2 ersten Laubblätter zu einem Paare, das mit dem Cotyledonenpaare sich kreuzt (?). An kräftigen Pflänzchen kommen im ersten Jahre 9-12 Laubblätter zur Entfaltung, die ersten etwas kleiner und mit wenigeren Stachelzähnen, im übrigen den folgenden ähnlich gebildet. Bei der erwähn- ten Aussaat fiengen die im Januar und Februar zur Keimung gelangten Pflänz- chen zu Ende März und Anfang April an die Plumula zu entwickeln und (') Bei Euphorbia Lathyris fand ich den braunen Chalazafleck am Endosperm ungefähr von derselben Ausdehnung, wie bei Caelebogyne; minder ausgedehnt bildet ihn Roeper bei E. platyphyllos ab (Enum. t. I. Fig. 39. 43. 50), fand ich ihn ferner bei Hura crepitans (Taf. III. Fig. 2). Bei Ricinus communis (Taf. III. Fig. 11) und Manihot Aipi (Fig. 8) ist kaum eine Spur dieses Fleckes vorhanden. Es hängen diese Unterschiede von der Aus- dehnung der Verwachsungsstelle des Endosperms mit der inneren Samenhaut ab. (°) Bei Ricinus ist diefs das normale Verhalten. 126 Braun hatten Ende Juni bei einer Höhe von 4-6 Zoll bereits 5-11 Laubblätter hervorgebracht. In dieses allgemeine Bild der Keimung von Caelebogyne, das im Wesentlichen dasselbe ist, wie das vieler anderen Euphorbiaceen, habe ich jedoch noch einige Einzelheiten einzutragen. Das Würzelchen verlängert sich in der ersten Zeit schneller, als der aufsteigende Theil der Pflanze, und erreicht schon vor der Ausbreitung der Cotyledonen eine Länge von ungefähr 2 Zoll (Fig. 15). Schon bei 1 Zoll Länge sieht man aus dem oberen, diekeren Theile desselben Nebenwürzel- chen in vierzeiliger Anordnung hervorbrechen (!). Die Hauptwurzel bildet sich zur bleibenden Pfahlwurzel aus. Die Oberfläche der jungen Wurzel (mit Ausnahme der Spitze) und ebenso des Stengels ist mit äufserst feinen, kurzen, abstehenden Härchen bedeckt, welche einzellig, 5 bis 5" lang, kaum über 4," dick, sehr spitz und oft etwas gekrümmt sind, und an der Oberfläche Spuren einer Ausscheidung zeigen. In den Zellen des Marks und des Rindenparenchyms des Stengels keimender Pflänzchen, deren Cotyledo- nen noch nicht ausgebreitet waren, sah ich Stärkekörner von „\; bis 4,”" Gröfse, kugeliger Gestalt und mit centralem Kern (?). Der Verlauf der vor Entwicklung der Plumula wahrnehmbaren Gefäfsbündel ist dem von Rieinus (°) bekannten ähnlich. Zunächst unter den Cotyledonen sieht man auf dem Querschnitte 8 Bündel, von denen je 4 in den Blattstiel eines Coty- ledon eintreten; weiter abwärts nähern sich die Bündel paarweise bis zur (') Deutlicher als bei Caeledogyne ist die vierzeilige Anordnung der Nebenwürzelchen bei Ricinus (Taf. III. Fig. 11), am schönsten aber bei Zura crepitans (Taf. II. Fig. 1). Zwei von den 4 Reihen der Nebenwurzeln fallen in die Richtung der Cotyledonen, die zwei andern wechseln mit den Cotyledonen ab. Eine ähnliche Anordnung zeigen viele an- dere Euphorbiaceen, ferner Phaseolus, Dolichos, Cucurbita, Balsamina, Dipsacus. Zahlreiche andere Beispiele findet man angeführt in Clos (@bauche de la Rhizotaxie, Paris 1848) und einige anatomisch genauer beschrieben von Sachs (Sitzungsberichte der Wiener Akad. der Wiss. 1857, S. 331). (?) Auch die Keimpflänzchen von Ricinus zeigen Stärkekörner im Parenchym des Markes und der Rinde, dessen grofse Zellen quer gestreifte (undulirte) Wände haben, wie sie Caspary von verschiedenen Pflanzen beschrieben hat (bot. Zeit. 1853, S. 801). Über das Auftreten der Stärke in der Keimpflanze von Zicinus hat Dr. Sachs neuerlich Untersuchun- gen mitgetheilt (bot. Zeit. 1859, S. 178). (°) Die 8 Gefäfsbündel im hypocotylen Stengelchen von Ricinus (Taf. III, Fig. 12-16) halten sich in ihrem absteigenden Verlauf länger getrennt, als bei Caelebogyne. Nach Nä- geli finden sich zuweilen auch 5 in einen Cotyledon eintretende Gefälsbündel, was ich selbst nicht gesehen habe. (Beiträge zur wissensch. Bot. 1858, S. 62.) über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 127 völligen Vereinigung und zwar so, dafs die 4 Bündel jedes Cotyledon zu zwei Bündeln zusammentreten. Die so gebildeten 4 Bündel laufen zuletzt in der Wurzel in ein einziges centrales zusammen. Die Cotyledonen liegen, so lange sie im Samen eingeschlossen sind, flach aneinander (Fig. 6, 7, 8, 14); von den Hüllen befreit breiten sie sich fast horizontal aus (Fig. 16). Das Stengelglied, das sie über die Erde empor- trägt, erreicht eine Länge von 1-1, Zoll. Sie haben keine Nebenblätter, welche allen folgenden Laubblättern zukommen, und sind von einem sehr kurzen dicken Blattstiel unterstützt. Die Spreite (lamina) ist breit ellip- tisch oder verkehrt eiförmig, an der Spitze abgerundet, ganzrandig, völlig glatt, auf der Oberseite glänzender als auf der Unterseite, die Nerven auf der Oberseite stärker vorragend, als auf der unteren. Von der Basis des Mittelnerven (in welchem die 2 mittleren der 4 Gefäfsbündel sich vereinigen) gehen 2 Seitennerven unter spitzen Winkeln ab (von den 2 seitlichen Gefäfs- bündeln des Blattstiels gebildet), welche gegen die Spitze des Blattes zu sich in der Maschenbildung der feineren Nervenzweige verlieren (Fig. 17). Die Cotyledonen erreichen ausgewachsen eine Länge von 12-15 und eine Breite von 8-11”"”, sind von lederartiger Consistenz und grofser Dauerhaf- tigkeit, die sich auf die Zeit eines ganzen Jahres erstrecken kann. Die zu Anfang vorigen Jahres aus Samen gezogenen Pflänzchen waren Ende Juni, mit Ausnahme eines einzigen, noch sämmtlich im Besitz ihrer Cotyledonen, die sie erst theils im Spätherbst, theils nach Verbringung ins Gewächshaus zu Anfang des Winters abwarfen. Schon früher hatte mich Hr. Inspeetor Bouch& auf das Vorkommen monströser, meist verkrüppelnder Individuen unter den im Garten erzogenen jungen Caelebogynen aufmerksam gemacht, aber die wahre Natur derselben blieb mir verborgen, bis die zu Anfang des vorigen Jahres in den ersten Sta- dien der Keimung beobachtete Generation Gelegenheit gab der Ursache der vorkommenden Mifsbildungen auf den Grund zu kommen. Unter den bereits erwähnten 23 Pflänzchen, welche im Januar und Frebruar v. J. aus Samen erwuchsen, befanden sich nicht weniger als 7 Monstra, deren Untersuchung eine neue merkwürdige Eigenschaft der Caelebog,yne zur Kenntnifs brachte, die einer starken Neigung zur Polyembryonie. Sämmtliche Mifsbildungen beruhten nämlich auf der Entwickelung von 2, in einem Fall vielleicht 3, unter sich mehr oder weniger verwachsener Keimlinge in demselben Samen. 128 Bravn Die beobachteten Fälle zeigten in Beziehung auf den Grad der Verwach- sung der Keimlinge eine lehrreiche Abstufung: 1) Zwei unter sich fast ganz getrennte Keimpflänzchen hängen nur in der Grenzregion des (hypocotylen) Stengelchens und des Würzelchens etwas zusammen, so dafs sie sich nach oben und unten getrennt entwickeln (Taf. II, Fig. 9). 2) Die Stengelchen sind fester und auf eine längere Strecke, doch nicht bis zu den Cotyledonen, verwachsen, die Würzelchen getrennt (Fig. 11). 3) Die Stengelchen sind oberwärts nicht bis zu den Cotyledonen, nach unten aber so vollkommen verwachsen, dafs sie in eine gemeinsame Wurzel auslaufen (Fig. 10). 4) Die Stengelchen der ganzen Länge nach, d.i. bis zu den Cotyle- donen, verwachsen, nur 1 Wurzel, wie im vorigen Fall (Fig. 1-8). In den zu Nummer 2 und 3 gehörigen Fällen waren die beiden Keim- linge von ungleicher Stärke, die Cotyledonen des kleineren schmäler, mehr spatelförmig, zuweilen ausgerandet. Da das Stengelchen des kräftigeren Keimlings sich stärker in die Länge streckt, als das des schwächlicheren, so entsteht eine Krümmung nach der Seite des letzteren, welcher bald eine Zerreifsung folgt, durch welche das stärkere Stengelchen sich von dem schwächeren zu trennen strebt, wie die beiden unter Fig. 10 und Fig. 11 dargestellen Fälle zeigen. In dem letzteren hängt noch ein kleines überzähliges Blatt an dem Stengelchen des kleineren Keimlings, unterhalb der 2 Coty- ledonen desselben, an, welches möglicher Weise das Rudiment eines dritten Keimlings sein könnte. In Folge der erwähnten Zerreifsung entwickeln sich solche Doppelpflänzchen unvollkommen und gehen leicht zu Grunde. An- ders verhält es sich in den zu Nummer 4 gehörigen Fällen, bei welchen die Verwachsung zweier nahezu gleich grofser Keimlinge so vollkommen ist, dafs man ein einziges mit 4 Cotyledonen versehenes Pflänzchen vor sich zu haben glaubt, allein bei genauerer Prüfung verräth sich die Zwillingsnatur durch die Anwesenheit zweier Plumulae, so wie durch die an dem etwas flach- gedrückten Stengelchen angedeuteten Verwachsungslinien und den doppel- ten Gefäfsbündelkreis, der sich auf dem Durchschnitt desselben zeigt. Ich habe ein solches Zwillingspflänzchen mit noch zusammengefalteten, im Sa- men eingeschlossenen Cotyledonen auf Tafel II, Fig. 1-3 dargestellt. Die in Fig. 4-7 gegebene Entblöfsung und Zerlegung zeigt die ungleiche Gröfse über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 129 und Gestalt der 4 Cotyledonen und die schematische Figur 8 die Art und Weise der Zusammenfaltung derselben im Samen. Ein anderes derartiges Zwillingspflänzchen, welches der Untersuchung nicht geopfert wurde, ist noch am Leben und hat oberhalb der 4 Cotyledonen 2 Stämmchen von ziemlich gleicher Stärke getrieben, von denen das eine im Juni vorigen Jahres 4, das andere 3 Laubblätter entfaltet hatte. In der Beschreibung der zuletzt erwähnten, durch vollkommene Ver- wachsung gebildeten Zwillingspflänzehen mit 4 ungleichgrofsen und unregel- mäfsig sich umwickelnden Cotyledonen wird man ohne Zwang die Erklärung des Blätterconvoluts finden, welches zur Annahme einer Sprofsbildung inner- halb der Samenhüllen Veranlassung gegeben hat, wobei ein unvollständig ausgebildetes, durch Eintrocknung abgelöstes und mit breitem Fufs der Chalaza ansitzendes Endosperm den Schein erzeugte, als ob das Blätter- convolut selbst nach dieser Seite seine Basis habe und an der Chalaza be- festigt sei. Ich habe die Polyembryonie der Caelebogyne beim Beginn der Be- trachtung derselben als eine neue Merkwürdigkeit dieser sonderbaren Pflanze bezeichnet, aber ich mufs diesen Ausdruck nun schliefslich wieder zurück- nehmen, denn dem scharfen Blicke Radlkofers war sie schon früher nicht entgangen, wie ich selbst in meiner ersten Abhandlung S. 325 berichtet habe: „Der jugendliche Keimsack enthält 3 Keimbläschen, von denen ich in älteren Keimsäcken bald 1, bald 2, nicht selten selbst alle 3 zu Keim- lingen ausgebildet sah.” Diefs ist die betreffende Stelle aus Radlkofers Brief vom October 1856 und, was ich hier seiner Beobachtung beifügen konnte, besteht nur darin, dafs die Mehrheit der Keimlinge auch bis zur völligen Samenreife sich erhält und gewöhnlich (es giebt ohne Zweifel auch Ausnahmen) mit einer mehr oder weniger innigen Verwachsung derselben verbunden ist (!). (') Ich will nicht unterlassen darauf aufmerksam zu machen, dafs in den Zwillingspflänz- chen von Caelebogyne, welche nach unten in eine einzige Wurzel auslaufen, ein unzweifel- haftes Beispiel einer sogenannten Doppelmilsgeburt vorliegt, welche nicht anrch unvoll- ständige Theilung, sondern durch theilweise Verschmelzung entstanden ist, also gerade das Gegentheil solcher Zweitheilung darstellt, welche in ihrer Wiederholung die Fasciation bei der Pflanzen bedingt, so wie auch der Doppelmilsgeburten im Thierreich, welche nach den neueren Annahmen der Anatomen nicht durch Verschmelzung zweier, sondern durch Theilung eines Keimes erklärt werden. (Vergl. Reichert, die monogene Zeugung, S. 147.) Phys. Kl. 1859. R 130 Braun Man könnte versucht sein das Vorkommen der Polyembryonie bei Caelebogyne mit der Parthenogenesis in nähere Beziehung zu setzen, allein so auffallend es ist, dafs dieser sonst im Pflanzenreich seltene Fall über- mäfsiger Fruchtbarkeit sich hier gerade im unbefruchteten Ovulum ereignet, so geben doch die bekannten Fälle der Polyembryonie zwitterblüthiger Pflan- zen, bei denen die Befruchtung nicht zweifelhaft sein kann, einer solchen Vermuthung nicht Raum. Meine Nachsuchungen über das Vorkommen der Polyembryonie führen überhaupt zu der Überzeugung, dafs dasselbe im Pflanzenreich weit ausgebreiteter ist, als man nach den wenigen Beispielen, welche in den Lehrbüchern angeführt werden, vermuthen konnte. Wenn auch die Zahl der Gewächse, bei denen die Polyembryonie normal oder als besonders häufiger Fall auftritt, nur klein zu sein scheint, so ist dagegen kaum zu zweifeln, dafs sie als seltenere Ausnahme bei allen phanerogamischen Pflanzen vorkommen kann. Der nachfolgenden Zusammenstellung der mir bis jetzt bekannt gewordenen Fälle lasse ich noch einige allgemeine Bemer- kungen vorausgehen. Die Entstehungsart der Polyembryonie ist nicht in allen Fällen dieselbe; ja es ist nicht unmöglich, wenn auch nicht nachgewiesen, dafs dieselbe bei einer und derselben Pflanze auf verschiedene Art zu stande kommt. Das sogenannte Ovulum der Pflanzen entspricht anerkannter Weise nicht dem Ei der Thiere, ist vielmehr erst die Erzeugungsstätte und der Behälter des Eis. Als das Ei selbst betrachtet man, je nach der Verschiedenheit der Ansichten, den Keim- sack oder das Keimbläschen, beide dem Gewebe der Mutterpflanze gegenüber selbstständige Zellen, die eine durch ihre Entwickelung dem umgebenden Gewebe selbstständig gegenübertretend, die andere von der ersten Entstehung an frei gebildet. Ohne hier auf eine Controverse eingehen zu wollen, will ich, um eine kurze Bezeichnung zu haben, den Keimsack ein primäres und seine Tochterzelle, das Keimbläschen, ein secundäres Ei nennen, von denen das eine oder das andere, mehrfach vorhanden und in Mehrzahl ent- wickelt, die Polyembryonie begründen kann. Sollte beides zusammentreffen, d. i. sollten mehrere Keimsäcke vorhanden sein und in jedem dieser mehrere Keimbläschen zur Entwicklung kommen, so entstände eine zusammengesetzte Polyembryonie, so dafs in einem Samen gleichsam mehrere Familien von Keimlingen vorhanden wären. Aber damit ist die Möglichkeit der Polyem- bryonie noch nicht erschöpft, denn auch aus dem einzelnen Keimbläschen über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 131 können durch Theilung des Keimträgers oder sogenannten Vorkeims mehrere Keimlinge entstehen, wodurch eine dritte Art von Polyembryonie entsteht, die, mit den beiden vorigen zusammen, eine doppeltzusammengesetzte Poly- embryonie darstellen würde, welche, wenn auch nirgends ausgeführt, doch der’Anlage nach vorkommt. Eine uneigentliche Art der Polyembryonie ist endlich die durch Verwachsung zweier Samenknöspchen herbeigeführte. Einige eingehendere Betrachtungen über die hier genannten möglichen Ent- stehungsweisen der Polyembryonie mögen nicht ganz überflüssig sein: I. Mehrere Keimsäcke im Kern des Eiknöspchens kommen nach W.Hofmeisters Untersuchungen bei Coniferen vor und zwar bei Taxus(!)) gewöhnlich 3 senkrecht übereinander liegende, von denen jedoch meist nur einer sich völlig (d. i. bis zum Zellkörper) ausbildet; 2 schief übereinander liegende bei Pinus (?), zwar nur ausnahmsweise, doch bei einzelnen Bäu- men von P. silvestris sehr häufig. In diesen Fällen wurde jedoch eine Bil- dung von Keimlingen in mehr als Einem Keimsack noch nicht beobachtet. Ebenso verhält es sich mit der Mehrzahl der Embryonalsäcke bei dem Gold- lack (Cheiranthus Cheiri), bei welchem nach Tulasne (°) selten nur 1, am häufigsten 5-6 schlauchartig verlängerte Keimsäcke vorhanden sind, von denen jedoch nur Einer fruchtbar ist, was von Hofmeister (*) bestätigt wird, der nur in Einem derselben Keimbläschen fand. Bei Rosa dagegen fand Hofmeister regelmäfsig mehrere Keimsäcke, welche je 2 Keimbläs- chen enthielten (°). Schacht, der die Mehrzahl der Keimsäcke von Cheir. Cheiri gleichfalls bestätigt, führt an, dafs er auch bei Persea indica bis- weilen 2 schlauchförmige, nebeneinander liegende Keimsäcke gefunden habe (°). Schon länger bekannt und zuerst von Meyen (’) beschrieben ist (') W. Hofmeister, vergleichende Untersuchungen höherer Cryptogamen und der Coniferen (1851), S. 127, Taf. 31. (?) Ebendas. S. 127, Taf. 28, Fig. 23. () Tulasne, &tudes d’embryogenie vegetale. Ann. des sc. nat. 3” Ser. T. XII (1849), p- 61, pl. 6. (*) Pringsheim, Jahrb. f. wiss. Bot. I. (1858), S. 87. (°) KEbendas. I, S. 100. (°) Ebendas. I, S. 202. (”) Meyen, über Befruchtungsact und Polyembryonie (1840), S. 39, Taf. 1.— Vergl. auch Schacht in Flora 1855, Taf. II, Fig. 13. R9 132 Braun die Mehrzahl der Keimsäcke bei der Mistel (Yiscum album). Im Innern des kaum als Höckerchen im Grunde der Spalte zwischen den zwei Fruchtblättern erscheinenden, frühzeitig mit den Wänden des Fruchtknotens verwachsenden Ovulums (!) finden sich 2, seltener 3, ja selbst 4 langgestreckte Keimsäcke, die (wenigstens an manchen Stöcken) nicht selten sämmtlich fruchtbar sind, so dafs 2-3, ja selbst 4 Keimlinge zur Ausbildung kommen, deren Wurzel- enden auseinander stehen, während sie mit den Cotyledonen zusammen- stofsen. Auch bei Zoranthus europaeus, dessen ich später unter III noch einmal Erwähnung thun werde, fand Hofmeister gewöhnlich 3, zuweilen 2 Keimsäcke, von denen jedoch nur einer sich in Folge der Befruchtung eines der zwei Keimbläschen entwickelte (?), wogegen nach Griffith bei einigen ostindischen Loranthus-Arten (Z. globosus und bicolor) mehrere der gewöhnlich in Sechszahl vorhandenen Keimsäcke einen gewissen Grad der Entwicklung erreichen, wenn auch nur Ein Keimling zur Ausbildung gelangt (?). Will man mit der Aufsuchung analoger Verhältnisse in das Gebiet der Cryptogamen vordringen, so eröffnet sich ein weites Feld, in welchem man den sicher leitenden Faden leicht verliert und in Willkührlichkeiten geräth. Ich habe es früher versucht mit dem Keimsack der Phanerogamen, (') So nach der von W. Hofmeister zuerst in der Versammlung der Naturforscher zu Göttingen gegebenen Darstellung (Flora 1854, S. 645; Übersicht neuerer Beobachtungen der Befruchtung und Embryobildung 1856, S. 78), deren ausführlichere Entwicklung sich in den neuen Beiträgen zur Kenntnils der Embryobildung der Phanerogamen (Abhandl. der K. S. Gesellsch. der Wissensch. VI. 1859, S. 553 u. f.) findet. Die Vergleichung mit den verwandten Santalaceen legt übrigens den Gedanken nah, das bezeichnete, mehr oder minder entwickelte Höckerchen im Boden der Fruchthöhle nicht als Ovulum, sondern als Placenta centralis mit mehreren äufserlich nicht hervortretenden, inner- lich durch die Keimsäcke repräsentirten Ovulis zu betrachten. Hofmeister selbst spricht diesen Gedanken in der zuletzt erwähnten Schrift S. 563 in einer Anmerkung aus, jedoch ohne ihn als berechtigt anzuerkennen. (?) Flora 1854, S. 643 und Übersicht neuerer Beobachtungen u. s. w., $. 82. Ausführ- licher neuerlich in den neuen Beiträgen zur Kenntnils der Embryobildung der Phaneroga- men I, 539 u. f. (Abhandl. der K. S. Gesellsch. der Wissensch. VI, 1859). () Vergl. Griffith, on the ovulum of Santalum, Osyris, Loranthus and Viscum in den Transact. of the Linn. Soc. of London XIX (1843) p.178, so wie Hofmeisters Erläuterung der Griffith’schen Darstellung in den neuen Beiträgen etc. S. 548 u. f. Der Gattung Zoranthus ähnlich verhält sich nach Hofmeister auch Zepidoceras Kingii Hook. fil. mit 3 Keimsäcken (neue Beiträge $. 552, t. IX, Fig. 1). über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 133 als primärem Ei, die Spore, mit dem Keimbläschen, als seeundärem Ei, die Keimzelle im Archegonium der höheren Cryptogamen in Parallele zu stel- len. Von diesem Gesichtspunkte aus kann man wohl die vielsporigen Be- hälter (Sporangien) der Gefäfseryptogamen mit hüllenlosen Eiknöspchen ver- gleichen, welche viele Keimsäcke enthalten, wie schon vor langer Zeit, von anderen Gesichtspunkten ausgehend, Ernst Meyer die Sporangien der Farne als vielkeimige Samen betrachtet hat('!). Die Ahizocarpeen bringen in ihren Macrosporangien nur Eine Spore zur Ausbildung und reihen sich durch dieses Verhalten den Phanerogamen, wie auch in manchen anderen Beziehungen, am nächsten an. Die Gefahr eines tieferen Absteigens in die niedere Cryptogamenwelt will ich für jetzt vermeiden. N. Die Mehrzahl der Keimbläschen in Einem Keimsack ist kein Ausnahmsfall, sondern Regel. Nur sehr wenige Pflanzen werden angeführt, deren Keimsack ein einziges Keimbläschen enthält (*), gewöhnlich sind deren 2 bis 3 vorhanden, in seltneren Fällen mehrere, so z. B. bei Helian- themum grandiflorum nach Meyen (°); Allium (Nothoscordon) fragrans nach Tulasne (*); Funkia coerulea, Scabiosa atropurpurea nach Hof- meister (°); in gröfster Zahl finden sich dieselben jedoch bei Citrus, wo sie nach dem Ausdrucke Hofmeisters in ihrem ersten weichen Zu- stande einen wahren Brei im oberen Ende des Embryumsacks bilden, aber nach Schacht auch noch tief unten an den Seitenwänden desselben vor- kommen (5). Mit der Mehrzahl der Keimbläschen ist die Möglichkeit der (') Über die Bedeutung der Organe der Farnkräuter (Isis 1829, S. 390). (?) Bei Agrostemma Githago bilden sich nach Hofmeister (Entstehung des Embryo der Phaner. S. 51, Taf. II) im oberen Ende des Keimsacks 2 bis 3 Zellkerne, aber nur um einen derselben bildet sich eine Zelle, das Keimbläschen. Norhoscordum striatellum hat nach Tulasne (nouy. etudes etc. p. 99) gewöhnlich nur 1 Keimbläschen. (°) Meyen (Pflanzenphysiologie III, 1839, S. 316, desgleichen über Befruchtungsprozels und Polyembryonie, 1840, S. 33) giebt 2 bis 8 Keimbläschen für diese Pflanze an. (‘) Tulasne, nouvelles &tudes d’embryogenie vegetale p. 99 (Ann. des sc. nat. 4”® ser. Tom. IV. 1856). Tulasne fand bis 5 Embryonal-Bläschen. (°) Hofmeister, Embryobildung der Phanerogamen in Pringsheim’s Jahrbüchern T, p. 121. Er fand 3 bis 5 Keimbläschen. (°) Hofmeister l.c. S. 95 und Übersicht etc. $S. 83; Schacht, Anatomie und Phy- siologie d. Pfl. II (1859) S. 394, T. II, Fig. 13-16; Krüger, bot. Zeit. 1851, S. 513. 134 Bravn Polyembryonie und zwar der gewöhnlichsten Art derselben gegeben; sie tritt um so wahrscheinlicher ein, je gröfser die Zahl der Keimbläschen ist, und war bei mehreren der zuletzt genannten Pflanzen (Funkia, Allium, Citrus) schon lange vor Entdeckung der Keimbläschen bekannt. Dafs die Polyembryonie der Caelebogyne hieher gehört, geht direct aus den Beobach- tungen Radlkofers bervor und verräth sich auch noch am reifen Samen durch die Einschliefsung der Zwillings- oder Drillings-Keimlinge in einem einfachen Eiweifskörper. Das enge Beisammenliegen mehrerer Keimbläschen in der Spitze des Keimsacks erklärt auch die Neigung verschwisterter Keim- linge zur Verwachsung, die nicht blofs der Caelebogyne zukommt, sondern auch bei anderen Pflanzen (Euphorbia, Eronymus, Cynanchum, Celosia ete.) beobachtet wurde, worüber ich in der nachfolgenden Zusammenstellung das Nähere angeben werde. In besonderer Weise tritt die Mehrzahl der Keimbläschen bei den Gymnospermen auf, bei welchen sie, durch eine schon lange vor der Be- fruchiung im Keimsack eintretende Zellbildung in das Gewebe des Endos- perms eingebettet, unter dem Namen der Corpuscula bekannt sind ('). Die (') Wenn ich mich in der Auffassung der in neuerer Zeit so viel bearbeiteten und viel besprochenen Vorgänge der Embryonbildung der Gymnospermen von der Darstellung, welche W. Hofmeister in seinem berühmten \Verke (vergleichende Untersuchungen ete. 1851) gegeben und später theils in der Flora (1854, No. 34), theils in Pringsheims Jahrbüchern (Band I, 1857) weiter entwickelt hat, und der sich neuerlich auch Schacht (Anat. und Physiol. d. Gew. II, 1859, S. 397 u. f.), freilich mit einigen nicht unwesentlichen Abwei- chungen, angeschlossen, entferne und einer älteren Auslegung Mohls (Entw. des Embr. von Orchis Morio, bot. Zeit. 1847, S. 472) anschlielse, so thue ich es, obgleich unterstützt durch das Urtheil meines in diesem Gebiete der Untersuchung erfahrenen Freundes Mette- nius, doch nicht ohne viele Bedenken, aber auch nicht ohne die Überzeugung , dals das vorliegende Material der Untersuchungen nicht so durchaus klar und befriedigend ist, dals es einen Versuch die verwickelten Vorgänge im Ovulum der Gymnospermen auf eine ein- fachere Weise an die der Angiospermen anzuschlielsen, verböte. Wenn ein solcher Versuch zur völligen Aufklärung des Gegenstandes auch nicht direet beiträgt, so mag er doch viel- leicht zu wiederholter Prüfung desselben anregen. Der Cardinalpunkt, um den es sich han- delt, ist die Frage, ob das Corpuseulum in sich Keimbläschen erzeugt und somit die Rolle eines secundären Keimsackes spielt, oder ob es sich als Ganzes zum Vorkeim entwickelt. Die Entscheidung dieser Frage hängt hauptsächlich von der Beurtheilung der zellenartigen Ge- bilde ab, welche im Copusculum nach Auflösung des ursprünglichen Zellkernes und schon vor der Befruchtung, bei Pinus in sehr grofser, bei Taxus und den Cupressinen in geringerer Anzahl auftreten. Die Beschreibungen Hofmeisters überzeugen nicht, dafs diese Gebilde in ihrem Bau mit den Keimbläschen der Angiospermen ganz übereinstimmen, von denen sie über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 135 Zahl derselben zeigt ähnliche Verschiedenheiten, wie die der Keimbläschen bei den angiospermischen Gewächsen. Ein einziges Corpusculum findet sich überdiels sowohl in ihrer Lage, als in ihrem späteren Verhalten abweichen. Sie finden sich nicht blols an den Polen, sondern im ganzen Lumen des Corpusculums, sie verschwinden nicht nach der Befruchtung, wie die unbefruchteten Keimbläschen der Angiospermen, noch verbinden sie sich nach Art der frei entstehenden Endospermzellen zu einem Gewebe, son- dern sie verharren in ihrem suspendirten Zustande und vermehren sich sogar noch in späterer Zeit. So kommt ihnen während der ganzen Dauer ihres Daseins nur die Bedeutung unter- geordneter Theile des Zellinhaltes zu. Allein Eines aus der Zahl derselben soll, wie Hof- meister annimmt, eine andere Bestimmung erhalten und, als befruchtetes Keimbläschen, zur ersten Zelle des Vorkeims werden. Dieses Eine zeichnet sich durch Grölse vor den übrigen aus und erscheint kurz nach der Befruchtung in das untere Ende des Corpusculums eingeprelst; in einem früheren Stadium fand es Hofmeister bei Taxus in der Mitte des Corpusculums schwimmend. Schacht sah ein muthmalsliches Keimbläschen, das er nicht zur Zahl der vielen Bläschen (nach ihm blofser Vacuolen) des Corpusculums rechnet, son- dern aus den vier Zellen der Deckelrosette desselben ableitet, zuerst in der Spitze des Corpusculums, dicht an die Spitze des Pollenschlauchs angedrückt, während es bald dar- auf das entgegengesetzte Ende einnehmen soll (Anat. und Physiol. Taf. Il, Fig. 33 und 34 und Pringsheims Jahrbücher für wiss. Bot. I, S. 217, 218). Aber darf man dieses grölsere Zellchen unbedenklich als Keimbläschen betrachten? Ist es nicht sehr sonderbar, dafs dasselbe sich nicht nach Art der Keimbläschen anderer Phanerogamen auf der Seite des antretenden Pollenschlauches befestigt, sondern diesen gleichsam flieht? Ich gestehe, dafs mir die meisten der von Hofmeister gegebenen Figuren, welche das erste Stadium nach der Befruchtung darstellen (namentlich T. 28, F.16, 17; T. 29, F.9; T.30, F. 8; T. 32, F. 2), bei unbefangener Betrachtung der Zeichnung, nicht für die im Text gegebene Er- klärung zu sprechen scheinen, indem ich vielmehr eine Theilung des Corpusculums selbst in denselben zu erblicken glaube und zwar in eine obere grölsere Zelle, welcher die Mehrheit der Inhaltszellchen zufällt, und in eine untere kleinere Zelle, die nur Eines dieser Zellchen einschlielst. In Beziehung auf Schachts Angabe über das erste Erscheinen des Keimbläs- chens (oder der Keimbläschen) dicht am Pollenschlauche stelle ich dahin, ob derselben das neuerlich von Hofmeister beschriebene Vorkommen eines an den Pollenschlauch sich an- setzenden Bläschens, das an der Bildung des Vorkeims keinen Theil nimmt und von Gelez- noff als eine Ausstülpung des Pollenschlauchs gedeutet worden war, zu Grunde liegt (Embryobildung der Phanerogamen in Pringsheims Jahrbücher I, S. 170, Taf. 9). Läfst sich die Annahme rechtfertigen, dafs die Entwicklung des Vorkeims der Coniferen mit einer Theilung des Corpusculnms beginnt, so erscheint das Corpusculum selbst als Keimbläschen, das in Beziehung auf Lage und Verhalten nach der Befruchtung mit dem der Angiospermen in bestem Einklang steht. Den Umstand, dafs der Vorkeim in seiner späteren Entwicklung das Corpusculum nach unten durchbricht, wird man nicht als eine Einwendung betrachten können, so wenig als man in der Durchbrechung der äulseren Haut der Spore beim Keimen der Moose und Farne ein Argument gegen die Annahme findet, dals der hervordringende Vorkeim aus der Spore selbst gebildet ist. 136 Bravs nach Schacht bei der Gattung Ephedra (!); 2-6 sind bei den Abietineen (?), 3-6 bei den C'ycadeen beobachtet worden (?). Eine gröfsere Zahl findet sich bei Taxus (5 - 10) (*) und bei den Cupressineen, bei welchen die Zahl nach Schacht selbst auf 30 und mehr steigt (°). Ganz gewöhnlich werden, wenn nicht alle, doch mehrere Corpuscula befruchtet, jedes einzelne durch einen besonderen Pollenschlauch bei Pinus, viele durch einen einzigen Pollenschlauch bei Taxus und Juniperus (°). Dadurch ist die Anlage zu einer Polyembryonie gegeben, die durch die weitere Entwicklung der Cor- puscula noch höher gesteigert wird, weshalb ich die weitere Betrachtung derselben unter die Rubrik III verweisen mufs. Dem Corpusculum der Gymnospermen und dem Keimbläschen der Angiospermen entspricht bei den blattbildenden Cryptogamen die Central- zelle des Archegoniums(’), aus der sich nicht, wie aus dem Corpus- (') Schacht, Anat. und Physiol. der Gew. II (1859) S. 397. (2) Pinus siwestris hat nach R. Brown (Ann. des sc. nat. 1843, Pl. 5) 3-6 Corpus- cula; Hofmeister fand bei ebendieser Art und P. Austriaca 3-5 (vergleichende Unter- suchungen etc. S. 130); Mirbel bei ?. Laricio 3 (Comptes rendues 1843, No. 18); Schacht bei P. pumilio 2-5 (Pflanzenembryo 1850, S. 71). ZLarix europaea hat nach Mirbel 5; Cedrus Libani nach demselben 6; Abies pectinata und balsarnea nach Hof- meister (l.c.) 3; Zsuga canadensis nach Mirbel und Hofmeister constant 4; Picea alba nach Schacht (l. c., S. 80) 2-4. (°) Mirbel (Elem. de Physiol. veget. Pl. 61, Fig. 10) bildet von Cycas neben dem aus- gebildeten 4 verkümmerte Keimlinge ab, was auf 5 Corpuseula deutet; Gottsche fand bei Encephalartos 3-5 Corpuscula, bei Macrozamia Preissii 3-6 (bot. Zeit. 1845, S. 399); Karsten bei Zamia muricata 3 (Abhandl. der Akademie der Wissensch. in Berlin 1856, Taf. I, Fig. 14). (*) Hofmeister fand bei Taxus 5-8 (l. c., S. 130), Schacht 6-10 (Pflanzenembryo S. 74; Anat. u. Physiol. II, 397). (°) Schacht, Anat. u. Physiol. I, 397. (°) Hofmeister, vergleichende Untersuchungen etc. S. 136, 137. (”) Auch hier folge ich der Ansicht von Mettenius, ohne die Schwierigkeiten, welche für die Durchführung derselben in der abweichenden Darstellung Hofmeisters liegen, zu verkennen. Doch halte ich es nicht für unmöglich die Vorgänge, welche Hofmeister als Bildung eines Keimbläschens innerhalb der Centralzelle, um einen secundären, im Scheitel der letzteren entstehenden Kern, und zwar am ausführlichsten von Eyuwisetum (Beitr. zur Kenntn. d. Gefälserypt. I, 1852, S. 172, T. 17, F.7 u. 8), Aspidium Filix mas (ebend. II, 1857, S. 605, T. 5, F. 2) und Saleinia (ebend. S. 667, T.13, F.9. 10. 12) beschreibt, als eine mit der Bildung eines neuen Zellkerns anhebende und nach und nach über den ganzen Inhalt sich ausbreitende Umgestaltung der Centralzelle aufzufassen, welche mit dem über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 137 culum, die Anlage mehrerer, sondern stets nur ein Keimpflänzchen ent- wickelt. Das Vorkommen eines einzigen Archegoniums bei Pilularia und Marsilea (') ist auch hier wieder der seltnere Fall, die meisten Gefäfserypto- gamen besitzen deren mehrere ohne feste Bestimmung der Zahl. So nament- lich Saleinia (?), die Farne (?) mit Einschlufs der mit unterirdischem Vor- keim versehenen Gattungen Boirychium (*) und Ophioglossum (°), ferner Equisetum (°), Selaginella (?) und Isoetes (°); desgleichen die Laub - und Lebermoose. Ungeachtet der somit fast durchgängigen Vielheit der Archegonien scheint doch (wenn wir von den Moosen absehen, bei deren abweichenden Entwicklungsverhältnissen das Wort Polyembryonie seine ur- sprüngliche Bedeutung allzusehr verliert) eine wirkliche Entwicklung der Umstande zusammenhängt, dals die Centralzelle des Archegoniums, durch Zelltheilung ent- standen, ursprünglich eine Gewebezelle ist, die erst durch innere Umgestaltung und Ablösung von der ursprünglichen im Verbande mit dem Gewebe des Prothalliums festgehaltenen Zell- haut zur Bedeutung einer selbstständigen Keimzelle sich erhebt. (') Vergl. W. Hofmeister, vergleichende Untersuchungen etc., S. 105-108, Taf. 31 und 32. (?) W.Hofmeister, Beiträge zur Kenntnils der Gefälseryptogamen II (Abhandl. der K. Sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1857) S. 667, Taf. 12. (°) Suminski (Entwicklungsgeschichte der Farnkräuter 1848) bildet auf einem Vorkeim von Pteris serrulata (Taf. 2, Fig. 1) 4 Archegonien ab und führt im Text an, dafs die Zahl von 3 bis 8 wechsle. Von Mercklin (Beobachtungen an dem Prothallium der Farnkräuter 1850) giebt eine Darstellung des Vorkeims von Preris Fespertilionis (Taf. 3, Fig. 16) mit 10 Archegonien und führt im Allgemeinen als geringste Zahl, die er beobachtet habe, 3, als durchschnittliche 15 an. Doch könne die Zahl auch auf das Doppelte steigen und an einem abnorm vergröfserten Prothallium einer unbestimmten Pteris-Art (Taf. 4, Fig. 1 u. 2. k) habe er sogar 225 Archegonien gezählt. (*) W. Hofmeister Il. c. Taf. 12. (°) Mettenius, Filices horti bot. Lips. (1856) p. 119, tab. 30. (°) W. Hofmeister, Beitr. zur Kenntn. d. Gefälserypt. I. (Abhandl. d. K. S. Ges. d. Wiss. 1852) S. 170, Taf. 17 und 18. (”) Nach Mettenius (Beiträge zur Bot. 1850, S. 11, Taf. 1 u. 2) entsteht das erste Archegonium auf der Spitze des Vorkeims, die folgenden, der Zahl nach 20-30, sind vor- zugsweise in 3 Streifen, die den Spalten zwischen den Lappen der Sporenhaut entsprechen, angeordnet. Siehe auch Hofmeister, vergleichende Untersuch. S. 123, Taf. 26. (®) Sie sind nach Mettenius (l. c. S. 16, Taf. 3) ebenso wie bei Selaginella angeordnet, aber weniger zahlreich. Hofmeister (Beiträge zur Kenntnils der Gefälscryptogamen I], S. 127, Taf. 2) fand nicht über 8. Phys. Kl. 1859. S 138 Bravn Keimzellen mehrerer derselben, also das Hervorgehen mehrerer Pflänz- chen aus einem Prothallium nur ausnahmsweise vorzukommen, und zwar nicht blofs bei Farnen und Equiseten, sondern auch bei Isoetes und Selagi- nella, worüber ich in der nachfolgenden Übersicht die betreffenden Nach- weise geben werde. II. Die dritte Stufe der Polyembryonie bilden die Fälle der Entstehung mehrerer Keimlinge aus einem Keimbläschen durch Theilung des Vor- keims in mehrere Zellreihen, von denen jede ihre selbstständige Entwick- lung erhält. Dieser Vorgang scheint allen Gymnospermen, Cycadeen sowohl, als Coniferen, eigen zu sein und findet in folgender Weise statt: Nach der ersten (oder auch zweiten) horizontalen Theilung des Corpusculums theilt sich die untere Zelle durch senkrechte Theilung zuerst in 2, dann kreuzweise in 4 Zellen(!), wodurch eine vierzellige Rosette entsteht, welche die Grundlage zur Bildung von vier parallelen Embryonträgern bildet, an deren Enden ebensoviele Keimlinge angelegt werden ‘*). Zieht man in Betracht, dafs bei den Gymnospermen gleichzeitig mehrere Keimbläschen (') Mirbel und Spach, so wie auch Hartig führen auch özellige Rosetten an; 2- und 3zellige kommen ausnahmsweise bei Juniperus vor (Hofmeister, vergl. Unters. S. 137). (?) Die Anlage zur Polyembryonie bei den Coniferen wurde von R. Brown entdeckt, der schon im Jahre 1834 das Auseinandertreten des zusammengesetzten Embryonträgers in einzelne Zellreihen, deren jede ihren besonderen Keimling hervorbringt, kannte, olıne jedoch dieses Verhalten für das alleinige und normale zu halten. (Vergl. R. Brown, sur la pluralite et le d@velopement des embryons dans les graines des Coniferes. Lu & Edinbourg en aoüt 1834. Ann. des sc. nat. Ser. I, Tom. 20, 1834, p. 193, pl.5). Mirbel und Spach (ibid. p. 257) erkannten das Zerfallen des Vorkeims in mehrere Embryonträger als normalen Vorgang, der von Gottsche (bot. Zeit. 1845, S. 418) und von W. Hofmeister (vergl. Unters. S. 135 für die Abietinen, S. 136 für Taxus, S. 137 für Juniperus) bestätigt wurde. Schacht hat diesen Vorgang von Pinus Pumilio beschrieben (Entwicklungsgeschichte des Pflanzenembryon 1850, S. 79), bestreitet aber die Allgemeinheit desselben und behauptet auch neuerlich (Anat. und Physiol. d. Gew. II, S. 402), bei der Mehrzahl der Nadelhölzer bil- deten die Embryonalschläuche eines Corpusculums insgesammt nur einen Embryon. Ohne Zweifel ist diels eine Täuschung, die, nach den angeführten Beispielen, theils auf der dichten Aneinanderdrängung der Embryonträger beruhen mag, theils darauf, dafs in manchen Fällen (Taxus, Juniperus) nur einer der verbundenen Embryonträger eine Embryonanlage entwickelt. Es ist nicht einzusehen, wie ein aus 4 Zellreihen gebildeter Träger ohne eine gemeinsame Scheitelzelle zu einer einzigen Achse sich entwickeln sollte. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 139 (Corpuscula) zur Entwicklung kommen, so erscheint die Anlage dersel- ben zur Polyembryonie auf merkwürdige Weise gesteigert. Wenn z.B. bei Pinus 3-6 Corpuscula jedes mit 4 Keimlingen sich entwickeln, so ent- stehen, der Anlage nach, 12, 16, 20 oder 24 Keimlinge. In der Regel gelangt jedoch nur einer von den 4 Keimlingen desselben Trägerbündels über die ersten Anfänge hinaus und es ist zweifelhaft, ob jemals mehrere zur völligen Entwicklung kommen, da die seltenen Vorkommnisse mehrerer entwickelter Keimlinge im reifen Samen ohne Zweifel auf der Ausbildung von Keimlingen verschiedener Corpuscula beruhen. Unter den angiospermischen Phanerogamen ist nur ein einziger hierher gehöriger Fall bekannt. Das untere Ende des langen, fadenförmigen Vorkeims von Loranthus europaeus, durch eine Querwand vom oberen Theile geschie- den, schwillt an und wird durch kreuzweis gestellte Längswände zweimal getheilt. Indem in den so gebildeten 4 Zellen wiederholt Querwände auf- treten, verwandelt sich das untere Ende des Vorkeims in einen aus 4 paral- lelen Zellreihen bestehenden Körper. Ahnlich wie bei Taxus und Juniperus erfolgt in der Endzelle nur einer der 4 Reihen Anlegung eines Embryon; wenn mehr als eine der Längsreihen je ein Embryonkügelchen bildeten, würde der Fall einer Hervorbringung zweier oder mehrerer Keimlinge durch einen und denselben Vorkeim eintreten. So nach der Schilderung von W. Hof- meister(!), dem wir die genauere Kenntnifs dieses merkwürdigen Falles verdanken. Aus den Darstellungen von Griffith kann man entnehmen, dafs auch die ostindischen Zoranthus- Arten, wenn auch in Einzelheiten ab- weichend, in der Hervorbringung zusammengesetzter Vorkeime mit dem europäischen übereinstimmen. Aus dem Gebiete der höheren Cryptogamen weifs ich ähnliche Fälle nicht anzuführen; aus dem der niederen stellt Pringsheim (?) die Ent- (') Flora 1854, S. 645. Hofmeister bemerkt daselbst, dals Griffith den Fall der Bildung zweier Keimlinge aus einem Vorkeim von einem ostindischen Zoranthus abbilde. Unter der nicht näher bezeichneten Abbildung ist wohl die im 19. Bande der Verhand- lungen der Linn. Gesellschaft zu London auf Taf. 19 unter Fig. 4 gegebene Darstellung von Loranthus globosus zu verstehen, welche jedoch von Griffith selbst ın anderer Weise, nämlich durch eine Wiedertrennung zweier aus verschiedenen Keimbläschen entstandener und in einer mittleren Region sich verbindender Vorkeime, von denen jeder nur eine Em- bryonanlage trägt, erklärt wird, welcher Erklärung Hofmeister selbst in seiner neusten Darstellung (neue Beitr. zur Kenntnifs der Embryobildung ete. S. 550) nicht widerspricht. (?) Jahrbücher für wiss. Bot. (1859) S. 27 in der Anmerkung. S 2 140 Braıvn stehung mehrerer Schwärmsporen im Innern der befruchteten Ruhespore (Oospore), wie er dieselbe für die Oedogonieen, Cohn für Sphaeroplea nachgewiesen, der erwähnten Bildung mehrerer Keimlinge aus einem Keimbläschen bei den Gymnospermen zur Seite, ein Fall, dem ich, wenn ich überhaupt auf dieses Gebiet eingehen wollte, eine andere Stelle anwei- sen würde. IV. Manche Autoren nehmen endlich noch eine besondere Art von Poly- embryonie, entstanden durch Verwachsung zweier Ovula, an oder sind sogar geneigt die Polyembryonie überhaupt einer solchen Verwachsung zuzu- schreiben. De Candolle führt an, dafs Heyland 2 zur Hälfte verwach- sene Samen von Aesculus Hippocastanum beobachtet habe und glaubt hierin den Schlüssel zur Erklärung des Vorkommens mehrerer Keimlinge in einem Samen überhaupt zu finden ('), eine Annahme, der auch Treviranus sich zuneigt, jedoch mit Ausschlufs der schon in der ersten Anlage begründeten Polyembryonie der Gycadeen und Coniferen (?). Moquin-Tandon stimmt der Erklärung durch Verwachsung gleichfalls in beschränkter Weise bei, je- doch ohne die Unterscheidung der Fälle zu präeisiren (?). Zufällige Verwach- sungen zweier Samen kommen nicht sehr selten vor, meist in der Art, dafs nur die Integumente verwachsen sind, die beiderseitigen Keimlinge aber in völlig getrennten Höhlungen oder Keimlagern sich befinden. Solche Fälle können nur in uneigentlichem Sinne als Polyembryonie bezeichnet werden. Ich erwähne eines Falles von Pirus Malus. In einem der Fächer des Apfels fand ich einen einzigen Samen von ungewöhnlicher Dicke; ein Querschnitt zeigte, dafs derselbe 2 Fächer hatte, ein gröfseres und ein kleineres, jedes mit einem vollständigen Keimling, von denen der gröfsere sehr breite Cotyle- donen besafs, der kleinere dagegen schmale, welche rechtwinkelig gegen die des grofsen gelagert waren. Die Scheidewand wurde von der innern bleicheren und weicheren Samenhaut gebildet und bestand aus 2 Lamellen, (') De Candolle, Organogr. veget. II (1827) p. 71, 72. (*) Treviranus, Physiol. d. Gewächse II (1838) S. 557, 558. (‘) Moquin-Tandon, T£ratol. veget. (1841) p. 259. „La coherence de deux indi- vidus primitifs ou embryons peut avoir deux origines, la pluralit@ de ces organes dans une seule graine, ou bien la soudure de deux graines.” [8 NT über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 1 zwischen welche sich ein schwacher leistenartiger Fortsatz der dunklen äufse- ren Samenhaut eindrängte. J. D. Hooker hat einen ähnlichen Fall von Meconopsis Nepalensis Wall. abgebildet (Illustrations of Himalaya plants, 1855, tab. IX, fig. 14, 15). Die Darstellung zeigt, dafs jeder der beiden Keimlinge in ein besonderes Endosperm eingebettet ist und eine von den Samenhäuten gebildete Scheidewand beide Endosperme trennt. Einen weit merkwürdigeren, weil normalen, Fall einer Verwachsung je zweier Samen hat Hooker in demselben Werke von einer prachtvollen ostindischen Cu- curbitacee, Hodgsonia heteroclita, auf Taf. III. abgebildet ('). Einen sonderbaren Fall zweier verwachsener Kürbissamen (Cueurbita Pepo), in deren vereinigter Höhle sich nur ein Keimling befand, habe ich auf Taf. III, Fig. 18, 19 dargestellt. Der Polyembryonie von Fiscum, welche De- caisne (2) der frühen Verwachsung mehrerer Oyula zuschreibt, habe ich schon oben (S. 132) bei Besprechung des Vorkommens mehrerer Keimsäcke in einem Ovulum eine Stelle angewiesen, zugleich aber auch darauf hinge- deutet, dafs dieselbe vielleicht richtiger in einer Vereinigung mehrerer nach aufsen unentwickelter Ovula innerhalb einer gemeinsamen Placenta ihre Er- klärung findet. Nach solcher Auffassung würde sie sich hier anschliefsen und, wenn auch nicht durch Verwachsung frührer getrennter, doch durch ursprüngliche Verschmelzung mehrerer Ovula mit wirklicher allmähliger Ver- wachsung der zum Endosperm entwickelten Keimsäcke derselben (?) zu er- klären sein. Es verdient bemerkt zu werden, dafs Duhamel schon vor mehr als 100 Jahren eine ähnliche Erklärung gegeben hat (*). Von der auf Verwachsung mehrerer Ovula beruhenden unächten Poly- ö embryonie könnte man endlich noch solche Fälle unterscheiden, welche (') Im Fruchtknoten dieser Pllanze befinden sich 3 wandständige Samenträger, von denen jeder jederseits 2 Ovula trägt, welche der ganzen Länge nach so vollständig verwachsen, dafs zur Zeit der Reife innerhalb einer gemeinsamen braunen Haut und durch eine eben- solche Scheidewand getrennt 2 von einer inneren hellgelben Samenhaut umgebene Keimlinge sich befinden, von denen jedoch meist nur einer zur Ausbildung kommt. (?) Me&moire sur le developpement du pollen, de l’ovule, et sur la structure des tiges du Gui (Fiscum album). 1840. C) Decaisneil. «upl.2,h0427 285, 29. (*) „On est cependant force de regarder ces semences comme formees de plusieurs, mais qui sont unies si intimement les unes aux autres qu’il n’appartient qu’& la nature de les distinguer.” Duhamel, divers observations sur le Guy. Hist. de l’Acad. des sciences 1740, p- 505. 142 Braıvn durch eine abnorme Theilung des Eispröfschens entstehen, und in der That liegen einige Beobachtungen vor, welche die Möglichkeit eines solchen Vor- kommens andeuten. Dahin gehört eine von Hofmeister an Morus alba gemachte Beobachtung: „Als sehr häufige Monstrosität kommen bei der Maulbeere zu mehreren im nämlichen Fruchtknoten ungekrümmte Eichen vor, deren inneres Integument 2 Eikerne umschliefst: offenbar eine Gabe- lung des Endes des Eispröfschens” (Pringsheim’s Jahrbücher I, 1858, S. 98). Auch eine von Schacht beobachtete „Zwillingssamenknospe” von Orchis Morio scheint mir eher durch Theilung, als durch Verwachsung, zu erklären, nur ist in diesem Falle die Theilung unterhalb der Ursprungsstelle des inneren Integumentes eingetreten, indem innerhalb eines gemeinsamen äufseren zwei völlig getrennte innere Integumente vorhanden sind (Entwick- lungsgesch. des Pflanzenembryon, 1850, Taf. III, Fig. 18). Übersicht der beobachteten Fälle ausgebildeter Polyembryonie (!). 1. Hypolepis Endlicheriana Presl (Cheilanthes dickso- nioides Endl.) bringt nach Stange (Bonplandia 1855, S. 117, 120) nicht selten gleichzeitig mehrere Pflänzchen auf einem Prothallium zur Ent- wicklung. (') Mehr oder weniger reiche frühere Zusammenstellungen findet man bei: A. du Petit-Thouars, observations sur la germination de l’Allium fragrans et de quelques autres plantes dont les graines renferment plusieurs embryons distincts. Nouv. bulletin des sc. par la societ@ philomat. de Paris I, 1807, p. 198. Jäger, Mifsbildungen der Gewächse, 1814, S. 242. Mirbel, Elemens de Physiologie vegetale et de Botanique, 1815, I, p. 58. Risso et Poiteau, Histoire naturelle des Orangers, 1818, p. 24. Grebel, über die Samen des Evonymus latifolius, Flora 1820, I, S. 321. De Candolle, Organographie vegetale, 1827, II, p. 71. E. Meyer, über die Bedeutung der Organe der Farnkräuter, Isis 1829, S. 390. Treviranus, Physiologie der Gewächse, II, 1838, S. 556. Meyen, noch einige Worte über den Befruchtungsaet und die Polyembryonie bei den höheren Pflanzen, 1840. Moquin-Tandon, T£ratologie vegetale, 1841, p. 258. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 143 2. Blechnum Brasiliense Desv. Stange sah 6 junge Pflänz- chen auf einem und demselben Vorkeim. Herr Stange, jetzt Obergärtner in dem durch seinen Reichthum an Orchideen be- rühmten Garten des Hrn. G. W. Schiller zu Ovelgönne bei Hamburg, hat am angegebenen Orte lehrreiche Mittheilungen über die Lebensgeschichte der Prothallien der Farne gemacht, denen ich noch einiges hieher Gehörige entnehme. Die Erzeugung mehrerer Farnpflänzchen aus einem Prothallium kann künstlich herbeigeführt werden! Hat sich aus dem Prothallium die junge Pflanze entwickelt und löst man dieselbe ab, bevor sich das erste Blatt ausgebildet hat, so dafs das Prothallium noch nicht zu sehr geschwächt ist, so entwickelt sich gewöhn- lich aus demselben nach Verlauf einiger Zeit ein neues Pflänzchen, wenn das Prothallium nicht schon zu alt ist. Ist es dagegen zu alt und befinden sich die mittleren Theile nicht mehr in voller Lebenskraft, so sprossen häufig aus dem Rande desselben neue Prothallien hervor, die nach und nach die Gestalt des Mutterprothalliums annehmen und, angemessen behandelt, mit der Zeit neue Pflanzen erzeugen. Auch kann man das Prothallium nach Ab- lösung des ersten Pflänzchens in mehrere Stücke zerschneiden, die sich wieder zu fruchtbaren Prothallien ausbilden. In No. 3 des laufenden Jahrgangs der Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde von K. Koch und G. Fintelmann befindet sich ein Nachtrag zu den erwähnten Mittheilungen, in welchem Stange von Chrysodium crinitum Mett. berichtet, dals im ersten Jahre steril bleibende Prothallien eine grofse Menge dicht aneinandergereihter Sprosse aus den Seitenrändern hervortreiben, welche im zweiten Jahre junge Pflänzchen zur Entwicklung bringen. 3. Equisetum palustre L. Bischoff giebt in seiner Abhandlung über die Entwicklung der Equiseten aus den Sporen (Noy. act. nat. cur. XIV, P. II) auf Taf. 44 unter Fig. 11 die Darstellung eines Vorkeims, aus welchem 2 deutlich getrennte Pflänzchen hervorbrechen, während gewöhnlich die zahl- reichen, theils auf-, theils absteigenden Sprosse, welche aus dem polster- förmigen Vorkeime hervortreten, am Grunde zusammenhängen, d.h. Ver- zweigungen eines einzigen Pflänzchens sind. 4. Selaginella Martensii Spring. Die vollständige und gleich- mäfsige Entwicklung zweier Keimpflänzchen aus einem Vorkeim und somit einer Macrospore findet sich abgebildet und beschrieben von W. Hof- meister (vergleichende Untersuchungen u. s. w. 1851, S. 124, Taf. 26, Fig. 11), nach dessen Angabe bei Selaginella nicht selten mehr als ein Archegonium befruchtet wird. 9. Isoetes lacustris L. Die Entwicklung zweier Keimlinge von ungleicher Gröfse aus derselben Macrospore beobachtete C. Müller (bot. Zeit. 18148, Taf. II, Fig. 22). b. Pinus CembraL. Einen Fall mit 2 ausgebildeten Keimlingen finden wir in Gaertners berühmtem Werke de fructibus et seminibus plan- 144 Braun tarum (I, 1788, Introduct. p.168) mit folgenden Worten erwähnt: „Numerus (embryonum) constantissime est singularis, nisi per superfoetationem augeatur, quale mihi quidem unicum notum est exemplum in Pino Cembra, in cujus scil. semine geminum embryonem intra unam eandemque albuminis cavitatem, et alterum quidem inversum, alterum autem, pro more hujus generis, erec- tum, semel tantum reperire mihi contigit.” Es ist dies der einzige Fall, den Gaertner als Polyembryonie erkannte, während er andere (Citrus, Man- gifera) zwar gesehen, aber mifsverstanden hatte; es ist zugleich bis vor kurzem der einzige in der Gattung Pinus (im weiteren Sinne) beobachtete Fall mehrerer ausgebildeter Keimlinge gewesen. Ich habe mir durch Untersuchung zahlreicher Samen von Pinus Pinea und Pinaster vergebliche Mühe gegeben einen zweiten Fall dieser Art zu finden; dagegen verdanke ich die Kenntnifs eines solchen der Mittheilung von Prof. C. Koch und zwar von 7. Pinus ponderosa Dougl. (P. Beardsleyi hort. Laws.), von welcher Peter Lawson in Edinburg 3 keimende Samen beobachtete, aus welchen je 2 unter sich nicht verwachsene, ungelähr gleichgrofse und in gleicher Richtung befindliche Keimlinge hervorkommen , wie diefs noch an den getrockneten, mir zur Ansicht mitgetheilten Exemplaren zu sehen ist. Von der in der ersten Anlage normal vorhandenen Polyembryonie der Coniferen war oben die Rede. Sie wurde von R. Brown entdeckt und zuerst erwähnt in der von ihm in der Linneischen Gesellschaft im Jahre 1825 gelesenen Abhandlung: Character and de- seription of Kingia etc. p. 25, sodann genauer beschrieben in einer 1834 in der Versammlung der Britischen Association zu Edinburg gelesenen und später in den Annal. des sc. nat. von 1843 erschienenen Abhandlung: Sur la pluralit@ et le developpement des embryons dans les graines des Coniferes. In der Familie der Cycadeen ist ein Fall völliger Ausbildung mehrerer Keimlinge noch nicht beobachtet worden, aber die Anlage zur Polyembryonie ist ebenso, wie bei den Coniferen, vorhanden, was von Mirbel entdeckt wurde (Ann. du Museum, Tom. XVI, 4810, p. 455, pl. 20) und auch von R. Brown in der erwähnten Abhandlung über Kingia angeführt wird. 8. Araucaria Brasiliana Lamb. Nach Schacht (Anat. und Physiol. der Gewächse 1859, S. 403) finden sich 2 ausgebildete, keimfähige Embryen in einem Samen. 9. Thuia gigantea Nutt. (T. Craigiana Jeffreys). Einen keimenden Samen, aus welchem 2 Keimpflänzchen hervorkommen, sendete Hr. P. Lawson zugleich mit No. 7 an Prof. Koch. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 145 10. Salisburia Ginko Rich. In Endlichers Synopsis Conife- rarum (1847, p. 237) findet sich über die Polyembryonie dieses Baumes folgende Stelle: „Embryones in uno semine saepissime duo vel tres, imo plures, qui ubi germinant in plantulas exerescunt pressim contiguas, quarum trunci prima saepe aetate in unicam confluunt; id quod hortulani Sinae et Japones stirpem e surculis multiplicantes artificiose imitantur, ut arbori vali- ditatem eoncilient, quae ita unica e pluribus composita in arborem excrescit trunco interdum immani et coma late expansa decoram.” Die wenigen kei- menden Samen, welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, brachten nur ein Keimpflänzchen zum Vorschein, doch erinnert sich Herr Universitäts- Gärtner Sauer einmal einen Samen, aus dem 2 Pflänzchen kamen, gesehen zu haben. Die Keimung ist unterirdisch; an dem über die im Samen ver- steckten Cotyledonen sich erbebenden Stengel gehen 2-3 schuppenartige Niederblätter den tief zweispaltigen Laubblältern voraus. 11. Zea MaysL. Ein Maiskorn mit 2 Keimlingen fand Aubert du Petit-Thouars (histoire d’un morceau de bois, 1815, p. 81). 12. Carex maxima Scop. wird von Mirbel (elemens de Phy- siol. veget. et de Bot. I, 1815, p. 58) unter den Pflanzen aufgeführt, welche öfters 2 Keimlinge im Samen besitzen. 13. Nothoscordum fragrans Kunth (Allium fragrans \ ent). Das constante Vorkommen von 2-3 Keimlingen wurde schon vor dem Jahre 1807 und ungefähr gleichzeitig von Richard (!) bei Zergliederung des Sa- mens, und von Aubert du Petit- Thouars bei Beobachtung der Keimung dieser Pflanze entdeckt. Letzterer berichtet im Bulletin de la soc. philomat. de Paris (1807, p. 198), dafs Allium fragrans und Oxalis purpurea, als Zierpflanzen nach Isle de France eingeführt, dort zu unvertilgbaren Unkräu- tern geworden seien. Oxalis purpurea pflanze sich daselbst nur durch Zwiebelbrut fort, wogegen Allium fragrans sich gleichzeitig durch Samen vermehre, deren reichliches Aufkeimen beim Eintritt der Regenzeit ihn zur Entdeckung der Polyembryonie derselben geführt habe. Wie die im fol- genden Jahrgange derselben Zeitschrift gegebene Abbildung (1808, p. 251, tab. 1, fig. 6) zeigt, unterscheidet sich die Keimung des Nothoscordum fra- grans von der der gemeinen Zwiebel und anderer ächter Allium-Arten we- (2) SE Analyse de Frucht und des Samenkorns, übersetzt von Voigt (1811) S. 40, 124. (Die französische Originalausgabe von Duval ist vom Jahre 1808). Phys. Kl. 1859. 1: 146 BraAvs sentlich, indem der Cotyledon sich sehr wenig verlängert, so dafs der Same in der Erde bleibt, während er bei ächten Allium-Arten sich sehr verlängert und den Samen auf seiner grünen Spitze hoch emporträgt. Tulasne (Ann. des sc. nat. 1856, p. 99) hat, wie schon oben erwähnt wurde, das Vorkom- men einer ungewöhnlichen Zahl von Keimbläschen (häufig bis 5) im Keim- sack von Nothoscordum fragrans nachgewiesen. Von Allium Cepa L. und A. odorum L. habe ich Hunderte keimender Samen unter- sucht, aber durchgehends nur einen Keimling gefunden. 14. Funkia ovata Spreng. (Hemerocallis coerulea Andr.). In einer Anmerkung zur Gattung Blandfordia sagt R. Brown (Prodr. Fl. Nov. Holl. 1810, p. 296) folgendes: „Affinitate proxime accedit Hemerocallidi coeruleae, in cujus seminibus semper observavimus embryones 6-10! teretes, breves, inaequales, ad umbilicum sitos, albuminis unica cavilate inclusos et a basi communi oriundos.” Berhardi (Flora 1835, II, S. 592) stimmt dieser Angabe nicht ganz bei, indem er versichert zwar öfters mehr als einen, aber nie 6-10 Keimlinge gefunden zu haben; Treviranus (Physiol. der Gew. U, 1838, S. 556) dagegen bestätigt die Beobachtung R.Browns; er fand am häufigsten 6 Keimlinge von ungleicher Entwicklung; auch Meyen (über Polyembryonie 1840, S. 34) sah deren 6-7. Ich selbst fand nicht über 6, am häufigsten 4-5, zuweilen nur 2-3. Wenn nur ein einziger vorhanden zu sein schien, zeigte die genauere Untersuchung doch stets an der Basis desselben noch einige kleine Rudimente, oft so in Ver- tiefungen des gröfseren eingeprefst, dafs sie leicht zu übersehen waren. Über Befruchtung und Embryonbildung von Funkia ovata (coerulea) ist Hofmeister (die Entstehung des Embr. der Phaner. 1849, S. 12-16, Taf. 7; und Embryobildung der Phaner. in Pringsh. Jahrbücher I, 1858, S. 158) zu vergleichen. Es ist auffallend, dafs derselbe nur ein einziges mal mehr als 3 (nämlich 4) Keimbläschen sah, während er selbst ungefähr in der Hälfte der reifen Samen mehr als 3 Keimlinge fand. Er fand übrigens auch Samen mit einem einzigen Keimling. Da ein grolser Theil der Eichen fehlschlagen, erklärt sich dieser scheinbare Widerspruch ohne Zweifel durch den Umstand, dafs eben nur die kräftigsten derselben zur Ausbildung kommen. Funkia Sieboldiana Hook. zeigte mir in zahlreichen untersuchten Samen nur einen Keimling. 15. Asparagus officinalis L. Einen keimenden Samen, aus dem 2 Keimpflänzchen kamen, sah Mettenius nach mündl. Mittheilung. 16. Hymenocallis Mexicana Herb. (Hymenocallis rotata ®. Kunth, Pancratium Mexicanum L.). Die grünen fleischigen Samen, welche über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 147 die Gröfse mittelmäfsiger Bohnen besitzen, jedoch weniger zusammengedrückt sind, zeigten mir beim Keimen meist mehrere, am häufigsten 3 Keimlinge, welche bei ihrem Hervordringen das saftige Gewebe des Samens an belie- bigen Stellen durchbohren können (Taf. VI, Fig. 1-4). Dr. Karsten ver- sichert mich bei dieser oder einer ähnlichen kleinsamigen Art noch weit zahlreichere Keimlinge gesehen zu haben. 17. Hymenocallis repanda Ötto u. Dietr. (allg. Gartenzeit. 1843, S. 123). Die Samen übertreffen an Gröfse die der vorigen Art be- deutend, indem sie denen der Rolskastanie fast gleichkommen. Unter weni- gen, die ich keimend untersuchte, zeigte einer 2 sich in der Nähe des Nabels herausbohrende Keimlinge, deren im Samen zurückbleibende Cotyledonar- spitzen verkrümmt und verschlungen waren, wie es auch bei der vorigen Art gewöhnlich der Fall ist (Taf. VI, Fig. 5, 6). Die Polyembryonie ist wahrscheinlich eine Eigenschaft der meisten Hymenocallis- Arten und vielleicht noch anderer Amaryllideen mit fleischigen Samen, doch zeigten mir keimende Samen von H. speciosa Salisb. nur einen Keimling und auch in dem knollenartigen Samen von Crinum Asiaticum fand ich nur einen einzigen, worin auch die Abbildungen der Keimung dieser Art, so wie des Cr. Americanum und Cr. Capense (Amaryllis longifolia) bei Fischer (Beitr. zur bot. Systematik 1812), ferner die Figuren, welche Richard (Ann. des sc nat. 1824) von Cr. erubescens und Cr. Taitense giebt, übereinstimmen. Einige Bemer- kungen über die sonderbaren lleischigen Samen dieser und einiger anderer Amaryllideen werde ich am Schlusse gegenwärliger Übersicht einschalten. 18. Orchis latifolia L. scheint nicht selten 2 Keimlinge zur Ausbildung zu bringen. Schleiden (nov. Act. nat. cur. 19. I, 1839, p- 46, ı. IV, f.38, 39; desgl. Grundzüge der wiss. Bot. 3. Ausg. Taf. 4, Fig. 6, 7) giebt die Darstellung zweier junger Samen, in welchen 2 Keim- > te) te) Jung > linge, ein gröfserer und ein kleinerer, sichtbar sind, was er nach seiner ’ ’ ’ damaligen Auffassungsweise durch das Eindringen zweier Pollenschläuche erklärte und in dem einen Fall (Fig. 39) sogar eine graviditas extrauterina beobachtet zu haben glaubte. Nach Dr. Klotzschs Mittheilung findet man auch im reifen Samen mehrerer Orchis-Arten nicht selten 2 Keimlinge. 19. Fagus sileatica L. Einen Zwilling aus zwei verwachsenen Keimpflänzchen fand Caspary im Kottenforst bei Bonn. Da eine Ver- wachsung der Keimlinge statt fand, so fällt der Gedanke weg, dafs in diesem Falle nicht 2 Keimlinge in einem Samen, sondern 2 Samen in einer Nufs die Zwillingsbildung veranlafst haben könnten. Den letzteren Fall sah ich m2 148 Brkavn öfters bei Eichen, namentlich bei Quercus Cerris, wobei jedoch die 2 aus einer Eichel hervorwachsenden Bäumchen völlig gesondert, die Cotyledonen beider durch zwischenliegende Samenhäute getrennt waren. Carpinus virninea Wall. wird von Treviranus (Physiol. der Gew. II, S. 556) unter den Beispielen der Polyembryonie aufgeführt. Die Stelle in Wallichs plant. Asiat. rarior. II (1831) p. 5, auf welche er sich bezieht, lautet wörtlich so: ‚The structure of the nut resembles that of Carp. Betulus, except in the following respect. The cavity is filled with what appears to me an entire ad homogeneous fleshy almost colourless substance, ex- ceedingly like a perisperm, in which are suspended towards the apex of the seed two minute embryones. It is possible that I may have mistaken the cotyledons of the ripe seed for a perisperm, but I have invariably seen two minute embryones lodged within the upper end of the fleshy substance, which fills the nut.” Vergleicht man die von Wallich auf Taf. 106 gegebene Figur 6 und erwägt man, dals die Oyula sich bei Carpinus erst sehr spät ent- wickeln und von einem saftigen weilslichen Zellgewebe im Innern des Fruchtknotens um- geben sind (Schacht, Beitr. zur Anat. und Physiol. der Gew. Taf. IV, Fig. 5), so bleibt kaum ein Zweifel, dafs Wallich unreife Nüfschen untersucht, das Gewebe des Fruchtkno- tens für ein Endosperm und die 2 nnentwickelten Oyula für 2 Keimlinge gehalten hat. 20. Viscum album L. Das erste bekannte Beispiel von Poly- embryonie, zuerst von Malpighi beobachtet, der einen Samen mit 2 Keim- lingen im 2. Theil der Anatome plant. (1679) p. 62, t. 26, f. 105 deutlich abbildet, aber in der Erklärung von einer „planta seminalis in geminos sur- culos expansa” spricht. Ebenso bezeichnet Rud. Jac. Camerarius in seiner Observatio de baccarum Visei germinatione (Ephem. Acad. nat. cur. decur. III, ann. I, 1694, p.,173) die 2 in denjenigen Samen, welche eine herzförmige Gestalt haben, vorkommenden Keimlinge als eine „planta semi- nalis fere bicornis sive e binis corniculis in basi co@untibus composita.” Tournefort (Instit. rei herb. 1719) bildet auf Taf. 380 gleichfalls einen un- gewöhnlich stark zweilappigen und die Wurzelenden zweier Keimlinge zei- genden Samen ab, aber ohne eine nähere Erklärung zu geben. Ausführlich handelt Duhamel du Monceau von dem Samen und der Keimung der Mistel, zuerst in einer besondern Abhandlung (diverses observations sur le Guy, Hist. de P’Acad. des sc. 1740, p. 483) und später im zweiten Theile seiner Physique des Arbres (1758, p. 219), aber auch er kam noch nicht zur richtigen Einsicht, indem er die Keimlinge und das umhüllende Keim- lager (Endosperm) als einen zusammenhängenden Kern (amande) betrachtete, der beim Keimen häufig 2 bis 3, ja selbst zuweilen 4 (Hist. de l’Acad. p. 502, Phys. d. arb. p. 220) Würzelchen hervortreibe und sich im weiteren Verlauf der Keimung in ebensoviele Stücke theile, die sich zu besonderen Pflänzchen über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 149 entwickelten. Er bezeichnet daher die Eigenthümlichkeit des Mistelsamens, welche einzig in ihrer Art sei, als eine „multiplieite des radieules” (Hist. de l’Ac. p. 488) und erklärt dieselbe durch eine Verwachsung mehrerer Samen (das. p. 505). Gaertner (de fruct. et sem. plant. I, 1788, p. 132) sagt, dafs es ihm nicht geglückt sei die Pluralität der Würzelchen bei Fiscum zu sehen. A. L. von Jussieu theilt in einer Abhandlung über die Caprifolia- ceen und Loranthaceen (Ann. du Mus. d’hist. nat. XII, 1808, p. 296, t. 27) die Beobachtungen L. Ol. Richards über die Samen der Mistel mit und bezeichnet zuerst den Sachverhalt richtig als ein Vorkommen mehrerer Keim- linge in einem Samen. Ihm folgt Mirbel, der in seiner Abhandlung über die Theilung der Pflanzen in Endorhizen und Exorhizen (Ann. du Museum XVI, 1810, Pl. 21, fig. 7, nebst Erklärung p. 456) die Darstellung eines Samens mit 2 Keimlingen giebt. Grebel (Flora 1820, I, S. 327) glaubt beobachtet zu haben, dafs an manchen Sträuchern der Mistel alle Samen nur einen Keimling haber, während sie an anderen meist zwei besitzen, wodurch er zu erklären sucht, dafs Gaertner die Polyembryonie der Mistel nicht finden konnte. Treviranus (Physiol. d. Gew. II, 1838, p. 557) kehrt zur früheren Ansicht von Malpighi und Duhamel zurück, ga er gefunden hatte, dafs bei dem Vorkommen von 2-3 Würzelchen diese an ihrem inne- ren Ende in einem ungetheilten Körper zusammenhiengen, der sich erst später in soviele Individuen theilte, als Würzelchen vorhanden waren. De- caisne (Mem. sur le developp. du Gui, 1840 in den Mem. de P’Ac. r. de Bruxelles, Tom. XIII), von dessen Erklärung der Polyembryonie der Mistel schon oben (S. 141) die Rede war, fand nie mehr als 3 Keimlinge und giebt an, dafs dieselben mit ihren im Centrum des Samens zusammenstofsenden Coty- ledonarenden zuerst verwachsen, später aber, bei vollkommener Ausbildung des Gewebes, sich wieder trennen. (Vgl. S.30-37, Taf. II, Fig.27-29 und die Erklärung S. 61). Von neueren Darstellungen des Samens und der Keimung der Mistel sind noch die von Schacht (Beitr. zur Anat. u. Physiol. d. Gew. 1854, S. 173 und 174, desgl. Anat. und Physiol. d. Gew. II, 1859, S. 467) und Gümbel (Flora 1856, S. 434) zu erwähnen. Wenn 2 oder mehrere Keimlinge bei Yiscum vorhanden sind, zeigen die Würzelchen derselben stets eine divergirende Richtung, so dafs sie an verschiedenen Vorsprüngen des Endosperms ausmünden. Es hängt diefs offenbar mit ihrer Enstehung in verschiedenen, erst während der Ausbildung 150 Bravn des Endosperms zusammenwachsenden Keimsäcken zusammen, doch werden die folgenden, an Ardisia gemachten Beobachtungen zeigen, dafs auch Keim- linge, von welchen angenommen werden darf, dafs sie in demselben Keim- sack entstanden sind, eine divergirende Lage haben können. 21. Fiscum opuntioides L. von den Antillen verhält sich nach Reinwardt (Act. nat. cur. XII, I, 1824, p. 343) ebenso wie F. album, indem die Mehrzahl der Samen 2 Keimlinge enthalten. Wahrscheinlich gilt dies auch von den meisten anderen Arten der Gattung und wenn Reinwardt bei allen Samen von F. orientale, die er untersuchte, nur einen Keimling fand, so hat dies vielleicht seinen Grund, wie bei Y. album, in einer indivi- duellen Verschiedenheit der Stöcke oder in einer gröfseren Seltenheit des Vorkommens mehrerer Keimlinge bei dieser Art. Decaisne (l. c. p. 37) führt an, dafs Korthals (Bull. sc. phys. en Neerlande I, p. 44) auch bei einer Art von den Molukken 2 Keimlinge beobachtet habe. Von der Anlage zur Polyembryonie bei Zoranthus und Lepidoceras war bereits oben (S. 132 und 139) die Rede. Das Vorkommen einer ausgebildeten Polyembryonie scheint bei diesen Gatlungen noch nicht beobachtet zu sein. 322. Ardisia serrulata Sw. Von dieser westindischen Art bilden Risso und Poiteau (hist. nat. des Orangers, 1818, p. 24, pl. II, f. 18) einen Samen ab, welcher 2 Keimlinge enthält, ohne nähere Angabe über die Häufig- keit oder Seltenheit des Vorkommens. Der in umgekehrter Lage dargestellte Samen ist niedergedrückt, oben gewölbt, auf der unteren Seite flach ausge- höhlt. Die zwei im hornartigen Endosperm eingeschlossenen Keimlinge liegen sich diametral gegenüber, mit den Wurzelenden in entgegengesetzter Richtung gegen den unteren Rand des Samens gewendet. 23. A. coriacea Sw. von den Antillen. Turpin (lconographie des veget. 1820, p. 158, pl. 31, f. 14) bildet einen Samen mit 2 Keimlingen ab, gleichfalls ohne nähere Angabe. Der Same ist weniger niedergedrückt, als bei der vorigen Art, fast kugelig, unten in der Mitte vertieft. Die bei- den Keimlinge liegen sich in ähnlicher Weise gegenüber, jedoch vom unte- ren Rande etwas entfernter. 24. A. humilis Vahl (solanacea Roxb.) aus Ostindien. Unter 3 untersuchten Samen befand sich einer mit 2 Keimlingen. Der Samen dieser Art ist mäfsig niedergedrückt, auf der Unterseite sehr flach ausgehöhlt. Der walzenförmige Keimling hat eine quere Lage und ist so lang, dafs er mit über Polvembryonie und Keimung von Caelebogyne. 151 beiden Enden an die Oberfläche des Keimlagers anstöfst. Der zweite Keimling hatte nur die halbe Länge und lag dem gröfseren in paralleler Richtung dicht an. 25. A. japonica Blume. Von 50 Samen aus dem Leipziger bot. Garten zeigten mehr als die Hälfte Polyembryonie. Ich fand 4 Keimlinge n 2 Samen, 3K. in 10 S., 2K. in 16 Samen, 1 K. in 20 S., endlich in 2 Samen konnte ich keine Keimlinge finden, die jedoch wahrscheinlich nicht fehlten, sondern wegen geringer Entwicklung der Beobachtung entgingen. Die hochrothe Frucht dieser Art verdient den Namen einer Steinfrucht nur wenig, da das längliche, an beiden Enden etwas zugespitze Endocarpium dünn und von kaum mehr als papierartiger Consistenz ist. Der Same ist eiförmig, am Grunde abgeflacht und etwas eingedrückt, an oberen Ende in ein kleines stumpfes Spitzchen vorgezogen. Er ist mit einer membra- nösen braunen Samenhaut umgeben, welche bei Entfernung des weifslichen Endocarpiums, wenn man nicht besondere Vorsicht anwedet, zugleich mit diesem abgeschält wird. Der dadurch entblöfste, noch von einer feineren, schwer ablösbaren hellbräunlichen Haut bekleidete Endospermkörper zeigt an der Seite, bald mehr der Spitze, bald mehr der Basis zu, einen oder meh- rere, bald genäherte, bald in beliebiger Richtung weit von einander abste- hende braune Pünktchen, welche auf kaum bemerkbaren kreisförmigen Erhabenheiten sich befinden (Taf. V, Fig. 8). Diese Punkte sind die Aus- gangs- oder Ansatzstellen ebensovieler Keimlinge, deren abgerundetes Wurzelende nur durch eine sehr dünne Endospermschicht von der Ober- fläche getrennt ist, während das schlankere, die äufserst kleinen Cotyledonen tragende Ende des Stengelchens mehr oder weniger weit ins Innere des En- dosperms hineinragt (Taf. V, F.5-7). Sind mehrere Keimlinge vorhanden, so sind sie meist von verschiedener Gröfse, jeder vom andern durch zwischen- liegendes Endosperm getrennt, oder seltener 2 bis 3 in einer gemeinsamen Höhlung des Endosperms vereinigt, welchen Fall man schon von aufsen an dem Zusammenstofsen der Welenbeptiike erkennt (Taf. V, Fig. 8 ’ ('") Die relative Häufigkeit des einen und anderen Verhältnisses ergieht ich aus es bei- folgenden Übersicht der beobachteten Fälle: Unter 16 Fällen mit 2 Keimlingen zeigten 1 +1 (getrennte Bettung) 13 Fälle. = 5 eg = - 2 (gemeinsame Bettung) 3 - = 10 = ee; & £ 5 et a Er a a hr m B ER sn 5 Z BD Ale ır HErE% 4 P E Zimt Bmız ha Dee A - = 1i+1-+2 2 = 152 Braun 26. A. polytoca ('), eine im hiesigen botanischen Garten cultivirte neue Art aus Caracas, übertrifft an Fruchtbarkeit alle vorausgehenden. Unter 8 untersuchten Samen waren nur 2 mit 1 Keimling, 2 mit 2, 1 mit 3, 2 mit 4, 1 mit 7 Keimlingen. Die Früchte dieser Art sind von ansehulicher Gröfse, glänzend schwarz, innen licht purpurroth; die Steinschale ist ziem- lich hart, krustenartig, aufsen in der gewöhnlichen Weise zwischen den Polen längsaderig, auf der Innenseite glänzend gelbbraun und punktirt (Taf. V, Fig. 10). Der fast kugelige Same zeigt an seiner Grundfläche um den Nabel einen Kranz kleiner dunkelbrauner Körnchen; es sind diefs die Überreste der fehlgeschlagenen Eiknöspchen. Während bei den voraus- gehenden Arten die Basis (der Nabel) des Samens nur eine seichte Vertiefung zeigt, führt bei dieser Art eine enge Offnung ins Innere und erweitert sich zu einer bauchigen Höhle, die mit einem schwammigen, noch saftigen Über- bleibsel des kugeligen Samenträgers erfüllt ist (Taf. V, Fig. 10). Nach Ab- schälung der Testa zeigen sich, wie bei der vorigen Art, die braunen Pünkt- chen, welche die Lage der Keimlinge im Innern anzeigen (Taf. V, Fig. 11,13). Die Keimlinge, bald isolirt und weit abstehend, bald mehrere zusammen- (') Ardisia polytoca A. Br. et Bouch&, ramis teriliusculis; foliis obovato-oblongis, bre- viter acuminatis, basi acutis, subdentieulatis, supra glabris, subtus lepidoto-punctatis ; panicula terminali ex umbellulis paucifloris; calyce glanduloso-punctato, lobis obtusis; corolla calyce triplo longiore, lobis obtusis, mox revolutis; drupis majusculis nigris. E colonia Tovar pr. Caracas misit Moritz. Frutices in horto cultae nunce 2-3 pedales, ramis ereetiusculis vel arcuato-patentibus, teretiusculis, obsolete angulatis. Folia ad % disposita, 3-5 poll. longa, 1-17, lata, in petiolum brevem decurrentia, atroviridia, punctis diaphanis luteis et in pagina inferiore squamulis minimis fuscis adspersa, quae squamulae peltatae, irregulariter stellatim dentatae et reticulatae paleas Acrostichorum nonnullorum aemu- lantur. Paniculae laxae quam folia longioris rami inferiores distichi, superiores spiraliter dispositi. Pedicelli flore paullo longiores. Bracteae omnis gradus minutae, scariosae et ante anthesin deeiduae. Flores pentameri, rarius 6-8-meri. Alabastra perfecta vix 4 mm. longa, elongato-conica. Calyx albidus, glandulis e luteo rufescentibus adspersus, lobis oblongis obtusis margine hyalino minutissime denticulatis. Corolla alba vel subcarnea, ad basin fere partita, lobis symptyxi dextrosum (ut in plerisque Myrsineis) contortis. Filamenta antheris elongatis luteis triplo breviora. Stylus ovario subgloboso longior, stamina non exsuperans. Ovula numerosa. Drupae Myrtillis majores, baccas Belladonnae fere aequantes, depressae, atrae, nitidae, intus purpurascentes, carnosae. Putamen duriusculum, crustaceum. Semen depresso-globosum, basi perforatum, intus cavum, placentae residuo repletum, endospermio carnoso-corneo embrya 1-7 varie directa fovente. Maxime affınis Ardisiae compressae H. B. Kunth, quae differt ramis compressis, foliis minus evidenter denticulatis, foribus paulo majoribus. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 153 gebettet, erinnern in Gestalt und Krümmung an die Stofszähne der Elephan- ten; ihr Cotyledonarende erhebt sich gewöhnlich wieder nach der Oberfläche des Samens (Taf. V, Fig. 14). Einmal fand ich in einer Steinfrucht von be- sonderer Grölse, die, wie der noch erhaltene Kelch zeigte, einer 8zähligen Blüthe angehörte, von einfacher Steinschale umschlossen, 2 ausgebildete Sa- men, jeder mit besonderer Basilarhöhle versehen, der eine mit einem, der andere mit 4 Keimlingen (Fig. 15, 16, 17). Nach dem Vorausgehenden scheint die Polyembryonie eine in der artenreichen Gat- tung Ardisia vielfach wiederkehrende Eigenschaft zu sein. Die entfernte, oft selbst diametral entgegengesetzte Lage der Wurzelenden der Keimlinge deutet auf eine eigenthümliche Ver- theilung der Keimbläschen im Keimsack, über welche künftige Untersuchungen Aufschlufs geben werden. In der bisherigen embryologischen Literatur finde ich blols eine kurze Notiz bei Hofmeister (Pringsh. Jahrb. I, S.119) über Ardisia crenulata, welche von ihm in der Beschaffenhei des Eis und der Embryonanlage mit den untersuchten Primula - Arten übereinstimmend gefunden wurde, aber gerade dieser Art, bei welcher Hofm. in der Lage der Keimbläschen nichts besonderes sah, fehlt die Polyembryonie, wenigstens habe ich in 50 untersuchten Samen nicht mehr als je einen Keimling gefunden. Nach J. Agardh (Theoria syst. nat. p. 115, 116, t. X, f. 4) sollen die Ovula der Myrsineen ein einfaches Integument besitzen, was der Angabe Hofmeisters widerspricht. 27. Fincetoxicum nigrum Moench (Cynanchum nigrum R. Br.) wird zuerst von Mirbel (Elem. de Physiol. veget. I, 1815, p. 58, pl. 49, f. 4, lit. G) als eine Pflanze angeführt, bei der man oft 2 Keimlinge in einem Samen zähle; Schleiden fand bei dieser und der folgenden Art im Sommer 1835 wenigstens in jedem dritten Samen 2 Keimlinge (Wieg- manns Archiv III, 1837, p. 313) und bildet ein durch Verwachsung zweier Keimlinge gebildetes Monstrum mit 4 Cotyledonen, aber einfachem Wurzel- ende ab (Act. nat. cur. XIX, I, 1839, t. VII, f. 104). Auch Wydler fand (nach briefl. Mitth.) oft 2, und zuweilen 3 Keimlinge. Unter 20 Samen aus dem hies. bot. Garten befanden sich nur 2 mit 2 Keimlingen. 28. V. medium Descn. (Cynanchum fuscatum Link) verhält sich nach Schleiden wie die vorige Art. 29. Scabiosa atropurpurea L. Durch Hofmeisters Angabe über das Vorkommen von 3-5 Keimbläschen (Pringsh. Jahrb. I, p. 121) aufmerksam gemacht untersuchte ich eine gröfsere Zahl von Samen dieser Art, fand jedoch unter 50 nur einen, der Zwillinge enthielt, und zwar ver- wachsene, ganz wie bei dem von Schleiden abgebildeten Monstrum von Vincetoxicum nigrum. Phys. Kl. 1559. U 154 Braun 30. Cephalaria alpinaR. etS. „L’embryon n’est pas toujours =] solitaire, j’ai trouve dans une graine que j’avais fait germer deux embryons complets et vivans, renfermes dans le m&me albumen.” Coulter, Mem. sur les Dipsacees p. 26. (Mem. de la soc. de phys. et d’hist. nat. de Geneve h II, 2,1824). Ich habe von €. alpina 55 Samen zergliedert ohne dafs es mir geglückt wäre einen solchen Fall zu finden; auch bei €. zatarica, corniculata und eretaceaR.etS.fand ich keine Polyembryonie. 3l. Ranunculus lanuginosus L. „Von dieser Art fand ich eine Keimpflanze, die einen wirklichen Zwilling darstellte. Die hypocoty- lische Achse war deutlich aus 2 Achsen zusammengesetzt, die miteinander aber völlig verwachsen waren; sie war etwas breit gedrückt und zeigte auf der Verschmelzungsstelle auf jeder breiteren Fläche eine schwache Furche; auch die anatomische Structur zeigte deutlich die Entstehung aus zwei Em- bryonen. Von dieser Achse giengen nach unten 2 Hauptwurzeln getrennt aus, nach oben 4 paarweise genäherte Cotyledonen; jedes Paar entwickelte sein eigenes Knöspchen” Th. Irmisch, über einige Ranunculaceen (bot. Zeit. 1856, S. 20). Eine nachträgliche Abbildung dieses merkwürdigen Monstrums giebt der Verfasser in einer Fortsetzung seiner Abhandlung im folgenden Jahrgang der bot. Zeit. (1857, Taf. II, Fig. 6-8, nebst Erklä- rung S. 102). 32. Berberis vulgaris L. zeigte nach Wydlers brıeflich mitge- theilter Beobachtung einmal 2 Keimlinge. ? Zepidium sativum L. Nachdem Decandolle (Organographie veget. II, p. 71) ein von seinem Sohne beobachtetes Zwillingsmonstrum von Euphorbia helioscopia beschrieben, fügt er bei, dafs derselbe ähnliche Mifsbildungen auch von Zepidium sativum und Sinapis ramosa beobachtet habe, allein die bildliche Darstellung der Fälle von Sinapis (Pl. 53, F.1) zeigt blofs Keimpflänzchen mit 3 und 4 Cotyledonen bei völlig einfacher Achse und einfacher Plumula. Die von Decandolle versuchte Ableitung aller solcher Vorkommnisse mit ver- mehrter Zahl der Cotyledonen aus der Zwillingsbildung ist völlig grundlos, da der Quirl der Cotyledonen ebenso dem Wechsel in der Zahl der Theile unterworfen ist, wie die übrigen Quirle der Pflanze. Keimpflänzchen mit 3 Cotyledonen habe ich nicht selten bei Brassica, Sinapis, Raphanus, Matthiola und auch bei Zepidiurn gesehen, dagegen ist mir ein wahrer Zwilling unter keimenden Cruciferen bis jetzt nicht vorgekommen. Von der weilsen Rübe (Brassica Rapa) erinnere ich mich Exemplare gesehen zu haben, welche auf einer Rübe 2 Blattrosetten trugen, allein auch für diese ist mir die Ableitung aus 2 verwachsenen Keim- pflanzen zweifelhaft, da ich an Aaphanus sativus beobachtet habe, dals eine solche Verdoppe- lung durch eine in früher Zeit eintretende, mitten durch den Vegetationspunkt gehende Spaltung herbeigeführt werden kann. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 155 33. Viola tricolor L. Das Vorkommen zweier ausgebildeter Keimlinge im reifen Samen ist zwar noch nicht nachgewiesen, aber nach den Angaben von Schacht (über Pflanzenbefruchtung in Pringsh. Jahrb. I, S. 209, Taf. XI, Fig. 11 u. 14) kaum zu bezweifeln. Schacht hat beobach- tet, dafs nicht selten 2 Keimbläschen befruchtet werden und wenigstens in ihrer frühesten Entwicklung gleichen Schritt halten. 34. Cistus hirsutus Lam. 35. Helianthemum grandiflorum Dec. Bei ersterem sah Meyen 2, bei letzterem 2-8 junge Keimlinge, es geht aber aus seinen An- gaben nicht hervor, wie sich das Verhältnils der entwickelten Keimlinge im reifen Samen stellt (Pflanzenphysiol. III, 1839, S. 316, Taf. 14, Fig. 24 und Befruchtungsaet und Polyembryonie, 1840, S. 33). 36. Hypericum perforatum L. wurde einmal mit 2 Keimlingen gesehen von Wydler (briefl. Mitth.). 37. Opuntia tortispina Engelm. et Bigel. in Report of the Botany of Whipple’s Expedition (1856), wo auf Taf. XXIII unter Fig. 4 zwei aus einem Samen genommene Keimlinge, von denen der kleinere in eine Vertiefung des gröfseren eingeprefst ist, dargestellt sind. Ich habe die betreffenden Figuren auf Tafel V, Fig. 18-21 wiedergegeben. 38. O. glaucophylla Wendl. Unter keimenden Pflanzen des botan. Gartens fand ich ein Zwillingsmonstrum. Ein einfaches, nach unten in eine einfache Wurzel auslaufendes, nach oben aber etwas plattgedrücktes hypocotyles Stengelglied trug 4 gleichgrofse Cotyledonen, zwischen denen sich 2 gleichstarke Stämmehen erhoben, welche verschiedene Anordnung der Blätter (das eine 4, das andere %) in gegenläufiger Wendung zeigten. Die Entstehung solcher Monstra kann man sich allerdings auch auf andere Weise, als durch Verwachsung zweier Keimlinge, denken, nämlich durch Theilung des Vegetations- punktes (einfachste Fasciation) gerade über dem Quirl der Cotyledonen. Die Vierzahl dieser ist keineswegs ein sicherer Beweis der Zusammensetzung aus zwei ursprünglich getrennten Keimen, da 3 und 4 Cotyledonen ausnahmsweise auch bei völlig einfacher Achse vorkom- men, wie ich oben von Sinapis erwähnt habe. Von Opuntia vestita Salm. habe ich mehr- fach völlig einfache Keimpflanzen mit 3 und 4 Cotyledonen gesehen. 39. Celosia ceristata L. Auf das Vorkommen von Zwillingen bei der kammförmigen Spielart der Gärten machte mich Hr. Hofgärtner G. Fin- telmann aufmerksam und ich fand seine Angabe bewährt. Bei Musterung zahlreicher keimender Pflänzchen fand ich nicht nur solche mit 3 und 4 Co- U2 156 Bravn tyledonen, sondern auch mehrere deutliche Zwillinge mit und ohne Ver- wachsung. Ein einfaches Keimpflänzchen, ein doppeltes ohne Verwachsung und ein solches mit Verwachsung der hypocotylen Achsen, bei welchem letzteren ausnahmsweise die Samenschalen durch den aufsteigenden Theil durchbrochen wurden, habe ich auf Taf. IV (Fig. 15, 16, 17) dargestellt. 40. Euphorbia platyphyllos L. Einen Ausnahmsfall mit 2 nicht verwachsenen Keimlingen stellt Roeper in seiner Enumer. Euphorb. (1524) Taf. I, Fig. 67 dar, wovon ich Taf. III, Fig. 17 eine Copie gegeben habe. 41. E. helioscopia L. In der Organographie veget. II (1827) p. 71, Taf. 54, Fig. 1 beschreibt Decandolle ein von seinem Sohne be- obachtetes Zwillingspflänzchen, das seine Entstehung unzweifelhaft der hy- pocotylen Verwachsung zweier Keimlinge verdankt. Anfangs standen die 4 Cotyledonen in gleicher Höhe, später gewann das eine Pflänzchen das Übergewicht und erhob sich mit seinen 2 Cotyledonen über die des zurück- bleibenden, ein Fall, der an den von mir Taf. II, Fig. 10 von Caelebogyne dargestellten erinnert. Moquin-Tandon (Terat. veget. p. 259) führt unter den Beispielen der Polyem- bryonie Euphorbia rosea mit 2-4 Keimlingen nach Petit-Thouars an; dies beruht auf einem Schreib- oder Druckfehler. Siehe Eugenia Jambos. 42. Caelebogyne ilicifolia J. Smith ist schon oben ausführ- lich behandelt worden. (Vgl. S. 127-129.) 43. Euonymus EuropaeusL. wird von Jaeger (Mifsbild. der Gew. 1814, S. 202) als Beispiel einer Pflanze mit 2 Keimlingen angeführt. Wenn hier nicht eine Verwechselung mit der folgenden Art im Spiel ist, so ist ein solches Vorkommen jedenfalls sehr selten, denn mir gelang es nicht bei dieser Art mehr als einen Keimling zu finden, wiewohl ich mehr als ein halbes Hundert Samen zergliederte. 44. E. latifolius L. Die häufige Polyembryonie dieser vortreff- lichen Pflanze wurde dreimal entdeckt, ohne dafs die späteren Entdecker von ihren Vorgängern wufsten. Zuerst von Aubert du Petit-Thouars, welcher ihrer in seiner Abhandlung über die Keimung von Allium ‚fragrans und einige andere Pflanzen, deren Samen mehrere Keimlinge einschliefsen (Bullet. de la soc. philomat. de Paris I, 1807, p. 199), erwähnt, indem er zugleich bemerkt, dafs die zwei in demselben Eiweifskörper befindlichen Keimlinge zuweilen gleiche Entwicklung erlangten, häufiger aber der eine über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 157 viel kleiner bleibe, als der andere. Dr. Grebel bespricht in einem Aufsatz über den Samen von Euon. latif. (Flora 1820, I, p. 321), nachdem er die merkwürdige Verschiedenheit in der Richtung der Samen zwischen dieser Art und Euon. Europaeus behandelt, auch die Polyembryonie dieser Art ausführlich. Er fand in demselben Samen und zwar in einer und derselben Höhle des Eiweifskörpers häufig zwei Keimlinge, entweder beide ausgebil- det, oder der zweite unvollkommen entwickelt, viel kleiner, oft mit aus- einanderstehenden Cotyledonen (wie diefs bei jugendlichen Keimlingen der Fall zu sein pflegt), an die Wurzel des gröfseren angelehnt. Zuweilen kom- men selbst mehr als 2 Keimlinge vor, ja einmal sah er diese Überfruchtung einen so hohen Grad erreichen, dafs sich in demselben Eiweilskörper 3 voll- kommen reife und 2 zurückgebliebene, also im Ganzen 5 Keimlinge fanden. Treviranus (Physiol. d. Gew. II, 1838, p. 456, T. III, F. 40) berichtet, dafs er unter einem Dutzend untersuchter Samen die Hälfte mit zwei ge- trennten, aber in der nämlichen Höhle und in gleicher Richtung liegenden Keimlingen, deren einer gewöhnlich etwas minder ausgebildet war, gefunden habe. Nach den im hies. bot. Garten angestellten Untersuchungen kann ich folgendes über die Häufigkeit der Polyembryonie von Euonymus latifolius, über den Entwicklungsgrad der verschwisterten Keimlinge und über die ge- genseitige Lage derselben beifügen. Unter 50 Samen zeigten 28 Polyembryonie, und zwar 24 mit 2, 3 mit 3, 1 mit 4 Keimlingen. Die vorhandenen Keimlinge liegen stets in der- selben Höhle des Keimlagers, niemals (wie bei Ardisia) in gesonderten Höhlungen; sie sind gewöhnlich vollständig getrennt, nur dreimal fand ich Verwachsung und zwar 1) in dem beobachteten Fall mit 4 Keimlingen waren die Stengelchen der 3 gröfseren zwar unterscheidbar, aber unzweifelhaft etwas verwachsen; 2) in einem Fall mit 3 Keimlingen hiengen die Stengel- chen der 2 gröfseren zusammen; 3) einen Fall mit scheinbar einfachem Sten- gelchen und 4 Cotyledonen glaube ich für ein Zwillingsmonstrum mit völlig verwachsenen Stengelchen halten zu dürfen, wiewohl ich die Doppelheit der Plumula bei der geringen Entwicklung derselben nicht deutlich erkennen konnte. In Betreff des Entwicklungsgrades der Keimlinge fand ich folgende Abstufungen, in deren übersichtlicher Zusammenstellung ich den von Gre- bel beobachteten Fall mit 5 Keimlingen mit aufnehme: 158 Braun A. 2Keimlinge 1. beide nahezu gleich grofs oder die Länge des kleineren nicht unter % des gröfseren (Taf. 1V, Fig. 5,9,10) . 6Fälle. 2. der kleinere Keimling unter %, aber über }, lang (ner 3A) a aa llnsm.in wi ost: vH N 3. der kleinere Keimling nicht über }, aber doch länger als das Stengelchen des großen. . . 2 2.2.2.6 - 4. der kleinere kürzer als das Stengelchen des gröfseren, oft nur ein winziges Rudiment (Taf. IV, Fig. 1,2). . 4 - B. 3 Keimlinge 1. zwei grofse und 4 kleiner von 4 Länge (Fig. 11) . . 1 - 2. ein grofser und zwei kleine von ungelähr !; Länge (BiEUDITI ARE. AU. I lo ein grofser und 2 völlig rudimentäre am Wurzelende je) desigrofsedalhky ei ka a I ra neh Eee C. 4Keimlinge. In dem einzigen beobachteten Fall zeigten die 3 gröfseren das Verhältnifs von 1, % und 4, während deri4tesvölligwrudimentän want zul. \n.n nl a nl Be D. 5 Keimlinge, von denen nach der Beobachtung von Gre- bel 3 entwickelt, 2 rudimentär waren . . „... 1 - Was endlich die gegenseitige Lage betrifft, so fand ich die Keimlinge eines Samens stets in gleicher Richtung, sämmtlich mit dem Wurzelende nach der Micropyle gerichtet, aber häufig in ungleicher Entfernung von derselben, wie die auf Taf. IV gegebenen Figuren zeigen. Wenn beide Keimlinge von gleicher oder wenig verschiedener Grölse sind, so stehen auch die Wurzelenden nahezu gleichhoch (Fig. 5, 9, 10); sind die Keimlinge in der Gröfse bedeutend verschieden, so steht der kleinere bald auf ungefähr gleicher Höhe mit dem grofsen (Fig. 3, 4, 7), bald rückt er mehr ins Innere des Samens (Fig. 2). Einmal fand ich den kleinen Keimling sogar unter dem Wurzelende des grofsen, dieses mit den Cotyledonen umfassend (Fig. 1). Die Cotyledonen sämmtlicher Keimlinge, es seien 2 oder mehrere, legen sich in paralleler Lage platt aneinander. Bei Anwesenheit von 2 Keimlingen ge- schieht diefs auf 3 verschiedene Arten: 1) die beiden Cotyledonen des einen Keimlings liegen einseitig auf denen des anderen (Fig 3, 4, 5); 2) ein Coty- ledon greift zwischen die 2 des anderen Keimlings ein (Fig. 9); 3) die über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 159 2 Cotyledonen des einen Keimlings nehmen die beiden des anderen zwischen sich, wobei der umfassende Keimling bald der gröfsere ist (Fig. 10), bald der kleinere (Fig. 7). Zuweilen biegen sich die Ränder eines oder zweier Cotyledonen um und übergreifen die anderen, was in verschiedenen Modi- ficationen in den Figuren 2, 5, 6, 8 dargestellt ist. Einige in Keimung begriffene Samen mit 2 und 3 Keimlingen, welche in der vorstehenden Über- sicht nicht in Rechnung gebracht sind, zeigt endlich Taf. V, Fig. 1-4. 45. Euonymus Americanus L. zeigt die Polyembryonie noch gewöhnlicher, als E. latifolius. Unter 20 untersuchten Samen befanden sich nur 5 mit einem Keimling, dagegen 6 mit 2, 4 mit 3, 3 mit 4, 2 mit 5 Keimlingen. Zwei Keimlinge waren häufig von gleicher Gröfse, die wei- teren stufenweise kleiner, einer oder 2 zuweilen sehr klein und leicht zu übersehen. Die gegenseitige Lage der Keimlinge zeigt ähnliche Modifica- tion, wie bei: E. latifolius. Die Richtang der Cotyledonen im Verhältnifs zur Raphe ist bei Euon. latifolius, Europaeus und Americanus ebensowenig beständig, als bei Caelebogyne. In den untersuch- ten 50 Samen des erstgenannten fand ich die Cotyledonen accumbent 18mal, ineumbent 14mal, in schiefer Lage 18mal (10mal mehr der accumbenten, 8mal mehr der incumbenten Lage sich annähernd). Bei Euon. Europaeus fand ich die accumbente Lage noch mehr vorherrschend, nämlich unter 50 Samen 17mal rein und 12mal schief; die incumbente Lage 7mal rein und 14mal schief. Bei dem ostindischen Euon. firnbriatus Wall. fand ich die Lage ausnahmslos accumbent. Diese Art ist auch in der Richtung des Samens und in der Beschaffenheit des Arillus eigenthünlich. Bei allen Euonymus-Arten liegt die Raphe, wenn man sich den Samen horizontal ausgestreekt denkt, oben; bei E. Europaeus steigt er aus dem Grunde des Fachs auf, wodurch die Raphe der Placenta zugekehrt wird (gemmula apotropa adscendens J. Ag.), bei E, Zatifolius und Americanus hängt er aus dem oberen Winkel des Fachs herab, wo- durch die Raphe von der Placenta abgewendet wird (gemmula apotropa pendula J. Ag.); bei beiden ist der Samenstiel sehr kurz und die Ursprungsstelle des Arillus breitet sich von ihm über einen grolsen Theil der Raphe aus. E. finbriatus unterscheidet sich durch einen verlängerten, horizontal abstehenden Samenstiel, der an seiner Spitze sich nach unten umbiegend in die nach der Placenta zurücklaufende und dadurch nach unten gewendete Raphe übergeht. Der Same ist also gleichsam spiralig nach unten eingerollt, wodurch die Micro- pyle sich wieder von der Placenta entfernt und nach aulsen gerichtet wird. Der Arillus entspringt blofs von dem verlängerten Samenstiel und bedeckt den Samen von oben nur zur Hälfte. Bei dieser Art, so wie auch bei E. verrucosus, fand ich stets nur einen Keimling. 46. Polyembryum castanocarpum A. Juss. In einer Ab- handlung über die Gruppe der Rutaceen (M&m. du Museum d’hist. nat. XII, 1825, p. 411 et 519, pl. 28, no. 49, Fig. G) stellt Adr. v. Jussieu eine zur Unterabtheilung der Diosmeen gehörige Gattung auf, von der ihm blofs 160 Bratvn Früchte und Samen bekannt sind, und die er wegen des Vorkommens von meist 3 in einen Quirl gestellten, ungleichgrofsen und mit ungleichen Co- iyledonen versehenen Keimlingen mit dem Namen Polyembryum belegt. Das Vaterland der einzigen Art, welche Jussieu kannte, ist ungewifs. 47. P. Jussieui H. Schott (Rutaceae, fragmenta botanica, 1834, p- 11, t. 6) ist eine zweite, später und vollständiger beschriebene Art dieser Gattung aus Brasilien, welche aber nach Angabe ihres Gründers nur sehr selten mehrere Keimlinge in einem Samen zeigt, dagegen in der ungleichen Gröfse der Cotyledonen mit der Jussieu’schen übereinstimmt. Die Polyembryonie kommt wahrscheinlich auch bei anderen Diosmeen öfters vor. Jussieu sagt in der angeführten Abhandlung: ,‚Il n’est pas rare de trouver un cotyledon biparti, ou m@me de rencontrer plus d’un embryon sous une seule enveloppe ... Cette plu- ralit@ d’embryons £tablit entre les Diosmees et les Aurantices un rapport.” 48. Citrus AurantiumL. Die Polyembryonie der Apfelsine ist zuerst von Leeuwenhoek beobachtet worden, der in seinen Briefen (Epistol. physiol. super compluribus naturae arcanis, 1719, p. 229) von den Samen derselben sagt: „In quibusdam sectorum seminum tres inveni plan- tulas, ita ut ex unico nucleo tres arbores exsurrecturae fuissent.” Auch A.L. von Jussieu kemnt sie: „Corculum in €. Auranti vulgaris semine triplex, distinetum nulla, membrana interposita” (Gen. plant. 1791, p.261). Gaertner (de fruct. et sem. plant. II, 1791) hat dieselbe nicht richtig auf- gefafst; ich werde seine Angabe bei der folgenden Art anführen. Mirbel (Elem. de Phys. veget. I, 1815, p. 58) hat im Samen der Orange bis 8 Keimlinge gezählt. Risso und Poiteau (hist. nat. des Orangers, 1818, p- 24, pl. II, f. 11, 12) führen das häuflge Vorkommen von 2-4 Keimlingen an und geben die Figur eines Samens, aus dem 2 Keimpflänzchen hervor- wachsen. Turpin (Iconogr. veget. 1841, p. 107, pl. 31, f. 13) giebt die Darstellung eines Samens mit 5 Keimlingen von verschiedener Gröfse und zum Theil mit ungleichen Cotyledonen. Crüger (über Befruchtung bei den Orangen, bot. Zeit. 1851, p. 57, t. II, f. 17) giebt eine von der bit- teren Orange (C. vulgaris Risso) entnommene Abbildung mit 13 jugend- lichen Keimlingen ('!). In den reifen Samen der in den Handel kommenden (') Schacht (Anat. und Physiol. der Gew. II, 1859, p. 395) spricht sogar von 50 bis 100 Embryonen, von denen aber höchst selten mehr als 2 oder 3 soweit ausgebildet wer- den, dals sie keimfähig sind. Ausführlicher sind seine Untersuchungen über Cirus nobilis Lour., eine Abart von €. Aurantium, in Pringsheims Jahrbüchern (I, 1858, p. 209) über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 161 Apfelsinen fand ich 1 bis 9 Keimlinge, und zwar einen einzigen nur in wenigen der kleinsten Samen ('), so dafs die Mehrzahl der Keimlinge hier als Regel auftritt. Bei gröfserer Zahl sind jedoch meist nur wenige (1-3) gehörig entwickelt, die übrigen klein, kümmerlich und leicht zu überfehen. Selten waren 4-5 Keimlinge vollkommen entwickelt. Die kleineren, auf mannigfache Weise zwischen und in die gröfseren eingeprefst, liegen oft in gröfserer Entfernung von der Micropyle und zeigen mancherlei abweichende Richtungen. Nach Crüger, so wie nach Hofmeister (in Pringsh. Jahrb. I, p. 95), haben die am weitesten von der Spitze des Keimsacks entfernten zuweilen sogar eine völlig umgekehrte Lage. 49. C. Medica L. Bei Beschreibung des Samens dieser Art sagt Gaertner (de fruct. et sem. II, 1791, p. 190): „Saepe nucleus in tres, quin- que, sex lobulos cotyledoneos partitus deprehenditur; quin in C. decumana non semel embryonem in 18-20 squamulas s. bracteolas cotyledoneas divi- sum vidi, quae facillime a se invicem secedebant, nec ulla communi radicula erant connexae”. Wie er sich dieses nach seiner Ansicht monströse Verhält- nifs („praeternaturalis fabrica”) eigentlich gedacht hat, ist nicht deutlich, da Cotyledonen ohne ein sogenanntes Würzelchen, d. i. einen hypocotylen Stengel, ja nicht denkbar sind; aber auch die Beobachtung ist ungenau, denn von den Läppchen oder Schüppchen mufsten doch je 2 durch ein Würzelchen vereinigt sein. In der gewöhlichen sogenannten Citrone des Handels (C. Limonum Risso) habe ich nur in ungefähr der Hälfte der Samen mehr als einen Keimling gefunden, und zwar dann meistens 2, selten 3-4. Die Samen einer kleinfruchtigen Abart (C. Limetta parva) sollen nach Risso und Poiteau (l. c. p. 119) gewöhnlich 2 Keimlinge besitzen. 50. C. decumana L. Wenn die „squamulae cotyledoneae” der an- geführten Stelle aus Gaertner ganze Keimlinge bedeuten, so würden dieser Art deren 18-20 zukommen, sind dagegen blofse Cotyledonen darunter zu mitgetheilt. Eine daselbst (Taf. 14, Fig. 15) so wie in der Anat. u. Phys. (Taf. 11, Fig. 16) gegebene Figur veranschaulicht die zum Theil von der Spitze des Embryosacks weit ent- fernte Lage der Keimlinge. Wäre die Endospermbildung bei Cizrus eine bleibende, so wür- den wenigstens die entfernteren Keimlinge ebenso, wie ich es von Ardisia beschrieben habe, in besondere Höhlungen des Endosperms eingebettet erscheinen. (‘) Nur bei einer sehr kleinfruchtigen und kleinsamigen Spielart, €. Aurantium Otaitense Risso, in den Gärten häufig unter dem Namen €. chinensis zu finden, fand ich gewöhnlich nur 1-2 Keimlinge. Phys. Kl. 1859. x 162 Bravs zu verstehen, so betrüge die Zahl der Keimlinge die Hälfte, d. i. 9-10, in welchem Falle Meyen’s Angabe (') von 6-7 Keimlingen nur wenig abwei- chend wäre. 51. Triphasia Aurantiola Lour, (Limonia trifoliata L.), eine in den botanischen Gärten nicht seltene Aurantiacee, deren Samen selbst zu untersuchen ich jedoch noch nicht Gelegenheit hatte, wird von Mirbel (Physiol. veget. I, p. 58) unter den Pflanzen aufgezählt, deren Samen häu- fig 2 Keimlinge enthalten. 52. Camellia JaponicaL. Hr. Inspector Bouche erinnert sich eines Falles, in welchem 2 Pflänzchen aus einem Samen hervorkamen. 53. Magifera IndicaL. In Beziehung auf die Polyembryonie des Mangobaumes befand sich Gaertner in einem ähnlichen Irrthum, wie bei Citrus. Nachdem er die Varietäten desselben aufgezählt (de fruct. et sem. pl. II, p.95), sagt er: „In omnibus hisce varietatibus embryo in duas coty- ledones regulariter sectus deprehenditur (t. 100, f. e), praeterquam in prima s. domestica, in qua scilicet saepissime lobi cotyledonei inter se conferrumi- nati et in varios partiales lobulos irregulares divisi sunt, sieuti figurae sub lit. x et y ostendunt”. Reinwardt (observatio de Magniferae Indicae semi- ne polyembryoneo in act. nat. cur. XII, 1824, p. 341, t. 37) erkannte die wahre Natur der von Gaertner beschriebenen Bildung, indem er zeigte, dafs von den vielen, kleineren und gröfseren Lappen je 2 als Cotelydonen eines Keimlings zusammengehören und ein kaum bemerkbares Knöspchen zwischen sich haben. Doch sollen nach seiner Angabe alle Keimlinge eines Samens durch eine gemeinsame Radicula zusammenhängen, wefshalb die Zu- sammensetzung des Kernes aus mehreren Keimlingen erst beim Keimen deut- lich hervortrete, indem aus einem Samen mehrere (2-4) Keimpflanzen her- vorwüchsen. Eine Verwachsung mehrerer Keimlinge mit dem Wurzelende des Stenglehens ist nach den analogen Vorkommnissen bei Fincetoxicum, Caelebogyne ete. nicht undenkbar, dafs sie aber beim Mangobaume wenig- stens nicht normal ist und, wenn vorkommend, nicht sämmtliche Keimlinge eines Samens begreift, beweist Reinwardts eigene Abbildung, indem der abgebildete Same, aus welchem 3 Keimpflänzchen sich entwickelt haben, wenigstens 2 Wurzeln deutlich unterscheiden läfst. Eine genauere Abbil- dung eines aus 4 Keimlingen bestehenden Samenkernes des Mangobaumes (') Über Befruchtung und Polyembryonie (1840) p. 33. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 163 giebt Schacht (Madeira u. Tenerife 1859, S. 83, Taf. 4, f. 12), nach des- sen Darstellung die Keimlinge ohne Verwachsung schief übereinander gela- gert sind, die kleineren (wenn man die Micropyle nach unten stellt) unten, der grölste oben. Reinwardt bestätigt die Angabe Gaertner’s, dals nicht alle Abarten der Man- gifera Indica Polyembryonaten sind, doch versichert er, dals man auch bei den cultivirten Varietäten, welche diese Eigenschaft besitzen, oft Samen mit einfachem Keimling finde. Er führt eine zweite Art (unter dem Namen M. Gandarie) an, welche gleichfalls keine Polyem- bryonie zeige. Auch Schacht beobachtete auf Madeira 2 cultivirte Abarten des Mangobau- mes, von denen nur der einen die Eigenschaft der Polyembryonie zukommt. 54. Stigmatophyllum emarginatum A. Juss. die Familie der Malpighiaceen scheint zur Polyembryonie besonders geneigt zu sein. Nach Adr. v. Jussieu (Monographie des Malpighiacees, 1843, p. 79) kommt sie bald nur ausnahmsweise vor (Stigmatophyllum, Banisteria), bald habituell (Heteropterys). In dem von der oben genannten Art abgebildeten Falle (pl. XI, E) liegen die 2 fast ganz gleich grofsen Keimlinge nebeneinander. 55. Banisteria leiocarpa A. Juss. ausnahmsweise mit 2 über- einanderliegenden Keimlingen beobachtet von A. v. Jussieu. 56. Heteropterys coerulea H.B. 57. H. syringaefolia Griseb. Die untersuchten Samen beider Arten zeigten 2-3 Keimlinge. Von der ersteren giebt Jussieu (pl. XIV, E) eine bildliche Darstellung, nach welcher der gröfste der 3 Keimlinge (die Micropyle nach unten gerichtet) der unterste ist, der kleinste der oberste, während bei Banisteria (ebenso wie bei Mangifera) das Umgekehrte statt- findet. Bei allen diesen Keimlingen sind die 2 Cotyledonen unter sich sehr verschieden an Gröfse sowohl, als an Gestalt. 58. Tropaeolum majus L. wird von E. Meyer (Isis 1829, S. 390) unter den Beispielen für Polyembryonie angeführt und zwar mit dem Citat „Jacg. Miscell. 202”. Ein sonderbarer Druckfehler! statt Jaeg. Mifs- bild. der Gewächse, wo von Trop. majus gesagt wird: „Gaertner sah einmal zu gleicher Zeit 2 Keimknospen aus dem keimenden Samen bei einer einzigen Wurzel heryortreiben, was etwa auf die Verwachsung zweier Em- bryonen schliefsen lassen könnte.” Ich weils nicht, wo diese Beobachtung in den Gaertner’schen Schriften vorkommt und kann diesen Fall nach dem Angegebenen nur als einen sehr zweifelhaften anführen, da die Beschrei- bung über die Cotyledonen keine Auskunft giebt, deren Zahl sich unge- x2 164 Braun achtet der Verwachsung hätte bestimmen lassen, da die Stiele derselben ge- trennt und unterscheidbar sind. Nur bei 4 Cotyledonen läfst die Anwesen- heit von 2 Keimknospen mit ziemlicher Gewifsheit auf eine Verwachsung zweier Keimlinge schliefsen, wogegen das Vorkommen von 2 Keimknospen bei 2 Cotyledonen wohl meistens auf Unterdrückung der Gipfelknospe und Entwicklung von Knospen in den Achseln der Cotyledonen beruht. 59. Jambosia vulgaris Dec. (Eugenia Jambos L.) Auf diese unter dem Namen Pomme-rose bekannte Art bezieht sich wohl, was von Petit-Thouars (Bullet. de la soc. philomat. de Paris I, 1807, p. 199) be- merkt wird: „Il a vu pareillement sortir deux a quatre embryons de chaque graine de !’ Eugenia rosea et de quelques autres especes voisines, mais ils restent attaches ensemble, meme dans la germination, quoiqu’ ils n’aient point de perisperme. Cela vient de ce que la graine se trouve partagee en quar- tiers, 3 ou meme 5; chacun deux est un cotyledon, mais qui appartient, ä deux embryons, excepte les exterieurs, en sorte qu’il y a autant d’embryons que de cotyledons moins un”. Nach dieser Beschreibung müfsten also die aneinanderstofsenden Cotyledonen der Keimlinge verwachsen sein, was je- doch nach der von Risso und Poiteau (hist. des Orangers, 1818, pl II, f. 17) gegebenen Abbildung der Keimung dieser Art sich nicht ganz so zu verhalten scheint. Diese zeigt nämlich & unten zusammenhängende (theils breitere, theils schmälere) äusserst dicke Cotyledonen, zwischen welchen 3 Pflänzchen emporwachsen. Die Beziehung der 4 Wurzeln, von denen eine oben zwischen den Cotyledonen hervordringt, auf die 3 Keimlinge ist mir nach der blofsen Ansicht der Figur nicht möglich. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs, wie es schon Petit-Thouars andeutet, meh- rere Myrtaceen aus den Gattungen Jarmbosia, Eugenia und anderen, welchen „,Cotyledones conferruminatae” zugeschrieben werden, Polyembryonaten sind. In Berg’s Monographie der Brasilianischen Myrtaceen habe ich darüber nichts gefunden. Grebel (Flora 1820, I, p. 331) ist geneigt auch Zeeythis für eine Polyembryonate mit verwachsenen Keimlingen zu halten, da nach der Darstellung von Petit- Thouars (es- sai sur la v@getation, 1809, p. 32) aus dem ungetheilten Keimkörper sich nach unten zwar nur eine Wurzel, nach oben aber mehrere beblätterte Triebe entwickeln. Mir scheint die- ser Umstand vielmehr auf einer Zweigbildung aus den Achseln der untersten, den Cotyle- donen entsprechenden schuppenartigen Blätter zu beruhen, wogegen ich sehr geneigt bin, die beiden an der Seite des grolsen Keimkörpers und nahe am WVurzelende desselben be- findlichen kleinen Grübchen(') (von Pet. Thouars an fig. 6 mit 4 bezeichnet) für die Ein- (') „Fosettes dont je ne connais pas lusage” Pet. Thouars I. c. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 165 drücke zweier überzähliger, aber sehr verkümmerter (beim Schälen des Samens herausgefal- lener) Keimlinge zu halten. Dafs der dicke ungetheilte Keimkörper der Lecythideen seine Entstehung nicht einer Verwachsung der Cotyledonen verdankt, sondern als ein knollig an- geschwollener hypocotyler Stengel betrachtet werden mufs, der erst beim Keimen (wie bei Cuscuta und den Orchideen) zur Blattbildung gelangt, bedarf kaum der Erwähnung. 60. Calycanthus occidentalis Hook. et Arn. Bei einer Aussaat im hies. bot. Garten gezogener Samen dieser Art zeigte sich unter 20 keimenden einer mit 2 vollkommen normal ausgebildeten, gleichgrofsen und nicht verwachsenen Keimlingen. Die Cotyledonen des einen griffen in gedrehter Knospenlage zwischen die des anderen ein. Bei einfachen Keimpflänzchen fand ich die Rollung der Cotyledonen sehr veränderlich, bald im eigentlichen Sinne contort, so dals jeder der beiden Cotyledonen mit dem einen Rande nach innen, mit dem anderen nach aulsen gewendet ist, bald spiralig übereinander greifend, so dals der eine den anderen ganz umschlielst; in beiden Fällen bald rechts, bald links. 61. Pirus Malus_L. In einer nicht veröffentlichten Abhandlung von Dr. OÖ. Weber in Bonn über Pflanzenmifsbildungen, welche der Ver- fasser die Güte hatte mir als Manuscript zur Einsicht mitzutheilen, fand ich die Beschreibung und Zeichnung eines ausgezeichneten Zwillingskeimpflänz- chens. Die beiden Stengelchen sind der ganzen Länge nach verwachsen, jedoch so, dafs die Verbindungslinie deutlich sichtbar ist, wogegen die Wur- zel vollkommen einfach erscheint. Die zwei Paare der Cotyledonen stellen sich so, dafs zwei Cotyledonen mit den Rückenseiten zusammenstofsen. Je- des Paar hat seine besondere und gleichmäfsig entwickelte Plumula. 62. Amygdalus communis L. Bei einer Musterung von 2 Pfund süfser Kochmandeln (es gehen auf das Pfund ungefähr 500 Stück) fand ich 2 Exemplare, welche innerhalb der braunen Samenhaut 2 Keimlinge ein- schlossen. In beiden Fällen waren die Keimlinge von ungleicher Gröfse ; in dem einen (Taf. IV, fig. 13) der kleinere Keimling höher liegend und zwischen die ungleichen Cotyledonen des gröfseren eingeschoben, in dem anderen (fig. 14) der kleine Keimling tiefer stehend, seitlich an den grofsen angelegt und mit 2 sehr ungleichen Cotyledonen versehen, einem nach der freien Seite gekehrten grofsen und einem ganz rudimentären auf der anlie- genden Seite. Von dem Vorkommen mehrerer Keimsäcke mit je 2 Keimbläschen bei Rosa habe ich bereits oben (S. 131) gesprochen; eine daraus hervorgehende Polyembryonie ist jedoch bis jetzt nicht beobachtet worden. 166 Braun 63. Cassia platypoda R. Br. Unter einer reichen Samensen- dung neuholländischer Gewächse, welche wir der Güte des Directors des bot. Gartens zu Melbourne, Dr. Ferd. Müller, verdanken, befanden sich 2 Cassia-Arten, deren Keimpflanzen so sehr übereinstimmen, dafs ich sie hier zusammenfasse, ohne übrigens die Identität derselben hiemit behaupten zu wollen. Von der einen, als C. platypoda bezeichneten, keimte nur ein Same und dieser lieferte einen Zwilling; von der anderen, welche den Na- men C. eremophila (F. Müller?) trug, erhielten wir 7 Keimpflanzen, wo- runter eine Zwillingspflanze, mit der zuerst erwähnten in allen Stücken über- einstimmend. Die auf Taf. VI unter fig. 10 gegebene Abbildung zeigt 2 bis zu den Cotyledonen verwachsene, dabei jedoch deutlich unterscheidbare Sten- gelchen, welche zugleich in mehreren Windungen um einander gedreht sind. Auch die Wurzel, soweit sie bei dem Ausziehen des Pflänzchens erhalten blieb, läfst noch die Zusammensetzung aus 2 verwachsenen Individuen erkennen. Die 4 Keimblätter, deren im ausgebreiteten Zustande noch erkennbare Knospen- lage durch das fig. 11 gegebene Schema dargestellt ist, sind von normaler Grö- fse und Gestalt und haben zwischen sich 2 getrennte Sprosse (Plumulae), de- ren jeder bereits 2 alternirende einpaarig gefiederte Laubblätter unterschei- den läfst. Aus der vorstehenden Übersicht ergiebt sich, dafs die Polyembryo- nie in allen gröfseren Abtheilungen des Pflanzenreichs beobachtet ist, und zwar: 4) Unter den Gefäfseryptogamen bei 3 Familien, 5 Gattungen, 5 Arten DIE BR - Gymnospermen - 41 - 4 - I - Sr - Monocotylen - 6 - 7 - 8 - aymb - apetalen Dieotyln - 2 - 2 - 3 - 9) - - monopetalen - - 9 - 4 - IMS 6b) - - polypetalen - - 20 - 25 - Sam Im Ganzen bei 35 Familien, 47 Gattungen, 63 Arten. Allerdings gehört die Mehrzahl der aufgeführten Fälle der zufälli- gen (ausnahmsweisen) Polyembryonie an, aber auch die Fälle der habitu- ellen oder fast normalen Polyembryonie finden sich, von den Cryptogamen und Gymnospermen abgesehen, in allen Abtheilungen zerstreut. Es gehö- ren zu der letzteren: über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 167 Von Monocotylen: Nothoscordum fragrans, Funkia ovata; Hymenocal- lis (2 Arten); Von Apetalen: Yiscum (2-3 Arten); Von Monopetalen: Ardisia (mindestens 2 Arten), Fincetoxicum (2 Arten); Von Polypetalen: Caelebogyne, Euonymus latifolius und Americanus, Poly- embryum castanocarpum, Citrus (3 Arten), Mangifera Indica, Heteropterys (2 Arten), Jambosia vulgaris. Die bekannten Fälle haditueller Polyembryonie finden sich somit: 4) Unter den Monoeotylen bei 2 Familien, 3 Gattungen, 4 Arten 2 - - apelalen Dieotylen - 1 - 1 - 4 - 3 - - monopelalen - - 2 - 2 - 4 - AymnS - polypetalen - BT - 7 - 11 - Im Ganzen bei 12 Familien, 13 Gattungen, 21 Arten Die Polyembryonie der Caelebogyne reiht sich somit als eine vielen Pflanzen zukommende Eigenschaft unter die übrigen Fälle ein und zwar so, dafs sie der Häufigkeit nach an der Grenze der accidentellen und habituellen steht. Auch die verschiedenen Grade der Verwachsung der verschwisterten Keim- linge, die ich oben (S. 128) besprochen habe, reihen sich den bei anderen Pflanzen vorkommenden Fällen an, worüber zum Schlufs dieses Abschnitts noch eine Zusammenstellung folgen ma g: 1) die Keimlinge nur in der Grenzregion des hypocotylen Stengelchens und des Würzelchens etwas verwachsen: Caelebogyne (S. 128). 2) Verwachsung auf eine längere Strecke, doch nicht ganz bis zu den Co- tyledonen; Würzelchen getrennt: Caelebogyne (S. 128), ein Fall von Euonymus latifolius (No. 44). 3) Stengelchen bis zu den Cotyledonen verwachsen, Würzelchen getrennt: Ranunculus lanuginosus (No. 31). 4) Stengelchen nicht ganz bis zu den Cotyledonen, Würzelchen ganz ver- wachsen: Caelebogyne (S. 128), Euphorbia helioscopia (No. 41 frag- lich, da nähere Angaben über die Beschaffenheit der Wurzel fehlen). 5) Stengelchen bis zu den Cotyledonen verwachsen, unten in eine ge- meinsame Wurzel auslaufend : Fälle von Caelebogyne, Fagus? (No. 19), Fincetoxicum nigrum (No, 27), Scabiosa atropurpurea (No. 29), Opun- tia glaucophylla (No. 38), Celosia cristata (No. 39), Euonymus lati- 168 Bravn ‚folius (No. 44), Tropaeolum? (No. 57), Pirus Malus (No. 60) und Cassia platypoda (No. 62). 6) Verwachsung mehrerer Keimlinge durch die Colyledonen : Jambosia. Über die fleischigen Samen einiger Amaryllideen. Nachträgliche Bemerkungen zu No. 16 und 17 der vorausgehen- den Übersicht. Das Vorkommen fleischiger, sogenannter bulbillartiger Samen bei meh- reren Amaryllideen, eine sonderbare Anomalie, die kaum in einer anderen Familie sich wiederfinden dürfte, ist eine seit Jange bekannte und mehrfach untersuchte Erscheinung, die jedoch immer noch manches Räthselhafte bie- tet und einer umfassenden Bearbeitung werth wäre. Die Gattungen, bei welchen solche abweichend gebildete Samen von den Autoren ausdrücklich angführt werden, sind: Amaryllis Herb., Kunth (Callirho& Lk, Amarilli- dis sect. Belladonna Sweet, Endl.), Buphane Herb., Kunth (Brunsvigiae sect. Endl.), Brunsrigia Gawl.(?)(!), Carpolyza Salisb. (Pancratium Amboinese L.), Calostemma R. Brown, Hymenocallis Herb., Kunth (Pancratii sect. Endl.). Das Vorkommen solcher Samen scheint nicht blofs für bestimmte Arten normal, sondern auch für ganze Gattungen, wenn man diese eng genug falst, characteristisch zu sein, nicht so dagegen bei der älte- ren weiteren Fassung der Gattungen, indem z. B. Amaryllis im älteren Sinne viele Sectionen enthält, welche die gewöhnliche Samenbildung mit festerer dunkelgefärbter Testa und weifsem Endosperm besitzen, wie z. B. die jetzt zum Range von Gattungen erhobenen Sectionen Hippeastrum, Zephyran- thes, Habranthus, Spreckelia und andere. Die erste genauere Beobachtung (?) über die fleischigen Samen der Ama- ryllideen findet sich inR. Brown’s Prodromus Flor. Nov. Holl. (1810 p.297). (') Nach Kunths enumeratio soll Brunsvigia eine testa nigra haben, aber nach der Ver- sicherung des Inspector Bouch& sind die erbsengrolsen Samen von Br. Josephinae gelblich und von fleischiger Beschaffenheit. (*) Die älteren Nachrichten sind in Treviranus Physiol. der Gew. II, S. 574 angeführt. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 169 „Semina bulbiformia Crini, Amaryllidis, Calostemmatis constant substantia carnosa, ad ambitum saepe virescenti, e textura cellulosa absque vasis spirali- bus conflata... albumen vix nominanda; in hac embryo monocotyledoneus, teres...” In einer Abhandlung über einige merkwürdige Abweichungen von dem gewöhnlichen Bau der Samen und Früchte, welche R. Brown im März 1816 der Linneischen Gesellschaft zu London vortrug, spricht er abermals von den zwiebelähnlichen Samen, welche bei den Gattungen Pancratium, Crinum und Amaryllis vorkommen, indem er die früheren Angaben theil- weise berichtigt. Bei einigen Arten aus den genannten Gattungen trenne sich der Same von der Pflanze, ehe noch der Keimling sichtbar sei, und wenig- stens bei denjenigen Arten, welchen diese Eigenschaft zukomme, seien Spi- ralgefäfsbündel vorhanden, welche, vom Nabel ausgehend, sich regelmäfsig in der Fleischmasse des Samens verzweigten. Als eine weitere sonderbare Eigenschaft, welche mit der späten Entwicklung des Keimlings zusammen- hänge, bezeichnet er die Möglichkeit, dem Würzelchen des Keimlings, je nach der Verschiedenheit der Lage, in welche der Same gebracht werde, eine beliebige Richtung zu geben. Ach. Richard sucht 8 Jahre später (Ann. des sc. nat. II, 1824, p. 12), ohne der Beobachtungen R. Brown’s Erwähnung zu thun, den Beweis zu führen, dafs die vermeintlichen Bulbille, welche sich in den Kapseln einiger Arten von Crinum entwickeln, wahre Samen seien, denen alle wesentlichen Theile eines Samens: Samenhaut, Endosperm und Embryon zukämen. Er betrachtet nämlich das fleischige, nach innen weilse, gegen aufsen grün- liche, völlig gefäfslose Gewebe, welches die grofse Masse des Samens bildet, (gegen R. Brown’s Ansicht) unbedenklich als ein Endosperm. Als ein Ei- weifskörper („Perisperm”) wurde das fleischige Gewebe der Samen von Crinum auch schon früher von Fischer (Beitrag zur bot. Systematik, die Exiftenz der Monocotyledonen und Dicotyledonen betreffend, 1812) bezeichnet. Die Zweifel über die eigentliche Natur des Fleisches der zwiebelähn- lichen Samen mufsten nothwendig zur Erörterung der Frage führen, aus welchem Theile des Ovulums sich dasselbe entwickle. Eine hierauf bezüg- liche Untersuchung verdanken wir zunächst W. Hofmeister, der in seinen beiden jüngsten Abhandlungen über Befruchtung und Embryonbildung (math.-phys. Kl. der K. Sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1856, S. 94 und Prings- Phys. Kl. 1859. Y 170 Braun heim’s Jahrbücher I, 1858, S. 160) von Amaryllis longifolia Ait.('), die von den neueren Autoren zur Gattung Crinum (Cr. Capense Herb., Cr. longifolium Thunb.) gerechnet wird, berichtet, dafs das umgebogene Ei derselben nur ein einfaches Integument besitze, das zu einer ungewöhnlichen Dicke heranwachse und ein weifsgrünliches Zellgewebe von mehr als einem halben Zoll Mächtigkeit darstelle; nur die äufsersten Zellschichten des Inte- guments vertrockneten zu einem dünnen braunen Häutchen; die Endosperm- bildung werde früh vom Keimling verdrängt, welcher den ganzen Keimsack ausfülle.. Auch andere Amaryllis-Arten mit anatropen Eichen zeigen nach Hofmeister nur ein Integument und bilden eine seltsame Ausnahme unter den Monocotylen. Mit den von Hofmeister angegebenen nicht übereinstimmende Ver- hältnisse fand Baillon bei Untersuchung der Entwicklung der fleischigen Samen einer anderen Amaryllidee, nämlich der Hymenocallis speciosa (Bul- let. de la Soc. bot. de France t. IV, 1857, p. 1020). Das anatrope Ei habe 2 Integumente, welche nach der Befruchtung sich bedeutend verdicken und, unter sich und mit dem Eikern verwachsend, die fleischige Masse des Sa- mens bilden sollen. Das schon von R. Brown beschriebene Gefäfsbündel- system gehöre dem äufseren Integumente an. Ed. Prillieux (Ann. des sc. nat. 4me Ser. t. IX, 1858) bestätigt die Angaben Baillon’s nach Untersuchungen an Hymenoc. speciosa und Cari- baea, nur insofern abweichend, als er die Entstehung des fleischigen Gewe- bes blofs der excessiven Entwicklung des äufseren Integuments zuschreibt. Dagegen fand er ein wesentlich anderes Verhalten bei Amaryllis Belladonna, Crinum erubescens Ait., giganteum Andr., Taitense Red. und Capense Herb. (?), deren gefäfslose Samen nach seiner Beobachtung aus einem Ovulum ohne Integument entstehen. In dem Eikern, der für sich allein das Ovulum bildet, vergröfsert sich der Keimsack sehr schnell und bedeutend und die in sei- nemInneren stattfindende Endospermbildung ist es, durch welche die fleischige Masse des Samens gebildet wird. Vom Eikern bleiben nur wenige Lagen ver- trocknender Zellen übrig, welche das bräunliche Häutchen des Samens darstellen. (') Es ist ohne Zweifel ein blofser Druckfehler, dafs die von Hofmeister untersuchte Pfllanze in der zweiten Abhandlung Amarylilis longiflora genannt wird. (?) Wenn die von Hofmeister und Prillieux untersuchten und unter den gleich- bedeutenden Namen Amaryllis longifolia und Crinum Capense angeführten Pflanzen wirklich identisch waren, so muls auf der einen oder anderen Seite ein Irrthum obwalten. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 171 Endlich theilte Karsten in der Sitzung der Gesellschaft naturfor- schender Freunde in Berlin vom 15. Februar d. J. mit, dafs er bei Amaryl- lis und den verwandten Gattungen, so weit er dieselben untersucht habe, nie ein einfaches, sondern immer 2 Integumente gefunden habe. Meine eigenen Beobachtungen, obgleich nur von einer kleinen Zahl von Arten entnommen, lassen keinen Zweifel, dafs man, wie es schon die Angaben R. Brown’s wahrscheinlich machten und Prillieux ausdrücklich nachgewiesen hat, mindestens zwei wesentlich verschiedene Arten der flei- schigen Samen bei den Amaryllideen zu unterscheiden hat, welche ich als zwiebelartige und knollenartige unterscheiden will: 1) Die zwiebelartigen entstehen aus einem anatropen Ovulum mit 2 Integumenten, von denen das äufsere sich zur dicken fleischigen Mafse ausbildet und von Gefäfsbündeln durchzogen ist. Sie sind grün, glatt, mit lebensfrischer Epidermis und zuweilen mit Spaltöffnungen versehen. Der Keimling bleibt bis zum Ausfällen der Samen aus der Frucht unentwickelt. So bei Hymenocallis. 2) Die knollenartigen entstehen aus einem mehr oder minder campylotropen Ovulum ohne Integumente, dessen Endosperm sich zur ge- fäfslosen Fleischmasse ausbildet, während der Kern zu einem dünnen bräun- lichen Häutchen vertrocknet. Der Keimling entwickelt sich zeitig und vor Ablösung der Samen. So bei Crinum. Mit Crinum soll nach Prillieux Amaryllis Belladonna überein- stimmen; dies ist jedoch wenigstens in Beziehung auf den Mangel der Inte- gumete unrichtig, da bei dieser Art ein einfaches Integument unzweifelhaft vorhanden ist. Aus welchem Theile des Ovulums sich in diesen Falle die Fleischmasse des Samens entwickelt, konnte ich nicht bestimmen. Ebenso bleibt es künftigen Beobachtungen vorbehalten zu entscheiden, ob noch andere Amaryllideen mit einfachem Integumente versehen sind und wie sich überhaupt die verschiedenen oben zusammengestellten Gattungen unter die angeführten Fälle vertheilen. In Beziehung auf meine eigenen Untersuch- ungen will ich noch folgendes Nähere anführen. Bei der Gattung Hippeastrum Herb., der die meisten früher zu Amaryllis gerechneten Zierflanzen der Gärten angehören, fand ich das Ovu- lum anatrop und mit zwei Integumenten versehen, von denen das äufsere dick, das innere sehr dünn und nur an der Mündung wulstig verdickt erscheint. Y2 172 Bravn Die Samen sind bei dieser Gattung nicht fleischig, sondern flach gedrückt, mit derber schwarzbrauner sehr lockerer Samenhaut versehen, Funkia sehr ähnlich. Bei Spreckelia Heist., wohin Amaryllis formosissima L. gehört, hat das Ovulum eine ähnliche Beschaffenheit. Das äufsere Integument ist sehr dick, das innere besteht zu den Seiten des Kerns nur aus 2 Zellen- lagen, über dem Kern ist es wulstig und papillös und verstopft gleich einem Propf die Mündnng des äufseren Integuments. Das Ovulum von Hymenocallis (') ist anatrop mit doppeltem Integu- ment, einem äufseren dickeren und einem inneren dünneren (etwa 7 Zellen- lagen dicken), das dem äufseren vor der Befruchtung an Länge gleichkommt, später aber, im Wachsthum zurückbleibend, von dem äufseren weit über- ragt wird (Taf. VI, F.9). Der Kern ist dünn und kurz, nur etwa von der hal- ben Länge des inneren Integuments. Bei H. repanda sind die Ovula zur Zeit der Blüthe so grofs, dafs man die genannten Theile im Längsschnitt schon mit der Lupe leicht unterscheidet. Die aus der unregelmäfsig zerreifsenden Kaspel herausfallenden Samen von A. speciosa übertreffen an Gröfse und Dicke die Samen der Feuerbohne, haben eine völlig glatte, glänzend grüne Oberfläche, die von einer einschichtigen Epidermis gebildet wird, deren Zellen in der Richtung der Oberfläche ungefähr ”", in der Tiefe einen etwas geringeren Durchmesser haben, eine nach aufsen verdickte mit körniger Anlagerung versehene Wand und einen über ,"" grofsen Zellkern mit Kernkörperchen besitzen. Die fleischige und ungefähr in der halben Dicke von Gefäfsbündeln durchgezogene Masse ist aus einem Parenchym ge- bildet, dessen dünnwandige Zellen von ungefähr "" Durchmesser Intercel- lulargänge zwischen sich zeigen und aufser dem Zellkern sehr kleine (z55"” dicke) Chlorophylikörnchen enthalten, die nach innen an Häufigkeit ab- nehmen. In der Achse des fleischigen Körpers findet sich ein langgezogener Keimsack, der besonders in seinem oberen (d. i. dem Nabel zugewendeten) Theil mit zartem Zellgewebe erfüllt ist. Das Embryon erscheint um diese Zeit als ein mit blofsem Auge nicht wahrnehmbares, mit sehr kurzem dickem Stiel versehenes Kügelchen von kaum ;""" Durchmesser. Auf der Spitze des Embryonsacks fand ich eine Art zugespitzter Kappe aus derberem Gewebe, welche ich für den Rest des inneren Integuments halte. Erst nach längerem (') Ich untersuchte es von H.repanda, H.insignis Kunth und 4. Caridaea Herb. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 173 Liegen in oder auf der Erde erhält der Keimling seine volle Entwicklung und beschreibt, ehe er sich nach aufsen durchbohrt, oft mannigfache Krümmun- gen im Innern. Die an Gröfse einer Rofskastanie gleichenden Samen von H. repanda zeigten denselben Bau, nur darin abweichend, dafs die Epidermis mit Spaltöffnungen versehen ist, die bei H. speciosa fehlen. Die beiden halbmondförmigen Schliefszellen enthalten grüngelbe Chlorophylikörnchen und sind von einem Kranze von 4-5 Zellen umgeben, welche höher liegen, als die übrigen Oberhautzellen. Mit der Zeit entwickelt sich aus diesem Kranze durch Zelltheilung ein kleiner Höcker, in dessen Zellen, ebenso wie in den Schliefszellen selbst, sich ein rother Farbestoff entwickelt. Die An- wesenheit der Spaltöffnungen wurde von Caspary auch an den grofsen fleischigen Samen von Ismene nutans Herb. beobachtet (!). Amaryllis Belladonna hat in jedem Fache 10-12 in zwei Reihen geordnete Ovula von fast kugeliger, nach der Befestigungsstelle birnartig verschmälerter Form. Dieselben zeigen schon mit der Lupe deutlieh eine nach aufsen und zugleich etwas nach unten gewendete Micropyle, deren Umgebung zuweilen etwas lippenartig aufgeworfen ist. Ein Durchschnitt des Ovulums (Taf. VI, F. 9) zeigt den Kanal der Micropyle in der Tiefe nach den Seiten etwas erweitert, doch so wenig, dafs die Oberfläche des freien Scheitels des Eikerns kaum mehr als 5-6 Zellen zeigt. Durch etwa 3 Zellenlagen vom Scheitel des Kerns getrennt fIndet sich ein fast kugeliger Keimsack, in welchem ich zur Zeit der Öffnung der Blüthe 3 Keimbläschen und an der entgegengeseizten Seite einige Gegenfüfslerbläschen unterschied. Die späteren Veränderungen konnte ich nicht verfolgen. Die Ovula von Crinum Broussoneti Herb. erscheinen zur Zeit der der Blüthe als kleine gerundete Höcker, mit breiter Basis oder kaum unter- scheidbarem Stiel ansitzend, mehr oder weniger einseitig verdickt, wodurch eine Krümmung entsteht, die sich deutlicher in der Lage des Keimsacks aus- spricht. Diese Höckerchen zeigen keine Spur eines geöffneten Integuments, können also blofs als nakte Eikerne betrachtet werden. Der fast kugelige Embryonalsack vergröfsert sich schon während des Abblühens stark und nähert sich der Oberfläche, so dafs er an der freien Seite des Ovulums nur (') Das Vorkommen von Spaltöffnungen an Samen ist, soviel mir bekannt, bisher nur bei Canna beobachtet worden, an deren sehr fester Epidermis sie von Schleiden ent- deckt wurden (Beiträge zur Botanik S. 10, Taf. I, Fig. 11. 12. 13). 174 Braun von wenigen (oft nur von ?) Zellenlagen bedeckt ist. Bei Cr. erubescens Ait. fand ich an dem kurzen plattgedrückten Samenträger jederseits zwei sitzende, halblinsenförmige, gerundete Ovula ohne Spur einer Micropyle, die nicht übersehen werden könnte, da man schon mit der Lupe die Ober- hautzellen unterscheidet. Nach der Lage des durchschimmernden Keimsackes mufs man dieselben für fast atrop halten (Taf. VI, Fig. 12). Der reife Samen von Cr. Asiaticum (gewöhnlich nur einer in jedem Fache der Frucht) hat die Gröfse und Gestalt einer Rofskastanie und ist von einem zarten hellbräunlichen Häutchen bekleidet, das aus 5-6 Lagen tafelförmiger Zellen besteht. Die fleischige saftreiche Mafse besteht aus polygonen Zellen, zwischen denen sich deutliche Intercellulargänge finden. Die Gröfse der Zellen nimmt von aufsen 2 bis {""); sämmtlich besitzen sie einen ovalen nach innen allmählig zu (von } a Zellkern (von 4"" Durchmesser und mit 1-2 Kernkörperchen) und im äufseren Theile des Fleisches wandstängige Chlorophylikörnchen von 4,"” Gröfse, welche weiter im Innern sich vermindern und zuletzt ganz verlieren. Der Keimling ist zur Zeit, wenn die Samen die unregelmäfsig zerreifsende Kapsel verlassen, völlig entwickelt, hat eine etwas gekrümmte Lage und nimmt, mit seinem Wurzelende von der neben dem Nabel befindlichen Spitze des Samens ziemlich weit entfernt, etwa den dritten oder vierten Theil der Länge des ganzen Samens ein. Mit der hier beschriebenen Be- schaffenheit der Samen kann ich die von Gaertner (de fructibus et semini- bus plant. I. 1788, p. 41, t. XIII) gegebene Beschreibung und Abbildung der Bulbine Asiatica, welche von den Autoren für identisch mit Crinum Asiaticum gehalten wird, nicht in Einklang bringen, indem Gaertner seiner Pflanze sehr zahlreiche, etwas zusammengedrückte Samen mit doppelter Samenhaut und einem Albumen carnosum durum zuschreibt, welche, inner- halb der Kapsel keimend, diese zuletzt ganz mit zwiebelartig ausgebildeten Keimpflänzchen erfüllen sollen. Vegetative Spro[sbildung im Samen oder der Eiknospe. Plantae viviparae. Wenn auch die vermeintliche Sprofsbildung im Samen von Caelebo- gyne sich als eine wahre Embryonbildung erwiesen hat, so scheint es mir doch nicht überflüfsig zu sein, auf die Frage näher einzugehen, ob eine ve- getative Sprofsbildung d. i. eine im Zusammenhang mit dem mülterlichen Organisınus sich entwickelnde Knospenbildung in oder aus dem Ovulum über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 175 überhaupt im Pflanzenreiche vorkommt, unter welchen Verhältnissen sie auf- tritt und ob eine Verwechslung derselben mit der normalen Embryonbil- dung im Samen irgendwie zu befürchten ist. Zahlreiche Pflanzen werden von den Botanikern als lebendig gebä- rend (vivipar) bezeichnet; unter diesen möchten wir uns zunächst nach dem supponirten Falle umsehen. Dabei werden wir jedoch bald gewahr werden, dafs hier die verschiedenartigsten Verhältnisse unter der gleichen Benennung begriffen werden. 1. Wenn man den reifen Samen der Pflanzen und das ausgebildete und befruchtete Ei vieler eierlegenden Thiere (namentlich der Insecten) in Beziehung auf den Ruhezustand des in beiden verborgenen (freilich auf ver- schiedener Stufe der Entwicklung befindlichen) und der Erweckung durch die Gunst äufserer Einflüsse harrenden Lebens vergleichen kann, so erscheint die Bezeichnung des Lebendiggebärens zunächst auf solche Pflanzen anwend- bar, bei welchen der Keim sich aus dem Samen entwickelt, ehe dieser von der Mutterpflanze entfernt wird, d.i. bei welchen die Samen schon in der Frucht keimen. Es kommt diefs als zufällige Erscheinung bei Juncus, Epi- lobium, Agrostemma vor, deren Samen bei sehr feuchter Witterung inner- halb der geöffneten Kapseln, bei Kürbisen (!), Citronen und Carica Pa- paya(?), deren Samen zuweilen im Innern der geschlossenen Frucht kei- men. Zahlreiche andere hieher gehörige Beispiele finden sich bei Trevi- ranus (Pflanzenphysiol. II, S. 572) zusammengestellt, denen man nach Schacht noch Persea gratissima(*) und Araucaria Brasiliensis beifügen kann. Das merkwürdigste Beispiel einer normalen Keimung auf der Mutter- pflanze bieten die Mangrovebäume (Rhizophora nebst den verwandten Gat- tungen Ceriops, Kandelia und Bruguiera), deren mit dem Wurzelende sich durchbohrender Keimling, das Cotyledonarende im Samen und der Frucht versteckt und festgehalten, am Baume hängend zu einem langen, nach unten (') An überwinterten Früchten von Cucurbita Melopepo wurde wiederholt die Beobach- tung gemacht, dafs die Mehrzahl der Samen innerhalb der wohlerhaltenen und geschlos- senen Fruchthülle gekeimt hatten, so von Albrecht (Act. nat. cur. V. p. 94) und C. Bou- ch& (Verhandl. der Preufs. Gartenbauvereins XX. p. 43). (?) Nach Wydler (Decand. Physiol. veg£t. II. p. 655). (°?) Der Samen mit sehr entwickeltem Keim sendet, wenn das ölartige Fruchtfleisch weich wird, noch am Baume hängend eine lange Wurzel aus, die im weichen Fruchtfleisch zahlreiche Seitenwurzeln treibt (Schacht, Anat. und Physiol. der Gew. Il. S. 447). 176 Brıvn keulenartig verdickten Stabe auswächst (?). Als ein zweifelhaftes, weiterer Prüfung würdiges Beispiel führe ich das von Limprecht beschriebene Ver- halten der künstlich befruchteten Ananas an, welches C.Bouche& durch die an Hohenbergia strobilina, einer derselben Familie angehörigen Pflanze, gemachte Beobachtung des Keimens der Samen innerhalb der saftigen Frucht zu erklären sucht(!). Wenn Gaertner's Darstellung seiner Bulbine Asia- tica (vergl. S. 174) richtig ist, so würde endlich auch dieser Fall hier ein- zureihen sein. In allen diesen Fällen ist übrigens eine normale Embryonbil- dung vorhanden, kann daher von einer vegetativen Sprofsbildung aus dem Ovulum keine Rede sein. 2. In einem anderen Sinne könnte man von Lebendiggebären reden, wenn sich in der Frucht statt der Samen und an deren Stelle vegetative Knospen, seien es Laubknospen oder Niederblattknospen (Bulbille) zum Behuf der Fortpflanzung bildeten. Die fleischigen, zwiebel- und knollen- artigen Samen vieler Amaryllideen wurden früher für eine solche Bildung gehalten; wie ich bereits erörtert habe, mit Unrecht. Obgleich das Vor- kommen eines solchen Falles, sei es als zufällige oder habituelle Mifsbildung, nichts Unwahrscheinliches hat, so ist mir doch kein Beleg für dasselbe be- kannt. In wiefern die in vergrünten Blüthen vorkommenden Umgestaltun- gen der Ovula etwa hieher gezogen werden können, will ich einer späteren Erwägung vorbehalten. 3. Für ein Lebendiggebären durch Auftreten einer zur Fortpflanzung dienenden Sprofsbildung an der Stelle der Frucht, d. i. durch Umgestaltung des Pistills in eine zu selbstständiger Entwicklung bestimmte Laub- oder Niederblattknospe fehlen mir gleichfalls sichere Belege. Die mannigfaltigen (') Es giebt hiervon zahlreiche, aber wenig befriedigende Abbildungen, z. B. bei Gaertner (de fruct. et sem. pl.t. 45), Turpin (Iconogr pl. 36, Fig. 6-8, wo von einem „embryon vivipare” die Rede ist und der obere Theil des Fruchtknotens als „,phycosteme ” gedeutet wird). Eine genauere Darstellung findet sich in Blumes Museum Lugduno -Bata- vum No. 9. p. 131. (') Verhandl. des Vereins z. Beförd. d. Gartenbaues in den Preufs. Staaten. XX (1851) S. 95-98. Die cultivirte Ananas bringt keine Samen hervor; aber aus künst- lich befruchteten Blüthen sah Limprecht kleine Pflänzchen hervorwachsen, über deren Ent- stehung jedoch Näheres nicht bekannt ist. Bei Hohenbergia dagegen entstehen nach Bou- che die aus den einzelnen Beeren des dichten Fruchtstandes hervorwachsenden Pflänzchen unzweifelhaft durch das Keimen wahrer Samen. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 177 Erscheinungen der Durchwachsung der Blüthen (') können, so weit sie mir bekannt sind, nicht angeführt werden, da der durchwachsende Theil nicht zur selbstständigen Pflanze wird. Der keineswegs undenkbare Fall eines im Centrum der Blüthe an der Stelle der Frucht auftretenden, sich endlich ab- lösenden Bulbills oder wurzelschlagenden Laubsprosses ist mir in Wirklich- keit nicht bekannt. Ganz fabelhaft ist die Beschreibung, welche Tenore(?) von der Umgestaltung ausgebildeter und mit Samen versehener Früchte von Nymphaea alba in wurzelnde und Laubrosetten tragende Knollen giebt. Nach den Abbildungen vermuthe ich, dafs sich in dem von ihm beobachteten Falle in der That eine zu selbstständiger Entwicklung gelangende Laubknospe im Centrum einer chlorotisch affıcirten, aber sicherlich nicht, wie Tenore glaubt, mit normalem Pistill versehenen Blüthe gebildet hatte. Tenore’s An- wendung dieser Beobachtung auf die Erklärung der Brutknollen der Ungar’- schen N\ymphaea Lotus (thermalis Dec.) ist ganz aus der Luft gegriffen.(?) 4. Die häufigste Art des sogenannten Lebendiggebärens ist das Auf- treten von vegetativen Knospen, abfallenden Bulbillen oder auch wurzelschla- genden Laubsprofsen, an der Stelle oder in der Nähe der Blüthen, durch deren Entwicklung die Blüthenbildung zuweilen ganz verdrängt, in anderen Fällen die Fruchtbarkeit der Blüthen beinträchtigt oder ganz verhindert wird, so das die Fortpflanzung allein durch diese Brutknospen geschieht. Ohne auf eine genauere Unterscheidung der mannigfaltigen Modificationen, die sich hier (') Man vergl. den Abschnitt über Diaphysis bei Engelm. de anthol. (1832) p. 43-47. (?) Su di una singolare transformazione de’ frutti della Nymphaea alba, eine im Jahr 1832 gelesene, in dem 4. Bande der Atti della reale Accademia delle scienze (Napoli 1839) erschienene Abhandlung. (°) Tenore erwähnt bei dieser Gelegenheit eines, wie er glaubt, analogen Falles von Opuntia. In die Erde gelegte Früchte von O. amylacea und italica Ten. sollen nach seiner Meinung durch Verschmelzung und Umwandlung der Samen einen Sprofs bilden, der zu einem neuen Stocke auswächst. Dieser sonderbaren Behauptung liegt ohne Zweifel die bekannte Thatsache zu Grunde, dafs der Zweig, in welchen die Frucht der Cacteen einge- senkt ist, die Fähigkeit hat seitlich d. i. aus den Achseln der verkümmerten Blätter, mit denen er bedeckt ist, Knospen zu erzeugen. Bei manchen Arten der Gattungen Pereskia und Opuntia (z. B. ©. polyantha Haw.) entwickeln sich diese Knospen normal zu Blüthen, so dals Blüthe aus Blüthe hervorzuwachsen scheint. Die von Martius bei der Versamml. d. Naturf. zu Carlsruhe besprochene Sprofsbildung aus unreifen, in die Erde gelegten Früch- ten von Zecythis beruht dagegen wahrscheinlich auf der Bildung von Adventivknospen. Phys. Kl. 1859. y 178 Braun bieten, eingehen zu können, will ich die bekannteren Fälle nur leichthin zusammenstellen. Zwiebelartige Brutknospen (Bulbille) finden sich, und zwar a) die Stelle der Blüthen selbst vertretend, mit Blüthen untermischt und dieselben zuweilen ganz verdrängend, bei Polygonum viviparumL.(') und bulbiferum Royle, bei mehreren Allium - Arten (?) und zwar bei A. vine- ale oft bis zur gänzlichen Verdrängung der Blüthen, Gagea Liotardi (°), und seltener auch @. arvensis (*), bei welchen die bulbilliragenden Exem- plare ohne Blüthen sind; b) den Blüthen vorausgehend oder zum Theil auch noch, als accesso- rische Knospenbildung, in denselben Blattachseln mit den Blüthen bei Zi- lium bulbiferum L.(°), tigrinum Gawl., lancifolium Thunb., Gagea bul- bifera Schult., Sparaxis bulbifera Ker (Ixia L), Dentaria bulbifera L.(°), Saxifraga bulbifera und cernua L.(’), Cicuta bulbifera L.(*), (') Über das seltnere Vorkommen der Samen ist zu vergleichen Mertens und Koch, Deutschl. Fl. II, S. 50, über den Bau der Bulbille Meifsner, Monogr. gen. Polygoni pro- drom. p. 20, t. V, woselbst auch ein Übergangsfall der Bulbillbildung zur Blüthenbildung dargestellt ist. (?2) Es gehören hierher namentlich A. oleraceum L., carinatum L., vineale L., Scorodo- prasum L., Ophioscorodon Don, sativum L., Cepa var. proliferum (Schrad.). Die Zahl der bekannten Arten mit zwiebeltragender Dolde ist übrigens im Verbältnils zur Zahl aller bekannten Arten nur klein; nach Kunth’s Enumeratio (Vol. IV, p. 379.) beläuft sich erstere auf 10, letztere auf 179. (°) Die Exemplare mit Bulbillen werden als var. &. fragifera, scapo bulbillorum capitulo terminato, aufgeführt. (*). £. foliorum floralium axillis bulbiferis Kunth, enum. IV. p. 240. (°) Bei der wildwachsendenden Pflanze sind die Bulbille meist sehr zahlreich und die Blüthen fehlen dann oft ganz; bei reichblühenden cultivirten Formen fehlen dagegen häufig die Bulbille. (°) Die Früchte und Samen dieser Art kommen sehr selten zur Ausbildung; ich habe sie nie gesehen, doch sind sie beschrieben in Mert. und Koch, Deutschl. Fl. IV, 1833, S. 598 und Meigen, Deutschl. Fl. 1842, III, p. 335. (”) Die Bulbille dieser Art sind abgebildet in Areschoug, Bidrag till Groddknoppar- nas, Lund 1857, tab. V, in welcher Schrift man überhaupt die Brutknospen vieler Pflanzen beschrieben und abgebildet findet. Bei Saxifraga granulata var. bulbillaris Ser. in Dec. Prodr. IV, p. 36 sollen die Blüthen selbst grolsentheils in Bulbille umgewandelt sein, so dals dieser Fall unter a) aufgeführt werden könnte. (®) Die Bulbille gehäuft in den oberen Blattachseln; die Pflanze reift nur selten Früchte. A. Gray, Manual of the Bot. of the North. Unit. States, 1856, p. 157. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 179 Lysimachia strieta Ait. Bei mehreren Begoniaceen, z. B. Änesebeckia bul- bifera, Martiana, monoptera und Balmisiana Kl., finden sich die Bulbille in grofser Zahl gehäuft in den Achseln der oberen Laubblätter, nicht selten vereint mit Blüthenständen, während die sonderbare Putzeysia gemmipara Kl. (Begonia Hook. fil. et Thomps.) besondere Zweigchen besitzt, wel- che mit scheidenartigen zweizeilig sich deckenden Hochblättern bekleidet sind, von denen die obersten becherartig zusammengebogenen dieHäufchen der Bul- bille beherbergen (!). Dioscorea Batatas Decsn., bulbifera L., triphylla L.(?) und wahrscheinlich mehrere andere Arten tragen knollenartige Bulbille in den Achseln fast aller Laubblätter, oft auch als accessorische Knospen unterhalb der achselständigen Blüthenstände. Die sehr eigenthümlichen, den Knollen der Ophrydeen vergleichbaren Bulbille von Ficaria ranunculoides sind noch weniger auf die Nähe der Blüthen beschränkt, doch hat ihre An- wesenheit unzweifelhaft einen störenden Einflufs auf die Entwicklung der Früchte, welche nur selten die gehörige Ausbildung erreichen (®). c) Die Bulbille treten als accessorische Knospen in den Achseln der Deckblätter der Blüthen oder Blüthenstandszweige auf und vereiteln häufig durch ihre Entwicklung die Frucht- und Samenbildung. Aufser den schon berührten, theilweise hieher gehörigen Fällen von Lilium, Knesebeckia, Dioscorea sind hieher wahrscheinlich die lebendiggebärenden Agarve- und Fourcroya-Arten(*) zu zählen. Bei Locheria pedunculata Regel (Achi- menes Benth.) bilden sich theils in der Achsel des Tragblatts, unter dem Blüthenstiel, theils in den Achseln der 3 Vorblätter zapfenartig verlängerte, leicht abfallende Niederblattsprofse, ähnlich denen, welche bei vielen ande- ren Gesneriaceen aus dem unterirdischen Theile des Stengels entspringen. (') Hooker, Illustrations of Himalayan plants (1855) t. XIV; Klotzsch, Begonia- ceae (1855) p. 135. (*) , Areschoug:l.c.t. IV, f. 19-26. C) Vergl. Irmisch, Beitr. zur vergleich. Morphol. d. Pflanzen, I Ranunculus Ficaria, (*) 4gave vivipara L, Kunth, enum. V, p. 822 (‚‚floribus succedunt capsularum loco bulbilli”), 4. sodolifera Salm-D., Kunth, ibid. (‚‚scapo panniculato bulbifero”), A. bulbi- fera Salm-D., Kunth, ibid. 134 (,Horibus succedunt bulbilli, nec capsulas, nec semina profert”), 4. Jaquiniana Schult., Hook. bot. mag. 1859, t. 5097 (pannicula demum sobo- lifera s. vivipara”), Foureroya longaeva. Ich habe noch nicht Gelegenheit gehabt, das Ver- halten einer dieser Arten selbst zu beobachten, doch kann es nicht zweifelhaft sein, dafs die Bulbille nicht aus der Blüthe oder dem Fruchtknoten selbst entstehen. Z2 180 Braun Das Auftreten zur Selbstständigkeit gelangender Laubsprofse im Blü- thenstand, sei es, dafs sie in den letzten Verzweigungen desselben an der Stelle der Blüthen selbst erscheinen, oder unterhalb dieser, als accessorische Bildung, meist erst nach der Blüthezeit, hervorwachsen, ist gleichfalls eine zuweilen als Lebendiggebären bezeichnete Erscheinung. Sie findet sich regel- mäfsig oder doch häufig bei einigen Alismaceen z. B. Alisma (Echinodorus) natans L., parnassifolium L., radicans Nutt., (!) intermedium Mart. (2); desgleichen bei Juncus uliginosus var. vieiparus Roth.; in der Familie der Cyperaceen bei Eleocharis prolifera Torr. und vivipara Lk.,(*), Isolepis prolifera R. Br. und Thouarsü Dietr., Dichronema puberula Vahl (ra- dicans Cham. et Schlecht.), nicht selten auch bei Seirpus atrovirens W.; in der Familie der Liliaceen bei Chlorophytum Sternbergianum Steud., bei welcher Pflanze die reichlich Luftwurzeln aussendenden Laubsprosse häufig die Blüthenbildung ganz verdrängen. Hier mag auch Bryophyllum proliferum Bowie(*) aus Madagascar angeführt werden, welches mit klei- nen fleischigen Laubblättern besetzte, kätzchenartig verlängerte Sprofse aus den Achseln der'Vorblätter der Blüthen hervorbringt. Als zufällige, haupt- sächlich durch feuchte Witterung veranlafste Erscheinung findet man Laub- sprofsbildung im Blüthenstand bei sehr verschiedenen Pflanzen ; ich erinnere mich solche namentlich bei Lychnis coronaria gesehen zu haben. Aus ab- geblühten und abgestutzten Blüthenstengeln von Phajus grandifolius Lour., Oneidium Ceboletta Sw., Epidendrum elongatum Sw. und crassifolium Lindl. sahen Scheidweiler und Fr. Otto „neue Pflanzen” hervorspros- sen (°), welchen Beispielen Baum noch Escheveria gibbiflora Dec. beifügt. 5. Eine andere Art des Lebendiggebärens entsteht dadurch, dafs der Blüthenstand selbst oder dessen oberer Theil in einen selbstständigen vege- tativen Sprofs übergeht, indem die der Hochblattformation angehörigen Deckblätter laubartig werden und die Blüthenbildung in den Achseln der- selben unterbleibt. Dieser Fall tritt normal an der Spitze der Ähre der Ananas ein; in ähnlicher Weise sah ich bei monströsen Exemplaren von (') Echinodorus radicans Engelm. in A. Gray Manual (1856) p. 438. (?2) Endl. et Martius Fl. Brasil. VIII (1847) t. 14. (°) „spicae plerumque fasciculum ceulmorum emittunt” Kunth, enum. II. p. 146. (*) Hook. bot. mag. t. 5147 (1859). (°) Baum, die ungeschlechtliche Vermehrung der Pflanzen (1850) S. 15, 16. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 181 Plantago lanceolata die Ähre in eine wurzelschlagende Laubrosette ausge- hen. Bei Eryngium viviparum Gay kommen nicht ;blofs besondere Zweige vor, welche mit einer wurzelnden Laubrosette endigen, sondern es gehen solche Rosetten auch aus den Blüthenköpfchen hervor. Hieher gehören end- lich die sogenannten viviparen Gräser, von denen Poa alpina vivipara () und P. bulbosa vivipara die bekanntesten sind. Was sonst noch unter der Bezeichnung des Lebendiggebärens bei den Pflanzen begriffen wird, entfernt sich allzusehr von dem Zwecke dieser Be- trachtung. Selbst manche Pflanzen, welche entfernt vom Blüthenstande sich ablösende Knospen bilden, haben den Namen lebendiggebärender erhal- ten(?). Ich gehe auf die Betrachtung solcher Fälle nicht weiter ein und will nur noch einigen Bemerkungen über die Knospenbildung aus dem Blatt einzuschalten Gelegenheit nehmen. 6. Die Erzeugung von selbstständig werdenden Sprofsen, Bulbillen oder häufiger Laubknospen, aus dem Blatte hat ein besonderes Interesse wegen ihrer Analogie mit der Entstehung der Eiknöspchen aus dem Frucht- blatte(?). Bei einigen Pflanzen tritt eine solche Knospenbildung an Blät- tern, welche noch mit der Mutterpflanze in Verbindung stehen, auf, wäh- rend sie aus abgelösten Blättern künstlich bei sehr vielen Pflanzen hervorge- rufen werden kann. In Beziehung auf die Seiten und Stellen, an welchen am Blatt Knospen entstehen können, herrscht eine ziemlich grofse Mannig- faltigkeit (*), und können zunächst folgende Fälle unterschieden werden : a) Knospenbildung auf der Oberfläche des Blatts. Sie ist die häu- figste, bei Phanerogamen sowohl, als bei Farnen und selbst Moosen. Die (') Vergl. H. v. Mohl in der bot. Zeit. 1845, S. 33. — Ich habe ähnliche Abnormitäten an Lolium perenne, Aira caespitosa, Agrostis alba, Phleum phalaroides und Alopecurus pra- tensis gesehen, aber nicht hinreichend untersucht, um die völlige Übereinstimmung mit dem Verhalten der genannten Poa-Arten behaupten zu können. (?) Remusatia vivipara Schott, Marmmillaria vivipara Haw., Amaryllis bulbulosa Herb., ‚Sempervivum soboliferum Sims., Stratiotes, Pistia, Lemna etc. (°) Unter anderen ist hierüber zu vergleichen Frignet d’Autry, essai sur la Blasto- genie foliaire, 1846. (*) Es ist diels noch wenig beachtet worden. Von den Farnen giebt Karsten (Ve- getationsorg. d. Palmen S. 126) an, dafs die Sprofsbildung, im Gegensatz der Sporangienbil- dung, auf der oberen Blattfläche stattfinde, was, obgleich der häufigere Fall, doch nicht über- all zutrifft. Selbst im Übrigen ähnliche Arten können sich in dieser Beziehung unterschei- den, wie die folgende Übersicht zeigen wird. 182 Bravs Knospe bildet sich auf dem Blattstiel oder an der Basis der Spreite, ersteres zuweilen bei Gymnogramme chrysophylla, letzteres bei Nymphaea micran- tha Perr. et Guill. und Guineensis Thonn. et Schum., Amorphophal- lus bulbifer Bl., Asplenium (Diplazium) plantagineum L. Beides findet sich vereinigt bei Pinellia tuberifera Tenor. (Atherurus ternatus Bl.), einer Aroidee, welche 2 Bulbille auf jedem Blatte trägt, das erste an der Grenze von Scheide und Stiel, das zweite auf der Basis der dreitheiligen Spreite ('). Die Knospen bilden sich an der Basis einzelner Abtheilungen (Fiederblätt- chen) bei Cardamine pratensis und C. Mathioli Moretti, Asplenium de- cussatum Sw. (Diplazium proliferum Kaulf.) (?), Aspidium cicutarium L. (sub Polypod.), refraclum Fisch. (sub Polyp.), reptans Mett. in meh- ren Abarten, Phegopteris prolifera Mett. und wahrscheinlich ebenso bei Me- niscium proliferum Sw. Bei Asplenium gemmiferum Schrad. findet sich die einzige vorhandene Knospe auf der Basis des Endblättchens; bei Aspl. bra- chypteron Kunz. steht sie auf der Basis eines der obersten Seitenblättchen, welches Seitenblättehen jedoch gänzlich verkümmert. Auf der Mittellinie der Blattfläche scheinen die Knospen zu entspringen bei Hyacinthus Pou- zolsii Gay ( fastigiatus Bertol.) und einigen Laubmoosen, namentlich Ma- cromitrium Blumei Nees und Brauni C. Müller (?). Die Knospenbildung findet sich auf der Oberfläche zerstreut, an den Theilungsstellen oder mitten im Verlauf der Nerven, bei Drosera intermedia(*) und rolundifolia (°), Arabis pumila (nach Dr. Sauter), monströsen Exemplaren von Chelido- nium majus laciniatum (°), Chirita sinensis("). Von Farnen gehören hieher C') Areschoug I. c.t. V, f.1-8 giebt eine Abbildung davon, nennt die Pflanze aber unrichtig Amorphophallus bulbifer (*) Bei dieser und den folgenden Arten sitzen die Knospen anscheinend seitlich in den Achseln der Fiedern; dafs sie in Wirklichkeit der Oberseite angehören sieht man, wenn Knospenbildung an den oberen Theilen des Blatis, wo die Fiedern zusammenhängen, auf- tritt, was nicht selten der Fall ist (°) Dozy et Molkenb. Bryol. Javan. t. 94. Die auf den Blättern bervorsprossen- den knospenartigen Pflänzchen sind die männlichen Individuen. Ich kann übrigens diesen Fall nicht ohne Zweifel anführen, denn bei Aypnurm pratense Koch sollen die in ähnlicher Weise auf den Blättern erwachsener weiblicher Pflanzen sitzenden männlichen Pflänzchen nach Schimper (Bryol. Europ. VI, p. 43, t 29) durch Keimung aus Sporen entstehen. (*) Naudin in den Ann. des sc. nat. XIV (1840) p. 14, pl. I. (°) Nitsche in der bot. Zeit. 1860, No. 7. (°) A. Braun, das Individuum der Pflanze S. 60. (’) E.Hance in Hookers Journal of Botany I (1849) p. 141, t. V. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 183 Asplenium compressum Sw. (foecundum Kunz.) und viviparum Presl., bei welchen die Knöspchen auf den letzten Gabelungsstellen der Nerven sitzen; ferner Aspl. nodosum Kaulf., Odontites R. Br., bifidum Presl., proliferum Willd. (unter Darea), bei welchen sie sich im Verlauf der letzten einfachen Nervenenden finden. Bei A. visiparum Forst. gabelt sich der knospentragende Nerv öfters noch oberhalb der Knospe. Hier scheinen sich endlich auch alle die Fälle anzureihen, in welchen das Blatt eine einzige Knospe auf rankenartig verlängerter Spitze trägt. Bei Chrysodium flagelliferum und repandum Mett., deren verlängerte Blatt- spitzen den Spreitenrand nicht ganz verlieren, sieht man deutlich, dafs die Knospe unterhalb der Spitze auf der Oberseite dicht am Mittelnerven sitzt ('). Bei Asplenium flabellifolium Cav. und flabellatum var. erytop- teron (Kunz.) sitzt die Knospe zwar auf dem äufsersten Ende des Blattes, aber im jugendlichen Zustand deutlich auf der Oberseite der Endspitze. Wahrscheinlich verhält es sich ebenso bei Camptosorus rhizophyllus Lk., Adiantum caudatum L., Aspidium rhizophyllum Sw. und Fadyeniü Mett., Aneimia Dregeana Kunz., Trichomanes floribundum H. et B. etc. Hierher gehört auch die merkwürdige monströse Abart der Hymalayagerste (Hordeum Himalayense var. trifurcatum Steudel, H. Aegiceras Royle), welche in der kaputzenförmigen Spitze der äufseren Deckspelze eine oft vollkommen entwickelte Blüthe trägt. b) Knospenbildung am Rande des Blatts. Hierher gehören die be- kannten Fälle von Calanchoe pinnata Pers. (Bryophyllum calycinum Sa- lisb.) und Malaxis paludosa, so wie auch die von mir bei Levisticum of- ‚fieinale beobachtete Blattsprofsung (?). Acrostichum undulatum L. zeigt in einer Ausbuchtung an der Spitze des unfruchtbaren Blattes eine einzige Knospe, welche genau randständig zu sein scheint, ebenso wie bei Hemio- nitis palmata L. die in den Einschnitten an den Seiten des Blattes stehenden Knospen. Bei Ceratopteris thalictroides Brongn. stehen die in den Achseln der Segemente befindlichen Knospen deutlich auf der Unterseite des Randes. Eigenthümlich ist das Verhalten einiger ausländischer mit Aspidium acu- (') Chrysodium flagelliferum zeigt zuweilen auch weiter von der Spitze entfernt Knos- pen auf der Blatifläche, meist am Ursprung der Seitennerven, zuweilen sogar im Verlauf der secundären Nerven am Ursprung der tertiären. (*) Das Individuum der Pflanze S. 60. 184 Bravn leatum (') verwandter Arten, namentlich A. vestitum Sw. und proliferum R.Br., bei welchen die in geringer Zahl sich entwickelnden Knospen an- scheinend in den Achseln der Fiedern stehen, genauer betrachtet aber die Stelle der ersten oberen secundären Fieder einnehmen, so dafs also den knospentragenden Fiedern die erste (obere) Secundärfieder oder Pinnula fehlt. Bei Phegopteris Linkiana und rupestris Mett. ist die Knospe gleich- falls anscheinend axillär, befindet sich aber eigentlich auf der Spitze des in diesem Fall sehr verkürzten und in einem kleinen Ausschnitt endigenden ersten äufseren Tertiärnerven der Oberseite der Fieder, also an dem der Spindel zurückgekehrten Rande der ersten oberen (sehr selten auch der er- sten unteren) Lacinia. c) Knospenbildung auf der Unterfläche des Blattes. Von Pha- nerogamen weifs ich blofs den von Mohl beschriebenen Fall bei Ornithoga- lum scilloides (?) anzuführen; von Farnen gehört hierher Cystopteris bul- bifera, deren fleischige, leicht abfallende Bulbille oft in grofser Zahl auf der unteren Blattfläche in den Achseln des primären und der secundären Nerven der Fiedern entspringen. Asplenium (Diplazium) celtidifolium (Kunz.) trägt kräftige, erst spät sich ablösendeLaubspofse in den Achseln der Rachis und der Primärnerven der Fiedern und zwar, wie man an dem oberen, nicht bis zur Rachis gespaltenen Theile des Blattes erkennt, auf der Unterfläiche. Ähnlich verhält sich Woodwardia radicans, deren meist ein- zige Brutknospe deutlich auf der Unterseite der Basis einer Fieder entspringt. Bei Asplenium Belangeri Kunz. entspringen zahlreiche Knospen aus den Seiten der Rachis, jedoch bedeckt von den Fiedern, somit deutlich aus der Unterfläche. (') Bei 4sp. aculeatum selbst kommt die Sprofsbildung aus dem Blatt nur als seltene Ausnahme vor und zwar bei einer Form, welche von Th. Moore (the ferns of Great Britain and Ireland, natureprinted, tab. 13) unter dem Namen Polystichum angulare var. proliferum dargestellt ist. (?) Bot. Zeit. 1859, $. 377. Ich habe das sonderbare Vorkommen von gruppirten Brut- zwiebeln auf der Aussenseite der Zwiehelhäute an Exemplaren des hiesigen bot. Gartens ganz so gefunden, wie es H.v. Mohl beschreibt; der Umstand, dafs die bulbilltragende Region ungefähr der Mitte des betreffenden Blattes entgegengeseszt ist, dagegen mit der Mitte des vorausgehenden Blattes zusammenfällt, hat mich jedoch auf den Gedanken geführt, dafs diese Zwiebelchen vielleicht als in der Achsel des vorausgehenden Blattes entspringend und an der Aussenseite des nachfolgenden angewachsen betrachtet werden könnten. über Polyembrydnie und Keimung von Caelebogyne 185 gyne. i d) Bulbillbildung au| beiden Flächen des Blattes kommt endlich nach Turpin (') bei Ornith@alum thyrsoides vor. h Es geht aus Si lagen Abschweifung hervor, dafs unter Allem was man als Lebendiggebära bei den Pflanzen bezeichnet hat, kein F 1 vegetativer Sprofsbildung in»der aus dem Samen zu finden ist. Ich Be daher nun zu der Erörterun der Frage zurück, ob unter den nd rungen, welche die Ovula i chlorotisch -antholytischen Blüthen erleid 5 (Oolysen), Fälle vorkommen welche in dem angegebenen Sinne aus HB werden können. Die Beantwitung dieser Frage wird durch das Bi. : welches die morphologische tdeutung des Ovulums und seiner Theile A hüllt ist, erschwert, und es hn dieses Dunkel, obgleich die nie Beobachtungen über die mannfaltigen Umgestaltungen, welche das Onul n erleiden kann, wichtige Anhäpunkte bieten und es auch nicht an ee chen fehlt, die widersprechenn Auffassungsweisen, zu welchen gerade " Mannigfaltigkeit der Umwandlgserscheinungen Veranlassung ee h i zu vereinigen (?), zur Zeit kn ganz gelichtet werden. Ich ai u (') An. des sc. nat. T. XXIII (4) p. 1. (?) Ich erwähne in dieser Beziek namentlich die Arbeiten von A. B I. Rolsmann. Beobachtungen überjorme Entwicklungen der Oyula Ba; in folgenden Schriften bekannt: | er Blasen, Ebilied Gewe (181795, 78-79, fig. 4-7 (Beobachtungen an Tongniart und d mir überhaupt Aquilegia vulgaris). 2) Roeper, enum. ‘Euphorb. 4) p.45 (Bemerkung über Delshinium e 7 3) €. Schimper in Flora 182, ee EN RN re Reseda lutea besprochen werden. Adie S. 436 beschriebenen Pseı 2 N, ö ranthus Cheiri sind in Betracht zu zit un 4) €. Schimper, Beschreib. dynpryzum Zeyhabitiin Geiger Mies macie 1829.30, woselbst sich auf der bis 6ten Tafel er ne = Phar- Ovula von Stachys silvalica, Symphylffieinale, Behdaniiler En abnormer den, zu denen jedoch der erklärende fehlt. Ich werde mich Rn Br Bu dieser Figuren, die mir aus der Zeit |Entstehung wohl bekannt sind, b 2 au as davon werden auch in der nachfolgendhhrift angeführt. „ beziehen; einige 5) Engelmann, de antholysi (|, worin sich RER einale (p. 40), Torilis Anthriscus und Slomeruliffora finden. ee lülhen von von Chei- mörium o ffe- 6) Valentin, Antholysen von Aeyia Ey plterm RB 7 225), leider ohne Abhildung, rue @elmal-,eur, KIXUTA8EH, pn 6) Unger, Antholysen von Prigp; ; 55.5) ’ inensis (act. nat. cur. XXII. 10R 1850, p: 543, Phy . Kl. 1859. As 186 Bravs manche Fragepunkte, welche sich bei Behandlung dieses Gegenstandes auf- drängen, unerledigt bei Seite lassen, da weder die Beobachtungen Anderer, noch meine eigenen, welche meist ein sehr altes Datum tragen (1829 - 1832) und mir überdies gegenwärtig nicht alle zur Hand sind('), zur Lösung völlig ausreichen. Die Beantwortung derjenigen Vorfrage, auf die es gerade hier ankommt, der Frage, ob dem Ovulum eine Knospennatur zugeschrieben werden darf, oder nicht, wird in der Hauptsache dadurch nicht verhindert werden. Manche Autoren halten nach dem Vorgange von Reisseck die Oyula für Blätter, indem sie sich auf die in absteigender Ordnung erfolgende Entwicklung der Integumente und das häufige blattartige Ansehen veränder- ter Ovula in antholytischen Blüthen stützen. Solche blattartige Formen haben C. Schimper von Reseda lutea (}.c.Taf. 5, Fig. 43, 67,71), Engel- mann von Sösymbrium officinale (Taf. IV, f. 13-15) und Torilis Anthris- cus (V, 4-5), Reisseck (Taf. XX, f. 2-4) und Wydler (f. 9) von Alliaria offieinalis, Brongniart von Primula Chinensis und Anagallis u. s. w. 8) A- Brongniart, in Ann. d. sc. nat. 1834, p. 308 (Beobachtungen an Primula Chinensis). 9) A.Brongniart, examen de quelques cas de monstrosites vegetales (Archives du Museum d’hist. nat. T. IV, 1844, p. 43, pl. IV, V). Beobachtungen an Deiphinium elatum, Brassica Napus, Anagallis arvensis. 10) Reisseck, über das Wesen der Keimknospe (Linnaea XVII, 1843, S. 956, T. XX). Enthält Beschreibung und Abbildung monströser Ovula von Alliaria officinalis. 11) Wydler, Beschreibung einiger Antholysen von Alliaria offieinalis (Denkschr. d. Regensb. bot. Ges. IV, 1859, S. 77, Taf. VII). 12) Wigand, Grundlegung der Pflanzenteratologie, 1850, S. 39. Aeseda lutea. 13) Wigand, bot. Untersuchungen, 1853, S.23. Rosa, Turritis glabra, Crepis bien- nis (Taf. I, Fig. 34-43). 14) Germain de St. Pierre (lInstit. 1853, No. 1021, p. 255). Beobachtungen an Aquilegia vulgaris. 15) I. Rofsmann, Entwicklung der Eiknospen aus dem Fruchtblatte und Deutung des Samenträgers (Flora 1855, S. 657 und 705). Beschreibung der abnormen Veränderungen der Ovula von Squilegia vulgaris und Kritik der früheren Beobachtungen. (') Ich habe abnorme Umgestaltungen der Oyula namentlich beobachtet bei Nige/a Da- mascena, Adonis autumnalis, Delphinium Ajacis, Trifolium repens, Medicago maculata, Des- modium Canadense, Reseda lutea, Phyteuma und odorata, Thlaspi arvense, Erucastrum Pol- lichii, Agrostemma Githago, Stellaria media, Epilobium palustre, Tropaeolum majus, Dictam- nus albus, Carum Carvi, Paslinaca sativa, Anaguallis arvensis. Es ist sonderbar, dafs noch keine Oolysen an Monocotylen vorgekommen sind. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 187 dargestellt; Unger hat bei Primula chinensis (Taf. 55. B, F. 12, 13) sogar eine Umgestaltung der Ovula in fruchtblattartige Gebilde beobachtet und die aus den Nähten fruchtblattartig verwachsener Kelchblätter von Cheiranthus Cheiri hervorwachsenden Blumenblätter, welche C. Schimper beschrieben hat, lassen sich gleichfalls als eine den Ovulis entsprechende Bildung be- trachten. Allein Blätter setzen eine Achse voraus und, da die Annahme der Achsennatur der Placenten für die Mehrzahl der Pflanzen entschieden wider- legt ist, so fällt auch die Annahme, dafs die Ovula Blätter, nämlich ganze Blätter seien, für die Mehrzahl der Pflanzen weg. Nur für diejenigen Fälle könnte sie aufrecht erhalten werden, in welchen die Anwesenheit einer von der Blüthenachse gebildeten Placenta nicht geläugnet werden kann, also namentlich für die Primulaceen, von denen zur Unterstützung dieser Auf- fassung noch angeführt werden kann, dafs die Ovula, wie schon Gaudi- chaud bemerkt hat, an der centralen Placenta nicht in Reihen geordnet sind, deren Zahl in bestimmtem Verhältnifs zur Zahl der Fruchtblätter steht ('), sondern bei gleicher Zahl der Fruchtblätter quirlige und spiralige Anordnun- gen zeigen, welche, nach bekannten Blattstellungsregeln variirend, eine ver- schiedene Zahl der Zeilen hervorbringen (?). Mit der Feststellung der Thatsache, dafs die Placenten bei der Mehr- zahl der Pflanzen dem Fruchtblatt selbst angehören, mufs also auch die zu- erst angeführte Deutung der Ovula dahin abgeändert werden, dafs dieselben in der Mehrzahl der Fälle nicht als ganze Blätter, sondern als Theile eines Blattes, und zwar als Randgebilde, als eigenthümlich veränderte Zähne, Lappen oder Fiederblättehen des Fruchtblatts aufgelafst werden, wie dies schon von Roeper in der Note über Delphinium crassicaule angedeu- tet(*), von Brongniart auf Grund der an Delphinium elatum beobachte- ten Übergänge ausgesprochen wurde, zugleich jedoch mit der Anerkennung, dafs dem Ovulum noch ein weiterer, nicht als blofse Fortsetzung des Frucht- (') So in der Familie der Caryophyllaceae. (*) So fand ich z. B. bei Anagallis aroensis, deren Pericarpium aus 5 Fruchtblättern ge- bildet ist, die Ovula in 8 bis 14 senkrechten Zeilen, hervorgebracht durch die abwechselnd quirligen und spiraligen Anordnungen 4, 4,8 — 4, 5, 9 — 5, 5, 10 — 5, 6, 11 — 6, 6, 12 : ve 5 . 2.0.2: aahen Te Wels — 6,7,13 — 7,7, 14, oder in anderer Ausdrucksweise durch %, % in in n DI m (°) „Serraturae sensim abierant in ovula”. Roeper l.c. Aa? 188 Braun blatts zu betrachtender Theil zukomme (!). Auch an Brassica Napus sah Brongniart die in 2 Reihen gestellten, den Ovulis entsprechenden Blätt- chen in einer Weise zusammenfliefsen, welche die Bildung durch die einge- schlagenen und in viele Läppchen getheilten Ränder der Fruchtblätter nicht verkennen liefs (l. c. pl. V. A, Fig. 13). Am deutlichsten spricht sich der Übergang der Ovula in die Seitenblättehen eines gefiederten Blattes in den von Schimper gegebenen Figuren von Trifolium repens (Taf. V, f. 98 und VL f.3.4) aus, welchen ich ähnliche von Engelmann und mir selbst im Jahr 1832 an Nledicago maculata gemachte Aufnahmen an die Seite stellen kana. Dafs jedoch die Auffassung der Ovula als veränderter Randläppchen oder Fie- derblättchen, auch abgesehen von den Oyulis der Centralplacenten, keine all- gemein gültige oder überall ausreichende sein kann, beweist das damit nicht leicht zu vereinigende Vorkommen vielreihiger oder unordentlich zerstreu- ter Ovula an sehr dicken oder ausgebreiteten Placenten (Scerophularineae, Gesneriaceae, Solanaceae, Campanulaceae, Gentianaceae, Hypericaceae, Papaveraceae ete.), ferner an intramarginalen Placenten (Orobanche), oder auf dem Mittelstreif des Fruchtblatts (Mesemdrianthemum ex p., Punica) (?), oder endlich gar auf der ganzen Innenfläche desselben (Butomeae, Hydro- charideae, Monodora, Nymphaeaceae). Solche Vorkommnisse nöthigten zur Annahme, dafs Ovula nicht blofs als Randgebilde, sondern auch als Auswüchse auf der Fläche, etwa den normalen oder abnormen Emergenzen mancher Blät- ter (?) vergleichbar, auftreten können. Zahlreiche Beobachtungen weisen jedoch darauf hin, dafs die als Blätter, Blüthen oder Blattsegmente erscheinenden Ausbreitungen,, welche in antholytischen Blüthen an der Stelle der Oyula erscheinen, nicht das ganze normale Ovulum, sondern nur einen Theil desselben repräsentiren. Diefs führte zur Unterscheidung eines Trägers, welcher als Theil des Frucht- blatts, oder in seltenen Fällen als selbstständiges Blatt betrachtet wurde, und einer auf diesem hervorsprossenden Neubildung, einer Knospe. Un- (') „On.ne saurait done se refuser ä admettre que.. chaque ovule correspond & un lobe ou & une grande dentelure de cette feuille.., que le tegument exterieur de l’ovule ne’st autre chose que l’extremite de ce lobe foliace repli& sur lui-m&me ou formant une sorte de ca- puchon; que le nucelle, au contraire, est une production nouvelle..” Brongn.l.c. p. 52. (?) Dagegen scheint mir die Annahme einer dorsalen Placentation bei Nelumbium, Arum etc. (Clarke in Ann. of nat. hist. XII, 1853, p. 11) nicht gerechtfertigt. (°) An grolser Mannigfaltigkeit findet man dieselben an den Blättern des Kopfkohls. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 189 terstützt wird diese Annahme dadurch, dafs man selbst bei den blattartlig- sten Formen, in welchen das Ovulum erscheint, häufig an der Spitze oder unterhalb derselben ein kleines walzen- oder kegelförmiges Körperchen fin- det, das bei weiterer Ausbildung sich als ein bald nackter, bald mit einem Integument bekleideter Eikern erkennen läfst. Wir sehen dieses Körperchen in mehreren Figuren Engelmann’s von Sisymbrium officinale und Torilis Anthriscus angedeutet, ferner in Brongniart’s Darstellung von Brassica Napus (pl. V.A, F. 13); ich habe es in ähnlicher Weise an blattartig um- gestalteten Ovulis von Reseda Phyteuma gesehen, Rofsmann beschreibt es von Aquilegia vulgaris. Auch Valentin führt an, dafs die sonst ganz blattarligen Ovula der von ihm beobachteten Lysimachia Ephemerum eine kolbige Spitze hatten, welche einen Eimund und im Innern ein zweites Inte- gument und einen Kern unterscheiden liefs. Wenn mit dieser Unterscheidung der Eiknospe und ihres Trägers un- zweifelhaft ein Schritt zum richtigeren Verständnifs des Ovulums und seiner abnormen Umgestaltungen gemacht ist, so stolsen wir doch gerade hier auf die am schwersten auszugleichenden Differenzen. Während Brongniart nach seinen Beobachtungen an Delphinium elatum nur den Kern als neue Production, das äufsere Integument dagegen als die kaputzenförmig sich schliefsende Spitze des eitragenden Blattsegments betrachtet, glaubt Rofs- mann nach Untersuchung in vieler Beziehung ähnlicher Mifsbildungen von Aquilegia vulgaris in dem blattartigen Träger blofs den Samenstiel (‚funi- culus) des normalen Ovulums zu erkennen, indem er die Integumente der Eiknospe selbst zuzählt, wofür der Umstand zu sprechen scheint, dafs die dem Träger unter der Spitze aufsitzende Eiknospe, wo sie hinreichend ent- wickelt erschien, nicht als blofser Eikern, sondern mit einem Integument versehen auftrat ('). Obgleich die Auffassung Rofsmanns die morphologisch einfachere ist, so stehen doch der Brongniartischen, die einen morphologischen Wider- spruch zu enthalten scheint, mehrfache Beobachtungen zur Seite. Dafs das (einzige oder von zweien das äussere) Integument an vergrünenden Oyulis (') Rofsmann |. c.p. 664. Das normale Ovulum der Ranunculaceen besitzt nur ein Integument, ich werde aber im Folgenden zeigen, dafs die Zahl der Integumente sich belie- big vermehren kann, wodurch der Beweis, den man in dem angeführten Umstande zu Gun- sten der Rolsmann’schen Auffassung zu suchen geneigt sein kann, entkräftet wird. 190 Braun mit in die blattartige Ausbreitung des sogenannten Trägers eingeht, ist nicht nur bei Delphinium elatum nach der von Brongniart (Fig. 12-15) darge- stellten Reihe von UÜbergangsformen unzweifelhaft, sondern auch in vielen anderen Fällen sehr wahrscheinlich, so z. B. in dem von Engelmann be- obachteten Fall von Sisymbrium officinale, wenn man seine Figuren 12 und 14 vergleicht; ferner bei den kaputzenförmigen Ovulis der Unger’schen Primula Chinensis (l. ec. Fig. 11). Ob unter den von C. Schimper abge- bildeten abnormen Oyulis von Seseda lutea die mit einem länglichen, am Stiel herablaufenden flachen Blättchen versehenen (l. ce. Fig. 79-86) in sol- cher Weise aufgefafst werden dürfen, ist wegen mangelnder deutlicher Über- gangsformen minder gewifs, wiewohl die Vergleichung von Fig. 74 mit Fig. 75 und 76 dafür sprechen könnte. Hält man die Brongniart’sche Auffassungsweise consequent fest, so darf man das äufsere Integument nicht zum Eiknöspchen selbst rechnen, man muls es vielmehr als denjenigen Theil des Fruchtblattes betrachten, auf welchem das eigentliche Eiknöspchen (als neuer Vegetationspunkt, ver- gleichbar der auch auf vegetativen Blättern vorkommenden Knospenbil- dung) entsteht. Bei Ovulis mit zwei Integumenten würde also dem äufse- ren eine ganz andere morphologische Bedeutung zukommen, als dem inneren. Diefs ist aber ein Resultat, bei welchem man schwerlich geneigt sein kann sich zu beruhigen, zumal wenn man der übereinstimmenden nor- malen Entstehungsweise beider Integumente und des ähnlichen Verhaltens derselben, namentlich bei geradläufigen Eiknöspchen, sich erinnert. Es scheint mir daher nothwendig der Brongniart'schen Auffassung, unbe- schadet der Anerkennung der materiellen Richtigkeit der ihr zu Grunde liegen- den Beobachtung, um die Frage, ob das kaputzenförmig erweiterte äufsere Integument an den eine andere Wendung zu geben. Es handelt sich dabei mehrfach erwähnten Umgestaltungen der Ovula von Delphinium elatum nothwendig als die Spitze des eitragenden Blattsegmentes betrachtet werden mus, oder ob es als besonderes, der Basis des Ovulums angehöriges Blatt- gebilde angesehen werden kann, dessen ringförmig geschlossene Ränder aus- einander weichen und in die Ränder des tragenden Blattsegments verlaufen. Man mufs gestehen, dafs die Brongniart’schen Figuren kaum ein Anhalten zu dieser Deutung geben, die jedoch durch andere Beobachtungen unter- stützt wird. An chlorotischen Blüthen von Delphinium Ajacis fand ich über Polvembryonie und Keimung von Caelebogyne. 191 (1832) die Ovula in verschiedenen Graden verändert, vergröfsert, grün, haarig, zuletzt aus der anatropen Biegung in die rechtwinkelige übergehend, aber stets ohne blattartige Erweiterung des Funiculus. Das vom Frucht- blattrande durch einen deutlichen Stiel getrennte Integument war in ver- schiedenen Graden kaputzenartig erweitert und mehr oder minder weit ge- öffnet, zuletzt fast in der Gestalt eines Frauenhutes, wobei der früher ring- förmig geschlossene Rand desselben auf der am Stiel anliegenden Seite geöff- net erschien. Der Kern war bald vorragend, bald versteckt, bald geschlossen, bald geöffnet, d. i. mit einem zweiten anliegenden Integument umgeben. Denkt man sich in diesen Fällen den Eistiel blattartig augebreitet und seine Ränder mit denen des geöffneten äufseren Integuments verbunden, so erhält man die Formen, welche Brongniart an Delph. elatum beobachtet hat. Von Adonis autumnalis fand ich (1841) folgende Umgestaltungen. In den stark verlängerten und mehr oder weniger geöffneten Fruchtblättern hatte das sonst hängende Ovulum eine aufrechte Richtung angenommen, womit zugleich ein mehr oder minder vollständiger Übergang aus der anatropen Form in die orthotrope verbunden war. Das Integumunt war in verschie- denem Grade geöffnet und erreichte 5 oder auch nur die halbe Höhe des Kerns, welcher an der Spitze meist eine Öffnung zeigte, den Rand eines nur wenig tief eindringenden zweiten Integuments. Stärker veränderte Ovula zeigten das äufsere Integument einseitig verlängert und in einen lanzettförmi- gen Lappen ausgewachsen, der bald aufrecht, bald helmartig über den Kern herabgebogen war. Endlich fanden sich Oyula, deren äufseres Integument in ein einseitiges, lappig zerschlitztes und laubartig grünes Blattgebilde um- gewandelt war, von welchem Falle ich auf Tafel VI unter Fig. 14 eine Zeich- nung gebe. Eine ähnliche Reihe von Umgestaltungen sah ich bei Nigella Damascena, deren Endglied Figur 15 der genannten Tafel darstellt. Ich finde keinen Grund das zerschlitzte laubartige Blattgebilde, zu welchem in den zuletzt erwähnten Fällen das (äufsere) Integument sich entwickelt hat, für ein Segment des Fruchtblattes und nicht für ein selbststängiges, der Ei- knospe selbst angehöriges Blatt zu halten. Wenn diefs richtig ist, so ist die Knospennatur des ganzen Oyulums gerettet. In wieweit der Ei- oder Knospenstiel, als Grenzgebilde zwischen Fruchtblatt und Eiknospe, dem einen oder anderen Theile zugehört, weifs ich nicht sicher zu entscheiden ; die Annahme, dals derselbe, als eitragendes Segment oder Emergenz ganz 193 Bravn und gar dem Fruchtblatt angehöre, somit nicht als stielartige Basis der Eiknospe selbst betrachtet werden könne, scheint mir noch weiterer Begründung zu be- dürfen. Die vonBrongniart undRofsmann beschriebenen Umgestaltungen scheinen mir in dieser Beziehungnicht entscheidend zu sein, denn man wird zu- geben müssen, dafs in vielen Fällen antholythischer Vergrünung der Blüthen die Ausbildung der Ovula in der Weise beeinträchtigt ist, dafs in dem Maafse, als die laubartige Umbildung des Fruchtblattes im Ganzen und der eitragenden Theile insbesondere vorschreitet, die Ausbildung der Eiknospen zurückge- schoben wird, wobei sogar schon angelegte Theile derselben wieder ver- wischt oder gleichsam in das Fruchtblatt bis zum völligen Verschwinden zu- rückgezogen werden können (!). In anderen Fällen dagegen erlangt auch die Eiknospe eine gröfsere vegetative Entwicklung, und diese Fälle sind es, die uns der Frage, von der diese Betrachtungen ausgegangen sind, wieder zuführen. Die einer weiteren Entwicklung fähige Knospennatur des Ovulums erweist sich nämlich im Kreise seiner abnormen Veränderungen durch fol- gende, theils schon angeführte, theils noch zu erwähnende Erscheinungen : 1) Beliebige Vermehrung der Integumente und zwar, wie man kaum bezweifeln kann, in aufsteigender Ordnung (?). Bei Ranunculaceen, welche normal ein einfaches Integument besitzen, sah ich ein zweites (inne- res) Integument bei Delphinium, Adonis, Nigella an solchen Eiknospen auftreten, deren äufseres Integument abnorm geöffnet oder ausgebreitet war; sebst ein drittes Integument beobachtete GC. Schimper an Eiknospen von Nigella Damascena, deren 2 äufsere Integumente weit geöffnet erschienen. Unter den von demselben dargestellten abnormen Eisprossen von Reseda lutea finden sich viele mit 3 Integumenten (l. ce. Fig. 80-85). (') Die Auffassung des Eistiels als Theil des Fruchtblattes ist einer analogen Auffassung der Enstehbung der Ovula an den centralen Placenten allerdings günstiger, als die entgegen- geselzte. Wie im gewöhnlichen Falle das Ovulum von einem bestimmten, rand- oder fä- chenständigen stielarligen Fortsatz des Fruchtblatts getragen wird, so an der Centralplacenta von einem besonderen, ganz und gar stielartig gewordenen Blatte. Im ersteren Falle wäre somit der Eistiel als ein Theil eines Blattes, im letzteren als ein ganzes Blatt zu betrachten. (?) Die umgekehrte Ordnung, in welcher die zwei normalen Integumente aus der Achse (dem Kern) des Ovulums hervortreten, scheint mir mit der Annahme, dals die Integumente Blatigebilde seien, nicht unvereinbar, wenn man bedenkt, dafs die Regionen, aus welchen die beiden ringförmigen Schwielen (oft fast gleichzeitig) hervortreten, schon vorher ge- bildet sind. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 193 2) Einseitige Ausbreitung eines oder zweier Integumente, entwe- der zu einfachen Blattgestalten, theils mit scheidenartiger Basis (Adonis, Nigella, Delphinium, Stachys silvatica C. Sch. Fig. 16, Iteseda lutea C. Sch. Fig. 52, Crepis biennis Wigand.c. Fig. 43, 35), theils mit herab- laufender Basis (teseda lutea C. Sch. Fig. 80-55), oder zu zerschlitzten Laubblättern (Adonis autumnalis Taf. VI, Fig. 13, 14, Nigella Damas- cena ib. Fig. 15). 3) Auswachsung in ein verlängertes Zweigchen, was schon von Engelmann (!) erwähnt wird, aber ohne specielle Nachweisung. Wi- gand (Teratol. S. 39) führt Samenknospen von Peseda lutea in allen Stu- fen der Zweigbildung an, wobei manche ziemlich verlängerte Zweige, sogar oben mit Antheren versehen, eine Andeutung zur Blüthenbildung zeigen. Aehnliches hat Wydler an Alliaria officinalis beobachtet. Er sah zwischen zwei laubartigen, aus einem Ovulum hervorgegangenen kleinen Blättern ein Stengelchen hervortreten, das bald einige kleine Laubblätter, bald einige unvollkommene Blüthen trug (l.c. S. 80, Fig. 13-15); einmal fand er an der Stelle des Ovulums ein gestieltes Ovarium, an dessen Stiel sich noch ein ausgebreitetes Blättchen (Integument) befand (l. c. Fig. 12) (?). Hier hätten wir also in der That Fälle von vegetativer Entwicklung der ganzen Eiknospe, von Ausbildung derselben zum Laub- oder selbst Blüthensprofs, allein alle diese Entwicklungen sind von höchst kümmerlicher Art, so dafs kaum anzunehmen ist, dafs sie, auch unter den günstigsten Verhältnissen, je zur Fortpflanzung dienen könnten. An diese Vorkommnisse will ich endlich den einzigen mir bekannten Fall anreihen, welchen man als Bildung einer Laubknospe im Innern des Ovulums bezeichnen kafın, indem die Eiknospe sich nicht im Ganzen auflöst und entfaltet, sondern innerhalb wenig veränderter Integumente an der Stelle des Kerns eine Laub- knospe erzeugt wird. Es ist dieser sehr merkwürdige Fall von C. Schim- per an mehreren Eiknospen von Nigella Damascena beobachtet und durch ausführliche Zeichnungen, von denen mir eine Copie vorliegt, der Erinne- (') „‚Secundum nonnullas observationes a vero non multo abesse mihi videor conten- dendo, loco seminum veras evolvi gemmas floriferas et foliiferas”” de antholysi p. 38. (*) Die in Wydlers Abhandlung über einige Antholysen S. 80 gegebene Beschreibung dieser Fälle geht leider nicht genug ins Einzelne ein; man vermilst z. B. die Angabe, ob das unter Fig 12 dargestellte Ovarium aus einem oder zweien Fruchtblättern gebildet ist. Phys. Kl. 1859. Bb 194 Brıvn rung festgehalten worden. Die betreffenden Ovula haben, wiewohl vergrö- [sert und aufgetrieben, noch ihre anatrope Gestalt und zeigen 2 Integumente, von denen das innere aus dem mehr oder weniger geöffneten äufseren her- vorragt. Das innere Integument selbst zeigt bald eine sehr kleine, bald gleichfalls eine erweiterte Mündung; im letzteren Falle drängt sich die in seinem Grunde gebildete mehrblättrige Laubknospe oben durch die Mün- dung heraus, im ersteren durchbricht sie die Wand der Integumente seitlich, um hervorzutreten. Die kleinen Blätter dieser Knospe sind theils einfach, am Grunde etwas verschmälert, theils oben in 2, 3 oder auch 4 Zacken gespalten. Einmal fand sich auf der Fläche eines dieser Blätter, und zwar eines einfachen, selbst wieder ein rudimentäres Ovulum, aus einer niedrigen Ringwulst und einem vorragenden kegelförmigen Kern bestehend, also ein Ovulum aus dem andern! Übrigens gehört auch diese Bildung in die Reihe der Monstrositäten, welche sich in chlorotisch-antholytischen Blüthen finden, und ist sicherlich nicht geeignet eine besondere Art der Fortpflanzung her- beizuführen. Es bleibt also nach diesem Allem die Frage immer noch ste- hen, ob es eine vegetative Sprolsbildung innerhalb eines sonst normal gebil- deten, samenartig sich entwickelnden Ovulums giebt, in der Weise, dafs eine Fortpflanzung dadurch bezweckt wird und eine Verwechselung mit Sa- men, die einen wahren Keimling enthalten, denkbar ist. Ich finde in dieser Beziehung nach allseitiger Umschau nichts mehr zu erwähnen, als einen in dem zweiten Aufsatz über Caelebogyne in der Bonplandia von 1857, S. 230 angeführten Fall von Zragaria. Die kaiserliche Erdbeere von Keens (Keens’ Imperial Strawberry), im Jahr 1806 in England durch Kreuzung der F. Virginiana mit F. Chilensis (!) erzeugt, trägt nach dem Berichte der Bonplandia stets verkümmerte Staubgefäfse, in denen kein Pollen enthalten ist, bringt aber dessen ungeachtet Früchte und zuweilen keimfähigen Samen. Untersucht man die Samen dieser Früchtehen, so findet man neben vielen tauben auch solche, die zwar keinen frei entwickelten Samenkeim, aber einen mit der Chalaza verwachsenen Laubsprofs enthalten, der in Strucktur- und und Richtungsverhältnilsen dem, welcher in den Samenhüllen der weib- lichen Caebogyne ohne vorausgegangenen Befruchtungsact angetrofien wird vollkommen analog ist. Ich kann dieser Behauptung der Bonplandia blofs die Bemerkung entgegenstellen, dafs ohne genauere Beschreibung oder bild- (') Fragaria Chiwensis Duchsn. (Chilersis Molin.). über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 195 liche Darstellung eine Beurtheilung dieses Falles nicht möglich ist (1); doch liegt die Vermuthung nahe, dafs auch hier eine monströse Umbildung des Ovulums, vielleicht bei geringer Veränderung des Fruchtblatts, im Spiele ist. In dieser Vermuthung bestärkt mich das Verhalten der einst so berühmten (') Ich hatte keine Gelegenheit Keens’ Imperial Strawberry zu untersuchen und meine Bemühungen sie lebend zu erhalten waren vergeblich. Die vorzügliche Kennerin der Erd- beeren, Frau Elisa Vilmorin, welcher Decaisne’s Jardin fruitier du Museum die gründliche und von trefflichen Abbildungen begleitete Behandlung dieser Gattung verdankt, in deren reichen Gärten zu Verrieres die bekannten Sorten der Erdbeeren in möglichster Vollstän- digkeit vereinigt sind, erwiederte meine durch einen gemeinsamen Freund, I. Gay, an sie gerichtete Anfrage mit der Bemerkung, dals es ihr selbst unmöglich gewesen sei Keens’ Im- perial zu erhalten, da diese Sorte allenthalben und selbst in dem Lande ihrer Enstehung von einigen Naclhkömnlingen, namentlich Keens’ Seedling, verdrängt worden sei. Die von Keens selbst gegebene Abbildung der Imperial Strawberry (im 2. Bande der Londoner Horticultu- ral Society, 1817, p. 101, t.7) lälst an den Früchtehen nichts Ungewöhnliches bemerken; auch in der Beschreibung derselben von Barnet (Übersicht aller in England cultivirten Sorten der Erdbeeren im 6. Bande der genannt. Verhandl. 1826, S. 281) wird von einer besonde- ren Beschaffenheit der Früchtchen und Samen nichts erwähnt. Nach der Angabe von Keens wurde die Imperial Str. im Jahre 1806 bei einer Aussaat der Large White Chili (= Large White Carolina, Fraise de Bath, Fragaria calyculata Duchesne) erhalten, welche schon aus dem vorigen Jahrhundert stammende Mutterpflanze Frau Vilmorin für einen Bastard von Fr. Chiloensis und Fr. Firginiana hält. In Beziehung auf diese Annahme verdanke ich der brieflichen Mittheilung derselben eine Bemerkung, welche ich mich freue hier anknüpfen zu können. Man ist, wie Fr. Vilmorin bemerkt, wohl genölhigt einen hybriden Ursprung für die in Europa aus der Chili-Erdbeere entsprungenen Erdbeersorten anzunehmen, denn es ist gewils, dafs die 5 Stöcke dieser (diöcischen) Art, welche Frezier im Jahre 1716 nach Europa gebracht hatte, sämmtlich weiblich und vollkommen unfruchtbar waren, wenn man nicht Sorge trug andere, mit guten Staubgefälsen versehene Erdbeeren in ihrer Nähe zu pflanzen. Vor dem Jahre 1730 war es Fragaria Virginiana, welche man zu die- sem Zweck anwandte. In der Gegend von Brest, wo die reine Chili-Erdbeere mehr als 180 Hectaren Landes bedeckt und vorzügliche Früchte liefert, pflanzt man auch jetzt noch zwischen den durchgehends weiblichen Exemplaren derselben zum Behuf der Befruchtung eine andre Sorte, Fraise de Barbarie genannt, welche ein Bastard von Fr. Chiloensis und Firginiana zu sein scheint. — Der erwähnte Nachkömnling von Keens’ Imperial, Keens’ Seedling, ums Jahr 1820 entstanden, ist im 5. Bande der horticult. Transaclions (1824, p- 261, t. XII) und im Jardin fruitier (Livr. 13) abgebildet. Diese Sorte habe ich selbst untersucht und die Samen mit wahrem Embryon versehen, auch die Staubgefälse normal ent- wickelt gefunden. Auch sie wird allmählig, besonders in Frankreich, durch einige Nach- kömmlinge verdrängt, namentlich durch die zu Meudon im Jahre 1846 von Pelvilain erhal- tene Fraise Princesse royale, welche in der Umgegend von Paris im Grolsen gebaut wird und eine Ausdehnung gewonnen hat, welche nach der Berechnung von Fr. Vilmorin im Laufe von 12 Jahren eine mindestens 160 millionenmalige Theilung voraussetzt. Bb2 196 Braun stachligen Erdbeere von Plimouth (Fragaria muricata L.), einer chloroti- schen Spielart von Fragaria vesca, deren Blüthenboden bei geringeren Gra- den der Vergrünung noch in gewöhnlicher Weise fleischig und gefärbt er- scheint, während die Früchtchen bald nur wenig, bald bedeutender vergrö- fsert und zugespitzt, aus der klaffenden Bauchnaht weitere grüne Blattspitz- chen hervorsehen lassen, welche entweder nur Zacken des eingebogenen Randes der Fruchtblätter selbst, oder in anderen Fällen vielleicht auch Theile der umgebildeten Eiknospe sind ('). Wenn meine Vermuthung rich- tig ist, so fällt hiemit auch das letzte Beispiel, welches als vegetative Sprofs- bildung im Innern des Samens gedeutet worden ist, weg(*). Es ist in der (') Das Geschichtliche über die sogenannte Fragaria muricata findet man bei Duchesne (hist. nat. des Faisiers 1766, p. 82), so wie bei Poiteau und Turpin (trait€ des arbres fruitiers de Duhamel, nouv. edit., III, 1835, p. 115), woselbst auch eine Abbildung gege- ben ist. Die alte von Plimouth stammende Pflanze, deren Geschichte bis zum Jahr 1623 zurückreicht, war zu Duchesne’s Zeiten bereits ausgestorben, so dals er sie nur nach ge- trockneten Exemplaren beschreiben konnte, aber im Jahre 1830 wurde eine mit ihr im We- sentlichen übereinstimmende Form der Pariser Gartenbaugesellschaft präsentirt, welche bei einer Aussaat der Fragaria vesca semperflorens zufällig erhalten worden war. Diese letztere wurde von Turpin abgebildet und beschrieben; sie ist es, die noch in den Gärten, nament- lich dem Vilmorin’schen Garten zu Verrieres, cultivirt wird. Nach Turpin’s Darstel- lung soll sich innerhalb des geöffneten, zuweilen in 2 Spitzen ausgehenden Fruchtblattes ein zweites, mit diesem alternirendes Blatt finden, das er als Integument des Samens deutet, und zwischen beiden ein längliches Körperchen, das er als Terminalknospe bezeichnet, wel- che im normalen Zustande den Embryon hätte darstellen sollen. Das Ergebnils meiner Un- tersuchung getrockneter Exemplare, die ich der Güte von Herrn Gay und Frau Vilmorin verdanke, stimmt, abgesehen von dem theoretischen Theil der Erklärung, auch im Thatsäch- lichen damit nicht ganz überein. Das mit dem Fruchtblatt scheinbar alternirende Blättchen entspringt nämlich deutlich aus dem Rande des Fruchtblattes selbst, eine seitliche Zacke desselben darstellend, zu welcher gewöhnlich noch eine zweite höher oben stehende hinzu- kommt, welche Turpin als zweite Spitze des Fruchtblattes bezeichnet hat. Das Frucht- blatt ist also dreizackig. Die beiden Seitenzacken können jedoch nicht durch Umbildung der Ovula erklärt werden, da das wirkliche Ovulum, und zwar nur wenig verändert, in der Bucht der grölseren Seitenzacke noch vorhanden ist. Doch ist es nicht unwahrscheinlich, dafs an Exemplaren mit tiefer eingreifender Chlorose auch das Ovulum noch weitere Auf- lösungen und Umgestaltungen erfährt. (?) Ich habe es unterlassen von einigen Gattungen aus der Familie der Aroideen, de- ren Keimling scheinbar eine verkehrte Lage hat, indem die grofse vielblättrige Plumula gegen den Samenmund gerichtet ist, zu sprechen, da bereits Griffith diese scheinbare Anomalie durch Verfolgung der Entwicklungsgeschichte erklärt hat. Vergl. Griffith in den Trans- actions of the Linn. Soc. XX (1846) p. 263 über Ambdrosia ciliaris Roxb. (Cryptocoryne über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 197 That auch kaum denkbar, dafs zwei so entgegengesetzte Processe, wie einer- seits die auf Schutz und Bewahrung eines Embryons berechnete, sich ab- schliessende Bildung eines Samens, und anderseits die Auswachsung der Achse des Ovulums zu einem vegetativen Sprofs sich je vereinigt finden sollten. Weitere Zeugnisse für die Parthenogenesis. Was ich in diesem Abschnitt zur Vervollständigung der Übersicht des Beobachteten oder Behaupteten anzuführen habe, ist weder viel, noch ge- wichtig, doch mag es als Augenmerk für künftige Untersuchungen Erwäh- nung finden. Ruprecht berichtet in einer Abhandlung über Parthenogenesis (') einen Fall von Sorocea (*), indem er die von dem verstorbenen C. A. Meyer an einer Art dieser Gattung gemachten und als Manuscript hinterlassenen Beobachtungen mittheilt. Ein weibliches Bäumchen dieser diöcischen Arto- carpee, welches seit einem Jahr in einem Gewächshaus des Petersburger botanischen Gartens weit entfernt und durch mehrere Thüren getrennt von den männlichen Exemplaren derselben Art gehalten worden war, hatte Früchte gereift, deren Samen mit einem wahren (durch ungleiche Cotyle- donen ausgezeichneten) Keimling versehen waren (°). Tenore wiederholt seine Behauptung, dafs weibliche Pistacia Nar- bonnensis im botanischen Garten zu Neapel ohne Einwirkung des Pollens der eigenen oder einer anderen Art jährlich Früchte mit keimfähigen Samen trage (Ind. sem. hort. bot. Neapol. 1859). ciliaris Fisch.) und Blume, Rumphia, I, 1835, p. 139 und p. 153, über Amorphophallus und Aglaonerma. (') Ich habe blofs den in der Bonplandia 1859, S.4 gegebenen Auszug gelesen; die Originalabhandlung befindet sich in dem Bulletin de la classe physico-math. de l’Aacad. de Saint Petersbourg. (*) Nach Regel’s Bestimmung der im Petersb. bot. Garten cultivirten Arten dieser Gattung bezieht sich die Angabe Meyer’s wohl auf Sorocea Hilari Gaudich. (Ind. sem. hort. Petrop. 1857, p. 34). (°) Regel (Parthenogenesis p. 24.) vermuthet eine Befruchtung durch Insecten, die aber bei einer exotischeu Gewächshauspflanze nicht sehr wahrscheinlich ist. 198 Bravn Lecoq sprach in der Sitzung der botanischen Gesellschaft zu Paris am 12. Sept. 1856(') von der Bestätigung seiner vor 36 Jahren gemachten Versuche durch die neueren von Naudin, bei welcher Gelegenheit er an- führte, dafs von diöcischen Pflanzen in manchen Gegenden blofs das weib- liche Geschlecht vorkomme, wobei sie sich wahrscheinlich durch Partheno- genesis fortpflanzten. Von Salix pentandra finde man auf dem Gentralpla- teau von Frankreich blofs weibliche Pflanzen und von Phoenix acaulis habe Jacquemont am Fufse des Himalaya blofs weibliche Stöcke finden können, die aber regelmäfsig Früchte trugen. So wenig Gewicht auf solche wenig spe- cialisirte Angaben zu legen ist, so wollte ich sie doch nicht ganz übergehen. Eine genauere Untersuchung scheinen mir diejenigen Pflanzen zu ver- dienen, bei welchen eine Fructificalio spuria, wie es Jos.Gaertner nennt, vorkommt, d.h. welche das Vermögen haben, ohne Befruchtung Früchte anzusetzen, Ja sogar scheinbar vollkommene Samen, jedoch ohne Keimling, auszubilden. Ein solches „Fruchtungsvermögen”, welches in verschie- denen Graden auftritt, kommt nach C. Fr. Gaertner(?) nur selten bei zwitterblüthigen Pflanzen, häufiger bei Monoeeisten, am häufigsten bei Diö- eisten vor. Als ein Beispiel der vollkommensten Art führt Gaertner Da- tisca cannabina auf. Ich führe noch einen Fall an, den Cavanilles beob- achtet hat. Adelia dodecandra Sesse trug im bot. Garten zu Madrid, ob- gleich nur weibliche Pflanzen vorhanden waren, wiederholt Früchte mit scheinbar vollkommenen Samen, welche jedoch nicht keimten. Ein geöff- neter Same zeigte sich hohl (?). Am bekanntesten und sichersten festgestellt ist dieses Fruchtungsvermögen bei den Cycadeen, bei welchen die Samen auch ohne Befruchtung, wenn nicht immer, doch sehr häufig zur gewöhn- lichen Gröfse heranwachsen und sich vollkommen mit Endosperm füllen, worauf zuerst Aub. du Petit Thouars aufmerksam gemacht hat und was von R. Brown, Gottsche, Regel, so wie durch meine eigenen Beobach- tungen bestätigt wird (*). Achnliches kommt nach Hofmeister auch bei (') Bullet. de la societ. bot. de France III (1856) p. 693. (?) Beiträge zur Kenntnils der Befruchtung I (1844) S. 558. (?) Annales des ciencias naturales Tom. V (1802) p. 256 und T. VI (1805). Cava- nilles scheint übrigens nur mit wenigen Samen experimentirt zu haben, was der Vermu- thung, dafs in diesem Falle Parthenogenesis vorhanden war, Raum gestattet. (*) Aub. du Petit Thouars (hist. des veget. rec. sur les iles de France, la Reunion et Madagascar, 1804, p. 11) erzählt, dals Cycas revoluta in England zum erstenmal 1799 über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 199 den Coniferen vor('!). Die Frage, ob in solchen Fällen die unbefruchteten Keimbläschen ohne alle weitere Entwickluug zu Grunde gehen, oder ob die Entwicklung durch einige Schritte eingeleitet wird, ehe die Verkümmerung eintritt, läfst sich nach den vorliegenden Beobachtungen noch nicht sicher beantworten und verdient um so mehr einer genaueren Prüfung unterworfen zu werden, da es nicht unwahrscheinlich ist, dafs aufser der vollkommenen Parthenogenesis auch Andeutungen derselben vorkommen, wie diefs im Thierreich beobachtet worden ist(*). Es steht diese Frage mit der allge- meineren Frage in Verbindung, in wieweit überhaupt die Ausbildung der Samen und Früchte von der Entwicklung des Keimbläschens zum Keimling abhängt oder nicht, und, wenn Befruchtung stattfindet, ob diese direkt blofs auf Entwicklung des Keimbläschen zum Keimling und dadurch indirekt auf die Ausbildung der umhüllenden Theile wirkt, oder ob eine direkte Einwirkung des Befruchtungsvorganges auf das Ovulum im Ganzen, oder endlich sogar auf das Ovarium anzunehmen ist. Für das erstere spricht die Beobachtung Hofmeisters, dafs bei den Dicotylen mit durch Zelltheilung enistehendem Endosperm die Endospermbildung nicht eintritt, wenn nicht Befruchtung des Keimbläschens vorausgegangen ist(?), während die letztere Annahme in einer von demselben Beobachter an Passiflora alba gemachten Erfahrung eine Stütze findet, nach welcher bei dieser Pflanze auch in sol- | chen Fällen, in welchen die Befruchtung des Keimbläschens ungeachtet des geblüht und „,‚Früchte” getragen habe, aber Früchte ohne Keimling, da die männliche Pflanze gefehlt habe. R. Brown bestätigt die Unabhängigkeit der Ausbildung der Samen der Cy- cadeen (Cyras, Zamia, Encephalartos) von der Befruchtung und Embryonbildung am Schlufse des Postscriptums seiner Abhandlung on the plurality of the embryons in the seeds of Co- niferae (Ann. of nat. hist. May 1844). Gottsche beobachtete die Ausbildung unbefruch- teter Samen ohne Embryon an Encephalartos longifolius im Hamburger bot. Garten (bot. Zeit. 1845, S. 378 u. 511); desgleichen Regel im Petersburger bot. Garten (Bonplandia 1857, p. 303 und Gartenflora 1858, p. 100), welcher Beobachtung er später eine zweite von Macrozamia robusta beigefügte (Parthenog. p. 30, 31). An Zawia muricata des Ber- liner bot. Gartens bildeten sich (ohne Befruchtung) nicht alle, sondern nur ein kleinerer Theil der Samen aus, welche sich horizontal ausbreiteten, während die unentwickelten die ursprüngliche hängende Lage beibehielten. (') Hofmeister (Übersicht neuer Beobacht., 1856, S. 99) führt als Beispiele Ephedra andicola, Pinus Canadensis und Juniperus Sibirica an. (?) Fälle von Furchung bei unbefruchteten Eiern. Vgl. Leuckart, Zeugung S. 958. (*) Neue Beiträge zur Kenntnifs der Embryobilduug der Phanerogamen $. 538. 200 Braıvn des Eindringens des Pollenschlauchs nicht gelungen ist, die Ovula die Grö- fse und das Aussehen normaler Samenkörner erlangen ('). Wie die bekann- ten Fälle von Fruchtbildung ohne Samen bei gewissen Varietäten eultivirter Arten von Citrus, Pirus, Cydonia, Vitis, Artocarpus, Musa, Ananassa sich in dieser Beziehung verhalten, in welchem Stadium der Entwicklung die Ovula derselben zu Grunde gehen, und ob die Ausbildung dieser samenlo- sen Früchte in allen Fällen von der Befruchtung abhängt, ist gleichfalls noch nicht hinreichend untersucht worden. Die Ermittelung aller dieser Verhält- nisse steht in nahem Zusammenhang mit der Frage nach dem Verhältnifs der Parthenogenesis zur gewöhnlichen Fortpflanzung. Bedeutendere Fortschritte als im Pflanzenreiche hat die Kenntnifs parthenogenetischer Vorkommnisse im Thierreich gemacht, seit die Bahn durch Siebold’s berühmte Schrift über diesen Gegenstand gebrochen wurde; die neueren Untersuchungen über die Fortpflanzung der Blattläuse, Schild- und Rindenläuse, die wir Leuckart's unermüdlicher Thätigkeit auf diesem Gebiete verdanken (?), zeigen aber auch, in wie naher Beziehung die Parthenogese zu gewissen Formen des Generationswechsels steht (?). Alle im Thierreich bekannten Fälle von Parthenogenesis gehören dem Kreise der wirbellosen Thiere an, was, auf das Pflanzenreich angewendet, wohl erwar- ten läfst, dafs der Parthenogenesis im Bereiche der Cryptogamen eine be- deutendere Rolle zukommt, als in dem der Phanerogamen. Der wirklichen Nachweisung, dafs es sich so verhalte, stehen jedoch noch bedeutende Schwierigkeiten im Wege, die nur allmählig durch genauere Erforschung der in vieler Beziehung noch dunklen Fortpflanzungsverhältnisse mehrerer Abtheilungen der Cryptogamen beseitigt werden können. Ich kann daher hier auch kaum mehr als einige Vermuthungen aussprechen. Was zunächst die Farne betrifft, so zeigen sie eine Erscheinung, welche man versucht sein könnte einer parthenogenetischen Fortpflanzung (‘) Embryobildung der Phanerogamen in Pringsh. Jahrb. I, S. 107. (?2) Rud. Leuckart, zur Kenntnils des Generationswechsels und der Parthenogenesis bei den Insekten (in Moleschott’s Untersuchungen zur Naturl. des Menschen und der Thiere IV, 1858, S. 327); desgl. Fortpflanzung der Rindenläuse (Archiv für Naturgesch. XXV. D. (°) Dieser Zusammenhang ist in einem Vortrag von Dr. C. Claus über Generations- wechsel und Parthenogenesis (Marburg 1858) besonders hervorgehoben. über Polvembryonie und Keimung von Caelebogyne. 201 zuzuschreiben, wenn man anders Zelotypie und Idiotypie (') als das we- sentliche Unterscheidungsmerkmal ungeschlechtlicher und geschlechtlicher Fortpflanzung betrachtet. Es ist unzweifelhaft, dafs es bei den Farnen auf dem Wege der Fortpflanzung durch Sporen entstandene und nicht blofs durch äussere Einflüsse bewirkte individuelle Abänderungen (?) giebt, die sich bis zur Monstrosität steigern können; ja selbst die Existenz von Bastar- den läfst sich kaum bezweifeln (?). Diefs entspricht ganz dem erfahrun gs- 5 mälsigen Verhalten der Phanerogamen bei geschlechtlicher Fortpflanzun Wenn nun anderseits bei Farnen die Erfahrung vorliegt, dafs nicht a die individuellsten Abänderungen, ja sogar wahrhafte Monstrositäten, sich bei der Aussaat constant erweisen, also eine zelotypische Fortpflanzung zei- gen, so mülste man consequent diese Erfahrungen durch eine Fortpflanzung ohne Befruchtung zu erklären suchen, die in diesem Fall blofs Parthenogene- sis sein könnte. Ob aber die sonstigen Erfahrungen über zelotypische und idiotypische Fortpflanzung dazu wirklich ein Recht geben, diefs ist eine Frage, auf die ich am Schlufs noch einmal zurückkommen werde. Die Verhältnisse, unter denen die Fruchtbildung bei den Moosen auftritt, sprechen im allgemeinen für die Nothwendigkeit der Befruchtung, doch giebt es auch einige Fälle, welche räthselhaft sind und als Parthenoge- nesis gedeutet werden könnten. Monöcische und zwitterige Moose fructifici- ren meist leichter und häufiger als diöcische. Bei allen bekannteren Beispie- len von Moosen, welche sehr selten fructifieiren, trägt Diöcie in Verbindung mit der Seltenheit des Vorkommens männlicher Pflanzen die Schuld der Unfrucht- barkeit; daher findet man fruchttragende Exemplare nur da, wo männliche in der Nähe sind, oder umgekehrt männliche nur zwischen fruchttragenden (4). So bei Encalypta streptocarpa, Leucobryum glaucum, Aulacomnion an- (') Ich gebrauche hier die von Radlkofer (über das Verhältnifs der Parthenogenesis zu den anderen Fortpflanzungsarten S. 19) eingeführten Ausdrücke, welche sich durch Kürze und Deutlichkeit empfehlen. (?) Jeder, der die gewöhnlichen inländischen Farne, z. B. Aspidium Filix mas und As- plenium Filix femnina, an Orten, wo sie üppig gedeihen, beobachtet hat, wird davon über- zeugt sein. (°) Vergl. Verjüngung in der Natur S. 329, so wie die Samencataloge des hiesigen bot. Gartens von 1854 und 1857. (*) Die nachfolgenden Angaben sind grofsentheils der Bryologia Europaea entnommen, einige auch brieflichen Mittheilungen von Ph. W. Schimper. Phys. Kl. 1859. Ce 202 Braun drogynum, Paludella squarrosa, Orthotrichum obtusifolium und Lyellü, Cylindrothecium Montagnei, Anomodon attenuatus, Hyocomium flagel- lare, Scleropodium illecebrum (!), Thuidium abietinum (*), Myurella ju- lacea, Hypnum rugosum. An mehreren Moosen, welche blofs steril be- kannt sind, z. B. Campylopus longipilus und Mnium Blytii, wurden bis jetzt nur weibliche Blüthen gefunden ('). Von der andern Seite ist anzuführen, dafs von manchen Moosen, unter denen sich sogar einige sehr häufige befinden, die männlichen Blüthen noch gar nicht gefunden werden konnten, bei anderen zwar bekannt sind, aber sehr selten vorkommen, wiewohl in beiden Fällen die Fruchtbildung, we- nigstens stellenweise, reichlich eintritt. So sind z. B. die männlichen Blü- then gänzlich unbekannt von Barbula (Syntrichia) latifolia, Dicranum spu- rium, palustre, Schraderi, undulatum(*), von welchen namentlich das zuletzt genannte ein sehr häufiges, ansehnliches und reichlich fructificirendes Moos ist. Bei Dieranum scoparium kommen die schlankeren männlichen Pflänzchen in den dichten Rasen der weiblichen vor, finden sich jedoch nach Schimper nur sehr selten. Von Sphagnum molluscum sind die männlichen Pflanzen zwar bekannt, aber Schimper konnte an Stellen, wo dieses Moos reichlich fructificirte, oft keine Spur derselben finden. Bei Camptotheeium lutescens finden sich die männlichen Blüthen an kleinen einjährigen Saat- pflänzchen, die sich in den Rasen der weiblichen Pflanzen entwickeln, sind aber auch häufig in den fructifieirenden Rasen gar nicht zu finden. Atrichum undulatum trägt nur im ersten Jahre eine männliche Blüthe, aus welcher im zweiten eine Innovation hervorwächst, welche eine weibliche Blüthe trägt, der mit der Zeit noch mehrere ähnliche folgen können. Oft findet man ganze Strecken mit zwei- oder mehrjährigen fruchttragenden Exemplaren dieses (') kommt besonders in nördlicheren Gegenden blofs steril vor, was dem Fehlen der männlichen Pflanzen zuzuschreiben ist. Bryol. Eur. (?) bringt bekanntlich äufserst selten Frucht, während das sehr ähnliche, aber monöci- sche, Thuidiurn Blandowü fast überall reichlich fructificirt. Dasselbe Verhältnifs wiederholt sich sich zwischen Cylindrothecium Montagnei und Schleicheri. (°) Der umgekehrte Fall kommt bei Fissidens polyphylius und Mnium hymenophyllum vor. (*) Man kann zwar vermuthen, dafs die männlichen Pflanzen der genannten Dieranum- Arten, wie bei den verwandten Arten D. majus und robustum in Form kleiner, im Filz des Stengels nistender Knöspchen auftreten, aber auffallend muls es erscheinen, dals alle Mühe des Aufsuchens derselben bisher vergeblich war. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 203 Mooses überzogen, ohne dafs einjährige Pflanzen mit männlichen Blüthen zwischen oder in der Nähe derselben vorkommen. Fissidens incurvus trägt die männliche Blüthe auf der Spitze einer sich im zweiten Jahre entwickeln- den seitlichen Innovation, fructificirt aber schon im ersten Jahre. An den einjährigen Pflänzchen, die oft in grofser Geselligkeit die nackte Erde über- ziehen, findet man nach Schimper’s Beobachtung keine männlichen Blü- then, so dafs nicht abzusehen ist, in welcher Weise dieselben befruchtet werden. Es ist möglich, dafs alle diese jeizt noch unerklärten Verhältnisse mit der Zeit in einer Weise aufgeklärt werden, welche sie dem allgemeinen Gesetz der geschlechtlichen Fortpflanzung unterordnet, aber es ist auch denkbar, dafs einzelne der angeführten Fälle in der Folge mit Bestimmtheit als parthenogenetische Ausnahmsfälle erkannt werden. Aus der Familie der Characeen habe ich in meiner ersten Abhand- lung über Caelebogyne (S. 337-351) ein Beispiel parthenogenetischer Fort- pflanzung gegeben, das durch keine anderweitige Erklärung beseitigt werden kann (!). Ich kann heute noch einen kleinen Nachtrag in Beziehung auf das Verhalten von Chara crinita an einem ihrer merkwürdigsten Fundorte, näm- (') Dafs die Befruchtung bei den Characeen noch nicht direkt beobachtet wurde, kann der Annahme einer local parthenogenetischen Fortpflanzung der Chara crinita keinen Ein- trag thun, denn+der Vorgang der Befruchtung mag sich verhalten, wie er wolle, so kann er jedenfalls olıne männliche Organe (Antheridien) nicht stattfinden. Wollte man aber die Exi- stenz eines Befruchtungsprocesses bei den Characeen überhaupt bestreiten, so würde man der Parthenogenesis nur eine noch grölsere Geltung einräumen, denn dafs die Antheridien der Characeen wirklich männliche Organe sind, so wie dafs die Fortpflanzung derselben durch die in dem Sporangium gebildete Spore die eigentliche und wesentliche Fortpflanzung der- selben (nicht eine untergeordnete, vegetative Vermehrung) sei, kann man schwerlich in Ab- rede stellen. Ganz unzulässig erscheint daher die Auslegung Regel’s (Parthenogen. S. 45), dals die wahrscheinlich in Folge der Befruchtung zur Spore sich ausbildende Terminalzelle der Characeen auch unbefruchtet abfallen und keimen könne, dann aber nur „Knospenin- dividuen” darstelle. Knospenindividuen zeigen, wenigstens im Jugendzustand, stets ge- wisse Unterschiede von Samenindividuen; sie unterscheiden sich namentlich: 1) durch den Ort ihrer Entstehung (sie entstehen niemals im Innern eines normal gebildeten Samens); 2) durch die Art ihrer Entstehung; 3) durch die Anfangsgebilde ihrer Entwicklung (sie haben z. B. bei Phanerogamen niemals Cotyledonen). Von einer solchen dreifachen Ver- schiedenheit findet sich hier durchaus nichts, indem die parthenogenetische Chara erinita in der Entstehung und Ausbildung des Sporangiums und der Spore, so wie in der Kei- mung der letzteren, sich durch kein einziges Merkmal vom gewöhnlichen Verhalten ent- fernt. Die Regel’sche Erklärung ist daher für Chara crinita ebensowenig zulässig, als die analoge der Bonplandia für Caelebogyne. Ce? 204 Braun lich dem bei St. Nectaire im Depart. Puy de Dome, geben. Ich habe nämlich seither Gelegenheit gehabt, in der Sammlung von Cosson eine sehr grofse Menge an der genannten Localität gesammelter Exemplare zu sehen, welche abermals sämmtlich weiblich waren. Für die Mehrzahl der Algen fehlt es noch an der nöthigen Grundlage zur Beurtheilung dessen, was bei denselben als Parthenogenesis betrachtet werden könnte. So namentlich bei den Florideen, bei welchen man zwar das Vorkommen von Organen kennt, die man für Antheridien hält, über den Befruchtungsvorgang jedoch kaum eine Ahnung hat. Die beiden Arten der Sporen, welche in den auf verschiedene Individuen vertheilten Vierlingsfrüch- ten und Kapselfrüchten gebildet werden, sind nach den übereinstimmenden Beobachtungen von Thuret(!) und Pringsheim(?) ohne Zutritt der in den Antheridien gebildeten Zellchen, welche für Spermatozoidien gehalten wer- den, keimfähig. Hält man die Möglichkeit einer Parthenogenesis im Auge, so darf man aus diesen Beobachtungen noch nicht mit Sicherheit schliefsen, dafs eine äufsere Befruchtung der einen oder anderen Sporenform überhaupt nicht stattfinde, zumal auch der Annahme einer inneren, schon innerhalb der Sporenmutterzelle stattfindenden Befruchtung nach Pringsheim grofse Be- denken im Wege stehen (°). Bei den gröfseren Fucoideen (Fucus vesiculosus, serratus, Ozothallia nodosa) ist die Nothwendigkeit der Befruchtung durch die Beobachtungen von Thuret und Pringsheim festgestellt, doch beob- achtete Thuret, dafs die nicht mit den Spermatozoidien in Berührung gebrachten Sporen sich nicht alle in gleicher Weise zersetzen, sondern dafs einige sich mit einer Membran bekleiden, verlängern und verschieden gestal- tete Schläuche aussenden. Obgleich diese Versuche zur Keimung, wie Thu- ret sie selbst nennt (*), zu keiner weiteren Entwicklung führten, so kann ich (') Recherches sur la f@condation des Fucacees et les antheridies des Algues, seconde partie (Ann. d. sc. n. 4. Ser., T. II, 1855). (?) Amtlicher Bericht über die Versamml. deutsch. Naturf. in Bonn im Sept. 1857, S. 142. (°) Nägeli vermuthet eine Befruchtung der Mutterzelle der Vierlingssporen (vergl. den ebengen. amtl. Bericht), während der vollkommnere Bau der Kapselfrüchte uud die Ver- einigung der Antheridien und Kapselfrüchte auf demselben Individuum bei Zejofisia (Bornet, Ann. d. sc. nat. 4. Ser., T. XI) den letzteren einen höheren Rang und eine geschlechtliche Bedeutung anzuweisen scheint. (*) „Mais ce developpement imparfait, ces tentatives de germination, si je puis ainsi parler, ne vont jamais plus loin” Thuret, rech. sur la fecondation des Fucacees etc., pr&m. partie, p. 13. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 205 dieselben doch nur für eine Andeutung von parthenogenetischer Entwicklung halten so, dafs ich mich nicht wundern würde, bei denselben oder anderen Arten von Fucaceen ausnahmsweise eine vollständige Parthenogenesis eintre- ten zu sehen. Ich erinnere endlich noch an die Familie der Conjugaten. Die Zeit, in welcher man eine Befruchtung der durch Copulation gebildeten Sporen dieser Algen durch kleine Spermatozoidien zu finden hoffen konnte, ist vorüber und die Richtigkeit der auf ausführliche vergleichende Untersu- chungen gestützten Annahme De Bary’s, dafs der Copulationsprocefs selbst als eine eigenthümliche Modification der geschlechtlichen Fortpflanzung zu be- trachten sei('), kann kaum bezweifelt werden. Verhält es sich so, so erschei- nen die Ausnahmsfälle, in welchen Sporen ohne Copulation gebildet werden, als Parthenogenesis, vorausgesetzt, dafs solche Sporen im Bau und in der Keimung mit den Zygosporen übereinstimmen, was allerdings noch nicht bewiesen ist. Es liegen über solche Ausnahmsfälle mehrfache Beobachtungen vor, welche sich in 3 Reihen vertheilen lassen: 1) An copulirenden Exemplaren bilden sich aufser den Zygosporen auch noch Sporen in einzelnen nicht copulirten Zellen. Dieser Fall wird mehrfach angegeben, z. B. von Meyen (Pflanzenphysiol. III, S. 423), Nä- geli (die neueren Algensysteme S. 150, 151) und Kützing (Phylol. gen. p- 277 und Tabul. phycol. V, t. 4 von Sirogonium breviarticulatum, t. 22 von Spirogyra quinina), so dafs ich an der Richtigkeit der Beobachtungen nicht zu zweifeln wage, obgleich mir selbst ein solcher Fall noch nicht vor- gekommen und eine Täuschung sehr leicht möglich ist. 2) Es bilden sich in copulirten Zellen, indem die beiden (normal zu- sammenfliefsenden) Innenzellen sich nicht vereinigen, zwei Sporen, welche entweder getrennt in ihren bezüglichen Mutterzellen liegen bleiben, oder durch die gewöhnliche Wanderung vereinigt, als Zwillinge, in derselben Mut- terzelle sich befinden. Von der ersteren Art beobachtete ich einen Fall an einer grofsen Spirogyra (Heeriana K?). Die Spore der einen Seite war kugelrund, die der anderen birnförmig und spitz, (fast wie in De Bary’s Fig. I, 3, ce), allein beide waren mit dicker Haut bekeidet und fast gleichmä- (sig mit dunkelgrünem Inhalt erfüllt. Hieher gehören ferner Fälle von Siro- (') De Bary, Untersuchungen über die Familie der Conjugaten (Zygnemeen und Des- midieen) 1858. 206 Braun gonium, welche in Kützings Tab. phycol. (V, t.4) abgebildet sind. Einen Fall der zweiten Art habe ich bei einer Spirogyra aus der Gruppe Rhyn- chonema (R. diductum K?) beobachtet. Von zwei copulirten Zellen war die eine entleert, in der anderen befanden sich 2 fast gleichgrofse Sporen. 3) Die Sporenbildung findet in den einzelnen Zellen nicht copuliren- der Fäden statt. Dieser Fall findet sich bei einigen Formen von Spirogyra, welche in Folge dieses abweichenden Verhaltens, gewifs mit Unrecht, als be- sondere Arten unterschieden worden sind, nämlich bei Spirogyra torulosa K.(!), Sp. mirabilis (Hassall) K.(?), so wie bei Nfesocarpus notabilis Hass. Einen wahrscheinlich auch hieher gehörigen Fall hat Ralfs (Brit. Desmidieae p- 62, t. 4) von Desmidium Swartzi abgebildet. Wie es sich mit der Keim- fähigkeit dieser im ledigen Stande gebildeten Sporen verhält, ist nicht be- kannt; bei der von De Bary beobachteten Spirog. mirabilis giengen sie end- lich in Zersetzung über, ohne zu keimen, doch hält es DeBa ry selbst für wahr- scheinlich, dafs sie unter günstigen Umständen ebenso, wie die Zygosporen, in einen Ruhezustand übergehen und später zur Keimung gelangen können. Die genauere Ermittelung, wie diefs geschieht, wird entscheiden, ob man, wozu De Bary geneigt ist, diese Bildung als einen besonderen ungeschlecht- lichen Vermehrungsapparat der Spirogyren betrachten darf, oder ob sie, wie mir wahrscheinlicher ist, blofs eine parthenogenetische Abweichung vom nor- malen Verhalten darstellt. Man wird mir vorwerfen, dafs ich hier eine Menge unsicherer und noch nicht hinreichend festgestellter Verhältnisse zu Gunsten einer vorge- fafsten Meinung auszulegen mich benrüht habe. Allein es handelt sich doch wohl nicht um eine auf blofser Einbildung beruhende Meinung, sondern um eine Annahme, die sich wenigstens auf einige kaum bestreitbare That- sachen stützt. Diese wollte ich zum Mittelpunkte einer Orientirung machen. Mag man auch die Existenz der Parthenogenesis durch das Beispiel von Cae- lebogyne noch nicht für hinreichend bewiesen halten, so wird man an- (') Kützing sagt von ibr ausdrücklich in der Ptycol. German. S. 222 sie habe keine trabeculae, bildet aber in den Tab. phycol. V, t. 20 eine var. £, nodosa ab, welche copu- lirte Fäden zeigt. (*) Vergl. De Bary (l. c. p. 7, 63, 82, t. I, fig. 4 at 5), welcher eine bei Freiburg be- obachtete und mit der Hassall’schen wahrscheinlich identische Form fraglich als Abnormität von Spirogyra longata betrachtet. über Polyembryonie und ‚Keimung von Caelebogyne. 207 derseits die Möglichkeit derselben schlechthin zu läugnen noch viel weniger berechtigt sein. Die vorliegenden Erfahrungen aus dem Gesichtspunkte die- ser Möglichkeit zu überblicken und zu prüfen, erschien daher nicht blofs erlaubt, sondern geboten, um die geeignetsten Angriffspunkte einer weiteren Untersuchung des Gegenstandes zu ermitteln und zu bezeichnen. Schlulsbemerkungen. Am Schlufse meiner ersten Abhandlung über Parthenogenesis bei Pflan- zen, in welcher ich die Fortpflanzung der einsamen Weibchen von Caelebo- gyne geschildert und ein analoges Verhalten an einer eryptogamischen Pflanze (Chara c.inita) nachgewiesen, sprach ich mich über den Zusammenhang der Fortpflanzungsverhältnisse der Phanerogamen und Cryptogamen aus, wie er durch die neueren Entdeckungen in diesem Gebiete sich herausstellt. Die Parthenogenesis kam mir dabei zu Hülfe, indem sie den Weg zeigte zur Überwindung der Schwierigkeit, welche in dem Umstande liegt, dafs der Anfang des individuellen Daseins bald mit der Befruchtung zu beginnen scheint, bald mit einem der Befruchtung vorausgehenden Keimgebilde. Da- durch, so wie durch Ausfüllung der Kluft zwischen geschlechtlicher und un- geschlechtlicher Fortpflanzung, erhielt die Parthenogenesis, welche im Übri- gen als eine paradoxe Ausnahme erscheint, ein allgemeineres Interesse. Bei der Besprechung dieser Verhältnisse konnte ich nicht umhin, aus einer früheren Zeit stammende oder aus einer Vermischung des älteren und neu- eren Standpunktes hervorgegangene Vorstellungen über die Natur des Fort- pflanzungsapparates der Cryptogamen zu bestreiten, wobei mir besonders die Schrift Radlkofer’s „der Befruchtungsprocefs im Pflanzenreiche nnd sein Verhältnifs zu dem im Thierreiche” zum Angriffspunkt diente; denn was an- derwärts in dieser Beziehung abgerissen und vereinzelt behauptet und oft so oberflächlich behandelt wurde, dafs es eine Berücksichtigung kaum ver- diente, das fand ich bei Radlkofer in zusammenhängender Ausführung und systematischer Anordnung dargestellt. Ich fühlte mich um so mehr getrie- ben den Streit gerade hier aufzunehmen, da ich einer übersichtlichen und vergleichenden Behandlung der Fortpflanzungsverhältnisse von Seiten Radl- 208 Bratvn kofer’s, eines Meisters der Untersuchung in diesem Gebiete, ein besonde- res Gewicht zuschrieb, das ich ungern in die Schale des Irrthums gelegt sah und gerne nach der andern Seite herübergezogen hätte. Diefs ist mir nun freilich nicht gelungen, was mich veranlafst, hier noch einmal auf den- selben Gegenstand zurück zu kommen. Radlkofer hat auf meine Einwendungen in einer eigenen Schrift (!) geantwortet, in welcher er der von mir gegebenen Darstellung, obgleich er die Grundlage, von welcher sie ausgeht, als irrig zu erweisen sucht, von der morphologischen Seite her Geltung zuerkennt, seine eigene dagegen aus dem physiologischen Gesichtspunkt vertheidigt (S. 33). Ich unterlasse es auf alle untergeordneten Differenzpunkte, welche in Radlkofer’s Schrift zur Sprache gebracht sind, einzugehen, da diese sich am Ende von selbst erledigen, und beschränke mich auf eine Erörterung der drei wesentlichsten Fragen: 1) Ist die Parthenogenesis eine geschlechtliche oder ungeschlecht- liche Fortpflanzungsweise? 2) Welches ist der Anfang des individuellen Entwicklungseyelus der Pflanze? 3) Ist der Fortpflanzungsapparat der Cryp- togamen eine Blüthe zu nennen oder nicht ? 1: Die Antwort auf die erste Frage scheint mir so selbstverständlich, dafs ich nicht daran denken würde, sie mit Gründen zu unterstützen, wenn ich nicht dnrch die Behauptung Radlkofer’s, dafs die Parthenogenesis „nichts geschlechtlichen Ver- mehrung, der monogenen Zeugung” sei (S. 16) dazu besonders auf- Anderes, als eine besondere Form der un gefordert wäre. Die Parthenogenesis ist allerdings dem Worte nach eine monogene Zeugung, aber der Ausdruck monogene Zeugung hört auf . gleichbedeutend mit ungeschlechtlicher Zeugung zu sein, sobald man die Existenz der Parthenogenesis zugiebt. Ein normal gebildetes (thierisches oder pflanzliches) weibliches Individuum erzeugt in den weiblichen Geschlechtsorganen auf normale Weise die characteristischen weibli- chen Keimgebilde (Eier, Embryonsäcke mit Keimbläschen), aus wel- chen sich, zwar ohne Befruchtung, aber übrigens in normaler Weise, neue (') Über das Verhältnifs der Parthenogenesis zu den anderen Fortpflanzungsarten. Eine Berichtigung der Einsprüche Prof. A. Braun’s gegen meine Anschauungen über die Fort- pllanzungsverhältnisse der Gewächse. 1858. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 209 Individuen entwickeln. Diefs ist das Bild der Parthenogenesis. Niemand wird im Ernst behaupten können, dafs in diesem Falle das erzeugende Indi- viduum ungeschlechtlich sei, dafs die producirenden Organe keine Ge- schlechtsorgane seien, dafs die erzeugten Keime nicht der geschlechtlichen Keimgeneration angehören, dafs die aus denselben hervorgehenden Indivi- duen (z. B. die Drohnen des Bienenvolks) nicht im vollen Sinne des Worts Individuen seien. Es sind somit alle Momente der geschlechtlichen Zeugung vorhanden mit Ausnahme eines einzigen, der Befruchtung, aber das Fehlen dieses einen kann den positiven Charakter der anderen Momente nicht auf- heben, um so weniger, als es fest steht, dafs dasselbe Individuum, welches parthenogenetisch erzeugt, auch ehelich (engamisch, sit venia verbo) er- zeugen kann, dafs derselbe Keim, welcher ohne Befruchtung sich zu entwickeln die Fähigkeit hat, auch befruchtet werden kann, ohne dafs das Resultat in der Hauptsache, der Darstellung eines neuen Individuums der- selben Art, dadurch geändert wird. Dagegen kann von der andern Seite zu Gunsten der Behauptung, dafs die Befruchtung das einzige entscheidende Moment für die geschlechtliche Zeugung sei, zunächst angeführt werden, dafs ein und dasselbe Individuum anerkannterweise geschlechtlich und unge- schlechtlich zeugen kann, wie jeder weibliche Pflanzenstock, der sich ver- zweigt, der Vermehrungssprosse (Brutknospen u. s. w.) hervorbringt, be- weist(!). Kann aber ein weibliches Individuum überhaupt ungeschlechtli- che Keime produciren, so läfst sich annehmen, dafs es auch in den Ge- schlechtsorganen aufser den geschlechtlichen ungeschlechtliche Keime her- vorbringen könne. Auf der niedersten Stufe der Organisation, wie wir sie z. B. bei manchen Algen kennen, kann zudem von besonderen weibli- chen Geschlechtsorganen kaum die Rede sein, so dafs als einziges Unter- scheidungsmittel geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Fortpflanzung die stattfindende oder nicht stattfindende Befruchtung übrig bleibt, welcher Un- terschied somit, als der allein constante, auch als der allein entscheidende betrachtet werden zu müssen scheint. Ich bemerke dagegen, dafs, wenn geschlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzung bei demselben Indivi- duum vorkommen, die respectiven Keime nicht nur nach dem Orte ihrer Entstehung, sondern auch in ihrer eigenen Bildung und Entwicklung durch- (') Ebenso die sprofsbildenden Goralerel welche keinen Generationswechsel haben. Phys. Kl. 1859. Dd 210 Bravn aus verschieden sind, dafs eine Erzeugung vegetativer Keime in normal gebil- deten weiblichen Geschlechtsorganen (!) weder nachgewiesen, noch wahr- scheinlich ist, wie ich in dem Abschnitt über Sprofsbildung im Samen (S. 168-197) zu zeigen bemüht war, und dafs endlich auch bei den Organismen der niedersten Stufe, bei welchen die Geschlechtsorgane nicht mehr maafs- gebend sind, doch die geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Keime selbst, und zwar abgesehen von ihrem Verhalten in Beziehung auf Befruchtung, immer noch unterscheidende Merkmale besitzen. Wollten wir aber auch annehmen, dafs diefs alles trügerisch sei, wollten wir zugeben, dafs in ge- wissen Fällen ungeschlechtliche Keime in geschlechtlichen Organen gebildet werden können, dafs diese nngeschlechtlichen Keime von geschlechtlichen äufserlich nicht unterscheidbar seien, so wird das letzte Criterium doch nicht darin liegen, ob die Keime befruchtet werden, sondern darin, ob sie befruchtet werden können, und diefs kann von den Keimen der Caele- bog.yne nicht bezweifelt, von den Eiern der Biene (?) nicht geläugnet wer- den, obgleich beide die Fähigkeit haben, auch ohne Befruchtung sich zu ent- wickeln. Oder reicht auch dies nicht hin zu zeigen, dafs die Parthenogene- sis zur geschlechtlichen Fortpflanzung gehört? Will man etwa behaupten, die in den Geschlechtsorganen erzeugten Keime seien ursprünglich nicht geschlechtlich und würden es erst im Momente der Befruchtung, träten also im Falle der Entwicklung ohne Befruchtung eben nur in ihrer ursprünglichen (‘) Man wird mir hier das Beispiel der Blattläuse zum Beweise des Gegentheils an- führen, deren Ammen oder früher sogenannte vivipare Weibchen keimbildende Apparate be- sitzen, die zwar nicht ganz mit den Kierstöcken der wahren Weibchen übereinstimmen, aber doch im Wesentlichen den Bau von Eierstöcken haben. Dagegen fehlt diesen Am- men gerade das charakteristisehe Merkmal der wahren Weibchen, nämlich die Samentasche, so dals man sie nicht als vollkommene Weibchen betrachten, ihnen keinen vollkommenen Geschlechtsapparat zuschreiben kann, so wie auch die von ihnen producirten Keime selbst von den von den Weibchen erzeugten Eiern sich in ihrer Ausbildung und Entwicklung zum Embryon, ungeachtet gewisser fundamentaler Übereinstimmungen, bedeutend unterscheiden, worüber man neuere Untersuchungen in einer schon angeführten Schrift Leuckart’s (zur Kenntnifs des Generationswechsels und der Parthenogenesis der Insekten S. 345. u. f.) findet. Die Blattläuse bieten somit einen Fall, der zur wahren (geschlechtlichen) Parthenogenesis noch nicht gerechnet werden kann, wiewohl er sich ihr annähert und zeigt wie nahe sich geschlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzung berühren. (°) Die Biene erzeugt nur eine Art von Eiern, welche alle befruchtet und unbefruchtet sich entwickeln können, die befruchteten zu weiblichen Individuen (Königinnen und Arbeits- bienen), die unbefruchteten zu männlichen (Drohnen). über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 211 Natur auf? Oder will man umgekehrt behaupten, die ursprünglich ge- schlechtlichen Keime könnten sich bei ausbleibender Befruchtung in unge- schlechtliche verwandeln ? Ich werde auf diesen Punkt später bei Behand- lung einer verwandten Frage zurückkommen, vor der Hand mag die Bemer- kung genügen, dafs von einer Verwandlung durchaus nichts zu sehen ist, vielmehr die parthenogenetisch sich entwickelnden Keime ganz in derselben Weise zur Embryonbildung fortschreiten, wie die befruchteten. Doch um diese Äufserlichkeiten bewegt sich eigentlich der Streit nicht, denn Radlkofer selbst giebt zu, dafs die Parthenogenesis in der That „bezüglich der Entwicklungsform des Erzeugten” mit der geschlecht- lichen Fortpflanzung übereinstimme. Es handelt sich bei der Behauptung Radlkofer’s, dafs die Parthenogenesis eine ungeschlechtliche Vermehrungs- art sei, vielmehr um die Bedeutung derselben (S. 16). Den Unterschied in der Bedeutung der ungeschlechtlichen und geschlechtlichen Fortpflanzung findet er in ihrer Verschiedenheit bezüglich der Vererbung der mütterlichen Eigenschaften auf die Abkömmlinge, indem, wie bekannt sei, bei der unge- schlechtlichen Vermehrung die individuellen Eigenthümlichkeiten vollkom- men auf das Erzeugte übergiengen, bei der geschlechtlichen Fortpflanzung dagegen solche Eigenthümlichkeiten verwischt, oft durch andere ersetzt, meist aber die ursprünglichen Qualitäten der Species in reinerem Typus wieder hergestellt würden. In Rücksicht auf diese Verschiedenheit bezeich- net Radlkofer die geschlechtliche Fortpflanzung, als welche lauter Indivi- duen von selbstständiger, originaler Entwicklung hervorbringe, als idio- typische, die ungeschlechtliche, gleichsam nur Copien des Individuums liefernde, als zelotypische (S. 19). Alle theoretischen Bedenken, wel- cher dieser beiden Kategorien die parthenogenetische Fortpflanzung zu sub- summiren sei, würden durch die Erfahrung beseitigt. In Beziehung auf die hieher gehörigen botanischen Erfahrungen beruft sich Radlkofer theils auf die Mittheilungen Nägeli’s bei der Versammlung der Naturforscher zu Wien, theils auf eigene bestätigende Beobachtungen, ohne ins Einzelne einzugehen ; als Beleg aus dem Thierreiche führt er die Erfahrungen des berühmten Bie- nenzüchlers Dzierzon an, nach welchen eine gelbe italienische Bienen- königin stets gelbe Drohnen hervorbringe, auch wenn sie von einer Drohne der schwarzen, deutschen Varietät befruchtet sei, und umgekehrt (S. 21). Dd2 212 Braun Es wird nöthig sein die angeführten Verhältnisse, in welchen Radl- kofer den Beweis der Übereinstimmung der Parthenogenesis mit der unge- schlechtlichen Fortpflanzung findet, etwas schärfer in’s Aug zu fassen. Ich lasse die speciellere Frage, ob die parthenogenetische Fortpflanzung zeloty- pisch oder idiotypisch sei, vorausgehen, die allgemeinere nach dem Ver- hältnifs der Zelotypie und Idiotypie zu den verschiedenen Fortpflanzungs- arten überhaupt nachfolgen. Die erstere hat Radlkofer mit allzugrofser Leichtigkeit beantwortet, denn bei genauerer Prüfung hätte er eingestehen müssen, dafs wir in dieser Beziehung, besonders von botanischer Seite, so wenig wissen, dafs es mifslich ist, theoretische Folgerungen daraus zu ziehen, dafs aber auch das wenige Bekannte zu den von ihm gezogenen Folgerungen nicht berechtigt. In meiner ersten Abhandlung habe ich S. 328 und 329 einige die parthenogenetische Nachkommenschaft betreffende Angaben der Autoren zusammengestellt und mich über die angebliche Ei- genschaft der ceultivirten Caelebogyne ohne Befruchtung fortwährend nur weibliche Pflanzen hervorzubringen mit Rückhalt ausgesprochen(!). Wenn es aber auch hiemit seine Richtigkeit haben sollte, was nach der Analogie von Psyche Helix v. Sieb. nicht unglaublich ist, so kommen unter den vorhandenen Exemplaren doch individuelle Unterschiede vor, von denen es zweifelhaft ist, ob sie sich durch etwaige verschiedene Behandluug in der Cultur erklären lassen. Es zeigt sich namentlich im Eintritt des blüh- reifen Alters ein Unterschied der Exemplare, indem sich, wie ich in meiner ersten Abhandlung (S. 327) bereits angeführt habe, nach Tit- telbachs Mittheilung in Kew neben anderen jährlich blühenden auch ältere Exemplare befinden, welche noch gar nie geblüht haben(?). Was die Ergebnisse der Kreuzung der italienischen (gelben) mit der deutschen (schwarzen) Biene betrifft, so sind dieselben keineswegs so einfach, wie man nach Radlkofer’s unvollständiger Mittheilung glauben sollte; ja es kommen Umstände dabei vor, welche Dzierzon selbst an seiner eigenen Theorie (') Man vergleiche hierüber auch die Bemerkung von B. Seemann in der Bonplandia 1857, S. 178. (*) Das Exemplar des Leipziger bot. Gartens, welches 1859 zum ersten male einige Blüthen trug, übertrifft an Stärke die Stöcke des hiesigen bot. Gartens, welche seit langer Zeit jährlich blühen, bedeutend. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 213 eine Zeit lang irre gemacht haben, wie ich aus der Darstellung Siebold’s (wahre Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen S. 92-96), wel- che allein mir zugänglich ist, entnehme. Das Factum läfst sich, wenn ich die Berichte über die Beobachtungen Dzierzon’s und von Berlebsch’s richtig verstehe, in folgender Weise ausprechen: Eine Bienenkönigin von reiner Race, sei es eine italienische oder eine deutsche, befruchtet von einer Drohne der andern Race, erzeugt blofs Drohnen ihrer Race, wogegen die von ihr erzeugten Weibchen (Königinen und Arbeiter) in veschiedenem Verhältnifs theils das Gepräge der einen, theils der andern Race an sich tra- gen, theils als Mischlinge die Charactere beider verbinden. Bei mancher Mutter, sie mag eine italienische oder deutsche sein, prävalirt die italieni- sche, bei mancher die deutsche Descendenz, wobei jedoch der sonderbare Umstand vorkommt, dafs im Laufe der successiven Zeugungen die mütter- liche Race mehr und mehr zur Geltung kommt. Die eigentlichen, d.h. an der Farbe kenntlichen Mischlinge sind stets in der Minorität und können selbst ganz fehlen. Ist aber die Königin nicht von reiner Race, ist sie selbst aus der Vermischung der deutschen und italienischen Abart hervorgegangen (was man ihr an der Farbe nicht immer ansehen kann), so wird sie ge- mischte Drohnen (d. i. theils deutsche, theils italienische, theils Mittel- formen beider) hervorbringen, sie mag von einem deutschen oder italieni- schen Männchen befruchtet sein. Was geht nun in Beziehung auf Zelotypie oder Idiotypie aus diesen Erfahrungen hervor ? 1) Die unbefruchteten Eier der Bienen entwickeln sich zu Drohnen. Ist diefs ein zelotypisches oder idiotypisches Verhalten? Die Trennung der Geschlechter besteht in der Individualisirung der männlichen und weiblichen Bildungsrichtung und der entsprechenden Vertheilung der Functionen. Männchen und Weibchen sind als differente Individuen aner- kannt, man kann daher die Drohnen auch nicht Copien der mütterlichen Königin nennen. Auch bei diöcischen Pflanzen ist die eingeschlechtige Be- stimmtheit ein dauerhafter Charakter des Individuums, der sich bei der Ver- mehrung durch Sprofsbildung (mit sehr seltenen Ausnahmen) constant ver- hält, wefshalb wir z. B. von Elodea Canadensis und Salix Babylonica, trotz der ungeheuren Vermehrung, in Europa blofs weibliche Pflanzen be- sitzen, von Dioscorea Batatas blofs männliche. Fassen wir daher die Zelo- 214 BrAUN typie im strengen Sinne als Erhaltung der individuellen Eigenschaften, so gehört die Parthenogenesis der Bienen ihr nicht an. 2) Bei der Kreuzung verschiedener Racen erhält sich in den Drohnen der Racencharacter der Königin, wenn diese selbst von reiner Race ist, während die weibliche Nachkom- menschaft eine gemischte ist. Wenn man dem Begriff der Individuali- tät eine weitere Fassung giebt, indem man die Sorte, Race oder Varietät als individuelle Darstellung der Species bezeichnet, so kann man in diesem laxeren Sinne das angeführte Verhalten als ein zelotypisches bezeichnen, wo- bei jedoch zu bemerken ist, dafs in diesem Verhalten durchaus nichts für die Parthenogenesis Eigenthümliches oder von den Gesetzen der geschlechtli- chen Fortpflanzung Abweichendes liegt, denn im Thierreich, wie im Pflan- zenreich, erhalten sich Racen, welche überhaupt haltbar sind, auch bei ehe- licher Fortpflanzung rein, wenn keine fremdartige Einmischung hinzukommt. Dafs eine Mischlings - oder Bastardbefruchtung auf den Theil der Nachkom- menschaft nicht wirkt, der nicht davon berührt wird, ist natürlich. 3) Königinen von gemischter Race bringen eine ge- mischte Drohnenbrut, die theilweise zur einen, theilweise zur anderen Stammrace zurückkehrt, hervor. Diese Erscheinung geht auch über die Zelotypie im weiteren Sinne hinaus und fällt ganz unter Radlkofer’s Definition der idiotypischen Fortpflanzung, durch welche, wie es am Schlufs derselben heifst, meist die ursprünglichen Qualitäten der Species in reinerem Typus wieder hergestellt werden. Bestände, wie Radlkofer annimmt, ein nothwendiger Zusammen- hang zwischen zelotypischer und geschechtsloser Fortpflanzung einerseits, idiotypischer und geschlechtlicher anderseits, so müfste aus den wenigen Anhaltspunkten, welche die Parthenogenesis bis jetzt bietet, im Vergleich mit der Radlkofer’schen Behauptung gerade das Gegentheil geschlossen werden. Allein die ganze Voraussetzung dieser Beweisführung ist nichtig, denn eine nothwendige und ausschliefsliche Verbindung der Zelotypie und Idiotypie mit den verschiedenen Formen der Fortpflanzung ist in der Na- tur überhaupt nicht vorhanden. Es ist wahr, dafs die ungeschlechtliche Fortpflanzung meist zelotypisch ist, dagegen kann nicht behauptet wer- den, dafs die geschlechtliche Fortpflanzung regelmäfsig oder auch nur meis- 5 tentheils idiotypische Formen erzeuge. Es geschieht dies bei ihr wohl über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 215 leichter und öfter, aber im Ganzen, und solange die äufseren Verhältnisse dieselben bleiben, doch auch nur ausnahmsweise. Jeder, der die Pflanzen- welt in der freien Natur anhaltend beobachtet hat, der in seinem Urtheil von dem Normalverhalten der Pflanzenarten, wie es da sich zeigt, ausgeht und sich nicht durch die abweichenden Verhältnifse, welche durch die Cul- tur herbeigeführt werden, zum Voraus irre leiten läfst, wird mir hierin bei- stimmen. Man vergleiche doch Hunderte oder Tausende von derselben Localität entnommene Exemplare von Mtadiola millegrana, Spergula Mori- sonü, Myosurus minimus, Myosotis stricta, Avena caryophyllea, oder von der verwilderten Impatiens parviflora, sämmtlich jährigen Pflanzen, die sich blofs durch ihren Saamen vermehren, und versuche es an denselben aufser den völlig gleichgültigen(!) und zufälligen (grofsentheils durch die Einwirkung äufserer Umstände erklärlichen) Verschiedenheiten noch andere, durchgreifendere, in der ursprünglichen Natur der Individuen selbst begrün- dete Variationen aufzufinden. Oder man untersuche die gesellig wachsende Isoetes lacustris, eine Pflanze ohne alle Sprofsbildung. Exemplare aus demselben See werden schwerlich andere Verschiedenheiten zeigen, als die durch die verschiedene Tiefe des Standorts hervorgerufenen in der Länge und Richtung der Blätter, wenn nicht unter Tausenden vielleicht eines mit dreifurchigem (statt zweifurchigem) Knollen oder etwa ein zweiköpfiges Monstrum vorkommt. Man betrachte eine Wiese voll Trollius Europaeus, Primula farinosa, Lychnis Flos cuculi, ein Torfmoor voll Comarum pa- lustre, Drosera rotundifolia, intermedia ete., eine Salzwiese mit Glaux maritima, Triglochin maritimum, eine mit Allium ursinum bedeckte Wald- strecke u. s. w. Es scheint mir eine Unmöglichkeit, an der Mehrzahl der Exemplare andere, als ganz gleichgültige und zufällige Verschiedenheiten wahrzunehmen (?); als seltene Ausnahme mag hie und da ein wirklich ab- (') Zu diesen rechne ich z. B. die stellvertretenden Modificationen der Blattstellung. (?) Gegenüber dem hier Angeführten kann man sich freilich auf die durchgreifende Ver- schiedenheit der menschlichen Individuen berufen, welche selbst innerhalb desselben Men- schenstammes, ja in derselben Familie sich zeigt und gewils nicht von zufälligen äufseren Momenten abhängt, sondern als ursprüngliche Mitgift betrachtet werden muls. Allein hiebei ist nicht zu übersehen, dafs das Menschengeschlecht ein in weit höherem Grade bewegliches und bewegtes ist, als die Arten der Thiere und Pflanzen, indem ihm allein eine unablässig fortschreitende Entwicklung zukommt, innerhalb welcher die Verschiedenheit der Individuen der Mannigfaltigkeit der Aufgaben, welche gelöst werden sollen, entspricht, und wobei dem 216 Bratvnx weichendes Exemplar erscheinen, wie man z. B. an Bergabhängen, welche mit Sarothamnus scoparius bedeckt sind, von weitem zuweilen ein Exem- plar unterscheidet, welches durch heller gefärbte, milchig-gelbe Blüthen ausgezeichnet ist. Allerdings giebt es auch solche Pflanzen, die eine grö- fsere Beweglichkeit der speeifischen Charaktere zeigen und in eine Menge, oft untermischt vorkommender Formen sich spalten, wie dies z. B. bei Cal- tha palustris, Nymphaea alba, Thymus Serpillum, Juncus lamprocarpus der Fall ist, doch kann auch von diesen nicht behauptet werden, dafs jedes aus Samen entstandene Exemplar eine besondere und unterscheidbare Mo- dification in der Darstellung der Species repräsentire. Es ist bekannt, dafs die aus Samen entstandenen individuellen Varia- tionen bei Pflanzen, deren Sprofsbildungsverhältnisse dazu geeignet sind, sich ungeschlechtlich vervielfältigen, ausbreiten und erhalten können, wel- ches künstlich herbeizuführen ein gewöhnliches Verfahren der Gärtner ist. Aber es ist auch bekannt, dafs aus solchen idiotypischen Individuen eine Varietät oder Race hervorgehen kann, welche sich durch geschlechtliche Fortpflanzung erhält. Nur selten tritt in solchem Falle die Haltbarkeit schon in der ersten Generation ein. Die Kunst sucht alsdann in der Art nachzu- helfen, dafs sie bei wiederholten Aussaaten immer diejenigen Sämlinge für die nächste Aussaat bestimmt, welche am entschiedensten den Charakter der Varietät an sich tragen, welche erhalten oder auch in ihrer Eigenthüm- einzelnen, zur freien Persönlichkeit gesteigerten Individuum eine Bedeutung zukommt, die dem thierischen und pflanzlichen Individuum noch ganz abgeht. Nichts desto weniger wird man eine analoge durchgreifende Verschiedenheit auch aller thierischen und pflanzlichen In- dividuen nicht läugnen können, nur wird dieselbe in der Mehrzahl der Fälle so gering oder selbst, wegen der Unmöglichkeit das Angeborene und Zufällige sicher zu trennen, so un- nachweisbar sein, dals sie bei der Beurtheilung von Idiotypie und Zelotypie nicht in An- schlag gebracht werden kann. Denn wollte man den Begriff der Idiotypie in diesem Sinne ausdehnen, so würde er den der Zelotypie gänzlich verschlingen und somit jede Möglich- keit beide zu unterscheiden aufhören. Eine vollkommene Identität kommt auch unter unge- schlechtlichen Individuen nicht vor; ja nicht blofs den Individuen, sondern selbst den gleich- artigen 'Theilen des Individuums, z. B. den Blättern eines Baumes, bis herab zu den Zellen des Gewebes, kann in diesem strengen Sinne eine durchgreifende Eigenthümlichkeit und Ver- schiedenheit nicht abgesprochen werden. Gäbe es eine ungeschlechtliche Vermehrung der Menschen, und vielleicht giebt es eine solche durch Keimtheilung, so würde sich in den so erzeugten Individuen die individuelle Verschiedenheit gewils nicht weniger aussprechen, als in den geschlechtich erzeugten. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 917 lichkeit noch gesteigert werden soll. Dadurch wird, gleichsam durch Ge- wohnheit, die Varietät endlich haltbar und pflanzt sich als solche ebenso fort, wie sonst die Species; idiotyp entstanden, wird sie endlich zelotyp (); Beispiele bieten die cultivirten Abarten von Raphanus sativus, Brassica oleracea, Daucus Carotta, und der seinem Ursprung nach freilich zweifel- hafte Rubus laciniatus (?). Die merkwürdige Fragaria vesca monophylla (3) ist mit Ausnahmen zelotyp, und wahrscheinlich ebenso Fagus silvatica as- plenifolia (*). Selbst Monstrositäten können sich durch Samen wiedererzeu- gen, wie die von Vrolik beschriebene Digitalis purpurea mit pelorischer, überhäufter und meist durchwachsener Gipfelblüthe (°). Zu den auffallendsten hieher gehörigen Erscheinungen gehört die constante Wiedererzeugung der monströsen Formen verschiedener Farne, z. B. des Scolopendrium vulgare multifidum und macrosorum, Asplenium Triehomanes multifidum, A. Fi- lix femina multifidum et monstrosum (A. monstrosum Kunze), Aspidium Filix mas cristatum et polydactylum. Dafs solche Formen irgendwo und irgend wann auf idiotypische Weise entstehen, wird durch ihr im wildwach- senden Zustand ganz vereinzeltes und höchst seltenes Vorkommen unter den Exemplaren der Stammform bewiesen, aber ihre Fortpflanzung durch (') Man vergleiche hierüber namentlich: Notices sur l’am£lioration des plantes par le se- mis et considerations sur l’heredit@ dans les vegetaux par M. Louis Vilmorin. Paris 1859. (?) Diese zuerst von Willdenow (hort. Berol. 1816) beschriebene Form ist blols als Gartenpflanze bekannt und scheint sich zu gewissen Formen des Rudus fruticosus (im weiteren Sinne), namentlich zu A. macrophyllus Weihe, ebenso zu verhalten, wie die schlitzblättri- gen Abarten von Sambucus nigra, Pitis vinifera etc. zu ihren respeetiven Stammarten. Willdenow sagt zwar „non est varietas Audi fruticosi vel alius speciei, e seminibus enim educatus faciem constanter servat”, allein diese Beständigkeit ist nach unseren jetzigen Erfahrungen kein Beweis für die specifische Verschiedenheit. (°) Fragaria monophylla Duchesne (hist. nat. des Fraisiers 1766) ist im Jahr 1761 zu Versailles aus dem Samen von Fr. veca als einziges Exemplar entstanden. Im Jahr 1764 und 1765 von Duchesne gemachte Aussaaten haben, mit Ausnahme von 3 oder 4 Individuen, wieder dieselbe Form geliefert. In Schweden, wo diese Abart nach Fries bei Skarugata wild vorkommt, ist sie ohne Zweifel auf ähnliche Weise entstanden und haltbar geworden, oder vermehrt sich vielleicht auch nur auf vegetative Weise. (*) Ratzeburg (Standortsgewächse und Unkräuter Deutschlands 1859, S. 270) führt einen wilden Baum dieser sonderbaren Abart in einem Laubholzreviere von Lippe - Detmold an. Die von diesem Baume entnommenen Bucheln (leider nur wenige) lieferten ihm sämmtlich wieder die var. asplenifolia. (°) Flora 1846, No. 7. Phys. Kl. 1859. a 218 Brarvn Sporen ist nach den in englischen sowohl('), als hiesigen Gärten (?) ge- machten Erfahrungen eine zelotypische. Man kann es auffallend finden, dafs trotz dem diese Formen im Freien sich so wenig vermehren. Ich glaube dies dadurch erklären zu können, dafs die Aussaat im Freien nicht isolirt ge- schieht, wie bei der künstlichen Anzucht, die Vorkeime der Varietät sich so- mit vereinzelt unter den zahlreicheren Vorkeimen der Stammart entwickeln und leicht von diesen befruchtet werden können, wodurch die individuelle Besonderheit wieder verwischt wird. Wir wissen ja, dafs auch im Thierreich die Erhaltung einer Race nur dadurch möglich ist, dafs bei der Fortpflanzung beide Ältern derselben angehören. Ich habe zunächst zu zeigen gesucht, dafs das normale Verhalten der geschlechtlichen Fortpflanzung, ebenso wie das der ungeschlechtlichen, das zelotypische ist. Was die Idiotypie betrifft, so erscheint sie bei beiden Fortpflanzungsweisen als etwas Aufserordentliches, ja man kann sagen Wun- derbares. Wenn sie auch im Laufe der geschlechtlichen Fortpflanzung häu- figer auftritt, so fehlt sie doch nicht ganz auf dem Wege der ungeschlecht- lichen, wovon ich bereits früher (Verjüngung S. 334 u. f.) einige Beispiele ange- führt habe, denen man zahlreiche weitere wird anreihen können, wenn man die in gärtnerischen und landwirthschaftlichen Journalen zerstreuten Fälle zusammensucht. Ich will hier nur an einige wenige erinnern: Finca minor aus der blaublühenden Normalform bei Versetzung in den Garten durch Sprofsbildung in die weifs- oder rothblühende Abart übergehend; Hepatica triloba ebenso in die rothblühende und zugleich gefüllte; Rosa Eglanteria (') Th. Moore, the Ferns of Great Britain and Ireland, nature printed (1857) bemerkt hierüber in einer Note unter Zastrea Filix mas ceristata: „It may be mentioned as a facte of some importance, that all the permanent so-called varieties of our hardy Ferns are very generally, if not in every case, reproducted from their spores, and in most cases abundantly so. Hundrets of this erested form of Filix mas, of the multifid Asplenium Trichomanes, and of some of the most remarkable of the forms of Scolopendrium have been raised in this way. The fact of reproduction from the spores has been in some instances considered as the test of a species, and it is a test to which one would, at first thought, be inelined to submit, but the experience of Ferngrowers shows it to have no value whatever among Ferns”. (°) Asplenium Filix femina monstrosum (crispum et depauperatum Th. Moore) er- wies sich bei wiederholter Aussaat im hiesigen bot. Garten constant, was Kunze veranlalste, es als eigene Art zu betrachten. Von Asp. Filix mas eristatum erzog Obergärtner Lauche im Augustin’schen Garten zu Potsdam hunderte von jungen Pflanzen aus Sporen. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 219 bicolor an einzelnen Zweigen mit gelben Blüthen (Rosa lutea) , Kerria ja- ponica mit gefüllter Blüthe an einzelnen Zweigchen einfache Blüthen und sogar Früchte bringend ('); Amygdalus Persica mit Pfirsichen und Necta- rinien auf demselben Baum (?); Fitis vinifera mit gefärbten und ungefärb- ten Trauben (°); Aibes rubrum und Grossularia mit rothen und gelben Früchten von verschiedener Beschaffenheit (*); Yitis vinifera laciniosa, Carpinus Betulus laciniata(°), Fagus sivatica asplenifolia, Cytisus La- burnum quercifolius sämmtlich an einzelnen Zweigen zur gewöhnlichen Form (mit ganzen Blättern oder Blättehen) zurückkehrend; Fagus silvatica atropur- purea und Corylus Avellana atropurpurea(°) mit einzelnen ganz grünblät- trigen Sprofsen; Salix Babylonica crispa im Alter Schosse mit glatten Blättern treibend (?); Aesculus Hippocastanum an einzelnen Zweigen mit weifsgestreiften oder auch ganz weifsen Blättern (°); Robinia Pseudacacia inermis an einzelnen Zweigen des erwachsenen Baumes in die stachlige Nor- malform zurückschlagend (?). Zu den merkwürdigsten Fällen gehört der ') Nach G. Fintelmann, Mittheilungen über Flora, Stes Heft (1843) S, 62. 5 ( (°) Als bekannte Thatsache angeführt von Masters, on the relation between the ab- normal and normal formation in plants (Royal instit. of Great Brit. March 16, 1860). (°) Metzger, landw. Pflanzenk. II, 913 und 917. (*) Gardners Chron. 1855, p- 627. (°) Ein alter Baum im Leipziger bot. Garten trägt untermischt Zweige mit gewöhn- lichen und solche mit geschlitzten Blättern, an manchen Zweigen auch Übergänge der einen Form in die andere. (°) Einen sehr schönen Fall dieser Art zeigt ein Strauch im Leipziger botanischen Garten. (”) Masters sah eine Trauerweide mit spiralig gerollten Blättern, nachdem sie 25 Jahre lang ihren Charakter erhalten hatte, einen Schöfsling treiben, der völlig flachblättrig war, wie die Stammart (l. c.). (°) Ein Baum im Thiergarten zu Berlin wiederholt diese Erscheinung jährlich. Dafs auf diese Weise an einzelnen Sprolsen entstandene Abweichungen auch durch Ablösung vom Mutterstock selbständig gemacht und in ihrer Art vermehrt werden können, beweist ein Fall von Eucalyptus robusta im hies. bot. Garten. Ein grünblättriger Sämling zeigte vor etwa 5 Jahren einen Seitenzweig mit bunten (weilsberandten) und welligen Blättern. Dieser Zweig wurde von Inspector Bouch& abgelöst, seither durch Stecklinge vervielfältigt, und seine Eigenthümlichkeit hat sich in den Abkömmlingen bisher erhalten. (°) Nach einer Beobachtung von Deppe. Verhandl. d. Vereins zur Beförderung d. Gartenbaus in den Preufs. Staat. 1853, p. LXXIV. Ee2 220 Bkavs Rückgang zur Normalform an einzelnen Seitensprofsen alter Stöcke von Asple- nium Filix femina monstrosum, einer Form, welche, wie schon bemerkt, bei der Aussaat sich beständig hält(!). Die wunderbare Erscheinung des vege- tativen Rückschlags von Cytisus Adami zur Natur der beiden Stammältern, C. Laburnum und purpureus, habe ich früher beschrieben (?); eine in der Bonplandia (1859, S. 200) erwähnte Beobachtung von S'yringa Chinen- sis (3), nach welcher an einem sehr grofsen und alten Exemplare dieser Art unter gewöhnlichen Blüthenrispen einige mit helleren und kleineren Blüthen, denen der Syr. Persica ganz ähnlich, beobachtet wurden, deutet auf einen ähnlichen Rückschlag. Aus den hier in Erinnerung gebrachten, im Allgemeinen hinreichend bekannten Thatsachen kann man entnehmen, wie wenig zutreffend die ge- wöhnliche und von Radlkofer zur Beurtheilung der Bedeutung der Par- thenogenesis angewendete Identifieirung der zelotypischen und idiotypischen Fortpflanzung mit der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen ist. Es fällt hiermit auch der letzte Haltpunkt der Radlkofer’schen Behauptung der ungeschlechtlichen Natur der Parthenogenesis (*). Um übrigens die bei dieser Gelegenheit besprochenen Verhältnisse des Zusammenhangs der ver- schiedenen Fortpflanzungsweisen zu den typischen Veränderungen, welche (') Also das vollkommene Gegentheil des gewöhnlichen Verhaltens! Ich sah diesen Fall, von Mettenius aufmerksam gemacht, an einem alten Stock im Leipziger bot. Garten. (?) Siehe Verjüngung S. 337. Die merkwürdige Geschichte des C. Adami ist seither von Caspary weiter verfolgt worden; wir sehen einer grösseren Abhandlung desselben entgegen, in welcher er zugleich die Geschichte der gemischten Pomeranzen (Bizzaria), welche in noch grösseres Dunkel gehüllt ist, als die des C. Adami, behandeln wird. (°) Syringa Chinensis W. (dubia Pers.) wird für einen Bastard von S. vulgaris und S, Persica gehalten. (*) Dafls ich in meinem Urtheil über diesen Punkt nicht allein stehe, ersehe ich aus Leuckarts Abhandlong über die Fortpflanzung der Rindenläuse S. 226 und 227, wo in einer Note auf das Ungenügende des von der idiotypischen oder zelotypischen Beschaffenheit des Productes entlehnten Criteriums der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Zeugung hingewiesen wird, und im Texte der geschlechtliche Character der Parthenogenesis in folgen- den Sätzen ausgesprochen wird: „„Es scheint mir demnach weniger das Stattfinden einer Befruchtung, als vielmehr die Natur des sich entwickelnden Substrates für die Annahme einer geschlechtlichen oder ungeschlechtlichen Zeugung maalsgebend zu sein”. Ferner: „Wo wir es mit einem Ei zu thun haben, da findet auch, meiner Ansicht nach, beständig eine geschlechtliche Fortpflanzung statt”. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 2a die Art im Laufe der Fortpflanzung erleiden kann, in einer Weise aufzu- fafsen, welche mit den erfahrungsmäfsigen Grundlagen nicht in Widerspruch tritt, wird esnöthig sein vorher den Begriff der Idiotypie, der ganz entgegenge- setzte Elemente umfafst, zu zergliedern. Die idiotypische Fortpflanzung bringt nämlich entweder eine neue, früher in der Natur noch gar nicht, oder wenigstens in der betreffenden Generationsreihe noch nicht dargestellte Form zu Tage, oder sie kehrt zu einer älteren, in früheren Generationen schon da gewesenen zurück; die eintretende Abweichung vom älterlichen Ty- pus ist somit entweder eine vorschreitende oder eine rückschreitende. Zwischen diesen beiden entgegengesetzten Bewegungen steht die Zelotypie, als Stillstand, in der Mitte, von welcher beide Bewegungen ausgehen und zu welcher beide zurückführen, denn die vorschreitende kommt zum Stillstand, sobald die erstrebte neue Form sich befestigt hat, die rückschreitende führt in anderer Weise zum Stillstand, indem sie neue Formen, die sich nicht zu erhalten vermögen, wieder aufhebt. Da die specifischen und individuellen Eigenthümlichkeiten der Organismen, so vollkommen sie auch den äufseren Lebensbedingungen angepafst erscheinen, doch nicht durch diese allein er- klärt werden können, sondern die Annahme einer innerlich sich bestimmen- den Wesenheit, welcher das Vermögen zukommt sich im Äufsern plan- und zweckmäfsig darzustellen, erfordern, so müssen auch die in der Reihenfolge der Zeugungen auftretenden, vor- und rückschreitenden Veränderungen in der Natur der Individuen, als Wirkung und Ausdruck innerer, dem Leben eigenthümlicher Triebe oder Strebungen aufgefafst werden. Die Entwicklungsgeschichte der organischen Natur, deren Stufengang die paläontologische Forschung uns zugänglich gemacht hat, zeigt uns das Stre- ben des Fortschritts im gröfsten Maafsstabe, aber sie zeigt uns auch inner- halb jeder Epoche die Macht des Festhaltens an dem einmal Erreichten. Wieviel Neues versucht und] im Kampfe gegen den Fortschritt zu dem Be- stehenden zurückgeführt wird, dies können uns freilich nur die Bewegungen der Gegenwart zeigen. Um die verschiedenen Richtungen in diesem Kampfe kurz bezeichnen zu können, werde ich die zum Theil schon gebräuchlichen Ausdrücke des Progressismus, Stabilismus und Atavismus anwenden. Bei dem relativ stabilen Zustande, in welchem die organische Natur während der gegenwärtigen Epoche sich befindet, zeigen sich die in engere Kreise eingeschlossenen Wirkungen des Progressismus in der Erzeugung mannig- 2332 Braıvn facher, meist nur geringer, zuweilen aber auch bedeutenderer Abweichungen vom Artcharakter, bald mit, bald ohne bestimmte Beziehung auf Verände- rungen in den äufseren Lebensverhältnissen, welche anfangs blofs indivi- duellen Abweichungen durch den erwachenden Stabilismus den Character haltbarer Racen oder Varietäten (!) annehmen, oder, in anderen Fällen, durch Wirkung des Atavismus wieder in die Stammform zurückschlagen. Um nun schliefslich dem Verständnifse des Verhältnisses der verschiede- nen Mittel, deren sich die Natur bei der Fortpflanzung bedient, zu den ver- schiedenen Zwecken, welche sie dadurch erreicht, näher zu kommen, mögen folgende Überlegungen geeignet sein. Die Fortpflanzung schliefst sich ent- weder an den Schlufs der individuellen Entwicklung oder wenigstens die erreichte Höhe derselben an, oder sie tritt schon früher mitten im Verlaufe derselben ein. Im ersteren Falle bezeichne ich sie als fructificative Fort- pflanzung, welche, wenn man die Bedeutung des Ausdrucks weit genug falst, viel- leicht immer eine geschlechtliche ist (?), im letzteren als vegetative, welche immer ungeschlechtlich ist. Bei der vegetativen Fortpflanzung tritt das neue Individuum, einem sich abzweigenden Seitenstrome vergleichbar, aus dem Hauptstrome des individuellen Entwicklungsganges hervor, diesen von verschiedenen Punkten aus, bald blofs wiederholend und vervielfältigend, bald, wo der Hauptstrom versiegt oder ins Stocken geräth, ergänzend und zum Ziel führend (Generationswechsel); bald die Verbindung mit dem Mutterindividuum bewahrend (Bildung von Famielinstöcken), bald sich ab- lösend und zur eigenen Selbstständigkeit gelangend. Dafs hierbei der Seiten- strom die Eigenthümlichkeiten des Hauptstroms nicht verläugnet, d.h. das neue Individuum die Natur des Mutterindividuums theilt, ist begreiflich. Wir kennen die grofse Zähigkeit, mit welcher das Individuum an seiner ursprünglichen Natur durch alle Stufen der Lebensntwicklung festhält, (') Welche Varietäten sich übrigens in Beziehung auf den Werth der Unterscheidungs- merkmale zu einander und zu der Stammart oft nicht anders verhalten d. h. nicht weniger verschieden sind, als andere Formen, die als Arten anerkannt sind. (2) Im Bereiche der Cryptogamen ist in dieser Beziehung noch so vieles dunkel, dafs man die allgemeine Existenz der geschlechtlichen Fortpflanzung noch nicht mit Sicherheit behaupten kann. Manche Fälle (ich denke dabei namentlich an die Flechten) legen uns den Gedanken des Vorkommens einer blofs typischen, aber nicht functionellen Geschlechtsdiffe- renz nahe, ein Fall, der dann wenigstens nicht im gewöhnlichen Sinn zur geschlechtlichen, wohl aber zur fructificativen Fortpflanzung gehören würde. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 233 und dieses Festhalten erstreckt sich auf alle Producte der Fortpflanzung, die sich nicht von Anfang an entschieden von dem Mutterindividuum los- sagen. Individuelle Neubildungen, welche aus dem Mutterindividuum hervortreten, ehe dieses seinen Lebenscyclus zu Ende geführt hat, welche diesen Lebenseyelus selbst nicht ganz von vorne beginnen, welche überdies meist für kürzere oder längere Zeit eine innige Verbindung mit dem Mutter- individuum unterhalten, erscheinen daher gewifsermaafsen nur als Spaltungen eines und desselben innerlich einigen Individuums. Hier ist also das Gebiet des Stabilismus und der Zelotypie, aber doch nicht ohne Ausnahme! Aber diese Ausnahmen fallen, merkwürdig genug, fast alle auf die Seite des Atavis- mus ('), während ein entschiedener Progressismus auf dem Wege vegetativer Fortpflanzung nicht vorkommt, denn was man als solchen bezeichnen könnte, das Hervorgehen weilsblühender Generationen aus vorausgehenden mit ge- färbten Blüthen, das Hervorwachsen panachirter Zweige aus grünblättrigen Stämmen, fascıiter Monstra aus früher normalen Stöcken u. s. w., ist zwar kein Atavismus, aber in gewifsem Sinne doch ein Rückschritt, eine Ab- schwächung oder selbst krankhafte Verschlechterung. Bei der fructifieativen Fortpflanzung, mit welcher ich vorläu- fig, ohne auf weitere Errörterungen mich einzulassen, die geschlechtliche als gleichbedeutend betrachte, tritt mit dem an die Vollendung des voraus- gehenden Entwicklungskreises sich anschliefenden vollkommenen Neuanfang und dem unabhängigeren Verhältnifs, in das sich die Neubildung hiebei zum mütterlichen Organismus setzt, ein dem Progressismus günstigeres Ver- hältnifs ein. Es ist aber dabei noch näher zu untersuchen, auf welcher Seite vorzugsweise der Grund und das Vermögen der Hervorbringung neuer und eigenthümlicher Formen liegt, ob auf der weiblichen, oder (') Vgl. die S. 218-220 aufgezählten Beispiele. Man sieht hieraus, dals es individuelle Formen giebt, deren Erhaltung so schwierig ist, dals schon die Eröffnung eines Seitenweges, wie sie durch die vegetative Sprolsbildung gegeben ist, den Erfolg haben kann, dafs die schwierige Bildung aufgegeben wird und eine Rückkehr zur früheren, gewohnten Stammform eintritt... Ja es giebt selbst Fälle solchen Umschlags mitten in der Entwicklung des Indivi- duums selbst, so dafs an den Theilen desselben die neue und die alte Form nebeneinander auftreten, wie ich dies von Cytisus Adami beschrieben habe (Verjüng. S. 340). Analoge Fälle finden sich bei Fagus silvatica aspilenifolia, Carpinus Betulus laciniata, Scolopendrium vulgare macrosorum, welches zuweilen Blätter trägt, die stückweise der Varietät und stückweise der Normalform angehören (Th. Moore I. c. T. 42, F. 9), u. s. w. 994 Bratvs auf der männlichen, d. i. ob die Disposition dazu schon vor der Befruchtung in der indifferenten, der Aufnahme neuer Lebensbestimmungen zugänglichen Beschaffenheit des Keimes begründet ist, oder ob sie erst durch die Be- fruchtung erzeugt wird. Die Erfahrung, dafs Racen dadurch unverändert erhalten werden, dafs keine fremdartige Befruchtung zugelassen wird, und die andere, dafs durch fremdartige Befruchtung erzeugte Mittelformen (Bast- arde oder Mischlinge) durch wiederholte Befruchtung von Seiten einer der Stammarten oder Stammracen zu dieser»zurück geführt werden, zeigt deut- lich, dafs der Grund jener freieren Bewegung nicht auf der männlichen Seite gesucht werden kann, denn die Befruchtung, weit entfernt den Keim (wie Radlkofer S.18 den Vorgang nach Naegeli zu erklären sucht) in einen Zustand gröfserer Indifferenz zu versetzen, durch welchen eine freiere indivi- duelle Entfaltung ermöglicht würde, giebt demselben vielmehr, mit dem Anstofs zur Entwicklung überhaupt, zugleich auch eine entschiedene Rich- tung im Sinne des väterlichenIndividuums, das auf den höheren Stufen des Pflanzenreichs mit dem mütterlichen gewöhnlich zusammenfällt. Die Befruch- tung dient nach den oben angeführten Erfahrungen offenbar nicht dem Pro- gressismus, sondern dem Stabilismus und Atavismus; man kann sie daher nicht als Ursache der Idiotypie, sondern nur als Ursache der Zelotypie in der geschlechtlichen Fortpflanzung betrachten. Die Erhaltung der Arten (und Varietäten, wo solche einmal entstanden und sich zu befruchten im Stande sind) scheint ihre Bestimmung in der Natur zu sein. Die Bastard- zeugung kann man dagegen kaum als Einwendung geltend machen, denn sie bringt nicht eigentlich neue Formen, sondern nur ausgleichende Mittelformen hervor, und dieselbe Wirkung,welche sie erzeugt, hebt sie im Lauf der Generationen auch wieder auf (!). Wenn daher der Progressismus im Laufe der geschlechtlichen Fortpflanzung dennoch erscheint, wenn, zu Zeiten wirk- lich neue Formen auftreten, so geschieht dies nicht durch, sondern trotz der Befruchtung und weist auf eine Selbtsständigkeit in der inneren Consti- tuirung der Natur des Keimes hin, welche der Befruchtung vorausgeht und die Wirkung derselben überwiegen kann. (') Die erhaltende Bestimmung der Befruchtung erweist sich bei den Bastarden, welche nicht erhalten werden sollen, auch in negativer Weise durch den Umstand, dafs sie von männlicher Seite unvermögend sind. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 225 Von diesen Betrachtungen nun endlich eine Anwendung auf die Be- deutung der Parthenogenesis und ihre mögliche Bestimmung in der Oeconomie der Natur zn machen, scheint gewagt zu sein, da der Erfahrun- gen, welche uns dabei zur Seite stehen, so äufserst wenige sind. Was etwa gesagt werden kann, ergiebt sich jedoch aus dem Vorausgehenden von selbst. Als geschlechtliche Fortpflanzung ohne Befruchtung hat sie den Vortheil des freien Neuanfangs, ohne von der andern Seite zur älterlichen Richtung hin gedrängt zu werden. Je nach der Beziehung auf einen engeren oder weiteren Entwicklungskreis können nun sehr verschiedene Erfolge eintreten: entweder eine strenge, bis auf die Beibehaltung des mütterlichen Geschlechts sich erstreckende Zelotypie (Psyche Helix, Caelebogyne, soweit bisjetzt bekannt), oder eine laxere Zelotypie, die sich nicht auf Festhaltung des einen Geschlechts erstreckt (Cannabis nach den Angaben, Bombyx Mori), oder eine ergänzende Hervorbringung des anderen Geschlechts, verbunden mit Stabilismus oder Atavismus (Apis), oder eine idiotypische Bildung inner- halb des Spielraums der Varietätenbildung der Art, oder endlich, wenn wir in dieser Richtung noch weiter zu gehen uns erlauben wollen, die Hervor- bringung einer aus den engeren Grenzen der specifischen Bewegung heraus- tretenden, den gesetzmälsigen Fortschritt in einem gröfseren Kreise der Entwicklung vermittelnden neuen Form des organischen Lebens, für welches Letztere wir in unserer Zeit stationären Naturverhaltens directe Beweise freilich nicht beibringen können, welches zu vermuthen und auf die Erklä- rung früherer Schöpfungsvorgänge anzuwenden wir jedoch durch die voraus- gehenden Untersuchungen uns wohl für berechtigt halten können. Gerade das Ausnahmsweise und Aufserordentliche, welches in dem Auftreten der Parthenogenesis liegt, scheint ihre Bedeutung für solche (aus dem be- schränkten Standpunkte der gegenwärtigen Naturbewegung betrachtet) aufserordentliche Vorgänge in der Entwicklungsgeschichte der organischen Natur zu bestätigen. IH Durch die allseitige Feststellung, dafs die Erzeugung neuer Individuen nicht durch Absonderung und Verbindung ungeformter Zeugungsstoffe (!), (') Dennoch kehrt die alte Vorstellung immer wieder, wenigstens in der Ausdrucksweise, so selbst bei Radlkofer, der S. 16. 17 von einem zu befruchtenden und einem befruchten- den Stoff redet, desgleichen von einem ‚‚Befruchtungsstoff” (Befruchtungsprocels p. 72). Phys. Kl. 1859. Ff 226 Brarvn sondern, sowohl von weiblicher, als von männlicher Seite, bei der ge- schlechtlichen, wie bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung, durch die Bildung organisirter, selbstständig belebter, oft sogar lebendig beweglicher Körperchen, die man, bei weiterer Fassung des Begriffs, alle als Zellen bezeichnen kann, eingeleitet wird, mufste die auf der früheren Vorstel- lung beruhende Annahme, dafs der Anfang des neu erstehenden Lebenscyclus mit dem Befruchtungsmoment zusammenfalle, ihren Halt verlieren. Die Befruchtung, früher schlechthin als Zeugungsact betrachtet, konnte nicht mehr als der erste Act in der Entstehungsgeschichte des neuen Individuums erscheinen, da ihr schon ein Keimbildungsprocefs vorausgeht; Befruchtung und Zeugung konnten nicht mehr als gleichbedeutend betrachtet werden, da ja auch die ungeschlechtlichen Keime erzeugt werden. Erkannte man in der unbefruchteten Urzelle eines vegetativen Spröfslings den Anfang der Entwicklungsgeschichte desselben, so mufste man folgerichtig auch die geschlechtliche Ei- oder Keimzelle schon vor der Befruchtung als Anfangs- gebilde des neuen Entwicklungskreises betrachten. Für die Richtigkeit die- ser Auffassung schien mir die Parthenogenesis den entschiedensten Beweis zu liefern, indem sie die Möglichkeit zeigte, dafs auch solche Keime, welche gewöhnlich durch Befruchtung zur Entwicklung kommen, in gewissen Fällen ohne Befruchtung sich entwickeln ('). Anders freilich betrachtet Radl- kofer den Zusammenhang dieser Verhältnisse. Er bestreitet zunächst, dafs bei der geschlechtlichen Fortpflanzung schon vor der Befruchtung ein Keim vorhanden sei, welcher vielmehr erst durch die Befruchtung ins Leben trete. Das der Befruchtung vorausgehende Gebilde sei kein Keim, sondern eine „keimfähige Anlage” (S. 24), welche nicht als Anfang des neuen Indivi- (‘) Unwillkürlich wurde ich durch das Ergebnifs dieser Erwägungen an gewisse Theo- rien früherer Physiologen erinnert, worauf ich durch die Erwähnung Senebier’s, der von einer Geschichte der organischen Wesen vor der Befruchtung spricht, hindeutete, ohne die entfernteste Absicht, mich in den Kreis jener alten, uns fremd gewordenen Vorstellun- gen im Übrigen weiter einzulassen. Dies mufste Radlkofer aus meiner ganzen Darstel- lung entnehmen und konnte sich den ganzen Schwall von Redensarten über die Heraufbe- schwörung des uralten Streits der Zeugungsiheorien, über den leeren Wahn unseres Jahr- hunderts, dafs dieser Kampf zu Gunsten der Epigenese ausgekämpft sei, und das Erstaunliche, von meiner Seite das Panier der Praeexistenz von Neuem aufgepllanzt zu sehen u. s. w., mit welchen er seinen Anlauf gegen die selbst in moralischer und juristischer Beziehung bedenkliche (S. 15) neue Praeexistenzlehre beginnt, so wie alle gelehrten Nachweisungen über die Verkehrtheit jener alten Vorstellungen, auf die er mich in seinen Gedanken zurück- kommen sieht, ersparen. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 23237 duums betrachtet werden könne. Der Ausdruck „keimfähige Anlage” be- deutet ihm also nicht eine Anlage, welche die Fähigkeit hat zu keimen (denn in dieser Beziehung ist sie vielmehr eine nicht keimfähige), sondern eine Anlage, welche die Fähigkeit hat, ein Keim zu werden. Man wird zugeben müssen, dafs die „keimfähige Anlage” ein Organisationsanfang ist, der nicht blofs ein Keim werden kann, sondern auch die Bestimmung hat einer zu werden, somit der Anfang, gewissermaafsen der Keim eines Keimes ist. Wie man aber den Keim nicht ausschliefsen kann von der Lebensgeschichte des Individuums, sondern als erstes Stadium derselben betrachten mufs, so wird man auch die Anlage oder den Keim des Keimes mit in die Bildungs- geschichte des Keimes selbst aufnehmen müssen, somit den Gebrauch des Wortes Keim auch auf die der Vollendung vorausgehenden Stufen der Keim- bildung ausdehnen dürfen, wie man analoger Weise einen Samen, auch wenn er noch unreif, noch nicht keimfähig ist, doch schon Samen nennt. Wenn irgendwo die Lehre von der individuellen Natur der Zelle eine Wahrheit hat, so ist es am Anfang der Entwicklung, wo die Zelle nicht als untergeordnetes Glied eines höheren Ganzen, sondern als das Ganze selbst auftritt. Was Radl- kofer in keimfähige Anlage und Keim scheidet, ist aber eine und dieselbe Zelle in verschiedenen Stadien ihres Daseins. Dafs diese Zelle zu einer gewissen Zeit eine andere in sich aufnimmt oder mit einer anderen in eine einflufs- reiche Berührung kommt, kann doch den einheitlichen Zusammenhang des vorausgehenden und nachfolgenden Stadiums des Zellenlebens nicht aufhe- ben. Das Wahre in der Radlkofer’schen Unterscheidung scheint mir dem- nach nur das zu sein, dafs schon der Keim der Pflanze eine Geschichte hat, dafs er nicht das Erzeugnifs eines Augenblicks ist, sondern einer allmähli- gen Anlegung und Ausbildung bedarf, in deren letztes Stadium die Be- fruchtung fällt, als ein wichtiges, aber nicht in allen Fällen zur Vollendung des Keimlebens und zum Übergang in den nachfolgenden Entwicklungs- procels erforderliches Moment. Ich sehe daher nicht ein, wie es möglich ist, die Entwicklungsgeschichte der Urzelle des neuen Individuums von dem ganzen Lebenscyclus desselben auszuschliefsen, wie es möglich ist, den neuen Cyelus nicht mit dem Anfang, sondern mit dem Ende seiner ersten Zelle zu beginnen. Der Einwurf Radlkofer’s, dafs, wenn man über den Befruchtungs- moment zurückgehe, nicht abzusehen sei, wo wieder eine feste Marke gefunden werden könne, ob in dem Ende oder dem Anfang der Eibildung, Ff2 228 Bravn ob in den eibildenden Organen oder in den organischen Molecülen zum Ei, welche noch im Blute der Mutter kreisen etc. (S. 26), spricht gegen ihn selbst, da gerade die von ihm gezogene Grenzlinie uns in den Fällen, in welchen die Keimentwicklung ohne Befruchtung vor sich geht, gänzlich entschwindet, wo- gegen der Ausgang von der Entstehung der ersten Zelle des neuen Indivi- duums eine nicht nur in allen Fällen erkennbare, sondern auch für alle Arten der Fortpflanzung gleichartige Grenzbestimmung für den Anfang des indivi- duellen Lebens bietet. In ganz anderer Weise sucht Radlkofer die Übereinstimmung in den Anfängen der Fortpflanzung mit und ohne Befruchtung festzustellen und auch in dem Verhalten der letzteren einen Beweis für die Richtigkeit seiner Annahme über den Anfang des neuen Individuums zu finden. Die der unge- schlechtlichen Vermehrung als Substrat dienende Zelle ist ihm ein wirklicher Keim, entsprechend dem befruchteten Ei (S.24, 27), allein auch diese Zelle erscheint nicht von ihrer Entstehung an als Keim, wird nicht so zu sa- gen als Keim geboren, sondern erst später dazu gemacht (S. 31). Sie ist an- fangs als ein Theil der Mutter zu betrachten (unzweifelhaft z. B. bei der Cambiumzelle, aus welcher sich ein Adventivsprofs entwickelt, bei der Brut- zelle am Blattrande der Jungermannien), so wie auch die Zelle, welche die geschlechtliche Fortpflanzung vermittelt (das Keimbläschen, das Ei), anfangs, und zwar bis zur Befruchtung, lediglich als Theil der Mutter zu betrachten ist (S. 32). Auch die parthenogenetisch sich entwickelnde Zelle geht erst in einer späteren Zeit in den Zustand eines Keimes über, ändert jedoch hie- bei ihre ürsprüngliche Bestimmung, indem sie ein zelotypischer Keim wird, während sie durch Befruchtung ein idiotypischer hätte werden sollen (S. 22). Die Entscheidung hiezu scheint plötzlich einzutreten, nachdem sie vorher einige Zeit im befruchtungsreifen Zustande vergeblich auf Befruchtung ge- harrt hat (S. 31). Wenn man bedenkt, dafs bei ungeschlechtlicher Vermeh- rung Zellen sehr verschiedenen Werthes sich individualisiren und Grundlage neuer Individuen werden können, so erscheint es nicht wunderbar, wenn es auch einmal der Eizelle beliebt, diese Rolle zu übernehmen (S. 23). Es wird aus allen Erwägungen (die man in extenso in Radlkofer’s Schrift nachlesen möge) geschlossen, dafs es auch bei der ungeschlechtlichen (mit Einschlufs der parthenogenetischen) Fortpflanzung eines besonderen, erst zur 8 Zeit der vollendeten Ausbildung der keimfähigen Anlage eintretenden Vor- über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 229 ganges bedarf, um diese in den Zustand eines wahren, entwicklungsfähigen Keimes überzuführen (S. 31, 32). Alles Positive derihrän. wie dieser Über- gang geschieht, ist uns aber völlig unbekannt (S. 28). Diese Ausführungen Radlkofer’s, von denen ich das Wesentliche sehr abgekürzt, aber, wie ich glaube, dem Sinne nach nicht unrichtig wiederge- geben habe, gehen von einer Grundlage aus, der ich in gewisser Weise bei- stimme, endigen aber mit einer künstlich aufgesetzten Spitze. Indem ich das, was das Verhältnifs der Parthenogenesis zur geschlechtslosen Fortpflanzung be- trifft, worüber ich mich im ersten Abschnitt der Schlufsbetrachtnngen bereits ausgesprochen habe, übergehe, knüpfe ich meine Bemerkungen an das so eben besprochene Verhältnifs der „keimfähigen Anlage” zum fertigen Keime an. Wenn Radlkofer sagt, dafs auch die der ungeschlechtlichen Vermehrung dienende Zelle nicht als Keim geboren, sondern erst später dazu gemacht werde, so ist dies wahr und nicht wahr, wie man es nimmt. Es verhält sich hiemit, wie mit Allem in der Welt, was eine Entwicklung hat. Es ist im An- fang noch nicht, was es wird, und wird am Ende doch nur, was es von Anfang an war. Der Maikäfer ist als Ei, als Engerling, als Puppe noch kein Maikä- fer, er wird es erst am Schlufs des Verwandlungsprocesses, und doch ist es der Maikäfer, der vom Anfang an alle diese Verwandlungsstufen durchläuft. Allein diese einfache Auffassung des Übergangs der leihen Anlage” zum wirklichen Keime, als eines TOR den eigenen Gesetzen der Eutreicklaus in continuirlicher Weise sich vollziehenden Processes, liegt nicht in dem Sinne der Radlkofer’schen Darstellung, der vielmehr auch bei der unge- schlechtlichen Fortpflanzung (ähnlich wie bei der geschlechtlichen) jenen Übergang als einen in Beziehung auf die Entwicklung aufserordentlichen, die Continuität derselben an einem bestimmten Punkte unterbrechenden, die frühere Bedeutung der Anlage wesentlich umändernden Vorgang betrach- tet, eine Betrachtung, welche ihre Begründung hauptsächlich in dem Um- stande sucht, dafs die der Fortpflanzung dienende Zelle zuerst ein Theil der Mutter ist und erst später (bei der geschlechtlichen Fortpflanzung durch die Befruchtung, bei der ungeschlechtlichen durch einen unbekannten Vorgang) zum Anfang eines selbstständigen Wesens gemacht wird. Die Begründung von dieser Seite wird stichhaltig sein, wenn die Vorausset- zung richtig ist, dafs diese beiden Momente, nämlich der Zustand der Theilhaftigkeit am mütterlichen Organismus und der Zustand des Übergangs 230 Brarvn zur Bildung eines neuen Individuums sich gegenseitig ausschliefsen; sie wird dagegen ihre Berechtigung verlieren, sobald nachgewiesen wird, dafs beide Momente zeitlich, wie räumlich, sich durchdringen können. Und wie könnte man zweifeln, dafs das letztere der Fall ist? Jedes neue Individuum ist seinem inneren Wesen, wie seiner äufseren Verwirklichung nach ein Sprofs aus älterlichem Stamm; niemals unabhängig entstehend, sondern stets im Zusammenhang mit dem älterlichen Organismus erzeugt, d.i. als Theil desselben angelegt, aber als Theil, der von Anfang an die Bestimmung hat, sich zum individuellen Ganzen zu entwickeln, welche Bestimmung er früher oder später, in vollkommener oder unvollkommener Weise, erreicht. Das Leben des Erzeugenden und des Erzeugten sind anfangs aufs innigste verwo- ben und in unendlich mannigfaltiger und verschiedener Weise geht die all- mählige Lossagung des letzteren vom ersteren vor sich, wenn sie anders je völlig erreicht wird. Darum kann auch Trennung oder Zusammenhang, Selbstständigkeit oder Abhängigkeit, nicht als Maafsstab dienen, was ein Indi- viduum ist oder nicht, und wann es ein solches zu sein beginnt, denn sonst müfsten wir ja allen Sprofsbildungen, die sich nicht ablösen, die Indivi- dualität absprechen, müfsten den Keimling im Samen, ehe dieser ausgesäht wird, und den Foetus im Mutterleibe als Theile der Mutter betrachten. Wir dürfen daher keinen Anstand nehmen bei der Feststellung des Anfangs des Iudividuums in die Zeit der Theilhaftigkeit desselben am mütterlichen Leben zurückzugehen, um den Anfang da zu suchen, wo sich die Bestimmung ein Neues zu werden zuerst erkennen läfst. Bei einem Infusorium, welches sich durch Theilung vermehrt, werden wir die Entstehung der neuen Indi- viduen von dem Zeitpunkte herleiten, in welchem die innere Verdoppelung der Organe und die äufsere Einkerbung des Leibes ihren Anfang nimmt, wiewohl die beiden neuen Individuen vor Vollendung der Theilung noch als Theile des einen Mutterindividuums erscheinen. Ebenso bei der Zellthei- lung einer Spirogyra, wenn wir die gleichwertbigen Zellen des Fadens als Individuen betrachten wollen. Bei der Vermehrung der Hefenspilze werden wir den Anfang der Individuenbildung nicht in dem Momente der Ablö- sung der Sprosse, sondern in dem Momente ihres ersten Hervorwachsens aus der Mutterzelle erkennen, wiewohl sie anfangs nur als kleine Aus- sackungen, somit noch als Theile der Mutterzelle erscheinen. Die auf dem über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 231 Boden des Brutbehälters von Marchantia und Lunularia (!) hervor- wachsenden Zellen, welche sich in eigenthümlicher Fortschreitung der Zell- theilung zu den Brutkörpern dieser Lebermoose entwickeln, werden wir als Anfangszellen der Brut betrachten, obgleich sie ursprünglich Gewebezellen des Brutbodens sind und die Verbindung mit dem Gewebe der Mutterpflanze auch während der weiteren Entwicklung der Brutgebilde noch längere Zeit unterhalten wird. Die Urzelle der Zweige höherer Gewächse ist nicht blofs ursprünglich eine im Zusammenhange des Zellbildungsprocesses der Stamm- achse gebildete Zelle, sondern es bleibt auch das aus ihr hervorgehende Gewebe in der Mehrzahl der Fälle während der ganzen Lebensgeschichte des Zweiges in ununterbrochenem Zusammenhang mit dem des Stamms. In der Mehrzahl der Fälle vegetativer Fortpflanzung ist es unzweifelhaft (?), dafs die Zelle, von welcher die Entwicklung des neuen Individuums ausgeht, trotz ihrer Theilhaftigkeit an dem Leben und ihrer kürzer oder länger an- dauernden Verbindung mit dem Gewebe der Mutter, doch die Bestimmung zu dieser Entwicklung ursprünglich in sich trägt, so dafs eine Grenzlinie zwischen einer Periode, in welcher sie innerlich und äufserlich Theil der Mutter ist, und einer anderen, in welcher sie den Anfang des neuen Indi- viduums darstellt, nicht gezogen werden kann, somit auch die Annahme eines besonderen, den Übergang zur Bildung des neuen Individuums ver- mittelnden (die Stelle der Befruchtung vertretenden) Vorganges innerhalb der Lebensgeschichte dieser Zelle als eine völlig haltlose erscheint. Von einer vollkommenen Analogie zwischen der ungeschlechtlichen und ge- schlechtlichen Fortpflanzung in der Weise, wie sie Radlkofer (S. 32) fest o° zustellen sucht, kann daher nicht die Rede sein. (') Vergl. Nägeli, Zeitschr. für wissensch. Bot. I. 2, S. 150, Taf. II. (?) Als zweifelhaft können in dieser Beziehung die Anfänge aller Adventivknospen er- scheinen, doch machen es die Wucherungen des Gewebes, welche dem Stock- und Wurzel- ausschlag gewöhnlich voraus gehen, nicht unwahrscheinlich, dafs die Urzellen dieser Adven- tivsprosse nicht gewöhnliche, sondern schon besondere, zur Sprofsbildlung bestimmte Cam- biumzellen sind. Die aus Blättern entspringenden Sprosse entstehen an bestimmten Stellen (vergl. oben S. 181 u. £.), was gleichfalls darauf hindeutet, dals sie aus einer ursprünglichen, nicht zufälligen Anlage hervorgehen. Aber wenn es auch den Fall giebt, dals in einer Zelle, die frührer rein und ungetheilt Organ der Mutter war, später zufällig, durch äulsere Ein- Nüsse veranlalst, die Bestimmung, gleichsam der Vorsatz, erwacht, Grundlage eines neuen Individuums zu werden, so wird man diesen besonderen Fall nicht verallgemeineren und am wenigsten auf die Keimzellen der fructificativen Fortpflanzung anwenden dürfen. 232 BrArvn Kann man den Anfang des neuen Individuums von dem seiner ersten Zelle bei der vegetativen Fortpflanzung nicht scheiden, so kann man es noch viel weniger bei der fructificativen und geschlechtlichen, bei welcher sich in der Regel schon in den ersten Bildungsanfängen der Fort- pflanzungszellen eine entschiedenere Lossagung von dem mütterlichen Orga- nismus ausspricht. Ich will hier nur an das thierische Ei erinnern, das in seiner Bildung von einem Zellkern („Keimbläschen”) ausgeht, um welches sich die Dottermasse sammelt, und mit der Bildung der Dotterhaut seine Constituirung als freie, nicht dem Gewebe der Mutter angehörige Zelle voll- endet, das ferner bei den meisten Thieren erst, nachdem es seine Bildungs- stätte verlassen hat (Inseeten, Säugethiere), bei anderen sogar erst aufser- halb des mütterlichen Organismus (Fische, Batrachier) befruchtet wird. Das gelegte Ei hat sicherlich für den mütterlichen Organismus keine weitere Function und Bedeutung und doch soll es nach Radlkofer (S. 32, 33), so lange es nicht befruchtet ist, lediglich ein Theil desselben sein. Diefs wi- derspricht vollkommen nicht blofs dem morphologischen, sondern auch dem physiologischen Begriffe des individuellen Organismus, als dessen Theil ein Gebilde nicht betrachtet werden kann, welches in den zuletzt erwähnten Fällen, jeder Wechselwirkung mit demselben entrückt, für sich selbst besteht, und auch in den Fällen, in welchen es noch unter der Pflege des mütter- lichen Organismus verbleibt, doch keine Bestimmung für denselben besitzt. Man könnte dagegen wohl noch geltend machen, dafs das Ei ja (in der Re- gel) nicht besteht, sondern zu Grunde geht, wenn es nicht noch einer orga- nischen Einwirkung von älterlicher Seite, nämlich der Befruchtung, theil- haftig wird. Allein dagegen ist, abgesehen von den parthenogenetischen Verhältnissen (1), zu erinnern, dafs diese Einwirkung durch Gebilde (Sper- matozoen) geschieht, die gleichfalls dem älterlichen Organismus nicht mehr angehören (?). Sollten dennoch begründete physiologische Bedenken dage- gen bestehen, schon das unbefruchtete Ei und seine Bildungsgeschichte dem (') Die ohne Befruchtung sich entwickelnden Eier des Seidenspinners erhalten ihre Lebensfähigkeit im ruhenden Zustande ebenso, wie die befruchteten. (?) Dasselbe gilt von den Pollenkörnern, deren oft lange andauernde Selbsterhaltung und der Keimung vieler Sporen vergleichbare Schlauchbildung doch nicht als Processe be- trachtet werden können, welche dem älterlichen Organismus angehören. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 233 Lebenseyclus des neuen Individuums zuzuzählen, so müfste man die Ei- bildung (und Spermatozoenbildung) als selbstständige Zwischenstufe, durch welche die Fortführung der Lebensgeschichte der Art von einem Entwick- lungskreis zum andern vermittelt würde, betrachten, eine Wechselfolge von Keimgeneration und Entwicklungsgeneration nach Art eines Generations- wechsels annehmen. Ohne auf die verschiedenen Modificationen, mit welchen eine solche Betrachtungsweise weiter ausgeführt werden könnte, einzuge- hen (!), genügt es für den. gegenwärtigen Zweck auf den geringen Abstand derselben von derjenigen Betrachtungsweise, welche das ganze Stadium des Keimlebens (vor und nach der Befruchtung) als Anfang des neuen Entwick- lungskreises betrachtet, aufmerksam zu machen. Denn bei der Annahme einer selbsttsändigen Keimgeneration wird doch wieder die Frage entstehen, ob dieselbe in näherer Beziehung zum vorausgehenden oder zum nachfolgen- den Lebenseyclus steht und für welchen von beiden sie eine besondere Be- stimmung hat. Die Beantwortung dieser Frage kann nicht verfehlen, die Keimgeneration aus ihrer indifferenten Stellung zwischen Vorausgehendem und Nachfolgendem herauszuziehen und enger mit dem Nachfolgenden zu verketten, die Keimbildung somit wirklich , wie es schon im Sinne des Aus- drucks liegt, nicht als letztes, sondern als erstes Stadium in dem Cyclus des Einzellebens erscheinen zu lassen. (') Nur auf einen Punkt will ich hiebei aufmerksam machen, dafs nämlich, wenn die Grenze zwischen Keimgeneration und Entwicklungsgeneration eine wahrnehmbare sein soll, die Scheidungslinie nicht durch den Befruchtungsmoment, sondern durch den Moment der ein- tretenden Entwicklung bestimmt werden muls, welche beiden Momente oft weit auseinander liegen. Der Übergang vom thierischen Ei zum neuen Entwicklungseyclus würde somit durch den Furchungsprocels bezeichnet sein oder bestimmter nach Reichert durch die Umgestal- tung des Dotters zur ersten Furchungskugel, als dem Signal des Hervortretens aus der Ab- geschlossenheit des Keimlebens in das dem Äufseren zugekehrte Entwicklungsleben. Un- ter der Bezeichnung des Keimzustandes falst Reichert die Periode vor und nach der Befruchtung zusammen, indem er (monogene Fortpflanzung, 1852, S. 7) sagt: „Man über- zeugt sich übrigens, dafs der befruchtete Eizustand vor Beginn der Entwicklung noch zu der Keimform der Art hinzugezogen werden muls, so dals letztere aus den geschlechtlich differenzirten Keimzuständen und dem ungeschlechtlichen Eizustande besteht.” Ich führe diese Stelle an, weil ich mich freue eine so bedeutende Autorität für die ausgedehntere An- wendung des Begriffs der Keimbildung, gegenüber der Radlkofer’schen Trennung von Keim und keimfähiger Anlage, auf meiner Seite zu haben. Phys. Kl. 1859. Gg 934 Braıvn Worin liegen nun aber die physiologischen Bedenken, das Ei oder irgend ein anderes Keimgebilde, welches befruchtet wird, schon vor der Befruchtung als Anfang des nach der Befruchtung zur Entwicklung kommen- den individuellen Lebens zu betrachten? Gewifs in dem Umstande, dafs vor der Befruchtung diejenigen inneren Bestimmungen, auf welchen das Wesen des Individuums beruht, noch nicht gegeben sind, also z. B. noch nicht entschieden ist, ob das künftige Individuum mehr nach dem Vater, oder nach der Mutter geartet, ob es männlichen oder weiblichen Geschlechts sein wird u. s. w. Es scheint einleuchtend, dafs das Individuum nicht dem vorausgehend gedacht werden kann, was es zum Individuum macht, nämlich der innern Feststellung seines wesentlichen Characters. Ist es gewils, dafs diese Feststellung durch die Befruchtung bewirkt wird, so wird auch der Ursprung des Individuums hiemit festgestellt sein. Das Zwingende, das in dieser Beweisführung zu liegen scheint, wird jedoch einer eingehenderen Prüfung der Thatsachen weichen müfsen. Folgendes ist in dieser Beziehung zu erwägen: 1) Es giebt eine ungeschlechtliche und eine parthenogenestische Fortpflanzung; bei beiden wird die Natur des künftigen Individuums im Keime ohne Befruchtung bestimmt. 2) Auch bei dem Keime, welcher befruchtet wird, kann nicht ange- nommen werden, dafs die Feststellung seiner individuellen Natur ganz auf den Befruchtungsmoment concentrirt ist, denn schon vorher ist ja die mütter- liche Natur in ihm niedergelegt, ja noch mehr, es gehen mit der Natur der Mutter in der Entwicklungsgeschichte der Art liegende, in den früheren Generationen noch nicht erfüllte Möglichkeiten auf den Keim über, welche beim Anfang des neuen Individuums zur Geltung kommen, in die Disposition des Keims vor oder doch unabhängig von der Befruchtung aufgenommen werden können. Im Bereiche der geschlechtslosen Fortpflanzung bietet uns die Erscheinung des Generationswechsels ein Analogon, ein Beispiel, wie die in der ersten Generation nicht zum Ziel geführte Lebensaufgabe von Tochter- und Enkelgenerationen aufgenommen und weiter geführt wird. Ähnliches liegt auch der Idiotypie in der geschlechtlichen Fortpflanzung zu Grunde, welche, wie ich früher zu zeigen gesucht habe, vorzugsweise auf der weiblichen Seite ihre Grundlage hat (S. 224). Die bekannte Erfahrung, dafs die veredelnden Einflüsse der Cultur bei Pflanzen, die Wirkungen der über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 235 Zähmung bei Thieren, erst im Laufe der Generationen entschieden zum Durchbruch kommen, ist hier namentlich in Erinnerung zu bringen. 3) Das bei der geschlechtlichen Fortpflanzung häufig sich zeigende Überwiegen mütterlicher Eigenschaften zeigt, dafs die Bestimmung der Natur des Keims nicht allein von der Befruchtung abhängt, und da durchaus kein Grund vorhanden ist den Einflufs der Mutter nicht als einen mit der Bildung des Keims selbst verbundenen zubetrachten, so wird man nicht läugnen kön- nen, dafs der Grund zur Bestimmung der Natur des Keimes schon vor der Befruchtung gelegt wird. Die Befruchtung selbst mufs also als ein späteres Moment in der inneren Constituirung des Keimes betrachtet werden, als ein Moment welches bestätigender und bekräftigender oder auch modificirender Art sein kann, letzteres jedoch nur innerhalb enggezogener Grenzen. 4) Die in der ursprünglichen Feststellung des individuellen Characters liegende Praedestination ist keine absolute; nicht blofs läfst sie in Beziehung auf untergeordnete, minder wesentliche Eigenschaften einen grofsen Spiel- raum späterer Bestimmungen zu, sondern selbst in wesentlichen Beziehungen kann ausnahmsweise eine Abweichung von der ursprünglichen Natur des In- dividuums eintreten. So z. B. wenn ältere Weibchen von Vögeln das Ge- fieder der Männchen annehmen, alte Hirschkühe Geweihe, alte Frauen Bärte bekommen. Dais ein Bastardindividuum im Laufe seiner individuellen Ent- wicklung in die Natur der Stammarten zurückgehen kann habe ich bereits S. 220 erwähnt. Die zuletzt erwähnten Erfahrungen, welche zeigen, dafs selbst we- sentlichere Modificationen in der Natur des Individuums mitten im Laufe der Entwicklung eintreten können, beweisen hinreichend, dafs der mitten oder selbst am Ende der Bildungsgeschichte des Keims eintretende und allerdings wesentlich auf die Bestimmung der individuellen Natur desselben einwirkende Einflufs der Befruchtung sich wohl mit der Annahme vereinigen läfst, dafs der Keim, als Anfang des neuen Individuums, schon vorher vorhanden war. Alles Übrige aber weist darauf hin, dafs die Constituirung des eigenthüm- lichen Wesens des Individuums überhaupt nicht die Sache eines Momentes ist, sondern sich in verschiedener Weise in die Dauer der Bildungsgeschichte des Keims vertheilt, während welcher die verchiedenen Einflüsse, die bei der Entstehung des neuen Individuums Geltung suchen, selbstständig zusam- mengefafst und zur innern Einheit gebracht werden sollen. Diefs ist die G32 236 Braıvn Aufgabe des Keimlebens, welche nicht anders als mit der ersten Bildung des Keims anheben und nur successiv erfüllt werden kann. Ich glaube genug gesagt zu haben, um die durchgreifenden Unter- schiede, welche zwischen Radlkofer’s und meinen eigenen Ansichten vom Anfang des individuellen Lebenseycelus bestehen, zur Deutlichkeit zu bringen, so wie den Sinn, den ich in meinen Darstellungen mit dem Worte Keim verbunden habe, in soweit klar zu machen, als es nöthig war, um den Vor- wurf einer Selbstmystification mit diesem Worte (Radl. S. 25) von mir ab- zuwenden. Wenn ich in den vorstehenden Ausführungen vorzugsweise an das thierische Ei angeknüpft habe, so geschah es, um die Frage nicht durch Hereinziehung der bei den Pflanzen auftretenden complieirteren Verhältnisse zu verwirren; allein, nachdem einmal fest steht, dafs für den Anfang des individuellen Lebenseyelus der Befruchtungsmoment nicht maafsgebend ist, und dafs es eine Keimentwicklung ohne Befruchtung giebt, ist auch für Be- handlung der weiteren Frage, ob bei denjenigen Pflanzen, welchen eine dop- pelte Keimbildung zukommt, der ganze Lebenscyclus mit der Keimzelle, welche befruchtet wird, oder mit der Keimzelle, welche nicht befruchtet wird, beginnt, ein freierer Ausgangspunkt gewonnen. In welcher Weise ich versucht habe, von diesem Grunde aus die Fortpflanzungsverhältnisse der Phanerogamen und Cryptogamen im Zusammenhange mit der verschieden- artig abgestuften Lebensgeschichte derselben in Übersicht zu bringen, brauche ich hier um so weniger zu wiederholen, als Radlkofer selbst ge- gen diese Ausführung „vom morphologischen Gesichtspunkte aus” keine Einsprache thut. II. Wenn ich nun endlich über die Frage mich aussprechen soll, ob die Fortpflanzungsapparate der Oryptogamen als Blüthen zu be- trachten sind, oder nicht, so mufs ich zunächst bemerken, dafs die Frage sich nicht um einen blofsen Wortstreit dreht. Ich gebe gern zu, dafs es in Ermangelung einer genügenden Terminologie für die Fortpflan- zungsverhältnisse der Cryptogamen bequem ist in gewissen Fällen, besonders bei den Moosen, den Ausdruck Blüthe von den Phanerogamen zu entlehnen, ja noch mehr, ich stelle nicht in Abrede, dafs bei den höheren Cryptoga- men noch einige der Blüthe der Phanerogamen vergleichbare Verhältnisse über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 237 vorhanden sind, dagegen bestreite ich, dafs die Art, wie die grofsentheils erst in neuerer Zeit entdeckten geschlechtlichen Fortpflanzungsapparate der Cryptogamen mit den Blüthen der Phanerogamen von mehreren Seiten, na- mentlich auch von Seiten Radlkofer’s in Parallele gestellt worden sind, eine irgendwie berechtigte ist. Ehe ich jedoch zur näheren Erörterung dieses Gegenstandes übergehe, mufs ich eine allgemeine Bemerkung vorausschicken. Weder bei der früheren Ausführung des Vergleichs der Fortpflan- zungsverhältnisse der Phanerogamen und Cryptogamen, noch bei den hier gegebenen weiteren Erörterungen über den Anfang des individuellen Ent- wicklungskreises von Thier und Pflanze habe ich daran gedacht eine mor- phologische und eine physiologische Betrachtungsweise zu sondern, denn beide Gesichtspunkte lassen sich bei Behandlung dieses Gegenstandes nicht blofs nicht trennen, sondern sie sind auch beide nur von untergeordneter Bedeutung. Denn die von Radlkofer und mir versuchten vergleichenden Zusammenstellungen haben sich weder die morphologische Ermittelung der Bildungsgesetze der Fortpflanzungsorgane, noch die physiologische Ergrün- dung der Natur des Fortpflanzungsprocesses zum Ziel gesetzt, sondern, wie es Radlkofer (Befruchtungsprocefs S. 7) treffend ausdrückt, die „richtigere Würdigung der einzelnen Entwicklungsphasen der Gewächse jeder Pflanzengruppe” ('), wie sie durch die allseitige Vergleichung des Zusammenhangs und Ineinandergreifens von Entwicklung und Fortpflan- zung im Lebenscyclus derselben gewonnen wird. Diefs ist eine Aufgabe, die nur von einem umfassenden biologischen Gesichtspunkt aus behandelt werden kann, von einem Gesischtspunkt aus, dem ebensowohl die Mor- phologie, die den Ausdruck des Lebens in der Gesetzmäfsigkeit der Form zu erfassen sucht, als die Physiologie, welche die Gesetze der Vermitte- lung des Lebens mit der äufseren Natur erforscht, untergeordnet sind. Eine doppelte oder mehrfache natürliche Auffassung der Gliederung des Pflanzenlebens und der Phasen seiner Entwicklung kann es der Natur der Sache nach ebensowenig geben, als es mehrere natürliche Pflanzen- systeme geben kann. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, dafs (') Wie Radlkofer in derselben Stelle ausspricht, stützt er sich dabei hauptsächlich auf die Analogien, welche zwischen der pflanzlichen und thierischen Befruchtung bestehen, aber gerade dadurch ist er zu einem für das Pflanzenreich im Allgemeinen unnatürlichen Ausgangspunkt geführt worden. 238 Brıvn auch Radlkofer ursprünglich die Aufgabe in diesem allgemeinen Sinne gefafst hat(!) und erst später (?) zum Behuf der Aufrechthaltung des einmal gegebenen Schemas auf den Gedanken zweier gleichberechtigter Auf- fassungsweisen, je nach Einhaltung des morphologischen oder physiologi- schen Gesichtspunkts, gekommen ist. Wäre diese Unterscheidung begrün- det, so müfste nothwendig “über beiden einseitigen Auffassungen noch eine dritte, beide vereinigende und berichtigende liegen, und diese, glaube ich, haben wir beide gesucht und gewollt. Der Unterschied unserer Darstellun- gen liegt sicherlich nicht blofs in der relativen Hervorhebung des physiolo- gischen oder morphologischen Princips, denn es ist ohne specielle Nachwei- sung augenfällig, dafs die von Radlk ofer in Parallele gestellten Lebensab- schnitte ebensowenig eine durchgreifende physiologische, als die von mir in Parallele gestellten eine durchgreifende morphologische Übereinstimmung erkennen lassen (*), und Manches in Radlkofer’s Darstellung erscheint, ungeachtet der von ihm gegebenen neuen Erläuterungen (Abschnitt III, S.43 u. f.), gerade vom rein physiologischen Standpunkt am wenigsten begreiflich (*). (') Der Befruchtungsprocels im Pflanzenreiche, Abschnitt III, 5. 84 u. f. Nur einmal, nämlich bei Betrachtung des Verhältnisses der Moose zu den Farnen (S. 90-93), schwankt Radlkofer zwischen einer „mehr morphologischen” und ‚mehr physiologischen” Auffassungs- weise, von denen die erstere in Tabelle II, die letztere in Tabelle I ihren Ausdruck findet. Die Entscheidung, welche von beiden den Vorzug verdiene, überlälst er dem künftigen Ge- richte der Wissenschaft (S. 95). (?) Über das Verhältnils der Parthenogenesis zu den anderen Fortpflanzungsarten S. 34. () In Radlkofer’s Tabelle I steht z. B. in gleicher Linie der Keimling der Phanero- gamen und die sporenbildende Mooskapsel nebst dem aus den Sporen sich entwickelnden Protonema. Giebt es physiologisch Verschiedenartigeres? (*) So z. B. die verschiedene Stellung, welche den Sporen der Moose und Farne ange- wiesen wird, ob sie gleich auf ähnliche Weise erzeugt und ausgesäht werden, unter ähn- lichen Bedingungen sich schlafend erhalten und unter ähnlichen keimen und endlich in ähn- licher Weise der Erhaltung und Verbreitung der Art dienen, welches doch wohl alles phy- siologische Übereinstimmungen sind. Dafs das aus der Spore sich entwickelnde Protonema der Moose nicht unmittelbar Antheridien und Archegonien trägt, wie das Prothallium der Farne, berührt die physiologische Aufgabe, die die Spore selbst erfüllt, nicht im geringsten. Wenn daher Radlkofer dennoch Gründe hat die Spore der Moose und die der Farne nicht als ent- sprechende Glieder im Lebenseyclus dieser Pllanzen zu betrachten, so können diese Gründe eben keine im engeren Sinn physiologischen sein, sondern müssen einem höher liegenden Gesichtspunkte angehören. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 239 Nach diesen Vorbemerkungen wird es sich auch bei der Frage nach der An- oder Abwesenheit der Blüthe bei den Cryptogamen nicht blofs um einzelne morphologische Bildungen oder physiologische Functionen handeln, sondern beide Momente werden untrennbar vereinigt sein in der Frage, ob Phanerogamen und Cryptogamen in wesentlich übereinstimmender Weise die bestimmte Stufe der Lebensentwicklung besitzen, welche von Alters her Blüthe genannt wird, und welche sich durch eine Reihe eigen- thümlicher Formationen und bestimmte an dieselben geknüpfte Functionen characterisirt. Einzelne auf verschiedenen Stufen der Lebensentwicklung auftretende morphologische oder physiologische Ähnlichkeiten werden bei Beantwortung dieser Frage nicht entscheidend sein. Die nähere Betrachtung dieses Gegenstandes will ich in zwei Theile zerlegen und zuerst in Erwägung ziehen, was man bei den Cryptogamen in der That den Blüthen der Phaneroga- men vergleichen kann, sodann was man mit Unrecht denselben verglichen hat. Radlkofer bezeichnet die Blüthe als den „Inbegriff der zu einer Be- fruchtung nothwendigen Organe, oder eines dieser, sammt unmittelbarem Träger und besonderer Umhüllung, wo diese eben vorhanden ist (!)” (Be- (‘) Ich habe bei einer früheren Bemerkung über diese Definition (Parthenog. S. 354) aus Versehen nur den ersten Theil derselben im Sinne gehabt, allein auch der zweite hat den Fehler, dafs er nur Functionen andeutet, während er sich über die Theile, durch welche dieselben ausgeführt werden, in einer Unbestimmtheit hält, welche die verschiedenartigste Anwendung zulälst. Radlkofer beruft sich in dieser Beziehung auf den Linne’schen und überhaupt neueren Sprachgebrauch, welcher zeige, dals das Wesen der Blüthe nur in ihrer Bedeutung als Geschlechtsapparat gefunden werde und überhaupt nur auf physiologische Anhaltspunkte gegründet sei. Allein das Wort „‚Blüthe” ist in der Sprache älter als das Linne’sche System, älter als unsere Kenntnils von den Geschlechtsverhältnissen der Ge- wächse, es muls also wohl in dem Begriff der Blüthe etwas mehr als die Beziehung zur Fortpflanzung liegen. Wenn die Ausdrücke ‚‚Blüthe” und ‚,Geschlechtsapparat” nicht ge- radezu synonym sein sollen, wenn nicht auch die Geschlechtorgane der Thiere, was die Radlkofer’sche Definition wohl erlaubte, Blüthen genannt werden sollen, so muls es doch wohl auf die Beschaffenheit des Geschlechtsapparates und auf die Stelle, die er in der Entwicklungsgeschichte des Organismus einnimmt, ankommen, ob er Blüthe zu nennen ist, oder nicht Radlkofer’s Definition ist in dieser Beziehung ganz unbestimmt, während die Linne’sche entscheidend ist. Wenn Linn nichts desto weniger den Ausdruck Blüthe auf Fälle anzuwenden suchte, welche mit seiner Definition unvereinbar sind, so erklärt sich diefs hinreichend durch die damals noch sehr mangelhafte Kenntnils der Fructifications- organe der niederen Gewächse und durch die Befangenheit, in welcher er sich seinem eigenen Sexualsystem gegenüber befand. Die Botaniker vor Linne’s Zeiten (Caesalpin bis Tournefort) sprechen den Cryptogamen die Blüthen ab, wiewohl ihnen die Existenz von Fructificationsorganen derselben nicht ganz unbekannt war. 240 Bravn fruchtungsprocefs S. 89; Verhältn. der Parthenogenesis S. 46), während Linne, auf welchen sich Radlk. zur Unterstützung seiner Definition und Anwendung des Begriffes der Blüthe beruft, sich bestimmter ausdrückt, in- dem er die zur Befruchtung nothwendigen Organe nennt: „Flos ex anthera et stigmate nascitur, sive tegumenta adsint, sive non” (Philos. bot. ed. H. p- 60). „Essentia floris in anthera et stigmate consistit” (ibid). „Flos omnis instruitur antheris et stigmatibus” (ibid. p. 94). Da es keine Anthere giebt, welche nicht Theil eines Staubblatts ('), kein Stigma, welches nicht Theil eines Fruchtblatts ist, so läfst sich die Linnd’sche Defi- nition nach unseren Begriffen von der Metamorphose der Pflanze dahin er- klären, dafs als die wesentlichen Theile der Blüthe das Staubblatt und das Fruchtblatt oder noch bestimmter die beiden Formationen (Stufen) der Staubblattbildung und der Fruchtblattbildung bezeichnet werden. Aber auch die unwesentlichen Formationen der Blüthe, die „tegumenta” nennt Linne bestimmt und schliefst dadurch alles Übrige, was man unter dem unbestimm- ten Ausdruck der „Umhüllung” begreifen könnte, aus, indem er sagt: Partes floris: calyx, corolla, stamen, pistillum (l.e. p. 59). Ebenso giebt er dem „unmittelbaren Träger” einen bestimmten Sinn, indem er sagt: Re- ceptaculum basis, qua partes fructificalionis connectuntur (].c. p.58) (?). Endlich wird auch die Stellung, welche der Blüthe im Ganzen der Lebens- geschichte der Pflanze zukommt, in der Definition, welche Linne von der Fructification giebt, unter welchem Namen er Blüthe und Frucht (nebst Samen) zusammenfafst, angedeutet: Fructificatio vegetabilium pars tempo- raria, generationi dicata, antigquum terminans, novum incipiens (. (0 p- 56). Fassen wir diefs alles zusammen, so erkennen wir in der Blüthe (°) den letzten Hauptabschnitt des Pflanzenlebens, der einerseits den Gipfel und die Vollendung der individuellen Entwicklung darstellt (*), anderseits die (') Wird wohl auch auf Fiscum anwendbar sein. (?) Der Ausdruck receptaculum hat bei Linn€ noch nicht die vage Anwendung, wie bei späteren Autoren, sondern bezeichnet die verkürzte Achse, entweder einer Blüthe, oder eines Blüthenstandes. Selbst der Gebrauch dieses Ausdrucks bei Zichen wider- spricht nicht, da Linn das Apothecium der Flechten für einen (männlichen) Blüthenstand, ähnlich dem der Compositen, hielt. (°) Mit Einschluls der aus ihr hervorgehenden Fruchtbildung. (*) Als der die specifische Natur am vollkommensten ausprechende, am meisten charac- teristische Abschnitt der Pflanze. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 241 Erneuerung des individuellen Lebenscyclus durch Erzeugung der geschecht- lichen Keime einleitet, welcher besteht aus einer vierfachen Abstufung eigen- thümlicher, durch eine gemeinsame Achse verbundener Blattgebilde, den Kelch-, Blumen-, Staub- und Fruchtblättern, von denen die ersteren in Beziehung auf das Fortpflanzungsgeschäft von unwesentlicher, die letzteren von wesentlicher Bedeutung sind. Da die unwesentlichen Formationen fehlen, die wesentlichen bei derselben Pflanze in verschiedene, sich ergänzende Blü- then vertheilt sein können, zudem auch noch die unwesentlichen zuweilen für sich allein (als geschlechtslose Blüthen) auftreten, so entstehen folgende Combinationen ('): Sn mumnızzure = = u: = 30 CE ERBTRERET. S E ST ESTOH ET AT RENNEN PrerE STE EOEESOERUER Ur? Zwitterblüthen Eingeschlechtige Blüthen ee | ännlich weiblich Mr männ e eibliche | = KBStF KBSt KBF KB 5 PSıF P St PF pP il SE RK Sı KF K 3 | BSE B St BE B me. | = | En St F St F [| Unter diese Formeln fällt Alles, was im eigentlichen Sinne Blüthe zu nennen ist, und es wird unter den Phanerogamen keine Blüthenbildung vor- kommen, die sich in diesen Rahmen nicht einreihen liefse ; selbst die Blüthen der Gymnospermen, so sehr sie auch von denen der übrigen Phanerogamen abweichen, lassen sich zur Noth noch unterbringen. Einige Bemerkungen (') Die verschiedenen Formationen sind durch die Anfangsbuchstaben bezeichnet. P be- zeichnet Perigon für den Fall, in welchem Kelch und Blumenkrone ununterscheidbar d. i. nur durch eine Formation vertreten sind. Weitere Modificationen, die durch das Auftreten verkümmerter Blattgebilde, z. B. Staminodıen und Pistillodien, entstehen, sind nicht berücksichtigt. Phys. Kl. 1859. Hh 342 Bravn über die Eigenthümlichkeiten der letzteren werden den Übergang zur Betrach- tung der Cryptogamen erleichtern. Die männlichen Blüthen der Gymno- spermen (Coniferen und Cycadeen) entbehren nicht blofs der Blüthenhüllen, sondern es fehlt ihnen auch durchgängig die sonst für die Blüthen charaete- ristische Quirlbildung und die damit zusammenhängende Bestimmtheit der Zahlenverhältnisse. Die mehr oder weniger, oft sehr bedeutend, verlän- gerte Blüthenachse, in Verbindung mit der meist schuppenförmigen Gestalt der Staubblätter verleiht ihnen das Ansehen von Kätzchen oder Zapfen, als welche sie auch gewöhnlich, selbst von solchen Autoren, welche ihre wahre Natur nicht verkennen (!), bezeichnet werden. Die nicht auf die Zwei- oder Vierzahl beschränkte, sondern bei vielen Gattungen ins Unbe- stimmte vermehrte Zahl der Pollensäcke (Zhecae) (?), welche überdies nicht, wie bei den übrigen Phanerogamen, der Vorderseite (°), sondern stets der Rückseite (*) der Blattfläche angehören, und sich in freierer Entwicklung über diese erheben, ja selbst durch Stiele von derselben absondern (°), giebt den Staubblättern bei vielen Gattungen ein so fremdartiges Ansehen, dafs ungeachtet der Andeutungen von R. Brown(°) und der gründlichen Erör- terungen von H. v. Mohl(’) die naturwidrige Betrachtung derselben als ganzer Blüthen oder gar als mehrblüthiger Zweige immer wieder auftaucht (°). (') Endlicher (Synopsis Coniferarum 1847) nennt die männlichen Blüthen der Coniferen „amenta staminigera”. (2) Es finden sich 2 bei Pinus, Podocarpus, Salisburia ; 3 bei Cephalotaxus, Cunning- hamia; 3-4 bei Thuja; 4 bei Cupressus, Callitris, Juniperus; 9 bei Thujopsis; 6 bei Taxo- jop dium; 6-8 bei Taxus; 8-14 und mehr bei Araucaria und Dammara; sehr zahlreiche bei den Cycadeen. (?) Selbst die Antherae extrorsae sind wahrscheinlich nur durch stärkere Entwicklung der mittleren Thecae, welche die seitlichen überragen, zu erklären; so wenigstens nach Aus- weis mancher Milsbildungen bei den Ranuneulaceen. (*) Nur Taxus macht in dieser Beziehung einige Schwierigkeit. (°) Vergl. Karsten, über Zamia muricata (Abhandl. der Akad. der Wiss. zu Berlin 1856) Taf. I, Fig. 3-7. (°) Character und Beschreibung von Kingia. Vermischte Schriften IV. (”) Über die männlichen Blüthen der Coniferen 1837. Vermischte Schriften S. 45. (®) So z.B. bei Zuecarini (Beiträge zur Morphol. der Coniferen in den Abhandl. der Akad. d. Wiss. zu München III, 1843, S. 799), welcher die männlichen Blüthen der Coni- feren als Kätzchen betrachtet, deren Achse mit nackten Blüthen besetzt ist, die der Cycadeen sogar als zusammengesetzte Kätzchen mit secundären Achsen, welche selbst wieder viele über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 243 Wenn schon die männlichen Blüthen der Gymnospermen vom gewöhn- lichen Bau abweichen und Charactere zeigen, welche einen näheren Zusam- menhang mit der vegetativen Sphäre verrathen, so ist diefs in noch viel höhe- rem Maafse bei den weiblichen Blüthen der Fall, deren schuppenförmige Fruchtblätter nur an der Anwesenheit der Ovula als solche kenntlich sind, während ihnen alle übrigen characteristischen Merkmale der Fruchtblattbil- dung, als. Schliefsung zur Bildung einer Fruchthöhle, Griffel- und Narben- bildung fehlen, so dafs man sie lieber als eiertragende Hochblattschuppen bezeichnen möchte (!). In einigen Fällen bilden diese Fruchtschuppen zapfenförmige Blüthen, ähnlich wie die schuppenförmigen Staubblätter (Za- mia, Encephalartos, Dammara (?)), in anderen dagegen stehen sie einzeln, paarig oder zu mehreren (°) in den Achseln wahrer Hochblätter (natürlich an einer unentwickelten Seitenachse) und erscheinen so als achselständige Blüthen, welche um eine Hauptachse zum zapfenförmigen Blüthenstande sich ordnen. Bei der weiblichen Blüthe von Cycas endlich ist selbst die den Blüthen sonst allgemein zukommende Eigenschaft die Achse zu schliefsen verloren, indem aus dem Centrum der Blüthe sich eine neue Laubkrone Blüthen tragen. Miquel (Linnaea 1843. S. 675), der die Blätter der Cycadeen gefederte Zweige nennt, hält auch die schuppenförmigen Staubblätter derselben für solche Scheinblätter (frondes), auf welchen die Stamina (männlichen Blüthen?) sitzen. Auch Karsten (über Zamia muricata |. c. S. 204) hält die schuppenförmigen Staubblätter der Gycadeen für zu- sammengesetzte Gebilde, entstanden aus der Verwachsung vieler zweifächeriger Staubblätter mit einem Perigonblatt, wobei nicht klar ist, welche Vorstellung er von dem Ganzen der zapfenförmigen Blüthe hat. (') Selbst die Anwesenheit solcher schuppenartiger Fruchtblätter scheint nicht überall nachweisbar, wenigstens sehe ich nicht ein, wie man die Annahme, dals der schüssel- förmige Arillus bei Taxus und Salisburia dem Fruchtblatt entspreche, hinreichend begrün- den kann. () An dem weiblichen Zapfen von Dammara finde ich keine Spur von Bracteen unter den samentragenden Schuppen, noch auch irgend eine Andeutung einer ee von Deck- und Fruchtschuppe. Der einseitige Flügel des hängenden Samens dehnt sich constant in der Richtung des langen Wegs der Blattstellung (#) aus. (*) Eine einzige, mit der Deckschuppe verwachsene Fruchtschuppe scheint Araucaria zu besitzen; 2 unter sich, aber nicht mit der Deckschuppe verwachsene Pinus (über das Individ. d. Pf. in den Abbandl. der Akad. d. Wiss. 1853. S. 65), mehrere unter sich und mit der Deckschuppe innig verwachsene besitzen Taxodium, Cryptomeria und vielleicht alle Cupres- sinen, so wie einige wegen der hängenden Ovula zu den Araucarinen gerechnete, aber wohl besser auch den Cupressinen zuzuzählende Gattungen, z. B. Seyuoia. Hh 2 244 Braun entwickelt, welcher wieder eine Fruchtblattkrone (Blüthe) folgt und so fort in regelmäfsigem Wechsel. Die verschiedenen Züge der männlichen und weiblichen Blüthe der Gymnospermen, welche ich hier in Erinnerung gebracht habe, vereinigen sich wohl alle dahin, dafs die Blüthen dieser Gewächse überhaupt weniger scharf von der vegetativen Sphäre abgesondert sind, als die Blüthen der übrigen Phanerogamen; dafs sie die wesentlichen Blüthentheile, pollen- bildende und eibildende Blätter, zwar besitzen, aber in einer von der ge- wöhnlichen Bildung der Staub- und Fruchtblätter abweichenden, der vege- tativen Blattbildung (namentlich der Hochblattbildung) noch ähnlicheren Weise. Es spricht sich hierin eine Unvollkommenheit der Blüthenbildung aus, welche kaum gröfser sein kann, wenn der Character der Blüthe nicht ganz verwischt werden soll. Steigen wir jedoch noch weiter herab zu den Gefäfseryptogamen! Auch hier lassen sich noch, zumal wenn man die ver- mittelnden Gymnospermen im Auge behält, unzweifelhafte Analogien mit der Blüthenbildung der Phanerogamen auffinden, für welche eine schon im Jahre 1837 erschienene Abhandlung Mohl’s (!) den richtigen Weg vorge- zeichnet hat, und welche Radlkofer in der Absicht, die Existenz der Blü- then bei den Cryptogamen auch von der morphologischen Seite zu begrün- den, S. 54 in eine tabellarische Übersicht gebracht hat. Da ich mit dieser Zusammenstellung im allgemeinen einverstanden bin, so handelt es sich hauptsächlich um die Frage, wieweit bei Verfolgung dieser Analogien der Begriff der Blüthe ausgedehnt werden kann. Die Sporangien der Gefäfseryptogamen lassen sich morpho- logisch den Pollensäcken (thecae) der Phanerogamen vergleichen, ja sie stimmen in einzelnen Fällen auf überraschende Weise mit denselben überein; wenn sie eine freiere Entwicklung erhalten, mag aufserdem wohl auch ein Vergleich mit nackten Eikernen erlaubt sein, denn auch das Ovulum kann, wie der Pollensack, als eine Emergenz aus der Blattfläche betrachtet werden, nur als eine mehr concentrirte und zum selbstständigen Vegetationspunkt sich erhebende (vgl. oben S. 188). Die Blätter, an welchen die Sporangienbil- dung auftritt, wären demnach zunächst Staubblättern, entfernter, namentlich (‘) Morphologische Betrachtungen über das Sporangium der mit Gefälsen versehenen Cryptogamen. Vermischte Schriften S. 94. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 245 in gewissen Fällen, wohl auch Fruchtblättern zu vergleichen. Der Vergleich mit der Staubblattbildung ist z. B. einleuchtend bei Equisetum, dessen schild- förmige, auf der Unterseite mit einem Kreis sackförmiger Sporangien be- setzte Sporenblätter die gröfste Ahnlichkeit mit den Staubblättern von Taxus besitzen; ferner bei den Ophioglosseen, namentlich bei Ophioglossum selbst. Bei den übrigen Farnen möchte man die Sporangien vielleicht lieber mit Ovulis und die fructifieirenden Blätter mit Fruchtblättern vergleichen ('), al- lein der Vergleich mit den Staubblättern der Cycadeen, deren Sporensäcke, ganz wie die Sporangien der Farne, auf der Rückseite des Blattes sitzen, wie diese oft gestielt sind und auch in der Art des Aufspringens an die Sporan- gien mancher Farne, namentlich der Osmundaceen, erinnern, ist jedenfalls treffender. Dagegen mögen die auf oder über der Basis je ein Sporangium tragenden Blätter der Lycopodiaceen an die Ovula- tragenden Fruchtschup- pen mancher Coniferen, namentlich an die von Phyllocladus erinnern, bei welcher Gattung die Stellung des Ovulums zur Fruchtschuppe ebenso zwei- deutig ist, wie die des Sporangiums zum tragenden Blatt bei den Lycopo- diaceen. Am meisten erinnern die fruchtartigen Behälter der Rhizocarpeen an wirkliche Fruchtblätter oder aus solchen zusammengesetzte Ovarien, allein die Ähnlichkeit scheint mehr täuschend, als wirklich begründet zu sein (2). Wenn schon die äufsere morphologische Vergleichung Zweifel erregen kann, in wieweit man die Sporangien-tragenden Blätter der Gefäfseryptoga- men Staubblättern und in wieweit Fruchtblättern vergleichen soll, so wird dieser Zweifel durch das genauere Eingehen auf die Bildung und Bestimmung der Sporen selbst nur noch mehr hervorgehoben, denn nach der Überein- stimmung in dem Bildungsvorgange der Sporen mit dem des Pollens müfste man alle Sporangien-tragenden Blätter als Staubblätter, dagegen nach der Entwicklungsfähigkeit der Sporen die Mehrzahl derselben als Fruchtblätter betrachten. In dieser Beziehung sind jedoch die vorkommenden Verhält- nisse noch genauer ins Auge zu fassen. In der grofsen Mehrzahl der Fälle, namentlich bei den Farnen, wahrscheinlich auch bei den Lycopodien, (') Wie dies namentlich von E. Meyer geschehen ist (Isis 1829, S. 390). (*) Man vergleiche die Entwicklungsgeschichte der sogenannten Receptacula von Marsilea, Pilularia und Saleinia in Mettenius Beiträgen zur Kenntnils der Rhizocarpeen (1846). Die morphologische Bedeutung dieser Theile ist übrigens noch keineswegs genügend auf- geklärt. 246 Bkavn ist nur eine Art von Sporangien und Sporen vorhanden, welche letzteren aber die Potenz beider Geschlechter in sich tragen, indem sie sich zu einem Vorkeim entwickeln, welcher ebensowobl die befruchtenden als die zu befruch- tenden Keimzellen hervorbringt. Equisetum unterscheidet sich nur dadurch, dafs von den äufserlich ununterscheidbaren Sporen einige zu blofs männlichen, andere zu blofs weiblichen Vorkeimen sich ausbilden. Bei Marsilea und Pilula- ria sind zwar zweierlei Sporangien vorhanden, die einen mit kleinen Sporen, in welchen sich ohne vorhergegangene Bildung eines Vorkeims Spermatozoen bilden, die anderen mit einer einzigen grofsen Spore, welche den weiblichen Vorkeim zur Entwicklung bringt, aber beide Arten der Sporangien werden in demselben Receptaculum d. i. von demselben Blatt oder Blatttheil (?) ge- bildet. Nur bei Selaginella und Isoetes kommen kleinsporige und grofs- sporige (männliche und weibliche) Sporangien auf verschiedenen Blättern vor, defsgleichen bei Salvinia in verschiedenen fruchtartigen Behältern, de- ren Erklärung aus der Metamorphose des Blatts noch problematisch ist. Es ergiebt sich hieraus, dafs nur in wenigen Fällen die fructificirenden Blätter der Gefäfseryptogamen ganz den Staubblättern oder ganz den Fruchtblättern der Phanerogamen entsprechen, dafs sie vielmehr in den meisten Fällen die Bedeutung beider in sich vereinigen, so dafs sie, als Blüthentheile betrach- tet, auch von beiden unterschieden werden müssen. Auch die durch sie gebildeten Blüthen stimmen mit keiner Art der im obigen Schema verzeich- neten Phanerogamenblüthen überein; sie sind weder männlich, noch weib- lich, sondern gewissermafsen beides, aber doch nicht zwitterig, da die beiderseitigen Geschlechtsorgane in ihnen nicht vereinigt, sondern ununter- schieden sind; auch sind sie nicht geschlechtslos in dem Sinne, in welchem man diesen Ausdruck bei den Blüthen der Phanerogamen gebraucht, denn sie sind fruchtbar und die erzeugten Keimzellen tragen die Potenz beider Geschlechter in sich. Die Sporenblüthen, wenn man sie so nennen will, sind somit eine besondere, den höheren Cryptogamen eigenthümliche Art von Blüthen, deren characteristische Theile, die Sporenblätter, man (mit Ausnahme der wenigen Fälle, in welchen sie selbst von doppelter Art sind) als Stellvertreter zweier sonst gesonderten Formationen, der Staub- (') Bei Marsitea halte ich die Receptacula nach ihrer Stellung an den Seiten des Blatt- stiels für fructificirende Seitentheile der Laubblätter; bei Pilularia spricht die Nervatur der- selben wenigstens gegen die Annahme einer Zusammensetzung aus mehreren Blättern. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 247 blätter und Fruchtblätter, betrachten kann, etwa in der Weise, wie Kelch- und Blumenkrone oft durch ein die Eigenschaften beider theilendes Perigon ersetzt werden. Sucht man sich durch eine solche Einführung der Sporenblätter über die Schwierigkeit hinweg zu setzen, welche für die Anerkennung wahrer Blü- then bei den Gefäfseryptogamen in dem Umstande liegt, dafs denselben ge- rade diejenigen zwei Formationen, die nach der Linn@’schen Definition die wesentlichen der Blüthe sind (Staubblätter und Fruchtblätter), nicht als solche zukommen, so zeigt sich noch eine andere Schwierigkeit, wenn man die Frage ins Auge falst, ob diese Sporenblüthen denn auch wirklich als besonderer, den Entwicklungsgang beschliefsender Abschnitt des Pflanzenle- bens auftreten, ob sie in sich geschlossen und von dem vegetativen Pflanzen- stocke abgegrenzt sind. Wenn schon die Gymnospermen in dieser Bezie- hung Abweichungen zeigten, die sich mit einer strengeren Fassung des Begriffs der Blüthe schwer vereinigen liefsen, so tritt dieser Umstand hier in einem Maafse auf, der die Festhaltung der Blüthe, als eines besonderen und für sich bestehenden Ganzen in der Mehrzahl der Fälle ganz unmöglich macht. Die zur Zapfenform vereinigten Sporophylle der Equiseten, die Kätzchen oder Ahren der Selaginellen (!) und eines Theiles der Zuycopodien lassen sich wohl den zapfen- und kätzchenförmigen Blüthen der Cycadeen und Coniferen an die Seite stellen; das periodische Auftreten der contrahir- ten fructifieirenden Blätter von Struthiopteris, im Wechsel mit den Rosetten steriler Laubblätter , läfst sich recht gut mit dem Verhalten der weiblichen Blüthe bei Cycas vergleichen, aber wie ist ein solcher Vergleich möglich in den Fällen, in welchen keine besonderen Sporophylle vorhanden sind, sondern die unveränderten vegetativen Blätter (Laubblätter) zugleich die Sporangien -tragenden sind (Filices plurimae, Lycopodia spicis carentia, Isoetes), wobei nicht selten, wenn einmal das erforderliche Alter erreicht ist, alle während einer langjährigen Lebensdauer successiv zur Entwicklung kommenden Blätter zugleich vegetative und fructificirende sind (Filices ar- (‘) Wobei freilich im Vergleich mit der Phanerogamenblüthe eine eigenthümliche Um- kehrung stattfindet, indem die den Fruchtblättern entsprechenden, die Macrosporangien tra- genden Blätter gewöhnlich den unteren Theil der Ähre einnebmen , die den Staubblättern entsprechenden, die Mierosporangien tragenden den oberen Theil. Ahnlich ist die Aufein- anderfolge beider bei Zsoetes. 248 Bravn boreae (')), oder auch die Eigenthümlichkeit vorkommt, dafs die Theile eines und desselben Blattes verschiedene, der eine Theil vegetative, der an- dere fructificative Bestimmung haben (Osmunda, Aneimia, Lygodium, Schizaea, Photinopteris, Hymenolepis, Ophioglosseae (?), Marsilea, Pilu- laria?). Wo ist in allen diesen Fällen die Grenze zwischen dem vegetativen Pflanzenstock und der Blüthe und wo die Grenze der Blüthe selbst? Es wird genug gesagt sein, um zu zeigen, dafs hier endlich jeder Anhalt für die Annahme von Blüthen verloren ist; genug um die Behauptung zu be- gründen, dafs überhaupt das, was man bei den Gefäfseryptogamen der Blüthe der Phanerogamen vergleichen und zwar mit Recht vergleichen kann, doch anderseits so wesentlich abweichend ist, dafs es den Begriff der Blüthe, wie er von Alters her besteht und von Linn€ wissenschaftlich festgestellt wurde, nicht erreicht; genug um die mit der Grenze von Phanerogamen und Cryptogamen zusammenfallende Grenzbestimmung für die Anwendung des Wortes Blüthe und denjenigen Sprachgebrauch zu rechtfertigen, der, trotz der Abweichungen auf Seite der Gymnospermen, und trotz der Annäherun- gen von Seite der Gefäfseryptogamen, den Phanerogamen allgemein Blüthen zuspricht, den Gefälseryptogamen dagegen und somit auch allen übrigen Cryptogamen, die sich vom Typus der Phanerogamen noch weiter entfer- nen, dieselben abspricht. Hiemit könnte die Frage nach der Existenz der Blüthen bei den Cry- ptogamen für erledigt gehalten werden, wenn es nicht noch einen anderen Sprachgebrauch gäbe, nach welchem überhaupt die bei der geschlechtlichen Fortpflanzung betheiligten Organe der Cryptogamen als Blüthen bezeichnet werden, einen Sprachgebrauch, der ursprünglich nicht blofs von physiolo- gischen Betrachtungen, sondern auch von vermeintlicher morphologischer Übereinstimmung dieser Organe mit den Geschlechtstheilen der Phanero- (') Wenigstens manche, während andere einen periodischen Wechsel steriler und fruc- tifieirender Blätter zeigen, wie es auch bei den meisten krautartigen Farnen, bei Zycopo- dium Selago und Isoötes der Fall ist. Die landbewohnenden Arten letztgenannter Gattung, z. B. I. Hystrix und I. Duriaei, zeigen einen Wechsel steriler, schuppenartiger Niederblätter und fertiler Laubblätter. (*) Vergl. Mettenius, Filices hort. Berol. 1856, p. 119; Hofmeister, Beiträge zur Kenntnifs der Gefäfseryptog. II, 1857; Roeper, Systematik u. Naturgesch. der Ophioglos- seae (Flora 1859, No. 28). über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 249 gamenblüthe (Staubgefäfsen und Pistillen) ausgegangen ist('), aber auch später, nachdem das Ungehörige der Vergleichung der Theile dieser Blüthen mit denen der Phanerogamenblüthe wohl erkannt war, beibehalten wurde. Es ist also noch zu untersuchen, ob der Begriff der Blüthe einer Erweiterung fähig ist, welche eine Anwendung auf die geschlechtlichen Fortpflanzungs- apparate der Cryptogamen in der angegebenen Weise erlaubt. Wenn wir die Blüthe schon in der früheren Betrachtung manche unwesentliche Theile (Kelch und Blumenkrone) verlieren, wenn wir Staubblätter und Fruchtblätter getrennt als nackte männliche und weibliche Blüthen auftreten sahen, so liegt der Gedanke nahe, dafs eine noch weitere Ablegung unwesentlicher Bestand- theile stattfinden könne, in der Art, dafs das ganze Gerüste der Blattbildun- gen, von welchen die zur Fortpflanzung allein wesentlichen Theile der Blü- the (Pollensäcke und Eiknöspchen) gewöhnlich getragen werden, wegfiele. Es bliebe alsdann als männliche Blüthe der blofse Pollensack, als weib- liche das Ovulum und zwar, im einfachsten Zustande, als nackter Eikern übrig, beide unmittelbar dem Stengel oder Thallus entsprossend. In dieser Weise könnte man, theils auf die physiologische Übereinstimmung, theils auf eine gewisse Ähnlichkeit der Antheridien mit Pollensäcken und der Ar- chegonien mit Eikernen fufsend, versucht sein, namentlich bei Moosen und Farnen, die Antheridien als männliche, die Archegonien als weibliche Blüthen, zu betrachten (?). Wenn für den ersteren Theil dieser (') So namentlich bei den Characeen und bei den Moosen, deren Antheridien mit den Antheren, deren Archegonien mit den Pistillen der Phanerogamen eine gewisse, freilich nur oberflächliche Ähnlichkeit haben. Hedwig und Bridel glaubten an dem Archegonium der Moose alle Theile des Pistills der Phanerogamen wieder zu finden. „Muscorum foeminea genitalia lisdem partibus constant quam proceriorum stirpium pistilla, nempe ovario, stylo et stigmate” (Muscol. recent. I, 1797, p. 30). (?) Es scheint mir auf diesem Standpunkte unerläfslich die Antheridien und Archegonien überall einzeln, nicht mehrere zusammengenommen, als Blüthen zu betrachten, denn da beide nicht als Blattbildungen betrachtet werden können, kann auch nicht in dem Sinn, wie bei den eigentlichen Blüthen, von einer sie zum Ganzen vereinigenden Blüthenachse die Rede sein, und wird eine regelmälsige Vereinigung derselben, wo sie vorkommt, vielmehr einem Blüthenstande zu vergleichen sein. Diefs mus zunächst bei den sogenannten ähren- und kätzchenförmigen männlichen Blüthen der beblätterten Jungermennien einleuchten, so wie auch bei Sphagnum, dessen Antheridien-tragende Zweige von W. Ph. Schimper (Versuch einer Entwicklungs- gesch. der Torfmoose, 1858, S. 24, womit die auf Taf. VIII gegebene Darstellung zu verglei- chen ist) auch richtig als Blüthenstände bezeichnet werden, indem zugleich nachgewiesen wird, dafs die Antheridien zu ihren Tragblättern nach demselben Gesetz, wie die Zweige Phys. Kl. 1859. Li 250 Bravn Annahme die morphologischen Anhaltspunkte gering sind, so findet dagegen der letztere eine nicht unbedeutende Stütze in der unläugbaren Ähnlichkeit, welche zwischen dem Eikern der Phanerogamen und dem Archegonium der Moose, Lebermoose und zum Theil auch der Farne vorhanden ist und na- mentlich darin sich ausspricht, dafs beide mit einer axilen Reihe von Zellen versehen sind, von denen beim Eikern eine der mittleren zum Embryonsack sich ausbildet, während bei den Archegonien die unterste oder eine der un- tersten zur Oentralzelle wird, in oder aus welcher das Embryon sich ent- wickelt, die übrigen dagegen durch ihre Auflösung zur Bildung der Röhre des Archegoniums Veranlassung geben ('). Man darf sich daher nicht wun- dern, wenn die Archegonien von vielen Autoren als Ovula bezeichnet (?) und die Centralzelle derselben dem Embryonsack verglichen wird (°). zu den Stammblättern, eine seitliche Stellung einnehmen. Eine solche Auffassung muls folge- richtig auf alle Moose angewendet und dem Ausdruck Blüthe, wie die Bryologen ihn ge- brauchen, überall der Ausdruck Blüthenstand substituirt werden. Deutliche Übergänge von der lockeren Form des Blüthenstandes mit ausgebildeten Tragblättern zu dem dichten mit verkümmerten zeigen verschiedene Webera - Arten (man vergleiche die Tafeln von VV. elongata und polymorpha im Aten Bande der Bryol. Europ.), wobei der Umstand, dals hier in jeder Blattachsel mehrere Antheridien stehen, nicht von Belang ist. Auch die soge- nannten scheibenförmigen Blüthen von Mnium und Polytrichum zeigen noch deutlich innerhalb der Scheibe die kleineren bracteenartigen Blätter, in deren Achseln die Antheridien in grolser Menge zusammengedrängt sind. Noch viel unpassender, als bei den Moosen, muls die Zu- sammenfassung der Antheridien und Archegonien desselben Vorkeims der Farne zu einer Blüthe erscheinen. Mit demselben Rechte, mit welchem man den ganzen Vorkeim der Farne, einen oft Jahre lang vegetirenden und neue Sprosse treibenden Thallus, eine Blüthe ge- nannt hat, könnte man den ganzen fructificirenden Thallus einer Yaucheria, einer Coleochaete und anderer Algen als eine einzige Blüthe betrachten. (') Man vergleiche die Darstellung der Entwicklungsgeschichte der Archegonien in W. Hofmeister’s vergleichenden Untersuchungen höh. Cryptogamen (1851), namentlich unter Pellia, Frullania, Phascum. Bei den Farnen soll nach demselben Beobachter die mittlere Zellreihe bald vorhanden sein, bald nicht, ersteres namentlich bei Aspidium Filixmas (Beitr. zur Kenntnils der Gefälscrypt. II, 1857, S. 604). Dagegen fehlt die axile Zellreihe ent- schieden bei Zsoötes, Selaginella, Ophioglossum, Equisetum, den Rhizocarpeen. (°) So von Suminski, Entwiceklungsgeschichte der Farnkr. 1848, S. 12; Mettenius, Beiträge zur Botanik, 1850, S. 4. (°) Hofmeister nennt die Centralzelle des Archegoniums an einigen Orten Embryon- sack (Beitr. zur Kenntnils der Gefälserypt. II, S. 605); Mettenius nennt sie Keimbläschen (Beiträge zur Bot. S.5; Fil. hort. Lips. S. 119). Über den factischen Unterschied in der Auffassung beider habe ich mich schon gelegenheitlich der allgemeinen Betrachtungen über Polyembryonie (S. 136) ausgesprochen. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 351 Es könnte scheinen, als ob die zuerst gegebene Fassung des Begriffs der Blüthe, welche dem älteren Sprachgebrauch und der Linne’schen Defini- tion gemäfs an der Anwesenheit von Staub- und Fruchtblattbildung, als dem Wesentlichen der Blüthe, festhält, und die spätere erweiterte, welche blofs den Pollen- oder Spermatozoensack und den Eikern oder das Archegonium als wesentliche Theile gelten läfst, und in diesem Sinne auch den Cryptoga- men Blüthen zuschreibt, nur dem Grade nach verschieden seien. Allein es verhält sich in der That anders. Der Begriff der Blüthe läfst sich, wenn man von den Phanerogamen ausgeht, nicht ohne einen gewaltigen Sprung dahin ausdehnen, dafs die sogenannten Blüthen der Cryptogamen in densel- ben aufgenommen werden können. Die Brücke, welche durch die Gleich- stellung von Eikern und Archegonium, Pollensack und Antheridium über die in Beziehung auf Blüthenbildung zwischen beiden Abtheilungen des Pflanzenreichs bestehende Kluft geschlagen werden sollte, ist nämlich eine eingebildete, die vor der Wirklichkeit verschwindet. Die Befruchtungsor- gane der Cryptogamen, welche man den Pollensäcken und Eichen der Pha- nerogamen verglichen hat, entsprechen diesen in Wirklichkeit nicht, denn sie gehören einem anderen Abschnitt des Pflanzenlebens an, nehmen eine andere Stelle in der Reihenfolge der Bildungen ein; beide können wohl aufser dem Zusammenhang des Ganzen in Beziehung auf eine einzelne Function ('), aber nie in einer zusammenhängenden Darstellung der Ent- wicklungsphasen einander gleichgestellt werden; die morpholo- gischen Ähnlichkeiten können daher auch nur als Wiederholung ähnlicher Bildungen in verschiedenen Gebieten angesehen werden. Verfolgen wir die Verhältnisse stufenweise von den Phanerogamen durch die Gymnospermen zu den Cryptogamen herabsteigend, wie es theilweise oben (S. 244) schon geschehen ist, so kann diefs nicht zweifelhaft sein. Die Antheridien können nicht den Pollen-erzeugenden Säcken entsprechen, da sie aus der Entwick- lung einer Spore hervorgehen, die selbst schon dem Pollenkorn entspricht. Die Microsporen der Rhizocarpeen und Selaginelleen zeigen den Übergang (') Wie man auch nach anderen rein physiologischen Momenten Zusammenstellungen machen kann, welche mit der naturgemäfsen Parallelisirung der Entwicklungsstufen nicht übereinstimmen, so z. B. nach dem Eintritt des Keimschlafes und des Erwachens aus dem- selben, wobei die unbefruchtete Spore der Moose und Farne, die befruchtete der Characeen und mancher Algen und der schon entwickelte Keimling der Phanerogamen zusammenkommen. li 2 952 Bravs vom Pollenkorn der Phanerogamen zu der einen Vorkeim mit Antheridien bildenden Spore anderer Gefäfseryptogamen (Equiseten (!)) deutlich. Die Archegonien können nicht Oyula sein, da sie der Entwicklung einer Spore ihr Dasein verdanken, die dem im Ovulum selbst erzeugten Embryonsack entspricht. Die Gymnospermen liefern dafür den Beweis; sie besitzen un- zweifelhafte Ovula und Archegonien (corpuscula) zugleich! Pollensäcke und Ovula sind die Bildungsstätten geschlechtlich differenzirter Keimzellen ; Antheridien und Archgonien entstehen erst durch die Entwicklung geschlecht- lich differenzirter oder indifferenter Keimzellen. Die beiden ersteren ge- hören dem Schlufs des alten Entwicklungskreises an, die beiden letzteren dagegen bereits dem neuen Entwicklungskreis, dem Keimgebilde (Vorkeim), durch welches dieser bei den Phanerogamen und höheren Oryptogamen ein- geleitet wird, welches bei den Moosen die gröfsere (?) (vegetative) Hälfte der Entwicklung übernimmt und bei den meisten blattlosen Cryptogamen (Thallophyten), denen der Fortschritt zu einer zweiten, vollkommneren Generation fehlt, allein vorhanden ist. Ich lasse noch eine letzte Betrachtung folgen, welche der Ausdehnung des Begriffes der Blüthe auf die Fructificationsapparate der Cryptogamen günstiger zu sein scheint. Es ist nachgewiesen worden, dafs die Gewächse, mit Ausnahme derer der untersten Stufe, ihren Lebenscyelus in 2 Genera- tionen durchlaufen. In beiden Generationen kommen behufs des Übergangs zur nächstfolgenden besondere keimbildende Organe, in beiden geschlecht- liche Differenzirung vor. Je nach der Entwicklung und Bedeutung, welche den betreffenden Generationen in den verschiedenen Abitheilungen des Pflan- zenreichs überhaupt zukommt, werden bald die Fortpflanzungsorgane der einen, bald die der anderen die vorzugsweise oder auch allein ausgebildeten sein; bei den Gewächsen der niedersten Stufe nur die der ersten Generation, in einer mittleren Region des Gewächsreiches mehr oder minder vollständig die beider Generationen, auf der höheren Stufe endlich nur die der zweiten Generation. Wenn daher, wie in der vorausgehenden Betrachtung gezeigt (') Als ein merkwürdiger Beleg für die Analogie der Sporen und Pollenkörner mag hier gelegenheitlich die nach den Beobachtungen von Milde und Lasch constante Verkümmerung der Sporen bei dem Bastard von Equisetum limosum und arvense (E. litorale Kühlew., riparium Lasch) angeführt werden. (Act. nat. cur. XXVI. 2, 1858, p. 451, 453). (°) Etwa mit Ausnahme von Buxbaumia. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 253 wurde, feststeht, dafs die Fortpflanzungsorgane der Cryptogamen (Antheridien einerseits, Archegonien und analoge Gebilde anderseits) im Ganzen des Ent- wieklungsganges der Pflanze nicht diesselbe Stelle einnehmen, wie diejenigen der Phanerogamen (Staubblätter und Fruchtblätter), so wird man doch be- haupten können, dafs sie innerhalb des einzelnen Abschnitts (der einzelnen Generation) eine entsprechende Stellung und Bedeutung haben, die durch den gemeinsamen Ausdruck Blüthe bezeichnet werden kann. Die Blüthenbildung tritt nach dieser Auffassung zweimal im Laufe der gan- zen Entwicklung der Pflanze und des Pflanzenreichs auf, gleichsam in erster und zweiter Potenz, und zwar so, dafs zwischen beiden eine Art Wanderung oder richtiger ein Ablösungsverhältnifs stattfindet, indem die Blüthe der er- sten Generation, welche den niederen Gewächsen allein zukommt, in dem Maafse an Bedeutung verliert, in welchem die Blüthe der zweiten Generation auftritt, bis sie dieser, als der allein übrig bleibenden, endlich gänzlich weicht (!). (') Die verschiedenen Stufen dieses Ablösungsverhältnisses lassen sich durch folgende Beispiele vergegenwärtigen: 1) Die Fucaceen stellen blols die erste Generation dar, als Thallas mit männlichen und weiblichen Fortpflanzungsorganen, Antheridien und Sporangien (Oogonien). 2) Coleochaete ebenso, aber es ist ein Ansatz zur 2ten Generation vor- handen, der keine besonderen Fortpflanzungsorgane zeigt, sondern im Ganzen eine Art Sporenbehälter darstellt. 3) Die Moose schreiten in der ersten Generation von der anfäng- lichen Thallusform zur Stengel- und Blattbildung fort; doppelte Fortpflanzungsorgane der iten Generation und Entwicklung der 2ten zum blofsen Sporenbehälter wie bei Coleochaete. 4) Farne und Equiseten: die Ite Gen. zum thallusartigen Vorkeim herabgesetzt, aber mit noch entwickelten doppelten Fortpflanzungsorganen, Antheridien und Archegonien; 2te Gen. blattbildender Stock mit zwar gesonderten, aber noch nicht geschlechtlich differenzirten Fort- pflanzungsorganen (Sporangien), bald an den vegetativen, bald an besonderen Fructifications- blättern. 5) Rhizocarpeen und Selaginelleen. Die ite Gen. nur auf weiblicher Seite zum Vorkeim mit Archegonien entwickelt, auf männlicher ohne abgesondertes Fortpflanzungs- organ, im Ganzen ein Antheridium vorstellend; 2te Gen. wie bei 4, aber mit Sonderung der Geschlechter (Macrosporangien und Microsporangien). 6) Die Gymnospermen haben, wie die vorigen, nur auf weiblicher Seite einen Vorkeim mit Archegonien, auf männlicher Seite fehlt aber die Fortentwicklung des Pollenkorns zum Antheridium; die 2te Generation hat ausgebildete männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane, Staubblätter mit Pollenbehäl- tern und (offene) Fruchtblätter mit Eichen. 7) Angiospermische Phanerogamen. Auch die Archegonien sind verschwunden, die erste Generation besteht von weiblicher und männlicher Seite blofs aus einer Zelle (Embryonsack, Pollenkorn); die Fortpflanzungsorgane der 2ten Generation wie bei 6, aber mit vollkommnerer Ausbildung der Fruchtblätter. Bravs 0) Li en Aber auch diese Auffassung geht in der Vergleichung zu weit, indem sie nicht beachtet, dafs die der Fortpflanzung dienenden Apparate der ersten und zweiten Generation, wo sie beide auftreten, nicht sowohl in einem wie- derholenden, als vielmehr in einem ergänzenden Verhältnifs stehen. Un- geachtet in beiden Generationen Trennung der Geschlechter auftreten kann, gehört doch die Verbindung der Geschlechter, die Befruchtung, immer nur der ersten Generation an, so nämlich, dafs die von der zweiten Genera- tion erzeugten, in Hinsicht auf den ganzen Entwicklungskreis primären Keimzellen (Keimsäcke, Sporen) niemals selbst befruchtet werden, sondern immer nur ihre directen oder indirecten Tochterzellen d.i. die von einer mehr oder minder entwickelten ersten Generation erzeugten secundären Keimzellen (Keimbläschen, Corpuscula und Oentralzellen der Archegonien). Ebenso befruchten die von der zweiten Generation erzeugten männlichen Keimzellen, wo solche vorhanden sind (männliche Sporen der Equiseten, Microsporen der Rhizocarpeen und Selaginelleen und in gewissem Sinne auch die Pollenkörner der Phanerogamen) nicht direct, d.h. verbinden sich nicht selbst mit den zu befruchtenden Zellen, sondern erzeugen nach mehr oder minder ausgedehnter Zwischenbildung (Equisetum — Rhizoc., Selagin.) die Spermatozoen (secundären männlichen Keimzellen), welche zur Vereini- gung mit den secundären weiblichen Keimzellen bestimmt sind. Die Pollen- körner der Phanerogamen weichen von diesem Verhalten zwar in sofern ab, als ihnen, soweit wir bis jetzt wissen, die Spermatozoenbildung abgeht, stim- men dagegen darin überein, dafs ihnen gleichfalls eine und zwar oft ausge- dehnte (!) Entwicklung (die Bildung des Pollenschlauchs) zukommt, welche an die Vorkeimbildung erinnert. An die Stelle eindringender Spermatozoen tritt alsdann freilich nur eine diosmotische Mittheilung. Es zeigt sich hierin eine der Pflanze ganz eigenthümliche, der bei den Thieren vorkommenden entgegengesetzte Art des Generationswechsels (?), denn bei den Thieren ist stets, wenn ein Oyclus untergeordneter Generationen eintritt, das befruchtete (') Die Pollenschläuche erreichen oft eine sehr bedeutende Länge (z. B. bei langgriffeligen Solaraceen und Convolvulaceen), verzweigen sich nicht selten (z. B. bei Fagus nach Schacht, Anat. u. Physiol. II, p. 370, Taf. VIII, Fig. 42) und zeigen zuweilen Zellbildung in ihrer Spitze (Coniferae z. B. Taxus nach Hofmeister in Pringsheim’s Jahrb. I, p. 173). (*) Jede der beiden Generationen kann wieder ihren untergeordneten Generationswechsel haben durch Theilung, Sprolsbildung u. s. w. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 255 Ei die Anfangszelle der ganzen Reihe, während bei der Pflanze die befruch- tete Zelle den Übergang von der ersten zur zweiten Generation des Oyclus bildet. Nur die Pflanzen der niedersten Stufe, deren Lebenseychis nicht auf diese Weise getheilt ist, stimmen mit den Thieren darin überein, dafs die Zelle, welche befruchtet wird, zugleich die Anfangszelle ihrer Entwick- lung ist (!). Es ergiebt sich hieraus eine verschiedene Bedeutung der zur Fort- pflanzung dienenden Theile der ersten und zweiten Generation. Im Wider- spruch mit der gewöhnlichen Vorstellung zeigt es sich, dafs gerade die eigent- lichen Blüthen und die ihnen angehörigen primären Keimbildungen, nicht direct der Befruchtung dienen, welche vielmehr erst durch die Entwicklung dieser Keimgebilde und vermittelst secundärer Keimzellen (wenigstens auf weiblicher Seite) herbeigeführt wird. Diese letzteren, direct zur Befruch- tung bestimmten, Keimzellen sind es, welche auf den mittleren und niederen Stufen des Gewächsreichs durch besondere Organe erzeugt werden, welche in ihrer Bedeutung von den wahren Blüthen ebenso verschieden sind, wie die secundären Keimzellen selbst von den primären. Zieht man dazu noch die durchgreifende morphologische Verschiedenheit in Betracht, welche die Fort- pflanzungsorgane der zweiten Generation, die Blüthen, die stets durch die Metamorphose des Blatts dargestellt werden, von denjenigen der ersten Ge- neration, bei welchen die Blattbildung niemals einen Antheil hat (?), scharf trennt, so sind diefs wohl Gründe genug den bestimmteren Begriff der Blüthe, wie ich ihn anfangs aufgestellt habe, festzuhalten und nicht durch Anwendung auf die Fortpflanzungsapparate der Cryptogamen zu verwischen. Will man aber dennoch den Ausdruck Blüthe bei den Cryptogamen nicht fallen lassen, so möge man sich bewufst bleiben, dafs man unter Blüthe zweierlei versteht, und nicht, um mich eines oben gebrauchten Ausdrucks noch einmal zu bedie- nen, die Blüthen erster Potenz der niederen Gewächse mit den Blüthen zwei- ter Potenz der höheren als gleichbedeutend in Parallele stellen. Dies nicht ('!) Diefs darf nicht befremden, denn es ist eine auch von anderer Seite her bestätigte Thatsache, dafs die niedersten Pflanzen mit den niedersten Thieren die gröfste Übereinstim- mung zeigen, während die höheren Stufen des Pflanzenreichs von der Thierähnlichkeit immer entschiedener sich entfernen. (2) Es gilt diefs selbst von den Moosen, denen doch die Blattbildung im übrigen nicht abgeht. 256 Bravn beachtet zu haben ist der Fehler der Radlkofer’schen Schematisirung und die Folge davon sind Zusammenstellungen, welche ich gegenüber dem gesetz- mäfsigen Stufenbau der Natur, wie er an der Pflanze, wie im Ganzen des Pflanzenreichs, erscheint, mein geehrter Gegner verzeihe mir diesen Aus- druck , nur als monströs bezeichnen kann, wie z.B. die Betrachtung. der Mooskapsel als erster Ammengeneration, die Zusammenstellung dieser und des Protonema der Moose (man erinnere sich an die Ähnlichkeit desselben mit dem Prothallium der Farne bei Sphagnum!) mit dem Embryon der Phanerogamen, wogegen das Prothallium der Farne nun einmal und immer und unabänderlich der Blüthe der Phanerogamen entsprechen (Befruchtungspr. S. 92) und die Spore der Farne als eine sich ablösende Urzelle einer Blüthen- knospe gedacht werden soll! Die letzten Betrachtungen haben mich wiederholt auf die Frage nach dem Anfang des pflanzlichen Lebenskreises zurückgeführt, deren Beantwor- tung für die Auffassung der hier besprochenen Verhältnisse von entscheiden- dem Einflufs ist. Da ich nicht erwarten kann, den wissenschaftlichen Streit über diesen Gegenstand durch meine Darstellungsversuche beendigt zu sehen, so mögen noch einige Fragen aufgestellt werden, die bei Fortführung des- selben in Erwägung gezogen zu werden verdienen, wenn auch zu einer ent- scheidenden Beantwortung der gegenwärtige Stand der Wissenschaft als unzureichend erscheinen sollte. 1. Kann man die Moose nach den sogenannten Blüthen, ohne Be- rücksichtigung der Kapsel, naturgemäfs eintheilen und ebenso die Gattungen derselben characterisiren? Wenn die Kapsel eine blofse Amme ist, so gehört sie nicht der Fructification an und hat nach dem Linn@’schen Grundsatze „dispositio vegetabilium primaria a sola fructificatione desumenda est” (!), für obigen Zweck nur untergeordneten Werth. 2. Kann man ebenso die Gruppen und Gattungen der Farne nach den Verschiedenheiten des Vorkeims mit seinen Antheridien und Arche- gonien bestimmen? Ist der Vorkeim die Blüthe, die Spore die Blüthen- knospe, so gehört die vorausgehende Sporangienbildung dem vegetativen (') Wenn diese Regel auch zu ausschlielslich ist, so hat sie doch ihre relative Berech- tigung in der anerkannten Thatsache, dals die Natur der Gewächse sich am vollkommensten in den letzten Stufen ihrer Entwicklung, der Blüthen- und Fruchtbildung, ausspricht. über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 257 Kreise an und ist für die systematische Characteristik, ebenso wie die Kapsel der Moose, von untergeordnetem Werth. 3. Kann man sich vorstellen, dafs die Erzeugung der Moose, bei ihrer ersten Entstehung, mit der Bildung der Mooskapsel begonnen habe? Wenn angenommen werden darf, dafs kein Wesen in vollendeter Organisation in die Reihe der übrigen eintritt, dafs vielmehr auch beim Fort- schritt zum Neuen und Höheren in der Natur das Gesetz der Entwicklung Geltung hat, so mülste es sich bei den Moosen, unter der Voraussetzung, dafs der individuelle Entwicklungskreis mit der Archegoniumceentralzelle be- ginnt, allerdings so verhalten. 4. Kann man annehmen, dafs die erste Farne ohne vorausge- henden Vorkeim entstanden sind, d.i. dafs sie den Vorkeim nicht am Anfang ihrer ersten Entstehungsgeschichte, sondern erst am Ende derselben hervorbrachten ? ‘3. Ist der Vorkeim (Protonema und Prothallium) der Moose und Farne als Wiederholung einer niederen Stufe der Pflanzenbildung (der Algen) innerhalb des Entwicklungskreises einer höheren Stufe zu betrachten ? Ist es, wenn dies der Fall ist, wahrscheinlich, dafs diese Wiederholung den Schlufs (Farne) oder die Mitte (Moose) des individuellen Entwicklungs- kreises bildet? 6. Kann man, wenn man überhaupt einen organischen Zusammen- hang in der Entwicklungsgeschichte der Pflanzenformen anzunehmen berech- tigt sein sollte, sich vorstellen, dafs der Typus der Moose sowohl, als der der Farne aus der Algenform hervorgegangen sei, oder sollte umgekehrt die Algenform den Moosen und Farnen den Ursprung verdanken? LED Phys. Kl. 1359. Kk 958 Bravn Nachtrag. In der S. 142-166 gegebenen Zusammenstellung der beobachteten Fälle ausgebildeter Polyembryonie sind mir einige ältere Angaben entgan- gen, welche ich hier nachträglich beifüge:: 75. Picea excelsa Link (Pinns Picea Duroi). In einer Mit- theilung über die Polyembryonie der Coniferen (Bericht über die Verhand- lung. d. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1839, S. 92) berichtet Horkel, dafs R. Brown nach einer mündlichen Mittheilung einmal 2 Keimlinge bei dieser Art gefunden habe, beide in gewöhnlicher Lage. 81. Thuja orientalis L. Der botanischen Section der Schlesi- schen Gesellschaft für vaterl. Cultur legte Göppert im Jahr 1840 einen an dieser Art beobachteten Fall von Polyembryonie im Stadium des Keimens vor. Zwei Keimlinge von etwas ungleicher Gröfse drangen mit ihren Wür- zelchen aus der gemeinschaftlichen Höhle des Eiweifskörpers hervor (Lin- naea 1841, Literaturber. S. 58). ———uuug—— über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 259 Erklärung der Tafeln. Tafell. Caelebogyne ilicifolia. Fig. 1-8. Reife Samen und zwar F.1 von der Seite der Raphe, welche dem Samen- träger zugewendet ist; F.2 von der entgegengesetzten, abgewendeten Seite; F.3 von neben; F.4 von oben, die Micropylar-Gegend zeigend; F. 5 von unten, die Chalaza zeigend; F. 6 im Längsschnitt, die harte Samenhaut, das Endosperm und den Keimling zeigend; F.7 im Quer- schnitt, die Cotyledonen in schiefer Lage; F. 8 ebenso, der Keimling weniger entwickelt, die Cotyledonen in querer Lage (zur Raphe incumbent), die weiche Innenhaut des Samens sichtbar. Vergröfserung Ööfach. (Vergl. S. 123). Fig. 9-14. Ein Samen im Beginn der Keimung und zwar F. 9 von der Seite der Raphe (Bauchseite); F. 10 von der Rückenseite; F. 11 von der Nebenseite; F. 12 desgleichen nach Wegnahme der Samenschale, das entblöfste Keimlager (Endosperm) mit der Chalaza zeigend; F. 13 das Keimlager von unten, in der Mitte die Chalaza; F. 14 im Längsschnitt, den blofsgelegten Keimling zeigend, dessen vorderes Keimblatt entfernt ist. Vergrölserung öfach. (S. 124). Fig. 15. Ein in der Keimung weiter fortgeschritiener Samen in natürlicher Grölse. (S. 125). Fig. 16. Ein Keimpflänzchen mit ausgebreiteten Cotyledonen in nat. Gr. (S. 125). Fig. 17. Einer der Cotyledonen vergrölsert; an seiner Basis ist das haarige Knösp- chen sichtbar. (S. 127). Fig. 18. Eine 5 Monate alte Keimpflanze in nat. Gr. (S. 125). Tafel 1). Caelebogyne ilicifolia. Fig. 1-8. Keimender Same mit 2 bis zu den Cotyledonen verwachsenen Keimlingen (S. 128, No. 4), bei F. 1 und 2 in verschiedener Lage dargestellt; in beiden Figuren ist die Verwachsungslinie der beiden hypocotylen Stengelchen sichtbar. F. 3. Obertheil nach Entfernung der Samenschale; F. 4 desgleichen nach Entfernung des Endosperms, die 2 Paare von Cotyledonen zeigend; F. 5 von der andern Seite, nur einen (den gröfsten) Cotyledon zeigend; F. 6 wie F. 4, aber der vordere Cotyledon entfernt, zu welchem der umgeschlagene als zweiter gehört. Das zwischen beiden befindliche Knöspchen ist sichtbar. F. 7 wie F. 5, aber der vordere Cotyledon entfernt. Das zweite Knöspchen ist sichtbar. F. 8. Knospen- lage der 4 Cotyledonen. Vergrölserung +. Kk 2 260 Braıvs Fig. 9. Zwei entwickelte Keimlinge von ungleicher Grölse aus einem Samen, nur in der Grenzregion von Stengelchen und Würzelchen etwas verwachsen. Natürl. Gröfse. (S. 128, No. 1). Fig. 10. Ebenso, aber die Wurzelenden vollkommen verschmolzen, die Stengelchen nicht bis zu den Cotyledonen verwachsen und durch ungleiches Wachsthum auseinander- reilsend. Etwas vergrölsert. (S. 126, No. 3). Fig. 11-12. Ebenso, aber die Cotyledonen noch nicht ganz entfaltet, an der um- gebogenen Spitze von dem verdünnten Endosperm noch mützenartig überzogen. Verwach- sung der Stengelchen wie in der vorigen Figur, dagegen die Würzelchen getrennt (S. 128, No. 2). Der an dem Stengelchen des kleineren Keimlings lose anhängende (durch natürliche Zerreilsung fast abgelöste) fünfte Cotyledon ist vielleicht als Rudiment eines ten Keimlings zu betrachten. F. 12 zeigt die Lage der Cotyledonen und Knöspchen im Grundrifs. Fig. 13. Grundrils einer Gipfelblüthe; die Stellung der Drüsen am Kelch und dem letzten vorausgehenden Hochblatt zeigend. Fig. 14. Grundrils einer Seitenblüthe mit 5blättrigem Kelch und 2 Vorblättern, die Stellung der Blüthe zur Achse zeigend. (S. 122). Fig. 15. Desgleichen von einer Blüthe mit 4blättrigem Kelch. Fig. 16. Ovulum im Längsschnitt. Fig. 17. Obertheil einer Drüse, senkrecht durchschnitten, das Gewebe der abson- dernden Scheibe zeigend. (S. 117). Tarer u Fig. 1-4. Hura crepitans. Y.1. Keimender Same, die vierzeilige Anordnung der Nebenwürzelchen zeigend. F. 2. Oberstück desselben nach Wegnahme der Samenschale, am Grunde des Endosperms einen Rest der innern Samenhaut und die Chalaza zeigend. F. 3. Die Hälfte der zweiklappig aufspringenden Samenschale von der Innenseite. F.4. Quer- schnitt durch das Endosperm, die Cotyledonen zeigend. Nat. Gr. (S. 124, 126). Fig. 5-8. Manihot Aipi Pohl. F.5. Samen von der Bauchseite, die Raphe und den Caruncularhof zeigend. Die Caruncula selbst ist nicht mehr vorhanden. Am untern Ende der Raphe ist ein Theil der Aufspringlinie sichtbar. F. 6. Samen von der Neben- seite; F. 7, von oben. In beiden Figuren ist die Aufspringlinie deutlich. F. 8. Keimender Samen nach Entfernung der Samenschale. Vergröfserung Z. (S. 124). Fig. 9-16. Ricinus communis. F.9. Samen von oben. Die Caruncula zeigt einen von scharfen Rändern begrenzten Vorhof, in dessen oberem Winkel die Micropyle liegt und an dessen unteren Rand sich eine flachere Vertiefung anschlielst. Auf der Unterseite zeigt sich neben der Caruneula der Nabel und der Anfang der Raphe. F. 10. Ansicht nach Weg- nahme der Caruncula, den Caruncularhof, die ihn theilende Längskante, so wie die ihn auf der Rückenseite begrenzende Querkante zeigend. F. 11. Keimender Same nach Wegnahme der Samenschale. Vergrölserung +. (S. 124). F. 12-16. Querschnitte durch den Keim- ling, Zahl und Anordnung der Gefäfsbündel zeigend und zwar 12. durch die Stiele der Co- tyledonen, 13. durch das Stengelchen unterhalb der Cotyledonen, 14. ebenso aber tiefer, 15. durch die Region, in welcher die Seitenwürzelchen entspringen, 16. durch den unteren Theil der Wurzel. (S. 126). über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 261 Fig. 17. Geschälter keimender Samen von Euphorbia platyphylios mit zwei aus dem Endosperm hervorkommenden Keimlingen, aus Röper’s enumeratio Euphorb. (tab. I, fig. 67) entnommen. Nach der Beschreibung, welche Röper p. 17 von diesem Falle giebt, ist es wahrscheinlich, dals beide Keimlinge nicht ganz frei, sondern an der Übergangsstelle zur Wurzel etwas verwachsen waren, was ich hier nachträglich bemerke. (S. 156). Fig. 18-19. Zwei verwachsene Samen von Cucurbita Pepo, nur einen Keimling enthaltend, wie der Querschnitt zeigt. (S. 141). Tate) IV. Fig. 1-12. Zwillings- und Drillings-Keimlinge in und aus Samen von Euonymus latifolius. Vergrölserung 7. F.1. Zwei Keimlinge von sehr ungleicher Grölse, der eine, sehr kleine, umfalst mit den Cotyledonen das Wurzelende des grolsen. F.2. Ebenso, aber der kleine seitlich am grolsen anliegend. F.3. Fall mit 2 Keimlingen, von denen der klei- nere etwa die halbe Länge des grolsen besitzt und diesem seitlich anliegt. Die Lage der Cotyledonen gegen die Raphe, wie der Querschnitt des Samens (a) zeigt, accumbent. F. 4. Ebenso, aber die Lage der Cotyledonen incumbent. F.5. Ebenso, nur sind die beiden Keimlinge fast von gleicher Gröfse, die Lage der Cotyledenen zur Raphe schief. F. 6 zeigt im Querschnitt einen Fall mit 2 ungleichen, schief accumbenten Keimlingen, wobei die Co- tyledonen des kleineren über den Rand der Cotyledonen des gröfseren herübergebogen sind. F.7. Zwei Keimlinge, von denen der kleinere mit seinen Cotyledonen den grofsen umfalst, wie die Ansicht von beiden Seiten (6 und c) und der Querschnitt (a) zeigt. Lage zur Raphe ineumbent. F. 8. Durchschnitt eines ähnlichen Falles, aber die Lage accumbent und der kleine Keimling auf eine Seite geschoben, der eine Cotyledon desselben am Rande ein- gefaltet. F.9. Fall mit 2 fast gleich grolsen Keimlingen, deren incumbente Cotyledonen gegenseitig in einander greifen. F. 10. Gröfsenverhältnils der Keimlinge, wie im vorigen Fall, aber die Lage accumbent und die Cotyledonen des gröfseren Keimlings die des kleineren zwischen sich einschlielsend. F. 11. Drei Keimlinge in ineumbenter Lage, von der einen und andern Seite und im Querschnitt dargestellt. Die Stengelchen der 2 grölseren Keim- linge hängen etwas zusammen, die Cotyledonen derselben greifen ineinander. F. 12. Ein anderer Fall mit 3 Keimlingen, einem grolsen, dessen einer Cotyledon eine Einfaltung zeigt, und 2 kleinere, von denen der eine ganz zwischen den Cotyledonen des grolsen verbor- gen ist (bei c durch Punkte angedeutet), der andere mit dem einen Cotyledon aulsen übergreift, mit dem anderen zwischen die Cotyledonen des grofsen Keimlings eingreift. (S. 156-159). Fig. 13-14. Zwei Fälle von Zwillingsbildung bei Amygdalus communis. Bei F. 13 liegt der kleinere Keimling zwischen den ungleichen Cotyledonen des grölseren, nach oben zwischen beiden hervorragend. Bei 5 ist der vordere kleinere Cotyledon des grolsen Keim- lings abgebrochen und dadurch der kleine Keimling, dessen Cotyledonen gleichfalls ungleich grols sind, blofs gelegt. In dem F. 14 von 2 Seiten dargestellten Fall liegen die Keimlinge blofs seitlich aneinander und ist der untere der kleinere, der mit sehr ungleichen Cotyle- donen versehen ist, einem äulseren gröfseren und einem inneren (anliegenden) sehr kleinen. Vergrölserung +. (S. 165). 262 Bsavn Fig. 15-18. Keimlinge von Celosia cristata var. monstrosa. F.15. Ein einfaches Keimpflänzchen, die Samenschalen noch auf der Spitze der Cotyledonen tragend. F. 16. Zwei fast gleich grolse, nicht verwachsene Keimpflänzchen aus demselben Samen hervor- gegangen. F.17. Zwei bis zu den Cotyledonen verwachsene, wobei ausnahmsweise die Samenschalen das untere Ende umschliefsen, indem das (gemeinsame) Würzelchen nicht durchzudringen vermochte. (S. 155). Tafel V. Fig. 1-4. Keimende Zwillinge (F. 1, 2) und Drillinge (F. 3, 4) von Euonymus latifolius. Bei F. 4 ist die Samenschale entfernt. Vergröfserung 7. (S. 159). Fig. 5-8. Samen von Ardisia Japonica Blume, theils der Länge nach durch- schnitten (F. 5-7), 2-3 Keimlinge in verschiedener Lage zeigend, theils von aulsen (F. 8), die Ansatzpünktchen der Keimlinge zeigend. Vergrölserung 4. (S. 151). Fig. 9-17. Ardisia polytoca A. Br. et Bouche. F. 9. Stein (endocarpium) von der Seite; F. 10 im Längsschnitt, den unten ausgehöhlten Samen, die in der Höhlung befindliche Placenta, im Endosperm einen Keimling zeigend. F. 11. Samen von der Seite, die Ansatzpunkte zweier Keimlinge zeigend; F.12. derselbe von unten, einen Kreis ver- kümmerter Ovula zeigend. F.13. Ein von oben gesehener Samen, welcher 7 Keimlinge durchscheinen läfst. Von 4 Keimlingen sind die Ansatzpunkte sichtbar, von 3 derselben liegen sie unterhalb des sichtbaren Randes. F.14 zeigt die relative Lage der 7 Keimlinge desselben Samens in einer Ebene dargestellt, wobei der 2te Kreis die Grenze des von oben sichtbaren Theils der Oberfläche darstellt. F. 15. Zwei Samen aus einer Frucht von der Seite gesehen; F. 16. dieselben von oben gesehen. F.17 zeigt die Lage der Keimlinge im Innern dieser beiden Samen. Vergröfserung +. (S. 152). Fig. 18-21. Zwillingskeimlinge von Opuntia tortispina nach Engelm. et Bigel. Report of the Bot. of Whipple’s Exped. Tab. XXIII, F.4. Der kleine Keimling in eine Vertiefung des grölseren eingeprelst (F. 18, 19); beide auseinander genommen (F. 20, 21). Vergl. S. 155. Tafel VI. Fig. 1-4. Keimende Samen von Hymenocallis Mexicana Herb. in natürl. Gröfse. Die Keimlinge durchbohren die fleischige Masse der Samen an sehr verschiedenen Stellen. F. 4 zeigt die verkrimmte Lage der Cotyledonen der 3 Keimlinge im Innern des unter F. 3 dargestellten Samens. (S. 146). Fig. 5-6. Same von Hymenocallis repanda Otto et Dietr. in natürl. Gröfse. F. 5 zeigt das Hervorbrechen zweier Keimlinge, von denen der eine abgerissen ist; F. 6 die verschlungene Lage der Cotyledonarenden derselben im Innern des Samens. (S. 147). Fig. 7. Ovulum von Hymenocallis insignis Kunth im Längsdurchschnitt. (S. 172). Fig.8. Desgleichen von Hymenocallis Caribaea Herb. Fig. 9. Desgleichen von Amaryllis Belladonna L. (S. 173). über Polyembryonie und Keimung von Caelebogyne. 263 Fig. 10. 11. Bis zu den Cotyledonen verwachsene Zwillingskeimlinge von Cassia eremophila (F. Müller?) = C. platypoda R. Br.? nebst Grundrifs (F. 11). Vergröfserung +. (S. 166). Fig. 12. Der Samenträger und die 4 Ovula eines Faches des Fruchtknotens von Crinum erubescens Ait. (S. 174). Fig. 13. Fruchtblatt aus einer chlorotischen Blüthe von .4donis autumnalis, die Ränder nach oben auseinander weichend, im unteren Theile ein verändertes Ovolum mit einseitig ausgebreitetem, dreilappigem Integument. Fig. 14. Ein anderes Ovulum derselben Art. (S. 193). Fig. 15. Verändertes Ovulum aus einer chlorotischen Blüthe von Nigella Darma- scena. (S. 193). —— IT — an a 2 Be 1 SE a En ne A 3 Baker E15 PO Ir Age u bg nal: EISEN Io. == Au Po j ar. #ansoni enlı ‚ ae? Po F “ih ba sa Lu a Ne: rre wor y ne DER SITERRTN zn un Wale er Te RB: ar lorl aahnhmiinee na AT ren a hasilsiawm breidsres make an 1 ER N ji nagirelisrb ‚umsalyrdegene 2 PIE Te RE I RAR uhr wa a ee ol. ee «ind eirie ang zus, ylayd) var PZ ‚Ö BR } 1} y per warn ifo zumkhan ” us KiN a a A BR an“ Pi linie Braun 2 4 A A eng A... Ah, ‚all | 1 Er m: " un; "enislönge bh. En in te Bra f u \ ra. A N em | er u; Kl A Bd N er la rap 4 er I Be Par m ie: ba ee ee tz a a 0 Ja ne ee © N ea 7 Krk Su (is win Bee In Brig : finı Wh), zhiea ed eh in 2 a Pius K [m Er n Auf Ai PER rlshre r. h u Ea; Vs ee =: a on, Aa rl wo; ar DE zunkee I 2 ee ern por ‚Nie e. Mars al Kaake "a, he Kinaie: ee rn %;j rb Maien ws he Venchn.g je Ve a u un we, Ei Kaze. elene z beiienn S Yrsy in A ar | 3 ' 2 te ü ne \ Aagn ka 2 i vo. A rel &. A Eh in oe Kusel‘ WE “he ae a ac Anti bar ern. (N ar eh Ruh i R f BN ee Ko ; x Kay P Zi DT Vinıen In. 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Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 1860. Ia Commission ia F. Dümmler's Verlagsbuchhandlung. En 5 Zn u Bun 2 Are sdöeitainacdteht sosaulibasddA) M ab | -sadailzgiuäh vallselsenazaı 9b unable alla x "rd st mal zu var nr nn nn u en D | Me See BL ER T? | yalı TER E73 er. Pa E SIT F Pr una ee DR i Li Ri . » = 2 1. i u * = e u H x >. „ga Be B N slim DIT} “ DLyTree vor ne z 2 ’ y Hi BAR > Iin®hra Ist, HAGEN über Fluth und Ebbe in der Ostsee. . » . 2... 2 2. 0. .Seite 1 KuUMMER über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten und Nicht- resten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. . . . . - 19 ENCKE über den Cometen von Pons. (Achte Abhandlung) . ». ». » 2»... - 161 ——_— un ann ee ET, | u, En d L er i > 4 “ 1 j; " } 5 5 > a . , x er j DD (free Tu | stadn! | : i I N 1 wi hun dh Me: go ee Über Fluth und Ebbe ın der Ostsee. y Wa - Hm HAGEN. mann wenn [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 11. November 1858 und am 21. Juli 1859.] L; Jahre 1857 legte ich der Akademie eine Untersuchung vor, in welcher ich nachwies, dafs die täglichen Wasserstands-Beobachtungen, die während der letzten 11 Jahre in den Preufsischen Seehäfen angestellt waren, eine schwache Fluth und Ebbe in der Ostsee, und zwar bis zur Rufsischen Grenze hin, nicht verkennen lassen. Ich erwähnte zugleich, dafs vor Kurzem so- wol für diese täglichen Beobachtungen besondere Sorgfalt empfohlen, als auch die Anweisung ertheilt sei, aufser denselben bei ruhiger Witterung noch stündliche Beobachtungen zu machen. Die Resultate dieser neueren Messungen schliefsen sich im Allgemeinen den früher gefundenen an, sie sind jedoch grofsentheils viel sicherer und vollständiger als jene und lassen daher die ganze Erscheinung mit den Eigen- thümlichkeiten, die sie in der Ostsee annimmt, deutlich erkennen. Was die täglichen Beobachtungen betrifft, so mufste der gröfste Theil derselben wieder unberücksichtigt bleiben, weil in den meisten Perio- den die veränderte Richtung und Stärke des Windes einen so bedeutenden Wasserwechsel veranlafst, dafs die geringe Niveau-Differenz der Fluth und Ebbe dagegen vollständig verschwindet. Um jedoch die Anzahl der Perio- den in dem kurzen Zeitraume von nur zwei Jahren (1857 und 1858) nicht gar zu geringe werden zu lassen, so legte ich der Rechnung alle Beobach- tungsreihen zum Grunde, in welchen der Unterschied zwischen dem Wasser- stande am ersten und letzten Tage nicht gröfser, als 4 Zoll war, während ich früher diese zulässige Differenz auf 3 Zoll beschränkt hatte. Math. Kl. 1859. A HaAGen (85) In der Zusammenstellung und der ganzen Berechnung habe ich genau dieselbe Methode befolgt, die ich früher angegeben('!). Die Gröfse des Fluthwechsels oder den durchschnittlichen Höhen - Unterschied zwischen Hoch- und Niedrig-Wasser übergehe ich, indem derselbe überaus geringe ist, und meist noch unter 2 Linien bleibt. Für die Hafenzeiten sind die wahr- scheinlichsten Werthe nach dieser Rechnung: Anzahl der Hafenzeit in 3eobachtungs-Orte. Beob.-Reihen. Localzeit. Berliner Zeit, Barhöft 11 6 Uhr 17 Min. 6 Uhr 18 Min. Wittower Posthaus 16 10 35 10 36 Swinemünde 21 10 45 10 42 Colbergermünde 24 1 48 1 39 Rügenwaldermünde 22 9 46 9 34 Stolpmünde 23 12 47 12 33 Neufahrwasser 18 3 18 2 97 Pillau 26 6 9 b) 43 Memel 22 > 51 d 20 Diese Resultate sind ohne Zweifel wegen des kurzen Zeitraumes, den sie umfassen, viel weniger genau, als die aus den eilfjährigen Beobachtungen hergeleiteten: ich theile sie nur mit, um zu zeigen, dafs auch die neueren täglichen Messungen ungefähr dasselbe Gesetz über das Fortschreiten der Fluthwelle ergeben, welches sich aus den früheren herausstellte. Von viel gröfserer Bedeutung sind die stündlichen Beobachtun- gen, welche bei ruhiger Witterung und grofsentheils während einiger Tage ohne Unterbrechung angestellt sind. In Swinemünde und Memel sind sie nur bei stark bewegter See oder beim Froste unterbrochen, sonst setzen sie (') Auf Seite 29 jener Abhandlung entspricht das Zeichen von u in den Ausdrücken für & und y nicht der daselbst angegebenen Bedeutung jener Gröfse. Nach Maalsgabe der- selben ist und y = Cos nc. 5 Cos u + Sin nc. 5 Sin u hierdurch fallen auch die beiden negativen Zeichen in den Ausdrücken für 5 Sin « und b Cos u auf der folgenden Seite fort. über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 3 sich ganz regelmäfsig Wochen und selbst Monate hindurch von Stunde zu Stunde fort. Dafs sie mit Sorgfalt gemacht sind, zeigt die Übereinstimmung der Resultate, die sie ergeben. Ihre Ausführung wurde in sofern sehr er- leichtert, als an den beiden benannten Orten, wie auch in einigen anderen Häfen, die Lootsen-Commandeure auffallende Theilnahme dafür zeigten, und mit lebhaftem Interesse die schwachen Spuren der Fluth und Ebbe in ihren Häfen verfolgten. Da aufserdem die Lootsenwache Tag und Nacht hindurch besetzt ist, so konnten die stündlichen Notirungen des Wasserstandes an den in der Nähe befindlichen und bequem eingerichteten Pegeln mit Leichtigkeit und ohne Störung des Dienstes gemacht werden. Diese Beobachtungen sind aber auch in kleineren Häfen, und ohne, dafs dazu irgend eine Aufforderung erlassen wäre, selbst auf isolirten Lootsen-Stationen vorgenommen. Sie mussten in solchen Fällen freilich auf kurze Zeit beschränkt werden, nichts desto weniger führten sie zum Theil doch auch hier zu Resultaten, die weit sicherer sind, als die aus den täglichen Beobachtungen hergeleiteten. Auf solche Art ist ein so reiches Material gesammelt, dafs die Bewe- gung der Fluthwelle und zwar unter den verschiedensten Umständen längs der ganzen Preufsischen Ostsee-Küste mit grofser Sicherheit sich ermitteln liefs. Einzelne Pegel-Stationen, und namentlich diejenigen am nördlichen Fahrwasser von Stralsund, machen hierbei freilich eine Ausnahme. Diese - Lücke ist indessen dadurch ersetzt, dafs auf der nächsten Station, auf Jas- mund, die am offenen Meere liegt, Messungen gemacht sind, die eine Anzahl vollständiger Beobachtungsreihen enthalten. Aufserdem ist die Lootsen- Station T'hiessow auf der südöstlichen Ecke von Mönchgut auf Rügen hinzu- gekommen, die besonders wichtig ist, weil sie einen stärkeren Fluthwechsel, als alle anderen Stationen zu erkennen giebt. Zur Zeit der Springfluthen setzt auch, nach den daselbst angestellten Beobachtungen bei ruhiger Witte- rung der Strom nach dem Greifswalder Bodden im Anfange der Fluthen und Ebben jedesmal um. Endlich sind auf den Lootsen-Stationen Neufähr und West-Dievenow, an der neuen Mündung der Weichsel und an der Mün- dung der Dievenow, zeitweise Beobachtungen gemacht, deren Anzahl freilich am ersten Orte nur sehr geringe ist. Bei weiterer Fortsetzung dieser Beobachtungen würden die daraus her- geleiteten Resultate ohne Zweifel eine noch vollständigere Bestätigung ge- funden haben, nichts desto weniger scheint die Sicherheit derselben mit A2 4 HAGEn Rücksicht auf die vielfachen und ganz zufälligen Störungen schon jetzt ihrer äufsersten Grenze ziemlich nahe zu liegen. Es entstand daher die Frage, ob es sich rechtfertigt, diese stündlichen Beobachtungen, welche bereits die Er- scheinung im Allgemeinen klar und unzweifelhaft darstellen, noch weiter fortsetzen zu lassen, und besonders durfte hierbei die Mühe ihrer Zusammen- stellung und Berechnung nicht unbeachtet bleiben. Mit Rücksicht auf diese Umstände sind im Anfange des laufenden Jahres (1859) diese Beobachtungen eingestellt. Die eingegangenen Tabellen, woraus die nachstehenden Resul- tate berechnet sind, werden in der Registratur des Königl. Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten aufbewahrt. Um aus den stündlichen Beobachtungen die wahrscheinlichsten Werthe der Hafenzeit und des durchschnittlichen Fluthwechsels zu finden, ist wieder genau dieselbe Methode befolgt, die ich bereits früher entwickelt habe. Bei Zusammenstellung der einzelnen Fluthperioden sind jedoch nur solche Reihen benutzt, die ganz vollständig waren, oder die wenigstens zwölf Ablesungen enthielten, in denen also nicht mehr als eine einzige (entweder die erste oder die letzte) fehlte. Dagegen habe ich die zulässige Grenze des Unterschiedes zwischen der ersten und letzten Messung jeder Periode bis auf 4%, Zoll her- ausgerückt, weil sonst eine bedeutende Anzahl sehr wichtiger und regelmäfsig fortschreitender Beobachtungen ausgefallen wäre. Endlich habe ich noch theils in den einzelnen Beobachtungsreihen und theils in den durch Sum- mation der Werthe mehrerer Reihen dargestellten Mittelwerthen eine neue Reduction vorgenommen, die nicht unterbleiben durfte. Wenn man nämlich diejenigen Beobachtungs-Reihen ausschliefst, die grofse Aenderungen im Wasserstande ergeben, auch diejenigen von selbst fortfallen, wo wegen starken Seeganges Yie Messungen unterbrochen wurden, so ergiebt sich beim Summiren der Zahlen in den dreizehn Spalten gemein- hin, dafs die letzten Summen bedeutend geringer sind, als die ersten, während sie doch die Ordinaten einer Curve darstellen, die beim Übergange aus dem Ende der Periode in den Anfang derselben keine Unterbrechung des Gesetzes zeigen darf. In manchen Fällen zeigt sich aber auch umgekehrt, dafs die ersten Ordinaten viel kleiner, als die letzten sind. Die Ursache hiervon ist augenscheinlich ein vorherrschendes Steigen oder Fallen des Wassers, das von der Richtung uud Stärke des Windes herrührt und von der Fluth und Ebbe ganz unabhängig ist. Es ist klar, dafs eine fehlerhafte Bestimmung der über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 5 Hafenzeit hierdurch veranlafst wird, wenn man den Einflufs dieser vorherr- schenden Erhebungen oder Senkungen nicht beseitigt. Man müsste eigentlich aus jeder einzelnen Beobachtungsreihe vier un- bekannte Gröfsen berechnen. Dieses sind, wenn die Wasserstände wieder, wie früher, an die Sinuslinie angeschlossen werden: 1) Der Winkel u, dessen Bogenlänge unter Einführung des bereits bezeichneten Radius die Anzahl von Stunden ausdrückt, um welche das Hoch- wasser früher eintritt, als der Mond culminirt. 2) Die Gröfse 5 oder der Abstand des obern und untern Scheitel» der Curve von der Axe der Sinuslinie. 3) Die mittlere Höhe dieser Axe über derjenigen Horizontalen, auf welche die zum Grunde gelegten Wasserstände sich beziehen, und 4) Die Neigung dieser Axe gegen die so eben erwähnte Horizontale. Diese Neigung bezeichnet aber das von Fluth und Ebbe unabhängige Fallen oder Steigen des Wassers während einer Beobachtungs-Periode. Die dritte Unbekannte, oder die Höhe der Axe in der Mitte der Curve, d. h. in der Stunde der Culmination des Mondes, ist nach der früher ange- gebenen Methode mit hinreichender Schärfe und ganz unabhängig von den übrigen Unbekannten leicht zu berechnen. Es bleiben also nur noch drei Gröfsen zu bestimmen. Die Berechnung derselben wird aber durch Ein- führung der dritten Unbekannten aufserordentlich erschwert. Die Verein- fachung der Ausdrücke beim Summiren der Kreisfunctionen verschwindet nämlich ganz, sobald man eine Neigung der Axe annimmt. Von der metho- dischen Lösung der Aufgabe musste demnach abgesehen werden, namentlich da über 1500 brauchbare Beobachtungsreihen zu berechnen waren. Ich wählte daher ein anderes Verfahren, um zunächst diese Neigung der Axe annähernd zu bestimmen und ihren Einflufs zu beseitigen, worauf die beiden ersten Unbekannten wieder nach der Methode der kleinsten Qua- drate berechnet wurden. Nachdem die Höhenlage der Axe der Sinuslinie ermittelt, und auf dieselbe die 13 Wasserstände redueirt waren, trug ich die letzteren als Ordinaten einer Curve graphisch auf, deren Abscissen die Zeiten sind. Alsdann drehte ich die Axe um ihren Durchschnittspunkt durch die mittlere Ordinate so weit, bis die sämmtlichen Punkte sich anscheinend am vortheilhaftesten zu einer auf dieser Axe beschriebenen Sinuslinie vereinigten. Die Neigung gegen den Horizont blieb in Folge der oben angegebenen Grenze 6 HıGEn immer ziemlich geringe, und war aus der in grofsem Maafsstabe aufgetra- genen Figur leicht zu entnehmen. Die betreffende Reduktion der Ordinaten bot hiernach keine Schwierigkeit. Bei Bestimmung der Springfluthen von Swinemünde ist diese Reduc- tion bei jeder einzelnen Beobachtung vorgenommen, weil ich den mittleren Werth des Fluthwechsels, der fast jedesmal schon eine merkliche Gröfse hat, möglichst genau darzustellen wünschte. In allen andern Fällen sind dagegen erst nach der Zusammenstellung der einzelnen Reihen die Summen der drei- «chn Spalten in dieser Weise reducirt. Bevor ich die Resultate dieser Rechnungen mittheile, mufs ich noch erwähnen, dafs bei Zusammenstellung derjenigen stündlichen Beobachtungen, die bei ruhiger Witterung und heiterer Luft, namentlich im Sommer gemacht waren, sehr häufig und zwar ganz unabhängig von Fluth und Ebbe sich noch ein anderer Wechsel des Wasserstandes in der Periode von 24 Stunden zu erkennen gab. Derselbe betrug oft 3 Zoll und in einzelnen Fällen sogar das Doppelte. Die regelmäfsig umsetzenden Land- und Seewinde, veran- Jafst durch die ungleiche Abkühlung und Erwärmung des Landes und des Meeres, sind ohne Zweifel Veranlassung dieser Erscheinung, indem sie bald das Wasser vor sich aufstauen und es bald zurücktreiben, auch in abwech- selnder Stärke wirksam sind. Beispielsweise stand am 1. Juli 1858 zwischen 7 und 9 Uhr Morgens bei frischem Südwestwinde das Wasser bei Memel auf 2 Fufs 1 Zoll am Pegel. Indem der Wind hierauf nachliefs und gegen Abend nach Osten umsetzte, so fiel das Wasser bis 8 Uhr Abends bis auf 1 Fufs 6 Zoll herab. An beiden folgenden Tagen wiederholte sich sehr genau dieselbe Veränderung des Windes. Vom frühen Morgen bis einige Stunden nach Mittag war er westlich und so stark, dafs er zeitweise als frisch bezeichnet ist. Abends wurde er dagegen sehr schwach und ging nach Osten über. Am 2. Juli stand das Wasser zwischen 8 und 10 Uhr Morgens auf 1 Fufs 10 Zoll, und fiel bis 8 Uhr Abends auf 1 Fufs 7 Zoll. Am 3. stand es von 5 bis 9 Uhr Morgens wieder auf I Fufs 10', Zoll, wäh- rend es um 5 Uhr Abends auf 1 Fufs 6!, Zoll herabsank. Wenn man diese und alle ähnliche Beobachtungen nach den Fluth- perioden zusammenstellt, so sind die beiden Reihen, die zu demselben Tage gehören, wesentlich von einander verschieden. Falls daher die Messungen während der Nacht unterbrochen worden, so fehlt die Ausgleichung der von über Fluth und Ebbe in der Ostsee. ri Fluth und Ebbe unabhängigen und zwar sehr grofsen Schwankungen und man würde aus den vom Morgen bis Abend angestellten Beobachtungen den regel- mäfsig wiederkehrenden und sehr starken Wechsel des Wasserstandes nur als Wirkung der Fluth in Rechnung stellen können und eine fehlerhafte Be- stimmung der Hafenzeit erhalten. Hierdurch rechtfertigt es sich also voll- ständig, dafs auch während der Nacht die Messungen fortgesetzt sind. Indem ich nun in der angegebenen Art die Beobachtungen zu berech- nen versuchte, so stellte sich sogleich die Nothwendigkeit heraus, eine Tren- nung nach den verschiedenen Mondphasen einzuführen, und namentlich die Springfluthen und todten Fluthen gesondert zu behandeln, wie ich dieses auch schon früher als nöthig bezeichnet habe. Ich hatte auferdem bei der ersten Bearbeitung dieses Gegenstandes mit Rücksicht auf die für Trave- münde gefundenen Hafenzeiten (die indessen damals noch kein volles Jahr umfafsten), die Vermuthung ausgesprochen, dafs auch die Jahreszeiten von Einflufs wären, und dafs das Hochwasser in den Wintermonaten später ein- tritt, als im Sommer. Um hierüber ein sicheres Urtheil zu gewinnen, habe ich sowol für Swinemünde, als für Memel die Beobachtungen nach den ver- schiedenen Monaten getrennt; da jedoch in einzelnen Monaten die Anzahl der Beobachtungsreihen sehr geringe, und deshalb die daraus hergeleiteten Resultate mit grofsen wahrscheinlichen Fehlern behaftet waren, so zog ich es vor, je zwei Monate zusammenzuziehen und nur sechs Gruppen zu bilden. Aus gleichem Grunde durften auch die Springfluthen und todten Fluthen nicht auf wenige Beobachtungsreihen beschränkt werden. Ich betrachtete deshalb diejenige Fluthperiode, in welche Voll- oder Neumond trifft, nebst den sechs folgenden als Springfluthen, und in ähnlicher Art die sieben Fluthperioden, welche auf das erste oder letzte Viertel des Mondes folgen, als todte Fluthen. Die übrigen Fluthperioden sind als mittlere Fluthen in Rechnung gestellt. Vorzugsweise kommt es auf die Ermittelung der Hafenzeit an. Dieser Ausdruck ist aber nicht mehr passend, sobald die verschiedenen Arten der Fluthen getrennt werden, denn Hafenzeit oder Etablissement bedeutet die Stunde des Hochwassers bei Voll- oder Neumond. Im vorliegenden Falle kommt es aber darauf an, zu ermitteln, wie viel Stunden das Hochwasser in den verschiedenen Fluthen früher oder später eintritt, als der Mond über oder unter dem Horizonte durch den Meridian geht. Diese Stundenzahl fe) HAGEn O, 8 Ist sie mit positivem Zeichen versehen, so tritt sie nach der Culmination des nenne ich T. Sie ergiebt sich aus der früher speciell hergeleiteten Rechnun Mondes ein, bei negativem Zeichen dagegen vor derselben. Ich habe jedes- mal die Zeit desjenigen Hochwassers berechnet, welches der Culmination des Mondes am nächsten liegt, oder wobei der obige Winkel u kleiner als 180 Grade ist. Aus den in Swinemünde und Memel in den Jahren 1857 und 1858 (in Memel auch im Anfange des Jahres 1859) angestellten stündlichen Beob- achtungen ergeben sich für die verschiedenen Monate die nachstehenden wahrscheinlichsten Werthe von 7’ und b: Zahl der T b Monate. Beob.-Reihen. Stunden. Zolle. Swinemünder Springfluthen. Jan. Febr. 6 2 0,32 März April 29 — 156 0,51 Mai Juni 34 — 479 0,63 Juli August 12 — 0,74 0,55 Sept. Oct. 233 — A174 0,44 Nyvbr. Dechr. 18 — 1,4 0,65 Swinemünder Mittelfluthen. Jan. Febr. 19 — 0,74 0,22 März April 28 — 0,57 0,41 Mai Juni 22 — 4608 0,27 Juli August 22 — 0,29 0,34 Sept. Oct. 15 —47 0,55 Nvbr. Decbr. 28 — 1,59 0,41 Swinemünder todte Fluthen. Jan. Febr. 10 eat 30 0,36 März April 41 — 0,91 0,30 Mai Juni 11 — 1,02 0,44 Juli August 25 — 0,02 0,49 Sept. Oct. 4 — 0,11 0,77 Nvbr. Decbr. 11 — 4,12 0,85 Memeler Springfluthen. März April 14 + 1,01 0,26 Mai Juni 29 — 0,23 0,21 über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 9 } Zahl der T b Monate. Beob.-Reihen. Stunden. Zolle. Memeler Springfluthen. Juli August 25 + 1,15 0,3: Sept. Oct. 18 + 1,61 0,36 Nvbr. Decbr. 7 + 3,06 0,29 Memeler Mittelfluthen. März April 11 + 4,87 0,12 Mai Juni 90 + 1,55 0,03 Juli August 58 + 1,49 0,24 Sept. Oct. 25 + 1,60 0,20 Nvbr. Decbr. 11 + 1,32 0,33 Memeler todte Fluthen. März April 5 + 3,32 0,23 Mai Juni 22 + 4,36 0,17 Juli August 24 + 6,06 0,11 Sept. Vet. 20 + 4,38 0,23 Nybr. Decbr. 10 — 0,11 0,09 In den Monaten Januar und Februar konnte in Memel theils wegen des Eises und theils wegen der bewegten See keine einzige vollständige Beob- achtungsreihe dargestellt werden, welche den obigen Bedingungen entspro- chen hätte. Vergleicht man in den einzelnen Abtheilungen die Werthe von T, so zeigt schon der Augenschein, dafs eine Abhängigkeit dieser Gröfse von der Jahreszeit oder der mittleren Temperatur der Monate nicht existirt, auch fand ich, indem ich den Versuch machte, T als Funktion dieser Temperatur einzuführen, so abweichende Resultate, dafs eine solche Beziehung sich als durchaus unbegründet herausstellte. Die sehr bedeutenden Differenzen der Zeit des Hochwassers, die schon in dieser Zusammenstellung sich zeigen, und noch viel stärker in den einzel- nen Beobachtungsreihen hervortreten, werden allein durch den Wind veran- lafst. Beispielsweise erwähne ich, dafs die sämmtlichen Springfluthen vom 26. bis 29. Juni 1858 in Memel um zwei Stunden früher eintraten, weil der Wind damals, wenn er auch nicht stark war, doch ununterbrochen aus Westen wehte. Der Westwind beschleunigt die Fluthwelle, während der Östwind sie verzögert. Dieses geschieht in so hohem Grade, dafs einzelne Beobachtungs-Perioden vollständig umgekehrt werden, oder der obere Math. Kl. 1859. B 10 Hasen Scheitel der Curve auf dieselbe Abseisse trifft, welche bei den übrigen Beobachtungen zum untern Scheitel gehört. Insofern solche abweichende Reihen den sonstigen Bedingungen noch entsprechen, so dürfen sie nicht ausgeschlossen werden. Auf die Bestimmung von T haben sie meist nur geringen Einflufs, sobald eine grofse Anzahl von Reihen zusammengestellt 5 wird, weil die Abweichungen sich zum Theil ausgleichen. Sie verursachen dagegen eine wesentliche Änderung in der Gröfse 5. Diese wird nämlich bei Verbindung der Beobachtungsreihen jedesmal um so kleiner, je mehr die Scheitelpunkte der entsprechenden Curven aus einander fallen, und wenn diese Scheitelpunkte nieht zufällig zusammentreffen, so bleibt der berechnete Werth von 5 immer kleiner, als das arithmetische Mittel aus allen Werthen dieser Grölse, welche die einzelnen Reihen ergeben. Insofern bei einer ge- ringen Anzahl von Reihen, und namentlich wenn die Beobachtungen in un- mittelbarer Folge und unter ähnlichen Witterungs -Verhältnissen angestellt sind, die Werthe von T nicht sehr verschieden zu sein pflegen, so ist alsdann auch 5 viel gröfser, als wenn es aus zahlreichen Beobachtungen berechnet wird. Hieraus erklärt es sich, dafs der Fluthwechsel in einzelnen Fällen bei todten Fluthen gröfser gefunden wird, als bei Springfluthen. Man kann auch aus der Gröfse von 5 einigermafsen auf die Übereinstimmung der Werthe von T in den einzelnen Beobachtungsreihen schliefsen. Was den wirklichen Fluthwechsel betrifft, so beträgt derselbe bei ruhiger Witterung, und namentlich zur Zeit der Springfluthen selbst in Pillau und Memel nicht selten 2 bis 3 Zoll, in den Pommerschen Häfen aber zu- weilen bis 5 Zoll. Indem der Eintritt des Hochwassers von der Jahreszeit unabhängig ist, so durften die auf jeder Pegelstation gemachten Beobachtungen nur nach den verschiedenen Arten der Fluthen zusammengestellt werden. Die folgende Tabelle weist die Resultate der betreffenden Rechnungen nach. Dabei ist jedoch, um das Fortschreiten der Fluthwelle übersichtlich darzustellen, noch eine neue Spalte mit der Überschrift T' hinzugefügt, welehe die Reduktion auf Berliner Zeit enthält. Die Zahlen in dieser Spalte geben an, um wie viel Stunden das Hochwasser später eintritt, als der Mond durch den Berliner Meridian geht. über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 11 Anzahl der Beobachtungsort. Beob.-Reihen. T: Z: b I. Springfluthen auf Jasmund 5 “3,72, — 8,72, 10,40 in Thiessow 5 908 — 19,08, 1726 Swinemünde 122 — 1,60 — 1,66 0,56 West-Dievenow 5 — 0,96 — 1,05 1,02 Colbergermünde 19 — 0,06 — 0,21 0,10 Rügenwaldermünde 16 +0,01 — 0,19 0,47 Neufahrwasser 3, „sr 266,4 Bat, 0,37 Pillau 9 — 0553 — 1,02 0,32 Memel 96 +0,52 +0,31 0,24 II. Mittelfluthen auf Jasmund 18 — A413 — 4,13 0,24 in Thiessow 3 — 3.02 — 3,02 0,74 Swinemünde 134 — 0,91 — 0,97 0,22 West-Dievenow 21 — 0,10 — 0,19 0,43 Colbergermünde 95 + 0,24 +0,10 0,42 Rügenwaldermünde 82 + 0,14 — 0,06 0,24 Neufahrwasser 29 + 2,11 + 2,06 0,23 Pillau 31 — 0,16 — 0,39 0,21 Memel 155 + 1,67 +1,15 0,16 II. Todte Fluthen in Thiessow 3 1,26 — 1,36 0,% Swinemünde 2 — 0,66 — 0,59 0,18 West-Dievenow 6 + 1,56 + 1,57 0,26 Colbergermünde 41 +2,48 + 2,34 0,55 Rügenwaldermünde 9 +1,93 +1,73 0,28 Stolpmünde 4 +3,52 + 3,59 0,16 Neufahrwasser 7 + 3,98 + 3,62 0,29 Neufähr 3 +0,33 — 0,03 0,61 Pillau 15 +2,55 + 2,15 0,26 Memel 81 +4r2 + 421 0,12 Aus vorstehenden Zusammenstellungen ergiebt sich unzweifelhaft, dafs an der ganzen Preufsischen Ostseeküste Fluth und Ebbe stattfindet, und dafs die Fluthwelle sich von Westen nach Osten bewegt, indem sie zugleich B2 12 HAGen während ihres Laufes immer niedriger wird. Die Erscheinung erfolgt also, so weit die Beobachtungen ein sicheres Urtheil gestatten, ganz regelmäfsig. Die Anomalien, welche man bemerkt, lassen sich grofsentheils durch die zu- fälligen sehr bedeutenden Störungen durch den Wind erklären. In einem besonderen Falle wird die Unregelmäfsigkeit ohne Zweifel durch locale Ver- hältnisse veranlafst. Der Eintritt der Fluth verzögert sich nämlich auch nach sonstigen Er- fahrungen sehr bedeutend, wenn die Fluthwelle ihre Richtung stark verän- dern mufs, um in die tieferen Buchten einzudringen. Dieses ist bei Neu- . fahrwasser der Fall. Die Fluthwelle streicht an der Halbinsel Hela vorbei, und erst wenn sie diese passirt hat, bildet sie eine secundäre Welle, die nahe rechtwinklich von der Richtung der ersten abgeht. Dieses ist der Grund weshalb die Fluth viel später Neufahrwasser, als Pillau erreicht. Die wenigen in Neufähr angestellten Beobachtungen stehen freilich hiermit im Widerspruch. Dieselben verdienen indessen kaum beachtet zu werden, weil sie sich weder an die Hafenzeiten der östlichen Pommerschen Häfen anschliefsen, noch auch an sich ein sicheres Resultat erwarten lassen. Indem sie jedech den oben angegebenen Bedingungen entsprachen, so durften sie nicht ausgeschlossen werden. Ihre Unsicherheit beruht darauf, dafs sie nur drei Fluthperioden darstellen. Von denselben läfst die eine gar keinen merklichen Wechsel des Wasserstandes erkennen, die beiden andern ergeben aber Werthe für 7, die nahe um sechs Stunden auseinanderliegen, sich also direct widersprechen. In der einen dieser Perioden ist der Fluthwechsel sehr geringe, während er in der andern eine ungewöhnliche Gröfse erreicht. Das für Neufähr berechnete Resultat beruht also wirklich nur auf einer ein- zigen Beobachtungsreihe, die überdiefs, wie die Bemerkung in der einge- reichten Tabelle besagt, bei windiger Witterung gemacht ist. Bisher ist nur von den Fluth-Beobachtungen an der Preufsischen Küste die Rede gewesen. Herr Baudirector Müller in Lübeck theilte mir aufserdem die in Travemünde bis zur neuesten Zeit angestellten Messungen mit. Dieselben umfassen nunmehr den Zeitraum vom 4. August 1856 bis zum 25. Juni 1859 und sind mit sehr seltenen und kurzen Unterbrechungen, die das Eis veranlafste, an jedem Tage von Stunde zu Stunde vom frühen Morgen bis gegen Abend wiederholt worden. Indem der Fluthwechsel hier viel bedeutender, als in den Preufsischen Häfen ist, so war es von besonderer über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 13 Wichtigkeit zu untersuchen, ob die obigen Resultate auch hier ihre Bestä- tigung finden. Über die Art der Zusammenstellung und Berechnung dieser Beobach- tungen ist folgendes zu erwähnen. Da die Messungen täglich 14 bis 16 Stunden hindurch angestellt sind, so umfassen sie zwar mehr als eine Fluth- periode, aber die in der Stunde der Culmination des Mondes angestellte Messung liegt keinesweges immer in der Mitte der Reihe. Nur während der Tage der Springfluthen und der nächst vorhergehenden Mittelfluthen, konnten die Beobachtungen in derselben Reihenfolge, wie sie angestellt waren, in die Tabelle eingetragen werden. Um für die übrigen Fluthen vollständige Pe- rioden zu bilden, mufsten die Grenzen anders angenommen werden. Ich suchte daher in der Tabelle jedes Tages, ganz unabhängig von der Stunde der Culmination des Mondes, diejenige 12stündige Periode aus, in welcher die erste Messung von der letzten am wenigsten verschieden war. Betrug die Differenz mehr als 3 Zoll, so blieben die Messungen unberücksichtigt, und dasselbe geschah auch, wenn stürmische Witterung notirt war. Die- jenigen Fluthperioden, deren Anfang und Ende innerhalb dieser Grenze sich an einander anschlossen, wurden als vollständiger Cyclus angesehen und mit Berücksichtigung der Culminationszeit des Mondes in die Zusammenstellung eingetragen. In dieser Weise erhielt ich 544 Beobachtungsreihen; die grö- fsere Hälfte der angestellten Messungen konnte also wirklich benutzt werden. Dieses sehr günstige Resultat rührt ohne Zweifel von der geschützten Lage des Hafens her. Zunächst untersuchte ich, ob der Eintritt des Hochwassers in den ver- schiedenen Jahreszeiten verschieden ist, wie dieses die zuerst in Travemünde angestellten Beobachtungen vermuthen liefsen. Es sind daher wieder für je zwei Monate die Fluthperioden zusammengestellt, und daraus der halbe Fluthwechsel oder d, und die Zwischenzeit zwischen der Culmination des Mondes und dem Eintritt des Hochwassers oder T berechnet. In einzelnen Fällen hätte, der frühern Annahme entsprechend, das Hochwasser nach der Culmination berücksichtigt werden müssen, es schien jedoch zur besseren Vergleichung der Resultate nothwendig, überall dasjenige Hochwasser zu wählen, welches der Culmination vorangeht. 44 Hıcen Zahl der T b Monate, Beob.-Reihen. Stunden. Zolle. I. Springfluthen. Jan. Febr. 16 — 6,03 1,34 März April 24 — 6,59 2,25 Mai Juni 31 — 6,29 2,56 Juli August 23 — 6,15 2,47 Sept. Oct. 22 — 6.26 2,58 Nvbr. Decbr. 18 — 6,61 1,44 II. Mittelfluthen. Jan. Febr. 36 — 5,18 1,70 März April 38 — 6,30 1,73 Mai Juni 62 — 5,69 9,07 Juli August 64 — 5,37 2,31 Sept. Oct. 39 — 9,79 1,73 Nvbr. Decbr. 38 — 1,45 Ill. Todte Fluthen. Jan. Febr. 18 — 9,63 1,84 März April 20 — 9,99 1,42 Mai Juni 26 — 5,45 1,94 Juli August 24 — 4,95 2,12 Sept. Oct. 25 38 1,76 Nvbr. Decbr. 20 — 4,63 2,16 Es ergiebt sich hieraus wieder, dafs das Hochwasser keineswegs in den Sommermonaten früher eintritt, als im Winter; es stellt sich vielmehr im Allgemeinen während März und April am frühesten ein, aber gerade für diese Periode ist der Werth von 5 sehr klein, woraus sich schon erkennen läfst, dafs die einzelnen Beobachtungsreihen sehr verschiedene Werthe für 7 er- geben, also durch die Wirkung des Windes am meisten entstellt sind. Die Beschleunigung oder Verzögerung der Fluthwelle hängt daher auch hier nur von der Richtung und Stärke des Windes ab. Wenn hiernach von der Eintheilung der Beobachtungen nach den Monaten abgesehen wird, und die Fluthperioden nur nach den verschiedenen Arten der Fluthen getrennt werden, so erhält man für Travemünde: über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 15 Anzahl der Art der Fluth. Beob,-Reihen. T I: b Springfluth. 134 — 6,32 — 6,15 2,19 Mittelfluth. 277 — 5,73 — 5,56 1,58 Todte Fluth. 133 — 5,32 — 515 1,55 T' bedeutet wieder die Zwischenzeit zwischen dem Hochwasser und dem Durchgange des Mondes durch den Meridian der Berliner Sternwarte. Ich mufs darauf aufmerksam machen, dafs das Hochwasser in Wismar etwa eine Stunde früher eintritt, als in Travemünde. Diese Differenz könnte in sofern befremden, als Travemünde westlich liegt. Es ist indessen an sich sehr wahrscheinlich, dafs die Fluthwelle nicht durch den Sund, sondern durch den weit geöffneten Grofsen Belt in die Ostsee gelangt, und wenn dieses der Fall ist, so läuft sie direkt nach Wismar, während sie auf dem Wege nach Travemünde wieder in ähnlicher Weise, wie es vor Neufahr- wasser geschieht, eine Seitenbewegung annehmen mufs. Diese Biegung ver- ursacht hier, wie dort, die sehr merkliche Verzögerung. Endlich boten die Beobachtungen von Travemünde noch die sehr er- wünschte Gelegenheit, zu untersuchen, welche Fluth die höchste oder welche die eigentliche Springfluth ist. Indem ich die Fluthwechsel verglich, die sich aus den Beobachtungsreihen der einzelnen Tage ergaben, so war das wahrscheinlichste Resultat, dafs die vierte Fluth nach dem Voll- und Neu- monde die gröfste Höhe erreicht. Sie stellt einen Fluthwechsel von 9 bis 10 Zoll dar. Die Fluthwelle gebraucht also etwa 12 Stunden, um aus dem Atlantischen Ocean in die Ostsee zu kommen. Eine besondere Betrachtung verdient die Verschiedenheit der Zeiten, in welchen vergleichungsweise zur Culmination des Mondes die Springfluthen und todten Fluthen eintreten. In dem Atlantischen Ocean, sowie auch in der Nordsee findet ein Unterschied zwischen den Geschwindigkeiten der ver- schiedenen Fluthwellen nicht statt. Sie werden zwar durch starke Winde etwas beschleunigt oder zurückgehalten, doch sind diese Abweichungen ohne Vergleich viel geringer, als diejenigen, welche sich aus der obigen Zusam- menstellung ergeben, und für Memel sogar nahe vier Stunden betragen. Aus den Fluthtabellen, die sowol in London, als in Paris Jährlich bekannt gemacht werden, und die auf vieljährigen Beobachtungen in einer 16 HaAGEn grofsen Anzahl von Häfen beruhen, ergiebt sich, dafs die Welle der todten Fluth von einem dieser Häfen bis zum andern, so lange sie im offenen Meere bleibt, eben so schnell läuft, als die der Springfluth. Ich stellte namentlich die Vergleichung zwischen Brest und Sunderland an, wozwischen der Weg, der um den Norden von Schottland sich herumzieht, über 300 Deutsche Meilen lang ist. Es ergab sich dabei aber gar keine Abweichung in der Differenz der Fluthzeiten bei verschiedenen Mondphasen. Die allgemein übliche Methode, die Zeit des Hochwassers für die Zwischenorte da- durch zu bestimmen, dafs eine gewisse Anzahl von Minuten zu den Hafen- zeiten der Hauptorte hinzugefügt oder abgezogen wird, würde auch unrich- tige Resultate geben, wenn die Fluthwelle bald schneller und bald langsamer sich bewegen sollte. Die in der Ostsee eintretende Erscheinung ist daher eigenthümlich und läfst sich nur durch die überaus geringe Höhe der Fluth- welle erklären, deren Bewegung um so langsamer wird, je weniger sie aus- gebildet ist. In den untern Stromtheilen, in welche die Fluth noch eintritt, hat man indessen das langsamere Fortschreiten der Welle der todten Fluth schon vielfach bemerkt. Scott Russell spricht von dieser Verzögerung als von einer bekannten Thatsache. Aus der Vergleichung der sämmtlichen, während eines Jahres in Cuxhaven und Hamburg angestellten Fluth-Beobachtungen fand ich, dafs die Springfluthen in Hamburg durchschnittlich 4 Stunden 32 Minuten später eintreten, als in Cuxhaven; die todten Fluthen dagegen ‚erst in 4 Stunden 58 Minuten heraufkommen. Die letzteren verspäten sich also gegen die ersteren um 26 Minuten. Die Länge des Weges mifst 44 Meilen. Die Springfluth durchläuft denselben also durchschnittlich mit der Geschwindigkeit von 3,! Meilen, während die todte Fluth nur 2,s Meilen in der Stunde zurücklegt. Wenn dieser Unterschied auffallend geringer, als in der Östsee ist, so rührt dieses vielleicht zum Theil auch davon her, dafs der Fluthwechsel, oder die Differenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser in Cuxhaven, wie an der ganzen Deutschen Nordseeküste, bei Springfluthen nur etwa um den sechsten Theil gröfser ist, als bei todten Fluthen, während dieses Verhältnifs bei den in die Ostsee eintretenden Fluthwellen sich viel gröfser herauszu- stellen, und dem im Atlantischen Ocean und im nördlichen Theile der Nord- see stattfindenden, sehr nahe zu kommen scheint. Hiernach ist anzunehmen, über Fluth und Ebbe in der Ostsee. 47 wie auch bereits die Untersuchungen von Whewell ergeben, dafs die Fluth, welche in das Cattegatt eindringt, nicht aus dem Canale kommt, sondern im Norden von Schottland in die Nordsee eingetreten ist. Ich habe versucht aus den vorstehenden Werthen von T’ die Ge- schwindigkeit der verschiedenen Fluthwellen zu ermitteln, und hieraus wieder die wahrscheinlichste Zeit des Hochwassers für die verschiedenen Stationen der Preufsischen Küste zu bestimmen. Indem die Fluthwelle jedenfalls zwischen der Schwedischen Küste und der Insel Rügen hindurchgeht, und von hier aus nach den verschiedenen Beobachtungsorten sich bewegt, so wählte ich im Norden von Arcona den Anfangspunkt, von welchem ab ich die Längen der Wege bis zu den ver- schiedenen Stationen bestimmte. Unter Zugrundelegung derselben, so wie der obigen Werthe von 7'' berechnete ich alsdann nach der Methode der kleinsten Quadrate dasjenige T’', welches zu diesem Anfangspunkte gehört, und die Geschwindigkeit der Fluthwelle. Ich fand diese Geschwindigkeit: 1) bei Springfluthen gleich 28,3 Deutsche Meilen in der Stunde mit dem wahrscheinlichen Fehler von 4,9 Meilen ; 2) bei mittleren Fluthen 21,7 Meilen mit dem wahrscheinlichen Fehler von 9,6 Meilen; und 3) bei todten Fluthen 14,1 Meilen mit dem wahrscheinlichen Fehler von 7,2 Meilen. Indem die Bestimmung von T' und folglich auch von T'’ für Swine- münde und Memel auf einer viel gröfsern Anzahl von Beobachtungsreihen beruht, also viel genauer ist, als die der andern Stationen, so ist in der vor- stehend erwähnten Rechnung diesen beiden Werthen das dreifache Gewicht der übrigen beigelegt worden. Die Stationen Neufahrwasser und Neufähr sind aber aus den obigen Gründen ganz unberücksichtigt geblieben. Dasselbe ist auch geschehn, indem ich unter Voraussetzung einer glei- chen Geschwindigkeit derselben Fluthwelle die wahrscheinlichsten Zeiten für den Eintritt des Hochwassers an jedem Beobachtungsorte berechnete. Die nachstehende Tabelle enthält die Resultate dieser Rechnung. Sie giebt an, um wie viel Stunden und Minuten das Hochwasser früher oder später eintritt, als der Mond durch den Meridian des betreffenden Ortes geht. Math. Kl. 1859. C 18 Hısexn: über Fluth und Ebbe in der Ostsee. Bei Springfluthen. Bei Mittelfluthen. Bei todten Fluthen. Thiessow 1 St. 53M. früher. | 1 St. 48M. früher. | 0St. 12M. früher. Swinemünde 135 a Aw95 Re 0 20 später. West-Dievenow : u 253 | ” 1.2920 4 0.3426 5 Colbergermünde 1 17 5 1 4 a 0052 “5 Rügenwaldermünde 1 1 » 043 r 124 A Stolpmünde 05 a 0 50 # 1 40 r Pillau 0 19 später.]0 56 später. |3 46 ni Memel 0 50 N del 37 N 4 46 Er Die wahrscheinlichen Fehler dieser Angaben sind: für Springfluthen 32 Minuten für Mittelfluthen 44 “ für todte Fluthen 49 ar Schliefslich berühre ich noch eine Frage, die sogleich angeregt wurde, als von den stündlichen Beobachtungen zuerst die Rede war, nämlich ob die nähere Kenntnifs der schwachen Fluth und Ebbe in der Ostsee von prakti- schem Nutzen sein kann. Es haben in dieser Beziehung keine Illusionen stattgefunden, indem das wissenschaftliche Interesse schon Anfangs als das Motiv für diese Untersuchungen bezeichnet ist. Es liefs sich damals freilich noch nicht beurtheilen, ob vielleicht in einzelnen unserer Häfen die Schiff- fahrt aus der abwechselnden Strömung oder aus dem veränderten Wasser- stande der Fluth und Ebbe Nutzen ziehn könne. Nach den vorstehend mitgetheilten Resultaten wird dieser Nutzen allerdings nur sehr geringfügig sein, er läfst sich jedoch nicht ganz in Abrede stellen, und namentlich beim Ausbringen sehr tief gehender Schiffe dürfte es sich, besonders bei ruhiger Witterung doch empfehlen, diejenige Stunde zu wählen, wo das Wasser wahrscheinlich einige Zolle gestiegen ist. Ebenso ist es auch denkbar, dafs beim Passiren des Landtiefes oder der künstlich vertieften Fahrrinne neben Thiessow bei schwachem Winde die abwechselnd aus- und eingehende Strö- mung benutzt werden wird, sobald man vorher die Zeit kennt, in welcher der stärkste Strom in der gewünschten Richtung zu erwarten ist. Über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. “Von H” KUMMER. mann wann wa [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 18. Februar 1858 und am 5. Mai 1859.] D. Reeiprocitätsgesetze, welche unter den Resten und Nichtresten der Potenzen Statt haben, bilden gewissermaafsen den Schlufsstein der Lehre von den Potenzresten und eröffnen zugleich den Weg für weitere und tiefer liegende arithmetische Untersuchungen. Sie sind in diesen beiden Beziehun- gen für die Zahlentheorie von grofser Wichtigkeit, aber eine noch höhere Bedeutung haben sie in der geschichtlichen Entwickelung dieser mathemati- schen Disciplin dadurch erlangt, dafs die Beweise derselben, so weit sie überhaupt gefunden sind, fast durchgängig aus neuen, bis dahin noch uner- forschten Gebieten haben geschöpft werden müssen, welche so der Wissen- schaft aufgeschlossen worden sind. Wegen dieser Schwierigkeit der Beweise ist man in der Erkenntnifs der Reciprocitätsgesetze bisher nicht viel über die quadratischen, kubischen und biquadratischen hinausgekommen, obgleich mehrere der ausgezeichnetsten Mathematiker der neueren Zeit sie zum Ge- genstande ihrer Forschungen gemacht haben. Euler hat das Verdienst, das Reciprocitätsgesetz für quadratische Reste zuerst bemerkt zu haben, m. s. dessen Commentationes arithmeticae collectae Bd. 1, pg. 486, aber man kennt keinen Versuch, den er gemacht hätte dasselbe zu beweisen. Hierauf hat Legendre, von Euler unab- hängig, dieses Gesetz ebenfalls gefunden, und weil er dessen grofse Wichtig- keit erkannte, einen sehr sinnreichen Beweis desselben aufgestellt, welcher nur in so fern unvollständig ist, als er voraussetzt, dafs zu einer jeden Prim- zahl von der Form 4n-+1 eine Primzahl der Form 4n-++3 gefunden werden C2 320 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten kann, in Beziehung auf welche jene quadratischer Nichtrest ist, welches Postulat leicht von dem allgemeineren Satze abhängig gemacht wird, dafs jede arithmetische Reihe, in welcher nicht alle Glieder einen gemeinschaftlichen Faktor haben, nothwendig Primzahlen enthalten mufs. Um diesen Mangel des Legendreschen Beweises zu heben, hat später Hr. Dirichlet diese Eigenschaft der arithmetischen Reihen streng bewiesen, und zwar durch die neuen, überaus fruchtbaren Methoden, durch deren Hülfe er auch die Klassenanzahl der quadratischen Formen gefunden hat. Diese berühmten Arbeiten des Hrn. Dirichlet können daher als solche betrachtet werden, welche der Beschäftigung mit den Reciprocitätsgesetzen ihre Entstehung verdanken. Den ersten vollständigen und strengen Beweis des quadratischen Reci- procitätsgesetzes hat Gau fs in seinen Disquisitiones arithmeticae pg. 124, sq. gegeben, indem er gezeigt hat, dafs, wenn dieses Gesetz für alle Primzahlen bis zu einer bestimmten Gränze hin richtig ist, dasselbe auch richtig bleibt, wenn diese Gränze so weit erweitert wird, dafs sie eine Primzahl mehr um- fafst, woraus nach dem bekannten Schlusse der Induktionsbeweise die All- gemeingültigkeit desselben folgt. Dieser Beweis, welcher vor allen übrigen sich dadurch auszeichnet, dafs er keine, dem Gebiete der Congruenzen zweiten Grades fremden Hülfsmittel braucht, ist später von Hrn. Dirichlet in einfacherer Weise dargestellt worden in Crelle’s Journal, Bd. 47, pg. 139. Der zweite Beweis des theorema fundamentale, wie Gaufs dieses Reciprocitätsgesetz der quadratischen Reste bezeichnet, findet sich ebenfalls in den Disquisitiones arithmeticae, pg- 414, sq., wo er aus der Theorie der quadratischen Formen abgeleitet wird. Die Grundgedanken desselben werde ich weiter unten genauer zu entwickeln Gelegenheit nehmen, da es diejenigen sind, welche ich für den ersten Beweis des allgemeinen Reciprocitätsgesetzes in Anwendung gebracht habe, den ich in der gegenwärtigen Abhandlung geben will. Aufser den beiden, in den Disquisitiones arithmeticae enthaltenen Beweisen hat Gaufs später noch vier verschiedene Beweise desselben Satzes in den Commentarien der Göttinger Akademie gegeben. Zwei von diesen, nämlich der als dritter und der als fünfter von Gaufs bezeichnete, sind bei- nahe eben so elementar, als der erste Beweis, da sie nur in so fern das Ge- biet der Congruenzen zweiten Grades verlassen, als ein Satz über die reinen und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 2 Congruenzen höherer Grade hinzugezogen wird. Beide Beweise stützen sich auch auf einen und denselben, nicht schwer zu beweisenden Satz, welcher in der Abzählung der kleinsten positiven Reste einer arithmetischen Reihe, die gröfser als die Hälfte des Moduls sind, ein Kriterium dafür giebt, ob eine gegebene Zahl quadratischer Rest oder Nichtrest dieses Moduls ist. Der Unterschied derselben liegt hauptsächlich nur in der Art der Abzählung dieser Reste, welche in dem einen Beweise für sich selbst betrachtet, in dem anderen aber durch die gröfsten Ganzen ausgedrückt werden, welche in gewissen gebrochenen Zahlen enthalten sind. Als eine Modification die- ser Gaufsischen Beweise ist auch derjenige anzusehen, welchen Eisenstein in Crelle’s Journal, Bd. 28, pg. 246, gegeben hat. Dieser Beweis unter- scheidet sich nämlich von dem dritten Gaufsischen nur darin, dafs geome- trische Anschauungen zu Hülfe genommen, und die in den Brüchen enthal- tenen gröfsten Ganzen durch die Anzahl der in bestimmten Gränzen liegen- den Gitterpunkte eines Netzes dargestellt werden. Die anderen beiden Gaufsischen Beweise haben ihre Quelle in der Theorie der Kreistheilung. Diese zeigt, wie die Quadratwurzel einer jeden gegebenen Zahl durch Wurzeln der Einheit in ganzer rationaler Form dar- gestellt werden kann, wobei nur der eine Punkt upentschieden bleibt: ob diese Darstellung den Werth der Quadratwurzel mit dem positiven oder mit dem negativen Vorzeichen giebt. Die Bestimmung dieses Vorzeichens ist der hauptsächlichste Gegenstand der Gaufsischen Abhandlung, welche den vierten Beweis des quadratischen Reeciprocitätsgesetzes enthält, und den Titel ‚Summatio quarundam serierum singularium führt. Dieselbe, sowohl durch die Einfachheit des für Primzahlen und für zusammengesetzte Zahlen gleichmäfsig geltenden Resultats, als auch durch die Schwierigkeit des Be- weises interessante Vorzeichenbestimmung, nebst dem darauf gegründeten Beweise des Reciprocitätsgesetzes, ist später von Hrn. Dirichlet, in einer vor der Akademie im Jahre 1835 vorgetragenen Abhandlung, nach einer anderen Methode, mit Anwendung bestimmter Integrale, ausgeführt worden. Der sechste Gaufsische Beweis, welcher auch auf der Kreistheilung beruht, uud zwar auf demselben Ausdrucke der Quadratwurzel aus p durch pte Wurzeln der Einheit, unterscheidet sich wesentlich dadurch von dem anderen, dafs er die Bestimmung des Vorzeichens der Quadratwurzel nicht erfordert. Der eigentliche Kern dieses Beweises wird bei Gaufs dadurch 22 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten etwas verhüllt, dafs anstatt der pten Wurzel der Einheit eine unbestimmte Variable x angewendet wird, was zur Folge hat, dafs Congruenzen unter ganzen rationalen Funktionen von x nach dem Modul 1+ x-+x° +... +?! angewendet werden müssen, anstatt deren man nur einfache Gleichungen erhält, wenn dem x der specielle Werth einer primitiven pten Wurzel der Einheit gegeben wird. Diese Vereinfachung des sechsten Gaufsischen Be- weises hat zuerst Jacobi ausgeführt und im Jahre 1827 an Legendre brieflich mitgetheilt, welcher sie im Jahre 1830 in die dritte Ausgabe seiner theorie des nombres aufgenommen hat. Mit dieser Jacobischen Darstellung des Gaufsischen Beweises stimmt auch ein von Cauchy in Ferussae bulletin im Jahre 1829 gegebener Beweis des Reciprocitätsgesetzes im Wesentlichen überein. Eisenstein, welchem Jacobi’s und Cauchy’s Arbeiten über diesen Gegenstand unbekannt geblieben waren, hat denselben Beweis im Jahre 1544 in Crelle’s Journal, Bd. 28, pag. 41, reproducirt. Die aufserdem noch zu erwähnenden Beweise des quadratischen Re- ciprocilätsgesetzes hängen alle mit der Theorie der Kreistheilung zusammen. Am nächsten steht den von Jacobi und Cauchy gegebenen Beweisen der- jenige, welchen Hr. Liouville im 12ten Bande seines Jourmnal’s, pg. 95, aufgestellt hat, dessen Unterschied von jenen hauptsächlich nur darin liegt, dafs Hr. Liouville nicht den Ausdruck der Quadratwurzel aus p durch eine Summe von pten Wurzeln der Einheit, sondern den Ausdruck als Produkt von Differenzen dieser Einheitswurzeln anwendet, welcher, wenn man von den fertigen Resultaten der Areistheilung keinen Gebrauch machen will, viel leichter unmittelbar herzustellen ist, und darum einen Vorzug vor jenem hat. Der Beweis von Hrn. Lebesgue, in Liouville’s Journal, Bd. 3, pag. 134, beruht auf der vollständigen Potenzerhebung des Ausdrucks der Quadratwurzel aus p durch die Einheitswurzeln, wodurch die 4 (g—1)te Potenz von p gewonnen wird, ohne dafs die Vielfachen von q weggelassen werden. Die Coefficienten dieser Entwickelung, welche nur drei verschie- dene Zahlen sind, werden in bekannter Weise durch die Anzahl der Auf- lösungen gewisser Gongruenzen definirt, und aus dem so bestimmten Ausdrucke der 1,(g—1)ten Potenz von p wird das Reciprocitätsgesetz für die beiden Primzahlen p und q ohne Schwierigkeit erschlossen. An diesen Beweis von Hrn. Lebesgue schliefst sich der von Eisenstein, in Crelle’s Journal, Bd. 27, pag. 322, gegebene Beweis sehr genau an, obgleich er und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 23 scheinbar von ganz anderen Prinzipien ausgeht. Eisenstein gebraucht in demselben gewisse Zahlenausdrücke, welche auf combinatorischem Wege aus den bekannten Legendreschen Zeichen, deren Werthe nur +1 und —1 sind, je nachdem eine Zahl Rest oder Nichtrest der anderen ist, zusammen- gesetzt werden, und er stellt durch diese die ,(g— 1)te Potenz von p so dar, dafs durch Weglassung der Vielfachen von g das Reciproeitätsgesetz gewon- nen wird. Betrachtet man aber diese Eisensteinschen Zahlenausdrücke näher, so bemerkt man leicht ihren Ursprung aus der Kreistheilung, welchen Eisenstein selbst verschwiegen hat, und man erkennt, dafs sie nichts anderes sind, als die Coefficienten der Entwickelung einer Potenz des Aus- drucks von Vp durch die pten Wurzeln der Einheit, und dafs sie mit den von Hrn. Lebesgue durch die Anzahl der Auflösungen gewisser Congru- enzen definirten Zahlen wesentlich übereinstimmen. Dieses hat auch Hr. Lebesgue, in Liouville’s Journal, Bd. 12, pag. 457, nachgewiesen. Für einen der schönsten Beweise dieses von den ausgezeichnetsten Mathematikern viel bewiesenen Theorems wird aber derjenige mit Recht gehalten, welchen Eisenstein in Crelle’s Journal, Bd. 29, pag. 177, ge- geben hat. In diesem wird das Legendresche Zeichen CO) durch Kreisfunk- tionen so ausgedrückt, dafs bei der Vertauschung von p und q dieser Aus- druck, bis auf eine leicht zu bestimmende Änderung im Vorzeichen, unge- ändert bleibt. Dieser Beweis hängt in so fern ebenfalls mit der Theorie der Kreistheilung zusammen, als der Ausdruck des 5) nur die Sinus der Ir Tr Vielfachen von enthält, welche mit den pten Wurzeln der Einheit ganz auf derselben Stufe stehen, auch ist dieser Ausdruck mit dem von Hrn. Liouville in seinem Beweise angewendeten Produktausdrucke der Qua- dratwurzel aus p nahe verwandt. Wenn dieser Eisensteinsche Beweis schon wegen seiner vorzüglichen Eleganz beachtenswerth ist, so wird der Werth desselben noch dadurch erhöht, dafs er, wie Eisenstein selbst gezeigt hat, ohne besondere Schwierigkeit auch auf die biquadratischen und die kubischen Reeiprocitätsgesetze angewendet werden kann, wenn anstatt der Kreisfunk- tionen elliptische Funktionen mit bestimmten Moduln angewendet werden. Was nun in dem Gebiete der Reciprocitätsgesetze für die Reste und Nichtreste höherer Potenzen bisher geleistet worden ist, beschränkt sich zwar hauptsächlich nur auf die vollständigen Beweise dieser Gesetze für die 24 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten biquadratischen und die kubischen Reste und Nichtreste und darüber hinaus nur auf gewisse sehr specielle Fälle, es ist aber grade dieses für die ganze weitere Entwickelung der Zahlentheorie von den bedeutendsten Folgen ge- wesen, weil dadurch das Gebiet dieser mathematischen Diseiplin unendlich- fach erweitert worden ist, nach Gaufs eigenen Worten: ut campus Arith- meticae sublimioris infinities quasi promoveatur. Der eben so einfache als vielumfassende Gedanke dieser Erweiterung der Zahlentheorie, nämlich die Einführung complexer ganzer Zahlen, welche unter denselben Gesichts- punkten betrachtet werden können, als die gewöhnlichen ganzen Zahlen, ist zuerst in der im Jahre 1828 erschienenen, aber der Göttinger Akademie schon im Jahre 1825 übergebenen Abhandlung von Gaufs, über die biqua- dratischen Reste, niedergelegt, und in einer zweiten Abhandlung über den- selben Gegenstand vom Jahre 1932 weiter ausgeführt. Nach Jacobi’s Meinung ist dieser Gedanke nicht aus dem Gebiete der Arithmetik allein erwachsen, sondern unter Mitwirkung der Theorie der elliptischen Funk- tionen, namentlich der lemniskatischen, für die eine complexe Multiplika- tion mit Zahlen von der Form a-++5V—1 und die entsprechende Division Statt hat, welche Gaufs für sich schon über ein Vierteljahrhundert eher gekannt hat, als sie durch die Arbeiten von Abel und Jacobi ein Allge- meingut der Wissenschaft geworden ist. Zwar ist in der Gaufsischen Dar- stellung des Gedankens der complexen Zahlen keine Spur dieses von Jacobi vermulheten Ursprungs zu finden; da aber Gaufs in seinen Ahandlungen mehr darauf ausging, die mathematischen Wahrheiten kunstgerecht aufzu- bauen, als sie genetisch zu entwickeln, und da er nach seinem eigenen Aus- drucke das Gerüst abtrug, wenn der Bau vollendet war, so läfst sich schwer entscheiden, ob wirklich die Lemniskatenfunktionen mit zu den Balken des Gerüstes gehört haben, mit dessen Hülfe er dieses unvergängliche Werk errichtet hat. In der Theorie der biquadratischen Reste erscheint die Ein- führung der complexen Zahlen von der Forın a+5V —1 dadurch motivirt, dafs die biquadratischen Reeiprocitätsgesetze für gewöhnliche Primzahlen sehr complieirt sind, namentlich für die Primzahlen von der Form 4n +1, welche sich als Summen zweier Quadratzahlen darstellen lassen, dafs diese Reciprocilätsgesetze aber die einfachste Form annehmen, wenn man die gewöhnlichen Primzahlen von der Form p=a’-+-b° in die imaginären Fak- toren a+5V — 1 unda— 5V—1 zerlegt, und unter diesen als den für die vor- und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 25 liegende Frage wahren Primzahlen die Reciproeitätsgesetze aufstellt. Dieses neue Princip ist es, welches die genannten beiden Gaufsischen Abhandlungen zu Dokumenten einer bedeutenden Epoche in der geschichtlichen Entwicke- lung der Zahlentheorie erhebt, welche auch auf die verwandten mathema- tischen Disciplinen einen grofsen Einflufs ausgeübt hat; die in den Abhand- lungen enthaltenen neuen Sätze über biquadratische Reste treten dagegen in den Hintergrund. Gaufs hat nämlich in denselben nur diejenigen Sätze vollständig bewiesen, welche als die Ergänzungssätze zu dem biquadratischen Reciprocitätsgesetze bezeichnet werden müssen, da sie grade nur die biqua- dratischen Charaktere derjenigen Zahlen geben, auf welche der allgemeine Ausdruck dieses Gesetzes sich nicht erstreckt. Das vollständige Reciproci- tätsgesetz für die Reste der vierten Potenzen hat er nur aufgestellt, und sein Beweis desselben, welcher in der dritten Abhandlung folgen sollte, ist nie- mals erschienen. Als die erste der beiden genannten Gaufsischen Abhandlungen noch nicht erschienen war, sondern nur eine vorläufige Ankündigung derselben in den Göttinger gelehrten Anzeigen, aus welcher nicht mehr zu erfahren war, als dafs die Lösung der Frage: ob eine Zahl biquadratischer Rest einer gegebenen Primzahl ist, oder nicht, von den Zahlenwerthen der Unbe- stimmten gewisser quadratischer Formen abhängig sei, in welche der Modul gesetzt werden kann, veröffentlichte Hr. Dirichlet eine Abhandlung über die biquadratischen Reste, in Crelle’s Journal, Bd. >, pag. 35. In dieser ist er, ohne von dem noch nicht bekannten neuen Gaufsischen Prinzipe der complexen Zahlen Gebrauch machen zu können, durch blofse Anwendung der Theorie der quadratischen Formen und Reste schon sehr tief in die Theorie der biqnadratischen Reste eingedrungen, ohne jedoch das Reeipro- eitätsgesetz derselben finden zu können. In demselben Jahre 1827 fand Jacobi in der Theorie der Kreisthei- lung, die er bedeutend vereinfacht und weiter ausgebildet hatte, eine reiche Quelle für die Reciprocitätsgesetze der Potenzreste, aus welcher er nicht nur den oben bereits erwähnten Beweis des quadratischen Reciprocitätsge- setzes ableiten konnte, sondern auch die in Crelle’s Journal, Bd. 2, pg. 66, von ihm aufgestellten Sätze über kubische Reste, aus welcher er auch einige Zeit später, durch Anwendung des neuen Gaufsischen Prinzip’s, die vollständigen Reciproeitätsgesetze für die kubischen und die biquadratischen Math. Kl. 1859. D 26 Kunmner: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Reste in ihrer einfachsten Gestalt hergeleitet und bewiesen hat. Die voll- ständige Entwickelung dieser Sätze hat Jacobi aber nur in seinen Vorle- sungen über Zahlentheorie, in denen die Lehre von der Kreistheilung den eigentlichen Kern bildete, seinen Zuhörern in Königsberg mitgetheilt, durch deren Hefte sie sodann weiter verbreitet worden sind. Aufserdem hat Jacobi der hiesigen Akademie zwei Mittheilungen darüber in den Jahren 1837 und 1839 gemacht, welche in den Monatsberichten veröffentlicht sind. In der letzteren dieser Mittheilungen spricht er auch die Erwartung aus, dafs er aus derselben Quelle eben so die Reciprocitätsgesetze für die fünften und achten Potenzen werde ableiten können, eine Erwartung, welche nicht erfüllt werden konnte, wie bald näher gezeigt werden soll. Aufser Gaufs, Jacobi und Dirichlet hat nur noch Eisenstein in diesem Gebiete der kubischen und biquadratischen Reste selbständig und mit Erfolg gearbeitet. Seine ersten Beweise, des kubischen Reeiproci- tätsgeseizes, in Crelle’s Journal, Bd. 27, pag. 259, und des biquadrati- schen, ebendaselbst Bd. 25, pag. 53, sind zwar nur ganz dieselben, welche Jacobi mehr als zehn Jahre früher gefunden hatte, auch ist der Beweis des biquadratischen Reeiproeitätsgesetzes in Crelle’s Journal, Bd. 28, p. 233, welcher dem oben besprochenen ebendaselbst, Bd. 27, pag. 322, entspricht, und ebenso wie dieser seine Abstammung aus der Kreistheilung verbirgt, zwar scharfsinnig, wie alle Arbeiten Eisenstein’s, aber doch mehr nur scheinbar als wirklich originell; aber Eisenstein ist bei diesen nicht stehen geblie- ben, sondern hat bald darauf neue Beweise dieser Gesetze gegeben, welche mit zu seinen vorzüglichsten Leistungen zu rechnen sind und mit Recht die Bewunderung der ersten Mathematiker erregt haben. Es sind diefs die schon oben beiläufig erwähnten Beweise, welche die quadratischen , kubi- schen und biquadratischen Reeciprocitätsgesetze in ähnlicher Weise umfassen, in der Art, dafs zu dem Beweise des kubischen die elliptischen Funktionen 7E mit dem Modul k=sin m” und für die biquadratischen Reste die elliptischen Funktionen mit dem Modul k=sin T —=V%, die Lemniskatenfunktionen, angewendet werden, also in allen diesen Fällen periodische Funktionen, welche für die besonderen den alıquoten Theilen ihrer Perioden entsprechen- den Werthe ihrer Variabeln zu Wurzeln algebraischer Gleichungen mit ganz- zahligen Coefficienten werden. Es war sehr natürlich, dafs Eisenstein und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 37 in dieser Anwendung der periodischen Funktionen die wahre Quelle auch für die Reciprocitätsgesetze höherer Potenzreste gefunden zu haben glaubte, so dafs er schon eine gröfsere Arbeit über dieselben ankündigte; es ist aber weder ihm selbst noch anderen bisher gelungen, mit Hülfe dieser Prineipien irgend welche höhere Reeiprocitätsgesetze zu beweisen, oder auch nur auf- zufinden. Seine eigenen Bemühungen in dieser Beziehung sind schon an den achten Potenzen gescheitert, für deren Reciproeitätsbeziehung er nur specielle Resultate hat gewinnen können. Ebenso hat Eisenstein in einer späteren Arbeit über die allgemeineu Reeiprocitätsgesetze für die Reste der Potenzen, deren Exponent eine beliebige Primzahl ist, welche im Jahre 1850 durch Jacobi der Akademie mitgetheilt, und in den Monatsberichten der- selben veröffentlicht ist, nur einen sehr beschränkten Fall ergründen können, nämlich denjenigen, in welchem eine der beiden zn vergleichenden Prim- zahlen eine nichtcomplexe ist. Er hat dazu auch nicht die Prinzipien ge- braucht, auf welche er früher seine Hoffnung gesetzt hatte, sondern nur die Mittel der Kreistheilung angewendet, und zwar die von mir gefundenen Aus- drücke, welche die complexen Zahlen der Kreistheilung, in ihre wirklichen oder idealen Primfaktoren zerlegt, darstellen. Endlich ist noch eine Arbeit von Eisenstein zu erwähnen, in Crelle’s Journal, Bd. 39, pg. 351, in welcher er darauf ausgeht, die allgemeinen Reeiprocitätsgesetze durch Induk- tion zu finden. Der Weg, den er dabei einschlägt, hat aber nicht zum Ziele geführt und überhaupt kein Resultat ergeben. Der wahre Grund, warum alle die hier genannten sehr verschiedenen, scharfsinnigen und für die quadratischen, kubischen und biquadratischen Reste auch durchaus sachgemäfsen Methoden auf die Erforschung der höhe- ren Reciprocitätsgesetze entweder gar keine, oder doch nur eine sehr be- schränkte Anwendung gestattet haben, liegt in einem eigenthümlichen Um- stande, welcher für die, diesen Gesetzen zu Grunde zu legenden complexen Zahlen eintritt, sobald man über die vierten Potenzen hinausgeht, nämlich in der unendlichen Anzahl der Einheiten. Die complexen Primzahlen haben in Beziehung darauf, ob sie Reste oder Nichtreste sind, ganz andere Cha- raktere, je nachdem man die Einheiten, mit welchen sie behaftet sein kön- nen, anders und anders wählt; die einfachsten Reeciprocitätsgesetze lassen sich darum erst dann aufstellen, wenn man diese Einheiten den richtigen Bestimmungen unterworfen hat, d.h. wenn man die complexen Primzahlen D2 98 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten um die es sich handelt, in derjenigen Form gewählt hat, welche für die vor- liegende Frage die angemessenste ist. Da ferner die Reciprocitätsgesetze für die Aten Potenzreste, wo A als Primzahl angenommen wird, zwischen je zwei aus Aten Wurzeln der Einheit gebildeten complexen Primzahlen auf- gestellt werden müssen, so gehört zur Erforschung dieser Gesetze nothwen- dig eine vollständige Theorie dieser complexen Zahlen, namentlich ihrer Primfaktoren und Einheiten. Es gehört dazu auch wesentlich die von mir in die Zahlentheorie eingeführte Erweiterung des Gaufsischen Prinzips durch die idealen Zahlen, ohne welche die complexen Zahlen in den meisten Fällen gar keine wahren Primfaktoren haben würden, nämlich keine solchen, welche in einer gegebenen complexen Zahl als die unveränderlichen Elemente derselben enthalten sein müfsten. Es gehört selbst die Kenntnifs der Klas- senanzahl dieser idealen Zahlen dazu, und die Unterscheidung derjenigen Exponenten A, für welche diese Klassenanzahl durch A nicht theilbar ist, von denjenigen, welchen eine durch A theilbare Klassenanzahl zukommt, so wie auch die Kenntnifs der besonderen Eigenschaften, welche die Einheiten be- sitzen, je nachdem der Wurzelexponent A der einen oder der anderen Art angehört. Erst nachdem ich diese ganze Theorie der aus Aten Wurzeln der Einheit gebildeten complexen Zahlen, und zwar mit der schon in mei- ner ersten Schrift über diesen Gegenstand ausgesprochenen Absicht, sie für die höheren Reeiprocitätsgesetze benutzen zu können, in hinrei- chender Vollständigkeit erarbeitet hatte, ging ich an die Erforschung dieser Gesetze selbst, und es gelang mir im Jahre 1847 dieselben für die Reste der Aten Potenzen, wenn A eine Primzahl ist, für welche die Klassen- anzahl der idealen Zahlen durch A nicht theilbar ist, in ihrer einfachsten Form aufzufinden. Nachdem ich dieselben durch berechnete Tafeln in ziemlich grofser Ausdehnung verificirt hatte, theilte ich sie im Januar 1848 an Hrn. Dirichlet und Jacobi und später, im Mai 1850, auch der Königl. Akademie mit, m.s. die Monatsberichte. Es blieb nun noch übrig, die gefundenen Gesetze zu beweisen. Das Mittel, zu welchem ich in dieser Ab- sicht zuerst griff, war die Theorie der Kreistheilung, welche bereits die einfachsten Beweise aller bisher ergründeten Reeciprocitätsgesetze geliefert hatte, und von welcher ich um so mehr erwarten konnte, da sie durch meine Arbeiten über complexe Zahlen wesentlich gefördert worden war. Ich fand auch in der That durch dieses Mittel die einfachen Beweise der und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 29 Ergänzungssätze zu dem allgemeinen Reeciprocitätsgesetze, nämlich die Cha- raktere oder die Indices der Einheiten und der Zahl 1—a, des Primfaktors von A, welche Beweise ich gleichzeitig mit dem, nur durch Induktion erhär- teten, allgemeinen Reciprocitätsgesetze der Königl. Akademie mitgetheilt habe. Ich erkannte aber bald, dafs die Kreistheilung allein die vollständi- gen Reeiprocitätsgesetze für Ate Potenzreste zwischen je zwei complexen Primzahlen nicht geben könne, wenn A gröfser als drei ist, oder was das- selbe ist, wenn aufser den einfachen Einheiten +1, +«, ...+«*"' unendlich viele Einheiten existiren. Der Grund ist der, dafs in allen complexen Zah- len der Kreistheilung die conjugirten, wirklichen oder idealen Primfaktoren nur in solchen Verbindungen vorkommen, dafs, wenn man einen derselben mit einer Einheit E(«), für welche E(«) = E(a”') ist, und die ihm conjugirten Primfaktoren mit den entsprechenden conjugirten Einheiten multiplieirt, diese complexen Zahlen der Kreistheilung ganz ungeändert bleiben. Wegen dieses Umstandes kann die Kreistheilung keine Reciprocitätsgesetze geben, bei denen die verschiedene Wahl solcher Einheiten in den complexen Primzahlen einen Unterschied des Potenzcharakters bewirkt. Dieses der Theorie der Kreisthei- lung unübersteigliche Hindernifs für die Erkenntnifs der allgemeinen Reeipro- eitätsgesetze ist auch durch andere Methoden in Jacobi’s und Eisenstein’s Arbeiten selbst nicht in irgend einem besonderen Falle besiegt worden. Den ersten Schritt über diese Gränze hinaus habe ich in einem Beweise des Recipro- eitätsgesetzes für Ate Potenzreste, welches unter je zwei conjugirten complexen Primzahlen Statt hat, in Crelle’s Journal, Bd. 50, pag. 212, gemacht, und zwar mit Hülfe gewisser, aus Einheiten gebildeter Ausdrücke, welche die Lagran- gesche Resolvente der Kreistheilung als speciellen Fall in sich enthalten, und darum als eine Verallgemeinerung der Kreistheilung angesehen werden kön- nen. Aber auch dieses neue, für die Theorie der complexen Zahlen über- haupt sehr nützliche Instrument, welches in der gegenwärtigen Untersuchung ebenfalls vielfache Anwendung finden wird, hat mir die vollständigen Be- weise der Reeiprocitätsgesetze nicht gegeben, und ich habe mich endlich genöthigt gesehen, den bis dahin eingeschlagenen Weg der Verallgemeinerung der Kreistheilung aufzugeben und andere Mittel und Wege aufzusuchen. Ich wendete meine Aufmerksamkeit auf die Methode des zweiten Gaufsischen Beweises des Zheorema fundamentale, welcher auf der Theorie der quadra- tischen Formen beruht. Dieser Beweis, obgleich seine Methode bis dahin 30 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten auf die quadratischen Reste beschränkt geblieben war, schien mir in seinen Prinzipien denjenigen Charakter der Allgemeinheit zu haben, welcher hoffen liefs, dafs dieselben mit Erfolg auch auf die Untersuchung der Reste höherer Potenzen möchten angewendet werden können, und diese meine Erwartung ist in der That erfüllt worden. Der Hauptnerv dieses zweiten Gaufsischen Beweises liegt in der Ein- theilung der Klassen der quadratischen Formen einer gegebenen Determi- nante in Genera, welche durch die Charaktere der Klassen bestimmt sind, und namentlich darin, dafs die Anzahl der wirklich vorhandenen Genera nur höchstens halb so grofs ist, als die Anzahl der angebbaren, d.h. der- jenigen, welche vermöge der vorhandenen Charaktere der Klassen möglicher- weise Statt haben könnten. Nachdem dieser Punkt beiGaufs durch die Unter- suchung der Classes ancipites festgestellt ist, wird der Beweis des Reeipro- citätsgesetzes in der Art geführt, dafs gezeigt wird: wenn dasselbe nicht Statt hätte, so müfste die Anzahl der wirklich vorhandenen Genera gröfser sein, als die Hälfte der blofs angebbaren. Um nun nach diesen Prinzipien die Reciprocitätsgesetze der Reste und Nichtreste der Aten Potenzen zu er- gründen, hat man anstatt der Formen des zweiten Grades mit zwei Unbe- stimmten hier Formen des Aten Grades mit A Unbestimmten zu Grunde zu legen, und zwar Formen, deren Ooefficienten nicht gewöhnliche ganze Zah- len, sondern aus Aten Wurzeln der Einheit gebildete complexe ganze Zah- len sind. Die Theorie dieser Formen des Aten Grades mufs auch bis zu dem Punkte ergründet werden, der in der Theorie der quadratischen Formen der Stelle entspricht, an welcher der Gaufsische Beweis seinen Platz gefun- den hat, und sogar noch bedeutend weiter, weil der Umstand, dafs in der Theorie der Aten Potenzreste nicht nur Reste von Nichtresten, sondern auch die Nichtreste von A— 1 verschiedenen Arten zu unterscheiden sind, nöthig macht, dafs wenigstens in gewissen Hauptfällen die Anzahl der wirklich vor- handenen Genera genau ermittelt, und nicht blofs eine Gränze gefunden werde, welche diese Anzahl niemals überschreiten kann. Diese schwer zu bewältigende Arbeit hat offenbar der Anwendung der Prineipien dieses Gau- fsischen Beweises auf die Untersuchung der höheren Potenzreste bisher ent- gegengestanden. Ich selbst würde auch nicht gewagt haben, diese Arbeit zu unternehmen, wenn ich nicht die Überzeugung gehabt hätte, dafs gewilse, für den vorliegenden Zweck passend zu wählende specielle Formen des Aten und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 31 Grades mit complexen Coeflieienten ausreichen möchten, und wenn ich nicht in meinem Principe der idealen Faktoren der complexen Zahlen ein Mittel gehabt hätte, die Betrachtung der zerlegbaren Formen des Aten Gra- des durch die bei weitem einfachere Betrachtung der complexen Zahlen, welche aus den Wurzeln einer Gleichung des Grades A gebildet sind, und der idealen Faktoren derselben, zu ersetzen. Ich gebrauche zu dem vorliegenden Zwecke zwei über einander lie- gende Theorieen complexer Zahlen, deren niedere, nur die Wurzeln der Gleichung a*—1 enthaltende, aus meinen früheren Arbeiten als bekannt gelten kann, und deren höhere aufser dieser Aten Wurzel der Einheit noch die Wurzel einer Gleichung des Aten Grades enthält. Diese höhere Theo- rie der complexen Zahlen wird alsdann weiter in drei verschiedene Stufen getheilt, welche zu einander in derselben Beziehung stehen, wie die Ordi- nes. derivati zu dem Ordo primitieus, welches Verhältnifs in der Theorie der complexen Zahlen die eigenthümliche Bedeutung hat, dafs gewisse complexe Zahlen, welche in der niederen Stufe als wirkliche ganze Zahlen nicht dar- stellbar sind, sondern nur als wirkliche gebrochene, und welche darum als ideale gelten müssen, innerhalb der höheren Stufe als wirkliche und ganze complexe Zahlen dargestellt werden können. Der Gedanke, welcher dieser Anwendung verschiedener einander übergeordneter Theorieen der complexen Zahlen zu Grunde liegt, nämlich dafs dasjenige, was in der Theo- rie der gewöhnlichen Zahlen schwer oder vielleicht gar nıcht zu finden ist, in einer richtig gewählten complexen Theorie gesucht werden mufs, und dafs ferner dasjenige, was auch diese versagt, weiter in einer passenden höheren Theorie zu suchen ist und so fort, bis das vorgesteckte Ziel voll- ständig erreicht ist, darf übrigens nur als eine einfache Consequenz des ur- sprünglichen Gaufsischen Gedankens der Einführung complexer ganzer Zah- len überhaupt angesehen werden. Man hat auch bereits Beispiele des Auf- steigens von einer complexen Theorie zu einer höheren, denn wenn z. B. bei dem Jacobischen Beweise des kubischen Reciprocitätsgesetzes «’—1 und x” —=1 ist, und p Primzahl der Form 6n-+1, so ist die Anwendung der Lagrangeschen Resolvente der Kreistheilung, welche die beiden Wur- zeln « und x zugleich enthält, nichts anderes, als das Aufsteigen von com- plexen Zahlen, welche « allein enthalten, zu complexen Zahlen der höhe- ren, die Wurzeln « und & enthaltenden Theorie. 32 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Nachdem ich nun den gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft in der Theorie der Potenzreste, so wie auch die leitenden Gedanken für den in derselben zu machenden weiteren Fortschritt angegeben habe, werde ich in der gegenwärtigen Abhandlung die Theorie derjenigen complexen Zahlen, auf welche der hier zu gebende Beweis der allgemeinen Reciproei- tätsgesetze sich gründet, in soweit entwickeln, als es für den vorliegenden Zweck nöthig ist, und sodann den Beweis der Reciprocitätsgesetze selbst folgen lassen, durch welchen dieselben genau in derjenigen Ausdehnung, in welcher ich sie im Mai 1850 der Königlichen Akademie ohne Beweise mitgetheilt habe, vollständig nnd streng begründet werden. S. 1. Definition und allgemeine Eigenschaften der complexen Zahlen, welche der gegenwärtigen Untersuchung zu Grunde gelegt werden. Die in der folgenden Untersuchung in Anwendung kommenden com- plexen Zahlen sollen aufser den Wurzeln der Gleichung des A— 1ten Grades ’+...+.+1=0 auch die Wurzeln der Gleichung des Aten Grades (2.) w" =D («) enthalten, in welcher D(«) eine nur die Wurzel « enthaltende ganze com- plexe Zahl ist. Wenn diese Zahl D(«), welche als Determinante der, die Wurzeln « und w enthaltenden, complexen Zahlen bezeichnet werden soll, nicht eine vollständige Ate Potenz ist, so ist diese Gleichung (2.) eine irre- ductible, in dem Sinne, dafs sie nicht in Faktoren zerlegt werden kann, deren Coefficienten ganze nur die Wurzel « enthaltende complexe Zahlen sind. Jede ganze rationale Funktion der Wurzeln « und w mit ganzzahligen Coefficienten soll als eine aus diesen Wurzeln gebildete ganze complexe Zahl angesehen, und kurz als complexe Zahl in w bezeichnet werden. Weil vermöge der Gleichung (2.) die Potenzen von w, welche höher sind, als die A— te, durch niedere ersetzt werden können, so folgt, dafs jede (615) (a en a complexe Zahl in w in die Form (3.) FwW)=4A+Aw+Aw+...+A_,W" gesetzt werden kann, in welcher die Coeffieienten A, A,, A,, . . . A,_, nur und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 83 die Wurzel « enthaltende complexe ganze Zahlen sind, welche zum Unter- schiede von den aufserdem auch w enthaltenden kurz als complexe Zah- len in « bezeichnet werden. Aus der Irreductibilität der Gleichung (2.) folgt auch, dafs eine jede gegebene complexe Zahl in w nur auf eine einzige Weise in diese Form gesetzt werden kann. Die zu einer complexen Zahl F(w) conjugirten Zahlen sind dieje- nigen, welche man erhält, indem man der Wurzel w ihre A verschiedenen ' giebt. Das Produkt dieser A conjugirten Werthe w, we, wa’, .. . wa” Zahlen F(w) F(wa) F(we’)... F(wa‘"')= NF(w) wird die Norm einer derselben genannt, und ist eine complexe Zahl in «. Es soll ferner eine bestimmte Art dieser aus den Wurzeln der Glei- chung (2.) gebildeten complexen Zahlen besonders betrachtet werden, in welcher diese Wurzeln nicht einzeln, sondern nur in folgenden bestimmten Verbindungen vorkommen: . =el+ w+ Wh... ww) z, =ıe(l+ w+ ne A (4.) z, =el+ AR awW Hr... +a"w) . 2 3, =el+retwrawW Hr... Hat) Wirt), wo op als abgekürztes Zeichen für die sehr häufig vorkommende Zahl 1 — « gesetzt ist, welche Bedeutung dieser Buchstabe auch in dem Folgenden überall behalten soll. Der allgemeine Ausdruck , =e(l-+ dw tn art) kann auch in folgende Form gesetzt werden: e(1— D(a)) 1—-o,w zZ 2, — und giebt so dw=1— el 20) 677 Multiplieirtt man mit z, und erhebt beide Seiten dieser Gleichung zur Aten Potenz, so erhält man folgende Gleichung des Aten Grades: Dee) 2, = (=, 6 (1- D@)) ; welcher, weil k in den Coeffieienten nicht vorkommt, alle A Werthe z,, 2, , Math. Kl. 1859. E 34 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten 2,5». .%,_, als Wurzeln genügen müssen. Schreibt man also z statt z, und entwickelt nach Potenzen von z, so erhält man 5) + A Da)e tg! DW) =0 welche Gleichung als die, der besonderen Art von complexen Zahlen in w zu Grunde liegende Gleichung anzusehen ist, in der Art, dafs eine jede rationale und ganze Funktion der Wurzeln derselben, welche ganze com- plexe Zahlen in « zu Coefficienten hat, als eine complexe Zahl dieser beson- deren Art angesehen werden soll. Zur Unterscheidung von den allgemeine- ren complexen Zahlen in « sollen die aus den Wurzeln der Gleichung (5.) gebildeten, als complexe Zahlen in z bezeichnet werden. Nimmt man zwei verschiedene Wurzeln der Gleichung (5.): p(i-Dia)) p(l- D@)) u) — ee a Io 1 —Z a’ w ? und eliminirt die Gröfse w aus diesen Ausdrücken, so erhält man (1— D(e)) » (6.) 2,2, - («' 2, er 2.) Diese Formel zeigt, wie das Produkt zweier beliebigen, aber ver- schiedenen Wurzeln der Gleichung (5.) als lineäre Funktion derselben Wur- zeln ausgedrückt wird, und zwar mit Coeffieienten welche ganze complexe Zahlen in « sind, weil der Nenner «' —«‘ gegen den Faktor o=1— « des Zählers hiuweggehoben werden kann. Es läfst sich aber auch das Quadrat einer jeden Wurzel z, als lineäre Funktion aller Wurzeln darstellen; denn man hat aus der Gleichung (5.) die Summe aller Wurzeln (7.) 3, +23, +2, +..+2_,=%b, also wenn man mit z, multiplicirt und die Produkte zweier verschiedenen Wurzeln lineär ausdrückt, so erhält man z/ als lineäre Funkion aller Wur- zeln und zwar ebenfalls mit ganzen complexen Coefficienten. Da also das Produkt je zweier Wurzeln der Gleichung (5.), sie mögen verschieden oder auch dieselben sein, als ganze lineäre Funktion aller Wurzeln mit ganzen Coeffhicienten sich darstellen läfst, so folgt unmittelbar, dafs dasselbe auch für ein jedes l’rodukt beliebig vieler Wurzeln der Fall ist, und darum auch für jede ganze rationale Funktion der Wurzeln. Man hat daher folgenden Satz: (I.) Jede ganze rationale Funktion der Wurzeln z,, 2,, «.- 2,_, läfst sich als lineäre Funktion dieser Wurzeln darstellen, und und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 35 wenn die Coefficienten dieser ganzen rationalen Funktion ganze complexe Zahlenin «sind, so sind auch die Coefficienten ihres Ausdrucksin der lineären Form nur ganze complexe Zahlenin a. Die complexen Zahlen in z lassen sich also stets in folgender Form darstellen: (8.) F(e2)=C+Bz+Bz, +B.2,+..+B_2_. in welcher die Coefficienten C, B, B,, .... B,_, ganze complexe Zahlen in a sind. Man kann auch diese aus A+1 Gliedern bestehende Form mit Hülfe der Gleichung (7.) so vereinfachen, dafs sie ein Glied weniger ent- hält. Das erste Glied € läfst sich auf diese Weise im Allgemeinen nicht ent- feruen, ohne dafs die Coefficienten dieser Form Brüche mit dem Nenner Ag werden, jedes andere Glied aber kann weggeschafft werden, ohne dafs dieser Übelstand eintritt. Schafft man das letzte Glied weg, so erhält man die Form (9.) F@)=C+Bz+Bsz +B,2,+ .... +B_2- Diese Form ist eine solche, in welche eine gegebene com- plexe Zahl F«(z) sich nur auf eine Weise setzen läfst. Wenn näm- lich die Zahl F(z) zwei verschiedene Darstellungen derselben Form hätte, so würde durch Subtraktion derselben eine Gleichung von der Form (10.) =c+bz+b.2 +5,2, +... +b5_,2_: entstehen, deren Coefficienten c, 5, d,, .... d,_, nicht alle zugleich gleich Null wären. Drückt man nun vermittelst der Ausdrücke (4.) die Wurzeln 2, Z,, +... Z,_, alle durch w aus, so erhält man eine Gleichung von folgen- der Form: (11.) o=c+em-+ om w+ om, w’ +... +om,_,w', in welcher die Gröfsen m, m,, m,, .... m,_, folgende Werthe haben: mi—b+ db, + u ae m, =b+ ab, + a u el DE ZOE TR ION ERERUNTERND, FEIERTEN. TZPREI, a bh eanbziir Ei ae ID Wegen der Irreduetibilität der Gleichung «” = D(«) kann aber die Gleichung (11.) nicht anders bestehen, als wenn die Coefficienten der einzelnen Po- tenzen von # alle gleich Null sind, man hat daher E2 36 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten meet ündie Femet: Die ersten A — 1 Gleichungen geben nothwendig 0 mon 0, Or er 0. U, weil die Determinante dieses Systems lineärer Gleichungen nicht gleich Null ist, hieraus folgt sodann, dafs auch m=0 sein mufs, und darum auch c—=0. Die Gleichung (10.) kann also nicht bestehen, ohne dafs alle ihre Coefhi- cienten einzeln gleich Null sind, woraus folgt, dafs die complexe Zahl F(z) nur auf eine einzige Weise in die Form (9.) gesetzt werden kann. Als die conjugirten complexen Zahlen zu F(z) sollen diejenigen betrachtet werden, welche man aus dieser erhält, indem man die Indices aller Wurzeln =, z,, 2,, .... s,_, um eine und dieselbe Zahl vermehrt, wo- bei, wenn diese Indices gröfser als A—1 werden, statt derselben nur ihre kleinsten Reste nach dem Modul A zu nehmen sind. Die A conjugirten Zah- len, welche man auf diese Weise erhält, sollen kurz durch F(z), F(z,), F(z,), .-.. F(z,_,) bezeichnet werden, so dafs allgemein Fz)=C+Bz +B, 2, + B24. + -. +B_. 2.4. eine jede conjugirte Zahl zu F'(z) darstellt. Das Produkt aller conjugirten Zahlen FtZ)BENZ) Rz) Flz,) — NE), welches die Norm einer derselben ausmacht, ist als symmetrische Funktion aller Wurzeln der Gleichung (2.) nur eine complexe Zahl in «. S.2. Gegenseitiges Verhältnifs der complexen Zahleninz undin w. Alle ganzen complexen Zahlen in z sind zugleich auch ganze complexe Zahlen in w, denn die Wurzeln z,, 2,, 2; +... 2,_, selbst sind ganze ratio- nale Funktionen von w mit ganzen Coefhieienten. Es läfst sich auch umge- kehrt jede ganze rationale Funktion von w als lineäre Funktion der Wurzeln 205 2,5 23 +... Z,_, darstellen, jedoch im Allgemeinen nur so, dafs in den Coeffieienten dieser lineären Funktion Brüche vorkommen. Durch Um- kehrung des Systems der Gleichungen, welche z,, z, .... ,_, als Funktio- nen von w geben, erhält man nämlich Fe: und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 37 ap =2,+ 2, + 2, + +2, ıw =a.+ zur tn tattz,, (1.) Aw? =z,+ a’ z, + at, eh + ar?’*2z kr Aow’-' era... ae meh, Multiplieirt man nun den allgemeinen Ausdruck einer ganzen complexen Zahl in w Fw)=A+Aw+A,w +... + 4A _ ww” mit Ag, und drückt die Gröfsen Ag, Apw, Apw? .... Apw'” Formeln durch die Wurzeln z,, 2, .... Z,_, aus, so erhält man einen Aus- druck des Ag /(w) als lineäre Funktion dieser Wurzeln mit ganzen Coefh- ceienten, welcher durch Anwendung der Summenzeichen sich folgendermaa- {sen darstellen läfst:: " nach diesen De ee = —hh FW) = z, 2, Ars z. Wenn nun mittelst der ersten der Gleichungen (1.) z,_, weggeschafft und durch 9 dividirt wird, so wird: 1-1 3-2 N} k 11 (2.) ZUG) Fa Te) Ad 0 0 en 0 *+ _ a* des Zählers sich wegheben Da der Nenner 1—a gegen den Faktor «” lässt, so sind alle Coefficienten dieses lineären Ausdrucks ganz, und man hat demnach den Satz: (1.) Das Afache einer jeden ganzen complexen Zahl in w läfst sich stets als ganze complexe Zahl in z darstellen. Für die speciellere complexe Zahl (1 — w)”", won, A, («”’ — e*)= 0, mod. Ap, 0 für alle Werthe des A=0, 1, 2, ....%— 2 Statt habe, welche, wenn A in h— 1 verwandelt und durch «* dividirt wird, auch so dargestellt werden kann: 11 (3.) 3, A, («”" —1)=0, mod. ‘p, 1 fürh=1,2,3...%—1. Anstatt des Moduls Ag kann man, weil A, abge- sehen von einer Einheit, der A— 1ten Potenz von p gleich ist, auch den Mo- dul g* wählen. Entwickelt man nun a’ = (1—(1—-a”)) nach dem binomischen Satze und setzt der Kürze wegen 1 SEINE AN (k—-n-+1) A, An een so geht die Congruenz (3.) in folgende über: -G, 1 — a’) + G, 1 — and —_ G, (1 — 2) +... (4.) +G_,(1- a’) =0, mod. p*. Hebt man aus dieser Congruenz und ihrem Modul den gemeinschaftlichen Faktor 1— «” hinweg, und giebt sodann dem A alle Werthe A=1, 2, 3, ....A— 1, welchen man auch den Werth A = 0 hinzufügen kann, weil für diesen die Congruenz identisch erfüllt ist, so erhält man durch Addition: G,=0, mod.p'. Läfst man nun das erste Glied aus der Congruenz (4.) hinweg, da dasselbe congruent Null ist nach dem Modul 9°, hebt sodann den gemeinschaftlichen und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 39 Faktor (1 — «”’)? aus dieser Congruenz und dem Modul heraus, und bildet die Summe für alle Werthe A =0, 1,2, .... A — 1, so erhält man ER N a In derselben Weise weiter schliefsend erhält man allgemein G,=0, mod. p’*, fürk=4, 2, 3, ....%—1. Diese A— 1 Congruenzen müssen also noth- wendig erfüllt sein, damit F(w) als ganze complexe Zahl in z sich darstellen lasse. Dafs die Erfüllung dieser Congruenzen auch zugleich die hinreichende Bedingung hierfür ist, wird leicht gezeigt, wenn man F() nach Potenzen von 1 — w entwickelt, wodurch man F«)=G+G, 1—-w+G,1-Ww’+..+0G,_, (1- ww)” erhält. Wenn nämlich G, = 0, mod. 2°” ist, so ist nach dem oben be- wiesenen Satze: dafs og" (1 —w)‘ als ganze complexe Zahl in z sich dar- stellen läfst, nothwendig jeder einzelne Theil dieser Entwickelung von F(w), und darum auch Zw) selbst, als ganze complexe Zahl in z darstellbar. Das gefundene Resultat giebt folgenden Lehrsatz: (I.) Die nothwendigen und hinreichenden Bedingungen dafür, dafs eine gegebene ganze complexe Zahl in w: Fwv)=A+Aw+ Aw +... +4 _ ww als ganze complexe Zahl in z sich darstellen läfst, sind in fol- genden A—1 Congruenzen enthalten: A,+24,+3A,+4A, +. - +(1—1)A,_,=0, mod. 2°", A,+34,+6A, +... nl I RE = 0, mod. ge", = ee) —_._ Ne N I A, U md. A,_,=0. mod. e. gas: Die den Gleichungswurzeln der complexen Zahlen in # entsprechenden Congruenzwurzeln. Es sind nun zunächst die Bedingungen zu untersuchen, unter welchen eine gegebene complexe Primzahl in «, welche in dieser niederen Theorie 40 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten wirklich oder auch ideal sein kann, ein Divisor der Norm einer complexen Zahl der höheren Theorie in w ist. Diese Untersuchung wird zugleich auch für die Normen der complexen Zahlen in z ausreichen, weil jede ganze com- plexe Zahl in z als eine ganze complexe Zahl in w dargestellt werden kann. Sei #(«) irgend eine wirkliche oder ideale complexe Primzahl in «, jedoch nicht eine von denen, welche in der Determinante D(«) enthalten sind und auch nicht die besondere Primzahl o9—=1—.«. Dieselbe sei ein Primfaktor der nicht complexen Primzahl q, und es sei { der Exponent, zu welchem g gehört, nach dem Modul A, so dafs 7 =1, mod. Aist, und der kleinste Exponent welcher dieser Bedingung entspricht, alsdann hat man, wie aus der Theorie der complexen Zahlen in « bekannt ist: Nyp(a) = H(a) Ha’) Ha’) .... dla’) = dg'. Ferner ist für jede nicht durch $(«) theilbare wirkliche complexe Zahl D(«) „ oa) 4), | D(«) —= D(«) =a«a', mod. g(«), wo i eine der Zahlen 0, 1, 2, ....A— 1 ist, und es ist D(«) ein Ater Potenz- rest von (a), wenn i=0 ist, ein Nichtrest, wenn i nicht gleich Null ist, und zwar ein Nichtrest der iten Klasse. Es sei endlich F«W)=A+Aw+ Aw +... +4 _,#w' eine beliebige complexe Zahl in w. Um nun zu untersuchen, ob $(«a) ein Divisor von NF(w) ist, wird F(w) zur gten Potenz erhoben, und zwar in der Art, dafs die den Faktor q enthaltenden Glieder dieser gten Potenz weggelassen werden, wodurch man eine Congruenz nach dem Modul g erhält('). Weil in einem Polynom, welches zur gten Potenz erhoben wird, wenn qg Primzahl ist, aufser den qten Potenzen der einzelnen Theile alle übrigen Glieder den Faktor g ent- halten, so wird Ad) Fe zA2 + Aw + Dow” +... + B_ ww”, mod. g. (') Die Congruenz zweier complexen Zahlen in » in Beziehung auf einen Modul, wel- cher eine nichtcomplexe Zahl, oder auch eine complexe Zahl in « ist, hat die Bedeutung, dals wenn beide Seiten der Congruenz in die oben aufgestellte Normalform gesetzt werden, in welche eine gegebene complexe Zahl in » sich nur auf eine einzige Weise setzen lälst, die Coefficienten aller A Glieder auf der einen Seite den entsprechenden auf der anderen Seite einzeln congruent sein müssen. Dasselbe gilt auch für die Congruenzen unter com- plexen Zahlen in z. und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 44 Erhebt man in derselben Weise # mal hinter einander zur gten Potenz, so erhält man £ t t £ t t £ € @) Fo’ =4'+ Aw A! A AB, ‚ mod. q. Weil die Coefficienten A, A,, A, .... A,_, complexe Zahlen in « sind, und g’=1, mod.A, so hat man, wie aus der Theorie dieser complexen Zahlen bekannt ist: en dan oa = 4A; «9; ferner ist en a ei und weil ala) D(«) =.«', mod. #(a), so ist g* i w = wu , mod. d(«). Nimmt man nun in der Congruenz (2.) anstatt des Moduls q den Modul #(«), welcher ein Theiler von q ist, und setzt die gefundenen Ausdrücke für t € A?’ und w’ ein, so hat man %—1_ (A—-1): Fo)? =A+4wa + A,wta” +... + A_ wa ‚ mod. $(«), welche Congruenz auch so dargestellt werden kann: (3.) Fa)" = F(we‘), mod. d(e). Erhebt man beide Seiten dieser Congruenz zu wiederholten Malen zur Potenz g‘, so erhält man daraus die verallgemeinerte (4.) Flo)” | = F(wa’’), mod. d(«e), und wenn A gleich einem Vielfachen von A genommen wird: Fa)" = F(w), mod. o(«), aus welcher Congruenz unmittelbar folgender Satz hervorgeht: (l.) Wenn irgend eine Potenz einercomplexen Zahl F(w) durch eine nicht in gD(a) enthaltene, wirkliche oder ideale Math. Kl. 1859. F 42 Kummer: über die allgemeinen R eciprocilälsgesetze unter den Resten Primzahl (a) theilbar ist, so ist auch diese Zahl F(w) selbst durch 9(«) theilbar. Es sollen nun in der Gongruenz (4.) die beiden Fälle: erstens wo i nieht congruent Null ist, und zweitens wo i congruent Null ist, nach dem Modul A, besonders betrachtet werden. Wenn erstens ö nicht = 0, mod. A, also die Determinante Da) ein Nichtrest von «$p(«) ist, so gebe man dem A in der Gongruenz (4.) nach ein- ander die Werthe 0, 1, 2, ....2— 1, und multiplieire die so erhaltenen Con- gruenzen, so hat man: | DIE Erden u le Se ride ae lem Iw) nn 7 = I(w) I(wa') F(wa*') 3 JO. / / 5.) un Zwar mod. (a). Setzt man der Kürze wegen 1 21 K IH + +. + g" Dem Q, und bezeichnet das Produkt der A eonjugirten complexen Zahlen in w, als Norm, durch N F(w), so ist [&) « FwW = NF(w), mod. $(«). Hieraus folgt nun, dals die Norm von /Xw) niemals durch (a) theilbar sein kann, ohne dafs eine Potenz von FXw) durch »(«) theilbar ist, und weil gezeigt worden ist, dals eine Potenz von /’(w) nicht durch p(«) theilbar sein kann, ohne dafs FXw) selbst durch («) theilbar ist, so hat man folgenden Lehrsatz : (II.) Wenn p(«) eine complexe Primzahl in « ist, in Be- ziehung auf welche die Determinante D(«) ein Nichtrest ist, so enthält dieNorm einer complexen Zahl #«w) nur dann den Fak- tor p(a), wenn F'(w) selbst durch $(«) theilbar ist. Hieraus folgt ferner, dals, wenn die Norm NF(w) einen Prim- faktor p(«) enthält, für welchen die Determinante D(«) Nicht- rest ist, diese Norm den Primfaktor $(«) nothwendig A mal, oder kA mal enthalten mufs. ls sei nun zweitens 2=0, mod.A, also p(«) eine solche Primzahl, in Beziehung auf welche die Determinante D(«) ein Ater Potenzrest ist, so hat man: und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 43 (6.) D(«e) = E*, mod. p(«), wo £ eine wirkliche complexe Zahl in « ist. Die A Wurzeln dieser Congru- enz des Aten Grades sind, wenn eine derselben durch £ bezeichnet wird: &, E6, Be, da N Diese Congruenzwurzeln entsprechen vollständig den Wurzeln 2 ven BR nen der Gleichung D(e) = w*, und können denselben auf A verschiedene Weisen zugeordnet werden, in der Art, dafs, wenn der bestimmten Gleichungswurzel w die Congruenzwurzel Ea' als die entsprechende zugeordnet wird, allgemein der Gleichungswurzel Kae entspricht. wa’ die Congruenzwurzel &« Hat man irgend eine ganze und rationale Gleichung unter ganzen com- plexen Zahlen in w, welche, wenn alle Glieder auf eine Seite gebracht wer- den, immer die Form d(w) = 0 annimmt, wo ®d(w) irgendwie aus Summen, Differenzen, Produkten oder Potenzen complexer Zahlen in w zusammengesetzt sein kann, so muls ® (w), wenn w als eine unbestimmte Gröfse aufgefafst wird, nothwendig den Faktor w"— D(«) enthalten, weil die Gleichung w* — D(«) =0 eine irreduetible ist. Setzt man nun für w irgend eine der Gongruenzwurzeln &, Eu, ... Ea’"', so wird der Faktor #’— D(a), und mit ihm ®(w) selbst, eongruent Null nach dem Modul p(«). Man hat also folgenden Satz: (II.) Aus einer Jeden rationalen ganzen Gleichung unter complexen Zahlen in w erhält man eine richtige Gongruenz nach einem Modul $(«), für welchen die Determinante Ater Potenz- rest ist, wenn man die Wurzel w durch irgend eine Wurzel der Congruenz E = Die), mod. o(«), ersetzt. Wendet man diesen Satz auf die Norm einer eomplexen Zahl (F'w) an, so hat man aus der Gleichung F2 44 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten NF(w) = F(w) F(we) F(wa?) ..... F(wa’”') die Congruenz: (7) NF(w) = F(& F(£a) F(£a®) ..... F(£«’”'), mod. $(«e), und durch diese folgenden Satz: (IV.) Wenn die Norm einer complexen Zahl F(w) durch die complexe Primzahl #(«) theilbar ist, für welche D(«) ein Ater Potenzrest ist, so ist nothwendig eine der nur « enthal- tenden complexen Zahlen F(£a‘), welche man erhält, indem man für w eine der entsprechenden Congruenzwurzeln setzt, durch &(«) theilbar; und umgekehrt: Wenn eine complexe Zahl F(w) die Eigenschaft hat, dafs, wenn man für w eine der entsprechenden Congruenzwurzeln setzt, die daraus entstehende complexe Zahl in « durch &(«a) theilbar ist, so ist NF«(w) theilbar durch (ae). Setzt man in dem Ausdrucke einer beliebigen complexen Zahl in w FW) =A+Aw + Aw +... + A_Ww", —1 für w nach einander die A Werthe w, wa, wa?, ... wa’”' , multiplieirt die so erhaltenen Gleichungen der Reihe nach mit 1, a, a”, a”, .... a“ '* und addirt, so erhält man: F(w) za” F (wa) + a" Fiwa’) +... + a” Fiwa')=AA,W, und wenn man anstatt w in dieser Gleichung die Congruenzwurzel £ setzt, so hat man die Congruenz: F(E) +«” F(&a) + a” F(Ea’) +... + a" F(£a "') =rAE, mod. de). Wenn nun die complexen Zahlen FX&), F(£«e), F(£«°)..... alle durch $(e) theilbar sind, so mufs nothwendig A, =0 sein, nach dem Modul $(«), für alle Werthe A=0, 1, 2, ...% — 1, also alle Coeflicienten von F(w) müssen durch $(«) theilbar sein. Man hat daher folgenden Satz: (V.) Wenn die complexe Zahl F(w) die Eigenschaft hat, dafs alle diecomplexen Zahlen in «, welche man aus ihr erhält, indem man für # dieA entsprechenden Congruenzwurzeln setzt, denFaktor $(a) enthalten, so enthält Aw) selbst den Faktor #(e). und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 45 $. 4. Die idealen Primfaktoren der complexen Zahlen in w und in z. Bei der Untersuchung der idealen Primfaktoren der complexen Zah- len in « hat man von den complexen Primzahlen in « auszugehen, welche innerhalb dieser niederen Theorie selbst ideal oder wirklich sein können, und man hat diese mit Hülfe der Wurzeln der Gleichung #* = D(«) weiter in diejenigen Faktoren zu zerlegen, welche innerhalb dieser höheren Theorie der complexen Zahlen in w als die wahren Primfaktoren anzusehen sind; denn die complexen Zahlen in « stehen zu denen in « genau in demselben Verhältnifs, wie diese selbst zu den gewöhnlichen ganzen Zahlen stehen: was in der niederen Theorie nothwendig als Primzahl angesehen werden mufs, wird in der höheren Theorie im Allgemeinen weiter zerlegbar, sei es in wirklicher oder in idealer Weise. Wenn also &(«) eine wirkliche oder ideale complexe Primzahl in der Theorie der complexen Zahlen in « ist, so handelt es sich darum von dem Standpunkte der Theorie der complexen Zahlen in w aus, diese Zahl $(«) weiter in diejenigen idealen oder wirk- lichen Faktoren zu zerlegen, welche innerhalb dieser höheren Theorie als die Primfaktoren anzusehen sind. Wenn nur diejenigen Primzahlen $(«) in Betracht gezogen werden, welche in gD(«) nicht enthalten sind, so sind dieselben wieder in der Rücksicht besonders zu betrachten: ob für sie die Determinante D(«) Nichtrest oder Rest einer Aten Potenz ist. Ich stelle nun zunächst für diese beiden verschiedenen Arten der Prim- zahlen $(«) die Definitionen der idealen Primfaktoren innerhalb der Theorie der complexen Zahlen in w fest, und werde alsdann zeigen, dafs die so defi- nirten idealen Primfaktoren die wesentliche und erschöpfende Eigenschaft wahrer Primfaktoren besitzen, nämlich die, dafs sie in einer jeden gegebe- nen complexen Zahl stets in unveränderlicher Weise enthalten sind, und dafs sie in allen Fällen, wo wirkliche Primfaktoren existiren, mit diesen vollständig übereinstimmen. Definition: Wenn #(«) eine ideale oder wirkliche complexe Primzahl innerhalb der Theorie der complexen Zahlen in « ist, für welche D(«) ein Nichtrest einer Aten Potenz ist, so soll #(«a) auch in der Theorie der complexen Zahlen in w als Primzahl angesehen werden. 4b Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Für die Zerlegung der complexen Primzahlen der anderen Art, für welche D(«) ein Ater Potenzrest ist, benutze ich folgende complexe Zahl: (1.) Yw) = (w — Eu) (w — Ea°) ..... (We: in welcher £ ebenso wie oben eine Wurzel der Congruenz £’ = D(«), mod. $(a), bezeichnet. Diese complexe Zahl kann auch so dargestellt werden: (2.) Ye) HE en oder in Form eines Bruches: y(w) = wi Er wo — & x Mit Hülfe dieser complexen Zahl Y(w) gebe ich nun folgende Definition der idealen Primfaktoren des #(«) in der Theorie der complexen Zahlen in w: Definition: Wenn &(«) eine ideale oder wirkliche complexe Primzahl innerhalb der Theorie der complexen Zahlen in «ist, für welche D(«) ein Ater Potenzrest ist, und man hat Y(wa”) F(w) = 0, mod. $(«), so soll von F(w) ausgesagt werden: es enthält einen idealen Primfaktor des $(a) und zwar denjenigen, welcher zur Congru- enzwurzel £«' gehört. Wenn ferner Ywa” je. Fw)=0, mod. (6), aber m+1 m+1 Ywa”) « F(w)nicht=0, mod. d(a) , so soll von der complexen Zahl F(w) ausgesagt werden: sie enthält den zur Congruenzwurzel a’ gehörenden idealen Prim- faktor des $(«a) genau m mal. Nach dieser Definition giebt es in der Theorie der complexen Zahlen in « so viele verschiedene ideale Primfaktoren einer complexen Primzahl $(«) der niederen Theorie, für welche die Determinante D(«) ein Ater Po- tenzrest ist, als die Congruenz & = D(«e), mod. $(«) verschiedene Wurzeln hat, also A, welche als conjugirte ideale Primfak- toren des &(«) bezeichnet werden sollen, und deren Produkt, die Norm des und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 47 idealen Primfaktors, überall der Primzahl $(«) selbst gleich genommen werden soll. Ich beweise nun zunächst, dafs die so definirten idealen Primfaktoren der folgenden ersten Bedingung wahrer Primzahlen genügen: (l.) Wenn zwei oder mehrere complexe Zahlen einen be- stimmten idealen Primfaktor nicht enthalten, so enthält das Produkt derselben diesen Primfaktor ebenfalls nicht. Es seien F(w) und G(w) zwei complexe Zahlen und H(w) das Produkt derselben, also F(w) - G(w) = H(w). Es sei ferner zunächst $(«) eine complexe Primzahl der ersten Art, für welche D(«) Nichtrest ist, so ist nach der Definition $(«) selbst auch in der Theorie der complexen Zahlen in w eine Primzahl. Wenn nun F(w#) und G(w) den Faktor $(«) nicht ent- halten, so enthalten nach dem zweiten der im $. 3. bewiesenen Sätze NF(w) und NG(w) denselben ebenfalls nicht, und weil diese Normen nur complexe Zahlen in « sind, so enthält das Produkt derselben N/w). NG(w) = NH(w) diesen Primfaktor $(e) auch nicht, woraus nach demselben erwähnten Satze des $.3. folgt, dafs auch Hi) denselben nicht enthält. Es sei nun zweitens &(«) eine Primzahl der zweiten Art, für welche D(«) ein Ater Po- tenzrest ist, und F(w) so wie G(w) enthalten den zur Congruenzwurzel £«' gehörenden idealen Primfaktor des #(«) nicht, so hat man nach der De- finition Y(wa”) F(w) nicht = 0, Y(wa”) G(w) nicht = 0, zung Wenn nun eine complexe Zahl in w durch #(«) nicht theilbar ist, so mufs dieselbe nach dem letzten Satze des $. 3., wenn man anstatt w die Congru- enzwurzeln £, Ea, Ea*, .... Ea*”' setzt, wenigstens für einen dieser Werthe durch #(«) nicht theilbar sein; da aber Y(w), wie der Produktausdruck die- ser complexen Zahl zeigt, congruent Null wird, sobald für w eine der Con- gruenzwurzeln Ea, Zu’, .... Za’”' gesetzt wird, und nur für die eine Sub- stitution der Congruenzwurzel £ nicht congruent Null ist, nach dem Modul $(a), so folgt, dafs die beiden complexen Zahlen Ywa”) F(w) und Ylwa”) G(w) für die Substitution der Congruenzwurzel £a‘ anstatt «, nicht congruent Null werden, nach dem Modul $(«). Es ist also 48 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten v(&) F(£«) nicht = 0, Y(£) G(£«) nicht = 0, mod. $(«), also auch F(£a') nichtt=0, G(£«e‘) nicht = 0, mod. $(«e), und weil diese nur complexe Zahlen in « sind, so ist auch F(£«a') G(E«) nicht = 0, mod. $(«). Enthielte nun aber Fw) G(w) = H(w) den idealen Primfaktor des $(«) welcher zur Congruenzwurzel £a® gehört, so müfste nach der Definition sein: Y(wa”) F(w) G(w) = 0, mod. $(«), also, wenn für # die Congruenzwurzel E«‘ gesetzt wird, so müfste auch Y(£) F(E) G(E)= 0, mod. H(e), sein, und weil Y(£) nicht congruent Null ist, so müfste F(£E«) G(E)=0, mod. $(«) sein, welches nicht der Fall ist. Das Produkt F(w) G(w) = H(w) enthält also keinen idealen Primfaktor, welcher nicht schon in einem der beiden Faktoren enthalten ist, und dieser für das Produkt zweier Faktoren bewie- sene Satz wird ohne Schwierigkeit auch auf jedes Produkt einer beliebigen Anzahl von Faktoren ausgedehnt. Auf diesen soeben bewiesenen specielleren Satz stützt sich nun der Beweis des folgenden allgemeineren Satzes: (IIL.) Das entwickelte Produkt zweier oder mehrerer com- plexer Zahlen in w enthält genau dieselben idealen Primfak- toren, und zwar jeden derselben genau so oft, als die Faktoren dieses Produkts zusammengenommen. Es sei wieder F(w) G(w) = H(w), und es sei erstens $(«) eine complexe Primzahl der ersten Art, für welche D(«) Nichtrest einer Aten Potenz ist, welche also auch in der Theorie der complexen Zahlen in w als Primzahl definirt ist. Diese Primzahl $(«) sei in F(w) genau m mal und in G(w) genau n mal enthalten, so dafs man setzen kann: F(w) = $#(«)” F,(w), GW) = de)’ G, (m), so ist Hs) = 9(«* Fy(w) G,(#), und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 49 also F(w) enthält den Primfaktor $(«) m-++n mal. Dafs es denselben auch nicht mehr als m-+n mal enthält, folgt aber daraus, dafs weder F,(w) noch G ,(w) denselben enthält, und folglich nach dem vorigen Satze auch das Pro- dukt F(w) G,(w) ihn nicht enthalten kann. Es sei nun zweitens #(«) eine complexe Primzahl der zweiten Art, für welche D(«) ein Ater Potenzrest ist, und es enthalte 7(w) den zur Con- gruenzwurzel £a® gehörenden idealen Primfaktor des F(«) genau m mal, G (w) enthalte denselben genau n mal, so hat man: Y(wa) F(w) = 0 mod. $(e) , Y(wa”) G(#) = 0 mod. 9(«) , also kann man setzen: Y(wa) Fw) = $(«) P(«), Y(wc‘) GW) = 9) 0), woraus folgt: y(wa*) F(w) G«)=e() P(r) O), Diese Gleichung zeigt, dafs das Produkt F(w) G(w) = H(w) den zur Congruenzwurzel Ea® gehörenden idealen Primfaktor des $(a) m+n mal enthält. Dafs es denselben auch nicht mehr als m-+n mal enthält, wird folgendermaafsen bewiesen. Nach der Voraussetzung, dafs F(w) den in Rede stehenden idealen Primfaktor nicht mehr als m mal, und G(w) den- selben nicht mehr als n mal enthält, hat man: ml m+1 Y(wa”) F(w) nicht = 0, mod. d(«) , n+1 n+1 Y(wa’) G(w)nichtt=0, mod. #(«) , also m m--1 Y(wa”) (a) P(w) nicht = 0, mod. #(«a) , n n1 Y(wa”) o(«a) Q(w) nicht = 0, mod. d(«e) , und folglich auch: Y(wa) P(w) nicht = 0, mod. $(«), Y(wa”) Q(w) nicht = 0, mod. $(«), Math. Kl. 1859. G 50 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten woraus folgt, dafs weder P(w) noch Q(w) diesen idealen Primfaktor enthält, und mithin das Produkt derselben ihn ebenfalls nicht enthalten kann, oder was dasselbe ist, dafs das Produkt Yl(wa”) P(w) O(w) den Faktor $(«) nicht enthalten kann. Aus der Gleichung Ywa') F(w) G(w) = (4) Pi) Q(w) folgt aber: v(wa”) Fl) Gk)=e(l) Y(wa*) Pw) O(w), und hieraus: Ylwa F(w) G(w) nicht = 0, mod. & (a len 5 also das Produkt 7°(#) G(w#) enthält den zur Congruenzwurzel a“ gehören- den idealen Primfaktor des #(«) nicht mehr als m-+n mal. Eine wieder- holte Anwendung dieses für zwei Faktoren bewiesenen Satzes zeigt, dafs derselbe ebenso für ein Produkt beliebig vieler Faktoren gültig ist. S. 5. Verhältnifs der idealen complexen Zahlen zu den wirklichen. Der in dem vorhergehenden Paragraphen bewiesene Hauptsatz zeigt, dafs die idealen Primfaktoren, wie sie oben definirt sind, die erste Grund- eigenschaft wahrer Primfaktoren haben, nämlich in einer und derselben Zahl in unveränderlicher Weise enthalten zu sein, und unabhängig davon, ob diese Zahl in entwickelter Form, oder in Form eines Produkts gegeben ist. Es sind nun weiter diejenigen Sätze zu entwickeln, welche die Überein- stimmung dieser idealen Primfaktoren mit den wirklichen, wo solche exi- stiren, nachweisen, und welche zeigen, welchen Gebrauch man von den idealen Primfaktoren, vorzüglich in der Multiplikation und Division der complexen Zahlen in w machen kann. (l.) Wenn eine complexe Zahl F(w) alle A idealen Prim- faktoren einer Primzahl $(«) enthält, für welche die Determi- nante D(«) ein Ater Potenzrest ist, und zwar jeden derselben mindestens m mal, so ist F(w) durch d(a)” theilbar. und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 51 Nach der Voraussetzung dieses Satzes hat man nämlich: y(wa) F(w) =0(, mod. B(e), für alle Werthe des k=0, 1, 2, ...A—1. Giebt man nun dem k nach einander alle diese A Werthe und summirt, so erhält man: (+ Ywa-') + ..Ht Ywa- =") F«) = 0, mod. (0) . Die Summe innerhalb der Klammern, als symmetrische Funktion aller Wurzeln der Gleichung #” = D(«), enthält die Wurzel w selbst nicht, und ist nur eine complexe Zahl in «, welche durch &(«) bezeichnet werden mag. Nimmt man nun FXw) in der Form Fw)=A+Aw+ Aw +... + A _w"', so hat man: a) (A+ Aw + Aw’ +... + A _Ww”') = 0, mod. $(a)”. Vermöge der Irreductibilität der Gleichung w* —= D(«) kann aber diese Con- gruenz nicht bestehen, ohne dafs folgende A einzelnen Congruenzen Statt haben : %) A=I0, %K) A =, ..., bla) A,_, = 0, mod. $(a)”. $(a) aber enthält den Faktor $(«) nicht; denn wenn man in der Gleichung (a) = Yw) + Kwa') +... + Ywar'7") die Wurzel w durch die Congruenzwurzel £ ersetzt, und bemerkt, dafs die in der Gleichung (2.) $. 4. gegebene Form des Y(w) A—1)h Ha’)=E(! Ha" Ha” +... + + 1), mod. $(«), ergiebt, also allgemein: Y£a’)=0, mod. pa), wenn h nicht = 0, aber fürA=0: vwo=xrE", mod. p(), so hat man: $ (a) = x” E*'", mod. $(e); also $(«) nicht durch #(«) theilbar. Hieraus folgt, dafs die Coefficienten G2 52 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten A, A, A,, ... A,_, alle einzeln den Faktor #(«)” enthalten müssen, dafs also FXw) durch &(«)” theilbar sein mufs, w. z. b. w. (II.) Wenn eine complexe Zahl F(w) genau m ideale Prim- faktoren einer Primzahl ®(«) enthält, für welche die Determi- nante D(«e) ein Ater Potenzrest ist, dieselben mögen verschieden sein, oder auch nicht, so enthält die Norm von F«w) den Faktor $(a) genau m mal. Die Norm NF(w), als das Produkt der A conjugirten complexen Zah- len, mufs nach der Voraussetzung des Satzes jeden der A verschiedenen idealen Primfaktoren des p(w) genau m mal enthalten; also mufs sie, ver- möge des vorigen Satzes, den Faktor $(«)” enthalten. Dieselbe kann auch nicht eine höhere Potenz von $(«) enthalten, weil sie sonst einen jeden der A idealen Primfaktoren des $(«) mehr als m mal enthalten müfste. Dieser Lehrsatz, verbunden mit dem Lehrsatz II. $. 3., zeigt nicht nur, dafs die Anzahl der in einer gegebenen complexen Zahl F(w) enthaltenen idealen Primfaktoren stets eine endliche be- stimmte ist, sondern er gewährt auch ein leichtes Mittel um zu erkennen, wie viele ideale Primfaktoren dieselbe enthält, und von welchen Primzahlen in der niederen Theorie der complexen Zahlen in « sie herrühren. Bildet man nämlich die Norm N/*w), zerlegt dieselbe als complexe Zahl in « in ihre, dieser niederen Theorie angehörenden Primfaktoren, und unterschei- det dabei diejenigen Primfaktoren, für welche die Determinante Nichtrest einer Aten Potenz ist, von denen, wo sie Rest ist: so mufs erstens die An- zahl, wie viel mal eine solche Primzahl der ersten Art in NF««) vorkommt, ein Vielfaches von A sein, und wenn dieselbe gleich kA ist, so ist dieser ideale Primfaktor, welcher in der höheren Theorie ebenfalls Primfaktor ist, genau k mal in IXw) enthalten ; wenn zweitens irgend eine Primzahl der zweiten Art genau m mal in der Norm vorkommt, so mufs F\w) selbst noth- wendig m ideale Primfaktoren derselben in der höheren Theorie der com- plexen Zahlen in w enthalten. Die Norm N/«w) kann aufserdem noch Prim- faktoren der Determinante D(«), oder auch den Primfaktor 1 — « enthalten, von deren zugehörenden idealen Primfaktoren in der Theorie der complexen Zahlen in w aber erst weiter unten die Rede sein wird. (II.) Wenn fiw) eine wirkliche complexe Zahl in « ist, deren Norm keinen gemeinschaftlichen Faktor mit gD(«) hat, und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 53 und F(w) eine andere wirkliche complexe Zahl in w, welche alle idealen Primfaktoren des f(w), jeden mindestens eben so oft, als f(w) selbst enthält, so ist F(w) durch f(w) theilbar. Man kann den Quotienten der beiden Zahlen F\w) und (w#) in fol- gende Form setzen: F(w) 10) F(»). (wo) f(wo?) .... f(wa*=') f(®) Nf(w) Wenn nun erstens f(w) irgend einen Primfaktor $(«) n mal enthält, für welchen D(«) Nichtrest ist, welcher also in der niederen und in der höheren Theorie zugleich Primfaktor ist, so kommt derselbe in dem Nenner Nf(w) nothwendig n? mal vor, und eben so viel mal mindestens kommt er auch in dem Zähler vor, weil jede der complexen Zahlen fiwa), fiwa*), ... f(wa’‘') denselben genau n mal, und F«w) denselben nach der Voraussetzung des Satzes mindestens n mal enthält. Jeder solcher Faktor hebt sich also aus dem Nenner des Bruches vollständig hinweg. Wenn nun zweitens f(w) irgend welche idealen Primfaktoren einer Primzahl der niederen Theorie &(a) enthält, für welche D(«) Rest einer Aten Potenz ist, und die Anzahl dieser idealen Primfaktoren ist m, so enthält der Nenner Nf(w) den Faktor &(a) genau m mal, der Zähler Aw) wa) fiwa”) .... f(wa’”') enthält aber alle idealen Primfaktoren des #(«), jeden mindestens m mal, weil F(w) alle idealen Primfaktoren des f(w) enthält, also vermöge des Satzes (1I.) enthält der Zähler den Faktor #(«) nothwendig m mal, also auch ein jeder solcher Faktor mufs sich vollständig aus dem Nenner hinwegheben. Da endlich in INf(w) nach der Voraussetzung des Satzes keine anderen, als die hier unter- suchten Faktoren vorkommen, indem die in gD(«) enthaltenen ausgeschlossen sind, so folgt, dafs der ganze Nenner Vf(w) gegen den Zähler sich hinweg- heben mufs, und dafs der Quotient Fee eine ganze complexe Zahhl ist, w. z.b. w. (IV.) Wenn zwei wirkliche complexe Zahlen in w genau dieselben idealen Primfaktoren enthalten, und wenn ihre Nor- men keinen gemeinschaftlichen Faktor mit gD(«) haben, so unterscheiden sich diese Zahlen nur durch Einheiten, welche als Faktoren hinzutreten können. Die beiden wirklichen complexen Zahlen, von denen der Satz handelt, seien F(w) und fi), so ist vermöge des vorhergehenden Satzes: 54 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den. Resten F(w) f(®) wo E(w) eine ganze complexe Zahl ist, und zwar eine wirkliche. Nimmt man nun auf beiden Seiten die Normen, so hat man: NF(w) = NE(w) » Nf(w). Die beiden Normen NF(w) und Nf(w), welche complexe Zahlen in « sind, enthalten nun genau dieselben Primfaktoren, auch in dieser niederen Theo- rie. Dieselben können sich daher nur durch eine Einheit E(«) unterschei- den, und man hat: = E(w), F(w) = E(w) flw), NF(w) = E(a) Nf(w), und diese Gleichung, mit der vorhergehenden verbunden, ergiebt: NE(w) = E(«). Die ganze complexe Zahl E(w) ist also eine solche, deren Norm eine Ein- heit in « ist, sie ist daher eine Einheit in der Theorie der complexen Zahlen in w, weil überhaupt als Einheit in dieser Theorie eine jede ganze complexe Zahl, deren Norm eine Einheit der niederen Theorie der complexen Zahlen in « ist, definirt wird. Aus den hier angenommenen Resultaten ergiebt sich nun leicht der Satz, welcher noch erfordert wird, um die gegebenen Definitionen der ide- alen Primfaktoren zu rechtfertigen, nämlich: (V.) In jedem Falle, wo in der Theorie der complexen Zahlen in w ein Primfaktor einer Primzahl #(«a) der niederen Theorie, für welche D(«) ein Ater Potenzrest ist, als ein wirk- licher existirt, und darum als eine complexe Zahl in « defi- nirt werden kann, deren Norm, abgesehen von einer Einheit, gleich $(«) ist, stimmt die oben gegebene allgemeine Defini- tion vollständig mit dieser beschränkteren zusammen. Es sei f(w) ein wirklicher complexer Primfaktor der Primzahl $(«) der niederen Theorie, also Nf(w)=E(«) p(«a), wo E(«) eine Einheit ist, so muls für eine bestimmte Wurzel der Congruenz &'=D(«), mod. #(«), welche statt w gesetzt wird, z. B. für die Wurzel £a‘, wie oben $. 3. bewie- sen worden, f(&«)=0, mod. #(«), sein, und es ist alsdann f(w) als der zur Congruenzwurzel £«* gehörende Primfaktor des #(«) zu bezeichnen. und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 55 Wenn nun eine wirkliche complexe Zahl F(w) alle idealen Primfaktoren des J(), im vorliegenden Falle also nur den einen zur Congruenzwurzel Ea* gehörenden Primfaktor des p(a) enthält, so ist, wie oben gezeigt worden, F(w) durch f(w) theilbar, also: F(») fe) wo G(w) eine ganze und wirkliche complexe Zahl ist. Der in F(w) enthal- tene ideale Primfaktor tritt also in diesem Falle als der wirkliche heraus. Es würde jetzt eigentlich noch übrig sein, auch von den idealen Prim- = G(w) oder F(w) = f(w) G(w), faktoren derjenigen complexen Primzahlen in « zu handeln, welche in der Determinante D(«) enthalten sind, so wie über die Zerlegung von 1—a=p in der höheren Theorie der complexen Zahlen in w. Es treten aber bei der Zerlegung dieser Primzahlen in einfachere Faktoren der höheren Theorie ganz eigenthümliche Umstände ein, welche bewirken, dafs es im Allge- meinen unmöglich ist, wahre ideale Primfaktoren der in gD(«) enthaltenen complexen Primzahlen anzugeben, welche im vollen Sinne diesen Namen verdienen, so wie die hier behandelten; namentlich treten diese störenden Umstände immer dann ein, wenn ein Primfaktor mehr als einmal in der De- terminante enthalten ist. Für den vorliegenden Zweck ist es aber nicht nöthig, die Zerlegung der in g D(«) enthaltenen Faktoren der niederen Theo- rie in die idealen Faktoren, welche sie innerhalb der höheren Theorie der complexen Zahlen in « haben möchten, näher zu untersuchen. Der Ausdruck „idealer Primfaktor” oder „ideale Primzahl” dieser höheren Theorie, wird darum überall nur von den im $. 4. definirten idealen Prim- faktoren gebraucht werden, deren Normen ausschliefslich nur die in g D(«) nicht enthaltenen Primzahlen der niederen Theorie sind. Ebenso soll auch der Ausdruck „ideale complexe Zahl” in der höheren Theorie nur von einer Zusammensetzung der definirten idealen Primfaktoren gebraucht werden, d.h. von dem gleichzeitigen Bestehen beliebig vieler, der die idealen Prim- faktoren charakterisirenden Congruenzbedingungen, oder von dem Bestehen einer derjenigen Congruenzbedingungen, welche ausdrücken, dafs eine com- plexe Zahl einen idealen Primfaktor mehrmals enthält, niemals aber soll von idealen Zahlen die Rede sein, deren Normen irgend welche Faktoren mit gD(«) gemein haben möchten. Dadurch’soll jedoch die Anwendung wirk- licher complexer Zahlen in w oder z nicht ausgeschlossen werden, deren 56 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Normen den Faktor 9 oder Primfaktoren der Determinante D(«) enthalten, von denen vielmehr in dem Folgenden mit grofsem Nutzen Gebrauch gemacht werden wird. S. 6. Eintheilung der idealen complexen Zahlen in die Klassen und Bestimmung der Klassenanzahl. Die idealen Primfaktoren der complexen Zahlen in «, welche in den vorhergehenden beiden Paragraphen durch Congruenzbedingungen definirt und in ihren wesentlichen Grundeigenschaften betrachtet worden sind, blei- ben vollkommen dieselben, wenn man die speciellere Theorie der complexen Zahlen in z zu Grunde legt, denn jede ganze complexe Zahl in z ist zugleich auch eine g 8 welcher zwei ideale Zahlen äquivalent heifsen, wenn sie mit einer und der- anze complexe Zahl in w. Die Definition der Aequivalenz, nach selben dritten idealen Zahl zusammengesetzt, wirkliche complexe Zahlen ergeben, so wie die allgemeinen Sätze über Zusammensetzung, Aequivalenz und Klassifikation der idealen Zahlen, sind sogar nicht nur für die beiden Arten der complexen Zahlen in z und in w, sondern für die idealen Zahlen aller complexen Theorieen, welche überhaupt existiren, vollständig diesel- ben. Es sind diefs die Sätze, welche ich im $. 5. meines Memoire sur la iheorie des nombres complexes etc. in Liouville’s Journal, Bd. 16, pg. 439 etc. von den aus Aten Wurzeln der Einheit gebildeten, und später in einer vor der Königlichen Akademie vorgetragenen, in den Abhandlungen vom Jahre 1856 gedruckten Abhandlung, auch von den, aus beliebigen Wurzeln der Einheiten, deren Wurzelexponenten nicht Primzahlen sind, gebildeten complexen Zahlen vollständig bewiesen habe, nämlich folgende: (1.) Es giebt stets eine endliche bestimmte Anzahl idealer Multipli- katoren, welche hinreichen, um alle idealen Zahlen zu wirklichen zu machen, wenn sie mit denselben zusammengesetzt werden, oder die Anzahl aller nichtäquivalenten Klassen der idealen Zahlen ist eine endliche bestimmte. (II.) Die Eintheilung der nichtäquivalenten idealen Zahlen in die verschiedenen Klassen ist von der zufälligen Wahl der idealen Multiplika- toren ganz unabhängig. (III.) Wenn zwei ideale Zahlen einer dritten äquivalent sind, so sind sie unter einander äquivalent. und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 57 (IV.) Aequivalente ideale Zahlen mit äquivalenten zusammengesetzt, geben äquivalente Produkte. (V.) Jede ideale Zahl wird durch Erhebung zu einer bestimmten Potenz zu einer wirklichen, und kann daher als Wurzel aus einer wirklichen complexen Zahl dargestellt werden. (VL) Der Exponent der niedrigsten Potenz einer idealen Zahl, wel- che zu einer wirklichen wird, ist ein genauer Theil der Anzahl aller ver- schiedenen Klassen. Die Beweise dieser Sätze für die Theorie der complexen Zahlen in oder z will ich hier unterdrücken, da dieselben gröfstentheils fast wörtlich mit den an den angeführten Orten, für die aus Einheitswurzeln gebildeten, complexen Zahlen, gegebenen übereinstimmen würden. Nur in dem Beweise des ersten Satzes, über die endliche Anzahl der Klassen, müssen gewisse Mo- difikationen eintreten, welche jedoch eben so wenig neue principielle Schwie- rigkeiten darbieten. Ich kann in Betreff dieser, so wie überhaupt der all- gemeinen Sätze, welche allen Theorieen complexer Zahlen gemein sind auch auf eine Arbeit von Hrn. Kronecker verweisen, welche nächstens erschei- nen wird, in welcher die Theorie der allgemeinsten complexen Zahlen, in ihrer Verbindung mit der Theorie der zerlegbaren Formen aller Grade, vollständig und in grofsartiger Einfachheit entwickelt ist. Man kann auch in ähnlicher Weise wie ich diefs im $. VIII der ange- führten Abhandlung in Liouville’s Journal, Bd. 16, pag. 454 etc. für die aus Wurzeln der Einheit gebildeten, complexen Zahlen vollständig ausge- führt habe, nach den Dirichletschen Methoden einen Ausdruck für die Klassenanzahl der complexen Zahlen in w entwickeln, und ebenso den ent- sprechenden für die complexen Zahlen inz. Da dieser Ausdruck für eine der folgenden Untersuchungen von Wichtigkeit ist, so will ich denselben hier in der Kürze entwickeln, indem ich mich begnüge, die Hauptmomente der Methode anzugeben, die Ausführung im Einzelnen aber, in so weit sie keinerlei Schwierigkeit hat, übergehe. Es wird folgende Reihe zu Grunde gelegt: 1.) A — A): rar’ in welcher F(w) alle verschiedenen idealen Zahlen in « repräsentirt, d. h. alle, welchen verschiedene Zerlegungen in ihre Primfaktoren zukommen, Math. Kl. 1859. H 58 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten wo ferner NNF(w) die Norm von F(w), zuerst in Beziehung auf w, und sodann in Beziehung auf « genommen bedeutet, und s eine Zahl > 1 ist. Die in Beziehung auf w genommene Norm von F(w), als complexe Zahl in a in ihre Primfaktoren dieser niederen Theorie zerlegt, hat stets folgende Form : m m; nk nk NF(#) = $(a) P,(@) u. dla) W,(e) wo (a), ®,(@) ... Primzahlen sind, für welche D(«) ein Ater Potenzrest ist, dagegen (a), &,(«a) solche, deren Nichtrest D(«) ist. Es giebt nun genau LA+N.Atm-1) ,KO+FD.Am-A1) verschiedene ideale Zahlen 7X), welche diese selbe Norm haben, weil jede der Zahlen $(«) A verschiedene ideale Primfaktoren hat, jede der Zahlen X(a) aber auch in der höheren Theorie selber Primzahl ist, also $(«)” auf so viele Weisen entstehen kann, als man die A idealen Primfaktoren des $(«) mit Wiederholungen, aber onne Versetzungen zu je m verbinden kann, \(a)" aber nur auf eine Weise entstehen kann. Demnach ist: RAN. Arme LA +1). A+m de (2.) R= (s — 1) >3 een 1. ; Nö(e)" No,(a)" " .. 1 ed oe wo die Summe auf alle ganzzahligen Werthe der Gröfsen m, m, ..n,n, ... von Null bis Unendlich sich bezieht. Führt man diese einzelnen Summa- ms m,s tionen nach dem binomischen Lehrsatze aus, so erhält man: (3.) R=cN (1a) (! us‘. = re Die beiden verschiedenen Arten der Faktoren dieses Produkts werden mit D(«) Hülfe des Legendreschen Zeichens 9) Form gebracht, denn das Produkt en Di)\ A I, \pia)/ 0 Aka giebt, wenn D(«) Rest von $(«) ist, einen Faktor der ersten Art, und wenn D(«) Nichtrest von $(«) ist, einen Faktor der zweiten Art. Man erhält so, ) leicht unter eine und dieselbe und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzaßl ist. 59 wenn der Kürze wegen das auf alle idealen Primzahlen in «, mit Ausschlufs der in gDKa) enthaltenen, bezogene unendliche Produkt: D(«) n N 4.) u (1 - (4) N Ny(«)' gesetzt wird: (5.) = Ta Lin Durch Entwickelung der (— I)ten Potenz der zweitheiligen Gröfse und Aus- führung der angedeuteten Multiplikation erhält man aus dem Produktaus- drucke des Z, nach bekannter Methode folgenden Summenausdruck : D(a)\' (6.) L=2 (6) 3 NF(«)' in welchem F«) alle verschiedenen idealen Zahlen in der Theorie der com- plexen Zahlen in « bezeichnet, welche keinen gemeinschaftlichen Faktor mit gD(«) haben, (7 duln verallgemeinerte Legendresche Zeichen ist, und das Summenzeichen auf alle verschiedenen, idealen Zahlen Fa) zu beziehen ist. Der Werth der Reihe («—1) Z,, für s=1, jedoch mit Zulassung der idealen Zah- len Fa), welche mit gD(«) gemeinschaftliche Faktoren haben, ist in meiner Abhandlung in Liouville’s Journal, Bd. 16, pag. 460 gegeben, und ist, um in den Zahlen Fa) die mit pD««) gemeinschaftlichen Faktoren auszuschlie- fsen, wenn D(«) die verschiedenen Primfaktoren fa), f,(@), ... enthält, nur mit IA) zu multipliciren. Man hat daher: ) das in bekannter Weise für zusammengesetzte Mo- Jr-1zuCPD ne wo »="7-, und Pund D die am angeführten Orte angegebenen Bedeutun- gen haben, und wenn dieser gefundene Werth der Einfachheit wegen mit K bezeichnet wird: (9.) Bl nie für a H2 uns =f, (8.) “—A)L, = 60 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Es wird nun der Werth der Reihe AR für den Gränzwerth s—1 nach einer anderen Methode gefunden, indem diese Reihe in so viel besondere Reihen zerlegt wird, als es verschiedene Klassen der idealen Zahlen F(w) giebt. Sei H die Anzahl dieser Klassen, und Fxw), F(w), .... Fu_,@) bezeichnen alle idealen Zahlen beziehungsweise der ersten, zweiten u. s. w. Klasse, so ist: (10) Ren nm + mm + + ng Es wird hier zunächst auf dieselbe Weise, wie in der genannten Abhandlung pag. 469 gezeigt, dafs für s—1 alle diese H verschiedenen Summen den- selben Werth erhalten, so dafs es hinreicht die erste derselben, in welcher F,(w) die erste Klasse, die der wirklichen complexen Zahlen in w repräsentirt, zu finden. Man kann nun jede wirkliche complexe Zahl F,(w), welche A complexe Zahlen in « als Coefficienten hat, deren jeder wieder A—1 nicht- complexe Ooefficienten enthält, die als unbestimmte Zahlen mit x,,, bezeich- net werden sollen, so darstellen: 2 rl > A k (11.) 2.) = 2, 2, CR Für alle möglichen Werthe der ganzzahligen Coefficienten x,,, erhält man nun aber nicht blofs verschiedene wirkliche complexe Zahlen F,(w), son- dern auch alle diejenigen, welche sich nur durch Einheiten unterscheiden. Um in dieser Form eine jede complexe Zahl nur einmal zu haben, mufs man mit Hülfe der Fundamental-Einheiten die Coefficienten den nöthigen Beschränkungen unterwerfen. Nach Hrn. Dirichlet’s Untersuchungen über die allgemeinen Einheiten, giebt es aber für die complexen Zahlen in w °=2 — 1 Fundamental-Einheiten, über welche weiter unten vollständig gehandelt werden wird, und wenn man dieselben durch e,(w), e,(w), etc. bezeichnet, so sind alle Einheiten in der Form m 2 M,—ı (12.) a, €, (w) EI 2.0. &,:,(W) enthalten, in welcher «, eine der 2° Wurzeln der Gleichung en —l,v— Alasıhıe 0=D ist, und m, , m,, -. m alle möglichen positiven und negativen gan- zen Zahlen sein können. Bezeichnet man nun mit MF(w) und Me, (w) die analytischen Moduln der imaginären Gröfsen F(w) und e,(w), so erhält vl und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 61 man in ähnlicher Weise, wie in der erwähnten Abhandlung, das Resultat: Wenn die Coefficienten &,,, in der complexen Zahl F,(w) so beschränkt werden, dafs in dem Systeme von Gleichungen, welches man aus der Gleichung (13.) log. MF (w)=y log. Me, (w) +y, log. Me,(w)+..+Y,_, log. Me,_,(w) erhält, indem man zu den darin enthaltenen complexen Zahlen ihre conjugir- ten nimmt, die Gröfsen y,, Y,, --- Y,_., alle in den Gränzen 0 und 1 liegen müssen: so enthält die Form F',(w) alle verschiedenen wirklichen complexen Zahlen, jede genau 2A* mal. Unter den conjugirten werden aber hier alle diejenigen verstanden, welche man erhält, indem man dem w seine A Werthe w, Wa, ... wa’”' giebt, und alsdann auch dem « (auch insofern es in = A VD««) enthalten ist) die Werthe a, «a* ... «*"' giebt. Dabei wird die eine Hälfte der so entstandenen A(A— 1) Gleichungen der andern Hälfte gleich, und ist deshalb zu verwerfen, von den übrig bleibenden v Gleichungen ist alsdann noch eine beliebige, als mit den übrigen identisch, wegzulassen, so dafs genau v—1 Gleichungen bleiben, mit ebenso vielen Gröfsen y,, Y.> Beh Yan Mit Hülfe der Dirichletschen Sätze wird nun der Gränzwerth, wel- chen die Reihe A für s=1 annimmt, vollständig durch ein A (A— 1) faches Integral bestimmt, nämlich: (14.) R 7m De Vize dx,,, re de, 2 ’ in welchen die Gröfsen x,,, etc. als continuirliche Variable auftreten, und die Integrationen auf alle Werthe derselben von — © bis + © sich erstrecken, für welche die Variabeln y,, Y, -.. Y,_, des obigen Systems in die Gränzen 0 und 1 zu liegen kommen, und für welche auch die Norm NNF (w) in denselben Gränzen 0 und 1 liegt. Der Faktor C, welcher derselbe ist, als in der Gleichung (7.) rührt daher, dafs auch in F',(w) die Werthe ausge- schlossen sind, für welche NF,(w) durch g, oder durch einen Primfaktor der Determinante D(«) theilbar sein würde. Dieses A(A —1)fache Integral wird nun zunächst so transformirt, dafs anstatt der Variabeln x, , etc. die A(A— 1) zu F,(w) conjugirten complexen Zahlen, welche durch die zu der Gleichung (11.) conjugirten Gleichungen mit den alten Variabeln verbunden sind, als neue Variable eingeführt wer- 62 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten den. Die Funktional-Determinante dieser lineären Substitution erhält den einfachen Werth: 7 212 — 31 27 (15. DE = Kr ) = (—1)" X? (ND(a)) , welcher nicht schwer zu finden ist. Hierauf werden diese A(A—1) Variabeln F,(w) mit allen conjugirten durch die Variabeln u, und p, ersetzt, welche aus jenen erhalten werden, indem man die Logarithmen derselben in die Form u+V—1» setzt, wo u und v reale Gröfsen sind. Diese neue Substitution giebt: 9v . 5 (16) R= nt te se audi, duys.., sdesde de. Da die Integrationen in Beziehung auf die Variabeln v,, #,, ».. v, alle in den Gränzen — 7 bis + % auszuführen sind, so hat man hieraus das vfache Integral: ZEIT MNCHIH, 2 ; (17.) I ren u ger dd, dusm.ıdiz,, Wird die Integration in Beziehung auf v, in den, durch die Bedingung, dafs NNF«w) positiv und kleiner als Eins sein mufs bestimmten Gränzen aus- geführt, so erhält man: (18.) 1 SS du, De A Endlich werden nun anstatt dieser v—1 Variabeln die Variabeln y,, Y; »-. y,_, aus dem Systeme der Gleichungen, welche aus (13.) entstehen, ein- geführt, und weil diese nur in den Gränzen 0 und 1 zu integriren sind, so erhält man: (19.) BG für. s 1, wo A die Determinante aus den Logarithmen der analytischen Moduln der Fundamentaleinheiten in w und ihrer conjugirten bezeichnet. Aus der Vergleichung dieses Resultats mit (9.) hat man nun den Aus- druck der Klassenzahl 7, für die hier betrachtete Theorie der complexen Zahlen in w: 4 OK (20.) H = gras . L, L, L, ... JE und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 63 oder wenn für X und dihre Werthe bei (8.) und (15.) gesetzt werden: (21.) JE ee A ed v4 7 A 1—1* Die Summation der unendlichen Reihen Z,, Z, ... würde diesem Aus- drucke erst seine Vollendung geben; dieselbe scheint aber äufserst schwie- rig zu sein, und bietet wenigstens den gewöhnlichen Mitteln Trotz. Für die Anwendung, die in dem Folgenden von dem gefundenen Resultate gemacht werden soll, kommt es aber nur darauf an, dafs das Produkt Z, L,... Z,_,, einen endlichen und von Null verschiedenen Werth hat, und dieses geht unmittelbar daraus hervor, dafs sowohl die Klassenanzahl H, als auch die Gröfsen A, P und D endliche, von Null verschiedene Werthe haben. Die Klassenanzahl der complexen idealen Zahlen in z ist nur ein Vielfaches der gefundenen Klassenanzahl der idealen Zahlen in w, und zwar wird sie aus dieser durch Multiplikation mit einer Potenz von A erhalten, deren nähere Bestimmung ich hier übergehe, weil sie für das Folgende nicht nöthig ist. m Eintheilung der verschiedenen Klassen der idealen Zahlen in z in ihre Gattungen. Es soll nun die Theorie der complexen Zahlen in z in’s Besondere, und zwar zunächst die Eintheilung der verschiedenen Klassen der idealen Zahlen dieser Theorie in ihre Gattungen (Genera) behandelt werden. Hier- bei soll, wie überhaupt in allen folgenden Paragraphen dieser Abhandlung, angenommen werden, dafs die Primzahl A nicht eine von denen ist, welche ich in meinen Untersuchungen über die complexen Zahlen in «@ als Aus- nahmszahlen bezeichnet habe, also nicht eine solche, welche als Faktor des Zählers einer der ersten ”5? Bernoullischen Zahlen vorkommt. Nach Ausschliessung dieser besonderen Werthe der Primzahl A gelten für die complexen Zahlen und Einheiten dieser niederen Theorie folgende Sätze, welche ich in dem Alemoire in Liouville’s Journal, Bd. 16, $. 9, und in der Abhandlung über die Ergänzungssätze zu den allgemeinen Reeciprocitäts- gesetzen in Crelle’s Journal, Bd. 44, pag. 138 ete. bewiesen habe: Die Klassenanzahl der idealen Zahlen in « ist nicht durch A theilbar. 64 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Der kleinste Exponent der Potenz, zu welcher eine ideale Zahl (a) erhoben werden mufs, um zu einer wirklichen zu werden, ist nicht durch ? theilbar. Jede Einheit E(«), welche einer nichteomplexen ganzen Zahl con- gruent ist, nach dem Modul A, ist eine Ate Potenz einer anderen Einheit <(a). Jede nicht durch 1 —« theilbare, wirkliche complexe Zahl F(«) läfst sich durch Multiplikation mit einer passenden Einheit in die primäre Form bringen, in welcher sie die Bedingungen erfüllt: dafs erstens das Produkt Fa) F(a”') einer nichteomplexen Zahl congruent ist, nach dem Modul A, und dafs zweitens /X«) selbst einer nichtcomplexen Zahl eongruent ist, nach dem Modul (1 — a)’. Es sei nun Fe=C+Bz2+B2, +..+B_32_, eine wirkliche complexe Zahl inz. Die Norm derselben, als Produkt aller conjugirten, ist eine symmetrische Funktion aller Wurzeln z, z,, ... z,_, der Gleichung (5.), $. 1. In dieser Norm ist C” das einzige, kein z ent- haltende Glied, aufser welchem noch symmetrische Funktionen der ersten, zweiten u. s. w. bis Aten Dimension vorkommen. Alle diese symmetrischen Funktionen sind aber durch die Gleichungs - Coeffieienten rational und ganz darstellbar, und müssen nothwendig alle den Faktor Ao enthalten, weil alle Gleichungscoeffieienten denselben enthalten. Läfst man nun die durch Ag theilbaren Glieder der Norm weg, so hat man die Congruenz: (9) NF«) = C’, mod. ‘p, wo C eine ganze complexe Zahl in « ist. Bezeichnet man dieselbe durch C(«) und nimmt NF\z) = F(«), so hat man: (2.) Fa) = C(a)’ , mod. Ag. Weil die Ate Potenz einer complexen Zahl in « einer nichtcomplexen Zahl congruent ist, nach dem Modul A, so erkennt man hieraus, dafs die Norm jeder wirklichen complexen Zahl in z einer nichteomplexen ganzen Zahl congruent ist, nach dem Modul A. Giebt man in der Congruenz (2.) dem « nach einander alle seine ?—1 Werthe, (wobei der Modul Ag wesentlich derselbe bleibt), und multi- plieirt diese A Congruenzen, so hat man: INF«a) = (NCk«))‘, mod. Ag. und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 65 Weil nun NC<«), als Norm einer nicht durch 9 theilbaren complexen Zahl in«@, von der Form 1-Hm? ist, die Ate Potenz davon also von der Form 1+mr”, weil ferner zwei nichtcomplexe ganze Zahlen, welche nach dem Modul Ag congruent sind, nothwendig auch nach dem Modul A° congruent sein müssen, so hat man: (3.) NF««) = 1, mod. ?°. Setzt man jetzt die wirkliche complexe Zahl FXz) in die Form einer complexen Zahl in w: Feo)=A+Aw + Aw’ +... + A_Ww, und nimmt die Norm derselben, so ist diese Norm eine ganze rationale Funktion von w’, d.i. von D(«), und es ist A” das einzige Glied der Norm, welches w’ nicht enthält. Läfst man nun alle Glieder weg, welche w” ent-_ halten, so hat man die Congruenz: (4.). NF(z) = F(a) = A*, mod. D««). Wenn nun die Determinante D(«) die von einander verschiedenen Primfak- toren fie), f,(«), f,(@) ... enthält, welche ideal sein können, während D(«) als wirkliche complexe Zahl in « vorausgesetzt worden ist, so erkennt man aus dieser Congruenz, dafs in Beziehung auf alle diese Primfaktoren der Determinante die Norm der wirklichen complexen Zahl einer Aten Potenz congruent ist, oder dafs man hat: 2 F(a F(« F(« =) To no) Aus den hier entwickelten Eigenschaften der Normen der wirklichen complexen Zahlen #Xz) ergeben sich nun die bestimmten Charaktere, welche die Normen der idealen Zahlen dieser Theorie besitzen. Die Norm einer idealen Zahl FXz), als complexe Zahl in «, welche in dieser niederen Theorie auch selbst noch ideal sein kann, ist in Betreff der Einheiten in «, mit denen sie behaftet genommen werden kann, vollständig unbestimmt. Um diese Unbestimmtheit zu heben setze ich fest, dafs die Norm einer jedenidealen Zahlin z, als complexe Zahlin «, in der primären Form genommen werden soll, wie diese oben definirt ist, welche Bestimmung sich dadurch rechtfertigt, dafs sie für die Normen der wirk- lichen complexen Zahlen in z von selbst erfüllt ist, da jede solche Norm einer nicht complexen ganzen Zahl congruent ist, nach dem Modul A, wie Math. Kl. 1859. I 66 Kummer: über die allgemeinen Reeciprocitätsgesetze unter den Resten oben gezeigt worden. Wenn 7a), als Norm der idealen Zahl Fz), selbst noch ideal ist, so wird die niedrigste Potenz derselben, welche wirklich wird, in der primären Form genommen. Wenn nun FXz) eine ideale Zahl in z bezeichnet und F(«) die Norm derselben, wobei der Fall, dafs #(z) auch wirklich sein kann, nicht ausge- schlossen wird, wenn ferner f(e), f,(@) .... die verschiedenen, in der Deter- minante D(«) enthaltenen Primfaktoren sind und wenn die Determinante den Faktor g9=1— « nicht enthält, welche Bestimmung auch in dem Folgenden überall beibehalten werden soll: so sollen die Zahlenwerthe folgender °7 Differenzialquotienten des Logarithmus von Fe’): EAN = ZN = C, $) - dd 1 F(e (6.) 2 yi= — Ca mod. A, Bi MON) Di gnR=2 0 er 9 ferner die Zahl (7.) — =07 , mod.A‘. und endlich auch die, durch die Legendreschen Zeichen: F(«) f@)/ 8. (8.) Fa) ya u. s. w. bestimmten Zahlen X, X, .... als Charaktere deridealen Zahl F(z), oder auch als Charaktere der Norm derselben F(«) bezeichnet werden. Aus dieser Erklärung der Charaktere ergiebt sich zunächst fast unmittelbar der Satz: (1L.) Die Charaktere des Produkts zweier oder mehrerer idealen Zahlen werden gefunden, wenn man die Charaktere der einzelnen Faktoren zu einander addirt. Für die, als Differenzialquotienten der Logarithmen ausgedrückten Charaktere folgt die Richtigkeit dieses Satzes aus der analogen Eigenschaft der Logarithmen, und für die durch die Legendreschen Zeichen definirten aus der Eigenschaft dieser Zeichen, nach welcher und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 67 ce orec: ist. Um dieselbe auch für den mit C,_, bezeichneten Charakter nachzu- FC SG weisen, kann man von der Congruenz (1 — N fca)) (1 — Noya)) = 0, mod. 2°, ausgehen, welche nothwendig Statt hat, weil sowohl 1— N F(a) als 1 — No(«) durch A theilbar sind. Entwickelt man das Produkt dieser beiden Faktoren, bringt NF(«) No(«) auf die andere Seite, addirt auf beiden Seiten Eins und dividirt durch A, so hat man: 1— NF(a) 1-Nd(ea) _ 1—-N(F(e)d(e)) en ren ENOP N . und der auf diese Weise für zwei Faktoren geführte Beweis wird durch ‚ mod. }, blofse Wiederholung auf beliebig viele Faktoren ausgedehnt, und giebt, wenn die Faktoren einander gleich angenommen werden: (10.) OEL) IE ION mod.” Die Benennung Charaktere kommt diesen Zahlen darum zu, weil sie nicht nur einzelnen idealen Zahlen angehören, sondern für alle idealen Zahlen einer Klasse dieselben bleiben. Um diefs zu beweisen, bemerke ich zunächst, dafs für die Klasse der wirklichen complexen Zahlen in z alle diese Charaktere den Werth Null haben. In der That sind erstens die °=, als Differenzialquotienten von Ze”) definirten, alle congruent Null, weil 7‘(«) einer Aten Potenz congruent ist, nach dem Modul A; zweitens ist der Charakter C,_, congruent Null, weil 1— NF««) durch A? theilbar ist, und drittens sind auch X, Ä,, ... congruent Null, weil F(«) einer Aten Po- tenz congruent ist, nach dem Modul D(«), und somit auch nach den Moduln fi), fı(@ .... Es seien nun F,(z) und F(z) zwei äquivalente ideale Zahlen, und ®(z) ein Multiplikator, welcher beide zu wirklichen macht, also sowohl ®(z) F(z) als auch ®(z) F(z) wirklich. Es sei auch NF (z) —=F (a), NF.(z2)=F («) und N®(z) = ®(«), so hat man: a3" +! 1(&(e”)» F, (e’)) sn art oe) Ele) Zen av" +1 = 0, mod.A, also auch 119) 68 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Ce EREH) —N E R (11.) ——yrHh — WRRPL, er) =. mod. A. Ferner hat man für die Normen der wirklichen Zahlen ®(z) F.(z) und ®(z) F (2): N(& (a) F,(«e)) = 1, mod. ?%’, N(& (a) F,(a)) =1, mod. 2°, woraus folgt: NF.(«a) = NF (a), mod.?’, (12.) eg mdr Endlich hat man auch für die Normen dieser wirklichen Zahlen: (ar: zul erno Rn Fe) F(«) also Gere) = demnach F(« F,(« 2) open und ebenso für alle verschiedenen Primfaktoren f,(«), f,(«) ... der Deter- minante. Man hat also den Satz: (I.) Alle äquivalenten, einer und derselben Klasse ange- hörenden, idealen Zahlen haben gleiche Charaktere. Die aufgestellten Charaktere sind somit nicht blofs Charaktere der einzelnen idealen Zahlen, sondern Charaktere der Klassen. Aus diesem Grunde wird auf sie die Eintheilung der Klassen in die Gattungen (Genera) gegründet, indem alle nicht äquivalenten Klassen, welche vollständig die- selben Charaktere haben, einer und derselben Gattung, diejenigen aber, für welche nicht alle Charaktere dieselben sind, verschiedenen Gattungen zugetheilt werden. Wenn die Anzahl der verschiedenen, in der Determinante D(«) ent- haltenen Primfaktoren gleich r ist, so giebt es für jede ideale Zahl in z ?5'+r besondere Charaktere, deren jeder einen der A Werthe 0, 1, 2, ... und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 69 A— 1 haben kann. Die Anzahl aller möglichen Combinationen dieser Wer- r—1 the der einzelnen Charaktere ist gleich der (7! +r)ten Potenz von A, wel- ches also die Anzahl aller Gesammtcharaktere ist die überhaupt möglicher- weise Statt haben können, oder die Anzahl aller angebbaren Gattungen. Weil aber der Fall eintreten kann, und wie in dem F olgenden gezeigt wer- den wird auch wirklich eintritt, dafs gewisse dieser angebbaren Gattungen gar keine Klassen idealer Zahlen enthalten, so sind von diesen blofs angeb- baren, die wirklich vorhandenen Gattungen wohl zu unterscheiden. Die- jenige Gattung, deren Charaktere alle gleich Null sind, welcher, wie oben gezeigt worden ist die Klasse der wirklichen complexen Zahlen angehört, welche also immer eine wirklich vorhandene ist, soll die Hauptgattung (Genus principale) genannt werden. Über die Vertheilung der einzelnen Klassen in die Gattungen wird nun zunächst folgender Satz bewiesen: (II.) Alle wirklich vorhandenen Gattungen enthalten gleich viele Klassen idealer Zahlen. Setzt man nämlich alle Klassen einer gegebenen Gattung mit einer bestimmten Klasse zusammen, so gehören alle dadurch entstehenden ver- schiedenen Klassen wieder einer und derselben Gattung an, weil sie, wie der Satz (I.) zeigt, alle dieselben Charaktere haben. Durch passende Wahl dieser einen Klasse kann man aber aus einer jeden gegebenen Gattung, wel- che n Klassen enthält eben so viele verschiedene Klassen einer jeden anderen gegebenen Gattung erzeugen. Wählt man nun für die eine Gattung, aus welcher alle übrigen erzeugt werden, eine solche, welche nicht weniger Klassen enthält als irgend eine andere, so folgt, dafs alle anderen Klassen nicht nur nicht mehr, sondern auch nicht weniger Klassen enthalten können als diese, wodurch die Richtigkeit des Satzes bewiesen ist. Aufser der Eintheilung in die Gattungen ist noch eine andere Einthei- lung der nichtäquivalenten Klassen beachtenswerth, welche von den ver- schiedenen Klassen der idealen Zahlen in « herrührt. Wenn A die Anzahl der nichtäquivalenten Klassen dieser niederen Theorie ist, und die idealen Zahlen $(«), ®,(@), ®,;(a), .».. $,_,(«) repräsentiren diese verschiedenen Klassen, wenn ferner F(z) eine ideale Zahl in z ist, so stellen $(e) F(z), $,(e) F(2), +... d,_,(a) F(z) 70 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Ah nichtäquivalente Klassen dieser höheren Theorie dar, welche in gewissem Sinne als zusammengehörig zu betrachten sind, und eine Gruppe bilden. Ist F',(z) eine nicht in dieser Gruppe enthaltene ideale Zahl, so hat man aus ihr eine zweite Gruppe von Klassen: $(a)F (2), P,(a) F(z), SIT $,_,()F,(z) ’ welche weder unter sich, noch mit den Klassen der ersten Gruppe äquivalent sind. In dieser Weise fortfahrend kann man alle Klassen der idealen Zah- len in z in solche Gruppen von je } Klassen zusammenfassen, woraus bei- läufig folgt, dafs die Klassenanzahl der idealen Zahlen in z durch die Klassen- anzahl der idealen Zahlen in « theilbar ist. Diese Eintheilung in die Grup- pen wird bei einigen der zu erörternden Hauptfragen ihre Anwendung finden, in welchen der Unterschied der, einer und derselben Gruppe angehörenden Klassen nur als ein unwesentlicher anzusehen sein wird. Aus diesem Grunde sollen nur diejenigen Klassen der idealen Zahlen in z, welche verschiedenen Gruppen angehören, wesentlich verschiedene Klassen benannt wer- den. Nimmt man aus jeder Klasse eine einzige ideale Zahl, welche als Repräsentant der ganzen Klasse angesehen wird, so kann man dieselbe immer so wählen, dafs sie keinen wirklichen Faktor enthält, namentlich auch keinen wirklichen Faktor, welcher nur eine complexe Zahl in « ist, weil durch das Weglassen eines wirklichen Faktors an der Klasse, welcher eine ideale Zahl angehört, nichts geändert wird. Nimmt man ferner aus jeder der Gruppen von h Klassen eine der idealen Zahlen, welche diese Klassen repräsentiren, als Repräsentant der Gruppe, so kann man dieselbe immer so wählen, dafs sie niemals alle A conjugirten idealen Primfaktoren irgend einer idealen Primzahl ®(«) der niederen Theorie, und somit &(«) selbst als Faktor enthält; denn wenn man den idealen Faktor $(«) aus der idealen Zahl wegläfst, so erhält man eine ideale Zahl derselben Gruppe. Schliefst man, wie es bei gewissen Untersuchungen nützlich ist, diejenigen idealen Zahlen in z vollständig aus, welche ideale Faktoren $(«) der niederen Theo- rie enthalten, so gehören alle nichtäquivalenten Klassen nothwendig auch verschiedenen Gruppen an, und geben darum nur alle diejenigen Klassen, welche wir als wesentlich verschiedene bezeichnet haben. Die Anzahl die- ser ist gleich dem hten Theile der Anzahl aller nichtäquivalenten Klassen. und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 71 Die Eintheilung in die Gruppen ordnet sich der Eintheilung in die Gattungen vollständig unter, da alle Klassen einer und derselben Gruppe nothwendig auch einer und derselben Gattung angehören. Die Charaktere der idealen Zahlen $(«), ®,(@), ... ®,_,(«), welche hier als ideale Zahlen in z auftreten, sind nämlich alle gleich Null, weil die Normen dieser idealen Zahlen in Beziehung auf z nur die Aten Potenzen derselben sind, ihre Cha- raktere also alle gleich Null, so dafs durch das Hinzutreten derselben an den Charakteren einer idealen Zahl FXz) nichts geändert wird. Conjugirte ideale Zahlen gehören im Allgemeinen verschiedenen Klassen und verschiedenen Gruppen, aber stets nur einer und derselben Gattung an, weil die Charaktere nur von der Norm abhängen, welche für alle conjugirten dieselbe ist. Wenn aber von conjugirten Zahlen zwei der- selben Klasse angehören, also äquivalent sind, so sind alle A conjugirten äquivalent; denn wenn $(z) eine ideale Zahl ist, welche einer ihrer conju- girten $(z,) äquivalent ist, so giebt es einen Multiplikator Y(z), für welchen "U(z) #(z) und \(z) iz,) beide zugleich wirklich sind; verwandelt man nun zinz,, so sind auch \(z,) $(z,) und ıız,) $(z,,) beide zugleich wirklich, woraus &(z,) äquivalent mit $(z,,) geschlossen wird, und auf diese Weise weiter fortschliefsend sieht man, dafs alle conjugirten äquivalent sind. Eine ideale Zahl, welche die Eigenschaft hat, dafs sie ihren conju- girten äquivalent ist, soll eine ambige ideale Zahl genannt werden, und die Klasse, welcher sie angehört, eine ambige Klasse, ähnlich wie bei Gaufs in der Theorie der quadratischen Formen, diejenige Klasse, welche eine ihrer entgegengesetzten, also conjugirten äquivalente Form enthält, als Classis anceps bezeichnet wird. In Betreff der Gruppen von je h Gliedern ist zu bemerken, dafs wenn eine Klasse einer Gruppe eine ambige ist, noth- wendig alle r Klassen derselben ambige sein müssen. Die Anzahl der ambigen Klassen, und namentlich der wesentlich ver- schiedenen, steht mit der Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen in einem sehr innigen Zusammenhange, welcher in dem Folgenden genauer erörtert werden wird. Für jetzt soll in dieser Beziehung nur der eine Hauptsatz bewiesen werden: (IV.) Die Anzahl aller wirklich vorhandenen Gattungen ist nicht gröfser, als die Anzahl aller wesentlich verschiede- nen, nicht äquivalenten ambigen Klassen. 72 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Wenn f(z) eine beliebige ideale Zahl ist, ‚f(z,) ihre erste conjugirte, so giebt es immer eine ideale Zahl FXz) von der Art, dafs F(z) fiz,) mit =) äquivalent ist, welches ich so ausdrücke: (14.) fi) aegqv. Fl) f(z,). Untersucht man nun, unter welcher Bedingung zwei verschiedene Klassen idealer Zahlen, welche durch f(z) und g(z) repräsentirt werden, in dieser Aquivalenz eine und dieselbe Klasse F(z) ergeben, indem man diese Aqui- valenz mit der folgenden: g(2) aeqv. F(2)g(z,) verbindet, so kann man die Klasse g(z) durch ‚f(z) #(z) ersetzen, wo &(z) stets so bestimmt werden kann, dafs g(z) äquivalent f(z) $(z) ist, woraus sodann geschlossen wird, dafs auch die conjugirte Zahl g(z,) der conjugir- ten f(z,) P(z,) äquivalent ist. Man hat daher: fe) $(2) aeqv. F@) f,) $@,) und hieraus nach der Äquivalenz (1A): »(z) aeqv. ®(2,); woraus folgt, dafs #(z) eine Ambige sein mufs, und umgekehrt, wenn &(z) eine Ambige ist, dafs f(z) und f(z) #(z) in der Äquivalenz (14.) dieselbe Klasse #(z) ergeben. Also alle diejenigen verschiedenen Klassen f(z), welche aus einer derselben entstehen, indem man dieselbe mit allen ambi- gen Klassen zusammensetzt, ergeben für 7"(z) eine und dieselbe Klasse, diejenigen aber, welche nicht auf diese Weise aus einer einzigen erzeugt werden können, ergeben verschiedene Klassen für #(z2). Wenn man nun bei dieser Frage nur wesentlich verschiedene Klassen in Betracht zieht, und die Anzahl derselben mit 9, die Anzahl der wesentlich verschiedenen Klassen aber mit WA bezeichnet, so hat man die Anzahl aller wesentlich verschiedenen Klassen 7Xz), welche der Äquivalenz (14.) genügen, wenn ABILDE LEE | MR; für f(z) alle verschiedenen Klassen genommen werden, gleich — Es gehört nun aber jede Klasse 7«z), welche der Äquivalenz (14.) genügen kann, nothwendig der Hauptgattung an, deren Charaktere alle gleich Null sind; denn die Charaktere des Produkts Fız) f(z,) findet man, indem man die Charaktere von F(z) zu den entsprechenden von f(z,), die und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 73 denen von ‚f(z) gleich sind, addirt, und weil die Charaktere von F(z) f(z,) denen von f(z), wegen der Aquivalenz beider idealen Zahlen, gleich sind, so folgt, dafs die Charaktere von F'(z) alle gleich Null sein müssen. Die Hauptgattung enthält also nothwendig diese —y wesentlich ver- schiedenen Klassen, wobei der Fall nicht ausgeschlossen ist, dafs sie aufser- dem auch noch andere enthalten könnte. Da aber alle wirklich vorhande- nen Gattungen gleich viele Klassen, und darum auch gleich viele der wesent- lich verschiedenen Klassen enthalten, so folgt, dafs jede der vorhandenen A durch der aufgestellte Satz bewiesen ist. Gattungen mindestens wesentlich verschiedene Klassen enthält, wo- S. 8. Die idealen ambigen Zahlen, insofern sie in gewissen wirklichen complexen Zahlen in z enthalten sind. Sei 9(z) eine ideale Ambige, und zwar eine solche, welche nicht alle A conjugirten idealen Primfaktoren einer Primzahl #(«) der niederen Theorie und keinen complexen Primfaktor in « welcher in der Theorie der complexen Zahlen in z Primfaktor ist, also überhaupt keinen idealen oder wirklichen Faktor dieser niederen Theorie enthält. Sei ferner Y(z) ein idealer Multiplikator, welcher mit #(z) und der conjugirten $(3,) zusam- mengesetzt, wirkliche complexe Zahlen ergiebt, so dafs G(2) = Y(2)$(z) und G, (2) = Y(z2) $(z,) wirkliche complexe Zahlen sind. Da G(z) und G(z,), lediglich durch die idealen Faktoren bestimmt sind, welche sie enthalten, so können sie beliebig mit Einheiten in z behaftet angenommen werden, diese können aber stets so gewählt werden, dafs die Normen der Zahlen G(z) und G ,(z) einander gleich werden. Die Normen NG(z) und NG,(z) sind näm- lich erstens genau aus denselben idealen Faktoren in z zusammengesetzt, und können sich daher nur durch eine Einheit in z unterscheiden, sie sind zweitens complexe Zahlen der niederen Theorie in «, darum kann diese Einheit, durch welche sie sich unterscheiden, nur eine Einheit £(«) sein, und man hat Math. Kl. 1859. K 74 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten NG(z) = E(e) NG, (z). Die Normen aller wirklichen complexen Zahlen in z sind aber, nach dem Modul A, nichtcomplexen ganzen Zahlen congruent, es mufs also auch die Einheit E(«) einer nichteomplexen Zahl congruent sein, nach dem Modul 1, also in Folge des im $. 7. citirten Satzes, mufs sie eine Ate Potenz einer Einheit sein, also: E(a) = e(a)‘. Nimmt man e(«) G (z) anstatt G(z), wozu man berechtigt ist, weil die Wahl der G(z) und G,(z) behaftenden Einheiten völlig frei ist, so hat man: (12) NG«@) = NG, «@): Wenn nun G(z) und G,(z) so gewählt sind, dafs sie dieser Bedingung genügen, so setze ich G(z (2.) — Ki(z). Aus dieser gebrochenen complexen Zahl E(z), deren Norm gleich Eins ist, bilde ich einen der Ausdrücke, deren Theorie ich in Crelle’s Journal, Bd. 50, pag. 212 behandelt habe, nämlich 3 P(E@)) =1 + E() + E@)E@,) + E@)E(2,)E@,) + .-. 8.) .. + Ec) E@,) ---. E(z,_,)- Dieser Ausdruck, welcher selbst eine wirkliche gebrochene complexe Zahl in z ist, kann, wenn die Wurzeln z, aus den Nennern der Brüche entfernt werden, in folgende Form gesetzt werden: N Ne) (4) PEc) = 2 , wo A und B wirkliche complexe Zahlen in « sind, und f(z) eine wirkliche ganze complexe Zahl in z. Vermöge der ersten allgemeinen Grundeigen- schaft des mit PE(z) bezeichneten Ausdrucks, nämlich Ei) P(E@,)) = P(E@), hat man nun, wenn man die Form (4.) einsetzt, und = als gemeinschaft- lichen Faktor wegläfst: Ec) f@) = f@), und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 75 oder, wenn für E(z) sein Werth bei (2.) zurückgesetzt, und mit G,(z) mul- tiplieirt wird: (3.) G@)f@) = G,@)f@). Es ist hier zu bemerken, dafs der weggehobene gemeinschaftliche Faktor —_ unter Umständen gleich Null sein kann, und dafs dadurch diese Gleichungen illusorisch werden können, nämlich wenn PE«z) gleich Null ist. In diesem Falle kann man aber anstatt der Einheit E(z) die Einheit «‘ E(z) nehmen und die Zahl k so bestimmen, dafs P(«‘ E(z)) nicht gleich Null ist. Dafs unter den A Werthen dieses Ausdrucks für k=0, 1, 2, .A— 1, wenigstens einer nicht gleich Null ist, folgt unmittelbar en dafs die Summe derselben gleich A ist. Dieselbe Bemerkung ist ebenso auf alle Anwendungen zu beziehen, welche in dem Folgenden von diesen aus Einheiten zusammengesetzten Ausdrücken gemacht werden mögen. Die ideale Ambige #(z) hat die Eigenschaft, dafs ihre AAte Potenz wirklich ist, wenn % die Klassenanzahl der idealen complexen Zahlen in « bezeichnet; denn weil die Ambige allen ihren conjugirten äquivalent ist, so hat man: N (2) aeqv. #(2)" und wenn zur hten Potenz erhoben wird, so wird (N F«(z))' wirklich, weil N$(z) nur eine complexe ideale Zahl in « ist, deren hte Potenz nothwendig wirklich ist; es ist also auch $(z)’” wirklich. Setzt man nun ya" =bl), va!’ = Ya), wo ®(z) und Y(z) wirklich sind, so hat man: G()'* = %ie) &(2) el) G,(2)’ e— Y(z ) ®(z,) el \3 und darum giebt die Gleichung (5.) zur AAten Potenz erhoben, wenn der gemeinschaftliche wirkliche Faktor Y(z) hinweggehoben, und der Quotient der beiden Einheiten e(z) und e, (z) durch e(z) bezeichnet wird: (6.) e(2) ®(z) f(z,) = ®(z,)f(@)’. Die Einheit e(z) ist hier eine ganze Einheit, und zwar eine solche, deren Norm gleich Eins ist. Man hat nun: K2 76 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Ey z)? RB (z,)8(z,) .2 ®lzı, F(z m ge 2 IE) EEE) LEN ®() N&(z) N®(:) wenn dieser Zähler der Einfachheit wegen durch F(z) bezeichnet wird, und demnach aus der Gleichung (6.): (8.) e(z) F(z,) = F(2). Die complexe Zahl F(z), welche dieser Gleichung (8.) genügt, hat die Eigenschaft, dafs sie zu jedem idealen Primfaktor, welchen sie enthält, auch alle seine conjugirten enthalten mufs. Ist nämlich p(z) ein in F(z) enthaltener idealer Primfaktor, so mufs vermöge der Gleichung (8.) der- selbe auch in F'(z,) enthalten sein, und wenn z in z,_,, 3, inz, u. Ss. w. verwandelt wird, wodurch F'(z,) in F(z) übergeht, so folgt, dafs #(z) auch den Primfaktor p(z,_,) enthalten mufs. Hieraus folgt weiter, vermöge der Gleichung (8.), dafs auch F(z,) den Primfaktor p(z,_,) enthalten mufs, und wenn wieder z in z,_, verwandelt wird, dafs F(z) den Faktor p (z,_,) enthalten muls. So fortschliefsend findet man, dafs F(z) alle A conjugir- ten idealen Primfaktoren, und tolglich die complexe Primzahl p («) der nie- deren Theorie enthalten mufs, zu welcher sich dieselben zusammensetzen. Da dasselbe für alle definirten idealen Primfaktoren gilt, so folgt, dafs F(z) sich in zwei Faktoren zerlegen läfst, deren einer nur eine complexe Zahl in a ist, der andere aber eine complexe Zahl in z, welche die Eigenschaft hat, keinen der definirten idealen Primfaktoren zu enthalten. Der erste dieser Faktoren könnte auch eine ideale Zahl in « sein, um ihn also gewils zu einem wirklichen zu machen, erhebe ich F(z) zur hten Potenz, weil hier- durch, wenn Ah die Klassenanzahl der idealen Zahlen in « ist, der erste Fak- tor wirklich wird, so mufs der zweite auch wirklich werden, und es wird: (9.) F@) = CA(), wo C eine wirkliche complexe Zahl in « ist, und A(z) eine wirkliche com- plexe Zahl in z, welche keinen der definirten idealen Primfaktoren enthält, deren Norm also lediglich aus den Faktoren der Determinante D(«) und einer Potenz von g bestehen kann. Ich erhebe nun die Gleichung (7.) zur hten Potenz, und setze den gefundenen Werth des F(z)' ein, so wird: CA(:)E (2)' en Aa (N2(@))' und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 77 Es sei nun p(z) ein idealer Primfaktor von #(z), also auch von &(), so enthält V& (z) alle seine conjugirten, welche zusammen den Primfaktor p(«) der niederen Theorie bilden. ®(z)’ im Zähler, enthält (nach der Voraus- setzung, dafs #(z) nicht einen idealen Faktor in « enthalten soll,) nicht alle conjugirten idealen Primfaktoren zu p(2), A(z) enthält keinen derselben, also mufs C einen oder einige derselben enthalten, weil alle diese Faktoren des Nenners gegen die des Zählers sich hinwegheben müssen. C aber, als complexe Zahl in «, kann nicht ideale Primfaktoren in z enthalten, ohne dafs sie alle conjugirten zugleich, und folglich p(«) enthält. Der Faktor p(«) des Nenners (N &(2))' hebt sich also vollständig gegen den Faktor C des Zählers hinweg, und weil dasselbe für alle Faktoren des Nenners gilt, so folgt, dafs C durch (N &(z))' theilbar ist. Bezeichnet man diesen Quo- tienten mit ÄX, so hat man: (11.) F@)"* = KA(e) &(2)' und wenn durch $(z)”* — &(z)' dividirt wird: z) \R°\ (12.) (43 — Kace). Hieraus folgt, dafs f(z) alle idealen Primfaktoren des $(z) enthalten mufs, und ferner, dafs zu jedem idealen Primfaktor in z, welchen es ausserdem enthalten könnte, alle conjugirten in ‚f(z) enthalten sein müssen, welche sich zu einer complexen Zahl in « zusammensetzen. Verbindet man diese complexe Zahl in « mit der Ambigen & (z), wodurch dieselbe in eine andere, derselben Gruppe angehörende, also nicht wesentlich verschiedene Ambige übergeht, so läfst sich das gefundene Resultat so aussprechen: (I.) Jede ideale Ambige #(z), wenn sie von den Fakto- ren, welche sich zu idealen oder wirklichen complexen Zahlen in @ zusammensetzen, befreit angenommen wird, ist in einer wirklichen complexen Zahl f(z) so enthalten, dafs diese wirk- liche Zahl f(z) die ideale Ambige $(z), aber ausserdem kei- nen der definirten idealen Primfaktoren weiter enthält. Wenn alle in einer wirklichen complexen Zahl f(z) enthaltenen, idea- len Primfaktoren zusammen eine Ambige $(z) ausmachen, so soll von der Zahl f(z) ausgesagt werden: sie enthält die Ambige #(2). 78 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Wenn nun F(z) die Ambige $(z) enthält, so ist (13.) Nf(z) = Ale) - No(2), und es enthält A(«) keine anderen Primfaktoren in «, als die in der Deter- minante D(«) enthaltenen, und ausserdem eine Potenz von g. Es sollen nun die nothwendigen und hinreichenden Bedingungen da- für gefunden werden, dafs eine wirkliche complexe Zahl in z eine ideale Ambige enthalte. Es sei also $(z) eine ideale Ambige, welche in der wirk- lichen Zahl f(z) enthalten ist, so ist der Complex aller in f(z)'”"" f(z,) enthaltenen idealen Faktoren gleich #(2)’""' 9(z,), welches, wegen der Be- dingung $(z) aeqv. #(z,), mit’#(z)'”, also mit einer wirklichen complexen Zahl äquivalent, und darum selbst wirklich ist. Setzt man nun der Kürze wegen: (14.) 9(2)"" P(2,) = %(2), so hat man: (15.) HD FEAT), wo A(z) und ®(z) zwei wirkliche complexe Zahlen sind, deren erste keinen idealen Primfaktor in z enthält, und darum in ihrer Norm nur die in gD (a) enthaltenen Primfaktoren haben kann, von denen dagegen die zweite nur aus idealen Primfaktoren in z zusammengesetzt, also ihre Norm zu gD («) relative Primzahl ist. Umgekehrt, wenn der Complex aller in f(2)'*"" f(z,) enthaltenen idealen Primfaktoren eine wirkliche complexe Zahl in z ist, und »(z) stellt den Complex aller in ‚f(z) enthaltenen idealen Primfaktoren dar, so ist # (z)'*"' #(z,) wirklich, und hieraus folgt, dafs $(z) äquivalent #(z,), also eine Ambige ist. Man hat daher folgenden Satz: (II.) Wenn die wirkliche complexe Zahl #(z) eine Ambige enthält, so läfst sich f(z)'’"' f(z,) in zwei wirkliche Faktoren zerlegen, welche so beschaffen sind, dafs die Norm des einen nur die Primfaktoren von gD(«), die Norm des andern dage- gen keinen dieser Primfaktoren enthält, und umgekehrt: wenn diese complexe Zahl eine solche Zerlegung in zwei Faktoren gestattet, so enthält f(z) eine Ambige. Man kann die Bedingung dafür, dafs f(z) eine Ambige enthält, auch noch auf eine etwas einfachere und zweckmälsigere Weise ausdrücken. Da und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. - 79 die AAte Potenz einer jeden Ambigen wirklich wird, so folgt, dafs wenn f(z) eine Ambige #(z) enthält, f(z)'” sich in zwei wirkliche Faktoren zerlegen läfst, deren einer keinen der idealen Primfaktoren, der andere nur ideale Primfaktoren enthält, also: 16.) FO = di) : 46) wo Y(z) = #(z)'’ ist, und Nd(z) keine anderen Primfaktoren, als g und die Primfaktoren der Determinante enthält. Diese Gleichung mit (15.) ver- bunden giebt: (17.) Le) fe) = ZPO L@. Nimmt man auf beiden Seiten die Norm, und dividirt durch N f(«), so hat man: DESs nel A(z) n (18.) Ny() = MS) Neo. Die Normen von Y(z) und ®(z) sind aber vollständig aus denselben idealen Faktoren zusammengesetzt, können sich also nur durch eine Einheit unter- scheiden, welche eine Einheit in « sein mufs; dieselbe mufs auch einer nicbtcomplexen Zahl congruent sein, nach dem Modul A, weil die Normen der wirklichen Zahlen Y(z) und ®(z) diese Eigenschaft haben, und hieraus wird geschlossen, dafs diese Einheit nur eine Ate Potenz sein kann. Man hat daher (19.) NG) = :@; und folglich: A(z (20.) ot: Bezeichnet man diese gebrochene complexe Zahl, deren Norm gleich Eins ist, mit e(z), und bildet den Ausdruck: (21.) Pe()=1-re(z) + e(z)e(2,)-+ -.. + e(z)e(z,) ... e(2,_,), welcher selbst eine gebrochene Zahl in z ist, und darum in die Form (22.) Pe) = 12 gesetzt werden kann, so hat man vermöge der Grundeigenschaft dieses Aus- drucks, nach welcher 80 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten e(z) Pe(z,) = Pe(z) ist, die Gleichung: (23.) A(z) &(z,) = e(a) d(z) d(z). Aus dieser Gleichung wird nun leicht gefolgert, dafs wenn ö(z) irgend einen idealen Primfaktor in z enthält, es zugleich auch alle seine conjugirten ent- halten mufs, welche sich zu einem Primfaktor in « zusammensetzen. Wenn nämlich p(z) ein idealer Primfaktor des d(z) ist, so mufs d(z,) denselben ebenfalls enthalten, weil A(z) überhaupt keinen idealen Primfaktor in z ent- hält. Weil nun ö(z,) den Primfaktor p(z) enthält, so folgt, dafs d(z) auch den Primfaktor p(z_,) enthalten mufs, denselben mufs darum auch wieder d(z,) enthalten, und folglich ö(z) auch den Primfaktor p(z_,) u.s. w. Setzt man nun den Werth des A(z) aus (23.) in (17.) ein, so hat man: (24.) x) f@.) 3.) = e(e) 8) f@) 3). Man kann nun d(z), welches keine anderen idealen Faktoren in s enthält, als welche sich zu Faktoren der niederen Theorie in « zusammensetzen, mit ‚f(z) verbinden, ohne dafs dadurch die in f(z) enthaltene Ambige wesentlich geändert wird. Schreibt man also einfach f(z) statt f(z) &(z), so hat man: Y(z) f(z,) = e(e) ®(z) f(z), und wenn mit #(z,) #(z,) .... #(2,_,) multiplieirt wird: N'%(2) f(z,) = e(e) ®(z) Y(z,) %(2,) --- *(2,_,) (2); welche Gleichung in der einfacheren Form (25.) L(«) f(z,) = M(z) f(z) dargestellt werden kann, wo M(z) eine wirkliche complexe Zahl in z ist, deren Norm ebenfalls keinen gemeinschaftlichen Faktor mit gD(«) hat, und L(«) eine complexe Zahl in «, deren Ate Potenz die Norm von M(z) ist. Dieser einfachen Gleichung (25.) also müssen alle wirklichen com- plexen Zahlen f(z) genügen, welche Ambigen enthalten, und umgekehrt, jede wirkliche Zahl f(z), welche einer solchen Gleichung genügt, enthält eine Ambige, wie man sogleich sieht, wenn man mit ‚f(z°””') multiplieirt, wodurch man auf die Bedingung des Satzes (Il.) zurückkommt. Diejenigen Ambigen, welche sich nur durch ideale oder wirkliche Faktoren der niede- und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 51 ren Theorie unterscheiden, sind dabei nur als eine und dieselbe gerechnet. Man hat also folgenden Satz: Wenn eine wirkliche complexe Zahl f(z) einer Gleichung Lce) f@,) = M«z) f(z) genügt, in welcher (a) eine wirkliche complexe Zahl in « ist, die mitgD(«a) keinen gemeinschaftlichen Faktor hat, M(z) eine wirkliche complexe Zahl in z, deren Norm keinen gemein- schaftlichen Faktor mit gD(e) hat, so enthält f(z) eine Ambige. Umgekehrt: wenn f(z) eine Ambige enthält, so genügt es stets einer solchen Gleichung. 5.9. Darstellung der ambigen idealen Zahlen in z, als wirkliche eomplexze Zahlen in) z,2,,.%,.... Die wirkliche complexe Zahl f(z), welche eine ideale Ambige ent- halten soll, soll nun als eine complexe Zahl in w dargestellt werden. In dieser Form einer ganzen rationalen Funktion von w, des Grades A — 1, tritt, wenn die Norm von ‚f(z) durch 9 theilbar ist, eine Potenz von g als gemein- schaftlicher Faktor aller Glieder heraus, auch wenn ‚f(z) in der Form einer lineären Funktion der Wurzeln z, z,, ... z,_, den Faktor p nicht enthält. Man hat also: fe) = ef, und demgemäfs auch fe) = ve’ fwo), und wenn diese Ausdrücke in die im Satz (III.) des vorigen Paragraphen gegebene Gleichung eingesetzt, und der Faktor g* gehoben wird: (1.) La) fwa) = Me) fw). Diese Gleichung kann nun anstatt der obigen als diejenige benutzt werden, welche alle idealen Ambigen gewährt, nämlich als in denjenigen wirklichen complexen Zahlen f(w) enthalten, die dieser Gleichung genügen; denn die complexe Zahl f(w) enthält genau dieselben idealen Primfaktoren, als f(z), von welcher sie sich nur durch einen Faktor p” unterscheidet. Math. Kl. 1859. L 82 Kummer:über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten In den folgenden Untersuchungen ist es nun vortheilhaft die Deter- minante D(«), welche der Theorie der complexen Zahlen in « und in z zu Grunde gelegt ist, einer neuen Beschränkung zu unterwerfen, welche darin besteht, dafs (1— D(«)) durch p theilbar sein soll, aber nicht durch 0°. Diese Annahme über die Determinante soll hier, so wie in dem Fol- genden überall gemacht werden. Es sei nun SwW=A+Aw+ Aw’ +... + A_Ww", sei ferner M(z), in die Form einer complexen Zahl in w gesetzt: Ma@)=B+Bw+Bw" +... + B_w". Setzt man nun M)afwW=C+Cw+ Cw +... + 0, _Ww", so hat man durch Ausführung der Multiplikation für die A Coefficienten €, C,,C, ... C,_, ebensoviele Gleichungen, welche durch die eine % C=AB+A_B, +... +AB + @) wr(A,,B,., Beer 4, .D, ,), k+1 Ari für k= 0,1, 2, ...A—1, repräsentirt werden. Die Gleichung (1.) giebt daher unter den Ooefficienten von M(z) und f(w) ein System von A Glei- chungen, welches durch die folgende repräsentirt wird: A,(B—-« Lca)) + A,_B, +... +AB + 8.) (AB as.) = in ie 1,0 Ich mache nun aus diesem Systeme von A Gleichungen ein System von Congruenzen, nach dem Modul 9°. Die Coefficienten B, B,, B,, ... B,_,, als Coefficienten einer complexen Zahl in w, welche zugleich eine ganze complexe Zahl in z ist, müssen dem Systeme der Congruenzen (7.) $.2. genügen, aus welchem unmittelbar folgt, erstens, dafs alle, mit Aus- schlufs des ersten, durch o theilbar sein müssen, und zweitens, dafs alle, mit Ausschlufs des ersten, unter einander congruent sein müssen, nach dem Modul 9°. Die Gleichung (3.) giebt daher zunächst für den Modul 9 die Congruenz: (4.) A, (B—«‘ L(«)) =0, mod. p, und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 83 für k=0,1,2,...%—1, und weil A, nicht für alle Werthe des k durch 9 theilbar sein soll, so folgt hieraus, dafs (3.) B=Lee), mod.p, sein mufs. Ferner giebt die Gleichung (3.) nach dem Modul 9°, weil Bu, B, BD... —B ,, mod. ist, die Congruenz: A, (B— « L(a)) + BA, +4-..+:.-+4+4_+--+4,,), mod.e’, welche, wenn zum zweiten Theile B,A, addirt, und dasselbe vom ersten Theile subtrahirt wird, auch so dargestellt werden kann: A, B-L@&-—-B)+B(A+4A +..+4_)=0, ınod. ı*. Setzt man nun, da B— L(e«e) und B, beide durch o theilbar sind: B-L()=coe, B,=5e, mod.o, und beachtet, dafs w” — 1 durch 9 theilbar, und a =41— ko, mod. p*, ist, so hat man, wenn der gemeinschaftliche Faktor g hinweggehoben wird: (.) A(kB+re-b) +6 (A+A+..+4_)=0, mod. 2. Ich setze nun erstens den Fall, es sei A+A+A+..+4_=0, mod.p, so wäre auch: (7.) A, (kB+c—b)=0, mod. p, fürk=0, 1,2, ...a—1; weil nun B nicht durch 9 theilbar ist, so kann die Congruenz kB+c—b=0, mod. 2, nur für einen Werth des X Statt haben, für alle übrigen Werthe des k müsste also A, durch 9 theilbar sein, und es müsste, weil die Summe aller Ooefficienten A, A,, ... 4,_, durch p theilbar angenommen worden ist, sogar auch dieser eine Coefficient durch g theilbar sein, also alle Coefficienten des ‚f(w) müssten einzeln durch 9 theilbar sein, welches nicht Statt hat, weil bei der Verwandlung der complexen Zahl f(z) in Fw) aus letzterer o”, als höchste Potenz von go, welche sie enthalten kann, herausgehoben worden ist. Es folgt hieraus, dafs in einer Zahl f(w), wel- L2 84 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten che der Gleichung (1.) genügt, die Summe ihrer Coeffhicienten nicht durch g theilbar sein kann. Die Congruenz A+A +4, +..+4_=0, mod.A, enthält aber genau die nothwendige und hinreichende Bedingung dafür, dafs die Norm von f(w) durch 9 theilbar sei. Entwickelt man nämlich diese Norm, als Produkt der A conjugirten Faktoren, und läfst alle Vielfachen von A weg, so erhält man: 8) Nfw=4 + Aw + Aw" +... + 1_w”””, mod. A; da nun «*=1, mod. p, und da die Ate Potenz einer jeden complexen Zahl in « dieser einfachen complexen Zahl congruent ist, nach dem Modul p, so erhält man: (9.) Nfy=A+A, +4, +... +4,_,, mod. p. Da man also anstatt der Bedingung, dafs die Summe der Coeffhicienten von f«#) nicht durch 9 theilbar sei, die setzen kann, dafs die Norm von f(w) nicht durch 9 theilbar sei, so hat man folgenden Satz: (l.) Eine wirkliche complexe Zahl f(w), deren Norm durch e theilbar ist, ohne dafs f(w) selbst durch 9 theilbar ist, kann niemals eine Ambige enthalten. Nimmt man nun zweitens in der Congruenz (6.) A+A +4, +... + 4,_, nicht = 0, mod. p, und bemerkt, dafs für einen bestimmten der A Werthe des k=0,1,2, ..1—1 (10.) kB+c—b=0, mod.p, sein mufs, so hat man aus der Congruenz (6.) nothwendig = 0, mod. g, und hieraus folgt weiter, dafs A,, für alle Werthe des k=0, 1, 2, ...1—1, mit Ausschlufs des einen Werthes des k, welcher kB+c—b=0, mod. g, giebt, durch p theilbar sein mufs. Man hat daher folgenden Satz: (U.) Wenn’ die wirkliche complexe Zahl f(w) eine Am- bige enthält, so müssen alle Ooefficienten derselben, mit Aus- schlufs eines einzigen, durch po theilbar sein. Es sollen nun die in der Determinante D(«) enthaltenen verschiede- nen Primfaktoren in « in Betracht gezogen werden, welche mit f(«), f,(«), und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 85 F:(@) ... bezeichnet werden sollen, so dafs die Determinante, in ihre Prim- faktoren zerlegt, folgenden Ausdruck hat: (11.) D(e) = E«ca) f(a)” f(@)”"' f,(@)”: Saar in welchem E(«) eine Einheit bezeichnet. Es soll auch angenommen wer- den, dafs in diesem Ausdrucke die Faktoren f(«)”, f,(@)” u.s. w. nur wirkliche complexe Zahlen in « sind, durch welche Annahme die Prim- faktoren f(@), f,(@), .... keiner einschränkenden Bedingung unterworfen werden, sondern lediglich die Exponenten m, m,, ...., da derselben z.B. immer dadurch genügt werden kann, dafs für alle diese Exponenten belie- bige Vielfache der Klassenanzahl A genommen werden. Macht man nun aus dem Systeme der A Gleichungen bei (6.) ein Sy- stem von Congruenzen, nach dem Modul f(«)”, indem bemerkt, dafs w’ nach diesem Modul congruent Null ist, so hat man: (12) A (B— «a Lea)) + A,_,B, +... + AB, =0, mod. f(«)”, fürk=0,1,2, .. 2 —1. Wenn nun angenommen wird, dafs von den Coefficienten des f(w) die ersten n durch ‚f(«) theilbar sind, der (n-+1)te aber nicht theilbar, welches den Falln = 0, wo der erste Ooefficient A durch f(«) nicht theil- bar ist, nicht ausschliefsen soll, so giebt die Congruenz (12.), fürk=n, weil A, A,, ... A,_, congruent Null sind: (13.) A,(B— « L(«))=0, mod f(e«), und weil 4, nicht durch f(«) theilbar ist: B—«L(e)=0, mod. /(e). Es kann aber B— «*‘ L(«e) nur für diesen einen Werth k=n durch /(«) theilbar sein, denn hätte man zugleich B—-«aL()=0, undB—e«e'L(e)=0, so würde daraus folgen : (« — a’) L(a)= 0, mod. f(e), und hieraus: L(e)=0, mod. f(«), 56 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten welches unmöglich ist, weil Z(«) keinen Faktor der Determinante enthält. Die Congruenz (12.) giebt nun für k = 0, 1,2, ..n —1, AB-Fa)=®0, A (B-eF())+AB, =0, (13.) A(B-e’F())+AB,+AB,=0, mod. f(a)”. A. Ba Ho) AB, AB, We Da B— F(«) nicht durch ‚f(«) theilbar ist, so folgt aus der ersten dieser Congruenzen, dafs A den Faktor f(«a)” enthalten mufs. Hieraus, und weil auch B— «F (a) nicht durch /(«) theilbar ist, ergiebt die zweite Congruenz, dafs A, durch f(«)” theilbar sein mufs, und so fortschliefsend erhält man: 4=0, A =, ..A,_,=0, mod. f(e)”. Also wenn die ersten n Coeffieienten durch f(«) theilbar sind, so müssen sie auch durch f(«)” theilbar sein, und dieses für den einen Faktor der Deter- minante bewiesene Resultat gilt nothwendig eben so für alle anderen. Ich setze nun: aa, Fer", w=e fl", = erdfila)” e(a)e,(«)e,(a) ... = E(e), so ist: D(e), U MB, ... also : wu... Wenn nun die ersten n Coefficienten des f(w) durch f(«), also auch durch f(«)”, oder was dasselbe ist, durch w’ theilbar sind, ferner die ersten n, Coefficienten theilbar durch /,(«), also auch durch /, («)”:, oder u‘, u.s. w. und man setzt u u, u, ... statt w, so hebt sich aus f(w) der Faktor u’, eben- so der Faktor z,”' u. s. w. heraus, und man hat: (15.) Kot u u, oe), wo f(u, u,, u, ...) eine aus den Irrationalitäten u, u,, u, ... gebildete com- plexe Zahl von folgender Form ist: und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzall ist. 87 «— nr] e—n;| «— nr] (16.) N u 2) 2A, u u, u, An wenn allgemein |c| den kleinsten, nicht negativen Rest der Zahl ce, nach dem Modul A, bezeichnet. Die Bedingung, dafs in dem Ausdrucke des f(w) der Coefficient A, der erste nicht durch /(«) theilbare, der Coeffiicient A, der erste nicht durch /,(«) theilbare, u. s. w. sein soll, ergiebt für diesen Ausdruck der complexen Zahl /(w, w,, u, ...), dafs auch A, nicht durch J@), A,, nicht durch /,(«), A,, nicht durch f,(«) u. s. w. theilbar sein darf. Die zu f(u, u,, u,, ...) conjugirten complexen Zahlen erhält man, wenn man nur einer einzigen der Wurzelgröfsen u, u,, w,, ... ihre A Werthe giebt. Die Norm von f(u, u,, u, ...), als Produkt dieser A coujugirten, ist alsdann eine, von den Irrationalitäten z, u,, u, ... vollständig freie, com- plexe Zahl in «. Vermöge der Bedingungen, dafs A, nicht durch f(«), A,, nicht durch ‚f,(«) u. s. w. theilbar ist, kann diese Norm von f(u, u,, u, ...) keinen der Primfaktoren f(«), ‚f,(«), f,(«) ... enthalten. Um diefs zu be- weisen, bemerke ich, dafs in dem Ausdrucke (16.) das nte Glied, welches A sc nur u? enthält, das einzige Glied ist, welches w nicht enthält, und dafs demgemäfs in der Norm von (u, u,, u, ...), in welcher u selbst nicht mehr vorkommt, sondern nur noch u’, die Ate Potenz dieses nten Gliedes das einzige Glied sein mufs, welches z* nicht enthält, dafs also: rn Irma. Nauru. za, u, er mode, und weil A,, u, u}, ... den Faktor f(«) nicht enthalten, dafs diese Norm den Faktor ‚f(«) nicht enthält. In derselben Weise wird gezeigt, dafs sie auch keinen der übrigen Faktoren der Determinante enthalten kann. Da nun zuerst im $. 8. gezeigt worden ist, dafs jede ideale Ambige in einer wirklichen Zahl f(z) als Complex aller idealen Primfaktoren enthalten ist, so dafs die Norm dieser Zahl ‚f(z) aufser der Norm der in ihr enthalte- nen Ambigen nur noch die Primfaktoren der Determinante und eine Potenz von 9 enthalten kann; da ferner in dem gegenwärtigen Paragraphen gezeigt worden ist, dafs, wenn diese, die Ambige enthaltende Zahl f(z) als com- plexe Zahl in w dargestellt, und von einer Potenz von go, welche in dieser Form als gemeinschaftlicher Faktor aller ihrer Coefficienten heraustreten kann, befreit wird, aus derselben eine complexe Zahl f(w) entsteht, deren 88 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Norm nicht mehr 9 enthält; da endlich gezeigt worden ist, dafs diese die Ambige enthaltende Zahl f(w) durch Einführung der Wurzeln v, u,, u, ..., und nachdem die Potenzen von u, u,, u,, ..., welche dabei als gemeinschaft- liche Faktoren aller Glieder heraustreten, entfernt werden, eine wirkliche complexe Zahl ‚f(u, u,, u,, ...) ergiebt, deren Norm keinen Faktor der Determinante weiter enthält: so folgt, dafs (u, u,, u, ...) die in f(z) enthaltene Ambige nicht nur ebenfalls enthält, sondern dafs sie als diese Am- bige selbst angesehen werden mufs, welche somit als ideale Zahl in z, in der Theorie der complexen Zahlen in u, u,, u, ... als wirkliche complexe Zahl dargestellt werden kann. Also: (II.) Jede ideale Ambige in z läfst sich als eine wirk- liche complexe Zahl von der Form f(u, u,, u, ...) darstellen, welche so beschaffen ist, dafs sie durch Multiplikation mit n n n . u u, 'uU, ° .., wenn die Exponenten n, n,, n, ... passend be- stimmt werden, in eine complexe Zahl in w übergeht. S. 10. Untersuchung aller wirklichen complexen Zahlen in u, u,,u,, ..., welche ideale ambige Zahlen in 3 darstellen. Die in den vorhergehenden Paragraphen bewiesenen Sätze gewähren die Mittel, alle idealen Ambigen in der Theorie der complexen Zahlen in z zn finden, und zwar in der Form von wirklichen complexen Zahlen, welche aus den Wurzeln v, v,, u, ... gebildet sind. Als den einfachsten Weg zu diesem Ziele zu gelangen, wähle ich den, zunächst alle wirklichen Zahlen /) zu finden, welche einer Gleichung von der Form (1.) $. 9: (1.) Le) f(we) = M«2) f(w) genügen, in welcher Gleichung vorläufig in Z(«) und in NM(z) die Fak- toren der Determinante /(«), /,(@), ... zugelassen werden sollen, der Fak- tor g aber ausgeschlossen sein soll. Diese Aufgabe läfst sich folgender- maalsen aussprechen: Alle wirklichen complexen Zahlen f(w) zu finden, welche der Be- dingung genügen, dafs a als eine gebrochene, wirkliche complexe Zahl und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 89 in z sich darstellen lasse, in der Art, dafs die Norm des Nenners nicht durch e theilbar sei. Zunächst ist klar, dafs wenn /(w) dieser Bedingung genügt, auch w' f(w) derselben genügen mufs, für jeden Werth des k. Da nun oben $. 9. im Satze (Il.) bewiesen worden ist, dafs in einer jeden Zahl f(w), welche den Bedingungen der vorliegenden Aufgabe genügt, alle Coefficien- ten, mit Ausschlufs eines einzigen, durch p theilbar sein müssen, so kann man durch Multiplikation mit einer passenden Potenz von w das Glied, wel- ches diesen Coefficienten hat, zum ersten Gliede machen, d.h. zu dem Gliede, welches die irrationale Wurzel w nicht enthält, wodurch /(w) die Form (2.) Je) = C+ ot) erhält, wo C eine durch 9 nicht theilbare complexe Zahl in « ist, welche auch als nichtcomplexe ganze Zahl angenommen werden kann. Es reicht also hin, nur die in dieser Form enthaltenen, der Aufgabe genügenden Zah- len /(w) zu finden. Ferner folgt unmittelbar, wenn /(w) der Aufgabe genügt, dafs auch /(w) F(z) derselben genügen mufs, wenn F'(z) eine wirkliche complexe Zahl in z ist, deren Norm nicht durch 9 theilbar ist. Endlich ergiebt sich auch sehr leicht, dafs wenn f(w) der Aufgabe genügt, ebenso alle complexen Zahlen in w, welche congruent f(w) sind, nach dem Modul A, der Aufgabe genügen müssen; denn es ist: As() () + rg (w) = f(w) (1 en und wenn man den Bruch er in die Form bringt, dafs sein Nenner eine complexe Zahl in « wird, also: al EC MC ET IET und bemerkt, dafs nach dem Satze (I.) $.2 AG(w) eine ganze complexe Zahl in z ist, so hat man: (») ® (2) (3.) JWw) +rgWw = rm 5 wo IN®&(z) nicht durch 9 theilbar ist, also: Math. Kl. 1859. M 90 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten (4.) wa) Hhelwa) _ Slwa)®(z,) few) ke) So) P@) ° woraus die Richtigkeit der aufgestellten Behauptung erhellt. Da hiernach nur alle nach dem Modul A incongruenten Zahlen /(w) von der Form C+gY(w) zu suchen sind, welche den Bedingungen der Aufgabe genügen, so wird es zweckmäfsig sein, bei dieser Untersuchung die Logarithmen der complexen Zahlen, nach dem Modul A, anstatt dieser com- plexen Zahlen selbst anzuwenden, in ähnlicher Weise, wie ich dieselben schon früher für die Theorie der complexen Zahlen in « mit Erfolg ange- wendet habe. Zunächst ist zu bemerken, dafs eine jede Zahl von der Form C+ ob (w) stets auf verschiedene Weisen in diese Form gesetzt werden kann, da man dem Y(w) beliebig eine complexe Zahl in « hinzufügen kann, wenn man dafür das ofache derselben von C hinwegnimmt. Um diese Willkür- lichkeit auszuschliefsen, setze ich fest: es soll Y(w) in dieser Form stets so gewählt werden, dafs es für # — 1 gleich Null wird, welches immer gelei- stet werden kann, indem man von ı/(w) die Summe aller seiner Coefficien- ten abzieht, und das gfache dieser Summe dem € zulegt. Ich entwickele nun den Logarithmus (5.) (7) = ı(1 +2) so nach Potenzen von g, dafs in dieser Entwickelung alle diejenigen Glieder, welche Vielfache von A werden, wegfallen. Das kte Glied der Entwicke- lung dieses Logarithmus ist: N yo k.CH i Da nun g°”' ein Vielfaches von A ist, so folgt, dafs das A— 1te Glied weg- fällt, so wie auch alle folgenden, insofern sie nicht A auch im Nenner ent- halten, also insofern nicht % durch A theilbar ist. Wenn aber k ein Viel- faches von A ist, so nehme man k = mA’, wo m nicht weiter durch A theil- n n—1 vo nl - bar sein soll; man hat alsdann GER = Br ! 0" ‚ also theilbar durch A” ka ‚ und demnach mufs --g° für einen solchen Werth des k den — n mal enthalten. Diese Anzahl ist aber stets grö- [ser alsEins, aufser in dem einen Falle, wo zugleich n=1 und m=1, also k=A ya—i1 Faktor A mindestens mA und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 91 ist. Von allen Gliedern dieser Entwiekelung des Logarithmus bleiben also nur die ersten A— 2, und aufserdem das Ate Glied, welches den Faktor re” hat, der bekanntlich gleich 0, multiplieirt mit einer Einheit ist. Man hat daher: w w 8 w)? ormE,L (wYAmR ee (6.) l Le) — ee)! —_ nal), +..+ Te + K, mod. A, wo der Kürze wegen mu ß Kl) Ylw)? [A gesetzt ist. Denkt man sich nun diesen ganzen Ausdruck nach den Poten- zen von w entwickelt, und als ganze rationale Funktion von w des A— Iten Grades dargestellt; denkt man sich ferner die Brüche, deren Nenner die Potenzen von € sind, durch die ganzen Zahlen ersetzt, welchen sie congru- ent sind, nach dem Modul A; setzt man alsdann überall 1 —g für «, und ordnet nach Potenzen von 9; setzt man endlich 1 — e statt w und ordnet das, was in die einzelnen Potenzen des g multiplieirt ist, nach Potenzen von ev: so erhält man eine Entwickelung von folgender Form : 7 ] Ik») hr E 2, AmB, S | (u) F)E eV) He V,_.P), mod. A, in welcher Ye; Y,(o) u. 8. w. ganze rationale Funktionen von ev, vom Grade A — 1 sind, mit nichteomplexen ganzen Zahlen als Coellieienten. Von der ersten derselben ı% ,(v) insbesondere ist noch zu bemerken, dafs für ve —0 auch (ev) = 0 werden mufs, vermöge der Festsetzung, dafs in fiw) = C+ eo (w), für w = A, Ylw) = 0 sein soll. Wenn nun die logarithmische Eintwiekelung einer eomplexen Zahl der Form € + ok (w) nach den angegebenen Regeln gebildet ist, so ist sie nach dem Modul A eine vollständig bestimmte, d. h. eine gegebene eomplexe Zahl hat nur eine Entwiekelung ihres Logarithmus, nach dem Modul A. Wenn nun aber umgekehrt die logarithmische Entwickelung gegeben ist, so ist die Frage: in wie weit dadurch die complexe Zahl selbst bestimmt ist. Um diefs zu untersuchen, gehe ich von dem ganz speeiellen Falle aus, wo die logarithmische Entwickelung eongruent Null ist, also (8.) (>) = 1 ( x +ie) =(, mod.A. M 2 92 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten In diesem Falle hat man aus der Congruenz (6.), wenn man dieselbe zunächst nur für den Modul p° betrachtet: 0=2Ylw), mod. p°, also Y(w#) durch 9 theilbar. Setzt man nun Y(w) = 9%(w), und betrachtet die Congruenz (6.) nach dem Modul 9°, so ergiebt sie, dafs %(w) weiter durch g theilbar sein muls, also \(w#) theilbar durch 9°, so fortschliefsend erhält man zuletzt: \/ (w) theilbar durch 0, also eV (w) ein Vielfaches von ?, d.h. die logarithmische Entwickelung von f(w) ist nur dann congruent Null, wenn f(w) einer complexen Zahl in « congruent ist, nach dem Mo- dulA. Wenn nun die logarithmischen Entwickelungen zweier Zahlen f(w) und f (w) congruent sind, also der Unterschied derselben congruent Null, so hat man (2) en (2) = 0, mod.A, also C’f(») Br a) —=,0,..mod. A, cf») Cf(») nach dem Modul A, oder was dasselbe ist: Af(w) = f'(w), mod. A, wo A eine complexe Zahl in « ist. woraus folgt, dafs einer complexen Zahl in « congruent sein mufs, Nachdem diese allgemeinen Eigenschaften der logarithmischen Ent- wickelungen der complexen Zahlen von der Form C + o\Y(w) festgestellt sind, wende ich dieselben zum Zwecke der Lösung der vorliegenden Aufgabe an. Ich verwandle in der Congruenz (7.) w in wa, wodurch v=1—w in 1-wa=r+2g(1— v) übergeht, entwickele die rationalen Funktionen von v-+g(1—v) nach dem Taylorschen Satze nach Potenzen von g, und ziehe die unveränderte Congruenz (7.) von diesen ab, so ist: wo 2 ’ < —e = a v e* —f) an v oo (de a BRuE a N AO are +. +) + Ich entwickele nun den Logarithmus der complexen Zahl He ‚ wel- che nach den Bedingungen der Aufgabe gleich ES werden soll. Setzt und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 93 man M(z) zunächst in die Form einer complexen Zahl in w, so hat man, wie im $. 2 gezeigt worden: (10.) Me) =G+G,(1—w) + G,1—- WW’ +... + 6G_,(1-W"", wo G,_, durch g, G@,_, durch 9°, G,_, durch 9° etc. theilbar ist. Dividirt man durch Z(«), ersetzt die Brüche, mit dem Nenner Z(«) durch die gan- zen complexen Zahlen, denen sie nach dem‘ Modul A congruent sind, nimmt ferner 1-w=» und 1— @a=p und ordnet nach Potenzen von p, so hat man: (11.) re a a a Ce a A + la He ET) +... nach dem Modul A, wo b,, a,, b,, a, u. s. w. nichtcomplexe ganze Zahlen sind. Hieraus erhält man nach der obigen Methode folgende Form der Entwickelung des Logarithmus: 2.) 2 G) ZB oe + U, +80" +0)’ + + AU, +3" HE HD) +... nach dem Modul?d, wo 8,, 4,, 8, u. s. w. ebenfalls nichtcomplexe ganze Zahlen sind. Weil nun \ (w «) ab M (z) fi») L(«) sein soll, so mufs der Logarithmus der einen dieser complexen Zahlen dem Logarithmus der anderen congruent sein. Die Vergleichung der einzelnen Glieder beider Entwickelungen ergiebt folgende Congruenzen : A-)V)=EN, + Br" + C,0 A—-N)WV,() + a =N, + Br" +, + DD, ne te > ZU, +B rt + ED" + Er (13.) 4 u. s. w., nach dem Modul A. Setzt man nun r%—1 v=ar tar +... +0_r", so hat man 94 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten (14.) (1-r)V,()=a, + (2a,—a,)v + (3a, —2a,) v’ + ae A— 1) a,_, BE ’ und weil vermöge der ersten der Congruenzen (13.) die Glieder dieses Aus- drucks, welche v, v°, ... v’”* enthalten, congruent Null sein müssen, so hat man: 2a,—a, =0, 34a, —2a,=0, .. A-Ya_,—- AI a_,=0, woraus unmittelbar folgt: a au eu ce, =7» a so dafs man für /,(v) nn Ausdruck erhält: 15) vo=ca(t+ wo c, und B, beliebige ganze Zahlen sind. Mit Hülfe dieses gefundenen Ausdrucks des ı/,(v) findet man aus der zweiten der Congruenzen (13.) ohne Schwierigkeit folgenden Ausdruck des Y (0): 16.) Y,o=e, (2 an kr .+- —)+4, + Bw" + C,", wore,, Ay B..CH en ganze ze sind. Ebenso findet man weiter aus der dritten der Congruenzen (13.): (17.) Vo): c, (Z +. +... + —.) + 4A, + B,0"" + C,0"” + D, 0’. Allgemein hat U, (v) nach den Congruenzen (13.) einen Ausdruck , welcher sich von den hier für k—=1, 2, 3 gegebenen nur dadurch unterscheidet, dafs die Glieder, welche dem ersten Theile hinzuzufügen sind, bis zu dem Gliede —h nit e* einschliefslich gehen. Setzt man nun der Kürze wegen: or Ders en. er so hat man vermöge der gefundenen Ausdrücke der U, (e), Y,(6) u. s. w. (18.) (2) — (e,e + C,0° + ..-+ EN 0) VW B, p*='o er Eu. EB." 700) 0° +(4, ip" ERDE 0’ + En Vergleicht man den Ausdruck auf der rechten Seite dieser Congruenz, wel- cher auf das erste Glied folgt, mit der Congruenz (12.), so erkennt man, und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 95 dafs derselbe den Logarithmus einer complexen Zahl in z darstellt. Man hat daher: (19.) (9 )=(eg tea +. +0.) W+l Ga): mod. A, als nothwendige Bedingung dafür, dafs die Zahl f(w) eine Gleichung von der Form Lce) f(wa) = M(z) f(w) genüge, in welcher VM(z) und / (a) nicht durch e theilbar sind. Dafs diese Bedingung auch eine hinreichende ist, folgt daraus, dafs wenn w in wa ver- wandelt wird, also vine-+g (1 — v), und von der so veränderten Con- gruenz (19.) die unveränderte abgezogen wird, der Logarithmus von en in der That congruent dem Logarithmus einer complexen Zahl in z gefunden wird. Von dem mit /V bezeichneten Ausdrucke bemerke ich noch, dafs derselbe, wenn v = 1 — w gesetzt wird, und man nach Potenzen von w ordnet, in einen Ausdruck derselben Form übergeht, oder dafs r1—1 2 3 (20.) = +9 + 4.43; mod. A. Vergleicht man den Ausdruck (19.) des Logarithmus einer der Glei- chung (1.) genügenden Zahl f(w) mit dem Ausdrucke (12.) des Logarithmus einer complexen Zahl in z, so erkennt man sogleich, dafs, wenn f(w) eine complexe Zahl in z sein soll, nothwendig die A—2 Zahlen e,, e,, ... €,_, alle congruent Null sein müssen, mod. ?; denn die Glieder e,ge, c,g’v, .. C,_,0" "v, welche im Logarithmus von f(w) enthalten sind, kommen in dem Logarithmus einer complexen Zahl in z nicht vor. Umgekehrt, wenn C,, €, ».. €,_, alle congruent Null sind, mod. A, so ist der Logarithmus von f(w) derselbe, als der Logarithmus einer complexen Zahl in z, und darum f(w) = AF«(z), mod.?, oder f(iw) = AF(z) + AG(w), also weil AG (w) eine complexe Zahl in z ist, ist f(w) nothwendig eine complexe Zahl in z. Wenn nun zwei Zahlen f(w) und f‘(w), welche beide den Bedingun- gen der Aufgabe genügen, in ihren Logarithmen dieselben Werthe der Zah- len c,, €, ... c,_, haben, nach dem Modul A, so giebt die Differenz ihrer Logarithmen, also der Logarithmus ihres Quotienten, den Logarithmus einer complexen Zahl in z, und man hat: 96 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten CY(w) F(z) 6) = , = (21.) ı( TO ı( 7); mod. A. Hieraus folgt, wie oben gezeigt worden, dafs die eine complexe Zahl der anderen, multiplieirt mit einer complexen Zahl in «, congruent sein mufs, also : lo) = Alle) (22.) — = = ‚„ mod. A. Macht man nun aus dieser Congruenz eine Gleichung, indem man das A fache einer complexen Zahl in w hinzufügt, welches ebenfalls eine complexe Zahl in z ist, so erhält man: (23.) do a wo F'(z) eine ganze complexe Zahl inz, M’ eine ganze complexe Zahl in « ist, welche den Faktor 9 nicht enthält. Die eine dieser beiden Zahlen f(w) und f‘(w) entsteht also aus der anderen durch Multiplikation mit einer ge- brochenen complexen Zahl in z, deren Nenner kein 9 enthält. Umgekehrt, wenn f(#) und f‘(w) in dieser durch die Gleichung (23.) ausgedrückten Be- ziehung zu einander stehen, so hat man Ai w ZI) (24.) (FI) - (2) =, mod. 2, woraus folgt, dafs die Logarithmen von /(w) und von /(#) dieselben Wer- the der Zahlen c,, c,, ... c,_, haben müssen, nach dem Modul A. Es kann nun eine jede der A—2 Zahlen c,, c,, ... c,_, die‘ ver- schiedenen Werthe 0, 1, 2, ....?—1 erhalten, die Anzahl aller verschie- denen Werthverbindungen dieser Zahlen, und nur diese, geben aber solche der Aufgabe genügende Zahlen /(w), welche sich nicht durch Multiplikation mit complexen Zahlen in zs eine aus der andern erzeugen lassen. Dieses Resultat giebt folgenden Satz: Es giebt genau A’"* ursprüngliche complexe Zahlen f(w), welche der Bedingung genügen, dafs - einer gebrochenen complexen Zahl in z gleich sei, deren Nenner po nicht enthält, welche in der Art von einander unabhängig sind, dafs keine aus einer anderen durch Multiplikation mit einer gebrochenen complexen Zahl in z, deren Nenner 9 nicht enthält, erzeugt werden kann. und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 97 $.+1l. Anzahl der wesentlich verschiedenen Ambigen. Aus den Zahlen f(w), welche der im vorigen Paragraphen gestellten und gelösten Aufgabe genügen, sollen nun die Ambigen selbst, als wirkliche complexe Zahlen in u, u,, z, ... hergeleitet werden. Es sei (1.) So) =C+2Cw+rolCw’ +... + 00,_,Ww" irgend eine der A’”* der Aufgabe bezeichnet worden sind, so ist /(w) + Ag (w) ebenfalls eine der complexen Zahlen, welche als ursprüngliche Lösungen Aufgabe genügende Zahl, aber eine solche, welche aus der ursprünglichen f«#) durch Multiplikation mit einer wirklichen complexen Zahl in z entsteht, und man hat: (2.) fo) +re)=C+rB+(C, +rB)w+(0C,+rB,)w’ +... In dieser complexen Zahl kann und soll nun über die Zahlen B, B,, B,, ... D,_, so verfügt werden, dafs die n ersten Glieder durch z’, d. h. durch ‚fia)” theilbar werden, das n-+1te Glied aber nicht durch /(«) theilbar, ferner dafs die ersten n, Glieder durch u‘, d.i. durch /,(«)’””: theilbar wer- den, das n, + 1te Glied aber nicht durch /,(«) theilbar; ferner dafs die n, ersten Glieder durch u}, d.i. f,(«)”: theilbar werden, das n, + 1te Glied aber nicht durch f,(«) theilbar u. s. f. Setzt man alsdann für « seinen n Werthw=uu, u, ..., so kann man die Faktoren u”, u":, w”= ... heraus heben, und erhält so: - (3.) KO) NEW) UN UV ur2 2. lu U, Us, oe) Es ist nun, wie im $. 9. gezeigt worden, f(u, u,, u,, ...) eine complexe Zahl in u, u,,u, ..., deren Norm keinen Faktor der Determinante D(«) enthält, und auch nicht durch 9 theilbar ist, welche also eine Ambige selbst darstellt, nämlich die in /(w) + Ag (w) enthaltene Ambige, und welche einer Gleichung von der Form (4.) U ee — Mc) fw, U ua) genügt, in der Z(«) und NM(z) keinen Faktor der Determinante und kein R enthalten. Math. Kl. 1859. N 98 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Wenn nun die Anzahl der in der Determinante D(«) enthaltenen ver- schiedenen Primfaktoren f(«), f,(«) u. s. w. gleich r ist, so hat man r Zahlen N, n,,N,, »..71,_,, denen man einzeln alle Werthe 0, 1, 2, ...2—1 geben kann, welche also %° verschiedene Werthverbindungen zulassen. Man erhält also aus jeder der A’? ursprünglichen Zahlen f(w) genau A complexe Zah- len f(u, u,, u, ...), welche eben so viele Ambigen darstellen. Die Anzahl aller Ambigen, welche auf diese Weise erhalten werden, ist also gleich 27°", welche in so fern ebenfalls als ursprünglich angesehen werden kön- nen, als keine derselben aus einer andern durch Multiplikation mit einer wirklichen complexen Zahl in z erzeugt werden kann. Alle anderen Ambi- gen aber können aus diesen A’"""" durch Multiplikation mit wirklichen com- plexen Zahlen in z erzeugt werden. Aus den gefundenen Ambigen sollen nun die nichtäquivalenten ambi- gen Klassen ermittelt werden. Aus der Definition der Äquivalenz, nach welcher zwei ideale complexe Zahlen in z äquivalent sind, wenn sie durch Zusammensetzung mit einer und derselben dritten idealen Zahl zu wirk- lichen complexen Zahlen in z werden, folgt zunächst, dafs alle Ambigen, welche aus einer einzigen f(u, u,, u,, ...) entstehen, indem diese mit wirk- lichen complexen Zahlen in z zusammengesetzt wird, nothwendig äquivalent sind; denn wenn Fu, u,, u, ...) ein in der Theorie der complexen Zahlen in z idealer Multiplikator ist, welcher mit f(u, u,, u, ...) zusammengesetzt, eine wirkliche complexe Zahl in z ergiebt, so ergiebt derselbe auch in seiner Zusammensetzung mit /(uw, u,, u, ...) @(z) eine wirkliche complexe Zahl in z, wenn @(z) wirklich ist. Die nichtäquivalenten Klassen der Ambigen sind aus diesem Grunde nur unter den A”"** aufzusuchen, welche sich nicht durch Multiplikation mit wirklichen complexen Zahlen in z aus einan- der erzeugen lassen. Wenn nun f(u, u,, u, ...), als wirkliche complexe Zahl in der Theo- rie der aus den Wurzeln u, w,, u, gebildeten complexen Zahlen , eine ide- ale Zahl in der Theorie der complexen Zahlen in z darstellt, und E(u ‚u,, U, ...) bezeichnet eine Einheit in v, v,, u, ..., d.h. eine wirkliche com- plexe Zahl dieser Theorie, deren Norm eine Einheit in « ist, so mufs noth- wendig E(u, u,, u, ...) (u, u,, u, ...) vollständig dieselbe ideale Zahl in z darstellen, als f(w, u,, u, ...), weil eine ideale Zahl in Beziehung auf Ein- heiten, mit denen sie behaftet sein kann, vollständig unbestimmt ist. Zu- und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 99 gleich ist klar, dafs E(u, w,, u, ...) f(u, u,, u, ...) alle Darstellungen einer und derselben idealen Zahl als wirkliche complexe Zahl in u, u,, u, ... erschöpft, weil die durch ihre idealen Primfaktoren definirten, wirklichen complexen Zahlen sich lediglich durch Einheiten unterscheiden können. Wenn es sich aber, wie in dem vorliegenden Falle nur um solche Zahlen fu, u,,u, ...) handelt, die einer Gleichung von der Form (4.) genügen, so mufs die Einheit E(u, u,, u, ...), mit welcher f(uw, u,, u, ...) behaftet genommen werden kann, selbst einer Gleichung von derselben Form genü- gen. Diese Bedingung läfst sich so ausdrücken: der Quotient zweier con- jugirten Einheiten E(we, u,, u, ...) und E(u, u,, u, ...) mufs einer wirk- lichen complexen Zahl in z gleich sein, der Quotient zweier Einheiten aber ist selbst wieder eine Einheit, es mufs also 2) SCH im (.) IE TESTER E(z) sein, wo E(z) eine ganze Einheit in z ist. Eine Einheit E(u, u,, u, ...), welche dieser Bedingung genügt, soll in dem Folgenden eine ambige Ein- heit genannt werden. Die Untersuchung, ob unter den A*"** Ambigen der Form fu, w,, u, ...) noch äquivalente vorhanden sind, und die Zurückführung derselben auf das System der nichtäquivalenten wird nun in folgender Weise geleistet. Es seien f(u, u, u, ...) und f’(u, u,, u, ...) zwei beliebige dieser A*-’*' Ambigen, so ist AR) it (6.) RZ Er. F(u, u,, u, ...) eine ganze complexe Zahl in u, v,, u, ..., welche mit /{u, u,, u, ...) mul- tiplieirt ein in der Theorie der complexen Zahlen in z wirkliches Produkt giebt. Wenn nun /(u, w,, u, ...) mit f’(u, w,, u, ...) äquivalent sein soll, so mufs dieselbe Zahl 7(u, w,, u, ...) auch mit der andern zusammengesetzt eine wirkliche complexe Zahl in z ergeben. Weil aber die Zahl fu, w,, U, ...), in so fern sie eine ideale Zahl in z darstellt, und in so fern sie einer Gleichung von der Form (4.) genügen soll, mit einer beliebigen ambigen Einheit E(w, w,, u, ...) multiplieirt genommen werden kann, so hat man 7.) Plus u un. U, U.) (Ws, use) az) gleich einer ganzen complexen Zahl in z. Multiplieirt man diese Gleichung N2 100 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten mit f(u, u,, u, ...) und dividirt durch G(z), so kann man diese Bedingung auch so aussprechen: (1.) Alle Ambigen von der Form f(u, u,, u, ...), welche aus einer derselben entstehen, indem diese mit einer ambigen Ein- heit und mit einer wirklichen complexen Zahl in z multipli- eirt wird, (welche letztere gebrochen sein kann, aber so, dafs sie in der Norm ihres Nenners weder g noch die Faktoren von D«(«) enthält), sind mit dieser Ambigen äquivalent, und umge- kehrt: alle Ambigen, welche mit einer derselben äquivalent sind, lassen sich auf die angegebene Weise aus dieser einen ableiten. Es seien jetzt E(u, u,,u, ...) und E.(u, u,, u, ...) zwei verschie- dene ambige Einheiten, von der Art, dafs die eine aus der anderen nicht durch Multiplikation mit einer Einheit E(z) entstehen kann; es sei ferner fw, u,, u, ...) eine Ambige, so sind Elu,:u,, u; fi, u, U, «») und (u, u, u; %..)fu, usw, zwei Ambigen, welche durch Multiplikation mit einer complexen Zahl in z nicht aufeinander zurückgeführt werden können, welche also dem Systeme i—2+r der oben als ursprünglich bezeichneten A Ambigen angehören, und dabei äquivalent sind. Es folgt hieraus, dafs eine jede Ambige in diesem Systeme der ursprünglichen Ambigen genau so viele äquivalente hat, als es ambige Einheiten giebt, die durch Multiplikation mit Einheiten in z auf ein- ander nicht zurückgeführt werden können. Also wenn die Anzahl der in diesem Sinne von einander unabhängigen ambigen Einheiten mit E bezeich- net wird, so sind genau je E dieser A’"**" Ambigen äquivalent, und die Anzahl aller nicht äquivalenten Ambigen ist darum gleich dem Eten Theile von A'"*". Es folgt hieraus, dafs E eine Potenz von A sein mufs, und dafs E=%' gesetzt werden kann. Das gefundene Resultat giebt folgen- den Satz: (O.) Wenn die Anzahl der ambigen Einheiten, welche durch Multiplikation mit Einheiten in z sich nicht auf einan- der zurückführen lassen, gleich A’ ist, und die Anzahl der in der Determinante D««) enthaltenen verschiedenen Primfak- toren gleich, so ist die Anzahl aller nicht äquivalenten Klassen der Ambigen gleich A’"'*""*, und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 101 Sl Die complexen Einheiten in w und in z. Zur vollständigen Bestimmung der Anzahl aller nichtäquivalenten, ambigen Klassen in der Theorie der complexen Zahlen in z, ist jetzt nur noch erforderlich, die Anzahl E = A‘ der von einander unabhängigen ambi- gen Einheiten zu finden. Hierbei mache ich von den Resultaten Gebrauch, welche Hr. Dirichlet in seinen Untersuchungen über die, in der Theorie der allgemeinen , zerlegbaren Formen vorkommenden Einheiten gefunden, und im März 1846 der Königlichen Akademie mitgetheilt hat, m. s. den Monatsbericht. Wenn eine irreduktible Gleichung des 2vten Grades, mit nichtcom- plexen, ganzzahligen Coefficienten zu Grunde gelegt wird, deren Wurzeln alle imaginär sind, so giebt es nach Dirichlet in der Theorie der com- plexen Zahlen, welche rationale Funktionen einer Wurzel der gegebenen Gleichung, mit ganzzahligen Coeffieienten sind, genau v— ı complexe Ein- heiten, welche ein vollständiges, unabhängiges System von Einkieiten dieser Theorie bilden. Ein System von Einheiten wird ein unabhängiges genannt, wenn ein Produkt von Potenzen dieser Einheiten nicht gleich Eins sein kann, ohne dafs die Exponenten der Potenzen alle einzeln gleich Null sind, und ein solches System von unabhängigen Einheiten ist zugleich ein vollständiges, wenn demselben keine Einheit weiter hinzugefügt werden kann, ohne dafs die Eigenschaft der Unabhängkeit des Systems dadurch verloren geht. Ein unabhängiges und vollständiges System hat die Eigenschaft, dafs alle com- plexen Einheiten dieser Theorie als Produkte von Potenzen der unabhängi- gen Einheiten sich darstellen lassen, wenn noch gewisse einfache Einheiten, welche nur Einheitswurzeln sind, als Faktoren hinzugenommen werden. Die Exponenten derjenigen Potenzen der unabhängigen Einheiten, durch deren Produkte alle Einheiten dargestellt werden können, haben niemals andere als rationale Zahlenwerthe. Ein unabhängiges und vollständiges System, durch welches alle Einheiten sich so darstellen lassen, dafs die Exponenten der Potenzen nur ganze Zahlen sind, heifst ein System von Fundamental- einheiten. 102 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Um nun diese allgemeinen Resultate auf die Untersuchung der Ein- heiten in w und in z anzuwenden, welche aufser den irrationalen Gröfsen w oder z auch noch die Wurzel « enthalten, mufs man eine irreduktible Glei- chung mit nichteomplexen, ganzzahligen Coefficienten aufstellen, von der Art, dafs durch eine Wurzel derselben, so wohl «, als auch w, und demge- mäls auch z, sich rational darstellen lasse. Ich wähle hierzu diejenige Glei- chung, deren Wurzel y=«-+ w ist. Diese giebt zunächst di.) Y-)"-Deo)=0, und demgemäfs, wenn für « seine A—1 Werthe «, «a°, ... «'"' gesetzt wer- den, und das Produkt gebildet wird: (2.) (y—o)"—Dea)) ((y—a?)” — D(a)) ... ((y—a*')"— D(a'))=0, welche Gleichung vom Grade A(A—1), vollständig entwickelt, nichtcom- plexe ganze Zahlen zu Coefficienten hat. Dafs diese Gleichung irreduktibel ist, folgt daraus, dafs die” — 1 Faktoren, aus denen sie zusammengesetzt ist, einzeln in dem Sinne irreduktibel sind, dafs sie nicht in Faktoren niede- rer Grade, deren Coefficienten rational in « wären, sich zerlegen lassen, wenn nämlich die Determinante D(«), wie überall vorausgesetzt wird, nicht eine vollständige Ate Potenz ist. Ein jeder Faktor der Gleichung (2.), wel- cher nichteomplexe rationale Zahlen als Coefficienten hätte, müsste darum nur ein Produkt einer Anzahl jener A— 1 Faktoren des Aten Grades sein. Entwickelt man aber ein solches Produkt nach Potenzen von y, so erkennt man schon aus der Betrachtung des Coeffhieienten des zweiten Gliedes, dafs dasselbe nicht anders rationale Coefficienten haben kann, als wenn es alle diese A — 1 Faktoren der Gleichung (2.) umfasst. Um nun « als rationale Funktion von y zu bestimmen, hat man nur die gemeinsame Wurzel « der beiden Gleichungen v—- 9 —-D(a)=0 undi+ae+a +... +. =0 zu suchen. Diese Gleichungen haben nämlich nur die eine gemeinschaft- liche Wurzel «,; denn hätten sie aufserdem auch eine andere Wurzel «® mit einander gemein, so müsste die Wurzel y= « + w der Wurzel y = "+ VD«(«) gleich sein, und die Gleichung (2.) wäre nicht irreduktibel. Da also « eine rationale Funktion von y ist, so kann man demselben die Form und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 103 -—. geben, wo d ein von der Determinante D(«) abhängiger, nichteomplexer ganzzahliger Nenner ist, nnd f(,y) eine ganze, rationale Funktion von y des Grades 1(% — 1) — 1, mit ganzzahligen Coefficienten. Es ist alsdann #—= y — « eine rationale Funktion derselben Art, mit demselben Nenner d, und da demnach auch die Potenzen «, «’, «', ... @’-', so wie die Potenzen w, w’,w’, ... w’7' sich als rationale Funktionen von y ausdrücken lassen, de- ren Nenner nur Potenzen von ö sind, so folgt, dafs jede ganze und ganz- zahlige Funktion von « und w, d.i. jede complexe Zahl in w sich als ge- brochene rationale Funktion von y darstellen läfst, deren Nenner eine be- stimmte, nur von der Determinante D(«) abhängige, ganze nichtcomplexe Zahl A ist, dafs also (3.) AF(w,a) = F(y) ist, wo F(y), als ganze und ganzzahlige rationale Funktion von y, auch com- plexe Zahl in y genannt werden kann. Das Afache einer jeden ganzen com- plexen Zahl in w läfst sich also als ganze complexe Zahl in y darstellen. Eine ganze complexe Zahl in w enthält im Ganzen A (A — 1) Coeffhiei- enten, welche nichtcomplexe ganze Zahlen sind, wenn man alle ihre Glie- der, welche verschiedene Potenzen von « und w enthalten, besonders be- trachtet. In Beziehung auf einen gegebenen Modul A kann jeder dieser ?1(A — 1) Coefficienten die A verschiedenen Reste 0, 1, 2, ... A— 1 geben, es giebt daher nach dem Modul A nicht mehr als A’ incongruente com- plexe Zahlen inw. Erhebt man nun eine complexe Einheit in w: E(w) zu Potenzen, so müssen in der Reihe 1, E(w), E(w)’, E(w)’, E(w)' ..... wenn dieselbe so weit fortgesetzt wird, dafs sie mehr als A*"-" Glieder enthält, nothwendig nach dem Modul A congruente Glieder vorkommen, man hat also E(w)” = E(w)',ı ‚mod. A, wo m und n verschiedene Zahlen sind und nicht gröfser als A” =". Es hat nun E(w), als Einheit, keinen gemeinschaftlichen Faktor mit dem Modul A, man kann also, wenn na Math. Kl. 1859. 16) 106 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten weil die eine, so wie die andere Seite nichts anderes darstellt, als das Produkt a+b +b E(w) E(wa) Ebenso findet für diese Potenzen mit complexen Exponenten auch dieselbe a, + b; a,_ı rbı_ı i E(wa’) u. Dilwia mi) Regel der Potenzerhebung einer Potenz Statt, wie für gewöhnliche Poten- zen, denn man hat die Regel: ( oh a(a)b(e) (9.) E(w) = E(w) » von deren Richtigkeit man sich sogleich überzeugen kann, wenn man auf beiden Seiten dieser Gleichung die Potenzen der Einheit mit complexen Ex- ponenten als Produkte von Potenzen der conjugirten Einheiten darstellt. Mit Hülfe solcher Potenzen von Einheiten mit complexen Exponen- ten will ich nun zeigen, wie ein vollständiges System der v— » unabhängi- gen Einheiten in w oder in z, deren Normen gleich Eins sind, durch u verschiedene Einheiten dieser Art, mit ihren conjugirten dargestellt wer- den kann. Wenn E(w) irgend eine Einheit ist, deren Norm gleich Eins ist, so zeige ich zunächst, dafs die A— 1 conjugirten Einheiten E(w), E(wa), E(wa?), ... E(wa”””) von einander unabhängig sind, dafs also die Gleichung (10.) E(w) E(we) E(wa) .„.. Ewa) =4, in welcher die Exponenten m, m,, m,, ... m,_, rationale, oder was hier dasselbe ist, ganze Zahlen sind, nicht bestehen kann, ohne dafs sie alle den Werth Null erhalten. Setzt man m + ma + m,a +... + m,_,« und erhebt beide Seiten der Gleichung ın(«) E(w) —4 zur Potenz M(«a), wo M(«) durch die Gleichung M(«) m(«a) = Nm(«) be- stimmt ist, so erhält man = m(a), Nm(«) (11.) Bag und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 107 Der Exponent Norm von m(«), ist eine nichtcomplexe Zahl, diese Po- tenz ist also eine Potenz im gewöhnlichen Sinne, welche, wenn E(w) nicht eine einfache Wurzel der Einheit ist, nicht gleich Eins sein kann, ohne dafs Nm«a) — 0 ist, also m(«) = 0 und folglich m = 0, m, =0,...m, ,=®, wegen der Irreduktibilität der Gleichung 1+«@+«@’ +... +a'"'—=0. Die ? — 1 conjugirten Einheiten E(w), E(wa), E(wa’) ..., Eiwa®) bilden also in der That ein unabhängiges, aber unvollständiges System. Es sei nun E,(w) eine andere Einheit, deren Norm gleich Eins ist, welche mit dieser zusammen ein unabhängiges System bilde, so behaupte ich, dafs die conjugirten A — 1 Einheiten E,(w), E (we), E, (wa?) ... E, (we”?) mit den obigen zusammen ein unabhängiges System von 2(A — 1) Einheiten bilden, dafs also die Gleichung m(«) m,(«) (12.) E(w) E,(w) 1 nicht bestehen kann, ohne dafs die complexen Exponenten m(«) und m, (a) beide gleich Null sind. Erhebt man nämlich diese Gleichung zur Potenz M,(«), wo M,(«) durch die Gleichung AT, («) m,(«) = Nm,(«) bestimmt ist, so hat man M,(«)m(«) Nm, («) (13.) E(w) E,(w) — ll welches, da Nm,(«) eine nichtcomplexe Zahl ist, und darum E,(w)N”1() eine Potenz im gewöhnlichen Sinne des Wortes, der Voraussetzung wider- spricht, nach welcher E,(w) eine Einheit ist, die mit den A—1 zu Ew) comjugirten ein unabhängiges System bildet. Wenn nun Z,(w) eine andere Einheit mit der Norm Eins ist, welche mit den bereits aufgestellten 2(A — 1) Einheiten zusammen ein unabhängiges System bildet, so wird ganz auf die- selbe Weise bewiesen, dafs auch die conjugirten A— 1 Einheiten E,(w), E,(wa), E,(we’), .... E,(wa””?) mit jenen 2(%— 1) Einheiten zusammen ein unabhängiges System von 3(A—1) Einheiten bilden. Auf diese Weise kann man nun fortfahren, bis man ein vollständiges unabhängiges System von Einheiten, deren Normen gleich 02 108 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Eins sind, erlangt hat, welches, wie oben gezeigt worden ist, aus v—u Ein- heiten besteht. Daov— u =: — = u(r—1)ist, so folgt, dafs die Anzahl der Einheiten, welche mit ihren conjugirten zusammen ein vollstän- diges System bilden, gleich # ist. Was hier von den Einheiten in # bewie- sen ist, gilt nothwendig auch von den Einheiten der specielleren Theorie in z, man hat also folgenden Satz: (I.) Es giebt genau a Einheiten in w oder in z, welche, wenn man von einer jeden derselben A—1 conjugirte nimmt, ein vollständiges unabhängiges System von u(A—1) Einheiten bilden, deren Normen gleich Eins sind. Wenn nun die u Einheiten: E(w), E,.(w), E,(w), .... E,_.(w) mit ihren conjugirten ein vollständiges und unabhängiges System aller derje- nigen Einheiten bilden, deren Normen gleich Eins sind, so kann aus diesem Systeme stets ein anderes hergestellt werden, dessen » Einheiten e(w), 8,(W), &,(W), .... E&,_,(W) so beschaffen sind, dafs keine in der Form M M, M, My=ı e(w) E,(w) &8,(W) .... E,_,(W) enthaltene Einheit eine gte Potenz einer Einheit sein kann, ohne dafs die ganzen complexen Exponenten A/, M,, M, ... M,_, alle einzeln durch g theilbar sind. Ein so beschaffenes System kann ein beziehungsweise funda- mentales genannt werden, nämlich fundamental in Beziehung auf den Expo- nenten 9. Dasselbe wird aus dem gegebenen Systeme der Einheiten E(w), E (w) ... E,_,(w) auf folgende Weise hergeleitet. Durch das gegebene System der Einheiten möge sich eine g° te Potenz K— einer Einheit so darstellen lassen, dafs die complexen Exponenten nicht alle A+1 durch 9 theilbar sind, aber eine g**"te Potenz einer Einheit soll nicht mehr in dieser Weise durch dieses System darstellbar sein, so hat man A; ® A A, A B (14.) E(w) E(@ E,@) "... E,.,(w) — e(w) für bestimmte Werthe der complexen Exponenten A, A, .... A k—1) und weil wenigstens einer derselben durch 9 nicht theilbar ist, so kann man den ersten A als einen solchen wählen. Durch die x — 1 Einheiten E,(w), und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 109 E,(w), ... E,_,(#), mit Ausschlufs von E(w), lasse sich eine g*ıte, aber nicht eine g*:*'te Potenz einer Einheit so darstellen, dafs nicht alle com- plexen Exponenten dieser Einheiten durch 9 theilbar sind, so hat man B, B, Fr 4 (15.) BAER) re... Bw) — Hl und man kann hier ebenfalls den ersten Exponenten B, als einen der durch e nicht theilbaren nehmen. Ebenso sei durch diese Einheiten, wenn weiter die Einheit E,(w) ausgeschlossen wird, noch eine g*=te Potenz, aber nicht eine g%>*' te Potenz einer Einheit darstellbar, so hat man 6; 6, a gre (16.) E,(w) E,(w) E,L,(@) ZU wo wieder C, als einer der nicht durch 9 theilbaren Exponenten genommen werden kann. So fortfahrend erhält man die u Einheiten e(w), &,(w), ».. &,_,(w), von denen nun bewiesen werden soll, dafs sie ein System bilden, welches die verlangte Eigenschaft besitzt. Gesetzt es wäre für irgend welche bestimmte ganze complexe Expo- nenten M, M,, ... M,_,, die nicht alle durch 9 theilbar sind, Mm Mm, Mm, (17.) e(w) E,(W) .... &,_,(W) und M, der erste, nicht durch 9 theilbare Exponent, so hätte man auch —1 ® =eW), R—1 M, M, 4. m e (18.) e(w) 8,,,(w) u. EM) =e,(@): Wenn nun zur g% ten Potenz erhoben wird, so kann man, weil von den Zahlen k, k,, k, ... keine folgende gröfser sein kann, als die vorhergehende, die in diesem Ausdrucke vorkommenden p* ten Potenzen der Einheiten &, (w), &,1(W)5 --- &,_,(w) alle durch die Einheiten E,(w), E,,,(w) .... E,_,(w) ausdrücken, und erhält so einen Ausdruck von folgender Form: K, Kyle Pi +1 (19.) E, (w) E, „,(w) piejsie E._.(w) —— e,(w) ’ in welchem der complexe Exponent X, der ersten Einheit gleich dem Pro- dukte des Exponenten M, und des Exponenten H, in dem Ausdrucke H, H, +1 LEIRE 1 Pi (20.) E,(w) E,,(%) ey) =: (w) 110 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten ist, und weil M, und H, nach der Voraussetzung nicht durch 9 theilbar sind, so ist X, = M, H, ebenfalls nicht durch 9 theilbar. Es ist aber nach der Voraussetzung unmöglich, eine oh * te Potenz einer Einheit durch die Form (19.) auszudrücken, ohne dafs alle complexen Exponenten X,, K,,, ... K,_, durch 9 theilbar sind, also ist es auch unmöglich, durch die Ein- heiten &(w), &,(#) ... &,_,(w) eine gte Potenz irgend einer Einheit in dieser Weise auszudrücken. Genau dieselben Schlüsse gelten auch, wenn man anstatt der Einheiten in # die specielleren Einheiten in z zu Grunde legt, man hat also folgenden Satz: (IL) Es giebt für Einheiten in w (oder in z), deren Normen gleich Eins sind, ein vollständiges und unabhängiges System von a Einheiten mit ihren conjugirten, welches so be- schaffen ist, dafs ein Produkt von Potenzen dieser « Einhei- ten mit ganzen complexen Exponenten nicht eine ote Potenz einer Einheit in w (oder in 2) darstellen kann, ohne dafs die complexen Exponenten der Potenzen aus denen dieses Pro- dukt besteht, alle einzeln durch p theilbar sind. Weil das System der x Einheiten e(w), &,(w), ... e,_,(w) mit ihren conjugirten ein vollständiges unabhängiges System für alle Einheiten ist, de- ren Normen gleich Eins sind, so kann man durch dasselbe alle Einheiten, deren Normen gleich Eins sind, darstellen, wenn man in den Coefficienten der complexen Exponenten M, M,,... M,_, der Form Mm Mm, M, (21.) (ww), .E.(@) auge) rationale Brüche zuläfst, oder was dasselbe ist, wenn man diese Exponenten als gebrochene complexe Zahlen in « passend bestimmt. Diese gebroche- nen Exponenten können nun, vermöge der in dem Satze (III.) ausgesproche- nen Eigenthümlichkeit des vorliegenden Systems der unabhängigen Einhei- ten, in ihren Nennern niemals den Faktor 9 enthalten, wenn gemeinschaft- liche Faktoren der Zähler und Nenner nicht Statt haben, aus welchem Grunde ein solches System oben als ein in Beziehung auf 9 fundamentales bezeichnet worden ist. Gesetzt es wäre eine ganze complexe Einheit e(w) durch die Form (21.)so darstellbar, dafs irgend welche der gebrochenen com- plexen Exponenten M, M,,... M A—1 nicht in ihren Zählern, und es wäre 9° die höchste Potenz von g, welche in ihren Nennern 9 enthielten, aber und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 111 in einem dieser Nenner vorkommt, so würde der kleinste gemeinschaftliche Nenner, den man allen diesen gebrochenen Exponenten geben könnte, von der Form 2’ N sein, wo N eine nicht weiter durch 9 theilbare complexe Zahl in « wäre. Wenn man also eine durch die Form (21.) ausgedrückte Einheit zur g' Nten Potenz erhöbe, so würde man die Potenz, welche eine pte Po- tenz einer Einheit ist, durch dieselbe Form (21.) aber mit ganzen complexen Exponenten, welche alle nicht durch 9 theilbar sind, ausgedrückt erhalten. Da dieses nicht möglich ist, so folgt, dafs die gebrochenen Exponenten M, M,, ... M,_, in ihren Nennern niemals den Faktor 9 enthalten können. Wegen dieser Eigenschaft der Exponenten M, M,, ... M,_, kann man von denselben die kleinsten nicht negativen, ganzen, nichtcomplexen Zahlen absondern, denen sie congruent sind nach dem Modul 9, und er- hält so: (22) M=a+:M', M‚=a,+eM}, .. M,_, =a,_, +eM,_. wo die Zahlen a, a, ... a nur die Werthe 0, 1, 2, ...A—1 haben M—1 können. Die Form (21.) giebt demnach folgende Form: a a, er M' M| Mu No (23.) dw) E(W) 2. &,_,(W) Ge €, (w) u. &,_,(W) ) ; welche ebenfalls alle Einheiten darstellt, deren Normen gleich Eins sind. Also alle Einheiten, deren Normen gleich Eins sind, entstehen aus den in der Form a a, a (24.) Ee(W) E,(W) un E,_,(W) enthaltenen, in welcher a, a,, a,_, nur alle Werthe 0, 1, 2, ...A— 1 ha- ben, wenn diese mit gten Potenzen von Einheiten multiplieirt werden. Von zwei verschiedenen, in dieser Form (24.) enthaltenen Einheiten kann aber niemals eine aus der andern durch Multiplikation mit einer gten Potenz A—1 einer Einheit erzeugt werden; denn hätte man 2 een Au 5 b, bumı e Eelw) E(W) 2... E,_,(W) =Ee(W) E,(W) +... E,_,(W) E(w) , so wäre auch a—b a,—b, au —bu-ı 0 (25.) E (W) €, (W) PRBeR CHEN (’)) = E(w) , und weil durch diese Form keine gte Potenz einer Einheit ausgedrückt wer- 112 Kummea: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten den kann, ohne dafs alle Exponenten einzeln durch 9 theilbar sind, so müs- sen a—b, a, —b,, +... 4, ,— b,., alle durch g, und weil es nichteomplexe ganze Zahlen sind, alle durch A theilbar sein, welches nur dann möglich ist, —=b, ..a, ,—=b,_,, also nur dann, wenn die beiden in wenna—=b, a der Form (24.) enthaltenen Einheiten dieselben sind. Da die Anzahl aller verschiedenen in dieser Form enthaltenen Einheiten gleich A“ ist, indem jeder der » Exponenten a, @,, ... a,_, alle A Werthe 0, 1,2, ... A — 1 annehmen kann, so hat man folgenden Satz: (IV.) Es giebt genau A* complexe Einheiten in w (oder in z), deren Normen gleich Eins sind, von denen keine aus der andern durch Multiplikation mit einer oten Potenz einer Kinheit abgeleitet werden kann, welche alle als Produkte von Potenzen von », in Beziehung auf go, fundamentalen Einheiten so dargestellt werden können, dafs den Potenzexponenten alle Werthe 0, 1, 2, .. %—1 gegeben werden. Die ambigen Einheiten und die niehtäquivalenten Ambigen. Schlufs auf die Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen. Aus den Einheiten in z, deren Normen gleich Eins sind, werden nun die ambigen Kinheiten in folgender Weise hergeleitet. Wenn K(z) eine solche Einheit ist, so bilde man den Ausdruck : PE(@) =1+ Ei) + E@) E@,) :„. Er) E@,) ..- E@,_.); welcher als ganze complexe Zahl in z einfach durch F°(z) bezeichnet werden soll. Vermöge der Grundeigenschaft des Ausdrucks PE(z), nach welcher v2 a En, E()PE@) = PE«) ist, hat man (47) E@)F@)=F«). Die Zahl F(z), welche einer solchen Gleichung genügt, hat aber, wie im $. 8. gezeigt worden ist, die Eigenschaft, dafs ihre Ate Potenz, wenn Ah die Klassenanzahl der idealen Zahlen in « bezeichnet, sich in zwei Faktoren ’ (2.) Fa’ = C:A@) und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 4113 zerlegen läfst, deren einer, €, eine wirkliche, ganze complexe Zahl in « ist, der andere, Az), eine wirkliche eomplexe Zahl in z, deren Norm keinen anderen Primfaktor enthält, als die, welche in gD(«) vorkommen. Diese Zahl A(z) genügt vermöge der Gleichungen (1.) und (2.) der Gleichung: (3.) E(2)' A(z,) = A@). Es ist nun oben im $. 9. gezeigt worden, dafs eine jede Zahl f(z), welche einer Gleichung von der Form 1) Lca)f(z,) = M«)f(z) genügt, wenn sie zuerst als complexe Zahl in dargestellt, und sodann w =uu, u, ... gesetzt wird, folgende Form annimmt : MER rn, ng (4.) I) =0u u Nu. fu), in welcher die Norm von f(w, w,, t, ...) keinen Faktor mit g D(«) gemein hat. Wendet man dieses Resultat auf die Zahl A(z) an, welche einer Glei- chung derselben Form genügt, nämlich für M(z) = K(z)” und L(a) — 1, und beachtet, dafs die Norm von A(z) keinen anderen Primfaktor enthält, als g und die Primfaktoren der Determinante D(«), so hat man v n n, ng (5.) AZ), une u ee) wo E(u, w,, w, ...) eine Einheit ist, weil ihre Norm weder die in gD«<«a) enthaltenen, noch auch die in g I(a) nicht enthaltenen Primfaktoren haben darf, Verwandelt man ferner u in wa, wodurch z in z, übergeht, so hat man v n n n; ng (6.) Az)=pauu, u «. Elua,u,u, :.) also vermöge der Gleichung (3.) ö PRRLL PR 7) er ee 1 Die Einheit Ku, u,, u, ...) ist also eine ambige Rinheit. Auf dieselbe Weise lälst sich aus jeder Einheit in z, deren Norm gleich Eins ist, eine ambige Einheit erzeugen. Es ist nun weiter zu untersuchen, unter welchen Bedingungen zwei verschiedene Einheiten K(z) und K,(z) zwei in der Art verschiedene ambige Einheiten erzeugen, dafs die eine aus der andern durch Multiplikation mit Math. Kl. 1859. P 414 Kummer:über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten einer Einheit in z nicht hergeleitet werden kann. Aus den beiden Einhei- ten E(z) und E,(z) erhalte man die Ambigen E(u, u,, u, ...) und E,(u, u,, Ugsess), SEsist E(ua, u,, ug... _n _ 8.) en en Tg E@) © (9.) Kl Eu ern (gr, E,(t&, u,, us ...) Wenn nun die beiden ambigen Einheiten so beschaffen sind, dafs (10.) EB (0.0, ..) Ru ,u, ...)e(@), so erhält man aus den beiden vorhergehenden Gleichungen h nn, h E (414%) B,@)s =ie E(z) e(2) . Da A nicht durch A theilbar ist, so kann man zwei ganze Zahlen 5 und ce so bestimmen, dafs sie der Gleichung 64 = 1 + ci genügen, erhebt man da- her die Gleichung (11.) zur Ödten Potenz und nimmt öZA=1-+ cr, so erhält man (n—n,)b —ch A 62 (12.) E,(z2) = E(z)« E,(2) ce E(2). .e(2).,; und weil eine Ate Potenz einer Einheit zugleich als eine gte Potenz angese- hen werden kann, so folgt, dafs abgesehen von einer Potenz von «, welche zu jeder Einheit E(z) beliebig hinzugenommen werden kann, die Einheit E.(z) aus der Einheit E£(z) entsteht, indem diese mit einer gten Potenz einer Einheit multiplieirt wird. Umgekehrt, wenn (13.) E,(@) =.o* e(z)'.E(z) ist, so erhält man aus den beiden Gleichungen (8.) und (9.): E,(ua, ug, üp..) _ n—n,—hk E(ua, u,, u; ...) e(z,) (14.) FEINE) Ne ® Elu,uys ug ».)le(@)" > setzt man also ENG, u (15.) ee — e(u, U, U, 2) so hat man —-n-+n, +hk (16.) EU WU, US, al: @ Eflusil, Uneeo)k und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 1415 Muliplieirt man nun mit einem passend gewählten Produkte von der Form u” u,” w,”= ..., um die complexe Einheit e(u, u,, u, ...) in eine com- plexe Zahl in w zu verwandeln und setzt m m, m; (17.) uu u „Eewu,u,..)=f(w), so giebt die Gleichung (16.) eine Gleichung von der Form: (18.) fiwe) = «f(w), aus welcher folgt, dafs /(w) nur eine Potenz von « sein kann, multiplieirt mit einer complexen Zahl in a. Man hat daher mn my; ng RR ER 1 DREI PL 20 77 an 2 und wenn für w der Werth uu, u, ... gesetzt wird: s-rn son, sms (19.) EZ Wen.) CU u, u, 2. da aber e(u, u,, u, ...) eine Einheit ist, und darum keinen Faktor u, w,, u, ... enthalten kann, so folgt, ddfsm=s, m, =s, m, = ... sein muls, und C eine complexe Einheit in «, also (20.) EUTIN), und folglich (21.) Flur ü, „> Dlusur,ur..) E(e) e(2)% Die eine dieser ambigen Einheiten entsteht also aus der andern durch Mul- tiplikation mit einer Einheit in z. Das gefundene Resultat giebt den Satz: (I.) Alle ambigen Einheiten, welche durch Multiplika- tion mit Einheiten in z sich nicht auf einander zurückführen lassen, und nur diese, entstehen aus allen denjenigen Ein- heiten in z, mit der Norm gleich Eins, welche sich durch “Multplikation mit gten Potenzen von Einheiten in z nicht auf einander zurückführen lassen. Nach dem Satze (IV.) $. 12. ist die Anzahl derjenigen Einheiten in z mit der Norm Eins, welche durch Multiplikation mit gten Potenzen von Einheiten in z sich nicht auf einander zurückführen lassen, gleich A*; daher ergiebt der gefundene Satz zugleich den folgenden: P2 116 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten (O.) Die Anzahl aller ambigen Einheiten, welche durch Multiplikation mit Einheiten in z sich nicht auf einander zu- rückführen lassen, ist gleich A*. Im $. 11. ist diese Anzahl der ambigen Einheiten mit E = bezeich- net worden, manhataloe =u =, A—-2+r—ce=u+rr-—1, und demnach ergiebt der Satz (11.) $. 11. den folgenden: (II.) Wenn die Anzahl der in der Determinante D(«) enthaltenen verschiedenen Primfaktoren gleich r ist, so ist die Anzahl aller wesentlich verschiedenen, nicht äquivalenten Klassen der Ambigen gleich A**""', In Betreff der wirklich vorhandenen Gattungen der verschiedenen Klassen der idealen Zahlen in z giebt daher der Satz (V.). 7: (IV.; Die Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen der idealen Klassen in der Theorie der complexen Zahlen in zäst: nicht,gröfseraals/X"*" 7". Da die Anzahl der verschiedenen Charaktere der idealen Zahlen in z gleich “++ r ist, und mithin die Anzahl aller Gesamtcharaktere, oder die Anzahl aller angebbaren Gattungen gleich A**" ist, so kann man diesen Satz auch so aussprechen: (V.) Die Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen ist nicht gröfser als der Ate Theil aller blofs angebbaren Gattungen oder Gesamtcharaktere. $. 14. Congruenzbedingung für die Darstellbarkeit einer complexen Zahl in«a als Norm einer wirklichen complexen Zahl in w. Für die Anwendung dieser Theorie der complexen Zahlen auf den Beweis der allgemeinen Reeiprocitätsgesetze reicht das gefundene Resultat über die Anzahl der Gattungen: dafs die Anzahl der wirklich vorhandenen nicht gröfser ist, als der Ate Theil der angebbaren Gesamtcharaktere, nicht aus, es ist zu diesem Zwecke erforderlich auf die Frage: ob der Ate Theil der angebbaren Gesamtcharaktere auch wirklich vorhandene Gattungen giebt, näher einzugehen und dieselbe wenigstens in gewissen besonderen Fällen und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 417 vollständig zu lösen. Ein Mittel hierzu gewähren die complexen Zahlen in w und die complexen Zahlen in z, u,, u, ... Da nämlich die wirklichen complexen Zahlen in diesen Theorieen sich als ideale Zahlen in der Theo- rie der complexen Zahlen in z darstellen, so kann man untersuchen, in wie weit es gelingt, durch diese die A**""" Gattungen, welche nach dem gefun- denen Satze Statt haben können, auszufüllen, d.h. in wie weit man für je- den von denA**" =" Gesamtcharakteren eine entsprechende wirkliche complexe Zahl in w oder in u, v,, u, ... finden kann. Die Grundlage dieser Unter- suchung bildet eine Congruenz unter den Charakteren C',, C,, ... C,_, einer jeden idealen Zahl in z, welche als wirkliche complexe Zahl in w dargestellt werden kann, welche darum jetzt hergeleitet werden soll. Zunächst ist es hierzu nöthig den Charakter D. NEe r—1 AN in ähnlicher Weise wie die anderen ebenfalls durch Differenzialquotienten eines Logarithmus auszudrücken, welches vermittelst einer allgemeineren Formel geschehen kann, die folgendermaafsen gefunden wird: Man nehme eine ganze rationale Funktion der Variabeln x, # (x), vom A — 1ten Grade, deren Ooefficienten beliebige Constanten sein können, und bilde das Pro- dukt von A Faktoren r—1 (1.) I, p(x + ka — 1)) = Bla, k). Dasselbe ist, als Funktion von % betrachtet, eine ganze rationale Funktion vom Grade ?(% — 1), welche die Eigenschaft hat, dafs alle Glieder, welche k” und die höheren Potenzen von k enthalten, Vielfache von A° sind, wo- von man sich leicht überzeugt, wenn man bemerkt, dafs mit jedem einfachen k ein Faktor «@ — 1, also ein Faktor g verbunden vorkommt, also mit k" nothwendig der Faktor 9°, statt dessen, wenn n>? — 1 ist, auch Ag”""*" genommen werden kann. Jedes Glied, welches k" enthält, ist also, wenn n>A— 1 ist, durch A9 theilbar, und weil das entwickelte Produkt die Wurzel « nicht enthält, so kann das mit k* behaftete Glied derselben nicht durch ?g theilbar sein, ohne durch A° theilbar zu sein. Bei der Unter- suchung des Ausdrucks ®(x,k) in Beziehung auf den Modul A” kann man also alle Glieder, welche k” und höhere Potenzen des % enthalten, als durch 7° theilbar vernachlässigen. Ich entwickele nun den Logarithmus 118 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten 1 ey Are eh ET DE ee + ..+kA, wo k’A den Rest der Reihe vorstellt, vom Aten Gliede an. Giebt man dem r die Werthe 0, 1, 2... A—1 und summirt, indem man bemerkt, dafs («— 1)" + (a? — 1)" + (a — 1)" +... + (a — 1)" = (— 1)’ ist, für alle Werthe des n, welche kleiner als A sind, so erhält man: J k x 2 276(& 2) immanenter a m u. ee Kiz.! a1 (x) ar ar 1.2... (A—1) dar! ne k’B Entwickelt man nun den Logarithmus von 9 (x + k (e’ — 1)) in eine nach Potenzen von k geordnete Reihe, und nimmt von dieser den A— 1 ten Diffe- renzialquotienten nach v, für den besonderen Werth v = 1, so erhält man: da-'Ip(a+kle'—1)) _ k dih(e) (rt 2.177 ')R? d?ıp(a) er du’! ZN dx 12. dx® (35! —3.2 1 HE. T1)Rd ddp (&) 122.3. dx’ welche Reihe eine endliche ist, und nur A— 1 Glieder hat. Die Zahlen- coefficienten, welche die A— 1ten Differenzialquotienten von (e’ — 1)” sind, für v = 0, sind abwechselnd congruent + 1 und — 1, nach dem Mo- dul A, man hat daher: dh 'Id(x+kle’—1)) _ k dib(«) k? d’Ib(«) 8.) - dv‘! Er 41 DEN 4:0) dx* 7 kr! d’"'Ib(a) a ee, +AP, wo P eine ganze rationale Funktion von k, des A — 1ten Grades ist, deren Zahlencoefficienten, insofern sie Brüche sind, in den Nennern kein A ent- halten. Die Vergleichung der beiden Ausdrücke (2.) und (3.) giebt: ld (x,k) =rlo(a) —‘ a N PL TB dv*! Nimmt man nun die Exponentialgröfsen und entwickelt, indem man die Glieder wegläfst, welche A’ und die welche k” oder höhere Potenzen von k enthalten, so hat man und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 149 (4.) (a,k) = d(&)” (1 IR ze, mod. 2°, und demnach fürk=x: dy'Ip(xe”) (3.) dla) d(aa) .. dla) = Ha’(1 _ "), mod. A”. Wenn die Coeffieienten von $(x) ganze Zahlen sind, deren Summe nicht durch A theilbar ist, so hat man hieraus, wenn man x = 1 setzt und durch »(1) dividirt: (6.) Ne@= ga (1 - 7 229), mod. 2°. dv’! für jede complexe Zahl in «, welche den Faktor 9 nicht enthält. Hieraus folgt weiter, weil #(1)’"' = 1, mod.A, ist: 1—Nd(e) _ dy'!dle”) SA (7.) Zu el ee re mod. A, welches den gesuchten Ausdruck des oben mit C,_, bezeichneten Charakters durch den Differenzialquotienten des Logarithmus giebt. Es sei nun F(w) eine wirkliche complexe Zahl in w, und F««) die Norm derselben, welche nicht durch 9 theilbar sein soll, also wenn Fwy=A+Aw+4Aw +... #+A_#” \ gesetzt wird, A+A, +4, +... + 4,_, nicht = 0, mod. po. Es seien ferner a, a,, a, .. a,_, die nichtcomplexen ganzen Zahlen, welchen die complexen Coefficienten A, A,, A,, ... A,_, congruent sind, nach dem Modul 2, und / gm) =a+tawr a,w’ +... a,_ ww, so hat man: Fw = pw) + oYw), wo Y(w) irgend eine complexe Zahl in w ist, aus welcher Gleichung ohne Schwierigkeit die Congruenz (8.) NF(w) = N$(w), mod.Ap, gefolgert wird. Entwickelt man nun die Norm von $(w), und zwar so, dafs in dieser Entwickelung vorläufig w als eine beliebige unbestimmte Gröfse 120 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten betrachtet wird, so erhält man, von dem Fermatschen Satze a’ =a, mod. A, Gebrauch machend, folgende Form: (9.) Now) =a+taw” +a’w" +... a,_ WU” +ARWw), wo alle durch ? theilbaren Glieder als AR(w*) zusammengefafst sind. Bezeich- net man nun mit g(«) die ganze complexe Zahl: A—1 r—1 ga)=ataa+taua+..+a ae und nimmt # = 1, so giebt diese Gleichung: (10.) g() Net) = g() +rAci). Giebt man aber dem w in der Gleichung (9.) seinen Werth als Wurzel der Gleichung w* = D(a), und macht aus derselben eine Congruenz nach dem Modul Ag, so erhält man, weil w* = 1, mod. p ist, indem man für Now) den nach dem Modul Ag congruenten Werth N F(w) = Fa) setzt: F() =a+a,D(e) +a,D(e)’ +... +a,_,D(e)""' + 11.) +ARd), mod. 22. Die Determinante hat nach der Voraussetzung die Eigenschaft, D(«) = 1, mod. o, also füra=1, D(i)=1, mod.?, man kann daher Dil) =1 nehmen. Hierdurch wird vermöge der Congruenz (11.) F(1)=g(1) +AR(1), mod. 2°, und wenn zur A — 1ten Potenz erhoben wird: Fi)" = g(1)’”" — ?g(1)”” R(1), mod. 2°, also FuP-1 _ DEE ei ——— — Are = g(1) R(1), mod. A, oder wenn für A(1) sein Werth aus der Gleichung (10.) gesetzt wird; weil gA)”'"=1, mod.‘ ist: HUN — N, a4 ed)" —ı1 1—Ng(e) IHRE 20 SI2giswzg == WINE + ey un mod. 1 Vermöge der Congruenz (7.) erhält man hieraus ET zu == m. 9 mod. 2, und weil nach derselben Congruenz (7.) und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 121 EU NEE sa DFi(e!) Fu)! —1 Bra —— gen 0 en mod. A, so hat man endlich a aarGliE!(e®” d\—'Ig(e” er) N ua Ich bezeichne nun auch diejenigen Differenzialquotienten des Loga- rithmus von F(e’), welche nicht als Charaktere auftreten, ebenfalls mit C und dem entsprechenden Index, so dafs N dv" e} en N, mode, ist, für alle Werthe des n = 1,2, 3, ...% — 2. Ferner bezeichne ich die Differenzialquotienten des Logarithmus der Determinante D(«) mit dem Buchstaben D und dem zugehörigen Index, so dafs — do; 1D(e‘) D, Z a ist, für alle Werthe dsn =1, 2, 3, ...A — 2 und mod. A, D_= Zn, mod. A, welcher Ausdruck vermöge der Congruenz (7.), da D(1) = 1 ist, D ran DIE Kl == Fa $) mod. }, giebt. Ich mache jetzt von den bekannten Formeln der Differenzialrechnung Gebrauch, welche zeigen, wie die Differenzialquotienten der Funktion einer Funktion gefunden werden. Sei y eine Funktion von x, und x eine Funktion von v, so hat man: > dy dx dy dv dv dx d’y d’x d dı\? d?y (13.) m=. =) dv dv’ dx dv dıx 1... d’z ‚dy ” gd« d’x d’y =) a’y dx? dv? dx dv dv: dx? dv da? und allgemein Math. Kl. 1859. Q 432 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Die Gröfsen V,, V,, ... V, können nach bekannten Regeln auf combinatori- schem Wege für jeden Werth des n gefunden werden. Aus diesen Regeln ergiebt sich auch, was hier von Wichtigkeit ist, dafs wenn n—=A eine Prim- zahl ist, die Ausdrücke Y,, V,, ...F,_, in allen ihren Gliedern den nume- rischen Faktor A haben. Aufserdem ist zu bemerken, dafs fürn =, V, — = und’Z — (=) ist. Ich setze nüuny=/F(e’) undx—=1D(e’). Es ist so y in der That eine Funktion von x, wenn man den Ausdruck aus Congruenz (11.): F(c)=a+ra,Dee) +a,Dea)’ +..+a,_,D(a)’", mod.A, anwendet. Für diese Werthe des y und x geben die Gleichungen (13.), wenn nach geschehener Differenziation v = 0 gesetzt wird, und wenn der Kürze wegen noch au le(e) _ dv" 5 CE) fürn =1, 2, 3, ... A — 1, gesetzt wird: C=Di,g, CG,=D,g, + Dig: c, =D,g, +3D,D,g, + Dig; Een eier. + Den Aus der schon oben festgesetzten Bedingung, dafs D(«) — 1 den Faktor p einmal, aber nicht öfter enthalten soll, folgt, dafs D(e’)=1-+(1 —e”)Y(e*) ist, wo X(e’), fürv = 0, nicht congruent Null ist, man hat daher D, = ı offenbar nicht congruent Null, nach dem Modul A, und folg- lich Di" =1, mod.A. Wegen dieser Congruenz fällt die Gröfse g,_, aus der letzten Congruenz von selbst weg und man hat A — 1 Congruenzen, aus welchen dier— 2 Gröfsen g,, 8, 8; --- g,_, zu eliminiren sind, um die gesuchte Congruenz unter den Gröfsen C,, C,, C, ... C,_, zu erhalten. Diese Elimination wird am leichtesten auf folgende Weise ausgeführt. In der allgemeinen Formel (13.) setze man: Y = fire‘) = dv, a—= De), und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 123 so hat man fürn = undv =: Ay! (IF le” ) AS). ee = HER NE HK ++ dv‘! EN 2 entwickelt man nun denselben Differenzialquotienten nach der bekannten Formel für die Differenziation eines Produkts von zwei Faktoren, so erhält man für v— 0, indem man von den oben festgesetzten Bezeichnungen der Differenzialquotienten von Z Fe’) und ZD=- do are I SOTarE nr a1 2n v A—2n v +2. u zen mod. A. Diese Formel giebt auch einen neuen Ausdruck für den Index einer beliebigen Einheit E(«). Nimmt man nämlich in derselben $,(«) =1, so ist # (a) eine ganz beliebige Einheit E(«), und man hat: olE(e! —N (24.) u ae, eo BEP IE(e nn sahnz alulen) + 2. En ergehen oder was dasselbe ist: 128 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten —d, Es — do lE(e*) 1— NY («) Rz: E(«) De ao: Um nun die gefundene Formel (22.) auf die Umformung der Con- AS"lEle’) diT?"ınb(e”) a, Se TAN dozn deren gruenz (17.) anzuwenden, nehme ich zunächst $ (a) = Fa), Y(a) = D(a), und setze F(«) = E(«) F,(«), wo F,(«) primär sein soll, und E(«) eine Einheit ist. Für diese Zahlen F(«) und D«(«) giebt die Congruenz (22.) unter Anwendung der eingeführten Zeichen für die Differenzialquotienten der Logarithmen der betreffenden complexen Zahlen: (26.) ind. Ze) = CD +. C,DERERC,D BR GC ‚DE, wo das Zeichen des Index: > auf den Modul D(e«) sich bezieht. Setzt man zweitens in der Formel (22.) #(«) = De), Y(a) = Fa) und D(«) = e(a)),(«), wo D,(«) primär sein soll, und e(«) diejenige Einheit, welche r—4 aus /)(«) herausgehoben werden muls, damit es primär werde, so hat man: (27.) Ind. e@=—=DC_, + DEZ -+D,C. + «+ DIR wo der Index: Ind. auf den Modul F(«) sich bezieht. Vergleicht man end- lich die beiden Ausdrücke des ind. E(«) und des Ind. e(«) mit der Congru- enz (17.), so hat man die gesuchte Umformung derselben, nämlich: (28.) ind. E(«) = Ind. e(«), mod.A, welche in den Legendreschen Zeichen so ausgedrückt wird: e Go) = Go) Dieses Resultat kann nun vollständig so ausgesprochen werden: (I.) Die Congruenz, welcher eine jede complexe Zahl F(«) genügen mufs, wenn sie als Norm einer wirklichen com- plexen Zahl in w der Determinante D(«) darstellbar ist, nämlich: DEM ch ei CH ar De c, 7 OO D, a = 0, mod. A, ist gleichbedeutend mit der Gleichung: Eco) E(«) (20) Ri (7) in welcher E(«) und e(«) diejenigen Einheiten bezeichnen, welche durch die Gleichungen Fo) Ele) Fle);a Die) = Ele) D,KC) bestimmt werden, in denen F,(«) und D,(«) primär sind. und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 129 $. 15. Sätze über die genaue Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen der idealen Zahlen in z. In den jetzt folgenden Untersuchungen wird eine besondere Art von complexen Primzahlen in « auftreten, welche in einigen allgemeinen Sätzen Ausnahmen begründen, oder doch eine besondere Behandlung erfordern, nämlich die complexen Primzahlen, welche die besondere Eigenschaft haben, dafs alle Einheiten für sie Ate Potenzreste sind. Wenn (a) eine complexe Primzahl dieser besonderen Art ist, so zeigt der bei (24.) $. 14. gegebene Ausdruck des Index einer beliebigen Einheit, dafs für dieselbe die Ausdrücke dolle”) dalYcle‘) da Ile?) 1—NYle) BEEnERP On, do, 2 ee 2 r ö alle einzeln congruent Null sein müssen, nach dem Modul A, und umgekehrt, wenn diese Ausdrücke alle congruent Null sind, dafs jede beliebige Einheit E(«) ein Ater Potenzrest von Y(«) ist. In Rücksicht auf dieses Verhalten gegen die Einheiten unterscheide ich darum zwei verschiedene Arten von complexen Primzahlen, und nenne diejenigen complexen Primzahlen in «, welche die besondere Eigenschaft haben, dafs für sie alle Einheiten in « Ate Potenzreste sind: complexe Primzahlen der zweiten Art, diejenigen aber, welche diese besondere Eigenschaft nicht haben, complexe Prim- zahlen der ersten Art. Ich bemerke, dafs in der Theorie der quadratischen Reste, wo es sich nur um gewöhnliche ganze Zahlen handelt, den hier als Primzahlen der ersten Art bezeichneten die Primzahlen von der Form 4n-+ 3 entsprechen, dagegen den als Primzahlen der zweiten Art bezeichneten die Primzahlen von der Form 4n-++1. Es giebt nämlich hier nur die beiden Einheiten + 1 und — 1, und diese sind für die Primzahlen der Form 4n + 1 beide qua- dratische Reste, für die Primzahlen der Form An + 3 aber ist —1 ein Nichtrest. Ich wende nun den im vorigen Paragraphen gefundenen Satz (I.) auf die Bestimmung der genauen Anzahl der Gattungen der idealen Zahlen in z Math. Kl. 1859. R 130 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten an, und zwar zunächst für den Fall, dafs die Determinante D(«e) nur einen Primfaktor enthält. Wenn die als Charaktere bezeichneten Gröfsen CC EAN IE ,C rA—29 deren jede in Beziehung auf den Modul A die Werthe 0, 1, 2, .. 2 —1 haben kann, irgend wie gegeben sind, so kann man, da noch die Gröfsen rA—1) C,,C,, C,, ... C,_, verfügbar bleiben, diese im allgemeinen so wählen, dafs der Congruenz Dir c, i7t7 DD. ur D3G CHE D, Ca = 0, mod. A, genügt wird. Nur in dem einen besonderen Falle wird diefs nicht möglich sein, wenn von den Gröfsen C,, C,, C,, ... C,_, keine in dieser Congru- enz vorkommt, also nur dann, wenn die Determinante D(«) so beschaffen ist, dafs für dieselbe die Gröfsen D..D.,D,23D D alle einzeln congruent Null sind. In diesem Falle können die genannten Charaktere einer idealen Zahl in z, welche sich als wirkliche complexe Zahl in « darstellen läfst, nicht mehr alle beliebigen Werthe haben, sondern nur diejenigen Werthe, welche der Congruenz (1) D_,C,+D_”,C,+..+D,C, ,—-D,C,_,=0, mod.A, r—2)9 r—1 genügen. Für alle anderen Determinanten D(«) aber, welche nicht diese besondere Eigenschaft haben, kann man, wie auch die Charaktere C,, C,, .. C,_,, C,_, gegeben sein mögen, stets wirkliche complexe Zahlen in w finden, welche, als ideale Zahlen in z betrachtet, diese gegebenen Charak- tere haben. Da die Anzahl dieser Einzelcharaktere gleich u = 57 ist, und jeder die A Werthe 0, 1,2...?%—1 haben kann, so folgt, dafs die Anzahl aller Werthverbindungen derselben gleich A* ist, dafs also A* Gattungen wirklich existiren, da man zu jeder derselben ideale Zahlen angeben kann, welche sie enthält. Da ferner nach dem Satze (IV.) $. 13, in dem vorlie- genden Falle, wo die Determinante nicht mehr als einen Primfaktor ent- hält, nicht mehr als A* Gattungen existiren, so folgt, dafs der mit X be- zeichnete Charakter durch die Charaktere C,, C,, ... C,_, vollständig be- stimmt ist, so dafs alle idealen Zahlen in z, welche dieselben Werthe dieser Charaktere haben, auch denselben Werth des Charakters X haben müssen. Der Ausnahmefall, in welchem D,, D,, ... D ‚_, alle congruent Null sind, und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 13 mod. A, tritt nur dann, und immer dann ein, wenn die eine in der Deter- minante D(«) enthaltene Primzahl eine complexe Primzahl der zweiten Art ist, denn diese Bedingungen stimmen mit den oben für die Primzahlen der zweiten Art angegebenen vollständig überein. Man hat also folgende zwei Sätze: (l.) Wenn die Determinante nur einen Primfaktor ent- hält, und zwar eine Primzahl der ersten Art, so ist die Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen der idealen Zahlen in z genau gleich A", also genau gleich dem Aten Theile aller angeb- baren Gesamtcharaktere, und der Charakter K ist durch die Charaktere C,, C,, ... C,_, vollständig bestimmt. (I.) Unter derselben Voraussetzung enthält jede wirklich vorhandene Gattung solche ideale Zahlen inz, welche sich als wirkliche complexe Zahlen in w darstellen lassen. Es soll nun weiter auch in dem Falle, wo die Determinante zwei ver- schiedene Primfaktoren enthält, untersucht werden, in wie weit es gelingt, die A**' Gattungen, welche nach dem Satze (IV.), $. 13. noch Statt haben können, durch solche ideale Zahlen in z, welche sich als wirkliche com- plexe Zahlen in v, uw, darstellen lassen, vollständig auszufüllen, und dadurch nachzuweisen, dafs die Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen in die- sem Falle genau gleich A**' ist. Es sei nach der im $. 9. eingeführten Bezeichnung A m „. m; u —e(e) fa). , 6 e(0)7:,(@) N (2.) Die) —u u; w=uu, 21 x — nr] e—nı]| Blu) = > Art u, wo |k—n]| und |£—n,| die kleinsten nicht negativen Reste von k—n und k—n,, nach dem Modul A, bezeichnen. Es sei ferner: n n u u, Fw, u.) =Ei(w) (3.) NPw)= F‘a),: " NF(u,w)= Fe), ONE last are Ar a R2 132 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten so ist (4.) Fa) = d(a) (a) F(e). Weil nun F’'(w) eine wirkliche complexe Zahl in « ist, deren Norm den Faktor g nicht enthält, so findet für dieselbe die Congruenz des Satzes (I.) $. 14. Statt: ya D Je DR, DIENEN mbAR; A in welcher , dh IF’(e”) ’ 1— NF'‘(e«) EEE VER ERE gesetzt ist. Bezeichnet man dem entsprechend die Differenzialquotienten der Logarithmen für die complexen Zahlen d(«) und d(«) durch dhld(e” 1—Nd dr nn, Bu een, dh 18(e! 1— No Ö, = a ), oe = m er so hat man vermöge der Gleichung (4.): (6.) end, met , mod.?A, und vermöge der Gleichung D(«a) = d(a) ö(«): (7.) D,=d, +8, mod.A, für alle Werthe k=1, 2, 3, ...*— 1. Setzt man diese Ausdrücke in die Congruenz (5.) ein, indem man der Einfachheit wegen die Summenzeichen gebraucht, so hat man 8). Hey (au +&L)(G +nd, +n,4)=0, mod. 2, 1 und wenn die Multiplikation unter dem Summenzeichen ausgeführt wird: 2 (—1) (di, +) 6, + n2(—1) dd, +nZ(—1) d,_,d, +n,3(—1). dd + n, 3!) &_,% =0, .mod.‘. Die zweite und fünfte dieser Summen verschwinden von selbst, weil in ihnen die vom Anfange und vom Ende gleich weit entfernten Glieder gleich sind und entgegengesetzte Vorzeichen haben, die vierte Summe aber ist gleich der dritten mit entgegengesetzten Vorzeichen, wie man sogleich sieht, wenn man in derselben k—A statt k setzt. Man hat daher folgende Congruenz, und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 133 welcher alle complexen Zahlen F(«) genügen müssen, die sich als Normen von wirklichen complexen Zahlen in u, u, darstellen lassen: (9) 3-1)‘ (d,, +85) C, + (n—n,) 3(— 1) d,_,d, = 0, mod. A. Um diese Congruenz in einer übersichtlicheren Form darzustellen, führe ich folgende abgekürzte Bezeichnungen der auch in dem Folgenden mehr- fach wiederkehrenden Ausdrücke ein: ms =—-d ,C,+d_,C, #d4_.0C, + :- +d,C,2 ms =— 5.068 9.06+9:,C,+--+ 50_ (0) ms =—-d_8, +d,_,, +d_,8+..+d,d,_,, mod.a. m ode .d, mod, # ...Bode, T =-(d, +8) C,_,+(d, +8) C,_+(d, +9) G_. + +..+(d,_ +9) C;- Vermittelst dieser Zeichen stellt sich die gefundene Congruenz (9.) in fol- gender Weise dar: (1) T—-mS—m,S, +(n—n,) (ms—m,s)=0, mod.A. Es ist nun auch umgekehrt zu zeigen, wenn die Werthe der Gröfsen C,C,, C,, C,, ... C,_, und der Zahlen n und n, irgend wie gegeben sind, mit der einzigen Bedingung, dafs sie dieser Congruenz (11.) genügen, dafs man stets eine wirkliche complexe Zahl in u, u,, Fu, w,) finden kann, welcher diese Werthe angehören. Man kann zunächst, wie oben gezeigt worden ist, immer wirkliche complexe Zahlen F(#) finden, denen die Werthe C/, C}, C}, ... C}_, angehören, wenn dieselben irgend wie so ge- geben sind, dafs sie der Congruenz (5.) genügen. Ist nun F’(w) eine sol- che passende Zahl, so ist allgemein F’(w) + g\'(w) eine complexe Zahl, welche dieselben Werthe der Gröfsen C/, C}, C;, ... C}_, giebt, wo Y(w) vollständig beliebig ist; denn es ist die Norm von F’(w) + g'/ (w) der Norm von F'(w) congruent, nach dem Modul Ag. Die beliebige Zahl /(w) kann nun immer so bestimmt werden, dafs in der complexen Zahl F’(w) + oY(w) die ersten n Coefficienten durch u” —= d(«) theilbar sind, der n + 1te aber nicht theilbar durch f(«), und dafs die ersten n, Coefficienten durch u; = ö(«) theilbar sind, der 2, + 1te aber nicht theilbar durch f,(«). Hier- durch wird aber F(w) +eY(w) = De u,)» 134 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten und die Congruenz (5.) geht in die Congruenz (11.) über, welche letztere darum die nothwendige und hinreichende Bedingung giebt, dafs wirkliche complexe Zahlen F(u, u,) existiren, denen gegebene Werthe von C,, C,, C,, ... C,_,, n und n, angehören. Ich ziehe nun auch einen der beiden mit X und Ä, bezeichneten Charaktere mit in Betracht, welche in dem vorliegenden Falle Statt haben, wo die Determinante die beiden verschiedenen Primfaktoren f(«) und f,(«) enthält. Der Charakter X ist definirt durch die Gleichung 12) Ge in welcher F,(«) die complexe Zahl F(«) = NF(u, u,) in ihrer primären Form bezeichnet. Da nämlich die Charaktere für die Normen der idealen Zahlen in z Statt haben, von welchen festgesetzt worden ist, dafs sie stets in der primären Form genommen werden sollen, so ist in dieser Bestimmung des Charakters X die Norm der idealen Zahl in z nicht in der, gewöhnlich nicht primären Form zu nehmen, in welcher sie als Norm der wirklichen Zahl F(u, u,) erhalten wird, sondern auf die primäre Form zu bringen. Aus der bei (2.) gegebenen Form der complexen Zahl F(u, u,), in welcher das n + 1te Glied: A, urorl das einzige ist, welches u nicht ent- hält, folgt nun, dafs in der Norm NF(u, u,) das Glied A} urn das ein- zige sein mufs, welches u“ nicht enthält, man hat daher die Congruenz : Ir —n;] F(«) = A} d(«) ‚ mod. d(«), welche folgende Gleichung giebt: Ele) (e)\n—n, u) as Man kann nun, weil d(a) = e(«) f(«)” ist, die Gleichung (12.) auch in fol- gende Form setzen: F,(« mK (14.) (79) — und erhält so, indem man die in diesen beiden Gleichungen enthaltenen Legendreschen Zeichen für das nicht primäre F(«) und für das zugehörige primäre F',(«) nach der Formel (23.) $. 14. aufeinander zurückführt : (> nn, __ ar tthletrdhnlchtdslı-s d(«) Ei und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 135 und wenn man von dem bei (10.) angegebenen abgekürzten Zeichen Ge- brauch macht: (15.) Be Be 8 RB ms), Ich nehme nun die in d(«) enthaltene Primzahl f,(«) primär, also auch f.(«)”: primär, und drücke wieder nach der Formel (23.) $. 14. das Le- gendresche Zeichen der Gleichung (15.) für das nichtprimäre d(«) durch das entsprechende Zeichen für das zugehörige primäre f,(«@)”: aus, so ist: Ge)= Fı(@) mi Pak: LER TE ad EELPEL BI ET Den DERNEn SI AT TNBE d(«) d(«) und wenn von dem bei (10.) angegebenen abgekürzten Zeichen Gebrauch gemacht wird: d(«) ‚(a)\z | @6.) (7) = (Ge Weil nun d(«) = e(«) f(«)” ist, so ist =” und wenn 1) = gesetzt wird, so erhält man aus den Gleichungen (15.) und (16.) die Con- gruenz (17.) K+S=(n—n,) (m, i+s), mod. A. Vermittelst der beiden Congruenzen (11.) und (17.) kann nun die Frage: ob es möglich ist für jede der A**' Werthverbindungen, welche die Charaktere C,, C,, ... C,_, und X haben können, eine ideale Zahl in z zu finden, welche sich als wirkliche complexe Zahl in w, wu, darstellen läfst, voll- ständig gelöst werden; denn wenn für alle möglichen gegebenen Werthe der Charaktere C,, C,, ... C,_, und X die verfügbar bleibenden Werthe der Grö- {sen C,, C,, C,, -. C,_, und der Zahl n —n, sich so bestimmen lassen, dafs diesen beiden Congruenzen genügt wird, und auch nur unter dieser Bedin- gung, giebt es für alle Werthverbindungen dieser Charaktere auch wirkliche complexe Zahlen in u, u,. Bei der grofsen Anzahl der verfügbar bleiben- den Gröfsen, nämlich 4 + 1, mittelst deren man nur zwei Congruenzen zu 136 Kummer: über die allgemeine nReciprocitätsgesetze unter den Resten genügen hat, ist klar, dafs die Aufgabe im Allgemeinen immer lösbar sein wird, und dafs wieder nur gewisse besondere Werthe der Determinante D(«) Ausnahmen begründen können. Für den Zweck der gegenwärtigen Abhandlung ist es nicht erforderlich, diese Ausnahmen einzeln zu erörtern, es reicht vielmehr hin, nur den einen Fall vollständig zu untersuchen, wo von den beiden in der Determinante enthaltenen Primzahlen f(«) und f,(«) in Beziehung auf die Einheiten die eine der ersten Art, die andere der zwei- ten Art angehört, uud wo die Primzahl der ersten Art f,(«) Nichtrest der Primzahl der zweiten Art f(«) ist. In diesem besonderen Falle hat man, weil in Beziehung auf f(«) und darum auch in Beziehung auf d(«) alle Einheiten Ate Potenzreste sind: d,=0, d,=0, ..d_,=0, d_=0, mod.A, und darum S=0 und s=0, mod.A, die beiden Congruenzen (11.) und (17.) nehmen daher folgende einfachere Formen an: (18.) T—-m,S, -(n—n,)ms,=®, = mod.A. (Ay) > K—(n—n)mi=t(, Weil nach der Voraussetzung f,(«) Nichtrest von f(«) ist, so ist i nicht =0, mod. A, und da auch m, nicht durch A theilbar ist, so folgt, dafs der Con- gruenz (19.) durch passende Bestimmung der Zahl n—n, immer genügt werden kann. In der Congruenz (18.) kommen nun die noch verfügbaren Gröfsen C,, C,, C,, ... C,_, alle nur lineär vor, sie wird also durch diesel- ben stets erfüllt werden können, wenn diese nicht alle aus der Congruenz dadurch verschwinden, dafs die Gröfsen, mit denen sie multiplieirt sind, alle einzeln congruent Null sind. Diese Gröfsen, mit denen sie behaftet vorkommen, sind folgende: d, +8, d, +, ..d,.,+d_, dd, +$_, oder weil d,, d,, ..... d,_,, d,_, alle congruent Null sind, d,, d,, zn. d,_:5 &_,, und da f,(«) nach der Voraussetzung eine Primzahl der ersten Art ist, so sind dieselben nicht alle congruent Null, es kann also auch der Congruenz (18.) immer genügt werden. Man kann also zu jeder der x“*' Werthverbindungen, welche die Charaktere C,, C,, ... C,_, und X haben können, zugehörige ideale Zahlen in z angeben, und zwar solche, und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 137 welche als wirkliche complexe Zahlen in v, w, darstellbar sind. Es existiren also A“*' Gattungen der idealen Zahlen in z als wirklich vorhandene, und da nach dem Satze (IV.), $. 13. in dem gegenwärtigen Falle, wo die Deter- minante zwei verschiedene Primzahlen enthält, nicht mehr als A“*' wirklich vorhanden sein können, so folgt, dafs diefs die genaue Anzahl derselben ist. Man hat demnach folgende zwei Sätze: (IT.) Wenn die Determinante zwei verschiedene Prim- faktoren enthält, und zwar einen der ersten Art f,(«) und einen der zweiten Art f(e), und wenn f,(«) in der primären Form ein Nichtrest von f(«e)ist, so ist die Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen der idealen Zahlen in z genau gleich ?"*', also genau gleich dem Aten Theile aller angebbaren Ge- samtcharaktere, und der Charakter Ä, ist durch die Charak- tere C,, C,, ... C,_, und X vollständig bestimmt. (IV.) Unter denselben Voraussetzungen enthält jede wirk- lich vorhandene Gattung solche ideale Zahlen in z, welche sich als wirkliche complexe Zahlen in u, u, darstellen lassen. $. 16. Allgemeine Bestimmung der genauen Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen für die idealen Zahlen in z. Die vollständige Erledigung der Frage nach der wahren Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen der idealen Zahlen in z, namentlich. auch für diejenigen Determinanten, welche in den im vorigen Paragraphen gege- benen Sätzen Ausnahmen begründen, kann mit den daselbst angewandten Mitteln, nämlich mit Hülfe derjenigen idealen Zahlen in z, welche sich als wirkliche complexe Zahlen in # oder u, v,, u, ... darstellen lassen, nicht geleistet werden; weil für gewisse Determinanten in der That solche Gat- tungen existiren, denen keine, als wirkliche Zahl in w oder inu, u,,u,.. darstellbare, ideale Zahl in z angehört. Die wahre Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen ist auch in diesen Fällen immer genau gleich dem iten Theile aller angebbaren Gesamtcharaktere, nach der Methode aber, durch welche ich die Richtigkeit dieses Satzes begründet habe, sind zu dem Math. Kl. 1859. S 433 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Beweise desselben die Reciprocitätsgesetze selbst erforderlich. Dessenun- geachtet will ich diese Untersuchung hier so weit durchführen, dafs sie durch den nachher zu gebenden Beweis der Reciprocitätsgesetze vollständig abge- schlossen wird, und zwar hauptsächlich aus dem Grunde, weil der Haupt- satz, auf welchem diese Methode beruht, auch in dem Beweise der Reeci- procitätsgesetze seine Anwendung finden wird. Dieser jetzt zu beweisende Satz ist folgender: (l.) Wenn F(«), F,(a), F,(«) ... F,_,(«) wirkliche complexe Zahlen sind, welche die eine Bedingung erfüllen, dafs das Produkt EEE File), ı für ganzzahlige Werthe der Exponenten m, m,, m, ....m,_, nicht anders eine Ate Potenz werden kann, als wenn diese Exponenten alle congruent Null sind, nach dem Modul A, so giebt es stets unendlich viele verschiedene Primzahlen #(e), in Beziehung auf welche die Indices der complexen Zahlen Fa), F,(@), ... F,_,(a) beliebig gegebenen Zahlen proportional sind, nach dem Modul }. Um diesen Satz zu beweisen, wende ich die Methode von Hrn. Diri- chlet an, durch welche derselbe den Satz bewiesen hat, dafs in jeder arith- metischen Reihe, in welcher nicht alle Glieder einen gemeinschaftlichen Fak- tor haben, unendlich viele Primzahlen enthalten sind. Ich setze b b, b, BEER (19 Pre) Pa) Fo) ae. (a) —= D«(«) und bilde das unendliche Produkt: D()NEN —1 (2.) I (: — ) ) = (Nd(e))' in welchem das Produktzeichen I auf alle unendlich vielen verschiedenen Primzahlen #(«) sich bezieht, mit Ausschlufs der in gD(«) enthaltenen, welches Produkt bereits im $. 6., bei der Untersuchung der Klassenanzahl der idealen complexen Zahlen in , seine Anwendung gefunden hat. Der Logarithmus von Z, entwickelt giebt: und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 139 ey eye (3.) log. ,=3 bb) +43 \r() + (Nde)) (Na)? «) 3% +72 Go) ee (N) wo die Summenzeichen auf alle verschiedenen, nicht in D(«) enthaltenen Primzahlen $(«) zu beziehen sind. Alle diese Summen, mit Ausschlufs der ersten, haben die Eigenschaft, dafs sie für s= 1 nur endliche bestimmte Werthe haben, selbst dann, wenn D(«) eine Ate Potenz ist, wo vo stets den Werth Eins hat, denn in den Nennern der Brüche, aus welchen sie bestehen, kommen nur die Quadrate oder Cuben oder höhere Potenzen der nichtcomplexen Primzahlen vor, und zwar jede derselben nur A mal, weil es nicht mehr als % conjugirte Primzahlen $(«) giebt, welche dieselbe Norm haben. Wenn daher mit G (s) eine jede beliebige eindeutige Funktion von s bezeichnet wird, welche in den Grenzen s=1 bis s = ®o continuirlich ist, und auch für s = 1 einen endlichen bestimmten Werth behält, so kann die Gleichung (3.) einfacher so dargestellt werden: (o. (4.) log. L,. ==> \)(@/ _ +G(s). (Nd(e))' Wenn nun der Kürze wegen folgender, aus den in D(«) enthalte- nen Zahlen d, db, d,, ... d, gebildete Ausdruck : (3.) Be pbc +b,c,F..Dd ,c, _, und aus anderen n Zahlen c, c,, c,, ».. €,_, —C mit C bezeichnet wird, und man multiplieirt die Gleichung (4.) mit «”“, und nimmt sodann die Summe für alle Werthe dsd = 0, 1,2,..1— 1,5, = 0,1,2,..%— 1 u. s. w. so erkennt man zunächst, weil —C (D(e)\k _ —be (Fe) bk —b,c, (Fı(la)\d,k Solo Ge a en el dafs die, in Beziehung auf die angegebenen Werthe der Zahlen 2, 5, 2,, S2 140 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten b,_, genommene Summe dieses Ausdrucks immer gleich Null wird, wenn nicht a. F(«) g° F, («)\k BIENEN CHEN, (62) oyE ve k Go iv Pe) SE 4 dafs aber, wenn diese Gleichungen zugleich Statt haben, diese Summe gleich x ist. Es folgt diefs unmittelbar daraus, dafs die Legendreschen Zeichen r nur Potenzen von « sind, und dafs 1+« +a” +... + a", gleich Null ist, wenn r nicht durch A theilbar ist, aber gleich A, wenn r durch A theilbar ist. Man hat daher: (7.) Sos lop. 7, =ATe + G(s), 1 (N$(e))' wo das Summenzeichen 5 auf alle Werthe der in C und Z, enthaltenen Zahlen = 0,1, 2, ...% —1, 5, =0,1, 2, ...%—1 u. s. w. sich bezieht, das Summenzeichen 3 aber auf alle diejenigen Primzahlen $ (a), welche den bei (6.) gegebenen Bedingungen genügen, und wo G(s) eine Funktion von s von derselben Beschaffenheit ist, als die oben mit demselben Zeichen be- legte. Endlich gebe ich noch der unbestimmten Zahl % die Werthe 1, 2, 3... X — 1 und summire, so wird: (8.) Sa“ log. (L,L,L, .. Z_)=XN=3 — — Amen: + G(s), wo das Summenzeichen $ auf alle diejenigen complexen Primzahlen \/(«) sich erstreckt, welche den Bedingungen (6.), für irgend welche Werthe des k=1,2,3, ..A— 1 genügen. Das Produkt Z, Z, L, ... Z,_, ist, wie im $. 6. gezeigt worden ist, für den Werth s = 1 ein Faktor der Klassenanzahl aller idealen Zahlen in w der Determinante D(«), welche den bei (1.) angegebenen Werth hat. Dieses Produkt ist daher für s = 1 immer endlich, sobald D(«) die einzige Bedingung erfüllt, welche bei der Entwickelung dieser Klassenanzahl gemacht worden ist, nämlich, dafs die Determinante nicht eine vollständige Ate Po- tenz sei, in welchem Falle von complexen Zahlen in w gar nicht die Rede sein kann. Nach der Voraussetzung des Satzes ist aber D(«) niemals eine Ate Potenz, wenn nicht alle Exponenten 5, 5, b,, ... b,_, einzeln congru- ent Null sind, nach dem Modul A; darum ist das eine Glied der Summe $, für'welchkes 3=0,5,=0, d5d,=0, 5b_,=0ist, das einzige, welches für s = 1 nicht einen endlichen Werth behalten mufs. Wirft man nun alle und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 144 die Glieder dieser Summe, von denen fest steht, dafs sie für s = 1 endliche Werthe behalten, auf die andere Seite der Gleichung und vereinigt sie dort mit den durch @(s) bezeichneten Theilen, so hat man, weil das unendliche Produkt Z, für D(«) = 1 dasselbe ist als Z, : A — 3 N N ————— R 9.) (A—1) log. Z, may + 6@ Läfst man nun s bis zur Gränze s = 1 abnehmen, so wird Z, unendlich grofs, wie im $. 6. gezeigt worden ist, G(s) aber bleibt endlich; darum mufs die Summe &, welche sich auf die Primzahlen $(«) bezieht unendlich grofs werden, es mufs also unendlich viele Primzahlen #(«) geben, welche den bei (6.) angegebenen Bedingungen, für gewisse Werthe des k= 1, 2, 3, ... A — 1 genügen. Setzt man diese Bedingungen, indem man anstatt der Legendreschen Zeichen die Indices anwendet, welche sich auf die Primzahl $(«) als Modul beziehen, in die Form (10.) klInd.F(e)=c, kInd. F(«)=c,, ..kInd.F,_(e)=c,_,, mod‘. m so hat man die Indices dieser complexen Zahlen F(«), F,(«) .... F,_,(«) proportional den beliebig gegebenen Zahlen c, c,, ... c,_,, nach dem Mo- dul A, was zu beweisen war. Um den gefundenen Satz auf die Frage wegen der wahren Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen der idealen Zahlen in s anzuwenden, nehme ich für die Zahlen F(«), F,(«), F,(a) ... F,_,(«) folgende a +r: rare... Be, fe > wo E,(«) folgende zusammengesetzte Kreistheilungseinheit bezeichnet: (2) TER era N, von welcher ich in der Abhandlung über die Ergänzungssätze zu den allge- meinen Reciprocitätsgesetzen bewiesen habe, dafs ihr Index in Beziehung auf die Primzahl #(«) folgenden Werth hat: B. do ”"Id(e‘) un Ro EE (13.) Ind. E,(«) = (— 1)* (y?’ —1) ‚„ mod.A. wenn B, die nte Bernoullische Zahl ist, und y die in E,(a) enthaltene, pri- mitive Wurzel der Primzahl A; ‚wo ferner (a), f,(@), ... f._,(«) verschie- 142 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten dene Primzahlen sind, welche alle primär genommen werden sollen, und die Exponenten m, m,, ... m,_, so beschaffen, dafs diese Potenzen wirklich werden, wenn die complexen Zahlen selbst ideal sind. Diese x + r wirk- lichen complexen Zahlen erfüllen die in dem Satze ausgesprochene Bedin- gung, dafs ein Produkt von Potenzen derselben nicht eine Ate Potenz sein kann, ohne dafs die Exponenten der Potenzen alle einzeln durch A theilbar sind. Wenn nämlich das Produkt: b b, b; Be, b, (14.) a. Ba) Bra), .. Duke) I) b a 7. 20) eine Ate Potenz sein soll, so müssen zunächst, weil f(«), f,(@), ... f._,(«) b weil m, m, ... m,_, nicht durch A theilbar sind; ferner mufs 5 ein Viel- m ımı dur Fı@) urr —1ı MR, _4 verschiedene Primzahlen sind, 5,, 5 alle Vielfache von A sein, +19 *°* Turr—i faches von A sein, weil die Ate Potenz einer wirklichen complexen Zahl in « nothwendig einer nichteomplexen Zahl congruent ist nach dem Modul A und weil, wenn 5 nicht durch A theilbar ist, dieses Produkt selbst nicht für den Modul 9° einer nichtcomplexen Zahl congruent sein kann. Es bleibt also nur noch zu zeigen, dafs auch das Produkt 6 1 b, b, [2 E,(e). E,c) .... E,_,(@) alle durch A theil- bar sind. Dieses wird am leichtesten mit Hülfe des in der genannten Ab- handlung pag. 134. gegebenen Ausdrucks des Logarithmus der Einheit E, («) gezeigt, nach welchem nicht eine Ate Potenz sein kann, ohne dafs ,, B,, ... 5 k—1 15) HE) =E- N WU NE %(@, mod. 2, ae 2 nl) zea+tYy” al a... Eye R Vermöge dieses Ausdrucks wird der Logarithmus des obigen Produkts con- gruent: (16.) FT b, 8, %e(k) vn b, 9: %.(@) ee RE, Bin, Kou-a(®) > nach dem Modul A, wo der Kürze wegen und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 143 Yo" = BR, gesetzt ist. Dieser Ausdruck des Logarithmus des Produkts mufs congru- ent Null sein, wenn das Produkt eine Ate Potenz ist, welches nicht anders geschehen kann, als dafs alle Glieder einzeln congruent Null sind, also 5,ß, =0,5,8,=®0, 5,,ß,_,=0, und weil keine der Zahlen ß,, ß,; »... @,_, durch A theilbar ist, so müssen die Zahlen d,, b,, ... d,_, alle durch A theilbar sein. —1 Da also die bei (11.) angenommenen complexen Zahlen den Bedin- gungen des Satzes (I.) entsprechen, so folgt, dafs es unendlich viele Prim- zahlen $(«) giebt, für welche Eindı@)= E, Ahyrlad.) EZ) =ER,C,,k DWElER,CH, 1.7.) ... kInd.E, ,)=ß,_,C;, kInd. fc) =mK, „u, Kind. 7. .0@) j =m,_,K_, ist, für alle beliebig gegebenen Werthe der Zahlen C,_,, € [BEER EN K,K,,... K,_,. Diese Congruenzen können vermöge des bei (13.) gege- benen Ausdrucks des Index der Einheit E,(«), und vermittelst des Legen- dreschen Zeichens auch so dargestellt werden: A—29 1—4 rA—1) do*-2 —_2 (18.) Be) ee ee) Zi f(e) . — K 1) & — No (ie an (u = af-ı, Es ist nun die Bedingung einzuführen, dafs die Primzahl $(«) die Norm einer idealen Primzahl #(z) der Determinante Dio)=ea)fia) Sf) fo D(«) ist, welche darin besteht, dafs se —A7sen Setzt man der Kürze wegen: dnle(e*) _ do" en 144 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten so hat man zunächst nach der $. 14., bei (25.) gegebenen Formel, € («) Be —8,0,_, +80, _, +80, _, +. + &1_3C3 ce de) 2 e 3 D(«) IR. ä x die Bedingung sah 1 giebt daher: 1 —:.(0,_,+:,02., +3,05, +-- +57,0,+mK+mK, u 2. Fr DEK E06 modwRe Vermöge dieser Congruenz wird eine der u + r Gröfsen C,_,, C,_., »- C,, K,K,,.. K,_,, als welche die letzte X,_, genommen werden kann, durch die übrigen x + r — 1 bestimmt, deren jede einzelne alle Werthe 0, 1, 2, ... * — 1 annehmen kann, so dafs im Ganzen A**""' Werthverbindungen der Gröfßsen C,_,, C,_.5 ++ Cz, K, K,, --- K,_, bestehen, für welche #(«) die Norm einer idealen Zahl $ (2) ist. Wenn nun, wie in dem Folgenden bewiesen werden wird, zwischen je zwei complexen primären Primzahlen f(«) und $(«) das Reciproeitäts- gesetz ee besteht, so kann man demgemäfs statt Go Gr (Go) Ge) Ge nehmen und die Congruenzen folgendermaafsen darstellen: die Ausdrücke 1— Nd(a)* — '& day 21p(e”)* = C da" Ih(e*)‘ zZ Er N = N) dur = Merl) dor -ä (20.) dd1d(e”)* C db (a)* K d(a)* K, . ag —= 39 o% ) =z=qUd , co. 7.20) ee } . Die ideale Zahl #(z)‘ , deren Norm gleich $(«)‘ , ist also eine solche, wel- chei.dieı Charaktere C,_,, Ca.) Gh = CK, Kim. Kin) hatzüwelehe der einzigen Bedingung (19.) unterworfen sind, und wie auch die Werthe dieser Charaktere gewählt werden mögen, wenn sie nur der in der Congru- enz (19.) gegebenen Bedingung genügen, so giebt es stets ideale Zahlen und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 145 $(2)' , welchen diese Charaktere zukommen. Die Anzahl der angebbaren Gesamtcharaktere, welche gleich ?**" ist, weil jeder der x + r Charaktere die A Werthe 0, 1,2,..%— 1 haben kann, wird durch die Congruenz (19.) genau auf den Aten Theil eingeschränkt, diese A“*""' Gesamtchararaktere geben aber ebensoviele wirklich vorhandene Gattungen, weil jedem dersel- ‘ben ideale Zahlen in z angehören. Hiermit ist, unter der Voraussetzung, dafs unter je zwei primären complexen Primzahlen f(«) und &(«) das Reciprocitätsgesetz ) =(+@ gültig ist, der Satz bewiesen: (I.) Die Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen der idealen Zahlen in z ist genau gleich dem Aten Theile aller angebbaren Gesamtcharaktere. SR. Beweis der allgemeinen Reciprocitätsgesetze. In dem Beweise der allgemeinen Reeciprocitätsgesetze zwischen je zwei complexen Primzahlen in «, welcher sich auf die in dem Vorhergehenden entwickelte Theorie der complexen Zahlen in z, und namentlich auf die Eintheilung der idealen Zahlen dieser Theorie in die Gattungen stützt, sind diejenigen complexen Primzahlen in «, in Beziehung auf welche alle Ein- heiten Ate Potenzreste sind, die als complexe Primzahlen der zweiten Art bezeichneten, von denen, welche diese besondere Eigenschaft nicht haben, den complexen Primzahlen der ersten Art, zu unterscheiden und namentlich folgende drei Fälle besonders zu behandeln: erstens der Fall, wo beide zu vergleichenden complexen Primzahlen der ersten Art angehören, zweitens, wo eine der ersten Art, die andere der zweiten Art angehört und drittens, wo beide der zweiten Art angehören. Für den ersten dieser drei Fälle reicht es hin, nur solche complexe Zahlen in z anzuwenden, deren Determinante nicht mehr als einen idealen Primfaktor enthält. Es sei also: DiXe) = ea) flo) ; f(«) eine complexe Primzahl der ersten Art, welche primär angenommen Math. Kl. 1859. T 146 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten werden soll, m ein nicht durch A theilbarer Exponent, welcher bewirkt, dafs f(«)” wirklich ist, wenn f(«) selbst ideal sein sollte, und e(«) eine be- liebige Einheit, welche jedoch durch die Bedingung, dafs D(«) — 1 durch e, aber nicht durch 9° theilbar sein soll, einer gewissen Beschränkung unter- worfen ist. Unter diesen Voraussetzungen ist von den «+ 1 Charakteren C,, C,, .. C,_, und X, welche überhaupt Statt haben, der letzte durch die übri- gen vollständig bestimmt, in der Art, dafs alle idealen Zahlen in z, welche dieselben Werthe der Charaktere C,, C,, ... C,_, haben, auch denselben Werth des Charakters X haben müssen. (Satz (I.) $. 16.). Wenn ferner $(z) irgend eine ideale Primzahl in z ist, so giebt es stets eine wirkliche complexe Zahl in w, F'(w), welche als ideale Zahl in z betrachtet, dieselben Werthe der Charaktere C,, C,, ....C,_, hat, als #(z), (Satz (II.) $. 16.), und welche darum auch denselben Werth des letzten Charakters ÄX haben mufs, als diese. Wird nun die Norm der idealen Primzahl $(z) mit $(«) bezeichnet, wo ®(«) nach der allgemeinen Festsetzung über die Normen der idealen Zahlen in z primär ist; wird ferner die Norm der wirklichen com- plexen Zahl F'«(w) mit Fa) bezeichnet, und dieselbe in der primären Form genommen durch F‘,(«), so hat man: Fo) _ (BO) _ a 2) 70) Fr (5) TR oder, was nach der $. 14. gegebenen Definition dieses Legendreschen Zei- chens für zusammengesetzte Moduln dasselbe ist: \ F,(e&) 2) Ge Nimmt man nun Fo), = Ar Alwr All ar... Aa Won, und entwickelt die Norm von F(w), so ist A” das einzige Glied dieser Norm, welches w* nicht enthält, man hat also NF(w) = F(e) = A’, mod. D(e), oder was dasselbe ist: 3. 2(e) ( ) D(«) und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 147 Drückt man nun nach Formel (23.), $. 14. das Legendresche Zeichen für das nicht primäre F(«) durch das entsprechende Zeichen für das primäre F («) aus, so hat man (52) ei (55) a: Pr-ı +6 Di +6, Dt. +3 D; 20) = (Da) also vermöge der Gleichungen (2.) und (3.): (4.) mK—-C,D_,+C,D_.,+C,D_,+.-.+C_D,=0, mod.A. Ferner hat man nach derselben Formel (23.), $. 14, weil f(«)” die complexe Zahl D(«) in ihrer primären Form darstellt: (20) = Fe m „Pi 61 +D201.2+0, Di... +Di_s05, p(e) P(e) Setzt man nun fi X «) ae d(«) und beachtet, dafs #(«) als Norm einer idealen Zahl in z der Determinante Da) der Bedingung ie D(«) 07 de) genügen mufs, so hat man (6) mK’—-DC_,+D;C,,+D,C,_.,-+.- +D,_,C, =, mod.‘ Verbindet man nun die beiden Congruenzen (4.) und (6.) mit der Con- gruenz (7.) D.C, I, D.C; +D,_,C, za D;-,C; re... +D,C_, = 0, mod.A, welche nach dem Satze (I.) $. 14. Statt haben mufs, weil F(«) die Norm der wirklichen complexen Zahl F(w) ist, so erhält man: mK=mK', mod.A, und weil zn nicht durch A theilbar ist : K=K, mod.A, also 148 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten . 22) = f(«) 0 eo ie («) Diese Gleichung giebt das Reciproecitätsgesetz unter den beiden pri- mären Primzahlen f(«) und $(«), deren erste eine complexe Primzahl der ersten Artist, und die andere $(«) eine Primzahl, welche der einen in der Gleichung (5.) enthaltenen Bedingung unterworfen ist, dafs e(«) Fe)\ rn eh (9.) (; =) ee («) p sein wufs. Wenn nun (a) ebenfalls eine complexe Primzahl der ersten Art ist, also Einheiten e(«) existiren, für welche Br nicht gleich Eins ist, so kann man, welchen Werth auch A habe, die Einheit e(«) in der Regel so wählen, dafs die Bedingung (9.) erfüllt wird, woraus folgt, dafs in der Reciprocitätsgleichung (8.) die Primzahl $(«) eine jede primäre Primzahl der ersten Art darstellt. In einem ganz besonderen Falle jedoch wird durch die Bedingung, welcher die Determinante D(«) unterworfen ist, dafs D(«)— 1 durch g aber nicht durch p° theilbar sein soll, eine Ausnahme begründet. Der primäre Faktor der Determinante: f(«)” hat als solcher die Eigenschaft einer nichteomplexen Zahl congruent zu sein, nach dem Modul 5°; ferner, wenn die Einheit e(«) in die Form «a's(«) gesetzt wird, wo e(«) eine, nur ‚a’+a”, ... enthaltende Einheit ist, welche Form einer jeden Einheit in « gegeben werden kann, so hat auch die zweigliedrigen Perioden «+ «7 e(«) die Eigenschaft, einer nichtcomplexen Zahl congruent zu sein, nach dem Modul 9°; da aber D(«) diese Eigenschaft nicht haben darf, so folgt, dafs «a* dieselbe Eigenschaft nicht haben darf. Es ist aber « =1 — kg, mod. p*, woraus folgt, dafs X nicht durch o theilbar, oder was dasselbe ist, % nicht gleich Null sein darf. Wenn nun die Primzahl ®(«) die ganz besondere Eigenschaft hat, dafs für dieselbe alle aus den zweigliedrigen Perioden ge- bildeten Einheiten e(«) Ate Potenzreste sind, und wenn zugleich auch f(«) ein Ater Potenzrest von $(«) ist, so ist die Bedingung ($.) nicht zu befrie- digen, weil in e(«)—«e(«) die Zahl k nicht gleich Null sein darf, es folgt aber auch, dafs diefs der einzige Ausnahmefall ist. Es ist indessen leicht auch für diese besonderen Pen (a) die Gültigkeit derReciprocitätsgleichung (8.) zu erschliefsen. Weil nämlich dieser Ausnahmefall niemals eintritt, sobald —— nn und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 149 ‚f««) ein Nichtrest von $(«) ist, so zeigt die Gleichung ($.) zunächst, dafs, wenn eine der beiden Primzahlen der ersten Art ‚f(«) und $(«) ein Nichtrest der anderen ist, auch diese andere Nichtrest der ersten sein mufs, und hier- aus folgt sodann, dafs wenn die eine Rest der anderen ist, auch die andere Rest der ersten sein muls; denn wäre die zweite ein Nichtrest der ersten, so müsste auch die erste ein Nichtrest der zweiten sein. Die Beschränkung der Determinante, dafs D(«) — 1 nicht durch 9° theilbar sein darf, begrün- det also keine Ausnahme in der Allgemeingültigkeit des Reciprocitätsgesetzes (8.) für je zwei beliebige complexe Primzahlen der ersten Art, und man hat das Resultat: (l.) Wenn (a) und #(«) zwei primäre complexe Prim- zahlen der ersten Art sind, so besteht unter ihnen das Reci- one Wenn nun zweitens die Primzahl $(«) in der Gleichung (8.) eine procitätsgesetz: complexe Primzahl der zweiten Art ist, für welche alle Einheiten Ate Po- tenzreste sind, so folgt aus der Gleichung (9.), dafs 9(«) die Bedingung _ = 1 erfüllen mufs, und dafs, wenn diese Bedingung erfüllt ist, die Reciprocitätsgleichung (8.) Statt hat. Man hat also folgenden Satz: (I.) Wenn eine primäre complexe Primzahl der ersten Art, f(«e), ein Ater Potenzrest einer primären complexen Prim- zahl der zweiten Art, d(a) ist, so ist auch d(e) ein Ater Po- tenzrest von f(«e). Dafs die Umkehrung dieses Satzes ebenfalls richtig ist, kann aus dem Vorhergehenden noch nicht erschlossen werden. Um nun die Reciprocitätsgesetze auch für die Fälle, wo von den bei- den zu vergleichenden Primzahlen die eine der ersten Art, die andere der zweiten Art angehört, und wo beide der zweiten Art angehören, vollständig zu entwickeln, wende ich complexe Zahlen in z an, deren Determinante zwei verschiedene Primfaktoren ‚(«) und f,(«) enthält, für welche also Dee) = e(a) f(«) »e,(a) f,(«) ist. Es sollen auch hier f(«) und f, («) als primär angenommen, und m und 150 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten m, so gewählt werden, dafs f(«)” und ‚f, («)”: wirklich werden, wenn f(«) oder f,(«) ideal sind; ferner soll, entsprechend den Voraussetzungen des Satzes (III), $. 15. festgesetzt werden, dafs f(«) eine Primzahl der zweiten Art, f,(«) aber eine Primzahl der ersten Art, und dafs f,(«) Nichtrest von f(«) sei. Unter diesen Voraussetzungen findet nach dem Satze (IV.) $. 15. un- ter den Charakteren €, C,, ... C,_,, KundÄ, einer jeden idealen Zahl $(z) die Beziehung Statt, dafs der Charakter X, durch die übrigen Charak- tere vollständig bestimmt ist, in der Art, dafs alle idealen Zahlen in z, wel- che dieselben Werthe der Charaktere C,, C,, ... C,_, und Ä haben, auch denselben Werth des Charakters X, haben müssen. Es giebt auch zu jeder idealen Zahl $(z) eine wirkliche complexe Zahl Fu, u,), welche als ideale Zahl in z betrachtet vollständig dieselben Werthe der Charaktere hat, als (2). Wenn nun wieder $(z) als ideale Primzahl angenommen wird, und &(«a) die Norm derselben, also primär ist; wenn ferner Fa) die Norm von F«u, u,) bezeichnet und F,(«) die primäre Form der Zahl F(«), und wenn auch die übrigen im $. 15. festgesetzten Bezeichnungen beibehalten werden, so hat man: n OEL = = Aus dem Ausdrucke der complexen Zahl Fu, w,) folgt ferner für die Norm derselben F(«), aufser der schon im $. 15. entwickelten Gleichung: 12 ebenso auch die Gleichung: “ as: Wenn nun nach der schon mehrmals benutzten Formel (23.), $. 14. die in diesen beiden Gleichungen vorkommenden Legendreschen Zeichen für die nichtprimären Zahlen F«), &(«) und d(«) durch die entsprechenden für die primären Zahlen 7", («), f,(«)”: und f(«)” ausgedrückt werden, und und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 151 ld _ Sa) JS) Fı(a) gesetzt wird, so erhält man die beiden Congruenzen : (14.) K=(n—n,) mi, (15.) K,+S,=(n, —n) (mi' +s,), a deren erstere schon im $. 15. hergeleitet worden ist. Aus der Bedingung, dafs #(z) ein idealer Primfaktor von &(«) ist, hat man ferner = EL und wenn man das Legendresche Zeichen für die nichtprimäre Zahl D(«) durch das entsprechende für die primäre Zahl f(«a)” f,(«)”: ausdrückt, und der Kürze wegen oa DERCOD VRERRERR € a % setzt, so erhält man aus der Bedingung, dafs D(«) Rest von $(e) ist, die Congruenz: (16.) T+mK +m KK, =0, mod.A‘. Endlich, weil F(«) die Norm der wirklichen complexen Zahl F(u, w,) ist, hat man noch die $. 15, bei (18.) entwickelte Congruenz: (475 T—-mS, —(n—n)ms, =0, mod.A. Aus den vier Congruenzen (14.), (15.), (16.) und (17.) erhält man nun durch Elimination der drei Gröfsen T, $, und n—n,, durch welche s, von selbst mit weggeht, die Congruenz: (18.) m(iK —iK)+m,i(K) —K)=0, mod.A‘, aus welcher das Reciprocitätsgesetz für die beiden Fälle: erstens, wo eine der beiden Zahlen f(«) und $(«) der ersten Art, die andere der zweiten Art angehört, und zweitens, wo beide der zweiten Art angehören, ent- wickelt werden soll. Ich nehme zuerst $(a) als eine Primzahl der ersten Art. Für eine solche Primzahl gilt, weil f,(«) ebenfalls der ersten Art angehört, nach dem Satze (I.) das Reciprocitätsgesetz: 152 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Pe) fıle) ; («) pe)? man hat also K,=K, ımod.}, Aus der Congruenz (18.) fällt daher das zweite Glied hinweg, und dieselbe giebt, wenn durch m dividirt wird, welches den Faktor A nicht enthält: (19%) iK =iK, mod.A, oder F&)N: d(e)\: 9 -— > en Pie) /(«) Es ist nun auch hier zunächst zu ermitteln, in wie weit die Primzahl der ersten Art (a) von den beiden Primzahlen f(«) und f,(«) unabhängig ist. Dieselbe ist der einzigen Bedingung unterworfen, dafs (FE —1 sein mufs, welche, da $#(«) eine Primzahl der ersten Art ist, durch passende Wahl der in D(«) enthaltenen beliebigen Einheit e(«) e,(«) immer erfüllt . werden kann, wenn nicht, ebenso wie in dem obigen ersten Falle, die Be- dingung, dafs D(«) — 1 nicht durch p* theilbar sein darf, eine Ausnahme begründet. Dieses kann nur dann der Fall sein, wenn $(«) die ganz beson- dere Eigenschaft hat, dafs alle aus den zweigliedrigen Perioden gebildeten Einheiten Ate Potenzreste von $(«) sind, die Einheit « aber Nichtrest ist, und wenn aufserdem (21.)* Kom „ (LıldYm' _ at ist. Weil ferner die Zahlen m und m, nur in so weit bestimmt sind, dafs sie nicht durch A theilbar sein dürfen und dafs f(«)”” und f,(«)”: wirkliche complexe Zahlen sein sollen, so kann man anstatt m auch km setzen, wo k eine jede der Zahlen 1, 2, 3, ....?—1 vorstellt. Hieraus folgt, dafs man die Zahlen m und m, immer so wählen kann, dafs die Gleichung (21.) nicht Statt hat, ausgenommen in dem Falle, dafs na und ) beide ein- zeln den Werth Eins haben. Die Primzahl der ersten Art $(«) kann also in der Gleichung (20.) namentlich alle diejenigen Werthe ohne Ausnahme erhalten, für welche ns nicht gleich Eins ist, und es wird hinreichen, diese allein in Betracht zu ziehen. und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 153 Die erste Folgerung, welche ich aus der Gleichung (20.) ziehe, ist die, dafs, wenn (2) nicht gleich Eins ist, z’ nicht congruent Null sein kann; da nämlich nach der Voraussetzung i nicht congruent Null ist, so ist auch ( a) nicht gleich Eins und darum z’ nicht congruent Null. Also wenn f,(«) Nichtrest von f(«) ist, so ist auch f(«a) Nichtrest von f,(«). Die Gültigkeit dieses Schlusses hängt jedoch davon ab, dafs man immer eine Primzahl $(«) der ersten Art finden kann, für welche eine beliebig gegebene Primzahl f(«) der zweiten Art Nichtrest ist, welches Postulat Gchhjeniäen vollständig analog ist, dafs zu jeder gegebenen Primzahl der Form 4n +4, eine Primzahl der Form 4n +3 gefunden werden kann, in Beziehung auf welche jene quadratischer Nichtrest ist, welches Legendre in seinem Beweise des quadratischen Reciprocitätsgesetzes gemacht und unbewiesen gelassen hat. Aus dem im $. 16. bewiesenen Satze (I.) folgt aber fast unmittelbar, dafs es stets unendlich viele Primzahlen 9 («) giebt, welche dieser Forderung genügen. Betrachtet man nämlich in diesem Satze nur zwei gegebene, wirk- liche complexe Zahlen, und nimmt für die eine eine Einheit E(«), für die andere aber f(«)”, so zeigt derselbe, dafs es unendlich viele Primzahlen $(«) von der Art giebt, dafs | (2 k a fe)\mk __ BEN EEN d(@) j de) ist, wocundc, beliebig gegebene Zahlen sind, und % nicht durch A theil- bar. Wählt man also c und ebenso auch c, nicht durch A theilbar, so ist E(«) Ei nicht gleich Eins, also $(«) eine Primzahl der ersten Art, und auch nicht gleich Eins, wodurch die Existenz unendlich vieler, der For- derung entsprechender Primzahlen bewiesen ist. Die somit streng bewie- sene Folgerung: wenn eine Primzahl der ersten Art Nichtrest einer Prim- zahl der zweiten Art ist, so ist auch diese Nichtrest von jener, bildet die Ergänzung des Satzes (II.) und giebt folgenden vollständigeren Satz: (UI.) Wenn von zwei primären complexen Primzahlen, deren eine der ersten, die andere der zweiten Art angehört, die eine Ater Potenzrest der andern ist, so ist auch diese Ater Potenzrest von jener. Math. Kl. 1859. U 154 Kunmer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten Um nun für den gegenwärtigen Fall, wo die eine der beiden zu ver- gleichenden Zahlen der ersten Art angehört, die andere aber der zweiten Art, das Reciprocitätsgesetz auch für die A— 1 verschiedenen Klassen der Nichtreste in derselben einfachen Form zu erhalten wie im ersten Falle, zeige ich, dafs in der Gleichung (20.) nothwendig i=i’ sein mufs. Zu diesem Zwecke wende ich die eine Reciprocitätsgleichung an, welche die Kreistheilung gewährt, nämlich folgende: u b(e 3 0% a7 a Ss 2) KG in welcher #(«) ein complexer Primfaktor der Primzahl p von der Form nA--1 ist, ‚f(«) ein complexer Primfaktor der Primzahl q, welche zum Exponenten f gehört, nach dem Modul A, ef=?— 1 und y eine primitive Wurzel von A, so dafs ‚f(a), ‚f(«”) Be) die e verschiedenen idealen Primfaktoren des q sind. Man sehe die Abhandlung von Eisenstein in den Monatsberichten der Akademie vom Mai 1850. Ich wähle nun die Primzahl & % in der Gleichung (22.) so, dafs die e — 1 zu f(«) conjugirten Zahlen f(a”), f(«” or ... f(a) Ate Potenzreste für $(«e) sind, die Zahl f(«) selbst aa ein Nichtrest von $(a). Dafs es stets Primzahlen $ («) giebt, welche diesen Bedingungen genügen, folgt un- mittelbar aus dem Satze (1.) $. 16., wenn in demselben für F(«), F (a), ... die e wirklichen complexen Zahlen fie)’, f(a’) , ... f(a’)' und irgend eine Einheit E(«) genommen, und die Zahlen, welchen die Indices dersel- ben proportional sein sollen, mit Ausschlufs des Index von f(«) und des Index der Einheit E(«) alle gleich Null gewählt werden. Wenn die Prim- zahl #(«) in dieser Weise bestimmt ist, so erfüllt sie die eine Bedingung: dafs die Norm derselben eine nichtcomplexe Primzahl p von der Form nA +1 sei, von selbst; denn die nichtecomplexe Zahl g=f(«) f(@’) ..... el ist ein Nichtrest von $(«) und eine nichteomplexe Zahl kann nur für solche complexe Primzahlen Nichtrest sein, welche zum Exponenten Eins gehören, das heilst deren Normen Primzahlen der Form 2? + 1 sind. Wenn nun die complexen Primzahlen f(«”), fi) ar fu) Ate Potenzreste von $(«) sind, so ist nach dem Satze (III.) auch umgekehrt &(«) ein Ater Potenzrest für jene, und die Gleichung (22.) giebt, wenn für die und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahlist. 155 Legendreschen Zeichen, deren Werth gleich Eins ist, dieser Werth gesetzt wird: b(&) ) ce re) = Ge): Für eine solche speciell bestimmte Primzahl $(«) ist also in der Gleichung (20.)=i' und weil i und i' für alle complexen Primzahlen # («) der ersten Art, für welche f(«) ein Nichtrest ist, dieselben Werthe haben müssen , so folgt, dafs für alle diese ebenfalls i = i’ oder (2 a (+2 i p(a) fa) ? woraus unmittelbar folgt, dafs auch D) fÜ)\ _ (PO eu) 5) (Fe ist, wodurch dieses einfache Reciprocitätsgesetz für die verschiedenen A — 1 Klassen der Nichtreste bewiesen ist. Da dasselbe nach dem Satze (III.) für die Reste bereits fest steht, so hat man den allgemeineren Satz: (IV.) Wenn von zwei primären complexen Primzahlen $(a) und f(«) die eine der ersten Art, die andere der zweiten Art angehört, so besteht unter denselben das Reciprocitäts- gesetz: (20) = (102). P(@) fe) Es bleibt nun noch übrig, das Reciprocitätsgesetz auch für den drit- ten Fall zu entwickeln, wo die zu vergleichenden primären Primzahlen f(«) und #(«) beide der zweiten Art angehören. Nimmt man zu diesem Zwecke in der Congruenz (18.) p(«) als eine primäre Primzahl der zweiten Art, so hat man, weil das Reciprocitätsgesetz für zwei primäre complexe Primzahlen, deren eine der ersten die andere der zweiten Art angehört, gültig ist: Fa, _ (If) FON 27 =, = also (26.) i=üi, K,=K ımod.‘. Die Congruenz (18.) giebt daher, weil ö nicht = 0 ist: K' =K, mod.A, U2 156 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter den Resten und mithin 9 FON _ (do) @7.) (4) = welches Resultat für jede complexe Primzahl der zweiten Art #(«a) gültig ist, die der Bedingung Go — 1 genügt. Diese Bedingung giebt, weil in Be- ziehung auf $(«) als Primzahl der zweiten Art jede Einheit ein Ater Potenz- rest ist: (28.) (2) «ey welcher man durch passende Wahl der Zahlen m und m, immer genügen kann, wenn keines der beiden Zeichen En und \- ) den Werth Eins hat. Wenn man also die Primzahl Mr Een Art f,(«) so wählt, dafs EN chi gleich Eins ist, und dafs auch 4) nicht gleich Eins ist, so pP (a) K @) o gilt unter den beiden Primzahlen der zweiten Art f(«) und $(«) das Reei- procitätsgesetz (27.) für den Fall, dafs die eine Nichtrest der andern ist; wenn dasselbe aber für die Nichtreste besteht, so folgt von selbst, dafs es auch gelten mufs, wenn die eine Primzahl Rest der andern ist. Es bleibt also nur noch zu zeigen, dafs man, wie auch die beiden Primzahlen der zweiten Art f(«) und $(«) gegeben sein mögen, stets eine Primzahl der ersten Art finden kann, welche Nichtrest von f(«) und auch Nichtrest von $(«) ist. Wählt man in dem Satze (I.) $. 16. für F(«), F,(«) ... die wirklichen com- plexen Zahlen f(«)', $(«)' und eine Einheit E(«), so zeigt derselbe unmit- telbar, dafs es Primzahlen der ersten Art ‚f,(«) giebt, für welche ‚f(«) und ®(«) Nichtreste sind, und hieraus folgt nach dem Satze (IV.), dafs auch um- gekehrt diese Zahlen f,(«) sowohl für f(«), als auch für #(«) Nichtreste sind. Somit ist die Gültigkeit des einfachen Reeciprocitätsgesetzes auch für je zwei Primzahlen der zweiten Art bewiesen, und man hat den Satz: (V.) Wenn zwei primäre complexe Primzahlen f(«) und $(«a) beide der zweiten Art angehören, so besteht unter den- selben das Reciprocitätsgesetz: Fo _ (do 9a)/ TI," und Nichtresten der Potenzen, deren Grad eine Primzahl ist. 157 Es besteht also in allen drei unterschiedenen Fällen: wenn beide Primzahlen der ersten Art angehören, wenn eine der ersten Art, die andere der zweiten Art angehört, und wenn beide der zweiten Art angehören, das- selbe einfache Reciprocitätsgesetz. Das Resultat dieser Untersuchung oder das allgemeine Reciprocitätsgesetz, in so weit es hier streng bewiesen wor- den ist, kann daher vollständig so ausgesprochen werden: (VI) Wenn A eine ungrade Primzahl ist, welche in kei- ner der 'Z ersten Bernoullischen Zahlen als Faktor des Zäh- lers enthalten ist, so findet unter je zwei, aus Aten Wurzeln der Einheit gebildeten, wirklichen oder idealen, primären complexen Primzahlen f(«) und $(«a) das Reciprocitätsgesetz Statt: FEN _ (2 ; pa) 7 \f@))? wo das dem Legendreschen analog gebildete Zeichen der Reste und Nichtreste der Aten Potenzen durch folgende Oongruenz bestimmt ist: Nf(@) — 1 A A K (+3 = 6d(e) = «a, mod. f(«), oder wenn &(«) ideal, aber $(«a)‘ wirklichist, durch die Con- gruenz: N f(a) — 1 % & h A —- AK a = ($(a)') = «'*, mod. f(e), und wo die Bedingung, dafs eine complexe Zahl #(«e) primär ist, durch die beiden Congruenzen: b(a) dla) = H(1)’, mod.A, b(a) = H(1), mod. p°, oder wenn &(a) ideal, aber #(«)' wirklich ist, durch die Con- gruenzen: He) Ha‘) = (pl), mod. A, Pla) = BG)" , mod. 9°, bestimmt ist. 158 Kummer: über die allgemeinen Reciprocitütsgesetze etc. Schliefslich bemerke ich, dafs ich aufser dem hier gegebenen Be- weise noch zwei andere Beweise des allgemeinen Reciprocitätsgesetzes gefun- den habe, welche insofern einfacher sind, als sie bedeutend weniger Vor- arbeiten erfordern. Dieselben stützen sich nämlich auf die Theorie der complexen Zahlen in w allein, so dafs die ganze Theorie der complexen Zahlen in z, die Eintheilung der idealen Zahlen dieser Theorie in die Klassen und Gattungen, die ganze Lehre von den ambigen Klassen und die schwierige Bestimmung der Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen erspart wird. Ich habe aber den hier gegebenen Beweis, auch nachdem ich die beiden kürzeren gefunden hatte, nicht unterdrücken wollen, weil er die allgemeine Anwendbarkeit der Principien des entsprechenden Gaufsischen Beweises für die quadratischen Reste ins Licht stellt, und weil er, wenn die nöthigen Sätze aus der Theorie der complexen Zahlen in z einmal ent- wickelt sind, eben so einfach ist, als diese beiden neuen Beweise, welche ich der Königlichen Akademie bei einer anderen Gelegenheit vorzutragen gedenke. —ri OLE U II — un mia an Inhaltsverzeichnifs. Einleitung . . Definition und lleenieine Eigenzchaften der eamplezen Zahlen , lahe, den gegenwärtigen Untersuchung zu Grunde gelegt werden . Gegenseitiges Verhältnils der complexen Zahlen in z und in » Die den Gleichungswurzeln der complexen Zahlen entsprechenden ougruchA wurzeln . Die idealen RR ae eahiplesen Zahlen i in z nd in w. . Verhältnils der idealen complexen Zahlen zu den wirklichen . Eintheilung der idealen complexen Zahlen in die Klassen und Bestimmung der Klassenanzahl Ba 5 Eintheilung der verschiedenen Kae Ye idealen TEakten in z in ihre Ber tungen . S . Die idealen dafißen Zahlen, ; in so fern sie in gewissen vollen eoapläen Zahlen in z erehalekt, SInde Kenn E u Darstellung der ambigen idealen Zahlen in z ale rrnklehe ennplere Zahlen In ul © en ao, ale Untersuchung aller Een Be Zahlen in u, u, 4a ... welche ide- ale ambige Zahlen in = darstellen. . h Anzahl der wesentlich verschiedenen idealen Kubigen, Die complexen Einheiten in » und in z. a. Die ambigen Einheiten und die teheägeßeälenten Amibigen; * Schlat auf die Anzahl der wirklich vorhandenen Gattungen. Als Congruenzbedingung für die Darstellbarkeit einer ER Zahl in 0, a Norm einer wirklichen complexen Zahl in w. . Sätze über die genaue Anzahl der wirklich ee deren Garhingen de ide- alen Zahlen in z. . Allgemeine Bestimmung Be as En wirklich en Go für die idealen Zahlen in z. . Beweis der allgemeinen Reciprocitätsgesetze. Über den Cometen von Pons. Achte Abhandlung. Yon H”" ENCKE. mannmunnannnann [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 21. Juli 1859.] D. letzte siebente Abhandlung über den Cometen von Pons (gelesen am 1. Juni 1854) enthielt die Resultate, welche aus den Beobachtungen von 1852 gezogen werden konnten, mit der Angabe der daraus folgenden Nor- malörter. Es war darin die Vorausberechnung auf 1855, doch nur mit Be- rücksichtigung der Jupiterstörungen von 50 zu 50 Tagen berechnet, ent- halten, und am Schlusse eine Ephemeride für 1855 Jul. 1 — Septbr. 27. gegeben. Der Comet konnte nur auf der südlichen Halbkugel beobachtet werden. l. Erscheinung von 1855. Die Englische Regierung hat auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung schon seit längerer Zeit eine Sternwarte gegründet, die von Anfang an mit sehr guten Meridianinstrumenten ausgerüstet war, wie die vortrefflichen Be- obachtungen des verstorbenen Hrn. Henderson zeigen. Für die Beob- achtungen aufser dem Meridian war bisher die Ausrüstung zwar immer gut, so dafs schon im Jahre 1832 der Pons’sche Comet dort beobachtet werden konnte. Sie stand indessen, da sie nur Kreismikrometer - Beobachtungen erlaubte, hinter den neueren europäischen Hülfsmitteln nicht unbeträchtlich zurück. Durch den Aufenthalt und die bei dieser Gelegenheit angestellten Beobachtungen von Sir John Herschel und die erfolgreichen unausge- setzten Bemühungen des Königlichen Astronomen in Greenwich, Hrn. Airy, um die Vervollkommnung der astronomischen Anstalten wahrscheinlich ver- anlafst, ist jetzt unter der vortrefflichen Leitung des Hrn. Maclear auch Math. Kl. 1859. X 162 EnckKE für die Beobachtungen aufser dem Meridian durch ein 8% füfsiges parallattisch aufgestelltes Fernrohr mit Fadenmikrometer gesorgt worden und die Beob- achtungen von 1855 treten völlig den neueren europäischen zur Seite. Es sind folglich alle Anstalten getroffen, um keinen Durchgang des Cometen zu verlieren und die Beobachtungen mit der gröfsten Genauigkeit zu erhalten. Durch ein Schreiben, Greenwich (3. Okt. 1855), benachrichtigte mich Hr. Airy schon, dafs der Comet mit Hülfe der von ihm ebenfalls ge- fälligst hinbesorgten Ephemeride am Vorgebirge der guten Hoffnung am Abend des 12. Juli aufgefunden sei, und unter dem 15. September 1856 sandte er mir die wirklichen Beobachtungen. Ich glaube nicht anders zu können als einen vollständigen Abdruck herzusetzen. Resultate der Beobachtungen des Cometen von Pons auf der Königlichen Sternwarte Vorgebirge der guten Hoffnung. | Mittl. Zeit Beobachtete Beobachtete Anzahl a des Vorgebirges geocentrische Distanz des der 1 der guten Grade Aufst. Cometen vom Messun- Hoffnung. des Cometen. Nordpol. gen. h D ” h D ” Juli 13 6 25 51,68 9 10 57,65 PING. ; 12 6 39 6,45 80 2 48,25 5 16 6 32 38,67 83 18 14,19 10 6 52 44,38 9 32 39,14 6 17 6 19 23,15 84 24 47,74 5 6 36 10,20 9 39 48,40 10 6 52 38,85 84 26 20,37 5 18 6 18 12 85 32 58,52 8 6 35 30,50 gar TanT 8 19 6 30 58,80 9 54 23,55 10 6 50 28,75 86 43 41,00 10 7 1 30,72 9 54 32,90 4 22 6 16 42,41 10 16 44,11 10 6 28 45,48 90 50 17,29 1 24 6 37 54,86 92 40 59,01 10 6 52 23,41 10 32 15,59 12 25 6 21 34,38 93 53 12,51 10 6 37 56,27 10 39 58,91 20 6 55 14,15 93 54 55,52 10 27 6 47 32,45 96 21 9,19 10 6 59 29,87 10 55 56,49 12 28 6 39 17,76 97 33 49,60 10 6 56 53,52 11 3 58,06 10 über den Cometen von Pons. Mittl. Zeit Beobachtete Beobachtete Anzahl h des Vorgebirges geocentrische Distanz des der 15 der guten Grade Aufst. Cometen vom Messun- Hoffnung. des Cometen. Nordpol. gen. h ‚ D h ‚ „ Juli 30 | 6 44 28,50 11 20 11,68 FL. IM 10 6 59 0,74 99 59 24,30 8 7 15 28,30 11 20 22,32 10 3 6 33 41,44 101 9 16,59 8 6 48 32,40 11 283 28,54 10 7.2 43,46 101 10 39,51 6 7 17 23,83 11 28 38,59 10 7 31. 38,37 101 12 4,87 6 7 44 51,76 Il 28 47,83 10 Aug 1| 6 53 46,04 Il 36 48,92 10 7 4 9,95 102 20 46,18 6 7 13 35,31 Il 36 55,55 10 7 26 29,32 102 21 49,52 10 7 42 12,23 11 37 5,33 10 6 6 43 25,05 107 46 11,01 5 7 5 54,85 I2 18 48,19 14 7 6 58 43,45 108 46 14,13 8 7.20 18,67 12 27 17,43 10 7 39 39,41 108 47 58,11 6 7 55 51,32 12 27 30,05 12 8 6 57 53,44 109 43 16,44 4 70.012,.19,95 12 35 38,90 10 7 36 6,91 109 44 39,59 6 7 48 35,85 12 35 49,56 4 9 6 57 32,54 110 37 55,63 6 22157 311,49 12 43 57,64 10 7 28° 1,53 110 39 5,56 6 7 46 22,21 12 4 801 20 8 12 45,40 110 40 36,91 10 10 197,09 111 30 23,15, 8 7 22 50,10 12 52 16,38 10 7 36 44,32 ill 31 26,43 8 7 54 11,65 12 52 27,26 10 11 6 51 1145 112 19 30,92 8 7 11 53,60 13 0 25,12 10 7 31 0,45 112 20 54,87 8 7 59 0,35 13 0 41,22 10 12 710 284 113 7 14,61 7 7 26 52,60 138 38,39 10 7 43 59,27 113 8 15,92 7 8 0 56,24 13 8 50,14 12 16 6 59 57,37 115 49 40,57 8 7 16 17,69 13 40 10,29 10 163 164 Encke Mittl. Zeit Beobachtete Beobachtete Anzahl J des Vorgebirges geocentrische Distanz des der . der guten Grade Aufst. Cometen vom Messun- Hoffnung. des Cometen. Nordpol. gen. h ’ " 0) ’ „ Aug. 16 | 7 30 29,74 KMER 115 50 25,04 8 7 47 289 13 40 20,70 10 8 4 47,99 115 51 10,84 8 Zu diesen Beobachtungen gehören folgende Bemerkungen und Er- läuterungen. Die vorstehenden Beobachtungen sind angestellt und reducirt von Hrn. Mann. Vergröfserung 123 an dem 8!,füfsigen Aequatoreal und dem Fadenmikrometer. Juli 13. Der Comet wurde beobachtet in einer Höhe von 8—10° als ein sehr schwacher nebeliger Fleck, nahe kreisförmig und etwa 11, Mi- nute im Durchmesser. 16. Der Comet ward zuerst in einer Höhe von 25° gesehen. Er ward entdeckt als die Dämmerung noch hell genug war, um die Fäden sichtbar zu machen. Der Vergleichungsstern (11. Gr.) ward erst 21’ später sichtbar, und blieb nur etwa eine halbe Stunde sichtbar, während der Comet deutlich bis zum Untergange hinter dem Lö- wen-Hügel verfolgt werden konnte. Nach diesem Tage nahm der Comet schnell an Helligkeit ab und die Beobachtungen wurden durchweg mit einiger Schwierigkeit angestellt. 17. Ein Versuch, den Durchmesser des Cometen zu messen, gab 53", aber der Comet ist niedrig und es ist viel Nebel an dem westlichen Horizont vorhanden. 19. Heller Mondschein und Nebel. Nach der letzten Reihe für gerade Aufsteigung wurden die Objekte für die fernere Beobachtung zu schwach. 22. Die Beobachtungen dieses Abends sind nicht zuverlässig wegen der grofsen Schwäche des Cometen, wegen des Mondscheins und der nebeligten Luft. Für nördliche Polardistanz konnte nur eine Mes- sung erhalten werden. 24. 25. 27. Der Mondschein überwiegt fast das Licht des Cometen. Die Beobachtungen sind sehr schwierig. über den Cometen von Pons. 165 Juli 28. Die heutigen Beobachtungen sind sehr unsicher. Der Comet ist 31. Aug. 1. a1. so schwach, dafs er nur im Felde aufgefunden wird, wenn das Auge seitwärts auf ihn gerichtet wird. Bei Abwesenheit desMondscheins sieht man den Cometen besser, er hat aber an Helligkeit seit dem 16. Juli sehr abgenommen, ob- gleich er in gröfserer Höhe und heitererm Himmel beobachtet wird. Der Comet geht quer über dem Vergleichungsstern um 6" 40’M. 2. hinweg. Der Stern ist von der 101, Gröfse, er erleidet dabei aber keine merkliche Abnahme des Lichtes, im Gegentheil ver- deckt das Licht des Sternes fast das des Cometen. . Der Durchmesser des Cometen beträgt fast 25 Minuten. Aber der Versuch ihn mit dem Mikrometer zu messen bietet grofse Un- sicherheiten dar. . Die Beobachtungen werden durch Wolken unterbrochen. Nur schwache Blicke des Cometen sind möglich. . Dieser Abend war, in Hinsicht auf den Zustand der Atmosphäre, ein günstiger, der günstigste seit dem Anfange der Beobachtungen des Cometen. Versuche seinen Durchmesser zu messen gaben ihn zu 2, Minuten. Die Beobachtung ist schwierig wegen der Nähe des Sterns, der 7. Gröfse war. Es war nothwendig den Cometen an den Rand des Feldes zu stellen, um den Stern auszuschliefsen. Wenn beide Körper sich näherten, so war die Beobachtung nicht möglich. 12. Der Durchmesser des Cometen erschien von 1!;, Minute. 16. Der Durchmesser des Cometen erschien von 1°, Minute. Nach dem 16. August ward der Comet nicht mehr gesehen. Zu diesen Mittheilungen fügte Hr. Airy noch in seinem Briefe hinzu: Die Beobachtungen sind sehr detaillirt eingesandt. Der Comet wurde auf gewöhnliche Weise durch Beobachtungen am Aequatoreal mit Sternen ver- glichen und die Örter aller Sterne sind sehr gut bestimmt worden durch Meridianbeobachtungen mit dem neuen Durchgangskreis. Ich theile Ihnen die Resultate in der Form mit, in welcher Sie sie wahrscheinlich gebrauchen werden. befreit. Sie sind sämmtlich von Refraktion und Parallaxe schon 166 Encke Bei der Vergleichung dieser, wie sich sogleich zeigen wird, vortreff- lichen Beobachtungen zeigte sich eine ungewöhnlich starke Differenz mit der vorausberechneten Ephemeride. Juli 25. „ 16. Diff. nAR — Bei vier Beobachtungstagen war am 8’ ı1" in Decl. + 7 59° 919 „ I 0:5 12.10 „ Alles in Bogensecunden zu verstehen. Obgleich die Störungen seit 1852 nur beiläufig berechnet waren, so liefs sich doch mit Gewifsheit erwarten, dafs diese Unterschiede nur von einer fehlerhaften Durchgangszeit durch das Perihel, oder der Epoche der mittleren Anomalie herrühren würden. Um indessen vollkommen davon mich zu überzeugen, berechnete ich für sechs verschiedene Tage die Bedingungs- gleichungen, welche zwischen den einzelnen Elementen und dem geocentri- schen Orte stattfanden. in der siebenten Abhandlung zum Grunde liegen, fand ich nach einer Rech- nung mit sieben Deceimalen (die Ephemeride war nur mit sechs berechnet) folgende Ausdrücke: ob a, seed AM sec d du sec d db sec d dr seedgdN sec d di 1855. Juli 13 Juli 19 Juli 25 or ’ o ’ ” o ’ ” 137 9 18,1 [157 59 40,6 |159 20 11,0 171 + 29355 |+ 29814 |+ 3,3500 |+ — 1905 |—- 18864 |—- 11,05 |+ — 04583 |— 0,3785. |— 0,1124 |+ — 0,0002 |— 0,05991 |— 0,06220 + + 0,01980 + 0,00674 — 0,01538 | — Fns2ı83 0,3591 |— 0,19250 | — oO, [2 +10 2057,6 + Fi 2,7675 |— 3,063 _ 0,1223 = 0,09290 | — 0,03707 + 0,38227 | — 3,0503 |— ee 0,2787 0,09525 0,01036 » + 856 ».+919 12 Mit denselben Elementen, welche der Ephemeride Juli 31 Aug. 8 Aug. 16 o D 7} or [2 ° ’ ” 23 35,8 | 188 6 49,2 |204 17 43,2 38138 |+ 4,1991 |+ 4,1073 4,014 |+ 31,355 |-+ 56,303 0,3573 + 1,1342 |+ 1,7787 0,01405 + 0,22227 |+ 0,46681 0,04241 — 0,07350 |— 0,08852 0,58797° — 0,61331 |— 0,52877 313 0.6 — 326 143 — 10 41 53,3 — 19 19 41.9 — 25 33 43,7 334118 |— 34556 — 3,1131 |— 2,3450 15.309 |— 25,320 |— 37284 |— 38,919 05351 |— 08495 | 1,1570 |— 1.1619 0,12625 |— 0,19208 |— 0,29159 |— 0,333% 0,02055 — 0,05355 |— 0,09444 |— 0,12881 0,69030 |-- 0,80524 |— 0,90979 |— 0,95301 0,54801 ii über den Cometen von Pons. 167 Die hier berechneten Örter gelten für das mittlere Aequinoctium von Juli 1. Um sie auf das wahre Aequinoctium des jedesmaligen Tages zu bringen, mufs man ihnen noch hinzufügen en 2 | es — 21 Ad + 6,7 +56 | +45 NT | Bun 2 004 Vergleicht man nun die berechneten Örter mit den Beobachtungen an denselben Tagen, so erhält man folgende Differenzen : Au Ad Juli 13 - — 5079 ı + 4542 19 — 50704 + 5121 25 — 5645 + 541,2 3l — 646,8 + 562,0 Aug. 8 — 7289 + 489,0 16 — 72359 + 355,4 Der Gang dieser Fehler entspricht so vollkommen dem Gange der stattfinden mülfste, wenn ganz allein die mittlere Anomalie geändert würde, ohne dafs die übrigen Elemente eine Änderung erführen, dafs dar- über kein Zweifel stattfinden kann. Wenn man statt der eben erhaltenen Aa, lieber den cos d Aa ansetzt, um den Faktor sec d aus den Bedingungs- gleichungen zu entfernen und wenn man sich erlaubt die Werthe der Bedin- gungsgleichungen, die eigentlich für 0" gelten, unmittelbar mit den aus den Beobachtungen desselben Tages, obgleich diese etwa 6 Stunden später an denselben Tagen angestellt sind, zu verbinden, so erhält man aus jeder ein- zelnen Gleichung, sowohl in gerader Aufsteigung als in Abweichung, so nahe dieselbe Correktion von AM der Gröfse und dem Zeichen nach, dafs die Beobachtungen allein dadurch fast vollkommen dargestellt werden. Es finden nämlich dann die Gleichungen statt in AR. — 499,6 + 2,935 AM = 0 oder AM = + 1702 — 5063 + 2991 AM =0 „ „= + 1688 — 5035 + 3350 AM =0 „ » = + 1890 — 63556 + 3834 AM =0 „ „= + 1666 — 6878 + 419 AM =0 „ „= +18 — 6548 + 417 AM =0 ,„ » = + 1594 168 Encke in Decl. + 4542 — 2,768 AM = 0 oder AM = + 1611 + 5121 — 300AM =0 „= + 1679 +12 - 3 Alien! } ee + 5620 — 356 AM =0 $„ et + 489,0 — 3,113 AM = 0 > . = + 1571 ea 0| , Sees Es wäre ein Leichtes gewesen, wenn etwas darauf angekommen wäre, nach der Methode der kleinsten Quadrate den Werth von AM zu bestim- men, der diesen Gleichungen am besten genügte. Allein absichtlich habe ich nur einen Mittelwerth + 163’44 angenommen, um gleich zu erkennen zu geben, dafs das neue Elementensystem für 1855 blofs ein willkührliches den Beobachtungen möglichst sich anschliefsendes kein eigentlich berechne- tes sein solle. Zur Darstellung der Beobachtungen wird also statt des in der siebenten Abhandlung zum Grunde gelegten folgendes System am besten vorläufig dienen. Elemente 1855 (b). Epoche 1855 Juni 23. 0 M. Berl. Zeit. 357° 35° 17 1076,57567 57° 58° 1874 157° 53° 12,3 334° 26° 23/5 13° 8 9/2 \ M Aeg. 1855 Juni 22. 5) er Q aan N Anstatt hiemit eine neue vollständige Ephemeride zu geben, habe ich es vorgezogen, die Unterschiede einer solchen von der bereits in der siebenten Abhandlung gegebenen anzusetzen. Es sind dieses folgende: Al- gebraisch müssen zu der früheren Ephemeriden hinzugelegt werden die Cor- rektions-Werthe: ob AR. Deecl. 1855. Juli m | + 8173 | — 7 125 12 8 73 719,4 13 7 59,6 7 26,5 14 7543 7 33,7 15 7512 Tall über den Cometen von Pons. 169 ob AR. Decl. 1855. Juli 16 + 7504 |—- 7486 17 7 51,7 7 56,4 18 755,3 8 47 19 s 08 813,2 20 8 79 8 21,9 ZuTe 18 16512187505 22 8 26,3 8 39,0 23 8 37,3 8 47,2 24 8 49,3 8 54,7 25 922 915 26 Ir 9 1601 9 79 27 9 30,4 913,4 28 945,1 917,9 29 9 59,9 9 21,1 30 10 14.4 922,6 31 |+ 10 286 ]— 9 22,7 Aug. I 10 42,5 9 21,3 2 10 56,1 918,4 3 11 93 913,8 N 11 219 g9 77 Ir 1 36|—- 9 01 6 11 43,9 8 50,8 7 11 519 8395 8 11 585 8 26,7 9 12 41 312,9 10 2 BT 11 12 135 744, 12 12 17,4 7 29,4 13 12 20,6 7 14,0 14 12 23,7 6 57,7 5 5 RT 104 16 12 30,8 622,2 17 12 34,8 6 34 18 12 39,3 > 43,8 19 12 41,0 5234 Man erhält dann die Werthe, die, wenn man die Differenz der Me- ridiane und die Aberrationszeit berücksichtigt, unmittelbar mit den Beob- achtungen verglichen werden können. Hieraus geht folgende Vergleichungs- tafel hervor: Math. Kl. 1859. Y Encke Vergleichung der Beobachtungen von 1855 mit den Elementen 1855 (b). Mittl. Zeit. | Rechnung. |Beobachtung. 1855 |Vorg. d. g.H. Au Ad hı „ Juli 13 6 26 _ 22,1 n 6 39 — 09 16 6 33 + 84 6 53 = 20,8 17 6.19 + 34 6 36 — 231 653 + 22 18 618 + 19 6 36 — 117 19 631 — 118,7 6 50 + 111 dd ® — 18,0 22 617 — 175 629 — 102 24 6 38 —uS2 6 52 — 90,7 25 6 22 — 66 6 38 — 13,2 655 — 63 27 6 48 35 70 _ 88 28 6 39 —_ ıl 6 57 — 52 30 6 44 + 02 6 59 — 16 715 — 02 3l 6 34 — 22 6 49 — 89 3 — 48 717 — 102 7 32 — 45 745 _ 68 | Aug. 1 6 54 — 16,4 | 74 — 28 | 713 = 137 | 7 26 — 29 742 — 10,7 6 6 43 — 16,3 76 + 88 über den Cometen von Pons. 4174 Mittl. Zeit. | Rechnung. | Beobachtung. 1855 |Vorg. d. g. H. Ax As Aug. 7 659 e a 12,9 7 20 + 12 7 40 — 80 756 0 3 6 58 Es 717 50 736 — 169 749 — 9 6 585 — 10,5 71 FE St6 z28 — A 746 a: 812 — 10 78 Ban 723 (2 7 37 — 129 754 +. 52% i 11 651 ZN 712 2104 734 — 12,9 759 22.909 2| 7» —. 727 zes 744 ZINK sı u 16 To Bj 716 + 29,5 730 — 165 747 on 85 — 28 Aus dieser Vergleichung geht die Vorzüglichkeit der Cap-Beob- achtungen auf das Entschiedenste hervor. Keine einzige Beobachtung ist auszuschliefsen, wenngleich nach den hinzugefügten Bemerkungen einzelne und namentlich die letzteren des August, wegen der Lichtschwäche des Co- meten unsicherer sein mögen. Man kann hiernach mit grofser Sicherheit 3 Normalörter bilden, wozu ich die Mittel aus den 5 Tagen Juli 13—19, Juli 27 — Aug. 1, Aug. 9—16 gewählt habe. Sie geben die Fehler der letzten Vergleichung Y2 172 Encke Juli 171 Anszı = [905 . Adv tr 47 30 — u Aug. 12 = + 116 = — 131 Legt man sie zu den Örtern der Ephemeride, nachdem diese verbessert ist, mit umgekehrtem Zeichen hinzu, so erhält man Juli 17. Juli 30. Ang. 12. ° ’ ” o ’ ” je} ’ ” Ephemeride 144 21 0,9 169 20 21,3 196 22 0,9 Verbesserung der Ephemeride + 7517 + 10144 + 12 17,4 Corr. + 205 + 72 — 116 144 29 13,1 169 30 42,9 196 34 6,7 o ’ ” o ’ " o ’ ” Ephemeride + 559438 — 930 30,6 — 22 46 58,2 Verbesserung der Ephemeride — ESG 9226 — 7 29,4 Corr. _ ANZ ag 13,1 + 5514237 — 939506 — 22 54 14,5 so dafs die Normalörter für 1855 werden Normalörter für 1855 (Mittl. Aegq. Juli 1). 0% M. Berl. Zeit. AR. £ Dec. o ’ ” o ’ ” 1855 Juli 17 144 29 13,1 = 5 DIrA2ıT 30 169 30 42,9 — 939 50,6 Aug. 12 196 34 6,7 — 22 54 14,5 Diese Bestimmungen aus den Cap-Beobachtungen sind bei weitem sicherer als alle bisherigen von der südlichen Halbkugel und reihen sich voll- kommen denen der europäischen Sternwarten an. I. Erscheinung von 1858. Bei der Annäherung an die Zeit der Wiederkehr des Cometen, legte ich das oben mit Elemente 1855(b) bezeichnete System von Elementen zum Grunde und liefs durch Hrn. Powalky, der die Berechnung gefälligst übernahm, die Jupiterstörungen von 50 zu 50 Tagen von 1855 Juni 23 bis 1859 Jan. 13 berechnen. Die Störungen der übrigen Planeten, und selbst die genauere Berechnung der Jupiterstörungen ward vorläufig vernachlässigt. Bis zum Jahre 1848 Novbr. 26 war es mir möglich gewesen, durch die Beihülfe der Herren Dr. Bremiker, Prof. d’Arrest und Oberlehrer Spörer, die Vollständigkeit der Störungen, bis zu der Grenze, die ich als über den Cometen von Pons. 173 hinreichend genau erkannt zu haben glaubte, fortsetzen zu können und den Lauf des Cometen in den Jahren 1819—1848 mit consequenter Strenge durch ein fest angenommenes Elementensystem zu vereinigen. Die Lücke, die ich seitdem eintreten zu lassen genöthigt war, macht sich jetzt immer mehr und mehr fühlbar. Ohne eine Nachholung der sämmtlichen Störun- gen seit 1848 wird man mit Sicherheit aus den früheren Beobachtungen nicht auf die künftigen schliefsen können. Es ist Sache der Theorie eine Form aufzufinden, durch welche dieses Ziel erreicht werden kann, denn auf dem bisherigen Wege, durch mechanische Quadratur die einzelnen Incre- mente zu einander hinzuzufügen, läfst sich wohl für einen einzelnen Him- melskörper die Untersuchung durchführen, nicht aber bei der jetzt über- wiegenden Neigung durch unablässiges Beobachten die Masse der Thatsachen zu vermehren, ohne mit ihrer Bearbeitung weiter sich zu beschäftigen, eine vollständige Übersicht über den Lauf der Körper, die unserem Sonnen- systeme angehören, erlangen. Wenngleich ich noch nicht die Hoffnung aufgebe, die entstandene Lücke ausfüllen zu können, so wird doch mein nächstes Bestreben darauf gerichtet sein, durch eine hinlänglich genaue An- gabe des Ortes, an welchem der Comet sich bei der nächsten Wiederkehr befinden mufs, die Auffindung zu sichern, und da die Erscheinung von 1855 wiederum gezeigt hat, dafs das System der übrigen Elemente schon sehr nahe sicher gestellt ist, so hoffe ich für die Zeit des Durchgangs durch das Perihel die nöthige Genauigkeit, welche die Wiederauffindung erfordert, durch allmäliges Fortschreiten von einer Wiederkehr bis zur nächstfolgenden zu erreichen. Für die in Europa sichtbaren Erscheinungen werde ich auf der hie- sigen Sternwarte Sorge tragen, dafs der Comet aufgefunden werde. Aber eben weil dadurch die Sicherheit erlangt ist, dafs keine solche Wiederkehr unbemerkt vorübergehen wird, zur Ersparung der überflüssigen Rechnun- gen, nicht immer wenigstens die Ephemeriden vorher veröffentlichen, ehe ich mich überzeugt habe, dafs eine solche auch zur Vergleichung ausreichen wird. Für die Beobachtung auf der südlichen Halbkugel werde ich eine Ephemeride rechtzeitig hinüber gelangen lassen. Die Störungswerthe von Hrn. Powalky von 1855 Juni 23 bis 1858 Okt. 17,5 Mittl. Berlin. Zeit, waren nach der genäherten Rechnung für den Einflufs des Jupiter folgende: 174 Encke 1855 Juni 23 — 1858 Okt. 17,5 N a AN = — 36,4 Ad = — 8580 Anz" 131,0 Au = -— 2,62632 AM = — 237 56,0 AL = _—_ 3 25,0 Zu diesen rein planetarischen und auf das feste Aquinoctium von . 1855 Juni 23 bezogenen Störungen kamen noch hinzu wegen der Präcession und Anderung der Ekliptik, so wie wegen des Widerstandes bei Alone AN + 2 46,8 Ad — 3,6 Ar —+ 2 46,8 Au + 0,10065 AM +1 005 AL + 3 47,3 und für 2412,5x , bis zu Okt. 17,5, welches zu den beiden letzten Wer- then noch hinzugelegt werden mufs AM = AL=2%355 48.0 so dafs das neue Elementensystem wird 1858 Okt. 17,5 Berlin. Zeit. Mittl. Ägq. desselben Tages. 359 43 54.0 1074,05000 57 49 16,8 157 57 30,0 334 28 34,0 13 4 15,0 0,3459881 a) SOSE = (Sllelelsiel 99 DI wobei ich um die Grenze der hier etwa zu erwartenden Genauigkeit nicht zu sehr zu überschreiten, auf runde Secunden in den meisten Elementen mich beschränkt habe. Mit diesen Elementen berechnete Hr. Powalky die folgende Ephe- meride, die ich vollständig hersetzen will, weil sie auch bei anderen Er- über den Cometen von Pons. 175 scheinungen, bei welchen der Durchgang durch das Perihel nahe auf den- ben Monatstag fällt, wenigstens leiten kann. Sie giebt den scheinbaren Ort be- zogen auf das scheinbare Aquinoctium unmittelbar, da die Berechnung der für den Äquator geltenden Constanten, für verschiedene Epochen, bei denen jeder das scheinbare Aquinoctium zum Grunde liegt, dabei ausgeführt ist. Ephemeride für 1858. ob M. u a AR. app. | Decl. app. | lg Aa Ö | lera © Aug. ı |3'50'25.81| + 29°52 52'3 | 0,199844 | 0,192064 2| 5353,64 30 811,7 | 0,194226 | 0,179169 3| 57 26,15 23 30,2 | 0.188560 | 0,175319 ala ı 353 38 47,3 | 0,182848 | o,ı71a1ı 5l 4389 54 2,2 | 0,177090 | 0,167445 6| 833,70 31 914,0 | 0,171288 | 0,163420 7| 12 26,92 24 21,6 | 0,165413 | 0,159333 s| 16 25,86 39 23,8 | 0,159557 | 0,155183 9| 20 30,75 54 19,3 | 0,153632 | 0,150968 10| 2141,84 32 9 65 | 0,147669 | 0,146686 11 | 4 28 59,35 | + 32 23 41,0 0,141671 0,142336 12 33 23,54 38 9,9 0,135641 0,137915 13 37 54,65 52 22,3 0,129582 0,133422 14 42 32,96 33 6 19,0 0,123498 0,128854 15 47 18,76 19 57,8 0,117330 0,124209 16 52 12,33 33 16,2 0,111263 0,119484 17 57 13,94 46 11,4 0,105122 0,114677 18 |5 2 23,87 58 40,2 0,098972 0,109787 19 7 42,39 34 10 39,4 0,092816 0,104809 20 13 9,76 22 5,3 0,086662 0,099742 21 |5 18 46,23] —+ 34 32 54,1 0,080515 0,094583 22 24 32,06 43 1,5 0,074382 0,089328 23 30 27,51 52 23,0 0,068270 0,083975 24 36 32,79 35 053,8 0,062187 0,078520 25 42 48,09 8 28,8 0,056141 0,072960 26 49 13,58 15 2,3 0,050141 0,067290 27 55 49,42 20 28,4 0,044197 0,061508 28 |6 2 35,70 24 4l,l 0,038321 0,055609 29 9 32,45 27 34,0 0,032522 0,049589 30 16 39,68 29 0,1 0,026813 0,043445 31 | 6 23 57,32 | + 35 28 52,3 | 0,021207 | 0,037170 Sept. 1 | 31 25,23 27 34 | 0,015718 | 0,030761 2| 39 3,26 23 26,7 | 0,010360 | 0,024212 176 Encke 12» MR. E AR. app. | Deel. app. | le. Aa | le. ra © Sept. 3 | 6.46 51,13 | + 35°17’54.0 | 0.005149 | 0017518 a| 54 48,47 10 18,0 | 0,000102 | 0,010673 5 | 7 2 54,89 0 31,3 9,995236 0,003672 6 11 9,93 34 48 27,0 9,990565 9,996508 7 19 32,95 33 58,1 9,986109 9,989 175 8 28 3,27 16 58,2 9,981886 9,981666 9 36 40,17 33 57 21,2 9,977917 9,973974 10 | 7 45 2285| + 33 35 1,9 9,974222 9,966091 1 54 10,52 9 55,9 9.970816 9.958011 12|1|85 3 215 32 41 59,7 9,967715 9.949723 13 11 56,84 11 10,5 9,964941 9,941219 14 20 53,64 31 37 26,8 9,962518 9.932490 15 29 51,56 0 47,6 9.960451 9.923527 16 38 49,61 30 21 14,9 9.958767 9,914319 17 47 46,83 29 38 50,2 9,957470 9,904857 18 56 42,28 28 53 36,3 9.956593 9.895139 ı9|9 5 35,10 28 5 36,7 9,956128 9,355124 20 | 9 14 2451| + 27 14 585 9.956092 9.874830 21 23 9,75 26 21 47,4 9,956492 9.864236 22 31 50,11 25 26 10,8 9,957335 9.853328 23 40 25,09 24 28 16,7 9,958625 9,512098 24 48 54,22 23 28 13,8 9,960361 9,830534 25 57 17,12 22 26 11,2 9.962544 9,818625 26 |l0 5 33,49 21 22 18,0 9,965 170 9,506358 27 13 43,20 20 16 43,5 9,965232 9,793726 28 21 46,22 19 9 37,1 9,971723 9,780722 29 29 42,59 IStEaRTz 9,975632 9,767342 30 |10 37 3245| + 16 51 24,2 9,979946 9,753587 Okt. I 45 16,08 15 40 34,0 9,984650 9.739462 2 52 53,84 14 28 44,4 9,989729 9.724983 3 |ıı 0 26,14 13 16 2,4 9.995163 9,710163 A 7 53,49 12. 2 34,7 0,000929 9,695035 5 15 16,53 10 45 26,1 0,007005 9,679660 6 22 36,06 9 33 40,5 0,013364 9,664122 7 29 54,78 8 18 22,8 0,019977 9,6485 11 3 37 7,53 7.2365 0,026814 9.632906 9 41 21,14 5 46 25,1 0,033838 9,617522 10 [11 5i 314,47 + +29 52,0 0,041008 9.602608 11 58 48,36 3 12 59,8 0,048278 9,588242 Sobald die Abwesenheit des Mondscheins es erlaubte, suchte Hr. Dr. Förster den Cometen auf und es gelang ihm gleich am ersten Abend über den Cometen von Pons. 177 Aug. 7. eine sehr schwache nebelige Stelle aufzufinden, an dem Orte, wo der Comet erwartet ward, die auch bei der Fortsetzung der Beobachtung durch ihre Ortsveränderung bestätigte, dafs es wirklich der Comet sei. Es war an diesem Abende eine 140 malige Vergröfserung angewandt. Später wurde die 90malige Vergröfserung benutzt. Die Beobachtungen wurden immer so angestellt, dafs das rechtwink- lichte Fadennetz nach der täglichen Bewegung berichtigt ward, und an ihm der Unterschied des Cometen in gerader Aufsteigung und Abweichung von einem benachbarten Sterne durch Durchgänge an drei Stundenfäden und einem beweglichen Faden, der den Abstand im Sinne der Deklination angab, gemessen ward, wobei immer ein so heller Stern gewählt ward, dafs die Be- stimmung des Sternes an dem hiesigen Meridiankreise keine Schwierig- keit hatte. Es wurde von Hrn. Dr. Förster kein Tag versäumt, an welchem der Comet beobachtet werden konnte. Einige Male am 7. Aug., 9. Septbr. und 10. Sepibr. beobachtete Hr. Dr. Bruhns mit ihm gemeinschaftlich. Die letzten 4 Tage Okt. 1, 4, 6, 7. beobachtete der letztere allein, da Hr. Dr. Förster verreisen mufste. Auf diese Weise wurde eine sehr vollständige Reihe von Beobachtun- gen während zweier Monate Aug. 7. bis Okt. 7. erhalten. Zuerst folgen hier die gemessenen AR. und Deklinationsdifferenzen. Neben denselben steht der Betrag der Parallaxe in beiden Coordinaten so genommen, dafs er algebraisch zugelegt zu den gemessenen Differenzen den Ort angiebt, der unmittelbar mit der Ephemeride verglichen werden kann. e Fr. Parallaxe Parallaxe 1858. | M. B. Zeit. [Aa (F-St)| „u 143 (£ -5t.) un Stern. Aug. 7 | 13"24°30° | + 1 51/90 | = 028| + 5'433 | + 38 | a oA era ans | 55 b IOR EISE2SIE SEE on IF EINTO, | 7 3,9 ec 11 | 14 19 59 | — 0 1359| — 0283| + 2 65 | + 36 d 131058, SuSE r,6A = 10,200 25022,0, | 38 € Ur WlS257 50 FACH 10,32 er ars 0 1. IS solo — 053 Fr AD g 19: 113:56.18: + 1 319,09 — 0,33 | +52 26,4 | #432 h Sept. 2| 1431 4 |+ 0595| — 041] — 220,7 | + 48 i 8| 1412221 |+ 05433| — 044| + 0 246 | + 5,8 k 9134728 |— 057601 — 0,41 + 1124 | + 65 l Math. Kl. 1859. Z 178 Encks 1858. | M. B. Zeit. I (E50) Bee a3 (£-8t.) Re sh DE " D ” D „ ” Sept. 10 | 13 58 12 m 028,10) — 0,44| + 2115| + 6,4 m 11152819 [— 1 2912| — 0433| —0 68| + 53 n 3| 328 11 | — 1 2911| — 044| + 6339| + 66 0 14 | 14 41 57 | — 4 3319| = 0455| — 2 62 | + 64 p 17 | 15 36 33 | — 0 1284| — 044| — 1 98 | + 61 q 20| 15 1631 | — 0 5472| — 043| — 9 101 | + 66 r 22 10 30er Bastel 043 0 Ta rer s Okt. 1| 164342 |-+ 1 21,00| — 037 | — 2 26,7 | + 65 u 4 | 17.1650 I + 1 2761| 0355| + All | + 64 v 6l ı655 6 |+ 2 54,74| — 0534| — 0414| + 63 w ZITAT 33 lt — SAT Fr 62 x Die mittleren Örter der 22 Vergleichsterne wurden so von Hrn. Dr. Bruhns am hiesigen Meridiankreise gefunden, gültig für das mittlere Aqui- noctium von 1858: Mittl. AR. Mittl. Decl. 1858,0 158,0 a ” 0 ” 4 10 47,57 |+ 31 18 57,9 a b 22 58,51 3159 0,6 c 21 32,09 32 838,1 d 29 36,12 32 22 37,2 e 34 16,65 32 58 17,3 f 56 48,98 33 43 10,8 g 5 3 23,30 33 54 46,0 h 6 55,57 34 843,9 i 6 38 47,56 3525 5,7 k 723 54,29 34 14 41,3 l 38 11,59 33 54 36,8 m 45 33,50 33 30 52,9 n 56 51,27 33 6 17,7 o 8 14 450 322 7A p 17 15,15 31 35 41,3 q 51 15,00 29 33 40,4 Tr 9 16 25,86 27 17 27,5 s 29 41,75 25 18 23,5 | u 10 45 21,18 15 29 38,1 v Il 757,18 1143 8,9 w 11 21 6,13 9 19 49,3 x jıı 3ı 27,51 8 10 53,3 Die AR. wurden nach Wolfers neuen Reductionstafeln und seinen Örtern der Hauptsterne bestimmt. Die Declinationen durch Einstellung des Na- dirpunktes. über den Cometen von Pons. Leitet man hieraus die scheinbaren Örter ab und verbindet sie mit den beobachteten Unterschieden zwischen Comet und Stern, bringt man die Aberrationszeit an und fügt den Ort der Ephemeride hinzu, so erhält man folgende Differenzen der Rechnung und der Beobachtung: R Declinat. Rechnung—Beobacht. 1858. | M. Berl. Zt. Ion Ephem. Me Ephem. Be RD „ hs " D ” Or D „ ” „ Aug. 7 | 13 14 37 | a 12 41,22|12 39,16 )+ 31 2454,7|25 85 | — 2,06) + 13,8 9| 14 025 | A 20 52,69 |20 51,54 31 55 27,655 33,8 | — 1,5| + 62 10 | 13 16 36 | 4 24 56,81 |24 55,37 3210 1,7) 9534 | — 1444| — 83 ıı | 14 8 36 | 429 24,44 |29 22,67 32 24 55,9[25 09 | — 177|J+ 5,0 13 | 13 40 26 | 4 38 16,26 [38 13,83 3353 7,3153 21,2 | — 2,43 | + 13,9 17 | 13 47 22 | 457 37,55 157 36,76 33 46 57,947 8,1 | — 0,79] + 10,2 Is 137267210 0.09 Aumpe1 10 49,73 3359 5,1159 24,2 | — 1,49| + 19,1 19 | 134558 |5 8 6,73|8 6,18 34 11 22,0 11 31,0 | — 05] + 90 Sept. 2 | 11 22 40 | 6 39 49,52 |39 49,17 35 22 52,5 22 589 | — 0355| + 6,4 8| 14 14 28 | 7 28 50,65 |28 51,26 34 15 128,01 15 151 | + 061| + 31 9| 13 39 40 | 7 37 15,97 |37 16,16 33 55 55,1[55 53,7 | + 0,19) — 14 10 | 13 5028 | 746 35816 3,18 3333 9,9|33 12,8 | — 040 | ++ 29 11 | 15 20 38 | 7 55 24,12 |54 24,35 33 6149| 6125 |+ 0233| — 24 13 | 13 50 33 | 8 12 37,28 |ı2 37,98 32 8457| 8413 | + 0701| — 44 14 | 14 34 25 | 8 21 50,25 [21 51,33 31 33 39,2| 33 394 | + 1,08)-+ 02 17 | 1529 ı1 | 849 393119 4,72 29 32 32,6| 32 26,4 | + 0,79| — 62 20 | 15 5 | 9 15 32,84 Jı5 33,59 27 8191| 8 82 | + 0,75| — 10,9 22 | 15 2259 | 933 1,5533 3,02 2518170118 94 | + 1477| — 76 Okt. 1| 16 35 45 |10 46 43,63 |16 44,19 15 27 10,2| 26 53,2 | + 056| — 17,0 4| 17 234 |ıı 9 26,21 | 9 26,94 11475200147 67 -200073 0133 6 | 16 46 36 |Iı 24 2,26 |24 3,20 919 9.1|18 43,9 | + 0,94 | — 25,2 7) 17 752 |11 31 24,12 |31 25,89 8'240,7| 2 13,1| + 1,771 — 27,6 Nimmt man das Mittel aus den 8 Beobachtungen des August, aus den b Beobachtungen des Septbr. 8—14. und den 4 Beobachtungen des Okto- bers, so erhält man im Mittel Aug. 13 — 1,46 Sept. 11 + 0,40 Okt. 715 —+ 1,00 HT Atkeıs — 20,8 woraus die Normal - Örter für den scheinbaren Ort erhalten werden: 1858 Aug. 13,5 Okt. 5,5 11 15 15 Kar ” 4375611 + Sept. 11,5 7 54 10,12 11 ‚53 o ’ ” 32 52 13,6 33 9 56,2 10 48 46,9 Z2 180 Encke oder wenn sie auf das mittlere Äquinoctium von Okt. 18,5 dem Tage des Durchgangs reducirt werden. Normalörter für 1858. M. Aegq. Okt. 18,5 o ’ ” o ’ ” 1858 Aug. 13,5 6929 59 + 3252 5,9 Sept. 11,5 118 32 27,2 33 9 48,8 Okt. 55 168 48 47,5 10 48 46,8 welche wiederum drei sehr gute Bestimmungen geben werden. Über die Erscheinung des Cometen selbst war nur wenig zu bemer- ken. Bei dem ersten Erscheinen war er so ungemein schwach, dafs eine Verschiedenheit der beiden Beobachter, Förster und Bruhns, von— 1730 in AR. und + 40 in Deklination nicht zu verwundern war. Auch später am 9. und 10. September, wo er bedeutend heller geworden war, fanden sich noch die Verschiedenheiten, immer so dafs darunter F—B zu ver- stehen war, oder der algebraische Überschufs der Coordinaten nach der Beobachtung des Dr. Förster über der des Dr. Bruhns: Eine desfalsige Correktion etwa von F-B= — 08 in AR. und -+ 3, in Delclin. an die Beobachtungen anbringen zu wollen, halte ich für nicht angemessen. Der Comet blieb immer wegen seiner unbestimmten verwaschenen Form, ein schwieriges Object für die Beobachtung. Bei seiner Auffindung wurde er etwa wie ein Stern 13'" Gröfse gesehen. Am 9. September ward er im Cometensucher etwa so leicht gesehen, als ein Stern 8°" Gröfse, aber ohne einen bestimmten Kern. Am 1. Okt. glaubte Dr. Bruhns ihn über dem Fernrohr hinweg wie einen Stern 6" Gröfse mit blofsem Auge fast er- kennen zu können. Die Messung von Durchmessern gelang bei der unbe- stimmten nebeligten Masse nicht strenge. Geschätzt ward er am 2. Septbr. zu 1,2, am 9. Septbr. zu 2’, am 1. Oktbr. gelang eine Messung zu 0:5 noch am besten. Auch schien an dem letzten Tage ein der Sonne zugekehrter über den Cometen von Pons. 181 Schweif vorhanden zu sein. Nach meinen eigenen Wahrnehmungen kann ich auf alle diese Angaben kein grofses Gewicht legen. Nur mit Mühe konnte ich ihn bei der Auffindung erkennen, nachdem sein Ort mir genau bezeichnet war. Aufgefunden hätte ich ihn nicht, und gegen Ende Sep- tember und Anfang Oktober fiel seine Beobachtung in die schon helleren Morgenstunden. Endlich glaube ich auch anführen zu müssen, dafs die gleichzeitige Anwesenheit von 4 Cometen, des Donatischen, des Pons’schen, des Faye’schen und des von Tuttle entdeckten, für solche äufsere Wahrneh- mungen eine ungünstige Epoche bildete. In jedem Falle gehören die drei Normalörter von 1855 und 1858 zu den am besten bestimmten. Dafs auch andere Astronomen den Ort des Cometen nahe eben so angegeben haben, wie er hier gesehen ist, mögen wenigstens einige andere Beobachtungen zeigen. Wahrscheinlich sind bis jetzt noch nicht alle Beobachtungen auf andern Sternwarten vollständig pu- blieirt. Eine spätere Sammlung derselben behalte ich mir noch vor, wenn es erforderlich sein sollte. Aus Washington wurden folgende zwei Beobachtungen mitgetheilt (Astr. Nachr. No. 1175 pag. 365 u. 366): Beer ” has ” oo. „ 1858 Sept. 9 1355 231 Wash. M. Z. 7 39 31,03 + 33 50 12,1 12 13 53 39,0 a. un 8785156,51 0 32 32826 befreit man sie von Aberration und Parallaxe und bringt sie auf Berliner Zeit, so werden sie 1858. I. Berl. zei. AR. | Ephem. | Declination. | Ephem. | Au | A® Bier v ho ” “ One D » „ ” Sept. 9 | 19 49 23,4 | 7 39 30,47 29,97 |+ 33 50 17,3] 50 22,7 | — 050| + 5,4 12 |) 19 47 49,4 IS 5 55,96 55,58 32 32 8,2] 32 18,0 | — 038| + 9,8 Unterschiede, die wenigstens nicht allzu stark von den hier bemerkten ab weichen. In Kremsmünster wurden folgende Beobachtungen gemacht (Astr. Nachr. No. 1169 pag. 263 u. 264): 182 EnckE 1858 Sept. 10 12'45 27,5 Kremsm. Zt. 745 3598 + 33°34 78 Anz. 7 a a SIERT Bears Ph Firkg 18) Hi1526.2%,6, 1 ar 13118;38 > Bd 16, „.AD.58 707.1 00 8.4 15,59 20.14 418, uraB 178 aA ste ade 52 A 91529085 5004964859 TEN 0. 6 22,5 ,26,42,38,5177).4., Kaum ı933,.5,75 2517490 „10 Diese letzteren, da sie eine Reihe von Beobachtungen bilden, habe ich ebenfalls so redueirt, dafs die Zeiten von Aberration befreit sind und auf den Berliner Meridian gebracht und die Coordinaten eben so von der Parallaxe, so dafs sie unmittelbar mit der Ephemeride verglichen werden können. Sie stellen sich dann so: Beobachtungen in Kremsmünster. 1858. m. Berl. Zeit. AR. | Ephem. | Declination. | Ephem. | Au | As Sept. 10 | 12'34 45% | 745 35.40 | 35/56 |+ 33°34 1401 34 275 | + 0007| + 1286 12 |15 39482 |8 a 23,41 | 2357 | 3227272137 28,7 |+ 016| + 15 13 | 15 25 50,5 [8 ı2 1285 | 13,15 | 32 6233| 6323 |+ 0,60|+ 99 16. |15 47 419 |8 40 15,12 | 14,61 | 3014470114 411 | — 051|— 29 171532 71 |849 a7a| 582 | 2393217,7]32 211 |+ 1,08 + 34 19 115 19 5219 648,11 | 48,19 | 275855,4158 45,0 | -+ 0,38 | — 10,4 + 107, 90 22 | 15 32 13,7 19 33 5,28 6,35 25 17 55,2| 17 45,5 Zwei Beobachtungen von Prof. Challis in Cambridge kommen in No. .1192 der Astron. Nachr. pag. 243 u. 244 vor. Doch habe ich mich bei der ersten genöthigt gesehen die gerade Aufsteigung um 10 Zeitminuten zu verändern. Dafs dieses ein blofser Druckfehler ist, kann bei der Gröfse der Correktion und den zusammen gehörigen Zeiten und Örtern keinem Zweifel unterliegen. Die Beobachtungen selbst sind so angegeben: 1858. Cambridge Z. AR. Declination. hr „ h D Aug. 16 13 2132 44255, zıı o " " 1 + 3334 14,4 Sept. 6 13 6 54,4 ) 34 47 18,7 Befreit man sie von Aberration und Parallaxe, bringt sie auf die mitt- lere Berliner Zeit und ändert hei der ersten die Zeitminute der AR. aus 42 in 52°, so werden sie über den Cometen von Pons. Beobachtungen in Cambridge. 1858, m Berl. zei AR. | hys * ” Aug. 16 13 44 48,4 Sept. 6 1352 4, br iza " 4 52 35,28 7 11 49,09 48,79 | Ephem. | Declination, ” o ’ [2 33,83 5 33 34 18,9 34 47 25,2 Ephem. | Au | AI 34 13,3 | == ss! EEG 47 24,6 | — 0,30| — 0,6 183 Endlich finde ich noch in den Astron. Nachr. No. 1180 pag. 57 und 58 eine Wiener Beobachtung Ba Fr Binsiusghr 0 Aalaza Sept. 17 | 13 47 16,6 Wien. Zeit | 8 48 20,04 | + 29 36 9,3 | 8 Vergl. welche auf dieselbe Weise redueirt geben 1858. m. Berl. zei AR, | Ephem. Declination. | Ephem. | A | A) USER TE; Dim (30 „ OBER iu „ „ Sept. 17 | 13 27 52,9 I» 48 19,58 | 19,58 + 29 36 16,4 36 9,4 | 0,00 | — 70 Wenn man nun diese anderweitigen Beobachtungen nach der Zeit- folge ordnet und ihre Abweichungen von der Ephemeride zusammenstellt, so erhält man 1858. Beobachtungsort. | Au | Ad Aug. 16 | Cambridge ne lien 5,6 Sept. 6 | Cambridge na le 076 9 | Washington — 0590| + 54 10 | Kremsmünster | -+ 0,07 | + 12,6 12 | Kremsmünster | + 0,16|-+ 15 12 | Washington — 0358| -+ 9,8 135 | Kremsmünster | ++ 0,60 | -+ 9,0 16 | Kremsmünster | — 051 | — 29 17 | Wien VON — 7,0 17 | Kremsmünster | + 1,08) -+ 3,4 19 | Kremsmünster | + 0,38 | — 10,4 22 | Kremsmünster | + 1,07| — 9,7 Vergleicht man dieses Verzeichnifs der Abweichungen mit den obigen Berlinern, so treten allerdings Unterschiede hervor, aber doch nur solche, welche in früheren Zeiten als völlig verschwindend betrachtet worden wä- ren und die Vervollkommnung der Beobachtungsmethoden durch bessere und grölsere Fernröhre und Mikrometer zeigt sich gerade bei einem Cometen 184 EnckE von dieser Beschaffenheit, der keinen bestimmten Lichtpunkt hat, in dem hell- sten Lichte. Auch darin ist ein merklicher Fortschritt zu bemerken, dafs die aus den vorläufigen Annahmen der Vergleichungssterne zufolge der Zo- nenbeobachtungen abgeleiteten Cometenörter im Einzelnen wohl Verbesse- rungen geben, im Ganzen aber den Gang, den man in den Abweichungen bemerken kann, durchaus unwesentlich ändern. Die aufserhalb Berlin be- obachteten Örter werden deshalb nur unwesentliche Verbesserungen erhal- ten, wenn man die Vergleichungssterne genauer bestimmt, was bis jetzt bei diesen Beobachtungen nicht geschehen ist. In dem astronomischen Jahrbuche für 1861 habe ich eine ausführ- liche Zusammenstellung gegeben von den bisherigen strengeren Rechnungen von 1819— 1848 sowohl, als den genäherten 1786—1819 und 1848— 1858. Ich werde hier den wesentlichen Inhalt nicht wiederholen, sondern behalte mir eine noch vollständigere vor, wenn die bequemste Form, um Alles über- sichtlich zu haben, gefunden sein wird, die bis jetzt mir noch nicht genügend zu finden gelungen ist. Es fehlt bei dem Cometen eine solche feste Angabe, die gewissermafsen als das Endresultat einer Erscheinung anzusehen ist, wie die Oppositionen bei den Planeten es sind. Bei diesen Oppositionen kann man die einzelnen Normalörter bei Seite setzen. Denn das Resultat wird so gut wie unabhängig sein von dem Elementensysteme, was man zum Grunde ge- legt hat, weil die Beobachtungen nahe an der Opposition angestellt sind. Für die Cometen würde die Durchgangszeit durch das Perihel die Stelle ver- treten können, wenn diese nicht selbst ein Element wäre, welches bei andern Grundlagen sich änderte, und wenn dieBeobachtungen nicht so weit davon entfernt wären, dafs mit Annahme andererElementensysteme auch dieses Ele- inent sich stark ändern könnte. Um indessen etwas mehr zur Übersicht beizu- tragen, will ich hier die Elementensysteme zusammenstellen, auf denen die gen beruhen. Es sind zwei solcher 5 Vergleichungen in der vierten und sechsten Abhandlung gegeben. Die erste Vergleichungen der strengeren Kechnun bezogsich aufdie sieben Erscheinungen 1819 bis 1835, die andere auf die zehn Erscheinungen 1819 bis 1848. Die dazu gehörigen Elementensysteme sind in der Abhandlung desJahrbuches für 186 1 mit SystemV II. und System X. bezeich- net worden. Früher habe ich immer nur die Data für 1829 angesetzt und die über den Cometen von Pons. 185 Veränderung derselben für die einzelnen Erscheinungen, vermöge der Stö- rungen und der Aequinoctien selbst ausgeführt, ohne das Resultat anzugeben. Hier willich nun für jede Erscheinung das Elementensystem hersetzen, auf welches die Vergleichung beruht. Ich hoffe dadurch dem, der später in die Rechnungen einzugehen Beruf fühlt, die Übersicht wesentlich zu erleichtern und auch den Irthümern, welche in der Masse der Zahlen leider fast nicht zu vermeiden sind, auf die Spur zu helfen. Die Massen der störenden Planeten sind bei beiden Systemen, dem System VII. und dem System X. für 2532: dieselben; für $ und die Wiederstandskraft, die ich mit U bezeichnet habe, verschieden. Die Epo- chen für die einzelnen Erscheinungen sind die nämlichen bei beiden Systemen: 1819 Jan. 27,25 M. Par. Zeit 1822 1525 1829 1532 1835 1838 Mai Sept Jan. Mai Aug. Dec. 24,0 16,3 9,72 4,0 26,3 19,0 ” ” a a für das System X. kommen aber noch hinzu: 1842 Apr. 12,0 M. Par. Zeit = T,, 1845 Aug. 9,6 ” ” ” — 1 1848 Nov. 26,125, „ Dal, Die mittleren Aequinoctien, auf welche die Längen der Elemente bezogen sind, gehören überall zu den Zeiten der Epochen, mit Ausnahme von 1819, wo das mittlere Aequinoctium 1819 Jan. 0 angenommen ward. Es findet folglich nur die Verschiedenheit der zum Grunde gelegten Massen bei System VII. und X. statt, dafs System VII. System X. g ar mm 2 En ar ö n— —- d Fe on 2 Sr msn db Een 1,6 2 Math. Kl. 1859. Aa 156 EnckE t" —T,\° 1200 aus, als das Glied was zu der mittleren Anomalie dem Quadrate der Zwi- Drückt man diese letztere Constante für System X. durch 58,664572( schenzeit zufolge hinzukommen mufs, so wird sie die Form annehmen System VI. System X. — ES —T, Tell "—T, 2 37.976 1200 ) 98; Nullen Reducirt man die Störungswerthe auf die respectiven Massen und legt für 1929 die Elemente zum Grunde, welche die kleinste Summe der Fehlerquadrate geben, so erhält man folgende Systeme von Elementen für die einzelnen Erscheinungen : System VI. | System X. T_, = 1819 Jan. 27,25 M. Par. Zeit. M_, 359°59 48,299 vs 1076,961966 z_, 156 59 43,00 N_, 331 33 15,07 i, 13 36 57,08 DE 58, 3.4924 359 59 52.072 1076,958259 156 59 44,44 334 33 38,99 13 37 0,06 58 3 43,09 T_, = 1822 Mai 24,0 M. Par. Zeit. M_, 0 034164 1069,529266 157 12 15,42 N.» 3313 4,39 I, 13 20 20,39 A 0 0 34537 1069527197 157 12 16,85 334 25 28,34 13 20 23,37 57 37 7,06 T_, = 1825 Septbr. 16,3 M. Par. Zeit. “ M_, 0 024.982 H_, 1070,337305 7, 1375 17% N_, 334 27 25,14 i 13 21 27,59 d_, 5739 49,59 0 023.015 1070,335921 157 15 3,18 334 27 49,10 13 21 30,57 57 39 50,36 über den Cometen von Pons. 187 System VO. | System X. T,=1829 Jan. 9,72 M. Par. Zeit. o ’ ” o ‚ ” M, 369 59 24,669 359 59 21,930 EB 1069,852107 1069,851933 #0 157 18 24,32 157 18 25,75 No 334 29 27,03 334 29 50,98 2 13 20 37,93 13 20 40,91 do 5738 7,94 57 38 8,67 T,, = 1832 Mai 4,0 M. Par. Zeit. M,. 0% 015.43 0° 0 13.086 Kr 1071,329792 1071,330853 7,, 157 21 32,11 157 21 33,54 N,ı 334 32 4,38 334 32 28,33 io, 1322 12,15 13 21 15,13 b,ı 5743 12,62 57 43 13,31 T,. = 1835 Aug. 26,3 M. Par. Zeit. M,. 359 58 35,943 359°38 35,545 Kys 1070,755020 1070,756846 n,. 15724 0,34 157 24 1,77 Nu. 334 34 54,81 334 35 18,77 ie 1321 18,60 13 21 21,58 die 57 40 46,36 57 40 47,02 T,, = 1838 Dechr. 19,0 M. Par. Zeit. M,, 359 59 41,923 35959 43,276 ie, 1071,146631 1071,148705 ns 157 27 35,07 157 27 36,51 Ns 334 36 36,16 334 37 0,12 is 18 21 31,73 13 21 34,71 dys 57 41 40,64 57 41 41,30 Dagegen gehören allein dem System X. an: T,, = 1842 April 12,0 M. Par. Zeit. M,. 359°59 47,402 Pr 1070,617361 #.. 157 29 59,14 Nur 331 39 28,81 1320 32,71 d,, 57 39 12,16 155 Encke T,, =1845 Aug. 9,6 M. Par. Zeit. M,, 359 59 48,536 ns 1075.313357 7, 157 44 53,73 Nys 334 19 51,87 den 13 7 40,26 bis 57 56 16,06 T,., = 1848 Novbr. 26,125 M. Par. Zeit. o ’ ” M,. 0 035,450 BER 1076,524260 7,6 157 47 41,12 Nie 334 22 30,77 2 138 42,16 db, 57 58 46,60 Bis zu T',, gehen die genaueren Störungsrechnungen und Verglei- chungen. Die folgenden 3 Elementensysteme für 1852, 1855, 1858 sind nur aus den genäherten Störungen für Jupiter hergeleitet und die Verbesse- rungen sind nur so weit geführt, dafs die Beobachtungen nahe dargestellt werden. Es ist angenommen: T,- = 1852 März 10 0" Berlin. Zeit. o ’ ” M,, 358 34 43,13 u 1076,23225 Bar sro 24 Ny4- 334 23 20,8 m, 18. 70585 6, 5757 303 T,, = 1855 Juni 23 0" Berlin. Zeit. Ay, 35735 17 1076,57567 ”,s 15753 12,3 Nis 334 26 23,5 Ares 13 8 92 d,s 5758 18,4 über den Cometen von Pons. 189 T,, = 1858 Okt. 17,5 M. Berlin. Zeit. o ’ „ Ms 359 43 54,2 Mia 1074,0500 7,9 157 57 30,1 Nis 334 28 33,9 Ds 13 4 15,3 4,9 57.49 16,0 Bei der beiläufigen Vergleichung der Variationen dieser Elemente, hat besonders die Variation von u ein Interesse. Das gröfste u war BL, = 1076,958259 Unmittelbar darauf folgte das kleinste u u_, = 1069,527197 Von da bis zu «,, waren die Variationen sämmtlich kleiner, stiegen dann aber bis u. = 1076,524260 und sanken dann allmälig bis zu u, = 1074,05000 Eine so starke Änderung, welche 1819 eine Umlaufszeit von 1203,39 Tagen und 1822 eine von 1211,75 Tagen giebt, ist bis jetzt wohl bei kei- nem Wandelstern beobachtet worden. Aa Al TU Pr a En ‚©; Se HE, ano nor msn.’ BR NO AR | De har DIbm ae Lara BAR KA Wert Hi an Te ‚Basaall enib nsaolikshn/ ab auedainz. situ ah ; Fi Bi a Anand T ar ’ Hay äll al 4 n, aY lärs aut BeRrv Tri Hi wire ı 187 Yılı FIHOHd Z « . \ BR. 2ı 7 SE s Saale hist Iomıcl radialen LANE re nasalls ‚ame. rl Hille TUTELITEE Ha EriR LIIEN us id 506 wo) « 7 de eh MEET N R rar + si ldale DE nich Silüimiban dank ET 772 Do enı AL ‚ i Vagr ek DE s a DC Brain. Aug TER m,.CUEI 10 nrellbla ms Wi nl untl A RE " Tri srl idoWw KAET ul au sang G97 Tat Ir! ec rn EV j hin nal ö Hlriapr yatı 1 Mi aha VW u a a h Me | TR PiEe | Aid ir 23 ee ia AR | .ügen., ‚ & n en 8 nr 12 u Hay Fr u Philologische und historische Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. -———————— nun m———nnn Aus dem Jahre Annan nano Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 1860. In Commission in F. Dümmler's Verlagsbuchhandlung. | neflallanseni f ar 0° Mn Rom ın sdberotaidl en rgehaid " olb 16 d d ki h Men " oT { ‘ u) Bu h A, | Make: io ee 1 " u SAR | Tab eicnoba | a ve Ki f . ur ur > Er Fu e ” = N IR iD Race [ n a ) N = sch ande m eo ee 3 Ir BR ats anteitghrol h E ’ unrhra. lit: Lepsıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, griechischen und römischen Chronologie A a Re . Seite HoMEYER: Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels . - WEBER über die Yajrasüc? (Demantnadel) des Agvaghosha . - MoMmmsEN: Codicis vaticanı N. 5766 in quo insunt iuris anteiustiniani fragmenta quae dicuntur Vaticana exemplum addita transcriptione notisque eriticis N. 2 a N 0 6 © GERHARD über die Metallspiegel der Etrusker. Zweiter Theil. (Mit 4 Tafeln) . W. GrımM: bruchstücke aus einem unbekannten gedicht vom rosengarten > BuscuMANN: Syftematifche Worttafel des athapaskifchen Sprachitamms. (Dritte Abtheilung des Apache) . ES ScuorT: Altajische studien oder untersuchungen auf dem gebiete der Altai-sprachen GERHARD: Nachtrag zur Abhandlung über die Metallspiegel der Etrusker ——————u nun 1 83 2 wi | ii IE anti has PN mad ala gegiurdinstl gi Br 15 atin® ae! ED Br, N Re sine we BB: “. He a.) MigraennD bat ah Wales si IN - a a hunde a y facsanlly De re ihn ie | : Pe iagintanladen a Arena) IH en Bi * nase a en smolsgiagaam! ash m KV use up BR LAN Dr DEE s 2 ag oa ash Jona np Eh we el m | in nov arm az ori E inenis zum vrsireil TOR NV eolitemaihed, 106 - a a en j A: - dam al ueihaeae I ö wa _ 3 la. A Be | he Ki ae Ba 2ı Über einige Berührungspunkte der ägyptischen, grie- chischen und römischen Chronologie. Von H" LEPSIUS. mman wenn [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 12. August 1858 und 10. Februar 1859.] 1. Über die Einführung des Alexandrinischen Kalenders unter Augustus. 2. Über den Dionysischen Kalender unter den. Ptolemäern. 3. Über die Epoche und die Schaltung des Eudoxischen Kalenders. 1; D. zunächst folgenden Bemerkungen über die Einführung des Alexandrinischen Kalenders wurden aus besonderer Veranlassung in dem Monatsberichte vom 11. November 1858, ihrem wesentlichen Inhalte nach schon vorausgenommen. Ich komme hier aber nochmals darauf zurück, theils um den Gang der neueren Untersuchungen über diesen Gegenstand deutlicher vor Augen zu legen, theils um die Bedenken, die seitdem gegen meine Ansicht zu Gunsten einer andern Auffassung von beachtenswerther Seite her erhoben worden sind, eingehend zu widerlegen. Augustus hatte Alexandrien am 3. August des proleptischen Juliani- schen Kalenders, am 1. Sextilis wie der Monat damals hiefs, des in Rom zu jener Zeit falsch gezählten Kalenders eingenommen. Dieser Tag sollte nach Römischem Befehl gefeiert und von ihm an eine neue Jahreszählung begon- nen werden. Unter dieser Zählung wurde bisher, so viel mir bekannt, allgemein nicht nur eine neue Aere, sondern auch eine neue Jahresform verstanden, und diese letztere glaubte man im Alexandrinischen Kalender wiedergefunden zu haben. Dafs der Epochentag dieses Kalenders nicht auf den 4. August fiel, sondern auf den %, August, galt als eine nothwendige Abweichung von dem Befehle, weil man in Alexandrien wünschen mufste das alte Kalenderjahr, welches mit dem 1. August noch nicht zu Ende war, Philos.- histor. Kl. 1859. A 2 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, erst ablaufen zu lassen, ehe der neue Schaltkalender begann. Was aber in Verwunderung setzen mufste, war der Umstand, dafs, wenn man den Alexan- drinischen festen Kalender im Jahre 30 v. Chr. beginnen liefs, sein 1. Thoth sich dennoch nicht an den letzten Tag des vorhergehenden beweglichen Jahres anschlofs, sondern mit diesem selbst zusammenfiel, das alte Kalenderjahr also noch immer nicht vollständig abgelaufen war. Die erwar- tete Übereinstimmung mit dem beweglichen Jahre trifft erst zu, wenn man die Epoche des Alexandrinischen Jahres in das Jahr 26 vor Chr. legt. Pe- tavius, Desvignoles und andere frühere Chronologen nahmen daher an, die Alexandriner seien aus einem Grunde, der sich nicht näher nachweisen liefs, nicht nur im Tage, sondern auch im Jahre von dem Römischen Befehle ab- gewichen und hätten ihre neue Jahrform erst im Jahre 26 begonnen. In neuerer Zeit fand man es aber wahrscheinlicher, dafs der Kalender dennoch schon im Jahre 30 eingeführt worden sei, und suchte nach einem Grunde, warum man den Epochentag auf den °°, je nach der Stellung im Julianischen Schalteyklus statt auf den %, August gelegt habe. Ideler(!) sagt: „Da die „Römer, die sich zu Alexandrien befanden, am 1. Thoth der Aegypter erst „den 29. (statt des 31.) August zählten, so machten die Alexandriner diesen „Tag zur Epoche der Aere des Augustus und zum Neujahrstage ihres festen nach „dem julianischen gemodelten Jahrs, indem sie, als August den julianischen „Kalender rektificirte, ihr Schaltwesen so ordneten, dafs der 1. Thoth mit „dem 29. August verbunden blieb, so wie sie den ersten August, als den Tag, „an welchem ihre Stadt an die Römer übergegangen war, festlich begingen, „ungeachtet der richtige Kalender schon den dritten zählte.... Zugleich liegt „in dieser ganzen Darstellung der Beweis, dafs die Alexandrinische Zeitrech- „nung schon im Jahre 30 vor Chr. eingeführt sein müsse”. Hierbei ist der Irrthum untergelaufen, dafs das Alexandrinische Jahr im Jahre 30 vor Chr., wie das bewegliche Jahr am Julianischen 29. August begonnen habe, während es, wie schon Böckh berichtigt hat, am 30. August begann. Mit Berück- sichtigung dieses Irrthums sagt nun Böckh (?): „Die Alexandriner wollten, „das Unrichtige mit dem Richtigen ausgleichend, die feste Jahres- „rechnung so einrichten, dafs die Alexandrinischen Jahresanfänge mit dem (') Handbuch I, 161. (*) Epigr. Stud. p. 95. griechischen und römischen Chronologie. 3 „richtigen julianischen Kalender für alle Zeiten verhältnifsmäfsig stimmten, „ohne dafs der Jahresanfang in der Mehrheit der Jahre, dem 2ten, 3ten und „sten, auf einen andern richtigen julianischen Tag fiele, als auf welchen der „bewegliche erste Thoth vor Chr. 30 nach dem unrichtigen julianischen „Kalender gefallen war; d. h. er sollte in den genannten Jahren auf den „29. August fallen: ebenso sollte in dem festen Kalender der 8. Mesori, der „Tag des Überganges der Stadt, auf den 1. August des richtigen julianischen „Kalenders verbleiben, wie er früher auf den 1. August des unrichtigen julia- „nischen Kalenders gefallen war. Dieses erreichten sie, wenn sie im Jahre „vor Chr. 30, als in dem Anfange der neuen Aere, den festen ersten Thoth „auf den 30. August des richtigen julianischen Kalenders setzten, statt auf „den 31., wie die Rechnung lehrt. Also ist es gar wohl möglich, dafs die „feste Jahresrechnung schon mit dem Anfange der neuen Aera vor Chr. 30 „begann, und nicht erst vom J. vor Chr.26 ab”. Ideler sowohl als Böckh glaubten also, die Alexandriner hätten schon damals im Jahre 30 vor Chr. den festen Kalender eingeführt und ein bestimmtes Verhältnifs der Alexandri- nischen zu den Römischen Monatsdaten beabsichtigt. Idelers Erklärung enthält, aufser dem oben bemerkten Irrthum auch noch eine Inconsequenz, die aber aufhört, wenn wir den Irrthum, der ihm erst während der letzten Redaktion nachträglich begegnet zu sein scheint, berichtigen. Gegen die ihm wohlbekannte richtige Bestimmung, die er im Handbuch I, p. 143. 148 giebt, dafs der feste Thoth der Alexandriner im Jahre 30 vor Chr. auf den 30. Julia- nischen August fiel, setzt er ihn nämlich an andern Stellen (p. 157. 160. 161) auf den 29. August und scheint (161) vorübergehend der Meinung gewesen zu sein, dafs auch der spätere Alexandrinische Kalender immer am 29. August begann, während er doch in jedem ersten Jahre der Alexandrinischen Tetrae- teriden (vom Jahre 30 als erstem gerechnet) auf den 30. August fiel; daher meint er auch irrig (160) der feste Alexandrinische Kalender sei erst im 6ten bis Iten Jahre des August aus dem beweglichen Kalender, dessen 1. Thoth in diesen 4 Jahren wirklich auf den 29. August fiel, in Übereinstimmung ge- treten, während doch diese Übereinstimmung schon im fünften Jahre des Augustus, welches in beiden Kalendern mit dem 30. August begann, eintrat und in den 3 folgenden Jahren, welche in beiden mit dem 29. August be- gannen, fortbestand. Setzen wir aber den Fall, diese vorübergehende Mei- nung Idelers sei die richtige gewesen, so stimmt damit die (p. 161) zuge- A2 4 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, fügte Äufserung nicht, dafs die Alexandriner, „als August den Julianischen Kalender rektificirte, ihr Schaltwesen so ordneten, dafs der 1. Thoth mit dem 29. August” und der Feiertag der Eroberung Alexandriens mit dem 1. August verbunden blieb. Denn sie hätten in diesem Falle bei der Rekti- fikation des Augustus ihren Kalender eben nicht gleichfalls umzuordnen nöthig gehabt, sondern die Römer wären dann nur zu der Ordnung ihres Kalenders zurückgekehrt, welche im Jahre 30 vor Chr. von den Pontifices befolgt wurde. Denn wenn die Römer zu Alexandrien im Jahre 30 vor Chr. am 1. beweglichen Thoth den 29. August zählten, und die Alexandriner auch den 1. festen Thoth auf diesen falschen 29. (statt 31.) August legten, so müfste, wenn im spätern Augustischen Kalender gleichfalls der 1. feste T'hoth dem 29. August entsprach, offenbar der falsche pontifikale 29. August dennoch gleich dem richtigen Julianischen proleptischen August gewesen sein. Dies ist ein innerer Widerspruch. Ohne Zweifel ist Ideler zuerst von der richtigen Rechnung ausgegangen, dafs im Jahre 30 vor Chr. dem 1. beweg- lichen Thoth der 31. julianische oder der 29. pontifikale August, dem 1. Alexandrinischen festen Thoth aber der 30. julianische oder 28. pontifi- kale August entsprach. Wenn also die Alexandriner im Jahre 30 vor Chr. den 1. festen Thoth gleich dem 1. heweglichen Thoth, also auf den 31. julia- nischen oder 29. pontifikalen setzten, und es sich doch in dem späteren Alex- andrinischen Kalender findet, dafs hier der erste feste Thoth in den dem Jahre 30 vor Chr. entsprechenden ersten Tetraöteridenjahren nicht dem 31. sondern dem 30. julianischen August entspricht, so mufste nach dem Jahre 30 vor Chr. der Alexandrinische Kalender um einen Tag verschoben worden sein und diese Verschiebung setzt Ideler in die Zeit der Augustischen Re- form. Von den beiden Gründen, die er für diese Verschiebung anführt, nämlich damit der 1. Thoth des Jahres 30 vor Chr., und der vorausgehende Eroberungstag der Stadt (8. Mesori), wieder auf dieselben Römischen Daten fielen, fällt nun aber der erste weg; der zweite hat seine Berechtigung; denn der Eroberungstag fiel allerdings im pontifikalen Kalender des Jahres 30 vor Chr. auf den 1. August, und ebenso im julianischen Kalender nach der Augustischen Reform; der 1. feste Thoth fiel aber im pontifikalen Kalender des Jahres 30 vor Chr. auf den 28. August, im proleptischen Julianischen sen 8 wird Idelers ursprüngliche Meinung die gewesen sein, dals die Alexan- auf den 30. August. Abgesehen also von den vorübergehenden Irrun griechischen und römischen Chronologie. 5 driner im Jahre 30 vor Chr. allerdings den festen Kalender schon einführten, aber zur Zeit der Augustischen Rektifikation des Römischen Kalenders den ihrigen gleichfalls modifieirten, um den Eroberungstag (8. Mesori) auf den- selben Römischen Kalendertag (1. August) auch im Julianischen Kalender zu feiern, wie sie ihn im Jahre 30 im falschen pontifikalen Kalender ge- feiert hatten. Böckh theilt Idelers Ansicht in Bezug auf die Zeit der Einführung des festen Kalenders im Jahre 30 vor Chr., mufste sie aber modifieiren, nachdem er die Irrung desselben in Bezug auf den 1. festen Thoth erkannt hatte. Die von Ideler im Widerspruche mit sich selbst angedeutete Ver- änderung des Alexandrinischen Kalenders zur Zeit der Augustischen Rektifi- cirung erwähnt er nicht, und sieht davon ganz ab, indem er nur eine Erklä- rung für den Umstand sucht, dafs die Alexandriner schon im Jahre 30 den 1. festen Thoth auf den 30 julianischen August, also auf einen solchen Tag legten, welcher im Widerspruch mit ihrem damaligen eigenen Kalenderstande war (der den 31. August verlangt hätte), aber für den später rektifieirten Römischen Kalender gewisse Vortheile bot. Er meint also, die Ägypter hätten im Jahre 30 sehr wohl gewufst, dafs der Römische Kalender damals falsch war und dafs dem beweglichen 1. Thoth jenes Jahres nach richtiger julianischer Rechnung der 31. August entsprach, sie hätten aber das Unrich- tige mit dem Richtigen in der oben mitgetheilten Weise verbinden wollen, und hätten deshalb als Epochentag weder den 31. richtigen, noch den 29. falschen August gewählt, sondern den mitten inne liegenden 30., obgleich der 1. bewegliche Thoth erst auf den folgenden Tag fiel. Er behält also die Gleichsetzung des 1. festen Thoth einmal mit dem 30. August und dreimal mit dem 29. August in der Alexandrinischen Tetraöteride als Grund seiner Abweichung vom 1. beweglichen Thoth bei, und fügt noch bestimmter als Ideler als zweiten Grund die Gleichsetzung des 8. Mesori mit dem 1. August in dem damaligen falschen und zugleich in dem später berichtigten Römischen Kalender hinzu. Hiergegen scheint mir nun folgendes geltend gemacht werden zu müssen. Die Ansicht gründet sich auf die Voraussetzung, nicht nur, dafs die Alexandriner damals schon, unmittelbar nach der Eroberung des Landes, sich genau über das neu angenommene und sogleich von Anfang an wieder in Verwirrung gekommene Kalenderwesen der Römer unterrichtet, sondern 6 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, auch dafs sie ihren Ansatz auf eine zukünftige Beseitigung dieser Verwirrung hin gemacht hätten, die allerdings nach 35 Jahren wirklich insLeben trat, damals aber unmöglich vorhergesehen werden konnte. Die Pontifices hätten ja für ihren 3jährigen Cyklus ein neues Schaltsystem, dessen Verwaltung für ihre hierarchischen Zwecke so werthvoll war, erfinden können; oder Augustus hätte die Angelegenheit ganz vernachlässigen, oder auch im nächsten Jahre sterben können; kam es dann wirklich einmal zu einer zweiten Einführung des Julia- nischen Kalenders, so lag es im Grunde viel näher, dafs man unmittelbar auf die 3jährige eine richtige 4jährige Schaltung folgen liefs, statt, wie es wirklich geschah eine Übergangszeit von 12 Jahren einzuschieben, in welcher weder der 3jährige noch der 4jährige Schaltkalender galt. Endlich, wenn die Ägypter wirklich die schliefsliche Einführung des Julianischen Kalenders vorausgesehen und den ihrigen damit hätten in Über einstimmung setzen wol- len, so würden sie doch lieber ihren Schalttag ein Jahr später gelegt haben, um ihren 1. Thoth immer auf den 29. August wie im Jahre 30 zu bringen. Denn damit hätten sie den wesentlichen Vortheil, auf den es ihnen vor allem ankommen mufste, verbunden, im Jahre 30 den 1. festen Thoth wirklich mit ihrem 1. beweglichen Thoth zusammenfallen zu lassen, während sie jetzt diesen sichersten Vortheil aus der Hand gaben und auf eine damals durchaus unwahrscheinliche Eventualität hin, eine Einrichtung trafen, nach welcher ihr 1. Thoth im julianischen Kalender auf das wahre Datum des Jahres 30 vor Chr. (31. August) nie, und auf das faktische aber falsche Datum jenes Jahres (29. August) nur theilweise fiel. Dies ist gewifs nicht anzunehmen und ich kann daher dieser Ansicht nicht beistimmen. Ich würde vielmehr zu Idelers Erklärung, mit Ausscheidung der er- wähnten nachträglichen Irrungen, zurückkehren, nach welcher die Alexan- driner im Jahre 30 den festen Kalender so eingeführt hätten, dafs der 1. feste Thoth auf den 1. beweglichen gefallen wäre, und später bei Gelegenheit der Augustischen Rektifikation ihn um einen Tag vorgeschoben, also den Epo- chentag gewechselt hätten — wenn eine erste Einführung des festen Kalen- ders im MN 30 oder 26 vor Chr. überhaupt überliefert oder auch nur wahrscheinlich wäre. Das ist sie aber meines Erachtens nicht. In früherer Zeit nahm man gewöhnlich an, der Alexandrinische Ka- lender sei nicht im Jahre 30, sondern erst im Jahre 26 vor Chr. eingeführt worden, 4 Jahre später, als durch Senatsbeschlufs befohlen gewesen sei. griechischen und römischen Chronologie. 7 Diesen Senatsbeschlufs glaubte man in den Worten des Dio Cassius ausge- sprochen zu finden: Tyv Nuegav, ev 7 N "Arekavdosıa EuAw, ayagyv TE eaı xal &s a Ersıra Ery doymv TIS dragıSunseus auröv voukerSu. Die neueren Chro- nologen haben diese Auslegung theils ausdrücklich, theils stillschweigend auf- genommen und fanden ohne Zweifel darin denHauptgrund, die Einführung des Kalenders nicht mit den früheren Gelehrten gleichzeitig mit der natür- lichen Epoche des Kalenders in das Jahr 26, sondern dem Befehle gemäfs schon 4 Jahre früher in das Jahr 30 vor Chr. zu setzen. Die Worte agyx ürapıSunews bezeichnen aber nicht den Anfang eines neuen Kalenders, sondern nur den Anfang der neuen Aere, welche wir in der That zwar nicht vom 4. oder 3. August, aber vom 30. August dieses Jahres an bei Ptole- maeus und Censorinus ganz so gebraucht finden, wie die Aere des Nabonassar oder die vom Todesjahre des Alexander. Dafs aber diese Aere des Augustus, oder dieanni Augustorum, in der That gar nichts mit dem festen Alexandrinischen Kalender zu thun hatten, geht aus der Anwendung des Ptolemaeus hervor, der sie ausdrücklich wie die früheren auf die be- weglichen Jahre der Aegypter bezieht. Die Folgerungen nun, welche aus dieser veränderten Auffassung der Nachricht des Dio Cassius von mir gezogen worden sind, lasse ich hier, des Zusammenhanges wegen, nochmals mit den früheren Worten folgen. Wenn nämlich keine Nöthigung durch ein bestimmtes Zeugnifs mehr vorliegt, die Einführung des festen Kalenders mit julianischer Schaltung in das Jahr 30 vor Chr. oder die nächst folgenden zu setzen, so wird es überhaupt mehr als unwahrscheinlich, dafs er schon damals den Alexandrinern aufgenöthigt wor- den sei, „schon deshalb, weil die Römer damals selbst den julianischen Ka- „lender bereits wieder aufgegeben hatten, und mitten in einer kalendarischen „Verwirrung standen. Was hätte es denn für einen Sinn gehabt, entweder „ihren eigenen gewifs längst als falsch erkannten jährigen, oder einen von „dem ihrigen verschiedenen 4jährigen Schalteyklus bei den Alexandrinern ein- „zuführen. Ich meine, dafs das Jahr der Verordnung des Augustus über die „Wiederherstellung des Julianischen Kalenders, also das Jahr 8 vor Chr., in „welchem zugleich der Name des Sextilis in den des Augustus verwandelt „wurde wegen der in diesem Monat erfolgten Eroberung Alexandriens und „anderer im Sextilis erfochtener Siege, oder auch das Jahr, in welchem der „wiederhergestellte Kalender wirklich ins Leben trat, also das Jahr 5 nach 8 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, „Chr. weit geeigneter war, auch den Kalender der ägyptischen Provinz dahin „zu ordnen, dafs die dortige offieielle Datirung in ein festes Verhältnifs zum „Römischen Kalender überging. „Wie kam man aber dann darauf den ersten festen Thoth so anzu- „setzen, dafs damals, z. B. im Jahre 8 vor Chr., der erste feste Thoth auf „den 5. beweglichen fiel, und also die gemeinschaftliche Epoche beider Ka- „lender in das Jahr 26 und nicht in das Jahr 30 vor Chr. zurückging? Der „Grund lag wie mir scheint in der Feier der Einnahme von Alexandrien am „ersten August. Es steht fest, dafs die Stadt sich ergab im Jahre 30 an „dem Tage, an welchem die Römischen Pontifices den ersten August „zählten, und welcher dem proleptischen Julianischen 3. August entsprach. „Da nun der erste bewegliche Thoth in jenem Jahre dem 31. Julianischen „August enstprach, so fiel die Einnahme 28 Tage vor dem nächsten ersten „Thoth, also auf den 1. Mesori. Dafs der Tag der Einnahme wirklich „alljährlich nnd noch in später Zeit von den Alexandrinern gefeiert wurde, „und zwar immer am 1. Julianischen August, welcher immer dem 8. Mesori „des Alexandrinischen Jahres entsprach, wissen wir durch bestimmte Zeug- „nisse. Ob aber in den ersten 34 Jahren seit der Eroberung, in welchen sich „der 8. Mesori gegen den 1. August verschob, der Tag am 8. Mesori oder „am 1. August der Pontifices gefeiert wurde, wissen wir nicht. Hätte man „nun aber bei Feststellung der Alexandrinischen Kalenderepoche auf den „1. beweglichen Thoth des Jahres 30 vor Chr. zurückgehen, und den 1. Alex- „andrinischen Thoth auf den 31. August legen wollen, statt auf den 30., so „ergiebt die Rechnung, dafs dann der 8. Mesori auf den zweiten Juliani- „schen August gefallen wäre. Um also den 8. Tag der Einnahme in Zukunft „immer am 8. Mesori feiern zu können, 28 Tage vor dem ersten Thoth, auf „welchen Tag die Einnahme im Jahre 30 wirklich gefallen war, und doch zu- „gleich am 1. August, welcher in die Römischen Annalen und öffentlichen „Kalender (!) als der Siegestag des Augustus eingetragen war, sah man von „der unter andern Umständen ohne Zweifel natürlicheren, an sich aber „gleichgültigen @rezar«srarıs des beweglichen und des Alexandrinischen „Kalenders im Jahre 30 vor Chr. ab, und ging auf das Jahr 26 vor Chr. „zurück.” (') S. den Antiatischen Kalender bei Foggini, Fastor. anni Romani reliquiae. 1779. p- 112. griechischen und römischen Chronologie. 9 Es ist nun noch der neuesten Erklärung von Mommsen zu gedenken, welche derselbe in der zweiten Ausgabe seiner Römischen Chronologie p- 262 ff. niedergelegt hat, nachdem er seine frühere Erklärung, die in der ersten Ausgabe aufgestellt war und von mir im Monatsbericht besprochen wurde, aufgegeben. Es wird nöthig sein, auch hier die Worte selbst an- zuführen. „Thatsächlich, sagt Mommsen p. 262, ist festgestellt, dafs das „Neujahr oder der 1. Thoth des Kaiserjahres in dem julianischen Schalt- und „den zwei unmittelbar darauf folgenden Gemeinjahren dem 29., im vierten „Jahre der julianischen Periode dem 30. August entspricht; dafs ägyptisches „Schaltjahr das mit dem 29. Aug. 731 (23 vor Chr.) beginnende und jedes „von diesem um eine durch vier theilbare Zahl entfernte Jahr ist; und dafs „als erstes Jahr dieser Aera das mit dem 30. Aug. 724 (30 vor Chr.) begin- „nende gezählt wird.” Die beiden letzten von diesen drei Sätzen, die ich zu bestreiten gesucht habe, würden wenigstens nicht als thatsächlich feststehend zu betrachten sein, sondern gründen sich nur auf die im Folgenden ent- wickelte Ansicht Mommsens. Das Jahr 23 vor Chr. war, wie ich zu be- weisen gesucht habe, kein wirkliches sondern nur ein proleptisches Alexandrinisches Schaltjahr; und die Aere, welche im Jahre 30 vor Chr. begann, hatte in diesem Jahre ihren Anfangstag nicht am 30. sondern am 31. August. „Dabei, wird fortgefahren, ist indefs der Umstand im höchsten „Grade bedenklich, dafs das dem ersten Kaiserjahr zunächst vorhergehende „Wandeljahr mit eben diesem Tage schlofs, also in dem Übergang vom offi- „eiellen Wandel- zum officiellen festen Jahr der julianische 30. August 724 „zweimal, sowohl als letzter Tag der ersten, wie als erster Tag der neuen „Periode gezählt wird, was so unmöglich richtig sein kann. Die von Ideler „aufgestellte, sodann von Böckh und Lepsius in verschiedener Weise mo- „dificirte Hypothese, dafs die Verwirrung des julianischen Kalenders auf die „ägyptische Jahrreform in einer oder der andern Weise reflektirt hätte, mufs „auch, von andern gewichtigen Gegengründen abgesehen, schon darum zu- „rückgewiesen werden, weil bei einer derartigen Berücksichtigung des julia- „nischen Kalenders sich schlechterdings kein theoretischer oder praktischer „Nutzen absehen läfst.” Der von Ideler, Böckh und am entschiedensten von mir hervorge- hobene praktische Grund, dafs die Alexandriner den 8. Mesori als Erobe- rungstag Alexandriens nicht am 2. August, oder an einem noch entfernteren Philos.- histor. Kl. 1859. B 10 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Tage, oder gar an einem durch alle Jahreszeiten wandelnden Tage, sondern wie es in den Römischen Annalen und Kalendern eingetragen war, am 1. Au- gust feiern wollten oder sollten, ist hierbei noch nicht in Betracht gezogen. Dies geschieht aber in einer nachträglich geschriebenen Note p. 264. „Dafs die cäsarische Reform des römischen Kalenders im Allgemeinen „zu der ägyptischen des Augustus den Anstofs gab, ist unzweifelhaft. Aber „ebenso unzweifelhaft ist es, dafs Augustus, seinem Grundsatze getreu, „Aegypten nicht als römische Provinz, sondern als ein mit dem römischen „durch Personalunion verbundenes und in jeder Hinsicht gesondertes Reich „zu behandeln, nicht das julianische Jahr in Aegypten einführte, sondern das „mit diesem wohl in der allgemeinen Anlage, aber nicht in den besondern „Ansetzungen zusammentreffende natürliche Jahr der Aegypter und da dies „einmal feststand, konnten die ägyptischen Kalenderreformatoren kaum ein „Interesse dabei haben, den Anfangstag der neuen Rechnung julianisch zu be- „stimmen, geschweige denn nach dieser sie gar nichts angehenden und damals „noch dazu in sich selbst verwirrten Aera ihren Epochentag zu rücken. Wohl „aber hatten sie nahe liegende, ja zwingende Beweggründe, die ältere offi- „eielle Rechnung nicht mitten im Jahre abzubrechen, sondern erst nach voll- „ständigem Ablauf des letzten Wandeljahres, die neue Datirung zu beginnen ; „sie würden ja sonst nicht blofs die Einheit verändert, sondern noch einen „annus confusionis geschaffen haben, wie denn in der That nach der jetzigen „Aufstellung die officiellen ägyptischen Jahre bis zu dem vorletzten der Kleo- „patra 365tägig sind, auf dieses ein 364tägiges und sodann 36%,tägige folgen.” Es ist allgemein anerkannt, dafs es sich bei der Einführung des offi- ciellen Alexandrinischen Kalenders durchaus nicht um eine Vertauschung der Aegyptischen mit den Römischen Monatstagen des Julianischen Kalenders handelte. Es ist immer nur von dem Neujahrstage und dem Schalteyklus die Rede; jener war im Alexandrinischen Kalender vom Julianischen sowohl, als, wie jetzt auch Mommsen zugiebt, vom altägyptischen festen Neujahrs- tage verschieden ; dieser war in allen dreien vierjährig. Auf das Letztere kam es vor allem an, und wenn, wie zugegeben wird, die Einführung des Alexandrinischen Kalenders von Augustus ausging und zwar in Folge der Reform des Römischen Kalenders, so ist es jedenfalls wahrscheinlicher, dafs Augustus zunächst daran dachte, eine Übereinstimmung mit dem Julianischen Cyklus und zwar ins besondere wegen des Berührungspunktes am 8. Mesori griechischen und römischen Chronologie. 11 = 1. August herbeizuführen. Das altägyptische feste Jahr hatte für ihn höchstens das Interesse, dafs es die Erreichung seines Zweckes erleichterte. Freilich war, wie ich gezeigt zu haben glaube, ein solcher Zweck völlig uner- reichbar, so lange in Rom selbst der Julianische Kalender noch keine Gel- tung hatte. Was aufserdem über die Unzweckmäfsigkeit der Ansetzung des 1. festen Alexandrinischen Thoth im Jahre 30 auf den letzten Tag des be- weglichen Jahres, und über das damals gänzlich mangelnde Interesse den Alexandrinischen Kalender in irgend eine Beziehung zu dem verwirrten Römischen Kalender zu setzen, gesagt wird, habe ich selbst (Mon. Ber. p. 544. 546) früher gegen die bisherige auch von Mommsen getheilte Ansicht, dafs der Epochentag des Alexandrinischen Kalenders in das Jahr 30 oder auch 26 zu setzen sei, geltend gemacht, und kann daher meine Erklärung, die hier mit denen von Ideler und Böckh zusammengefafst wird, nicht treffen. „Darum, heifst es weiter, möchte wohl zurück zu kehren sein zu der „älteren, auch durch die bekannte Angabe Theons, dafs im fünften (alexan- „drinischen) Regierungsjahre der bewegliche und der feste erste Thoth zusam- „mengefallen seien, wesentlich unterstützten Meinung, dafs die Einführung des „Kaiserjahrs in der That nicht schon am 30. August 724, sondern erst einige „Jahre später stattgefunden habe.” Es ist schon von Ideler (I, 159. 160) bemerkt worden, dafs die Stelle des Theon in der That nur constatirt, was wir auch sonst wissen, wann der erste wirkliche oder proleptische feste Thoth mit dem 1. beweglichen Thoth zusammenfiel. Über die Zeit der Einführung geht daraus nichts hervor. „Es läfst sich auch geschichtlich manches für dieselbe geltend machen. „Das letzte voraugustische Wandeljahr, das 22. der Kleopatra, läuft vom „31. August 723 d. Stadt (31 vor Chr.) bis zum 30. August 724 (30 vor Chr.); „es ist das Jahr, in welchem am 1. August Alexandrien von Oktavian besetzt „ward, dessen Ende indefs Kleopatra nothwendig überlebt haben mufs, da „sonst, nach dem feststehenden ägyptischen Schema, dies Jahr nicht als 27. der „Kleopatra, sondern als 1. des Augustus gezählt worden wäre. Es war selbst- „verständlich, dafs nur nach Jahren des Augustus gezählt ward, ohne dafs es „dazu einer andern Maafsregel bedurfte, als der Erklärung des Kaisers, dafs „er als Nachfolger der Lagiden betrachtet sein wolle; aber die Einführung der „Schaltung verstand sich nicht von selbst, sondern ist erst durch einen beson- B2 12 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, „deren Regierungsakt erfolgt, über dessen Fassung, Bekanntmachung und Aus- „führung gar wohl eine gewisse Zeit hingegangen sein kann. Erwägt man nun, „dafs die officielle Bezeichnung der Aera anni Augustorum (ursprünglich wohl „Augusti) auf keinen Fall vor der am 16. Januar 727 vom römischen Senat „beschlossenen Ertheilung des Titels Augustus an Oktavian eingeführt sein „kann, und dafs ja auch die römische Augustus-Aera vom 1. Januar 727 ab „läuft, so liegt die Annahme nahe genug, dafs das zugleich mit dem neuen „Jahrnamen in Aegypten die Schaltung einführende Regulativ nicht früher „von Augustus erlassen worden ist.... Darnach würde also das erste offieielle „3bbtägige ägyptische Jahr, das am 29. August 731 (23) beginnende, gewesen „sein, während die Feststellung des Schaltsystems nach dem 29. August 728 „(26) stattgefunden haben mufs, da das mit diesem Tage schliefsende ägypti- „sche Jahr, das vierte des Augustus noch 365tägig gewesen ist, während es „nach der spätern Regel 366 tägig hätte sein müssen. Man hat demnach den „Anfang der festen ägyptischen Aera bei antieipirender Interkalation auf den „29. August 731, bei postnumerirender auf den 30. August 728 zu setzen; „welches letztere Theon vorzog.” Die schliefsliche Meinung ist also die, dafs das Alexandrinische Jahr zwar noch nicht im Jahre 30, wohl aber schon zwischen dem Jahre 26 und dem ersten officiellen also wirklichen Schaltjahre 23 vor Chr. eingeführt worden sein müsse. Der Spielraum von 4 Jahren, welcher zwischen dem Jahre 26 und 23 bleibt, hängt mit der besondern Ansicht Mommsens über die willkührliche Einführung einer postnumerirenden oder pränumerirenden Schaltung zusammen, auf die ich hier nicht zurückkomme; doch dürfte hier, auch nach Mommsens Ansicht über diesen Punkt, nur vom Jahre 26 die Rede sein können, da Theon zwar, wie vorhin bemerkt, über die Zeit der Einführung der festen Schaltordnung nichts sagt, aber doch als vollkommen glaubwürdig erachtet werden mufs in Bezug auf seine ausdrückliche Angabe, dafs die Epoche des Alexandrinischen Kalenders in das Jahr 26 vor Chr. fiel. Halten wir also das Jahr 26 fest, so ist die Ansicht Mommsens wesentlich dieselbe, wie diejenige, welche von Petavius, Des Vignolles u. A. bis auf Ideler galt, nur mit dem Unterschiede, dafs man früher die Verzöge- rung um 4 Jahre den Alexandrinern zuschrieb, während sienachMommsen von den Römern selbst ausging. Dieser unterscheidet nämlich jetzt die Einfüh- rung der Aere im Jahre 30, welche vom Senat ausgegangen oder zu welcher griechischen und römischen Chronologie. 13 der Senat dem Augustus seine Einwilligung gegeben habe, von der Einführung des Schalteyklus, welche vom Senat gar nicht habe beschlossen werden können, da er für ägyptische Angelegenheiten nicht competent gewesen sei, sondern durch einen besondern Regierungsakt habe erfolgen müssen; daher die Ver- zögerung um einige Jahre begreiflich sei. In demselben Senatsbeschlusse, in welchem den Alexandrinern ein jährlicher Festtag und eine neue Aere (denn als solche wird sie jaauch vonMommsen angesehn) anbefohlen wurde, hätte ihnen ohne Zweifel auch die vierjährige Schaltung, z. B. des Festtags wegen, zur Pflicht gemacht werden können. Im Jahre 30 lag noch jede beliebige Umgestaltung in der Kompetenz des Senats, da Aegypten zur Römischen Provinz erklärt worden war und Augustus erst im Jahre 27 diese Kompe- tenz für gewisse Provinzen und unter diesen für Aegypten, aufhob und sie als Imperatorische Provinzen sich selbst vorbehielt, im Gegensatze zu den Senatorischen, die wie bisher den Proconsuln überlassen wurden. Die höchste Unwahrscheinlichkeit aber, dafs dieses, was auch nirgends berichtet wird('), (‘) In der Note 16. auf p. 265 sagt Mommsen: „Ich habe schon früher darauf hin- gewiesen, dals in dieser Stelle (nämlich in den Worten des Dio, die oben mitgetheilt sind) keinenfalls die Einführung eines neuen Kalenders bestimmt ausgesprochen ist, sondern nur die einer neuen Aera; und dieser Meinung ist jetzt auch Lepsius (S. 543) beigetreten.” Hierin würde für mich ein Vorwurf liegen, da ich jene Erklärung der Dionysichen Stelle als die meinige gegeben habe, ohne M. zu erwähnen. Doch scheint hier nur ein Irrthum obzuwalten, und M. augenblicklich an seine jetzige letzte Erklärung gedacht zu haben, welche in der That zwischen Aere und Schalteyklus unterscheidet. In seiner ersten Aus- gabe der Chronologie kann ich wenigstens keine Hinweisung darauf finden, dafs er die Stelle des Dio anders verstanden habe, als alle seine Vorgänger. Niemand, und allerdings auch M. nicht, hat daran gedacht, die Einführung des festen Jahres in Alexandrien durch Augustus auf die Julianischen Monatstage zu beziehen; auch hat jedermann zugegeben, dafs die Alexandrinische Jahresepoche nicht die Julianische ist; es konnte hierbei überhaupt nur von der vierjährigen Schaltperiode als dem wesentlichen Charakter des Julianischen Kalenders, die Rede sein. Die früheren Chronologen beziehen die Einführung des Schalt- cyklus, selbst wenn sie dieselbe sich um 4 Jahre verzögern lassen, ausdrücklich auf das Römische Senatsconsult zurück. Ebenso versteht Ideler unter der neuen Jahresrechnung überall zugleich die Rechnung nach neuen festen Jahren. Es kann nur in dieser Vermi- schung der Grund gelegen haben, warum die neueren Chronologen sogar wieder über das proleptische Epochenjahr des Alexandrinischen Kalenders bis zum Jahre 30 zurückgegangen sind und niemand gefragt hat, ob und wann etwa der, offenbar durch Römischen Willen angenommene neue Schalteyklus später und unabhängig von der Aere eingeführt worden sein könnte. Auch Mommsen denkt bei den Jahren der neuen Aere stets an feste Jahre, legt (in der ersten Ausgabe) die Einführung des Schalteyklus wie Ideler und Böckh 14 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, wirklich geschehen wäre, geht noch immer, wie mir scheint, aus den von mir gel- tend gemachten Gründen hervor, welche vonM ommsen nicht in Erwägung ge- zogen werden. In seiner Erörterung des Gegenstandes wird, so viel ich sehe, noch keine Antwort auf die erste Frage gegeben, die hier zu stellen ist, wie denn Augustus, sei es im Jahre 30 oder im Jahre 26, auf den wunder- lichen Gedanken kommen konnte, in Alexandrien ein festes Jahr mit vier- jähriger Schaltordnung durch einen besondern Regierungsakt einzuführen, da die Römer damals selbst den julianischen vierjährigen Schalteyklus gegen einen dreijährigen verlassen hatten, oder vielmehr in voller Kalenderverwir- rung waren. Man mag sich umsehen wohin man will, man wird nirgends einen andern denkbaren Grund für die Verbindung des Römischen und des Aegyptischen Kalenders durch einen gleichen Schalteyklus finden, als die schon von Ideler und Böckh richtig ins Auge gefalste Feier der Eroberung Alexandriens durch Augustus, welche in Alexandrien und in Rom gleich hoch gehalten wurde. Dafs dieses Ruhmesfest des Augustus in Alexandrien an demselben Tage gefeiert werden sollte, welches die öffentlichen Römischen Kalendarien bereits seit Julius Caesar anzeigten, und nicht, wie die ägypti- schen Feste, durch alle Jahreszeiten wandern sollte, das konnte in jener Zeit der ausgesuchtesten Schmeichelei gegen die Machthaber, sehr wohl der An- stofs werden zur officiellen Einführung, nicht in Aegypten, aber in dem grie- chischen Alexandrien, des festen Römischen, ursprünglich selbst aus Aegypten stammenden Schalteyklus. Diese Verbindung des 8. Mesori mit dem 1. Au- gust für alle Zeiten hatte aber keinen Sinn und war geradezu unmöglich im Jahre 30 oder 26 oder überhaupt, so lange die Römer selbst noch einen dreijährigen Cyklus hatten. Es gelten hier gegen Mommsens Annahme dieselben Gründe, die er p. 263 der 2. Ausgabe selbst gegen jede Einwir- kung des Julianischen Kalenders auf den Alexandrinischen macht. In einer später als der Text, der darauf keine Rücksicht nimmt, ge- schriebenen Note zu p. 268 kommt Mommsen auch noch besonders auf meinen Erklärungsversuch zu sprechen, und erkennt darin die Wegräumung einiger Schwierigkeiten an, bleibt aber bei seiner im Texte vertheidigten in das Jahr 30, und gedenkt in diesem Punkte, auf den es hauptsächlich ankam, keiner Abweichung von seinen Vorgängern. In der zweiten Ausgabe seiner Chronologie wird dagegen aller- dings zwischen der Einführung der Aere und der des Schalteyklus unterschieden. griechischen und römischen Chronologie. 15 Meinung stehen, weil bei meiner Erklärung noch „der Übelstand bestehe, dafs bei dem Übergange von dem einen Kalender zum andern eine Lücke bleibe”. „Wenn man, sagt er, mit dem 29. August 8 nach Chr. in der offi- „eiellen Datirung zum festen Kalender überging, so bleiben, da das letzte „vorhergehende Wandeljahr bereits am 20. abgelaufen war, acht Tage ohne „angemessene Datirung. Soll man in der kaiserlichen Kanzlei in diesem Jahre „13 Epagomenen gezählt oder ein neues Wandeljahr mit dem 1. Thoth be- „gonnen, und dann am 9. Tage desselben wieder angefangen haben vom „ft. Thoth zu datiren ?” Wie sich die Alexandriner halfen, wenn sie nun einmal in den Fall ge- kommen waren, den 8..Mesori auf den 1. August legen zu müssen, könnte für die Frage im Ganzen gleichgültig sein, da sie nicht, wie wir bei unsern Hypothesen, die Wahl hatten, wieder zum Jahre 30 oder 26 zurückzugehen. Da sie aber den neuen Kalender gewifs nicht mit Epagomenen, sondern mit dem 1. Thoth angefangen haben werden, so haben sie ohne Zweifel den 1. Thoth neuen Stils im Jahre 5 nach Chr. auf den 8. Thoth alten Stils ge- setzt, und das feste Jahr durch einen Zusatz, etwa zar "AreZavdpeas von dem beweglichen Jahre »ar Aiyurrisvs unterschieden ; wobei nicht zu vergessen ist, dafs das alte bewegliche Jahr in allen ägyptischen Angelegenheiten, wahr- scheinlich auch in allen ägyptischen officiellen Datirungen neben dem festen Jahre, das nur für die griechischen Alexandriner galt und daher zuweilen auch „Jahr der Griechen” genannt wurde, fortlief, so dafs ein unterschei- dender Zusatz wahrscheinlich lange Zeit nöthig blieb, und daher im Anfange das Verhältnifs der Datirung ganz dasselbe war, wie später. Die Verwirrung beider Kalender hätte sogar in den ersten Jahren von 26 vor Chr. an, wo der feste Kalender sich nur um 1 oder 2 Tage vom beweglichen unterschied, noch leichter eintreten müssen, als später, und war mit der Zeit immer weniger zu befürchten, so dafs die Zurückverlegung des Epochenjahres auch in dieser Beziehung sogar einen Vortheil mit sich führte. Mommsen glaubt aufserdem, dafs seine Annahme auch besser mit Gensorinus (?) und Theon harmonire, worüber schon oben gesprochen ist, und fügt hinzu: „Man könnte dabei immer noch annehmen, dafs bei der „Reform des Aegyptischen Kalenders, die Absicht, den 8. Mesori auf den „1. julianischen August des zu korrigirenden Kalenders zu bringen, obgewaltet „und namentlich auf die Stellung des ägyptischen Schalttags im Cyklus einge- 16 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, „wirkt habe; es ist nichts der Vermuthung im Wege, dafs schon damals die „kaiserliche Regierung den Fehler der Pontifices wahrgenommen hatte und den- „selben zu berichtigen entschlosseu war, aber damit wartete, bis der Kaiser „selbst Pontifex maximus geworden sein würde, welches Amt er bekanntlich „erst nach Lepidus Tode 747 (12 vor Chr.) übernahm.” Es ist gewils mehr als unwahrscheinlich, dafs der Kaiser, auch wenn er die kalendarische Ver- wirrung in Rom längst durchschaut hatte, den 8. Mesori früher in Alexan- drien, als den 1. August in Rom fixirt haben sollte, da ja nichts zur Eile drängen konnte, und die einseitige Bestimmung ihren Zweck gänzlich ver- fehlen mufste. Ebenso wenig scheint es mir glaublich, dafs Augustus, der die Römische Kalenderreform allerdings mit Fug erst vornehmen konnte, nachdem er Pontifex maximus geworden war, schon vorher sich in einer Provinz eine damit zusammenhängende Handlung erlaubt haben sollte. Wenn wir also dabei stehen bleiben müssen, dafs der Beginn der neuen Aere in das Jahr 30 vor Chr., die Epoche des Alexandrinischen festen Kalenders in das Jahr 26 fällt, die Einführung des letzteren aber nicht vor dem Jahre 8 vor Chr., höchst wahrscheinlich nicht vor dem Jahre 5 nach Chr. stattgefunden haben kann, so dürfte es jetzt auch um so weniger Be- denken haben, dem einfachen Zeugnisse des Ptolemaeus, dem wenigstens kein anderes widerspricht, in der Annahme zu folgen, dafs die ern «ro Av- yourrev, welche ursprünglich bis zum Jahre 27 vor Chr. vielleicht «ro Kairagos hiefsen, nicht feste Alexandrinische Jahre waren, welche während der ersten 22 oder 35 Jahre der Aere noch gar nicht existirten, sondern bewegliche Jahre, die wahrscheinlich, wie auch Ideler glaubt('), nie in den Volks- gebrauch als Aerenjahre kamen, sondern nur für wenige meist wissenschaft- liche Zwecke gebraucht wurden, dafs sie folglich, wie schon oben gesagt, auch nicht am 30. sondern am 31. August des Jahres 30 vor Chr. ihren Epo- chentag hatten. Ich lasse nun hier wegen der in der That verwickelten und leicht ver- wirrenden Verhältnisse des Ägyptischen und des Alexandrinischen Kalenders zu den verschiedenen Römischen Kalendern, die Tabellen der Jahranfänge von 47 vor Chr. bis 12 nach Chr. folgen. Man wird sich leicht nach den Ueberschriften orientiren. Sie enthalten die Olympiadenjahre, die Jahre (*) Handb. I, p. 156. griechischen und römischen Chronologie. AMT Roms nach Varro, die des Julianischen Kalenders seit seiner Einführung durch Julius Caesar, die der Julianischen Periode, die Nundinalbuchstaben, über die ich an einem andern Orte ausführlich spreche; ferner die altägypti- schen Jahre der letzten Sothisperiode, die beweglichen Jahre derselben, die Jahre des festen Alexandrinischen Kalenders, und die Jahre vor Christus. Die Schaltjahre der festen Kalender sind ausgezeichnet. Die Kolumnen der römischen Schaltung so wie der nach Julianischem Kalender bestimmten Anfänge der verschiedenen ägyptischen Kalender, sind dreifach, indem von dem wirklich befolgten Kalender der Pontifices zwei Formen des Julianischen Kalenders unterschieden sind, nämlich die zum Theil proleptische Augustische Form, welche erst im Jahre 5 nach Chr. wirklich eintrat, und die ursprüng- liche Caesarische, in welcher der Schalttag, wie ich im Monatsberichte vom Februar 1859 gezeigt habe, ein Jahr früher als in der Augusti- schen eingeschaltet wurde, weil Julius Caesar das Jahr 45 vor Chr. zum ersten Gemeinjahr, das Jahr 42 zum ersten Schaltjahr des neuen Kalenders bestimmt hatte. Ob man im Caesarischen Kalender den ersten festen Thoth auf den 19. oder 20. Juli annimmt, ist für die Fragen der ersten Caesarischen Schaltung und des Alexandrinischen Epochenjahres gleichgültig. Ich nahm früher den 19. Juli an. Die Geschichte der griechischen und römischen Kalender in ihrem Zusammenhange, auf welche hier nicht weiter eingegangen werden kann, setzt aber aufser Zweifel, dafs der erste Thoth des ägyptischen Sothisjahres auf den Caesarischen 20. Juli fallen und in allen vier Jahren seiner Tetraeteride auf ihm bleiben mufste. Philos.-histor. Kl. 1859. C 18 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Römische Jahre. Aegyptisches Sothisja Olymp. Au, |Jahre des| Julian. Nundidal, Jekjprrs: Chr, Jahre d. letzt. Trlian Dean di 14 © Jul. Kalen.| Periode. | Buchst. | August. sul. Cassı | Panuf Sothis-Per. | August. [u Caed! prolept. zo prolept. | 466% | C 473 183,2 1276 119.Juli : Letztes Jahr des alten Kalenders. | u 16681146] | | 183,3 | 1277 20.Juli | Uebergangsjahr zum Kalender des Julius Caesar. 1 4669| C | 45) | #5 | 45 709 —= 4 ! ; 183,4 BR g | 12738 |19.Juli 20. Juli Erstes Jahr des ursprünglichen Julianischen Kalenders. 10 2 4630 F 44 44 44 184,1 1279 19.Juli 20. Juli | u 3 461 A 43 43 43 184,2 12SO] |19.Juli \20.Juli iD 4 |4632|D.c.| a2 | [a2] | [#2] j 184,3 1281 120. Juli 20. Juli > 4633 F 4 4 4 1a” Eu N | 184,4 ten] 1282 19. Juli |20. Juli geschaltet 6 |46%4| H 40 | 40 | 40 185,1 [statt A] 1283 19. Juli 20. Juli | SR 15 7 4675 C.B.| 39 39 139 | 1852| °® (1287) |19.Juli 20. Jul griechischen und römischen Chronologie. I nn ms > EEE a En a m m a em m ptisches bewegliches Jahr. Aegyptisches Alexandrinisches Jahr. Julian. Datum d. 1. Thoth. ser Julian. Datum d. 1. Thoth. | Ausnet; | sul Caes. | Pomit, | As Aue | Aemt Trurca | Boni 4. Sept. | 4. Sept. | 3. Sept. | 4. Sept. | 4. Sept. 15 22, us: 20. Aug- 1S0.2lnz 3. Sept 4. Sept K = 14 29. Aug. | 30. Aug. | 30. Aug 3. je. 4. Sept. 4. Sept. [12] [29.Aug. | 30..Aug. | 30. Aug , " a ” a | 10 |29. Aug. | 30. Aug. | 29. Aug. b..|, zei 1. n [9] |29. Aug. | 30. Aug. | 28. Aug. 19 20 Jahre des Jul. Kalen. 11 12 Römische Jahre. Julian. Periode. 4676 4677 4678 4679 4680 |Nundinal- Buchst. @: C. E B. B. H August, prolept. 38 32] 36 31 Jahre vor Chr. Jul. Caes. [38] 37 36 | Pontif. 38 37 31 32 Jahre d. letzt. 33| | 33 | [33] 30) Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Aegyptisches Sothi Julian. Datum d Sothis-Per. | August. | prolept. Jul. Caı 1285 20.Ju 20. Juli 1286 119.Juli 20.Ju 1287 19.Juli 20.Ju 19. Juli 12S9 120.Juli |20.Ju 1290 |19.Juli |20.Ju 1291 |19.Juli 20.Ju 19.Juli 20.Ju 20. Juli 120. Ju) griechischen und römischen Chronologie. tisches bewegliches Jahr. Julian. Datum d. 1. 'Thoth. August. Jul. Caes. Jahre vor der Alex. Aere. Aegyptisches Alexandrinisches Jahr. Julian. Datum d. 1. Thoth. August. prolept. | Bamit: prulept, | Jul. Caes. | Pontif, 2.Sept.l 2.8ept.l 1.Sop| 9 29 Aug. | 30. Aug. | 29. Aug. ee BR 30. Aug. | 29. Aug. eu). © | 2 Sugn| 30: Aug. 28. Anz 4.Sept.| 2. Sept. 31. Aug.| [9] | 29-Aug| 30. Aug.| 28. Aug. ee.) % | | 20uar] 30: Aug.) 29, Aus 31. Aug.| 1. Sept.) 30. Aug, 3 29. Aug. | 30. Aug. | 28. Aug. ea) 72 | | 29 2macı 30: Aug. 1128. Aug, EAng.| 4. Sept.| 30. Aug. [1] 129. Aug. | 30. Aug. | 28. Aug. 4. Aug. | 31. Aug. | 29. Aug. Erstes Jahr der Alexandrinischen Aere. 1 30. Aug. 30. Aug. | 28. Aug. 22 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Römische Jahre. Aegyptisches Sothi Olymp. Ü Jahre des! Julian. |Nundinal- Bebreyor Jahre d. letzt. Jnlian} Daten’ * = [Jul. Kalen.| Periode. | Buchst. | August. Tal.Caes. | Ponuk Sothis-Per. | August. Isul. Ca paolept. | prolept. aan | 39 ja685 | en 29| | 29 | 29 | Te ar ° 1294 |19.Juli vs BR 1S |a6S6 H as | 28 | 28 1881| 1295 |19.Juli 20. Jr IR. 19 |4687|C.B.| 27 27 | [27] 1882|” 11296] 19. Juli 120.J1 We. 20 |4688| E 26 | |26) | 26 | 1883 |. 1297 |20.Juli 1 2 21 |4689| H 23 .25 | 25 1884|” 1298 |19.Juli 20. 435 22 |4690| C.B.| 24 24 24 189,1 1299 |19.IJuli 20. Jı 291 23 |4691| E 23: 123 123 | 1892 | 1300] Bi | ga | 7 |1092| m | 22 22] | 22 | 189,3 T 1301 20. Juli 20.Jı | 5 > se a en | 189,4 | 1302 |19.Juli e| griechischen und römischen Chronologie. sches bewegliches Jahr. Julian. Datum d. 1. Thhoth. Jahre der Ba Jul. Caes. | Pontif. Alex. Aere. MER | Jul. Caes. Pontif. 0. Aug. | 31. Aug. | 29. Aug. 29. Aug. 30. Aug. | 28. Aug. 0. Ang. | 31. Aug. | 29. Aug. e 29. Aug. | 30. Aug. 28. Aug. 0. Aug. | 31. Aug. | 28. Aug. E [de ne [#] |29. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug. Erstes Jahr des prolept. Alexand. Kalenders. 0. Aug. | 30. Aug. | 28. Aug. 5 | 30. Aug.| | 30. Aug. | 28. Aug. 9. Aug. | 30. Aug. | 28. Aug. F 6 29. Aug. | 30. Aug. | 28. Aug. 9. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug. 7 29. Aug. 30. Aug. | 27. Aug. 9. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug. [s] 29. Aug. 30. Aug. | 27. Aug. 9. Aug. | 29. Aug. | 27. Aug. | 9 30. Aug. 30. Aug. | 28. Aug 8. Aug. | 29. Aug. | 26. Aug. 10 29. Aug. 30. Aug. | 27. Aug Aegyptisches Alexandrinisches Jahr. Julian. Datum d. 1. Thoth. 34 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Römische Jahre. Aegyptisches Soth Olymp. Jahre des| Julian. |Nundinal- Babıe vorjEhz _—_ [Jahre d. letzt BR Da: Jul. Kalen.| Periode. | Buchst. | August. Tal Cae U ponEE Sothis-Per. | August. a prolept. | prolept. 34 26 |4694 E 20 | 20 20 | 190,41 | * | * 1 1303 19.Juli 20.) 35 27 14695 H 19 19 19 190214 1304] |19.Juli 20.) eu. 28 4696 D.C.| 18 | [1s] | [as] | 190,3 1305 20.Juli |20.J 29 |469%7 E 17 17 17 737 1] : 190,4 1306 19.Juli 20.J | | 38 30 [4698 H 16 16 | 16 1914 1307 |19.Juli 20.J 739 31 ‚4699| C.B. 15 15 115] 191,2 11308] |19.Juli 20.9 32 |4700| E 14 1a | 1 10 a] | } 191,3 1309 120.Juli 20.) 5 Ri 33 | 4701 H 13 13 13 | 241 13) . 191,4 1310 |19.Juli 20.) D >» D) D ) 7D) i | a2 34 4702| C.B.| 12 12 12] | 192,1 1311 19. Juli 20.4 griechischen und römischen Chronologie. isches bewegliches Jahr. Aegyptisches Alexandrinisches Jahr. Julian. Datum d. 1. Toth. Julian. Datum d. 1. Thoth. Jahr der August. ee Pontif. Alex. Aere. August. Te Pontif. prolept. prolept. 28. Aus. | 29. Aug. | 26. Aug. ö 5 S 11 29. Aug 28. Aug. | 29. Aug. | 26. Aug. g.| 30. Aug. | 27. Aug. 12] | 29. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug, 28. Aug. | 28. Aug. 27. Aug. | 28. Aug. 27. Aug. | 28. Aug. 9) og 25. Aug. 13 30. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug. 9) 25.Aug| 44 | 9, Aug. | 30. Aug. | 27. Aug. 6) 25. Aug. 15 29. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug. 27. Aug. | 28. Aug. | 24. Aug, 27.Aug. | 27. Aug. | 24. Aug. 16] 29. Aug. | 30. Aug. | 26. Aug. 17 30. Aug. 30. Aug. | 27. Aug. 26. Aug. | 27. Aug. 24. Aug. 18 | 29. Aug. 30. Aug. | 27. Aug. 26. Aug. | 27. Aug. 19 29. Aug. | 30. Aug. | 26. Aug. Philos.-histor. Kl. 1859. D 25 | f 26 Olymp. 192,2 192,3 )/ 192,4 193,1 193,2 194,2 A.U, 13 . 716 “17 718 19 750 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Römische Jahre. 5 | v Jahre des| Julian, \Nundinal- Jul, Kalen.| Periode, | Buchst, | August. 1 er prolept. RER 35 14703 E 11 5 36 |47301 H 10 | 10| 37 14705 | C.B. 9 9 S | 3% a9® | E | I) Jahre vor Chr, Verordnung des Augustus über Wiederherstellung des Gäsarischen Kalenders, 39 4707| H 7 40 4308| C 6 41/4309 F | 42 | 4710 A 4 43 As D 3 7 Pontif. 10 6 Aegyptisches Sothisji Julian. Datum d, 1, Jahre d, letzt, u Sothis-Per, | August, wi. prolept. [u Caen | 20. Juli 1312| 19. Juli 1313 20.Juli 20. Juli 1314. 19. Juli 20. Juli 1315 119. Juli 20. 1316| 19. Juli 20. Juli 1317 20. Juli |20. Juli 1318 19. Juli 20. Juli 1319 19. Juli 20. Juli 1320| 19. Juli oa | griechischen und römischen Chronologie. sches bewegliches Jahr. Aegyptisches Alexandrinisches Jahr. [ea es Julian, Datum d. 1. Thoth, Julian. Datum d. 1. Thoth, Jahr der ‚st, Bin j 176, Aug h a D August | Tulicaap Pontif, Alex. Aerc August | Zul, ee: Pontif, prolept. prolept. ) oO - ne 6. Aug. | 27..Aug. 23. Aug. 120) 29. Aug. | 30. Aug. | 26. Aug. ) 6b. Aug. | 26: Aug. | 29. Aug.| 24 | 30. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug. ) De Aug, | 26..Aug. | 22.Aug.| 22 | 09, Aug. | 30.Aug. | 26. Aug, frühstes mögliches Jahr der Einführung des Alexandrin. Kalenders, ‚3. Aug. | 26. Aug. | 22. Aug. 23 29. Aug. | 30. Aug. 26. Aug. 5. Aug. | 26. Aug. | 22. Aug. [24] 29. Aug. | 30. Aug. | 26. Aug. ) a. Aug. 28. Aug. | 22. Aug, 25 30. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug. 4. \ ‚ ; k ? 4. Aug. | 25. Aug. | 22. Aug 26 29. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug, 24. Aug. | 25. Aug. | 22. Aug. 24. Aug. | 25. Aug. | 22. Aug, 128] 29. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug. D2 27 29. Aug. | 30. Aug. | 27. Aug. 27 238 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Römische Jahre. Aegyptisches Sothisjal Olymp. Eee. Jahre vor und nach Chr. nd | Julian. Datum d. 4.1 “ Jul. Kalen.| Periode. | Buchst. | August. |u1 N Portik Sothis-Per. | August. | 5] GR prolept. _ Er ; prolept. | a 4152 44 |442 G 2 [2] 2 | 194,3 1321 20. Juli |20.Juli \ m , 45 | 4413 B [1a] 1a. 1a. 2193 7 ; an 194,4 1322 |19.Juli 20.Juli i . 754 46 | 4714 E Ip. Ip. Ip. 195,1 1323 119.Juli120.Juli 1 bp) 195,2 R 1324] |19.Juli'20.Juli 4% 1445 | HH 2 2 2 N. 48 4716 | C 3 [3] 3 | li 195,3 1325 |20.Juli 20. Juli | | F | an3 49 | 49% E 4 4 | | 195,4 1326 |19.IJuli 20. Juli ; ” Es 50 | | A 5 5 | 5 | 196,1 1327 |19.Juli 20. Juli ji Beginn des Augustischen Kalenders. zo em DT 61|6|66 n 196,2 1328] 19. Juli 20. Juli M | - > 20| 6 . 52 |47 7 Ki 7 196,3 1329 120. Juli |20.Juli 5 [ griechischen und römischen Chronologie. gyptisches bewegliches Jahr. Aegyptisches Alexandrinisches Jahr. Julian. Datum d. 1. 'Thoth. Julian. Datum d. 1. Thoth. a = er rn Jahr.der | ____ _ to 0 \n 7 aan ta esn EIER Jul. Caes. | Pontif. Alex. Aere. Ausust: Jul. Caes. Pontif. prolept. prolept. 4 99 > 124. Aug. | 24. Aug. | 22. Aug. 29 30. Aug. | 30. Aug. | 28. Aug. 0.19 3 23. Aug. | 24. Aug. | 22. Aug. 30 29. Aug. | 30. Aug. | 28. Aug. 23. Aug. | 24. Aug. | 22. Aug. 31 29. Aug. | 30. Aug. oO wg. 23. Aug. | 24. Aug. 23. Aug. | 23. Aug. 99 22. Aug. [32] 29. Aug. | 30. % 28. Aug. Wahrscheinliches Jahr der Einführung des Alex. Kalenders 30 ir 23. Aug. | 22. Aug. 35 99. Aug.| 30. Aug. | 29. Aug. I, 2) Ser) ARE up: [36] | 29. Aug. | 30. Aug. | 29. Aug. jan u are [nen| u Fasılanı [un Is jan [are Irre 22. Aug. | 22. Aug. | 22. Aug. 37 30. Aug.| 30. Aug. | 30. Aug. 29 30 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Römische Jahre. Aegyptisches Sothisjal Olymp. U Jahre des! Julian. |Nundinal- RSG: Jahr d. letzt. ee ı " Pul. Kalen.| Periode. | Buchst. August. |Jul. Caes.| Pontif. Sothis-Per. | August. Jul. Caes.| er 53 |4321 |B.A.| [S] s [8] | | 196,4 1330 |19.Juli = ENGE RE 7 Wut 177 Tee ur Du Due 197,1 7 1331 19.Juli 20. Juli | 463 8 |4323 G 10 10 10 197,2 1332, 19.Juli 20.Juli »6 | 42324 B 11 11] 11 @ 764 i i 197,3 1333 |20.Juli 20.Juli © | _ Ix6s 57 4325 |E.D.| 12] | 12 ||] | | 197,4 1334 |19.Juli |20.Juli 166 8 | 4726 G | 13 13 13 | 198,1 | 1335 |19.Juli |20. Juli R »9 | 4727 B 14 14 14 1952 | 9? 60 |472S| E [1336] |19.Juli 20. Juli | 1337 20. Juli 20. Juli 1338 [19.Juli 20. Juli h griechischen und römischen Chronologie. yptisches bewegliches Jahr. Aegyptisches Alexandrinisches Jahr. Julian. Datum d. 1. Thoth. Julian. Datum d. 1. Thoth. zt. Jahr der it a ‘ August. Jul. Caes. | Pontif. Alex. Bere, August. | Jul. Caes. Pontif. eo, 21. h u en us | | 09. Aus. | am Ana. | 09: Aue. 29 ED, 21. Aug. | 22. Aug. | 21. Aug. 39 29. Ang. | 30. Aug. | 29. Aug. 0b) 6) ar ee. | 2. Aug. | 2). Aug, [40] | 29. Aug. | 30. Aug. 30. Aug. | 30. Aug. 30. Aug. 42 | 29. Aug. | 30. Aug. | 29. Aug. 21. Aug. | 21. Aug. | 21. Aug. | 20. Aug. 21. Aug. | 20. Aug. 9) o 20. Aug. | 21. Aug. | 20. Aug. 43 29. Aug. | 30. Aug. | 29. Aug. 9 o 9) o a u el [44 29. Aug. | 30. Aug. | 29. Aug. el Bun 45 30. Aug. | 30. Aug. | 30. Aug. ug. | 20. Ang.) 19 Ang, 46 29. Aug. | 30. Aug. | 29. Aug. 31 32 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Römische Jahre. Aegyptisches Sothisja Olymp. N Jahre des Julian. Nundinal- Zahzenach Ch. _—_ [Jahr d. letzt. Te | A Jul. Kalen.| Periode. | Buchst. August, Jul. Caes. | Pontif. Sothis-Per. Angust. |Jul. Caes. . 62 |4730| B 21|17|1 | 199,1 | 1339 |19.Juli 20. Juli 771 63 | 4731 E 18 18 18 199,2 11340] |19. Juli 20. Juli 472 61 |4732 H 19 19] 19 199,3 1341 |20.Juli 20. Juli | 473 65 14333 | C.B. 120] 20 120) | 199,4 1342 |19.Juli 20.Juli | . 474 66 | 47314 F 21 21, 21 200,1 1343 |19.Juli 20. Juli M . 75 67 14735 A 22 22 22 200,2 1344| |19. Juli 20,20 Mr griechischen und römischen Chronologie. ptisches bewegliches Jahr. Julian. Datum d. 1. Thoth. Jahr der August. | Jul. Caes. | Pontif. | Alex Aere. | August. | Jul. Caes. | Pontif. 2 Au re ner gg" \og, Aus!]’30/ Anal] a0 Aug 19. Aug. | 20. Aug. | 19. Aug. 48] | 29. Aug. | 30. Aug. 29. Aug r Aug. | 19. Aug. | 19. Aug. 49 30. Aug. | 30. Aug. | 30. Aug 18. Aug. | 19. Aug. | 18. Aug. 50 29. Aug. | 30. Aug. | 29. Aug 18. Aug. | 19. Aug. | 18. Aug. 51 29. Aug. 30. Aug. | 29. Aug. 18. Aug. 119. Aug. | 18. Aug. | z7 |90. Ang. IR Angb| dal Philos. - histor. Kl. 1859. Aegyptisches Alexandrinisches Jahr. Julian. Datum d. 1. Thoth. 33 34 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, 2. Ueber den Dionysischen Kalender. Mommsen hatte in seiner früheren Erklärung des Alexandrinischen Epochentages die Vermu- thung aufgestellt, der Alexandrinische Kalender möge sich an den Dionysi- schen und dieser an den altägyptischen festen Kalender angeschlossen haben. Die Epochentage beider früheren Kalender seien noch unbekannt, müfsten aber in den Sommer gefallen sein. Man könne daher annehmen, dafs sie auf den 29. August gefallen wären und dies möge die Veranlassung gewesen sein, dafs auch der Alexandrinische Kalender den Neujahrstag auf den 29. August (resp. 30. August) gesetzt habe. Der Grund zu der Meinung, dafs das Neu- jahr des festen altägyptischen Neujahrs noch gar nicht ermittelt sei, während doch allgemein anerkannt war, dafs es auf den 20. (resp. 19.) Juli fiel, konnte, so viel ich jetzt sehe, nur darin liegen, dafs Mommsen unter dem festen Jabre noch ein anderes als das Sothisjahr verstanden hat. Wenigstens scheint sich nur daraus der sonst ungelöste Widerspruch zu erklären, dafs er kurz vorher (p. 248) das Neujahr des Normaljahres der Hundsternperiode selbst auf den 20. Juli setzt, und auch in seiner zweiten Ausgabe (p. 257) nur die „Wahrscheinlichkeit” zugiebt, dafs das alte feste Jahr der Aegypter am 20. Juli begonnen habe: „Als Neujahr wird gewöhnlich der Julianische „2. Juli angenommen, und wahrscheinlich mit Recht; es spricht dafür theils „die Analogie des Eudoxischen Kalenders, welcher aus diesem ägyptischen „abgeleitet ist, theils der Umstand, dafs in der Kaiserzeit, als dieses feste „Jahr das oflicielle geworden war, neben dem offieiellen Neujahr des %,. Au- „gust noch ein „natürliches” des 2%. „scheinlichkeit als das ältere zu der Zeit, wo das Jahr eben blofs noch ein Juli erwähnt wird, welches mit Wahr- „natürliches war, allein geltende Neujahr betrachtet werden kann.” Das eigentlich entscheidende Zeugnifs des Oensorinus, welcher die Epoche der Sothisperiode und folglich des festen Sothisjahrs geradezu auf den 20. Juli, als den Tag des Frühaufgangs des Sirius ansetzt, wird nicht angeführt, und doch geht daraus mit voller Evidenz hervor, dafs alle übrigen Stellen, welche von dem ägyptischen Neujahr am Tage des Sothisaufgangs sprechen, kein anderes festes Jahr als das am 20. Juli beginnende bezeichnen können. Wie wäre es aber denkbar, dafs neben diesem allgemein bekannten Neujahre des festen Sothisjahres mit vierjähriger Schaltung, noch ein anderes festes gleichfalls mit vierjähriger Schaltung und von Niemand erwähntes, vorhan- den gewesen sein sollte, welches dem Dionysischen oder Alexandrinischen griechischen und römischen Chronologie. 35 einmal einem ersten Monatstage entsprach, so hatte ich in meinem Vortrage Jahre als Vorbild gedient haben könnte. Auch das Epochenjahr, über welches Mommsen (p. 258) noch im Ungewissen ist, wird von Censorinus ausdrücklich genannt und durch andere Zeugnisse bestätigt. Es erneuerte sich nach Ablauf jeder Sothisperiode und zwar zuletzt im Jahre 139 nach Chr., zu vorletzt im Jahre 1322 vor Chr. Die erste Feststellung eines sol- chen Epochenjahres bleibt allerdings der Vermuthung überlassen; doch kann es nicht wohl zweifelhaft sein, dafs die Sothisperiode schon im Anfange des neuen Reiches historisch festgestellt war('). Da nun in dem erwähnten Zusammenhange auch des Dionysischen Kalenders gedacht worden war, dessen Neujahrstag bis dahin allerdings noch nicht näher bestimmt, von Mommsen aber gleichfalls auf den 29. August gelegt worden war, obgleich dieser dem 4. Dionysischen Parthenon, also nicht (') Wenn Mommsen p. 258. 259 sagt: „Die wahrscheinlich sehr alte Eidesformel, welche die ägyptischen Priester vor der Umlegung (?) des Diadems von ihren Königen forderten, sich der Tag- wie der Monatsschaltung enthalten zu wollen, deutet unverkennbar darauf hin, dafs der Schalttag schon früh bekannt und wahrscheinlich einmal ein vergeblicher Versuch gemacht worden war, den geltenden Festkalender danach abzuändern,” und in der Note nach Mittheilung der betreffenden Stelle hinzufügt: ,„‚Die hier erwähnte Monatsschal- tung mit Lepsius Chronol. I, 219 auf ein andres Jahr zu beziehen, als das bei der Tag- schaltung unzweifelhaft gemeinte gemein-bürgerliche, hebt den inneren Zusammenhang der Ceremonie auf,” so ist mir die Verbindung dieser Folgerung mit meinen Worten: „Doch war vielleicht seit jener Zeit, in welchem die im bürgerlichen Leben so lästigen Einschal- tungen noch nöthig waren (d. h. seit dem Uebergange von dem früheren lunisolaren zum spä- teren schaltlosen Jahre) die Sitte eingeführt worden, dafs die Könige bei ihrer Thronbe- steigung schwören mulsten, keinen Monat und keinen Tag im bürgerlichen Jahre von 365 Tagen einzuschalten, denn diese setzt jedenfalls Einschaltungen zu irgend einer früheren Zeit voraus,” nicht verständlich. Der Sinn der Ceremonie konnte doch nur sein, dafs die Könige weder ein gebundenes Mondjahr, noch ein festes Sonnenjahr zu bürgerlichem Ge- brauch einführen sollten. Wenn aber Mommsen am Ende der Nöte zufügt, man könne auch „an den Schaltmonat des lunisolaren Lagidenjahres denken und den Eid dahin auslegen, dals die Ptolemäer sich verpflichteten, weder das feste ägyptische, noch das macedonisch- alexandrinische Jahr den Eingeborenen aufzunöthigen,” so ist dabei wohl zu bedenken, dals die Einführung dieser Sitte doch nur in eine Zeit palst, wo die hierarchische Macht stark genug war, um den Königen Gesetze vorzuschreihen, und dafs weder Alexander der Grolse noch seine Nachfolger Neigung gehabt haben würden, sich einem solchen Verlangen der Priesterschaft zu fügen, wenn sie wirklich, was aber ihrer Politik ebenso fern lag, wie der Römischen des Augustus, die Absicht gehabt hätten, durch Fixirung des einheimisch ägyp- tischen Volkskalenders, eine wesentliche Störung in der Ausübung der Landesreligion her- beizuführen. E2 36 T,ersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, vom 12. August, dessen auf wenige Zeilen beschränkten Auszug der Monats- bericht enthält, die Gründe entwickelt, welche mir diese Annahme unmöglich zu machen schienen. Seitdem hat auch Böckh (Monatsbericht vom 18. No- vember 1858), welcher bei meinem früheren Vortrage nicht zugegen gewesen war, sich mit Ideler, Letronne und mir darin einverstanden erklärt, dafs das Dionysische Jahr mit dem Karkinon begonnen habe, und zugleich aus den Ptolemäischen Angaben den strengen Beweis geliefert, dafs nach diesen selbst wenigstens der Parthenon der erste Monat nicht gewesen sein könne, sondern nur zwischen dem Karkinon oder dem Leonton die Wahl bleibe. In Bezug auf die innere Construktion neigt er sich zu den von mir im Aus- zuge mitgetheilten Ansichten, findet aber (p. 584) auch dann noch unter andern die Abweichung, dafs der erste Krebsmonat nach ihm auf den 26. Juli gefallen sei, während ich ihn auf den 27. setzen zu müssen glaube. Ich werde nun zunächst die Stellen des Ptolemaeus, um welche es sich handelt in den Worten des Originals hier wiedergeben, auf welche man in der Regel nicht vollständig genug zurückgegangen ist, und werde sie der leichteren Uebersicht wegen nach der Folge der Monatsdaten in der Dionysi- schen Tatraeteride ordnen. Sie finden sich im Almagest, vol. II. ed. Halma: 1). 1ib. IX, c. 3, p. 263: To uE Ereı Kara Auovyrıev, HagIevwvos 1, 6 Treu Aus de) Enos Emeradunbe rev voriov Evov. O ev oDv Waevos Irri nard 70 my Eros üme Tas "Arefavdoeu Tereurns var’ Alyumrious Emipi ıd eis iv m coSgou, ev W Tov MAuov EÜRLTKOMEN KUTa Eomv magodev EREX,OVTE mapSevou Heigus S ve. Jahr XLV des Dionys., 10 Parthenon, seit Alex. Tod. 83 (= Nabon. 507), 17—18 Epiphi früh, mitt. Sonnenort Jung- frau 9° 56. 2) IX, 10, p- 187: To ra Ersı nara Auoviriov, © Av nara ro umd Eros dvd Naßovara- gov, Ixopmiov PB, zur’ Alyurrious OuS m eis mv ı9, EWaS 6 orißwv ns dia Te opeicu uerWwov ToV Tropmiwvos nal uETou eÜIelas dm- eiyev Eis Ta Uroreımrousva eANUnV, macs agnTous de Tou Begsisv nerwmeu beige D veryvas etc. Kal Ereiyev 6 ueros HAuos N 19 FoU us 699g0v, naS” Auas, Trepmiwvos eipas % Ey d. E) Jahr XXI. des Dionys., 22 Skorpion, Nabon. 484, 18—19 Thoth früh; mittlere Sonnenort am 19. Thoth früh, Skorpion 20° 50. griechischen und römischen Chronologie. 37 m 7 | 5 — — 3) X, 9, p.236: Ararapeiraı orı rw ıy Ereı ara Arvüriov, Alyuvos ne (lege #5), em e ER >” / ’ >) , N’ Ewos ö ToU "Agecs TU Regeiv HETWmw ToU Encgmisu Edonei mIoTTEIE- xeva °O ev oUv Tis TRanTews Kgavos yıveraı nura To vd 8705 @mo ns "Arefuvdgov TEAeurts, FouresTı nard To vos Eros amo Naßovar- Tage, war’ Alyumrious ’ASUp 2 eis ryv za 00 Ipev, &v W Tov MAav EÜgITRonEV Kara Meonv magcdev EmEY,OVT« alyorepw Holges any. Jahr XIII. des Dionys., 25 (lies 26) Aigon, seit Alex. Tod 52 = Nabon. 476, Athyr 20—21 früh; Steinbock 23° 54. 4) KK,7,p. 168: "Erovs ay, zara Auovucıov, "ydowves PRS (lege »a), &wos 6 sraßwv ToÜ Anumgorareu ougaiu Ev alyoregw dieiyev Eis Tas OLG dpnrous, r Si ke ’ ’ En FR. EN ß P TEANvas reis. eic. O WEros OnAovorı NAısS EMEIN,EV Vopox,cov negas : ’ 52 \ e r \ N ne 2 1.4 Sy len / E) ms. Hv yap o KIVOoS KATa TO URS Eros Amo Naßsvarapev KAT Alyurrious Kon ıd eis iv m 60-Sgou. Jahr XXIII., 29 (lies 21) Hydron, Nabon. 486, Choiak 17—18 früh; mittl. Sonnenort Wasserm. 18° 10’, 5) IX, 7, p.169: TS nv @ÜTO any Ersi, nara Arovucıov, Tavpuvas dErmegas, 77 dia TOv ToU Taugov negarwv EUSEI«E UmeAsimeto ToeIs TerNvas. etc. nal MV ö KEOVos KaT« TO UMS Eros maAW amd Naßevarsagen, zar' Alyur- [4 \Q n > \ —_ \ = 3 N _ rious bausvwI ruaxorry eis ayy @ (lege Mexio rgiancotn eis riv @ & ; 35 > e ’ SE r % 22 > En a nd z uS „ anevWO) Ermegas, OrE 6 METOS MAıos Emeiye zgioV Hoipas #9 5". Jahr XXIII. des Dionys., 4 Tauron, Nabon. 486, Phame- noth 30—1 (lies 30 Mechir zum 1 Phamenoth), Abends; mittl. Sonnenort Widder 29° 30'. 6) IX, 7, p.170: "Erous #0, nur& Auovurıov, Asovrwvos an Ermegac, moonyeiro Tou Grayyos, EE wv 6 "Irwagxos EmiAoyıleraı, Rırgw mAEIOV Y Hogwv, 4 ’ / \ \ e ’ \ ’ B WITE EMENEW TOTE nara Tas Muerepas doyas, mapIevov Moipas I 8. ’Eorn 1,90vos nara ums Eros dmo Naßovarsapov, nar’ Alyumricus Hauvi A (sc. eis Tiv @ ’Erıdi) Enmegas, na$’ cv 6 ueros ed > es ‚ , 3 ” Ir 7 ’ Ass Emeiye Acovros moigas nd 5 y. (1. 5’ Y). Jahr XXIV. des Dionysios, 28 Leonton Abends, Nabon. 486, 30 Payni (bis 1 Epiphi) Abends; mittl. Sonnenort Löwe 27° 50°. 7) IX, 7, p. 169: TS ö& un Ereı, nara Arovuriov, Aduuwvos 2 Ermegas, nar’ euIelav N Marısra Taic nebarais av didumwv, moös neonugiav de Ts vo- 2 di 6 ’ ’ y. A % \ \ Ka Tiov OlEIyE TOITNWOgLW veAnvns EAacgov 9 etc. Eorı de zul oVToG ‘ 38 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, n Wgevos Kara 70 vaa Eros drd Naßovassagev, zart’ Alyumrious bap- MouSt Bi; eis mw 5 Ermegus, naS” ov 6 meros Nuss Ereiye ddummwv noipas Berka: Jahr XX VII des Dionys., 7 Didymon, Nabon.491, Pharmuthi 5—6, Abends; Mitt. Sonnenort Zwillinge 2° 50'. Scaliger (!) hat diese Stellen ausgezogen und macht nur wenige Be- merkungen dazu, weil er die Angaben gröfstentheils für fehlerhaft hält, und nicht glaubt, dafs eine Wiederherstellung des Kalenders möglich sei. Er ist zuerst auf den unrichtigen Weg gerathen, auf welchem ihm fast alle späteren Gelehrten gefolgt sind, den Kalender für einen wirklichen Zodiakalkalender zu halten, im Sinne der späteren, nämlich des uns näher bekannten des Ge- minus, in welchem die Monate so viel Tage enthielten, als die Sonne in jedem Zodiakalzeichen verweilte. Er ging daher in der Beurtheilung der Dionysi- schen Daten von den von Ptolemaeus zugefügten Bestimmungen der mitt- leren Sonnenörter aus, und hielt diejenigen Angaben für fehlerhaft, welche von diesen Sonnenörtern um mehrere Tage abzuweichen schienen. Nur einen Fehler, der sich bei näherer Betrachtung sogleich aufdrängt, hat auch er schon richtig bemerkt. Der 29. Hydron in der dritten Stelle mufste un- richtig sein. Er irrt aber in der Emendation, wenn er dafür den 19. Hy- dron lesen will. In einer andern ebenso offenbar verschriebenen Stelle, wo jetzt der 30. Phamenoth gelesen wird, will er dafür den 4. Phamenoth lesen (A für A), was aber gleichfalls die Unrichtigkeit nicht beseitigt. Petavius(?) tadelt den Scaliger mit Recht in zwei Punkten, die hier aber unwesentlich sind, nämlich dafs er die Erwähnung eines 38. Jahres im Prolog zur griechischen Uebersetzung der Weisheit des Jesus Sirach auf die Aere dieses Dionysius bezieht und dafs er das Dionysische Jahr einen annus eivilis nennt, während es nur eine gelehrte Jahrrechnung gewesen zu sein scheine. Er berechnet ferner die Beobachtung vom 22. Skorpion richtig auf den 15. November, wo Scaliger den 14. November gefunden hatte, tadelt jenen aber mit Unrecht darüber, dafs er den 7. Didymon auf den 38. Mai berechnet und setzt ihn irrig auf den 30. Mai. Die verderbte Stelle: BausvwI rgiazerrh eis ryv @, welche Scaliger unrichtig emendirt hatte, hat (') De em. tempp. 1629. p. 168. (*) De doctrina tempp. lib. IV, c. 16. griechischen und römischen Chronologie. 39 er zuerst richtig dahin verbessert, dafs Mexig rgaxesrn eis mv @ Bauens zu lesen sei. Im Uebrigen hielt er wie Scaliger die meisten Angaben für unrichtig oder verderbt, und giebt es auf die wesentlichen Elemente des Ka- lenders wieder aufzufinden. Ideler hat dem Dionysischen Kalender einen besonderen Abschnitt in seinen Untersuchungen über die astronomischen Beobachtungen der Alten (!) gewidmet. Er giebt eine Tafel, in welcher er die Beobachtungen mit den Dio- nysischen und den Julianischen Daten zusammenstellt. In Bezug auf den allge- meinen zodiakalen Charakter des Kalenders spricht er ausdrücklich aus, was Scaliger und Petavius vorausgesetzt haben. „Ohne Zweifel, sagt er, wird Dionysius seine Monate nach der Zeit abgemessen haben, welche die Sonne seiner Theorie gemäfs, damals in den einzelnen Zeichen der Ekliptik zubrachte”. In diesem Falle hätten die Monatstage mit den entsprechenden Graden der Zeichen in Uebereinstimmung sein müssen. Da dies offenbar nicht der Fall ist, so schliefst auch er, dafs die Theorie des Sonnenlaufs damals sehr un- richtig und verwirrt gewesen sein müsse, weil die Monatstage weder mit den mittleren noch mit den wahren Oertern nach der Hipparchischen Theorie, welcher sowohl Ptolemaeus als Geminus gefolgt seien, übereinstimmen. In Bezug auf den Anfang des Jahres sagt er: „Vermuthlich fing er sein astro- „nomisches Jahr, ebenso wie Geminus, mit dem Eintritt der Sonne in den „Krebs an, von welchem Zeitpunkte die Verfertiger der Parapegmen auszu- „gehen pflegten, weil das bürgerliche Jahr der Griechen um die Gegend des „Sommersolstitiums seinen Anfang nahm.” Diese Vermuthung erweist ‚sich, mit einer gewissen Modifikation als durchaus richtig. Der Kalender selbst sei aber nicht zu reconstruiren. Dieses hat dennoch zuerst Letronne(*) versucht. Er hat richtig ge- sehen, dafs das Jahr des Dionysius von Scaliger bis Ideler mit Unrecht für ein Zodiakaljahr wie das des Geminus gehalten worden war, in welchem die Länge eines jeden Monats der Zahl der Tage entspricht, welche die Sonne in dem entsprechenden Zeichen zubringt; er findet, dafs es vielmehr ein Jahr wie das ägyptische war, und 12 dreifsigtägige Monat& hatte, denen 5 Epagomenen zugefügt wurden (im Schaltjahre 6). Er hat auch richtig p- 260 ff. Journal des Savans 1839. Novembre. p. 653 ff. ©) (w) 40 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, erkannt, dafs der Tag der Sonnenwende der erste Tag seines Jahres sein und auf den 1. des Krebsmonats fallen müsse. Er hat sich aber vielfach in den Rechnungen versehen und die 7 von Ptolemaeus gegebenen Daten keines- wegs mit dem von ihm gegebenen Kalender in Uebereinstimmung gebracht. In den Dionysischen Daten behält er mit Unrecht, wie wir sehen werden, den 25. Aigon bei, statt ihn in den 26. zu corrigiren. Den 29. Hydron verändert er mit Scaliger und Ideler in den 19. statt in den 21.; und statt des 4 Tauron, welcher richtig gegeben ist, setzt er unrichtiger Weise den 4. Tauron. Diese Fehler werden in den Kolumnen der Julianischen Daten gröfstentheils durch andere Fehler ausgeglichen; doch treten dafür auch an- dere wieder ein, z. B. dafs er den 1. Chelon auf den 24. statt auf den 25. September setzt, und den 7. Didymon auf den 28. statt auf den 29. Mai. Auch in der Angabe der mittleren Sonnenörter finden sich zwei unrichtige Lesarten, indem hier dem 10. Parthenon 9° 50° statt 56 der Jungfrau, und dem 19. Hydron 18° 10’ statt 30° des Wassermanns entspricht. Endlich stim- men auch die Intervalle der Kardinalpunkte weder mit den angegebenen Ju- lianischen Daten noch mit den Monatslängen des Geminus. Obgleich daher Letronne den allgemeinen Charakter des Kalenders richtiger als seine Vorgänger erkannt hatte, so war doch der Nachweis von der Richtigkeit derselben keineswegs geführt; die Rechnung blieb in der gröfsten Verwirrung und gewährte keinerlei Anhalt. Dies veranlafste auch Mommsen, welcher 3 Rechnungsfehler in Letronnes Konstruktion nachwies, die von diesem aufgestellte Vermuthung, dafs hier eine ägyptische Jahrform mit 5 Epagomenen vorliegen möchte, wieder aufzugeben und eine neue Konstruktion zu versuchen. Die zuerst(!) aufgestellte Ansicht, dafs das Dionysische Jahr mit dem 29. August am 4. Parthenon begonnen haben möchte, hat er später (?) zurückgenommen. Im Uebrigen aber behält er die innere Konstruktion wie früher bei. Nach diesen würden den Monaten unregelmäfsig abwechselnd bald 31 bald 30 Tage zukommen, nämlich in dieser Folge(°), vom Krebs beginnend: 31, 30, 30, 30, 30 (oder‘31), 31 (oder 30), 31, 30, 30, 30, 31, 31, und um diese (') Röm. Chron. 1. Ausg. p. 245. (*) 2. Ausg. p. 273. (’) In der zweiten Ausgabe p. 272 ist durch Versehen der Leonton mit 30 und der Hydron mit 30 Tagen aus,elassen. griechischen und römischen Chronologie. 41 Folge zu erhalten, wird der 29. Hydron in den 19., der 4. Tauron in den 1. Tauron, der 7. Didymon in den 3. Didymon verändert. Da aber der Schaltjahre wegen, welche zwischen den wirklichen Beob- achtungen lagen, in einem und demselben Jahre die Idelerschen Tage des Julianischen Kalenders nicht unverändert aufgenommen werden können, sondern z. B. im Jahre 285, wenn die ersten 5 Julianischen Daten beibe- halten werden, das sechste in den 26. April, das siebente in den 29. Mai zu verändern ist, so würde vielmehr der 2. Tauron und der 4. Didymon zu schreiben gewesen sein. Es würden also von den 7 Dionysischen Daten 3 zu verändern sein. Abgesehen aber hiervon würde sich die Konstruktion vornehmlich deshalb nicht empfehlen, weil in der Länge der Monate weder das ägyptische noch ein zodiakales Prineip erscheint, denn die Monatstage entsprechen nicht den Graden der einzelnen Zeichen, und gleichwohl ist auch in dem Wechsel von 31 und 30 Tagen selbst keine Regel ersichtlich. Wenn wir nun selbst versuchen wollen, den Dionysischen Kalender wieder herzustellen, so wird es kaum nöthig sein, nochmals auf den jetzt von Niemand mehr bezweifelten Anfangspunkt des Kalenders zurückzukom- men. Es ist schon von Ideler und Letronne hervorgehoben, dafs mit Berücksichtigung der Zeit, in welche die Aufstellung des Dionysischen Ka- lenders gehört, nur an den Tag des Sirinsaufgangs oder an die Sommerson- nenwende gedacht werden kann. Da nun die letztere damals auf den 26. oder 27. Juli fiel, und der erste des Krebsmonats nach dem Datum vom 28. Leonton, welcher nach dem entsprechenden ägyptischen Datum im Jahre 262 vor Chr. dem 23. oder 24. August entsprach, ungefähr auf denselben Tag fallen mufste, der Siriusaufgang aber in demselben Jahre auf den 20. Juli, also über 3 Wochen später traf, so war die Annahme des Neujahrs am ersten Tage des Krebsmonats gleichzeitig mit der Sommersonnenwende mit Noth- wendigkeit geboten. Noch entschiedener und mathematisch zwingend ist der Schlufs auf den Anfang des Jahres mit dem Krebsmonat aus dem Um- stande zu ziehen, dafs der 4. Tauron im Jahre 262 wenigstens theilweise auf den 25. April, und der 7. Didymon im Jahre 257 auf den 28. Mai fiel. Denn aus beiden Daten geht hervor, dafs das Dionysische Jahr Epagomenen und zwar hinter dem Didymon haben mufste. Da nun Epagomenen nur hinter dem letzten Monate des Jahres zugefügt sein konnten, so mufste der Philos. -histor. Kl. 1859. F 42 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Didymon der letzte und folglich der Karkinon oder Krebsmonat der erste des Jahres sein. Endlich hat schon Böckh, wie oben gesagt, in noch an- derer Weise streng bewiesen, dafs das gegenseitige Verhältnils der Daten nur zwischen dem Leonton oder Karkinon als erstem Monat die Wahl übrig läfst, welche däher auch nur auf den Karkinon fallen konnte. Schon eine oberflächliche Vergleichung der Dionysischen Daten, die in den verschiedenen Beobachtungsjahren immer ungefähr dasselbe Verhält- nifs unter sich, wie die entsprechenden Julianischen Tage haben, lehrt, dafs der Dionysische Kalender auf eine der Julianischen ähnliche Tetraeteris ge- baut sein und alle 4 Jahre einen Schalttag haben mufste; und dafs die Mo- nate, denen zuletzt noch 5 (oder 6) Epagomenen zugefügt wurden, 30tägig waren geht nicht allein aus den beiden letzten Daten hervor, die bereits bei der Bestimmung des Neujahrs angeführt wurden, sondern auch aus den übrigen, welche alle eine allmählig wachsende Differenz zwischen den Monatstagen und den Graden der entsprechenden Zeichen genau in der Weise zeigen, wie es bei 30tägigen Monaten, im Vergleich mit dem Hipparchischen von Ptolemaeus hier in Anwendung gebrachten Sonnenlauf erwartet wer- den mufs. Wir haben also 7 Daten eines 4jährigen Schalteyklus vor uns, dessen einzelne Jahre in Bezug auf die Monate den ägyptischen nachgebildet waren und mit dem ersten Tage des Krebsmonats am Tage der Sonnenwende be- gannen. Es fragt sich jetzt weiter, welche Jahre dieses Cyklus Schaltjahre waren, nnd an welchem genauen Julianischen Tage des aus den Daten zu entnehmenden ersten Jahres 285 vor Chr. der Cyklus begann. Um dies mit völliger Sicherheit zu bestimmen, ist es nöthig mehrere Punkte ins Auge zu fassen, welche bisher noch nie in Rechnung gezogen worden sind, und auf welche ich bereits früher im Monatsberichte vom 12. August 1858 hinge- wiesen habe. Die einzelnen von Ptolemaeus verzeichneten Daten verändern nämlich ihr gegenseitiges julianisch ausgedrücktes Verhältnifs, 1) jenachdem der Anfang des ägyptischen Tages, 2) jenachdem der Anfang des Dionysischen Tages gerechnet ist; 3) jenachdem die einzeln verzeichneten Jahre juliani- sche Schalt- oder Gemeinjahre und 4) jenachdem sie Dionysische Schalt- oder Gemeinjahre sind. griechischen und römischen Chronologie. 43 Was den ersten Punkt, den Anfang des ägyptischen Tages, betrifft, so können darüber verschiedene Ansichten sein. Ideler(') schliefst aus einer Stelle des Ptolemaeus, dafs der ägyptische Tag des Morgens, also mit Sonnenaufgang begann. Aus einer andern geht hervor, dafs Ptolemaeus die nach ägyptischen Jahren zählende Aere des Nabonassar um Mittag be- gann. Plinius(?) aber sagt ausdrücklich : Ipsum diem alü aliter observavere. Babylonii inter duos solis exortus: Athenienses inter duos occasus: Umbri a meridie in meridiem: vulgus omne a luce ad tenebras: sacerdotes Romani et qui diem definiere civilem, item Aegyptii et Hipparchus, a media nocte inmediam. Endlich berichten Isidorus Hispalensis(*), Lydus(*) und Servius(°), dafs die Aegypter den Tag mit Sonnenuntergang begannen. Da Lydus für seine Ansicht einen kosmogonischen Grund anführt, so könnte sich die Nachricht auf das älteste Mondjahr der Aegypter beziehen, in wel- chem der Tag, wie vorauszusetzen ‚ mit dem Abend begann. Vielleicht ist hier aber auch nur von dem griechisch -ägyptischen Jahre der Macedonier und Ptolemäer die Rede, dessen Tage, wie die des griechischen Jahres, ohne Zweifel des Abends begannen. Ich habe schon früher(°) aus den von Ideler angeführten und andern Gründen zu zeigen gesucht, dafs die Aegypter im bürgerlichen Leben den Tag, wie dies in einem Sonnenjahre das Natürliche ist, mit dem Morgen begannen. Zugleich aber habe ich hinzugefügt, dafs die Stelle des Plinius, über den mitternächtlichen Tagesanfang, ursprünglich von einem astronomischen Gebrauch der Aegypter zu verstehen sein möchte. In der That war der Tagesanfang mit Sonnenaufgang für den strengen Astronomen gar nicht zu gebrauchen, weil dieser immer wechselte, und die erste Stunde des bürgerlichen Tages bald früher bald später begann, je nach den Jahreszeiten und Polhöhen. Hätte man nun den astronomischen Anfang auf 6 Uhr früh nach unserer Uhr fest- (') Untersuch. p. 24. Handbuch I, 100. (?) Hist. Nat. II, 79. (°) Etym. lib. V, 30: Dies secundum Aegyptios inchoat ab occasu solis. (*) De Mensibus p. 13 (Schow): Aiyvrrısı dms Eomeoas iv Emibarurav auvagıSuoovren yazgav dws auSıs Esmegas, dia 70 meco Tis FoU mavros Öerosuysews Fzorov UmosiSerSan ToUg Hosmoygadovs, vuzre de mavrwVv Mnrega övonagew. (?) Ad Virg. Aen. v. 738. (°) Chronol. der Aeg. I, 130. F2 44 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptisehen, setzen wollen, so würde dies gleichfalls sehr unbequem gewesen sein, wegen der geringen und doch nie ganz verschwindenden Verschiedenheit der bür- gerlichen und der astronomischen Stunden; denn die Alten pflegten immer nur den Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in 12 gleiche Stunden und die Nacht von Sonnenuntergang bis Aufgang in 12 andere von den Tag- stunden, aufser an den Aequinoktien, verschiedene Stunden einzutheilen. Der sicherste, weil am leichtesten durch Beobachtung zu bestimmende feste Tagespunkt war ohne Zweifel der Mittagspunkt. Daher mag es gekommen sein, dafs zu gewissen astronomisch-chronologischen Zwecken der Ausgangs- punkt auf den Mittag verlegt wurde. Der Beginn der Aere des Nabonassar und deren Fortsetzung am Mittag des 1. Thoth, worauf Ptolemaeus öfters zurückkommt('!), ist ein Beispiel davon, beweist aber keineswegs, dafs die Aegypter den 1. Thoth am Mittag begonnen hätten, oder auch nur, dafs Ptolemaeus hier den 1. Thoth als am Mittag beginnend ansehe, sonst hätte er sich anders ausdrücken müssen. Vielmehr scheint mir aus der Art, wie Ptolemaeus seine Beobachtun- gen ägyptisch datirt, hervorzugehen, dafs er die Tage nach astronomischem Gebrauch um Mitternacht beginnen liefs. Er pflegt nämlich stets den Licht- tag, an welchem eine Sonnenbeobachtung gemacht wurde, oder auf welchen ein anderes Ereignifs fiel, durch einen einzigen ägyptischen Tag zu bezeich- nen, z.B. To & Eros Naßovaragov, zar” Alyurrious OuI & Ns nernußgias (2) ; so oft er aber eine Nacht bezeichnen will, giebt er zwei ägyptische Tage an, sowohl wenn sie vor, als wenn sie nach Mitternacht angestellt ist; z. B. To wo &ros am Naßevarapev, xar” Alyurrious, rußi En eis Tyv mw mg0 8 ugiv naugınäv rod uerevuxriv(?), Nabon. 454, am 5.—6. Tybi, 4 bür- gerliche Stunden vor Mitternacht, oder kurz darauf: Meyxıg ıer eis ray 7m pera Ö wgas zaıpızas red nerovuxrieu(*), am 15.—16. Mechir, 4 bürgerliche Stunden nach Mitternacht. Hätte nun der ägyptische Tag in diesen Rech- nungen wie im bürgerlichen Leben des Morgens begonnen, also die ganze Nacht nur einem ägyptischen Monatstage angehört, so wäre es offenbar (') Almagest ed. Halma vol. I. p. 204. II, p. 209 u. a. (2) II, p. 209. (°) Almag. II, 23. (*) Almag. II, 2 Sr griechischen und römischen Chronologie. 45 unnöthig gewesen, diese umständliche Bezeichnung zu gebrauchen, weil jedermann wufste, dafs der ägyptische Tag des Morgens begann, und also die ägyptische Nacht immer dem vorhergehenden Datum zugehörte, wie die athenische Nacht dem folgenden Datum. Als Beweis, dafs diese Ansicht die richtige ist, kann eine Stelle im Almagest dienen (!), welche oben als dritte Dionysische Beobachtung ange- führt ist. Hier wird eine Frühbeobachtung des Merkur in der Nacht des 18.—19. Thoth angeführt, und gleich darauf die mittlere Sonnenzeit jener Beobachtung bestimmt, wie sie am 19. Thoth früh (69Sgsv) gewesen sei. Hätte der 19. Thoth erst mit Sonnenaufgang begonnen, so hätte die Beob- achtung noch am 18., nicht am 19. Thoth stattgefunden. Ideler führt allerdings eine andere Stelle für seine Ansicht an. Pto- lemaeus(?) erwähnt die von Meton und Euktemon am 21. Phamenoth 432 vor Chr. des Morgens (rgwias, nach Ptolemaeus genau um 6 Uhr früh) ge- machte Sonnenbeobachtung, und sagt bald darauf, sie sei wegi rrv ap Tel hausvw$ „as, um den Anfang des 21. Phamenoth gemacht. Hiernach hätte also der Tag des Morgens begonnen. Er konnte noch eine andere Stelle hinzufügen, wo Ptolemaeus(?) von einer Mondbeobachtung des Timo- charis spricht, welche im 48. Jahre der ersten Kallippischen Periode am 7. Thoth um die 10!, Stunde gemacht worden sei; dies sei Nabonassar 466, 3% bürgerliche Stunden oder 3 isomerine Stunden nach Mitternacht des 7.—8. Thoth gewesen. Hier wird also eine nachmitternächtliche Stunde doch noch dem 7. Thoth zugerechnet, so dafs der 8. Thoth erst mit Sonnen- aufgang begann. Haben wir nun dieses Widerspruchs wegen die eine oder die andere Stelle zu korrigiren? Ich glaube nicht. Vielmehr geht nur die Genauigkeit des Ptolemaeus daraus hervor. Timocharis und Meton beobachteten vor Hipparch, und erst von Hipparch wissen wir, dafs er unter den Griechen die Tagzählung von Mitternacht an einführte, welcher Ptolemaeus folgte. Für Timocharis und Meton war' also in der That die nachmitternächtliche 3) IL, p. 187 CO) An. 1, p.2162: (°) Alm. II, p. 24. 46 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Beobachtung zum vorhergehenden, für Ptolemaeus aber, welcher die Dio- nysische oben erwähnte Angabe auf das ägyptische Datum redueirte, zum folgenden ägyptischen Monatstage gehörig. Wenn aber Plinius für den mit- ternächtlichen Tagesanfang Hipparch und die Aegypter anführt, so können hier sehr wohl, wie Ideler('), für den Fall, dafs Plinius sich nicht über- haupt geirrt habe, meint, die älteren Aegypter, denen Hipparch gefolgt sei, zu verstehen sein, nämlich die einheimischen ägyptischen Astronomen, deren Zählungsweise sich längst von der bürgerlichen des Landes getrennt hatte. Es scheint mir, dafs Hipparch die von den ägyptischen Astronomen entlehnte Neuerung aus dem doppelten Grunde einführte, erstens weil der mitternächtliche Anfang als der festere Punkt gegen die in Griechenland noch bedeutender als in Aegypten schwankenden Morgen - und Abend-Anfänge, für seine schärferen Berechnungen und Beobachtungen der zweckmäfsigere sein mufste, dann weil er dadurch statt der um einen halben Tag auseinanderliegenden griechischen und ägyptischen Anfänge einen gemeinschaftlichen Anfang gewann, wenn er den griechischen Tag 6 Stunden später, den ägyptischen 6 Stunden früher beginnen liefs. Ob er wirklich den griechischen Tag gleichfalls um Mitternacht begann, wie man aus Plinius schliefsen könnte, geht freilich wenigstens aus den von Ptolemaeus angeführten Beobachtungen nicht hervor, weil er hier immer nur ägyptisch, nicht zugleich griechisch zählt; ja es wird dadurch unwahr- scheinlicher, dafs er in der Bezeichnung der Stunden wenigstens dem griechi- schen Gebrauche folgt, indem er, wie auch Ptolemaeus, diese in der Regel als bürgerliche vom Abend oder Morgen an zählt, die isomerinen aber eben- sowohl von Mitternacht oder Mittag rückwärts wie vorwärts zählt. Jedenfalls hat seine astronomische Zählung an dem allgemeinen Gebrauche der Griechen, die Monatstage mit dem Abend, der Aegypter sie mit dem Morgen zu be- ginnen, nichts geändert, und es ist gerade um jede Verwirrung unmöglich zu machen, dafs er, wie auch Ptolemaeus, die nächtlichen, namentlich die nachmitternächtlichen Angaben durch die beiden Monatstage des vorherge- henden und des folgenden Lichttages bestimmt. Wäre, wie Ideler meint, das doppelte Datum nur deshalb zugefügt, um den Unterschied des ägypti- schen Morgenanfangs vom griechischen Abendanfang hervorzuheben, so (') Handb. I, p. 100. P griechischen und römischen Chronologie. 47 würde auch die vormitternächtliche Nacht stets durch 2 Daten angezeigt sein müssen; dafs aber von den zwei nächtlichen Beobachtungen des Hipparch (I, p. 154: Toö nexig Ti nS Merk To merovunrıov 70 Eis iv Am und 7% reragrn Tuv Emayouevwv, Er megac) die nachmitternächtliche doppelt, die vor- mitternächtliche einfach bezeichnet ist, erklärt sich eben nur daraus, dafs die abendliche Bestimmung von Hipparch nicht verändert worden war, son- dern nur die morgentliche. Ebenso führt Ptolemaeus in der oben mitge- theilten sechsten Stelle die Abendbeobachtung des 28. Leonton nur auf den Abend des 30. Payni zurück, ohne den darauf folgenden 1. Epiphi zu nen- nen, man müfste denn annehmen wollen, dafs diese Erwähnung erst in den Abschriften ausgefallen wäre. Schliefslich dürfen wir annehmen, dafs Ptolemaeus die ägyptischen Tage von Mitternacht anfıng, und diese daher gegen die Julianischen Daten sich nicht verschieben. Wenn er aber auch wirklich den Tag mit dem Morgen begonnen hätte, so würde dies dennoch auf den Juliani- schen Ausdruck für seine Reduktion der Dionysischen daten keinen Einflufs haben, da die Nacht überall doppelt bezeichnet ist. Man würde dann nur das oben erwähnte Datum vom 19. Thoth entweder in den 18. verändern, oder dafür 18.—19. schreiben, und ferner in der Vergleichung der ägypti- schen Tagesanfänge mit den julianischen Tagesanfängen darauf Rücksicht nehmen müssen. Wenn z. B. Ptolemaeus den 10. Parthenon früh gleich setzt dem 17.—18. Epiphi früh, so würde die Beobachtung am 17. Epiphi stattgefunden haben, wenn der 18. Epiphi mit Sonnenaufgang begann, am 18. aber, wenn er um Mitternacht begann. 2. Es fragt sich ferner zu welcher Tageszeit der Dionysische Tag begann. Niemand hat bis jetzt diese Frage erörtert. Es scheint mir aber schon die allgemeine Wahrscheinlichkeit dafür zu sein, dafs der Tag des Dionysischen Kalenders am Abend begann, weil dies in allen übrigen griechischen Kalendern der Fall war. Es kommt dazu, dafs auch die ein- fache Datirung nach einem Monatstag darauf hinzudeuten scheint, dafs keine Abweichung von dem gewöhnlichen griechischen Tagesanfange stattfand; wenigstens würde dies die Meinung derer sein müssen, welche die ägypti- schen Doppelausdrücke durch die Abweichung des ägyptischen von dem griechischen Anfange veranlafst glauben; denn der Dionysische, wie es scheint wenig gekannte und gebrauchte Kalender würde in demselben Falle 48 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, gewesen sein. Indessen würde gegen den ersten Punkt gesagt werden kön- nen, dafs der Dionysische Kalender wahrscheinlich in Aegypten aufgestellt worden war, dafs er kein Mondkalender, sondern ein Sonnenkalender war, und dafs man deshalb den Tagesanfang von der ägyptischen Sitte her- genommen haben könnte; gegen die zweite läfst sich einwenden, dafs Ptolemaeus, wenn er die Dionysischen Daten so einfach ausgedrückt vor- fand, wohl Veranlassung haben konnte, seine ägyptischen Reduktionen vor jedem Mifsverständnisse zu sichern, deshalb aber eben der Umständlichkeit überhoben wurde, auch die Dionysischen Nächte durch ein Doppeldatum noch näher zu bezeichnen. Entscheidend ist dagegen ein Beweis, der aus den Ptolemäischen An- gaben des Dionysischen Kalenders selbst hergenommen werden kann. Denn es läfst sich zeigen, dafs der Dionysische Tag weder um Mitternacht noch mit Sonnenaufgang begonnen haben kann, dafs er folglich des Abends be- ginnen mufste. Der Abend des 7. Didymon 257 wird gleich gesetzt dem Abend des 5. Pharmuthi; die Frühzeit (Mitternacht bis Sonnenaufgang) des 10. Parthenon 241 gleich der Frühzeit des 18. Epiphi. Folglich, wenn wir vom Jahre 241 an 4 Tetraeteriden oder 16 Jahre zurückgehen, so entsprach im Jahre 257 der 10. Parthenon, der vierjährlichen Verschiebung des ägyptischen Wandel- jahres gemäfs, dem 14. Epiphi. Vom Abend des 5. Pharmuthi bis zur Früh- zeit des 14. Epiphi sind 98!, Tage. Vom 7. Didymon Abends, bis zum 10. Parthenon früh sind nun gleichfalls 98!, Tage, wenn der Dionysische Tag mit dem Abend begann; es sind aber nur 97%, Tage, wenn der Tag um Mitternacht begann. Folglich ist die letztere Annahme ausgeschlofsen. Wollten wir aber annehmen, der Dionysische Tag habe, wie der bür- gerliche ägyptische, mit Sonnenaufgang begonnen, so würde sich eine andere Schwierigkeit ergeben. Die Frühzeit des 10. Parthenon im Jahre 241 und folglich ebenso in dem um 11 Tetraeteriden früheren Jahre 285 vor Chr. entsprach der Frühzeit des 4. September. Folglich entsprach der Abend des 4. Karkinon, oder der Anfang des Dionysischen Neujahrstages dem Abend des 26. Juni, wenn der Dionysische Tag des Abends begann; be- gann er dagegen mit Sonnenaufgang, so fiel die Frühzeit des 1.Karkinon oder des Dionysischen Neujahrstages auf die Frühzeit des 26. Juni. Da wir nun nicht zweifeln können, dafs die Epoche des Dionysischen Kalenders zugleich griechischen und römischen Chronologie. 49 mit der Sommer - Sonnenwende zusammenfiel, oder doch so nahe wie mög- lich und die Sonnenwende des 1. Jahres 285 vor Chr. in den Anfang des 27. Juni fiel, nämlich (nach Largeteau) auf den 27. Juni 1" 5’ 30” zu Alex- andrien, so würde Dionysius, wenn seine Beobachtungen richtig waren, die Epoche einen Tag zu früh angesetzt haben. Dies sind die Gründe, die uns zu der Annahme nöthigen, dafs der Dionysische Tag, wie der Griechische des Abends mit Sonnenuntergang begann. Da die ägyptische Zählung des Ptolemaeus wie die Julianische von Mitternacht den Tag beginnt, so verschiebt sich diese Tagzählung um einen Vierteltag gegen die Dionysische und diese Verschiebung verlangt Berück- sichtigung, wenn es sich um eine Vergleichung des Dionysischen mit dem Julianischen oder ägyptischen Kalender handelt. Denn die einzelnen Tage können doch nur so verglichen werden, dafs diejenigen zusammengestellt werden, deren Lichttage die Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zusammenfallen, oder was hier auf dasselbe hinauskommt, welche sich dem gröfsten Theile des Monatstages nach decken. Nun gehört eine Dionysische Abendbeobachtung dem Monatstage nach zum folgenden Dionysischen Licht- tage, julianisch ausgedrückt aber zum vorhergehenden julianischen Licht- tage. Wenn z. B. die Abendbeobachtung des 28. Leonton, wie wir gesehen, auf den 30. Payni oder den 23. August fiel, so entspricht der Lichttag des 28. Leonton dem Fe des 24. nicht des 23. August, wie es folgende Untereinanderstellung vor Augen legt: aD 20 50 © = ste) S) = an © = = e = = S = = Q a) S < je) E < 5 - . 5) * EB) . . Oo El run E WR: EN PR :E (07) s N [07 e= 105) 07) = Lichttag | Ab. Beob. Lichttag des des des 97. Leont. | 28. Leont. 28. Leont. | ! Ab. Beob. | 23. Aug. des 24. Aug. | 23. Aug. | Philos.-histor. Kl. 1859. G 50 Lersıvs über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Dagegen bleibt bei den Frühbeobachtungen der Beobachtungstag der- selbe wie der entsprechende Lichttag, nämlich: aaa ap & = B = Lichttag ‚= ER ne SE 2) Es 07 07 Früh- Beob. des | 10. Parth. 10. Parth. | Früh- Beob. des | 4. Spt. 4. Spt. Sonn. Aufg. Wir haben also, um für die gegebenen Dionysischen Daten die ent- sprechenden julianischen zu finden, die den Morgenbeobachtungen entspre- chenden julianischen Monatstage beizubehalten, die den Abendbeobachtun- gen entsprechenden aber um einen Tag zu erhöhen. Wenn wir daher die den Dionysischen Daten entsprechenden julianischen Lichttage setzen, so er- halten wir folgende Vergleichung: Beobachtungszeiten. Lichttage. 4. September früh. 4. September. 15. November früh. 15. November. 18. Januar früh. 48. Januar. 12. Februar früh. 12. Februar. 25. April Abends. 26. April. 23. August Abends. 24. August. 28. Mai Abends. 29. Mai. 3. Wir kommen zu dem dritten der oben angeführten Punkte. Es fragt sich, ob der julianische Schalttag auf die Bestimmung der julianischen Lichttage Einflufs habe. Um dies übersehen zu können, ist es zweckmäfsig, die verschiedenen Beobachtungsjahre, welche sich auf den Zeitraum vom griechischen und römischen Chronologie. 51 Jahre 272 bis 241 vor Chr. vertheilen, mit denjenigen zu vertauschen, welche ihnen in Beziehung auf ihre Stellung im vierjährigen Schalteyklus in der ersten Tetraeteride des Dionysischen Cyklus entsprechen. Die julianischen Daten der Beobachtungstage, wie sie schon Ideler gegeben hat, stehen fest. Denn die ägyptischen Nächte sind im- mer durch die doppelte Tagesbezeichnung vor Irrthum geschützt, wenn wir von der schon erwähnten nothwendigen Verbesserung in der fünften Stelle des Ptolemaeus und von dem Datum des 28. Leonton absehen, wel- ches nur durch einen ägyptischen Tag bestimmt wird. Beide Lesungen, wie auch die übrigen Daten, werden aber über jeden Zweifel erhoben durch den von Ptolemaeus aufserdem zugefügten mittleren Sonnenort, der von Ideler berechnet und mit den ägyptischen Daten in Uebereinsiimmung gefunden worden ist. Eine Zusammenstellung der Beobachtungszeiten ergiebt daher folgende Reihe der den Dionysischen Daten entsprechenden Lichttage : Beobachtungszeiten. Lichttage. 23. August Abends. 24. August. 4. September früh. 4. September. 15. November früh. 15. November. 18. Januar früh. 18. Januar. 142. Februar früh. 12. Februar. 25. April Abends. 26. April. 28. Mai Abends. 29. Mai. Diese so gefundenen Monatstage entsprechen aber den Dionysischen und ägyptischen Daten, aus denen sie berechnet sind, zunächst nur in den bestimmten Jahren, in welchen die Beobachtungen gemacht wurden. Wie sich dieselben Daten der drei Kalender in den zwischenliegenden Jahren zu einander verhalten, hängt von der Lage der Schalttage des Julianischen und des Dionysischen Kalenders ab. Um die Einwirkung dieser Schalttage zu ermitteln ist es nothwendig, die oben gefundenen Lichttage in ihrem Verhältnifs zu den entsprechenden Tatraeteriden zu betrachten, und da in jedem vierten Jahre sich genau die- selben Tage wieder entsprechen müssen, so werden wir die Uebersicht we- sentlich erleichtern, wenn wir die zerstreuten Jahre auf eine einzige Tatrae- G2 52 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, teride, z. B. die erste des Dionysischen Kalenders reduciren. Diese erste Tetraeteride begann im Juni 285 und endigte im Juni 281 vor Chr. Wenn wir also jedem Beobachtungsjahre das entsprechende Jahr dieser Tetraeteride substituiren, so erhalten wir folgende Zusammenstellung: 4. Sept. 241 vor Chr. = 285 15. Nov. 265 —= 23855 leo Aeinan ol — 284 12. Febr. 262 — 282 26. April 262 — 382 24. Aug. 262 —= 2832 Julianischer Schalttag. 99. Mai 257 —= 981 Die Lage des julianischen Schalttags ist hier bekannt. . Wollen wir hiermit die äayptischen Daten vergleichen, so müssen wir bei ihrer Reduktion auf die erste Tetraeteride, wegen der Verschiebung des Wandeljahrs gegen das feste julianische Jahr von den gefundenen Lichttagen immer so viel Tage zurückzählen, als zwischen dem Beobachtungsjahre und dem entsprechenden Jahre, auf welches es reducirt wird, Tetraeteriden liegen. Wir erhalten daher folgende Vergleichung : 941 +1lx4 = 35 18. Epiphi - 11= 7. Epiphi 4. Spt. 255 65 + Ix4= 98 19. Doth E54. Thoth 145. Nov. 285 272 + 3x4=2384 21.Athyrr — 3= 18. Athyr 18. Jan. 284 262 + 5x4=282 1418.Choiak— 3= 13. Choiak 12. Febr. 282 262 + I5x4= 282 1.Pham. — 5 = 26. Mechir 26. April 282 262 + Ix4A= 282 1.Epiphi — 5 = 26. Payni 24. Aug. 282 Schalttag. 257 + bx4i= 281 6. Pharm.— 6= 30. Phamenoth 29. Mai 231 241+10x4 = 281 18. Epiphi — 10 = 8. Epiphi 4. Spt. 281] In der nächsten Tetraeteride, deren Anfang hier hinzugefügt worden ist, rücken, des julianischen Schalttages wegen, die ägyptischen Daten um einen Tag vor. Die einfache Probe dieser Berechnungen und Gleichsetzungen liegt nun in den Intervallen zwischen den einzelnen Daten, welche im ägyptischen griechischen und römischen Chronologie. 53 Wandelkalender und im Julianischen festen Kalender dieselben sein und in der Summe die Zahl der Tage einer Julianischen Tetraeteride, nämlich 1461 ergeben müssen. 7.Epiphi = 4.Spt. 285 bis 14. Thoth = 15.Nov. 285 ergiebt 72 Tage. 14. Thoth — 15. Noy. 285 bis 18. Athyr —18.Jan. %4 „ 64 „ 18: Athyr —=18.Jan. 284 bis 13. Choiak —12.Febr. 282 „ 755 „ 13. Choiak = 12. Febr. 282 bis 26. Mechir —= 26. April 282 „ ee 26. Mechir = 26. April 282 bis 26. Payni =24.Aug. 2382 „ 120 „ 26. Payni —=24.Aug. 282 bis 30.Phamen.=29.Mai 28314 „ 279 „ 30.Phamen— 29.Mai 281 bis 8.Epiphi = 4.Spt. 2831 „ 98 „ ergiebt 1461 Tage. Es ist nun einleuchtend, dafs zwischen den entsprechenden Monats- tagen des Dionysischen Kalenders genau dieselben Intervallen liegen müssen. Bei der Vergleichung stellen sich aber einige Abweichungen heraus. Wenn wir nämlich die Lesarten des jetzigen Textes behalten, so liegen: 85 und 22. Skorpion 285: 72 Tage 85 „ 25. Aigon 284: 63 Tage 29. Hydron 282: 764 oder 765 Tage „ 4. Tauron 282: 73 Tage 4. Tauron 2 „ 28. Leonton 282: 119 oder 120 Tage » 28.Leonton 282 „ 7.Didymon 281: 279 Tage In „ 7.Didymon 281 „ 10.Parthen. 281: 98 oder 99 Tage 1468 > „ 22. Skorpion 2 25. Aigon 98. 29. Hydron 28 I DD SS Die drei Doppelzahlen ergeben sich daraus, dafs der Dionysische Schalttag entweder zwischen dem 25. Aigon 284 und dem 29. Hydron 282, oder zwi- schen dem 4. Tauron 282 und dem 28. Leonton 282, oder zwischen dem 7. Didymon 281 und dem 10. Parthen. 281 gefallen sein kann, was erst die fernere Vergleichung ergeben mufs. Da aber zwischen dem 10. Parthenon 285 und dem 10. Parthenon 281 nur 1 Schalttag gefallen sein kann, so müssen die niedrigsten Zahlen + 1 die Summe 1461 ergeben. Die Zahlen ergeben aber die Summen: 1468 + 1 = 1469; es ist also jedenfalls ein Fehler von 8 Tagen zu verbessern. Dieser vertheilt sich, wie aus den ein- nr air 1 h . R : 54 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, zelnen Intervallen mit Sicherheit zu ersehen ist, auf die dritte und vierte Ptolemäische Stelle. Dafs in der vierten Stelle der 29. Hydron falsch sein mufste, ist schon früher allgemein erkannt worden. Die Entfernung vom 4. Tauron um 73 Tage verlangt aber, dafs wir dafür nicht den 19. Hydron zu schreiben haben, wie bisher vermuthet wurde, sondern den 21, also nicht K in I, sondern, was auch in der That leichter ist © in A. In der dritten Stelle ist aber statt des 25. der 26. Aigon zu schreiben (5 statt €), weil wir wissen, dafs er vom 22. Skorpion 64 Tage entfernt sein mufs. Wir erhalten also jetzt als Dionysische Reihe: Intervalle. 10. Parthenon 282 22. Skorpion 285 S Tage. a Be 755 e wenn kein Schalttag dazwischen fällt 21.*Hydron 282 = ” g dazwischen fällt. ee 120 j enn ein Schalttag dazwischen fällt 98. Leonton 282 er ARE g dazwi ällt. 7. Didymon 281 40. Parthenon 281 1461 Sr wenn kein Schalttag dazwischen fällt. Jetzt stimmen die Intervallen genau mit den für die ägyptischen und julianischen Daten gefundenen, und die beiden Verbesserungen sind unab- weislich, wenn man nicht in jedem der beiden Fälle zwei ägyptische Tag- zahlen und eine Angabe des mittleren Sonnenortes corrigiren will, was nie- mandem einfallen wird. Zugleich geht aber aus der Zusammenstellung hervor, dafs der Diony- sische Schalttag zwischen den 4. Tauron und den 28. Leonton 282 vor Chr., also an das Ende des dritten Jahres der Dionysischen Tetraeteris fiel, weil nur dann die Intervallen mit den ägyptischen Daten übereinstimmen. Aus den obigen 7 einzelnen Daten lassen sich nun aber mit Leichtig- keit alle übrigen Tage des Dionysischen Kalenders bestimmen, dessen erste Tetraeteride wir hier folgen lassen. Jahre J. seit v. Chr. Nabon. a.285. 4693. a. 1. 1. Wage (Chelon) (30). griechischen und römischen Chronologie. A Krebs (Karkinon) (30). Leonton (30). 28 Leonton . Parthenon (30). 10. Parthenon. 1. Skorpion (30). a. 464. 22. Skorpion. 4. Schütze (Toxon) (30). 1. Aigon (30). a. 284. 26. Aigon. 4. Hydron (30). 21. Hydron. 1. Fische (Ichthyon) (30). 4. Widder (Krion) (30). 1. Tauron (30). 4. Tauron 1. Didymon (30). 7. Didymon. 1. Epagomenai (5). 13 1. Krebs (30). 1. Leonton (30). 28. Leonton. 1. Parthenon (30). 10. Parthenon 1. Wage (30). 1. Skorpion (30). a.465. 22. Skorpion 1. Schütze (30). 1. Aigon (30). 2.280. 26. Aigon 4. Hydron (30). 21. Hydron 1. Fische. (30). 1. Widder (30). 1. Tauron (30). 55 beginnt am entspricht dem Lichtage Alexandrin. Abend des: des: Jahr. 26. Juni 27._Juni — 28. Pharmuthi. 3. Epiphi. 26. Juli 27. Juli = 28. Pachon 3. Mesori. 22. Aug. 23. Aug. =* 25. Payni 30. Mes. 25. Aug. 26. Aug. — 28. Payni 3. Epag. 3 Spt. 4. Spt. = 1. Epiphi Zahn 24. Spt. 25. Spt. = 28. Epiphi 28. Thoth. 24. Okt. 25./Okt. — 28. Mesori 28. Phao. 44. Nov. 15. Nov. = 14. Thoth. 19. Ath. 23. Nov. 24. Nov. = 23. Thoth, 28. Athyr. 23. Dec. :24. Dec = 23. Phaophi. 28.Choiak. 17. Ian 182 Jan — 182 Athyır 23. Tyb. 22. Jan. 23. Jan. = 23. Athyr. 28. Tybı. 41. Febr. 12.Febr.—13. Choiak. 18.Mech. 21. Febr. 22. Febr. —= 23. Choiak. 28. Mech. 23. März. 24. März = 23. Tybi 28. Pham. 22. April 23. April = 23. Mechir 28. Pharm. 25. April 26. April = 26. Mechir 1. Pach. 22. Mai 23. Mai = 23 Phamenoth 28. Pach. 28. Mai 29. Mai = 29. Phamenoth. 4. Payni 21. Juni 22. Juni — 23. Pharmuthi. 28. Paynı. 26. Juni 27. Juni 26. Juni 27. Juli 22. Aug. 28. Pharmuthi. 28. Pachon, = 25. Paynı 23. Aug. 25. Aug. 26. Aug. — 28. Payni 3. Spt. 4. Spt. = 7. Epiphi 24. Spt. 25. Spt. — 28. Epiphi 234. Okt. 25. Okt. = 28. Mesori 44. Nov. 15. Nov. = 14. Thoth. 23. Nov. 24. Nov. = 23. Thoth. 23. Dec. 24. Dec. = 23. Phaophi. 17. Jan. 18. Jan. —= 18. Athyr. 22. Jan, 23, Jan. = 23. Athyr. 41. Febr. 12. Febr. — 13. Choiak. 21. Febr. 22.Febr.— 23. Choiak. 23. März 24. März = 23. Tybi. 22. April 23. April= 23. Mechir. 3. Epiphi. 3. Mesori. 30. Mes. 3. Epag. Th. 28. Thoth. 28. Phaophi 19. Ath. 28. Athyr 28. Choiak 23. Tybi 28. Tybi 18.Mech. 28. Mechir 28. Phamen. 28. Pharm. 56 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Jahre J.seit beginnt am entspricht dem Lichttage Alexandtin. v. Chr. Nabon. Abend des: des: Jahr. [8] 4. Tauron 25. April 26. April = 26. Mechir 1. Pach. 4. Didymon (30). 22. Mai 23. Mai = 23. Phamenoth. 28. Pachon. 7. Didymon 28. Mai 29. Mai = 29. Phamen. 4. Paynıi. 4. Epagom. (5). 21. Juni 22. Juni = 23. Pharmuthi 28. Paynı. © 1. Krebs (30). 26. Juni 27. Juni = 28. Pharmuthi. 3. Epiphi 4. Leonton (30). 26. Juli 27. Juli = 28. Pachon. 3. Mesori 28. Leonton 22. Aug. 23. Aug. —= 25. Payni. 30. Mes. 1. Parthenon (30). 25. Aug. 26. Aug. = 28. Paynı. 3. Epagom. 10. Parthenon. 3. Spt: 4. Spt. —= 7. Epiphi. 7. Toth 1. Wage (30). 24. Spt. 25. Spt. — 28. Epiphi. 28. Toth 1. Skorpion (30). 24. Okt. 25. Okt. = 28. Mesori 28. Phaophi 466. 22. Skorpion 44. Nov. 15. Nov. = 14. Thoth. 19. Athyr 1. Schütze (30). 23..Nov. 24. Nov. = 23. Thoth. 28. Athyr 1. Aigon (30). 23. Dec. 24. Dec. = 23. Phaophi. 28. Choiak 282. 26. Aigon 47. Jan. 18. Jan. — 18. Athyr. 23. Tybi 4. Hydron (30). 22. Jan. 25. Jan. = 23. Athyr. 28. Tybi 21. Hydron. 41. Febr. 12. Febr.=13.Choiak. 18.Mech. 1. Fische (80). 21. Fbr. 22. Febr. = 23. Choiak. 28. Mechir 1. Widder (30). 23. März 24. März = 23. Tybi. 28. Phamen. 1. Tauron (30). 22. April 23. April= 23. Mechir. 28. Pharm. 4. Tauron. 25. April 26.April=26. Mechir.! 1.Pach. 1. Didymon (380). 22. Mai 23. Mai = Phamenoth. 28. Pachon 7. Didymon 28. Mai 29. Mai = 29. Phamen. 4. Payni 1. Epagom. (5). 21. Juni 22. Junn = 23. Pharmuthi 28. Paynı. Schalttag (4). 26. Juni 27. Junnı —= 28. Pharmuthi 3. Epiphi. »D 4. Krebs (30). 27. Juni 28. Juni — 29. Pharmuthi 4. Epiphi. 4. Leonton (30). 27. Juli 28. Juli = 29. Pachon 4. Mesori. 28. Leonton. 23. Aug. 24. Aug. = 26. Payni. 1. Epag. 1. Parthenon (30). 26. Aug. 27. Aug — 29. Payni 4. Epag. Schalttag 10. Parth. 4. Spt. 5. Spt. = 8. Epiphi 7. Toth. 1. Wage (30). 25. Spt. 26. Spt. — 29. Epiphi 28. Thoth. 1. Skorpion (30). 25. Okt. 26. Okt. = 29. Mesori 28. Phaophi. 467. 22. Skorpion. 45. Nov. 16. Nov. —= 15. 'Thoth. 19. Athyr 1. Schütze (30). 24. Nov. 25. Nov. — 24. Thoth. 28. Athyr 1. Aigon (30). 24. Dec. 25. Dec. —= 24. Phaophi. 28. Choiak rn griechischen und römischen Chronologie. 97 Jahre J.seit beginnt am entspricht dem Lichtage Alexandrin. v.Chr. Nabon. Abend des: des: Jahr. a. 281. [467] [D] 26. Aigon 18. Jan. 19. Jan. = 19. Athyr 23. Choiak 1. Hydron (30). 23. Jan. 24. Jan. = 24. Athyr 28. Tybi 21. Hydron 12. Febr. 13. Febr. —= 14. Choiak 19. Tybi 1. Fische (30). 22. Febr. 23. Febr. — 24. Choiak 28. Mechir Schalttag Schalttag 41. Widder (30). 23. März 24. März = 24. Tybi 28. Phamen, 1. Tauron (30). 22. April 23. April = 24. Mechir 28. Pharm. 4. Tauron 25. April 26. April = 27.Mechir 1.Pachon 4. Didymon (30). 22. Mai 23. Mai —= 24. Phamenoth 28. Pachon 7.Didymon 28. Mai 29.Mai=30.Phamen. 4.Payni 1. Epagomenen (5). 21. Juni 22. Juni — 24. Pharmuthi 28. Payni A 1. Krebs (30). 26. Juni 27. Juni — 29. Pharmuthi 3. Epiphi Ich habe hier, um jede Verwirrung zu vermeiden, in einer besondern Reihe auch die Julianischen Tage angegeben, an deren Abend die Diony- sischen Kalendertage anfıngen. Es ist aber klar, dafs die Vergleichung der beiden Kalender im Allgemeinen nur nach den Lichitagen, wie sie in der nächsten Kolumne verzeichnet sind, aufgestellt werden darf; nur diese wür- den auch von den alten Schriftstellern zusammengestellt worden sein, wenn sie irgendwo ohne nähere Bezeichnung der Tageszeit nebeneinander aufge- führt worden wären. Der erste Tag der Dionysischen Aere ist also der 27. Juni 285 vor Chr., sie beginnt aber schon c. 5 Stunden vor Mitternacht mit Sonnen- untergang des 26. Juni. Da die Sommersonnenwende dieses Jahres, wie schon oben erwähnt, am 27. Juni 1 Stunde 5 Min. nach Mitternacht eintrat, so traf die Epoche mit der Wende so genau zusammen, als dies in einem Kalender, dessen Tage Abends begannen, nur möglich war. Zugleich geht daraus die genaue Beobachtung oder auch die von der einzelnen Beobachtung unabhängige genaue Kenntnifs der Jahrpunkte in jener Zeit hervor, die in Aegypten nicht in Verwunderung setzen darf. Schon Scaliger hat darauf aufmerksam gemacht, dafs im Jahre 285 vor Chr. Ptolemaeus Philadelphus die Regierung des Landes übernahm, und daher wohl deshalb die neue Aere an dieses Jahr angeknüpft wurde. Aller- dings geht der 27. Juni über die genaue Zeit der Uebernahme der Mitregent- schaft wenigstens um 4 Monate zurück, da der erste bewegliche Thoth in Philos.-histor. Kl. 1859. H 58 Irpsıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, jenem Jahre auf den 2. November fiel, und vor diesem Tage der Regierungs- antritt nieht statt gefunden haben kann, weil das erste Jahr der ägyptischen Reg genten stets von dem zunächst vor der 'I'hronbesteigung vorhergehenden 1. Thoth an gerechnet wurde. Es war aber gerade wegen dieser Sitte ganz richtig, dals Dionysius, wenn er seine Aere an das erste Jahr des Philadel- phus knüpfen wollte, seinen Neujahrstag vor den Regierungsantritt legte ohne Rücksicht auf die Lage des 1. Thoth. Es ist auch von Scaliger schon bemerkt, dafs dieser Dionysius vielleicht derselbe ist, welchen Plinius (!) unter den auctoribus Graecis aufführt, qui cum regibus Indicis morati sunt, sicul Megasthenes et Dionysius a Philadelpho missus. lös bleibt nun aber noch die Frage übrig, woher es kommen mochte, dafs Dionysius, wie wir gesehen haben, seinen Schalttag an das Ende des dritten Jahres seiner 'Tetraeteris legte. Wenn er einen neuen unabhängigen Cyklus einführen wollte, so konnte ein einsichtiger Astronom, dem das Wesen jeder Binschaltung deutlich sein mufste, den Schalttag nur an das Ende des Gyklus, hinter das vierte Jahr der 'Tetraeteris, legen. Niemand wird sich überreden, dafs der Urheber eines neuen Kalenders nur zufällig und ohne jeden Grund von der natürlichen Regel in dieser Beziehung ab- gewichen wäre, wenn auch die Stelle des Schalttags auf die Genauigkeit eines ausgleichenden Cyklus an sich keinen Einflufs haben konnte, und da- her von dieser Seite einer anderweitig begründeten Abweichung nichts im Wege stand. In unserm Falle ist aber auch der Grund der Abweichung nicht schwer zu finden. Dionysius hatte in Aegypten, so viel uns bekannt ist, nur ein Vorbild für seinen 4jährigen Kalender vor sich, den altägyptischen Sothis- kalender, der längst bekannt und vielfältig angewendet sein mufste, Es lag also in der Natur der Sache, dafs man nicht ohne Noth die Lage des Schalt- jahres im hergebrachten Kalender veränderte, Nirgends mehr als bei Ka- lenderreformen ist es wesentlich nützlich von der Form, an welche man sich zunächst anschliefst, so viel beizubehalten, als es möglich ist, ohne die Zwecke der Veränderung zu gefährden. Da wir nun wissen, dafs die Epoche des altägyptischen Sothiskalenders auf das Jahr 1322 vor Chr. zurückging, oder die Erneuerung der vorhergehenden Epoche vom Jahre 2782 vor Chr. () H.N. 6, 17, 58 (Sillig). griechischen und römischen Chronologie. 59 war, und nicht wohl daran gedacht werden kann, dafs diesem Kalender etwa ein noch älterer fester Sonnenkalender vorausgegangen wäre, der bereits in diesem eine Abweichung von der natürlichen Lage des Schaltjahrs hätte veranlassen können, so mufste der altägyptische Schalttag immer in die Ju- lianischen Jahre vor Chr. fallen, welche, wie das vierte Jahr der ersten Tetraeteride 1319, mit 4 dividirt den Rest 2 geben. Ein solches Jahr war auch das erste und alle folgenden Schaltjahre des Dionysischen Kalenders. Es kann daher wohl nicht bezweifelt werden, dafs sich der Dionysische Ka- lender in diesem Punkte dem altägyptischen Kalender anschlofs, und weil das Jahr 285 als Anfangsjahr gegeben war, den Schalttag immer im dritten statt im vierten Jahre der Tetraeteride anfügte. Dieser Schlufs ist um so berechtigter, da man dieselbe Rücksicht später noch einmal beobachtete bei Einführung des festen Alexandrinischen Kalenders. Ich glaube oben nachgewiesen zu haben, dafs die Einführung desselben nicht vor dem Jahre 8 vor Chr., wahrscheinlich nicht vor dem Jahre 5 nach Chr., statt gefunden haben kann. Dieser Kalender war durch den Neujahrstag in ein bestimmtes Verhältnifs zu dem beweglichen ägyptischen Kalender gesetzt, aber nicht zugleich wie andere Kalender an eine bestimmte Aere geknüpft. Diejenige Aere, welche man häufig damit in Verbindung gesetzt hat, nämlich die an die Eroberung von Alexandrien geknüpfte, be- gann vielmehr vier Jahre vor dem ersten Epochenjahre des Alexandrinischen Kalenders, im Jahre 30 vor Chr. Wenn wir daher sagen, das Jahr 26 vor Chr. müsse das Epochenjahr des Alexandrinischen Kalenders gewesen sein, so ist dies nicht in jeder Beziehung richtig. Das Jahr 26 war nur das erste von 4 Jahren, während welcher das Alexandrinische und das bewegliche Jahr dahin ausgeglichen war, dafs beide denselben Tag zum Neujahrstage hatten. Es wäre auch möglich, dafs man aus irgend einem Grunde die Epoche, als Aerenanfang gefalst, auf das Jahr 25 vor Chr. gelegt hätte. Dar- aus würde dann nur folgen, dafs man das Schaltjahr des Alexandrinischen Kalenders in das dritte seiner eigenen Tetraeteride gelegt hätte. Wir sind nur insofern berechtigt das Jahr 26 als erstes fest zu halten, als wir das Prinzip anerkennen, dafs das Schaltjahr als das vierte der Tetraeteride an- zusehen ist, wenn kein Grund zur Abweichung vorliegt. Fest steht im Alexandrinischen Kalender eben nur der Schalttag in den Jahren, welche den Julianischen Schaltjahren vorausgehen. Und dieses Schaltjahr hat wieder H 2 60 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, dieselbe Stellung wie im altägyptischen und im Dionysischen Kalender. Wir müssen schliefsen, dafs dies Absicht war. Ja es wäre sehr wohl möglich, dafs bei der Reform, die unter Augustus gleichzeitig für den römischen und den Alexandrinischen Kalender wahrscheinlich mit Hülfe Alexandrinischer Astronomen ausgearbeitet und beschlossen wurde, die Abweichung des Augustischen von dem ursprünglichen Julianischen Kalender durch die ägyptischen Gelehrten an die Hand gegeben und in der an andrer Stelle (') auseinander gesetzten Weise den Pontifices annehmbar gemacht wurde, um ihren alten Schalttag festhalten und doch den 8. Mesori und 1. August zusammenfallen lassen zu können. Die Abweichung selbst vom Kalender des Julius Caesar würde dadurch nur noch begreiflicher. Ich komme hier nicht wieder auf diese Verschiedenheit des Caesari- schen und Augustischen Kalenders, die ich aus der Geschichte des römischen Kalenders selbst erwiesen zu haben glaube, zurück, obgleich sie noch immer Widerspruch, aber ohne Angabe neuer Gegengründe, erfahren hat. Auf dasselbe Ergebnifs führt aber auch die Betrachtung der langen Reihe grie- chischer Kalender, an welche sich der römische anschlofs, wie jene dem ägyptischen. Es läfst sich zeigen, dafs alle diese Sternenkalender, welche seit Meton unter dem Namen ragarnyuara bekannt wurden, ihrer Einrich- tung nach aber schon älter als Meton waren, auf einer vierjährigen Periode mit einem Schalttage beruhten, und dafs dieser Schalttag in allen Kalendern auf dieselben historischen Jahre fiel, daher auch in der Regel ganz von ihm abgesehn werden konnte. Wir besitzen in den beiden grofsen Sammelkalendern des Geminus und Ptolemaeus einzelne Angaben aus den Kalendern der Aegypter, des Demokritus, Meton, Euktemon, Eudoxus, Philippus, Kallippus, Konon, Metrodorus, Dositheus, Hipparchus, Julius Caesar und Ptolemaeus. Die meisten dieser Männer beschäftigten sich nachweislich auch mit den chrono- iogischen Fragen und Civilkalendern ihrer Zeit, mit welchen die Sternen- kalender immer nothwendig zusammenhingen, ja welche zum grofsen Theile auf diesen beruhten. Wir können die Geschichte dieser Kalender in ihrer Entwickelung, ihren Veränderungen und Verwickelungen, ohne wesentliche Lücke verfolgen. Hier aber wollen wir für jetzt nur noch einige nähere (') Mon. Ber. 1858. p. 547. griechischen und römischen Chronologie. 61 Nachweisungen über den Kalender des Eudoxus hinzufügen, welcher einer der frühesten und bekanntesten war. Eudoxus hatte sich, wie Demokrit von Abdera, der schon vor ihm einen festen Kalender aufgestellt hatte, längere Zeit in Aegypten aufgehalten. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn sich beide in der Anordnung ihrer Kalender an den ägyptischen anschlossen. Dafs dies in Bezug auf den Neu- jahrstag wahrscheinlich alle Griechen bis auf Kallippus thaten, werde ich bei andrer Gelegenheit nachweisen. Von Eudoxus aber wissen wir dies durch ein direktes Zeugnifs des Plinius. Dieser sagt (2, 47, 130), dafs Eudoxus sein Jahr mit dem (heliakischen) Aufgange des Sirius begonnen habe. Dasselbe thaten die alten Aegypter mit ihrem festen Sothis-Jahre. Von diesem war also die Einrichtung hergenommen. Es könnte aber die Frage entstehen, ob Eudoxus sein Neujahr auf den Tag legte, an welchem der Sirius in Aegyp- ten aufging, oder auf den Tag des Aufganges in einer nördlicheren Zone, z.B. in Knidos, seiner Vaterstadt. — In Aegypten war für mehrere Jahr- tausende durch die zufällige damalige Stellung des Sirius zur Ekliptik ein Siriusaufgang vom andern genau um 365! Tag entfernt, also genau um die ö Länge eines Julianischen Jahres. Während aber das Julianische Jahr von 365!, Tag mit der Sonne Schritt halten sollte und gegen das tropische Jahr um mehrere Minuten zu lang war, welche bei der vierjährigen Schaltung von 1 Tage unausgeglichen blieben, wurde das ägyptische feste Jahr nur auf den Sirius bezogen, war daher so gut wie absolut richtig und konnte durch die vierjährige Schaltung vollkommen genau in ganzen Tagen ausgedrückt werden. Dieses unveränderlich zuverlässige Regulativ, dessen Genauigkeit sich im Laufe der Jahrhunderte noch mehr bewährte, als die schärfsten Beobachtungen der ägyptischen Astronomen hätten voraussagen können, in Verbindung mit der überaus zweckmäfsigen, ja für jene Zeit unübertreff- lichen und mit vollem Bewufßstsein dieser Eigenschaft festgehaltenen Einrich- tung ihres schaltlosen Jahres von 12'; dreifsigtägigen Monaten für die civile Zeitrechnung, verlieh ihrer Astronomie und Chronologie die hohe und all- gemein anerkannte Autorität, die sie bei den alten Völkern hatte, und selbst noch in römischer Zeit nach der Einführung des Julianischen Kalenders in Italien, verdientermafsen behielt. Als nun die Griechen während der 26sten ägyptischen Dynastie und unter der darauf folgenden Perserherrschaft, häufiger nach Aegypten kamen 62 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, und die seit Jahrtausenden daselbst aufgespeicherten Erfahrungen, Kenntnisse und darauf gegründeten Einrichtungen näher kennen lernten, mufste nament- lich auch die hohe Ausbildung der Astronomie, deren feste Grundlagen nur durch eine sehr lange Civilisation hatten gewonnen werden können, ihre be- sondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Demokrit, von welchem Plinius (18, 28, 273) sagt: primus intellexit, ostenditque coeli cum terris societatem, scheint der erste gewesen zu sein, welcher die ägyptische Einrichtung eines festen Stern- und Witterungskalenders seinen Landsleuten mitgetheilt hat. Das erste Erfordernifs für jeden festen Kalender war immer ein un- verrückbarer Ausgangspunkt, der sich zum Neujahrstage eignete. Ein be- stimmtes gegenseitiges Verhältnifs von Sonne und Mond konnte hierzu nicht dienen, weil der gleiche Stand beider Gestirne zu einander erst nach einer gröfsern Periode einigermafsen genau wiederkehrte. Besser eigneten sich die Punkte ‘der Solstitien und Aequinoktien dazu, und in der That finden wir jeden der vier Kardinalpunkte bei einzelnen Völkern des Alterthums als Ausgangspunkt für ein festes Jahr gebraucht ('). Aber auch diese hatten den Nachtbeil, dafs sie sich nicht allein in Folge des Vorrückens der Nacht- gleichen gegen den Sternhimmel allmählich verschoben, sondern auch eine Jahreslänge repräsentirten, deren Ausgleichung zu vollen Tagen sich nicht durch eine kurze Schaltperiode erschöpfend darstellen liefs. Das Siriusjahr der Aegypter von genau 365\, Tagen erfüllte dagegen alle Anforderungen, indem es durch den vierjährigen Schalttag vollkommen mit dem Ueberschufs zu ganzen Tagen ausgeglichen wurde. Nichts war daher natürlicher, als dafs die Griechen sich dieses Vortheils gleichfalls zu bedienen wünschten. Die vielhundertjährige Erfahrung der ägyptischen Astronomen schien die Unverrückbarkeit dieses Jahrpunktes für alle Zeiten, obgleich dies selbst für Aegypten ein Irrthum war, zu verbürgen. Man konnte nun den heliakischen Aufgang des Sirius für die nörd- licheren Breiten Griechenlands durch Beobachtung bestimmen und auf den so gefundenen Tag das Neujahr des griechischen Sternkalenders legen. Ideler (?) fand von Ptolemaeus (?) den Aufgang des Sirius unter dem Parallel (') Censorin. de die nat. 21, 13. (°) Handb. I, p. 355. (‘) De apparentiüs inerr. griechischen und römischen Chronologie. 63 von 141, Stunden auf den 5. Alexandrinischen Mesori ('), d. i. auf den 29. Juli gelegt, und auf denselben Tag legte Eudoxus nach Ptolemaeus den Anfang der Opora oder des Spätsommers. Da der Parallel von 145 h. auch der von Knidos, der Vaterstadt des Eudoxus, ist, so war Ideler der Meinung, dafs dieser sein festes Jahr mit dem 29. Juli begonnen habe. Gegen diese Ansicht würde zunächst das ausdrückliche Zeugnifs des Geminus anzuführen sein, welcher berichtet, dafs Eudoxus den Frühaufgang des Sirius auf den 27. Krebs legte. Dieser entsprach aber bei ihm dem >24, Juli und es würde hiernach die Annahme mehr für sich haben, dafs Eudoxus seinen Jahresanfang vielmehr auf dieses Datum legte. Von beiden Annahmen abweichend, glaubt dagegen Böckh (*) nach seinen Untersuchungen gefunden zu haben, dafs Eudoxus sein Neujahr viel- mehr auf den 21. Juli, nach griechischer Tagesrechnung vom Abend ab, also dem Lichttage nach auf den 22. Juli legte, ohne jedoch bis jetzt die näheren Gründe dafür angegeben zu haben. Wenn wir aber bedenken, dafs es bei der Anlehnung an einen vor- handenen, seiner Zuverlässigkeit wegen zum Muster genommenen Kalender, hauptsächlich auf einen völlig gleichen Ausgangspunkt ankam, da es kein geringer Vortheil für die in der Astronomie noch wenig erfahrenen Griechen war, die ägyptische Zählung möglichst unverändert beizubehalten, und dafs es sehr unzweckmäfsig gewesen wäre, in jeder ungefähr um einen Grad nörd- licher gelegenen Stadt den Neujahrstag um einen Tag später anzusetzen — denn der heliakische Siriusaufgang wich ungefähr mit jedem Grade einen Tag zurück — so wie endlich, dafs auch der ägyptische Siriusaufgang nur über- einkömmlich auf einen bestimmten Tag angenommen war, der Beobachtung nach aber gegen 4 Tage schwankend blieb, und selbst abgesehen davon von Syene bis Alexandrien um 6 Tage verschieden sein mulste, so ist es wohl ersichtlich, dafs weder Demokrit, noch Eudoxus, noch andre Astronomen ihrer Zeit irgend einen Grund haben konnten, den Neujahrstag zwar in die Nähe, aber doch nicht genau auf den Tag des ägyptischen Siriusaufgangs zu setzen. Wir lesen bei Plinius (18, 28, 270): AFI. Kal. Augustas Assyriae procyon exoritur, dein post triduum (dies ist die richtige Lesart) Bere ubique confessum inter omnis sidus indicans, quod Canis (') bei Fabricius. (?) Monatsber. der Akademie vom 10. Febr. 1859 p. 186. 46 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, ortum vocamus, sole partem primam Leonis ingresso. Der 20. Juli war biernach allgemein als der Tag des Siriusaufgangs angenommen, und dies war kein andrer als der ägyptische Tag, und das ägyptische Neujahr, welches in die altgriechischen Parapegmen des Demokrit, Meton, Euktemon, Eudoxus u. a. aufgenommen und daher allgemein bekannt war. Auch der Grund, warum von Plinius der 20. statt 19. Juli genannt wird, obgleich das Neujahr nur in den ägyptischen und eudoxischen Schalt- jahren auf den 20., in den drei Gemeinjahren auf den 19. Juli fiel, erklärt sich vollkommen aus dem Unterschiede des Caesarischen und des Augusti- schen Kalenders, der schon früher von mir besprochen worden ist. Dafs aber Eudoxus in seinem Kalender den 2. Juli als den Tag des Frühaufgangs des Sirius bezeichnete, kann sich allerdings nur auf Knidus oder einen an- dern Ort von ungefähr gleicher Polhöhe, für welchen er seinen Kalender zunächst bestimmt hatte, bezogen haben. Wenn er die ägyptische Annahme vom 2. Juli auf Heliopolis, statt wie sie ursprünglich gemeint war, auf Mit- telägypten bezog, so konnte es wohl geschehen, dafs ihn theils die Rechnung, theils die Beobachtung auf das etwas frühe Datum des 4. Juli für Knidus führte. Mit den von den einzelnen Astronomen selbst beobachteten Sternauf- gängen ist überhaupt nie zu rechten; sie weichen überall bedeutend von einander und von der Wahrheit ab(!). Wie man aber auch sonst die Angabe des Geminos erklären möchte, sie wird sich nie auf das Eudoxische Neujahr beziehen lassen. Dieses fiel mit dem ägyptischen zusammen, wie sich aus andern Gründen, auf die ich sogleich kommen werde, sehr be- stimmt erweisen läfst. Fragen wir zunächst nach den Monatslängen des Eudoxischen Ka- lenders, so ist die natürlichste Voraussetzung, dafs auch diese dem ägypti- schen Kalender nachgebildet waren. Eine Abweichung von dieser gegebenen Form wäre nur dann erklärlich, wenn Eudoxus bereits eine bestimmte Theorie des ungleichen Sonnenlaufs gehabt hätte, wie wir sie bei Hipparch finden und wie sie schon von Kallippos angestellt worden war. Diese hatte er aber nicht, sondern er nahm eine gleichmäfsige Bewegung der Sonne durch das ganze Jahr an, wie aus den Intervallen seiner Kardinalpunkte zu erweisen (') Vgl. Idelers Abhandlung über den Kalender des Ptolemaeus, und die über den astron. Theil der Fasti des Ovid. Abh. d. Berl. Akad. 1816-17 und 1822-23. griechischen und römischen Chronologie. 65 ist. Es kommt hinzu, dafs wir die ägyptische Monatseintheilung sogar noch bei dem an 100 Jahre später lebenden Dionysius gefunden haben. Wir wer- den also annehmen dürfen, dafs Eudoxus wie Dionysius zwar die ägyptischen Namen der Monate mit Zodiakalbezeichnungen vertauscht, aber ihre Längen von 12 mal 30 Tagen, zu denen noch 5 Epagomenen kamen, beibehal- ten hatte. Zur Bestimmung der Eudoxischen Kardinalpunkte finden wir zunächst einen Anhalt bei Geminus. Dieser setzt die Winterwende des Eudoxus auf den 4. Steinbock, die Frühlingsgleiche auf den 6. Widder. Der 4. Stein- bock entspricht im Geminischen Kalender dem 29/28. Julian. Dezember, der 6. Widder dem 29. März. Zwischen beiden Daten liegen 91 Tage. Hiermit stimmt eine bis jetzt noch unveröffentlichte Quelle, deren Kenntnifs ich der vorläufigen Mittheilung des Herrn Brunet de Presle in Paris verdanke mit der Erlaubnifs ihrer Benutzung zu dem gegenwärtigen Zwecke. Es ist ein griechischer Papyrus, welcher einen astronomischen Traktat eines ungenannten Verfassers enthält, und zuerst von Letronne (!) hervorgezogen und zu seinen leider unvollendet gebliebenen Forschungen über den ägyptischen Kalender gebraucht worden ist, derselbe, dessen auch Mommsen (?) gedenkt, und auf welchen sich Böckh (°) beruft. Der Text beginnt mit einem Akrostichon auf die ray Eüdco£ov, ist aber nicht, wie es die bisherige Meinung war, ein Abrifs der Eudoxischen Lehre, sondern weicht von derselben in wesentlichen Punkten ab und erwähnt des Eudoxus nur wie andrer Astronomen auch (*). In dieser Schrift nun wird über Eudoxus berichtet, dafs er von der Sommerwende bis zur Herbstgleiche 91 Tage zählte, von da bis zur Winterwende 92, von da bis zur Frühlings- (') Sur Porig. du Zodiaque grec, Journ. des Sav. 1839. p. 581. 587. 653 u. a. Sur les Ecerits et les trav. d’Eudoxe. 1841. p. 7. 14. 17 u.a. (Aus dem Journ. des Say. 1840-41.) (?) Röm. Chronol. 2te Ausg. p. 260 Note. (°) Mon. Ber. 1859. p. 186. (*) Da unter den erwähnten Astronomen Demokritus, Eudoxus, Euktemon, Kallippus, der letzte der jüngste ist, und Hipparch nicht erwähnt wird, so scheint die Schrift zwi- schen Kallipp und Hipparch zu fallen. Ob man die jedenfalls unrichtige Stelle: EvöcEw, Anozgiru YEıasgivar TooraL "ASug ers ev 2, örs öe ı$, vom ägyptischen Wandeljahre ver- stehen darf, scheint mir sehr zweifelhaft, da sich zwar häufige Nachlässigkeiten und grobe Versehen, aber kein so barer Unverstand, wie diese Bemerkung voraussetzen würde, in der Schrift nachweisen läfst. Ich werde anderwärts darauf zurückkommen. Philos.-histor. Kl. 1859. I 66 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, gleiche 91. Die vierte Entfernung wird nicht angegeben, mufste aber, wie man sieht, auch 91 Tage betragen. Hierdurch wird die einzelne Angabe des Geminus bestätigt, und wir haben keinen Grund den übrigen Zahlen des Papyrus zu mifstrauen. Offenbar nahm Eudoxus eine gleichmäfsige Bewe- gung der Sonne zwischen den 4 Kardinalpunkten an, und da er die Länge des Jahres auf 3651, Tag annahm, so erhielt er, wenn er mit der Sonnen- wende begann, folgende genaue Entfernungen der Kardinalpunkte: Sommerwende bis Herbstgleiche . . 913, Tage = A bis Winterwende . . 122 „ =183 bis Frühlingsgleichke . 2735 „ = 274 bis Sommerwende . . 3654; „ = 365%, und wenn er diese in ganzen Tagen ausdrückte, oder den Unterschied des griechischen vom ägyptischen Tagesanfange berücksichtigte, so erhielt er die Intervalle, wie sie der Papyrus angiebt: 91. 92. 91. 91. Wenn nun die Sommerwende, wie wir für die Zeit des Eudoxus annehmen müssen ('), auf den 28. Juni fiel, so fiel die Herbstgleiche auf den 28/27. September, die Winterwende auf den 29/28. December und die Frühlingsgleiche auf den 29. März. Die beiden Doppeldaten beruhen auf der nothwendigen Annahme, dafs die Eudoxische Tetraeteride sich mit der ägyptischen deckte, und der Schalttag dem vierten Jahre wie dort angeschlossen wurde. Wir finden eine Nachricht über die Lage der Eudoxischen Tetraeteride bei Plinius in der schon oben erwähnten Stelle des zweiten Buches. Er sagt: Et est principium Lustri eius semper intercalario anno cani- culari ortu. Diese Worte sind verschieden erklärt worden. Petavius (?) meint, Plinius habe überhaupt durch die Worte semper intercalario anno nur ausdrücken wollen, dafs das Lustrum des Eudoxus ein Schaltjahr gehabt habe, und will daher entweder uno im Texte zufügen, oder hinzuverstehen lassen. Der letzteren Meinung schliefst sich Sillig an, als ob in irgend einer (') In den Jahren 376 bis 372 vor Chr. trat die Sonnenwende ein am 28. Juni 0° 54’ 44”, 28. Juni 6" 42’ 59”, :28. Juni 12° 31’ 15”, 27. Juni 18° 19’ 30”, 28. Juni 0% 7745”. (?) Uranolog. (1630) Var. Diss. lib. V, c. V, p. 202: Haec verba serper intercalario anno parenthesi includenda sunt. Ac nescio au non pro anno legendum sit uno, ut in eo loco eitando sciens an imprudens edidit Salmasius, aut etiam utraque admitti dietio debeat, ut ita concipiatur: sernper uno intercalari anno. Alioqui subaudienda vox est uno. griechischen und römischen Chronologie. 67 Sprache das meist betonte Wort des Satzes elidirt werden könnte. Die Worte können ohne Zweifel nur bedeuten, entweder dafs das Eudoxische Lustrum in einem Schaltjahre begann, und dann kann nur von dem Römischen Schaltjahre die Rede sein, oder dafs es mit einem Schalt- jahre d.h. mit seinem eigenen Schaltjahre begann, so dafs der Eudoxische Schalttag an das Ende des ersten Jahres der Eudoxischen Tetraöteride fiel. Der ersteren Meinung ist Ideler ('), für die letztere hat sich neuerdings Mommsen (?) erklärt. Indessen ist doch nicht zu verkennen, dafs aus den Worten principium est anno intercalario dem Leser zunächst der er- stere Sinn entgegentritt, und wenn ich früher selbst die zweite Ansicht theilte, so fällt doch jetzt der Grund weg, der mir gegen die Idelersche Erklärung zu streiten schien. Es war mir nämlich unbegreiflich, wie das Eudoxische Lustrum in einem Julianischen Schaltjahre habe beginnen kön- nen, da die Julianische Schaltordnung von der aller übrigen Kalender, an die er sich anschliefst, um ein Jahr abweicht. Die Angabe des Plinius war aber, wie sich höchst wahrscheinlich machen läfst, unverändert von Varro entlehnt, und dieser hatte noch nicht den späteren Augustischen, sondern den ursprünglichen Kalender des Julius Caesar vor sich, in welchem das Schaltjahr in der That mit dem ägyptischen und Eudoxischen übereinstimmte, so nahe dies bei dem verschiedenen Jahresanfang überhaupt möglich war. Der Anfang des Eudoxischen Lustrum im Augustischen Schaltjahre würde die Schaltung im dritten Eudoxischen Jahre, statt im vierten, vorausgesetzt haben, und diese Abweichung würde nur auf einer Kalender-Aere beruht haben können, deren Vorhandensein Mommsen (p. 57) mit Recht zurück- weist. Ebenso bemerkt er mit Recht, dafs es dem Plinius (oder Varro) bei der Erwähnung des Eudoxischen Schaltjahres nur darauf ankommen konnte, den Eudoxischen Kalender in das richtige Verhältnifs zum römischen zu setzen, weil dieses zu wissen bei der Benutzung des ersteren nothwendig (') Handb. I, 355. In einer späteren AbhandInng über Eudoxus (Schr. der Berl. Akad. 1830. p. 63) fügt er hinzu: „Vielleicht wollte Plinius auch wohl nur sagen, dafs der Anfang eines Lustri allemal nach einer Einschaltung eintraf, so dafs es mit einem Gemeinjahr anfıng und mit einem Schaltjahr endete, in welchem Fall er sich freilich nicht ganz angemessen ausgedrückt haben würde.” Es ist in der That nicht abzusehen, wie die Worte diese Deu- tung erlauben könnten. (*) Röm. Chron. 2. Ausg. p. 56. 12 68 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, war. Wenn er aber meint, dafs dies durch die Idelersche Erklärung nicht, wohl aber durch die seinige erreicht werde, so dürfte der Schlufs vielmehr umzukehren sein. Denn zu wissen, dafs das Eudoxische Lustrum mit einem Schaltjahre anfıng, dem drei Gemeinjahre folgten, machte noch keine Ver- J D J gien, gleichung mit dem römischen Kalender möglich; es hätte dann erst noch hinzugefügt werden müssen, welchen römischen Jahren diese Schaltjahre entsprachen, oder welches das Epochenjahr der Eudoxischen Kalenderäre war, wenn eine solche überhaupt angenommen werden könnte. Sobald der Leser aber erfuhr, dafs das Budoxische Lustrum mit der römischen Tetraö- ’ teride in Bezug auf das Schaltjahr Schritt hielt, und sein Neujahr auf Sirius Aufsang fiel, so war die Vergleichung beider Kalender vollständig gegeben ganz ’ 5 ’ und keine Kalenderäre war dabei vorausgesetzt. Da der Aufgang des Sirius auf den 20. Juli gesetzt wurde, so folgte aus der Angabe in den römischen Schaltjahren vom 25. Februar bis zum 19. Juli eine Verschiebung von 1 Tage gegen die drei Gemeinjahre. Das Zusammentreffen des Eudoxischen Schalt- jahres mit jedem andern Jahre der römischen Tetraöteride würde die Zeit der Verschiebung verlängert haben, wie dies z. B. in dem gewöhnlichen Ju- lianischen Jahre der Fall ist. Mit dem Neujahrstage, der Monatsform, dem Tage der Sonnenwende und den Intervallen der Kardinalpunkte sind uns alle wesentlichen Elemente des Budoxischen Kalenders gegeben, denen auch noch die Anfangstage der Jahreszeiten aus Ptolemaeus hinzuzufügen sind. Wir haben aber noch einige andre Nachrichten der Alten über den Eudoxischen Kalender zu betrachten, an denen wir die Richtigkeit der bisherigen Aufstellungen prüfen können. Hipparchos sagt an verschiedenen Stellen seiner Schrift über die Phaenomena des Aratus (!), dafs BEudoxus, nicht wie er selbst, Aratus und (') Lib. I in Petav. Uranol. 1630, p. 176: "O usw BVdoEos dbnrıw im To Sepıvod oUrWwg* errı Ö8 dv rourw ra ner roo Kogswov. Lib. II, p. 212: "Or: ds Evdokos ra TEOMIR«E NASE yore niora ra Cudıe rionrı, Ö9rov moi dia rovrun‘ devregog de Eorı #URAog, Ev m Segen For yivovrıu‘ Errı dE Ev ToUrw Te neire rou Kagzivou' za mar draw‘ Teirog d’ Zarı numhog, dv m) ci irnpasgia yivorrcı" Erriw OD’ du rouru Ta re roU Karov nera, zul ra ro KyAav, TEr«prog d8, ev m yesegwai room Yivovracı" ers Ö’ ev Fourw Te WErU Tool Alyoxsau). Lib. I, p- 188: Taurys (sc. "Aprrov) yo ö Eryaros ze Anumgorarog asrna nern Kara TYV m ige au Iy;Suow, ws de Eudogos dıper roV Guöwzov aUrAov, zare Ta y noigav roü Karol. Lib. I, p. 185: May dE us row Taomızav zu irnaegumav anstav ev Tag doy,ais rwv dwdinw « y) r > / % \ > , \ Ü Aun? Id 6 e u‘ Pla VRRDYKOVFUV* 81 MEVTOL YE TE EIONMEVE KAT ECKE TE Swoın zeiten, Ws Ev 05085 pnrw, 2. Tehı griechischen und römischen Chronologie. 69 andre Astronomen, die Sostitial- und Aequinoktialpunkte in die An- fänge der Thierzeichen setzte, sondern in die Mitten derselben, so dafs Hipparch, um seine Sternberechnungen mit denen des Eudoxus zu verglei- chen, immer 15° zu seinen Bestimmungen hinzuzählen mufste. Hiermit ist die Angabe des Achilles Tatius('!) zu verbinden, welcher sagt, dafs Einige die Sommersonnenwende in den Anfang, Andere in den 8. Grad, Andere in den 12. Grad, Andere in den 15. Grad des Krebses legen ; so wie endlich die Stelle des Columella (?), welcher, nachdem er die Kardinal- punkte seines Kalenders auf die Stern Grade der entsprechenden Zeichen ge- setzt hat, hinzufügt: Vec me fallit Hipparchi ratio, quae docet solstitia et aequinoclia non oclavis sed primis partibus signorum confici. Verum in hac ruris disciplina sequor nune Eudoxi et Metonis antiquorumque ‚fastus astrologorum, qui sunt aplali publieis sacrificiis, quia et notior est ista velus agricolis concepla opinio. Diese Aussprüche sind vielfältig commentirt und besprochen worden, ohne dafs es bisher gelungen wäre, die einfache Lösung dafür zu finden. Zuerst hat sich Petavius (?) ausführlicher damit beschäftigt. Er bezieht den Unterschied der Gradangaben lediglich auf das Vorrücken der Tag- und Nachtgleichen. Die Chaldäer und Aegypter, sage Sextus Empiricus, hätten die Dodekatemorien nach dem jährlichen Frühaufgange eines be- sonders hellen Sternes gemessen. Nehme man als einen solchen den hellen Stern im vorderen Horne des Widders an, auf dessen Aufgang der Anfang des ersten Dodekatemorion gelegt worden sei, so finde sich, dafs im Jahre 1263 vor Chr., in welchem die Sommerwende, der 1. Thoth und der Sirius- aufgang mit der Sonne sämmtlich auf ein und denselben Tag, nämlich den 5. Juli, gefallen seien, und welches daher wohl das Epochenjahr der Sothis- periode gewesen sein dürfte, dieser Stern 15 Grad von dem Punkte der Lib. II, p. 211: raoderyı DS öE maurov orı vu drperw ToU Qwoinzol zUurAov ö pasv "Aguros , > x > - x Ev ’ ’ e n m memoinmeı RMO TÜV ToomızWV TE zer immaegwiv araeimv GyolsEvos, WITE TaÜTE TE area dp- x + y AN e Sa MEAN £ u / u x ’ ’ a ’ % x x yas ewar Swötnu" 6 de Evdo&os ourw Ömerru, wrre v& eloymeve wymsie era Ewa’ Ta peu Er \ m > Es r n m Er ToU Kaszıvov, za ToU Aiyozsow, 7% de ro) Korov za rov Xrauv. (') Isog. ad Arati Phaenom. c. 23. (Uranolog. Petav. 1630. p. 146): Bovrovra Ö& rgo- ‘ \ ”, nn e \ x \ > gr © d: Er; S% m e N TA e Ss my FoV yAov MOTIR ol ev eg Tas aoy,es, ol de me Oyöoyu moipev, ol Öe megt ı@, or Ö8 megi ıe ToU Kagzıvov. (2) de re rust. IX, 14. 9, Var. diss. ib. 201,9. 4. 70 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Frühlingsgleiche entfernt gewesen sei; zur Zeit des Nabonassar sei der Stern 10, zur Zeit des Cyrus und Thales 8 Grad entfernt gewesen. Setze man die Theilung der Dodekatemorien in den Wendekreis, welcher früher der Ekliptik substituirt gewesen sei, so sei schon zur Zeit des Nabonassar die Frühlingsgleiche auf den 8. Grad des Widders, von jenem Stern an gerech- net, gefallen. Die verschiedenen Annahmen der 15ten und 8ten Grade seien also auf jene früheren Zeiten zurückzubeziehen, aus denen sie beibehalten worden seien. In ähnlicher Weise erklärten Newton, Freret, Bailly und andere die Unterschiede, worüber Ideler (!) nachzulesen. Eudoxus habe eine alte Himmelskugel vor sich gehabt, auf welcher die Koluren durch die Mitten des Widders, des Krebses, der Wage und des Steinbockes gezogen gewesen seien; erst Hipparch, zu dessen Zeit sie durch die Anfänge dersel- ben gegangen seien, habe das Himmelsbild reformirt. Newton setzte diese Kugel in das Jahr 936, Freret und Bailly in das 14. Jahrhundert. Ideler zeigt die Unhaltbarkeit dieser Erklärungen und stellt, wie schon vor ihm Delambre (?), die Wirkung des Vorrückens der Tag- und Nachtgleichen ganz und gar in Abrede. Den Unterschied der Kardinalpunkte in den Mitten oder in den Anfängen der Zeichen erklären beide nur aus zwei verschiedenen Eintheilungen der Ekliptik, welche beide gleichzeitig neben einander hätten bestehen können. Jeder Bogen von 30° sei ein Dodekatemorion. Ein sol- ches sei uns jedesmal unsichtbar, wenn in seiner Mitte die Sonne steht. „Es sei also natürlich, dafs man das Zeichen, in welchem sich die Sonne z. B. am längsten Tage befand, so bestimmte, dafs man das Solstitium in die Mitte desselben setzte. Ein Stern nun, der bei der Sichtbarwerdung der Gestirne während der Abenddämmerung in der Gegend des Horizonts stand, wo die Sonne untergegangen war, bezeichnete den Anfang des Löwen, und der gegenüberstehende den des Wassermanns. So durfte man nur von Monat zu Monat auf die Sterne achten, die eine Stunde nach Sonnenunter- gang in der Gegend, wo sie durch den Horizont gegangen war, oder gegen- über erschienen, um die Ekliptik auf eine grobe Art in ihre zwölf Theile zu theilen.” Hipparch dagegen habe für seine genaueren Beobachtungen und Berechnungen die Nothwendigkeit gefühlt, den Nullpunkt des Aequators und der Ekliptik in den Durchschnitt der beiden Kreise zu setzen. (') Ueber Eudoxus, Schriften der Berl. Akad. 1831. p. 56. (*) Hist. de !’Astron. tom. I. p. 123. griechischen und römischen Chronologie. zfıl Dieser Erklärung schliefst sich Letronne(!) vollkommen an, und ebenso neuerdings Mommsen(?). Sie ist aber nicht haltbar. Denn erstens würde es offenbar überaus zweckwidrig gewesen sein, die Dodekatemorien zwar nach dem Höhepunkte der Sonne, wo sie den Wendekreis berührt, zu bestimmen, aber doch den Anfang derselben, also den Nullpunkt der Ekliptik nicht in den Wendepunkt selbst, sondern 15° davon entfernt zu legen. Der Grund, dafs die Beobachtung der Grenzen leichter gewesen sei, trifft nicht zu; denn wenn man auch wirklich zur Zeit des Eudoxus, wie dabei voraus- gesetzt wird, in den Anfängen aller astronomischen Kenntnifs gewesen wäre, und hätte damals sich zuerst die Sonnenbahn eintheilen wollen, und wenn dies auch in der sehr rohen Weise geschehen wäre, dafs man die Sterne des östlichen und westlichen Horizonts zu Grenzsternen der Dodekatemorien hätte machen wollen, so würde man ja, wenn man einmal, wie vorausgesetzt wird, den Tag der Sommerwende kannte, dieselben Grenzbestimmungen 15 Tage später oder früher haben anstellen können, und denselben Zweck mit dem einleuchtenden Vortheile, den Wendepunkt zum Anfangspunkte zu machen, erreicht haben. Man würde aber auch in solcher Kindheit der Astronomie nicht von einer Bestimmung der Sommerwende ausgegangen sein, weil die Wendepunkte bekanntlich nur schwer durch unvollkommene Beobachtung zu finden sind, worüber selbst Hipparch noch klagt, indem er für seine eige- nen Beobachtungen einen Vierteltag Ungewifsheit in Anspruch nimmt, son- dern man würde einen Nachtgleichenpunkt zuerst gesucht haben, der sich leichter bestimmen läfst. Auch wäre es gar kein astronomisch brauchbarer Anhaltspunkt gewesen, wenn man hätte davon ausgehen wollen, dafs die Sonne immer das ganze Zeichen mit ihren Strahlen bedeckt, in dessen Mittel- punkt sie steht. Denn in Wirklichkeit reichen ihre Strahlen nicht 15° nach jeder Seite, sondern weniger, und zwar ungleich, indem die Sonne an 4° tiefer unter dem Horizont stehen mufs, um die Sterne auf der Sonnenseite, als um die gegenüberstehenden sichtbar zu machen. Ideler findet selbst für die Beobachtung der grofsen Sterne bei Ptolemaeus auf der Sonnenseite 11°, auf der entgegengesetzten Seite 7° Sehungsbogen (?). Endlich aber würde ja diese Erklärung der Mitten der Sternbilder sich in keiner Weise auf die 12ten und Sten Grade anwenden lassen, in welche nach Achilles Tatius andere (') Sur les €crits d’Eudoxe p. 20. Journ. des Sav. 1840-41. (°) Chron. 2. Ausg. p. 64. (°) Ueber den Kalender des Ptolem. Schr. der Berl. Akad. 1816-17. p. 170. 171. 72 Lersıws über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Astronomen die Sommerwende gesetzt hatten ; und doch gehören diese An- setzungen offenbar ihren Gründen nach zu einander. Dafs die Kardinalpunkte im Römischen Kalender zuweilen auf die Sten Grade gesetzt wurden, ist bekannt, und irrig ist nur, dafs dies im Cae- sarischen oder Julianischen Kalender der Fall gewesen sei. Columella giebt die achten Grade ausdrücklich an; auch von andern werden sie erwähnt (!). Nun wurden die oben angeführten Worte des Columella in der Regel sogar so verstanden, als ob Eudoxus selbst aufser dem Ansatz der Kardinalpunkte auf die 15ten Grade auch noch einen andern auf die Sten Grade gehabt habe. Ideler (?) meint, dieser Ansatz sei ursprünglich Metonisch, und Eudoxus habe ihn nur in seinem Parapegma, wie auch später Caesar, aufgenommen, während er in seinen astrognostischen Schriften die Kardinalpunkte auf die 45ten Grade gelegt habe. Auch hierin folgen ihm Letronne (°) und Mommsen (*). Wie aber sollte ein Astronom darauf gekommen sein, die Lage der Dodekatemorien in seinem schon von der bürgerlichen Zählung nothwendig abweichenden astronomischen Kalender um 7 Grade anders zu legen, als in seinen übrigen astronomischen Schriften, und wie sollen wir uns die Unbeholfenheit und Willkühr denken, welche wir voraussetzen müfsten, wenn wir mit Ideler (p. 61) annehmen sollen, dafs „der Grund aller dieser früheren Begrenzungen der Zeichen kein andrer sei, als der, dafs man sich bemühte die Hauptsterne der Zodiakalbilder, von denen die Zei- chen ihre Namen haben, möglichst symmetrisch mit denselben zu verbinden.” Mommsen (p. 85) glaubt, Eudoxus sei von den Jahreszeiten ausgegangen, und habe, wie dies überhaupt im Alterthum gewöhnlich gewesen sei, die Kardinalpunkte in die Mitten der Jahreszeiten gesetzt. Die Sonnenwende sei ihm auf den 26. Juni gefallen; danach hätte er den Krebs astronomisch vom 11. Juni bis 11. Juli ansetzen müssen. Bei dieser Rechnung sei ihm der 1. Löwe auf den 11. Juli gefallen, der 20. Juli also, an welchem der Sirius aufging, auf den 9. Löwen; um aber den Siriusaufgang vom 1. Löwen nicht zu trennen, habe er in seinem praktischen Kalender die Anfänge der Zeichen um 8 Tage zurückgeschoben. Dem Eudoxus fiel aber die Sommerwende auf (') Plin. 18, 67, 264. Manethonis Apotelesmatica lib. II, v. 74. Schol. ad Arat. v. 499. (°) Ueber Eudoxus p. 60. HaL2p322 (*) Chronol. p. 64. 65. griechischen und römischen Chronologie. 73 den 28. Juni und die Jahreszeiten standen bei ihm in keinem Halbirungsverhält- nisse zu den Kardinalpunkten, denn der Winter (nach der Bestimmung des Ptolemaeus) begann ihm 48 Tage nach der Herbstgleiche wie sie bei Geminus angegeben ist, der Frühling 42 Tage nach der Winterwende, der Sommer 50 Tage nach der Frühlingsgleiche und statt des Herbstes (PSworwgev) ver- zeichnete er, wie das damals gewöhnlich war, nur den Spätsommer ($rwg«) den er auf den 30/29. Juli, also 31 Tage nach der Sommerwende, setzte. Es irrten aber auch schon Ideler und Letronne, und vor ihnen Sca- liger, Petavius (der jedoch Zweifel hat) und die übrigen Vorgänger, wenn sie meinten, Eudoxus und andre Astronomen jener früheren Zeit hätten die Sommerwende, oder sogar alle vier Kardinalpunkte, auf die Sten Grade der Zeichen gesetzt. Man hat dies mit Unrecht aus der oben angeführten Stelle des Columella geschlossen. Eudoxus hat nur eine Zählung gehabt, nach welcher die Sommerwende auf den 15. des Krebsmonats —= 28. Juni fiel. Von seinem Kalender ist überhaupt in Italien weder früher noch später etwas anderes in Gebrauch gewesen, als das aus Aegypten stammende Neujahr am 20/19. Juli. Die Römer folgten vielmehr nachweislich in den übrigen wesent- lichen Stücken des Kalenders andern griechischen Astronomen, nämlich dem Kallippus und Hipparchus, in bestimmter Scheidung. Man kann daher von keinem Eudoxischen Kalender in Italien reden, wenigstens in keinem andern Sinne, als man auch vom Gebrauche des Metonischen oder des ägyp- tischen Kalenders in Italien sprechen könnte, denn in beiden, und in noch mehreren andern griechischen Kalendern, fiel der Jahresanfang gleichfalls auf den 20/19. Juli. Dieser Anfang selbst ist aber allerdings ein sehr wesentliches Moment . in der Vergleichung der alten Kalender, denn an ihn knüpft sich der Unter- schied zweier verschiedener Systeme von Kalendern, welche bisher stets un- richtig mit einander vermischt worden sind. Das jüngere System ist das Hipparchische, dessen wir uns noch be- dienen. Das feste Sonnenjahr ist an die Kardinalpunkte geknüpft; die Früh- lingsgleiche fiel immer auf den ersten Widder, die Sommerwende immer auf den ersten Krebs. Da sich nun nach dem Gesetze der Präcession die Kar- dinalpunkte längs der Ekliptik nach Westen hin von den Sternen entfernen, so bewegen sich die ganzen Thierzeichen oder Dodekatemorien mit ihnen und verlassen allmählig die Sternbilder, mit denen sie ursprünglich zusam- Philos. - histor. Kl. 1859. K 74 I,ersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, menfielen und von denen sie den Namen führen. Der erste Krebs fällt da- her auch in dem richtig gemessenen Sonnenjahre, wie in dem Gregorianischen Kalender, immer auf denselben Tag mit kleinen Schwankungen je nach den Schalttagen. Im Julianischen Kalender dagegen, welcher das tropische Jahr um einige Minuten zu lang annimmt, verändert sich nach Mafsgabe dieser Ungenauigkeit das Datum alle 120 Jahre ungefähr um 1 Tag. Hipparch war nicht der Erfinder dieser Zählungsweise; er selbst sagt von Aratus und andern Vorgängern, dafs sie die Kardinalpunkte gleichfalls auf die ersten Grade der Zeichen legten. Es läfst sich zeigen, dafs es schon Kallippus that, vielleicht noch ältere Astronomen. Zu Kallippus Zeit, 330 v. Chr., fiel der 1. Krebs auf den 27. Juni, alle 4 Jahre einmal auf den 28. Juni; zur Zeit des Hipparch, um 150 vor Chr., auf den 26., im vierten Jahre auf den 25. Juni; zur Zeit des Ptolemaeus, 150 nach Chr., auf den 23., im vierten Jahre auf den 24. Juni, obgleich er selbst, aber nach einer unrichtigen Theorie, den 25. Juni zählt. Wesentlich davon verschieden war das Aegyptische System, welchem Demokrit, Meton, Eudoxus und andere, zuletzt auch die Römer folgten. Diese knüpften den Anfang des festen Jahres nicht an einen Kardinalpunkt, sondern an den heliakischen Aufgang des Sirius in Aegypten. Das Jahr von einem Siriusaulgang bis zum nächsten betrug mehrere tausend Jahre lang genau 365 Tage und 6 Stunden, indem die damalige Stellung des Sirius zur Ekliptik in Aegypten den heliakischen Aufgang zufällig gerade um soviel ver- zögerte, als der Unterschied des wahren tropischen Jahres vom Julianischen Jahre von 365!, Tagen betrug. Der Aufgang erfolgte daher regelmälsig immer am 20. Julianischen Juli des Caesarischen, am 20/19. des Augustischen, d.h. unsers gewöhnlichen Julianischen Jahres. Dieses Datum wurde daher auch von den Griechen, welche den Aegyptern folgten, und von den Römern conventionell festgehalten, obgleich für sie die Erscheinung des Sirius nicht zutraf. Daraus folgte nun nothwendig, dafs, weil der erste Löwe stets am Sirius und am 20/19. Juli haftete, auch der erste Krebs, der erste Widder und alle übrigen ersten Grade auf denselben Julianischen Daten haften mulsten, und sich folglich die Zeichen, insofern sie mit den 12 Monaten identifieirt wurden, nicht wie die Hipparchischen Zeichen von den Sternbildern ent- fernten, sondern mit ihnen vereint blieben. Dagegen wandelten die Aequi- noktien nach Westen fort, und statt dafs sie im spätern Systeme stets auf den ersten Graden der Zeichen hafteten, traten sie bei den Aegyptern, bei griechischen und römischen Chronologie. 75 Eudoxus und den Römern alle 120 Jahre nicht nur an einem früheren Julia- nischen, sondern auch an einem früheren Zodiakaltage ein, den man von dem wahren Grade des Dodekatemorion damals gar nicht unterschied. Eudoxus, und zwar dieser nicht zuerst, hatte den ägyptischen Monaten einfach die Namen der Sternbilder, denen sie im chaldäisch - griechischen Thierkreise entsprachen, beigelegt und nannte den ägyptischen Thoth den Monat des Löwen; der erste Löwe fiel ihm also, wie den Aegyptern der 4. Thoth, auf den 20/19. Juli. Ging er dann über die 5 Epagomenen zurück bis zum 28. Juni, an welchem zu seiner Zeit die Sommerwende eintrat, so fiel ihm diese (und nur von ihr spricht Achilles Tatius) auf den 15. Krebs, wie den Aegyptern auf den 15. Mesori. Hätten nun die Römer, als sie das Neujahr des Meton und Eudoxus annahmen, auch dieselbe Monatsform wie diese behalten, so würde ihnen die Sommerwende, welche zur Zeit der Caesarischen Reform auf den 25. Juni fiel, auf den 12. Krebs gefallen sein. Statt dessen vertheilten sie die 5 Epagomenen auf die 12 Monate, deren Länge sie nach dem Sonnenlauf abmafsen, gaben dem Krebs 31 Tage, setzten, wenigstens nach einer Auffassung, die aber mit Unrecht von Mommsen für vorcäsarisch gehalten wird, die Sommerwende auf den 26. Juni, und dieser entsprach nun nothwendig dem 8. Krebs, wie die Vergleichung des Römi- schen mit unserm Eudoxischen Kalender vor Augen führt. Dies war also der Sinn der Worte des Columella, dafs er in Bezug auf den tropischen Kalender nicht von dem Systeme desHipparch sprechen wolle, welcher die Kardinalpunkte auf die ersten Grade lege, sondern nach Eudoxischer und Metonischer Weise die Zeichen so anordne, dafs die Kardinalpunkte auf die Sten Zodiakaltheile fallen. Ich glaube hiermit den allgemeinen Zusammenhang dieser Fragen so weit dargelegt zu haben, als es zur Bestätigung der oben angegebenen Wie- derherstellung des Eudoxischen Kalenders nothwendig war. Weiter einzu- gehen, z. B. auf die schon von früheren Gelehrten öfters behandelte Frage, wie weit Hipparch Recht hatte, die Eudoxischen Zwdi« mit seinen eigenen Dodekatemorien zu vergleichen, gehört nicht hierher. Es wird dieser, so wie mancher andre Punkt, der hier nur beiläufig berührt worden ist, in einer eingehenden Behandlung sämmtlicher griechischer Parapegmen, so wie des mit ihnen auf das engste verbundenen Römischen Kalenders, in seinem Zu- sammenhange erörtert werden. K23 76 Lersıvs über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Ich lasse nun hier eine Uebersicht des Eudoxischen Kalenders folgen: Julian Datum Eudoxus Aegyptisch aa ee Nah: I—IV. . | uw. 1. Löwe 1. Thoth 120. Juli 20. Juli | 19. Juli | Neujahr. Sirius Aufg. in Aeg. DIE ON DA DA Dame Kuwv Eos emırdr.sı zu Tas Erromevoeg Ynzgas € Ernie rveousiw (Gemin.)— ’Ery- ua mveousw (Ptolem.) 4113, = 114 = 30. = 30. - 129. - ’Orweas @sy%,r (Ptolem.) 14. - 14. = 2.Aug. 2.Aug.| 1. Aug.| "Asros &woc Övves (Gemin.) 19. a ‚Ki nd en Fa Ga Erepavos (Eos) öuveı (Gem.) Ur 3 ZU 2 15. 0- 115.0. - 14. = Asidıs EWos Ouveı (Gemin.) 1. Jungfrau | 1.Phaophi [19. - 19. - |18. - | Avox &uos Öuve: (Gemin.) re DIE 16. Sept. 16. Sept.| 15. Sept.| "Agzroügos Ewos Erırerrcı Ge- min.) 11. Wage 11.Athyr |28. - 28. - |27. - | Herbstgleiche, 91 Tage nach der Sommerwende 43 5 BE 1. Okt. I0Kt1.30. — ALE axgovuy,os Emırerrsı(Ge- min.) ae 17:7 = 3. - 9. = 4. Oct. | Irsıcdes (axg0vuy0) Erırer- Aousıw (Gemin.) DAR ae 9m= eb = See Sogmios Axgovuy,os agyeraı duvsıw (Gemin.) Dome Hp AA - 14. - |13. - | &%#09=105 0%.08 drgsvuy,os, Ale Aus Övrsı (Gemin.) 2.Skorpion | 2.Choiak |19. - 19. - |18. - |Yades argonugor Errrerkou- cw (Gemin.) ASS IS 4.Nov. 4.Nov.| 3.Nov. "Agzrougos angovuy.os mowies öyvs: (Gemin.) NE DIE N- se= Bu 7. - | Row axgovuxos aayeraı Zrırerrew (Gemin.) OSIREE D8...= HA= Ey oe Szogmios aayeraı EmıreAAsıv &wos (Gemin.) DIT 2 29. - 15. - 15. - |14. - I Xeaunvos @%% (Ptolem.).— IlAsıades &wor Övvouss za Notwv aeyraı Öyvsw (Ge- min.) 1.Schütze 1. Tybi Ir an 16... - Avs« Ewos Erır&7Ası (Gemin.) Ir = 2a 25. - 124. - | Tades(Ewor) dvrovsw(Gem.) ek = IS nr- 4. Dez. 4.Dez. | 3.Dez. Roiwv &wos Öuve: (Gemin.) 22. - 22. - 8 - 8 - 7. - 1Kıwv Eos duve: (Gemin.) griechischen und römischen Chronologie. 77 Julian. Datum nach Caesar. Kalender nach Augustus Eudoxus Aegyptisch I—IV. L. | u-ıw. 26.Schütze | 26. Tybi 12. Dez. 12.Dez. |11.Dez. | Kuwv dzgovugos EmırsAre (Gemin.) 4.Steinbock| 1.Mechir f17. - 17. - |16. - | &%ogmios Ewos enırerrcı (Ge- min.) - Inlıe= 49... .- 19. - |18. - [ARE ios öyveı (Gemin.) 6: 10 6... - 22. - 22. - |21. - I ’AsrosswosereredAsı(Gemin.) Jameı- 13. - 29. - 29. - |28. - | Tooraı enaegveri (Gemin.) Winterwende, 92 Tage nach der Herbstgleiche 18. - 18. - 3. Jan. 3.Jan. | 2.Jan. | Srepavos drecvuyos Öyver (Gemin.) 12.Wasserm.| 12. Phamen. |27. - 27. - 126. - JAsrpis dzgovuxos Öuver (Ge- min.) 49:5 - 19. 3. Febr. 3.Febr.| 2.Febr.| Aug« dxzovuxos dvver (Ge- min.) 25. - 25. - I Eh & 8. - "Ergoc «2x, (Ptolem.) 28. - 28. - 12. - 12. - |11. - | Z&pugos (Ptolem.) Dan | RIV: ev 10. Fische 10. Pharm. | 24. Febr. |[ 24. ]Fb.1| 24.|- |23. - I Yeros, Xerıdov (1. Kerrdwv bawera) zu Rogeuı mve- e ’ ) ovTıv 0: zuAouMEvon Ogvı- Sıaı (Ptolem.) 42. 7= DER 26. - 26. = 196-1125: - "Agzroloos dxgovuy,os emrer- Ası, za Kerıdwv haiwera zaı Tas Eropzvas Hazgas A Bosse Mveourı Aut [LARA TE or Igoogu. Sie: Ka Aoulasvor 15 15 1.März |29. -|29. - [28 (Gemin) BR = „März 29. =7129= 228.4 - 165 - 16 )- Dr 1.März| 1. März 23. - 23. - Be 8. - 8 - [Kerıdov #0] erivos pawe- ra: (Ptolem.) 25. - 2a 2 +11. - 10. - 10. - Izrivos dawercı (Gemin.) 29. - ZI = 15... = 14. - 114. - Iredavos drgovuyos EmirzA- 2sı, aey,ovra "Om Fiaı mveovres (Gemin.) 6. Widder 6.Pachon 22. - Da a WA [srivos bawerat #04] Roses zvet (Ptolem.) Ane A N vr "Irnjasgie (Gemin.) Herbst- gleiche 91 Tage nach der Sommerwende 78 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Julian. Datum Eudoxus | Aegypüsch | Casar Kalender | „mach, I— IM. IV: I— IV. 21.Widder $21.Pachon | 6.April| 5. Aprilf 5.April Mnrsıddss drgovuyar Övvourı za "gan Goysraı Öuvsı mo argovuycu (Gemin.) 29. - VE 44. = 13... = 32 YVadss Argcvuy,oı Övvousıv (Gemin.) 5. Stier 9.Payni 208 - 195 EI Avga dxgovuyos Emirendsı (Gemin.) 10. - 10. - 29. - 24. - 224, = ’Natav dxgovuy,os Övvar (Ge- min.) 44: - 11. = 26: - DRmSEIDaN = Kusv droovuy,os Övver (Ge- min.) 18. - 18. - 3.Mai | 2.Mai | 2.Mai ALE Eujos Erır22.sı (Gemin.) 20. - 20. - Di 4. - An Ixogmios Evos uva aoyere (Gemin.) ale 307 = B9N - da, = a Iogmios Ewos Gros Öuvsı (Gemin.) 1.Zwillingef 1.Epiphi J16. - 15- -- 115. - ID.sıcdss (Evo) ErırerAousw (Gemin.) Ar = 4. - 89... -) 1485 1-8 O:sovs agyn (Ptolem.) 16.0 16. — 1. - 30. 1802 = Wadss Ewor Emırsrrovsw (Ge- min.) 418. ey 2. Juni | 1.Junif 1.Juni "Asros axgovuyos EmıreAdsı (Gemin.) 21. - 24. - 8. - 7. - 16 = "Agzrougos &wos Övveı(Gemin.) 29 - 29 - 13. = 12, = 122 - Asadis dzgevuy,os emırerAsı (Gemin.) 1.Krebs 1.Mesori 15. - 14. - 144. - 9. - or 19. - 18.. -01418. - "Datsw (wos) Aaysraı Emıreh- Asıv (Gemin.) 15. - 18: - 29. - 28.. - #128, - Sommerwende, 91 Tage nach der Frühlingsgleiche 24. - 24. - 8.Juli | 7. Juli | 7. Juli pr ewoserrtrrs(Gemin.) Diese Zusammenstellung des Eudoxischen Kalenders ist eine einfache Verbindung der Angaben des Geminus und Ptolemaeus. Es ergiebt sich dar- aus, dafs zwar im Anfange des Jahres die Etesien von beiden auf denselben Tag gesetzt sind, später aber, im Februar und März, ein Unterschied von 2 Tagen erscheint, um welche Geminus dem Ptolemaeus vorausgeht. Dieses Verhältnifs, welches auf einer verschiedenen Reduktion der Eudoxischen An- griechischen und römischen Chronologie. 79 sätze beruht, tritt noch deutlicher bei Vergleichung der Witterungsangaben, die hier übergangen sind, hervor. Es ist aber auf diesen Punkt und die Ver- änderung, welche danach auch der Ansatz der Jahreszeiten zu erfahren hätte, hier nicht eingegangen worden, weil diese Frage besser im Zusammenhange mit den übrigen Kalendern erörtert wird. Böckh’s oben erwähnter Ansatz des Eudoxischen Neujahrs scheint sich auf dieses Verhältnifs zu beziehen. Ich bemerke daher nur noch, dafs die Ansätze des Geminus meines Erachtens nicht sowohl zu spät, als die des Ptolemaeus zu früh angesetzt sind. Uebri- gens bedarf auch unser jetziger Text des Ptolemaeus, abgesehen noch von dem gänzlich inkorrekten Drucke bei Halma, einer neuen Kritik, auf welche hier noch weniger eingegangen werden konnte. Verbinden wir hiernach die Solstitien und Aequinoktien mit den Jah- reszeiten, so wie sie von Ptolemaeus überliefert sind (wobei jedoch die Kor- rektion von 2 Tagen vorbehalten wird), so erhalten wir folgendes Schema : 1. Löwe 20/19. Juli Sirius Aufgang in Aegypten. Neujahr 11. Löwe 30/29. Juli Spätsommers Anfang 11. Wage 28/27. Spt. Herbstgleiche, 92 Tage bis zur W. W. . 29. Skorpion 15/14.Nov. Winters Anfang 48. Steinb. 29/28. Dez. Winterwende, 91 Tage bis zur Frühl. Gl. 25. Wasserm. 9/8. Febr. Frühlings Anfang 14. Widder 29. Aug. Frühlingsgleiche, 91 Tage bis zur S. W. 4. Zwillinge 18. Mai Sommers Anfang 15. Krebs 28. Juni Sommerwende, 91 Tage bis zur H. Gl. Der Vergleichung wegen lasse ich hier noch die beiden römischen Stern-Kalender folgen, welche nach der Caesarischen Reform in Gebrauch waren. Der eine ist der des Varro: 1. Löwe 20. Juli Sirius Aufgang in Aegypten. Neujahr 23. Löwe 11. Aug. Herbstanfang 8. Wage 26. Septbr. Herbstgleiche 23. Skorpion 10. Nov. Wintersanfang 8. Steinbock 24. Dezbr. Winterwende 23. Wasserm. 7. Februar Frühlingsanfang 8. Widder 24/23. März Frühlingsgleiche 23. Stier 9/s. Mai Sommersanfang 8. Krebs 26/25. Juni Sommerwende. 50 Lersıus über einige Berührungspunkte der ägyptischen, Diese Daten, die uns von Varro selbst (de re rust. I, 28) und von Columella (XI, 2 ff.) überliefert worden sind, waren nothwendiger Weise ursprünglich nach Cäsarischer Zählung gemeint. Sie beruhen auf der Kal- lippischen Berechnung des Sonnenlaufs, angewendet auf den Metonischen oder Eudoxischen Jahresanfang ('). Von den Doppeldaten erschienen ohne Zweifel nur die ersten, als die der Mehrheit der Jahre entsprechenden. Der zweite ist der des Julius Caesar: 1. Löwe 20. Juli Siriusaufgang in Aegypten. Neujahr 93. Löwe 11. August Herbstanfang 6. Wage 24. Septbr. Herbstgleiche 24. Skorpion 11. Novbr. Wintersanfang 10. Steinbock 35. Dezbr. Winterwende 95. Wasserm. 8. Februar Frühlings Anfang 10. Widder 25/24.März Frühlingsgleiche 25. Stier 10/9. Mai Sommers Anfang 6. Krebs 24/23. Juni Sommerwende. Dieser Kalender ist uns durch Plinius erhalten, theilweise auch von Columella aufgenommen und mit dem Varronischen verbunden. Seine Mo- natslängen sind nach Hipparch bestimmt, die Kardinalpunkte sind durch- gängig auf die VIII Tage a. Kal. gesetzt. Auch diese Daten gingen nach- weislich unverändert aus dem Cäsarischen in den Augustischen Kalender über (2) und sind daher als die eigentlichen Julianischen Angaben zu be- trachten (°). Die Begründung der hier befolgten von den bisherigen Ansichten ab- weichenden Auffassung des Römischen Kalenders kann einstweilen dahin gestellt bleiben. Immerhin geht soviel aus den verschiedenen Römischen Ansätzen hervor, dafs der Eudoxische Kalender nichts mit ihnen gemein hat, (') Es sind dieselben, welche Mommsen für entlehnt hält aus dem Eudoxischen oder vorcäsarischen Bauernkalender. Röm. Chron. 2. Ausg. p. 62. Es ist in seiner Liste ein Versehen aus der ersten in die zweite Ausgabe übertragen worden. Die Monatslängen für Leo und Virgo sind umzusetzen, und in der nächsten Golumne daher 156 (216) statt 155 (215) zu zählen. Die Berichtigung liegt schon in den zugefügten Römischen Daten. (?) Auch das Calendarium rusticum Farnesianum folgt diesen, nicht den Varronischen Ansätzen. (°) Mommsen, Röm. Chron. p. 259, verbindet die Varronischen Jahreszeiten mit den Cäsarischen Aequinoktien und Solstitien. griechischen und römischen Chronologie. 51 wenn wir absehn von dem ägyptischen Datum des 1. Löwen als Neujahrstag, woraus für Varro, in Folge der richtig beachteten Verschiebung der Solstitial- punkte um 2 Tage seit Kallippus und gemäfs den nach Kallippischem Ka- lender veränderten Monatslängen, der Ansatz der Sommerwende auf den 26. Cäsarischen Juni und auf den 8. Krebs sich einfach ergab. Es liegt also in diesem Verhältnifs durchaus kein Grund zu der Annahme, dafs Julius Caesar, als er beschlofs den Römern einen festen Civilkalender mit vierjäh- riger Schaltung zu geben, dabei zunächst an einen in Italien althergebrachten Eudoxischen Kalender angeknüpft habe (!). Es würde überhaupt erst noch nachzuweisen sein, dafs vor Varro und Caesar irgend ein Römischer Zodia- kalkalender vorhanden und im Gebrauche des Volks gewesen sei, was ich meinestheils ganz in Abrede zu stellen geneigt bin. Weder Varro, noch Columella oder Plinius nennen ein dahin bezügliches Monatsdatum, oder melden irgend etwas, was richtig verstanden auf einen solchen Kalender hin- deutete. Plinius (?) unterscheidet einen Chaldäischen, einen Aegyptischen und einen Griechischen festen Kalender; einen vierten habe Julius Caesar hinzugefügt; von einem früheren Römischen oder Italischen weifs er nichis. Aus Cato’s Schrift scheint deutlich hervorzugehn, dafs man zu seiner Zeit keinen recipirten Sternkalender hatte. Es genügte für die Feldwirthschaft und alle von dem natürlichen Jahre abhängenden Geschäfte die unmittelbare Wahr- nehmung einiger Sternaufgänge und die Beobachtung der Tageslänge. Caesar und Varro konnten sich daher nur entweder an Griechische oder an den Aegyptischen Kalender anschliefsen. Das erstere mufste ihnen ohne Frage weit näher liegen, und geschah in der That dem gröfsten Theile nach. Dafs man aber dennoch in Bezug auf den so entschieden wichtigen Jahresanfang weder dem Kallipp oder Hipparch folgte, noch denselben nach Italischer Weise in den Frühling legte, sondern auf den ägyptischen Siriusaufgangstag, wofür man in der griechischen Astronomie sich nur auf die längst antiquirten Kalender des Meton und Eudoxus berufen konnte, scheint doch deutlich darauf hinzuweisen, dafs die nach den Stellen bei Appian, Dio Cassius, Macrobius, Lucan, Ammianus Marcellinus allgemein verbreitete und mit keiner andern (') Vgl. Mommsen, Röm. Chron. p. 295. (?) XVII, 25, 211: Tres autem fuere sectae, Chaldaea, Aegyptia, Graeca. His addidit quartam apud nos Caesar dietator annos ad solis cursum redigens singulos, Sosigene perito scientiae eius adhibito. Philos.-histor. Kl. 1859. L 82 Lersıus üb. einige Berührungspunkte d. ägypt., griech. u. röm. Chron. Nachricht in Widerspruch stehende, neuerdings aber wiederholt bestrit- tene Meinung, Caesar sei durch seinen kurz vorhergehenden Aufenthalt in Aegypten, wo das feste Siriusjahr zu Hause war, zur Einführung seines festen Jahres in Rom angeregt worden, nicht aus der Luft gegriffen war, und dafs auch, was übrigens unwesentlich ist, die darauf gegründete, obgleich aner- kanntermafsen durch kein direktes altes Zeugnifs unterstützte Ansicht der neuern Gelehrten, nach welcher der Astronom Sosigenes, dessen sich Caesar für seine kalendarischen Zwecke bediente, ein Alexandrinischer Gelehrter gewesen sei, in der That eine grofse Wahrscheinlichkeit für sich hat. ——— LE I—— Die Genealogie der Handschriften des Sachsen- spiegels. H” HOMEYER. mann wann an [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 6. Januar 1859.] Vorwort. Eis den deutschen Rechtsdenkmälern des Mittelalters werden als beson- dere Art die Rechtsbücher hervorgehoben. Damit sollen schriftstelleri- sche Darstellungen des Rechts, gegenüber den von der öffentlichen Gewalt gegebenen Ordnungen bezeichnet sein. Wir setzen ferner bei ihnen voraus, dafs sie auf ganze Rechtsgebiete, nicht auf einzelne Lehren sich erstrecken, nicht minder, dafs sie von ihren Verfassern zu allgemeiner Belehrung be- stimmt waren. Wir kennen nun auch ihren wunderbaren Erfolg; in zahl- losen Abschriften, selbst über das Gebiet der deutschen Zunge hinaus ver- breitet, leiten und lenken diese Bücher die Überzeugungen des Volkes, die Findung des Rechtes. So vermögen sie den Mangel ihrer Zeit an einheimi- schen umfangreichen Reichs- oder Landesgesetzen, wenn gleich in zwang- loserer Weise zu decken; so verbinden sie überhaupt Eigenschaften, welche bei unsern sonstigen Hauptrechtsquellen nie zusammen wiederkehren. Vor dem fremden geschriebenen Recht haben sie den heimathlichen Boden und Laut, vor den deutschen Reichsgesetzen die Ausdehnung des Stoffes, vor den neuern Godificationen endlich eine Geltung voraus, welche durch poli- tische Gränzen nirgends gehemmt wird. Aber die Freiheit in der Erzeugung, das Ungebundene der Annahme, der Reichthum des Inhalts, diese gesammten Umstände liefsen nun auch eine Weise der äufsern Erscheinung zu, die, wenn sie in ihrer ganzen Fülle und Stattlichkeit uns erhalten wäre, wohl jeden überwältigen müfste, der sie zu fassen und einzurahmen versuchte. L2 54 HowmEYer: Die ursprüngliche Aufzeichnung blieb nicht nur dem Ausdrucke nach einer fortgehenden Besserung fähig. Auch der Stoff selber verfiel in seinen Besonderheiten der örtlichen Schattierung wachsender dem zeitlichen Wandel. Und fühlte nun ein Späterer sich ge- ‚ unterlag als ein lebendig fort- ie drungen, nach den Forderungen seiner Epoche oder seines Landes, Stam- mes und Standes mit der vorgefundenen Fassung zu schalten, so fand solches Streben, dem im Mittelalter selbst Reichsgesetze nicht entgiengen ('), bei jenen unbeglaubigten Privatwerken vollends keine äulseren Schranken. Es tritt hinzu, dafs ja der Blüthezeit der Rechtsbücher vom 13ten bis zum 45ten Jahrhundert, eine allwaltende deutsche Schriftsprache noch un- bekannt ist. Der Dialekt beherrscht nicht nur die Zunge sondern auch die Feder. Auch ein solcher, der Gehalt und Sinn eines hochverehrten Bu- ches treulich wiedergeben soll und will, nimmt doch keinen Anstand, den fremden Laut in die heimische Mundart umzusetzen. Endlich zu allen die- sen vielleicht statthaften Umbildungen in Sache und Form mögen sich Ent- stellungen seitens unkundiger nachlässiger Schreiber gesellen und dann durch ganze Gruppen der Handschriften fortpflanzen. So stand den Rechtsbüchern ein ähnliches Geschick bevor, wie es günstig oder verderblich schon vor Alters die Volkslieder, wie es in den letzten Jahrhunderten die geistlichen Lieder der evangelischen Kirche be- troffen hat. Und auch ihnen ist es reichlich widerfahren. Dem ersten kühnen Versuche des sächsischen Schöffen, seinen Lands- leuten den Spiegel ihres Rechtes vorzuhalten, reiht ein Gebilde nach dem andern sich an. Uns liegt es zunächst ob, unter den oft verwandten Ge- stalten, diejenigen, welche nach der Eigenheit des Zweckes, der Mittel, der Behandlung eine gewisse Selbständigkeit offenbaren, von ihrem Vorbilde zu scheiden und besonders zu benennen. Ist dies gewonnen, haben wir vom Sachsenspiegel etwa den Spiegel der Deutschen, den sog. Schwabenspiegel, den vermehrten Sachsenspiegel u. s. w. abgelöst, so drängt sich dann inner- halb des einzelnen Rechtsbuches wiederum Form an Form uns entgegen. Die Darstellung ist bald knapp bald gedehnt, der Stoff selber ein- facher oder reicher. Es wechselt Stellung und Eintheilung der Sätze; Zu- fälligkeiten wie das Verheften der Blätter lassen ganze Familien von Hand- (') Vgl. für den Landfrieden von 1235: H. Boehlau, Nove constitutiones, 1858 S. XIV ff. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 85 schriften mit seltsamer Anordnung entstehen. Es finden sich Zugaben an Vor- und Nachreden, Registern, Rubriken, Remissionen ein. Der weit hin reichende Einflufs eines Werkes führt zu lateinischen, auch wohl böhmischen und französischen Übertragungen. Aber auch alle Buntfarbigkeit der deut- schen Zunge, die uns jetzt die Idiotiken und „Völkerstimmen” vor Augen bringen, tritt hier in den Handschriften eines und desselben Rechtsbuches hervor. Es können zuweilen für einen etwa alterthümlichen oder sonst nicht geläufigen Ausdruck zwanzig, dreifsigAbänderungen verzeichnet werden. Wie sollen wir uns nun verhalten, um heutigen Tages das volle und treue Bild eines solchen Rechtsdenkmals vorzuführen. Gewifs wird auch hier die nächste Mühe dahin gehen, durch die oft so wirre Fülle der Ge- stalten zu der ursprünglichen oder doch zur ältesten unter den übrig geblie- benen zu dringen. Mag dies dann mehr oder minder sicher gelungen sein, so kann es doch nicht hinreichen, diese Urgestalt als die ächte, wahre allein hinzustellen, um die übrigen ohne weiteres bei Seite fallen zu lassen. Denn, ist das Rechtsinstitut ein in der Zeit selber fortlebendes, durfte es je nach der Landesart besonders ausgestattet werden, so mag ja auch die spätere, anders gewendete Gestalt eine Berechtigung an sich tragen, uns fernere Be- lehrung gewähren. Wir werden also mittels der Untersuchung einer jeden uns verbliebenen Form das Rechtsdenkmal in allen seinen Wegen und Wen- dungen, seiner Verzweigung und Verschlingung, seinen Färbungen und Aus- wüchsen, oder unter welchem Bilde man seine Geschicke fassen mag, zu verfolgen haben. Das leitet von selbst zu einem Schichten und Scheiden innerhalb der bunten Masse der einzelnen Erscheinungen. Die Forschung geht insbesondere darauf hin, wie weit Form und Inhalt in der Gruppierung zusammentreffen, ob etwa die Anordnung des Stoffes gleichen Schritt mit charakteristischen Lesarten halte, oder ob die verschiedenen Eintheilungs- momente sich durchkreuzen; überhaupt, inwiefern die einzelnen Glieder in natürliche Familien mit Übereinstimmung des ganzen Habitus sich vereini- gen, oder nur nach einseitigen Kennzeichen in künstliche Abtheilungen sich zusammenbringen lassen. Nicht minder wird die Bedeutung, die wir der einzelnen Classe, Gruppe, dem besondern Gliede beilegen, zu ermessen sein, und zwar nicht lediglich nach dem innern Werth, sondern auch nach dem äufsern Einflusse, der selbst den Ausartungen zukommen mag. Alles dieses mufs vorausgehen, bevor ein Herausgeber die einfachsten Mittel und Wege 56 HoMmEYER: zur Lösung seiner Aufgabe findet, bevor er z. B. entscheidet, ob schon durch Varianten zu einem Grundtexte oder nur durch den Abdruck meh- rerer Texte das Rechtsbuch mit jeder für uns irgend werthvollen Gestalt sich veranschaulichen lasse. Vorarbeiten jener Art habe ich bei der Herausgabe des Lehnrechts des Sachsenspiegels, der Richtsteige Lehnrechts und Landrechts versucht. Es liefsen sich hier nach dem Entwickelungsgange dieser Rechtisbücher gewisse mehr oder minder natürliche Ordnungen finden, denen die einzel- nen Texte fast ausnahmslos sich fügten. Es gelang auch, ihre Stammver- hältnisse, ihre Verbindung mit den verschiedenen Gegenden und Mundarten, ihre Beziehung endlich zu den Lesartgruppen festzustellen. Für das Landrecht des Sachsenspiegels bin ich so weit bisher nicht gelangt. Die Ausgabe von 1827, bestimmt, dem dringenden Mangel eines lesbaren Textes abzuhelfen, gründete sich auf achtzehn Handschriften und alten Drucken, eine Zahl zu geringe, um den Versuch einer genetischen Gliederung zu rechtfertigen. Fast gleichzeitig hatte mir unbewufst Friedrich August Nietzsche den Plan zu einer Ausgabe auf sehr breiter Grundlage ge- fafst. In einer Recension meiner Arbeit legte er sehr ausführlich das Er- gebnifs genauer Forschungen über den geschichtlichen Zusammenhang von 54 Handschriften und 6 Drucken nieder(!). Die Verwirklichung seiner Ab- sicht, das sächsische Landrecht für die Monumenta Germaniae zu bearbei- ten, war ihm nicht beschieden. Nur ein Specimen seiner Behandlung für Buch I. Art. 53. $ 1. veröffentlichte er im März 1829(?), und auch in seinem Nachlasse fand ich nur die Vorreden nebst B. I. Art. 1—6, 53—59 einigermafsen druckfertig, ohne däfs erhellt, wie das ermittelte Verwandt- schaftsverhältnifs auf die Wahl des Grundtextes und der Varianten einge- wirkt habe. Die in der Recension entwickelte Classification wurde in mei- ner zweiten Ausgabe 1835, welche auf 24 Texten fufst, im Ganzen ange- nommen und berücksichtigt, S. xxxıı ff. _(') Die Recension, Hallische Allg. Lit. Z. Dec. 1827 Sp. 689 ff. verzeichnet zwar über- haupt 138 Hds.; von ihnen lag jedoch nur obige Zahl bei Nietzsches Forschung vor, s. Sp. 722. (?2) U. d. T. Die Rechtsquellen des M.-A. Herausgegeben von F. A. Nietzsche. Zweite Abth., zweite Lieferung. Der Sachsenspiegel. Schneeberg, Druck und Verlag von Carl Schumann. Ein Bogen in Folio, der auf S. 1 den Titel, S. 2, 3 die Ankündigung, S. 4 die Probe giebt. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 87 Seit jener Zeit bin ich um die Auffindung neuer Handschriften des Sachsenspiegels um Erlangung näherer Kunde von den bisher verzeich- neten bemüht gewesen, und vermag jetzt für etwa das Dreifache jener von Nietzsche berücksichtigten Zahl den äufseren Charakter des Textes zu beurtheilen. Die Mehrzahl wiederum dieser Texte habe ich auch hinsicht- lich der Lesarten theils vollständig theils für gewisse bezeichnende Stellen verglichen. In dem Gedanken nun, dafs noch einmal eine Mahnung zu einer drit- ten Ausgabe des sächsischen Landrechts an mich ergehen könnte, habe ich nach jener bedeutenden Mehrung des Stoffes die Untersuchungen Nietzsches von neuem angestellt, und ihre Ergebnisse durch eine Verbindung mit denen der Lesartenvergleichung in eine bestimmtere Beziehung auf die Maafsnah- men eines Herausgebers zu setzen versucht. Die Arbeit hat durch das un- erläfsliche Eingehen auf eine Reihe von Einzelheiteu einen äufsern Umfang erlangt, für welchen die Einleitung zu einer neuen Ausgabe keinen ange- messenen Raum bieten würde. Ich lege sie daher der Akademie als eine be- sondere Abhandlung vor. Sie zerfällt in vier Abschnitte. Der erste entwickelt dieGrundlagen der Classification ; der zweite führt die einzelnen Classen und ihre Unterabthei- lungen auf; der dritte stellt die gewonnenen Hauptergebnisse zusammen ; der vierte giebt in fünf Anhängen eben so viele tabellarische Übersichten. Erster Abschnitt. Grundlagen der Classification. Sie bezieht sich überhaupt auf etwa 170 deutsche Handschriften, auf 4 solcher alter Drucke, welche lediglich eine uns nicht mehr erhaltene Hand- schrift wiedergeben und auf 3 lateinische Texte. Die sonst noch in den „deutschen Rechtsbüchern des Mittelalters” verzeichneten Hdss. des S. Land- rechts sind entweder jetzt nicht mehr aufzufinden oder bieten doch als dürf- tige Fragmente keinen Anhalt zur genauern Einordnung. Sie sind entweder summarisch bei der einzelnen Classe, welcher sie sich noch anschliefsen tele) Homeyer: lassen, oder wenn auch dies nicht möglich, in der Tabelle Anhang A ver- merkt worden. Die Sonderung bestimmt sich A. durch die Büchereintheilung und durch die Glosse. Aus diesen beiden Momenten ergeben sich drei Classen. Der ersten ist eine Glosse und auch diejenige Eintheilung fremd, welche ein erstes Buch mit „Zwei Schwerter liefs Gott auf Erden” ein zwei- tes mit „Wo Herren mit Eiden sich zusammen sichern”, ein drittes mit „Um kein Ungericht soll man Dorfgebäu zerhauen” beginnen läfst. Unter Bücher- eintheilung schlechtweg verstehe ich fortan die oben bezeichnete. Der zweiten und dritten Classe ist diese Eintheilung gemeinsam; die zweite aber begleitet den Text mit einer Glosse, die dritte nicht. Handschriften mit Glosse ohne Büchereintheilung giebt es nicht. Jene erste Classe ist auch die älteste. Büchereintheilung und Glosse sind spätere Zugaben, und wie- derum ist der Mangel der Glosse in der dritten Classe aus einem Fallenlassen derselben zu erklären. B. Für die weitere Gliederung ist der Umfang des Stoffes von Ein- flufs. Die spätern Bearbeiter und Schreiber sind vorzugsweise bestrebt ge- wesen, den vorgefundenen Inhalt zu mehren. Nur ausnahmsweise lassen gewisse Gruppen einen oder den anderen Satz aus besonderen Gründen weg, oder geben sich anomale Handschriften gar einer durchgehenden Kürzung und Beschneidung hin. Die Mehrung, insoweit sie überhaupt zu allge- meinerer Anerkennung gelangte, nicht blofs als Extravagante einzelnen Hand- schriften eigen geblieben, stellt sich zu jenen drei Classen in folgender Weise. Die erste Classe bietet zunächst den einfachsten uns bekannten Ge- halt, dann aber mit weitem Sprunge auch schon den vollständigen Stoff dar. Wahrscheinlich jedoch, dafs es zwischen beiden Abtheilungen vermittelnde Stufen gab. Die zweite Classe nämlich zeigt in ihren ältesten Gliedern einen zwar über jene erste Ordnung hinausgehenden, die zweite aber nicht erreichenden Textesumfang. Von diesem mittleren, in der ersten Classe also für uns nicht vertretenen Gehalt geht auch diese Classe dann zur vollsten Form fort, aber hier durch eine Zahl schwer zu scheidender Übergänge, welche noch dadurch sich vermannigfachen, dafs an der Mehrung auch die Glosse Theil nimmt und zwar ohne mit der des Textes ganz gleichen Schritt zu halten. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 89 Die dritte Classe tritt schon gleich in wesentlich voller Gestalt auf; die Abweichungen innerhalb derselben sind in Bezug auf den Textesumfang unerheblich. C. Von einiger Bedeutung wird die Folgeordnung der Materien. Der Sachsenspiegel reihet seine Sätze ziemlich lose aneinander. Die da- durch nicht selten bewirkte Zerstreuung verwandten Stoffes hat 1. einige Schreiber bewogen, die Stellung einzelner Artikel oder Pa- ragraphen zu ändern, so jedoch, dafs nur wenige Hdss. und auch diese nicht für alle Fälle in solcher Umstellung zusammentreffen. Dann ist aber 2. auch eine übersichtlichere Zusammenstellung des Ganzen unter- nommen worden. Es läfst sich aus diesem „systematischen Sachsenspiegel” eine eigene Ordnung innerhalb der dritten Olasse bilden. Endlich kommen 3. ohne ersichtlichen systematischen Anlafs für ein Paar Artikel und Paragraphen (I. 26, I. 61 $$ 2—4, II. 32, 33) Versetzungen in so durch- gehender Weise und in solcher Verbindung mit den obgedachten Einthei- lungsgründen vor, dafs die eine oder andre Stellung dieser Stücke als be- zeichnende Eigenheit theils ganzer Classen theils einzelner Gruppen derselben erscheint. D. Die Abtheilung des Textes in Capitel (Artikel), ferner die Ru- bricierung derselben, sei es in Registern oder Überschriften, zeigt sich in der ersten Classe als eine sehr beliebige und wechselnde. Allgemach findet sich eine gröfsere Stetigkeit ein, welche eine Gruppierung der Handschrif- ten nach diesen Momenten gestattet. E. Manche unsrer Rechtsbücher haben eine durchgreifende Bearbei- tung des Ausdrucks in bestimmter Richtung erfahren. Insbesondre kann eine durchweg breitere, umständlichere Recension geschieden und etwa schon an ein Paar Lesarten sicher erkannt werden. Mit solchem Charakter stellt sich im sächsischen Lehnrecht die vierte Classe, im Richtsteige Lehnrechts die zweite und dritte, im Richtsteige Landrechts die zweite Classe dar. Und dieses Dehnen und Häufen verbindet sich zuweilen wieder mit der Übertra- gung in eine bestimmte Mundart. Unser sächsisches Landrecht läfst dagegen keine Recensionen mit eigenthümlicher durchgehender Färbung des Ausdrucks erkennen. Über- haupt bieten die Lesarten hier ein ungemein buntes Durcheinander. Ein Philos.- histor. Kl. 1859. M 90 Homeyver: constantes Zusammenstimmen wird nur für kleinere Gruppen, nicht für grö- fsere Abtheilungen sichtbar. Eben so wenig schliefsen solche Abtheilun- gen, mit Ausnahme des systematischen Sachsenspiegels, rein innerhalb einer gewissen Mundart ab. Das Urtheil ferner über die Ursprünglichkeit und Güte der Lesarten findet in jener geschichtlichen Folge nur einen schwachen, vorsichtig zu nutzenden Halt. Einzelne CGodices der ersten Ordnung zeigen so weite Ab- schweifungen, wie sie nur überhaupt im Sachsenspiegel vorkommen, und Hdss. der dritten Olasse haben zuweilen allein den reinsten und alterthüm- lichsten Ausdruck bewahrt. Um das Verhältnifs der sonstigen Classen und Ordnungen hinsichtlich der Lesarten in kürzester Weise einigermafsen zu veranschaulichen, habe ich die Behandlung des ersten Satzes im letzten Artikel Buch I als Probestelle herausgehoben. Er bestimmt den Richter, welcher in erster Instanz den weltlichen Bann, die „Verfestung” über jemanden ausspricht. Hier wird nun 1) gelesen „der Gograf” (a), oder „der rechte Gograf” (e), oder „der ge- korne Gograf” (0) oder „der geborne Gograf” (u). 2) Nach „Gograf” geben einige Texte keinen weitern Richter an (r); andre setzen hinzu „oder der belehnte Richter” (d); andre: „o. d. b. R. von dem Grafen” (t); noch andre haben hier vor statt von (th). 3) Nach den Worten „Welchen der Gograf etc. verfestet” wird zuweilen fortgefahren: „bezeugt er seine Ver- festung” (a); zuweilen aber ist zur anderweitigen Bestimmung des Verfesten- den dazwischen geschoben: „der seiner Goschaft (Gografschaft) an das Ge- richt zieht” (ij). Drückt man nun die Eigenheit der Handschrift in jeder dieser drei Stellen für jede derselben durch einen jener beigesetzten Buch- staben aus, so zeigt sich die Combination dieser Eigenheiten in einem Worte dreier (oder bei gehäuften Lesarten, mehrerer) Laute z.B. ara, ota u. s. w. Ich habe bei den einzelnen Classen u. s. w. die dort vorkommenden Com- binationen angegeben und aufserdem in der Tabelle Anhang B das Ergeb- nifs dieser Angaben noch einmal zusammengestellt. Es erhellt daraus, theils wie weit die Zerstreuung der Lesarten gegangen, theils inwiefern die vor- kommenden Formen den sonstigen Sonderungsmomenten sich anschliefsen. Die obigen drei Classen verhalten sich zu den im Ssp. I. 1. S. xxxıu angenommenen vier Classen folgendergestalt. Die beiden scharf geschiede- nen Ordnungen unsrer ersten Classe bilden dort Cl. I. und U. Die älteste Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 91 Gruppe der Glossenhdss. macht dort die Cl. IH. aus, während die übrigen Glossenhdss. mit unsrer Cl. III. dort zur Cl. IV. verbunden sind. Bei der folgenden nähern Darlegung eitiere ich den Ssp. nach der in meiner Ausgabe angenommenen Eintheilung in Buch, Artikel, $$, welcher auch die Ausgaben von Weiske, Göschen und Sachfse gefolgt sind. Die einzelnen Hdss. führe ich mit der ihnen in den „Deutschen Rechts- büchern des M.-A. 1556” gegebenen Nummer nebst Bewahrort oder Be- sitzer an. Einige eingeschobene Nummern die sich in den „Rechtsbüchern” noch nicht finden, beziehen sich auf später entdeckte Hdss. — Die aufser- dem den meisten Hdss. noch beigefügte Buchstabenbezeichnung ist diejenige, welche ich neuerdings behufs meiner Variantensammlung gewählt habe. Bei derselben sind die Hdss. zunächst in fünf Abtheilungen gebracht, und durch die grofsen Buchstaben A, B, C, D, E bezeichnet. Es umfafst A die erste Ordnung unsrer ersten Classe, B die zweite Ordnung derselben, C die erste Ordnung der zweiten Classe, D deren zweite und dritte Ordnung, E die dritte Classe. Der beigesetzte kleine Buchstabe, der die einzelne Hdschr. ausdrückt, ist ein lateinischer, wenn die Hdschr. vollständig, ein griechischer, wenn sie nur für gewisse Hauptstellen verglichen worden ist. Ich habe mich dieser Buchstaben statt oder neben der Nummer zuweilen der Kürze oder der bessern Anschaulichkeit halber bedient. Zweiter Abschnitt. Die einzelnen Qlassen. Erste Classe. Texte ohne Glosse und Büchereintheilung. Ist dieser Classe gleich die oben S. 88 bezeichnete, den folgenden Classen eigne Büchereintheilung fremd, so fehlt es doch nicht an ein Paar Versuchen, die Zahl der Capitel unter gröfsere Abschnitte zu bringen. Allein sie bleiben auf die einzelne Handschrift beschränkt, sind daher nur bei jeder derselben (Nr. 79, 494) anzugeben. Kennzeichen, welche noch der ganzen Classe, aber ihr doch nicht ausschliefslich zukommen, sind: a, der Text kennt keine Remissionen auf andre Stellen; b, I. 61 $2 (falls er überhaupt vorhanden) $$ 3, 4 stehen M2 93 Howmever: schon vor 160 $3; c, II 32 und 33 (falls er vorhanden) haben eine spätere Stelle, meist nach II 9. Die erste Ordnung ermangelt einer beträchtlichen Anzahl von einzelnen Worten, kleinen Sätzen, von Paragraphen ja von vollen Artikeln, die zusammen etwa ein Sechstel des Ganzen umfassen. Zu ihr stelle ich (') Nr. 3. Haag (Alkemade) ND. Ah 11. Arpe, 1296. ND. 79. Bremen, 1342. ND. Aw 120. Celle ND. Ax 193. Frankfurt a. M. MD. 214. Giefsen (Eyben) c. 1471 ND. Ae 342. Homeyer ND. Ay 374. Lange ND. Ah 433. Mainz MD. Ai 467. München Cgm. 296, 1432. OD. Au 521. Nürnberg ND. An 575. Quedlinburg MD. Aq 593. Roukens ND. As Nur mit Wahrscheinlichkeit gehören Nr. 11, 193, 342, 593 hieher. Die Arpische Hdschr. Nr. 11 ist verschollen. Man weils, dafs sie ohne Bücher und Glosse 310 Artikel zählte, also jedenfalls der ersten Classe angehörte; ferner, dafs sie im J. 1296 geschrieben war, ein hohes Alter, welches sie freilich von der zweiten Ordnung nicht bestimmt ausschliefst, aber doch eher sie der ersten zuweist. . Nr. 193 giebt nur ein unbedeutendes Bruchstück; doch zeigt sich, dafs 18$3 bis I 15 fehlten, was in Verbindung mit dem Mangel der Glosse sie hieher rechnen läfst. Nr. 342 bietet gleichfalls nur wenige unglossierte Artikel. Schrift und Wortformen gehören dem 13ten Jahrh. an, und auf III 46 folgt sofort II 51, was in der zweiten Ordnung nur selten vorkommt. (') Diese früher verschollene Hdschr. befindet sich seit 1848 im Besitze der K. Biblio- thek im Haag. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 93 Nr. 593 schliefst in derselben ungewöhnlichen Weise wie Ax mit einem Zusatze zu III 86, der den $2 II 44 verändert wiedergiebt, und liest in der Probestelle mit allen Gliedern dieser Ordnung ara. Die übrigen neune sind sowohl bekannt, als auch ganz oder — wie die erst mit 1383 $2 beginnende Nr. 120 — beinahe vollständig erhalten. Unter ihnen können die sehr genau stimmenden Nr. 3 und 374 hier wie ein Text betrachtet werden. A. Vollzähligkeit. Was dieser Ordnung von dem gewöhnlichen Inhalte mangelt und wie die einzelnen Texte sich hierin verhalten, ergiebt hinsichtlich aller Stellen meine Ausgabe des Ssp. für die Texte Aiqwx; so- dann hinsichtlich solcher Hauptstellen, welche über einzelne Worte und kurze Zwischensätze hinausgehen, die nachstehende Tabelle für die Texte Ahinqwxeu. Späterer Fragen halber sind auf ihr auch schon diejenigen Texte andrer Ordnungen angeführt, welche das Fehlen mit der ersten Ordnung theilen. Steht der grofse Abtheilungsbuchstabe allein, so trifft das Fehlen sämmtliche verglichene Texte der Abtheilung. S bezeichnet den Spiegel deutscher Leute. Ein Fragezeichen ist ihm beigefügt, wenn er den Ssp. so bearbeitet hat, dafs nicht zu erkennen, ob der fragliche Satz des Ssp. dabei vor Augen lag oder nicht. Rhythm. Vorrede V. 1—96. A('!) S Bq Cpsuwur Deu Eb 12984 alle — unde A S? Ckprr I2$4de — scaden AS? 13$3De — ergere A I4 AS 15 $3 Man — irstorve AS 1683 A 18983 — 114$1 A S Cdlsyedrgp 114 $2, 115 AS I 16 $1 Sunder — recht ASBg 11781 it — dochter Ahqwe S? Bhmnstuvw Cdlmpsa@Ar Es 120 83—7 A SDBh (86 Bo) 121 $2 se — wirt Ahingqw S? Bg (') In Au fehlen V. 1—260, in Aw V. 1—177, 205—220. DPyDD,yBIKRDKBVD oc Vım m 0 W =3) 19, 50 81 $1 Echt — $2 $ $: Liet — kore Dit, 158 1 Sve — ein. 1 2 4 6 k [9] I I I I I I I 148 $3 al — gesproken I I I: I: I: I I 169 170 $1 Die — klaget 170 $2 Brict — hebbe. 4 I 49$1 Weigeret — man. 14$2 1483 Mm 1084 IT 10 84 II 10 $5 over — dagen II 11 $3 Hadde — solde II 1285 unde — hervet. II 127 so — vierden. II 12 $ 14 Det — vromen 113 $2 Umme — vorbat. Homeyver: Aingw Bg Cr A S Bu EmA A S Bu Ckpr Ahnqwe Ckpr Ahingq AS A S Beghmnoquvw Ebipsws A S? Bgq Ckp AS A AS Ems A SDe Emi A S? Bghq AS? Bg A Bgq ASCA AS AS Ahinqwxu 5? Bgq AS ASBg AS? Aqw ASBq AS? Bg AS? CA Em AS? A NS? A.S? AS A Bg Eb AS? Bg A A Bg Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 95 11687 I 18 2184 II 22 $4 1122 95 II 26 $ 3 Peninnge — wit I 29 I 33 I 34$1 To — hevet I 35 it — moge. II 36 $4 of — geloset si TI 40 884, 5 T42$10f—$2 II 42 $3 den — bedarf I 4482 IT48$1 I 48 89 3—12 I 56 $$2, 3 15883 II 61 $2 Sve — schillinge 16382 Vor — is 172893, 4,5 DI 4 $1 Wirt — ginge II 4$4 Mit — untseult MI 9 $2 Briet — hals II 9 $2 Vrede — afnemen 11993 II9$4 III 11 III 28 $1 Doch — moge. 13291 Il 47—49 II 50 Ahingwxu S AS AS ASBs AS A Bg AS AS AS ASBC (ausgen. Co) Dbed? Ebim- SWEA AS ASCI A S Beghmnogruvw Ca ASBg AS Ainqwxe AS AS A Bg Ahqwe Cb A Bgmn A S Bg Em ASBs AS Aq ASBC Dbdi Ebhimpswei® ASBy AS AS ASB EmıA AS Ehp AS A S Beq De 96 Homerver: IN 51 A S CdlayAob III 64 $5 Verliet — dorve. A Chbdp Dbeg IM71$10f—$2 A II 72 AS III 73 A S Bgu III 80 Au Bg II 81 $1 Au Bgmn II sı$2 Au Cdydush II 82 $1 Aiu Bh Cdy&nuer® III 82 $2 A Bh Chdy&nugrb (und so für C bis zum Ende) II 83 A III 84, 85 AS III 86 Ahinqweu S Bho II 87 AS II 88 $$1, 2 ASBhDfh III 88 88 3, 4 ASDfh III 88 $5, II 89 A SBho Dfh IH 90:S$1, 2 ASDfh U190$3 AS Bho Dfh II 91 ASDfh Es erhellt hieraus: 1. Die vier bedeutendsten Lücken bieten : der erste Theil der rhythm. Vorrede (V.1—96); 18 $3 bis115; IT 47—51; 1182 9 2—91. 2. Der Mangel trifft bei etwa 85 Stellen alle Glieder der ersten Ord- nung, bei 10 Stellen wenigstens die Hälfte, und nur bei 170 $2, TI9$2, III 80 bis 82 $1 die Minderzahl der Texte. Die Übereinstimmung reicht also hierin sehr weit. 3. Die wenigsten Mängel zeigen sich in Ax, As, Au, die häufigsten, besonders wenn man die kleinern Stellen hinzunimmt, in der Quedlinbur- ger Nr. 575. Diese Hdschr. würde also unter der später glaublich zu ma- chenden Annahme, dafs die Richtung in dieser Ordnung auf ein Mehren nicht auf ein Mindern gieng, hinsichtlich des Umfanges die älteste uns er- Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 97 haltene Form darlegen, welche in der That wohl der Urgestalt sehr nahe kam.(!) B. Die Capiteltheilung geschieht in sehr mannigfacher Art. 1. Nr. 3, 374, 575 zählen die Capitel nach der wohl ursprünglichen Anordnung durch Land- und Lehnrecht hindurch. Davon fallen auf das Landrecht in Nr. 3 und 374 mit den Vorreden 206, in Nr. 575 ohne die Vorreden 171 (nominell, da 3 Nummern 2mal vorkommen nur 168) Capitel. 2. Nr. 120 hat für das vom Lehnrecht getrennte Landrecht 119, Nr. 467 (bis III 79 einschliefslich) 123 Capitel. 3. Nr. 214, 433, 521, 593 numerieren ihre Abschnitte nicht. In Nr. 214 zähle ich ohne die Vorreden 195 Capp., in Nr. 433 (von II 43 an mit eigenthümlicher Ordnung) 322, in Nr. 593 nahe an 500. Nr. 521 ist ziemlich wie 575 getheilt; eine spätere Hand hat eine Abtheilung in 6 Bü- cher beigefügt, welche mit I 1, 33, 63, II 26, 66, III 42 beginnen. 4. Nr. 79 theilt Land- und Lehnrecht in fünf Bücher von denen dreie auf das Landrecht kommen. Diese Dreitheilung weicht jedoch von der ge- wöhnlichen durchaus ab. Das erste Buch geht in 82 Artt. bis II 12, das zweite in 62 Artt. bis II 65, das dritte in 102 Artt. bis IT 82 $1.(?) Das zweite und dritte Buch, also II 13 und II 66 beginnen jedes mit dem Worte Vernemet. Diesen Eingang haben im Ssp. überhaupt 6 Artikel, welche die Glosse zu III 45 mit dem Bemerken aufzählt: dy hebben yo wat sunderlikes, des not tu vornemen is. Möglicherweise bot dieser Anfang einen Bestim- mungsgrund für jene Eintheilung gleichwie für die oben erwähnte des Nürn- berger Codex Nr. 521, welche gleichfalls zwei ihrer sechs Bücher so begin- nen läfst. Wie weit überhaupt die Mannigfaltigkeit der Eintheilung gehe und wie doch die Abschnitte der verschiedenen Hdss. häufig auf einander treffen, zeigt die Übersichtstafel im Anhange D, für die Hdss. Ahiqwx«. (') Vgl. Ficker Ein Spiegel deutscher Leute 1857 S. 77—79. Desselben Entste- hungszeit des Ssp. S.63. Dafs jedoch Aq auch einige Nachlässigkeitslücken zeigt, habe ich Ssp. I S. XLII ff. entwickelt. (?) Wenn der Spiegel deutscher Leute beinahe mit dem Schlusse des ersten dieser Bü- cher, nemlich mitten in II 12 $ 13 einen Hauptabschnitt ‚seiner Behandlung des Ssp. macht, und in Folge dessen der Schwbsp. hier die Ordnung des Ssp. unterbricht, so hindert doch eben der Mangel des völligen Zusammentreffens und das Zufällige der Stelle, wo das Philos.-histor. Kl. 1859. N 98 HomeExyer: C. Register und Rubricierung. Auch hier schlägt fast jede Hdschr. ihren eignen Weg ein. 1. Ainsu haben keine Register, aber Aiu, dann und wann auch An, doch Rubriken über den Capiteln. 2. Aq giebt in einem Register nur die Anfänge der Capitel an. 3. Ahwx haben Register mit Inhaltsangaben, aber nur Nr. 3 und 374 stimmen hiebei, wie auch sonst, überein. Von den sonach bleibenden Formen der Rubriken in Ahiwxw sind unter I, I, III, IV, V einige Proben in der Rubrikentafel Anhang C mit- getheilt. Die Formen I, II, V zeigen sich besonders kurz. D. Mundartlich ergiebt sich, dafs neun Texte dem niederdeutschen (Nr. 3, 374, 593 insbesondre dem niederländischen), dreie dem mitteldeut- schen, einer dem oberdeutschen Gebiete angehören. E. Lesarten, in welchen alle Glieder der Ordnung und nur sie allein mit einander stimmten, kommen gar nicht vor; solche, worin alle jene Glieder nebst wenigen Texten der folgenden Abtheilungen eine Gruppe bilden, finden sich einigemale. Dahin gehört jene Probestelle, wo die ganze Ordnung mit ein Paar Hdss. der folgenden Ordnung die einfachste Form ara hat, d. h. Svene de gogreve vorvestet liest. Andrerseits lassen die einzelnen Glieder, namentlich die niederländi- schen, es nicht an absonderlichen Lesarten fehlen. Selbst Aq ist nicht frei davon, vgl. Ssp. IS. XLIV, IL 1 S. 122. Im Ganzen ergiebt sich, dafs die Texte nur in dem Charakter der Classe und Ordnung zusammenstimmen, dagegen in Abtheilung, Rubrieie- rung, Sprache, Lesarten und auch in der Zeit so weit auseinandergehen, wie es überhaupt nur für das ganze Landrecht vorkommt. Die zweite Ordnung füllt die Lücken der ersten Ordnung im Wesentlichen aus, nimmt nament- lich 18 92 bis 145, 1182 $2 bis III 91 auf. Dahin lassen sich bringen (!) andre Verfahren anfängt, die weitere Folgerung, dafs dem Vf. des Dsp. die Abtheilung des Cod. Brem. vor Augen gelegen habe. | (') Die Nr. 413 der Rechtsb. habe ich zwar in der Ausgabe des Ssp. der Lesarten hal- ber berücksichtigt, doch hier nicht mit aufgeführt, weil sie nur einen grofsen Theil des Landrechts mit einer Weichbildform für den Gebrauch von Löwenberg zusammen arbeitet. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. Nriu 557 63 63° 85 89 90 910) 121 131 134 164 177 189 248 308 376 442 494 495 390 604 608 624 664 (2) 667 Berlin (Hoffmann) Berlin, Archiv Berlin, Archiv, 1390 Breslau (Heinrichau), 1306? Breslau (Über) Breslau II Q. 3. Breslau II Q. 4. Celle (Surland) Cracau, 1308? Cracau ‘Dresden (Oppeln) Eichmann Fehmarn, 1315 Gnesen Hamburg (Uffenbach), 1314? Leiden Meiningen Münster, 1449 Münster Rostock Schott, 1478 Schweidnitz Soest Weigel, 1382 Wien MD. MD.() MD. ND. MD. MD. Be Bß 99 Von den lateinischen Übersetzungen schliefsen sich dieser Ordnung an: 1. die versio Fratisl. in den Hdss. Nr. 85, 131, 133, 2. die versio Sandomir. in den Hdss. Nr. 91, 149, 249, — Die Oldenburger Hdschr. Nr. 659, welche formell hieher gezogen werden könnte, habe ich zu den übrigen Bilderhandschriften in die dritte Classe gestellt. (') Nr. 91 hat das Landrecht doppelt, einmal im Charakter dieser Ordnung, dann noch in dem der dritten Classe. (2) Die verschollene Schwarzische Hdschr. Rechtsb. Nr. 606 halte ich mit der Weigel- Beide stimmen nicht nur in Inhalt und Mundart zusammen, sondern auch in Blattzahl und Format (51 Bl. kl. Folio) und namentlich im Datum a. dni MCCC schen für identisch. octuagesimo secundo completus est liber iste in vigilia Jacobi. N2 100 Homeyer: aus welchen beiden wiederum der in Zasco, commune privilegium gedruckte Text geschöpft hat, vgl. Rechtsb. S. 12, 13. Vorbemerkungen. Nr. 55" ist ein neu aufgefundenes Fragment, welches einige Artt. zwischen I 23 und 33 enthält. Nr. 63 hat aufser einem vollständigen Register nur 81 Artt. des Tex- tes, welche bis 155 der Vulgata reichen. Nr. 63° neu, aus dem Staatsarchiv zu Berlin, verfährt ganz regellos. In der ersten Hauptmasse fehlt willkührlich eine grofse Zahl von Artt., wel- che später ohne Ordnung und Beziehung zu jener Masse meistens nachgetra- gen werden. Sie scheidet bei den folgenden Erörterungen gänzlich aus. Von der jetzt verschollenen Nr. 177 ist mir nur die Eintheilung be- kannt, welche mit der singulären Form der Nr. 494 stimmt. Danach wird die Hdschr. in diese Ordnung gehören. Nr. 189, nicht näher bekannt und jetzt verschollen, ist nur wegen des Jahrs 1315 hergezogen worden. Gegen diese Zuzählung entscheidet noch nicht Dreyers Bemerkung, sie sei im „ersten und zweiten Buche” de- fect, denn das mag auch heifsen: in den jenen Büchern entsprechenden Stücken. Nr. 376 hat freilich die Büchereintheilung; sie scheint jedoch erst später nachgetragen zu sein; namentlich wird dem letzten Art. B. I in der- selben Reihe der erste Art. B. II angeschlossen und nur am Fufse mit einem Zeichen bemerkt: Hir beghint dat andere boek. In Nr. 494 findet sich zwar auch eine Glosse, aber sie steht ganz für sich und pafst nicht zu dem hieher gehörigen Texte. Nr. 604 ist jetzt verschollen. Nietzsche theilt aus Antons Papieren Angaben mit, welche sie in diese Ordnung weisen. In Nr. 608 sind aufser der ursprünglichen Abtheilung in 150 Capp. " noch zwei andre Büchereintheilungen am Rande vermerkt, s. Ssp. I S. xxıx. A. Die Vollzähligkeit. 1. Wie scharf sich diese Ordnung von der vorigen durch die Auf- nahme der meisten und gröfsten der dort fehlenden Stellen scheide, erhellt für die Mehrzahl der Texte aus der Tabelle S. 93 ff. Hervorzuheben ist zu- nächst für die obigen vier gröfseren Stücke. ‚Die rhythmische Vorrede, wird in denen Hdss., welche sie nicht wie Nr. 63, 164, 624, Vrat. gänzlich bei Seite lassen, in der Regel auch voll- Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 101 ständig gegeben. Nur Nr. 90, 494 entbehren noch mit der ersten Ordnung der V. 1—96. (Die Vorrede von der Herren Geburt, welche der ersten Ordnung ganz fremd, kennen schon Bhmnsvw). IS$3 bis 115 sind allenthalben vorhanden. Die Artt. III 47—51 fehlen nie mehr sämmtlich. Doch wird III 50 in Nr. 90, 121, 134 vermifst, und II 47 $ 1 in Nr. 134. Die weitere Be- handlung ist sehr verschiedenartig nach dem Platze und nach der Verbin- dung. In Nr. 89, 90, 121 stehen II 51, 47—49 verbunden nach II 62; Nr. 89 hat aufserdem noch III 50 nach HI 43. — Nr. 85, 248, 442, 608 haben sie an der gewöhnlichen Stelle. Nr. 85 giebt jedoch III 47 mit III 45 6 9—11, III 46 verbunden als Cap. 100, und III 48—51 zusammen als Cap. 101; Nr. 442 enthält III 51 als C. 175. Nr. 608 hat jeden Artikel für sich. Die Schlufsartikel III 82 $2 bis III 91 sind regelmäfsig da. Es feh- len nur aus besondern unten anzugebenden Gründen in Nr. 164, 308 (Bho) die Artt. II 86, 85 65, 59, 90 $ 3, aufserdem in Nr. 308 noch HI 82 $2, 88 691, 2, und in Nr. 134 angeblich III 83, 86, 88. Jedenfalls zeigt sich am Fehlen oder Vorhandensein des letzten Art. III 91 ‘sofort, ob eine glos- sen- und bücherlose Hdschr. in die erste oder in die zweite Ordnung dieser Classe zu bringen. Überhaupt finden sich in der zweiten Ordnung von dem Fehlen in der ersten einige Spuren noch in etwa 40 Stellen; für eine erkleckliche Zahl von Hdss. jedoch nur in den sechs Stellen 117 $ 1, I26, Il 35, II 42, I 9g2, HI28$1, in allen übrigen nur für wenige Glieder dieser Ord- nung. Unter ihnen steht Nr. 248 (Bg) weit voran. Aber auch dieser ein- fachste Text der zweiten Ordnung bleibt mit seinen etwa 30 Lücken gar sehr hinter den vollsten der vorigen Ordnung z. B. Ahn zurück ; hinter ihm wie- derum in weitem Abstande Nr. 90 (Bq) mit acht Lücken u. s. w. Wie die bedeutende Kluft zwischen beiden Ordnungen einigermafsen durch die ältesten Gestalten der nächsten Classe gefüllt werde ist dort dar- zulegen. Hier aber darf nicht unerwähnt bleiben, dafs aufser dem Livlän- dischen Rechtsspiegel(!) auch der neuentdeckte Spiegel Deutscher Leute (') Vgl. über ihn und das aus ihm geschöpfte mittlere Livländische Ritterrecht: F. G. v. Bunge liv- esth- und curländische Rechtsg. 1849 S. 106, 115 und über die Stellung, 102 Homever: eine Zwischenstufe bietet. Die obige Tafel ergiebt, dafs er noch gegen 60 Lücken, also beträchtlich mehr als selbst Bg unausgefüllt läfst.(!) Zu- gleich ist aus diesen Übergangsformen noch bestimmter zu entnehmen, dafs die Mehrungen zu verschiedenen Zeiten, wohl auch von verschiedenen Sei- ten erfolgten. 2. Andrerseits kennt nun diese Ordnung manche Lücken, welche der ersten fremd sind. Ich führe auch hier die beträchtlicheren an. Rhythm. Vorr. V. 113—124 f. in Bmn 159—174 Bq 175 — 190 Bu 191 —220 Bq 245 — 260 Bq 261 — 280 Bu 11, 2, 3681, 2. Vratisl. 11582 Bg II 30 134 III 26 Bg 120 $8$1,2,8 Bh 14981 Bg 112981 Bg 12483 Bs II 56—58 134 III 30 Beq 127881,2 Bo I6191—4 Bes 61 Bg 154 882,3 Bo I170 Bg III 32 S$ 1-6,9 Bu 16083 Bo 1171 134 $10 Bg 163 Bh 651,2 Bg III 33 Bqu 171 Bg 1172 134 $$1—3 Bg 12 Bgz M5$2 Bg III 34 Bgq 11083 Bo II 8 134 I137$2 Bq I112$$96,8,12 Bg I115$4 Bg I1386$3,4 DBg 11.47,.18 Bo II 17 134 III 42 Bgq 1119 Bo II 18 134 III 44 134, Bq 61 Bh 62 Bg III 52, 53 Bgq 1121892 Bhou [IT 19 134 Bgq [III 54 Bgq 63 Bh III 24 134 692-4 Bu 65 Bh 112583 Bo III 55 Bgqu welche das Ritterrecht zwischen den beiden obigen Ordnungen des Ssp. einnimmt: Homeyer Jahrb. f. wiss. Krit. 1828 S. 553. (') Vgl. die auch die kleinern Lücken mit in Betracht ziehende Darstellung in Fıcker, Ein Spiegel D. L. S. 61—72. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 103 111 56 Bu II 63 Bu III 67 Bmnu 11157 Bgq $1 134 III 68 Bu 11 58 Bgq III 64 Bgq ' [III 69 Bsq 2 134 6$1—7 Bu 11170 . . Be 11159 — 62 134 BgqujIll 65 Baqu III 74 Br (Cdy- III 66 59 2—4 Bu dep Db) Es ergiebt sich , dafs diese Lückenhaftigkeit vornemlich im dritten Buche eintritt, doch nicht für alle Texte und wo überhaupt, doch nicht gleichmäfsig. Die wenigsten Mängel zeigen Bemns, etwas mehrere Bho und Nr. 134, die häufigsten Bgqu und auch diese gehen wieder oft auseinander. Es fehlt hier also ganz diejenige Übereinstimmung, welche den Gliedern der ersten Ordnung, unerachtet ihrer sonstigen Scheidungen, doch in diesem Punkte eigen war. Dafs aber auch der Charakter der Lücken der zweiten Ordnung nach ihrem Verhältnifs zur Urgestalt als ein ganz andrer zu fassen, wird später erhellen. B. Die Eintheilung zeigt sich fast eben so regellos und individuell wie die der vorigen Ordnung. Die Zahl der Abschnitte wächst in folgender Reihe Nr. 131 Bwhat 88 85 Vratisl. 96 (Buch II beginnt in C. 34, B. II in C. 61). 85 Bv 126 mit dem Judeneide 90 Bq 140 desgl. 89 Bu 146 desgl., aufserdem 14 nachgetragene Artt. 608 Bs 150 664 150 (Register 151) 121 Be 151 442 Bn 209 495 Bm 209 590 Br 224 149 Sandom. 278 63 290 (im Register; B. IT in C. 97, Il in C. 206). 249 Sandom. 306 (eigentlich nur 276, denn die Zahlen 171—200 sind übersprungen). 104 Homeyver: 667 B& 308 248 Bg 317 (B. IIinC. 115, B. III in C. 221). 164 Bo 351 134 364 (B. IH in C. 124, B. II in €. 214). 91 Sandom. 374 308 Bh 377 (B. Hin C. 114, B. II in C. 245). 624 Br c. 400 Es stimmen also nur ganz oder so ziemlich Bqu; dann Bes, 664; Bmn. Dagegen fallen sogar die drei Hdss. der Sandomirschen Übersetzung Nr. 149, 249, 91 auseinander. Eine besondre Behandlung bietet die Nr. 494 dar, indem sie die Ca- pitel in 6 Bücher ordnet, grade wie der Nürnberger Codex der vorigen Ord- nung am Rande. Eben so die Nr. 177; doch beginnt hier Buch 2 mit 134, Buch 5 mit II 67. Proben der mannigfachen Eintheilung giebt die Tabelle Anh. D aus Bemorsuv und der Yersio Sandom. nach Nr. 249. C. Die Anordnung weicht von der sonst gewöhnlichen besonders in denjenigen Hdss. ab, welche sich durch jene eigenthümlichen Lücken S. 102 auszeichnen, namentlich in Nr. 89 Bu, Nr. 90 Bq, Nr. 121 Be, Nr. 134, welche statt III 61, 62, 63 $1 hinter III 63 $ 2 mehrere Stellen aus dem Lehnrecht einschiebt, Nr. 248 Bg, Nr. 308 Bh(!), Nr. 442, 495 Bmn. Die Versetzung erklärt sich zuweilen aus einem systematischen Stre- ben, z. B. wenn Bequ nach II 62, der von Thieren spricht, gleich III 51, 47—49 einschalten, wenn Bg II 19 vor II 18 stellt, II 11 $4 mit II 10 ver- bindet, II 26 $ 4 an’ das Ende des Art. bringt, oder wenn Be an 1 66 sofort II 35 £f., die gleichfalls von der handhaften That sprechen, anhängt. Die Tabelle Anh. D macht für Bemu diese Umstellung einigermafsen deutlich. D. Mundartlich hat das Überwiegen des Niederdeutschen aufge- hört. Seinem Gebiete gehören nur neun, dem mitteldeutschen sechszehn Handschriften an. E. In der Lesung stimmen einige Male die Glieder der Ordnung fast sämmtlich und fast allein überein ; 156 haben Bmnorsuyvw mit Cm land- rechtes statt lenrechtes, II 22 a. E. theilen Beghmnogrsuvw das Fehlen von (') Vgl. Wilda Rhein. Mus. VII. 309, 310. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 105 von wende — witscap nur noch mit Es. Etwas häufiger kommt es vor, dafs bei durchgehenden Scheidungen sich die ganze Ordnung auf die gleiche Seite stellt, vgl. IT16 Notev, IT18 N.b, 1129 N.b, II34 N. m, III 60 N. q, M164N.1, HISIN.b. In der Probestelle wird schon eine Spaltung sichtbar. Nr. 248 läfst den ganzen Art. I 71 fort. — Nr. 308, 667 (Bh£) bleiben noch mit ara bei der ersten Ordnung. — Nr. 89, 90, 121, 164 (Bcoqu) nehmen mit ata den Zusatz nach gogreve an. — Nr. 85, 131, 376, 590, 624 (Brvwar) und Nr. 134 setzen aufserdem mit ota, oder Nr. 664 mit otha das gekorne vor gogreve. Dem schliefsen sich auch die versio Sandom. mit ota und die versio Vratisl. mit oda an. — Endlich wandeln Nr. 442, 495 (Bmn) mit uta, Nr.608(Bs)mit utha, Nr.494 mit uda das gekorne in geborne. Den- noch tritt eine Übereahung darin hervor, dafs der ganzen Ordnung noch der rechte gogreve und der durch i ausgedrückte Zusatz nach ver- vestet fremd bleibt. Die sonst genau verwandten Bmn und wiederum Bvw halten auch in den Lesarten eng zusammen, etwas weniger Bho und Begqu. F. Rubriken. In Bs erinnern sie zuweilen an Ax. In Nr. 494, sodann in Bmn und wiederum in Bvw sind sie eigenthümlicher Art. End- lich stimmen die Rubriken von Bequ, denen sich auch Bg und Bo ziemlich anschliefsen. Hervorzuheben ist einmal, dafs die Rubrieierung der ersten Ordnung fast gar nicht hinübergenommen worden, sodann aber, dafs eine sehr be- stimmte Beziehung der Rubriken zu den Lesarten, namentlich in der Probe- stelle sichtbar wird. Denn Bcoqu (Bg fehlt hier) lesen ata, Byw ota, Bmn uta, Bs utha, Nr. 494 uda. Proben der vier näher bekannten Hauptformen sind unter VI von Begoqu, VII von Bvw, VIII von Bmn, IX von Bs in der Tabelle Anh. C gegeben. VI, VIII, IX zeigen sich noch sehr kurz; Bsvw, welche im Text sehr grofse Abschnitte bilden, rubrieieren auch deren Un- terabtheilungen. G. Die aus den vorigen Angaben hervortretenden verschiedenen Grup- pen lassen noch folgende Combination zu. 1. Es sind vornemlich die mitteldeutschen Texte, welche sich Lücken und Umstellungen gestatten. Doch bleiben einerseits die mittel- Philos.- histor. Kl. 1859. Ö 106 Homesever: deutschen Bvw davon ziemlich frei, während andrerseits die niederdeutsche Bh sie theilt. 2. Die mitteldeutschen Texte, soweit sie genauer bekannt sind, na- mentlich Nr. 85, 89, 90, 121, 131, 134, 164, 248, 608, also die Regi- stergruppen VI, VII, IX, ferner Yratisl. und Sandomir. sind sämmtlich, wie es scheint, in Schlesien oder im benachbarten Osten zu Hause. Nr. 85 steht mit dem Magdeb.-Breslauer Recht zusammen, Nr. 121 mit dem Cul- mer Recht, Nr. 131 ist von Conrad v. Oppeln für Cracau geschrieben ; Nr. 248, sonst noch der ersten Ordnung am nächsten, stimmt im letzten Cap. 316 mit dem Breslauer Landrecht ©. 361 und giebt das Lehnrecht in einer der Hdschr. Rb. 98, welche auch das Breslauer Landrecht enthält, sehr nahe kommenden Gestalt. Nr. 608 ist mit dem Schweidnitzer Stadt- recht verbunden. Die versio Vratisl. ist auf Anordnung des Bischofs Tho- mas von Breslau, die andre Übersetzung zu Sandomir verfertigt. Für die übrigen, Nr. 89, 90, 134, 164, kommen wenigstens ihre jetzigen oder doch früheren Bewahrorte, Brieg, Cracau, Oppeln in Betracht. Ob hieraus ein Ursprung der ganzen Ordnung in jenen östlichen Gegenden zu folgern, wird eine allgemeine Betrachtung über die erste Classe mit ergeben. Es handelt sich hier A. um die Priorität der ersten Ordnung. Dafs ihre kürzere Ge- stalt nicht auf einem Weglassen, sondern auf ursprünglicher Einfachheit be- ruhe, ist in Nietzsches Recension 734—739 und im Ssp. I S. xrı ff. ent- wickelt worden. Die Hauptstützen des Beweises sind: 1. Bei vielen der fraglichen Stellen ist es sofort klar, dafs ihr Ein- treten den Fortgang unterbricht, oder dafs sie doch den Charakter eines Glossems an sich tragen(!). Bei manchen ist der Platz, den sie in den vol- len Recensionen erhalten, ein unsichrer, wechselnder, so bei I 61 $ 2, 168 6$2—5, 169, 1483, IT 47—51. Insgemein aber sind sie für den Zu- sammenhang entbehrlich; durch ihr Fehlen entsteht nie eine wahre Lücke. 2. Diejenige Recension des s. Lehnrechts, welche in Einfachheit des Inhalts unsrer ersten Ordnung entspricht, erweist sich als die ältere noch aus einem selbständigen Grunde, dem Verhältnifs zu dem Auctor vetus de (') S. die Bemerkungen in meiner Ausgabe bei den einzelnen Stellen. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 107 beneficüs, Ssp. II 1 S. 60, 70. Innerhalb dieser Recension, welche die erste Lehnrechtsclasse bildet, scheiden sich noch mehrere Stufen. Unsre erste Ordnung nun, welche, nur mit Ausnahme der Nr. 11 und der Frag- mente, Land- und Lehnrecht hat, giebt letzteres nicht nur in der Recension der ersten Classe, sondern auch in der Gestalt ihrer ältern Stufen. Den Eigenheiten der zweiten Landrechtsordnung entspricht durch Aufnahme mancher Zusätze und durch veränderte Stellung einigermafsen eine Gruppe der ersten Lehnrechtselasse, welche schon zu den spätern Classen sich hin- neigt (a. a. O. S. 61). Von den Texten nun unsrer zweiten Ordnung ent- halten auch das Lehnrecht die Nr. 85, 91, 121, 131, 248, 442, 495, 608. Die fünf ersten geben es in einer Gestalt, die jener Übergangsstufe ange- hört. Die Nr. 442, 495 haben es in einer ganz anomalen Form, welche sich aber mehr den frühern als den spätern Classen nähert, ebd. S. 67, 68. Das im Schweidnitzer Codex 608 befindliche Lehnrecht gehört zur dritten Classe, aber die einzelnen Stücke dieser Hdschr. stehen überhaupt in einer losern Verbindung, Ssp. IS. xxıx. Im Allgemeinen bestätigt also der Cha- rakter des mit dem Landrecht verbundnen Lehnrechts sowohl die Priorität der ersten Landrechtselasse vor den spätern, als auch innerhalb derselben die Priorität der ersten Ordnung vor der zweiten. 3. Solche Bearbeitungen des Ssp., welche der Zeit nach am weite- sten zurückreichen, der Auszug in dem Magdeb. Breslauer Recht von 1261, der .Spiegel deutscher Leute, legen einen Text zum Grunde, der hinsichtlich des Mangels jener Stellen weit der zweiten Ordnung vorangeht. 4. Ein alter Zeuge, der Glossator v. Buch, spricht nicht nur über- haupt von Mehrungen, die der ächte Text erfahren habe, sondern bezeich- net grade gewisse jener Stellen als spätere Zusätze und läfst namentlich die ursprüngliche Gestalt schon mit III 82 $ 1 (oder gar III 81) endigen. Zwar zeigen nun auch manche Glieder der zweiten Ordnung ihrer- seits absonderliche Lücken, aber das stellt diese Ordnung keinesweges auf gleiche oder gar höhere Altersstufe. Schon oben wurde bemerkt, dafs dies Fehlen kein gemeinsames Merkmal der Ordnung überhaupt bilde, sodann, dafs die einzelnen Hdss., die es kennen, meist an verschiedenen Orten da- von betroffen werden. Im dritten Buche namentlich, wo die Lückenhaf- tigkeit am häufigsten, vertheilt sie sich dergestalt, dafs dieses Buch, wollte man ihm alle diese Stellen als dem Urtext fremde entziehen, nur zu einem 02 108 Homeyver: seltsam zerstückten Drittel bestehen bliebe. Eben so im zweiten (ursprüng- lichen) Theil der Reimvorrede, bei welchem, oben S. 102, die Lücken der verschiedenen Hdss. einander gewissermafsen ablösen. Auch was der ein- zelnen Handschrift für sich abgeht, ist nicht ein für den Zusammenhang ent- behrliches, ist selbst zuweilen für diesen Zusammenhang gradezu nothwendig, wie für Bh der fehlende Art. 163, auf den der folgende I 64 Bezug nimmt. Mehrfach wird auch ein Motiv des Mangels in den besondern Rechtszustän- den der Gegend, wohin der Ssp. gedrungen, erkennbar. Gleich für das Weglassen und Kürzen von 1292-4 in Bo darf der Grund in den ab- weichenden Standes- und Gerichtsbarkeitsverhältnissen Schlesiens gesehen werden('). Ganz ähnlich behandelt ja auch das Löwenberger Stadtbuch (Ssp. 1S. xxıx) den Ssp.; es stimmt sogar vielfach mit Bgqu in den einzel- nen Lücken, sie nur noch erweiternd, so dafs z. B. IT 52—65, 69—71 ganz fehlen. Der Dsp. endlich theilt diese Kürzungen nicht(?). Hienach ist auch solchen Lücken der zweiten Ordnung, welche mit denen der er- sten zusammentreffen, dort meist ein andrer Charakter als hier beizulegen. Das gilt namentlich von den Mängeln der Texte Bho in den Schlufsartikeln, oben S. 96. Überhaupt ist also, der ersten Ordnung gegenüber, in der zweiten einerseits eine durchgängige Mehrung, andrerseits in manchen ihrer Glieder eine Kürzung und eine Wihstallang erfolgt. Es handelt sich B. um Ort und Zeit beider Akte. Das Weglassen und Versetzen kann nach der Art des Vorkom- mens und nach obigen Motiven füglich den östlichen, ehemals oder fortwäh- rend slavischen Gebieten zugeschrieben werden. Und zwar hat es am Ende des 13ten Jahrh. wenigstens schon begonnen; die versio Vratisl. aus jener Zeit läfst einige Artikel im Anfange fort, die Hdschr. Bu, welche beträcht- licher kürzt und häufig versetzt, dürfte nicht viel jünger sein. Die Mehrung ist allen Gruppen unsrer Ordnung gemeinsam. Mög- lich also, dafs sie in der niederdeutschen Heimath des Ssp. erfolgte, dafs die so bereicherte Gestalt nach Schlesien wanderte und hier jene andre Be- handlung erfuhr. Möglich aber auch, dafs der Text in Schlesien zunächst für die Hdss. Nr. 89, 90 (Bqu) noch Ficker, Entstehungszeit etc. S. 64 ff. es für IIT 15 $4 Sve so rade und III 45 $8 Ficker, der Spiegel D. L. ol x gl. v Ve S.x Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 109 eine Mehrung empfieng, und erst, nachdem er mit dieser nach Norddeutsch- land sich verbreitet hatte, in jenem Gebiete die Kürzung erlitt. Es ist noch nicht ausgemacht, woher der Dsp., der schon manche Zusätze kennt, sein Vorbild nahm, ob aus Schlesien, wo ein Paarmal wie bei ihm das „Säch- sisch” des Ssp. sich in „Deutsch” verwandelt findet(!), oder ob aus Magde- burg, wie Ficker a. a. O. 72 vermuthet, oder doch sonst aus Niederdeutsch- land(?). Wenn ferner das Excerpt des Breslauer Rechts von 1261 den Ssp. schon mit einiger Mehrung zeigt, so war doch dieses der Stadt aus Magde- burg mitgetheilt. Die versio Fratisl. mit fast allen Zusätzen, fällt zwar noch in das Ende des 13ten Jahrh., aber auch das Hamburger Stadtrecht von 1270 hat unter seinen aus dem Ssp. entnommenen Sätzen schon zuge- setzte Stellen(?). Hienach entscheidet für einen lediglich mittelöstlichen Ursprung der Zusätze der Umstand nicht, dafs die schr vollzähligen Texte Bvw von 1306 und 1308 datiert und, wenn auch nicht selber damals ge- schrieben, doch wohl aus Hdss. jener Jahre abgeschrieben sind. Wahrscheinlich erfolgten, wie für das Lehnrecht (Ssp. II, S. 68 ff.) so auch für das Landrecht die Zusätze in Nieder- und in Mitteldeutschland ; die vermehrten Hdss. begegneten sich und vervollständigten einander. Der Dsp. hat im Ganzen die kleineren Zusätze, während die gröfseren ihm noch fehlen. Entscheidet man sich für ein niederdeutsches Vorbild dessel- ben, und nimmt man hinzu, dafs die älteste Ordnung der Glossenhdss., vor- wiegend niederdeutsch, gleichfalls der umfangreichsten Zusätze entbehrt, so gelangt man zu der Ansicht, dafs die bedeutendere Mehrung des Landrechts in Schlesien, eine geringere in Niederdeutschland erwuchs. (') Reimvorrede V. 97, Textus profogi a. E., s. Ssp. I S. 13 Note p, S. 24 Note f. (°) Auf ein niederdeutsches Vorbild schliefse ich namentlich aus zwei Stellen. a. In Abschn. 315 ist aus Ssp. DI 62 $1 das nd. heten (heilsen) stehen geblieben. b. In Abschn. 136 weiset das Vischet er dike (oft) in dem wazzer auf einen niederd. Sachsenspiegel- text II 28 $1 Vischet he in diken (Teichen) hin. — Beiläufig liefert die Weise, wie der Schwbsp. die Stelle wiedergiebt: tuot ers mer denne dristunt (Lafsb. 209, Wack. 196) einen recht arligen Belag zu dem genetischen Verhältnils der drei Rechtsbücher. (°) Lappenberg Hamb. Rechtsalterth. LXIV. ©. Trummer hat in einer der nach seinem Tode herausgegebenen „‚Letzten Abhandlungen über das Hamb. Stadtrecht.” 1859 S. 59 ff. wiederum die Unabhängigkeit des Stadtrechts vom Ssp. gegen Lappenberg und Baumeister vertheidigt. Da meine Gründe für die Benutzung des Ssp. in jenem Stadtrecht „‚Stel- lung des Ssp. etc. S. 30 ff.” dabei nicht berücksichtigt worden, kann ich mich vorläufig da- mit begnügen, auf die dort gegebene Ausführung zu verweisen. 110 HomEyver: Für beide Ordnungen aber ist schliefslich zum Übergange auf die fol- ‚gende Olasse hervorzuheben, wie zu den Criterien der Bücher- und Glossen- losigkeit noch eine Willkühr in Eintheilung, Folgeordnung und Rubricie- rung sich gesellt. Die weite Verbreitung also des willkommnen Werkes und die Ungebundenheit der Schreiber brachten doch der einheitlichen Geltung und dem Bewufstsein des gemeinsamen Besitzes keine geringe Gefahr. Wie sollte noch unter drei Hauptformen, einer unvermehrten, einer vermehrten, einer zugleich vermehrten und verkürzten nebst mannigfachen Zwischen- stufen, die wahre Gestalt heraus erkannt werden. Wie vermochte man sicher und kurz zu eitieren, wenn schon die 33 genauer bekannten Hdss. der Classe wenigstens 26 verschiedene Abtheilungsweisen bieten, wenn gar Versetzun- gen einzelner Artikel und Paragraphen beliebt wurden. In der That ist der märkische Staatsmann zu preisen, der nach hun- dertjährigem Walten des Sachsenspiegels jene Gefahr erkannte, der auch die von ihm als die ächte herausgehobene Gestalt dergestalt auszurüsten ver- stand, dafs sie dem weitern Auseinandergehen der Formen eine mächtige Schranke setzte. Aus seiner Wirksamkeit erwuchs die zweite Classe mit Glosse und Büchereintheilung. Als Kennzeichen genügt schon die Glossierung, welche Jo- hann von Buch bald nach 1325 dem Texte beigab. Die Autorschaft, die Zeit und Gegend der Abfassung, den Plan und Charakter der Arbeit habe ich in dem „Prolog zur Glosse des s. Landrechts 1854” und in dem „Richtsteig Landrechts 1857” S. 28 ff. näher entwickelt. Hieher gehört nur folgendes. Behufs der Glossierung mufste v. Buch an eine bestimmte Gestalt des Textes sich halten. Wie unsicher und lose die äufsere Erscheinung gewor- den war, lag ihm, sei es auch nicht in dem ganzen Umfange, vor Augen. Er gedachte nun nicht etwa unter den mannigfaltigen Formen beliebig zu wählen, oder auf eigne Hand eine neue zu bilden, sondern war bemüht, die wahre Gestalt zu geben. Das gilt erstens für die Eintheilung und Anordnung. Der Glossenprolog V. 213, 214 versichert: Hie vera articulis capita ponuntur et certis particulis libri dividuntur, Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 414 in der alten Übersetzung Der artikel recht begin rechtverdigh hir vunden wert, de stat dar de buk gan in, di genzlik desser text bert. Schon hieraus erhellt, dafs der Glossator eine Büchereintheilung zum Grunde legte. Dafs er ferner nicht die sechs Bücher von An und Nr. 494, auch nicht die drei Bücher von Aw, sondern grade die oben S. 88 bezeichneten drei Bücher meinte, zeigen zur Genüge die uns hinterbliebe- nen Glossenhandschriften, welche, gegen hundert an der Zahl, ohne Aus- nahme diese Büchereintheilung kennen. Nun fragt sich, ob der gelehrte Ritter dieselbe schon vorfand, oder ob er sie neu einführte. Der V. 214 ist doppelsinnig. Man mag verstehen: es sind die Bücher nunmehr in Partikeln d. i. Paragraphen abgetheilt, oder auch mit dem deutschen Text: jetzt ist der Anfang der Bücher fest be- stimmt. Im ersten Fall ist das Vorfinden der Bücher wahrscheinlich, aber auch im zweiten ist es nicht grade ausgeschlossen. Dem Vorfinden kommt ferner die Erwägung zu statten, dafs das Abschneiden bei dem ?ten und be- sonders bei dem 3ten Buche, dessen Art. 1 unmittelbar mit I 71 $2 zu- sammenhängt, doch gar zu willkührlich für einen einsichtigen Bearbeiter er- scheint, den wohl nur eine fremde Autorität, oder ein Hergebrachtes an dem er nicht rütteln mochte, zu solcher Abtheilung bewegen konnte. Es hängt diese Frage mit der wichtigeren zusammen, ob die Hdss. der dritten, mit Büchern versehenen unglossierten Classe sämmtlich aus der zweiten erwach- sen, also nur durch ein Weglassen der Glosse entstanden sind, oder ob we- nigstens einige ihrer Glieder unmittelbar an die erste Classe sich anschliefsen. Es ist also später noch einmal auf diesen Punkt zurückzugehen. Mochte übrigens die Eintheilung vom Glossator vorgefunden oder erfunden sein, so ist es klar, dafs sie nur dem äufserlichen Zwecke diente, jedem Buche einen ziemlich gleichen Umfang zu geben. Die zweite Aufgabe war, die ja auch oft schwankende Reihefolge der Sätze zu bestimmen. Darauf gehen mit die V. 215, 216: Multi tamen aliter praedicta distinxerunt et ponentes qualiter haec ipsis placuerunt. Die Glossenhdss. zeigen nun wesentlich diejenige Folge, worin die erste Ord- nung der vorigen Classe mit der Mehrzahl der zweiten Ordnung überein- 1123 Homeyver: stimmt. Der Glossator verwarf also als willkührlich die Versetzungen, wel- che in der schlesischen Recension, s. oben S. 104 zuweilen begegnen. Das dritte Thun gieng auf die Feststellung des Inhalts. Die oben geschilderte Mannigfaltigkeit war in ihren Hauptrichtungen dem Glossator bekannt. Er nahm, wie es von uns geschehen, an, dafs der ursprüngliche Text theils eine Mehrung, theils aber auch eine Kürzung erfahren habe. Seine V. 217, 218 lauten: Eı quae in privilegio non sunt apposuwerunt Et quae in eius scrinio erant subtraxerunt. Die Richtschnur für sein Verhalten in diesem dritten (vielleicht auch in dem ersten und zweiten) Punkte fand er in einem Exemplar, in welchem — uns bleibt dunkel weshalb — er das ächte Privilegium, so der Kaiser (Carl) den Sachsen gegeben habe, erkannte. Denn er fährt V. 219 — 221 fort: Sicut sub imperü bulla vidi signata dona privilegü et Saxis confirmata, secundum hoc haec posui, scio quod non erravi. Zur Ermittlung dieser „authentischen” Gestalt haben wir das Merkmal, ob ein gewisser Satz durch v. Buch glossiert worden. Denn voraussetzlich hat er alles erläutert, was zur wahren Gestalt gehörte und irgend zur Glossie- rung geeignet war, andrerseits das von ihm ausgeschiedene auch unglossiert gelassen. Nun liegt aber allerdings der Umfang seiner Glosse nicht ganz plan und zweifellos vor. Auch die Glosse ist allgemach bereichert worden, und die ältesten der datierten Glossenhdss. fallen doch um mehrere Jahr- zehnte nach dem muthmafslichen Abschlufs der Arbeit. Doch dürfen wir, da auch die Glosse bald eine ausgedehnte Verbreitung erhielt, wohl anneh- men, dafs dasjenige, was allenthalben sich glossiert findet, schon dem ersten Glossator angehört. Noch sichrer schliefsen wir, dafs derjenige Text, wel- cher in der ältesten und einfachsten Ordnung dieser Classe entweder ganz fehlt, oder doch unglossiert dasteht, von v. Buch nicht zum wahren Text gerechnet wurde. Wir sind vielleicht in Gefahr, den Umfang dieses Textes zu grofs, schwerlich aber, ihn zu klein uns vorzustellen. Schreiten wir hienach zur nähern Begränzung jener Gestalt, so be- gegnen wir folgenden Categorien von Sätzen. h 1. Von dem Falle, wo die Glosse Eiken v. Repkow lediglich als Übersetzer des lateinischen Urtextes betrachtet, also in seinen Worten Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 148 zugleich das Privilegium sieht (texzus prologi, 168, II 29, 36, III 62 etc.) scheidet sie einen andern, wo sie von dem Privilegium die Worte Eikes trennt, diesen also als einen, doch hochgepriesenen, Bearbeiter des Pri- vilegii darstellt. Dahin gehören I 14,119, IT 13 $1, IL 61 $ 1, vgl. „Pro- log” S.22. Auch diese letztern Stücke finden sich allenthalben glossiert und es ist sichtlich nicht der äufsere Grund, dafs sie etwa in dem authenti- schen Exemplar fehlten, sondern es ist der Inhalt und die Fassung dieser Sätze selber, die nicht in Carls Munde pafsten, was den Glossator bestimmte, sie von dem Privilegium zu trennen. — Die Glosse sondert aber 2. von dem Privilegium Carls noch Satzungen, welche spätern Kai- sern beigelegt werden, namentlich I 26, III 82 $2 bis IIT 91, s. „Richtsteig Ldr.” S. 30. Diese sind entweder in den ältern Glossenhdss. gar nicht vor- handen, oder doch nicht mit Glosse versehen, auch der ersten Ordnung der ersten Classe unbekannt. 3. In gleicher Weise trifft der ursprüngliche Mangel der Glosse und das Fehlen in jener ersten Ordnung in folgenden Stellen zusammen: I2 94 alle — unde, 1883 — 114 $1, 117 $1, 148 $3, IL 35 it ne moge, II 9 $2, II 47—51, III 64 $5, ohne dafs sie grade einem spätern Ge- setzgeber beigelegt würden. Dabei sind die Ausdrücke einiger Glossenhdss., welche den Text ohne die Glosse geben: dit vernim alse it im texte steit, oder ähnliche nicht dahin auszulegen, dafs die Erläuterung entbehrlich sei, sondern daraus zu erklären, dafs der Schreiber keine Glosse vorfand. Nach 2. und 3. fehlt also eine ursprüngliche Glosse gewissen Haupt- stellen, welche doch die zweite Ordnung Cl. I schon kennt, namentlich I 8 63bis 114 $1, II 47, 48, 49, 50, 51, UI 82 $2 bis III 91, während an- drerseits nur unerhebliche Stellen wie I 42 $1 of, $2, III 28 $1 Doch, obwohl in beidenOrdnungen derCl.I fehlend, dennoch glossiert sich finden. Schon hienach würde, was die Entwickelung des Stoffes anbetrifft, der Ge- genstand der ursprünglichen Glosse, also der in v. Buchs Augen ächte Text, seine Stelle vor der zweiten Ordnung Cl. I einnehmen. Nun aber zeigt sich 4. dafs der nichtglossierte Stoff in den ältesten Glossenhdss. noch über den der ersten Ordnung fehlenden hinausgeht. Dahin gehört die Reimvor- rede V.97 bis zum Ende, der Prolog: des heiligen Geistes Minne, 17, 8 651, 2, 136, III 74, III 81 $2, 82 $1. Und es fragt sich, ob dem eine Philos.-histor. Kl. 1859. 1% 114 Homsxver: ursprünglichere Einfachheit als die der Quedlinburger Hdschr. und ihrer Ge- nossen zum Grunde liege? a) Bei der Reimvorrede und jenem Prolog ist offenkär nicht hieran zu denken. Beide wurden in den Glossenhdss. weggelassen, weil der Stoff zu einer Glosse nicht geeignet war. Deshalb ist auch, nachdem die Glosse all- mählig auf die ursprünglich nicht glossierten Artikel erstreckt worden, doch die Reimvorrede völlig, der Prolog fast immer davon frei geblieben. Und dafs der Glossator die Reimvorrede wohl kannte und sie seinem „hochge- lobten” Eike zuschrieb, ergeben seine Worte zu dem Zextus prologi: alsus meynet Eyke sine bede in der vorrede etc. b) Bei17, 8$$1, 2 spricht gegen ein ursprüngliches Fehlen folgen- des. Die Lücke in Cl. I Ordnung A von 18 $3 bis 115 inel. giebt der Darstellung einen weit bessern Zusammenhang als die analoge Lücke der Glossenhdss. von 17 bis 114 $1. Bei jener schliefst dem Satze I 8 $ 2, wonach der Frohnbote das nach seiner Geburt ihm zukommende Wergeld ete. hat, sich sehr gut die Bestimmung I 16 an: niemand kann andres Recht als das ihm angeborne erwerben. Dagegen palst zu dem Ende von I6 $5 über die Einlassung auf die dem Beklagten selber beigemessene Schuld zwar ganz gut 17: das Versprochene soll man zahlen und halten, aber weder der wieder glossierte 114 $2 von der Gutsübertragung an einen Sohn, welcher vielmehr mit 1 14 $ 1 zusammenhängt, noch auch jene Bestimmung in I 16. Dazu tritt noch folgender sonderbare Umstand. Manche Glossenhdss. ent- halten mitten in der Gl. zu 16 auch eine solche zu I 7, und zwar CyA® ob- gleich der Text dazu fehlt, Dm dergestalt dafs auch der Text dort unter- gebracht wird, endlich die Nr. 496, 632, 42, 217 so, dafs aufserdem 17 mit Glosse noch gehörigen Ortes steht. Vermuthlich gerieth die Glosse die oft an den Rand geschrieben wurde, zu 17 an einen unrechten Ort, der Text galt nun als unglossiert und wurde deshalb öfters weggelassen. c) Auch I 36 scheint nicht wohl haben fehlen zu können. Er be- ginnt eine neue Lehre von der Rechtlosigkeit und nennt gewisse Kinder po- sitiv als bescheltbare an ihrem Rechte. 137 verhält sich dazu mehr als ein Anhang, indem er andre Kinder negativ als nicht echte bezeichnet. d) Mit III 74 steht es in ähnlicher Art. Er beginnt eine neue Lehre von dem ehelichen Güterrecht der Frauen. III 74 bestimmt u. a. dafs sie die vom Manne an Eigen gegebene Leibzucht durch Ehescheidung Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 115 nicht verlieren. III 75 sagt nun: an Eigen habe die Frau eine rechte Leib- zucht, weil niemand sie ihr bei ihrem Leben brechen könne, an Lehn nicht, weil sie ihr mannigfach gebrochen werden möge. Dann wird ferner von ihrem Rechte an Lehngütern gehandelt, der erste Satz aber des Art. 75 nicht weiter entwickelt. Das ist nur erklärlich, wenn man in ihm ein Zusammen- fassen des in III 74 Vorgetragenen zur Hinüberleitung auf das Recht an Leh- nen sieht. III 74 kann also nicht wohl entbehrt werden. Bemerkenswerth ist auch noch, dafs III 74 schon einer Hdschr. der vorigen Ordnung, der Soester Nr. 624 fehlt, d. i. grade derjenigen, welche fast allein aus der ersten Classe den nachher allgemein aufgenommenen Art. I. 26 kennt(!) und gewissermafsen einführt. Es scheint, als wenn eine zufällige Lücke in einer für die Glossenclasse einflufsreichen Form diesen Mangel bei einer ihrer Gruppen, der übrigens bald verschwunden ist (?), verschuldete. e) Die Frage um III 81 $2, 82 $1 ist die wichtigste, weil es sich hier um den Schlufs des „wahren” Textes handelt, aber auch die zweifel- hafteste. Sie wird erst später nach der Beschreibung der zweiten Ordnung der Glossenclasse ihre Lösung finden und zwar dergestalt, dafs das bisher gewonnene Ergebnifs nicht gestört wird. Das geht nun dahin: auch die äl- testen Formen der Glossenclasse bieten keinen triftigen Grund, sie unmittel- bar von einem noch reinern Text als dem der Quedlinburger Hdschr. abzu- leiten; vielmehr ist der Gestalt, welche dem Glossator als die ächte erschien, also der Basis der zweiten Classe, die Stelle zwischen der ersten und zweiten Ordnung der ersten Classe anzuweisen (°). Johann v. Buch erreichte der Hauptsache nach seine Absichten. Die Glosse fand ähnlichen Beifall, wie Eikes Werk selber. Indem aber diese Erläuterung, den Text artikelweise begleitend, sich an eine bestimmte An- ordnung bindet und selber, um den Zusammenhang der einzelnen Sätze dar- zulegen, sie häufig nach Buch und Artikel eitiert, mufste doch die frühere (') Aufserdem hat ihn aus Cl. I Ordn. B noch Br. (?) Schon aus der ältesten Familie der Glossenhdss. kennt den Art. III 74 die Nr. 616. (°) Das Verhältnis zwischen dieser Gestalt und derjenigen, welche dem Dsp. zum Grunde lag, ergiebt sich aus der Vergleichung zwischen S und € in der Tabelle S. 93 fl. Im Gan- zen stellt der Dsp. an Einfachheit sich der ersten Ordnung der Cl. I bedeutend näher, als die erste Familie der Glossenhdss. Auch der Livländische Spiegel, oben S. 101, hat schon mehr aufgenommen als der Dsp., namentlich von ganzen Artikeln I 4, 12—15, 50, 69; II 29, 33; II 47—49. P2 116 HoMmMEYER: Willkühr eine wohlthätige Ermäfsigung erleiden. Dennoch schlofs jener Beifall nicht aus, dafs auch nach der Mitte des 14. Jahrh. Handschriften mit der Einrichtung der ersten Classe geschrieben wurden. Eben so wenig ver- mochte v. Buchs festere Ordnung innerhalb der neuen mit Glosse und Büchern ausgestatteten Form, je weiter sie sich verbreitete, um so weniger den lebendigen Trieb zum Fortschreiten und Ändern gänzlich zu hemmen. Bei dem Versuche nun, für diese ungemein reiche Classe eine weitere Gliederung zu finden, schieden von der näheren Betrachtung folgende sonst hieher gehörigen Hdss. aus: Nr. 62" Berlin, K. Bibl., ein Membranbl. ND. 63= Berlin, Staatsarchiv, ein Membranbl. MD. 64 Berlin, ebend., Fragment ND. 611 Schwerin, ein Bogen ND. 612 Schwerin, 1%, Bogen ND. 614 Schwerin, 2 Bl. in 4, MD. 692 Wiggert, 2 Membranstreifen ND. 704 Wolfenbüttel, Theil eines Bogens, ND. wegen ihrer zu fragmentarischen Beschaffenheit, ferner: Nr. 4 Vormals Alt-Zelle. 209 Vormals v. Gärtner 1324 (?!) MD. als jetzt verschollen. Für die übrigen boten sich verschiedene Thatsachen des Entwick- lungsganges zur Beachtung dar. 1. Die unglossierten Artikel werden dem Texte nach angehängt oder eingeschoben. 2. Sie werden gleichfalls mit Glossen versehen. 3. Nach diesen Mehrungen wird die Eintheilung der Artikel geändert und ihre Zahl erhöht. 4. Auch an einer wiewohl geringfügigen Versetzung einzelner Ar- tikel oder Paragraphen fehlt es nicht. 5. Die Lesarten erleiden eine, doch gleichfalls nur mäfsige Änderung. Einzelne dieser Umbildungen treten stufen- und übergangsweise ein, auch wohl in verschiedenen Combinationen mit einander auf, so dafs eine natürliche und zugleich scharfe Sonderung, vor allem die Wahl des ent- scheidenden Merkmals nicht leicht fällt. Ich bin dahin gelangt, den zwei- ten jener Punkte, den Umfang der Glossierung, bei der Aufstellung der ZZ — Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. AT Ordnungen vorwiegen zu lassen. Dieses Moment entspricht demjenigen, auf welchem die ganze Classe beruht, es ist das kenntlichste, es erlaubt end- lich, auch die nicht geringe Zahl von Hdss. einzureihen, welche nur die Glosse mit den Anfängen des glossierten Textes geben. Jene übrigen Punkte dienen dann zur Bildung von Familien und Gruppen innerhalb der Ordnun- gen. Den Umfang der Glossierung legt wiederum am deutlichsten das Ver- fahren mit den letzten Artikeln III 82—91 dar. Die Glosse bleibt entweder bei III 81 stehen, oder sie rückt weiter bis III 87 vor, oder sie erreicht endlich den Schlufs der Vulgata mit III 91. Danach zerfällt die Classe in drei Ordnungen. Br, site sOridn nın\s mit der Glosse nicht über III 81 hinaus. Innerhalb derselben ist die Behandlung noch eine mannigfache. Zu- vörderst lassen sich nach dem Umfange des Textes zwei Familien sondern. In der ersten fehlen jene letzten unglossierten Artikel auch im Texte, sei es gänzlich oder doch nach dem ursprünglichen Bestande der Handschrift. In der zweiten gehört der Text dieser Artikel unglossiert dem Codex von vorn herein als Bestandtheil des Rechtsbuches an. Beide Familien sind sonst nahe verwandt, so dafs für eine Reihe von Punkten sich eine gemeinsame Betrachtung der ganzen Ordnung empfielt. Die nach dem Aufbewahrungsort zunächst folgenden Zahlen gehen auf die Artikel in den drei Büchern. Er! s tie Beazmalaı e: Nr. 37 Berlin (Dortmund) 64. 71. 68. ND. Cd 43 Berlin (Langen) 63. 70. 81. J. 1466 ND. Ca 80 Bremen 64. 70. 70. 1417 ND. 216 Giefsen (Nadasti) 64.470. 71. OD. @ 268 Göttingen (Hameln) 64. 70. 72. ND. Co 270 Göttingen 64. 70. 70. ND. Cy 313 Heidelberg (nur Gl.) 1368 ND. 363 Königsberg 64. 70. 71. MD. Cß& 420 Lübeck 64. 1427 ND. Cl 4 494 Münster (nur Gl.) 12..69.,.71. ND. 118 However: Nr. 574 Quakenbrück 79. 69. 78. I. 1422 ND. (')579 Homeyer MD. (2) 605 Schrader ND. 610 Schweinfurt 70. 72. 92 1412 ND. 616 Seibertz (Brilon) 63. 70. 72. ND. Cb 623 Soest 63. 70. 68 ND. Cr 632 Strasburg 63. 67. 70. MD. 660 Varel 64. 72. 76 ND. Ca 668 (594) Wien (Salzburg) 64. 70. 71 OD. 1. Diese Familie läfst die vom Glossator beliebte Eintheilung am reinsten hervortreten. Sie giebt regelmäfsig dem ersten Buche etwa 64, dem zweiten und dritten Buche je etwa 70 Artikel. Wie sich kleinere Differen- zen bald durch das Mitzählen des Zexzus prologi, bald durch ein Zusammen- fassen zweier Artikel, bald durch Mängel am Ende ergeben, zeigt für Nr. 616, 623, 660 die Tabelle im Anh. D. Auch hier kommt es vor, dafs die Ein- iheilungen desRegisters und des Textes in derselben Hdschr.nicht ganz stim- men. Nr. 632 z. B. giebt im Register 63, 67, 70, im Texte 65, 70, 70 Artt. Über jene Durchschnittszahlen gehen erheblich nur hinaus: im ersten Buche Nr. 494 mit 72, Nr. 574 mit 75, Nr. 610 mit 70; im dritten Buche Nr. 43 mit 81, Nr. 574 mit 78, Nr. 610 mit 92, Nr. 660 mit 76 Capiteln. Bei Nr.43 ist die Erhöhung jedoch nur nominell, indem mehrfach Nummern übersprungen werden. Nr. 574 und 610 haben auch I 7—14 aufgenommen; Nr. 610 zählt aufserdem die von andrer Hand zugesetzten Artt. III 82 ff. mit. 2. Das charakteristische Fehlen der Schlufsartikel wird oft ausdrück- lich im vorangeschickten Register hervorgehoben. In Nr. 37, 268, 270, 363, 623, 632 schliefst es (nach dem Ausdruck der Nr. 270): Hir achtene in deme dridden boke sint twelff artieuli unde ore glosen nicht, darumme stan se ok hir in deme registro nicht. Und am Schlusse der Glosse in Nr. 313 (') Ein Fragment, welches ich Schaumanns Güte verdanke. Es giebt einige Artt. von B. II, u. a. III 47 bis 50 verbunden, III 51 als Glosse, III 67 als Cap. 56 und dürfte hienaeh in diese Familie gehören. (*) Von dieser verschollenen Hdschr. ist aufser einigen im Grupenschen Apparat ver- merkten Varianten mir nur bekannt, dals TI 82—91 ihr fehlten. - Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 119 heifst es: Postea seguuntur XIT capitula non glosata, die jedoch fehlen. Unter diesen 12 Capiteln sind III 51, 74, 82—91 verstanden. Defect sind Nr. 363, welche in der Gl. zu III 45—50 abbricht, fer- ner Nr. 43 und Nr. 420, wo der Text von III 55 an mangelt, obwohl die Glosse in Nr. 420 noch bis III 76 einschliefslich, in Nr. 43 bis III 81 fortgeht. R 3. In Bezug aber auf jenes Merkmal zeigen sich Übergänge zur fol- genden Familie, ja zur zweiten Ordnung. a) Nr. 420 führt im Register aufser 1 7—14 auch III 82 ff. auf. b) Nr. 268 trägt am Schlusse mit neuerer Hand nach: III 82— 84 unglossiert, 85—88 glossiert, 8$9—91 unglossiert, 17—11 glossiert, I 12, 13 unglossiert, (vgl. Spangenberg 38—40, 51). c) Nr. 623 fügt mit neuerer Hand 1 7—14, 36, III 51, 74, 82—91 unglossiert hinzu. d) Nr. 610 hat die Artt. III 82 ff. unglossiert von andrer Hand. Noch mehr treten zwei Texte für uns deshalb auf die Gränze, weil sie nur im Drucke vorliegen, also fraglich bleibt, ob die in ihnen unglos- siert gelassenen Schlufsartikel dem ursprünglichen Texte angehörten, oder erst später zugefügt wurden. Es ist dies der Text des Cöllner Druckes von 1480, und derjenige, den die letzte Zobelsche Ausgabe von 1614 aus einem alten Msp. (Rb. Nr. 741) noch beigeliefert hat. Ich ziehe es vor, nach ihrer anderweitigen nahen Verwandtschaft mit Csz, sie der folgenden Familie zu- zurechnen. Diese Zweite Familie erwächst dadurch, dafs die in dem Vorbilde etwa besonders nachgetragenen oder angehängten unglossierten Schlufsartikel hier sofort und gehörigen Or- tes dem Texte einverleibt worden sind. Zu ihr zähle ich Nr. 53 Berlin (Sprickmann) 65. 67. 74. ND. Cr 56 Berlin (Mühler) 38. 67. 74. ND. Cm (')115 Cassel ND. 163 Dresden M. 27. 70. 69. 83. MD. C3 (') Ein Fragment, welches ich hieher ziehe, weil es in Verweisungen auf das Keyser- recht und in Lesarten mit Cuw stimmt. 120 Homerver: Nr. 260 Görlitz TAr 72392 MD. Cr 289 Groningen 1479 65. 70. 81. ND. 290 Groningen 1477 83. 70. 77 ND 292 Haag 1451 83. 70:277% ND. 7 @z 295 Habel 65-+8. 70. 73+11. ND. 375 Leiden MA, 7.1=0:89% ND. 424 Lüneburg 70. 70. 84. ND. Cu 491 Moringen 62. 70.273-E 9. SEND: 496 Münster 1405 64. 70. 73+8. ND. Cu 617 Seibertz 1452 67. 69. 85. NDS 698 Wolfenbüttel 1367 70. 70. 84. ND. Cw 741 Zobel 67. 70. 84. ND,n@p Cölner Druck v. 1480. 67. 108713: ND-=20k 1. Bei der Aufnahme der unglossierten Artikel findet sich zuweilen noch eine sondernde Bemerkung oder Behandlung. Ckmpur und 295 ha- ben am Ende der glossierten Artt. den Epilog Wi sint des lantrechtes to ende gekomen ete. und lassen dann erst die nicht glossierten folgen. Dies geschieht in Nr. 295 mit Sequuntur articuli tereij libri non glosati, in Cr mit Hir beghinnet des derden bokes artieuli de nine glosen enhebbet, in Cm mit Hijr volghen noch na elven artieuli dey to dem lantrechte noch horen u. dey en behoven neynre glosen, in Ck mit Hir endet sick dei tal der arti- eulen dey der glosen gebruket. Item hir begynnet nu dey art. dey dar neyne glosen enhebben, in Cp mit Hir endet sik de tal de der glosen bruket al. Nu beghint hir de artieule de nicht gloseret sint des derden bokes. Nr. 375 und Cs haben den Epilog erst am Schlusse des Ganzen, Nr. 375 bemerkt aber doch a. E. der Glosse: Desse na bescrevene articuli en bruken nener glosen. N Den Übergang zu den folgenden Ordnungen macht hinsichtlich der Schlufsartikel die Nr. 451, indem sie in 9 Endcapiteln unsre Artt. III 82—88, 91 glossiert, 89, 90 ohne Glosse giebt. 2. Die Zahl der Artikel erhöht sich schon häufiger als in der ersten Familie, theils durch Zerfällung der alten Abschnitte in kleinere, wie z. B. Nr. 292 aus 151 die Capp. 55, 56, 57 bildet, theils und besonders durch Mitzählen der aufgenommenen unglossierten Stücke. Das geschieht nament- lich in Nr. 163, 260, 289, 290, 292, 375, 421, 617, 698. Dagegen Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. oA schliefsen sich hierin die übrigen Glieder noch mehr der ersten Familie in folgender Weise an. Ck trägt als artikele sunder glosen schon a. E. der Glosse des ersten Buches nach: 17—13, 11182 $2 — III 86, dann a. E. der Gl. zum drit- ten Buche: III 87—91. In Cp folgen den glossierten Artt. Buch III zunächst zwar die un- glossierten des B. III unter den Zahlen 74—84, dann aber erst die unglos- sierten 1I7—14 $ 1 unter 1 bis 8. Ahnlich Nr. 295, welche als 9ten Art. noch die Vorrede von der Herren Geburt giebt. Cr fügt die unglossierten 1 7—14$ 1a. E. des ersten Buches hinzu, und hängt dem B. HI theils dessen unglossierte Schlufsartikel theils noch einmal | 7—14 $ i ohne Rubriken und Zahlen an. Cm verfährt eben so mit den Schlufsartikeln, während 17—14 $1 gehörig eingereihet sind. Die geringe Zahl der Artt. in Buch I erwächst hier aus einem eigenthümlichen Zusammenfassen mehrerer Artikel. Cu und Nr. 451 geben ihre acht, resp. neun Endcapitel ungezählt. Die Tabelle Anh. D theilt zur Probe die Abiheilungen aus Nr. 163, 421, 741 (Opus) mit. Gemeinsames. Die folgenden Erörterungen beziehen sich auf beide Familien dieser Ordnung. A. Vollzähligkeit, von den Schlufsartikeln abgesehen, 1. Die rhythmische Vorrede beginnt a) mit „Gott hat die Sachsen” in Nr. 80, 610 der ersten, und Nr. 53, 421, 617, 698, 714 (Cpsuwr) der zweiten Familie. Sie ist b) ganz weggelassen von der Familie 1 in Nr. 37, 43, 216, 268, 270, 363, 420, 574, 623, 660, 668 (Cdlßy&urgrp), von der Familie 2 in Nr. 163, 260, 289, 290, 292, 451 nebst Cöllner Druck (Cko«de). Sie ist c) ganz aufgenommen von Fam. 2 in Nr. 56 (Cm), 295 und 375 (bis auf einen kleinen Defeet im Anfange). Die erste Gruppe schliefst sich also der ältesten Ordnung der ersten Classe an; die zweite und zahlreichste entspricht dem eigenthümlichen Cha- rakter unsrer Classe durch Weglassung des nicht zu glossierenden; die dritte folgt der zweiten Ordnung der ersten Classe. Der Fortgang von der ersten Philos.-histor. Kl. 1859. Q 42323 Homsyver: Familie zur zweiten zeigt sich darin, dafs erst mit der letztern die dritte Form in die Glossenclasse eintritt. (Die Vorr. von der Herren Geburt kommt nur in der 2ten Familie bei Cma und, anhangsweise, bei Ckpr und Nr. 295 vor.) 2. Die Reihe 17 bis 14 $ 1 fehlt a) gänzlich in den Gliedern der Fam. 1 mit Ausnahme der Nr. 80, 574, 605, 610('), innerhalb der Fam. 2 nur noch in Nr. 292, 451, 617. In Nr. 660 steht sie auf einem besonders eingeklebten Blatte. Vgl. oben S. 93. b) Wo sie vorkommt, fehlt ihr noch regelmäfsig die Glosse. Doch glossieren aus der 2ten Familie Nr. 260 die Artt. 17 und 14, Nr. 375 17, 8, Nr. 421 sogar 17 —12, 14. Die zweite Familie schreitet also weiter darin vor, dafs sie häufiger als die erste den Text aufnimmt, und allein den Anfang zu einer Glossie- rung macht. 3. Der Art. 126, welchen in der vorigen Classe nur Nr. 590, 624 (Brr) kennen, ist hier allenthalben aufgenommen, doch an einem andern als dem später gewöhnlichen Orte, nemlich erst nach I 32 oder 33. Die Nr. 698 giebt ihn aufserdem nach I 25 auf einem angeklebten Zettel; auch Nr. 260 hat ihn an beiden Stellen, verweist aber an der ersten hinsichtlich der Glosse auf die zweite. Eine Glosse geben ihm überhaupt aus Fam. 1 nur Nr. 37 (Cd), etwas häufiger aus Fam. 2 die Nr. 53, 56, 260, 292, 698, 741 (Cmopwar). 4. 136, schon der ältesten Gestalt der vorigen Classe bekannt, fehlt hier regelmäfsig. In Nr. 623 ist der Text nachgetragen; Nr. 80 Fam. 1, Nr. 56, 260, 617 (Cosr) Fam. 2 haben ihn von vorn herein. 5. Bei der Reihe III 47—51 ist das Vorkommen, das Abtheilen und das Glossieren zu scheiden. a) Die Artt. III 47, 48, 49, 50 sind allenthalben da. Art. 51 aber, von der 'Thiere Wergeld, fehlt in der ersten Familie meistens, mit Ausnahme der Nr. 80, 616, in der zweiten Fam. zuweilen, namentlich in Nr. 292, 451, während insbesondre Ckmpsuwör ihn kennen, Ck ohne Num- mer mit dem Bemerken Aic non est articulus. (') In Nr. 668 fehlen angeblich nur I 8—13. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 123 b) Die Reihe wird mehrentheils noch den vorangehenden Artt. III 45, 46 angehängt. Doch geben Cör wenigstens III 51 für sich; Nr. 43 fafst III 47—50, Nr. 616 III 47—51 in einen besondern Artikel; Nr. 56, 698 (Cmw) geben III 47—50, und dann III 51 besonders; Nr. 260 (Co) endlich bildet drei Artikel aus 47 und 48, 49 und 50, 51. c) Der Art. 51 hat nie eine Glosse. Zu Art. 47—50 finden sich theils statt der Glosse nur kurze Bemerkungen oder Verweisungen, theils wirkliche Glossen; das erstere wiegt in der ersten, das letztere in der zwei- ten Familie vor. 6. Der Art. III 74 fehlt der ersten Familie in den Nr. 37, 216, 268, 270, 623 (wo ihn erst der Anhang nachträgt), 660, 668, vielleicht auch in Nr. 80, 632. (Nr. 43, 363, 420 sind hier defect.) Nr. 616 aus Fam. 1 so wie die zweite Familie haben ihn, obwohl zuweilen wie in Cbmwr hinter III 71 gestellt. B. Der mitteldeutschen Mundart gehören nur Nr. 363, 632 aus der ersten, Nr. 163, 260 (die auch sonst absonderlichen Cod) aus der zweiten Fa- milie, der oberdeutschen die Nr. 216, 668 Fam. 1, alle übrigen der nieder- deutschen an. Die erste Ordnung hält sich also noch vorwiegend zu der dem Glossator eignen Sprache, s. Glossenprolog 13, 14. C. Lesarten. Auch hier ist 1. kein Fall anzugeben, wo alle oder auch nur fast alle Glieder der Ord- nung in einer ihr durchaus eigenthümlichen Lesart stimmten. Dagegen findet sich ein Paarmal, dafs eine Lesart nur innerhalb der Ordnung vorkommt, wie selve derde in III 28 N. e nur beiCbdklmpAr, und etwas häufiger, dafs ihre Glieder sämmtlich, nur Co ausgenommen, sich auf dieselbe Seite stellen, vgl. 115 Note f, 138 N. q, I6ON.1, HA N.b, 131 N.b, TT42N.], I172N.u, HI9S2N.h, insbesondre auf die der ersten Classe IL 35 N. e. Aus der Glosse ist hervorzuheben, dafs alle in dieser Beziehung ver- glichenen Hdss., nemlich Nr. 37, 43, 80, 270 Fam. 1, Nr. 53, 56, 451, 496, 698 und Ck Fam. 2 zu III 76 des Nicolaus von Buch als des Vaters des Glossators gedenken, vgl. Rechtsbücher S. 7. 2. Andrerseits ergeben sich manche Scheidungen. Cm schliefst sich häufig noch der Gruppe Bmn aus der vorigen Classe an; Co wendet sich entschieden zu den folgenden Ordnungen hin. Vielfach halten Ckpsr d. i. Nr. 53, 617, 741, ed. Colon. he ac Familie zusammen, und einigemale 6) 124 Homeyver: tritt diese Gruppe einer andern Cdluw? d. i. Nr. 37, 43, 420, 421, 698 ge- genüber, z.B. I3N.tt, 159 N.b. Besonders hebt sich eine niederländische Gruppe in den Nr. 289, 290, 292 hervor, theils durch die dortige Mundart, theils durch eigenthümliche Lesarten, z. B. 171 (s. die Tabelle Anh. B), theils durch eine Verbrämung des Prologs und des Zexzus prologi, theils endlich, was Nr. 290, 292 an- geht, durch einen längern Anhang am Schlusse des dritten Buches. In der Probestelle treten folgende Scheidungen ein. An frühere Formen, oben S. 105, sich anschliefsend lesen ota die Nr. 420 Fam. 1, Nr. 53, 56, 295, 375, 496, 617, 714, Cölln Fam. 2 (Cklmpsur); otha die Nr. 43, 216, 363, 574, 623, 660, 668 (C@£urger) sämmtlich aus Fam. 1; uta Nr. 80 Fam. 1 und Nr. 610 Fam. 2; utha Nr. 37, 268, 270 aus Fam. 1 und Nr. 289, 290, 292, 421 (?), 451, 698 aus Fam. 2 (Cduwayed). Ganz absonderlich combinieren in der zweiten Familie Nr. 163 (C3) mit othi, Nr. 260 (Co) mit uari, s. unten Anhang B. D. Die Rubriken. Die convergierende Richtung, welche hierin die ganze Classe vor der ersten auszeichnet, tritt gleich bei dieser Ordnung her- vor. Es bilden sich nun doch gewisse Registergruppen, welche je eine Reihe einzelner Glieder umfassen. In der ersten Familie stimmen sämmtliche Rubricierungen, über wel- che nähere Nachrichten vorliegen, namentlich Nr. 37, 80, 216, 268, 270, 363, 623, 632, 668 (worunter Cd&y£yr$) wesentlich in der Form X überein. In der zweiten folgt nur noch Nr. 451 dieser Form. Die übrigen zeigen mehrfache neue Arbeiten auf. Zunächst stimmen die Nr. 163, 260, 421, 698 in einer Grundform XI zusammen, so jedoch, dafs die beiden ab- sonderlichen ersten (Cod) auch hier von den beiden letzten (Cuw) sich noch einigermafsen scheiden. Eine andre Form XII begreift die Nr. 53, 56, 295, 375, 741, Gölln (worunter Ckmpr). Endlich rubricieren noch die Niederländer in eigner Art, Form XIH. Eine bestimmte Beziehung auf die Lesart der Probestelle ist auch hier erkennbar. Nr. X bleibt innerhalb der verwandten otha, uta, otha, utha. In Nr. XI scheiden sich A, Cod mit othi, uari von B, Cuw mit utha. Beide Nr. X und XI vermeiden ota, während Nr. XII nur diese Lesart kennt. Nr. X ist schon etwas wortreicher als die frühern Formen, und nimmt zuweilen Rücksicht auf die Glosse. Nr. XI rubriciert die einzelnen Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 125 Paragraphen, XI B dehnt dies auf die Absätze der rhythm. Vorrede aus und geht auch auf die Glosse ein. XII thut dies gleichfalls und trennt bei jedem Artikel ausdrücklich die Rubriken des Textes und der Glosse. So verfährt auch XIII, aber mit andrer Fassung. An die Register der ersten Classe, sei es erster oder zweiter Ordnung, wird nirgends angeknüpft; der Glossator und seine Nachfolger giengen hier selbständig zu Werke. Die Tabelle Anh. C theilt Proben der Formen X, XIAundB, XII, XIH mit. E. Remissionen, d.i. Hinweisungen im Texte oder am Rande auf andre Stellen des Rechtsbuches, treten zuerst in dieser Ordnung und zwar in der Registergruppe XI der zweiten Familie auf. Wiederum mit der Schei- dung, dafs XI A nur auf das s. Landrecht, XI B auch auf das keyserrecht, d. i. den Schwabenspiegel hinweist. F. Überhaupt. 1. Dafs unsre Ordnung in dieser Classe die erste Stelle einnehme, bestätigt ein Blick aut die Gestaltung des Lehnrechts, falls dieses mit dem Landrecht in Hdss. dieser Ordnung zusammen steht. Das ist der Fall in Nr. 605, 616, 623 der ersten und Nr. 53, 280, 421, 698 der zweiten Fa- milie. Von ihnen gestatten Nr. 605 als verschollen, Nr. 280 als Fragment, kein Urtheil. Nr. 623, im Lehnrecht mir nicht genauer bekannt, zählt nach dem Schlusse vielleicht zur dritten Classe der Lehnrechtshdss. Die übrigen aber, nemlich Nr. 53, 421, 616, 698 gehören zur zweiten Classe, Ssp. II, S. 61 ff., welche u. a. schon eine Reihe von Zusätzen dem ursprünglichen Texte beifügt, aber darin doch nicht die folgenden Classen erreicht. Sie fal- len ferner in diejenige Abtheilung der C1.II, welche zuerst eine feste Capitel- zählung bietet. In diesen beiden Punkten geht also die Entwicklung des Land- und Lehnrechts parallel. In einem dritten scheiden sich beide, denn die 2te Classe des Lehnrechts ist ohne Glosse; die Lehnrechtsglosse hat ja aber auch einen andern und spätern Verfasser, als die des Landrechts. 2. Innerhalb der Ordnung stehen die Familien sich sehr nahe; für das Merkmal welches sie scheiden soll, die Aufnahme von III 82—91, finden Übergänge statt und in den übrigen Eigenschaften stimmen einzelne Glieder aus beiden Familien oft zusammen. Dennoch nimmt auch in diesen Eigenschaften, gleichwie nach jenem Merkmal, im Ganzen die zweite Familie durchaus eine spätere Stufe ein. Sie erhöht viel häufiger die Zahl der Ar- 126 Homeyver: tikel, läfst seltner 17—14, 136, III 51, II 74 fehlen, glossiert öfter I 26 und III 47—50, hat in dieser Olasse zuerst die ganze rhythmische Vorrede und beginnt neben einer erfolgreichen Registrirung auch mit Remissionen. Die zweite Ordnung führt die Glosse über III 81 hinaus, erreicht aber HI 91 nicht, sondern bleibt regelmäfsig bei III 87 stehen. Sie begreift Nr. 25 Berlin 1423 73. 70. 80. ND. De 26 Berlin 1473 12. 12. 87. MD. Df 30 Berlin M. f. 284, nur Gl. 74 72. 87. ND. 33 Berlin M. f. 390 11. 12. ND. Db 34 u. 35 Berlin M. f. 391, 453 Mar 12. (7A). 87. ND. De 42 Berlin (Pilati), nur Gl. 74. 12. 87. MD. 47 Berlin (Steinbeck) 73. 73. 85. MD.” De 148 Dessau, nur Gl. 12. 89. ND. 154 Dresden M. 3° MD. Dö 162 Dresden M. 26 72.712. 87. MD. Dh 213 Giefsen (Berleburg) 74. 0. lc ND. 287 Grimma, nur Gl. MD. 290” Guben 74er 72: 88. MD. Dy 304 Halle 92. ND. 378 Leipzig 1434 MD. D: 395 Leipzig 71% 72, 87. MD. 396 Leipzig, nur Gl. Ze 02. 37. MD. 595" Salzburg 64. 70. Zhe OD. 655 Upsala 64. 70. 13. OD. 725 Zeisberg, nur Gl. ND. Das regelmäfsige Fortgehn der Glosse bis III 87 erleidet eine Aus- nahme nur in Nr. 213, deren Glosse schon mit III 84 schliefst. Im übrigen ist die Behandlung auch hier eine vielfach abgestufte. So scheiden sich A. hinsichtlich der hinzugekommenen glossierten Artikel wieder vier Gruppen. 1. Nr. 33, 35 haben die Glosse zu HI 82—87 nur zusätzlich. In Nr. 33 bricht der Text nach dem Art. II 80 (Vulg. III 91) in dem darauf Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 127 folgenden lateinischen Art. 81 (Vulg. III 51) ab; die Glosse endigt schon in III 64 (Vulg. IH 72). Von andrer Hand folgt noch die Gl. zu III 82 $ 2 bis II 87. — Nr. 35, welche die Gl. zu dem in Nr. 34 stehenden Texte enthält, giebt mit II 71 die Vulg. III 81 $2, 82 $1. Nach einem Absatze steht auf neuem Blatte die Gl. zu 82 $ 2 bis 87 ohne Zählung. 2. Nr. 26, 30, 42, 148, 154, 162, 595", 658, 725 haben III 82 $ 2 bis 87 glossiert in der Reihe. Dabei bilden Nr. 595", 658 einen Übergang von der ersten Gruppe, indem sie von 82 an nicht mehr zählen. In Nr. 42 fehlen II 64 bis 82 $1. Nr. 26, 162 führen zur folgenden Gruppe, indem wenigstens das Register auch III 85—91 kennt. 3. Nr. 25, 34, 47, 213, 290”, 304, 378, 395, 396 nemlich fügen ohne Glosse noch HI 88—91 (Nr. 213 IT 85— 91) hinzu. 4. Zum Übergange auf die folgende Ordnung hat Nr. 287 auch die Glosse zu HI 83—91, doch von andrer Hand nachgetragen. — Nr. 346, in welcher Text nebst Glosse von III 88—91 nachgetragen sind, stelle ich schon zur folgenden Ordnung, da der Nachtrag von demselben Schreiber herrühren dürfte. B. Die Abtheilung und Zählung der Artikel erinnert nur noch selten, wie in 595”, 658, an die älteste Weise dieser Classe. In die Zählung des dritten Buches kommt manche Verschiedenheit, je nachdem die später glos- sierten oder gar die unglossierten Artt. mitgerechnet werden oder nicht. Doch wird die Zahl 87 nur wenige Male überschritten. Ein Beispiel der Abtheilung giebt die Tabelle D aus Nr. 34. Jene vier Gruppen werden durch sonstige Eigenheiten noch mehrfach abgestuft oder durchbrochen. Dafs dabei im Ganzen ein ähnliches Fort- schreiten von der ersten Ordnung nach der dritten hin sich zeige, wie in der ersten Ordnung von der einen Familie zur andern, wird sich übersichtlicher erst bei der folgenden Ordnung darlegen lassen. Hier kehre ich dagegen C. zu einem frühern S. 111 ausgesetztem Punkte, zu der Frage zurück, wohin der Glossator den Schlufs seines Urtextes, des „Privilegii” Carls, be- züglich den Beginn der neueren Satzungen verlege, ob folgeweise das Privile- gium hier mit der Gestalt der ältesten Ordnung Cl. 1 zusammenstimme-oder von ihr sich scheide. Die Frage trifft näher III 81 $2 und UI182 $1 und ist für jeden dieser Paragraphen besonders zu erwägen. 128 Homerver: 1. I 81 $2. Nachdem III 80 von dem Schicksal erbloser Güter geredet, dann IH 81 $ 1 dem Könige das Recht zugesprochen hat, beim Aussterben der Schöf- fen einer Grafschaft aus freizulassenden Reichsdienstmannen unter Ausstat- tung mit angemessenem Allode neue Schöffen zu machen, fügt $2 hinzu, dafs Dienstleute aufser der Gewalt ihrer Herren weder vererben noch erben. Dieser Satz erfährt nun in der Glossenclasse eine gar verschiedenartige Be- handlung. a) Nr. 313, 668 Fam. 1 und Nr. 289, 290, 421, 698 Fam. 2 (Cuw2) schliefsen ihre Glosse schon mit der Erläuterung zu III 51 $ 1, dafs das gemeine Recht durch besondern „Bescheid” gebrochen werde, worauf jene Glieder der zweiten Familie noch den Text des $ 2 ohne Glosse geben. b) Die Nr. 37, 216, 268, 574, 623 Fam. 1 (Cdyr$) haben nach jener Erläuterung noch zu Denstman ervet (dem Anfange des $ 2) die Be- merkung wente he erliken tom ende gebracht hevet alle der sassen recht u. hevet gesecht beide von der lude ere u. gude u. hevet gesecht wu u. wanne ere eygen ledich wert, nu seget (sat) he sinen lesten articulum. Der so angekündigte Artikel folgt aber in der That nicht mehr; Nr. 216, 26%, 623 fügen nur noch hinzu : damit hat es ein endt, oder: finis est. Die Nr. 80 giebt den Text des $2 nebst jener Bemerkung bis arti- culum. Explicit. Die Nr. 610, welche die Schlufsartikel später hinzufügt (oben S. 119), hat im ursprünglichen Text nicht den $2, sagt aber doch nach articulum: den schal man vornemen alse in deme texte steit u. de text volghet hir na, den les u. vornim also en gud scoler myn leue neue. Dem Verfahren b) schliefst sich aus der Fam. 2 noch die niederländi- sche Nr. 292 an, indem sie von dem Texte nur die Worte Denstman ervet u. nemet erve und dann jene Bemerkung mit einiger Verbrämung giebt. C. Nr. 43, 494, 616 Fam. 1 (CbA) und Nr. 53, 56, 295, 375, 496, 617, 741, Cölln, Fam. 2 (Ckmpsur) lassen dagegen auf den $ 2 (insofern sie überhaupt einen Text geben) und jene Bemerkung bis articulum noch, mit dem Eingange Nu merke verleie ist evenbort, eine ähnlich schon zu IH 73 gegebene Ausführung über die Ebenburt folgen, in welcher zuletzt IH 81 $2 citiert wird. (In Nr. 616 bricht die Gl. schon mit War dat kint ab.) Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 129 d) Nr. 260 (Co) hat den Text und die Bemerkung ad b), bricht diese aber mit Nu sait he hir synen letztin art. des gnediglichin — ab. Dieses Bruchstück findet sich dann erst e) in der zweiten Ordnung ergänzt. Hier wird z. B. in Nr. 26, 30, 290” so fortgefahren: gnedichliken privilegii der eddelen — — sassen van der denstmanne rechte. Von ihrem Rechte, heifst es weiter, sei zuletzt die Rede, damit das Buch mit etwas ehrbarem ende, und damit jenes Recht desto besser im Gedächtnifs bleibe. Dann folgt zu dem Satze Dy dynst- manne erven alse vrye lude: dies sei für diejenigen welche sagen, die Dienstleute seien eigen, denn: dit is ein teiken dat sy neine vrye lude en sin. Die Erläuterung schliefst: or eygen mach ok deme rike nicht ledich werden, weder van orme dode edder dorch oren broke, ut 138 $2. Auch in die Handschriften und alten Drucke der dritten Ordnung ist, wie vorgreifend bemerkt werden mag, diese Behandlung übergegangen. Davon abweichend steht f) in Nr. 25, 35 (Dee) der zweiten Ordnung zu III 81 $2 nur Dit is ein teiken — — orme broke, also ein Theil von e) und zwar, da das dort einleitende Dit is aver vor di di dat seggen etc. fehlt, nur ein Bruchstück davon. Aus allem diesen folgere ich: 4. IH 81 $2 Denstman ervet etc. galt dem Glossator noch als ein Stück des ächten Ssp. Alle obige Formen kennen den $ in irgend einer Weise, mit Ausnahme nur der zu a) gedachten Nr. 313, welche überhaupt nur die Glosse giebt, und der Nr. 668, welche als eine vereinzelte und oberdeutsche wohl nicht in Betracht kommt. Alle ferner, mit Ausnahme der Formen a und f, erklären ihn für den letzten Artikel. Das geschieht nicht nur in c, d, e sondern auch in den Hdss. zu b. Denn unter dem an- gekündigten letzten Artikel können sie, da des $ 1 schon im Vorhergehenden mitgedacht worden, nur den $2 im Sinne haben. Theilt nun allerdings die Form b ihn nicht vollständig mit, so liegt hier eben ein Defect vor, der sich auch in dem abrupten Schlusse kund giebt. Schwerer ist 2) zu entscheiden, ob schon v. Buch den 62 glossierte und in welcher Gestalt. Die Form a giebt gar keine Glosse, allein ihre Glieder gehören absonderlichen Recensionen an, Nr. 668 bemerktermafsen einer Philos.-histor. Kl. 1859. R 130 Homeyver: oberdeutschen, Nr. 289, 290 einer niederländischen, Nr. 421, 698 (Cuw) einer solchen, die auch sonst z. B. in den Remissionen auf den Schwaben- spiegel Eigenheiten bietet. Von den übrigen Formen haben b und d nur den Eingang zu einer Glosse, f eine mangelhafte Glosse. Die Form c er- gänzt jenen Ansatz durch eine nicht dahin gehörige, früheren Glossen ent- nommene Ausführung. Nur die Form e führt den Eingang in befriedigender Weise fort und kommt überhaupt zu einem Abschlufs, wie er doch vom Glossator erwartet werden durfte. Diese Ergänzung tritt nun aber erst in der zweiten Ordnung und ansatzweise in einer zur zweiten Ordnung neigen- den Hdschr. der ersten Ordnung Nr. 260 (Co) auf. —Bei solchem Widerstreit gebe ich dem was die Sache fordert den Vorzug, betrachte daher die Form e als eine schon dem Glossator angehörige, die Form b dagegen, welche der Entwicklungsstufe nach die älteste ist, als eine zufällig mangelhafte Gestalt. 2.111 82 61. Er spricht von der Natur der Rechtlosigkeit und ihrem Beweise, ohne innere Verbindung mit 81 $ 2. In der ersten Ordnung kennt ihn aus der Familie 1 als ursprünglichen Bestandtheil nur Nr. 616, dann die Fam. 2, welche ja überhaupt mit dem Texte über die Glosse hinausgeht. Hier wie dort gehört jedoch 82 $ 1 schon zu den nicht glossierten Stücken. Das gilt nicht nur für diejenigen Hdss., welche mit 82 $ 1 einen neuen Artikel beginnen, z. B. 617, sondern auch für Nr. 53, 56, 616, 741, Cölln (Cbkmpr), welche aus IH 81 $2, 82 $1 einen Artikel bilden; denn was dem so verbundnen Art. als Glosse folgt, bezieht sich in der That doch nur auf den Inhalt von 81 82. Erst mit der zweiten Ordnung tritt wirklich für 82 $ 1 eine Glosse ein, namentlich in Nr. 25, 26, 30, 35, 169, 290” (Dcefhy), welche dann auch auf die dritte Ordnung übergeht. Sie schliefst zu dem Thema „dat se horen” mit den Worten ... dat sy dar jegenwart sint gewesen. Dit mogen sy dun (Citate). Dann wird aber noch angehängt: Dit privilegium der Sassen is gegeven to Sassenborch van koninge Karle na godes bort tein jar u. achtehundert jar, in deme sevenden jare sines keiserrikes, in deme teinden dage des horninges. Merke dat me dit to rechte schal in allen hantvesten setten als it dy keiser hir gesedt hefft. Des hestu in aut. ut preponatur imperatoris no- men etc. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 4191 Fragt sich hier wiederum, ob der Glossator das Stück als ächt be- trachtete und glossierte oder nicht, so bieten sich gewichtige Gründe für jede Alternative dar. Einerseits spricht für die Bejahung, dafs der Scheidepunkt zwischen Privilegium und Zusätzen, beziehentlich zwischen glossierten und unglos- sierten Artikeln, vielfach nach 52 $ 1 gesetzt wird. Das geschieht 1. in denen Hdss. erster Ordnung, welche 82 $1 kennen und zu- gleich eine Bemerkung zu 81 $2 geben, im Ganzen in Nr. 53, 56, 295, 375, 496, 617, 741, Cölln Fam. 2 (Ckmpsur). So steht a) das Schlufsgedicht „Wi sint des lantrechtes to ende gekomen” erst nach den zu einem Art. verbundenen 81 $2, 82 $1 in Ckmpr. Dem ent- sprechend rubriciert das Register zu Cm, welches auf Text und Glosse geht, diesen Art. so: Wo u. woir deynstlude erven. Wo u. woir men eynen rechtlofs tugen sulle. Van veerleye euenbort etc. Wo sik her Eyke des bedanke dat hey dit lantrecht tom eynde hevet gebracht. b) Auch die Bemerkung, dafs nun die unglossierten Artikel fol- gen, steht nach 82 $ 1 in Cmpr. c) Die zugesetzten Artikel beginnen erst mit 82 $2 in Ckmpr und N. 295, und eben so in Nr. 33, 35, 42, 47 (Dber) der zweiten Ordnung. Es erhellt also, dafs diese Hdss. den 82 $1 als mit glossiert ansa- hen, dafs namentlich das Register in Cm dem Schlufsgedicht die Stelle einer Glosse zu ihm einräumt. 2. Auch diejenigen Hdss. welche seit der 2ten Ordnung 82 $1 und dann auch weiter 82 $ 2 glossieren, lassen den Schlufs des Privilegii mit 82 64 eintreten und erst mit 82 $2 die neuen Satzungen Otto des Grofsen u. s. w. beginnen. Dem entsprechend läfst der Görlitzer Codex Nr. 250, unten S. 135, seine eigenthümliche Bearbeitung der Gl. auch noch dem $1 des Art. 82, nicht aber dem $ 2 angedeihen. Andrerseits ist zunächst zu erwägen, dafs doch die erste Familie Ord- nung A bis auf Nr. 616 den Paragraphen nicht kennt. Und wollte man hier- auf um deswillen kein grofses Gewicht legen, weil die bei der Behandlung von 81 $2 bemerkte Mangelhaftigkeit dieser Familie sich auch auf den damit verbunden gewesenen 82 $1 erstreckt haben könnte, so erregt doch der Umstand ein zweites Bedenken gegen die Ächtheit, dafs der Glossator allent- R2 132 HomMEYer: halben als Inhalt des „letzten” Artikels nur Sätze aus 81 $2, nicht aus 82 $1 anführt. Sucht man aufserhalb der Glosse, deren älteste uns erhaltenen Hand- schriften doch schon eine ziemliche Zeit nach der Abfassung der Glosse fal- len, nach anderweitigen Entscheidungsgründen, so bieten sich für die Ur- sprünglichkeit des Paragraphen noch folgende dar. Johann v. Buch meinte nach seinem Prolog zur Glosse einen Ssp. vor sich gehabt zu haben, der sich als Handfeste des Kaisers bezeichnete, oben S.112. Vergleicht man hiemit den Schlufs der Gl. zu 82 $ 1, oben S. 130, so wird es glaublich, nicht nur, dafs dieser Schlufs von dem Glossator selber herrührt, sondern auch überhaupt, dafs er ein derartiges Zeugnifs nicht wohl unterlassen durfte. Dann konnten also diejenigen, welche die späte- ren Artikel glossierten, erst mit III 82 $2 die Satzungen der Ottonen u. s. w. beginnen lassen. Es gewinnt sogar aus: dem Eingange des Buchschen Pro- logs zum Richtsteige (meine Ausgabe S. 31) den Anschein, dafs sie bei ihrer Zuweisung jener Artikel an bestimmte spätere Kaiser auf Andeutungen Jo- hanns v. Buch selber fufsten. Ein ferneres Hauptargument drängt sich uns darin auf, dafs die Glie- der der weitverbreiteten ersten Ordnung der Cl. I, nur Aiu ausgenommen, erst mit III 82 $ 1 schliefsen, dafs also die doch im Ganzen reichere Gestalt, welche dem Glossator als ächte galt, voraussätzlich auch diesen $1 kannte. Folgeweise wird er ihn dann auch glossiert haben (!). Mit den Bedenken gegen die Ursprünglichkeit hat man sich dann in der Art abzufinden, wie es die Glossenhdss. in der 2ten und 3ten Ordnung in der That thun, wenn sie 82 $ 1 noch als Anhang von 81 $ 2 betrachten, beide als einen Artikel zusammenfassen, sonach unter diesem „letzten” Artikel auch 82 $ 1 mitbegreifen. Überhaupt, zogen wir bei 81 $2 den Annahmen, ein ächtes Stück sei unglossiert geblieben, oder die Glosse sei nur angefangen oder eine frühere hier wiederholt worden, die Ansicht vor, die rechte Glosse sei uns in Hdss. der 2ten Ordnung erhalten, so werden wir auch für 82 $1 genöthigt, auf diese Ordnung ein besondres Gewicht zu legen. (') Der Dsp. giebt hier keinen Aufschlufs, weil er noch über 82 $1 sogar bis 83 $3 hinausgeht. Dafs er dabei die Ordnung 81 $ 1, 82, 83, 81 $ 2 befolgt, also mit Dienst- man ervet etc. schlielst, kommt für uns nicht weiter in Betracht, denn diese Stellung ist jedenfalls eine verwerfliche. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 133 Hienach läfst sich wenigstens negativ sagen: es erhellt auch für III 81 $2, 82 $1 nicht, dafs der glossierte Ssp. auf einer einfachern Recension als derjenigen ruhe, welche in der ersten Ordnung der Cl. I geboten wird. Nr. #8 82 83 84 112 171 247 250 256 261 269 275 250 293 301 302” 333 346 347 377 406 422 434 Die dritte Ordnung begreift folgende Handschriften, welche mit der Glosse nicht blofs weise über III 87 hinausgehen. Amsterdam Breslau II F. 5. 1462 Breslau IL F. 6. Breslau II F. 7. (nur Gl.) Büling (!) Dresden, 1460 Giefsen (Schilter) Görlitz 1387 Görlitz (nur Gl.) Görlitz 1470 Göttingen 1477 (°) Göttweih Gotha (nur Gl.)(*) ’ Haag Halberstadt 1439 Halle Yd Homeyer 1460 Jena 1410 Jena 1475 (°) Leipzig 1461 Liegnitz 1386 Lüneburg 1442 Mainz 1421 2. 74: 11. At: Tre 70. SI -]I I DD SIT SI SI-a 1°) wm SD [0 90: JR 92. IM . 91.) . 86. “91. 491. 2.91: >91: 92: ls 91. 931% ie 91. 232: OT 2 4 5 o nach dem Register. (‘) () S (°) Giebt nur Auszüge der Glosse. ) O)H Verschollen, von Nietzsche hieher gezählt. Der Text bricht bei III 87 ab. Bricht schon in I 68 ab. at die Glosse nur von I 19 bis III 5. ND. MD. ND. ND. MD. MD. MD. MD. MD. MD. ND. MD. ND. ND. ND. MD. MD. MD. MD. MD. ND. MD. zusatz- Dr 134 Homeyver: Nr. 435 Mainz (t) ND. 436 Mainz 74172 2192. MD. 443 Meiningen 74: 744: MD. DV 473 München Cgm. 517. Bee MD. 493 Münster (Archiv) (?) TAT 2A. MD. DS 577 Quedlinburg 1454 N MD. Dq 579 Quedlinburg 44.172.944 MD. D£ 626 Sondershausen 1475 MA: 272.985 MD. 700 Wolfenbüttel 74..,72.494: MD. 702 Wolfenbüttel 21. 72.09 ND. 703 Wolfenbüttel 70. 72. 91. (92). ND. Dw 736 Zwickau 1472 74..,.72.,91: MD. DZ Aufserdem gehören noch die alten Drucke mit Ausnahme des S. 120 ge- dachten hieher, unter denen besonders der Baseler 1474 MD. Dy der Stendaler 1488 ND. Dr der Leipziger 1488 ND. Di hervorzuheben. Der Augsburger v. J. 1516 stimmt fast durchaus mit der Hdschr. Nr. 83 überein (s. Ssp. I S. xvı). Das Hinausgehen der Glosse über III 87 ist regelmäfsig ein Fortgehn bis II 91. Nur Nr. 8 und 275 schliefsen sie schon bei III 90. Eine häufige Artikelzahl ist 71 für Buch I, 72 fürB. II, 91 für B. IH. Diese legt auch Theoderich v. Bocksdorf in seinem 1449 verfertigten Remis- sorium nicht nur zum Grunde, sondern er erklärt sie auch mit genauer An- gabe der einzelnen Artikelanfänge für die authentische, welche dem „rechten text in latein” entspreche(?). Dagegen hat Brand v. Tzerstedt, der in seiner (') Von ihr ist aus Spangenberg 24, 74 nur bekannt, dafs die Gl. mit dem zexzus prol. begann, und dafs das Repertorium in der Hdschr. den Art. III 59 nach der Vulgata citierte. (?) Giebt nur Glossenauszüge. (°) Vgl. Rechtsb. S. 59. Der Schreiber des Codex 104 von 1468 sagt im Epilog: qui (libri) corrigi debent eo modo quo posuit (Bocksdorf) supra in principio, ubi principium omnium artt. posuit juxta veram quotam ex bulla latina imperiali quotata, secun- dum quod eciam libri antiqui, quorum unus authenciticus habetur in liberaria fratrum here- mitorum ordinis S. Augustini monasterü Grymmensis merseb. dioec. illud bene ostendant. Also auch hier wie bei Johann v. Buch der Glaube an ein authentisches bullirtes Exemplar. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 135 Bearbeitung der Glosse, Nr. 422 v. J. 1442, „na der olden u. gemenesten talewyse de delinge u. beghin der artickele” mittheilen will (Spangenberg S. 113), die Zahlen 71, 72, 92 und auch diese kommen nicht selten vor, in der Art dafs 91 $$ 2, 3 den Artikel 92 bilden. Aufsergewöhnlich ist die Abtheilung des 3ten Buches mit 86 Artt. im Görlitzer Codex 250, und mit 79 Artt. im Leipziger Druck, welche beide ich nebst der Bocksdorfischen und der der Nr. 83 in die Tabelle aufgenommen habe, ferner die Zahl 95 im Register zu Nr. 8, wobei Capp. 93 und 94 dem C. 91 der Vulgata ent- sprechen, 95 aber einen Index enthält. Die in dieser Ordnung neu hinzutretende Glossierung von II 88— 91 trägt einen sehr ungleichförmigen Charakter. Das hängt mit den Fortschrit- ten der Glossierung überhaupt seit dem letzten Viertel des 14ten Jahrh. zu- sammen. Man begnügte sich nicht mehr damit, die noch unglossiert ge- bliebenen Artikel gleichfalls zu erläutern, sondern unterwarf die Buchsche Glosse durchgehenden Bearbeitungen, versuchte sogar eine neue selbständige Glossierung des ganzen Textes. Aus diesem Weitergreifen sind hervorge- gangen 1. die Wurmsche Bearbeitung der Buchschen Glosse c. 1386 in den Nr. 250, 406, s. Ssp. I S. xıx ff. und Böhlau nove constit. S.57. Sie reicht bis II 82 $ 1, für 82 $ 2 bis 87 tritt die gewöhnliche Glosse ein, für 88 bis 91 eine ganz eigenthümliche. 2. Die Glosse, welche u. a. in der Mainzer, von Tammo v. Bocks- dorf mit Concordanzen und Noten versehenen Nr. 434 vorkommt, s. Klen- kok 406, Rechtsbücher 59. 3. Die Tzerstedtische Form in Nr. 422, 702, durch welche „die ge- breke der glosen over etlike artikele, de hir to lande vor desser tid noch nicht gewesen hadden, to hope geschicket u. vorsammeld” werden sollten, dergestalt dafs selbst die Vorrede v. d. Herren Geburt eine Glosse erhielt. 4. Die ganz neue, aus der Altmark stammende, meist lateinische Glosse am Rande der Hdschr. 83 und daraus der Buchschen Glosse in dem Augsburger Druck von 1516 vorangestellt. 5. Diejenige Form welche man als die Bocksdorfische bezeichnen darf. Theoderich von Bocksdorf (-- 1466) hat den Sachsenspiegel überhaupt „corrigirt”. Diese Correctur ist namentlich in den Drucken von 1474, 1481, 1482, 1484, s. 1. e. a., 1490, 1496, 1501 und Stendal 136 Homever: 1488 ausdrücklich als aufgenommen bezeichnet worden. Danach macht sie sich kenntlich durch besondre Lesarten in I 71, durch ein eignes Register, s. S. 143, durch die Aufstellung des Art. III 62 von den fünf Pfalzen als Vorrede, durch die Annahme der Capitelzahlen 71, 72, 91 für die drei Bü- cher und durch gleiche mitteldeutsche Mündart. In der Glosse sodann giebt sie nicht nur eine eigenthümliche Glossierung der Schlufsartikel, sondern auch manche Zuthat zu den schon früher glossierten Sätzen. Die alte Glosse z. B. hat zu III 4 $2 Sve so kopinge: dy sal gewere sin sunder in dren stucken. Unsre Glosse stellt funfzehn Ausnahmen auf. Es giebt nun auch eine An- zahl von Handschriften dieser dritten Ordnung, welche zwar nicht Bocks- dorfs Namen tragen, aber doch jene Eigenheiten theilen und deren Data auch sämmtlich in eine Zeit fallen, da Bocksdorf schon für den Sachsenspie- gel thätig gewesen war, vgl. Klenkok 406, Rechtsb. 59. 6. Die gleichfalls erweiternde Form der Nr. 84(!), 293 (?), 301, 703, deren Zusätze auch in Nr. 30, 698 am Rande stehen. Sie theilt im Ganzen die Mehrungen Bocksdorfs, u. a. zu III 4 $ 2, geht aber zuweilen noch dar- über hinaus. Während dort mit der alten Glosse zu I 54 gelesen wird: dat is woker sunder in vif saken, heifst es hier „itliken” statt „vif” und werden zehn Fälle aufgeführt. Vgl. auch unten I 36 und III 47 ff. Diesen verschiedenen Bearbeitungen entspricht nun auch für III 88—91 eine mehrfache Gestalt der Glosse in der Weise, dafs 2. und 3. dabei zusammenfallen , andrerseits die Moringer Hdschr. Nr. 451 aus Ord- nung A (oben S. 120) noch eine absonderliche Form liefert. Demnach ha- ben wir überhaupt bei diesen Artikeln sechs verschiedene Glossen. 1. Die Wurmsche in den Nr. 250, 406. 2. Die Glosse der Nr. 8, 83, 275, 302", 346, 422, 434, 443, 473, 702, welche man der Thätigkeit des Tammo v. Bocksdorf in der Nr. 434 zuschreiben möchte, aus welcher sie dann der sammelnde Tzerstedt(Nr. 422, 702) genommen hätte. Einen Zweifel erregt jedoch, dafs Tammos Wirk- samkeit erst in die Zeit um 1426 gesetzt wird, während schon die Jenaer Nr. 346 von 1410 diese Form kennt, aber freilich in zugefügten Artikeln, deren genaues Alter nicht erhellt. (') Diesen sogen. Codex Petrinus habe ich seit der Bemerkung in ,, Rechtsbücher” S. 6 Nr. 4 eingesehen. Es ist Petrus de Posena (nicht Polena) zu lesen, und die Glosse stimmt mit der der ebd. S. 6 Nr. 6 zuletzt angegebenen drei Hdss. 301, 698, 703 überein. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. "4897 3. Die Moringer Form in Nr. 451, jedoch nur für III 88 und 91. 4. Die Randglosse der Nr. 83, doch nur für III 88, 89, 90. 5. Die Glosse der Bocksdorfischen Recension, welche in ihrer Kürze sehr gegen die der sonstigen Artikel absticht. Sie findet sich in 82 v. J. 1462 171 v. J. 1460 261 v. J. 1470 333 v. J. 1460 377 v. J. 1461 Nr. 577 v. I. 1454 579 15 Jh. 627 v. J. 1475 700 15 Jh. 736 v. J. 1472, Nr. worunter Dig«®2n, ferner in den Drucken von Basel und Stendal (Dyr) und ihren weiteren Nachkommen, auch von Augsburg 1496, Leipzig 1528. Der Leipziger Druck von 1488 (Di) hat gleichfalls diese Form, wiewohl er sonst in Lesarten des Textes, der Glosse und in der Zählung der Artikel nicht jener Recension folgt. Zobel 1535 combiniert diese Form mit der zweiten. 6. Die Glosse der Nr. 84, 293, 301, 703, welche auch zu den in Nr. 287 (oben S. 127) zugesetzten Artikeln gegeben ist. (!) Die Übersichtstafel giebt diese sechs Gestalten so weit an, als nöthig ist, um jede derselben kenntlich zu machen. Form III 88 89 90 91 1 A. 81. Dise seczunge| A. 82. Also| A.83. Hy-| A.84 (= 9 $1) Indi- nach |seczt uns derselbe k. frie- | gar vornumft- | vor in dem |ser seczunge intricht aber Nr. drich umb sotane sache. |lichin ist des |nehsten arti- |daz recht eine sunderlich 250 | Weitläufige Glosse bis : alz |rechtis sac- | culo —— daz | opinio — — sich hetten wir von den geezugen ge- |zunge — —|musten im |lazin williclichin intkome saczt habin. kein under-|seine frunt | (Citate). scheit en ist. geldin seine kost alz hir. A 85. (> W78127 5): Noch dem daz hir uor ge- sprochin ist — — welch here eine stat buwet odir eine burg. (') Von den unter 1 bis 6 nicht aufgeführten Hdss. dieser Ordnung sind Nr. 112, 436 verschollen, Nr. 217, 280, 347 defekt. Philos.-histor. Kl. 1859. S 138 Homsyver: Form III 88 89 | 90 2 Wat so '’ein man Dit|Wedesan-| Wert ein nach |is eine constitutio ..... deren In al- | man etc. W e Nr. 83 |k. Frederiks. Unde de|len dussen|den grevet sattinge Dat is wan|stucken ge-|etc. Dusse de dy kleger etc. Welkes |schut unwit- | den doden be- tüges Dit kumt dar van |like ete. Dü-|grevet etc. etc. Unde schal dar|ve eder ro-| Wertokei- na Dat is ok alsus ....|ves Hir an|neme man- vordere (Citate). entleddiget he| ne. Dat kum- sik .... vor-|met ok also borgen ut J.|.... jegen- de oblig. ..$| wordich sin. furtum. Darumme Nr. 346 |secht he, he weicht etwas |ne hebbe. ab. 3 Her Eycke heft hir vor nach |in deme sevenden etc. Nr. 451 4 Met deme richter)| So mach| Wert ein nach | Verweisung auf I8. Ed-|men Verwei-|man He ne Nr. 83 |der gegen dat gerich-|sung auf IT| hebbe der cla- am te lateinische Erläuterung. | 35. ge etc. Syne Rande |Id sy umme gut Desgl. ervenscho- Dat schal sin tuch len Quid ju- Desgl. Und schal dar ris de bonis na Verweisung auf Richt- etc. steig 8. 5 Was eynman Also dass| Wer des| Wirt eyn nach |ding gehegit ist .... unde|andern Het-|man Her Nr. 333 [anderes nicht (Citate). |te er das vor- | missetut nicht Hanthaffte tat Dis lose ... ab die clage burglich ist. holen ... kun- | doran digen lassen, leich- ut II 35. gotis nam genomen Kates que sexus. utrius- 91 A. 91 (= 91 $1). Her- berget etc. Dit is mo- gelik dat he etc. Sus ge- dan dingk Dat kummet bir .... an de hant gat. A.92 (= A 882, 3). De richter et. He mot etc. Dit kumpt al- SUS-TtONer ee den de lant- lüde ut in auten ..... I: magistratibus. Nr. 346 falst beides in einen Artikel. Herberget ane syne schult von ey’ man verleye wis eyner dat schuldich wert etc. Herberget etc. Her bli- bet is ane schaden ..... als her hat geleret u. ge- Sat one. dem dritten articulo. Form 6 nach Nr. 301 Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. III 88 | | 90 139 | 91 Desse settinge satte de sulve k. frederik u. ore sake is ete. Svat so eyn man Sieben Arten von Zeugnissen. Sven men aver Nu wel he untrich- ten .... der tughinge hebbe wi) hire. Wan aver de man Disse wise is sun- derliken .. De clegher Sus . one Vorwyn- nen. mut dey cleger etc. Reine Dit . were sy u. unmeine kunnen de tügen .. sin tüchnisse nicht ut ... ius iurandi. Die sonstigen Eigenheiten dieser Ordnun zweiten zusammen. A nun 5 . 473, 577, 579, 700, 736 Ordn. II. . Vollzähligkeit. Wente et- like seden dat handelinge etc. Am Ende von der Ent- schuldigung durch Noth, die aber für das unkeusche Weib nicht gelte. Der Artikel entscheide den Streit, ob man um Un- kla- gericht gen müsse oder nicht. Neun Fälle, in denen Todte des Kirchhofes entbehrt. Schlufs: sine kost it plichtich .... wente is neman to vorderende u Rage 14 precario. o {e) 1. Die rhythmische Vorrede beginnt a) mit V.97 in Nr. 213 der 2ten, Nr. In Nr. 34 erst mit V. 159. b) Sie fehlt ganz in Nr. 25, 33, 154, 290”, 378, 658 Ordn. II und in Nr. 8, 261, 269, 301, 377, 443, 493, 703 Ordn. II. ce) Sie ist ganz aufgenommen in Nr. 26, 47 (defekt), 162, 304, 395 Ordn. II und in Nr. 82, 83, 171, 217, 275, 302", 333, 346, 406, 434, 436, der|.. 429 =) SE II ZEHN. Friedrich entscheide hier den Streit wegen Haftung des Wirths und der Bau- Fünf Sachen, in de- nen jemand sein Recht ohne Schlufs: unde hir aff ys gekomen .. wo hoch he wolde ern. Schuld „verliere. ut in art. proximo. A.92 (= 91 88 2,3). K. Friedrich entscheide, ob der Richter von Amtswegen fordern alles Ungericht möge. Erläuterung u. a. zu uppe dat lant set- ten wenn dar vorarmen de lude. Schlufs: Hir tho holde wij de pawese .... is ein anbeghin u. eyn ende (Ci- tate). Amen. stelle ich mit denen der 702 der 3ten Ord- Nr. 250 ist defekt bis V. 248. Das ursprüngliche Verhältnifs ad a) wird also immer seltner, das ad c) immer häufiger, sowohl im Vergleich beider Ordnungen mit der ersten, als auch der dritten mit der zweiten. (Die Vorrede v. d. H. Geburt ist selten in der 2ten Ordnung Nr. 26, S2 140 Homeyver: 34, 162, häufiger in der 3ten Nr. 82, 83, 275, 333, 346, 422, 434, 977, 579, 736, Edd. Bas. et Lips. zu finden.) 2.1 bis 14,51% In der zweiten Ordnung entbehrt noch Nr. 658 des Textes und der Glosse. Nr. 154, 213, 290”, 395, 396 haben den Text ohne Glosse; die übrigen, also die überwiegende Mehrzahl, auch die Glosse. So auch stets in der dritten Ordnung. 3. 126 hat seine alte Stelle nach Art. 32 oder 30 nur noch in Nr. 25, 33, 47 (Dber) Ordn. II und in Nr. 250 (Dg) Ordn. III. Nr. 213 glossiert ihn an dieser Stelle ohne Text. Die übrigen rücken ihn hinter 125. Das ist vielleicht aus systematischem Streben geschehen, möglicherweise gab den Anlafs aber der zufällige Umstand, dafs in der ältern Eintheilung des ersten Buches der Artikel oft die Nr. 26 führt, s. die Tabelle Anh. D. Mit die- ser Umstellung verbindet sich auch die neue Fassung (s. meine Ausgabe), welche schon gleich im Anfang „Wirt en besloten nunne” statt,,„Wirt en monik oder ene closter vrowe” liest. Unglossiert ist I26 nur noch in Nr. 35, 42, 290" Ordnung I. Die Glosse kommt aber gleichfalls in doppelter Gestalt vor. Nach dem gemein- samen Eingange, dafs der Art. nicht zum Privilegium gehöre, sondern eine Satzung K. Friedrichs sei, fährt die ältere Gestalt der Ordnungen I und H nebst Nr. 346, 434 Ordn. III fort: unde wel dat man wete .... sine am- mechte to richtende (Citat), eine jüngere aber, u. a. in Nr. 84, 579 Ordn. III: unde is na hir ingesat u. vornim dit van erve ete. Gerichte aver is tvierleie.. Manche, wie Nr. 56, 292 Ordn. I und 333, 577 Ordn. III com- binieren diese zweite Gestalt mit der ersten. 4. 136 fehlt dem Texte nach noch in Nr. 25, 33 Ordn. II (Dbe) und steht in Nr. 47 OÖ. II und Nr. 250 O. III nach 137. Die Glosse fehlt in Nr. 35, 42, 154, 290”, 378 O. U und in Nr. 133, 171, 28 ©. IH. Eine gedehntere Gestalt derselben mit dem Schlusse „dusse heite wy mantel kin- dere” kennen Nr. 84, 703 aus der obigen bten Abtheilung der dritten Ord- nung (S. 136). 5. In der Reihe IH 47—51 haben noch Nr. 25, 35, 47, 290" Ordn. II (Deeyr) die Artt. 49—51 verbunden; auch fehlt zuweilen die Gl. für einen oder andern Artikel, wie in Nr. 378 für A. 48, 49, in Nr. 154 für 49—51, in Nr. 162 für 51. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 141 Regelmäfsig aber stehen die fünf Artikel gesondert jeder mit einer Glosse da, welche jedoch nur in der Abth. 6 Ordn. III einige Ausführlich- keit zeigt. Den Art. 51 von der Thiere Wergeld haben Nr. 33 O. II und 250 O. III ans Ende des 3ten Buches gebracht. B. Mundarten. Mit der zweiten Ordnung beginnt schon ein Über- wiegen des Mitteldeutschen, welches dann in der dritten noch etwas stärker hervortritt. In jener sind Nr. 25, 30, 33, 34 und 35, 148, 213, 304, 725, in dieser Nr. 8, 83, 84, 275, 293, 301, 302”, 422, 435, 702, 703 nieder- deutsch, während z. B. alle Glieder der Bocksdorfischen Recension dem Mitteldeutschen angehören. Die örtliche Verbreitung der Glossenhdss. hielt also mit Ausdehnung der Glosse auf die durch Joh. v. Buch noch zurückge- wiesenen Artikel gleichen Schritt. C. Lesarten. Ich stelle 1. die Probestelle voran. Hier begegnen in beiden Ordnungen noch die alten Formen ota in Nr. 26, 162, 213; 217, 301; otha in Nr. 658; 346, 473, 493; utha in Nr. 33. Daneben treten zahlreiche neue Formen auf. Zunächst die Häufung udi mit: Sven de geborne gogreve eder belende richter vorvestet de siner goscap an dat gerichte tiut, in Nr. 25, 47, 154; 250. Ferner die singuläre Form ori in Nr. 378. Sodann findet auch schon in Ordn. II sich der „rechte Gograf” ein, und zwar in Nr. 34, 162, 290”, 395 mit der Form eri d. i. Wen der rechte gogreve vorvestit der seynir goschaft (gogreveschaft) an das gerichte ezuhit, welcher dann aus Ord. III die Nr. 302", 377, 434, 579, 703 folgen. In dieser dritten Ordnung sind wieder neu: era in Nr. 443; ferner die doppelt häufende Form uedi der Nr. 275, 422, 702 aus der Tzerstedti- schen Gruppe; endlich die in der Bocksdorfischen Recension, mit Ausnahme von 377 und 579, beliebte Combination rechte gogreve eder belende richter, entweder ohne weitern Zusatz, Form eda, wie in Nr. 82, 171, 261, 333, 577, 736 (auch 83), oder mit dem Zusatz: der sich seiner gograveschaft an das gerichte czuet, Form edi, in Nr. 493, 626, 700. Eine bestimmte Verknüpfung der obigen Glossenrecensionen mit der Gestaltung des Textes wird also in der zweiten und fünften, oben S. 135, sichtbar. 142 Homerver: 2. In folgenden Stellen scheidet sich von der ersten Ordnung unsre zweite und dritte. Der Quedlinburger Zusatz Van vriheit etc. zul2$ 4 bleibt nunmehr ganz fort. Der Satz „it — dochter” in 117 85 fehlt nie mehr; eben so „des rikes” in III 58 $ 2 nur mit Ausnahme von De. In II170 $ 1 tritt mit Dhy derOrdnung II zuerst der Zusatz „unde tüch sin” ein, der dann von vie- len in der Ordnung III Dimg«®»Zr wiederholt wird. In der Glosse zu III 76 scheint den Nicolaus von Buch nur noch Nr. 275 zu nennen ; namentlich lassen ihn fort Nr. 35 Ordn. IH, Nr. 301, 302”, 434, 977, 979, 703 Ord- nung Ill. 3. Gruppen. a) Innerhalb der Ordn. III stimmen die Glieder der Bocksdorf- schen Recension häufig zusammen; vgl. für Dqyadn z. B. rhythm. Vorr. S..10’Noterb, 5 SHAHN.e- b) Aus Gliedern beider Ordnungen bildet sich eine Gruppe durch öfteres Festhalten der Lesarten der Ordn. I (C), während andre Glieder von ihr abweichen. Beispiele sind: 159 $2 lesen C (ausgenommen Cd) und Dabedegd greve, dagegen Cd Dfhlmgaßyrs richter. — II 31 $1 fehlt der Zusatz oder dut ete. in C Dabedfhld, während Degmgaßyr ihn haben. — II 48 $ 12 steht „zegen” schon nach esele inC (aufser Cbo)und Dabedfghydr, erst nach gense in Cbo Dmga/y£ny, an beiden Stellen in DI. Bei dieser Scheidung stehen stets auf der Seite der Ordn. I: Dabedd und meist Dg d. i. Nr. 33, 34, 54 aus Ordn. II, Nr. 83, 250, 301 aus Ordn. III; dagegen weichen stets von ihr ab Dmg«ßy d. i. Nr. 290” Ordn. II, Nr. 333, 434, 577, 579 Ordn. III und meist Ds (Nr. 47 aus OÖ. II), wäh- rend die übrigen schwanken. Dieser die beiden Ordnungen durchkreuzenden Gruppe begegnen wir auch so ziemlich D. in der Stellung verschiedener Artikel und Paragraphen. Dahin gehören aufser dem schon S. 140 erwähnten I 26 noch: 1. 160 $3 bis161 $5. In der ersten Ordnung Classe I fehlt hie- von noch I 61 $2 und die Folge der übrigen ist: 61 $$ 3, 4, 60 93, 61 81, 61 $5. Die zweite O. Cl. I und die erste O. Cl. H (oder BC) fügen I 61 $2 hinzu und haben dann: 61 $$ 2—4, 60 $3, 61 $1, 61 $5. So nun auch noch die Nr. 25, 33, 34, 47, 154, 378 Ordn. II und Nr. 250, 301, 443 Ordn. III oder Dbedegyö&rV. Dagegen rücken Nr. 26, 162, 290” Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 143 Ördn. II und Nr. 83, 333, 346, 377, 434, 577 Ordn. III oder Dafhlmg- ayr die 61 $$ 2—4 weiter vor an ihren jetzt gewöhnlichen Platz. 2. 165 $ 2 wird mit vielen Texten der ersten Ordnung von Nr. 25, 33, 47, 154 der zweiten und Nr. 8, 83, 250 der dritten Ordnung (Dabeg}r) nach I 66 gestellt. 3. IH 4$3 fehlt in Cl. I Ordn. I, wird in deren Ordnung II ans Ende von II 7 gestellt. Dort findet er sich auch noch in Cl. H Ordn. I und aus den Ordn. II und III in Dabedgd; dagegen steht er nach I 4 $2 in Dfhmyr und beiderorts in Delg«£. 4. 11 32, 33 finden ihren jetzigen Platz in der ersten Ordnung dieser Classe nur bei Nr. 260 (Co); in der 2ten und 3ten Ordnung wird er der ge- wöhnlichere; doch bleiben noch Nr. 33, 34, 378 Ordn. H und Nr. 8, 250, 301, 443 Ordn. III (Dbedq£/) bei der alten Stellung nach III 39. An der ältern Form halten bei diesen Stellungen besonders aus der obigen Gruppe die Hdss. Dbedg$ fest. E. Die Rubriken. Der Form XI aus der vorigen Ordnung folgen aus der zweiten u. a. Nr. 162, 290”, 304, 378, 395, aus der dritten Nr. 83, 217, 346, 377, 434, 473, 702, 703 und Ed. Lips. (worunter Dahilmy£rgw); der Form XII nur Nr. 213 (Ordn. DI). Dagegen treten vier neue Registerformen auf. Nr. XIV in Nr. 34 Ordn. II, und in Nr. 8 Ordn. III, welche ganz kurz den Inhalt des Textes bezeichnet. — Nr. XV in Nr. 47, welche sehr ausführlich auf den Text, aber nicht auf die Glosse eingeht. — Nr. XVI in Nr. 82, 171, 333, 577, 736 Ordn. III und den dahin gehörigen Drucken (Dqy«ds), also in der Bocksdorfischen Recension, welche umständlich den Text und die Glosse, ohne letztere ausdrücklich hervorzuheben, auszieht. — Nr. XVII in der - Görlitzer Hdschr. Nr. 250. Eine Verbindung der Registerformen mit der Lesart in der Probe- stelle zeigt sich in so weit als die Form XII wie früher ota, die Form XVI übereinstimmend eda liest, und als in XI das eri vorherrscht. Ferner verbindet sich nun mit der Registergruppe XI eine neue Zu- that. In der Nr. 395 Ordn. II hat unter den Vorreden auch das Magdebur- ger Dienstmannenrecht einen Platz erhalten. Dieses wiederholt sich in Nr. 83, 444 Homerver: F. Remissionen sind in der Gruppe XI wenigstens bei Nr. 83, 162, 378, 703, in der Gruppe XVI wenigstens bei Nr. 171, 133 zu finden. Au- fserdem habe ich sie noch bei Nr. 25, 26, 47 der zweiten und Nr. 112, 261, 269, 377 der dritten Ordnung angemerkt. G. Überhau pt. Für die Stellung der beiden Ordnungen zu einander wird auch hier 1. die Gestalt des Lehnrechts, wo es neben dem Landrecht steht, erheblich. In der zweiten Ordnung ist dies nur bei Nr. 33, 213, 304, 395 der Fall. Das Fragment in Nr. 33 scheint noch zur ersten Lehnrechisclasse zu zählen, Nr. 213 gehört dort zur zweiten Olasse, Nr. 304, 395 zur dritten Classe Ordnung A. Aus unsrer dritten Landrechtsordnung enthalten Nr. 8, 83, 346, 347, 434 das Lehnrecht in der Form der Cl. III Ordn. A ohne Glosse, Nr. 473 in der Form der Cl. HI Ordn. B mit kurzer Glosse, Nr. 436, 493, 577 endlich schon in der der Cl. IV mit längerer Glosse. Die dritte Ordnung der Glossenclasse verbindet sich also im Ganzen mit mehr vorgeschrittenen Bildungen des Lehnrechts als die zweite und im gleichen Verhältnifs steht hierin wieder die zweite zur ersten. Dasselbe Verhältnifs der Ordnungen zu einander zeigt sich 2) in dem Wachsen von Text und Glosse auch aufserhalb der End- artikel. Denn die dritte Ordnung nimmt viel häufiger den neuen Abschnitt der Reimvorrede auf, kennt gar nicht mehr einen Mangel an I7 bis 14 $1 und deren Glossierung, hat stets 1 36 und giebt die Reihe III 47 bis 51 im- mer unverbunden und glossiert. Über die ganze Glossenclasse läfst sich noch bemerken. 1. Ihr reihet sich die in fast 20 Hdss. (Rechtsb. 170) bekannte ver- sio latina vulgata an, allerdings nicht in Betreff der Glosse, aber doch der Büchereintheilung und der sonstigen Behandlung. Namentlich ermangeln ihre älteren Formen noch der Artikel, welche der ersten Glossenordnung abzugehen pflegen, so z. B. die Nr. 33, 346, 397 der Artt. 17—14, welche auch in Nr. 34, 307, 703 erst später nachgetragen sind. Die neuern Formen ha- ben dann, gleich den folgenden Ordnungen des deutschen Textes, diese und Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 145 andre Lücken ausgefüllt. Die Probestelle I 71 beginnt gewöhnlich: Quando natus gogravius aut Judex ordinarius aliguem proscripserit, schliefst sich also, da unter dem ordinarius der „belehnte” zu verstehen ist, der seltnern Form uda an. 2. Äufserlich wird die Glosse meist so behandelt, dafs sie artikelweise dem Texte folgt. Zuweilen (Nr. 43) ist sie schon jedem Paragraphen bei- gegeben, oder steht sie wie in Nr. 8, 33, 269, 493, 597, 614 am Rande, oder folgt sie erst buchweise wie in Nr. 213 und im Cöllner Druck, oder steht sie ganz für sich, Nr. 616, sogar in einem zweiten Codex, aber doch noch in sichtlicher Beziehung zu dem im ersten enthaltenen Texte, wie in den Nr. 34, 35. In den Nr. 496, 703 finden sich Text und Glosse zwar in demselben Codex aber in loserer Verbindung, so dafs namentlich in der Ab- theilung und in den Lesarten der erläuterten Sätze beide nicht ganz zusam- menstimmen. Hiezu treten noch die Erscheinungen, einmal, dafs überhaupt nur die Glosse ohne einen Text vorliegt, wie in Nr. 313 Ordn. I, Nr. 30, 42, 148, 287, 396, 725 Ordn. I, Nr. 84, 256, 280 Ordn. III; sodann, dafs die Glosse nur auszugsweise mitgetheilt wird, wie in Nr. 269, 493. 3. Die fortgehende Mehrung, welche diese Classe gegenüber der er- sten Ordnung Cl. I erfährt, überschreitet im Ganzen nicht den Stoff, wel- chen die Glieder der zweiten Ordnung bieten, denn selbst I Art. 26 findet sich schon in Brr. Andrerseits umfafst sie diesen Stoff fast vollständig. Nur einige absonderliche Zusätze der Nr. 63°, 164, 308, 590, gleich wie der Nr. 79, 120 (Awx) in II 71, III 9 sind nicht mit aufgenommen, so dafs nun bestimmter Vulgata und Extravaganten sich trennen. Merkwürdig ist da- bei, dafs ein Zusatz der Quedlinburger Hdschr. (Ag) zu 12 $4, welcher bis in die erste Ordnung der Glossenclasse reicht, später von dieser Classe wieder aufgegeben worden, s. oben S. 142. Im Ganzen erhellt, dafs Joh. v. Buch einen seiner Zwecke, die frü- here Zerstreuung und Willkühr zu binden, in bedeutendem Maafse erreichte. Die grofse Mehrzahl der spätern Hdss. nahm doch seine Büchereintheilung an; Versetzungen, Kürzungen, Zusätze traten bescheidener ein; was die letzteren betrifft, so bot die Glosse selber zu weiteren Expectorationen einen passendern Platz. Dagegen vermochte der Glossator freilich die Artikel- Philos.-histor. Kl. 1859. » 146 Homerer: eintheilung nicht zu fixieren, so dafs es hier noch des einflufsreichen Wir- kens Späterer, oben S. 134, bedurfte. Den Ubergang zur folgenden Classe vermittelt theils das Verfahren der Nr. 313 ff., insofern es den Nexus zwischen Text und Glosse löst, theils die Weise der Nr. 269, 493, welche neben dem Text nur Auszüge aus der Glosse geben. Die dritte Classe begreift nemlich die Handschriften mit Büchereintheilung ohne Glosse. Die in den „Rechtsbüchern” aufgeführten Nr. 218, 219 schliefse ich als Arbeiten des 48ten Jahrh. aus. Die übrigen Hdss. sondere ich in drei Ordnungen. Die erste will den Text durch Bilder erläutern. Die zweite stellt den Inhalt der drei Bücher systematisch zusammen. Die dritte befolgt keine dieser beiden Richtungen. Erste Ordnung. Burallderr han desveshrraititien. Darunter begreife ich hier nicht diejenigen Hdss., welche nur an ge- wissen Stellen bildliche Darstellungen zum Schmucke tragen, Ssp. II 1 S. 80 und Rechtsb. S. 3, 4, sondern solche, deren Text durchweg von Bildern zu dessen Versinnlichung begleitet wird. Dahin gehören: Nr. 150 vormals Dortmund. 1689 Dresden M. 32 MD. Ep 277 Goslar 312 Heidelberg MD. Eh 659 Varel 1336 ND. Ei 697 Wolfenbüttel MD. Ep Die Nr. 150, nur ein Bruchstück, ist jetzt verschollen und kommt hier nicht weiter in Betracht. Eben so Nr. 277; sie wird von Nietzsche (Nr. 55) ohne weiteren Belag genannt und ist nicht zu finden. Von Nr. 312 fehlen Text und Bilder für 11 bis IT 19 $1, Il 23 bis 48 $ 114, II 51 $2 bis 56 $2. In Nr. 697 sind die Bilder nur auf den ersten Blättern ausgemalt und Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 147 für die drei letzten Blätter des Landrechts fehlen sie gänzlich. Die Nr. 168 und 697 stimmen so genau, dafs sie wohl denselben Urheber haben (Ssp. II 1 S. 35) und für die kleineren Defecte, welche jede zeigt, einander zu decken vermögen. Die Nr. 168, 312, 697 haben die gewöhnliche Büchereintheilung. Dagegen ist Nr. 659 in dieser Beziehung anomal. Sie hat einmal die Drei- büchereintheilung des Cod. Brem. a. 1342 Nr. 79, oben S. 97, daneben theilt sie das Landrecht noch in 20 Tafeln, jede zu 31 oder 30 (die letzte zu 23) Abschnitten, deren also überhaupt gegen 600 sind. Doch habe ich sie, um der Bilder und der vielfachen Übereinstimmung in den Lesarten halber, von der ersten Classe geschieden und hieher gezogen. Auf die so werthvolle Zuthat der Gemälde ist behufs der hier vorlie- genden Untersuchung nicht näher einzugehn. Dagegen bleibt noch für die bei den früheren Abtheilungen hervorgehobenen Punkte folgendes zu be- merken. Die Zahl und Abtheilung der Artikel (71, 73, 92) weicht nur wenig von der Bocksdorfischen ab. U. a. bilden III 46 $ 2, 47, 48 nur einen Ar- tikel. — Die Reimvorrede fehlt, eben so I 26 und III 32 $1. Die Vor- rede v. d. Herren Geburt steht nur in Nr. 312. — Die Stellung der $$ in 1 60, 61, und der Artt. II 32, 33 ist noch die ältere; IT4 83 wird an dem alten und an dem neuen Platze gegeben. —DieProbestelle hat otha(doch liest Ei: belende richtere ane den greven, statt von oder vor). Dem entsprechend richtet die Rubricierung sich nach der Form XIV. Auch in der sonstigen Lesung stehen die Bilderhdss., wenn auch nicht grade für sich, doch durch- gängig auf derselben Seite. — Das stets mit dem Landrecht verbundene Lehnrecht gehört dessen zweiter Classe an, Ssp. IT1 S. 63. — Die Hdss. sind meist mitteldeutsch geschrieben, aber wohl in der Nachbarschaft von Niedersachsen entstanden, denn die Wappen einiger Bilder zeigen, nach Kopp Bilder I 74, 77, 82, auf das Gebiet der Elbe und Saale hin und die sonstigen Glieder derjenigen Gruppe, wohin der Text seinem Charakter nach gehört, s. unten, sind niederdeutsche. T2 148 HomsErvrer: Zweite Ordnung. Syyzs_ te, mr aytzaesscahnegrs Spa l.chhr sy ernssipugenezent. Vgl. Rechtsbücher S. 8. Dem Bedürfnifs eines Zusammenfassens verwandter, im Ssp. zer- streuter Materien begegnen 1. einige Glieder der Classe I in sehr beschränkter Weise durch ein- zelne Versetzungen, oben S. 104, 2. die mit der ?ten Familie der Ordn. I der Glossenclasse eintreten- den Remissionen, oben S. 125. 3. Auf Grundlage dieser Verweisungen ist wie es scheint a) das in den Nr. 8, 24, 260, 377, 378, 434, 576, 697, 698 vor- kommende Sachregister verfertigt, welches den Inhalt des Rechtsbuches wenigstens insofern ordnet, als es für gewisse Hauptmaterien die sie betref- fenden Artikel aus den drei Büchern angiebt. Der Hauptmaterien finden sich 12 bis 14; die Rubriken der drei ersten sind: Erbe, Gerade, Zeugen. b) Reichhaltiger ist schon das Sachregister in Nr. 314 (Eb), Sach- fse Sachsensp. S. 10—15. Unter Hir beginnet sik en register, dat is to sa- mene ghetogen ut allen dren boken des lantrechtes, unde is gedelet in dre del stellt es in diesen drei Theilen 46 Rubriken auf. c) Eine dritte Form giebt die Nr. 698 (Cw) unter Dit is en regi- strum to hope ghetoghen ut alle dren boken. Mecelxv. Von ihren vier Ab- theilungen bezieht sich die erste in 18 Rubriken auf erve, eghene, lene, lif- tucht, die zweite zählt 20, die dritte 13, die vierte 8 Rubriken, zusam- men 59. Diesen Sachregistern schliefst sich nun 4. unser systematischer Sachsenspiegelan. Er findet sich in den Handschriften Nr. 302 Halle ND. Es 368 Kopenhagen 1359 ND. 369 Kopenhagen ND. 639 Stüve ND. 726 Zeisberg ND. Nähere Nachrichten über Nr. 302, 368, 369 giebt Wilda Rhein. Mus. VII 291 ff., 280 ff., 287 £f. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 149 Das Werk zerfällt in drei Bücher, unter welche 22, oder, wenn man auch Tegeden und Vordenen zählt, 24 Rubriken vertheilt sind. Es geht also mit der Vollständigkeit über die erste Form der Sachregister hinaus, er- reicht aber nicht einmal die zweite, weder mit der Zahl der Rubriken, noch mit den unter die einzelnen Rubriken gebrachten Artikeln, wie denn z. B. der syst. Ssp. unter Erve aus B. III nur Artt. 29, SO, 81, Nr. 314 dagegen Artt. 26,29, 31, 32, 38, 72, 81 aufführt. Das systematische Bestreben geht übrigens nicht weiter als bei jenen Registern. Wie dort so folgen auch hier unter den einzelnen Rubriken die betreffenden Artikel einfach nach ihrer Reihenfolge im gewöhnlichen Ssp.., ohne den Versuch eines inneren Ordnens. Der Unterschied ist nur, dafs das Register die Artikel lediglich citiert, der system. Ssp. auch den Inhalt mittheilt. Auch hier liegt also die gewöhnliche Büchereintheilung zum Grunde; daher durfte überhaupt diese Ordnung zur dritten Classe gezogen werden. Wilda a. a. ©. 297 ff. giebt für das erste Buch eine Vergleichung von Nr. 302 mit Nr. 368, 369; der bedeutenden Abweichungen sind nur we- nige, s. seine Noten 17, 21, 30, 33. Zur nähern Veranschaulichung der Einrichtung dieser Arbeit folgen hier zuvörderst die einzelnen Rubriken mit den ihnen zugetheilten Artikeln aus Nr. 302. Erstes Buch. 25, 1. 2. 80, 1. —% Sdwz Von musdele vnn von vor- 5) muntscap von schult vnn von 29, Von morghegaue vnn herwede 3 borghetoghe von tinsgude van 0. van gherade van liftucht von von tegheden. 33, musdele. I Bhreh 51. (1. Echt man —erve| I. 5, 2. (De dochter — sü- 4. nicht) ster delen) 5, 1. (wifmach— is erve) 92. — & 6. 119 AB 10. 20, 1 20. 12. 21,1 21. 13. — 45 22, 3.45. 14 30. 24. alas 31,1. 27. DM 2: III. 29, 2. Sa 150 Homever: 32. | Von tinsgude. 45, 11 11.240253: I. 54. 46. III. 15, 2. (und 4. erste Hälfte) | II. 53. 78, 6 SS 2 34m, DI dm2! 84, 2. 3 74. III. 77. n. 75. 713 Shlae rt 76. Von vormuntscap. Von tegeden. We dem anderen schaden II. 48. deyt an gude. g.. 14. 23. Nu vornemet wan dat gud es - Due Hl IT 007002 aller. (wif — durve) 2. vordelet (so) si. 8 nn I. 58. 38. 13. Hie endet das erste buk. 39. HA. 40, 1. 2. 45. — 45 A6. Hie beghinnet dat ande’ buk. 46. a7. We den ande’n dodet ed’ 47. 48. [3: mit — bereden wundet ed’ sleit ed’ veit. we 48, 2. fehlt] dem ande’n scaden deit an gu- 49. IL. 33. de. Von des rikes achte von 50. TIL. 16, 2. von vestinghe. von der hant- 51. As, 2 haften dat. von duve vnn royve 52. 4 von von anevanghe. van der 55. Von schult vnn borghetoghe. |were. van tughende. van deme 56. I. 7. [Svat he aver vor ger. echte vnn den ver anen. vnn 61. — dritte sin fehlt] |rechtlosen luden vnn vnechten 62. 971.02. 3.0% luden von von eghenen luden. 68. — 6. I. 50. III 26,21222: 65, 3. 4. 63,,1.02.03:0% 20. 70, 2. 37, 3. 4 m: We den anderen dodet eder 47. 6,2 wundet. 48. 10, 2 II. 14. 49. 1A 23: 16,02. 67. 32. 34. 67, 8. 9. 111.2954.202.23.22. 63. 84, 1. 10. 69. 11. TI 7 200N Von vestinge vnn des rikes 3. achte. 39, We wundet, sleit eder roft I. 38, 3. 40. den anderen. 66. 41. 1m 313. 68, 1. 85. 37,1. — 5. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 151 Zu 41654: Von rechtlosen vnn vnechten N ar 24. Iuden. 10, 1. 25. I. 36. 45. 42. 38. (bis $ 3. „sedermer III. 16, 3. 43. nicht gewinnen.”) 17. 44. 39. 18. 97. 40. 2a} 60. 48, 1. 2. 70. DiA22 34. ISA. 65, 2. 63, 3. 7,1 II. 16, 2. — 4. (bis „over enen Von der hanthaften dat, von dief.”) Von eghenschap. duve von rove vnn aneyanghe. 14, 2. II. 19, 2. I, 58% 38, 1. III. 32, 1—9. 57. 82, 2. 42. 66, 1 83. 1.210,73.4. BEZ, Von tvghende. Drittes Buch. 29, I. 7. (Svat he aver v. g.| Von deme pauese vnn deme 31. dut etc.) konige von deme rike von ghe- 39. 8. richte gheystlik vnd wertlich 36. 25, 3. 4 von vorsprekenen von von or- 7 62, 6. delen von wereghelde vnn von 64 11.18, 2 schepenbaren vrien luden von MA 232425. 22. deme kampe von deme vronen 12: II. 7, 4. (Svat de jode koft|boden. (726 fh. u. van dem II. 5 etc.) herde). 6,3 21. 1731: 955 25, 1 3, 3. (von ,„wente de 22. 28. paves” an.) 35 3702 36,,2. 82, 1. Von deme koninge vnn dem 78, 3l640ns: 88. rike. — 17. I. 35. 89, Von deme echte vnn veranen.| J[, 1. 1237 39, 3.4 Von der were. 38, 3. (Echte — gewin- 66. In EEG nen). II. 2. 15. 51, 2. (Ein wif mach etc.) 26,1. 34, 2. — 3 30. AT 3, 1. I. 23. 44. 15, 1. (bis ‚„‚richtere wed- | III. 27. 52. den”. 93, 1. 54, 23: 4 55, 1. 5% 58. 99: 60. 62. 63, 1. 2. 64, 1. — 5. (von „‚die konine en mach” bis zum Ende des $). Tkeh «002 Von gherichte geystlik von wertlich unn von ordelen. I. II. 2. m» @ m 8 8: = wo De ‘ een mıD m = = D HomEryer: 12. 13. 17. 1841: 26, 4.5 63. 67. A II. 14. 3. 8. 12. 13. 141. 15, 1. — 3 16, 1. 20,02:33» 38 93, 3. (Sl 5 — 4 65, 1. 66. 68. 69. 70. 71. 2323: 87. 9192:33: Von ghewedde bote vnn we- reghelde. I. 53. 99, 1. (Sve bik. banne — tungen). 62,.3.. 4.85: 65, 4. (weregelt — gew. wirt.) II. 5, 2. (gewedde over etc.) Gm. 15. 16, 3—9. II. 1. 2 210.26, . 9. 10. 11. (bis „un- echte lude”). 43. 0. 91. 95, 2. 64, 1—5. (bis „wen die konine selve”) — 6—11. 86. I. Von deme herschilde. ab 2% Von schepenbaren vre luden. I. 16. S1, 4. 11.012,72. III. 19. 29, 1. 54, 1. 55, 2. 61,2. 65, 2. 72. 73. 80, 2. 81,1. Von deme kampe. I. 48, 3. 49. 1, 5 693. 64. 65, 1 102528 Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 153 II. 26, 2. 3. 3661. Von deme vroneboden. III. 56. Von deme herde vnn deme 61, 3. vroneboden. I. 48, ı. (Von der herren geburt.) 54. Ferner theile ich eine Vergleichung der Anordnung im Eingange und Schlusse nach allen fünf Hdss. mit. Eingang. Nr. 302. Nr. 368. Nr. 369. Nr. 639. | Nr. 726. Anweisung über den Reimvorrede Reimvor- | Anweisung: Weme Reimvor- Gebrauch der Arbeit:| Anweisung: We dit |rede. dit bok wert de schal | rede. Du schalt weten etc. |bok heft de sal we- weten etc. Register (die aber zu ihr nicht |ten etc. der drei Bücher. palst, Wilda 293). Reimvorrede. Hir beghinnet sik dat | Hir beghin-| Die Rubriken des er- | Hir beghin- erste bok. Angabe | net etc. sten Buches. net etc. der Rubriken dessel- | ben. | Schlufs. Letzte Rubrik: Von Stück vom| II 548 6 Sculdeget | V. d. Her- deme vroneboden. Mustheil. man den herden etc. | ren Geburt. Letzter Artikel: III V. d. Her- Judeneid. 61 83. ren Geburt. Vorrede v. d. Her-!| Von der Herren Ge- | Judeneid. ren Geburt. burt. Aus der sonstigen Behandlung des Textes gebe ich noch an. Nr. 369, 726 haben auch Remissionen, die wenigstens in Nr. 302 fehlen. — Die schlechte Lesart „vordelet” von Nr. 302, 726 im Rubrum zu II 58 statt vor- denet, theilt Nr. 368 nicht. — Zu II 81 $ 2 liest Nr. 368 De neyste mach, Nr. 369, 639 richtig Denstman, Nr. 302 hatDe neste in „Denste” verbessert. . II 91 wird unter dieser Zahl eitiert. Die rhythm. Vorrede, welche Es wohl nur zufälligerweise wegläfst (Wilda 292), beginnt mit V.97 „Gott hat die Sachsen”. 126 fehlt. Die $$ in Art.I 60, 61 und die Artt.II 32, 33 Philos.-histor. Kl. 1859. U 154 HoMEYeER: tragen die Zahlen der ältern Stellung. II 4 $ 3 steht nach I 7. Die in den Lesarten näher untersuchte Nr. 302 liest in der Probestelle ota. Das in allen fünf Hdss. mitenthaltene Lehnrecht ist wiederum das der zweiten Classe. — Alle gehören der niederdeutschen Mundart an. Die dritte Ordnung ohne bildliche Erläuterung und systematische Zusammenstellung ist die zahl- reichste dieser Classe. Sie begreift Nr. 24 Berlin, 1369 ND. En 50 Berlin (Dieck), 1407 MD. Ed 55 Berlin (Hoffmann) ND. Eos 60 Berlin (Duisburg) MD. Ee 91 Breslau IIQ. 4. MD. EO 147 Dessau MD. 152 Dresden MD. 165 Dresden M. 29. MD. E/ 202 Fürstenstein MD. 215 Giefsen (Günderode) MD. Eo 247 Giefsen 279 Gotha (Orlamünde), 1381 MD. Ea 288 Grimma, 1432 MD. 299 Halberstadt, 1393 ND. Et 303 Halle, 1407 ND. Er (')314 Heidelberg ND. Eb 337 Homeyer MD. 338 Homeyer MD. 356 Juppe MD. 359 Köhler in Görlitz MD. 393 Leipzig MD. El 394 Leipzig MD. Em 432 Magdeburg, 1390 ND. E« 441 Meiningen ND. Ed (') Die Handschrift zeichnet sich durch eine Zusammenstellung des Schwabenspiegels mit dem Sachsenspiegel aus, s. Sachlse, Sachsenspiegel, Vorrede. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 155 Nr. 445 Meiningen ND. 448 Merseburg MD. Eu 522 Olmütz ND. 525 Oschatz, 1382 MD. Eo 576 Quedlinburg ND. Er 395 Salzburg, 1460 OD. 613 Schwerin ND. Er 662 Waltershausen, 1450 MD. 699 Wolfenbüttel Zulii Dueis. ND. Ew Einem genauern Urtheil entziehen sich als Fragmente die Nr. 55, 152, 247, 337, 338, 359, 613. A. Zählung und Abtheilung. Die gewöhnlichste Artikelzahl der Bücher ist die auch den neuern Gliedern der vorigen Classe bekannte: 71, 72, 91. Kleine Abweichungen bieten Nr. 91 mit 71, 73, 93, wo jedoch in B.III die Zahlen 13, 21 übersprungen werden; Nr. 215 mit 69, 72, 91 wegen Verbindung von 135, 36 und 149, 50; Nr. 576, 699 mit 71, 72, 90. Nr. 662 hat 70, 72, 92 und läfst das zweite Buch mit I 71 beginnen. Die auch sonst ungeregelte Nr. 60 hat 64, 63, 88 Artt. Noch abnormer ist Nr. 595 mit den Zahlen 53, 54, 83, welche sich aus willkührlichen Auslas- sungen erklären. Auch wo die Artikelzahl 71, 72, 91 beträgt, stimmt doch die Ab- theilung der Artikel innerhalb der Bücher nicht völlig mit der Bocksdorf- schen. Diese weicht u. a. von der Abtheilung in En, welche meiner Aus- gabe zum Grunde liegt, bei den Artt. 16, 38, 47, 61, 68, II3, 21, 71, III 40, 83 ab, wie die Tabelle Anh. D des näheren ergiebt. B. Vollzähligkeit. 1. Rhythmische Vorrede. Nr. 314, 432, 445 sind hier defekt. Un- ter den übrigen ist sie a) von V. 97 an vorhanden in Nr. 299, 314 (Ebt). b) Sie fehlt ganz in Nr. 50, 60, 91, 279, 441, 699 (Eadw£se). c) Sie ist ganz aufgenommen in Nr. 24, 215, 303, 393, 394, 448, 525, 576 (Elmnorurg). Die Vorr. v. d. H. Geburt haben Nr. 24,50, 299, 303, 393, 394, 441, 448, 525, 576 (EdlmnotöAur). 2. 126 fehlt nur in Nr. 314, 699 (Ebw). U2 156 Homeseyer: 3. 17—14, IT36, II 47—51 sind allenthalben da. Doch ist in Nr. 314 noch HI 46 $ 2 mit 47, und in Nr. 699 III 48 mit 49 verbunden. 4. Von sonstigen Lücken der einfachsten Ordnung Cl. IA finden sich hier, vgl. die Tabelle oben S. 93 ff., noch folgende: I 4708 1 Rt ne etc. Nr. 60 (Es) 15283 394 (Em) 15485 394 111285 314 (Eb) II 35 it ete. 60, 303 (Er), 314, 394, 699 (Ew) 1172 883-5 303, 394 III 28 1 303, 394 Es machen sich also nach 1, 2, 4 überhaupt Ebmtwe? durch eine ge- wisse Annäherung an jene Ordnung bemerkbar. C. Die oben S. 142 ff. hervorgehobene Stellung findet sich noch 1. für die $$ in 160, 61 bei Nr. 60, 215, 314, 699 (Ebweo) ; 2. für I 483 in der Art, dafs ihn Nr. 314, 394 (Ebm) nur a. E. von 117, Nr. 60, 215, 441 (Edeg) an beiden Orten geben; 3. für II 32, 33 in Nr. 60, 314, 613, 699 (Ebwer). D. Mundartlich werden die niederdeutschen Hdss. von den mittel- deutschen (eine ist oberdeutsch) überwogen. E. Lesarten. 1. In einzelnen Fällen tritt die ganze Classe nebst der zweiten und dritten Ordnung der Glossenclasse, also überhaupt DE, den früheren Ab- theilungen gegenüber. So bleibt 12 $3 a. E. auch hier der Zusatz Van vriheit fort; 117 $1 steht, ausgenommen in Nr. 60, it ne si etc. 2. Andre Male trennt die Classe sich auch von allen vorigen Ord- nungen, auch von D. Sie hat z.B. 19 $3 Note t nie „irwervenes”, und kennt 142 $1 N.d,k, mit Ausnahme von Nr. 60, nicht mehr das schlech- tere jJaren statt dagen. 3. Für die Probestelle finden sich noch immer die alten Formen ota in Nr. 303, 394, 662, 699, otha in Nr. 314, also namentlich auch in Ebmw. Besonders aber wird die Form eri in Nr. 24, 165, 202, 215, 299, 336, 432, 445, 448, 525, 576 beliebt, mit deren Variationen in Nr. 147, 441 s. Anh. B. Vereinzelt stehen noch era in Nr. 60, ari in Nr. 91, 279, 393. Die Bocksdorfische Lesart eda bleibt ganz fremd. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 157 4. Für die sonstige Gruppierung innerhalb der Ordnung werden die in der Note(!) verzeichneten Lesarten erheblich, bei deren Angabe alle Classen und Ordnungen mit in Rücksicht gezogen sind. F. Rubriken, Remissionen. Nach der Form XI richten sich Nr. 24, 50, 147, 279, 288, 299, 303, 356, 393, 394, 441, 448, 525, 576, welche in der Probestelle (ausgenommen Nr. 303, 394) mit eri, ueri, ari erscheinen; nach der Form XIV die Nr. 314, 699 (Ebw) mit der Lesart otha oder ota. Es verbinden sich also auch hier die Registergruppen re- gelmäfsig mit der Lesart der Probestelle. Neue Formen treten nicht hinzu. Die Beziehung der Registergruppe XI zu dem Dienstmannenrecht dauert fort. Es findet sich namentlich in Nr. 24, 50, 147, 288, 303, 356, 393, 394, 432, 441, 522, 525. Eben so die Verbindung mit Remissio- nen, welche wenigstens für Nr. 24, 50, 147, 165, 279, 288, 299, 393, 394, 441, 525 vorkommen. G. Der Charakter des nur in Nr. 60 fehlenden Lehnrechtstextes hilft auch hier den des Landrechts näher bestimmen. Er gehört regelmäfsig der ersten Ordnung der dritten Lehnrechtselasse an, welche sich durch eine feste Artikeltheilung ohne Glosse charakterisiert. Nr. 91, dessen Lehnrecht in die erste Classe fällt, weicht nur scheinbar ab, denn Land- und Lehn- recht stehen in dieser Hdschr. nur äufserlich zusammen. Dagegen trennen sich von jener Regel in der That die Nr. 314, 699 (Ebu) mit einem Lehn- recht der zweiten Classe. Aus der Gesammtheit der bisherigen Angaben über die dritte Ord- nung erhellt, dafs eine kleine Gruppe Ebw, welcher häufig Es, zuweilen (') I 4 Note I lesen BC (aufser Co) DacdeiEbimpswe: Uppe den meselseken man ir- stervet. II 1 Note b fügen B«C (aulser Co) DEbipswör hinzu: vorsten. IT 31 Note b fehlt: oder dut etc. in ABC (aufser Co) DabedfhlöEbipwesg. II 34 Note i lesen beteren: ChbdkpsuwrrDbdeiEbiws. II 34 Note k lesen knechtes: ChdkpswrrDabdeihEbiws. II 42 Note f fügen € (aufser Co) Dabcdeilz@%,Ebipw hinzu: de gewere des gudes. II 42 Note 1 lesen BarC (aulser Co) DabdegilögysEbipsw: al ne etc. Ebendas. fügen CksaDaEbipsw hinzu: dem klegere oder. II 45 Note dd fügen BC (aufser Cbo) DabedfghlyörEbdipswe hinzu: czegen. II 71 Note p fehlt „in en ander gerichte” in GsDeE bhipsw. III 41 Note u fehlt „up enen andern” in BmnCbprEbhdswo. III 64 Note c lesen ne komen se nicht: BmnrsyCmsDcdfghEbhiopsw. 158 HomeEyver: Em?g hinzutreten, sich in dem Mangel einiger Zuthaten, in der Stellung eini- ger Sätze, in Lesarten, Rubriken, in dem Charakter des begleitenden Lehn- rechts von der Mehrzahl trennt. Ferner, dafs sie in diesen Beziehun- gen den beiden ersten Ordnungen sich anschliefst, endlich dafs sie darin nebst diesen Ordnungen mit einer die zweite und dritte Ordnung der vorigen Classe (D) durchkreuzenden Gruppe zusammentrifft, welche, s. oben S. 142, nach ihrer nähern Verbindung mit der ersten Ordnung als die alterthümli- chere sich darstellt. Am deutlichsten tritt das Band, welches sich von © oder Cl. II Ord- nung A, durch D bis in die obige Gruppe Ebw hindurchzieht, in der Stel- lung zum Lehnrecht vor Augen. In der Entwicklung des Lehnrechts ver- tritt die zweite Classe im Ganzen die Stelle der dort fehlenden ältern Ord- nungen eines glossierten Landrechts, Ssp. IT 1 S. 61, 69, 70. Verbindet sich nun mit solchem Lehnrechtstext der des Landrechts, so ist dieser entweder 1. ein glossierter und zwar in Nr. 616 (Cl. HI Ordnung A Fam. 1), Nr. 53, 421, 698 (Ordn. A Fam. 2), Nr. 213, welche zwischen Ordn. A und B steht, zusammen in Cbuwr, oder 2. ein unglossierter Cl. IH, und zwar gehören dahin sämmtliche Hdss. des systematischen Ssp. und aus der dritten Ordnung die Texte Ebw. Diese verschiedenartigen Landrechtstexte also haben doch wiederum nicht nur eine Reihe von Eigenheiten gemein, sondern sie halten sich auch ihrer besondern Richtungen ungeachtet auf gleicher Höhe der Entwickelung, welche einer und derselben Stufe des Lehnrechts entspricht. Überhaupt. Für die ganze dritte Classe erwächst nun noch die Frage nach ihrem genetischen Verhalten zu den frühern Classen und Ordnungen. Nietzsche hat in seiner Recension Sp. 698, 722, 730—732 scharfsin- nig ausgeführt, dafs die dritte Classe nicht eine Mittelstufe zwischen der er- sten und zweiten bilde, dafs nicht etwa der bücher- und glossenlose Text zunächst die Büchereintheilung für sich und dann die Glosse empfangen habe. Er stellt Sp. 730 den bestimmten Satz auf: alle Handschriften ohne Glosse mit Büchern, auch die ältesten, sind aus Glossenhand- schriften entstanden. Dafür vermag ich freilich nicht mit N. mich auf Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 159 das Zeugnifs des Glossenprologs zu berufen, welcher vielmehr, s. oben S. 111, noch den Weg offen lassen dürfte, dafs die Büchereintheilung in der That der Glosse vorangieng. Dagegen bestätigen sich mir die übrigen von N. hervorgehobenen Gründe. Sie gehen auf folgenden Kern zurück. In der Glossenclasse bietet unstreitig die zweite und dritte Ordnung eine spätere Stufe als die erste, und in dieser geht wiederum die erste Fa- milie der zweiten voran. Nun aber schliefst die dritte Classe nicht an die früheste sondern an spätere Stufen der Glossenclasse sich an, so dafs man erst die Entwickelung dieser Olasse verkehren mülste, um sie als aus der drit- ten Olasse hervorgegangen zu setzen. Es ist dieses Argument für die ein- zelnen Ordnungen und Gruppen der Cl. III näher durchzuführen. Die grölsern Bedenken erregt natürlich A. die ältere Gestalt, welche in den beiden ersten Ordnungen und in der ihnen sich anschliefsenden Gruppe Ebw etc. der dritten Ordnung her- vortritt. Die anomale Nr. 60 (Es) wird dabei noch eine besondere Erörte- rung erfordern. Dafs nun aber auch diese frühere Form doch nicht unmit- telbar an die erste Classe anknüpfe und dann von ihr zur Glossenclasse hin - überleite, ist aus Folgendem zu entnehmen. 1. In den Lesarten ergiebt sich kein Zusammenstimmen mit der er- sten Classe, welches nicht durch die Glossenclasse vermittelt sein könnte. Eben so findet sich die ältere Stellung von I 60 ff., IT 4 $3, II 32, 33 ja auch bis in die letzte Ordnung der Glossenclasse hinein. Dagegen entspricht 2. das bei einigen Gliedern der Gruppe vorkommende Register nicht einer der zahlreichen Gestalten der ersten Classe, oder auch nur der Ord- nung A Cl. II, sondern der Form XIV aus der Ordnung B. Und das die Gruppe begleitende Lehnrecht gehört zwar einer der älteren Stufen, aber doch nicht der mit der ersten Classe des Landrechts verbundenen Gestalt, vielmehr derjenigen an, welche erst in der Glossenclasse des Landrechts auf- tritt. Desgleichen ist die in der Gruppe herrschende Artikelzahl (e.71, 72, 91) nicht der ersten, sondern den späteren Ordnungen der Glossenclasse eigen. 3. Der Umstand, dafs ein oder das andre Glied der Gruppe noch ein Paar Lücken der ersten Classe, welche die glossierten Hdss. schon ausfül- len, theilt, oben S. 156, fällt für die Stellung der ganzen Gruppe doch kaum ins Gewicht. Erheblicher ist allerdings, dafs der Art. I 26 den schon 4160 HoMmeEYeERr: die ältesten Glossentexte kennen, in unsrer Gruppe mit der ersten Classe durchgängig fehlt. Doch halte ich diese Singularität nicht für hinreichend, um allem Vorbemerkten gegenüber der Gruppe ihre Stelle zwischen der er- sten und zweiten Olasse anzuweisen, erkläre mir vielmehr die Eigenheit dar- aus, dafs die glossierten Vorbilder der Gruppe jenen Artikel in einer ver- dächtigen Gestalt, nemlich ohne Glosse, enthielten, s. oben S. 122. Wird es hienach glaublich, dafs auch diese Abtheilung sich aus der Glossenclasse ableite, so führen die obigen Daten noch zur nähern Bezeich- nung derjenigen Stufe hin, an welche die Gruppe sich angesetzt hat. Die mit ihr verbundene Gestalt des Lehnrechts und das Fehlen von I 26 lassen diese Stufe schon innerhalb der ersten Ordnung der Glossenclasse suchen. Doch eher in der zweiten Familie, auf der Gränze zur Ordnung II, als in der ersten Familie. Denn den Text der Artt. 82—91, welcher vollzählig in Ebhipws zu finden, hat erst die Familie 2 gehörig eingereihet, und die Form des Registers von Ebpw (Nr. XIV) ist uns sogar erst in der zweiten Ordnung bekannt geworden. Bei dieser Herleitung aus der Glossenclasse möchten die Bilderhand- schriften noch ein Bedenken erwecken. Der Oldenburger Cod. piet. ist vom J. 1336 datiert und giebt doch nicht das Vorbild zu den übrigen Hdss., denn seine Gemälde sind unvollendet und wohl von jüngerem "Typus als na- mentlich die des berühmten Cod. palatinus(!). Ferner: dieser Heidelberger Codex ist zwar in das 14te Jahrh. zu setzen; einige seiner Bilder jedoch scheinen auf eine Entstehung schon im 13ten Jahrh. hinzuweisen. Die Glosse aber ist erst nach 1325 verfalst. Vertragen sich diese Daten mit jener Her- leitung? Ich glaube doch. Stände jenes Alter gewisser Bilder auch fester als es wirklich der Fall(?), so folgte daraus mit Bestimmtheit nur, dafs der Zeichner für einige seiner Darstellungen ältere Vorbilder benutzte, nicht aber, dafs ein den Text durchweg erläuternder, vollzähliger und mit der neuern Artikelabtheilung versehener Codex picturatus schon im 43ten Jahrh. vorhanden war. So- dann: zwischen der Abfassung der Glosse bald nach 1325 und dem J. 1336 bleibt doch noch ein genügender Raum, um zunächst der ältesten glossierten G) Val. Kopp Bilder u. Schriften IT 31—33; Runde Patriot. Phantasien 214. (?) Vgl. darüber verschiedene Äufserungen im Ssp. I S.xxıu, II 1 S. 82, Stellung des Ssp. S. 34. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 161 Form die Artt. III 82—91 hinzuzufügen und die Glosse durch Bilder zu er- setzen, hierauf dem ersten Unternehmen dieser Art im Heidelberger Codex eine Nachbildung im Oldenburger folgen zu lassen. Es ist hier zugleich auf den Anlafs hingewiesen, der bei dieser er- sten Ordnung unsrer Olasse zum Weglassen der Glosse führen durfte, auf den Ersatz derselben durch die bildliche Erläuterung. Bei der zweiten Ordnung liegt gleichfalls ein Motiv nahe: die Verkettung, welche der Glos- sator unter den Artikeln in der vorgefundenen Reihefolge zu knüpfen be- müht gewesen, vertrug sich nicht mit der neuen systematischen Anordnung. Für die Gruppe Ebw der dritten Ordnung hat vielleicht ein Anschlufs an die Bilderhdss., der sich auch sonst, u. a. in der Artikelabtheilung kund giebt, die Weglassung der Glosse veranlafst. Bei Eb kann noch ein beson- drer Grund in der Hinzufügung des Schwabenspiegels gefunden werden. Nun bleibt noch die von der bisherigen Betrachtung ausgeschlossene Nr. 60 (Es), beiläufig eine Papierhdschr. des löten Jahrh., übrig. Wie sie mit Ebpw gewisse Eigenheiten in den Lücken (doch nicht das Fehlen von 126), in der Stellung von I 61 ff. und in Lesarten theilt, ist oben S. 156 angegeben worden. Aufserdem aber zeigt sie eine ganz anomale Anordnung, die auch mit den Besonderheiten, welche in dieser Beziehung innerhalb der zweiten Ordnung der Cl. I bemerkt worden, nur wenige Male zusammen- trifft (1). Mit dieser Ordnung stimmt sie auch einmal ganz allein in der Les- art II 22 Note v. Nach ihrem Art. III 88, gleich Vulg. TII 90, 91, folgt als III 89 eine Anweisung zum Ordal des heifsen Eisens. Von den Artikelzah- len der 3 Bücher 64, 63, 88 ist die erste die in der ersten Ordnung der Glossenclasse gewöhnliche. Schwerlich läfst sich jedoch annehmen, diese ganz absonderliche Ge- stalt bilde das actuelle Verbindungsglied zwischen der letzten Ordnung der ersten Classe (B) und den beiden folgenden Classen, welche etwa jede für sich aus ihm abgeleitet wären. Es ist die Beziehung unsrer Nr. 60 zu B doch nur eine gar beschränkte und andrerseits hätte man grofse Noth, aus ihr die älteste Form der Glossenhandschriften hinsichtlich Zahl, Abtheilung, An- ordnung der Artikel in Buch II, III, sich entwickeln zu lassen. Höchstens (') Nach I 8 z. B. folgen I 11, 22 $$4, 5; nach I 62 $4 folgen II 30 $ 2, IM 87 $$ 3, 4; nach I 66 folgen II 35, 36 S$ 1—5 wie in Be; nach IT 5 folgt I 65 $4; nach II 22 folgt III 88 SS 2—5; nach III 25 folgen III 87 8S 1, 2 wie in Bequ. Philos.- histor. Kl. 1859. X 162 HoMEYeERr: könnte man zugeben, dafs Ee nicht gleich den übrigen Texten der dritten Classe aus der Glossenclasse stamme, nicht aber dafs diese ihrerseits aus Nr. 60 den Ursprung genommen. Weit besser erklärt sich überhaupt die Stellung unsrer Hdschr. zu den verschiedenen Classen daraus, dafs der Schreiber mehrfache Texte benutzte und daneben noch eigne Willkür wal- ten liefs. B. Viel leichter fällt für die übrigen Texte dieser Classe d. i. für die gröfsere Gruppe ihrer dritten Ordnung der Nachweis, dafs die Glossierung ihr vorangieng. Diese Gruppe mag im Folgenden durch die beiden ältesten ihrer datierten Glieder Nr. 24 En v. J. 1369 und Nr. 525 Eo v.J. 1382 ver- treten werden. Beide Hdss. erwähnen schon in dem darin mit enthaltenen Richtsteige Landrechts (im Remissorium zu Cap. 31) der Glosse, die also doch dem Schreiber oder seinem Vorgänger vorgelegen hatte. Ferner waltet hier kei- nes der bei der Gruppe Ebpsw geprüften Bedenken, die aus der alter- thümlichern Gestalt und besonders aus dem Mangel von 126 entsprangen. Schon hierin liegt, dafs die Gruppe Eno im Ganzen auf einer spätern Stufe der Entwickelung steht als Ebpsw. Und dies bestätigt sich dadurch, dafs das mit Eno verbundne Lehnrecht der dritten Lehnrechtselasse ange- hört, deren Gestalt innerhalb der Glossenclasse in Ordnung I Fam. 2 nur einmal, in Ordnung II zweimal, häufiger dann in Ordnung III begegnet. Eno hängt aber nicht etwa durch Ebpsw mit der Glossenclasse zusam- men, sondern ist unmittelbar und selbständig aus derselben hervorgegangen. Dafür spricht theils, dafs von den beiden, die zweite und dritte Ordnung der Glossenclasse durchkreuzenden Lesegruppen die eine Dabd? ihren An- hang gewöhnlich in Ebpsw, die andre Dmg«@y ihn in Eno findet, theils, dafs Eno nicht wie Ebpw die Registerform XIV, sondern die Form XI nebst Dienstmannenrecht und Remissionen gewählt hat. — Näher läfst sich noch glaublich machen, dafs der Anschlufs an die Ordn. II der Glossenclasse er- folgte. Nicht an die erste, denn bei dieser ist die Gestalt, welche Eno dem Lehnrecht giebt, äufserst selten; auch folgt Eno, wenn innerhalb E jene Lesegruppen sich scheiden, der ersten Ordnung gemeiniglich nicht. An- drerseits nicht an die dritte; denn die Glossierungen der Artt. III 885—91, in denen der Charakter dieser Ordnung liegt, beginnen so viel bekannt erst um das Jahr 1386. En und Eo aber tragen ja schon die Data 1369 und 1382. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 163 Diesem selbständigen Erwachsen aus der Glossenclasse läfst sich für die Gruppe Eno auch ein eigner Anlafs zur Ausscheidung der Glosse an die Seite stellen. Es trat wie es scheint das praktische Bedürfnifs ein, die wich- tigsten sächsischen Rechtsbücher: das Land- und Lehnrecht, das Weichbild- recht, den Richtsteig Landrechts in einem Codex zusammen zu haben, ohne ihn durch Aufnahme der weitschichtigen Glosse übermäfsig anzuschwel- len und zu vertheuern. Jene Vereinigung findet sich aber regelmäfsig in den Hdss. der Gruppe Eno. Mit dieser Einrichtung verknüpfte sich ferner wohl eine gewisse kri- tische Wahl der Lesarten aus verschiedenen Recensionen. Daraus würden sich folgende Erscheinungen erklären. Die Gruppe Eno, obwohl aus einer etwas spätern Stufe der Glossenhandschriften hervorgegangen als Ebpsw, stimmt dennoch zuweilen mit der ältesten Ordnung der Cl. I, während Ebpsw davon abweicht. In 159 z.B. wird „richter” von Ahiqwxe Bgn Cod Dhlmqy- ußyrcw Eadlnotaug\ gelesen, „greve” von Behquvwr CdklmpsuwaßurgDab- cdegiör EbimpswsAr. Ja, das älteste Glied unsrer Gruppe En hat mehrere Male selbst gegen Aq und andre noch erhaltene Texte der frühsten Ordnung uns die alterthümlichste und richtigste Form des Ausdrucks bewahrt. Das alte „besvas” d. i. familiaris haben in 127 1 nur AwBmnr CuwAuDaEn, in III 42 $1 nur Awx Br Dac Edinstap\/ ; das richtige „gerede” in III 42 $ 4 kennen nur BivDq®y Enoau statt des trivialen „rechte” in Aing Bmnrs Cbdk- puw@Aur Dabedefgimz?yrr EbhmpswrrY. Der Umstand, dafs in dieses mittelalterliche Corpus iuris Saxonici auch das Magdeburger Dienstrecht aufgenommen wurde, weist nach Nietz- sches Bemerkung Sp. 740 auf’ die Stätte seines Ursprungs hin. In der That lag ja der Stadt Magdeburg vor allen das Ansehn des Sachsenspiegels am Herzen, s. Klenkok S. 384; auch fand sich hier bald nach der Mitte des 14ten Jahrh. in Herrmann von Oesfeld ein Rechtskundiger, dem man nach seiner sonstigen Wirksamkeit, s. Richtsteig S. 391, diese Redaction des Ssp. gar wohl zutrauen könnte. \ Schliefslich gedenke ich noch einer eigenthümlichen Untersuchung, durch welche Nietzsche den Satz, dafs alle Hdss. mit Büchern ohne Glosse aus Glossenhdss. stammen, zu stützen gesucht hat. Er verglich die Weise der Artikelabtheilungen im ersten Buche für eine Reihe von Texten der 2ien und 3ten Classe. Für diese Weise fand er zunächst neun Stufen, ferner xX2 164 HomeEYer: zwischen der ersten und letzten Stufe 14 Abweichungen in eontinuirlichem Wachsen, dergestalt dafs jede folgende Stufe alle Abweichungen der vorher- gehenden enthält und neue hinzufügt. Die einzelnen Texte ordnen sich nun nach Sp. 728 ff. jenen Stufen in folgender Weise unter: Stufe I begreift Nr. 632, 660 aus unsrer Olasse II Ordnung A Fam. 1. Stufe II begreift Nr. 216, 268, 420, 668 aus derselben Familie, und den Cöllner Druck. Stufe II begreift Nr. 378 aus Cl. II Ordn. B. Stufe IV begreift Nr. 171, 377 und den Basler Druck aus Cl. U Ordn. C. Stufe V begreift die Versio latina vulgata. Stufe VI begreift den Stendaler Druck von 1488 und den Augsbur- ger von 1516. Stufe VI begreift Nr. 112 aus Cl. II Ordn. C. Stufe VIII begreift Nr. 26, 162 aus Ol. II Ordn. B, Nr. 217, 434 aus Cl. ID Ordn. C, Nr. 24, 165, 394, 525 aus Cl. II. Stufe IX begreift Nr. 279, 393 aus Cl. IH. Hienach tritt unsre dritte Classe, und in ihr namentlich Nr. 24 und 325 d. i. Eno, erst in der achten Stufe auf. Aus der Gruppe Ebhpw hat Nietzsche keinem Text eine Stelle auf diesen Stufen anweisen können. Doch bildet er aus solchen Handschritten, welche einer andern Stufe weder völlig gleich, noch in der Mitte zwischen zweien stehen, sondern eigenthümliche Abweichungen haben, gewisse Nebenlinien und reihet sie der Hauptlinie dort ein, wo sie am wenigsten von ihr abweichen. Hier findet sich nun auf einer Nebenlinie der Stufe II mit drei Abweichungen Ew oder 699 (bei Nietzsche 1:33); auf einer Nebenlinie von III zunächst Nr. 443 (Nietzsche 93) mit vier und weiter Ep oder 697 (N. 131) mit neun ferneren Abwei- chungen. Nietzsche giebt immer nur die Zahl der Abweichungen, nicht aber die Art der Abweichungen selber an, so dafs ich seiner Untersuchung ‘im Einzelnen nicht nachzugehen vermag. Im Ganzen aber bestätigt meine in der Tabelle Anh. D niedergelegte Vergleichung der Artikelabtheilungen jene Haupt- und Nebenreihen. Mein Vorgänger macht nun mit Recht gel- tend, dafs die Folge der Stufen nicht verrückt, sondern nur etwa die ganze Reihe umgekehrt werden kann, so dafs z. B. die neunte jener Stufen zur ersten und die erste zur letzten würde. Aber auch solche Umkehrung ver- Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 165 bietet die sonstige Sachlage durchaus. Es müfste damit ja zugleich inner- halb der Glossenclasse die letzte Ordnung zur ursprünglichen und die erste Familie der ersten Ordnung zur vielfach abgeleiteten werden. Dem wider- strebt aber völlig, theils dafs in den Lücken, in der Verbindung von III 45, 46, in der Stellung von II 32, 33 u. s. w. zwar jene erste Familie, aber nicht die dritte Ordnung an die erste Classe anknüpft, theils der ganze an- derweitige Entwickelungsgang innerhalb der Glossenclasse selber, auf wel- chen oben so häufig hingewiesen worden. Bestätigt sich also der Anschlufs der dritten Classe an die Glossen- elasse auch hinsichts der Artikelabtheilung und zwar sowohl für Eno als für Epw (der systematische Ssp. kam hier nicht in Betracht), so wird man glaublich finden, dafs auch die Büchereintheilung aus der Glossenclasse entnommen wurde. Die oben S. 111 noch offen gelassene Frage, ob der Glossator seine drei Bücher schon vorgefunden habe, erhält mithin zu ihrer Lösung nur den negativen Beitrag, dafs Handschriften mit Büchereinthei- lung ohne Glosse, welche nicht von glossierten abstammen, in irgend sich- rer Weise nicht vorliegen. Dritter Abschnitt. Die Ergebnisse. Ich stelle hier die Classen, Ordnungen, Familien, auf welche die Untersuchung geführt hat, noch einmal in ihrer Folge und ihren Merkmalen übersichtlicher zusammen und vergleiche dann diese Gliederung mit der frü- her von Nietzsche gegebenen Qlassification. I. Die früheste uns überlieferte Gestalt oder die erste Classe ist ohne Büchereintheilung und Glosse. Aufserdem setzen alle ihre Glieder die $ 3, 4161 vor 160 $3 und den Art. II 32 an einen späteren Platz. Nach der Fülle des Stoffs scheidet sich die Classe sehr scharf in zwei Ordnungen. A. Die erste — die älteste überhaupt — kennt eine Reihe von Sätzen, namentlich Vers 1—96 der Reimvorrede, 18 $3 bis 115, 126, II 47—51, 11182 $2 bis IIL 91 noch nicht. — Das mit dem Landrecht verbundene Lehnrecht steht auf der ältern Stufe der ersten Lehnrechtsclasse. — In der Abtheilung und in der Rubricierung der Capitel geht fast jeder Text seinen eignen Weg. 166 Homever: Die Handschriften, vorwiegend niederdeutsch, reichen vom f3ten bis in die spätere Zeit des 1öten Jahrhunderts. B. Schon im Verlaufe des 13ten Jahrhunderts hat jene Urgestalt eine Reihe von Zusätzen erhalten. Diese zweite Ordnung hat namentlich I 8 $2 bis 115, IIL 82 $2 bis III 91 aufgenommen. Für III 47 bis 51 schrei- tet sie von theilweiser Aneignung, von schwankendem Platze, von Zusammen- fassung 5 mit Sonderung in obige fünf Artikel fort. Die Reimvorrede hat bald noch in einen Artikel, zu vollständiger Aufnahme an jene bestimmte Stelle die alte einfachere Form, bald sind ihr V. 1—96 zugefügt; selten ist sie ganz beseitigt. 126 findet sich nur in ein Paar Handschriften. — In die oben bemerkte Stellung von 1 61 $$ 3, 4 tritt auch der neue $ 2, in die des Art. II 32 auch der neue Art. II 33 ein. — Das nur zuweilen mitgegebene Lehnrecht gehört einer Übergangsstufe zur zweiten Lehnrechisclasse an. Mehrere Texte nehmen, doch ohne Gleichförmigkeit, Kürzungen des ursprünglichen Textes und Versetzungen namentlich im 3ten Buche vor. — Die Abtheilungen und Rubricierungen, immer noch mannigfaltig, treten doch gruppenweise zusammen. Die Handschriften sind vorwiegend mitteldeutsch, und diese wiederum meist in den schlesischen und benachbarten Gebieten zu Hause. Auch zwei hier gefertigte lateinische von einander unabhängige Übersetzungen tragen die Kennzeichen dieser Ordnung. II. Bald nach dem J. 1325 erhält das Landrecht eine Glosse. Ihr märkischer Verfasser legt dabei eine Eintheilung in drei Bücher zum Grunde und einen Textgehalt, welcher über den der Ordnung A der vorigen Classe hinausgeht, namentlich III 47—50, auch I 26 kennt, dagegen den Umfang der Ordnung B nicht erreicht, insbesondre der Artt. 18 $2 bis 114 $1, und III 82—91 ermangelt. Die zahlreichen Glieder dieser zweiten, durch Glosse und Bü- chereintheilung kenntlichen Classe verharren nur theilweise bei der vom Glossator als ächt angenommenen Gestalt und seiner Glosse; die Mehrzahl bereichert sich allgemach mit den übrigen Zusätzen jener Ordnung B und dehnt die Glossierung aus. Danach läfst diese Classe sich weiter in Ord- nungen undFamilien sondern, welche jedoch durch Übergangsstufen sich ver- binden, und sonst noch anders in der Weise der Abtheilung, Artikelstellung, Rubrieierung, Lesarten sich gruppieren. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 167 A. Die erste Ordnung führt die Glosse nicht über II 81 (82 $1?) hinaus. Den Art. I 26 hat sie nach 132. Die Stellung von 161 $$2—4, II 32, 33 ist die alte. Die niederdeutsche Mundart des Glossators bleibt vorwiegend. Der Ordnung folgt unter den alten Drucken der Cöllner von 1480, unter den lateinischen Übersetzungen die vulgata. Das zuweilen ne- ben dem Landrecht vorkommende Lehnrecht gehört der zweiten seiner Clas- sen an. Die Ordnung zerfällt füglich noch in zwei Familien. Der ersten fehlt auch der Text der Artt. III 82 bis 91; die zweite fügt dieselben un- glossiert hinzu. Familie 1 kennt ferner die in der ganzen Ordnung seltene Reimvor- rede nur in der alten Gestalt, giebt I7 bis 14 $14 nicht häufig und dann ohne Glosse, läfst auch I 26 und III 47 bis 50 in der Regel unglossiert und nimmt I 36, III 51, III 74 meist gar nicht auf. Die Rubricierung ist eine übereinstimmende aber ganz neue, die Xte in der ganzen Reihe. Familie 2 dagegen giebt die Reimvorrede schon einigemale in ver- mehrter Gestalt, nimmt öfters 17 bis 14 $ 1 auf und glossiert selbst einige dieser Artikel, versieht häufiger I 26 und III 47 bis 50 mit Glossen, hat re- gelmäfsig III 74 und schon manchmal I 36 und IH 51 (wiewohl unglossiert). Nur eine Hdschr. nimmt die Rubrieierung X an; die übrigen entwickeln drei neue Formen, von denen sich Nr. XI durch die Verbindung mit Re- missionen und durch weite Verbreitung in den folgenden Gliederungen aus- zeichnet. B. Die zweite Ordnung dehnt die Glossierung bis auf III 87 aus. Die Reimvorrede kommt nur noch vereinzelt in alter Gestalt vor; häufiger fehlt sie ganz, aber eben so oft ist sie in voller Form vorhanden. Von 17 bis 14 $1 giebt die Mehrzahl den Text und die Glosse, die Min- derzahl nur den Text, sehr selten mangeln beide. I 26 erhält häufig die neue Stellung nach I 25, meist glossiert. 136 fehlt nur zuweilen, öfter die Glosse. Die Reihe III 47 bis 51 ist da, aber III 48—51 bilden manchmal nur einen Artikel und die Glossierung ist eine sparsame. — Innerhalb dieser Ordnung geschieht es zuerst, dafs die $$|2—4 I 61 und Artt. II 32, 33 an die vulgate Stelle rücken. Die mitteldeutsche Mundart wird die überwiegende. Das selten mit 168 Homerer: dem Landrecht auftretende Lehnrecht gehört dort entweder zur zweiten oder zur dritten Olasse erster Ordnung. Von den Rubrieierungen der vorigen Ordnung gehen Nr. XI und XII mit hinüber; daneben treten zwei neue, XIV und XV ein, nur die erste mit nachhaltigem Erfolge. — Das Magdeburger Dienstrecht findet hier zu- erst, doch sehr sparsam einen Platz neben den Vorreden. C. Die dritte Ordnung, deren älteste Formen bis 1386 zurückgehen, rückt mit der Glosse bis mit III 91 vor. | Die Reimvorrede zeigt sich nur noch zweimal in der einfachen Ge- stalt; mehrmals fehlt sie ganz, aber die Aufnahme der vermehrten Form überwiegt. Zu17—14$ 1 ist stets die Glosse vorhanden, eben so zu Art. 126, der nur noch vereinzelt den alten Platz bewahrt. 136 fehlt nie im Texte, selten in der Glosse. III 47 bis 51 stehen gesondert und glossiert da. — 161 $$ 2—4 und II 32, 33 behaupten seltner als in der vorigen Ord- nung den alten Platz. Das Überwiegen der mitteldeutschen Mundart wächst noch. Das häu- figer verbundene Lehnrecht zählt theils zu Cl. III Ordn. A, theils zu Ordn. B, theils zu Cl. IV. Die Rubrieierung XI und zugleich das M. Dienstrecht findet öfters Aufnahme. Nach der verschiedenen Glossierung zu III 88 bis 91 spaltet die Ord- nung sich noch in eine Reihe von Recensionen. Unter ihnen zeichnet die dem Theoderich v. Bocksdorf beizulegende sich aufserdem durch gleiche Ar- tikelabtheilung mit den Zahlen 71, 72, 91 für die 3 Bücher, durch eine neue umsländliche Rubrieierung (XVI), durch Aufnahme des Art. III 62 unter die Vorreden, durch manche Lesarten, übereinstimmende mitteldeut- sche Sprache, endlich dadurch aus, dafs sie den meisten Ausgaben des föten, 16ten, 17ten Jahrh. zum Grunde gelegt worden ist und dem zufolge die Praxis des Sachsenrechts jener Zeit beherrscht hat. III. Die dritte Classe nimmt aus der zweiten zwar die Bücherein- theilung, aber nicht die Glosse auf. An die mittleren Stufen der Glossen- classe ansetzend ist sie älteren Ursprungs nicht nur als die Bocksdorfische Recension, sondern als die dritte Ordnung jener Classe überhaupt. Denn die erste Ordnung der dritten Classe, welche den Text statt der Glosse durch Bilder erläutert, beginnt mindestens schon um 1336. Die Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 169 Hdss. sind meist mitteldeutsch, entbehren der rhythmischen Vorrede und haben die Rubrikenform XIV. Die zweite Ordnung stellt, mit Zugrundelegung der drei gewöhn- lichen Bücher, die Artikel systematisch unter gewisse Rubriken gleichfalls in drei Theile zusammen. Sie geht bis 1359 zurück, ist stets niederdeutsch und hat die rhythmische Vorrede in alter Gestalt. Beide Ordnungen lassen I 26 fort, kennen für I 61 $$ 2ff. und II 32, 33 die alte Stellung, verbinden sich mit einem Lehnrecht zweiter Classe, und schliefsen im Ganzen an die zweite Familie der ersten Ordnung der Glossenclasse sich an. Die dritte Ordnung, mit einer Datierung von 1369 an, ist ohne Bilder und systematische Richtung. Eine kleine niederdeutsche Gruppe in- nerhalb derselben theilt jedoch noch mit den beiden ersten Ordnungen den Mangel von 126, jene Stellung in 161 etc., die Rubrikenform XIV, die Ge- stalt des Lehnrechts und manche Lesarten. Die übrigen zahlreicheren, meist nach Mitteldeutschland verbreiteten Glieder der dritten Ordnung scheiden sich schärfer von den beiden früheren durch die Aufnahme von 126, die neuere Stellung von I 61 etc., die Wahl der Rubrikenform XI mit Remis- sionen und Dienstmannenrecht, durch ein Lehnrecht dritter Classe und einige charakteristische Lesarten. Sie setzen überhaupt an die zweite Ordnung der Glossenclasse an. Die ganze Darstellung zeigt, dafs jede der spätern Classen beim Anschlufs an die ihr vorhergehende nicht deren letzter Gestalt, sondern einer mittleren Stufe sich verknüpft, dafs also die frühere Qlasse, nachdem sie ein neuesGe- bilde hervorgetrieben, doch noch die Entwickelung in ihrem eignen Charak- ter fortsetzt. Es hat ferner die schriftlicheVervielfältigung, so lange sie dauerte, Texte aller Classen und Ordnungen neben einander, wenn auch in unglei- cher Zahl getroffen. Um so leichter fiel es einem sorgsamen Abschreiber, mehrere Texte verschiedener Ordnungen und Mundarten zu nutzen. Dafs dies in der That geschah, zeigt nicht nur die einfache Häufung zweier Aus- drücke, sondern noch deutlicher das Hinzufügen einer zweiten Lesart als einer solchen(!). Bei kritischen Schreibern trat natürlich statt solcher (') Z.B. mit Hinzufügung eines al (d. i. alias) in der Hdschr. Nr. 83, eines ‚‚anders” in Nr. 377, oder durch Einklammerung der zweiten Lesart wie in Nr. 163, welche auch wohl Philos.-histor. Kl. 1859. Y 170 HomeEver: Häufung eine Auswahl unter den vorliegenden Texten ein. In dieser gleich- zeitigen Verbreitung mannigfacher Gestalten liegt wohl ein Hauptgrund der Erscheinung, dafs die Lesarten des Ssp. sich nur wenig an die sonstigen Gliederungen binden, sondern meist gar bunt durcheinander gehen. Dem reiht sich eine andre allgemeine Bemerkung an. Die Zahl der hier in Betracht gezogenen Texte des Ssp. ist doch nur eine unbeträchtliche gegen die im Mittelalter verbreitete Masse seiner Hdss., möge gleich die Angabe eines Autors des 15ten Jahrh., dafs in Sachsen und in Westphalen wohl über 5000 Exemplare vorhanden seien(!), uns eine übertriebene dünken. Die eingetretene Zerstörung wird vorzugsweise die werthvolleren Membran- codices des 13ten und 14ten Jahrh., — wie so manche Überreste in Buch- binderstreifen, Umschlägen u. s. w. bezeugen — getroffen haben. Daraus erklärt sich manche Lücke in unsrer Kenntnifs des genetischen Zusammen- hanges der ältern Formen, der Mangel namentlich von Mittelgliedern zwi- schen der ersten und zweiten Ordnung der ersten Classe, der Zweifel über den Umfang der frühesten Gestalt der Glossentexte. Seit der Mitte des 44ten Jahrhunderts dagegen, somit ungefähr seit der Bildung der übrigen Ordnungen und Qlassen, ist die Zahl der uns aus den verschiedensten Gegen- den erhaltenen Hdss. doch an sich so bedeutend, es drängen auch die uns erkennbaren Entwicklungsstufen sich so nahe an einander, dafs schwerlich eine irgend erhebliche dieser Stufen uns unyertreten geblieben sein wird. Noch allgemeiner läfst sich annehmen, dafs jener Zerstörung unge- achtet, keine irgend einflufsreiche Modelung des Ausdrucks sich gänzlich verloren habe. Ich folgere dies aus jener durch alle Zeiten und Ordnungen hindurchgehenden Verbindung der Lesarten, aus den wunderbar engen Schranken überhaupt, innerhalb deren bei aller Mannigfaltigkeit der Mund- art und der Fassung doch die Änderung des ursprünglichen Gedankens sich hält, dergestalt, dafs die seit meiner Ausgabe des J. 1835 gewonnene Ein- einen längern Satz, z. B. in der Probestelle I 71, in doppelter Form nach einander giebt. Die Hischr. Nr. 25 bezeichnet als Quelle ihrer doppelten Lesung den text des textes und den text. der glosen. Hiehin gehört auch der bei Versetzungen nicht seltne Fall, dafs der Satz an beiden Stellen gefunden wird. (') Informatio ex speculo Saxonur: der boeven vyff dusent syn mogen in dem lande to sassen ind to westfalen, die openbarlike liggen vur geistliken ind wertliken luden. Abhdl. der K. Ak. d. Wiss. zu Berlin 1856 S. 632. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 174 sicht zahlreicher Hdss. doch nur einen unbeträchtlichen Zuwachs neuer erheblicher Lesarten geliefert hat. II. Wie stellt sich nun unsre Classificierung zu der früher von Nietz- sche gegebenen ? Seine oben S. 86 citierte Recension scheidet die von ihm überhaupt in Rücksicht genommenen 54 handschriftlichen und 6 gedruckten Texte zu- nächst in: zwei Hauptabtheilungen, je nachdem sie die drei Bücher kennen oder nicht. Die letzteren bilden wie bei uns die erste Qlasse. Innerhalb derselben findet eine Scheidung in so weit statt, als die Nr. 79, 120, 433, 575 (bei Nietzsche Nr. 15, 27, 86, 101) in ihrer Anordnung und in dem Fehlen vieler Stellen sich näher verwandt zeigen, Sp. 733; sie entsprechen unsrer ersten Ordnung. Neun andere: die Hdss. Nr. 85, 121, 164, 308, 442, 604, 608, 659, und der lateinische Text bei Lasco (N. Nr. 19, 28, 36, 60, 92, 112, 115, 125, 157) fallen, mit Ausnahme der Oldenburger Nr. 659, s. oben S. 147, unsrer zweiten Ordnung zu. Die Texte mit 3 Büchern, deren Nietzsche 47 aufführt, bringt er frei- lich wie wir zunächst in zwei Classen, je nachdem sie glossiert sind oder nicht, Sp. 722; aber er verfolgt dieses Scheidungsmoment nicht weiter, sondern stellt Sp. 725 noch eine andere Gliederung von 43(!) jener Bücher- texte in drei Ordnungen nach folgenden Rücksichten auf. Die erste Ordnung mit den sieben Gliedern Nr. 216, 268, 420, 668, 632, 660, Cöllner Druck (N. Nr. 45, 53, 80, 109, 124, 126, 141) ent- behrt 1. der Artt. 17— 14, 36, III 51, 82—91, verbindet 2. 149 u. 50, dann Ill 45, 46 je zu einem Artikel, stellt 3. a) die $$ 2, 3, 4 161 schon nach 160 $2, b)I65 $2 hinter I 66; c) Arti. IE 324 88 nach IE. 39; Die dritte Ordnung zeigt in allen diesen Punkten ein andres, hat also zu 1. jene Artikel, trennt zu 2.149 u. s. w. und giebt zu 3. die jetzt übliche Reihenfolge. Anfserdem hat sie ein übereinstimmendes Register und meist auch Remissionen. Dahin gehören 21 Texte: unsre Hdss. Nr. 24, 26, 112, 171, 165, 162, 217, 260, 261, 269, 279, 393, 394, 377, 434, 441, 525 (') Von den übrigen vieren eigneten sich dreie, unsre Nr. 152, 247, 312 wegen ihrer fragmentarischen Gestalt nicht für diese seine Betrachtung; aufserdem ist der Hallesche sy- stem. Ssp. Nr. 302 nicht berücksichtigt, wiewohl Nr. 368, 369 ihre Stelle gefunden haben. Y2 472 HomeErver: und die Ausgaben Basel 1474, Stendal 1488, Augsburg 1516, Cracau 1535, (Nietzsche Nr. 5, 10, 25, 26, 35, 37, 46, 51, 52, 54, 56, 70, 71, 78, 87, 91, 100, 140, 149, 158, 162). Die zweite Ordnung mit den 15 Texten Nr. 33, 25, 168, 163, 154, 250, 280, 368, 369, 378, 421, 423, 697, 698, 699, (Nietzsche Nr. 6, 8, 33, 38, 39, 48, 57, 68, 69, 77, 82, 93, 131, 132, 133) steht zwischen bei- den. Sie hat einerseits 17—14, II 51, 82—91, aber andrerseits die alte Stellung in I 61 und die Verbindung von 149 und 50. Rücksichtlich des Art. 136, der Stellung von 165 $2, II 32, 33 der Verbindung von III 45 u. 46 treten Scheidungen ein. Jenes Register steht hier nur in Nr. 378 (77). Die erste Ordnung Nietzsches nun findet sich ganz in unsrer zweiten Classe Ordnung A und zwar, mit Ausnahme des Cöllner Drucks, in der Fa- milie 1 wieder. Dagegen durchkreuzen seine zweite und dritte Ordnung und unsre weiteren Abtheilungen einander in folgender Weise. Die zweite Ordnung enthält Nr. 163, 421, 698 aus unsrer Cl. II Ordn. A Fam. 2. Nr. 25, 33, 154, 378 aus II B. Nr. 250, 280, 443 aus II C. Nr. 168, 697 aus III A. Nr. 368, 369 aus III B. Nr. 699 aus III C. Und die dritte: Nr. 260 aus II A. 2. Nr. 26, 162 aus IB. Nr£449,471,:217,'2614°3774434 aus I1:C.: Nr. 24, 165, 269, 393, 394, 441, 525 aus II C. Die Anordnung Nietzsches beruht nicht nur auf richtigen Wahrneh- mungen, sondern sie verdiente auch, bei dem starken Gegensatz, der aus der Gesammtheit obiger Momente zwischen der ersten und dritten Ordnung er- wächst, besonders hervorgehoben zu werden, um so mehr als auch in man- chen Lesarten beide Ordnungen sich gegen einander gruppieren. Allein diese Berechtigung ist doch keine ausschliefsliche, nicht einmal die über- wiegende. Die Merkmale der Ordnungen entbehren der Einfachheit und leichten Erkennbarkeit. Durch ihre Aufstellung ist die wirkliche Gliederung Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 173 unter den nunmehr viel zahlreicher sich darbietenden Gestalten nicht hin- länglich veranschaulicht. Das Fortschreiten und die Verzweigung der Glosse findet keinen Platz; jene zweite Mittelordnung Nietzsches bildet eine sehr buntscheckige Masse, in welcher sich glossierte und unglossierte, gewöhn- lich und systematisch geordnete Texte, Bilderhandschriften und andere ohne weitere Sonderung zusammenfinden. So lohnte es doch, die Scheidung der Dreibüchertexte in glossierte und nichtglossierte für sich weiter zu verfolgen, also namentlich bei der zwei- ten Classe den weiteren Schicksalen ihrer charakteristischen Eigenheit, der Glosse, nachzugehen und danach möglichst ihre einzelnen Ordnungen zu be- stimmen, innerhalb der unglossierten Classe aber den Bilderhandschriften und dem systematischen Sachsenspiegel eine gesonderte Stellung anzuweisen. In die von uns vorangestellte Gliederung traten dann die aus Nietzsches Merkmalen und aus den von ihm nicht erwogenen Lesarten sich ergebenden Gruppen mit einer durchsetzenden Richtung ein. Es galt dabei zu zei- gen, in welcher unsrer Ordnungen oder Familien das einzelne kreuzende Moment, z. B. die Aufnahme von 17 bis 14, die neue Stellung von I 26, eine Rubrieierung besondrer Art u. s. w. beginnt, fortgeht und endet, wie es innerhalb der einzelnen unsrer Abtheilungen eine Scheidung, unter den verschiedenen Abtheilungen eine Verbindung stiftet. So war dieser Weg neben jenem einzuschlagen, um den vollern Blick über einen geschichtlichen Zusammenhang zu gewinnen, für welchen das Gleichnifs eines sich verzweigenden Stammes nur dann einigermafsen aus- reicht, wenn eine Verschlingung, ja ein wahres Zusammenwachsen der ein- zelnen Äste hinzugenommen wird. Vierter Abschnitt. Anhänge. Sie sollen theils frühere Aufstellungen näher belegen, theils zerstreute Ergebnisse anschaulicher zusammenfassen. Anhang A. Er giebt tabellarisch die Zahlenverhältnisse der Hdss. einerseits nach den Classen, Ordnungen, Familien, andrerseits nach den Mundarten an. Dabei sind folgende Hdss. mit 174 Homerver: berücksichtigt, welche wegen Mangels an Nachrichten oder wegen zu fragmentarischer Be- schaffenheit selbst nicht einmal einer bestimmten Classe zuzuweisen waren. Nr. 70 Bodelscher Nachlals im Haag. Sachsenspiegel 1409, Pap. Nr. 75 Braunschweig Blasienkirche. Vam lantrechte. ND. Nr. 146 Degen. Sassen landrecht 1362, ohne Glosse mit ungewöhnlicher Artikelfolge. Nr. 175 Ebrach. Sächs. Landrecht. Nr. 355 Itzehoe. Sachsenspiegel. Nr. 392 Leipzig. Sachsenspiegel, 1326 (!). Nr. 419 Lübeck. Sachsenspiegel. Nr. 428 Lüneburg Michaeliskloster. Bruchstück des Ssp. Nr. 431 Magdeburg. Sachsenspiegel. Nr. 438 v. Mallinckrodt. Sachsenspiegel. Nr. 504, 505, 506, 507 Neilse. Bruchstücke des Ssp. Nr. 533 Petersburg Sachsenspiegel. Nr. 583 Rheinfelden (?). Sachsenspiegel. Nr. 585 Rinteln. Sachsenspiegel. Die in die Classificierung mit aufgenommenen Drucke sind hier durch ein + von den Hdss. gesondert angegeben worden. Unbe- ND. MD. OD. stimmt. Summe, Classe I ohne Glosse und Bücher. Ordnung A. Einfache Gestalt ) 3 14 13 B. Vermehrte Gesalt 8 18(') 26 Summe der Classe I 17 21 1 39 mm Classe II mit Glosse und Büchern. Ordnung A. Glosse bis III s1 Fam. 1. Mit dem Texte bis dahin 14 3 2 19 2. Mit dem Texte darüber hinaus 14 +1 2 16+1 Ordnung B. Glosse bis III 87 8 10 2 20 C. Glosse bis III 91 11-2 23-+1 1 35 +3 Unbestimmbar (s. oben S. 116) Fragmente 6 2 8 Unbekannt 1 1 D) Su Te (') Zu den oben S. 99 verzeichneten Hdss. dieser Ordnung tritt noch die während des Druckes durch die Güte des Hrn. v. Helcel zu Cracau mir genauer bekannt gewordene Nr. 431” Cracau 170°, Membr., 14 Jh., MD. hinzu. Sie enthält aulser dem Weichbilde den Ssp. lateinisch nach der versio Vratisl. und deutsch, und zwar das Landrecht ohne Glosse und Bücher nach einer Eintheilung in 166 Capp. Ungeachtet bedeutender Defekte weisen doch Anfang und Ende und die sonstige Übereinstimmung des Inhalts mit Nr. 85 u. 131 den Text bestimmt in diese Ordnung. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 175 Unbe- ND. MD. OD. stimmt Summe Classe III ohne Glosse mit Büchern. Ordnung A. Bilderhandschriften 1 3 3 6 B. Systemat. Sachsenspiegel 5 5 C. Ohne Bilder und System 12 19 1 ul 33 Summe der Classe III 18 22 4. 3 44 ee 7 YO DER BRITEN MS A a Unbestimmbar (s. S. 174) 1 16 17 Totalsumme 898 +3 34+1 6 231 2%00-+4 Es ergiebt sich: 1. Die Zahl der Glossenhandschriften steht der der andern Classen zusammenge- nommen gleich; ein Beweis der bedeutenden Verbreitung und Autorität, welche v. Buchs Arbeit gewann. 2. In jeder Classe überwiegt das Niederdeutsche für die älteren, das Mitteldeutsche für die jüngern Formen. Dies ist das Verhältnils in Classe I zwischen Ordnung A u. B; in Classe Il zwischen Ordnung A einer und B, C andrerseits; in Classe II insoweit, als alle systematischen Sachsenspiegel und in der Ordnung € theils die älteste Gruppe theils die Handschrift mit dem frühesten Datum niederdeutsch sind. Dies Ergebnils bestätigt sich auch dadurch, dafs von den Membranhandschriften, den im Ganzen älteren, 55 niederdeutsch, 36 mitteldeutsch, von den Papierhdss. 31 niederdeutsch, 41 mitteldeutsch geschrieben sind. 3. Die Verbreitung in oberdeutschen Mundarten ist eine sehr geringe. Die sechs Hdss. sind sämmtlich papierne. Anhang B. Der Artikel I 71. Der Eingang desselben ist oben als Probelesart durch die verschiedenen Classen, Ordnungen u. s. w. hindurch verfolgt worden. Hier fasse ich diese zerstreuten Angaben zusammen, zunächst, damit deutlicher erhelle, inwieweit die einzelnen Leseformen sich an jene Abtheilungen binden, und ihre Entwickelung mit der von uns angenommenen Gliede- rung der Hdss. überhaupt gleichen Schritt halte. Um ferner das Maals, in welchem die Ausgestaltung des Ssp. nach Sinn, Ausdruck, Mundart sich bewegt, noch etwas anschau- licher zu machen, gebe ich hier den ganzen Artikel, und zwar seine einzelnen Hauptformen nach verschiedenen Mundarten. Zur sachlichen Erklärung der so mannigfaltigen Abänderungen des Einganges be- merke ich zuvörderst. Das sächs. Landrecht kennt schon in seiner ursprünglichen Gestalt zwei Arten des Gografen. Der eine ist ein ordentlicher, für gewisse längere Zeit be- stimmter Richter, I 2 $4; der andre wird im Falle einer „‚jähen That”, wenn: man den „belehnten Richter” nicht haben kann, aulserordentlicherweise gewählt, um über das Ver- brechen sofort, ehe es übernächtig wird, richten zu können, 1 55 $2. Die übernächtig ge- wordene That kann nicht der Gograf, sondern nur der belehnte Richter richten, I 57 $ 1. Die Goschaft aber ist kein recht er lehnfähiger Gegenstand; denn die Einsassen — die lant- lüde — sind befugt, nicht nur den Gografen zu jäher That, sondern auch den ,,to bescede- ner tiet” zu wählen. 176 HoMmEYeER: Es erwuchs nun die Frage, ob die dennoch geschehene Verleihung einer Goschaft doch nicht, gleich der Verleihung an lehnsunfähige Personen, eine gewisse Wirkung äu- (sere, insbesondre, ob der beliehene Gograf zu den „‚belehnten Richtern” gehöre, somit auch in übernächtigen peinlichen Sachen richten dürfe? Mehrere Zusätze zu jenen Artikeln geben die Antwort dahin. Belehnung und Wahl des Gografen bestehen in der Weise neben einander, dafs die Belehnung so lange wirkt, bis die Landleute sie durch Übung ihres Wahlrechtes brechen, I 56. Die Unfähigkeit so- dann, ein übernächtiges Verbrechen zu richten, trifft nur den zu jäher That gekornen I 57, nicht den auf lange Zeit gewählten und dann vom Grafen oder Markgrafen beliehenen Go- grafen, I 58 $ 1. Unser Art. I 71 lehrt nun, wie derjenige, der vom niedern Richter verfestet wor- den, in die Verfestung des höhern Richters zu bringen sei. Die Verfestung setzt eine Klage auf Hals oder Hand voraus I 68, 70 $ 3, wird also nur von einem peinlichen Rich- ter ausgesprochen werden können. Somit mulsten die Wendungen in den obigen Bestim- mungen der Artt. 155 bis 58 ihren Einflufs äufsern, wenn es galt, denjenigen Richter, der in erster Instanz verfestete, genauer zu bezeichnen. Ich führe jetzt die mannigfaltigen Fassun- gen des Artikels, und zwar nach der Reihe der Hauptformen des Einganges, unter den oben S. 90 für diese Formen gewählten Buchstaben auf. 1... Ara: Nr. 175 Ag. Mitteldeutsch. Swene die gogreue vir vestet. zuget her sine vestunge vor deme greuen. her ir- wirft des greuen vestunge vber ienen alzu hant. Aldus irwirft ouch die greue mit siner vestunge des kuninges achte. Nr. 3 Ah. Niederländisch. LXXVII So wien die gogreue veruest tughet hi sine veruestunge voer den go- greuen (!). hi verwerft des greuen vestinghe altehant. Dus verwerft oec die greue mit synre vestinghe des connics achte. Nr. 593 Ad. Niederländisch. Von der hoer vetellongen. So weme die gogreue verdeilt tuget hij dat ver- deilt vur dem greue hii erwirft des greuen verdeilynge altohant ouer om dus erwirft ouch die greue myt synen verdeillongen des conynges aichte. Diese einfache Bezeichnung des niedern peinlichen Richters mit gogreve ist für A oder für die erste zusatzlose Ordnung der ersten Classe gemeinsam; auflserdem findet sie sich nur noch in ein Paar Texten der zweiten Ordnung Nr. 308, 593, 667, von denen we- nigstens Nr. 308(Bh) den ersten der obigen Zusätze, zu I 56, noch nicht kennt. Auf alle übrigen Texte aber haben sichtlich jene Zusätze eingewirkt, zunächst in der 2ten Form. 2. vAta. Nr. 89 Bu. Schlesisch. Swen der gogreue. oder der belenete richter von dem greuen veruestet. gezuget er sine veruestunge vor dem greuen. er irwirbet des greuen veruestunge alzehant. Sus irwirbet er ouch mit siner veruestunge des kuniges achte. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 177 Hier ist also mit dem Einschiebsel ‚oder — greuen” der Zusatz zu I 58 berück- sichtigt. Die Lesart findet sich in Nr. 8), 90, 121, 164 (Becoqu), also nur in mitteldeut- schen Hdss. der Ordnung I B, welche auch sämmtlich jenen Zusatz enthalten. Dieselbe Ordnung kennt ferner die Form 3. Öta. Nr. 376 Bx. Niederdeutsch. 72. Van veruestinge. Swenne de ghecorene gogreve eder de belende richtere van deme greven vorvestet. getughet he sine vestinghe vor deme greven. he irwerth (?) des greven vestinge over ienen altohant. aldus irwerft och de greve mit siner vestinge des ko- ninghes aghte. Nr. 85 Bv. Schlesisch. Von voruestunge des gogreuen. Wenne der gekorne gogreue oder der belente richter von dem greuen vorvestit ist. geczewgit er seyne vorvestunge vor dem greuen, er irwirbet des greuen vorvestunge alezuhand obir yenen. Sust erwirbet ouch der greue mit seyner vorvestunge des kuniges achte. Nr. 56 Cm. Westphälisch oder Clevisch. So wanner de gekoirne gogreue eder de beleynde richter van deme greven ey- nen man vervestet. Betuget hey syne vervestunge vor dem greven. he verwerft des gre- ven vervestinge altohant over den ghenen. Aldus verwervet ok de greve myt syner ver- vestynge dess konynges achte. Nr. 248 Versio Sandomir. 89. Quem electus comes opidalis aut feodatus judex a comite descripserit. si pro- testabit suam deseripeionem coram comite: acquirit deseripeionem comitis statim super illum. $ Eodem modo comes per suam descripcionem regis illegalitatem acquirit. Diese Form will durch den Zusatz gekorne vor gogreve, wie es scheint, den im ursprünglichen Text, namentlich in 1 55 enthaltenen Gegensatz zwischen dem gewählten und dem belehnten Richter bestimmter hervorheben. Dabei ist zuweilen, wie in Nr. 376, aus dem svene d. i. quemcunque ein svenne oder wanner, also si oder quando geworden, was dann, z. B. in Nr. 56 den Zusatz ‚‚eynen man” erfordert, hie und da aber auch, wie in Nr. 85, die verkehrte Lesart erzeugt hat, welche den Gografen zu dem Verfesteten macht. Mit oder ohne diesen Fehler ist die Form ota nicht allein in der Ordnung I B, sondern auch durch alle folgenden Abtheilungen verbreitet (Bryw«s Clmkpsz Ddfh> Eimsw). Sie ist überhaupt die häufigste, besonders wenn man noch kleine Abwandelungen hinzu- nimmt. Zu diesen gehört zuvörderst 4. Otha. Nr. 523 Cr. Westphälisch. Wene de ghekorne gogreve eder de belende richtere vor deme greven vorvestet. tu- get he sine vestinge vor deme greven he irwerft des greven vestinge alto hant ouer ienem. Sus irwerft des greven vestinghe des koninges achte. Nr. 664. Cod. Weigel. Meifsnisch. Wenne der gekorne gogreue adir der belente rychter vor deme greuen vorueste- net wirt. gezeuget her seyne voruestenunge vor dem greuen her irwyrwyt dez greuen vor- Philos.- histor. Kl. 1859. zZ 178 Homeyver: uestenunge alzuhant obir yenen. Sust irwyrbit ouch der greue myt seyner voruestenunge des kongiz ochte. Nr. 658. Cod. Upsal. Oberdeutsch. Wen der gekorn gougrafe oder der belehente richter vor dem grafen verechti- get, bezuget er sin achte vor dem grafen, er gewinnet des grafen achte all zu hannd. Also gewinnet er des grafen achte und des kungs achte. Hier ist also vor „dem greven” das von in vor verwandelt, woraus der falsche Sinn erwächst, dafs der Gograf die Verfestung in Gegenwart des Grafen vornähme, dem er sie doch erst nachher bezeugt. Die Lesart finde ich in I B nur einmal, Nr. 664, häufig dagegen in IT A 1 namentlich in CAgyrgr, sonst in der Glossenclasse noch in Nr. 658 (II B), Nr. 346, 473, 495 (II C) und dann wieder in den Bilderhdss. nebst der ihnen verwandten Hdschr. Eb der Classe II. Dabei zeichnen sich vier oberdeutsche Hdss. Nr. 216, 668 (Cr) 595" und 658 durch das ‚‚verechtigen, achte, gewinnen” und durch einen eigenthümlichen Schluls, s. oben Nr. 658, aus. Eine zweite Umwandlung von ota bietet 9. Vitas Nr. 442 Bn. Niederdeutsch. So wanne de gheborne gogreue eder de belenede richtere van dem greuen vor- uestet wort. tughet he sine voruestinge vor deme greuen, he vorwerft des greuen vestunge alto hand ouer ghenen, aldus vorwerft ouk de greue myt siner vestunge des konynges achte. Nr. 610. Schweinfurt. Niederdeutsch. Swene die gogreue gheborne oder de belenede richter van deme richte des greuen voruestet. ghetughet he de uestinghe vor deme greuen he irwerft des greuen vestinge ouer iennen alto hant. aldus uorwerft des greuen vestinge des koninghes achte. Das „‚geborne” statt „„gekorne” ist ein Fehler. Einen gebornen Richter giebt es nach Ssp. 1 55 $1 nicht, und wollte man etwa den Erben des beliehenen Gografen darunter verstehen, so würde ja der Gegensatz zu dem belehnten Richter fehlen. Die Lesart kommt in I B bei Bmn und dann ein paar Mal in II A, Nr. 80, 610 vor, wobei in Nr. 610 die Abänderung ‚‚deme richte des greuen” zu bemerken ist. Die beiden vorigen Fehler finden sich verbunden in 6. Utha. Nr. 608 Bs. Schlesisch. Ab der gogreue beczigit die virvestunge. Swenne der geborne go- greue odir der bylente richter vor dem [greuen] virvestit wirt. czuget her sine viruestunge vor deme greuen. her irwirbit des greuin virvestunge alzu hant vbir ienin. Wie des greuen viruestunge man irwirbit des kvnig vestunge. Sus irwirbit ouch der greue mit virvestunge des kvniges achte. Nr. 37 Cd. WVestphälisch. Van deme gekornen gogreuen. Wene de gheborne ghogreue eder de be- lende richtere vor deme greuen uoruestet worde. tughet he sine vestunge uor deme greuen. he irwerft des greuen uestinghe alto hant ouer ienen. Sus irwerft des greuen uestin- ghe des koninghes achte. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 179 Nr. 292 Ce. Niederländisch. LXXXII. So wien die gheboren gogreue of die beleende rechter voor den gre- uen veruestet Ende tughet sijn veruestinghe althant ouer den misdader of ouer den ghe- nen die dar onghehoorsam is. Aldus so uerwerft hi des greuen veruestinghe ende ooc des keysers achte. Die Form begegnet in IB nur einmal, Nr. 608, öfter in IT A, Nr. 37, 268, 270, 289, 290, 292, 451, 698 (Cdwaysp), dann noch in II B, Nr. 33. — Die Lesart d. gr. v. in Nr. 37 gegen das Ende verbindet sich in II A häufig mit otha und utha, namentlich in Cdlweyderosp. — Die niederländische Hdschr. 292 macht sich durch eigenthümliche Zu- sätze und Änderungen bemerklich. 1. Wrdias Nr. 494 Cod. Monast. a. 1449. WVestphälisch. So wanner dey geborne gogreve off de beleende richter ghenen heuet veruestet. tuget hey syne veruestinge vor deme greuen. hey verwervet des greuen vestinge altohant ouer den genen. Aldus verweruet oick dey greue mit syner vestinge des koninges achte. Versio vulgata. Quando natus gogravius vel judex ordinarius (h. e. infeudatus) aliquem proscripse- rit et hoc coram comite attestando manifestet, ipse super reum statim comitis inducit pro- scriptionem et sie proscriptio comitis imperii acquirit condemnationem. Die Eigenheit liegt darin, dals der Richter nur als belehnt überhaupt, mit Weg- lassung des ‚von dem Grafen” bezeichnet wird. Das beruht entweder in einem Zurück- gehen auf den ursprünglichen Text I 55 $ 2, der ja auch schon den (bei jäher That) ge- kornen Gografen und den belehnten Richter als peinliche Richter kennt, oder auch in der Erwägung, dals der Zusatz I 58 $ 1 einer Belehnung nicht nur vom Grafen sondern auch vom Markgrafen gedenkt. Auch hier erhält das nicht richtige Quando im Eingange doch eine Wendung, welche den Widersinn, der Gograf sei verfestet worden, vermeidet. Die ganze Form finde ich deutsch nur in obiger noch zu I B gehörigen Hdschrift. Jene erste Kigenheit wiederholt sich aber auch in 8. Oda. Nr. 85. Versio Vratislav. Electus judex pro tempore vel infeodatus, si quem proscripserit et hoc comiti inti- maverit,. comes tenetur dietam proscriptionem sua sententia confirmare. Et sic post comitis Imperatoris. Alle bisher unter 1 bis 8 aufgeführten Hauptformen begegnen schon in der ersten Classe, wenn gleich zum Theil erst in deren spätern Gliedern. In der zweiten oder Glossenclasse hält sich die erste Ordnung an die Formen 3, 4, 5, 6, mit Ausnahme der Hdss. Nr. 163, 260, deren eigenthümlich componirte Lesarten erst später (unter Nr. 12, 13) anzugeben sein werden. Die zweite Ordnung aber bildet neben jenen herübergenommenen noch neue Formen. Die erste und wichtigste ist Z2 180 Homeyver: 9% Eri: Nr. 34 De. Märkisch. Wen de rechte gogreue vorfestet, der sine goscap an dat gerichte tut. vertuget he syne voruestunge vor dem greuen he vorweruet des greuen vestinge altohant. alsus vorweruet de greue mit syner vestinge des koninges vestinge al tu hant. Nr. 290” Cod. Guben. Dy. Lausitzisch. Wen der rechte gogreue voruestit der seynir goschaft an das gerichte ezuhit. Czu- git her seyner vestunge vor dem grebin her irwirbet des grebin voruestunge ubir ienen al- czuhant. sus irwirbit ouch der grebe mit seyner voruestunge des koninges ochte vnde vestunge. Nr. 165 E\L. Mitteldeutsch. Wen di rechte gogreue vorvestet di siner gogreueschaft an daz gerichte czut. Geczugit ouch her di vestunge vor dem greuen he irwirbit dez greuen vorvestunge obir ienen vorvesten man alzuhant. Sus irwerbit ouch in derselben wise di greue mit siner vor- vestunge dez koninges achte. Nr. 162 Dh. "Thüringisch. Wen der gekorne gogreue ader der belende richter von dem greuen vervestet wirt. wen der richter gogreue vorvestet der syne goschaft an daz gerichte ezuhet. geczuget her syne vestunge vor dem greuen. her irwirbet des greuen vorvestunge obir ienen alzuhant. alsus irwirbet ouch der greue mit syner vorvestunge des konynges achte (vorvestunge). Der Form ist eigen, dals sie als den zur Verfestung berechtigten nur den rechten Gografen betrachtet, der seine Goschaft von dem Gerichte d. h., wie schon Nr. 610 oben S. 178 andeutet, von dem Inhaber der Gerichtsgewalt herleitet, dafs sie also den blols ge- wählten Gografen ausschlielst. Diese Auffassung hat vielen Beifall gefunden. Ihr folgen u. a. aus der 2ten Ordnung zweiter Classe Dcehy und Nr. 395, aus der 3ten Dim£w und Nr. 302”, aus der dritten Classe Enot«urg\/ und Nr. 202, 356, 445. Dabei fügen einige wie DI&y zu der achte d.i. der königlichen Verfestung, unnöthig ‚und vestunge” hinzu. Ei- nige wie DI@ Er/ haben gogreveschaft statt goschaft. Die am sichtlichsten mehrere Texte nutzende Hdschr. Nr. 162 giebt die Formen ota und eri nach einander, doch die letztere mit Verkehrung des rechte in richter. Noch weiter verdreht diese Lesart Nr. 147 aus der Cl. III mit dem Anfange: Wenne der richter den gogreuen vorvest u. s. w. 10. Udı. Nr. 25 De. Niederdeutsch. Wen dy geborne gogreue oder dy belende richter vorvest di siner gogreueschap an dat gerichte tye. Getuget he sine vorvestunge vor den greuen he uorwervet des greuen vestunge ouer jenen altu hant. Sus vorweruet ok di met siner vestunge des koninges achte vnde vestunge. Also eine Combination der obigen Form Uda mit der in Eri aufgetretenen Bezeich- nung des Gografen als eines Richters, der für seine Gewalt sich auf das Gericht beruft. Sie findet sich noch in Nr. 47 dieser zweiten, und in Nr. 250 der dritten Ordnung der Glossenclasse, auch im Leipziger Druck von 1488. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 181 41.210 r1. Nr. 378 DE. Mitteldeutsch. Wen der gekorne gogreue vorfestit der syne graueschafft an das riche czuhit. ge- ezugit her syne vorfestunge vor dem grauen her irwirbit des greuen vestunge obir genen alezuhant. Alsus irwirbit ouch der graue myt syner vorfestunge des konigis achte. Das ist eine vereinzelt stehende Umwandlung der Form Eri zu Gunsten des „ge- kornen”, wobei in eben so singulärer Weise der Goschaft die Grafschaft und dem Gericht das Reich substituirt ist. Gleich absonderlich stehen die beiden folgenden combinierenden Formen da, welche einigen auch sonst eigenthümlichen Hdss. der Cl. II Ordn. A Fam. 2 (oben S. 124) angehören. 12. Uari. Nr. 260 Co. Mitteldeutsch. Wen der geborne richter adir der gograue vorvestit dy sin goschafft an daz ge- richte zcuhet. Geczuget er syne vestenunge vor dem greuen er erwerbit des grauen veste- nunge obir jenen alczu hant. Alsus erwirbet der graue auch met syner vestenunge des koniges achte. 13. Othi. Nr. 163 C3. Meilsnisch. Wen der gekorne gogrefe ader der belente richter vor dem greuen vorechtigt, der seyne groueschaft yn seyn gerichte ezewet, beczewget her seyne vorfestunge ...... alzo dirwirbit ouch des grofen ochte und vorfestunge. Es bleiben noch die, nur in Classe II Ordn. C und in Cl. III Ordn. C vorkommen- den Formen übrig. Unter ihnen ist nur eine diesen beiden Ordnungen gemeinsam, nemlich 14. Era. Nr. 143 Di. Mitteldeutsch. Wehn der rechte gogreue veruestit. geczewgit her seyne voruestunge vor den gra- uen. Hir irwirbet des greuen vestunge vbir yenen alczu hant. Alsus irwirbet ouch der graue mit seyner voruestunge des konigis achte. Ahnlich Nr. 60 Es.— Die Form kehrt fast zu der ältesten zurück; doch möchte ich dies, nach dem Charakter der beiden Hdss., eher aus einem spätern Eclecticismus als aus der Bewahrung einer frühern Entwicklungsstufe erklären. Die andern Formen bleiben innerhalb einer jener Ordnungen, dergestalt dafs die zu II C gehörigen in der durch d, die in III C fallenden Formen in der durch r bezeich- neten Lesart zusammenstimmen. Auch bei ihnen tritt ein späteres Auswählen oder Häufen mehr oder minder sicher hervor. 15.4 Bde Nr. 700. Cod. Guelpherbyt. Mitteldeutsch. Wen der rechte gogreve adır der belehnte richter voruestit der sich seyner gogre- ueschafft an das gerichte tzuhit. getzuget er seyne vestunge vor dem greuen. er irwirbet 182 Howmeyver: des greuen voruestunge öbir yennen altzuhandt. Sus irwirbet ouch der greue mit seyner voruestung des königes achte vnnd vestunge. Sonst noch in Nr. 493 und 626, 16. Uedı. Nr. 275 Dx. Niederdeutsch. Swene dy geborne rechte gogreue oder belenede richter voruestet de syner go- schap tivt an dat gerichte. getuget he syne vestunge vor deme greuen he irwirft des greven vestunge ouer yenen altu hant. sus irwirft ouk dy greue mit siner vestunge des konyn- ges acht. Nr. 702 Cod. Guelpherbyt. Braunschweigisch. Wene de gheborene rechte gogreue to langher tijd edder belenede richter vor- uested de syner goschop tud an dat gherichte. tuged he syne vestinghe vor deme greuen. he irwerft des greuen vestinghe ouer iennen to hand. Sus irwerft ok de greue mit syner vestinghe des konynges achte. Dies ist die Tzerstedtische, besonders sammelnde Recension, welche aulserdem noch in Nr. 422 vorkommt. ee clan Mr. 333 De. Meifsnisch. Wen der rechte gogreue ader der belehnte richier voruestet, geczuget her seyne vestunge vor deme greuen her irwirbet des greuen voruestunge obir yenen alezu hant, also irwirbit auch der greue mit seyner voruestunge des konigis achte vnde vestunge. Diese Bocksdorfsche Lesart versteht nicht wie eri unter dem rechten Gografen den belehnten Richter, sondern scheidet beide. Schwerlich mit Recht; denn der Gograf ver- festet nur wenn er belehnt ist, oder wenn er zu jäher That erwählt ist, dann ist er aber nicht der rechte d. i. der ordentliche. Die Form findet sich namentlich in Nr. 82, 171, 261, 333, 577, 736 (Dqagr), aulserdem mit einem Zusatze in Nr. 83 Da. Märkisch. Wen de rechte gogreue edder de belende richter voruestet an syn gerichte, getüget he sine vestinghe vor deme greuen, he irwerfft des greuen vestinge ouer yennen althohant. Sus irweruet ock de greue met syner vestinge des koninges achte. 18. Arı. Nr. 393 El. Mitteldeutsch mit Spuren des Niederdeutschen. Swen der gogreve vervestet der siner gogrelschaft an daz gerichte zihet. gezuget her sine vestunge vor deme greven, her erwirbet des greven vestunge uber ienen alzuhant. sus erwirbt ouch der greve mit siner vestunge des kunges achte. Auch noch in Nr. 91, 279 Ea@. — Man kann zweifeln, ob diese Form den Über- gang von der ältesten ara zu der obigen Nr. 9 eri vermittelt habe, oder nur aus einer Verkürzung von eri entstanden sei. Für letzteres spricht, dafs die Gruppe, zu welcher Eal@ gehören, nach Obigem S.162 aus der 2ten Ordnung der Glossenclasse erwuchs, welche schon die Form eri bietet. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 183 19. Ueri. Nr. 441 Ed. Halberstädtisch. Swene de borne echte gogreue vervestet de sine goscap an dat gerichte dut. getuget he sine vestunge vor deme greuen he irwirft des greuen vestunge ouer ienen alto hant. Sus irwirft ok de greue mit siner vestunge des koninges achte. Die obigen Mittheilungen lassen eine Beziehung der Lesartengruppen in jener Stelle zu unsrer Gliederung in folgendem Maalse erkennen. In Classe IA herrscht nur die eine Form, ara, welche als die ursprüngliche gel- ten darf. Sie geht nur noch auf einige Glieder von IB über. Diese Ordnung bildet aber noch andre Formen ata, ota, otha, uta, utha, uda, oda aus, welche wenigstens darin miteinander stimmen, dafs keins der drei Elemente der Form eri darin steckt. Ata geht nicht über IB hinaus. In der Glossenclasse II hält die Ordnung A, abgesehen von ein Paar Singularitä- ten uari, othi, an jener Formengruppe ota etc. fest; während II B daneben durch udi, ori zu der ganz entgegenstehenden weitreichenden Lesart eri gelangt. Die Classe III, welche ja früher beginnt als II C, folgt im Wesentlichen, mit vereinzelten Abweichungen, älteren Vorbildern. II C benutzt sie zwar auch, bringt aber auch neue Formen hervor, unter denen namentlich eda den Erfolg der Bocksdorfischen Re- cension theilt. Die Tabelle stellt für unsre nach ihrer ungefähren Zeitlolge geordneten Gliederun- gen dar, wo die einzelnen Formen beginnen und wie weit sie reichen. otha ara | ata | ota 1A | IB|IB|IB|TB IB|IB|IB|LB IL AA|IL AL IT AA TAI uta utha| uda | oda | uari | othi | udi | ori | eri era | ari |veri| eda | edi | uedi IIA2 IIA2|II A2 ITA2ITA2 UT A) II B | NIB|IB! IIB DB|UB|IB 1 elılı ©) II EC I Eli C|III € Ic!lıc! IC UCLUC ıc'ıc! ıc Es ergeben sich ferner innerhalb der durch obige Kennbuchstaben bezeichneten 19 Hauptformen noch manche Besonderheiten, gruppenweise oder vereinzelt. Zugleich aber zeigt sich, dals diese Mannigfaltigkeit, abgesehen von den nur mundartlichen oder gar or- thographischen Eigenschaften, hier, wie sonst durchgängig im Sachsenspiegel, sich durch Va- rianten zu einem Grundtext noch anschaulich machen lasse. Anhang C. Rubriken und Remissionen. 1. Die Rubriken der Capitel, welche theils in den Registern theils in den Über- schriften des Textes gegeben werden, weichen wenn sie an beiden Stellen sich finden zuweilen von einander ab. Meist sind dann die Überschriften die kürzeren und weniger correcten, 184 Homeryer: weil es dem Miniator an Platz oder an Einsicht gebrach. den Registern die mitzutheilenden Proben genommen. Ich habe daher vorzugsweise aus Sie geben die Rubriken für die drei ersten Artikel der Vulgata nach XVII Hauptformen, so dals bei jeder Form die Hand- schrift, bezüglich die Gruppe, Ordnung u. s. w., in welcher sie vorkommt, vermerkt ist. Ii I2 I3 I Ah II Ai III Ax IV Aw V Au VI Bcoqu VII Bvww 4 Van den weerlike | zweerde ende van den gheestliken. 1 Hir beginnet das erste buch. 3 Wie swert in ertrike liet. got twei 1 Twe swert ghe- sat sin. gheystlich dem pauese. werlich dem keysere. dat is wer- lich gherichte vnde gheystlich gherichte. 1 Van wirdigkeit des pabeste vnd des key- sers. (Bu Hie beginnet lantrecht) Von dem pabeste vnde dem kei- sere. 4 Nu greyfet der meister an das recht schreibet czweierhande vnde vns von recht d. i. von geist- lichen vnde werltli- | chem rechte. 2 Von dem segende. 4 Wie iewelik men- sche is sentplichtik un wie in werltlich ge- richten suken sol. 2 Dat senet plichtig is iewelk kersten min- sche des iares. 2 Recht von feint (so) zu suchin. 1 Von senede. 2 Wie man werlt- lich gerichte suche. 2 Von dem senit- rechte vnde drierhande freiheit vnde wie sie werltlich gerichte sind pflichtig zu suchen. En nm nn en m mn nn mann mn En a rn 3 Von der werlde. gesibbe. 4 Von dem 5 Von suster unde bru- der. 5 Wie orenes segete von ses werlen wie de herschilde utgeleget Wa sich de sibbe begint un Of tuei brudere tuei sustere nemt unde de dridde en sin. wa sie lent. vremde wif. 3 Dat dar seuen werlde sin gewesen van aneghinghe der werlde in der 4 Van der sibbetale. an deme houede besteit seveden sin wi nu. wif vnde man de echtlike to sa- mene komen sin. 5 Van twen broderen de twe sustere hebbet. 3 Von origenes weissagunge. 4 Wo sich sippe erhebe adder ende neme. 3 Von den Ewen vnde den her- schilden. 4 Von der sippe. 3 Von den siben werlden v. si- ben herschilden. Von der sippe be- gynne vnde ende. 4 Von der sippe ezale vnde von glicher erbe cza- lunge. | Li Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. | I2 185 | 1. VII Bmn 1 Van des paueses| 2 Wo men den ze- IX Bs X CdBySush 80,632; Ce XI Cod Da- hilmy&rewE adlnotaour Cuw XI Ckmpr, E 295, 213. 375; rechte vnde des key- sers. 6 Wie got lies czwe swert di vns ... czwer- le recht. Van twen swerden de got up ertrike let. AWVe von godes hal- uen bescermere des rechtes wesen solen. Vnde wo manich recht si. B Von twen swerden S We eyn beschermer des schulle. $ Womannich rechtes wesen recht si. $ Wo se we- sen schullen. 2 Welk recht werder sy vnder geistliken v. wertliken rechte. Glo- sa. Wo nyment spre- ken mach, ik bin eyn pape, wertlikes rechtes? Wante dat wertlike swert snyt de papen in wat achte ik viff stucken. Philos.-histor. Kl. 1859. ent zoken sal. 7 Daz iclich eristen man ist phlichtie. drie- stunt inme iare sent czu suchene. 8 Wen- ne die phleghaftigen sullen des schulthofsen dinge suchen. Wodicke iowelk cri- sten man sent soken schal unde vor weme. Welkes richteres ge- richte iewelk man su- ken sole vnde wanne. Vnde wie de richtere sin. Wo manich vri- heit si. Wat de bur- mester to gerichte wrogen sole. 3 Welk recht men soken sal, vnd dar na Wat solen vragen. Glosa. zendscheppen wrogen over dode vnd Vnd van drierleye vrigheit: als der dinkplichten, levendige lude. schepenbar vryen, vnd der lantsatenen. 5 Wo Origenes heuet gheseghet. 4 Wo de sibbe beghinne vnd ende. 3 ÖOfte twe brodere nemen twe zustere. 9 Von Origenes wissage von sechs werden. 10 Hye beginnet di sippe. 11 Ob czwene brudere ° czwu swestere nement. Van ses werlden, van den her- schilden unde van deme sibbe, Von ses werlden. Von herscilden. Von sibbe. We dat erue to vo- ren nimt. 4 Van ses werlden vnd van der sibbe. Glosa. Van Adame, Noe, Abrahams, Moyses, David vnd Chri- stus E. Van twierleye ridderschop: als myt swerden v. myt worden. Van deme orden der seven her- schilde in der ridderschop. Van drierleie mageschop: van vadder- schop, van swagerschop, u. van an- Wat rech- tes de pawes weder ropen mach eder nicht. Vnd van den dren saken, dor de men eyn recht we- geborner mageschop. der ropen mach, vnd de Sassen der sake myn an sik hebben. Ad) 186 Ii HomEyver: I 19) y4 I3 XIIINr.290| 1 Van twen swerden de god op ertryken he- uet gelaten dat geyste- liche ende dat werltlyke rechte mede to bescer- men ende wen de beuo- len synt ende wo de pa- wes ende de keyser ele den andern behulpelyck (fall wesen en honne rechten. Ende yn der glosen wylkoer dat dat hogeste ys van dulsen twen ende wo hem een geyftelyck rychter mach then in wertly- cken saken ende in wat sake een wertlyck rich- ter rychten mach ouer geylteleken personen. XIV De Nr.| Van twen swerden. 8, Ebpw XV Ds 1 Von zeweierleige gerichtevnd an wem sy geteilt sin. wy daz ri- che dem paweste dinen sal. wy ein gerichte dem anderen sal behul- fen sin. XVI Daqy«e-| 1 Von geistlichen'un- In de wertlichen swerte welchs das hochste sie. Derkeyser sal deme ba- biste helfen. Wanne her is en wissen lest. Der keyser mag sich vnderwinden geiftlichs 2 Van seende tho so- ken ende wo vaken dat men soken sal seen- de. 4 Van wroghe tho donde ende wo ende wen men wroghen sal ende in derglosen vm- me wat saken men enen man na sinen dode wroghen mach. Gheistlik richte vn- de werlik to sokende vnde wrogen. 2 Von sendgerichte, von vriheit, von ge- richtes vnderscheit, von vngerichte, von pflechaftin. von lant- sasin, waz der bur- meister rugin sal. 2 Wie die leyen sul- len zcu dem sente ko- men alle iar drystunt. Von scheppinbaren lu- ten. Von pflegehaften. Was der burgermeister czu Von lantsessin. iczlichem dinge rugen 4 Van sess werlden ende an ween een yewelyke werlt begaen ende wo wy üs yn der seuender werlt synt. Ende yn der gelosen wo en ye- welyke werlt sonderlinghe ee hadde. 5 Van den heerschylde wo de be- gynnen ende war se eynden enn in der gl. van twyerlye ridderscop. 6. Van der sybbe dat ys maech- schop war de beghint ende wo de lendet. Ende in der gl. wo me- nigherleye wys dat de sibbe tho coemt. Ende van gwaderscop enn van swagerscop. 7 Wo de pawes uerboden heuet wyffto nemen nycht Ende in der gl. van des pawes byndinghe enn ere dat vyfte leyt. ontbyndinge. Ende wo em recht twyerleye wys verwandelt wart. Van ses werlden. 3 Von den sechs werlden, von den sechs herschilden, von der sibbeczal. Von den Von der sippe wie 3 Von sechs werlden. herschilden. sich die ende. wie man die rechen sal. was eyme eyns behaget das sal em dornach nicht missehagen. Der bobist kan keyn recht setezen dormete her vnser lantrecbt odder lehnrecht ergere. Von zcwierleye Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 187 11 | 12 13 gerichtis in eczlichen | sulle. Wur uber das | ritterschaft, die eyne heyft strit- sachen. werltliche gerichte ge- | liche ritterschaft, die andere heyft gangen ist das sal man |des rechtis krigliche ritterschaft. vor deme sente nicht | Von mageschafft. Von geuatter- rugen ane alleyne wan- | schaft. Von swagerschafft. Von ne man die vritage ge- | frauwen die ir lipgedinge ver swe- bruchen hat. Noch ey- | ren. Von erbe zcu nemene neder- nes mannes tode sal| wart vnde offwart. |man en nicht rugen an eyn eczlichen sa- chen. Vryheit ist dry- erleye. XVII Dg 4 Von den czwein|) 2 Von sendrechte. 3 Von der werlde czal, von her- fursten daz ist vondem schilde und ritterlicher wirdikeit pabste und von dem und von sibbeczal. keyser welcher under in me gewalt hot. Der Gang der Rubricierung verhält sich also zu unserer Gliederung, folgendergestalt. In der Classe I Ordn. A bleibt jede Rubricierung (I-V) ziemlich auf die einzelnen Hdschr. beschränkt, ohne Verbreitung sei es innerhalb oder aufserhalb der Ordnung. Die Rubriken der Ordn. B zeigen zwar eine grölsere Gemeinschaft für die Glieder dieser Ordnung, aber gleichfalls keine Fortpflanzung über dieselbe hinaus. In Cl. II Ordn. A vereinigen sich die Glieder der Familie 1 zu der Form X, wel- che selbst einmal (in Ce) auf die folgende Familie übergeht. Diese zweite Familie bildet dann noch drei Formen (XI, XII, XIIl) aus, von denen Nr. XII selten (in Nr. 213), Nr. XI aber sehr häufig in die folgenden Abtheilungen hinüber genommen wird. Die Ordnung B und C kennen aulserdem noch vier andre Formen XIV bis XVII, unter welchen Nr. XVI auch für die Drucke zur herrschenden wird. Die Classe III begnügt sich theils wie die Gruppe Ebpw mit Nr. XIV, theils wie die Hauptgruppe der Ordnung € mit Nr. XI. 2. Die Remissionen oder Randverweisungen auf andre Stellen des Ssp. (selten des Kaiserrechts, oben S. 125) beginnen erst in Cl. II Ordn. A Fam. 2 für die Register- gruppe XI, kommen dann aber auch in den folgenden Ordnungen regelmälsig mit dieser Gruppe verbunden vor, und finden sich aufserhalb derselben, wie es scheint, nur noch in der Gruppe XVI der Cl. II Ordn. ©. In der Sache bedeuten sie wenig. In Eo steht zu 1251: wenne her zcu synen tagen komyn sy L. I ar. 42. Zu I28$3 a. E.: welch ungerichte an den lip get L. Il ar. 13, vnde welches an dy hant get L. Ilar. 16; zu 1383: wy sy schricket L. IT ar. 20. Die der Cl. Il Ordn. C sind etwas reichhaltige. Zu bemerken ist nur noch, dafs die Randstellen zuweilen den Artikeln eine geringere Zahl geben, als welche der Text der Aa? 188 HomeEyer: Hdschr. selber ihnen beilegt. Jene folgen also noch der ältern Zählung, welche der Copist nach der neueren umzuändern versäumt hat. Anhang D. Synopsis der Eintheilungen. Die Einrichtung der Vergleichungstafel ist, dafs aus der Vulgata nach Hdschr. En (in Co- lumne 1) diejenigen Artikel, Paragraphen, Sätze bezeichnet werden, bei denen die Capitel (Artikel) der übrigen Texte einsetzen. Diese letzteren zerfallen hier in drei grofse Abtheilungen. Die erste begreift die Texte ohne die gewöhnliche Büchereintheilung. Deren sind hier ausgewählt 1) aus der Cl. I Ordn. A mit unvermehrtem Texte die Texte Aq, Ax, Ai, An, Ah (nur von 10 zu 10 Artt.) und Aw mit seiner ungewöhnlichen Büchereintheilung;; 2) aus Cl. I Ordn. B, welche eine Reihe von Zusätzen kennt, die Texte Bv, Bc, Bu, Bs, Bm, Br, Bo und versio Sandomir. Die zweite Abtheilung umfalst von den Texten mit gewöhnlicher Büchereintheilung diejenigen, welche ihre Artikel nach der ältern, von der Vulgata vielfach abweichenden Weise absetzen und zählen. Dahin gehört 4) im Ganzen Cl. II Ordn. A. Fam. 1. welche manche der Zusätze von Bv ff. nicht aufgenommen hat. Beispiele ihrer Einrichtung sind für alle 3 Bücher aus Ch und Cz, aulserdem für das dritte Buch aus Cr mitgetheilt. Mit ihnen stimmen die übri- gen, wiewohl im Kleinen abweichend, in folgender Art überein. a) Im ersten Buche zählen Chir nur 63 Artikel, weil Ch Artt. 23 und 24, CA 56 und 57, Cr 1 uud 2 verbindet. Nr. 80 setzt den textus prologi als Art. 1, ver- bindet dann aber Art. 1 und 2. 6) Im zweiten Buche zählen wie Cb noch Cy{s und Nr. 80, wie Ca noch Ce. c) Im dritten Buche stimmt mit Cb u. a. CZ mit der Abweichung a. E. dals III 79 noch unter Art. 70, dann III 80, 81 unter Art. 71 begriffen werden. Fer- ner Cy und Nr. 80, welche jedoch 32 und 33 verbinden, also von da um 1 we- niger zählen. Mit C> stimmt CP; mit Cr wesentlich Cd. 2) Aus Cl. II Ordn. A Fam. 2, welche aus den Zusätzen namentlich auch die Schlufs- artikel aufgenommen hat, sind als Proben durch alle Bücher Cp und Cu gegeben. Aufserdem für das erste Buch die sehr abweichenden Abtheilungen aus Cm und aus der niederländischen Ca; für das dritte Buch von Art. 26 an aus CD. Die dritte Abtheilung stimmt schon im Wesentlichen mit der Vulgata überein. Es konnte hier daher genügen, lediglich die Abweichungen von derselben zu vermerken, während alle nicht angegebene Artikelzahlen mit denen der Vulgata zusammenfallen. In dieser Weise sind in die Tabelle aufgenommen 4) aus Cl. II Ordn. B nur De von III 58 an, 2) aus Cl. II Ordn. C: Dg, Di und die noch seltener abweichenden Da und Dy (wel- che die Bocksdorfsche Abtheilung darstellt), 3) aus Cl. III, und zwar a) aus den Bilderhandschriften Ep 6) aus der besondern Gruppe der dritten Ordnung Eb und Ew. Für die Hauptgruppe dieser Ordnung, welcher auch unsre Vulgata En angehört, ist nur zu bemerken, dals El den Art. I 25 erst bei I 25 $ 2 setzt. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 189 En Aq|Ax/Ai/Au Ah| Aw | Bv Be |Bu 2. - Sand,| Bo RSS SERBIEN. C2| Cp |Cu| Ca |Cm Di|Da|Dy Ba” Eb Ex Praef. rh. 1 Prol. 1 % 3,4 1 Text. Prol. 2 3 5 Iı ı 3 1 1 alılım)ı 61 ı) ı JIıl ı2 |ı 1 2 2 4 22a |2| 72 2 092 1212173 2121 $2 2.|3 3 $3 8| s PEERRE 3 sasası (3'383 3!4 935 3. 5 Hall Aelial 3 82 5 83 4 \44 |4 4151014 4| 6 6,7) 4 Nemet 5 5 11) 5 | Dit is 5 In dem ellenbogen 6 4 £I£/f|f fla 6 | 712 67.814465 |48 5 5| 6) 6 5101 7 |5) 5 | 6/13 71 945[5|6 |59 82 7 7 | 8/14 8| m 7 10 Wif!| 6 8 9 ı 11 83 2 8| 6 15) 6 10| 12 12| 5 Svar 6 11 Von des papen 9 13 6 8| 91 7 8|9 16 12,014 6 82 7 6 s 1613 6 S4 17 13| 15 85 10 Ep) 7 9110| 8 9 |10 161 f|f JA. ı f 8 1 11 | 7 10111 7224 14| ı7lf fA2|7f |6 $3 flfıf f ı j12|18| 8) |15 | 18 7 9 flfıfif f 12 |13 9 16 |) 191£|fjA.3| sf |8 83 8 10 17 | 20 9 85 13 14 19111 18 | 21 10 10 KIE|KRIE f 14 |15| 2012 19 | 22]f | £/A.a 9 f |ıı 11 KEG f 1516| 113 23l£f|f A.5 110 f |12 Dit 9 20 | | 12 gl£flfıf f 16 |17) 21/14 24,35] f|f A.6 11 £ |13 13 £lfıf|f f 17 |18| 22 15 21 |) 261f | £ A.7 12 f |14 14 fiflflf f 10 18/19 22 27 A.8|13 $2 27 9 14 15 alu f 19 |20| 23 16 23 | 28] s| s| 10 |14| 15 [15 16 8 12 12 |11| 20 21) 24 17 24 | 29] 9 9) ı1 |15| 16 116 $2 101 |9 4 25 | 30J10 10) 12 ir 17 171717 *) Br ist defect bis I 23 $ 2, hat jedoch I 8 SS 1, 2 als Cap. 224. %*%) Die beiden ersten Nummern in Bs beziehen sich nicht auf das Landrecht. ##%) A. bedeutet den Anhangsartikel. 190 Homeyver: En Aq| Ax| Ai Au | Ah Aw | Bv [Be [Bu | Bs |Bm| Br Imilm I. Cz \Cp |Cu |C«| Cm | Dg |Di |Da |Dy |Ep JEb [Ew I ı7 21122 31 13 18 Doch 25 Sve 26 32 18 9/ı1/ 13/10) ‚Iı3] 1222232719] |26 133 fıılıılıaız, 18 19 1012| 1411 28 27 134 j12 1215.18 82 13 201 |28!35 9/1919 20 11 1415 12 1413,23 242921] |29 36 fı3[13 16 19 19 20 6 1414 |20 21121 21 88 112|15|16 1320| 15 14 3022| |30 137 17) 120/21 21 59 | | 21 | 82 | zus 3ıla 3138 21 | Wirt 32 22 | | San | | 22122 22 13) [18 16 24 |32 39 15115.18/21/23,22° | $2 19 2526| 25] |33 40 24 22b 83 [14 17 84 20 15.2627| 126) |34 41 23 85 15 27) | 142 23 21 16 33 35 1611611922) 124 g2 29136 43 He is 24 24 16 14 18| 12728] 128130) 3744| 1171202325125 83 28|29 25 17116 | 22 |15 19) 17/29/30[34129'31| 38 145 f17|18121/24 26,26 $ 2 25 $5 18 35] 132] 39 46 f18 19,22 25/27 26 26 26 26 26 26 tet f EIER f |f 25,26,29132134131 31 flfif 27 1723 |16 20) [3031| 130/33] 40 47 519/20 23/26 28127 $2 36 41 48! 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Ca |Cp |Cu |C@|Cm/Dg | Di|Da |Dy [Ep |Eb |Ew 169 ul: f| 77| 85 nis] sılo2ls5lesl7s! 70 39 86 |117 | 62 63/6669 80 $2 48 61 87 118 81157 $3 49 134 176,34] 166.40 156 162/78) 88 1119 52/58 7ı 77 64 79) 89 [1201 63|64/67|70|83 IL ı El f 65 9olızıf ıl ıl ılı 2 50| 178 67 63/80) 91 1122| 2] 2) 2] 2 3 81 123] 3| 3| 3| 3 $2 79 68 92 % 3 3 3) 3 4 51 35 [80 69/41 66.6482) 93 125 | A| A| 4) 4 $2 67 94 126 83 | | | ı131 5 52 136 |81 70! 168165 83| 95 1127| 5| 5| 5/ 5 82 82 128 6 83 42 96129] 6| 6) 6 6 82Sve 97 83 53 71 66 m 54 |37 [84° 72 ‚69167,84| 98130] 7) 7| 7| 7 8 85 7343 6061 70| \85| 991ı32| S| 8) 8| 8 9» 100 |133| 9] 9 9) 9 N 55| 186]: 74 68 10 $ı nl 134 $2 87 135 83 38 188 7 86/101 10/10/1010 10/10 10.10 S4 136 85 44 102 86 56 11 103 1137 11a 1111 $2 89 83 90 69] 1104 1212112112 12]12 1212,12 $4 91 138 12 139 82 57| |92 76/45 70) 105 83 93 140 g4 87 141 De boden Url 106 |142 Svenne | [40 107 85 58| 194 78 7171 143 86 4l 144 87 79 S8 80146 108 1145 13 Iew. 159 89 42 95 81 72]72]| |109 1146 sır [60] 196 82 110 1147 $12 148 813 47 ss, 149 Philos. - histor. Kl. 1859. oJ Sr 194 HomeEYver: Aq |Ax Ai Au| Ah | Aw |Bv Be |Bu|Bs |Bm| Br Sand.| Bo l« €3 |Cp [Cu [Dg |Di h. 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Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 195 | | En bi Ax| Ai [Au| Ah | Aw Br] Be du Bs| Cm | Br |Sand. Bo m Ca \Cp |Cu |Dg |Di Ep [Eb |Ew 1129 elelelel |e| || 187 [2929 29 29 30 30 5513450 112658/78 7984| 94 108 142| 185 |30 30 30 30 al 31 135 27 95, 186 [31/31/31 31 32 $1Sve 31 $2 75 $3 9| [136 28 96 143] 188 32 83| 114454] 35] 17980 85| 99 114 197 136,36 36/36 31 37|39138 82 38 33 ff f f 37137 37137 39 39'40139 34 137] 29 109 189 132/32)32|32,32 32|33]32 82 56 138) 59 1441| 190 35 139 sı | 30,60 153 82 145| 191 |33]33 3333,33 3334133 36 110 34134,34134 34 34135'34 82 140 192 Kumt 31|°) lan 37 so [14152 32/62 97111/1146 193, 194] 35 35 35 35 35 37 35 36,35 38 81) 114253 33| 18083) | 98112]147| 195 35135 37,39 36,37 36 39 82] [143 34.63 113]148| 196 35/35 36 40 37 38137 82 57 40 s4| 114555 36| |8181,861100|1151149| 198 |3838 3838| 41 4l 84 ERBE f 164 101 85 EL RlerdnE f 199 4l 58114656 37| 82,84 87j102]1161150| 200 |39,39,39139) |42 42 42 55159 147 35] 183.85 103/117)151 |) 201 4040 4040| 43 43 43 86] [14857 39165 1041181152 | 202 J41 41 41aı) |44 44 82 153 | 44 149 203 142424242) 45 45 82 Ein | f f 166 154 83 87 58120] 40 105/119 45 60 150159 88 155| 204 [434343143] 146 46 46 151/60 41) |sas6| J106l1201156| 205 |4444 4444| 147 82 206 147 47 »s| [152 42| |s5 87] j107j1211157| 207 [45145 4545| 148 148 83 59 | 48, 84 61,153 67 89/108 46146. 4646| 49 48 49 48 85 208 48 43 82 154 209 g4 If EIF f| 15688 122 210 85 Einen f I68 158 87 211 88 159 810 EEE f 90. 1091123 160 | 212 49 90 155,61 44| 187189] [110 213 [4714747 47) 150 50 50 45 | 214 [asususas| 151 51 5l 46 49149149 =) Bv überspringt die Zahl 61. Bb2 196 En Aq |Ax| Ai JAu 15182 52 91,62 53 92) |156 54 93| 1157162 85 94| |158 55 95| [159 56 160163 $2 57 96631161164 58 162.65 $2 82 Des 163 Geld 164 $3 >9 97) 1165 66 83 9864 166 67 50 99) |167 61 100 65,168 68 85 169 62 101/66,170 82 67 83 171 33 102/68|172)69 $2 64 103) [173,70 82 174 83 175 84 176 65 104) [177 66 10569/178171 $2Des 67 106) [17972 68 69 107 70/180 70 73 71 181 $2 182 Sverd 183 83 184 72 108 71 185 74 $4 f | er 85 ellsalkt Aw |Bv |Be 1147/69 48 49170188 50 51 7189 52 7290 55) 54.73 55l 191 56) 192 577493 58 5975 601 194 61] 195 62/76 96 Il ı| 197 2) 198 3 180 4 5177 ”) 7 7899 f 79 f HomeErYer: Bu | Bs | Bm | Br |Sand. 1111124161 112/125|162 113|126|163 114127 115 116|128|164 90 91) 91 92,117/1291165 118 130 119131 93| 93|120/132)167 94 95| 9411211133 95 134 135 97 122 96 136.170 98 124 137 97,125/138 98126 127 99 100128139, 99 100 101 141 Bo 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 61 62 57 60 61 62 63 64 72 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 Cu Dz | | 49 |51/52 50 | |53 51 | 154 52 ” 53 | 56 54 | |57 55 | |5s| 56 | 59 57 | /6o 58 | eı 59 | 62 60| 1,63 61 | 164 62 | (65 66 63 64 | |67 65 | 168 66 | 69 67 \70170 68 69|71 69 71[72 70 172,73 65 66 67 68 69 70 71 72 73 *) Sand. überspringt die Zahlen 171 bis 200. **%) Art. III 6 in Aw enthält einen Zusatz. Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. En Aq I Ai [Au| Ah | Aw |Bv| Be | Bu | Bs | Bm Br Sand.} Bo l« C IA Cu \Dg | Di |Da |Dy [Ep [Eb |Ew IL ı 109 LII8 130 z10l243l ılı) ıl ı Ban 2 ı10l Jıssl 1140| 9| J1oollosıonlıaıl 142 j211 1244| 2] 2| 2) 2 3 187|75 10180 132| 143 1212|245[ 3] 3] 3) 3 Över 188 4 189 11) 1011104 144 246| 4| 4) 4| 4 82 190 5 11) [191 12 133) 145 j213|248[] 5| 5| 5| 5 82 112 76 13 134 $3 192 146 247 | | 4 193 6 113,72|194 14181 135 214 249] 6| 6| 6 6 83 195 215 | 7 114, [196 15) [102105/102|136 216 1250| 7| 7| 7] 7 | 84 197 16,82 147 1217 8 115\73|198[77 17| [10311061031137) 148 [218 1251| 8) 8] 8] 8 9 199178 ı8| |104107| 138] 149 252] 9| 9) 9| 9 82 200 85 74.201 83 219 1253 10 116,75 20279 | 139| 150 aan 954 ul 10110 | $3 84 221 n ft f III ı 111 12 76.203180 19) |105 108 151 12221255 | 12]12]12)12 | 82 204 256 | 12 13 117177 205 20 140| 152 2571 13/13/1313 14 118|78/206 21 142 223 1258| 14/14|14114 82 207 22 259 15 9208| 1150| 23) |1061109| 141) 153 |224 [260 15115115115 $2 | [801209 | 24 154 261 83 au0 25 225 |262 S4 8121181 26185 263 16 Sve 212 16 119| 1213 27 143) 155 1226 1264 16 82 821214 1616 16 16 $3 215 1071110 156 265 | 17 216182 104 144 266 | 17117.17|17 18 83 28 227 82 217 86 228 | | 19 120) 1218 29 145| 157 18118 18,18|18.18 20 121/841219]83 30| jtosjt11]105|146| 158 [229 |267 | 1919119191919 2l 85/220/84 alleli. 106| |159, 160230 \268 | 20/20|2020|20 20 22 86[221/85 32871101112] 1147] 161 231 1269 [21 21[21)21|21 21 23 122] [222/86 33| |109113[107 162 |232 |270 | 2222|22)22|22|22 24 223 34 23 23]23|23]23|23 $2Sve 224 25 87|225|87 35188 148 233 12711 24 24]24.24/24124 2 123) [226 114 : 12721 [25 83 1227 | III 26 $2 27 28 82 29 N 1 Die man 82 30 ı Let 83 So secgen 84 12438 i 125 126 127.93 123 129 130 131 132 13396 : 97: 134 135198: 136199]: 137 89 END 91]: 92"; 238 239 240 241 ‚242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 An ss III 36 Irıo | Ah 891160 90 91 93 94 96 98 99 100 101 102 Aw Homeyver: Bv | Be Bu 115.160 113|164|179 37 111115 89|112]116 38 39 40 f |1ı7 41 42 113/118 43 44 114 90 45 119 46 47:91 as 118, f 49 148 50 51192 149 52 150 53 119 54 151 55 152 56 153 57 23] 154 58 11201055 59194 156 60 157 61 121/158 62195 159 63 96 | 2111/1581173 Bs | Bm | Br ra 234 Sand. 1273 149 " 235 1274 166 151 167 238 239 152 240 | 168 241 169 109)153/170 242 154 243 110|155|171 244 245 247 159/174 160 248 175 112[161,176 249 162|178)252 163 253 254 I 255 236 1276 5,237? 1278 ya7b 275 277 279 250 281 282 283 284 255 256 287 [288 259 290 291 292 293 294 295 296 1297 =] Ch 25 26 27 28 29 30 3l 32 33 Cr G2 ‚Cp 25 262525 29 29129 30 30130 31131 33133 39142142 Cu C3 Dg| Di |Da 27 1128 % 28]29 29 30 30: 3llö 32 31133): 36 38 3737 I | | 37 39 3838 39 41 40.40 40 42 41141 | Dy Ep |Eb |Eı 26 29 30 33 \ nn 0: — $5 1 [07 Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. Aq Ax Ai Au 138 287 139 |100/266 |103 140 101 104 141 |102/267 |105 106 142 107 288 f- 1 1 |MBınR EI NER, | Ei Ben 8 far cr near dla | 143 103/268 |108 269% 144 2690 289 |109 145 290 104/291 |110 270 146? [105/271 |ı11 146° 292 293 294 147 [1061276 |112 190 277 148 1107278 |113 149 281 250 150 279 272 273 151 |108)295 |114 109 152 |110|285 |115/190 153 236 154 |111 252 |116 233 254 155 274 |117 III 64 77 78 79| 50 81 82 83 84 85 86 87 ‚102 ‚103 101 104 105 106 107 108 109 Bu 117/121 122122 123 123 in | in £ |ı21 94, 96 124/124 125| f f f 126) f 127|125 128) f f 129| f 130! f 131) f 132 Bo | Ch Cr 199 D3 |Di Da |Dy aa 42.42 43143 4444 Il 48 48 49 49 50,50 5251 5352 5453 55.54 Bs | Bm Br Sand Ca | Cu |C$ | De 166 SEHREIEE LI) FUTTER TE Theheeetv Tr En | 1 Te SO RaDE EI I TEOEE Tiedesef v TE ET 5 IT 114/167 256| 298 JIII43| 40 43143/41143 115168180 1257| 299 44| 41 [44 44/42/44 169 258) 300 116 170/181 |259| 301 45! 42 145/45 43 45 117171 260 1721182 |261) 302 118 ; 119.173 262, 303 45 | 5 120 1741183 1263| 304 | 121 264 49) 122 305 50 123 175!184 306 am. f| 4446 124 176185 |265| 307 46| 43 47/46 46 47 125 308 47| 44 48147147 48 177|186? |266 126 18651267) 309 48) 45 |49 48 48.49 310 | 1781187 2681311, 312 | 179 313 49| 46 50 49,49 50 269| 314 188 51 270 !180 315 50| 47 52 505051 127,181]189 271 316 | 182 2372| 317 51/48 53 51 51'52/58° 273| 318 52| 49 154 52 52 53 58° 1841191 1274 53150 55 5353 54,59 | 275 60 129 185|192 [276] 319 54 51 156 545455 | 320 130 186/193 2377| 321 55 52 5755 55 56 61 131 187/194 |278 132 1881195 |279| 322 56| 53 58156 56 57,62 15655 | 323 133,189|196 280| 324 57, 54 59157 57,58:63 |57,56 Ep [Eb |Ew 46146 47\47 ve 200 III 648 83 Homeyver: Aq | Ax | Ai | Au Aw (M Be | Bu | Bs | Bm | Br |Sand.| Bo l« Cr | C> |Cp [Cu |Cö |De |Dg | Di |Da I Ep |Eb [Es | 197 275 III 88 134 190 281 1325 135 110 136 191 282 126 112]296|118 89 f 137,192 283 58155160|58|58|59 64 58157 297 15 298 90111/1133 138 193| 1284 1326 | 59|56,6159/59/60|65 59158 157 299/119 9] 194 60 300)120 92] f 198 285 327 | 60 57 62/60/60 61166 59 | f 61158 63 61161/6267 61 158 1133011121 93 112 134 127|139 195/199 286 |328 | 62 59 64.62 62/63 68.62 60 159 94,113 | 196/200|287 63/60 65 6363/64 69 63 61 329 | 64,61 66164 64,65 70 64 62 f f 116,120|140|197 201/288 |330 | 65 62 67165 66,66 165 63 f f | Ra a: 7373,7 160 95/1141135]128114111981202,289 |331 [64] £ | 6567| |66 66/63 69/66 6768/71167 64 161 96115/136129 1992031290 1332 ‚70 72168 13711301142/200|204/291 1333| 67164 |67 68169 73 69,65 162 97\1161138]131 2011205|292 1334 | 6865 71/68 6970| 70,66 293 163[117|309|123 98 139] 132)143/202|206|294 |335 | 69/66 72.69 70 71174 7167 117 2031207|295 7067| 1707172] 172168 73/71 79|7 79 164 991118]1401133| |2041208/296 |336 | 71,68 74 72 72|73[75/73/69 8018018 165/1151319] f 100 141/134|144|205 209 297 |337 75 76 sılsıls 166 101 210 338 167 102)119|142 145 72| f 7673 73 74) |81 168/116] f 211/298 |339 fIf| 17474177) |70 f f 135 212 f 7475 75171 8283 f f \120)143 136 299 13401 £\f | f 75 78 176.75) 17672 f f 144 137 213300 341) £|f | f 76 176179 214| 1342 177 77[73 ! f f 11211145 138 206 215 301 13431 £|f | f 77 |7780 7874 { 302 344! | | f f 146 139) 1207|216 | f|f| f 78 78,78,8179)75 N f f 110 217 345; fl f| f 179 79 79,82,80,76 | Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. En Aq |Ax Ai Au Ah|Aw | Bv | Be | Bu | Bs | Bm | Br |Sand.| Bo la ih Cp u | | | 122 | | 2141903 349 | | so 88 FISIEIEIE 72140 146 3471 f f1sı 82 219 85 123 304 89 led 14711411147] 220 f|f\f 82 90 £I£IfIE £| £ 1241148)142|148/207]2211305 [3481 f | f | f 83 3 149 143]149| 1222/306 9 EMIEIEE 150'144/150 3491 f | f|f 8a $2 | | | 145 | 350 | Philos.-histor. Kl. 1859. Cu |Cö |De |Dg | Di 83 80184 e iR Zu 8118518277 82|86183|78 87184179 85 83 Da 92 201 Ep |Eb 88 88 89189 9090 91/91 92 202 However: Anhang E. Verhältnifs der Gliederung des Landrechts zu der des Lehnrechts. Die Classen und Ordnungen des Lehnrechts stellen sich von Cl. I-IV bestimmt als Glieder einer zusammenhängenden Entwicklungsreihe dar, während Cl. V (mit 2 Hdss.) anomal daneben steht, S{p. IL 1 S. 67. Trifft nun im Lehnrecht eine jener vier Classen mit einem Landrecht in derselben Handschrift zusammen, so wirft die Ermittelung, welche Ordnungen des Landrechts sich mit einer gewissen Stufe des Lehnrechts verbinden, zugleich ein Licht auf die Folge unter den Gestalten des Landrechts. Was in dieser Beziehung bei den ein- zelnen Ordnungen S. 106, 125, 144, 147, 154, 157 bemerkt worden, stellt die Tabelle übersicht- licher zusammen. Dabei ist unter der Gliederung des Lehnrechts I B die Übergangsgruppe von der ersten zur zweiten Classe (S{p. II 1 S. 61) verstanden. Unter den Hdss. sind die- jenigen, deren Lehnrechtsform ungewils ist (Nr. 33, 623, 662), oder wo die Zugehörigkeit des Lehnrechts zum Landrecht nicht feststeht (Nr. 605), weggelassen worden. Lehnrecht state 77] 2 | 3 | 4 MER FE Landrecht [© 1A | IB MI | IL A | BT IA 3, 79, 120,214, 374, 433, 467, | 521,575, 593. IBAN er . 85, 91, 121, 131, ee een 442,195. 248. TAT TE ee 616. IT Asa ga a ee 53, 421, 698. TITAN SE ee | 168, 312, 659, | ı 697. IIBE ee 21302, 30845094 639, 726. 314, 699. 213. 304, 395. .|24, 147, 165, 202, 279, 288, 299, 303, 356, 393, 394, 441, 448, 525, 576. IC et 2.2 A 83 346;) 347.47 3143n 2408 434. | 577. Es ergiebt sich hieraus zweierlei. Einmal: die Folge, in welcher die Gliederungen des Landrechts von der Aufnahme einer frühern zu der einer spätern Lehnrechtsstufe fortschreiten, entspricht ganz der Folge der Ursprungszeiten, welche anderweitig für die Ordnungen des Landrechts angenommen werden durften. Cl. I Ordn. A, die ursprünglichste des Landrechts, bleibt bei der ersten Lehnrechtsstufe stehn. Die zweite Stufe wird von Cl. I Ordn. B, die noch im 13ten Jahrh. entsprungen ist, angenommen. Die dritte gesellt sich zu Cl. I Ordn. A, Cl. HI Ordn. A, Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. 203 B, C 1, welche nacheinander ungefähr vom dritten bis zum sechsten Jahrzehnt des vierzehn- ten Jahrh. hervortreten. Cl. II Ordn. B, auch wohl dieser letztern Zeit angehörig, hält sich schon mehr zur vierten Lehnrechtsstufe; Cl. II C 2, deren älteste Hdschr. von 1369, kennt lediglich diese. Cl. II C endlich, deren älteste Recension nicht über 1386 zu verfolgen, nimmt aulser der vierten auch noch die Ste und 6te Stufe auf. Merkwürdig ist zweitens, dals die spätere Ordnung des Landrechts nicht allein die spätere Stufe des Lehnrechts kennt, sondern regelmälsig auch nur an diese, also an die grade neuste Gestalt des Lehnrechts sich hält. Nur bei II B tritt eine kleine Abweichung ein, eine andere bei II C, welche jedoch aus der weiteren Spaltung dieser Ordnung in verschie- dene Recensionen sich erklärt. —e< DD — Druckfehler. 5.99 Z. 2 v. o. lies ND statt MD. S. 118 2.2 v. o. lies 597 statt 579. S. 120 Z.1 v. o. lies Co statt Ce. S. 128 Z. 6 v. u. lies c) statt C. S. 137 2.7 v. o. lies 626 statt 627. Ce [59] 204 Homerver: Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. In’hla'lt. Vorwort. Ba ne ee Abschnitt 1. Grundlagen der Classification Abschnitt 2. Die einzelnen Classen. Erste Classe. Ohne Glosse und Büchereintheilung . Erste Ordnung. Unvermehrte Texte Zweite Ordnung. Vermehrte Texte . Allgemeine Betrachtung . Zweite Classe. Mit Glosse und Bachereimiheilung . Erste Ordnung. Glosse nicht über III 81 hinaus. Erste Familie. . Zweite Familie Gemeinsames Zweite Ordnung. Glosse bis IT 87 Dritte Ordnung. Glosse bis III 91. Überhaupt ö ER ä Dritte Classe. Ohne Glosse mit Büchereintheilung. Erste Ordnung. Bilderhandschriften . Zweite Ordnung. Systematischer Sreenspiegel‘. Dritte Ordnung. Ohne Bilder und System Überhaupt : Abschnitt 3. Ergebnisse. I. Übersicht der Gliederung . II. Verhältnils zu Nietzsche’s Chess Abschnitt 4. Anhänge. Zahlenverhältnisse Die Probestelle I 71 Rubriken und Remissionen Synopsis der Eintheilungen . . RER Buowp ——ah ue—— Verhältnifs der Gleise des eerecht, zu en 1% Lehnrechts . Seile 83 87 9 92 98 106 110 117 119 121 126 133 144 146 148 154 158 165 171 173 175 183 188 202 Über die /ajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 5 Non H= "WEBER. mnnnannn ann [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 26. Mai 1859.] D.c Professor Wilson’s gütige Vermittelung vor kurzem in den Besitz eines Exemplars des bei uns seltenen Druckes dieses interessanten Schrift- chens(!) gelangt, halte ich es für angemessen, demselben hiermit eine nähere Besprechung zu widmen, und den Text zugleich wieder allgemeiner zugäng- lich zu machen. Die erste Bekanntschaft mit der Yajrasüci verdanken wir dem um die Erforschung des Buddhismus so hoch verdienten britischen Residenten in Ne- pal, Brian Haughton Hodgson, der am 11. Juli 1829 eine (ziemlich freie) Übersetzung derselben an den Secretär der Royal As. Soc. of Great Britain and Ireland einsandte, welche am 1. Januar 1831 darin vorgetragen ward und sich im dritten Bande von deren Transactions auf p. 160-169 unter dem Titel „A Disputation respecting Caste by a Buddhist, in the form of a Series of Propositions supposed to be put by a Saiva and refuted by the Disputant” aufgenommen findet. Hodgson leitet die Übersetzung mit einigen warmen Worten über das Verdienst und die praktische Wirksamkeit des Werkchens ein, und erwähnt am Schlusse derselben, dafs über die Persönlichkeit und Zeit des Acvaghosha in Nepal nichts Näheres bekannt sei, dafs er aber da- selbst als ein grofser Weiser und Vf. noch auderer Werke, wie des Buddha- (!) Der Titel ist: The Wujra Soochi or refutation of the arguments, upon which the brahmanical institution of caste is founded. By the learned Boodhist Ashwa Ghoshu.— Also the Tunku, by Soobajee Bapoo, being a reply to the Wujra Soochi. 1839 pp. 13. 60. 8. (Die Farbe des Umschlags ist ein schmutziges Ziegelroth, womit wohl die heilige käshäya- Farbe der Buddhisten dargestellt sein soll). 206 WEBER Caritra-Köeya(') und des Nandimukhasughosha Aradäna in hohen Ehren stehe.(?) Übersetzungen ohne Text sind nun immer eine mifsliche Sache, und vom Standpunkte der Wissenschaft Texte ohne Übersetzung ihnen bei Wei- tem vorzuziehen. Diesem Desideratum hat für die Yajrasüci der britische Agent in Bhopaul, Lancelot Wilkinson durch obige Ausgabe (1839) abge- holfen. Dieser ihätige Mann, dessen frühzeitiger Tod im Jahre 1841 sehr zu beklagen ist, traf auf die Fajrasici zuerst in den Händen „of a Brahman of Nassuk, who called himself a Brahmachari devoted to the service of the Supreme” und der ihm eine Abschrift davon gestattete. Als Wilkinson dann später von Hodgson dessen Artikel aus den Transactions erhielt, und daraus den buddhistischen Ursprung des Werkchens erkannte, beschlofs er im Interesse der Sache den Abdruck des Textes (p. 1-13), unter Voraus- schickung jenes Artikels (p. V-IX). Sein Pandit indefs, ein eifriger Fishnuit, liefs es sich nicht nehmen, dem gefährlichen Werke zugleich auch eine Wi- derlegung (?) (p. 14-60) beizugeben, und Wilkinson gab, um beiden Theilen gerecht zu werden, seine Einwilligung dazu. Er mufs übrigens sich diese Wi- derlegung nicht näher angesehen haben, da er ihren Vf. wegen seines „talent and learning and, all things considered, liberality of sentiment and regard in truth” lobt, ein Lob, welches der Inhalt derselben nur in sehr bedingter Weise verdient. Später hat sich dann Burnouf in seiner Introduction a l’histoire du Buddhisme Indien (1844) p. 215-217 mit dem Werkchen und Vf. beschäf- tigt.(*) Wenn er dabei sagt: „’emploi du mot Yadjra me donne a penser (') Befindet sich auf der Kais. Bibliothek in Paris (D. 106). — [Nach Aufrechts Angabe (Ujjvaladatta pref. p. XIX und p. 152) wird ein Vers aus einem Werke dieses Namens von Räya Mukuta, der seinen Comm. zu Amara AD. 1431 schrieb, darin zu I, 1, 2 erwähnt. Derselbe Vers findet sich auch bei Ujjvaladatta (zu Un. 1, 156): ist er also in jenem Werke wirklich enthalten, so würde dasselbe, resp. sein Verfasser Agvaghosha, somit vor Ujjo., der ja seinerseits von Aäya M. öfter citirt wird, zu setzen sein]. (?) Vergl. den Excursus am Schlusse. (‘) Verfalst: nandabänagiricandrasammite Gälivädhanagake, also Cäka 1759 d. i. 1837. — Der Name desselben, zanka, „a hatchet or stonecutters chisel”’ Wilson, bezieht sich wohl auf das „vajra, Demant” in vajrasücı. (*) Er sagt von Wilkinson’s Ausgabe: „la traduction et l’avertissement occupent 100 pages”: dies ist wohl nur ein Druckfehler für „13 pages”: alles Uebrige stimmt aufs Ge- naueste überein. — Aus Köppen’s trefflichem Werke „die Religion des Buddha” 1, 129 Hy 3ER über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 207 que ce traite est moderne”, so möchte dies wohl etwas zu rasch geschlossen sein. Dagegen spricht u. A. der für die Geschichte des Werkchens höchst merkwürdige Umstand, den ich bereits in meinen Acad. Vorles. über ind. Lit.-Gesch. (1852) p. 156 angeführt habe, dafs nämlich eine Upanishad glei- chen Namens existirt, welche dem Cankardeärya (also dem achten Jahr- hundert) zugeschrieben wird, und deren erster Paragraph dem Inhalt nach wesentlich mit dem Werkchen des Acvaghosha identisch ist. Ich verdanke meinem Freunde Schiefner eine in lateinischen Lettern gemachte Ab- schrift derselben (= S) aus der leider sehr schlechten Handschrift nro. 4 im Asiatischen Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, wo sie in der Unterschrift genannt wird: „iti ericamkaräedr- yakritä "ptavajrasüci upanishat”. Es erhebt sich nunmehr die Frage, wer als der ursprüngliche Verfasser des beiden Werkchen gemeinsamen Theiles zu gelten hat, der berühmte Ye- däntalehrer des achten Jahrhunderts, in dessen Munde eine so zerseizende Polemik gegen das Kastenwesen zunächst billig befremdet, oder der gelehrte Buddhist aus unbekannter Zeit, dem sie vollständig angemessen ist? Die Ent- scheidung einer solchen Alternative würde nicht zweifelhaft bleiben. Nur Cankara könnte es sein: denn während Acraghosha, der tolerante Buddhist, ohne Bedenken seine Argumente von Cankara entlehnen konnte, so ist da- gegen der Fall kaum denkbar, dafs Cankara, der Feind der Buddhisten, von Acvaghosha geborgt haben sollte. Aber freilich, ist es denn überhaupt als möglich zu denken, dafs Cankara so etwas habe schreiben können? spricht nicht der Inhalt auf das Entschiedenste gegen seine Autorschaft? sind wir befugt, auf eine blofse Unterschrift hin, ihm ein solches Werk zu vindieiren? Nun, darauf läfst sich erwiedern, dafs man wohl schwerlich gerade dieses Werk dem Cankara vindieirt haben würde, wenn es nicht wirklich von ihm stammte! Auch findet sich in dem Inhalt der andern Paragraphen (') man- cherlei ziemlich Alterthümliches, z. B. unmittelbare tadelnde Erwähnung (*) der Buddhisten (Bauddha) neben den Saura und andern zum Theil ältlichen Sekten: überhaupt ist derselbe vollständig dem strengen Fedänta - Stand- ersehe ich, dals die Yajrasüc/ „auch von Percival für Missionszwecke in Ceylon übersetzt” worden ist. (') Siehe darüber Acad. Vorles. a. a. O. (2) Trotz der Verderbtheit des Textes halte ich es doch für zweckmälsig, diese wichtigen Stellen mitzutheilen: das Metrum ist Cärdülavikridita: 208 WEBER punkte Cankara’s angemessen. Aber vor allen Dingen, auch der $ 1 der Upanishad selbst hat gar nicht den Sinn und Zweck, zu welchem sein Inhalt bei Acvaghosha verwendet ist, nämlich die Hoheit des Brähmanastandes an- zugreifen, sondern nur den Zweck, das wahre Wesen, das Ideal gewisser- massen eines ächten Brähmana herzustellen, zu zeigen, wie derselbe be- schaffen sein mufs, um zur Erkenntnifs der in den weiter folgenden Paragra- phen gelehrten Dinge fähig zu sein. Cankara’s Resultat ist, dafs der Brahma- kundige (drahmavid) allein der wahre Brähmana sei: er will aber damit wohl schwerlich die dazu nicht Fähigen als der Brähmanawürde völlig ent- kleidet bezeichnen, sondern nur den Fähigen verherrlichen, oder wie Soo- bajee Bapoo in seinem /anka pag. 24 sagt: „idam vacanam jnänavadbräh- manastävakam (na tu cüdratvapräpakam”.(!) RO ZU OH EI U = u, tathä hi: vedamtärkakarkagamabahutarkata (?) grastä(h?)param mäyayä bhattäh karmv vdAkulä hatadhiyo doaiteti vaigeshikäh | anye bhedaratä vivädakalahäs te tattvato vancitäh, tasmät siddhamatam svabhäsakamayam _dhirah param samgrayet yy\l nänäsoiyamprapancatamtravadyapatavo (wohl blos: nänäseiyakatanırae ) mäynda- kärävritäh, sänkhya vaishnava-vaidikä vidhiparäh samnyäsinah snätakäh I saurä nindyaparä(h) prapancaniratü bauddhä jinagrävakäh (vaudväjanägr. Cod.), ete kashtaratä tripathagatäs (tripanthagamanäs?) te tattoalo vancitäh 2 tasmät siddhamatam svabhäsakamayam (cdäsakamayam? Cod.) dh. p. samer. || caiväh pägupatä mahävratadharäh kälimukhä jangamäh, ganecäh sakaleshtadam ganapatiın dhyäyanti citte ’nigam \ cäktä (h) kaulakulätm(aj)ärcanaratä(h) käpälikä(h) cämbhaväh, ete ’nye 'pi ca yantratantraniratäs te tatlvato vancitäh 3] tasmäd (hier sollte nun wohl der Refrain Zasmät siddh° folgen?) ıı äcärya buhudixitähutiratä nagnäoratä(s) täpasäh, nänätirthanisevakd japaparä maunisthitä nityagah \ nityam vä ’naganädinä ”tmadamane dattävadhänäh pare, ete te khalu tatparäh (del.!) duhkhabhäraniratäs te tattvato vancitäh 3 tasmäc (auch hier soll wohl wieder der Refrain Zasmät sidadh° folgen?) ıı cdroäka(g) caturädh svatarkanipund dehätmaväde raläh, sarveshäm atirastiduhsahaparä(!) dvaite paräsaktikäh (rämgaktikä Cod,) | kartäram prabhajanti jivanaratä (jä° God.) bhüteshu ye (yah Cod.) nirdayä(s), te vesmidivikalyam(?)eova viphalam, naiod’sti moxam (!) param ul (') Merkwürdig ist, dals der Vers, von welchem S. B. dies aussagt, mit geringen Va- rianten derselbe ist, welcher dem Schlusse des $ 1 bei Gankara vorhergeht (s. p. 213). Es über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 209 Es steht also, unsrer Ansicht nach, nichts im Wege, die Upanishad wirklich, wie die Petersb. Handschrift angiebt, dem grofsen /edäntalehrer zu- zuschreiben. Wohl aber erhebt sich nun die Frage, warum Acvaghosha, wenn er sein Raisonnement derselben entlehnte, nicht direkt angegeben hat, dafs sein Werk eben auf dieser Upanishad Cankara’s beruhe. Man sollte doch meinen, dafs er dadurch das Gewicht seiner Gründe seinen Gegnern gegen- über bedeutend verstärkt haben würde, wenn er sie auf eine solche Aucto- rität zurückgeführt hätte. Allerdings ist dies auffällig, doch scheint es mir ziemlich müssig, hierüber irgend welche Vermuthung aufzustellen. An der Identität des Stoffes aber deshalb zu zweifeln, wird kaum angehen: und eine etwaige Annahme, dafs beide Verfasser, Cankara wie Acvaghosha, densel- ben einer dritten Quelle verdanken, dafs diese Art der Polemik gegen das Kastenwesen etwa die schon vor ihnen bei den Buddhisten gebräuchliche ge- wesen sei, ist wohl darum zurückzuweisen, weil Cankara sich dann schwer- lich derselben für seinen ganz verschiedenen Zweck bedient haben würde. ie) Jedenfalls hat Acraghosha das vorgefundene, wohl eben rein theoretische, Dietum des Cankara in höchst geschickter Weise praktisch nutzbar gemacht: si duo dieunt idem, non est idem, zeigt sich hier einmal wieder sehr klar. Er hat sich indefs nicht etwa darauf allein beschränkt: nur das erste Drittel sei- ner Polemik ($ 1-16) entspricht dem Inhalte des $ I der Upanishad, die an- dern beiden Drittel sind vollständig sein eignes Werk: der zweite Theil zu- nächst ist allerdings theilweise ($ 18. 19) mehr oder weniger nur eine Reka- pitulation, resp. Variation des ersten, mit demselben negativen Resultate, dafs das und das nicht das wahre Wesen eines Brähmana ausmache, und enthält im Uebrigen ($ 17. 20. 21) eine Polemik gegen einige speciell für die Niedrigkeit der Cüdra geltend gemachten Gründe. Der dritte Theil ($ 22-25) aber ist positiv, wendet sich zunächst zu einer Auseinandersetzung darüber, weshalb nur eine Menschenkaste, nicht vier derselben zu statuiren seien, und schliefst daran eine Darstellung dessen, was den eigentlichen Un- muls dies wohl ein Vers sein, der noch jetzt traditionell von Munde zu Munde geht, denn dals der gelehrte Pandit ihn aus der Upanishad genommen habe, kann ich mir nicht gut denken: er mülste ja dann auch von der Identität des von ihm so schnöde bekämpften Schriftchens mit dem Werke des grolsen Gankara gewulst haben! eine Identität, die ihn ge- wils mit Entsetzen erfüllt haben würde! Philos.- histor. Kl. 1859. Dd 210 WEBER . terschied zwischen den Menschen begründe, was resp. das wahre Wesen des Brähmana sei. Es ist noch ein Umstand zu erwähnen, der unsrer Annahme, dafs Acvaghosha den ersten Theil seiner Polemik der gleichnamigen Upanishad entlehnt habe, noch ein ganz besonderes Gewicht giebt und auch im Übri- gen für sein Werk höchst charakteristisch und bedeutungsvoll ist, demselben seine Hauptschärfe und Wirksamkeit verleiht. Acraghosha stellt sich näm- lich darin durchweg auf den Standpunkt seiner Gegner selbst, gründet seine Argumente nur auf Beweisstellen, die der brahmanischen Literatur entlehnt sind, und die entweder unmittelbar das aussagen, was er selbst zu erhärten wünscht, oder durch ihre Unvereinbarkeit mit den sonstigen brahmanischen Dogmen die Unrichtigkeit dieser direkt involviren, oder endlich durch ihre Absurdität ihm ihre Bekämpfung leicht machen. Eine hervorragende Rolle spielt hierbei das an Widersprüchen bekanntlich nicht arme Gesetz- buch des Manu, welches viermal erwähnt wird: von den sechszehn Versen, die so daraus ceitirt werden, kann ich übrigens nur zwei in unserm jetzigen Manu-Vexte nachweisen: und es fragt sich nun, ob der Verfasser die übri- gen rein erfunden und nur dem Manu in die Schuhe geschoben hat,(') oder ob dieselben nicht vielmehr einer der verschiedenen Recensionen des Manu- Textes (Yriddhamanu, Brihanmanu) angehören, welche uns nicht mehr er- halten sind. Ich möchte für letztere Annahme stinımen, da die reine Erfin- dung so zahlreicher Sprüche von den eifrigen Gegnern des Verfassers gewils erkannt worden wäre, er dieselbe somit in dieser Ausdehnung kaum wagen konnte! Denn dafs wir hier ein Stück pulsirendes, frisches Leben aus den Kämpfen zwischen Buddhisten und Brahmanen vor uns haben, nicht blofs ein theoretisches Kunststück, wie es bei aller Bissigkeit der /anka seines mo- dernen Gegners Soobajee Bapoo ist, das springt aus der ganzen lebendigen Haltung der Rede entgegen. Auch die übrigen Citate aus dem Yeda, dem Bhärata, der smriti, dem sarvacästra (!), Cukra kann ich nicht, oder nur zum geringen Theile, nachweisen: dieselben sind mehrfach in brahmanischen Schriften allerdings befremdlich genug, indessen auch hier meine ich, dafs wohl nur die Unzureichendheit unsrer (resp. vielleicht nur meiner eigenen) (‘) Zu verwundern ist, dals der Verfasser des tanka sich diesen Vorwurf hat entgehen lassen, er schluckt sie aber alle als ächt hinter. nn über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 2311 Kenntnifs Schuld daran sein wird, da der Verfasser ja seinen ganzen Erfolg aufs Spiel setzte, wenn er unächte Stellen herangezogen hätte. Ein Citat aus Pänini, das mit viel Witz benutzt ist, zeigt ihn uns übrigens als einen vielfach bewanderten Mann, und für die Geschicklichkeit, mit welcher er seinen Gegenstand handhabt, sowie dafür, dafs er den richtigen Weg einge- schlagen, als er seine Walfen aus dem Arsenal des Feindes selbst entlehnte, legt, wie Hodgson und Wilkinson bereits bemerkt haben, der Umstand gül- tiges Zeugnifs ab, dafs die beiden Pandit derselben, zwei nach ihrem Zeug- nisse sonst ganz „learned, enlightened, wise” seiende Männer, dadurch im höchsten Grade alarmirt wurden: der Pandit Wilkinson’s beruhigte sich nicht einmal mit dem Zaghutanka, der uns gedruckt vorliegt, und in welchem seine Wuth oft genug klar zu Tage bricht, sondern schrieb noch einen dri- hallanka, auf den er gelegentlich (p. 43) verweist, und in welchem er wohl derselben noch ungezügelter gehuldigt haben wird, als hier, wo ihm Wil- kinson’s Patronat doch gewisse Schranken auferlegte: geht er doch auch hier am Schlufs so weit zu sagen, dafs von Rechtswegen dem Frevler die Zunge abzuschneiden sei, und er nur aus Geduld (wamd) sich mit dieser blofsen Andeutung begnügen wolle. Übrigens sind einige seiner Einwürfe nicht un- geschickt, und er bringt auch sonst gelegentlich manche interessante Angaben bei, wie sich im Verlauf ergeben wird. Ehe ich nun zu dem Text des Acvaghosha übergehe, halte ich es für nothwendig, zunächst den nach meiner Ansicht dem ersten Theile desselben zu Grunde liegenden $ 1 der upanishad mitzutheilen. Der Styl des Werkes — eine heuristische Stylart — ist überaus abrupt, und bedarf die Ueber- setzung wesentlicher Ergänzungen, wie ich sie in Parenthese gegeben habe. Der Inhalt desselben darin, wie sehr wir auch die oben gemachte Restriktion über die Tragweite der Absicht des Verfassers betonen mögen, dennoch im Munde eines Brähmanen immerhin eine grofsartige Erscheinung. agJatl') DASTITT TTATTTTRTET | ZU STTTZTeTTeTt TC STTTETOT u ATI: aaa Aym: NEaalT STATT) ı Aa ar: g- (") vajragüjim S. (°) Für ganı aut! 312 WEBER tet ZIerl) ARAFeerztaet eeiferletgeng ı Aa Tale AT at gam am Fe Fe Ram Ram Mm az mm area Fa mrazte) faneat ı HAFT STTAT SATESTUM ZTETE) IT AATSG MIET STeted STAR ZIaTeT AEATSSTTAT ATSIT AT MR ı 74 ı ART Test SIT TA ATS STOSTEGIT ARTE R- ET STATTTMGITTTET TEST ATSAMT AT TC 1 GET: ART ATEEIOT tere) AT Atze TITTEN AIGEATTGGTTTE: ° AETEST THUN AT TAT ı 7709 ı AUT Term ZI A ATS aa: eraun: Sat GenatıT ga: Tier: gr: Ka: 7 Aa ROT) A- EATZUMT ITEIUT AT TARA ı AT ı HA STEUER FITSS STTESTUTea STETTEN (°) STATT aifarmer ) mad Ada) eraT DpAeaCe) eraaferten Teramertartatter TERM ATS AT Ta ı 708 ı STATE ZIT Ier ATS Measııtereegzeat AST") Aa: Ale AAIZTEH af sten: AraTE: AOTeenme”) M- Arm: TOT ATRATHTTTeRTTT) are: ) KATH g- Torst Agaratıı TASTE: STATT STE TTS ZIer®) IAer ° Zeit STTeaT Taattta (') AFASTTTANTTEISTTIATT AA (!) drähmano pradhänah iti S. — pradhäna als Mascul.! (?) dhärmakyam kim karmetitisthau S. (?) drähmaneti S. (*) drähmaneti. (?) brähmana gvetavarna waornah vaigya piodra krishnavarnah ete sarveshäm brähmanavarnadarg® S. (6) ? tarhi brähmanag ced varnah gata® S. (7) ? zatrıyas S. (8) ?vaigyas S. (?) ? güdras S. ('°) ? jatyesam°mahärishayo S. (!!) rishige S. ('?) rna S. ('?) ? välmike valmikyäm S. ('?) vyäso S. ('?) jäteti S. (1°) ? dinäpi S. über die Vajrasiici (Demantnadel) des Acvaghosha. 213 TEATSSTTEATSTETUT AT HATAA ı rag ı AET) Ara za Ar oats amaaeTzet sta ARZT?) II: Ale AAeTegmuzrae) AT- Ama Haag ı 7a ı Arc) Ara za ar ATS ATARTRT ZET- TARTUTG) IST: Ale AEATZAT) AITT A TaTe ı 779 ı ATART AI ZA Tag ATATTETRATSTE ATZTTTSTATTTTATTTG TA TTTGITZTETTETECN) ATRT AG: Ale AEATSITART ATSTUT AT Ta ı TReT ATettTeTHTeren [M:] AIAFAATTAT FEITE: (9) ART) ART- ANTRAG: MAZANZAATTT N) ATTATCATAUTTATEITRSERTE- TI: A 7a Ara SAT) ı rat TR STATT Star ET AAN ı ZITAT TaTaAT AST STTeTter AT) u 7A 77 aaa Ara Ara ziel) Fra: u „Die Demantnadel künde ich, zur Spaltung der Unwissenheit ı Den Wissens-armen schmerzbringend, lieblich den Wissens - augigen ıı Der Brähmana, Xatriya, Vaicya, Cüdra sind die vier Kasten. Von ihnen ist der Brähmana der Höchste, so ist durch Yedawort dargestellt, durch die Tradition erhärtet. Da ist nun zu fragen: wer heifst (mit Recht) Bräh- mana” ist es der Lebensgeist (was den Brähmana macht)? oder die Ab- kunft? oder die Farbe? oder die Gelehrsamkeit? oder die (Beobachtung (') ? panditye S. (2?) jnäna S. (3) panditya S. (*) dharma S. (?) dayo ishtape S. (%) dharma S. (7) ? dänäni S. (8) kritäthah S. (°) höchst überflüssig ! ('9) ? tosha S. (1!) brähmanocyate S. ('?) Für doija ucyate: muls hier metri caussa so bleiben. — Subajee Bapoo (s. oben p- 208 not.) hat: „doijo bhavet.” (1°) drahmam jän° S. „brahmajno brähmano bhavet” Subajee Bapoo, eine entschieden bessere, daher wohl jüngere Lesart. (1?) nänyeti S. 914 WEBER der äufseren) Pflicht? oder die Mildthätigkeit? oder das Handeln? diese acht Möglichkeiten stellen sich dar.” Die hier vorliegende Reihenfolge, welche vom Allgemeinen zum Speciellen fortschreitet, wird in der Beantwortung nicht festgehalten: die Reihenfolge der letzteren ist vielmehr: „Lebensgeist 1, Körper 2, Farbe 4, Handeln 8, Abkunft 3, Gelehrsamkeit 5, Pflicht 6, Mildthätigkeit 7.” Es ist dies eine etwas auffällige Inkoneinnität! — Bei Acvaghosha ist die Rei- henfolge wieder anders, nämlich: Lebensgeist 1, Abkunft 3, Körper 2, Wissen 5, Herkommen 6, Wirken 8: und zwar ist hierbei Farbe 4 ausgelassen, Pflicht und Mildthätigkeit (6 und 7) im Herkommen vereinigt: es entspricht resp. sein Wirken mehr der Pflicht, als dem Handeln der Upanishad. Acva- ghosha fügt dann noch, charakteristisch genug, seinem rein polemischen Zwecke gemäfs eine neue Categorie hinzu, den Yeda. „Zum Ersten also, wenn (du sagst) der Lebensgeist ist (das Wesen des) Brähmana, dann (erwiedere ich) da der Lebensgeist allen Menschen gleichmäfsig zukömmt, deshalb kann der Lebensgeist nicht (das Wesen des) Brähmana sein.” „Sodann, wenn (du sagst) der Körper ist (das Wesen des) Bräh- mana, dann (erwiedere ich), da sich am Körper aller Menschen (vom Bräh- mana) bis zum Cändäla hin Alter und Tod zeigt, deshalb kann der Körper nicht (das Wesen des) Brähmana sein. — Oder wenn du doch dabei be- harren willst, dann (erwiedere ich), da die Söhne den Körper ihrer Eltern verbrennen, so würde ihnen (durch deine Ansicht) der Makel der Brähma- nentödtung zufallen. Deshalb kann der Körper nicht (das Wesen des) Bräh- mana sein.” „Sodann, wenn (du sagst) die Farbe ist (das Wesen des) Brähmana, dann (erwiedere ich): der Brähmana ist von weilser Farbe, der Xatriya von rother, der Yaicya von gelber, der Cüdra von schwarzer. Da sich also an Allen Farbe zeigt, so kann die Farbe nicht (das Wesen des) Bräh- mana sein.” Dies ist nicht ganz koneinn, da nach den eignen Worten des Textes den vier Kasten vier verschiedene Farben zukommen. Es könnte also wohl ein Gegner einwerfen, dafs die weilse Farbe eben die Superiorität der Brähmanen bezeichne. In der That ist die angegebene Stufenleiter wohl davon entlehnt, über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 215 dafs im Allgemeinen die Brähmana noch jetzt die hellste Farbe zeigen('), wohl weil sie sich am ungemischtesten erhalten haben. Acvaghosha hat da- her wohlweislich die Farbe ganz ausgelassen. — Der Name varna, Farbe, für Kaste beruht bekanntlich auf dem Gegensatz der ärischen Hautfarbe zu der der indischen Ureinwohner. — Die angegebenen Farben hat Gildemeister höchst ingeniöser Weise zum Erweise des indischen Ursprungs einer Erzäh- lung in 1001 Nacht verwendet (script. Arab. de rebus Ind. p. 89. 90). Ich erwähne hier beiläufig, dafs auch die Nächte 180. 554. 985. 995 (bei Habicht) auf indischen Ursprung, nämlich Hitopadeca p. 115.64. 66. 42, (wohl nach Bidpay?) zurück gehen. Die Geschichte der Upakocä aus Somadeva kehrt Nacht 496 wieder (vgl. 1001 Tag, Tag 148 sequ.). „Sodann, wenn (du sagst) das Handeln ist (das Wesen des) Bräh- mana, dann (erwiedere ich), da es keine Einschränkung der Art giebt, dafs das Leben des Brähmana 100 Jahre, das des Xatriya die Hälfte (50), das des Yaicya wieder die Hälfte davon (25), und endlich das des Cüdra die Hälfte davon (12!) dauere, so kann das Handeln nicht (das Wesen des) Brähmana sein.” „Sodann, wenn (du sagst) die Abkunft ist (das Wesen des) Bräh- mana, dann (erwiedere ich): es giebt viele grofse Rishi, die aus andrer Abkunft (als Brähmanen -Eltern) entsprossen sind. Rishyacringa war der Sohn einer Rehkuh. Kaucika entstand aus einer Kucabestreuten (Stelle): Gautama aus dem Rücken eines Hasens. YFälmiki ward geboren von einem Ameisenweibchen, Fyäsa von einem Fischermädchen, Vacishiha von einer Buhldirne. Ficvämitra von einer Natriyd, Agasti aus einem Topfe. Allen diesen wird, obwohl sie ohne (die richtige) Abkunft waren, da sie sich durch ihre vollständige Kenntnifs auszeichneten, die allerhöchste Brähmana-Würde vom Feda zugetheilt. Drum ist es nicht die Abkunft, aus welcher der Bräh- mana (das Wesen desselben) hervorgeht.” Diese Stelle ist in Cankara's Munde allerdings im höchsten Grade auf- fällig, und sieht so aus, als ob er die Abkunft wirklich als unwesentlich für (') Etwas auffällig in dieser Beziehung ist die Angabe im Käthaka XI, 6: „yachuklänäm (Brihinärm) ädityebhyo nirvapati tasmächukla ioa vaigyo Jäyate, yat krishnänäm värunam tasmäd dhimra iva räjanyah”, woselbst also die räjanya, Krieger, dunkelfarbig, die vaicya dagegen weils, genannt werden! Etwa weil der Krieger ein sonneverbranntes Ant- litz hat? aber dem Ackerbauer kommt ein solches ja doch gerade erst recht zu! 216 WEBER die Bröhmanenwürde bezeichne. Indessen ist dies doch wohl nur scheinbar. Wir dürfen nämlich nicht aufser Augen lassen, zu wem der Verfasser spricht. Die esoterischen Upanishad sind ja nur für den engern Kreis der Bräh- manen selbst bestimmt, und da konnte er denn wohl mal die Bedeutung der Abkunft etwas verringern, um dadurch eben das bestimmte Ziel, das er im Auge hat, die Heranziehung zu den höchsten Mysterien der Fedäntalehre desto mehr in seiner Bedeutung zu erhöhen. Er würde sich wohl gehütet haben, in exoterischen Schriften vor dem ganzen Publikum (welches Acva- ghosha als sein Forum anerkennt) dergleichen auszusagen. Übrigens erhellt aus seinen Worten strenggenommen auch nur, dafs eben für die alten Rishi die Abkunft unwesentlich war, womit aber nicht gesagt ist, dafs auch für das moderne Geschlecht des Kaliyuga dasselbe gelte. So der Verfasser des ianka für die entsprechende Stelle des Acvaghosha, der zugleich den her- kömmlichen Spruch (laukiki gäthä) anführt (p. 21), dafs man die Herkunft der zöshi wie die Quelle der Flüsse zu untersuchen sich nicht bemühen möge: „rishindm kulam nadinäm mülam na vicärayet” (s. M. Bhär. V, 1253). — Was die Legenden selbst betrifft, so ist Yacishiha als Sohn der Urvaci (Rik VII, 31, 11) und Ficedmitra als Königssohn (Aitareya Brähmana Vll) aus dem Feda bekannt: die Abkunft des Rishyacringa kennen wir aus dem Ra@- mäyana, die des Fydsa aus dem Mahabhärata, die des Agasiya aus der Brihaddevatd: dagegen sind die Angaben über Gautama, Kaucika und Fäl- miki einstweilen, so weit ich weifs, nur hier vorliegend: bei letztern beiden scheint ein etymologisches Spiel zu Grunde zu liegen(') „Sodaun, wenn (du sagst) die Gelehrsamkeit ist (das Wesen des) Brähmana, dann (erwiedere ich) es giebt auch viele Xatriya, Vaicya, Cüdra u. s. w., welche kundig sind der Worte, des Wortsinns, der Rede, der Be- weismittel.e Darum kann die Gelehrsamkeit nicht das Wesen des Bräh- mana sein.” (') Sonst wird von Yälmiki berichtet, dafs er, obwohl als doija geboren, doch ein wilder kiräta gewesen sei, der durch die Gnade der sieben Rishi zum rishi ward. So der Verfasser des /anka pag. 42 „yathä Rämam prati Välmikih: aham purä Kiräteshu Kirätaih saha var- dhitah \ Jjanmamätram dvijatvam me, güdräcäraratah sadä || gudräyäm bahavah puträ utpannd me ’jitätmanah | talag cauraig ca samgamya cauro "ham abhavam purä (| dhanur- bänadharo nilyam jivänäm antakopama iti So aus dem Adhyäatma Rämäyana I, 6, 64-86, vgl. Journ. As. Soc. Beng. 1854 p. 494-98. Z. d. D. M. G. IX, 632. über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 217 Diese Aufzählung ist gegenüber der bei Acvaghosha characteristisch in ihrer Beschränkung. Während nämlich letzterer die einzelnen brahmani- schen Wissenschaften aufzählt, handelt es sich hier nur um das Wissen, das durch einfachen Verstand erreicht wird, und wir thun somit wohl besser pändityam durch: Klugheit statt durch: Gelehrsamkeit zu übersetzen (: Acva- ghosha hat jnänam). padärtha und pramäna könnten übrigens allenfalls auch prägnanter als logische Termini techniei (Categorie und Argument) ge- fafst werden, ohne indefs dem eben Gesagten damit Eintrag zu thun. „Sodann, wenn (du sagst) die (Beobachtung der äufseren) Pflicht ist (das Wesen des) Brähmana, dann (erwiedere ich) es giebt auch viele Xatriya, Vaicya, Cüdra u. s. w., welche die Pflichten des Opfers und der frommen Werke ausüben('), darum kann die (Beobachtung der äufseren) Pflicht nicht (das Wesen des) Brähmana sein.” Auch hier gilt dieselbe Bemerkung, wie von dem vorigen Abschnitt. Acvaghosha in dem entsprechenden Paragraphen vom karman begnügt sich nicht mit dem exoterischen ishtäpürtam, sondern zählt die sechs karmäni auf, welche, nebst der ehelichen Geburt von brahmanischen Eltern, das prägnante Merkmal des Brähmana bilden. „Sodann, wenn (du sagst), der Mildthätige ist Brähmana, dann (er- wiedere ich), es giebt auch viele Xatriya, Yaicya, Cüdra u. s. w., welche Mädchen (?), Elephanten, Rinder, Gold, Büffel verschenken. Darum kann der Mildthätige nicht Brähmana sein.” „Sondern (der, welcher Alles) so klar vor sich sieht, wie eine auf sei- ner Handfläche liegende ömalaka-Frucht (°), der Zufriedene, von Wunsch, Leidenschaft, Hafs u. dgl. Freie, durch Besänftigung und Bezähmung (seiner Sinne) u. s. w. Beruhigte, von Stolz, Eifersucht, Begier, Bethörung und andern dgl. schlechten Dingen Abgekehrte — der allein wird Brähmana ge- nannt. So heifst es: Als Cidra wird geboren man, wird deija durch die F irmelung ı vipra durch Feda-Studium, (wer’s) brahman kennt, (ist) brähmana. ıı Darum also ist unsere Entscheidung: nur der drahmakundige allein ist Brähmana, kein Anderer.” (') In diesem in der späteren Zeit allein gebräuchlichen Sinne ist isktäpürta hier wohl ohne Zweifel zu fassen. (2) d. i. Sklayinnen. (?) Sprüchwörtliche Redensart: ämalaka, Emblica ofhcinalis. Philos.-histor. Kl. 1859. Ee 218 WEBER Unter vratabandha, Firmelung, ist die Umgürtung mit der heiligen Schnur, das upanayanam, zu verstehen, welche als die zweite Geburt der drei ersten Kasten gilt, daher die heilige Gäyatri, welche dabei reecitirt wird, hie und da geradezu die zweite Mutter genannt wird. — In der Consequenz ist es ganz richtig, die Kinder bis zu dieser Wiedergeburt als Ciüdra zu be- zeichnen, wie es oben geschieht: doch ist in Cankara’s Munde dieses Wort wohl nicht wörtlich, sondern nur im Sinne von „Cüdra-ähnlich” zu verste- hen wie der Verfasser des fanka es auffafst, der diesen Vers, wie bereits oben p- 208 bemerkt, gelegentlich eitirt (p. 24): kaumäre karmakaranacaktir ndstiti tannishedhäd brähmanatvapyanjanakarmakaranäbhävena cüdra- kalpa ity evd "cayo, na tu sämänyatah cüdra iti, ato 'vyanjitabrähmana- iravydpya(m) cüdratvam \ sonst würde ja auch der Ciidra durch vratabandha zum deija, und der Xatriya und Faicya durch Fedastudium zum vipra wer- den, was doch nicht möglich sei! Nunmehr wenden wir uns zu dem Texte des Acvaghosha (!). STTZR ATIIT ET TRITT ı 7717 ASIET ASTATIET MENTTerT ua ZT: AEITTT Fegetag: ORFTTUT STETTOTTEh SEIT AITOTE 7er AETEN ST MTEITUT SHECTER HATZTT TOT ua zz ac AR MAMA AT zT aaa ge as arzt Ara TE a: TR men) TER) TE ame Bra IM: Tr sat Er zen ı Aa SUIEATTEREIUTT(") 7 TfET 1 HER ı ARTEITOATe "SA a AR ME SA: TOIgTeRTen FiTer: AOgTeNen SR: AOTgTeNeT TOTEAT (') Die in den Noten angegebenen Lesarten sind die des Druckes, der vielfach mangelhaft ist, und mehrere Correkturen nöthig machte. Die mit P. bezeichneten Lesarten sind aus einer Handschrift der Pariser Kais. Bibliothek entnommen (D 135), welche auf 114 Blättern in guter Schrift gäke gajagarädrindau 1758, d.i. 1836, geschrieben ist, wohl auf Hodgson’s Ver- anlassung und wie es scheint ziemlich inkorrekt, resp. in wesentlicher Übereinstimmung mit dem Drucke. Ich verdanke die Einsicht der betreffenden Stellen der Güte meines verehrten Freundes A. Regnier, des verdienstvollen Herausgebers und Übersetzers des Rik- Prätigäkhya. (2) Ten sırfen: fehlt P. (°) ame: P- (+) maarza° P- über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 219 Fat: Tal) ZA: TATRT aa Rare) Taler DAT ART QATTATTR STAATETSTUTT TAT ı ATFeTATTGaTaTg © Sen Te ATgen EI SATT ZITAT See) DIRT ı RATE: MATT TEAM: AgTen eITeTer ı Sta STE: Feld TEA ARTE wen SIEAT ATTETATEITTRTET SATEJETTEEETTRATHZITTEETATFTFATR (') STTeT- EETTTETESTUNT AT MTSATET 1 AATETTTTNTEITTEITET © Seh Tea ATea e a IeRT ART AZTATFeT an: MATAAITTET AISTUT aA ar: nd Art Saar FAT ATZE RT IT: AREA ZA) Arge un SIT SITETTIANTENTWETET STIREENTETESTUNT AT TER ı STITETTTT SATT AT HATT 1 HEATER 1 EATIeTATeITUamen © Sn TG eIet ZTEeTzatTgenT ST Saat AMazE: ı SITEATSSTIETGETTA ANOTR: FT: u &u RÄT: SRITEATSITET: OMA STATT: ı ZTTETAET STOTTeTPetgTeettergtegen: non TRTSTETAATTTAITFATT TE 1 Fafetzastetanen AT Ta ART ueu aaa 7 Tage alıg ga sat) ı AT Aiat STTestent AT ACHTE ATI: ud SI T: ETTETATEITTANTSSITTETENTTETEIUTT AT TAITeT ı E77 RAET TAT AT aIT- ) ©) (2) ag aa P- c) auteim P- %) Ebenso auch P., besser wohl ArIgaaeTeHe? (5) Mangeln des samahi. Ee2 220 WEBER zur) ar af gen re) rer Tee ara Zadar 17 ATI AT Tag a zen ar AIETMTFAT ATSITEATS SAMTUTATR: TAT ZATeTieTeTg SATEET- dig malt AR MIATSOATSE ARE TRTATATTTZIT- Tel ı TAT SITRATESTNT AT AT ATI ° Sn Tea de emads Meier MEI Tat Te ı Iz1S7 Mal Aa: Alamat non SITATOTSTITETTT TAT: Meter ATERTaTOTTeT ı TaAATtOE tet ZIZT eIeAT eRÜerTten arten an ZT IT ATTTERTANTETTWATET STITFTEENTRETERTUNT AT TAATET © AIR TS SITTEEIT- IT: FaTaıat AT) aTTaT Tagen: TR ae SETSCae: AT AST ı ARETSSITTERRTT ATzanT AT Ta) ı STETTEN ATSTUT AT Maer ı RETTEN 1 fa Tg SATETOT: EaTeT ITEE MTSHTSTE SITESTOTEET EATeT © Tertzzeat 7 AI MARGTEITz- Ar ° AMSTUETRTTarztteatze) ATARATAAT IT ATI FE: AT TEST 1 SATSAMOTHTTASTTOTTEE ASTTATSTETTERTETTATTTZTTATeT- IGIATETE SAICTUMOTTTESTTETeNTeTTE Merten TATTOT: KATeR FT AEBE ı AT HAT IT AT ann ı SITTTTT ATS AT AaTeT 1 Fel: a TTATSRATET © TS STTETART: TATEN ASTA ATEM Ka: © za ST ENTE ET SRH MITTETTETTEITSCAÄNTTHRTHSTTRRTKTANTTERTAR: (*) © AT TA TEH- MT: #7: ı TAT ARTS TTET ATGTUT AT ae ı (') Oder ob gIremzmuT? e) ? Aa- (3) qriel- Ebenso P. (*) ar: eG)? Se ce) auch in dem fanka. Am besten ist wohl die Lesart von P.: IOKz2cE ()erıtstiaten° Ebenso auch P. über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acyaghosha. 221 STEIF TSTT ATSIUT T Talen ı ARITTET ATSTU0: Kater dat aM SEITTTTTT: DIZTEAN EI SATGTUIT: Fat: ı ZUR T TENZRAANUSRHENN: AUS ASTA rm Taler ı AEATRTITTTSIA STaIT AT Aalen AT ATI AT Te get: ı zuaen fG STARTET: AET- TATTATEATATTEATTTZTTATTISTFTTATTTNTT RAT HART AT A aa aa ATan 1 AERRATg ATS a Tale AZ AUT AT TAT ı HET ı TaT AT TIRTeITSeten ARTNeTganT Aa FBART Az: ArmaaTsaazte TIeTeT- AT IG- IS IRAASIE AAAASTE AT IT 7AT FAIR ART ATSAUT AT TAT 7a ATS TAU ale Se SITEETUTER AT OTTO AT AERTTT STR: ı T FAT TIGER RAU RT TAT) au 7773997 15 Ta Ar HATTE) Er IATITITTTTASTET TANTE ı Ta Ten ar FH PRGET PTasT Prange ı QISTETTEITTAENEET SAT Tea Paz: nz ATAETTET STE © Ara aa Aa aa a Ta ı IIEeT KAT IST TASTER) ud ea Stern eat arten ten Aral: ı ATI ZAIT AUITET GETMZSTETETTUTT) ua C) Haren: (2) TIRIT°- Den p. 38 hat Eeeeemuß est: EIKAUBES FT ES Tele llerza1ler re (°) Mangeln des samdhi. 999 WEBER Zateggettgtod FerTSaTteTTereTen ı Fraget artTgoTgten er Taten ST STTestT zter man RERLLSGES 7 STITETEIAET ATETET IT: RRARTTET: ı TUZTATSTa TG IrIegeenl') Zat AT Tag: ron TESTEN SIITETET STIEAT AT TATE OT ETTETANTSTERT AT RATTE ZI 7a NIT SR Tat Tarsare Fate Tote Frat jet Pater STeIT UTger FeTeiten ante zTer ı aa Zeatste tet: FAT TATAITTTeTSeTSs at ARME (AIR R. 8.123) IT HFFTE AT ARE AI Ara AaT TIRTATITE 7a AI: gaTet AT Aerzg TI © Aa ATaT alen © Aa Sa: AGarT zeitgtramg An MIA Ta RA ADTTAT SAT) AT: MAT SUTEReTTeremT Tre AeTTatazeT zer ı efeemtaıd qaztar aferı Ta Fat ge ar ale FH IT STATS RATE: ı SR Tea HH ITETIMTTIETEN FFTSITETTAGERRA CH) era 7 gegeten FeICHTetTtgerge [au TAIGEAT AT IE TER Tergeige SHIT NASAT AeT SITTa STR nat Alan Tat: Mat TC) TRATIAT ı ataet: Taerar ra atsTanmgten uzou (') So der fanka auf p. 39. Der Text hier J2Jg°- Ebenso auch P. und v. 39. (2) ? Sraat AT: Ebenso auch in P. (3) Hier fehlt etwa: za —I- Ebenso aber auch in P., wo überdem auch das folgende = fehlt. (+) Tarzaıle- (°) Statt ca (ebenso P.) erwartet man yasya, was aber nicht zum Metrum palst. über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 223 ZIATSEH TITen ATATATZTTAATST ATSTORE: ı TE Ira ı NATSTO TAT Aal TR TR AT Je s PrTGet SITUITTERFHET: (') RAT ATTT Aezetfen ı TTEIT SATESTUT STTETEETETTSSTTÜTTRTTUTT ua AATTTTERFJEIT STAAT SITE TSTETfeT: 1 Agent Sau) SAIITTEFIEIT ATTETSTT ARTTeT: 1 AATET urr ZEIT MITTERSHEN AIAOTST STGTEIteT: 1 eTgerT® zn STASTTTTAERETEIT FAZITTETAT ARSTER: 1 AAEIT® ua AIZERTSTTARFTENT) AITRET TG Aeztetfet: ı eIemT na&u FAT area ART) Tarstarem: ı ATTEIT FITRET STTeIT STESTTRUT*) SATTTT: uzon TI T TSTUTGgaTeen I AT SITETUT: ı STIETOTTETETT STEST AREATSSITTERTRTRUTT ar OTIeeT AATET AT GT AT Meet Tr MIeTTaTTeeT ARGAT () AIGT ATTSTHERTGREIETT: EI MetT: SUTeTeIOTeN EATgT: weh Ri GTEN RZETEITETSTATTFTTSITTETTBTeTTT (") SARTRT ARTE TEIITEET ST SITE SATETUNT: © ATRATTGE REITEN OATFITTONTATATTREITS ATI ZI MERATSTT SATEUT Taler ı TR IT Saar SITGENT SITESTUTT STTeT ATSaf SATSEeTEIT ı Spt Agm Matten gan MAR ZI nron (') Au. P. hat gM- (2) So hatte ich diesen, im Drucke fehlenden, Vers nach Hodgson’s Übersetzung reconstruirt: in der That lautet er so in P. (3) sic! P. hat Az (*) sic! Ebenso P. (5) ? SIERT: Ebenso P. (5) Zweisylbig. () °ATSERA° IHTAT- 2934 WEBER FT TUT RAT TEA) Here) ANEIT STTeIT SATEETUIT zit ° 2 PR KAATTRTUSTTRTTT ATSTOTT: APeT SO ATETE SET- ATWTHZIRTSTATERTRT: TERART ANATETET SATEETUTETETT TERTER 1 ATEETTET ATEITACATAATRATSATET AUT: HAUT TEEN STTeTATäTeTTe ı 07 7 ı TRIRTTEGETTET A TITAN ı EG AIRaRTT T- eat fearat Ten) TaTesterafer Ta amatseen SA a am: 97 ST: ST AI SE ZÜen 1 HEATeN © THÄeTReNTeR ı 7 ATGTUTGTENT RA STTETATTT ı 5% 1a MER gaTamıaT 72: IT: QATAa STARTE TG TUTETER ST Merttter Aittentegen SrTerTent TTeT ATMTTTZUZER AIATTEERI RTATTHRT AT ART s Teen ZAATEIUHT ZART SE ATAmTT SE MARTTTET CRISIETAATET ° 7A TATOTTETG AITTEeN Ma: GRARTIETETETE ı aa ZUM Tr ° ala AITET STAAT SITESTUT SATEETUAT: et SEHTet: ° STIATRSITeT SIE SET ITS TTENE OTTBTATICTENZE FANDEN © eIBIT- TEATTET AT AEITSAT A TESTER ı FTEETTATETAIET SITESTUST ı TORATITERDTERUT TerEeT STETAUTSTETEAT ToRHIeT ı TAT 7 AlTaqTatgelet SNTEGTRETTTTeGerT TRATANEERTTeTTEI- PA Az) Fazer: ga: a a Aa age ı AMETTTTATTET ATS: ARRTSTET Sn Aa Tat: AI PH at ET ı GATRSITET AT SITE ARTS T ran ANTAR Sam ı SITTANTTSTOTTERFFANAUET Fergtteen: ı T SSPT ETTOIEITTeT SITE SIEHTATRTUT 0230 mar aa Ara ala ar ale an Zar Aa Merten TANTE 3 FIERT RTETATT FI Partei Pranee ı AFTTIA AT Tarot ALeITE SEITE urn SIATTTENTHTOTE TERTSATteTSTeTET 1 Faet TG Mat-rach TR STEITRTT u2En eh (‘) Wilson hat nur qejzf als Baumnamen. (?) ? qfüzcit Philos.-histor. Kl. 1859. Ff 226 WEBER Ar aa gar ma SMART I ATAeT zat OT erg: ag gar ron ASTaITETETET SEoTT AT Aalen: ı az Ara gar mar DET after uren FT Flat AT SIERT ST TERATTTATESTUTT MATeT ı TUZTAITSTE I IFIEAT Term: ar aratar ur fra gar ameararenee ı Raten IC) FAaTeaangT ı RATSRATTANTUT STATT ATeMEETT Bon er ATfersıt eat a te: ı ATZE ASTETOTETE: na ATS TA METTEEIT STOTRTEATTUT ART ATSIMTSIT PRATZTT: MATEAAART TAT nBau za 3 ATETTaTaTR ı az SIT AR MATSTE Andrea ı Are aIeT garerageger Arateg 08% 0 7 SIITETAET AISTOTUTT: RTORTTERT: ı STtfegen MET STEINER TR Mer Starte ı IST Treat a ar Ara az: 0880 afrasa TzTate a Teen ATRATzUE: 2) ı ATITETRT: ATeTR ATSAUTTET ATTET uör SITGe1t TeTTeTeN CAT Meheee asTeTet ı (') gu; aber der /anka (p. 52) und P. haben ga: (?) SoP. Der Druck hat afaatı:- über die Vajrasici (Demantnadel) des Acvaghosha. 227 ZITAT TASTISTUTSTOTET 08% TAT zT ZaAT aIeT Ar DT EferaoT ı Taraıt TASTER Bon TATTATITSIT TR: Aalen: ı tthten TAART aaraT AATaTt AaTRaT ner CATATTAOTg AT MAAS: 1 7 APRAAGA AA Atater nöru ATgaT MIIATEIT TAETATTTSTETE ı e7ematglet AT SET elerer aTeeton Tas: uNon zT AT FE AUT MAHEIT ATRTe ı FIAT ATAT ATIT ET ATI AaTeT nn ZEATTIT Alaa TEST ATS TTT TeratahTente ı TEE] IT AIR AEHMTeNen TSIRERATAEHTTE TR KATET Mau HOT TASTTTATTETETZTTTTETET u $ 1. ‚1. Manjughosha. dem Herrn der Welt, mit Wort, Leib, Geist ver- neigend mich ı Verkünde ich, Acvaghosha, die Demantnadel Lehrgemäfs ı 2. Die Feda sei’n Mafsstab, die Smriti Mafsstab, und Satzung sei, Pflicht- Gut - verbund’ne, Mafsstab! ı Wessen Mafsstab sich nicht erweist als Mafsstab, Wer dessen Wort machen wohl wird zum Mafsstab? u’ Mit Manjughosha ist wohl Manjugri gemeint, der in Nepal und Ti- bet bekanntlich besonders verehrt wird. Danach wäre das Schriftchen nicht in Indien selbst, sondern in diesen Gränzländern entstanden?? — Zu „Wort, Leib, Geist” s. v. 51. — Der Sinn des zweiten Verses kann wohl nur der sein: Gut, ich stelle mich auf Euren Standpunkt, nehme die Yeda, die Smriti etc. als Auktorität an: aber ich will Euch eben dadurch zeigen, dafs die An- gaben darin so ungereimt sind, dafs sie keinen Glauben verdienen. Ff2 228 WEBER 62. ‚Was der Herr hier zu erweisen wünscht: „die Brähmanakaste ist die vorzüglichste aller Kasten”, in Bezug darauf fragen wir: „wer ist die- ser sogenannte Brähmana? Ist es der Lebensgeist (welcher ihn aus- macht)? oder die Abkunft ($ 5-8)? oder der Körper ($ 9-11)? oder die Kenntnifs ($ 12)? oder die (Beobachtung der) herkömmlichen Bräuche ($ 13)? oder das Handeln ($ 14)? oder der Veda ($ 15)?” — ‚Der Lebensgeist zunächst ist (es) nicht (was den) Brähmana (ausmacht). Weshalb? nach der Auktorität des Feda! denn es heifst im Feda: „om, die Sonne war ein Thier, Soma war ein Thier, Indra war ein Thier.” Die Götter (sind also) Thiere (gewesen), die Gott- Thiere werden verzehrt (worden sein), somit sind auch Hundeschlächter Götter (geworden)(!). Darum meinen wir auf die Auktorität desYeda hin, dafs der Brähmananicht durch das Lebendigsein (ausgemacht) wird.’ Während Cankara, seinem nicht- polemischen, sondern didaktischen Zwecke gemäfs, de Frage in rein allgemeiner Weise erledigt, rückt Aeva- ghosha gleich ziemlich scharf mit Absurditäten ins Feld, die er den brähmani- schen Auktoritäten entlehnt, zunächst dem Feda, sodann dem Bhärata, end- lich dem Manu. Es kommt ihm offenbar wesentlich darauf an, die Fabeln seiner Gegner lächerlich zu machen. Denn das Räsonnement selbst hat in diesem Falle keine rechte Pointe. Statt einfach, wie Cankara, zu sagen: der Lebensgeist ist keine ausschliefsliche Eigenschaft der Brähmana, sondern ge- hört Allen an, bringt er eine Stelle aus dem Feda herbei, welche besagt, dafs die und die Götter einst Thier gewesen seien, somit auch das gewöhnliche Loos der Thiere, verzehrt zu werden, getheilt hätten: da nun - ist seine stillschweigende Supposition — diejenigen, welche diese Gott-'Thiere ver- zehrten, natürlich erst recht Götter gewesen sein müssen, gewinnt er hier- durch das drastische Resultat, dafs also auch die crapäka, Hundeschlächter, die verachtetste Classe der Candäla, es so zur Götterwürde hätten bringen können. Ich kann hier das Bindeglied, das tertium comparationis, für das zu Beweisende nicht recht herausfinden. Auch die Lesart von P: „somit sind auch Hundeschlächter Brähmana” ist nicht recht klar: ihr Sinn wäre wohl, dafs: sogut die Götter erst Thiere gewesen sind, sogut auch die Hunde- (') Ganz anders Te it is written in the Vedas that „the sun and the moon, Indra and other deities were first anımals and afterwards became gods: even the vilest of the vile (Svapak) have become gods”. über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 229 schlächter, welche jene Gott-Thiere verzehren, zu Brähmana werden können. Es pafst dies nur eben auch nicht besonders zur Widerlegung der Frage, um die es sich hier handelt, sondern gehört, nebst $ 3. 4, weiter untenhin zu der Darstellung der unsichern Abkunft und Unbeständigkeit der Brähmana- Würde. — Was die Yedastelle selbst betrifft, so ist sie mir nicht zur Hand, wohl aber eine ganz ähnliche, die sich bei Gelegenheit des Rofsopfers im Catapatha Brähmana XI, 2, 7, 13-15 (s. auch Taitt. V, 7, 26, Kath. Ac. V, 4) findet, wo dem zu schlachtenden Opferrosse zum Troste beim letzten Trunke zugesprochen wird : „Agni war einst Opferthier: damit opferten sie: er gewann jene Stellung, in der Agni (jetzt ist): diese Stellung wird auch dir gehören, du wirst sie erlangen, trinke dies Wasser hier. Yäyu war einst Opferthier: damit —. Sürya war einst OÖpferthier: damit —.” Es ergiebt sich hieraus zugleich, dafs die Erklärung des /anka p. 26: „pacu bezeichne an der betreffenden Feda-Stelle nicht Thier, sondern sei Redefigur, wie wenn man sage: Devadatta ist ein Löwe; die Götter seien eben vormals kenntnifslos wie das Vieh gewesen und erst durch Bufse und die Gnade des Bhagavant kundig geworden”('!), ganz ungehörig ist. $ 3. ‚(Ebenso) nach der Auktorität des Bhärata. Denn es heifst im Bhärata: 3. „Sieben Jäger, zehn Reh’ im Wald, auf dem Berge Kälinjala ı Cakraväka’'s im Caradvip’, Flamingo’s am See Mänasa \ Die wurden im Kuruxetra zu vedakund’gen Brähmana.” Da sich somit nach der Auktorität des Bhärata die Entstehung (von Bräh- manen) aus Jägern, Rehen, Flamingo’s, Cakraväka-Gänsen ergiebt, so meinen wir, der Lebensgeist ist (es) nicht (, was den) Brähmana (ausmacht). Auch hier kann ich das tertium nicht recht finden. Es gehört vielmehr dies Citat besser zu der Categorie der Abkunft (jdti). — Unter dem Bhä- rata haben wir hier den Harivanca zu verstehen, wo sich v. 1292-3 die be- treffenden drei Halbcloka finden, am Schlusse der ausführlichen Erzählung davon (von 1188 ab). Danach ist übrigens unser Text also zu N sapta Dacärneshu mrigäh Kälanjare (?) girau ı.... te ’bhijätäh. (!) jnänena hinä pagubhih samänä ityukteh ädau vigeshajnänahinä äsan, tatas tapasä bhagavadärädhanena präptajnänä bahujnä äsan | (2) Der Name dieses heiligen Berges bedeutet wohl „die Zeit aufreibend” ai i. ewig, je aharjara. Oder hängt er mit der andern Bedeutung des Wortes: „religiöser Bettler” (s. M. Bhär. XII, 8959) eigentlich wohl „die Zeit todtschlagend, Müssiggänger”, zusammen, etwa 230 WEBER es handelt sich nämlich um 7 Brüder, die der Reihe nach als 7 Jäger im Lande der Dacärna (1203), als 7 mriga auf dem Kälanjara-Berge (1209), als 7 cakraväka im Caradvipa (1215) etc. wiedergeboren wurden. $ 4. ‚(Ebenso) nach der Auktorität des Manu -Gesetzbuches. Denn es heifst darin: 4. Ob auch kennend die vier Veda, sammt Anga und Upänga ganz | Wer vom Cidra Geschenk annimmt, der Brähmana ein Esel wird ı 5. Ein Esel zwölf Geburten lang, ein Schwein sechszig Geburten lang | Ein Hund für siebzig Geburten. Also hat Manu ausgesagt. ı Daher nach der Auktorität des Manu-Gesetzbuches, ist (es) der Le- bensgeist nicht (, welcher das Wesen des) Brähmana (ausmacht).’ Auch hier gilt das oben Bemerkte: es pafst dieses Citat nicht hier- her, sondern zu dem weiter unten ($ 18. 19) über die Unbeständigkeit der Brähmana-Würde Folgenden, resp. mit diesem zu der Categorie: Abkunft, in $5 ff. — Im Manu kann ich zu den obigen starken Angaben nichts Ähn- liches finden. Ja, Manu 1V, 223 steht sogar in direktem Gegensatze, da da- selbst für gewisse Fälle erlaubt wird, von dem Cädra Speise (freilich nur rohe, ungekochte, s. v. 218) anzunehmen: vgl. auch IV, 251. 253. X, 110.— Der fanka (p. 27) erklärt, man müsse die obigen Ausdrücke nicht wörtlich nehmen: dergl. überschwengliche Drohungen oder Verheifsungen hätten nur den Zweck abzuschrecken, resp. zu ermuntern: man pfähle nicht gleich den Dieb eines Kürbisses, noch gewinne der Arme sofort 10 Millionen: so hätten auch obige Sellen aus Manu nur den simplen Zweck, davon abzu- mahnen, dafs man vom Cüdra Geschenke annehme, nicht den, die Verwand- lung in Esel etc. wirklich zu involviren: etachüdrapratigrahanivartakäbhi- präyakam eva, na tu kharatvädipräpakam \ eine bequeme Exegese! — Den auffälligen Nom. Singul. cvänah werden wir weiter unten (v. 19) in einem ähnlichen Citate aus Manu wiederfinden. 6 5. ‚Auch die Abkunft ist (es) nicht (, die den) Brähmana (aus- macht). Weshalb‘? nach der Auktorität der Smriti (Tradition)! Denn es heifst darin: „Versammlungsort derselben” (vgl. Böhtlingk-Roth s. v.). — Aus Ad/unjara in der Bedeu- ’ ist wohl das neupers. Kälandar herzuleiten ? das seinerseits wieder tung „religiöser Bettler’ in der Form Aalandara in die neueren indischen Dialekte Eintritt gefunden hat (vgl. Ver- zeichnils d. Berl. S.-H. nro. 558). über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 231 6. Acala war ’'ner Ofinn Sohn, Kecapingala einer Eul', ı Agastya ’ner Agastiblum’('), Kaucika Kucagras’ entsprang, ı 7. Kapila einer braunen Kuh(?), Gautama aus Cälagebüsch(*), ı Dronäcärya aus einem Krug; Tittiri eines Rebhuhns Sohn. ıı 8. Ein Sandhügel(*) den Adm’ gebar, ein Reh Rishyacringamuni ı Ein Fischermädchen den Fyäsa, ein Ciidraweib den Kaucika u 9.’Ne Candälinn Ficrämitra, und Urvaci den Fasishtha. \ Ihr’Mutternicht Brähmaninn war (°), sie gelten doch als Brähmana \ Daher nach der Auktorität der Tradition ist (es) die Abkunft nicht (, die den) Brähmana (ausmacht). Der Verfasser des fanka (p. 21) sucht hier zunächst einige Irrthümer und Widersprüche nachzuweisen: „Kapila sei dem Puräna nach Sohn der Devahüti, Agastya nach dem Koca (Amara) aus einem Kruge entstanden, Vicvämitra dem Puräna nach der Sohn des Gädhiräja: von Kaucika werde hier zweierlei ausgesagt, dafs er aus AKuca-Gras entstanden, dann wieder, dafs er Sohn einer Cüdrafrau sei: Kaucika sei aber mit Vicvamitra identisch: Renukä sei die Gemahlin des Jamadagni, und also kein Wunder, dafs Adma ihr Sohn sei: Satyavati die Mutter des Yyäsa heifse nur deshalb ein Fischer- mädchen, weil sie von dem Fischerkönig erzogen worden sei, in der That aber sei sie aus dem Saamen des /asuräja(°) von einem Fischweibchen ge- boren (daher auch matsyagandhä genannt)”: er erklärt darauf, dafs an allen den Genannten wie Yyäsa, Vasishiha, Drona u. s. w. ihres gewaltigen Glan- zes wegen (Zejoviceshena) kein Makel hafte, dafs man übrigens (s. oben p. 216) das Geschlecht der Rishi so wenig wie den Ursprung der Flüsse zu unter- suchen habe: und schliefst damit, dafs es unter gegebenen Umständen auch jetzt noch Leute gebe, deren Saamen (viryam) sogar in leblosen Gegenstän- den, wie Gras, Krug u. dgl. nicht unfruchtbar (amogha) bleibe, dafs es aber im Übrigen für die jetzige herabgekommene Welt bei dem Satze bleibe, dafs nur der Sohn drähmanischer Ehegatten Brähmana sei: denn von den früher üblichen zwölf Arten von Söhnen (xetraja, apaviddha u. s. w., s. Manu IX, 159 ff.) seien jetzt nur noch zwei, der aurasa (leibliche) und der kritrima (') aeschynomene grandiflora. (2) „From a monkey” Hodgson. (3) „From a creeper, that entwined a Saul tree” Hodgson. — ;äla, shorea robusta. (*) So ist renukä im Sinne des Verfassers zu fassen.— „Parswa Räma from dust” Hodgson. (5) s. $ 19: 28. (6) s. Lassen Ind. Alt. I, 606. 628. 2332 WEBER (adoptirte) erlaubt”. — Acala und Kecapingala sind für uns unbekannte Gröfsen: es müfste denn mit Acala der Jaina-Heilige gemeint sein (Hemac. 698), was wenig glaublich. Die Tradition über Kapila ist sonst nicht vor- liegend (auch von Hall in der Vorrede zum Sänkhyapravacanabhäshya p- 15-19 nicht erwähnt): ebenso die Angaben über Gautama, Agastya, Tit- liri, wie über den zweiten Kaucika und Vicrämitra. Zu letztrem jedoch, wie zu Rishyacringa, V'yäsa und Vasishtha s. unten v. 22-25. Bei Agastya, Kapila, Drona, Tittiri und dem ersten Kaucika liegt ein etymologisches Spiel zu Grunde. 6 6. ‚Du meinst vielleicht: „die Mutter mag eine Brähmaninn sein (oder nicht), aber ihr Vater ist ein Brähmana.’ Wenn es so wäre, dann wür- den auch die von einer Sklavinn Geborenen, durch einen Brähmana Ge- zeugten Brähmana sein. Und das ist dem Herrn doch nichtnach Wunsche! Der Verfasser des /anka erwiedert auf diese, seiner Theorie von dem amoghaviryam wenig zusagende, Bemerkung nicht direkt, sondern erst bei $ 10, wo sie wiederkehrt. $ 7. ‚Ferner, wenn (nur) der Sohn eines Brähmana Brähmana ist, dann sollte man erwarten, dafs gar keine Brähmana mehr da seien, da bei den jetzigen Brähmana über den Vater (oft) Unsicherheit herrscht, insofern es Beispiele giebt, dafs Brähmanafrauen (mit allerlei Männern) vom Ge- schlechtsältesten (gotrabrähmana) bis zum Cüdra hinab sich einlassen.’ Der Verfasser des fanka giebt den Vorwurf zunächst zurück (p. 19): „da der Herr Alles so gut weifs, so wird wohl über seinen eignen Vater Un- sicherheit sein, nicht über Andere. Wer so frivol Alles bezweifelt, wie du, dem mufs es schliefslich übel gehen (!). Wenn wir auch nicht leugnen wollen, dafs sich hie und da ereignet, was du sagst, so ist doch eben so sicher, dafs, wo dgl. zu Tage kömmt, Ausstofsung darauf folgt: und ein solcher Knabe, wenn er auch vom Geschlechtsältesten empfangen wäre, heifst immer nur kunda (Bastard), nicht drähmana.” Den Einwurf: „wie aber, bevor (oder wenn es nicht) zu Tage kömmt?” beseitigt er damit, dafs ein Fehler, den man nicht wisse, Einen auch nichts angehe: „so wenig wie der Herr, obwohl er weils, dafs in seinen Unterleibe Koth sitzt, darob den Körper aufgiebt oder für (') Citat: ajnag cd ’craddadhänag ca samgayätmä vinagyati \ der Unkund’ge und Un- gläub’ge und der Zweifler zu Grunde gebt | nd ’yam loko ’sti na paro na sukham samga- yätmana iti \\ nicht diese Welt ist, nicht jene, keine Freude dem Zweifelnden. U über die Vajrasilci (Demantnadel) des Acvaghosha. 233 unrein hält: wenn der Koth aber heraus kömmt, dann hältst du ihn für un- erträglich und stöfsest ihn fort”. $ 8. ‚Darum kann (es) die Abkunft nicht (sein, die den) Brähmana (ausmacht). So auch nach der Auktorität des Manu-Gesetzbuches: denn es heifst darin: 10. Durch Fleisch-, Lack- oder Salz (-Verkauf) der Brähmana so- gleich verliert | seine Würd’, und nach drei Tagen wird Cüdra er durch Milch- verkauf ıı 11. Sogar die durch die Luft geh’nden(!)Fipra fallen durch Fleischgenufs: der Fipra Würdelall sehend, darum vermeide man das Fleisch. ı Darum nach der Auktorität des Manu - Gesetzbuches kann (es) die Ab- kunft nicht (sein, die den) Brähmana (ausmacht): denn wenn dies wäre, dann könnte er nicht beim Fall (seiner Würde) zum Cüdra werden. Oder wird jemals ein noch so schlechtes Pferd zum Schwein? Darum kann (es) die Abkunft nicht (sein, die den) Brähmana (ausmacht).’ Der Verfasser des /anka behilft sich hier (p. 25) mit derselben Er- klärung, wie bei $ 2: idam vacanam vikarmabrähmananindakam eva, na tu cüdratvapräpakam. Wie man von einem schlechten Pferde wohl sage, es sei ein Esel geworden, während es doch in Wahrheit kein Esel sei, so sei auch hier nur Cidra-Ähnlichkeit gemeint (dharmabrashlatvät cüdrasämyam eva, na tu cüdratcam): sonst könnte ja auch keine Restitutio in integrum durch Sühne und dgl. stattfinden. — Der erste Vers findet sich in der That bei Manu X, 92 (mit den Varianten (iryahena cüdribhavati brähmanah xiravi- krayät): der zweite Vers aber ist nicht darin enthalten, und steht sogar in Gegensatz zu den ausführlichen (allerdings selbst sehr schwankenden) Bestim- mungen über verbotenen und erlaubten Fleischgenufs ibid. V, 7 ff. 26-56. $ 9. ‚Auch der Körper ist (es) nicht (, der den) Brähmana (ausmacht). Warum? Wenn dem so wäre, so würde auch das Feuer sogar sich des Brähmana - Mordes schuldig machen, und ebenso die Verwandten, welche den Körper verbrennen’. Der /anka weist dies dadurch zurück (p. 18), dafs der Todte keinen Schmerz durch die Flammen fühle. Das Verbrennen geschehe, um den Leib (') Vermöge ihrer Bulsekraft; vgl. über diese riddhi (iddhi) Dhammapadam x. 175. Philos.- histor. Kl. 1859. Gg 34 WEBER [80) vor Fäulnifs, Gestank, Würmern etc. zu bewahren. Übrigens sei nicht etwa zu sagen, dafs mit dem Schwinden des Lebensgeistes die Brähmanaschaft aufhöre, weil, wenn auch ein Theil fehle, das Ganze doch ein Ganzes bleibe (ob es auch blind, lahm, taub sei): auch der todte Leichnam eines Bräh- mana bleibe immer noch ein todter Brähmanaleib. $ 10. ‚Auch würden die durch den Saamen(!) aus dem Leibe eines Brähmana entstehenden Xatriya, Vaicya und Cüdra dann Brähmana sein. Und dies ist doch nicht (deine) Ansicht.’ ‚Ihough his mother were a Xatriya or Faicya' Hodgson. — Der ianka entgegnet, im Kreise sich drehend (p. 19): „da nur der Sohn brah- manischer Eltern Brähmana ist, so können Diese nicht Brähmana sein. Daher sind die unter dem Namen viduräs bekannten (vidurd iti loke prasid- dhäh) von Brähmanen erzeugten Sklavinnensöhne ausgeschlossen.” — S. übrigens $ 6. $ 11. Endlich würde auch in Folge des Zu-Grundegehens des Bräh- mana-Körpers die Frucht der durch denselben hervorgebrachten Dinge wie Opfern, Opferhülfe, Lernen, Lehren, Geben , Empfangen u.s. w. ver- loren gehen. Unddiesist doch (auch) nicht (deine) Ansicht. Daher meinen wir, auch der Körper ist (es) nicht (, der den) Brähmana (ausmacht) .’ Der tanka erwiedert (p. 18): „Dies ist deine Ansicht, dem entspre- chend, wie es heifst: bhasmibhütasya dehasya punar ägamanam kutah \ tasmät sarvaprayatnena rinam kritvä ghritam pibet \ Des zu Asche gewordnen Leibs Wiederkehr woher sollte sein? ı Darum aus allen Kräften man, Schulden machend, Ghee(?) trinken mög). ıı Wir aber meinen, dafs die Frucht dafür in einer andern Welt genossen wird, wie Bhagavant gesagt hat: traividyd mäm somapäh pütapäpä yajnair ishivä svargatim prärthayante \ te punyam äsädya surendralokam acnanti divyän divi devabhogän Der drei Feda kundige Somatrinker, sündenrein mir opfernd, den Himm’] erstreben : ı Erreichend die heilige Welt Surendra's, genielsen sie himmlische Götterfreuden u” (') Eig. „Niederguls”. (2) Entsprechend hier unserm „Wein”. über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 235 Diese etwas perfide Erwiederung schiebt dem Acvaghosha etwas zu, was nicht in seinen Worten begründet ist, da diese nur auf die Voraussetzung passen, welche dadurch ad absurdum geführt werden soll. „Is then the virtue of all these destroyed by the destruction of the body of a Brahman? Surely not, according to your own principles, and if not, then Brahmanhood can not consist in body” Hodgson. $ 12. ‚Auch die Kenntnifs ist (es) nicht (, die den) Brähmana (aus- macht). Weshalb? weil die Kenntnifs vielfach vertheilt ist. Es müfsten dann alle kenntnifsreichen Cüdra Brähmana sein! und es giebt doch hie und da auch Cüdra, welche in allen Lehrbüchern wohl erfahren sind, im Feda, in der Grammatik, der Mimänsä-, Sänkhya-, Vaiceshika- Lehre, in Astrologie (lagnajivikä) u. s. w. Und dieselben sollen doch nicht als Brähmana gelten. Daher meinen wir, auch die Kemntnifs ist (es) nicht (, die den) Brähmana (ausmacht). Der Verfasser des fanka erwiedert zunächst (p. 30): „Der Feda trage nur dann Früchte, wenn er von einem dazu Berechtigten ordnungsgemäfs studirt werde : berechtigt sei aber nur der, welcher die Firmelung empfan- gen habe, und die richtige Ordnung sei, dafs man, unter Beobachtung der ge- hörigen Ceremonieen beginnend, unter der Aufsicht und mit der Erlaubnifs eines Lehrers den Feda studire. Dem Cidra dagegen solle man, auch wenn er den Feda nur höre, das Ohr mit (heifsem) Harz und Blei füllen, so sei die Vorschrift. Übrigens würden die Yeda in einem Solchem auch ganz kraftlos (nirvirya) sein, wie es heifse: darbhäh pindeshu nirmälyä(') vipräh pretännabhojane \ vedah cüdreshu nirmälyd nirmälyae citipävakah \ Halme auf Opferbrot sind rein, beim Leichenschmaus die Brähmana \ Die Veda rein im Cüdra sind, rein ist das Scheiterhaufenfeu’r ıl Dann aber fällt ihm denn doch ein, dafs er für die Leser der Yajrasüci, also Cüdra u. dgl. schreibe, welche die Auktorität des Feda nicht anerkennen, läfst daher diesen aus dem Spiele, und leugnet dafür lieber direkt auf das (') nirmälya, schmutzlos rein, bedeutet hier: keinen Schaden zufügend, resp. leidend, rein bleibend. Doch liegt in dem Wort zugleich auch ein Wortspiel von mälya Schmutz mit mälya Kranz: „kranzlos” so viel als „schmucklos”: und in diesem Sinne (= nirvirya) versteht es offenbar der Verfasser des Zanka. G32 236 WEBER nifs erlangen könne; man könne wohl eine gewisse Fertigkeit im Disputiren und Rechtsstreit über ganz gewöhnliche Dinge dadurch erlangen, aber nicht ohne die auf Gott (Bhagavant) bezügliche Einsicht in den höchsten Dingen irgend welche besondere, hervorragende Kenntnifs gewinnen, wofür er ver- schiedene hochtrabende Verse beibringt, und darauf den Acvaghosha mit etlichen Schimpfreden (pämara dumm, dämbhika heuchlerisch) und einigen verfänglichen Citaten entläfst: die letztern lauten: api vetti shadl axaräni ced upadeshtum citikaniham ichati \ vasanäcanamälram asti ced dhanadäd apy atiricyate khalah sarve brahma vadishyanti sampräpte tu kalau yuge \ tannishihä nd’sti Maitreya eienodaraparäyanäh \ samsäravyishayäsaktam brahmajno-smiti- vädinam \ karmabrahmobhayabhrashiam tam tyajed antyajam yathä \ Wenn er auch nur sechs Worte weils, will er Civa belehren doch: ı Wenn er auch Kleid und Brod nur hat, reich’r als Dhanad’(!) dünkt sich der Thor. u Alle werden im Mund drahman haben, wenn ’s Kali- yuga naht, \ Ohne Glauben, o Maitreya! Der Wollust fröhnen sie, dem Bauch. u Der den weltlichen Freuden fröhnt, und doch sich drahmakundig nennt | Der Tugend wie des brahman baar, den meid’ man, wie den Auswürfling. u $ 13. ‚Auch die (Beobachtung herkömmlicher) Bräuche ist (es) nicht (, die den) Brähmana (ausmacht). Wäre dies der Fall, dann müfsten alle die Cüdra, welche sämmtlich bei ihnen herkömmliche Bräuche be- folgen, Brähmana sein. Ja es giebt darunter sogar welche, wie die Schauspieler, Fechter, Fischer, Buffo’s, die überaus schwierige man- nichfache Bräuche zu befolgen haben. Und doch sind sie nicht Bräh- mana. Darum kann (es) die (Beobachtung herkömmlicher) Bräuche nicht sein (, die den) Brähmana (ausmacht) .’ Der /anka bemerkt hierzu (p. 34): „der äcära (herkömmliche Brauch) gelte für Alle je nach Ort, Zeit, Befähigung und Berechtigung: ein Cüdra aber, der seine Observanzen gut befolge, werde damit nur ein guter Cüdra, gewinne nicht etwa dadurch Aufnahme in eine andere Kaste. Oder würde etwa je ein noch so tüchtiger (udvartita) Esel zu einem Rosse?”, womit er das bei $ 8 gemachte Compliment zurückgiebt. (') dhanada, der Gott des Reichthums. über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 237 $ 14. ‚Auch das Handeln ist (es) nicht (, was den) Brähmana (aus- macht). Weshalb? denn es giebt Xatriya, Vaicya und Cüdra, welche die mannichfachsten Handlungen, wie Opfern, Opferhülfe, Lernen, Lehren, Geben, Empfangen, Anhänglichkeit u. s. w. ausüben, und diese gelten Euch doch nicht als Brähmana. Darum kann (es) auch das Han- deln nicht sein (, was den) Brähmana (ausmacht) .’ Der /anka antwortet (p. 35) mit einer Auseinandersetzung der Pflich- ten der einzelnen Kasten nach Bhagavadgitäi XVII, 41-45. 47, (indem er den zweiten Theil des letztern Verses (47) also liest: svadharme nidhanam creyahı paradharmo bhayävahahı \), und schliefst daran die Mahnung, der Cüdra möge sich fern halten von den angegebenen sechs Handlungen (Opfern — Empfangen) welche ihm nur dhayävaha, schreckenbringend sein, nicht ihn in eine höhere Kaste versetzen würden. — Er macht sich darauf selbst den Einwurf, wie es denn komme, dafs die Brähmana, obwohl die höchste der Kasten, sich doch zur serd, zum Dienst in Fürstensold, hergäben, und erklärt dies mit der Ungunst der Zeiten: es gebe keine Xatriya mehr, welche die Brähmana schützten, wie früher: überall herrschten Cüdra- ähnliche Mlecha(!): da bleibe denn den Brähmana, um ihren Lebensunter- halt zu gewinnen, nichts weiter übrig, als in deren Dienste zu treten (?): vriddhau ca mätäpitarau bhäryä sädhei sutah cicuh \ apy akäryacatam kritvä bhartavyd Manur abragit \ „Vater und Mutter, wenn betagt, gutes Weib und unmünd’gen Sohn ı Zu nähren, hundert Übelthat man thu’, so hat Manu gesagt u” 6 15. ‚Auch durch den Feda wird nicht (das Wesen des) Brähmana (ausgemacht). Weshalb? „Es war ein Räxasa mit Namen Rävana, der hatte die vier Feda studirt, den Aligveda, Yajurveda, Sämaveda, Athar- vaveda.” So heifst es. Es findet also sogar bei den Räxasa von Haus zu Haus Feda - Bekanntschaft statt, und doch werden diese nicht Bräh- mana sein sollen! Daher meinen wir: auch durch den Feda wird nicht (das Wesen des) Brähmana (ausgemacht). Der Verfasser des /anka erwiedert (p. 57) mit einfacher Assertion: nach dem Spruche „vedamülam idam brähmyam” seien bei allen Handlun- (') Die Engländer! @),D 2 amit beschwichtigt der Pangiz Wilkinson’s sein eignes Gewissen. 238 WEBER gen des Brähmana Veda - Sprüche nothwendig, und der Brähmana bestehe nur durch den Feda. Übrigens sei Rärana in der That Brähmana gewesen, und zwar sogar ein dhilägni, der heiliges Feuer unterhält: zum Beweise führt er einige Stellen aus dem Adhyätma-Rämäyana an! $ 16. ‚Nun, worin besteht denn aber die Brähmanawürde ? Ich sage dir: 12. Nicht durch Lehrkund’ die Brähmanschaft, durch Observanz nicht, noch Abkunft ı Nicht durch Geschlecht, nicht durch Feda, und nicht durch Han- deln sie besteht ıı Denn die wie der Jasmin und der Mond (fleckenlos-) reine(!) Bräh- manawürde besteht nur in dem Fernhalten jeglicher bösen That: denn es heifst(?): „auch durch die Beobachtung der Gelübde, Kasteiung, Niederhaltung (der Begier), Fasten, Mildthätigkeit, Bezähmung, Be- sänftigung, Zusammenraffung (des Zorns, entsteht sie).” So heifst es im Veda: 13. Wer nichts sein nennt, ohn’ Dünkel ist, ohne Hang, ohne Leidenschaft ı Wer frei ist von Begier und Hafs, den nennen Götter Brähmana u So heifst es auch im Sarvacästra (?): 44. Wahrheit Brahman ist, Bufs Brahman, Brahman ist Sinnebän- digung I Brahman ist Lieb’ zum Wesenall, dies ist Merkmal des Brähmana u 15. Wo Wahrheit fehlet, Bufse fehlt, und fehlt der Sinne Bändigung ı Wo Liebe fehlt zum Wesenall, des Candäla dies Merkmal ist. u 46. Mit Göttinn nicht, noch Menschenweib, noch auch mit Thier- gestalteten (*) I Beiwohnung übt wer, diese sind Fipra, diese sind Brähmana u So hat auch Cukra (?) gesagt: 17. Nicht die Abkunft wird angesehn, die Tugenden nur machen schön (°) ı (') Vgl. Kätnaka X1,5: „die Opferbutter ist von einer weilsen Kuh (gvez4), die ein weilses Kalb hat, zu nehmen, und weilse (gukla) Beiskörner — denn so ist das drahmavarcasam.” (2) wo wohl? (3) ? „it is written in all the Sastras” Hodgson. (*) Diesen Halbvers finden wir unten wieder $ 25 v. 36. (5) d. i. Ucanas: ob in dem betreffenden dharmagästra ? (°) Dieser Halbvers kehrt wieder $ 25 v. 44a. über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 239 Selbst den Candäla, wenn er fromm, nennen die Götter Bräh- mana(!). Darum (meine ich,) nicht die Abkunft, nicht der Lebensgeist, nicht der Körper, nicht die Kenntnifs, nicht die (Beobachtung der herkömmli- chen) Bräuche, nicht das Handeln, nicht der Yeda ist (es, was den) Brähmana (ausmacht).’ Auf diese ganze schöne Stelle hat der fzanka — und er schliefst auch gleich die unten folgenden Verse des Yaicampäyana an — begreiflicher Weise nichts zu erwiedern (p. 38) als (vgl. p. 208): „das sei Alles nur Lob eines guten Brähmana, nicht aber Definition des Wesens eines Brähmana: sugunastävakam, na tu brähmanatvalaxanapratipädakam,” und zwar giebt er alsGrund dafür an: vyabhicäradarcanät, weil es Beispiele von unsittlichen Brähmanen gebe, die dennoch ihrer Brähmanaschaft nicht verlustig gin- gen(?). — Was den Spruch: „selbst den Candäla wenn er fromm —” be- träfe, so habe er kraft des api, selbst, nur den Zweck, die Hoheit der er- wähnten Tugenden darzustellen, nicht aber dem Candäla zur Brähmana- schaft zu verhelfen: ebenso wie der Spruch „api vä mätaram gachen na tu Gangäpraligraham, eher wohn’ er der Mutter bei, eh’ er die Gangdä nehm’ geschenkt” nur bezwecke, die Annahme der Gangd als Geschenk zu tadeln, nicht aber zur Beiwohnung der Mutter aufzufordern. Oder man könne candäla auch als Adjektiv im Sinne von „sehr zornig” fassen, und dabei an zornige Bräh- mana, wie Bhrigu, Durväsas, Jamadagni denken. — Wenn in dem Spruche: „Mit Göttinn nicht —” die völlige Aufgabe der geschlechtlichen Vereinigung gefordert werde, so sei dies widersinnig, insofern das Brähmana- Geschlecht dann aussterben mülste: es könne sich dergleichen nur auf andere Frauen, als das gesetzlich angetraute Weib beziehen: diesem aber beizuwohnen sei ganz erlaubt, wofür er sich dann noch auf ein Wort des Bhagavant beruft: dharmäviruddho bhüteshu kämo ’smi Bhäratarshabha \ — Nach einigen Zwischenfällen giebt er dann seine eigne Definition von Brähmana, als des- jenigen nämlich, der zu den mehrfach genannten sechs Handlungen: Opfern etc. (p. 217.234. 237. Manu X, 75) berechtigt sei: die Frage, wie diese Be- (') Der erste päda dieser ardharca kehrt wieder $ 25 v. 39, und der zweite ibid. v. 44c. (2) sie wird nur befleckt dadurch, wie bei Rävana, kann aber durch nachfolgende Bulse wieder goldglänzend werden, wie dies bei Yälmiki ‘(s. oben p. 216) geschah (p. 42). 240 WEBER rechtigung zu erkennen, beantwortet er durch den Hinweis auf die öffent- liche Meinung (! lokaprasiddhi): wenn diese sich hie und da auch einmal täusche, wie bei dem Yarana (Moslim) Abdal Kädara ('), der für einen gäna- patya brähmana galt, so schade das doch nichts: der Curs schlechter Münzen regulire sich durch die Kundigen mit der Zeit von selbst(?). Für die sechs Handlungen verweist er dann auf seinen drihaltanka, und schliefst mit eini- gen weitern Bemerkungen über Verschiedenheiten innerhalb der Brähmana- Kaste, auf die ich am Schlusse zurückkommen will, um hier nicht zu lange zu unterbrechen. $ 17. ‚Du sagst nun wohl weiter: „den Cüdra hier ist die Bettel- wanderschaft nicht angeordnet (°), nur der Gehorsam gegen die Bräh- mana wird als ihre Pflicht verordnet: weil sie zuletzt unter den vier Kasten genannt werden, sind sie die niedrigsten.” Wenn dem so wäre, dann würde auch Indra niedrig sein, weil in dem sütra des Pänini „bei den Wörtern cvan, yuvan, maghavan (titt, in den obliquen Fällen) ausgenommen vor einem Taddhita-Affıx (Verwandlung des Halbvokals ein)” das Wort maghavan d. i. indra, hinter cvan d. i. Hund und yu- van Jüngling steht: es müfste also Indra niedriger sein als der Hund und der Mensch. Und das wirst du doch nicht annehmen wollen. Es ist eben rein ein Fehler im Ausdruck. Ebenso pflegt man auch zu sagen umä-mahecvarau, dantoshiham, und doch sind die Zähne nicht früher entstanden (als die Lippen), noch Umä (früher als Mahecvara). Es ist also einzig und allein eine Lautverbindung (ohne Nebenbedeutung), wenn es heifst: brahma-xatra-vit-cüdräh. Darum ist deine Folgerung „nur der Gehorsam gegen die Brähmana ist ihre Pflicht” unrichtig.’ Der Verfasser des /anka erwiedert: „die Niedrigkeit der Cüdra er- gebe sich aus der cruti dadurch, dafs sie aus den Füfsen (des Schöpfers) her- (1) Ich kenne zwei Add el Käder in Indien, den einen etwa ums Jahr 1470 in der Jai- naräjatarangini 1, 364 khujyäbdolkädaräkhyasya gishyah sarvagunämbudheh \ bhübhujag (des Jainolläbhadina) cittam anayad rägatälädibhir mudam \l den andern unter dem grolsen Akbar als Übersetzer verschiedener Werke aus dem „‚Hindi” (d.i. wohl Sanskrit) bei Elliot Hi- storians of India I, 260. Ist etwa Letzterer der hier Gemeinte? oder sollte es ein Dritter sein ? (2) In der That eine höchst eigenthümliche Sicherheit! die bei steigendem Verkehr denn doch mit der Zeit jedenfalls bald ihre Früchte tragen mülste, und hoffentlich auch tragen wird! ? (°) Soll wohl heilsen: „ist ihnen verboten:” so Hodgson. über die Vajrasiici (Demantnadel) des Acvaghosha. 241 vorgegangen genannt werden: das sei der Hauptgrund. Andere, wie dafs sie unter den Kasten zuletzt genannt würden, seien erst sekundär hinzutretend. Auf die Reihenfolge von Wörtern sei nur da Gewicht zu legen, wo sie zu dem Sinne passe, nicht aber in Stellen, wie die bei Pänini. — Den etwaigen Einwurf, dafs auch die Gang& aus dem Fufse des Bhagavant hervorgehe, woher sie ja Bhagavatpadi heifse, daher auch, ebenso wie der Cüdra, niedrig sein müfste, beseitigt er damit, dafs Beide, obwohl aus demselben Gliede hervorgegangen, doch anerkannt in ihrer Würde von einander so verschieden seien wie Nachkommenschaft (d. i. Saamen) und Urin, bei denen dasselbe stattfinde: ekängotpannatve 'pi samtatyuccärayor iva Gangä-cüdrayor apy upädeyaheyatvena mukhyanicatvasya prasiddhatvät \ — Wenn im Übrigen nach einer Stelle im Dhägavata: stri- cüdra - deijjabandhündm trayi na cruti- gocard „Frauen, Cıidra, und unordentlichen deija darf der Yeda nicht zu Ohren kommen,” die Cüdra nicht zum Feda berechtigt seien, so seien sie demnach auch nicht zur Bettelwanderschaft, die ja die Absolvirung des Veda voraussetzt, berechtigt. Und da sich doch Acvaghosha im Eingangsverse „die Veda sei'n Mafsstab —” auf den Boden des Feda etc. gestellt habe, wie könne er also irgend welcheAnsprüche auf jene machen? und wie gegenüber den aus- drücklichen Worten des Bhagavant (Bhag.gitäX NV III, 44) esin Abrede stellen, dafs die Cüdra zum Gehorsam gegen die Brähmana verpflichtet seien ? $ 18. ‚Ubrigens ist diese Brähmanaschaft eine ganz unbestimmte. Denn es heifst im Manu - Gesetzbuch: 18. Wer da trank Milch ’nes Cüdraweibs(!), von ihrem Hauch be- troffen ward I oder von ihr geboren ist, für den es keine Sühne giebt ı 19. Wer von der Hand ’nes Cüdraweibs ’nen Monat ifst ohn’ Unterlafs ı der wird lebend zum Cüdra schon, und geboren alsHund, wenn todt 20. Wer umgeben von Cüdrafraun, wessen Hausfrau ein Cüdraweib \ der Brähmana, verlassen vom Geschlechtsgott(?), eingeht in die Höll’(?) u Darum auf die Auktorität dieses Ausspruches hin ist diese Brähmana- schaft eine unbestimmte.’ (') vrishali offenbar hier in diesem Sinne zu fassen. (2) „rejected by gods and ancestors” Hodgson. Dafür läfst sich Manu III, 18 an- führen. (3) rauravam. Philos. - histor. Kl. 1859. Hh 343 WEBER Statt in der Widerlegung der Gründe, welche die Brähmana für die Niedrigkeit der Cüdra geltend machen, fortzufahren, was erst in $ 20 ge- schieht, greift Acvaghosha hier (und in $ 19) noch einmal auf die Abkunft zurück: was er hier sagt, steht ganz im Anschlufs an das bereits in $$ 8 und 5 (vgl. $$ 3 und 4) Bemerkte, und ist lediglich eine Wiederholung. Diese Inkoncinnität der Darstellung ist etwas auffällig. Sollten die Abschnitte 18. 19 etwa ein späterer Nachtrag sein? Befremdlich freilich dann, dafs sie nicht am richtigen Orte eingeschoben sind. — Der Verfasser des /anrka geht nicht direkt auf eine Widerlegung ein, erwähnt nur gelegentlich, wo er den letzten Vers (v. 20), ihm völlig beistimmend, eitirt (p. 29), dafs der von sei- ner Würde Gefallene (patita) nicht mehr Brähmana sei. Ein zweites Mal, wo er denselben citirt (p. 46), giebt er die Gründe an, weshalb er in der Jetzt- zeit nicht mehr beachtet werde. Auch den zweiten Vers (v. 19) erwähnt er (p- 23), und zwar ausdrücklich als Manuwvacanam, zum Erweise nämlich, dafs unter bestimmten Umständen auch sonst- allgemeine Regeln ihre Gültig- keit verlieren, wie dies Bezugs dieses Verses beim Tempel des Jagannätha in Purushottamaxetra der Fall sei, wo nach der ausdrücklichen Erlaubnifs des Bhagavant die von Cidrahand berührte (bereitete) heilige Speise (pra- sädänna) gegessen werden darf('). — Beide Verse finden sich im Manu nicht vor, doch entspricht III, 18 so ziemlich dem letzten derselben. Der Ausdruck cränah für ced, den wir schon oben v. 5 in einem ähnlichen Ci- tate getroffen haben, macht den Eindruck vulgärer Bildung. Der erste Vers (v. 18) ist aus Manu III, 19 entlehnt, wo na vidhiyate gelesen wird, und Kullüka unter phena nicht die Milch, sondern den adhararasa „Honigseim der Lippen” versteht, was in der That wohl den Vorzug verdient: den „An- hauch” bezieht er auf das Ruhen auf einem Lager. Die Angaben übrigens bei Manu von Il, 13 ab (wo die Ciidrafrau ausdrücklich erlaubt wird) ge- währen ein anschauliches Bild von den Widersprüchen,, an denen die vor- liegende Recension desselben leidet. $ 19. ‚Es ist ja ferner schon sogar (mancher) Cüdra zum Brähmana ge- worden. Welcher Grund dafür da ist? Nun, es heifst ja im Manu- Gesetzbuch: (") Nach Cunningham’s Untersuchungen ist das Tempelfest des Jagannätha eigentlich ein altes Buddhatempelfest, wobei sich noch diese Sitte bewahrt hat. 28. über die Vajrasici (Demantnadel) des Acvaghosha. 243 21. Im Schoofs des Reibholzes erzeugt Xalha Namens der grofse Weis ı durch Bufse ward zum Brähmana, darum die Abkunft ist kein Grund ıı Im Schoofs 'ner Fischerinn erzeugt /y&isa Namens der grofse Weis ı durch Bufse — u (!) Im Schoofs der Urvaci erzeugt Vasishtha auch der grofse Weis’ ı durch Bufse — ıı Im Schoofse der Rehkuh erzeugt Rishyacringa der grofse Weis ı durch Bufse — ıı . Im Schoofs der Candälinn erzeugt Ficrämitra der grofse Weis’ ı durch Bufse — ıı . Im Schools der zämdili(?) erzeugt der grofse Weise Närada ı\ durch Bufse — ıı . Wer sich bändiget wird Yati, wer fünf(°) Feu’r pflegt, gezähm- ten Sinns | durch Bufse wird er Täpasa, durch brahma-Wandel Brähmana u Nicht (*) waren sie Brähmaninn - Söhn’ und gelten doch als Brähmana \ Brahman ist Tugend und Reinheit, darum die Abkunftist kein Grund ı . Tugend ist die Hauptsache, nicht Geschlechtsrang. Was soll Adel, wenn ohne Tugendwandel? ı Viele Männer, niedrem Geschlecht entsprossen (°), Zum Himmel ging’n, Tugendbegabt, die Weisen. ı Wer nun sind denn Jene (°): Kalha, Vyäsa, Vasishiha, Rishyacringa, (') Bei Hodgson steht zwischen 23 und 24 „and Vyäsa Muni born by a female of the fisher- mans caste.” Unten aber (nach v. 29) steht /yäsa gleich nach Katha. Ebenso in P. (2) ? „born of a female spirit seller” Hodgson: aber Zämdiüli oder tämaili (wie P. hat) sind mir nicht bekannt: ob etwa Zömbili, Areka-Nuls? Oder sollten die Wörter zämaük, tämdili etwa auf tandula „ausgedroschne Reiskörner” zurückgehen, und wirklich die von Hodgson gegebene Bedeutung haben können ? (°) pancago ist nichts: ob etwa pancägnir (s. Wilson) zu lesen? bei Hodgson fehlt der zweite päda ganz. (*) Der erste ardhurca dieses Verses fehlt bei Hodgson: s. $ 5 v. 9. (5) Dieser zweite ardharca folgt bei Hodgson erst nach „„— allgemein als Brähmana.” (°) Im Sinne von: „Sind denn nicht also jene Brahmarishi: Katha u. s. w. aus nie- derem Geschlecht geboren? und gelten doch als Brähmana.” Hh2 244 WEBER Ficvdmitra u.s.w.? (es sind) Brahma-rishi, geboren aus niederem Ge- schlecht und gelten doch allgemein als Brähmana. Darum auf die Auk- torität dieses Ausspruches hin sage ich: „übrigens ist diese Brähmana- schaft eine ganz unbestimmte ; auch wer einem (üdrageschlechte ange- hört, wird zum Brähmana” (durch tugendhaften Wandel).’ ; Dieser ganze Abschnitt ist, wie zu $ 18 bemerkt, eine Wiederholung des Abschnittes 5, nur dafs in vv. 27-29 etwas Neues, Positives ausgesagt wird. Übrigens sind sämmtliche Verse nicht in unserm Texte des Manu vor- liegend. Der sechste Vers (v. 27) unterbricht den Zusammenhang, und ist vielleicht ursprünglich eine Marginalglosse gewesen? — Der Verfasser des tanka erwähnt nur ganz gelegentlich (p. 4) den Refrain der ersten fünf Verse. Um nämlich zu zeigen, dafs die in $ 16 aufgeführten Tugenden nicht die Definition eines Brähmana geben, führt er daselbst das Beispiel des Fidura an, in welchem sie sich alle vereinigt fanden, und der doch kein Brähmana war, sondern ein Cidra: ebenso in Bhishma, der doch ein Xatriya blieb: ebenso in Crävana, der doch ein Yaicya war: letztres ergebe sich aus der Stelle im Adhyätmarämäyana, wo er dem Dacaratha, der ihn in der Nacht, auf der Jagd begriffen, ohne Wissen getödtet hat, tröstend zuruft: brahmahatyä spricen na väm, vaicyo’'ham tapasi sthitah „Brähmanamord-Schuld trifft dich nicht: vaicya bin ich, in Bufs’ lebend:” hierdurch, fährt der Verfasser fort, wird auch der Ausspruch „tapasd bräh- mano jätas t.j. ak.” (eben unser Refrain hier) beseitigt, denn, müssen wir ergänzen, Crävana blieb ja vaicya, obwohl er in tapas lebte. Damit hat er sich denn die Bekämpfung dieser ihm gewifs sehr ungelegenen Verse Manus allerdings sehr leicht gemacht. — Es ist übrigens characteristisch für die Unwissenheit und den völligen Mangel an Critik, die dem ‚Subajee Bapoo wie den indischen Gelehrten überhaupt eigenthümlich sind, dafs er nicht hier wenigstens dem Acvaghosha einwirft, die Verse seien ja gar nicht dem Manu-Texte entlehnt, wohl also sein eignes Fabrikat! In der That mufs eine Betrügerei dieser Art jetzt sehr leicht sein, wie dergleichen denn auch wirklich schon seit Jahrhunderten geübt worden ist. Was Je- mand beweisen wollte, brachte er in cloka und gab es für ein Citat aus ir- gend einer Smriti oder einem Puräna aus, unter deren Namen es dann flott- weg kursirte. $ 20. ‚Wenn du nun aber weiter meinst: über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 245 30. Vom Mund der Brähmana entsprang, Und aus den Schenkeln der Faicya, der Cidra aus den Füfsen nur u aus den Armen der Xatriya ı so sage ich: „Es giebt vielerlei Brähmana, und es ist nicht klar, wel- ches sind jene Brähmana('), die aus dem Munde geboren sind?” denn es giebt hier auch unter den Geschlechtern der Fischer, Wäscher und Candäla Brähmanen, welche ebenfalls die verschiedenen (brähmani- schen) Observanzen wie das Haarschopfmachen, Schnur(umbinden), Zahnbürstengebrauch u. s. w. beobachten, und auch den Titel Bräh- mana erhalten.’ Der Verfasser des fanka geht über diesen Einwurf gegen den berühm- ten Vers des Purushasükta, auf welchem die Theorie der indischen Kasten so wesentlich basirt, mit souveräner Verachtung hinweg (p- 45): „wenn ein zottiger Hund zur Würde des Löwen erhoben würde, wird er auch dessen Ge- brüll erheben können‘ ebenso ist es beschaffen mit der durch Observanzen zu erreichenden Brähmanaschaft der Cüdra.” $ 21. ‚Darum meinen wir, da es auch mit den Xazriya u. s. w. ebenso wie mit den Brähmana steht, dafs es nur eine Kaste giebt, nicht vier Kasten. Dafür spricht auch noch Folgendes. Wie sollte wohl Theilung in vier Kasten für die aus dem einen Purusha Hervorgegangenen möglich sein? Es kommt auch jetzt wohl vor, dafs irgend Jemand von einer Frau vier Söhne erzeugt, dabei findet dann aber keine Kasten- verschiedenheit statt, dafs etwa der Eine Brähmana, der Andere Xa- triya, der Andere Faicya und der Vierte Cüdra wäre. Weshalb? weil eben die Eltern(?) dieselben sind. Ebenso ist es mit den Brähmana u. s. w.: woher sollte wohl ihre Theilung in vier Kasten kommen ?’ Der /anka antwortet: „wenn Alle, die aus Kinem hervorgegangen sind, deshalb gleich sind, so mülste auch unter den (Haus-) Thieren, Vögeln, Wild u. s. w., die alle auch aus Bhagavant entsprungen sind, kein Unter- schied in Bezug auf Vorzug ö hen, die Gazellen den Hunden, die Rosse den Eseln gleich stehen und so und Unwerth stattfinden, die Flamingo den Krä- (') So nach der von mir gemachten Correctur des kuto im Drucke in ke te. Hodgson hat nur: „Brahmans are not of one particular race.” (2) So muls pizri hier wohl gefalst werden, also als Dual. „Vater” allein genügt nicht. „having one father and mother” Hodgson. 946 WEBER müfste denn dem Herrn ein Eselgespann(!) eben so lieb sein wie ein von Rossen gezogener Wagen.” Diesen Einwurf scheint Acvaghosha im folgen- den Paragraphen vor Augen gehabt zu haben. $ 22. ‚Denn bei Rind, Elephant, Rofs, Reh, Löwe, Tiger u. s. w. zeigt sich ein Unterschied der Fufsspur(?) „dies ist die Spur eines Rindes! dies die eines Elephanten, dies die eines Rosses, dies die eines Rehs, dies die eines Löwen, dies die eines Tigers,” aber bei den Brähmana u. s. w. (kann man) nicht (sagen) „dies ist die Spur eines Brähmana, dies die eines Xatriya, dies die eines Faicya, dies die eines Cädra.” Da- her schliefsen wir auch aus diesem Mangel des Unterschieds in der Fufs- spur, dafs es nur eine Kaste giebt, nicht vier Kasten. Ebenso zeigt sich bei Rind, Büffel, Rofs, Elephant, Esel, Affe, Ziege, Schafbock u. s. w. ein Unterschied in Bezug auf die weiblichen und männlichen Geschlechtstheile, auf Farbe, Gestalt, Koth, Urin, Geruch, Stimme; nicht aber bei den Brähmana, Xatriya u. s. w. Daher schlie- fsen wir auch aus dieser Ununterschiedenheit, dafs es nur eine Kaste giebt. Ebenso zeigt sich auch beim Flamingo, der Taube, dem Papagei, Kuckuk, Pfau u. s. w. eine Verschiedenheit nach Gestalt, Farbe, Haar, Schnabel: nicht aber bei den Brähmana u. s. w. Daher schliefsen wir auch aus dieser Ununterschiedenheit, dafs es nur eine Kaste giebt. Ebenso zeigt sich auch an den Bäumen, dem vaja (ficus Indica), va- kula (Mimusops elengi), paläca (Butea frondosa), acoka (Jonesia Asoka), tamäla (Xanthocymus piectorius, Roxburgh), nagakesara (Mesua ferrea), cirisha (Acacia sirisa), campaka (Michelia champaca) ein Unterschied nach Fufs (Wurzel), Stamm, Blatt, Blüthe, Frucht, Rinde, Knochen (d.i. Holz), Saamen, Saft und Geruch; nicht aber zeigt sich dem ent- sprechend auch bei den Brähmana, Xatriya, Vaicya, Cüdra ein Unter- schied der Haupt- und Neben-Glieder, oder der Haut, des Fleisches, des Blutes, der Knochen, des Saamens, Kothes, der Farbe, Figur oder der Zeugung. Daher giebt es, wegen dieser Ununterschiedenheit, nur eine einzige Kaste. Ferner, Herr, auch wegen der Gleichheit mit dem Brähmanen in (') Gilt als unheilvoll, vgl. meine Abh. über Omina und Portenta p. 336. Manu XI, 201; kommt jedoch auch ohne dgl. üble Bedeutung vor, s. M. Brär. XIII, 1874. (2) Oder bezeichnet padam den Fuls selbst? so Hodgson „the foot.” über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 247 Freude, Schmerz, Leben, Einsicht, Handeln, Verkehr, Geburt, Furcht, Beiwohnung giebt es keinen (wahren) Unterschied zwischen den Bräh- mana u. S. w. Wir sind hier zu einem der Glanzpunkte der ganzen Darstellung ge- kommen. Dem entsprechend, was Cankara unter dem Abschnitt carira ein- fach mit den Worten gesagt hat „da sich im Körper aller Menschen (vom brähmana) bis zum Cändala hin Alter und Tod zeigt, deshalb kann der Körper nicht (das Wesen des) drähmana sein” finden wir hier die Einheit des ganzen menschlichen Organismus, des leiblichen wie des geistigen, in wenn auch etwas diffuser, dennoch wirklich eindrucksvoller Weise geltend gemacht. Wir können uns das Erstaunen und die Freude Hodgson’s wie Wil- kinson’s, einmal wirklich in dem eingeschnürten Indien einem so rein mensch- lichen Raisonnement zu begegnen, lebhaft vorstellen. Hodgson’s Worte hierüber lauten: „We all know that the Brahmans scorn to consider the Sudras as of the same nature with themselves, in this respect resembling the bigoted Christians of the dark ages, who deemed in like manner of the Jews. The manner in which our author treats this part of his subject is, in my judgment, admirable, and altogether worthy of a European mind. Indeed it bears the closest resemblance to the style of argument, used by Shakespeare, in covertly assailing the analogous European prejudice already adverted to. I need not point more particularly to the glorious passage in the Merchant of Venice „Hath not a Jew eyes, hands, organs, dimensions, senses, passions; fed with the same food, hurt by the same diseases etc. etc.” Der Verfasser des /anka hat hierauf wenig zu erwiedern; er meint (p- 49): „Ebenso wie zwischen einem König und seinem Diener zwar nicht der Unterschied von Mensch und Rofs stattfinde, wie zwischen dem König und seinem Reitthier, wohl aber der Unterschied von Hoch und Niedrig, als zwischen dem zu Bedienenden und demDienenden, ebenso sei es auch hier”: dafür bringt er dann zwei Stellen heran, aus einem abhivädanacästra(!) und aus Manu, welche die dem Brähmana schuldige Ehrerbietung erhärten. — Es ist doch in der That höchst auffällig, dafs er nicht lieber auf die unläugbaren Racen -Verschiedenheiten hingewiesen hat, welche in Indien so überaus stark sind, und ja auch den ursprünglichen Grund zum Kastenwesen gelegt haben. (') „Complimentirbuch.” Der Vers ist übrigens auch im Manu sich findend: UI, 119. 248 WEBER Jetzt freilich mag es zwar bei der grofsen Mischung und Kreuzung der Racen, wie sie in Indien trotz aller Beschränkung von jeher, und seit dem Eindrin- gen des Islam wie der Europäer ganz besonders, stattgefunden hat, bei ein- zelnen Individuen oft schwer genug sein, den ärischen Typus herauszuerken- nen, resp. gar danach die Kasten zu sondern. Aber der /anka-Verfasser kann von der ganzen Sache selbst überhaupt gar keine Ahnung gehabt haben. 6 23. ‚Auch Folgendes möge beachtet werden. Ebenso wie zwischen demselben Baume entsprossenen Früchten giebt es auch keinen Kasten- Unterschied: wie z.B. bei den Udumbara (fieus glomerata)- und Panasa- (Brodfruchtbaum, artocarpus integrifolia)-Früchten: denn beide Bäume tragen Früchte sowohl an den Zweigen als am Stock, und an den Ästen, wie an der Wurzel, und doch ist kein Unterschied derselben, dafs etwa die eine Frucht ein Frucht- Brähmana, die andere ein Frucht - Xa- iriya, die andere ein Frucht - Faicya, die andere ein Frucht- Cüdra sei, (sondern sie sind alle gleich), da sie demselben Baume entsprossen sind. Ebenso ist aber auch zwischen dem Menschen kein Unterschied, da sie alle aus dem einen purusha hervorgegangen sind.’ Dieser Abschnitt würde besser unmittelbar nach $$ 20 und 21 folgen, da er mit diesen beiden sich auf denselben Vers des Purushasükta bezieht. — Auch hier antwortet der fanka, wie bei $ 21, mit einem Witze (p.50): „da- gegen, dafs wie beim Baum so auch bei dem purusha die Glieder gleich seien, spreche, dafs man wohl die Hand an den Kopf halte zum Zeichen der Ein- willigung, nicht aber den Fufs: so wie man auch nicht die Fufsbedeckung am Kopfe, die Kopfbedeckung am Fufse tragen könne, ohne sich lächerlich zu machen, und dem Auszischen (dem chithu-Machen) auszusetzen. $ 24. ‚Es giebt (bei deiner Ansicht) auch noch einen andern Übelstand. Wenn (nämlich) der Brähmana aus dem Munde entstanden ist, woher ist die Brähmaninn entstanden? Wenn (du sagst): „nun, aus dem Munde eben,” wohlan, dann würden die Herren mit ihren Schwestern Beiwohnung halten. Eine solche Blutschande (!) ist doch aber ganz un- statthaft, und ist dies etwas in der Welt auf das Höchste Verpöntes.’ (') eig. „Vermischung mit einer, welche non ineunda ist.” — Über den gleichen Ein- wurf in Bezug auf die Abstammung der Menschen von einem Paare, als Entstehungsgrund für den Hymnus von Yama und Yami (Rik X, 10). s. Roth im Journ. Am. Or. Soc. III, 335-6. TE ran u UL nn über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 249 Dies Compliment giebt ihm der Verfasser des fanka zurück (p. 51), unter hellem Triumpfgeschrei einen Vers aus Mägha citirend (Cieup. 16, 29): „Für die eignen Gebrechen blindgebor’n, doch für jed’ Stäubchen an Andren scharfsichtig, | Eignes Lob hoch verkündend, stummbleibend wo es gilt Andrer Gehalt — dies Böse sind. ıı Denn — woher komme das Cüdraweib? Acvaghosha habe ja doch, wenn auch nicht die Entstehung aus den einzelnen Gliedern, so doch die aus Einem (ÜUrsprunge) zugegeben, und gründe ja gerade auf letzteres seine Ansicht, dafs Alles, da es nur eine gemeinsame Abkunft habe, auch nur ein Geschlecht sei: also sei auch das Cüdra-Weib ebendaher entsprossen, und die Schwesterbuhlschaft falle also auf ihn selbst zurück! oder wenn er selbst sich mit seiner Bettelbruderschaft salviren könne, so habe doch sein Vater nicht, ohne diese Sünde zu begehen, ihn erzeugen können, und damit sei er selbst auch unrein. Durch seinen unüberlegten Vorwurf habe er sich also nur lächerlich gemacht.” Auf die Sache selbst kommt er weiter unten gelegentlich noch einmal zurück (p. 55), wo er erwähnt, dafs die Turushka und Hüna zwar mit Allen essen können, aber ihre leibliche Schwester auch nicht zur Frau nehmen, während doch im Anfang der Schöpfung Mann und Frau aus dem Leibe des Einen hervorgegangen, also ein Geschwisterpaar ge- wesen seien(!). Er beruft sich dafür auf Manu I, 32: Seinen Körper in zwei theilend ward er mit einer Hälfte Mann ı Weib mit der andern: in dieser erzeugte den Firdj(?) der Herr u Darum heifse es: „man wandle nicht nach Götter-Art,” sondern man wandle nur in der Cästragemäfsen Weise. 6 25. ‚Darum also ist die Brähmanaschaft etwas Unbestimmtes. Es be- steht vielmehr eine wirkliche Scheidung der vier Kasten nur durch ihre verschiedene Thätigkeit. So hat denn auch Yaicampäyana, als Yudhi- shihira ihn frug, gesagt: „die vier Kasten haben ihren Grund in der Verschiedenheit der Beschäftigung.” 31. Pändu's(?) berühmter Sohn einstmals, der mit Namen Yudhishthira ı Zu Faicampäyana tretend, ehrerbietig verneigt, ihn frug: ı (') Vgl. die vorige Note. (2) „die Ausstrahlung,” oder „der Ausstrahler” Name des Demiurgos. (°) „One day the son of Pandu, named Yudhishthira who was the wise man of his Philos.-histor. Kl. 1859. li 250 3 [52 33. 34. 39. 40. WEBER .(1) Wer sind’s, die Brähmana heifsen? was ist Zeichen des Bräh- mana?\ Dies wünsche ich zu wissen, Herr! mög’ es der Herr erklären mir. ı Vaicampäyana sprach: Mit Mild’ und sonst’gen "Tugenden begabt, nachsichtig, lüstefrei (?) | verletzt kein Wesen er, — dies ist erstes Zeichen des Brähmana \ Wenn er irgend welch fremdes Gut auf der Strafs’ oder in dem Haus | Nicht-Gegebnes auch nicht sich nimmt — zweites Zeichen des Brähmana. \ . Aufgebend alle Härte, wer nichts sein nennt, ohne Leidenschaft, ı ledig wandelt beständiglich — drittes Zeichen des Brähmana U . Mit Göttinn(?) nicht noch Menschenweib, noch auch mit Thier- gestalteten | Beiwohnung übt wer irgend je — viertes Zeichen des Brähmana \ . Wahrheit heiligt, Mitleid heiligt, Sinnebezähmung heiliget | Liebe zum Wesenall heiligt, Bufse als fünftes heiliget u . Begabt mit diesen fünf Zeichen, welcher deöja(*) ein Solcher ist ı den nenn’ ich Brähmana, Cüdra all’ Andren sind, Yudhishthira! u Nicht durch Geschlecht noch Abkunft, noch äufs’re Werk wird man Brähmana \ Auch der Candäla, wenn er fromm(°), ist Brähmana, Yudhi- shlhira! U Und weiter sagte Vaicampäyana: Vormals war nur von einer Kast’ dieses Alles, Yudhishthira! \ Vom Unterschied in Werk und That entsprung’n ist das Vier- kastenthum Il age” Hodgson. Statt pandito des Druckes muls also jedenfalls wohl pänduto gelesen werden, da das put rah entschieden die Nennung des Vaters verlangt. Freilich wäre ein Genitiv besser an der Stelle! — Dafs übrigens Fairampäyana hier direkt mit Yudhishthira in Verbindung gebracht wird, ist ein etwas auffälliger Zug, der dem Verbältnifs von Held und Dichter des M. Bhärata sehr ins Gesicht schlägt. Indessen in den Puräna ist Alles möglich. Wird ja doch auch im Alämäyana Välmiki mit Räma in Verbindung gebracht. (') Vgl. Yudhishthira’s Frage an Bhishma M. Bh. XIII, 1868. (2) „that he never eats flesh” (!) Hodgson. (3) s. oben $ 16 v. 16. (*) Zwiegeborner, Mitglied der drei ersten Kasten, s. oben p. 218. 0). oben $ 16 v. 17 (aus @ukra). über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 251 44. Alle Menschen dem Mutterschoofs entstehn; All’ haben Koth, Urin | und gleiche Sinn’und Sinneszweck’; nur durch Tugend man dvija wird 42. Auch der Cüdra wenn tugendhaft, gelt’ als trefflicher Brähmana: \ Auch der Brähmana, wenn werklos, geringer als ein Cüdra gelt. u Und auch dies ist ein Wort des Yaicampäyana: 43. Wer der fünf Sinne grauses Meer, sei’s auch ein Ciidra, überschritt, | Dem spende reiche Gabe man, ungemefsne, Yudhishthira \ 44. Nicht die Abkunft wird angesehen, König! Tugend nur machet schön (!) ı Wessen Leben der Pflicht gemäfs, und wessen Leben Andren dient, | Wer Liebes thuet Tag und Nacht, den nenn’n die Götter Bräh- mana (?) U 45. Die, die Hauswohnung aufgebend, der Erlösung nachtrachten stets ı an Lust nicht hangend, Aaunteya! die sind Brähman’, Yudhi- shthira! U 46. Nie-Leid’sthun, Anspruchslosigkeit, Meiden von Meinungsfeind- lichkeit (°) ı Abstehn von Leidenschaft und Hafs, dies die Zeichen des Bräh- mana!\ 47. Geduld, Mitleid, Sanftmuth, Geben, Wahrheit, Reinheit, Treu’, Mitgefühl ı Wissen, Erkenntnifs, und Hoheit, dies die Zeichen des Brähmana u 48.(+) Ob auch auf einen Vers beschränkt wandelnd, wer rein lebt, vipra ist \ wenn erauchnicht studirt die vier Fed’, Allesifst, und All’sverkauft(°) u 49. Das Verdienst defs, der keusch sich hält, sei’s auch für eine einz’ge Nacht ı gleichgewogen das wird nicht durch tausend Opfer, Yudhishthira! 50. Wer alle /eda durchgemacht, in allen Zirtha (°) sich geweiht ı Ledig nun nur der Pflicht lebet, den nur nennet man Brähmana \ (') S. oben $ 16 v. 17 (aus Qukra). (2) S. oben $ 16 v. 17 (aus Qukra). (3) ? matakrityasya, von / krit, spalten. (*) Dieser Vers fehlt bei Hodgson. (5) Dies ist polemisch gegen Stellen, wie die in $ 8 v. 10. 11 citirten. (*) „heiligen Badeplätzen,” Wallfahrtsorten. Dieser ardharca ist hier an dieser Stelle etwas auffällig, da er nicht recht zu dem Übrigen palst. Ii2 252 WEBER 51. Wenn er nicht zufügt Leides je einem der Wesen, Hartherz’ges ı Mit Handlung, Geiste oder Wort, dann geht er in das Brahman ein’ Der Verfasser des /anka weifs hierauf nicht viel zu entgegnen: er be- merkt zunächst (p. 38) bei Gelegenheit von $ 16, dafs die mit v. 33 begin- nenden Sprüche des Yaicampäyana ebenfalls (wie vv. 13-17) nur eulogischer Art seien, nicht aber eine Definition des Brähmana enthielten. — Für v.38b giebt er p. 40 eine verzwickte Erklärung: das Wort cüdra sei darin ebenso zu verstehen, wie in dem Verse: sarvavarneshu te cüdrä ye hy abhaktä janärdane \ in all'n Kasten Die Cüdra sind, die nicht glaub’'n an Janärdana \ wo es nämlich durch cuwe&@ dravantiti cüdrä iti zu erklären sei, insofern es daselbst, da in dem Ausdruck sarvavarneshu die wirklichen cüdra ja auch mit eingeschlossen seien, offenbar etwas aufserhalb der sarvavarna Stehendes bezeichnen müsse. — Auch von v. 42 und 43 wird ibid. ausgesagt, dafs sie nur eulogistisch, nicht wörtlich zu nehmen seien, da damit der Satz im Wi- derspruch stehe: duheilo 'pi dvijah püjyo na tu cüdro jitendriyah \ kah parityajya gäm dushtäm duhyächtilavatim kharim \ Auch schlecht, ein dvija Ehr’ verdient ; nie ein Cüdra, wie fromm er auch! ı Wer möchte statt ’ner schlechten Kuh melken ’ne gute Eselinn? ı Von v. 41 „alle Menschen dem Mutterschoofs entstehn” heifst es (p. 52): der- selbe stehe in Widerspruch mit dem eignen früheren Citat in $ 5 v. 6 ff. Es sei ja aus den Puräna etc. bekannt, dals Dronäcärya ete. nicht aus dem Mutterschoofs hervorgegangen seien: darum sei (eZad vacanam heyam. eva) dieser Spruch unberücksichtigt zu lassen. Dasselbe Schicksal theile der Spruch des Faicampäyana in v. 40, da er mit der cruti in Widerspruch stehe, deren Sinn in folgendem Verse enthalten sei: dhätä yathä pürvam eväkalpayaj jagad äditah \ anidricam jagat kvdpi na kadäcid bhaved idam u Wie der Schöpfer geordnet hat die Welt zuerst beim Anbeginn ı anders als dies nirgend und nie diese Welt jemals werden wird ı ebenso wie in dem Spruche Manu’s I, 21: Allen aber nebst Namen Er ihre Werke, Jedem für sich I dem Feda-Wort gemäfs Anfangs, und die Lebensweis’ einzeln gab ı Aus diesen und ähnlichen Stellen ergebe sich, dafs das Vierkastenthum vom Anfange der Welt her bestehe. — Es schliefst sich hieran noch eine nicht un- über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 253 interessante Untersuchung über einen Ausspruch des Bhagavant „varnavya- vasthitir ihaiva kumärikäkhye”, wonach das Kastenwesen auf den Kau- märikäkhanda im Bhäratavarsha allein beschränkt sei. Der Grund dafür sei, dafs nur hier(!), wo Tag und Nacht nicht zu grofsem Wechsel von Länge und Kürze ausgesetzt seien, und wo auch die Kälte nicht zu grofs sei, die vorgeschriebenen Ceremonieen möglich seien, z. B. Morgens das Baden mit kaltem Wasser, und der samdhyähoma, während weiterhin das Wasser we- gen der grofsen Kälte fest werde, und daher weder zur Reinigung, noch gar zum Baden zu verwenden gehe. In den andern varısha (Ländern) daher, wo diese Ceremonieen nicht möglich seien, gebe es nur lauter Niedriggeborne, und daher nur eine Kaste. Übrigens sei Bhagavant, damit dieselben, trotz jener ihrer Unfähigkeit, doch durch ihr übriges Wohlverhalten seine Zufriedenheit sich erwerben könnten, auch zu ihnen leibhaftig herabgestiegen und habe ihnen in ihrer Sprache die monotheistische Lehre verkündet(?). Es ist dies eine im Munde des orthodoxen Brähmana immerhin anerkennenswerthe Deutung des Christenthums wie des Islam, in welcher er unter den Ortho- doxen dieser beiden Religionen schwerlich viele Nachfolger finden möchte. Was nun die von Acvaghosha angeführten Stellen betrifft, so bin ich leider nicht im Stande, dieselben nachzuweisen. Sie sind ihrem Inhalte nach (bis auf 50a) ächt buddhistisch, und somit wäre es wohl begreiflich, wenn sie in brahmanischen Schriften wirklich nicht mehr nachweisbar sein sollten: doch scheint mir wahrscheinlich, dafs sie in der That ursprünglich einem Puräna etwa entlehnt gewesen sein mögen, nicht einem direkt buddhistischen Werke. Die ganze Einkleidung, die häufige Anrede mit Yudhishlhira und Kaunteya, insbesondere aber eben v. 50a, der nicht buddhistisch ist, führt darauf hin. Die Einleitung in v. 31. 32 zeigt übrigens, dafs das Ganze ein Stück für sich bildete, und die wiederholte Zurückführung auf Yaicam- päyana, dafs uns nicht das ganze Stück selbst, sondern nur Auszüge daraus (!) unter Bharatavarsha sei nach dem Spruche: Tushärädrer Lankävadhi Bharatavarsham nigaditam, das Land vom Himälaya bis Ceylon zu verstehen. | Über Kumärikä s. mein Verz. der Berl. Sansk.-H. 1175.1242, wo folgende Abstufung vorliegt: jambudoipa, bhäratavarsha, äryävarta, brahmävarta, kumärikäxetra, vishnuprajäpatixetra, Sauräshtra, Gurjara (Gu- zerate). Es erscheint dies also in der That als eine sehr wesentliche Beschränkung des dem Kastenwesen in Indien selbst zugehörigen Gebietes. (2) fatratyänäim karmakaranägakyatve ’pi taditarasadäcaranenaiva kritärthatäsiddhyar- tham Bhagavatä teshv evä ’vatäram dhritvä tadbhäshayaiva segvaram gästram vihitam| 254 WEBER vorliegen. Bruchtheile der Verse haben wir schon früher gehabt in $ 16, und zwar ist der daselbst aus Cukra eitirte Vers hier unter mehrere Verse (v. 39 und v. 44) vertheilt. Die in v. 33-37 vorliegenden fünf Zeichen des ächten Brähmana sind nicht sehr koneinn abgefafst, insofern das erste, dritte und fünfte ziemlich identisch sind: da das fünfte seinerseits wieder in fünf Theile zerlegt wird, so sind es eigentlich viel mehr. Zu vergleichen aber sind die fünf Gebote, das pancacilam, der Buddhisten, s. Köppen die Religion des Buddha I, 444. Dhammapada 246. An der Reinheit der hier vorliegenden Ethik wird wohl auch der strengste Moralist nichts auszusetzen finden. Die grofsartige Höhe der An- schauung steht hier auf völlig gleicher Stufe mit jenem wahrhaftigen „Schatz- kästlein”, dem Dhammapadam, dessen letzter Abschnitt (brähmanavagga) ebenfalls das wahre Wesen des Brähmana schildert: der dortige Refrain: tam aham briimi brähmanam findet hier in v. 38 sein Analogon: zam aham braähmanam brüydm('). Die altärische, auch bei den Parsen ebenso scharf betonte, Scheidung der Sünden in solche, die mit dem Geist, Wort oderLeib (That) begangen werden (vgl. auch den Eingangsvers), bedingt durch ihre Gleichsetzung der blos in Gedanken begangenen Sünden mit denen, die wirklich begangen worden sind, also des blofsen Vorsatzes zur That mit der That selbst, ein hohes ethisches Bewufstsein, das Bedürfnifs nach wahrhafter innerlicher Heiligung, — ist übrigens in Indien wesentlich Eigenthum der ja überhaupt weit innerlicheren Buddhisten geblieben, während die Brahmana im Vertrauen auf ihre guten „Werke” sie im Ganzen seltener erwähnen: doch ist sie auch bei diesen noch jetzt in den solennen Sündenbekenntnissen bei- behalten (s. mein Verz. der Berl. Skr.- Hdschr. p. 329 u. Manu XII, 5-7). $ 26. 52. ‚Was hier gesagt von uns, um die Bethörung der deija, die Einsichts- beraubt, zu heben I Wenn passend es, mögen’s annehm’n die Guten, und lassen es, wenn es unpassend sein sollt \ Dies ist das Werk der Füfse(?) des Siddhäcärya Acvaghosha! (') Ich erlaube mir hier auf meine gleichzeitig hiemit gedruckte metrische Übersetzung des Dhammapadam in der Zeitschr. der D. Morg. Ges. XIV, p.29-86 zu verweisen. i 5 »P 2) Möglichst bescheidner Ausdruck. Ebenso ist es Hofsitte zum König zu sagen „deine 5 5 5 Füfse haben befohlen” für „Majestät —”. s. Pertsch, Xizigavangävali 20,8. 21,2. 22,6. 52, 6. Lassen, zu Gitagovinda p. 70. über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 255 Diesen versöhnlichen Schlufs weils der Verfasser des /anka (p. 57) zunächst durch Nalodayaartige Substituirung anderer Bedeutungen (') in ein Compliment für die Brähmana umzuwandeln, das Acvaghosha ihnen, ohne es zu wissen, mache: rückt ihm sodann (er nennt ihn hier, ob absichtlich ? oder ist es blos ein Druckfehler? — Fajraghosha) den Gegensatz vor, in welchem seine Worte (in v. 51) mit seiner ganzen Schrift stünden, die von der feindseligsten Gesinnung zeuge: und vertheidigt sich schliefslich gegen den Einwurf, dafs er ja selbst auch nicht feiner mit Acvaghosha verfahre, mit dem Spruche: „den Schimpf erwied’re man mit Schimpf, Ehrerbietung mit gleicher Ehr”. Wenn man ihm sage, dies sei nur ein Spruch für gemeine Leute, während Gute nach folgendem Spruche (in Cärdülavikridita) handelten: tät nn, ale) eg 0, Sul garvam nodvahate na nindali parän no bhäshate nishthuram, uktam kenacid apriyena sahate krodham ca nälambate \ erutvä kävyam alaxanam parakritam samtishthate mükavat, doshänc chädayate svayam na kurute hy etat satäm ceshlitam \ Hochmuth zeiget er nicht, und Andere nicht schmäht er, redet Unfreund- lich's nicht: VomFeind was da gesagt erduldet er in Ruh’, und giebt sich nicht hin dem Zorn I Er hört alberne Dichtung, Anderer Geschmied’, und bleibet, als wär’ er stumm: Fehltritt’ hüllet er ein, begeht sieabernicht selbst, dies ist Wohledler Art: so erwiedere er: allerdings, aber dies gelte nur dafür, dafs Einem persönlich Jemand eine Beleidigung zufüge, nicht aber für öffentliche Fälle (lokapa- väda), wie der Bhagavant bei Mägha sage (Ciceup. IL, 11): Nicht schmerzt’s mich, dafs Satrati’s Sohn Beleidigungen mir zufügt ı aber dafs er die ganze Welt zu quälen strebt, das macht mir Schmerz. \ Wenn nun weiter Bhagarant anderswo sage: ghnantam capantam parusham vadantam yo brähmanam na pranamed yathä "ham \ sa päpakrid brahmadavägnidagdho dandyac ca vadhyag ca na cä smadiyah \ (!) hatabuddhinäm — präptabuddhinäm, und nihantum = präpayitum, also: „geeignet, die einsichtsvollen deija in Bestürzung zu versetzen”. 256 WEBER Selbst wenn er schlägt, fluchet und Hartes redet, wer sich nicht dem Brähmana neiget, wie ich | Vom Brahman -Waldbrandfeu’r verzehrt der Sünder zu straf’n ist, zu züchtigen, nicht ein Unsrer ı und somit sogar den sich so vergehenden Brähmana zu besänftigen ge- biete(!), wie viel mehr verdiene dieser Acraghosha Züchtigung, der das ganze Brähmana -Geschlecht, das ihm gar nichts zu Leide gethan, so unge- bührlich angegriffen habe. Nach Yäjnavalkya II, 215 gebühre ihm, dafs ihm dafür die Zunge abgeschnitten werde. Ich füge hier noch aus der im fanka (zu $ 16) auf p. 44 ff. gegebe- nen Erklärung gewisser innerhalb der Brähmanakaste vorhandener Unter- schiede Folgendes (s. p. 240) an. Wenn es auch nicht möglich sei, heifst es daselbst, alle die verschiedenen Arten Brähmana aufzuzählen, wolle er doch wenigstens einige nennen: yathä: Andhräh Karndlakäe caiva Gurjarä Dravidäs tathä \ Mahäräshirä iti khyatäh pancai te Dravidäh smritäh U Särasvatäh Känakubjä(?) Gaudä Utkala- Maithiläh \ Gaudä iti samäkhyätä pancaite munisattamair iti(?) \ Den Einwurf, wie die Känakubjäs und Utkaläs Brähmana sein könnten, da sie ja doch Fleisch und Fische verzehrten, was nach dem in $ 8 v. 11 ci- tirten Spruche sogar solchen Fipra, die durch die Luft zu fliegen vermöchten, verboten sei, beantwortet er damit, dafs es, gegenüber dieser allgemeinen Verwerfung für das Kaliyuga, für andere Weltalter (yuga) specielle Be- stimmungen darüber gebe, an welche sich dieselben dabei hielten: so heifse es (vgl. Manu V, 18 und 16. Yäjnavalkya I, 177. 178): cacac ca callaki godhä kürmah khadgac ca pancamah \ panca pancanakhä bhaxyd mänsabhaxi na doshabhäk U tathä pälhina-räjiva-calyakäc ca dvijätibhih \ sinhäsya-rohitäv ddyau niyuktau havyakaeyayoh (') vgl. Manu XI, 319. (2) sic! Känyakubjas! (3) Über diese Aufzählung der zehn Brähmana-Arten s. Colebrooke mise. ess. I, 179, wo übrigens statt der beiden ersten Namen: Tailanga und Kägmira steht, und die Einthei- lung in (5) Draeida und (5) Gauda gar nicht erwähnt wird. über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 257 Hase, Stachelschwein, Eidechse, Schildkröte und Rhinoceros I Dies’ fünf Fünfzeh’gen efsbar sind. Wer (ihr) Fleisch ifst, ist tadelfrei u Von Fisch’n('!) päthina, räjiv’ und calyaka sind für Brähmana \ Efsbar; simhäsya, rohita nur bei Götter- und Manen -Fei'r. ıı Ebenso sei es, wenn die Andhra u. A. die Tochter ihres Mutterbruders als Gattinn heimführten, was unpassend scheine, da sie ja doch ebenso gut als Schwester zu gelten habe, wie die Tochter des Vaterbruders. Die Erklärung dafür indefs finde sich in folgender Stelle im gänece Bhäratatätparye); bhrätrishvasroh sulau bhrätrishcasärau yadi Caunaka \ saptamäd ürdhvam apy esha sambandhac chidyatäim katham \ tasmät tayoh svasribhrätribhävo bhäkto vigotrayoh \ dämpatyabhävas tu tayor mantralingät parisphutah \ yoshäpatyam mätuliyam yalthä bhägah pitrishvasuh \ putrasyaivam vapd te 'mum jushasve'ndrety rishir jagau \ „Wär’n zwei Kinder(?) von Geschwistern auch Brud’r und Schwester, Caunaka! \ Wie sollte vor dem siebenten Glied dieses Band auflösen sich? u Drum gilt ihre Geschwisterschaft nur dem Erb’(), sonst getrennt sie sind (*).ı Ihre Verheirathung daher erlaubt ist, nach dem Spruchinhalt (5). u Des Mutterbruders Tochter nun den Theil des Vaterschwestersohns I erhält. So steht /ap@ zu dir. Nimm’ sie drum (°), Fürst!” so sprach der Seh’r. Hieraus ergebe sich, dafs es irrthümlich sei, wenn man die Mutterbruder- tochter Schwester nenne, und dafs es der Cruti gemäfs sei, sie zu heirathen. Wenn nun freilich damit in Widerspruch stehe, dafs in andern Schulen (') päthina Silurus boalis, räjica Cyprinus nilotieus, rohita Cyprinus rohita; simhäsya Löwenmaul und ga/yaka Stachelfisch (bei Wilson nur: a porcupine) sind nicht identificirt. Manu und Yäjnavalkya haben sinhalunda statt sinhäsya und sagulka statt galyaka. (2) sutau muls hier wohl einen Sohn und eine Tochter bezeichnen, wie pitarau Vater und Mutter. (°) ? bhäkta scheint mir hier nur diesen Sinn haben zu können: „sich auf die Theilung beziehend.” (°) d. i. im Übrigen sind sie getrennt, gehören verschiednen Geschlechtern an. (5) ? Welcher Spruch ist hier gemeint? (6) ? Ich lese arnum, und vermuthe, dals Yapä als Name eines Mädchens zu fassen ist, die der Fürst, ihr Cousin, zur Frau nehmen will, wozu ihm sein gefälliger Hauspriester behülf- lich zu sein scheint. Philos.- histor. Kl. 1859. Kk 258 WEBER (cäkhä) z.B. in der der Fäjasaneyin u. A., jenes Verbot festgehalten werde, so sei das nur ein Beweis mehr für den Satz, dafs die Ansichten der Weisen (muni) verschieden seien. — Ebenso pflegten die Mahäräshira u. A. ihren Sklavinnen beizuwohnen, was doch durch den in $ 18 v. 20 ceitirten Spruch verboten sei: die Erklärung liege darin, dafs in andern Yuga es dem Bräh- mana erlaubt gewesen sei, viererlei Frauen(') zu nehmen (s. Manu 1], 13): nur für das jetzige Kali- Zeitalter sei es verboten, ein Verbot, welches Jene eben nicht beachteten, sondern sich nach dem Gebrauche der andern Yuga richteten. Ebenso stehe es mit andern örtlichen Abweichungen von den her- kömmlichen Sitten (decänäcdära), wie dem Trinken des Wassers aus Leder- schläuchen (carmadroni) u. dgl. So heifse es: uduhyate däxindty air mätulasya sutä deijaih \ däsisango madhyadeca, udan mä(n)sasya bhaxanam u matsyädäc ca naräh pürve vyabhicdraratäh striyah \ paccime bädabäc carmadronisthajalapäyinah \ anena karmanä naite präyaccittadamärhakd iti \ Heimgeführt von den südlichen deija des Oheims(?) Tochter wird ı in der Mitte herrscht Sklavinnen-Beischlaf, im Norden Fleischgenufs u im Osten Fische die Männer essen, die Frau’n ausschweifend sind I und im Westen die Brähmanen Wasser trinken aus Lederschlauch u Doch durch all dieses fallen sie nicht dem Zwange der Sühn’n anheim ı Daher habe auch Paräcara dies entschuldigt mit den Worten: yuge yuge ca ye dharmäs tatra tatra ca ye dvijäh \ teshäm nindd na kartagyd yugarüpä hi te deijä iti \ In jedem yuga die Pflichten und die dvija verschieden sind ı daraus kein Vorwurf ihnen sei, denn sie sind dem yuga gemäfs u Es pafst nun freilich diese Entschuldigung nicht besonders für die vom tanka angegebenen Fälle, in welchen ja eben Angehörige des Kaliyuga sich nach den Bestimmungen, die für andere Yuga gelten, richten. Wenn indessen der fanka diesen letzten Modus gutheifsen will, wie er dies in der That thut, so können wir gewils nichts dagegen haben, insofern hierdurch eine breite Basis geschaffen würde, auf der sich auch noch für ganz andere Dinge ein recht stattliches Reformationsgebäude aufbauen liesse! (') Bei den Zäjagravasäs war es Regel, zwei Frauen zu haben, s. Taiztir. Br. I, 3, 10, 3. (2) Mutterbruders. über die Vajrasüci (Demantinadel) des Acvaghosha. 259 Excursus über Acvaghosha. Mein verehrter Freund A. Schiefner in Petersburg, correspondiren- des Mitglied unserer Akademie, den ich vor einiger Zeit um etwaige Aus- kunft über den Verfasser der Yajrasiici/ bat, konnte mir zwar darüber nichts angeben, theilte mir indefs (unter dem 7. Mai d. J.) mit seiner auch hier wieder erprobten freundschaftlichen Bereitwilligkeit die unten folgenden in- teressanten Details über den Namen Acvaghosha mit, insbesondere über den ältesten Träger desselben aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, denjenigen, der diesen Namen so berühmt gemacht hat, dafs man unter seiner Firma allerlei Werke in Umlauf setzte, die man eben mit besonderer Aukto- rität zu bekleiden suchte. Es ist höchst wahrscheinlich, dafs zu diesen auch unsere Fajrasüci gehört: wenigstens ist es, abgesehen von Anderem, schon wegen des Verhältnisses zu der Upanishad des Cankara wohl geradezu un- möglich, dafs sie von jenem alten Acvaghosha selbst herrühre, während es allerdings immerhin denkbar wäre, dafs ihr Verfasser wirklich doch auch Acvaghosha hiels: ähnlich wie es ja auch bei den Brähmanen neben den be- rühmten Kälidäsa, Cankara u. dgl. genug andere Träger dieser Namen gege- ben hat, deren Werke dadurch allein schon zu unverdienter Ehre gelangen mufsten. Auch ist in Bezug hierauf bemerkenswerth, dafs sich die Fajrasüci nicht unter den dem Acvaghosha zugeschriebenen Werken des tibetischen Tandjur befindet (s. unten p. 263). „„In den neuerdings auch ins Deutsche übersetzten Arbeiten der Mit- glieder der russischen geistlichen Mission in Peking Bd. II (St. Petersb. 1853) befindet sich in der Abhandlung des Hierodiakons Palladi) „historischer Ab- rifs des alten Buddhismus” auf p. 156 ff. über Acvaghosha Folgendes. „Zu den buddhistischen Celebritäten zur Zeit Kanishka’s muls man auch Bud- dhamita (corr. Buddhamitra) und Acvaghosha rechnen. — Acvaghosha war eine historische Person; seitdem ihn jedoch die Mahäyäna - Lehre unter ihre Vorkämpfer aufnahm, wurde er räthselhaft. Er lebte vor Nögärjuna, mit dem die Mahäyäna-Lehre ihren Anfang nimmt. Die Yogäcärya’s aber erhoben ihn wahrscheinlich in Folge seines Ruhmes zum Bodhisattva und gaben unter seinem Namen einige Werke heraus, die einer späteren Zeit an- Kk2 260 WEBER gehören. Acvaghosha stammte aus Järänagi. Er war durch seine Gelehr- samkeit und seine umfassenden Kenntnisse berühmt; bewandert in den Veden, in den sechs Cästra’s oder Werken, welche die Lehren der 6 Haupt-Brähma- nenschulen auseinandersetzen, und im Fyäkarana oder der Wissenschaft des Wortes, galt er als einer der ersten Gelehrten und Dialektiker seiner Zeit, den niemand auf den Disputationen besiegen konnte. „Es gab”, sagt der Bio- graph des Acvaghosha, „keine Frage, die er nicht gelöst, keinen Einwurf, den er nicht zurückgewiesen hätte; er warf seine Gegner so häufig nieder, wie ein starker Wind faule Bäume bricht.” Acvaghosha war Pantheist, da er in Allem, im Menschen wie in der sichtbaren Welt und sogar in dem kleinsten Gräschen ein allgemeines Leben annahm. Er liefs sich mit Buddhi- sten in Dispute ein und besiegte sie glücklich; als letzten Siegespreis hatte er sich ausbedungen,, dafs die Buddhisten nicht mehr an ein Brett schlagen noch die Glocken läuten dürften, wie dies in ihren Zufluchtstätten des Zu- sammenlebens Sitte war. Über die Art und Weise, wie Acvaghosha Bud- dhist wurde, erzählt man verdächtige nähere Umstände. Der Ruhm seiner Bekehrung wird von den Buddhisten dem Bashba (corr. Pärcva) zugeschrie- 8 ben. Pärcva, sagen sie, begab sich aus Aashmir nach dem mittleren Indien und hatte das Glück, Acraghosha nicht durch die Gabe der Rede, sondern durch eine geschickte Wendung in der Disputation zu besiegen. In Gegen- wart des Königs und vieler Gäste eignete sich Pärcva als Gast und ältester an Jahren das Recht an, die Rede zu beginnen. Acvaghosha ging leicht da- rauf ein, da er der Ansicht war, dafs sein Gegner irgend eine buddhistische These vorbringen werde; Pärcva aber sprach, nachdem er die Erlaubnifs zu reden erhalten hatte, mit lauter Stimme Folgendes: „Es sei der Welt- kreis in Frieden, der grofse König lebe lange, das Volk in Reichthum und Glück.” Eine so unerwartete Äufserung Pärgva’s brachte den Acvaghosha aus seiner Fassung; nach den Regeln des Disputirens mufste er entweder die Worte seines Gegners widerlegen oder sich besiegt erklären; er zog das letztere vor und in Folge seiner vorhergegangenen Abmachung mit Päreya wurde er Buddhist. Als er die neue Lehre angenommen hatte, ging er aus Benares nach Pushpapura und verwandte dort seine Talente und seinen Eifer zu Gunsten des Buddhismus. In der Absicht, seine musikalische Befä- higung, welche durch seine Bildung entwickelt worden war, zum Besten der neuen Lehre zu benutzen, componirte er ein Musikstück besonderer Art mit über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. 261 trauriger Melodie und sammelte eine Truppe von Sängern und Sängerinnen. Von diesen umgeben und selbst mit weifsem Gewande bekleidet, spielte und sang Acvaghosha mit seinem Chor sein Lied auf den Märkten Pushpapura’s mit Begleitung der Cither, der Laute, des Glöckchens und der Trommel: „Alles in der Welt vergeht wie ein Schemen, und Elend droht dem Men- schen im irdischen Jammerthal und in den Wohnungen der Geister. Unser Körper ist leer (eitel) und trügerisch wie die Rohrpalme; er ist unser geheimer und unversöhnlicher Feind; es ist gefährlich sich ihm zu nähern und ihm Freund zu werden, wie einem mit Schlangen gefüllten Kasten. So ist Buddha dem Körper abhold.” Durch die Ungewöhnlichkeit der Musik und der Worte angezogen blieben die Leute auf der Gasse stehen und hörten den Acva- ghosha an. Bald verbreitete sich in der ganzen Stadt das Gerücht von den öffentlichen Musikaufführungen des Acvaghosha, und einige Aäjaputra’s, die durch die Melodie und den Inhalt des Gesanges gerührt wurden, ver- liefsen die Welt und wurden Buddhisten. Wegen der verderblichen Folgen des musikalischen Proselytismus des Acraghosha verbot der König ihm seine Concerte und namentlich die von ihm componirte Melodie Zaitshakara(?). Von Pushpapura ging Acvaghosha nach Kashmir; über die näheren Umstände, welche ihn veranlafsten, die Hauptstadt von Magadha zu verlassen, sind die Berichte der Biographen verschieden. Nach der Erzählung Einiger bela- gerte Kanishka auf seinem Zuge nach Indien Pushpapura und verlangte von der Stadt eine Contribution von drei Laxa Goldes. Da der König eine so ungeheure Summe nicht vorräthig hatte, bot er ihm statt dessen drei un- schätzbare Dinge an: die Schale Buddha’s, den gelehrten Acvaghosha und ein Huhn, das kein Wasser mit Insekten trank. Kanishka nahm den Vor- schlag an und nahm den Acraghosha mit sich fort. Nach einer andern we- niger complicirten Erzählung begab sich Acvaghosha auf Bitte des Kashmir- schen Conceils nach Xashmir. Hier blieb er den Rest seines Lebens und ge- nofs die besondere Achtung und Gunst des Königs. Von den ihm zugeschrie- benen Werken ist wohl am authentischsten ein Lobgedicht auf Buddha (fünf Bücher) in Versen, in dem er die Hauptbegebenheiten seines Lebens besingt. Dieses Gedicht hat in der buddhistischen Welt grofse Berühmtheit erlangt; Bruchstücke desselben wurden vor dem Buddhabilde statt der Gebete ab- gesungen.”— So weit Palladij, dessen Worte ich wiedergegeben habe, weil Ihnen möglicher Weise die deutsche Übersetzug nicht zur Hand ist. 262 WEBER Zweitens theile ich Ihnen die Acvaghosha betreffenden Stellen aus dem Werke Wassiljew’s mit, von dem ein Drittel bereits in deutscher Über- setzung in unsrer Druckerei liegt. p- 47 Anmerkung. „Obwohl man aus chinesischen Quellen schliefsen kann, dafs in diesem Concil Kätydyana den Vorsitz hatte und er den Acva- ghosha zur Bearbeitung der Vibhäshä auflorderte, so führt doch alles darauf, dafs Kätydyana weit früher lebte und dafs sein Name hier gebraucht wird, weil er der erste Repräsentant der Abhidharmisten, die später Vaibhäshikdäs wurden, ist. Kätyayana giltals der fünfte oder siebente Nachfolger Buddha’s, während Acvaghosha als der neunte oder eilfte. Es ist deshalb wahrscheinlicher, was Täranätha erzählt, dafs König Kanishka die Geistlichen unter Pärcva zu- sammenberief, welcher letztere den prophetischen Traum des Königs Ärikin herausgab und als Bekehrer Acvaghosha’s gilt, der durch seine Hymnen den Buddhismus von dem pedantischen Schulsystem befreite und das Volk mit ihm bekannt machte, indem er Oden zu Ehren Buddha’s sang.” p- 66 wird daran gezweifelt, dafs alle dem Acvaghosha zugeschrie- benen Werke ihm wirklich angehören. p- 75. „Soll man der chinesischen Biographie Fasubandhu’s trauen, so berief Kätyayana den Acvaghosha aus Crävasti nach Kashmir um die Vibhäshä zu verfassen. In der chinesischen Biographie Acvaghosha’s wird er- zählt, dafs er zuerst ein Verfolger des Buddhismus war und dann von Pärcpa belehrt wurde, in Magadha blieb, aber von dem Könige der kleinen Yue tschi, der mit einem Heere einfiel, nach dem nördlichen Indien entführt ward, wo er berühmt wurde und die Lehre verbreitete. Sowohl chinesische als tibetische Quellen sind darin einig, dafs er den Namen Acvaghosha später erhielt. Täranätha sagt gerade heraus, dafs sein erster Name Adla war, ein Name, der uns an eine Person erinnert, die an der Theilung der Schulen theilnahm, so dafs vielleicht eine in einer Schule berühmte Person den an- dern verhafst war, weshalb man auch später ihren Namen veränderte. Seine andren Namen waren Sklave der Mutter (AMätriceia) oder Sklave des Vaters (Pitriceta), Maticitra u. s.w. Sichrer ist es aber, hierin verschiedene Perso- nen zu sehen, und wird es schwer, die Legenden von einander zu scheiden. Besonders wichtig ist Täranätha's Bemerkung, dafs, obwohl Kanishka Acva- ghosha zu sich einlud, er wegen seines hohen Alters die Einladung ausschlug und seinen Schüler Jnänakirti zu ihm sandte.” über die Vajrasüci (Demantnadel) des Accaghosha. 263 p- 211. Chinesische Biographie Acvaghosha’s: „Acvaghosha (chi- g — Rofs-Stimme) war der Schüler des ehrwürdigen Päreva Pärcva kam aus dem nördlichen nach dem mittleren Indien und erfuhr, dafs nesisch mamin die dasigen Geistlichen sich nicht unterstehen durften, die ghan/d ertönen zu lassen, ein Vorrecht, welches, wie wir sahen, derjenigen Religion angehörte, welche die herrschende war oder das Übergewicht besafs; die Ursache dieser Erniedrigung war Acvaghosha, weicher zu den geschicktesten Tirthika’s ge- hörig, verlangte, dafs die Buddhisten sich nicht unterstehen sollten, die ghantä zu schlagen, bis sie ihn im Disputiren besiegt hätten. Pärcra befahl zu läuten, liefs sich mit Acvaghosha in einen Streit ein und legte ihm zuerst eine Frage vor, welche nur darin bestand, dafs er wünsche, dafs die Welt Zufriedenheit genielse, der König langes Leben, das Land Überflufs habe und keinen Un- glücksfällen unterliege. Diese unerwartete Wendung, auf welche nach den Kampfgesetzen erwiedert werden mufste, brachte Acraghosha aufser Fassung und er wurde, der Bedingung gemäfs, Pärcva’s Schüler; dieser rieth ihm den Buddhismus zu studiren und kehrte selbst in sein Vaterland zurück. Acva- ghosha blieb im mittleren Indien und wurde durch seine ausgezeichneten Ta- lente berühmt. Es traf sich, dafs der König der kleinen Yue-ischi im nörd- lichen Indien in Magadha einfiel und die Auslieferung von Buddha’s Napf und von Acvaghosha forderte. Die Beamten murrten gegen den König, dafs er den letzten zu hoch anschlug; sieben Pferde, liefs sie sechs Tage hungern und stellte sie dann an den Ort, um sein Verdienst zu beweisen, nahm der König wo Acvaghosha predigte, und woselbst er ihnen Futter vorsetzen liefs. Die Pferde aber vergossen Thränen, als sie den Prediger hörten und wollten nicht fressen. Dies machte Acvaghosha berühmt und weil die Pferde seine Stimme verstanden ('), erhielt er auch den Namen Acvaghosha (Pferde - Stimme).” Drittens. Im Tandjur kommen folgende dem Acvaghosha zuge- schriebene Schriften vor: 1. catapancäcatikandmastotra. — ?. gantistotragälhä. — 3. crima- häkaälatantrarudrakalpamahäcmagänanämatikägurupancdcatika.— 4. sam- vritibodhicittabhävanopadecararnasamgraha. — 5. paramärthabodhicitta- (') Dies erinnert an eine Legende, wenn ich nicht irre vom heiligen Dominicus, dem ein Esel lauschte statt das vorgehaltene Heubündel anzugreifen, während die Ketzer (Albigenser ?) nichts von seiner Rede hören wollten. Es kann sein, dafs ich die näheren Umstände falsch angebe, aber eine ähnliche Legende habe ich bestimmt in meiner Jugend gehört. (A. Sch.) 264 Weser über die Vajrasüci (Demantnadel) des Acvaghosha. bhävanakramavarnasamgraha.— 6. dacakucalakarmapatänirdeca.— 7. <£0- kavinodana ashläxanakatä. — 8. buddhacaritamahäkävya. Nr. 4-8 kommen zweimal an verschiedenen Stellen vor. Nachschrift. Die Stelle in den Mölanges Asiatiques I, 168 Anmer- kung enthält eben nichts Bedeutendes. Aufser den schon oben mitgetheilten Stellen aus Wassiljew’s Werk mufs ich noch folgende erwähnen: p- 71 bezieht sich kurz auf die Besiegung Acvaghosha’s durch Pärcva. p- 77 wird die Vermuthung ausgesprochen, dafs er als Repräsentant der Faibhäshika’s gilt, später aber als Celebrität der Mahäyänisten dasteht. p- 132 wird darauf hingedeutet, dafs man fälschlich alle Acvaghosha’s für eine einzige Person halte. p- 202 findet sich eine Angabe, dafs lange nach dem Tode Nägär- Juna’s Aryadeva in Nälanda den Acvaghosha besiegt habe. —”” TI INIIIE— CODICIS VATICANI N. 5766 IN QUO INSUNT IURIS ANTEIUSTINIANI FRAGMENTA QUAE DICUNTUR VATICANA EXEMPLUM ADDITA TRANSCRIPTIONE NOTISQUE CRITICIS EDIDIT NH: MOM MSEN. anna man ann mw [Propositum in academicorum conventu d. 19. Maii 1859.] V = codex Vaticanus n. 5766. Vı — idem a manu prima. V? — idem a manu emendatoris. V! = idem secundum D. Detlefseni apographum. V" — idem secundum A. Maium. V° — idem secundum F. Bluhmium. Scholia inter versus et ad marginem alia manu addita distinguuntur typis minutis. Cursivis litteris expressa contra codicem ex coniectura in iranscrip- Zum exemplum recepta sunt. In summa paginae ora indicantur singulorum quaternionum foliorumve numeri cum antiqui qui in volumine fuerunt ante quam rescriberetur, qua- tenus de iis constat, tum recentes qui hodie obtinent. Ad iuris consultorum locos in margine transcripti exempli adseripti sunt auctores librique litteris maiusculis ita, ut qui deinde in eadem pagina sequuntur loci donec succedit diversa indicatio, ex eodem eiusdem auctoris libro petiti esse putandi sint, ubi auctor ignoratur, pro nomine signum interro- gandi positum sit. Constitutionibus similiter adsceribuntur imperatorum no- mina addito anno. In eodem margine si quae ex iure sententiae sive quae imperatoriae constitutiones aliunde praeterea innotuerunt, loci ita allegantur, ut ubi verba inveniuntur directa oratione relata, indicatio simplieiter ponatur, ubi ad sen- tentiam modo, locum eitari scriptum sit. In ima pagina varia codieis Vaticani scriptura exhibetur tota, item quid- quid in eorundem locorum allegationibus alibi obviis ab exemplo transcripto recedit. Denique virorum doctorum coniecturae ibidem proponuntur selectae. Philos.-histor. Kl. 1859. Lil 266 Mommsen [1] Jerwendno/ [Q. VI. 1a] Seren. QUEMSCHTNEERIUIDET BONAFIDEEWISSEITAQ’ETUETERPUTANTETSABI NUSETCASSIUSSCRIBUNTLABEOGO-PUTABATN’PEMPTOREEUMP’SIVERES’ PpP'sessorepculusetcelsuspempToregeuerIuUSDETFRUCTUSSUOSFA 5 CITILSCHUOLUNTATEDODINAEPCIPNETMWULERSNTUTORISAUCTORITA TepPSSION-AUENAREP-IULANUSPPTERUULARNSUTUTON-EUMIPUUMMU LERIDEDISSETETUSUCAPEREETSIANTEUSUCAPIONEMOFFERATMULIERPECU NIAMDESINEREEUMUSUCAPERE P-LB-M-RUSUREUOIORIPTRAOMTAMP’SSION’ARBITRIOJLÖICISPSTANT 10 ANTETRADMADATP'SSION-EMPTORITTFRUCTUSREIUICEMUTUAPBERIN? EEEINNEUTROMORAJSIDERABITUR NÖMORGLEGEMCOMMISSORIAMEXERCERENOLUNOBRESIIUUM PUUMIWOICIODÖITIRECTEAGITISECUTOLEGIRENUNTIATUMUIDETUR SÖIETRANSACTOLEGEMCOMMISSORIAMEXERCERENOLUITP’EAUARIA 15 RenıporerrIblürel ACDESSACRATERREMOTUDIRUTALOCUSAEDIFICH MEPROFANMUSETIDEOUENIRINONPOTEST @ulierseruameAlegeueNdIITUTSIREÖISSEINEAMEIUITAT-UNDEPLACUN EXPORTARIMANUSINIECTIOEETDANENTEUINCULOSERUMTUTISSIREÖIERIT TONIDANUMINICIETETEXIUREJCESSOMEIPIUMADDLCETPIMOSION- 20 ÄTSIREÖIERITINPPETUAMSERUITUTEMSUBEADLEGEPUBLıcAedıstrabet TOSHONSIMANUMINIECERITNÜIBERATAEMCIPIUMRETINEREPOTERITAC MoDtTereAadIMIgppelsertatewmetpuslicaeüdrton-ITapierıplacuit UTPPTPICULADOIOR’TÜMETUENTESSERUISSUISOFFENSAMUOURITIAM PISUMPENITENDOREMITTERE 2 MINMUSP’SSIOREIDÖITAETRADATEMPTIONLDICIODECEDANNORUM PRAESCRIBTIONENONINPEDITUR EUICTONECIRCADOLUMEMPTORISETIUDICISINIURIAMSECUTADUPLU EXEMPTNUOICIOLLEGEMJCTUSPSTABIT CREÖITORADDEBITOREPIGNUSRECTEEWMITSUINEXORDIOTCTUSITAJUE 30 NITSIUEPEANINCERUPTIÜDLTIOUIDEBITSILENERITUTPECUNIAFAE NORISNISOLUTACREÖMORIUREMPTIOOOMINIUMRETINEATOSORTISET USURAR’AUTASADDIEM |\ILLEMdAEPECPSUTUTCERTASIT 1-3 Cf. Dig. 18, 1, 27: Paulus 1. VIII ad Sabinum. Qui a quolibet rem emit quam putat ipsius esse, bona fide emit. At qui sine tutoris auctoritate a pupiilo emit, vel falso tutore auctore quem scit tutorem non esse, non videtur bona fide emere, ut et Sabinus scripsit. 9 usure F. 12 ..nditor 74, adnotans Uen rubro colore scriptum fuisse; uenditor F”, 14 Ulpianus 1. XXXI ad ed. Eleganter Papinianus libro tertio responsorum seribit, statim atque commissa lex est statuere venditorem debere, utrum commissoriam velit exercere an po- lius pretium petere, nec posse, si commissoriam elegit, postea variare Dig. q colore rubro et fugiente W; qui PP? et ex supplemento Fr, ‘voluit Dig. suadent” Hollweg. 15 Pap. lib. III res. 7? adaidit inter versus. 15. 16 Aede — potest Dig. aede Dig.; aedes Y. terre P. 16 ueniri Fd; uenire #3 errore, Die. 17-24 Ulpianus 1. XXXII ad ed. Si fuerit distractus servus ne aliquo loci moretur, qui 1 fragmente iuris anteiustiniani Vaticana. 267 [f. 60b] EX EMPTO ET VENDITO. 1] (desunt paginae octoginta) Qui a muliere sine tutoris auctoritate sciens rem mancipi emit, vel falso tutore auctore quem sciit non esse, non videtur bona fide emisse; itaque et veteres putant et Sabi- nus et Cassius seribunt. Labeo quidem putabat nec pro emptore eum possidere, sed pro possessore; Proculus et Celsus pro emptore; quod est verius: nam et fructus suos fa- 5 cit, quia scilicet voluntate dominae percipit, et mulier sine tutoris auctorita- te possessionem alienare potest. Iulianus propter Rutilianam constitutionem eum qui praetium mu- lieri dedisset, eiam usucapere, et si ante usucapionem offerat mulier pecu- niam, desinere eum usucapere. praestantur; Kin? } 3 2 Papinianus libro III responsorum. Usurae venditori post traditam possessionem arbitrio iudicis PAP.L.i. RESP. 3 4 6 8 ‚9 10 ante traditam autem possessionem emptori quoque fructus rei vice mutua praeberi nec- esse est: in neutro mora considerabitur. Fenditor, qui legem commissoriam exercere noluit, ob residuum praetium iudicio venditi recte agit, quo secuto legi renuntiatum videtur. Qui die transacto legem commissoriam exercere noluit, postea varia- 5 15 re non potest. Papinianus Iibro III responsorum. Aode sacra terrae motu diruta locus aedificii non est profanus et ideo venire non potest. Mulier servam ea lege vendidit, ut, si redisse in eam civitatem, unde placuit exportari, manus iniectio esset. Manente vinculo seruitutis si redierit, quae vendidit manum iniciet et ex iure concesso mancipium adducet. Post manumissionem 20 autem si redierit, in perpetuam servitutem sub eadem lege publice distrahetur. Quae vendidit si manum iniecerit non liberatae, mancipium retinere poterit ac manumittere; adimi quippe libertatem et publice venditionem ita fieri placuit, ut /ew custodiatur propter pericula venditorum, qui velmetuentes servis suis offensam ve? duritiam possun? paenitendo remittere. ‚7 25 Quo minus possessio rei venditae tradatur empti iudicio, decem annorum praescribtione non inpeditur. Evictione cizra dolum emptoris et iudieis iniuriam secuta duplum ex empti iudicio secundum legem contractus praestabitur. Creditor a debitore pignus recte emit, sive in exordio contractus ita conve- 30 nit sive postea; nec incerti praetii venditio videbitur, si convenerit, ut pecunia fae- noris non soluta creditor iure empti dominium retineat, cum sortis et usurarum quantitas ad diem solvendae pecuniae praestitutam certa sit. vendidit in ea condicione est, ut possit legem remittere, ipse Romae retinere. Quod et Papi- nianus libro III respondit; propter domini enim, inquit, securitatem custoditur lex, ne peri- culum subeat Dig. 17 redisse F. 49 adducet 7; em. Savigny. 20 publicae 7. distrahet I. 22 publicae 7. % 23 placuit ut propter pericula uenditorum (venditores 7% compendio male soluto) q. u. (quae uel potius guam quamvis; quae uis 7”) m. s. s. offensam u (“Zineola evanuit’ F4; uel Fr) d. possum penitendo F; ernendavi ego. 25 emptio P. 27 circa 7; em. Mai. 29 Cf. Dig. 20, 5, 12 pr.: Tryphoninus 1. VIII disputationum. Rescriptum est ab impera- tore libellos agente Papiniano creditorem a debitore pignus emere posse, quia in dominio manet debitoris. 29 addebitore 7; d deleta visa est Maio. 31 iuremptio A. 32 soluendae Y”. L12 $ 4 ex hoc libro ci- tant Dig. 13,3, 4,2. $ 5 ex hoc libro Dig. 18,1, 73pr. $6 ex hoc libro ci- tant Dig. 18, 7, 1. 10 15 25 Monmmsen [2] EXEMPTO [9. VI. 1b] INITSAMEUICTAEREIPICUL-ÜÖMORISRISPECTAREPLACUNNGSTIPULA VONMEMÄTORITATISIMITTERE JUENMTADDIEMPTIORISOLUTODOIMORIALTERUMTANTUMPSTARIPUSU RARUMCENTENSIDAMEXCEDITINFRAUVEDIURISUIDETURADOTUM ÖJÜSACSAECOMMISSORIALLEGISCHNEASPECIEN FAENUSINLICHT UM EXERCEATDLEXFCTUSKUNPBABILISÖICAT ANTEPUUMSOLUTUMIODINIGNEMOTAPUUMEMPTORRTITUERE NICOGETURTAMETSIMAXIMIFIDEIUSSOREUICTIONISOFFERANTIGNORANS PATAP’SSIDERECOEPITNUSUSCAPIOFRUSTRAJPLEBITANTICIPATALITEN? ÖTETEUICUONISSECURITATEMPSTARICIHNIPSOOTRACTUSLIMINEDO DINIPERICULUMIMMINEAT DÖMORSIPJLLSIONEMIMAGINARIUMCOLONUMEMPTORISdECI PIENDIESASUBPOSUMEXEMPTOTENEBITNIOCIRCORECTEDEFENÖITSIG FACLIUSEXCOGITATAMFRAUDEMRETINERETCOLONUMETJUING’AN NORMERCEDESINFIEMSUAMRECIPIATALIOGNSIBONAFIOELOCAUIT SUSPECTUSNERIT legeüdIONISINEMPTOPOIOFACTO FRUCTUSINTEREAPCEPTOSILDICIOÖITIRUTUIPLACLUITTNEOIUREFCTUM INEXORDIOUIDETSICUTINPECUNIAGTOMINORISUENIERMTADDIEMPUIO NSOLLTOCUNEFRIUMIUSICHUMABALCOIB-INFACTUMDERECIPANDO PUOMCIHPIOREDDITILIISPLUCUISSEPPONITEMNERITN’ESSARIUMSIEAD- legemytractumbostemdAtuR FRUCTUSPENDENTESETSIMATURIFUERUNTSIEOSÜOITORP’ÜOITIONE ANTEDIEMSOLLENMDIPTHPCEPITEMPTORIRUITUENDOSEEJLENITSINO AlILdINTERCONTRAbeNTesplacuit UINOMUTATOPICULUMEMPTOREMSPECTATQUISANTEDIEMPTISOL vend1ö)dsciomemprionisimpletardeveneritgsimilleampboras CERTOPTIOCORPORENONDEMONSTRATOUINIÜDIONNULLLMEMP TORISINTEREAPERICULUMERIT EUICUSAGNISZLEMPTORISIEILDICIOEMPTILSAESTIMATFSIABINI VOJLENITUTÜOIORPUUMRUTUERETUSURAETIP’EUICUON-PSTABUNT QUISEMPTORPOODINNLTEDINCHOATUMFRUCTUMADUSARIORTI TUATIINCOMMOdLLMMEINTEMPORISE! DNUMEMPTORISE 1 pieul P4 sic videtur esse in codice'; periculum Fr, 3-6 Ulpianus l. XXXII ad ed. Ibidem (libro tertio responsorum) Papinianus respondisse se refert, si convenerit ut ad diem pretio non soluto venditori duplum praestaretur, in frau- dem constitutionum videri adiectum, quod usuram legitimam excedit; diversamque causam com- missoriae esse ait, cum ea specie, inquit, non fenus illictum contrahatur, sed lex contractui non improbata dicatur Dig. 5 e #4 “lineola videtur a secunda scripltura tegi; est Fr, 7 solvere pro restituere; deinde nisi fideiussores idonei a venditore eius evictionis offerantur rel. om. Dig. 8 maximi 7; emendavi ego. cum supra versum P; ‘sicilicus non apparet Det. 9 antici ante pata in rasura videre sibi visus est Maius. di id est dominıii. ) . ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 269 [£. 60a] EX EMPTO ET VENDITO. [2] Iniquam sententiam evictae rei periculum venditoris non spectare placuit neque stipula- PAP. L. III. RESP. tionem auctoritalis committere. Convenit ad diem praetio non soluto venditori alterum tantum praestari. Quod usu- Dee rarum centensimam excedit, in fraudem iuris videtur additum. Aan den \y. 5 Diversa causa est commissoriae legis, cum in ea specie non faenus inlicitum exerceatur, sed lex contractus non inprobabilis dicatur. Ante praetium solutum dominii quaestione mota praetium emptor restituere er non cogetur, tametsi maxime fideiussores evictionis offerantur, cum ignorans Be? possidere coeperit. Nam ususcapio frustra complebitur anticipata lite nec 10 oportet evictionis securitatem praestari, cum in ipso contractus limine do- mini periculum immineat. Venditor si per conlusionem imaginarium colonum emptoris deci- piendi causa subposuit, ex empto tenebitur, nec ideirco recte defenditur, si quo facilius excogitatam fraudem retineret, colonum et quinque an- 15 norum mercedes in fidem suam recipiat. Alioquin si bona fide locavit, suspectus non erit. Lege venditionis inempto praedio facto fructus interea perceptos iudicio venditi restitui placuit, quoniam eo iure contractum in exordio videtur, sicuti in pecunia quanto minoris venierit ad diem praetio non soluto. Cui non est contrarium, quod iudicium ab aedilibus in factum de reciperando 20 praetio mancipiz redditur, quia displicuisse proponitur: quod non erit necessarium, si eadem lege contractum hostendatur. Fructus pendentes etsi maturi fuerunt, si eos venditor post venditionem ante diem solvendi praetii percepit, emptori restituendos esse placuit, si non aliud inter contrahentes convenit. 2 Vino mutato periculum emptorem spectat, quamyis ante diem praetii sol- vendi vel condieioner2 emptionis inpletarz id evenerit. Quod si mille amphoras certo praetio corpore non demonstrato vini vendidit, nullum emp- toris interea periculum erit. Evietis agris quanti emptoris interest iudicio empti lis aestimatur. Quod si ab ini- he 2 Don 30 tio convenit, ut venditor praetium restitueret, usurae quoque post evictionem praestabuntur, quamvis emptor post dominii litem inchoatam fructum adversario resti- tuat; nam incommodum medii temporis damnum emptoris est. (desunt paginae duodecim) 12-16 Cf. Dig. 19, 1, 49: Hermogenianus I. II iuris epitomarum. Qui per collusionem ima- ginarium colonum ae emptoris causa supposuit, ex empto tenetur, nec defenditur, sı, quo facilius excogitata fraus oceultetur, colonum et quinquennii pensiones in fidem suam recipiat. 19 quod orn., deinde mancipio Pi; sic ordinavi usus coniecturis priorum. 21 legem F. hostendatur ‘sic’ F”%; ostendatur 74, errore. 23. 24 placuit et convenit Zransponit F; emendavit Hollweg. 26 condicionemptionis inpleta 71; e alteram addit P?,; emendavit Mai. 29-32 Idem (id est Paulus, errore) 1. III responsorum. Evictis agris si initio — fructus ady. restituit et temporis emptoris damnum est Dig. 29 agris Dig.; agnis 122 31 inchoatum /. contra Dig. 270 Mommsen < [3] [Q. VI, 8a] ECU NÖUMIUSINFACI BINGETARIS-ANEFIO VALERIANO IN ET GAlliemusaüg 5 pupılloru mAacredno CARINU LLOP’SSITGABS NITAJUDITION EMACI gINGeTartteınp'sess PETDONATOJSS 1» pröülmımoFiliumsp AUXI LIU MNPdENEG CUNIAMCREDITORIB-S bagere nı potuitin p’ ETUSURAR’ QLIN JMUN 1ıs KAlIuUlIIS UIMINAC cAallıemus A NANDAERISADITUS IT CEdENTEEIUSSIONEG I ppuımkAalmou- pa 20 dI1ocl EeImaA CESSATIONEMIJLATION VERA FIOEJPARASTIETÜ factacomvellimomnd dıocletaure 3 lENTIAICNISGNPPO TAMdICASSIUDITION TENAOSTRINGET PP d1o0clclaudıA EMPTORIINdDEMN IT 3» PISSION-ÜÖITAMEE CO EXQUALTATEREIPdOC |} ET ARISTOBO 1 facı Im. 4-8 supplevi ego. 7 uen F”, u Pe, er Im, a Re 10 iul I”, iul 74. minofilium 7; emendavi ego. 15 Vimina Fr. 18 eius iussione coniecit Maius. 20-23 Impp- Diocletianus et Maximianus Aug. Plotio. Si deserta praedia ob cessationem collationum vel reliqua tributorum ex permissu praesidis ab his, quibus periculum exactionis ‚fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 974 [£. 616] EX EMPTO ET VENDITO. [3] Ber secundumiausinkfacinorasos nn 0 . Tempto-SMLERIANNSET zesinguiptarhgeiineinnenkihlane, =..00 5 20 0 N. nee Valeriano III et Gallieno II conss. 19 Gallienus Aug. Te NE N RER. N RES GATLIENNS:p. 5 pupillorum a creditoridus patris propter debita paterna iure vindi- rel: cari nullo possunt. Si igitur abszinuisti paterna hereditate non ag- nita, contra venditionem a creditoribus patris tui rei tuae factam praesidem adı, qui inquietari te in possessione non sinet.. - » 2 2 0 2 ee 000. „ Saeculare 0 Il et Donato conss. HREF= |. 5 12: 2160) STE SEE RSSEEERSEBEISEE Se co; 70), es IDEE ı0 per Iul. Menofilum speczabilen virum ee ce auxtliumpnonsporenifdenesartsent. - '.. Vo Mn. pe- Curammeelonihnsts Amel 0 N ee habereknonbpipiitgingpossawaßnl e = 0. et EIAUSUTALUMIETTANNEOMIBUN 0: 0 Ve. Isralilnlisieninachkparmanatai a - Ve 1 Galler VATEMARDTENHAT. 000 ve ee ‚alie= IDEN, Tandaemonisuntgeäditustlagzenn‘. =. 00 en erdenter ePtHssioneNgstlatlan =. 0 ee ne hen BropositayIINRkalPNoyzpBaasaı 4 re en 22 20 Diocletianus et Maximianus Aug. Plotio. Si deserta praedia . . -» . . . . 0obDIOCL. ET MAX. R A R (= Cod. Iust. 4, Kessatrionemfeonlationzrei taten) : = 6 N reskdistractal,, 46,3) vera fide comparasti et venditionem sollemniter perfecisti, venditio . . . . necessitate etan convellieronigdezeiaaaigeih 16. 00 ee ec Se « 23 Diocletianus Aurelio Zeontio. Cum speciem venditam vio- we 2 lentia ignis, qui nune per pomerium sacrae urbis grassatus est, absump- ss, RAZER tam dicas, si venditionerm nulla condicio suspenderat, amissae rei periculum te non adstringet. Proposita 7 non. Nov. Novioduno Diocletiano Aug. IT et Aristobolo conss. 4 Diveleitanuss@laudamipendtsal”. ©. 00 2 ee ne = DIOCE.p.C:285. Emptoriiindemmitalep uelaglitelt > = er, Ne SEE ee 2 le 30 possessionem venditam esse 08 -» -» - > 2 2 nenn ex qualitate rei perdoctus . » » » 2 2 2 2 0 een 00. Diocletiano Aug. II et AristoboZo conss. tributorum imminet, distracta sincera fide iusto pretio sollemniter comparasti, venditio ob sol- lemnes praestationes necessitate facta convelli non debet e£ rel. Cod. Just. 24-28 Impp. Diocletianus et Maximianus Augg. Leontio. Cum speciem uenditam per vio- lentiam ignis absumptam — adstringit. Proposita — conss. Cod. Just. 25 pom magis quam poc (sie F*) in codice videtur fuisse; supplevi ego. Sub Carino, qui a. 284 interfectus est, forum Romanum arsit (v. chronogr. a. 354 p. 648 ed. meae). 30 coc vel cog vel com #4, coe F”. 170 Monmmsen [Q. VI. 8b] NTICOPOSSESSIONEMPA BALIGÖIRECTNURISEMP LET FAUSTINO)SS ESSIHAUB-URGUENTIB-PAT 5 IUISPARENTIB-PlACUIT ıramılialomGAAetate EPF-URBI-ÜC pp 1" Kal )SS DFORTUNATUMMILITEM 10 E)TROOSIAMOLERNSTI pso-auc-ın-Jsule DENDENDARUMP’SSIONÜD IMNEqALIENARECASNII srIcolaetclemumo)ss 15 \6INJANINOTUITPYPO CARIPPPEREIG-PCURATOR VONISMEALP'SESSIONES IUMN’EMPTORIGNORA RÖINEAUDIETURPPRAL OSITAINP’SSIONEFUISTI BIECTUSINLENIRISISERIT ÜCPSUAALLTATEADEFFEC REILANOETBASSOJSS 3 |SSIMENOBISTENESTUGD- [ISSIMEeETLITESÖIRIMIS -UMSTATUTISTUISNICU EINCIPIENTISCEDERE ÜSUMEUENTUMSAE % LIUGABAUINSIDUNTPAR VEUPTATIONEMÖIUSA ZÜICENSUIQUASIÜINEA [ BE: [f. 64a] 5 Gallienus Aug. iernam tore 3 Alexander 15. 20 Aug. . . ) Aurelianus Aug. 1 ..tico 7m, 14 neq ante al. 74; neque Fr. 27 „um. Km, ‚fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. EX EMPTO ET VENDITO. . . . . . . Xantico. Possessionem pa- .ab aliquo directi iuris emp- 200.0. Gallieno V et Faustino conss. . necessitatibus urguentibus pater . . . vivis parentibus placuit .ı familia longa aetate .e praef. urbi v. c. Proposita II kal. . conss. ium Fortunatum militem .e controversia moveri consti- ipso Aug. III consule . vendendarum possessionum ıı neque alienare eas neque Agricola et Clementino conss. Sabiniani non oportuit post interpo- . cari. Praepropere igitur procurator . rationis meae possessiones . ium nec emptor ignora- ordine audietur. Proposita kal. . osita in possessione fuisti eiectus inveniris, is erit .v. €. pro sua aequitate ad effec- Aureliano et Basso conss. karissime nobis. Tenes tu quidem Ziquidissime et lites dirimis . .tum statutis tuis non cu- . e incipient discedere in diversum eventum sententiae .litigabatur insidunt par- . uet interpraetalionem diversam .e non censui quasi vero in ea (desunt paginae aliquot) 2 ..b Im, Philos. - histor. Kl. 1859. 4 ..ecessitatibus 7. 16 praeponere I”. 29 sae 7” compendio neglecto. Mm 273 [4] GALLIENVS p- €. 262. u SEV. ALEX. p- C. 230. AVRELIANVS p «271. 374 Monmmsen [5] ETUENDITO [0. ?a] D N UREERRRTERENR N... 3 USBRDRRBR NE) QUAMASNITAMIESIG-EEPUIDERIT-PP-IN]KALSEPTISTANTINIOETLICINIO AUCC Ir 55 AUGG-ETCAESSRUDILAEPRIMAEINGE NUOSPGENITOSSERUITUTISADFLIGIOISPENDNSDMINIMEÖREETNOSTRITEM 5 PORISTRANGLLITATESANCHURN’SUBOBTENTUINITAEÜDITIONISINLICITAE dECETINGENUMATEDINFRINGITR-JLICEWIPETENTEMADIREPAREIINLIGE RALICSAEAFACIETIPLERIGINDWIUSCEMJTENTIONIB-ORDINARI)SUERUNTZ MLOICIARIAMOISCHHUMN-PARTIB-AUDIENTIAMPBITURUS PP-I816-AUG-ROMAE JSTANTINO- €T- LCINIOAUGG I. )SS- 10. AUCG-ET-CAESS-FLAPRIllACOPFITEARISTECERTAIUTATEMEIPIUMEXSAN GUINEJPARASSECWIUSPTIUMTEEXSOLWISSEÖICIHSEUNSTRUMTISEEFIRMA lesıumum WOMbANOBISIAMOLIMPSCRIST-EPSIVOLLERITÜIBERUMSUUMRECIPERARE UNELICHEIPIUMdIODINODARETÄPUUMAUALUISSETNUMERARETEINSI ASUISPARENTIB-CERTOPTIOYJPARASTNUSOOMINIP’SIVERETEEXISUMAMUS 135 NULLLMAT-EXGENTILB-IBERUMADPBARIICET-SUSCRIPTA X) KAlAUCC- JSTANTINO- AUC- I" SS AUCC-ET-CAESS-NULlAUERECUNDIALOGEUSMORADUGLIBETLUALLOCUNC TANDIPASSIMNSINGULIMODOPOPLLIPRUENTESINNOSTROSINOBTUTUS SICUNIFORMEMGRELLASIVEMFERESERMOCHINATIONI B-VOLUTARUNTUTN? 2 IDPEellANTiumcRredulITAUUALERETOCCURRINDPALLEGATONUMQUALTASDIS PARARI-PRATG-A-A-PARISSIGDEXEMPLOUOCIHFERATONIG-JSULESMULLTUdN NESMEMORABUNTNIUSTAERSUASEEDIUENDITASALNSP’SIVIENTIB-SEFIS CALIAlLUEREFREIUENTIOENIT-OBSECRATIONEDELATAREMEDIUMCUPIUERLNT bıssumusualdepmotiuerentesmealicuiuscalldntatis-AdOSABILIEMO 3 [UMTOPSUASIRSUASÜDERENTSNCENSUACPTSUBSIOJANOSTRAEMAN SUETUOINISPRACCARENTUR ITAG-VERSUTIISCALLOMAUS COMMENTADISCENUE-IUMINSUARUMFALLENTUMNSUSPICAMURAR CANAPINNOCENTIAENOSTRAENATURACETEROSAESTIMANTESÖETRIMTO CENSUSNOCENTISLELUAREMUSbASFRAUdESbOSOOLOSISTASARGUTITAS 3 legepbisewus)suUtuTomesexludIseVvdcıRcoIUSTAEPUIDENTIAE)SUL TADELIBERATIONESANCIMUSUTOMNINOGJPARATRENPARATAEIUSCOGNOS CATETCENSUMNEG-LICEATALICUIREM-SN-CENSUÜJPARAREUDENDEREIN 3 et Caess. Zegi a. 315 praeseribi non debuit. 5 inlicitae 7. 10 et XI, et Im. et Caess. abundat ut v. 9. mcipium 74, “lineola atramento te- gitur’; mancipium Fr. 12 legitimum pos? suum supra v. additV, male; suum enim paterfamilias ita recuperat pretio reddito, si quern vendidit non seroili vel gentilis condicione, sed liberorum loco apud se habuit. Cf. C. Theod. 5, 8, 1 et C. Iust. 4, 43, 2. 14 te possidere 7”, ‘male’ Detl. 15 Suscripta Y. Augg. P. 16 conss. P. 17 Augg. #4, Aug. F”*. Constantinus Aug. ad Gregorium Tireod. et Caess. abundat; quod si ad a. 337 pertinet, debuit esse Aug. et Caess. 148 in nostros in P. ‚fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 275 [£. 58b] EX EMPTO ET VENDITO. [5] ) aditus competens iudex considerato tutelae iudicio eam curabit ferre sententiam, ON quam agnitam legibus esse providerit. Proposita III kal. Sept. Constantino et Liecinio p- €. 312. ; Augg. II conss. Augg. et.Caess. Rutiliae Primae. Inge- IDEM p. €. 315. nuos progenitos servitutis adlligi dispendiis minime oportere etiam nostri tem- 5 poris tranquillitate sancitur, nec sub obtentu initae venditionis inlicite decet ingenuitatem infringi. Quare iudicem competentem adire par est, qui in libe- ralı causa ea faciet compleri, quae in huiusmodi contentionibus ordinari consuerunt, secundum iudiciariam disciplinam partibus audientiam praebiturus. Proposita idib. Aug. Romae Constantino et Licinio Augg. III conss. 10 Augg. et Caess. Flaviae Aprillae. Cum profitearis te certa quantitate mancipium ex san- HDEM p. €. 313. guine comparasse, cuius praelium te exsolvisse dicis et instrumentis esse firma- tum: hoc a nobis iam olim praescribtum est, quod, si voluerit liberum suurz2 reciperare, tunc in eius locum mancipium domino daret aut praelium quo valuisset numeraret. Etiamnunc, si a suis parentibus certo praetio comparasti, ius dominii possidere te existimamus. 15 Nullum autem ex gentilibus liberum adprobari licet. Suöseripta XII kal. Aug. Constantino Aug. IH cons. ] Augg. et Caess. Nulla verecundiae vel quietis mora vel quolibet intervallo cunc- ErTE En tandı passim nune singuli modo populi proruentes nostros in obtutus STARTINVS er sic uniformem quaerellarn isdem fere sermocinationibus volutarunt, ut nec Theod. 4 1,2col 2 interpellantium eredulitati valeret occurri nec allegationum qualitas dis- Iserzis multitudi- v4. parari, parens karissime atque amantissime nodis. Pari siquidem exemplo vociferationibus con- nes memorarunt non iuste res suas esse divenditas, aliis possidentibus se fis- calia luere, frequenti denique obsecratione delata remedium cupiverunt. His sumus valde permoti, verentes ne alicuius calliditatibus aversabili emo- 2 lumento persuasi res suas venderent sine censu ac post subsidia nostrae man- suetudinis praecarentur, itaque versutis calliditatis commenta miscentibus, dum insidiarum fallentium non suspicamur ar- cana, pro innocentiae nostrae natura ceteros aestimantes, detrimento census nocentes levaremus. Has fraudes, hos dolos, istas argutias » lege prohibemus, constitutione exeludimus, et ideirco iustae providentiae consul- ta deliberatione sancimus, ut omnino qui comparat rei comparatae ius cognos- cat et censum, neque liceat alicui rem sine censu vel comparare vel vendere. In- 19 uniformem (-mes secundum Maium F:) quaerellasidem F; em. ego. 21 atq. a. a. paris si 7; ern. ego. vociferationibus consules mult. /, male, nam neque copula recte deest neque II viros imperatorum quisquam consules appellavit; videtur fuisse voci- ferationibus consertis ve/ consuetis. 22 memorabunt 77; em. Hollweg. iustae 74. adversabili 7; em. ego. 26 versutiis 7; em. ego. 27 insuarum 7; em. Mai. 29 nocentis 7. argu- titas 7; “altera t expuncta” Mai. 30 constitutiones ex ludis 7; em. Maius. 31-32 Qui comparat, censum rei comparatae cognoscat neque — In Cod. T’heod. 32 uel ante comparare Vd Theod.; om. Fr, Mm?2 276 [6] Monmmsen Fexempio / [0. 265 See tsıallgdsımecensuue NIERMETPTABALIGdEFERRETÜDIORGI-PSSIONEMJPARATORÜNDGDEDITP VUMFISCOUINdICANTEDEPOATIIETUOLUMUSOMNIB-INTIMARINOS TRAECLEMTIAEPLACUISSENEMINEMIEBERSADDDITIONEMREICUIUSI) 5 BETADFECTARELTACCEDERENISIEOTEMPOREJUOMFÜDITOREMETEMPTORE FcetussollemmirexplicatcerTAeTVERAPPRIAFTASUICHNISPSENTIB-dE MONSTRETUSG-EOLEGISISTIUSCAUTIONECURRENTEUTET SISUBSELLAU UTUULGSOAIUNTSCAMNADDANTDOSTENDENDAEPPRIAETATISPSATIO ypletur bumcetwiurgIamulTANASCUNTDINCPPRIATATSIURATE 1 DERANTDINCOOMINNSUETUSUSSIMISMOLESUA)PARATOCAECITATE Ppperaetrrenndgsıomeclectalucever HAUSOMISSAN’PPETUITATE COGIATADOMININURISRATIONEP’POSITAAÖRENPARATIONEMACCEOLNT OMISSISIOCMNIE-DISSIMULATISAdG-WILECUSIOPPERANTADG-FESTINANT UTIIDCUNICHLISMESCIOGB-FEMPTOREMETÜdNOREMSollemmiacele 15 BRENTOLONGESITMELUSSICHUTIOIKIMUSUTLUCEMUERIATISFIDEI TESTIMONIOPUBLICAUOCESUBCLAMATIONIB-POPULNDONMEUSÜDITOR AdPBETÜSICFELIXIPARATORADG-SECURUSACUODIUENOPSISTATFPIETE TOVUSSUCCESSIONISELOIMURNEFORTEALIGSUDMORSUUMERDICATE EEISTATALENUMITAJPARATORMALOUDITOREDETERIORINCAUTUSET 0 CREDULUSOTESTIFICANTB-VICHNISOMMNIADEBEATÜREREABUNIÜSOR? SCSITOMEDISSIMULETISICHATAGEREUTNILLUDDEBEATREIRIFEXIU REVICHSIADOMINORDÖMASITTAEG-ÜVIUONUMOMMNIUMETRACTA dAasollemnitasutpallaxsllaetfraudulentaudlttopaenttussepulta DEPEREATCVILEGIVEINCEPSCUNCTPAREREDEBEBUNTUTOMNIADILIGENT] 3 CIROSPECUONEITSITAPUNIÜSASSUCCESSIONESTUTODECURRANTNIG- ALGEXINPUIDENTIACASUMMALIGNACCAPTIONESORRCANT DAT]: KAL-SEPT-APFFADCORRECTOR’PICENIAGLEIA-ACCEPTA-XINN-KAL-OCT- AlBAe- JSTANTNO AUC- I11- )SS- AUG-ETCAESS-BASSOUALENTINUS-PFIDIAMETIMAXIMEGRITILDE 0 1LLOATLTOREPCESSITAGALGOINFORTUNASSUASPNICIOSISSIMUMPFI OSCIDINIMDEOMNIUMJDECEBATEXUPERANTIUSUC-SITANTUMABUN culusvAalemtimoeet- MNEJUAGINVALENUINUMPECCAREDEBERETIN 1-9. 14-15. 23-24 spectio — vendiderit et id ab alio — vindicante perdat. Id etiam placuit neminem ad vend. r. c. accedere — explicatur ut c. e. v. proprietas a vicinis demon- stretur — compleatur. Nec inter emptorem et venditorem sollemnia in exquisitis cuniculis ce- lebrentur, sed fraudulenta venditio penitus sepulta depereat Z’reod. 1 publica T’heod., publicae 7. 1274, uU VRRheod. 59 quo Theod., quom / “lineola superposita Maius. 9 compleatur 7’reod., completur F. 13 pro omissis malim et iussis. hunc 7. deferetur T'reod., deferretur F. 11 inquisitioneclecta F. 45 lucem Y. 6 Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 2747 [f. 58a] EX EMPTO ET VENDITO. [6] spectio autem publica vel fiscalis esse debebit hac lege, ut si aliquid sine censu ve- nierit et post ab aliquo deferetur, venditor quidem possessionem, comparator vero id quod tium fisco vindicante deperdat. Id etiam volumus omnibus intimari nos- Idedit prae- trae clementiae placuisse neminem debere ad venditionem rei cuiusli- Pe 1 5 bet adfectare et accedere, nisi eo tempore, quo inter venditorem et emptorem contractus sollemniter explicatur, certa et vera propriaetas vicinis praesentibus de- monstretur; usque eo legis istius cautione currente, ut etiamsi subsellia vel ut vulgo aiunt scamna vendantur, hostendendae propriaetatis probatio compleatur. Hine etenim iurgia multa nascuntur; hine propriaetatis iura te- 10 merantur; hinc dominiis vetustissimis molestia comparatur, cum caecitate praepropera et rei inquisitione neclecta, luce veritatis omissa nec perpetuitate cogitata dominii, iuris ratione postposita ad rei comparationem accedunt, omissis omnibus dissimulatis adque neclectis id properant adque festinant, ut quoquo modo cuniculis nescio quibus inter emptorem et venditorem sollemnia cele- 15 brentur: cum longe sit melius, sicuti diximus, ut luce veritatis fidei testimonio publica voce subeclamationibus populi idoneus venditor adprobetur, quo sie felix comparator adque securus aevo diuturno persistat. Quod pro quiete totius successionis eloquimur, ne forte aliquis venditor suum esse dicat, quod esse constat alienum, idgue comparator malo venditore deterior incautus et » credulus, cum testificantibus vicinis omnia debeat quaerere, ab universorum disquisitione dissimulet; quem sic oporteat agere, ut nec illud debeat requiri quod ex iu- re dieitur: “si a domino res vendita sit’. Ita ergo venditionum omnium est tractan- da sollemnitas, ut fallax illa et fraudulenta venditio paenitus sepulta depereat. Cui legi deinceps cuncti parere debebunt, ut omnia diligenti 3 circumspectione quaesita per universas successiones tuto decurrant neque aliquem ex inprovidentia casum malignae captionis orrescant. Data III kal. Sept. a praefecto praetorio ad correctorem Piceni Aquileia. Accepta XIII kal. Oct. Albae Constantino Aug. III cons. Aug. et Caess. Basso. Valentinus perfidiam et maxime de illo quaeritur, quia 3% a tutore processit, a quo aliquid in fortunas suas perniciosissimum profi- cisci minime omnium condecebat. Exuperantius v. c. si tantum abun- culus Valentino esset, nequaguam in Valentinum peccare deberet, qui nunc (desunt paginae aut quatiuor aut octo) 19 ita F; em. ego. 21 quem 7@ dubitans tamen de signo super q scripto; quoniam Fr. 22 si a domino 74, ut coniecit Maius, si ad omnino 7”. captiones orrescant 74, ut con- ieceram, per alterum r lineola videtur esse traducta’ Detl.; captiones orrcant F*, 27 pff, P. 28 conss.Y. Dat. prid. non. Febr. Constantinopoli Feliciano et Titiano coss. (337) T’heod. 29 Aug. #7, Augg. 7”. quaeritur quia de illo 7; em. ego. 31 decebat 7”. auun F? secundum Detl., Vm, 32 nune I ‘sicilico non satis certo; non Fr, CONSTANTINVS p- €. 337. CONSTANTINVS? 278 [7] 10 15 20 25 30 Mommsen ‚6 KR -JACTANDONUMG FOLCIAMSIBIEESERUATAC OBNOXIA)PARATORACCEDI mumpımdeptbacsalt FRAUDES G-TALADISSEMIN centnullu SAdITUSFICUS dolsrelimquatingemuı AdPUAULUMPCESDEDUME) SAUSFACEREUNOllENTPUB SUMMARELEVAREUAMNI spiıcvelegesamcireutgog piscaliß- de ıTisluxuAcNE FUNDISATI-MEIPNS ÜINGB-C AUCTOREÜDANTETUTPPET cemsusbAastaesollemn! InbiISUTITOOITORISGOBO SOPMISSUIVOICUMOISTR ewmoluwtamallegdebita PEeNespd ITOSMANEANTSIB NEREFCTUUMTGIÜSATION IPTATIONISIN SIOJASPTIMES TALISACCESSERITIGNAUORU DUMGÄFISCOFACTADDTIOE bnsg-Su m lıtatempuisıon DAGIST-OBREPTIUIPROGATU latobaccsıTtcommıIssase AdG-[UX URIAM FERREDEBE lUCANASAEP I U SUINAREDE psommumetcula marg- WA Aalıenareülen’p’sedefeni MUSEITASTATUSDEBETEEFE JCEdDITTETINSATISFACTO [Q. 2 a] Imppp. Valentinianus, Valens et Gratianus Auggg. ad Viventium praef. praetorio Gallia- rum Theod,. 1 uidelicet acta non donum quam F”. 3 acced.. Fr. 6 Actise Age 11-15. 23-24. Quaecumque — ceterisve (ceterisque Zusz.) f. debitis in quibuscumque cor- poribus — uendantur, ut — addixerit. Et si quid umquam, ut a fisco — impetratum, nullus obtemperet (sequitur p. 281, 4) T’heod. Just. 11 quaecumque F*. 13 quibus.. I. 15 cemodi 74, Iust.; cem F”; modı Theod. ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Valicana. [£. 636] 7 wvidelicet iactando numquam At fiduciam sibi esse servatam . . . obnoxia comparator accedi . . . num, proinde posthae saltim . . 5 fraudesque talia dissemina . . . centur nullus aditus fictis c A: dolis relinquatur iugenu . . ad provincialium praeces dudum est conszitutum satisfacere vel nollent pub . . . 10 summa re levaret iam nunci . . EX EMPTO ET VENDITO. spicue lege sancire ut quaecumque pro reliquis prodigorum in annonario fiıscalibus debitis luxu ac neguitia perditorum hominum titulo ceterisve fundis atque mancipiis vel in quibuscumque corporibus sub auctione licitanda sunt, fisco auctore vendantur et ut perpetuo penes eos sint iure dominii, quibus res hulus- 15 cemodi sub hastae sollemnis arbitrio fiscus addixerit. in hiis utitur venditoris quae ob d gi vel permissu iudieum distr . emolumenta malle quam debitan . penes perditos maneant sib. . 2 nere contractuum tergiversatio nu . interpraetationis insidias pertimes . talis accesserit ignavorum . . . umquam, quo fisco facta venditio possiz infringi, hiis quae contra utilitatem provisionzs 35 magisque obreptivi praerogatu . latur cum haec sit commissa sec . adque luxuriam ferre dbem . . Lucana saepius vina rede . . - per somnum et gulam atque lasciviam 3% alienare velle nec posse defend . mus est ita status debet esse fe. . concedit qui et in satisfatio . . 18 debita .. Y. auctoritate huius rescripta sunt, nullus oblemperet . 20 tergiuersationum Z". . - VALENTINIA- NVS, VALENS, * GRATIANVS p.C. 369. 372. (inde * Cod. Theod. 10, 17,1 =Cod. Iust. 10,3, 9): in Si quid rescripti fuerit impetratum, tale rescriptum repel- 22 ignauorum F". 23 d ante umquam 7; littera d tamen deleta videtur, cum in Theod, et in Just. mss. qui- busdam si quid umquam Zegaztur; si quidem umquam Just. mss. reliqui. 25 praerogati 7”, quod improbat Deti. uenditio € LE 280 Mommsen [8] [Q. ? b] NITASNISIFORSITANDICOPIAM J-REPETENDICHNPETUM WISOMNIUMRERMULUSEX doAligdeorpfiscalis-debı MASINOMMEMICIPIATACTATE OROBNOXIALN’ESSITATIB- DIUSRPEXEReleGEeSqLPAReN UTOESINIAMERERIPISESECRE N I8-NOU-TREU-ACC- NOBILSSIMOPULERO-ET-UICTOREISS \RPO-LUG-PRIM-Modesto-etbA 10 wr TANTUMPONRUSTICISITHÖICTA ullumdesıtumdoceAtbaec SUPPLICANSEUGRAFIUSMENO ÖSPECIEMFU-EMDENTITUM ARGESTAPBATUTDCIB-JTINET FUISSESUGGERITFAUSTER-A&S REMSITANINREMELUERSUM TSIRMINORIPFUISSEPOTLERIN 15 TIOETÜOITIOBONALFIDEIÄTORI PLC-MmemoRANTRAPTISAdG- TERORISINIECTUMUTEICASULA PSCINÖERETUITESG-INSPECTORI JON-FIEMGESTAMINPSSIONIS UXILIUREIGRUUMITAFACIAT ASAECSTIMETDAT-PR-NON- S 39 [TEPATRISUTWAXIMUSAÖSERIT JPARATAOMNIUMDOLUM)MU SUAMII-JSORTESOBTINEANT 4. 5 cum etiam — aliquid ex rebus eorum — aetatem Theod. Just. 10 Dat. III non. Nov. Treviris Valentiniano nb. p. et Victore coss. T’heod. Dat. III id. Mar. Ravennae. Cuiac. ex ms. cod. Just. 11 arem prov. #%, rr pu. 7”, unde proposuit pr(aesidi). 5tis adiudicatur emptoribus, repetitionis dant 10 » conss. rintheo 8 15» Et iterum conss. Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. EX EMPTO ET VENDITO. - . nitas, nisi forsitan hi copiam 281 [8] u, ue repetendi, cum in praeteritum P ’ P kai vis omnium rerum multis ex cum etiam minoribus, si quando aliquid eorum pro fiscalibus debi- data . ad (desunt paginae complures.) Re o res obnoxiae necessitatibus facultas in omnem intercipiatur aetatem » . saepius respexere leges, quia paren- Au ut desidia mereri posse se cre- . Data III id. Nov. Treveris. Accepta » . Falentiniano nobilissimo puero et Victore conss. . consularem provinciae Lugdunensis primae Modesto et Ha- - . bustantum praedii rustici sitinterdicta s nullum debitum doceatur. Haec supplicans Eugrafius memo- u ad speciem fu. ementitum . .. ares gesta probatur ut praecibus continetur fuisse suggerit, Fauste karissime, aes- . .» rem sit an in rem eius versum . . tsi res minori profuisse potuerit . emptio et venditio bonae fidei auctori « supplicet memorant raptis adque « . ttterroris iniectum ut ei casula . . seinderet vitesque inspectori - » bonam fidem gestam in possessionis - auxilium iure congruum ita faciat 2 as aestimet. . . ante patris, ut Maximus adserit, Data pr. non. . . comparata omnium heredum commu- -» » suam quoque consortes obtineant 16 fu. 'sie’ 4; qua nota quid significetur ignoro; fuerit F”. 27 inpssionis 7% sic’, quod proprie significat inpraessionis. 28 a aestimet 7”, “male” Detl. 22 ..ptio Hm. Philos.- histor. Kl. 1859. prid Im. 20 ..sı Im. VALENTINIA- NVS. VALENS, GRATIANVSp. C. 369. 372. ? u 282 Mommsen [9] ydeusupructu / [Q. XV. 1a] 0 DE | IIILTILIN 10clETIANUSETM) IXISTANTIUSTANNONIACIULALUSUMFRUCTUMLOCARI ETVENUMD ARIP’ SEA) [RUCTVARIONDLLIOUBIUMEPIMDESIOdENTEFILIOTLO PISS IONEMETTUCERT, PLOUSUFRUCTUPPRIOCESSISUÜTTWARITITUNMRELCTU” 5 EEPPONISZOOII- EM TOREMICTUSFIO-IMENORMINIMECUSTODIREADIUS AelIUSd 10 NISIU SOC-AINIOTIBIFACIETREPSENTARIFTEISTITERITTUREDEP’CERE Pp- ur 16. wart: cAartbAcın)- FAUSTO- - et cAllo- 9)5S R AURELIOLOREOCUIEIENUCENTRIOFRUCTVARIOSUPSTITELICEWOMINUSPPRI ATATISR EB: DUMANISEXDIMATIUSUTENDIFRUENDÖINTOLUTURSUBSCRIPTA 0 U- 10. FEb- SIRMI AUG U- Er IN )SS el-Tbeodo0TobABMATIOMORTEFINITN’PPRIETATEMEAG-DABITATIONEM basırleg UN dopuımdız, -TONEMÜDEBITUMNECANDUMTTCREÖMORIS AMEMEXCILIT — SUBSCRIPTA- I KAL OCT UIMINACIH- CAESS- )SS UB-IMR-AOR-FEÜICHFRUCTUSEXFUNDOPUINDICALONEMPUREREINCTOP'ADI 15 Am BratemalesatarlopceptosadipsumptinerecolonumAtobdeex yductobaberesneim ul-bB-1- mAamvAliume NIRIBETSTUSUS FRUCTUS FONDIM CIPINISITTO-SN-TUTORISÄTORMATEALIENAREECUMMULIER NPOALTIN TU RECEDEMDOTDFACERENIPISITININIURECESSIO-SN-TUTORIS AUCTORITATE FIERIPPSITIVEDF-EINSERUITUTIB-POIORUMURBANORUM pi 1-1. DANVALUMÄDESVOFRUCTUDISDIEMMODISPERITIB-IPSEUSUS FRUCTUS PTIRI UTENDOPECUNIAETJUSUSFRUCTUSLEGATUSPERANNUMN UTENDOTLN? USUSFRUCTUSEETPECUNIAEDOMINIUMFRUCTUARINIDOISE TED PM CI PATION-DEÖLICIUSUSFRUCTUSPOTESTNETIRANSFERRIPOOLEGO lEGATU DET PINIU RECESSIONEMETDEDUCIETDARIP » NEMPISTTUIETFACTUMED//DUNWIUNDUNDOHDBICILEGITMO INREN’MEIPIPTRADITIONEMOE ÖUCIUSUSFRUCTUSKIPN Inbomimesipecki NOTRADAT.CIUN IMANEISUTUIDRITRAÖITIONEGIURISGENTIUME |TEMAdCER TUMTE MP-ETINIORECEDIETLEGARIETOFFICION LDICISISTITUIP TEMEXCERTOTEMPO RELEGARIP'SITANINIURECEDIDANADIUDICARIP’SITUA °_ RIATUIDEAMUSNENDP’SITILNULLALEGISAPOIAEDEFUTURO TEDIMMDEIPATIONEÜIMNMURECESSIONEANDEDUCIPISITÜEXTEMPOREUAD TEMP SÜEX JO ICIONEDADJIICIONEMDUBIUMETÄDKUISCUNNIURECEDIT = 1 DE rubro colore scriptum ex rubrica superesse in F refert Detl.; om. P” adnotans: “haec pagina habet versus tantum 31. 2-5 litteras abscissas tacite supplevit Mai. 3 uenundari 7m, 5 commemoras malirn. 8-10 Imp. Antoninus Aug. Antoniano. Posi alia: Usufructuario autem superstite — tollitur. Proposita III kal. Aug. Antonino Aug. IV et Balbino cos. Zusz. 8 puto scribendum Aur. Heliodoro, cum praesertim praeter consuetudinem harum inseriptio- num Aurelio plene seriptum je Praeterea cf. Fabrett. 146, 175: Flaviae Capitolinae cui et Pacciae, 10 Aug. 11-13 Iidem AA. (sei. eg Diocletianus et Maximianus) et CC. Theodoto (ve/ 'Theodotae vel Theodoro). Habitatio — proprietatem qui hab. — vindicationem exeludit Zusz. 283 fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. [£. 87b. 886] DE USUFRUCTU. DE USU FRUCTUT. [9] 41 Diocletianus et Maximianus Constantius Tannoniae Iuliae. Usumfructum locari et venumdari posse a fructuario nulli dubium est. Proinde si, vendente filio tuo possessionem, etiam tu certo praetio usufructu proprio cessisti, quem testamento marititui relictum 5 esse proponis, quando quidem emptorem contractus filem commemores minime custodire, aditus Aelius Dionisius vir clarissimus amicus noster id tibi faciet repraesentari, quod te constiterit iure Proposita VI id. Mart. Carthagini Fausto II et Gallo conss. |deposcere. 42 Aurelio Loreo cui et Enucentrio. Fructuario superstite licet dominus propri- aetatis rebus humanis exbimatur, ius utendi fruendi non tollitur. Subseripta 10 V id. Feb. Sirmi Augg. V et IIII conss. 43 Claudio Theodoto. Habitatio morte finitur, nec proprietatem ea quae habitationem habuit legando, domini vindicationem, vel debitum negando in testamento, creditoris actionem exceludit. Subscripta IIII kal. Oct. Viminaci Caess. conss. 44 Uip. lib. II. Respondit Aurelio Felici fructus ex fundo per vindicationem pure relicto post adi- ı5 tam hereditatem a legatario perceptos ad ipsum pertinere, colonum autem cum herede ex 45 conducto habere actionem. Paulus lib. II manualium ex tribus. Tametsi usus- fructus fundi mancipi non sit, tamen sine tutoris auctoritate alienare eum mulier non potest, cum aliter quam in iure cedendo id facere non possit nec in iure cessio sine tutoris auctoritate fieri possit. Idemque est in servitutibus praediorum urbanorum. 46 zo Idem lib. I manualium. Actio de usufructu hisdem modis perit, quibus ipse usus- fructus, praeterquam non utendo. Pecuniae quoque ususfructus legatus per annum non utendo non amittitur, quia nec ususfructus est et pecuniae dominium fructuarii, non heredis est. 47 Item. Per mancipationem deduei ususfructus potest, non etiam transferri. Per do lego legatum et per in iure cessionem et deduci et dari potest. 3 Item. Potest constitui et familiae erciscundae vel communi dividundo iudicio legitimo. In re nec mancipi per traditionem deduei ususfructus non potest nec in homine, si peregri- no tradatur; civili enim actione constitui potest, non traditione, quae iuris gentium est. 48 49 Item. Ad certum tempus et in iure cedıi et legari et officio iudieis constitui potest. I 5 pP Item. Ex certo tempore legari pozest. Sed, an in iure cedi vel adiudicari possit, va- 90 riatur; videamus, ne non possit, quia nulla legis actio prodita est de futuro. 50 Item. In mancipatione vel in iure cessione an deduci possit vel ex tempore vel ad tempus vel ex condicione velad condicionem, dubium est; quemadmodum si is, cui in iure ceditur, 12 legundo per uind. 7; legando dominii vind. Zust.; emendavit Buchholz; do in legando sequentem syllabam absorpsit accessitque per ex prava emendatione. necandum 74; negan- dum Fr; em. Klenze, Wenck. 44-16 Fructus ex fundo pure legato post — actionem Dig. 16 Paul Im. 20 suofructu 7. 22 non amittitur om. P, suppl. Hollweg. 25 factum est 7 notis f. e. male intellectis; em. Mai. communi Fr, 29 possit U, quod ortum videtur ex pset = potest sed; em. ego. uel an adiud. 7; ern. ego. 32 nisi P. Nn2 DIOCL., MAXI- MIAN., CON- STANTINS, GA- LERIVS p. C.298, UIDEM p. €. 293. (= ANTONIN. p. C. 213 Cod. Iusı. 3, 33, 3, 1). IIDEM p. €. 294 (= Cod. Iust. 3, 33, 11). VLP.L. 11. RESP. (Dig. 30, 1%0,2). PAVL.L. IL. MAN, PA\L. L.1. MAN, 284 [10] 10 20 25 Momuwsen VON Ö ICHAIODUNCFUNDUMMEUMERDEOUCTOUSUFRL USUFRUCTUUSQ- adFAl. -JAN-DECIMAS-DAIODUNCFUN USUFRUCTUSINAU I SEXASIAUENERITTEDINMICI N IVCTOUSUFRUCTUEXKALILLSOUSG-AdKAL-I LAS POMmP-IG- PUTATNIP’SEAÖCERTUMTEHP-dEdUCIN’P PCI PATIONEMSEdTA NTTRANSFERRIIPSUMP'SE TEMP’P’SEILETWEIPATION -ET-INIURECESSIONEA NUMGDEGETEXTEMPOREETJUICION E DEDUCIP'S DUCIADCERTUMTEMPUSPOSSIT ADURINOBISPUSUSFRUCTUSETPEOSISINPO prouvebagemussNoMmNIE-MOodISSlecatoüsıh ÖUCTOUSUFRUCTU,PPRIETASLEGETPINIURECESSI milsaebercis cumdaeRp’SEÜMCIPATION-ITAPL [Q. XV. 4b] VEXKAL-IAN-ÜdEDUCTO VUMMEUMERdEDUCTOS VOmeemptuswibiepuo TEADEMSINJDICIONE NIURECESSIONEMN? GODIVICIETD DUCIAO lex: "XI -TAB-JFIRDANT ıtseitetlecatumde ESTATEDANUMANGI pie alaneeure ON’EMAT-ÜILOICIOFA HTNOSPPRIETATEMGNLS MEIPIOdATADEDUCTOUSUFRUCTU REMCEIPEMUS USUSFRUCTUSADCERT-TEMP-JSUTUTUMCADIECUONETEMPORIS SUIDARIDEBERELIÜSUMES IN STATULIBEROJSTITUTUSSITENIUREUIN dICANDUSESICUTPUREUINDICATIS IMPLICHH)SUTUTUSENIADIECTIS CASIB-QLSOLETAMITLUSUSFRUCTUS te ISyININFINITUMToLleNdI USMIbABETSINIEXP: sıAltıustollemdoAGet SSERITMOOUMPLUSpE TENDOCSACADITQUASIINTEN oe EEE RTT pr AL SICUTLEGATOUSU FRUCTULOCISNSERUNTU DEBEUTAINIURECESSIOITERTI-JTIN ERINE RATIU EITERIGI-PLOCATESTATORIS SSCRIBIT El a EEE FRUCTUMSTIPU LATLEGAR I ATEIP’ SEdICHqLOIESE VOATP URASUSPENDINIPIDEC-SISUBJÖICIONES m’b’cASsL VAlLEATGEXPSENTIUIRACCIPITSTIPL SUSPENSASIT Temservovsaımunlizleg SWOMINUSFUNDUMDABEAT USUSFRUCTUSDOLEGOSERVOLEGATUSM vipırsup VIETNPERITIC-ETPMORTEMSUAMSIC SERUUSSUPULARIPALITEINLECAUS SIDRFUNDICUIUSUSUSFRUCTUSABIP 1. 3-6. 10. 11 Zitteras deficientes tacite ie Mai. deducto Fr, 4 vel om. Fr, 7 confirmant Y. NCEÖNSTAUMSTIPULA tpuletumdeamusme JLATIOJUPETITIOEXEA AtstpulatAteamunlie RTEETALENATIONESER ee gosusjdiciomelegatus 2% fal Ai. deductos 74, 8 et rn, ut 72, male, cum ad legatum cogitatione supplere debeamus usumfructum ; ut et 7”, 9 possit V; em. ego. 12 cession’em #4 “sie. 13 posse uel manc. 7; em. Böcking; fortasse praeterea sed ante per inserendum est. 14 sit om. F; supplevit Mai. an 51 oO £ 3 53 54 55 ‚56 97 58 ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 285 [f. 87a. 88a] DE USUFRUCTU. [10] dieit: “aio hunc fundum meum esse deducto usufructu ex kal. Ian.’ vel "deducto usufructu usque ad kal. Ian. decimas, vel "aio hunc fundum meum esse deducto usufructu, si navis ex Asia venerit; item in mancipatione: "emptus mihi est praetio deducto usufructu ex kal. illis’ vel "usque ad kal. illas; et eadem sunt in condicione. 5 Pomponius igitur putat non posse ad certum tempus deduci nec per in iure cessionem nec per mancipationem, sed tantum transferri ipsum posse. Ego didici et deduci ad tempus posse, quia et mancipationem et in iure cessionem lex XII tabularum confirmat. Num quid ergo et ex tempore et condicione deduci possit? Sequitur et legatum de- duci ad certum tempus posse. 10 Adquiri nobis potest ususfructus et per eos quos in pozestate manu manci- piove habemus, sed non omnibus modis, sed legato, vel si heredibus illis institutis de- ducto usufructu proprietas legatur; per in iure cessionem autem vel iudicio fa- miliae herciscundae non pozes?; per mancipationem ita potest, ut nos proprietatem, quae illis mancipio data siz, deducto usufructu remancipemus. 15 Ususfructus ad certum tempus constitutus cum adiectione temporis sui vindicari debez. Diversum est, si in statu libero constitutus sit; tunc enim pure vin- dicandus est, sicut pure vindicatur qui simpliciter constitutus est non adiectis casibus quidus solet amitti ususfructus. Item. Si altius tollendo aget is qui in infinitum tollendi ius non habet, si non expraesserit modum, plus pe- 2 tendo causa cadit, quasi intenderit ius sibi esse in infinitum tollere. Sicut legato usufructu loci sine servitute iter quoque per loca testatoris debetur, ita in iure cesso iter quoque contineri Neratius scribit. Ususfructus sine persona esse non potest et ideo servus hereditarius inutiliter usum- fructum stipulatur. Legari autem ei posse dicitur, quia dies eius non cedit statim, stipula- 35 tio autem pura suspendi non potest. (uid ergo, si sub condicione stipuletur? videamus ne nec hoc casu valeat, quia ex praesenti vires accipit stipulatio, quamyis petitio ex ea suspensa sit. Item. Servo via inutiliter legatur, stipulatur autem eam utiliter, si dominus fundum habeat. Ususfructus do lego servo legatus morte et alienatione ser- 3% vi perit, si stipuletur, non perit; igitur et post mortem suam sicut cetera usumfructum servus stipulari potest; quod aliter est in legatis. Si heres fundi, cuius ususfructus ab ipso sub condicione legatus 15 constitutum 7, 16 suidari debere 7; vindicari pro suidari seripsit Hollweg. iure V. 18 quia P. 22 cessio /; em. Maius. 23-27 Ususfructus — posse usumfructum dieitur — stipuletur? nec hoc c. valeat stipulatio, quia — sit Dig. 26 quia Dig.; quam /. 30 stipuletur ‘sic’ 74; stipulatur 7”. PAVLNS L. 1. MAN. (ex hoc libro Dig. 45, 3, 26), 286 Mommsen [11] [0. XV. 2a] ne TEEADESINITAÖP’ TIOR’PUIN desieritbager EUSUMFRU NTEMACSIGSU SUMFRUCTL SIEANUPSERITNUBENTEEA]) DEINDEAMITTETSNURAUE CISMBENEFICIUMG U ATENS MUSCPDICENVSITSITUUS NUTUSSIT IIMbABUITFADId 10 VOACSIDIPSUMTESTATOREXP) VERITMDAEUIALCDEINOETITIC| 15-xUI-AdSABIN UMUE CEdERETFMUSUSFRUCTH ewuitwweisemelcedit 15 (TEMÖIESAT-USUSFRUCTUS wareetlaseog dPUTABATET lEGATORUMS’EU E RIORIL USUSFRUCTUSCJUISIAMF LEMADITTIÄATUSUMFRUC 2 FRUCTUMSIETAMN-VEUSU üpfıdeıcommıssumleg REFERTUTR’JUR ESITISTITU Lceumpumdostip ulemdı NLREI)STITUTUSKAPIUSM MINUTIOEXUIN GUITUSU JTEMSEdITADEMUMAMITT TERSIANTE DTATEMÄAN TE Amımetitaıuliamuslıe TONMEMFUITEXdIELEGATUSF ® dImimutiobodıenumchp [TEMUSGAdEOÄT-KAPITISO JUNAMISUTUTUSEUDINS, oa 2 SQ 2 ad Dis. 7, 4, 16 ita supplevit Hollwegius. 3 fructum Im, 4 fructum Im, 5 extremam litteram diridiatam p vel f om. Ym, 6 iurauer Fm. 45. 14 Quamquam ususfructus — tamen semel cedit dies Dig. 43 enim om. Fr, fructus Fr. 14 et om. Pr, cedit d Y. 15-18 Dies autem — quam hereditas adeatur; tunc enim constituitur ususfruetus, cum quis iam frui potest Dig. mediis omissis. 15 fructus ut 7”; ut a cod. abesse testatur Detl. 17 iul Zr, 19 fructum Fr, 19-28 Non solum usumfructum amitti c. m. constat sed et actionem de usufructu. Et parvi refert — praetoris; proinde traditus quoque ususfructus, item in fundo — amittitur. Sed ita demum — non amitti Dig. intermediis omissis, ubi quae sub- iunguntur: Si tibi fundus ex die legatus est et usumfructum mihi rogatus es restituere, vi- ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 9287 [f. 986] DE USUFRUCTU. [11] sit, usumfructum legaveriz alü pure, . » 2 2 2 0202000. ususfrucius is existen- PANL.L.I. MAN. te ea desinit ad posteriorem pertinere e? priori adquiritur; nec ad illum redit, si prior desierit haberenusumfrueärz MAI » : 2. 0 itemm /acusilguisgusuninuenvanhe ee. =... 0 ae: . . . . . . . ö/silea nupseniimubentegeagenarin0l: 0. un: deinde amittet Siuzaverzi re. © cc 0: Po ee 1 uhrile= zispermgpenelcunnsgquatentzse. ROW: . 0. ee. 2. eruidea- mus quidgdicendumssitismglitiusaien. 0 0 rn capite dimi- 2 A I oracastL al psumutestatankezpraessszil. 9 Er lega- nutus sit, nihifersmlhabwisfquodgamt . 2 2 uunumn verit Maeviae, deinde Titio b LESERN 7 6 neo ee 59 Ulpianus lib. XVII ad Sabinum. Verum est usumfructum semel tantum ER: rg cedere. Quamquam enim ususfructus ex fruendo consistat, id est facto aliquo eius, qui fruitur (ex hoc I. Dig. 7, et utitur, tamen ei semel cedit dies. zu 6015 Item. Dies autem ususfructus, item usus non prius cedet quam adita heredi- GEERENE 2° T, tate. Et Labeo quidem putabat etiam ante aditam eam diem eius cedere ut religuorum = legatorum; sed est verior Iuliani sententia, secundum quam tune constituitur ususfructus, cum quis iam frui potest. 61 Item. Amitti autem usumfruciurn capitis minutione constat nec solum usum- et: Dig. 7, Zulfenehum,sedietiamsactionem: de usufrücte Mn in zellper-fdercommissumWlesopuf-HuN. N. rer paros refert, utrum iure sit constitufus ususfructus an vero tuitione praetoris; proinde ususfructus licet in fundo stipendiario vel tributario, item in fundo vectigali vel superficie non iure constitutus kapitis minutione amittitur nihilo minus 2 2 20.0.0. Capitis 3 minutio extinguit usumfructum ae 5 0.0 No a er 62 Item. Sed ita demum amittizur capitis diminutione ususfructus, si iam constitutus est; ce- (ex Bon! ne [6 terum si ante aditam hereditatem aut ante diem cedentem quis capite minutus est, constat non Som Amrtt ebatas lan DNERREL ID on en Honey tutexgdrehlenatus alt At. en nen 30 diminutio. Hodie enim incipz£. 63 Item. Usque adeo autem kapitis diminutio eum demum usumfructum perimit, (ex hoc 1. Dig. 7, , 1,9). qui iam constitutus est, ut si in singulos annos vel menses vel dies legatus sit, dendum erit, si capite minutus fuero intra diem legato tuo insertum, ne forte salvus sit mihi ususfructus, quasi ante diem cedentem capitis minutio interveniat; quod benigne dici poterit, cum praeserlim statim subnectatur horum excerptorum $ 63, perlinuerint necesse est ad $ 62 extremam; neque lamen quae ratio inter ulraque excerpta intercedat explorari potuit, 20 usuf Fr. 22 constitut F. 23 stipendia 7”. 24 min Fr, 27 adıtam Dig., om. F. ereditatem 7”. ante d Ir. 31-289, 1 Usque a. a. c. minutio — processit Dig.. 32 ut si in Dig. Y”; utin “sic” P4, 288 Mommsen [12] [Q. XV. 3] AN’CAPIUSÖIMINUTIONEEAMIS NUTUSERNMÜSICHDENSAMIS NUTIONEAMITTATREPEUTUS 5 |VORUMANTEAONTAMDTATEN net R RAMFETUSTIPSTABITS/FACTUS SICREGEMRELGTÜMOREN Il Reber sequat \\WMusufructulecAtoulp- \\N\USUMFRUCTUmposselega 10 ESCCNÖUMUTNEINCUIUS SUMMAMDIE-SC-SAMEAM TEUSUSFRUCTUSCAPERETCETE NEAÄINRENOUAOMNES FRUCTUMSINCETERIB-REB- NTEIBISCKRIBTUMEUERENDD" p1] AEe ENRECIPITDANCQPM-qzeTdI SITETUETERESGD-AESTIMAN TASUTLDENDUMGTUMSIUN ESSITAITNIPISEQUARTAMEXEO USPBAT R ACAUITDOLEGOEIV’SEIEUXO usgmibıppartebreusum IDINDIEMGLEGITIMALAETA IEMEXIGILETOITATMUTABEA erstuönsbuerale-INst (DMISSARIAPRUXOREMDE TORISNOEBEREIPELLAdSATIS 15 2-5 Sicut — ita et capitis minutione amissus legari potest, ut — erit ei lego vel sic: quo- tiens amissus erit; et tunce — videbitur Dig. a nec 74 et Maius in add.; an Fr, 9 norum Fm, 8. 9 Equis p. f. relietis post moram fetus quoque praestabitur ut fructus, sed — mulieris Dis. faetus 72. 14 in om. Fr, 15 senatusconsulti sententiam 7; patientiam Fr. 17 in ea Y m, 18 ceteribus ‘sic Fra, ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 289 [£: 98a] DE USUFRUCTU. [12] is demum amittatur qui iam processit. Dr L. XVII. AD 54 Item. Sicut in annos singulos ususfructus legari potest, ita nec capitis diminutione amis- rn libro Dig f L DR © 5 a x ö h e Bl Pr-) sus denuo legari prohibetur, ut adiciatur quotiensque capite minutus erit vel sic “quotiens amis- sus erit, ei lego; et tunc » si capitis minutione amittatur, repetitus Svidebtuvr » 2 2 2 =» 2 0.0.0.0. „Iorum ante adıtam hereditatem ? 64a Pap. 1. VII resp.? en 05 eu ’ 65 Item? Equis per fideicommissum relictis ut fructus post moram fetus quoque praestabitur;, sed pap. L.vIt.RESP. secundus ut causa, sicut partus mulieris, si gregem reliquit vel morae actio [faetus NS ie 10 inchoata est, cum et post coeptam litem causa veniat et gregem relictum sequatur. 66 ee .. . .. %unkusumteinaleratosplUlpianes To, 5002 ausumfsuelamsplosseslera- in Ro rn ee Be ea ee R aescendumtubgneringcurus Bee er en ee ee. . m summam igitur senatus consulti sententiam eam EEE. 0.0. Werdtekasuskenetusgcanereigceie- en 2... ea aullingreimoyalomnes . fructum sed in veteribus rebus . diserte ibi scribtum est. Verendum ot Wo wo er re ee 0 2C: Ben 2... Rer non'recipit hanc)quaestionem, quia et di- vidi nequit; aliud est, si ususfructus legatus sit, cum dividi possit. Et veteres quidem aestiman- dum totum usumfruclum putabant et ita constituendum, quantum sit in legato; sed Aristo a veterum opinione recessit; ait enim posse quartam ex eo 95 sicut ex corporibus relineri idque Iulianus probat. 69 Lem . 2. 2 020.20. . testamento ita cavit: Do lego eidem Seiae uxo- ri meae bonorum meorum partis eius, filius meus qua mihi pro parte heres est usum fructum . » 2 2.2.2... 0.0. .umin diem:quo.legitimae-aeta- tis erit 22.0.0. elab ea satisdationem exigi veto, ita tamen, ut ab ea zofilius meus alatur. . » » =»... „et studüs liberalibus insti- tuatur. Quaesitum est de satisdalione fideicommissaria. Papinianus respondit uxorem de dationem (desunt paginae octo) arbilrio praetoris non debere compelli ad satis- 22-25 Paulus libro singulari ad 1. Falcidiam, unde sumptus est locus Dig. 35, 2, 1, 9, hoc Papiniani responso tacıte usus sie ait: Si ususfructus legatus sit, 'qui et dividı potest, non sicut ceterae servitutes individuae sunt, veteres quidem — quartam partem ex — Iulianus recte probat. 24 cessit Im. 27 quam mihi 7 ; mihi Fr. 28 um 74, cum Fr. 29 ıem 74, uem F. 31 missaria praeter uxorem 7”, male solutis litteris singularibus. Philos.-histor. Kl. 1859. Oo 2390 Mommsen [13] mem umactenu) RISOARUNDINETIU sıluame/eduamp' /temutaru NmdINe iw 5 alesarnıpuropbißetur Nisolesatsedıpseuv d ca///usäti NARIGG OF//IIıTA Tracrıcsaf//tasun 10 VEMORTUASAD FRUC CETERAEg-MATERIAE| SECUNTURNUMGD/! TARIUMSPECTETUT TREGAUUSATSIMP 15. EEEASFRUCTUARII FRUCTUARIUMAOM UST-ADUSUMSUUM baseAtu md eutatlı ETEIECTUSPUTOTT) ” CASUMPASSUSOFT MDATLAMIMIPSESL RATIUSLIB-N- MEGA, pumeregupculusn NUNCUIENDUMSIF lecatogdgisexopAs’ PIUMACCIHPIATSU-STIP TARIOAdIRITETSIB TngB-Aneodısunf [0. XV. 7a] 1-7 Si — caeduam et arundinetum posse — caedebat, et vendere, licet paterfamilias non ususfructus /”. 4 ın rubro colore scripla om. F’"; fueruntue VLP.? solebat vendere, sed — utendi Dig. 7 autem.. 7m, o 9 causa /m, csa 4, su.. arundinetum F/". Vr, 3 caeduam I". Gut... Fr. 11 ceteraequae I. 14 sim.. Im, 16-23 Arboribus evulsis vel vi uentorum deiectis usque ad — ferre ‚Jragmenta iuris anleiustiniani Vaticana. [£. 98a] 0 Si fundi ususfructus fuerit legatus et sit ager, unde palo in fundum, cuius ususfructus legatus est, solebat paterfamilias uti vel salice vel arundine, puto DE USUFRUCTU. 291 [13] VLP, L. XVII. AD SAB. (ex hoc libro Dig. 7, 1,9, 7). fructuarium actenus uii posse, ne ex eo vendat, nisi forte salicti ei vel silvae pala- ris vel arundineti ususfruczus sit legatus; tunc enim et vendere potest. Nam et Trebatius scribit silvam caeduam posse frucituarium caedere, sicut paterfamilias caedebar. Item ut arundineturn caedat fructuarius, quod caedendi causa paterfamilias s alebat, non, puto, prohibetur. Itern poterit vendere, licet paterfamilias vendere non solebat, sed ipse uli; ad modum enim referendum est, non ad qualitatem uten- di. Cassius autem usumfrucum . .: 2.0. nari quoque usumfruezum ita] » > 2 20.2. tanlum agri OAUSANHACTRASUNERBNEN 0 yo De ı0 demortuas ad fruczuarium pertinere . » . . geteraequeiläteriaeh it RIERDEN 0 2 sequnturznumquidelrspe ee. 0 Er tarıumespedteiäuntf 0ER an. 0 0 N Trebatius autem simpäieiter . . 2 2.0.2. IBlensel eas Uctnan ON te fructuarium adm RIEMEN. . > 00, ae 74 ligni tig- . in aedificiis, quae a er arbores 7 E je (ex boe I. Dig. 7, De ligno Labeo ait ee, 5 usque ad usum suum e? villae posse usufructuarium ferre nec materia eum pro ligno usurum, si habeat unde utatur ligno. Idem ait usurum eum arboribus evulsis vel vi ventorum etiam deiectis, puto tamen usque ad usum suum; alioguin et si totus ager sit hunc 2 casum passus, omnes arbores auferret frucluarius. Materiam tamen ipse succidere quantum ad villae refectionem poterit, ut putat Ne- ratius lib. III membranarum, quenadmodum calcem, 9 quid aedificio necessarium sumere . .». .: . . as apud Labeonemsagierat".L N. . 2.20% pertinere, quamyis Proculus non . . . . . . . . . . . Nune videndum, si fruezus servi legatus sit = . legato. Quidquid is ex opera sua adquirit vel ex re fructuarii, ad eum pertinet, sive manci- inquit, coquere vel arenam fodere aliudve Ben oe le‘ 2 je . . . . . . . . D . . . quid insit ine, hoc I. Dig. 7, 1, 2 » pio accipiat sive slipuletur sive ei possessio fuerit tradita. Lega- tarıo adquirit et si heres inszitutus sit vel legatum acceperit, neque recte de hoc puto quaeri; quamvis Labeo distinguat, cuius gratia vel heres instituitur vel legatum Labeo ait nec — utatur ligno. Quam sententiam puto veram; alioquin — fructuarius. Mate- riam tamen ipsum succidere q. a. v. refectionem putat posse quemadmodum — sumere Dig. 99 21 ipse sFr, 22 mem Fm. 27, SI. ZR 28-293, 1 Si servi ususfructus sit legatus, quidquid — pertinet, sive stipuletur — tradita. Si uero heres — acceperit, Labeo distinguit — acceperit Dig. 30 pium F. 29 quidg! 74, quidquid Ir, Bloc. Zu 31 her.. I, 002 299 Monmsen [14] [0. XV. 7b] FRUCTUARIOAdGRIT RIOLLLANUSXXXU 10N-EIı /ARERE MPTIMERESCIENDdU 5 DVCATONEMFRUC WıllSSCHAUmNGg- lAdIATORIAEEIUSUS npevV//pseutüpug dewe//AB-JUNAUIS 10 (TICETWAUFRAGHPI AUESMAODOCPARANL NÖOSETMCIPIADONA IENTERECEPITSTIPU 15 ÖIFRUENÖIT-PARUS DUITAESUAEEXUO AbABUERITUSQUEIN USPARUSALTUSAdP pAtNno )SS- » (exbisaligmortuus SIPDPAMNATIONEM SAUERITLIBERISMOR IOSIUSADCKCENDIS? 3 udolecolecatom” SITRELCTUSSM-dU XXXU-ÖIG-GRITSI) AdGSITUSSITANAL ATEULANUSGO- 0 YSNIAEGSPARUBUS NORINSPECTAAD ERE 1-7. 24-32 folio adglutinato litterae quaedam Maio olim visae hodie teguntur. 1-7 Sed sicuti stipulando — Iulianus libro trigesimo (XXXV Hal.) — scripsit ui (ut v. 4) neque — caedat Die. 1 fructutario Y” err. typ. 9 quae 7. 6 scripsit Dig., sc #4, scribit 9”. 1-16 Non ad seminarium haec spectare, de quo Dig. 7,1, 9, 6 Ulpianus diwerat, et quae supersunt et ipse excerptorum ordo ostendit; imo de siwa non caedua et de materia hic ea posuerat Ulpianus, quorum locum in digestis 7, 4, 10. 11 Pomponil quaedam et Pauli de eadem re occupaverunt quaeque mox obiter repetuntur v. 21. 9-12 Navis — puto, licet — immineat; navis etenim ad hoc paratur, ut naviget Dig. fragmenta iuris anteiustiniani Valicana. 293 [f. 98b] DE USUFRUCTU. [14] 72 acceperit. Sed sicuti stipulatione fructuario adquirit, VEP. L. XVII. AD ıta etiam paciscendo eum adquirere exceptionem fruciuario Iulianus XXXV Die en digestorum scribit, idemque et si acceptum rogaverit, liberationem ei parere. Quoniarn autem diximus quod ex operis adquiritur ad fructuarium pertinere, sciendum 5 est eliam cogendum eum operari; etenim modicam quoque castigationem fruc- fuario competere Sabinus. respondit et Cassius lib. VIIT iuris civilis scripsit ita ut neque torqueat neque flagellis caedat. ITidem fructum operae gladiatoriae eius us- que ad lusus et similia fructuario putant competere posse; ut vero pug- net, postulare non potest . » » . . . JIdem ei Sabinus, quamvis navis \ ER Dig. 7, 10 usufructu legato navigandum mittendam putet, licet naufragii peri- culum immineat; » =» =» * . . 0. . naves enim ad hoc parantur ut navigent; homine autem varie uti possumus. TB. 2 ee ee ee Si quis zibi fundos et mancipia dona- en vit partisque alterius eorum usumfructum interveniente recepit stipu- p. Cu 269? Blatione. » =» 2 2° 0.0.0.0 Zus utendi fruendique partis alterius Et Eee ch, = sinrdiemnvalaeisüdeyex: vo- Zuntate sua Telinehh, nalen see a habuerit usque in ana 2 al 20.7 02002 us partis alterius adpro- are ee en 062 aeieBaternoreonss: Be en - Yısyarar ex his aliqui mortuus VER. L.XVI AD SAB. Se ran) } 501 2chlagsigperidamnationem a euren ©insanelggleraveritnliberis, mor- BIER BOTEN EITKSERRENBRENN 75 Quotiens ususfructus legatus est, est inter fructuarios ius aderescendi, sed 5= ve Dig. 7, 25 ita, si coniunctim sit ususfructus relictus nec nisi in do lego legato modo. Ceterum si separatim unicuique partis rei ususfructus sit relictus, sine du- bio ius adcrescendi cessat. Denique apud Iulianum lib. XXXV digestorum quaeritur, si com- nr n Dig. 7, muni servo ususfructus sit relictus et utrique ex dominis adquisitus sit, an al- tero repudiante vel amittente usumfructum alter totum habeat. Et Iulianus quidem 3% putat ad alterum pertinere et licet dominis ususfructus non aequis partibus, sed pro dominicis adquiratur, tamen persona eius, non dominorum inspecta ad alterum ex dominis pertinere, non proprietati accedere. 14 niente Im, 18 ..os Im, 22 ..egauerit /. 24-32 Quoties ususfructus legatus est, ita inter fructuarios est ius aderescendi, si coniunctim sit ususfructus relictus. Ceterum si separatim — utrique domino adquisitus, an altero — Et putat ad alterum — accedere Dig. 25 ın do 7”; ndo #4, extr. m cum lineolis duabus F#; “m duobus punctis (nisi forte est lineola) superimpositis; num significat modo an potius littera expungitur’? Mai. 27 com om. Fr, 394 Mommsen [15] Fruetu / [Q. XV. 8a] enkiesnisneee Sürustkonnienaune SAMPARTEMÜFTUSNADTTUMSEDADSOLUMSOCHUMPTINEREDEBERE QUASISOLUMYUNCTUMISAMNT-MARCELUSNG-MAURICIANUSPBANT PAP-II-1B-xUNGPNUMABEARECETTSANERATIFUNTELG-I-RRElATUM 5 SEdPUTOEEVERAMIULANISAMIGIIUÜUNMUSUTUTPOTESTÖICIOFTO INSUOEESTATUPOMPAITLIB-UN-EXxPlAuTiorelatasu llANISAGSdAMEE INDIÜSAMOPINIONEM —MN’MIMG-SOCIOdEBEREAÖCKCEREGDEBERET EIGFUMDIDABENSUFTUMPARTEMOFTUSPPRIETARIOCESSITÜNIUTENDO AMISITESOATULANISAMNRATIONEADCKCENDIPBANDAMPUTOSEDEO 10 PGOIUSERUUSECVIUSPSONAINLEGATOSPECTATNOEBETPERIREPORTIO URGETTWIULLANISAARGUMUSPOMPONIFGSAB-RPONDERITUTETCEISUS IULANUSLIBE-KUNMMDIG-REFERTEUMGPARTEMUFTUSINIURECESSITET AMITTEREPARTEDETIPSOMDOMENTORECIPEGSAMIPSEUTSTOLIAMREPbeN ÖITETMEEINCOGITABILEEANDEMEEESAMCUIF-ETAMITTENDIETRECIPIENDI 15 JUÜANUSSCR-SISERUOCCMMUNIETLITIODFTUSLEGETETUNUSEX VOMINISAMISERMÖFTUMMAÖCKCEREUVOSISOLISOCIOTÄMFIERETSIDUOB- YUNCUMETALÜSEPARAUIMEETRELCTUSSIIVÜSAMSAMPBANTIDDICE RENTUTREXTRANEOSOUANETSOCIOADCRCEREETIIUUANUMISULUNT IA)SULUITANADUTRPTINEATQUASIPISITEUPSISOCIOADCRESCEREADUN » PÜSAMMUTSECUNDPOMPONISAMIPSINACCEDT JVUDTDELISINSINTJIUNCUTMOFTUSLEGATUSALTERIAdCRCITUTPUTA SImıbiFUNMdIOFTUSSEPARATIMTOTUSETUBISIMILIEFURITUFTUSREIICTUS prutcelsuslis-xun]-dIG-EUULANMUSLB-XXXU-SER-JCURSUPARTESbABE MUSPETINPPRIETATEJUINGERETWALTEROREPUÖIANTEAITERTOTUM 3 FUNdDUMDABERETSINOFTUbPLUSETGAULCINUMRPONDISSEANFI BUSCHIUSREFERTFETISUTUTUSHMOMINUSAMISSUSIUSADCKCENDIA MNUTNOMMNESMAUCTORAP-PIAUTTUMdeh)semserumntutetcelsus euullamuselegantAdIUNTOFTUSCOUIÖIEJSUTUNTETLECATURNIUTP Prietaseosolotemporeg-UINÖICATUPRIMUMMAG-NINDENIETAITERU % GSISHCURRATSOLUSUTETWTUMUINDIUSTDOIUMJSULUULANUMINEA OPINIONEEUTPUTETNALASIUSAdCRCEMDIEEGINJUNCUSÜRPONSO N AITIREFERTJIUNCTIMACSEPARAUIMREINAUAT Folium hoc Maius errore numeravit 85. 1-6. 16. 17 Idem ait — sit, amissum ab altero ex sociis usumfructum non — coniunctum. Quae sententia vera est, nam quamdiu — statu esse. Idem est si duobus — separatim usus- fructas esset relietus Dig. 3 probat 7”. 4 fuit est 74, fuit e 7”; erm. ego. 7 opinionem sequente vacuo spatio F°4; opinionem ait F”, deberet 72, debere I. 11 Celsus Iulianus 7; em. Mai. 12 XVII 7; em. Buchholz. 19 utrumque Keller, recte puto. ‚fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 295 [f. 83b] DE USUFRUCTU. [15] Idem ait et si communi servo et separatim Titio ususfructus legatus sit, amis- NE L. u AD Be rn S SAP. ( oc 1. sam partem ususfructus non ad Titium, sed ad solum socium pertinere debere Dig. 7, = 1, 2. quasi solum coniunctum. Quam sententiam neque Marcellus neque Mauricianus probant; Papinianus quoque libro XVII quaestionum ab ea recedit. Quae sententia Nerati fuerit, est libro I responsorum relatum. 5 Sed puto esse veram Juliani sententiam; nam quamdiu vel unus utitur, potest dici usumfructum in suo esse statu. Pomponius ait libro VII ex Plautio relata Iuliani sententia, quosdam esse in diversam opinionem; nec enim magis socio debere adcrescere, quam deberet ei, qui fundi habens usumfructum partem ususfructus proprietario cessit vel non utendo amisit. Ego autem Iuliani sententiam non ratione aderescendi probandam puto, sed eo, 10 quod quamdiu servus est, cuius persona in legato spectatur, non debet perire portio. Urgetur tamen Iuliani sententia argumentisPomponi;; quamquam Sabinus responderit, utet Celsus libro XVIIZ digestorum refert, eum, qui partem ususfructus in iure cessit, et amittere partem et ipso momento recipere. Quam sententiam ipse ut stolidam repraehen- dit; etenim esse incogitabile eandem esse causam cuique et amittendi et recipiendi. 76 15 Iulianus scribit, si servo communi et Titio ususfructus legetur et unus ex dominis amiserit usumfructum, non aderescere Titio, sed soli socio, guemadmodum fieret, si duobus coniunctim et alteri separatim esset relictus. Sed qui diversam sententiam probant, quid dice- rent? utrum extraneo soli an etiam socio aderescere? Et qui Iulianum consuluit, ita consuluit, an ad utrum pertineat, quasi possit et ipsi socio aderescere. Adquin 20 quod quis amittit, secundum Pomponi sententiam ipsi non accedit. 77 Interdum tamen etsi non sint coniuncti, tamen ususfructus legatus alteri aderescit, ut puta Ger ine Ieo Dig. 2,1, 3). sı mihi fundi ususfructus separatim totius et tibi similiter fuerit ususfructus relictus; nam ut Celsus libro XVII digestorum et Iulianus libro XXXV scribunt, concursu partes habe- mus. Quod et in proprietate contingeret; nam altero repudiante alter totum 25 fundum haberet. Sed in usufruetu hoc plus est (contra quam Atilicinum respondisse Anfı- dius Chius refert), quod et constitutus nihilo minus amissus ius adcrescendi ad- mittit. Omnes enim auctores apud Plautium de hoc consenserunt, ut et Celsus et Iulianus eleganter arunt: ususfructus cotidie constituitur et legatur, non, ut pro- prietas, eo solo tempore quo vindicatur. Cum primum itaque non inveniet alterum, 3 qui sibi concurrat, solus utetur in totum. Vindius tamen dum consulit Iulianum, in ea opinione est, ut putet non alias ius aderescendi esse quam in coniunctis; qui responso ait: nihil refert coniunctim an separatim relinquatur. 21-32 Interdum — fuerit relictus, nam ut et (et om. Fuig. Hal.) Celsus — scribit, con- cursu — plus est quia et constitutus et postea amissus nihilo minus ius — consenserunt et ut Celsus — inueniet alter eum qui — totum nec refert — relinquatur Dig. 23 ser. F, scribit Dig. 25 contra quam ve/ quae 7; contra quam Fr, Aufidius Hollweg; de Aufidüs certe Tucca Namusave Atilicino multo antiquioribus cogitari nequit. Malim Fuhidius, ex cuius quae- stionum libro secundo item Atilicini responsum citatur (Dig. 34, 2, 5) cuiusque neque hoc loco neque in tribus alüis, ubi laudatur praeterea, Gaii 2, 154 et Digestorum 40, 2, 25. 42, 5, 29, cognomen traditur. 26 admittit Dig., amittit 7. 28 adiunt 7. 30 in Dig., om. P., 32 ac Ai, 296 Mommsen [16] Jdeusu/ [Q. XV. 8b] U LHANUSLIE-XXXU-SCRIBITSIDVOB-DÖIG-INSTITUTISdEDUCTOUFTUPPRIE taslegetiusadcrescemdI1bdesnibABeRemtUIERIÖFTLUMISUTLUTUMRIP JECURSUMDILISUM NERATIUSPUTATCESSAREIUSAÖCRCENDI IB--RCVIOSSALIGRUMRATIOCEISIÖICENTISTOTIENSIUSADCRESCENÖIEET 5 VENSINDVOB-ISOLdUMbABUERUNTIJCURSUDILISUSE umdecelsusbB-xum-SILOFUNDIIOMINIDEDULTOÖFTUPPRIETATEMN) CIPAUERINTUTEREORIAMISERITUFTUMAOPPRIETATEMREÖIRESINIADTO TAMSCUIVSL-ÜFTUMEIPARTDIACCEDEREGIPSEMEIPAUITADEAMMIPARTE REÖIREDEBETAGLAINITIODIUISUSEPLANEINGOSIPARTEMÜFhABEATET 10 ESOTOTAMPPRIETATEDEOPARTISOFTUNP’SEDEMEAMPARTEMUBIM CIPAREGESINEUSUFRUCTUGNNULLAMPARTEMbABEOINQULANIEUBIÜFTUS II-LE-XUN-PNUMSAMNERATIPBATÜNIESN-RATIONE POTERITERISIOUOB-SERUISDOIB-INSUTUTISdEDLCTOÖFTUPPRIETASSILE SATAANALTEROdEFTOOFTUSPPRIETALIADCRCATWILLUBJSTATUTELIUL- -LiB- 15 XXXU-SCK-ETPOMP-ÜB-UIM-EXPIAUTIONREPBAT SIdUOB- seruiswmeisüftuslecetetaltdecessernte PUTRG-ÜSISSEMmüFIus ADERCEN DDMEbABEREOSIAIUSNMOMINEREPUDIASSEMALTERIUSÄSIS SEMDABEREWIL-OFTUMTOTULMIUREADCKCENIISEXSOLUSPSONAAMITTE REDINPPOSMOATSITDEMPUREFUNDUSNIEXPSONASERUIETITAIUL-GI-LIB- 29 XXXU-DIG-SCR-JUSAEVOLAAPMARCELLUMdUBITANSNOTET ADSISUBJÖICIONESITLEGATUSPOTUSEXPSONADOMINISTITLIOFTUMMAR cellusliB-xX11-d1C-SER-UGISCACVOLANOTATLOSIPURAESEDDUBITARERIDEBUIT CEUULANUSSCRIBATEXPSONASERUNSTITUITLGIUSAÖCKCENDILOCObABERE INDVOB-SERUISSITSTRIAMSAMPBARETSINLIULANISAMETNERATICESSATP 3 NSOLUMATSIdUVOB-dolegoüftuslegeterlusadckcemd1üstaltüftusaltı PPRIETASDAMITTENTEOFTUMALFOCUIERATLEGATUSMG-ILREAÖCRESCENDIAD ALTERUMPTINETGREÖIAOPPRIETATENN NOUUM MIETSIOLOB-OFTUSLEGETETAP- AlteRUMSITSolldATUSIUSADERCENMÖINPE RITWEIAP- JUEMJSOLILDATUSENG-ABEOFTIPSEIB- -MOOISAMITTEREANTEISO » HdATONEMNSdEDETRIPSOTD-IURENAMITTETSIPTORSECHTUSEXEMPLUT” ILRISCHUILSUDLEMANEMOÖABITFRUCTUARIOETITANERATIOETARISTON] VIDETETPOMPPBATIGIULANUSLIE-XXXU-dIG-SCRIBAUPSITO-IUSADCKCENDI _ Xu 1-9 Idem Iulianus libro XXXV digestorum seripsit — divisum. Idem Neratius — qui in solidum — XVII scribit, si proprietatem tradiderint uter — ipse tradiderit, ad — divisus est Dig. 3 idem Neratius Dig., Neratius 7; in praecedente spatio vacuo olim idem fuisse suspicatur Blumius, non recte, puto. 4 cuius 7 Dig. vulg., cu Dig. Flor. 7.8 non ad totam 7 Hollweg, non totam 7”, non ad totum Dig. 9 habeat 7; em. Savigny. 10 me meam 7; em. Savigny. ‚fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 297 [f. 83a] DE USUFRUCTU. [16] 78 Iulianus libro XXXV secribit, si duobus heredibus institutis deducto usufructu proprie- N ne tas legetur, ius aderescendi heredes non habere, nam videri usumfructum constitutum non per Diet 21, 9. 79 concursum divisum. Neratius putat cessare ius aderescendi Kr ns Br Dis. librolresponsorum. Cuiussententiae congruit ratio Celsi dicentis totiens ius aderescendi esse, quo- stiens in duobus, qui solidum habuerunt, concursu divisus est. 80 Unde Celsus libro XVII: si duo fundi domini deducto usufructu proprietatem man- ker tes ai cipaverint, uter eorum amiserit, usumfructum ad proprietatem redire, sed non ad to- tam, sed cuiusque usumfructum ei parti accedere, quam ipse maneipavit; ad eam enim partem redire debet, a qua initio divisus est. Plane, inquid, si partem ususfructus habeas et ı0 ego totam proprietatem cum partis usufructu, non posse me eam partem tibi man- cipare, quae est sine usufructu, quoniam nullam partem habeo, in qua non est tibi ususfructus. 81 Papinianus quoque libro XVIII quaestionum sententiam Nerati probat, quae non est sine ratione. 82 Poterit quaeri, si duobus servis heredibus institutis deducto usufructu proprietas sit le- gata, an altero defuncto ususfruetus proprietati aderescat; nam illud constat, ut et Iulianus libro 15 XXXV scribit et Pomponius libro VII ex Plautio non reprobat, si duobus servis meis ususfructus legetur et alter decesserit, cum per utrumque quaesissem usum- aderescendi me habere, cum, si alterius nomine repudiassem, alterius quaesis- |fructum, ius sem, haberem quidem usumfruetum totum iure aderescendi, sed ex solius persona amitte- rem. In proposito autem, si quidem pure fundus, non sub condicione legatus sit, constituitur Jususfruetus ex persona servi; et ita lulianus quoque libro 2» XXXV digestorum scribit, quamvis Scaevola apud Marcellum dubitare se notet. Ad si sub condicione sit legatus, potius ex persona domini constitui usumfructum Mar- cellus libro XII digestorum scribit. UbiScaevola notat: “quid si pure?’ sed dubitare non debuit, cum et Iulianus scribat ex persona servi constitui. Secundum quae ius aderescendi locum haberez |tiam et Nerati cessat quaestio. in duobus servis, si quis contrariam sententiam probaret. Sed nunc secundum Juliani senten- 83 » Non solum autem si duobus do lego ususfructus legetur, erit ius aderescendi, verum ei si alteri (x hoc libro Dig. | Jususfructus, alteri ° ” " proprietas; nam amittente usumfructum altero, cui erat legatus, magis iure aderescendi ad alterum pertinet quam redit ad proprietatem. Nec novum; nam et si duobus ususfructus legetur et apud alterum sit consolidatus, ius aderescendi non pe- rit nec ei, apud quem consolidatus est, neque ab eo, et ipse, quibus modis amitterez ante conso- » lidationem, iisdem et nunc ipso quidem iure non amittet, sed praetor secutus exemplum iuris civilis utilem actionem dabit fructuario; et ita Neratio et Aristoni videtur et Pomponius probat. Quamquam Iulianus libro XXXV digestorum scribat ipsi quidem competere, non vero fructuario ab eo. jius aderescendi (desunt paginae aut duae aut quattuor) 19 Riatum intellexit Hollweg. 20 dubitans notet 7; em. ego. Of. v. 22. 22 purae P. 23 habere 7; em. Haubola. 25-32 Non — duobus usufructus legetur, est ius — alteri ususfructus, alteri fundus legatus est, nam — perit neque ei — et nunc amittet et ita — probat Dig. 25 et Dig., om. P. 26 uftum 7 , usufructu Fr. 29 apud quem 7% Dig., ad quem 7”. __amitteret Dig., amittere F. 30 subsecutus 72m, Philos. - histor. Kl. 1859. Pp 298 [17] 10 15 20 Op an mug legeTetaletmanunmt Leratemlocha v ereıd MOX lECATARIUSREPUL SITWPIAMNATION-L dAMMNATIOPARTESFACI JFIRMETLECATUMSN.L PISULTUTUMUFTUM dANDATOTIUSPETITIC ANTDINNERONIANO dVICIUTILEMAMEMAA RATIUMAMITTENDUM Mommsen /rructu / [Q. XVI. 2a aut 3a] TONGEegmarcliß-x1-d1G-SCR-SIVUOB-PURESTICHUS ATALP'DANUMISSION-REPUDIETUBINIFITCADUCH eng ersibdedeliserantelegatarıomanumittAt NAUERITND) CASUÜIBERUMFOREAIT I FTUSLEGEHUSAOCRCEMÖICESSATNINMERITOIN tpındesireisallemaeüftuslegetetexmeRoNIANO JUBIOOICENDUMEIUSADCKCENDICESSARESIMODO FUERIMAMISSUSGSIANTEETSOCHUSAMITTATERIT NÖENI-ETSISMENDIMODOFUERITIEGATUSUFTUS INExXemplumuINdICALONISSEIMURDEBEAT ISSODFABALTEROALDDSANDAMIRIPETPLTOINE INFIDEHMISSOAT-IÖSEIMURGINDAMNATONE NOUISSIMEANSABSSIUXORIC Lserisüftuslecetamissishveris eambaperequalesit LEGATARIO SACCEPITSTN NFUERINTMULTOMC DMATREATMORTUASI DVISIDVESMIUREAUC CREITSINMINU SOOK BEBUNT VIIENDUMETSIIL- dolecolecettamsıgspilios -OUB10l0oc-DABEBITPP-IUSADCKRCENDIS’SILEGATARN -INPARTEDMEINFECERUNTTAMETSICUMEAUTERENT gd- ee RCENÖISEVIUREDOMINIISIFUMDUSEOR’EIPSISAN DINOPPRIETAUSSISINYDOESFUERUNTN ‚LECATARISbA PSIPSAMNATIONEMFUERITOFTUSLECATUSMATRISIGO LEGATARUISFILIPARTESISSINISSOLAMATIECATARIAEN MORTALMASLIBERTOR? PARTEMEI FACITSABCIERTEÜBISISUSNDOSTENÖITUTR/LEGATARNFUERINT nPNESEdIUl- LB-xXXU OIC-REIATASAB-SCRIPTURAAITINTELLEGENDUMEU g.solosliverosbdes SER-N UTLEGATARIORUMFECISSEMTIONEMS’UThOS TENdDERETMC-WATR emiräuellepruiutliserossecumbaßearalio ININZTINDAM NATIONERATIONPMITTEBATIUSADCRCENDIPPOSUIT Atıuliamusüdole colecAtumüFTLMÜPIAMNATIONEWETSICHEN sırgs-legatarıısınterbdessolimdolecolegAatoNeeiusadckcemd) d81Ad g-SIALTI ABATOLEGETZN-ASEMEUPSISINUTILITLEGATUMSIT ESIHINJCURRUNTWATRIÜNINTOTUMJCURRUNTSEDALTPAIHIUS PORTIOMEMETIN "OdUMTAXATIUSADCKCENDIERITMATTMADUSUS UTRUMG-IUSAdCRESCENOÖIbABET 30 1-4 Si miles Titio et Seio seryum legaverit et eum Titius manumisisset deliberante Seio moxque is legatum omisisset, liberandum fore dico, quia et si heres servum alicui legatum interim manumisisset, deinde legatarius repudiasset, liber esset Marceilus in Dig. 4 XIII Dis, XIL 7. 3. 4 Si heres d. |. servum legatum manumiserit, m. Jar:, manumissum liberum fore placet Dig. hde 7, herede Fr”. manumittatur 74 ‘sic’, ma- numittat 7, 4 et add. F?, om. Fr, 7 confirmatur 7, Detl. 12 amittendum ‘sie Frnd, 13-25 Si mulieri cum liberis suis ususfructus legetur, amissis liberis ea usumfruetum habet; sed et matre mortua liberi eius nihilo minus an habent iure aderescendi. Nam et Iulianus libro trigesimo (quinto add. Hal.) digestorum ait idem intellegendum in eo qui solos “male ‚ragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 299 [f. 962. 95a] DE USUFRUCTU. [17] a a Pe 5 a a ee |duobus pure Stichus 84 diffeile est dicere. Quamquam non sit longe, quod Marcellus libro XIL7 digestorum seribit, si N L um S ex arcelit legetur et alter manumittat, alter post manumissionem repudiet, ubi non fit caducum, ' 25 n Dr . B E R . ) libertatem locum habere. Idemque et si heres deliberante legatario manumittaz, (ox,hoc 1. Dig.) 1,2. mox legatarius repudiaverit, nam et hoc casu liberum fore ait. 35 5 Si tamen per damnationem ususfruetus legetur, ius aderescendi cessat non inmerito, quoniam damnatio partes facit. Proinde si rei alienae ususfructus legetur et ex Neroniano confirmetur legatum, sine dubio dicendum est ius aderescendi cessare, si modo post constitutum usumfructum fuerit amissus. Quod si ante et socius amittat, erit danda totius petitio. Idemque et si sinendi modo fuerit legatus ususfructus. 10 An tamen in Neroniano, quoniam exemplum vindicationis sequimur, debeat diei utilem actionem amisso usufructu ab alteroalteri dandam, quaeri potest; etputo secundum Ne- ratium admittendum. In fideicommisso autem id sequimur quod in damnatione. 36 Novissime quod ait Sabinus, si uxori cum liberis ususfructus legetur, amissis liberis Gene 1. Dig. 7, eam habere, quale sit videndum. Et si quidem do lego legetur tametsi quis filios 15 legatarios acceperit, sine dubio locum habebit propter ius aderescendi; sed si legatarüi non fuerint, multo magis, quoniam partem ei non fecerunt, tametsi cum ea uterentur. Matre autem mortua, si quidem legatarı fuerunt, soli habebunt iure aderescen- di; si heredes, non iure aderescendi, sed iure dominii, si fundus eorum est, ipsis ad- 1: erescit, sin minus, domino proprietatis; sed si nec heredes fuerunt nec legatarii, nihil ha- 2 bebunt. Quod si per damnationem fuerit ususfructus legatus matri, si quidem legatarii sunt fili, partes surnunt; si non sunt, sola mater legataria est nec mortalitas liberorum 37 partem ei facit. Sabinus certe verbis istis non hostendit, utrum legatarii fuerint necne. Sed Iulianus libro XXXV digestorum relata Sabini scriptura ait intellegendum eum, qui solos liberos heredes scribit, non ut legatariorum fecisse mentionem, sed ut hos- 3 tenderet magis matrem ita se velle frui ut liberos secum habeat. Alio- quin, inquit, in damnatione ratio non permittebat ius aderescendi. Proposuit autem Aulianus vel do lego legatum usumfructum vel per damnationem et sic sen- sit, quameis legatarii sint et heredes soli, in do lego legato non esse ius aderescen- di; adque, si alteri ab altero legetur (quoniam a semet ipsis inutiliter legatum » est), sibi non concurrunt, matri vero non in totum concurrunt, sed alter pro alterius portione et in eo dumtaxat ius adcrescendi erit; mater tamen adyersus utrumque ius aderescendi habet. liberos heredes seripserit, licet non ut legatarios eos nominauerit, sed ut ostenderet magis velle se matrem ita frui, ut liberos secum habeat fruentes Dig. 14 qd 74, “super d litteram fortasse adest lineola‘ Deul.; quidem 7”. 21 sunt 7; em. ego. nunc #4 ‘sie, nec Fr, 28 quasi legatarii #; em. ego. Usu- fructu uxori cum liberis legato liberos legatarios esse antea Iulianus negarat; iam addit, etsi mazxime legatarü sint, puta propter expressam de ea re testaloris voluntatem, tamen inter ipsos lus aderescendi non esse. Nam ut heredes sint Titius et Seius filü, fundi ususfructus üsdern Titio et Seio, item matri legatus sit, quoniam heredi a semet ipso inutiliter legatur, partis, quae Titii est iure proprietatis, usumfructum habent soli Seius et mater, item partis Seianae usumfructum Titius et mater soli neque coniuncti sunt fratres in eodem usufructu. Pp2 300 Monmsen [18] / deusu / [Q. XVI. 2b aut 3b] MUÜANMVSSUBICHSEXTUMII-ETPOMP-PFERRESIPLAMNATIONEMUF TUSETLIBER I SUXOR I LEGETSINGULAREb’EEAdg-IDEOFILIPSONAMMATRI ACCEDERETN’EE LEGATAR I OS SEOMATREMORTUALIBEROSIS-DOESOFTUM bABITUROSEGOINITPOMP-TROGOSIMIXTI FUERINTÜBERISEXTRA meıbdesarterf liosplegAtar 11 SDABENDOSETCDORTUIPARTEMINTERI TURAMAR IS TONEMAT-ADNOTAREDACCUERAEEETSUNTUERA Ladsas-Li5-xur-derlloPomP-dUBMATSIFUCIT IUSINGÜFTUSMEUSESTI pulXtaligdöncıpiumaccıpiatanpb’ IPSUMISRETINEAMUFTUMMGI- ADDITUTRETINERINSAEPEET TSIPSENVIB-SERUISNUTAMURTWMOFTUM 10 REUINEMUSUTPUTAECOTANTESERUOINFANTECLIIUSOPERAENULLAESUNT DdE FECTAESENECTUTISDOMINEMDIETS JACRUMAREMUSLICEATTAM STERIISSITUTNULLUSFRUCTUSNASCATREUINEMUSEUMIUL-TMLIB-XXXU DIC-SCR- ETSINSTPULETÜSSERUUSFUGIDUUSINTRAANNUMMCIPIOG- ACCIPIATIDRETI NER IÜFTUMNMAQUARATIONEINÜTRETINETAPPRIETAUS VOMINOP’SESSIOETSINFUGASERU USSITPARATIOTNEETOFTUSKIAMITTT //1/bB-r-derd1cLSSUHTTULOINEUM JLEGATORFNOMINENUOLUNTATE ECUI51/ SIODATAERITP’SIDEGIT N PUNDUN EN SIINIPEUHÖICTUMADUSUSEUMILNP’SIVETLESITUMS’POLIUSFRUITINDE ELDICTUMLUP’SIVETISUTILED’NOMIMEPPONItUNdELIg.NIp’SIdetunile 2 85 wwroli/Jcı PIENdDUME YdEbI SBoNI SIECAUNGMINEP'SIDESPI-UTERIS FRUERISEI-DolomAloFecısSUIMINUSSP/SIERISUTERERISFRUERERIS 13-39 HICUISSUBTITULOSIUTIFRUIPDIBITUSEEDICETNISADQLE örtus suswel///////1// 1///IantumeguteNdiprRUEMÖICSACUFTUSAd eum////////!bquare sırpside reeumudetetasitqguniprunpbisstuse 3 PPRIEDEIECTUSd I CINIPIVEOSPECIALTDHDICTUMEIICASUDESIDERARIN LB-MMdEHICTISSUSTITULOAGOFTUSPETERSIREMMOLITDEFENMdE RESICUTCORPORAUINOJCANTIHTALTIUSSATISÖARIÖTETETIDEONECESSARIO EXEMPLUMIWICUALEMFUNDUMPPONIETENDCT-FUFTUMUINDICARE VELTIERUTLENDOUSUFRUCTU ” P’PpAUcASUBTITULOSS-RUITUTUSEexbHöIcTo OFTUSINTeLllESITtcCUMm PETTORINFUNDUMADMISSUSSN-pieulordictun DEUIADEAMREMPPO sıudepellinip IVEMPARdIUSALDIÜSAMESAMER] sessiomischllegp'ses a 1 [2 1 ‚quoque et Pomp. F; em. Böcking. praeferre 7; erm. ego. 2 et liberis uxori 7; uxori et lıberis Keller; cf. $ 86. 2.3 hiatum explevi ego. 4. 5 Sed et Pompo- nius quaerit quid si m. f. liberi et e. h. et ait filios legatarios esse intellegendos Dig., udi se- quuntur alia. 7 li vel potius Ulp. 7% colore rubro; om. F”* in hiatu. |libro XVII Dig. 7-15 De illo — m. u. est st. aliquid ex re mea vel per traditionem accipiat — quasi utar retineam — relinere, nam — aegrotanti s. v. infanti — homini — — retinemus. JIulianus — fugitivus retineri tamen — proprietario possessio — ususfructus retinetur Dig. 8 lat 771, Jet 72”. mancipium 7. quasi utar retineam Dig. WVocabulum utar in F legi negat Detlefsen neque inde, sed ex Dig. ın add. Maius supplevit. 10 vel Dig., om V. 11 vendere causa senectutis hominem 7”, sed ern. in add. Maius. 13 quid Dieg., quis Di mancipioque 7; em. Hollweg. 14 nam qua Dig, n enim qua ‘sic W4, ubi in altera littera sicilicum en puto, alteram deletam; nam in qua F, ‚fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 301 [f. 95b. 96b] DE USUFRUCTU. [18] \ 88 Iulianus subicit Sextum quoque Pomponium referre, si per damnationem ususfruc- tus cum liberis uxori legetur, singulare hoc esse adque ideo fili personam matri accedere, ne sine liberis ad usumfructum mater accederet, nec esse legatarios, sed matre mortua liberos quasi he- habituros. Ego, inquit Pomponius, quaero, quid si mixti fuerint liberis extra- |redes usumfructum (x hoc I. Dig (ol) q ? ’ 2.8 5 nei heredes? ait et filios pro legatariis habendos et mortui partem interi- turam, Aristonem autem adnotare haec vera esse ; et sunt vera. |meus est, sti- VLP. L. XVII AD SAB. 2, 3. ER, 89 Ulpianus ad Sabinum libro XVI. De illo Pomponius dubitat, si fugitivus, in quo ususfructus (ex1. KV ad Sa. Dig. 7, 1, 12, 3). 90 91 92 93 puletur aliquid vel maneipio accipiat, an per hoc ipsum quasi retineam usumfructum ; magisque admittit retineri, nam saepe etiamsi praesentibus servis non utamur, tamen usumfructum 10 relinemus, ut puta egrotante servo ve/ infante, cuius operae nullae sunt, vel defectae senectutis homine; nam et si agrum aremus, licet tam sterilis sit, ut nullus fructus nascatur, relinemus eum. Julianus tamen libro XXXV digestorum seribit, etiam si non stipuletur quid servus fugitivus intra annum mancipioee accipiat, tamen retineri usumfructum; nara qua ratione, inquit, retinetur a proprietatis _ 15 domino possessio, eliamsi in fuga servus sit, pari ratione etiam ususfructus non amittitur. N .... libro I de interdietis sub titulo “in eum qui legatorum nomine non voluntate eius cui bonorum possessio data erit possidebit. Si usufructu legato legatarius fundum nanctus sit, non compelit interdietum adversus eum, quia non possidet legatum, sed potius fruitur. Inde et interdictum "uti possidetis utile hoc nomine proponitur ez "unde vi’, quia non possidet, utile 20 datur. Videlicez concipiendum est: “Quod de his bonis legati nomine possides quodque uteris frueris quodque dolo malo fecisti, quominus possideres utereris fruereris’. Idem libro II de interdictis sub titulo ‘si uti frui prohibitus esse dicetur. Non is, ad quem ususfructus a vivo domino pervenerit vel per testamentum, vel qui utendi fruendi causa, cum usus- eum pertineat, in aliquare sit, possidere eum videtur, et ob it, qui uti frui prohibitus est, [fruetus ad 23; proprie deieetus dici non potest. Ideo specialiter hoc interdictum eo casu desideradizur. Idem libro III de interdietis sub titulo “a quo ususfructus petetur, si rem nolit defende- re’. Sicut corpora vindicanti ita et ius satisdari oportet et ideo necessario ad exemplum interdieti 'quem fundum proponi etiam ei interdietum "quem usumfructum vindicare velit de restituendo usufructu. 3 Post pauca sub titulo supra scripto. Restitutus ex hoc interdicto ususfructus intellegitur, cum petitor in fundum admissus sine periculo interdieti "unde vi ad eam rem propo- siti depelli nön potest. Idem Paedius. Ali diversam causam esse possessionis, cum ille, qui posses- (desunt paginae aut quattuor aut octo) 16 in. rubri coloris vestigia agnoscit Dell. 17 possessio F. 18 non om. Fr, 19 et ante unde om. P, suppl. Savigny Besitz p. 580. hinc... Y;. hoc nomine Maius in add., F. 20 datotolisconc. 7? loco denuo inspecto; antea datuioli/conc. legerat idem; dauito(vel e)laconc. 7; ...talicone. 7”; dat’ uidelic. conc. in codice esse existimo. 21 possideris 74, possidens 7”. fruereris cetera 7”; ce- tera om. F iterumque de hoc loco Detlefsenus interrogatus in eo paullulum quidem attrito quid- quam litterarum negavit apparere. 23 locum desperatum Detlefsenus postquarn bis terque inspexit, ita retulit (j certum esse; F dubium; Tu certum; sequi litteram | potius sibi visam quam 5; S vel < admodum incertum; U certum; El vel S| dubium. TUM et quae sequuntur omnia certa sunt, nisi quod € an (J in codice sit, non satis apparet. ea res pertinet (pro uftus suiuel) .....legatum (...catum 7°) est qui Y”. Werte! naar TERD. DE IN- IDEM L, II. DE IN TERD. IDEM L. II. DE INTERD. 302 Mommsen [19] /ac Jdousus/ [Q. XVI. 6a aut 7a] Fi... CEPUONESUBSMODDASMAITNISEPPTEANITENERIGPATEDOTEMPSEDEDIT CUIDRNEXTITTPRPPOIOEVICTOSISM-DVoloeTtculpAUIRIPLUMPETEeNT dolimaliexcepliome moBeXgTtMoFFICIILÖICISREIUXORIAEJTINETUR 5 poteritmulieripdeebgartseparrıbdemriexistssesmuenretam PLUSATETSEgEAMPUUMFUNDIEUICUEUWENSINIGTASECDOLUSPA TRISIPSINOCEREDEBEAT PRSOlAMTESTATON-DOTISREPETEN DAERISUFFICEREADMORAMOOTFACTAMUTNEADDIEMTRANSMITTAT ÖVIENUPTIAR’UIRGINIOPTULTMUNUSETOUXITEAMIRODEDONATIONE 1% PRSIANTENUPTIASUXORIFUTURESITULUSARGENTEUSTRADITUSEDONA VONEMPFECTAMUIDERIPSIPOSTNUPTIASÖONATIOICESSITUSCIHUILEDO NATONEDINPEDISSEIN-IG-VIENUPTIARMUNUSdATUMPPONITFACHIUS INILOICIOEXAMINARIPISETEMPUSDONATONISETWOMNI PRIOGSOUSNOMINEMARNMODATUMESIPIMORTMARIUNULLAMORA 15 FCESSITAP-DIEMWDARITTREMANEREÖRE Prstpulavon-gd-ImbUMCCcASUMJCEPTAMOMORIARDARIUTILEMEEET SIMIXTICASUSKHUENIRENTUTATDEDOTESUAGAP-MARITUMDABETMU erstestarıliceAuUNmUULTLENISSEDIDER) PrplampamılasexdousdIcVomeoßligArINPoTLISSEe 2% _DATPFILAPARTEMDOUSDEOIMPARTEMOIRITFILAINDMMIODECESSITRE LeuspilssexAaloMMMIOTRODEIUREVDOUSPREAMGOATAEMORTLAIN DD NIOMULIEREAP-UIRUMREMANSISSEEAMIOICTAEAMATREREPEUNIP'SE PRREB-NACSUMATSINDOTEMDATSDARMUMCHIPAMNIETPICULUMPSTA REDEBERE -UVOUSOEEUMPATRISPOTESTATEABSENTEEOOUXIT 2» INDONIUMSEPTICIAMFILAMFAMILASCUIUSMOMIMEBOTEMACCEPIAPA TREPIEASUPUENITPATÜPSENTEdU:HAUIUNDIENMORUSEIDOMIUMP MOdUMDECESSIT-TTUSGROANEXEOPNFOIXITPATE TOOTISOATIONI)SEN SISSEUIDEATETIDEOANEREIUXORIAEFILINMOMINETENEAT PRPATREM ETPEANUPTISISENTIENTEDETIWDNIUMFILNSUIETDOTEMEFFICEREELID % EOEXPSONAFILIREIUXORIAEIVOICIOUULGARI)LENIRIP’SEINJLAANEPE cULGTTASdEOUCHTNMINP, OSITOTUTIUSFUITRPONDEREEXPSONAFILEUM JLENIRIPISELSOLUSFXERATETSIALASPLACEATPATREMIISENTIENTEFILIOS 24 EUMÜ} :larısbiquare pr. EUMTINN DiemRem toco denuo inspecto, omnia tamen inter eum ei quare adınodum incerta esse testatus; eum pertineret missus in qua re I. eam al: Dan 25 de Fd vide exemplum; desiderari.. 7”; desiderabit’ scripsi. 27 ad om. P, suppl. Schrader el. 28 ei om. Fr. interdictum quam 7; inter- dieto quern Fr; q superposita vel lineola vel i vel m littera V®, 29 “post usufructu nihil dees? Det. 32 ali 7 ut videtur; “fortasse alt in codice esf Detl.; ait coniecit Maius. possessionis Valle inser. de dotibus 7”; de re uxoria ac dotibus Maius in add. 1-7 Fundus — causa pignoris ablatus est; quaesitum est an — extiterit — respondit praedio — petenti mulieri d. m. e. obesse; consequi enim eam — debeat Dig. 3 sine “er sı sine 7. 9 uir addidıi. 10 sita..a.. geniali trad. 7”, situlbat(aJac(g ve? g)eniale(o vel is) 7°. ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 303 VI. RESP. (inde Dig. [f. 91a] DE RE UXORIA AC DOTIBUS. [19] 94 Fundus aestimatus in dolem datus a creditore antecedente ex causa PAVL. L. fiduciae ablatus est; quaero, an mulier, si aestimationem dotis repetat, ex- 24, 3, 49, 1). ceptione submovenda sit; ait enim se propterea non teneri, quod pater eius dotem pro se dedit, cui heres non extitit. Paulus respondit pro praedio evicto sine dolo et culpa viri praetium petenti doli mali exceptionem obesse, quae tamen officio iudicis rei uxoriae continetur. 5 Poterit mulieri prodesse hoc quod ait se patri heredem non extitisse, si conveniretur;; am- plius autem et consequi eam praetium fundi evieti evidens iniquitas est, cum dolus pa- 95 tris ipsi nocere debeat. Paulus respondit solam testationem dotis repeten- dae non sufficere ad moram doti factam, ut actio eius ad heredem transmittatur. 96 Die nuptiarum vir virgini optulit munus et duxit eam. (Juaero de donatione. 10 Paulus respondit, si ante nuptias uxori future situlus argenteus traditus est, dona- tionem perfectam videri; quod si post nuptias donatio intercessit, ius civile do- nationem inpedisse. Quoniam igitur die nuptiarum munus datum proponitur, facilius in iudicio examinari posse tempus donationis et matrimoniüi. 97 Paulus respondit id quod dotis nomine marito datum est post mortem mariti, si nulla mora 15 intercessit, apud heredem mariti remanere oportere. 98 Paulusrespondit stipulationem quidem in hunc casum conceptam ‘cum moriar dari’ utilem esse, etiam si mortis causa non intervenire?; ut autem de dote sua, quam apud maritum habet, mu- lieri testari liceat, inutiliter convenisse videri. )9 Paulus respondit filiam familias ex dotis dietione obligari non potuisse. 00% Mater pro filia partem dotis dedit, partem dixit; filia in matrimonio decessit re- lietis filiis ex alio matrimonio; quaero de iure dotis. Paulus respondit eam quae data est mortua nio muliere apud virum remansisse, eam, quae dicta est, a matre peti non posse. |in matrimo- 01 Paulus respondit rebus non aestimatis in dotem datis maritum culpam, non etiam periculum praesta- 02 re debere. L. Titius cum esset in patris potestate, absente eo duxit 3 in matrimonium Septiciam filiam familias, cuius nomine dotem accepit a pa- tre. Postea supervenit pater, quo praesente duravit in diem mortis filii matrimonium. Post- modum decessitL. Titius. Quaero, an ex eo quod.non contradixit pater, etiam dotis dationi consen- sisse videatur et ideo actione rei uxoriae filii nomine teneatur. Paulus respondit patrem etiam postea nuptiis consentientem et matrimonium filü sui et dotem efficere, et id- 3 eo ex persona fili rei uxoriae iudicio conveniri posse, in quarn actionem pe- culi quantitas deducitur tanzummodo. In proposito tutius fuit respondere ex persona fili eum conveniri posse, qui solus contraxerat; etsi alias placeat patrem, quo consentiente filius 41 ius ciuile u conieceram, postea in codice reperit Detlefsenus, cum primum retulisset \us- ciure; tunc iure Fr, ° 41 si post mortem mariti 7; transposui ego. 47 si mixti casus non intervenirent 7; em. ego (cf. p. 283 v. 25). Post dari aut supplendum spondeo aut scribendum cum morieris (ve/ moriare) dari (spondes); narn hoc ait Paulus con- iugem qui in mortis suae diern coniugi daturum se promittat, recte promiltere, eliamsi non mortis causa sic donet. Cf. Dig. 23, 3, 20. 76. 22 matre repeti 7; em. Savigny et al. 26 dun.auit 74, dutauit 7”; em. Savigny et Keller. mortis et matrimonium, supra et addito filii a m. 2, F; antea pro et in codice fuisse | visum est Detlefseno. ‘Vox fılüi super- additur in codice loco vocis pater, quae subesse in litura videtur' Maius. 30 iudicio uulgari 7; em. ego. in qua (sua 7”) actione 7; em. ego. 31 im, id est tamen F; tim, id est tantummodo em, ego. filü 7%, “male Deti. 304 Mommsen [20] JdE re/ [Q. XVI. 6b aut 7b] 7 RE NEIN ’SE PrREIUxoRIAeTITUlo1dsolumpenp'segimdore MIATUMEEXIONATIONE ATNDPETNÖFANTEHDNIUMINSUPULATUMDEDUCTUMNIESALUOEO UTGRATUTR’PFECTAMFUITDONATIOANN! PRÖISGNITATEMMOLERUMEXbONOREDMNNETAUGERIETWINISOLERE PRAESUMAUSREB-INDOTEMOATISETDANENTENMNIOEUICUSUIROADU SUSUXOREMEXEMPTOJPETEREANEMEUIDEOOIUTAUISQINAESUIMAUO MEMOEOUCTAESEXTASRETINERIP’SE INPACTODOTALILTDILORTIOFACTOSEXTACLIBERORNOMINERETINERENTG 10 ROANDISCIÖJOFUENIENTESEXTAERETINERIPISINTPRLEAGPPONUNTUR p’se jtemgsmesiunrkepudIummisitereamdemredunit EAIMULIERABSENTEUIROdEVOMOCVISCESSERITANALQUESEXTAEREN MNERIP’SINTEXPRIOREPACTO PRSIÖÖILORTIUMICESSITETADEUN VEMRURSUMREÜSANRENOUATOPACTOMANTEDOTEDIUORUTSEXTAS 15 ÜBERORUMNOMINEIADEMUMREUNERIP'SESICULPAMULERISÖILOR tıtderü UUMICESSIT PAUL-LB-UIM-RPRPATREMÖDTEMASEPFECTAM MORTUAINDDMNIOFILIODEDOUCUSINTSSINGULORUMLIBERORUM NOMINEREPETEREPOSSE PRPUPILLORUMMATREMUXOREMÖUCERETUTORIG-FÖICTUMMEEETIDEO 20 EUMDEIIRNETPRIUIECNUMFUISSEETRECTEDIEWINSTTUTUMUIDER! PRETPINUPTASCOPULATASOTEMPMITLODARIPISES’NICURATOREPSENTE POITTOEBERES’TUTOREAUCTORE [-UTIUSASEIAUXORESUAICETERAACCEPITAESUMATUMETSTICHUMPUERU” ETEUMP’SEÖIANNISFEREGUATTUORGROANEUMUSUCEPERIT PRSIPUER 25 DETIRIÜNFURDVAMESAMNINCIISSEING-MARIMUSSCIENSAUENUM INMDOTEMACCEPISSETPOTLISSEEUMALSUIMATUMINDOTEMDATUMP’ NUPTASANTI NOUSUCAPITN-IULANUSETANTENUPTIASROOTISNOMINE TRADITASUSUCAPIPSUOP'SEEXISUMAUERITETNOSTTIEMPBEMUS tnbrumüee ROOTALISSCHAESTIMATACdANTGNEXEMPTOINCIPIUNT 30 PISIDERIANTENUPDASÄPENDENTEÜDITIONENPRIUSUSUSCAPIOSEU GNUPTNSSECUTS APMASc-deplanol-uuusbisüßisama RITOREPETITANICIUSUITALISÖIKITTNPSTOEFL-LETUSIUNIORPETORE a 4 malim fuerit; cf. p. 295 v. 4. 5 mulierum 7° ut coniecerant Bienerus et Klenzius; multorum F/”. 6 aestimatis om. /”; suppleverat Savigny. 9 convenit 7? ada. 11 vir qui repudium Y", 12 eaquae 74, eaque Fr, eius om. Fm, 14 mantedote 7. 17 Ailio A. : ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 305 [f. 91b] DE RE UXORIA. [20] = Ä ci eye. . Re PANL. L. dotem accepit, rei uxoriae iudicio vulgari conveniri posse. Sa 103 Paulus respondit rei uxoriae titulo id solum peti posse, quod in dotem datum est. Ex donatione autem non potest peti id, quod ante matrimonium in stipulatum deductum non est, salvo eo ut quaeratur, utrum perfecta fuit donatio an non. 104 5 Paulus respondit dignitatem mulierum ex honore matrimonii et augeri et minui solere. 105 Paulus respondit aestimatis rebus in dotem datis et manente matrimonio evictis viro adver- sus uxorem ex empto competere actionem et ideo eius quantitatis, quae in aestimatio- nem deducta est, sextas retineri posse. 106 Convenit in pacto dotali, ut divortio facto sextae liberorum nomine retinerentur; quae- ı0 ro an discidio interveniente sextae retineri possint. Paulus respondit secundum ea quae pro- 107 posse. Item quaesitum est, si vir repudium misit et eandem reduxit ponuntur eaque mulier absente viro de domo eius discesserit, an aeque sextae reti- neri possint ex priore pacto. Paulus respondit, si verum divortium intercessit et ad eun- dem rursum reversa non renovato pacto manente dote divorlit, sextas ı5 liberorum nomine ita demum retineri posse, si culpa mulieris divor- titulo de re uxoria 108 tium intercessit. Paulus libroVIllresponsorum. Paulus respondit patrem dotem ase profectam pavr. r. vıır. mortua in matrimonio filia, deductis quintis singulorum liberorum ns nomine, repetere posse. 109 Paulus respondit pupillorum matrem uxorem ducere tutoribus iuterdietum non esse et ideo 20 eum, de quo quaeritur, et privignum fuisse et recte heredem institutum videri. 110 Paulus respondit etiam post nuptias copulatas dotem promitti vel dari posse, sed non curatore promitti debere, sed tutore auctore. |praesente 111 NL. Titius a Seia uxore sua inter cetera accepit aestimatum etiam Stichum puerum et eum possedit annis fere quattuor; quaero, an eum usuceperit. Paulus respondit, si puer, 2 de quo quaeritur, in furtivam causam non incidisset neque maritus sciens alienum in dotem accepisset, potuisse eum aestimatum in dotem datum post nuptias anno usucapi. Quamvis Iulianus et ante nuptias res dotis nomine traditas usucapi pro suo posse existimaverit et nos quoque idem probemus; tamen hoc tunc verum est, cum res dotales sunt, cum vero aestimatae dantur, quoniam ex 30 possideri, ante nuptias pendente venditione non prius ususcapio sequi potest |empto incipiunt 112 quam nuptüs secutis. Apud magistratus de plano L. Titius his verbis a ma- rito repetit. Anicius Vitalis dixit: Quoniam praesto est Flavius Vetus iunior, peto ren 27 antino 7 deleta fortasse littera i; primum anteno, deinde antino, mox anno scriptum videri auctor est F; ante non Hollweg. quoniam 7; ern. Mai. 29 tum uerum 71. dotalis 7. 30 nuptias aut pendente 7; em. Savigny. 32 pelo rem 7”; praeter re nihil cerni testatur Detl. Philos.- histor. Kl. 1859. Qq 306 Mommsen [21] vxoria '/ [Q. XVI. 7a aut 8a] ABEodEMexlegIıB-etedı cu sdorewmerpeculium ABulissignatsmptultpluetusiumdixit SSUMDUMVIRUMISERMOUESENACTISERIT BOdESEREIUXORIAEATRANISERITODISÜREF € 5 5 URATORNÜPCURATORNGCOGNITORA//////us Kirammeranen BERETPRMULERISMOmImeprtulatumu,‘ //1 SEAN-REIUXORIAEPPETU/RI ECUNDIAMb’EUITAEPBABILSINSTRUMTUM ulumRedIgIuTeAmplATA@ /IceAt, ///TAUSEO zyrempibeitumpm, » etusy//ncuomispirmitatep, ////////em En sn MIUXTASTATUTUMIUDICANTISADFÜIXERIT ADEPRIMITUIDERITNUTRUMINPTERITUM (mereponssanesnoanen Dre manene —ISUITUTAPETENÖIFIRMITASPUTARETEIMU 15 ORPARENTIUMAFFECTUSPSUASITUTINSOLA OTEOBLIGATIOGIGNERETFRUSTRAEUIDENS DMRUTUENDEVOUSUOLUNTATEMASTUTIAD ECIEB-JUASDOUPATFILLAENOMINEDESIGNAUE mlsellscki8Vomepmateweredbisiıtone 2 HAEDOTEDRUTUIUOLUITFRUSTRAMAXIMUS VERATRENATOSUBMOTOCUIDOSPAULINAENO EUTONEMINSTITUEREPOTLISSEIUDICAUNT volumtassoceriprimoplbsellumdebinc ULLITAUXILUMMNOSTRAEMSUETUDINISIN 3 .ÜSUMEANIE-AÖITUMDARETIOREPEUTIONE TUIOLATON’ESSITLÖINISIURELDOSOCER U ISCIMEREBATJUAPP-DAXIMISADOTEMCUNUS EXTREDAMRUTUIVOLUNTATEMTEAMREDDI ERIPLACUITN’MÖUBIUMEEFFECTUMRTUTUTIO ° INATIMEHWoTEeHFIlIÄAemomImepleellum AU L-LB-UM-RUIRUMETUXORJUENITTUMRET EMÖARENTUTVIUORTIOSECUTOUTRULETMULIERE Huius paginae primas quasque lilteras, cum hodie lateant adglutinatae, a solo Maio habemus. 2 pertulit V; em. Mai. 4 dum uirum 7/1, duumuir 72, qui repe 74, quaerere Fr. 5 h (sic enim omnino videtur legenda) littera singularis scholüs ita anteposita, ut suum versum occupet, utrum significat hoc est simileve quid an indicatur sic scholiorum auctor? ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 307 [£. 99b] DE RE UXORIA. [21] uxoriam Seiae nomine ab eodem ex legibus et edictis. Dotem et peculium EM scripta habere se dixit tabulis signatis nee protulit. Flavius Vetus iunior dixit: Actionem excipere paratus sum. Duumvir dixit: Sermo vester in actis erit. Quaero, num Seia mortua ad heredes eius rei uxoriae actio transierit, cum his qui repe- H. posse per quemeunque aclionem rei uxoriae 5 tisset neque tutor Seiae neque curator neque procurator neque cognitor aut aczor eius perpetuari fuisset neque ullum in ea re ius haberet. Paulus respondit mulieris nomine postulatum videri et per quemcunque posse actionem rei uxoriae perpetuari. 113 . . .. 2... verecundiam hoc est vitae probabilis instrumentum H. IMP..... dotem per libellum promissam et sine stipulatione afferre actionem = 20002002. Iculum redigi ut eam praelatam /iceat p...tatis eum 0, 2. 2020.20. fretus coniunctionis firmitate proi........em > 202 0.20.00. m Iuxta statulum iudicantis adflixerit » 2 20.0.0. a deprimitur. Viderit enim utrum in praeteritum 22 0202002. dote repromissa aestimantis aliquid remanere 220202020. 0 constituta petendi firmitas putaretur e commu- 3. 2.0.0.0. tor parentium affectus persuasit, ut in sola > 20202002. dote obligatio gigneretur frustra evidens 220.20. . paternam reslituendae dotis voluntatem astutia here- > 2020.20. speciebus, quas doti pater filiae nomine designave- rat » 20... um libelli scribtione promat et de redhibitione 8%. *» 20.0.0. a filiae dotem restitui voluit, frustra Maximus > 20.20.20. 0. desiderat Renato submoto, cui dos Paulinae no- mine . . . . repetitionem instituere potuisse iudicavit > 20.20.2002. eui voluntas soceri primo per libellum, dehine 220202020. eonsuluit, auxilium nostrae mansuetudinis in- »ploravit . . . undique versum eius actionibus aditum daret qui cum repelitionem > 2020. 0.0. set violato necessitudinis iure secundo soceri iu- > 2000020. . adipisci merebatur. Quapropter Maximi sententia dotem cuius “2. „Zuxta extremam restitui voluntatem, qui eam reddi » 2 020. . prohiberi placuit; nec enim dubium est effectum restitutio- 0%. = 20.0. destinatum, cui dotem filiae nomine per libellum 114 promisit. Paulus libro VIlIlresponsorum. Inzer virum et uxorem convenit, cum res et PAYL. L. vIll. EEE ; RESP. aliae aestimatae et ancillae in dotem darentur, ut divortio secuto utrum vellet mulier 6 postulatum uzrum Fr. 7 perpetuari F’”. 9 Ziceat proprietatis Fr. schol. II, 2 donum p. |. promi.... Y”. 10 coniunctionis 7%, 14 in. o vel g dubiam om. V". 15 solo 7, “male’ Det!l. 31 Inter om. P. Qq2 308 [22] 10 20 25 b Monmmsen Jdere/ © rrrere PEPERERUNTGSITESIMLLIERMEIPIAELE GISSE" BERENT PRON pP ICULOMARITIUIXE RU TEM/oREPCEPTOSAPUIRUMREMAN E REDEBER /1 111 alemysultaliomewetrrponsum !/ CIAUTIACNUBERETSEPTICIOMAIORISÖIGN La mdotemdeditoNAampliusımbonIsbA ve/Um EFAIE-dAMdI CITO MNIAINDOTEMOA €€ 81 / /MdARI PSEAR CUMTOINMANUSJÜTION lat tTAFILIAREPUDIUMGENE? /oısırgr 9 NISdOTEMpeterep SIT PROMNIUMG JdRe, VIDERISETPATRIFILLADINUITAMAMAR ITO DOTEMREPETEP'SENIFILAJSENTIENTE LLOIUSTITIUSSEPTICIHAMOUCTURUSUNGREL PIEASEPTICIUSÖATUSTUTORSEPTICIALEUND TUTOREMGROANEX C USANDUSSITPROÖFOFFIC EUMFACTURUMSIEUMDETGRITPOTIOREMN dESTINATASEARINPEDIAT PRETmA EAMGREAFACTAERATNUBEREPOTUISSE ulp-LB-1-deofFiciopysulisimpp-AuGG-1ulior TAMDOTEMRECTEREDDISIBIDESIDERAREDG PETINPATRESERUABITI JSEN TIENTEFILIARG mn’ woratorlaedılatiomılocuseritgaal OIP-LIE-XXXIN-ADEDTUMICETERAATREDDENDI UTRETENTIOMUMRALIObABEATSIqd LEN I" METER IORDOTISCSA FIATISIINEUMCASUMG b’n I UREUTIMURETIULIANUSSCRIBITETER] VDOSRETINE RIUNOFILIOLLENIENTEPSIGCHL) „sem VENITEXERCENDAERETENTIONENS ° pAp Lie-m- “RNABEOCULPADISSOCHANdIM nabeoculpamdwortipeedere I) PISITHLFÖISCHNM’ESSITATEMIN dUCHT grepudiumdeditfgdandı necefhtatemindıxıt TEMJUENITUTOIUORTIOUMORTEUIRISOL [Q. XVI. 7b aut 8b] 1-3, 10-19 supplementa fere sunt Hollwegiana subinde a me reficta. 4 tempore 7”. 5 talem I”. 6 Lucia Ym. 8 ue/um € 7; uerum e 'nulla linea litterae e videtur superposila Fr, 9 da....darı 7. manus 7. ..ia Y”%, Supplementa Kelleri confirmavit rg, genero F”. 10 quaero Fr idemque videtur significare quod enotavit Detl. 12 set patri 74, set..patri F’”. ATux.. Hm. 18 ea res 74, earum 7” compendio male soluto. 20 Collato rescripto Dig. 48, 21, 2 quod inscribitur “impp. Severus et Antoninus Iulio Iu- Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 309 [% 99a] DE RE UXORIA. [22] eligeret vel mancipia vel aestimationem ; manente matrimonio ancillae apud maritum Bshl Kan pepererunt; quaesitum est, si mulier mancipia elegisset, an partus apud maritum remanere de- Sit berent? Paulus respondit, quoniam periculo mariti vixerunz ancillae, partus sicut fructus medio [15 tempore perceptos apud virum remanere debere. Idem ibidem s refert talem consultationem et responsum. Lucia Titia cum nuberet Septicio maioris TUCH OO eo Mo re ER milia in dotem dedit, cum non amplius in bonis haderez. Quaero, suntne ea facta mariti et verum est, quod a quibusdam dicitur, omnia in dotem dari posse? Paulus respondit recte dotem dazam; dari posse argumento esse in manurn conventionerm. 16 10 Pater invita filia repudium genero misit; quaero an solus profectam ex bonis pater- nis dozem petere possit. Paulus respondit matrimonium quidem repudio a patre misso solutum videri, set patri filiam invitam a marito abducere per praetorem non hieiturum neque eum dotem repetere posse nisi filia consentiente. 17 Lucius Titius Septiciam ducturus uxorem cum esset nondum nubilem, 15 postea Seplicius datus tutor Septiciae eundern Titium potiorem nominavit tutorem; quaero an excusandus sit. Paulus respondit de officio praetoris consuli se; videri eum facturum, si eum, de quo quaeritur, poliorem non pronuntiet, ne nuptias |\tamen recte 18 destinatas ea res inpediat. Paulus respondit etiam manente accusatione adulterü eam, quae rea facta erat, nubere potuisse. 1920 Ulpianus libro II de officio proconsulis. Impp. Augg. Iulio Iuziano reseripserunt sui iuris filiam fac- N tamsdotemuvecteszeddissibiädesiderare, divusgquszpnu ER . . Quod etiam in patre servabitur, qui consentiente filia repett 2: 2 2 2 2 2. nee, moratortaeydılaiontlocusVerit, quod'mallassnu u En, . 20 Ulpianus libro XXXIH ad edietum. Inter cetera reddendae dotis causa pacta supra legem N an 25 ut retentionum ratio habeatur si quidem conveniz inter virum et uxorem, videamus, ne non deterior dotis causa fiat, nisi in eum casum, quo filüi extent, pactum conceptum est; hoc enim iure utimur et Iulianus seribit et est rescriptum. Ideoque et tota dos retineri uno filio interveniente potest, si modo non culpa mariti divortium factum est. Quod si nihil convenit, exercendae retentiones non sunt nisi legitimae, FR ; En PEROESENT, Br u. PAPIN. L. III. 71% Papinianus libro Ill responsorum. Non ab eo culpa dissociandi matrimonii procedit, zu .y., culpam divorli procedere RESP, tii misit, sed qui discidii necessitatem inducit. | gui nuntium divor- qui repudiom dedit, sed qui dandi ’ — 0000000 necessilatem induxit, 2 Item. Convenit ut divortio vel morte viri soluzo matrimonio (desunt paginae aut centum quinquaginta oclo aut cenlum et sexaginta) liano', item titulis duobus apud Grut. 422,7 (coll. Marinio Aro. p. 152 n. 35) positis “L. Iulio L. f. Pal. Iuliano — — proconsuli provinciae Achaiae — — legato Aug. pro pr. provinciae Aguitaniae — — supplevit Borghesius Giorn. Arcad. vol. 22 (1824) p. 58. 21 divus quae ve/ dixit quae Y. 24-29 supplevi ego usus Hollwegianis, ut alibi passim, 24 cetera ad redd. F4, cetera in redd. Fr. 29 Exiguum quod in fine vacuum remansit spalium supplemento non videtur obstare. schol. I, 2 diuortii F”. 4 indixit 7. 310 Mommsen [23] EXCUSATIONE / [9. XXVIL 1a] 10 20 30 Cs RETDEINCOLUMITATEOISIBIRCRIBANT tembıgggsuntexcolleciosexprimorumbasentatutelisex CUSALONEMSINSIMPLCHS’PTUNAMMINIALLASACETERISUACANT NISIUNAMbABEANT TEMOLIMUARIEOBSERUATURCIRCA NUMERUMTUTELARUMS’DOdIECERTOIUREUTIDURTAMEXRTISÖJUOR: FEXISTTUTONIE-IMPERATORNINIPISIÜSTRESTUTELASSUCURASbABEANT EXCUSATUR tembaeclocutisumusdetutelsfimitusKamn PUTANDISEODEMLOCOSUNTETNICOEPTAE tems’bodrebrureunmurutsipiliumdgsbAageamumpoTtestateram PAtrısgpilibomerAPATRUNNUMERUMPCEDERE jtembodıertag-urgsexcusettriabomeraallesaredegetsututelarü” SUCURARSDE TCURAEKALENdÖARIETSDEVTTUÜISINTERIADONERAAQUAR TACXCUSANT jTemvAleTtvdsoggwmalAaßSTANTuAcaTIoNem SIALISSITUTHOSTEMdATEUMMEG DTAL I SREB-SUISADMINISTRANDIS "WDONEUMEE TEMSIGOOATHUIUSMODILALETUDOADFIRMET INSPECLOPTORISMESSARIAESUATISARTDRYTRICUSSITSUPOSICUSSIUEEPI lempticusSsuorß-erbissimiliaexcusant TEMÜBARULIBERTUSIN EGOUASENATORISPRGERITATUTELAEXCUSAT ADUNERIE-ATCIUIIB-OIPSEIIEONISPUBLICISFRUATURNIVACAT JTEMSICAUPTANTPRUDENTESbASISTITUTIONESUTUNUMLBERTUM PCURATOREWINAUAQUADOMOSENATORISUOLUERINTUACARER PPERUNT sıplurfuerINT JTEMECUIVEMURDIUREUTIUTISUACET CUIOMNIUMRER’GENERAUTPCURATIOMANDATASITETNAMPLUSGUNUS JTEMARCARICAESARIANIGUNNFOROTRAIANIDABENTSTATIONESEXSACRIS JSUTUDIONIE-MULUFARIAMEDISSISDABENTIMMUNITATEN TEMGAMTUTORÜCURATORSSIREIPCSAABSINTADTEMPUSEXCU SANTUR TEMEUMQULIAECURAMbABETABIMPERATORE INIUNCTAMEXCUSARI |TEMANABOLICARIATUTEUSCURATIO NIB-GDABENTUACATONEM JTEMNÄINCENTURIACENSORUM VELATORUMSbABENTUMMUNIATEDATUTELSETCURISOELUBUSQLAS TUTOROPUPILLODABENTANPPEAEXCUSETETOICHTPPTEANIEXCUSAND" ETEXTANTRTA JTEMUETERANIIT-PPEMERMASUPENDIA 4 obseruatur 7. 6 habeant 7; 'n fortasse deleta Maius. 7 de deletum malim. 9 habeant 71. ‚10 debeant addidit Böcking. 12 sive diversi addidı. 13 praestant 7; “n videtur expuncta Mai. 16 arthrytieus LE posicus V; em. ego. Nam podagra quamquam proprie species est ar- ihritidis sive articulorum morbi, tamen arthritici et podagriei interdum coniunguntur ut po- dagriei et chiragriei passim; cf. Celsus 5, 18, 32. 33: “Ad articulos — — Eadem podagrae 123 124 126 129 133 34 ‚fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. hl [Ef 82a] DE EXCUSATIONE. [23] . x . . . . . . . . . . . . eum, de quo agitur, et de incolumitate eius sibi rescribant. Item. Hi quoque, qui sunt ex collegio sex primorum, habent a tutelis ex- cusationem, sed non simplieiter, sed post unam; nam non alias a ceteris vacant, nisi unam habeant. Item. Olim varie observadatur circa 5 numerum tutelarum, sed hodie certo iure utimur tam ex rescriptis divorum guam ex constitutionibus imperatorum nostrorum; nam si quis tres tutelas sive curas habeaz, excusatur. Item. Haec locuti sumus de tutelis, finitis non in- putandis; eodem loco sunt et non coeptae. 27 Item. Sed hodie hoc iure utimur, ut si filium quis habeat in potestate, tam 10 patris quam fili honera patri in numerum procedere debeant. [28 Item. Hodie itaque, ut quis excusetur, iria honera allegare debet, sive tutelarum sive curarum sive etiam curae kalendari et sive eiusdem sive diversi tituli sint tria honera, a quar- ta excusant. Item. Valetudo quoque mala praesta? vacationem, si talis sit, ut hostendat eum ne quidem rebus suis administrandis [3015 idoneum esse. Item. Si quando autem huiusmodi valetudo adfırmetur, inspectio praetoris necessaria est. Sive autem quis arthriticus sit sive podagricus sive epi- lempticus sive orbus et his similia, excusantur. 131 Item. Verba rescripti: libertus, qui negotia senatoris populi Romani gerit, a tutela exeusatur; a muneribus autem civilibus, cum ipse quoque bonis publicis fruatur, non vacat. 3220 Item. Sic autem interpraetantur prudentes has constitutiones, ut unum libertum procuratorem in quaqua domo senatoris voluerint vacare, non quodquod erunt, si plures fuerint. Item. Ergo videmur hoc iure uti, ut is vacet, cui omnium rerum generaliter procuratio mandata sit, et non amplius quam unus. Item. Arcari Caesariani, qui in foro Traiani habent stationes, ex sacris 25 constitutionibus multifariam emissis habent immunitatem. 35 Item. Qui iam tutores vel curatores sunt, si rei publicae causa absint, ad tempus excu- 36 santur. Item. Eum, qui viae curam habet ab imperatore 37 iniunctam, excusari. Item. Anabolicari a tutelis curatio- ‚38 nibusque habent vacationem. Item. Ii qui in centuria accensorum 39 30 velatorum sunt, habent immunitatem a tutelis et curis. De litibus, quas tutor cum pupillo habet, an propterea excusetur? et dieit propterea non excusandum 40 et extant rescripta. Item. Veterani quoque post emerita stipendia praesidio sunt. De re cf. Cod. 10, 50, 3. Certe qui de phthisicis similibusque cogitaverunt, obliti sunt eiusmodi morbis laborantes cum iter facere possint a tutela minime excusari. 41T Erunurrızos erirnumros emiinmıVıs apud Graecos quoque in usu fuisse docent lexica. N it 1% pP gzuog 18 gerit 7, curat Fr, 21 senatoria malim. 29 centuriacensorum 7; em. Borghesius Giorn. Arcad. vol. 22 (1824) p. 84, item Blumius et Barkowus. 31 habent 71. et didici propterea zmalim. VLP. L. DE EX- CNSAT. 312 Mommsen [24] />Sej [Q. XXVIE. 1b] Dissen TEMPRIMIPIARIE-0BIWIPSUMGPRIMIPIARSUACATIOATU EINS AdILObADRIANODARICOEPIT Temdecvrralesgggos1dIPSUMVACANTATUTELSJDECURIAlESFIlINoN 5 VACARESINbABEANTALAMEXCUSATIONEM JTEDNIAT-PRIDIPILARIUMFILINIG-VETERANORATUTELISEXCUSANT TEMISCHUISHESMILTATTUPEDERMASTIPENDIALECIUMAMDIS SUSSITNINPPETUUMUACATATUTELISSEOINTRAANNUMIWISSUSEUL ! TRANUACAT TEDOFFILITUMTIMILTAREEXCUSATDI- MU 19° NUSEMERMUMPIEMUTONDST'FREG-NTATUR TTEDTROMAEMESTUFUNGUNTGOIUD’FUNGUNTDARITUTORNIP’S TEMIMPPNNISUTUERUNTNEINTRADUCENTESIDUMMILARIUM SENATORPR-COGATURRPUPILLARAOMINISTRAREITAG-INUSUITASERUAT VTADEASRQUITRADUCENTESIMUMLAPIIEMSUNTAEAUESTRIORDINI 15 VIRIDENTIUTORSUCURATORAPTOREETD’NTUMNEOSENATORESERUAT GDECRETOTUTORÜCURATORDATUSESIETINEOGTT TEMNSINPORTUPSALUTEIMPERATORISSACRUMFACITEXUATICI NATIONEARChICALLATUTELSEXCUSANTUR jtempilosopbisgg-etmedlcisetraetoriß-eTCRAMMATCISTB- 2» pbamcpfessionemImmuNIMASOARISOLETETUACATIOATUTEISOATTAM VLORUMPRINCIPUMRUSGIMPERATORISNGADMEDICOSUNIUSCU /1sgQ-CIUITAUSPTINEUNTRANUMERUMÜNG-EEDEBERESACKAE)STITU TIONESDOCENTCETERA Temnig-ceowerraeng.bipuscıuiledocentaturelisexcusant » remgmumnıusalgpriunegioaligdoadmITUNTURAdEXCUSATIONE ÜUTSIMINORSITANNOR’XXUSIADFINIDATUSSITTUTORETALIJLEM USUMRERUMDABEATPIUSUENITEXEPISTULADIUIDAORIANI Temdeliserusgg-guismultaprivilegiaexcuSATIONUMPRACTENDANT TWAPATRONISUIÜBERORTUTEIANEXCUSANTUR 0 TEMIPATRIPUPILLIPMISERUNTSESUSCEPTUROSTUTELAMNONEXCU SANTILESUNICUMALIOSNIEEDATOS TEMSUNMISCUNSEADMINISTRATIONITUTORPÖITBENEFICLIUMEX 1 missisiı 7; em. Hollweg. 4 vacant a tutelis, a tutela nalim. condecuriales 7. 9 Officium q. m. excusat; nam cum munas emeritum prodest, multo magis cum frequen- tatur prodesse debet infra 8 222 ex Ulpiani eiusden libri secunda editione plenius et melius excerptum est, cum hoc quidern loco breviator, ut exirema duo verba resecaret, namque scrip- serit pro nam cum. 41 mggtu ‘sie Id. 12 ne intra 7; ne ultra coniecit Maias; nisi inserui ego. 14 aequestri ordini 7; “rw ordini videtur addita s’ Maius. ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 313 [f. 82b] DE EXCUSATIONE. [24] missi honesta missione in perpetuum a tutelis vacant. Dre 144 Item. Primipilaribus ob id ipsum, quod primipilares sunt, vacatio a tutelis a divo Hadriano dari coepit. {42 Item. Decuriales quoque, qui ob id ipsum vacant, a tutelis condecurialis filii non 5 vacare, si non habeant aliam excusationem. {43 Item. Neque autem primipilarium filii neque veteranorum a tutelis excusantur. 44 Item. Is qui inter vigiles militat, quamvis post emerita stipendia legitima mis- sus sit, non in perpetuum vacat a tutelis, sed intra annum, quam missus est; ul- 145 tra non vacat. Item. Officium quoque militare excusat; namque mu- 10 nus emeritum prodest, multo magis, cum frequentatur. [46 Item. Qui Romae magistratu funguntur, quamdiu hoc funguntur, dari tutores non’ possunt. 147 Item. Imperatores nostri constituerunt, ne nisi intra ducentesimum miliarium senator populi Romani cogatur res pupillares administrare. Itaque in usu ita servatur, ut ad eas res, quae ultra ducentesimum lapidem sunt, aequestris ordinis ı5 viri dentur tutores sive curatores a praetore; et hoc non tantum in eo senatore servatur, qui decreto tutor vel curator datus est, sed et in eo qui testamento. 148 Item. 7s qui in Portu pro salute imperatoris sacrum facit ex vatici- natione archigalli, a tutelis excusatur. 149 Item. Filosophis quoque et medicis et raetoribus et grammaticis, quibus 20 per hanc professionem immunitas dari solet, etiam vacatio a tutelis datur tam divorum principum rescriptis quam imperatoris nostri. Quod ad medicos uniuscu- iusque civitatis pertinet, intra numerum quinque esse debere sacrae constitu- tiones docent. cetera. 150 Item. Neque geometrae neque hi qui ius civile docent a tutelis excusantur. 15125 Item. Qui muniti sunt aliquo privilegio, aliquando non admittuntur ad excusationem ; velut si minor sit annorum XXV, si adfıni datus sit tutor et aliquem usum rerum habeat; quod ius venit ex epistula divi Hadriani. 152 Item. De libertis quoque, quamvis multa privilegia excusationum praetendant, tamen a patroni sui liberorum tutela non excusantur. 15330 Item. Qui patri pupilli promiserunt se suscepturos tutelam, non excu- santur, quia est inicum alios non esse datos. 154 Item. Si inmiscuit se administrationi tutor, perdit beneficium ex- 15 siue 74 ‘sic, uel Fr. 17 ıis P. 18 excusantur /. 21 quam ad F; em. Maius. 22 iusque Fr. 23 Omisit brevialor quod ex divi Pii epistula ad commune Asiae retulerat Ulpianus (ef. Modestinus Dig. 27, 1, 6, 2) in metropolibus immunes esse debere medicos denos, grammaticos, item rhetores quinos, in oppidis, ubi conventus fit et ius dieitur, medicos septenos, grammalicos, itern rhetores quaternos, in reliquis oppidis medicos quinos, grammaticos, item rhetores ternos. 25 non ex S 223 accedit, ubi ex eiusdem libri secunda editione eadem fere iterum ex- cerpta sunt. 26 uelut 7% ‘sic; ueluti 7”. 28 Liberti quoque seribi debuit. Philos.- histor. Kl. 1859. Rr 314 [23] 10 15 30 2 liberi tutela q. s. s. praebe nam desideras 7; em. ego. 4 ad ea F; em. ego. more sed in /; em. Maius. 5 temporis per quam F; em. Maius. credant ‘sie 74, ceredat Fr, 8 fecerit 7. foret ‘sie 7; fore Fr 11 numerari malim, 12 scierant 7. 13 prolatum 7; em. Buchholz. Of. p. 317, 19. oo o IIM em. ego collato loco Ulpiani Dig. 26, 7, 5, 10 de testamentario tutore: “innotescere qualiter qualiter sufficit, non utique testato eum conveniri; nam etsi citra testationerm, scilicet Mommsen [ excusanione / [Q. XXVIL. 2a] Üosssorisptosmechgepu TERN baec OBAlıs ER ITUTELLAGSPONTESUSCEPISUPBEMDESIDERAS [TEMIGIOBSERUANDUMDEINCEPSERMUTITUTORDATUSSIQUASbABERE SECSASEXCUSATIONISARBITRABITADEAEKMORESININFINITUMCAPTIO SISIHENTIITEMPORISSPARIFRIGESCATICESSUMSIBICREdDANTDITROMAE ÜI NTRACENTESIMUIMFUERINTSCCANTUNPXIMISÖIEB-(NGUAGINTA SEEXCUSATIONIS CSASALLEGAREDEBEREÄCAPESSEREAIMINISTRATONEM ACID FECERITINEACSSAFORETINJUASUNTDEIG-JSULESAMPUSSIMIdECRE VERUNTPICULOSUVOROSCESSARE TEDFORDADAT- EeXbAC)STTUTIONEDATAMbODIEINUSUITACELEBRARI ANIMAD ÜTIMU SUTEXEODIEINCIPIANTUNAUAGINTADIESENUMERARI EXÜSCIERANT SE EETUTOREMÜCURATOREMSCHICETEXEOEXINNOUTLAM EdECRETUMPIATUMSITTESTATOOSITESTAMTODATUSSITEXJI0GI-SCH ERITTAG- U BISCHTNIEPSCRIBTIONE-L-dIERUMEXCIUSATSISINTCESSIO MESÜPTRIBUNALIO/dDEPLANOADDSARIONDEEIJEUMPETITDENUNTIARE dDEHETETADIREPTO REMETUTULUMEXCUSATIONISSUACAPEUMDEXPME RESIFERIAESINTLI BELLOSdETJTESTATORIOS TEMTOEMUMERXCUSANDUSE „PRIUSÖATUSFUERATSNSJUEMNOMI NAUERITETPOTIORNIECESSITUÖN VEETIDONEUSREFIDE-ÜDABSENSRE pbemdat [TEMPARSORATIONEIMPERATORISSEUERIP MIS CUAFACUITASPC TORISNOMINANÖHSIINTRACERTOSFINESCODI BEAUPSOTRACTUTE |DPORISPUPILLOSFORTUNISSUISPRIVABITCUIREI OBVIAMIBITPE-SICK INSUERITISUTCOLLEGAEPATRISSVIOPUPILLINDdECU RIAUCORPORE |TEMCOGNATIÖAFFINESUTRIUSG-NECESSITLOINISQUN leg e1ullAaeTpApIAe> CEPTISUNTPOTOREMNNOMINENTCETERICOGNA TIOAd FINESAMICH [EATI-MUNICIPESEOSTTMODIONOMINENTAUOS CURAJPLEXUSSUMUL |ICHINMATISATTURENEMOPOTIOREXISTIMET MaAeliod10d TO TUTORZPATRISUOLUNTATEMdECRETOPTORIS CUZSNIV RETTÜCO d |CHLISÖATIFLERANTIFIRMATOSPOTIORNOMINARE PISENARBITRAMUSK LOICHUMPATRISLICEUUREDEFICIATSERUANDE TEMLISTUSSICUTEXC HSARESEATUTELSIAN’POTOREDNOMINARED jTEMEXEAdIEEXQUA |[SPOTIOREMNOMINAUNDEINCEPSOMNIB-SESSIO . . . ” . D ” > undecunque cognovit, nulla dubitatio est, quin debeat periculum ad ipsum respicere. r 14 itaquae 9. cessiones %. qui m. 19 repraehendatur 77; em. Blumius. tione F. 23 patris sui uel 7; sui delevi utpote ortum ex falsa geminatione. 3 sit addidit Maius. GG id est quaequae 7; quoque Fr; gq quaeq quog ‚fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 315 [£. 97a. 92b] DE EXCUSATIONE. [25] eusationis, plus enim egit, quam si promisisset; idque divi fratres Domitio Rufo rescripserunt in vrp. 1. DE Fx- haec verba: Liberari tutela, quam sponte suscepisti, perperam desideras. E 155 Item. Igitur observandum deinceps erit, ut qui tutor datus siz, si quas habere se causas excusationis arbitrabitur, ad eas ex more nec in infinitum captio- 5 si silentii tempus, per quod res interfrigescat, concessum sibi credaz. Hi qui Romae vel intra centesimum fuerint, sciant in proximis diebus quinquaginta se excusationis causas allegare debere aut capessere administrationem; ac nisi id fecerint, in ea causa fore, in qua sunt, de quibus. consules amplissimi decre- verunt periculo suo eos cessare. 145610 Item. Formam autem ex hac constitutione datam hodie in usu ita celebrari animadvertimus, ut ex eo die incipiant quinquaginta dies enumerari, ex quo sciera/ se esse tutorem vel curatorem, scilicet ex eo, ex quo in notitiam eius deeretum perlatum sit testato, vel, si testamento datus sit, ex quo id quoquo modo sci- erit. Itaque ubi sciit, ne praescribtione quinquaginta dierum excludatur, si sint sessio- ıs nes vel pro tribunali vel de plano, adversario, id est ei, qui eum petit, denuntiare debet et adire praetorem et titulum excusationis suae apud eum exprome- re; si feriae sint, libellos det contestatorios. 157 Item. Tune demum excusandus est, qui prius datus fuerat, si is quem nomi- naverit et potior necessitudine et idoneus re fideque vel absens de- 1582 prachendatur. Item. Pars orationis imperatoris Severi. Pro- miscua facultas potioris nominandi nisi intra certos fines cohi- beatur, ipso tractu temporis pupillos fortunis suis privabit. Cui rei obviam ibitur, patres conscripti, si censueritis, ut collegae patris vel pupilli in decu- ria vel corpore, item cognati vel affınes utriusque necessitudinis, qui 3 lege Iulia et Papia excepti sunt, potiorem non nominent, ceteri. cogna- ti vel adfines amicive atque municipes eos tantummodo nominent, quos supra complexus sum, vicinitatis autem iure nemo potior existimetur. 159 Imperatores nostri Aelio Diodoto. Tutores secundum patris voluntatem decreto praetoris = $ 246). clarissimi viri, quod non iure testamento vel codicillis dati fuerant, confirmatos potiores nominare 3 posse non arbitramur, nam iudicium patris, licet iure deficiat, servandum est. 160 Item. Libertus sicut excusare se a tutelis, ita efiam potiorem nominare potest. 161 Item. Ex ea die, ex qua quis potiorem nominayit, deinceps omnibus sessio- 27 cura F; em. Kellerus alüque. 28-30 idem rescriptum infra $ 246 affertur ex Paulo; ibi est: Imperatores nostri A. D. suo salutem. "Tutores — nominare potiores — servandum est. 0 . . . ” — o 28 superest in V n; fuisse uidetur olim ımpp nn. 29 quos #. codieillis 7”. 30 arbitramus 7. 31 ita nec potiorem F; at sic ei oratio hial negatione in altero colo omissa, in altero adiecta et sentenlia perversa est, cum de liberto patroni liberis tutore dato minime verba accipi possint. Mihi videtur librarius N’ ei ET permutasse. Rr2 316 Monmmsex [26] / de/ [0. XXVIT. 2b] ES Ne CELERUMSIALI AUAMSESSIONEMIMISE RIUSIPOWIOREDNOMINAUND sceriptiomeexcluditplame ıllasessıog deplamolcelesrateiN)purasıt TEMSNSLPOTIOREMNOMINAUITLITTERASPETIERITAOMAGISTRATUSUT 5 Jpellanteumven REqUEMPODOREDNOMImAUItBellosdedtalia VIELTTERASACCIPEDE BETAOWAGISTRATIB-REDDEREPIINUMERATIONE - VICENUMMILUMPASSUUM TemilludcuRAREDEBETUUNTRADIEND DECIMUMGUTTERASREDDIOITMAG I STRATIB-RTAOEP’CATETUBIEASACCEPE RITPÖINUME RATION EM SIMI IMODOR E ÜTIVEBEBITETSISESSIONEMIN 10 VENE RITPTRIBUNALIREDDER € PTORIUTSUBNOTETTLAMANUGSUOLET TEMSIHSEOSTSPOLOREMNMOMINAUNNIPBAUEHNTSIADDUCINTRA-L-SIMU VIEMEALIOSPOTIORESPOTESTNOMINARE |TEMTU-SUPRADIXE RIMUSEUM JG POTIO REMNOMINAULERITSIALLISES SIONEMIMISERITPTRIBUNALIPSC RIBUONESUBAPLERIUTIG-VESILTTE 15 RAENISIMPETRATAECETE RUMEX ( INPETRATAESINEUMDIEMÜREDDI PIORIRESCRIBTACDEBENTETD’MEDIO SPATIOSESSIOFUERITNIOBERITSI SESSIONIE-NIADIERITEUTAINUSUSERUATUR tem LisellitaFo RMANDIOPXIMEIECRETOTUTOREMMEDIANDUM existimauerisilligaibunmort/ mptulimllidienomimopotoRut » MUNICHpEesssillumueIsenTtan um Mo RANTEMEDlocobAaBentemim SUBSTANTIAP MTISIAEJUESROMANUS FUERITÄ| OTORNOMINABITET b’)phemd1degetdeimdefimetAale melausulam| DdATROGOPTORPPE Pscriıpvomestemporalisellosaccıpedöigmer| Ss SIPTRIBUNALDABUNTODEPLANONNOANDIERUNI] ETPETENDUMUTOENLN 3 VEDTEXÄTORMATEODENUNTIAUERISETNUENEJ ITIIBELLOSdETETLITTAS perat lTEMGdHAMTWIUSTOSSECUNdUMDAS| EGEespuTANTdIcıhd UI GI-MAR CUSETL-APNIOSATURNINOITASCR IB SEI RUNTSIINSTRUMUS PBASbABeReTeIUSTOSTRÜBEROSEX CUSATIONE A] TLAMWMANILIUSCAR BOPTO RÜCACCIPIETSEÖIUSTORUMWTIOMAAC CI PIENDAEUTZIUSCIUNE %» ÖSIUSINT TEDAdOPTION EMdATIADDANCCSAMPDERUN T TEMIUSLIBE RORPAPRINCIPEIMPETRATUMN’A) ObANCCSAMN’AOMU 5 cum add. Hollweg. “Malim altera Hollwegius, potuerunique facile permutari alTA et AUA- 6 ad. 8 rescripta Y. 9 debebit deletum malim. 11 potiorem 7. 13 quod vero (2) supra diximus malim. 16 si suppl. Mai. 19 notitiam Fr. ille adaidı. potiores F. 20 municipes F. 21 sq. litteras singulares abscissas tacite supplevit Maius. 23 praescriptiones 7; em. Keller. 24 uel pro quinque priores. 25 tientur 71. denuntiaueris et 7; “denuntiauerit fortasse codex 2 manu‘ Maius; Detlef- senus dubilavit, num emendatum sit; denuntiaverit et is scripsi. det et ‘sie 74, det ut Fr. Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. >17 [£: 97b. 92a] DE EXCUSATIONE. [26] nibus adversus eum, quem nominavit, adire debet, usque dum causam finiat. Ne DE EX- Ceterum si aliquam sessionem intermiserit is, qui potiorem nominavit, prae- seriptione excluditur. Plane illa sessio, quae de plano celebratur, ei non computabitur. 62 Item. Si is qui potiorem nominayit, litteras petierit ad magistratus, ut 5 compellant eum venire, quem potiorem nominavit, cum libellos dedit alia die litteras accipere debet ac magistratibus reddere per dinumerationem 63 vicenum milium passuum. Item. Illud curare debet, ut intra diem deeimum quam litteras reddidit magistratibus, rescriptas deposcat; et ubi eas accepe- rit, per dinumerationem simili modo reverti debebit et si sessionem in- 10 venerit pro tribunali, reddere praetori, ut subnotet sua manu quod volet. 64 Item. Si quis eos, quos potiores nominavit, non probaverit, si adhuc intra quinquagesimum diem est, alios potiores potest nominare. 65 Item. Quamvis supra dixerimus eum qui potiorem nominaverit, si aliguam ses- sionem intermiserit pro tribunali, praescribtione submoveri, utique verum est, si litte- 15 rae non sunt impetratae; ceterum ex quo inpetratae sunt in eum diem, quo reddi praetori rescribtae debent, etsi hoc medio spatio sessio fuerit, non oberit, si sessionibus non adierit; et ita in usu servatur. 66 Item. Libelli ita formandi. “Cum proxime decreto tutorem me dandum existimaveris illi, quod mihi in notit/am pertulit ze illa die, nomino potioren, ut 20 municiperz supra scripti, illum, Veientanum, morantem eo loco, habentem in substantia plus minus tantum. Si aeques Romanus fuerit qui potior nominabitur, etiam hoc compraehendi debet. Deinde fine talem clausulam addat: “rogo, praetor, propter praescriptionis tempora libellos accipere digneris. 67 Si pro tribunali dabuntur, quinque, de plano quattuor dandi erunt et petendum, ut denun- 25 tietur ex auctoritate. Cum denuntiaveriz et is non venerit, libellos det et litteras 68 petat. Item. Quidam tamen iustos secundum has Zeges putant dici. Divi quoque Marcus et Lucius Apronio Saturnino ita seribserunt: “Si instrumentis probas habere te iustos tres liberos, excusationem tuam Manilius Car- bo praetor vir clarissimus accipiet. Sed iustorum mentio ita accipienda est, ut secundum ius civile 30 quaesiti sint. 69 Item. In adoptionem dati ad hanc causam proderunt. 70 Item. Jus liberorum a principe impetratum nec ad hanc causam nec ad mu- nera prodest. (desunt paginae duae) 26 Quae praecesserunt collatis locis infra $ 194 et Coll. 16, 3, 3 et Dig. 27,1, 2, 3 Zalia fere videntur fuisse: “Justos autem liberos esse oportet, id est non naturales, sed ex vero ma- trimonio etsi non secundum leges Iuliam Papiamve quaesitos. Rescriptum ipse Ulpianus loco non satis commodo absoluto commentario videtur intulisse; nequaquam enim pertinet ad quae- stionern dirimmendam, quodnam iustorum liberorum genus requiratur. 27 scribserunt ‘sic #4, rescribserunt F”. 29 ut ‘sic 94, utı Im. 31 In om. P. 318 Monmmsen [27] [Q. XXVI. 4a] pAul-bE-1]-SARr'pt UTELATINUSIUNIA s cılLSAdTIRIpUNE ulp-deorpicıop badomıcılium)s N ERIB- SUBICIETTA RECUPERABIT 10 VITSACEDOTIUM) turelamprıuileg APTUMTISACERD jTembaecdesa EXCUSATIONEM)S ıs ggs)sulöpßrorü EXERCEANTGPATF gpaArpupıllo ex [TEMSICUTATDE » LUMETTAImPN |TEMUETERAN VETERANORÄTFI Surrsımulnpl UBITRACTARIPPU 3 INUVENIRTUM CUSANTETITADEIG RIAESABINACRRR EXAUCTORATUME ABURBICISPIA 0 SETSINSINTPFUS SIMISSIONEMNIG JTEMS'PRIMIPI 1s om. Im, 3-5 supplementa fere sunt Rudorffiana Vormundschaft 1, 279; | ch. Gai. 1, 23; Uip. 11,16; Dig. 26, 2, 3. | 6 praetoris Fm. 6-8 supplevi ad Dig. 27, 1, 19 et Cod. 5, 62, 2. | 10 cf. I. N. 2569 “cum privilegio sacerdoti Caeninensis munitus potuisset ab honorib. et munerib. facile excusari. 21-25 Modestinus, quem constat Ulpiani libros de excusationibus et de officio praetoris tutelaris perpetuo adhibuisse, libro III excusationum (Dig. 27, 1, 8, 10): eeurn Sn de morsgov Jragmenta iuris anteiustiniani Faticana. 319 [£. 94b] DE EXCUSATIONE. [27] Ile tionemipoterits AHA er ie ee. nOQgerimstestäiientarıs EN >... .. 16: aan ee a 472 Paulus libro Il sententiarum. Pro teszamentario tutore non habebitur testamento inutiliter datus, PANL. L. 1. ut est Latinus Iunianus, quer lex tutorem testamento dari vetat, item qui codi- SE 5 cillis ad testamentum non pertinenzibus Zutor datus est. 173 Ulpianus de offhicio praetoris Zutelaris . . 2 2 2 2 20.20.20. „ Habentem in Ita- NE OFF, lia domicilium consenzaneum est a provinciali administratione liberari; üs itaque mu- ; e neribus subicietur tantummodo, quae pertinent ad res Italicas pupili » 2»: 2 2.2. 173: recuperabit. Item. Si ei, quem pater testamento tutorem nomina- Loiyit, sagezdohunmgcomtreninie el Wi. 0 Be Re quo) adversus tutelam privilegium continetur, tamen ita demum excusabitur, si ante apertum testamentum sacerdos factus est. 174 Item. Haec de sacerdotio dicta ad eos quoque pertinent, qui magistratu excusationem consequunfur; itaque haec non pertinet nisi ad tutelas eo tempore delatas, 15 quo quis consul vel praetor vel ....... est. 175 Item. Collegas eos accipimus,. » >» 2 2 2 2 202020... qui eandem artem exereeanttguamanaterstaeäitarit...,.) -;) 2 Wa: QUOSPALELZDUPHIOTUIERFARRAMRAENLL A. . ., © Sa BB Item SıcullarterindehSTURAMAUIUN.:. 5 De a 2 hum\et.ıta, imperatoniostenhiiizaii, WM, 0 0 a eh ehem ee 177 Item. Veteran: a religuorum omnium tutelis peraeque excusantur, a veteranorum autem filiorum tutelis ita, ut non plus unam suscipere cogantur. Sed utrum simul non plus unam eiusmodi tutelam suscipere debeant veterani an semel unam, tractari potest. Puto /zamen gestam tutelam eis non profuturam et ita 17732 inveni rescriptum. Item. Non honesta missione missi non ex- cusantur et ita de ignominiose dimissishumpenalon es nr TiaesSabinapfreswzeisenärsld Bu UL .. SS ee es EZAUCLOLALUNWERnE UMSATZ ST IILd 5). ass ee euer ta; Ab urbicis plane Zutelis excusabuntur, quia ingredi iis urbem non licet. % Sed etsi non sint perfuncti szipendüs, tamen post annum vigesimum si missionem non ignominiosam acceperunt, excusantur. ern, Senna ANT > ee: 4 x y E > \ E) d% e ' BEN.) Xen - 2 2% m 4 piav za amas Emrgomyv dvadeyorrm or man orgarınma n Evi zul) ov mov ToÜ emab, mavoleuns ÖE TyS MaWTNS EmıTgomns maAım avaryovraı, RAN WITTWEO Er: TUv uwraiv ai TRVOR- even ou Bor Imzousw Tois Erymrosı oUde eis Tas Fosis Urpigovrar, ovrus zur Emı Tüv maraı SrpgRFrIWTwWV oüx weist TO yaysunoYaı. Cf. Cod. 5, 65, 2. i 29 Modestinus libro IIT excusationum (Dig. 27,1, 8, 9): yore: de zur OiAmwvos ovrws: sed ignominia missi ab urbicis plane tutelis excusabuntur, quia ingredi eis urbem non licet. 31. 31 supplevi ad Dig. 27,1, 8, 2. 30 perfecti 7” compendio male soluto. 320 Monummsen [28] [Q. XXVIL. 4b] UMIPIAREMdABUNT legaregg-ıpsegg-mloc SACERDOTIOFUNGIT 5 \RTOOILIPNOECIARAT INTINPRIMIPILARIBUS MploveterANoRuUm 10 JUETEREMSUAMENP SSTERUACENTUMMI MDATADEAMNAN BUCHIMINORUICIN ElAeXCUSANTURUT ODARETMINORXXU 15 TAPRINCIPENEGOTIOR? bomerAaturelarum MINIURIAMADFERAT AEXCUSABITDITSUA TUTEIASQUASANTE BITETABEAGANTEASUS SIADTEMPUSCURATOR DPRUSTICHATEMSEAlIE mwererıpau///Äaspla 3 |MIRIBGUUNTTRIAATHO! ıllorplurtutelasfacıat FRATRIB-TUTORÖATUSE 4 imipilarem 7. 5 in. a om. Vm, 11 estertia "sic Id; extertia I”, 18-20 Cf. Dig. 27, 1, 41 pr.; Cod. 5, 62, 10; Inst. 1, 25,1. 48 principio 7”, impr. Det. 21-26 Modestinus Dig. 27,14, 10, 8: Ulpianus scribit: Adversa quoque valetudo excusat, sed ea quae impedimento est, quo minus quis suis rebus superesse possit, ut imperator no- ster cum patre rescripsit. Ex loco quem deinde interposuit Tribonianus (Dig. 27, 4, 11): Paulus ex libro singulari de excusatione tutorum: Et non tantum, ne incipiant, sed et a coepta excusarı debent, de ea quoque re Ulpianum hic egisse apparet. Deinde pergit Mo- destinus Triboniani sic (Dig. 27,1, 12 pr.): Idem Ulpianus scribit: sed in hoc rescripto ad- ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 321 [94a] DE EXCUSATIONE. [28] ER RE EN TERRERETERNE URDT prumipilaremYdabunt Nur EUDE OFF. en en. legareigquoqueipseiguogue.inVlocum Fe NEN Naumiisaeerdetiolfungitur N NN zasresenpto@diyi' Puvdeelaratur BO EL ER RN. 0 untenprimipilarıbus END T. ENeremplosveteranorum * . . ” I ” . ” . . . . . . . Ar a EEE BERN N AH Eveterem"suamYemp- BO RER PEN ERRRREHRENRERRERTE NEN. 97 9/2 2 VEREERSESTETEIARCENTUN MT Da NE Econsummatamliesm.nan- NEN Ed ueit;Inamı mnorlviem- 15 &i quinque amis - » =» 2 2... a Zutela excusantur ut ee RUE RE RE 2 0 NO laretiminoreswRcKV? GraTaISı 0 ee NERUSEENEENE N ra BE Tem. 222. 9 Weuitdatalest auprincrpe nerotiorum fiscalium administratio quamdiu administrat honera tutelarum 20 suscipere non cogitur, ne publicae rei utilitas privatorum iniuriam adferat. 3a Item. In valetudinem perpetuam qui inciderit, a tutela excusabitur. Hi quos va- letudo perpetua excusat,. . . . .eas quoyue tutelas, quas ante susceperant, deponunt. 84 Item. In furorerr qui inciderit, item excusabitur etiam ab ea quam antea sus- 25 ceperat tutela, neque tamen in tolum, sed in locum furiosi ad tempus curator datur. i 85 Item. Imp..... reseripsit L. Titio affirmanti imparem per rusticitatem se alie- nis negotiis gerendis esse rusticitatem posse excusationem mereri. Paupertas pla- e$ 20). ne dat excusationem. e 3630 Item. Tria onera tutelarum excusationem tribuunt. 'Tria autem ho- (ex hoc 1. Dig. 27, 1, 3). nera sie sun£ accipienda, ut non numerus pupillorum plures tutelas faciat, sed patrimoniorum separatio. Et ideo qui tribus fratribus tutor datus est, iectum est solere vel ad tempus vel in perpetuum excusari, prout valetudo (est), qua adficitur. Furor autem non in totum excusat, sed effhicit ut curator interim delur. Ulpiani haec ex libro de excusationibus videnlur petita, cum quae supra legimus similia neque tamen eadem desumpta sint ex libro de officio praetoris tutelaris. 21 ua om. Fr, 27-29 supplevi usus Rudorffianis Vormundschaft 2, 56. Ex- trema redeunt pleniora N 240; praeterea ex Ulpiani libro singulari excusalionum Dig. 27, 1, 7 haec habent: Paupertas sane dat excusationem. paupertas Fr, 30-p. 323, 2 Tria o. t. dant excusationem. Tria — datus est Dig. Philos. - histor. Kl. 1859. Ss Ar Mommsen ’ J EXCUSATIONE / [9. XXVIL. 5a] U ee ne TWTELAMSUSCEPISSECREDITUR TEMÜCURAMKALENDARNGAOMANORUMAPRINCIPEINDUCTAMINSEQUES TRIORÖINESUSCEPTADAOMINISTRABATINTRIBUSNIINPUTABITTUTELA ÜCURAGAFFECTATAEAFFECTATAMSICACCHPIEMUSSIÜAPPEUTAMUIDEAT DOP’SETÜSSEEXCUSARFABEASENIEXCUSAUNTCREÖITURMAFFECTASSEIbONUS OP'SETDECLNARENIRECUSAUNETIÖSAFPEDECRETUMEINTUTOREINIPUIIN UITUSÖARITUTORÜCURATORENJCUIUSFUERATTUTORCURATORENOMINATUS TEMSIESHMRESEMEIPAUFILSUNTUTELAMADMINISTRETANEIbAECINNUME ROCEOATSCIOdUBMATUMIN VENIOTMFULVIOAEWILANOINPSON MANIL OPUIWIRTUMEMCIPATAFFILIAETUTELAMNUMERARIENbONERAORE TEDTRIAATHONMERAINDOMOEESUFFICITPIMDESIPATERALICUI USUel FLUSÖFRATRGEINE'd-POTESTATETRIADONERASUSTINEATJADPICULPATRIS PUNENTgNULOLUNTATEEAOMINISTRANTOMNIB-EXCUSATIOATUTELA)PETIT _ JEEDNUMERUSGTL-ÜBERORUMATUTELAEXCUSATIONEMTRIBUITCIUIB- JI-ROMANISEARTUTELARUMGROMAESINIUNCTACATRIUMFILORPEARUM ÜGINDMUNICIPNSITALICISINIUNGUNTIUATTUORNUMEROLBERORUM 1ÖT-IMPNETDIUUSSEUERUSCIAUDIODERODIANORR ETIVEOSIISAMGE MUNICIHPALIB-FUERIMOATUSQUATTLUORNUMEROLIBEROR’DEBEBITEXCUSARI temsrersiimpuAdelatarveritutelalicetromaeexcusatoaAlle ceraquing-liserisdekechp) TEDEXEMPLECHHIUMROMANORUMLATINOSIUMANOSEXCUSARIOTET NEMIUSUATANINIUSTISFILINREIRITWULTOMINUSINPOTESTATENEC NESINTOEDUDICANDIbDONEREINIUSTOSFILOSRELEUAREPAP-LIBE-OPNU SCRIBAT temexpiliamepotespdeeAdtutelaeliserAtio NEMSICHUMN’ADCADUCORUMUINDICATIONEMPALAMENIWIbIPPONAS EXUETERANOPTORIANOGENEROSOCERUMAUUMEFFECTUMTMLORATIO NEMDEIMARCITINCASTRISPTORISRECITAUITPAULOITERUMETAPNIA MNOJSS-UN-1d JANIODABEBITAUUSEDABEUNMNEPOTB-EXFILLONATIS CUIUSORATIONISÜBADACCSUNTETIFACHIUSUETERANINOSTRISOCEROS REPPERIANTILLOSGG-NOVOPRIVIEGIOSOLLICHABIMUSUTAUUSNEPOTUM EXUETERIANOPTORIANONATORUMNSDEMCOMMOOISNOMINEEORUM 2 qui i. p. haberent — creditur Dig. 3 inductam /; em. Buchholz. sequestri F; em. Maius. 4 excidisse quaedam cum sententia ostendit, tum quod deficit item. 5 appetitam FI. 8 curator ei qui 7; ern. Maius. 9-11 Modestinus in Dig.27, 1,15, 16: Ulpianus libro singuları de excusationibus ita seribit: Si quis inter tres tutelas em. — numerum procedit — tamen rescripium — numerari inter 0. 0. Dig. 10 versonam ‘sie 74, persona Fr, ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 323 [£. 936] DE EXCUSATIONE. [29] VLP. L. DE OFF, qui indivisum patrimonium habent, vel quibusdam tutor, quibusdam curator, unam N tutelam suscepisse creditur. 87 Item. Qui curam kalendarii Gaditanorum a principe inzunctam in eque- 88 stri ordine susceptam administrabat...... In tribus non inputabitur tutela 5 vel cura, quae aflectata est. Afleetatam sic accipiemus, si vel appetita videatur vel cum posset quis se excusare, ab ea se non excusavit. Creditur enim affectasse, qui honus cum posset declinare non recusavit; et id saepe decretum est in tutore, qui non potuit in- vitus dari tutor, vel curatore, qui cuius fuerat tutor, curator est nominatus. 89 Item. Si quis inter tres emancipati fili sui tutelam administret, an ei haec in nume- (eedemer EU: ı0 ro cedat, scio dubitatum. Invenio tamen Fulvio Aemiliano in personz Manili 1, 15, 16). no; Optivi rescriptum emancipatae filiae tutelam numerari ei inter honera oportere. 90 Item. Tria autem honera in domo esse sufhcit. -Proinde si pater alicuius vel = ae Dig. filius vel frater, qui est in eiusdem potestate, tria honera sustineat, quae ad periculum patris pertinent, quoniam voluntate eius administrant, omnibus excusatio a tutela competit. 91 15 Item. Numerus quoque liberorum a tutela excusationem tribuit civibus quidem Romanis earum tutelarum, quae Romae sunt iniunctae, trium [filiorum], earum vero, quae in municipiis Italicis iniunguntur, quattuor numero liberorum ; idque imperator noster et divus Severus Claudio Herodiano rescripserunt. Et ideo si quis re munieipalibus fuerit datus, quattuor numero liberorum debebit excusari. |magistratibus $ 208. 247). 9220 Item. Sed si in provincia delata fuerit tutela, licet Romae excusatio alle- getur, a quinque liberis debet recipi. 93 Item. Exemplo civium Romanorum Latinos Iunianos excusari oportet. 94 Item. Iusti autem an iniusti sint filii, non requiritur; multo minus in potestate nec- ne sint, cum etiam iudicandi honere iniustos filios relevare Papinianus libro V quaestionum 959 scribat. Item. Ex filla nepotes non prodesse ad tutelae liberatio- nem sicuti nec ad caducorum vindicationem palam est, nisi mihi proponas ex veterano practoriano genero socerum avum effeetum; tunc enim secundum oratio- nem divi Marci, quam in castris praetoris recitavit Paulo iterum et Apronia- no conss. VIII id. lan., id habebit avus, quod habet in nepotibus ex filio natis. % Cuius orationis verba haee sunt: “et quo facilius veterani nostri soceros repperiant, illos quoque novo privilegio sollicitacimus, ut avus nepotum ex veterano praetoriano natorum iisdem commodis nomine eorum 12-14 Tria onera in domo una esse — patris sui spectent, quia vol. — competit; sed si non patris voluntate administrent, non prodesse saepe rescriptum est Dig. 13 frater Dig., fratres U. 46 iniunctae a trium Y. filiorum delendum puto; cf. Dig. 27, 1, 2, 7: oidemoü errıv Eadtns eügeiv örı megı viov dlaneyera dunrakıc, a. eg Fezvun. 20 sed et U; em. ego. 22 iumanos 7. 23 sunt 74, sint Fm. 25 non add. Mai. 28 dei 7 compendio & hie ut alibi (cf. p. 336, 27) male soluto. 29 iterum post Aproniano inseri iubet Borghesius Giorn. Arcad. vol. 22 p. 68; cf. Orelli- Henzen 1368. 1694. 5307. 6123. 31 sollicitabimus 7; em. ego. 32 ex filia ex vet. malirm. ueteriano ‘sic F 4; ueterano /". Ss? 324 Mommsen [30] de / [Q. XXVIL. 5b] Fe TEDINADOPTIONEMIEOISSENINOCETN’ADOPTASSEADEXCUSATIONENM PPERNMGNSOLNATURALESTRIBUUNTEXCUSATIONEM TemamBelloamissiAatutelaexcuUSARCdEBEANTNETLNFASCIE-SUMEN 5 VISETINILÖICANDIMUNEREPSUPSUUB-bABenturlegeiulademA RITANÖISORÖINIB-DEFASCIE-SUMENDISETPUBLICOR’KAPITEUIGINTISEX MEMPRIUATORUMKAPITEUICENSIMOUN-DEIUOICANDOCAUETETPUTO JSUTUENDUMUTETATUTELSEXCUSENTPINDESIUETRESBELLLAMISE RITSIUEUNUMÖULOSUEPSUPSTITIB-CEVENT 1 JTEMSUTRUMSOLFIlMAMETNEPOTESdEBENTPIEESUBSISTENDUM gilexgd-PRIVATOR’KAPITEXXUNSENATUSAPPeIlATlexUpuBlicorum KAPITEXXUI-ÜBERORUMFACHDUONEMPUTOTW-EAND’EEALTTATEM INNEPOUB-INLOOFILIORUMSUCCEdUNTGEINFILNS [TEMUTRINACIAED!T- AMDISSUSANTEMPOREBELLAMI SSUSPSISIARISTO 15 INACIEAMISSUMdUMTAXATECOPUTOPÄRTEMP-BELLLAMISSUMdEBE REPDERNEPUBLICASTRAGESPATRINOCEAT tewertbaeceTexcusaViostgassedlcattmtelamalicuiusadmı NISTRASSEETADCURAMOUOCETIIINLITUMNERE)pELLENO’SUSCIPE IMPNOPATREPOlOTERENTIYNOR 0 _ TEMSIGSUXORISSUAECURA /ORDATURDISICUTISENATUSCENSUITNEGS EAMÖUCATCUIUSTUTORÜCURATORFUITITAUXORISSUAENONDEBERECH RADADMINISTRAREDIUUSSEUERUSFLAUIOSEUERIANOR TEMPIMdESICUIFUERITPUPILLAAPATREDESPONSANIDEBEBITEITUTOR dARINENUPTIAEINPEDIANTETDATUSEXCUSABIETSISPONSAESUAE 25 CURATORFUERITDATUSÖEBEBITEXCUSARIMIFORTEAPATRETUTORÜCURA TORFUERITDESUNATUSÄNIPSEEAMPATDESPONDITETUTR’G- ppicietä PIIMORTEMPATRISIESPONSAEETMC-E-UTUOLUNTAUPATRISOBTENM peretimbonoregpSIUSINDMNIOALARENUPTIAEINPEDIUNT jtemeerb’gemusexcusationIssiassediscatwomichiummbABe 3 REROMALDELECTUSADIMUNUSÜINEAPUAUBWWOMICHIUMNDABET LI-ETIMARCPTINACIETAELANOJSS-R [TEMPIMdEISTUIIORUMCESAROMAESPCIPLAECHUI I UMdEBENT 6 uiginti sex F. 11 senatus 7; em. Blumius. 14 acıae F. sed deletum malım. 20 uxoris suae /. curator Fr, 21 debere quemquam curam malim. 26 perficietur malim. amd un ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. [f. 93a] DE EXCUSATIONE. [30] fruatur, quibus frueretur, si eos haberet ex filio. $ 196 Item. In adoptionem dedisse non nocet, nec adoptasse ad excusationem proderit, quoniam soli naturales tribuunt excusationem. 8197 Item. An bello amissi a tutela excusare debeant? nam et in fascibus sumen- 5 dis et in iudicandi munere pro superstilibus habentur, ut lege Iulia de ma- ritandis ordinibus de fascibus sumendis et publicorum kapite XXY7, item privatorum kapite vicensimo VIl de iudicando cavetur. Et puto constituendum, ut et a tutelis excusent; proinde sive tres bello amise- rit sive unum duosve, pro superstitibus cedent. 8 19810 Item. Sed utrum soli filüi an et nepotes debent prodesse? Subsistendum, quoniam lex quidem privatorum kapite XXVII ex se natos appellat, lex vero publicorum kapite XXVI liberorum facit mentionem. Puto tamen eandem esse aequitatem in nepotibus, qui in locum filiorum succedunt, quae est in fıliis. $199 Item. Utrum in acie dumtaxat amissus an tempore belli amissus prosit? [Sed] Aristo 15 in acie amissum dumtaxat; ego puto per tempus belli amissum debe- ni re prodesse, ne publica strages patri noceat. $ 200 Item. Erit haec etiam excusatio, si quis se dicat tutelam alicuius admi- nistrasse et ad curam eius vocetur; nam inyitum non esse compellendum suscipere imperator noster cum patre Polo Terentiano rescripsit; $ 201 20 item si quis uxori suae curazor datur; nam sicuti senatus censuit, ne quis eam ducat, cuius tutor vel curator fuit, ita uxoris suae non debere cu- ram administrare divus Severus Flayio Severiano rescripsit. 8 202 Item. Proinde si cui fuerit pupilla a patre desponsa, non debebit ei tutor dari, ne nuptiae inpediantur, et datus excusabitur; et si sponsae suae 25 curator fuerit datus, debebit excusari; nisi forte a patre tutor vel cura- tor fuerit destinatus. Aut enim ipse eam pater despondit et utrumque perficiet, aut post mortem patris desponsa est et magis est, ut voluntati patris obtem- peretur in honere quam ipsius in matrimonio, quare nuptiae inpediuntur. 8203 Item. Est et hoc genus excusationis, si quis se dicat domicilium non habe- 30 re Romae delectus ad munus vel in ea proyincia, ubi domicilium non habet, idque et divus Marcus Pertinaci et Aeliano consulibus rescripsit. $ 204 Item. Proinde qui studiorum causa Romae sunt praecipue civilium, debent 30 Romae ibi delectus er. Buchholz, recte puto. 31 Pertinax et Aelianus consules videntur fuisse anno p. Chr, 175; ef. Borghesius Giorn. Arcad. vol. 22 p. 61 sq. 32 praecipuae 7. VLP. L. DE OFF, PR. TVT. 336 Monmmsen [31] EXCUSATIONE / [Q. XXVIH. 6a] SCSAROMACACUNTSTUÖNCURADISTRACTIETITA ATANTONINUSAUGCACREALIACENSIB-ETALNS TEMPIMdESITSADURBICAMÖYOCESIMPTINENS REXCUSARESEDEBEBITABEOPATRIMONIOHINREGIO ArepDAlıSscAueAtsIlesatumaccepitb’facereli Imidg tügnınplenumuvoluntatparerlecat oa 5ITIÖT-SMARCUSINEOGSEAREPUALIEXCUSAUNT sclaudiopulchrorsıt olUITEXCUSAREN’OPTINUITP’EAPOTIORNOMI 10 HEIMGEUTPISITSIEUMTENPORAPATANTUOSM USLICETPOTIORNOMINATUSALTUTRDEBEATEIN LESEPOTOREDANÜMCPOTIOREMNOMINARE IOPTORRSIT TUTORDATUSEETEXCUSARESEETNIRECEPTAEXCU 15 (OMINAREPOTESTSITEMPORADIERUMPATIANT (POTORNOMINAREP’EAADEXCUSATIONEMTRANSI NUSENULLAMSEEXCUSATIONEMDABEREOPOTIOR FEREMOUSESIÖICATSESIMEPIUDICIOD’FACEREFOR IE /TEXCUSATONEMETPOTOREMNOMINATIONEM T — NOT INATUSESIGONEGETSEEEINEAJIUNCTIONEAM OVOREMRIPJUICTUSNEEXCUSARESEIIPOTERIT VERODANUMDEEXCUSATIONEINSERTUM nomimaruseadommıabaecdieseosbagesitgs 25 ISUTEOO’RTOdECIARAT REDNOMINATLIBELLOSdEBETZUATNOSÖAREPTO RIBUNALIUTEPISTULAdEIMARCIAdAEMILANUM JUREPOTIOREMNOMINETIDEGRADUMMNECESSITU 101 ISAPTEDESIGNAREEUDEONSUFFICITCOGNATU AluLVICERESIVEBEBITCRADUMADICEREUNOMEN ee Ss Ss cerersiimgcollegioaddlderltetsiFoRrTte ‘“Tota haec pagina non est rescripta Detlefsenus. 1.2.5 primae quaeque litterae hodie latent. 2 imperator 7”, at Pd, 3 dyocesim 7. 3-5 9. 12. 14-19. 21-26. 23 supplementa priorum relinui subinde reficta; religqua mea sunt pleraque. 4 qP%, quod Fr. 6 nistrat uerum quoniam 7, nistratum quoniam 7”; quia non (QLN) proposuit Rudorffius YVorm. 2, 180. 9 uoluit Fr. 10 in.m om. Fr, uos 7}; em. ego. 13 Aelio Diodoto Maius. praetor Y. 145 nominare Fr, 17 entis Fr. 19 teatur 7”, estur Y. potiorem F. Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 327 [£. 100b] DE EXCUSATIONE. [31] excusari, quamdiu discendi juris causa Romae agunt studii cura distracti; et ita VLP. L. DE OFF. > 0200.00. . Imperator Antoninus Augustus Caereali a censibus et aliis ee S 205 rescripsit. Item. Proinde si quis ad urbicam diocesim pertinens testamento tutor datur, excusare se debebit ab eo patrimonio, quod in regio- nibus iuridicorum est, similiter a re provinciali; sed caveat, si legatum accepit, hoc facere; li- a cite enim urbana sola administrat, verum quia non in plenum voluntati paret, legati ei relicti petitio denegabitur, idque divus Marcus in eo, qui se a re provinciali excusavit testamento tutor datus, Claudio Pulchro rescripsit. 8 206 Item. An is qui se voluit excusare nec optinuit, postea potiores nomi- 10 nare possit, scio quaesitum. Et magis est ut possit, si eum tempora patiantur, guos enim habet dies, üis utetur omnibus, licet potior nominatus alterutrum debeat eli- gere, utrum velit negare se potiorem an vero magis poliorem nominare 310 praetoriresereie $ 207 Item. Licet is qui tutor datus est et excusare se et non recepta excu- 15 satione alios potiores nominare potest, si tempora dierum patiantur, tamen si maluerit potiores nominare, postea ad excusationem transi- re non potest; nam loco fatentis est nullam se excusationem habere, cum potiores nominavit. Nec magis ferendus est, si dicat se sine praeiudicio hoc facere, for- te si simul et profiteatur excusationem et potiorum nominationem 2» © » . proponat. $ 208 Item. Is qui potior nominatus est, si quidem neget se esse in ea coniunctione, am- plius nominare potiorem non potest; convictus ne excusare se quidem poterit; idque est rescripto ad Claudium Herodianum de excusatione insertum. 8209 Item. Is qui potior nominatus est, ad omnia haec dies eos habebit, quos 2 $210 Lem. Is qui potiorem nominat libellos debet quaternos dare praeto- ri de plano, quinos pro tribunali, ut epistula div Marci ad Aemilianum habent qui primo loco dati sunt, ut eodem rescripto declaratur. Do continetur, et dicere, quo iure potiorem nominet, id est gradum necessitu- dinis et ius cognationis aperte designare; et ideo non sufficit cognatum 3 vel affınem generaliter dicere, sed debebit gradum adicere vel nomen proprium cognationis affınitatisve designare et ius cognationis expri- mere; nec sufficit collegam dicere, nisi in quo collegio addiderit. Et si forte 20 t om. Im. 21 negat 7”, “male Detl. .. 22 potiorem F”. 23 erodianum Fr, 25 in. i om. V m, 26 potiorem Fr. 27 dei F; v. p. 323, 28. 29 n deficiente lineola F4 ‘sic’; non Fr. 30 generaliter Fr. adicere 74, dicere Fr. 31 nit hodie deest. 32 gam di hodie deest. 328 Monmmsen [32] Jde/ [Q. XXVIT. 6b] | Nauguökenitneeteeiheeeeee TUITPOTIOREMNOMINAREJCEÖITPIEARUIDG- IM] temmebigdp'SUNTISPTORJFIRMAUITTTDE DOTOPTORIRSITPINDESIAMATRE FUERINTÖESIGN 5 NOMINAREP'SINTÄRIPOTESTETPUTOEOSNOMIN RTUMELAPATREERANTÖESIECNATIS’ DERITSERU AlIoVI RILSEXUS PUIRIEMSEXUMdESCENdEN CURACDESTINATIDIET PAP-RÖMLIGERTUMAPATRO) UNATUMTUTORP’SEPOTOREMNOMINARE 22 |TEMNOMINAREATPOTIORESNP'SINPRIMI VHLUSSEUERUSJSTITUNT jtemlicetAtpatrısappellatioim oRATtıo ACCHPIENDAMTICIRCAPRIMIPIlAarbIU REeL pılarısdentsolNmetnepot 15 [TEMSIN’COGNATIÜAÖFINESP'SNOMINAREPOTIO, Pssumebisoliglegerulaveexceptisunt pındesigscosmatusaltultralegeexceptusli DOTOPTORIERTUMPO TIOREMNOMINARERIPOTITN NOMINAREAdFINISGALTERUITRAleGEexcep/us 2 emexcıpiumntAtlegegd-1ulacocNATc «um NOSOBRINOSOBRINAUENATUSSIETNATAPIP/ATI borumpotestateSsgueinwatkımoNnIoübı gsUu TRARUMb 0 CGRAdDUNOSJTIN GEN TIUMMARITIUF TATENOSTRACOGNATIJTINGENTESEOSEACOCNATI 3 Mexcedit |TEMNUPTARUMN 0 BISCO, GRAdUMÜN OSTRICOGNATIABUXORIB-NOSTRISE jtemleceAtpapıabnadFimesexcıpiuntgu ETSOCERETSOCRUSUMIGFUERUNTITEMUITRICUS PRIUIG NAUIP SORUMDEOR JINEORUM PoTes/ ATe 0 FUERUNT |TEDDMEDINITAG-MLsJA ALCIDUMLIGERTUMMATN UMFURIOCTAU[ CO") CTWTEAMEAIMINISTRASSETNECESSARIU /Q-AD “Usque ad v.2Ü) haec paginae non est rescripta' Detlefsenus. Supplementa huius paginae fere sunt priorum exceptis vv. 6. 7. 8. 12. 15. 17. 29. 31. 32. 3 ante verba ne hi quidem talia fere resecta videntur: “Testamento patris tutores filio dati excusare se possunt, poliores nominare non possunt. Hoc ait Ulpianus resceriptum ad Dio- dotum datum, quod legitur ss 159. 246, striete interpretandum esse, id est de solo patre qui filio tutorem non iure dederit, sed tantummodo destinarit, non de matre quae Lutorem proposuerit, neque magis de avo qui nepoti quamoeis ex filio sit tutorem quammis libertum non iure dederit, sed destinarit. 7 uirili 7. ‚Fragmenta iuris anteiusliniani Vaticana. 329 [f. 1003] DE EXCUSATIONE. [32] in aliquo horum deliquerit, emendandi ei facultas intra tempus, quo po- Sun OFF tuit potiorem nominare, conceditur, postea non, idque imperazor noster ... rescripsit. Er 211 Item. Ne hi quidem possunt, quos praetor confirmavit testamento designaztos, ut imperator doto praetori rescripsit. Proinde si a matre fuerint designazi, an potiores |noszer Dio- nominare possint, quaeri potest; et puto eos nominare posse, nam de üis tantum 5 rescriptum est, qui a patre erant designati. Sed hoc erit servandum in filio solo, non in alio virilis sexus per virilem sexum descendente, e2si liberti sunt tutelae vel curae destinati; nam et Papinianus respondit libertum a patrono nepoti ex filio des- tinatum tutorem posse potiorem nominare. 212 Item. Nominare autem potiores non possunt inprimis collegae patris vel pupilli, ut 10 divus Severus constiluit. 213 Item. Licet autem patris appellatio in oratione sit, puto tamen de avo quoque eam accipiendam, quamquam circa primipilares hoc iure uzimur, ut tutores filio primi- pilaris dentur soli, non etiam nepoti. ‚214 Item. Sed nec cognati vel adfines possunt nominare potiores indistincte, sed, ut oratione ex- 15 pressum est, hi soli qui lege Iulia Papiave excepti sunt. 215 Proinde si quis cognatus alteruzra lege exceptus lice? non proximus datus est, ut Dio- doto praetori est rescriptum, potiorem nominare non poterit, neque potest potiorem nominare adfınis qui alteruzra lege excepzus est. ‚216 Item. Excipiuntur autem lege quidem Iulia cognatorum sex gradus et ex septi- 20 mo sobrino sobrinave natus, sed et nata per interpraefalionem, quive in horum potestate sunt quaeve in matrimonio, vel hi qui sunz cognatarum nos- trarum hoc gradu nos contingentium mariti, ve/ eorum, qui sunt in potes- tate nostra, cognati contingentes eos ea cognatione, quae suprascriptum gradum 217 non excedit. Item nuptarum nobis cognati a nobis ad eundem 3 gradum vel nostri cognati ab uxoribus nostris excipiuntur. 218 Item. Lege autem Papia hii adfınes exeipiuntur, qui vir ef uxor et gener et nurus ‚219 et socer et socrus umquam fuerunt, item vitricus noverca privignus privigna vel ipsorum vel eorum qui in eorum poteszate matrimoniove sunt vel ‚220 fuerunt. Item. Memini itaque me suadente . . . .» 30 Alcimum libertum maternum Furi Octaviani clarissimi viri praetorem in cura retinuisse, cum tutelam eius administrasset necessariusque ad res gerendas videretur; 10 restituit Bruns Quid conferant Pat. fr. p. 61; cf. $ 158. 15 extr.u om. Fr. 44 non Yrd; nec Hollwegius errore. 16 Papia addidit Maius; cf. $ 158. Ar 1 9Halirar 77 19 exceptus.. F”. 21 no 7; em. Hollwegius. _interpraetati 7. 22 hi I ‘sic; hi I”. 26 exir. e om. Fm, 27 um (uo, uc, ue) ‘sic omnino P 4; u Fr. 29 extr. lacunam celat Fr, 31 Octaui 7”; Octaviani em. Borghesius Giorn. Arcad. vol. 22 p. 72, citans ex titulo a. p. Chr. 223 (1.N. 635) C. Furium Octavianum c. v., item ©. Furium Octavianum Mur. 1783, 15 et Furium Octavianum cos. pontif. Don. 5, 68. extr. c.u.1ı Xm, 32 necessariusque 7”. Philos.-histor. Kl. 1859. Tt 330 Mommsen [33] EXCUSATIONE / [Q. XXVIl. 7a] Del isst / [NTDICIOMEORATIOMDEIMARCHTASCRIBTAE UTPATRONIPATRONAELIB///Turordelsıpisitamerssaliöpriuslegiosuß NIXUSSIT 11 sıaliuvseumlAumumFEecEeRMANUSITERAUERI ANUTRIOSG-ÜBERO ORUMTOTELAMSUSCIPIATUNDE NOUMDTFUTRIOSC-MERNMU 5 bABEATISIFORTEEXEMPIOMOMERUMOTDMARCUSRSITÄPORIGNEME QLATINMUMFECHDEBEREEUMFUNGISOLUSCLBERORUMTUTELAMSUS CEPTURAMIICEMUS TEMOFFILIUMGI-MILTAREEXCUSAT MÜODUNVSEMERMTIMPIENOLTONG-OFREGUENTATURPOERDEBET SSIADTEMPREIPESAABSITNINPPETLIUMSADTENP-EXCUSABITOENIG: 10 CEXFACTOSOUBDIVODADRIANOLTDAMCIIEGATUSERTIEGIONISTTRECHATUM EETÜTLTORERATDATUSKIINPPETUUMSEDADTEMPUSGLEGATUSLEGIONIS - ERATWERUIMEXCOSATONEMEVS(COMMentarIosbAßerprFngdIobıc COMMENTARIOSDABETPFUUTIMOFILIORSIT ewbigwumnsmsalgprivslegioAligdoRNADMITUNTADEXCUSATION- 15 OD-SIMINORSMANNISKXUADFINIDATUSTUTORETAUIJLEMUSUMRERUM DABEATDOMTARIARUMIOSVENITEXEPISTOLADIOIDADRIANISCRIBSIT claudiosatminolega///elsıcaeg)struvoumderdebislodaptore dATSUNT III] egowwemeraccıpieNdDUMSITTDATUSSITINEAN VEMSAMETDIUUSPIUSPL//IRIONEPOTISCRIBSIT » PAP-IEXM-ENMUMRPONSTÖBISORATIONISFFIMPP-LIBTUMETSIOBALNG privslesiumatorelisuA// / PATRONITWPATRONAEG-ÜBERTORUMTUTOR urdelegatur)pbensuc// mUMEROLIBERORUMPNEPOSPATRONISINE DUHIO)TINETSPOTESTOICHNALNSPATRONIÜIBERISLBERTUMD’dDEBERE gipureparronıb'spe///epSetideontjpAtTRomAeNepoTIstutelam » AdODINISTRAReJpelle//////wslegiosuomixumng-pupilligexpiliapa TRONIUENITILLACATIONEPP-ÜIBEROSPATRONORUMGPUMIEMSEXUM DESCENDUNT///ERTIFRUUNTUR te werbacd ///deeocvisemeflcıumdATALLIÖTATISEXPHRARIPOTEST Alıodmequage redendumeeiprivnleciumanlarum //}} mber//ÜBERTAS 30 SOLDTAENINTOTOFEREIUREDANUMISSOREMMIORISPATRONUSAD ösuspsommodoliwer///////cetmbomIse'PATRONNUSEXERCEAT exce prod d1/ 1usVocA///// 11/1! mIUSSUPTORISNOEBEAT 1 sunt Fr, ..nt 7, dei F, 2 libertus tutor 7°“, lib...tutor 74; Iıberorum libertus tutor malirm ; N 224. 3 Item orn. in hiatu PH, 5 munerum quibus divus praestat. orignem 7%; em. Rudorff, Buchholz. 6 solus A. 7 cepturam W, 7. 88 222 ala a verbis supra legitur $ 145 ex Ulpiani libre de ewcusationibus. 10 ex facto sub 7% em. ego. et addidi, 12 excusalur addidi. 14-16 $ 223 similiter supra legitur $ 151 ex Ulpiani hibro de exeusationibus. 17 lega... elgicae 7% loqui ‘sic 7°, loqui qui 7”, 49 Platorio I “videtur factum m. 2 Plaetorio; Pl..orio 74; of. A. Platorius Nepos... Pollio Orell. 822 et A. Platorius Nepos Calpurnianus Orell. 5472. 20 libro X Dig., ubi praecedit locus excerptus ew 4. AT. 21 libertorum 7. $ 999 er7 Jragmenta iuris anteiusliniani Valicana. 331 [f. 90a] DE EXCUSATIONE, [33] nam et liberti materni in pari sunt eondicione. Oratio enim divi Mareci ita scribta est, ut patroni patronae libertus tutor deligi possit, tametsi aliquo privilegio sub- nixus sit. Item. Si alius eum Latinum fecerit, alius ileraverit, an utriusque liberorum tutelam suseipiat, vidertlum, quasi utriusque meritum 5 habeat; nisi forte exemplo munerum, ut divus Marcus reseripsit, apud originem eius qui Latinum fecit debere eum fungi, solius eius liberorum tutelam sus- cepturum dieemus. Item. Officium quoque militare excusat, nam cum munus emeritum prodest, multo magis cum frequentatur prodesse debet. Sed si ad tempus rei publicae causa absit, non in perpetuum, sed ad tempus excusabitur. Denique 10 cum excewsaretur sub divo Hadriano quidam, cum legatus esset legionis ez testamenlum recilatum esset, quo tutor erat datus, non in perpeluum, sed ad tempus, quo legatus legionis erat, meruit exceusalionem. Excusalur eliam is, qui commentarios habet praelecti, quamdiu hie commentarios habet praefecti, ut divus Marcus cum hlio reseribsit. $ 223 Item. Hi qui muniti sunt aliquo privilegio, aliquando non admittuntur ad excusationem, 15 velut si minor sit annis XXV adfini datus tutor et aliquem usum rerum habeat hereditariarum; quod ius venit ex epistula divi Hadriani, quam seribsit Claudio Saturnino legato Belgicae. Quae constitulio videtur de bis loqui, qui a praetore dati sunt; ego idem esse accipiendum, si testamento datus sit. In ean- dem sentenliam et divus Pius Platorio Nepoti seribsit. $ 224% Papinianus libro XI quaestionum respondit verbis orationis fratrum imperatorum libertum, etsi privilegium a tutelis vacez, patroni tamen patronaeque liberorum tutor job aliquod ut deligatur comprachensum. In numero liberorum pronepos patroni sine dubio continetur. Sed potest diei non aliis patroni patronaeve liberis libertum hoc debere, quam qui iura palronatus sperare possunt, et ideo neque patronae nepotis tutelam 25 administrare compellendum privilegio subnixum neque pupilli, qui ex filia pa- troni venit, quia vacatione praeter liberos patronorum, qui per virilem sexum descendunt, liberti fruuntur. 8 225 Item. Et hoc quidem de eo, cui beneficium datae libertatis exprobrari potest. Alioqui nequaquam eredendum est ei privilegium ablatum, eui fideicommissa libertas 3» solula est; nam in tolo fere iure manumissor eius modi nihil iuris wz patronus ad- versus personam modo liberti consequitur, lieet in bonis eius patroni ius exerceat, excepto quod in ius vocare patronum iniussu praetoris non debeat. 22 delegatur 7. In om. P4 in hiatu. 23. 24 Libertus n. a. patroni patronaeye liberis tutor esse cogitur q. q. 1. p. s. possunt Dig. 23 patronaeve ew Dig. addıidi, 24 iure patronatus Dig., iure patroni hoc F. sperare F"; spe...eF. 25 conpellendum Fr; compelle.. v4, subnixum ‘sie 9, ut coniecerat Wenckius; ....1- rum Fr, ex filia uneis inclusit Maius. 26 propter F. 27 liberti Fr, ...erti 74, 28 hac q 74, hac quae... Fm, 29-32 Nequaquam — pr. exeusationis abl. e. fideicommissaria I. — adv. liberti personam consequitur, excepto — debet Dig. eui fideicommissa 7”, ..i fidei... 94. 30 ut Dig, om. VW. ti consequitur li Ahodie latet sub foliolo agglutinato. 32 i.ius UOCAseeer......Dlussu FF ex eadem causa, 102 VLP, L. DE OFF, PR, TVT. PAPIN.L. XL QUAEST, (ex Pap. I. XI u Dig. 2b 6, 14), (ex hoe I. Dig. 27 a 332 Mommsen [34] J>de/ [Q. XXVIL. 7b] anni nis NORUMPATRONIT-ÜBERORUM pAul.Le-sextopmumsußklechmistwrelisapollimarıspAul-du0 SUNTUUPATETFILUSdATUSETUTORTITUSN’APPARETDEISENSITTESTA 5 TORGROLSIVURISRISDATUSEJUEMOARESETESTATORSENSITSNOÖN ATPARETNIUSÖEFICITSEOPBATIOERGONEUTERETUTORD’RTUMEINSTU cbomANUMISSOSIWLOSINTSTICHIETINCERTUMDEITESTATORSEN SEerntüsterotemlecaveritgplureodemmomimebABuitseruos EINNUMMISLEGAUSKUTAPLACUNSINIATPARETUOLUNTASIOACCEP 10 UMEFMINUSE ANTONINUSCRANIOMFIRMINOMILIT EXDULOB-TUTORIE- IN specrAlitinlooexcuSATdAUSSICUTPCIB-TUISADLEGASSIUNUSP TUTORERUTUASAOMINISTRAUMADÜSUSEUMTT-IBINPETENNEM IENORARERIDEBESMECHIMUTVOCESSATIONISPICLLOGNIGESSITTENE 15 RIPOTESTOSIMPLICHÖATUSE'JAOMINISTRATIONISEMISCUITITUTOR JUREFUISSENONDIDEATUR pAul-lıe- SINGULARIETESTAMTISPARENTIB- ‚Leetliserissuns Impotestatembapentib- -TTUTORDAREWASCULSGD-INPUBERIB- FEMINISÖETPUERIB-ETTAMIAMNATISGETPTUMISITAG-PUNSTITU 2» vomemb..// edumbocwmodosckiserepluciouViopiliomeoetsimı b1V1 LOMORTLOVENATIERUNTTUTORDOLUCIUMAURELIUMETGA IUMOPTATUMAGB-PETOUTTUTELAMLIBERORUMMEORUMGERANT ITAUTEAGINASIARELIQUEROAURELIUSEAATQUAEINITALIAOP TWTUSAOMINISTRET » Psumusitersingubslserisalu//tg-AlbUMmtuToRem dAREUD-b’ModoTITIoFI IOMEOAURELLUMTUTOREMDOSEIOFILIO MEOTUTOREMOPTATUMOOPLURIE-GI-LBERISUN // TUTORITEM UNIPLURESÖARIPOSSUNT pAUL-LB-SsımGularıdeexcusationis-biätresplurvetutelas 30 ÜCURATIONESÜPMIKTOMODOCVIUSC’I-SEPARATASCUN US / DM) NISTRANTEXCUSARIATUTELACU RATIONEUESOLENTSIFRATRUMTU telamsu SCıpIantpunAtut//////l/il/llld-8omA 3 de om. F. 3-6 Duo — igitur n, e. tutor Dig. 13 restituas 74 sic‘; res tuas Fr. 15 eius ‘sic F4 ut coniecerat Buchholz; est F”. ‚fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 333 [f. 90b] DE EXCUSATIONE. [34] 226 Item. Ius anulorum ingenuitatis imaginem praestat salvo iure patro- QYAEST. = norum patronique liberorum. 27 Paulus libro sexto quaestionum sub rubrica de legitimis tutelis. Apollinaris Paulo. Duo PAVLVS L VL sunt Titi pater et filius; datus est tutor Titius nec apparet, de quo sensit testa- RDıs 26, DE 5tor; quaero quid sit iuris. Respondit: is datus est, quem dare se testator sensit; si id non atparet, non ius deficit, sed probatio, ergo neuter est tutor. Hoc rescriptum est in Sti- cho manumisso, si duo sint Stichi et incertum, de quo testator sen- serit, vel si Erotem legaverit qui plures eodem nomine habuit servos. Quod in nummis legatis non ita placuit: si non atparet voluntas, id accep- ı0 tum est quod minus est. 228 Imp. Antoninus Granio Firmino militi. Ex duobus tutoribus qui non ZBEFANONT specialiter in locum excusati dati sunt, sicut praeeibus tuis adlegas, si unus pro ; tutore res Zuas administravit, adversus eum tantum tibi competere actionem ignorare non debes. Nec enim mutuo cessationis periculo qui nihil gessit tene- 15 ri potest, cum simpliciter datus eius, qui administration se miscuit, contutor iure fuisse non videatur. 229 Paulus libro singulari de testamentis. Parentibus licet liberis suis EAN IE DE in potestate manentibus testamento tutores dare masculis quidem inpuberibus, feminis vero etiam puberibus et tam iam natis quam etiam postumis. Itaque post institu- 2 tionem haeredum hoc modo scribere potest: “Lucio Titio filio meo et si mi- hi vivo mortuove nati ali erunt, tutores do Lucium Aurelium et Ga- ium Optatum, a quibus peto, ut tutelam liberorum meorum gerant ita, ut ea quae in Asia reliquero, Aurelius, ea autem quae in Italia, Op- tatus administret.’ 302 Possumus autem et singulis liberis alium atque alium tutorem dare, velut hoc modo: “Titio filio meo Aurelium tutorem do; Seio filio meo tutorem Optatum do. Pluribus quoque liberis unus tutor, item uni plures dari possunt. 31 Paulus libro singulari de excusationibus. Hü qui tres pluresye tutelas ee 30 curationesve permixto modo cuiuscumque separatas admini- nistrant, excusari a tutela curationeve solent. Quod si fratrum tu- telam suscipiant, pro una tutela reputantur eadem bona. 18 in potestatem habentibus 7; ern. Barkow. 20 heredum F”. 21 alı adaidı. 25 aliu..tque 74, 26 ueluti 7”. 27 un..tutor 74, 30 uel curationes uel 7; em. ego. . dministrant #4, 32 tutela...antur eadem I, tut.............dem 74. bona... I". 334 Monmsen [35] EXCUSATIONE [2. XXVIL. 8a] Spdeoppicioptonisrutelanisonsenvanı@tötenniebispuilli TUTOREMOETTPATRIMONIAINDISREGIONIB-DABENTISSUBILDICIS UTEL-POMPEIANO PIORUMPNIRSITMULTOME-SUNPUASITPATRIMO NIUMLCEUSPETITMURBEJSISTAT ulp-deofpIcıoptoristutelarıs S’AIMCollegiopISTTRUMSUNTATU TeISEex CUSANTSIMOOOPSEMETPSOSPISTRINUMEXERCEANTS'NIALIOS PUTOEXCUSANDOSGLINTRANUMERUMJSUTUTICENTENARIUMPIS TRINUMZLITTERASOHDITRAIANIAÖSULPICIUMSIMILEMEXERCEANT GOMNIALTTERISPFTIANNONAESIGNIFICANDASUNT » ULp-lB-SS-SEdOSVENISESPISTORNEXCUSANTUTFILUMINIANOIMP NOSTOPATRERSIT TEMURBICIPISTORACOLLEGARUMGIG- FLORUMTU TELISEX CU SANTJUISNT-DECURIALESMEI-(IMNCETERISCOR PoRIB-SUNTcus enter TtabAdRIANORTOADdCIIULANUMPFT-ANNONAE SIGNIFICATZEPISTUL] DAUOIAMRTOADUERNAMEIMONTANUM 15 PISTORESIMP-NEPATREI HPTATUSEETADPISTORPTINERECINEONEGOTO FRUMDEN TUMAGEN TIE DARETACOLLEGARUMFILOR TUTELISUACATIO plus ETımprnmdulsı UTATELSQUASSUSCEPANTANTEIPISTORES EENTEXCUSARENTSh] ABIPSOCREAUSPISTORIB-PSUTITEUTAMAR COdIOCAEPFTI- ANNO] NAERSIT 2% [TEWSETTINFORO| VARIONEGOTIANTSIDUAB-PARTIB-0/ NORUM ANNON-IUUENTbABEN TEeXxcusAatiomembtrerisallatis /// 0-URBIS TESTIMONIALIB-NEGC DATIONISUUMPNETDSEUMAr////cAeReA IRRRUNTIRTOdECIA| ATANTEEOSNBABUISSEINMUNMATENSINEIS DARIEAMGDATAEDIS( \INNON-P-R-JIUUANT 3 pADl-LB-SsINGular| SMmUuNIcıHPAlemurBIchATpISToRAcolleGA RUMGIFILLORUMTL| EelisexcusantsetsieiNFoROSUARIONEGO TIANTSIADVUAB-PARTI PATRIMONNHANNON-JUUENTATUTELSDABENT EXCUSATIONEM Oo [p-deofFIcioptoristurtelarısligerosin GULARIPINDESIMU| ISSURDUSUEISSITSNÖUBIOATUTEIAEXCUSA » BıTbrugSUVALETUdC, IFURORÜMORBUSPPETUUSEXCUSATE TEAS TUTELASQUASANTESL CEPERANTDEPONUNTALIACSAALCTATISELUMI NIE- ETCAPTUMPORTA| OFAUSTINORSIUMPNEPATRE JTEMFURIO a 4 is qui pelitur Maius Hollweg, at recte omnino Savigny Wenck Buchholz scripserunt is cui petitur, nam ubi quis per aliquod tempus extra domicilium moratur, ibi proprie dieitur con- sistere, ut et Diy. 5, 1,19, 2 docent et alia, ut Maffei M. F. 241, 5: “cives Romani ex Italia et alüs provinciüs in Raelia consistentes. 5-7. 11. 12 @f. Dig. 27, 1, 46: Paulus libro singulari de cognitionibus: Qui in collegio pistorum sunt, a tutelis excusantur, si modo per semet pistrinum exerceant; sed non alios puto excusandos, quam qui inter numerum sunt. Urbici autem pistores a collegarum quoque filio- rum tulelis excusantur. Sequuntur similia üs, quae supra $ 203 ex Ulpiani libro de officio praetoris lutelaris relata sunt, neque lamen eadem; quare nisi excerpla in Digestis hoc loco confusa sunt, quod non puto factum, Ulpianum ad verbum Paulus exscripsit. ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Valicana. 335 [f- 89a. 84b] DE EXCUSATIONE. [35] 32 Ulpianus de ofhicio praetoris tutelaris. Observari autem oportet, ne his pupillis VE DEIOEE. tutorem det, qui patrimonia in his regionibus habent, quae sunt sub iuridicis, ut Claudio Pompeiano praetori imperator noster rescripsit; multo magis, si in provincia sit nium, licet is cui petitur in urbe consistat. |patrimo- 33 5 Ulpianus de officio praetoris tutelaris. Sed qui in collegio pistorum sunt, a tu- een telis excusantur, si modo per semet ipsos pistrinum exerceant; sed non alios 27, 1, 46 pr.). puto excusandos, quam qui intra numerum constituti centenarium pis- trinum secundum litteras divi Traiani ad Sulpieium Similem exerceant; quae omnia litteris praefecti annonae sigrificanda sunt. 34 10 Ulpianus libro supra scripto. Sed Östienses pistores non excusantur, ut Fiiuminiano imperator 39 noster cum patre rescripsit. Item. Urbici pistores a collegarum quoque “ er y Dig« ‚1, 46, 1). filiorum tutelis excusantur, quamvis neque decuriales neque qui in ceteris cor- poribus sunt excusentur; et ta Hadriano rescripto ad Claudium Iulianum praefectum annonae significatur. Quam epistulam quodam rescripto ad Vernam et Montanum 15 pistores imperator noster cum patre interpraetatus est et ad pistores pertinere, cum in eo negolio frumentum agentibzs daretur a collegarum filiorum tutelis vacatio. Plus etiam imperator noster indulsiz, ut a tutelis, quas susceperant ante quam pistores essent excusarentur; sed hoc ab ipso creatis pistoribus praestilit et ita Mar- co Diocae praefecto annonae reseripsit. 3620 Item. Sed et qui in foro suario negotiantur, si duabus partibus bonorum annonam iuvent, habent excusationem litteris allatis @ praefecio urbis testimonialibus negotiationis, ut imperator noster et divus Severus ManiZio Caerea- li rescripserunt; quo rescripto declaratur ante eos non habuisse inmunitatem, sed nune eis dari eam quae data est his qui annonam populi Romanı iuvant. 3725 Paulus libro singulari ad municipalem. Urbiei autem pistores a collega- erg rum quoque filiorum tufelis excusantur. Sed et si qui in foro suario nego- tiantur, si a duabus partiöws patrimonii annonam iuvent, a tutelis habent 38 excusationem. Ulpianus de officio praetoris tutelaris libro sin- VLP. L. DE OFF. PR. TVT. gulari. Proinde si muzus surdusve quis sit, sine dubio a tutela excusa- » bitur. Hi vero quos valetudo ve/ furor vel morbus perpetuus excusat, etliam eas tutelas quas ante susceperant deponunt. Alia causa aetatis est. Lumi- 39 nibus etiam captum Porcario Faustino rescripsit imperator noster cum patre. Item Furio 5 sed om. Fn; “male Detl. 10 filiuminiano 7; cf. minofilium pro Menophilo p. 271, 10. 13. 16-18. 25-27. 29-31 Zieras abscissas tacite restituit Maius. 43 Hadriani voluie Maius; sed requirerelur tum praeterea divi potestque Hadrianus dici adiective, ut dieitur via Traiana, ius Justinianum, 49 num Marcio Diogeni ve? Diocli? praefecti ‘sic 74; praefecto F”. 20 bonorum F”. 21 a praefecto Fm, 22 Cereali Yr. 23 nune 74, ut scripserat Savigny, non Fr. 24 his qui Fm. 31 susceperant F*. 32 Portazo Maius; em. Hauptius collato I, R. N n. 387, ubi nominatur iden homo. 336 Monmsen [36] de / [Q. XX VII. 8b] Case kennen ANDPADUSAMUALETUOINEMOCVLIOREXCUSARIDEBERETPTOREMAESUIMATRU buETASUSCEPUSEXCUSABUNTUR |TEMPAUPTASPIANEDATEXCUSATIONEMSITSIMPAREMSEONERINIUNCTE PISITDOCEREIOG-OIUO RUMFRATRUMRTOJTIMNET TEMSIESATIN POAdOMICH LIUMbAB eTdelsetexcusSARISIETSIGSPATRI MONIUMINEAREGIONET en... ee a [TEMSCIOTWISDAMOPERRO REMADPOTIGRUMNOMINATIONEM psılssentbAudImpETRASSENTUTOESERTOJUREPOTIORUMADEXCU SAUONEMSEJUERTERENT pAUL-b&-sımGularsadmunIcıpAalempAU)pTAsgg-Solettrisuereex CUSATIONEM Ybomeritu TelAcıNpETRASSE [uideAt paul-LIB-sımGularıdeorfFIcIoPTORISTUT BLARIMEDIOCRMASETRUS TICHASETIOMESTICALLITESIOUMEXCUSATIC NESMERENTEXEPISTULA BUORUMbAdRIANIETANTONINIETFRATRUC DADCÄRELLUMPRISCUM PRACTOREMTUTELAREM jTemg)pluraAllesantgsımculansıNTpiRc DAUMEXCUSARISOLENT PIETFRATRIMPP- SENTIOPOTITOIMTARRRUNTG ISSINGUIAGLITTERISTUNS JplexusesmipstemttisNUSTASCHASEXCUSA JONISTDILMULTASIMmUL 20 JCRUEP u ITMOVERENOSP’SUTEX CUSATIOTL AATUTELARECIPIP'SIT PAUL. ////sgularıde eXCuUSATIONETUTOR Impp RıRsaeliddoto suo/////em _TWTOR2PATRISUOLUNTATEC dECRETOPTORISCÜFNIURE TESTATODCOVICHLIS DATI FUERANT) FIRMATC |NOMINAREPOTIORP’SE NIARBITRAMURPNILOICIHUMPATRISLICETIURE BFICIATSERUAND’E PAUL-OB--EDIUONISSECUMDALDEIURISÖICH |metutelarısägtrplur veliserosbABenTtsupsTitesexcusarisolenm dg-YpPlURIE-ISUTUTIONIB- CAUETTAMDEIDARCIETLUCITE-PONTIUMMA |ellumtriumliserorum PATREMLIBeRAUERUNTLITTERISADEUMEN 5SISgBdONNRUMSEODIC NUMERUSINITALIACWESROMAMNOSÜIBERATN X)STITUTIONEPRINCIPUM 30 NOSTROR’N’INITALASIROMALTANTUMEXEA JLOMUNICHhALUMMU NERUMBPLC LOd10bE ROdIANOITASCRIBSERUP |SICUTINITALIACIUESROM- JSISTENTESNUMEROJUATTUORLIBERORUM olLMIUMACHUILIBUS 1 o 1 a 2 a XXUl 1 Epaphrae malirm. amisisset “sie 7, amisisse et /. 3, br: 4 Paupertas pla... item legitur supra N 185 ex hoc Ulpiani libro; cf. Dig. 27, 15 T ex Ulpiani libro singulari excusationum: Paupertas sane dat excusationem, si quis imparem se oneri iniuncto possit probare, idque divorum fratrum rescripto continetur. 9 impetrassent 7. 42 malim quae oneri; cf. Paulus 1. II sent. (Dig. 27, 1, 40, 1): "Paupertas quae operi et oneri Lutelae impar est, solet tribuere vacalionem. inpetrasse F; em. Maius. 13-15 Modestinus in Dig. 27, 1,7, 19: yocıpsı Maüros oürwsi: Mediocritas et rusticitas in- terdum excusationem praebent secundum epistulas divorum Hadriani et Antonini. Quae tamen non ex hoc Pauli loco profecta videntur. 14 Borghesius Giorn. Are. vol. 22 p. 82 sg. collato Paulo Dig. 49, 14, 13, 10: ‘non nocere hoc divus Hadrianus et divus Pius et fratres rescripserunt’ unicum intellegit rescriptum a. 138 Hadriani Augusti, Antonini Caesaris, denique Marci et Lucil itern fortasse eo iam tempore Caesarum; errare igitur Capitolinum, qui praetorem tutelarium a Marco demum institutum ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 337 [f. 84a. 89b] DE EXCUSATIONE. [36] Epatidae, cum allegasset se unum oculum amisisse et in alio periclitari, rescripsit, VLP. L. DE OFF. an propter adversam valetudinem oculorum excusari deberet, praetorem aestimaturum. ia Hii etiam a susceptis excusabuntur. 240 Item. Paupertas plane dat excusationem, si quis imparem se oneri iniuncto (= 1185). 5 possit docere, idque divorum fratrum rescripto continetur. 241 Item. Si quis autem in provincia domicilium habet, debet excusari, sed et si quis patri- monium in ea regione, quam iuridicus administrat, habet. 242 Item. Seio tamen quosdam, cum per errorem ad potiorum nominationem prosilissent, haud impetrasse, ut deserto iure potiorum ad excu- 10 sationem se converterent. 243 Paulus libro singulari ad municipalem. Paupertas quoque solet tribuere ex- es cusationem, quod honeri tutelae inpar esse videatur. MVNICIPALEM. 244 Paulus libro singulari de officio praetoris tutelari. Mediocritas et rus- DRennre ticitas et domesticae lites interdum excusationes merentur ex epistula ne 15 divorum Hadriani et Antonini et fratrum ad Caerellium Priscum praetorem tutelarem. 245 Item. Qui complura allegant, quae singula non sint firma, interdum excusari solent; nam et fratres imperatores Sentio Potito ita rescripserunt: “Quamvis singula, quae litteris tuis complexus es, non praestent tibi iustas causas excusazionis, tamen quia multa simul % congruerunt, movere nos possunt, ut excusatio tua a tutela recipi possit. 246 Paulus liöro singulari de excusatione tutorum. Imperatores nostri Aelio Diodoto PAVLYVS L. DE suo salutem. Tutores secundum patris voluntatem decreto praetoris clarissimi viri, quod non iure gr NG testarnento vel codicillis dati fuerant, confirmatos nominare potiores posse non arbitramur, nam iudieium patris licet iure deficiat, seryvandum est. 247 25 Paulus libro I editionis secundae de iurisdictione tutelaris. Qui tres plures- N. ve liberos habent superstites, excusari solen? idque compluribus constitutionibus IVRISD. TVT. ED. cavetur tam divorum Marci et Luci, quibus Pontium Marcellum trium liberorum j patrem liberaverunt litteris ad eum emissis, quam dominorum nostrorum. Sed hic numerus in Italia cives Romanos liberat. Nunc ex constitutione principum 3 nostrorum nec in Italia, sed Romae tantum exemplo municipalium mu- nerum; nam Clodio Herodiano ita seribserunz: “Sicut in Italia cives Romani (Cod. Iust. 5, 66,1; consistentes numero quattuor liberorum incolumium a civilibus GEueepralgni30 muneribus excusantur, ila qui ad tutelam velcuram vocanlur, Rormnae quidem trium liberorum in- columium numero, quorum etiam status non ambigitur, in Italia vero quattuor, in provinclis autem quinque, habent excusationem,. (desunt paginae sedecim) esse referat. Mihi tamen Paulus plura plurium imperatorum rescripta neglegentius ita videtur comprehendisse, cum praesertim idem alio loco modo allato de eadem re provocet ad ‘epistulas divorum Hadriani et Antonini, item de eadem re alibi allegentur rescripta divi Pi (Inst. 1, 25, 8), divorum fratrum (Fat. fr. $ 240; Dig. 27,1, 7; Inst. 4, 25, 6), divi Marci (Inst. 1. c.) 19. 25. 26. 23-30 Ztteras abscissas tacite restituit Maius. 19 sibi Ir. 21 libro singuları 7. 23 testato 7. confirmato nom. /”. 25 tutelari 7%, “nale' Detl.; praetoris tutelaris melim. 27 dei 7. qui Pontium Klenze. 31 sq. Qui ad tutelam — excusationem. PP. non. April. Geta et Plautiano cos. Cod. Just. Philos.-histor. Kl. 1859. - Uu 338 [37] 10 15 4 dan . #4, reccida.. mendatione 7; iniqua commendatione coniecit Maius; in tionem ego. T augg. P. N Are volUMUSIC-UTSI)ST dEPCITSUPBECKRUO 8g-PLIBERISPATDO CAUPATRIAERECCIOAN SELIRECESSERUNTNEL NEPIETATISETOETRE mopolı callıcamo )JSTANTINUSETCA@SS NOUIMUSIN GB-DADU POmNIB-TUSIAMFACI TTEDICEMOJÄP FECTAL CEPSACPÖICENTIUMIN) DMAXIMER-ACIUNch! MUMIUSETVOLUNTAS SUOSPSENTIMUNEREC [reuocassevoluntatem / dONATIONUMCURASU( SRElISIONEPOTIORACIR )SPEXIMUSOMNESEAI UTINbOmINUMTCUB TESECERNANTITAG-SIU TUTASU JOICIONIB- FA GNOTATOTEMPOREP SNSHTUMIUSSINITC INÖULGENT)JOICIONES DRECIPIANTSNPLACHA PAR ENdÖUWERITN? DEI pıscemdl INCETERI REPMIS SAdIFFICIEEN dISdONAL JONUMOFF JmodıspB ABIT RE AO) persequi in 7”. seissas tacite supplevit Maius. Yn; secunda manus c priorem delevit; ern. ego. uam (sive in aliquam) commenda- Mommsen PNAFFECTUPIACTATISMONITOSP’SEMITESCERE VUXTAMPATREMLIBEROS-TGDUMANITATISRAUIO -SETOLLEREEMEIPATIOFIRMITLOINEEUACUET ONIB-JTUUTPATRISÖICIONINATURAEG-//ISUBIU otestauientanllgsackıseuolutAFtIoNeoß ITATISLAQUEISADSTRICTINGLA)MEN* +77 NTESADUENLANT- DAT-XUN-K-AUCC-)STANTI tsymmaAcho )SS- MULTASSAEPENATASEXDONATIONECSASCOG BRATAPEXPSSISÜNNCOATAPPFECTISOPLURIMA ANTCAGENTIUMUISAPRYNGENIOACFACUL FORMARENTÄINCHOATAPFICERENTINDEIUSAN IISUVACCHLANTISSARUMDECRETADIFFEREBAT EHINUPEXCEPUSPSONISÖICTALEXEING B-SUM MNIE-ÜBERASOLLEMNITATEMOREPFECTAORTUS lentatetempestivadebinccommunIum essıTtaBsolutismullsgldeopkimAsuNnTgN ACTOANIMOADUNIÜSUMdONATONUMGENUS MSPECIESSIENISACNOMINIB-INPRIMENDAS IFFERENTTAMSUINUNCUPATIONUMPPRIETA LAdONATIODIRECTASITSIUEMORUSCSAINSTI ENÖISNIFACIENDISUESUSPENSASIUEEXALI SSASUEXANIMODANTIUMACCIPIENTTUMULE NITAEDAECPRIMAOBSERUATIOEUTILLEGES Acvomesg-pwantbisg-pemituscoc///// JEICANTSISUNTMOolESTAEsEedIURERE/// ‚(GABıtorpiciumgmsimulspesasich////1// SANEJÖICIONIB-INÖEFENSOSMINORGNPSTA C/IMTIRTAMENDEFENSORSIFORTEPEOSINOBEUN NSTRIORERITRECEPTANLECTAUULITASMINORIS saepıcölpstar///ın ınFAmILARISÖISPENDdI] 2 constet Fr. 4 iuri subiu Fr, 6.7 ingq [Q. XX VIE. 1a] 5 recci- ua com- 8. 11. 14-19. 23-29. 31 Ztteras in medio folio ab- 10 et Caess. om. Cod. Cons. ad Maximum praef. urbi add. cod. Thheod. Cons. 11 espressis 7” err. typ. 12 uisaprx(?)ngenio ‘sic F4; uisa ex ingenio ‘sic, quantum videre licui Pr. 44 uaccillantis “sie 74, uaceillanti 7”. 15 iune 74, iucundissime 7”; puto seribendum iucn. enim deletum malim, 16 sollemnitate 7 secundum Maium in add., solemnitate idem in textu, quod non mutavit Detlefsenus. ortus 7, ocius ern. Blumius. 21 contractibus diff. 7. 22-27 Donatio sive direeta — faciendi ac non faciendi sive animo — cognominata sub hac fieri debet observatione ut — indulgent actiones cond. p. que contineat hisque” — molestae Cod. Pactiones eas valere volumus si cum legibus consentiant Consult. 22 ılla Ir, ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 339 .21b. 86b] QUANDO DONATOR INTELLEGATUR REVOCASSE VOLUNTATEM. [37] )48 Fidemus quandoque filios patris emancipatos liberalitate eam ET CAESS RC ipsam contumeliis persegui neque in affectu pietatis monitos posse mitescere. 2 Volumus igitur ut, si constiZerit iuxta patrem liberos, contra quam humanitatis ratio deposcit, superbe cerudeiiterque se tollere, emancipatio firmitudine evacuetur idque quod liberis pater donarionibus contulit, patris dicioni naturaeque iuri subiu- s gati patriae reddan? potestati, et ita illi qui sacris evoluti a functione ob- sequii recesserunt necessitatis laqueis adstrieti in qua commendatio- nern pietatis etiam detrec/antes adveniant. Data XVII. k. Aug. Constanti- nopoli Gallicano et Symmacho conss. 4910 Constantinus et Caess. Multas saepe natas ex donatione causas cog- CONSTANTINVS novimus, in quibus vel adumbrata pro expraessis vel inchoata pro perfectis vel plurima Er pro omnibus controversiam faciant, cum agentium visa pro ingenio ac facul- tate dicendi aut perfecta deformarent aut inchoata perficerent. Inde ius an- ceps ac pro dicentium inpulsu vaccillantis sententiarum decreta differebat, 15 Maxime karissime ac iucundissime nobis. Hinc [enim] nuper exceptis personis dicta lex est, in mum ius et voluntas omnibus libera sollemnitate more perfecta ocius |quibus sum- suos praesenti munere opulentat. Tempestiva dehine communium donationum cura successit; absolutis enim illis, quae ideo prima sunt, quoniam sunt religione potiora, eircurnacto animo ad universum donalionum genus 20 conspeximus omnes earum species signis ac nominibus inprimendas, ut in hominum contractibus differentjam sui nuneupationum proprieta- te secernant. Ttaque sive i/la donatio directa sit, sive mortis causa insti- = Cd. Theod. 8, tuta, sive condieionibus faciendi non faciendive suspensa, sive ex ali- 542 a = quo notato tempore promissa, sive ex animo dantium accipientiumve 25 sententiis quantum ius sinit cognominata, eius haec prima observatio est, ut quas leges E Chasit. eig indulgent condieiones pactionesque promantur hisque penitus cognizis aped: vel recipiantur, si complacitae sunt ve/ reiciantur, si sunt molestae; sed iure receptis parendum erit nee denegabitur officium, quin simul spes abiciatur adi- piscendi. Accedere sane condicionibus indefensos minores, quoniam praesta- 30 re promissa difficile est, non p/acnit. Quorum tamen defensores, si forte per eos in obeun- _coa. Theod.3. dis donationum ofkeiis, quarum condicio erit recepta, neclecta utilitas minoris |dispendü en probabitur minorque sic commodis spoliabitur, rei amissae perieulum praestabunt ; ita familiarıs 23 faciendis non faciendisue 7. 25 cognominata cod. uterque; colnita 7, quas cod uterque, quia 'sic Hd, qs. Fr. 26 cognitis Fr, 27 complacitae vel rei. Zu. rerep’is supvlevit Rudorff Vormundschaft ?, 368. 28 abıcıa... Fr. 29-32 in ceteri// sane c. i. m. q. praestare (ira FE ut coniecerat Rudorffius I. c., certare/”, potare au’ fotare #7) p.d.e. non //c/it (non //ıt 7) quorum t..d. s f. p. e. i. 0. d. off//üis qr’ (quare Fr, at tum debuit esse qr.) cum res erit recepta neclecta utilitas minoris commodis (eommodi 7%, "male; m. 2 per litteram i in commoldis virgularm videtur tradu.xisse' Detl.) pro- babitur (spoliabitur 7°) rei #. Minorum (Pupillorum seu minorum /ust) defensores, si per eos donationum condicio neglecta est, rei amissae periculum praestent Cod. Theod. I. III et ita fere Cod. Iust.; ita ut minorum defensores, s. p. €. d. c. n. e., r. a. p. p- 7’heod. l. FLII. Emen- Uu2 Mommsen 340 “gdodomatorintellecat, [Q. XX VIII. 1b] [38] (Dis ee JSCRIBENÖISPCIPLENO MOIONATIONISIUSA Eurr/gq-1V rej)pleatngidoccultosäpımpe sae//clAmdestıNmAFRUSETG FACTASINFECTA 5 sımulansalisg-acdebımcalislargıemdo/ DdAamdomultosbAagemdIspeAetosycuRR pprierateimpulit tabulae ı" donationefafactafırmandar DAB ITÜAOIPSOÜABEOJULEMFORSSUM MI eiffenubmulufinplendaf HLURIMISPSCRIBANTEAEG-UTSUPRA)PDEN 10 SONISF-IISTINCTAE SINTACTUMCORPORAII TÄALASImUlANdOINREPENTESAUTUUCORPE IL LLOIUSACUOLUNTARIUMIN JCESSAUSURPA IPSARERTRAÖTIODSE NTIB-ADUOCATTAUICIN grp pr deuuliceAatyütuplurrümcelesre NENHABITPINIISDEM DNOTANSPSCRIBAT SÄPRIVAUMDISNIREB- NÖUCTAGSCRIBTASUNT DONANDOACSAFPE INEXPUGNAMNDASIBI POg-ALUTMATAETEMP STRAUERITSCIENTIBUS UMEREB-NOMINIB-P RADITOINGSAEPEMUlt ACAPIENTESSOlLEMMmE ONEPRIPIUNTEAIGIT TEOMNIB-J-ARBITRIS NONWALTUACUAIURE 15 HANTISRERITGEADEVOLUNTATESIEMOB| |ISTRADATÜABSCESSUS VISIVOMUSÄFUNMDUSÄLDEVGEMERISERN |EdDEMMOUOdOMINO PATEFECERITTOMNIA)SIGNAREACTISIUDN |SPSTATUTRMULTORU JATCUIUSÄSCIENTIAM VEXABERITTUISUMMA DTIB-0CU ISAURIBUSTESTATANULLUMEFFL KAPIATÄDISSIMULATION-TEGAT gs1 0 POREIMISSAMDETSTUIMAGISTRATUUMA CIENDÖIÄSURRIPIENDILOCUSOALTUTRICO VVEMMAGISTRATUSAÖSCRIBANTSICH SCHE DENTISIVVICHIORUMACPOPULORUMPSCRI CATISOMMNIB- FIVESABSTRUSIORNIERITTAI 3 INITIAGR’ÖSJIUTNAP'SESSIOSAEPELEGITIM sıtualisliseralitatumbomestasglocı ACCIPIENTIUMdONANTIUMG-FAMILI Pdıcatiomejpleatsimulutosıteximil RENMDOCOEPISSEEIUCUNdITASNULLALIT 30 PSIINMEXSPECTANDACSADICENDAL-SAO| lBEeRALTASCAECAMCRATIAMOBSCURO SOLAFRAUSCOGNITAEEARGOONATADICU USATG-UTNULLUSSITSUGI MOdUMSMEORIEXEMPLIS VAMUITORUMMONU ISAUTLITUMCAUSApUUl MEEÖTETVOMINORUM IPRIETATUMIURAPFRIN CLAMATAOMNIBUS UBERALTATISETGRATIAE ILWIUSTVOHDUMPME IMTRISUTLIINEMINUAT 5APUBlIcoTestmoNIo Tee TIEMERENERITFIDESACCI davi ego correctorem officium suum inchoasse neque perfecisse ratus. “Obire donationum of- ficia' significat instrumenta de ea re conficere; nam eo respiciunt quae sequuntur. 32 praestabunt ita 7”, unde non multum recedunt veslisia enotata a Dell. 4 iam Al, ex 9%. 1-20 In conscribendis autem donationibus nomen donatoris ius ac rem notari oportet neque id occulto aut per imperitos (a. p. i. om. Just.) — privatim, sed ut tabulae (ira T’heod. et Just. Veron.) aut quodcungue — sors ministraverit scientibus plurimis (sc. pl. om. Zust.) — perscribatur et corporalis traditio subsequatur ad excludendam vim atque irruptionem advocata vicinitate omnibusque arbitris adhibitis, quorum postea fide probabitur, donatam rem, si est mobilis, ex voluntate traditam donatoris vel, si immobilis, abscessu donantis novo domino patefactam, actis etiam annectendis, quae apud iudicem vel magistratus conficienda sunt (ubi hoc leges expostulant add. Just.) Cod. Theod. Just. Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 341 [£.86a. 21a] QVANDO DONATOR INTELLEGATUR REVOCASSE VOLUNTATEM. [38] metus etiam segniores ad ea conficienda ex tardizate incitabit. Post in iisdem n et. E # 4 oa . Theod. 8,12,1,1.2, conscribendis praecıpue nomen donatoris ius ac rem notans proscribatur, Iust. 8, 54, 25, 1). tum utrurnque iure compleatur neque id occulto aut per imperizos aut privatim; his enim rebus saepe clandestina fraus, et quae facta sunt infecta ez inducta quae scribta sunt 5 simulans aliisque ac dehine alıis largiendo a/gue donando ac saepe vendendo multos habendi spe allectos concurrere in expugnanda sibi proprietate impulit. Tabulae itague aut quodceunque aliut materiae tempus dabit vel ab ipso vel ab N fors sumministraverit scientibus Donationes apud acta firmandas 8 . a et praeseutibus multis inplendas. plurimis perscribantur eaeque, ut supra compraehensum est, rebus nominibus per- 10 sonisque distinctae sint; ac tum corporalis zraditio (in quam saepe multi talia simulando inrepentes aut velut corpora capientes sollemne illud ius ac voluntarium inconcessa usurpazione praeripiunt) — ea igitur ipsa rerum traditio praesentium, adyocata vicinizate omnibusque arbitris, quorum post fide uti liceat, conventu plurimorum celebrezur. Non enim aliter vacua iure 15 dantis res erit, quam ea vel eius voluntate, si est mobilis, tradatur, vel abscessu sui, si domus aut fundus aut quid eiusdem generis erif, sedem noyo domino patefecerit. Quae omnia consignare actis iudieis praestat, ut res multorum mentibus oculis auribus testata nullum effugiat, cuius aut scientiam kapiat aut dissimulationem tegat. Quod si zudex aberit, cui summa 20 provinciae commissa est, mandetur istud magistratuum actis, atque ut nullus sit subi- ciendi aut surripiendi locus, cum alterutri commodum sit, eorum exemplis idem magistratus adseribant. Sic enim conscientia multorum, monu- mentis iudiciorum ac populorum perscribtis, ante litium contestationem pervul- gatis omnibus fides abstrusior non erit. Talia enim esse oportet dominorum 25 initia, quorum diuturna possessio saepe legitima proprietatum iura perfrin- git, talis liberalitatum honestas, quae locis clamata omnibus accipientium donantiumque familias liberalitatis et gratiae praedicatione compleat, simul ut, cum sit eximium cuiusque donum prome- rendo cepisse, eius iucunditas nulla litium tristitudine minuatur. 3% Quod si in spectanda causa dicendaque sententia orba publico testimonio liberalitas caecam gratiam obscurosque coetus prodiderit, quoniam sola fraus cognita est, eorum, quae donata dicuntur, temere non erit fides acci- 2 donatoris 72 T’heod. Iust., donationis Fi. 3 tum (cum 7!) utr/que 7@, tum ab utroque 7”; ab a codice abesse scribit Detlefsenus. Intellege exempla duo donantis et acci- pientis. 4 sae.. 94, saepe 7”. indicta 72. scripta 7m. 5 ac donando I”. 6 uel dando 7; em. ego. 7 1...quod Am. 8-13. 15-29. 31. 32 Zitteras abscissas tacite suppleveit Maius. 9 eae quae 74, eaeque Fr. 11 ueluti I. 13 praesentium 72, praesentibus 71. 14 plurium 71. 15. 16 abscessus ui P, abscessus sui 72. 21 locus alterutri, quod commodum sit malim; cf. $ 163: “ut subnotet sua manu quod volet. eorum ‘sie P4; uerum F, 23 praescri/tis %. aut (sie, non ut solet esse a) litium causa 7; em. ego. Apud Gaium c saepe significat causa idem- que pro contestatione positum esse probabile est. 27 familiis 7. 28 ut om. Fm. domum 71. 29 coepisse F!. 30 in om. Fm, exspectanda 7, expectanda 7”; em. ego. 32 earum 7. 342 Momnmsen [39] [2. XXVIIII. 2a] De VORUMREIECTAUSU VERSISSTUÖNSRECTER JUREFIB-J-REBUSdON 5 EAPFECTIONEFACIEN! BORUMDEIMDELE GC lEGECOMMUTATAUER Facıemdisng-ullA FlArecC’ FUTURISIUST 10 QUIOMNESCOGNOSC VTUOPFERENDAEPP- )SS- ImForo d1U1 pAUl- 1B-xn-Rınppec seralmauısmouissıe 15 [TEMNIDEODONATIO pilaetradıtaplacuı WIEMSIEIRECEPISSE EM OMATABSENTIFI ADEUMFECITJUASPCU 2» GINSTRUMTAPOIOR’E PdIorumadrılınayy ÜSERUISE'TRADITAN do rAdFILIUMpULE NAECUOLUNTATISETEI 25 CSAREDISSEIUSSISSE p’sessiomempd1o baB u ısserdım’Fcs 390 INACDESACRAEDITL TERISPIMORTEMS P’IWDoRTemsuUAm 11. 12 In codd. et Theod. et Just. binis locis, item in Cons. subscriptio haec est: data III (VI Cons) non. Febr. Romae Sabino et Rufino cons. (316) neque de lectionis veritate du- bitare sinunt cum summus consensus lbrorum optimorum, inter quos Feronensis etiam Ju- stiniani codicis utrurmque locum servaeit, tum ordo constitutionum, qui turbatur totus his le- gibus ad alium annum relatis. Attamen cum initio huius legis citata constitutio de dona- tionibus parenltum in liberos et inter exceptas personas videtur esse Cod. Theod. 8, 12, 4 a. p- Chr. 319, tum secundum praefectorum urbi ordinem a chronographo a, 394 relatum (v. ed. meam p. 62)) III non. Febr. Sabino et Rufino cos. (a. 316) praefectus fuit Fettius Ru- finus (cf. Cod. Theod. 4, 13, 1), contra III non, Febr. Severo et Rufino cos. (a. 323) Va- Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 343 [f.23)] Q@UANDO DONATOR INTELLEGATUR REVOCASSE VOLUNTATEM. [39] pienda, sed ea aliena . vorum reiecta vel su . versis studiis recte r ° iure quod quibusque rebus donatis 5 ea perfectione faciend . borum deinde esse quicquam lege commulata ver. . faciendis neque ullam . flare cum futuris iusp . 10 quae ut omnes cognosc . ti tuo praeferenda est. Proposita IIT non. Febr. conss. in foro divi Traianı. 250 Papinianus libro XII responsorum. Inperfec liberalitatis novissim . 25115 Item. Non ideo donatio filiae tradita plau . . tatem sibi recepisse . . 252 Item. Cum mater absenti filio ad eum fecit, quas procura 20 quae instrumenta praediorum e@ praediorum ad fillum p . vel servis eius tradıta non diorum ad filium perven nae voluntatis et ei. . 25 causa redire iussisset . possessionem praediorurr 2524 constare. . factam praedio neque mancipato habuisse. Respondi nec fideicommiss 3in aede sacra aeditu. . teris post mortem su . post mortem sum . .- lerius Maximus. Quare cum Maximum hunc praefectum non praetorio sed ipsum certum sit (nam ad Maximum p. u. praescribunt legi cum cod. Thheod. et . . . Romae Severo et Rufino . . . . . . . . CONSTANTINYS p- C. 323, . . . . . . . - PAPIN, L, XH RESP, urbi fuisse et 2. III et VIII tum Consult.; contra in cod, Just. priore loco I. F cum reliqui omnes lhibri tum Feronensis, altero 1. FIII praeter Veronensem, ex quo quamvis dubitans Blumius enotavit p. u., reliqui consentiunt in p. p.) apparet ipsos codicis Theodosiani compositores incidisse in exemplum con- stilutionis cum subscriptione aut lacera aut permutata, quam deinde qui Theodosianum ex- seripserunt Consultationis auctor et Tribonianus retinuerunt, simpliciter ille, hic p- u. in p(raef.) p(raet.) muiato propter annum praefecto urbi Maximo nequaquam convenientem. 148 cum ‘sic FF; cuius Fr. 13 Paulus 7; em. Maius. 22 non 74, n Fr, 26 praediorum 7”. 28 neque m.. 7”, 24 et ei 'sie Pd, etc Fr, 29 fideicommissum s 7”, 21 filium.. Fr. 25 redisse 7. 30 editu Zim, 344 Mommsesx [40] [Q. XXVII. 2b] lıam/llll/lauome” UITEMNEFIOUCIAEDARETUR NUMACCEPITPLENIRETG LOPFICITCÄTCREDITOR emsıdesitorpecgdele ONEFACTAMNOUATIONEM dAMSTIPULATIONEMUENIT nchoAuitrpomdi IONETRADITAGINRITAM ONAUITNNSPONSFUIT TASNIP'SEREUOCARNUE AÖIRRITUMRECCIDERE TAFFECTOPRIOEMPCESSERIT AUSUITARJIUNCTIONE 10 15 ımetraditaspiliaequae RIRPONDIN’DATREM HMNÖICAREQUIRCAUIS CEASIGNIFICAUONEN! ETASSEPARETSEOpEeculLUMm domAuıterpeculium IPATIONI” "PTAdECES BCISSE BATPOIOR’GPATEIPT AMOONATIONEMGENUIT EETPARUIETNIREFERT CTANPBARETABITRUM EMRECTESECUTURUM zAadAusı ////// Iıpiliae//prıapo1rA 25 30 Iren eıtame.. a8 ationem 7, r poenam mad..rationem Fr. 5 atio ‘sie I, actio Fr. 12-16 Donationes — esse respondi neque enim ta- bulas facere matrimonium Dig. 14 praecesseris 7”, 17-32 Species — matre filiae nomine viro traditass — distingueretur. Judicem tamen aestimaturum, si mater iure contra filam oflensa eas revocare velit et verecundiae maternae congruam bonique viri arbitrio competentem ferre sententiam Dig.; extrena non Papiniani sunt, sed Triboniani. 253 5 10 938 254 15 20 30 ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 345 [£. 23a] QUANDO DONATOR INTELLEGATUR REVOCASSE VOLUNTATEM. [40] SE Gaca! Na.v uns Eedäitamee ken saraionem u ea Eee ee, 2, al, quodnernductae daretur a 2000 sRSenumlaccepitüperveniret' qui Se donauionperkeiinx;tcum autemtereditor Er eranem,sitdebitor.peceuntam, quam’dele- ee cur sn ERShpulztionentactamenovationem 2 nn eren damkstipulationemavenit ee ©... 0 Senken nchoavit. Mespandn SE. N 20 0 Balwnossessionertraditat gummntmetam ee 5 0 EEE SIERZDNavdE INEISEDrABUNSErNG- Item. Donationes in concubinam collatas non posse revocari conve- (ex hoc 1. Dig. nit, nec si matrimonium inter eosdem postea fuerit contractum, ad irritum reccidere ee quod ante iure valuit; an autem maritalis honor et aflectio pridem praecesserit ee... .personis comparatis, vitae coniunctione considerata perpendendum esse respondi. Item. Species extra dotem a matre viro filiae nomine traditas filiae, quae kr 5, 2 praesens fuit, donatas et ab eo viro traditas videri respondi nec matrem offensam repetitionem habere vel cas recte vindicare, quod vir cavis- set extra dotem usibus puellae sıbi traditas, cum ea significatione non modus donationis declaretur nec ab usu proprietas separetur, sed peculium a dote puellae distingueretur. Item. Pater qui filiae quam habuit in potestate mancipia donavit et peculium ES 5, Ze emancipatae non ademit, si deinde ea post diem emancipationis vita deces- sit, ex post facto donationem videbatur perfecisse. a een... 4 eseBshatipraediorum; quaespater'el,post ae. „00 Paangdortationem"zenuit Een... . 1 osskslfesseßsinarvillelenumrefert ee N, 2 RE ctamnonuncoDanetur, acbiLrum Re he, 0) 7 NOSEENEINEERELENSECHEUTNKETE ee RE BESAUIRSINER STE See Denen... sufficere si alterı hliae propria praedia 17 ine om. Fr, 20 cum om. Fr, 22-25 Pater — peculium emancipatae non ademit, ex postfacto — perfecisse Dig. 24 uita 7m, .pta 74; copitari de capta, sed spalium huic supplernento sufficere negavit Detl. emancipationis uita 7’=, 31 sis 74, si.. Pr, sint 7. Finis versiculi scriptura vacare visus est Maio, neque ta- men paragraphus videtur absoluta. 32 sı Im, Philos.- histor. Kl. 1859. x 346 Monmmsen [41] REUOCASSEVOLUNTATEM / [Q. XX VII. 3a] Demsseh nuanen LTATEMIFIRMATAMETAPTEPATRISDECIARATAMUOLUNTATEM) FIRMA GÖILISIONISARBITRIOSUFFICIUURISGZÜBISDEFICIENTIB- Teme’mlegedeposstaiNmAcdeARcAUTeAMmIpSESsoLUSdEPOSUI 5 TOLLERETAUTPIDORTEMIOMINIJALLIUSSPERATUSNIUIDERIPFECTAM DONATIONEMRPONDI jtempompommuspiladelfus DOTISCSAPOAFILAeDOMmpPoNIAcg bABLITNPOTTRADIOITETWERCEDESEOR'GENEROFULUIMDAUITANEA POPUAFILLAREUMEREPSITCCOMMUNESFILOSDOESINSTITUISSETGRE 10 BADUSTAMESAMREUIMNENOAEP'SE ESSIONISbABEREFILAMTNPATER POIAGE-GREBATIOTSEEVOLULTETDONIUMPTMORTEMIIPATRIS JSUTERATPFILAMETMÜNATURALITAGROSRETINUITSPECIEDOUSCUIUS CAPAXFUITDEFENDI TEnMuLEerSTÄPIUMSUPENDIARIUMINSTRUCTUMNMORTISCHA 15 [AUNODdONAUERATPFECTAMINPOIOCETERISQ-REB- / 1: ///IPNDONATION- EEAPPARUISERVOSATETPECORAGCOLLOUDORSODOMARENTUSUNCAP TASITWVOLUNTATEMMULIERNONMUTASSETIAUNOIGGOOLIPFUTULRAMD dUPLICAUONEMRÖINIMMORUSCSACAPITGALTEROOONATUMEIN MORTECINCIAREMOUETUR EempiliusemeipatuscuiparpecullumnAadewitrgdpdonAtouel PSVOGIUSTAMESAMP’ SIVENDIDABETUSUCAPITSEDDEBITORESJUE NIRENIPNII-ÜTESPECUNPSEISINSIUNREMSUAMCOGNITORDATUSÄ 35 NOMINUMDELECATONESIUENERUNTPLANEFEISOLUNTPATRENIDISSEN TIENTEDEBITOREMÜIBERATNYEANEMCIPATUMIGNORETDEINEEPECULUM ADdEMPTUMC'REISUBSTANTIAMPLUSpUullEeATEeXISUMATIONEFAISA TEMpecul UMLINMDICTADANUMISSOOHAMICOSSINADIMATIONA TORIUIDETTRATIOFACHTUTEXIUSTACSAPSIVENSUSUCAPE/ / mp’ sır »0 Almuumbisplacun /Trlisertatemaccepunt ur all /topAReNUs potestatesoluuntgsamitterepecullum NSItlecAtumysutt NII-MTACHAUBERALTASÖEFUPMITTENTISREUMEREPECULIUMPO 2% extr. confirma (confirmat Yn) repetit F, sed mox deletum est. 4-6 Eiusmodi — ipse solus — qui dep. — videri celebratam d. respondi Dig. 7-13 Pomponius — filiae quam habebat — et reditus eorum — patris steterat — agros tenuit — fuisset defendi Dig. 8 solui Dig., fului 7. 9 cum omnis Dig., cum communes 7. 11 de Dig., om. V. 12 respondi filam Dig., pro filiam ‘sic’ 72, respondi per fıllam 7”. 15 nec manc om. in hiatu FE, habet Pm, ‚fragmenta iuris anteiustiniani Valicana. 347 [£. 192] QUANDO DONATOR INTELLEGATUR REVOCASSE VOLUNTATEM. [41] praelegaret et adiecisset “exceptis quae sorori tuae donavi. Nam et testamento libera- a litatem confirmatam et aperte patris declaratam voluntatem; quod divisionis arbitrio sufficit iuris quoque verbis deficientibus. 257 Item. Eiusmodi lege deposita in aede arca, ut eam ipse, qui solus deposuit, er Dig.39, 5 tolleret aut post mortem domini Aelius Speratus, non videri perfectam donationem respondi. 258 Item. Pomponius Filadelfus dotis causa praedia filiae Pomponiae, quam habuit in potestate, tradidit et mercedes eorum genero solyi mandavit, An ea (ex hoc 1. Dig. 10, ’ ): praecipua filia retinere possit, cum ornnes filios heredes instituisset, quaere- 10 batur. Iustam causam retinendae possessionis habere filiam, quoniam pater praedia de quibus quaerebatur dotis esse voluit, et matrimonium post mortem quoque patris constiterat respondi; filiam etenim, quae naturaliter agros retinuit, specie dotis, cuius capax fuit, defendi. 259 Item. Mulier sine tutoris auctoritate praedium stipendiarium instructum non mortis causa 15 Latino donaverat. Perfectam in praedio ceterisque rebus nec mancipii donationem esse apparuit, servos autem et pecora, quae collo vel dorso domarentur, usu non cap- ta. Si tamen voluntatem mulier non mutasset, Latino quoque doli profuturam duplicationem respondi; non enim mortis causa capitur quod aliter donatum est, quoniam morte Cincia removetur. 20 260 Item. Filius emancipatus, cui pater peculium non ademit, res quidem pro donato vel pro suo, quod iustam causam possidendi habet, usu capit, sed debitores conve- nire non potest neque lites pecuniarias prosequi, si non sit in rem suam cognitor datus aut 2 nominum delegationes intervenerunt. Plane quod ei solvitur patre non dissen- tiente, debitorem liberat nec interest an emancipatum ignoret vel ei non esse peculium ademptum, cum rei substantia plus polleat existimatione falsa. 261 Item. Peculium vindicta manumisso vel inter amicos si non adimatur, dona- ri videtur. Quae ratio facit, ut ex iusta causa possidens usucapere rem possit. 3 Aliut in his placuit, qui teszamento libertatem acceperunt ve? Zestamento parentes potestate solvuntur; quos amittere peculium, si non sit legatum, constitit, neque enim tacita liberalitas defuneti permittentis retinere peculium po- 18 quod (quam 74, errore puto) altero 7; em. ego. 20. 21 fortasse hunce locum olim occupaoit rubrica de donationibus ad legem Cinciam (cf. p. 283, 1). 27 pulleat F. 29 donatori 7, sed to deletum esse notat Detl. usucapere rem F"., ‚30 qui 7”%, om. in hiatu P4. tantum libertatem 7; em. ego, 11 scilicet pro 1x: acceperunt......to parentis re, acceperunt si testamento parentis Fr; em.ego, de statuliberis hic sermonem esse arbitratus. 32 permittentis ‘sie 74 ut voluit Maius, promittentis 7”, xx 348 Mommsen [42] / nölegemeincıam / [Q. XXVIHI. 3b] ws [TEMSPONSACREMSIMPLICIHTDONATAERUN SECUUSNUPTISÄIREPETANTURSETSIADFINITATISCONTRADENDAE ESADONATIONESFACTACSETNUNTIUMSPONSUSCULPASUAREMISERIT AET-NIREPETUNTGITAINTELLEGIOTETSIREUOCANTISOONATIONIS)OI 5 CONMUNCUDNNNPDENDATNPFICIENDITCTUS TEMEAMG-BONASUAFILISPEPISTULAMCHRASTIPULATIONEMOIONA VUITSINT-P’SSION-RER’SINGULARTTRADIOITNT-POCIPATIONEMPOIOR? VOWINIUMTRANSTULTNPOSITSdELEGATONIB-ÄINChoATISlITB- ANESNOVAUITMWEGISSEPLACUIT 10 EMMATREMaSINeTÄFIliodoNATONISCSAPSENTESSERUOSMEIPIO DEÖITPFECISSEdONATION-APPARUIT pollicıtatiodonationihpriuatofurmobligationifninducıt TEDAURUMETARGENTUMGINREPSENTIFUITPATFILIOSUNURISOONAUIT E'I-PSSIONEMTRADIMAMEEINSTRUMTOPALAMFECITNONITEIRCODO NATIONEDINRITAMFACTAMEXISUDAUIPUSUMOMNIUMRERUM ıs AP-parrempiliusreliquidt V Ip-LB-J-AdEed-dEREB-CREÖITIS INDEBITUMNSOLUTUMACCHPIMUS NSOLUMSIOMNINONIDEBEBATSIETSIPALIGEXCEPTIONEMPETINIPO TERADIDEPPETUAMEXCEPTIONEMAUAREDOCTT-REPETIPOTERITSIGS PpetuaexceptiomeTtutussolueritumdesıasslegemeincham 0 _ OBLCATUSKIEXCEPTOSOLUERIdEBUNDICEREPETEEUMP’SERISEMPEX CEPVONEMEINCIAEUTIPOTUNTN’SOLUMIPSEÜUTPCULEIANISTABU lAsputantetquisgSs-popularıssiırhaecexcepuosetberise'isipor TEOURANTEVOLUNTATEDECESSITDONATOR/ MdOLIREPLICADONE loobAapereimp-NOoSERSIUNbAeCUBA greg-lib’xlutıt 3 Alexamder FIAUIOMENANÖROPFESSIOOONATIONISAP-ACTA FACTAEONG-DEIPATIONEMNI-TRADITIONEMSUBSECUTAMERDICAS dESTINATONEMPOUUSLIBERALTASGEFFECTUMREIACTAEJTINETEA Pp-gNbasurpilustwusdomiNIUMSIG-AdFIRMASUERASUNTOBL GAREPACTOSUOCREÖMORINIPOTUITN’PSN-EFFECTUGESTUMEUIN 3 ÖICATONEMTUNURISIMPEDIT PP- I KAl- JAN- AlEXANORO AUC- II" ET DdIONE 1 SS SEUERUSETANTONINUSAUGG COSONIAEbILARE ACTIONOUAEXP 4. 5 si revocantis donationis c.n. coniuncti matrimoni (-nıi 7”) compraehendatur 7; em. ego. 11 scholium pertinens ad N 263 zranspositum videtur esse a librario. 15 reliquid 71. 16-18 Indebitum autem solutum — debeatur, sed et — ex- ceptionem perpetuam pati non poterat, quare — poterit nisi sciens se tutum exceptione solvit Dig. 16 indebitum non sol. 7. ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 349 [£. 19b] AD LEGEM CINCIAM DE DONATIONIBUS. [42] 262 tuit intellegi. Item. Sponsae res simpliciter donatae non in- re secutis nuptiis non repetuntur. Sed et si adfinitatis contrahendae causa donationes factae sunt et nuntium sponsus culpa sua remiserit, aeque non repetuntur. (Juod ita intellegi oportet, si revocandis donationisus condi- 5 cio non compraehendatur non coniuncto matrimonio non perficiendi contractus. 263 Item. Eam quae bona sua filiis per epistulam citra stipulationem dona- vit, si neque possessionem rerum singularum tradidit neque per mancipationem praediorum dominium transtulit nec interpositis delegationibus aut inchoatis litibus actiones novavit, nihil egisse placuit. 26410 Item. Matrem, quae sine tutoris auctoritate filio donationis causa praesentes servos mancipio dedit, perfecisse donationem apparuit. Pollicitatio donationis inter privatos vim obligationis non inducit. 265 Item. Aurum et argentum, quod in re praesenti fuit, pater filio sui iuris donavit eiusque possessionem traditam esse instrumento palam feeit: non iteirco do- nationem inritam factam existimavi, quod usum omnium rerum 15 apud patrem filius reliquit. 266 Ulpianus libro I ad edietum de rebus ereditis. Indebiturn solutum accipimus VLPIANVS |L. I. non solum si omnino non debebatur, sed et si per aliquam exceptionem peti non po- ORED. (ee. XI terat, id est perpetuam exceptionem. (Juare hoc quoque repeti poterit, si quis Die 18:0 perpetua exceptione tutus solverit. Unde si quis contra legem Cinciam 20 obligatus non excepto solverit, debuit dic/ repetere eum posse, nam semper ex- ceptione Cinciae uti potuit, nec solum ipse, verum, ut Proculeiani contra Sabinia- nos putant, etiam quivis, quasi popularis sit haec exceptio, sed et heres eius, nisi for- te durante voluntate decessit donator: Zune enim doli replicationem locum habere imperator noster rescripsit in haec verba...... Gregorianus libro XII titulo . IMP. ALEXAN- 266225 mp. Alexander Flavio Menandro. Professio donationis apud acta DER p.C. 200. facta, cum neque mancipationem neque traditionem subsecutam esse dicas, destinationem potius liberalitats quam effectum rei actae continet. Ea- propter quod non habuit filius tuus dominium, si quae adfirmas vera sunt, obli- gare pacto suo creditori non potuit nec quod sine effectu gestum est vin- 3% dicationem tui iuris impedit. Proposita III kal. Ian. Alexandro Aug. III et Dione II conss. 267 Impp. Severus et Antoninus Augg. Cosoniae Hilare. Actio nova ex pro- IMPP. SEVERYS ET CARACALLA p. €. 205. 20 debebit pro debuit rnalim. dicerepetere ‘sic 74; diei repetere Fr. 21 nec ‘sie Pd, non Fr, contra tabulas 7; em. Böcking, Rudorff. 22 heris Y. 23 lenim 74, etenim Fr, 26 factae 7; em. ego. 27 liberalitas ‘sie 72, liberalitatis 7”. 32 Hilarae 7”, “male Det. 350 [43] (Dessert: Pp- prid-Kalıam 15 ROMAEANTONINO- Mommsen dEDONATIONIB [Q. XX VIII. 4a] N-ISS-TREBATANOSEIUSFIHAMSUAMENCIPARET APACTAP FESSUSSI TERTERONIABEHUT BE BBUDIETR U Drabor ananE FECERITANDIDEATP FE CIPATIONGTRADITIO SSE u lp- 1B-xlürAdsAB-UT ETSIVOONATUMSITNL DOTEMdEDN DONMATUMSIETSIDO NIATOREET-AEQ-VONATIONALERETIN FILIAM) SSIONEACTORUMPFECTAEEVONATIORDISINIM SECUTAESOLSACUSIOMINIUMNTRANSISSE PUTENDUMMATFILALDEOITNUIDEATDIONATUM »AleAUINpOT- FLA)STTUTAPATRISALIUDEESI OU [P-ISTATFUTENdUMFILAEdDATUMENEE 5 materfilioınpatria poteftatepohtodonando lkamgın PATRISER ATpOTATepLANESINdoTEmmArFIlAededısset agıt valetgpAct-Ep' IM dONAREFIDAEORMARMPIANTGUISGdOG-FILIAU SOLASNURISSUIFUER) IGITSABINUSAITSIINE REMMARITINI EE FACTZ SCIENMTEEAD’FACTUM hermogtit-dedonationib. 20 25 dATUMEDIUIdIOCLET NIB-INUPTFILLAM JLATI INFRAUDEMCETERORL TOVOLUNTATEFILAEPATDABEAT-RÜ-ANEMMERITO SCIAUXOREUINUITAMARITUSINDOTEMDEDT \DETIDEOUINDICARIABDOEMLLERISP'SE SIYSEI-NSERMÖICEREINDOTEM)ÜSUMERIV Gfdatume )STANTIUS-CACCIIAEANAGRIANAE SIVONATIO SQUARTANIRETENTAPATRIMONIUMEXbASTAÄM IMFILIORUMPBEThASREINDIADOINSTARINOFFICIO SITTSACRISISTITUTIONNIE-PARENTUMNNR’EUIDENTITINETWATREIG- FıAeR DENUMdANTE DAL SIRMI- CAKE: JPENBONCIOSECUNDG PUELNIGNO RAN SPSU RATISNIOTIONIB-IRET rellammeporisexpil Prqueystitun osyel FEICURSUM-PP-Mocc greghbsiunt — IDP- ‚pbilippusacıliocominosuosalutemipatronoSlisertos MEIÄFERRIPISENAMBIGITSUBSCRIPTA- URAL- 5S- SS I-PSENSPUATAMICUSNOSTNOTONEMSUAMIN AATORITATEATG-EXPIENTIASIDOCEBITIN MODE ENTAQUARTAADEXCLUDENDAMINOFFICIOSIT IONAUIPATRIDDNIUMSULMAUUMEXbASSIS« WIUSMIDUISAdEXEMPL-IMOFFICIOSIgRelLAM NUACH X1- RALIUL-MAXIMO-eT-AglINO SS E) b deinmodicıfdonationb, ınlıbertofslatamapatrono donationemfungratiextent dEIUREDONATIONUAMTRACTARINOTETOETSIPFECUSOONATIONIB- nennen a IN PP SSIONEMI N OUCTUSÜIBERTUSGTOLBETTEMPOREEAGSIBIDONATA cor’ädemptumfit SUNT PLENOIURE UTDOMINUSP’SEdERMTMOMNISOONATIOMU TATAPATRONOR’UOLUN TATEREUOCANDASITFOBSERUABITE TCIRCA 30 inscriptionem excidisse manifestum_ est. apuk jsic/ Kurs san Mac. donator 7. emanciparet 7; em. ego. 8 in dotem rmalirn. 11 potest 72, post FI. 44 si add. Maius. 17 exhastam 71, exbastum 7. 20 venundante 7”. auferri "sie 74; auferre Fr, 25 patrimmnium ‘sic 74, patri- monium /", exhassis 71 secundum Detil. oo 13 maritus 7; em. Blumius. ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 351 [f.17b. 85a] AD LEGEM CINCIAM DE DONATIONIBUS. [43] missione, quae donationis causa facta sit, dari non solet, Proposita prid. kal. Ian. CAR. pc 206 268 Romae Antonino II conss. Quaerebatur, an, cum Seius filiam suam emaneiparit et un... RESP. apud acta professus sit ei se donare fundum nec instrumenta donationis fecerit, an videatur professione actorum perfecta esse donatio. Respondi, si neque man- 5 cipatio neque traditio secuta est, solis actis dominium non transisse. 269 Ulpianus libro XLVI ad Sabinum. “Ut quod utendum mater filiae dedit, non videatur donatum ME HD et si donatum sit, non valeat, in potestate filia constituta patris; aliud esse, si dotem dedit. Ulpianus: Constat, quod utendum filiae datum est, non esse j . b a . ee . Mater filio in patria donatum; sed et si donaturn esset, aeque donatio non valeret in fillam con- ERTENch donando 10 lata, quae in patris erat potestate. Plane si in dotem mater filiae dedisset, "N! :sit valet quod factum est; potest enim donare filiae, cum res mariti fiant, quamvis quandoque filia vel sola, si iuris sui fuerit, vel voluntate filiae pater habeat rei uxoriae actionem. Merito igitur Sabinus ait, si inscia uxore vel invita mazer in dotem dedit, rem mariti non esse factam et ideo vindicari ab herede mulieris posse; quod si 15 sciente ea hoc factum sit, consequens erit dicere in dotem conversum esse id quod Hermogenianus titulo de donationibus. 270 datum est. Divi Diocletianus et Constantius Caeciliae Anagrianae. Si donatio- DIocn FEMIT nibus in unam filiam conlatis quarta non retenta patrimonium exhaustum GAL. p. C. 294. in fraudem ceterorum filiorum probetur, has rescindi ad instar inofhicio- si testamenli sacris constitulionibus parentum nostrorum evidenter continetur. Matre quoque 2» filiae res venum dante nihil ei auferri posse non ambigitur. Subscripta V kal. Mai. Sirmi Caesaribus conss. H 271 Idem Boncio Secundo. Praeses provinciae amicus noster notionem suam in- Dehnmelicisklonationibus. 7 QCn ET MAX, pertiet, non ignorans pro sua auctoritate atque experienlia, si docebitur inmode- BR ratis donationibus non retenta quarta ad excludendam inofheiosi quae- 25 rellam nepotis ex filio nati patri»onium suum ayum exhausisse, plerisque constitutionidus huiusmodi commentis ad exemplum inofficiosi quaerellae esse occursum. Proposita Mogontiaci XI kal. Iul. Maximo et Aquilino conss. H Gregorianus libro XIIE titulo . 3 In libertos conlatam a patrono 272 Imp. Philippus Agilio Cosmino suo salutem. Inter patronos et libertos qunanonem, si inerati extent, er c. G 0) ” . Ü IT revocandam vel sı nomine GE RODULINEIE de iure donationum tractari non oportet, cum etsi perfectis donationibus 7° aid eat sic 8, 56, 1). 30 in possessionem inductus libertus quantolibet tempore ea quae sibi donata sunt pleno iure ut dominus possederit, tamen omnis donatio mu- tata patronorum voluntate revocanda sit. Quod obseryabitur etiam circa 26 postque constitutiones 7, latere sub nes litteras s. ib indicaoit Detl., ern. ego. 26. 27 quaerellam esse concursum 7; ern. Mai. 28-p.353, 12 Imp. Philippus A. Cosmino. Etsi perfeetis — tamen, si ingratus sit, omnis — et circa Cod. 28 Cosmiano Codicis quos habuit Hermannus libri mss., Cosmino Cod. edd., Cominio /. et addit F?, om. F", 352 Mommsen [44] dEDONATIONIB [Q. XX VII. 4b] Eee ee sed //// lol seralitatempATRONOR’PUOC AUERUNTSUNTÖIGNIGNEA RÜRETINEANTCCOEPINTOBSEQUIANEGLEGEREOMGEOSJIATAIBERALITASAO OBSEJUMINCUNAREdE BEATGADINSOLENTIAMERIGEREFUNDUSA//Q// 5 AGILOLIBERTODONMASSETETRIBUSETDECURIAG IIPSIUSMOMImeEJp ////// reges//////umo..mn // pri//lıcnisu/cFRijertusumdIlcan / 01° TEDONATIONESÜPEC HT In acı\ // m // 1) bETUSOBTIMEREdEBEATCIRCA QUASUOLUNTASPATRONORUMINSUP PREDAMUSFL-VIEMPSEUERAUERIT b’TWIVSSTABITINTRAIPSORUMTTLIB E RALITATEMGDONAULERUNTCETER? 10 NI-FIINEORUMNG-SUCCESSORAOD'BENE FILIUMPLENIENTNI-MFASE OMNIMODOINGETARIDONATIONESQUASISGNONAUERATINDIEMUN » ,. mesuaenrevocaum/////////// 1/1 dystamtımusetcaess-prisca aeyım 1 LEGUMAE GTATEPUISAUARIISAMBAGUMULERSUTISEXÜSITADONATIO bempw//! KCETUTLLIDEMPTIONISÜDEBITITENOREM)PIDEMDEREUIDEATTM "5 ClARISTESTATIONIB-PBATADEBENTINIRRITUMDEUOCARISIIO-)SULIS SIMARATIONEUIDEATEEPUISUMDMNIO)STANTEDONATIONESIUIRU ETUXOREMATRINSECUSAGITATASNULLAMFIRMITATEMbABEREN’SIEI DEBENTMULIERESBIANDIRISITAMG OO ITORJÜDdEBITORAdDELUDENDAS lECUMSANCTIONESWARITIEARUMSEFALSOL JHEANTEEPFESSIGUARE 2% VETTIUMRUFINUMC-Ü-PFTURBIAMIC N CUIUISNOTIOEADIRENPDIBERIS #/ | au umallegaTIoNIB- EXAMINATI SPETITIONITUAESECUNDUMIURIS] PUIDEBRIUUSTITIAM dAT x KAL INOU- medıolano ystanto et bamıo 95$ DEMAURELIAESABINACSIVUECAUDIOSAELICHUNPOT-FILNUdEGENTES 3 DONATIONUMEFFECTUMAPATRESIEHLATUMMOX)SEqUImIN/ ME, PISEUWEATTMPSEVERAN TIAU OLUNTATISA OINSTARMORTISCHADONA TIONISbUIUSCEMLIBE RAUTATEMREDIGIÖR E RETROPRINCIPUMSCRIBUS COGNITOREEJCESSUMUNDEDEPFTUMU RBIAMICUMNENOTIOE ADIRERIPDIBERISTOMNIE-RITEIJSIBERATISJINPCENWTUAMJFERENDA » /1d1//sıpexpiemtiasuarecte///arı/i///l dAt- 1818-AUGUSTS ROWAE JSTANTINO ET LICINIO AUGG )SS diuwdsocletiamusenystantiussall///l////sodul// prectamdonA 4-4. 9-12 ea quae — lib. p. p., non sunt digni quo eam retineant — magis in eos — eri- gere. Hoc tamen ius — intra ipsos tantum, qui liberalitatem dederint — beneficium pertinebunt — fas est ullo modo — non revocavit (al. retractavit). Data XV kal. Iul. Aemiliano etAquilino cos. Cod. 4 tamen 74, tamen Fr, 2 sequüs suis Cod. F”*; seq......O sie. Kan Y, quo Cod. 3 neglegere “sie' 7°; neglegerent ‘sic’ Fr. 4 autem quem 7”, arg Er 5 nomine comp... 74, de com tamen dubitans, nomine P...... Y, nomine parata.... P’”%. Seribendumne: Fundus a. quem A.|1.d. te scribis et decuria, quae ipsius n. com- parata est? 6 Detlefsenus quod ante scissuram prima lectione deprehendit in exemplo . . . . 0 . . . ı legitur; iteralis curis haec dubia tamen omnia fere enolavit ad scissuram usque: RCGESC ’ - Os!TMOUMMN:IN VsITUISUU.|ÜIO-; om. Raec in lacuna quattuor tantum litterarum Maius. Idem post scissurarn, ubi ertus vindican/o/ Detlefsenus, ibi haec posuit: sine partis est uindicatio cum consue. Ormnino quid subsit incertum est. 7 Detlefsenus secundis curis invenit haec: TEIONATONESÜPECUNIAELNOCU N U ULIBTUS; tudo nouo ........ libertus#”*. 10 hoc ‘sie 74, Cod.; om. Pm, 11 inquietari 7°; inquietari 7”, 12 post reuocauit ubi hiatus est in exemplo scripluram olim fuisse cursivam notant Maius et Detlefsenus. et Caess. falsum est. 13 prouisa 7; em. ego. ‚Jfragmenta iuris anteiusliniani Vaticana. 353 [£ 85b. 17a] DE DONATIONIBUS AD LEGEM CINCIAM. [44] ea, quae libertorum nomine, pecunia tamen patronorum et beneficio comparatasunt. Nam qui ob- PHILIPPYS p. C. sequüs suis liberalitatem patronorum provocaverunt, sunt digni qui eam ee non retineant, cum coeperint obsequia neglegere, cum magis eos conlata liberalitas ad obsequium inclinare debeat quam ad insolentiam erigere. Fundus autem, quem ais 5 Agilio liberto donasse te, tribus et decuria, quae ipsius nomine comparalae sunt, requies.... imo umn....is...... libertus vindicando, cum eas a te donationes vel pecuniae conlationes libertus obtinere debeat, circa quas voluntas patronorum in suppremam usque diem perseverayerit. Hoc tamen ius stabit intra ipsorum tantum liberalitatem, qui donaverunt; ceterum 10 neque filii eorum neque successores ad hoc beneficium pervenient; neque enim fas est omnimodo inquietari donationes, quas is qui donaverat in diem vi- 273 tae suae non reyocavit. Dominus Constantinus et Caesares. Prisca pn. Fe Pa De donationibus sub emptionis titulo fac- licet titulum emptionis vel debiti tenorem compraehendere videatur, tamen "* legum aequitate praec/usa variis ambagum versutiis exquisita donatio, 15 claris testationibus probata debe/ in irritum devocari, si quidem consultis- sima ratione videatur esse provisum matrimonio constante donationes inter virum et uxorem altrinsecus agitatas nullam firmitatam habere. Nec sibi debent mulieres blandiri, si tamquam venditores vel debitores ad eludendas legum sanctiones mariti earum se falso videantur esse professi. Quare 20 Vettium Rufinum clarissimum virum praefectum urbi amicum nostrum, cuius notio est, adıre qui partium allegationibus examinatis petitioni tuae secundum juris |non prohiberis, providebit iustitiam. Data XIIII kal. Nov. Mediolano Constantino et Licinio conss. 274 Idem Aureliae Sabinae sive Gaudiosae. Licet in potestate filius degens 25 donationum effectum a patre sibi conlatarum mox consequi minime Rn Er posse videatur, tamen perseverantia voluntatis ad instar mortis causa dona- 313? 315? tionis huiuscemodi liberalitatem redigi oportere retro principum reseribtis cognoscitur esse concessum. Unde virum clarissimum praefectum urbi amicum nostrum, cuius adire non prohiberis, qui omnibus rite consideratis, quae in praecem tuam conferenda [notio est, 30 tu duxisti, pro experientia sua recte iudicari curabit. Data idibus Augustis Romae Constantino et Licinio Augg. conss. 275 Divi Diocletianus et Constantius Sa.......iodul.. Perfectam dona- DIOCL. p. C. 286. schol de donationibus ... ab empt....tis Mai in libro ipso; “lege sub emptione .. sub ..tis’ idem in add.; de donationib. sub emp...tis Blumius; de.. s.b empti...tis Dezl. 14 titulum ‘sic’ 74, instrumentum Fr. 45 testationibus 74, donationibus 7”, debent 7. 17 atrinsecus agitatas superser. | #4, ac re (vel res) insecuta non ratas Yn, ac r (cum linea traiecta) in...itatas F. 48 mulieris “sie 7%, quod improbat Detl. blandiri guamquam F”. 21 qui partium allegationis ex a....petitioni 7’, 23 Constantio 7. 24 filü u degentes ‘sic viderur F4, fiılii sunt de-gentes 7”; em. ego. 25 conlatum 7; em. ego. consequi min.me 74, consequi m... F”. 26 perseverantia uoluntatis 7 , ut coni. Wenckius, perseuerat et .... satıs 7m, 27 scribtis 7. 28 cognitor 7; em. Maius. 29 conferendam 7. 30 .idi... si 7’, qui postea adaidit primam litteram T videri, secundam C vel E vel O vel U olimque ibi videri fuisse tu duxisti; ...n si 7” pro tu duxisti. 32 Constantii nomen abundat. Sa.......iodul.. 7°, Sabinae (‘cod. Sab..na u£ videzur') et Diodulae 7”. Philos.- histor. Kl. 1859. Yy 354 Monmsen [45] / sölecemeimcıam / [Q. XX VII. 5a] Iekenniteeawer DONATORISETSIPARUMGRATUMEXISTETCUN DONORDATAEMINIM ÖIPISESAFPERTUME- PP- U- NON- MART NICOMEDAEMAXIM Aqlımo )SS pen///!iaesıu //___| _tWUSMOoMINEWATRISTUACDESUAPECUNIA 5 //// 1 I 11111 118oma | | Im ISESACIG-TRADIOITETDECEDENSNIREUOCAUNT »5£ //ytulbsseusder/mtellegisfrustrAatevelleexperiricoRATIO MEDVISEVERIDUIUSM /ONATIONESPTOBITUMEOR’GDONAUERUNT JFIRMEenT. PP-pridie//M-MART-ANTIochIAe- AUGG 111. ET IN: )SS- wdemaurels///////I// SIT IT TTT Trulrmdomauomen 10 ETDECCDENSSUPPREM///FICIHONREVOCAUNSCIMANENTEPOTPSESPUAE LUXTADIUOR’PRINCIPUM / SUTUDONESSUPDACKEFACTASUIMPbIBEBIT deceteristwosdiscep///uruSs- PP- 1 KAl- SEPT-mAxımoetaglino)ss Demaureliozonlo-/ /AdFIRMESPATR-TUUMDONATIONESPFECTAS INTEJTWLSSEETSUPPRE // SIVDICHSEISMREVOCASSEPOTERISIUREISTI 15 TUTOPSERUMOboNoRr// RIMIPILARISISAÖSTRICTUSSECUROANIMOEAG domarasp'sidere- Pp/ın KALNOU MAXImoetaglimo )SS DEmsemigNmesuplat/ INFILAMPTENCIPATION-d0ONATION-APATRE ylATAmp’EAAFERRIAB /ARIPOTUISSEÖUBITARINOTETSITG-WALULOTIBI DEIUREADOSATPS-PO //// quÄausslegitimep’SIVENTIFIAUNIURIAF 2 CESSUÄTORIATSSU \dEBIT PP- I1- KAL-dEC-MAXIMINOET » Aquılimo- )SS- VVEMAURANNIANOHSÖITIUMNRIUE Aemmadıcıldona NITADÜSUSENOR INATIONESÖTTÄEINGSOAMÜBEROSUACUE FACTISFACULTATI B- RUMPNICIEJFERUNVAMIULIUMOIUORUM PRINCIPUMSTAT ISUMSNEMATHULANAPATRIMONIUMSUU 3 ppumdAliseRralita RATREMTUUMEUISCERAUSOPIBUSSUISEX AUSITUTQUARTACT IMIDIAMIADEXCLUdENDINOFFICIOSIOR grellamadüsum INSTATHISDONATISdAUSGNTIREICPAC/ BıbaBespspuAeg [NTAEGESTUMEREUOCABITEANG-AERIS alemnısolutiome INTSSTATOCFRATRETUOWMATRIDREXSTI 3 VSTRENOUARENP [1ec mEdIAE-U-NON-MART-AUG-IFET-IN)SS jdemaurelioseue //dro paunpilumgmpotbaßer) b FERENSIPSOIURE ÖL I IRFACHSIEXPCEPUSSTATUTORUMRECEPTA fipatermttlig falcıdıapbanda 1 uoluntate 7”. Hodie sub foliolis agglutinatis quaedam videntur latere Maio adhuc visa; satius tarmen duxi quidquid iam non apparet exhibere litteris cursivis. 2 minime con- tendi 7”; minime rescindi Hassius. 3 Maximo et F. 4 Si......tuus I. 5 ...donationis FR, 6 ide dubitans F*, ad 7”. wuidetur int. Fr, 7 modi don. Fr. 8 non Fr, 9 idem A... contulit Fr. 140 suppremo iudicio Fr, 11-20 cursivis expressa tanqguam e cod. exhibet F", 15 “adstrietus pozius guam adscriptus’ Maius. 47 donationem 7@ ut legerat conieceratve Blumius, om. F m. 18 aferri ‘sic ineola supra a exesa F4, auferri Fr, 20 Maximino Y. 21 idem aur anniano in dubium non ue 7 secundum Detlefsenum habere apparet; Idem Aur. Anniae. In q....lum non ue 7”; iidem AA. Ammiano Coa. 22 enormes don. 7”, ttäe 74, ita/ nescio quid aliud supra versum videtur esse additum Y; tantummodo, nempe Tim), scripsi.. uacua 7m, 23 facultatibus in filiorum 7”, 24 statutis esse prouisum 7’, 24-28. 30 Si mater tua patrimonium suum ita prof. — dimidium, quod ad excludendam inofficiosi testamenti querelam adyersus te sufficeret, in ‚ragmenta iuris anteiustiniani Faticana. 355 [£. 24b] DE DONATIONIBUS AD LEGEM CINCIAM. [45] tionem mutata volunzaze donatoris, etsi parum gratus existet, cui DIOCL. p. C. 286, dono res data est, minime rescindi posse saepe rescriptum est. Proposita V non. Mart. Nicomediae Maximo ez Aquilino conss. 276 Idem.....iae. Si, u ais, pater tuus nomine matris tuae de sua pecunia DIOCL. ETMAX. 5 fundum comparaeit donazionis causa eique tradidit et decedens non revocavit Ko id quod in eam contulisse videtur, intellegis frustra te velle experiri, cum oratio- ne divi Severi huiusmodi donationes post obitum eorum, qui donaverunt, confirmentur. Proposita pridie non. Mart. Antiochiae Augg. IIII et III conss. 277 Idem Aureli....... Si pater tuus in te contulit donationem DEM p. €. 286. 10 et decedens suppremo iudicio non revocavit, scilicet manente potestate, praeses provinciae iuxta divorum prineipum constitutiones super hac re factas vim prohibebit, de ceteris inter vos discep/afurus. Proposita IIIl kal. Sept. Maximo et Aquilino conss. 278 Idem Aurelio Zoilo. Cum adfırmes patrem tuum donaliones perfectas IIDEM p. €. 236. in te contulisse et suppremis iudiciis eas non revocasse, poteris iure consti- 15 tuto, praesertim cum honorz primipilari sis adstrietus, securo animo ea quae donata sunt, possidere. Proposita YIII kal. Nov. Maximo et Aquilino conss. 279 Idem Benigne Superlatze. In filiam post emancipationem donationem a patre UDEMp.TG=2&R: conlatam postea auferri ab ea non potuisse dubitari non oportet. Si igitur nihil aliud tibi de iure adversatur, praeses provinciae ne qua tibi legitime possidenti fiat iniuria, inter- 20 cessu auctoritatis suze providebit. Proposita IIII kal. Dec. Maxirno et H. 280 Aquilino conss. Idem Aur. Anniano. In dubium non ve- D* jnmodieis don mem p 286 . . 3 . " 5 (= Cod, Iust. nit adversus enorznes donationes, quae tantumnodo in quosdam liberos, vacue- 29, 7). : factis facultatibus religuorum pernicie, conferuntur, iam dudum divorum principum statutis esse provisum. Si igitur mater tua ita patrimonium suum 25 profunda liberalitate in fratrem tuum evisceratis opibus suis ex- ausit, ut quartae partis dimidiam, quam ad excludendum inofhciosz quaerellam adversum te sufficere constat, his donatis datisque hau relietam ti- bi habeas, praeses provinciae, quod immoderate gestum est, revocabit. Sane aeris alieni solutionemn, si ab intestato cum fratre tuo matri heres exsti- 30 tisti, renovare non poZest. Data Nicomediae V non. Mart. Augustis III et II conss. 281 Idem Aurelio Seve........dro. Pater in filium, quem in potestate habet, con- p. DIO GE: p2e2220. Si pater in filium familias aliquid confert, liberalitas eius salva lege Faleidia probanda esz. ferens ipso iure donationem non facit, sed ex praeceptis statutorum recepta his donationibus, quas tibi largita est, non habeas, quod immoderate gestum est revocabitur. PP. V id. Mai. Maximo II et Aquilino cos. Cod. 25 profundit liberalitate in fratrem tuum ...isce pati ...pibus Zuis (om. ex) F/”. 26 auxit ut quartae parzis dım. F”. inofficiosi 7“, inofhiciosior ‘sie F'. Seriptor vocabuli quaerellam primas duas litteras hoc versu expunxisse videlur. 27 adversum t 74 secunda lectione; pro t antea legerat a, Maius au. Post hiatum onstat his donatis datis qn-ireliepam 7 curis secundis; his donati ...artqnaurelictaci idem ante; rtat his datis ...atis quae in Aurelio tecum F’”; em. ego. 28 bi habes 7 , ri habes Y*. atae 7, tae Fm. EANG- vel CANG- ‘sie 94, eamque Pm, em. ego. 29 solutionem ..ab int. Yr, 30 renouare “sic 74, reuocare Fr, potes. Dat. Nie. F’”. Subscriptio falsa est et ut videtur male confusa ex praecedentibus 88 275. 276; substituenda ea quae est in Cod. Just. 31 Seuero Alexandro 7”. 32 donationem F*. Yy2 356 Mommsen „ dEdONATIONIB- / [9. XXVIII. 5b] [46] hf re seritliseraltate'salualegefalcıdiapBarıpındesıpazgpepistula RUBIDONODEÖITNIREUOCATALIBERALITATEN MUTATAUOLUNTATEFA WIEMdIEDINTESTATOOBNTINLIBATADONATIOPMANETSITMIEGIS 5 FALCIDIAERATIOYMINVIEAMM’EXEGERITESILOCUMbABETEATENUS EXDONATIONEFRATRTUIDEDUCENTQUATENUSIÖFIERINDIEMNITAS EUURISRATIOETINOPTINENOISPORTIONIB-JUASEOSDABEREN’EEE EXIGUNTIUXTADANCIURISFORDAMPSPDAEAdLICEMFAMIlIAebeR EISCUNDALOFFUMSALSUALEGIB-TEMPERABIT-PP-BYZANTDIO-XI-RAL- 10 APR-MAXIMO-ETAGLNO- )SS- 55, JDEMCAIPURNIACARISTENETAETN-NITENTARTOPAOPRIMASPCESAC npiedonaionefetab CEPASITERATOSUPPÜLCAREUOLUISTIEXIURERSCRIPT-REPORTABISCCMMU ehe holuntatedonaanı" NESRINSOUDUMdONARINEF-UNTSEDPORTONESEORUMLDONANT ann ADEOS[DONOACCIPIUNTIRANSITUMFACIUNTN’AMBIGIÖTETDONATIO 5 MESEBABSENTESSIEXUOLUNTATEDONANTIUMPSSIONMEMDNGB-dO TE En NATUMENANCISCANTUALIDASEERTATUTSIFIIUSTUUSINMODE RATAELIBERALITATISEFFUSIONEPATRIMONIUMSUUMEXbAUSITIUXTA lesumplachapsıdısPVAeAuckılIoUTERISTUIÖISCUSSAFIDEUERI SINTECRIRUTUTONEMEXFILNPSONAJPETETIBIOBINPBABILEMOO 2» NATIONISENORMITATEDANIMADUTTINREMOLENDISDISTPPAM GESTASUIBISUBUENIET- PP- NN-Id-FEB-MEDIOLANI-MAXIMO-ETAQLINO)SS- JDEMAURELIOCARRENONISISUPENDJARIOR’PPRIETATEMDONO DEDISTHTAUTPTWORTEMEGACCEPITADTEREÖIRETDONATIOINRI TAECADTEPPRIETASTRANSFERRINE(LERITSIUOFTUMINEAMFGSUP pleAsjtuLSUOFTUMAPPRIETATEALIENARENPOTUISU-PP-U-10-MÄRT- MAXIMO- ET- AQLINO )SS- DEMALEXAMÖRIAE EAGD-JIUREDONATIONISASOCRUTUAINTEJLATA SMANEREINJCUSSARECTORPUAEEFFICIET/ / DMMNIOÜRETIMENDO TWIARBITRIEAN VELSETFILISCCMMUNIBHUENIENTIE-INEODEM 3 PPposSItopseverare- PP In 18 0cT berAaclAtbrRACUMMAXIMO et Aaglımo yss rel (dem/////l/asamusıpilaetuae PSSIONESdEIB-AGITINT-MEIPASTINIG-TRADIÖISTIFRUSTRAUERERIS - 5 4.5 si — nec F1, nisi (deleto nec) Fr, 7 ratio et in P. 9 “in margine videor mihi cernere notas aliquot Tironianas Maius. 11 Aristinae ve? Aristianae Cod. 14-16 Nec ambigi — absentes maxime si — hi quibus — validas esse Coa. 16-21 Si filius tuus — exhausit, praesidis pr. aux. uteris — si in integrum rest. — sub- veniet ideoque non est tibi necessarium adversus immodicas donationes auxilium ad instar in- officiosi testamenti Cod. Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 357 FE 24a] DE DONATIONIBUS AD LEGEM CINCIAM. [46] humanitate placuit, si in eodem iudicio perseverans in fatum conces- DIOCL. p. C. 256, serit, liberalitatem eius salva lege Falcidia probari. Proinde si pater, qui per epistulam res tibi dono dedit, non revocata liberalitate nec mutata voluntate fa- talem diem intestato obüt, inlibata donatio permanet, si tamen legis 5 Falcidiae ratio comminui eam nec exegerit; quod si locum habet, eatenus ex donatione fratres tui deducent, quatenus id fieri indemnitas et iuris ratio in optinendis portionibus, quas eos habere necesse est, exigunt. Juxta hanc iuris formam praeses provinciae ad vicem familiae her- eiscundae offieium sententiae suae legibus temperabit. Proposita Byzanthio XI kal. 10 Apr. Maximo et Aquilino conss. 282 Idem Calpurniae Aristenetae. Quoniam non contenta rescripto, quod ad primas praeces ac- IDEM p. €. 286, ceperas, iterato supplicare voluisti, ex iure rescriptum reportabis. Commu- Communes res in solidum donari nes res in solidum donari nequeunt, sed portiones eorum qui donant BI En Hunez ektaminierab- sentes posse fieri et validas ad eos qui dono accipiunt transitum faciunt. Nec ambigi oportet donatio- st, 5i ex voluntate donantium (= Cod. Iust, 8, s N ! ° bi quibus donatum est nanciscuntur 94, 6). 15 nes etiam inter absentes, si ex voluntate donantium possessionem hii, quibus do- possessionem rerum donatarum. natum est, nanciscantur, validas esse. Restat ut, si filius tuus inmode- Idem supra pagina VIII et infra (= Cod. Iust. 3, . sis ne . . . Te pagina XV et XXII. 29, 4). ratae liberalitatis effusione patrimonium suum exhausit, iuxta legum placita praesidis provinciae aucxilio utaris, qui discussa fide veri, si integri restitutionem ex filii persona competere tibi ob inprobabilem do- 20 nationis enormitatem animadverterit, in removendis his quae perperam gesta sunt tibi subveniet. Proposita IIII id. Feb. Mediolani Maximo et Aquilino conss. 283 Idem Aurelio Carrenoni. Si praediorum stipendiariorum proprietatem dono wu ne 26 er . . . . ee —— (= Cod. Just. dedisti ita, ut post mortem eius qui accepit ad te rediret, donatio inri- |quam sup- 55, 2). } ta est, cum ad termpus proprietas transferri nequiverit. Si vero usumfructum in eam, contra 25 plicas, contulisti, usumfructum a proprietate alienare non potuisti. Proposita V id. Mart. Maximo et Aquilino conss. 284 Idem Alexandriae. Ea quidem, quae iure donationis a socru tua in te conlata nn sunt, manere inconcussa rector provinciae effhiciet. De matrimonio vero retinendo na tui arbitri est, an velis et filis communibus interveuientibus in eodem 30 proposito perseverare. Proposita III id. Oct. Heraclia Thracum Maximo 285 et Aquilino conss. Gresorianus libro XI, it. TJem Aurelio Abanti. Si filiae tuae IDEM p. C. 256, possessiones, de quibus agitur, neque mancipasti neque tradidisti, frustra vereris, 21 pp. III. id. ‘sic 7, pp. III id. 7”, pp. IIT (dat. VIT 2. 777) id. Cod. Maximo II et et Aquilino cos. Cod. 22-26 Impp. Diocl. et Max. AA. Zenoni. Si praediorum propr. — rediret, donatio valet, cum etiam ad tempus certum vel incertum ea fieri potest, lege scilicet, quae ei imposita est, conservanda. PP. V id. Mart. Maximo II et Aquilino conss. Cod. 22 praediorum ex Cod. recte adscivit Buchholzius. 24 ad tempus Dig., ad te F. 31 Aurelio om. in lac. W4, 358 Mommsen [47] [Q. XX VIII. 6a] Nest UMCFUNDOSTRIBUTAR ETABINIURIATEMPERA MAXIMmo etAglımo ) Eodemlıbroeodemtit. 5 pemiulssemarcella DPdONATUMEALIRTIN sı !QLseralitatısypen FIOERI SERUATAEIG IB ERA psecutionemjperesior 10 peseiqgstipulatusnisı DECERNENMDAMELAOMI AGERETPOTUITDECERNIS ADLCOMMOdABIT- PP- SI )STANTINUS-ET- CA 15 DEAGDATRINFILIOS) TUNTSANESIGENERALIT: ÜMCIPATIONETOTIUSPA EIOPDdONATUMESTAREN TRANS FERRINIUALEATGU 2 IPSITRECTOREMPUAEIP Lıcım1o- U- ET CRISPO- Greglibxlutit DI mM P-PBUS-MASSICIAE ESIGO-dONATURAMTEGO DUFECISTIÄEUN d’CUI » ppecwmmacsolamtı/ıp NIP’SETOOAPTEETREIPPRI SIONESÜPEUMCUNWON celeBRATAENTIBIO BEE Z IUSTUMMAGISTRUMSU CCOMMINATIONEUID PpimitiomeaAllegautsı] lat pp- v1- KALIAN-MeS f4 aut uel auf uen P. 5-13 Iidem AA. Marcellae. Quoties — fide non impleta ei — voluntatem competere admiserint — ageret competebat tibi accommodabitur. PP. XI k. Oct. ipsis IV et III AA. conss. Cod. 6 id om. Fm, restizui Fm, 9 extr.p om. Fr, 16 generaliter r 7”. 1.7 0pa 22 & mihi est dominus, non diuus; guamguam enim alibi hoc signi- ficat, tamen quod sequitur imp. eandem interpretationem hoc loco non admittit servantque omnino legum inscriptiones vivorum plerumque, non mortuorum titulos sollemnes. Massiciae "; Maniae, Marciae, Marsciae, Marsiae Cod. liri mss. 286 287 ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Faticana. [f. 22a] ne ex una professione vel . tim cum fundos tributarios . etiam ab iniuria tempera . Maximo et Aquilino conss. . Eodem libro eodem titulo. 5Idem Iuliae Marcellae. id quod donatum est alii restituaiur, veteris iuris auctoritate rescriptum est, si is in quem liberalitatis compendium conferebatur stipulatus non sit, placıti > . . DE DONATIONIBUS AD LEGEM CINCIAM. Quoties donatio ita conficitur, ut post tempus [47] fide non servata, ei qui liberalitatis auctor fuit vel heredibus eius condieticiae actionis persecutionem competere. Sed cum postea benigna iuris interpretatione diei princi- 10 pes ei qui stipulatus non sit ufilern actionem iuxta donatoris voluntatem decernendam esse admiserint, actio, quae sorori tuae, si in rebus humanis ageret, potuit decerni, si quae proponis vera sunt tibi adcommodabitur. Proposita Sirmi XT kal. Oct. Augg. IV et III conss. Constantinus et Caess. . .» . . 15 nec ea quae matres in filios contulerunt 288 tunt. Sane si generaliter . . vel mancipatione totius patrimonii . est id quod donatum est stare non transferri non valeat u . 20 li possit rectorem provinciae interp Licinio V et Crispo conss. . Gregorianus libro XII tit. Dominus imp. Probus Massiciae R est, siquidem donaturam te quae d. menta fecisti aut eundem cui d 25 perfectam ac solam tiöi p . . . non posse, quando apud te eius rei proprieZas mansit, . siones vel per eum cui donata res non erat vel ab actoribus ipsius nomine celebratae nunc tibi obesse. A iustum magistrum sum . .» 30 cum comminatione vid . .- praefinitione allega ut sip . latur. Proposita VI kal. Ian. Messala et Grato conss. 235 "tibi au tiui in codice est Maius. . . . . 359 PTaeSEeT- joCL.ET MAX. pP: Gi IIDEM p. C. 290 — Cod. Just. 8, 55, 3). - CONST ET LIC. ET CAESS. p. C, « 318. 008 * = PROBVS p. C. 280 @ Cod. Just, 8, a . . videntur functionum pen- 26 Si functiones per eum cui — celebratae sunt, tibi obesse non potest Cod. 27 dona.. I”, 30 uide Fr. 32 PP. Vk. — conss. Cod. 28 nunc ‘ita videtur F4, non Fr, 31 si prae 7"; esse lineolam in codice negat Detl. Mess... I”, obesse.. Fr, 360 [48] 1 in. p om. Im, 2 4 ocanda ‘sic’ 94, pernenda Ym. 7 dederat 71. 12 res tuorum I", OF, 8 feminis add. P2. 145 t etiam, post t expuncia u F4; t uel etiam Im, Mommsen [®. XX VIII. 6b] SUPENÖJIARNÜTRIBUTA opficıtpomeicsolliertu /SITRTRADIDISSEEAUG CANDANS- PP NOMN oct \SFIDESADIUUETCETERUM lemdeleratuoluntate” ONEMABEOPFECISTISIGOFEMInI! mılladegemtiß-pATdo SADEOEMOLUMUTRIBUAT lesg /1B1EXPATRISREB-IURE RTUORINGETLIINEMSITUA ONEMÄUBIEXBONISPATRIS UMUOLUNTASPSEUERANS ÜETFUNDIEXPECUNJAAPATRE TIBITRADITAACP’MOOUM HFACTANUMERANSGPENES dAT-I1- KAl- OCT-VERONA- 10 15 EMINTEJLATAMdICEUNPOT SIMUMUINAEUOlUNTAS REISTUMÖÜRUMGPTULSTI / FraTJuoluNTAtemdeFu MÖIUISIONIDABITTIN 25 AREDEBEBITUTLIBNSTACR exlecıß-ABINTESTATODE Pp u KAl- ıum TREULERIS N)SS_ TOGdAPATREINFILUM 3 SINEADEMUOLUNTATEPAE IMAUOLUNTASGINEX RUOG-ABINTESTATODEBET 3 ...egit Fm, 5 ...a fides 7, “male Detl. 441 2esı 7m, ‚ragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. [f. 22b] DE DONATIONIBUS AD LEGEM CINCIAM. . p stipendiarii vel tributa- io perficitur. Pone igitur sollicitu- eit non tradidisse ea vel quae oocanda non sunt. Proposita non. Oct. . praeces tuas fides adıuvet, ceterum lem declarat voluntatem onem ab eo perfecisti, si quidem femi .in familia degentibus pater do- s adeo emolumenti tribuat les quod [ibi ex patris rebus iure rum tuorum inquietudinem, si qua onem quae tibi ex bonis patris 0.0 LeaemEyvoluntas, perseverans ee 2, a entzetiam fundiex pecumasanpatre ee eemuhbigtradita,ac, postmodum EN 0, 020 tolle ti facta numerans quod penes men. 0 N EEE Data III kal. Oct. Verona Dee ee... donalionem in te conlatam, licet in potestate Dee 2 2. 0. 0. . in diem novissimum vitae voluntas en 2... Rs tm cum, quaepnraetuliske ee WOEEREERE © fiat contra voluntatem defuncti nen ie Br erbnnmediyasioni dabit,uguiem ai ua ei ao eeärerdebebit, utstubistaertes . . . . . . . . . . 47 tu 72, tit vel tat Pr, 22 areistumuerorum 74 curis secundis; antea retulerat areistum//rum; are nam tu eorum 7”. 25 tare /”; t dubiam esse retulit Detl. 28 II. conss. I, 29 ztio /”, 31 ..sima “sie 74; ssimam Fr, Philos.-histor. Kl. 1859. portio ex legibus ab intestato de- Proposita V kal. Iun. Treyeris III conss. . donatio quidem a patre in filium si in eadem voluntate pater sima voluntas quam in ex- portio quae ab intestato debetur 27 Iun. ‘sie 7, Ian. Y”. 32 portio Fr. 361 [48] nis IMP, IMP. DIOCL. ET MAX. ET CAESS. p, C. 295. 362 Mommsen [49] y adlecememcram / [Q. XXVIIIE. 7a] Re: SE / VETTUXTATADICORRECTOREMÜC-HÄNETEAGINTCEMITU LiETIAdLEGAGINEXAMINAUONIG-EAMSENTENTAMPMETTIURISATI- ACGTAUSRATIODICTAUERIT PPMedI0lamo xXı KAL-IAN- TUSCO et Amullmo 9)SS 5 JDEMAURLUCIANOINDONATIONEREITRIGUTARJACCIRCAEXCEPTAM EINIEXCEPTAMPSOPILEGISCINCIAENULLADIFFERENTIAETDETUACUAEP? SSIONISINDUCTIONECEIEBRATAINUTRIUSG-PSONAPFICIATETSIDANC SECHTAMPTDUIUSHPLACHUMRIJSTETWFTEN’COEPTAUNWDEATTUA Ppimbıs gdgsolorkißuTaRIo)SISTUNTAMAIORE-U-ET-XX-ANNISINUA 10° CUHAMINDUCTOSPSSIONEMBOSTENÖNLENITRERATMOBILIUMSU: DMOVENTUMSIEXCEPUFUISUSIMEIPISUSUCAPTAUMCIPATAPÜANTEA AMAIORETEMPOREAUOBISANNIP'SE ESSAAUOCARINP'SNIMCEIPIÜTRADITIO MEFACTAPP-EDHÖICTUPOTESTAT-SIMILISP'SESSIONISPBATIONVESSARIAE PISIEXCEPTUSFUISTIPRIVIGNUSTUM)SUTUTUSSOLATRAÖIIOSUFFICIT 15 GATRUBIABDDEDONATRICISÖISTRACTASEE/ UF ITITTITTTITTTTTITTN VEIMTULUMP’SSIONISÜIPOTL /SSEJSTATSEXPFECTADONATIONEDO MINUMFACTFRUSTRAEMISSEOREIPPRIAEEMPTIONIPISITISISTERE ALTUMVENUMUBIPFUERITSIEXDONATIONETEN FUISSEVOMINUM MONSTRETSANEINOMMNIAUOBISABEODONATALTTRADMADICITIS 2» AdDhOCAFILIOFACTAUDITONERER'MATNAR” ADFERREPFECTAETDO NATIONEMPOTITDEFENSIONEWEXEMPLOINOFFIOSITTp" sırbaecauo CARELB-OMNIB- PSPLAESUAMNOTIONEMPBEBIT. Pp- IT KÄL- IUN- DIOCL- ET MAXIMIANO- U- ET +1 JSS- PAP-TE-XIRgparpiliaegbAButacketiNn ultNPoTeSTATEDONADIT ,,,acttefdonatumti 25 CEAMDONAUONEDTIORNFIRMASSETFILAENIEERdIPTETPeCU AN Fulrmeldonanonnipat üimutauerituoluntatern PlECAUCOMMUNIAFRATRUMER)STABATOIOSARATIOEJLEGEMEN ee en nota CIAMFACTACDONATIONISTMIEXCEPTIVOLUNTATISPSEUERANTIADOL) milifhuieime.adnorg REepLicATOmEempImitoparpilnsgsbABUITAcRetINUITNPOTESTA TEDONATMPIENMUTARIUOLUNTATEMDINGPCESSITOTUMINRITU 3 EUNdDEOFIWUSINDIUISIONEBONOR’PENESFRATREMGPATIONA VERATERRORELAPSUSRELGTPORTONEMEINEECAPTAMUSUSERUIO SulpıcioplacumgNG-FRAUPSEOONAUERATNG-PATOONAREPOTAT mu‘ ey 1 inlibata servetur 7. 3 VIL 7”, “male Deu. 5 Iidem AA. (Dio- cletianus et Maximianus) et CC. Luciano Cod. 10 uos addidı. 11 non om. F, addidit Rudorff. 15-22 Cum res tibi donatas ab herede donatrieis tibi distractas esse proponas, intellegere debueras duplicariı — potnisse, sed ex donatione et traditione dominum — ac tune d. t. pro- fuit — demonstretur. Sane quoniam omnia bona tibi ab ea donata — dicis defensionem ne vel exemplo — avocare rel., eliam subser. omissis Cod. 15 esse pro.. Be ee. FE du- bitans. 16 potuisse Fr, 19 bona addidi ex Cod. uobis ‘sic rd; uonat i. e. bona tibi Coa. Zust. secutus Bluhmius coniecisse videtur, non deprehendisse in codice Pa- ticano. ea Cod., eo F. fragmenta iuris anteiustiniani Falicana. 363 [£. 18b] DE DONATIONIBUS AD LEGEM CINCIAM. [491 inlibata servetur. IJuxta quae adi correetorem virum clarissimum amicum nostrum et ea, quae in nen ET MAX. T CAESS. p. C. listi, adlega, qui in examinationibus eam sententiam promet, quam iuris atque |praecem contu- 395. x“ aequilatis ratio dietaverit. Proposita Mediolano XII kal. Ian. Tusco et Anullino conss. 293 sIdem Aur. Luciano, In donatione rei tributariae circa exceptam‘ DEM p. €. 293. et non exceptam personam legis Cinciae nulla differentia est, cum et vacuae pos- sessionis inductione celebrata in utriusque persona perficiatur et, si hanc secutam post huiusmodi placitum non constet, manileste nec coepta videatur. Qua- propter in his quidem, quae solo tributario consistunt, a maiore V et XX annis in va- 10 cuam inductos possessionem vos hostendi coavenit. Rerum autem mobilium sive moventium, si excepti non fuistis, quae mancipi sunt usucapta vel maneipata post vel antea maiore tempore a vobis anni possessa, avocari non possunt; nec mancipi vero traditio- ne facta propter eiusdem interdicti potestatem similis possessionis probatio necessaria est, Nam si exceptus fuisti privignus tum constitutus, sola traditio sufhcit. 15 Quod autem res tibi ab herede donatricis distraclas esse proponis, duplicari = Cod. Tust. 4, tibi titulum possessionis non potuisse constat, sed ex perfeeta donatione do- ei minum factum frustra emisse, cum rei propriae emptio non possit consistere; ac tum demum tibi profuerit, si ex donatione te non fuisse dominum monstretur. Sane quoniam omnia bona vobis ab ea donata et tradita dieilis, 20 ad hoc a filio facta venditio rerum maternarum adferre perfecta etiam do- natione poterit defensionem, ne exemplo inoffhiciosi testamenti possit haec avo- care. Quibus omnibus praeses provinciae suam notionem praebebit. Proposita IIII kal. Tun. Diocletiano et Maximiano V et IIII conss. 294 PapinianuslibroXIlresponsorum. Quod pater filiae,quam habuit ac retinuit in potestate, donavit, „PABIN. L xu 25 cum eam donationem testamento non confirmasset, filiaenon esse respondi; nam et peculia non praelegata communia fratrum esse constabat. Diversa ratio est contra legem Cin- ed en en ciam factae donationis. Tunc enim exceptionern voluntatis perseverantia doli Er! Yolnnlatem. t seques et terlia. replicatione perimi/; cum pater filiis, quos habuit ac retinuit in potesta- 7 pasta Rad norazza similis“ huie inc(ipit?) ad notam . te, donat, nihil prodest non mutari voluntatem, quoniam quod praecessittotum inritum 30 est. Unde cum filius in divisione bonorum penes fratrem, quod’ pater dona- verat, errore lapsus reliquit, portionem eius non esse captam usu Servio Sulpicio placuit, quod neque frater ipse donaverat neque pater donare poterat. 20 uenditio Cod., uenditione 7. 21 defensionem exemplo 71, defensione in exemplo 7, defensionem ne vel exemplo Cod. _schol. v. 3 pater Fr. v. 6.7. 0m. Em. © ad. not...” 27 excepti uoluntatis 7; supplevi ego quae necessaria visa sunt, quamvis versiculum totum excidisse magis credam. ER: ee: . 28 replicationem perimitur expuncla m ya; replicatione perimitur v2, replicationem perimit Fi secundum Maium; em. Keller et Rudorff. Cf. $ 312. CYCNVS dZiteris magnis incli- natis in margine inferiore lusus librarü est. Zz2 364 Monmmsen [50] dEDONATIONIB- [Q. XX VII. 7b] (nie VERAUITFINIDECIDARUMÄFERRINÖREMAXIMIPRINCIPESNOSTRI SUASERUNTETITASENATUSCENSUNSMNIMIRUMLIBERIGREPULSAT dONATIONESAUCTORITATEIURISTULERUNTALNSRATIONIB-ADBONA 5 PATRISPLENIUNTACPLEeRIg-PlUSbABEREGFRATRIURCHSEIUSMODI CONTENÖUNT IMPP-SED-ET-ANTONINUSAUGC-ATILIO matılimılits SIFRATUOSINPOT-PATRISINDIEMMORTSPSEUE RAUITDONATIONESQUASAPATREINEUMJIATASEEAdFIRMASNULLUS EENOMUIDUBITARENIDEBESDEPATRIST C-BONISÖIULIDUNDISCUM 10 FRATRETUOAPEUMDEHMERESISISTE PP-XIM-RAL-SEDT-FAUS UNIANO ET RUFINO )SS PAP-LTE-T-REONATONEDIPATNPFILUMG-INFAMILIARETINUUIT FRUSTRAJTULITARBIEDTAUISÖIUIOUMDAERISEITETIDEOSIFRATER cobeRAP-FRATREMSUUMP’SSIONEMERROREIURISIAPSUSRE 15 [QLERITUSUCAPIOPARTISNIERIT A duwsdsöclenystantus-clodaeıuliaeptolemandı cum db gl. b = donationemnadfignatif DATREDTUAMOONATION ISINSTRUWTAIN NEPTEMS LVAMFE ınltrumtıfüualere EISSEN’EATRADIDISSEÖICASINDUBIUMNUENITLIBERALITATEM TNAÖSIENATISINSTRUMTISDINIMECOEPTAENVALDAMEETG-UT 2 PTILOSORTAECOGNITACSAJPRIMATAUIUAMATRETUANG- IN STRUMTANIG-P’SSIONEMTRADIMTAMEEDOSTEMDE- PP-N-NON-NOU- SUNEATADIOCL-AUG 11 ET-ARISTOBOLO-JSS- PAUL-ITE-IXKI-AdED-ADCINCIAMPSONAETGCOGNATORUMI NICIPIUNT IN bISÜBIS-SU-ISCOGNATUSCOGNATAISEDUMSOBRINUSSOBRI 235 NAUEPPRIO SVEEOSETSUISINALTIUSPOTESTATEMMMIOULEERN. gEosbAccocNATIONEATUINGETTRVEINPIT-MMMNIOLEERITEIS OMNIE-ISEdONARECAPEIICETO JTEMING-TC-GRADUSPIENIEXCEPUSUNTETEXSEXTOUNAPSONA SOBRINUSETSOBRINA 30. JTEDEXCIPIUNTETDINTINPOTESTATEEORÜMANMUMCIPIOLEITEM GRIMPOTESTATEWDANUMCIPIOLEERUNT TEM-TASHSHgINEOGRAdLEINPOT-baBeAteumgmibılomciore 2 Accentus in decimarum supra m. a. Tr. m. positos, de quibus loquitur Maius, ad secun- dam scripturam pertinere, in qua eiusmodi apices non raro appareant, monuit Detl. schol. 1. 2 quod supra Maius. 7 natıli 7; em. ego. 10. 11 Faustino esse debuit. 16-23 cum tertio scholio et rubricis p. huius et sequentis in tabula expressit Maius. 16 Constantinus 7”, “male Detl. Ceterum inscriplio perperam concepla_ est. schol. tertü v. 3 instrumtis 72, instrumentis /., 19 quoniam non adsignatis e2 scholiasta voluit et recentiores quidam probaverunt, re non intellecta, scilicet adsignata neque tradita instrumenta donalionem non perfecisse. 20 querella quae 7”, nota male explicata; errorem intellexit Hollweg. 2% eiusdern anni et diei constitutio Cod. Just. 4, 48, 5 (=#Vat. fr. N 23) subscripta est in codice Feronensi, qui subscriptionem servavit solus, secundum 295 296 297 Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 365 [£. 18a] DE CONATIONIBUS AD LEGEM CINCIAM. [50] Cur ergo quod vir uxori dedit, morte soluto matrimonio, si voluntas perse- veravit, fini decimarum auferri non oportere maximi principes nostri suaserunt et ita senatus censuit? Sed nimirum liberi, qui repulsam donationis auctoritate iuris tulerunt, aliis rationibus ad bona 5 patris perveniunt, ac plerique plus habere quam fratres iurgiis eiusmodi contendunt. Impp. Severus et Antoninus Augg. Atilio Natali militi. Si frater tuus in potestate patris in diem mortis perseve- Quaere supra. ravit, donationes quas a patre in eum conlatas esse adfırmas, nullius esse momenti dubitare non debes. De patris igitur bonis dividundis cum 10 fratre tuo apud eum, de quo meres, consiste. Proposita XIII kal. Sept. Faus- tiniano et Rufino conss. |retinuit, SE Be . = = = ays H. Papinianus libro II responsorum. Donationem, quam pater in filium, quem in familia Qusere ee frustra contulit, arbiter hereditatis dividundae non sequitur; et ideo, si frater coheres apud fratrem suum possessionem errore iuris lapsus re- 15 liquerit, usucapio parlis non erit. erw . - . ” . ..ı* H. Divi Diocletianus et Constantius Clodiae Iuliae Ptolemaidi. Cum pasnem non aka matrem tuam donationis instrumenta in neptem suam fe- Anatzumenıtieduionggälere. ceisse nec ea tradidisse dicas, in dubium non venit liberalitatem, quoniam adsignatis instrumentis minime coepta est, invalidam esse. Igitur ut 20 quaestio, quae inter vos orta est, cognita causa comprimatur, a viva matre tua neque in- strumenta neque possessionem traditam esse hostende. Proposita III non. Nov. Suneata Diocletiano Augusto II et Aristobolo conss. 298 Paulus libro LXXI ad edietum, ad Cinciam. Personae igitur cognatorum excipiuntur . . . eo. A 3 . . . in his verbis: sive qui cognat/ cognatae inter se, dum sobrinus sobri- 3 naue propiusye eo sit, erunt sive quis in alterius potestate manu mancipiove erit, qui eos hac cognatione attinget, quorumye zs in potestate manu mancipiove erit, eis . . . e} omnibus inter se donare capere liceto. 99 Item. Quinque igitur gradus pleni excepti sunt et ex sexto una persona, sobrinus et sobrina. 0030 Item. Exeipiuntur et hii, qui in potestate eorum vel manu mancipiove, item 01 quorum in potestate manu mancipiove erunt. Item. Itague, si is qui in eo gradu est in potestate habeat eum, qui mihi longiore Bluhmianam ab Hermanno non recte relatam lectionem sic: pp. iv. non. nobr. atubino (ve/ nob. atobino) diocl. a. iı. et aristobulo ass. Zgnozus, est locus uterque, sive idem fuit sive di- versus, quaerendus tamen in Pannonia Moesiave, nam prope Fiminacium hoc anno cum Ca- rino Diocletianum debellasse constat. 23. 24 incipiuntur in his verbis 71, excipiuntur in his verbis 7; sed praeterea in molestum est. 24. 25 sive quis cognatus cognata inter se dum sobrinus sobrinaue propiusue eos et Y; em. ego. Possis eliam conicere sive qui cognati cognataeve inter se dum taxat sobrinus so- brinave propiusve eo erunt. 25-26 potestate mmnioye, id est matrimoniove F; em. Wenck., recte omnino, cum hoc certe loco de cognatorum coniugibus non agi ex sequente $ 300 constet. 26 is (scilicet qui eos hac cognatione attinget) addidi, 32 ita si is quig 7; em. Maius. PAPIN. L. XUI RESP. SEV. ET ANTON. p- €. 210. PAPIN. L. II RESP. DIOCL. p. C. 255, PAVLVS L. LXXI AD ED, 366 Mommsen [51] / sdlegemeınciam / [Q, XXVIIIE. 8a] & LADUSITAREEIPOTEROSICETIEXFURIASCRIBTAEEOAMPLIUS@pIllalex SEXGRADUSETUPIPSOPIEXSEPTIMOGRAÖUEXCEPITSOBRINONATUM TEDEXCIHPIUNTETAÖFINIUMPSONAEUTPRIUIGNUSPRIUIGNANO VERCAVITRICUSSOCERSOCRUSGENERNURUSUIRETUXORSPONSUS 5 SPONSA TEmsedimbAcAadFINESÜSUNTTEMPOREdDONA TONISEXCIPIUNTIdEMGI-ETOPIUSKRSITLEGESMGULOLLISSeNTeTeos EXCIPELFUISSENTNOMINATIMIOCAUISSE Te mexcipittutoremäturelamgeritsidaredoletgLtutoRrgs- PARenTesppRIPOPILORUMSSUNTNPMISITEISINFINITUMOONA 10 REJUTP’SITPUPILLUSOONARENIEXCEPIT (TEMITENEXOIPNSIISMULERIUIRGINIUECOGNATUSDOTEMIFER REVOLETTE-JOI-GRADUCOGNATUSDOTISNOMINEDONARED [TEMÄSIDANETCOGNATACOGNATACUITRAEXCEPTUMDONARE PISMIABEOSCRIBITNPISESIRATIOACÜTATISEAGINFEMINISE f 15. TEMWIEDMEXCIPITSITSASERUISIT-PSERVISSERUITUTEMSERUN ERUNTACCIPITÖUITDISÖBISSITSASERUISSVISÜIBERTNTINENTUR UTPATRONISÖAREPISINTSEJUENTIB-ÜEXCIPITUTIS(BONAFIDE SERUNTSIPEAUBERPNUNTIATUSSITPISITDAREEICUISERUNTSABINUS UTRAGI-SCRIBTURAJUINERIETDISIVEMOICTUM 20 [TEMSTIPATRONUMALBERTOEXCIPITTDAMPUTANTETLIBEROS PATROWIEXCEPTOSTM-IBERTUSJTINETSERUIAPPELLATIONEETSI CUTINXIM-TABULSPATRONIAPPELLATIONEETLIBERIPATRONI yunenturecaetmbaclege [TEMFATLIBERTIAPATRONISEXCEPTISETDIUREUTIMURNEEXCEPTI 23 VIDEANTUTETDAREETCAPEIEXENSPMITTAT PAUL-LIB-xXIN-AdED-DEBREUIB-PFICHOONATIOINEXCEPTISPSONIS SOLADEIPATONEÜPMISSIONEIN-NI-CINCIACLEGISEXCEPTIO OBSTATNI-INFACTSINDONATIONISCSAMEIPAUIUPMISIMEOATU RUMIOF-ETVIUUSPIUSRSIT 0 TEMSINPSONANEXCEPTISOLAMCIPATIOOPMISSIONPFICITDONA TVONEMINREB-MOBIIB-E TSITRADITAESINTEXIGITUTEIOICTOO SUPIORSIDSCUNONATAESU-MEIPIMEIPATASITSU:N’MCIPITRA 1 quod delerim. 4 gener om. Fr, 9 nam delerim. in om. V. 13 exceptum 77; exceptum gradum ego; exceptam Audorff. 14 eaquae V; em. Budorff; nısi potius quaedam exciderunt, veluti: ea quae in masculis ea- dem in feminis est. ‚Jragmenta iuris anleiustiniani Valicana. [£. 20b] DE DONATIONIBUS AD LEGEM CINCIAM. gradu sit, dare ei potero. Sie et lex Furia scribta est, eo amplius, quod illa lex sex gradus et unam personam ex septimo gradu excepit, sobrino natum. 02 Item. Excipiuntur et adfinium personae ut privignus privigna, no- verca vilricus, socer socrus, gener nurus, vir et uxor, sponsus )3 5 sponsa. Item. Sed in hae adfines qui sunt tempore dona- 367 [51] tionis exeipiuntur idemque etiam divus Pius rescripsit; leges enim, quae voluissent etiam eos excipere qui fuissent, nominatim id cavisse. 04 Item. Exeipit tutorem, qui tutelam gerit, si dare volet. Quia tutores quasi parentes proprii pupillorum sunt, [nam] permisit eis in infinitum dona- 10 re; contra ut possit pupillus donare, non excepit. 05 Item. Item excipit ‘si quis mulieri virginive cognatus dotem confer- re volet; igitur quocumque gradu cognatus dotis nomine donare potest. 06 Item. Quaesitum, an et cognala cognatae ultra exceptum gradum donare possit. Labeo scribit non posse; sed ratio aequitalis eadern in feminis est. 97 15 Item. Item excipit, 'si quis a servis quique pro servis servitutem servi- erunt, accipit quod duit is. Verbis ‘si quis a servis servis liberti continentur, ut patronis dare possint. Sequentibus vero excipitur, ut is qui bona fide serviit, si postea liber pronuntiatus sit, possit dare ei cui serviit. Sabinus utraque scribtura Zibertos putat contineri et dis idem dietum. )8 20 Item. Sed tantum patronum a liberto excipit. Quidam putant etiam liberos patroni exceptos, quoniam libertus continetur servi appellatione et si- cut in XII tabulis patroni appellatione etiam liberi patroni continentur, ita et in hac lege. 09 Item. Contra autem liberti a patronis excepti sunt? et hoc iure utimur, ne excepli 25 videantur, ut et dare et capere lex eiis permittat, 40 Paulus libro XXIII ad edietum de brevibus. Perfieitur donatio in exceptis personis sola mancipatione vel promissione, quoniam neque Cinciae legis exceptio obstat neque in factum ‘si non donationis causa mancipavi vel promisi me datu- rum; idque et divus Pius reseripsit. 1130 Item. Sed in persona non excepti sola mancipatio vel promissio non perficit dona- tionem. In rebus mobilibus etiamsi traditae sint exigitur, ut et interdieto utrubi superior sit is cui donata est, sive mancipi mancipata sit sive nec manecipi tra- ® 16 aceipit duit his 7; ernendavi ego. servis suis 7; emendavi ego. 18 serviit 71, 19 libertos putat addidi. his 7; em. Maius. 3l uF, vel 7” idque librarius voluit; recte soloit Savigny. PAVL. L. LXXI AD ED. PAVLVS L. XXIII AD ED, DE BREV. 365 Monmmsen [52] dedomAtionie:- / [Q. XXVITI. 8b] On ÖILIÖIÖCL-ETISTANTIUSAURELIOONESIMO SUCCESSORIB- a onfererenacanı VONATORISPFECTAMOONATIONEMREUOCARENPOITLITOINPFECTA pseveransvoluntaspdolimalireplicatomemyfirRMmetumde ADÖITUSPS-PUAESIDEP'SSIONEMTEPULSUMANIMADUTITIN’ANNUS 5 EXCESSITEXHICTOUNDEUIRTITUITECUMSUACSAPUNEBITÜSIDTEMP- FINITUMEFIRMOLAMPDISSAMGS-NULLASUNRdONATIONEMbABUIS SEÖICATPNEFACTEXAMINATAIUREPSPUAESAMFACERECURABIT pp um KAL-MART-dIOCL-Ü-ETWAXIMIANO I )SS- BETEN. jdemlacliosempmiolaeporiodonAavopöngMmeıpieinexcep gu'mepreinädilerepet 19 TASPSONASTRADITONEADT-EMEIPATIONEPFICHE ÜNDCIPIE TRAOITIONESOLASIIG-PATRONATUAINREB-DUMANISAGENSSUPRA ÖICTOILREEXCSADONATIONISRETENTOSIBJÜFTUADTEEUNDEN ER RR FUNdDUMTRANSTULTINTELLESISIUSTUUMSAUSEEDUNNUMSITM el _ OMORERETPATRONAIPÖIUMIONASSECOMMEMORASP/SSION- Sonemecmorerstfäree 75 REILONATAERIREUOCAUITIUXTAGADITUSISCOERNEAUCTORITATE SUAMIPONET- dArt- pridIe KAÄl-APRAgleıae-d1öcl-AUC-UT et )STANTIO 1. )SS- jdemaureliaeapollomidAceınFIllUMAPATREDONATIONUM) R SCRIBTISINSTRUMTISCUMINUACUAMINDULTUMPOSSESSIONEM Ehe > borumlectiomfratceter’SNÖUBIAFACUGNEBILUSUTUSAN digmatonemluhamdona _ TONINUSPARENSNOSTN’ESSARISANGUSTISRATIONEE)SORTIIGNAS CEMÖITEMPORELIBERISETPARENTIB-OATCOCIHANSNIADMITLISCRU PULlOSADINISITONEMSTATUNNIDCIRCOPATRISINDIGNATIONE PSEdONALONEMIUSTAMUDIREINDISUMMACTRAUIONEPLACUIT 3 Pp- U- 18 NoU melantıa cAeSS )SS- RR JDEMULPIAERUFINAETIEXESADONATIONISUTERT-VOMINIUM sbıdommiumreunbutariae REITRIBUTARIAEUINÖICEUSEUMCUIPRIORIP/SESSIOUSOLITRADI ae N —_ TAEbABERIPORTIONEMJUENIT DAT: XN- KÄL-MART-SOROCOR TORO- TIBERIANO ET ÖIONE )JSS- 3 [demauchomomeAe SINEINVACUAMP’SSIONEMEXESADO eumewtradtap’efi NATIONISINÖUCTUSISTFTSUPPLCASNULLARATIONETRIBUTARN en wn HONOMINUSISUTUTUSEXTRANEUSUINDICAUONEMDABEREP AXUMM schol. primi v. 3 non posse 7; “non deleri videtur’ Maius et Detl. , 5 rem pro te Rudorff, Buchholz; potest tamen tradita lectio ferri. 6 efirmulam ‘sic, sed m. 1 0 super i videtur posuisse F*, est formulam 7”; est per formulam Audorff; est ad formulam ego. 7 ferre 72, facere 71. 9 nomen corruplum est; fuerit Aelio Symphoro addito cognomine secundo. schol. se- cundi v. 2 donatio /”. wv.3 nec ZB, Y@, non mancipi 7”, “male Detl. 10 adque emancipatione deleta e 74, adque manc. F”. 16 Aquileiae om. Fr. 18 Aureliae 7; em. ego. Schol. a v.3 indignationem 128 21 necessariis angustis 7; em. ego. Cf. Bluhmius in Bekkeri Jahrb. des gem. Rechts 3, 202. ‚Jragmenta iuris anleiustiniani Vaticana. 369 [£. 203] DE DONATIONIBUS AD LEGEM CINCIAM. [52] 312 dita. Divi Diocletianus et Constantius Aurelio Onesimo. Successoribus H. DIOCL ET MAX. s ä ur % Nec inperfectam donationem a ET CONST. ET donatoris perfectam donationem revocare non permittitur, cum inperfectam successoribus posse revacarı. GAL, p. C. 293. perseverans voluntas per doli mali replicationem confirmet. Unde aditus praeses provinciae, si de possessione te pulsum animadvertit nec annus . ” ” ec > ” * ” ” . 5 excessit, ex interdicto unde vi restitui te cum sua causa providebit, vel si hoc tempus finitum est, ad formulam promissam, quasi nullas vires donationem habuis- se dicatur, quaestione facti examinata, iure praeses provinciae sententiam ferre curabit. Proposita VIII kal. Mart. Diocletiano V et Maximiano IIII conss. 313 Idem Laelio Sempronio Laeporio. Donatio praedii quod mancipi est inter non excep- y. UDEM p. C. 296. 10 tas personas traditione adque mancipatione perficitur, eius vero quod nec mancipi est Donatio pracdi mancipi ab co APR EM: = E quod nec maneipi est in quo discrepet. traditione sola. Si igitur patrona tua in rebus humanis agens supra- dieto iure ex causa donationis, retento sibi usufructu, ad te eundem fundum transtulit, intellegis ius tuum satis esse munitum, si tamen AH cum moreretur patrona, quam praedium donasse commemoras, possessionem Donationem praedii patronae in li- bertum ita firmam esse, si posses- 15 rei donatae non revocavit. Iuxta quae aditus is cuius de ea re notio est auctoritatem sionem eius cum morerelur non revo- caviıt, suam interponet. Data pridie kal. Apr. Aquileiae Diocletiano Aug. VI et Constantio II conss. 314 Idem Aurelio Apollonidae. In filium a patre donationum con- IIDEM p. €. 294. seribtis instrumentis eum in vacuam inductum possessionem H. 2 horum lectio manifestat. Ceterum sine dubia facti quaestione divus Titus An- Traditionem inter parentes et R u j 5 E u filios non requiri nee patris in- toninus parens noster nec necessarias angustias, ratione eius consortii quod nas- dignatione iustam dona- . D R ö q sure tionem debere rescindi, cendi tempore liberis et parentibus datur, cogitans, non admitti seru- pulosam inquisitionem statuit; nec ideirco patris indignatione posse donationem iustam umquam rescindi summa cum ratione placuit. 23 Proposita V id. Nov. Melantia Caess. conss. 315 Idem Ulpiae Rufinae. Cum ex causa donationis uterque dominium H. N, rei tributariae vindicetis, eum cui priori possessio vel soli tradi- en nn lust. 3, 32, 15). . 2 . u vindicent, potiorem esse cui pos- ta est, haberi poziorem convenit. Data XII kal. Mart. Dorocor- a oe toro Tiberiano et Dione conss. IIDEM. 316% Idem Aug. Homonoeae. Si non est in vacuam possessionem ex causa do- Or . . . . .. E i it tradit i nationis inductus is contra querm supplicas, nulla ratione tributarii un cs dunstione abi care non posse, praedii dominus constitutus extraneus vindicationem habere potest. (desunt quae sequebantur)) 25 Melantias Thraciae locus est XVIII p. a. Constantinopoli (Agath. 5, 14. 20 al.) ubi villa fuit Caeseriana (Ammian. 31, 11, 1). Eodermn die locoque data est constitutio Cod.?, 4, 34. 26-28 in alio eorundem imperatorum rescripto Cod. 3, 32, 15 eadem fere verba inter alia redeunt sic: si ex causa donationis utrique dominium vindicetis, eum, cui priori possessio soli tradıta est, haberi potiorem convenit. 28 portionem F, em, Maius ex scholio. Durocortorum Remorum intellegi monendum videtur, quoniam inventus est qui Dorocortori oppidi nomen in tota antiquitate usquam legi negaret. 30 Homoneae 7. 31 is contra quem 7”; iis qui contra quae 74, Philos.-histor. Kl. 1859. Aaa 370 Mommsen [53] C ETPCURATORIBUS / [Q. ? 2a aut 3a] D ne ee MINOJSUITUATCOGNITORISLOCOINTELLEGEMOUSEADDEFENDENDUMCOG NIOREISTTUTOVOMINUSNICOGNITORACTORISATISÖARECOGENÖUSEST CÜPCURATORDEFENSURUSFUENITNIOMINUSSEDPCURATORIUDICATUM SOLLISAUSÖAREIPELLTGSAUSOAUOADEON’ESSARIAEUTEAMREMITTINIP'SIT ETSIAPACTAPCURATORJSUTUATOSEU-JSTTUERITCOGNITORENNTUENIENTE JLÖICATIOOOMINOUINDOMINUMOATNAUASMICOGNITORIEXPERITÜEINY SUBICHETPAMSINREMSUAMCOENIMORFACTUSSITUENIENTEÜPCURATORE NLÖICATIVEXEÖTOPPETUOIPSIEUNIPSUMMNDOMINOUINDOMINUMIPEUT 1° ulplıs-Vm-AdEONTMSICPUTATCERTISÜBISCOGNITOREMOARIDEBEREUSI GOFUISSETADIECTUMÜDETRACTUMN VALEATDATIOUTINLEGISANIB- PETSRAECISÜBISCOGNITOREMÖARIP'SEIOMNESISTAT 1 secumturbaecüsaetgeamgimpotestatebagetgeNmeRomorTuoc EUMMORTUUMEET-SCHREUNDDNIUMJLOCALERITEAMUESCIENSUXOR? 15 DUXERMETTEUMGINPOTESTATEDABERETEARUMAUXOREMÖUCEREPAS SUSFUERIT QUIRUMPARENT-ÜBEROSUESUOSUTIMÖE NONELUXERITQUACOINPARENTISSUIPOTESTATENIEET-VIROMORTLUOCUM EUMMORTUUMEESCIRETUINTRAIDTEMPUSGELUGEREUIRUMMORISENUP SERIT RENTEMINGODICOMMESPARENTESACCHPEUTRIUSG- 2 SEXUSPLUGENÖIEOSMULERIE-MORISETIPAPINIANUSLB-N-PNUMET AUBERISUIRIESSEXUSLUGENDOSEEDICATPNESCIOUBIEGERITSIJUATENUS EXTENDATPARENTUMAPPELLATIONEDEFINITUMAP-IgITagq-erunTlu GEMDIETEXFEDININOSEXUPARENTESÜIBEROSSIMILITACCIPEDEBEMUS EIMEPOTESETDEINCEPSULTERIOREXEMPLOPARENTIUMLUGENDIÄTSUNT 2 PARENTESANNO \ ÜIBERIMAIORXKANNOR’AET-ANNOG ANNUMDELEDMSUUMEEPOMPONIUSANNLEUEARGUMT-EANNUM XDSUUMELODMINORISÜBERMOTMSIE-ELUGEANTPANMNOR’DECESSERINT USL-AÖTRIDATUMDINORTRIMON LU GETS SUBLUGETMINORANNICUlO NG-LUCETURNG-SUBLUGETUR 30 \NNNUNDBAATEDTIDAECSALIENOINGDNMOMINENEMP’ALIOSAGENIPOTESTATE NFACADINDISESISINGB-NEdENTCOGNITOREMMEUEDENTESTUMIP bemöitganaliemomomine ITEMPALIOSBREUITREPETITDUOEOTA a 5 possit F. 6 constituerit 7”, constituit 7%, calami errore puto. 7 iudicatio 7; ern. Keller Litiscontest.p.308. cognitori experitur uel ei actio ;em. Hollweg. 8 quam iam si 74, “qiam linea superducta, id est quoniam cod. Maius. vero om. F, 10 ulp. rudro colore seriptum est. vel si P. 12 in. p rubro colore scriptum_ est. 13 in. rubri coloris vestigia apparent. 13-16 (Infamia notatur,) qui eam quae in potestate eius esset genero m. c. e. m. e. sciret, intra id tempus quo elugere virum moris est antequam virum elugeret, in matrimonium collocaverit eamve sciens quis uxorem duxerit non jussu eius in cuius potestate est, et qui eum q.i. p. h. eam de qua supra comprehensum est uxorem d. p. fuerit Dig., quorum quaedam auctor imperite praetermisit. Of. Savigny Syst. 2, 999 sg. 15 esset. 74, quod potest legi esse tum; esse /. 16 ue addidi. mo est 71, mos est Y’?m, 17 ue addidı. 21 uiriles /. 25 anno item liberi 7”, quod improbat Detl. 26. 27 mensuum u? in hoc codice bis, *la similiter legi Hauptius monuit in libris his partim optimae partim bonae notae Hilarionis ‚fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 371 [f. 62b] DE COGNITORIBUS ET PROCURATORIBUS. [53] 317 Apud acta facto VEP. AD ED. procuratori haec satisdatio remitti solet; nam cum apud acta nonnisi a praesente do- mino constituatur, cognitoris loco intellegendus est. Ad defendendum cog- nitore constituto dominus, non cognitor actori satisdare cogendus est; cum vero procurator defensurus intervenit, non dominus, sed procurator iudicatum 5 solvi satisdare compellitur. Quae satisdatio adeo necessaria est, ut eam remitti non posse, etiamsiapud acta procuralor constituatur, divus Severus constituerit. Cognitore enim interveniente iudicati actio domino vel in dominum datur; non alias enim cognitor experietur vel ei actioni subicietur quarn si in rem suam cognitor factus sit. Interveniente vero procuratore iudicati actio ex edicto perpetuo ipsi et in ipsum, non domino vel in dominum competit. 318 ı0 Ulpianus libro VIII ad edietum. Non tamen sie putat certis verbis cognitorem dari debere uz, si LP. L. vu aD quid fuisset adiecium vel detractum, non valeat datio ut in legis actionibus. er 319 P....... Etiam Graecis verbis cognitorem dari posse inter omnes constat. PAVLVS? PAPIN.? 320 ..... Secuntur haec verba: et qui eam, quam in potestate habet, genero mortuo, cum VLP. AD ED.? (ef. Dig.3, 2, 1 pr.). “eum mortuum esse sciret, in matrimonium conlocaverit eamve sciens uxorem 15“duxerit, et qui eum, quem in potestate haberet, earum quam uxorem ducere pas- “sus fuerit, quaeve virum parentem liberosve suos uti moris est “non eluxerit, quaeve, cum in parentis sui potestate non esset, viro mortuo, cum “eum mortuum esse sciret, intra id tempus, quo elugere virum moris est, nup- 321 “serit” “Parentem, inquid. Hic omnes parentes accipe utriusque 20 sexus, nam lugendi eos mulieribus moris est. Quamquam Papinianus libro II quaestionum etiam = Dig. 3, 2, 25 a liberis virilis sexus lugendos esse dicat; quod nescio ubi legerit. Sed quatenus Bus extendatur parentum appellatio, non est definitum apud quemquam; itaque erunt lu- gendi etiam ex feminino sexu parentes. Liberos similiter accipere debemus et nepotes et deinceps ulteriores exemplo parentium. Lugendi autem sunt 25 parentes anno, liberi maiores X annorum aeque anno. Quem annum decem mensuum esse Pomponius ait; nec leve argumentum est annum X mensuum esse, cum minores liberi tot mensibus elugeantur, quod annorum decesserint usque ad trimatum; minor trimo non lugetur, sed sublugetur, minor anniculo neque lugetur neque sublugetur. lagendi potestatem ‚32230 Ulpianus libro LXXVI. Verba autem edieti haec sunt: “Alieno, inquid, 'nomine, item per alios 5 e . . . . . . ” . non faciam in his causis, in quibus ne dent cognitorem neve dentur edicium comprae- € - - - . ” ” > . - - 323 hendit. Quod ait 'alieno nomine, item per alios, breviter repetit duo edicta de ratione paschae editi post Lactantii epitomen p. 225 ed. Pfaff. et Salmasiano Thuaneoque in inscriptione epigrammatis quod legitur apud Burmannurn F, 84 et Mediceo Ciceronis epistu- larum ad familiares 3, 65 et Lagomarsiniano 29 Verrinarum 1. 2, 75, 184 et Parisino Ar- nobü 3, 29, ubi cum librarius scripsisset 'mensum, emendator reposuit “mensuum, et Bam- bergensi Prisciani p. 353, 6 ed. Hertz. et Bambergensi utroque alterove utro Isidori de natura rerum p. 13, 8. 11.17. 20, 8 ed. Becker. 26 noza super Pomponius quid indicet nescio. 27 minoris P. 30 numerum libri minio seriptum Maius dubitans ita rettulit XXXIIII addens: “Haud scio an legendum sit Paulus ad ed. l. LXXIIII ve/ Ulp. ad ed. l. LXXVII; Deilefsenus prima lectione item XXXIIII deprekendit, secunda eruit quod supra legitur. Dedi LXXVII, cum praesertim Ulpiani liber LXXVII ad id ipsum argumentum pertineat inquid om. Fr, ost ‘sie’ V. 7 Aaa? 372 Mommsen [54] DECOCNITORIBUS- [Q. 2b aut 3b] range eipbeeriräreikkenin RICOGNITORIVEMETPCURATORDAREDARIUEARCEANT OBTPITUDINEMETFAMOSITATEMPbIBENTURAUIDAMCOGNITURAM SUSCIPEADSERUONEMRNSISUSPECTIPTORI 5 _ VIOIOCLELSTANTIUSAUR-PANTIACACTORREIFOR'SEIDEBETETMUL QÖ-FACEREPCURATOREMSN-TUTORISAUCTORMATERIPbIBETSIGITAg- bABESAM-EXPIRIMAGISIURETADUSUSEAGPTUOSTATUTASIC'I-P’TU „ laredeses- Pp- U- 18. mou-baerAclae-Aucc- U- ET I. )SS- AT AUR-AGEMACACACTORREIFOR’SU-INREMSUINPSONSITWSEITUN 10. HEPSPICISNEPUAEPSIVADEUNDUMDEIB-RUBIAGITSITAESUNTSED INqUASISIP'SIVEeTSedEesAcdomıcıiumbABEeUINREMAPRIUATIIUDN CHPN-JUNMETOMINAEPSENTIASIPCURATORAGATÜDEFENDATSATIS DATIONRECTEPTULATPIPCURATOREMTAMPULELLAMTUTOREAUTOREJAdU| TAMp'seFAcerenuvlliduBIUME-PP-SERSUM XUNM-KAL-FEB-JSS SS 15 L1BExU-RMUuLEeR-JIETSNTUTORISAUCTORITATEPCURATOR’FACEREP’SE 11B-1-RPCURATORABSENTISGPEUICTONEPOIOR’GUDIÖITFIIEMSUA ADSTRINXITETSINEGOTIAGEREREDESIERITOBUGATIONISTMhONEREPTO RISAUXILIONIREIEUABITUR SUBJDICIONECOGNNORNRECTEDATNMAGCISIMEIPATÄACCEPT-ÜEX 2 DENSUMFERTN’ADREMPTINETANEAJUICIOSIUNSERTAGNIEXPSSATACI TEINEEUIDEATUR LE-M-RPRSIPCURATORABSENTISAUIGACTONEMABSENTISNOMI MEINFERREVELTCOGENDUMEUMADÜSUSOMNESABSENTEMÖEFENDERE L1B-1-R-IN-PSENTUSPCURATOREMPCOGNITOREPLACUIThABERIVOMINO 25 CSACOCNITADABITEUINEUMIUDICATIA? PCURATORABSENTISTPLOMINOUINCULUMOBLICATIONISSUSCEPIThO NUSE’FRUSTRARECUSATETIDEONLOICATIAPJVEMNATUMPCURATORE INDOMINUMOATÄPCURATORIJUICHDENEGAT 1B-xU-RABSENTISPCURATOR’SATISÖAREDEBEREDERATODABENDDRECTE 30 RPONSUMEMULUSMCASIG-IGNORANTIB-NOBISMÖATUMSOLUIDÜMOR TEÜREUOCATOMATAOATCERTUMEMOAT-PSEUERAREWE-OPSENSEDO DINVSdAUONISMIESSITASCESSAT cognitorium 7; em. Hollwegius, qui item mox supplevit quae desunt. quidem coniecit Buchholz; cf. Savigny Syst. 2, Salss pro te vel pro tuo commodo magis volunt Maius et Hollwegius. 8 Heracliae 7” in margine scriptum videri quod XII ve? quod ait reizulit Maius; Detlefsenus quaerenti mihi resceripsit in margine hic apparere litteras supra. positas üs quibus contextus scriptus est maiores manuque plane diversa, colore etiam nune viridi. Agemacae V, Gemachae Cod. Just. 9-14 Impp. Diocletianus et Maximianus AA. et CC. Gemachae. In rebus quae privati iudieii quaestionem habent sicut pupillus tutore auctore et agere et conveniri potest, ita et adultus curatore consentiente litem et intendere et excipere debet. Data IX kal. Ian. Caess. conss. Cod., quae ad hunc locum pertinere vidit Buchholzius. enorm fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 373 [f. 62a] DE COGNITORIBUS ET PROCURATORIBUS. [54] cognitorie unum, quod pertinet ad eos qui dantur cognitores, alterum ad eos qui dant; ut qui VLP. L. LXxvu 2 . ED. ri cognitores, idem et procuratores dare darive arceantur. |prohibentur vel dare vel da- 24 Ob turpitudinem et famositatem prohibentur quidam cognituram suscipere, adsertionem non nisi suspecti praetori. 25 > Divi Diocletianus et Constantius Aureliae Pantiae. Actor rei forum sequi debet et mulier DIOCL. ET MAX. N F : R 2 E E ET CONST. ET quidem facere procuratorem sine tutoris auctoritate non prohibetur. Si quam itaque GAL. p. €. 293. habes actionem, experiri magis iure quam adversus ea quae pro tuo statuta sunt quaecumque postu- lare debes. Proposita V id. Nov. Haeracliae Augg. V et IIII conss. 26 Idem Aureliae Agemachae. Actor rei forum, sive in rem sive in personam sit actio, sequitur. Un-1DEM (= Cod. 10 de perspicis non eiusdem provinciae praesidem adeundum, de quibus agitur res ubi sitae sunt, sed a in qua is qui possidet sedes ac domicilium habet. In rem actio privati iudi- cii quaestionem continet. Dominae praesentia si procurator agat vel defendat, satis- datio non recte postulatur. Nam procuratorem tam puellam tutore auctore quam adul- tam posse facere nulli dubium est. Proposita Sersum XVIII kal. Feb. conss. supra scriptis. 27 15 .... libro XV responsorum. Mulierem quoque et sine tutoris auctoritate procuratorem facere posse --- L.XV RESP. 28 Papinianus libro Il responsorum. Procurator absentis, qui pro evictione praediorum quae ven- PAP. L.1I RESP. adstrinxit, etsi negotia gerere desierit, obligationis tamen honere praeto- |didit fidem suam rs a ris auxilio non relevabitur. 29 Sub condicione cognitor non recte datur, non magis quam mancipatur aut acceptum vel ex- 20 pensum fertur, nec ad rem pertinet, an ea condicio sit inserta, quae non expraessa taci- te inesse videatur. 30 Idem libro II responsorum. Papinianus respondit, si procurator absentis aliquam actionem ab- ne inferre velit, cogendum eum adversus omnes absentem defendere. |sentis nomi- 31 Idern libro II responsorum. Quoniam praesentis procuratorem pro cognitore placuit haberi, 25 causa cognita dabitur et in eum iudicati actio. |domino 32 Procurator absentis qui pro domino vinculum obligationis suscepit, ho- es ne 1. Dig. 3, nus eius frustra recusat; et ideo nec iudicati actio post condemnatum procuratorem in dominum datur aut procuratori qui vicit denegatur. nen 33 ... libro XV responsorum. Absentis procuratorem satisdare debere de rato habendo recte 30 responsum est. Multis enim casibus ignorantibus nobis mandatum solvi potest vel mor- te vel revocato mandato. Cum autem certum est mandatum perseverare, id est cum praesens est do- minus, satis dationis necessitas cessat. (desunt paginae aut quattuor aut octo) 10 res ubi agitur Y. 11 quas 7; em. Mai. 43 dationem recte postulat F’=. autore ‘sic 74, auctore /”, 44 subscriptio cum in cod. Just. tum hoc loco corrupta videtur; certe die XVIII kal. Febr. i.e. 15 Ian. et a. 293, quem Vat. requirunt, et a. 294, quem Just. adscripsit, Diocletianus fuit Sirmü, qui locus haud scio an lateat\in Sersum vocabulo. 15 XV 92, XXI Yr, mulieres 7%, “nale' Detl. 46-18 Procurator qui — non leyabitur Dig. 17 negotia gerere 7 et Dig. codd. vulg., negotiagere Dig. cod. Flor. 26-27 nam procurator qui — recusat Dig. 31 mandata Y. 32 satis add. Keller Litiscontest. p. 309. 374 Mommsen [Q.? 6a aut 7a] RENNER, ÜSPONSOREMREUS FacıemtempbiseA dEePbemdATNFUR 5 ADGRATAN- NOIRU CANTULANUSETSIT RATORDENUNTIET FIOUCIAEXNEM RETINEMUSÜDOSI 10 JUENTATINTRABIE mosısunleeguı ETADTRITWNEMSI ACTORMUNICIP CITURFDUMNEU 15 ACCIPECOGITPIUD) SICUUNCOGNITOR CASIB-([B-ETCOGNIT teeı soluITSICUTN’ ADUÜSUSOMNESDE »» deremdereintelle SATISÖDEDERITCETE IUVAREDEBETSICU l16-1-sAr’© GAG UNDICIHARUMADU 3 SINPSONASITAD INREMpPOdeLITISE ACTORISPCURATOR vomımumbABIıTU PCURATORANTE 0 ACCIPEREIVDICIUN VIDIOCL-ET-JSTA COTRAMOATUMOO 1 pertinere ad procuraiorem mulieris, qui interpellando maritum dotis nomine efficiat ut actio rei uxoriae uworis heredibus quaeratur vidit Hollwegius. 3. 9-11 conzulit Hollwegius locum Pauli (Dig. 3, 4, 72) ex libro IT manualium: “per procuratorem non semper adquirimus actiones, sed relinemus, veluti si reum conveniat intra legitimum tempus, vel si prohibeat opus novum fieri, ut interdictum nobis utile sit quod vi aut clam, nam et hic pristinum lus, mobis conservat.” ‚ragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 375 [f. 59b] DE COGNITORIBUS ET PROCURATORIBUS. [55] Kalsdotis nommejehueiabssr 2 RI NE en a vel’sponsoremirevers m. ee Euellopus. nooum facientem prohibeat . . » » 2 2 2 2 2002002 0.20. velfurtum mihi facientem depraebendatanonWicmNenEHnn. = ° 0. cu 20 Ce ee. Badquivatsactionenienpmiriiniteh # \.., ...% 0,7 1 BESu Wale Ein Sr a a. eant Tulianuszelasinmerrmärer creditors 2000 Pe eRproeu- rator denuntiet ne vendat, »- » . 2 2 2 20.0.0. . putat adquiri mihi per eum 34a fiduciae actionem. Per procuratorem actiones facile Tetinemuswelnbisint ana el’ st. sponsorem 10 conveniat intra biennium, vel si prohibeat opus novum fieri, quo casu interdietum nobanuekhsbaumatittelem . eo. eiadguinifachtonemesteer ee... 2) Re es ER 335 Actor municipum si agit, ex edicto et cavere de rato et defendere co- gitur. Interdum neutrum facere, id est neque cavere de rato neque iudicium Isjaceipenefeoertnrkguonstalien |.) . = So ae le Re BICHERLNIICOFTEILTEERRRNE EN >. 02 BEE a a arsdem casıbus quxbusYetrcopmtton u... 0 0 na. mecrtamen rec- te ei solvitur sicut nee cogntori . » 2» 2 2 20.0.0. 0. Denique tum demum, si adversus omnes defendere municipes paratus est, boni viri arbitratu eos an)defenderefintellepiezr ERBEN." ..,) | Es ee Satis/denemimg@eter MU RRI N. 0 ee. TUVATEUOEDEPESTOT ERLERNEN.» 2101 PR Ru ren Dia MN. 336 Paulus libro I sententiarum. Cum quo agitur suo nomine, si in rem actio est, pro praede litis et vindiciarum adversario satis dare debet aut de iudicato solvendo. Cum quo agitur alieno nomine, 3 si in personam sit actio, de iudicato solvendo cavere debet, si vero in rem, pro praede litis et vindiciarum aut de iudicato solvendo. Actoris procurator non solum absentem defendere, sed et rem ratam dominum habitururm satisdare cogitur. Ba Prücuratrae en. 00 N a Slaccınerehiudieruna alu. 2. m ae 38 Divi Diocletianus et Constanzius » 2 2 2 2 nn 2 en 0. . A procuratoribus citra mandatum domini gesta nullius momenti sunt . 2: 2m nn 4 contulit Buchholzius Pauli locum (Dig. 22, 1, 24, 2) ex libro XXXVIT ad edictum: “rum guis furtum mihi facientem deprehendit negotium meum agens, manifesti furti actio- nem mihi parat. 14 ex Dig. 3, 3, 33, 3. 3, 4, 6, 3 suppleverunt Bluhmius Hollwegiusque. 18 nec.. Fr. 23-26 supplementa similia sunt Rudorffianis Vorm. 1, 78. 25 persona V. 27-28 Actoris — cogitur Consult. 29 ante g I”. 31. 32 supplevit Hollwegius. VLP. AD ED.? PAVLVSL, L SENT. (ex heec 1. Consult, c DIOCL. ET MAX. ET CONST. ET GAL, 376 Mommsen [56] [Q. 6b aut 7b] INOAPCURATORIB-ÖIS EXSUPFlUOATEAGPCU JAREDESIDERASNDRIN EMPORISTMINOSPPE RT- NICOMEÖIAE ATOIPICOL-ICNOMINIAE ITqL-NT-VOMINUSJVEM TSICOGNITORINREM REMSUAMDATOLISIN COGNITORETRANSFERT 10 MAEPERICULINROGAT ENITOREMOÖIRIGERE PPopularıScoGNIToRE JTESTATAMAOMITTIT ACCHPECOCITMAXIME ItcApıTAlesinimicıuas ITUTEXCUSATIOCOGNI 2 |USPECTUSTUTORP’TULET ITRETRACTAREACTU URIN-FAMOSACSAENI 15 UMdEpluRIBUSSPECIEB- 3 \LVETPEOPTORPSPICIEN lLMTEMUACOGNITORE ÖICIUMTRANSFERENDI COGNITORISSITEFFECTA TP’SITTRANSFERREN » Edtitalaseigcogmnı ebiısüsısnnsolum AREATCOGNITOREM 1-3 ita fere supplevit Hollwegius, 7-9 suppleverunt ita fere Rudorffius Vorm. 3, 87 et Bluhmius; quae sequuntur supple- menta mea sunt. 10 sem /” err. typ. lis “sic 94, bis Ir. 11 cognitore Y. 14 ..ognitorem F”. 15 ..popularis F’”. h 17sq. “de sensu cf. Dig. 3, 3, 4 88 3 et 114° Hollweg. 18 ..tcapitales I”. ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 377 [£. 59a] DE COGNITORIBUS ET PROCURATORIBUS. [56] een.» Ideoque quae invito domino a procuratoribus dis- DIOCL. ET Max. tracta comparasti nullo iure retines. Ex superfluo autem ea quae procu- ee ratores ex mandato domini gesserunt confirmare desideras, nam prin- ee cute, 13 sa temporisäterminosiperpe- Ba ee Marks Nicomediae SR ee eo 005 08 |ignominiae 339 Ulpianus libro IX ad edictum. Cognitore vel procuratore ob eam rem damnato, quae periculum yrp. £, ıx aD continet, neque dominus neque cognitor vel procurator notabitur, quia neque dominus condem- "”- natus est neque qui condemnatus est suo nomine egit. ‚Sed et si cognitor in rem 10 suam dalus est, idem dicendum est, quamquam cognitore in rem suam dato lıs in dominum esse desinit iudiciumqgue in procuratorem vel cognitorern transfertur. Non enim ex suo facto condemnatur. BI. . kfamderpericulumtirgeat Be . aopnionemkdirizere: BE ee ner ichonpopulazis.cosnitorem procuraloremve eius qui agit non nisi post litem contestatam admittit. 40b Qui semel cognitor factus est, iudicium accipere cogitur, maxime Denn ne 0. Quod si posiquam iudicium coepit capitales inimicitias intercessisse probabiur . - « . . .permittitur excusatio cogni- BONO N Temraitassssuspeciusstutor.postuletur, or Dr defensorem eius oportere eliam de rato cavere, ne reversus ille velit retractare quod actum est. Sed non facıle per procuratorem quis suspectus accusabitur, quoniam famosa causa est, nisi constet ei a tutore mandatum nominatim,. DA ee... 20 Hocledickutiadespluribusispeeiebus 235 loquitur. » 2 2 2 0.2 0200 e . cavetur quod edicto praetor prospicien- dum curwt - » 2 2. . . . . facultatem vel a cognitore in aliur cognitorem vel a cognitore in dominum iudicium transferendi Be... Bcoanttorisusstreftecta . . t possit transferre non Do a kit sre., gu sriVerkagedieti tala sunt: “ei qui cogni- . ” . 0 a 's > . . torem dedit causa cognita permitiam iudicium transferre. His verbis non solum oule care autem cognitorem . . . . . - . . . . . (desunt quae sequebantur)) 20-23 Item — famae causa — nominatim Dig. 20 suspectus /”. 25 ed. 7, quod potest esse aut ediectum aut edieto. prospicien 74, perspicien 7”. 26 ..ltatem 7”, 28 effecta ‘sie 74, affecta Fr, 92.4:.are Im, Philos.- histor. Kl. 1859. Bbb 378 Mommsen MUTANDA ET ADDENDA. p- 266, 5 pcıpit] 1. pcıpıt 23 pıcula] 1. pıcula p. 267, 16 veniri pro venire efiam in codice Gaiano aliquoties legitur (Goescheni praef. ed. tert. p. XAAXVI n. 27) neque debuit mutari agnitum etiam a Diomede p. 368 ed. Keil. p. 271, 27 de loco subscriptionis vide yuae monui ad $ 297. p. 275, 21 Borghesius Giorn. Arcad. vol. 22 p. 51 bene monuit litteras p. k. non recte expleri parens karissime, sed potius praesidem aliquem significari, culus nomen a littera P in- ceperit; parentes enim ab imperatoribus non appellari nisi praefectos praetorio et urbi, deni- que in rescripto a.365 dato ad Valentinianum sive Valentinum item consularem Piceni (con- sult. c. 9) scribi similiter: “Valentiniane carissime. p. 277, 29 Bassum cum de senatorum litibus cognoverit praefectum urbi fuisse non diversum a Septimio Basso, qui teste chronographo a. 354 (v. ed. meam p. 629) ab id. Mai. a. 317 ad prid. k. Sept. a. 319 praefectus urbi fuerit, Borghesius Giorn. Arcad. vol. 22 p. 93 observavit. Inscriptio igitur debuit esse, ut est secundum V”, Aug. et Caess. p. 282 in not. ad v. 8 adde Orell. 4450: “Euthymo cui et Lupo. p. 286, 31 At] 2. AT p. 290 1AC] 2. ITAC in not. ad v. 4 fueruntue 1. fueruntne. p. 296,17 AdCRCENUD] 2. Adckcemdü 23 strui] 2. Jstru) p. 298, 28 extr. d delendum, quamquam adest in exemplo mihi misso. p. 300, 11 lıceAt] z. Licet p. 304, 8 08dUCTA] 2. dedUCTA p.306 ad notam ad v. 5 adde: Detlefseno tamen littera singularis singulis scholiis prae- fixa b potius visa est et verum est eius litterae figuram qualis in scholiis observatur ab hac non multum abludere ; mihi tamen illa cum infra aperta esse soleat magis videtur referre litteram h. p. 312, 1 ppetwum] 2. ppetuum p. 316, 6 MAGISTRAUB-] 2. MAGISTRATIB- p- 323, 31 sollicitabimus retinendum fuit, cum in hoc libro non confundantur v et b. p. 334, 2 ri super JLOICIS scriptum non satis discernitur. p. 338 ad notam ad v. 15 adde: Ita in lege Valentiniani Theodosii Arcadii Collat. 5, 3, 1 legitur in codice olim Pithoeano iam nostro: Örienti k[|p. DCXXXVIII] ac iuc. novis, id est Orienti karissime ac iucundissime nobis, quod editores corruperunt. p. 344, 14 i super AFFECIO scriptum non satis discernitur. p. 345, 20 nomine, non nomine. Notam ad v. 24 sic refinge: ..ipationis 7”, uta?7”, .ptaY' 4; cogitavi de capta, sed spatium huic supplemento sufficere negavit Detlefsenus. p. 348, 12 par] 2. part p. 350, 26 nes superscriptum non satis discernitur. ». 362, 1 GEAR] 2. GCÄR Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 379 Iuris legumque reliquiae supra propositae, repertae eae (cf. Giorn. De codes Yaticani Arcad. 1821 vol. 11 p. 361-368) et primum editae ab Angelo Maio volumine ER quod inseribitur: “iuris eivilis anteiustinianei reliquiae ineditae ex codice re- scripto bibliothecae pontifieiae Vaticanae (Romae 1823. 8. pp. 118), quo gratiores acciderunt iure consultis, qui has nacti non sine causa nunc demum Ulpiani Papinianique veros et genuinos commentarios cognovisse sibi vide- bantur, eo magis codieis accurata retractatio ut institueretur, periti omnes ex- petiverunt. Nam ubi libri adhuc ignoti in lucem litterarum restituuntur, re- deunt fere ut ex postliminio captivi saueii toti et omni genere sordium inqui- nati soletque omnino post breve tempus ipsa critica medela coniectandique studium a curiosa lectione minus quam vulgo putant remotum lectionis repe- tendae necessitatem inducere. Hune vero librum qui praeter Maium soli quod sciam adhuc versaverunt Fridericus Bluhmius, qui Maii rogatu exemplum eius cum codice denuo contulit editionique prineipi una cum auctore institit (cf. Maius praef. p. XIX; Bluhmius it. Ital. 3, 96), et Gustavus Ernestus Heim- bachius (ef. Leipziger Iiepertorium vol. 3 a. 1843 p. 151 sq.), cui post ali- quot annos eundem codicem ut inspiceret datum est, cum de nimia editoris festinatione in universum tum maxime de notis in codice frequentissimis ta- cite plerumque neque ubivis certa ratione solutis conquesti sunt hortatique, ut codex denuo quam diligentissime excuteretur. Quam ob rem corporis anteiustiniani Bonnensis editores novae editionis causa denuo conferre eum cupiverunt; at ab iis ad hunc librum recognoscendum qui delectus est Augu- stus Bethmann -Hollweg hoc sibi fortunam invidisse in praefatione libri editi a. 1833 refert. Aliquanto post ego ipse, cum magis quam nune in studis hisce versabar, Romae degens libri ut copia mihi fieret nihil intemptatum re- liqui neque tamen quae tum erant obstacula superare potui. Desiderium ta- men remansit; itaque cum post aliquot annos Roma nuntius affertur biblio- thecae Vaticanae hodie praefectos non solum ad id quod nune adornamus in- scriptionum latinarum opus fundandum thesauros suos patere nobis iussisse, sed etiam quominus bis scripti libri a peritis hominibus denuo examinentur amplius non recusare, denique Detlevum Detlefsenum Holsatum Romae forte morantem et parem esse huic labori suscipiendo et paratum, occasionem ob- latam praetermittere nolui, quamquam et aliis negotiis obstrictus et ab his studiis ad alia coniuncta magis quam similia nescio quo modo in dies magis abreptus. Quamobrem meo iussu Detlefsenus textum Hollwegianum cum co- dice ita contulit, ut non solum variam lectionem enotaret, sed etiam notas Bbb 2 380 Momumsen omnes Jitterasque singulares in librum transferret; unde natum codieis exem- plum ad paginas versusque eius digestum mihi transmisit editionis huius fun- damentum et iam absoluta ea illatum bibliothecae regiae Berolinensi. Dubi- tationes praeterea de compluribus locis mihi ortas collato apographo illo cum Maiano pensitatisque coniecturis cum aliorum tum meis eidem Detlefseno pro- posui codice iterum inspecto quantum fieri potuit solvendas, neque spernen- dum emendationum auctarium inde accessit. Detnnstedibonis Codieis retractatio quamquam in universum primam lectionem stabi- ee livit multo magis quam emendavit duumvirosque illos Maium et Bluhmium codicem excussisse docuit tanta fide tantaque sollertia, ut non multa et vulgaria pleraque successoribus reliquerint, tamen et compluribus locis ve] coniecturas virorum doctorum confirmavit vel veram lectionem nunce demum eruit et ila instituta est, ul jam qua ratione Boeckingius meus Ulpiano suo providerit, eadem similiter hac mea editione corporis Vaticani reliquiis pro- videre potuerim. Nam quamquam minore sane impensa et multo minore la- bore quidquid relecto codice ad emendandum librum adiumenti accessit, ex- hiberi potuit edita varia lecetione exempli Detlefseniani, tamen ad erisin libri et singulari ratione laceri et multis nominibus difheillimi interesse videbatur imaginem eius publice proponere paginarum versuumque distributione servata notisque scripturae retentis, fidam omnino et viyidam. Itaque hortatu meo iubente ita academia nostra secundum Maii tabulam lapide expressam et exemplum Detlefsenianum typi et simplices et ex contignatione orti data opera ineisi sunt codieis litteras quoad fieri potuit imitantes; nisi quod in scholiis exeudendis alio eoque vulgari iyporum genere contentus fui. His missum nobis exemplum expressum est ut fieri potuit religiose; quamquam enim plagulas denuo percurrens errores aliquot admissos esse intellexi supra indicatos, tamen in summa re ego amicique non frustra in eo elaborasse vide- mur, ut traditam lectionem recte repraesentaremus. Hoc maxime in hac edi- tione secutus sum, neque tamen solum. 'Textum praeterea iuxta posui denuo emendatum et adnotationem criticam subieci. Nam et lectores maxime ex prudentium genere Sibyllina illa continuae notisque plurimis interspersae scripturae obscuritate lumine nullo apposito offendi magis quam delectari existimabam, et permulta restare intellegebam ad perficiendam libri emen- dationem, quam Maius attingere noluerat, Buchholzius voluerat neque po- tuerat, Hollwegius cum amicis tantummodo inchoarat, et habebam quaedam cum olim ad cam rem parata tum inter examinandum novum exemplum com- ‚Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 381 parandumque cum antiquiore ponderatis singulis lectionibus priorumque con- iecturis mihi subnata. Denique nullo tempore magnopere mihi placuit illo- rum hominum industria diecam an ignavia, qui arına cum aliis parant, quibus ipsi aut nolint uli aut non possint, tum perfeeti critiei offieio functi esse sibi videntur.. Quare saepe quidem subitaria neque tamen ut spero temeraria opera librum relegi et ut potui emendavi et supplevi; quam adiectionem ad principale huius editionis codicis exemplum in bonam partem viri docti et prudentes ubi acceperint, gaudebo. Brevitatis causa, ne marginem nimis im- plerem, nbieumque vitia orthographica aetatis magis quam hominis videban- tur esse neque lectori nimis molesta futura, ea toleravi, quod tamen ne imi- tentur futuri editores, sed veram bonae aetatis orthographiam substituant hor- tor. Ad ea quae ante hos septem et viginti annos Hollwegius collegit ad li- brum emendandum utilia si ex scriptis de iure civili postea editis pauca tantum accesserunt, hoc mea culpa factum esse non dubito, qui in hac provincia dudum iam habitare desierim; sed id facile supplebunt prudentes ipsi. Contra equidem auctor iis sum, ne amplius neglegant egregium de hoc libro com- mentarium Bartholomaei Borghesii (Giornale Arcadico vol. XXII Rom. 1824 p. 48-95), unde quae ad sermonem expurgandum pertinent, sedulo enotavi.— De varia lectione in margine inferiore adiecta quae dicenda fue- runt, pleraque occupata sunt in indice notarum ibi usurpatarum editioni praemisso. Codieis scripturam in adnotatione ita denuo indicavi, ut errores minores a librario statim sublatos et in exemplo perseriptos hoc loco ple- rumque non repetierim. Contra rettuli eorum qui codicem antea versaverunt Maii et Bluhmii varietatem lectionis universam, nisi quod orthographica pauca suppressi, si quando Maius aut vitia quaedam vulgaria ut sunt propriaetas, hi tacite sustulerat, aut codicis notas aliter ac mihi visum est explerat, ut ) ei semper con est, mihi modo con modo com, nam q etiam et quan et quam indicare solet. Insignioribus supplementis emendationibusque cum aliorum tum meis auctorum nomina ut par fuit apposui; in minoribus vel adeo minimis idem a me impetrare non potui, nam ut illa tacito nomine proferre aut negle- gentis hominis est aut fallacis, ita in his auctoritatem exquirere male officiosi. Superest ut de libro scripto quae accepimus adiciamus et syllogae quam edimus fontes consilium aetatem paueis enarremus. Fuit olim in Bobiensi S. Columbani monasterio in Liguria prope Pla- coaicis aescriptio. centiam sito liber, quo continebantur seeundum indicem eiusdem bibliothecae 382 Mommsen antiquissimum decimo ut cereditur saeculo confectum “collationes patrum’ (Muratori antig. Ital. med. aevi 3, 819). Idem in inventario eiusdem biblio- thecae a. 1461 describitur sic sub n. 44 (Cicerones orat. fragm. inedita ed. Peyron Stuttgardiae 1824. 8. app. p. 12): “Collationum patrum prima pars, videlicet collatio (l. collationes) VIII. Deficiunt prime VI (l. II). Medio- cris vol. R’ Redit deinde in elencho codicum, qui a. 1618 ex Bobiensi bi- bliotheca translati sunt in Vaticanam (Peyron 1. c. praef. p. XXVD), ubi sie indicatur: "Collationes patrum sine principio ex membranis in fol. parvulo tomus unus. Remanserunt tamen eo tempore Bobii codieis aliquot folia postea cum universae bibliothecae reliquiis saeculo XVIII medio illata bi- bliothecae Taurinensi (Peyron 1. c. app. p. 155), unde codex hodie extat bi- pertitus, scilicet pars prior minor Taurini in Athenaeo regio, pars posterior eaque maior hodie inter codices Vaticanos est n. 5766. Cuius libri Bobien- sem originem praeter supra relata testantur, Maius (praef. p. XII) inquit, “forma et stemma et ornatus et religquorum Bobiensium proximus comitatus.’ Taurinensis codex continet "Conlationes Ab. Pafnuti et Ab. Danihelis de tribus abrenuntiationibus, de concupiscentia carnis et spiritus‘ (Peyron cod. Theod. fragm. ined. Taurini 1823. p. 18), id est Aegypti anachoretarum collationes auctore Cassiano tertiam et quartam, Vaticanus easdem inde a eollationis quartae ec. XII ad collationem decimam (Maius p. XI). Sunt sci- licet ibi, ut ad me perseripsit Detlefsenus, ‘conlatio (IV) abb. Danihelis de concupiscentia carnis ac spiritus’ a f. 1 ad 7r. med. deficiente prineipio; “conlatio (V‘) abb. Sarapionis de octo vitiis prineipalibus’ a f. Tr. med. ad f. 21r. med.; conlationes quinque abbatum Theodori (VI) Sereni (VII. VIII) Isaaci (IX. X) a f. 2ir. med. ad f. 100v. Unde apparet Taurinensem conti- nuari adiuncto Vaticano, primam et extremam operis partem, scilicet colla- tiones 1. H. XI-XXIV desiderari. Scriptura, cuius specimen aere expres- sum exhibuit Maius, Hauptio et Pertzio iudieibus, quos de ea re consului, nisi antiquior certe octavi saeculi est eidemque Maius attribuit, cum perpe- ram Peyronus decimo eam assignet. — Deleticia numerantur in codice Tau- rinensi folia sex, in codice Romano ex centum quibus constat folia septem et quinquaginta, divulsa ea ex tribus iuris voluminibus his: 1) Partis Taurinensis folia rescripta omnia numero ut diximus sex, item Vaticanae folia viginti duo 25-43. 46-48 pertinuerunt ad codieis Theo- dosiani librorum XIV. XV. XVI volumen, ex cuius singulis foliis duplicatis Jragmenta iuris anteiustiniani Faticana. 383 librarius secundus bina sibi comparavit. Sceripturae, quam sexto Peyronus, Maius septimo saeculo adsignat, specimina et Maius (ad Symmachum) et Pey- ronus (fragm. cod. Theod. tab. n. 2) exhibuerunt. Liber cum et forma et manu diversus fuerit ab eo quem supra edidimus, de eo disserere non huius loci est. Cf. Haenelius in praef. ad cod. Theod. p. IX. 2) Partis Vaticanae folia duo 44. 45 legis Romanae Burgundionum tit. 23-36 continent; edidit Maius una cum fragmentis de quibus mox dice- tur p. 104 sq. specimine scripturae adiecto. Versus in singulis paginis sunt viceni octoni. Codex similiter et forma et manu a duobus, quibus praeterea usus est librarius secundus, differt. Cf. Barkowius in praef.p.XXIsq.; Bluh- mius in Bekkeri et Mutheri Jahrb. 2, 207. 3) Denique partis Vaticanae quaterniones tres f. 17-24. 82-89. 90-97. ternio unus f. 58-63, praeterea compagis hodie extremae lacerae folia tria quae sola supersunt 98. 99. 100, in quibus folia sunt triginta tria, paria sci- licet duodecim, solitaria novem, sie inter se cohaerentia compositave ut infra positum schema ostendit(*), iuris reliquias continent eas quas supra edidi- (‘) Folia secundum novum ordinem ita inveniuntur coniuncta: I. 17 u 24 respondent paginis nostris 435 0 45 18 u 23 5 " „395049 19 u 22 ” > „ 4 047 20 „ 21 5 Br » 37%u 51 0058-1684 4 sodkaub, DES 2A 393.2 , Ba E53 ans 60 u 61 ” ” ” 1. 5 mu 92.80 A 83 u 88 ” ” ” zı 15 84 ” ” »„ 35% 85 ” ” ” 43% 87 ” ” ” z 86 ” ” ” 373 NV 897... ARTE 91 u 96 L; er ee 92 ” ” ” 257 95 ” ” ” 175 93 u 94 S; * n...275 029 v. 98 ” ” » 413 135 99 ” ” ” 21% 384 Monmmsen mus. Scripturae specimen Maius exhibuit, quod deinde repetiit Hollwegius, probatum Detlefseno. Pagina habet versus triginta duos, versus litteras a quinquaginta ad sexaginta. Librarius secundus cum ex gemino folio codieis vetustioris terna sui voluminis effecerit, folia recentia singula non complec- tuntur nisi antiquiorum singulorum duas partes vel binorum partes tertias, ut exempli causa folia quaternionis XV primum et extremum iam efhiciunt fo- lium solitarium 87 et coniuncia hodieque duo 83 et 88 sie: fl f. 83a. ü 88b. =f.87b. | £VIIIb| £=Ia tt Componitur igitur ut folium primum ex f. 88. 87 ita octavum ex f. 83.88, quamquam singula folia ex binis recentioribus coniuncta esse Maii exemplum secutus in summis paginae oris non indicavi nisi ubi dissectae membranae denuo consarcinantur. Ita factum est, ut codieis recentis paginae sexaginta sex antiquioris repraesentent paginas lriginta sex integras 1. 2. 5. 6. 9. 10. 15-20. 23-26. 29. 30. 33-38. 41-46. 49-54, mutilas viginti, gquarum quat- tuor 21. 22. 31. 32 parte tertia, reliquae sedecim 3. 4. 7. 8. 11-14. 27. 28. 39. 40. 47. 48. 55. 56 duabus parlibus carent. — Codicem ut nunc est Detlefsenus retulit altum esse centimetra 28, latum cent. 15%, scripturam antiquiorem spatium implere altum cent. 19%, latum cent. c. 18, marginem praeterea patere superiorem cent. 34, inferiorem cent. 5, in latere exte- riore cent. 5, in interiore cent. 2. — Inter scindendum subinde aliquot lit- terae in utroque alterove utro margine interierunt. Scissuram illam ubi in hac editione lineola designat, ibi ipsum eius marginem vidisse Detlefsenum scito; quem ubi videre non licuit, quod factum est aliquot locis laciniis a glutinatore superpositis, lineolae eae ab hac editione absunt. Seriptura codicis, Scriptura cuius aetatis sit, non definio. Quadrata est, simillima cum Gai Veronensis tum Digesti Florentini, nam in omnibus his libris litterarum formae recentiores inveniuntur haeadecbLmg u, contra secundum ele- mentum 6 est, non b, qua figura reperitur et in ipsis ad hoc corpus additis scholiis et in codieis Theodosiani volumine simul cum hoc pessumdato. Item 385 ‚Jragmenta iuris anleiustiniani Vaticana. quod primum quodque paginae elementum, etsi dimidiati vocabuli est, ta- men eminet, similiter observatur in codice Gaiano et insigne summae vetu- statis indicium ibi visum est Koppio (Zischr. für gesch. Rechtswiss.4, 478). Unde cum propter argumentum ante quartum saeculum codex scriptus esse nequeat, qui ab eo ipso tempore scriptionem eius non multum abfuisse con- iecerit, eum non multum a vero aberrare crediderim. Ceterum quam incer- tum sit de hoc codicum genere ex forma litterarum captum iudieium, vere docti non ignorant; inveniuntur enim figurae illae secundariae vel antiquis- sima aetate, ut d in titulo Aegyptiaco a. p. Chr. 71/2 (cf. Letronne inscr. de TEgypte tab.33 n.29. Lepsius vol. 6 tab. 101 Lat. n. 30), b in simili a. 104 (ef. Letronne 1. c. tab. 31 n. 6, Lepsius 1. c. n. 29), neque igitur de eo quae- ritur, quando primum scribi coeperint, sed quando primum ex scriptura quo- tidiana adversariorum epistularumque transierint in librariam, quod magna ex parte pependit a scribarum arbitrio et ab ipso casu. Notae in codice inveniuntur hae. A actio 3, 2 al. Ä-N- (?A-A Zraditur) amantissime nobis 5,21. ÄN amicus noster cum casibus 9, 6. 49, 1. AP apud 16, 0. 29 al. Ä au in ÄFERRI 43, 20. 45, 18. 50, 2. auc 1,1 al. aut passim. AUG Augustus cum casibus 3, 4 al. AUCG Augusti cum casibus 5, 3 al. AUR- Aurelius cum cas. 9, 14 al. AT autem passirn. BFIO beneficio 44, 1. & ber 17, 3. 25, 31. 33, 20. Cf. p. 52, 14 in schol, 6 ber 33, 28. 6P’SSI0 bonorum possessio 18, 17. 6- bus 3, 12. 23, 17 al. db quibus 7, 13. 44, 11. CAESS Üaesares 5, 3 al. CS caus 2, 5. 13 al. C- in vocabulis extremis o. ÜIC- CU clarissimus vir cum casıbus 25, 29. 32, 31. 36, 22. 44, 20. cl- Claudius cum casibus 9, 11. 35, 3 al. Philos. - histor. Kl. 1859. )convelcom (cf. COMMUNES 46,12) passim. )SS consulibus passim. ysule 4, 11. 7 contra 1, 29 al. CÖERNIE cuius de ea re notio est 52, 15. C cum passım. con 2, 10. d’ dem 1, 20. 2, 20. 9, 5. 12, 26. dum 11, 8. 15, 20. 23, 31. 25, 30. 30, 18. 45, 26. dIG- digestorum 14, 27 al. d10Cl Diocletianus passim. Bioclet 3, 24. & divus 22,21 (?). 30, 31. 31, 7. 33, 5. 13. 35, 23. 44, 12. cf. 29, 28. ‘31, 27. 33, 1. 36,27. 51,06. 53,6. Im m scriptionibus plene scribi solet divi et & Notae iuris. ubi occurrit, dominum veidetur significare. dixitı 21,3. 0f. 1,23: _dominus 44, 12. 47, 22. v0 divi 25, 1. domini cum casibus 36, 28. - dumtaxat 30, 14. ed edictum 50, 23. 51, 26. 53, 10. 56, 25. ed edic 22, 24. 53, 9. 30.31.32. 56, 30. © eius passim. Cce 386 N enim passim. EG ergo 6, 22. 10, 8. 25. 23, 22. EE esse passim. € est passim. ET etiam passim; ET 5, 13. FE fideicommis 39, 30. FF filium familias 45, 31 in schol. 49, 24 in schol. fratres 25, 1. 33, 20. fl- Flavius, Flavia cum casidus 5, 10. 20, 32. 21, 2. fu: ? 8,16. FÜRIT fuerit 15, 22. F fune 16, 14. 27, 30. 37, 5. 44, 32. GReG- Gregorianus 42, 25 al. Br heres 10, 32. 12, 27. 19, 3. 45. 29. bdem heredem 19, 5. 8 al. bve 9, 15. 49,15. cf. 17, 3.__bdes 16,2. 17,19. 20. 24. 28 al. bdum 8, 31. bdie- len ale bias hereditas 9,15. bratem 11,27. 12,5. brarıus 10, 23. DdrtaRrıarum 33,16. bermocg- Hermogenianus 43, 15. b’ hoc 5, 12 az. TG igitur 3, 6. 4, 16. 37, 2 al. Imp imperalor passim. IMPP imperatores passim. INC- incipit? 49, 27 in schol. INOFFIOSI inoffciosi 49, 21. Cf. OFFUmM- + inter passim. TUCN (? IUNC Zraditur) iucundissime nobis 37, 15. Cf. Add. p. 378. ıul- Iulius cum casıdus 3, 10. Iulianus 16, 14. 19. 17, 23. JUN iunior 21, 2. K karissime 5, 21. 8, 18. 37, 15. lı6- libro passim. ılc- licet 7, 1. 8, 23. cf. 18, 20. l- in vocabulis extremis lum 2,1. 29, 13. 37, 32. 43, 26. 56, 7.18. in vocabulis extremis lium 8, 27. in vocabulis extremis lier 54, 5. Lug Lugudunensis 8, 11. Monmmsen MG magis 15, 7. 16, 26 al. @MAGG magistratus 20, 31. _ MGG magistra- tibus 29, 48. MCCW (?) magistratu 24, 11. M man syllaba passim. men syllaba 4, 14. 5, 11. 25 al. Marcus 33, 193. OF manifes 49, 8. 52, 20. MM manumis 1, 19. manumit 1, 22. @ARC Marcellus 17, 1. Marcus 30, 31. MM matrimo 19, 13. 20..21. 25. 26. 29. 20, 3: 5. 6. 17. 22, 11. 30, 28. 41, 11. 42, 5. 44, 16 al. MM matrimo 53, 14. Men membranarum 13, 22 in zitulo Libri. Mm modi 5,7 al. modo 6, 14. 22, 28 al. N- in vocabulis exiremis nam 5, 8. 8, 26. 33, 21. 27. in vocabulis exiremis nem 1, 6 al. PN particula nam 1,4 al. in vocabulis extremis nam 1, 6. 27, 24. 29,10. 33, 31. 49,:6. 51, 2. N’. nec passım. nem 1, 9. NG: neque passim. MW nihil 11, 9. 15, 26. 32 al. IS) nisi 9, 32 al. N non passim. N noster cum casıbus 24,21. 27,20. 30,19. 35, 3. 15. 17. 23. 32. 44, 20. 28. NN nostro sequente syllaba finali 36, 28. 43, 19. nostri cum casibus 23, 6. 24, 12. 25, 28. 297.182 30,21. N nunc 3, 25 al. oFFum offhcium 46, 9. 6 opor 2, 10. 4, 15. 29, 22. 45, 18 al. oporie 5, 4. 6, 21. 29, 11 az. p Papinianus 1, 9. 12, 31. Paulus 19 et 20 passim. 53, 12? fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. PAP Papinianus 15, 4 az. P:- parens ve? potius nomen proprium aliquod in allocutione 5, 21 (cf. Add. p. 378). PC patres conscripti 25, 23. Pe© pecuniae 1, 32; pecuniam (?) 40, 6. Pecun pecuniarias 41, 24. P per passım. PO plus minus 26, 21. pomp Pomponius 10, 5. 15, 6. 16, 15. 32. 18,1. A al. PR populi Romani 23, 18. 24, 13. 35, 24. p’SSıo possessio 1, 6. 49, 6. 10 az. p’ pos 26, 28 az.; p’T 30, 27. 34, 19. 39, 31: 32. post 1, 9. 14. 19. 30. 2, 22. 30 al. P potest 1, 6. 3, 11 al. Pur potuit 29, 7. potATe potestate 43, 10. POT potestate 41, 8. 43, 7. 44, 24. 45,10. 48,20. 50, 7. 26. 32. p prae passim; num pro pre librarius po- suerit (cf. 32, 16 al.), dubium est. PF praefec 33, 12. 13. 35, 9. 13. 19. 44, 20. 28. praefectus cum casibus 4, 7. prp (? PFF Zraditur) praefecto praetorio 6,27. PS praeses 45, 19. 28. 46, 8. 49, 22. 52, ART. P pro passim. pp proposita in sudseriptionibus 3, 19 al. pp propter passim. PP propter 23, 31. PU provinci 7, 8. 29, 20. 31, 5 al. provin- eiae 8, 11. G- quae passim. (@P quaestio 2, 7. 50, 20 az. G quam passim. quan 1, 32. 2, 18. 29. 47, 26 al. G quam 15, 25. QU quamvis passim. GR quare 5, 6 al. gs quasi 17, 28. 18, 3 al. G- ve! Q’ que passim, etiam in medio voca- bulo 24, 10. 32, 1. 46, 13. G quem 6, 21 al. 387 TAM quemadmodum 9, 32. 15, 16. g qui passim. Q2 quia passim. gd- quidem passim. g quo passim. f quod passim. GN- quoniam 16, 11. 17, 5. 29 ar. gN quoniam 2, 17. gG quoque passim. RU res uxoria cum casibus 20, 16. 43, 12. REIP rei publicae 23, 26. 33, 9. KR res passim. ras? 9, 5. tescrip 23, 9. 18, 32. 24, 21. 26, 8. 27, 31, 8. 13. 25. 32, 6. 18. 33, 9. 1.3: 184,.6: 39, 3.14. 15. 14, 19. 20. 32. 36,1. 5. 42.24.45, 2. 46, 11. 51, 6. 29. rescripsit 30, 19. 22. 31. RSCRIPT- rescriptum 46, 12. respon 32, 8. 39, 29. respondit 9, 14. 1994.72 34,5, responsorum passim in librorum titulis. rubrica 34, 3. RR rescripse 25, 1. 27, 27. 35, 23. 36, 18. rescripserunt 29, 18. R’ rem 6, 27. 8,11. zum 1, 25. 32. 19,14, R ambiguum inter %& et W; pro res est1,2.9. 36, 22; saepius pro rum 15, 19. 20. 46,16. 21,32. 23,6.12. 24,,6. 31,11. 32, 29. 36, 2; pro rem 23, 5. 32, 9. Rom- Romanı 36, 31. SAB- Sabinus cum casibus 44, 9. 15, 11. 47648.222:148, Gar scıl- scilicet 1, 5. SCL scilicet 45, 10. SCR seribit 15, 15 az. scribunt 15, 23. SC scripsit 14, 6. 2 secundum 1, 28. 25, 28 al. 21,26. S’ sed passirm. SC senatus consulti 12, 15. S sententi 2, 1. 4, 29. Ccce2 m - 25. 28, 5. 200 secundo Orthographia codicis. 338 Mommsen SEU Severus 35, 22. 50, 6. 53, 6. TREU- Treveris in subscriptione 8, 9. SN sine passim. T tune 5, 13. 29,27. 49, 27. STA sine tutoris auctoritate 41, 14. cf. TA T tur passim; initio vocabuli 54, 3: SU- sive 1, 29 al. TA tutoris auctoritate 42, 10. S sunt passim. U vel passim. SS supra scriptus cum casıbus 18, 30. 26, 20. ven passim. 35, 10. ver 2, 5. 31. 4, 10. 5, 24 al. wb- tabularum 10, 7; cf. 42, 21. OU velut 33, 15. 34, 26. 38, 11.55, 9. T- tam? tum? 1, 32. Ü vero passim. T m tamen passim. Ü verum 16, 25. 20, 13. 26, 14. 42, 21. TT tantum 13, 9. 24,15. 26, 21. 34,13 al. Ü-C vir clarissimus 4,7. 26,29. 44,28. 49,1. T. in vocabulis extremis tem 1,17. 49, 13 a2. ulp Ulpianus 12, 12 az. in vocabulis extremis tum 5, 12. 10, 15. UF ususfructus cum casıbus 16, 9. 16. 17, 42, 10. 49, 17. 51, 13. 44518, 17. TEMP- tempus 30, 15. 33, 9. ususfruc 15, 1 al. T ter passim. in versu extremo super vocalem significat m TT testamentum 27, 5.12. 33, 10. It testa- veln 3, 22. 23 al. menti 43, 19. 49, 21. TI testamento Contignatae litterae inveniuntur solummodo 9,4. 12. 24,16. 25,29. 32,3. 33, 18. in versibus extremis ut 2, 30. 5, 23. 6, 34,18. 41,1. Tio testamento 49, 25. 42. 14, 11. 15, 3.. 23, 21..30. '36, 2. Collatis notis iuris iis, quae in Gai codice Veronensi, item in fragmentis de iure fisci institutionumque Ulpiani observatae sunt, apparebit plane easdem esse has, nisi quod hoc opus qui conscripsit aperte id secutus est, ut vul- gares et intellectu faciles retineret, doctiores et technicas magis neque nisi prudentioribus commodas explicaret; qua in re saepe eum lapsum esse infra videbimus. Ne tamen inde colligas codicem hunc illis posteriorem esse; nam ut in antiquiorum auctorum operibus deseribendis librarii notas retine- rent, contra ut is qui novum digestum ex laciniis qui consareinavit notas iam cum ipsa doctrina in oblivionem abeuntes, ut potuit, bene male solveret acei- disse facile potest. Simile consilium Byzantii secuti sunt, sed in ea quoque re maioris et constantiae et prudentiae documentum dederunt. In orthographia quid scriptor vel observarit vel peccarit, patet in universum ex indice Boeckingiano octavo. Missis cum calami meris errori- bus, tum iis, in quibus ne bona quidem aetate constans et unum seribendi genus obtinuit, ut sunt det p, det £ in extremis syllabis vocabulisve varie positae (scribsi, sceripsi; apud, aput, sed, set al.), item quod variatur inter c et qu (inicum, iniguum), inter au et o (Claudius, Clodius), inter k et ce ante vocalem a, aliaque similia, tria potissimum vitia scribendi huius codieis li- Fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 389 brario imputantur: primum ae diphthongi pro vocali e subiectio frequentis- sima, quo pertinent publicae praecipuae inlicitae iustae similiaque adverbia pleraque, item aciae propriaetas (p. 6, 6. 8. 9. 9, 9) faetus (12, 8) raetor paenitus Haeracliae alia permulta, cum in contrariam partem non nisi raro peccetur (p. 1, 9. 15. 24. 42, 32. 45, 17; dubium est 18, 10, quoniam a praecedit); deinde A littera perperam adiecta, unde scribi solet hostendere exchimere hit herciscere erciscendi forma servata per corruptelam p. 9, 25, raro (ut 45, 26) in contrarium verso errore male omissa; denique in pere- grinis vocabulis litterarum non proprie Romanarıum indocta perturbatio, quo referenda sunt arthryticus dyocesis et inverso errore Dionisius, item Byzan- Ihium et e contrario raetor Xanticus (p.4, 1), denique Eugrafius Filadelfus ‚Jilosophus Filuminianus Minofilus; prope accedunt Homonea p. 52, 30 similiaque in nominibus propriis peccata. Quibus ubi addidero aucxilium p- 46, 18 et adiunt 15, 23 (ut Madius mensis seribitur in titulis Christia- norum), denique ingwid cum similibus (quod p. 42, 15 librarius ipse emen- davit) et fortasse auior p. 54, 13 et suscriptum p. 5, 15 (quamquam singu- laria haec magis inter calami errores retulerim), puto omnia me composuisse, quae librarius in hoc genere commiserit nullo grammatici patrocinio defen- denda. Notabile est 5 et v in hoc codice non confundi, nam unico ita cor- rupto loco p. 6, 31 statim emendator opem tulit; quas litteras frequentis- sime permutarunt et qui Gaii librum Veronensem scripsit et qui Digesta Florentina et Frontonis operum Ciceronisque de re publica commentariorum librarii, quamquam in Cicerone emendator plerumque mendam eam sustulit. Item, qua de re supra iam monui, e pro ae et h perperam omissa, quod utrumque apud illos pervulgatum est, in hoc libro non legitur nisi raro. Quod non leve indicium est codicem Vaticanum ambobus illis tempore ante- cedere et quarti exeuntis quintive saeculi potius esse, cum sexto vix fuisse librarium erediderim, cuius scripturam pervulgata illa pronuntiandi negle- gentia non contaminarit. Omnino meo iudicio operam non perdet, qui stante adhuc Romana re publica scriptos codices ita in examen vocabit, ut quid in singulis contra grammaticorum praecepta peccatum sit sedulo componat; nam quamquam et regionum diversitati et librariorum eruditioni non eidem sane omnium multum in his tribuendum est, tamen qui haec recte perse- quetur ei spero fore ut et linguae corruptionem magis magisque gliscentem in libris ipsis coaevis apprehendere et codiecum aetatem certioribus quam 390 Mommsen quae ex scriptura depromuntur indieiis determinare contingat. Meros medii aevi barbarismos a codice abesse omnes yix opus est dicere; vel m extrema etn ante s adhuc suum locum obtinent et quod in scholiis est indignatio- nem pro indignatione p. 52 schol. 4 et seques pro sequens p. 49, in ipso libro similiter non invenitur nisi fere a scriba emendatum (ut 41, 27. 42, 21 al.). Unde magis firmatur, quod propter’alias causas probabile est, scripto libro post aliquod intervallum scholia ea adiecta esse. Rubra codicis. Minio scriptae fuerunt primum rubricae ipsae, unde litterae aliquot remanserunt p. 9, 1 (ef. p. 41, 20), deinde capitum initia, in quibus eius- modo vestigia deprehendit Detlefsenus 1, 12.14. 13, 4. 18, 7. 16. 53, 10. 12. 13. 30 (ef. 54, 5. 9. 15. 16. 22. 24. 29. 55, 23. 31). Debuit fortasse ubicunque auctoris nomen aliud succedebat, rubris id litteris exarari, ut fac- tum est in Digestis Florentinis; at ea quae per totum hune librum regnat pro- positi inconstantia in hae quoque re observatur inveniunturque modo nomina auctorum atramento scripta tota, modo textus principia rubricata. In priore operis parte minio multo saepius scriptorem usum esse apparet quam feecit in posteriore. Detlefsenus quod multis locis rubras litteras fuisse existimat, ubi iam appareant nullae, facile credo; at quod idem suspicatur ubicunque in versuum principiis spatia vacua sint, ibi olim numerorum notas fuisse rubri- catas, videtur refutari cum rubrae seripturae reliquiis ipsis, tum scholiis, quae paginas libri citant, non numeros rubricarum et capitum. Emendationes in Emendationes in codice satis frequentes aliae sunt ab eadem quae eum =; scripsit manu, aliae diversam referunt eamque ipsam quae scholia marginibus adlevit. Quamquam quid alteri utri debeatur saepe non satis discernitur ; atramenti enim colorem eundem esse utriusque manus Detlefsenus secribit, iudieium vero de litterarum plerarumque solitariarum forma saepe incertum esse fierique adeo potuisse, ut omnia veniant ab eodem librario duobus di- versis scripturae generibus uso. Quam ob rem simplieissimum visum est ab emendatoribus pluribus discernendis abstinere et quidquid mutatum repe- ritur ad unum idemque genus referre. In quo cum permultis bonis et omnino ex meliorum librorum collatione petitis neque indignis ipso scholio- rum auctore, quem optimis libris instructum fuisse infra videbimus, tamen, ut solet usu venire in similibus emendatorum laboribus, mixta sunt alia in peius mutata et male habita pravis coniecturis (ef. e. ce. $ 50. 83. 107. 281. 293); quamobrem emendationes hae neque temere spernendae sunt neque fragmenta iuris anleiustiniani Vaticana. 39 admittendae nisi cum cautione. — Litteras si quas delevit emendator, ple- rumque virgulas per eas transversas duxit, saepe praeterea punctum punctave supposuit vel superposuit; unde interdum in dubium venit apices litteris ap- positi utrum ad notatorium genus pertineant an litteram delere velint. In hac editione litterae quas deletas esse mihi constitisset signatae sunt punctis ap- positis omnes. Antiquus membranarum ordo qui fuerit, Maius satis recte perspexit. Membranarum Quaternionum indices in iis extremis scripti hodie supersunt quattuor VI in De ea quae nunc est pagina 4 ima, XV in p. 16, XXVII in p. 36, XX VIII in p- 52. Unde orsus cum p. 1-4 sive quaternionis VI folio primo et extremo eiusdem tituli quae fuerunt duo alia folia p. 5-8 recte coniunxit; quamquam hoc incertum est, an subsequantur, quod Maio placuit, vel praecesserint vel inter p. 2 et 3 quae nunc sunt olim mediae fuerunt, quod et Hollwegio vi- sum est et mihi magis probabile videtur; neque tamen tanti visum est re- ceptum ordinem mutare.— Sequuntur p. 9-16, scilicet quaternionis XV folia primum secundum septimum octavum amissis mediis. CGollocantur deinde p- 17-22 necessario, nam p. 17/18 et 19/20 amissis interpositis in membranis cohaerent, a p. 20 vero ad 21 sermo continuatur; praeterea p. 17. 18 cum pertineant ad eundem de usufructu titulum,, cuius sunt p. 9-16, tamen ne- que ante p. 9 neque inter p. 12 et 13 recte collocantur, ne ex titulo diverso quae sunt iunetae illis ut diximus p. 19-22 praepostere incidant in medium titulum de usufructu. Post ingentem hiatum succedit quaternio XXVII p- 23-36, integer fere et ordinis certi, mox amisso eo qui fuit vigesimus oc- tavus, quaternio XXVHII p. 37-52 item integer fere superest. Restant quatiuor paginae 53-56 de cognitoribus et procuratoribus sedis incertae et ob hane causam a Maio in extremo libro collocatae,; quamquam satius fuit in ipso prineipio collocare, cum et rubra pleraque in his paginis adsint prae- terea in priore sola voluminis parte obseryata et membrana illa in libro no- vicio reperta sit media inter duas omnium primas ex quaternione VI reliquas. Operis titulus in iis quae supersunt laeiniis non indicatur neque in li- Partes syllogar. bros videtur distributus fuisse, cum eorum nullum usquam indieium reperia- tur. Titulorum vero, quibus divisus fuit, supersunt adhuc rubricae duae p-9 1, ubi ‘de [usufructu]' olim maioribus litteris olim legebatur, et p.41,20, ubi videtur fuisse, quamquam hodie evanuit, ‘de donationibus ad legem Cin- ciam. Praeterea in summis oris eaedem rubricae redeunt bipertitae, scilicet 392 Monmmssen in binis paginis iuxta posilis scriptae; quarum quae supersunt coniunctas pro- ponere placet. IM ELFENBEL LIT DAR LET 23T pP: .. 23 . „| excusatione Pr ol „Adlen urnint| ebwendito p- 24.25 de | excusatione B-2, un exiempto, | u. > u nor de.le' „20.02. P- » 3 es Steh brac . . p- 4 BMA EDER EN an 2 p- 28.29 ... | excusatione oo p- 30. 31 de | excusatione Io a a Ba alog | et vendito p- 32. 33 de | excusatione po. (eremptanee. ns p- 34. 35 de | excusatione en 0.6 a PO der |Ney een BRITEN ARE N ea. AR PS ine räkare kur «ira s Pe Se | revocasse voluntatem SR OOo. 6 p- 38. 39 quando donator intellegatur | ar P- + 9 de usu fructu p: 10: Alenr on. | revocasse voluntatem p- 10. 11 de usu | ran p- 42. 43 adlegem Cinciam |de donationibus Pr 12 REMIETRAN TREE p- 44. 45 dedonationibus| ad legem Cineiam suldacu = ehr p- 46. 47 dedonationibus| .. . . . ER p..,,.13 en a ss DAS SAD N... | ad legem Cinciam p. 14. 15 ... | rucku p- 50. 51 dedonationibus| ad legem Cinciam p. 16.17 de usu | es p: 52, ededonationibus| "2 . Ierensmemenen p: 18. de usu | in u U RE N Zr EEE A 208. Be re D-1 SB wer lee Auge | et procuratoribus Pr IE Fa | ac dotibus p- 54 .. de cognitoribus |... .. . er p- 20. 21 dere | uxoria 52 REN Sr Pan. Merten „een REN 0 Ser am ri u PIERRE. 5 ER Unica pagina, quae rubricam contineat totam, nona est neque sine causa; ibi enim incepisse titulum de usufructu supra vidimus. — Rubrieis his nu- meri nulli videntur praeseripti fuisse; quae fortasse causa fuit, cur adnota- tionum auctor non titulos operis citarit, sed paginas codieis adiectis voca- bulis supra et infra ad morem fere Bononiensium prudentium (cf. $ 282. 294-296). Multo minus singulis locis numeros adscriptos fuisse videri supra iam significavi; quamquam in scholiis semel ad $ 293 laudantur loci duo qui sequuntur ita ut illo loco adscriptum sit ‘et sequens et tertia, his, id est responso Papiniani et Severi et Antonini rescripto, 'quaere (vel guod) supra! Ubi de quo feminini generis nomine cogitarit qui scholia adseripsit, non satis liquet; certe capita libri sive leges dixit sive constitutiones, male dixit. Libri adhibiti ab Fontium, quibus auctor usus est, primum indicem proponam, deinde auctore, addam quae necessaria sunt ad eum defendendum vel explicandum. ‚fragmenta iuris anleiustiniani Vaticana. 393 I. Ex commentariis iuris civilis et quidem ex libris Ulpiani ad Sabinum 59-64. 70-72. 74-89. 269. ad edictum 120. 266. 318. 322-324. 339-341. de excusationibus 123-170. de officio praetoris tutelaris 173-223. 232-236. 238-242. de officio proconsulis 119. Pauli ad edictum 298-309. ad edictum de brevibus 310. 311. manualium 45-58. sententiarum 172. 336. 337. de excusatione tutorum 231. 246. de officio praetoris tutelari 244. 245. de iurisdietione [praetoris] tutelarii ed. secundae 247. de testamentis 229. 230. ad municipalem 237. 243. Incerti de interdictis 90-93. incertorum incertis 1. 171. 317. 320. 321. 334-335. I. ex libris responsorum quaestionumpe. Papiniani vesponsorum 2-17. 64a-69. 121. 122. 250-265. 294. 296. ‚319 (Papiniani aut Pauli). 328-333. quaestionum 224-226. Ulpiani responsorum 44. Pauli vesponsorum 94-112. 114-118. quaestionum 227. incertorum 268. 327. III. Rescripta. Severi et Caracallae 267. 293. Antonini (Caracallae) 228. Severi Alexandri 28. 266.a. Philippi 272. Valeriani et Gallieni 18. Gallieni 19. 21. 25. Aureliani 30. Probi 288. Philos.-histor. Kl. 1859. Ddd Inseriptionum ratio. Auctores adhibiti, maxime Ulpianus. 394 Monmmsen Diocletiani et collegarum 22-24. 41-43. 270. 271. 275-286. 292. 293. 297. 312-316. 325. 326. 338. Constantini et collegarum 32-34. 36. 273. 274. 287. incertorum 20. 26. 27. 29. 31. 38-40. 73. 113. 289-291. IV. Leges. Constantini et collegarum 35. 248. 249. Valentiniani Valentis Gratiani 37. Auctorum inscriptiones ab hac sylloge non abfuisse vel hoc indieio est, quod satis constat ex consuetudine Romana iuris sententiam nullam in iudicio allegari potuisse nisi nomine auctoris adiecto itaque syllogen hanc in re forensi inutilem futuram fuisse nominibus omissis. Et adsunt omnino fere ut in Justiniani Digestis, ita nempe, ut semel posita inseriptio ad sequentes quoque locos pertineat, donec alia succedat. Exempli causa — nam confir- mandum hoc videtur esse a prioribus editoribus non ignoratum quidem, sed non satis illustratum — $ 2 inscripta est "Papinianus libro II responsorum’ neque alia inscriptio adest a$ 2 ad $ usque 17; sequitur has et ipsas esse Papiniani, quod in $ 4. 5. 6. 11. 12. 17 aliunde confirmatur. Similitur $ 108-112. 114-118 sumptae sunt ex Pauli I. VIII responsorum interposito rescripto $ 113; inscriptio adest cum ad $ 108 tum post rescriptum ad $ 114. Denique $ 250-265 desumptae sint necesse est ex Papiniani responsorum libro XII, unde profecti sunt quinque qui in Digestis redeunt loci; recte igi- eini Maius acceommodavit. Idem ubivis ö fere similiter observatur, nisi quod duobus locis $ 232-234. 328-331 in- tur inseriptionem $ 250 huiusmodi ori scriptio sine causa repetitur, quod idem commisit librarius secundus $ 5, de- nique ante $ 268 excidit culpa librariorum. Quod in Digestis observatur locos exceptos simplieiter continuari, librario nostro non placuit; nam sin- gula capita diremit aut spatio interposito, aut interiecto vocabulo item, pro quo semel ($ 93) reperitur post pauca. Persaepe tamen spatium perperam vacuum reliquit interposuitve item illud is locis, ubi in eodem argumento simplieiter pergitur (ef. 1. ce. $ 130. 133. 234. 235). In iuris eivilis libris commentarios Ulpiani ut Digestorum ita syllogae nostrae primarium fundamentum fuisse vel index supra propositus demon- strat. De hoc videndum, num excerpta de re tutelaria reete ita ut supra factum est distributa sint. Et seripsit quidem Ulpianus de ea re commenta- rios duos, “de exeusationibus librum et librum ‘de officio praetoris tutelaris. fragmenta iuris anteiustiniani Valicana. 395 Utrumque adhibuit Modestinus, nempe illum in excerptis titulo Digestorum de excusationibus (27, 1) insertis 1. 7 (eam enim in Digesta venisse apparet per Modestinum) et 1. 15 $ 16, hune ibidem 1. 3. 5.6 $ 13; Justiniani iure- econsulti illo omisso, qui non nominatur in indice Florentino, ex hoc sump- serunt cum inseriptiones 1. 3. 5, quae pleniores in Digestis esse videntur quam Modestinu eas posuerat, tum 1. 9. In Vaticana sylloge praeter 6 232-236. 238-242 praesertim excerpta $ 173-22.3 continua serie per- scripta (nam in hiatibus p. 28. 31 auctoris nomen constat periisse nullum) pertinent ad secundum commentarium de offieio praetoris tutelaris, nam et praefigitur hie titulus his excerptis ($ 173) et ex eodem libro desumpti loci Dig. 27, 1, 3.5 ad verbum redeunt $ 186. 190. Simillimum vero utrumque Ulpiani commentarium fuisse docet comparatio locorum Vat. fr. $ 189, 240, qui ex libro de offhicio praetoris tutelaris fluxerunt, et Dig. 27, 1, 15, 16 et 27, 1, 7, petitorum ex libro singulari de exeusationibus. Restant excerpta $ 123-170 sumpta omnino ex uno eodemque libro, euius tamen titulus una cum excerptorum principio interüt. Fuisse eum librum Ulpiani de officio praetoris tutelaris simillimum et cum eo quodammodo cognatum osten- dunt loci inter se collati $$ 145 et 220 et G$ 151 et 223. Attamen quod ipsi hi indieant similem eum magis fuisse quam eundem, id certiore ratione apparet aetatis indieiis quae in utroque supersunt consideratis; qua de re recte egit Buchholzius p. 318. Commentarium enim de officio praetoris tu- telaris Ulpianum scripsisse post Severum defunetum Caracalla imperante (211-217) indicio est, quod ille ibi solet appellari divus Severus ($ 191. 201. 236; Dig. 27, 1, 9), hie imperator noster {$ 176. 191. 200. 234. 235. 236. 238; Dig. 27, 1, 9). Contra in excerptis de quibus agitur $ 123-170 im- perator Severus ($ 158) ille dieitur paterque et filius simul appellantur im- peratores nostri ($ 125. 147. 159), secundum quae quod semel ibi legitur $ 149 rescriptis imperatoris nostri aut corruptum est male solutis notis impp. nn. aut rescripsit de ea re imperator Severus nondum adiuncto ad imperium filio. Seriptus igitur hie liber est inter a. 199 et 211. Jam cum in sylloge Vaticana duo proponantur excerptorum ordines ex libris duobus inter se si- millimis desumpti, uno antiquiore, cuius inseriptio interiit, altero recentiore, quem constat esse Ulpiani de officio praetoris tutelaris, tempus vero et sermo et religqua omnia in illo non minus quam in hoc conveniant in Ulpianum, Ul- pianum vero vel praecipue adhibitum esse in sylloge Vaticana conficienda Ddd2 396 Monmsen appareat, denique de eodem argumento bis diverso sane tempore Ulpianum scripsisse aliunde constet, sequitur non errare eos, qui priorem excerptorum ordinem ex Ulpiani libro de excusationibus desumptum credant, scripto eo imperantibus Severo et Caracalla, deinde post mortuum Severum repelila lectione denuo edito latius prolato argumento ob eamque causam indice mutato, qui iam factus est de officio praetoris tutelaris. Quid quod Paulus, quem in omnibus Ulpianum presse secutum esse nemo ignorat, de eadem re ter commentatus esse invenitur libro singulari de excusatione tutorum, item libro singulari de officio praetoris tutelarii, denique libris duobus pluribusve de iurisdietioni praetoris tutelarii, editionis ut additur seeundae. - De reli- quis Ulpiani, item de Pauli Papinianique operibus a compilatore excussis hoc loco non est quod disseramus. Quod attinet ad auctorem, cujus nomen perit, librorum IV pluriumve de interdietis ($ 90-93), is qui fuerit igno- ratur, fortasse Venuleius Saturninus, cuius de interdictis libri VI et in indice Florentino recensentur et in Digestis aliquoties adhibiti sunt, vel Arrianus, cuius de interdictis librum secundum Ulpianus (Dig. 5, 3, 11) memorat; certe neque Ulpianus fuit neque Paulus, quamquam alterutri ea tribuerunt plerique, nam tantae auctoritatis prudentes si eiusmodi tractatum reliquissent, sane is Byzantios ordinatores non fugisset. Hoc obseryandum locos hos et genere inscriptionum a reliquis excerptis differre (nam in his de interdictis fragmentis praeter librum titulus accurate perscribitur in reliqua sylloge excepta unica $ 227 et fortasse | 298 nusquam memoratus) et in titulo de usufructu extre- mum locum et nunc eos occupare et olim occupasse videri; unde operi per- fecto ab alio adiecti videntur esse. Pomponii libro XXV ad edietum quod Boeckingius in editionis Hollwegianae indice secundo adscribit fragmentorum $ 340 dubius ipse, ita reiciendum esse censeo, ut locus sit Ulpiani Pompo- nium ut solet adhibentis. Quam ob rem hoc videtur constare collectorem sibi satisfeeisse juris auctoribus tribus expilatis Ulpiano Paulo Papiniano. a Rescripta praeter ea quae retinuit ab auctoribus iuris allata ($ 119. Bent 159. 168. 196. 246) legesque imperatorum unde eclogarius Vaticanus sibi compararit, minus certa ratione apparet; nam in hac quoque re Byzantio- rum similis non addidit nisi singularum constitutionum inscriptiones et sub- scriptiones sylloge non indicata. Omnino ad quaestionem hanc certis argu- mentis diiudicandam necessarinm erit universam rescriptorum quae ad nos pervenerunt rationem diligentius quam adhuc factum est explorare; quod ‚Fragmenta iuris anteiustiniani Valicana. 397 dum fiet, hoc loco breviter demonstrabo usum esse Vaticani operis auctorem cum iisdem quas Byzantii deinde adhibuerunt constitutionum syllogis tum alia diversa. Cum in codice Iustiniano rescripta extent ad duo milia eirciter et quingenta, ut eorum amplius mille et ducenta non solum Diocletiani et Maximiani Augustorum nomina prae se ferant, sed etiam paueis exceptis anno 295 anteriora sint et longe maxima ex parte ad a. 293 et 294 pertineant, ac- ceidit non fortuito, sed eadem fere ratio obtinuerit necesse est in fontibus, unde antiquiora haec Byzantii hauserunt, id est, ut ipsi testantur (Const. Haec quae necessario pr.; Summa reip. $ 1), in codicibus Gregoriano et Hermogeniano. At eadem ipsa ratio in Vaticano opere similiter obtinet; imperatorum enim ante Diocletianum inde supersunt rescripta duodecim, Diocletiani autem et collegarum triginta et unum, quorum praeter tria aetatis incertae viginti quinque ante a. 295, tria sola post eum annum data esse inveniuntur. Quod quomodo explicari possit non video, nisi ex eodem cum Byzantiis fonte pleraque sua Vaticanus derivavit. Accedit quod Gregoria- nus certe codex ea aetate, qua Vaticana sylloge confecta est, in communi usu videtur obtinuisse neque rescripta in Oriente proposita pleraque, quae apud Vaticanum leguntur, unde ei in Occidentis partibus degenti innotuerint nisi ex ipso Gregoriano, facile dieitur. Denique scholiorum operis Vaticani auctor quod ad marginem quasdam constitutiones ei insertas itidem repe- risse se adnotavit in codicibus Gregoriano ($ 26ba. 272. 285. 256. 288) Hermogenianove ($ 270), quamquam inde easdem ex iisdem codieibus eclo- garium traxisse non sequitur necessario, tamen opinionem de Gregoriano certe satis aliunde stabilitam aliquantum confirmat.— Sed tamen ut constitu- tionum collectiones a Byzantiis adhibitas Vaticanus iureconsultus item usur- parit, tamen non minus certum est alia eum traxisse aliunde. Qua in re tria potissimum animadvertenda sunt. Primum in rescriptis plus mille ducentis, quae sub nominibus Diocletiani et Maximiani leguntur codiei Iustiniano in- serta, loci in subscriptionibus subinde commemorati exceptis duobus tribusve corruptelae praeterea suspicioni obnoxiis inveniuntur esse Orientis omnes; haec omnia igitur cum emanarint a Diocletiano, Maximiani rescriptum ne- que hodie invenitur ullum in codice Iustiniano nec videtur fuisse in iis quos Byzantii adhibuerunt codieibus Gregoriano et Hermogeniano. At sub eorundem imperatorum nominibus reseripta cum locis Occidentis subseriptis, Maximiani igitur adsunt cum in Consultatione unum datum Mediolani (c. 5) 398 MommseEn tum in Vaticanis his fragmentis sex data Mediolani ($ 282. 292), Aquileiae ($ 313), Mogontiaci ($ 271), Durocortori ($ 315), Cartbagine ($ 41), quae undecunque venerint, certe non petita sunt ex libris, qui Iustiniano codiei conficiendo inservierunt. — Idem fere sequitur ex observatione annorum in rescriptorum subscriptionibus adnotatorum. Horum seriem periti non igno- rant saepe interruptam hiare, ut syllogarum collectores appareat non ex in- tegris constitutionum regestis utiliora et meliora selegisse, sed certorum anno- rum mensiumve adeo rescripta fortuito sibi oblata ad titulos edieti digessisse. Ita in Iustiniana sylloge rescripta annorum 296 et 298 plane desiderantur (nam interpolata ab Haloandro subseriptio Cod. 2, 3, 21 ne quem morator) nec magis in fontibus eius eorum annorum reseripta adfuisse videntur; contra in Vaticana sylloge extant rescripta utriusque anni singula et ipsa ambo emissa in Occeidente ($ 41. 313). — Denique summa diversitas intercedit inter Vaticanum auctorem et prudentes Constantinopolitanos in constitutioni- bus Constantini imperatorumque qui post eum fuerunt. Byzantios in his ad- hibuisse unum codicem Theodosianum recte observavit Iac. Gothofredus (pro- leg. in C. Th. p. CCXV) quamquam dissentiente Zimmerno (Rechtsgesch. 1 p. 161 n. 27); unde cum in hunc leges novae 'edictorum viribus, ut ait constitutio, ‘aut sacra generalitate subnixae’ solae receptae sint, Constantini et imperatorum posteriorum rescripta a codice Iustiniano plane absunt. At recedunt inde rursus et Vaticanum hoc opus et quamquam post editum co- dicem Theodosianum seripta Consultatio; nam non solum huius aetatis leges, quas Vaticanus recepit, ea forma apud eum leguntur, qua primum propositae fuerunt, non immutata codicis Theodosiani ($ 35. 37. 249), sed etiam rescripta proferuntur complura cum Constantini apud Vaticanum, tum Valentiniani Valentis Gratiani apud Consultationis auctorem, quae a Theo- dosiano Codice et abesse debuerunt et hodie constat afuisse. — Quam ob rem praeter Gregorianum Hermogenianumque eos, quos habuerunt Iusti- niani prudentes itemque Oollationis auetor (quem cum legem sub nominibus Valentiniani II Occidentis Theodosiique I Orientis imperatorum promulga- tam in ipso textu tribuat Theodosio, in partibus Orientis scripsisse Huschkius in ephemeride iurisprudentiae historiae 13, 6 probabiliter suspicatus est) scrip- toribus iuris, qui ex Oriente ad nos pervenerunt, in constitutionibus impera- torum copia fuerit necesse est aliorum praeterea subsidiorum; quae qualia fuerint iam videamus. Et de Consultationis auctore non est cur anquiramus; ‚fragmenta iuris anteiustiniani Valicana. 399 ipse enim quidquid affert a Byzantiorum fontibus alienum, rescriptum scilicet Maximiani datum Mediolano, item rescripta Valentiniani et collegarum, af- fert ex corpore Hermogeniani, cui testimonio quamquam multi eredere no- luerunt, tamen cur reieiatur causa idonea nulla apparet. Nam quod ita sta- tuendum est Hermogeniani codicem in Occidente usurpatum minus plenum fuisse quam occidentalium hominum Hermogenianum, ei coniecturae alia prae- terea argumenta suffragantur. Nam primum Sedulius scriptor saeculi quinti medii ut auetam operis sui paschalis editionem defendat, in dedicatione ad Macedonium (p. 149 Arev.) inter alia refert Hermogenianum doctissimum iuris latorem tres ediliones sui operis confeeisse; scilicet non iuris epitoma- rum nemini praeter Tribonianum memoratarum et in ipsa lege a. 426 vel neglectarum vel reiectarum, sed constitutionum codicis, quem ea aetate una cum Gregoriano in omnium manibus fuisse complura testimonia evincunt. Fieri ita potuit, ut Byzantii auctores uterentur libri Hermogeniani prima edi- tione, quae in Constantio et Galerio Augustis finiret neque esset nisi supple- mentum Gregoriani ipsi fere aequale et oceidentalibus resceriptis similiter destitutum; contra Consultationem qui seripsit togatus Gallicus postrema, re- scripta ad a. 365 vel ultra etiam complexa. Quamquam cum Hermogenia- num iuris epitomas scripsisse constet ce. a. 339 (Tac. Gothofredus in proleg. ad Cod. Theod. p. CCX; Zimmern röm. Rechtsgesch. Ip. 389 n. 9), ter- tiam hanc editionem non ab ipso profeetam esse qui contenderit, ei non re- fragabor, cum praesertim prima sub initium regni Constantiniani edita esse videatur. Cur vero Hermogenianum codicem pleniorem Gallicus auctor, mi- nus perfectam editionem Byzantii adhibuerint, eius rei causa idonea videtur reddi posse, nempe quod lex de Theodosiani codieis auctoritate a. 438 inter- dixerat sic: "Detersa nube voluminum, in quibus multorum nihil explicantium aetates attritae sunt, compendiosam scientiam ex divi Constantini Lemporibus roboramus, nulli post k. Ian. concessa licentia ad forum et quotidianas advo- cationes ius prineipale deferre vel litis instrumenta componere nisi ex his vi- delicet libris.. Cui iussioni Orientis prudentes ita videntur obtemperasse, ut retentis prineipum Constantino anteriorum rescriptis in ipsa illa lege aperte exceplis, a posteriorum rescriptis in usu forensi plane abstinerent et ob eam causam Hermogeniani editionem sine Constantinianae aetatis rescriptis ple- niorilus praeferrent. Contra in Oceidente, ubi tum et juris prudentia minus vigebat ei novi Codieis ex Oriente allati non tanta auctoritas erat, rescripta 400 Mommsen Constantini et posteriorum, quae num edicto illo vere abolerentur non sine causa ambigi poterat, una cum codice Theodosiano in iudieiis allegari non desierunt. Ita factum est, ut Hermogeniano codice pleniore uterentur pru- dentes Oceidentis quam Orientis. Ex eodem fonte pleraque Vaticanum serip- torem derivasse eorum, quae a Byzantiorum fontibus habere non potuerit, non dubito; praeterea tamen alia aliunde accedere potuerunt vel etiam per- fecto operi postea inseri, quod cadere in legem Valentiniani a. 369/372 postea videbimus. Iudieium de compi- Sylloge, cuius exiguae hae reliquiae supersunt, cum integra erat si- kam Iutiion. millima fuerit oportet Iustinianae, id est Digestis iuris adiuncto codice con- stitutionum, quae coniuncta ambitu olim aequavit vel potius superavit. Liber, cuius nunc folia partim integra partim manca tenemus viginti octo, habuerit olim necesse est ad minimum ducenta et quadraginta formae maxi» mae, quibus quartam fere Justinianorum digestorum partem perscribi po- tuisse rationibus subductis reperi; potuit vero volumen habere multo plura folia neque opus unico volumine absolvi. Quod confirmat titulorum singulo- rum cum Iustinianis similibus comparatio; exempli causa locus de excusatio- nibus in hac sylloge fusius multo tractatur quam fit in pandecte, ubi pleraque eorum quae seryat Vaticanus utpote vel aetate abolita vel Romae magis et Italiae quam Graecoromanis accommodata vel omnino supervacanea praeter- mittuntur. At utambitu Graecorum opus huic cedit, ita arte et ratione illud longe praecellit. Quo vel hoc quodammodo pertinet, quod Iustiniana syl- loge legis vicem obtinet sublatis contrariis mutatisque plerisque et rei publi- cae quae tunc fuit accommodatis omnibus, contra huius libri auctor etsi ea videtur seligere voluisse quae tempori locoque quo scribebat recte conveni- rent, tamen ultra non processit digerendisque traditis contentus fuit. At hoc utriusque syllogae discrimen a fortuna magis quam a scriptore pependit, ne- que propterea Vaticanus vituperandus est, quod non feeit nisi quod ex ob- lata sibi condicione facere potuit; denique etsi suae aetatis commodis recte sic prospexerunt lustiniani auctores, nostris ipsa eorum diligentia permultum obfuit libenterque ab eorum aedificio extructo ex disiectis vetustis operibus reconcinnatis non sine aliqua elegantia noviciis subinde interpositis rever- timur ad rudera Vaticana, divulsa quidem et lacera, sed ipsa sua ruditate grata magis et quodammodo iucunda. Attamen semidocti hominis hoc opus esse neque digesta iuris, sed potius molem indigestam vel ex parvis his reliquüis Jragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 401 satis apparet. Ad titulos edieti iura legesque digerere auctor sibi hie quo- que proposuerat similiter ac Tribonianus; rubricae enim, quas supra p. 392 composuimus, edieti sunt redeuntque fere in corpore Byzantiorum. Nisi quod titulorum ‘quando donator intellegatur revocasse voluntatem’ et ‘de donatio- nibus ad legem Cinciam’ discrimen non satis apparet; neque enim commode de utroque argumento separatis titulis agi potuit neque ullo modo ibi ubi rubrica omnino fuit p. 41, 20 in media excerptorum serie titulus incipere. Quam ob rem secundam rubricam fieticiam iudico et adiectam inepte a librario propter verba quae praecedunt $ 259 extr. 'guoniam morte Cincia removetur. Sed ut haec culpa imputetur seribae, tamen qui factum sit, ut emptionem exeipiat ususfructus, usumfructum res uxoria, subsequatur post longum intervallum tutela, post hanc paucis interposilis tractatus ve- niat de donatione irrita vel imperfeeta, nemo adhuc explicavit; certe neque ordo edieti hie est nec librorum ad Sabinum neque ullus ratione et consilio excogitatus, ut non sine causa quaeratur, annon haec qualiscunque series fortuita sit tota et ad solum scribarum glutinatorumve arbitrium directa. De- nique ne titulos quidem, nedum singulos locos numeravisse videtur Vati- canus, cum Byzantii utrumque fecerint magno legentium citantiumque com- modo. Sed ut ordinem titulorum mittamus, de quo neque securum est in tanla partis servatae parvitate iudieium quemque denique huius generis cor- pus omnino admittit qualemeunque, modo certus sit, ubi locorum excerpto- rum ordinem rationemque consideramus, tanta se prodit auctoris neglegentia, ut cum hoc collatum Iustinianum eximium et perpulerum opus esse videatur. Rescripta auctorum locis modo praemittuntur, ut in titulo de usufruetu ($ 41-43), modo subiciuntur ut in titulo ex empto et vendito ($ 18-40), modo inter medios iureconsultorum tractatus inseruntur singularia sine ulla iusta causa ($ 113. 228. 325. 326. 338), modo, ut in titulo de donationibus, ita auctorum loca et imperatorum rescripta exhibentur inter se confusa, ut quid in ea re secutus sit eclogarius non assequare, nisi forte variatio eum delectavit. Temporis denique in constitutionibus afferendis rationem quam- quam multo magis habere debuit quam Byzantii corporis ordinatores, cum contraria tollere neque posset neque vellet, tamen et hi sedulo constitutiones secundum annos diesque disposuerunt et Vaticanus temporis ordinem plane neglexit, neque nisi casu factum esse videtur si quando eiusdem anni con- stitutiones apud eum inveniuntur coniunctae. Libros excusserunt Iustiniani Philos. - histor. Kl. 1859. Eee 402 Mommsen auetores quotquot tum adhuc extabant; qua in re licet speciem doctrinae magis quaesiverint quam veram et solidam scientiam dederintque se totos sequioris aetatis studio varia variorum colligendi et pro uno auctore idoneo habendi omnium qui de eadem re scripsissent aliquid, tamen in aetatis me- diocritate et probe et perite et strenue versati sunt. Contra Vaticanus serip- tor non nisi paucissimos auctores elegit iisque ita se mancipavit, ut eos et caece secutus sit et neglegenter ac stulte legerit. Excerptorum ordinem, quem Justiniani digesta simplieiter sequi solent, huius quoque libri ordinato- rem plerumque retinuisse apparet, unde factum est, ut quibusdam locis, maxime in titulo de usufructu, praeterea $ 233-235. 2532-255, utrorumque excerptorum ordo salis conveniat. Aliquanto rarius quam Constantinopoli- tani prudentes Vaticanus consulto eum ordinem deseruit et propter argu- mentum excerptorum collocationem permutavit, quod factum est $ 294-296, item 325-327. At sane neglegentiae fuit post absolutum librum Ulpiani de officio praetoris tutelaris $ 173-223 mox non solum ad eundem redire $ 232 sq., sed etiam eundem locum bis, semel imperfecte semel plenius ex eodem libro proferre ($ 185. 240). Item quod iureconsultus Vaticanus utraque commentarii huius Ulpiani editione usus est, Tribonianus priore editione in- super habita alteram solam adhibuit, hunc ratione, fortuito illum libris usum esse declarat. Denique quamquam inter ea quae librarii peccarunt quaeque auctor ipse commisit fines regi nequeunt, tamen ex hoc genere huic videntur esse tribuendi cum errores plerique praesertim in notis male solutis tum hia- tus orti ex inepta sectione. Nam quod de notis vidimus syllogen Vaticanam consulto abstinere doctioribus et ut perito iureconsulto commodis ita semi- prudenti obscuris, redit sine dubio ad ipsius corporis ordinatorem, quid in- tellecturi essent eius aetatis togati sane non ignarum et ex magistellorum in- doctorum consuetudine quiequid lectionem impediturum esset bene male ali- quo certe modo interpretatum. Quamobrem qui in artis notis solvendis com- missi sunt errores turpissimi, ut factum est pro familiae erciscundae p.9, 25, mixti casus pro mortis causa p. 19, 17, litium causa pro litis contesta- tione p. 38, 23, contra tabulas pro contra Sabinianos p. 42, 21, matri- monium pro manu mancipio p. 50, 25. 26, vel pro utrubi p. 51, 31, ipsi seriptori tribuere non dubito; cuius generis similia magis quam quod sciam paria reperiuntur in Digestis. Neque eorum ordinatores quamquam propter certas causas permulta reiecerunt vel etiam immutaverunt, ullo loco tanta Jragmenta iuris anteiustiniani Faticana. 403 stultitia resecandi offieio functi sunt, quantae auctor Vaticanus cum alibi tum maxime $ 145. 149. 168. 266 documenta dedit. Unde non imperito- rum librariorum naevi soli hunc librum inquinaverunt, sed praeterea iuris prudentiam professus aliquis non satis prudens in describendo et excerpendo ita ibi versatus est, ut ab interpolatione saepe prope absit; quam ob rem quod in crisi facienda non raro adhibui violentiora remedia, non temere mihi videor fecisse. Cuiusnam aetatis sylloge videatur esse, definiendum est ex iis qUae Om tmpore u continet tantummodo, cum antiguorum librorum qui ad nos pervenerint lee ri nullus eam commemoret. Male enim quidam huc traxerunt verba legis de codice Theodosiano faciendo (C. Th. 1, 1, 5) a. 429: “Ex his tribus codi- eibus’ (Gregoriano Hermogeniano futuroque Theodosiano) “et per singulos titulos cohaerentibus prudentium tractatibus et responsis eorundem opera qui tertium ordinabunt noster erit alius, qui nullum errorem, nullas patietur ambages,’ ubi hoc tantum dicitur titulos, quibus codices illi consistant, in iuris quoque libris redire itaque fieri posse, ut ad eosdem et iura et constitu- tiones simul regantur. Quamquam non nego de collectaneis iuris legumque talibus qualia Vaticana sunt, cogitantes imperatores opus illud ut perficeretur publice promisisse; summa enim quae intercedit inter hanc syllogen et Iusti- nianam similitudo genus hoc excerptorum ea aetate late sparsum fuisse osten- dit neque tam novum opus Iustinianum edidisse, quam perfectius et plenius et certius iis quae tum vulgo circumferrentur et maxime publica auctoritate munitum. Omnino scholia Veronensia Vergiliana, breviarium Alaricianum, gromaticorum corpus, Graecorum historicorum per titulos digestio ab impe- ratore Constantino Porphyrogeneto ordinata, alia pleraque eiusdem in uni- versum naturae sunl videnturque apud antiquos technae omnes extrema aetate in eiusmodi excerptorum corpora desiisse. Hie igitur liber quando seriptus sit, ipse doceat necesse est. Et anteriorem eum esse codice Theodosiano, qui editus est a. 438, propter leges non ut ibi leguntur, sed antiquiore et post codicem eum promulgatum vetita forma apud Vaticanum relatas omnes consentiunt. Contra male sibi persuaserunt prudentes plerique post legem de iuris auctoribus citandis a. 426 (C. Th. 1, 4, 2) kbrum conscriptum esse propterea quod exceptis locis $ 90-93 reliqua sint Papiniani Ulpiani Pauli. Nam ut mittamus, de quo hodie constat, illa lege antiquiorum auctorum usum forensem confirmari magis quam interdici, certe lex illa propterea data Eee2 404 Momuwssn est, quod tres illi auctores eo tempore omnium maxime in iudiciis frequen- tabantur; denique cum antiquiorum opiniones in iudicio allegatas ita ratas esse iubet, ‘si eorum libri propter antiquitatis incertum codicum collatione firmentur,' non obscure arguit ex Papiniano Paullo Ulpiano allegatae senten- tiae si iudieaturus magistratus non meminisset, officialium suorum opera co- dicem evolvere eum debuisse, id est corpora illa apud forum in tabulario ad- servata esse, quod aliter fuit in reliquis iuris libris. Quamobrem si qui iuris prudens primarios illos auctores solos adhibuisse reperitur, potest id fecisse tam lege ita iubente quam ante legem ex consuetudine recepta. E contrario lege ea a. 426 anteriorem esse librum hune probabiliter deducitur primum inde, quod Gai ante eam non receptae auctoritatis iure consulti, sed mox in Italia quoque vulgo lecti nomen in Vaticano libro non invenitur (vide quae dixi in Bekkeri et Mutheri Jahrb. 3, 1 sq.), deinde quod notis in Papinianum Ulpiani, quarum usus illa lege denuo interdietus est, eclogarius Vaticanus uti non dubitavit ($ 66). Quamobrem cum novissima constitutio ex Vaticano corpore servata anni sit 369/372, inter a. 372 et 426 librum ut nunc legitur perscriptum esse sequitur. Sed videndum praeterea, cum praesertim consti- tutio illa Valentiniani solitaria sit eamque proxime praecedant in sylloge Va- ticana Constantinianae aetatis leges, scilicet a. 312 ($ 32. 2742). 313 ($ 34. 392). 315 ($ 33. 273). 317-319 ($ 36). 318 ($ 34. 287). 323 ($ 249). 330 ($ 248). 337 ($ 35?), annon sylloge ipsa antiquior sit et constitutio illa ad perfectum opus postea adiecta. Et ducit omnino ad aetatem Constantinianam inscriptionum ratio constitutionibus praefixarum satis memorabilis neque ad- huc satis nisi fallor intelleecta. Nam cum imperatores. Diocletiano priores simplieiter dicantur imperatores, semel Probus dominus imperator ($ 288), rescriptis Diocletiani plerumque praescriptum est divi Diocletianus et Con- stantius ($ 270. 275. 297. 312. 338), raro Diocletianus simplieiter ($ 23. 24); denique uno et fortasse altero loco est Diocletianus et Max. Constan- tius ($ 41 cf. 22). Quae inscriptiones multis nominibus singulares sunt. Nam primum Maximiani et Galerii nomina aut absunt omnino aut certe obscurum tantum et fere oblitteratum illius vestigium duobus locis remansit; nam in- scriptiones $ 22. 41 Diocletianus et Max. Constantius quamquam ortae sunt omnino ex pleniore hac Diocletianus et Maximianus Augg. et Maximianus et Constantius Caess., tamen secundum scriptoris mentem sic potius solvendae esse videntur Diocletianus et Maximus Constantius. Deinde hae inscriptio- fragmenta iuris anteiustiniani Vaticana. 405 nes non tantum imperfectae sunt, sed magna ex parte etiam falsae; nam cum Constantius Caesar factus sit k. Martiis a. 293, recte quidem nomen eius omittitur in rescriptis duobus a. 285 ($ 23. 24), sed additur perperam in aliis tribus a. 285 ($ 297). 286 ($ 275). 293 m. Febr. ($ 312). Denique praeter consuetudinem harum inscriptionum, quas virorum, non mortuorum titulos recipere solere ante ad $ 288 observavimus, Diocletianus et Constantius in rescriptis supra eitatis plerumque appellantur divi. Item Constantiniana- rum constitutionum inscriptiones et ipsae habent singulare aliquid. Seribitur enim aut d(ominus) Constantinus et Caess. ($ 273) aut Constantinus et Caess. ($ 249. 287) aut Augg. (semel fortasse Aug. $ 36) et Caess. ($ 33. 34. 35. 36). Nomen igitur Lieinii, qui ab a. 307 ad a. 323 cum Constan- tino simul imperavit, aut omittitur, ut in constitutionibus a. 315 ($ 273). 316 ($ 249). 318 ($ 287), aut certe latet sub generali Augustorum appellatione ; Caesares vero inveniuntur adscripti constitutionibus omnibus vel a.312-316 emissis ($ 34. 249. 273), quo tempore Caesares nullos fuisse constat. De- nique Augusti Augustorumye nomen simplieiter inscriptionis loco positum praeterea nusquam reperitur. A qua inscribendi forma in Vaticano corpore usitata inscriptiones ex corporibus cum Gregoriano tum Hermogeniano ser- vatae aliquantum abhorrent. Nimirum Dioecletiani rescriptis apud Gregoria- num testibus et Breviario et Collatione (3, 4) et Consultatione praescribitur antiquioribus impp. Diocletianus et Maximianus AA., vecentioribus idem ad- iecto et CC. Semel vestigia adsunt Caesarum nominum plene perscriptorum in inscriptione Coll. 15, 3 sic hodie confusa: impp. Maximianus Diocletianus et Maximinus nobilissimi AAA., ubi restituendum est impp. Diocletianus et Maximianus AA. et Constantius et Maximianus nobilissimi CC., cum nobi- lissimorum praedicatio ad solos Caesares pertinere nemo nesciat. Praeterea altero loco Coll. 1, 10 vestigium superest adieclae ad eorundem imperato- rum nomina formulae DNN. (cf. subscriptio Cod. Iust. 4, 44, 3: Fk. nou. pn et aris cc. id est, d. — vel imp. — n. et Aristobulo cos.), unde confirmari quo praeterea pleraque ducunt, Gregorianum librum imperante ipso Diocle- tiano scriptum esse Bluhmius (praef. ad Coll. p. XIV) recte observavit. Si- militer Hermogenianum etiam Diocletianas constitutiones inscripsisse probant quae ex corpore eius citantur in Collatione (6, 5. 10, 3-6) et in Consulta- tione passim et in lege Romana Burg. (tit. 14). Idem denique confirmant Byzantii corporis eorumdem rescriptorum inscriptiones omnino ad codicum De huius corporis nsu in iudiciis. 406 Mommsen duorum anteriorum exemplum ordinatae. Peccant quidem eo, quod Dio- cletiano imperatori facto a. 284 auctumno Maximianum k. demum Aprilibus a. 286 creatum Augustum nihilo minus inde ab ipso imperii inilio summae potestatis socium adiungunt; praeterea vero satis recte inscribunt ad a. c. 292 impp. Diocletianus et Maximianus AA. inde ab hoc tempore impp. Diocletianus et Maximianus AA. et CC. nominibus horum raro adseriptis (ef. 1, 18, 5).— Constantii et Galerii Augustorum ex antiquioribus codieibus constitutiones nullae supersunt praeter tres a. 305 in codicem Iustinianum receptas (3, 12, 1. 5, 42, 5. 6, 9, 7) et acceptas referendas omnino Her- mogeniano inscriptas sic fere: impp. Constantius et Maximianus AA. et Se- verus et Maximinus nobb. Caess.— Constitutiones Constantini praeter Vatica- num ex unico Theodosiano habemus, a quo in his totus pendet Iustinianus;; Lieinii ibi nomen ex inscriptionibus peraeque cernitur sublatum. — Apparet Vaticanum prudentem in his inscriptionibus rationem sequi sibi propriam et ita comparatam, ut recte explicari nequeat nisi ipso Constantino imperante eum scripsisse concedas. Nam huius aetatis scriptor intellegitur cur delerit imperatorum damnatae memoriae nomina Maximiani Herculei, Galerii Maxi- miani (cuius item nomen erasum esse testantur lapides Orell. 1058 et I. N. 6288), Lieinii, item cur proximis imperatoribus beatae memoriae Diocletiano et Constantio divorum praenomen prae ceteris attribuerit, denique cur Con- stantinum modo dominum dicat, modo nomine non addito Augustum. Quae omnia eo certiora de syllogae auctoris aetate indieia sunt, quo magis constat in fontibus, quorum ei copia fuit, inscriptiones plane diversas fuisse. Videtur itaque sylloge haec facta esse vivo Constantino Magno (*- 337), lex vero a. 372 ($ 37) postea demum adiecta, ut post perfectum opus excerpta quaedam ex libris auetoris cuiusdam de interdictis accessisse supra (p. 396) vidimus. — De loco hoc solum constat scriptum librum esse in partibus Oceidentis, quo praeter alia supra exposita ducit et inventio codieis in Liguria et quod Mode- stini libros de excusationibus Graece scriptos syllogae auetor novisse non vi- detur. Utrum in Italia natus sit an in Gallia nemo definiet, quamquam, cum locus ubi codex inventus sit cum altera utra opinione facile concilietur, ex subseriptione legis postea adiectae $ 37 Gallicae originis pertenue indi- cium existit. Forensis usus causa librum compositum esse nemo dubitabit. Privato consilio auetorem hunc laborem sibi imposuisse etsi certis argumenlis demon- ‚ragmenta iuris anteiustiniani Falicana. 407 strari non potest, tamen neque ex ipso libro publicae auctoritatis ullum indi- cium prodit et altum quod de hoc iuris corpore in codice Theodosiano ob- tinet silentium contrariam opinionem refellit. — Quibus in locis et quousque in usu fuerit, item ignoratur, nisi quod codieis Theodosiani legisque Burgun- dionum volumina una cum hoc in eadem olim bibliotheca adservata, si qui- dem eidem iudieci aliquando praesto fuerunt, usum huius syllogae ad sextum saeculum extendunt, potuitque omnino una cum illis iuris libris sylloge haec non incommode adhiberi. Sane ad Justiniani corpora cui ius dieendum fuit, simul hoc volumine uti non potuit; cavendum tamen est, ne propterea cor- pus hoc Iustiniani legibus in Italia a. 554 promulgatis ex usu forensi sub- latum esse statuamus, cum ne hoc quidem certum sit intra Italiam neque in Burgundionum partibus eum quem tenemus operis codicem scriptum esse, nedum brevissimum Byzantiorum in his Italiae partibus imperium iuris Tusti- niani usum ibi satis fundavisse videatur. Imo exceptis Roma et Ravenna provinciisque reliquis Graecorum, per totum Oceidentem post eversum Ro- manum imperium unicus publice promulgatus legum codex indubitatae itaque et peraeque admissae auctoritatis Theodosianus fuit cum suis novellis, cum praeterea quid ex iure Romano iudices adhiberent, ex uniuscuiusque arbitrio subsidiisque librorum, denique ex mero casu ubivis fere penderet. Itaque factum est, ut in Galliae Italiaeque foris, sicubi post eversum Romanum im- perium ex iure Romana iudicandum erat, codex Theodosianus modo genui- nus modo breviatus primum ubique locum obtineret, praeterea allegarentur varüi libri et diversi, modo Visigothorum iuris Romani excerpta, modo Gai institutiones Paulique sententiae integrae, modo regulae Ulpiani, modo Iu- stiniani institutiones novellaeve a Iuliano epitomatae, modo lex Dei, modo denique haec sylloge Vaticana. Scholia margini vel inter versus adscripta sunt praemissa singulis littera De schoiis h, quae quid significet ignorare me supra iam (p. 306, 5 cf. p. 378) signifi- cavi. Scriptura ab ipso libro non parum diversa a Detlefseno comparatur cum ea quae est palimpsesti Vaticani Iuvenalis; specimen proposuit Maius, imitatus est Hollwegius. Addita sunt mira inaequalitate; scilicet in titulis de usufructu, de excusatione, de cognitoribus et procuratoribus plane deside- rantur, item fere in titulo ex empto et vendito (cf. tamen $ 5), contra adsunt in titulo de re uxoria rara, frequentissima in titulo de donationibus. Plera- que brevia summaria sunt similia iis quae ad Theodosianum ex libro Vaticano 408 Monnusen fragmenta iuris anteiustiniana Falicana. Haenelius edidit; cuius generis reperiuntur $ 112. 113. 121. 249. 263 vel 264. 269. 271. 272. 273. 280. 281. 282. 294. 297.312. 313 duo. 314. 315. 316. Alia ablegant lectorem ad locum locosve eiusdem corporis ($ 282. 294. 295. 296); alia denique auetores laudant, ut ad $ 5 additur Pap. lid. IIT res., unde tamen locum desumptum esse vel ex ipsa sylloge patebat, ad $ 108 ad Paul. lib. VIII resp. scholiasta adscripsit fit. de r. u., denique ad rescripta $ 266a. 272. 285. 286. 288 Gregoriani librum, ad rescriptum $ 275 Her- mogeniani titulum idem eitavit. Unde apparet eosdem fere, quibus ipse com- pilator usus est, libros scholiastae adhuc praesto fuisse, qui omnino ut re- centiore, ita tamen suppari aetate videtur scripsisse. Eundem etiam librum emendasse videri supra iam significavi eodemque pertinet, quod secundum ipsius codieis huius paginas opus allegat. In contrarium quidem trahi potest, quod $ 313 pro corrupto vocabulo portionem recte legit potiorem neque ta- men illud correxit; magis tamen est, ut aut pro falso verum sibi legere visus sit aut perspectum mendum tollere oblitus. P. 308, 24 m. 2 deleto AO superscripsisse IN nuperrime cerliorem me fecit Detlefsenus. —e IIND Über die Metallspiegel der Etrusker. Zweiter Theil. Yon H” GERHARD. annnnnnnnannnween [Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 17. November 1859.] Kasse bereits im Jahre 1836 von mir gelesene Abhandlung über die Metall- spiegel der Etrusker war dazu bestimmt, Stoff und Grundsätze des gröfseren Werks darzulegen, welches ich zu vereinter Bekanntmachung der Denk- mäler jener so überaus reichhaltigen Kunstgattung unternahm. Zwei Jahr- zehnte sind seitdem verflossen und haben sowohl den betreffenden Kunst- besitz durch neuen Zuwachs als auch den Standpunkt unsrer Beurtheilung und Erklärung wesentlich bereichert. Eine beträchtliche Nachlese von Zeich- nungen und Notizen ist zur Vervollständigung des im Publikum verbreiteten Werkes vorbereitet und soll, wenn die Umstände es gestatten, zugleich mit Ausführung des bisher vermifsten Textes veröffentlicht werden. Bevor diese Fortsetzung aber eröffnet wird, scheint es mir angemessen die seit Erschei- nung meines Werks neu gewonnenen Funde und Aufklärungen der Akademie, unter deren Einflufs das frühere Unternehmen zu Stande kam, in einer zwei- ten Abhandlung übersichtlich zu schildern. Die Entdeckungen etruskischer Spiegel scheinen in diesem Augenblick, besonders im alten Praeneste, sich zu erneuen, sind aber lange Zeit hindurch auffallend spärlich gewesen, wie solches hauptsächlich aus dem Denkmäler- vorrath des Marchese Campana hervorgeht. Dieser nach allen Seiten hin, besonders aber für etruskische Kunst mit grofsem Erfolg bethätigte Sammler hat in seinem gedruckten Verzeichnifs etruskischer Spiegel zwar eine grofse Anzahl solcher Denkmäler, jedoch nur wenige aufzuweisen, welche als wich- tige neue Bereicherung unseres Kunstbesitzes zu betrachten wären. Es ist kein Kunstwerk neu hervorgegangen, welches in antiquarischer Beziehung mit dem grofsen und inschriftreichen Durand’schen Spiegel, die Helena auf Philos.-histor. Kl. 1859. Fff 410 GERHARD dem Eiland der Seligen darstellend, oder welches an Kunstwerth mit den jetzt im hiesigen Kgl. Museum befindlichen Spiegelzeichnungen der Semele, der Penthesilea oder des Telephos wetteifern könnte; nichts destoweniger ist die neuere Ausbeute etruskischer Metallspiegel durch bildliche und in- schriftliche Eigenthümlichkeit mannigfach anziehend gewesen. Als wichtige Inschriftspiegel neueren Fundes sind diejenigen obenan zu stellen, auf denen die Geburt der Minerva, Eos und Tithonos, Bacchus Ariadne und Semele, die Schmückung der Venus, der Göttinen Streit um Adonis, Venus und Adonis, Perseus, Herkules und Achelous, Herkules im Olymp, die göttliche Pflege dreier Kinder, das Schicksal des Amphiaraus und Ajax , Helena Paris und Menelaos, Venus Paris und Helena, Achill und Penthesilea und andere mehr dargestellt sind, welche ich in einem früheren, jetzt im akademischen Monatsbericht(!) abgedruckten, Vortrag nachzuweisen Gelegenheit hatte. Eine andere Reihe wichtiger Darstellungen ist in der beträchtlichen Anzahl sonstiger Spiegel anzuerkennen, welche auch ohne Beischrift durch eigen- thümliche Bilder uns anziehen. Unter diesen aber möchten gerade die un- & ihrer ver- 5 muthlichen Bedeutung am meisten sich eignen. Theils die häufigen Bilder scheinbarsten Gestalten und Gruppen zu einer neuen Erörterun etruskischer Schicksalsgöttinnen und Dioskuren, theils diejenigen, deren brü- derliche Dreizahl unserer Vorstellung von den Kabiren entspricht, drängen zu einer neuen Erörterung des jetzigen Standpunkts ihrer Kenntnifs zunächst sich auf; sie treten überdies mit der übermäfsigen Anzahl angeblicher Bilder von Paris und Helena in ein Verhältnifs, welches durch neue Erklärungs- versuche mehr als billig beansprucht worden zu sein scheint. In einer vor jetzt drei Jahren der Königlichen Akademie gewidmeten Abhandlung über die von mir unerklärt gelassenen Spiegel sind es hauptsäch- lich die obengenannten Darstellungen, welche einer neuen Beleuchtung unter- liegen. Der Verfasser jener Abhandlung, Herr Georg Rathgeber (?) zu Gotha, glaubt über 120 Spiegelzeichnungen glücklicher und durchgreifender, als es mir gelang, gedeutet zu haben. Sein auf die gedachten 125 Spiegelbilder eingehender Erklärungsversuch ist nicht ohne sorgfältige Wahrnehmung und nicht ohne viele gelehrte Forschung durchgeführt, kann aber in seiner Ge- samtheit nur als ein Phantasiestück bezeichnet werden. Insbesondere sind es die samothrakischen Mysterien, welche in einer erst spät anzusetzenden (°) Umbildung dem Ideenkreis der Spiegelzeichnungen Etruriens zu Grunde über die Metallspiegel der Etrusker. II. 411 liegen sollen. Das dort von Herrn Rathgeber vorausgesetzte Gepränge mi- mischer oder, und zwar noch häufiger, transparent dargestellter Gruppirun- gen soll auch die bei weitem gröfsere Anzahl von Spiegelzeichnungen der griechischen Götter- und Heldensage veranlafst haben, deren exoterische Gel- tung der Verfasser unter der Gesammtbezeichnung B.(*) vereinigt, während als Klasse 4. die 125 bisher veröffentlichten Spiegel ihm bleiben, deren Ver- ständnifs verabsäumt zu haben er mir zur Last legt. Zwar sind diese zahl- reichen Darstellungen bereits in meinem Werk unter dem Gesichtspunkt eines von den olyinpischen Gottheiten gesonderten Götterwesens zusammen- gestellt, und, sofern das Bild darauf führte, auf Dioskuren oder Kabiren von mir bezogen worden; der neueste Erklärer ist jedoch weiter gegangen. Er hat die von mir unberührt gelassene Paarung jener dämonischen Wesen mit einer mystischen Braut zuversichtlich und in einem Umfang verfolgt, der ihn bestimmt hat, in den verschiedenen darauf bezognen Gruppirungen den Bilderkreis eines dreinächtigen Festes, dem Fest von Eleusis und seiner athe- nischen Nachbildung verwandt, in einer Reihenfolge seiner Momente auf un- sern Spiegeln zu erblicken; alle von mir unerklärt gelassenen Bilder sind solchergestalt ihm zu verschiedenen Acten eines mit scenischem Pomp auf- geführten Mysteriendrama’s (?) geworden. Die ideelle und mythologische Begründung dieses Mysteriendrama’s ist, wenn wir recht verstehen, ungefähr folgende. Vorausgesetzt werden so- wohl die drei Kabiren, von denen der eine durch seiner Brüder Hand fiel ($), als auch die Annahme einer Göttin, welche, wie von Persephone -Kora ge- meint wird, ihren Wohnsitz zwischen Unterwelt und Insel der Seligen (7) zu theilen hatte, aus letzterer aber in jährlicher Wiederkehr zum Tageslicht ihrer irdischen Heiligthümer sich begeben haben soll; so lange sie als unter- irdisch betrachtet ward, soll, nach einer besonders künstlichen Theorie Herrn Rathgeber’s, Aphrodite, sei es in eigener Person oder durch eine zur mysti- schen Braut gewordene Stellvertreterin, die wandernde Unterweltsgöttin für die Andacht der Sterblichen ersetzt haben(°). Dieses vorausgesetzt, erkennt Herr Rathgeber in einem Theil seiner mystischen Spiegel bald Wanderun- gen dieser und jener von unten nach oben oder von oben nach unten ziehen- - den Göttin (°), bald auch Darstellungen in denen der Brudermord des dritten Kabiren (1°) angedeutet sei. Darstellungen dieser Art werden mit noch eini- gen andern der mystischen Vorbereitung herbstlicher Feste zugetheilt(''), Fff2 412 GERHARD dagegen die bei weitem gröfsere Anzahl der mystischen Spiegel auf Scenen des drei Nächte hindurch gefeierten Frühlingsfestes, also vermuthlich der zu Athen gefeierten kleinen Mysterien ('?), bezogen wird. Als Darstellungen der ersten Nacht werden solche betrachtet, in denen durch wandernde Niken oder auch durch Pallas die Einholung der mystischen Göttin ('?) in Gestalt Aphroditen’s oder einer (doch wohl nur scenisch gemeinten) Stellvertreterin('*) dieser Göttin nachweislich sei und auf dem Rücken eines Schwanes endlich erfolge ('%). Demnächst wird der Bilderkreis einer zweiten Nacht in Darstel- lungen vom Grabmal des dritten Kabiren erkannt, auf dessen Wiederbelebung durch Hermes (!°) die beiden Brüder desselben, den zwei Dioskuren gleich- geltend, warten (7). Eine künstliche Blume scheint Herrn Rathgeber das Ge- häuse zu sein, aus welchem der Wiederbelebte hervortreten soll ('°), auch wird manche andere Zurüstung darauf bezogen('?), nicht ohne Erwähnung der dann und wann bereits früher in ähnlichem Sinn gedeuteten ornamen- talen Köpfe (2°); zugleich scheint jene der Unterwelt entstiegene Stellver- treterin, Aphroditens und nicht mehr Persephonens, von Pallas geführt, als mystische Braut (*') die nahe Wiederkehr des neubelebten Kabiren zu verbür- gen. Nach erfolgter Wiederbelebung, desselben sowohl als seiner mystischen Braut, erblickt man, laut Herrn Rathgeber, das mystische Götterpaar in der Vorhalle des Thalamos, auf dessen Feier sich auch Scenen in Art des bräut- lichen Bades(??) beziehen lassen und andererseits auch die Orgien schwel- gender Mysten (?°) bezogen werden. Für ein entsprechendes Schaugepränge der dritten Nacht blieb die Erscheinung des neuvermählten Paares in seinem Heiligthum, vor dem Volke sowohl als inmitten der beiden Brüder noch übrig (**), bevor der Abschlufs dieses freudigen Frühlingsfestes den Über- gang zu dereinstiger Wiederkehr herbstlicher Trauerfeste begründete. Der Zusammenhang dieser Erklärungen ist theils auf manches sprechende Bildwerk, theils auf die Spuren alter Gebräuche gestützt; von einer durchgän- gigen festen Begründung jedoch ist Herrn Rathgeber’s Theorie weit entfernt. Vermifst wird zunächst jeder Nachweis der Örtlichkeit, aus deren Festen ein so ausgedehntes System ihres Schaugepränges herstammen soll; er ist nicht etwa dadurch gegeben, dafs Herr Rathgeber den Ursprung etruskischer Kunst und etruskischer Mysterien auf den vieldeutigen Namen der Aeoler (°°) durch- gängig zurückführt. Herrn Rathgeber’s meiste Deutungen weisen auf Sa- mothrake zurück, aus welchem heiligen Eiland Etrurien das Ritual und die über die Metallspiegel der Etrusker. II. 413 Musterstücke seiner Mysterienspiegel erhalten haben soll(°); aber die von ihm vorausgesetzten und bis ins Einzelne verfolgten Gebräuche sind gröfsten- theils aus Athen und Eleusis entlehnt, dessen nicht auf Kabiren und Dios- kuren, sondern vielmehr auf Demeter und Kora rückweisender Dienst, seiner Vermischung mit samothrakischem unbeschadet, im Denkmälervorrath un- serer Spiegel kaum irgend einmal durch cerealische Darstellungen (7) uns näher gerückt wird. Willkürlich ist ferner die allerorts vorausgesetzte Ein- mischung des Eilands der Seligen(?°) und noch ungleich willkürlicher die Deutung der häufigen Flügelgestalten etruskischer Spiegel auf Nike als wan- dernde Dienerin zwischen Ober- und Unterwelt. Jene weiblichen Flügel- gestalten von meistens sehr roher Zeichnung sind durch Griffel und Schreib- gefäls als ihr häufigstes Attribut im Sinn der das Menschengeschick aufschrei- benden Schicksalsgöttin (*”) so anschaulich gemacht, und stimmen überdies mit der die Rolle des Schicksals entfaltenden Lasa etruskischen Glaubens (°°) so sehr überein, dafs sie zwar als vermittelnde Götterbotinnen und dienende Schicksalsmächte durchweg zu betrachten, auf Einweihung aber oder auch selbst auf Sieg, bekannter Bildungen von Nike und Telete(°!) ungeachtet, anders als ausnahmsweise nicht zu beziehen sein werden. Wenn es nun versucht werden mufs, statt mifslicher Hypothesen Er- klärungen aufzustellen, welche für eine grofse Zahl alter Kunstdenkmäler die bisher entbehrte Grundlage abgeben sollen, so wird ein solcher Versuch theils gerechtfertigt durch die Unhaltbarkeit der bisherigen Auslegung, theils durch den erheblichen Zuwachs neu entdeckter verwandter Kunstdarstellun - gen, welche in meinem Verzeichnifs (°”) von mehr als fünfhundert in meinem Werk nicht enthaltenen Spiegelbildern genauer angegeben sind. Die Will- kür, an welcher Herrn Rathgeber’s Auslegung durchgängig leidet, hat ihre gröfste Stütze in der bereits oben gerügten ohne alle Befugnifs von ihm zu- gelassenen Einmischung eleusinischer Gottheiten und Gebräuche in den Ideenkreis etruskischer Spiegel, wozu sich die Vorstellung vom Eiland der Seligen als Reisestation hin und her wandernder Göttinnen gern gesellt. Ab- gesehen von diesen ergiebigsten Einschlagsfäden seiner Erklärung, behält seine Forschung manchen selbstständigen Werth, welcher auf dem schon früher betretenen Weg der Erklärung sich mannigfach nützlich erweist. Es hat bei seinen Deutungen immer mehr sich herausgestellt, dafs dieDioskuren sowohl als die Kabiren, jene in ihrer hauptsächlich zu Samothrake verehrten Doppel- 414 GERHARD zahl(°), diese in ihrer aus Lemnos bekannten und in Etrurien auch sonst nachweislichen (°*) Dreizahl, gangbare und einander oft auch gleichgesetzte Göttergestalten auf den Metallspiegeln Etruriens sind; zu geschweigen, dafs auch Kureten und Korybanten schon in den göttlichen Knaben von Am- phissa ihnen verschmolzen wurden (#). Wenn überdiefs, wie sich wahr- scheinlich machen läfst, das Wechselleben jener Dämonen in seiner festlichen Erneuung mit der Wiederkehr einer mystischen Göttin, der Kora vergleich- bar, sich begegnete, so darf es uns nicht befremden, dafs, allem Anschein zu- folge, der samothrakische Ideenkreis etruskischer Spiegel uns auch die hei- lige Hochzeit(°) neu erstandener Naturgottheiten vor Augen führt. Vor- bilder einer solchen Götterhochzeit scheint der samothrakische Dienst sowohl in der mit Kora gleichgeltenden Axiokersa(°”), als auch in der wiedergefun- denen Harmonia (°°) enthalten zu haben. Axiokersos, der als Dionysos er- klärt wird(°®) und Kadmos, der aus Samothrake als mystischer Kadmilos uns bezeugt ist(*°), können jenen Göttinnen gepaart worden sein, und noch manche andere Götterhochzeit mochte in ähnlichem Sinn(*!) dort gefa- belt werden. Die Nachweisung solcher bildlich gewordener Vorstellungen wird hauptsächlich dadurch für uns erschwert, dafs die wiedererstandene Göttin als Braut des einen oder des andern aufgefafst wurde. Eine Andeu- tung vom Wechselleben der Dioskuren ward in Unterscheidung des stär- keren vom schwächeren Bruder schon früher bemerkt (*°), und was die Wie- derbelebung des dritten Kabiren (*°) betrifft, so wird auch diese in sprechenden Darstellungen uns vorgeführt; als Göttermächte, durch deren Mitwirkung Dioskuren sowohl als Kabiren sich erneuen, treten Merkur, Minerva und Venus(**) uns entgegen. Wenn aber, wie wir nachweisen, sowohl der dritte Kabir als der eine von zwei Dioskuren im Licht seiner Wiedererweckung dargestellt ward, so wird die Annahme uns nahe gelegt, dafs die Theogamie des einen sowohl als des andern jener Dämonen in beiderlei Form durch fest- liche Paarung mit einer entsprechenden weiblichen Gottheit gefeiert wurde. Den dritten Kabiren betreffend, so gibt die lemnische Herkunft jenes drei- fachen Brüderpaars eine Verbindung desselben entweder mit Aphrodite, die dort dem Hephästos vermählt war(*°) oder mit Malache uns an die Hand, auf welche wir weiter unten (zu I, 7) zurückkommen werden, und wenn auch die Wiederbelebung des einen Dioskuren mit einer ähnlichen Paarung verbunden sein sollte, bot Helena’s schwesterliche Persönlichkeit zu solchem Behuf ungezwungen sich dar. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 415 Zwei oftmals wiederholte Gruppirungen, welche kaum anders als in jenem Sinn einer mystischen Theophanie und heiligen Ehe zu erklären sein dürften, sind durch überwiegende Hinweisung auf den dritten Bruder oder durch Hervorhebung der wiedererstandenen Göttin unterschieden. Die Spiegel jener ersten Art schliefsen an Tafel LIV-LIX meines Werks, die andern aber vielmehr an Helena-Bilder sich an, wie solche in Verbindung mit den Dioskuren auf Tafel CCIV von mir vorausgesetzt wurden; beide Klassen bin ich im Stande durch eine beträchtliche Zahl unedirter Denk- mäler zu bereichern. Es bleibt uns nun als Aufgabe zurück, den allerdings mystischen Bilderkreis vieler etruskischer Spiegel im Einzelnen nachzuweisen, was unter vorausgesetzter Vertheilung derselben in jene beiden Hauptklassen durch das in dem beifolgenden Verzeichnifs (Beilage B.) aller dahin gehöri- gen mir bekannten Denkmäler (‘°), zunächst aber durch Unterscheidung der in ihnen dargestellten Momente geschehen soll. I. Sage und Verehrung der drei Kabiren scheint in folgenden ver- schiedenen Momenten gemeint zu sein. 1. Die drei Brüder in friedlichem Verein: unbekleidet, zum Theil bewaffnet, auf Taf. LV und LVI, 2. 3 (vgl. Paralip. 58 ff.) in neun verschiedenen Bildern dargestellt, deren vorausgesetzte mehrfache Momente einstweilen dahingestellt bleiben können (7). 2. Brudermord des dritten Kabiren: wahrscheinlich gemeint in der durch Castor und Pollux verübten Ermordung eines Dritten, auf Taf. LVII, und in der von Minerva und Venus begleiteten dreifachen Gruppe auf Taf. LVI, 1°). 3. Die Dioskuren, den zwei lebenden Kabiren gleichgesetzt, um - geben das Grabmal des Dritten in Erwartung seiner Wiederbelebung: nach Rathgeber’s vielleicht zulässiger Deutung eines mit mancherlei Va- rianten nicht selten wiederholtes Spiegelbilds(“). In ähnlichem Sinn scheint die auf mehreren Inschriftspiegeln (LIX, 1-4) vorhandene Gruppirung von Venus und Minerva inmitten zweier Brüder(°°) gemeint zu sein. Die Brü- der sind bald als Aplu und Laran, bald auch als Castor und Pollux benannt. 4. Wiedererweckung des Getödteten durch Merkur im Bei- sein der zwei Brüder: aus Tafel LVII der „Etruskischen Spiegel” wieder- holt auf der beigehenden Tafel I, 1. Dafs einer dieser Brüder satyresk ge- 416 GERHARD bildet ist, läfst dieses Bild als scenische Vorstellung in Art eines Satyrdramas erscheinen. 5. Der dritte Kabir, hephästisch bekleidet inmitten dreier ihn um- lagernder Frauen, in denen Pallas Artemis und Aphrodite oder auch die Chariten gemeint sein können: abgebildet anbei auf unsrer Taf. I, 2. 6. Minerva und Venus mit den drei Brüdern nach Wiederbelebung des Dritten; vgl. unsre Taf. I, 3(°'). 7. Der wiedererweckte dritte Kabir, umgeben von seinen Brü- dern Castor und Pollux und einer vielleicht als Malache zu benennenden Göttin, der sogenannten mystischen Braut (Taf. II, 1. Paral. 75 ff.). So möchte ich die Bedeutung einer Gruppe bestimmen, welche zu den häufigsten sowohl als dunkelsten Darstellungen etruskischer Spiegel gehört. Sind, wie aus den vorhergegangenen Denkmälern sich ergiebt, Tod und Wiederbelebung des dritten Kabiren dem Ideenkreis dieser Spiegel überhaupt nicht fremd, so ist es auch sehr wohl denkbar, dafs man, der Naturbedeutung des Mythos ge- mäfs, die Theophanie jenes dämonischen Gottes mit einer heiligen Hochzeit abschlofs, wie solche, von Zeus und Hera anhebend, in alten Götterdiensten mehrfach sich nachweisen läfst. Die in einzelnen Exemplaren gedachter Dar- stellung bei reichlichem Schmuck unverhüllte Göttin kann, wenn auf die lemnische Herkunft der drei Kabiren zurückgegangen wird, entweder die dort verehrte Aphrodite oder die eben daselbst gefeierte Malache (°?) dar- stellen, für welche letztere die bald wiederum (II, 5) zu erwähnenden In- schriften mehrfaches Zeugnils ablegen. Die in beträchtlicher Anzahl auf uns gekommenen Wiederholungen dieses typisch gewordenen Spiegelbilds (Taf. II, 1) enthalten in ihren man- cherlei Abweichungen keinen die obige Deutung aufhebenden Umstand. Der dritte Kabir pflegt bald bekleidet bald nackt, hie und da durch schlaffe Hal- tung und weiblichen Kopfputz unkräftig (Taf. II, 2) zwischen seinen meist unbekleideten Brüdern zu stehn. Die ihm beigesellte Frau ist meistens be- kleidet und mit einer Mütze bedeckt, hie und da aber durch Nacktheit und Schmuck (Paral.101), wenn nicht auch durch eine Strahlenkrone als mystische Braut bezeichnet; der dritte ist lorbeerbekränzt (Paral. 82**), mit Strahlen- krone, auch mit einem Speer (Paral. 78) vor den Dioskuren ausgezeichnet, weiche durch ihre übliche kurze Bekleidung (Tafel II, 3), zum Theil auch durch Namensinschrift (Taf. II, 1) unverkennbar sind. Alle diese Besonder- über die Metallspiegel der Etrusker. II. 417 heiten sind unserer Deutung eher günstig als widerstrebend und ebenso lassen die etwa sonst noch vorhandenen Varianten (°°) sich mit derselben wohl eini- gen, ohne auf den in ähnlichen Fällen von Rathgeber allzu oft vorausgesetzten Mifsverstand handwerksmälsiger Bildner zurückzugehen, oder zu so willkür- lichen Auslegungen sich zu verstehen, wie die eines ähnlichen Durand’schen Spiegels (Tafel II, 3) auf Paris, Helena, Tantalos und Ganymedes eine ist. II. Die wiedererweckte Mysteriengöttin oder sogenannte my- stische Braut, deren Betheiligung wir in dem eben besprochenen Zu- sammenhang mit der Kabirensage erkannten, scheint nun auch in einer andern Reihe von Spiegelzeichnungen die mehr bezeugte Theophanie wiederkeh- render Frühlingsgöttinnen uns zu verbürgen, von denen Proserpina als Kora gefalst die bekannteste ist. Man darf sich nicht wundern, wenn Raub und Verschwinden einer solchen, in ihrer Wiedererscheinung häufigen, Göttin nicht dargestellt sind; der Euphemismus religiöser Bildnereien wollte dies meiden, während die wiedererstandene Göttin um so häufiger den Bildnern sich dar- bot. Wir erkennen diesen Gegenstand in mehreren zum Theil typisch ge- wordenen Spiegelzeichnungen, namentlich in den hienächst folgenden. 1. Die Brautin Umgebung von zwei Frauen: Paral. 104-108; vgl. Taf. XCVII. XCIX. 2. Frauenversammlung, von vier oder auch fünf Frauen, in glei- chem Sinne zu deuten: Paral. 109-117. 3. Die wiedererstandene Braut oder Schwester inmitten der Dioskuren, zum Theil in schönen Bildern nachweislich: Taf. CCH. Para- lip. 117-123. 4. Ähnliche Darstellung mit noch einer Frau(?): Paralip. 124-146. Beide Frauen sind meist bekleidet und mit phrygischer Mütze be- deckt, eine derselben auch wol durch Strahlenkranz ausgezeichnet (Taf. IV, 2). Der Ausdruck dieser häufigen Gruppirungen ist mehr ruhig als bewegt; sie können für Scenen der Erwartung des noch nicht wiedererstandenen Kabiren gelten: eine der Frauen kann als die dem dritten Kabiren bestimmte, selbst wieder erstandene und in dieser Voraussetzung etwa als Malache zu benen- nende, Braut betrachtet werden. Ihre Begleiterin läfst als Venus, wenn nicht als Priesterin, sich erklären: sie auf Helena und eine Gefährtin derselben oder sonst mythisch zu deuten, fehlt es an aller Begründung; sie für Nemesis oder auch für Minerva zu halten ist ebenfalls kein Anhalt gegeben. Philos.- histor. Kl. 1859. Gag 448 GERHARD 5. BräutlicheSchmückung: in mehrfacherWiederholung(CCXI- CCXVD) bisher theils auf Helena gedeutet, theils durch die Beischrift Mala- cisch an die lemnische Malache erinnernd, als deren Freier jedoch nicht He- phästos, sondern der in der Nähe befindliche Apoll angedeutet ist. Ein Zu- sammenhang dieser Auffassung mit der Dioskuren - und Kabirensage ist da- durch gegeben, dafs beide Dioskuren mehrfach als Aplu und Laran benannt sind, und dafs in dem ersteren jener Namen Apoll allgemein anerkannt wird. 6. Vermählungsscenen, dem iegös yawos entsprechend, konnten im Zusammenhang dieses Bilderkreises nicht fehlen. Im Verhältnifs zum dritten Kabiren wurden dieselben schon oben (I, 7) nachgewiesen ; die Um- armung eines von den zwei Brüdern des Bräutigams umgebenen Liebespaares (Tafel III) schliefst noch ausdrucksvoller derselben Deutung sich an. Aufser- dem drängen aber auch solche Scenen sich auf, welche statt der Kabirensage das Wechselleben der zwei Dioskuren ihrer Darstellung zu Grunde legten und somit die mystische Braut, statt dem dritten Kabiren, dem neuerstande- nen Dioskuren gepaart uns vorführen. Die Darstellung solcher Bilder pflegt typisch in Gruppirungen enthalten zu sein, bestehend in einer Frau, welche dem einen der beiden Brüder sich zärtlich gesellt, während eine andere Frau dem andern Bruder zugewandt ist (Par. 147-163). Hie und da sind jene ein- ander befreundeten Gruppen bis zur entschiedenen Kundgebung eines Liebes- paars (Tafel IV, 3. Paralip. 160-174) in einer der beiden Gruppen gestei- gert(°°). Man kann die eine der dabei betheiligten Frauen für Aphrodite, die andere für Helena halten, deren beliebte, mitunter auch göttlich verehrte (°°), Persönlichkeit in diesem Bilderkreis schon öfters früher gesucht ward und, sei es als Schwester oder als Braut, bei einem so bunten Sagenspiel wie unsre Spiegel es bekunden, auch in sehr ungewöhnlicher Weise eintreten konnte. Übrigens ist die somit im allgemeinen bezeichnete Darstellug häufig vorhanden; sie ist in ihren a mannigfach verändert, ohne dafs die hieneben zusammengestellten Abweichungen (°’) die von mir in Ermange- lung besserer Auskunft vorgeschlagene Deutung aufzuheben im Stande wären. Nach Maafsgabe solcher Deutungen liegt nun auch meinerseits für eine sehr grofse Anzahl etruskischer Spiegel ein Erklärungsversuch dem for- schenden Beschauer dieser Denkmälergattung vor. Wenn man der häufigen Darstellung der Dioskuren sowol als auch der verbrüderten drei Kabiren im allgemeinen sich nicht entziehen kann und durch die zum Theil auffallend über die Metallspiegel der Etrusker. II. 419 erotischen Wechselbezüge, durch welche jene Figuren mit Frauengestalten gruppirt sind, auf bildliche Darstellungen alten Mysterienwesens geführt wird, dessen Existenz im allgemeinen und für Etrurien insbesondere Niemand leug- net, so dürfte man bei ruhiger Betrachtung des ganzen auf uns gekommenen bildlichen Stoffes sich leicht entschliefsen das für die Erklärung jener Spiegel von mir gewählte Prineip an und für sich zu billigen, ohne doch in Erman- gelung schriftlicher Zeugnisse den obigen hypothetischen Benennungen ein- zelner Darstellungen sofort beizupflichten. Jene Zeugnisse sind in der That sehr ungenügend, und zu der scheinbaren Willkühr, die ohne litterarische Belege den Erklärungen alter Kunstwerke entgegensteht, gesellt für die Mehr- zahl der hier in Rede gebrachten Spiegelzeichnungen sich auch noch die Dürftigkeit ihrer Technik und ihres Ausdrucks. Schwierigkeiten solcher Art haben bei wiederholter Betrachtung dieser vieljährig von mir geprüften Bild- werke oftmals mich abgehalten über den Sinn ihrer häufigsten Darstellungen mich zu entscheiden, und haben dennoch ebenso oft der Erwägung weichen müssen, dafs Anzahl sowohl als Inhalt zu einer dem gangbarsten Bilderkreis fremden Auslegung drängten. Einerseits der Gewinn, der aus der Prüfung so verbreiteter Darstellungen einige Trümmer etruskischen oder vielmehr altgriechischen Götterglaubens uns zu erretien verheifst, anderntheils aber, und allerdings zunächst, die Verpflichtung über die so unzählig oft wieder- holten Grundzüge reizloser aber im Alterthum offenbar sehr beliebter Spie- gelzeichnungen uns Rechenschaft zu geben, sind für uns hinreichende Gründe diese Untersuchung nicht fallen zu lassen. Um uns darin zu bestärken, kommt das ungünstige Ergebnifs in Anschlag, welches alle früheren Versuche die typisch gewordenen Compositionen unserer Spiegel zu deuten, betroffen hat. Diese Erklärungsversuche sind fast durchgängig auf Paris und Helena ge- richtet gewesen. Sichere Darstellungen dieses Sagenkreises sind in reicher Anzahl vorhanden und zeugen für die oft willkührlich erweiterte Ausspinnung desselben, und dennoch reicht auch die Annahme äufserster Willkühr nicht aus, um die typischen Bilder zweier von zwei Jünglingen umgebener Frauen durchgängig auf Dioskuren mit Venus und Helena, oder die mit einer Frau gruppirten drei jungen Männer gleich regelmäfsig auf die Gemeinschaft der Dioskuren mit Helena und mit einem ihrer Männer zu deuten. Das Aufserste, was sich in einer solchen mythologischen Deutungsweise überhaupt leisten läfst, glaube ich gewagt zu haben, indem ich Helena’s Wahl zwischen Paris Ggg2 420 GERHARD und Menelaos in Gruppirungen zu erkennen bereit war, die ohne irgend einen Anschein von Komik und Parodie den von Helena aufgegebenen Menelaos als den geduldigen Zeugen ihrer Neigung zu Paris darzustellen scheinen (°°). Obwohl weder die Rolle, welche dem Menelaos in dieser Scene zugetheilt ist, noch auch Gegenwart und Einmischung der Dioskuren hiebei uns zusagen können, so ist doch Helena’s Gruppirung mit ihren beiden Männern sowohl bezeugt durch untrügliche Inschriftspiegel(°°) als auch begreiflich, wenn man als Schauplatz jener Gruppirung, wie auf dem grofsen Durand’schen Spiegel, das Eiland der Seligen sich denkt. Nach solchen Vorbildern dürfte man freilich versuchen, Helena mit Paris und ihren Brüdern gesellt in der zahl- reichen Dutzendarbeit etruskischer Spiegelfabrikanten wieder zu erkennen, die in sehr vielen, grofsentheils unedirten Exemplaren sich wiederholt; doch abgesehen von grofser Willkühr der Erklärung und von der geringen Wahr- scheinlichkeit Bilder eines so schwachen und charakterlosen Ausdrucks als Repliken der Sage von Paris und Helena zu vormaligem Frauenputz oder hoch- zeitlichem Anlafs verwandt zu glauben, bleibt es dennoch unmöglich, alle ähnlichen Compositionen lediglich aus jener spartanisch -troischen Sage zu erklären. Das Räthsel so zahlreicher, unklarer oder unmöglicher, Helena- Bilder bleibt also ungelöst, wenn nicht neue Vermuthungen sowohl die grofse Anzahl jener Spiegel als auch den Zweck einer so seltsamen Vorliebe für Helena uns erklären helfen. Dieses Räthsel zu lösen scheint uns nun dadurch eine Möglichkeit gegeben zu sein, dafs jene grofse Anzahl vermeintlicher Helenaspiegel in anspruchlosem Styl und Umfang den meistens aus vier Fi- guren bestehenden Compositionen verwandt erscheinen, deren Bezug auf My- sterienwesen in unserer obigen Darlegung begründet ward. Da sowohl die drei Kabiren als auch die Gruppirungen der Dioskuren mit Venus und Mi- nerva meistens derselben Technik kleiner solider, oft auch durch schräg er- höhten Rand und einen Rehkopf am Griff ausgezeichneter Spiegel angehören, so wird die Vermuthung wahrscheinlicher, dafs auch die Helenabilder direet oder indirect dem Ideenkreis jener Spiegel sich anschliefsen sollten. Entfüh- rung und Hochzeit der Helena konnten vielleicht ihre Anwendung finden, um der mystischen Braut verglichen zu werden, die als Kora, Harmonia, Ariadne, Libera den Mittelpunkt aller Mysterien bildete, und wenn ein glei- ches Verhältnifs des Paris zu den Dioskuren minder leicht abzusehen ist, so konnten doch Helena’s Brüder bei Darstellung ihres Mythos willkommen sein, über die Metallspiegel der Etrusker. II. 421 um, mit Paris gesellt, im Bild dieses wandernden Freiers der Helena die my- stische Person des dritten Kabiren und die vereinten drei Brudergottheiten in mystischer Verkleidung anzudeuten. Um in die Vermuthung einer sol- chen mythologischen Verkleidung scheu ausgesprochener Gottheiten einzu- gehen, dient im allgemeinen die aus Etrurien mehrfach bezeugte Mischung mystischer Kulte und die aus dem ganzen Alterthum bekannte Umgehung mystischer Götternamen zu unserer Rechtfertigung ; aufserdem aber kommen noch manche besondere Umstände mehrerer Inschriftspiegel jener Vermu- thung zu Statten. EineReihe vorzüglicher Spiegelzeichnungen die Schmückung einer Frau darstellend, bei welcher ohne ein schriftliches Zeugnifs wir, wenn nicht an Aphrodite und an Helena gedacht hätten, hat uns schon oben durch die inschriftlich gewonnene Kunde überrascht, dafs vielmehr an eine lem- nische mit dem Lichtgott Apollo verknüpfte Göttin zu denken und mithin auch die Beziehung auf lemnische Kabiren in jenem Bilde uns nahe gelegt sei. Zwei andere hier in Erwägung kommende Inschriftspiegel gehören der von mir als hieratisch bezeichneten Gattung an. Einer derselben durch Schiassi bekannt, stellt laut den Beischriften Menle Elinei und Elchsntre die Helena umgeben von Paris und Menelaos dar; ein neben Helena stehen- der Mann heifst Achmiem(°°). Wenn, wie es scheint, diese letztere In- schrift auf Agamemnon zu deuten ist, so scheint mir die Absicht daraus her- vorzugehen, durch mythologische Namen von seltener Gruppirung den my- stischen Gegenstand eines Bildes zu verkleiden, welcher sonst sehr unge- zwungen den dritten Kabiren und dessen mystische Braut in Umgebung der beiden Brüder uns darstellen würde. Noch ein anderer Spiegel scheint im Namen Menle(°') eine ähnliche mythologische Umdeutung der vom Künst- ler gemeinten mystischen Legende uns kund zu geben. Eine neue Hinweisung auf die drei Kabiren und deren lemnische Ört- lichkeit hat, während diese Abhandlung geschrieben ward, in einem neu ent- deckten Spiegel sich vorgefunden. Obwohl dies in Privatbesitz zu Orvieto befindliche merkwürdige Kunstwerk noch nicht einmal durch eine Zeichnung bekannt und in seiner Darstellung wie in seinen Inschriften an neuen Räth- seln ergiebig ist, so scheint doch aus dessen genauer Beschreibung (°*) hin- reichend hervorzugehen, dafs die Gesamtheit kabirischen Götterwesens und namentlich die Geburtssage der drei Kabiren darin gemeint sei. Unverkenn- bar und durch Inschrift bezeugt sind dort Minerva, Venus und Merkur dar- 422 GERHARD gestellt; jede dieser Gottheiten hält ein nacktes Knäblein, dessen geheiligte Geltung durch die ihm umgehängte Bulla in üblicher italischer Weise sich ausspricht. Diese drei Knaben sind mit Namen bezeichnet, welche sämtlich mit dem Wort Maris anfangen; da diesem Worte in einem jener drei Namen der Götternamen T’halna beigefügt ist, so vermuthet man leicht, dafs Maris eine dämonische Benennung allgemeiner Art, in der Weise des genius, be- zeichnen soll, die beigefügten Namen Tusrnana und Isminthias aber Götter- namen, so gut wie T’halna, oder andere gewichtige Prädikate für uns enthalten sollen. In der Darstellung der drei schützenden Gottheiten ist theils das Pantherfell der Minerva auffallend, welches in einer Replik (°°) jenes Spie- gels auf eine versteckte Mystik der Darstellung hinweist, theils und haupt- sächlich die ernste und nachdenkliche Haltung der trotz ihrer tiefen Ver- schleierung mit dem Namen Turan bezeichneten, also für eine etruskische Venus erklärten, Figur. Ihre Erscheinung wird räthselhafter dadurch, dafs als vierte Gottheit des Bildes eine Göttin zu erwähnen bleibt, deren unver- hüllte Gestalt den gewöhnlichen Darstellungen der Venus ungleich mehr ent- spricht. Diese Göttin ist Amatuthun benannt, so dafs auch der Wortlaut ihres Namens zunächst uns an Venus, die Göttin des kyprischen Amathunt, erin- nert. Somit werden wir in jenem Bild auf die Zusammenstellung zweier Venus- bilder eines durchaus verschiedenen Begriffes geführt. In der letzgedachten Figur ist die Liebesgöttin gemeint, deren belebender Reiz vom Gedeihen der Schöpfung in der volksmäfsigen Auffassung unzertrennlich ist; dagegen jene als Turan benannte Figur den zahlreichen Venusidolen etruskischer Kunst entspricht, die man eben so füglich als Cupra und Juno bezeichnen, zugleich aber auch nach Haltung Bekleidung und Attributen, als ernste Naturgöttin des zerstörenden sowohl als schaffenden Lebens zu deuten hat. Diese im etruskischen Kultus, nach ihren zahlreichen Idolen zu urtheilen, hoch ge- stellte Göttin, die bald an den reichen Begriff der assyrischen Urania, bald an die delphische Epitymbia und römische Libitina uns erinnert(°*) scheint es also zu sein, welche an Minerven’s Seite den neugeborenen göttlichen Dril- lingen fast mehr bedenklich als hoffnungreich zusieht, etwa in ähnlicher Weise wie auch ein spätrömischer Sarkophag die Menschenbildung des Prometheus von einer Venus besorglichen Ausdrucks, vermuthlich der Libitina, begleitet zeigt (°°). Wenn die hier dargestellten drei Knaben die kaum erfolgte Ge- burt der Kabiren von Lemnos uns vorführen sollen, so ist jene als Turan über die Metallspiegel der Etrusker. II. 423 bezeichnete Göttin für die zu Lemnos mit Hephästos verknüpfte Aphrodite zu halten. Es ist alsdann erklärt, warum in einer häufigen Scene etruskischer Spiegel dieselbe Schmückungsscene, die man sonst auf Helena deuten möchte, inschriftlich nicht nur auf Malache, sondern auch auf Turan d. i. Venus be- zogen wird (°°). Wenn es auffällt, dafs in jener bräutlichen Schmückungs- scene durchaus kein Bezug auf Hephästos sich findet, den wir als lemnischen Gott und nach homerischem Vorgang, als Aphroditens Gemahl hier vor- aussetzen. möchten, so werden wir, wie es scheint, gerade hiedurch auf eine unerwartete Wendung des von dem Bildner verfolgten Mythos geführt. Man kann nämlich erwidern, dafs in dem Sagenkreis dieser Spiegel nicht sowol Hephästos als Apoll zu erwarten sein möchte, dessen Liebesbeziehungzu Aphro- dite aus mehreren Culten bezeugt und aus den vorgedachten Schmückungs- scenen der Malacisch nachweislich ist(°’). Es kommt hinzu, dafs Apoll in den etruskischen Genealogien dieses Bilderkreises nicht selten ist, wie er denn unter dem wechselnden Namen der zwei Dioskuren als Aplu neben La- ran sich findet(°°); manche solarische Andeutung des dritten Kabiren (°°) steht damit im Einklang. Darf aber Apoll in der von dem Bildner befolgten mythischen Fassung für den Erzeuger der drei Kabiren gehalten werden, so fällt ein Schimmer möglicher Deutung auf die ans griechische Sarrw (blühen) und an den Gott Smintheus erinnernden Namen TAhalna und Isminthias, in denen wir die bekannten altgriechischen Gegensätze einer sowol beleben- den als zerstörenden apollinischen Gotteskraft(?°) in überraschender Weise wiederfinden. Neben diesem nach sonstiger Weise der Dioskuren auf zwei der kabirischen Brüder übergetragenen Gegensatz läfst sich annehmen, dafs der von Minerva gehaltene, als Maris Tusrnana bezeichnete Knabe, viel- leicht auf den von Tyrrhenien(?') aus geretteten dritten Kabiren hinweist. Abgesehen von dieser Auslegung, die ich für wahrscheinlich halte, würde es an andern Auswegen, die Abkunft der drei neugeborenen Kabiren genealo- gisch sich zu denken, auch sonst nicht fehlen: fast eben so füglich würde auch Hermes als der Kabiren Vater (”*) sich denken lassen, den wir, durch Namen und Attribute unverkennbar, als Pfleger des ersten der von uns ge- nannten drei Knaben zuerst erwähnten. Noch ein dritter Ausweg würde in der Annahme gegeben sein, dafs hier eine Abkunft der Weltbeweger von einer mütterlichen Göttin in jener Weise gedacht sein kann, in welcher He- phästos selbst von Hera ohne Antheil eines Erzeugers geboren sein sollte ; doch bleibt die zuerst vorgeschlagene Deutung die wahrscheinlichere. 424 GERHARD Es sind dies Erklärungsversuche die man nicht hoch anzuschlagen braucht, wenn man für die nicht unwichtige Frage die uns beschäftigt sie zu Rathe zieht. Nicht nur das Verständnifs eines durch Bild und Schrift an- ziehenden Kunstwerks, mit welchem zwei andere gleich räthselhafte verknüpft sind, ist davon abhängig, nicht blofs die Kenntnifs der mancherlei Mischungen wird dadurch gefördert, denen das etruskische Götterwesen unterlag; auch das kann in Folge ähnlicher Untersuchungen nicht fehlen, dafs aus dem bunten Gedränge etruskischer Sagen und Bilder manches ehrwürdige Bruchstück grie- chischen Götterglaubens und griechischer Darstellungsweise auf diesem Wege für uns gerettet wird. Dem oben besprochenen Bildwerk in Bild und Inschrift sehr ähnlich und dennoch auf ganz neue Pfade der Untersuchung uns verweisend, ist die bereits oben (°*) berührte Zeichnung eines ähnlichen clusinischen Spiegels, der jetzt im hiesigen königlichen Museum sich befindet. Dieselbe Kindespflege Minervens, dieselbe Begleitung durch eine als Turan benannte bekleidete Venus, ist auch aus jenem Bild uns bekannt; ein zweites Kind wird zur linken des Bildes auch dort von einem Jüngling gepflegt, der jedoch nicht Merkur, sondern nach allem Anschein, einem ähnlichen Jüngling am andern Ende des Bildes entsprechend, einer der Dioskuren ist. Statt der Dreizahl von Kindern ist, unter dem Schutz derselben Göttinnen nur eine Doppelzahl dort zu se- hen; die Inschriften Maris Thalna und Maris Tusrnana sehen wir auch dort wiederholt, aber nicht in Bezug auf die neugeborenen Wunderknaben, sondern als Prädicate der beiden Jünglinge aufgezeichnet, während den Kna- ben ganz andere kürzere Namen, Leinth und Recial, gegeben sind. Wenn nun, die Person jener an die Enden des Bildes vertheilten zwei Jünglinge zu bestimmen, nichts näher liegt als das in hundert ähnlichen Fällen derselben Kunstgattung nachweisliche Brüderpaar der Dioskuren , dergestalt dafs ein anderes an seiner Stelle zu vermuthen uns schwerfallen würde, so scheint die gemeinsame Anwendung eines und desselben Prädikats, bald für die neuge- borenen drei Kabiren, bald für die in diesem Bilderkreis so beliebten Dios- kuren, die gleichmäfsige Anerkennung eines wie des andern Göttervereins im etruskischen Kultus uns zu bestätigen. Wie wir aus zahlreichen Kunst- denkmälern Etruriens das Nebeneinanderbestehen phönieischer, griechischer oder italischer Göttergestalten und Culte nachweisen können, scheinen die beiden in Rede stehenden Spiegel einerseits die dreifache Gewalt der Kabiren, über die Metallspiegel der Etrusker. II. 425 andererseits aber statt ihrer dieMacht der Dioskuren darzustellen, welche letz- tere überdies, wie in Argos und Athen durch zwei heranwachsende Söhne (7?) verstärkt erscheint. Ist uns aber hiedurch ein Beweis gegeben, dafs jene verschiedenen Formen kabirischen Götterwesens, sowol die aus Lemnos als die aus Samothrake bekannten, in Etrurien Eingang gefunden hatten, so ist auch ein unerwarteter Weg zur Lösung der Schwierigkeiten uns dargeboten, welche wir in der wechselnden Darstellung eines bald durch den dritten Ka- biren, bald durch die Braut eines Brüderpaar’s uns vorgeführten Mysteriums aus den oben erörterten hieratischen Spiegeln nachweisen konnten. Dem einen sowol als dem andern scheinbar unauflöslichen Räthsel hat in diesem dunkeln Gebiet der Fortschritt der Entdeckungen in einer Weise die Hand geboten, die uns zum Schlufs dieser Abhandlung den verworrenen Knäuel etruskischer Kabiren- und Dioskurenlehre in ein gewisses Wechselverhältnifs ihrer Bestandtheile aufzulösen gestattet. Ausgegangen von der Annahme eines den drei Kabiren sowol als den zwei Dioskuren gewidmeten Dienstes, wie unsere Metallspiegel mehr oder weniger ihn bezeugen, darf ich, die Wichtig keit der hier in Rede stehenden Denkmäler zu begründen, auch die geschicht- lichen Nebenumstände nicht übergehen, die jenen dämonologischen Fabeleien zur Seite stehen. Etrurien, das in der Geschichte der Bacchanalien Roms verrufene Land ärgerlichen Mysterienwesens (’*), zeigt an dem mächtigen Stadtthor Volterra’s noch heute drei stark hervorragende Männerköpfe (°*), der Sage der drei Kabiren entsprechend, die laut dem durch Clemens erhal- tenen Bericht in Tyrrhenien spielt. Dorthin, wird uns gesagt, hatten die bei- den Brudermörder in einer mystischen Cista die Männlichkeit des getödteten dritten gerettet(’°), dessen Leiden und Wiedererweckung demnächst den Mittelpunkt kabirischer Mysterien bildeten. Ein hierauf gedeutetes berühm- tes Spiegelbild bezeichnet jenen durch Tod und Erneuung verklärten Natur- gott mit einem auf Blut oder Jugend gedeuteten seltenen Namen(’°), wäh- rend die beiden andern Brüder den Dioskuren gleichnamig als Castor und Pollux benannt sind. Verschiedene Namen derselben Brüder sind durch den oben besprochenen Ravizza’schen Spiegel gegeben: durch das gemeinsame Wort Maris dämonisch bezeichnet, unterscheidet der nachmals in Tyrrhe- nien begrabene dritte Bruder sich durch das Beiwort Tusrnana von den beiden andern, die wiederum in Art und Weise der Dioskuren benannt sind. Maris-Thalna „Blüthengott” der Hore T’hallo vergleichbar, heifst der Philos.- histor. Kl. 1859. Hhh 426 GERHARD eine, Maris-Isminthias dem Verderber Apollo Smintheus gleichlautend, der andere, dem Gegensatze entsprechend in welchem die zwei Dioskuren auf mehreren Inschriftspiegeln als Lichtgott Apoll und als tellurischer Lar durch die Benennungen Aplu und Laran unterschieden sind. Man fragt nach der mythischen Abkunft der somit einander gleichgesetzten Feuer- und Sternen- götter, wie wir Kabiren(?’) und Dioskuren sonst zu unterscheiden pflegen ; statt auf den Kabirenvater Hephästos verwies der Ravizza’sche Spiegel uns vielmehr auf eine als Aphrodite (Turan) benannte Göttin, deren verhüllte Gestalt an die lemnische Erdmutter erinnert (?®), in ihrer Bedeutung aber zu- gleich auch der Leda(’®) entspricht, die wir als Mutter der Dioskuren kennen. Ihre Begriffsverwandtschaft mit den Kabiren geht auch aus den Frauenge- stalten hervor die ihnen beigesellt sind: wo die Theogamie der wie Kora und Libera neu erschienenen Göttin mit dem neuerstandenen Naturgott gefeiert erscheint, wird die lemnische Malache für einen Jüngling geschmückt, der nach Gestalt und Lorbeer für Apoll zu erkennen (°), zugleich aber auch dem auf Inschriftspiegeln als Aplu benannten Dioskuren gleichgeltend ist; man erinnert sich dafs Apoll, wenn nicht für der Kabiren, wenigstens für der Korybanten Vater ausnahmsweise (°°) galt. Die Verschmelzung jener zwei Gattungen lemniseher und samothrakischer Dämonen läfst ferner auch in Er- wägung der für sie mitwirkenden Gottheiten sich durchführen, von denen Minerva den Dioskuren, Venus und Merkur den Kabiren verwandter sind, beide Göttinnen aber in vermuthlichem Bezug auf den dritten Bruder mit oder ohne denselben den Dioskuren zur Seite stehen. Ob endlich bei so durchgängiger Gleichsetzung der Kabiren und Dioskuren auch eine Gleich- setzung der Helena mit der lemnischen Malache den Denkmälern zu glauben sei, bleibe dahingestellt; die Grundzüge eines in Etrurien eigenthümlich ge- stalteten kabirisch-samothrakischen Götterwesens glaube ich nachgewiesen und dadurch viele bisher ungekannte oder mifsachtete etruskische Spiegel ihrem Verständnifs näher gerückt zu haben. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 427 Anmerkungen. (') Neu entdeckte etruskische Spiegel: vergl. den akademischen Monatsbericht vom Juli 1859. S. 508 ff. (?) Rathgeber. „‚Über hundert fünf und zwanzig mystische Spiegel.” Sendschreiben an die Königl. Preufsische Akademie der Wissenschaften von Georg Rathgeber, Gotha 1855. 22 S. fol. (aus der vierten Lieferung der Schrift ‚Nike auf hellenischen Vasenbildern” S. 289-305 besonders abgedruckt). Der betreffende Abschnitt ist dort überschrieben „‚über den aiolisch- samothrakischen Inhalt einer Anzahl von 125 Spiegeln, deren Auslegung bisher milslang.” (°) Umbildung der Mysterien. In Bezug hierauf äufsert Herr Rathgeber Nike S. 290 sich folgendermafsen: (vgl. S. 304 mit Bezug auf die makedonische Bewältigung Samothrakes) „Schon geraume Zeit vor Ol. 97 gelangten die Dioskuren auf Samothrake zu Ansehen... .. „Nach dieser Zeit überzeugten sich sowol die samothrakischen Priester als die eleusinischen von der Nothwendigkeit einer durchgreifenden Umgestaltung der Mysterien.” (Folgt die Theorie über Persephone und Aphrodite). — Diese zugleich für Eleusis und für Samothrake voraus- gesetzte Umgestaltung soll nach Ol. 101 auch auf Etrurien, namentlich auch auf die Bildnerei der dortigen mystischen Spiegel, eingewirkt haben (ebd. S. 277). Bei Herrn Rathgeber S. 277 heifst es: „Nach Ol. 101 kehrten die Leiter hellenischer Mysterien in Etrurien zur aiolischen Weise derselben dadurch in einigen Beziehungen zurück, dals sie die auf Samothrake ins Werk gesetzte Umgestaltung, welcher eine Umgestaltung der Eleusinien gleichzeitig war, nicht un- berücksichtigt liefsen. Insonderheit die Spiegel unterrichten uns von neuaiolischer Umge- staltung oder modischer Veränderung der Mysterien” (ebd.). — Diese von Herrn Rathgeber nirgend ausführlicher begründete Theorie war im Wesentlichen schon früher in der Abhand- lung über Hecate (Annali dell’ Inst. XII p. 45 ss) von ihm ausgesprochen. Es wird dort in 8. 3 die Einsetzung der kleinen Mysterien einer durch Einsetzung des Jakchos bewirkten Re- form der grofsen Eleusinien durch die Eumolpiden zugleich mit dem Verfall der orphischen Sekten beigelegt; Hermen nach samothrakischer Sitte soll man nach p. 57 zu Eleusis bis Ol. 87 angewandt haben. Dieses und ähnliches läfst sich bestreiten, die Reform selbst bleibt wahrscheinlich, nur dafs sie ihre durchgängige Begründung noch erwartet, und wo man im Einzelnen sie anfalst, bis jetzt nicht stichhaltig erschien. Es ist dies z. B. der Fall mit Herrn Rathgeber’s Lehrsatz, dafs ‚in den modernisirten Mysterien der Auferstandene nicht als Erwachsener sondern als Kind” gedacht ward, ein Lehrsatz, der aus den avazres wardes von Amphissa (Anm. 53) und deren sygkretistischer Deutung auf Dioskuren Korybanten oder Kabiren gefolgert zu sein scheint, in unsern Spiegelbildern jedoch durch die entschieden er- wachsene Bildung der Dioskuren sowol als Kabiren widerlegt wird. Nichts destoweniger verdienen Herrn Rathgebers gelehrte Forschungen alle Beachtung, und wenn ich mich weder zur Theorie seines allzeit ausreichenden Aeolismus noch auch zur geheimen Weisheit seiner My- sterienkenntnils zu erheben vermag, so erwarte ich doch gern die Herausgabe seiner noch ungedruckten Arbeiten über diesen Gegenstand, und lasse deshalb auch die vorläufig ohne Belege mir mitgetheilte Inhaltsangabe seiner Ergebnisse in einer Beilage (A.) folgen. Hhh 2 428 GERHARD (*) Zur Klasse 4. ,‚Die Spiegel der Klasse 4. führen uns die Feier der Mysterien vor Augen und enthüllen das Grunddogma.” Nach Rathgeber S. 289. Über die Klasse 2. äufsert Rathgeber, Nike S. 290: „Nicht minder dürfte auch die Untersuchung der Klasse B zum Abschlusse gelangen, wenn einerseits anerkannt wird, dafs sämtlichen Spiegeln der- selben Aiolisch-Samothrakisches zu Grunde liege, andererseits bei jedem einzelnen Spiegel der Zusammenhang seines Inhalts mit der Insel der Seligen aufgesucht und nachgewiesen wird.” (?) Mysteriendrama: Drei Nächte hindurch bis zum Aufgang des Orthros und der auch in den Eleusinien genannten Eos spielend —, alles nach einem aus Samothrake um Ol. 102 nach Etrurien gesandten Ritualbuch wie Herr Rathgeber annimt (Nike S. 291 ff. 364). (°) Drei Kabiren: hauptsächlich bekannt aus Clemens (Protr. p. 16. Lobeck Agl. p. 1257°) und in Betreff des blutigen Kabirendienstes von Thessalonike aus den dortigen Münzen. (Eckhel D. N. II, 77, verglichen mit Firmicus p. 426). Der laut Clemens von seinen Brü- dern gemordete dritte ist in einem orphischen Hymnus, der Kabiren und Korybanten einander gleichzusetzen scheint, als Korybas bezeichnet. Es heilst dort (Orph. Hymn. XXXIX): Kızay zw Laie Kuoßavr or, Bronorgov ae Nuzregiwov Kovonre LE 5 EonomAavov Kosußavra' iorooadoV avazra, Seov dubur moAUMoachor, dborıov, PrHR Kogußavre = inaySevre zasıyurruv Und disewv Arods 05 yuwunsıw etc. Lobeck Agl. 1259. (”) Persephone-Kora auf der Insel der Seligen mit Herrn Rathgeber (Nike S. 290) sich zu denken, etwa im Zusammenhang ihrer Rückkehr ans Tageslicht, mag den alten My- stikern nicht fern gelegen haben, ist aber durch die bekannten vom Eiland der Seligen als Wohnsitz von Kronos und Rhea, Helena, Menelaos, Achill u. s. w. handelnden Stellen (Hom. Od. 4, 560 ff. Pindar Ol. I. 98 ff. Preller Gr. Myth. I S. 507 £f.) noch nicht erwiesen. (Vgl. unten Anm. 28). (?) Aphrodite, die Stellvertreterin, die mystische Braut: so benannt und er- örtert in folgender Stelle von Rathgebers (Nike S. 290) Mysterientheorie: „‚Verweilte Perse- phone, wie ältere Mystiker ausgelegt hatten, einen Theil des Jahres in der Unterwelt, so stand das Telesterion gewissermalsen leer. Wer sollte unterdessen die Gebete erhören? [hören denn nicht auch die Unterirdischen? Hades heilst Klymenos]. Durch Betrachtungen dieser Art bewogen, enthoben auch die Mystiker auf Samothrake Ol. 97-102 ihre Hauptgöttin allem bisherigen Zusammenhange mit der Unterwelt. Sie dachten sich fortan Aphrodite als eine bleibende, von aller Veränderung befreite, in jeder Zeit auf der Insel der Seligen und in dem Telesterion anwesende Göttin. Ihr setzten sie jedoch eine der Veränderung unter- worfene Göttin an die Seite, welche abwechselnd oder nach einander erst in der Unterwelt, dann auf der Insel der Seligen und zuletzt wiederum in der Unterwelt verweilt. Diese wech- selnder Veränderung unterworfene Göttin werde ich Stelwertreterin der mystischen Haupt- göttin nennen. Zur Zeit der Feier der Mysterien wurde sie zur mystischen Braut.” Das Willkürliche aller dieser Annahmen liegt am Tage; vgl. Anm. 14. (?°) Nike auf- und abwärts wandernd: nach Herrn Rathgebers Theorie auf Tafel XXXV, 5. XLIII, 2-4 u. a. meiner Spiegel mannigfach zu erkennen. Diese Theorie ist besonders aus- geführt S. 291 ff. in Bezug auf Bekleidung (zum Schutz auf kalter Reise), wie auch auf das Entgegenkommen der „Stellvertreterin.” ('%) Der kabirische Brudermord wird von Rerrn Rathgeber auf Tafel 58 ange- nommen. Ebendarauf werden aber noch mehrfache Gruppen der drei Brüder (Tafel L, 4. LVI, 3) wie auch die Gruppirung Minervens mit zweien der Brüder (Tafel LIX, 4) und über die Metallspiegel der Etrusker. II. 429 selbst die zahlreichen von keiner mystischen Andeutung begleiteten Dioskurenbilder (Tafel LI, 3 u. a.) bezogen. ('') Fest im Spätherbst. Einem solchen, seiner Zeit nach den Thesmophorien und Eleusinien entsprechenden Fest werden Darstellungen im Sinn vorbereitender Mythen von Rathgeber S. 291 ff. zugetheilt. ('?) Mysterien zu Agrä: neuerdings in meiner Abhdlg. über die Anthesterien S. 173 fl. A. 125 ff. behandelt. () Einholung der mystischen Göttin: nach Herrn Rathgeber a. O. S. 291 ff. angedeutet durch die Hinabfahrt der Nike (Tafel XXXIL, 5.7. XXXVI, 2, Begegnung auf- und abwärts steigender Niken XLII, 2. XLII, 6) wie auch durch die geflügelte Pallas, die mit einem Schwert in der Hand zur Unterwelt ziehe. S. 293. (Tafel XXX VI, 3. 6). Die Mehrzahl dieser Dar- stellungen war schon für das Herbstfest in Anspruch genommen. (*) Stellvertreterin: Die Unterscheidung einer solchen Stellvertreterin Anm. 8 von der Göttin selbst, deren Ausdruck sie war, ist darum trüglich, weil beide in ihrer ächten oder nachgeahmten Erscheinung einen durchaus gleichen Anblick gewähren mulsten. Noch ungleich weniger aber lassen vermeintliche Gruppirungen der Gottheit mit einer solchen Doppelgängerin ihrer Erscheinung sich dulden, wie Rathgeber S. 299 für unsere Tafel CCIV sie annimmt. Ebenso glaubt er (S. 302) Tafel CVIH in der Badescene die Göttin Aphrodite mit deren Stellvertreterin und einer Gefährtin dieser letzteren copirt zu sehen; in ähnlicher Weise er- klärt er S. 305 auch das Bild Tafel CC. ('°) Rückkehr auf einem Schwan: Tafel CX so gedeutet von Rathgeber S. 283 (Seele). (%) Wiederbelebung des dritten durch Hermes: TafelLVII (vgl. Rathgeber $.281). In andern minder entschiedenen Bildern glaubt Rathgeber die Führung des noch kraftlosen Neubelebten (Tafel LVI, 1) wie auch die Stärkung desselben durch Blüthenduft (Tafel CXLV) zu erkennen. Seine Theorie hierüber geht (S. 292) von der Annahme aus, dals der den Dioskuren verbrüderte dritte „gestorben oder als Bewohner der Unterwelt ein Kurete, auf- gelebt oder als Bewohner der Insel der Seligen, wo unwandelbar die Dioskuren hausen ein Kabeiros sei.” Drei Kureten und drei Kabiren, jene der Unterwelt, diese der Oberwelt angehörig unterscheidet er S. 290 auf Anlafs der pennachischen Erzfigürchen (Tafel XII, 12 ff£.). (”) Wartende Dioskuren, angeblich bei dem Grabmal des dritten Kabiren, voraus- gesetzt auf Tafel XLVII und XLVIII meines Werks. () Künstliche Blumen. Wie in Erwartung der Wiederbelebung wird von Rathgeber a. 0.5. 296 ein künstliches noch uneröffnetes Gewächs gedeutet (Tafel XLVIl, 1). ('?) Sonstige Zurüstung: Ein Baldachin (Tafel XLVII und XLVIII) und noch an- deres wird von Rathgeber bemerklich gemacht, der S. 296 auch die Sterne als künstliche Vorrichtung erklärt. In gleichem Sinne gedeutet wird S. 297 das Symbol eines Rehs (Tafel XLIII, 3); denn nach Herrn Rathgeber verheilst ,,dieses junge dionysische Thier die be- vorstehende Ankunft des mystischen Bräutigams.” () Ornamentale Köpfe mit phrygischer Mütze Tafel XXV, 13 u.a. Vgl. Anm. 76 und Rathgeber S. 300. (*) Erscheinung der mystischen Braut, oder wie Rathgeber sie zu nennen pflegt, der Stellvertreterin: durch Führung nicht nur der Pallas (Tafel LIX, 4) sondern auch Aphroditens (Tafel LIX, 2. 3) für deren Stellvertreterin dieselbe Göttin ihm anderwärts gilt. (Nike S..298° ff.). 430 GERHARD (?) Götterpaar im Thalamos, wie auch vor und aufser demselben, nächstdem umher- wandelnd im Temenos: laut verschiedenen von Rathgeber S. 303 so gedeuteten Spiegeln. — Badescenen, möglicherweise zur mystischen Hochzeit gehörig, wie auch die Ankleidung und Schmückung der Braut, (Anm. 66) sind auf Tafel CVIII, CIX u. CXII dargestellt. (®) Orgien: Nike von Satyrn umdrängt (Tafel CV). () Thbeophanie des Götterpaars: darauf wird von Rathgeber S. 303 namentlich der Spiegel Tafel CCI gedeutet. (®) Aeoler. Herrn Rathgebers ‚,‚Ehrenrettung der auf unglaubliche Weise verkannten Aioler und Einführung derselben in die Geschichte der Kunst” (Nike S. 223 ff.) läuft darauf hinaus, dafs nur durch Erkenntnils jenes aeolischen Ursprungs ein gründliches Verständnils unserer etruskischen Spiegel erzielt werden könne. Von der bisherigen Geschichtsforschung ist diese Ansicht im Wesentlichen nicht so verschieden als es scheint. Wenn man Korinth und Sikyon, die thrakischen Inseln oder auch Lydien als Ausgangspunkte etruskischer Kunst- fertigkeiten und Götterdienste bezeichnete, so kam man entweder auf die tyrrhenischen Pe- lasger oder auf aeolisch-dorische Städte, in beiden Fällen auf Bevölkerungen zurück, welche mit Aeoliden und ihren Stammverwandten den Minyern in enger Verbindung stehen. Nichts- destoweniger ist die Allgemeinheit abzulehnen, in welcher von Herrn Rathgeber jene Benen- nung der Aeoler angewandt und durch bunte Mischung verschiedenster Elemente zur Beur- theilung etruskischer Culte und Götterdienste gemilsbraucht wird. Was Herr Rathgeber im geräumigen Namen der Aeoler unterbringt, umfalst alle diejenigen Völkerstämme, die Otfried Müller und dessen Nachfolger als lemnische Minyer, thebisch - spartanische Aegiden, lesbisch- troische Achäer, korinthische und westländische Sisyphiden längst gesichtet und sowohl von den tyrrhenischen Pelasgern und helikonischen Thrakern als auch von den boeotischen Aeolern jüngster Einwanderung mehr oder weniger unterschieden haben. Eine solche Unterscheidung ist hauptsächlich durch die Götterdienste gesichert, je nachdem von jenen verschiedenen Stämmen Zeus, Apoll oder Poseidon, auch wol die Kabiren, Hephaestos und Dionysos, Pallas und Hermes, Demeter und Aphrodite verehrt wurden. Ohne solche Unterscheidungen aber kann es nur für sehr ungründlich gelten, wehn die aus Städten der Minyer und Achäer berühmten Rundgebäude, die aus Lemnos, Korinth und Lydien so reichlich bezeugten Metallarbeiten, oder auch die vom thrakischen Orpheus gelehrten Mysterien als Gemeingut sämmtlicher Aeoler von Herrn Rathgeber bezeichnet werden. Die Kabiren und Dioskuren, auf welche er so oft zurückgeführt wird, waren den meisten Aeolern fremd, und nur auf Lemnos und dessen Nachbar- inseln, den Wohnsitzen tyrrhenischer Pelasger, in der That heimisch. Auch alle sonstigen Einschlagsfäden des von Herrn Rathgeber vorausgesetzten Mysterienwesens, namentlich des eleusinischen, sind einer Gesamtheit des Aeolerstammes nicht weniger fremd, als die über Nike und andere Gottheiten von ihm entwickelten Theorien willkürlich sind. Mit diesem all- gemeinen Einspruch gegen die unwissenschaftliche Willkühr eines so unermüdlichen als ge- lehrten Forschers darf ich übrigens um so mehr mich begnügen, da ich die oben berührten Fragen sowol in meiner Mythologie als auch in zwei akademischen Abhandlungen (Abh. über die Achäer und über die griech. Volksstämme. Berlin. Akad. 1853), welche Herr Rathgeber unbeachtet liefs, in gröfseren Umfang bereits erörtert habe. (25) Samothrakisches: In Etrurien verbreitet laut Rathgeber S. 304. Über samothra- kische Feste fehlt uns alle Kunde; sie als Nachbildung der Eleusinien zu betrachten, mag für ein gewisses Zeitalter zulässig sein, ist aber bis jetzt weder nachgewiesen, noch im Zusam- über die Metallspiegel der Etrusker. II. 431 menhang der fraglichen Spiegelbilder anwendbar. Dafs auch die samothrakische Trias in Etrurien nicht nachweislich sei, ward schon früher von mir bemerkt. Abh.Gotth. der Etrusker Anm. 148. () Cerealisches wird in unsern Spiegelzeichnungen fast völlig vermilst; irgend eine Gewandfigur mit Granatapfel (Tafel XCII, 3) möglicherweise eine Kora, kann auf mancherlei Deutungen und Anlässe zurückgeführt werden. Rathgeber, welcher wegen der Seltenheit sol- cher Vorstellungen das gedachte Bild für grofsgriechisch hielt, stellt auch keineswegs in Ab- rede, dals Demeter und Kora ‚‚von den Gründern der samothrakischen Mysterien wenig her- vorgehoben” (S. 285) war; in desto grölserem Ansehen habe dort die mystische Aphrodite gestanden, „‚nämlich als aiolisch.” () Insel der Seligen: Dem Ideenkreis etruskischer Urnen und auch der Spiegel (Tafel CLXXXI; vgl. Helena, Paris und Menelaos Anm. 58. 59) zwar nicht fremd, aber doch keineswegs bezeugt genug, um Hypothesen von so grolser Ausdehnung daran knüpfen zu können, wie Rathgeber S. 292 mit Bezug auf Persephonens (Anm. 7) und auch der Dios- kuren Aufenthalt thut. Diesen letzteren sieht er auch in gewissen Gruppirungen, in denen Venus und auch Minerva (nämlich als mit den Unterweltswegen vertraut seit den Zeiten des Herkules) den Dioskuren gesellt sind (Tafel LIX); denn auf dem Seligen-Eiland weils Herr Rathgeber ‚‚die Göttinnen nur mit schönen Jünglingen umgeben” (Nike S. 286). Eine Be- ziehung darauf hält derselbe S. 278 für unzertrennlich von der Bestimmung etruskischer Spiegel und äufsert sich darüber wie folgt: „Der mystische Spiegel mulste eine Linearzeich- nung enthalten, welche die Insel der Seligen betraf. Auf diese Darstellung blickend sah nothwendigerweise das Frauenzimmer seine eigenen Gesichtszüge von Bewohnern der Insel der Seligen umgeben.” (@?) Schicksalsgöttinnen mit Schreibgefäls: Tafel XXXIH ff. Es hat durchaus kein Bedenken, diese in roher Zeichnung gewöhnlich nackt abgebildeten Göttinnen bei besserer Zeichnung auch in bekleideten einzelnen oder Doppelgestalten wieder zu erkennen, obwol Rathgeber (Nike S. 14) seiner Theorie von Götterbotinnen zu Liebe, lediglich aus dem Grunde der Bekleidung meiner Annahme einer Doppelfortuna widerspricht. () Lasa mit Schriftrolle: am deutlichsten auf einem Spiegel, welcher die Namen des Amphiaraus und des Ajax räthselhaft vereinigt. Vgl. Bull. dell’ Inst. 46, 196. Arch. Z. IV, 293 u. VI, 331. (C') Nike und Telete: Diese Namen hauptsächlich, aber noch manche andere, kommen bei Beschreibung weiblicher Flügelgestalten gewöhnlich in Rede (vgl. Müller Hdb. $ 388, 5. Auserl. Vasenbilder II S. 11). Der Kunstgebrauch der etruskischen Spiegel will jedoch selbst- ständig gewürdigt werden. Eine wirkliche Siegesgöttih läfst sich auf Tafel XXX VIII (mit Speer) unserer Spiegel, eine bacchische Telete in der mit Satyrn gruppirten Flügelgestalt (Tafel CV) erkennen; keine dieser Figuren aber wird mit den so oft wiederholten Flügel- gestalten sich gleichstellen lassen, deren Schicksals- Attribute, Griffel und Schreibgefäls, auch für die sonstigen Flügelgestalten etruskischer Spiegel in der Regel maalsgebend sein müssen. ©?) Verzeichnifs unedirter Spiegel. Dieses hienächst als Beilage 3. vorzulegende Verzeichnils beläuft sich bis jetzt auf 541 in meinem Spiegelwerk noch nicht enthaltene Spiegel, nachdem in gedachtem Werk bereits 335 veröffentlicht sind. (@?) Dioskuren in Samothrake: Welcker Aesch. Trilogie S. 168 ff. 242 £. (*) Kabiren in Etrurien. Die Flucht der Brudermörder wird nach Tyrrhenien ver- legt (Anm. 76). Wie anders will man auch die drei Köpfe am Thor zu Volterra (Micali 432 GERHARD storia tab. VII; vgl. Abh. üb. die Gottheiten der Etrusker. Anm. 151) erklären? Dafs der auf Kadmilos zurückweisende Ausdruck ‚‚Camillus” für Merkur (vgl. Anm. 40) von Kallimachos (bei Macrob. III, 8) als tuskischer oder tyrrhenischer erklärt ward, verdient in diesem Zu- sammenhang gleichfalls beachtet zu werden. ©) Gleichsetzung verschiedener Dämonen: a. der Dioskuren und Kabiren in dem auf den Brudermord gedeuteten Spiegel Tafel LVII. Sowol die Verschmelzung beider Gattungen von Dämonen, als auch Minervens Verwandtschaft mit beiden tritt noch insbesondere in der aus Brasiae (Paus. 3, 24, 4) bekannten Gruppirung jener Göttin mit drei knabenhaften Erzbildern hervor (yarzor roöt«icı), denen der Pileos als Kopfbedeckung die Benennung von Dioskuren zugewandt hatte, während andere sie als 4. Korybanten bezeichneten und auch die Benennung als c. Kureten ihnen vielleicht ebenso zupassend gewesen wäre (vgl. Beul£, monnaies d’Athenes p. 169). — In ähnlicher Verbindung wird das alte Athenabild von Am- phissa mit der dortigen Einweihung göttlicher Knaben reAsriv ayousı avazrı madsv (Paus, X, 38, 3) genannt, die man als Dioskuren oder Kureten oder ‚bei weiserer Auslegung” auch als Kabiren deutete. Es könnte hieraus ganz wohl die Benennung Korybas auch für den dritten Kabiren gefolgert werden, zumal auch jene mit gleicher Sage vom Brudermord vorkommt (Orpheus fr. XXXIX; oben Anm. 6). Wo aber Rathgeber seine Unterscheidung unterweltlicher geharnischter Kureten von den Kabiren als oberweltlichen Wesen (Anm. 16) hergenommen hat, ist mir unbekannt, es mülste denn lediglich das Beiwort vuzregwös in dem oben Anm. 6 erwähnten orphischen Vers ihm dazu genügt haben. (°°) Götterhochzeit. Allerdings denkbar, obwol nicht ausdrücklich bezeugt, ist diese heilige Hochzeit, über welche Rathgeber a. O. S. 290 in folgender Weise sich äulsert. „Die Erfinder der samothrakischen Mysterien ..... entlehnten den Gott und die Göttin von den helikonischen Thrakern. Jenen Gott lielsen die Gründer der Mysterien den Tod erleiden und hierauf gewissermafsen als Vorbild dessen, was Geweihte für sich selbst hoffen sollten, wieder aufleben.” (’) Axiokersa von Mnaseas als Persephone gedeutet: Schol. Apoll. Rhod. I, 917. (*) Harmonia, laut Ephorus (Schol., Eur. Phoen. 7): za: vöv Erı Ev r7 Zanotggsn guroüsw aurm Zv ats Eograis. vgl. Lobeck Agl. p. 1255. ©?) Dionysos und Kora, denen das Paar von Axiokersa bei Mnaseas gleichgesetzt wird, sind als mystisches Götterpaar wenigstens aus der späteren attischen Mystik hinlänglich bezeugt. Vgl. Abh. Anthesterien S. 181 Anm. 176. () Kadmilos: als vierte samothrakische Gottheit durch Mnaseas a. O. bezeugt. (*) Sonstige Götterpaare samothrakischen Glaubens sind in Hermes und Brimo, Phaeton und Aphrodite u. a. m. bekannt. Vgl. Hyp. Röm. Stud. II S. 254 ff. (*?) Wechselleben der Dioskuren, auf unseren Spiegeln angedeutet a. durch Unter- scheidung der beiden Brüder: Tafel L, 1. LI, 3. Aufserdem auch 2. in der mit Wahr- scheinlichkeit auf Entführung des Kastor durch Schlaf und Tod von Stephani gedeuteten Spiegel- zeichnung meines Festprogramms vom Jahre 1856. Auch c. das Wiederfinden der beiden Brüder scheint in Gruppirungen mit Minerva und etwa mit Venus auf einem unedirten Spiegel gemeint zu sein, dessen Zeichnung vorliegt (Tafel IV, 1. Paralip. 65). (”) Wiederbelebung des dritten Kabiren: Tafel LVH. (“) Merkur, Minerva und Venus als wiederbelebende Göttermächte. Aufer a. Merkur, dessen Zauberstab auf Tafel LVII in voller Wirksamkeit erscheint, sind 6. Minerva, deren über die Metallspiegel der Etrusker. II. 433 Beschützung der Dioskuren bekannt ist und c. Yenus, die den Kabiren als lemnische He- phästosgemahlin verwandt sein mochte, in sichtliche Verbindung mit beiderlei Dämonen ge- setzt: mit den Kabiren auf Tafel LVI, 1; mit den als Aplu und Laran gefalsten Dioskuren aber auf Tafel LIX, 2. 3. (”) Aphrodite zu Lemnos als Vermählte des Hephaestes bekannt, ist auch den hie- nächst zu erwähnenden bräutlichen Schmückungen nicht fremd, indem die Hauptperson der dahin einschlagenden Darstellungen nicht nur, wie öfters, als Malache, sondern auch als etrus- kische Zuran (Braun Bull. 1847 p. 160) bezeichnet wird. (*) Unedirte hieratische Spiegel: in Anschluls an Tafel XXX -LX meines Werkes zusammengestellt in der auf 186 solcher Denkmäler anlaufenden Beilage 3. zum Theil auch an- schaulich gemacht in den zu dieser Abhandlung gehörigen und an deren Schlufs mit einer besondern Erklärung (Beilage €.) versehenen Kupfertafeln. () Drei Kabiren in den gedachten Darstellungen (LV, 1-7. LVI, 1-3) überhaupt an- zuerkennen wird durch die oben (Anm. 34) aus Etrurien beigebrachten Spuren kabirischen Dienstes uns erleichtert; auf die von Rathgeber im Einzelnen versuchten Deutungen denke ich im Text der Spiegel bald zurückzukommen. Ebenso bleibt es fürs erste gleichgültig, ob für ‚das hienächst erwähnte merkwürdige Spiegelbild Tafel LVI, 1 eine vor oder nach dem Brudermord fallende Gruppirung erkannt wird, wenn man nur der Deutung auf Talos ent- sagend, zunächst sich darüber vereinigt, dafs in der That dort Kabiren gemeint sind, wie ich mit Rathgeber $. 300 annehme. (*) Spiegelbilder des Brudermords: der räthselhaften Darstellung auf Tafel LVI, 1 meines Spiegelwerks ward so eben in Anm. 47 bereits gedacht. Auf beide Darstellungen denke ich im Text meines Spiegelwerks bald zurückzukommen. (°) Dioskuren beim Grabmal des dritten Bruders: Tafel XLVI, 8. XLVII, 1-7. XLVIII, 1-3. 6-8 ff. Jedenfalls hat Rathgeber bei dieser Deutung das Verdienst, die war- tende Stellung der Dioskuren zuerst betont zu haben (Nike S. 296; vgl. oben Anm. 17). (°°) Minerva, Venus und die Dioskuren. Repliken des Inschriftspiegels LIX, 2 sind im Besitz des Herzogs von Luynes und neuerdings (Bull. dell’ Inst. 1859, p. 34) wie- derum in Viterbo zum Vorschein gekommen; aulserdem fehlt es nicht an Wiederholungen derselben Darstellung ohne Namensinschrift (vgl. Paralip. n. 65-69). Dals Herr Rathgeber in diesen Gruppen nur eine Versammlung auf dem Eiland der Seligen annimmt ward bereits oben Anm. 28 bemerkt. (°') Minerva, Venus und die drei Brüder: aus dem gedachten Pizzati’schen Spiegel, der nicht wohlerhalten und jetzt in Rulsland zu suchen ist, ist dieser Gegenstand allerdings nur unzureichend bezeugt. (°®) Malache als lemnische Heroine, namentlich als Vermählte des Euphemos, bekannt (Schol. z. Pind. Pyth. 4, 455. Ttzetzes Lycophron 886) entspricht der mehrfach vorgefun- denen Benennung Malacisch oder Malafisch, welche einer zu bräutlicher Schmückung behaglich sitzenden, andre Male als Venus (Anm. 44) bezeichneten Frau auf mehreren Spiegeln ertheilt ist, wie zuerst Panofka in einer besonderen Abhandlung über „‚Malacisch” (Berl. Akad. 1846) zur Erläuterung meiner Tafeln CCXII ff. nachwies. Ein orientalischer Ursprung jenes Namens wird dadurch nicht ausgeschlossen; er ist im hebräischen Ausdruck der „‚Königin” enthalten, wie nach Rathgebers Bemerkung (Nike S. 383) er auch der schönen Vasthi (Esther I, 9) beigelegt wird. Philos. - histor. Kl. 1859. Tii 434 GERHARD () Drei Kabiren und Malache. Die Varianten der von mir so gedeuteten häufigen Composition liegen im Verzeichnils ihrer zahlreichen Wiederholungen (Paral. 75-103) dem geneigten Leser zur Prüfung vor. Es kann schon befremden, dals in vielen dieser Wieder- holungen die wartende Stellung der Dioskuren unleugbar, der Ausdruck des dritten gleich- gültig und die Gegenwart der Frau nur etwa durch Hinblick auf den Dioskuren zur Linken (Paralip. 80. 88) variirt ist. Eine wesentliche Anderung tritt überdies ein, wo inmitten zwei den Dioskuren ähnlicher Jünglinge der dritte Jüngling und die vorausgesetzte Braut von einander abgewandt nach den links und rechts vertheilten zwei sitzenden Jünglingen in verschiedener Richtung blicken (Paral. 79). Wenn dies Bild nicht etwa mythisch auf Tren- nung von Menelaus und Helena durch die Dioskuren zu deuten ist, so wird die Möglichkeit offen bleiben, sich die mystische Hochzeit nach vorangegangenem Zwiespalt eingeleitet zu denken, wie auch bei Zeus und Hera der Fall war; das Beiwerk eines Tempels und zweier Sterne spricht für hieratischen Charakter des Bildes. (*) Zwei Frauen zwischen zwei Dioskuren. Die bisherigen Deutungen dieses Bildes bezogen sich meistens auf unerhörte Momente der Helenasage (vgl. Etr. Sp. CCIV; Paralip. 127; Abh. Metallsp. I, 26 Anm. 148). Willkührlich war Panofkas Benennung der beiden Frauen als Helena und Leda (Paralip. 135) und ebenso unberechtigt meine eigne frühere Vermuthung, dafs hier an Venus und Nemesis zu denken sei. Auch die Möglichkeit, eine der Frauen für Minerva zu halten, ist abzuweisen; sie wird durch einige Ähnlichkeit der Kopfbedeckung mit einem Helm (Paralip. 129) nur sehr schwach unterstützt. (°) Dieselben in zwei Gruppen: vgl. Paralip. 147-163. Ein erotischer Bezug ist in diesen Gruppen zum Theil stark hervorgehoben (Paralip. 164-170). Ausnahmsweise steht das Liebespaar mitten inne zwischen einer nackten Frau, etwa Venus, und dem andern Bruder (p. 164. 166); ähnlich gruppirt ist Paralip. 167, wo der Jüngling auf dem Schools der Frau sitzt. Ähnlich sind auch die Bilder wo die Frau des Liebespaars eine Strahlen- krone trägt, statt des zweiten Jünglings aber neben Venus ein nackter Knabe erscheint, etwa Amor (CCVU, 3); vgl. CCVIL, 4, wo eine bekleidete und eine nackte bekrönte Frau gleichgültig der Liebesgruppe einer dritten gleichfalls bekleideten beigesellt sind, die einem sinnlich erregten sitzenden Jüngling zur Seite steht. [,,Hochzeit des Paris” scheint doch eher ein humoristisches Paris-Urtheil]. Vergleiche das Liebespaar (der Jüngling mit Scepter) zwischen einem Jüngling und einer bekleideten Frau, der es zuschreitet (Paral. 168 „Dioskuren, Helena, Venus ”). (°%) Helena, göttlich verehrt in Therapnä. Isocr. Helena 27. (°) Varianten des obigen (Anm. 54. 55) Bildes. Die wartende Stellung der Jünglinge ist zuweilen unverkennbar (Paral. 151). Andere Male ist die Gruppe zur Linken durch Nackt- heit und Schmuck vor der zur Rechten ausgezeichnet (Paral. 130. 140); auch erscheint die zweite Frau bisweilen nur im Hintergrund (142). Die bevorzugte Gruppe ist meistens zur Rechten des Beschauers; in 129 ist sie linkerseits. — Auf das Einverständnils der bevor- zugten Gruppe blicken nicht selten die beiden andern Figuren (p. 129. 130. 127. Ausnahms- weise blicken auch beide Frauen einander an (vgl. Tafel CGVIII); auch findet sich zwischen beiden ein Gefäls: p. 140. 163). Noch eine Ausnahme ist es, wenn das Liebespaar sammt der Begleiterin auf den Jüngling zur Rechten blickt (p. 136). (°°) Helena, Paris und Menelaos: von mir vorausgesetzt auf Tafel CCVII, 1. (>) Inschriftspiegel gleichen Gegenstands: auflser dem grolsen Durand’schen (Eitr. Sp. II, 181) gehört hieher ein im Probedruck vorliegender des Herzogs von Luynes. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 435 (%) Spiegel mit Achmiem: Schiassi de pateris tab. 2. (°') Mystischer Spiegel mit Menle: aus der Fejervari’schen Sammlung weiter unten (Paral. 68) näher beschrieben. (%) Ravizza’scher Spiegel: Brunn im Bull. dell’ Inst. 1859 p. 189. (#) Replik des gedachten Spiegels. Tafel CLXVI. (%) Venus-Idole einer auch den Begriff der Todesgöttin (Ghd. Myth. $ 373) um- fassenden Bedeutung sind im Vorrath etruskischer Broncen reichlich vorhanden. Vgl. Abh. Über die Gottheiten der Etrusker Anm. 86 Taf. III, 6 (Juno Cupra), wie auch meine Ab- handlung über Venus-Idole. Berl. Akad. 1843. (#5) Venus bei der Menschenbildung des Prometheus auf einem seit dessen erster Be- kanntmachung (Antike Bildw. Tafel LXI S. 305) mehr besprochenen Sarkophag des Museums zu Neapel. Vgl. Welcker Alte Denkm. II, 286 ff. (%%) Bräutliche Schmückung, die Hauptperson als Turan bezeichnet: in einem durch Braun nachgewiesenen Spiegel, jetzt vermuthlich im Britt. Mus. Vgl. Anm. 45. (°) Apoll, bei einer der gedachten Schmückungsscenen gegenwärtig, ist mit Aphrodite zu Delos verbunden (Paus. 9, 40, 2. Engel, Kypros II, 512. Ghd. Mythologie $ 379, 3), wie auch Helios und Aphrodite als gepaarte Gottheiten aus Korinth (Paus. II, 1 extr.) be- kannt sind. (#5) Apluund Laran: Etr. Sp. LIX, 2. Der theils solare theils tellurische Sinn jener Namen wird durch die hienächst zu erwähnenden apollinischen Beinamen bestätigt, in denen man den zugleich wärmenden und zerstörenden (Ghd. Mythologie $ 308, 3 1.) Lichtgott wiedererkennt. (#) Solarisch erscheint der dritte durch den Strahlenkranz der ihm auf den oben zu Anm. 53 erörterten Darstellungen gegeben ist. (°%) Apoll ist in ähnlichem Gegensatze des Musengottes und des ferntreffenden Schützen allbekannt und in mancher sonstigen Doppelgestalt nachzuweisen; vgl. Prodrom. M.K.S.131 ff. (*) Tyrrhenien war das Asyl der Phallus- Cista des dritten Kabiren, nach Clemens (Anm. 74; vgl. Anm. 34). (?) Hermes als Vater der Kabiren: ein solches Verständnils ist denkbar nach der be- kannten Legende seiner Liebschaft mit Brimo (Cicero de nat. Deor. 3, 22. Ghd. Myth. 8 281, 8a). (?) Söhne der Dioskuren in Argos und Athen: Paus. I, 18,1. II, 22, 6. III, 18,7. (*) Mysterienwesen Etruriens: aus der Geschichte der Bacchanalien (Liv. 39, 8) berüchtigt genug; vgl. Müller, Etrusker II, 96. (5) Kabirenweihe in Etrurien. Vom korybantischen Brudermord und Begräbnils sagt Clemens: (protr. 16, Lobeck, Agl. p. 1255) oe ÖE iegeis Fouruw, oUs dvarroreAtstes #u- Aoüsı, Kußetgovs ToUs Kogußavras ZaroUVTsS zaL TEAeryv Kaßazızyv ZerayyerAousw. aurw ya ÖN Four rw adeAborrovm ryv zisryv, Ev 7 70 aidolov FoU Atovurov denezerro, eis Tugonviav AurY- yaryov, aidcre za zisryV Sonszeusw mugarıSewevor Tugsrvois, dr” yV airiav oUx amsızorws rov Au- vurov "Arrıv mgoTOyogevsr Ian Serovsır aldorwv Esregnmevov. Die schlielsliche Gleichsetzung des Dionysos mit Attis ist sonst nicht leicht nachzuweisen, findet jedoch in der Schlaffheit des dritten Kabiren auch durch die Bildwerke (Ingh. II, 53; auch auf unsrer Tafel II, 2) seine Bestätigung. Was übrigens den meines Erachtens ziemlich späten Charakter jener korybantisch- lii2 436 GERHARD kabirischen Legende betrifft, so weils auch Rathgeber Nike S. 292. 300 nur so viel, dafs die Zeit der Versetzung der Cista nach Tyrrhenien nicht vor Anbeginn der Olympiadenrech- nung falle. (°) Chaluchasu (Eitr. Spiegel Taf. LVI, 1) wobei man an Kalydon, Kalchas und Xa«Azeos gedacht hat, kann mit Bezug auf Kar%r (Purpurschnecke) auf das purpurfarbene Blut des getödteten bezogen werden, läfst aber auch abgeleitet von z@?u£ sich denken und kann in diesem Fall, wie der Nymphenname Karvzr, den gleich einem Blumenkelch neu entspros- senen Jüngling bezeichnen, der in gleichem Sinne als Kopfbild mit phrygischer Mütze die Mündungen etruskischer Spiegel nicht selten verziert (oben Anm. 20). (”) Kabiren von z«w, als Karsıgo nach Welcker Trilogie S. 163. (°) Lemnische Erdmutter: Lemnos genannt nach Steph. V Azwos; vgl. Welcker Trilogie S. 167. (°) Leda, gewöhnlich wie Leto und Lethe auf dunkle Verborgenheit gedeutet. Vgl. Müller, Dorier I, 310. (°) Apoll heifst den Korybanten verwandt als deren Vater von Rhytia (Pherekydes fragm. 31. Lobeck Agl. 11414) und wird samt Zeus zugleich mit den Kabiren genannt als Empfänger pelasgischen Menschenopfers bei Dionys. I, 19. in o SI über die Metallspiegel der Etrusker. II. Beila ge A. Georg Rathgebers Chronologie der Mysterien und der Spiegel. Auf die der Akademie gewidmete Gegenschrift des Herrn Rathgeber, von welcher ich ausging, noch schliefslich mit einigen Worten zurückzukommen, halte ich mich darum für verpflichtet, weil dieser Gelehrte, so sehr ich von seinen An- sichten mich entfernen mufste, so sehr doch auch Anerkennung verdient, als der einzige welcher dem räthselhaften Bilderreichthum meiner etruskischen Spiegel eine durchgreifende Forschung gewidmet hat. Was ich auf sechs Seiten meiner früheren Abhandlung über die von ihm als Klasse 4. bezeichneten hieratischen Spiegel geäulsert hatte, erklärt er für durchaus verfehlt, während der Rest meiner Arbeit unbedingt von ihm gelobt wird. Ich bin mir bewulst, weder dies Lob noch jenen Tadel durchaus zu verdienen. Vieles was ich in jener früheren Abhandlung äulserte, habe ich bei erweiterter Grundlage und Forschung willig zurückgenom- men, dagegen ich meine dort vorgetragene Ansicht über Darstellungen der geflü- gelten Schicksalsgöttinnen, der Dioskuren und der Kabiren im Ganzen festhalten konnte und mit Ablehnung willkührlicher Hypothesen auch durch manches dan- kenswerthe Ergebnils meines Gegners erweitert habe. Wesentlich eingreifend in das gesamte Gebiet der hierher gehörigen Unter- suchungen würde es sein, wenn die von Herrn Rathgeber vorausgesetzten An- nahmen über Zeitalter und Umwandlung der Mysterien als Ergebnisse einer glück- lich vollendeten Forschung sich betrachten liefsen. Da ich ohne bereits erfolgte Beweisführung darauf nicht eingehen konnte, so schien es mir angemessen, Herrn Rathgeber brieflich um Begründung derjenigen Annahmen zu ersuchen, für welche die mir bekannten Zeugnisse nicht ausreichend waren. Es erfolgte hierauf im De- cember 1859 eine gefällige schriftliche Mittheilung des Herrn Rathgeber, welche im Ganzen zwar nur auf die im zweiten Band seiner „Archäologischen Schriften” zu erwartende Beweisführung hinweist, vorläufig jedoch eine Anzahl chronologi- scher Data zusammenstellt, welche den Gegenstand dieser Abhandlung nah be- rühren und deshalb hienächst in Herrn Rathgebers eigener Fassung eine Stelle finden dürfen. Der gedachte mir vergünstigte Aufsatz des Herrn Rathgeber hebt von der aus Herodot bekannten Schilderung der Aeoler als des mit Dorern und lonern zu- gleich genannten ältesten griechischen Volksstammes an, und geht sodann auf die eigenthümliche Weise über, in welcher der Herr Rathgeber jene Hochstellung 438 GERHARD der Aeoler für die geschichtliche Betrachtung Etruriens und der aus Griechenland dorthin versetzten Mysterien ausgebeutet hat. Es heifst dort in der dem Herrn Verfasser eigenthümlichen, zuversichtlichen und von mir weder veränderten noch durch Fragezeichen gestörten Fassung folgendermalsen. „Von Kunstwerken aiolischen Volksstammes hatten weder Winckelmann, noch die Wiederholer seines Inhaltes seiner Geschichte Hellenischer Kunst gewulst, bis ich 1853 zu schreiben anfing, Wer von Altaiolern und Neuaiolern nichts weils, kann von Mysterien keine Kunde besitzen. Wiederum wird durch die Untersuchung der Mysterien das Altaiolische und Neuaiolische aufgehellt. Eine dieser beiden Unter- suchungen setzt die andere voraus.” „Zweck der hinteren Hälfte des ersten Theiles der archäologischen Schriften war den Archäologen und Nichtarchäologen zu sagen, dafs Aiolische Kunstwerke in der Welt vorhanden seyen, nicht aber die Mysterien aufzuhellen. Für Gegen- stände dieser Art ist der zweite Theil bestimmt.” „Ol. 96, 1 wurde die Stadt Veji zerstört (Arch. Schr. $. 363. 409). Aiolische Erzarbeiter zogen alsbald von Veji nach Volsinii (Arch. Schr. S. 363. 369. 370). Ol. 96, 3 wurden Münzen zu Poplonion geprägt (Arch. Schr. S. 366. Aus Carelli Tab. VII. or. 3. 4. 6. — Arch. Schr. S. 158 unten. — Neunundneunzig silberne Mün- zen der Athenaier. Prolegomenen S. XXI Zeile 15-30). Diese Münzen betrafen die älteren, von Veji aus durch Aiolische Künstler daselbst bekannt gewordenen Aiolischen Mysterien. Es waren die umgestalteten in dem Landstriche nothwendiger Weise nicht bekannt, weil die Umgestaltung noch nicht geschehen war. Münze von Clusium (Arch. Schr. S. 365. 366).” „Die Schilderung der Umgestaltung der Mysterien ist im zweiten Theile der archäologischen Schriften enthalten, welcher von Anfang bis zu Ende chronolo- gisch geordnet ist.” „Ol. 97 dachten die Athenaier auf Umgestaltung der Mysterien zu Eleusis.” „Ol. 98, 2 begannen die Priester auf Samothrake die Aiolisch- Samothraki- schen Mysterien umzugestalten.” „Die in der früheren Schrift vorkommende Erwähnung von Öl. 102 soll nichts weiter als allerspätestens in Ol. 101 bereits geschehene Beendigung der Um- gestaltung (Arch. Schr. S. 427) bedeuten. In Ol. 102 war nichts zu thun übrig oder die Umgestaltung vorüber.” „Auf Chalkidike (Arch. Schr. Th. I S. 412-415. 417. 423) wurden für Samo- thrakischen Gebrauch am frühesten mystische Spiegel verfertigt. Philippus II, König von Makedonien, und Olympias, Tochter des Neoptolemos, nehmen Ol. 105, 4 an Aiolisch-Samothrakischen Mysterien Theil (Arch. Schr. Th. I S. 456 Anm. 5128. 5129), wie ich hinzusetze an den schon mehrere Jahre vorher umgestalteten. Es versteht sich von selbst, dafs diese Olympias einen auf Chalkidike, nieht aber in Etrurien verfertigten mystischen Spiegel im Gebrauche hatte.” über die Metallspiegel der Etrusker. II. 439 „Über Verbreitung umgestalteter Eleusinien habe ich in einer numismatischen Schrift gehandelt, welehe im Anfange des Jahres 1860 gedruckt werden soll. Der umgestalteten Aiolisch-Samothrakischen Mysterien Verbreitung wird aus der Schrift Lysippos hervorgehen. Diese ist der dritte Theil der archäologischen Schriften. Die Sache gründet sich auf geschichtliche Untersuchungen und mufs natürlich denen unbekannt sein, welche von Lysippos nichts wissen als was in den dürftigen Trö- stern Junius, Sillig, Brunn enthalten ist.” „Vor Ol. 108, 1 angefertigte mystische Spiegel, über diels ein Ritualbuch (Arch. Schr. S. 334) waren nach Volsinii in Etrurien gelangt. In der Zeit nach Ol. 96, 1 hatten die Aiolischen Erzarbeiter ein Chalkidikon zu Volsinii (Arch. Schr. S. 370 Anm. 3694 — S. 388), später, man kann jedoch nicht angeben, wie viele Jahre nach O. 98, 2 ein Telesterion, welchem eine zur Unterwelt führende Thüre (Arch. Schr. 290), ferner Vorrichtungen für transparente Gemälde nicht fehlen konnten (Arch. Schr. S. 381), daselbst erbauet.” „Der schönste der mystischen Spiegel (Arch. Sch. S. 281. 376) wird mit an- deren, gleichfalls von mir gerühmten (Arch. Schr. S. 292) eben nur treue, darum gute Wiederholung eines von Chalkidike hergebrachten sein. Auch dieses war vor meinen Untersuchungen unbekannt.” „Anfertigung mystischer Spiegel hörte Ol. 108, 1 auf Chalkidike auf (vergl. Arch. Schr. S. 427). Sie kamen, wie ich mir vorstelle, in Aiolisch- Samothrakischen Mysterien auf Samothrake selbst nunmehr aus der Mode. Geringer als die aus Chalkidike bezogenen mystischen Spiegel war die Mehrzahl derjenigen, welche die Aiolischen Künstler zu Volsinii nach lebenden Personen, welche das dpäua uuerızov aufführten (Arch. Schr. S. 291) oder gar nur transparente Gemälde der Mysterien (Arch. Schr. $. 381) wiederholend selbst verfertigten.” „In die Jahre zwischen Ol. 116, 1 bis Ol. 120, 3, mithin sehr viele Jahre nach der Umgestaltung Aiolisch-Samothrakischer Mysterien auf Samothrake fällt die Anordnung der Neuaiolischen Telete zu Thessalonike (Arch. Schr. Th. IS. 456), in welcher zwar transparente Gemälde, aber keine mystischen Spiegel üblich waren.” „Einiger Ereignisse auf Samothrake von Ol. 124, 4 an habe ich früher ge- dacht (Arch. Schr. S. 427 Anm. 4580).” „Die Aiolischen Erzarbeiter zu Volsini wurden, nachdem in dieser Stadt eine lange Reihe von Jahren hindurch mystische Spiegel angefertigt und umgestal- tete Aiolisch-Samothrakische Mysterien gefeiert worden waren, Ol. 129, 1 gröfsten- theils niedergemetzelt (Arch. Schr. S. 389-394). Wenige flohen (Das. S. 401. 403).” „Elende Pfuscher, welche keine Aioler, sondern Etrusker waren, lieferten nach Ol. 129, 1 die plagia barbarorum der mystischen Spiegel (Arch. Schr. S. 304. 403. 404). Das Verständnils dieser Klasse beginnt wiederum mit der so eben von mir gegebenen Zeitbestimmung. Erlöschen Aiolischer Kunst in Etrurien (Arch. Schr. S. 397-408) seit Ol. 129, 2 war vor dem Erscheinen meiner Schrift unbekannt. A440 GERHARD Ebenfalls der Zeit nach Ol. 129, 1 werden mystische Spiegel angehören, deren In- schriften nicht Etruskische, sondern Römische Sprache haben.” „Was ich ich in Bezug auf die nach der Umgestaltung der Aiolischen My- sterien üblichen mystischen Cisten schrieb (Arch. Schr. S. 308), ist auf die wiederum nach der Umgestaltung der Aiolischen Mysterien üblichen mystischen Spiegel an- wendbar. Ihr sachlicher Inhalt ist weder Dorisch, noch Ionisch, mithin nicht Attisch, nicht Eleusinisch, ferner nicht Etruskisch, nieht Römisch, sondern Aiolisch.” Soweit Herr Rathgeber. Die Gültigkeit seiner nicht minder neuen als ge- wagten Bestimmungen näher zu prüfen, mufs dem Zeitpunkt aufbehalten werden, in welchem der von ihm verheilsene zweite Theil seiner „Archäologischen Schriften” erschienen sein wird. Beila ge B. Paralipomena zu Gerhards Etruskischen Spiegeln. Obiges Verzeichnis sämmtlicher bisher zu meiner Kenntnifs gelangten Spiegelzeichnungen, welche in den 240 Tafeln meiner „Etruskischen Spiegel” noch nicht enthalten sind, ist auf Grundlage meines all- mählich fortgeführten Inventariums solcher nachträglich vorgefundener inedita ausgeführt, neben welchem ich noch ein besonderes Verzeichnifs derjenigen Spiegelbilder anlegte, welche durch ihre vermuthliche Be- ziehung auf Mysterienwesen dem Gegenstand meiner neuesten Abhandlung zunächst sich anschlossen. Für eine fortgesetzte Bearbeitung der, einer steten Vermehrung noch immer gewärtigen, aber auch einer un- ablässigen Prüfung und Sichtung bedürftigen etruskischen Spiegel, wird man auf jene ersten Verzeichnisse dann und wann zurückgehn müssen; ich habe daher einem jeden Artikel dieses systematischen Verzeich- nisses auch die Beziffrung beigefügt, welche er im allgemeinen Verzeichniss meiner Nachträge führt und durch ein vorgesetztes Add. (Addenda) dieselbe kenntlich gemacht; desgleichen ist bei den von mir auf Mysterienwesen bezogenen Darstellungen die Ziffer meines früheren Verzeichnisses solcher Bilder mit einem vorausgesetzten Mysi. (Mysterienbilder) angemerkt worden. Beiderlei Ziffern sind auf den Zeich- nungen der betreffenden Spiegel ebenfalls angegeben und werden demjenigen, der diese Arbeit später fort- setzt, zu leichterer Auffindung in meinen Sammlungen dienen. Ob eine Zeichnung in meinen Vorräthen überhaupt vorhanden sei, ist in jedem einzelnen Fall aus den am Schluls des Artikels mangelnden oder hinzugefügten Buchstaben M Z. (mit Zeichnung) zu ersehen. Für die Art und Weise der Zählung ist endlich noch zu bemerken, dals jeder Artikel dieses Verzeichnisses, sofern er analogen Darstellungen meines Werkes sich anschlielst, neben der durchgängigen äufseren Ziffer der Paralipomena auch mit einer auf die verwandten Tafeln meines Werks bezüglichen römischen Ziffer bezeichnet ist; diese römische Ziffer der als a betrachteten Tafeln ist durch die Zusätze eines * (statt 5) oder ** (statt c), ferner eines d, e u. s. w. als einzuschaltender Nachtrag zum früheren Werk unterschieden. Wo die Tafeln meines Werks eine Mehrzahl von Spiegeln mit untergeordneter Beziffrung bezeichnen, schlielst die Angabe der Einschal- tungen auf gleiche Weise sich dieser an z. B. CXX, 4 an die 3 Spiegel der Tafel CXX, 1-3. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 441 I. Hieratische Spiegelbilder (zu Tafel XXXI-LX). 1. Die geflügelte Gottheit (Eros, Lasa, Pallas, Nike, Fortuna). 1. (XXXI, 4°) Kosmischer Eros, Spiegel zu Chiusi von mir erworben (*). Diese stehende nackte Flügelgestalt hat den rechten Arm angestemmt und ist mit phry- gischer Mütze bedeckt. Add. 76. M.Z. 2. (XXXI, 4c) Kosmischer Eros, Spiegel der Pizzati’schen Sammlung, jetzt vermuthlich in Rufsland. Die Figur ist verschieden von No. 1 durch minder be- wegte Stellung und den Zusatz dreier Pflanzen. Add. 116. M. Z. 3. (XXXI, 4*) Schiceksalsgöttin (Lasa). Spiegel zu Chiusi von mir erwor- ben, dem auf Tafel XXXII, 4 nach Inghirami II, 43 gegebenen entsprechend, so je- doch dafs die linke Hand etwas deutlicher und der linke Fuls etwas weniger ge- hoben ist. Unterwärts ist dieser Spiegel verletzt. Add. 765. 4-6. (XXXII, Ac.d.e) Lasa die geflügelte Sehicksalsgöttin dreimal, in Thorwald- sen’s Sammlung. Nach Müller Nr. 150-52. Add. 356-358. 7. (XXXII, 10) Weibliche Flügelgestal. Campana Nr. 77. Add. 310. 8. (XXXII, 11) Ähnliche Figur: etruskische Nemesis bei Campana No.78. Add. 311. 9. (XXXV, 2*) Ähnliche Flügelgestalt. Spiegel vormals der Frau Mertens ge- hörig. In deren Catalog Nr. 2166. Add. 402. 10. (XXXV, 5*) Lasa mit Ölfläschehen und Blume, Spiegel im Museum zu Dresden, sehr zerbrochen, nach Rathgeber $. 292 Anm. 2497. Add. 511. 11. (XXXV, 9) Lasa mit Cista, in meinem Besitz. In Anschluls an die mit No. 8 geendete Reihe dieser Figuren kömmt dieser zu Rom erworbene Spiegel, worauf die geflügelte Lasa nackt mit einem Stirnband, in der Linken einen Kranz haltend, die Rechte erhebend, erscheint; nebenbei eine Patera und als merkwür- diges, noch nicht vorgefundenes Beiwerk eine mystische Cista. Auffallend ist die stark angegebene linke Brust. In der Stellung ist diese Figur zunächst mit Nr. 3 zu vergleichen, nur mit dem Unterschied, dafs dort die Rechte gesenkt, hier erhoben ist. Add. 80. M.Z. 12. (XXXV,10) Geflügelte Lasa mit eigenthümlich gezackter Mütze, in ihrer Stel- lung den Spiegeln Nr. 1. 2. 4 entsprechend, an den Fülsen beschuht, in der Rechten ein Efeublatt oder ähnliches vgl. Nr. 5, in der Linken ein Alabastron haltend. Sehr roh. Vormals bei Herrn Temple, jetzt im Brittischen Museum. Add.Nr. 117. M. Z. 13. (XXXV, 11) Ähnliche Lasa, ungefähr wie Nr. 4 angeordnet, mit Stirnband und Schuhen versehen, mit ausgestreckter rechter Hand, links hinschreitend. Unten ein Fisch und eine wie zum Dreieck aufschielsende grofse Blume. Gute Zeichnung. Ohne Ortsangabe. Add. 118. 14. (XXXV, 12) Weibliche Flügelgestalt. Spiegel der Sammlung Campana Nr. 64. Add. 215. (*) Meine Sammlung etruskischer Spiegel befindet sich jetzt im Königl. Museum zu Berlin. Philos. - histor. Kl. 1859. Kkk 442 GERHARD 15. (XXXV, 13) Lasa mit Mütze, die Rechte vorgestreckt, nackt und geflügelt; Spiegel mit hübschem langem Griff, im Kgl. Museum zu Berlin. Add. 485. 16. (XXXV, 14) Ähnliche Figur, das Fläschchen links zurückhaltend. Im Ber- liner Museum (*). Add. 487. 17. (XXXV, 15) Ähnliche Figur, mit der Rechten etwas haltend. Dorow’scher Spiegel, ebd. Add. 488. 18. (XXXVI, 6*) Geflügelte Pallas, zu Perugia im Jahre 1841 von mir ge- kauft, und zunächst dem als XXXVI, 6 von mir publieirten Spiegel meines Be- sitzes vergleichbar; doch ist das gegenwärtige Spiegelbild durch rascheren Lauf, bei mangelndem Helm und schliehterer Tracht durch Ohrringe, und statt des Schwertes in ihrer Hand durch einen Speer mit dreieckiger breiter Spitze, wie auch durch die Eule auf ihrem Schild, unterschieden. Eigenthümlich ist auch man- ches andere Nebenwerk: im Hintergrunde des Lanzenschafts vielleicht ein geflügelter Donnerkeil, weiter links ein Gewächs mit Blüthenkelch, weiter rechts als Grundlage der Göttin ein stark und mehrfach gekrümmter Boden. Add. 120. M Z. 19. (XXXVI, 12a) .... Flügelgestalt mit Nebenfiguren(“*). 20. (XXXVII, 25) Lasa mit einem Epheben. Eine unterwärts bekleidete, hier schmucklose, geflügelte Frau auf einem Sessel breitet beide Hände gegen einen stehenden, unterwärts bekleideten Jüngling aus, der ihre Zärtlickeit in ruhiger Hal- tung, den rechten Arm auf ihre Schulter legend, erwiedert. Eine ähnliche zweite Figur schlielst zuschauend diese Gruppe; sie scheint ein Alabastron zu halten und kann für weiblich erachtet werden, was bei dem Epheben wegen des kurzen Haars nicht zulässig ist. Ohne Ortsangabe. Add. 122. M. Z, 21. (XXXVII, 3) Lasa mit einem Krieger: Spiegel in Thorwaldsen’s Samm- lung, vielleicht mit L. Müller (Musee Thorw. n. 169) auf Achill und Thetis zu deuten. Ein Jüngling mit Chlamys, mit seiner Rechten auf seinen Schild den ein Stern schmückt gestützt, die Linke erhebend, steht der rechtssitzenden weiblichen Flügel- gestalt gegenüber, welche unbekleidet, geschmückten Hauptes, beschuht und mit einem langem Stabe in ihrer Rechten versehen ist; zwischen beiden Figuren sind oben Mondsicheln und über jeder eine Kugel, letztere vielleicht zur Andeutung von Sternen, bemerklich. M. verkl. Zeichnung. Add. 93. 22. (XXXVII, 4) Ähnliche Darstellung, jedoch roher; Inghiramische Zeichnung, angeblich nach einer Zeichnung Gori’s in den Marucelliana copirt. Wiederholt ist der Jüngling mit besterntem Schild und eben so auch die sitzende nackte Flügel- (*) Scheint der Spiegel des Museo Bartholdiano p. 31 n. 66 zu sein, dessen Fig. in der Rechten am Flügelende zugleich einen Griffel zu fassen scheint. (**) Bei dem unverkennbaren Vortheil, den die hier befolgte Zusammenstellung gruppirter weiblicher Flügelgestalten für deren übersichtliche Kenntnils gewährt, soll den Bestimmungen derer nicht vorgegriffen werden, die in der Flügelgestalt lieber Nike und Iris als Lasa zu erkennen und in den begleitenden Neben- figuren lieber mystische als alltägliche Personen zu vermuthen geneigt sein sollten. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 443 gestalt mit langem Stab; ihr zu Fülsen ist ein Thbier, einem Stachelschwein ähn- lich, hinzugefügt. Wiederholt sind auch die beiden Mondsicheln; eine derselben ist von einer Kugel überragt. Add. 94. M. verkl. Z. 23. (AXXVI, 5) Ähnliche Darstellung im Vatican, abgebildet bei Schiassi 27 als Endymion und Zuna; auch in Inghiramischer Zeichnung vorliegend. Das Bild ist mitten durch verwischt, dergestalt, dals nur der Obertheil des mit Chlamys ver- sehenen Jünglings und der Untertheil der nackten sitzenden Frau, welche letztere vielleicht geflügelt, erhalten sind. Über einer der beiden Mondsicheln scheint eine Kugel angedeutet zu sein. Add. 409. M. Z. 24. (XXXVII, 6) Ähnliches Bild von drei Figuren, ohne Ortsangabe; links eine stehende Flügelfrau, unterwärts bekleidet und beschuht, durch geschmückte Stirn- krone samt Hals- und Ohrenschmuck hervorgehoben, in der Rechten einen Griffel, in der erhobenen Linken ein undeutliches Geräth von der Form eines Spiegels hal- tend. Sie blickt auf einen vor ihr stehenden behelmten und beschuhten Jüngling mit Chlamys, der mit der Rechten eine Lanze, mit der Linken einen Schild auf- stützt; vielleicht ist auch hier 4chill in Umgebung von Schicksalsmächten gemeint. Als dritte Figur ist Merkur, durch Flügelhut und Caduceus kenntlich mit Chlamys und Beschuhung versehn, wahrzunehmen. Zwischen den beiden ersten Figuren und auch ganz links am Ende ist je eine grolse Blume zu bemerken, zwischen den beiden letzten oberwärts eine Mondsichel. Add. Nr. 96a. M. verkl. Z. 25. (XXXVII,7) Lasa mit Frau und Knaben, Spiegel in des Herausgebers Samm- lung. — Eine bekleidete Flügelfrau, deren rechter Flügel verletzt ist, spricht zu einer anderen flügellosen bekleideten mit Stiraband; unter beiden am Griff des Spiegels ein grolser Stern; weiter rechts im Hintergrund ein bekleideter Knabe. — Diese räthselhafte Gruppe erinnert an das auf Venus, Helena und Iris gedeutete Bild, das weiter unten als Tafel 198* sich findet. Add. 262. M. Z. 26. (XXXVII, 8) Verwandte Darstellung von guter Zeichnung; Townleyscher Spiegel im Brittischen Museum. Auf einem dreifach abgestuften Sitz mit Rück- lehne und untergelegtem Gewand sitzt auf der einen Seite dieses Bildes eine nackte und beschuhte, an Hals Arme und Ohren geschmückte, weibliche Flügelgestalt, auf deren linker Hand ein Blüthenzweig sich erhebt; ihr hat eine andere nackte be- sehuhte, an Hals und Arm geschmückte, Frau sich genaht, deren rechte Hand auf dem Schenkel der sitzenden ruht, während die ausgestreckte Linke einen aufrecht stehenden dünnen Speer (dessen Spitze sich nicht verkennen läfst) leicht gefafst hält. Rechts ungleich tiefer und wie im Hintergrund ist noch in schreitender Stel- lung ein nackter Knabe mit Mütze. Das gesamte Bild dieses ansehnlichen Spiegels ist mit einem Olivenkranz eingefalst und mit einem geschmückten Griff versehen. Add. 263. M. Z. 27. (XXXVII, 9) Lasa mit einer Frau, Campanischer Spiegel Nr. 27.— Stehende Frau, einer andern geflügelten gegenüber. Add. 179. Kkk2 444 GERHARD 28. (XXXVII, 10) Lasa einen Mann bekränzend, Campanischer Spiegel Nr. 50. — Nackter bärtiger Mann zwischen einer Frau und einer weiblichen Flügelgestalt, die ihn bekränzt und daher auch für Nike gehalten werden kann. Add. 202. 29. (XXXVII, 11) Lasa mit Frau und Epheben, Darstellung eines vermuthlich zu Neapel gezeichneten Spiegels. Die geflügelte Lasa inmitten des Bildes legt ihre linke Hand auf die Schulter der rechts von ihr sichtlichen Frau; beide sind an Stirn, Hals, Ohr und Armen reich geschmückt und unterwärts auch bekleidet. Als zuschauende Nebenfigur steht linkerseits ein bekleideter Ephebe mit Speer. Zwischen ihm und der Hauptfigur ist oberwärts ein undeutlicher Gegenstand, wie Blumenwerk, angebracht. Add. 294. M. Z. 30. (XXXVI, 12a) Zwei Frauen mit Gefäls, in der Campana’schen Sammlung Nr. 66. Eine langbekleidete geflügelte Frau steht mit staunend erhobenen Händen einer andern langbekleideten Frau gegenüber, welche mit beiden vorgestreckten Händen nach einem am Boden stehenden Topf sich bückt. Hinter diesem erhebt sich ein Blumenstengel zwischen beiden Figuren bis auf die Höhe des Bildes. Linkerseits hinter der Flügelgestalt scheint ein schlafendes Thier, etwa ein Reh, an- gedeutet zu sein. Unterhalb desselben ist noch verzierendes Blumenwerk zu be- merken. Es ist dies vermuthlich derselbe Spiegel, den Emil Braun am 22. Febr. 1856 (vgl. Arch. Z. 1856 p. 150*, add. 38) im Archäologischen Institut vorzeigte, obwohl seine Notiz zweier Frauen, von denen die eine geflügelt, das gedachte Geräth unerwähnt läfst. Add. 217. M.Z. 31. (XL*) Vietoria mit vier Flügeln und Lorbeerzweig. Fast verwischt. Nach de Witte, Cab. etr. 292. Add. 474. 32. (XLI*) Schreitende Eris mit Gorgonengesicht, Spiegel aus Kroton, beschrie- ben add. 502 nach Bull. Nap. N. S. II, 128. 188. tav. III. 33. (XLIH, 5) „Doppelfortuna” Spiegel der HH. Campanari aus Toscanella, zwei Frauen neben einer Ara darstellend. Eine Zeichnung davon zeigte Stein- häuser im archäol. Institut am 25. Jan. 1856. Arch. Ztg. XIV, 148*. Add. 35. 34. (XLIN, 6) Ähnliche Darstellung. Zwei geflügelte Frauen, dahinter ein kleiner „Genius,” Campana Nr. 80. Add. 313. 35. (XLIV*) „Doppelfortuna,” Spiegel von roher Zeichnung aus der Sammlung des Herrn Temple jetzt im brittischen Museum. Zwei Flügelgestalten mit Hauben, lang bekleidet, halten je ein Balsamar der Mündung eines mitten aufgestellten Thymiaterion entgegen; im Hintergrund ein Gebäude. Add. 119. 36. (XLIV,** 7) Drei Flügelgestalten mit weiblichem Putzgeräth, von Braun mit der Deutung auf die drei Gratien vorgezeigt am 21. Jan. 1848. Der Griff ist antike Ergänzung. Vormals beim Kunsthändler Baseggio zu Rom, jetzt dem Herzog von Luynes gehörig. Vgl. Bull. 48, 35 und Archäologische Zeit. 6, 331. Add. 24. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 445 2. Dioskuren. 37. (XLV, 10) Dioskuren, kurz bekleidet. Am Griff ein Rehkopf. Cab. Dur. 1856 (Pankucke). Add. 468. 38. (XLV, 11) Ähnliches Bild. Dioskuren kurz bekleidet mit Schilden. Reh- kopf am Griff. Cab. Dur. 1857. Add. 469. 39 (XLVI, 4*) Dioskuren, kurz bekleidet mit Schilden und Stern. Cab. Dur. 1955. (Cabinet des Medailles). Add. 467. 39*, (XLV, 12) Dioskuren vor einem kleinen Tempel. de Witte, cab. etr. 296. Add. 276. 40. (XLVI, 6*) Dioskuren (Mus. Kircher. XIV, 2), dem Dorowschen Spiegel Nr. 6 ganz ähnlich. Add. 421. 41. (XLVI, 6**) Ähnliches Bild aus Thorwaldsen’s Sammlung bei Müller Dser. Nr. 159. Add. 3595. 42. (XLVI, 8*) Zwei Dioskuren, dazwischen ein Vogel auf hohem Stengel. In Thorwaldsen’s Sammlung. Müller 158. Add. 359.a. 43. (XLVI, 9*) Dioskuren, zwischen den Brüdern eine Pyramide auf einem Un- tersatz. Rochette mon. p. 238. Add. 549. 43*. (XLVI, 10*) Spiegel, worauf Dioskuren mit phryg. Mützen, über jedem ein Stern; dazwischen das Grabmal des dritten, nach Rathg. S. 296 Auffassung, welcher ein solches Bild ohne Gewährsmann und Ortsangabe erwähnt. Ingh. II, 49 führt eine solche Darstellung ebenfalls ohne Citat an. Unter den Dioskurenbildern meines Werks finden die zwei Sterne sich nur auf Tafel 46, 8, wo aber statt des Grab- mals ein Vogel zu sehen ist, der auf einem Stamm sitzt. Add. 537. 43**, (XLVII, 3) Dioskuren mit Pileos und Reh. Hübscher kleiner Spiegel, am Griff ein Rehkopf. Cab. Dur. 1959 (Brönsted). Add. 470. 43d. (XLVII, 4*) Wartende Dioskuren, mit phrygischen Mützen, kurz be- kleidet; in ihrer Mitte ein von ionischen Pfeilern gestützter Tisch. Zu Chiusi im Jahre 1841 von mir gekauft. Add. 77. 43e. (XLVIN, 5*) Dioskuren, kurz bekleidet mit Mützen, an niedrige Pfeiler ge- lehnt, dazwischen ein künstlicher schlanker Aufsatz. Mus. Kircher. XVII, 2. Add. 422. 44. (XLVIUIN, 9) Wartende Dioskuren; das Beiwerk ward vom Besitzer Herrn Clarke auf eine Mühle gedeutet. Vgl. Braun im Bull. 43 p. 86. (Altar). Arch. Z. T, 44. Add. 132. 45. (XLVII, 10) Nackte Dioskuren, in deren Mitte eine Säule, worauf ein Ge- fäls; verdächtige Zeichnung eines Spiegels mit derbem Griff, vormals beim Prior Laurenti, später in meine Sammlung übergegangen. Add. 453. 46. (XLIX, 5*) Nackte Dioskuren mit Schilden, der eine mit Speer. Cab. Dur. 1954 (cabinet des medailles). Add. 466. 47. (LI, 1*) „Gerüstete Dioskuren,” ansehnlicher Spiegel in der Sammlung des 446 GERHARD Vatikan, unterwärts verletzt. Zwei Krieger in reich verzierter, aus Harnisch, Helm und Beinschienen, mit flatternden Helmbüschen und Mänteln, bestehenden Rüstung, auf ihre Schilde gelehnt, stehen mit aufgestützten Speeren einander feierlich ge- genüber. Der Krieger zur Linken ist bärtig und überhaupt männlicher als sein Gefährte, vor welchem er auch durch ein neben ihm angebrachtes Wehrgehenk bevorzugt erscheint. Sein Schild zur Linken ist defeet; auf dem zur Rechten be- merkt man einen grolsen bartlosen Kopf. Mus. Greg. I, 30,2. Add. 521. M. Z. 48. (LI, 4) Dioskuren, Spiegel der Sammlung Campana Nr. 37. Add. 189. 49a.b.c. (LI, 5. 6. 8) Dioskuren, zwei Jünglinge mit einem Stern. Campana Nr. 58. 60. 62. Add. 209. 211. 213. 49d.e. (LI, 7.9) Sitzende halbnackte Jünglinge. Campana Nr. 61. Add. 212. 214. 50. (LI, 10) Zwei stehende Jünglinge. Spiegel der Sammlung Campana Nr. 70. Add. 303. 51a.b.c. (LI, 11, 12,13) Desgleichen zwei stehende Jünglinge. Spiegel der Samm- lung Campana Nr. 68. Add. 220. Nr. 69. Add. 221. Nr. 70. Add. 308. 52. (LI, 14) Desgleichen mit Gefäfs in der Mitte Nr. 71. Add. 304. 53. (LI, 16) Desgleichen bekleidet, Campana Nr 76. Add. 309. 53*. (LI, 4*) Zwei geflügelte nackte Jünglinge einander gegenüber auf ihre Schilde gelehnt, der zur Rechten mit Speer. Mus. Greg. I, 26, 1. Add. 520. 54. (LIV, *) Dioskur sein Rofs führend, dazwischen ein grolser Stern. Der ge- dachte Jüngling stützt mit der reehten Hand seinen Speer auf während die linke mit umgeschlagener Chlamys das hinter ihm stehende Pferd, welches den Kopf nach ihm zurückwendet, am Zügel hält. Zu seinen Füfsen scheint ein Blumen- stengel angedeutet zu sein; deutlicher ist das an der Mündung des Griffes ange- brachte weibliche Antlitz, welches wie lo oder zuweilen auch Kora Kuhhörner trägt. Ein reicher Kranz von Epheuranken und Epheubeeren umgiebt das Ganze. Spiegel des Museo Campana. Es ist dies vermuthlich derselbe Spiegel, der als Dar- stellung zweier Dioskuren in dem Campana’schen Catalog Nr. 5 beschrieben ist. Add. 158. M. Z. 55. (LIV**) Zwei Brüderpaare, vielleicht Dioskuren und Penaten, Spiegel im Museum zu Bologna, abgebildet bei Ingh. Il, 49; vgl. Rathgeber Nike 296. Im Vor- dergrund eines von korinthischen Pfeilern gestützten Tempels, in dessen Tympa- num eine vielleicht solarisch zu deutende Scheibe bemerkt wird, stehn zwei mit Helm und Harnisch gerüstete an ihren Fülsen beschuhte junge Männer, beide in ihren nach aufsen gerichteten Armen je einen Speer aufstützend, während der an- dere Arm des einen gesenkt, der des andern gehoben ist. Der Blick beider Jüng- linge, in denen man die Penaten vermuthen kann, ist nach aulsen gewandt, wo jederseits in geringerer Gröfse, durch die von einem Stern überragte phrygische Mütze kenntlich gemacht, ein kurz bekleideter Dioskur Speer und Schild aufstützt; beide Figuren gleichen einander, nur dafs die Lanze in die nach innen gerichteten über die Metallspiegel der Etrusker. II. 447 llände vertheilt und die hoch aufgebundene Beschuhung des einen bei dem andern vermilst wird. Die Einfassung dieses Spiegels ist durch gedrängtes Blätterwerk gebildet, das man für Rosmarin gehalten hat; die Mündung des Griffes ist mit Akanthos verziert. Add. 139. M. Z. 56. (LIVd) Dioskuren, der eine geflügelt. Vor einem sitzenden Jüngling, der sich rechterseits auf seinen Schild stützt, steht ein anderer geflügelter mit Speer und Schild; sein Haupt ist gegen den sitzenden wie zum Gespräch gewandt. Spiegel, vormals Herrn Maler gehörig, jetzt im Museum zu Karlsruh, mit einer Einfassung von Efeu. Add. 123. M. Z. 57. (LIV, g) Kastor's Entführung durch Schlaf und Tod; Spiegel im Kgl. Museum zu Berlin, so bezeichnet nach Stephani’s Erklärung Arch. Zig. XV S. 35. Früher gedeutet von Braun (Bull. 1856 p. 11) als Prometheus, im Berliner Fest- programm von 1856 auf Kabirenmord, von Forchhammer Arch. Ztg. XV, 8 ff. und 25 ff. als Weihe der Korybanten. Vgl. noch Arch. Ztg. XIV, 273. Zwei geflügelte nackte unbärtige mit Kopfbinde und Chlamys versehene Männer sind mit der Be- wältigung eines zwischen ihnen breit und fest stehenden dritten beschäftigt; dieser ist bartlos und ohne Gewand. Während er von jenen Nebenfiguren sich umfalst, von linksher seinen Schenkel, von dem Flügelmanne zur rechten seinen Oberleib ergriffen fühlt, hält er in seinem rechten Arm jenen ersten am Nacken umfalst; er scheint jener Figur nicht sowohl zur Abwehr als aus freier Wahl sich zuzuwen- den, während er von dem ihn fest haltenden andern Dämon abgewandt bleibt, wie solches der Deutung auf Schlaf und Tod wohl zupassen kann. Add. 39. M. Z. Hierher ist jetzt auch der Spiegel Tafel CLXVI*, der als Pflege der Dioskuren und ihrer Söhne sich nachweisen lälst, zu ziehen. Vgl. oben S. 422. 424 Anm. 63. 3. Drei Kabiren. 57*. (LIV, h) Die drei Kabiren als neugeborne Kinder von Minerva, Merkur und einer zwiefachen Venus gepflegt; Spiegel des Grafen Ravizza zu Orvieto; mit den Inschriften Menrfa, Maris, Tusrnana, Maris Thalna, Maris Isminthias, Turan, Laran, Amatutum, Turms, beschrieben von Brunn im Bull. 1858 p. 186 ss.; ein Erklärungsversuch ist in der obigen Abhandlung S. 421 ff. gegeben. Add. 41. 58. (LVI, 4) Drei Kabiren, Spiegel zu Chiusi von mir erworben. Zwischen zwei unterwärts bekleideten sitzenden Jünglingen ohne Waffen steht ein dritter ohne Kleidung und Waffen, hoch beschuht. Die Köpfe der beiden sitzenden sind oberwärts verletzt, der Kopf der stehenden Figur fehlt. Im Hintergrund zwei Säulen; die Einfassung besteht aus einem Blüthenkranz. Add. 74. M.Z. 59. (LVI, 5) Drei Kabiren, Spiegel des Berliner Museums; der mittelste Jüngling stehend mit Speer. Add. 497. 60. (LVI, 6) Ähnliches Bild, bei Campana Nr. 26, drei männliche Figuren dar- stellend. Add. 178. 448 GERHARD 61. (LVI, 7) Ähnliches Bild, zu Chiusi im Jahre 1841 von mir erworben. Drei Jünglinge, nackt mit Chlamys und phrygischer Mütze; ein stehender zwischen zwei angelehnt mit hoch auftretendem Fufs wartenden. Im Hintergrund ein Gebäude. Die Einfassung besteht aus einem Blätterkranz. Add. 75. 62. (LVI, 8) Drei Kabiren in voller Rüstung, Spiegel; der Campana’schen Sammlung Nr. 59. Mit Helm, Harnisch, reich verzierten Beinschienen und Chlamys angethan, doch ohne Schild und Speer, steht ein junger Held, über dessen Schultern man jederseits ein sternähnliches Ornament mit flatternden Bändern bemerkt. Der so ausgezeichnete Jüngling berührt mit seiner rechten die Lanzenspitze des von seinem links sitzenden Gefährten aufgestützten Speeres. Dieser sowohl als der ihm gegenübersitzende dritte Krieger sitzt auf seinem Schilde; sie sind ganz wie die Mittelfigur gerüstet, doch ohne Chlamys. Ohne das sternenähnliche Bei- werk würde man dies Bild vielmehr für eine Scene aus der Heroensage zu halten geneigt sein. Add. 210. M. Z. 4. Minerva, Venus, Merkur. 63. (LIX, 2*) Minerva, Venus, Aplu und Laran; Inschriftspiegel des Her- zogs von Luynes, dem Kircher'schen sehr ähnlich, von demselben abweichend nur durch die veränderte Stellung der Figur Zaran, die in der Linken etwa ein Wehr- gehenk trägt. Add. 51. Mit Probedruck. 68*. ((LIR2) Ähnliches Bild mit den Inschriften Aplu, Menrfa, Turan, Laran, im Mus. Greg. 1,28, 1; dem Kircherschen ähnlich, nur rechts am Rande verletzter. Add. 522. 64. (LIX, 3*) Ähnliches Bild aus Viterbo in den Inschriften Castur und Polluce. Bull. 1855 p. 34. Add. 480. 65. (LIX, 5) Minerva, Venus und Dioskuren, Spiegel ohne Ortangabe. Mi- nerva, rechts sitzend, bedeckten Hauptes, mit Ägis und Halsband geschmückt, blickt auf die zwei mit leichter Chlamys versehenen Brüder, von denen der eine links sitzt mit hoch aufgestütztem Knie, der andere neben ihm steht, dieses mit leben- digem Ausdruck, so dafs das Wiedersehen der wechselnden Dioskuren gemeint sein könnte. Hinter diesem sind Kopf und Oberleib einer bekleideten und ge- schmückten Frau, Helena oder Venus, zu sehn. Sämtliche Figuren mit nach- denklich gegen das Antlitz gewandter rechter Hand. Im Hintergrund ist Baulich- keit angedeutet. Das Ganze ist mit einem Blätterkranz eingefalst. Add. 276. M. verkl. Z. Myst. 3. unten Taf. IV, 2. 66. (LIX, 6) Ähnliche Darstellung aus Museo Chiusino. Wie vorher Nr. 65, doch mit Verschiedenheit der Stellungen und Zusatz der Fufsbekleidung, wie auch einiger Baulichkeit, die zweite Figur (von rechts ab gerechnet) ist gegen Minerva gewandt. Add. 278. M. Z. Myst. 14. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 449 66*. (LIX, 6*) Minerva, Venus und Dioskuren; Corazzi’scher Spiegel, jetzt im Museum zu Leiden. Zwischen zwei auf ihrem Gewand sitzenden nackten Jüng- lingen mit sprechender Geberde und hoch auftretendem Knie steht, auf den Jüng- ling zur linken blickend Minerva, kenntlich durch ihren Helm, und neben ihr, nach dessen Gefährten gewandt Venus, die unbekleidet und mit einem Halsband ge- schmückt dem andern Bruder zugewandt ist. Die Beschuhung ist nachlässig an- gedeutet. Add. 464. M. Z. Myst. 2. 67. (LIX, 7) Ähnliche Darstellung eines Durand’schen Spiegels (Cabinet Durand Nr. 1964), jetzt im kaiserlichen Münzcabinet. Das Bild ward von Lenormant auf Paris, Attis, Juno und Minerva gedeutet; es gleicht den beiden vorigen Darstel- lungen, nur dafs die Mütze der beiden Jünglinge, der Haarputz (angeblich mit „Diadem”) der zweiten Frau und der aufgestützte Speer des Jünglings zur Linken einige nicht unerhebliche Verschiedenheiten darbieten; deutlich sind auch Helm und Ägis Minervens. Übereinstimmend mit den obigen Spiegeln ist auch hier die Ge- berde der gegen das Angesicht gewandten rechten Hand. Add. 279. Myst. 5. M. verkl. Z. 68. (LIX,8) Minerva und drei Kabiren, Spiegel der Fejervarischen Samm- lung. Minerva durch Helm bezeichnet, steht abgewandt neben einem strahlenbe- kränzten nackten Jüngling inmitten der zwei kurzbekleideten auf ihre Schilde ge- lehnten Dioskuren, dergestalt dals jeder derselben mit einer der erstgedachten Fi- guren im Gespräch erscheint. Dem Dioskuren zu unserer Linken ist deutlich die Inschrift Pultu(ce) beigefügt; vom Namen der Göttin sind nur wenig unklare Spuren erhalten. Die seltsame Beischrift des andern Dioskuren Menle, statt deren man den Namen des Castor erwartet, ist noch zu prüfen; einstweilen kann sie in obiger Erklärung um so weniger hindern, da dieses Bild den bekannten Gruppirungen der Dioskuren mit Minerva und Venus (Tafel 59, 2. 3) mit Ausnahme der hier männlich gewordenen dritten Figur, vollkommen entspricht. Über das gesamte Bild erhebt sich im Hintergrunde ein Tempelbau. Das ganze ist mit einem Blätter- kranze eingefalst. Add. 392. M.Z. Myst. 6*. Vgl. oben S. 421 Anm. 61. 68 *, (LIX, 9) Verwandte Darstellung eines durch Vermiglioli im Bull. dell’ Inst. 44 p. 72 beschriebenen Spiegels aus Perugia (vgl. Ingh. 2, 54). Zwischen sitzenden Dioskuren mit Chlamys und Pileus steht. wie im Innern eines Tempels ein strahlenbekränzter nackter Jüngling. Neben ihm Minerva(?). Add. 445°. Myst.16**. 68 **. (LIX, 11) Verwandte Darstellung ohne Ortsangabe im Probedruck von Tafel XXXIV eines vielleicht unedirt gebliebenen Werkes vorliegend. Zwischen kurz bekleideten Jünglingen mit phrygischen Mützen, an Pfeiler gelehnt, steht eine behelmte Frau, vermuthlich Minerva, (obwohl ihr Gewand nicht bis an die Fülse reicht), welche linkshin, und ein nackter Jüngling, welcher rechtshin blickt. Das Bild ist mit Schneckengewinden eingefalst und mündet in einen langen Griff. Add. 499. Myst. 16d. M. Z. Philos.- histor. Kl. 1859. L1l 450 GERHARD 69. (LIX, 10) Minerva und Venus mit den drei Brüdern; Spiegel der Pizzati'schen Sammlung, nach einer von Braun mitgetheilten Zeichnung, neben welcher auch ein Abguls uns zu Gebote steht. Obenhin betrachtet bieten die fünf Figuren dieses Bildes zur Deutung eines Paris-Urtheils sich dar, welche durch dessen räthselhafte Inschriften nicht aufgehoben, aber auch nicht unterstützt und bei näherer Betrach- tung der hier zusammengruppirten drei männlichen und zwei weiblichen Figuren leicht widerlegt wird. Linkerseits sitzt ein Jüngling mit leichtem Gewand, der einen Kranz hält und die Inschrift Archae, die früher auf Alexandros rathen liels, führt. Weiter erblickt man eine bekleidete Göttin, deren Name Menrfa gelesen und somit auf Minerva gedeutet werden kann; doch ist ihr rechter Arm über das Haupt gelegt und eher ein Kopfputz von Bändern als etwa ein Helm für den- selben vorauszusetzen. Sie blickt auf nach dem Jüngling inmitten des Bildes, wel- cher, mit phrygiseher Mütze und Chlamys versehen, übrigens nackt, die beiden Frauen, in deren Mitte er steht, umfalst hält. Die gesamte dreifache Gruppe ist dem zur rechten sitzenden nackten Jüngling zugewandt, welcher, wie in Erwar- tung einer Gabe, vielleicht des von der ersten Figur gehaltenen Kranzes, beide Arme vorgestreckt hält. Das Geschlecht dieser Figur ist zweifelhaft, doch scheint sie eher männlich als weiblich; bei der Annahme eines Parisurtheils hatte sie für Venus urd hatte die Mitteligur mit phrygischer Mütze für Merkur gelten müssen, wie denn auch das über die Schulter geworfene Gewand eher Männer- als Frauentracht zeigt. Übrigens bleibt dieser Spiegel einer neuen Prüfung seines jetzt vermuthlich in Rufsland befindlichen Originals bedürftig, bei welcher na- mentlich seine Inschriften neu festgestellt werden müssen. Ein Kranz von vier- blättrigen Blumen umgiebt das Ganze. Add. 81. Myst. 8. M.Z. unten "Tat. E98 70. (LIX, 12) Minerva zwischen Dioskuren, Spiegel aus der Sammlung der Frau Mertens 2168. Add. 403. 71. (LIX, 13) Ähnliches Bild. Catal. Mertens 2169. Add. 404. 74 *. (LIX, 14) Brüderpaar von Minerva umarmt; Spiegel im Vatikan, abgebildet bei Inghirami Il, 65. Die durch ihre Ägis kenntliche Göttin, hier beflügelt, wäh- rend der Helm nicht deutlich und ihre Lanze nur angelehnt ist, hält mit ihren Armen jederseits einen mit Haruisch und abwärts gehaltenem Wehrgehenk ver- sehenen Jüngling auf der Schulter umfalst; beide Jünglinge sind ohne Kopfbe- deckung. Sämtliche Figuren sind unbesehuht. Ob wir Dioskuren hier vor uns haben, ist nicht entschieden; ein Mysterienbezug Minervens ward von Rathgeber (*) vorausgesetzt. Ein Epheukranz umgiebt das Ganze. Add. 84. M. Z. 72. (LIX, 15) Merkur und Dioskuren, vormals bei dem Kunsthändler Ba- seggio zu Rom. Merkur mit Flügelhut steht mit beredt erhobener rechter wd (*) Nike $. 299. „Sie sagt ihnen heimlich, dafs der dritte von ihnen sterben muls.” Dafs Pallas ge- flügelt sei, erklare sich aus ihrer Reise von und zu der Unterwelt. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 451 angestemmter linker Hand; er ist umgeben von zwei angelehnten und auf ihre Schilde gestützten Jünglingen. Der Jüngling zur rechten ist mit Helm und Speer versehen, sein Schild mit einer Rosette geschmückt, während der andere unbedeckten Hauptes ein Schwert hält und an seinem Schild ein jugendliches Antlitz mit Kuhhörnern (vgl. oben 54) blicken lälst. Allen drei Figuren ist eine Chlamys gegeben; durch Beschuhung ist Merkur von den beiden andern unterschieden. Noch ist eine Mond- sichel zu bemerken, die zwischen Merkur und dem Jüngling zur linken angebracht ist: Add. 121. M. Z. 72*. (LIX, 16) Merkur und Satyr, der Opfergaben auf einen Altar legt; Spiegel der Sammlung des Vaticans, laut brieflicher Mittheilung Herrn de Witte’s vom 2. Mai 1846. Add. 534. 9. Theophanie und Theogamie der Kabiren. 73. Theophanie des dritten Kabiren, nach der von Inghirami her- rührenden Zeichnung eines jetzt verschwundenen Originals. Von drei bekleideten Frauen umtanzt, welche mit Ausnahme der dritten von einer phrygischen Mütze bedeckt sind, ist hier ein Jüngling zu sehen, welcher nach seiner Mütze und kur- zen Kleidung an Hephaestos erinnert und dadurch doppelten Anspruch hat, für einen der diesem Gotte dienstbaren Kabiren zu gelten; die festliche Begrüfsung desselben läfst unter dieser Voraussetzung auf die Wiedererscheinug des getödteten und neubelebten dritten Kabiren sich deuten. Add. 228. Myst. 7. M. Z. Unten Tafel I, 2. 74. Ähnliche Theophanie mit drei Frauen; Spiegel ohne Griff, zur Kapsel mit dem Relief einer badenden Frau gehörig, in meinem Besitz. Ein nackter Jüng- ling mit phrygischer Mütze und leichter Chlamys ist nach einer der ihn umstehen- den nackten und geschmückten Frauen linkshin gewandt; sie breitet ihr Gewand aus um ihre Reize zu zeigen. Beide Frauen haben Halsbänder, die zur Linken ist mit phrygischer Mütze, die zur Rechten mit einer Stephane geschmückt, aus wel- cher Blätter oder Strahlen hervorgehen. Eine vierte Figur, langbekleidet, ohne Kopfbedeekung, steht im Hintergrund linkerseits zwischen den beiden erstgenannten Figuren (*); das Bild ist mit einem Blätterkranz eingelalst. Add. 459. M. Z. Myst: 7*. 75. Drei Kabiren mit einer Frau(““); Ingbiramische Zeichnung aus Rom, dem Spiegel bei Ingh. II, 55 (Myst. 76) sehr ähnlich, nur dafs die nackte Figur (*) Wenn in den zwei nackten Frauen vielleicht die mystische Braut in Begleitung der Venus gemeint ist, kann jene Nebenfigur, da nichts in ihr in Minerva erinnert, für Proserpina oder sonst eine Erdgöttin gehalten werden; an Proserpina würde man dann besonders zu denken haben, wenn diese Theophanie, statt auf den dritten Kabiren vielleicht richtiger auf den Wiedereintritt des Adunis in das Reich des Tages gedeutet würde. (**) Das wie es scheint (oben S. 421, 60), ebenfalls hiehergehörige Bild mit Namensinschriften von Paris Menelaus und Jelena wird in diesem Verzeichnils weiter unten in Anschlufs an Tafel GCVIH. folgen. L11l2 452 GERHARD dort weiblich und statt des Gewandstückes auf der Schulter mit dickem Halsband versehen ist. Zwischen den angelehnten Dioskuren steht links der nackte Jüngling, hier mit Chlamys und zackiger Krone, die bekleidete Frau (mit phrygischer Mütze) aber rechts, während sie in den meisten ähnlichen Bildern im Hintergrunde links vom Beschauer gesehen wird. Hinten Baulichkeit. Das Bild ist mit Schnecken- windungen eingefalst. Add. 291. Myst. 8. 75*. Ähnliche Darstellung im Museo Greg. I, 27, 1, erwähnt von Rathgeber S. 301. Zwischen zwei kurzbekleideten Dioskuren ein kurzbekleideter Jüngling und eine nackte Frau. Add. 509. 76. Ähnliche Darstellung eines Durand’schen Spiegels bei Inghir. II, 53. Ein nackter Jüngling schlaffen Ausdrucks, mit weit herabreichender phrygischer Mütze bedeckt, den rechten Arm irgend wie aufstützend, während der linke rücklings ge- halten bleibt, steht vor einem der zwei auf ihren Schild gelehnten kurzbekleideten und gleichfalls mit phrygischer Mütze bedeekten Dioskuren. Neben dem stehenden steht eine bekleidete und in gleicher Weise bedeckte Frau, mit gesenktem Blick, worauf der zweite Dioskur in gleicher Tracht und Stellung wie der erste das Bild schlie[st, das mit einem gedrängten Blätterkranz eingefalst ist. Im Hintergrunde ein Tempel mit einer Scheibe im Giebel. Myst. 16*. Add. 140. M. Z. auf Tafel II, 2(*). 77. Ähnliches Bild eines anschnlichen Spiegels, wie es scheint aus Neapel. Zwischen nackten Jünglingen mit Speer und Chlamys steht, links hingewandt ein nackter dritter; die Blicke der Übrigen sind auf ihn gerichtet, der mit ausgebrei- tetem Gewand seine Schönheit enthüllt; in gleicher Richtung auch die bekleidete Frau, alle mit phrygischen Mützen. Hinten reiche Architektur. Add. 293. M. verkl. Z. Myst. 10. 78. Ähnliches Bild; im Vatikan, abgebildet bei Ingh. II, 78. Vgl. Über d. Metall- spiegel I S. 345 Anm. 144. Rathgeber S. 362 (**). Zwischen sitzenden nackten Jüng- lingen mit Chlamys ein dritter stehender mit Speer und eine bekleidete Frau, beide links hingewandt, alle ohne Kopfbedeckung. Hinten Baulichkeit. Ein Blätterkranz umgiebt das Ganze. Add. 294. M. verkl. Z. Myst. 11. 79. Ähnliche Darstellung, vormals im Museo Pennachi, nach einem vermuthlich Gorisschen Kupferblatt. Die bekannten vier Figuren sind hier dergestalt geordnet, dals zwischen den beiden sitzenden Jünglingen mit phrygischer Mütze und über die Schenkel geschlagenem Gewand der von ihnen durch Nacktheit und entblölstes Haupt unterschiedene dritte Jüngling linkshin, die Frau aber rechtshin blickt. Beide (*) Rathgeber $. 303 ist um Erklärung dieses Bildes verlegen, das er in der dritten Nacht der Mysterien spielen lälst. Das mystische Brautpaar gehe im Temenos spazieren, die Brüder hätten ausnahmsweise ihre frühere Stellung als Wartende dabei wieder eingenommen. Diese ihre auffallende Stellung könne jedoch auch aus einem Milsverstand des Verfertigers herrühren. (**) „Der Bräutigam vor dem T'halamos, mit einer Lanze wie sonst Adonis; aulser den Brüdern die Thürsteherin, nachzusehen, ob er nicht bald in den Thalamos komme.” über die Metallspiegel der Etrusker. II. 453 von einander völlig abgewandte Mittelfiguren sind durch einen ihnen zur Seite niedrig angebrachten Stern getrennt; ein Stern ist auch am Sitz des Jünglings zur Rechten angebracht, der durch ein Wehrgehenk von dem andern, der eine Lanze hält, sich unterscheidet. Im Hintergrunde ein Tempelbau mit korinthischen Säulen. Die sorgfältige Beschuhung der obigen Figuren wird bei dem stehenden vermilst. Im Hintergrund ein Aethoma. Add. 295. Myst. 12. M. Z. 80. Drei Kabiren und eine Frau, Durand’scher Spiegel (Nr. 1965), jetzt im kaiserlichen Münzcabinet, von Lenormant auf Paris, Helena, Tantalus und Ga- nymed gedeutet. Links und rechts an Pfeiler gelehnt ein kurzbekleideter Jüngling mit Mütze; auf den ersten blickt die vor ihm stehende bekleidete Frau; dem an- dern schmiegt der vor ihm stehende nackte Jüngling mit seinem linken Arm sich an, während er den rechten in die Seite stemmt. Add. 259. Myst. 13a mit Talco. M. Z. unten Tafel II, 3. 81. Ganz ähnliche Darstellung, auch in der Baulichkeit übereinstimmend. Der mangelnde Arm des nackten Jünglings fehlt vielleicht nur aus Versehen des flüch- tigen Zeichners. Die Einfassung jedoch besteht hier aus einem Blätterkranz, in Nr. 80 aus Schneckengewinden. Aus einer Inghiramischen Zeichnung nach Gori. Add. 447. Myst. 13b. M. Z. 82. Verwandte Darstellung, Spiegel im Vatikan, aus Mus. Greg. I, 28, 2. Zwischen einem sitzenden nackten Jüngling mit Pileus und schräge gehaltenem Stab, dessen länglicher kleiner Knauf mit herabhangenden Bändern einem Thyrsos vergleichbar ist, und einem ähnlichen, der angelehnt ist, steht noch ein ebenfalls unbekleideter dritter mit einem Stab, welcher seltsam wie in einen zackigen Kamm endet, links von demselben aber, als zweite Figur des ganzen Bildes eine beklei- dete Frau, mit Blätterkranz oder zackiger Stephane. Jener seltsame Stab des dritten lälst allenfalls als tödtliche Waffe, mit Bezug auf des dritten Kabiren Unter- gang, sich fassen. Die stark verletzte Einfassung bestand aus Schneckengewinden. Add. 8c. Myst. 13°. M.Z. 82*. Nackter Jüngling und bekleidete Frau zwischen den wartenden Dioskuren. Mus. Greg. I, 27, 2 von Rathgeber wird das Bild S. 301 auf den wiederbelebten dritten in der Vorhalle gedeutet, Add. 3. 82*. Verwandte Darstellung; Spiegel der Kestnerschen Sammlung zu Hanno- ver. Zwischen kurzbekleideten und bestiefelten Dioskuren (der zur Linken an einem Pfeiler, der zur Rechten mit Schild) steht ein nackter Jüngling, lorbeerbe- kränzt mit Wehrgehenk und eine bekleidete Frau mit Mütze. Als Einfassung dient ein Blätterkranz; der lange Griff endet in einen Rehkopf. Add. 290. Myst. 15. M. Z. Bgm 84. Angeblich Helena, Merkur, Apoll und Paris; in meiner Sammlung. Links sitzt eine lang bekleidete Frau mit flacher Mütze und Stirnband, ihr zuge- wandt steht ein nackter Jüngling; ein zweiter, lorbeerbekränzt, ist dem rechts 454 GERHARD sitzenden nackten Jüngling mit phrygischer Mütze und Wehrgehenk zugewandt. Das Bild ist mit Blätterwerk eingefalst. Add. 448. (Talco). Myst. 17*. M. Z. 85. Ahnliche Darstellung eines Townley’schen Spiegels mit Griff, jetzt im Brittischen Museum. Zwischen zwei halb sitzenden nackten Jünglingen mit Pileus und aufgestütztem Fuls steht den zur Linken anblickend eine halb verdeckte dritte Figur mit Leibbinde und phrygischer Mütze eher ein Jüngling als eine Frau. Eine stattliche langbekleidete Frau mit ähnlicher Mütze, deren Laschen hier und bei der vorigen herabfallen, die Rechte zierlich über der Schulter haltend, wie um einen Peplos heraufzuziehen, bliekt auf den Jüngling zur Rechten. Im Hintergrund ein ansehnliches Giebelportal; die Einfassung besteht aus Blätterwerk. Add. 256. Myst. 17c. M. Z. 86. Drei Kabiren mit einer Frau; in Inghiramischer Zeichnung eines zu Leyden (Gorazzi) oder zu London befindlichen Originals. Zwischen behaglich sitzen- den nackten Jünglingen mit leichter Chlamys, steht, auf den Jüngling zur Linken bliekend, eine bekleidete und verschleierte Frau; eine vierte Figur, nach dem Jüng- ling zur Rechten blickend ist nur oberwärts sichtbar. Nach Mafsgabe der Kopf- bedeckung eines Pileus ist in ihr ein dritter Jüngling zu erkennen, obwohl die ähnliche Kopfbedeckung der beiden sitzendeu durch einen vorspringenden Rand unterschieden ist; doch fragt es sich wie schon im vorigen Bild, ob die ihn um- gürtende Leibbinde mit männlicher Tracht vereinbar sei. Add. 255. Myst.17d. M.Z. 86* Dasselbe Bild, nur in umgekehrter Richtung und mit dem Zusatze eines Blätterkranzes als Einfassung; Zeichnung eines Townley’schen Spiegels, vieileicht auf gleichem Original beruhend. Add. 276. Myst.17e. M.Z. 87. Ähnliche Darstellung bei Schiassi tab. 18. Zwischen zwei kurzbekleideten Brüdern ein nackter Jüngling und eine bekleidete Frau mit Mütze. Einfassung in teetonischer Schneckenwindung. Add. 280. Myst. 18. M. Z. 88. Ähnliches Bild eines vormals Durand’schen Spiegels, Inghiramische Zeich- nung. Beide Dioskuren mit einem Schild, der nackte Jüngling mit Mütze; die Frauengestalt ist dem sitzenden Dioskuren zur Linken zugewandt. Die Einfassung zeigt einen Blätterkranz. [Auf der Zeichnung Inghirami’s ist eine ganz ähnliche aus Gori’s Nachlals verglichen. (Vgl. hienächst 89-92).] Im Hintergrund ist ein Tempel angedeutet. Add. 281. Myst.19. M.Z. 89. Dasselbe Bild wie Nr. 87 mit wenig veränderter Stellung; auf der linken Schulter des nackten Jünglings bleibt ein ovaler Gegenstand einem kleinen Schild ähnlich räthselhaft. Townley’scher Spiegel. Ebenfalls mit Andeutung eines Tempels. Einfassung in Schneckenwindung. Add. 282. Myst. 20. M. Z. 90. Dieselbe Darstellung mit wenig veränderter Stellung, Gori’sche Zeichnung. Als Einfassung ein Blätterkranz. Add. 283. Myst. 21. M. Z. 91. Dasselbe Bild mit geringer Abweichung, Inghiramische Zeichnung. Rohe Zeichnung, in der die Beine fast durchgängig fehlen. Im Hintergrund ist ein Tempel über die Metallspiegel der Etrusker. II. 459 bemerklich. Einfassung mit zusammengefügten Blumenkelchen, etwa von Lotus. Add. 284. Myst. 22. M. Z. 91*. Ganz ähnlicher Spiegel in meiner Sammlung. Ringsum ein Lorbeer- kranz. Add. 449. 92. Dasselbe Bild, in noch einer Gori’schen Zeichnung. Einfassung mit Sehneckenwindung. Im Hintergrund ist ein Tempel angedeutet. Add. 285. Myst. 23. M. & 93. Dasselbe Bild, wie Nr. 87, bei dem Kunsthändler Casanova zu Neapel ge- zeichnet. Als Einfassung ein Blätterkranz. Add. 286. Myst. 24. M.Z. 94. Ähnliches Bild in Thorwaldsen’s Sammlung (Müller II p. 173 Nr. 162 als Paris und Helena). Zwischen gesprächigen Dioskuren (kurz bekleidet und gestie- felt) mit Schild und Mütze steht ein nackter Jüngling mit phrygischer Mütze, im Hintergrund eine bekleidete Frau. Add. 360. 95. Ähnliches Bild, ebendaselbst (Müller a. O. Nr. 163). Der dritte Jüngling ist baarhaupt und wird für Menelaus gehalten. Add. 361. Myst. 24**, 96. Ganz ähnliches Bild (Müller a. O. 164). Die angebliche Helena mit phry- gischer Mütze. Add. 362. 97. Verwandte Darstellung, voraussetzlich bei dem Kunsthändler Basseggio zu Rom gezeichnet. Zwischen kurz bekleideten gestiefelten Dioskuren mit Pileus, die auf ihre Schilde gelehnt sind, steht eine lang bekleidete Frau gleichfalls mit Pileus, linkshin gewandt, und ein rechtshin gewandter nackter Jüngling mit Chla- mys Blätterkranz und Wehrgehenk. Im Hintergrund das Giebelportal eines Tem- pels. Das Bild ist mit einem Blätterkranz eingefalst; der Griff endet in einen Reh- kopf. Add. 275. Myst. 24e. M. 2. 98. Ähnliches Bild wie Nr. 88, in meiner Sammlung. Die Dioskuren auf je ein flaches Schild gestützt, der nackte Jüngling mit Mütze bedeckt, im Hintergrund Architektur. Die Einfassung mit Schneekenwindung. Add. 287. Myst. 25. M.Z. 99. Ähnliches Bild in meiner Sammlung, früher als Venus und Nemesis zwi- schen den Dioskuren gedeutet. Der Jüngling ohne Mütze, die Schilde hochge- wölbt. Die Einfassung ist aus länglichen Blättern, etwa von ÖOlivenzweigen ge- bildet. Add. 288. Myst. 26. M.Z. 100. Ähnliches Bild in der Kestner’schen Sammlung, jetzt in Hannover, auf- fallend durch die Lorbeerbekränzung des dritten Jünglings, der auch ein Wehrge- henk trägt. Die Dioskuren sind kurz bekleidet, der eine an einen Pfeiler ge- lehnt, der andere mit Schild versehen. Die neben dem dritten stehende Frau trägt eine phrygische Mütze. Add. 290. Zeichnung fehlt. 101. Ähnlicher Spiegel des Herrn de Meester. Zwischen zwei nackten Jüng- lingen mit Chlamys und Beschuhung, denen die Namen Castor und (Pult)uce bei- geschrieben sind, steht ein dritter mit phrygischer Mütze bedeckter Jüngling und eine nackte mit einem Halsband geschmückte Frau, deren linker Arm ihr bereits 456 GERHARD abgestreiftes Gewand noch zu halten scheint. Beachtenswerth ist die nach dem Antlitz gewandte rechte Hand sowohl des zur rechten sitzenden Jünglings als auch des stehenden mit phrygischer Mütze; diese nachdenkliche Geberde scheint dem zu- erst erwähnten Kastor zu gelten, welchem die drei übrigen Figuren zugewandt sind, dagegen er selbst mit Blick und Geberde nach der vorgedachten Frauen- gestalt gerichtet ist. Das ganze Bild ist mit einem Lorbeerkranze eingefalst; der Griff endet in einen Rehkopf. Add. 427. Myst. 28*. M.Z. auf Taf. II, 1. 102. Liebespaar inmitten der zwei Brüder. Vgl. Tafel CCI. Spiegel der Cinci’schen Sammlung zu Volterra, jetzt in Florenz. Inmitten angelehnter nackter Jünglinge mit Chlamys und phrygischer Mütze sitzt ein Liebespaar. Der Jüngling umfafst mit beiden Armen die geschmückte Göttin mit Stirnschmuck, auf deren Schools er sitzt; sie ist bekleidet und hält ein Scepter. Hinten ein Säulengan g- Beide Dioskuren halten die eine Hand ihrem Angesicht zugewandt. Bei dem zweiten ist die Verzeichnung der Hand auffällig. Auch ist die Form der phrygischen Mützen nicht gewöhnlich. Add. 297. 103. 6. Die Braut (Libera) in Umgebung von Frauen. 104. Libera in Umgebung von Frauen; Spiegel der Gallerie zu Florenz, bei Ingh. II, 67 (ebenfalls nach Gori 92, 2). Add. 239 (*). 105. Ähnliche Darstellung eines erst bei dem Kunsthändler Casanova zu Neapel, dann auch bei dem Kunsthändler Vescovali zu Rom gezeichneten Spiegels von roher Zeichnung mit langem Griff. Die Mittelfigur ist kurz bekleidet. Add. 240. Myst. 33. M. Z. 106. Ähnliche Darstellung aus Bomarzo, in meiner Sammlung. Zwei nackte Frauen und eine bekleidete, sämtlich mit hohem gefalteten Kopfputz. Die erste hat ein Kreuzband und hält mit jeder Hand ein Gewandstück; ihr zugewandt ist die zweite, die ein Alabastron hält, und die dritte die durch lange Bekleidung und Beschuhung von ihnen sich unterscheidet. Add. 241. 107. Drei Frauen, die eine mit phrygischer Mütze: Campana Nr. 36. Add. 188. 108. Drei Frauen, die eine sitzend: Campana Nr. 35. Add. 187. (*) Eine unbekleidete Frauengestalt ist von zwei bekleideten Frauen umgeben; der seltsame hohe Kopf- putz dieser Figuren (von Inehir. p. 583 nur als Verschleirung, für die Grazien unpassend, bezeichnet) ruft verbunden mit der Lebendigkeit ihrer Geberden vielmehr den Gedanken an Festgebräuche in uns hervor, als dals man etwa bei der Annahme einer Darstellung der Liebesgöttin und der sie begleitenden Grazien sich beruhigen könnte. Noch weniger dürften wir hier, wie Inghir.p. 579 wegen des Attributs der Fläsch- chen wollte, eine Begleitung der Venus durch zwei Parzen oder eine zwiefache Nemesis zu erkennen haben. Ebenso willkürlich war Orioli’s Einfall, der (Anto di Firenze vol. 28 n. 90 p. 7) drei Seelen hier erkennen wollte, die schon aus der Unterweltsschale getrunken haben. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 457 109. Sitzende Libera mit drei Göttinnen, Spiegel in meiner Sammlung. Diese früher auf Helena mit den drei Göttinnen des Paris-Urtheils (*) gedeutete Grup- pirung beginnt links mit einer sitzenden Frau, an deren Sessel man ein Gesicht bemerkt; sie hat den linken Arm in die Seite gestemmt und den rechten nach- denklich gegen ihr Antlitz geführt. Hinter ihr ist eine jonische Säule bemerklich, auf welcher ein Würfel aufruht. Die drei andern Figuren, sämmtlich der erst- gedachten zugewandt, unterscheiden sich durch phrygische Mütze, Helm und Stirn- krone, Merkmale nach denen sich Minerva Juno und Venus in ihnen voraus- setzen lassen. Add. 232. 110. Libera und drei Göttinnen, Spiegel von unbekannter Herkunft, nach Ingh. II, 83. Links angelehnt steht eine Frau, welche mit der Rechten ihr Gewand falst, während sie die Linke bedeutsam gegen ihr Antlitz hält. Der Obertheil ihres Gewandes ist glatt und faltenlos, wie auch an den drei ihr entgegentretenden Göttinnen bemerkt wird. Unverkennbar ist unter diesen zuvörderst Minerva, welche durch Helm und Speer, wie auch durch gestickten Saum ihres Kleides, sich aus- zeichnet. Die ihr folgende Göttin ist mit einer phrygischen Mütze bedeckt, die dritte baarhaupt (**). Add. 235. 111. Verwandte Darstellung, deren Zeichnung das Römische Institut von Herrn Borselli erhielt. Rechts sitzt Minerva, links eine Frau mit phrygischer Mütze; da- zwischen steht eine Frau mit Stephane, und eine andere nachdenklichen Ausdrucks. Braun im Bull. 1839 p. 523. Add. 10. 112. Ähnliche Darstellung, bei dem Kunsthändler Basseggio zu Rom gezeichnet, ohne die Besonderheiten der Säule und des Sessels. Die linkssitzende Frau hat ihre Rechte auf den Schools gelegt; die neben ihr stehende ist in Vorderansicht dargestellt und erhebt ihre rechte Hand Als Einfassung ein Olivenkranz; der Griff ist verziert. Add. 233. Mast. 38. M.Z. 113. Ähnliche Darstellung, Libera sitzend zur Rechten; Townley’scher Spiegel des Brittischen Museums nach Schiassi tab. 5. Vier Göttinnen, die beiden äufsersten von ihnen mit durchsichtiger Kleidung, anscheinend nackt. Die eine Mittelfigur ist mit phrygischer Mütze bedeckt, die andere baarhaupt. Die Blicke der drei übrigen scheinen nach der am rechten Ende sitzenden oder angelehnt stehenden gerichtet. (*) Bevor ein mythischer Anlals solcher Gruppirungen wirklich nachgewiesen ist, dürfte die Fiction eines solchen immer noch minder wahrscheinlich sein, als die Wiederholung der drei aus dem Parisurtheil bekannten Göttinnen zu Ehren der, im Zusammenhang dieses Verzeichnisses nicht mehr abzuweisenden, Mysteriengöttin. (**) Ein Kügelchen auf Minervens Helm deutete Inghir. p. 720 als Symbol des Weltgeistes. Derselbe Erklärer sieht hier in Minervens Gefulge zwei Spesfiguren, erkennt in dieser Dreizahl die drei samothraki- schen Hauptgotiheiten und in der vierten Figur als mit ihnen verbunden die üblichste Gottheit Etruriens, also vermuthlich die von ihm auf Nemesis gedeutete Schicksalsgöttin. Philos.- histor. Kl. 1859. Mmm 458 GERHARD Die Hände der letzteren sind gesenkt; die Einfassung ein Schneckengewinde. Add. 237. Myst. 39. M. verkl. Z. [Vgl. unten Nr. 294]. 414. Ähnliche, wenn nicht identische Darstellung eines ebenfalls Townley’schen Spiegels. Die Göttin zur Linken ist sitzend und hält einen Stab; die gewundene Einfassung ist einigermalsen verschieden. Auch ist dieser Spiegel mit einem Griff versehen, welcher der vorigen Zeichnung fehlt. Add. 238. Myst. 40. M. verkl. Z. 115. Vier Göttinnen, stark verletzter Spiegel, in meinem Besitz; drei mit Stirn- band geschmückte Frauen sind einer rechterseits sitzenden Göttin mit gleichem Stirnschmuck zugewandt. Hinten Baulichkeit. Add. 73. Myst. 41. M.Z. 116. Vier Göttinnen; Spiegel ohne Ortsangabe, vielleicht zu Wien. Angelehnte nackte Frau mit Mütze, der eine nackte Göttin entgegentritt; es folgt eine bekleidete stehende, und eine dritte bekleidete, welche sitzt. Alle Figuren sind geschmückt, drei von ihnen mit Stirnkronen, die vierte mit einem Halsband. Im Hintergrund Baulichkeit. An der Mündung des Grifls ist arabeskenartig ein Löwenkopf zwi- schen Flügeln angebracht. Ringsum Wellen als Einfassnng. Add. 264. Myst. 42. M. Z. 117. Fünf Göttinnen im Reigentanz nach Ingh. Il, 84. Ohne Ortsangabe. Add. 141. 117 *. Minerva zwischen drei Frauen. Spiegel im Museum des Collegio Ro- mano. Die Figuren dieses von Inghirami II, 66 auf ein kabirisches Göttersystem mit Spes-Figuren und Schieksalsgöttinnen, von Rink in dessen Anzeige des Inghi- rami’schen Werks a. a. OÖ. auf Horen und Dioskuren (?) gedeuteten Bildes sind durch phrygische Mütze ausgezeichnet, wie bei den von uns für Libera und Venus in Umgebung der Dioskuren (*) gehaltenen Frauen es öfter der Fall ist (Add. 141; Inghir. II, 84). Die Einfassung besteht aus Blüthenkelchen. Add. 142a. Myst. 49*, 7. Die mystische Braut zwischen Dioskuren. 117**. Die Braut in Umgebung der Dioskuren, im Museum zu Volterra nach Ingh. II, 85. Die Mitteligur ist von Inghir. als Venus-Urania oder auch als Venus Proserpina ausführlich besprochen. Eine nackte strahlenbekränzte und ge- schmückte Frau blickt nach dem zur Rechten des Bildes sitzenden Jüngling; der- selbe ist unterwärts bekleidet, sein Kopf fehlt. Linkerseits steht, mit Wehrgehenk Mütze und Chlamys versehen ein zweiter Jüngling. Die Deutung auf Helena lag nahe. Im Hintergrund ein Tempel mit ionischen Säulen, als Einfassung ein Oliven- kranz. Add. 300. Myst. 44. M. 2. 118. Ähnliche Darstellung aus der Corazzi'schen Sammlung, jetzt zu Leyden; Inghiramische Zeichnung. Eine bekleidete Frau mit phrygischer Mütze steht zwi- schen zwei sitzenden Jünglingen, von denen der eine nackt und mit Chlamys ver- (*) Diese Mittelfigur mit gesäumtem Kleid und gekreuzten Beinen wird von Inghir. als demiurgische Göttin gefalst (p. 727 s.) nach ihrem Gewand als Minerva (p. 730s.). über die Metallspiegel der Etrusker. II. 459 sehen ist. Der zur Rechten, unterwärts bekleidet, hält einen Stab in der Linken. Im Hintergrunde ein Tempel mit ionischen Säulen; als Einfassung ein Olivenkranz. Add. 298. Myst. 45. M. Z. 119. Ähnliche Darstellung; Gori’sche Zeichnung aus dem Museo Buccelli, von Inghirami mitgetheilt. Eine bekleidete Frau ist dem Jüngling zur Linken zuge- wandt; beider Figuren Köpfe fehlen. Ein zweiter Jüngling mit Chlamys, sitzt in üblicher Weise zur Rechten. Zu Fülsen der Frau ein Untersatz, als Einfassung dient ein stark verletzter Blätterkranz. Add. 299. Myst. 46. M. Z. 120. Ähnliche Darstellung, Spiegel der Campana’schen Sammlung (Nr. 19). Ge- schmückte nackte Frauen zwischen zwei sitzenden Jünglingen mit Pileus. Add. 171. 421. Ähnliche Darstellung mit dem Unterschied, dals die weibliche Mittelfigur bekleidet ist. Spiegel der Capana’schen Sammlung (Nr. 20). Add. 172. 122 Verwandte Darstellung, angeblich Helena zwischen Dioskuren: Bor- selli’scher Spiegel, vielleicht im röm. Institut, von Braun erwähnt im Bull. 1839 p: 52 s. Add. 10%. 123. Helena und zwei Dioskuren: de Witte Cab. &tr. 295. Die angebliche Helena, mit phrygischer Mütze, oberhalb nackt, sitzt linkerseits vor einem stehen- den und einem sitzenden Jüngling; die Dioskuren sind unbedeekt aber mit Chla- mys versehen. Im Hintergrund zwei jonische Säulen. Ringsum ein Myrthenkranz, Add. 475. 8. Zwei Frauen zwischen zwei Dioskuren. 124. Zwei Frauen zwischen zwei Dioskuren. Zwischen angelehnten Dioskuren stehen zwei bekleidete Frauen auf den Jüngling zur Linken blickend; hinten ein Gebäude. Mus. Kircher. XV, 1. Add. 419. 125. Ähnliche Darstellung; Spiegel der Sammlung Borgia, jetzt in Neapel zu suchen. Rechts und links wartende Dioskuren, der zur Linken ist kurz bekleidet, der zur Rechten nackt mit Chlamys. In ihrer Mitte, dem Jüngling zur Linken ge- genüber steht eine bekleidete Frau; eine andere ist im Hintergrund zu bemerken. Als Kopfbedeckung sind bei der ersten und dritten Figur phrygische Mützen be- merklich, dagegen der zweite Dioskur bekränzt ist; neben beiden Jünglingen sind Wehrgehenke angedeutet. Im Hintergrund Andeutung eines Gebäudes. Die Ein- fassung besteht aus einem Olivenkranz; der Griff endet in einen Rehkopf. Add. 229. Kupferblatt. Myst. 50*. M. verkl. Z. 426. Ähnliches Bild. Catal. Mertens n. 2170. Zwischen zwei kurzbekleideten Jünglingen ohne Kopfbedeckung steht links hingewandt eine bekleidete Frau, im Hintergrund noch eine gleichfalls bekleidete. Sämtliche Figuren sind ohne Kopf- bedeckung, die beiden Dioskuren sind auffallend stark bestiefelt. Alle vier Figuren, die Dioskuren nicht ausgenommen, haben noch eine besondere Brustbedeekung. Das Bild ist von einem Olivenkranz umgeben; aufserdem ist innerhalb eine wellenförmige Mmm 2 460 GERHARD Einfassung ihm eigenthümlich, welche auch oberwärts über der Andeutung eines Gebäudes bemerkt wird. Add. 705. Myst 50d. M. Z. 126*. Ähnliches Bild Catal. Mertens n. 2171. Add. 405. Myst. 50e. 127. Ähnliches Bild, aus Cab. Dur. 1974 an Herrn Rollin verkauft, überein- stimmend mit der Zeichnung eines vormals dem Grafen Beugnot gehörigen Spiegels und mit einer andern von Schiassi tab. 17 gegebenen Zeichnung (*). Zwei bekleidete Frauen stehen zwischen zwei Jünglingen auf den zur Linken blickend; dieser ist kurz bekleidet, der andere nackt mit umgeknüpfter Chlamys, letzterer auch mit einem Wehrgehenk versehen. Neben ihm steht im Hintergrund die eine mit einer phrygischen Mütze bedeckte Frau; weiter linkshin im Vordergrund steht die an- dere gleichfalls bekleidete vor dem gedachten Jüngling am linken Ende des Bildes, mit angestemmter linker und gegen ihr Antlitz gewandter rechter Hand. Der Jüng- ling scheint mit einer phrygischen Mütze bedeckt zu sein, wonach er als Paris von Lenormant gedeutet werden konnte, der eine durch Venus vollführte Versöh- nung zwischen den beiden Männern der Helena, man weils nicht in welchem Mo- ment der Sage, hier annahm(**). Im Hintergrund ein Gebäude. Als Einfassung dient ein Olivenkranz nebst einer innern wellenförmigen Verzierung. Der Griff endet in einen Rehkopf. Add. 230. Hiezu ein Talco. ‘Myst. 51. M. Z. 128. Ähnliches Bild; Ingh.'sche Zeichnung (vgl. Schiassi 16). Zwischen sitzen- den unterwärts bekleideten Jünglingen stehen zwei bekleidete Frauen, die eine nur oberhalb sichtlich. Die Einfassung besteht aus einem Schneckengewinde. Add. 257. Myst. 54. M. Z. 129. Ähnliches Bild, in der Gallerie zu Florenz; Ingh.’sche Zeichnung. Links ein angelehnter Jüngling, kurz bekleidet, dann eine hekleidete Frau mit einer Kappe und eine andre mit phrygischer Mütze, als vierte Figur ein angelehnter unbekleideter Jüngling. Im Hintergrund Andeutung von Baulichkeit. Ein Olivenkranz dient zur Einfassung des Ganzen. Add. 258. Myst. 55. M. Z. 4130. Ähnliche Darstellung im Britt. Museum, bei Ingh. II, 60. Die Figuren sind hier sämmtlich ohne Kopfbedeckung, vielleicht mit Ausnahme des rechts sitzenden Jünglings. Add. 223. Myst.57. M. Z. 131. Ähnliche Darstellung vormals dem Dr. Comarmont zu Lyon gehörig. Zwischen nackten Dioskuren steht eine bekleidete Frau mit Stirnkrone, an wel- cher ein Brustlatz auffällig ist und eine zweite bekleidete Frau mit Mütze. Add. 277. (*) Übrigens zeigt der Spiegel bei Schiassi die vermeintliche Helena nicht mit phrygischer Mütze, son- dern mit einer Stirnkrone bedeckt; auch ist der vermeintliche Paris dort ohne phrygische Mütze, aber mit einem Wehrgehenk versehen, wie auch der Jüngling zur Rechten eines führt. Die Baulichkeit im Hin- tergrund ist nur schwach angedeutet; in unsrer Zeichnung des Durand’schen Spiegels erscheint sie als ein ansehnliches Giebel - Portal. (**) Widersprochen ward dieser angeblichen Versöhnungsscene schon in meiner früheren Abhandlung Metaällspiegel S. 26 Anm. 148, in welcher zur Deutung ähnlicher Bilder eher an Venus und Nemesis in Umgebung der Dioskuren gedacht ward. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 461 132. Ähnliche Darstellung, scheinbar von sechs Figuren; Inghiramische Zeich- nung aus Gori’'s Papieren. Zwischen kurz bekleideten Dioskuren steht nach links gewandt eine bekleidete Frau mit Mütze, im Hintergrund zwei andre von denen die Köpfe sichtlich; noch eine vierte Figur ist an den Dioskuren zur Rechten ge- lehnt. Add. 272. 133. Verwandte Darstellung, angeblich Dioskuren, Venus und Helena; Spiegel in meiner Sammlung, oben verletzt. Zwischen zwei angelehnten Jünglingen mit Harnisch und Schild stehen zwei nackte und geschmückte Frauen einander gegen- über und legen je eine Hand auf die zwischen ihnen stehende Säule. Add. 455. [Kann auch wie Tafel CCIV gedeutet werden, wo beide Frauen zur Hälfte be- kleidet und beide Jünglinge ebenfalls gerüstet sind]. 134. Vier ähnliche Figuren. Das Original soll in Turin sich befinden. Zwi- schen zwei sitzenden nackten Dioskuren mit Pileus, steht eine nackte Frau, etwa Helena und eine bekleidete mit phrygischer Mütze. Mit Andeutung eines Gebäudes. Die Einfassung bildet ein Schneckengewinde. Add. 222. Myst. 60. (Inghiram. Z.). 135. Vier Figuren als Dioskuren, Helena und Leda von Panofka (Arch. Z. IV, 223) gedeutet; Spiegel des Britt. Museums. Add. 346. 136. Verwandte Darstellung. Aus Bomarzo, in meinem Besitz. Einem stehen- den Jüngling mit Wehrgehenk und Chlamys steht eine mit Hals- und Ohrenschmuck versehene nackte Frau mit einem Kranze in der linken Hand gegenüber. Neben ihr steht eine andere bekleidete ähnlich geschmückte Frau, welche ihr Obergewand auf der rechten Schulter gefalst hält. Beide Frauen sind gegeneinander gewandt. Zur Rechten des Bildes sitzt ein nackter, mit Chlamys und Wehrgehenk ver- sehener Jüngling, welcher mit seiner Rechten das Gewand erhebt. Zwischen den beiden Frauen steht ein Gefäls (vgl. 163) auf einem Untersatz (vgl. Taf. CCIV). Add. 246. Myst. 67. M.Z. 13727 438. Ähnliches Bild, unsrer Tafel CCIV fast entsprechend, nur dafs zwischen beiden Frauen ein Pfeiler steht; Spiegel welcher von dem Kunsthändler Spagna in meine Sammlung überging. Add. 391. ? 159! 140. Ähnliche Darstellung. Der Jüngling zur Linken mit Speer, beide Frauen dem Jüngling zur Rechten zugewandt. Campana n. 67. Add. 219. 141. Ähnliche Darstellung; im Museum zu Berlin. Zwei Frauen, die eine nackt, zwischen angelehnten kurzbekleideten Dioskuren mit aufgestütztem Knie. Am Griff ein Rehkopf. Add. 495. 142. Ähnliche Darstellung der Corazzi’schen Sammlung, jetzt zu Leiden nach einer Zeichnung Inghirami’s. Links und rechts nackte Jünglinge, der eine ange- lehnt mit Pileus, der andere sitzend mit Wehrgehenk. Mitten eine nackte Frau 462 GERHARD mit Strahlenkrone, im Hintergrund links eine bekleidete mit phrygischer Mütze. Die Einfassung ist ein Olivenkranz. Add. 254. Myst. 70. M. 2. 143. Ähnliche Darstellung aus Chiusi. Zwischen sitzenden Jünglingen mit Pileus, deren Chlamys mehr oder weniger sie bedeckt, eine nackte Frau, etwa Helena, mit Strahlenkrone; weiter hinten eine bekleidete Frau mit phrygischer Mütze. Als Einfassung ein Olivenkranz. Add. 78. Myst. 81. M. Z. 144. Ähnliche Darstellung aus der Corazzi'schen Sammlung, jetzt zu Leyden. Zwischen sitzenden leichtbekleideten Dioskuren mit Pileus eine bekleidete Frau mit phrygischer Mütze und eine unbekleidete, an Helena erinnernd, mit Halsband und Strahlenkrone. Nebst Andeutung eines Tempels mit korinthischen Säulen und einem Olivenkranz als Einfassung. Add. 225. Myst. 68. M. Z. 145. Ähnliches Bild; Dorow’scher Spiegel im Kgl Museum zu Berlin. Die angebliche Helena ist mit Blätter- oder Perlenkranz versehen; die drei andern Figuren sind mit Pileus bedeckt. Von den beiden auf ihrem mit je einem Stern geschmückten Schild sitzenden mit Chlamys versehenen nackten Jünglingen hat der zur Rechten sitzende noch ein Wehrgehenk; der andere hält vielleicht eine Lanze. Die Einfassung besteht aus einem gedrängten Blätterkranz. Add. 224. Myst.71. M.Z. 146. Ähnliche Darstellung einer Spiegelzeichnung im archäol. Institut. Zwi- schen wartenden Dioskuren sind in kurzer Tracht zwei bekleidete Frauen, die erste mit Mütze, die zweite mit Blätterkranz, beide dem Jüngling zur Linken zu- gewandt. Im Hintergrund ein Gebäude. Add. 274. Myst.72. M.Z. 9. Pollux mit Helena, Kastor und noch eine Göttin, in zwei Gruppen. 147. Zwei Gruppen, Zeichnung ohne Ortsangabe. Angeblich Dioskuren, Venus und Helena. Zwischen zwei kurzbekleideten Jünglingen mit Mütze steht eine nackte Frau mit Strahlenkrone und eine andere bekleidete mit Mütze, jene dem ersten Jüngling, diese dem zweiten zugewandt. Add. 266. 448. Ähnliche Darstellung, unterwärts verletzt, in meiner Sammlung. Darge- stellt sind ein an einen Pfeiler gelehnter Dioskur, kurz bekleidet, mit Mütze (einem Pileus mit Stephane):; demnächst eine ihm zugewandte bekleidete Frau, sodann die angebliche Helena, bekleidet mit Strahlenkrone, dem andern Dioskuren zugewandt, der unterwärts bekleidet und mit phrygischer Mütze bedeckt ist. Mit Oliven- kranz als Einfassung. Add. 226. Myst. 69. M. Z. 149. Ähnliches Bild, vermutlich dasselbe mit dem in der Durand’schen Samm- lung Nr. 1967 (Cabinet des Medailles) auf Paris, Helena, Venus und Anchises ge- deuteten Spiegel, obwohl der Rehkopf am Griff dort mit unserer Zeichnung nicht stimmt. Von dem vorigen Bild weicht dieser Spiegel fast nur durch die umge- kehrte Stellung der beiden Frauen ab. Die Dioskuren sind auf ihre Schilder ge- stützt. Add. 267. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 463 150. Ganz ähnliche Darstellung eines Durand’schen Spiegels bei Ingh. II, 55, unterschieden von dem vorigen dadurch, dafs die nackte Frau mit Strahlenkrone als dritte, die bekleidete als zweite Figur erscheint. Add. 400. 451. Ähnliches Bild aus Caere, ohne Angabe des Besitzers. Zwischen zwei wartenden Jünglingen in kurzer Kleidung steht eine nackte Frau, und eine be- kleidete, beide wie es scheint in entgegengesetzter Richtung. Die Zeichnung ihrer Köpfe ist nieht deutlich. Add. 265. Myst. 75. M. Z. 152. Ähnliche Darstellung mit geringem Unterschied der Stellungen; Inghira- mische Zeichnung oder vielmehr Kupferblatt aus Ingh. Il, 55 (ohne Ortsangabe). Die nackte Frau mit Strahlenkrone, beide Frauen in entgegengesetzter Richtung; der Jüngling zur Rechten ist durch phrygische Mütze von dem mit Pileus bedeckten zur Linken unterschieden. Als Einfassung ein Olivenkranz. Add. 268. Myst. 76. M. Z. auf Tafel IV, 1. 153. Ähnliche Darstellung; Dorow’scher Spiegel im Berliner Museum. Unter- schieden ist das Bild von dem vorigen (152) dadurch, dals hier die Strahlenkrone fehlt. Add. 269. 154. Ganz ähnliche Darstellung im Mus. Kircher; von dem Dorow’schen Spiegel vielleicht nur durch schlichtere Einfassung verschieden. 155. Ähnliches Bild ohne Ortsangabe. Zwischen sitzenden Dioskuren mit phry- gischer Mütze steht eine linkshin gewandte bekleidete Frau mit phrygischer Mütze und eine rechtshin gewandte nackte. Einfassung ein gedrängter Blätterkranz. Der Griff endet in einen Rehkopf. Add. 245. Myst. 61. M. Z. 156. Ähnliche Darstellung, von dem Kunsthändler Spagna an den Marquis de la Grange verkauft. Zwischen stehenden Dioskuren in kurzer Tracht mit Mützen steht eine bekleidete Frau mit Mütze und eine andere, die nackt ist, jene dem Jüngling zur Linken, diese dem Jüngling zur Rechten zugewandt. Die Zeich- nung ist geflissentlich roh. Ringsum ein Olivenkranz. Add. 273. Myst. 61. M.Z. 457. Ähnliche Darstellung, die Frau ebenfalls ohne Strahlenkrone. Verkleinerte Zeichnung ohne Ortsangabe. Add. 270. 158. Ähnliche Darstellung auf einem alten Kupferblatt (bei Dempster vergebens gesucht) als „Florentiae in Museo” bezeichnet. Die Frau mit Strahlenkrone und Kreuzband, die Stellungen verschieden. Die Jünglinge mit Pileus wie oben in Nr. 73, nur dafs vorn auf diesen Mützen ein Zierrath, etwa einer Hahnenfeder vergleichbar, auffällig ist. Im Hintergrunde Baulichkeit. Als Einfassung ein Oliven- kranz. Add.271. Myst. 73. M.Z. 159. Ähnliche Darstellung im Museum zu Berlin. Zwei Frauen zwischen zwei Dioskuren, die zur Rechten mit Kreuzband. Die Dioskuren sind kurz bekleidet mit Pileus (geformt wie im vorigen Spiegel Nr. 158) bedeckt und an Pfeiler ge- lehnt. Dem Jüngling zur Linken ist eine bekleidete Frau mit Pileus zugewandt, dem zur Rechten eine mit Ausnahme der Fülse unbekleidete, mit Strahlen bekränzte 464 GERHARD Frau. Verschieden ist dieser Spiegel von dem vorigen fast nur durch die in jenem ausgestreckte Hand des Jünglings, vor dem die bekleidete Frau steht, und durch die umgekehrte Richtung des Ganzen. Aufserdem ist die Einfassung verschieden. Im Hintergrund Baulichkeit. Aufsen durch Blüthenkranz, innen wie durch Gewölk verziert. Add. 496. Myst.9. M.Z. 160. Ähnliche Darstellung; Spiegel des Herrn Dupre zu Paris. Jederseits ein wartender Dioskur mit Pileus, der eine auf einen Schild, der andre auf einen Pfeiler gelehnt; jedem ist eine Frau zugewandt, die zur Linken nackt mit Hals- band und phrygischer Mütze, die zur Rechten bekleidet und mit Stirnband. Hinten ein Giebeldach. Der Griff endet in einen Rehkopf. Als Einfassung ein Oliven- kranz. Add. 69. Myst. 80. M. Z. 461. Ähnliche Darstellung aus Chiusi. Zwei sitzende bekleidete Jünglinge, jedem von ihnen ist eine stehende mit Stirnkrone und Halsband geschmückte be- kleidete Frau zugewandt. An den drei ersten Figuren ist die Bewegung ihrer Hand nach dem Mund auffallend. Im Hintergrund Baulichkeit. Der Griff endet in einen Rehkopf. Add. 231. Myst. 84. M. Z. 162. Zwei Frauen zwischen zwei Jünglingen. Im Mus. Kircher. XVI, 1 als Apollo, Merkur, Juno, Minerva bezeichnet. Zuerst ein sitzender Jüngling mit phrygischer Mütze und Stab unterwärts bekleidet, seine rechte Hand ist nach dem Gesicht gewandt; über seine Schulter ist ein Fell gebreitet. Auf ihn blickt eine stehende Frau, deren Kleid mit einer Agraffe befestigt ist; die andere stehende Frau, unter- wärts nackt mit Bulla und Armbändern geschmückt, blickt nach dem rechts sitzen- den nackten Jüngling, der baarhaupt und an den Fülsen beschuht ist. Im Hinter- grunde Baulichkeit. Als Einfassung dient ein gedrängter Blätterkranz. Der Griff ist verziert. Add. 417. 163. Verwandte Darstellung eines Bartholdy’schen Spiegels, jetzt im Museum zu Berlin, Mus. Barth. p. 295 auf Pollux und Helena, Venus und Castor gedeutet. Zwischen angelehnten Jünglingen mit Wehrgehenken steht links eine nackte Frau, ihren rechten Arm um den Jüngling zur Linken legend, rechts eine bekleidete. Alle blicken nach dem Jüngling zur Rechten. Zwischen beiden Frauen ein Gefäls (vgl. 136.) auf einem Untersatz. Add. 248. Verkleinert. 10. Ähnliches Personal, erotisch gruppirt. 164. Stehendes Liebespaar, sich umarmend; Pizzati’scher Spiegel. Links ste- hend etwa Venus, rechts ein anderer Jüngling; sämtliche Figuren nackt, die drei ersten mit Stirnband und mit hoher Fufsbedeckung versehen, die nur dem ver- meintlichen Paris fehlt. Add. 249. Myst. 62. M.Z. 165. Ähnliches Bild des Berliner Museums, im Mus. Bartold. p- 30. n.65 als Venus und Helena zwischen den Dioskuren bezeichnet. Die nackte Frau umarmt den über die Metallspiegel der Etrusker. II. 465 Jüngling zur Rechten, die bekleidete erhebt ihren Arm gegen den Jüngling; letztrer ist mit phrygischer Mütze bedeckt, wie auch beide Dioskuren. Add. 493. 166. Verwandte Darstellung aus Thorwaldsen’s Sammlung (in deren Verzeich- nifs jedoch nicht vorzufinden). Mitten in gegenseitiger Umarmung ein stehender halb bekleideter Jüngling und eine mit Stirnkrone und Halsband geschmückte be- kleidete Frau, deren Gewand von der linken Schulter gestreift ist. Links steht eine nackte Frau mit abgestreiftem Gewand, rechts ein nackter Jüngling mit Chla- mys, beide mit sprechender Geberde der nach ihrem Antlitz geführten Hand. Im Hintergrunde ein kleiner Baum. Die Kopfbedeckung beider Jünglinge ist nicht deutlich. Als Einfassung ein Olivenkranz. Add. 260. Myst. 63. M.Z. 167. Ähnliehe Gruppe, ohne Ortsangabe. Mitten als Liebespaar ein sitzender nackter Jüngling, der eine bekleidete Frau auf ihrem Schools sitzend umschlingt; links stehend eine nackte Frau mit Halsschmuck, rechts sitzend ein nackter Jüngling, beide Figuren am Kopf verletzt. Add. 252. Myst. 64. M.Z. auf Tafel IV, 3. 168. Verwandte Darstellung, im Cab. Dur. 1966 (Cabinet des Medailles) auf Dioskuren, Helena und Venus gedeutet. Jüngling mit blumenbekröntem Scepter, dem eine nackte Frau, ihr Gewand über die Schulter ziehend, folgt; dieses Paar schreitet nach einer rechts angelehnten bekleideten Frau, auf welche auch der links angelehnte Jüngling hinblickt; beide Frauen mit Stirnschmuck (*). Add. 250. Myst. 65. M. Z. 169. Verwandte Darstellung eines wohlgezeichneten aber verletzten Spiegels im Britt. Museum; bei Causseus sect. III, 21 und Ingh. II, 60. Von Rinck ward dies Bild a. a.0. auf Venus und Adonis gedeutet, von Rathgeber S. 399 ausführlich als Theophanie (‚der Stellvertreterin der mystischen Hauptgöttin”), welche zuerst den Dioskuren erscheine und, ob sie leibhaftig sei, von ihnen betastet werde. — Ein sitzender Jüngling legt seine Hand auf die Brust der vor ihm stehenden nackten Frau, zwei andere Figuren gelten für seinen Gefährten und ihre Dienerin. (Vgl. Taf. CCVII, 2). Add. 144. 170.(**) Ähnliche Darstellung eines durch Braun gezeichneten Spiegels, vor- mals einem Herrn Ragazzini zu Viterbo gehörig. Sitzende nackte Dioskuren mit Chlamys, dazwischen links eine nackte Frau mit Halsband, die von einem der Jünglinge an der Brust, von dem andern am Rücken nicht ohne Widerstreben be- (*) In einer ähnlichen Gruppirung (LXXXII1**) liefs Dionysos mit Ariadne von Semele und Apoll um- geben, sich erkennen. (**) Bei dieser Ziffer, mit welcher die Abtheilung der hieratischen Spiegelzeichnungen schlielst, ist in Erinnerung zu bringen, dafs nicht wenige Artikel des obigen Verzeichnisses ohne neue Bezifferung derjeni- gen Ziffer angeschlossen wurden, welcher sie nach Malsgabe der Darstellung zunächst entsprachen. Durch Einschluls dieser Nachträge hat eine Gesammtzahl von 186 hieratischer Spiegelbilder sich ergeben, welche demnach der Zählung des folgenden Abschnitts zu Grunde gelegt wird. Philos. - histor. Kl. 1859. Nnn 466 GERHARD tastet wird. Im Hintergrund als Zuschauerin noch eine Frau. Eingefafst wird das Ganze von einem Kranze von ungewöhnlicher Form. Der Griff endet in einen Rehkopf. Add. 243. Myst. 82. M.Z. II. Mythologische Spiegelbilder (*) (zu Tafel LXI-CCXL;). 1. Götterbilder. 187. (LXI*) Juppiter und Lasa. Spiegel des Herrn Bazzichelli zu Viterbo. Add. 426. M.Z. 188. (LXII*) Neptun, stark verletzter Inschriftspiegel mit Neptuns Namen, bei Perugia gefunden laut dem Bull. 1844 p. 135. Add. 46*. 189. (LXV*) Nereiden auf Hippocamp. Spiegel des Vicomte de Janze zu Paris. Add.59. M.Z. 190. (LXVI*) Minervens Geburt. Inschriftspiegel im Museum zu Berlin. Die Inschriften lauten Tinia, Menrfa, Thalna, Uni, Lalan, Preale. Vgl. Bull. 1842 p- 16s. Annali XXIII tab. G. H. p. 141 ss. Add. 11. M.Z. 191. (LXVLI**) Minervens Geburt, stark verletzter Spiegel des Herrn Dupre zu Paris; durch Herrn de Witte’s Vermittlung gezeichnet. Add. 65. M. Z. 192. (LXVId) Desgleichen, Spiegel von vier Figuren in der Campana’schen Sammlung Nr. 57. Add. 11. 193. (LXVLf) Minervens Geburt, im Mus. Kircher. XVII, 2. Add. 412. 194. (LXVIL*) Gigantenkampf: „Minerva Gigantem prosternens” von Heyne zum Apollodor p.'32 erwähnt. Welcher irgendwo abgebildete Spiegel kann damit gemeint sein? Add. 546. 195. (LXVIIc) Minerva und Enceladus: de Witte Cab. etr. 298. Add. 472, 196. (LXVIIL*) Minerva und Gigant, Campanascher Spiegel Nr. 61. Add.436. M. Z. 197. (LXVIIL**) Minerva einen schlangenfülsigen Giganten bekämpfend. Spiegel aus Präneste von Brunn notirt im April 1860. Add. 541. 198. (LXVIIL**) Mars im Gigantenkampf. Spiegel bei Inghir. II, 82, vormals im Haus Passerini zu Grosseto. Add. 379. 199. (LXX*) Urtheil des Marsyas, Spiegel aus Monterotondo, vormals im Hause Casali zu Rom, abgebildet auf einem alten Kupferblatt. Add. 54. M.Z. 200. (LXX**) Apoll und Marsyas? Campanascher Spiegel Nr. 47. Add. 196. 201. (LXXI, 4*) Kopf der Libera. Campana’scher Spiegel Nr. 4. Add. 157. M. Z. 202. (LXXI, 4**) Kopf derLibera, im Museum zu Berlin Nr.1872. Mus. Barthold. p- 31 Nr. 67. Add. 492. 203. (LXXI, 4d) Kopf der Libera. Mus. Greg. I, 26, 1. Add. 519. (*) Das von hier an folgende Verzeichnils beschränkt sich auf kürzere Angaben der einzelnen Artikel, als es für die vorangestellten Spiegel, in Erwägung ihres näheren Bezugs auf den Gegenstand meiner Ab- handlung angemessen gewesen wäre. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 467 204. (LXXII*) Quadriga mit Flügelrossen, Spiegel des Mus. Greg. I, 35, 2 mit Personalinschrift. Arch. Ztg. I, 154. Add. 5. 205. (LXXII*) Aurora geflügelt, im Mus. Greg. I, 31, 2. Arch. Ztg. I, 134. Add. 4. 206. (LXXIIId) Eos und Thitonos, Inschriftspiegel im Vescovato zu Chiusi. Die Inschriften lauten Thesan, Tinthun La.a. (Lara oder Laran) und Memrum. Vgl. Bull. 1857 p. 165. Bull. 1859 p. 109. Arch. Ztg. X, 160. XIV, 71*. Add. 424. M. Z. 207. (LXXIlle) Eos und Kephalos, wenn die Inschriften Usil und Uprius diese Erklärung gestatten. Spiegel im Britt. Museum. Vgl. Arch. Ztg. VI, 331. Bull. 47.117. Add. 23. 208. (LXXVI*) Apoll und Minerva, Spiegel des Vicomte de Janze. Arch. Anz. 1859 S. 120*. Add. 508. 209. (LXXVIL*) Apoll und Artemis, Spiegel des Herzogs von Luynes. Bull. 1848 p. 36. Arch. Ztg. II, 331. VII, 21 f. Add. 25. 210. (LXXVIl“*) Artemis Hymnia und Apoll mit dem Armband, im Museum zu Berlin, mit den Inschriften Aplu und Artemis; vgl. Braun Artemis Hymnia, Rom 1842. Mon. dell’ Inst. 1855 tab. IV p. 215. Add. 27. 211. (LXXVIId) An Apoll und Artemis erinnernd: ein im April 1860 von Brunn notirtes Spiegelbild aus Präneste, zwei geflügelte und bekränzte Gestalten eines Jünglings und einer kurzbekleideten Frau darstellend. Add. 539. 212. (LXXIX*) Apoll und zwei Musen, Spiegel des Mus. Greg. Add.2. M.Z. 213. (LXXIX**) Apoll und Hyakinthos, eher als „Marsyas und Apoll” kann im Mus. Kircher. XII, 2 gemeint sein. Add. 413. 214. (LXXX*) Proserpina’s Rückkehr. Eine sitzende verschleierte Frau mit Granatapfel empfängt etwas von Merkur, den noch eine männliche Nebenfigur be- gleitet. Spiegel im Vescovato zu Chiusi; vgl. Arch. Ztg. XV, 71*. Add. 40. 215. (LXXXII*) Pflege des jungen Baechus; Spiegel im Mus. Greg. I, 34, 2. Vgl. Arch. Ztg. 1,33. Add.1. M.Z. 216. (LXXXIV*) Bacchus, Ariadne und Semele. Inschriftspiegel aus Chiusi, durch Herrn Campanari ins Britt. Mus. gelangt. Die Inschriften lauten: Puphuns, Areathe, Semla und Sime. Arch. Ztg. V, 187. XVII, Taf. 131. Add. 29. M. Z. 217. (LXXXIV**) Semele, Ariadne und Bacchus in Apolls Gegenwart, Cin- ci’scher Spiegel im Museum zu Florenz, abgebildet in der Arch. Ztg. 1859 Tafel CXXXI, 1. Add. 247. M.Z. 218. (LXXXIV) Semele, Bacchus und Ariadne. Spiegel aus Toscanella, vormals beim Kunsthändler Basseggio zu Rom. Abg. Arch. Ztg. 1859 (CXXXII, 2). Add. 251. M.Z. 219. (LXXXVI*) Bacchus, Ariadne und Satyr. Campana’scher Spiegel Nr. 33. Add. 185. M.Z. Nnn2 468 GERHARD 220a. (LXXXVI**a) Bacchus, Ariadne (mit Fackel und Kantharos) und Amor. Spiegel des Herrn de Meester. Add. 429. M.Z. 220b. (LXXXVI** 5) Bacchus, Ariadne und Bacchantin. Spiegel des Herrn de Meester, durch ungewöhnliche Gröfse und Zierlichkeit ausgezeichnet, vermuthlich identisch mit dem vorigen; vgl. Bull.1859 p.67 s. Arch. Anz. 59 S. 51*. Add. 429 b. 221a. b. (LXXXVL***a.b) Bacchus und Ariadne mit noch zwei Figuren. Grolser Spiegel in zwei Hälften getheilt, von dem Kunsthändler Boeke (a) aus London im Sommer 1859 zu Berlin gezeigt, am Griff Hund und Haase. Add. 500. M.Z. — Vermuthlich einerlei mit dem ebenfalls in zwei Hälften getheilten Spiegel, oben mit baechischer, unten mit „astrologischer” Darstellung, der von Herrn Gonzales (b) zu Rom am 15. April (Bull. 59 p. 160) gezeigt ward. Add. 484. 222. (LXXXVIL*) Ariadnens Entführung durch Artemis, Spiegel des Herrn de Meester, mit den Inschriften Semla, Phuphluns, Esia und Artunrns. Abg. Annali dell’ Inst. 1859 tav. L p. 258 ss (L. Schmidt); vgl. Bull. dell’ Inst. 1859 p. 68. Arch, Anz. 59 S. 51*. Add. 482. M.Z. 223. (LXXXVIL**) Ariadne, Theseus und Antiope. Durand’scher Spiegel, jetzt im Kais. Münzeabinet, von Lenormant auf Mars, Otrera und eine Maenade ge- deutet. Vgl. Cabinet Durand Nr. 1946. Add. 382. M.Z. 224. (LXXXIX*) Bacchanal in Apolls Gegenwart. Vaticanischer Spiegel für Inghir. gezeichnet. Die Darstellung besteht aus einem sitzenden nackten Jüngling, einer Bacchantin mit Thyrsus, einem Satyr mit Flöte und einem Pansgesicht. Add. 84a. 225. (LXXXIX**) Apoll und Bacchantin, Campanischer Spiegel Nr. 34, früher auf Apoll und Artemis gedeutet; abg. Mon. dell’ Inst. 55 tav. Il p. 20. Add.26. M. Z. 226. (XC*) Thronender Bacchus von Satyrn umgeben. Campana’scher Spiegel. Add. 435. M. Z. 227. (XCH, 1*) Bärtiger Centaur, Spiegel des Herrn de Meester, aus Präneste; vgl. Bull. 1859 p. 9. Add. 428. M. Z. 228. (XCIH, 2*) Ithiphallischer Satyr und Maenade (de Witte Cab. etr. n. 291). Add. 473. 229. (XCIII, A) Satyr, fast unkenntlich: de Witte Cab. etr. 297. Add. 477. 230. (XCIX, 3) Knieender Silen mit springendem Panther, vormals in Thor- waldsen’s Sammlung (in deren Verzeichnifs jedoch nicht vorzufinden). Add.462. M. 2. 231. (IC*) Baechische Versammlung, Spiegel vom Kunsthändler Marguier um das Jahr 1845 nach Berlin gebracht, mit dem Wort Sutina auf dem Revers. Add. 52. 232. (C, 4) Bacchantin von je einem tanzenden Satyr umgeben. Spiegel ohne Ortsangabe. Add. 67. Talco. 233. (C, 5) Satyr und Baechantin, Spiegel des Herrn de Meester, aus Viterbo, mit den Inschriften Chelphun und Munthuch (wie Tafel 165 und 213); vgl. Bull. 1859 p. 16, 28. Add. 433. M.Z. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 469 234. (C, 6) Silen und Bacchantin: Museo Kircher. XII, 2. Add. 415. 235. (C, 7) Silen und Bacchantin, Spiegel des Herrn de Meester, aus Präneste. Add. 432. M.Z. 236. (CI*) Silen eine Bacchantin umfassend, im Mus. zu Berlin Nr. 2971. Add.489. 237. (CV*) Telete und Satyr, Spiegel der Kestnerschen Samlung zu Hannover. Add. 498. M. Z. 238. (CIX, 4) Frauenbad, Spiegel ohne Ortsangabe. Add. 66. M.Z. 239. (CX*) Schmückung der Venus, Spiegel des Britt. Museums mit den In- schriften Turan und Achvizr; die dritte fehlt. Vgl. Braun im Bull. 1847 p. 160 s. Arch. Ztg. VI, 331. Add. 32. M.Z. 240. (CX**) Venus auf dem Schwan, im Campana’schen Catalog Nr. 79 als Leda bezeichnet, was durch die Inschrift Turan widerlegt wird; vgl. Brunn Bull. 1859 p- 100. Add. 312. 241. (CXII*) Venus, Adonis und Iris, Spiegel des Mus. Gregoriano I, 27, 2; vgl. Arch. Ztg. 1,153 ff. Add.3. M.Z. 242. (CXIL**) Venus und Adonis, Spiegel der Campana’schen Sammlung (Nr. 3) mit den Inschriften Turan, Atunis, Tusna und Szina; dann am Rand Mean, Muntch, Alpan und Achvizr; vgl. Bull. 1859 p. 35; Philologus 1859 S. 428. Arch. Anz. 59 S.30*. Add. 156. 243. (CXIII*) Liebesscene eines Jünglings und einer gelagerten Frau, am Fenster lauscht eine Alte. Dieses Bild soll nach Brunn, der es neuerdings sah, dem Bild CXIII nach Styl und Darstellung nah verwandt sein. Add. 549. 244. (CXV*) Der Göttinnen Streit um Adonis; berühmter Volcentischer In- schriftspiegel des Mus. Gregorian mit den Inschriften Thamu, Euturpa, Eris, Alpnu und Archaxe, abgeb. in den Mon. dell’ Inst. II, 28; Mus. Greg. I, 25; vgl. Bull. 1836 p. 180; Bunsen Annali VIII, 282 ss.; J. de Witte Nouvelles Annales I p- 507 ss. Lebas Mon. p. 167. Add.9. M.Z. 245. (CXV**) Vier Göttinnen. Clusinischer Spiegel; durch den Kunsthändler Marguier ins Königl. Museum zu Berlin gelangt. Die Inschriften lauten: Tilpanu, Alpanu, Achufitr, Thana. Vgl. Arch. Ztg. X, 159. Add. 32. M.Z. 246. (CXd) Streit um Adonis, Spiegel aus Orbetello, mit den lateinischen In- schriften Yenos, Diovem, Proserpnai; abg. Mon. dell’ Inst. VI, 24, 1; wozu Annali 1858 p. 383 ss. Vgl. Bull. 1858 p. 50. Arch. Ztg. 1858 167*, XVI, 152*, 40. 4858, 170*. Cavedoni Bull. 1859 p. 176. Add. 48. 247. (CXVII*) Venus in Umgebung der Gratien, Spiegel des Herrn de Meester. Add. 460. M.Z. 248. (CXVIl**) Amor im Ballspiel zwischen zwei Frauen, Spiegel in meiner Sammlung. Add. 106. M.Z. 249. (CXVIId) Venus vietrix von drei Frauen umgeben, links eine kleine Herme. Etruskisch? Spiegel im Louvre. Add. 441. 470 GERHARD 250. (CXVIle) Venus, halbnackt, ein Tropäum vollendend, rechts ein Jüngling mit Keule und Schild. Im Louvre. Add. 443. 251. (CXX, 1*) Jüngling mit vier Flügeln, in Styl und Bildung dem Spiegel 120, 4 ähnlich, doch mit zurückgewandtem Antlitz. Aus Präneste, von Brunn 1860 notirt. Add. 538. 252. (CXX, 4) Fünf Eroten im Löwenkampf; Spiegelzeichnung späten Styls, im Palast Barberini zu Rom, aus Präneste, brieflich notirt von Herrn Detlefsen im April 1860. Add. 542. 253. (CXX, 5) Amor mit Hammer und mystischen Attributen. Spiegel des Kunsthändlers Boeke zu London. Add. 501. M.Z. 254. (CXX, 6) Amor und Psyche. Spiegel des Herrn de Meester, aus Präneste. Add. 434. M. Z.. 2. Heroica. 255. (CXXI*) Perseus die sterbende Medusa fassend in Gegenwart Merkurs. Spiegel aus Orbetello mit den Inschriften Pherse, Tharsu, Thurms. Vgl. Annali 58 p. 385 zu Mon. dell’ Inst. VI, XXIV, 2. Arch. Ztg. 1858, 170*. Add. 44. 256. (CXXI** Perseus mit Harpe. Dorow’sches Fragment im Berliner Museum. Add. 490. M. Z. 257. (CXXIV*) Bellerophon die Chimäre bekämpfend, Spiegel bei Schiassi tab. 30, vermuthlich im Museum zu Bologna. Add. 124. M. Z. 258. (CXXIV*) Ähnliches Spiegelbild, trotz starker Überarbeitung von Braun für antik gehalten; vielleicht nur eine Replik des vorigen Spiegels. Add. 544. 259. (CXXIV **) Bellerophon, den Pegasus bändigend, mit der Inschrift Mel- lerpanta. Spiegel des Kunsthändlers Depoletti zu Rom. Vgl. Mon. dell’ Inst. VI, 2934, Annali 1859 p. 135 ss. Arch. Anz. 59. 87*. Add. 515. 260. (CXXVIII*) Herkules und Jolaus, Spiegel des Herrn de Meester mit der Inschrift Pilae. Vgl. Bull. dell’ Inst. 1859 p. 10. Add. 437. M. Z. 261. (CXXVIId) Herkules mit einem Jüngling, angeblich Hylas; wohlerhaltener Spiegel des Herrn Westropp, zu Rom vorgezeigt am 29. Febr. 1856. Vgl. Arch. Zig. 1856 S. 150%. Add. 37. 262. (CXXX*) Herkules und Merkur, zwischen ihnen eine Frau, etwa Alkmene; Spiegel aus Chiusi, von Rusbi gezeichnet, abg. Museo Chius. tav. 24. Add. 388. M. Z. 263. (CXXXIV*) Herkules mit dem Eber, Minerva und Eurystheus; aus Bas- seggio's und aus Campanari’s ‚Besitz notirt, vermuthlich im Brittischen Museum. Vgl. Bull. dell’ Inst. 1846, 72. 188. Arch. Ztg. (IV, 230) V, 187. Add. 14. 264. (CXXXV*) Herkules und Achelous, Spiegel im Museum zu Berlin mit den Inschriften Heracle und Achlae. Vgl. Arch. Ztg. X, 159. Add. 31. M.Z. 265. (CXXXV**) Herkules und Hesione, Spiegel der im Jahr 1856 dem Major Oppermann zu Metz gehörte. Add. 60. M.Z. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 471 266. (CXXXVd) Herkules bei Oeneus? vielleicht im Britt. Mus. Add. 64. M.Z. 267. (CXLIII*) Herkules u. Victoria, Campana’scher Spiegel Nr. 7. Add. 160. M. 2. 268. (CXLVII*, Herkules im Olymp. Spiegel des Herzogs von Luynes mit den Inschriften Tinia, Jnu, Hercle; auf der Kehrseite ein Sutina. Add. 544. M. Z. 269. (CLI*) Herkules mit Minerva und Vietoria, Spiegel des Britt. Mus. Vgl. Arch. Ztg. IV, 223. Add. 351. 270. (CLXVII*) Herkules, Apoll und drei Göttinnen, Campana’scher Spiegel Nr. 17. Add. 169. Add. 351. 271 a.b. (CLXIX *) Telephus und Auge, stark verletzter Spiegel (@) aus Cabinet Durand Nr. 1974 ins Kaiserliche Münzcabinet zu Paris übergegangen; der Griff ist durch eine Frauengestalt mit Apfel gebildet. Vermuthlich derselbe Spiegel ist in demjenigen (5) gemeint, den Migliarini (laut dessen Zuschrift vom 16. August 1849) auf Peleus und Thetis gedeutet hatte. Add. 383. M.Z. 272. (CLXX*) Tyro und deren Söhne, Spiegel der Peter’schen Cista im Mus. Greg. (I, 22) des Vatican; die richtige Deutung gab Jahn (Arch. Ztg. XI, 126). Vgl. Abh. Metallspiegel I Anm. 35 (Minerva und Dioskuren), Generellis Text zu Mus. Greg. (Minerva und Korybanten) und Rathgebers Nike S. 295 (Minerva und Ka- biren). Add. 45. M.Z. 273. (CLXX**) Tyro und deren Söhne, Spiegel des Herrn de Meester, so ge- deutet von Brunn. Arch. Anz. 59 S. 50*. Add. 516. 274. (CLXX1”) An Pollux und Amykos erinnernd: Knieender Mann mit rück- lings gebundenen Händen. Spiegel des Mus. Kircher. X, 2. Add. 74. Talco. 275. (CLXXI*) Zwei Faustkämpfer, Spiegel im Vatican bei Ingh. II, 56. Add. 395. M. Z. 276. (CLXXId) Orpheus und Lynkeus, Inschriftspiegel im Museum von Pe- rugia, von Garucei erwähnt; vgl. Bull. 1858 p. 35. Arch. Anz. XVI, 152*, 40. 164*. Add. 42. 277. (CLXXV*) Meleager und andere Helden, im Britt. Museum mit den Namen Melacr, Athal, Arthem, laut Mittheilung Orioli’s vom 15. Juli 1837. Add. 147. M.Z. 278. (CLXXV**) Calydonische Helden, Spiegel der Gallerie zu Florenz mit den Inschriften Malahre, Menle, Pultuke, Kastur. Vgl. Dempster I, 7. Passeri Paralip. III, 30. Lanzi II, 214. Inghirami Il, 48. Add. 397. 279. (CLXXV d) Meleager und Atalante mit einer dritten Figur, Spiegel in meiner Sammlung. Add. 410. M.Z. 280. (CLXXV e) Verwandte Darstellung von zwei sitzenden und zwei stehen- den Männern, von denen einer behelnit ist. Campana Nr. 18. Add. 170. 281. (CLXXVI*, Actäon, Spiegel des Colleg. Rom., abgebildet bei Causseus Mus. Rom. II tab. 27. Ingh. Il, 46. Ann. 1834 p. 267. Add. 130. M.Z. 282. (CLXX VI*) Actäon, Spiegel des Herrn de Meester, aus Präneste. Vgl. Bull. 1859 p.9. Add. 430. M.Z. 472 GERHARD 283. (CLXXVId) Jäger zu Pferd, lanzenschwingend, im Louvre. Add. 437. 284. (CLXXVIL*) Kadmos im Drachenkampf; Spiegel des Herrn de Meester, abg. Mon. dell’ Inst. VI, 29, 2; vgl. Annali 1859 p. 146 ss. Bull. 1859 p. 98. Add. 483. 285. (CLXXVIIL*) Amphiaraus, Ajax und Lasa mit Schicksalsrolle, Spiegel des Britt. Museums mit den Inschriften Hamphiare, Aivas, Lasa. Vgl. Bull. dell’ Inst. 46, 106. Arch. Ztg. IV, 293 und VI, 331. Add. 17. M.Z. 286. (CLXXVIIL*) An Alkmäon erinnernd; Spiegel der Campana’schen Samm- lung Nr 41. Add. 154. 287. (CLXXX*) Eos und Kephalos, der leblos in ihren Armen von ihr ent- führt wird; rechts eine Eule; die Göttin ist verschleiert. Spiegel um das Jahr 4840 in Rom gezeichnet, ohne Ortsangabe. Add. 381. 288. (CLXXX**a) Eos und Kephalos. Ganz ähnlicher Spiegel, auf welchem jedoch die Zeichnung gefälliger, die Göttin unverschleiert, statt der Eule eine Taube und aufserdem eine Striegel bemerklich ist. Spiegel aus Bomarzo in meiner Sammlung. Arch. Ztg. VI, 322. Add. 353. 289. (CLXXX **b) Eos und Kephalos, Replik des vorigen Spiegels, in Ein- zelheiten abweichend, wahrscheinlich jedoch auf gleichem Original beruhend. Add. 113. Tealco. 290. (CLXXXd) Kephalos und Procris? Gruppe eines Jägers mit Hindin, der nach einer Frau mit Speer und Schild umblickt. Vielleicht im Britt. Mus. Add. 61. M.Z. 291. (CLXXXe) Hippolyt und Phaedra, Spiegel vormals Herrn Degerando gehörig, zuerst herausgegeben von Vermiglioli, dann von Guattani in den memorie incielopediche. Add. 115. M.Z. 292. (CLXXX f) Theseus und Antiope; Misellischer Spiegel aus Monterotondo, nach einem einzelnen Kupferstiche vom Jahr 1789. Vgl. Guatani mon. ined. 1785 Marzo. Add.53. M.Z. 3. Troischer Sagenkreis. 293. (CLXXXaa) Urtheil des Paris, Spiegel aus Chiusi in meiner Samm- lung. Add. 79. M. Z. 294. (CLXXXIV >) Ähnliches Bild bei Schiassi tab. XV. Vgl. oben Nr. 113. Add. 407. 295. (CLXXXIVc) Ähnliches im Mus. Kircher. XII, 2. Add. 414. 296. (CLXXXIVe*) Urtheil des Paris in Campana’s Sammlung 22. Add. 174, 297. (CLXXXIVd) Desgl.; Campana Nr. 24. Add. 176. 298. (CLXXXIVe) Desgl.; Campana Nr. 25. Add. 177. 299. (CLXXXIVf) Desgl.; Campana Nr. 28. Add. 180. 300. (CLXXXIV d) Desgl., roher; Campana Nr. 29. Add. 181. 301. (CLXXXIV A) Desgl.; Campana Nr. 32. Add. 184. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 473 302. (CLXXXIV ;:) Desgl ; Campana Nr. 39. Add. 191. 303. (CLXX\IVA) Desgl.; Campana Nr. 53. Add. 204. 304. (CLXXXIV/) Desgl.; Campana Nr. 75. Add. 308. 305. (CLXXXIVm) Desgl.; zwei stehende Göttinnen zwischen einer dritten sitzenden und dem gleichfalls sitzenden Paris. Ohne Ortsangabe. Add. 386. M. Z. 306. (CLXXXIVn.o) Ähnliches Bild, nur roher, aus Thorwaldsen’s Sammlung (in deren Verzeichnils nicht vorgefunden). Add. 387. M. Z. 307. (CLXXXIVp) Parisurtheil, so benannt bei Müller dese. Thorwaldsen Nr. 165. Add. 363. 308. (CLXXXIVg) Desgl.; Müller n. 166. Add. 364. 309. (CLXXXIVr.s) Desgl.; Müller n. 167. Add. 365. 310. (CLXXXIVi.») Ähnlicher Spiegel aus Cetona. Paris mit Venus sprechend, Juno mit Minerva; vgl. Bull 1842 p. 20. Add. 12". 311. (CLXXXIV x) Parisurtheil, im Louvre, vier Figuren. Add. 439. 312. (CLXXXIVy) Desgl.; vier Figuren, im Louvre. Add. 442. 313. (CLXXX VI”) Urtheil des Paris, Spiegel aus Thorwaldsen’s Sammlung, in deren Verzeichnils jedoch nicht vorgefunden. Die drei Göttinnen (Minerva zwei- felhaft) stehn vor Paris, der einen Zweig zu halten scheint. Add. 446. M.Z. 314. (CLXXXVII®) Urtheil des Paris nach Bellori Pieturae antiquae erypt. Rom. et sepuleri Nas., Appendix Tab. X. Add.58. M.Z. 315. (CLXXXVIL”*) Urtheil des Paris, Spiegel beim Kunsthändler Basseggio zu Rom gezeichnet. Add. 57. M.Z. 316. (CLXXXVILd. e) Urtheil des Paris, dem die drei Göttinnen von Merkur zugeführt werden, wenn anders das Attribut einer Keule mit diesem letzteren ver- einbar ist; Spiegel im Mus. Kirch. 1, 17, 1: Gori 2, 128. Add. 244. M.Z. 317. (CLXXXVIIf) Ähnliches Bild, jedoch roher; Paris ohne Waffe. Aus Thorwaldsen’s Sammlung, in deren Verzeichnils nicht enthalten. Add. 363. 818. (CLXXXVIIg) Verwandte Darstellung, vormals in Thorwaldsen’s Samm- lung. Add. 227. 319. (CGLXXXIX*) Desgl.; Venus empfängt den Schönheitspreis aus Merkur’s Hand in Gestalt eines Eies. Spiegel angeblich aus Aventicum, im Museum zu Lau- sanne, vorher als Dioskuren-Geburt milsverstanden; vgl. Levade diet. geograph. du canton de Vaud 1824 p. 429 ff. Arch. Ztg. II, 334; ib. X, 144; XI, 294. Abh. der antiquarischen Gesellschaft zu Zürich 1844, Bd. VII, 119 fi. Add. 18. M.Z. 320. (CLXXXIX**) Paris, Venus, Victoria mit Inschriften Cudido, Venos, Vi- toria, rit (Pito d.i. Peitho nach Brunn, Paris nach Garucei); im Mus. Campana VII, 62, wo dieser Spiegel laut Brunn’s Mittheilung der Marmorstatue eines Herma- phroditen in die Hand gegeben ist. Vgl. Bull. 59, 98 s. Arch Anz. 59 S. 82”. Add. 465. 321. (CXC1*) Paris und Önone; Spiegel des Collegio Rom., so erklärt von Contucei; vgl. oben 124, nach Contucei Helena. Mus. Kircher. 1, 12, 2. Add. 136. Philos.-histor. Kl. 1859. Ooo 474 GERHARD 322. (CXCVIII*) Venus, Iris und Helena; Spiegel aus Corneto, vormals bei dem Kunsthändler Capranesi zu Rom. Add. 261. M.Z. 323. (CXCVIIL**) Helena, Paris und Menelaos, Spiegel des Herzogs von Luynes mit den Inschriften Elina, Alexsantre, Menle. Vgl. Bull. 1848 p. 36. Arch. Ztg. VI, 331: VII, 214*. Add. 28. 324. (CXCVIlld) Menelaos und Helena einander umarmend, umgeben von Paris, Venus und einem Flügeljüngling; Spiegel im Mus. zu Berlin. Add. 494. M.Z. 325. (CXCIX*) Helene, Hermione, Paris und Venus, Pränestinischer Spiegel des Prinzen Barberini mit den Inschriften Elina Elachsantre, Ermania, Turan. Be- schrieben im Bull. 1859 p. 26. 88. Add. 151. 326. (CC*) Helena, Menelaus und Venus; Spiegel mit eisernem Griff in der Sammlung des Herrn de Meester, der Zeichnung meiner Tafel 200 mit einigen Ab- weichungen entsprechend. Vgl. Arch. Anz. 59 S. 52*. Add. 517. M.Z. 327. (CCV*) Paris Helena und die Dioskuren, Dorow’scher Spiegel im Museum zu Berlin, unterwärts verletzt. Add. 389. M.Z. 328. (CCVI*) Paris und Helena, als Liebespaar von Venus und einem geflü- gelten Jüngling mit Speer umgeben; Inschriftspiegel des Mus. Greg., bei schöner Zeichnung dermalsen zerstört, dafs die Erklärung auch auf Adonis, Peleus oder Ägisth geleitet worden ist. Im oberen Raum ist eine Furie zu bemerken, am Griff eine leierspielende geflügelte Muse mit der Inschrift Mus. Abg. durch Cam- panari und im Mus. Greg. I, 23; vgl. Braun Ann. XXIII tab. L p. 151 s. und Arch. Ztg. 1,156. Add 6. M.Z. 329. (CCIX*) Menelaus, Paris und Helena, Spiegel im Mus. zu Bologna mit den Inschriften Menle, Achmiem (Agamemnon?), Elinei, Elchsntre. Abg. bei Schiassi tab. 2; im Zusammenhang kabirischer Darstellung oben besprochen auf Seite 421 Anm. 60, wie auch Paral. 68. Add. 393. 330. (CCXVII*) Helenas Schmückung durch zwei Frauen, von denen die eine geflügelt; Spiegel der Sammlung Terrosi zu Cetona. Vgl. Brunn Bull. 1859 p. 109. Add. 425. M.Z. 331. (CCXVIII*) Menelaos und noch fünf andere Figuren; unerklärter Präne- stinischer Spiegel im Palast Barberini mit den Inschriften Turan, Menle, Eris, Krisitha, Irisis, Teberum oder Teuthun, vorläufig notirt von Brunn und von Det- lefsen. Vgl. Bull. 59, 38. Arch. Anz. 1860 April. Add. 543. 332. (CCXXI*) Hektor und Ajax im Zweikampf; Spiegel des Britt. Mus. mit Inschriften Ectur und Aifas. Vgl. Braun Bull. 1847 p. 139 und Arch. Ztg. V S. 39*, Add. 21. M. Z. 333. (CCXXIV*), Peleus und Atalante, bei dem Vicomte de Janze, dem Spiegel Mus. Greg. I, 35, 1 entsprechend; von Wieseler Arch. Anz. 1859 S. 120* für echt gehalten. Add. 507. 334. (CCXXVI*) Peleus und Thetis, Spiegel des Museums zu Perugia mit den über die Metallspiegel der Etrusker. II. 475 Inschriften Pele Thetis; abgebildet bei Vermiglioli (La Favola di Peleo e Thetide, Perug. 1846); vgl. Braun Bull. 1846 p. 9. Arch. Ztg. IV, 260. Add. 20. M.Z. 335. (CCXXVI**) Peleus die Thetis umfassend, Spiegel des Collegio Rom. (Mus. Kircher. XI, 1). Caussei Mus. Rom. I. XXVI. Vgl. Biancani p. 78. Add. 420. 336. (CCXXVII*) Achill, Minerva, Thetis; so gedeutete Spiegelzeichnung von unbekannter Herkunft. Add. 62. Tale. M. Z. 337. (CCXXVlle) Achill, Minerva und Lasa; vermuthlich im Britt. Museum. Add. 63. M. Z. 338. (GCXXVllIcc) Achill zwischen zwei sitzenden Göttinnen, Spiegel von un- gewisser Deutung, mit langer vermuthlich auf den Besitzer bezüglicher Inschrift an der Mündung der spiegelnden Seite; aus der früheren Durand’schen Sammlung, von Orioli im Jahre 1837 brieflich erwähnt und vermuthlich im Louvre zu fin- den. Add. 148. 339. (CCXXVIId) Minerva bei Achills Rüstung nebst noch zwei Figuren, am Griff ein Merkurskopf; schöner Spiegel aus Chiusi, beschrieben in Bull. 1836 p- 25. Add. 49. 340. (CCXXVlle) Minerva, Achill und Patroklus, Campana’scher Spiegel Nr. 30. Add. 182. 341. (CCXXVILf) Minerva zwischen zwei Helden, auf deren Schultern sie ihre Hand legt; die Göttin ist beflügelt. Vaticanischer Spiegel bei Inghirami II, 65. Add. 842. 342. (CCXXVII g) Achills Ausrüstung durch Minerva, Thetis und Merkur. Mus. Greg. I, 34, 1. Add.7. 343. (CCXXVIN *a) Achill und Telephus im Zweikampf; Spiegel von unge- wisser Deutung, vermuthlich im Kais. Münzcabinet zu Paris, bekannt durch Caylus (IV, planch. XXVI). Add. 30. M. Z. 344. (CCXXVII*2d) Dasselbe Bild auf einem bei Orbetello gefundenen Spiegel, als Eigenthum der Familie Passerini zu Grosseto bekannt durch Carchidio „me- morie dell’ antico e moderno Telamone” Firenze 1824 und Inghirami II, 82 p: 717. Add. 30. M. Z. 345. (COXXVIII**) Ähnliches Bild mit der fragmentirten Inschrift Ein, ver- muthlich im Britt. Museum. Add. 30. M. Z. 346. (COXX VII d) Ähnlicher Zweikampf, Spiegel des Herrn Bazzichelli zu Vi- terbo. Add. 424 347. (COXXIX*) Zwei Krieger; Spiegel vermuthlich zu Bologna befindlich, unter- wärts verletzt, bei Schiassi tab. 6. Add. 285. M. Z. 348. (CCXXIX) Philoctets Heilung durch Machaon; Spiegel des Mus. zu Bo- logna mit den Inschriften Macha.. und Pheliuthe (nach Vermiglioli) abg. bei Schiassi tab. 6 und Inghir. II, 39. Add. 378. M. Z. 0002 476 GERHARD 349. (COXXX *) Patroclos und Euphorbos; Borgiani’scher Spiegel, in Inghi- rami’scher Zeichnung vorliegend. Add. 384. M. Z. 350. (COXXXII*) Eos und Thetis vor Zeus mit den Inschriften Menrfa, Thesan, Tinia, Thetis; Spiegel im Mus. Greg. I, 31, 1. Vgl. Bull. 1837 p. 73. Add. 8. M. Z. 351. (COXXXII**) Zeus, Eos und Thetis; so gedeuteter Spiegel im Britt. Mus. laut Panofka (Arch. Z. IV, 223). Add. 92. 352. (CCXXXIId) Achill und Memnon im Zweikampf; Spiegel des Kunst- händlers Basseggio zu Rom. Add. 10. M. Z. 353. (CCXXXIIe) Memnons Leichnam von Eos und noch einer Frau getragen; Spiegel ohne Ortsangabe, abg. bei Gori Inse. Etr. I, 16, und in Inghiramischer Zeich- nung. Add. 380. M. Z. 354. (CCXXXILf) Vier Figuren im Gespräch; clusinischer Spiegel mit den In- schriften Capne (C), Astur, Evas, Castra, vorläufig notirt durch Mazzetti. In Evas wird Memnon erkannt von Conestabile Bull. 1859 p. 79 (vgl. ebd. 192). Vgl. Arch. Anz. 1857 S. 71*. Add. 504. 355. (CCXXXII*) Achill und Penthesilea; Voleentischer Inschriftspiegel (von Braun gezeigt) Bull. 1847 p. 159; vermuthlich derselbe, den Panofka (Arch. Ztg. IV, 223) im Britt. Mus. sah. Add. ‚354. 356. (CCXXXIV*) An Sarpedon erinnernd. Campana’scher Spiegel Nr. 6. Ein verwundet gefallener Krieger wird von einem Flügeljüngling unterstützt. Add. 159. 357. (CCXXXVL*) Ajax und Cassandra, Spiegel des Herrn de Wit zu Or- betello. Vgl. Bull. dell’ Inst, 1852 p. 41 (Arch. Ztg. X, 194. Bull. 1852 p. 44). Add. 34. 358. (CCXXXVI**) Ajax und Cassandra, Campana’scher Spiegel Nr. 8. Add. 161.20M-27. 359. (CCXXXVId) Ajax und Cassandra, im Louvre. Add. 438. 360. (CCXXXVII* Klytämnestra’s Tod; Spiegel bei Torre Aleino gefunden, beschrieben von Orioli Bull. 1850 p. 31 ss. Add. 46. 361. (CCXL*) Ulysses und Circe, Spiegel mit den Inschriften Uthste und Cerca undıese Felparun; im Codex Pighianus der Königl. Bibliothek zu Berlin durch Kellermann mir nachgewiesen und demnächst bei Overbek Gallerie XXXII, 15, wie auch in den Annali 52, 208 tab. d’agg. H. abg. Add. 48. M. Z. 362. (LXXIILf) Orion über das Meer schreitend, nach Panofka’s Erklärung (Arch. Ztg. IV, 223); Spiegel des Brittischen Museums, abg. bei Inghir. II, 90. Add. 87. M. Z. [ Vgl. Nr. 400]. 363. (LXXVIII*) Diana, Bacchus, Minerva, Venus; Spiegel aus Major Malers Besitz von Herrn de Witte notirt laut dessen Mittheilung vom 2. Mai 1846, jetzt vermuthlich in der Gallerie zu Karlsruhe. Add. 533. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 477 4. Alltagsleben. a. Männerleben. 364. Discobol, nach einem Abdruck, den Inghirami aus Sieilien erhalten hatte. Add. 88. M. Z. 365. Pferderennen, Spiegel aus Castelvetro; vgl. Bull. 1846 p. 19 und 1841 p- 76. Add. 47a. 366. Rüstung zweier Jünglinge die einen Speer gemeinsam ergreifen, mit einer Ziege; vormals bei dem Kunsthändler Capranesi zu Rom. Vgl. Arch. Zig. 1856 S. 177*. Add. 129. 367. Jüngling auf einer Kline; Casali’scher Spiegel im Jahre 1790 durch einen Kupferstich bekannt gemacht. Add. 104. M. Z. 368. Knabe einen Hund lockend, Spiegel meiner Sammlung. Add. 86. M.Z. 369. Nike einen Jüngling bekränzend; Spiegel mit der Inschrift Muiriu (Ve- riuni) und Tina, ohne Ortsangabe. Vgl. oben Nr. 28. Add. 38*. M.Z. 370. Junger Sieger; zierlicher kleiner Spiegel, vermuthlich im Britt. Museum. Add. 169. M. Z. 371. Zwei Epheben einander gegenüberstehend von strenger Zeichnung; Spiegel in meiner Sammlung. Add. 89. M. Z. 372. Epheben mit ihrem Meister, mit den Inschriften Zus... und /la(?) aus Vulci, bei dem Kunsthändler Basseggio zu Rom gezeichnet. Add. 72. M. Z. 373. Wehrhafter Ephebe vor zwei Frauen; Spiegel im Jahr 44 zu Rom ge- zeichnet. Add. 85*. M. Z. 374. Wehrhafter Ephebe vor einer ältlichen Frau; Campana’scher Spiegel Nr. 31. Add. 183. M. Z. 375. Zwei Jünglinge, davon einer dem andern eine ovale Frucht reicht. Cam- pana Nr. 61. Add. 212. M. Z. b. Frauenleben. 376. Bekränzung einer Frau durch die Siegesgöttin; Spiegel ohne Ortsangabe. Add. 90. M. Z. 377. Begegnung und Liebesgaben; Spiegel des Kunsthändlers Basseggio mit den Inschriften Talitha und Truisce. Ein Jüngling hält einer Frau, die eine mystische Cista hält, ein Deckelgefäls entgegen. Add. 965. M. Z. 378. Frau zwischen zwei Männern; Townley’scher Spiegel strengen Styls im Brittischen Museum, von Inghirami wohl ohne Grund für unächt gehalten. Die gedachte Frau ist mit einem Tutulus bedeckt. Add. 98. M. Z. 379. Frau zwischen Männern; stark verletzter Spiegel ohne Ortsangabe mit den Buchstaben Ta. Add. 70. M. Z. 380. Kitharspielerin zwischen zwei Jünglingen; Spiegel in meiner Sammlung Add. 9a. M. Z. 478 GERHARD 381. Jüngling mit Blume, Mädchen mit Kranz; Spiegel in Thorwaldsen’s Samm- lung Nr. 172. Add. 100. M. Z. 382. Jüngling mit Speer, Mädchen mit Schaale; Spiegel des bairischen Herrn von Palm, mit langer etruskischer Inschrift. Add. 101. M. Z. 383. Hochzeitliche Scene von vier Figuren; Campana’scher Spiegel Nr. 52. Add. 203. 384. Desgleichen. Jüngling mit Speer und Frau mit Apfel, neben jeder Figur eine lange Inschrift nach Orioli; vormals im Besitz Raoul Rochette’s. Add. 345. 385. Liebesgruppe, Campana’scher Spiegel Nr. 23. Ein nackter Jüngling breitet nach einer bekleideten Frau zudringlich die Arme aus. Add. 175. M. Z. 386. Mann, Frau und Kinder; Spiegel in Thorwaldsen’s Sammlung (Müller Nr. 171). Add. 102. M.Z. 387. Mann und Frau zwischen zwei Opferknaben, Spiegel aus Perugia (1822); ohne Angabe des Besitzers. Add. 103. Talco u. Z. 388. Zwei Frauen, die eine lorbeerbekränzt empfängt von der andern eine Blume; Spiegel von strengem Styl vom Cavaliere Manzi in der Grotte Marzi zu Corneto gefunden (1831). Add. 105*. M. Z. 389. Zwei Frauen nach einander laufend; Spiegel der Thorwaldsen’schen Samm- lung Nr. 173. Add. 366. 390. Obscöne Gruppe auf gemeinsamer Kline; Borgiani’scher Spiegel, jetzt im Museum zu Neapel zu suchen. Add. 97. M. Z. 391. Obsceöne Darstellung, Spiegel aus Castelvetro bei Modena; abg. Ann. 1842 p. 74 (Tab. d’agg. H); vgl. Cavedoni im Bull 1846 p. 19, 1842 p. 188. 74. Bull. 1842 p. 67. Add. 47 b. c. Todtendienst. 392. Grabesscene; Spiegel aus Bomarzo in meiner Sammlung. Vor einem Gra- bespfeiler sitzt vorgebückt eine Frau eine Amphora haltend. Add. 111*. M.Z. d. Tbierbilder und Vermischtes. 393. Gorgoneion von Fischen umgeben; Cab. Dur. 1949 (jetzt im Kais. Münz- eabinet). Add. 82. M. Z. 394. Kleines Gorgoneion bei Inghirami II, 37, aus der Bibliothek der Bene- dietiner zu Palermo mit römischer Inschrift. Add. 83. 395. Sitzende Sphinx; vielleicht im Museo Borb. Hippokamp, oben eine Eule; Spiegel ohne Ortsangabe. Add. 107. M.Z. 396. Schlangengeburt aus einem Ei; in meiner Sammlung. Links ein Lorbeerast, in der Mitte ein Storch und ein Thyrsus. Add. 108. M. Z. 397. Fische oben und unten, in meiner Sammlung. Add. 112. M. Z. 398. Sirenen mit Vogelleib und Händen; vielleicht aus Neapel. Add. 68. M. Z. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 479 399. Sirenen mit Vogelleib, in meiner Sammlung. Add. 372. M. Z. 400. (LXXIIIg) Hase und Hündchen, rechts ein Knabe, oben Mond und acht Sterne; Spiegel des Herrn de Meester, von Brunn (Annali 1858 p. 386 ss. zu Mon. dell’ Inst. VI, XXIV, 3) auf Orion gedeutet. Add. 126. [Vgl. Nr. 362]. 401. Springender Pegasus, in meiner Sammlung. Add. 370. M. Z. 402. Pegasus, bei Herrn de Meester. Bull. 1859 p. 67. Add. 481. M.Z. 403. Hippokamp, darüber ein Stern; in meiner Sammlung. Add. 371. M. Z. 404. Zwei Ungethüme, aus Vordertheilen von Panther, Schlangenleibern und Vogelkrallen phantastisch zusammengefügt; zu Berlin im Kunsthandel notirt im Jahre 1859. Add. 505. M. Z. [405. (LX, 4°) Hermes Kriophoros, den Opferwidder auf seinen Schultern tra- gend; Spiegelzeichnung, in Brittischem Privatbesitz im Jahr 1853 von Birch (Arch. Ztg. XI, 384) bemerkt und wie es scheint mit Ausnahme der Inschriften für ächt ge- halten; man liest nämlich am Rande des Petasus EYKPYN, im leeren Raum EAIAAZKOPXA in griechischen, auf etruskischen Spiegeln sonst unerhörten Un- cialen. Ein Spiegel mit gleicher Darstellung und mit der erstgedachten Inschrift ward am 13. April 1860 zu Rom gezeigt und in Folge der Autopsie, die über Fäl- schungen etruskischer Spiegel nicht leicht zu täuschen ist, von Brunn für unecht erkannt. Die Möglichkeit, dafs auf beiden, vielleicht identischen Spiegeln die Zeich- nung alt, oder nach einer alten copirt sei, ist unter solchen Umständen nur schwach unterstützt. Ist die Zeichnung gefälscht, so wird sie, gleich andern bis jetzt sehr handgreiflichen Fälschungen etruskischer Spiegel, nach einem Gefäfsbild copirt sein]. 406. (LXXVII**5) Bacchus, Ariadne und Bacchantin; Spiegel des Herrn de Meester, oben unter Nr. 2205 dem Spiegel Nr. a irrthümlich gleichgesetzt. Eine durch Brunn veranlafste Zeichnung liegt jetzt vor. Add. 484. 407. (XXXV, 6°) Lasa mit Schreibgefäls; in Britt. Museum, abgeb. bei Inghir. II, 44. Add. 547. 408. (XLVI, 2*) Dioskuren; Frangois’scher Spiegel, neuerdings zu Vulei von Brunn notirt, der Zeichnung XLVI, 2 entsprechend. Add. 549. 409. (XLV, 13) Dioskuren mit Pileus und Handgeberde, im Hintergrund eine Säule; ebendaher. Add. 550. 410. (XLIV **) Zwei Lasen; ebendaher. Beide Flügelgestalten sind nackt und sitzend, die eine mit Leier, die andre mit einer Lanze dargestellt. Add. 551. 411. (LXIL*) Merkur, Minerva und noch eine Göttin, die einen thronenden Mann (Zeus?) mit Scepter umfalst; ebendaher. Die Composition erinnert laut Brunn’s Bemerkung an Parisurtheile. Add. 552. 412. (CVIII*) Drei Frauen dem Bad entstiegen; Spiegel der Gallerie Doria, eben- falls laut neuester Mittheilung Brunns vom 31. Mai 1860. Add. 548. 480 GERHARD Hiermit schliefst das Verzeichnils sämmtlicher bisher mir bekannt gewordener und in meinem Werke noch nicht enthaltener Spiegel mit bildlicher Darstellung. Ausgeschlossen davon sind sowohl die Notizen unentdeckter Cisten und Spiegeldeckel als auch diejenigen Spiegel geblieben, deren Existenz ohne genügende Angabe ihres bildlichen Inhalts bezeugt ist, wie solches unter andern für 41 Campana’sche Spiegel (Cataloghi del Museo Campana. Roma 1859 II, 3 Nr. 81 ss.) und für einige 20 unentdeckte pränestinische des Prinzen Bar- berini der Fall ist. Im allgemeinen Verzeichnils meiner Addenda waren jene Gegenstände mit inbegriffen, daher deren Gesammtzahl oben S. 431 Anm. 32 auf überhaupt 541 Stück veranschlagt ward. Zu vollständiger Würdigung jener von mir verzeichneten inedita bleibt übrigens ein museographischer Nachweis erforderlich, den ich hienächst in der Kürze zu geben versuche. Es finden sich nämlich die von mir beschriebenen Originale in den nachstehen- den Orten und Sammlungen vertheilt. I. Iravıen. A. Rom. 1) Im Vatikan (Museum Gregorianum) befinden sich: Nr. 23. 53a 718 72°7060718.282..82%4462.020302042 20522127 2152924 DIA 272. 275. 328. 333. 341. 342. 350; 2) im Museum Kircherianum des Collegio Romano: Nr. 40. 43e. 47. 124. 117*. 155. 193. 213. 234. 274. 281. 295. 316. 321. 335; 3) in der Campana’schen Sammlung, jetzt dem Museo Lateranense einverleibt, Nr. 7. 8. 14. 27. 28. 30. 34. 48. A9a.b.c.d.e. 50. 51a.b.c. 52. 53. 54. 60. 62. 107. 108. 120. 121.140! 192.196. 200: 201. 219. 225. 226.240. 242.267. 270. 280./286. 296-304. 320.7840: 356. 358. 374. 375. 383. 385. Aus 4) römischem Privatbesitz sind Spiegel des Prinzen Barberini (Nr. 325. 331), Prinzen Doria (412) und des Marchese Casali Nr. 199. 292. 367). Durch 5) das archäologische Institut bekannt sind Nr. 111 (Borsezi) 122? 146, Nr. 258 (E. Braun), 197. 211. 243. 251 (4. Brunn), 252 (Detlefsen), 221 (Gonzales); endlich 6) aus dem römischen Kunsthandel diejenigen Spiegel, deren Besitz sich nur auf die Namen Basseggio (Nr. 72. 97? 112. 218. 263e. 315. 352. 372. 377), Carmpanari (Nr. 33. 263?), Capranesi (Nr. 322. 366), Depoletti (Nr. 259) zurückführen lielsen. B. Städte des Kirchenstaats: Corneto (Manzi) Nr. 388; Orvieto (Ravizza) Nr. 57*; Perugia (Museum) Nr. 68* (188). 276. 334. 387; Viterbo Nr. 64; (Bazzichelh) 187. 346; (Ragazzini) 170. Volcentische Funde 407-411. C. Florenz, in der Gallerie: 129. 217. 278. D. Toscanische Städte: Chiusi 143. 161. 262. 339. 354, im Vescovato 206. 214: Cetona 310. 330; Grosseto (Passerini) 198. 344; Orbetello (de Wi) 246. 255. 357, Volterra (Museum) 117**, (Cinci) 102. E. Neapel: in Museo Borb. aus der Sammlung Borgia 125. 349. 390; vgl. auch 32 (aus Kroton) 29. 77. 398. — Vormals beim Kunsthändler Casanova: 93.105. — Aus Sicilien: 364. F. Oberitalien. Im Museum zu Bologna: 55. 257. 329. 348 ist auch die Mehr- zahl der von Schiassi (unten X) publicirten Spiegel zu suchen, in Modena die Spiegel aus Castelvetro: 365. 39. Zu Turin soll der Spiegel Nr. 134 sich befinden. II. FrAnKkREIcH. A. Paris. In der Sammlung des Zouvre befinden sich: Nr. 150. 249. 250. 283. 311. 312. 338. 359; im Kaiserlichen Münzcabinet: 39. 46. 149. 168. 223. 71. 343? 393; im Privatbesitz des Herzog von Zuynes Nr. 36. 63. 209. 268. 323, bei Vicomte de Zanze Nr. 189. 208. Als frühere Sammler sind Degerando (291), Dupre (160. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 481 191), Marquis de la Grange (156), Raoul Rochette (384) erwähnt; von den Durand’schen Sammlungen ward die ältere dem Louvre einverleibt; die Spiegel des durch de Witte’s Ver- zeichnils bekannten Cadinet Durand (Paris 1836: oben Nr. 37. 38. 43**, 46. 67. 76. 80. 127. 149? 168. 271. 323. 393) sind nach de Witte’s „Supplement” ihrer Versteigerung mit Angabe der späteren Besitzer versehn worden; auf den Versteigerungscatalog des Prinzen von Canino (beschrieben von J. de Witte Catalogue d’antiquits trouvees dans l’Etrurie, Paris 1837), für welchen ein ähnlicher Preiscatalog in Art jenes „„Suppl&ment” fehlt, ist in Nr. 31. 39*. 123. 195. 228. 229 verwiesen. B. Von Sammlern anderer französischer Hauptstädte sind der verstorbene Comarmont zu Lyon (131) und Major Oppermann vormals zu Metz (265) erwähnt. III EncLAnD. 1. ım Brittischen Museum Nr. 12. 26. 35. 85. 86*. 89. 113. 114. 130. 135. 169. 207. 216. 239. 263?. 266?,269. 277.285. 290%) 332. 337. 345? 351. 355? 362. 370? 378. — 2. Aufser dem Privatbesitz des Herrn Clarke (44) und Westropp (261) ist auch die Fejervari’sche Sammlung (68) jetzt bei Herrn von Pulszky in London zu suchen; aus dem Kunsthandel wurden 2 Spiegel (221a. 253) des Herrn Boeke erwähnt. IV. DEUTSCHLAND. 1. Berlin. Den etruskischen Spiegeln des Kgl. Museums Nr. 15. 16. 17. 57. 59. 141. 145. 153. 163. 165. 190. 202. 210. 236. 245. 256. 264. 324. 327 ist im Jahre 1859 meine Sammlung hinzugefügt worden; vgl. oben Nr. 1. 3. 11. 18. 25. 43a. AS. 58. 61. 74. 842 91*. 982 99. 106. 109.7145. 133: 456: 1331433159 72437273 288. 293. 368. 371. 379. 392. 396. 397. 399. 401. 403. — Zweitens unedirte Spiegel wurden auch aus den Sammlungen von Dresden (10), Karlsruh (56. 363?) und Wien (116), aus der Äeszner’schen Sammlung zu Hannover (106. 237) und aus der jetzt ver- muthlich zerstreuten des bairischen Herrn von Palm (382), aus der neulich zu Bonn ver- steigerten der Frau Mertens aus Schafhausen zu Bonn (9. 70. 71. 126. 126°) und aus dem Kunsthandel (Nr. 404 Berlin) erwähnt. V. Scnweız: im Museum zu Lausanne Nr. 319. VI. HoLLAnND: im Museum zu Leiden aus der Corazzi’schen Sammlung (66*. 86? 118. 142. 144). VII. DÄNEMARK: in Thorwaldsen’s Sammlung (4. 5. 6. 21. 41. 42. 94. 95. 96. (166). (230). (306). 307. 308. 309. (313). (317). 318. 381. 386. 389); ein von Brönsted gekaufter Durand’scher Spiegel (43**) wird in der Sammlung Königs Christian VIII zu suchen sein. VIII. BELGIEN. Sammlung des Herrn de Meester van Ravestein: 101. 220a. d. 222. 23237. 233. 235. 247. 254. 260. 273. 282. 284. 326. 400. 402 406. IX. RusstanDd. Pizzati’sche Sammlung, vormals zu Florenz: 2. 69. 164. X. Aus KUPFERWERKEN ohne Angabe des Besitzers sind die auf Bellori (314), Schiassi (87. 294, vgl. oben Bologna) und Raoul Rochette (Nr. 4) rückweisenden Spiegel. Der Probe- druck von Tafel XXXIV eines vielleicht unedirt gebliebenen Werks ist für Nr. 68** benutzt. XI. Ohne Ortsangabe sind folgende Nummern: 13. 20. 24. 65. 147. 151. 155. 157. 158. 167. 194. 232. 238. 287. 289. 305. 336. 353. 360. 369. 373. 376. 380. 395 [405]; Inghirami’sche Zeichnungen meines Apparats sind: 22. 73. 88. 91. 104. 110. 117. 128. 132. 152. 394; aus Goris Papieren (79 Penachi} 81. 90. 92. 104 (Buccelli); der Codex Pighianus der Königl. Bibliothek ist Nr. 361 erwähnt. Auf Miglarin’s und Rathgebers Autorität ist für Nr. 2710. und 43* verwiesen worden. Philos. - histor. Kl. 1859. Ppp > 2 19 Geruann über die Metallspiegel der Etrusker. II. Beila ge €. Erklärung der Kupfertafeln. Tafel I. Der wiedererweckte Kabir. 1. Wiedererweckung des Getödteten: Nach Tafel LVII meiner Etr. Spiegel; das vormals mir gehörige Original befindet sich jetzt im K. Museum zu Berlin. 2. Der dritte Kabir von Frauen umtanzt, nach einer unedirten Zeichnung Inghi- rami’s. Vgl. oben Paralipomena 73. 3. Minerva und Venus mit den drei Brüdern; Inschriftspiegel der Pizzati’schen Sammlung, oben erwähnt Paralip. 69. Tafel I. Theogamie des dritten Kabiren. 1. Castor und Pollux mit dem dritten Kabir und der mystischen Braut (Ma- lache); Inschriftspiegel des Herrn de Meester, durch Brunn’s Vermittelung zu Rom gezeichnet. Vgl. Paralip. 101. 2. Verwandte Darstellung. Zwischen kurzbekleideten angelehnten Dioskuren mit phrygischer Mütze steht eine ähnlich bedeckte bekleidete Frau (Malache) und ein unbedeckter nackter Jüngling, vermuthlich der dritte Kabir. Im Cab. Durand 1965 ist dieses Bild auf Paris Helena Tantalos und Ganymedes gedeutet. Nur dafs die beiden ersten Figuren einander zugewandt sind, kommt dieser Deutung zu statten, dagegen der Annahme eines Paris schon die Dioskurentracht entgegen- steht. Vgl. oben Paralip. 80. Tafel II. Liebesgruppe zwischen zwei Dioskuren, ein vermuthlich gleichfalls auf des Kabiren Vermählung mit Malache bezügliches Bild, einem Spiegel der Cinci’schen Sammlung zu Volterra entnommen, der jetzt in Florenz zu suchen ist. Vgl. Paralip. 102. Tafel IV. Wiederkehr und Theogamie des Dioskuren. 1. Wiedersehen der zwei Dioskuren in Gegenwart von Minerva und Venus oder Helena; unedirter Spiegel, dessen Ortsangabe vermilst wird. Vgl. Paral. 152. 2. Verwandtes Bild, strahlenbekränzte nackte Frau (Helena?) mit einer Be- gleiterin, etwa Venus zwischen zwei Dioskuren. Nach Ingh. II, 55. Vgl. Paralip. 65. 3. Liebesgruppe zwischen Venus und einem der Dioskuren; unedirt. Vgl. Paralip. 164. —— HE D— — (Ro a) LI, a ge ler T we Ss 4.3 — ITS Bernd mann en r a er ee . ae u BSURRRe ni. , e 7 4 De Le en a DaN Sr, 5 Rn u IT, z u Zur Dr Mau N u Ba 7 BE Ey TODE TIERE RT SEEREN - i ® u j ns r . vw - I a AR j M s . d N 2 A A „a y u f a R ” F4 ‚Se -. ’ ER i x / “ D 7), 4 - ’ IR 4 x . L * , s f M' 2. IF & .. T P - = ' ’ - © “ \ a - « N ‘ 7 . i ' \ N { 2 Rn ini mx 2 . ‘ us j N y Br j - . - M ? P us mw» s > . a ? u \ } . e i 5 ’ Pu n - u ; [ \ B 2 7,4 “ ’ i 5 Rn . e “ [3 a 2 [7 r . iS “ 4 ? ER | ‚ " u F 5 mM; . P BRUCHSTÜCKE AUS EINEM UNBEKANNTEN GEDICHT VOM ROSENGARTEN VON ii” H. WILHELM GRIMM. [diefe abhandlung follte vom verfaller den 15. december 1859, den tag vor [einem tode, in der akademie vorgelefen werden. ] Ia. Der eine [chilt vil richer vnd habt uch d— — den der andere was FR islobilssceese. _ — Von edelme gelteine fprachiiher. ders —_ [was man dar ane vant wittige Iprach ....... _ sDi weren al vm vnd vmme 0» ist gein im vnge— — geleit uf des [childes rant Ichn rite nimer m — — Walter [prach zu witgen nach rofin in diz — nu nim du einen Ichilt So vechtin andere — — Vnder difen beidin [prach meilter hi — — » Swelchin fo du wilt s_\v muz man ab... — Vor flugich das [prach wittige [prach di mait mı — des mochtich mich [chemen So vechtin abir tzw - — Nemt ir den armen [prach her dyther - — ich wil den richen neme Dytleip von Ityre — — Sich hub ein ziwes vectin o [prank uf..... _ —_ di fchilde g...geclobin Gem ya -- Die (teine gein den vrowen der „werde... _ — hoch in di venlter Itobin Do vurte das einh — — Walter der [tunt ebene von ftyre dytle — — » wittige wart gewunt BIN na a — Ir hende fluc zu [ammene di [chone hiltegunt Was fal des eh — — — Ppp2 484 50 65 65 Ww. ee le; elteeile/efeMehintte w EL DRM ern enee“ Ze enltererläch — — rowen claite — —.nd fin vngemach ——_, = REN. SERRRE — — in.de.dytleip — —flain — —-ach der Styrere — — von dir re clain ei, Hd. [chuldrk la: fluk Grimm: la. ‘ uf dem fatil bogin lak Doch hyu her ym eine wunden da mit [o reit her hin ”Da mit [o reit her dannen das was fin gewin Mit dem felbin flage vil dytleip uf das gras Do claite den von Styre » allız das. a was Dytleip fich des irholte do yuam der gygant „A druk di grozin [tangin vn ho an finer hant » Dytleip von Ityre [prank gein im uf daz gras Er vnder gink im d...angen das fi im vnnutze was Do fluk im eine wunden s der ryle zu beider hant Dietlerp mülte vntwichen vnder eine /ieine want .. fluk den flak [o [winde _— — - —- — ... zubrach Bruchstücke aus einem unbekannten gedicht vom rosengarten. 485 IE »Er Iprach du groze gygant Ich brenge dich zu grabe Mit dem felbin f[chrote Sülc er ym einen [chenkel abe Der ryle multe vallin s do fluk her valte zu Do fprach der von b’ne du richelt al zu vru Dinen nebin Ortin den ich han ir flain ıwSwie lere du in richelt du m... dich selbir clain Dytleip der was müde nider warf er den fchilt Do brachtim ein rofin crenzil ıs di mait cremilt Das lazte her uf fin hovbet Vnd kufte di mait miniclich Nu vechtin abir tzwene ı0 [prach von b’ne her dytherich Wo ist min nebi nodungk vnd der kvnik Günter ich weiz wol [prach der b’ner Hi ilt noch recken mer ısDo quam der margraue nodungk her gevarn Der vurte an fime fchilte den [warzen adeların .. eime wizzen velde 100). she. den halbin lowin Den vurte fin vater der milde dem kan niman gedrowen In einer edelin varve fin decke was gelnitten So quam markgraue nodung gar kvndiclich geritten Der kvnink vurete dri phawe grune lam ein gras In einer brunen varwe » da vm vnd vomme was Eyn rant gellain von golde vnd von edelin fteinen rich Nu han ich eines nebin angelt [prach von b’ne her dytherich ı5 Als han ich mins bruder /prach .... vrowe crimilt Lant beide vwer vechtin ich gibe — ..inen [chilt Mit zwen rofin crenzen «0 Vnd kuffe minen münt Des wil ich beidin gunen vnde blibet ouch gelvnt Do kulte iren broder di ivng kunigin «Vnd margrabin nodungin das was ein gut begin ch. 486 Di kamphbere sint Was solde wir disen wizin ıo So fint fi beide ..int Nu muz man abir vectin (prach di mait miniclich So vechtin abir izwene [prach von b’ne her dytherich 150 we [p’ch ir müter wes ilt das gedacht Das du fo mangin rechin zu morde halt gebrach. Nu wer vil gevuchten ıw duchtes dich genuk Ich clage gote vo himele das ich dich y getruk Was ilt vch here muter [prach ver eremilt 15 Darvmme.......... he..vme vil mangen n— wen [chilt Das ich wolde /chowen wer vrowen dinen kan Davrmme han ich gelamment 0 vil mangen w’den man Diz müz fin (prach walter man rate vorbaz Si müzens bas vorfüchin vor war fo wizzet daz ıs Wer fal mi Eckwarte vechte der Setafte in... W. Gaimm: Ila. Er wil vechtin zvm erftin her mir entpoten hat Herbort von dem ryne ıo Sp’ch der kvne Hagen Her fal mit Eckwarte vechtin das wil ich uch allin lagin So entpot mir heyme her wolte der erlte fin ısDas (e ich vollin g’ne [prach do di konigin Das ilt gut [prach Hagne wie wol ichz vugin wil Das herbort vnde heyme ı Komen czu rechtim czil In dem anderen morgen do in irfchein der tak Er dytherich von b’ne zu finen recken [p°ch ıs Horit alle melle in der kappellen min Vnd bereitet vch zu Iftrite Wer vor dinen wil das crentzelin Do melle wart gelungen » Heyme bereite wart Gewaphint ritterliche hub der fich an di vart kurfit vi kouerture di waren beide glich »sHer reit in den gartin bruchftücke aus einem unbekannten gedicht vom rofengarten. 487 Ib. Nu mochte man fie [cheiden »» mit der kolbin v... — Iprach von burgentrich h° Hagn Vil ftarke flege g — — Das wil ich wol behüte Do sprach der mun— — (prach herzoge Adrian Ich her beriz got in — — Sin [wert Z../f. lo verre du muft din clopph — vnd fch..... groze we.... zo Alfart der iuuge — — — Ym kumt fin herre zu helfe Vragete das vwd — — — nimmer her dytherich IV! queme du uz de — Er en fiet yn nimer mer— machin hin wider — — 2s daz wizzet ficherlich Du kvmest wol in — — Der münich [p°ch mit tzuchtin » nimr uf dinen fchil — ich bin dir noch ein her Ich helfe dir in di ro — Swi Itark fi uwer kolyr [wenne [o du wil — — ich wil mich wol ir wer Di ros vordeckit w — — „Dem aldin wart vil leide ac— hundert oder — bi des gartin want »Do hub sich in dem — — Do wencte fime herrin alreft groz hertze — — meilter hildebrant Der munich Aldry — — Di fchilde fi du fuchtin fine — — — [lege — 2:5 die helde unvortzait Das tet her also lan — Da li geworfin waren > wens in duchte ge— des lachete di mait Do iz in genuk duch— Diz mak nyman [cheide den fchilt her valte— fi ften in fulcher not Vf der kappin hoybe — — Sprach her Dytherich d’iuge er tructe ein mez — — iz en fi ir eines tod »» Mit dem erlten [prin— — Der munich den fchilt uf ructi he in dur das he— — mit tzorne den her truk Alreft do mugete h— — Der helt mit beidin hendin das he di role — — 485 — ch wider wolde »>— .. fin [wert — et [prach der iüge — e vngewert — uch [p°ch mit tzorne — min billich 2:0 — valte di phortin — g her Dyderich — in grozen wage — k heldes lip — uf di phortin :» — nnicliche wip — nen garlin — ziten phlak —s fi di recken — .cht vunde ros »»— in uz dem gartin — ort habe getragin — ch abır — — ..wart —t durch des munches — gellagin > — lin ubir den brüder — lle gelich — noch vngebunden —n b’ne her dytherich —te vnde ymmer »» — rowe cremilt —.ngsten [weimen Grimm: I.b. Der vane ilt an gebunden her brenget uns in not »;Der munich muz von hinnen eder wi legin alle tod Der munich do mit fnelheit vil grimme von ym I[prangk Beide mit eime rucke 0 fechilt vnd (wert he [wank Do I[prach Aldrianes mage wol her wer in rechin wil So wil ich vm in machin ein nuwe iamer I[pil 3 Wolfart der kvne zv dem muniche kaft Mit heller voller ftımme er den b’ner ane rief Horet herre von Berne so waz min vetere ylian gicht Wes er do beginnet ichn kome von im nicht Dartzu [prach der alde meilter hildebrant ss Herre heizet di reckin anlegin ir gewant Wollin fiz in ubele wendin wir wollin fi beltan Ich ftrite [ybentzigen eine >» fo fprach der munich ylfan — ....ein michel rufchen bruchftücke aus einem unbekannten gedicht vom rofengarten. zu beider fit getan Do gink getzogintliche vor den b’ner [tan »Hagene der kvne zu dem bernere [prach Wir vor kylen uf yllan was vns [chadin von im gefchach Dangwart [prach fin brvder » h’re das ilt ouch min wort Das aldryan min vater den tod hat hi bekort Das ilt ein gekorn wille das müze wir alle ien »Hette er gevolget der I[cheide [o en were diz nich geschen Do [prach der von b’ne ir herren horet diz an Hagen unde Dangwart 30 vorkyfen uf yllan Dangwart [prach der junge wir habn uf in verkorn Di dehulthifts vers. .r das wir den vater habn.... 35 --afın ymmer wafın (prach der kvne hagin ER ubir di rofin Philos.-histor. Kl. 1859. 489 Ib. Vnd Sygefrides warte » do diz zym erltin gelch-ch Iz wirt weiz got gerochin [prach der helt dangwart Tzu vnleldin vnd zun [chadin hat fi geltiffet heruart »5Do Iprach ir vater Gebiche vnd ir bruder Gernot Waz lal diz gebrechte dirre man der ilt tot Das ilt war [prach Hagne »0» wir muzen in tot le Wol her man vnd mage di mir wollin bi gelte Di helfin mir nü rechin den liebin vater min ss An diser morderinne wen das müz rechte fin .ıt {ich hi ein [triten [prach der helt wolfart GENE WERT) URTEILS BREN DURRT ctzide mw min [wert wirt nicht gelpart Darzu wwile ich male getzihen vnd hebin mit der hant Nu biftu aber tobinde fprach meifter hildebrant ;Hagne wart bereite vnd hundert finer man Qggq 490 W. Grimm: gink vor Seburge [tan Si [prach zu ir gelpile getruwe vil liebe hertzogin Nu genk zu dime vridel hilf mir der hulde fin Du bift fins herzin vroude [wen her enipfet dinen grüz Vnd din ane blicken »» lo wirt im tzornes buz Nu tv diz durch din ere vnde durch min gebot Irhebt ich hi ein Itriten hi blibet manger tod Du macht wol vor liefin an dem felbin man Ichn han nicht finer hülde keines [chadin ich im gan Si [prach ... [te ich dr. beti »s ich han yn dicke gewert Mir gedankei her von kinde [wes her an mir hat gegert Da was ein michel rulchin vnde ein michel [chal ‚w Beidenthalp di recken bereitin fich ubir al Sygefrid mit den finen waphinte fich zu hant Do [prach zu dem von b’ne 405 a — Horet h’re von b’ne was ich raten wil Ir enfcheidet dis gerulche hi wirt ein bofe Ipil ao Wolfart hat gelprochin er wolle Hagin bi geltan Mit welchin uwern erin weltir im abe gan Ichn laze yn nicht vnderwegin «5 Sprach her dytherich Bindes wart bereite Seburgk di vurltinne rich Getziret minicliche was di mait wol «Wer fi mochte Ichowe der was vroude vol Ir mantel was von golde geworcht in ninive [wer fi ane blicte ”s dem was nach ir mine we Ir hovditgolt vorwiret mit gefte-ne edel vnde clar Des was an ir wunder des nam da manigir war ‚Sus gink mit grozin ezuchen di magit minnzclich Do fprch — — — — — bruchftücke aus einem unbekannten gedicht vom rofengarten. 491 ANMERKUNGEN UND ERGÄNZUNGEN. 1. verflüege ich daz, wiefe ich das zurück; vergl. Wackernagel Bajelrecht f. 33. 14. 1. nemen. 16. gar. 17. die edelfieine, womit die [childe ausgeziert waren, löften fich bei den flöfzen und jprangen in die höhe; vergl. Nibel. 2149, 3. 19. er fiand fest, in ficherer haltung. ir ros [tuonden ebene Nibel. 369. 28. her Dieterich. 29. fprach min vechtin. 30. ungelich. 31. niemer mere. 32. diz lant. 33. andere recken. 34. Hilte- brant. 35. abir vechtin. 36. minniclich. 37. zwene. 40. üf den plän. 41. gein im durch die röfen. 42. werde Schrütän. 43. einhürne. 44. Dietleip. 75. daz da. 82. die [tangen. 98. 2. Ortwin. 101. dü muolt. 107. eine unleferliche zeile: wahrscheinlich war fie aus- geftrichen, da die ftrophe vollftändig ift, auch dem finn nach nichts fehlt. 133. ftatt eines dies mines. 138. ich gibe iu einen. 140. 7. külfet. 147. die untere hälfte der buchftaben ift abgefchnitten. 158. gebrächt. 176. fin guoten rät(?) 179. 1. Herbort, ohnehin ift das angehängte | ungewis. 226. 1. gewäfint. 235. üf in uoc. 236. grimme. 237. münch Ifän. 238. er beriz ifi deutlich. erboerez? in himele. 239. clophen län. 245. fchilt. 246. röfen. 247. du wilt. 248. wären. 249. acht hundert oder mer. 250. dem garten. 251. herzefwer. 252. Aldriäne. 253. grözen flege Iluoc. 254. lange. 255. wen nieder- deutfch für unz; vergl. Sachfenfpiegel f. 395 Homeyer. genuoc. 256. düchte. 257. valte warf. 258. hoybe=hübe. 259. mezzer fcharf. 260. fpringen. 261. herze [tach. 263. die untere hälfte der buchftaben ift abgefchnitten, aber die zeile ift noch lesbar. rölen brach, im rofengarten kämpfte. ebenfo (ö ınuoz man mich im garten die röfen läzen lefen De, 726. 732. 301. auffallend ift mäge der form und bedeutung nach. der fchwache fing. kommt fonft nicht vor und nirgend fieht das wort für fohn. 335. diu [cheide die trennung des kampfes. 343. verkiefen. 344. habn verlorn. 367. Hebit. 369. [6 fagetz mir bezite. 371. in male ift das | unficher. 405. der alte Hiltebrant. 408. uns zwen enf[cheidet niemen wan der bitter töt Rofeng. No. 1525. 416. bindes=indes. 430. zühten. Qgq?2 492 W. Grimm: Vor einigen jahren empfieng ich als ein gütiges gefchenk von herrn C. W. Sack in Braunfchweig zwei von einem bücherdeckel in quart abge- löfte, noch zufammenhängende pergamentblätter (T), die vier feiten, jede mit zwei fpalten enthielten. die fchrift zeigte auf das ende des 13ten oder auf den anfang des vierzehnten jahrhunderts. fie waren an der feite in gerader, unten in fchiefer linie abgefchnitten, an mehreren ftellen zerriffen, durch- löchert oder durch den gebrauch abgefchabt. der bisherige befitzer hatte noch ein anderes, mit einem blatt aus derfelben handfchrift überzogenes buch befeffen, aber es war nach Hildesheim verkauft und von dort auch wie- der in fremde hände gekommen. die pergamentblätter gewährten bruch- ftücke aus einem unbekannten gedicht vom rofengarten, das aufmerkfamkeit verdiente. ich zögerte aber mit der bekanntmachung derfelben, weil ich hoffte, das verfchwundene buch werde wieder zum vorfchein kommen. die hoffnung erfüllte fich, das doppelblatt (II) gelangte in die hände von M. Haupt, der fo freundlich war, es mir zu freier benutzung zu überlaffen. ebenfo zerftört wie das andere war es doch unten in gerader linie abgefchnit- ten, wodurch einiges mehr erhalten ift: immer aber fehlen an jeder fpalte mindeftens vier bis fünf zeilen. Mehrere ftellen konnten nur mit mühe und nach wiederholter betrach- tung herausgebracht werden. bei den verblichenen und abgefchabten that das reagens gute dienfte, doch auch hier kam nicht alles wieder zum vor- fchein. in dem abdruck ift das ganz unleferliche mit puncten bezeichnet, das durchlöcherte oder abgefchnittene mit ftrichen, das nur halbfichtbare und daher ungewilfe mit curfivfchrift. die unterfcheidung der ftrophen ift auf den pergamentblättern roth eingezeichnet, fo auch einige gröfzere an- fangsbuchftaben (35. 111.151): die kleinern anfangsbuchftaben der ten 3ten und 7ten zeile jeder ftrophe find roth durchftrichen. Wir müffen zunächft den inhalt näher betrachten Es ift von zwei fchilden die rede, einem prächtigen, mit edelfteinen befetzten, und einem fchlichten. Walther läfzt feinem gegner Wittich die wahl, und diefer nimmt den prächtigen, nun beginnt zwifchen beiden der kampf oder, wie es fcheint, er erneuert fich, denn vielleicht hatte Wittich den fchild verloren, und Walther läfzt grofzmütig ihn einen aus den feinen bruchflücke aus einem unbekannten gedicht vom rofengarten. 493 wählen. Wittich wird verwundet und die fchöne Hildegunt die nur in die- fer bearbeitung auftritt fehlägt die hände zufammen, wol aus freude über den fieg ihres geliebten. Wittich weigert fich weiter zu kämpfen, und Hilde- brand {pricht ‘fo werden es andere thun‘. von diefem kampfe Walthers uud Wittichs wiffen die anderen darftellungen nichts, wo diefer immer dem Afprian gegenüber fteht (1 — 34). Kriemhilt und Dieterich von Bern, die ihre helden lenken, fordern zwei andere auf fich zum kampf zu ftellen. Dietleip von Steier erhebt fich. er führt das einhorn auf feinem fchild, das ift anderwärts das zeichen Bite- rolfs feines vaters, während ihm ein goldner adler oder in der Viltinafaga ein elfendyr (elephant oder kamel) beigelegt wird ; f. Heldenfage 127.179. gegen ihn kämpft ein riefe: in ABC fteht ihm Walther gegenüber, in D Hartung von Rufzen. wegen des lückenhaften textes ift die befchreibung des kampfes unvollftändig: Dietleip wird zweimal verwundet, erholt fich jedesmal wieder und fchlägt dem riefen einen fchenkel ab, fo dafz er niederfällt und getödtet wird. Dietleip empfängt den preis, den rofenkranz und kufz der Kriemhilt. den namen des riefen erfahren wir nicht, er fteht in einer unleferlichen zeile (42), ohne zweifel aber ift Schrutan gemeint, denn Dieterich fagt zu dem riefen ‘du rächft deinen neffen Ortwin zu frühe‘, den er, der Berner erfchla- gen habe (95— 101), wir wilfen aber aus O dafz Ortwin und Pufolt Schrutans bruderkinder waren; vergl. Heldenf. 249. (35— 108). Dieterich ruft jetzt den markgrafen Nudung und den könig Günther zum kampf. Nudung, den der Berner feinen neffen nennt, führt das fchild- zeichen feines vaters, des milden, womit Rüdeger von Bechelaren gemeint ift. er fcheint alfo deffen ftelle zu vertreten, und man darf fchliefzen dafz Rüdeger fo wenig als Etzel hier erfeheint. Nudung ift Rüdegers fohn, wie in C 1325 und Dd 796, wie er anderwärts Gotelinden kind heifzt. das fchildzeichen ift ein {ichwarzer adler und ein halber löwe in weilzem feld, das dem Rüdeger nirgend beigelegt wird, aber in einigen fpätern gedichten führt Dieterich einen löwen und adler im fehild (Heldenfag. 143), und dies zei- chen fcheint feinem gefchlecht eigenthümlich gewefen zu fein, da es Ermen- reich dem Heime verleiht (Dieterichs drachenkampfe 654). in unferm ge- dicht wird es wahrfcheinlich dem Nudung nur deshalb zugetheilt, weil er ein verwandter des Berners fein foll (133). davon weifz die diehtung fonft nichts, aber man könnte hierher ziehen dafz nach der Viltinafaga Gudelinde 494 W. Grimm: die erfte frau Thidreks war, vergl. Heldenf. 180. überhaupt erfcheint er als kämpfer im rofengarten befremdlich, da er nach C und D fchon längft von Wittich erfchlagen war, der nicht eher kämpfen will, als bis fich Rüdeger deshalb mit ihm verföhnt hat; vergl. Heldenf. 101. Nudungs gegner, könig Günther, führt drei pfauen im fechild, hier allein; andere zeichen find in der Heldenfage 129 nachgewiefen. wie Dieterich um feinen neffen, fo ift Kriem- hilt um ihren bruder beforgt, und der kampf unterbleibt, indem die königin beiden den preis ertheilt (109— 150). Abermals fordern Kriemhilt und Dieterich zwei helden zum kampfe auf. die mutter der Kriemhilt (genannt wird fie nicht) die in den andern gedichten vom Rofengarten nicht erfcheint, jammert über die mordluft ihrer tochter und beklagt dafs fie fie zur welt gebracht habe. Kriemhilt erwidert fie habe fehen wollen wer frauen dienen könne und deshalb fo viele her- liche männer zufammen gebracht. Walther billigt das und fragt wer mit Eckewart kämpfen folle. Hagen nennt den Herbort von dem Rhein, in D (185. 1067, 1535. 1560), fagt aber dafz Heime der erfte fein wolle. Kriem- hilt willigt ein. am andern morgen gebietet Dieterich feinen helden zuvor meffe in feiner capelle zu hören. darnach reitet Heime wolbewaffnet in den garten. den ausgang des kampfes erfährt man nicht, weil hier das’ perga- mentblatt abgefchnitten ift (131 — 205). Hagen von Burgundreich (fo heifzt er hier, nicht von Tronje, doch die fage kennt ihn als verwandten der burgundifchen könige) fpricht man folle fie beide feheiden. wahrfcheinlich waren im vorhergehenden Aldrian und der mönch Ilfan als kämpfer beftimmt, und Hagen, beforgt für Aldrian wünfcht dafs fie getrennt werden. Aldrian ift als Hagens vater, wie er auch hier (331) bezeichnet ift, bekannt (Heldenf. 86. 88. Rofeng. D 173), tritt aber fonft nirgend auf, und es fcheint, wo von ihm die rede ift, dafz er nicht mehr am leben fei. herzog Aldrian verlangt aber zu kämpfen, dem mönch werde Dieterich, fein herr, nicht zu hilfe kommen und ihn nicht wieder fehen. Ilfan erwiedert er werde fich fein erwehren. dem alten Hildebrand an der gartenwand wird angft und er winkt feinem herrn, wol um ihn auf die gefahr aufmerkfam zu machen. jetzt fuchen die helden ihre fchilde, und Kriemhilt lacht als fie gewafent find. Dieterich fpricht ‘die zwei kann nie- mand fcheiden, einer wird fterben‘. zornig erhebt der mönch feinen fchild und Aldrian gibt ihm mit einem kolben harte fchläge. ‘bei gott im himmel’ bruchftücke aus einem unbekannten gedicht vom rofengarten. 495 (das wird wohl der finn der zeile 238 fein), fpricht der mönch ‘du follft dein klopfen laffen‘. der junge Alfart, der auch in D unter den Wülfingen er- fcheint, tritt hier (240) auf, er will dem Ilfan beiftehen; feine worte find wegen des zerftückten textes unverftändlich, der mönch verfetzt dem Aldrian harte fchläge, bis er endlich den fchild über das haupt hebt und ihn durch das herz flicht. jetzt thut es Hagen leid dafs Aldrian die rofen im garten brach (206 — 263). Was nun folgt ift wegen der lückenhaften fpalte nicht zu enträthfeln. wahrfcheinlich klagt Alfart über die ftreitluftige haltung des mönchs der, wie es fcheint, mit den zu Worms verfammelten recken einen allgemeinen kampf beginnen will. auf ihn geht es wol, wenn es (292) heifzt der van ift an gebunden, denn das ift das zeichen der kampfbereitfchaft (Nibel. 193, 1). “er mufs von hinnen‘, (es ift auch wol Alfart der fpricht) ‘oder wir liegen alle todt'. der zornige mönch fchwingt fchild und fchwert. Hagen fagt ‘herbei, wer meinen vater rächen will! ein neues Jjammerfpiel foll anheben. Wolt- hart blickt den mönch an und ruft mit lauter ftimme ‘herr von Bern hört was mein vetter Ilfan fpricht! was er auch beginnt, ich werde ihm beifte- hen‘. Hildebrant fpricht zu feinem herrn er möge feine recken fich waffnen laffen. Ilfan ‘wollen fies zum verderben wenden, ich ftreite allein mit fie- benzigen. (264— 321). Hierauf fehlt ein blatt, in welchem wahrfcheinlich gefagt war dafz man den kawpf gegen den mönch verhindert habe. Hagen nemlich und Dankwart fein bruder kommen zu Dieterich und erklären ihm dafz fie dem mönch Ilfan den todt ihres vaters verzeihen: es wäre nicht fo weit gekom- men, wenn Aldrian die fcheidung des kampfes zugelaffen hätte. Dieterich verkündigt das den feinigen. Dankwart ift als bruder des Hagen aus den Nibelungen bekannt, erfcheint aber nicht in den andern darftellungen des Rofengartens. (322—366). Hagen fchreit weh über Kriemhilt die das verderben angeftiftet hat und Dankwart fagt es werde ihr vergolten werden. ‘wozu das gefchrei?’ erwidern Gibich und Gernot, ‘der mann ift todt!” ‘das ift wahr, wir müffen ihn todt fehen' fpricht Hagen und ruft die feinigen auf, die den tod feines vaters an Kriemhilt, der mörderin, rächen wollen. aber auch Wolfhart will theil nehmen und fein fchwert Mäle ziehen. dies fchwert wird ihm hier allein beigelegt, doch führt im Ruther (4153) ein anderer ein fchwert das 496 W. Gkiımm: Mäl heifzt. Hagen ift mit hundert mannen bereit (367— 376). befremd- lich ift dafs ein Wölfing und ein rheinifcher held fich einigen, die fonft nur als feinde auftreten, und deshalb merkenswert dafs im rofengarten D etwas ähnliches von ihnen berichtet wird. als nemlich die zweikämpfe im garten beendigt find, klagt Hagen über die wunden die ihm Wolfart gefchlagen hat, Dö fprach Wolfhart mir ift leide gefchehen, einer [teten friund/chaft foltü mir verjehen.. ‘gerne /prach dö Hagene, ‘diu fchulde ift nicht din den mort hät gebriuwen Kriemhilt diu künegin 2347 — 50. In der lücke ward wol erzählt dafs fich Kriemhilt bemühte den kampf beizulegen, den Hagen beginnen wollte. fie ift es wol, welche fich zu einer herzogin Seburg begibt. diefe ift fonft nicht bekannt, foheint aber im dienft der Kriemhilt zu ftiehen, da fie befehle von ihr erhält. die königin fagt zu ihr ‘geh zu deinem geliebten‘, womit ohne zweifel Hagen gemeint ift, “und mache dafz er feine feindfchaft gegen mich aufgibt. du bift feines herzens freude: wenn du ihn grüfzeft und anblickft, fo fehwindet fein zorn. kommt es zum kampf, fo wird mancher den todt davon haben und auch du kannft deinen geliebten verlieren. er ift feindlich gegen mich gefinnt, aber ich will nicht feinen fehaden. die herzogin erwidert 'von kindheit an ift er mir dankbar dafs ich feine wünfche erfüllt habe. man hört grofzen lärm, da fich von beiden feiten die recken zum kampf rüften. Siegfried waffnet fich mit den feinen. Hildebrant fpricht zu feinem herrn “wo ihr nicht diefe kampfluft füllet, fo kommt es zu einem böfen fpiel. Wolfhart hat ver- fprochen dem Hagen beizuftehen, es wäre gegen eure ehre, wenn ihr zurück bleiben wolltet’. “ich laffe ihn nicht im füch’ erwidert Dieterich. indes ward die fürftiin Seburg herlich gefehmückt: wer fie erblickte der freute fich und fehnte fich nach ihrer minne; ihr goldener mantel war in Ninive gewirkt, ihr goldenes kopfband mit edelfteinen befetzt. fo ging fie mit würde dahin (377—432). koftbare frauenkleider von pfell von Ninnive werden im Parzival (235, 11) erwähnt, ein vane üz Ninive im Dietleip (7465). So weit weit reichen die bruchftücke. Sie befchreiben nur fünf zweikämpfe, fo dafs noch fieben zurück find. alfo von dem was voran geht, von der einladung der Kriemhilt, der fendung ihrer boten, dem befuch Hil- debrants bei Ilfan, der fahrt Siegeftabs zu Dietleip, des zugs Dieterichs von Bern nach Worms erfahren wir nichts, ebenfo nichts von dem ausgang des Bruchftücke aus einem unbekannten gedicht vom rofengarten. 497 liedes, von der rückkehr des mönchs nach dem klofter. vielleicht war der inhalt auch hier verfchieden, die darftellung gewis. Etzel, die Hünen und Rüdiger von Bechelaren fcheinen nicht eingemifcht wie in D und C. auf der rheinifchen feite zeigen fich Kriemhilt, Siegfried, Gibich, Günther, Gernot, Hagen, Walther, und, wie man mit ficherhait annehmen kann, Schrutan (42); diefe auch in ABCD. ferner Herbort vom Rheine der nur in D be- kannt ift. dann aber mehrere die in den andern darftellungen nicht erfchei- nen, herzog Aldrian, Hagens vater (209. 252. 301. 331), Dankwart, Hagens bruder (329. 339. 341. 352), die mutter der Kriemhilt (155), Hiltegund, Walthers geliebte (22), und eine herzogin Seburg, Hagens geliebte (377), die nirgends fonft bekannt ift. gegenüber ftehen Dieterich von Bern, der alte Hildebrant, der mönch Ilfan, Wolfhart, Eckewart, Heime, Wittich, wie in ABCD. Alfart der junge, ein Wölfing erfcheint fonft nur noch in D (205. 225. 227) E, Nudung, Dieterichs verwandter, allein hier, (111.125. 145). die zweikämpfe werden nicht von Gibich und Hildebrant voraus ver- abredet, fondern Dieterich und Kriemhilt rufen jedesmal ihre helden auf, die zum kampfe kommen follen. die reihenfolge weicht von den übrigen, die ich in der einleitung zu C f. XL. XLI zufammengeftellt habe, völlig ab, und andere ftehen fich gegenüber, Walther und Wittich, Schrutan und Diet- leip, Günther und Nudung, Herbort und Heime, Aldrian und Ilfan. das dramatifche gedicht aus dem 16ten jahrhundert (Haupts zeitfchrift 11, 243 — 252), wo ganz unbekannte neben den bekannten auftreten, braucht hier überall nicht berückfichtigt zu werden. Die fprache in den bruchftücken ift fehlecht, aber nicht ungebildet; fie neigt fich zum mitteldeutfehen. die erzählung entfpricht dem einfachen ftil des volksepos und liebt die wechfelrede. man begegnet keinen unbe- holfenen worten oder rohen ausdrücken, wie fie fich in den auffaffungen des 15ten Jahrhunderts zwifchen den beffern oft eingedrängt haben. der kampf- luftige mönch fagt "ich will mit hebenzig ftreiten’ 319, d. h. ‘mit der ganzen welt. in Ac mit ungefchickter übertreibung ich will fechzig taufend allein beftehn (24°, 10). Wolfhart will der königin einen backenfchlag geben (Aa 31, 33, Ac 821), und Kriemhilt fchlägt fich felbft mit der fauft auf den mund (Aa 65°, 11. Ac 1559). die ftrophen find mit ficherheit aus einander gehal- ten, während fie dort zwar noch durchblicken, aber fchon wegen der einge- mifchten zufätze nicht mehr reinlich fich abfcheiden lafzen; auch ift eine Philos. - histor. Kl. 1859. Rrr 498 W. Gximm: dritte reimzeile zuweilen angehängt. die zahl der hebungen hier noch der regel gemäfz, die metrifchen gefetze der fenkungen find in geltung, und einige verftöfze dagegen würden fich leicht entfernen laffen. dort find diefe gefetze vergeffen, und haben fich nur da erhalten, wo das verderbnis nicht eingedrungen ift. der regelmälsig ftumpfe reim, etwa Zac: /prach (192) ausgenommen, ift in den bruchftücken noch rein, der binnenreim noch un- zuläffig, die cäfur immer klingend, denn underwegen (414) mulz dafür ge- halten werden, wie im mitteldeutfehen fchon früher folche zweifilbige wörter mit kurzem wurzelvocal dafür gelten. dort ift der reim gleichmäfzig ver- wildert: ich will beifpiele anführen darunter auch folche in welchen freihei- ten gebraucht find, anderwärts wol vorkommen, doch nicht in unfern bruch- ftücken. Aa bewarn: geborn 4",5. höch geborn: erkorn. höch geborn: gebären 6", 16-19. meit: guot 6", 5. dö (für da): frö 21, 13. geben: de- gen 33’, 10. 42°, 1. Dietleip: kintheit 47°, 10. klingend, wunden: munde 9,2. ziten: [chriten 47°, 14. flunden: begunde 67°, 2. binnenreim, genie- zen: verliefen 76, 2. der reim ift ganz verfchwunden 37°, 7.8., 47°, 2-9. 62, 10. Ac (die vordem weigelfche, jetzt Berliner handfchrift) frö: dö (für dä) 700. zit: befchiht 893. Gunther: erwern 1240. Gunther: dar 1288. huop: wuot 1036. fluogen: flugen A477. orden: geborn 1617. derfelbe reim unmittelbar wiederholt niht: wiht 1025-28. derfelbe reim fiebenmal hintereinander 1564-1570. AP» und B kommen als abfichtliche umarbei- tungen hier nicht in betracht. C frum: magetuom 301. frö: Ilfö (Statt Ilfan) 527. was: faz 719. naz: was 1343. leben: erwegen 857. 1021. degen: geben 1111. barn: erkorn 1420. klagen: haben 1706. gehaben: geflagen 1753. flugen: fluben 1844. begraben: verklagen 1898. klingend ere: fpere 3. grüene: küene 1253. beitete: bereitete 1445. rührend mit glei- cher bedeutung min: min 570. daz ftet dir wol an: daz ftet dir wol an 1039. künegin: fin. kimegin: fin 1098. unmittelbar auf einander folgend bekant: Pravant. vant: Pravant. Pravant: genant 115-119. meit: treit. leit: meit. unverzeit: mannheit 433-438. verzeit: feit: unverzeit: gefeit 1554. beftän: man. lobefan: man. gän: Strutan. man: beflän 1237-1243. Rin: fin: Rin: din 1914. DD” göt (für gät): Gernöt 96. ftän: crön 222. erböt: ftöt (für Stät) 255. vor: klär 993. jagen: haben 200. tagen: haben 1285. laden: tragen 1739. degen: geben 2163. 2411. loben: gezogen 461. bin: fin 339. Sluz: kus 421. was: faz 527. gras: naz 889. guot: truoc 945. guot: bruchftücke aus einem unbekannten gedicht vom rofengarten. 499 Jluoe 1233. guot: genuoe 1611. fluoc: huop 1037. überzogen: vogel 551. kint: nimt 729. heilt (für helt): geteilt 771. 2363. wefen: erwegen 929. Jel: alt 1033. enpfelhen: geben 1749. Niderlant: arman 2223. getan: lane 1227. wart: fcharf 2249. rinc: Gobelint 2387. klingend meren: he- ren 13. hoeren: teren 1661. leeren: geheren 1719. zerhiegent: vielent 1991. rührend mit gleicher bedeutung fin: fin 51. leben: leben 1255. dich dich 1531. De (die Pommersfelder von Bartfch herausgegebene hand- fehrift) kint: Kerline 65. degen: leben 175. degen: gegeben 451. min: hie 587. her: [wer 591. Walther: wer 625. bevalch: man 677. gewant: dranc 763. guot: fluoe 773. 309. hant: irklanc 798. fprach: zehant 882. unmittelbar auf einander folgend man: kan 663-666. rührend mit gleicher bedeutung breit: breit 9. fchiet: [ehiet 453. Dd (die vordem meufebachi- fche jetzt Berliner handfchrift, abgedruckt in Haupts zeitfchrift 11, 536 - 961) flac: grap 9. loben: gezogen 53. vogel: loben 123. graben: tragen 154. degen: leben 358. 799. leben: erwegen 563. degen: gegeben 6%. 778. dagen: haben 862. erwegen: geben 911. was: fäzen 117. überzo- gen: vogel 140. heon: ruom 146.186. Jampt: lant 239. gewant: fampt 416. Ilfan: vant 256. irebet: eben 314. zorneclich: lip 326. nel: fpil 332. undertän: lobefam 364. heilt (helt): geteilt 377. man: gewant 432. wefen: erwegen 531. hän: zwär 551. fluoc: huop 585. fprach: erkant 599. Herbort: gevorht 630. ir: fchier 831. überwant: klanc 841. zit: zorneclich 885. erzouget: gebot 917. klingend beftröuwet: gefröuwet 174. Rüedegere: maere 403. 567. rührend mit gleicher bedeutung an: an 253. zal: zal 278. dreifacher reim hant: pfant: hant 250-252. genant: Riu- zenlant:‘Egerlant' 617-619. ohne reim fteht 835. Das ältefte zeugnis von dem dafein des Rofengartens gewährt Ottacker von Horneck der um das jahr 1295 fchrieb. wir find alfo nicht berechtigt das gedicht weiter als in die zweite hälfte des dreizehnten Jahrhunderts zu fetzen. hätten fich gute pergamenthandfchriften von A und D erhalten, fo würde fich inhalt und fprache in ähnlicher reinheit zeigen wie in den bruch- ftücken. abgefehen von der eingetretenen verderbnis halte ich A für die ältefte auffaffung, weil fie die einfachfte ift und weil der grundgedanke Siegfried und Dieterich gegenüber zu ftellen und diefen zu verherlichen darin am beftimmteften ausgedrückt ift: dann auch, weil die einzelnen kämpfe nach der regel der volksdichtung geordnet find, worüber die einleitung zu Rre2 500 W. Grimm: druchftücke aus einem unbekannten gedicht etc. C f. LXXII nachzufehen ift. die einmifchung Eitzels in D und C ift ftörend, neben ihm erfcheint Dieterich nicht mehr als der mittelpunct, als der held des gedichts, was er doch fein foll, vielmehr in abhängigkeit von ihm, wie in der Dietleipsage. Rüdeger mufte gleichfalls hineingezogen werden, weil fonft kein namhafter hünifcher kämpfer in dem rofengarten aufgetreten wäre. Nudung vertritt feine ftelle, aber nicht als fein fohn, fondern als ein ver- wandter Dieterichs, weil er hier zu deffen recken gehören mufz. die be- fchreibung der einzelnen kämpfe weicht völlig ab und die bruchftücke haben nicht eine zeile mit AC und D gemeinfchaftlich, während fich in diefen, wie abweichend fie unter fich find, folcher nicht wenige finden. dort find die berufungen auf ein buch oder auf die mündliche überlieferung häufig, feh- len aber hier. Unfere bruchftücke (F) fetzen, wie ich glaube, nicht blofz A fondern auch D voraus, denn daher kann nur Herbort vom Rhein und Alfart genom- men fein, die bei den übrigen (nur Herbot in E, ohne zweifel aus D) nicht erfcheinen. erweitert wird der inhalt des liedes durch die einmifchung eines allgemeinen kampfes zwifchen den rheinifchen und Berner helden, den Ha- gen anftiftet. er will rache nehmen wegen des todes feines vaters den er doch dem mönch verziehen hat, und wirft die fchuld auf die mordluft der Kriemhilt. deshalb fordert er die rheinischen helden auf (302) und kommt mit hundert feiner mannen. der gedanke ift nicht glücklich, da nach der anlage des gedichts die oberherfchaft Gibichs oder Dieterichs nur durch zweikämpfe foll entfchieden werden. veranlaffung gab wol der umftand, dafz in A und D Dieterich und Etzel bei dem zug nach Worms von einem grofzen heer begleitet werden, das fich aber nicht einmifcht. vielleicht fetzte man in den bruchftücken voraus, das gefolge der helden fei in dem rofengar- ten zugegen gewefen und aufgefordert worden an dem kampf theil zu nehmen. In den hier befprochenen gedichten liegt ein beifpiel vor von den be- beftändigen umwandlungen und dem herabfinken der volksdichtung:: innerer gehalt und äufzere form fchwinden gleichmäfzig mit der achtung vor der überlieferung. ein ähnliches gefchick zeigt fich in dem lied von Siegfrieds jugend wie in den bearbeitungen des Nibelungenlieds, von welchen Weigand (Haupts zeitfchrift 10, 142-146) und Holzmann (Pfeifers Germania 4, 315- 337) nachricht gegeben haben. NN Syftematilche Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms, aufgeftellt und erläutert von H" BUSCHMANN. [Dritte Abtheilung des Apache.] mnnannnannNnaan [Gelefen in der Akademie der Wiflenfchaften am 17 Februar 1859.] I. $ 108. I. meiner vor einigen Jahren erfchienenen athapaskifchen Arbeit habe ich, früher bekanntes verbindend und durch Entdeckungen er- weiternd, einen Sprachftamm von grofsartigen Dimenfionen im nördlichen Amerika dargeboten: den dritten zu zweien bis dahin ausführlich bearbeite- ten: nämlich 1) dem vielgliedrigen algonkinfchen oder Delaware -Sprach- ftamm (Lenni Lenape) und 2) dem grofsen Eskimo-Idiom; der wichtige irokefifche Stamm und der Sioux- oder Dacotah- Stamm find von geringe- rem Umfange; ein fernerer bedeutender Sprachftamm ift mein fonorifches Idiom, mit einem aztekifchen Beftandtheil: der Schatten des berühmten Volksftammes der Azteken oder Nahuatlaken. — Alles übrige Sprachwefen in der nördlichen Hälfte des Welttheils vereinzelt fich oder bildet kleine Gruppen. Das Zufammenhalten fo vieler Sprachen und die Stammverwandt- fchaft fo vieler, über ungeheure Landftrecken nach verfchiedenen Richtun- gen verbreiteter Völker, als es die von uns mit dem felbftgewählten Namen der Athapasken oder athapaskifchen find, ift: bei der ungeheuren Zer- ftreuung und Vereinzelung, welche der gewöhnliche, für die tieferen Zwecke der Sprachforfchung fo troftlofe Typus alles Völker- und Sprachwefens in dem grofsen neuen Welttheil find; eine erftaunende Thatfache. Es war nicht zu hoffen, dafs nach den Vereinigungen von Sprachftämmen und Sprach- familien, welche der verdienftvolle Gallatin in feiner wichtigen Arbeit der synopsis of the Indian tribes of North America in Wortverzeichniffen dargeftellt hatte, es gelingen würde in der nördlichen Hälfte des Erdtheils eine Maffe, viel weniger eine fo zahlreiche Maffe verwandter Völker und Sprachen zufammenzufinden, und daraus einen neuen, feinem Gebiets - Um- 502 Buscumann: Syftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. fange nach wohl den gröfsten Sprach- und Völkerftamm deffelben, zu bilden. Die athapaskifchen Völker, freilich gering an Seelenzahl, füllen, ihre andren Gebiete ungerechnet, das Innere des ungeheuren Ländergebiets des briti- fchen Nordamerika’s beinahe ausfchliefslich. Der genannte grofse amerika- nifche Sprachforfcher hat den Stamm felbft gebildet und benannt, er hat die Nachrichten und Urtheile über die Zugehörigkeit einer Menge von Gliedern zulammengeftellt und feinen Haupt-Schauplatz, das Innere des britifchen Nordamerika’s, beleuchtet. Aber er that nicht den Schritt ihn fo weit aus- zudehnen, als er konnte, indem er die Kinai-Sprachen für fich liefs; er hat in feiner Worttafel ihn nur in 2 Gliedern (Tacullies und Cheppeyans, im Anhange in einem 3ten, den Sussees) vorgeführt; nur von diefen und dem Xinai, 4 Gliedern, befafs er Sprachftoff: die Urtheile über die Ver- wandifchaft der andren liefsen fich damahls noch nicht begründen, aber er fah den Stoff dazu zuwachfen; doch die neue Ausdehnung des Sprachftam- mes im Süden durch mächtige Belege hat er nicht erlebt. $ 109. Ich trat in jener meiner Arbeit mit dem athapaskifchen Sprach- ftamm im bedeutenden Umfange: vergröfsert durch den kühnen Anfchlufs der Xinai-Sprachen, durch 2 Hauptfprachen bei Richardson aus dem hohen Norden (Dogrib und Kutchin), durch die im Süden von der U. $t. explo- ring expedition aufgefundenen 3 Glieder am Meeresftrande und im Küften- lande des nördlichen und füdlichen Oregons (an der Spitze ihrer Worttafel nur noch mit Tahkali zulammen den Sprachftamm vertretend) und durch 2 noch füdlichere Glieder aus dem Norden Mexico’s, durch meinen eignen Entfchlufs angereiht; auf. Ich trat auf mit dem ganzen mir bekannt geword- nen, durch die Kinai-Sprachen, die erfolgreiche U. St. exploring expe- dition, und die Verdienfte Sir John Richardson's und Simpson's gegen den kleinen Anfang Gallatin’s fo fehr vermehrten Material: mit dem Material von 15-16 Sprachen, in eigner, der leichten Zugänglichkeit und der Ver- gleichung alles vergleichbaren gewidmeten Bearbeitung; in grofsen und ab- geftuft kleineren Worttafeln. $ 110. Diefe Worttafeln waren aber von jener einfachen Art, in der jede Sprache eine gewiffe Stelle haben mufs, um die Ausdrücke, welche eine beftimmte für einen Begriff hat, leicht auffinden zu können; die Ver- wandtfchaft der Sprachen in den Wörtern oder ihr Mangel mufste aus der Überficht felbft erhellen: ich hatte fie nicht einzeln behandeln, nur durch I, 110. Worttafel der athapask. Abh., Unvollkommenh. diefer Weife. 503 beigefetzte Beziehungen und Erläuterungen unterftützen können. Es ift diefelbe Weife, in welcher die grofse Worttafel des malayifchen Sprachftam- mes, d.h. der malayifchen und polynefifchen Sprachen, von Wilhelm von Humboldt im 2ten Bande feiner Kawi-Sprache gehalten ift. In derfelben Weife: ja noch einfacher, ohne diefe vergleichenden Beziehungen, rein ma- teriell, hat uns Gallatin feine Maffe der Sprachen Nordamerika’s übergeben; auf diefem Standpunkte fteht fie. Diefe materielle oder mechanifche Auf- ftellung des Wortftoffs verwandter Sprachen unterliegt dem Vorwurf, dafs fie den Beweis ihrer Verwandtfchaft und die Verhältniffe der einzelnen Glie- der gegen einander in ihrer Zu- oder Abneigung, ja Fremdheit, nur ftumm liefert; dafs fie felbft nichts dazu thut, fondern die Ziehung der Refultate dem Lefer überläfst; es fpricht alles diefes aus der von von ihr gefchaffenen Form, aber das einzelne und die Verhältniffe können nur durch Arbeit grup- pirt und gewonnen werden. Ich habe in jener meiner Schrift auf der einen Seite auch nichts weiter gewollt als den Reichthum der athapaskifchen Sprachmaffe in diefer, die Refultate aus fich reden laffenden Ordnung dar- zubieten; indem ich aber auch die grofsartigen Refultate der Vereinigung eindringlich und in ihrem Abbruch wahr hervorheben wollte, babe ich doch mehr gethan: ich habe, aufser jenen vielen zwifchen den Wörtern in der Ta- fel unterhaltenen Beziehungen, die Ergebniffe der Vergleichung, die günfti- gen wie die ungünftigen, und die Verhältniffe der Sprachen allgemein und vielfach auch fpeciell angegeben und dargelegt. Doch war es mir wohl be- wufst, dafs ich mit der Form meiner athapaskifchen Worttafeln nur auf der erften und einer unvollkommenen Stufe ftand; dafs der Vorwurf blieb, ich laffe diefe Form über alles, was erfolgreiches und wichtiges, befonders für den Beweis der allgemeinen Verwandtfchaft, aus ihr hervorgehn foll, nur aus lich fprechen und bleibe es felbft fchuldig. Wenn derjenige, der es fich zum Gefchäft macht eine Maffe von Sprachen mit dem Zwecke ihrer verwandt- fehaftlichen Vereinigung, ihrer Gliederung und ihren bis zur Fremdheit hin- ausgehenden Verhältniffen darzubieten, diefe fpecielle Arbeit nicht felbft macht: welche die grofsen Refultate erfafst und die befondern Verhältniffe beftimmt; welche den Stoff in Gruppen zufammenzieht, in verfchiedene Rückfichten ordnet und alles einzelne würdigt: wer foll es fonft thun? Diefs ift ein Vorwurf, welchen ich ftets im Angefichte der grofsen Sprachtafel Gal- 504 Buscnmann: /yflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. latin’s erhoben habe; nicht indem ich fie tadeln wollte, fondern nur dar- auf hindeutend, dafs der Gegenftänd nachher auf diefer Stufe ftehn ge- blieben ift. $ 111. Mit dem Entfchluffe meinen Gegenftand, nachdem ich feinen Vorrath gewonnen und ordentlich aufgeftellt, auf eine höhere Stufe zu erhe- ben, legte ich der Akademie am 22 Januar 1857, als einen Anhang zu mei- ner Abhandlung über die Völker und Sprachen Neu-Mexico’s und des briti- fchen Nordamerika’s, in einem Zufammenhange ftehend mit dem letzteren; eine SYSTEMATISCHE WORTTAFEL DES ATHAPASKISCHEN SPRACHSTAM- mes vor. Sie bot den Wortvorrath des Sprachftammes, welcher in meiner früheren Schrift zufammengefafst ift, in einer fchärferen Geftalt dar, geläu- tert durch den Procefs einer mühfamen Arbeit. Es find diefe Tafeln das nothwendige Erfordernifs, um die in fie aufgenommenen Sprachen und vor- züglich andere auf die athapaskifche Verwandtfchaft zu prüfen. Das identi- fche Wort für einen Begriff ift in feinen Formen, die es in den verfchiede- nen Sprachen des Stammes hat, in einer natürlichen Reihenfolge der Laut- geftalten gegeben: wie fie fich nach Ähnlichkeit an einander fchliefsen oder in Abänderung und Entfremdung von einander entfernen; die Abftufung geht meiftentheils von der Hauptfprache, dem Chepewyan, aus. Von jedem Be- griffe einer alphabetifchen deutfchen Wort- Auswahl werden das Wort oder, da es oft mehrere find, die Wörter des Sprachftammes in ihren Formen an einander gereiht; die verfchiedenen Wörter werden durch römifche; ver- fchiedene Typen oder gefchiedene Gruppen von Formen deffelben Wortes durch arabifche Ziffern bezeichnet; auch die grofsen deutfchen Buchftaben werden bisweilen in Anfpruch genommen, um gröfsere Vereinigungen zu bilden. Das häufige Erfcheinen der römifchen Ziffern bekundet die Mangel- haftigkeit der Verwandtfchaft zwifchen den einzelnen Gliedern diefes Sprach- ftammes: welche ich in meiner Arbeit nicht verfchwiegen, aber auch durch das ganze Wefen der amerikanifchen Sprach- und Völkerwelt bis zu einem gewilfen Grade gerechtfertigt habe; es bedeutet aber zum kleinen Theil auch die Mangelhaftigkeit des Stoffes und unferer Einficht. Will man irgend eine Sprache Nordamerika’s, und ich habe es mit vielen gethan, prüfen, ob fie mit dem Athapasken - Stamme verwandt fei oder von ihm Einmifchungen erfahren habe; fo ift diefs mit meiner fyftematifchen Worttafel am günftig- ften und leichteften zu erreichen. I, 112. Wort-Beziehungen in folcher Worttafel; Mond= Nachtfonne. 505 $ 112. Die vollkommenfte Geftalt, die vielgliedrige Wortver- wandtfchaft eines Sprachflammes oder irgend eines Sprachverbandes vor Augen zu ftellen, ift diefe noch nicht. Die Analogien find an ein Wort einer fremden Sprache, an einen Begriff gefeffelt. So leicht und einfach deckt ein Idiom das andere nicht, und bei den einfachften Verhältniffen ift der Wandel der Mundarten eines Stammes gegen einander höchft mannig- faltig. Das Lautwefen, welches einft allgemein Waffer hiefs, lebt in einigen Sprachen nur noch fort als Flufs; das in einigen Sprachen Stein heifst, kommt in anderen nur als Felfen vor. Einfach oder in leichter Abwandlung greift eine Lautbildung überhaupt in mehrere Begriffe ein; die in Einem Be- griffe begonnene Analogien-Reihe mufs in anderen fortgefetzt werden, um die vollftändige Reihe der Übereinftimmungen und Varietäten verwandter Sprachen wahr und gerecht darzuftellen. Eine Form von Worttafel, wie meine gegenwärtige ift, mufs daher durch eingefchaltete Bemerkungen und Anziehung anderer Artikel diefem Mangel abhelfen und die Überficht ver- vollftändigen. In meiner Worttafel ergänzen einander und greifen in einan- der als Einem athapaskifchen Worte angehörig Nacht und fchwarz; in Nacht greift wieder Mond ein, welcher in 4 Sprachen meines alten Beftandes die Nachtfonne heifst('); Hand kehrt wieder in Nagel (unguis); die Begriffe () Dazu kommen Navajo: kläigo Nacht, klaihono Mond, chokonot Sonne; ähnlich Apache der Kupfergruben; wohl auch Hoopah: hwah Sonne, hotteh (wohl Nacht?) Awah Mond; Apache: cla Nacht, c/arai Mond. — Noch viele andere Sprachen des Welttheils befchaffen den Begriff des MONDES durch NACHTSONNE: in Neu-Californien das Aula- napo und Cop-eh; im Micmac heilst Nacht depkik, Sonne nahgö-sit, Mond deepku= noosit: Nachtfonne, wie auch im Wortverzeichnils bei Schoolcraft Vol. V. dabei bemerkt ift. Radloff hat im dulletin de PAcad. de St. Petersbourg XIV, 1857 p. 272”! bemerkt: dafs diele Begriffs- Conftruetion auch in vielen Algonkin-Sprachen und aufserhalb Amerika’s auch bei den Ainos (Kurilen) vorkommt. Ich werde den, höchft einfachen Hergang in den 9 algonkin- fchen Sprachen, in welchen derfelbe ftatt findet (zu denen als 10te das Micmac kommt), nach Gallatin’s Worttafel ausführen: Nacht Sonne Mond (= Nachtfonne) Chippeway und Ottawa tipik kisis Ch. zipik-kisis, O. tipiki-kisis Shawno tepechke kesalthwa tepelhaka-kesathwa Sauki tapakeh kejessoah tepakee-kejes Nanticok toopquow atupquo-nihauque Shefhatapoofh tapishkow beshung toposha-beshung Kniftinaux tipiscow pesim tipisco-pesim altes Algonkin debikat kisis debikati-kisis (wo Gall. night sun bei- Menomeni oanee-teepayikun kaysho teepuy-kaysho [geletzt hat) Philos.-histor. Kl. 1859. Sss 506 Buscnmann: fyftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachflamms. Finger und Zehe greifen ein in Hand, in Fufs, Kind (Finger=Kind der Hand: wie es auch die tarah. Sprache ausdrückt) und in einander ; der 2te Theil von Knie im Apache und Navajo ift Frau (femina);, das Wort tödten durchdringt auch die Begriffe fchiefsen, Flinte und Jagdtafche (shot-pouch); Flinte liegt in Kugel (mit einem Anhang zcho), Schrot und Pulver (= Gewehrfeuer). 6 113. Das Eine, obgleich vielgewandelte Wort, in feinen Lautge- ftalten durch die Sprachen des Stammes dargeftellt; und fo alle wichtigen und einfachen Lautfchöpfungen nach der Hauptform, der der wichtigften oder Grundfprache, alphabetifch an einander gereiht: ift die vollkom- mene Geftalt, in welcher die Wort- -Übereinftiimmung von Sprachen und das Lautwefen eines Sprachftammes vergleichend vorgeftellt, und ein fchar- fes Bild der Verhältniffe der einzelnen Sprachen unter einander gewonnen wird. Solche lautere Gruppen immer Eines beftimmten Wortes bieten für den grofsen fanskritifchen Sprachftamm Bopp in der 2ten Ausgabe feines Sanskrit-Gloffars (das abgerechnet, wo er zu weit gegangen ift) und die Brüder Grimm in ihrem deutfchen Wörterbuche dar. Aber nur Sprachen, von welchen man ein mächtiges Material oder die man gar ganz befitzt, kann man fo darftellen. Für den practifchen Gebrauch zur Prüfung äufserer, neuer oder fremder Sprachverwandifchaft hat aber diefe vollkommene Gattung der Worttafeln ein Hindernifs. Diefer Zweck heftet fich ftets an einen Be- griff, eine Wortbedeutung: es foll geprüft werden, ob das Wort Stein einer Sprache fanskritifch ift; ohne ein deutfches oder ähnliches Regifter der Be- deutungen darf daher eine folche Worttafel nicht fein: und leichter dient im- mer diefem practifchen und fo häufigen Zwecke die von mir hier darge- botene Geftalt. Bei der Bildung ; BE 3ten Art erhebt lich auch die wichtige In diefe Ausdrucksweile gehn 8 andre Sprachen des Nana en: nicht ein: Eichemin, Abenaki, Massachuselts, Narraganset, Mohican, Long Island, Delaware, Illinois. Der grofse Reifende des Orinoco hat diefe Beobachtung [chon viel früher ES Er fagt (Alex. von Humboldt voyage aux regions equinox. du Nouveau Continent T. 7.1822 8° p- 156): Il est assez commun que, dans les idiomes arnericains, d’ailleurs tres - Be la lune s’appelle soleil de nuit, ou meme soleil A dormir (nipia-kisathwa en shawanno ..., de nippi, dormir, et kisathwa, soleil) ; mais il est bien rare que la lune et le soleil portent le meme nom comme chez les Macos ..... — Beilpiele folcher merkwürdigen Befchaffung der Begriffe, welche die Analyfe der amerikanifchen Sprachen ergiebt (wie ich deren in Menge aus der mexicani- fchen Sprache in meinen aztek. Ortsnamen $. 32-37 beigebracht habe), find in andren als athapaskilchen Sprachen: dals im Skittaget der Königinn-Charlotten-Infel Winter = ilt kal- ter Mond (mein brit. Nordam. S. 396) und Schnee — weilser Regen (ib.). I, 113-4. Worttafel nach d. fremden Wörtern; athapask. Zahlwört. 507 Frage: welche Folge follen die Elemente eines Artikels unter einander ha- ben? Worttafeln mit fefter Stelle für eine jede Sprache find das nothwen- digfte; Tafeln mit fyftematifcher Folge der Formen oder Geftalten des Wor- tes, wie meine hier vorgelegte Arbeit fie darbietet, dürfen nur etwas fpäteres feyn; und die Vertiefung, Anftrengung und Zeitopfer, welche fie koften, dürften fie wohl nicht oft entftehen laffen. In der erfteren Geftalt: mit fefter Stelle für jede Sprache, aber bereit bei der Ausfertigung in die fyftematifche Folge gebracht zu werden, habe ich diefe vollkommene, dritte Art der Wort- tafeln ausgearbeitet von dem malayifchen Sprachftamme; Proben diefer Ar- beit, einzelne Artikel, habe ich in meiner polynefifchen Grammatik im 3ten Bande von Wilhelms von Humboldt Kawi-Sprache und in meinem apercu de la langue des iles Marquises et de la langue taitienne geliefert. $ 114. Es fei mir erlaubt an diefe Betrachtung ein Beifpiel von den Ergebniffen meiner jetzigen Worttafel der athapaskifchen Sprachen zu fü- gen. Da alles hier auf fcharfe Analyfe ankommt, fo habe ich auch die Zahl- wörter zergliedern müffen: der athapaskifche Sprachftamm(') bietet in ihnen recht intereffante Erfcheinungen und Verhältniffe dar. (*) (') Ich habe diefe Betrachtung vor Aufnahme der fpäteren Bereicherungen gelchrieben: und fie bewegt fich daher, einige Zufätze ausgenommen, wie auch die Zählung der Sprachen, innerhalb des Kreiles meiner erlten athapaskilchen Arbeit. (*) Die erften vier Zahlen (1-4) gewähren ein erfreuliches Bild von der Überein- ftimmung aller Sprachen des Stammes in einem Worte; für jede dieler Zahlen ift nur eines vorhanden, wenn auch in mannigfachen, zum Theil in 2 Typen gelchiedenen Geltaltungen ; in der 3 ift die Übereinftimmung am ftärklten. Merkwürdig ift die Ähnlichkeit und die Nähe, welche diefe 4 erften Zahlen in der Form zu einander haben: der Art, dals fie wie geringe Variationen aus Einem Typus erfcheinen. Die 1, 3 und 4 beginnen mit 2, find auch im übrigen von fehr gleichartiger Form und ruhen auf geringen Unterfchieden; die 2 fchlielst fich an trotz ihres Anfangs-n, das aulserdem manchmahl auch z ift; (ehr nahe find 2 & 3, 3&4. Alle diefe Nähen habe ich in meiner Worttafel in Klammern erklärt; ihre kurze An- ficht ift diele: 1 uäh-ee NE (sthlagi ChR; stachy ChM) ieki Ug; thlie D, tflie Tl tlink-e Ug 2 nakhke D, nakke ChR, tech-a Ki nähkee A, naki NW, nakhök Uq nongki Ta 3 takke ChR taki Ta 4 tanx-e Kıl tinggi Ta, tingee ChR; tenki Ki, tinghe D, dengk-y ChM, tenk-e Ki tingkay Ta In den ferneren Einern mindert fich die Übereinftimmung bedeutend: es treten für fie in einer [chwankenden Anzahl von Sprachen wohl auch noch einfache Ausdrücke auf, welche oft einigen in wechfelnder Form gemeinfam find; aber die meilten Sprachen befchaffen die o Ss? 508 Buscumann: fyflemat./WVortiafel des athapaskifchen Sprachfiamms. $ 115. Mit diefer Einleitung, und schliefsend mit diefen, in fpä- terer Epoche durch einige Zufätze vermehrten Bemerkungen über den Bau Zahlenwerthe nach der 4 mit Hülfe der niedrigeren Elemente: in einer fo mannigfaltigen Weile, dafs für die Ähnlichkeit der künftlichen Gebilde wenig Raum bleibt. Unter der Ein- wirkung dieles zwiefachen Verfahrens zerftreuen daher fchon von der 5 an fich die Sprachen diefes Stammes, und bald in unglaublicher Vereinzelung: das Bild der Stammverwandtfchaft ift dann beinahe entichwunden, und kaum giebt es hier und da eine Allociation von zweien oder dreien für ein beltimmtes Wortgepräge; im Syftem und in der allgemeinen Art der Befchaffung der Zahlen herrfcht viel Übereinftimmung, aber auch bunter Wechfel. Die Operationen der Addition und Multiplication werden falt nie angedeutet noch unterfchieden. Die 5, noch vortheilhaft in einem gewillen Umfange äufserer Ähnlichkeit, bietet über- all (ehr künftliche Formen dar, in deren meiften die 1 oder eine Analogie der 1 erkennbar ift; an Hand ift für den übrigen Theil nicht zu denken, kaum ein paar Formen zeigen in einer vorderen Sylbe /a, das allgemeine Wort für Hand: [o wie eine Sprache die 10 mit /a beginnt. — Für die 6 erfcheint in 6 Sprachen ein einfacher, auch einiger Ausdruck; 5 [tel- len fie dar durch 3X 2: wobei nur imahl beide Zahlen vollftändig daftehn, [onft die 3 nur durch ein Wortftück angezeigt wird; eine andere Sprache fcheint 2X 3 zu fagen. — In der 7 beobachten wir die verlchiedenften Hülfsmittel: die Befchaffung durch einfache oder unlös- bare Ausdrücke; und durch die in einem Theile des Worts hervortretenden Hülfszahlen 2, 3,4, 5 und 6. — Die 8 ilt einfach in 3 Sprachen, fie wird durch 2 x 4 dargeltellt in 8 Spra- chen (aulserdem erfcheint die 7 des Sicanni als 2x 4: ookaidingkee; Si ookeat’ye ilt 2, Chep. nach Howfle dingghee 4); aus einer blickt die 6 hervor; noch eine Erfcheinung [. fogleich bei der 9. — Die 9 [cheint einfach in 5 Sprachen, ift dunkel in einer; zweitens wird fie mit Hülfe der 1 oder Anklang an fie gebildet: vorn in 3 Sprachen, hinten in einer; mit der 3 hinten in einer; 3) mit Hülfe der 10, wobei der andere Theil fehlend oder 1 bedeuten kann: mit der 10 voran in 3 Sprachen, hinten in einer. Diefe erfte Beobachtung über die Bildung der 9 habe ich [päter durch eine neue verfchärft, welche ich unter den Apachen -Sprachen (8 47) genau dargeltellt habe: die 9 wird nämlich in 4 Sprachen durch das privatioum der 1 (eins-los) ausgedrückt, wobei nur 1mahl die 10 davor, fonflt blofs das privativourm fteht; auch noch mit einem andren Anfatz erf[cheint die 1, den die 8 mit 2 theilt: [o dafs beide Zahlen etwa durch 1 weggenommen (9) und 2 weggenommen (8) [nämlich von der blofs im Sinn gehaltenen 10] ausgedrückt werden. Das Syltem des athapaskilchen Sprachftammes ift abfolut das decadifche. Es giebt nur zwei Spuren der Icolade. Die erfte ift in der Umpqua - Sprache: welche für 20, neben dem decadilchen, einen einfachen Ausdruck zeigt, vereinfacht aus der 4 (tinche 20, föntfchik 4); da wir von ihr aber die ferneren Zehner nicht haben, fo läfst fich nicht beftimmen, ob dieler Ausdruck Grundlage eines Syftems ift; in 100 tritt er nicht auf. — Die zweite Spur der Icofade zeigt fich im Kinai, wo die 20 einen befondren Ausdruck hat, welcher die 1 mit einem zweiten Theil (ana), ähnlich einer Endung und der Endung (teen) nahe kommend, welche das Apache und Navajo (mit der Kraft von 10) für ihre Zehner gebrauchen, ift; die Sprache bleibt aber bei diefem einen Product ftehn, ihre weiteren Zehner find Decaden. — Mit diefen zwei Ausnahmen bilden alle Sprachen die Zehner durch Vorletzung des Einers als Exponen- I, 114-5. Analy/fe der athapaskifchen Zahlwörter. 509 der Zahlwörter, übergab ich am 22 Januar 1857 der Akademie meine (yfte- matifche Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms , welche lich genau ten vor die 10: 2xX10 = 20, 4x 10 — 40: wobei fie für die decadifche Einheit fich meift des gewöhnlichen (nicht aulserordentlichen) Zahlworts 10 bedienen; nur Apache und Navajo haben ein eignes kurzes Wort, wie eine Endung, für die allgemeine Decade, vor welches die Exponenten (2, 3 ulw.) gefetzt werden. Die Multiplication in den Zahlen wird öfter durch # ausgedrückt; [o in dielen Exponenten 2, 3 ulw. in 20, 30 u. flgd.: indem z. B. Ta lanizi 10 als Yanizi, Tl ikwanese in 100 erfcheint. — In der additiven Vermehrung der 10 durch Einer, ihrer Fortfetzung gegen 20: ich will fagen in den Zahlen 11-19; zeigen die Sprachen 2 Bildungsarten (d. h. jede wendet fich einer beftimmten zu: nur im Kinai hat Dawydow die eine, Resanow die andere): fie werden nämlich entweder durch das gewöhnliche Wort für 10 mit angefügtem Einer (+1, +2 ulw.) gebildet; oder das von dem Einer be- ginnende Compofitum (1-+10, 2-+10 uw.) offenbart, angehängt, ein ganz anderes Wort für den Werth 10 als das in den Decaden gebrauchte. Ähnlich gebraucht die mexicanifche Sprache ihr Zahlwort macuilii, in deflen erlter Sylbe ma man das Sublt. ma-ir! Hand zu erkennen hat, nur für die 5 ablolut; die Zahlen 6 bis 9 bildet fe aber mit Hülfe eines Wortes, das an fich gar keinen Zahlenwerth hat, des Adv. chico: fchief, [chräg; in Compofitionen wie ein Präfix den Sinn des deutfchen mils, griech. dus (wie übel, unrecht, fehl-) annehmend, gelegentlich auch den von halb: welchem willkührlich der Werth von 5 beigelegt wird, um durch Anziehung der niedrigen Einer 1 bis 4 additiv die höheren, 6 bis 9, darzuftellen: chiqua-ce 6, chic-ome 7, chicu-ey 8, chicu-nahui 9. — Dielelbe Erfcheinung it in der ko- lofchifchen Sprache: fie befitzt für die ablolute 5 das Wort ketfchin (kytfchin, kitfchin) ,; aber die Zahlen 6, 7 und 8 werden durch Vorletzung der 1, 2 und 3 vor ein befonderes Wort: tufchl (J tuufchu, R t-ufchu, D tuufsju, P tuifchu; W taujeju) gebildet: Wenj. 1 tlech, 6b tlje-tufchü; 2 thech, 7 thacha-tufchü; 3 nazk, 8 nhezka-tufchi. Für die 9 befteht ein einfacher Ausdruck. Eine merkwürdige Erf[cheinung, einem anderen Sprachkreile angehörig, will ich hier noch erwähnen. Ich habe in dem Wortverzeichnils des Chimmesyan (an der nördlichen britifchen und füdlichen rufffchen Weltküfte; brit. Amer. S.402 und 403) das wunderbare Ver- hältnifs bemerklich gemacht: dafs die 5 das Wort Himmel, die 6 die Wolken, die 9 Sterne ift. Ift diels nun wirklich, fragt man, die Zahl-Benennung: bei der man für die einem niedrig [tehenden Volke kaum nöthigen und fchon [ehr vieles [cheinenden höheren Einer-Werthe willkührlich Sub[tantiva der Menge (wie ich deren, für höhere Zahlen, mehrere in den malayifchen und polynefifchen Zahlwörtern [im 3ten Bd. von PFilhelms von Humboldt Kawi- Sprache] entwickelt habe) benutzt und feltletzt? oder ilt es ein Milsverltändnils bei der Auf- nahme der Wortlammlung? oder nahmen die Angebenden für die unnatürliche Zumuthung nur diefe Ausflucht? (wie die Bewohner der Freundfchafts-Infeln dem Zabillardiere für die von ihm erfragten hohen Zahlclallen äffende oder (ehr anftölsige Wörter angegeben haben: f. Mariner Tonga islands 11, 370-1; WFilh. v. Humboldt in der Kawi - Sprache II, 266 -7 Anm.; mein apergu de la langue des iles Marquises 1843 p. 66, 178° und 179°). Belftä- tigend für die Richtigkeit erfcheint, dafs Himmel auch in 50 und etwas in 100 (2x 50) des Chir:mesyan zu l[ehn ilt. 510 Buscnumann: fy/temat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. innerhalb des Vorraths hielt, den ich bei meiner erften Arbeit vorgelegt hatte. Aber fehon nach 2 Wochen entfchied es fich, dafs fie fo nicht zur Veröffentlichung gelangen konnte; und mehrere folgende Zeitpunkte führten ihr eine folche Vermehrung zu, dafs ich fie zurückzog und jetzt mit einer neuen Bearbeitung derfelben: mit einer, um vieles gewachsnen und verbef- ferten, neuen SYSTEMATISCHEN WORTTAFEL des ATHAPASKISCHEN SpracHhstammes hervortrete, auf welche unendliche neue Mühe und Zeit verwandt ift. II. $ 116. Ich werde die Stufenfolge des ZUWACHSES erzählen, deren Anfang ich fchon im Iten Theile ($ 9-11) ausführlich gegeben habe. Der erfte Anftofs gefchah, als ich (f. Anf. des $ 9) am $ Febr. 1857 bei Herrn Alexander von Humboldt zu meiner freudigen Überrafchung Henry’s grolses Wortverzeichnifs des Apache im öten Th. von Schoolcraft’s Indian tribes zu Geficht bekam; ich befchlofs da fchon (Anf. des $ 11) die athapas- kifche Verwandtfchaft diefes wichtigen mexicanifchen Idioms, von der ich mich in dem Augenblick überzeugte: die vom Prof. Turner in Wafhington wohl behauptet, aber nicht bewiefen war, und an der ich noch gezweifelt hatte; durch Aufnahme in meine grofse Worttafel zu beweifen. Der Mai führte mir in Schoolcraft’s 4tem Theil das grofseWortverzeichnifs des Narajo vom Öberft Eaton zu; in der Mitte des Juni gewann ich durch Whipple’s report upon the Indian tribes nicht nur ein 2tes und durch feine Selbft- ftändigkeit ergänzendes Wortverzeichnifs des Navajo, fondern auch Wörter zweier Apachen - Stämme, der Apaches Pinalenos und (von Turner bei- läufig aus Bartlet’s Sammlung mitgetheilt) der Apachen der Kupfergru- ben. Das von mir als ein fchwaches Glied meiner erften Arbeit einverleibte Idiom der Navajos erhob sich dadurch zu einem Hauptgliede der Tafel und des Sprachftamms; und das Apache trat 4fach auf: als allgemeines oder nicht beftimmtes Apache, als der Dialeet der Kupfergruben, als Pinaleno (3 neu gewonnene Glieder); dazu als 4tes die aus meiner erften Arbeit wie- derholte Sprache der Xicarillas. Bei diefer Gelegenheit erinnerte .ich mich, dafs ich bei der Abfaffung meiner erften Arbeit über den athapaski- fchen Sprachftamm vergeffen hatte die Hoopah vom nördlichen Neu - Cali- fornien anzufchliefsen; ich hatte ihren athapaskifehen Zufammenhang bei der Bearbeitung Neu-Californiens erkannt, zugleich aber auch einen bedeu- tenden Theil in ihr, der fich verfagte; defshalb hatte die Sprache fich mir II, 117-8. gr. Veränd. d. athapask. Worttafel, Th.1 u.2 des Apache. 511 nicht fo ftark eingeprägt. Ich fügte fie neuerdings an die Apachen-Sprachen als einen Anhang an. $ 117. Der Hauptzweck diefes neuen Unternehmens: die genaue Ver- wandtfchaft des, in feiner ganzen Maffe und wohlgeordnet vorgelegten, neuen Sprachftoffes der von mir im kurzen fo genannten Apachen-Sprachen mit den athapaskifchen zu beweifen und ihn diefem grofsen Körper anzu- fchliefsen, erheifchte als zweiten Theil: als Stützpunkt, d.h. als Hauptmittel des Beweifes, die Veröffentlichung der neugeformten athapaskischen Worttafel, welche ich ohne diefen Beweggrund und vor feinem Eintreten, um ihrer felbft willen, fchon fo eifrig gewünfcht hatte. Ihre erfte Geftalt erfuhr durch das nachtragen der Apachen-Sprachen und des Hoopah (ich will fo genauer fagen) nicht nur eine bedeutende Erweiterung, fondern auch manche Veränderung in der Stellung und Auffaffung der Formen. For- men, welche bisher vereinzelt waren, bildeten durch gleichartige eine Reihe; bisher verloren, erhielten fe Wichtigkeit und wurden zu einem Typus mit Nummer; manches lernte man anders betrachten. Bei diefem nachtragen eines grofsen Stoffes konnte ich die der Akademie früher vorgelegte fyfte- matifche Worttafel in Erfahrung prüfen für die eine Eigenfchaft und Be- ftimmung, welche ich ihr im Eingange (S.504”'") zugewiefen habe: ein Rah- men und wohlgeordnetes Fachwerk zu feyn, um neue Sprachen auf Stamm- verwandtfchaft zu verfuchen und den Wortvorrath neuer Glieder in das Vor- handene aufzunehmen. Der neu hinzukommende Stoff hat mich alfo in feiner Mafle und wegen der durch ihn herbeigeführten Veränderungen zu einer völ- ligen Neu-Arbeit der fyftematifchen Worttafel des athapaski- fchen Sprachftamms veranlafst; und ich lege fie in diefer befferen und vollkommneren Geftalt hier vor. $ 118. Ehe ich die Reinfchrift anfertigen konnte, hatte ich fchon, nach Vollendung der zwei erften, das Apache allein betreffenden "Theile einer allgemeinen, unter den Namen des Apache geftellten Arbeit zu Mi- chaelis 1857, lebhaft gewünfcht diefen Iten und 2ten Theil, die umftänd- lich bewiefene Thatfache der Zugehörigkeit des Apachen-Idioms von Mexico und die bedeutende dem athapaskischen Sprachftamm dadurch nach Süden gewordene Ausdehnung, der Akademie vorzulegen, mit dem Wunfche fie durch deren Gunft in die Öffentlichkeit gelangen zu laffen. Aber es fehlte mir dazu die Gelegenheit; und da mir eine folche erft jetzt wird: fo ift es 512 Buschmann: fyfiemat. Worttafel des athapaskifchen Sprach/tamms. nothwendig, dafs ich: das weniger Wichtige, die Darftellung der Apachen- Sprachen, in der Zeit weiter fchiebend, den dritten Theil meiner Ar- beit, die fo wichtige systematıscHhE WOoRTTAFEL des athapaskifchen Sprachftamms, eine Grundlage für alle Arbeiten über denfelben und feine einzelnen Glieder, der Offentlichkeit übergebe. Der Beweis der Zu- gehörigkeit des Apachen-Idioms zu dem athapaskifchen Sprachftamme, als der vorgefchützte Zweck meiner, weiter gehenden, dreigliedrigen Arbeit: welche den Titel führen follte: „das Apache als eine athapaskifche Sprache erwiefen, in Verbindung mit einer fyftematifchen Worttafel des athapaski- fchen Sprachftamms”; wird mit der Worttafel fchon gegeben, in die daf- felbe innig verflochten ist. $ 119. Ich hatte eben nach Einfügung der Apachen-Sprachen in meine alte Worttafel die neue Worttafel zu fchreiben begonnen, als ich am 6 December 1857 aus den Händen des Herrn Alexander von Humboldt einen werthvollen neuen Beitrag zu der Hauptfprache des hoch -nördlichen, ruffifchen Zweiges des Sprachftamms, des Kınaı, erhielt: die kleine Schrift, betitelt: „einige kritifche Bemerkungen über Hrn. Buschmann’s Behandlung der Kinai-Sprache; von Leopold Ranprorr: am 24 April 1857 der Peters- burger Akademie dargeboten, gedruckt im T. XIV. des Bulletin de la classe des sciences historiques, philologiques et politiques de Dacademie imp. des sciences de Saint-Petersbourg p. 257-278 und 289-294; ich erhielt fpäter, am 16 März 1858, durch die Güte des Verf. den Octav- Abzug im T. IH. der melanges russes p. 364-399. Beim lefen des Titels der kleinen Arbeit erfchrak ich, einen mir entgegentretenden Widerfacher fürchtend. Im Ge- gentheil aber thut der in den Gegenftand genau eingeweihte Verf. mir grofse Ehre an, in der Wichtigkeit, welche er meiner Arbeit über den athapaski- fchen Sprachftamm und meiner Entdeckung und Durchführung der Zugehö- rigkeit der Kinai-Sprachen zu ihm beilegt. Seine Kritik richtet fich nur auf einen äufseren Umftand; auf etwas, das ich nicht beffer habe machen können. Ein Hauptbeftandtheil meines Wortvorrathes der Kinai - Sprache (athap. Sprachftamm S. 233-245) ift nämlich das Wortverzeichnifs in Lifiansky’s in englifcher Sprache befchriebenen Reife (f. ib. S. 227”). Der Titel diefes Werks läfst nicht ahnden, und ich war unwiffend, dafs es von diefer Reife eine vollkommnere ruflifche Bearbeitung (Original) giebt. Ihr Wort- verzeichnifs, in ächter Schreibung gegen die unvollkommene englifche Über- II, 119 u.120. Radloff's (Refanow's) Wortverz. des Kinai u. Ugalenz. 513 tragung, ift reicher (317 Wörter ftatt 253; f. Radl. S. 259°") und in vieler 0’ Rückficht richtiger. Hr. Prof. Radloff macht ihre Vorzüge durch manche (kleine oder mehr bedeutende) Berichtigung meiner Formen und einiger Ver- fehen der englifehen Ausgabe geltend; und ferner durch Anfchlufs eines be- deutenden neuen Materials aus dem neuen Beftandtheil und hauptfächlich aus dem grofsen, fehönen handfchriftliche:,Vocabular Refano w’s von 1133 Kinai-Wörtern (f. S. 259°“): das, uns bisher nur durch Ärusenstern’s (einige Verfehen enthaltenden) Auszug bekannt, ihm zugänglich war und deffen Inhalt er uns zum Theil gefchenkt hat. Ich habe dankbar und freudig fowohl diefe Berichtigungen als alle wichtigen neuen Wörter, fo wie viele etymologifche Bemerkungen des Hrn. Radloff aus der Kinai-Sprache, als eine grolse Erweiterung, in meine Worttafel eingefügt; * ein Stern vor dem Worte (oder auch Ra.) zeigt feine Autorfchaft: der Form, des Wortes oder der Bemerkung; an. Ein 2ter, (ehr verdienft- voller Theil feiner Arbeit ift eine kleine Grammatik der Kinai-Sprache, die er aus den Wortverzeichniflfen Resanow’s und Lisiansky's entwickelt hat. $ 120. Einige Monate nach der Beendigung meiner [yftematifchen Worttafel wurde ich zu einer zweiten Vermehrung derfelben genöthigt: in- dem mir am 22 April 1858 Herrn Leopold Rınrorr’s wichtige Arbeit „über die Sprache der Usaracumur”, gelefen in der Akademie der Wiff. zu St. Petersburg am 21 Aug. /2 Sept. 1857, und im T. III. der melanges russes p. 465-524 abgedruckt, durch die Güte des Verfaffers zuging. Der Verf. fährt fort meinen lange gehegten eifrigen Wunfch, den ich feit meh- reren Jahren der Petersburger Akademie habe äufsern wollen, auf eigne An- regung zu erfüllen; den: dafs der Schatz der grolsen Wortverzeichniffe des Kammerherrn von Refanow von 6 Sprachen des ruflifchen Nordamerika’s (f. meine azt. Spuren XVI $ 691: d. h. in der Schrift über die Sprache der Kolofchen S. 390-1”), welche uns nur erft durch die Auszüge des Admi- rals von Krusenstern bekannt find, von der Petersburger Akademie heraus- gegeben werden möchten. Herr Radloff hat uns nach feinen mannigfal- tigen Auszügen aus dem Kinai-Vocabular in der obigen Arbeit (S. 488-524) das ganze oder faft das ganze Wortverzeichnifs Resanow’s von der uGALEN- zıschen Sprache oder dem UsaracHmuTt, welches nach ihm (S. 471”) 1132 Wörter enthält, in einer deutfchen Redaction gefchenkt. Es ift näm- lich alphabetifch nach dem Deutfchen geordnet; die ugalenzifchen Wörter Philos.- histor. Kl. 1859. Tit 514 Buscumann: /yftemat.Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. liefert der Verf. aber mit dankenswerther Vorficht in Resanow’s rufüfcher Schrift. Ich werde hier nicht wiederholen, was ich weiter über Hrn. Rad- loff’s Arbeit: fein Urtheil von der Sprache, feine grammatifchen Notizen, meine Benutzung des neuen Wortfechatzes und meine Schreibung ruflifcher Buchftaben; beim ruflifehen Nordamerika (azt. Spuren S.687°-8°') gefagt habe. Mir lag ob diefen neuen, höchft erwünfchten Schatz für meine [yftema- tifche Worttafel zu benutzen; und indem ich mich beeilte diefs zu thun, habe ich den athapaskifchen Sprachftamm in der ugalenzifchen Sprache oder dem Ugalachmut um eine Sprache verftärkt, welche bisher nur fehr fehwach in ihm auftrat. $ 121. Ich habe zunächft den alten Beftand der ugalenzifchen Sprache, wie ich ihn in meinem athapaskifchen Sprachftamm und urfprüng- lich in meinem Wortverzeichnifs beim ruflifehen Nordamerika (azt. Spuren S. 685”-9"') aufgeftellt hatte, der fyftematifchen Worttafel einverleibt: näm- lich die Wörter Resanow’s, welche die Verf. des Mithridates aus der Hand- fchrift bekannt gemacht hatten, verbunden mit denen der Worttafel Wran- gell's, fo weit die Wörter der Tafel dazu Anlafs gaben (da mehrere Begriffe hier ausfallen). Diefe Begriffsreihe habe ich aber darauf aus dem wirklichen Wortverzeichniffe Resanow’s bei Radloff durch Wörter in der beim ruff. Nordamerika (S. 687-8”) angegebnen Weife verftärkt, indem ich nämlich: 1) den Wörtern des Mithr. die kleinen Berichtigungen in der Schreibung habe zu Theil werden laffen, welche die ächte, bei Radloff erhaltene, ruf- fifche Orthographie Mtesanow's an die Hand giebt; diefe Berichtigungen find felten durch einen Stern * vor dem Worte angezeigt: bei gröfseren Abwei- chungen ift aber die genaue Form Resanow's (die bei Radloff) in einer Klammer, mit einem Stern * vor fich, der Form des Mithr. nachgeftellt; 2) indem ich den Begriffen meines ugalenzifchen Wortverzeichniffes, welche nur aus Prangell belegt waren, Mesanow's Wort aus Radloff hinzugefügt habe, und zwar unter dem Zeichen °. Hiernach habe ich aber eine zweite ftarke Maffe ugalenzifcher Wörter in die fyftematifche Worttafel eingefügt durch Aufnahme der Wör- ter Jtesanow’s aus Radloff’s Ausgabe für die von mir in diefer Sprache noch nicht belegten Begriffe, welche in der Tafel eine Stelle gefunden haben; diefe 2te Maffe ift durch Vorzeichnung eines Kreuzchens * kenntlich gemacht: und ich habe meift nur diejenigen Ausdrücke ausgelaflen, welche zu fehr zu- II, 121-3. Yerhältn. des Ugalenz.; Inkilik u. Inkalit, Northern Ind. 515 fammengefetzt und unförmlich waren , um Intereffe zu erwecken, da es hier auf einfache und ordentliche Wörter ankam. — Mit Bedauern mufs ich es fagen, aber es war nach der von mir (azt. Spuren S. 686""-7°) gegebnen Cha- rakterilirung der ugalenzifchen Sprache nicht anders zu erwarten: dafs diefer zweite grofse Beftandtheil meift nur die Nomenclatur der Worttafel, we- nig die athapaskifchen Analogien verftärkt hat; die Wörter fondern fich in einer erftaunlichen Fremdheit ab von allen übrigen Sprachen des Stammes. In dem Maafse, in welchem es möglich ift, find aber dadurch neue und dar- unter recht wichtige Belege der athapaskifehen Stammverwandt- {chaft diefer Sprache gewonnen worden. Sie will ich hier verzeichnen, da ich über das Ergebnifs des alten Beftandtheils keine Nachrechnung gege- ben habe.(!) 6 122. In die Worttafel habe ich auch die Formen -Verbefferungen: meift in Kleinigkeiten, z. B. dafs // ftatt Z gefchrieben wird, beftehend; auf- genommen, welche ich für die Sprachen Inkırıx und Inxatır nach dem Erfcheinen meiner Schrift über den athapaskifchen Sprachftamm aus dem rufüfchen Original-Wortverzeichnifs Sagoskin’s gewonnen habe, und mit denen auch die Wortverzeichniffe beider Sprachen in meinem Werk der az- tekifchen Spuren (S. 707”-8') ausgeftattet find. $ 123. Ich habe mir fpäterhin vorgeworfen das Wortverzeichnifs von Arthur Dobbs, welches er (f. näher meine Völker des Innern vom brit. Nordam., in den Monatsber. der Akad. 1858 S. 478°-9") als das von der Sprache der Norruzrv Indians am nordweftlichen Theile der Hud- fonsbai angiebt, gleich Yater und Gallatin als Chepewyan mit den Wort- verzeichniffen Mackenzie’s und Richardson’s der Chepewyans vereinigt zu haben. In meiner neuen fyftematifchen Worttafel des Sprachftamms tritt diefe Sammlung als die einer befonderen Sprache, Norrurrn (No) auf; und durch fie wird die Zahl der Sprachen der Tafel wieder um eine ver- (') Eine vollkommene oder recht nahe Übereinftimmung mit den athapaskifchen Sprachen und ihren Haupt-Repräfentanten haben, und find demzufolge höchft wichtig, die Wörter für: Auge, Blut, fett, Geficht, Knie, Mücke, Netz, fchielsen, fchwarz, Talche; in fernerer Form find identilch: Bein, Lippe, fitzen; einige Verwandtfchaft mit athapaskilchen Sprachen haben: Berg, brechen, laufen; mit dem Takkali (timmen zufammen: Brult (genau), gehn (ziemlich); mit dem Northern Indian: halten (ziemlich); mit Kinai: binden, dunkel, Na- (enlöcher; mit Zrkilik: Moos. Ttr? 516 Buschmann: fyftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. mehrt. Diefes Volk wird auch beftimmt durch diefen ftehenden Namen der Northern Indians, von Dobbs durchweg und auch von Hearne, bezeichnet. Ich verweife auf die genauere Entwicklung diefer Verhältniffe in meinen Völkern des Innern vom brit. Nordam. (Monatsber.) S. 477-9". Dafs die Sprache nicht diefelbe mit den im Innern wohnenden Chepewyans fei, viel- mehr dafs fie grofse Züge der Fremdheit und Befonderheit habe, beweifen die auffallend gegen alle athapaskifche Glieder fremdartigen Zahlwörter, deren einige kaum für den Sprachftamm gewonnen werden; und das merk- würdige Präfix tene der Glieder des Körpers, welches (f. athap. Sprachftamm S. 166), anderwärts kaum in einer Spur aufzuweifen, in den Weiten der rufßfehen Nordweft- Küfte im zyna des Inkilik vollftändig wiederkehrt, und eine nahe Ähnlichkeit mit dem mexicanifchen perfönlichen Präfix te hat. Um das Verhältnifs der Sprache der Northern Indians zu der der Che- pewyans zu ermitteln, ftelle ich die Ergebniffe meiner Vergleichung der Dobbs’fchen Wortfammlung mit den 2 des Chepewyan hierher. Hierbei beobachtet man eine gröfsere Übereinftiimmung zwifchen den Wörtern von Dodds und Mackenzie: wie z. B. Schuhe (wo Rich. ein andres Wort hat). Die übrigen Verhältniffe zwifchen dem Norrurrx und CUHE- pew Yan [ind: das Northern hat daffelbe Wort mit dem C’hepewyan, in ganz gleicher Geftalt: für Blut (M), Boot (M, beide eins in einem merk- würdig eigenthümlichen Worte), Rücken, Schnee, Thür (M); fo gut wie ganz gleich: Haar (M), Hand (M), Knie, Kopf, Sonne; in beinahe gleicher, wenig verfchiedner Form: Feile, kalt, Meffer, Pulver; bedeutend gleich, mit ge- ringem Unterfchiede in der Form (einem andren Vocal, einer geringen Con- fonanten-Verändrung, Zufatz eines Buchftaben): Bauch, dlanket, effen, Krähe, Laut, fchiefsen, Schuhe, Tabak; daffelbe Wort mit einer Befonderheit: Fufs (N fügt ein r ein); etwas verfchieden in der Form: Bogen, Flinte (d. h. fehr ähnlich, nur fehlt der Anfangs-Confonant), Piftole (d.h. vorn Flinte); ziemlich ähnlich: Feuerftein, Fifch, Hut (durch Schreibung bedeutend un- kenntlich), Kamm, Zunge, 6; ziemlich verfchieden in der Form: Mond, See; bedeutend verfchieden: Finger, Aandkerchief, Handfchuhe (N daffelbe Wort mit einem Vorfatz), 4, 5, 20 (d. h. die 10 ift beinahe gleich, aber der Vorfatz 2 bei N ganz fremdartig). Wenn fo viele und grofsentheils nahe Übereinfiimmungen fich uns aufdrängen, fo ift die Trennung beider Spra- chen durch den Gebrauch ganz anderer Wörter für die Begriffe nicht unbe- IL, 123 v.III, 124. Northern Ind.; Howfe's Wortvz.d.Chep., Biber u.Sicanni. 517 deutend; Northern hat ein ganz andres Wort als die 2 Wortfammlungen des Chepewyan für: Eis (doch verwandt mit andren athap. Sprachen), Feuer (neben dem allgemeinen Wort), Infel, Pfeife (d. h. der 2te Theil verfchie- den), Piftole (d. h. Theil 2, klein), Strumpfband; es fcheidet fich durch ein ganz fremdes Wort zugleich von allen andren athapaskifchen Sprachen aus: in Flufs, Hemde, Hund (alle andren Sprachen haben daffelbe Wort), Pfeil, fchlafen, 1 (doch mufs man das Wort noch mit dem allgemeinen Worte reimen), 2, 7. Durch diefen hier entwickelten Thatbeftand, neben den allgemeinen Motiven, fühle ich mich zu der Aufftellung des Dialects der fogenannten nördlichen Indianer als einer befondren Sprache wohl berechtigt. III. $ 124. Diefe Arbeit, welche in den Apachen-Sprachen und dem Hoopah meiner früheren eine fo bedeutende Erweiterung zuführt, beftimme ich zugleich andere wichtige Zufätze zu dem in der erften dargebotenen Material aufzunehmen: WoarrtscHÄTzeE, welche, kurz vor meinem erften Unternehmen gedruckt, mir damahls noch nıcHT BEKANNT GEWORDEN WAREN und jetzt von mir an diefer Stelle dargeboten werden. Von Jofeph Howse find im Vol. IV. der proceedings of the philolo- gical society, London 1850. 8°, p. 102-122 und 191-206, 4 4gliedrige Worttafeln von nordamerikanifchen Sprachen, betitelt vocabularies of North American languages, geliefert: eine [ehr rühmenswerthe Leiftung. Es ift jener eifrige Forfcher derfelbe, welcher, nachdem er 20 Jahre lang in Prince Rupert’s Land im Dienfte der Hudfonsbai-Gefellfchaft gelebt, der Welt eine Grammatik des Cree, die Frucht langer und grofser Mühen, gefchenkt hat: 4 grammar of the Cree language; with which is combined an analy- sis of the Chippeway dialect. London 1844. 8°. Der Unternehmer hat eine beftimmte Auswahl von Wörtern und Ausdrücken (Verbindungen), leider ganz verfchieden von dem nordamerikanifchen Schema, verbreitet: und legt uns hier die Wortverzeichniffe vor, die entweder von ihm felbft oder von Miffionaren und Handels-Agenten danach gefammelt find. Die 3te Tafel bie- tet (p. 192-8) 3 athapaskifche Sprachen, davon 2 neue, dar: das „Chipe- wyan”(') und die Sprache der Biber-Indianer in je zwei verfchiednen Sammlungen, dazu die Sprache „Sikanni von Neu-Caledonien”. Nach der (') Howfe fchreibt Chipewyan, einmahl (p. 192) Chepoweyan. 518 Buscumann: Syflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. Beftimmung der Verwandtfchafts -Verhältniffe der Sprachen war ein Haupt- zweck des Unternehmens, zu ermitteln: wie weit der fonderbare Bau des Verbums im Cree und Chippeway fich weiter im algonkinfchen Stamme und über denfelben hinaus verbreite. In Folge deffen enthält das Howse’fche Schema gröfstentheils die Wörter in grammatifcher Verknüpfung: die Sub- ftantiva mit pron. poss. behaftet, das Verbum in Formen und mit Rectionen, alle Haupt-Redetheile in kleinen Sätzen; während es daher für die, uns noch meift fehlende Grammatik der athapaskifchen Sprachen einen fehr erwünfch- ten Stoff liefert, dient es meinen Zwecken weniger, und verkürzt eine fchon in der Auswahl geringe Ausbeute noch mehr. Ich tadle die Aufnahme blo- (ser Complexa und Formen ohne Beigabe des einfachen Wortes; wenn der Kundige, von dem her die Sammlung aufgenommen wird, nicht das einfache Wort liefert und dazu benutzt wird, wer foil es fonft an das Licht bringen, aus den dunklen und fehwierigen Verbindungen ficher ausgelöft ? 6125. Indem ich in meiner hier folgenden Worttafel diefe 3 Sprachen nach How.se’s 5facher Sammlung darbiete, habe ich nur die Wör- ter felbft und an fich geben wollen; ich habe ihnen nach meiner Weife eine alphabetifche und fyftematifche Anordnung gegeben. ('). (') Der Haupttheil der Wort-Auswahl: die Subft., Adj. und Verba, ift (ehr (pärlich in die- (em Wortverzeichnils nach Howse bedacht; mir fehlen eine Menge wichtiger Begriffe: he kommen jedoch für Chepewyan und Biber durch das günftigere Verzeichnils Maclean’s hinein. — Wo Howse die einfachen Wörter nicht felbft giebt, fondern ich fie aus einer Com- pofition oder einem Complex (aus Satz-Verbindungen) entwickelt habe, [etze ich ihnen einen Stern * vor, um die Unficherheit der Form oder des Wortes anzudeuten; denn diele Wörter können einige grolse Fehler enthalten; in der Worttafel habe ich dielen Stern weglallen müllen. Einige Begriffe habe ich blols mit Nachweilung der Stelle verlehn, wo he in Ver- wicklung vorkommen, ohne ihre Ausdrücke herausgefunden zu haben. Einige Verfehn der Deutung wird das Vorbild felbit enthalten: fo wird das pron. poss. praef. mah, mul im Bi- ber gelegentlich (wie in Ausband) durch mein überfetzt, da es doch lein heilst. Die Wörter werden von Howse (wie auch nach Schoolerafts Vorlchriften gefchieht: vgl. meine azt. Spu- ren S. 444””", Neu-Mex. 295""", Kolofchen 366""""") in ihren Sylben getrennt (ohne Bin- deftriche) geliefert: was, auf der einen Seite allerdings eine Sicherung [ehr genauen Verftänd- niffes der Laute, auf der andren, und bei diefer Sammlung noch mehr, ein troltlofes Verlaflen des Benutzers für die Darltellung der Worte ilt; ich fage hier wieder: wenn der Kundige, von dem die Sammlung herrührt oder aus delfen Munde fie entnommen wird, uns nicht die Gruppirung und Abfcheidung der Wörter liefert, wie follen wir es? Die Vocale find in der iten und 3ten Sprache nach englifcher Weife gelchrieben (fo dals z B ee für ih, ai für eh zu nehmen ift), in den beiden Biber-Redactionen [cheinen fie aber nach unfrer Weile zu feyn. IH, 126. Howje's Wortverz. des Chepew., Biber u. Sicanni; ihr Verh. 519 $ 126. Von den Sprachen felbft kann ich fagen, dafs fowohl die 2 Redactionen von Chepewyan und Biber von einander, bei vieler Überein- ftinnmung, vielfach abweichen, als auch daffelbe von diefen 2 neuen Sammlungen des Chepewyan im Vergleich mit den früheren; daffelbe auch von den bei- den neu gewonnenen Sprachen, dem Biber und Sicanni, gegen die andren Hauptglieder der eigentlichen Athapasken-Familie: dafs fie fich öfter ihnen nahe anfchliefsen, aber doch fo fehr fich in Eigenthümlichkeit oder Verfchie- denheit der Wortformen und Wörter abfondern, dafs wir in ihnen 2 neue felbftftändige und werthvolle Glieder des Sprachftammes gewonnen zu haben meinen können. Übrigens waltet zwifchen No. 2 des Bider und dem $i- canni(') eine auffallende Ähnlichkeit(?), und es ftehn aufserdem beide Spra- chen einander zunächft und fchliefsen fich im weiten Umfang zu einer Einheit zuflammen: wie ich im 2ten Theile in einer fpeciellen Erörterung ($ 87) No. I, 4). (°) Beide Verzeichnifle des Biber gehn etwas in der Form aus einander in: betrun- ken (aber wenig); fie haben ganz verfchiedne Wörter für: heils, Zelt, jener. 520 Buscumann: fyftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. 21a 215 $ 127. Jos. Howses Wortverzeichnifs des in den proceedings of the philological Chepewyan EEE 1 EU | 4 2 A. Subftantiva, Adjectiva und Verba he is arrived: by|jahthakee water it is arr. (as a boat) | chachatatheketh beuf 196 ua bring (194 :-”) cold: es ft kalt (Wetter) come (f. 197"; N) drunk (f. 196°) *wostah? edza *nin-e-ah? *in-in-ah? contu-enethda he eats (f. 196") |shatee give f. 193” Bor (ll 197um) *lathi? good (f. 193%"f, "nes-ou 195) gun elkith-hee, elkith-he hot: es ifi heifs |addoe (Wetter) hunter (f. 195°) hurt f. 194° husband (f. 195") | ah-ote-ey dinnee (a Chepowyan) Indian (vgl. man) kill (£. 194" -5) \*enilthid lake too (wohl: Waller; daher wohl eher t00-a) lay f. 197°! lie (liegen) * hurtee life ren-ah live (vgl. 196°») |*ren-ah love (194*,195*"")| *ryne-ahtah er liebt tsee-ahninneyah *nealyah? hedzah *e-yah? [trunken contoweynithdan er ilt be- sheeelyca, *she-alyea *e-yahı? *ousza?; nehheesoo it is g. delkithy, delkethy headdoh *d] nne denna *hialkith, *thelkith, *thil [Ruth too-aı ghinnah *chinnagh, *ghinnah *ahnetah it. Chepewyan, Biber und Sicanni: society Vol. IV. London 1850. 8° p. 192-8 ich liebe es ihn (wohl = u) onle er liebt Philos.- histor. Kl. 1839. *soaint'ye Uuu | Bj--b--e—-r en ALAND | _ sn 1 2 Sicanni | neeneecay nethe-elle yuckatookay 1 hoedamanewneekah melnige-el utchinillah tassekay 2 * ah er ilt 3 *is-alth ? *horllah? 4 odaycad-edze oulecadze quit-Uyacatz 5 *altee? *yu-illu? *ya-al? *hoinyell? *guy-yell? 6 teunestogh it. tounelton it. *[oonis too 7 etsetse, *etsitse atsıls, *alsils utzits ellen I 68 9 *“attee ? *yi-ah? *taya? *yah? 10 thloucunnee it is 8. *ouchon *nizoo? *oolchou ? 11 tase-oh-e, *tese-oh te-zyu, tizou, *lezou | tyaiz-ou, tuaizow 42 oze-ill ta-ou-wechon nahdeseelkah 13 *tennee high? *nadzil *natzit? 14 15 *eisay-oh "se-oun, *si-oung *L-ee-00, *izee-00 16 dunnah (auch man) (tun-| une sikkanne, siccanne 17 neezi, tunnee [.192°*) *zahigh *achin, *che *zaikah yucka, *z. huttah 18 megah mithe maigah 19 20 teganah-ah er liegt telesali er liegt guttah (auch leben) 21a ma-inch ya's-zeta güttah (auch liegen) 215 gehattah er lebt chutu u. chuta it. yutt-tah, gultah 22 *hauteteh; masvtes-eh | maste (muste) ich liebe *masst'y« und masttyee, | 23 522 Buschmann: /yftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprach ıflamms. 49 man (vgl. Indian; 196°) moose put f. 197» see (194Smmuf) shoe sit he is asleep snow-shoe son he steals (f. 195"") tent thief (f. 195"") he walks (195", 6"”) woman (vgl. 196°‘) Be Zahlw 1 2 3 4 6) 6 Tr 8 9 10 sleep (£.195"', 196°); Gihus> pi,e wuyijarn | 4 dinnae-you *dennee *carneltah er fieht (*cahnel- tah) keenchee *thadah kac-elthul hye Fe-azze ie-en-ahhee coo-ah kae-endie Jarcoo-ey örter ethly-ey nanky tahhee dingee sussuely elketah-ey tahhe-ah-ahtah narky-ah-ahtah ethly-ah-ahtah hoononnath GC Pronomina: 1) personalia (p. 192) | I \thou sae nin 2 denna-you, *dinnayou *dennee *e-yeahee kiant-tsee theöddah er fitzt tkiah-et-hee hoy *e-azze ehnith-hee kou-ah *ehnethkee ? ge-ack-ou-we ellthly nalıkee tahghee dingghee seesahooli elkeetahdi ethuls-eding-he ellkeeding-he tahghee-ahttah ounathnath cee noh-eh (auch: er) . II, 127. Howfe’s Wortverz. des Chepewyan, Biber und Sicanni. 523 B or nn EBENE Te N 1 2 Sicanni dunnah (auch Indian), | tineze, *tinneze accootinne, *tinne 24 *tunner *detchent *telchinte 25 *elchon 26 *kanentah u.*conatalı er| *caneta er fieht, *cune- | Fyussee 27 fieht, *eh-es-e ich [ehe sta ich [ehe | kehay ke | kaycuz 28 nazetah it. satu it. | *siltah 29 | 30 neseteh sulline ' Yucko sittee ah-ilch augh-inlute ah 31 *cho-eh *chuane, *cheecane, *tcho 32 *checcane geh-et-alth chus-al *annah-ee’ [tehlen 33 nepallee, *neepallee quan nepallee 34 *en-ous-e ? *anus-i? *annoos-ee' 35 gahhe-yah-il yi-alth | *kuyyal u. *guy-yell gehn | 36 etchagah, *ghe-esler cheıhe, *esle izaygay, *tzaigai 3 enthlity inlutes eaclyt'ye 38 ong-haty okente ookeat’ye 39 tahtir tute taht'ye 40 tentir tinate teelutye 44 thlahonty lutsonanente clahtzoolahnint'ye 42 enchet-haty inchetate eatzetatt'ye 43 thauy-ouzir ta-u-at-ee ookaidingkee 44 enchet-hentir incedente eatzeeteent'ye 45 kalakeneety od.e-thlahhe, calakinte kahlahkent’ye 46 youdsey kenerty ken-ente kaynent’ye 47 sunnee, *che sinne, *che seene 48 nunnee ninne neene 49 Uuu? 524 Buscumann: /yftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 Zul GRepewy dı nn SE N züsn: 1 | 2 * he noehee, *ie, *noey noh-eh (auch: du), *ahthlaw we: 1) I & thou |noohee } noo-ohnee 2) I& he youdid-echonoonee ye noonee nin they jnoonah 2) possessiva (p. 193, 198) [vorgeletzt] my *sae | "pee, *cee thy (f. 198) *nae *na his *bae *ba, "bah our: 4) my £ thy |*noonee, *noo *noo-enee, *nou 2) my & his|*noonin-ebae, *noone-ah *bah (wohl falfch), *ro0- (her) enee your *nae (= dein) *nin their *hoobah 3) demonstrativa (p. 192-3) this *youdid-e, *didhee *dedda, *didda these *noonah (auch: fie) #noh-eh, *didhee that *nochee (auch: er), *hi-ey | *noh-eh (auch: er), *didda those *hi-ey-an, *noehee #noh-eh, *didda 4) relativa 5) interrogativa (p. 193) who?: 1) sing. edloy-ey 2) pl. edlin-ae-ue what? edlye adloy-yew which? edloy-ey, edloywo *a-dloy 6) indefinita a little (196”-=") how much? *e-azze *ee-e-aze edlynaltee adloyhelyah II, 127. Howfe's Wortwerz. des Chepewyan, Biber und Sicanni. B m 4 iye ähhunnee ahhunnee ong-hatyde attunnee ahhun-ahhee *say, *sett, *sen *nen *met, *pen, *men *ahha, *ahhigh *ahhigh-yedze (a. vor-, y. nachgel.) *cuyea iye (auch: er) :chone, *dıdda *cozi, "cori *cozi, *corin maylah maydah thleenah yealah *yea *e-ihlo azey tawnettee Sicanni nachune (ninne-you, nachune (alenne senne- you achunne achalinne te *sı, "Sa "ne *ma,*mul, *mal,; *alen- ne mes, *alinne me *acha-el, *nacu, *ajune *nacu, *ajune *a-edzies (a vor-, ed. nachgel.), *acha *qu-edzee (qu vor-, ed. nachgel.), *acha-le *utide *iye, *tideme *eye *utuu mela teyena ye-ele-a "me, *teye "nitsitle, *ongsitle taneltiah er DD —————a—_ 2 atinne [sinne-you| iyee, *yucko ah'coone nahhinne (auch: ihr) nahhinne (auch: wir) ahcoonetcho *see "nee "mut, mi; *yucko *nah-inne naho, inne *nee (= dein) *you-in, *accoona *teedee *too-inne *yaho, *teedee *[oo-inne, *yaone Üyee mai-u-ah yailah-ee *tuc-ahne *adoontzas tah-ochucko *nuch- 925 50 51 52 93 54 99 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 526 Buscumann: /yftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. Chepewyän | 1 2 82 83 84 D. Adverbia (p. 196-7) here (196-7: where? (196”‘-7°') *jarsee, *jar, *jartha #edlus, *hesee, edlinnee whither? (f. 197) whence? (f. 197°®) *no-ey-ud ? *edlin-e-otse (vgl. from) *thellah *zeire, aglinne *aglinny ? its-eth ? *aglinny ? ottsey ? adlou-ou adlou-ountte *gah (it.) *gah otisey eth? (it.) when? 1) past 2) fut. \edlow-hoo how? ed-lah E. Präpofitiolnen (p.197, 198) at *ka (nachgel.), *iyet? (it.) |to *tsee? (nachgel.) from *tsee (nachgel.), *otsee (it.) FE E Gonjunetionen not (Be u.*elah (nachgef.), *0o= lah (it.) G. Int erjrere tionen yes hum no doo *gah ottsey (it.), *ottsin (it.) *elah (nachgel.), *hoolah (nachgel.) hihh-ah doo-ou III, 127. Howfe's Wortverz. des Chepewyan, Biber und Sicanni. 527 Boris (b2.eipt Tr WEB urn 1 2 Sicanni *ellee? *netah? *juna, *joun, *juane | *tchoanda 72 *nettee, te-edzezow-hä;| *tedze, *nuti, tedze-iah| *nitt'ye,*nitt'’yee,t'yedzah| 73 *nellee wo ilt? *te-edze? *nettecha ? ste-edze? *yaldza? 74 *te-edze ? *te-edze? *U'yaldza? 75 kahodo te-akea t'yed-o-ah 76 kahodo-ne-utethee-esse- | ta-u-teza-alle tah-wuddeessah 77 who tachow-wah te-ekedze ‚yah-annee 78 *otesen (it.), *kadze (it.)| *chilit.), *edze (it.), *zi,| *yaika (vorgel.) 79 *ze (it.) *otesen? (it.) *edze (it.) *tzut? (nachgef.) 80 *otese (it.), *teche (it.) | *ouge (it.), *con-ledge | *witzah (nachgel.), *istah| 81 (con vor-, l. nachgef.) (vorgel.) *attoo (vorgel.) *atu (vorgel.), *alon | *ahtoo (vorgel.), *0osay je 82 (läfst fich nicht [chreiben) ang aa-hah | 83 taw-waw od. aume-waw_ inlois 84 00say 528 Buscnmann: /yftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprach/tamms. $ 128. Zwei Sprachen von Howse’s Lifte, Chepewyan und Bi- ber, erhalten eine Vermehrung durch ein 4gliedriges Wortverzeichnifs John Macuean’s in feinem Werke: Notes of a twenty- five years’ service in the Hudson's Bay territory. By John M° Lean, 2 Bde., London 1849. 8°. Im Vol. I. p. 323-8 giebt er nämlich eine Worttafel der 4 Sprachen: Sauteu oder Ogibois, Cree, Beaver Indian, Chippewayan: aus der ich die beiden letzten, umgeftellt, mit alphabetifcher und fyftematifcher Anordnung der Wörter, im folgenden darbiete. M° Lean’s Auswahl ift noch dürftiger als die Howse’s, doch liefert er mit Ausnahme der Zahlen von 1-10 und etwa 8 Wörter verfchiedene Wörter, fo dafs feine Sammlung Gewinn bringt. Ein Haupt-Element feines Verzeichniffes ift die Durcheonjugirung der Verba durch die 6 Perfonen des Praefens: ein fchätzbarer Beitrag zur Grammatik, den ich nicht aufgenommen habe. (') Die Schreibung der Wörter bei Mac- lean ift bald in Sylben, bald in 2fylbigen Stücken. (°) 6 129. Da die Vergleichung beider Sprachen hier fo leicht geboten wird, fo laffen fich, bei vieler Verfchiedenheit, nicht wenige Übereinftim- mungen beobachten. (°) (') Es find die Verba: drink, fight (für ich und du), Aunt, kill, laugh, set a net, shoot, sleep, trade. Diele Conjugationen find in fich und unter fich fo regellos in beiden Sprachen, dals man verzweifeln muls beftimmte Formen oder Regeln für die Pronomina oder Perfonen in ihnen zu finden, [o wie irgend einen Typus für ein Verbum als Wort aufzultellen; denn wenn man dazu (wie ich in Me Zean’s Wörtern gethan habe) den Imperativ oder die 1. pers. sing. praes. (letztere ilt gar nicht geeignet) wählt, fo feht man in dem zauberhaften Wandel von des Verf.’s Formen, dals damit beinahe nichts gethan ift, um das Wort zur Sprachver- gleichung zu gebrauchen; dennoch geben die gewöhnlichen Wortverzeichnilfe uns blofse Formen an, die auch einfach fcheinen. (*) Indem alles in folche Stücke zerfchlagen uns dargeboten wird, ilt es nicht möglich daraus bei andern als ganz einfachen Sachen ein Wort ficher zulammenzufinden oder die Tren- nung und Bildung mehrerer Wörter zu entnehmen. Die vielen Diphthonge zeigen, dals wir national - englilche Schreibung der Vocale vor uns haben; das alles überfchwemmende ay, öfter als Anlatz der Sublt. des Chep. befremdend, ent(pricht bisweilen einem e Howse’s. (°) CuEPEWYAN und BIBER find hiernach völlig oder beinahe identilch in den Wör- tern: Bär, Biber, geh weg, Hund, Kaninchen, du trinklt, Waller, 1; bedeutend ähnlich ift: Frau; in mehreren aber, wenn fie auch dielelben Wörter find, find die Sprachen in der Form bedeutend verfchieden: und oft haben fie für die Begriffe ganz andere Wörter. — Eine Ver- gleichung zwilchen Maclean und Howfe liefert für das Chepewyan folgendes Relultat: gleich oder fehr ähnlich find: Flinte Col. 2, Menfch beide Col., er fehläft Col. 2; ziemlich: wann?; etwas verlchieden ilt moose-deer (M. hat eine lange Endung); fehr verlchieden ilt die Form, wenn auch dalfelbe Wort: in Frau; verlchieden See: indem H. nur Waller an- 529 $ 130. John M: Lean's Wortverzeichnifs des Chippewayan und Biber: Hudson's Bay territory 1849 Vol. II. p. 323-8 99 100 101 102 103 104 105 Chippewayan Biber A. Subltantiva, Adjectiva und Verba | autumn bear beaver boy come hither from whence doest thou come? dog I drink drink eat I fight fish flesh fox girl give me I give thee where art thou going? go away | gun I hunt ‚ghao ud-azay zus iza dinnay-yoo azay e-youk-uz-ay ed-luzeet gho adzee an- adee tlee haysta ned-ha zinhud-hee dintgun-astir tloo-ay berr nag-hee-dthay eddinnagay daz-ee nagha-on-in-innee ed-luzeet hoo hee-ya e-you-issay telgit-hay naz-u2-ay edoo aidlosin zus iza tazyuz-e tee-adzay tee-ay ghaydzin aghon dee-ay tlee uzto llad-ho intzits magad-ay-a tloo adzun e-yaythay id-az-00 teeyay nan-uzlay tee-ay ghay de-äza 2 e-yow-etshay lie-yaz-0-0 na-ozed giebt, M. aber ein ordentliches Wort. Die Zahlwörter find diefelben, aber in ihnen kann man die wechfelvolle Mannigfaltigkeit fehn, in der diefelbe Sprache von Verlchiedenen und an ver[chiednen Orten aufgenommen wird: denn nicht vieles [iimmt ganz überein; 7 ıft = Col. 2 (Col. 1 ift in 7-9 fehr verfchieden), 8 fchlielst fieh an Col. 2 an, 9 aber an Col. 1; die 10 ift bei M. kurz, bei H. überladen; recht abweichend find 6 und 8. Vom Biber-Idiom find zwilchen beiden Sammlern [ehr ähnlich: eflen, See Col. 2; fehr verf[chieden ift wann?; fehr verfchiedene Formen haben, wenn auch vielleicht die Wörter diefelben find: Menfch und er [chläft Col. 1; die Zahlwörter M.’s [chlielsen [ich bald an Col. 1, bald 2 von H. an, und find ziemlich ähnlich: aber mit [tarken Variationen in der Auffalfung; bedeutend verf[chieden ilt die 2. Philos.-histor. Kl. 1859. Xxx 530 Buscumann: /yftemat.Worttafel des athapaskifch.n Sprach/tamms. Chippewayan Biber 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 interpreter I kill lake I laugh look man moose-deer net ([. auch set) pipe powder be quick rabbit rein-deer river I set a net I shoot shot sleep spring (Frühling) summer tell him tobacco trade trader wait water winter wolf woman am wm m dinnay teeghaltay zultir nad-hoo-alta nazlo ghon-ellee dinnay you tunnehechee dthabill, bei set: tloo-ekan dıhay telgegonna eegha kagh ed-hun daz tloo-e kanistan ayouskay telt-hay dihinghee tlooguth seennay hal-innee seltooe na-ilnee makad-ray gadday too gha-e-yay noonce-yay tzayquay B. Zahlwörter ' ittlahe | nank-hay | tahı dunk-he | sasootlahe naoday-ay uz-eay gha meet-hay utzay-rad-lotsh aggan-eetha taz-eu Uaytchintay toome, bei set: toomitl, isee-ay [z0omeet al-aizay dzag-ghay kagh maytzee zaghay zoomeet la-uz-loo ajestee-o nootay-ad-o-0 njuzli-ay do-o ad-olay tee-aylinday adaykayaze tee-ayghotsho meeoolay ad-oog-a too ealk-hay-ay tshee-onay iayquay itladay onkshayday taday diniday tlatzoon-ede-ay II, 130-1. Mac Lean’s Wortverz. des Chippewayan u. Biber; Loucheux. 531 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 s131. Mi | 6 7 8 9 100 | bow many? hither f. come where? [. go whence? f. come when? to-day yesterday to-morrow this year this month how often? how long since? Chippewayan Biber Ügoot-hahe tluz-uddunk-he Ugootdung-he itla-ud-ha hona itla ja-idel nank-hay ja-idel tahe ja-idel (irrig als 20 gegeben) tla honan nanana C. Pronomina illa elday D. Adverbia itlao deerdsin-egay hozud singay campay do-uz sin-egay dirius agay illa hon-eeltay (vgl. 100) itla hon-iltao intzud-ha ta-e-waytzay etzud-eentay kalagayne-ad-ay kaynayday tlad-ay mayday ongshay daymayday ongka gaynayday tao gaynayday deo gaynayday kaynaytay (heilst nur 10) tan-aytien (auch: wie oft?) dee-addoo-yay doojaynee-ay ghagh ganno ghad-ayzay doola ice: y teeza tan-aytien (auch: how many?) ashaydoo-yay Die Sprache des durch Gallatin nach Mackenzie’s und Cap. Franklin’s Äufserungen dem athapaskifchen Stamme abgefprochenen, von ihm als eine anomale, einzige Unterbrechung des grofsen Gebiets betrachte- ten Volkes der Lovemevx im hohen Nordweften, gegen die Mündung des Mackenzie-Fluffes wohnend, hoffte ich durch eine kleine Wortfammlung, welche uns als Loucheux gegeben wird, für den athapaskifchen Sprachftamm Xxx? 532 Bwsenmann: /yftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprach/tamms. gewonnen: nachdem fchon früher Richardson (f. meine Völker des brit. Oftlandes S. 483""") ihre Verläugnung dadurch aufgehoben hatte, dafs er die Loucheux für daffelbe Volk mit den Kutchin erklärte. Aber dem fteht die wiederholte Nachricht Maclean’s gegenüber (ib. S. 484""""), dafs die Zou- cheux und ihre Sprache dem „Chippewayifchen Stamme” fremd feien ; und wir müffen fragen: ift das, was hier geboten wird, wieder, wie bei Richard- son, Kutchin? und Loucheux für diefes ein mifsbräuchlicher Ausdruck ? Im Vol. IV. der proceedings of the philological society, London 1850. 8°. p- 195, findet fich nämlich ein kurzes Wortverzeichnifs der „Loucheux -Spra- che” von I. A. Isbester. Es wird dort (p. 184) bemerkt: dafs „die Digo- thi oder Loucheux” fich am unteren Mackenzie-Fluffe befinden; es wird auch hier fchon (185°) die Verwandtfchaft der Sprache mit dem Kenay her- vorgehoben ('). Wenn ich aus diefer kleinen Sammlung die Refultate über die Ver- wANDTSCHAFTS-Verhältniffe der Sprache ziehe, fo kann ich über die Identität des Zoucheux mit dem Kutehin nichts beftimmen: denn nur 9 ihrer Begriffe kehren in unfern 2 kleinen Sammlungen der Äutchin - Spra- che wieder. Von diefen 9 ift ganz gleich zwifchen Zoucheux und Kutchin das Wort für Indianer, beinahe gleich find Fort und Wafler, ziemlich ähn- lich (durch verfehiedene Schreibung entfremdet) ift Sonne; fehr unähnlich, wie verfchieden, ift Meffer; und durch ganz verfchiedne Wörter find aus- gedrückt: kalt, Rock, Stern. Mein Urtheil über das Verhältnifs diefes Zou- cheux zu dem SpraAcHSTAMM, fchon verzeichnet in meinem Auffatz über die Völker im Innern des brit. Nordamerika’s (Monatsber. der Berl. Akad. 1859 S. 484°""), geht dahin: dafs die Sprache viel fremdes in Wörtern und Wortformen hat, und daher fchwierig und nur mit Mühe fich dem athapas- kifchen Sprachftamme anfchliefsen läfst, dafs fie aber wegen des Befitzes einer Anzahl charakteriftifcher und entfcheidender Wörter des Stammes (d.h. (') Die Wörter dieles kleinen Verzeichnilfes find: Arm Zchiegen, Bein tseihan, blanket isthee, ellen beha, Fleilch (meat) der, Fort jezz, Hirlch (deer) et-han, kalt kazeitlee, kommen chatchoo, Kopf umitz, lang kawa, Meller 2/ay, Mond shet-sill, Rock (coat) chiegee, Sohn se>jay (mein), Sonne shethie, [tark nehaintah, Sterne kumshaet, trinken chidet-Ieh, Vater sesisay (mein), Waller zchon, weggehn eenio (wohl imp.), weilser Mann manah-gool-ait, Wind ezsee (fair wind jeatsee, head wind newatsee); Indianer tenghie, Eskimo nak-high; — ich see, mein: Präfix se (in Vater, Sohn), du nin; genug ekcho, ekauorainyo; nahe neak-wha, fern nee-jah; ja eh, nein illuck-wha. II, 131-2. Verhältnifs des Loucheux z. athap. Sprachftamm; Berichtig. 533 feiner Hauptfprachen: befonders Chepewyan und Northern) zu ihm ficher gerechnet werden darf.(') 6132. Es sei mir auch erlaubt diefe Gelegenheit zu benutzen, um einige Berichtigungen und Verbefferungen zu meiner 1856 erfchiene- nen Arbeit über den ATHAPASKISCHEN SPRACHSTAMM zu machen. (?) Die auf der letzten Seite der Arbeit fchon gemachten nehme ich hier nicht auf. (') Diele letzten Wörter find: Fort, Hirfch (deer; vollkommen übereinftiimmend), India- ner (in der Kuzchin-Form), Waller (in der Geltalt von Apache und Navajo), vielleicht weils, Wind (wohl identilch, in etwas ferner Geltalt); see ich (= Chep. mein), se= mein, nin du; fern (mit 3 Sprachen übereinkommend); nicht (unvollkommen ähnlich), erR ja (zunächlt — Chep.).— Die Sprache hat mit Chepewyan gemein das Wort für Fleilch (wo falt alle andren Sprachen andere Wörter haben); mit Chep., Dogrid ulw. zulammenhangend ö/anket (aber nicht (ehr nahe); bei aus einander gehenden Sprachen hat es mit einigen ähnlich Arm (mit Nav. und Dogrib, aber unvollkommen). Bei dem, was man in der Sprache athapaskilch nen- nen muls oder möchte, tritt, wie es fchon fichtbar gewelen ilt, meilt das Hemmnils einer gro- (sen Form -Verlchiedenheit ein: was die Gränzlinie zwilchen dem athapaskilchen und fremden Inhalte der Sprache fchwer zu ziehen macht. Nach dem Befitz von Wörtern der Haupt - Con- tinental- Sprachen ilt der Zug hervorzuheben: dals dieles Zoucheux öfter das Wort des Che- pewyan, Dogrib ulw. nicht hat, (ondern in feinen Wörtern mit den [üdlichen (ja füdlichlten) Sprachen übereinltimmt: Bein ähnlich 7/a2sk. und apachifchen Sprachen, eflen mit Tahk. und Ug. ungewils ähnlich, Mefler (aber (ehr ungewils) mit 7a. und 77., Sohn ungewils =# 71. und Ap.,V ater E Nav. (kann aber zufällig feyn), Waller: das allgemeine Wort in der Geltalt von Apa- che und Nacajo. Wieder von jenen Hauptfprachen abgehend, [chliefst es ich in einigen Wör- tern an das andere, ihm nahe Extrem, an Sprachen des ruflilchen Nordamerika’s, an: die Wörter für kalt und lang find genau — den ugalenzifchen (bei letzterem gehn die andren Sprachen aus einander), das für Sonne genau ähnlich mit dem der Koltschanen. Die Zugehö- rigkeit der Wörter zum athapaskilchen Sprachftamm ift öfter, wie gefagt, wegen des bedeu- tenden Abgehns der Form zweifelhaft. Sehr ftark ilt eine Seite dieles Zouchewx, mit welcher es dem Sprachltamm ganz fremd ilt, (ehr häufig die Verläugnung des Sprachftamms in dem Befitz eines gegen alle athapaskilchen Sprachen fremden Wortes; diefe Verläugnung fetzt um lo mehr in Verwundrung, wenn fie Begriffe betrifft, in welchen daffelbe Wort durch alle oder faft alle Stammfprachen geht: wie Kopf (in welchem alle Sprachen aulser Hoopah überein- ftimmen) und Stern (wo viele Sprachen fich zu 2 Wörtern vereinigen); fremde Wörter von geringerem Gewicht find: kommen, Rock, trinken (wo in den athap. Sprachen viel Zwiefpalt ilt), weggehn (wo alle fich von einander [cheiden); nahe (wo falt alle aus einander gehn); fremd ilt wohl auch: [tark. @) Seite 150" ift ftatt Thing-e-ha zu lelen Thling-e-ha S. 176 muls No. 176 (dawn) wegfallen, da es fchon No. 136 fteht; fo bleibt auf S. 211 bei dawn No. 176 weg S. 188 in No. 814 (face) ift als öte Sprache hinzuzuletzen: N Rusnne S. 207 No. 1041 Col. Dogrib: (Hand) nach /akithe muls wegbleiben 534 Buwscumann: /yftemat.FWVorttafel des athapaskifchen Sprachftamms. IV. $ 133. Wenn ich nun auf meinen Bericht über die EINRICH- TUNG meiner systEmAaTıscHhen WorTTArEL näher eingehe, fo mufs ich zunächft auf das fchon vorhin (S.505°", 506%") Gefagte zurückkommen: dafs eigentlich das athapaskifche Wort: diejenige Form eines Wortes, aus welcher Sprache des Stammes es feyn möge, das die Reihe eröffnet und die Grundlage oder der Repräfentant jeder einzelnen Individualität ift; die Hand- habe der Tafel feyn und voran ftehn müfste: nicht das deutfche Wort oder der deutfche Begriff; und dafs nach diefen athapaskifchen Grundformen, nicht nach den deutfchen Wörtern, die alphabelifehe Folge der Artikel oder vielmehr Wörter der Tafel gemacht feyn müfste. Diefs ift erft, wie ich fchon ausgefprochen habe, die vollkommene Einrichtung einer folchen [yftemati- fchen Worttafel eines Sprachftammes. Man kann aber (S. 506°) nur bei fehr viel durchgearbeiteten, fehr genau und umfänglich bekannten Sprachen, de- ren vollen Vorrath man belitzt, zu diefer vollkommenen Einrichtung gelan- S. 210 find deads und beard zu vertaulchen; es ilt zu lelen: beads KSD 895, beard DTU 897 S. 213 Spalte 2 Z. 4 ilt ftatt 809 zu lefen: 808 S. 218 ilt bei Zzired No. 224 zu [treichen S. 221 muls in der Überfchrift Statt 381 ftehn: 382 S 222 ift in Z. 1 der linken Spalte ftatt: TaH 342 zu lefen: TaH 347 S. 266 ilt bei Fleilch ftatt 15 zu lefen: 150 S. 279 No. 33 Kinai L. ilt für noona zu lelen: nootna S. 280 No. 36 Z. 5 (Dogrib): (Hand) nach /akithe muls wegbleiben S. 281 No 38 Sprache 1 ilt für: D shashant-hoi zu lelen: D sashant-hoi S 287 No. 67, 1te Col. (Spr. Atnah) ift der erfte Buchltabe (j) abgebrochen; das Wort foll heilsen jojakchafsj S. 291 No. 82 Col. 5 ift das Komma zwilchen Zykaa und roio zu tilgen S. 292 No. 96 Ichlecht ilt in Col. 1 Chep. ftatt sziepey zu lefen: szieney S. 296 No. 116 Ku. ilt ftatt Yeukh ho zu lelen: Weukh-ko S. 298 No. 124 Ch fteht att-Relcorr, S. 309 No. 209 at-Rellcorr; daran ift aber [chuld, dafs Dobbs an 2 Stellen fo verfchieden fchreibt S 299 Col. Umpqua: die Wörter No. 125 bedeuten 12 und mülfen herunter in No. 126, die Wörter in No. 126 bedeuten 20 und mülfen geltrichen werden; in No. 125 mülfen eingeletzt werden als 11: Uq awyYle-dtang, G ayttha-yalta S.308 No. 194 ilt aus Spr.3 Dock. SN zeithoi in Spr. 2 (neben Tac.) zuzufügen; und die Col. von Tlatsk muls blofs heilsen: sowa/a/sYö (auch grün) zuletzt weils ich nicht, wie ich zu dem Fehler gekommen bin: Chep. Mack. edowth warm zu letzen; es kommt bei Mack. nur vor: edowh hut; danach find Verbellerungen an 4 Stellen zu machen. IV,133-4. Schwächen der ? Arten d. vollkomm. W orttafel: Vermehrung. 535 gen; und felbft da bleibt die Wahl der zu Grunde zu legenden Wortform grofsentheil willkührlich und ideell. Sie ift es, wenn man immer von dem Worte der im allgemeinen als Hauptfprache oder älteften angefehenen Spra- che: z.B. des Chepewyan (vgl. S.504”"), Sanskrits oder Malayischen, aus- geht. Diefer Ausgang ift fogar fehr mangelhaft für das Syftem: denn für das Syftem ift Hauptfprache eine willkührliche Beftimmung; die ältefte Sprache hat viele Wörter neu gewandelt und weiter geführt, während jüngere Wör- ter in ächter Geftalt bewahren. Das Ausgehn von einer beflimmten Spra- che legt daher einen Zwang auf, der oft eine fehr unnatürliche Reihung der Wortformen oder Geftalten, eine Anordnung in die Kreuz und Queer her- vorbringt: wogegen eine ideell fyftematifche (oder eine natürliche, wie ich S. 504""") gefagt habe, wenn auch oft voll Willkühr und Rathlofigkeit, beffer ift. Man heilt aber jene Methode, indem man nach der Grundform und ihrem nächften Zubehör zu einer fyftematifchen Reihung überfpringt: und in folcher Weife bleibt die Methode der Grundlegung des fremden Wor- tes die vollkommene und das zu erftrebende Ideal. — Aus der jetzigen Ein- richtung der Anordnung nach den deutfchen Begriffen, welche immer den Vortheil des unmittelbaren Findens des Gefuchten hat, entfteht der Übel- ftand, dafs ein athapaskifches Wort (ein Wort des Sprachftammes oder meh- rerer feiner Sprachen) unter mehreren deutfchen Artikeln vorkommt, fich zerftreut, und nur mit Weitfchweifigkeit und Wiederholung an den mehreren Stellen zufammengehalten wird. Ich habe diefs öfter fo abgekürzt, dafs ich unter jedem deutfchen Artikel auf die anderen weiter verwiefen habe; z. B. heifst es unter Hand: f. weiter bei Nägel, und bei Nägel: f. weiter bei Hand. Die ftete Folge der Einrichtung nach den deutfchen Begriffen oder Wörtern ift die Vervielfältigung der fremden Wörter unter Einem Artikel: dafs man es bei den meiften Begriffen nicht mit Einem fremden Worte, fondern, freilich hauptfächlich wegen des Auseinandergehns der Spra- chen im Sprachftamm, mit zweien oder mehreren zu thun hat und fo meh- rere Reihen bilden mufs; diefs find meine Abıheilungen unter römifchen Zahlen in den Artikeln (f. S. 504”'*). $ 134. Meine neue Worttafel erfcheint gegen die alte (im 3ten Th. meines athap. Sprachftamms) um viele wichtige Wörter (Begriffe) ver- MEHRT, welche befonders durch die Apachen-Sprachen, aber auch durch die andren neuen Glieder oder Wortverzeichniffe, hinzugekommen find: da 336 Buschmann: /yftemat.FVorttafel des athapaskifchen Sprachftamms. die bisherigen athapaskifchen Sprachen, weil ihrer wenige oder keine mit dem Begriffe erfchienen und fie keine Übereinftiimmung boten, dazu nicht Veranlaffung gaben. Indem ich in ihr über den dortigen Grundfatz, nur das Übereinftimmende zu geben und zu zeigen, hinweggegangen bin, biete ich in meiner Tafel eine Nomenclatur von einer umfaffenden Begriffsreihe, ein kleines Wörrensuch des athapaskifchen Sprachftamms. Wo ein Begriff auch nur in 2 Sprachen vorkommt, da find ihre Wörter angege- ben und er aufgenommen. Diefs ift mein Grundfatz gewefen. Begriffe in Einer Sprache allein bleiben ausgefehloffen. Ich habe auch bei 2 Sprachen manchmahl Ausnahmen gemacht.(! 6 135. Ich gehe jetzt auf die Äussere Eınrıcnrung der Ar- TIKEL ein: Auf das deutfche Wort, welches die Spitze des Artikels bildet, fol- gen ? Ziffern: die erfte ift die laufende Nummer des Wortes in meiner gedruckten, nach Sprachen geordneten Worttafel des athapaskifchen Sprach- ftamms (No. 1-260, S. 266-312); die 2te giebt die Zahl der Sprachen an, in denen uns der Ausdruck für den deutfchen Begriff zu Gebote fteht: fie zu gewinnen, habe ich zu den in meiner athapaskifchen Arbeit enthaltenen Sprachen die durch neue Wortverzeichniffe an das Licht getretnen oder (') So laffe ich einige wichtige Begriffe aus der Worttafel weg, die nur in 2 Apachen- Sprachen (befonders Apache und Navajo), aber in keiner athapaskifchen, gegeben find: Ader, Blume, Eiche, Eidechle, Magen, Mais, Nabel, Puter, fauer, Schakal (prairie-dog, coyote), Schwein, Silber, Weizen; nie. Ferner find mehrere Wörter aus dem 2ten Wortverzeichnils des Apache: das nur Apache und Navajo, manchmahl gar nur eines, enthält, weggeblieben: wieder weil fe in keiner andren athap. Sprache vorkommen: 1) wo nur Eine Sprache da ift 2) wo Apache und Navajo ein verlchiednes oder daffelbe Wort haben (beide Möglich- keiten); beides brauchte allein für fich nicht ausgefetzt zu werden: denn ich berufe mich auf die Worttafeln des Apache für das, was diefen befchränkten Sprachkreis, namentlich feine 2 Hauptglieder, allein betrifft. — Von dielem Verfahren bin ich abgeltanden bei Zahlwörtern: bei der grolsen Verfchiedenheit der Ausdrücke für die Zehn und höhere Werthe überhaupt würde die mechanilche Zulammenftellung für die mancherlei, zum Theil untergeordneten Zahlwerthe und Zahlverbindungen in einigen Sprachen ein widriges Gewirr darbieten; ich bin davon abge- ftanden fie in die Tafel aufzunehmen, wenn fie fich auch in 3 oder mehreren Sprachen an- geben lielsen; es wäre mir überhaupt zu viel geworden; fie find nach meinen Verzeichnungen in Nummern leicht aufzufinden. Ich habe den Mangel etwas dadurch erfetzt, dals ich in der Worttafel das Geletz der weiteren Bildungen und Zufammenfügungen angegeben habe: für 13-19 bei 12, für 50-90 bei 30, für die Hunderte bis Taufende bei 100; fo habe ich zwi- fchen 11 und 19 mich mit einigen Zahlwerthen, zwilchen 21 und 29 mit dem erlten begnü- gen können: und die [päteren Zehner ilt es unnöthig gewelen zulammenzuftellen. IV, 136-8. Einrichtung der Worttafel: Kreuz, diff., Folge, Fragez. 537 überhaupt in diefer neuen Worttafel hinzugekommenen Sprachen (unter de- nen die Hauptfache die Apachen- Dialecte find) hinzufügen müffen. 6 136. Da ich in einem Artikel öfter mehreres, Wörter oder For- men, vereinigt habe, fo bediene ich mich (nach gefchehener Anzeige vorn im Artikel) eines den einzelnen Wörtern nachgefetzten + Kreuzes, um gewiffe öfter wiederkehrende Sachen anzudeuten oder zu unterfcheiden. Es deutet z. B. im Artikel Frau an, wann ein Wort einer Sprache uwor heifst (während die unbezeichneten Wörter femina heifsen); bei geben: wann eine Form den Imperativ (gieb) bedentet. 6 137. diff. Da die Aufzeigung und Reihung der Wort- Überein- ftiimmung in den athapaskifchen Sprachen der vorzüglichfte Zweck meiner Worttafel ift, fo befteht der erfte und Haupttheil des Artikels aus den meh- reren Sprachen gemeinfamen Wörtern unter den römifchen und lateinifchen Ziffern. Die von den Sprachen gezeigten vereinzelten, nicht wiederkehren- den Wörter folgen diefem Haupttheile, in alphabetifcher Reihenfolge, unter dem Vorfatz diff. = dif ferunt (differt). Manchmall ift jener Haupttheil kurz, befteht nur aus Einem Wort (Einer Analogie, I) und der Theil des diff. ift dagegen öfter zahlreich und Hauptfache. Die I vor dem ten Theil konnte entbehrt werden und fehlt daher oft; der Artikel beginnt oft mit einer unbezifferten Analogie und darauf folgt diff. — Bei Gelegenheit diefes differunt will ich im Angelicht fo grofser Ausweichung und Fremdheit der Sprachen bemerken: wie manche diefer abweichenden Wörter mögen auf Mifsverftändniffen in allen Graden bis zur Abenteuerlichkeit beruhn! Die Wörter unter römifcher Zahl (I II) ordne ich willkührlich, nicht alphabetifch : d.h. voran ftelle ich das Hauptwort, das durch die mei- ften Sprachen geht; mehrere Hauptwörter ordne ich nach Willkühr oder verfchiednen Rückfichten. $ 138. ? Durch ein Fragezeichen vor dem Wort einer athapaski- fchen Sprache drücke ich (vorzüglich oft bei den Apachen- Sprachen) den Zweifel aus, ob das Wort wohl zu der Nummer gehöre; ich halte es oft nicht für wahrfcheinlich : es ift nur ein Verfuch für die Möglichkeit, ein Ver- fuch das Wort unterzubringen ; alfo manchmahl nur ein formeller Anfchlufs, nicht einer der Verwandifchaft. Öfter, als es gefchehen, war Gelegenheit zu diefem Zeichen des Zweifels: denn wer vermöchte oft ficher zu behaupten, dafs eine Form zu einem beftimmten Worte gehöre oder nicht gehöre? und Philos.- histor. Kl. 1859. Yyy 338 Buscnmann: /yftemat.Worttafel des athapaskifchen Sprach/tamms. wenn einmahl die Worttafel eine Vereinigung feyn foll, fo würde man viel zerftreuen, wenn man allem Zweifel nachgeben und bei der Vereinigung auf volle Gewifsheit hinausgehn wollte. $ 139. Wie ich fehon (S. 504"""") gefagt habe, fo gebe ich die For- men eines Wortes in einer natürlichen Reihe; wobei ich gewöhnlich die Chepewyan-Form vorangehn laffe, und von diefer die übrige natürliche Gruppirung abhängig mache. Von der grofsen Unbeftimmtheit, Unficherheit und Willkühr, welche über diefem Begriff einer natürlichen Reihung und diefem guten Vorfatz fchwebt, habe ich (S. 535) fchon aufrichtiges Geftänd- nifs abgelegt. $ 140. Ich bilde durch die arabifchen Zırrern 1, 2, 3 ufw. meh- rere Typen der Form deffelben Wortes: wogegen die römifchen Zahlen I, I ulw. die verfchiedenen Wörter eines Begriffs fcheiden. Ob ich aber die mannigfachen Formen eines Wortes fo durch arasıscue Ziffern gruppi- ren; ob ich viele Theilungen durch Ziffern mache, viele und verfchiedne Formen unter einer Ziffer (1 oder 2 ufw.) zufammenftelle, oder wenige; oder ob ich unter I II mehrere und verfchiedne Formen ungetheilt ftehen laffe: gar viele, ohne Scheidung durch 1, 2 ufw.: — das ift ganz fchwan- kend; jedes übe ich, ohne eine fefte oder ftrenge Regel einhalten zu können. Die arabifche Beziffrung beginnt bei jeder römifchen Zahl (I, HI ufw.) wieder mit der 1. Doch habe ich von der Zahl 7 an die arabifche Ziffer neben A, B ufw. von 1-11 ufw. durchgeführt: wegen der Vieltheilung, um leicht ein beftimmtes Gepräge oder einen Ausdruck nennen zu können. Manchmahl, wo die Wörter für einen Begriff ich zu fehr vereinzeln, zeigen die arabifchen Ziffern ausnahmsweife verfehiedene Wörter an.(') 6 141. Die römıschen Ziffern (I, IH ufw.) fcheiden und bezeich- nen alfo (oben Z. 12-13, S. 504", 535", 537°") die verfchiedenen Wörter, welche in den Sprachen für den Begriff erfcheinen. Wo ich ganz verfchie- dene Wörter durch I, Il bezeichnet habe, können doch manchmahl 2 da- von zufammen gehören; z. B. bei Fuchs. (') Diefs ift befonders bei den Zahlwörtern von der 6 an der Fall: wo die Ziffern 1, 2 ufw. grofsentheils keine Wort-Identität gegen einander anzeigen. So ilt keine bei der 8 in dem Stück A (1-5); fo kommen bei der Zahl 5 nur 1-8 vor: aber fie find nicht immer das identiflche Wort, fondern lauter Mannigfaltigkeit; eben [o find nicht identifch, fondern nur methodifch gleich die Wörter der 11 unter No. 2-9. IV, 142-7. Einrichtung der Worttafel: Buchftaben u.a., 2 Strichelchen. 539 6 142. Durch erosse Buchftaben A B ufw. fondere ich gröfsere Gruppen oder Methoden ab; fie ftehn höher als die römifche Zahl, und gel- ten mir als gröfsere oder Ober - Abtheilungen:: allgemeine Züge, unter denen III und nur in der Methode zufammengehörendes untergeordnet find (z. B. Meer, Mond, Pfeife; Zahl 1, 3; befonders von 6 an; 20). Doch gebrauche ich A, B auch als grofse Unter-Abtheilungen (z.B. Bogen, Kopf, Nacht; ich). 6 143. Manchmahl bezeichne ich unter einer arabifchen Ziffer durch die xweınen Buchftaben a,b, ce (1 1,a, b ... IH ufw.) Formengruppen einer beftimmten Geftalt, wenn das Wort durch 1) 2) in fehr verfchiedene Ge- ftalten gefehieden werden mufste: z. B. Kopf; oder ich bezeichne dadurch (bei vielen Formen) leichte Veränderungen eines Typus, weil ein blofses Trennen durch 1) 2) (wie ich es weniger gut freilich meift geübt habe) die Gruppirung nicht fo gut anzeigt (f. z. B. Menfch). 6 144. Bei anderen Wörtern ift die Mannigfaltigkeit zu grofs und eine Eintheilung fchwer; ich war verfucht dann keine Zahl zu fetzen, fondern nur eine fyftematifche Reihe der Formen in Gruppen, fo gut es fich machen läfst; {.z.B. Axt (doch habe ich hier Zahlen zu fetzen gefucht), Bein, häfslich. 6 145. Manchmahl kreuzen fich die Typen zweifach: man könnte nach 2 Prineipien ordnen; in 2 Nummern finden fich nahe Ähnlichkeiten in Beziehung auf das andre Prineip oder überhaupt. Ich habe dann die Num- mern auf einander verwielen; Beifpiel: Zahl 1. $ 146. Eine ungeheure Mannigfaltigkeit von Formen und Wan- del, wo ich mit grofser Mühe eine Anordnung und Reihenfolge, nach rein mechanifchem, natürlichen Prineip gemacht habe, aber mit Zahlen; ift bei: fchwarz ; eine ungeheure Verfchiedenheit der Formen zeigt: die Zahl 5. 6 147. Von Vor- und Nachfylben fehe ich theilweife ab: fo bei einigen Verben (f. S. 540%“). Die pronomina praefixa der Subftantiva habe ich manchmahl nicht mitgefchrieben, fondern nur den Haupttheil ge- fetzt; weil diefs aber etwas gefährliches hat, fo habe ich grofsentheils den Vorfatz mit 2 Strichen - danach dem Worte gelaffen. - Durch die 2 Strichelchen fondre ich aber auch andre Partikeln; auch Wörter ab, die wie gemeinfame Theile mehrerer Wörter abgehn: z.B. in Nord, Oft. Ich gebrauche fie vorzüglich im Kinai: wo ich viele Vor- fätze (z. B. nicht, Fragewort) und Anfätze (z. B. der Wortbildung, des Imperativs) durch fie als etwas dem Worte fremdartiges abgefondert habe; Yyy2 540 Buscumann: /yftemat.Worttafel des athapaski/chen Sprach ı/tamms. der eine Trennftrich - konnte hier nicht dienen, weil er überall willkühr- lich zur Theilung des Wortes in Stücke aus verfchiednen Gründen ge- braucht wird. z.B. wo ruflifeh ® in der Mitte fteht. + ein Kreuzchen vor einem athapaskifchen Wort (befonders bei Verben) foll andeuten, dafs vorn etwas weggelaffen ift; dafs die Form nur mit einem Vorfatz, als letzter Theil, vorkommt (f. lachen und Boot). Denn ich beftrebe mich von den in ihren Formen fo ungünftig für die Zwecke der Sprachvergleichung (f. athap. Sprachftamm $. 258") höchft verworrenen und verwickelten Verbis blofs den Stamm aufzuftellen: nur dafs darin kaum ein Anfang und nirgends mit Sicherheit hat gemacht werden können. Vgl. hierüber in der Stufenleiter der Verwandtfchaft im 2ten Theil des Apache No. 34 ($ 103). $ 148. Die von mir oben (S.505°-6* u. 535”"") erklärte Erfcheinung, dafs ein Wort des Sprachftamms mehreren Begriffen unferer Sprachen dient, mehrere deutfche Wörter berührt oder betheiligt; bat mich 1) (wie fchon gefagt) zur Vervollftändigung des athapaskifchen Wortes durch Citation anderer Artikel der Tafel; aber 2) auch zu dem entgegengeletzten Verfahren geleitet: in einem Artikel mehrere Begriffe zu verbinden, an das alphabe- tifche deutfche Wort andere anzufchliefsen. Ich habe an fchwarz ange- fchloffen: grün, blau, etwas von gelb. Dabei ift der Übelftand, dafs doch nicht alle diefe Begriffe in allen Sprachen daffelbe Wort haben ; eine factifche Verfehiedenheit der Wörter in einer beftimmten Sprache ift oft da: aber bis zu einem gewiffen Grade können dennoch beide Begriffe daffelbe Wort haben; es ift dann eine mechanifche Erfchöpfung der Ausdrücke für diefe Be- griffe in dem Artikel. Die Citationen folcher deutfcher in anderen Artikeln untergebrach- ter Wörter, wie alle Citationen (leichte Verweifungen eines Worts auf ein anderes), zu denen auch englifche Ausdrücke gehören, find an ihrer alpha- betifchen Stelle in der Worttafel gefchehen. $ 149. Die Zeichen, welche ich für verfchiedene Dinge in der Worttafel angenommen habe, finden fich zum Theil über diefe Anweifung zerftreut: INIU,;, 1)2)3) — AB; abc — die Bedeutung diefer Zahlen und Buchftaben ift S. 538-9 $ 140-143 erklärt ; + ein Kreuzchen f. oben **; O ein Rund vor einem deutfchen Artikel deutet an, dafs der Begriff IV, 149-151. Einrichtung der Worttafel: Zeichen, Zahl der Sprachen. 541 nur in den Äinai-Sprachen vorkommt; doch find nunmehr oft auch die Apachen-Sprachen und andre neu zugeletzte dazu getreten. OD ein Viereck fteht vor den Begriffen (Artikeln), welche nur in den athapaskilchen Sprachen im engern Sinne vorkommen: und zwar vor der fie im 1ten Theil meiner früheren athapaskifchen Arbeit bezeichnenden Num- mer. Dazu find aber jetzt auch die Apachen-Sprachen und grofsentheils auch das AKinai hinzugetreten: durch Radloff, oder da häufig ein Wort unter den Kinai-Sprachen allein in dem grofsen Wortvorrath des AKinai gegeben war. - Strichelchen vorn f. S. 539"540° | ? ein Fragezeichen, Andeutung des Zweifels — f. S. 537""-8° + ein Kreuz nach einem athapaskifchen Wort — f. S. 537°” * ein Stern vor Kinai-Wörtern bezeichnet(f. S. 513°") Wörter und Angaben Aadloff’'s; *° * vor ugalenzifchen f. S. 514""". $ 150. Indem ich zur Erläuterung der von mir gebrauchten Bvcen- STABEN Oder ÖHirrren übergehe, bemerke ich zuvor vereinzeltes: Ra. bedeutet Radloff (f. S. 513”); meift bezeichne ich das von ihm Herrührende aber (S. 513°") durch einen Stern vor feinen Kinai-Wörtern. $ 151. Ehe ich die Lifte der für die Sprachen beftimmten Chiffren gebe, mit einigen Abänderungen der in meiner früheren Arbeit gebrauchten und auf S. 161 und 260 angegebenen, nenne ich die Sprachen, welche meine Worttafel ausmachen, und ermittle ihreZaur. Ich gebe auch fchon die für die neu hinzugekommenen gewählten Chiffren an: In meiner frühe- ren Arbeit über den athapaskifchen Sprachftamm waren (f. S. 254*”) die Beftandtheile meiner dortigen Worttafel nach meiner damahligen Zählung: 7 eigentliche oder continentale athapaskifche Sprachen: Chepewyan, Tahkali:;: Kuchin, Sussee, Dogrib; in Süden Tlatskanai und Kwalhio- qua, Umpqua; 2 mexicanifche: Narajo, Xicarilla (dort noch Ticorilla genannt) ; 6 Kinai-Sprachen: Äinai, Atnah, Ugalenzen, Inkilik, Inkalit, Kolt- Jehanen. Ich zählte fo (f. S. 254”) in jener Arbeit „wenigftens 15 Sprachen und Völker” als Glieder des athapaskifchen Stammes. Es trat ia mehreren Wör- tern noch die fremde Kolofchen-Sprache hinzu, welche dort fogar mecha- nifch als ein regelmäfsiger Begleiter (zur Prüfung und Vergleichung) dem Sprachftamm beigegeben ift. Mein Bericht über die Ausdehnung und Vermehrungen diefer ur- 542 Buscumann: /yflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. fprünglichen Zählung und Zahl ift folgender: Zunächft zähle ich jetzt die kleine Sprachmaffe an der Columbia- Mündung als 2 Sprachen, indem ich die Kwalhioqua befonders rechne und fie durch Kw = Kwalhioqua (bisher TIB) bezeichne. Die expl. exp. giebt nämlich (f. athap. S. 157°) für diefe Sprach- maffe gewöhnlich allgemeine Wörter, ohne Zeichen; bei manchen Begriffen aber giebt fie befondre für die 2 Dialecte: für das Tlatskanai unter dem Buchftaben a (bei mir TIA), für die Kwalhiogua unter b (bei mir bisher TıB).(!) Meine alte Worttafel enthielt alfo 16 Sprachen und gelegentlich die kolofchifche als 17te. Die nächfte Vermehrung entfteht durch meine fpäter befchloffene, von mir beim brit.Oftlande (in den Monatsberichten der Akad. von 1858) S. 478-9” und oben S.515"”'-7° ausführlich befprochene Ausfcheidung der Sprache der Northern Indians aus dem Chepewyan als einer befondren Sprache: No = Northern genannt; es find fo ihrer 17 (ohne Kolofchifch). Durch meine Arbeit über die Apachen-Sprachen kamen hinzu: zu- nächft Hoopah: H = Hoopah als ein Glied, das ich fchon der alten Tafel anreihen konnte; find 18. Nun tritt hauptfächlich hinzu das 3fache Apache, nämlich: das allgemeine Apache, das Apache der Kupfergruben und das Pinaleno: A = Apache AK = Apachen der Kupfergruben P = Pinaleno nun find es 21 Sprachen. Die 4te Apachen-Sprache, die Xicarilla, von mir in meiner alten Arbeit zufolge der Fehler bei Simpson Ti = Ticorilla benannt, erfcheint in der neuen Tafel unter dem längft von mir geahndeten richtigen Namen: X = Xicarilla (') Die Bezeichnung der Dialecte würde noch viel häufiger feyn, wenn nicht das Wort- verzeichnils nach deın iten Drittel (bei moon, dem 54ten Worte von 179) die Bezeichnung mit a, d& abbräche. So liefert fie die Wörter unbezeichnet bei 126 Begriffen, allgemeine Wörter und daneben Wörter unter a und 5 zugleich für 22, daneben nur 5 für 13, daneben nur a für eins; kein allgemeines, [ondern nur a und 5 für 4, nur 5 für 2 Begriffe. IV, 151-2. Zahl u. Chiffren der Sprachen, Kolofch.; fremde Wörter. 543 fie ift aber nur ein Glied meiner alten Worttafel und hat keinen Zuwachs erfahren. Zuletzt habe ich aus Hülfsmitteln, die mir früher unbekannt oder un- zugänglich geblieben waren, 3 Sprachen hinzufügen können: die der Sicani (Sicanni) nach Howse, der Biber-Indianer nach Howse und Maclean, und der Loucheux nach Isbester: Si = Sicani B = Biber - Indianer Louch. = Loucheux So macht die ganze Summe der von mir in der fyftematifchen Worttafel ver- einigten Glieder des grofsen nordifchen Sprachftamms 24 athapaskifche Sprachen. Gelegentlich tritt die Sprache der Kolofchen als 25te hinzu: indem fie, an fich dem athapaskifchen Stamme ganz fremd und ein völlig eigenthüm- liches Idiom für fich, manche Wörter mit den athapaskifchen und befonders den Kinai-Sprachen gemein hat. Diefe Gemeinfchaft ift doppelt und oft zweidentig: ich mufs aber die kolofchifche Sprache in beiden entgegenge- feizten Fällen aufnehmen. Ich fchliefse fie nämlich nicht nur an, wenn fie ein athapaskifches oder (im zweifelhaften Fall, welcher der gewöhnliche ift) ein gemeinfamesWort befitzt; fondern auch, wenn eine athapaskifche Sprache (es ift vorzüglich die ugalenzifche) ein kolofchifches Wort befitzt. Ein Bei- fpiel des letzten Falls ift Löffel. Über diefen Zufatz der kolofchifchen Sprache und die Verhältniffe diefer ihrer Gemeinfchaft handle ich ausführlich im 2ten Theil des Apache, $ 105. Die Hinzunahme der kolofchifehen Sprache ift an der Spitze der Wörter fo ausgedrückt, dafs fie nach der Zahl der athapaski- [chen Sprachen als hinzutretend, accedens, genannt wird; z. B. Frau 3, 20 & Kol. Nacht 71, 13 u. viell. Kol. $ 152. Es folgt fehon aus dem eben Gelagten, dafs meine Worttafel nicht ohne einige fremde Beimifchung geblieben ift; und diefs ift auch mein Grundfatz gewefen. Meine Worttafel ift neben ihrem grofsen und Haupt- zwecke auch beftimmt eine Nomenclatur für die Begriffe zu feyn: es werden in ihr nicht blofs athapaskifche Wörter gegeben, fondern alle in den Stamm- fprachen für einen Begriff vorhandene Wörter. So erfcheinen darin: eine Reihe kolofchifcher, mehrere eskimoifche, einige rufüfehe und ein paar andre europäifche ; ich nenne fie fpeciell im 2ten Theile ($ 106). Natürlich ift die fremde Eigenfchaft folcher Beimifchungen nicht ohne Bezeichnung ge- 544 Buscumann: Syflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. blieben, und der ächte athapaskifche Sprachfchatz bleibt ungetrübt. Wie weit aber das Unerkannte in ihm Einmifehung eines fremden Sonderftoffes fei: können wir wohl ahnden, wenn wir die grofse Verfchiedenheit der Glieder desSprachftamms in den Wörtern betrachten, doch nicht beftimmen; es folgt aber aus diefer Beobachtung, dafs man nicht den Anfpruch erheben dürfe nur athapaskifches in der Worttafel haben zu wollen. Was fo zu nennen fei, ab- ftrahiren wir zu einem guten Theil aus der Übereinftimmung mehrerer Spra- chen; aber darüber hinaus und über das Vereinzelte wird es felten möglich werden ein Urtheil abzugeben. Es mufs für einheimifch angenommen werden. $ 153. Ich gebe nun in alphabetifcherReihe die von mir in der Wort- tafel für die 25 Sprachen gebrauchten Buchftaben-Chiffren an: A Apache Kw Kwalhioqua AK Apachen der Kupfergruben Louch. Loucheux At Atnah N Navajo B Biber - Indianer No Northern Indians Ch Chepewyan 1% Pinaleno D Dogrib Ss Suffee H Hoopah Si Sicani Ik Inkilik Ta Tahkali oder Tacullies It Inkalit Tl Tlatskanai Ki Kinai Us Ugalenzen oder Ugalach- Ko Koltfchanen mjut Kol Kolofchen Uq Umpqua Ku Kutchin 3,4 Xicarilla $ 154. Es giebt aber an vielen der Sprachen noch andre Sachen zu beftimmen und zu fpecifieiren: nämlich die verfchiedenen Quellen der Wörter, die Wortverzeichniffe verfchiedner Sammler, und beim Dogrid die verfchiednen Gegenden. Für alle habe ich in meiner früheren Arbeit auch Chiffren beflimmt und verzeichnet: S. 156-7 (Dogrib, Tlatskanai, Ump- qua), 160 (Dogrib [auch 161”], Umpqua), 161 die athap. Sprachen noch- mahls: dabei Chepewyan und Tahkali, 228 (Kinai); fie treten zu der Sprach- Chiffre hinzu. Ich habe aber in meiner neuen Tafel diefe Specifieirung in einem gewilfen Grade verabfäumt ; die Quellen oder Urheber der Wörter wer- den oft nicht bezeichnet (fo gewöhnlich nicht beim Tahkali H und G, beim Umpqua E und G), fondern die Wörter treten allgemein als Wörter und unter der blofsen Chiffre der Sprache auf; die Unterfcheidung der Gegenden IV, 154 u. V, 155. Doppel-Chiffren der Spr. u. Wortverzz.; V: erwdtfeh. 545 des Dogrib habe ich ganz fallen laffen: fie find in meiner früheren Worttafel der eigentlichen (continentalen) athapaskifchen Sprachen (S. 174-209) im- mer genau unterfchieden. Dem entgegengefetzt habe ich meift unterfchieden die 2 grofsen und die kleineren Wortverzeichniffe des Chepewyan und öfter die verfchiednen des Ainai. Ich will diefe Unterfcheidungen mit ihren Chiffren, durch die neuen Sprachen vermehrt, wodurch der fo unterfchiedenen Sprachen 7 wer- den, hierher fetzen: BH (BH1,2) Biber von Howse (1tes, 2tes (N Navajo: öfter ohne Untericheidung Wortverzeichnils) der 2 Hauptquellen - Biber von Maclean NE Wortverzeichnils Eaton’s ChH (ChH1, 2) Chepewyan (Chipewyan) |NW „» Whipple’s von Howse (Ites, 2tes Wortverz.) |N* Wörter Simpson’s (ein Stern vor ChM Woriverz. von Mackenzie dem Worte bezeichnet fie) ChMl „» von Mac/ean (Chippewayan) (TAE Tahkali: Wortverz. der exploring ChR „ von Richardson expedition ChRS „» Richardson’s vomgr.Sklaven- | TaH „» Harmon’s (ee (athap. S. 156) TaM » Mackenzie’s KiD Kinai: Wortverz. Dawydow's' UgR Ugalenzen: Wörter Resanow’s im KiK Wörter des Kinaizen Mithridates KiL Wortverz. Lisiansky’s \ UgR° Wörter Resanow's bei Radloff JKiR „» Resanows (ein Rund oben am Worte) KiRa Wörter bei Radloff UgW Wortverzeichnils VFrangell’s KiW » Wrangell’s UgE Umpqua: Wortverz. der exwploring Ki* Wort oder Bemerkung von Radloff expedition (der Stern vor dem Worte) (UgG Wortvz. Tolmie’sim geogr. journal V. $ 155. Ich käme nun auf den weitläuftigen Gegenftand der Ver- WANDTSCHAFT diefer Sprachen unter und gegen einander: welche zu erweilen; und deren Verhältniffe, Grade oder Mangel zu zeigen der Zweck diefer fyftematifchen Worttafel if. Der abgemeffene Umfang nö- thigt mich aber die kleine Arbeit, welche hier folgen follte, der 2ten Ab- theilung meiner Apachen-Sprachen beizugeben. Denn im grofsen darauf einzugehn, konnte nicht der Zweck des gegenwärtigen Unternehmens feyn. Ich habe dort in 39 Nummern eine Stufenleiter von Nachweifen der ver- fchiedenen Grade der Verwandtfchaft und der mannigfaltigen Verhältniffe unter den athapaskifchen Sprachen geliefert, welche vom höchften Grade oder dem Günftigften beginnt und eine Darlegung der Refultate meiner fy- ftematifchen Worttafel in Verwandtfchaft und Nicht - Verwandifchaft in klei- nen Rahmen von Beifpielen ift. Philos.-histor. Kl. 1859. Zzz 546 Buschmann: yfiemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. V1. Syftematilche Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. $.156. A. Subftantiva, Adjectiva und Verba. Abend OD 944, 8 — I xölyinaa Ug, ee-ee-ahngo NE; shaunga A || diff. cadet-aia NW, eetzson Ch, eya-kkaözza D; yis'y, id'xöt Tl; haalts Ki, X fs/s-elj (3) Ug, tchilsin Ch Adler 85, 8 — I 1) deddonne-tcho Ch, taitonna-tcho D 2) tannone-tcho eine Art Ch (dieker Vogel; tcho [. bei grols) II zah-ntzai A, eetz-azai Habicht A, ettsahntsah N (ettsah Ha- bicht); Peasai D 111 (fehkuljak At, kutfchkoljuk u. tkotfchkalak Ug, tfchiljkaje Ko || diff. datlika Ki, (Yjukh Ki ilt cormoran), tahltsoee N alt 0955, 9 — diff. ala long ago Ta, eöranna D; hahstinh NE, hatst-t NW; inoguljten alte Frau Ik, *Aijtfchi Ki (ähnl. dem vorvor.?); kifsinta, *kafchikt-a a. Frau Ki; ufsinta, ufchint-a a Mann Ki; mastsane Ug, o-yun a. Mann Ta, sahbeask-ee A, satank long ago TI, Xtagog a. Mann Us, tanaljta a. Mann Ik, *tocholaija Ug (von Dingen), Lsatäkote Tl, isilyaiar Tl, ulchaioh a. Mann Ug, u/sinta [. bei kifsinta Ameile (4) — dilf. hoolah NE, noljtychljtlj Ik, oon-&ere A, tchanti Ch Angelhaken, Angel (4) — I jek/chak Ki (* auch Kadjak); gee-eth No, ge-eth ChM Il taz- _oja ik, Xt-aak-olj Ug Anker (2) — diff. pan-neyla, luneyle Ch (auch: Knopf); *kitfchak Ki (*kı’jak im Kadjak u. Tfchugatfch.; Ra. 289-290 vergleicht es mit Meffer und mit Ruffe: [. bei Melfer) ankommen (Howle: er ift angek.; [. noch mehr Formen in dem Wortverz.) (5) — 1) nätell Ta, nethe-elle BH2 2) jahlhakee ChHi, yuckatookay Si 3) (ank.) neeneecay BHA, Isee-ahnin» neyah ChH2 arbeiten (3) — diff. chaklj Ug; Ki: *cheitnu, *chetnu, *gytnu (imp.), *chasfch-inuni (in£.?); Ch: e-walasna 1 labour, &-hul-ana he labours Arm 148, 9 (f. gröfstentheils bei Hand) — I No: icktheow, Unterarm ickthena,; tchiegen Louch.; intchinne D; aalhotditton P Il wittse X II th-Lit NW arm (2) — diff. Ki: aneinljan, paxool; uch ein Armer (doch nach Ra. 276° viell. eine Inter- jection); tota whuntil (whim?) Ug; Arznei (2) — diff. nadiddu D, you Ta Alche (3) — encalihooza Ch, clees Ta; *zynkljk Ug (auch Lauge) aufftehn 86, 5— I (vielleicht zu vereinigen) tkja At; ktanilzit (imp.), *chtanüljtfchit, kas nyljtfchit Ki; Ug: °kutljan, imp. °iljkaa, Wr alıkkaa, tädeenyal vom Bette a. Ta II /sta Ko Auge 1, 18 — 1) nah Ta, NE u. *, H; zaw No, now Ta; nda A, ndah X, ngda AK; X inta Gelicht Ug; ?itah Stirn N, da A; Ujag Ug; n-nar NW, ndar P; nan No 2) ni Ta, ndiD; nnay Stirn X 3) naga Ki, nega At, noga Ik; naye Ug, n-nhae D, ntagi Ko; nayai Tl, nackhay Ch, nou-woh S; *nafch-a Ki Augenbraunen (3) — diff. sh-eentook Ki; kasytli, kasle Ki; tljokljkua Ik, * ka-zuach Ug Augenwimpern (2) — diff. j0oso Ik; /ch-noofch Ki, fs-nootutlja Ki Axt, Beil 90, 14— I 1) ihelth ChR, D (vgl. Ch ilkthelth hauen?), !ha-eltk No, thell ChR, chilitne S, thynle ChM, thanlhye ChR 2) senötl, sexötl Ug, tsennilh NE, ’tsin-i! NW, skeinil Uq, zynalch Ik 3) chachill Ta 4) kytljafsi, kyljtfchatli Ki 5) thei D, ta-e Ku Il kongkwi ChR, quaaqui (Beil) D || diff. katston TI, kösetxlmaiu Kw (zu No. 2?), ljaka-tak-atlj [teinerne und zatlja-t agyfs eilerne Ug (viell. zu I gehörig), mehlchuhlewatl H (vgl. Comanche kuuchwanri), tooeazee A VI, 156. athapaskifche Worttafel; B-Bet. 547 Backe 134, 5 — diff. clotten No, kafch/ch Ki (vgl. Kol: xa-üafcha, ka-wosh), * kaelljutfchj Ug, natlja Ik, nkoosha Ki, mi-ta (pl.; auch Kinn) D Bär 24, 19 — I fchwarzer: za/s, sasz Ch, sas D, söfs Ta; Bär: zus ChMl und BM; chas A, shahs NE, shashe NW, sasch P; [chw.: ’jofs Ko, chuzh Kol (brauner); so Ku; altafsi Ki II schwar- zer oder allg : LlizE grauer Ch, Lfchaane At; [ehtetix!fchö Uq, tölsönö Tl; fsekgofha Ik, tfchogose röthl. It; sataikuze brauner D III kaneh wita [chw. Ug; anichta rother Ki, *gaikta u. Wr gnita Bär Ki, °licha u. lecha Ug || diff. mitch-howa H; nundyefchöö weilser Uq, !ljagu’ja röthlicher Ik, nylji [chwarzer It Bart 128, 11 — 1) tarra D; *ltun-e, *luni, tuni (d.h. eigentl. fch-tuni, das der engl. L. als shtoonee für Kinn angiebt: [. weiter Kinn) Ki 2) /ch-elawa, [ch-etaga Uq, shee-t-ahga A, hut-tahgdh NE, bi-dagad NW, chi-tahgor P,; hot-tah H 3) ijada Ik 4) tamaxaie, tamayaie Tl; vgl. Kol || diff. X ka-cheach Ug, X ka-ljakafchch-u Schnauzbart Ug Bauch 160, 7— I but No, Ki, put Ta; buk No, bitt ChM; gott Ug; tchat NW; dilf. kokefch Ki, (fchuki D, wata Ki, zjuutlja Ki Baum 68, 13 (nicht genannt) J — I 1) tuchin (auch Holz) Ta, tulshin H. D, tutshun H. Ku, Holz 198, 11 (wird genannt) \ ?tetsin H. Ch f. in Boot ([. Zsin II), taitchin D; dethkin H. Ch, diltchic P (wood manufactured); töko'n Tl, tken At, dekin H. Ta; tech-hau Ku 2) tfchyka Ki, {/chika und zika H. Ki 3) tur-äi-ee A 11 1) tsin B. NE, H. NW, Ta [. in Boot; tetsin f. in I 2) sintfcho Ug, sintfchunata Ug 11 1) tsu Ch; Schtfcha Ko 2) isotx Tl; Holz: tsöfch TaE, tsöts TI, töyös Ug; sus D 3) Holz: chees A, chijz NE, chiz P || diff keyheytsakh = *keigeizakg gefällter B. Ki, *kifchetlja KiR (=D zjatlja Tanne); *Xlifs/s Ug (auch Balken, Wald), zahlkutsh H, sedetz-obitz-it NW, X tljakku H. Ug, xonalfchi H. Uq, *zbala-kuja (wachlender) B. Ki (f. zwalja ulw. Wald: das nach Ra. 275: eig. Baum, Balken bedeuten full; Auja viell. dimin.: Ra. 267"f) Baumrinde 0 883, 4— I ildatfche Ug, eelastöje NE, caslöse A; {fchilatautsa Tl; diff. la Ta, pöle Ug, quihi NW, skeitxö Tl Beeren 87, 6— 11) tchetcheh Ug, tfehike Ko 2) kenka Ki, *kyk-a Ki (*chykka Preilselb.), keka At (auch Ki*), *kak-ka Ki; gui-eh Ch; dilf. %lyjammat und lamat Ug Beil f, Axt Bein (leg u. pl.) 184, 14 ) I ihunna D, tsöne Uq, ho-Isinne H; e-dihen ChM, * ka-tljan Schenkel (thigh) Q 774, 4 \ Lende Ug, kin Ta; tse Uq II catchin u. keitfchin Ta; chathee No, chaädi AK, tehate X, s-Isate Kw; dare A; dzaddai thishs D, tazee thigh A; Lselxa TIA, x0:qwaielxa Tl; tselhan Louch.; chat P, !’clat NW; ?hut-yah N, *hut-jdst NE |] dilf. nepalli (pl.) ChR (wohl Irrthum, bed. Zelt: [. Haus III), wough’l No Beinkleider 118, 8 I 1) thelth Indian hose D, Lhell Ig. Ch, theth Is. D; } istleh lg. N, istklai lg. P 2) thlaü br. D, clohee br. No, lesgings OD 839, 6 klahjeeai pant. P; illeük tr. Ku, hai-ai tr. D 3) etl-thidda deer-skin hose D 4) Ssjulfstlja mop6acsı Ki (*-/se/stlja, [sytllj Stiefel, /chetlj Schuhe; Ug fsyllj; = Kol thüth'l), kagyljtak Ik id. Il cachy lg. Ta, katfchich mmansı Ik (vgl. Schuhe) |] diff. P: asnaslic colton truwsers, asnastulekayee white tr. (ob Theil2=1?), raducone cotton tr.; sRoo- (breeches, hose, trowsers, pantaloons) ee-ah-ee lg. A Berg (auch Hügel) 193, 10 — I sheth und zeih Ch, sös und söslax Tl; chell Ta, tzilh NE; *tieilE Ki; X itlj Ug; Iha Ku, nantsa Ug; vgl. Kol II tahhiskit H. NE, troo-eestah H. A (= Co- manche); oostaikolon A || diff. bagandzai B., bagango H. NW; icheck P, kokkarritha high ground, bank Ch, minis-ahn (auch H) H betrunken (6) — I toonisto Ta, toonis’too Si, teunestogh BH1; tounelton BH2; contu-enethda, contoweynilhdan er ift b. ChH; diff. *nachafsachattlj Ug, *piljtni-t-i tljuk Ki (piljtni Waller) Bette (4) — diff. ei’ssalthecnec No, *Xjachaija Ug, kustee Ta, *laatlj und *galtg Ki (vgl. legen), /s-tijilja Ki Zzız 2 548 Buscumann: /yflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. Beutel, Sack 129, 8 (auch Tafche, Jagdtafche: shot-pouch) — I telkeiha sh. p. D, illkkethetha u. ickketheetee sh. p. (auch: little bag) No, Alelthe f. 11: ftehn bei [chielsen II naltche bag D; *Ug: naljt-a Talche, ljaljta Sack; klelihe bag D (vgl. T) || diff. azelä sack, bag Ta, eelee sh. p. A, elkonnah pocket No, *kacha Sack Ug, nodotobostlä shot-bag Ta, rokotlja Filchfack Ik, oolks sack Ki, tannahgeezee N bezahlen (2) — kench Ug; Ki: kiushilnah *at-e-iljnifch (*ataljnifch-ku umfonlt, gratis) Biber 25, 15 — I iza Ch u. BM, zah Ch, Ta, {sa D; tsha Ch, cha od. !fcha Ta, chah NE, Jeha Ug; se Ku II knuja See-B. u. allg. Ki; zuja It, rujak Ik, noja Ik II *och-efs, tokafchi (*tak.) Fl. B. Ki; kochafchk Ug, kahkas A; tupyfs (*p viell. verdruckt für A) Fl. B. Ki |] diff. man-jate At, techkuni Ko binden (3)— 11) Ki: *fehsljechalj, *fch-ljchalj ich binde, *nziljchalj u. n-uljchalja (imp.) (*nizkai/chi imp.); *kyljchalj inf., *niljchalj imp. zulammenbinden; Ug: *e/jchetlj inf., *kaljchat imp. binden; *gljchatlilju inf., *tagaljtlilju imp. zulammenbinden; X iljchatlilju und eljchetlj Ug 2) ?(ob mit Ki verwandt?) Ch: chas-nos-al binde einen Knoten, chäs-ninne-al er hat einen Knoten gebunden II paisettlöh N Birke 109, 4— IkiD, ke (ke) It; kchcheichj Ik 1 Ki: tfchukchuja, t[chokchoja, tshooxia Bilamratte 135, 4 — diff. chakate Ta, mykynalja und wyt/chinoi Ik, tutfchjuta Ki, tzin D Bilon f. Büffel; bitter (4) — diff. ditchee N, Xjeljkaja Ug (vgl. iljkaija Pfeffer), slee-sh- tan A; *Ufchawoljkan, tfchogulnek Ki blanket f. Decke Blafe (im Körper, bladder) (3) — I *x-byfs, *uifch Ki; Plijz N II nahdeel-us (nad-illus [pan. Ausf[prache) A Blatt 0 816, 5— I 1) dattar NW, deetzar-äsai A 2) ?baitanh NE, ?xat-oon Ki; diff. iatske blau f. fchwarz [T1, mo'snah Uq Blei (3)— thah A; ?tajin toga (auch Zinn) Ki, baideltönh pahkah.el-denee N (baid. Flinte) Blitz 78, 9— I tsinago-thethi Ch; tfchnakoni Ko, iknakone At 11 ning-eilkush, ninggai- ılököfch Uq, nlilkifch NE; adeelkeesin A || diff. clipanot NW, jaitjatkacha Ug, °kekoulj Ug, nufchltanita Ki (vgl. 1, II), Ssiöbylja Ki, xltdne-wiyitsö Tl, xwanga Ug Block (2) — diff. keyheytsakh block of wood Ki, nistahn log N Blut 73, 14 — I 1) dell Ch, No, tellj At, tilh NE, Füch AK; tötx! Tl, tith’! NW, X teddlj Ug u. Xtedich Ug Wr; dzel A 2) o-töle Kw, /ch-töle Ug, ttillai D 3) Ki: *taaljthin, *daljtin, daljtenj || dilf. skai, sko Ta, t/chinkani Ko Bogen 69, 16 — A. 1) altung Ta; altihin’ NW, elteen NE, iüthl.tine P 2) alt-keikh Ku, atheike No; teeakoe A 3) allxi od. ötlxi Ug; elthi ChR, elt& ChR 4) ulhneh UgG; rettuny Ta, tarney S B. 5) tsalthan Ki, zylien Ki, tfchiljtynj Ki, l/chiltchen At; tfchiljtalj Ko, chotlchotl Ug (* vgl. chotlj Flinte); tö'txltohwa Tl; tsöllteE Kw, tsilt-heh H || diff. sapamone TIA Boot (u. Canot; vgl. Schiff) 70, 14— I 1) tsö Ch, Ta, +zee Ch; tfehi Ug, Ko, tchee Ug, +Ta; tri Ku; ise od. tsei TI 2) tuch-inchee aus Holz Ta (tuchin Holz), tsin+ NE [. 11, tetsin-tsö ChR, isintsi aus Holz Ta; eestseensee Schiff A 3) kaitfehy Ki, kaitfche At; *ktze.kuja Ki (* dimin. von kaitfchy) 11 baaty od. pati * aus Leder (öaunapa) Ki, mehtihl H_ 111 alle ChR, taichin-ala D (taichin Holz), tsin-ah-elh NE (viell. I verbunden mit Ill); Aiala Canot D; allachee aus Rinde Ta; chaluzee No, shaluzee ChM |] diff. ach At, bakaa aus Rinde Ki, X jaat Schiff Ug; kajachwan, *kajachwak kleines Ki (* Eskimo-Wort); rakoo A Branntwein 0 741, 4— 1 to S; co-athoi No, clahooze No; nagolychfsi wyltri (*hheilses Waffer) Ki (ob fie zufammengehören?) |] diff. *naetljakar kaljtetli Ki, p’tiswing eine Art geilligen Getränks A, tua-will liquor (auch soop, drink; vgl. I) Ch brechen, fich (vomere) (3) — I claacoi No, X tljachkeiz das Erbrechen Ug; diff. njartwach Ki breech-cloth 9 834, 3— I chon Ta; shoonstae A Il klessoaz N VI, 156. athapaskifche Worttafel; Brei- Ein. 549 breit (3) — diff. Ch ne-etel es ilt b. (vgl. No. 56); Ki: *tailjtalj, *ireljigan; * ujache-kailj Ug brennen (4) — tondlee A, *lynjchkljut (* zünde an) Ki, deellit N (vielleicht zu verbinden?); X jacha-tljaka-katlj Ug bringen 136, $— bring: I sinekai D, fsjanukajilkit u. [sjujlkafch Ki; Radl. nennt (p. 262"f) als bring mir und vorn im /5 mir enthaltend: /sjujlkat, Ssjatunkche-ilkit, [sja-nu-kailjkit || diff. hoilah? Si, is-allh? BH2, nealyah? ChH2, tai P, wochongo It, wostah? ChHi, yaqua-eenhah (inf.) Uq Brodt 185, 5— I u. II clays Ta (auch Mehl), Alaytunchechay X; endatzoolee A; *kana’jle Ki (vgl. kynai’jle Mehl) II les-anni NW; Ipan. pah N*E Bruder 91, 13 — I zisraing ChM; anga Ki, ega It; !z-oonnoi älterer ChR u. D (vgl. sloane var.) II 1) chilli jüng. D; shi-n-nt NE, shinate NW; chill Ta 2) itxle & itletle & heit-leitla Uq 3) kylja jüng. Ki, kytlja Ik; agalja u. kalld ält. Ki, *kalja je. Ki (wohl alle: jüng.) III deetze (auch Schwelter) Kw, izksee A (f. mehr) || diff. chaoch Ug, hwaat H, sloane Kw (zu IP), sonaka TIA, söskaetex (vgl. Schwelter) "TI Bruft 149, 9— I ethin D; yidda brisket D; higit NE, hay-yete N*; ita Ki II caujau od. cawjaw No, kojai-ae X || dilf. anarane brisket D, *mamma weibl. Ki, X ka:/chek Ug, tsoo Ta (= * zzu Ug weibl.), istan A Buch 0 728, 3— ediclish No (eddiclishtha Papier, eddiclither [. bei malen), dushlush (auch Brief) Ta; Prall-sose-encharhith grolses Buch P Büchfe f. Kaften Büffel, Bifon 156, 5 — I eicherre od. ettirre männl. ChR, eicherri it. D II aiydnnee NE, a-yanne N*; yahnay X; giddy ChM; diff. kilcho NW, nas-eel-eeskeetzee A cacare (3) — diff. Xatfchtfche Ug (t/che Excremente), say-etsuna No, /styjikchat Ki danken (2) — 1 thank you: gonnazoo No, senächalleah Va Daumen 243, 3 — diff. kchrtlj Ik, lukts Ki, hul-lah tsö N (hul-lah [eine Hand) Decke, Matte (blanket); auch Mantel (sarape) 159,b u. 0 909 (10) — I blanket: 1) tszrai ChR, thuth (auch robe) ChM, tzuddie D 2) tsirre u. tchirre ChR, tselta Ku 3) tsatte Ku, isat-he D; P: cheeday (cheedil-hith Navajo bl., cheedoetlitz sarape; chithleechee rother sar., chithleekaye sar.); zidda D, zytta Decke Ki; zia Beitdecke, */cht/chzza Decke Ki; isthee blanket Louch.; chinascone sar. pinto P |] diff. blanket: aäpi Ta; elclunee No, etlunay (auch clothes) ChM; — hell bed-quilt No, kaat/chj Ug, mutseh Matte (mat) Uq, re-oballe tenting or covering No (vgl. Zelt), *taljkte Bettlaken Ki (vgl. *laaljkljtfche baumwoll. Zeug), tel dressed leathern blanket D deer f. Hirfch; Dieb (5) — I ehnethkee ChH2; en-ous-e u. anus-i BH1, 2, annoos-ee Si; xaneesh Ki (*kak-ifch: aber wohl unrichtig); diff. kretejifsin Ki, uchailea Uy Dolch 0930, 4 — diff. lathuth ChR, nil-eisho Ku, pasheal Ta, washeamane Uq Donner 43, 13 — 1) eet-in-eh Ug, itotne Ug, etni Ug; aiditnih NE, eedeestnee A; edihi ChR; °utate Ug 2) datenee Ta, to*tnik Ta, tfchötnaika TI; ktyini Ki 3) niljtyni Ko, nyljtyna Ik 4) m-Ijtany Ki, ljtany At 5) nachthun Ku, D |] diff. kagjaulj UgWr Dorf f. Stadt; dunkel, Dunkelheit [. Finfternils; Eberefche (2) — /skonja Ki, takan/cha Ik Ebne (3) — dilf. kuntel N, oolka A (oolkah Thal), tkoughoud plains Ta Ehemann 092ta, 9— I dinnie ChM (= Menfch), dirnne ChH2, iti-tsine Kw II 1) etsay-oh BH1, ah-ote-ey ChHl; tzee-00 u. t-ee-oo Si, se-oun u. si-oung BH2 2) kuön 'TIA (vgl. Menfch II), kskön Tl, sxön Ug; cdnh NE, rgaun A (auch in uxor); ?fchh-anga Uq, sha-a-at NW III eski Ta Ei 161, 7— 1)gaze Ta, genjz-ee NE; Ki: k-gasja, *k-tlja’jtle, *ky-Ujai’jli 2) yore Ug; tahre A 3) exa Ug A) choki NW, skaiake Tl Eichhorn 203, 5— I klogai D, kloz.elki NE, leka Ki II tchill& ChR (tillel-kuze small or ground squirrel), zurje NW; ti ChR; diff. chinch-onyoudaier P Eingeweide 204, 4— Izee Ta, tsiai D; *nz-ik-a, *ni/chika Ki; diff. X koljafs Ug 550 Buscumann: /yflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. Eis 74, 12— 11) thun ChM, ton od. tön Ta, tten At, itenn u. ten Ki (*kanalj ton gefroren), tienn ChR, tin NE; t-than D 2) clum Ta; elaw No; hwathang Ug; ttez u. °tyzz Ug; tskee A, teu D || dilf. efchtle Ki, iochös Tl, kwölo Tl, lot Ko (rull.?), satz NW, taho untley whe UgG Eilen 62, 11 (vgl Melfer) — I clestay Ta (auch Me.), pa-kaista A, kettfchi At, tfchatfchei Ko (ob diefes Wort # Kol Eilen: Llitta, klitta ulw.?), texe Tl (auch Me.); ihlisitch Ta, tsit NW, °tetitut/chj u. tetetlutfchj Ug; ka’j’juga Ik u. It (ift nach Sag. das Wort kafsjak Rulfe) II Ki: tajn, *taiin, *tajen u.ä. (Metall überhaupt); Zigan || diff. natlmi (auch Me.) od. zatlimie Ug, Elennthier f. Hirfch [./500/s eilern Ki Ente 154, 9— I nakefchtxli Ug; nahl-dilee NE; ?nahstaza A; ?elt-zedi NW; kakafchlja, *kakaafchla, agafslja Ki || diff. ehoocah No; elkarre, elgarre, elkurr& Kriechente (teal) Ch; keth ChM, glox! Tl, tchikhih-iase-akhth teal Ch, tchith-tcho stock duck ChR, tetsun Ku, yurrth- tcho ChR Erde, Land 12, 14 — I 1) kwotles L. ChR, wa-kklas ChS, koeccla D 2) otles (mud, earth) ChR, oteluss Ta 3) klajze NE, klitch-uh H; tlez P, klish NW II 1) nann At, altnen & alfslin & alshnan Ki 2) nanee UÜg; ni-tanninne mein Vaterland Ch; sa-zunna id. D; sun-nun id. Ku 3) nee Tl, no& Ug; ne N*, nay X || diff. keia Ta, liki Ko, za A Erle 140b, 3 — diff. kaithlin-sinne ChR, kankyja Ki, kchafch) Ik ellen 44, 18 — I icheli ChR, chechellee No, shedelyea u. she-alyea ChH2; shatee ChH1; Ptafchi-[chetlj ich will e. Ug (vgl. II Ki) II 1) atsils u. alsils BH2, etsetse u. eisitse BHI, utzits Si; intzits BM 2) eeshah A, et-aisheenh NE 3) aiye Ta, exa Ug; ?beha Louch.; iyo're Ug 4) a-al Ta, eatxl Tl; ?kitlö kchatt ich will e. Ik 5) Ki: *Stamm u/j, ullj, ulg (z. B. *ga fch-ulj chinda gieb mir zu e.): kiulg ils, *kkeulj inf.; keljatj, *keljkat u.a. ils; ne/ylkat ils (viell. ilt nl-ylkat ab- zutrennen: [. Ra. 263"") III tkofsjan At, kochfsan Ko |] dıff. Ug: °chan’ne imp., °ku-ch’onne inf. ; *kat (Stamm) Ki, shanai-tai ils D, tainyar NW, teh-whiht-ehr H, zinhud-hee ChMl Eule (2) — diff. beitheu D, nesjah N Farnkraut O 253, 2 (und Kol?) — diff. kokotlija Ug (kotlch Kol), och Ki Feder D9IIS, 10 — I e-tihetau No, deet-ai N Il tfchisos, isotsogu Tl; kizja (pl.) Ki, kankit/cha (hinten liegt Aizja) Daunen, Flaumfed. Ki, Aluk kajetkenj it. Ki; lozzee P Il ta Ta, tah D, NE; teh od. tay Ku || diff. aa-aicana pen No, nakewa Ugq Feile 0 938, 5 — I hokkelth u. hogulih ChR, ohcoll No; kokelha, kokasse D, tillethetecosey S; kuk-i Ku Il thaika D [Ug, toshekaidah N Feind O 233, 6 — diff. kekkunan At, nagongo A, [chagajeljny Ki, /sota Ko, lek/sekonachalek Fell f. Haut; Fellen DO 746, 4 (vel.Stein) — 1) {chi Ku 2) thl'tsunne-cho ChR (the-minne-u-ye feliges Land ChR), isaiaiauh N (tsai Stein) 3) zantee A Fett (fett) 79, 11 — I 1) llaika f. D, tliögy, tleg Ki; ?thless Ch; *X/slichachlj f. Ug 2) icah f. ChM, eekah A 3) ?ck-chja At, °che (») u. chche Ug; ?chilju Ko Il chizza ChR; Ki: ky-zynte, zinly, *zyntyz *lalj-{[chin £ Ki (talj Adj. Präfix); ettsinlahki N || diff. A’erha (viell. I, 2 oder II) ChR, kaneloo grease Ta, qua-whalh-ah Uq [feucht £. nals Feuer 2, 18 & Kol— I 1) Akon ChS, D, khon Ku, kon A, Ku; konh NE, cong AK, xong Ugq 2) coun Ta, cun No, D, kun D, counn ChM; khun D, kchun It 3) kwön Ta, xwöng Ugq A) kone Ta, cone X 5) khu D, coo S, kou A (alibi: kon) 6) hohH T) xhehan & kehan & kan Kol 8) tkxon At, ’tcou NW; Itakuna Ik, xtane u. (xlkane Tl 9) takak u. takgak Ug 10) elchin N*, odelchat ChD || II tas-i, tafch-i Ki Feuerftahl Q 874, 4— kone Ta (Feuer), kun D; dilf. hai D, il-ia Ku, X kyljchak Ug Feuerltein (fint) 0912, 7— I eeskeenooga A, ?pesh-istöogee N (pesh Eifen, Melfer) II tetell und Alell-thelth gun-f. ChR, ela-elcol No; Lehkon gun-f. ChR (kon Feuer); diff. bechtsi Ku, ethathai-on D, haıko D, *ı'jin-tä'ja Ki (Flintenltein, Kielel), säzoen Ta Fichte [. Tanne VI, 156. athapaskifche Worttafel; Fin-Fo. 551 Finger 120, 13 (la vorn ift Hand) — /a-tchinnai D (vel. tesonnai Kind), lah twinne H, latsöne Uq (xetsöne Zehe), la-theyll& ChR (von R. Zehe überl., was aber wegen /@ nicht glaublich ift), laclathec oder laclather No, lattaiöle Hand NW, ldarikadee A; latsit NE (auch Zehen), s-lutska Ki; (xlaxaxatesa "Tl, tfchakankane Kw (vgl. noch /a in Ring) |] diff. X ka-eljzach/ske U, jo Ik (vgl. leo TI Nägel) Finfternils, Dunkelheit (auch finfter, dunkel) O 789, 4+ 29, 2 — 1) tsdholkös Ta, chahlkelh NE; Ki: *güljchaxlj (?), *ülchatlj d. (giebt Kruf. durch Verwechslung von memno mit men.no für warm an: Ra. 276%), chtlitalnen d.; *ifsaljchatlj d. Ug (vgl. X Ssyljchatlj Nacht); telzen D 2) skanskee A 3) hinolcheec NW Fifch 26, 18 1 (WF = Weilsfifch) — 1) thlu (thlew) white-fish ChR, tloo BM, talloo und Lachs 116, 7 J talo L. Ta; hloh NE, clo WF. Ta 2) cloua ChS, D; chlui AK, txlee L. Ug 3) txluk Ta 4) tluka u. Ujuk-a Ki, tioka Ki, tleukh-ko F.&L. Ku, txlokwa u. selokwa L. TI, kloke H; lukje Ko, tloo-ay ChMl, slouey WF. ChM, tchlukjaji At, choljagki Ik, kuljkchoja Hecht Ik; tluetcho L.&F. ChR, clooheza No 5) cloolay (fchloolay) Ta; Lljoljchuna It; Ljaga- Sechfehj Ik; nuljaga L. Ik 6) Ik: tchjalj L.; Lachs-Arten: Achchaljch, zocklj, tcholjmjaja; tjajeja Ug (Filch, °teja eine Art Lachs) || diff. X kafs/sw getrocknete Filche Ug; kazeE D, *pawa Lachs- Art Ki, *Xtfchaatfchj Art Lachs Ug, wawa getrocknete Filche (twrona) Ik, z00-ee A (auch Fo- relle; viell. doch das allg. Wort) Fiflcher (2) — diff. chinnecho Ta, thlugiantata Ug (thlu f. Filch) Filchrogen 211, 4— 1 o-koon Ta, kin Ki; diff. *kama Ug, peichee N Fleifch 150, 11 — I 1) utson Ta, hut-isinh NE, ölsön Tl; adzun BM tlesh 2) Ki: ky-zyn (k-yzyn?), [s-zyn, ky»tfchonna (*nur l/chonna [cheint der Stamm zu [eyn: *tatlin-t[chunna Wall- fifch-Fleifch) 3) et-tsin NE, aitsinc u. aitcheegot’! P 4) isöng u. isang Uq 5) itse A, X, ütze A flesh 6) etse N*; et-sE NW, estzee od. eelzey meat A 7) itza, üsa A flesh 8) eeiz A flesh || II bid ChM, bet ChR; berr ChMl flesh; per-eline rohes ChR, par-ulla: no meat D; beh Louch. Fliege 0886, 3 u. 212, 8 — diff. Aylkyze KiD (*Stechfliege, momra), mö'sna .Ug, naiad Tl, pö’nfchtfcho Uq, tlaase A, *m KiR=D tomm (nresox») (Ra. 278), Isaitö‘’ee NE, isix Ta = *Xzyjuch Ug (f. Mücke) Flinte, Gewehr 187, 14 (vgl. Pulver, Kugel, Schrot; der Art. muls aber förmlich verbunden werden mit: [chielsen und No. I von tödten) — 1) lel-gurth& ChR [der 2te Theil dieses Wortes ift viell. = Schrot (thaithi) oder [chielsen], te/kithe D, thelkithe ChS, telkithy Ch in Pulver, telgit-hay ChMl, delkithy u. delkethy ChH2, tiltetha S; tah’tli P [. in Pulver; X chotl Ug 2) tase-oh-e u. tese-oh BHA, te-zvu BH2; tizou u. tezou BH2, tyaiz-ou u. luaizow Si, tie-yaz-o-o BM 3) thekee D [. in Kugel, thik&e D in Pulver; te-egga Ku, tegga Ku in Kugel, Pulver; jerkay X, quakahe D, cah’t-a P in Kugel 4) paydilston N*, baideltöonh NE, paydiltooh P 5) ilkerthee No (vgl. ilkethe in Piftole, elgish-hee Schrot; es ift aber von No. 1 nur durch das fehlende Anfangs- verfchieden), elkith-hee u. elkith-he ChHl; eeskee A, cheeagosee A 6) eltonnai D T) altee Ta || II *.’jin KiR (ift fonft Pfeil; f. d.) Flügel 0 824, 6 — dilf. *kazeljju Ki, *kutfchtfchach Ug, ohter A, pel-ahstseen NE, fehöne Ug, wiatstötko'se Tl Flufs (auch Strom) 53, 13 — I 1) taseke TI, tesse ChM, dessh ChR, das ChMl 2) zaghay BM II seebeela No III 1) han Ku, xanee u. xönöe Ug 2) Ki: xatnoo, kalnu, kyinu (*ktnoo-koa kleiner F., Bach) IV *tfchagatlin Ki V atatnata Ko VI (lormen, die im ganzen nur äulserlich zulammengehören, indem fie vorn too, tonh Waller haben): toog-lee A, too aing-lee Strom A; Uhuthld (auch Meer) NW; tonhnaileeh NE (= tönh-neehaileeh Meer), tönhcheenaileeh Strom NE Forelle 0 846, 4 — I zoo-ee A (auch Filch), slouyzinai ChM (slouey Weifsfifch); diff. pilt Ta, Fort £. Haus [samba D 552 Bwscımann: Syftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprach/ftamms. Frau: femina 3, 20 & Kol \) — It) tzekgui D [diefes Wort kommt auch in Mädchen uxor (+ bez.) 188, 6 & Kol j} vor], chiquoui Ta, ishekwe ChR, Ichikwe D, Lseökeia TI, tzaquiie ChRS, tzayquay ChMl; jarcoo-ey, ge-ack-ou-we ChHl, 2 2) tzaygay u. lzaigai Si, cheihe BH2, etchagah BHI; tseake TIA, tfcheko Ta; tfchakei Ko, chaca Ta 3) chequois ChM, sikötes-at+ Tl [doch viell. si-kötes-at? vgl. a) Sohn, Tochter b) /chat II, 1] 4) taykay X; vayquay BM 5) irendjo Ku 6) eelzan A; pee-rgaun stany A (pee:rgaun Ehemann) 7) estennay N*, estsonnee NE, estsanni NW, stsannit NW; eisunny P; zayunay- ChM 8) */sjüo+ u. Schoo+ Ki (vgl. */ch-o Schwiegermutter) II 1) /chauat u. fchaawyt Kol, fchat+ Kol; Sch’at u. Sch’ak+ Uq, /chaat At, shah-aht-- NE, chaat-; N*, (viell. s-at7 Tl? in 1,3) 2) syei u. syot Ug (aber nach Ra. find /sy-et [3] R u. /syot Wr uxor) IM 1) baat} Ta, oat Kw, uöat+ TIA 2) woot- It, moot-+- Ik (nach Ra. 274af uxor); Ki: *mook-jelan (mokelan) (auch Mädchen) [2772 fchreibt aber Badloff mok-jelan Weib, Mädchen und vergleicht es mit okkalen verheirathet (vom Mann)] IV zoljtan Ik, nukoljtachlj Ik V exe u. eichee Uq (viell. zu I, 6), ay-eya+ Ta VI pe-aug-oole+ X VIL kyfsynj, *kifsynj Ki (auch Mädchen); °ifsfsy-elj (3) Ug || diff. ghe-esler u. esle BH1, 2, tsahmestlah H Fremder 88, 5 — diff. et-dunni-’tinne ChR (Indianer von einem fremden Volk; im Ta [oll atnah Fremdling heilsen: [. mein brit. Ndam. S. 320nn); kifsytachtani Ko, koltfchanjai At (wohl — dem Namen der Koltfchanen), kulakaju Ug; y-yljna Ki Freund 63, 10— I 1) telegga D, tx!hoe Tl, taglyk Ik 2) tfchönö/fchle Ug, fehy-Ytna Ki 3) /ch-tötai Ug; klyn Ko 4) ?lafskanaan At, Jsekoanak Ug, nsore-kanane Tl II keetzee A, kis NE, Ukiss NW III chutaifsi und chutaifsi taglyk Ik (f. noch ChR No. 133) Frofch 141, 4— I nogoja Ki, noggoija Ik u. It II ChR: tsai-elle; tsai-el-cho grolser F., Kröte; N: chahl.ennaizee; chahlhutsö Kröte 111 choljagki Ik Froft (2) — diff. hatkin, holthin ChR; ktekchoz, klekoz Ki (= kalt) Frühling 0 956, © 213 (9) — 1 tlooguth ChMl, too ug-lee A, do-o BM; klukai D, klek Ki (doch nicht Quelle?); diff. iatske TI, iya-tfchago-höltsö Uq, olte Ta, tanlet Tl, yahdels-dnh NE Fuchs 61, 12 & Kol — I 1) naguethey ChM, rag-hee-dihay ChMl, rogithi D, nokikithe ChRS; nakoslai Ik, naghirhe ChR 2) e-yaythay BM, uthai D; eetthatha D, etchi-athwi weilser Ku 3) nakatze u. °nakadze Ug, nakalse X nakazhe & nakaze Kol, nakatifche At; nakatfchi Ko, nakath vother Ku II kanjulza & xanoolsha & kanulifcha Ki II sogolokoi Ik; L/chugljkchuja It IV kagwyjak u. kawogak Ki [dieles Wort ift nach Ra. 274m den Eskimo-Dial. des rull. Amk.’s entlehnt; ich finde das Wort nur im weltl. Esk., im Kotzebue-Sund: kaiyok (auch kioktut), aber im öftl. und mitt. ilt Zerrianiak ulw.] || diff. midotlejdee N, oosnähra A (beide doch nicht aus I Funke (2) — diff. kantida D, *lfchat-al-.achy Ki [ verändert?) fürchten (furchtlam) (2) — diff. 1) isaat-hoola afraid No 2) Ki: *lfche enik to fürchtelt du? tfcheen Lfchikto R furehtlam (Ra. meint aber 293", es bedeute: fürchtelt du?); Yfeha>t/cheeintfchich-ku (in der Mitte esim) R fürchte dich nicht, *2-a>zainz-k L fürchte nicht (engl. isatsaeentsk was f. du?); tfche-dyifchel (fchiku, *lfchi-ku tfche-dytfchel fürchte nicht Fuls 18,15 & Kol — I 1) o-ca Ta, Iz&-ka D, kcha Ik; crah No 2) cuh ChM 3) nö-katx Tl, ka- gafch Ug (oder zu II zu ftellen?) A) Pkallnja u. kajellna Ki (oder ein bel. Wort?); ?xo-axastlsökai (vgl. Zehe) 5) Ad AK, kee A, ke NW; fch-xe Uq (vgl. Zehe) 6) kai NE, kay P, a-kkai D, tkay N* und X (jedes mit andrem pron. praef.) II xa-chhhufs und ka-gofs Kol, ?ka-gafch Ug (£. auch No. 3) 11 mit-laht-hut H Gabel (2) — dilf. pakwa D, pe-okoyl ChR Gans 65, 10— I gahu. hah Ch, chach Atu. Ko; oghaD, icha Ch; chraD, kre Ku; ?hoaz N U (ob aus I entltanden?) 1) zagak u. °dagak Ug 2) nutake od. nulaki Ki; nahlähslee A 3) njut Ki Il tazynna Ik || (vgl. Kol u. eine Gattung Ch No. 13) VI, 156. athapaskifche Worttafel; Gar-Gr. 553 Garn, Zwirn (thread) 121, 7 — diff. aäbätesay Ta, athitli-itchi Ku (athitli cloth; vgl. D), kaltsah aus den Eingeweiden des Wallfifches Ki, X kut Ug (Sehne), petanelcoz No, lhai-ontithei (vgl. Ku), {ljach aus Rennthier-Sehnen Ik geben 92, 9 (gewöhnl. gieb, inf. +) — I 1) inta Ik, ynda Ki; Ki: anda, *anta (vgl. Kol atei); *ichonda, *ga f[ch-ulj chinda gieb mir zu eflen; °an’-ifcha Ug 2) rta It u. *Ki [Ra. fcheint es für Poftpof. zu zu betrachten: */si-nla zu mir (gieb mir?) 263%; ich habe auch bei Ki No. 328 Jsienta nach D als: zu mir, mir angegeben]; daz-ee gieb mir ChMl II chu’jitfeha (* imp.) Ug, tutfchixhati- Kol || diff. et-inclauet-hensoo gieb es mir No (Ch f. in Redensarten No. 90, 91, 102-3), minekai D, no 'rha ochou-eze ich will es dir g. D; Ki: *olneljkiü+, *fch-ok-n-eljkit gieb mir, shlaxanhoot; teeyay gieb mir BM, wonnellay-+ Ta gehn 27, 15 (in der Regel go; vgl. weggehn) — I 1) walk: yi-allk BH2, kuyyal u. guy-yell Si; gahhe-yah-il BH1 2) nathall walk ChR (Redensarten No. 170-1), ralalx! Uq, nahtailh Ug; tafs etelj wohin gehlt du? It (vgl. eztel/ Ki), ennotsahl NE II aga geh D, agi At, iokxo Ug; ?loo- dhkah A UI e-yah ChH2, X ija Ug, hee-ya ChMl, ni-yah walk Ta (Redensarten [. No. 346, 356), yi-ah? und ta-ya? BH2, tyah? Si (f. weiter kommen VII) IV ättee? BH1, tathi? ChH1 V ha-a- winyotl H, ?ka-whot-el walk Ku || diff. cadenaista NW, dahneeholahshäh walk NE, hanonüh walk NW, Aae-endie walk ChHi, oll-dh walk A, tanas Tl; Ki *Stamm tufch: xanoontoosh, *kantufch geh einher, *chzanyljtufch geh, *ezteijtufchi geh (vgl. etelj It in I) (l. mehr von dem Stamm tufch bei weggehn); wustischian Ta Geilt, böfer © 234, 5 — diff. kateleninu Ug, kijege At, nufstat-!lja, njufstatnja Ki, X fsyfsyntli Teufel Ug (= todt), {fchefsjeki Ko, tskannash Ki gelb 194, 9— I telthoi ChS, D; datleese Ta, taltsahe Ki, tifchlzjagi Ki, sefchönfchtee Uq (oder = Kol zechuni?) II seet-zoh A, klittsöo NE, elitzö NW || diff. X chaozech-koete Ug, kytylienlja Ki, sowalalsxö Tl (auch grün) Gelicht 189, 5 — I 1) feh-niü Ug, hunsnee NE, husnne N* 2) hausn-ith H, reenee A 3) nila NW II nentsönö Tl gelund (2)— I wascheh (well) Ug; Ki: wafchechtetnifch (*kowajstesiztu bilt du gefund?); ?ifehtatnutfchok, diff. Ki: gagne (pajinsilja D ift nach Ra. 272"! nur ein Gruls: vgl. L /gaisyllan Getränk, geiltliches, [. Brauntwein [lei gegrülst!), pohallen Glasperlen (beads) O 595, 5 — diff. aitchusai D, ucechitler S; naalttfchet-koja Ki (dim.), nakkai-e Ku; fsjafskofs-koja Ki (dim.), X tie-koljgete Ug, Ifchenfchkajch Ki (vgl. *lynazikefska Corallen; iyra Plur. Zeichen?), ucechitler S [. im Anfang Glied, mäml. 142, 5— I yotha No, go’ja Ik; kofsa D; diff. chil.ah P, X utfehtfchua Ug; weibl. © 245, 4& Kol — I /sz-ina Ki, afszyda Ik 11 kufs Kol, ?chose P II X ut/ehtfchuk Ug (vgl. männl.) Gott 227, 5— diff. bos NW, *chalake-a Ug (vgl. chatlakut oben), hisneeree od. kisn. A (tata Dios); Ki: naxleltaane L, *nakxtyliane R, nackehtylfchane D; yuahdelkill N* || Dios X Gras 76, 12— 11) xlo Ta, Ug, 2j-loo At, t!o ChR, Ku, TI 2) clo Ta, kloh NE, chlow P 3) tljuch Ko, Üech u. °tllech Ug; qglugo TI I Ki: kitfchen, kylfchaan, *kyl/chan, katfchan || diff. chith! NW, tooseekah A grofs 45, 16 — I 1) unshaw ChM, incha D, entsah NE; ichahhow H f. in Meer 2) naitcha D, ntfchoch It; nintsa NW; deut-zah A; oz-unne? No (in Meer) 3) {feho Ta, tcho Ch: nur aus zu- fammengel. Ausdrücken zu folgern, bei Adler durch diek überl. (f. noch in Entell, Kugel, Meer; cho in Felfen) 4) mintfchaya Ug, mik/sech Ik; tinjtfchagi Ko 5) nalzakonde D Il tyljkei Ki, taljkchach At; °kulljaga u. kulege Ug; ?Pohw-klauh H; selookwa Tl III wane Tl Grofsmutter (3) — dilf. Xka-aken Ug, choota Ki, ulsoo Ta Grolsvater (4) — diff. chata Ki, X fsy-taata-a Us, luklakla Ki; unai ChM, utcheyan Ta grün [. [chwarz; Grund (ground) (2) — nik ChR, rünn Ku (Ch helleclaw Boden, wohl im Fals) Philos.- histor. Kl. 1859. Aaaa 554 Buscumann: /yftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. Gürtel (belt; auch wampum, sash) 0 908, 7 — diff. natoonzai wa. A, say Ta, sis sash N, X tafs-katlja Ug (than Schurz der Männer D), theth D (auch leggings); {ho Ku, ilhthou No; shee-tzude sash A gut 114, 14 (hübfeh 9 875, 5; auch [chön) — I 1) resu u. neso ChR, nes-ou ChHl, reet-shoo A, nezo u.nzu h. Ta, naisou D; nizoo Si, nehheesoo es ilt g. ChH2; nazu ChR, naazo D [T. diefe Form weiter bei fchlecht]; reirz! Ku 2) nöson "Tl, leyzong ChM; nyfehsin Ik, nizenni h. NW [viell. gehören noch Formen diff. von r- her] 3) sulschon Ta, lzoonaeti [chön D 4) whalcheh Ug, (fchöfche Tl 5) oochah Ta, ousza ChH2; ouchon BH2 (thloueunnee es ilt g. 1), oolchou Si; idshu NW, yahshönh NE; eetshoo h. A; ?*chofchta KiR 6) Schu Ta, fcho Ugq || dilf. bur-a-oonde [chön D, *itaat Ug; niwaäfchxe h. Uq, noofwan H (viell. gehören diefe 2 Formen zu 1, 2); pohallen Ki, toneltdidah h. NE, tygagytlja Ki Haar (des Kopfes) 4, 18 [das Wort hängt mit Kopf zufammen und ift auch öfter Ohr fehr ähn- lich; Kopf fcheint fein 1ter Theil zu feyn, fein 2ter ift viell. = Haar der Thiere: [. diels bei Wolle] — 1) thiegah ChM, ttheacaw No; Ihigah Ta, the-rgah D (Ohr [ehr ähnlich), sra AK; theoya D 2) tezega Ta, isosea Tl; tsd'se TIA 3) Ifchiga Ko, zega At (auch Ohr), {fchycha Ki; zuga Uq, zygo und “fs-zygu Ki; l/chago Ki; sga A; soaxtlane Kw 4) sala Ug 5) tjuch Ik; tchlit NW 6) tse X (auch Kopf), hu-tsee NE, ho-tse N* 7) tse-wok H 8) ezil P || diff. /jlejel/ Ug (Mitte ee) Habicht [. Adler; Häring O 254, 2 — dilf. gagu Us; kozyn-ak-ocha, kuznakocha Ki hälslich 0 936, 8 — I nechay Ta, nri-nfchxwäng Ug;, lühnitschü NW (priv. von Ch nesu ulw. gut); cheechulah NE; ?toonsooda A, Ki: zjugolla h. Mädchen, *z-ugiljta, R {fchooljta (Irfchta tfchooljta fchlechter, comp. Ra. 292en) |] diff. X chawa-kolle Ug, pachiri D, slieney ChR (vgl. [chlecht V) Häuptling 80, 12 — I kö'skai Tl, köske TIA, sköske Kw, xö/fchxe Ug, kyefska u. kyfchka Ki; chafskeje At Il meutee u. miutli Ta (vgl. Handelsmann); narti NE, nanta A; ?nehaht.ahe H || diff. belahugina captain ChD, buchahudry ChM; heujeunats-alt NW, °koljcheite u. kulachjaite Ug (*koljgete reich), /chtejin Ko Hagel 0 515, 6— 1 1) lo Uq, heeloah A, neelo NE 2) iloose, önldusö Uq II tsötsen Tl (ähnlich Stein), X fchutfchun-kaljtx Ki || diff. Kik *kandli: kandli atliz es hagelt (fällt Hagel); X nachalez Ug (=Kol katafshh ulw.) halb 9 808, 3 — diff. owungh Ug, taudezzei D (vgl. Ch No. 10), X zyntaja Hälfte Ug Hals 151, 11 — I 1) ckquoss N* (azt.?); cös AK, gos A, koce NE; g0ös TlA, ckcost X; chka’j Ki, kwafch Ug; urningwös Kw 2) cassan od. cassau No 3) ikorh u. eecottle D; X takaklj Ug (vgl. Kehle) A) sodix! Ug, sewatl H II tesate TI III th-Zöt” NW (vgl. 1, 4) halten (hold), behalten (keep) (5) — I atlough hold No, * itta-y Ug || diff. Ronelay keep Ta, *iljkit halte Ki, nitsa-ula Ch: keep it, have thou it; ounellon halt diels D Hand 5, 16 — 1 1)lah Ta, X, H; Finger P; llah N* u. NE, law Ch, M, No; Arm 148, 8 (gröfstentheils) \ la Ta, D, TI, Uq, At; /da Tl (auch Arm), Ug [f. diefes Wort überhaupt auch in Finger und Nägel] 2) /da A, r’ld AK 3) hlani Arm H 4) sö-latxa Arm TIA, *fs-ljaka Ki flache H., Handfläche II 1) kona Ki, Ik, kuna Ki, kuina Arın Ki [diefes Wort [. weiter bei Nägel] 2) kane Arm Uq, kaane Arm Kw 3) kun Ko, con Arm N*, H. P; kwan Arm Ug 4) göng Arm NE 5) k-au Arm A III jak-az Ug handeln, taufchen (barter, trade) (5) — I nahounny ChM, ra-inni (imp.) ChR, na-ilnee ChMl (£. noch Q 120) II kenkat (imp.) Ki, ?bacheokate will you trade? Ta || diff. X chuljtateilj taufchen Ug, tee-ayghotsho BM Handelsmann (trader) (2) — makad-ray ChMl, meeootayr BM (vgl. Häuptling II) Handfchuhe (d.h. mitters, wo ich nichts lage) 122, 6 — 1 gis D, geese ChM; elagish No gloves, m. (enthält wolıl vorn Hand); dsheth D || diff. mantaka Handlich. Ik, pat Ta, seuteeser S, sunbaddei D VL, 156. athapaskifche Worttafel; Has-Hirfch. 555 Hafe (Kaninchen) O 825, 8& Kol] — I 1) cah (auch K.) ChM, kah (auch K.) Ta, ka ChR, daurifcher H. .. . - 246, 2 } DMu; k& Ku 2) Xkach Ug u. Kol, kagh K. ChMlu. BM 3) cahzo A, kah-eltsö NE; ’cai-ürje (auch K.) NW; cauchoi-asou K. Ch II daur. H., Ki: konfchi R (vel. I, 2), *kum-fcha L, kujıfsja D || dilf. chantaka’ja Ik daur. H.; Haube [. Mütze hauen (2) — ülkthelth? ChR (fl. No.195-6; von lheith Axt), ynzjatlj u. *k-izalg (imp.) Ki Haus 99, 18 (oft Hütte, Zelt, lodge; [elten Fort) — I 1) yak Ta (lo., Z.); jach Ik (Hü.), Jachch It (Sommerhütte); yock Ta (auch Hü.); *jatt Z. Ug 2)ye ChR, jetz Fort Louch.; youiah Ki; yahothy Z. No 3) ?kux Ta; coo-ah und kou-ah Z. ChHi, 2 11 1) Aunno Ik (Winterhütte) 2) cooen ChM (auch lo.), cö-wang P, quan Z. BU2, hogüun NW (auch Hü.) 3) kania Hü. Ki, kank-a Ki (Hü., Z.); gonga lo. A (shee-gonga Stadı) 4) kin lo. ChR (d.h. dz2-kin beaver lodge No. 153-4) (vgl. dahllıkin NE in diff.) 5) Adntöx Tl, kölax Kw Ill nepalle Z. ChR (vgl. Thür; Bein III), zepallee Z. BHI u. Si, neepallee Z. BHI; neball& ChR (lo., Z.), re-oballe tenling or covering No; n’abalay ChM (leather lodge) IV mahma Ug; mör Ug || diff. chahtde lo. NE, dahllikin NE (vgl. kin 11, 4), izze Ku (auch Fort), ke-östee A, nitia Kı (lo., 2.) Haut, Fell 162, 7 — I thkith ChM (in comp., [. No.513-5), et-thidda deer-skin hose D; the Ch (fur, skin); ozuss Ta II katti (*ka-tta: das zu 1 gehören könnte) Ug, hah-kahgee hide N || diff. lee-aid-lee A, j2-2'hol N, shuna-eltshun grease the skin No Hecht (pike, p. fish) OD 857, 3 — 1) uldiah ChM, uldai u. ultai-ye ChR2 2) uladja, uti D 3) alletiin Ku (Ein Wort) Heidelbeere (2 & Kol) — I Ki: kanzja, kantfch-a, kaantsa (oder Brombeere?); kanata Kol; diff. chilcho (whortleberries) Ta, njel Ug heifs f. warm hell (light) Q 863, 5 — dilf. *jefsyljkatlj Ug (vgl. %/srljchatlj Nacht), nedtha (oder su.?) ChR; taljkon KiD [taljk-on R ift Morgen, K Tag (Ra. 239)], *afch-itfchulj R (von Kru- fenftern fälfchlich tafch-ptfchull gelchrieben, vgl. dazu Aüzul Licht und andre bei Licht ange- gebne Wörter),tatuk Uq : Hemde 195, 10 — I isetsieh u. thisitei ChR, taisiei D; azuei-ek Ku; /si/fsyowa Ki, sicho- wecher S Il elki N, ilkayeke P, ehee No || diff. eskai-ee A (= Rock), X kyljtach-aja Up, ljumagak KiR (ift nach Ra. 259rf aus dem rufl. py6axa entftanden, und lautet eben [v im Kadjak und Tlchugazzifchen) Herbf[t 196, 8— I tacata, taketa u. takete Ta; L/chitaxat Tl, aitonkai D II xlokwö TI, Pnak-le Ki; diff. edoo aidlosin BM, ylinoyaltsa Ugq, ghao ud-azai ChMl, niltseetso NE Hermelin (3) — I delkathlei Ch, delcoi-ayen No II kaolzina, *kagolj’jena Ki Herz 197, 8— I 1) bütsi Ta, Sch-tfchi Ug, see-xlee Ki, o-gee Ta 2) e-dzai D, chei NW, s-tseie Kw; jaidis-joel NE; diff. X /suuklj Ug, txlnainöksöte Tl, tzoolee A Heu (3) — I c/o Ta (auch Gras), klohhesktjz N (kloh Gras) Il loodaleesee A Himbeere 114, 4% — I kolkaa Ki, ?ta-kalle-chia Ch 1 kytlja u. nketl gelbe oder Mo. Ki, Moltebeere 247, 2 h ?kchotlj id. Ik; naujan-kytlia rothe H. Ki || diff. X kaz-ljamat Ug (gelbe Himbeere) (ljammat Beeren), rnylakai-t) kina )k Himmel 81, 9& Kol — I 1) jaat At, jat Ko, haats KolL (aber die Andren haben mehrere fremde Wörter) 2) jaa Ug, yaha Ch 3) ia Tl, &uh (e’ah?) A, eeyah NE 4) iäng Ug; ya-amee Ug 5) jujan u. Jugan Ki |] diff. alljuonulchatlKi, ifchtfehiUVg (vgl. Wolke), koafs Ug (it; vgl. Kol I, 1), tdth-Li NW Hinterer 215, 5— I tza A (seat), lah N; dıffl. clvugh od. elangh No; fs:kchy, *fch:x-e Ki; X kutljatfchi Ug (kutlja Schwanz), /tuje Ki Hirfch 16, 17 & Kol (deer; auch Rennthier) [E bedeutet Elenn, H=Hirfch, R = Rennthier; Elennthier 113, 12 (elk, auch moose, muose deer) \ = deer, e=elk, m=moose, ml=moose deer] (im allg. ilt I gewidmet dem moose deer, II dem Rennthier, III bedzi &c. Rennthier & Hirfch, yezey, intsei gemilcht aus deer und moose deer; die No. 16 war dem Rennthier, nur nebenbei dem Hirlch, Aralaad, 556 Buscumann: Syflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprach/tamms. gewidmet) — I 1) dennce m. Ch, tennee md. Ta, dennea m. D, teudie männl. md. D; dinyai m. Ch (deny-ai-thith Elenns-Fell); tonwheh E.H 2) dunikh m. Ch, iunneheehee md. ChMl 3) ttanika E. Ik, tanakja E. Ki, gannoja Elenns-Fell Ik; tin-djuke md. Ku II 1) etthun R.D, edthun R. Ch, ed-hun RB. ChMl, eithin R. Ch, et-han d. Louch., eetihan R. Ch 2) allthun d. No II 1) bedzi R. Ch, bet-zey R. Ku, bedsu R. D 2) patfchi und *pattlfchich R. Ki, batfchich R. Ko, pytzich H. (nach Ra. 189 R.) Ki; ?detchent, telchinte m. BH1, 2, Uaytchintay BM 3) wodsu R. D; wotzich H. Kol, wotzych R. Kol; motfchich R. Ki, maytzee R. BM 4) nutfchi H. Ki (*bei D aber 2mahl als Schaf gegeben) 5) *zytich R. Ki 6) yest/chi d. Ta, yezey e. Ta 7) int/chi d. Uq, entcheh red d. Uq; intsei weibl. md. D 8) tzai E. NE 9) fchesle d. Tl, cheeslay E. A; t/chötsön e. TI 10) ?xolsi R. Ta (muls ein andres Wort als bedzi feyn: Beweis Ta) IV (viell. noch zu III gehörig) 1) pak-ah d. A; pay-ye d. N*, pay-ah d. X 2) pinh d. NE, pid. NW V (viell. noch zu III) annaji R. At, chajane und °chajan-a R. Ug || dıff. indkalak e. Ugq, kit-lahan d. H, kokkoja? junges E. Ik, *kuzajaatli-ziniy R. Fett Ki, nonwanjaiday d. P, taak junges E. Ik, wollorn md. D hoch 205, 4 — I tanneetha D, *ryljgnoös KiL, *ailjfehnefch KiR; diff. X koau-etle Ug, neis Ug, neunk Ug (teilza neunk tall man), yulegai D hören D 738, 6 — I distsah N, ee-t-eesgah A; ?atladezuck Ta, ?ureltha-nelsi to hear from you Ch II Ki (nach Ra., bef. 290"; vgl. noch verftehn): Stamm zifeh: 1) inf. ktutalj-nifch, imp. ktu-te-ijnifch, ktu tyljnifch-tu hörlt du? Alu tylj-nifch-chae gehotche!; uknakatu taljnifch Stimme 2) (bei mir) Aadoktyfchnifch R u. kydykntjafsnifs; D: ich höre III */s-tfehijachkolj ich höre nicht KiR, *lfche ekalj taub KiR IV *Xtochlj-Uchaacha Ug Holz f. Baum Horn (3) — diff. Eile u. edt& (No. 137) Ch, *ky-tai-ja Ki (auch Geweih), X umtelle Ug hübfch (und fchön) I 875, 3 — diff. bur-a-oonde [chön D, rezo u nzu (gut) Ta, riwäfchxe Uq, tzoonaäli [chön D Hügel [. Berg Hund 13, 18 — 1) thling Ch, D, txlinge Ug; sliengh ChM, sleing Ta; schlünh H; Eling Ta, kling D 2) txlin TI, chlyn u. chlien Ku; thline Ch, tleine Ku 3) txli TI, Ug, !lee ChMl u. BM, ihleh Ug, lley S; chi D, CleD 4) tlika & tlik-a & chlika Ki, tchlikja At; liki Ko 5) klinchaah X, kleechah-ee NE, klinchane AK; klaycho N* 6) lechönc NW, zeetz-ai-an A, °chawa u. chau-a hungrig (3) — diff. pabath-hit No, seizekwelsik Ku, selh-ithu ChR [Ug |] diff. anelwosh No huften, Huften (3) — H. Ki: *kga/s L, *laalj-kafch R; X koazech Ug; zetcoth h. No Hut f. Mütze; Indianer f. Menfch Infel 104, 9— 1) zouey ChM 2) zu !k, It 3) noquaikötx Tl, nohilawax Ug; diff. ca-owdez No, kaat Ug, klong Ug, shachaltom Ug, tonh-beenähjz-leeh NE (tonh Waller), tor-et-leeskah A Jäger (4) — I nadzil BH2, natzit? Si; diff. eetlagheh Ugq, tennee high? BHI, tkogojilten Ki Jagdtalche f. Beutel; jagen (3) — nosai (imp.) D, raz-uz-ay ich jage ChMl, za-ozed it. BM Jahr O 235, 6— I chai KiW (heilst nach Ra. Winter=L xxee, R chaija u. cheija im vori- gen Jahre); chaje At || diff. chlatchatalj Ug, lahnahhigo N, nasta A, nuklatfchik Ki, *fchant-o KiL u. "fehant-y KiR (will Ra. 292m von Jchann ulw. Sommer ableiten), /sarij Ko, Pullekafsy Ug jung 123, 9— I chilk j. Mann Ta, kill Ki; kchilja Ik, (fchile TI 1 teneuai Tl, tonneeyi NE (fehn fehr ähnlich Menfch I, 1, d) || diff. eetzahke A, eltzissi NW, X kalelljakacholj Ug, kategafchlin und kooleehazalheen Ki, quelaquis j. Mann Ch, txlemasyai Ug kämpfen (fight) (3) — diff. helchooit-hel No; ich kämpfe: dinigun-astir ChM, magad-ay-a BM kalt 54, 19 & Kol— I adzak No; edzah, etdza und hedzah Ch; (vgl. Ku Aonni-etha warın, das aber wieder [ehr ähnlich konni-eka kalt ilt) II kateitle und kotitlcha Ug, kateitlee Louch., ?kistill-eh H, atl-lje At III 1) kltekchuz Ki (vgl. Froft); /slekoz und slichuz Ki; hungkohz Ta, hahküjz NE, oulecadze u. odaycad.edze BH2, 1; quit-Uyacatz Si 2) skais Uq 3) goosgähz A, koskötse Tl (lehr ähnl. hoszötx! warm Ug), kufsyat Kol 4) dest-tias NW |] dilf. karkeh P, konni-eka Ku (vgl. bei I), Awatsaxdtowa Tl, nagljun Ik, It (ähul. roaljkchon warn At), s’j’ji Ki, /syYtfchitan Ko VI, 156. athapaskifche Worttafel; Kam- Koe. 597 Kamm 0929, 6 — tcheirzug Ku, charuceechey S, chilcho Ta, * zylljadlj Ug, thec-itsec No, edte-thidzi Hornkamm Ch (edte Horn) [alle daffelbe Wort] Kaninchen [. Hafe Kalten, Büchle (5) — diff. cla-elthodde tinder-box No (ela-elth tinder), chinkale trunk or box Ta, *rut-aa Ki ([. nachher zul-a), X tljlet Ug; tobacco box: 1) seltu-tenne D (seltu& Tabak), atai» kaitenney D (aitaikai T.) 2) tseltrow-tiak Ku; Ki *pljufchkek-nut-a Tabaksdole (f. vorher nut-aa ; pljüfchka 'T.), X kutaket it. Ug Katze 190, 5 — I moose N*, moosah X (f. ihre fonorifche Verknüpfung und über den Ipan. Ur[prung bei Neu-Mex. $. 231mf_2aa) |] diff. Xchawajako Ug (d.h. Hündchen), cheyahzoo No, *kofchka-koa Ki (tull. komma, Aoa Aulatz des diminut.); wilde K. ha-edah No Kehle O 256, 2 — saka u. jakka Ki (* [cheint = Mund), tkaklj Ug (foll nach Ra. 2732 ein Irrthum für Hals, ka-takaklj, leyn) kennen [. willen Keflel 0996, 11 — I tille Ch, D; thia Ku; tiunie D, thanneD II osä, ofcha Ta, vssah S, uthaD; eesah A, pesh-issah NE (pesh Meller, Eifen), issaw frying pan P, eissah jar P, haitsah H || diff. natxlmeöxa und natxlmexatsa Uq, tsököndiskös Kw, *ujü kotacholke Ug (koatk kochen; ob wjü zu II gehört?) Kind 19, 9 (nicht genannt) — I1) tehillaquie Kn. ChR, tchillawe Kn. D 2) Ptelerrhhertsh Knabe 153, 15 (wird genannt) J Kn. H 3) Ki Kind: zAaniken D, *z-xanik-n L, *zkanikan-koa (kl. K.); Pleilskafkin K 4) Ki: «fchynnaka R (nach Ra. 265" Kinder; Z viell. dein nach Ra. 263mm), isxanik-na Kn. L, */cherichkagan L (* vgl. [ehryk-cha Zähne) 5) eelzeeney A; ?etl&et-issi NW 6) tesonnai Kn. D (vgl. tsöne u. tfchöne Tl, Ugq in Finger, Zehe) II 1) Knabe: skiyd Kw, sxalexe Ug; cheyaz N* 2) Knabe: iskee X, eshkee NE, eshki NW; ashkmyee P, eeskane A 3) möfchxe Ug Ill astogwe Tl (dstekwö ilt: klein), afchtkwa-tiitsin Kn. TIA (tiltsin = Menfch zu nehmen, fonlt taütsen); teets-ech-eitte UgG, tazyuz-€E BM IV dunne-yaz& Kn. ChR u. dinnay-yoo azay ChMl (Menfch + klein; vgl. az& bei Mädchen); eroi-ozou Kn. No (vgl. Uq bei diff.), terai-u Kn. D; dinias Kn. Ta || diff. bDeye Ta, chutun Ta, kaio Uq, *kilj-koa Kn. Ki (koa dimin.; vgl. kchilja Ik junger Mann), Zain Kn. Il, fchakchaios It, sukekeit-toju Ug, tsea Kn. Ku, un-gai-alluk Kn. Ug (vgl. No. IV) Kinn 152, 5 — 1) ottan oder oltaw No, mi-la D, olze N*; e-zaylah X 2) ?*fch-tuni Kil, (überfetzt aber L’s rufifche Ausgabe durch Bart; [. da weiter) Klapperf[chlange [. Schlange; Kleid [. Rock klein 46, 15— I 1) tiula D; ensoole u. önsul Ta; oola No in Piftole; Eltseesee NE, Iscissi NW 2) tentfcholei Ko; taljtfchuune At, taljt/chych Ki 3) tzoota D, chautah ChM II jaakutfchk Ug, mmakuza Ik Ill astekwö Tl (vgl. Kind u. Knabe), stsotxleixie Uq IV (nur zu vermuthen als klein oder jung, als liegend in Mädchen; auch in Knabe u. a.) az& Ch, azz& D (beide in Mä.), yaze Ch (in Kn., Piltole; yaze f. auch wenig); azay ChMl (in Knabe) |] diff. zyfstlja It, pee-schaiah A (pee-schyee Sohn, pee-schaoogai Tochter), tohe-hlan H (ohw-klauh grols) klug (3) — diff. Ch: hong-she-a he is wise or prudent, hung-ya, huya he is wise, knowing; Ki: *ch-yl-anyssan (33), *takalek outlju Ug Knabe f. Kind Knie 206, 8— 1 o-kate Ta; chacut No, chagutt ChM (in cha liegt Bein, Fuls), X ka-kout Ug; vgl. noch IV IT t-thetha D IM cheesh Ki (=11?) IV (vgl. I) s-kurastanee A, koat-estännee N (estsanni bedeutet N Frau) Knochen 207, 6— I isö'ne Tl, tsin NE, isee A; [ch-ydni Ug, zinzju und zzenn Ki; diff. * k-afch Ug, kog Uq kochen (v. a.) (2) — diff. coatk Ug; Ki: killjatfch) inf., ljatfchj imp. (ift auch in *nittuljatfchj R kochendes Waller enthalten) Körper [. Leib 558 Buscumann: SYyflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. kommen (oft imper.) 58, 16 — I Ta: ani, annee komm mit mir, ani komm her; any it. At (tanyja [er] kam her); ratuga öni it. Ik; unj Ki II (viell. von 1?) untfchaa Ki (natfchneju er kam her), untacha komm her Ik, aantfchija u. °atlfchlfchj-ie it. Ug II yokwo u. yukqua Ug (uga Ki *ilt ein Irrthum, bed. [chnell); yakusi komm D, E-oküsi ChR u. e-youk-uz-ay ChMl komm her! IV (vol. II) oudezza komnı her No, tee-adzay it. BM; ?osdenia NW V nanas Il, nahnta H VI guy-yell? (vgl. gehn I, 1) hoinyell? Si; yu-illu? ya-al? Bi2 VII ChH: rin-e-ah? in-in-ah? A, e-yah? 2 (letztes ilt gehn No. III) || diff. ättee? BHi (ift gehn No. IV), chatchoo Louch. Kopf 14, 17— A. 1) a) tihee No, dthi ChR, !the D b) thie D, dthie ChM, thie Ta; tsie TI c) tsi NW, tzi AK, zee A; tzeetsin NE d) tse N*, X (f. die Formen £si, tse auch bei Haar); si Uq 2) tza At, Isa Ta; ta D; /s-la Ko B. 3) *charng-e & [chu-ngaje & nanlgja Ki, Jche-n-y Ki (ob fch zum Worte gehört?); nin Kw 4) fchage Ug, */sjagge KıD (mit ai davor, das nach Ra.s Vermuthung 263m dein heilsen könnte); stöma Tl || diff. ok-heh H, umitz Louch. Korb (2) — diff. eetaye P, hakki Ki [ gahgee N Krähe 0 723, 5 — I tatesun Ta, dadsang (american erow) ChR, taatsau No II cahre A, Kragen (2) — diff. tejak Ug; kow-i-tchitha D: a warm wonllen collar, a comforter Kranich 138, A— I untatlja Ki, taljtulja Ik; diff. che-a Ku, dell ChR krank 199, 6 — 1) teenchak Ug, *fchinnach KiL (=D Uchinach ich kann nicht) 2) tfehi- tasny KiD 3) Plultay Ta || diff ai-a’ (ey-a) ChR (ey-a-hezl& ich bin k., ey-a-hilla er ilt k.), aftfchiut KiR, Elh-ill-seyk Ku, X ikatellja Ug Krieger 0 8323, 5 — diff, hain-gli NW, kwelayı Ine Ugq, lökatötkösse TIA, naiun A, tagyl- fchaakin Ki, tennaiyahshonh NE (tenndi Mann), thlighanti teilthla UgG, txlxatfch Ug, xoatseite Tl Kröte f. Frofch Kugel (ball) D 962, 8 (vgl. shot 843, 5) — 1 (Flinte + Zcho, das [ont grofs bedeutet); 1) tellgith- tcho, thelkethechou ChR (thelkithe Fl.); telkelhi-tcho & telkuhi-tcho & Ihekeöchou D (telkithe Fl.; vgl.thikee in Pulver), legga-atcho Ku (le-egga Fl.); nootay-ad-o-0 shot BM; telt-hay shot ChMl 2) cah’t-achülee P (vgl. II) II lilthethelanny S (tilteiha Fl) ll caltee Ta (pl.; vgl. I, 2) || diff. assinnee (ball or large shot) No, baika D, X choikle-ch-aza Ug (chotlj Flinte) Kupfer 66, S—- I 1) fehutfchuna od. fchelfchuna Ki (*lain-t[chunna kupfern, *tajen-fchunn-a Silber; tajen u.ä. Eilen), i/chitfehan Ko; chachanalkozee No (tel-kkosse Ch roth), tatljaka’ja Ik 2) /fchely At 3) keitfchach u °katekljifche Ug || dilf. keesteesh A, peshleechee N (pesh Eifen) kurz 0 878, 5— I entook Ta, *Xjatek Ug, ned-tu-a es ilt k. ChR (l. ferner No. 194); diff. nundeth-helai D (nundeth lang), shto-atleitleh Ugq lachen 163, 9 — wenn man vom vorderen Theile der Wörter abfehen darf, fo können ähnlich feyn: 1) +claw No (nachenclaw), +ukla D (menathi-ukla lache), atlo Ta, ishtlöh N (l. weiter), nazlo ich lache ChMl 2) +lech u. +tlech Ki (ilt wirklich der Stamm: *atfchaa n-tlech-ku lache nicht (t/chantlech; ifcha, tfchaa bed. nicht), lech+ Ug [lech-enne (Mitte ») inf., lechljk-alj lache] || dıff. skahd-heeg-oonthvom A, ulzay-rad-lotsh ich lache BM Lachs [. Filch Land f. Erde lang 164, 7 — diff. X auljach-kego-etlja (3) Ug (vgl. koau-etle hoch), enyeaze Ta, kuaua Länge Ug und Aawa Lonch., meen-eineh Uq, nundelh D (viell. find 3 davon doch id.); *Lchyfch- nilj’jifeht-aa Ki (Ra. 268"") Lanze, Speer (4) — dıff. arllottai P, slhure-slhure A, tagin u. talfchim Ki, tsaideetanh N laufen Q 1012, 10 — I kütx/kai Ta, leltxla Tl, X taljkasatle Ug, tahtıhli-lah H 11 kinggook und heengoak Uq, hilgoth’! NW || diff. anjutufch Ki (tufch [. gehn), chuhgool-agoo A (vgl. I), ishtlelh NE, thebakall ChR, uga tylkufs lauf Ichnell Ki (vgl. I u. 11) Laus 126, 4— yah ChR, e-yah No; you, *eiju (io) Ki; dilf. X kukufske Ug VI, 156. athapaskifche Worttafel; Le- Mann. 959 Leben 0365, 6, leben (5) — I 1)annd L., ig Ta; eendah (alle 3) A; et-ahkeenahlah 1-ig lebendig Q 382, 6 } NE (f. noch live) 2) ghinnah L. u. 1. ChH2, chinnagh 1. ChH2; ren-ah L. u. 1. ChHl; gehattah er lebt BHi 3) yuit-tah, guttah (auch: liegen) L. u. 1. Si, chuta u. chutu 1. BH2 || diff. ma-inch L. BH1, natxlidle l-ig Tl, nindstsa it. Ug; Ug: /salljaal \., “fsy-takalle L. u Xtakkeljko ]-ig Leber 217, 4— 1) hahzzit N, e-zzeet Ki 2) Pe-t-hut D 3) tzee A Leder (2) — diff. helcoll No, * kyjefs lämifches L. (posayra) legen (4) — I ChR: te-ye-üla I put it in, te-y&yella he puts it in II Ki: *nynsyljtalg und *nynziltatlja (*nyneilstatlja) leg hin (vgl. *kchon il-tatlja verkauf); X itajate, imp. X uteate Ug (i atte fich 1) Ill elchon BH2 leggings [. Beinkleider Leib (Körper) (9)— I dzee A, jzghee NE, hostche H; co-«atsee P; atzat NW;, ?etlhi-a todter Körper, Verftorbner ChR II nöste 'YlA, Kw, Ug; nöstea TI II X jetljchytfchj-e (3) Ug leicht 0 863, 4 — diff. X aljtaa-jekto Ug, hinkaheli D (hinka Ichwer), naikel-helai D (Ta näkull [chwer); nedtha (oder Licht?) ChR (elta D [chwer!), tatuk Ug Leute f[. Menfch Licht (lighı) O 366, 4 — diff. dengo NE, hütxlin Ta; *küzul Ki [* vgl. damit: tafch-itfchulj hell, kogal zjülja es tagt, zjuül nuntlija rothe Johannisbeere (Ra. 2942); 261mf ftellt Ra. einen Stamm Ychulj, zjülj auf]; skee A lieben 172, 9— I ahalani NW, onle er liebt BH2 II 1) ahnetah er l. ChH2, ryre-ahtah it. 1; kanechee Ta; hauteteh BHI; soaint’ye Si 2) ee-g-ahstee A; maste (muste) ich 1. ihn BH2, massl'ye u. masliyee Si; mawtes-eh ich |. es BHI |] dill. nansaajezjut ich liebe dich hi, nalxliötxi Uq, shin-neeyahshonh NE, panengt/chin Ki, quisee Ta, uljakechulen Ug (uljakefsli ich liebe) Lippe (4) — atough No, * kast-ekut (3) Ug, hut-tah N; ?*gsak Ki lodge f. Haus Löffel 165, 7 & Kol — I thlus u. slus D, cloos No Il */spata u. afchuata Ki I fchetil u. /setlj Kol, fchitlj Ug; diff. chinnesko Ta, pesh-iltäi eilerner N (pesh Eifen), taga Ki löfen, los machen (loosen) (3) — ChR [. No. 86-89; Ki: Andyltjut löfe, binde los, */ehstytfchj-it lafs mich los (* vgl. tyifchit lals feyn, [etz hin), X /sy-kaalegu lals mich los Ug los (2) — ley-kunne-takh it has become loose, it is loose [KiL *Ailjachtunach ergiebt lich (Ra. 29432) als: verliere] Luchs (vgl. Marder) Q 901, 5 — diff. ghise ChR, kasno Ki, rütchi Ku, nota D (rolhai Mar- der), ustaidge D (ustai Marder), wässay Ta (wohl = dem vorigen) Luft (4) — diff. eattige D, kiltfehutfch, kis oder ks Ki, nutze Ch, X utfchtfechich Ug lügen (3) I onchit Ta; Ki: heentseet = *gynzyt betrüge (Ra. 276%), gyjifechit du lüglı D (* fcheint auch gyrtfchit gelefen werden zu müflen und ein Druckfehler zu leyn); *vgl.: chaintfchj-it betrügen, chaintfchit betrüge, chentfchit unwahr; yrtfcha-da geintfchit-kw betrüge, lüge nicht, ynifchada geintfehim-ku lüge nicht (Ra. 2709); *atli tfchj-kokinnafch lüge nicht (wohl ein ver- fchiednes Wort) Il att-thunithuee Lügner No Mädchen 20a, 15 — I 1) isekwe-aze ChR [lzequi D u. a. Frau, in aze liegt klein: dunne- yaz& Knabe = kl. Mann], eddinnagay ChMl, tzekqui-azze kl. M. D 2) tsekesle Tl, tfchekias Ta 3) chayway weibl. Kind N*, skiyele Kw II 1) etuai D, ettei NW, et-ait NE, iteit Tl, eit-eh Ug, eti Uq 2) mitchet-ei Ku, miskehyuts H (oder ift es = skiyete I, 3?), leets-ech-eitte Kind Ug 3) eetares A, etler-eka kl. M. ChS III Ki: kifsyr (auch Frau, femina), *ki/senj-kuja L & *kifsyn-koa & kifsny-koa R junges M.; Aifsna D || diff. id-az-oo BM, keellj (ea) Ug, *mook-jelan u. mok-). Ki (auch Frau: vgl. das), paysendiltch P, iynakachljon u. tynakanachlön Ik (vorn Menfch) malen (2) — !’shee ChR, tene-yoi-ac-eddiclither picture No (den 2ten Theil f. bei Buch) Mann O 228, 6 [nur bei den Kinai-Sprachen lälst fich diefer Begriff beftimmen; bei dem athap, Zweige erlaubt das engl. mar nicht es von Menfch zu unterfcheiden: daher diefe unter Menfch ftehn, obwohl einiges dortige Mann oder auch Ehemann heilsen mag] — I 1) /kichlj Aı (taxkile u. taxköli 560 Buschmann: Syflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. Menlch Ta), t/chilje Ko (tchel.agui man D) [viell. hängt diefes ganze Wort mit finnai ulw. Menfch zulammen; f[. daher da weiter] 2) Lütsin I1A ([. bei Menfch) 3) ?fsykka Ug II fchakfchaja Ik, Sehakfckaija it 111 /soot Ik, fsuut It || diff. nufchen Ki, togoon Ug Mantel f. Decke Marder (marten; vgl. Luchs) Q 902,4 — I thah ChM, tha ChR; ?rothai D (nota Luchs), ustai D (vgl. Luchs); diff. chinnee Ta, Isuko Ku Matte [. Decke Maus 208, 4 — tlunne od. kleune ChR, tlinnaa Ki; tennetay Ta, zuchankli Ki; diff. X ljutia/s Ug Meer 82, 11 — A. einfach: I tika KiW, tykaa rolö nuty KiD (val. Kol ihjeki oder Leyke) [L. Ra. 274mm; er greift ivkaa rojü nuty (fl. 11) als Meer zulammen u. eıklärt die einzelnen Wörter], Siyja Ug; Ühuthla NW (auch Fluls) II Ki: zute R, *nutge L (f. auch mit fykaa in I; *das Wort ilt = Salz, Salzwaller) || diff. däpäck Ta, noqueaköt Il, sisgami Ug B. zulammengeletzte Ausdrücke mit Waller: 1) grolses Waller: lu-teho ChR (tu W., tcho = grols), ictoo-oz-unne No (vgl. unshaw ChM u. a. grols), tonichahhow H (vgl. grols); doolza tooskaiskah A (deut-zah grofs, too. See) 2) andre Bed.: lönh-neehaileeh NE (tonh W., das Wort = lönhnaileeh Fluls) 3) Him- melswaller: jaa Ug (auch Himmel), jatgtokakitj Ko (jat Himmel, ltokatfchj Waller) Mehl 0 836, 7 — I thles Weizen-M. ChR, clays Ta, hatai-kotliss D 1 ahkdnh N, skan Mais-M. A, nahraikan A, nahtanh-ahkanh Mais-M. N (rahtahnh Mais) |] diff. Ki: *Aynat’jle (*kana’jle Brodt, *kynaifchtli [. Ra. 271m"), X zyntljko-koete Ug [[Hammer) Meilsel 166, 4— I ice.chisel: etl& ChR, ai-taı D; diff. so-itise Ku, takleljüke Ug (* vel. taklj Melone (2) — tahnee-tahnee A, tahneskahnee N; tes-eenyah Wallermelone N Menfch (bisw. Indianer, Volk, Leute; aber befonders oft wohl auch Mann) 20b, 19 & Kol [das engl. man erlaubt nicht in dem athap. Zweige zu beltimmen, ob die Wörter Menfch oder Mann be- deuten; vgl. daher Mann; vgl. auch Ehemann] — I 1) a) ’linne & "tinne & ’dtinne ChR, tinne Si, tine Ind. BH2; dinnie ChM, dinzee Ind. ChH1, dini Ta, tynni Ik, It; *linnd (pl. tinaije) Ki (*ten-a Arbeiter ilt wohl = Menlch: Ra. 2733!); tiynaij Ik (nach Sag.), dinay Ta; tlynanizy-chola Volk, Leute Ik b) tennay N*, tennai NE (auch Ind.), tennee Ta, denne ChR, löne (auch Ind.) Ug; denna ChH2 c)’dunne u. duneh Ch, lunnee u. dunnah (auch Ind.) BHi d) dinnae-you, denna-you u. dinnayou ChH1, 2, dinnay-you ChMl e) unner BHi [die Chep. Formen: ’dinne, ’tenneh, dunneh giebt Rich. I, 400 für Dugrib an, was viell. ein Verfehn ilt: da die dortigen Wörter durch einen athap. Dolmetfcher erhalten wurden] f) wohl dalai Tl (nur Pıäfix in Nale) 2) iuy Ik; n’de AK 3) tenghi Ku [von dieler ganzen Form [. weitere Analogien bei Mann], tenghie Ind. Louch.; thlinkit u. tlinkit ulw. Kol (auch das Volk der Kolofchen felbft); lineze u. linnese BH2, tunneezi Ind. 1; linlay X 4) taxkıle od. tachköli Ind. (people) Ta [weitere Anal. diefer Form bei Mann]; X togoju Menfchen, Leute Ug; tekel-aqui D; ob hierher gehört sıkkanne u. siccanne Ind. Si? 5) teelza Ug; titsön Ug, Liltsin Mann TIA (in Knabe, f. No. 3), faitsen Tl; taz-eu BM 6) ailee X II 1) xanane (auch Ind.) TI, mahane Ind. Ug, payyahnay P 2) accoolinne Si; kochtaanna ulw. Ki, *kocht-ana Menfchen Ki; tiynunizy-chotana Volk, Leute Ik 3) kodeljtfchachallilja Ug || diff. hüst-tkin NW (doch viell. zu 1? oder 11, 2), nashtajje Ind. NW, quaistai (auch Ind.) H Melfer 100, 19 (öfter = Eilen) — I bess ChR, D; pds AK, pace No; pesh A, NE (auch Eifen), pesch NW, paysche P; paas ChS, D II tei/ch Ta, ?texe Tl (auch E.), ?{fchöho Kw, ?lfchawyk Ik, It (nur formell zulammengeftellte Wörter); ?4ay Louch. 111 Ki: kifsjaki u. *kı'jake (* wohl eins mit kitfchak R, kı'jak im Kadjak u. Tfchugatfch. Anker; Ra. meint 290"f- 13, beide Wörter oder das ganze Wort möchte auf den Namen der Rullen hinausgelin: kufch-fchagaten KiR, kafch-[chagak Kadjak und Tfchug., Aa’j-jak-a aleut.) IV r'sö Ku, ?marsh S || dilf. clestay Ta (vgl. Eilen), mekustemmeh H, natlmi Ug (auch Eifen), X zachlj Ug mingere (2) — diff. elheluzz No, Urin alluse Ta (wohl Ein Wort); X zch-chufseljkatlj Ug Mittag (3) — I ChR: tsindessai noon (Izinna Tag), ’tchi-en-lize u. Ichinne-tan-nise mid-day, half a day; diff. esnin-dh-ahngo N, shanoona-eelas A VI, 156. athapaskifche Worttafel; Mitte - Nac. 561 Mitternacht (3) — diff. klai-elh-nee N (kldigo Nacht), shäasga A, thirnize ChR Möwe 220, 2 — bessgai-& gull ChR; ?Ki: patfchtfehj, batfchj ulw., *baat/chj (sea-gull) Moltebeere £. Hinbeere Mond 6, 18 [öfter = Sonne oder mit Hülfe von Sonne gebildet] — A. einfache Wörter: I 1) eltsi ChR, oldchay N* (vgl. Stern II NW) 2) goljzei At, goljtfehagi Ki 3) iyaltfchi od. ee-walhtchee Ug, öyolöfche Uq 4) ?shet-sill Louch. (fcheint eher mit shethie Sonne zulammenzuhangen) II diff. kacha Ug, toljtolja Ik B. = Sonne: III sah ChM, isa Ta; laöse Tl (taö/se S.); diff. 1) needa u. ne-E (*ne-e) Ki 2) YYchan-e Ki (channoo L S.), ’isadi NW C. Nachtlonne (lauter verfchiedne Wörter); 1) eceleesaw No u. etchaaza ChR (hetleghe Ch N.; saw No, ssa Ch S,), chäoleussä u. Sehhäolfchussä Ta (alcheese N., sa S.; telkuzzay und dölkö's [chwarz), telhisa und tthelhaza D (tethi N., sa S.) 2) holleh hwah H (hwah S., hotleh wohl N.) 3) tljakaannu KiD (tjak N., channoo S. L) 4) clärai A (cla N.), klaihonol NE (kldigo N.) D. ähnlich Stern: eelsoneyar P (ailsonsatyou Stern) (vgl. auch oldehay N* in I, 1) Moos (4) — I nien Ku, naan Ki, ni D I tljotlj Ik, X koutlj Ug Morgen 0 1002, 8 (meilt = oder ähnl. morgen) — I eeska A, eskdngo NE, iscargo NW (alle 3 auch: mo.) |] diff. amantö Ug, iawax u. kaiawöch TI, kambi ChR u. kompe ChS (vel. ıno.), pun-elä Ta (puntay mo.), salcho D, *talkon KiR (vgl. Tag; 289 [chreibt es Ra. taljk-on), *ılitawa Üg, xasmutxltön Ug : Mücke, Moskite 105, 6 — I 1) isix Ta, zych und z-ech Ki, Xzyjuch Ug 2) kcehleich Ik 3) zzyija lt; Plfchiäse TI 11 pönfchtxli, pötselie Ugq 1I tsötnakattfchi Tl müde (2) — 1) tired ChR f. No. 72-76 (ni..idza u. ä.) 2) fatigued (2): diff. zi-nitsau ChR ([fcheint = dem Worte für tired), kei-aselhelihkrei Ku Mund 21, 11— I 1) tha’ D, ta Ug, da A 2) huz:zay X, huz:zai N 3) ?wsak & Ss>ysjak & [chizaka Ki (*es [cheint = Kehle) 4) ?ka-satll (*kasfsat-lja) Ug II naya TI, sh-naan Ki |] diff. aw-vauh No (vgl. 11), chin-gou P (vgl. Nafe II), xo-kwaitfchaale Tl, ljot Ik musquash (ein vierfüls. Thier) O 745, 2 — tzen ChR, tzenn Ku; tshern ChR Mutter 47, 15— I 1) zi-nah ChM, naa Tl 2) ma N, ma’ NW, mahı NE 3) anna Ki, amma Us; önld Ug; enne ChS, D 4) ungteh Ug, fehu-nkta u. [chu-n-ta Ki; naakte At; fchkaka Ug; Punnungcool Ta, s-unnehai P 5) wö-nan TIA, wönj It 6) nana Kw 7) nakalja Ik (takalja Vater) || diff. ziji Ko Mütze: cap 0.910, 7 & Kol J — A. 1) isa ladies’ cap or bo. (von Biber) ChR, isa cap, bo. D; bonnet OD 858, 3 tcha H. u. M. Ta, sah cap ChM 2) Kol kann hierher gezogen Hut ag: EINT254 werden (wie Ra. 294af thut): za@ M. u. H. Wj; Hut: /sach R u. B; /sachu P * u. Wosnelsenski, tsauhou MC, thausou MR, Schtfehachu D, *thachi Holm- berg; */saachwa M. L 3) (sakulay ChR, tsakol-u Ku, ’tsa-kallE männl. Hut ChR; chaw-ellcollee u. chawcauk-hollee Hut No (vgl. No. 45); tchah-ahskünnee Hut N B. A) ’isat-ilcozee H. u. M. No (der 2te Theil ift = ellcollee in No. 3); chat-leekay Strohhut P, isatil-ek-ha bo. Ku; Ki: *fs;fehtfehykiitza M. L; dazu fügt Ra. (29/af) Hut: /fehych-efch R (oder foll diefes erfte Wort noch M. bedeuten?), chakeitzach L, chak-etfchj-ech R; und meint, dafs alle diefe Wörter auf die Wurzel zach = athap. isa zurückzuführen feyn möchten; *X/fehejat Mütze Ug; choth- (mit An- hängen) Hut P 5) seilsalai cap, bonnet D Nacht 71, 13 u. viell. Kol (öfter in Mond liegend) — A. 1) zetköD (auch in Mond); ttheta+ D in M., latha Ku; talfche At, tat/chj Ko [vel. Kol tat od. taat; aulserdem ilt ein eignes Wort: chaanna] 2) xouli Ug, wohl Aotleh H (in M.), ecelee+ No in M.; hetleghe ChR, datleda NW; alcheese Ta; elehaa ChR in M. B. 3) chäolceu+ oder fSchhäolfchu+ Ta in M. 4) kleaköt und gleakdte Tl (vgl. Kol chligoatte, neben koutfchikyt), klaigo NE 5) /syljchatllj Ug, nuglchat Ki C. 6) tljak Ki (auch in M), Aldak Ug; ela A; xaax Ki 7) challj UsWr Philos.- histor. Kl. 1859. Bbbb 562 Buscumann: /yflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. Nadel (d.h. Nähnadel) 130, 7 — I *klinchin Ki, tylakchoni Ik, thalooncanhelle No; diff. aabäleso Ta, paynaycot-ee P, tatie od. tati D, X tfchaaklj Ug Nägel (an den Fingern) 94, 13 — I 1) neljokuna Ik [dieles ganze Wort I [. weiter bei Hand], la-konnei D (la Hand); ten-eeconee (od. teneesconee?) u. ten-eeconner No 2) *fch-kan-na Ki; kändiok Ug 3) kwinid (kweiniu?) Ug 4) lacon P, lah-shgahn NE, luskan A; lah-kets H, lashcat NW (lah, la ilt Hand) II läki Ta (ob zu I gehörig? darin liegt a Hand) III Yfchi-leo Kw (vgl. Yo Finger Ik) || diff. aisöltsotle "TI, ka-jachazlj Ug Name 155, 5— 1) Ch wohl hulye, hunlye (etla-hulye wie ilt fein N.? ey-la-hunlye wie ift dein [your] N.?); tidow-olge wie heilst es? NW; orü Ugq 2) öose od. ose Tl, *’ji (*Üjy, Y’jü *y’jy) Ki 3) bazee wie ilt dein N.? Ta 4) ?kede-tude& (e-») Ug Nale 7, 17— I 1) chee No, P, pee-ch-ee Schnabel A, chi NW, chih NE; tzee A 2) ize u. else D 3) chin N* 4) tehu H 5) ng-chi AK, nenzeh Ta, dalai-nstfchetfche Kw, nizych Ik 6) tchchess X, fchifch Uq 7) intsös 'Tl, ntfchifs At, Ko, pa-ninchis Ta (inchis riechen), /chi- ntfchifeh und tfchientfchtj Ki, mirntfchefeh Ug 8) *nyk? nik? Ki (l. Nafenlöcher) II gou D (vgl. chin-gou P Mund); Yuatfehj Ug (vgl. Kol /hju oder chlju) [Ik, {haneeah No Nalenlöcher 145, 4— sh:neek, *nik, *nyk Ki (vgl. Nale I, 8); * ka:nnek-o Ug; nykatljoch nals (3) — I edzil er ilt n. u. dzedzil®ich bin n. ChR; X /sylj-choutlj Ug; diff. Ki nokejitljak D und nuitljak-a R, *teek (e>) feucht Ug Nebel (3) — diff. etzil ChR, * kaljach-o-e/s (3) Ug, Ki njaniki D und njunek-e R Neffe 221, 2— qu-äze Ta, sh-oja Ki nehmen (auch wegnehmen) 167, 6 — illshute Ta findet ungefähre Anklänge in: 1) hilcho nimm D, ktooshecheet wegn. Ki, aukachechole (*aukachetote) nimm weg u. aukal/chetochatle wegen. Ug 2) in KiL: Ühkeet n., ktooshecheet wegn. || diff. nah-alk nimm weg Ug; *XUg: u/jleko nimm (vgl. ulleg halte), utfeh-a-ljleko nehmen Netz 131, 7— I tabith ChR, dthabill ChMl; tamytl Ik, toomitl u. zoomeet BM; tach-uilj & *rach-oilj & *tachwiljg Ki, X zawollj Ug; tami D, toome BM; diff. climpelt Ta, tloo-ekan? ChMl niedrig (4) — I fchy-ehalka (heil?) Ug, *tryljchkaz (L tzeelhkats) Ki; dilf. X kotljatok Ug (= nahe), neotzin-ik D, u-ai D [Ik; zytinuni Ki, jusnizy Ik; diff. teljkoattfche At Nord O 229,5 — I 1) zinjani Ki (*ni ilt Sonne), iljkanaija/sja Ko 2) tyzynzy It, tozzyyzynny Nordlicht 67, 6 [ob alle Wörter eins ausmachen oder nur wenige zulammengehören, bleibt ungewils] — 1) re-El/kai ChR, zjujkut Ki, lijka/s Ko 2) jekchoi It, jajakcha/sj At, jaatfchila Ug (* vgl. jaa Himmel, jatfchillja Regenbogen) öffnen (3) — diff. ChR: pey-ke urth loose it, open it (einen Knoten); peta-klell öffnet es, peta-harelta, peta-haelta it is opened; *tleito-kata imp. Ug; Ki: tfehaknelkat öffne, mach auf D (Ra. nennt Lchakneljkat inf. und tfchakachnaljkit inf.) Ohr 8, 17 — I (diefes Wort ift öfter Haar [ehr ähnlich) 1) ’!saw No, tza A, hu:tchah N*, hu-ljah NE, chd AK; zga Ik, setz:r-rgha D (wenn nur [o viel zum Worte gehört; vel. No. 6); ckyah X; isxe Tl 2) iso & cho & fchho Ta 3) zi Ko 4) tschar NW, chär P 5) zach Ta, {fchj-ech Ug 6) zega At (auch Haar), se-tz-r-rgha D (wenn [o viel dazu gehört; vgl. No. 1; übrigens Haar [ehr ähnlich); zoga Ki 7) (fehöye Ug, che-weh H; Uchiye Uq, mtfchü Ki 8) s-tsayai TIA, dzegai D 1 til-u und */s-zylj-w Ki (vielleicht noch zu I) ll zade Kw |[ /sakatefsan Ko Olt 0 230, 5— I (fehutlj Ki, Ychaatljch At; ktultja Ki II toozyn It; ju-guzy Ik; diff. Otter 59, 12 [F=Fluls, S= See, Su = Sumpf] — I 1) nabbee No, naby-ai ChM, nombeai D; napi-ekh ChR 2) abay Ta II 1) Ki (zuıapa): lachten DR, *lak-tgen (tact-hin L), taktynj W; tegjetan It (# No. 3) 2) takkotjai At (# takud’ja) ; tahalteley SO.Ki; ?°kalezytlj u. katlezeilj Ug 3) tichtei Ko (+ No.1) 4) (viell. No. 11?) SuO.: takud’ja Ik (viell. hierher takkotjai No. 2), tafehit/cha und *Lakitjchtfcha Ki || diff. chah N, kasho D, mylja’jopa (Beiapa) Ik, tsu-e Ku VI, 156. athapaskifche Worttafel; P-Rob. 563 Papier 0780, A— T eddithi D, eddiclishtha No (ediclish Buch, eddiclither f. bei malen); diff. naltsose P, X tytljaak Ug (*kutljaak Schreiben, Zettel) Pappel (4) — I tö& oder !’hoe D, l’'ho Ku; diff. afsni und esnee Ki, tees N Pfanne 177, 3— I tha D, thai zinnerie D (vgl. thai-i Ch platter bei Schülfel); diff. issaw frying pan P (= athap. Keffel), Schin Ug Pfeffer (5) — I {viell. Ein Wort) tennitsi D, chee-beenchee A, es-dechee N; diff. X iljkaia Ug (eljkaja bitter), *ragaljtfchik-e Ki (Ra. 271nn, naaljtfchik-i bijchni Ellig: biljcehni Waller) Pfeife (d. h. Tabakspfeife) Q 1008, 11 — A. (mit Tabak vorn, hinten mit dem Worte III): 1 1) seltu-ye-Ihekh ChR (seltui Ch, seltu& D T.), tchetut-thekh [teinerne, calumet ChR (wohl das Ate Wort mit Vorlatz von Stein) 2) ehtoastsdi NE (tsai [. in III) 3) cheltohugina No (cheltohee T.) 4) tsapakös Kw (vgl. tzatwe Ch, D T.) Il dakätesay u. tekatsi Ta [dak& uteka T.; tsi wohl überhaupt Behältnils (auch Stein??): [. Pfanne, Schale, Schüffel, Boot; und vgl. I, 2] B. einfach: III dthay ChMl (vgl. Schüffel), tsee-ay BM (wohl Stein; das Wort, welches in I und II den 2ten Theil bildet), atfche u. ötlfcha Ug, chun-aichauh H || diff. mistutey S, narootse A, wekatsatsaliwa "Tl Pfeil 15, 15— I 1) kah ChR, A, NE, kd Ta, kcha At 2) hchar P, !’kar NW 3) igah Ta; Pki-e Ku 4) Pnugka Ko, nitfchjka-a Ki (* Otter- od. Biber-P.) 5) kohuck N*, kahhuss H, axös Ugq II Ki: isin und isynj (Ra. 27/nn; auch iz-2ynj; vgl. R i’jin Gewehr) |] diff. °az Ug (in compos.), hiltunney S, sayyosayhoo No, söpömön Tl, taneowitlin Ug, teklj Ug, töxltdywe(?) Tl Pferd 191, 7— 11) shle X, zlee A 2) kle N*, klinh NE, cleence P 3) thlintilkaitch Ug; diff. chechenuntoer S [kozaalj Hobel) Pfriem 0 894, 5— I chalthe S, sat’! P; ?tha Ku; diff. aitchut D, *och-kozochlj Ug (*och Piftole 9 721, 4 (überall Flinte + klein) — 1) telgurthe-yaze ChR, ilkethe-oola No 2) bais deltönh eltseesee N 3) *chotljle-k-uju Ug (dimin. von chotlj Flinte) Pulver 0 990, 8 — I Flinte + Feuer: 1) telkithy counna No, thelkitheconne und telgürre- kounne ChR, telgegonna ChMl (thelkithe u. telgurth&e Ch Fl.; telkithy ChM Pulver ift wohl Irrthum für Flinte); telkilhekün u. telkithikun D (telkithe Fl.) 2) thikeöconne D (vgl. Kugel), teggakon Ku (te.egga Fl.); tah’tlic P (c Verkürzung von Feuer) 11 Flinte + einem unbek. Wort: tiltethetuser S (tiltetha Fl.), X chutle katfchi’jich Üg (chotlj Flinte) III ellaizai D (viell. = Flinte?), al.aizay BM Pulverhorn Q 905, 4— I edgeiddai und edgiddai D; akiitche Ku; agrada No II dakä Ta (bedeutet aber Tabak!) Rabe O 236, 6 — I Yfchijifchlja und cheenshla Ki, °tfchile und {/chijile Ug Il fehachgane At; tatfchan Ko; diff. gahgee N, teeshöoa A Rauch (3) — diff. kanaklude No, tafskyty Ki, thlet D [Gmp.) D rauchen (2) [d. h., wie man fieht, nur: Tabak, v. a.] — diff. chechelloot No (f. Tabak), ustud Rebhuhn 110, 6 — diff. cassbah weilses, deyee graues ChM, kujaljtachlj It, taljmoka Ik, ’telivateligi NW, teel Ta, toostais-slas-cha A reden [. [prechen Regen 28, 14 — I dsha ChR, x/tfehad Ug U 1)tchon D; ?kiaanj At, ?kule und °kulle Ug 2) alkun Ki, aljkchon Ik; ilkin Ki, chlkynj Ki (Ra. 261 meint, x könnte ein Druckfehler für a (eyn); Pakhtsin Ku 3) naolton Ya, nah-ellinh NE, hün-iltihun NW Il natkach Tl, nalh-eik Ug; natylhika Ug; nahnya H; ?nagöstee A IV ’jofs Ko (eig. Schnee; [. da) || diff, thinnelsee ChM, wötsolkaite Tl reich (3) — diff, X koljgete Ug (koljcheite Häuptling), kushkanlan Ki, uchus-cheh Ug Rennthier [.Hirfch, riechen (3) — inchis Ta (vgl. Nafe); Ki: zaktut-niltufs (imp.), niktuk- naltufch (f. Ba. 2623; ob nik Nale fei? ulw.); * kalealjtfcha Ug (imp. kolealjtfch-u) Ring 0949, 6 — I nelätaah Ta, ität-thekk Ku, X entaatlj Ug, seelar-otarny (pl.) S; diff. chaycon bassayonde P, mallionai (pl.) D Robbe f. Seehund Bbbb 2 564 Buscumann: Syftemat. W ortta ıfel des athapaskifchen Sprachflamms. Rock 156, 12 & Kol (auch Kleid; coat, robe, frock, gown, petlicoat; capot u.a.) — I coat, capot: 1) ekh ChR, ik Ku (chai-ik dulfle coat) 2) eek ChM, iD; ai D; kestu-ai D (L. diefs weiter IV, 2) Il chute Ta (chacachute petticvat), thuth robe, blanket ChM, kuttez & koutesk & kootost Kol III kech-afch Überruck Ug, kygafs Kol IV 1) Ki: togaa, toch-a, taga, tak-a: napka (Kleid, Rock); *fch-tak-a od. *lach-a Pelzhemde (napra; [. Ra. 270", 272"f) 2) Ki: keystah-a Rock (gown) aus Eingeweiden (Ra. meint 272"f, Lif. habe fich in der Bed. geirrt; er verbellert es in das nachfolgende kei/s-tag-a) = *kyfs-laga, *kyfstoga od. *kei/s-tag-a Hemd (mapra) aus lämi- fchem Leder [diefs Wort ift ein Compof. aus IV, 1; aber im 1ten Th. eine Fortletzung von kestu-ai D in I, 2; Ra. conltruirt es Ayjefs + toga] || diff. aytone P, charrough beaver coat No, chiegee Louch., enndizee N, eskaii A (= Hemde, shirt), X kalljaja Kleid u. X kalijak Kamleja (Sommer- kleid) Ug, X ljachaija Capot, Pelz Ug, naltay frock, robe Ta (nlekoja kymaus Ki muls nach Ra. 292" Wohnung, Badftube heilsen), *pake’jge u. *makes-je Kamleja Ki, scoracai No, fstgajika Ki roth 95, 12 — I 1) tel-kkosse ChS (+lcozee No in Kupfer), ettelkkos D; delicouse ChM; utiel.eecher vermilion b) paint (su.) S 2) tx/tsohwe Tl, tfchöllseöke TI 3) dölku'n Ta, ten-ileun Ta 4) tötxl Ug 5) Ki: tigaltil D, *tagaljtele R, *tagalj-telei L (* giebt L auch fälfchlich für Sumpf-Otter an: [. Ra. 274n); tingitatseikh vermilion Ku 6) takakuele (ame) Ug; bytykykat It, mykytynaka’ja Ik 7) leechee NE, clichi NW || diff. eet-oh A, tsi vermilion D, yohwis-ahn H Rücken (6) — I losseh ChM, losse (tossee) No II nantee A, naidai NE; dilf. garn Rück- grat (spine) N, X ka-koatlj Ug (= dem vor.?), rich Ki, nnjaka Ki Ruder: 1) paddie 0 934, 8 ] (auch rudern) — I 1) toth (auch oar) ChR (vgl. No. 75, 76); Ki: 2)oar 06079, 2 J tazcheR.R,*tazychir., *lakylfchich rudre (*/che-taketfchich-ku ıudre nicht) 2) tko D; atto Ta, meitoh Ugq, to-a (auch oar) ChR II Ki: *kanizty D (kanipty ift nach Ra. 276"n ein Druckfehler), *kganitzte L, *kaganizyte Steuerr. || diff. chell Ta, X kawofske R. und kouljkatfchika r. Ug (imp. aljkatfchiku), klejzbeehahlkahdee N (vgl. [ogleich A), ola D, isen oar N, ukeedee A (vgl. N kahdee), X utlja-kaja Steuerr. Ug (vgl. kutlja Schwanz) rufen (5) — diff. clay No (vgl. No. 565), hahkoyai N, muchonsil ruf Ki, toostechee A, *tfchooleez (e3) Ug (imp. lfchaatu-ez); Ki*: umlini, ruf: untyni (aber auch fchicke, Ra. 277"f) und umtenni R (imtenni behiehl, intfchateni befehlen) rund (3) — diff. X katlja-k-amuklj Ug, *lalj=biz Ki (talj Adj. Präfix), tchow-ulh Ugq Sack [. Beutel lagen [hier nur weniges, f[. übrigens I Regilter tell und say] (3) — adin-dai tell! D, tee- aylinday lag ihm! BM; hal-innee id. ChMl Salz D 868, 8— I 1) teeththy No, tenfcht/che Uq, Llefchtöng Uq 2) X tyja Salzwaller Ug (“jetlj-tyja lalzig) 3) ish-ee P, Esshee NE; hish-in NW MW Ki: *njutte, nuty (auch Seewaller; *diefelben Wörter bed. Meer); falzig: nutejeny/s, njutindljan || dilf. natkawe Tl, neecaz A Sand (3) — diff. hodeh No, soohoo Ki, X tfchifehk Ug Sandweide (2) — diff. tagatlj Ik, tundelkiji Ki sarape [. Decke faugen (3) — eltook Ta, ?kalt-ek Ki, *kazfsu Ug (zzu weibliche Bruft) Schaf 0 267, 4— I taipai N, Ptahraist-ai A U Ki: *ruzi, *nutfchi, *njutfchj ; niötfchi D (Sapamp); diff. spye Ta (auch Ziege) Schale (Talle; vgl. Schüffel) (3) — I Ki*: pakale u. pakkeili R (f[. Ra. 2912), pakeili (ähnl. ift mokali Trog, Schale, Gelfäls; vgl. auch makajjtifchi Mörler) |] diff. zusgi Ki (*= njufch-e Tonne), payth’lcon cup P, £si dish Ta (vgl. Schüffel und Pfeife II, 111) Schamane (Prielter) © 237, 4 — ] lijennan At, tisenne Ko; ?chijila Ug 1 ykynj Ki Scheere Q 842, A— I et-hai-ai und elthai-ai D; baithlaika D; clay-yee Ta; diff. choten- zachlj Ug (zachlj Melfer), tka-obess No Schenkel {. Bein VI, 156. athapaskifche Worttafel; Schi- Schre. 565 fchielsen 209, 6 [der Aıt. ilt anzufchliefsen an Flinte, und zu ihm mufs wieder No. I von tödten gefügt werden] — 1) trelguth ChR (vgl. Ki*: LYehitljuk er tödtete; jaz tyltuch wiıf, etfch teljtach werfen); at-hellcoth No, at-elke Ku (telt-hay shot ChMl); chaelcol No (# KiL *Yfehikiljch- juch, cheekilhuhe Mörder), X aljchot Ug 2) Ki: *ktaaljtatljni inf. u. *ktyljtatlj imp. eine Flinte abfeuern R (*kytaljtyfchi-ku fchiels nicht), Atejiltefsja [chiels D (vgl. Ra. 263"n),; R* (Ra. 276"f): ktyljtyfeh inf. u. tyljtyfeh imp. einen Pfeil abfchielsen (klyljtyfch-ku [chiels nicht) 3) *ıyygkat fehiels todt KiL A) iskeih No; ayouskay ChMl und ajestee-o BM ich fchielse; hierzu gehört von 129, 7 (Tafche) shot-pouch: telkeiha D, illkkethetha und ickketheetee No (auch little bag), ?klelthe bag D ([. bei Beutel); andre Wörter für shot-pouch [. bei Beutel Schiff 0 732, 5— I chaco No, cheecho Ta; diff. aljutak Fahrzeug KiD, eesteensee A, X jaat Ug (f. bei Boot, das überhaupt die Hauptftelle ilt) [ixlokwaitxo "Il Schildkröte 0 821, 4 — I teestee-ee A, chechtahgihee NE; diff. Önthetx! Ug, sö‘yös Ug fchlafen (auch Schlaf) 29, 15 — I 1) tindla Ug; dthinghee ChMl (vgl. III Ch); Ki Ra: taljdak, taaljtach, imp. tyljdach, perf. tchaljdak, Ifcha:n tiljtach-ku [chlaf nicht; itsaltheenee No, katfchuljja KiW (* er [chläft?) 2) Ki: nyltejiltak (*nyljteiltak Lchlaf) D; *neyljzyljch fchlummre L (Ra. 275%, *nylzi-fs-taitny ich will fch.) II roAhtchi Sch. Ku, ?notai [chlaf D, ?fsnate Ko; mo/stja At; ?nogagofstani KiD III sittee Si, thiah-et-hee ChH2 (vgl. I, 1), neseteh BH1 |] diff. azut Ug [. zuutj, belikh Sch. ChR, elhusk NW, kae-elthlul ChHi (vgl. das vor.), mmyljaga \k, nämistee Ta, njuzti-ay BM, sulline BH2, witch-ow-a H, xexkole Tl, zuutj u. azut Ug [chlagen (4) — I neelt-eez A; ?*nieiljtfchach [chlag KiL; diff. badeino [chlag KiD (*/cha- wadinna-ku und *l/cha k-adinnu-ku [chlag nicht), chiltultä Ta Schlange 9318, 5 (auch Klapperfchlange = Kl.) — I ki-0oo A, kooh X II klish NE, Kl. N*, 'telisch Kl. NW; ’telis-jei NW II kotso N*, öyafchtfcha Ug; diff. rasose Tl, ixlawanfchtxle Ug [chlecht 96, 12 [falt alle Sprachen verfchieden, kaum kann man vergleichen; oft ilt es von gut abgeleitet] — I zeso-ulla ChR (resu, neso gut; = leyzong houlley ChM nicht gut), naazoheli D (raazo gut) II dzounde D, munch whuneh Uq III nfehxwa Ug, nitchwan H IV bets-he-te Ku, latsöte Tl V slieney ChM (auch häfslich), tlenai D VI Ki*: tfchooljta R, z-ugiljtaL, zjugychla fch. Menfch D |] diff. eento A, kofchijat Ug, nikatel u. nikahitax Ta; to-yahshonh NE, ta-idshuda NW (yahshönh E und iashu W gut), fchduatak Ik Schlitten 106, 6 (sled; 1mahl sledge) — I 1) bet-tchinnai ChR, baitchinai D; beihchinne ChS, bachenne D 2) kluchuinai D 3) ?sclusa sledge Ta 4) latchan-vultl Ku (wegen des 1ten Th.) II 1) zych und z-ech Ki; tlik Hunde-S. (mapma) Ik 2) chotlj id. It; Zatchan-vultl Ku (2ter Th.) Schlüffel (3) — I denti-lita-thil-tille ChR chest lock key, auch key im allgemeinen, sachalley No; diff. *kneljkfche Ki Schnee 48, 14 — 1) yath ChM u. R, No; yaxs Tl, iöxös Tl; ias Uq, yas NE u. W; yies Ta; ’jofs Ko (auch Regen), zahs A 2) yah oder yya D 3) Ki: s’jack W, *a’j’jag L, assach D, enfhach R 4) °chytlj u. chetlj Ug; tzill u. tchill D 5) [vorige Formen mit Vorlatz] nächäze Ta, unloshie (untoshie?) Uq, tatlliyitx! Ug 6) nataga Ik, It Schneegans (Mu, 2) — kuke Ku, koka D [chneiden (4) — diff. *aljz-ach Ug, bekan-nethu (imp.) D, suswla No; Ki: kodylzyut imp. D; und *nitlja-aljtufch imp. R (Ra. ib. und 27122; *nichljangljtufch-en Schneider) [chnell (5) — diff. dzag-ghay BM und eegha ChMl be quick, naheylhkeet Ki, X tuat-u Ug (auch: fogleich), vga Ki (*comp. uafchta), utchointin (quick) Ta [chön f. hübfch fchreien 0 764, 5— I ee-s-Ideshah A, chitchah N (nchah KiL ift nach Ra. vielmehr r-chag weine; [. da); diff. azel (imp.) D, isaatsau No 566 Buscumann: fyflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprach/tamms. Schrot (shot) 9 843, 4— I vom Flinte: telkitheka D (telkithe F.), elgish-hee small shot No ° (vgl. ülkerthee F.) H eignes Wort: X attochonsy Ug (u. Kol), thaithi D (follte diels der 2te "Theil des Wortes Flinte oder = Ichielsen feyn?); ?ritaiton D, nodotone Ta Schuhe (geleg. Schnee-Sch.) 117, 18 — I 1) ke ChR, TI, BH2, /chi-ke A, xe Ug; kai D, kai-endoatsosee NE, kay u. kay-ah Sandalen P; kehay BHi, X kechyja Ug; hoy u. hye Schnee. Sch. ChH1, 2, kcha noromssı mop6acone Ik; Au D 2) Schnee-Schuhe: akhe und akhi ChR, ahhe ChS, aD; ai-i od. ay-i Ku 3) id.: akh ChR, ah Du. Si; ah-ıleh, augh-inlutE BH1, 2 11 kaycuz Si, kiscoot und keskut Ta; ?yehchuit-hahl H; siscau S 11 Jsjulfstlja mopo6aesı Ki [habe ich auch bei Beinkleider; nach Ra. 292mf ift /sjuljfstlja dall. Wort mit fsefstlja L u. Ssytllj R Stiefel und /chetlj R Schuhe; [. weiter Beinkleider] IV Airnchee ChM, keenchee ChHl, kinneechee No; kiant-tsee ChH2 || diff. natsiai Kw, txlsö's Uq Schulter 178, 5— I kus A, kocetsin N; diff. akkanna und aikonnai D, afsyk Ki (vgl. Kol chyk, kig), kaljachatag Ug, takka Ki; Schüffel 034, 2 — I thai-i platter ChR (vgl. D thai u. iha Pfanne, Pfeife III), ts? dish Ta (f. auch Schale, Pfeife II u. III, Boot; Sehne); diff. uttzar wooden platter P [chwach 0 850, 6 — [wohl in allen ein privativer Vorfatz vor [tark; vgl. die Formen bei Stark] toi-ülheish Uq (tlaneish Itark), paa-tihato-rghelli D, tojei-ahdah N (to, tuh und ta priv. Präfix; vgl. das 1te Wort, Ug); ?attoonächet Ta (nächet ftark); diff. teegis A, xlakhooleen Ki Schwan 83, 8 & Kol — I 1) khagoss ChR, kagouce ChM, chakofs At 2) kokyfs & kukifch & kokafch Ki, nahgral-eegöos-cha A 3) tykofs Ko II kochtl und kochtlj Ug: ilt ein kolofch. Wort: kokl, kokol, koktlj; kuklh || diff. chincho Ta, laarzyne Ku [chwanger (2) — elchon Ta, halkhoon Ki fchwarz 200, 8 ) (auch etwas gelb) [es wird nicht behauptet, dafs alle Wörter der 3 Begriffe blau 119, 9 eins leien; da fie aber oft in einander gehn, mulsten fie practifch zulammen- grün 89, 9 J begriffen werden (')] — 1) telthoi gb ChS (vgl. Kol tolufchi), tellhoi gb D; tokchoi gr It; *Xtija-koite gr Ug, X Lija-goite hellblau Ug; höldji Uq, halso gr, b. Ug; syg'ja b. Ik (*) Radloff hat (S. 268mm) in der Ainai-Sprache einen Ansectıv-Vorsarz rar (talj), mit verfchiednen Variationen aufgedeckt, unter andern auch für die Eigenfchaft der Farbe dienend; er vergleicht ihn mit dem „del in verfchiedenen Alhapaska-Sprachen”, von dem er nur. Adj. der Farbe anführt. Wenn wir über diefen Anfang vieler Adjectiva der Farbe weg[ehn und ihn nicht zum Stamme rechnen [ollen, ändern fich die Verhältnilfe diefer Sprachen bedeutend; die Formen [chrumpfen auf wenige Buchltaben zulammen nnd die Ähnlichkeit der Sprachen [chwindet mehr, als wenn man fich noch an Zel halten kann. Ich entfchliefse mich noch nicht die Sylbe wenigftens als einen we- fentlichen Theil der athapaskilchen Farben-Adjectiva aufzugeben. Bei der vielen Übereinftimmung mehrerer Farbenwörter unter einander, eine Ununter[chiedenheit oder Verwitrung bekundend, habe ich ein deutliches Bild davon gefordert, wie jede einzelne Sprache die Hauptfarben in fich felbft (abge- fehn von dem Zulammenhange mit den verwandten) unterlcheidet; und diefs Bild will ich hier durch die 6 Farben-Adj.: [chwarz, blau, grün (welche 3 vielfach in einander laufen); gelb, roth, weils vor- führen: in welchem auch das Walten oder der Mangel jener Vorlylbe beobachtet werden kann. Zu- nächft zähle ich die Geltalten diefer Vorfylbe auf, mit der Zahl, wie oft jede vorkommt: tel Ch 6mahl, Ta,D 3; del Ch 3; töl TI, döl Ta 3, tfehöl Ti; txl Ta, TI 2; ten Ta, D; xleel Ki; tal Ki 4, tagal Ki; — höl Ug, hal Uq 3; ta Ch, D 2, Ku; da Ta; — ohne irgend eine Art dieler Vorlylbe: Ta, TI 5, Ug 2, Ki 2.— Ich kürze ab: [ch = [chwarz, b = blau, gr = grün, gb = gelb, r=roth, w= weils. Chepewyan Ich dellzin, b delseenan No, tell-klükk R hellblau, r delicouse M; S: fch und b telzonne, gr ta-edloze, gb Lelthoi, r tel-kkosse, w lel-kaye; Tahkali 1) [ch telkuzzay, gb datleese, r ten-ilcun, w yell 2) [ch dölkos, g dölklej, r dölkön, w Ixlaiöl (Ku tä-kyne); Dogrib [ch tazun, b ten-e-cle, gr taöckeles, gb telihoi, r ettelkkos, w telka,; Tlatskanai [ch txisöne, niakıs-tölökdse; b entsö’se; gr kase, sowaldisxö (auch gelb); r txlischwe, VI, 156. athapaskifche Worttafel; fehwarz-Sehn. 567 2) dellzin ChM; teesley A, teligi NW, klahjzin NE; xteelt-heen gr KiL; tazun Ta; telzonne (auch b.) ChS, tex/sö'ne TI 3) ten-&-Cle b. D, delsecnan b. No 4) dölkds Ta, dölklo‘j gr Ta; laöckcles u. ta-e&loze gr D; dotelish b. NW, toatlijz b. und gr NE, dähtleeiz gr A; X keljtutfchj- kojet-e (3) Ug, *Xtyljtutfchj-kojet-e dunkelblau Ug (tyljtuutfchk Kohle) 5) Ki: taltan D; Lallas K, *aljtafchEL, *taljt-afchi u. *tagalj-tafch-i R [beide letzte [ollen nach Ra. (f. 268.4, 2701, 2733) Kohle bedeuten; er giebt 2) [chwarz zum Theil zu, zum Theil erklärt er es für einen Irrthum; er fondert vom Worte ta/ch-i als Feuer ab]; talisahe g. L; *laaljtetfche hellblau R, taljtyfchi dunkel- blau R (vgl. Kol tolufchi g.) 6) telkuzzai Ta (chäoleu-ssä [ Scehhäol/chu-ssä] Mond = Nachtfonne), niakts-tölökd'se Tl; entsöse b. TI; ?kase gr TI 7) nzukatliza gr Ik, sowalatsxö gr und gb Tl; okyn-ilkei b. KiD [chweigen (2 & Kol) — chuthikatih Kol (imp. iteketl), Ki: *ktu ditfchim ko imp. (Ra.: kty- tfchim-kao aufhören? wohl: höre auf, ktyifchit höre auf); Ug lechtadeate, imp. jatadech (*jatadetech) [chwer (gravis) D 876, 5 — diff. hinka D, X iljtafs Ug, meintaya Ug, näkull Ta (vgl. naikel in D leicht), netta D, ned-tarrilla nicht [chwer ChR, Zai-it D Schwelter 97, 13 [auch ältere oder jüngere; manchmahl auch Bruder] — I /sa-ra ä. ChS, sarah u. iza-rah ä. D; sla A II Ki: fchrutta R, utalja ä. D [nach Ra. 277%: viell. = /cheutlja Schwägerinn, viell. auch okallja Tante; er vergleicht noch okkalen verheirathet, vom Mann; f[tellt ferner damit zul. mok-jelan Weib, Mädchen] Ill 1) taze Ta, fazze je. D 2) tat/cha KiD, Ik, ijtasa \t 3) tezzah je. D A) tetfche u. teitcha Ug; taijhee NE, teji NW; deetse Kw, deetze Br. Kw; terrtsh H 5) sö-ltsostse TIA_ IV tok-eja (3) Ug V nö-kskaelsöx 11 (sö-skaetex Br.) |] diff. wijeeaudee-ek und wijee-gudee-ek A p See 55, 16— I touey ChM, too-ah ChH, theutui ChR; ictoorough No II 1) van Ku, ban KiL; mann KiW, °ma und maa Ug 2) born KiD (Ra. bemerkt 274, dals auf den Kärten mehrere Seen auf ber und bana enden), bben At; *pyrnn KiR III 1) mönkat TI, mynkchat Ik, It; mong- kök Ug; pöngkat Va; baiaikit NE 2) megah BHi, maigah Si 3) meet-hay BM, mithe BH2 IV tfehinta Ko (zu 111?) || diff. nad-hoo-alta ChMl, Jchachaltoh Ug (beide etwas ähnlich), shiüthlgash NW, tooskaiskah A Seehund, Robbe 146, 4 — diff. koggo Ik; kuzjaatli, kotfchtfchatli ulw. Ki; nät-tchuk Ku (*Ssiutfehj Ki Seelöwe, phoca jubata); X Ug: atak Seebär, koeljlak Seekalb, kuma Seelöwe Segel Q 211, 4 — diff. ahgahkouh N, chaon KiR, teesuse A, tsini-ball Ta, tugifs KiD fehn 157, 11 — I 1) atin Ta, xatin Tl; e-yeahee ChH2 2) ylnöi Uqg 11 1) etethi ChR, tesh-de NE (vgl. nish-i Z. 5), eh-es-e ich [ehe BH1; tessun H 2) neetlen Ta; Ki*: netljan (f. Ra. 268"f; auch Lljan giebt er für lehn an; kotfchei tilljan unlichtbar), zit/jan (291°, auch nitlj-an) u. nütljant fieh (ni-feh-ljan. ich [ehe, rüinstljan-tu D liehlt du?); iyfchtanetljan giebt R für [ehen; natljaachie u. senafchljakie ich [ehe (keknelljache Fernrohr); nish-INW (+ tesh-ee 2.2) 3) yussee Si (vgl. 1), ooskee A; ?neghushoh lals es mich fehn Ug IM 1) er fieht: kanentah BHA, cahneltah u. carneltah Chi, caneta BH2, conatah 1; cunesta ich [ehe BH2 2) blicken: ghon-ellee ChMl, aggan-eeth BM || diff. utfehtfchülj-a Ug tfchöltseöke; w ilesina, tfchanastoye; Umpqua Ich höldji, b und gr halso, gb se/chönfchtee, r tölxl, w halökdi; Kinai nach D, R und L: [chwarz taltan, *taljt-afchi, auch *lagalj-tafch-i (beide letzte follen nach Ra. eigentlich und erftlich Kohle bedeuten, und er [ondert davon Zafeh-i als Feuer ab), L *laljtafche, K laltas; blau okyn-ükei, taaljtetfche u. taltyfchi; grün L xteelt-heen; gelb Lifchlzjagi, kylylienlja, taltsahe,; roth tigaltil, *lagaljtele, *tagalj-telei; weils talkei, taljtfchilj (auch *lalj-zylja u. *laljzylle), *taljkaje, Ktollkai; Ugalenzilch Ich keljtutfchj-koet-e, dunkelblau Zylitutfehj-koete, grün u. hellblau tija-koite, gelb chaozech-koete, roth taka-kuete (von takak Feuer), weils chetlj-koete (Ra.: von chetlj Schnee); Inkilik blau zyg’ja, grün nzukatliza, roth mykytynaka’ja; Inkalit grün tokchoi, roth bytykykat. 568 Buscumann: Syflemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. Sehne 0 795, 6 — 1) tsay (pl.) Ta, thai D; tche Ku, UED 2) (ob= 1?) isüt N, tzeedee A; * kutt Ug (kut Garn); fich letzen [. fitzen, shot-pouch f. Beutel fingen 0 924, 9 — [mehrere der Wörter laffen fich verbinden:] *X azzyi Ug (zyja Gelang, Lied), e-deesta A, hojeetahl NE, hot-höl NW, *kataljjafch finge KiL, *ktylli ich finge (kylle Gelang) Ki, mehkitl-tah H, netghin ChR, Laiyenö Tl, tindyi Ug, utchin Ta fitzen, fich fetzen Q 1016, 10 — 1) ChR: thi-ta ich fitze, theda fitzen, !hein-’ta [etz dich (thin-ta-uzang are you sitting? [. noch No. 96, 101); ChH: thadah 1, theöddah er fitzt; siltah Si; sinta u. sinlaw (auch lich [.) Ta; X /syt-taatllj Ug (alte fetz dich!); satu er filzt BH2 2) nintsat TI, nintsak Uqg, nihntsa H; nazelah er fitzt BHi;, nelta er fitzt ChR, hed-nilthi fie fitzen ChR; Ki [etz dich hin: rizjut D, *nyzut L, *ta-tljü din-tLchut R (von dielem aber als inf. gegeben); *nitfchtfehut inf.? (Ra. 2773); naditta NW 3) thilh-u-eicha Ku Sohn 60, 17 (manchmahl auch Tochter oder in diefs eingreifend) — I 1) azay ChM, afchai Ug; e-azze ChHl, 2; e-ächa T. Ta 2) ?askehaia Ug, ?hasteeyou P 3) fsy-afch (auch T.) Ug 4) yaze Ta, yaase Kw II 1) see TIA, s-tsee T. TIA, tzde T. Kw; peetthou); ntxlo Ug, tso N* u. NE 2) e-ththadu D; uö-laa Kw 3) thoon und tthoon No 4) Ki: /s-zyliö D, f-zillju R, s-tseelue L 5) thoula u. tsoolä Ta; tlulja Ik (vgl. Kol: tljut, Uhjuth, tuljut, tslout) 6) zare AK, dare A; zahteX 7) sast-ha H, das-cho NW || diff. lasom Ug, n-at Ug, seginakal TIA, xo-t/chötxlifchitxltsaha TI 8.157. BB Zahlwörter. 4 32, 20 & Kol [durch das Anfangs-Z [teht die 1 in naher Ähnlichkeit und leichtem Unterfchiede zur 3 und 4, bisweilen auch zur 2] — A. 1) sthlagi ChR, slachy ChM, tldh-ee NE 2) tleki Ug; fchiljki KiW, *zyljk-e KiR (vgl. in 5); Aeljke Ik, It: nur in 11 3) tlink-e u. Uchinke Ug; thlie D, txlie TI 4) thelgai D, zelkei KiD (vgl. in 2), fchtfchelkai At; tathlai NW, clotiay Ta 5) tih-lagga Ku (in 10 u. 11 Lik-lagga; vgl. die Nebenform nakkaggo von 2) 6) *z-iljgtan KiL, kifsleka Ik, It; ’nihlare D; kleh-wunna H B. 7,a) ethly-ey ChHi, ittlahe ChMl; ilite Ko, enthlity BHi, eaclyt’ye Si, itlladay BM; inlutes BH2 b) ellthl, ChH2, endlai D; etxla Ta, aityla u. aylh-thla (in 12 aytiha) Ug; ostlah A (nur in 11) 8) vitegar S C. 9) ech u. klek Kol 10) tai+ NE u. ela+ NW in 11 11) clo+ Ta (eine Verkürzung von clottay No. 4 vorn in der 9), tak+ Ko (vorn in der 9) D. 12) taähse u. tas A, ta-shte AK E. 13) zodeneah No 2 33, 20 & Kol [die 2 fteht in enger Verbindung mit der 3: nakke, takke; manchmahl auch mit der 1] — I 1,a) nakhke D, nakke ChR (nack-he in 20), |rak-hei Ku; nahkee ChH2, A, NE, naki NW, AK, nacki ChR in 200 b) nakka D c) nat+ Ta, TI, NW, At (oder za-+?) in 20; not+ Ta in 20; nah+ A u. NE in 20 2) zanky ChHi, nongki Ta; nank-hay ChMl; nangkax Ta (nangkang in 12), nakhök und nakkyk Ug; nakkaggo Ku in 200 (vgl. tih-lagga 1); nahnih H 3) natöke, nateakxa At 4) *nutna KiL 5) naghur ChM 6) Jjaat-te (3) & loate & lati Us; lakeji Ko, olkie D; vkkeer S T,a) ong-katy BHi, onkshayday BM; ookeat’ye Si, okentd BH2; inteka Ik u. It b) Ki: tech-a R, techa K, techa (4) W; iycha KiD 8) thech Kol 9) tai+ Ug in 12 (aber es fieht wie 3 aus) |] diff. chellatelle No (cuna in 20) 3 34, 20 [die 3 [teht in enger Beziehung zu der 2: takke, nakke; von der andren Seite in naher Ähnlichkeit und leichtem Unter[chiede zur 4 und 1] — A. 1) taki Ta, tagh-y ChM, takhi ChR in 300, tahghee u. tahhee ChH2, 1, tahe ChMl; takei Ko, taakei At, taukey S 2,a) takke ChR, tageäTl; Ki: tokchke D, tukche K, toox-e L; lok-je R; tahl’ye Si; tugi KiW; tut BH2 b) tähtir BH1 3) khtarre D, tta-rgha D; taday BM, ladette D 4) toka Ik u. It (Ki in 13); thi-eka Ku, tooljkoa & tollkoa & tulkua Ug B. 5) tak u. taak Ug; takt+ Tl in 30, Yjat+ u. tut+ Ki in 30; tanh NE 6) tai A, ta’i AK; toy Ta, tie D T) at-thoi No (vgl. Ku neckhki et-hei 6) 8) t’ha NW, tah+ A, NE in 30, taa+ At in 30, ta Ta C. 9) hahkin H (wenn man vom % vorn abheht, reiht es ich an nach No. 2) || diff. cuiA+ No in 30 574 Buscnmann: fyftemat.Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. 4 35, 20 [mit feinem Anfangs-£ fteht es in naher Ähnlichkeit und leichtem Unterfchiede zur 3 u. 1, im übrigen auch zur 2] — I 1) tinggi Ta, tinghi D, tingee ChR; tijinjki (im) KiW, At; dingee u. dingghee ChHi, 2; inkin H 2) tinghe u. ’tinge D, tinke KiR in 14 3) tenki KiD, Ik u. It, dengk-y ChM; tenk-e KiR, dunk-he ChMl 4) tingkay Ta; tinkja KiK 5) tanx-e KiL, tachey S 6) tenelthee No, diniday BM, tinate BH2; tentir BH1; teetutye Si 7) töntfche TI, töntfchik Ug; sanchee Uq 8) tani Ko, tanna Ku 9) tting D, t'igh AK, tet+ KiD in 40 10) tee (nalal) NE, v’hi NW, ti+ Ta in 40 11) to A II °kaljachak-o u. kalakakua Ug (# der 3) 5 36, 19 [ehr künftliche Formen, in den meiften liegt die 1] — 1) sasootlahe ChMl, sasous lachee ChM u. sasulagi ChR (Reduplication von slachy u. sthlagi A), zazunlarre D (’nthlare A) 2) tsökwalae Tl, Jchwölak u. ishwheilap Uq 3,a) sussuely u. seesahooli ChHi, 2 (enthalten die privative Endung: [. No. 5) b) shashaloi No (ähnlich No. 6), sazelli u. sasoola D 4) astle A (astläh in 15), estlah NE, esteld NW 5,a) skoon-ely u. skunlai Ta (priv., [. fogleich; in 50 skooneel+); zoan-e u. °tfchaan-e (3) Ug; illakon-elei Ku (in 50 atlakon-elei) [dieles Wort am ftärkften, gleich ftark No. 3a, dann skoon-ely u. skunlai vorhin, sasoola (3) nur äulserlich: zeigen die privative Endung hela, ely, lai; oola, hooli: welche bei der 9 gewils ilt; f. näher $ 47] b) /akithe D (ob la Hand darin liegt?); Hahonty BHi; Uatzoon-ede-ay BM, clahtzoolahnint’ye Si, lutsonanente BH2 6) Ki: *zkeljlju R; *z-kilj-uL, *fchkilju W, tfchkilluK (1: zelkei, *zyljk-e, chiljki; *z-iljgtan), zieljalo KiD; zeliö KiR in 15 7) aljtfceheny At (Schtfchelkai A); talj» ifehani Ko; [vgl. Kol: keifchin, kytfchin, kitfchin], kitfchitnalja Ik u. It (kifsleka 1; 10 endet auch auf zalja) 8) cueulter S || diff. twollah H (enthält wohl Zah Hand) 6 37, 19 — A. gleichlam einfaches Wort (es [cheint hinten 4 zu enthalten; vgl. eine ähnliche, einfachere Form in der 9 No. 1): 1) wösthane und whaslaanie Ug (vgl. Ko tany 8, die Endung -thanie in Uqg 100), kwöstanahe Tl (vgl. den Anfang kwö- in 10); kafstaany At, kifstani Ko (lani 4); xoojtonee KiL, vcetunnee S (vgl. vAkkeer 2, den Schluls serunnee in 10) 2) kostan A, hoostan H; hustdh NE (in 60: hustlah); hastar NW 3) Ki: ko’jfsiniD, koizyn-e R, kus’jini W; koojts+ L u. kufs+ D in 60; kofchtfchungja K; kulzyn R in 16 4) zynj u. °zun Ug B. zu- fammengeletzt: 2X 3: I beide Theile erhalten: neckhki et-hei (in 60: neckhi-et-hei) Ku (nak-hei 2, No at-hoi 3) Il eine Apocope der 2 vor 3: 1) alkitakhe ChR (nakke 2, takke 3), ölkitädke Ta (taki 3, den 1ten Theil f. auch in 8), e/ketah-ey ChHi; goot-hahe ChMl (1ter Theil auch in 8) 2,a) alki-tarhyy ChM, elkatharre D (olkie 2, khtarre 3); elkeelahdi ChH2; alketäte Ta b) enchet-häty u. inchetatE BH1, 2, eatzetatt’ye Si [der Ate Theil= 2 hat im B und Si diefelben Formen hier wie in 8]; iztzud-ha BM 3) elcah-hoi No 4) etseuli u. ulkeltai D C. 3x2? to» nankeljke Ik u. It (toka 3, inteka 2, + lonanteka T) 7 38, 19 — A. einfach oder [o auslehend: 1) handie D (vgl. No. 8) 2) checheta S, fchös- ifchita 'Tl; gostede A, soostsel NE, tsot-zi NW; ahsee A in 70, hook-itt U 3) kanzeogi KiD, kontfchagi Ko, konzegai At; Ki: kantsagiu K; kanzau-e R, kants-eheL; kanzioö D u. kankehoh L in 70; kanzat R in 17; kynjzyguni W B. wo ein Theil zeigt: die 2: 4) lonanteka Ik u. (inteka 2, + tonankelke 6) 5) ataitsa-newk-he Ku (nak-hei 2, in 6: neckhki; ataitsa wird für 70 gegeben, doch fehlt wohl alles folgende Zubehör dabei); [. noch No. 8 Si, No. 11 Ug C. die 3: 6) takalte u. tekalti Ta (in 70: teekalty; taki 3), tahhe-ah-ahtah ChHi (tahhee 3) ('), La-e- waylzay BM, ta-u-al-ee BH2, thauy-ouzir BHi 7) hottahi u. wheylye Ugq (?tage Tl u. tak Ug 3) D. die 4: 8) sthlasitingie ChR (sthlagi 1, tingee 4), nihlazintinge D ('nthlare 1, tinghe und ’tinge A; vgl. noch 11); ookaidingkee Si (2x4: ChH2 dingghee 4; vorn ilt Si ookeat’ye 2), (‘) ah-ahtah ilt der zweite Theil der Zahlen 7, 8 und 9 in Howle’s item Typus des Chepewyan; und diefer Theil mus durch weggenommen (von der 10) gedeutet werden: 7=3 weggenommen (10-3), 8=2 w., 9=1 w.; verfchieden erfcheint ahttah in der 9 ChH2 (f. No. 9, b in der 9). VI, 157. athapaskifche Worttafel; Zahl 7-10. 575 ethuls-eding-he, tuz-uddunk-he ChMl; thladzadie D, handie D [. No.1 9) kkosingling D (tting 4) E. die 5: 10) sashant-hoi No (+ shashaloi 5) F. die 6: 11) laatezynj und °ljatezun Ug (2 +6; vgl. 3) 8 39, 19— A. einfach oder unlösbar: 1) tany Ko (gleicht aber zu [ehr tani 4) 2) zapee A, tsaipee NE, tseppi NW 3) kehnim H 4) Ki: ltakolliD (Itakol- in 80), ltakool.eL, tachuli W; tokollja K, ltakall.e R 5) lYchäniwaha Tl B. die 2 mit einem Anlatz, etwa bedeutend: wegge- nommen [secil. von 10; f. 8.48]: 6) narky-ah-ahtah ChH1 (nanky 2; über den 2ten Theil f. Anm. zur 7), nakanti od. nakalie Ug (nakhök 2) C. 2x4: 7) nak-hei-etanna (in 80: nichki.et.) Ku (nak-hei 2, tänna 4), nyngantenke Ik u. It (tenki 4) 8) [die 2 des 1ten Theils zeigt überall die- felbe Geftalt als in der 6: [. da II] alkatinge D (’tinge u. tinghe 4), alketingie ChR, alkideing-hy ChM (lingee u. dengk-y 4), alkelinga Ta; ellkeeding-he ChH2 (dingghee 4), ölkitinggi Ta (D olkie 2, Ta tinggi 4); l’gootdung-he ChM; enchet-hentir BHi (tentir 4), incedente BH2, etzud- eentay BM, eatzeeleent’ye Si (teetutye 4); elcadre N (vgl. 11 No. 1) 9) tkchladenjki At (nateakcha ilt 2, der Anfang [cheint aber vielmehr = dem der 9, welcher da 1 ift; Zijinjki ilt 4); tartitchey S (tachey 4) 10) etzandie D (vgl. handie 7; -tzadie Ende in 7), etzenting D (tting 4) D. mit Hülfe andrer Zahlen: 11) Aatezynj und °katezun Ug (zynj u. zun 6, auch in der 7 liegend) 9 40, 19 — A. einfach oder [o [cheinend: 1) nastdi NE, nast-tal NW, nook-oost-auh H; gastai A [die Form hat eine Ähnlichkeit mit der 6 A] B. dunkel: 2) nuntcha-niko Ku (in 90: muntchaniko) 3) kytfchitu KiW (doch gleicht es fehr den übrigen, No. 7) 4) Autkte Ug: aber °kozut-e (3) ilt ehr ähnlich krotzetchy Ki in No. 7 und kekutchee gar S No.8 C. durch die 1 mit der Privativ-Endung (kooli, kooly, hula, hulai, olei: von der auch bei der 5 Spuren lind; f. über fie $. 47), in dem Sinne: 10 ohne 1, 10 ein-los (d.h. 10 —1): 5) wo die 10 mit dafteht: lanizi-etxlahüla Ta (lanizi 10, etxla 1; vgl. fogleich etthleihulai D in No. 6) [[. No. 10 als Fortf. von No. 5] 6,a) [onlt [teht nur die vermeinte 1 (ein-los), und die 10 ilt davor zu denken: etthleihulai D (endlai 1; vgl. die [ehr nahe Form efxlahula Ta, eben No. 5); itla-ud-ha ChMl (fowohl an das vor. als an 6,b anzufchl.); tklakolei At (der Anf. ift [ehr gleich dem tkchla der 8, wo er für 2 gelten muls; kann aber fehr wohl eine Verkürzung der Formen der 1 genannt werden), takolei Ko (tak—= 1, kommt aber takei 3 [ehr nahe), clohooly Ta (clo Verkürzung von clottay 1; die 5 endet auf e/y), kkahooli D 6,b) die Eins mit einem 2ten Theil, etwa bedeutend weggenom- men: eihly-ah-ahtah ChHi (vgl. die Form in 6,a und die Anı. zur 7) D. fonft mit Hülfe der 1 oder Anklang an hie: 7) vorn: txleweet TI (txlie 1); aitxlanti u. eilthlantie Ug [aitxla u. aylh- thla 1; diefe Bildung könnte eine ähnliche mit No. 6 feyn, es kommt auf die Bed. des Anlatzes an; fie ftimmt genau überein mit Uq 8: nakanli und nakalie, worın nak = 2]; Ki: Ichezetche D, krotzetchy K (vgl. °kozut-e Ug No. 4), ülkaitfchet-cho R, lkeetseet-hoo L; lkazecht R in 19, jezitko D in 90 (ähnlich ift auch Aylfehitu W in No. 3; zelkei 1) 8) hinten: kekutchee gar S (vttegar A) E. hinten oder vorn die 3: 9,a) eccloi-ahant-hoi No (Endung # 7, at-thoi 3; ob 6+3? elcak-hoi 6; vgl. auch No. 7) 9,b) tahghee-ahttah ChH2 (tahghee 3, über den 2ten Theil f. Anm. zur 7) F. mit Hülfe der 10 (wobei der andre Theil, ähnlich wie in No. C und 7, fehlend oder 1 heifsen kann): 10) die 10 vorn (= No. 5): ’nihla-otta D (’nthla-una 10), inko’jnalj-tolja« kyljkalja Ik u. It (inko’jnalja 10) 11) die 10 hinten: a) kakina-hanothna ChM (canothna M u. anothnoo No 10), katchine onnuna ChR (orruna 10) b) [mit Vorfatz kala = fehlend oder 1] kalakeneety BHi (kenerty 10), calakinte BH2 (ken-ente 10), kahlahkent’ye Si (kaynent’ye 10), kalagayne-ad-ay BM 10 41, 19 [in den Zahlen 11-19 und in den Zehnern kommen noch andre Ausdrücke zum Vorfchein; [. näher am Ende] — I 1) anothnoo u. onothnoo No, canothna ChM (in 20 chanothna; f. bei 20 auch Ki); ounathnath u. hoononnath ChHi, 2; neznah NE, niethne‘ NW 2) kennatai D 3) onnuna ChR, honanna D, onai-unon D (vgl. enclai 1); anana [. No in 30, narna in 20; 576 Buscumann: /yftemat.Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. ’nthla-una D (hierin liegt ’nthlare 1); ounna Ta [. in 14, 12; horna ChMl II lännezy u. lanizi Ta (f. tlanizi bei 20; ob la Hand darin liegt?) III 1) kwönefchin TI (kwanefche in 20 u. 30; [. auch /wonnezy bei 20; 6 fängt auch mit Awö- an) [kwön u. bef. cur möchte Hand feyn: kona Ki, Ik, kuna Ki; meilt aber und im Grunde bed. das Wort Arm], Awöneza Ug (wonnezy Ta in 20, [. noch 30), whunneya Uq (hwena [. in 20); kenerty und ken-ente BHi, 2, kaynayday BM, kaynent’ye Si; cuneesenunnee S (vgl. veetunnee 6) 2) Ki: koljw'jun D (in 40-90 aber kulja’jun), kljwjun RWL, klu’j& K IV verfchiedne Wörter: 1) chow-ethi-en Ku: d.h. mit Vorfatz von 1 u. 2 in 10 u. 20: tikh-lagga-chow-ethi-en (1x 10: tih-lagga 1; |. eben [o 20) 2) inko’jnalja Ik u. It (inteka 2; in Analogie mit der auch auf nalja endenden 5) 3) min-it-Juck H 4) natitlja Ko (natetle in 30) 5) pla’ja At 6) sesara A (liegt wohl in 11, 12) 7) takakch u. °takkak Ug (vgl. tlekakch 20 u. die Form in 30) [f. noch andre Ausdrücke für die 10 bei der 11 C: ja-idel ChMl, juthet ChR, okty KiD (nur 13 ukty, 11 ikty), mikki-tagga Ku; tsahtah NE, sata A, data NW; atang u. yatta Ug, dlxla Ugq f. bei 12; bei 20 B: teen A u. NE, tin NW] 11 125, 10 — A. einfach oder dunkel: 1) ecoltre No (ähnlich elcadre 8) B. die gewöhnliche 10+1: 2) ounna clottay TaH (vgl. 10 No. 3: onnuna Ch, -ura- D; clottay 1) [ähnl. 12 No.1] 3) lanizi.oat-etxla TaE (lan. 10, elxla 1) [ähnl. 12 No. 2] 4) tlad-ay mayday BM; kljwjun zylk-e KiR (genau 10 und 1) [eben fo 12 No. 3, 15 No. 1] 5) inko’jnalj-keljke Ik u. It (in- ko’jnalja 10; kifsleka 1: f. aber 1 No, 2) [eben fo 12 No. 4] C. 1 + einem befondren Wort für 10: 6) sthlagi-juthet ChR (sthlagi 1), itla ja-idel ChMl [eben fo 12 No.5] 7) zelkoikty KiD (zelkei A) [[. weiter bei 12 No. 6, 15 No. 2] 8) tikh-lagga-mikki-tagga Ku (tih-lagga 1, tikh-l. auch in 10) [eben fo 12 No.7, 15 No. 3] 9) tlaitsahtah NE (tlah-ee 1), ostlahsata A [tsahtah, sdta wohl von sesara A 10, das fich in athap. Sprachen in der 12 findet; ostlah ilt ein fremdes Wort für 1]; eladata NW [eben fo 12 No. 8]; aitxle-alang und aytiha-yalta Ug (ditxla und aylh-thla A) [eben [o 12 No. 8; [. aber eine andre Form No. 9] 12 126, 9— A. die gewöhnliche 10 + 2: 1) ounna nongki TaH (nongki 2) [eben lo 11 No. 2] 2) lanizi-oat-nangkang TaE (nangkax 2) [eben [o 11 No. 3] 3) ongshay daymayday BM; kljwjun tech-a KiR (tech-a 2) [eben fo 11 No. 4; und fo auch regelmälsig fort 13-19: f. Ki No. 115-121] 4) inko’jnalj-inteka Ik u. It (inteka 2) [eben fo 11 No.5] B. 2 + einem befondren Wort für 10 [dem bei der 11 unter C]: 5) racke-juthet ChR (nakke 2), nank.hay ja-idel ChMl [eben fo 11 No. 6; auch 13 u. 14: f. O No. 753-4] 6) tychaokty KiD (tycha 2) [eben fo werden die 11 und 13-19 gebildet: nur dals die Form in 14 ochfsty, in 143 jukty und in 11 ikty lautet; auch die vorgeletzten Einer voll kleiner Abweichungen find: f. Ki No. 115-121] 7) nak-hei-mikki- tagga Ku (nak-hei 2) [eben lo 11 No. 8] 8) nahkeelsahtah NE (nahkee 2), tähsata A (ilt wohl 13: tai 3); nakidata NW [eben fo 11 No. 9; ähnlich 13-19: doch A 14 sate, 15 sahtee, 16-19 s-ahtee; N 15-19 ahtah]; tai-yalta Ug (tai fieht wie 3 aus) [eben fo 11 No. 9] 9) nakaidtxla Ug (vgl. Ku rak-hei 2; der 2te Theil ift fehr ähnlich Ug at/x/a 1: die 11 hatte alang) 15 147,5 — A. die gewöhnliche 10+5: 1) klju’jun-zkellju KiR (zkell-ju 5) [= 11 No.4] B. 5 + einer befondren 10: 2) zelioökty KiD (zieljalo ulw. 5) [ähnl. 11 No. 7] 3) ilakon-dei. mikki-tagga Ku (illakon-elei 5) [= 11 No. 8] 4) astlah sahtee A, estlah-ahtäh N (astle A und estlah N 5) [dıe Formen der 10 find verändert: [. 11 No.9, 12 No.8] C. eigne Bildung: 5) tyra» kakalji Ik u. It (9 endet auf -Aylkalja, 5 und 10 auf -nalja) 20 42, 16 [die Bildungen, Wörter und Zufammenfügungen find durch 30, 40, 50 etc. weiter zu verfolgen] — A. einfach: 1) tinche Ug (vgl. töntfchik 4) B. die 2 mit einer eignen kurzen Geftalt von der Geltung 10, wie einer Endung (= dem deut[chen +zig): 2) nahleen A, nahleen NE, naltin NW (nahkee, nahkee, ndki 2) [in 40 erfcheint steen; in 100 stin No.6A, NE teen No. 7] C. durch die gewöhnliche 10 mit Vorletzung von 2 oder einem Vorlatz diefer Bedeutung gebildet: 1 3) cunanothnoo No (anothnoo 10), naghur-chanolhna ChM (canothna 10, naghur 2; vgl. noch VI, 157. athapaskifche Worttafel; Zahl 20-100. 977 No. 13) 4) nack-he onnuna ChR (onnuna 10, nakke 2), nou.nanna D (honanna 10, nakka 2) UI 5) natlanizi Ta (lanizi u. lännezy 10, in 100 nänezy, in 1000 lännezyo; tlanizi auch in 30 u. 100: 2 mag mahl ausdrücken) III 6) nat-kwanefche Tl (kwönefchin 10; kwanefche auch in 30, kwanese in 100; nalöke 2), notwonnezy Ta [vgl. Ug hwöneza 10; wonnezy in 50-100, twonnezyah 30 u. 40, onezeah in 100 (das £ vorn bedeutet viell. mahl); nongki 2]; natahwena Ug (kwöneza und whunneya 10, nadkhök 2), ongka gaynayday BM IY verfchiedne Wörter: 7) nak-how-chow-ethi-en Ku (chow-elhi-en in 10, nak-hei 2) 8) natchotetlij Ko (natitlja 10) 9) natom-pla’ja At [pla’ja 10, nateakcha 2; in tom od. om muls mahl liegen: vgl. 30] 10) °tljakak u. Üekakch Ug (lekakch ilt in 100=10, takakch 10, lati ulw. 2) D. dunkel und ohne Zufam- menhang: 11) keljkontuje Ik u. It (vgl. die 2: natöke Tl, nateakcha At, ndkhök Ug) E. Icofade mit der 1 davor: 12) Ki: *zeljuoina, *z-iljchatna L, *zyljchatna R, zyljkeina W (das Ende ilt ähnlich No. 2; zelkei und *zyljk-e 1) 21 0829, 5— I nathetsin sthlage ChRC, rahteen tlah-ee N, nahteen tase X || diff. nacke- onnuna ChRC, notwonnezy oätclo Ta, nak-howchow-ethün-unslatikhlagga Ku 30 56, 13 [gebildet durch die 10 mit Vorfetzung der 3 oder einem Vorfatz diefer Bedeutung] — A. mit einer eignen, kurzen Bildung für 10, wie einer Endung: 1) tahteen NE, t'haltin NW (tanh E, Uha W 3), nahtahteen A (nah gehört wohl nicht dazu; Zai 3) B. mit der gewöhnlichen 10: I 2) tacke-onnuna ChR (takke 3), cuth-anana No (cuth dunkel, konanna D 10, -nanna D [. in 20) 3) tat-lanizi Ta (wohl ta 3x Llanizi 10: [. bei 20), takt-kwanefche TI (täge 3, kwa. [. in 20), tätwonnezyah Ta (la 3, two. [. bei 20, 40), tao gaynayday BM, tatahwena Ug (tak 3, +iahwena [. in 20) 11 4) Ki: Gatchuljuwjun D, tut-klju’jun WL (kolju’jun D u. klju’jun RWL 10, tok-je u.a. 3) III verfchiedne Wörter: 5) thi-eka-chow-ethi-en Ku (thi-eka 3) 6,a) tahe Ja-idel ChMl (irrig als 20 gegeben) b) tachtonatetle Ko (takei 3, to vielleicht mahl; ratitlja 10, 20 endet auf Zetlij) 7) taadom-pla’ja At (taakei 3: taa muls = 3, dom = mahl [eyn; vgl. 20) 8) Ptooljkoa-ach-takak und Lutlakfschakch Ug (°tooljkoa und Zulkua 3; Theil 2 hat nur den Ausgang -chakch, -kak mit 10 und 20 gemein) 40 1433, 8$— A. ausgedrückt durch 4% 10: I mit einer kurzen Bildung für 10, wie einer Endung: 4) tosteen A (to 4), listeen NE (tee 4) [N bildet fo regelmälsig weiter 50-90: [, No. 333-7; auch A 50 mit stee, 70-90 mit £-een: nur dals die 7 fremdartig ift; aber in 60 hat es eine ganz fremde Bildung, ahslento, mit einer Endung wie in 100] B. mit der gewöhnlichen 10: I 2) tingie-onnuna EhRC (Lingee 4) [eben fo in 50 und 60: f, No. I 831-2] II 3) titwon-nezyah Ta (twonnezyah fchon in 30; Zinggi 4) [lo mit wonnezy fort 50-90: [. No. 0 831-2, 785-7; nur haben 50 den Zwilchenlatz ot, 70-90 ein Zwilchenwort otäte, welche mahl oder die Multiplication ausdrücken: 50 skoonelot-wonnezy (skoon-ely 5), 70 teekalty-oläte w. (tekalti 7)]; deo gaynayday BM (deo eine [tarke Verltüimmlung) 4) Ki: tet-kulja’jun D und tange-klujoon L (tenki, tenk-e ulw., L tanx-e 4) [beide Formen und die Ausdrucksweile gehn weiter durch 50-90] II verfchiedne Wörter: 5) tanna-ha-chow-ethi-en Ku (länna 4) [fo geht die Bildung einfach weiter durch 50, 60, 80 u. 90; nur für 70 ift blols ataitsa gegeben, das [chon nur ein Stück von alailsa-newkh-e 7 ilt; f. No. 0 831-2, 785-7] €. dunkel: 6) izteljtfchuguje Ik u. It (tenki 4; 20 endet auf -Luje) 100 57, 11— A. einfach oder fo fcheinend: 1) trejek At 2) txlatafchi und whulihanie Uq [ähnl. der 9: aitxlanti u. eilthlanti, worin 1 liegt: aitxla u. aylh-thla; vgl. töntfchik u. sanchee 4, auch whastaanie 6] 3) Ki: !gäftljun RL, tgafstlynj W; otao/sljan D 4) injnilin Ko 5) td» siento A (las 1, der 2te Theil ilt ähnlich dem von 60; [. bei 40 No. 1) [eben fo gehn 2-400 (No. 356-8), auf eento u, into = 100; weiter [. alastin No. 6] B. durch 10 mit einem unbekannten Vorfatz ausgedrückt: 6) alastin A: nur in 500-900 (No. 359-363), mit Vorlatz des Exponenten, z.B. ahstlalastin 500 (teen A u. NE, tin NW: auch mit 5 davor; ift eine kurze Form = 10, erft in 20 erlcheinend: die wir fogleich in No. 7 auch im N walten [ehn) [die Bildung letzt fich fort in Philos.-histor. Kl. 1859. Däadd 578 Buscumann: /yftemat.Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. und durch 1000: andalastin, [. No. 364-373] C. durch 10 x 10 ausgedrückt: I 7) neznahleen NE (neznah 10, teen = 10 in 20 u. flgd.: [. und vgl. No. 6 eben vorhin) [von 200 an tritt aber ein ganz andres Wort auf: [. No. 13] 11 8) onnuna-onnuna ChR [davor treten 2 u. 3 in 200 u. 300: [. No. 0 755-6], itla honan nanana ChMl (vorn noch die 1) 11 9) lanizi-tanizi Ta [länrezyo lännezyo länezy 1000] 10) kwanefchan-Ikwanese Tl, nänezy-onezeah Ta (lännezy 10, Uq hwöneza 10) IV verfchiedne Ausdrücke: 11) takakch-lekakch Ug (tak. 10, tlek. 20; Radloff fragt daher S. 524, ob es nicht 200 bedeute?) 12) tikh-lagga chow-ethi-en chow-elhi-en Ku (1x 10x10) [fo auch 200, 300: f£. No. 0 755-6] D. längere, dunkle Bildung: 13) deebaitoattsil [gilt nicht für 100 an fich (f. No. 7), aber für alle Vielfache von 200 an (rahkde d.) bis in die Taulende hinein (l. No. 356-373)] 8158. ,02, Pro. nKosmrinva: 1) personalia und possessiva ich 51, 16 & Kol (nehme ich als Regel) ] [> Trennftriche bezeichnen beim pron. pers. und poss. mein 171, 8 (mit praef. 22) Yan Präfix (hier mein); + regelmälsiges, * feltnes Vorkommen: doch habe ich diefen Unterfchied nur hier und da bezeichnet] — I A. 1,a) si Ta, mein Ch, TI, BH, see ich Louch., mein Ch (auch mich), Si, Ki?, sy» Ug*; si It, /zi- Ki, tzi- Ch, cee ChH2, Sszy- Ki, stsee- Ki; /sü Ki b) sik Tl, sit m. Ch; /si/s- Ug?, zidzy m. Ch; sirnai D (vel. du) 2) se Ta, m. $ u. Louch., /se= Ki*, Ug?, sö- Tl, TIA; ze- Ch, dze- Ch, tze- u. tze- D, ce- BH; (se-iltsun mein eigen Ta [vgl. dein]); setz- D 3,a) shö AK; /chi Uqg, Ki (auch mein); m. Üg, Ki, Ug?; /sfchi Ki, At; /chy- Ki* b) sheenh NE, shee-iya Ugq (vgl. du No. 6); sinnai D {vel. du), sinne BH2, seene Si, sunnee BH1; sen- BHi 4) she Ch, fche- Us? fchö- Ug? 5) che BH, fchie Kw? Ug? Ko?, tfehö- TI? Ug? B. 6,a) s- Ta, TI, TIA, kw, Ki; fs Ki, Ik*, 11%, Ko+, /s5- Kit; st- TIA? Ki?, sett- BHA, sts- TIA? Kw? b) fch- Kit, /s/ch- Ki* C. 7,a) sa- D, BH, /sa- D, Ko*, Ssja- Ki*; tza- Ch, D; shah A; sae ChH1, say- BHi b) /so- At*, tzo- Ch, D? 8) fsju- Ki*, Sehiu- u. fehju» Ki*, [cehu Ki D. 9) ri NW 10) whekh H I ia Ko Ill ich: chu u. chun Ug, chat Kol; mein: kak-ofs Ug, ach: und achagt Kol du 52,16 & Kol] [vel. ihr, das wohl theilweife du heifsen foll] — I 1) ze Ch? Ta, - BH, dein 174, 5 nö- D, Tl; nenn At, nen- BH, rene-iltsun dein eigen Ta (vgl. mein) 2) *ni? Ki, nee dein Ch, Si; zin ChHi, No, Louch., Ki, *ryn Ki, neenh NE, nennj Ki; ninnd BU2, neene Si, nunnee BHi; nit d. Ch 3) na Ug, d. ChH2, zae- ChHi1 4) n- Ta, Tl, Ki 5) nan Ki, d Ug, *n-on Ki; nang Ug; ndnok Tl 6) ru» Ki, noo-iyeh Ug (vgl. ich No. 3,b) 7) Pilinnai D (vgl. ich No. 3,b), tyrta Ko; shldota NW (vgl. das folgende) 8) dah A (vgl. das vorige Wort) ll 1) ee Ki, ?i dd. Ki (*ais?), Ü oder y UÜg, ’i- Kol 2) ye Ta; yin Ta; üjak-alle d. Us; ig» und ”iagi d. Kol 111 Ailleh H er (auch fie, ea) 168, 10 ) [dazu habe ich mit - Präfixe gefügt, die man für pron. poss. 3. sing. hie (ü, eae) . . 170, 10 fein, ihr (leur) je fein, durch fie den plur.] — I (f. auch jener) 1) ’- X, i fein, ihm Ug, hi- N*; ire BHI, Üyee Si, ie Chi; iti- Kw?, yinek Ge Tl; Ay- Ki? 2) e- Ch, No, Ta, D, Ug, N*, X, Ug?; ei= D, ey= Ta; et: No, Uq 3) ianök Tl, e&encha fie A 11 4) bi= Ta, bee f. Ch, pi- Ta, X*; bit f. Ch 5) be fie Ch, be- D, Ta?, pe- X*; pen- BH1; bet- D? 6) ba D 7) ba: Ta? ChH, bah- ChH, bae- ChH, bais D 8) wi- X+; wö- oder uö- TIA, Kw; w- TIP, wo= TI? 9) mi- D, Ugq, Si, me: D; [ein: men, met, ma, mal, mul BH, mut Sı III 1) o- Ta, TI, TIA, Kw, ho- N, xo> Tl 2,a) = Ta, Ug, Ki* (Kol z er); hu» N+ (d. h. bef. Aur und feine Allmil.), X*, hoo ihr Ch; yo H; yueko Si, you-in ihr Si, hoobah ihr ChH b) hun- (und mehrere andre Conl., denen lich z allimilırt) N-+, *ggun Ki, (viell. gehört hierher akhan A von V); uni- Kw; (felten plur.) hält; wo nichts [teht, ift er gemeint; durch [. bezeichne VI, 158, athapaskifche Worttafel; pron. er-kein. 579 Ki*: kunen er, kunna [ie (eae, nicht ii?), accoona leur Si, Aunti fie (ea) c) kur- NE 3) ko, Kw?, ku» Ki (auch er), cu» Ug, qu= (vor-) edzee (nachgel.) iht BH; ky- Ki, kw- Ug; k- Ki; (f. noch {päter); cuyea leur BH IV [viell. Fort{. von III, fortgeletzt als jener] 1) zo- Ko*, n00t ihr Ch, noonah fie ChH 2) noh-eh, noehee u. noey ChH; nahgi NE, nahklahnee fie NE; nillad er, hie NW (vgl. ailla er) V 1) a= Ug?; ahhan A; fie: ahhun-ahhee u. achalinne BHI, 2, ahcoonetcho Si; allla NW (vgl. nillad IV, 2); ahthlaw ChH2; alinnd BH2 2) *ga-tna hie Ki (*ira Anhang = Leute) VI 1) axisd und ach-eeya fie Uq 2) chechenuja ihr Ug wir 159a,9 & Kol } I 1) wane Ta, üan Kol; wane-ütsun unler eigen Ta 2) ?Ki*: n-onna, unler 182, 4 } fehr ähnlich) 3) r00- u. rou- ChH; noohee u. noo-ohnee ChHl, 2; nacu-, nachune BH2; unfer: noonee u. noo-enee ChH, ruch-inne Si A) ähhunnee BHL, ahcoone Si II niyo u. nee-yoh Ug, nannya (* beide [ehn aber dem pron. 2. pl., ihr, der andren Sprachen naiokwa Tl; ?tneeke A (einfchl.) IM Ug: kajuk wir (zu ähnlich dem pron. 2. pl. ihr, euer), kajükaja unler IV unfer: «hha u. acha= BHI, 2, ahhigh BHI, ajund BH2 |] diff. eöclatoonnim-etze to us D, kAahdaikütcheenee N (vgl. III), yong-ynnah-ü-asban A (auslchl.) ihr 169, 9 | [wegen des engl. you vielleicht etwas in du eingreifend] — I 1) zur ChM (du?), euer 182, 3 \ nunn oder nuhn Ku; nohni u. nohnee Ug, roonee ChHi, nunney D; noxonek TI 2) altunnee, achunne BHt, 2 3) nee- Si (= du); zin ChH2 (auch euer), re-nin-etze to you D II eetzee A, bitchee-ünteltee NE III a- (vor-) edzies (nachgel.), acha BH2 IV Ug: kajüuku ihr (zu ähnlich wir); kowanakaju euer (das Ende wieder ähnlich wir) |] dilf. *changji Ki 2) demonstrativa und interrogativa dieler 0 873, 6 — I diddee No, didhee ChHl; teedee Si, tilik, tete Tl, tee NE; didda u. dedda ChH2; youdid.e ChHi, utide BH2; idti Ug; vgl. id D in heute II ailla NW (vgl, nillad er) jener 0 891, 8— I [ich anfchlielsend an er 1] A-ey ChHi, eye BH2 (iye er, dieler), ieie TI, idyi Ug; ?intee Va II [anzufchliefsen an er IV] nochee u. noh-eh (beide: er) ChH1, 2; nahgi NE (er) || dilf. ag-an A, cozi und cori BH1, *kyni Ki, yaho Si wer? 0 892, 8 — I maylah u. mela BHI, 2, mpela Ta, mai-u-ah pl. Si Il Aö NE, Üyee Si (= er); ienek Tl III teyena pl. BH2, isatena TI IV edloy-ey (vgl. was), pl. edlin-ae-ue ChH1; halaai wer ilt es? NW |] diff. *dandem wem? Ki, gahden A, tönti Uq was? (auch welcher?) (6) [noch mehr Sprachen und Redensarten [. nach den No. in der athap. Verzeichnung S. 220] — I et-cloy D, edlye ChHi (vgl. wer), a-dloy welcher? ChH2, edloy-ey (auch wer?) u. edloyıwo welcher? ChHi II yea welcher?; yealah, ye-ele-a BUH1, 2, yailah-ee Si || diff. Yjat-iti, *jade, *jeta Ki; * keit-u Ug, onna No, Xleto Ug, isatoo KiL (*Lfchadoch teinafs was laglt du?) 3) indefinita alle 0 893, 6— I dahltso NE u. dalt-zo NW, Ki alles: {anzcho D, tantfchk-o R; tajenjz-ko D (*ty kanalj tantfchjko alle) || diff. aatx! Tl, hah A, tahui Ug, tchöow und isia Ta (diefe Wörter in £- könnten zu I gehören) andrer (2) — nahhohi N, nu-anku ein andres Haus ChR (cooer Haus) Jemandes (pron. indef. poss.) [nur vermuthungsweile] (5) — I [L. über diefen Vorfatz athap. Sprachltamm $. 166mf-nf und Apache Ende des $ 55] Zyna- Ik (= Menlch), tene- No (Vorlatz aller Körpertheile) [1mahl {eza: vor Bauch, neben tene], Linne D (1mahl, vor Nale); dalai Tl (vor Nale) lI ka Ug+ (cha N“ ilt wohl = sha mein) kein, Niemand (2) — Aulai kein D (par-ulla kein Fleifch!) [f. diefes Wort, das mit der privativen Endung eins ilt, weiter bei nein]; AkyAcholja Niemandes? oder acc.? KiD (#usero) Dddd2 [£. weiter bei nein, nichts] 580 Buscumann: /yftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. nichts [. bei nein viel, viele 127, 7— I 1) txlai Ta, thlao NW; hlah NE 2) zootxle Ugq; ?Ki*: tinaljta, tinaaljtga, tynaljtga (tynaljt-efchta mehr) [f. über diefes Wort, das aber viell. vorn Menfch enthält, Ra. 266mm und weiter den folgenden Artikel] 3) txlan Tl, whalk-an Ug; elyne ChM, Ta || diff. X kutu Ug, [chagathijen u.ä. Ki wie viel? od. wie viele? 210, 6 — I1) tannaitai D; taneltiah, tawnetitee BH2, 1; tan-aytien BM; *tunaaljtge KiL (£ den vor. Art.; auch ynalato/sa); taagh-attie Ug; tänilsuck Ta 2) edlynal tee, adloyhelyah ChH1, 2, itla elday ChMl (der 1te Theil in diefen 3: was?) |] diff. tah-ochucko Si wenig (7) — I [das Wort: klein] yaze wenige ChR (i-yaze-beke a little above: beke above), e-azze und ee-e-aze ein wenig ChHt, 2, e-thlo azey it. BH1 II nitsitle und ongsitleE ein w. BH2, nyfstleso wenig, [ehr! It || diff. adoontzas ein w. Si, *jalljut Ug, maalt/chak und naaltfchok Ki, yo-at-leitha scarcity Uq SMS TDINANANT TE LI Ita: 1) des Orts hier 0 796, 6— I djahn D (vgl. wo), rechan Ta (vgl. dort); jar, jarsee, jartha ChHt; joun, juna, juane BH2; tchoanda Si II ellee? BHi (rellee wo ift?) || diff. Xart Ug, *ku Ki, netah BH1, thellah ChH2 [da, dahin Ki dort 0 797, 4— I enchan Ta (vgl. bier, wo), ?a-c-ya D; diff. *chit Ug, *cho Ki, *jagatta wo? wohin? [letzteres * nach der Form] Q 847, 7 (engl. where) — I 1) djahntin D (d-jahn hier), enchay Ta (enchan dort; [. noch mehr Verzeichnung) 2) Ki*: ndach wo? wohin? wohin: n-dach-tu, dach-toy, unta (nta ilt Poltpol. zu); nde u. di wo?; X Ug: tjjacho wo? tat/chj-at wohin? II 1) tedze u. te-edze* BHi, 2, Üyedzah u. t'yaidzah* Si; tedze-iah BH2, te-edzezow-hä BH1 2) hesee ChHi, its-eth?* ChH2 III nettee u. ruti BHA, 2, nitt’ye u. nitt’yee Si; netteeha* BH1; zellee wo ilt? BH1 IV edlinnee ChHi, aglinne, aglinny* ChH2; edlus ChH1 |] diff. eiyas guze No, no-ey-ud* ChHi, zeire ChH2 oben (above) 0 740, 5 — I yatook Ta, wooltahko N; at-aigo A, X chatta-kut Ug 11 beke ChR unten (4) — I pei-yathi ChR, weeyahko N, peg-ah neidago A; diff. X jennaat Ug nahe 0 954, 7 — I ahgan A, ahannegi NW || diff. zahhuddee NE, neak-wha Louch., nilltook und nilxtuk Ta, pökati Tl, whayai D, yoxo-tälxle Uq, xönet TI [[Louch.; diff. watha No fern (far) 0 835, 5 — I reezolt distant Ta, nizzaht NE, nitha D (vgl. No. 411), nee-jah 2) der Zeit jetzt O 864, 5— I tuhu ChR, do D; hoh Uq || diff. artil Ta ([. noch bei heute), ganzek ChM (auch heute), X idjtoollja Ug (toollja heute) dann (then) (2) — diff. klasing-tinge-vaiye at that time ChR, ye-wor D wann? (6) — I edlow-hoo und adlou-ow ChHi, 2, itlao ChMl II kahodo BHi, kkonde D III *n-dautu u. *datta Ki, lta-u-tesa-alleE (von der Zukunft; vgl. tedze wo?) BH2, tah-wuddeessah (it.) Si IV dee-addoo-yay BM, Uyed-o-ah Si (von der Vergangenheit), Xloolja Ug (= heute, neulich); te-akea (Vergangenheit) BH2 längft (2) — diff. galladinna long since ChM (vgl. tzinna Tag), tee-ah long ago Uq bald (by-and-bye) 0 850, 5 — I kahrag A, ?kuddah Ta, carahoulleh ChM (auch fogleich; f. dort über die Bildung) || diff. ahtoh Uq, tohodeenah N (enthält vorn den privativen Vorlatz Zo) fogleich (3) — diff. antit Ta, carahoulleh by-and-bye, presently ChM (ift ein durch die Endung houlleh gebildetes Privativum; ein fehr ähnliches Wort wie der 1te Theil erfcheint aber im A wie [chon gleichbedeutend: [. den vorigen Art.), X luat-u Ug (= [chnell) VI, 159, 160. athapaskifche Worttafel; adverbia- inter). 581 heute 0 1055, 11 — I tiktsen Tl, titfchi Ug, leetzee Ch, teechee NE; deerdsin-egay ChMl, doojaynee-ay BM || diff. antil (jetzt) u. urtit Ta, chaan (fonlt Tag) Ki, ganneh ChM (auch jetzt), id-zeunai D (zeunai Tag), nogwaale Tl, X toollja Ug geltern 0 1056, 10 — 11) hultä Ta 2) kanton Tl, antö Uq 3) ahtah A, altdhndah NE, eldda NW; ?ghagh ganno BM II yehho-a D, ?ou-ahtatzenke ChR (vgl. noch ahtah I, 3 und tzinna Tag) = hozud singay ChMl || diff. !ke-dzini-ghe ChS (dzine Tag), *Xtlechatlj Ug, *tljatu Ki (vgl. *tljak Nacht) morgen 01057, 11 [gewöhnlich eins mit oder eine Abwandlung vom Sublt. Morgen: wie in vielen Sprachen] — I gambeh ChM und kompee ChS (kambi, kompe Morgen), campay ChMl, kambai u. koume D; ahmö Ug II eeskah A, eskahngo NE, iscargo NW (beide auch Morgen); jeka-ech (3x6) Ug (vgl. kach-.ech Tag); ?ghad-ayzay BM III haieelconc P; Ki *iljkonte R, *niljkunda L (* hängt zulammen mit Zaljk-on Morgen, Tag: [. diefes) |] diff. puntay Ta (pun-etä Morgen), Ixlokan TI 3) übrige wie? (5) — I tuch-ah Ta, tachow-wah BHI || diff. ed-lah u. adlou-ountte (vgl. wann) ChHi, 2; Ki: *n-ty, *nifchatu; te-ekedze (vgl. wo) BH2, yah-annee Si wahrlich (truly) (2) — diff. allätene Ta, oti-a-elthe ChR, ta-tu-ahadde ChR $ 160. E. Poftpofitionen, Conjunctionen, Interjectionen. zu (der Bewegung) (1) — eize? D (f. 0 458-461) ja 0 1058, 12 — I 1) ah-aäh u. aha Ta, aa-hak Si, *Xaa Ug (auch Kol nach Ref.); amd Ta; ah-ooh NE, hihh-ah ChH2 2) ang (kaum zu [chreiben) BH, Aum ChH1 II e-A ChRS, eh Louch., hekh ChR, ehe Ug || diff. anik Tl, atxladini Ta, edetataD, eee-l.aud A, k’hat H, nesi Ta, shi NW nein (nicht) 102, 15 | — I 1) heliChS, D, helaiD; hela u. elah (nachgef.) ChHi, 2; odelis D nichts . .. 226, 5 } [Reli u. helai find daher Endung der Privativa geworden, [. $47; dazu tritt elei Ku u. ely, lai Ta in 5 ($ 47); im verneinenden Verbum kommt D Aheli No. 463, helili 462 vor; ChR ne teille es rührt fich nicht] 2) Ada nicht ChR (vgl. priv. Endung hitax Ta $ 47; hila-kula {. bei No. 3,a) 3,a) seehoola nichts No: enthält die privative Endung: hoolah des Ta, hulleh und ulla des Ch (f. $ 47); hoolah und oolah ilt nach Howfe Ch2: nicht (nachgel.); houlley ChM erfcheint als nicht nachgefetzt und wie privative Endung in Zeyzorg houlley nicht gut; damit verbinde ich die verneinenden verbalen Anfätze (nicht: non und ne): hoony in tuch-ahoony Ta ich weils nicht, hila-kula (eine Verbindung der 2 Formen No. 2 u. 3) im verbietenden Imp. ChR No. 67, und vielleicht (oder wenigftens äulserlich) sonza it. in D No. 471, tfchuune (oder uune?) in At taljt/chuune klein b) Ki: kykolj u. kokol, kykcholja nichts (nach Ra. 268f; nicht, nein); my kchalja ich habe nicht Ik u. It; die, durch beide Zweige des Sprachltamms verbreiteten Formen dieler No. 3 vermehren, in gleicher Verbreitung, die Formen des privativen Anlatzes der Zahl 9 (f. $ 47): hooli D, hooly Ta, hula Ta, hulai D, olei Atu.Ko 4) illuck-wha Louch. 5) ?nichts: eitee N, gaöt-ee A (vgl. bei diff. H nicht), ?X Ug: kad-et (2) nicht, k-aata nichts II 1,a) to Ugq [daffelbe to ift im NE das privative Präfix, NW tüh u. ta: [. $ 46]; doo, doo-ou ChHi, 2; taw-waw BH1 b) nicht: atu BH2, aktoo Si, attoo BH1 (alle vorgel.); owntoo u. aunglu nein Ta 2) totdh NE, doläa NW 3) to-asteedah A 111 kotfcho u. *kotfchu Ki, kotfchochke nichts Ki IV XUg nicht, ne: jacho, jachoch, jachoku u. jachochu || diff. alon nicht BH2, aume-waw BH1, ’hät-aheh H (viell. an I anzulchliefsen? vgl. No.], 5), inlois BH2, laat/ch TI, oosay (auch: nicht, vorgeletzt) Si T—IBP DD D— 582 Buschmann: fyftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprach/tamms. $ 108 $ 109 $ 110 g 111 $ 112 $ 113 $ 114 $ 115 $ 116 $ 117 Inhalts-Überficht. I. Einleitung. ich habe in meiner früheren athapaskifchen Arbeit den 3ten grolsen nord- amerikanilchen Sprachltamm vorgelegt, Aufzählung der andren; Gröfse und Bildung des athapaskilchen Sprachltamms, Gazlatin’s Befchränktheit mein Zulatz de Kinai-Sprachen und andrer Glieder 2 über die Worttafel meiner athapaskilchen Abhandlung, wo jede Se ihre Stelle hat (ähnlich der von MF.’s v. Humboldt Kawi- Sprache und Gallatin’s); Betrachtung der Unvollkommenbeit diefer Weile, der ich zwar durch Beziehungen und Refultate abgeholfen habe: doch fteht meine Worttafel noch überhaupt auf diefer Stufe . ich legte der Akademie im Januar 1857 meine fyftematilche Worttafel vor, mit Abftufung der Wortformen; Befchreibung der Einrichtung die vollkommenfte Geftalt ift diels noch nicht; Mängel diefer Art, durch Verbindungen von Wörtern und viele Beziehungen befchwichtigt; Bei- fpiele des Ineinandergreifens der Begriffe: Bilderwefen (Mond = Nacht- fonne in der grolsen Anm.) . r B die vollkommene Geltalt der Worttafel, Er den Wones = oe formen des Sprachftamms; Schwächen diefer vollkommnen Gattung für die Praxis und ihre grofse Mühe, diefe 3te Art der Worttafel mit felter Stelle für die Sprachen (fo meine Tafel für den ur Sprachltamm) . . E Bildung und Analyfe aa seHapdskifcken ah lierokuchg a Probe ie Refiltate meiner Worttafel (Einer 507=f-8m, Zehner 508. 9aa, Zahlen 11-19 und eine befondre Fünf in 6-9 509 mf); allgemeine Subftantiva für hohe Zahlenwerthe im Chirnmesyan 509m" N jene der Akademie im Januar 1857 vorgelegte [yltematilche Worttafel habe ich wegen der gleich darauf und fpäter hinzugetretenen grofsen Vermehrungen zurückgezogen: und lege jetzt eine neue, grölsere und beflere vor I. Gefchichtserzählung und Stufenfolge des Zuwachfes. Hinzutreten des Apache, Navajo, VFhipple's Wortverzeichnille; Hoopah der Beweis der athapaskilchen Verwandtfchaft der Apachen-Sprachen er- heifchte nun als 2ten Theil die, fchon befchloffene, athapaskifche Worttafel; fie wurde durch diele Zulätze [chon bedeutend verändert, und ich wurde zu einer Neu-Arbeit der Tafel geführt . Seite 501-502 502 502-504 504 505-506 506 - 507 507 - 509 508-510 510-511 511 $ 118 124 125 un on 126 un 127 128 129 130 131 un Un Un un Un 132 ur $ 133 Inhalts - Überficht. mein früher Wunfch den iten und 2ten Theil diefer Arbeit über das Apache zu veröffentlichen konnte nicht fo bald erfüllt werden: daher ich diefen wichtigeren 3ten Theil, die athapaskifche Worttafel, zuerft herausgebe . . - - nd bedeutende fernere Uiwveileuus der Worttafel utsch Radlofps Wort. verzeichnils des Ainai . sehn ar e fernerer Zugang von Resanow’s Beslenzilchen Wortverzichai, heiiek: gegeben von Radloff. . . E & Sud: meine früheren Beltandtheile für diefe Spricht a die aus a, Sammlung aufgenommenen Wortmallen ; Verhältniffe der athapaskilchen Verwandtfchaft der ugalenzifchen Sprache . . . .» .» Form-Berichtigung der Wörter des Inkilik und Inkalit Ar pP aus dem Wortverzeichnils der Northern Indians habe ich eine neue Bruch Northern gebildet; [pecielle Entwicklung ihres Verhältnilfes zu dem Ghiepewyanı..\\N. autlllalless un. Aulalnäy erh eiluenne IH. Fernere, etwas früher erfchienene Zufätze, die hier felbft vorgelegt werden. über Howse’s Wortverzeichnils des Chipewyan, Biber und Sicanni über meine Worttafel von diefem fünffachen Wortverzeichnils der drei Sprachen . Verhältnifs der Sprachen Biber id ish im ce ad dei einzelnen Wortfammlungen des Verzeichniffes gegen einander und zu früheren . . . EyT® ; Jof. Howfe’s Wortverzeichnils den as Biber an Sicanni über Maclean’s Wortverzeichnils des Chippewayan und Biber . über das Verhältnils beider Sprachen und Sammler zu einander das Wortverzeichnils s Loucheux-WVörter von Isbester, ortering über fi e Ber Befimwing de Verhältnifles der Sprache zum Kuzckin und zum rer Sprach- ftamm . . . kind. Berichtigungen und Vrerbellshemigetii zu meiner Bäkereh Schrift a den athapaskifchen Sprachltamm . . 2. 2. 2 2 02. IV. Über die Einrichtung der Worttafel. nochmahlige Bezeichnung meiner Methode der alphabetifchen Reihe nach deutlichen Wörtern oder Begriffen gegen die vollkommenfte nach den fremden Grundformen in diefer (vollkommenen) Gattung der [yftemati- fchen Worttafel; Schwäche beider Methoden, Nachhülfe der gewählten Methode durch zulammenhaltende Weiter-Verweilung; ae: der fremden Wörter unter Einem Artikel . no u 983 Seite 511-512 512-513 513-514 514-515 515 515-517 517-518 518 518-519 520-527 928 328-529 529-531 533 - 934 534-535 584 Buscumann: /yftemat. Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. g 134 $ 135 un on m ou [3° bedeutende Vermehrung diefer neuen Worttafel gegen die alte an Begriffen, fie ift ein kleines Wörterbuch des athapaskifchen Sprachftamms; was an Wörtern (Begriffen) meine Tafel enthält und was ich weglafle; Auslaffungen aus den Apachen-Sprachen und den Zahlwörtern äulfsere Le der Worttafel: nach dem deut/chen Wort folgen in 2 Ziffern die laufende Nummer der erften Arbeit und die Zahl der Sprachen . . . 2a ein Kreuz + zeigt gewille Be datum gen unter mehreren an den Reihen der verwandten Wörter folgen unter dem Vorlatz .diff. "die vereinzelten, verwandtfchaftslofen Wörter; Walten von Mifsverltänd- nilfen; Anordnung der Wörter unter römifcher Zahl & das Fragezeichen ? drückt den Zweifel aus, ob ein Wort zu der Num- mer gehöre, ein verwandtes [ei natürliche Reihe der Formen Bedeutung und Gebrauch der römifchen ee arabifchen lite, die Ab- theilung durch die letzteren [chwankend geübt . 4 mögliche gelegentliche Be zweier Wörter unter römi- [cher Ziffer . 1443 Gebrauch und Bedeutung. de köolsen a Dee Buchftaben (A, B; a, b) - : Nicht-Anwendung der Zahl wegen zu lörofsen Mannigfaltigkeit) Verweilung der Nummern auf einander bei Kreuzung zweier Principe Beifpiel ungeheurer Mannigfaltigkeit und Verfchiedenheit der Formen Weglaflung von Vor- und Nachlylben, Gebrauch von 2 Strichelchen =, Bedeutung eines Kreuzchens +. e . Vereinigung mehrerer Begriffe unter einem Ariikel, Gaatisgell A Nachweilung der vorher erläuterten Zeichen; Erklärung noch zweier: eines Runds und Vierecks O D 2 Erläuterung der Buchl[taben oder Chiffren: © - e Nennung der Sprachen und Ermittlung ihrer Zahl (24), fchon mit A gabe der Chiffre für jede einzelne: die Sprachen meiner früheren Ar- beit und die Vermehrung ihrer Zahl durch Sonderung oder hinzuge- kommene neue in der jetzigen; gelegentliche Zuletzung der kolofchifchen Sprache (als der 2öten) . Til ERE yt., ı P BAR TN Wörter fremder Sprachen der WVorttafel beigemifcht; und Unbe- ftimmbarkeit deffen, was ın dem einheimifchen Sprachfchatze fremd feyn kann - Buchftaben-Chiffren ne 25 Sprachen r a Zufetzung der Urheber der Wortverzeichniffe zu er Sprihen, a zeichnils diefer Doppel-Chiffren von 7 Sprachen . Seite 535-536 336-537 337 937 537-538 338 338 338 339 339 339 539 539-540 540 540-541 541 541-543 543-544 544 544-545 Inhalts-Ü berficht. V. Über die Verwandtfchafts-Verhältniffe der Sprachen. $ 155 hierher käme nun eigentlich der Abfchnitt über die Verwandtfchafts- Verhältniffe diefer Sprachen, aus den verlchiedenften Gelichts- punkten und in den mannigfaltigften Verhältnilfen und Beziehungen aus der ([yltematilchen Worttafel abgenommen; er ilt aber, in der Geltalt einer Stufenleiter, dem zweiten Abfchnitte des Apache beige- geben worden Seite 545 a au a INH [o od Er= „8 ı ı 1 a a a DQı VI. Syftematifche Worttafel des athapaskifchen Sprachftamms. $ 156 A. Subftantiva, Adjeetiva und Verba . $ 157 B. Zahlwörter . $ 158 C. Pronomina $ 159 D. Adverbia R $ 160 E. Präpolitionen, Conjunctionen, Interjectionen Philos.-histor. Kl. 1859. Eeee 586 Buscumann: /yftemat.Worttafel des athapaskifchen Sprach/tamms. Bemerkungen. Dem Lefer bin ich fchuldig die Eigenthümlichkeit der von mir in meinen Schriften geübten Citations-Weile zu bemerken: vermöge deren ich durch Zulatz von Buchltaben- Chiffren zu den Seitenzahlen der citirten eignen und fremden Schriften die beftimmte Stelle der Seite oder die zermini bezeichne, an der oder innerhalb deren der Gegenltand fich findet (wie folche fich in meiner obigen Schrift zuerft auf S. 505 Anm. Z.7, S. 511 in der Mitte, S. 513 Z.1 und 7 finden). Ich theile nämlich die Seite in 3 Drittel und jedes Drittel wie- der in 3 Theile, und diefe 9 Theile deute ich durch folgende Buchltaben an: a, aa, af; m, mm, mf; n, nn, nf; für das entfchiedene Ende der Seite (die paar letzten Zeilen) gebrauche ich noch das blofse f (finis), ohne dadurch meine Neun -Theilung zu [tören. Gegen das Ende meines Werkes der Spuren der aztekilchen Sprache habe ich, in der Einleitung zu meinem geographilchen Regifter (S. 716), mich noch ausführlicher über diele Einrichtung geäulsert und auch die Scala diefer Seiten-Eintheilung abgebildet. Zu den auf S. 544 und 545 gelieferten Buchltaben-Chiffren für die in der [yftematifchen Worttafel erfcheinenden Sprachen und deren verfchiedne Wortverzeichnifle habe ich noch einige darin für letztere vorkommende erläuternd hinzuzufügen: DMu (gebraucht im Artikel Hafe) bedeutet Dogrid von Murray: d. h. wenige Wörter in Richardson’s artice searching expedition Vol. 1. p. 399-400 neben Kuzchin, welche er durch Murray von dem athapaskifchen Dolmetfcher fammeln liefs; MC, MR, Wj u.a. [ind (z.B. im Artikel Mütze) Chiffren für die verfchiednen Wortlammlungen der kolofchifchen Sprache: Marchand-Chanal, Marchand- Roblet, Wenja- minow; welche ich, nebft andren, auf S. 392-3 meiner Schrift: die en und die Sprache der Kolofchen erläutert habe. Durch den Buchftaben 5 drücke ich (f. meine azt. Spuren S. 607°=) den Laut des franzöfifchen j in jour, den rullifchen Confonanten x, aus. — NED —— Altajısche studien oder untersuchungen auf dem gebiete der Altai-sprachen. von h"-'SCHOTT. it anna anannnn [gelesen in der academie der wissenschaften im dec. 1859.] D. mit gegenwärtiger abhandlung beginnenden ‚studien’ sollen teils in ab- leitung und deutung gewisser grammatischen formen und anhänge, teils in vergleichung von grundwörtern des sprachgebiets bestehen, nach welchem sie überschrieben sind. A. Wenn mehre grundwörter dieses sprachgebietes in engere verbindung treten, so sind dreierlei verhältnisse derselben möglich: a) sie bilden ein so zu nennendes zusammengesetztes wort, und alsdann ist ire verbindung ent- weder eine zufällige und rein änsserliche, oder sie geschiht mit absicht, d. bh. um einen begriff genauer auszudrücken als jedes der verbundenen grundwörter für sich allein vermag. b) das eine wird blofser bildungszu- satz, d. h. es weiset dem begriff seine engere oder weitere grammatische categorie an. c) es ist ausdruck einer bezihung des wortes welchem es an- hängt, zu anderen wörtern im satze. In den meisten der uns hier beschäf- tigenden sprachen können fürwörter dem verbum und dem nennworte (diesem auch mit ortspartikeln) bezihend angehängt werden, am ersteren auf das subject und am letzteren auf den besitzer hinweisend; ein teil der ura- lisch-finnischen sprachen gestattet selbst verbindung des subjectiv - fürwört- lichen anhangs mit einem objectiv-fürwörtlichen, also das object vertreten- den, eine verbindung die öfter wahre verschmelzung wird, so dass man nur Eeee2 988 Scnorr: einen einfachen anhang zu sehen glaubt und die bestandteile schwer unter- scheidet. (') Ein bildungszusatz bestimmt die categorie notwendig; durch zusam- mensetzung im engeren sinne kann sie zufällig bestimmt sein. Während besonders die westlichsten glieder der uralisch -finnischen familie gern und mit einer gewissen vorliebe eigentliche composita bilden, geschiht dies im mongolischen und tungusischen spärlich, in den turksprachen viel spär- licher. Ausser den unbestreitbar zusammengesetzten türkischen zahlwör- tern für 8, 9, und 20—90, ist kaum etwas hierher zu rechnen als im osmanly das zufällige zusammenfliessen des fragenden ze (ni) mit dem voca- lischen anlaute gewisser wörter, z. b. nicin warum für ne icin, nejledi quid fecit, für ne ejledi, nolaidy wäre doch, für ne olaidy, und die schwächung des u von du (dies) vor gün tag, s. weiter unten.(°) Im mongolischen ist ausser den zahlwörtern 8, 9, und 20—90 auch die sechs eine zusammensetzung, und zwar aus zwei und drei.(’) Wie die Türken ir ne, so verbinden die Mongolen ir gleichbedeutendes jaga mit einem verbum ‚machen’, ‚tun’: jaga-kikü was tun, jaga-kinem oder Jaga-kin, sogar jagam was tuend, auf welche weise? In jagam ist von der verbalform die vollständig könemüi lauten müsste, nichts als m ge- blieben, die wesentlichste wurzel ki (machen) also vollständig untergegan- gen!(‘) Den auslautenden vocal von jaga zu opfern war wegen des (") Meisterhafte untersuchungen über die objective (genauer subjectiv-objective, früher unrichtig ‚bestimmt’ genannte) conjugation der Ungarn und einiger ihnen näher verwandten völker, von herrn Paul Hunfalvy, findet man im ten, 2ten und 3ten jahrgang der seit 1856 zu Pest erscheinenden zeitschrift magyar nyeloeszet, desgl. in einer grammatischen ein- leitung zu der von demselben forscher zuerst herausgegebenen vogulischen sage (vogu/ monda), ebds. 1859. Am grolsartigsten entwickelt sehen wir das system der verbundenen subjectiv-objectiven anhänge in den sprachen der Eskimos und andern nordamericanischen. (°) Wenn osmanische dichter und erzähler iren persischen mustern viele malende com- posita nachgebildet haben, so ist dies künstelei und in der lebendigen volksprache nicht be- gründet. (°) Vgl. meine academische abhandlung über das zahlwort in den tschudischen u. s. w. sprachen (1854) und die nachträge dazu in gegenwärtiger abhandlung. (*) Wie entsteht das praesens auf namui (nemüi)? Offenbar aus dem gerundium in n des hauptverbums und dem daran hangenden praesens des verbum substantivum a, wel- chem selbst wieder sein eignes gerundium in n an, d. h. verbunden mit der blolsen wurzel eines Altajische studien. 589 folgenden consonanten keine veranlassung. Übrigens scheint die form jaga nur in zusammensetzung vorzukommen, und sogar nur in der angeführten; sonst lautet es allein und verbunden jagu, auch jagun. In jaguma irgend was, ding, sache, mögen zwei gleichbedeutende wurzeln gepart sein. Über die verbindung jagungki (jagun-+ki) was für einer, s. w. u.(°) In der mangusprache gilt von den zahlwörtern 8, 9, und 20— 90 dasselbe was von den entsprechenden türkischen und mongolischen. Zu den ächten (bis heute übersehenen) nennwörtlichen composita dieser sprache ge- hören: sifulu harnblase, fulaburu rotgrau, violett. Das erstere zeigt uns si für sike harn, mit fulu für fulchü blase; das andere buru grau, trübe, mit fula rot: jenes si begegnet uns noch in site harnen, fula aber und seine abkürzung fwl in den abgeleiteten wörtern fulgian rot, und Fulachün rötlich. In den beiden composita sehen wir also drei bestand- teile auf ire einfachsten und sonst nicht mehr vorkommenden formen zu- rückgeführt. Wie ne der Türken und jaga der Mongolen, so kann auch das gleichbedeutende ai der Mangu mit einem nächstfolgenden worte sich pa- ren; zu diesen wörtern gehört ba ort, gegend. Die verbindung lautet ent- weder ohne jede veränderung der artieulation aiba, oder mit schwächung des a von ba, aibi, oder nach weggefallenem i von ai, aba. Wird eine bezihungspartikel angefügt, so kann aba sich weiter in ab verstümmeln. Beispiele: aiba und aba (was-ort) wo? aibatsi oder aibitsi (was- ort- her) woher, von wannen? absi (für aibasi, was-ort-hin) wohin? (°) Ein manguisches deutewort ist mit einem substantive verwachsen in enenggi heute, aus e dies und inenggi tag. Bei der parung hat also N Ku. anderen hülfsverbums di zum grunde liegt: amui = amoi für ambi aus an-+-bi. Vergl. das ombi (aus on+-di) der mangusprache. (°) Jagutai wieviel gehört nicht hierher, weil zai bildungszusatz ist. Darf man, mit hinblick auf das suomi-finnische joku aliquis, jenes jagu der Mon- golen an sich schon für eine zusammensetzung erklären, so dass ja dem jo und gu dem ku des finnischen wortes entspräche? Joku besteht aus den synonymen fragewörtchen jo und ku, beide für ‚welcher ” (°) Si ist eine nur noch adverbien bildende illativpartikel; sonst vertritt das dativ-locativ- zeichen der Mangu auch iren illativ. 590 Scnuort: das substantiv seinen anlaut verloren.(’) In der türkischen volksprache fliesst du dies mit gün tag insofern zusammen, als das z des ersteren, dem ü von gün sich anbequemend, bald üö bald ö wird, und g in j sich erweicht, wie inmitten der wörter zu geschehen pflegt (z. b. öjün pralen für ögün, göjüf brust für gögüf), also: büjün oder böjün für bu gün heute.(°) Ist ein teil der zusammensetzung blofser bildungszusatz, so liegt seine abkunft meist sehr im dunkeln; doch kann uns einiges nachdenken in gewis- sen fällen darauf leiten und zuweilen ergiebt sich sogar dass eine und die- selbe sprache ein und dasselbe wort als selbständiges lebensvolles grundwort und als grammatische anbildung besitzt. Die suomisprache z. b. hat eine grammatische anbildung kko (k kö)für substantiven, die aber so verschiedener art sein können dass ein versuch alle diese categorien aus einander zu erklären, d.h. dem kko überall gleichen ursprung unterzulegen, jedenfalls vergeblich, ja abenteuerlich sein würde, Ich erwähne es hier nur sofern es substantiva loci bildet, z. b. in kuusikko fichtenwald, kanervikko stelle wo viel haidekraut (kanerva) wächst, silmäkkö ort wo viele quellen sind,(*) u. s. w. Sollte die zugabe in die- sen und ähnlichen zusammensetzungen etwas anderes sein als das contracte oder abgekürzte ko%ko ansammlung, haufen, und sonach weniger den ort selbst als die fülle von dingen gleicher art bezeichnen, welche dicht bei oder über einander stehen oder liegen? Noch jetzt bedeutet kipikko (von kivi (’) In dem griechischen syusgeov = ryusgev (77 Yuzoe) hat die verbindung des deuteworts mit dem neutrum eines aus zuege gebildeten adjectives ebenfalls einem der beiden vocale sein dasein gekostet; hier muss es aber der vocal des deuteworts sein, sonst würde man onusgov schreiben. (*) Das schwache j welches dem weicheren g wie dem weicheren k der Osmanen ohne- hin unzertrennlich nachklingt, lasse ich unbezeichnet. (Ü) Silmä heisst auge und quellader. Tibetisch sagt man e’u-mig wasser-auge für quell. So- Beide bedeutungen vereinigt auch das hebräische 775 und arabische .„a= ajn, und im persi- schen ist «> auge, &aı> quelle. Aus einem chinesischen geschichtswerke citirt das wör- terbuch K’anghi’s unter AR jan auge als namen einer gegend 7 HR AR piu-jan 1s’juan d.i. quelle tiger-auge. Nicht weil es ein tränenguell, sondern wegen seiner schimmernden klarheit dient dieses organ auch zur bezeichnung einer frischen quelle. So vergleichen chinesische dichter schöne weibliche augen gern mit ‚herbstlichen wasserwellen’, und für auge’ überhaupt hat die chinesische poesie den freilich schwülstigen tropus ‚silber- meer d. i. meer flüssigen silbers. Vgl. hoheslied V, 12 und VII, 5. Altajische studien. 591 stein) bald einen steinreichen ort, bald nur einen haufen steine (acervus la- pidum). Wo eine ansammlung nicht gedacht werden kann, wie in erakko locus secretus, esikko (locus anterior) vestibulum, mag die wortbildung aus späterer zeit sein. Ein anderes afformativ Za (lä) für ‚wohnstätte’ erinnert an das sub- stantiv «la unterteil, boden, und dürfen wir ersteres für abkürzung des letzteren erklären, so ist bei seiner anfügung eine basis gedacht auf welcher etwas verweilt. Daher z. b. seppälä behausung des schmieds, pappila pfarrhaus, Zzwonela behausung des Tuoni d. i. des todesgottes, der Orcus. Aber maanala unterwelt, mit unverkürztem ala und dem genitive (nicht der grundform) von maa erde, ist wahres compositum erster classe, in welchem der zweite bestandteil selbständig bleibt, ja die hauptsache ist: dieses heisst nicht ‚stelle (oder) wohnung der erde’, sondern ‚was unter der erde liegt’, wie z. b. das chinesische A] 2’j@n-Ajä nicht ‚unterlage (oder) basis des himmels’, sondern ‚was unter dem himmel liegt (oder) sich ausdehnt’ bedeutet.('!) Tuwonela und maanala drücken mit verschie- denen merkmalen denselben begriff aus, und haben den zweiten bestandteil mit einander gemein, aber das verkürzte /a ist hier wie anderwärts um des ersten bestandteils willen da, während bei anfügung des vollständigen ala die sache sich umkehrt. Unter den bildungszusätzen des türkischen giebt es einen verklei- nernden der zugleich, wenn auch in verwandten sprachen kenntlicher als in turksprachen, als selbständiges wort für ‚klein vorkommt. Derselbe be- ginnt mit ce’ (g), endet auf q (k), und hat nach erforderniss der härteren oder weicheren mitlauter ein dumpfes oder helles i zum vocale. An sub- stantiven auf q (k) erscheint dafür in östlichen dialecten ac’ (ec), z. b. sandug-ac' kleiner kasten, für sandug-c'yg oder nach osmanischer weise sandy(g)-c'yg. Kommt es auf verkleinerung einer eigenschaft an, so vertauscht der Osmane das i (y) des verkleinernden afformativs mit e (a) und lässt diesen vocal dann gewöhnlich auslaut sein, z. b. sou-gaag (für soug-cag) etwas kalt, büjü-gek (für büjük-gek) etwas grols; ag-c’a weisslich, gara-g’a schwärzlich. Den östlichen Türken fehlen (1%) Griechisch +0 örougavıov, russisch moruedecnan, polnisch podniebie. 592 ScHuortrt: diese varietäten nach Kasembek (s. 76 der 2ten ausgabe seiner tatarisch- türkischen grammatik) fast ohne ausnahme. Ein magyarisches kleinheitswörtchen csik wird, wie das gleichlau- tende türkische afformativ, nie unverbunden gebraucht, ist aber in seinen wenigen zusammensetzungen wie csik-sas (offenbar carectum parvum, hu- mile) eine art riedgras, csik-szemü kleinäugig, wahres adjectiv, daher auch die vordere stelle einnehmend. Von diesem untrennbaren adjectivi- schen csik unterscheidet sich das gleichfalls ungarische substantiv csiko pullus equinus nur durch einen zugegebenen langen vocal, vielleicht dem überbleibsel von 20 pferd, also csik6 aus csik-16 klein-pferd? Denselben begriff bezeichnet im tungusischen morin pferd mit cikan dahinter, wel- ches letztere also die stelle einnimmt wo der Türke sein oberwähntes affor- mativ anbringen würde, und afformativ muss cikan in morin-cikan ebenfalls sein, weil ein als adjectiv stehendes wort im tungusischen wie bei den Altajern überhaupt, nie hinter sein substantiv zu verweisen ist: pferd- chen bedeutet hier junges pferd. Die mongolische sprache bietet uns c’üken neben dem viel häufige- ren ücüken oder ücügüken als gewöhnlichen ausdruck für ‚klein’.('') ('') Da ein g zwischen vocalen leicht ausfällt, so hat ü cügüken bald ücüken wer- den müssen. Nach Hammer -Purgstall (geschichte der goldnen horde, s. 50) sagt Räsid- ud-din, der berühmte persische geschichtschreiber der Mongolen, dieses volk habe den jüngsten sohn jeder familie ut-gigin genannt, was s. v. a. ‚feuersitzer’ bedeute, weil er zu hause geblieben um den herd zu schützen während die anderen auf krieg und beute aus- zogen. Bei Abulgafi, dem epitomator des Persers in allem was die Mongolen betrifft, be- gegnen wir diesem worte zweimal ohne dass eine erklärung dabei stände: das erste mal (s. 40 der kasaner ausgabe) hat der name Belgetej (wie Cinggis’ jüngster bruder hiess) SuSsy) ütcik als zugabe, und das andere mal (s. 96) steht Ben) ütcikin allein, als wär es eigenname, für denselben Beigetej. Rasid-ud-din’s deutung des wortes ist mir sehr verdächtig, denn u2 mag zwar weilan] im mongolischen (wie immer im türkischen) ‚feuer’ bedeutet haben, da noch jetzt die dem geisterdienst ergebenen Mongolen dieses ele- ment uZ nennen wenn sie es als gottheit anrufen (Erman’s archiv u. s. w., band 8, s. 213—14); aber ‚sitzender’ ist mongol. sagukc'i, und lautet in keiner altajischen spra- che nur von fern wie gigin. Das fragliche wort kann wol nichts anderes sein als ücü- ken, denn der jüngste wird bei den Mongolen wie anderswo auch der ‚kleine’ genannt. Vergl. was weiter unten bei erwähnung des lappischen u?se und ungarischen öcse gesagt ist. — Vielleicht hatte man dem persischen chroniker das wort oZchan als synonym von ücüken citirt, und ersteres mit ‚feuersitzer’ gedeutet. Auch o/cRan nennen die Mon- golen ein jüngstes familienglied, aber dieses wort, wenn es wirklich compositum, würde Altajische studien. 593 Da ein ächt altajisches wort von vorn wol niemals einen vocal als zuwachs erhält, so müssen wir cüken für abgekürzt erklären. In seiner vollstän- digsten gestalt ist das wort zusammengesetzt aus einer hauptwurzel ücü und zwei afformativen gü und ken, von denen das erste, in jedem fall min- der wesentliche, nicht näher bestimmt werden kann, das zweite aber in den formen chan (kan) und chen (ken) eine andere wurzel der kleinheit ist, welche alle diminutiven der Mongolen bildet, z. b. eme-ken (mütterchen, weiblein) altes weib, keu-ken kindlein; sai-chan (von sain minus n) gleichsam schönchen, hübsch, chula-chan etwas fern, chujar-chan, nige-ken (gleichsam zweichen, einchen) nur zwei, nur eins. Inü cügü- ken und seinen abkürzungen ist also die kleinheit selbst noch einmal ver- kleinert, wie vielleicht in den meisten sprachen geschiht; vgl. auch die altajischen formen agi-ge, kic-kine, kiesiny-ke, utse-kats, an iren resp. stellen. Für sich allein d.h. selbständig ist das verkleinernde k-, k-n wol nicht im gebrauche, aber als bildungszusatz keiner altajischen hauptsprache fremd. Die manguische besitzt es in noch mehr formen wie die mongolische, und bedient sich seiner meist um den geringeren grad einer eigenschaft auszu- drücken. Beispiele: dbira-gan flüsschen, bach, mua-kan etwas dick, chetu-ken etwas schräge, sacha-chün mattschwarz, socho-kon matt- gelblich.('?) Als ge gestaltet es sich in agi-ge klein und magi-ge wenig (s. w. u.). Wir erkennen diese wurzel wieder in dem kka (kkä) der Suomi-Finnen, z. b. silmä-kkä (äuglein) ochr, oese, von silmä auge; ferner in dem ka (ke) der Ungarn, z. b. nyalab-ka päckchen, paquet, ember-ke menschlein, kicsiny-ke pusillus, von kicsiny par- vus; endlich in dem gine, gene oder gne der östlichen Türken, wo das n durch ein nachtönendes e festgehalten wird, während das wesentliche erste e allenfalls eRan, also ‚fürst’ oder ‚herr’ des feuers heissen, obschon nicht einmal nachzuwei- sen ist, dass o2 neben uwz im sinne von ‚feuer’ umgelaufen. (7) Sochokon ist schon verkleinerung einer verkleinerung, denn es geht nicht unmit- telbar auf suajan gelb (suaja-kan gelblich) zurück, sondern auf so-ckon mattgelb, wo chon = kon, kan, und so verkommener überrest des wortes für ‚gelb’. Ähnlich z.b. sachachükan mattschwärzlich, von sachachin mattschwarz (in welchem worte chün = chon etc.), und dieses von sachalian schwarz, woraus unmittelbar sachalia- kan schwärzlich. Über s’chün im verkleinernden sinne s. w. u. Philos.-hist. Kl. 1859. Ffff 594 Scuorr: öfter schwindet. Dies xi£ oder s»if (wie man es schreibt) vertritt unser ‚nur’, ‚sonst nichts als’, oft mit verächtlicher nebenbedeutung. Beispiele aus Ka- sembek (a. a. o., s. 77): kitab-gine nur ein buch, dir-gine nur einer oder eins (vgl. nige-ken, chujar-chan im mongol.), juvas-gine nur friedlich und verträglich: ul juvas-gine adam dyr er ist eben nur ein verträglicher mensch, dies ist das beste oder einzige was man von ihm sagen mag. Mit kücük oder kici klein (s. w. u.) verwächst gine förmlich in sxss (bald kü cükne und bald kickine gesprochen). Sehen wir uns jetzt nach dem ersten und vornehmsten bestandteil von ücügüken in verwandten sprachen um, so finden wir diesen fast un- verändert als ufse bei den Lappen, wenig verändert als öcs oder öcse bei den Magyaren, dem aber nur die sehr specielle bedeutung ‚jüngerer (zunächst also ‚kleiner’) bruder’ geblieben ist. Stärker lautlich entfremdet hat sich das manguische ag (in agige, s. o.), eine übergangsform zu dem türkischen a/, welches letztere nur in östlichen dialeeten noch ‚klein’ überhaupt bedeutet, im osmanly ausschliesslich von kleinen beträgen ge- braucht wird d. h. unserem ‚wenig’ entspricht. Aus wc’ u. s. w. entwickelt sich aber eine dritte, ebenso selbständige hauptform durch vorschiebung eines consonanten, welcher im tungusischen gebiete als zj (A?) und m, im türki- schen und magyarischen als k sich gestaltet.('°) Im tungusischen stehen dem ücügüken und ücüken der Mongolen nju(k)cugukan und nju(k)- cukan als treueste nur vergröberte abbilder zur seite, dann, mit küh- nerer verwandlung, nicukun, nicikon, und das sehr contracte nitkun. Die Mangu allein setzen m vor in magige wenig, zur unterscheidung von agige klein. Die turksprachen bieten uns kücük, kicik, kici, und (im euvasischen) kifin;(!*) das ungarische hat kicsiny, kicsi und kiss oder kis aufzuweisen. ('?) Vgl. mein ‚finnisch-tatarisches sprachengeschlecht’, s. 53—54. Daselbst fehlt aber eines der schlagendsten beispiele: das mit dem gewöhnlichen ükükü (vergehen, sterben) gleichbedeutende mükükü, beide im mongolischen. Wurzeln mit und ohne den anlaut n giebt es auch in germanischen und slavischen sprachen, z. b. der name Nahe= Aa (aqua); nesero = jesero = osero (lacus). ('*) Vielleicht darf man c’og’uqg junges kind als starke form (für q....?) neben kücük stellen. Dem duvas. kifin ist im wortregister zu der kurzen sprachlehre von 1836 ‚jün- gerer’ oder ‚jüngster (russisch mıaamii) als einzige bedeutung beigegeben. — Das in der Altajische studien. 595 Wie das türkische «/ unter den vocalisch anlautenden formen der hauptwurzel, so ist das im grunde ebenfalls türkische kif im kifin der Cuvasen unter den consonantisch auslautenden am meisten verdünnt und abgeschwächt. Alle tungusischen gestaltungen, selbst die contracteste (nit- kon), lassen, wie man siht, die angehängte zweite kleinheitswurzel unver- sehrt, während sie in den entsprechenden türkischen und ungarischen wör- tern ganz vermisst wird oder nur kümmerlich erhalten ist. Als einen sol- chen verkümmerten überrest mag man schon das auslautende k in kücük erkennen, obgleich dieses k auch dem viel weniger bedeutsamen gü in der vollen mongolischen form entsprechen könnte. Aber das ungarische csik (s. 0.), will man es nicht für blofse umkehrung des kics(i) derselben sprache erklären, gehört in gleiche reihe mit dem tungus. cikan, dessen neben- formen tkan, tkon (z.b. in okca-tkan schäfchen d. i. lamm, nökdili- tkon kühlein d. i. kalb) die meisten diminutiva der Tungusen zu bilden scheinen, und mit dem türkischen afformative von welchem unsere unter- suchung ausgegangen.('°) Die ungarische sprache hat dreierlei diminutiv-endungen:: 1) das oben schon besprochene ka (ke); 2) cesa (cse), gleichlautend dem s> der Tür- ken; 3) cska (cske), wahrscheinlich aus csa+ka (mit unterdrückung des ersten vocals) und in diesem fall eine selbständige spätere vereinigung zweier kleinheitswurzeln die in esik und dem gleichlautenden afformativ der Tür- ken längst untrennbar vereinigt waren.(!") Das beispiel der näher verwandten suomisprache bestärkt uns in die- ser auffassung. Auch diese hat zwei einfache afformativen, die entweder arischen sprachenclasse verwaist stehende neupersische Ss ist sicherlich den Türken ab- geborgt und nicht umgekehrt. ('’) Beispiele des alternirens von ec‘ und 2 in meiner schon angeführten abhandlung, s. 125. — Nur als werk des zufalls wollen wir gelten lassen dass man im spanischen ein chico (klein) besitzt, welches im dialecete der Catalonier sogar nur chie (also cik, csik) lautet! (°) Dass gerade eska und nicht etwa csak oder kacs obgesiegt hat, mag man dem einflusse der gleichlautenden slavischen diminutiv-endung beimessen, welche aber weibliche form von csek (neutrum csko) ist, deren a also eine jeder altai-sprache fremde bedeu- tung hat. Wer das ungarische eska aus der slavischen familie ableitet, der verdient ebensoviel vertrauen als leitete er das mongolische chan (chen), kan (ken) aus der deutschen! Ffff2 596 Scuort: für sich allein oder häufiger zusammengepart verkleinern: 1) das oben er- wähnte kka (kkä), 2)ise, z.b. kala-ise (nominativ kalainen) fisch- lein. Gepart geben sie kaise (nominativ kainen). Im lappischen, wo dem einfachen s der suomisprache so häufig s, g/, oder c’ entspricht, hat man £s (c') für ise allein und kats für kaise. Beispiele: girja-ts (suomi: kirjaise) büchlein, utse-kats parvulus. Ein afformativ s in solchem sinne besitzen aber keineswegs nur die sprachen der finnischen familie.('") Bei den Türken entspricht das gelinde /; welches immer durch vermittlung eines e (a) einem vorhergehenden >, «£> sich anschmiegt, um die kleinheit noch mehr zu verkleinern. Beispiele: ze bas-cyg-af köpfchen, Ka el-gig-ef händchen. — Die mangusprache hat zuweilen ein si in diesem sinne, das aber auch nur an wörter zu kommen scheint die schon auf ein anderes diminutiv ausgehen, d. h. eine verbindung ka+si, dem suomi-finnischen ka-+ise beinahe gleich: amba grofs, amba-kan etwas grofs, amba-ka-si ein klein we- nig grofs. Ebenso agigesi aus agige. Man darf auch eine spur die- ses diminutiven si (das mit der gleichlautenden illativen partikel ja nicht zu verwechseln) in dem bildungszusatze sc hün (sprich wie «, ve) argwöhnen, welcher zuweilen für ‚etwas’, ‚einigermafsen’ vorkommt. (°) Beispiele: aibi-schün etwas geschwollen (von aidi schwellen), jamg'i-schün (gleichsam ‚etwas abend’) gegen abend. Steht schün, wie höchst war- (‘”) Die nächste schwester des suomi, das estnische, hat ire diminutivpartikel in den for- men kene, ke, welche an das mongolische u. s. w. erinnern und also von der zusammensetzung wieder abzulenken scheinen. Aber die einfachheit ist hier nur scheinbar, denn in verbin- dung mit casuspartikeln werden kene und ke immer kese = käise; kene muss also dem finnischen kainen entsprechen und ke eine selbständige estnische abkürzung des kene sein. Auffallen kann uns mit recht nur, dass statt des diphthongen ä’, obgleich er dem Esten so mundrecht wie dem Finnen, e gewählt ist; vielleicht darf man die verwandlung ine mit dem vielhundertjärigen anhören deutscher diminutiven in -chen oder -ken seitens der Esten motiviren, was mit anderen worten hiesse: der Este hat sein kene zwar aus ganz anderer quelle als der Deutsche sein ken (chen), aber ersteres ist unter dem einflusse des letzteren diesem beinahe gleich geworden. — Wär es gestattet, sämt- liche k-n des ganzen altajischen geschlechtes für erstarrte nominative des suomiwortes zu ‚ erklären, so würden wir freilich auf annahme einer einfachen diminutivwurzel k-n in jedem anderen verwandten idiome ebenso wie im estnischen verzichten müssen. ('?) Wegen chün allein vergl. das oben citirte sacha-chün. Altajische studien. 597 scheinlich, für si+chün, so ist si hier dem anderen verkleinerungswört- chen vorangestellt, daher inniger mit ihm verwachsen. Noch könnte man zu erwägen geben ob dieses von mir als ganz be- sondere (dritte) wurzel der kleinheit aufgestellte öse, si, -/ nicht im grunde nur sehr alte verkümmerung des üc' u. s. w. sein dürfte, die zu üc’ ungefär so sich verhielte wie kici und noch mehr wie das cuvasische kifin (s. oben) zu küc'? In solchem falle würde das e/ des türkischen güigef seine ursprüngliche identität mit dem g' (für üg‘) der silbe gig (= giik), an die es sich schmarozirend anklammert, voll verwunderung erfahren. Zusatz zu anm. 11 über üfcikin. Die hauptstelle Abulgafi's findet sich s. 39 der kasaner ausgabe; sie lautet: „„S&s) dete (ASUS var Si Al on lie „5 ‚den jüngsten (der familie) nennen die Mongolen ütcikin, was ‚herr des feuers’ bedeutet. Also nicht sitzer, sondern besitzer, eigentümer, türkisch ike, über welches wort man Beresin’s russische anmerkungen zu der von ihm herausgegebenen Schejbaniade (Kafan 1849, s. 8—9) vergleichen mag. Gehen wir nun zu abgeleiteten verben über die aus verbindung zweier verbalwurzeln entstanden sind. Im manguischen ist ein dem hauptetymon beigegebenes c’a (c’e), das ein ‚gemeinschaftliches wirken’, ein ‚zusammen- wirken’ bezeichnet, offenbar nichts anderes als die derselben sprache selb- ständig angehörende wurzel aca vereinigen.('?) So nahe dies liegt, hat man es bis heute übersehen; der grund liegt wol darin, dass die in solcher art abgeleiteten verben ganz unpassend ‚frequentativa’ genannt worden sind. In dem grofsen ‚spigel der mangusprache’ (buleku bitche, Peking 1771) wird das anderen verbalwurzeln angefügte ce‘ immer durch die chinesischen wörter IE küng, AR ts’z, oder IE tüng wiedergegeben, welche alle eine gemeinsamkeit ausdrücken :(2°) omi-ca ann ER küng jin zusammen trin- ken, te-ce JE AA küng tsö zusammen sitzen, dedu-c'e AK yE is7T PR N Sr, 3 mei zusammen schlafen, ili-ca IE] 7 füng li zusammen stehen. Im (‘?) Aus dieser grundbedeutung fliessen andere wie ‚anpassen’, ‚entsprechen’, ‚vergelten’; daher das substantiv acadun vergeltung, u. s. w. (°) Küng omnes simul; £s’ convenire, simul; !ung dasselbe. 598 Scnornt: sinne des auf einander wirkens gebraucht man c’a niemals; dafür ist ndu (n+du) oder nu, welches jedoch, und sogar viel häufiger als c’a, auch in dessen sinne vorkommt. Bei den Mongolen bilden c’a und du (vgl. das mang. ndu) eben- falls abgeleitete verben, aber nur ein ‚aufeinanderwirken’ bezeichnend und ausserdem nie ohne vortretendes /, z. b. abu-I-ca oder abu-I-du ein- ander anfassen, von abu anfassen, ergreifen.(?'!) Als selbständige verbal- wurzel gebricht ac a den Mongolen. Auch die Türken haben ac’ nicht mit der bedeutung des vereinigens oder zusammenseins, sehr wol aber kann diese wurzel iren consonantischen kern zurückgelassen haben in dem mittelst i (y, ü, w) an ein verbales haupt- etymon sich fügenden s,(’*) welches, wie ndu (nu) im manguischen, zu- sammenwirken und auf einander wirken bedeutet, während das c’a der Mangu nur den ersteren und das der Mongolen nur den anderen sinn aus- drückt. Diesem s geht oft noch Z vorher, ohne die bedeutung zu modifi- ciren, denn / ist im türkischen kennzeichen des passivs und kann ebensowol allein als in verbindung mit denen des übergangs, der rückwirkung und ge- meinsamen (oder auch gegenseitigen) handelns stehen. Die Mongolen besitzen es auch, wie schon obige beispiele dartun, jedoch nur in verbindung mit den bezeichnungen anderer verhältnisse, zu welchen das leiden selber gehört. Da übrigens passives Z schon bei den Türken nach vocalen mit n vertauscht wird, so mag man es auch in dem n des manguischen ndu wiedererkennen, welches die Mangu selbst gern in nu verwandeln, das d ausmerzend, während bei den Mongolen du allein vorkommt. Es giebt ein jetzt veraltetes türk. verbum il ab ys-magq austei- len, verteilen, dessen älteste bedeutung gewiss keine andere war als ‚gemein- schaftlich nehmen”. Ab ist das mongol. adu, und s das mongol. ca, also abys=abulca.(”) (2') Vgl. mein finnisch-tatar. sprachgeschlecht, s. 53 und s. 67, wo aber des verwandten manguischen afa (auf sich nehmen, übernehmen) nicht gedacht ist. (°°) Die Jakuten haben dafür s, z. b. öl-ör-üs (für öl-dür-üs) einander zu tödten suchen, mit einander kämpfen. Vgl. meinen artikel über die jakutische sprache in Erman’s archiv, band 3 (1843), s. 339. (°°) Nach analogie zu schliessen könnte für adys' sogar abylys‘ gesagt werden. Altajische studien. 599 In den osttürkischen dialecten bildet man häufig transitive verben, indem man der hauptwurzel ein gur, gür oder gu/, gü/, gif, auch wol ger, gef anfügt.(**) Beispiele: jet-gür gelangen lassen, bringen, gir- gü/ eintreten lassen; Zur-guf’stehen machen, stellen; uliur-gu/ sitzen machen, setzen; üt-ger gehen machen, führen; gür-gür, gür-ger und gür-ge/ sehen machen, zeigen.(?°) Auch in osmanischen verben begegnet uns bisweilen diese anbildung und in gleichem sinne: ir-gör ankommen machen, dir-gör lebendig machen. Die identität derselben mit dem alle transitiven der mongolischen sprache bildenden gu! (gül) und ga (ge) dürfte wol keinem zweifel unterliegen. Das g-! oder g- der Mongolen hat ebenso wenig wie jene türkische wurzel selbständigen gebrauch, allein g-l erinnert an das türkische substantiv guZl oder yol d.i. arm (und hand) und dieses wieder an ein bekanntes türk. verbum qyZ machen, also gleichsam ‚handen’, der hand sich bedienen.(*°) Das mongol. ga (ge) scheint abkür- zung des gleichfalls mongol. gar arm(und hand); dafür spricht dass die öst- lichen Türken noch vollständiges ger (gef) neben gür (güf) auf- weisen. (?7) Die meisten transitiven entstehen aber im türkischen durch angefügtes tur, dur (tür, dür), wofür auch ? oder r allein, wie in östlichen dialec- ten statt g-/ auch / allein gehört wird (z. b. im saugen, im-i/ säugen, dam graben, dam-y/ graben lassen). Dieses {-r als blofse nebenform des vori- gen zu betrachten scheint mir jetzt etwas gewaltsam; lieber möchte ich darin das ergebniss eines zusammenfliessens zweier wurzeln für ‚machen’ erblicken: des gewöhnlichen i/ und des veralteten gür = qyl; denn dass g auch hin- ter einem consonanten verhallen kann, sehen wir schon z. b. an dam-yf () R geht leicht in gelindes / über. S. mein finnisch-tatar. sprachengeschlecht s. 118, und ‚de lingua Tschuvaschorum’, s. 13. (*) In gür-gür fällt die wurzel des bewirkens mit der des sehens zufällig zusammen. (°°) Das heutige tungusische wort für brachium und manus: gala, ngala, ngal, hat sein / mit qu/ gemein und sein a mit dem mongol. worte, welches gar lautet (ungarisch kar). — Bei den westlichen Türken bezeichnet g0/ nur den arm, die hand aber e/ (cu- vas. ala, jakut. z/i), welches wort ich auf das mongol. a/a-ga palma manus zurückführe. (*”) Kasembek (a. a. o., s. 304—6) behauptet ebenfalls die gleiche abkunft der türkischen und der mongol. wurzel, ohne jedoch über ire urbedeutung sich auszulassen. Dieselbe ver- mutung hatte ich übrigens schon in meinem ‚versuch über die tatar. sprachen’ (s. 38) ge- Aussert. 600 Scenortr: — dam-gyJ. Merkwürdig ist aber hier wieder das jeweilige e statt ö, z.b. in dem osman. gös-ter sehen-lassen, zeigen, wo man gör-dür erwarten sollte. (*°) Aber nicht jedes mit einer verbalwurzel verbundene Zur oder ? kann als zeichen der transition betrachtet werden; zuweilen ist ein etymon das mit obigem nur gleiche form hat, und ein dauerndes sein aus- drückt, unzertrennlicher bestandteil des hauptverbums. So jeden falls in ul-tur sitzen, osmanisch o-Zur. Die erstere (tatarische) form beweiset dass in der anderen ein element des wesentlichen bestandteils (das /) dem zusatze tur gewichen ist;(*”) dass aber w/ allein schon ‚sitzen? bedeutet ha- ben müsse, ergiebt sich aus öl, dem grundworte des sitzens im ungarischen. — In göf-et bewachen kann ich (e)£ ebenso wenig für transitiv halten, denn sonst entstände die bedeutung ‚sehen lassen’, ‚zeigen’, wofür man gös-ter hat. Der zusatz (e)t fügt dem ‚sehen’ noch die ‚dauer’ hinzu, was dem begriffe des ‚bewachens’ sehr angemessen. Die grundbedeutung dieses zweiten Zur ist ‚stehen’; da nun das natur- wüchsige aufrechtstehen dem naturmenschen vornehmstes merkmal organi- schen daseins, so wird es im türkischen wie in vielen anderen sprachen mit ‚dasein’ gleichbedeutend.(°') Alle Türken besitzen dieses Zur in der grund- bedeutung als vollständiges verbum; die Osmanen in der abgeleiteten be- deutung als sehr defectives, d. h. sie haben, sofern es verbum substantivum, nur seine nackte wurzel behalten und auch diese für die dritte person der (°°) Die gewöhnliche form der wurzel des ‚sehens’: kür, gür, gör, muss das alte wort für ‚auge’ sein; jetzt hat man für ‚auge’ nur die spätere form gö/ (immer mit gelindem /), welche, gleich dem härteren gös, auch verben erzeugt, aber für sich allein nicht ‚sehen’ be- deutet. Das tatar-türk. kürset zeigen halte ich für eine fehlerhafte versetzung von gös-ter. (°) Zuweilen übt das transitive Z-r denselben einfluss. So schreiben und sprechen die Osmanen getir (getür) für ge/-dür kommen machen, bringen. Wie hier und in ozur das /, so weicht r als auslaut der hauptwurzel, wenn ver (geben), was nicht selten ge- schiht, im transitiven sinne angehängt wird: man findet gi-ver (einlass geben, einlassen) für gir-ver. (°°) So heisst das latein. ‚stare’ im italienischen bald ‚stehen’ und bald ‚sein’; ebendaher sind das ‚estar’ der Spanier und ,‚etre’ der Franzosen (= estre = estar). Arabisch Ol existere ist ebenfalls ursprünglich stare, wie aus dem hebräischen 7212 (s. Gesenius unter 7>) sich ergiebt. Da das lateinische wort bei Franzosen und Spaniern die bedeutung „sein’ ausschliesslich erhalten, so wird der begriff ‚stehen’ in diesen sprachen durch umschreibung ausgedrückt: &tre debout, estar en pie. Atajische studien. 601 gegenwart allein: d-r est, und mit pluralem /-r dahinter, sunt. Die Tata- ren bedienen sich des partieips Zur-ur oder tur-ar das im Osmanly nur stans und stat, nie est bedeuten würde, und hängen ihm (oder der wurzel tur) für die erste und zweite person das entsprechende pronomen an: Zu- rur-man (tur-man) sto und sum, fZurur-syn sias und es. Als hülfs- verbum gebrauchen die Türken ir Zur gewöhnlich um dauer oder öftere wiederholung der handlung des hauptverbums auszudrücken, welches letz- tere dann als gerundium in e (a) vorangeht, z. b. gür-e turur-syn sehend stehst (verweilst) du d. h. du sihst gegenwärtig und anhaltend, bar-a turur-irdi gehend stand er d.h. er blieb beim gehen, ging in einem fort.(%!) Der Osmane kommt auf kürzerem wege ebenso weit wenn er, sein (e)jo einschiebend, görejorsun, varajordu sagt. Eine verbale anbildung des türkischen, die gerundien und partieipien erzeugt: gag (geek) oder ga (ge), ist mit diminutiven dieser sprache gleichlautend obwol selbstverständlich sehr verschiedner abkunft. Ich er- kenne darin das alttürkische cagq zeitabschnitt, (**) und deute insonderheit ein aflıgirtes ing’e aus dieser zum substantiv gewordenen wurzel und dem vorangehenden suffixe dritter person: gelin-gee ist buchstäblich ‚kom- men-sein-zeit’ d. h. während oder bis er kommt. Wenn dieses gerundium durch umschreibung ausgedrückt wird, bedient man sich statt der blofsen verbalwurzel eines modus substantivus mit oder ohne fürwörtliches suffix, dem ein mehrenteils arabisches oder persisches, zuweilen das ächt türkische wort für ‚zeit’ im locative nachfolgt: vagt-yn-da, femän-yn-da, cag- yn-da. Unter den ausdrücken der bezihung lassen gewisse casuspartikeln auf substantiven von fortdauerndem gebrauche sich zurückführen. So be- sitzen die Suomi-Finnen eine locativpartikel ssa (ssä), die blofse con- traction des substantivs sis@ inneres zu sein scheint (also etwa wie kko für (') Turur-irdi ist selbst imperfectum und die zugabe das praeteritum einer anderen wurzel für ‚dasein’ deren r bei den Osmanen verloren ist: dem Zurur-irdi (stans erat, morans erat) entspricht bei ihnen dorar-idi oder dorardy. (°?) Die altajische wurzel des ‚teilens’, welche ich in diesem c’zy wiedererkenne, ist be- sprochen in meinem ‚finn. tat. sprachengeschlecht’, s. 110. Aus dem ungarischen sei noch hinzu getan: szak abschnitt, teil, zeitperiode; szaka in Ej(2)-szaka (nicht &j-iszaka) nachtzeit, und das verbum szak-ad brechen, reissen. Philes.-histor. Kl. 1859. Gggg 602 ScHsortrt: koko,s. o0.). Noch wahrscheinlicher ist sie allerdings zusammenschmelzung zweier einfachen locativzeichen sa und na, wofür besonders das locative sne der Lappen spricht; sollen wir aber darum nicht wenigstens das erste element als abkürzung der wurzel sis betrachten? (°°) Die Mongolen besitzen für ‚hand’ (wie wir oben gesehen) das wort gar. Einem anderen worte angehängt, wobei der letzte consonant des an- hangs immer unverletzt bleibt, der erste oft in j sich erweicht, sogar gänz- lich verhallt, bezeichnet dieses gar (ger) das ‚mit’ des werkzeugs, wird also instrumental.(°*) Die gewöhnliche locativpartikel der Mongolen: dur (dür), du (dü),(°) da (de), ist gewiss nur abkürzung des in der mangusprache voll- ständig erhaltenen dorgi d. h. mittel-ort, inmitten, darinnen. Von -rgi (aus ergi) handle ich umständlicher in einem gewisse namen des himmels betreffenden artikel. Die vollständige form des ersten bestandteils muss aber dolo sein, denn man hat do/lo innerhalb und dolori in sich hinein, für sich: das letztere ist aus dolo--ergi, dolorgi, und zeigt den zweiten teil der zusammensetzung abgekürzt, wie dorgi den ersten. Die sogenannte zweite oder verlängerte casusform der Mongolen ge- hört bis jetzt zu den unerklärten erscheinungen. Eh ich sie zu erklären versuche, sei einiges vorausgeschickt. Die sprachen von türkischem und finnisch-uralischem stamme be- zeichnen den gegenstand des besitzes durch fürwörtliche anhänge, in wel- chem grammatischen verhältnisse das betreffende wort auch stehen, was für eine verhältnifspartikel es also begleiten möge. Da nun die verhältnisspar- tikeln dem von ihnen regirten worte ebenfalls anzuhängen sind, so muss das pronomen suffixum diesen entweder folgen oder vorangehen. Jenes ist der (°) Es kehret wieder in dem sta des finnischen elativs, welcher bei den norwegischen Lappen zugleich locativ ist. (°*) Man verwechsle dieses gar (ger) nicht mit dem affıxe ger welches an e-de diese (leute) sich hängen kann, um im vereine mit dessen de einen doppelten plural (sie alle, sie insgesamt) zu bilden. In dieser wurzel habe ich schon längst (versuch über d. tatar. spra- chen, s. 80) das in der mangusprache uns begegnende ger-en (allheit, gesamtheit) wie- dererkannt. (°) Als bildungselement gewisser adverbien auch düi, z. b. te-dü oder ze-düi (in diesem) darauf, sofort; ke-dü, ke-düi wie viel? So lautet eine wurzel für ‚kälte’ bald kül bald küi, eine für ‚wärme’ und ‚brennen’ abwechselnd zü? und zü:. Altajische studien. 603 fall im Suomi, z. b. käde-ssä-ni (hand-in-mein), dieses im magyarischen und türkischen: kez-em-ben, el-im-de (hand - mein -in).(°°) Die mangusprache kennt nicht suffigirung von fürwörtern und auch der mongolischen scheint sie zu fehlen. Betrachten wir aber die sache ge- nauer, so wird sich mit grofser wahrscheinlichkeit ergeben dass letztere allerdings wenigstens ein fürwörtliches suffix dritter person besitzt, welches alle drei personen vertreten muss, und dass dieses suffix hier, wie im Suomi, der casuspartikel nachfolgt, jedoch ohne die begleitung einer solchen nie vorkommt. Nun eine übersicht der kürzeren und der längeren casus: 1? 2. genitiv. un. u. Jin. ji. i. Jugan. jan. dativ-locativ. dur. du. da. a. dagan. accusativ. Ji Üe jan. ban. ablativ. eca. ecagan.(’) Jugan, die erste form des zweiten genitivs, setzt ein nicht mehr vorkommendes einfaches ju voraus. Jan steht offenbar für jü+gan; dass der zweite genitiv in dieser form mit dem zweiten accusativ zusammen fällt, ist sehr natürlich, da beide casus schon einfach gebraucht einander gleichlauten können, wie denn z. b. die sage von Geserchan für beide nur ji oder i aufweiset. Gleich dem jan ist auch bJan contrahirt (für bagan), und diesem liegt eine sonst ungebräuchliche objeetspartikel da zum grunde, die aber lebhaft an be, das accusativzeichen der Mangus, erinnert. Wir sehen also dass alle ‚verlängerten casus’ auf gan ausgehen oder ausgegangen sein müssen. Sollte nun dieses gan ein an sich bedeutungs- loses anhängsel sein, das erst der sprachgebrauch zum vertreter des fürworts gestempelt hätte? Diese ansicht wird wol niemand sich empfehlen. Ist aber gan für ein pronomen zu halten, wo findet es sich als solches wieder? (°°) In dialeeten jenseit der Donau verfährt der Magyar jedoch zuweilen wie der Finne, namentlich wenn das substantiv selber durch seinen anhang zur präposition wird, z. b. elejbem vorderteil-an-mein statt e/ömbe vorderteil-mein-an d. h. vor mir. Vgl. J. Vass im magyar nyelveszet, V, s. 146. (°”) Instrumental und comitativ, denen eine selbständige verlängerung fehlt, werden nöti- gen falls mit dem zweiten (also verlängerten) accusativ verbunden. Gg582 604 ScHuorr: Die mongolische sprache scheint uns hier zu verlassen, obgleich ir deutewort en(e) dieser nur schwächere nebenform eines an sein dürfte, welches die turksprachen für ‚jener’ und ‚er’ besitzen:(‘*) dieses erscheint wol nirgends absolut, aber in verbindung mit allen casuspartikeln. Die suomisprache Finnlands bietet uns als fürwort dritter person wieder das schwächere än (e) jedoch mit anlautendem hauche: hän(e), an dessen stelle bei den Mongo- len, deren idiome einfaches A fehlt, notwendig g (gh) treten müsste. (°') Das finnische wort kann ohne alle veränderung suffix werden, z. b. käde- ssä-hän (contract kädessään) in seiner hand. Man wird also in dem ganzen sprachgeschlechte eine urform han (hän) annehmen dürfen deren Ah sich leicht zu g (gAh) erhärtete, und wenn der Mongole gar-da-gan, ger-de-gen sagt, so heisst dies buchstäblich (resp.) hand-in-sein, haus-in-sein, als ob man türkisch qu/-de-(g)yn sagen wollte für gu/-yn-de oder qul-un-da. Ein reines fürwort dritter person, d. h. ohne örtlichen nebenbegriff, besitzen die Mongolen überhaupt nicht; aber e-de, die mehrzahl des oben erwähnten ene, zeigt uns dieses auf blofses e redueirt, und die Kalmyken gebrauchen e sogar absolut für ‚er’. Das entsprechende ö der Mangus sollte in sein, also schwächung von an, wie uns die wiederkehr des 2 vor casus- partikeln lehrt: in-i seiner, sein, in-de ihm, im-be (für in-be) ihn. Türkische dialecte haben absolut o und a für ol, an, und ausserdem blofses a wenigstens in der mehrzahl @-lar = an-lar, on-lar. In der Geser-sage muss ni oder i nach einer casuspartikel den besitz anzeigen: ich finde z. b. ecige-jin-i seines vaters, beje-ji-ni seinen körper, beje-dü-ni in seinem körper, adagun-du-ni in seinem stalle, micha-bar-ni aus seinem fleische, medekü-le-ni (türk. Su) mit sei- nem wissen. In i haben wir die bei den Mangus absolut und bei den Türken nur als suffix (nach consonanten) vorkommende form des fürworts dritter person, und nz ist wahrscheinlich umkehrung des in, welches im mangui- (°°) Die Mongolen sprechen ir e immer offen d. h. wie ö; dennoch schreibe ich e, weil ich sonst das e der Mangus und das der Türken aus gleichem grunde ä schreiben müsste, was man bisher nicht getan. (°) Wie unter anderen die Russen aus gleichem grunde jedes consonantische % fremder wörter durch ir g ausdrücken und dem gemäls z. b. Tanz (Gan) für Hahn, Taucs (Gans) für Hans schreiben. Altajische studien. 605 schen nur vor casus, im türkischen nur als suffix und zwar zwischen conso- nanten erscheint: el-i seine hand, aber el-in-de in seiner hand.(*) Die meisten sprachen des altajischen geschlechtes besitzen ein nach personen fragendes fürwort, das ursprünglich einsilbig ist, mit härterem oder weicherem kehllaute anfängt, und auf m, n, einen doppellaut oder ein- fachen vocal ausgeht. Seine vornehmsten formen sind: türk. kim, cuvas. kam, mongol. ken und ke,(*') suomi-finnisch ken(e) und ke,(**) vogu- lich kanga (kan-+ga?), mordvinisch kon(a), ostjakisch choi und koj(e), lappisch k& und gi, ungarisch ki. Neben ken hat die suomi- sprache in gleichem sinne ku.(*) Bei den Mangus finden wir ja (s. w. u.) und ve, das für ge oder ke stehen mag.(**) Mit der fragenden bedeutung verbindet sich in den meisten dieser sprachen die von ‚aliquis’, welche ich für die ursprüngliche halte. Ferner sind das kim der Türken, ki der Ungarn, und die fragenden fürwörter der meisten finnischen völker zugleich bezihende (relativa). Die Türken sagen in diesem sinne statt köm auch ki, und bei den Osmanen ist ki insofern so- gar regel geworden; aber für ‚quis’ oder ‚aliquis’ steht es niemals. Im bezihenden sinne wird das kim oder ki der Türken auch affıgirt. Nur als affıx erscheint kin (mit n) oder ki, daneben chai (kei) bei den Mongolen. Obgleich das fragende ken der letzteren diese anhänge nicht (*°) Geht ein vocal vorher, so sagt der Türke si und vor einem consonanten sin. Diese zunächst aus Ain (vgl. in) entstandene form findet ires gleichen in dem sy, süja der Syrjänen und Permier, dem (nur suffigirten) sa der Suomi-Finnen, und dem son der Lap- pen. Wenn der Suomalainen (wie gewöhnlich) -nsa (n-+sa) affıgirt, so verkoppelt er ein verstümmeltes Rän mit einer besser conservirten späteren gestaltung desselben wört- chens: sa für san (= dem son der Lappen). (*‘) Ke in der mehrzahl ke-2 und in dem abgeleiteten adverbe ke-düi, ke-dü oder ke-dün wieviel, wie sehr auch. (*) Ke nur mit anbildungen z. b. ke-kä = ken (oder ken-kä), mehrzahl nicht ke-2 allein sondern kez-kä. Das gewöhnlich hinzukommende ka (kä), eine dem fragenden für- wort nur zufällig so ähnliche partikel, hängt sich auch anderen redeteilen verstärkend oder bele- bend an und ist für uns oft blofses füllwörtchen. Die vogulische form kanga ist vermut- lich wie ken-kä entstanden, d. h. ergebniss von kan und ga (= ka). (*) Im nominativ beider zahlen nie ohne beigegebenes ka (s. d. vorhergehende anmerk.): ku-ka, kut-ka. (**) Nach sachen frägt in den meisten dieser sprachen » mit einem vocale. S. w. u. 606 ScHorr: vertreten kann, so lässt doch ire form wie ir gebrauch (besonders mit dem des türk. kim, ki verglichen) keinen zweifel darüber, dass sie sich nur als varianten zu demselben verhalten.(*°) Das ki der Mongolen bildet einmal, und zwar in verbindung mit irem unpersönlich fragenden jagun(‘) ein compositum jagungki (für jagun-+-ki) quali? Hier kann ki nichts anderes bedeuten als irgendwer’, ‚aliquis’, und die verbindung ist sehr analog dem deutschen,, ‚was (für) ein’; denn jagun entspricht unserem ‚was’, und ki, sofern es ihm anhängt, un- serem ‚einer, hier s. v. a. ‚wer’. — Mit substantiven verbunden vertritt angehängtes ki das partieip eines verbum substantivum, d.h. ‚jemand’, ‚wer’ steht für ‚befindlicher’, ‚seiender’, und begleitet das den ort wo etwas sich befindet bezeichnende nomen, oder genauer, die demselben unmittelbar folgende locativpartikel. So entsteht eine art adjectiven der örtlichkeit, deren substantiv ausgedrückt sein und im sinne bleiben kann: ger-de-ki kümün haus-in-wer mensch d. i. der im hause befindliche mensch; noor- da-ki usun see-in-wer wasser d.i. das im see befindliche wasser ; (*7) ajän-du-ki cai-ji abubai schale -in-wer tee nahm (er)d.i. ernahm den tee in der schale. Substantivisch gebraucht, nimmt solche wortbildung auch casuszeichen an: tamu-da-kin-u gobalang hölle-in-wer-des qual d. i. die qual der höllenbewohner.(*?) (”) Chai ist dem choi der Ostjaken am nächsten. — Man hüte sich, das ki oder kin in dem finnischen jo-ki(n) wer auch (für wer irgend), welches wie ka (s. anm. 42) ad- verbiales anhängsel ist, mit hierherzuzihen. (*) Vgl. oben. Näher als das (nur relative) finnische jo ist dem ja von jagun das gleichfalls (aber persönlich) fragende ja der Mangus (ja wer? ja-be wen? ja-de wem? ja-ci von wem?), dessen verdopplung ja-ja ‚aliquis’ heisst, wie im finnischen jo-ku (aliquis) zwei gleichbedeutende relativen verbunden sind. Sehr analog dem manguischen jaja ist das römische quis-quis! (*) Es ist als wollte man deutsch: haus-in-iger mensch, see-in-iges wasser sagen. Man siht übrigens dass ki in solchen verbindungen persönl ch und sächlich zugleich ist. (*) Bei ungarischen schriftstellern neuerer zeit finden wir die (vielleicht aus ki entstan- dene) attributive partikel i an alle erdenklichen postpositionen gehängt um das sonst ge- bräuchliche v@26 (seiender, befindlicher, türk. o/an) zu umgehen. Dieser unwillkürlich entstandene turco-mongolismus, dem gemäls man z. b. ?6-ban-i viz (see-in-iges wasser, ganz analog dem göl-de-ki su u. s. w.) zu sagen hätte, wird jedoch, als dem guten alten usus entgegen, sehr misbilligt. S. Ballagi’s schätzbare abhandlung ‚nyeloujizäas es nyelorontäs’ (sprachneuerung und sprachverderben) s. 18— 19. Altajische studien. 607 Im türkischen bildet ki, gewissen wörtern unmittelbar angefügt, ge- wisse adjectiven der zeit oder des ortes: dün-ki hesternus (dün nacht und gestern), sebäh-ki matutinus (an dem arabischen worte sabäh morgen- zeit), bügün-ki hodiernus (bügün hic-dies und hoc-die, hodie, s. o.), evvel-ki primus,(*”) song-gy oder songra-gy pone veniens und tar- dus.(°°) Ferner giebt ki an einem worte im locative eben solche adjectiven der örtlichkeit, wie im mongolischen: göl-de-ki su das wasser im see, tamy-da-gy-nin ag'i-si des in der hölle befindlichen qual seine. Wei- ter begegnen die Türken den Mongolen in der art wie sie vermittelst ires angehefteten ki abstracte fürwörter des besitzes und besitzanzeigende adjec- tiven bilden. Zu diesem ende kommt ki (nach starken vocalen oft „= ge- schrieben und g,y gesprochen) an ein mit der genitivpartikel versehenes substantiv oder persönliches fürwort. Türkisch gardes-in-ki des bru- ders wer d. i. dem bruder angehörig, min-ning-ki (ben-im-ki) meus. Mongolisch min-ü-kei meus, man-u-chai noster, ken-ü-kei oder kene-i-ki der wessige, cujas.(°') In dem besitzanzeigenden adjectiv und fürworte bietet nun auch die mangusprache der türkischen und mongolischen die hand, z. b. nialma-i- ngge mensch-des-wer, min-i-ngge mein-des-wer d. i. meus. Wenn; hier unbestreitbar genitiv ist, was soll ng ge anders sein als jenes ki in einer den Mangus eigentümlichen form? Nach abzug des euphonisch eingescho- benen ng bleibt ge, welches mehren der oben angeführten formen nahe genug kommt, und auch der ursprünglichen identität mit ve (für ge?) ‚quis?’ nicht entgegen ist.(°?) (”) Hier ist ki entbehrlich, da eove? (arabisches wort) an sich schon: ‚primus’ heisst. (°) Song, türkisch ‚letztes’, ‚ende’, scheint auf eine bedeutung wie ‚nachbleibendes’, ‚spur’ zurückzugehen, denn manguisch heisst songko räderspur, songko-lo (auf der spur gehen) nachgehen, folgen, nachahmen. Über das ra in song-ra s. in dem artikel: „einige bezeichnungen des himmels’. (°') Nur auf ai ist chai reducirt in den abgekürzten formen manai für manuchai meus, und Zanai für tanuchai vester. (°”) Obiges ngge bildet auch abstracten der handlung und participien, wenn es einem verbalmodus von unbestimmterem character (in cha, che, cho oder ra, re, ro) sich an- hängt. Da es insofern nur ein entweder auf die handlung selbst oder auf eine handelnde person sich bezihender nachgesetzter artikel ist, so versteht sich, dass die vermittelnde ge- nitivpartikel alsdann fehlen muss, z. b. jadu-re-ngge der welcher geht und das gehen 608 ScHorr: Das nachsetzen oder anhängen eines fürworts in bezihendem sinne ist dem geiste der eigentlich tatarischen sprachen (türkisch, mongolisch, mangu) ganz angemessen, denn was, zu demselben satze gehörend, vorhergeht, ist ja nähere bestimmung des im relative vertretenen subjeetes und nähere be- stimmungen müssen überhaupt vortreten. Daher wissen die in irer tatari- schen eigentümlichkeit mehr erstarrten Mangus und Mongolen noch jetzt nichts von einem frei stehenden und den regirten satz eröffnenden relativum, und ebenso muss es ursprünglich im türkischen gewesen sein. Zwar finden wir kim auch als relativ in den ältesten osttürkischen denkmälern schon frei und vortretend, aber diese wenigen überreste sind selbst schon aus der pe- riode des einflusses persischer litteratur, und bis auf den heutigen tag wer- den die abhängigen casus des relativen kim (oder an seine stelle getretenen ki), sofern es frei steht, nicht unmittelbar angefügt, sondern an dem ge- trennt beigegebenen persönlichen fürworte dritter person bezeichnet, wie im neupersischen und überhaupt in jeder sprache geschiht, in welcher das pronomen relativum entweder unentwickelt geblieben ist oder nicht mehr verstanden wird. Für den Türken verliert das bezihende kim (ki), sobald es, von der affigirung emanceipirt, auf freien füfsen steht und nun selber herrschen soll, statt sich dienstbar anzuschmiegen, sein fürwörtliches ele- ment oder gleichsam seine seele: es wird tatsächlich ein todtes sätzeverknü- pfendes ortsadverb, und das losgetrennte fürwörtliche element lahmt in begleitung der erforderlichen casuspartikel hintendrein. Zwei attribute die innig zusammenhalten sollten, sind unbehilflich aus einander gerissen.(°°) Wie das ki der Perser, so wird das kim (ki) der Türken auch con- junction im sinne des griech. orı, romanischen que, che, germanischen that, dass, u. s. w. Beispiele dieses gebrauchs sind den ältesten urkunden selbst. Das abstractum der handlung ist auch ein ‚handelndes’, nur im neutralen sinne. Vgl. übrigens den sehr analogen sprachgebrauch der chinesischen wörter c’e und 19 1? (s. 84—88 und 93—95 meiner chinesischen sprachlehre). — Über das verhältniss des mang. ngge zu dem ningge derselben sprache und der türkischen genitivpartikel ning werd’ ich ein anderes mal mich erklären; was in meinem ‚versuche’ davon zu lesen, ist nicht mehr haltbar. (°) Wenn der gemeine mann in Deutschland ‚wo sein’, ‚wo ihm’, ‚wo ihn’, sagt für ‚dessen’, „welchem’, „welchen’, so wirft er das durch zugabe eines persönlichen fürworts in seinem persönlichen element überflüssig gewordene relativum ganz über bord und setzt ein reines bezihendes adverb an seine stelle, was jeden falls eher entschuldigung verdient. Altajische studien. 609 nicht fremd, und hängt sich ki insofern mit vorliebe an das verbum, von welchem der abhängige satz, den es ankündigt, regirt wird, z. b. „5 Miss bujur-gyl kim befihl dass ete., 6%: didi-ki sagte-dass etc. Einige imperative mit ki sind im sprachgebrauch adverbien geworden, z. b. xxilo san-ki (denke dass) gesetzt, posito. Darf man aber gleich den gebrauch des türkischen ki oder kim, so- fern es als relativum oder als conjunction dem regirten satze frei vortritt, aus Persien herleiten, so wär’ es doch aus verschiednen gründen bedenklich wenn man behaupten wollte, die Türken hätten das wort überhaupt erst durch die Perser kennen gelernt und ihnen abgeborgt. Wäre dies gesche- hen, so hätte der persische gebrauch des wortes gewiss keinen anderen, be- sonders aber die dem persischen (wie den arischen sprachen überhaupt) so fremdartige affıgirung im bezihenden sinne (und nun vollends an wörter mit einer casuspartikel!) nie aufkommen lassen, und doch musste affıgirung, als der eigentümlichkeit tatarischer sprachen am analogsten, gerade die älteste art des gebrauches bei den Türken sein! Sodann müsste wenigstens das ki der Mongolen und der Ungarn aus derselben quelle fliessen, obgleich die ersteren es niemals anders als affıgirt verwenden, während es bei den letz- teren zwar immer dem satze vortritt, aber nicht wie das persische wörtchen ein entseeltes, sondern ein lebensvolles und ächtes, weil unmittelbar mit den casuszeichen verbundenes relativ im sinne der gebildetsten sprachen ist. Und haben nicht selbst die Lappen ir gi neben kä und dem ke, ken etc. der übrigen Finnen ? (5*) Zwar giebt es auch eine sanskritische pronominalform kim; in dieser bezeichnet aber m das neutrum des stammes ki (quis? und aliquis), woge- gen das schliessende m (oder n) gewisser altajischen formen des wörtchens (da in diesem sprachengebiete von geschlechisendung nicht die rede sein kann) zur wurzel gehören muss; denn so mannigfach es sich gestaltet, gehen doch alle seine formen auf ein wort für ‚mensch’, ‚mann’ zurück: mon- golisch küm-ün, vogulisch kum, kumi,(°°) ostjak-samojedisch gum, kup, kop, ostjakisch chui, kui und ku. Von den ostjakischen formen (°*) Wer möchte z. b. in dem fragenden ja der Mangus eine erborgung des relatıven j« der Hindus sehen? (>) Gotisch guma mann! Philos.- histor. Kl. 1859. Hhhh 640 ScHoTT: fallen die ersten beiden mit choi und koje, d.h. dem fragenden und be- zihenden fürwort derselben sprache, beinahe zusammen, während die dritte dem fragenden ku der Finnen ganz gleich ist. Endlich entspricht dem per- sönlichen k- in den meisten dieser sprachen ein sachliches m-, dessen vocal a (ä) oderi. Die Mongolen scheinen dieses pronomen nur noch als zweiten teil der zusammensetzung jagu-ma (irgendwas, ding, sache, vgl. oben) zu besitzen. Immer mit z, also mi lautet dies wörtchen bei Suomi-Finnen und Ungarn, und vielleicht darf man es auch in dem stets afligirten mi der Türken wiedererkennen. Etwas analoges böte in letzterer bezihung unser ‚was?’, sofern es hinter einer frage, zumal einer ungeduldigen, in vielen gegenden gehört wird, und hiernach wäre z. b. geldi-mi in buchstäblicher auffassung: ‚ist er gekommen — was” Ergänzungen zu den zahlwörtern. S.2.(') Zu dem ötik der Syrjanen vgl. das odjig der Votjaken, (für ogjit). Sonst haben diese og für ‚eins. Die hier für eudisch erklärte wurzel von ‚eins’ hat auch eine spur hin- terlassen in dem uch(e) der Mangus, welches, dem IF] füng der Chinesen entsprechend, und bedeutet, also synonym ist mit dem gleichfalls mangui- schen emgi (für emu-gi, s. w.u.). ÜUche verhält sich wie eine stärkere form zu dem suomi-finnischen yhä (in einem fort, beständig), wo ebenfalls it ausgefallen. Die samojedische ‚eins’: njobo, muss wol für njogo (vgl. mongol. nige) stehen. Der lippenlaut statt des kehllauts erinnert an das ou ft der norweg. Lappen (für oucht, yht) und das ifkä der Moksa-Mordvinen (neben dem väike der Ersen). Der vocal ist o, wie im norweg. lappischen und in den votjakischen formen. Ausser nige(n) eins haben die Mongolen gakca einzig, welches offenbar gleich gakta, also dem akta der schwed. Lappen sehr nahe. (') Die verweisungen bezihen sich auf meine im jahre 1853 ans licht getretene arbeit: ‚das zahlwort in der cudischen sprachenclasse u. s. w.’ Altajische studien. 611 Ebds. zu anmerk. 5. Was hinter dem worte ‚Fukien’ folgt, ist aus- zustreichen, da ‚eins’ in den dialecten der beiden Kuang nur ji? oder jet, nirgends öA lautet. S. 3. Zu den beispielen des vorkommens der wurzel -m- im mon- golischen gehören noch die wörter ejmu und tejmu solch ein, offenbar aus e dieser und fe (= tere) jener, mit imu, das also dem mang. emu bei- nahe gleich ist. Auch ist hier nachzuholen dass die Mangus in irem uche (s. vorher) ein überbleibsel des anderen grundwortes besitzen. S. 4. Die ‚zwei’ der Samojeden: side oder (nach Reguly) szdje (gleich kidje, gleich dem vogulischen kiti, kitj) zeigt uns einen sibilanten statt des kehllautes. S.5. Zu den türkischen formen gehört noch das chi der Urian- chai, augenscheinlich für ichi, iki, und beinahe gleich dem ky der Syr- janen und kz der Ostjaken. Uber ‚zwanzig’ bei den Urianchai sehe man die nachträge zu ‚zehn’.(?) S. 6. Die samojedische ‚drei’ ist njar für ar oder har (vgl. unga- risch har-om). Wegen des anlauts vgl. oben njodo. S. 7. In der votjakischen ‚drei’: küjn für küjm (syrjanisch kujm) und kölm, erscheint n an stelle des m. Ebds. anmerk. 2 fehlen beispiele vom alterniren des n und 7 im alta- jischen sprachgeschlechte; ein glänzendes dergleichen ist: suomi-finnisch nous(e), estnisch tous(e) surgere. S. 8. Samojedisch heisst ‚vier’ nach Reguly zjeät oder tet. Diese form, den türkischen überhaupt am nächsten befreundet, gleicht besonders dem. dvette der Cuvasen (für dearta, dvart — durt, dört);, aber im cuvasischen deutet die schärfung des £ auf anähnlichung des r, während im samojed.tjeät das hinter e als ergebniss starker abschwächung eines ohnehin gutturalen 7 sich legitimirt. War einmal tjert zu tjeät geworden, so (°) Eine übersicht aller zahlwörter dieses völkchens findet man in Erman’s archiv, b. XVIIT, s. 295 ff. Bei aufzeichnung derselben ist es schwerlich ohne Fehler abgegangen, da der russische verfasser seine unwissenheit in linguistischer (wie in ethnologischer) hinsicht satt- sam beurkundet. Die Urianchai sind nicht ursprüngliche Türken „sondern mongolischer ab- kunft, aber eine verkettung von ereignissen hat das türkische (und zwar, wie es scheint, ein sehr reines ost-türkisch) zu irer muttersprache gemacht. Hhhh2 612 Scuorr: konnte es bald auch in tet übergehen. Das 2 wird d in sedm-djeät acht (wofür auch sin-det), unstreitig einer zusammensetzung aus ‚zwei und vier’ ‚im sinne von 2x4. Ebds. unten. Die Urianchai bilden ire vierzig regelmäfsig dort-an, als wollte man osmanisch dört-en sagen nach analogie von seks-en achtzig und dogs-an neunzig. S. 10. Das samojed. mat für ‚sechs’ reimt mit demun garischen hat, wofür auch az (vgl. türk. ality) vorkommen könnte. (°) S. 12. Das siu (aus situ?) der Samojeden für ‚sieben’ ist beinahe gleich dem schwedischen sju (sw)! Dies sei nur darum bemerkt, weil man sicherlich scandinavischen einfluss annehmen würde wenn z. B. die Lappen eine solche form besäfsen. Ein ausfallen des Z der siebenwurzel verkündet sonst im ganzen sprachgeschlechte nur das abgekürzte sim der Ceremissen. S. 13. Die türkische ‚dreissig’ ist bei den Urianchai ug-en, also mittelst der ‚zehn’ auf n gebildet, wie jede folgende vermehrfachte zehn bis neunzig (einschl.). S. 15. Das fürwort der zweiten person, welches im chinesischen 2 oder n2 lautet, hat in werken des altertums zuweilen auch die aussprache nai.(*) Ich erwähne dies uur darum, weil ebenso von dem worte für die zahl ‚zwei’ (Az) eine variante nai möglich wäre die alsdann mit der ersten silbe von nai-man zusammen fıele. S. 16, unten. Bei den Urianchai ist sekif zu ses, toguf zu tos verschrumpft. S. 17. Auch im grönländischen (eskimo’schen) gehört ‚zehn’ zum ausdruck der ‚neun. Man sagt qulit-iluat der zehn inneres, also was noch innerhalb der ‚zehn’ bleibt, obgleich ir ganz nahe kommend. Vgl. Kleinschmidt’s sprachlehre, s. 38 und 39. S. 18, oben. Die Urianchai bilden funfzig regelrecht: pec-en, wonach es z. b. bei den Osmanen als des-en sich gestalten müsste. Über- haupt bildet die zehnwurzel in n bei diesem volke mit den vocalen e, a, o (°) Mongolisch hat man mükü neben ükü für verderben und sterben; bei den östlichen Türken entspricht manglai dem osmanischen alen (stirn), u. s. w. (*) D.h.es wird zuweilen mit dem schriftzeichen 77 geschrieben, welchem nur diese aussprache zukommt. Altajische studien. 613 jede vermehrfachte zehn von 30 bis 90. Auch 20 kann durch chi-on d. i. 2 x 10 ausgedrückt werden. S. 19. Die Votjaken haben don statt on in iren zahlwörtern von 40 bis 90, z. B. nilj-don vierzig, ukmjis-don neunzig. Ist d hier nur be- deutungslose einschiebung ? ’ S. 20. Die zahl dreissig heisst bei den Votjaken kva-mjin (vgl. syr- janisch ko-myn). Kva ist aufgelöstes ko. Zur ‚zwanzig’ der Türken. In der oben angeführten stelle des Erman’- schen archives steht bei 20 das wort derbe! Dies mag richtig sein, obwol man nach analogie von germa etwas wie g’erbe erwarten sollte, denn ver- wechslung des ma (mä) mit be (bä) liegt sehr nahe. Ein arger verstofs ist's aber in jedem Falle, dafs bei 21: chi on derbe steht; denn chi heisst zwei, und on zehn, also ist chi-on nur ein anderer ausdruck für 20, wel- chem der russische autor das gleichlautende derbe noch als fünftes rad am wagen zusetzt! Der mir unbekannte übersetzer hat hier auch anstofs ge- nommen: dieser irrt aber seiner seits wenn er in einer note sagt: ‚dies scheint aber doch 22 bedeuten zu müssen.’ Bei leibe nicht! nach analogie von ugen bire (31), dartan bire (41), die ebenfalls angeführt sind, muss 22 entweder derbe chi heissen oder chi-on chi, und 21 entweder derbe bire oder chi-on bire. S. 21, zeile 14-15 lies: in der mordvinischen sprache, im estnischen und im suomi.’ S. 22. Hundert ist im votjakischen sjw, syrjanisch sjo. Besonders diese formen nehmen sich aus wie ein versetztes türkisches jo/, jüf. Da nun sJ0, sjuu. s. w. von sata, söt u. s. w. schwerlich zu trennen sind, so darf man vielleicht auch das türkische wort auf sata zurückführen. Er- mutigen könnte uns dazu die samojedische form jur, welche doch wol selbständig und nicht erst den Türken abgeborgt ist. (°) S. 23, z. 3, lies: ‚ausgenommen etwa das tjäras, tjöres, sores der Ostjaken und das sjurs (sürs,) der Votjaken und Syrjanen.’ Ebds. zu z. 7 ff. Die Ersa-Mordvinen haben tüsom und füsov, die Moksa tjosän. (°) Mit ju (zehn) vorher giebt dieses jur 10x 100, welches bei den Samojeden der alleinige ausdruck für ‚tausend’. 614 Seuort: Einige benennungen des himmels. (‘) Der sichtbare (scheinbare) himmel, welcher leicht mit dem waltenden himmelsgeiste gleichbedeutend wird, hat in den verschiedenen familien des altajischen sprachgeschlechtes verschiedene namen, von denen einige mir noch dunkel sind, (?) andere, meinen ergebnissen zufolge, auf zwei kernwör- ter des hohen, grofsen, erhabnen zurückgehen. Als solche erkenne ich: das türkische kük (gök); das ungarische eg; das türkisch -mongolische tangry, tenggeri,tegri, bei den Cuvasen Zora;(°) endlich das nur den Mongolen eigne oktargoi. Kük (gök) und oktargoi bezeichnen den sichtbaren himmel. Tangry ist im türkischen sprachgebrauche der geistige himmel, das höchste wesen; die Mongolen aber nennen tenggeri oder tegri jeden elementar- geist und schützenden genius. Das eine der beiden hier in betracht kommenden kernwörter für ho- hes und grofses waltet durch sämmtliche altai-sprachen in reichster mannig- faltigkeit. Alle seine formen schliessen mit einem kehllaute und beginnen mit einem solchen oder mit blofsem vocale. Als anlaut geht der guttural zuweilen in c' oder s über; nur einige formen haben n zum anlaute. (*) Dies ist nur verbesserte und etwas vermehrte auflage eines schon im monatsberichte des jahres 1855 (s. 695 ff.) stehenden artikels. (*) Dahin gehört besonders das njangnja, njanja oder njan der Tungusen, von den Mangu gegen abka vertauscht. Die alte tungusische bezeichnung erinnert an das menny der Ungarn, aber aöka wird man den altajischen sprachen ganz absprechen müssen: mir erscheint es als verderbung des namka der Tibeter, welches einst nad%a gelautet haben muls, da es offenbar aus der verbindung zweier sanskritischen synonymen für ‚luft’ und ‚him- mel’, nadas und ka, entstanden ist. — Als arischen ursprungs (weil von sämtlichen altajı- schen stämmen nur bei Esten und Suomalaiset zu finden) muls man auch Zaivas betrach- ten, obschon es nur ‚himmel’ und nicht wie bei den Hindus und Littauern ‚gottheit’, ‚gött- liches’ bedeutet: sanskr. deoa-s, litt. dieoa-s deus, sanskr. daiva-s divinus (von dersel- ben wurzel dis glänzen ist freilich auch z. b. sanskr. dj6 und diva-m coelum). Ächt fin- nische bezeichnung des himmels ist das nur noch für ‚luftkreis’, ‚luft! und ‚wetter’ gebrauchte ilma; denn die lappische variante alıne bewahrt die bedeutung coelum (daher z.b. a/men atc’e pater coelestis). Das i/ von ilma (alme) ist eine in den formen i7, jil, vil, gil, jal u. s. w. sich offenbarende altajische wurzel für ‚licht’ und ‚glanz’. (°) So verlangen es die lautgesetze der cuvasischen sprache. S. meine abhandlung ‚de lingua Tschuvaschorum’, s. 7 ff. Vgl. bemerkungen von mir in Erman’s archiv, b. XII, s. SIMHE, s...70. ff: Altajische studien. 615 Die verschiednen einigermafsen bekannten dialecte der tungusischen sprache im östlichen Sibirien zeigen uns das kernwort immer mit grammati- schen anbildungen; von diesen abgelöst, erscheint es als gok, guk, gog, hok, ok, ög, eg in gokda berg und gokda-kan hügel (vgl. oben die verkleinerungsformen), ferner in gogda, gukda, hokdingga, okdi, ög-gon, eg-gan, die alle ‚hoch’ und ‚grofs’ bedeuten. Die manguspra- che hat guk, kuk und chuch in gukdechun anhöhe, kukduri (hoch- machung) lobpreisung, chuche (in die höhe treibendes) gährungsstoff, end- lich ik in ikta durch häufung hoch machen, anhäufen. Im mongolischen entsprechen kük, küg,güg,üg und jek. Bei- spiele: kügä sich schwellend erheben, kükün die weiblichen brüste, güg- dügür erhöhter ort, üge oberteil (in üge-de oben), jeke grofs. Hier- her gehört auch küke die himmelfarbe (s. w. u.). Bei den Suomi-Finnen begegnen uns kuk, köyk (köük), juk in kukkura, köykkä, jukko, drei wörtern für ‚hügel’, ‚anhöhe’; koA und kuh (koch, kuch) als wurzeln des ‚anschwellens’, ‚hochwerdens’, und der ‚pralerei’; kork (mit eingeschobenem r) in korkea hoch; ferner kok auf einander schichten, haufen, jouk in joukko haufen; endlich öyhk (öüchk) in öyhkä sich hoch oder grofs machen, pralen. — Ceremissisch ist kogo grofs, korok berg (vgl. das finnische korkea). — Die (schwedi- schen) Lappen bieten uns Zjokk (cokk) apex, cacumen für kok, und tjoke (c’oke) acervus für koke. — Östjakisch: ög in ögor hoch, dann och in ochta oberteil; nok oder noch oben, aufwärts. — Den ostjak. formen mit n darf man vielleicht das magyarische nagy grofs anreihen. Aber die magyarische sprache besitzt auch gög kehlkopf (weil er vorragt) und hoch- mut, kek blau (s. w. n.), hegy berg. In der türkischen familie lautet das kernwort kük (gög, göj), j0g, jük, jyg (mit dumpfem i), ög (öj), und c’og für kok. Beispiele: kükre sich erheben, aufbrausen, gähren, kükü/f (gögüf, göjüf) brust; joqus hügel, jogary oberteil, jüksek hoch, jygyn haufen; (*) ögün sich grofs machen, pralen; cog vielheit, viel, wol eigentlich ‚häufung’ (lappisch ztjoke). Ob das magyarische sok (s’o%k) viel nur eine variante des türkischen wortes (*) Vgl. finn. kok und jouk; mang'. ik in ikta. In der schwedischen sprache ist hög (höhe) sowol ‚hügel’ als ‚haufen’. 616 ScHsoTrT: oder unmittelbar aus dem altajischen kok entstanden, mufs ich dahingestellt sein lassen. Nach allem vorangegangenen kann der ursprung des türkischen kük (gök) und magyarischen eg, sofern sie ‚himmel’ bedeuten, kaum zweifelhaft sein.(°) Die blaue farbe hat in diesen sprachen vom himmel iren namen und beide bedeutungen sind in dem türkischen worte noch vereinigt, wäh- rend im küke der Mongolen und k£%k der Ungarn nur die bedeutung ‚blau’ sich erhalten hat. Das o% der Tungusen (ög und och der Ostjaken) deutet uns den er- sten bestandteil des zusammengesetzten mongolischen oktargoi. Dieser bestandteil muss oktfa sein, denn schon in mehren der oben eitirten tun- gusischen formen sehen wir dem kernworte ein da, in der einen ostjaki- schen ein ta angebildet, das hier wiederkehrt. Was den zweiten bestandteil anlangt, so heisst dieser nach meiner überzeugung ‚ort‘, also oktargoi zu- sammen: ‚locus altus, sublimis’. Die mangusprache besitzt nemlich für den begriff ‚ort’ schlechthin ein wort ergi, das bald absolut, bald als zweiter bestandteil vieler zusammen- geseizter nennwörter und parlikeln vorkommt. In zusammensetzung verliert es sein e, z. b. amargi (aus ama + ergi) hinter-ort, rückseite, norden, als nachgesetztes bezihungswort ‚hinter’; dorgi (do + ergi) inner-ort, in- wendig, darinnen; gulergi (gule + ergi) vor-ort, vorderseite, süden ; ebe-rgi hie-ort, hier, c‘a-rgi da-ort dort. Auch das g kann untergehen und giebt es zwei formen desselben compositums, eine in -rgi und eine in -ri, so gebraucht man die letztere vorzugsweise als umstands- oder bezi- hungswort, z. b. guleri vor (vgl. gulergi), tulergi aussen-ort, äussere seite, aber Zuleri an der aussenseite, draussen. Das manguisch-chinesische wörterbuch kennt diesen unterschied, indem es 2. b. tulergi mit- 7]: Br udi pjän (aussenseite), aber tuleri mit FE A: ee isai uai pjän (an der (°) Man hat das magyarische wort lange mit einer gleichlautenden verbalwurzel die ‚bren- nen’ und ‚glühen’ bedeutet, und welcher des türkische jag anzünden entspricht, identificiren wollen, und herr Ipolyi, verfasser der schätzbaren ‚magyar mythologia’, hält dies (s. 255) sogar für unzweifelhaft (kezsegtelen). Aber das € von &g himmel ist verkürzbar, das von eg brennen duldet nicht verkürzung; und wäre an etwas wie ‚coelum empyreum’ zu denken, würde da die blofse wurzel schon ausreichen, und nicht wenigstens egö ardens gesagt werden ? Altajische studien. 617 aussenseite) übersetzt. Keine andere altai-sprache besitzt das wort ergi (ort, gegend) absolut (wenn wir es nicht in dem Aely der Magyaren, das für helgi, hergi stehen mag, und dem jer der Türken wiedererkennen wol- len), aber nur wenigen ist ein fragment desselben als zweiter teil zusammen- gesetzter wörter fremd geblieben. (°) Ist nun -rgoi in oktargoi etwas anderes als -"gi=ergi, und darf das o, welches hier zwischen g und i geraten, uns zweifel erregen ? (7) Ich wende mich nun zur zweiten wurzel des ‚hohen’, die gleich der ersten auf einen kthllaut ausgeht, aber mit 2 oder d anfängt. Gewöhnlich hat sie e, bisweilen a, u (ü) zum vocale. Mongolische formen sind deg(e) und dük, selten teg. Beispiele: dege-bür oberteil, dach, dege-dü (in der höhe) oben, hoch, dege-re (degre) nach oben, degere-le erheben, hoch machen, loben; deg-dei und zeg-dü sich erheben; dük-düi sich heben, wachsen. Manguische: den hoch; ten gipfel und wipfel (beide gewiss aus deg-en,teg-en); de-rgi (ober-ort) hoch, erhaben, auch östliche gegend, und als verbalwurzel ‚steigen‘; endlich zu% in tukie erheben. — Eine gute parallele zu der entstehung von den und ten giebt das gleichfalls mangui- sche ton zahl, welches für togon stehen muss; denn im mongolischen fin- den wir zogo zählen. Dass dergi, sofern es nomen, aus den-tergi (vgl. oben) entstanden, leidet keinen zweifel. (°) (°) Die Mongolen haben ri und ra (re), z. b. bagu-ri (ort wo man absteigt) station, bai-ra (ort des verweilens) aufenthalt, un a-ra hinter-ort, norden. In der form ra (re) bildet es auch eine art supinum und wird alsdann wahre postposition: adu-ra zu nehmen, üg’e-re zu sehen. Dieselben formen zeigt uns das türkische, z. b. iZ-eri vor-ort, vorder- seite, vor (vgl. g’u/eri der Mangu), jog-ary ober-ort, oben; üf-re dasselbe von anderer wurzel; song-ra spur-ort, hinten, nach. Ob das g des osttürkischen i7-geri (= ileri) wesentlich und somit geri als vollständiges aber verschobenes ergi zu betrachten, muss ich unentschieden lassen. — Bei den Ungarn erscheint nur die form ra (re), und auch diese nur als bezihungspartikel. (”) Wer @rgoi als abkürzung von orgoi betrachtete, der erhielte als zweiten bestand- teil des wortes eine ‚schamanen-mütze’, mit welcher man doch wol den himmel nicht ver- glichen hat, obwol sie tibetisch /Ra-rmog d. i. ‚göttlicher helm’ heisst! Zerlegung in ok + targoi würde gar keinen sinn geben. (?) Als verbalthema wird dergi mit den zeichen der modi und zeiten unmittelbar (ohne dazwischenkunft einer denominativa verbalia bildenden silbe wie etwa Ze) verbunden, dürfte Philos.-histor. Kl. 1859. Ti ii 618 Scuort: Türkische: tek in tek-ir steigen (ob die zugabe ir ein überrest der oben besprochenen wurzel Z-7 stare, existere?); Zeki/ (für tekir) in tekif- lik hochmut. Die starke form mag in zag (tau, dau) berg erhalten sein. Noch bei den heutigen Mongolen kann, wie teg-dü neben deg-dei beweist, eine und dieselbe wurzel mit 2 oder d anlauten. Ein anderes bei- spiel sei togol (töl) neben dugul (dül) überschreiten, durchdringen. Wenn also das mongolische tegri (weiland ‚himmel’, jetzt ‚genius’) niemals degri lautet, so widerlegt dieser umstand unsre deutung des wortes in kei- ner weise. Eine starke form (mit a) muss übrigens auch den Mongolen nicht fremd gewesen sein; denn noch im heutigen mongolischen giebt es ein ver- einzeltes wort zanglai (auch tangnai) ‚gaumen’, und darf man dieses für alte nebenform von tangri (= tengri, tegri) halten. Der gaumen wird, ob seiner schönen wölbung, in mancher sprache ‚himmel des mundes’ oder geradezu ‚himmel’ genannt. (°) Chinesisch heisst ‚himmel und himmelsgeist’ IS !jän, welches wort bei den budd’istischen Chinesen auch die persönlichen gottheiten des indi- schen pantheons bezeichnet. ‚Hoch’ oder ‚oben’ bedeutet dieses Z’j@n nie- mals und ein etymologischer zusammenhang der altajischen wurzel Zeg mit demselben ist unerweislich.('°) Könnten aber dienomaden der nordgrenze den Chinesen ir Zjän nicht abgeborgt und ein eignes wort für ‚himmel’ daraus geschmiedet haben? In diesem falle wäre /j@n zu tan oder ten (wie es die Japaner aussprechen) geworden und das affigirte (e)rgi hätte sich zu gri (tan-gri himmel-ort) verbogen. Sogar beide bestandteile liessen sich aus dem chinesischen erklären, nemlich für ein verdorbenes AR 7 tjän-li (schon in Japan tenri) d. h. ‚himmlische regel’, ‚himmlisches walten’. Die zweite dieser annahmen scheint auch darin eine stütze zu finden, dass unser altajisches wort nie für den sichtbaren himmel vorkommt. Kann es aber darum nie diese bedeutung gehabt haben? Wir bedürften gar keines ande- daher in dieser eigenschaft anders entstanden sein und zu dem türkischen zek-ir (s. d. näch- ste zeile) nur als verschiebung sich verhalten. (?) Russisch ne6o (njobo), spanisch el cielo de la boca, holländisch ret gehemelte van den mond d.h. das gehimmelte (himmelähnlich geformte) des mundes, wie der bett- himmel Ret gehemelte van een bed heisst u. s. w. (%) Viel eher mag man in dem nen teng der Chinesen, welches ‚ascendere’ bedeutet, einen blutsverwandten des zeg erkennen. Altajische studien. 619 ren beweises, wenn die wahrscheinlichkeit, dass das mongol. tanglai (gau- men) eine alte nebenform des tangri, zur gewissheit sich erheben liesse. Sehr unwahrscheinlich bleibt jedenfalls die aufnahme eines halb oder ganz chinesischen ausdrucks für ‚himmel’ oder ‚waltender himmelsgeist’ bei völkern die, so weit man historisch zurückgehen kann, meist in feindlicher bezihung zu den Chinesen gestanden. Es hindert mich also nichts wesentliches, das compositum tangri (tengri, tegri) ebenso zu deuten wie oktargoi: ‚hoher (erhabener) ort. Erst an den begriff des sichtbaren himmels knüpfte sich der des geistig fühlbaren. Narehit Däg'e, Zu s. 5359. Wörter für kürzere oder längere Zeitabschnitte enden in der mangusprache zum teil auf ri, welches fragment von erin zeit sein muss und also nicht mit dem ortanzeigenden ri (aus ergi, s. 616-17) verwechselt werden darf. Hierher gehören: do5o-ri nacht-zeit, nacht, und die namen der vier jahreszeiten: niengnie-ri frühling, gua-ri sommer, bolo-ri herbst, Zwe-ri (oder tu-eri?) winter. (1!) Zu den composita der Mongolen gehören noch ejmu und tejmu. S. die ergänzungen zum zahlworte (s. 611). Zu s. 592 oben. Die heutigen Perser haben ausser irer diminutiv-en- dung in ek noch ice oder c’e (dialectisch öse, se), z.b. bäg-ce kleiner gar- ten, der-ice pförtchen, pusr-ice söhnlein, die also in irer abgekürzten form mit dem abgekürzten diminutiv der westlichen Türken (ob zufällig?) einklingt. Zu anm. 11 ebds. Belege dafür, dass der Türke ‚kleiner’ und ‚gröfser’ sagt für ‚Jünger’ und ‚älter’, sind im grunde überflüssig; doch wollen wir aus Beresin’s osttürkischer chrestomathie zwei stellen des Badber-näme anfüh- ren, die einander (aufs. 95) benachbart stehen; sie lauten respective: min- (') Niengnie erinnert an das tungusische wort njangnja oder njengnje himmel; bolo-ri könnte ‚zeit der fülle’ (des reichen ertrages) bedeuten, wenigstens ist im türki- schen 5o/ fülle; g’wari, jedenfalls aus juari, dürfte wol das türkische jar, ja/ (früh- ling oder sommer) erst erzeugt haben. liii2 620 ScHort: dinikijas kicikirdi er war zwei jahre kleiner als ich; min-din bis jas ulug irdi er war fünf Jahre gröfser als ich. Zu s. 593 mitte. Die zweite kleinheitswurzel kommt allerdings, wenig- stens bei den Mangus, selbständig vor, und zwar in irem adverbium chen-i wenig. Zu s. 594. Nicht blofs agi, sondern auch asz und os o haben die Man- gus. Asi ist fast genau das türkische af, kommt aber, gleich agi und 0so, nur in verbindung mit der andern kleinheitswurzel vor. Neben agi-ge (s. 593) finden wir in dem manguisch-chinesischen wörterspiegel noch agi-gen und agi-ga n. Von oso bilden sich oso-chon, welches mit ‚klein’ schlechthin, und oso-cho-kon, welches mit ea Jh ljö sjao ziemlich klein übersetzt wird: cho-kon ist nichts anderes als verdoppelung des chon (kon) nebst etwas modifieirter aussprache; nur zeigt diese verdoppe- lung nicht einen hohen, sondern im gegenteil einen geringeren grad der kleinheit an. Mit asi zusammengesetzt finde ich: asi-kan, asi-ka-si und asi-ka-lian. Die zweite form ist gleich agi-ge-si (s. oben), und bedeutet winzig klein: h Jh HJ sjao sjao ti. In asi-ka-lian ler- nen wir ausser ka (= kan) noch eine den Mangus eigentümliche diminutiv- partikel lian kennen, die auch für sich allein adjectiven anhängt, z. b. adali g asi-ka- ähnlich, adali-lian etwas ähnlich. Bei der zusammensetzun lian stehen die chinesischen worte IE Am Jh sj@ ui sjao, welche so viel wie sjdo sjao ti besagen. Ke für ken bieten uns dieMangus in irem emke nur einer (für emu- ke), wo also der diminutive zusatz dieselbe rolle spielt wie im nige-ken der Mongolen, und Bir-gne der östlichen Türken. (1?) Zu s. 607. Bei dem affıgirten relativ der Mangus ist unbeachtet geblie- ben, dass es auch nggi (au gi—=ge=kiete.) lautet, und zwar wenig- stens In manggi post, wo nggi ganz wie das SR (für gö, ki) des türki- ('”) In gleichem sinne gebrauchen die westlichen Türken ir g’ik (was oben gleichfalls unbemerkt geblieben); sie sagen dir-g’ik nur einer! Ein diminutives affıx steht nie mülsig. In Kowalewski’s wörterbuche sind (s. 165) die wörter ejn und ejn-ken beide mit ‚ainsı’, ‚de cette maniere’ übersetzt, aber der dimi- nutive anhang fügt gewiss ein ‚a peu pres’ hinzu. Wenn man im deutschen scherzweise ‚so-chen’ sagte, würde es ‚ziemlich so’ heissen. Altajische studien. 621 schen song-gy (s. oben) einer wurzel für ‚hinteres’, ‚nachkommendes’ an- hangt, die sonst bei den Mangus ama (mongolisch uma) lautet. (1?) Stimmt nun das ein ‚hinten des ortes’ anzeigende manga oder mange der Lappen mit diesem manggi nicht blofs zufällig, so liefert es uns auch in einer spra- che der finnischen familie das beispiel eines nachgesetzten relativs mit ein- geschobenem n! Noch mehr, dasselbe adverb erscheint verkürzt und ver- feinert in dem meg des ungarischen meg-€ und meg-ett (hinter), dessen g also ursprünglich nicht zu me gehört (?). Zu s. 616. Verwandt sind gewiss auch die wurzeln des anschwellens, welche auf einen labial (2, p, f) auslauten. Vgl. mein ‚finnisch-tatar. spra- chengeschlecht‘, s. 58 ff., wo man das magyarische Rab (unda) noch hin- zufügen mag. Auch hier treffen wir einmal ein eingeschobenes r (vgl. das finnische korkia) in dem mongolischen gordi anhöhe und halberhobene arbeit. (1*) () Vgl. ama-rgi hintere gegend, ama-la hinten, ama-si nach hinten zu. Mongo- lisch nur uma-ra und auch dieses nur für ‚norden’; die schwächung einer nebenform am u (emü) erzeugt aber bei den Mongolen emü-ne vorderseite (auch süden), vorn, vor! ('*) Gorbdi ist altmongolisches wort (schon in der mongol. übersetzung, des C’ung-jung zu finden) und hat also mit dem russischen rop6% (buckel) nichts zu tun. In der suomi- sprache ist korpi densa silva. ————ahED—— uf, ur ü \ “6 AAN IE H. | 4 \ BL 4, h ' | z | \ \ Ihr NS Aare) Syst 193: N L LIE . 5 & u. Ss z > N « P N | Pag 4 e Tar9 DE-ADSI rert Yiı (ur , \ \ . rDsh 4 i ‘ i Ten ® oa ei { Tale) SFT IM N N | ser di | 33: AB rd BERETATSTR FERN, 1. Il E ie TR% n NE Kay TER i BEN BET 2 022 ; ei \ an} 1 I Ai iR ı) A SR ’ ‘ 2 4 N f ö ip Y | Rasa ale Ich. .nlara ad NEN RR D en 7, x I Fr Tips Enk D { | | | 1a 03 it i } N } x R | : RT, [ & AUNEYAL i | | 8 f d of PS HEI Bir. 10 s 4 i [ IE l 3 j x f ik 4 N IF. aa a AG DEZTIFENS B {nd} | „ ö r y j \ | , sdrıon c@ ig A sdmafikh { . Kia an de t o \ Is BaIR 2 Bu eg o f # - f r ar RTL $ KEN Fein | 1 in j i Iy eh \ iv } 4 / x r JEEN ö u Ay f' ) } ei D fe i E . a sims | 7 u PR a Aal fa re armer N ehe ur IC FR wis ya Er “ 2 ur Ä i h : DEE DIE EE j - { ' 4V hf JA 4 j { 3 -i ’ Tuer, Be Fr. f . . r 4 ’ i h Ir; + Fr R } . n { Nachtrag zu Gerhards Abhandlung über die Metall- spiegel der Etrusker. 2 u 7 # mann wmnnnan » y v r u Noch vor Vollendung des akademischen Bandes, dem meine zweite Abhandlung über die Metallspiegel der Etrusker angehört, hat das in deren Beilage B enthaltene Verzeichnifs unedirter oder in meinem Werk ausgelasse- ner Spiegel sich so beträchtlich vermehrt, dafs ich mich für verpflichtet halte, die mir neuerdings bekannt gewordenen Nachträge gleich jetzt zu geben. Es geschieht diefs um so lieber, da ich hiedurch Gelegenheit erhalte, zwei um die Etruskische Denkmälerkunde sehr verdienten Männern, Herrn Dr. Hein- rich Brunn, Secretar des archäologischen Instituts zu Rom, und dem gelehr- ten Jesuiten Pater D. Raffaelle Garrucei ebendaselbst für die reichhaltigen Mittheilungen zu danken, aus denen die nachstehende Fortsetzung meines Verzeichnisses hauptsächlich geflossen ist. 413. (8*. XXXIH, 6*) Lasa, der Zeichnung Nr. 6 ähnlich; im Berliner Museum Nr. 3348, aus meinem Besitz. Add. 601. 414. (8**. XXXIII, 6**) Ähnliche Darstellung in den vereinigten Sammlungen zu München Nr. 1847, nebst noch zwei andern dortigen Spiegeln (421. 428) durch ge- fällige Mittheilung des Herr C. v. Lützow zu meiner Kenntnils gelangt. Add. 553. 415. (30*. XXXVII, 13) Lasa mit einer Frau; daneben auf einer Säule eine Eule. Im hiesigen Kgl. Mus. Nr. 3305, aus meiner Sammlung. Add. 563. 416. (30**. XXXVII, 14) Lasa einer Frau mit Hündchen einen Spiegel vorhal- tend; Praenestinischer Spiegel den Funden des Prinzen Barberini angehörig und nebst den übrigen Metallspiegeln desselben erlauchten Besitzers durch gefällige Mit- theilung des Pater Garrucei zu meiner Kenntnis gelangt. Add. 581. 417. (30d. XXXVII, 15) Lasa vertraulich berührt von einer sitzenden Frau; Barberinischer Spiegel wie oben. Add. 593. 418. (30e. XXXVII, 16) Lasa und zwei Frauen, die eine durch Schild, die an- dere durch tiefe Verhüllung bei sprechender Geberde ausgezeichnet. Barberinischer Spiegel wie oben. Add. 576. 419. (31*. XXXVII*) Siegesgöttin ein Kalb opfernd; Barberinischer Spiegel wie oben. Add. 577. 420. (XLVII, 5*) Wartende Dioskuren mit Helm und Schild; dazwischen ein Gebäude mit Wölbung und Säulen. Gori Mus. Etr. CLXXXVI, 4. Vgl. Rathgeber Nike. S. 297. Add. 558. 624 German: Nachtrag zur Abhandlung 421. (XLVII, 11) Dioskuren mit Pileus. In der Mitte ein Tempel wie auf XLVII, 2. Campanascher Spiegel in den vereinigten Sammlungen zu München Nr. 1979. Add. 557. 422. (XLVII, 12) Desgl. Fragment in Gerhards Sammlung; die Figur zur R. defeet. Im Kgl. Museum Nr. 3322. Add. 565. 423. (XLVIII, 12) Dioskuren, Tisch in der Mitte, dem Spiegel XLVII, 6 ent- sprechend. Gori CLXXXVI, 5. Add. 557. 424. (LIVe) Dioskuren; der eine mit Pileus sitzend, der andere mit Wehrge- henk neben seinem Pferd stehend, im leeren Raum zwei Sterne. Barberinischer Spiegel wie oben. Add. 591. 425. (67*. LIX,8) Minerva, Venus und Dioskuren. Antike Wiederholung im Museo Chiusino. Add. 556. 426. (LIX, 15) Minerva, Dioskuren und „File”, Barberinischer Spiegel mit den Inschriften Castur, Pultuce, Menrfa, File. Add. 596. 427. (156*) Zwei Frauen zwischen zwei Dioskuren; besseres Exemplar als Nr. 156; Dorowscher Spiegel des Kgl. Museums Nr. 1883. Add. 564. 428. (159*) Dieselbe Darstellung in den vereinigten Sammlungen zu München. Add. 555. 429. (159**) Ähnliche Darstellung, doch ohne Kreuzband. Gebrochener Spiegel im hiesigen Kgl. Museum aus meiner Sammlung. Add. 598. 430. (LXX**) Urtheil des Marsyas durch Apoll in Gegenwart des Olympos und einer Muse; Barberinischer Spiegel wie oben. Add. 573. 431. (LXXI**) Kopf des Attis oder Adonis im Berliner Museum Nr. 3335. Add. 599. 432. (LXXIId) Frau auf Zweigespann, vermuthlich Aurora; Barberinischer Sp. Add. 590. 433. (LXXXVle) Baechus und Ariadne einander umfassend; daneben ein Satyr; Barberinischer Spiegel. Add. 580. 434. (CXX, 4) Löwenkampf mit fünf Liebesgöttern; Barberinischer Spiegel von Dr. Detlefsen bemerkt. Add. 542. 435. (CXXVllle) Hercules mit einem Knaben, angeblich Amor. Barberini. Add. 583. 436. (CXLII*) Hercules und ein Krieger vor dessen Altar. Barberini. Add. 585. 437. (CLXXII*) Löwenjagd von neun Heroen unternommen. Grofser Bar- berinischer Spiegel der Eberjagd Taf. 173 vergleichbar. Add. 587. 438. (CLXXXVIL*) Urtheil des Paris, Replik von Taf. 187. Barberinischer Spiegel. Add. 595. 439. (CXCVllle) Paris, Helena und Menelaus? Einer sitzenden Frau steht ein Jüngling gegenüber, auf dessen Schulter eine andere Frau ihre Hand legt. Bar- berini. Add. 588. über die Metallspiegel der Etrusker. II. 625 440. (CXCVIILf) Paris Venus und Helena: er in phrygischer Tracht, Helena nackt; Venus mitteninne wie auf Taf. CXCVII. Barberini. Add. 594. 441. (CXCVIIlg) Paris Eros und Helena? Einem sitzenden langbekleideten Jüng- ling mit Chlamys und langem Stab gegenüber legt eine stehende Frau ihre Hand auf die Schulter des Eros. Barberinischer Spiegel wie oben. Add. 592. 442. (CCVIII*) Helena und Menelaus von Dioskuren umgeben; gute Replik des Spiegels Taf. 208, im Kgl. Museum Nr. 3322, aus meiner Sammlung. Add. 600. 443. (CCXXII*) Menelaos und noch fünf andere Figuren; noch unbeschriebener und unerklärter Praenestinischer Spiegel im Palast Barberini mit den Inschriften Turan, Menle, Eris, Krisitha, Irisis, Teuerum? (man las Teuthun oder auch Teui- run). Vgl. Bull. 59 p. 37 u. Arch. Anz. 1860 Juli. Add. 543. 444. (CCXXXVle) Ajax und Cassanda, Barberinischer Spiegel. Add. 572. 445. (COXL**) Zweikampf eines Lanzenkämpfers zu Rofs gegen einen Fuls- kämpfer mit Schwert; Barberinischer Spiegel. Add. 575. 446. (CCXLd) An Penelope erinnernd. Eine sitzende Frau mit Spindel legt ihre Hand auf einen sitzenden Mann mit Lanze; im Palast Barberini. Add. 578. 447. (CCXLe) An Kalypso erinnernd. Sitzende Frau, über die eine andere einen Sonnenschirm hält, vor ihr Mereur. Barberini. Add. 589. 448. (CCXLf) Rhodopis. Ein bekränzter junger Kitharöde ist Phaun genannt. Eine seitwärts nach ihm blickende Frau Rutapis schreitet rechtshin. Ihnen gegen- über sitzt eine gleichfalls bekleidete Frau, vor ihr ein Vogel, darüber Suepatis. Barberini. Add. 597. 449. (373*) Jüngling zwischen Frauen: eine derselben hält eine Lanze. Bar- berini. Add. 375. 450. (373*) Gerüsteter Krieger vor einer bekleideten Frau. Braun’scher Spiegel im Berliner Museum Nr. 3211. Add. 559. 451. (389*) Zwei Frauen, die eine sitzend, die andere ein Kästchen haltend. Barberinischer Spiegel. Add. 574. 452. (391*) Mann und Frau auf einer Kline, vor ihnen ein besetzter Tisch. Bar- berinischer Sp. Add. 570. 453. (394*) Stöfsiger Bock mit einem ithyphallischen Zwerg und einer Gans gruppirt. Barberini. Add. 579. 454. (394**) Gorgoneion in archaischem Stil. Barberini. Add. 582. Obigen Nachträgen zu unserm Verzeichnis bleiben hienächst noch manche Zu- sätze und Berichtigungen, Einzelheiten der früher verzeichneten Spiegel betreffend hinzuzufügen. Da die Unvollständigkeit mancher an und für sich dankenswerthen Notiz über die Identität verschiedener Spiegel vorher uns unklar liefs, so stellt erst jetzt sich heraus, dals Nr. 64 als identisch mit Nr. 101 zu streichen ist; auch dals Nr. 221a Philos.- histor. Kl. 1559. Kkkk 626 Genuann: Nachtrag zur Abhandlung über die Metallspiegel etc. und 2215 einen und denselben Spiegel betreffen, wird durch Brunn bestätigt, der nun auch geneigt ist, die Spiegel 200 (Apoll und Marsyas) mit 226 (thronender Bacchus) auf ein einziges Original zurück zu führen. Weiter zu streichen ist Nr. 24 als identisch mit Tafel CCXXX, Nr. 140 mit 273, Nr. 169 mit 130, 237 mit Tafel CXLIV, 279 mit Tafel CLXXIV, Nr. 324 mit Tafel CCVI, 336 mit Tafel CLXI, 360 mit Tafel CLXVII; endlich werden auch Nr. 59 (Kabiren) und 98 wegfallen müssen, da ihre Notiz auf Verwechslung mit anderen Spiegeln zu beruhen scheint, Hinsichtlich der Ortsangaben ist Nr. 65 wenigstens auf das Mus. Chius. CLV zurückzuführen, obwohl die jetzigen Besitzer dortiger Funde sich oft nicht mehr bestimmen lassen, wie auch mit Nr. 1 der Fall ist. In Bezug auf Nr. 272 (CLXX’*) berichtigt Brunn, dafs dieser von ihm auf Tyro und deren Söhne gedeutete Spiegel nicht Herren De Meester sondern der Campanaschen Sammlung angehöre; zugleich bemerkt er, dals eben jene mythische Darstellung in Nr. 136 und Nr. 163 (Myst. 67) unseres Verzeichnisses zu erkennen sein dürfte. Das Original der mit Nr. 287 (CLXXX*) ohne Ortsangabe erwähnten Darstellung von Eos und Kephalos hat unter den jetzt im Kgl. Mus. ausgelegten Spiegeln meiner Sammlung (Nr. 3360) sich vorgefunden. Dafs der schon in England für falsch erkannte Spiegel Nr. 405 mit der Inschrift Eukrun in Rom nur besprochen, nicht in einer zweiten Fälschung ge- zeigt ward, berichtigt Brunn zugleich mit der Bemerkung, dafs das Original jenes wohlfeilen Betrugs sowohl von ihm als von Pater Garrucei im Innenbild einer Clusinischen Schale (Mus. Chius. 1, 35) nachgewiesen worden war. Einiger Druckfehler zu geschweigen (wie denn in Nr. 212 „LXVIIId” statt LXVII**, in Nr. 293 „OLXXXIV a” statt CLXXXaa, in Nr. 355 „p. 139” statt 159, in der Erklärung von Taf. IV, 3 „Paralip. 167” statt 164 zu lesen ist) bleibt auch in der Beschreibung einzelner Spiegel einiges zu berichtigen: in Nr. 25 ist statt eines Knaben vielmehr ein Mädchen zu erkennen, in Nr. 136 mehreres anders zu fassen (wie Brunn bei der Deutung dieses Spiegels auf Tyro erörtern wird) für Nr. 260 (CXXVII®) auch die Inschrift Zercle zu bezeugen und in Nr. 330 (COX VIL*) als Neben- figur der von zwei Flügelgestalten geschmückten Malachisch oder Helena ein phry- gisch bekleideter Jüngling nachzutragen der, wenn nicht für einen Kabiren (vgl. oben Seite 418 £.) füglich für Paris gehalten werden kann. Eben stellt sich auch heraus, dafs in Nr. 211 (LXXVIId) vielmehr Eros und Psyche als Apoll und Artemis zu erkennen sein dürften. Nachzutragen ist endlich S. 482 in der Erklärung der Kupfer- tafeln zu Taf. Il, 3 die Verweisung auf S. 417 und S. 453 Nr. 80. Einige Unriehtigkeiten, welche in die Citate von Spiegeln des hiesigen Kgl. Museums sich eingeschlichen haben, werden durch das im Druck zu erwartende Verzeichnils sämmtlicher Spiegel desselben ihre Berichtigung finden. Berlin, 1. August 1860. . E. G. Mn Su r RW u SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES NUN NN 3 9088 01298 8473