FERN Tele Hana a Ü) Da MARI urn tan den wi 1 h N HEHRNELANNN RR a KUN ER, a Lie DEE a Ei {7 KUN i BROKER N RIO DK ji Sir N) BHO | x N, Ir, Eu x sr Ta heeNR; rayn ERRASN lg He wur BER ENEREE rar ER ITR ERRRRISNER AIR NCAr CH 1 a A f 6 ra Ba) 1ER 3 T, er, R; [} h a | MER N " KA e NN. 5 1 ABHANDLUNGEN DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 1897. anviravaun = na | Br . Ban 20" a 3 | ARTEN TERNTE yc SRL TA WIEN EN ..M ABHANDLUNGEN KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. AUS DEM JAHRE 1597. MIT 4 TAFELN. BERLIN. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1897. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. FICE LIBRARY OF THE ithsomian Institution. 4.OeH, o> 12 Inhakt @ftenilehe, Sitzungen ir. 2a, vg gap een A ee S. vıi—vın. Verzeichnils der im Jahre 1597 gelesenen Abhandlungen . . . . . 8. vırm—xvı. Verzeichnils der im Jahre 1897 erfolgten Geldbewilligungen aus aka- demischen Mitteln zur Ausführung wissenschaftlicher Unter- nehmungen . . © REN SR RK: Verzeichnils der im ‚Jahre 1897 erschienenen im Auftrage oder mit Unterstützung der Akademie bearbeiteten oder herausgegebenen Werke len 2 ee OERL RATTE Veränderungen im Personalstande der Akademie im Laufe des Jahres 1397 8. xxıı—xxın. Verzeichnils der Mitglieder der Akademie am Schlusse des Jahres 1897 S. xxıy —xxxt. KöHLEer: Gedächtnilsrede auf Ernst Curtius °. . ©» 2 2 2.2.2. .Ged.Red.Il:S.1—14. Abhandlungen. Philosophisch -historische Classe. Erman: Bruchstücke koptischer Volkslitteratur . . » » 2.2... Abh. 1. WEInHoLD: Die mystische Neunzahl bei den Deutschen . . . . . » IM. Harnack: Berichte des Secretars der Brandenburgischen Societät der Wissenschaften J. Th. Jablonski an den Präsidenten G. W. Leibniz (1700—1715) nebst einigen Antworten von Leibniz. . . . . » II. Anhang. Abhandlungen nicht zur Akademie gehöriger Gelehrter. Physikalische Abhandlungen. Korscen: Das Rückenmark von Zlephas indieus. (Mit 1 Tafel). . . Abh. 1. Kayser: Über die Bogenspeetren der Elemente der Platingruppe. . » I. S. 164 Sal 61 S.1—120. S.1—18. Ss. 1 —44, Make aktzche Abhandlungen. ; yet 5 7 Brenner: Mars-Beobachtungen 1896-97 auf der Manora- Sternwarte Ol A in Lussin pieeolo. (Mit 3 Tatela.).. m... ... Abh, 1 Ss. Philosophisch-historische Abhandlungen. w- Fränxer: Epigraphisches aus Aegina . . . sep ER Abh.I. S. 1 Jah11897. Öffentliche Sitzungen. Sitzung am 28. Januar zum Gedächtnifs Friedrich’s II. und zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs. Der an diesem Tage vorsitzende Secretar Hr. Waldeyer eröff- nete die Sitzung mit einer Rede, in der er zunächst die Glück- wiünsche der Akademie zum Geburtsfeste Seiner Majestät des re- gierenden Kaisers und Königs darbrachte und mit Worten der Erinnerung Friedrich’s des Grofsen gedachte. Alsdann legte er die Entwickelung der Naturwissenschaften im 17. und 18. Jahr- hundert dar, um zu zeigen, dafs die vielfach üblich gewordene Benennung des 19. Jahrhunderts als des naturwissenschaftlichen in dieser allgemeinen Fassung nicht zulässig sei. Darauf wurden die Berichte erstattet: über die »Politische Correspondenz Friedrich’s des Grofsen« —— über die » Acta Borussica« — über die »Sammlung der griechischen Inschriften« — über die »Sammlung der lateinischen Inschriften«e — über die »Prosopo- graphie der römischen Kaiserzeit« — über die » Arıstoteles-Commen- tare« — über das »Corpus nummorum« — über den »Thesaurus linguae latinae« — über das »Historische Institut in Rom« — über die »Kant-Ausgabe« — über die »Humboldt«-, »Savigny«-. »Bopp«-, »Graf Loubat«-. »Eduard Gerhard«- und »Hermann und VIII Elise geb. Heckmann Wentzel«-Stiftungen. In dem Bericht über die zuletzt genannte Stiftung waren zugleich die Berichte über das »Wörterbuch der deutschen Rechtssprache« und über die » Ausgabe der griechischen Kirchenväter« enthalten. Zum Schlufs berichtete der Vorsitzende über die seit dem letz- ten Friedrichs-Tage im Januar 1896 in dem Personalstande der Akademie eingetretenen Veränderungen. Sitzung am 1. Juli zur Feier des Leibniz’schen Jahrestages. Hr. Vahlen, als vorsitzender Secretar, eröffnete die Sitzung mit einer Rede über Leibniz als Schriftsteller. Die neu eingetretenen Mitglieder der philosophisch -historischen Classe, HH. Koser und Lenz. hielten ıhre Antrittsreden, die von Hın.Vahlen als Classensecretar beantwortet wurden. Ferner wurden Gedächtnifsreden auf zwei der seit dem letzten Leibniz-Tage verstorbenen Mitglieder, von Hın. Köhler auf Ernst Curtius, von Hrn. Dames auf Heinrich Ernst Beyrich ge- halten. indlich wurde ein Beschlufs der Commission für die Eduard Gerhard-Stiftung mitgetheilt. Verzeichnils der im Jahre 1897 gelesenen Abhandlungen. Physik und Chemie. Fischer, über die Constitution des Caffeins, Xanthins, Hypoxan- thins und verwandter Basen. (G.S. 7.Jan.; S.B.) Planck, über irreversibele Strahlungsvorgänge. Erste Mittheilung. (Cl. 4. Febr.; S.B.) IX van't Hoff und Meyerhoffer, Dr. W., Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, ins- besondere des Stafsfurter Salzlagers. I. (Cl. 4. Febr.; S. D.) Kohlrausch, Statistik der Löslichkeit einer Gruppe von Salzen im Wasser bei mittlerer Temperatur. (G.S. 11.Febr.; S. D.) Holborn, Dr. L., die Magnetisirung von Stahl und Eisen in schwa- chen Feldern. Vorgelegt von Kohlrausch. (G.S. 11. Febr.; S.B.) Warburg, über die Verzögerung bei der Funkenentladung. (Cl. 18.Febr.; S.B.) van’t Hoff und Meyerhoffer, Dr. W., Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, ins- besondere des Stalsfurter Salzlagers. I. (Cl. 18. Febr.: S. B.) Lohse, Dr. O., Untersuchung des violetten Theils emiger Iimien- reicher Metallspectra. Vorgelegt von Vogel. (Cl. 18. Febr.; S.B. 4. März.) van’t Hoff und Meyerhoffer, Dr. W., Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, ıns- besondere des Stalsfurter Salzlagers. II. (Cl. 4. März; S. B. 6. Mai.) Röntgen, weitere Beobachtungen über die Eigenschaften der X- Strahlen. (G.S. 29. April; S.B. 13. Mai.) Landolt, über das Verhalten einiger dampfförmiger Substanzen im elektrischen Liehtbogen. (Cl. 6. Mai.) van’t Hoff und Kenrick, Dr. F.B., Untersuchungen über die Bil- dungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbe- sondere des Stalsfurter Salzlagers. IV. (Cl. 6. Mai: S. BD.) König, Prof. A., die Abhängigkeit der Sehschärfe von der Beleuch- tungsintensität. Vorgelegt von v. Bezold. (G.S. 13. Mai: S. B.) Boltzmann, über irreversibele Strahlungsvorgänge. Erste Mit- theilung. (Cl. 17. Juni; 8. B.) x Planck, über irreversibele Strahlungsvorgänge. Zweite Mittheilung. (Cl. 8. Juli; S. B.) König, Prof. A., über »Blaublindheit«. Vorgelegt von v. Bezold. (Cl. 8. Juli; S.B.) König, Prof. A., die Abhängigkeit der Farben- und Helligkeits- gleichungen von der absoluten Intensität. Vorgelegt von v. Bezold. (G.S. 29. Juli; S.B.) Goldstein, Prof. E., über die Structur des Kathodenlichts und die Natur der Lenard’schen Strahlen. Vorgelegt von Warburg. (012217, 0et3..2)) Fischer, über Hydurinphosphorsäure. (Cl. 4. Nov.; S. B.) Fischer, über den Einflufs der Salzbildung auf die Metamorpho- sen der Purinkörper. (Cl. 4. Nov.) ran't Hoff und Meyerhoffer, Dr. W., Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, ins- besondere des Stafsfurter Salzlagers. V. (Cl. 4.Nov.; S.B. 18.Nov.) Boltzmann, über irreversibele Strahlungsvorgänge. Zweite Mit- theilung. (Cl. 18.Nov.; S. BD.) Kayser, Prof. H.. über die Bogenspectren der Elemente der Platin- gruppe. Vorgelegt von Warburg. (Cl. 2.Dec.; Abh.) Planck, über irreversibele Strahlungsvorgänge. Dritte Mittheilung. (C1.:16..Dee.; ,S..B.) van't Hoff und Donnan, Dr. F. G., Untersuchungen über die Bil- dungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbe- sondere des Stalsfurter Salzlagers. VI. (Cl. 16. Dec.; S. BD.) Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Cohen, Prof. E., über em neues Meteoreisen von Locust Grove, Henry Co., Nord-Carolina, V.St. Vorgelegt von Klein. (Cl. 4. Kebr.: 5.2.) XI Cohen, Prof. E., das Meteoreisen von Forsyth Co., Georgia, V.St. Vorgelegt von Klein. (Cl. 4. März; S. B. 18. März.) Klein, über Ganggesteine und ihre Stellung im System der Eruptiv- gesteine. (Cl. 8. Juli.) Dames, über Brustbein, Schulter- und Beckengürtel der Archae- opteryx. (Cl. 22.Juli; S. B.) Leiss, C., über ein neues, aus Kalkspath und Glas zusammen- gesetztes Nicol’sches Prisma. Vorgelegt von Klein. (Cl. 2 Oct.5-839%) Cohen, Prof. E., ein neues Meteoreisen von Beaconsfield, Colonie Victoria, Australien. Vorgelegt von Klein. (Cl. 4. Nov.; S.B. 18. Nov.) Botanik und Zoologie. Schwendener, die Gelenkpolster von Mimosa pudica. (G.S. 11. März; S. B.) Brandes, Dr. G., die Spermatozoen der Dekapoden. Vorgelegt von Schulze. (Cl. 18. März; S. 5.) Heymons, Dr. R., über die Organisation und Entwickelung von Bacillus rossit Fabr. Vorgelegt von Schulze. (Cl. 18. März; SD.) Schulze, Revision des Systems der Asconematiden und Rossel- liden. (G.S. 13. Mai; S. B.) Engler, über die systematische Anordnung der dikotyledoneen Angiospermen. (G.S. 29. Julı.) Heymons, Dr. R., Mittheilungen über die Segmentirung und den Körperbau der Myriopoden. Vorgelegt von Schulze. (Cl. 21%.0et.S2B3) Möbiıus, die Fauna von Deutsch-Ostafrika. (Cl. 2. Dee.) b* Xu Anatomie und Physiologie. Hertwig, über einige am befruchteten Froschei durch Centrifugal- kraft hervorgerufene Mechanomorphosen. (Cl. 14. Jan.; S. B.) Kopsch, Dr. F., das Rückenmark von Elephas imdieus. Vorgelegt von Waldeyer. (Cl. 4. Febr.; Abh.) Flatau. Dr. E., das Gesetz der excentrischen Lagerung der langen Bahnen im Rückenmark. Vorgelegt von Waldeyer. (Cl. 18. Mäız; S.B.) Munk, weitere Untersuchungen über die Schilddrüse. (C1. 22. April.) IKopsch, Dr, N... über ‚einge Doppel-Gastrula bei Lacerta agılıs. Vorgelegt von Waldeyer. (G.S. 3. Juni; S..D.) Waldeyer, das Trigonum vesieae. (Cl. 17. Juni; S.B. 8. Juli.) Krause, Dr. R., über Bau und Function der hmteren Speichel- drüsen der Octopoden. Vorgelegt von Hertwig. (G.S. 9.Dee.: S.B.) Anthropologie. Virchow, die Bevölkerung der Philippinen. (Cl. 18. März; S. D.) Astronomie und Geophysik. Auwers, über einen Fundamental-Catalog für den südlichen Him- mel. (Cl. 1. April.) Wien, Prof. W., über die Temperatur der Planeten. Vorgelegt von Kohlrausch. (G.S. 8. April.) ischenhagen, Prof. M.. über schnelle, periodische Veränderungen des Erdmagnetismus von sehr kleiner Amplitude. Vorge- legt von v. Bezold. (G.S. 24. Juni; S. B.) Vogel, über die Spectra der der ersten Speetralelasse angehören- den helleren Sterne. (Cl. 21. Vet.) Brenner, L.. Beobachtungen des Planeten Mars in der Oppo- sition 1396-97. Vorgelegt von Auwers. (Cl. 21.Oet.; Abh.) XII Fauth, Lehrer Ph.. Zeichnungen der Planeten Jupiter und Mars. Vorgelegt von Auwers. (Cl. 21.0et.) Mathematik. Koenigsberger, über verborgene Bewegung und unvollständige Probleme. , (Cl. 4. März; S.B.) Schwarz, über ein bestimmtes Problem der Variationsrechnung, zu dessen vollständiger Lösung elementare Hülfsmittel aus- reichen. (G.S. 8. April.) Fuchs, zur Theorie der Abel’schen Functionen. (Cl. 20. Mai: 8. B.) ı u(k) v. Mangoldt. Prof. H., Beweis der Gleichung , a Vor- y IX v gelegt von Schwarz. (Cl. 20.Mai; S.B. 22. Juli.) Weber, H., über die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen. (Cl. 21.Oct.; S.B. 4. Nov.) Koenigsberger, über die Darstellung der Kraft in der analyti- schen Mechanik. (Cl. 21.0et.; S. 5.) Schwarz, zur Lehre von den unentwickelten Funetionen. (G.S. ENoy-; 2.2.) Frobenius, über die Darstellung der endlichen Gruppen durch lineare Substitutionen. (Cl. 18.Nov.: S.B.) Molien, Th., über die Invarianten der linearen Substitutionsgrup- pen. Vorgelegt von Frobenius. (Cl. 16.Deec.; S. B.) Philosophie. Dilthey, über die Hermeneutik von Baumgarten und Semler. (Cl. 4. Febr.) Geschichte. Dümmler, über den furor Teutonieus. (Cl. 18. Febr.; S. B.) Schürer, über die Juden im bosporanischen Reiche und die Ge- nossenschaften der aeßouevo Heov Uyrıorov ebendaselbst. (Cl 4. März; S. B.) XIV Köhler, über Probleme der griechischen Vorzeit. (G.S. 11. März; SD.) Harnack. zur ältesten Geschichte der K.Preulsischen Akademie der Wissenschaften. (Cl. 18.März; Abh. unter dem Titel: Berichte des Secretars der Brandenburgischen Societät der Wissen- schaften J. Th. Jablonskı an den Präsidenten G.W. Leibniz (1700-1715) nebst einigen Antworten von Leibniz.) Koser, über die von der Archivverwaltung aus dem Nachlafs von Feuillet de Conches angekaufte Sammlung der Briefe Friedrich’s des Grofsen an Maupertuis. (G.S. 29. April.) Lenz, über den Ausbruch des ersten Revolutionskrieges 1792. (Cl. 6. Maı.) Harnack, über die »Ordinationes« im Papstbuch. (Cl. 17. Juni; S.B. 8. Julı.) Wattenbach, über die Quirinalien des Metellus von Tegernsee. (Cl. 22. Juli; S. B.) Harnack, über die jüngst entdeckten Sprüche Jesu. (Cl. 22. Juli.) Klostermann, Dr. E., die Schriften des Origenes in Hieronymus’ 3rief an Paula. Vorgelegt von Harnack. (G.S. 29. Juli; S. BD.) Sachau, über eine arabische Chronik aus Sansıbar. (Cl. 21.0ct.) Hirschfeld, die Haeduer und Arverner unter Römischer Herr- schaft. (G.S. 25.Nov.; S. BD. 9. Dec.) Borchardt, Dr. L., ein neuer Königsname der ersten Dynastie. Vorgelegt von Erman. (G.S. 25.Nov.; S. B.) Staats- und Rechtswissenschaft. Schmoller, über das deutsche Münzwesen des Mittelalters und der beginnenden neueren Zeit. (G.S. 21. Jan.) Brunner, Bericht über die Herstellung eines wissenschaftlichen Wörterbuches der deutschen Rechtssprache. (Cl. 4. Febr.; S. B.) xV Pernice, Fahrlässigkeit und Erfolghaftung im ältern römischen Strafrechte. (G.S. 28. Oct.) Brunner, zur Geschichte des germanischen Ständewesens. (Ul. 4.Nov.) Schmoller, über die Entwickelung des deutschen Münzwesens von der Einheitsmünze des Denars zu einem vielgliederigen System kleiner. mittlerer und grofser Münzen 1300-1600. (Cl. 16. Dec.) Allgemeine, deutsche und andere neuere Philologie. Weinhold, die mystische Neunzahl bei den Deutschen. (Cl. 4.März; Abk.) Schmidt, E., die Quellen der »Comischen Einfälle und Züge« Lessing’s. (Cl. 1.April; S.B. 22. Aprıl) Nachtrag. (G.S. 3. Juni; S. BD.) Tobler, über die Legende des heiligen Julian in der schönen Litteratur. (G.S. 15.Julı.) Schmidt, E., Uhland’s »Märchenbuch des Königs von Frankreich«. (6.8. 11. Nov.; S. B.) Classische Philologie. Diels, zur Pentemychos des Pherekydes. (G.S. 25. Febr.; S.B.) Fränkel, Prof. M., Epigraphisches aus Aegina. Vorgelegt von Kirchhoff. (G.S. 11. März; Abh.) Vahlen, hermeneutische Bemerkungen zu Aristoteles’ Poetik. (G.S. 3. Juni; S. B.) Ziebarth, Dr. E., neue attische Hypothekeninschriften. Vorgelegt von Kirchhoff. (Cl. 17. Juni; S.B.) Schmidt. J., Kretische Pluralnominative auf -e. (Cl. 18.Nov.) Diels, über ein Fragment des Empedokles. (Cl. 2.Dec.; S.B.) xXVI Wendland, Dr. P., eine doxographische Quelle Philo’s. Vorgelegt von Diels. (Cl. 2.Dec.; S. B.) Kunstwissenschaft und Archaeologie. Stumpf. zur Theorie der Consonanz. (G.S. 25. Febr. p!: Borchardt, Dr. L., über das Alter des Sphinx bei Giseh. Vor- gelegt von Erman. (Cl. 8. Juli; S. B.) Örientalische Philologie. ürman, Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. (Cl. 14. Jan.; Abb.) Sachau, geographische Studien zu den Assyrischen Königsin- schriften. (Cl. 22. April.) Weber, A., Vedische Beiträge. VI. (Cl. 20.Mai; S.B.) Schrader. über eine altbabylonische Thontafelinschrift. (Cl. 17. Junı.) Verzeichnifs der im Jahre 1897 erfolgten Geldbewilligungen aus akademischen Mitteln zur Ausführung wissenschaftlicher Unternehmungen. Es wurden im Laufe des Jahres 1597 bewilligt: 7200 Mark den Mitgliedern der Akademie Hrn. Diels und Stumpf zur Fortsetzung der Arbeiten für die Herausgabe der griechischen Commentatoren des Aristoteles. 25000 » dem Mitgliede der Akademie Hrn. Dilthey zur Her- ausgabe der Werke Kants. nr XVII 3000 Mark dem Mitgliede der Akademie Hrm. Kirchhoff zur Fort- 6000 2000 39000 12000 3000 18000 s00 300 1500 00 >00 200 » setzung der Arbeiten für Sammlung der griechischen Inschriften. den Mitgliedern der Akademie IIrn. Koser undSchmol- ler zur Fortführung der Arbeiten für Herausgabe der politischen Correspondenz König Friedrich’s 1. dem Mitgliede der Akademie Hrn. Engler zur Heraus- gabe von Monographieen afrikanischer Pflanzenfamilien. dem Mitgliede der Akademie Hrn. Schulze zur Bear- beitung und Herausgabe eines Werks »Das Thierreich.«. dem Mitgliede der Akademie Im. Conze zu einer topo- graphischen Aufnahme der Umgegend von Pergamon. dem Mitgliede der Akademie Hın. Harnack zu weiteren Vorarbeiten für die zum bevorstehenden Jubiläum ab- zufassende Geschichte der Akademie. dem Mitgliede der Akademie Hrn. Sachau zur Her- ausgabe der Geschichte des Islam von Ibn Saad. Hrn. Prof. Dr. Robert Bonnet in Greifswald zur Be- arbeitung eines Werks über das elastische Gewebe der Blutgefäfse. Hrn. Dr. Gustav Brandes in Halle zu Studien über Nemertinen. Hrn. Prof. Dr. Emil Cohen m Greifswald zu Unter- suchungen von Meteoreisen. Hrn. Prof. Dr. Friedrich Dahl m Kiel zur Ordnung des von ihm in Ralum gesammelten faunistischen Materials. Hrn. Prof. Dr. Drechsel in Bern zur Fortführung sei- ner Untersuchungen organischer Jodverbindungen bei Thieren. Hrn. Lehrer Philipp Fauth in Landstuhl zur Heraus- gabe von Zeichnungen der Planeten Jupiter und Mars. c XVII 1500 Mark Hrn. Prof. Dr. Fritz Frech in Breslau zur Vollendung YO0 3000 1000 >00 1200 850 700 900 2000 1100 3000 » » seiner geologischen Untersuchung der Radstädter Tauern. Hın. F. K. Ginzel m Berlin zur Herausgabe des von ihm bearbeiteten speciellen Canons der Finsternisse für das Gebiet der classischen Alterthumsforschung. Hrn. Hofrath Dr. B. Hagen in Frankfurt a.M. zur Her- ausgabe eines anthropologischen Atlas. Hrn. Dr. Norbert Herz in Heidelberg zur weiteren Re- duetion der von ıhm auf der v. Kuffner’schen Stern- warte m Wien beobachteten Zonen. Hrn. Dr. Richard Hesse in Tübmgen zu Untersuchun- gen über die Augen niederer Seethiere. Hrn. Dr. Carl Holtermann in Berlin zur Herausgabe eines Werks über ostindische Pilze. Hrn. Prof. Dr. Karl Hürthle ın Breslau zur Beschaffung von Instrumenten für Momentaufnahmen von contra- hirten Muskeln. Hrn. Dr. Martin Krüger ın Berlin zu Untersuchungen über die in thierischen und pflanzlichen Organen vor- kommenden Xanthinstoffe. Hrn. Dr. Gustav Lindau in Berlin zu lichenologischen Studien. Hrn. Dr. Max Lühe in Königsberg zur Untersuchung der Fauna der Salzseen in Französisch Nordafrika. Hrn. Prof. Dr. Fr. Paschen in Hannover zu Versuchen über die Energie in den Spectren schwarzer Körper. Hrn. Prof. Dr. G. Schweinfurth in Berlin zur Heraus- gabe einer ersten Abtheilung der von ihm in der ara- bischen Wüste von Aegypten aufgenommenen Karten. 1500 3000 1000 600 >00 1000 S00 1000 1500 1000 XIX Mark Hrn. Dr. Ludwig Wulff in Schwerm ı. M. zur Fort- » setzung semer Versuche zur Herstellung künstlicher Kry- stalle. Hrn. Oberbibliothekar Dr. Karl de Boor in Breslau zur Vorbereitung einer-Ausgabe der Chronik des Johannes Monachos. Hrn. Prof. Dr. Theodor Büttner-Wobst in Dresden als Honorar für die Herausgabe des 3. Bandes des Jo- annes Zonaras. Hrn. Prof. Dr. Konrad Burdach in Halle zu Unter- suchungen über Ursprung und Ausbildung der neuhoch- deutschen Schriftsprache. Hrn. Dr. Georg Ellinger in Berlin zu bibliothekarischen Untersuchungen über neulateinische Litteratur in Süd- deutschland und Oberitalien. Hrn. Prof. Dr. V. Fausböll in Kopenhagen zur Heraus- gabe des 7. (Register-) Bandes semes Jätaka-Buchs. Hrn. Prof. Dr. Heinrich Finke in Münster 1.W. zur Vollendung seiner Ausgabe der Acta concilii Constan- tiensis. Hrn. Prof. Dr. Jakob Freudenthal ın Breslau zu For- schungen über das Leben Spinoza’s. Hrn. Dr. Hans Graeven in Rom zu einer Gesammt- ausgabe der antiken Elfenbeindiptychen. Hrn. Prof. Dr. Joseph Hansen in Köln zu Vorarbeiten für eine Geschichte der Inquisition in Deutschland. Hrn. Dr. Joseph Paczkowski in Göttingen zur Fort- setzung seiner agrarhistorischen Untersuchungen. Hrn. Dr. Konrad Plath in Berlin zu einer Ausgrabung der Königspfalz in Kırchheim ım Elsafs. xXxX 360 Mark der G. Reimer’schen Buchhandlung in Berlin zur Her- ausgabe von Gerhard, Etruskische Spiegel, Band >. Heft 15. 16. 1000 » Hrn. Prof. Dr. Theodor Schiemann in Berlin zu Vor- arbeiten für eine Geschichte Kaiser Nicolaus’ I. von Rufsland. 500 » Hrn. Dr. Richard Schmidt in Eisleben zur Herausgabe einer Übersetzung des Kämasütram. 400.» Hrn. Bibliothekar Dr. Georg Steinhausen m Jena für die Herausgabe deutscher Privatbriefe des 14. und 15. Jahrhunderts. 540 » der E. Weber’schen Buchhandlung m Bonn für die Herausgabe des 3. Bandes des Joannes Zonaras. Verzeichnifs der im Jahre 1897 erschienenen im Auftrage oder mit Unterstützung der Akademie bearbeiteten oder herausgegebenen Werke. Commentaria in Aristotelem graeca. Vol.4. Pars 5. Ammonius in Aristotelis de interpretatione commentarius ed. Adolfus Busse. — Vol.14. Pars 2. loannis Philoponi in Aristotelis libros de generatione et corruptione commentaria ed. Hiero- nymus Vitelli. — Vol.15. Joannis Philoponi in Aristotelis de aniıma libros commentaria ed. Michael Hayduck. Be- rolinı 1897. Corpus inscriptionum Atticarum. Appendix. Defixionum tabellae Ätticae ed. Rieardus Wuensch. Berolini 1597. fol. XXI Corpus seriptorum historiae Byzantinae. loannis Zonarae epitomae historiarum librı XVII. Tom. 3. Libri XIII-XVII. Ed. Theo- dorus Büttner-Wobst. Bonnae 1897. Politische Correspondenz Friedrich’s des Grofsen. Bd.24. Berlin 1897. Prosopographia imperu Romanı saec. I. I. II. Pars 1.2. Ed. Eli- marus Klebs et Hermannus Dessau. Berolini 1897. Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhun- derte. Hrsg. von der Kirchenväter-Commission. Hippolytus. Bd. 1. Leipzig 1597. (Unternehmen der Wentzel-Stiftung.) G. Lejeune Dirichlet’s Werke. Hrsg. von L.Kronecker. Fortgesetzt von L. Fuchs. Bd.2. Berlin 1897: 4. ürgebnisse der Plankton-Expedition der Humboldt -Stiftung. Bd. I. F.f. Heinrich Simroth: Die Brachiopoden. — Bd@.Il. K. b. Carl Chun: Die Siphonophoren. Kiel und Leipzig 1897. 4. Altmann, Wilhelm. Die Urkunden Kaiser Siıgmunds (1410-1437). Bd. 1. Lief.2. Bd.2. Lief. 1. Innsbruck 1897. 4. Bethe, Albrecht. Das Nervensystem von Carcinus Maenas. Th. 1. Mitth. 1.2. Bonn 1897. Sep.-Abdr. R . Vergleichende Untersuchungen über die Func- tionen des Uentralnervensystems der Arthropoden. Bonn 1897. Sep.-Abdr. Deussen, Paul. Sechzig Upanishad’s des Veda aus dem Sanskrit übersetzt und mit Einleitungen und Anmerkungen versehen. Leipzig 1897. Dove, Karl. Deutsch-Südwest- Afrika. Ergebnisse einer wissen- schaftlichen Reise ım südlichen Damaralande. Gotha 1896. Fausböll, V. The Jataka together with its commentary bemg tales of the anterior births of Gotama Buddha. For the first time edited. Vol. 7. (Postscriptum and Index.) London 1897; XXI Gerhard, Eduard. Etruskische Spiegel. Bd.5. Bearbeitet von A. Klügmann und G. Körte. Heft 15. 16. (Schlufs.) Ber- lin 1897. 4. Philonis Alexandrini opera quae supersunt ed. Leopoldus Cohn et Paulus Wendland. Vol. 2. Berolini 1897. Salomon, Wilhelm. Über Alter, Lagerungsform und Entstehungs- art der periadriatischen granitischkörnigen Massen. Habili- tationsschrift. Wien 1897. Schmidt, Richard. Das Kamasütram des Vätsyäyana, die indi- sche ars amatoria nebst dem vollständigen Commentare (Jayamangala) des Yacodhara aus dem Sanskrit übers. und hrsg. Leipzig 1897. Volkens, Georg. Der Kilimandscharo. Berlin 1597. (Unternehmen der Humboldt-Stiftung.) Veränderungen im Personalstande der Akademie im Laufe des Jahres 1897. Zum Ehren-Mitgliede der Gesammt- Akademie wurde gewählt: Se. Majestät der König von Schweden und Norwegen, Oskar Il. am 29. Juli 1597, bestätigt durch K. Cabinetsordre vom 14. September 1897. Zu eorrespondirenden Mitgliedern wurden gewählt: in der physikalisch-mathematischen Classe Hr. Otto Bütschli in Heidelberg am 11. März 1597, » Gaston Darboux in Paris am 11. Februar 1897, » Ernst Ehlers in Göttingen am 21. Januar 1597, » August Weismann in Freiburg ı.B. am 11. Mäız 1897; Eh: Ei Eh: XXIII in der philosophisch -historischen Classe ". Ernst Immanuel Bekker in Heidelberg am 29. Juli 1897, ) Karl Adolf von Cornelius ın München am 28. October 189 7% Bernhard Erdmannsdörffer in Heidelberg am 28.October 1897 Gaston Maspero in Paris am 15. Juli 1897, Girolamo Vitelli in Florenz am 15. Juli 1897. Gestorben sind: das ordentliche Mitglied der physikalisch-mathematischen UClasse: Karl Weierstrafs am 19. Februar 1897: das ordentliche Mitglied der philosophisch-historischen Classe: Wilhelm Wattenbach am 20. September 1897: die correspondirenden Mitglieder der physikalisch-mathema- tischen Ulasse: Francesco Brioschi ın Mailand am 13. December 1597, Alfred-Louis-Olivier Des Cloizeaux ın Paris am 8. Maı 1897, Remigius Fresenius m Wiesbaden am 11. Juni 1597, Rudolf Heidenhain in Breslau am 13. October 1897, Vietor Meyer in Heidelberg am 8. August 1897, Ernst Schering in Göttingen am 2. November 1897, Albrecht Schrauf m Wien am 29. November 1597, Japetus Steenstrup in Kopenhagen am 20. Juni 1897, James Joseph Sylvester m London am 15. März 1897, August Winnecke in Stralsburg am 2. December 1897. XXIV Verzeichnils der Mitglieder der Akademie der Wissenschaften. Am Schlusse des Jahres 1897. l. Beständige Secretare. Gewählt von der Hr. Auwers > 202002000. phys.-matlı. Olasse Sollen RB: phil.- hist. - Se ee Fenhilhist - = Woldeyer ze En phys.-math. - Il. Ordentliche Mitglieder der physikalisch-mathematischen Classe der philosophisch -historischen Classe Hr. Heinrich Kiepert Hr. Karl Friedr. Rammelsberg Se Be - Albrecht Weber . - Theodor Mommsen - Adolf Kirchhoff. - Arthur Auwers a - Rudolf Virchow ee u, 26 0 - Johannes Vahlen - Eberhard Schrader - Alexander Conze - Simon Schwendener . - Hermann Munk . A Hrn = Adolf Tobler - Hermann Diels . Datum der Königl. Bestätigung 1578 April 10. 1893 April 5. 1895 Nov. 27. 1896 Jan. 20. Datum der Königlichen Bestätigung 1853 Juli 25. 1855 Aug. 15. 1857 Aug. 24. 1858 April 27. 1860 März 7. 1366 Aug. 18. 1873 Dec. 22. 1874 Dee. 16. 1875 Juni 14. 1877 April 23. 1879 Juli 13. 1880 März 10. 1881 Aug. 15. 1581 Aug. 15. XXV der physikalisch mathematischen Ulasse der philosophisch-historischen Ulasse Dance Range m lm U —< = IHir, ns Jbemahlla 0 Wo ee ee ee) Ve) ES ran 7 Een WalNeimE Walde 1854 Febr. 18. Hr. Alfred‘ Pernice . . .,. . 1884 April9. - Heinrich Brunner . ‘. . . 1884 April 9. - Johannes Schmidt . . . . 1884 April 9. SL ee en 18842 Apriled: ne: anoh Schulz ee 2188 Yunm2l. - Otto Hirschfld. . . . . 1885 März 9. - Wilhelm von Bezold. . . . - 886 Aprilide - Eduard Sachau. . . . . 1887 Jan. 24. - Gustav Schmoll® . . . . 1887 Jan. 24. - Wilhelm Dithey . . . . 1887 Jan. 24. Orr 88 FA prIlNG; EN ee 58 Apr: - Ernst Dümmle . . . . 1888 Dee. 19. - Ulrich Köhler . . . . . 1888 Dee. 19. - Karl Weinhold . . . . . 1889 Juli 25. Ana EEnglen 2 ne ee 1890 Jan. 29. - Adolf Harnack. . . . - 1890 Febr. 10. Hermann Korlı Vogel en 1892 März 30. ee. 18927 März/30. Hermann, Amandus. Schwarz mr... 1892 Dee. 19. - Georg Frobenius a eann ld: Eee ee Ya 1898,. Hebr..6: acer © N AAN SER LEE 219° 18939 "Aprilim. ENGEL me ee ERELAD ANE 1A N Turms II - Karl Sumpf . . . . . 1895 ‘Febr. 18. - Erich Schmidt . . . . . 1895 Febr. 18. - Adolf Erman . . . . . 1895 Febr. 18. rc, Kohlrausch ee 1895 Aug. 13. nd Warburg) ee ee ee en ee 1895 Aug. 13. Er lakob, Heinrich want Hof 2. u. nun nr 1896 Febr. 26. = Remhold Koser ° . . . B 1896 Juli 12% - Max Lenz . - : -» . . 1896 Dec. 14. XxXVI Il. Auswärtige Mitglieder der physikalisch-mathematischen Classe der philosophisch -historischen Ulasse Hr. Robert Bunsen in Heidelberg . - Charles Hermite ın Paris Hr. Otto von Boehtlingk in Leipzig - Albert von Kölliker in Würz- burg ER BEE or, - Eduard Zeller in Stuttgart IV. Ehren-Mitglieder. Earl of Orawford and Balcarres in Dunecht, Aberdeen Hr. Max Lehmann in Göttingen . ; Se ntdung aBoltemannene\Vgen Sr ee er Se. Majestät Oskar Il., König von Schweden und Norwegen Datum der Königlichen Bestätigung 1562 1884 1885 1892 1895 März 3. Jana2. Nov. 30. März 16. Jan. 14. Datum der Königlichen Bestätigung (u 1883 1887 1888 1897 Juli 30. Jan. 24. Juni 29. Sept. 14. V. Correspondirende Mitglieder. Physikalisch-mathematische Classe. Hr. Ernst Abbe in Jena Sir Alexander Agassiz ın Cambridge, Mass. Adolf von Baeyer in München . Friedrich Beilstein in St. Petersburg Eugenio Beltrami in Rom Eduard van Beneden in Lüttich Otto Bütschli in Heidelberg . Stanislao Cannizzaro in Rom ’ Ehwin Bruno Christoffel in Stralsburg Ferdinand Cohn ın Breslau . Alfonso Cossa in Turin Laigi Cremona in Rom Gaston Darboux ın Paris Richard Dedekind ın Berkelwas Ernst Ehlers in Göttingen Rudolf Fittig in Stralsburg . Walter Flemming in Kiel ir Edward Frankland in Reigate, Surrey ". Karl Gegenbaur ın Heidelberg . * Archibald (reikie ın London . ". Woleott Gibbs m Newport. R. 1. th Le, N David Gill, Königl. Sternwarte am Cap der Guten Hoffnung Narl Wilhelm von Gümbel in München Julius Hann in Graz Franz von Hauer in Wien Wilhehn His in Leipzig Wilhelm Hlittorf in Münster . ‚Joseph Dalton Hooker in anagdals William Huggins in London. Lord Kelvin m Glasgow Hr. Leo Koenigsberger in Heidelbers Carl von Kupfer in München . Rudolf Leuckart in Leipzig . Franz von Leydig in Würzburg Rudolf Lipschitz in Bonn Moritz Loewy in Paris Eleuthere Mascart in Paris Karl Neumann in Leipzig XXVIl Datum der Wahl a —— 1896 1895 1884 1388 1881 1887 1897 1888 1568 1889 1395 1886 1897 1880 1897 1896 1893 1875 1884 1889 1885 1890 1595 1589 1881 1893 1884 1854 1895 1871 1893 1896 1887 1887 1872 1895 1895 1593 d° Oct. 29. Juli 18. Jan: 17. Dee. 6 Jan:!6o. Nov. 3. März 11. Dee. 6. April 2 Dee. 19. Juni 13. Juli 15. Febr. 11. März 11. Jan. 21. Oct. 29. Juni 1. Nov. 18. Jan:'l7. Febr. 21 Jan. 29 Juni 5. Juni 13. Febr. 21. März 3. Juni 1. Juli 31. Juni 1. Dee. 12. Juli 13. Mai 4. April 30. Jan. 20. Jan. 20. April 18. Dee. 12. Juli 18. Mai 4. XXVII Hr. Georg Neumayer in Hamburg Simon Newcomb in Georgetown Hirehis, D. C. x Max Nöther ın Erlangen . Wilhelm Pfeffer in Leipzig Eduard Pflüger in Bonn . Henri Poincare ın Paris Georg Quincke in Heidelberg William Ramsay in London Lord Rayleigh in Witham, Essex . Hr. Friedrich von Recklinghausen in Seafebure : Gustav Retzius in Stockholm Ferdinand Freiherr von Richthofen in Berlin Wilhelm Konrad Röntgen in Würzburg Heinrich Rosenbusch in Heidelberg George Salmon in Dublin Giovanni Virginio Schiaparelli in Malaen ir George Gabriel Stokes in Cambridge ". Eduard Strasburger in Bonn Otto von Strwwe in Karlsruhe August Töpler in Dresden Gustav Tschermak in Wien Heinrich Weber in Stralsburg August Weismann in Freiburg 1. B. Gustav Wiedemann in Leipzig Heinrich Wild ın Zürich . Alexander William Willamson ın Eich Pitfold, Haslemere ‚Johannes Wislicenus in Leipzig . Adolf Wüllner in Aachen . 'erdinand Zirkel in Leipzig . Karl Alfred von Zittel in Manchen Philosophisch-historische Classe. . Wilhelm Ahlwardt in Greifswald Graziadio Isaia Ascoli ın Mailand . Theodor Aufrecht in Bonn Ernst Immanuel Bekker in Heidelberg Otto Benndorf in Wien Franz Bücheler in Bonn . Georg Bühler in Wien Ingram Bywater in Oxford . Antonio Maria Ceriani ın Mailand Datum der Wahl ern 1896 Febr. 27. 1883 Juni 7. 1896 Jan. 30. 1889 Dee. 19. 1873. April 3. 1896 Jan. 30. 1879 März 13. 1896 Oct. 29. 1896 Oct. 29. 1855 Febr. 26. 1893 Juni 1. 1881. März 3. 1896 März 12. 1887 Oct. 20. 1873 Juni 12. 1879 Oct. 23. 1859 April 7. 1889 Dee. 19. 1868 April 2. 1879 März 13. 1881 März 3. 1896 Jan. 30. 1897. März IR 1879 März 13. 18817 Jan226- 1875 Nov. 18. 1896 Oct. 29. 1889 März 7. 1887 Oet. 20. 1895 Juni 153. 1888 Eebr. 2. 1887 März 10. 1864 Febr. 11. 1897 Juli 29. 1893 Nov. 30. 1882 Juni 15. 1878 Apnil 11. 1887 Nov. 17. 1869 Nov. 4 XXIX Datum der Wahl Ar. Karl Adolf von Cornelius in München . . . „2.2... 1897 Oct. 28. Edward Biyles Cowell in Cambridge 1593 A pri. 20. DeopDLAmEIDelsien me Banısa a, 2 ee ken: 1.867, April. 11. HemmicheWenyie in om a. al una 18907 Dee.1 18. Walhelm Dittenbergr m Halle . . . . . 2... Iunkra u. „1882 Juni 15. Louis Duchesne in Rom . . 1893, Bernhard Erdmannsdörfer in realer MEI EOCLTZS. Julius Ficker, Ritter von Feldhaus ın Innsbruck 12189377 Jul2 0: Kunoktseliersinalleidelberern ea 9 185 an, 29. Paul Foueart in Paris. . . BE SA uhr 7 Karl Immanuel Gerhardt in GEer ARDSE NE N all dantal. eodorAomperz in Waen 2 2 02 02 0 rm cs 21893, 0.119. Wilhelm von Harte n Wien . . 2. 2 2 mel... 0.0.1893. Oct. 19. Karl von Hegel in Erlangen. . . ES ES STH April: ‚Johann Ludwig Heiberg in Bo pentisgen ee 1896 Märzeil2: Antoine Ileron de Villefosse m Paris . . . . . . 2218937 "Rebr.. 2: HermarnvonsHolsenn Chicago. 22. Es Fre 1589 Julı725. Theophile llomolle in Athen. . . aysal. ea SSAZ Nov. 17. Friedrich Imhoof- Blumer in W ne rau: Vratostau.Jagie na Whenlkr ke. Fa 1880 DEE. 16: Kor IUsta Bonnie re el. 251893 Nov. 30. BanagwuslRabbudassing Athen, © scan a a l887ur Nov. 17. George Karbel nn \xöttingen.. 14, Sa ee ae fear SIT lumı 4. Franz KRielhorn in Göttingen - - >» 2 2.2.2..2020...1880 Dec. 16. Georg Friedrich Knapp in Stralsburg. . . . . 2..2.....1893 Dee. 14. Sigismund Wilhelm Koelle in London. . . . 2. 2... ...1855 Mai 10. Stephiömos' Kumanudes" in Athen WW. nr in 2.0.0... 18700 Nov. 3. Basil Latyschew in St. Petersburg. . . » 2 2.2 ..2.....1891 Juni 4. (Tiac0omoN Bumbr850° in Rom 2 een 1874 ANov. 12. Gaston Mlasperopin»Parısen Ms Halt sure ee 1897 ‚Juli 15. Konrad von Maurer in München . . -. . 2 2.2..2.....1889 Juli 25. Adolf Michaelis in Stralsburg . re unsoile Marz MallernOxtorde ee RE eo Jan: 12: Theodor Noldeke ın Stalsburg ff. 2 | „m na Pr a2 18785 SEebr. 14. uns "Oppert in Paris! WEN TER. Kaas nl. 21862,1\März. 13. Gast karısuinnRanistt, AmIEr en ihee Hlena 1882, April 20. (Georges Perrot in Paris . . Er a3 ulinlia. Wilhelm Pertsch n Gotha . . . 2. 2 2 2.2.20.2...1888 Febr. 2. Wilhelm Radlop; ın St. Petersburg. . .». . 2». 2.0... 1895 Jan. 10. Behr Ravassson ın Pans 2 a ee, ee, Ir 1547 uni 10. Wiommibbeekhinakeipziois „MA ISEREBN N EN. en 1896 Juli 16. Datum der Wahl —— Eirkmil Schürersan Göttingen. 2.2.0. Er 3): Se ieodor won» Sıckel un Rom 22 RE te BeNDrO: = Olmstoph'von Sıqwart in Tübıngen . . „n... 07.0. 771885 Jan. 129. -© Frmedrich von Spiegel in München. !. 2. 2 72 Fr 862MArzil3: -eiellam, Stubbs in Oxford ee Ne8s2 en Marzr30: Sir Edward Maunde Thompson in London . . . . ........1895 Mai 2. Er'@ Hermann” Ysener ın. Bonn 7%... - HGarolamo Vatelı ın“ Blorenz SEIT ua: Se Curt Wachsmuch annkeipze Nele Turıpet: =: /Hemmch!Wel ın PBatis mn BIER - Ulrich von Wilamowitz- Möllendorff in Westend, Berlin. . . 1891 Juni 4. =S Truchvig) Wammer. ın Kopenhagen . Dres: =eeFerdinandWüstenjeld, ın Hannover 2 res7sekebr.27: Karl Zangemeister in Heidelberer. re SSeRebriil) Wohnungen der ordentlichen Mitglieder. Hr. Dr. Aumwers, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Lindenstr. 91. SW. - von Bezold, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Lützowstr. 72. W. - Brunner, Prof., Geh. Justiz-Rath, Lutherstr. 36. W. - Conze, Professor, Villen-Colonie Grunewald, Wangenheimstr. 17. - Dumes, Professor, Fasanenstr. 82. W. - Diels, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Magdeburgerstr. 20. W. - Dilthey, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Burggrafenstr. 4. W. - Dümmler, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Königin Augusta-Str. 53. W. - Engler, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Motzstr. 89. W. - Erman, Professor, Südende, Bahnstr. 21. - Fischer, Professor, Geh. Regierungs-Rath, Dorotheenstr. 10. NW - Frobenius, Professor, Charlottenburg, Leibnizstr. 70. - Fuchs, Professor, Rankestr. 14. W. - Harnack, Professor, Fasanenstr. 43. W. - Hertwig, Professor, Geh. Medieinal-Rath, Maafsenstr. 34. W. - Hirschfeld, Professor, Charlottenburg, Carmerstr. 3. - van't Hoff, Professor, Charlottenburg, Uhlandstr. 2. - Kiepert, ‚Professor, Lindenstr. 11. SW. - Kirchhoff, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Matthäikirchstr. 23. W. XXXI Hr. Dr. Klein, Prof., Geh. Bergrath, Am Karlsbad 2. W. Köhler, Professor, Königin Augusta-Str. 42. W. Kohlrausch, Professor, Charlottenburg, Marchstr. 25°. Koser, Prof., Geh. Ober-Regierungs-Rath, Director der Königl. Staatsarchive und des Geheimen Staatsarchivs, Charlottenburg, Hardenbergstr. 20. Landolt, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Albrechtstr. 14. NW. Lenz, Professor, Augsburgerstr. 52. W. Möbius, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Sigismundstr. 8. W. Mommsen, Professor, Charlottenburg, Marchstr. 8. Munk, Professor, Matthäikirchstr. 4. W. Pernice , Prof., Geh. Justiz-Rath, Genthinerstr. 13". W. Planck, Professor, Tauentzienstr. 18%. W. Rammelsberg, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Grofs-Lichterfelde, Belle- vuestr. 15. Sachau, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Wormserstr. 12. W. Erich Schmidt, Professor, Matthäikirchstr. S. W. Joh. Schmidt, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Lützower Ufer 24. W. Schmoller, Professor, Wormserstr. 13. W. Schrader, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Kronprinzen-Ufer 20. NW. Schulze, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Invalidenstr. 43. NW. Schwarz, Professor, Villen-Colonie Grunewald, Boothstr. 33. Schwendener, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Matthäikirchstr. 28. W. Stumpf, Professor, Nürnbergerstr. 14/15. W. Tobler, Professor, Kurfürstendamm 25. W. Vahlen, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Genthinerstr. 22. W. Virchow, Prof., Geh. Medieinal-Rath, Schellingstr. 10. W. Vogel, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Potsdam, Astrophysikalisches Observatorium. Waldeyer, Prof., Geh. Medieinal-Rath, Lutherstr. 35. W. Warburg, Professor, Neue Wilhelmstr. 16. NW. Weber, Professor, Ritterstr. 56. SW. Weinhold, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Hohenzollernstr. 15. W. RU} v FE | r Ha s i h ae mise BR ie; 7 Br u u Bu) a en rl Anselon i BET UN on re Deere Dane FR nr BEN Ban) PR N | naeh n - he ae N ; Pin Er Pf: ra ee, | el ae mia, nt are ab! Arash! Br unslegge rer n I | Bi; Be Le EN EN ‘% alehmat Snäfn ‚datt NO ei u re ai ATEHNE ans! a dest u re j re köskungio'lt. Be a N ö We PER are tal BEaNILRE TEN LATE RL 113 ar er NZ Ale rnanhitarech: 2a ee Neth 2. LE ER hlawnugel. il re ee „m ER N kamen ALOE BE UI SC RN en ll rd 6 BSR nee 7 lvo Em ne seen alkurd gta WE, AUSEN BPTRRLENT RO EIRTRRNRWRERR Seren AH. KA UNE DE ZB Mn an ee Vanilla ar lade Aula, : A, UELI E u 4 ra Chariellsshhra ‚RR MET Er A link, un kaisihen ih up Jar ERMERT e2 Inf ET ee ans ea INC UIRTTEaeN = a. Eiiternar, kal M iR. td mer “ Kae orplt RN u Dis Ada wa Ba R- Ruß; Veran, Uhnaihstnteiee, Mrdiruue ı 2 ae Ü g- Ich ee, ich eh ca Varsaskruehade Bi > 25T) a ni Gedächtnifsrede auf Ernst Curtius. ! LE Eee \.onarn N Rx t I HHRIEHROHLERS Gehalten in der öffentlichen Sitzung am 1. Juli 1397 [Sitzungsberichte St. XXXI1. S. 712]. Zum Druck eingereicht am gleichen Tage, ausgegeben am 7. Juli 1897. |Be ist eine lobenswerthe Einrichtung unserer Akademie, an dem Tage, weleher dem Andenken ihres Stifters gewidmet ist, auch der Mitglieder zu gedenken, welche im Laufe des Jahres aus dem Leben abberufen worden sind. Einer der ersten schweren Verluste, welcher unseren Kreis im ver- ilossenen akademischen Jahre getroffen hat, war der Tod von Ernst Cur- tius. Wenn ich es übernommen habe, dem Verstorbenen, mit welchem mich von meiner Studienzeit in Göttingen her mannigfache Bande der Dank- barkeit und immer erneuter wissenschaftlicher und persönlicher Beziehungen verknüpft haben, hier die Worte des Gedächtnisses zu sprechen, so habe ich mich nieht ohne ernste Bedenken dazu entschlossen. Was Gurtius als Gelehrter und als Mensch für die Akademie, zu deren langjährigsten Mit- gliedern er gehörte und der er mehr als zwanzig Jahre als Secretar einen Theil seiner besten Kraft gewidmet hat, für die Wissenschaft und für die gebildete Welt gewesen ist, erschöpfend darzustellen, würde nicht allein mein Vermögen, sondern auch die Grenzen der mir vergönnten Zeit weit überschreiten. Meine Aufgabe muls sich darauf beschränken, seine wissen- schaftliche Thätigkeit in ihren Hauptrichtungen, wenigstens in den Um- rissen zu zeichnen und so gut ich es vermag, ein Bild seiner Persönlich- keit zu entwerfen; denn wenn von einem unserer grolsen Gelehrten der Satz gilt, dafs die persönliche Bedeutung von der wissenschaftlichen Wirk- samkeit nicht zu trennen sei, so trifft er für Öurtius zu. Auch in dieser Beschränkung aber hat sich mir die Aufgabe, wenn sie nicht allzu sehr hinter dem Ziele zurückbleiben soll, als eine nicht leichte dargestellt. Keinem, der Curtius’ Leben überblickt, kann die Bemerkung ent- gehen, dafs dasselbe von Anfang an unter ungewöhnlich günstigen Bedin- gungen verlaufen ist; Curtius hat viel Glück gehabt in seinem Leben, wie 1* 4 Ur KöHrteEr: man es wohl aussprechen hört. Im Jahr 1814 in der alten Hansestadt Lübeck als Sohn eines hochgebildeten, patriotisch gesinnten Vaters geboren und von der Natur körperlich wie geistig mit freigebiger Hand ausgestattet, ist er in Verhältnissen aufgewachsen, welche eine harmonische Ausbildung der ihm verliehenen Gaben und Fähigkeiten ermöglichten und ihn gegen den niederdrückenden Einflufs materieller Nothdurft sicher stellten. Seiner Vaterstadt hat Curtius, auch nachdem ihm die geschichtliche Mission Preufsens in Deutschland zum Bewufstsein gekommen und nachdem die Stunde der Erfüllung geschlagen hatte, mit der pietätvollen Treue, welche einen Grundzug seines Wesens bildete, angehangen. Curtius’ Universitäts- studien fallen in die Zeit, in welcher die elassische Philologie, die ihn schon auf dem Gymnasium an sich gezogen hatte, als Alterthumskunde einen neuen Inhalt gewonnen hatte und damit zu ihrer gröfsten Blüthe gelangte, und es ist ihm vergönnt gewesen, in Bonn, Göttingen und Berlin den Lehr- vorträgen derjenigen Männer, welche an der Spitze dieser wissenschaft- lichen Bewegung standen, zu folgen und dieselbe in vollem Mafse auf seinen empfänglichen Geist einwirken zu lassen. An die Lehrjahre haben die Wanderjahre sich angeschlossen: eine glückliche Fügung hat Curtius un- mittelbar von der Universität weg nach Griechenland, welches er sich be- reits gewöhnt hatte als seine geistige Heimath anzusehen, geführt und ihn während eines mehrjährigen Aufenthaltes in Athen im Hause des dahin übergesiedelten Philosophen Brandis, eines seiner Bonner Lehrer, und durch Reisen auf dem Festlande, sowie auf den Inseln, die lebendige An- schauung des elassischen Bodens und seiner Denkmäler sich erwerben lassen, die von so grofser Bedeutung für seine spätere wissenschaftliche Thätigkeit gewesen ist. Curtius’ Heimkehr aus Griechenland fällt in den Anfang des Jahres 1841; ein Paar Jahre später, nachdem er mittlerweile eine öffent- liche Lehrthätigkeit in Berlin übernommen hatte, ist er, wie bekannt in Folge eines vor einem auserlesenen Publicum gehaltenen Vortrags über die Akropolis von Athen als Erzieher des jungen Prinzen Friedrich Wilhelm in das persönliche Verhältnifs zu dem, dem Throne am nächsten stehenden Zweige des preufsischen Königshauses getreten, welches den Höhepunkt seiner Entwickelung bezeichnet. In seiner Stellung zum Hofe hat sich Cur- tius den freien Blick, der über die Schranken des berufsmäfsigen Gelehrten- thums weit hinaus reichte, und zugleich die weltmännischen Formen, welche auch den Gelehrten zieren, angeeignet; sein Verhältnifs als Prinzenerzieher ne A ie EEE TEE Gedächtnifsrede auf Ernst Curtius. 5 brachte ihn ungesucht in Berührung mit allen Gröfsen auf den Gebieten der Wissenschaft, der Litteratur und Kunst, welche in der Mitte des Jahr- hunderts in Berlin versammelt waren, und diente auch insofern dazu, seinen geistigen Horizont auszudehnen. Die Bedeutung, welche es für die Wissen- schaft hatte, dafs Curtius durch die erfolgreiche Hingebung, mit welcher er sich seiner paedagogischen Aufgabe widmete, in immer steigendem Mafse sich die Huld und das Vertrauen der fürstlichen Eltern, des nachmaligen Königs und Kaisers Wilhelm und seiner hochsinnigen Gemahlin, erwarb, sollte später zu Tage treten. Gewils, Curtius hat viel Glück im Leben gehabt, aber eben so sicher ist es, dafs die Gunst des Geschickes nie einem Würdigeren zu Theil geworden ist. Curtius selbst hat in seinen späteren Jahren mit dem frommen Sinn, der ihm eigen war, in der Gestaltung seines Lebens die Hand Gottes er- kannt. Den Männern, welche ihn in die Wissenschaft eingeführt und seinen Studien die Richtung gegeben hatten, hat er bis zum letzten Athemzuge die Dankbarkeit gewahrt. Ungezählte Male nennt er in seinen Schriften Böckh, Weleker und K. Ötfr. Müller als seine Lehrer und Vorbilder. Zu Welcker scheint er in ein näheres persönliches Verhältnifs nie getreten zu sein; um so inniger gestalteten sich nach der Heimkehr aus Griechenland seine Beziehungen zu Böckh. Am stärksten hat doch Otfr. Müller auf Curtius eingewirkt, nicht allein weil dieser ihm im Lebensalter näher stand als Böckh und Weleker, sondern weil Curtius und Müller grundver- wandte Naturen waren. Der angeborene Sinn für die Form und die ideale Auffassung waren Beiden ebenso gemeinsam wie die lebhafte Einbildungs- kraft, nur dafs diese für den Gelehrten und Schriftsteller wesentlichen Eigenschaften bei Curtius, ich möchte sagen, in der höheren Potenz vor- handen, der Formensinn noch ausgebildeter, die Phantasie blühender waren. Wenn Curtius an Müller die Frische des Geistes, welche die Schönheit des Alterthums mit poetischem Sinne auffafste und in edler Form zum Ausdruck brachte, und an einer anderen Stelle die unglaubliche geistige Elastieität preist, die denselben auf den verschiedensten Gebieten thätig sein liefs, so läfst sich das alles unverändert auf ihn selbst anwenden. Curtius’ erstes bedeutendes Werk, durch welches er sich die ihm gebührende Stelle in der gelehrten Welt eroberte, ist in Folge einer direeten Anregung Otfr. Müller’s entstanden. Schon durch die Lehrvorträge Müller’s in Göttingen war in Curtius der Sinn für die geographischen und topographischen Verhältnisse 6 U. Könrer: der elassischen Länder wachgerufen worden. In Müller war seit der Ab- fassung der Geschichten hellenischer Stämme und Städte der Gedanke ge- reift, eine allgemeine Geschichte des griechischen Volkes zu schreiben, welche alle Seiten des nationalen Lebens umspannen sollte; als derselbe auf seiner griechischen Reise, von welcher er nicht heimkehren sollte, in Athen an- gekommen war, machte er Öurtius den Vorschlag, sich mit ihm zu ver- einigen und eine Beschreibung des griechischen Landes als einleitendes Werk zu der allgemeinen Geschichte zu liefern. Daraus ist als Torso Cur- tius’ Werk über den Peloponnes entsprungen, dessen beide Bände in den Jahren 1851 und 1852 ans Licht traten. Als historisch-geographische Be- schreibung hat CGurtius seinen Peloponnes auf dem Titelblatt bezeichnet; er hat damit selbst dem Leser im voraus den Schlüssel zum Verständnils des Werkes als Ganzes in die Hand gegeben. Die nach allen Seiten hin bahnbrechende wissenschaftliche Bewegung, die in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts in Berlin herrschte, hatte sich auch auf die Erdkunde er- streckt; es waren die durch Karl Ritter begründeten Anschauungen von der Wechselwirkung der natürlichen Verhältnisse der Länder und des ge- schicehtlichen Lebens der Bewohner, welche von Gurtius in eigenartiger und selbstständiger Weise auf einen Theil von Griechenland angewendet wurden. Die lebendige Gestaltungskraft und die Beherrschung des Stoffes war dem Begründer der vergleichenden Erdkunde versagt. An Reisewerken über den Peloponnes fehlte es nicht: das in diesen aufgespeicherte Material wurde von Curtius nach bestimmten Gesichtspunkten gesichtet und durch die localen Anschauungen, welche er selbst sich auf seinen Wanderungen erworben hatte, bereichert und belebt: auf Grund der eigenen und der fremden Beobachtungen führt er dem Leser in durchsiehtiger Klarheit und plastischer Anschaulichkeit, mit feinsinnigem Verständnils immer nur das Wesentliche und Charakteristische im Auge habend, im beständigen Hin- blick auf die Geschichte ein Bild des Peloponnes nach seiner natürlichen Gliederung im Ganzen und im Einzelnen und seiner antiken Denkmäler und Überreste vor. So steht das Werk über den Peloponnes bis auf den heutigen Tag als ein in seiner Art unerreichtes Vorbild da; Curtius selbst hat meines Bedünkens das, was er im Peloponnes als Forscher und Schrift- steller geleistet hat, in keinem seiner späteren Werke überboten. Partien wie die lichtvolle Schilderung der Landschaft Lakonien im zweiten Bande gehören zu dem Gelungensten, was Curtius geschrieben hat. In der all- Gedächtnifsrede auf Ernst Curtiuus. 7 gemeinen Einleitung des Werkes, in welcher der Bau der gewaltigen Halb- insel, die in den Peloponnes als letztes Glied ausläuft, vor den Augen des Lesers zergliedert wird, sind auch die Gründe angegeben, welche eine be- sondere Behandlung dieses Theiles Griechenlands rechtfertigen; die Wissen- schaft hat es zu beklagen, dafs der ursprüngliche Plan, welcher das ganze griechische Land umfafste, nieht zur Ausführung gekommen ist. Das Werk über den Peloponnes erschlofs Curtius die Pforte der Aka- demie; in der Ansprache, mit welcher er sich am Leibniz-Tage 1853 in den akademischen Kreis einführte, finde ich den frühsten Hinweis auf das Werk, welches Curtius’ Namen weit über die gelehrten Kreise hinaus in der gebildeten Welt bekannt machen sollte. Schon 1857 konnte der erste Band der griechischen Geschichte erscheinen; damals nahm Curtius bereits seit einem Jahre den Lehrstuhl an der Georgia- Augusta ein, den vor ihm Welcker und Otfr. Müller innegehabt hatten. In der Stille des Göttinger Lebens, welche erst durch das Kriegsjahr 1866 unterbrochen wurde, ist die griechische Geschichte zu Ende gereift: der Abschlufs des dritten Bandes, erschienen 1867, bezeichnet in litterarischer Beziehung auch den Abschlufs von Öurtius’ Thätigkeit in Göttingen; im nächsten Jahr ist Gurtius zurück- gekehrt nach Berlin, um hier die Doppelstellung als Vertreter der Archäo- logie an der Universität und Abtheilungsdireetor in den Königlichen Museen zu übernehmen, welche er, zum Segen der beiden Anstalten, bis zu seinem Ende bekleidet hat. Den rechten Standpunkt für eine Würdigung von Curtius’ griechischer Geschichte zu gewinnen, ist schon heutzutage nicht ganz leicht. Curtius wurzelte mit seinen Anschauungen vom Alterthum in der goldenen Zeit der deutschen Litteratur; das Hellenenthum war für ihn, was es für Herder, Goethe, Schiller gewesen war, der Inbegriff freier und edler Menschlichkeit. Nur in einem idealen Lichte konnte Curtius die Geschichte des griechischen Volkes darstellen wollen. Die Culturbewegung, die fortschreitende Entwickelung in Litteratur und Kunst, in Religion und Wissenschaft ist dasjenige, was ihm am Herzen liegt; das staatliche und politische Leben steht ihm weniger nahe; um so lebhafter werden die wirk- lichen oder vermeintlichen Stammesunterschiede in der Geschichtserzählung betont. Die griechische Colonisation wird mit besonderer Liebe beschrieben, weil durch die Coloniegründungen der griechischen Cultur und Bildung neue Stätten geschaffen wurden. Dafs die griechische Geschichte bei dieser Auf- fassung von Gurtius nicht über den Beginn des politischen und geistigen 8 U. Könrer: Verfalles der Nation hinabgeführt werden konnte, ist klar. Die localen Ansehauungen, welche er gewonnen hatte, lieferten ihm den festen Hinter- grund für die Geschichtserzählung, liefsen ihn aber auch Manches richtiger sehen als seine Vorgänger. Dafs zwischen den westlichen und östlichen Gestaden des ägeischen Meeres seit den ältesten Zeiten ein Völkerverkehr stattgefunden haben müsse, hatte ihm der Blick auf die Inselwelt gelehrt. In bestimmtem Gegensatz zu Otfr. Müller, dem er so gern folgte und dessen Anschauungen auf seine Auffassung der älteren Zeit wesentlich ein- gewirkt haben, trat er energisch dafür ein, dafs die griechische Cultur in ihren Anfängen von der älteren orientalischen abhängig gewesen sei. Die monumentalen Entdeckungen in der Argolis und in anderen Theilen Grie- chenlands haben Ourtius in der Hauptsache Recht gegeben. Man sollte meinen, die Entdeckung der prähistorischen Fürstengräber auf dem Burg- hügel von Mykene wäre von Öurtius mit Genugthuung begrüfst worden, das war jedoch nicht der Fall. Von einem Ausfluge nach Mykene, den er im Spätherbst 1877 am Schlusse der Ausgrabung gemeinschaftlich mit seinem Freunde Charles Newton von Athen aus machte, kehrte er ver- stimmt zurück; das Prunken mit Gold, welches sich ihm in der Ausstattung der Gräber kund gab, schien ihm so gar unhellenisch zu sein; der Eindruck des Barbarischen, den er erhalten hatte, war so stark, dafs ihm Zweifel an dem Alter und dem Ursprung der ans Licht gezogenen kostbaren Gefälse, Waffen und Sehmueksachen entstanden waren. Bestand haben konnte diese Skepsis nicht. Aber in der Darstellung der Vorzeit im ersten Bande der griechischen Geschichte hat Gurtius auch in der letzten Auflage seines Werkes nichts geändert, sei es nun, dafs es seinem ästhetischen Gefühl widerstrebte, an dem fertigen Bau zu flicken oder dafs er andere Gründe gehabt hat, den ursprünglichen Text unverändert zu lassen; lieber hat er die geschichtliche Bedeutung der monumentalen Entdeckungen in einem An- hang am Schlusse des Bandes gewürdigt. Die grofsen Vorzüge des Curtius- schen Geschichtswerkes haben dasselbe in weiten Kreisen im In- und Ausland wirken lassen, wie allein schon die Zahl der Auflagen und die Übersetzung in alle Gultursprachen Europas beweist; dafs man in engeren fachmännischen Kreisen fand, Curtius habe, besonders in der Darstellung der älteren Zeit, der Phantasie einen zu grolsen Spielraum gelassen und zwischen beglaubigter Geschichte und sagenhaft-mythischer Tradition zu wenig geschieden, konnte daran nichts ändern. In Frankreich und England hat Öurtius’ Griechische Gedächtnifsrede auf Ernst Curtius. ) Geschichte vielleicht eine nachhaltigere Wirkung ausgeübt, als selbst in Deutschland. Seitdem Curtius zur Geschichtsschreibung übergegangen war, hat auch das Problem der Gesehichte als Wissenschaft seinen Geist beschäftigt. In der akademischen Rede über Philosophie und Geschichte, gehalten am Leibniz-Tage 1873, bezeichnet er es als die Aufgabe des Historikers, »das fragmentarisch Überlieferte in seinem Zusammenhange und das Vollendete in seinem Werden zu verstehen«; dazu gehört als Vorstufe »Quellenforschung und Urkundensammlung«. Das Haupterfordernifs des Historikers ist Un- befangenheit und Unparteilichkeit in den politischen und religiösen Fragen. Die Anklänge an die Anschauungen Ranke’s sind unverkennbar. Gegen- über der Tendenz, das geschichtliche Leben der Völker und Staaten aus wirthschaftlichen und socialen Gesetzen zu erklären, will Curtius, in Über- einstimmung mit seinem jüngeren Collegen und Freunde Heinrich von Treitschke, der sittlichen Freiheit und Verantwortlichkeit in der Geschichte ihr Recht gewahrt wissen, ohne deshalb das Anregende und Fruchtbrin- gende jener Betrachtungsweise in Abrede zu stellen; an einer anderen Stelle nennt er neben den sittlichen Mächten die Offenbarung eines göttlichen Willens. Um die schädliche Einwirkung eines einseitigen Parteistandpunktes auf die Geschichtsbetrachtung darzuthun, verweist er auf die Darstellungen der griechischen Geschichte von Mitford und Grote; die Bedeutung des Grote’schen Geschichtswerkes hat er trotz des prineipiellen Gegensatzes jederzeit anerkannt, sowie ihm überhaupt nichts ferner lag, als die Lei- stungen Anderer herabzusetzen, um sich selbst auf ein höheres Piedestal zu stellen. Curtius war ein ungemein fruchtbarer Schriftsteller; den grofsen darstellenden Werken gingen zu jeder Zeit Abhandlungen und kleinere Auf- sätze zur Seite, welche theils als Vorstudien zu jenen gedacht, theils durch sie hervorgerufen sich allmählich auf fast alle, auch sehr entlegene Gebiete des griechischen Alterthums erstreckten. In seinem Peloponnes hatte er mehrfach Gelegenheit gehabt, auf die Spuren alter Kunststrafsen auf der Halbinsel hinzuweisen; daraus ist die berühmte Abhandlung »Zur Geschichte des Wegebaus bei den Griechen« erwachsen, in welcher ein bis dahin von Niemandem ins Auge gefafster Gegenstand von ihm in bahnbrechen- der und zugleich abschliefsender Weise tractirt wurde. Und ähnlich in anderen Fällen. Gemeinsam ist allen diesen Arbeiten die Beziehung auf das Allgemeine im geschichtlichen Zusammenhange. Auch wo Gurtius Gedächtnifsreden. 1897. 1. 2 10 U. Könter: von einem bestimmten Monument, einem Kunstwerk, einer Inschrift oder einer Münze ausgeht, weils er sofort sich zu allgemeinen Gesichtspunkten zu erheben, von denen aus das jedes Mal vorliegende Objeet betrachtet wird. Das ist es, was seinen kleineren Arbeiten das Gepräge giebt und auch den an sich weniger bedeutenden einen bleibenden Werth verleiht. Strenge Untersuchung im Kleinen war nicht seine Sache. An den Ansichten, welche sich Curtius mehr durch Intuition aus sich heraus als auf inductivem Wege gebildet hatte, hielt er fest wie an Glaubenssätzen; so stark waren seine Überzeugungen, dafs sie ihn leicht auch begründete Einwendungen über- hören liefsen. In vertrautem Gespräch konnte er sich unmuthig darüber äulsern, dafs man seine Arbeiten, statt sie als Ganzes, wie sie coneipirt seien, aufzufassen und zu widerlegen oder ihm zuzustimmen, in Einzelheiten zerpflücke und diese bestreite. Während Curtius, wenn immer es galt in Rede oder Schrift ideale Interessen zu vertreten, einen feierlichen Ernst an den Tag legte, war ihm sonst eine strahlende Heiterkeit, der unmittelbare Ausflufs eines harmonisch gestimmten Seelenlebens, eigen, die in jedem Kreis, in welchen er eintrat, Licht und Wärme um ihn verbreitete und ihn auch in schieksalschweren Momenten seines Lebens nicht ganz verliels. Die liebenswürdigen Züge in Curtius’ Wesen, die ursprüngliche Frische, die ungetrübte Heiterkeit und die freie Sicherheit traten vielleicht bei keiner anderen Gelegenheit erfreu- licher zu Tage als auf seinen Reisen im Süden in dem ungebundenen Verkehr besonders auch mit seinen jüngeren Reisegefährten. Unvergelslich ist mir das Bild, wie eines Tages der fast Sechzigjährige Allen voran einen steilen Hügel an der Bai von Salamis hinanstürmte und mitten im Klettern die Wacht am Rhein anstimmte. Seiner persönlichen Liebenswürdigkeit haupt- sächlieh auch ist es zuzuschreiben, dass er für die wissenschaftlichen Unter- nehmungen, die er zu verschiedenen Zeiten ins Leben rief, in nicht zur gelehrten Welt gehörigen fachmännischen Kreisen stets zu jedem Opfer an Kraft und Zeit bereite Gehülfen und Genossen fand. Unter den kleineren Arbeiten von Curtius nehmen die Beiträge zur griechischen Landeskunde, der sein Werk über den Peloponnes gewidmet war, einen breiten Raum ein, nur dafs sich in der späteren Zeit sein In- teresse mehr und mehr auf Attika und die Topographie von Athen con- eentrirte. Nicht weniger als drei Mal hat Gurtius es unternommen, die Grazie der attischen Landschaft in Worten zu schildern, eine Aufgabe, Gedächtnifsrede auf Ernst Curtüus. 11 welche Weleker in dem Tagebuche seiner griechischen Reise für unlöslich erklärt. Ihren Abschlufs erhielten diese Studien in der Stadtgeschichte von Athen, erschienen 1891, genau 50 Jahre, nachdem Gurtius in seiner Promotionsschrift De portubus Athenarum zum ersten Male eine Frage der attischen Topographie selbstständig behandelt hatte. Man kann vielleicht verschiedener Meinung darüber sein, in wie fern es theoretisch gerecht- fertigt sei, eine Stadt als solche, und sei es auch Athen, zum Gegenstand einer geschichtlichen Darstellung zu machen; dafs und wie es praktisch ausführbar ist, hat auf dem Gebiete des Alterthums Curtius an Athen in mustergültiger Weise gezeigt. Den Vorarbeiten für die Stadtgeschichte ging die Herausgabe der Karten von Attika dureh Curtius und den Geh. Kriegs- rath Kaupert zur Seite. Einen Genossen in höherem Sinne hatte sich Curtius geworben in dem Generalfeldmarschall Moltke, der in der Erin- nerung an die von ihm selbst in jüngeren Jahren in der römischen CGam- pagna, in der Umgebung von Constantinopel und in Kleinasien ausgeführten kartographischen Arbeiten dem Unternehmen von Anfang an das lebhafteste Interesse widmete und nicht allein Curtius in Kaupert den geeignetsten Mitarbeiter zuwies, sondern auch dafür Sorge trug, dafs unter dessen tech- nischer Leitung durch Offieiere des grolsen Generalstabes die Aufnahmen in Attika zu Ende geführt wurden. So ist ein Kartenwerk entstanden, welches der geschichtlichen Forschung eine sichere Grundlage gewährt und nur bedauern läfst, dafs der Plan auf die eine Landschaft von Griechenland beschränkt geblieben ist; man kann sich denken, mit wie hoher Freude Curtius diese schönen Blätter, von denen jedes in der sauberen Ausfüh- rung wie ein kleines Kunstwerk erscheint, hat entstehen sehen. In der Gedächtnifsrede, welehe Uurtius dem Grafen Moltke als Ehrenmitglied der Akademie am Leibniz-Tage 1891 gehalten hat, hat er mit warm em- pfundenen Worten den grofsen Strategen als Förderer der geographischen und historischen Wissenschaft und classischen Schriftsteller gefeiert. Wenn Gurtius auch das griechische Alterthum nie anders denn als ein Ganzes aufgefalst hat und dasselbe in seinen verschiedenen Erscheinungsformen aufzuhellen und zu beleuchten bemüht gewesen ist, so hat er doch stets der griechischen Landes- und Ortskunde das lebendigste Interesse entgegen- gebracht, so dafs man wohl von einer besonderen Veranlagung sprechen darf, und die Nachwelt wird vermuthlich dieser Seite seiner wissenschaft- lichen Thätigkeit den Preis zuerkennen. Aber Curtius’ Interesse beschränkte 12 U. Könurer: sich nicht auf die Formen des Bodens und die Überreste des geschicht- lichen Lebens auf der Oberfläche; während des mehrjährigen Aufenthaltes in Griechenland war ihm die Erkenntnifs aufgegangen, dafs unter dem Boden Schätze der Erlösung harrten und dafs der gelehrten Forschung die experimentirende, wie er sich ein Mal ausdrückt, zur Seite gehen müsse. Im Anfang des Jahres 1852 hatte Ourtius vor einem auserlesenen Kreise von Zuhörern seinen Vortrag über Olympia gehalten, in welchem er am Schlusse, anknüpfend an Winckelmann, die Aufdeckung dieser alten Feststätte mit der ihm eigenen Beredsamkeit als eine unabweisliche Forderung der Wissenschaft hinstellte. Seitdem hat er unermüdlich in diesem Sinne gewirkt. Als am 23. October 1869 der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm im Strahle der griechischen Morgensonne, selbst strah- lend in männlicher Schönheit und fürstlicher Würde, vor den Säulen des Erechtheion stand, äufserte er, nachdem ihm zu Theil geworden sei, die Akropolis von Athen durch den Augenschein kennen zu lernen, sei in ihm der Wunsch, Olympia möge ausgegraben werden, aufs Höchste gewachsen; einer der Begleiter des Prinzen erhielt den Befehl, seinen Herrn nach der Rückkehr in das königliche Schlofs daran zu erinnern, ein Telegramm an Curtius zu richten. Das bedarf keiner Erläuterung. In Erfüllung gehen sollte der Wunsch des Kronprinzen erst nach der Aufriehtung des deutschen Reiches. Dem Sinne Kaiser Wilhelm’s I. mufste die Motivirung, auf die T'haten und Errungenschaften des grofsen Krieges ein Friedenswerk folgen zu lassen, an welchem ideell die gebildeten Kreise aller Nationen Theil hätten, besonders zusagen; der Fürst-Reichskanzler lieh dem Unternehmen seinen starken Arm und die gewählten Vertreter des deutschen Volkes gaben einmüthig ihre Zustimmung. Nachdem die erforderlichen Unterhandlungen mit der griechischen Regierung zu Ende geführt waren, konnten im Herbst 1875 die Ausgrabungen beginnen. Die oberste Leitung des Unternehmens hatten Gurtius und Friedrich Adler übernommen; die Leitung der Ar- beiten an Ort und Stelle wurde während der sechsjährigen Dauer von einer Reihe von wissenschaftlich oder technisch geschulten jüngeren Männern, meist Schüler des einen oder des anderen der beiden obersten Leiter, ver- sehen. Das harmonische Zusammenwirken der in Olympia versammelten Arbeitsgenossen gereichte Curtius zu besonderer Freude. Von den Ergeb- nissen der Ausgrabungen brauche ich nicht zu sprechen; nieht mit Unrecht ist gesagt worden, die Auffindung des Hermes des Praxiteles allein habe Gedächtnifsrede auf Ernst Ourtius. 13 die aufgewendeten Mittel reichlich gelohnt: Die Sache hat aber noch eine andere Seite. Es war das erste Mal, dafs eine Stätte der griechischen Cultur nach einem wissenschaftlichen, auf das Ganze angelegten Plan und mit Zuziehung verschieden geschulter Männer als Leiter ausgegraben wurde. Das Beispiel hat gewirkt; seit der zweiten Hälfte der siebziger Jahre haben Regierungen, gelehrte Gesellschaften und Private gewetteifert, der histori- schen Wissenschaft an andern Stellen des griechischen Landes den gleichen Dienst zu erweisen. Mit dem Freimuth, der ihm so gut stand, hat Curtius es in weiteren Kreisen ausgesprochen, welchen Werth er darauf legte, so viel an ihm lag, den Anstofs zu diesem Wettstreit gegeben zu haben. Ich würde glauben, eine nicht zu entschuldigende Lücke in dem Bilde von Öurtius’ Wirksamkeit zu lassen, wenn ich von seinem Verhältnifs zu unserer wissenschaftlichen Station in Griechenland schweigen wollte. Es verdient wohl aufbewahrt zu werden, dafs die erste Anregung zur Grün- dung des archäologischen Instituts in der griechischen Hauptstadt von Curtius ausgegangen und dafs der Keim während seines Besuches in Athen im Herbst 1871 gelegt worden ist. Anfänglich war es nur darauf abgesehen, einen deutschen Gelehrten als Vertreter der Interessen der Alterthumswissen- schaft daselbst zu fixiren, aber noch in Athen steckte Curtius das Ziel höher; »der Kronprinz wird helfen« getröstete er sich. In einem Vortrag über die Ergebnisse seiner Reise, den er bald nach der Heimkehr in Berlin vor einem grölseren Publicum hielt, wies er auf die Nothwendigkeit hin, der deutschen Wissenschaft in Griechenland eine bleibende Stätte zu bereiten; schon im Herbst 1874, gerade ein Jahr vor dem Beginn der Aus- grabungen in Olympia, konnte das athenische Institut als Schwesteranstalt des nicht lange vorher aus einer preufsischen in eine Reichsanstalt ver- wandelten römischen seine Thätigkeit eröffnen. Dafs die Entwiekelung des neu gegründeten Instituts sich nicht ganz so vollzog, wie Curtius wohl gewünscht hätte, hat ihn nicht davon abgehalten, demselben seine werk- thätige Theilnahme bis zum letzten Augenblicke zu widmen. Curtius war zart gebaut, aber kerngesund; nach dem Muster seiner Hellenen liefs er es sich angelegen sein, den Körper geschmeidig zu er- halten; noch in der Göttinger Zeit konnte man ihn am Reck und ein Pferd tummelnd sehen; später ersetzten längere Reisen die gymnastischen Übungen. Um so tiefer mufs er es empfunden haben, als gegen das Ende die Ge- bresten des Alters in herbster Form über ihn hereinbrachen, aber die Heiter- Gedächtnifsreden. 1897. 1. 3 14 U. Könner: Gedächtnifsrede auf Ernst Curtius. keit des Gemüths hat ihn auch in diesen schweren Stunden nicht verlassen, so wenig wie die Klarheit des Geistes. Curtius ist, obwohl körperlich gebrochen, in voller geistiger Rüstung aus dem Leben geschieden; die letzte grölsere Arbeit, welche er vollendet hat, bezieht sich auf die Geschichte von Olympia. Sein Andenken wird in unserer Akademie, zu deren Säulen und Zierden er nahezu ein halbes Jahrhundert gehört hat, unvergänglich fortleben; sein Name gehört der Geschichte des geistigen und litterarischen Lebens des ablaufenden Jahrhunderts an. PHILOSOPHISCHE UND HISTORISCHE ABHANDLUNGEN DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. AUS DEM JAHRE 1897. BERLIN. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1897. GEDRUCKT IN DER REICHSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. a Zn VS SEE GE ee u 1... uber au hp he og) 57 os wi Jr Y TFT ET De Pe ee erben Ha) Freilumd Yen sur we wi; RK re u daafender hun nie FADKINKOR \ VATIEHDEIHRFNT AH: PARHRUBIN “ ® = - s e. =. = AI A. I AL R E23 | Tel N u Au en HIRRFRLYU RH LIE I, ‚ ANAL yac HANERT au * Dumme N e ar in LAMTAH San mn Auer Wu * er” P) A Inhalt. Erman: Bruchstücke koptischer Volkslitteratur . . 2 2 220.2. Abh. 1. WeEınHorLDp: Die mystische Neunzahl bei den Deutschen . . . . le Harnack: Berichte des Seeretars der Brandenburgischen Societät der be) Wissenschaften J. Th. Jablonski an den Präsidenten G.W. Leibniz (1700 —1715) nebst einigen Antworten von Leibniz a er » 111. S. 1— 64. S. 1— 61. S. 1—120. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. Von H”" ADOLF ERMAN. Philos. - histor. Abh. 1897. 1. - . k % N ge < A r j 2 ni u ı “= 2 vi - “ ” Yu j D “ R | 2 * u 2 - In 5 ie} Gelesen in der Sitzung der phil.-hist. Classe am 14. Januar 1897 [Sitzungsberichte St. III. S. 19]. Zum Druck eingereicht am 11. Februar, ausgegeben am 13. April 1897. DEZE zu Ws ich hier veröffentliche, steht auf losen Blättern gewöhnlichen Papiers, wie sie in dem Schutte der mittelalterlichen Städte Aegyptens gefunden werden, und ebenso unscheinbar wie dieses Äufsere und wie diese Herkunft ist auch der Inhalt dieser Texte. Aber sie haben uns zweierlei zu bieten, was man in der offieiellen Litteratur der Kopten vergeblich sucht: eine natürliche Sprache, die nicht vom Griechischen beeinflufst ist, und, was noch wichtiger ist, unzweifelhafte Beispiele koptischer Metrik. Und diese Metrik scheint, soweit ich sehen kann, nichts mit der griechischen zu thun zu haben, die sich ja auch nur sehr gewaltsam auf die koptische Sprache übertragen liefse; ist sie aber einheimischen Ursprungs, so gewinnen wir damit die Hoffnung, dafs sie uns einmal auch die alten aegyptischen Verse lesen lehrt, die in ihrer vokallosen Schrift bisher jeder Bemühung gespottet haben. Über das Alter dieser Bruchstücke kann man eigentlich nur sagen, dafs das, was sich von derartigen koptischen und arabischen Papierblättern in den Sammlungen datiren läfst, meist in das zehnte und elfte Jahrhundert gehört. Auch der sprachliche Charakter unserer Texte stimmt gut zu den von Krall (Corpus Papyrorum Raineri Nr. I und II) veröffentlichten Notizen aus dem Jahre 1019 n. Chr. Beim Abdruck der Texte habe ich unsichere Buchstaben dureh unter- gesetzte Punkte, fehlende durch Sternchen bezeichnet. Diese letztere An- gabe aber bitte ich mit Vorsicht zu benutzen, denn die ungeschulte Schrift dieser Blätter erlaubt keine genaue Abschätzung. Auf dem gleichen Raume stehen je nachdem 4, 5, 6 oder 7 Buchstaben, und es kommt dem Schreiber auch nicht darauf an, mitten drin ohne Grund einen leeren Fleck zu lassen je: 4 A. ErmaAn: oder eine Zeile nicht bis zum Ende voll zu schreiben. Meine Angaben der Lücken werden in der Regel ihre Maximalgröfse angeben. — Den sprach- lichen Charakter dieser Texte sowie den Bau ihrer Verse behandeln besondere Exkurse. I. Archellites und seine Mutter. (Ein Gedicht.) Zwei Blätter im Format ı4cm Höhe x ı3 cm Breite, die im Jahre 1887 in die Königlichen Museen zusammen mit dem von Steindorff, ÄZ. 1892, 37 veröffentlichten Bannbrief eines Bischofs von Schmun gelangten; heute P 3213. Es sind ein äufseres Blatt einer Lage und ein inneres einer anderen, ich scheide sie als A und B. Sie sind so schlecht erhalten, dafs die Schrift auf den unteren Enden der Seiten vielfach auch bei scharfer Beleuchtung kaum noch sichtbar ist; sie dürften leider bald ganz unlesbar werden. Die Verse werden durch Punkte, die Halbstrophen und Strophen durch besondere Interpunktionszeichen geschlossen. Auf den Rändern und zwischen den Strophen stehen einzelne nicht zum Text gehörige Worte, die ich unten (S. 43) besprochen habe. A.1. Tage au I. Aywıt Hacy MTETHATE Egon. TAHOCT EPATI] MMAMTO ehoN. TAHAY ETIE[IO Se-oYeboA Ton Te. MERALT EST-TIENPOECTOC. TATISWL MIEEX HMA NNatueAoc. TARO MMOCT OM-TIMOHACTHPIOM. oy1t-gnraAso mawywre eboA g1TooTL]. NTE-POME IM 30 MITerTaslo:] —— D Trraparalı mMoR NAT. tteripoe|e|ToC ertimwHaAcTHpIoN. ereaart en[o|u[alXoc gayrır. TASW 9ATEAIhe Eeite ss HL. MIIEPHOST eboA TIAXoEIC EIWT. ZENTOR KMATIAOTOC HATTACHOL]. I. Hrep ist sicher. Zeile. A.2. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. nuwloyrle MTIE TE 1abonHeoc. epe-nmapooy|w nz e]pos: ATIpH »OT AMORSS500YR Ecgal. eiıe oO TIE Tresesm0R. ApxX eAAıtHc nrawympelmmepıir.] nanpal etppoAys grralrjarıpo De Ze ZZ ARE x» # MOOYM €: WAICOACA EHE EIMAY ETIERIO. MEIRA MITERIOT POIYEPOT’ NEMAR. OYMOT TIE TIAEMRAO EOHT: AAAoc. Gpwanoypwme Bor eriwyemo. TErJePOYPOMIE WALRTOCT enterjan. AAPpXK EAN ITHC BwR ETAICHT]. IC OYMAWE HHOOY EIINAY ETIE]90.7 EWWWITE TEROMAQ TIALHPE MAMEPIT. epe NOT HACTOR = R0N. EWWTE OM AKRA-COMAT E9 Pal. 1I2BIaR 5. ı. Die Ergänzung, zu der der Raum wohl genügt, nach Vers 21. SEISICH TPeponbe mar mawynpe amep|vr.| [dpIx eAAıtne nerime mmor]. narnpam e[t[poAS grTaranpo. EMHMTAT EMAY + cahAAarı. MACHHY ment terco[oyi| emor MaApoYepoYbe >’ NCeAYIIH tes =" ERM-TIIMOY MIALYApE maMeprr|.] = ME ENENTACTWOTE MAMOo[TT: | (Hier fehlen vermuthlich 4 Seiten). 2 So, über der 4. Korrigirt aus apra-. . Das m in mapor korrigirt aus er. > J > 6. Gewils nemas, doch ist der Raum etwas knapp dafür. 6 A. Erman: A.3. Letztes Wort einer verlorenen Strophe: swwyr: —— 6. BAMOT EeitEe-MTATIAT EWR EILMOHACTAPION.” EATIA OPWMANOC, WATIITETOYAAL XEe-ApxX eAAıtHc. TE[TAPARAÄT MMOTL TEIWAÄHA EIHOYTE e9paı exwr]. WAPE-NOYZAT TAgoc]' SE-EPENNOYTE WITIE, WOOI MEMALT: oy Peone ent MAIOTE eToyaab. De Ma > > > » Ta Tanor erma EPE-IIPOME ENOHTTL TABOR TATTAPARAAT MAMOLL. APHY WAPE-TIErTHA TA9ONLz MON EPE-OYWONHE HMACA MOIOYM. eIC OYMHLJE MOIOOY MITELME EIETTOW. TABOR TATIAPARAAT MMOrL. APHY WAPE-MOYZAI TAg9or 8. #21? Teecosme enTe = ycReoc esweg.’ ce Mepewbor EeIIMa ETMMAY: 99 eAHpIoN g1TEgIH. AYD OU #3:222 WT. ay s° neroyaalb]lss” A, ze-apxeAdırnc. MEIHAY ETIIO NICHTLME WAENEQ: AAAoc 9. MWAHA exwı NAPX Henscronoc. TABOR WATEO POMAHIA. MON ALCHOTM ETbe-apxX eAAıtHc. ZAtjepoytos ereAtoc. ı. Der Vers ist wohl unrichtig getheilt, der Punkt sollte vielleicht hinter kw stehen. 2. So, wohl ohne Punkt; ob er irrig hinter me gesetzt ist? 3. Die letzten Worte in Ligaturen, da der Raum am Zeilenende knapp war. Aus diesem Grunde fehlt auch das Zeichen des Versschlusses. 4. Oder a statt a? Auch x ist fraglich. 5. Ex kann man kaum lesen, doch ist das & wohl nur ein milsgestaltetes «. 6. Reste, die vielleicht nıı gewesen sind; es geht aber nicht an, davor noch ein w zu ergänzen. 7. Es fehlt wohl nichts, er wird das Zeilenende nicht ganz beschrieben haben, bruchstiicke koptischer Volkslitteratur. -_ TABOR TAEPMOHAXH HAOTHLJ. TENAPAYE KORK ehoA' 10. mar MAIWT TAPX HEIICKOTIOC. MO MAX PHMA TERRAAY 9AOTHR. MON AIENPOME EPMHTPE MAL. ze-ApxX [e]AArrnc mawyepe onao. EIWANDOR TARTOT TAEL. WAITT HOYMEPOC ETERRÄHCIA. eNyAHBOR OM’ NTASW 9A9 THCL. TAAY EIOHRE MEeHoptbatoc: B.1. WOMT Ee9wcy?’ 11. TraAagn wracht gAapor. ATW tEeRIbe HAT ETARAT MMOOY. ETOOY HE MAT ETLITE TCWR. APX EAA THE MAMEpIT. TITAPRO MMOR EITEQICE. ETANIEXKE WONOY g9Apoıt. EWWTL! merer eboA TAHAT ETIERIO’ Tertspaye zur e|boA]° 12. aaa Bor axıc eapxX YAAırHe. SE TERMAAY TECAHEPATC’ EPOoR. NTAIE" WAPOR TAHAY ETTERIO. ENZAHHAY EPOR MAPIMOY. AMoY eboA TIamepır. TERTE MOYCOACHA ETAAFYXKH. ranad|eiergo. 1. Das letzte Wort in Ligatur wegen des Zeilenendes; daher fehlt auch wieder das Schlufszeichen. 2. o könnte wohl auch a sein, von w ist nur ı erhalten. 3. So, über der Zeile. 4. Sic. 5. Ob hinter ehoA ein Punkt stand, ist nieht zu sehen. Ver- muthlich sollte auch hinter ergo ein Punkt stehen, der Schreiber vergals ihn aber und trug ihn dann über der Zeile nach, und zwar aus Flüchtigkeit hinter ve. 6. ehoA scheint in einer Abkürzung über dem Zeilenende gestanden zu haben; des Raummangels wegen fehlt auch das Schluflszeichen. 7. Sie, Tec-. 8. Sic. s A. Erman: TENAOHT EMTON [emorj: - ——] wex se B.2. 13. Ascmıne etoyataoHkH. MEIINOYTE MIHWMAPABA MaMoc. ze-minpcaboA erıpo. MIHAY EIIIO ITCOTME [WAEHEI. EWWTIE WAPSWD MITIMA, » TAMAAY RO OHNHTE NH. eWWTE WAPBOR enoyat. epe TOT XIMOET IE’ 14. Ar NTE9POMAHIA NEON Alet METOW ETMAAACTIIH. SIOYWOLW TAHAY EITERIO’ APXK EAAÄITHE TIALUHPE MAMEPIT. TE NE9OLME NEAAÄACCA. WTAMACA NOHTOY. force mar HOE MIIWASE HTARAYOTT. SE-MINAY EIIIO NCHIME WACHEQ: — na‘Aoc 15. naAAoc Axıc enatyape TIAMepIT. sic tterıbe le|TaycanoTıyr. ceAgEPATOY EPOR. EYEINOYMI HNAY EPORZ apx eAArrnc HAMEPIT. Aamoy eboX. TAHAY EPOoR. TAACHATE MMOR Terapaye zwR echo‘ 1. Unter der letzten Zeile des Blattes. 2. Wegen des Raummangels am Zeilen- ende die letzten Worte in Ligatur, und kein Schlulszeichen. 3. Hier ist gewils ein Punkt ausgelassen; Zeilenende. 4. Lies rayog. 5. Der Raum am Zeilenende so knapp, dafs kaum Platz für einen Punkt blieb. 6. Kein Platz für ein Schluls- zeichen. Bruchstiicke koplischer Volkslitteratur. $) 16. Bor axıc eTeyuRÄYTIEH TAMAaY. SE-AICMITE MOYAIAOH.' MEenNoyre [Tre. AHOR MIHWMAPABA MMOC.S HaNtoyc Talıtay e|ttoy9o. HN TMHTEPO MEIiHyYe »2* TAIIAOTOC. EITA = # gattenrataay: |] Ta B. 3: 147% Bor ENTWARE METAMAAY 7 w N Ze-79: :bwR WATOYTATPIC. MON AITI NOYAoUTOC EnoyTe irre: MWUMAY EITIO NCHIME WACHEg. MIHWMAPADA MATAOHRH.' TAI MTAICMHNTC MEINMOYTE. MHITO MCISWMT Eepor’ IchoXe" cAboA emorg: - AAAocC 18. Bor ierwaxe Menatynpe. ApxeAArıne netue wor]. ZE-AMOR NE TEYHRÄYTIEH TERMAAY. ETAIEI EIIIMA TAHAY EPoR.z eic \EeRIbe MAT ETARZT MMOOY. TRANAOY ETACTWOYI 9APOR. ceagepare’ enhoA empo. ECOYOW EWAZE Item 19. Attmapko’ 0 TAamaay. ENIPAIT EITOT EILESONM. ew|o]|re waprıoıce ar. acer "chboA TAHAYy eiloYo9o. armt-Aotoc. L. Sic. 2. Von e noch ein Rest erhalten. SMSIC 4. Anstatt sta. könnte man zur Noth ra. lesen. 5. Ohne Punkt, Zeilenende. 6. Sie. TE SIG; 8. Abkürzung für nemar, wegen Raummangel am Zeilenende; daher auch kein Schluls- zeichen. . o korrigirt aus? Io. Sic. > Philos. - histor. Abh. 1897. 1. [69] 10 nicht, I. sie DL D zu trennen. 5. Wohl nicht eycon. 6. Für das ganze Schlufszeichen fehlte der Raum, A. Erman: ENMOYTE WTTIE. SE-MINAY EII9O eit[coime]|'wyaenen. MIHLITTAPADA MMOcC, TENAMOTTE NOR EeboA: ——— A1tapkok ENMOYTE WTTIE' APX EAAITHE MALYHPE MAMEPIT. WEHEOTHR 9APOI AMOY eboA Hal TaHay EPor.' API-TIMEYE 0 TIALUHPE. ILITEOICE MTAMYONOY MEMAR. ERAAH EX» HASIm. EITI-ERIbE EHOYM EPOR. ss» 1ay en|[er]|90. namepır rovoen enabal|.| e0# @1@ = HOYTE: er% “ 7 = MEPQ #5: MPOMNE' Gone IM ETAYÄTIE-[WHPE. cwoyag wrerjsplsjau] memar. SOYIUHPE NOYWT AIXTIOL]. AMOR TIEHTALMIIEMOY MAC, Toyo oycon’ ewamay epor. MIAPA EX PHMA THPOY MIIKOCMOC. oc Te TTAbOoHEoc. epentapooyty IHX Eepocj: Hecoıme EeNTAayXTe-[yHpe. CWOYAI NTETHPIM MEMAL. SE-OYWHPE HOYPWT ATXTIOT]. AMOR TIEHTAIMTIELTMOY MAT AIXOOYR EAOITITEOC. MEeitbepeToc ZERANOT ECgAL. Er hat eine Verschreibung verbessert und dabei come ausgelassen. Punkt wegen Raummangels. 3. Offenbar zwei oder drei Verszeilen, doch wage ich 4- Überschrift wie bei A.ı, B.r; vor nm fehlt kaum etwas. 2 Ohne Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 11 AHkHRBaA-IaI THPOT MCoHh. ARboR SKEPMWMAX OCE — WOHMT EIWOST 23. Artcer-nmos emeAatoc. zit ETNOAIC HPOMH. Alet WAPOR. APX ENAITHE MALWUHPE MOTOT. moyoen erjgimabal.z ANOR ATIMAT THPOT ERON o nawynpe ap[xX eAlArrıc. A9IPOT ANOR EMICOOYM COYas5€ AUMMTERMOY’ MAR: 24. Bıark [elopar Ternay enago. APXK ENÄITHE TIALUHPE MMEPIT. ANOR TIE TEYURÄYTIEH TERMAAY' WTAIET ETIMA Tana|T e|por.z HaMTaAIeı Taua|y] epor. TE 2 M En EST Er epon Alel WAPOR TALJHPE MMepır“ MEI MAY E MOY : ı. Das s stände vor cooyıt, mit dem eine neue Zeile beginnt, am Rande, wie eine Korrektur. — Hinter es wohl kein Punkt. 2. Streiche ein u. 3: Hinter eo par noch der Rest eines Zeichens? 4. Ob ein Punkt stand, ist nicht zu sehen (Zeilenende). 5. Oder una? 6. Punkt nicht sichtbar. Von der folgenden Strophe (25) sind nur noch einzelne Worte lesbar: (7 Buchstaben) um acwyw (10 Buchstaben) noywnpe (13 Buchstaben) wnpe soyo|[Tt] (24 Buchstaben) aeponaor (25 Buchstaben) au (23 Buch- staben bis zum Schlufs der Seite). Dafs der Text in der Hauptsache aus Wechselreden zwischen einem heiligen Archellites und seiner Mutter Tsynklytike' besteht, die ihn im Kloster aufsucht und die er nieht wiedersehen will, sieht man leicht, ! Der apxeAArske (in Vers 12: apx YAArsıınc) ist ein ApyvAlöys, die reynrAyTıcH eine ZvykAyrıry. Da dieser letztere Name hier stets den Artikel hat, muls der Verfasser unseres Textes sich noch seiner Bedeutung bewulst gewesen sein. 12 A. Erman: aber wäre uns nicht (worauf mich Oscar von Lemm hinwies) die Ge- schichte dieses Heiligen im Synaxarium erhalten, so würde es schwerlich jemandem glücken, alles zu errathen, was zwischen diesen einzelnen Reden geschieht und sie veranlafst. Ich mufs daher zunächst mittheilen, was der koptische Heiligenkalender unter dem 14. Tybi, dem Todestage unseres Heiligen, berichtet; ich gebe unten (S.22) den arabischen Text nach den Göttinger Hss., deren Abschrift ich der Güte Pietschmann’s verdanke. Eine vollständige Übersetzung findet sich in Wüstenfeld’s Synaxarium Sr 2370: Arschelides entstammte einer vornehmen Familie Roms und war der Sohn eines Johannes und einer Seklatika (var. Scheklatiki), die beide fromm waren. Als er sein zwölftes Lebensjahr erreicht hatte, ging sein Vater in Frieden zur Ruhe, und seine Mutter beschlofs, ihn zu.verheirathen, er wollte es aber nicht. Da rieth sie ihm, zum König zu gehen und die Stelle seines Vaters zu nehmen, und sie sandte zwei von seinen Dienern mit ihm und viele Geschenke, dafs er sie dem Könige bringe und die Stelle seines Vaters nehme‘. Auf dieser Reise leidet der Jüngling Schiffbruch, rettet sich aber allein an den Strand, und hier ist es, wo ihm ein vom Meere ausgespülter Leichnam die Nichtigkeit dieser vergänglichen Welt und das II „U u so vor Augen führt, dafs er der Welt zu entsagen beschliefst. Dann lief er schnell und begab sich nach einem Kloster, das dem heiligen Rumanius (var. Rumanus) geweiht war, und blieb in ihm, nachdem er ihnen gegeben hatte, was ihm noch an Schätzen und an Kleidern geblieben war. Dort kasteite er sich und gelangte zur äufsersten Vollkommenheit, und der Herr gab ihm die Gnade, Kranke zu heilen, und wer zu ihm kam von söämmt- lichen Krankheiten, über dem betete er und er wurde geheilt. Er machte mit dem Messias einen Vertrag, dafs er kein Frauengesicht sehen werde. Als eine Zeit vorbei war und die Nachricht von ihm bei seiner Mutter aus- blieb und sie nicht wufste, was mit ihm geschehen war, so meinte sie, er sei gestorben und trauerte sehr über ihn. Dann baute sie eine Herberge (funduk) und stiftete sie für die Fremden und Reisenden, darin einzukehren. Dann machte sie ein Zimmer darin und bewohnte es. ' Es sind etwa die Verhältnisse des vierten Jahrhunderts vorausgesetzt, da der Kaiser nach dem folgenden in Konstantinopel residirt. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 1:3 Eines Tages hörte sie, wie ein Kaufmann dem anderen von dem heiligen Arschelides erzählte und von seiner Heiligkeit und seiner Frömmigkeit und von der göttlichen Gnade‘, die er hatte. Dann beschrieb er sein Wesen und seine Ab- zeichen. Da machte sie sich an den Kaufmann und erfuhr (?) von ihm über ihren Sohn und erkannte, dafs es ihr Sohn war. Da machte sie sich augen- blicklich auf und reiste zu dem Kloster. Sie sandte zu ihm, ihm ihre Ankunft zu melden und die Zusammenkunft mit ihm zu erstreben. Da sandte er und sagte ihr, dafs er sich gegen den Herrn, den Messias, verpflichtet habe, keineswegs ein Weibergesicht zu sehen und dafs es ihm unmöglich sei, die Verpflichtung zu übertreten. Da wiederholte sie ihm ihre Bitte und beschwor ihm, dafs sie ihm sähe, und lefs ihn wissen, dafs, wenn er nicht mit ihr zusammenkäme, sie in die Wüste gehen würde, dafs die Thiere sie früfsen. Als er erkannte, dafs sie ihn nicht verlassen würde und dafs er die Verpflichtung, welche er mit dem Messias eingegangen war, nicht übertreten werde, so betete er und bat den Herrn, den Messias, dafs er seine Seele nähme. Dann sagte er zu dem Thürhüter : »bitte sie, einzutreten«, und der Herr nahm seine Bitte an und erhörte sein Gebet und nahm seine geheiligte Seele. Als sie zu ihm eintrat, fand sie, dafs er seine Seele schon hingegeben hatte, und sie schrie mit lauter Stimme und weinte. Dann bat sie den Herrn, dafs er auch ihren Geist empfinge, und der Herr nahm ihre Bitte an und nahm ihren Geist. Beim Begräbnifs aber kam aus dem Leibe des Heiligen eine Stimme und bat, sie beide in einem Grabe beizusetzen, wie es denn auch geschehen ist. So die Fassung des Synaxariums. Wo unser Gedicht beginnt, steht Archellites an der Pforte des Klosters des Romanus und der Vorsteher befiehlt, ihn einzulassen: Ie Öffnet ihm und führt ihn herein, stellt ihn hin vor mich, dafs ich sein Gesicht sehe, von wannen er ist. Der Vorsteher sagte: ich vergleiche’(?) sein Haupt der Art der Engel und” ich setze ihn in das Kloster. ! Nämlich seiner Heilkraft. ® Das etwa mag die Wendung »ich gebe sein Haupt dem oynua der Engel« be- deuten, die ich sonst nieht kenne. 3 Der Sinn ist gewils: »weil er mir wie ein Engel erscheint, nehme ich ihn auf», aber wie sind diese Konjunktive, denen kein anderes Verb vorhergeht, zu erklären? Die Fälle ) elliptischen Gebrauchs des Konjunktivs, die Stern, Gramm. $ 446 aufführt, sind nicht ähnlich, 14 A. Erman: Heilungen werden durch ihm geschehen und alle Leute werden seinen Ruhm sagen. Der Heilige bittet ihn, ihın unter die Mönche aufzunehmen: 2. Ich rufe dich an, mein Vater, du Vorsteher dieses Klosters. Du sollst mich zum Mönche bei dir machen, dafs ich unter dem Schatten des ... bleibe. Mein Herr und Vater! wirf mich nicht heraus, denn du wirst Rechnung für mein Blut ablegen. (Gott vom Himmel ist mein Helfer, meine Sorge ist auf ihm geworfen. Ohne weiteres wird nun der Schauplatz der Handlung nach Rom verlegt, wo die Synklytike um ihren Sohn klagt. Sie hatte ihn (es ist das eine Abweichung von der arabischen Fassung) »zur Schule« geschickt oder wie Vers 22 es genauer ausführt, »nach Athen und Beryt, um schreiben zu lernen« und nun ist er verschollen”. WASHASE er Ar: era ? Archellites, mein lieber Sohn, dessen Name süfs ist für meinen Mund'. bin ich täglich getröstet, wenn ich dein Gesicht sehe. Die Habe deines Vaters genügt mir und dir. Gro/s ist mein Kummer. 4. Wenn ein Mann in die Fremde geht und er verbringt ein Jahr, so kehrt er zu seinem Hause zurück. Archellites ging zu der Schule — ! Das Fehlen des Artikels in eswr ist merkwürdig. 2 Das Motiv, dafs der heilige Jüngling zum Studium nach Beryt geschickt wird, aber lieber ins Kloster geht, findet sich im Synaxarium in der Geschichte von Johannes und Arcadius, die mit der unseren auch sonst Verwandtes hat (Synaxarium, übers. von Wüstenfeld S. 124). ® Vielleicht ist zu lesen sooyr ecgas, und die Mutter klagt wie in 22 darüber, dals sie ihn zur Erlernung des Schreibens ausgeschickt habe. * Gegen die Grammatik, aber doch sicher so gemeint. Ebenso unten in 7, 11, 12 und 23. 5 Es stand wohl etwa: Wenn du zurückkehrst, so bin ich getröstet, denn ich habe ja für uns beide genug zu leben, Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 15 seit vielen Tagen sah ich nicht sein Gesicht. Wenn dw lebst, mein lieber Sohn, so wird dich der Herr zu mir zurückführen‘, wenn aber” du gestorben bist, so möge der Herr mit dir Mitleid haben. 5. Ich traure um dich, mein lieber Sohn, Archellites, den ich liebe, dessen Name süfs ist für meinen Mund, aufser dem ich keinen habe. Meine Brüder und meine Bekannten, mögen sie mit mir trauern und klagen über den Tod meines lieben Sohnes, [ich weifs nicht]’, was [ihm] begegnet ist. Damit endet das erste Bruchstück; 10 Strophen, wenn nieht mehr, sind verloren gegangen. Synklytike hat ihre Herberge gegründet und (hier entfernen wir uns wieder von der arabischen Fassung) »heilige Väter«, also wohl Mönche‘, sind bei ihr eingekehrt. Sie hören von jemand, der an einer Krankheit gestorben ist, und erzählen daraufhin von dem Wunderthäter. 6. Ach hätte dieser doch gehen können zum Kloster des Apa Romanus, zu diesem Heiligen, Namens Archellites, und er hätte ihm angerufen” und er hätte zu Gott für ihn gebetet, (so) richtet ihn die Genesung auf, denn Gott vom Himmel ist mit ihm. ! cro hat hier gewils diese Bedeutung, die für das B. vaceo die gewöhnliche ist, vergl. auch unten S. 33. 2 ot heilst in diesem Text auch »aber«, vergl. auch Vs. 1o. ® Lies etwa Mıerme. * Falls das »heiliger Vater« nicht etwa bei diesen späteren Kopten nur zu einer ehren- den Bezeichnung — etwa wie heute zu& — geworden ist, vergl. unten S.30 und S.35. 5 Die auffallende Verbindung ene wra- hat Stern, Gramm. $ 630 schon belegt. Nur durch die diehterisch lebhafte Sprache lälst es sich erklären, dals sich an dieses Perfeetum das praesentische yape- schlielsen kann; man erwartet: »es hätte ihn die Heilung aufgerichtet«. 6 TapakakXeiv. 16 A. Erman: Synklytike merkt, dafs es ihr Sohn ist und will auch zu ihm, dafs er sie von ihrer Krankheit, dem Kummer, heile. 7. Ich bitte euch, meine heiligen Väter, sagt mir den Ort, wo dieser Mann weilt, dafs ich gehe und ihn anrufe; vielleicht richtel mich sein Mitleid auf. Eine Krankheit ist ja' in meinem Innern, seit vielen Tagen kenne ich ihre ...” nicht; dafs ich gehe und ihn anrufe; vielleicht richtet mich die Genesung auf. Die Väter warnen sie vor diesem nutzlosen Beginnen: 8. Du Weib, wir... ein... auf ihm’: du kannst nicht zu jenem Orte gehen. 4 Es sind viele... auf dem Weg und weiter ... [schauen] ° den Heiligen, Namens Archellites, er sieht ewiglich kein Weibergesicht. Sie aber beharrt auf ihrem Entschluls und geht zum Erzbischof, ihm ihre Habe anzuvertrauen. 9. Bitte für mich, du Erzbischof, und so gehe ich nach der Romania. Ich habe ja von Archellites gehört, dafs er ein grofser Vollkommener geworden ist. Und ich gehe und werde Nonne bei ihm und meine Freude wird voll. 10. Mein Vater, du Erzbischof, nimm" meine Schätze und lege sie zu dir. ! Dies most, das auch in Vers 9. 10. wiederkehrt, wird wohl moson sein, das aber eine leise begründende Bedeutung angenommen zu haben scheint. ? Twuy. 3 Man muls wohl lesen: ewi[s o]ycreoc exweg, was ich aber nicht verstehe. * Anpson; man erwartet: Räuber, wilde Thiere oder ähnliche Schrecknisse. Ob enpion zu lesen ist? 5 Der Sinn ist natürlich: »und selbst wenn du hingelangst, so kannst du den Heiligen doch nieht sehen«. Demnach ist [&w]ıyr zu lesen, aber weiter wage ich nicht zu ergänzen. %$ Das Wort ist aus dem Boheirischen bekannt; dals es auch sahidisch vorkommt, habe ich von OÖ. von Lemm erfahren, der die Belege in der Festschrift für Ebers mittheilen wird. bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 17 Es haben mir ja Leute bezeugt, da/s mein Sohn Archellites lebt. Wenn ich gehe und umkehre und zurückkomme, so gebe ich einen Theil an die Kirche‘; wenn ich aber gehe und bei ihm. bleibe, so gieb sie den Armen und den Waisen. Zwischen diesen letzten Versen und dem Anfang des dritten Bruch- stückes fehlen mindestens 5 Strophen. Synklytike ist zum Kloster ge- kommen und sendet einen Boten zu ihrem Sohne, ihn herauszurufen, er aber weigert sich zu kommen. Ob dieses Gespräch bei Vers ıı erst beginnt, wie man zunächst denkt, bleibe dahingestellt; es ist sehr wohl möglich, dafs sie sich das Alles schon einige Male vorher gesagt haben, wie sie es sich ja auch nachher noch einige Male sagen. ı1. Synklytike: Der Leib, der dich getragen hat, und diese Brüste, die du genommen hast, sie sind diese, die? dich suchen, Archellites, mein Geliebter. Ich beschwöre dich bei den Schmerzen, die Christus für uns erlitten hat, dafs” du herauskommst, und dafs ich dein Gesicht sehe, dafs meine Freude voll werde. ı2. Geh und sage zu Archyllites: Deine Mutter ist’s, die an deiner Thür steht. Ich bin zu dir gekommen, dafs ich dein Gesicht sehe. Wenn ich dich sehe, mag ich sterben. Komm heraus, mein (eliebter, und gieb meiner Seele Trost, dafs ich dein Gesicht sehe, dafs mein Herz sich beruhige. ! Nämlich als Dank für die Aufbewahrung. 2 Dieselbe ungrammatische Verbindung wie in 3,7 und wie im folgenden Verse. 3 Auch von dieser Verwendung der Conditionalpartikel euywrre weils das ältere Koptisch nichts. Nach unserer Stelle und der ihr parallelen, Vers ı9, giebt es also: TITAPRO MMOR EUWTIIE WAREI ; = ich beschwöre dich, wörtlich: »ich beschwöre dich, wenn du kommst« \ nicht zu kommen TITAPRO MMOR EUUWI MEREI / = ich beschwöre \ wörtlich: »ich beschwöre dich, wenn du nicht kommst« dich, zu kommen. Philos. -histor. Abh. 1897. 1. 3 18 A. Erman: 13. Archellites: Ich habe einen Vertrag gemacht mit Gott, ich kann ihm nicht übertreten, dafs ich nicht aus dieser Thür herausgehe und kein Weibergesicht ewiglich sehe. Wenn du hier bleibst, o meine Mutter, so habe‘ das Kloster; wenn du zu deinem Hause gehst, so weist der Herr dir den Weg. 14. Synklytike: Ich liefs die Romania hinter mir’, ich kam zu den Gauen von Palaestina, denn ich will dein Angesicht sehen, Archellites, mein lieber Sohn. Nicht haben die Fluthen des Meeres, auf denen ich gefahren” bin, mir (solchen) Schmerz bereitet, wie dies Wort, das du geredet hast: »ich sehe kein Weibergesicht ewiglich«. 15. Sage meinem geliebten Sohn: Sieh, die Brüste, die dich ernährt haben, sie stehen an deiner Thür, sie begehren dich zu sehen. Archellites, mein Geliebter, komm heraus, dafs ich dich sehe, dafs ich dich grü/se, da/s meine Freude voll werde. 16. Archellites: Geh und sage zu Tsynklytike, meiner Mutter: »ich habe einen Vertrag gemacht mit Gott vom Himmel. ! So wörtlich, falls der Text richtig ist. 2 Nämlich auf meiner durch die R. führenden Reise. Es ist wohl hier so dem Wort- laut entsprechend zu übersetzen; gewöhnlich verwendet man aber zw ca einfach für »ver- lassen«. 3 nAea; auf diese eigenthümliche Umbildung von mAeiv hat schon Revillout in seinen »Melanges d’epigraphie« (in den Melanges d’Archeologie &egyptienne et assyrienne Il, 167) hingewiesen. Auch mAaa findet sich in der unlängst von Turajeff herausgegebenen Grab- schrift (Kais. Russ. Archaeolog. Gesellsch. 1896 S. 79). bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 19 Ich kann ihn nicht übertreten. Es ist gut, dafs‘ ich dein Angesicht sehe in dem Königreich der Himmel U ERNE und ich lege Rechmung ab von dem, was ich gethan habe. 17. Geh und sprich mit meiner Mutter: Du(?) gehst zu deinem Vaterland. Ich habe Gott vom Himmel gelobt”: »ich werde kein Weibergesicht ewiglich sehen«. Ich kann diesen Vertrag nicht übertreten, den ich mit Gott geschlossen habe, damit er mir nicht zürne und mich (?)’ von ihm verstofse. 18. Synklytike: Geh und sprich mit meinem Sohne, Archellites, den ich liebe: Ich bin die Synklytike, deine Mutter, die ich hierher gekommen bin, dafs ich dich sehe. Sieh, diese Brüste, die du genommen hast, der Leib, der dich getragen hat, sie stehen vor dieser Thür und wollen’ mit dir reden. 19. Archellites: Ich habe dich beschworen, o meine Mutter, bei dem Namen des Herrn der Heerscharen, dafs du mich nicht quälst, dafs ich herausgehe und dein Gesicht sehe. Ich habe gelobt Gott vom Himmel: »ich sehe ewiglich kein Weibergesicht«. ! Der Sinn wird sein: wenn ich dich jetzt im Leben sehen würde, so würde ich den Himmel und damit auch die Hoffnung, dich ewig zu sehen, verlieren. ® Dies muls hier und in 19 titoyAowoc und FAovoc nach dem Zusammenhang heilsen, im Unterschied von $Aowoc »Rechenschaft ablegen« das in Vers 2 und 16 vorkommt. ® Dals stenoxe in ımoxe zu verbessern ist, wird durch Vers 19 wahrscheinlich. An beiden Stellen habe ich übersetzt, als stände nicht noxe oder noxehoA »dich verstolsen« sondern noxt »mich verstolsen«, wie das ja der Zusammenhang fordert. Sprach man etwa das Suffix et damals £? in Vers 2 schreibt er freilich korrekt noxr. “ * Oder — je nachdem man die Confusion des Textes so oder so ändert — »er (der Leib) steht ‚,.. und er will... .«, 3% 20 A. Erman: Ich kann es nicht übertreten, dafs mich mein Gott nicht verstofse. 20. Synklytike: Ich habe dich bei Gott vom Himmel beschworen, Archellites, mein lieber Sohn, habe Mitleid mit mir, komm heraus zu mir, dafs ich dich sehe. Gedenke, o mein Kind, an die Schmerzen, die ich mit dir erlitt, als ich dich auf meinen Händen trug (?)” und deinem Munde die Brust gab. RE dein Gesicht sehe, mein Geliebter, du Licht meiner Augen, De (Eko 000.088 Dafs zwischen diesen Worten der Mutter und den folgenden nun die Katastrophe liegt, das scheinbare Nachgeben des Heiligen, sein Gebet, Gott wolle ihn zu sich nehmen, und sein Tod, würde niemand aus unserem Ge- dichte allein ersehen. Erst durch den arabischen Text erkennt man die folgenden Verse als die Totenklage der Mutter und versteht es, warum sie sich in ihnen anklagt, dafs sie selbst ihrem Sohne den Tod gebracht habe. 21. Alle ihr Frauen, die ihr Kinder gebart, sammelt euch und weint mil mir, denn einen einzigen Sohn gebar ich und ich war es, die ihm seinen Tod brachte. Ich wünsche mehr, dich einmal zu sehen als alle Schätze der Welt. Der Herr ist mein Helfer, meine Sorge ist auf ihn geworfen. 22. Ihr Frauen, die ihr Kinder gebart, sammelt euch und weint mit mir, denn einen einzigen Sohm gebar ich und ich war es, die ihm seinen Tod brachte. Ich habe dich nach Athen? geschickt ! Eigentlich »und so verstölst mich Gott«, als ginge vorher: »ich übertrete es«. ? Ich denke an enaAny eannadız; eqgaAny sagt auch der Physiologus (AZ. 1895, 56) vom Vogel auf dem Baume. ° asıtteoc (d.h. eigentlich wohl Aßnvaios) und heperoc. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 21 und nach Berytos, damit du schreiben lerntest‘. Du hast alles dieses verlassen, du gingst und wurdest Mönch. [97 195) Ich habe dies grofse Meer durchfahren (2)? von der Stadt Rom an, ich bin zu dir gekommen, Archellites, mein einziger Sohn, du Licht, das in meinen Augen ist. Ich habe dies Alles über mich gebracht, o mein Sohn Archellites Warum ... ich ich habe dir deinen Tod gebracht. 24. Blicke auf und sieh mein Gesicht, Archellites, mein lieber Sohn. Ich bin Tsynklytike, deine Mutter, die ich hierher kam, dafs ich dieh sähe. ER die ich kam, dafs ich dich sähe, u Mean. 25 Plenlanee gene zu mir. Ich kam zu dir mein lieber Sohn, ich. .sehe nicht "ass... Tod. Wie man sieht, ist es für das Verständnifs all dieser locker an ein- ander gereihten Reden nothwendig, dafs man sich den Gang der Handlung ständig vor Augen hält. Man kann daher nicht wohl bezweifeln, «dafs der Vortrag unserer Verse einst noch von emer gleichzeitigen Wiedergabe der Legende begleitet war, die ihn erst ganz verständlich machte. Und da weiter, wie unten (S. 43) dargelegt ist, die Beischriften einzelner Strophen diese als selbständige Lieder mit besonderer Melodie kennzeichnen, so wird unser Text eben nur das enthalten, was bei der Vorführung der Archellites- geschichte gesungen wurde. Es liegt uns nun am nächsten, uns diese Vorführung als eine drama- tische zu denken; Schauspieler stellen die Geschichte des Heiligen dar, in- dem sie die gewöhnlichen prosaischen Gespräche improvisiren, aber die besonders rührenden Reden singen. Indessen darf man eine Stelle unseres Textes nicht übersehen, die diese Erklärung mindestens erschwert. Das ist 1 voeiw. ? cwr in dieser Bedeutung ist mir nicht bekannt. 22 A. Eruman: Vers ı, in dem ein der Vorsteher sagte mitten im Verse ganz wie ein Stück Erzählung aussieht!. Ich möchte daher einer anderen Auffassung den Vor- zug geben, bei der diese Stelle weniger anstölsig ist: die Geschichte wird, etwa von einem öffentlichen Erzähler, frei vorgetragen sein, der seine Prosa dann an den Hauptstellen durch Gesang dieser Verse unterbrach. Das wäre dann dieselbe Art, in der noch heute in Kairo die Geschichten von Abu Zeid vorgetragen wurden”. Der arabische Text der Archellites-Geschichte. akt LE al IT a ed RE De ob LES 8 IE ET, ul, Kon al "us "ann, er Il cm 8 AR Al, as ae ae öl se el Us ie va alla. 8 Nenn tt üleiı all AS ym Sol, SU N ar u le wLäb ei A rl, re Yun BD Al, sth %) ESCHE 5 „la, sule ur ule Au u! "NS, au) ar rt bes nl u, Po au, ale LE l Iauns Le al 16 ex} we P=$] ı>.b a Sl us) An wo Lie Ps) & abo, ee ä> PaE3}) IA Se bl Sin aussi Abi. Se Tu a N Us in le n n R ‚ ne 's h sel en Am) om lb, Yo, ve 2 u & ots we) NS Yon ap) DE EN) ev) "uam ad, er zu gi! TR ER, u Di gs 0) ' i FEIN Sn in 5 U nr Ta 8 5; Aal a u Der Text nach der Göttinger Handschrift, Ms. arab. ıı2. Ich gebe die wesentlichen Varianten der anderen Göttinger Handschrift, Ms. arab. 113. 1. Ohne zul). 2. Die Titulatur des Heiligen ist hier USt ASS vl. 3 w„AHLs] wie 112 auch weiter unten giebt. 4 Min, ade. 5 fehlt. IO. won. 21 Nur 9. 12. Wohl für auf wos; ı13 hat nur SU Las. ea = 6. ASIICH 7. Les Ben Ik,. 8a. Ohne As. 8b. cp &L Ja 9. Dr 13. sd a le. 14. aü>. I5. wm. 16. - st. I SOSYE 0463) St \ & (ohne N). 18. Sm bt. &lo: 19. al ESYO CR! a gm Sum. 20: 21. A| 8 bl 22. Ohne N. 23. ren, 24. m ES TON 6 CP} uns. 25. Lies al, wie auch ı13 hat; für („ hat es &. 26. Nur ein. ! Die ungezwungene Erklärung der Stelle ist: [der Vorsteher sagte:] Öffnet ihm und bringt ihn hin vor mich. [Er ward hineingebracht.] Der Vorsteher sagte: Er sieht ja wie ein Engel aus u. s.w. ®2 Vergl. Lane, Manners and customs II 117. Bruchstücke koptischer V olkslitteratur. 23 pi wm Aa 0% 7 wor Ki u lem o, slael, Jsül > N Jos enhes le Bla an a Sl Part al al a 5, "is le das glas D ws ou 3 3 bs al ro „ac h 3 Se, Pe sum Li, Ms a Han In BERISP u rn A rs 2 | > ale m! „um Pu>lo was „a 16:-7 2reve 790 nes) ven 7%, Luz, > 8 ri unzu>l sole Lo ao, 28 aule ee) 39 Yes all FE POWER, EINONCH Dakar, due PrS) & >, el ep vmagis * BJ, ss) uni, va, * de a Rai, N) = Ali SSL As al LeJ Jos: J,& & N Ani son SR au) lead! le u v8 6023|] zu RL, al Sl, KEN sl > Han Sl ES Um all u N wma I, la au 3 I MS en a) he, Ad) om Ab, ad aa) sP I ee u I > Lil Di, Ui Am rl DJ! ui Er Les 5 I md Seh 4) Pat a Ben, ms A) 5 Re al ulss Lil: ul aus Ash, Fasdlo lei, o, I 7 Laıl 4a, va o lee SP] el uns, ip Mel ° ur uad ur En nn EZ © er 22 62. © Dre U,» ie A>), Leiten 52 slim eu eine ee, Be wei ai AN SE FE: wu asst a En Ben una! "a Io Em 6°9 vH sülaLo SPA») u 3 27. Lies mit 113 of 0 28. ya SB 29. A. 30. a & sl... 31. Nur WE. 32. de. 33. will. 34.088. 35 lube. 36. wä>T. 37: BER. 38. d u>lo bl. 39. Ohne Ale. 40. wma, AL. u 42. ül. 43. Nur a Adl. 44: pr 45. Ru fehlt. 46. Nur lv. 47: 8 Nam wo, 48. eb ssAg5, 2 bi. 49. 8. 50. nd or 51. (gen. 52. Slam fehlt. 53. Erst a5o, dann Alam. 54. an). 55. vu>o cr) 56. a1. 57. Laıl 2. 58. al. 59. Pan 60. An. 61. sAm> m pn. 62. Nur das. 63. Ohne a&u>. 64. Ohne Xles. 65. Nur Lies alle. II. Ein Mährchen von Salomo. Die Texte II-IV sind den Resten einer Sammelhandschrift entnom- men, in der sich ein Kopte (nach S. 19 wird es Humisi, Sohn des Apa David gewesen sein) Mährchen und Lieder zusammengetragen hat!. Sie befinden sich im Besitze des Hrn. Dr. Carl Schmidt, der mieh durch ihre freundliche ! Er benutzte für seine Handschrift altes Papier, denn auf dem unteren Theile von S. 5 stehen Reste eines arabischen Textes, die älter sind als der koptische. 24 A. Ernmans: Mittheilung zu besonderem Danke verpflichtet hat. Erhalten sind 16 Seiten im Format 18° hoch x 13°" 5 breit, Reste zweier auf einander folgender Lagen, deren jede aus drei Blättern bestanden haben wird. Erhalten sind von den 24 Seiten dieser beiden Lagen: Seite 5-7 Schlufs eines Mährchens von Salomo. Seite 8 Lied esoyew-oypomr. Seite 11-ı8 Mährehen von Theodosius und Dionysius. Seite 19 Titelblatt und erste Zeile eines Liedes. Seite 20. 23. 24 Lieder; da auf Seite 23 der Schlufs zu dem auf S. 20 2 beginnenden Liede steht, so müssen auch 21 und 22 dazu gehört haben. Von dem ersten Mährchen ist nur das folgende erhalten: 5lerap aAcjss [uoyanor] sepm AsTaab macsssss merkelo|yp EIIECHT" epacf Acahossssess WARE MMAL ZEe-eys5>:CW MNOTATNOT NEPM ETgITEeRSIS wareehro aunlelkaur[o] e&[oA] Aa sTov WTASIHTAS NOTO TAYWAZE lenMsAs => cwAomon loc] eitep|pwo7] ewwne Ta5s0555>5% | ar oveppwssessrBelbro]s |’ ass wsr=e 1s0Cs2e: so» s»uÖdas20282:@Chro MIIeRM[To e]boA s 1An[oT eprt] O :::c1TyAAoc 91Taxopa @ cwAomon 11|oC]| eiteppwor KWaızaoy rerenvrep emm[a] ywabepıyooy gırernaAAation (leer)’ may Kara maoyan Goo[ylga epar verenomon ru[ploy ergarerzoyceı[la] »> over se paı MIEETTAAOC 555: YapIL Triesjoyar ze oysss:|wy|a-poyygi anmegbessess ureynoy:armalyyı renjowon Trrespoylar ywacwAonlon z[e]-zımm[ßi] sse0 ss: 1Wyla|mımı (leer) Twyareıe yapar emiervAAoe Hra epe-ryaze o1-pory c@Aomon eife-Tjagı maenomon Acıı epeiteetyAAoc HIEMIECTENA9 erjtons (leer) TION Erica META NOH MMEIATE MEHEM # #4 & ı. en glaube ich in Resten zu sehen; jedenfalls fehlen nur zwei Zeichen. DESRANE dem untersten Theil der Seite standen schon einzelne arabische Worte, die von einer früheren Benutzung des Blattes herrühren. Der Schreiber hat die dazwischen liegenden freien Stellen beschrieben, die Grölsen der Lücken sind daher nicht zu ermessen. 4. Anscheinend leer gelassene Stelle inmitten der Zeile, von drei Zeichen Breite. 5. Desgleichen am Zeilenende; es könnten aber allenfalls noch unter dieser letzten Zeile Worte gestan- den haben. Bruckstücke koptischer Volkslitteratur. 25 e Bewpra IM ETsss2RAQ CE CHO 9PAT 9sssTectyAoc epssss ton MIIPH MIUTS 585 9Rwc, oywynlujp[s mmalt &tar epor (leer) #» =. Tanz ayer' 1. Anscheinend fehlt nichts. Denn er |nahm?] einen Becher Wein und gab ihn ihr [und legte?] seinen Ring in ihn hinein‘ . . > [Sie] sagte zu ihm: »Wenn ich einen Becher Wein trinke, der in deiner Hand ist, so demüthige ich mich vor dir«. leRnderde a N und ich spreche mit [dir?|, o Salomo, du |Herr] der Könige: Wenn... BENENNUNG diesen Becher | Wein] re [ich] demüthige mich vor dir.« »[Es ist eine] Säule in meinem Lande, o Salomo, du Herr der Könige. Wenn du hinschickst und sie hierher bringst, so ist sie nützlich (?)* in(?) deinem Palast«°. » Versammelt euch zu mir, alle ihr Geister, die ihr unter der Macht® steht halte er Ss die Säule.« ... der erste eilte und sagte’: ».... bis zum Abend«. Der zweite ...: »... sogleich«. Die Geisterhälfte (?)* eilte und sagte: »Von dem Athem ...... an bis zu dem Athem’ bringe [ich] dir die Säule«. ! Vergl. unten S.30 Anm. 6 ayraay enecht eyAeıtort »er legte sie (die Werkzeuge) in ein Tuch«, wo der starke Ausdruck für »herunter« noch anstöfsiger ist als an unserer Stelle. ®2 Mit dem acaho ... vermag ich nichts anzufangen, falls darin nicht etwa der Name der Königin steckt. ® Hier können ganze Sätze fehlen. * Man denkt an Bwyay, doch kommt die irrige Schreibung von o für korrektes a sonst nicht vor. Das folgende o1- wohl für ost- (d.h. ait-), vergl. S.28 Anm.2; 30 Anm. 12. 5 Die hierhinter stehende Bemerkung gehört nicht zum Text. ° Lies »unter meiner Macht«; dies spricht Salomo, wie aus dem folgenden hervorgeht. ? Dieses ze für eqxw Mwoc ze kenne ich bisher nur aus dem von mir veröffent- lichten Zaubertext U.B.M. Kopt.r,2. Die Stelle ist auch inhaltlich der unseren merkwürdig ähnlich. Hier wie dort müssen die verschiedenen Geister angeben, wie schnell sie den Auftrag ausrichten wollen und hier wie dort ist der dritte der schnellste und geht so schnell wie der Athem. * So kann man mar mremonson unbedenklich übersetzen, aber diese Übersetzung ist wohl kaum richtig. Denn »die dämonische Hälfte« wäre ein seltsamer Ausdruck für »die Hälfte der Dämonen« und dann, was soll die »Hälfte der Geister« als dritter Theil zu dem »„ersten« Geist und zu dem »zweiten« Geist? Was man erwartet, ist, dals ein bestimmter dritter Geist genannt wird. Und in der That ist maus nach dem folgenden ein bestimmtes geflügeltes Wesen; vielleicht irgend ein Geistervogel. ° Hier fehlt wohl ein Genetiv. Der eben genannte Zaubertext lälst den Geist fortgehen »im Athem deines Mundes«, und wiederkehren »im Athem deiner Nase«, als nähme er an, Philos.-histor. Abh. 1897. I. 4 26 A. Erman: Dann, als das Wort! (noch) im Munde Salomo’s war, siehe, da kam die (reisterhälfte (?2) und die Säule war auf ihrem Flügel und wandte sich hierhin und dorthin wie die...” und die Alle Wissenschaft, die |auf der| Erde ist, steht geschrieben auf der Säule, und das ... der Sonne und des |Mondes?] stehen auf ihr. Es ist ein Wunder, ste zu sehen’. Es sind das nur geringe Reste einer Erzählung, aber man kann doch nicht ohne Wahrscheinlichkeit ihren Inhalt errathen. Die Königin von Saba ist zu Salomo gekommen, und er bringt sie durch irgend eine List dazu, aus einem Becher zu trinken, in den er seinen Zauberring gelegt hat. Da demüthigt sie sich vor ihm und schenkt ihm eine Säule, auf der alle Weis- heit geschrieben ist. Salomo sendet die schnellsten seiner Geister hin und sie bringen sie ihm. Über die hinter dem dritten und dem letzten Abschnitt stehende Be- merkung MAN KATA TAOYaAH > 2# Ta ITAYET vergleiche unten S. 43. III. Mährchen von Theodosius und Dionysius. I UNoyW@gArneToX oc 5: 7 en = EPIOBIy ETMET- Xınlaloyo waeeraufcıoc meppo] ze- tretyghep meAoc exit’ Alılomreroe npocks = eberieoeMi AHAT epar x: METO # #5" MIITSOS5C ETOITE > MUTPACOY HTARHAY epalc]: s g1Tep- RACIA MIIATI erwbı 1. Über der Seite in einer Umrahmung; vergl. S. 44. 2. Die Ergänzung durch den Schluls (S. 28) gesichert, doch ist der Raum für sie knapp: 3: Nicht exent. 4. Es wird zu lesen sein erenmer(mer)onkn. dals der Mensch abwechselnd mit Mund und Nase athme. Danach möchte man auch hier er- gänzen: »von dem Athem [deines Mundes] an bis zu dem Athem [deiner Nase]«, d.h. zwischen zwei Athemzügen. ' Nämlich der Befehl, den er der maıys geben will; ehe er ihn ausspricht, hat sie ihn vollbracht. ® Auch die oase sind nicht bekannt; wir können daher auch nicht beurtheilen, ob wir das most richtig übersetzen. ® Was noch nach dem Zwischenraum folgte, gehört nicht zum Text. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 27 a 8 Uneyoeuy eneort eToyaah Ara KRepoc TAPX HEIIICKOTIOOE" EW INT HZEN-BOCTAINTHOYOATE ePe-MEPPOOY IHMWTATCE HALT ATCHOTIA es MENOG ETTIWAÄIC 12 Mir = TEMATOC ETATAH MITEPPO “ NMAL ETAO MOC: 94 e9orit erAnpır [oc] s=++ Ha gpat ennoyTt are TI « mlelze ıwra’ ss:noY[elppo Tebuaan: mat =: *H NIECOOY MHNTOY # AHA KYPOC = 5% XE WOPM EepAcTe KIPIARH WAHCOOYIA THPN ETERRAECA THIUYAHA EnNMoyTt gAmıoWF] soyst! POMEe cHaAy MOHRE Nep|racr]| re MUMMA MTE-TEXOPA NEHME TIPAN EOYA NOHTOY TIE HEPAWCIE IPA ENREOYA Tre Arwineroce” BAoeyawcioc may eypaAcoy ATzaac Trebiybep AIWNHCIOE enwyahboA” epaı ıutpacoy wyarep-oygebaonac MEpu =» NCHAC] Eiepgory mac axeıt-bern oHTtepracıa wmlalreroßt Mit kleiner Schrift: TaNoc Aezıc Hınay epat 9Noy9opoma eiyxe EIHNOYCOWeEe ecoyao eboN epe- OYMHHLJE MECOOY WOON EIHTE MIEEEPION MIETESJHAYE AIHAY ENEPOME MILMO ETMAY uwWneol[e|pıon auerebnaye nray[e] Tapoy wmnamro eboA AYHAHTOY AYIPocKyit mar Aatay eygienb eboyan el!poT raß- MNAOYAIL ENNOY AYT’ NoY9onrAon HHTAsız nboyp moycehictH eTasız HOTHAM ABEMCOT HEN-OYEPoINtoc Apwaı m Teooy tar Aßı Yapoı Itsı-oy- Pome toyoenm Abt mar HOYMAHRWE WIALYT MITEWSMFAM AMAIT MMAY AITAAY ENERSIR Toitncioc" KATA TPACOY MTARNAY EePoc Apıy Apept OFOW AAR MEPPO TERt Hat NtEelyALyT EILERATIWOHRH 5Aoepawcıoc WAXE NEMAcT XE-TWOoYM TEhoR TeItepRacıa ZENOY- ach nmart amalpa] ya” Atosıneroe wazl[e te]mar TWoyrenkor" ereneAtca (c1a)" TENHAY EIEPPO MWAYTAULT 91XOM TEP@ME IIIM TIPOC- KYM MAT AYTOOYH AYboR ererkecta AYAOHPATOY IMAHOYUHRHYE" erbe- TMETOHRH ETOYTUOON EOHTC MTEPE-TINAY MIIDIC ause" WWTE EIC OYAITOC ? ? RT TE"SIC. 2. Verbessert aus maoıt. BEESIC: 4. Es wird nur oyent gestan- den haben. 5. Hier endet wohl ein Abschnitt, der aber, weil er mit dem Ende der Seite zusammenfiel, nicht besonders bezeichnet ist. 6. Das m könnte nur noch ein s sein. 7. Sic. 8. Lies unoy-? 9. Nicht ay. 10. Lies sııa. ı1. Oder Raum für zwei Zeichen, falls er wegen des Zeilenendes besonders eng geschrieben hatte. r2. Sie; zwischen den beiden a eine grolse Lücke, die den Abschnitt bezeichnet. Sie. 14. Das Eingeklammerte gestrichen; vor der Verbesserung stand etesteAroacıa. Sie. 16. Sie: - an 28 A. Erman: Abı eboA gime‘ epe-oyRAam MOM MMAPRAPITHE MIOYSFEpo [oyanı e]pac ent ETTWAMET| to] = TA TIEN: IT EHOYM abo’ I. Sie. 2. w als Korrektur über a? 3. Unter der letzten Zeile. des Erzbischofs Johannes des Chrysostomus .... zu dem Lobe und der Ehre der heiligen Jungfrau Maria. Er sprach: Sie stellten die Jungfrau hinein in den Tempel a: ' des Herrn der Heerscharen über alle Jungfrauen der Erde und sie fanden das Erlesenste für Maria, die Königin, als sie” in dem Gemach” des Joseph war. Die Engel kamen zu ihr und verehrten‘ .... auf ihrem Haupt. Eine Krone von Edelstein und Perlen ist auf dem Haupt der Königin Maria. ! Mir unverständlich. vw Vergl. oben S. 33 zu mnareragonstehtapahacıe. KoıTov. * Es fehlt wohl »die Krone«, wie nach dem Folgenden zu vermuthen ist. Philos. - histor. Abh. 1897. 1. 6 42 A. ErmaAn: Zwölf Edelsteine sind auf der Krone. Wenn sie ihr Gesicht neigt nach der Seite des Ostens', so leuchten drei Steine ... zu ihr (?) gemäfs dem ..... u... heilig... auf. demsdl@leudes37. 228. Wenn sie ihr Gesicht neigt nach der Seite des Westens, so leuchten drei Steine .... zu ihr (?) die drei Steine ..... VI. Die Beischriften für den Vortrag der Gedichte. Ich habe oben bei der Übersetzung der Texte die einzelnen Worte unübertragen gelassen, die ihnen am Rande, am Anfang oder am Schlusse beigefügt sind und augenscheinlich Anweisungen für den Vortrag des be- treffenden Stückes enthalten. In dem Theodosiusmärchen sind so die Worte TaXoe und Aezıc ge- braucht: ı. Erzählung der Wahl. — Es gab damals zwei Leute, deren einer träumte. TAAoc Aezıc. 2. Erzählung des Traumes und seiner Deutung. — Theodosius wird König. Aezıe. 3. Theodosius vergifst seinen Freund. Die Wiedererkennung. Dio- nysius wird Patriarch. TaAoc. 4. Schlufsformeln. Von diesen Worten ist das Aezıce schon Lagarde in liturgischen Handschriften begegnet‘, der bemerkt, dafs es durch «&3 übertragen wird. Aus seinen Inhaltsangaben dieser Handschriften ergiebt sich, dafs es hier eine Besonderheit bei der Reeitation der Psalmen sein mufs: es wird z.B. Psalm 44, ı1 vorgetragen, dann folgt: Aezıc Vers ı2. Man wird also wohl noch aus dem heutigen koptischen Gottesdienste feststellen können, was die Aezıe ist. Das raAoc (das reXos sein könnte) kehrt auch in unserem Gedicht von Elias (oben S.37) wieder und zwar am Ende seines vorletzten Abschnittes; auch ! malıya. ®2 Lagarde, Örientalia S.4: »das oft wiederkehrende Aezıe zu erläutern, überlasse ich anderen«. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 43 das raAac, das auf denselben Blättern, scheinbar am Anfang des Gedichtes von Salomo, steht, wird damit identisch sein. Vielleicht auch das naAAoc, mit dem Strophe 14 des Archellites schliefst und Strophe 15 beginnt. In dem Salomomärchen finden sich am Schlufs eines Abschnittes und am Ende des Textes Worte, die etwa malt RATATIAOYAN »... gemäls dieser Farbe« lauten und die etwa »in dieser Art weiter auszuführen« bedeuten könnten. Interessanter sind die Beischriften der poetischen Texte. Zwar das AAAoc, das in dem Schmidt’schen Bruchstück zweimal den Beginn eines neuen Liedes bezeichnet, während es im Archellitesgedicht am Ende ein- zelner Strophen‘! steht, mufs eine allgemeine Bedeutung haben und auch das oyepiko am Schlufs des Salomoliedes (S. 37) bleibt besser bei Seite. Aber die anderen Beischriften beziehen sich gewils zumeist auf die Melodie, in der der betreffende Vers zu singen ist oder die man dazu zu spielen hat. Es sind: . tuagrce am Arch. 1; Ynaor ib. 7; Tıragıce ib. 17 — moywom wer +tna Schmidt (S. 31). marar Arch. 5; mar ib. 10. NOYWHMCTOX oennos Schmidt (S. 32 und 34). 1at@:»z Arch. am Schlufs von 4. womrt egwej Arch. rı und am Schlufs von 22. anpH Arch. 3. rascerne Arch. 8 (Lesung fraglich). AAN Arch. ı2 (vielleicht nur ein aAAoc). sitepgs=>== mpomnme Arch. 21. oO NS DEE 10. Zerstört: yex == am Schlufs von Arch. 12 — Io s 9emeTw@xX ec » Marienlied (S. 40) — NOYWOMIICTOX 0C # == über dem Theodosiusmärchen. Dafs diese Worte: ich leide nicht, der Diakon, der gro/se, mein Vater, drei Dinge, die Sonne hat Liederanfänge sind, liegt auf der Hand. Auch von den koptischen Kirchenliedern der »Theotokia«, mit denen wir uns unten noch zu beschäftigen haben, tragen einige Ähnliche Angaben am Schlulfs: Eure bartoc > Et » Melodie Dornbusch « ! Es sind 3, 8, 17, vielleicht auch ı5, falls das oben erwähnte naAAoc auch dazu gehört. In allen diesen Fällen folgt auf die betreffende Strophe eine andere von gleichem Metrum und so könnte das aAAoc hier vielleicht bedeuten; »eine andere (gleicher Art)«. 6* 44 A. Erman: HXoc nmAoby Werawn zul Xu Su »Melodie des Daches(?), zu sprechen (?)«'. Wo es in diesen Kirchenliedern ux oe heifst, heifst es in den Schmidt- schen Texten und in unserem Marienlied HOYDIMETOX 0C, NHOYWIMICTO xoc, nolywlsgemerwxee. Dafs dabei das eToxoe ein oroıyos ist, ist klar, aber was ist noywgm? Ich möchte nicht an oywom denken, sondern glaube, dafs nach dem S. 55 Bemerkten die korrekte Form noy@ gM-MEeTOX 0€ ist: »das oyw in dem Verse ...«. Für noyw weils ich freilich keinen Rath, es sei denn, man denke an das z1ı-naoyw, mit dem die Theodosiusgeschichte nach der Überschrift NHOYDO OM-TICTOX oc beginnt; die einleitende Musik könnte ja wohl »die Meldung« heifsen. VII. Zur koptischen Metrik. Wir gehen am besten von dem Archellitesgedichte aus, bei dem die einzel- nen Verszeilen und Strophen unzweideutig in der Handschrift geschieden sind. Man sieht zunächst, dafs die meisten Strophen (17 unter 24) aus acht Zeilen bestehen, von denen wieder je vier eine Halbstrophe bilden’. . Da- neben kommen auch andere Strophen vor und zwar: Strophe 8 und 9: sechszeilig. Strophe 14 und 15: neunzeilig. Strophe 19 und 20: vielleicht beide zehnzeilig. Strophe 23: anscheinend neunzeilig. Die ungewöhnlichen Strophen treten also paarweise auf, offenbar als Wechselgesänge an besonders pathetischen Stellen; S und 9 enthalten die Warnung vor der Reise und den Entschlufs, sie doch zu wagen, 14 und ı5 die Klage der Mutter über die Abweisung, in 19 und 20 »beschwören« sich Sohn und Mutter gegenseitig”. Dals der metrische Bau dieser Verse auf dem Wortaccente beruht, der Ja im Koptischen eine so grofse Rolle spielt, ist von vornherein anzunehmen. ! Theotokia p. }®., ., 4... Dem arabischen Übersetzer sind diese Melodiennamen noch so geläufig gewesen, dals er &aroc und nıAw&ıy nicht übersetzt, sondern in arabischer Schrift wiedergegeben hat. ® Das Zeichen der Halbstrophe steht in 4. 7. 13. 15. 16. 17. 18. 21. 22. 23. 24; es fehlt inıer. 215.0 6910.41 7.472} ® Auch die beiden Strophen vor 19 und 20 und die beiden nach denselben bilden Paare unter einander, so dals also die ganze Stelle 17—22 aus drei Strophenpaaren besteht. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 4 Aber wenn wir diesen Accent auch in der Grammatik zur Genüge zu kennen glauben, hier, wo es sich darum handelt, seine Verwendung in der Metrik festzustellen, ergeben sich doch allerlei Zweifel und Schwierigkeiten. Vor allem, wie steht es in längeren Wortgruppen mit dem Nebenton? In epe- OYWWME, IN eTAYXTIELyApE oder nentTaimrnerjmoy liegt ja nach der Gram- ımatik der Accent allein auf ywo-, wyn- und moy, und alle Silben, die davor liegen, sind theoretisch tonlos, aber unmöglich kann man doch »vv-v, suutu, vuuu- sprechen, ohne auch einer der theoretisch unbetonten Silben einen Nebenton zu verleihen. Aber welche war dies im einzelnen Falle'? und in wie weit zählte sie in der Metrik mit? Wie steht es weiter mit der Betonung der griechischen Lehnworte und Namen? Nach der Art, wie sie in den Reimen der Kirchenlieder ver- wendet werden, möchte man glauben, dafs die Endungen -oc und -ou be- tont sind, während bei Worten wie mapıa, cotpra u. s.w. der Accent auf dem x liegt. — Zählen ferner Worte wie gute], NoxT oder wie Mat, MOoeCIT, pooyw oder wie Taay, kaay als ein- oder zweisilbig? Hat man ein muoyre wre pnute "ntpe zu lesen oder pnutentpe?® Und endlich giebt es nicht vielleicht auch Fälle, wo ein der Theorie nach betontes Wort im Verse als unbetont oder schwach betont gebraucht wird? Wenn in zwei im Übrigen gleichlautenden Halbstrophen (21 und 22) es das eine Mal heifst I I MECHIME ENTAYPRTIE- WWHPE neshime entauzpesere und das andere Mal COIME [ I I IM ETAYZSTIE- WUHPE shime nim_ etauzpesere, so fragt es sich wirklich, ob das metrisch verschieden sein soll: es wäre wohl möglich, dafs man das dem Substantiv nachhinkende wm trotz seiner theoretischen Selbständig- keit halb tonlos gesprochen hätte. Und ebenso möchte man dem Verse MENRA MIIERIOT POIYEPor teMmar (3), der zwischen solchen mit vier He- bungen steht, nicht gern fünf zuschreiben; ich glaube eher, dafs das pow epoı hier nur mit einem Ton (»»-) zu lesen war, nicht mit zwei (-v-), wie es die grammatische Theorie erfordern würde”. ! Nur ausnahmsweise kann man auch einmal in der Grammatik einen Nebenton fest- stellen. Im Futurum I und II euacomn ist das sta- theoretisch tonlos, wie es ja denn auch als solches verkürzt ist. Aber der altfaijumische Dialekt, der betontes a in e verwandelt, unbetontes als a bewahrt, sagt nertecwt, erernegywns, cemeoyamoy u. s. w.; er spricht also gewils das a- mit schwacher Betonung. Au . : ß sig * Ebenso möchte man in der ersten Zeile des Gedichtes aywn stay rermurg eooyn das mac für metrisch unbetont halten. 46 A. Erman: Angesichts dieser Schwierigkeiten beschränke ich mich darauf, hier die folgenden Punkte festzustellen: 1. Berücksichtigt man nur die Hauptaccente der Worte und nimmt man an, dafs vier- und fünfsilbige griechische Worte zwei Tonstellen hatten, so haben weitaus die meisten Verse drei oder vier Hebungen, z. B. drei: “-u-u0- HANOTE TAHAY ENOY90 vu-u-u- TENAPAYE SUR ehoA .-v-000 EPWAHOTPOME BWR EerIyeno vucuusve RETERMAAY TECAIEPATC EPOR -u-uwuu-u boR MERWAXEe Menatyape (ungewöhnlich) Ein rein iambisches Mafs (»-»-»-) scheint nicht vorzukommen. vier: v-v-u-u0- BIATR Ee9PAT TERNAY EITA9O Sry ass FEONE EMOTH MAIOTE ETOyaak vouscvvcosn WAICOACA EMANE EIMAY ETIER9O Vaucusscuun TAMOT EILMA EPE- TIP@ME ENOHHTC] -u-uuu- Toyo eycon ewyarmay epoR "-uu-unu- ETAIET EIIMA TAHAY EPOR -u-uu-u- TEIWAHA ENNoyTe e9gpat exwej] 000090 OYMOHTAÄASFO NAWWITEe eboA g1TooTeL Ein rein iambisches Mafs (»„-=-»-s-) scheint nicht vorzukommen. Die Verse mit drei und vier Hebungen scheinen als ziemlich gleichwerthig zu gelten und stehen in derselben Strophe durcheinander. Weit seltener sind Verse mit zwei Hebungen, die besonders in den nicht achtzeiligen Strophen vorkommen und lebhaft zu sein scheinen: u-uu- TAMAY EITIER9O u-u- Aamoy ehoA '-00- CEAIEPATOY EPoR -+-©0 QMTMHTEPO Nternye (ungewöhnlich) u woon stemacı (ungewöhnlich) Die drei oder vier Verse, die fünf Hebungen zu haben scheinen', und die zwei, die scheinbar nur eine haben’, sind so' vereinzelt, dafs man sie bis auf weiteres besser unberücksichtigt lälst. ! Ayw nersbe Mar ETARAI MMOOY(II) und emwm merer ehoA Taray ETIEROO(IT); vielleicht auch gamors eıtenranas etybor emmonactkpron(T6) und BwR Axıc ETCYNHKÄTTIKH TANSaY (10). 2 . / asmsAotoc (19) und YSHENTAISAY(IO). Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 47 2. Die Verse mit vier Hebungen zerfallen in zwei Hälften, die zwei Satztheilen oder Sätzchen entsprechen: WAIcoAcA eumie || emay erierngo (3) Teponbe ar || awyspe mmepır (5) TEpyAHA ermtoyre | eopar exwe (6) © -v-ullu-v- MEIITHAY EITIO ILCHTME WAEHES (8) > u Nur lange griechische Worte reichen über diese Theilung hinweg: 24) AMOR TIE Teyul[kArtıRH TERMAAY ( HAIWT ApxX llenteronoe (10) 3. Wie schon die obigen Beispiele zeigen, beginnen fast alle Verse mit unbetonten Silben und enden auf eine betonte; auch die erste Vers- hälfte endet gern auf eine Hebung und die zweite beginnt fast immer mit einer Senkung. Es herrscht also fast immer ein iambischer oder ana- paestischer Rhythmus. Freilich ist dies überhaupt der natürliche Rhythmus der koptischen Sprache; ihre Worte beginnen mit tonlosen Vorsilben (Praepositionen, Hülfs- verben u.s.w.) und schliefsen mit einem Substantivum oder Verbum, die ja beide zum grofsen Theil den Accent auf der letzten Silbe haben. Auch ein Prosatext bewegt sich daher meistens in einem Rhythmus wie vu-u-uu- u--|[v u-||ou-##-||v-uu0-4- Auch die Abweichungen von diesem Rhytlımus ergeben sich von selbst: ein Imperativ oder ein Substantiv z. B., die einen Vers beginnen, werden ihn in der Regel zu einem trochaeischen oder daktylischen machen: INOYTE iTne te naboHeoc (2) boR ENUWASE MeTaMaay (17) Man darf aber wohl annehmen, dafs der Dichter sich der verschie- denen Wirkung dieser Verse bewulst gewesen ist und sie absichtlich herbei- geführt hat. 4. Die gewöhnlichen achtzeiligen Strophen bestehen, wie schon oben gesagt, aus zwei vierzeiligen, die syntaktisch gar nicht oder doch nur lose (z. B. durch einen Konjunktiv) verbunden sind. Die einzelnen Verszeilen ! Lue.15,18. Die ersten Worte natwoym Tabak warnaecıwr bilden einen richtigen Vers mit drei Hebungen. 48 A. Ermas: haben zumeist drei oder vier Hebungen; für die Schlufszeilen der beiden Halbstrophen scheinen drei Hebungen beliebt zu sein. Als Probe gebe ich Strophe 4: ersan- uröme bök epsemo tefer - urompe, safktof epef- . a- -Archellites böh etansef | is-umese enhow epinau epefho. esöpe Iekonah, pasire emmerit ere- pzajs nastok 7 esöpe on akka-söma ehray, j l l mare-p2ojs er-una nemak. Unter den Liedern des Schmidt’schen Bruchstückes sind e und g derartige achtzeilige Doppelstrophen, während # aus einer einzelnen vier- zeiligen Strophe besteht. Seltener finden sich in den achtzeiligen Strophen auch Verse mit nur zwei Hebungen gebraucht, so sicher die siebente Verszeile von Strophe 12, wo das kurze raııay emergo den Wunsch der Mutter leidenschaftlich wieder- zugeben scheint. 5. Neben den vierzeiligen Strophen, deren Wiederholung die acht- zeilige Strophe bildet, giebt es auch dreizeilige Strophen, die ebenfalls aus Versen mit drei oder vier Hebungen bestehen. Aus ihnen sind die sechs- zeiligen Strophen 8 und 9 des Archellitesgedichtes und das neunzeilige Lied « des Schmidt’schen Bruchstückes zusammengesetzt. Also: I I eiwes - urömi Era Saeneh, tazo eraf epacmkah ehe, l eisanmu, tefslel hizdj. Dagegen gehören die neunzeiligen Strophen 14, 15, 23 nicht hierher, da sie eine Halbstrophe von fünf Zeilen enthalten. 6. Eine Strophe von fünf Zeilen zu drei und vier Hebungen bietet das Schmidt’sche Lied f und die neunzeiligen Strophen 14. 15. 23 des Archellites enthalten ebenfalls, wie die Theilung in 15 und 23 zeigt, eine ne nn bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 49 derartige Halbstrophe. Die ungewöhnlichen vielzeiligen Strophen wie 19 und 20 des Archellitesgedichtes oder wie die Lieder des Berliner Bruch- stückes entziehen sich einstweilen jeder Beurtheilung. Das ist etwa, was sich unseren Texten heute über die koptische Metrik entnehmen läfst; es ist nicht viel, aber es ist doch genug, um uns nun auch andere koptische Verse erkennen zu lassen, deren metrischer Bau bisher nicht bemerkt worden ist. Zunächst das merkwürdige faijumische Bruchstück, das ich UBM. kopt. Nr. 30 veröffentlicht und zweifelnd als »poötische Bearbeitung der Leidens- geschichte« bezeichnet habe. Wer es heute ansieht, erkennt leicht in ihm ein Seitenstück zum Archellitesgedicht. Es sind drei durch & geschiedene Strophen; in der ersten redet der Heiland zu Judas, in der zweiten redet die Frau des Pilatus, in der dritten hält Christus dem Judas seinen Verrath vor; was dazwischen lag, wurde eben so wie dort frei erzählt. Die Vers- zeilen sind nur selten getrennt, und ich wage daher über die beiden ersten Strophen nichts zu sagen. Dagegen ist die dritte die gewöhnliche acht- zeilige Doppelstrophe: loyaac urnseAtaßr Aer. OYAE AMETIMACTIMAREN., ARZT HTATIMIT ARTET ebaA AMEIOYAET KIT AMSANPOYME s rloylom Ay» TIcw Hemer TIMOTTI ACER ZENACAM. ARTI-TIERTIbec e9par orz[ws] AREAAYMA TAMETEPA © Judas, ich sündigte nicht gegen dich und: na Du nahmst Geld(?) für mich, du verkauftest mich, die Juden führten mich zu den ..... Ich esse und ich trinke mit dir, ich rufe dieh »mein Bruder«; du hast deine Sohle auf mich gesetzt, UN ee: mein Reich. Philos. - histor. Abh. 1897. 1. u | 50 Weiter haben die bohairischen A. Erman: Kirchenlieder, deren Sammlung von Tuki abgedruckt ist‘, durchweg ein bestimmtes Metrum, Strophen von vier Zeilen, die in der Regel zwei, seltener drei Hebungen haben’. SE TEINACMOY EPoR: @ ıtenoc Inc: 8 HAQMEN SEHTIERPAI: Ze AttepgeÄre EepoR TIERPAM SeitiiebHOoyYT: ze PapanA mıawpı: WAYMOoYT epor: Se OF1or] MOHT -|. pwcj wAap MIIERIWT! ETOT MMEOPE SApPOoR: Se HEOOR TIE TTALWAPI: AMOR Aızthor Mtbooy -|- v-u-u-_ ART EITIROCMOC: NITEN-TERMETMAIPOMI: ATRTHCIC THpPcC: ocAHA ZSarıeramı |. So z.B.: Wir preisen dich, unser Herr Jesus. Erlöse uns durch deinen Namen, denn wir hofften auf dich. (Th.-p.x) Dein Name im Himmel Raphael der Starke, man nennt dich: Herzensfreude. (Th. #1) denn deines Vaters Mund ist's, der für dich bezeugt: »du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt«. (Th. vi) du kamst in die Welt durch deine Menschenliebe; die ganze Schöpfung Jauchzte bei deinem Kommen. (ib.p.) In diesem letzten Beispiele wird die zweite Zeile wohl noch einen zweiten Accent (etwa auf mer-) haben, wie denn überhaupt die Behand- lung des grammatischen Accentes in eine sehr freie zu sein scheint. folgenden Strophe. ATI Mary toyAshanoc we HoyT em oyMoyb 9we oypo: MEMOYWAA eeptarım: enet[Xitmoy Itperjranso -| ! Die sogenannte »Theotokia«: abor xosar (Rom 1764). 2 diesen bohairischen Liedern vielfach Man vergleiche z. B. die erste Zeile der sie brachten ihm Weihrauch als Gott und Gold als König und Myrrhe, die hinwies auf seinen belebenden Tod. (Th. \t?) TUISWYM MTE MI DSEOTORIS THEM RKRaTa TAZIC NHTE TI c Die Punkte, die die Verse scheiden, sind öfters in Tuki’s Abdruck irrig ausgelassen, doch ist man selten über die richtige Theilung im Unklaren. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 5l Es ist wirklich ein Kunststück, diese erste Zeile den anderen einiger- malsen entsprechend zu lesen: I j I auini naf enulibanos hös nuti I | nem unub hös uro j j nem usal_ eftimeini I j epefzinmu ®nreftanho. Auch die Willkürlichkeit, mit der in den meisten Liedern die End- silbe behandelt wird — bald ist sie betont und bald nieht — zerstört für unser Ohr den Rhythmus. Diejenigen Lieder, die sich auch des Reimes bedienen, sind gewils auch die jüngsten; auch sie haben noch das gleiche Metrum, wenn es auch neben dem Reime wenig zur Geltung kommt: TNNGT Iipecjgrwngg: v-uwuu- Der grofse Prediger SentKopa re Km: = uwuou im Lande Aegypten, WHaproc marocroAoc: uu-u- Markus, der Apostel, NECWOPTT IIPec[epgemt +) ‚-uvu-u sein erster Steuermann. (Th. 79) TEHSICH MMO em GAscahber: v-uv=uu-u- SeitmeitctPOTOy MEMMENOHT! vu-uvu- APITIENMEYI @ THMAHT! vuu-uuuu- eobe-TERMAY NWENET » . vuu-uu- Wir preisen dich und Elisabeth mit unseren Lippen und unseren Herzen. Gedenke unserer, o du Mitleidiger, wegen deiner bräutlichen Mutter. (Th. }*.) “ Auf der gleichen Stufe wie diese letzten Beispiele steht dann auch das einzige sahidische Gedicht, das wir bisher kannten, die späte Reimerei, die in süfsen Worten den Brüdern den Nutzen dieser aegyptischen Sprache lehren soll, d.h. die schon geschrieben ist, um das Koptische in seinem Kampfe gegen das Arabische zu unterstützen‘. Sieht man von den Künsten und ! Veröffentlicht sind bisher nur die von Zo@äga gegebenen Proben (Catalogus p. 642 ff.); ein vollständiger Abdruck wird schon wegen des reichen Wortschatzes des seltsamen Textes nicht zu umgehen sein. Doch mufs dann nothwendig der arabische Text mit abgedruckt werden, der zum Verständnils dieser Barbarei nicht zu entbehren ist, —1 52 A. Ernman: Gewaltsamkeiten ab, zu denen diesen »Dichter« die Reimnoth gezwungen hat, so findet man, dafs bei den meisten Strophen der metrische Bau deutlich ins Ohr fällt, wie er denn auch Zo&öga offenbar nicht entgangen ist‘. Sie haben alle, wie üblich, vier Zeilen. Z.B. Mit drei Hebungen, fast rein iambisch, wie es im Archellites nicht vorkommt: - HTOCT TIETZWE MIIOHE v-u-u-u ert MIIONO MMITAOE uv-u-u-u AxsIcC HAI TEMOY SERIE Vu urzEe MEIJHATL ME YJEMATIPOH v-uuou- Mit drei und vier Hebungen, dem Archellitesmetrum ähnlich: MIIPIOTIE NEE NUUAPpe Itteobw vu-uu-u-uuu- ZEINEL[TAIOTH NST IINOS MOba vuuu-uuunu- KO9 RE ETIENTATOYWH Nenn vu u nv EISWWT ETNOÄTC HAX EIPOTIEIHTON v-v-vuv-unv- Mit vier Hebungen, die dritte Zeile rein iambisch: Torowy TeNoY erpahor egpama u-u=uu-u-u TALYIME MMAY CA9AI NHPOME u=uu-uu-u-u TABOR HMMAY ETHOÄTC HPOMH yu-u-u-u-u TAOYWI HOHTE HOE MTIAYAoC HAPXHACRTOM vou-uouuunu- Mit fünf und vier Hebungen, wenn nicht mit mehr: MTOLT OM MENTALTTAMIE-TICOYFNIOOP MUTILFOTLLT v--vuuuu-uc At[oTEgCAHME HHOYHHD EPORO MIIHHMAP MATLZOT vous uan uns HOE ETOYPORO MIICEEE ETHAWORII v-uu-u-uuu-u eboA gurecooy MNMACKA HNOYMMTATTTON u-uu-u-uuuuuu- Einzelne Strophen haben sogar Verse zu sechs und sieben Hebungen; die vierte Verszeile, die durch das ganze Gedicht auf on reimt, weicht auch in der Zahl der Hebungen meist von den anderen ab. ! Er sagt: Iuvat barbarae poeseos exhibere specimina nonnulla, seleetis iis quae faciunt ad linguae notitiam augendam vel ad rhythmi illius indolem demonstrandam — eine Be- merkung, die unbeachtet geblieben ist. bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 53 VII. Zur Grammatik. Die Texte, die ich hier veröffentlicht habe, gehören alle dem ober- aegyptischen Dialekte an und gewifs auch ein und derselben Zeit, aber sie unterscheiden sich doch nicht unwesentlich von einander. Vielleicht entstammen sie daher verschiedenen Gegenden Oberaegyptens, vielleicht aber rühren diese Differenzen auch nur von dem verschiedenen Bildungs- grade ihrer Schreiber her. Denn was man in dieser Zeit schrieb, war wohl längst nicht mehr der lokale Dialekt der einzelnen Stadt; der war nicht schriftmäfsig. Es war vielmehr eine gemeinsame aus dem Sahidi- schen erwachsene Schriftsprache, die nur von dem einen »richtiger«, d.h. weniger dialektisch, als von dem anderen gehandhabt wurde. Selbst ein Faijumer schreibt, wenn er gebildet ist, ein leidliches Sahidisch, bei dem höchstens das a& für o noch an den alten faijumischen Dialekt erinnert, wie er uns aus seiner Bibelübersetzung bekannt ist. Anders der Ungebildete, dem sich aus der Sprache des täglichen Lebens Formen und Laute ein- drängen, von denen das Sahidische nichts weils'. Wenn daher beispielsweise das Archellitesgedicht, das wahrscheinlich aus Schmun stammt, das o stets richtig bewahrt, während die anderen Texte schwanken, oder wenn jenes im Konjunktiv enw und ıej hat, wo diese TeR und Teß setzen, so kann das zwar auf eine verschiedene Heimat dieser Schreiber deuten, es kann aber auch nur daher rühren, dafs die einen weniger in der alten Litteratur bewandert waren als die anderen. Wenn ich eben die Sprache unserer Texte als oberaegyptische Schrift- sprache bezeichnet habe, so bitte ich. dabei freilich nicht an die Sprache der alten sahidischen Litteratur und der Bibelübersetzung zu denken, denn von dieser liegt sie weit ab. Fort sind die langen Perioden, die das alte Koptische dem Griechischen nachgebildet hatte, und fort sind fast alle die griechischen Konjunktionen, die man einst der Sprache aufgepfropft hatte. All diese Unnatur ist wieder abgestolsen, und was übrig geblieben ist, ist ! Ich möchte bei dieser Gelegenheit auf ein gutes Beispiel für das hier Gesagte auf- merksam machen. Wir haben zwei Texte, deren Schreiber wahrscheinlich in demselben Dorfe des Faijum zur gleichen Zeit gelebt haben, die Notiz des Diakon Joseph, die Quatre- mere, Recherches sur la langue p. 248 veröffentlicht hat, und die Sammlung von Volksmitteln UBM. kopt. Nr.26. Jener schreibt ein etwas wildes Sahidisch, dieser einen ausgesprochenen Vulgärdialekt. 54 A. Erman: eine Sprache, die einen wirklich aegyptischen Eindruck macht. So sind diese Bruchstücke auch sprachlich wohl zu beachten. Die folgende Übersicht soll zusammenstellen, wie sich die einzelnen Texte in charakteristischen Punkten verhalten; ich berücksichtige dabei zum Vergleich noch die kleine Bannbulle eines Bischofs von Schmun, die Stein- dorff (ÄZ.1892 S.37) herausgegeben hat und die mit dem Archellites zu- sammen erworben ist, sowie zwei andere ähnliche Bruchstücke unserer Sammlung, die ich schon an anderer Stelle veröffentlicht habe, das Bruchstück des Physiologus' und die Sammlung von Volksmitteln®. Alle drei dürften unseren Stücken etwa gleichzeitig sein; die Volksmittel stammen wahrschein- lich aus dem Faijum und sind im ı1. Jahrhundert geschrieben. Noch An- deres heranzuziehen erschien mir bei diesem ersten Versuche nicht rathsam. Ich bezeichne mit A.: das Archellitesgedicht, Bb.: die Bannbulle, Sch.: die Schmidt’schen Bruchstücke (oben S. 23.26.31), BL.: unser Bruchstück P 8ı27 (oben S. 36), Ph.: den Physiologus, Vm.: die Volksmittel. Konsonanten. x und &. Alle wie im Sahidischen ; Vrr. schreibt auch nazary- für nerwyag-. p und A. Alle wie im Sahidischen: auch Vrn. macht keine Ausnahme, falls man nicht das eine orAecg »auf ihm« (das offenbar der alten faijumischen Form oNecj entspricht) als solche rechnen will. & und gy. Alle gebrauchen & im Auslaut auch für eg; Sch. schreibt auch umgekehrt 90% für gauß und Va, guefTomac für gebaomac. Anlautendes 9. Sch. und Vm. schreiben für okoyp »links« auch koyp (mit Artikel neßkoyp). ı ÄZ. 1896 S. 53. ® UBM. kopt. Nr. 26. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 55 Anlautende Doppelkonsonanaz. BL. schreibt sepannı, gemaac. Bb. schreibt muoyre und mıomoc, also *mnu für tmpnu. — Sch. schreibt MIIPICHATIE, MMAY Und MOYWHMETOX 0C neben NOYWAUNETOX oC, also empris für mptris, *mnau für mpnau, hemstochos für hempstochos. — BL. schreibt ebenfalls no[lyo]gemerwx ee, und mmay und sogar MPICHARIWwe d.h. emris für mptris. Sch. schreibt gume, also Aenpe für Aentpe. Behandlung des en, en. In allen diesen Texten schwindet dieses *n leicht. Geht das vorher- gehende Wort konsonantisch aus, so wird es zu e, während es nach einem Vokal sich meist an diesen anschliefst. — Die Verdoppelung des # vor oy- (ennu für en-u), die z. B. im alten Faijumischen so häufig ist, hat nur Bb.: aygwejr NNOYRAT, oymArHporopia NNOYoHY. Ti des Genetivs. A. Geht das vorhergehende Wort konsonantisch aus, so wird I zu e: NAEMRAQ Ee9HT; geht es vokalisch aus, so bleibt es R': oywmpe noy@r. Es ist dies wohl usere’nwöt zu sprechen’. Bb. Wie A.; (dabei auch nn ewpannoksce, also nı €) mit konso- nantischem Auslaut gesprochen). — Das mıeAax eıtericronoec erklärt sich aus dem zu BL. Bemerkten. Sch. Wie A.; doch hält sich wm manchmal auch nach konsonantischem Auslaut’. BL. Wie A.'; doch ist zu bemerken: ı. Fängt das Nomen reetum vokalisch an, so steht stets u: wamer non (lies Samet nöni?). 2. Fängt es mit ı oder m an, so verschmilzt ft mit diesen zu enne, emme: TanıH emapıa (lies emmaria), TISC NMEFAM. Ph. eu, ı und e wechseln fast regellos (sogar gaAHT THpoY ern); zuweilen ist das Genetivpraefix auch gar nicht in der Schrift bezeichnet, so WAMT gaay neben WAMT egaay, yı cnay toyb für si snau nnub. ! In diesem Fall wird es vor un und m meist wie im S. zu m; ebenso in den anderen Texten. 2 Nach dem Suffix qq bleibt w: eparg anmamro. > Nach dem Suffix qq wieder m: por stcwAomon. * Nach dem Suffix e steht en: ecengoyn. 56 A. Erman: Vm. Nach vokalischem Auslaut mw (selten em); nach konsonantischem meist e (selten eu oder m). — Beginnt das Nomen rectum mit einem Vokal, so steht meist 1 (TeMa9 HOTHAM, oygahe HABISGENT, TIHT HOYkoykoyrier), doch kommt auch hier e vor, das dann mit « kontrahirt wird (mteg eyepr »Rosenöl«, tehba‘ eYaderTop). — In nerarerntgader, TaTierterjregen ist der Genetivex- ponent ungeschrieben geblieben oder vielmehr mit dem ihm vorhergehenden € zusammengefallen. Praeposition it. A. Wird nach konsonantischem Auslaut zu e- (axıc ertatynpe). Nach vo- kalischem bleibt n- (aw unespraso 20 'mpeftajo); die Schreibung eu- kommt nur nach emıne und pwMme vor, was nicht zufällig sein wird. — Bemerkenswerth ist, dals raay und arıras dabei zu den konsonantisch auslautenden Worten zählen. bb. Wie A.: zu enooy; doch auch hier vor vokalischem Anlaut w: AY9WcT ınoykan, wobei @n-u zu Innu wird. Sch. Wie A., doch findet sich uw auch nach konsonantischem Auslaut, 6) besonders vor Vokalen (aak 1teppo)“. — Zuweilen ist die Praeposition in der Schrift gar nicht bezeichnet: arpzaac rrehwybep. BL. Nach vokalischem Auslaut w, nach konsonantischem e und ı. Ph. Nach vokalischem Auslaut m und eıt, nach konsonantischem e, eu und ıw. — Auch hier zuweilen gar nieht ausgeschrieben. Vrn. Nach vokalischem Auslaut u, nach konsonantischem e oder, falls ein Vokal folgt, u (oyawyk 1tornag). MAMOLT. A. Nach vokalischem Auslaut mmocy (TITApro mmor), wofür einmal auch Mmocj vorkommt (netae Mocj neben rierime mmocjp). Nach konsonantischem Auslaut emory (caboA emor]). bb. Nach vokalischem Auslaut mwmogg. Sch. Nach vokalischem Auslaut mac (selten MMatj), nach konsonan- tischem emagı. BL. Nach vokalischem Auslaut mac. Ph. Nach vokalischem Auslaut ac (selten emacy), nach konsonantischem MAC (IN TIETEMAY »jener«). Vm. wie Ph. ' Nach dem Suffix qq wieder ı: zwe MnecX Hma. ® Nach g theils ıı (g0g nortoy). theils e (epaq eramkag). =] Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. Partikel sict. A. Nach konsonantischem Auslaut ecı. Sch. Nach vokalischem Auslaut euss, est. BL. Nach konsonantischem Auslaut wen. Ph. Nach vokalischem und konsonantischem Auslaut es“. Pronomen Wrocy. A. Am Versanfang erooy: nach vokalischem Auslaut wror. Relativ üt- vor dem Perfektum. A. Nach vokalischem Auslaut häufiger wrarj- als eracj-, die indessen geradezu mit einander wechseln. Einmal auch ewracy- (nach coıme). Nach konsonantischem Auslaut einmal eracy-. Bb. Nach konsonantischem Auslaut wrac-. Sch. Nach vokalischem Auslaut wrac-. Ph. Nach konsonantischem Auslaut Ta- (sie), nach gaay steht era. Vm. Nach nuas steht erla]-. Negirtes Perfektum “necj-. A. Nach g900Y steht sowohl mm- als ens; am Versanfang steht ne-. Sch. Nach konsonantischem Auslaut artesp-, doch kommt für MnaTj- nach konsonantischem Auslaut enarTerj- vor. BL. Nach vokalischem Auslaut ıre-. mu »und«e. A. Vor Konsonanten theils me (mentoyre, meramaay), theils mei (menbeperoc). Bb. Vor Konsonanten mu; mit dem pluralischen Artikel bald zusammen- gezogen (mitec-), bald nicht (miunerem-). Sch. Meist mu oder mu (aunob, mit dem pluralischen Artikel Mieoepion), aber auch menar. BL. wie A. Ph. Meist mei, mir (mit dem pluralischen Artikel mente-, miunte-, MIT-), aber auch mencrar. Vm. Nur me, auch vor einem Vokal (meovng). Philos. - histor. Abh. 1897. 1. 8 58 A. Ermans: On- »in«e. A. ou- (bez. 9M-) vor Konsonanten. Bb. Vor Konsonanten und Vokalen ON-, gel-. Sch. olt- vor oy und in oume »im Himmel«; sonst vor m und T stets o9H- oder 91m. BL. gen- vor oy; sonst meist 9e- (geriebm, neben gemreben). Ph. Vor Konsonanten 91-'. Vm. Vor Vokalen ge- (geoyeanı, geymewm). gEeit- unbestimmter Artikel. Bewahrt in A. (auch ou), Bb. (om) und Von. sein w. gu und verwandtes. A. Neben exmnmoy einmal ezanasız (d.h. exiutasız). bb. In einer Bemerkung von anderer Hand schon gızw nAaoc; vergl. bei Vrn. Sch., BL. bewahren das u; Ph. zieht es mit dem pluralischen De- monstrativ zusammen HIXIHIPELT-. Vrn. Theils korrekt grzenmeoboyp; exeunerepe, theils mit Verlust des 2 gixenoynam. Dafür nach Analogie der Suffixform dann auch: 9180 TIERZEeNg9 und eXw OYP@AMI. S. ment. A. MHTpe, MHTepo. Sch. Mmereppo, muroynmb. Ph. WAMT, METpe. Verschiedenes. A. reg (d.h. ettef) für fire (entef). Sch. woyrenbor und Twoyureßor für towen tenbök. Ph. esyreror (neben TenTton) für Zentontt. Vokale o und a. S. 0 wird a. A. und Bb. behalten das 0 ganz wie die alte Schriftsprache bei. Sch. Jedes 0 ist wohl zu a geworden, doch wird es nicht immer als solches geschrieben: epacg — epor]:; WAPAR — WAPOT; CAT — 106; ' Die Praepositionen on- und or- fallen also in PA. und Sch. lautlich zusammen. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 59 oyoveın — oYyaı; rcabay — €cooY u.s.w. — Ausnahme o, das Partieip von eipe. BL. Jedes 0 ist a und wird auch so geschrieben. — Ausnahme das Partieip von eıpe. Ph. Wie Sch. (98A% — 900Y; Nas — 1106). [Le Vm. Wie BL., mit der gleichen Ausnahme. S. ö bleibt ©. A. und 5b. behalten jedes o bei. Sch., BL. und Vm. behalten S. o »seiend« bei, das sie stets schreiben. S. 6 bleibt ©. A. schreibt es theils w, theils o (par = por »deine Thür«). Bb. schreibt stets &,. mit Ausnahme von cooya9 (neben cworag). Sch. Wie A. (pocy »sein Mund«, gwzor neben g1xweJ). <_ «_ BL. bezeichnet das ö nur mit & und schreibt auch jedes griechische o und ® mit & (X ponwe "u. 8. w.). Ph. Wie A. und Sch. Vm. Wie BL. A au und 6. Ph. schreibt uw für waw »Zeit«. Vrn. schreibt narav neben nierw » welcher ist«. ae für aue, Sch. aepriea für AYP-- Ph. aepamerprH für ayP- und waae für wyooYye. QGSZUR e: A., Bb., Sch., BL. behalten stets @ wie im S. Ph. desgleichen, doch hat er einmal wer für warnt. Von. verwandelt betontes a in e: I. vor o (ceot, SaACgHT, TeotT, oyegrj, Tegceb, Aegmerp); 2. in teec »sie waschen«, aber nicht in raaty; in Rovkorvner » Wiedehopf«. — In allen anderen Worten bleibt betontes 2 al und unbetontes a unverändert. 3% 60 A. ErMAN: Vokale € und e. e wird a. A. nur in eranor (Fut. IIT = erenof) und in examtasız für extnasız. Sch. in auay »um zu sehen«, in egoyanpn »mehr als die Sonne«. Vr. in naray für nero; nazxacjay für nerwarjaay: S.1& A. schreibt es theils m, theils e (wmpe — wepe). Sch. Wie A. (epm). BL. schreibt häufiger e als nu (eı — mı; ce9; mneye; Tawye »Menge«). Ph. schreibt es stets m. Vm. schreibt häufiger e als m. S.& als tonlose Endung. A. stets e; Ausnahme pım. bb. stets e. Sch. Unterschiedslos s und e, aber für Zd stets t. BL. Unterschiedslos ı und e, und zwar auch nmoyTe, WAMTe. Ph. Wie BL.; sogar erh. Vm. Stets 1, sogar ıı für me; Ausnahme kecene, wHpe. S.d als betonte Endung. A. nme Himmel, ge Art, me lieben. bb. ge Art, me lieben, aber pmon frei. Sch. ne Himmel, aber om Art, om fallen, cab weise. BL. ne Himmel, eprın Tempel. Ph. sıu Himmel, merpe, merpm Zeuge. Elision des Ein ze. A. zarz (für wear), zer> (für ze erz), xız (für ze eiz), ze (für Ze eic), zoywnpe neben ze oywynpe im selben Vers. Aber ze epe- und stets ze APX eAAITHc. Bb. zuraz für ze Ta. Sch. zes für ze eits, zoy- für ze oy>; aber ze eis und ze az. Ph. SB8AaMmıTeTn (sic) für ze AMHITM. Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 61 Elision der Praeposition e. A. powyepor (für pwotwye epor); Aremerow (für Ateı eiteTow). Bb. eımengwb (für eıme eripwß). Sch. vebor Teitepracıa (für ereitepr.); zoR boA (für zur ehoA). BL. egoyw teprn (für eneprin). Ph. ewmerjma (für es ertec]ma). Anderweitige Verschleifung eines e. Sch. oypiadtcoHnTtsız (für oybraAn ecstt-); TMETWYbep nanoye (für enanoye statt erm.). Die Schreibung des ®. € nieht bezeichnet. A. Bb. Sch. BL. Ph. Der Gebrauch, das € durch einen Strich über der Linie zu bezeichnen, ist abgekommen. Wo nicht wie gewöhnlich für “ ein voller Vokal geschrieben ist, fehlt jede Andeutung. Vm. Als Zeichen dient wie in den bohairischen Hdss. ein Punkt, der aber ebenso oft auch fehlt: ep » Wein«, sbswboy, cARt], OYauyc], Oyaocl- Auch ein volles e wird oft unrichtig so geschrieben: nef- »sein«, kbat und royow (für er-), to »Öl«. Merkwürdig ist nun aber, dafs dieser Punkt zuweilen auch da gesetzt wird, wo ein Vokal vor dem letzten Konsonanten steht, und zwar in epafc], 9apary, Mac, oidec] (auch grAccı) und in mapec] »binde sie« und in dem unklaren wauywß; sodann in oboyp und SAKAbw@p, in oyon und in oymar. Also bei -t[, -m, -ı und -p; man ist versucht, zu glauben, dafs das mehr als eine Marotte des Schreibers ist und dafs er wirklich Abir, wön, wnacm, eradw, hilew zu hören glaubte. — Dagegen ist der Punkt, den er auslautenden Vokalen beischreibt, wohl nur ein Lesezeichen, wie es ja auch in alten sahidischen Hdss. ähnlich vorkommt. Bezeichnung des © durch e. A. In stemacg und emrow. Sch. In wemacj, eppo, ep-, ochbro und rebaß (d.h. hhocH). BL. In wemaß; in ep-, epa »König«, epw »Königin«, wamer. Ph. ep-, Tes-, tewron und wepooy, pooy »die Könige«. Vm. neMmaR, EP-, OYepT, Teperj, TIApıyery u. Ss. W. 62 A. ErMan: Bezeichnung des ° durch m. A. HP-, HW-, MHNTAL CMHITE, COAcHA. Sch. MHMTOY, cHIUt, AHıt-. Andere Färbung des €. A. ewoyag und das merkwürdige goAys neben 908. bb. ewoyag. Sch. vetag9; cwoyag (zweimal), neben cwoyga (dreimal). Die letztere Form erinnert an die alten achmimischen Formen. BL. vena9, @MAQ. Vm. mapacy neben mapecg »binde es«, also mit Angleichung des © an den vorhergehenden Vokal. Die sogenannte Brechung. A. Woon, TOOT[, oyaah, maay, TAaay, kaay, AaTt. Aber une, MEYE, OHNHTE. bb. korrekt neec; irrig Toow als Singular; schwankend in waap, WAP- Sch. MHHWe, wybeep neben wybep, Twwohr neben Twbr, wyoon, oyaak, raay und raab. Aber ab (für aacy), mon. BL. oyaah, gemaac (d. h. gmooe) und gegen den Gebrauch des < < toll: sahidischen nezaab. Ph. aay, aber tab (für raacp) und gegen den Gebrauch nexzaacı und c®8wMHT. Von. seec (für eraac), eec, zaac und meeyer. Aber mewys (für maHge). Bemerkenswerth das ww in dem arabischen SAX AbOWp. Demonstrativ und Artikel. Demonstrativ. Bei allen absolut ar u. s. w. (in Vrn. nicht belegt), verbunden mı- u. s.w. Artikel. A. n-, r- (vor Doppelkonsonanz ne). Aber im Plural stets we- vor Konsonanten und n- nur vor Vokalen. Sch. Wie A. — Das necag, neapıeron in dem Lied S.34 ist viel- leicht Demonstrativ, bruchstücke koptischer Volkslitteratur. 63 BL. Wie A. (Ausnahmen regoerre und naemomon). Ph. Wie A. — Ein rtepome scheint »dieser Mensch« zu heifsen. Vm. Wie A. (Das nmecuys ist mecenyı). Verbum. Der Verbalstamm vor direktem Objekt. A. korrekt bis auf ko emmmTte. Sch. Unverkürzt in oywoMm epwt und oyww aar. Von se bildet er SIN- in Sineckeye und SItorRooc. BL. Gebraucht nawy-, SAan-, Woya-, Taya- vor direktem Objekt, also die mit Suffixen üblichen Formen!. Daneben aber auch korrekt TAQE-, GEN-. Vm. Ähnlich wie BL.: san-, cap-, bar-, rca-. Daneben korrekt TALJE-, &I-. Praesens II. A Sch. Neben eı-, ecj-, epe- auch einmal ape-. Ferner neben emyan- auch einmal swan-. Von. soyow »wenn du willst« (also für eroyow). Sodann nere- Koywycj und meraroyauycy für »wen du willst«. Futur. II neg. A. mıu- für ma. Konjunktiv. A. Vor nominalem Subjekt re- und ıtre-. — Sing. I. TA-, NTA-, 2. Masc. TER-, EIT-, MER-, 3. Masc. Tec, Me, 3. fem. stc-. — Plur. 2. WTETM-, 3. ice. — Gebrauch sehr weit und oft rein final. Sch. Vor nominalem Subjeet Te-. — Sing. I. TA-, 2. masc. TeR-, 3. masc. Tej-, Teb-, sireb-. — Plur. 1. raut-, Teit-, Te-. — In den Liedern auch final gebraucht. BL. 3. Plur. w[r]oy-. Ph. ı. Sing. Ta-. Vm. Sing. 2. masc. TeR-, 3. masc. Teej-, Teb-, 3. fem. Tec-. ! Dieselbe Erscheinung auch sonst im Faijumischen, wo schon in der Jesaiasübersetzung coywst- vor nominalem Objekt vorkommt; das Purpurrecept UBM. kopt. Nr. 2ı gebraucht ebenso gan- (neben &en-), TAAa-, cert- (von cine). Ebenda euyv als absolute Form für Eertye. — Ähnliches auch vereinzelt im Achmimischen. 64 A. Erman: Bruchstücke koptischer Volkslitteratur. Relativsätze. Partieip an ein bestimmtes Nomen angeschlossen. A. npan erfpoAs, TIMA EPemip@Me ENHHTI|, ETOOY ME Mal Eyigimne und sogar TERMAAY Tecagepartc »deine Mutter ist es, welche steht«. Sch. wecreyce eyepgorf MOHTOY, TMerwbep manore (für enanoye) und sogar mecag Tecpfebw »der Meister ist es, welcher lehrt«. BL. nieprartec ebeppwb u. s.w., wle]waßı eyepfe]may, war eyge- HAMTIEYE. Ph. necras ewow falls dies nicht als ess68 (für etsös) zu fassen ist. Relativ von wacy-. Sch. wwyayrawye; und sogar mit dem Artikel nenwahboX. Ph. euwyaysanı]. Griechische Partikeln. A. kein ae; überhaupt nur: das & der Anrede, napa, mHuno »damit nicht« und mon, falls dies auf monon zurückgeht. bb. enııtH. Or . .. Sch. kein ae; überhaupt nur ura und wewap. BL. Ph. keine. Vm. Das mau in Malt OYXAPIC TIT AHA OY@LJ TIT eNteRcoycla »es ist eine Gnade und ist reich an Macht« ist vielleicht das mom von A. Sonst nichts. Syntaktisches. A. Anrede ohne Artikel S.14 Anm.ı. — Gebrauch von war] 8.15 Anm. 5. — Absoluter Gebrauch des Konjunktivs S.13 Anm. 3. — eue nratjs »ach dafs doch« S.15 Anm. 5. — Merkwürdige Verwendung von ewywrte nach rapko S.17 Anm. 2. Sch. Gebrauch von epwanız S. 33 Anm. 2. — xe allein für »indem er sagte« S.25 Anm.7. Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. Von. E"- KARL WEINHOLD. ‚Philos.-histor. Abh. 1897. Il. 1 Gelesen in der Sitzung der phil.-hist. Classe am 4. März 1897 [Sitzungsberichte St. XIII. S. 199]. Zum Druck eingereicht am gleichen Tage, ausgegeben am 8. April 1897. re A De die Untersuchungen von Herm. Diels in seinen Sibyllinischen Blät- tern (Berlin 1890), durch A. Kaegis Abhandlung über die Neunzahl bei den Ostariern (Philologische Abhandlungen für Heinrich Schweizer-Sidler 50-70), durch die Samlungen von Ed. Wölfflin über: novem und sep- tem in seinem Archiv für lateinische Lexikographie und Grammatik IX, 333-351, ist in den letzten Jahren die Aufmerksamkeit wiederholt auf die mystische Bedeutung der Neunzahl bei West- und Östariern ge- lenkt worden‘. Es ist auch bekannt, dafs die Neun, dieses Quadrat der heiligen Drei, in den religiösen Anschauungen und Gebräuchen der Ger- manen sich bedeutend zeigte und von da auch in das profane Leben sich eindrängte. Wenn die Zeugnisse dafür nicht aus dem höchsten Alterthum stammen, so ist die Zahl derselben doch eine überraschend grofse und sie reichen durch lange Jahrhunderte bis in die Gegenwart hinein. Eine ge- ordnete Zusammenstellung derselben unter den gehörigen Gesichtspunkten verspricht daher nicht unwichtige Ergebnisse. Es schien mir der Mühe wert, diese Arbeit zu unternehmen. Juris idem tribus est quod ter tribus, omnia in istis kann man als Motto über Untersuchungen der mystischen Neunzahl stellen, denn was von der Neun gilt, gilt ebenso und zwar als ursprünglich von ' Nachdrücklich hat Gius. Pitre, Canti popolari sieiliani. II. ed. Vol.r, p.136f. auf die grolse Bedeutung der Drei und Neun in der süditalienischen und sieilianischen Poesie hingewiesen. Bekannt ist, wie Dante in der Vita nuova überall in Beatricens Leben Bezie- hungen auf die Zahl neun findet, und das Wunderbare in ihr damit begründet. In der let- tischen Volksdiehtung begegnet man nach Aug. Bielensteins Zeugnis der Neun sehr häufig. 1* 4 K. WEIınHoLp: der Drei. Eine vollständige Behandlung der Zahlenmystik müfste die Drei nicht blofs mit herbeiziehen, sondern zu Grunde legen, wobei sich ergeben würde, dafs der einfacheren Zahl ganz dieselben Kräfte inwohnen als der dreifachen, und dafs erst das jüngere Bedürfnis nach verstärkten Mitteln die 3x3 erzeugt hat, wie dann weiter die 9 zur 3X9 gesteigert und als der perfectissimus numerus die 9x9 angesehen und angewandt ist. Ich verzichte im folgenden auf die Behandlung der magischen Drei im allgemeinen und ziehe sie nur hier und da herbei, so gleich im An- fang, wo ich die Gruppen himlischer und irdischer Wesen samle. Die ältesten Nachrichten über den germanischen Götterglauben zeigen Triaden. Caesar b. g. VI, 21 kennt als die einzigen göttlichen Mächte, an welche die Germanen glaubten, Sol. Luna, Vulcanus. Plinius h. n. IV, 99 und Ta- eitus germ. 2 nennen die drei Verbände der Ingvaeonen, Istvaeonen und Erminonen, die sich durch halbgöttliche Stammväter auf die Götter Ing, Ist und Ermin zurückleiten, die unter den Namen Nerthus, Wodan und Tius allgemein bekant sind. Tacitus germ. 9 weils von der Verehrung des Mercurius, Mars und Hercules; so übersetzten die Römer die deutschen Wodan, Tiu und Thunar. Thuner, Woden, Saxnot (= Tiu) mufsten die heidnischen Sachsen abschwören, als sie Karl d. Gr. zur Taufe zwang (Sächsisches Taufgelöbnis). In dem Upländischen Tempel in Upsalir stunden die Bilder der Götter der drei skandinavischen Hauptkulte: Thorr in der Mitte, zu den Seiten Odin und Freyr (Frieco), wie Adam von Bremen IV, 27 berichtet. In den nordgermanischen schriftlichen Quellen finden sich die Triaden Odin, Hoenir, Lodr (Voluspa 17. 18); Odin, Hoenir, Loki (Sigurd. Fafnisb. I. Einleit.: Sn. E. Bragaroed. e. 2); Hler (Aegir), Logi, Kari (Fundinn No- regr); Byleystr, Helblindi, Loki (Gylfaginn. ec. 33); und die jüngeren Odin, Vili, Ve oder Vidrir, Vili, Ve, so wie Har, Iafnhar, Thridi. Mögen auch diese letzteren den Einflufs der kristlichen Trinität verraten. so verbürgen doch die übrigen auch für die Germanen den Zug, göttliche Gestalten zu dreien zu verbinden. Auch die Dreiheit der Nornen ist, obschon die Urdr (Wurth) als älter und bedeutender wie Skuld und Werdandi, gewissermafsen als die Urnorne anzusehen ist, auf jenen Grundzug zu stützen, den die Moiren und Parzen, so wie die drei süddeutschen Schicksalsfrauen weiter be- weisen. Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 5) Gruppen von neun hohen Gottheiten, wie die uralten sabinischen No- vensides (Novensiles) gewesen sein mögen, oder wie die neun tuskischen Gewittergötter (Plin. h. n. II, 152), denen man die lettischen drei, neun oder dreimal neun Pehrkoni vergleichen könte, ganz zu schweigen der egyptischen grofsen Götterneunheit, kanten die Germanen nicht. Nur untere göttliche Wesen werden neunzählig genannt. Vor allen Meerweiber: so die neun Töchter des Aegir von der Ran (Sn. E. Skaldsk. 25. 61), Verkörpe- rungen der wilden brandenden Wogen, die man nicht aus dreimaligem Dreischlag der See zu deuten braucht. Meerweiber sind auch die neun Mütter Heimdalls (Hyndlul. 35-38), die zwar andre Namen tragen, aber schwerlich von den Aegistöchtern zu trennen sind. Auch in der Saga von Hialmter und Olver (ce. 12) treten neun Meernixen auf, und Beowulf erlegt neun Seeungeheuer (niceras nigene, Beow. 575). Die Skaldskaparmal führen unter den Heiti neun Odins Mädchen mit echten Walkürennamen auf, die an die novem Jovis concordes filiae sorores erinnern könten, wie Naevius (ap. Cesium Bassum p. 266. K.) die Musen nennt. Neun Jungfrauen umgeben die göttliche Menglod, das ist Frigg oder Freyja (Fiolsvinnsm. 37. 35). Neun Zwerge werden in den Fiolsvinnssprüchen (34) ' als Gesellen bei kunstreicher Arbeit genannt. Die jüngere Olaf Tryggvasonsaga ce. 215 erzählt von zwei geisterhaften Scharen: neun Disir in schwarzen Gewändern nähern sich dem Hofe Halls Thorsteins; im Kampfe gegen sie findet Thidrandi, Halls Sohn, den Tod. Sie werden als Fylgjen (Schutzgeister) seines Geschlechts gedeutet, die sich vor dem Untergange der alten Zeit noch ein Opfer aus dem Hause holen wolten. In der Niala e.97 wird darauf angespielt. Eine Schar von neun weilsen Disen ist in der Olafssaga dazu erfunden. Die Zahl von neun elbischen (auch hexenhaften) Weibern ist aus deut- schen Überlieferungen zu erweisen. In Mecklenburg hat sich eine Schutz- formel gegen neunerley elwen gefunden’. In Hans Sachsens Schwank vom Unhuldenbannen treten die Truden oder Unhulden in der Neunzahl auf (Kellers H. Sachs IX, 273)’. Eine obersteirische Geschichte weils von neun Hexenpferden, das sind neun in Rosse verwandelte verwünschte Sen- ! Bugges Edda S. 447- 2 Wossidlo in der Rostocker Zeitung vom 29. September 1895. 3 Weshalb H. Sachs in einem andern Gedicht (Keller V, 285) fünf Unhulden nennt, ist nicht abzusehen. 6 K. WeEınnorp: nerinnen, die auf der Alm des Messerrückenberges ihren Spuk treiben (Meine Zeitschr. f. Volkskunde 5, 409). Eine Schar von sieben und zwanzig Walküren (prennar nıundir meyja) reitet in der Helgaquida Hjörv. (28,1) einher. Dreimal neun priesterliche Jungfrauen kennen wir aus dem römischen und griechischen Cultus (Diels, Sibyllin. Blätter 38. 45). Eine dunkle Erinnerung an die heidnische Neun- zahl bei Kulthandlungen können die neun Knaben sein, die in Neuhausen bei München den Pfingstumritt hielten (Panzer, Bayrische Sagen und Bräuche II, 81) und die neun Buben, die in Holzheim in Schwaben an den drei Sonntagen vor Pfingsten mit Haselruten in der Hand, Sprüche sprechend von Haus zu Haus gehn oder gingen (Panzer ebd. 5). Auch in der Zahl der gebrachten Opfer finden wir die Neun. Bei dem grofsen dänischen Opferfest in Ledra, das alle neun Jahre gefeiert ward, fielen nach Thietmar von Merseburg (l.9) neunmal neun Menschen und ebenso viel Rosse, Hunde und Hähne den Göttern zur Sühne'. An dem grofsen schwedischen Fest zur Frühlings-Tag- und Nachtgleiche, das zu Upsala alle neun Jahr begangen ward, fielen neun Häupter jeder männ- lichen Gattung (Adam. hist. ecel. Hamab. IV, 27). Die Ynglingasaga ce. 29 erzählt von dem schwedischen Könige Aun oder Ani, dafs er dem Odin alle neun Jahre (hit tiunda hvert är) einen Sohn in Upsalir für die Ver- längerung seines Lebens opferte. Nachdem er so neun Söhne dargebracht, verbot ihm das Volk, auch den zehnten dem Odin zu geben, und er starb. Die Neunzahl mystischer Bedeutung hat auch auf die Gruppirungen zu Neun im gewöhnlichen Leben gewirkt. Auf der Grenze stehn gewisser- mafsen die neun Mähder des Baugi im Odrerirmythus. In den heiti der Skaldskaparmäl heifst es in der Aufzählung von Menschenmehrheiten von I-Ioo zur Neun: nautar eru nıu, neun Männer werden Genossen genannt, wobei man an Varros Worte (ap. Gellium 13. ı1, 2) denken kann: convivaruım numerum ineipere debere a tribus et consistere in novem; allenfalls auch der Worte Ulrichs von Singenberg (MS. ı, 153°): so enfunde ich niht den niunden, der mirs gunde. Neun Schiedsrichter kennt die Niäla e.143. Über den Landfrieden am Rhein waren im 14. Jahrhundert bei streitigen Sachen die Nüner ge- ! Kägi, Neunzahl 19 verglich dazu die nach Vendid. XXI, 20 dem Ahura geopferten 9 Hengste, Kamele, Bullen und Stück männlichen Kleinviehs. J & s 9 Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 7 setzt (Sechab, Geschichte des rheinischen Städtebundes II. n. 115. a. 1335). Wenn sich die grade Zahl der Richter über ihren Spruch nicht einigen konte, pflegte einer hinzugezogen werden, so dafs ein dritter, fünfter, siebenter, neunter als obirman, overman hinzutrat (Haltaus, Glossar. med. aevi I, 245. 547. 1414). Als Schiedsrichter kennt Fischart im Gargantua ı8o’ die Neuner, und in Baiern waren die Neuner beim Kegelspiel als Schiedsleute noch in neuer Zeit bekannt (Schmeller, B. Wb. I’, 1748). Der Abt von Tholey ernante für das Jahrding von S. Walafrid neun aus seinen Hofleuten, die dann zu Meier, Schöffen und Büttel bestellt wur- den (Weist. 2, 91). In Luzern hat durch Jahrhunderte zur Aburtheilung leichterer Polizei- vergehen das Gericht der Neuner oder Neunmänner bestanden, gegen deren Entscheidung keine Berufung galt (Brandstetter, Reception der neuhochd. Schriftsprache in Luzern S.ı0. Einsiedeln 189r). Der Familienname Neuner geht auf Theilnahme an solchen Körper- schaften zurück. Gelehrten und wol auch fremden Ursprungs sind die Triaden heid- nischer, jüdischer und kristlicher Helden, die seit dem Ausgang des Mittel- alters von deutschen Künstlern in Bildwerken und Gemälden dargestellt wurden. Die neun starken Helden am schönen Brunnen in Nürnberg, die Fresken in der Runkelsteiner Burg und in dem Hansasaal des Kölner Rat- hauses geben bekante Beispiele. In einem Fastnachtspiele des 15. Jahrh. (Keller Nr. 47) erzählen neun Ritter, wodurch sie die Ritterwürde erlangten; in einem andern (Nr. 30) treten neun Narren auf. Hans Sachs berichtet von den neun ellenden Wanderern (Keller V, 282), er dichtet von den neun getrewen Mendern und neun getrewen Frauen (ebd. II, 305), von den neun getrewen Haiden (II, 299) und reimt das Meisterlied von den neun Schwaben, die Quelle der volksthümlichen Geschichte von den sieben Schwaben, in der die alte Neun von der jüngeren Sieben seit Anfang des 17. Jahrh. verdrängt wor- den ist (J. Bolte in meiner Zeitschr. f. Volkskunde 4, 432). Die Volksthümlichkeit der Neunzahl zeigt sich auch durch ihr Leben in Sagen, Märchen, Liedern und sprichwörtlichen Redensarten. Nach der Sage hat die Stifterin des Nonnenklosters in Lausnitz dasselbe zuerst mit neun Jungfrauen aus Halle besetzt (Eisel, Sagenbuch des Vogtlandes Nr. 825). 8 K. Weınnmorn: Von neun Burschen in der Spinnstube, denen sich heimlich ein zehn- ter, der Teufel, beigesellt, erzählt eine Braunschweiger Sage (Voges Nr. 45). In dem balladenartigen Volksliede von Ulrich und Rautendelein (Erk-Böhme, Liederhort I. 42") hat ein schlesischer Text statt der zwölf gemordeten Mädchen neun (Hoffmann-Richter, Schles. Volksl. Nr.ı2. S. 26). Das Grimmsche Märchen von den Zwölf Brüdern (Nr. 9) wird in Litauen (Schleicher, Litauische Märchen, Sprichworte, Rätsel und Lieder S. 35) von neun Brüdern und in Poitou von neuf freres erzählt (Pineau, Folk- lore de Poitou S. ıf.)'. In der südslavischen Gestalt der Geschichte von den Mönchen von Kolmar treten statt der gewöhnlichen drei (v. d. Hagen, Gesamtabent. II, S. XXXV) neun Franziskaner auf (Fr. S. Kraufs, Sagen und Märchen der Südslaven I. n. 98). Ihrer Neun rauften nach der Über- lieferung während einer Hungersnot im Türkenkriege um eine Maus (Leeb, Sagen Niederösterreichs Nr.152). Eine Mecklenburger Redensart bei heftigem Winde ist: Dat is’n storm dat negen (Var. seven) oll wiwer nich 'n bessenstel hollen können (Meine Zeitschr. 5, 442). Die enge Zusammengehörigkeit der Gevattern drückt Oberpfälzer Volksmund so aus, dafs neun Gevattern am Lichtmelstage von einer Lerchenzunge essen sollen (Schönwerth, Aus der Oberpfalz I, 164). Uralt scheint der Satz, dafs Neun Kinder dem zeugungskräftigen Manne zukommen. Das friesische Emsigoer Recht (224,6 Riehthofen) bestimmt, dafs einem Manne, der durch Verwundung zeugungsunfähig geworden, 9 Mark Bufse gebühren für die 9 Kinder, die er hätte zeugen können. Entspre- chend setzt das Hunsigoer Recht (332, 9 Richth.) fest: wenn ein Mann so in das Gemächte verwundet wird, dafs er keine Kinder mehr zeugen kann, so sind ihm neun Totschläge (niugen dadele) zu büfsen. Neun mufs auch bei den Nordgermanen der volle Kindersatz gewesen sein. Es ergibt sich aus den lästerlichen Vorwürfen gegen Männer, denen zeitweilige Verwandlung in Weiber zugeschrieben ward, wobei neun Kinder, die sie geboren haben sollen, genannt werden (Helgaqu. Hund. I, 39. Kristnisaga ce. 4). Neun Buben einer Familie erscheinen in einer Tiroler Geschichte (Meine Zeitschrift 6, 318). Nach der Sage von der Gräfin von Querfurt ! In einem jettischen Hochzeitliede En die Dan neun Brüder, Em. Bielenstein Wie die Letten gefreit haben S. ı12. Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. ) gebiert dieselbe neun Knaben auf einmal (Kuhn-Schwartz, Nordd. Sagen Nr. 234)‘. Verwandt ist darin die Sage vom Grafen Uffo, der in der Fremde träumt, seine Frau habe in seiner Abwesenheit neun Kinder ge- boren. Sie ergeben sich als neun von ihr gestiftete Kirchen (Grimm, Deutsche Sagen Nr. 549). Das bekante Märchen vom Gevatter Tod be- ginnt in Oberpfälzer Fassung: Ein Schneider hatte für sein neuntes Kind keinen Gevatter (Schönwerth 3,12)”. Neun Söhne sind auch in neugriechischen Volksliedern typisch (Sa- kellarios, Kyprische Volksl. Nr. 517. Jeannaraki, Kretas Volksl. Nr. 5) und dazu stimmen die neun Brüder (Sakellarios Nr. 31. 413. 523). Aus allem vorgetragenen empfängt die mittelrheinische Redensart »Dreimal drei ist Bubenrecht« ihre Erklärung: Neun Buben ist der per- fectus numerus. Den Satz von neun Kindern kannte auch Ed. Mörike, als er seinem Freunde OÖ. Schönhuth bei der Geburt von dessen erstem Töchterchen scherzend zusang: Es macht die Neunzahl schön zu füllen, Ein hörnen Siegfried den Beschlufs (Gesammelte Schriften ı, 221. Stuttg. 1878). Auch Thiere werden zu neun gruppirt. Hadamar von Laber führt in seinem allegorischen Gedicht die Jagd (Str. 10-13) eine None allegori- scher Hunde auf. In dem Grimmschen Märchen Nr. 122 zanken sich neun Vögel um den Wunschmantel. Nach Lechthaler Volksmeinung ist unter neun Elstern, die beisammen sitzen, eine Hexe (Zingerle, Sitten, Bräuche und Meinungen Nr. 333). Ein siebenbürgisch-sächsisches Märchen (Hal- trich Nr. 33) erzählt von neun Schweinen. Wallonischer Aberglaube macht neun Hammel zur guten Vorbedeutung (Monseur, Folklore Wallon Nr. 658). In Beschwörungsformeln gegen die wurmartigen Krankheitsdä- monen finden sich diese zu 3, zu 9 u.s.w. gedacht. Darüber wird bei dem Abschnitt über die Zahl 9 im Heilverfahren des weiteren gehandelt werden. Die Neunzahl lebender Wesen, die bei Sühnopfern fielen, findet ihr entsprechendes auch bei Opfern aus dem Pflanzenreich. Bis in die (egenwart haben hessische Kinder, wenn sie in den Wald gingen, Heidel- ! Eine Variante giebt sieben an. 2 Von einem Tiroler mit neun Buben wird aus der Wirklichkeit in meiner Zeitschr. 6, 318 erzählt. Philos. - histor. Abh. 1897. 11. [SG 10 RK. WEIınwoLD: beren zu lesen. die schönsten neun Beren, die sie fanden, in die Hölung eines Baumes »als Zehnten« gelegt, zuweilen mit einem Blumenstraufs (Mülhause, Gebräuche der Hessen in d. Zeitschr. f. hess. Gesch. N. F. 1, 274). Beachtenswert dabei ist, dals in Treysa im Kr. Ziegenhain und in Rosen- thal die neun Beren zu je drei Stück rückwärts auf die Erde geworfen werden und in Treysa ein Knoten in eine Grasschmele unter die Rispe geknüpft wird. Opfer sind ursprünglich auch die neunerlei Kräuter, die zu heiligen Zeiten gepflückt und verschieden verwandt werden. Als Opferspeise erscheinen sie am Gründonnerstage. Wer sie nicht geniefst (d. i. das Opfer der Gottheit nicht bringt), trägt übele Folgen da- von: er bekommt das Fieber (Chemnitzer Rockenphilos. III. e.95. Panzer, Bayr. Sagen und Sitten 1.258). In ganz Niederdeutschland wird an diesem Neunkräutergericht, das Gesundheit, Stärke und langes Leben verleihen soll, am Gründonnerstage überall festgehalten, und es besteht meist aus denselben Frühlingskräutern, deren Zahl von selbst bei zeitigen Ostern überdies beschränkt ist. Zur Negensterke (Neunstärke), wie das Gericht im Braunschweigischen heifst, werden genommen Sprossenkohl, Brennnessel, taube Nessel, Giersch (Gesche), Kälberkropf (Chaerophyllum) oder Kuh- blume (Leontodon tarax.), Scherbock (Ranmune. ficar.), Rapunze, Brunnen- kresse, Malve. Die gleichen Kräuter werden in Mecklenburg dazu ge- nommen; fast dieselben in Hannover, wo das Gericht auch Neunstärke heifst; gleiche und verwante in Westfalen‘. Die Zahl neun gilt auch in Oldenburg, in Brandenburg, in Anhalt und wie es scheint auch am Nieder- rhein®. Anderwärts wird nur im Allgemeinen darauf gehalten, dafs am Gründonnerstage eine Kräutersuppe gegessen werde oder grünes Gemüse auf den Tisch komme‘. Theils soll es Gesundheit geben, theils gegen mancherlei Unangenehmes schützen. Man sieht, wie der alte Brauch von seiner bestimten Art und Bedeutung verliert. ! R. Andree, Braunschweiger Volkskunde S. 244 f. mit Anmerk. Seemann, Han- noversche Sitten und Gebräuche (Leipz. 1862) S.8. Kulın, Westfäl. Sagen Il, 133. U. Jahn, Opfergebräuche 145. ® Strackerjan Il.4ı. Engelien-Lahn, Volksmund 232. Meine Zeitschr. 7, 75. E. Meier, Sagen aus Schwaben 386. Zingerle, Sitten d. Tiroler Volkes Nr. 727. Kehrein, Volkssprache in Nassau 2.258. Wolf, Beiträge 1, 70 (Wetteran). Ebenso in der Oberlausitz und in Schlesien. Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 11 Das Neunkräutergericht war hier und da auch zu Johannis üblieh. Den um Reichenhall früher zu Sunnwenden gebackenen Johanniskücherln waren folgende neun Kräuter beigemischt: Brennessel, Gundermann, Holler (Sambueus), Kukuksklee (Oxalis acetosella), Raute, Salbei, Sauerampfer. Schwarzwurz, Weinstock (dafür auch Löwenzahn: Anzeiger f. Kunde deut- scher Vorzeit 28, 204). Zu Weihnachten hat sich hier und da der Brauch erhalten. neun Ge- richte aufzutragen. So in der Gegend des östlichen Grenzgebirges zwischen Niederoesterreieh und Steiermark, in der Christnacht nach der Mette (A. Hofer. Weihnachtlieder aus Niederoesterreich. Wiener Neustadt 1890. S. 6). Auch aus dem Vogtlande lassen sich die neun Speisen vom Christ-, Sylvester- oder Fastnachtabend nachweisen (Wuttke, Deutscher Aberglaube S 341). Im Erzgebirge und in der Karlsbader und Duppauer Gegend pflegt man sie- ben- oder neunerlei Gerichte am Weihnachtabend zu essen, um gesund zu bleiben (Wuttke 8 78. Wilhelm, Aberglaube aus dem Karlsbad -Duppauer Gelände S. 23). Nach steirischem Aberglauben giebt der Genuls von neunerlei oester- lichem Weihfleisch , zumal wenn es in neun verschiedenen Häusern genossen wird, Stärke und schützt gegen tolle Hunde (Pfeiffer, Germania 35, 390). Übertragen ward die Neunzahl der Opferspeisen auf bestimte welt- liche Malzeiten. So mufsten dem Abt von Mettlach bei dem Jahrding zu Beringen a. d. Saar neun Gerichte vorgesetzt werden (Weist. 2, 63). Ursprünglich waren diese Kräuterspeisen an heiligen Zeiten Pflanzen- opfer, die von den Darbringern ebenso verzehrt wurden. wie Theile der Opfer- thiere. Entsühnungen und Segnungen gingen deshalb von ihnen aus. Weit verbreitet ist der Glaube, dafs Johanniskraut (ypericum perfor.); in der Johannisnacht von neun verschiedenen Stauden gepflückt, gegen Feuer, Gewitter, Hexen und böse Geister schütze und starke Heilkraft habe (Wuttke $ 92). In Masuren pflückt man am Johannisabend stillschweigend neun bestimte blühende Pflanzen, windet schweigend Kränze daraus und hängt sie in den Stuben auf. Sie haben grofse heilende Kraft (Toeppen, Aberglaube aus Masuren 8.71). Am ı5. August feiert die katholische Kirche das Fest der Himmel- fahrt Mariae, den grofsen Frauentag, auch Mariae Wurz- oder Kräuterweih genannt. Die abgeschnittenen Stauden und Blüten werden in Menge in die Kirehe gebracht und vom Priester geweiht, wodurch sie allerlei gute DL; y 2 K. WeEınHorp: Kräfte erhalten. Es ist ein aus heidnischer Zeit überkommener Brauch, der sich an einen kirchlichen Tag am Abschlufs des Sommers heftete. Nach der Legende war Maria eine Freundin der Blumen. Das »Weihgebund« besteht in Oesterreichisch-Sehlesien aus neun Pflanzenarten: Ringelrose (calendula),. Baldrian, Krauseminze, Dill, Wermut, Dost, Meisterwurz (ömperatoria), Reinfarn, Königskerze, also aus bekanten Heilkräutern (A. Peter, Aus Oesterr.-Schlesien 2, 249'). Wo noch alte Sitte besteht, werden die Kräuter vor Sonnenaufgang und schweigend gesammelt. Aufser der heilenden Wirkung bei Menschen und Thieren, schützen sie das Haus, auf dessen Dachboden gewöhnlich sie aufbewahrt werden, gegen Gewitterschaden. Wenn ein Wetter aufzieht, werden Kräuter aus den ge- weihten Büscheln genommen und in das Herdfeuer geworfen. Der auf- steigende Rauch (Opferrauch) schützt gegen den Blitz. In Baiern, namentlich in der Holletau zwischen Isar und Donau, ge- hören 77 Kräuter (die kirchliche Zahl- statt der volksthümlichen 99) zu dem Buschen, der von den Mädehen am grofsen Frauentage in die Kirche gebracht wird, vor allem der Himmelbrand (Königskerze, verbascum), der in die Mitte des Straulses kommt (Panzer Il, ı2).. Auch die Weihraute (ruta graveolens) darf nicht fehlen (Schmeller, B.Wb. II, 175). Zu Sunnwenden oder Johannistag, auf der Höhe des Sommers, werden neunerlei Blumen zu Kränzen gewunden. Sie dienen den Mädehen zur Losung über nahe oder ferne Verheiratung. In Ostpreufsen werfen die Mädehen nach Sonnenuntergang am Johannistage die aus neun Kräutern schweigend gewundenen Kränze auf einen Baum®. So oft der Kranz da- bei herunter fällt, so viel Jahre bleibt das Mädchen noch ledig (E. Lemke Volksthümliches in Ostpreufsen ı, 28). In Thüringen (Pflege Reichenfels) suchen die Mädchen in der Mittagsstunde (11-12 Uhr) des Johannistages neunerlei Pflanzen, worunter Storehschnabel, Feldraute und Weide nicht fehlen dürfen. Der Faden zu dem daraus gewundenen Kranze mufs von der Binderin in gleicher Stunde eines Johannistages gesponnen sein. Dann wirft ihn diese rückwärts und schweigend auf einen Baum. So oft er herabfällt, so viel Jahre währt es noch zur Hochzeit (Witzschel, Sagen, Sitten und Gebräuche aus Thüringen 2, 210). Im Vogtlande holen sich Altgermanischer Brauch war es, die Opfer an die Bäume zu hängen oder in das Geäste zı werfen. Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 13 die heiratslustigen Mädchen um ı2 Uhr Mittags am Johannistage einen Straufs von neunerlei Blumen vom Felde und werfen ihn durch die Thür oder das Fenster in ihr Haus. Dann werden sie in nächster Nacht ihren künftigen Mann im Traume sehen (Wuttke S. 229). Ebenso hoffen die Mädehen in der Mark Brandenburg (Neumark) in der Johannisnacht im Traum den Zukünftigen zu sehen, wenn sie zwischen ıı-ı2 in der Nacht einen Kranz aus neunerlei Blumen schweigend gewunden haben (Meine Zeitschr. f. Volksk. 1,181). In Böhmen flechten die Mädchen in der Johannis- nacht Kränze aus neunerlei Blumen, setzen sie auf und gehn bei Sternen- licht zu einem Wasser, an dem ein Baum steht (auf den sie den Kranz werfen). Sie sehn dann das Bild des Bräutigams im Wasser (Wuttke $ 356). Die Lettinnen in Kurland flechten am Johannisabend eine jede neun kleine Kränze und gehn auf neun Kreuzwege. Auf jede Wegscheide legen sie einen Kranz nieder und denken bei jedem an einen bestimten Burschen. Am nächsten Morgen sehen sie nach, welche Kränze noch dort liegen. Ist einer verschwunden, so wird der Bursche, dem er zugedacht war, das Mädchen heimführen (Mittheilung von Frl. M. Rehsener). In OÖstpreufsen, Schlesien, Schweden legen sich die Mädchen einen aus neunerlei Pflanzen gewundenen Kranz unter das Kopfkissen. Was sie in dieser Johannisnacht träumen, wird wahr (Wuttke S. 223). In der Eifel war das Binden von Johanniskränzen sehr verbreitet und nicht blofs von erwachsenen Mädchen gethan. In Rengen laufen die Kinder am Nachmittag in die Wiesen, pflücken Blumen (die Zahl neun scheint vergessen), winden Kränze und werfen sie auf die Dächer der Häuser und Ställe. Dieselben sollen die Gebäude gegen Brand und Gewitter schützen. Johanniskraut und Jungfrauflachs müssen dabei sein. Die Kränze bleiben oben liegen, bis sie der Wind verweht. — In Niederehe aber sammelten sich die Kinder, wenn die wilden Stachelberen (Krönschel) reif wurden, an einem Sonntag Nachmittag um ein altes Mütterchen, holten alle welken Johanniskränze von den Dächern und zogen betend aus dem Ort. Die dürren Kränze und Sträufse wurden draufsen auf einen Haufen geworfen und angezündet. Dann liefen sie mit den brennenden Stauden zu den Stachelberheeken und beräucherten sie. Sie zogen darauf unter Gebet mit der alten Frau in das Dorf zurück, knieten vor ihr hin und empfingen von ihr mit einem Stabe jedes den Jesusknüppes, d.i. einen leiehten Schlag 14 K. WEıInHouLn: an die Stirn. Von nun ab durften sie in die Stachelberen gehn (Schmitz, Sitten und Bräuche des Eifler Volkes 40-42). Es geht hier verschiedenes durch einander: die heiligen Kräuter werden zu Kränzen und Sträufsen gebunden und, nachdem sie beim Feste gedient, zum Schutz der Häuser verwendet. Die h. Kräuter werden in das Johannisfeuer als Opfer geworfen. Ihr Rauch hat segnende Kraft, und so wird damit die Fruchternte der Jahres- zeit geweiht. Die Kinderprozession mit der führenden Alten ist Nach- bildung kirchlicher Bittgänge: das ganze ist zu einem Kinderfeste gemacht. Zu den priesterlichen Räucherungen der Häuser, die alles böse abwehren sollen, Hexen und höllische Geister, mengt man unter den Weih- rauch und die Wachholder(Kranwit)beren auch neunerlei Kräuter. wahr- scheinlich aus dem Weihgebund von dem grofsen Frauentag. Diese Räuche- rungen, die zuweilen auch der Hausvater vornimmt, geschehen in den Rauchnächten, d. h. Thomas-, Christ-, Neujahr- und Dreikönigabend. Hier und da heifsen auch die Zwölfnächte von Weihnachten bis Perchtentag (Dreikönige) so (Wuttke 8 253). Handlungen zur Erforschung der Zukunft finden in Deutsch- land nicht blofs am Mittsommerfest (Johannis) statt. wovon wir vorhin sprachen, sondern auch gegen und um Mittwinter. In Oberoesterreich bezeichnet man neun Nächte des Jahrs, die ledigen Mägden zur Erkundung ihrer Verheiratung taugen: Thomasnacht, die Nacht vor dem Kristabend. die heilige Weihnacht selbst, Neujahrsnacht, Drei- königsnacht, Palmsonntag, den Frühlingstag, an dem man den Kukuk zu- erst hört, Sunnwendtag und Barharatag (4. Dec.). (Amand Baumgarten, Aus der Heimat 3, 39). Weit verbreitet in Oesterreich und Süddeutschland, auch in Schlesien und am Harz ist. dafs Mädchen am Andreasabend 9 (oder 7) Zweige von Fruchtbäumen oder Sträuchern ins Wasser stecken und aus Zahl und Farbe der zu Weihnachten entwickelten Blütenknospen auf Heirat oder anderes Glück schlielsen (Wuttke $ 347). Am Andreasabend machen Mädchen im Erzgebirge ein Feuer von neu- nerlei Holz. Wer in die Stube tritt, während dieses Feuer brennt, dessen Name ist der Name des künftigen Ehemannes (Wuttke $ 364). J. Präto- rius erzählt in seinen Saturnalia oder Weihnachtfratzen (Leipz. 1663 S. 408). dafs manche Mädehen am Tage vor dem Weihnachtabend neunerlei Holz u es Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 15 schneiden und in der folgenden Nacht in einer Stube ein Feuer davon machen. Sie ziehen sich ganz nackt aus, werfen die Hemden vor die Stu- benthür und sprechen: »Hier sitze ich splitterfasernackigt und blofs, | Wenn doch mein Liebster käme und würfe mir mein Hemde in den Schofs«. Der Liebste mufs dann kommen, das Hemde herein werfen, und sie kön- nen ihn erkennen. Prätorius berichtet darauf eine hierzu stimmende Ge- schichte aus Koburg. Bei den Niederlausitzer Wenden ist Brauch der Mädchen, in den letzten 9 Tagen vor Weihnachten an jedem Tage bei Sonnenuntergang 9 Späne zu sammeln, sie rückwärts von 9-ı zu zählen und dann von allen am h. Abend, wenn es zur Kirche läutet, ein Feuer zu machen. Kommt, während sie brennen, ein freilediger, so ist Aussicht auf einen ledigen Mann; kommt ein verheirateter, auf einen Witwer. Wie bei den Weibsen, geschieht dieses auch bei den Mansen. Noch andre Heiratlosung wird in diesen 9 Tagen geübt (v. Schulenburg, Wendische Volkssagen S. 246. 248). Man ver- gleiche auch die Liebesorakel der Zigeunermädchen, die Wlislocki, Volks- glaube der Zigeuner S.130f., berichtet. Andreas, Sylvester, Oster- und Pfingstnacht, Georgi sind die Zeiten dafür. Am Abend der betreffenden Tage werfen sie Schuhe auf einen Wei- denbaum: nur neunmal dürfen sie werfen. Bleibt der Schuh in den Ästen hangen, so heiraten sie im nächsten Jahre. Für dieses und andere Heirats- orakel darf sich das Mädchen neun Tage lang vorher nicht waschen, darf nicht küssen oder eine Kirche betreten. Wenn die Zigeunerin wissen will, ob der Künftige alt oder jung sein werde, knetet sie einen Teig aus neun Handvoll Erde, die aus neun ver- schiedenen Stellen genommen sind, mit Wasser aus neun verschiedenen Brunnen oder Bächen und thut neun Stechapfelkerne hinein, von neun ver- schiedenen Stauden genommen. Dieser Teig wird am Öster- oder Georgi- morgen auf einen Kreuzweg gelegt. Wenn auf denselben zuerst ein Weib tritt, so bekommt das Mädchen einen Witwer oder einen alten Mann: tritt ein Mann zuerst darauf, einen jungen Gatten (Wlislocki, Volksglaube der Zigeuner 130f£.). In dem Torda-Aranyosszeker und in dem Toroezköer Bezirk in Un- garn fastet das magyarische Mädchen einen Tag vor Andreas und kniet dann an dem Abend auf ihr zusammengelegtes Sacktuch, sprieht neun Vaterunser und legt eine Männerhose, einen Kamm, ein Stück gerösteten 16 K. Weınuornn: Brotes, einen Flederwisch und ihren linken Schuh unter ihr Kopfkissen. Unter ihr Bett legt sie Salz in einem Lappen, vor das Bett stellt sie einen Teller mit Wasser, in das sie Löffel. Messer und Gabel thut. Erwacht sie um Mitternacht und bliekt bei brennender Kerze in den Spiegel, so sieht sie ihren Künftigen. Verschläft sie die Mitternacht, so wird sie ihn im Mor- gentraum erblicken (Jankö, Magyar nepe 247, vergl. meine Zeitschrift f£. Volksk. 4, 407). In Oberoesterreich gilt als Vorbedeutung naher Hochzeit, wenn das Mädchen am Johannisabend neun verschiedene Sunnwendfeuer sieht (Baum- garten, Aus der Heimat ı, 28). An keine bestimte Zeit gebunden ist ein niederoesterreichischer Brauch, der auch weitere Beziehung als auf Heirat hat. Man zählt durch neun Tage neun Sterne; kommt keine trübe Nacht dazwischen, so geht in Er- füllung, was man beim ersten Zählen gedacht hat (Hofer, Weihnachtlieder S. 6). Dazu stimmt ein wallonischer Brauch. In Nivelles beobachtet man ebenfalls an 9 Abenden 9 Sterne. Kommt ein trüber Abend dazwischen, so muls man von vorn anfangen, bis man neun heitere hinter einander gewinnt. In Lüttich ist die Neun zur Siebenzahl gewandelt. Wenn der Versuch geglückt ist, pafst das Mädchen, das ihn gemacht, auf den ersten Jungen Mann auf, der ihr die Hand reicht: das ist Er (Monseur, Folk- lore Wallon Nr. 658). Im Zusammenhang mit den germanischen Opfern, die zu Mittwinter für das Gedeihen der nächsten Sommerernte (til grödrar, Ynglingas. e. 8) gebracht wurden, stehn erhaltene deutsche Volksbräuche zur Erforschung des nächsten Feldsegens. Im Erzgebirge und im Vogtlande theilt man am Sylvesterabend in einer Schüssel, worin etwas Wasser steht, durch Stäbchen neun Fächer ab; schüttet in jedes eine andre Fruchtart und beobachtet am andern Morgen, welcher Samen am besten gequollen ist oder die meisten Luftblasen hat. Dieser wird die beste Ernte bringen (Wuttke $ 329). In Schwaben werden zwölf Mäfschen am Christabend mit verschiedenen Getreidearten, die genau ge- messen sind, gefüllt. Am andern Morgen mifst man wieder. Nach Zu- oder Abgang schliefst man auf Steigen oder Fallen der Getreidepreise, wol in den zwölf Monaten (Birlinger in der Zeitschr. f. deutsche Mythologie 4.48). In Oesterreichisch-Schlesien wird (wahrscheinlich in der Krist- oder Sylvesternacht) Korn in vier Seidelgläser gefüllt, ausgeschüttet und Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 17 wieder eingefüllt. Aus dem Mehr oder Weniger deutet man steigende oder fallende Getreidepreise in den verschiedenen Vierteljahren (A. Peter, Aus Oesterr.-Schlesien 2, 260). Andere Weissagung und Losung, worin sich die Neunzahl erhielt, möge sich anreihen. Im Vogtland glaubt man, wenn jemand am Christ-, Sylvester- oder Fastnachtabend von den neun Gerichten, die Abends aufgetragen werden müssen, Reste in einen Tischtuchzipfel thut, unter den Arm nimmt und dann an den Fensterladen des Nachbarhauses klopft, so wird das wahr werden, das er sprechen hört (Wuttke $ 341). Nach Göttinger Sage prophezeite 13552 ein Graumännlein aus den Stücken von neun Kartoffeln das Aufhören der Kartoffelkrankheit und die Nähe einer mörderischen Seuche (Schambach-Müller, Niedersächsische Sagen S. 240). . Aus Mittelsteiermark wird der Versuch, in die Welt des Todes zu blicken, leider nicht genau (Zeitschr. f. oesterr. Volkskunde 1, 243) berichtet. Wenn eine Frau erfahren will, ob im nächsten Jahre jemand aus dem Hause sterben werde, so kehrt sie (wahrscheinlich am Krist- oder Sylvesterabend) neunmal die Stube von vorn nach hinten aus und lauft (wahrscheinlich nackt) neunmal um das Haus. Beim zehnten Mal sieht sie durch das Fenster in das Zimmer, ob ein Sarg darin steht. Das ist das Vorzeichen eines Sterbefalls. Weit verbreitet ist der Glaube, dafs die Thiere in der Kristnacht pro- phetisch sprechen und das Verständnis davon zu erlangen, den Menschen möglich sei. Nach dem Glauben der kärntischen Winden gelingt es dem, der Stiefel mit neun Sohlen trägt und in den Stiefeln auf Farnsamen steht (Meine Zeitschrift 4, 155). An diese Arten der Weissagung und des Einblieks in die Zukunft, in denen die Zahl Neun ihre Wirkung bewährt, schliefsen wir den eigent- lichen Zauber, bei dem unsre Zahl hilft. Sie verleiht besondere Kräfte, schützt gegen böse Geister und wehrt die Krankheiten ab, die auch bei uns als Angriffe böser Geister galten. Nach Wernigeroder Hexenacten aus dem 16. und 17. Jahrhundert brauchten die Hexen immer neun Kräuter zu den Zaubermitteln (Zeitschr. des Harzvereins 4, 298). Philos. - histor. Abh. 1897. II. 3 18 K. Weısnorn: Wenn ein Bursche die Liebe eines Mädchens gewinnen will, nimmt er neun Stengel der Zaunrübe (Bryonia alba), näht sie heimlich in die Kleider der Geliebten und dieselbe wird ihn von Stund ab wiederlieben (A. Peter, Aus Oesterr.-Schlesien 2, 212). Ein englisches Liebesrecept giebt an: das Mädchen, das einen unge- treuen Liebhaber zu sich zaubern will, borge sich ein Federmesser und steehe, bevor es zu Bett geht, in das Schulterblatt eines Schafes an ver- schiedenen Stellen. Das mufs neun Nächte hinter einander geschehen! und dabei gesprochen werden: "T is not this bone I mean to stick, But my lovers heart I mean to prick. Wishing him neither rest not sleep. Till he comes to me to speak. Nach neun Tagen wird er kommen und um etwas bitten, das er auf die Wunden legen könne, die ihm beigebracht wurden (Hartland, the Legend of Perseus II, 102). Wer einen dreijährigen Hahn über einem neuen Topfe durchsticht und ihn dann neun (oder drei) Tage lang in einen Ameisenhaufen vergräbt, findet in seinem Kopfe einen weilsen Stein. Wer diesen bei sich trägt, dem kann niemand etwas versagen (Albertus Magnusbüchlein 2, 10. 51). Die Buben am Lechrain, die im Raufen gern Herr wären, suchen in Besitz von neun Otterzungen zu kommen, die sie aber den lebenden 'Thieren ausreilsen müssen. Dazu gehört Schneid und der Teufel sucht es obendrein zu hindern. Ohne die Finger eines ungebornen Kindes oder auch ohne einen Wetterstein kann es keiner zu den neun Zungen bringen (v. Leo- preehting, Aus dem Lechrain 8.78). Ein besonderes Kraftstück führte der im Oberennsthal berüchtigte Zau- berer, der Jager Peterl, aus, als er einen Halbstartin Wein den Hexen in der Walpurgisnacht mit 99 Par vorgespannten Katzen auf das 2236 Meter hohe Gumpeneck hinaufführte (Meine Zeitschrift 5, 410). Unsichtbar zu werden hilft bekantlich der Farnsamen. Nach ober- steirischer Anweisung mufs man in drei Nächten der Zwölften mit einem Kreuz von Elsberbaum (Kornelkirsche) in einen Zauberkreis treten. Man mufs dazu neun Kelchtücher haben (Tücher, womit der Mefskelch bedeckt ! Neunmalige Wiederholung der Defixionsformel bei griechischem Liebeszauber: Ber- liner Wochenschrift f. klass. Philol. 1891. S. ro. Er Die muystische Neunzahl bei den Deutschen. 19 wird); denn wenn der Teufel den Farnsamen bringt, fällt derselbe durch acht Tücher durch und bleibt erst im neunten hangen (Weinhold, Weih- nachtspiele S.29. Wolf, Zeitschr. f. deutsche Mythol. 2, 30). Das Wolfsturner Hausbuch aus dem 15. Jahrhundert enthält ein anderes Mittel, »unsichtig« zu werden. Man gehe zu einem Ameisenhaufen, der neun Gänge hat, und zünde denselben an. In der Asche wird man einen Stein finden, der die Unsichtbarkeit verleiht (Meine Zeitschrift ı, 324). Für Räuber und Diebe galt als Mittel unsichtbar zu werden der Ge- nuls von neun Herzen ungeborner männlicher Kinder (v. Tettau und Temme, Volkssagen Ostpreufsens. Littauens und Westpreufsens S. 266). Nach demselben scheuslichen Aberglauben, der die Ermordung vieler schwangerer Frauen verschuldet hat, gelangte man durch das gleiche Mittel zur Fähigkeit, wie ein Vogel fliegen zu können (Lammert, Volksmedizin in Bayern S. 84). Um Diebe zu zwingen, das Gestohlene wieder zu bringen, stellte man in Mecklenburg an drei Abenden gegen Mitternacht drei neue Teller auf den Herd, je mit Brot, mit Salz, mit Schmalz gefüllt, legte Blechdeckel darüber und glühende Kolen darauf. Neunmal sprach man leise einen Segen darüber. Wenn der Dieb nicht schon über schiffbares Wasser war, wurde er dadurch gezwungen, indem ihn brennende Schmerzen trieben, den Diebstahl zurückzubringen (Bartsch, Sagen und Gebräuche aus Meck- lenburg 2, Nr. 1623). Beim Dreschen in Büchersreut in der Oberpfalz fing einmal die Hälfte des ausgedroschenen Weizen zu laufen an. Der herbeigerufene Pfarrer be- segnete den Körnerhaufen und liefs einen Knecht mit einer Kranewit(Wach- holder)gerte drauf schlagen. Beim neunten Hiebe kam ein Bauer aus Ilsen- hach mit neun blutigen Striemen im Gesicht gelaufen und bat abzulassen, er wolle es nimmer thun (Schönwerth, Aus der Oberpfalz 1,437). Wer bestohlen wird, der nehme die schwarze oder schwere Fast ge- gen den Dieb auf sich. Er nehme nämlich eine schwarze Henne und esse an neun Freitagen samt der Henne nichts. Der Dieb wird dann entweder das Gestohlene zurückbringen, oder sterben (Haltrich-Wolff, Zur Volks- kunde der Siebenbürger Sachsen S. 292). Nach wendischem Glauben kann man Schätze heben oder wenigstens einen Weehselthaler gewinnen, wenn es gelingt. eine lebendige ganz schwarze Katze, die man mit 99 Knoten in den Fäden in neun "Tücher eingenäht 2% oO 20 K. WeınHorp: hat, in der Christnacht in der Kirche als Hasen zu verkaufen an einen, der darauf wartet, dem man aber verfällt, wenn es nicht gelingt, schnell unter eine Dachtraufe zu entkommen (v. Schulenburg, Wendische Volks- sagen S. 202). Soll sich einer von den Soldaten freilosen, so mufs man ihm still- schweigend und ohne dafs er davon weils, eine Scehote mit neun Erbsen in den rechten Rockärmel stecken (Bartsch 2, 350). Will ein Hirte sein Vieh auf der Weide zusammenhalten, so stecke er einen Stock mit neun Krümmungen in die Erde (Wuttke $ 684). In einem unvollständigen Segen zum Zusammenhalten des Viehs (J. W. Wolf, Beiträge 1, 259) heifst es: da macht er einen Ring um mein Vieh, und der Ring ist beschlossen mit 77 Schlössern '. Ein Messer mit den Zeichen von neun Kreuzen und Monden, ein so- genantes Pinzgermesser, bringt verlaufene Thiere zurück (Baumgarten, Aus der Heimat 1, 31. Alpenburg, Mythen und Sagen Tirols, S. 365, über die Pinzgermesser). Wenn die Zaubermittel, die wir hier aufführten, wesentlich offensiver, angreifender Natur waren, so lassen wir nun andere folgen, welche den Zauber und die Zauberer abwehren. Gegen die Wiehte und die neun gefallenen Geister (wid nygon wuldor- geflogenum), gegen die neun Gifte und die neun anfliegenden Krankheiten schützen die neun Kräuter, die der altenglische Neunkräutersegen (Grein- Wüleker, Bibliothek der angelsächsischen Poesie I, 320 f.”) in ihren Wir- kungen schildert: Mucegwyrt (Beifuls), wegbräde (Wegebreite), stune oder lombes cerse (Pfennigkraut; thapsi arvense), attorläde, maegde (Kamille), wergulu oder nätala, äppele, fille (Kerbel) und fimle (Fenchel). In diesem Zaubersange (galdor) heifst es auch von Woden, dafs er mit neun heiligen Zweigen (wuldortänas) die Natter schlug, dafs sie in neun Stücke brach. Im Grindelwalder Thale im Berner Oberlande tragen die Leute die Wurzelknolle eines Lauchs (allium vietorale), Nünhemmerle genant, weil sie neun Häute hat, gegen Hexen, sowie gegen Krämpfe und Zahnweh in der Tasche bei sich (Vernaleken, Alpensagen 8.418). ! Das Wunderschwert Laevateinn, das Loptr (Loki) schmiedete, mit dem der die Götter bewachende Hahn Widofnir allein getötet werden kann, liegt hinter neun Schlössern (njardlä- sar nıu) in eiserner Kiste (Fiolsvinnsm. 26). 2 ? Vergl. Hoops, über die altenglischen Pflanzennamen 56 ff. (Freiburg i. Br. 1389). U Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 21 Das Vieh gegen Verrufung zu schützen, ist gut ihm neunerlei Kräuter zu geben, die auf neun Scheiden (Rainen) gesammelt sind (Knoop, Sagen aus Hinterpommern 8.171). Wenn eine Vogtländer Wöchnerin zum ersten Male nach der Entbindung in den Keller geht, mufs sie zum Schutz gegen die Kobolde die Kräuter Dosten und Dorant oder neunerlei Band bei sich tragen (Wuttke $ 576). Gegen Milchzauber wird in Thüringen mit neunerlei Holz geräuchert (Witzschel, Sagen aus Thüringen 2, 271). In Mecklenburg wird, wenn dem Vieh »wat andön is« Holz von negen Sülln (neun Thürschwellen) ge- nommen, angezündet und damit der Stall geräuchert (Bartsch 2, Nr. 673). Die Chemnitzer Rockenphilosophie (1706) nennt als verbreitetes Mittel ge- gen Beschreiung die Räucherung der beschrienen Personen mit neunerlei Holz (’e33). Aus einer mährischen Judengemeinde (Schaffa im Znaimer Bezirk) wird folgendes Mittel gegen Beschreiung berichtet (Zeitschr. f. oesterreich. Volks- kunde 2, 318), das kein jüdisches ist, weil die unsemitische 9 darin wirkt. Man legt ein Bündel von neun Tüchern um den Hals oder man bindet neun Tücher um den Kopf, nachdem sie mit neun Kräutern geräuchert wurden. Um zu erfahren, ob jemand beschrien ist, zähle man 9 (oder 7) Kolen rückwärts (d. i. von 9 bis ı hinab) und thue sie in ein Glas voll Wasser. Gehn die Kolen unter, so ist er beschrien. Dasselbe Mittel mit den neun Kohlen wird im Böhmerwald angewandt, um zu erfahren, ob Jemand »verneidet« ist (Meine Zeitschr. 1, 312). In Thüringen wird still- schweigend neunerlei Holz gesammelt und um Mitternacht in das Bade- wasser des kranken Kindes gethan. Geht auch nur ein Holzstückchen unter, so ist dem Kinde etwas »angethan«. Gegen Berufung "eines Kindes ist ein siebenbürgisch -sächsisches Mittel, 9 glühende Kolen in einem Becher Wasser zu löschen. Jedesmal, wenn man eine Kole hinein thut, legt man die Hand darüber und macht unter Anrufung der h. Dreifaltigkeit ein Kreuz darüber. Mit diesem Wasser wird das Kind gewaschen: auch giebt man ihm davon zu trinken. Das übrige Wasser wird an die Thürangeln gegossen und nicht aus dem Hause hinaus geschüttet (J. Hillner, Volksthüml. Glaube und Brauch bei Geburt und Taufe in Siebenbürgen. Schäßburg 1877. 8.22). Verwandt ist der böhmische Brauch gegen Beschreiung, 9 Stückchen 3rot und 9 Kolen in ein Glas Wasser zu thun und das Wasser übers 22 K. Weınmorp: Kreuz (d. i. an vier Stellen des Glases) zu trinken. Der Rest wird an die Thürangeln geschüttet (Wuttke $ 413). (regen Bezauberung des Gewehrs hilft, die Gliederknoten von neun Strohhalmen, auf denen eine Sau mit ihren Jungen gelegen hat, in den Schaft zwischen die zwei Hafte zu legen (Albertus Magnusbüchlein ı, 22). “in Weinfuhrmann in Tirol sah plötzlich eins seiner Fässer rinnen. Da nahm er ein Beil und schlug die neunte Radspeiche' durch. Damit zerschlug er das Bein der Hexe, die ihm den Wein abzapfte (Zingerle, Sagen aus Tirol, 2. A. Nr. 719). Wenn die Windsbraut den zum Dörren ausgelegten Har (Flachs) an- greift. so schützt man ihn durch Festigung mit drei oder neun Haselzweigen (oder auch dureh Burzelbäume, die man darüber schielst. Baumgarten, Aus der Heimat 1, 40.) Zur Vergleichung seien einige zigeunerische Abwehrmittel gegen Hexen angeführt. Die Zigeuner in Südungarn, Bosnien und Serbien suchen Hare, Nagel- sehnitzel, irgend etwas von der Kleidung der Hexe zu bekommen und werfen das in ein Feuer auf einem Kreuzwege. Sie springen neunmal darüber, indem sie den Namen der verdächtigen Person rufen und in die Flamme spucken und pissen (Wlislocki. Volksgl. der Zigeuner 112). Ein Hexenbann der Zigeuner in der Bukowina lautet: »g Jahre sollst du bleiben wo du bist und dann verfaule! 9 Jahre sollst du dürsten, 9 Jahre sollst du hungern, 9 Jahre sollst du nicht schlafen, 9 Jahre nicht der Liebe geniefsen, wenn du böses Weib in unsre Nähe kommst«. Diese Worte werden auf einen Zettel geschrieben, um einen Schlehdornzweig gewiekelt und unter der Hausschwelle der Hexe vergraben (Wlislocki ehd. 120). Bei dem überall sich äufsernden Glauben an die Einwirkung böser Geister oder zauberkundiger Leute muls es wiehtig sein, dieselben zu erkennen. Deshalb bietet der deutsche Aberglaube Mittel dafür, und auch darin erscheint die Zahl Neun. Verbreitet ist die Meinung, man könne die Weiber, die Truden oder Hexen sind, erkennen, wenn man in der Christnacht in der Kirche während les Gottesdienstes auf einen Schemmel knie, der aus neunerlei Holz ge- ! Das neunspeichige Rad: dat neghen-spakede veel (niughen -spetzie fial) richtet nach der Emsigoer (und Hunsigoer) Küre den Kirchenräuber, Richthofen, Fries. Reehtsquellen 30. u Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 23 macht ist (v. Leoprechting, Lechrain 13). Als die neun Holzarten werden in der Oberpfalz (Waldmünchen) genant: Eichen, Buchen, Linden, Ahorn, Birke, Haselstaude. Fichte, Föhre, Kranewit (Wachholder) (Schönwerth 3,174). In Niederoesterreich ist die Zeit der Erkennung auf die Wandelung beschränkt: der Schemmel mufs am Johannistag vor Sonnenaufgang aus neun Laubhölzern gefertigt werden (Hofer, Weihnachtlieder S.6). In Ober- steiermark werden dagegen neun Nadelholzarten verlangt; nur während des Opfergangs in der Christmette sind die Hexen zu erkennen (Reiterer in meiner Zeitschrift 5, 409). In der mittleren Steiermark soll der Schemmel in der Thomasnacht gemacht werden. Man erkennt die Hexen hier daran, dafs sie dem Altar abgekehrt in den Kirchbänken stehn (Zeitschr. f. oesterr. Volksk. 1, 247). In Tirol kommen die Hexen zur hintern Kirchthür herein und setzen sich mit dem Rücken gegen den Altar auf das Speisegatter (die Kommunionbank), ohne dafs es die andern merken aufser dem Späher auf dem Schemmel von neunerlei Holz (Zingerle, Sitten und Meinungen Nr.900). Im Oetzthal ist das neunerlei Holz vergessen, Ja sogar ein Schemmel von gleichem Holz gefordert. Durch das Loch in dem Sitzbret erkennt man, welche Weiber Hexen sind (Ebd. Nr. 282). In Niederösterreich ob dem Wiener Wald will man die Truden daran erkennen, dafs sie in der Kirche Melkkübel auf dem Kopf tragen, andern als dem Späher unkennbar, dem aber zu raten ist, eilig ins nächste Haus zu flüchten, weil er sonst zerrissen würde. Auch die Bergmanderln (Zwerge), die zur Christmette kommen, kann man von solchem Schemmel wahrnehmen. Dieser Aberglaube ist auch in Schwaben, Franken, Schlesien, Pfalz, Elsals, Westfalen zu finden. Nicht immer ist das neunerlei Holz im Ge- dächtnis geblieben; in Oesterreich ist hier und da sieben statt der neun eingedrungen; auch andre Mittel treten an die Stelle. So in Böhmen ein neunmal geweihter Pimpernufszweig (staphylea), mit dem man die Pferde- füfse der Hexen sieht (Wuttke $ 373. 374. Schlesische Provinzialblätter 1873. 48.4238). In Franken heifst es, man könne die Leute, die Alpe sind, erkennen, wenn man in der Kirche um Mitternacht (wol in der Christmette) neunerlei Holz scehnitze (Wuttke $ 378). Auch hier ist der Brauch halb vergessen, aber doch deutlich genug die Fertigung des Schemmels noch angedeutet, der den Einblick in die übersinnliche Welt vermittelt. Er erinnert an den nordgermanischen Seidhjallr, das Zaubergerät der Seidmänner und 24 K. Weınmon: Weiber!. Eine weitgehnde Verwendung des Schemmels aus neunerlei Holz kennt man noch in der mittleren Steiermark. Auf einem solehen Schemmel (13 erlei Holz wird hier dazu genommen) kann man an den heiligen Abenden und auf Kreuzwegen alle bösen Geister bannen, in die Zukunft schauen, Schätze und anderes Gewünschte gewinnen. Der Schemmel ist dreibeinig; zu den Holzarten gehören Birke, Sevenbaum, Buchs, Erle, Trauerweide. Jede Holzart darf nur an einem Tage für sich genommen werden. Es wird 13 Tage lang daran gearbeitet und alles mufs stillschweigend ge- sehehen. Vor dem Gebrauche des Schemmels mufs ein Kind einen Tag lang mit dem Stühlchen spielen (Zeitschr. f. oesterr. Volkskunde 1, 245). Herbeiloecken kann man die Hexen nach dem Glauben um die hohe Salve in Tirol durch ein Feuer aus Holz von neunerlei Bäumen, die weilse Beren tragen. Ich behandele nun die abergläubischen Meinungen und Bräuche, die als medieinische bezeichnet werden müssen und in denen der Zahl Neun oder einer ihrer Vervielfachungen wichtiger Einfluls gegeben ist. Die Verschiedenheit der körperlichen Leiden führte zur Vorstellung einer bestimmten Zahl von Krankheitspersonifiecationen oder Krankheits- geistern,. ganz wie wir das von den Naturvölkern wissen (M. Bartels, Die Medizin der Naturvölker S. 11 ff.). Um zu erfahren, wieviel »Suchten« den Menschen befallen haben, soll man nach Meeklenburger Recept in ein Gefäfs. worin man Freitag Abends sein Wasser gelassen hat. vor Schlafengehn Zweige von neun Fruchtbäu- men oder Sträuchern werfen. von Pflaumen, Kirschen, Äpfel, Birnen, Flie- der (sambucus). Johannisbere, Stachelbere, Himbere und Brombere, an de- nen Blatt- und Fruchtknoten sind. Die Zweige, die Morgens oben schwim- men, zeigen die Zahl der Suchten an. Man nehme diese Zweige und hänge sie in den Schornstein oder in den Sehwibbogen, dafs sie verdorren (Bartsch 2.116, Nr. 453. 455). Neun Zweige werden gefordert, weil es neun Suchten giebt. Als Holzarten werden auch Äpfel, Birnen, Flieder, Hollunder, Stachel- ber, Johannisber, Hainbuche, Pappel und wilde Rose genannt (Am Urquell ! Konr. Maurer, Bekehrung des norweg. Stammes 2,136. Finnur Jönsson, om Saldra seid seidmenn og völur S. 17. ID en Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 3.237), statt des Harns auch gewöhnliches Wasser. Stehn die Stäbchen am Morgen aufrecht im Wasser, so sind die Suchten halb gebrochen (Bartsch 2; Nr.4:55). Neun verschwisterte Fiebergeister denkt sich der russische Volksglaube in einer Erdhöle angekettet. Wenn sie sich losreilsen, fallen sie über die Menschen her (Grimm, D. Mythol. 2,1107). Auch die Zigeuner, beson- ders die serbischen und türkischen, glauben an neun Krankheitsdämonen, die sich mit einander vermischen und unzählige Krankheiten erzeugen (Wlis- locki, Volksglaube der Zigeuner S. 19 f.). In einem altsächsischen Segen gegen die stechenden Schmerzen, die inneren Würmern zugeschrieben wurden, wird der alte nesso mit seinen neun Jungen beschworen, der nesso mid nigun nessiklinon (Müllenhoff- Seherer, Denkmäler IV. 5). Als Führerin von Krankheiten (nagedo ste- chedo erampho tropho gegihte)' erscheint die nessia in einem in mehreren süddeutschen Handschriften des 12. und 13. Jahrhunderts überlieferten Se- gen (Germ. 18, 46. 234. Z. f. d. A. 17, 560. 22, 246). In Dänemark kennt das Volk neun Arten von Rhachitis (skerfva), in Schweden drei (meine Zeitschrift 7,53). Nach einem finnischen Zauber- liede gebar Launawatar neun Knaben, verderbliche Krankheiten (Grimm, Mythol. 2°, 1113). Die gewaltige Vermehrung der Krankheiten bezeugen auch neuere deut- sche Segen: die 9 werden zu 99°, namentlich nach Mecklenburger Bespre- chungsformeln. Gegen 99 Fieber wenden sich die Segen bei Bartsch (Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg) 2, Nr. 1843-45. 1848. 1853; gegen die 99 Gichten Nr. 1880. 1894, ebenso ein Schleswigholstei- nischer bei Müllenhoff (Sagen — aus dem Herzogth. Schlesw.-Holst. u. Lauenburg S. 513, Nr. 17). wo sogar noch 100 zugefügt werden. In Böh- men gilt der Wegerich (plantago offic.) als vortrefliches Fiebermittel, weil er 99 Würzelehen hat, deren jedes ein Fieber vertreibt (Wuttke $135). Auch ein Fieberpulver aus 99 Blättern, die von 99 Weiden genommen sind, weist auf 99 Fieber (Wuttke $ 529). ! Die Neunzahl ist hier zerstört und wie es scheint auf die kirchliche Siebenzahl ge- bracht; in dem herdo der Admonter Formel (Germ. 18, 234) mag der sechste aus der Nesse- brut stecken. ® Kägi, Die Neunzahl bei den Östariern (S.ı9 oder 68), hat aus einem Zauberspruche des Rigveda 99 giftzerstörende Pflanzen nachgewiesen. Philos. - histor. Abh. 1897. II. 4 26 K. WEINImoLD: Ein ganzes Heilverfahren ist aus Hagenow in Mecklenburg überliefert (Bartsch 2. Nr. 457). Der Kranke wird bei abnehmendem Monde auf fruchttragende Erde gelegt, beide Arme ausgestreckt gleich dem Gekreuzigten. Dann geht einer neunmal um ihn herum, unter Hersagung eines geheimen Spruches, worin 99 Suchten genannt werden. Jedesmal, wenn er am Kopf und an einem der Arme und Fülse vorbeikommt, steckt er einige Getreide- körner in die Erde. Alles geschieht in gröfster Stille. In diesem merk- würdigen Brauche erscheint noch deutlich das den Erdgöttern gebrachte Sühnopfer. Neben die 99 drängt sich die 77. Im einem lauenburgischen Segen stehn 99 und 77 Gichten neben einander (Wuttke $ 229), ebenso in Fieber- segen aus der Grafschaft Ruppin 99 und 77 Fieber (Meine Zeitschrift 7, 69). Die 77 drängen die heidnischen 99 in den nord- und süddeutschen Segen zurück, und überwiegend begegnen wir den 77 Fiebern, Fraisen, Gichten, Zahnrosen, Geschwülsten. Würmen und Kaltwehen'. Wir sammeln nun, auf welche Art die Neunzahl bei den Heilver- suchen, die sämtlich auf rituellem Grunde stehn, in Anwendung kommt. Zunächst die stoflichen Mittel. An die Spitze gehören die Kräuter, diese Gaben der Erdgeister an die Menschen. Von ihrer Verwendung bei Weissagung und der Abwehr böser Mächte sprachen wir schon. Sollen die an sich heilsamen Pflanzen die rechten Wirkungen thun, so müssen sie unter besonderen Bedingungen gesammelt werden: zu heiligen Zeiten, vor Sonnenaufgang oder nach Sonnen- untergang (seltener in der Mittagsstunde), in heiliger Zahl, stillschweigend und nackt’. Der römische Brauch, wie er sich aus Angaben in der historia naturalis des Plinius ergiebt (J. Grimm, D. Mythol. 2, ı 146ff.) stimmt dazu und enthält manches, das uns aus den Berichten über dem deutschen bis jetzt entgeht. Besonders die Sonnenwende im Juni, wenn die Pflanzenwelt in der schönsten Entwiekelung steht, galt und gilt als beste Zeit des Einsammelns. In der Umgebung des Zobtenbergs in Schlesien, des alten Silingerberges ' A. Kuhn in s. Zeitschr. für vergl. Sprachforschung XIII, 128—135, wo auch Beispiele von 70 und 72 gegeben sind. In dem in Südwestdeutschland verbreiteten Albertus Magnus- büchlein herrschen 77 und 72. 2 Dals die Nacktheit ursprünglich auch hierfür gefordert war, beweisen die in meiner Abhandlung zur Geschichte des heidnischen Ritus (Berl. 1896) S. 46. gegebenen Beispiele. m Die mustische Neunzahl bei den Deutschen. 27 (Mons Zlenz). sammelt man am Johannisabend neunerlei Kräuter, auch Zweige von Obstbäumen und Haselsträuchern, die durch die heilige Zeit besondere Kräfte erhalten. In der Mittagsstunde des Johannistages wird vornem- lich Kümmel gesammelt als ausgezeichnetes Mittel gegen Gicht und Flüsse (Schles. Provinzialbll. 1873. S. 238). Früher pflegte man auch in Schlesien zu Johannis den Samen von neun Kräutern in einen Topf zu säen. Was davon aufging, war gut gegen das Fieber (Schroller, Schlesien 3, 280). Über die neun Kräuter als Opferspeise oder auch als hilfreieh zur Zukunfterforsehung am Johannistage haben wir früher (S. 10 ff.) Mittheilung gemacht. Aus Mecklenburger Hexenacten des 16. Jahrhunderts erkennt man, dafs die armen Opfer des Wahnes ihrer Zeit oft nur heilkundige Weiber waren, die ihre Kuren mit Kräutern, Bädern und Segensprüchen vornahmen. Nach der vergleichenden Zusammenstellung der Bekenntnisse war das Ver- fahren so, dafs sie zu dem Heilbade Wasser gegen den Strom in aller Teufel Namen schöpften, dasselbe durch ein Feuer aus neunerlei Holz (Eichen, Buchen, Ellern. Quitzen d.i. Ebereschen, Alhorn (Öhlkirsche, Elxenbauın) und mehreren Dornarten) erhitzten. neunerlei Kräuter hineinthaten und ihre Segen dazu sprachen. Als die neun Kräuter werden genannt: Wermut, Pappel (Malve), Un- vertreten (Polygonum), Mater (Matricaria parthen.). Adermonig (Agrimonia), Glatter Heinrich. Spieknarde, Eberraute (Artemisia abrotanum), Neunkraft (Tussilago). Oder: Mater, Wermut, Balsam, Polei, Beifuls, Raute, Johannis- kraut (Hypericum). Eferich. Kattenstart (equisetum). Oder: Kamille, Huder (Hedera). Polei, Efermonie, Ribort (Ribbewort, plantago), Lumeke, Born- kresse, Lübbestock (evistieum), Löwenholt. Oder: Witten Munte, Zesenbram oder Krusenbalsam, Feldkümmel, Unstedenkrut, Polei, Göldeke (calendula), Kreuzraute, Huder oder Blutbrekekrut. Sma. Oder: Unfletkrut, Austinek- krut, Mater, Hundeblume (Anthemis cotula). Bitterling. Kamille, Fenchel, Pferdemünze, Aklei (Bartsch 2,8. ı1. 13. 16-18). In das heifse Badewasser warfen die Weiber zuweilen neun Steine, die sie von drei Feldscheiden geholt hatten. Soviel deren dabei zischten, so »menege Undererdesche« kamen von dem Kranken. Zu den Heilbädern wurde auch Wasser aus neun verschiedenen Quellen oder Brunnen genommen. So in Böhmen als Mittel gegen Abzehrung der Kinder. Ein Knabe wurde mit einem Hunde, ein Mädchen mit einer Katze 4 28 K. WEINHoLD: gebadet: die Abzehrung ging dann auf das Thier über (Wuttke $ 486). Statt der Kräuter kommen auch frische Zweige von neun Baumarten in das Badewasser. Die Bäume verdorren, wenn die Krankheit vergeht; bleiben aber im andern Falle grün. Auch hier also Übertragung (Bartsch a.a. 0. 2,9). In der Gegend um den Zobten und Geiersberg in Schlesien wird ein Gebräu aus neun Kräutern und neunerlei Zweigen gemacht und bei abnehmendem Monde um Mitternacht stillschweigend vergraben. Hilft gegen angehexte Krankheiten (Urquell. N. F. I, 20). Die mystische Wirkung von Tränken, die aus Stoffen in heiliger Zahl zusammengesetzt waren und in entsprechender Zahl der Züge oder Schlucke genommen wurden, ist von andern Völkern her bekannt. so von den Römern der aus neun Stoffen bereitete Trank Dodra (Wölfflin Archiv IX, 341) und die drei, neun, siebenundzwanzig Züge (Wölfflin, a. a. 0. 336 ff.); aus dem Vendidad die zur Reinigungsceremonie einer Wöchnerin gehörenden drei, sechs oder neun Schlucke eines besonderen Trankes (Kaegi, Neunzahl 16 oder 65). Das altenglische Laeceböe (Coquayne, Leechdoms. Wordeunning and Starcraft. II), das freilich den priesterlichen Eintluls überall zeigt, bietet manche hergehörige Mittel. Heilsam gegen Schlagflufs ist nach ihm (III, 47. Coquayne II, 338) ein Sud aus neun Kräutern und sechs Baumrinden. (Gegen Besessenheit hilft ein Trank aus zwölf Kräutern, über die sieben Messen gesungen wurden, und der aus einer Kirchenklingel getrunken wird (1,63). Ebendort (I, 39) wird gegen Epilepsie ein Trank empfohlen aus neun Kräutern, die über Weihwasser und Ale (ealod) abgezogen sind. Der Trank mufs in der Messe gesegnet sein und an neun Morgen genossen werden. Ein andres Recept verordnet als Form des Nehmens nigon supan (neun Schluck) an drei Morgen hinter einander. Im wallonischen Flandern gilt als Mittel gegen den Schlucken neun Schluck hinter einander zu trinken (boire neuf coups de suite. Questionnaire de Folklore Nr. 498). Als heilsamer Trank wird in dem altenglischen Läcnunga b. IV ver- ordnet: der Kranke soll zehn! Pflanzen vor Beginn des Sommers in drei Nächten, ohne Eisen zu brauchen, ausgraben und einen Trank daraus be- reiten, die folgende Nacht wachen und drei Trünke nehmen, den ersten, ! Die Wandelung der Neun in Zehn komt durch die Kirche oft vor, Wölfflin, Ar- chiv IX, 341. ’& [09] Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. ) wenn der Hahn kräht. den zweiten. wenn sich Tag und Nacht scheiden, den dritten bei Sonnenaufgang. Ratherius von Verona (974) erzählt in seinen Praeloquiis (Lib. I, ed. Ballerini S. 31) zweifelnd die Geschichte ‘der Heilung eines Epileptischen dureh einen Öltrank, in den die Blüten eines Pfirsichbaums gethan waren, unter dem das Öl im Glasgefäfs ein Jahrlang, von April zu April, ver- graben worden war. Der Baum verdorrte dann, das Gefäfs aber wurde heimlich unter einem Altar versteckt und dort gelassen, bis neun Messen darüber gelesen waren. Bei einem Anfall mufste der Kranke neun Schluck von dem Öl nehmen, während das Vaterunser gebetet ward. Dem Libera nos a malo fügte der Betende hinzu: libera deus istum hominem a gutta cadiva. Dann mulste der Kranke neun Tage hinter einander die Messe hören, ungesäuertes Brot und Fastenspeise genielsen und darauf sei die Heilung eingetreten. Das Albertus Magnusbüchlein (2, 23) nennt neun Pflanzen, mit denen ein heilsamer Kräuterwein bereitet werden könne: Rofshufen (Tussilago), Felsennägelein, Steinblümlein, Hahnenfuls. Ehrenpreis, Raute, Salbei, Spitz- wegerich,, Lungenkraut. Nach Zigeunerbrauch mufs der mit Eiterbeulen Behaftete aus «drei Quellen oder Bächen trinken und neunerlei Holz ins Feuer werfen (Wlis- locki, Aberglaube der Zigeuner S. 60 f.). Auch entsühnende und daher heilende Speiseceremonien weisen die Zahl neun auf. Schwedischer Aberglaube schreibt folgendes vor: Wenn eine Schwan- gere von dem aus Trogscharre (dem im Baektroge zusammengescharrten Teigreste) gemachten Brote ifst, bekommt ihr Kind die Brotrhachitis (kak- skäfver). Da mufs sie Mehl von neun Orten betteln, einen Teig daraus machen, um ein Fafs legen und durch das so entstehnde runde Gebäck ihr Kind dreimal hindurchziehen (Wigström, Folkdigtning 2,276. Göte- borg 1881). Hier ist das bekante Durchziehen Kranker dureh einen Spalt oder eine Hölung mit dem Backopfer verbunden. In Böhmen bettelt man sich aus neun Häusern Mehl, bäckt einen Kuchen daraus und legt ihn auf einen Kreuzweg (als Opfer der Unterirdi- schen). Probatum est gegen Abmagerung (Wuttke $ 545). Im ostpreufsischen Kreise Salfeld braucht man gegen das Fieber fol- c gendes Mittel. das auf ein Jahr seine Kraft behält: Man macht aus neun 30 K. WEımworp: starken Schmelenstängeln einen sogenanten Weihnachtbaum, indem man dieselben in Teig steckt: einen in die Mitte, acht ringsum. Auf die Spitzen der Schmelen thut man runde Teigklümpehen, wie Äpfelehen, und bäckt das ganze. Die Klümpehen behalten auf ein Jahr Kraft gegen das Fieber (E. Lemke, Volksthüml. in Ostpreufsen 1. 2). In einer Handschrift des 10./1 1. Jahrhunderts in der Kathedralbiblio- thek von Worcester findet sieh ein lateinischer Fiebersegen. Man schreibe den Namen Jesus Christus auf neun Oblaten und spreche neun Paternoster darüber. Jeden Tag soll der Kranke drei Oblaten essen, während ein an- gegebener Segen dazu gesprochen wird (J. Zupitza im Archiv f. neuere Sprachen 84, 324). Trockene Kräuterpulver als Heilmittel kommen selten vor. Ein mecklenburgisches Recept empfiehlt gegen Hämorrhoidalknoten ein trocknes Pulver aus 99 Kräutern. wie sie hier zu Lande wachsen (Bartseh2,1rt). Ein mährisches Fiebermittel sind 9 pulverisirte Espenblätter, die von neun Bäumen genommen wurden (Wuttke $ 529). Dafs der Rauch heiliger Feuer sühnende, Böses abwehrende, aber auch heilende Kraft hat, ist bekant. auch manches davon schon oben (S. 12.13.21) angeführt worden. Uralt bei den Deutschen ist das Notfeuer, das auf der fränkischen Synode von 743 als »sacrilegi ignes quos niedfyr (nodfyr) vocant« verboten ward' und bis in neuste Zeit landschaftlich im Brauche gewesen ist. Wenn eine Seuche Thiere oder Menschen heimsuchte, so ward alles Feuer im Orte gelescht, gleich wie auf Lemnos bei dem grofsen Feste, wo auf neun Tage alles Feuer erlosch, bis ein Schiff neues Feuer von Delos brachte. Möglich, dafs auch bei uns ursprünglich eine solehe feuerlose Zeit geboten war. Wir finden aber davon nichts erhalten; nur dafs neues Feuer entzündet und damit ein Holzstofs in Brand gesetzt ward, zu dem aus jedem Hause Scheiter gebracht wurden. Durch das Feuer trieb oder treibt man (dann alle Thiere dreimal dureh: Schweine, Rinder, Rosse, Federvieh, und auch die Menschen sprangen darüber, beräucherten mit den brennen- den Holzstücken Wiesen, Felder und Obstgärten, oder streuten die Asche ! Die oft gedruckte Stelle samt dem Indieulus superstitionum zuletzt bei G. Gröber, Zur Volkskunde aus Concilienbeschlüssen und Capitularien (1893) Nr. 27. 29. Die mustische Neunzahl bei den Deutschen. 31 auf die Äcker und in die Krippen der Ställe‘. In die Flammen wurden auch Getreidekörner und Brot geworfen. Das Feuer ward durch Reiben oder Drehen erzeugt (de igne fricato de ligno i. e. nodfyr. Indieul.). Auf der schottischen Insel Mull ward ein Rad mit neun eichenen Speichen so lange von Ost nach West gedreht, bis es sich entzündete. Auf andern schottischen Westinseln erzeugte man das tinegin (wie es scheint, schottische Übersetzung des englischen needfire) so, dafs 99 verheiratete Männer zwei grofse hölzerne Bohlen hielten und dafs neun von ihnen dieselben gegen einander rieben, bis sie brannten (J. Grimm, Myth. 574-576). Im Braunschweigischen war unter den verschiedenen Ar- ten, das Notfeuer zu erzeugen, nach dem Wolfenbüttler Recetor Reiske (Untersuchung des Notfeuers, Frankf. u. Leipz. 1696, S. 51) auch diese üb- lich. einen dieken Strick um zusammengelegtes neunerlei Holz zu drehen, bis es brannte. Auch in Schweden nahm man Äste von neun verschie- denen Bäumen oder Sträuchern dazu (Grimm 574). In Mecklenburg ist noch im 18. Jahrhundert siebenerlei Holz zur Nährung des Feuers genom- men worden (Bartsch, Sagen 2, 150). Die Handlung vollzog man ursprünglich in der Morgen- oder Abend- dämmerung und stillschweigend. Der Rauch des heiligen Feuers war das entsühnende. — Unter den weiten Begriff sympathetischer Mittel kann man wol stellen, wenn in der Grafschaft Ruppin einem Blutflüssigen neun Stachel- berdornen in die Seite gestochen werden unter Segenspruch (meine Zeitschr. 7.59), oder wenn man in Thüringen einen bösen Finger mit neun Erbsen reibt (Wuttke $ 520). Das Albertus Magnusbüchlein empfiehlt gegen Schwindsucht (Schweine) von Menschen und Thieren, an einem Freitag vor Sonnenaufgang drei Klet- tenwurzeln auszugraben, von jeder drei Rädlein zu schneiden und diese neun in ein Tuch zu nähen, das man über das schwindende Glied bindet. Nach einigen Tagen wird das Tuch abgenommen und das Mittel bis zur Heilung wiederholt. Gegen böse Augen sucht man in Östpreufsen schweigend neunerlei Kräuter, näht sie in ein ungekrimptes graues Tuch mit einem Faden Garn, ! J. Grimm, D. Mythologie 1°, 570. A. Kuhn, Herabholung des Feuers 36—48. U. Jahn, Die deutschen Opfergebräuche 26—34. R. Andree, Das Notfeuer im Braun- scehweigischen, im braunschweigischen Magazin I, Nr.ı (1895). 32 K. Weısıorn: das ein siebenjähriges Kind gesponnen, ohne einen Knoten zu machen und ohne den Faden zu vernähen; wickle das ganze in rohe Leinwand und trage es neun Tage auf dem Leibe. Schliefslich vergrabe man es dahin, wohin weder Sonne noch Mond scheint (Wuttke $495). Wer das Fieber hat, wickele nach mecklenburgischem und lauen- burgischem Aberglauben einen blauen Wollenfaden neunmal um eine Zehe des linken Fulses und trage ihn mehrere (wol neun) Tage. Dann gehe man vor Sonnenuntergang stillschweigend an einen Hollunderbusch, binde dem Stamm den Faden um und spreche: Goden Abend, Herr Fleder, Hier bringe ick min Feber, Ick bind em di an, Und geh davan Im Namen u. s. w. u.s.w. (Wuttke 8488). Wenn serbischen und kroatischen Müttern mehrere ihrer Kinder klein gestorben sind und sie die andern am Leben erhalten wollen, so nehme man von neun Frauen, die Stoja (Steh fest) heilsen, von jeder neun Woll- fäden, flechte von diesen $ı Fäden eine Schnur und wickle diese um das Kind, so wird es nicht sterben (meine Zeitschr. 1, 151). Zigeunerbrauch ist, wenn einer das ganze Jahr gesund und stark blei- ben will, dafs er in der Oster- oder Pfingstnacht einen Teig anmache und neun Zwirnfäden verschiedener Länge (Symbole von neun Krankhei- ten) hineinknete. Diesen Teig thue er samt einer lebenden Schlange oder Eidechse in ein ungebrauchtes irdenes Gefäls und werfe dasselbe samt sei- nem Inhalt in den nächsten Bach mit dem Gesicht stromabwärts und sage: Geh, geh, komm nimmer wieder! Der Wassergeist soll dieh fressen! (Wlis- locki. Aberglaube der Zigeuner 66.) Bei den Fäden, die umgebunden werden, sind die Knoten zuweilen wesentlich: verletzte oder zerrissene Glieder sollen dann symbolisch zu- sammengeknüpft werden. Hat man sich die Hand übergriffen oder den Fuls vertreten, so nimmt man in der Oberpfalz ein Sackbändchen, macht neun Knoten hinein, die ınan beim knüpfen, von 9 anfangend,, rückwärts zählt, und umbindet damit die Hand oder den Fufls (Schönwerth 3, 236). Nach schottischer Überlieferung (in R. Chambers Fireside stories) wird bei Verrenkung eines menschlichen Gliedes ein schwarzer Wollfaden mit neun Knoten um das verrenkte Bein oder den Arm gebunden und dabei ein Spruch gesprochen, der mit dem Merseburger zweiten Segen verwandt ist (Grimm, Mythol.° 1182). a u u Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 33 Nahe steht ein estnischer Spruch über ein verrenktes Pferdebein. Auch hier werden in einen schwarzen oder roten Wollfaden neun Sehlingen gemacht und der Faden um den Fufs gebunden, unter Sprechung jener Formel: Haut gegen Haut, Blut gegen Blut, Fleisch gegen Fleisch, Adern gegen Adern (A. Kuhn in seiner Zeitschr. 13, 153). Bei den Finnen werden drei Knoten in das Band geknüpft, das aus ungewaschenem Garn, aus Seide oder rotem Zwirn, und aus gefundenen Pferdeharen geflochten ist (ebd. 152). Deutlich erhielt sich der ursprüngliche Sinn des Zusammennähens in einigen lettischen Segen, die von J. Alksnis (Materialien zur lettischen Volksmedizin, in den histor. Studien aus dem Pharmakol. Institut in Dor- pat 4. 166-283) mitgetheilt wurden: Die h. Maria Gottesmutter, sitzend auf weilsem Meere, hält in der Hand eine Nadel mit weilsem Seidenfaden, näht alle Adern zusammen (Nr. 87). Hinter dem Jordantluls sind drei dichtbelaubte Linden. Jede Linde hat neun Zweige, jeder Zweig neun Jungfrauen. Sie vernähen dort, sie verstricken dort. wie unser Heiland vernäht und verstrickt die Blutadern. Blut bleibe ruhig! (Nr. 100). Hier haben wir also die Steigerung 3:9:27. In dem finnischen Epos Kalewala wird die Adernjungfrau Suonetar angerufen, die Adern und Sehnen zusammenzufügen, sie mit dem Seiden- faden in weicher Nadel zu stopfen, das Fleisch fest an die Knochen zu binden, die Fugen und Spalten mit Gold und Silber zu löten: Bein an Bein, Fleisch zum Fleische, Glied an Glied! (Kalewala, übersetzt von A. Schiefner S. 78). Gegen den Elben- oder Hexenschufs wird in Schweden mit dem Weidenbogen (pilebage) geschossen. Der pilebäge ist ein kleiner Weiden- stab, der an einem Ende gespalten ist. In den Spalt werden neun Weiden- holzstückehen (pilehanker) geklemmt und zu je dreien nach Ost, Süd und West über den von den Elben geschossenen Menschen geschnellt (Hazelius, Smaland. Afbildningar af Nord. Museet. Stoekh. 1888. Afbildn. 46. 47). Ein symbolisches Abwischen der Verzauberung ergiebt ein masurischer Brauch: Wer vom bösen Blick (urok) getroffen ist, dem fahre man mit neun verschiedenen Tüchern über das Gesicht (Töppen, Aberglaube aus Masuren 52). Philos. - histor. Abh. 1897. 11. 5 >4 K. Weıisuorn: Auf‘ Sympathie beruht der Braueh, neun lebende Inseeten in einer Umhüllung um den Hals zu hängen oder auf das leidende Glied zu legen. Mit ihrem Absterben vergeht die Krankheit. So werden in Niederoesterreich gegen die Gelbsucht neun Seitlinge (Wasserschaben) in einem Leinwand- lappen auf den Rücken gehängt (Leeb, Sagen Niederösterreichs Nr. 30); im wallonischen Flandern neun Kellerasseln (c/oportes) in ungebrauchter Leinwand auf die Brust oder um das Handgelenk eines an Abzehrung leidenden Kindes gelegt (Monseur, Folklore Wallon Nr. 515). In den aufgeführten Heilmitteln diente eine Verneunfachung des Stoffes zur Steigerung der magischen Wirkung. Aber auch die Vielfältig- keit des Spruchs oder der rituellen Handlung wirkt mit gleicher Kraft. Neun Fimbulliöd lernt Odin von einem Riesen, dem Sohne des Bolthorn und der Bestla, durch welche er in den Besitz des Wundertranks Odrerir kommt (Hävamal 140). Neun Zaubergesänge (galdrar) singt Gröa dem Svipdagr zu seiner ge- fährlichen Fahrt (Grögaldr 6-14). Neunmal ward der römische Spruch zur Beschwörung der Manen wiederholt (Ovid. fast. V, 435fl. 443). Dreimalneunmal mulste gegen das Podagra der Vers gesungen werden Terra pestem teneto, Salus hie maneto (Varro de re rustica I. 2, 27). Dreimal neun Jungfrauen sangen im hannibalischen Kriege auf Befehl der Decemvirn das Sühnlied dureh die Stadt (Liv. XXAIL, ı2). Wenn ein verstümmelter Gebetruf der Schnitter zum Wol oder Waul (Woden) im Schaumburgischen dreimal, im Hessischen neunmal erklang', so wird das ein Zeugnis der germanischen drei- oder neunfachen Anrufung der göttlichen Mächte sein. Ein angelsächsischer Segen über verzaubertes Land schreibt vor, neun- mal Creseite et multiplicamini et replete terram und ebenso oft das Pater- noster zu sprechen (Grein-Wülcker, Bibl. d. ags. Poesie I, 313). ? Kuhn-Schwartz, Nordd. Sagen S.395. Pfannenschmid, German. Erntefeste 104. U. Jahn, Opfergebräuche 166. — Uber die dreimalige Wiederholung der Besprechungen Wuttke $ 481. | | Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 35 Dreimalneunmal (27x) war ein Segen über den Kopf eines kranken Menschen oder in das linke Ohr eines kranken Rosses am Abend und am Morgen am fliefsenden Wasser und gegen den Lauf desselben zu singen (Läenunga 119). Das Wolfsturner Hausbuch (Tirol, 15. Jahrhundert) giebt ein Mittel gegen Wunden, indem über einen Zettel mit dem Namen des S. Maternus neun Messen gelesen werden sollen (Meine Zeitschr. 1, 317). Neunmal gesegnetes und neunmal geweihtes Benedietuskreuz wird in Tirol im Stubaithal gegen jähen Tod beim Gewitter angerufen. Sich lieb und wert zu machen, helfen drei Benedietuspfennige', die 9X9X geweiht und gesegnet wurden (J. Grimm, Myth."* S. CXLVI.** 3, 505). Die Sachsinnen in Siebenbürgen sprechen gegen das leidige Gebr&ch (heftigen Katarrh) eines Kindes zwei Zauberformeln je dreimal und machen neunmal das Kreuz über das Brüstchen des Kleinen (Hillner, Velksthünl. Glaube und Brauch bei Geburt und Taufe im Siebenb. Sachsenlande. Schäfsburg 1877. S. 49). In Masuren wird gegen die Mahr, welche Kopf- und Magenkolik ver- ursacht, neunmal die Bannformel gesprochen, und das dreimal wiederholt (Töppen, Aberglaube aus Masuren S. 31). Die Ruthenen in der Buko- wina wiederholen neunmal die Beschwörungen über Kranke (Am Urquell 2, 42). Bei der Taufe eines Zigeunerkindes sagen die Zauberfrau, der Alte und die Mutter des Kindes neunmal einen Spruch zur Austreibung der Krankheitsgeister (Wlislocki, Abergl. d. Zigeun. 72). Wir finden selbst, dafs der gespenstische Hahn im Löcherberge bei Langenorle im Vogtland nach der Sage gmal kräht und das dreimal wie- derholt (Eisel, Sagen aus dem Vogtlande Nr. 394). Für die neunmalige Wiederholung einer rituellen Handlung gebe ich folgende Zeugnisse. Nach oberoesterreichischer Meinung soll man gegen Fuls- und Kreuz- weh neunmal über das Sunnwendfeuer springen”. Ebendort herrscht der Glaube, man müsse am Sunnwendabend neun Johannisfeuer sehen, sonst sterbe man innerhalb eines Jahres (Baumgarten, Aus der Heimat 1.23). ! Über Benedietuskreuz und Benedietuspfennig(medaille): Friesenegger, Die Ulrichs- kreuze S. 39. Augsburg 1895. ? Über das heilsame Springen über das Johannisfeuer U. Jahn, Opfergebräuche 37. {9} 36 K. Weıwmnmor: Bei dem bekannten Durchziehen oder Durchkriechen dureh einen Spalt oder eine Hölung ist die Neunzahl auch nachzuweisen. In Mecklenburg kriechen die Leidenden gewöhnlich dreimal durch den Wunderbaum, in schweren Fällen neun- oder zwölfmal, d.h. an 3, 9 oder ı2 Tagen (Bartsch 2,322). In den Landes um Bordeaux haben manche Kirchen Pfeiler, dureh welche ein Loch durchgeht. Dort werden die Kranken zuerst neunmal um len Pfeiler geführt, während Gebete gesprochen werden, und dann erst kriechen sie durch die veyrine oder verrine (Gaidoz, Un vieux rite me- dieal 40ff.). Bei Quetschungen pflegen die Zigeuner auf den leidenden Theil eine Messerklinge zu drücken, wobei man je nach dem Schaden 3mal, 7mal, gmal einen Spruch sprieht und das Messer ebenso oft in die Erde steckt (Wlislocki 174). Bekantlich ist Ausspucken eine abwehrende, Böses scheuchende Hand- lung, die denn auch mit segnen und besprechen verbunden ist (Wuttke $ 251). Bei den ruthenischen Bauern in der Bukowina haucht das be- schwörende Weib den Kranken gmal an und spuckt gmal aus (Am Urquell ZU 42). Von Einflufs auf Gesundheit und Karacter eines Kindes ist die Vor- nahme von irgend welcher profanen neunerlei Arbeit dureh die Mutter. Während der Taufe des Kindes soll sie nach Mecklenburger und Branden- burger Aberglauben negenerlei arbeit daun, denn ward det kint flitig (Bartsch 2, 46. Wuttke $ 597). Gegen das Schreien des Kindes hilft, es in einen Kleiderschrank einsperren, bis die Mutter neunerlei Arbeit ge- than (Wuttke $ 571). Am 27. Juli 1584 bekannte eine Mecklenburger sogenante Hexe, dafs sie ein Kind in den Hof gelegt, daneben ein Butterbrot und ein Messer. und weil das Volk ausgehn müssen, hätte sie inzwischen negenderlei ar- beit gethan und darnach das Kind wieder zu Bette gelegt (Bartsch 2, 18). Aus dem Bericht wird der Zweck des ganzen nicht deutlich. In den vorausgegangenen Ausführungen ist die Bedeutung der Neun- zahl in dem geheimnisvollen mystischen Leben nachgewiesen worden, von dem freilich auch manche Ausstrahlung auf das gewöhnliche geschehen ist. nn Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 37 In dem folgenden wollen wir den Einflufs der magischen Zahl auf die Be- stimmungen in Zeit. Raum und Mafs nachweisen. Zunächst in der Zeit- theilung und der Ansetzung von Fristen. In welcher Art das klassische Alterthum auch nach dieser Richtung dem Einflufs der Drei und Neun un- terlag, ist bekannt. Bei uns Deutschen war es nicht anders. Das wilde Männlein oder der Unterirdische einer weitverbreiteten Sage', der etwas überraschendes, nie von ihm gesehenes schaut, berechnet sein Leben nach dem neunmaligen Wechsel von Wiese und Wald oder Stock und Wald. Auch so, dafs er neunmal jung und neunmal alt war, oder nach dem Alter eines berühmten grofsen Waldes, wie des Böhmer-, des Thüringer-, des Westerwaldes. Das geht noch weit hinaus über den per- feetissimus numerus quem novem novies multiplicata eomponunt, das Le- bensalter, das Plato. der veteris philosophiae sanctissimus erreicht hat, der das höchste Alter des Menschen aus dem Quadrat der heiligen Neun be- rechnet hatte, die selbst das Quadrat der heiligen Drei ist (Senecae epistol. 58, 31. Censorin. de natur. 14, 12). Neun Jahre waren die Frist, in der die grofsen dänischen und schwe- dischen Opferfeste in Ledra und Upsala nach den Berichten Thietmars von Merseburg I, 9 und Adams von Bremen IV, 27 gefeiert wurden. Es ist wol auch nicht zu kühn, aus der oberoesterreichischen Meinung, dafs der Acker, auf dem ein Johannisfeuer angezündet wird, sich neun Jahre darauf gefreut habe (Baumgarten, Aus der Heimat 1,28) auf eine deutsche neunjährige Frist grofser Opferfeste zurück zu schliefsen. Neun Jahre waren die Riesinnen Fenja und Menja in der Unterwelt herangewachsen zu den gewaltigen Thaten, die sie dann vollbrachten (Grottasongr ı1), wozu man vergleichen kann, dafs die Aloiden Otus und Ephialtes jeden Monat um neun Finger wuchsen und als sie neun Jahr alt geworden, den Himmel stürzen wolten (Serv. ad Aen. 6, 532). Neun Jahre wird nach Schweizersage der Riesenstier mit Milch von ı-g Kühen (jedes Jahr eine mehr) herangezogen, der das Unthier töten soll, das im Gebirge zwischen Engelberg und Uri hauste. Es war das Erstlingskalb einer starken Kuh. Als die neun Jahr vorüber waren, führte ! Grimm, Mythol.2 437 f. v. Muchar, Gastein 137. Zingerle, Sagen aus Tirol 2.A. Nr. 78. 84. 85. 96. ı18. 119. 135. 187—ı9r (mit Nachweisungen). Leeb, Sagen Nieder- Oesterreichs Nr.16. Dreimal statt Neunmal bei Zingerle Nr. 84. 85. 118. Thiele, Dan- marks Folkesagn 1.48. 38 K. WeEımHonp: eine reine Jungfrau ihn an ihren Haarschnüren auf die Surenenalpe und dort bestund er siegreich den Kampf (Vernaleken, Alpensagen 8.7). Nach oberpfälzischer Meinung verwandeln sich die Katzen, wenn sie neun Jahre alt sind, in Hexen und zwar in eine andere Art als die mensch- lichen (Schönwerth 1, 357. 3, 186). Auch dem neunjährigen Hahn wird magisches zugeschrieben. Er legt ein Ei und brütet es aus. Alle Kinder, die ein solches Hühnchen sehen, müssen sterben (Haltrich- Wolff. Zur Volkskunde der Siebenbürger Sachsen S. 292). Nach nord- und süddeutscher Meinung fährt ein Donnerkeil neun Klafter tief in die Erde und steigt erst in neun Jahren wieder herauf'. In Oesterreichisch -Schlesien, Böhmen, in der Pfalz wird die 9 in 7 gewandelt (Wuttkesırr. A. Peter, Aus Oesterr.-Schles. 2, 250). Zigeuneraberglauben weils, dafs bei jedem kalten Schlage ein länglichter Stein in den Erdboden fährt, der erst nach 9 Jahren 9 Monaten 9 Wochen 9 Tagen 9 Stunden wieder aus der Erde kommt, obschon er jeden Augenblick eine Meile auf- wärts steigt (Wlislocki, Volksglaube der Zigeuner 177). Wenn einem Obstbaum die ersten Früchte, die er trägt, gestohlen werden, so trägt er nicht mehr wieder oder erst nach 9 (oder 7) Jahren, laut einem über Deutschland verbreiteten Glauben (U. Jahn, Opfergebräuche S. 210). Die Gottheit, der das Erstlingsopfer entzogen ward, straft. Die Diebe sind hier nur an Stelle der geizigen gottlosen Besitzer des Baumes gesetzt, die das herkömliche fromme Opfer vorenthielten. Das Sprichwort im Reinhart Fuchs SS, dafs sich »manee troum über siben jär erscheine«, hat ursprünglich gewis auf neun Jahr gelautet. Ein neun Jahr getragener Rosenkranz, der von einer ledigen Person gefunden wird, hat nach Oberpfälzer Glauben die Kraft, Schwangere zu bewahren, die Geburt zu erleiehtern und Kinder von Fraisen (Krämpfen) zu heilen (Schönwerth 1, 161). Neun Jahr (Winter) hielten die gefangenen Schwanjungfrauen bei ihren Männern aus, dann trieb sie die Sehnsucht nach dem göttlichen Leben zur Flucht (enn niunda vetr naudr umskildi, Volundarqu. 3)*. IC Baumga rten, Aus der Heimat 1, 58. Bartsch, Mecklenb. Sagen 2, 205. Knoop, Hinterpomm. Sagen S. 181. Ein roher westfälischer Fluch lautet: ek woll, dat mek en sleinign Donnerkil niögen un niegenzig ältprülssche Klafter deip im den Erdbuam schleug (Firmenich, German. Völkerstimmen r. 366). ® Vergl. S. 39 unten eine Erklärung dieser Frist. Zu. EEE ie un 7 Ze Zwge Fu Ze Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 39 Als Orendel endlich seine Hochzeit begehn kann und mit Bride in die Brautkammer getreten ist, erscheint ein Engel und gebietet ihm, »biz von hiut über niun jär« enthaltsam zu bleiben (1809. 1829). Bei den slavischen Völkern der Balkanländer darf eine Frau, deren Mann neun Jahr nicht heimkehrte, sich wiederverheiraten; der Mann gilt dann für tot. Kommt er doch später zurück, so kann er die Frau von dem zweiten Mann zurückfordern, falls sie keine Kinder von demselben hat (Fr. S. Kraufs, Sitte und Brauch der Südslaven 229-32). In das dunkle Gebiet der Totenwelt gehört der pommersche Aber- glaube, dafs die sogenanten Nachzehrer neun Jahr lang im Grabe keine Ruhe haben und jedes Jahr einen Menschen töten, der plötzlich stirbt, keine Verletzung am Körper hat und nur einen kleinen Blutfleck am Strumpf. Auch unter dem Vieh giebt es solche Naejendoeder (U. Jahn, Volkssagen aus Pommern und Rügen Nr. 511). Als profane neunjährige Fristen seien angeführt die 9 Jahre und 9 Tage oder 9 Jahre und zehn Laubrisen', welche den Besitz unanfecehtbar machen, wenn kein Anspruch während ihrer erhoben ist (Weist. ı, 46. 172). Für die neunjährige Periode in der antiken Welt zeugt vornehmlich die Meineidstrafe der olympischen Götter. Wer von ihnen falsch schwor, ward mit neunjähriger Verbannung in den Tartarus gestraft (Ferd. Dümmler, Delphies S. 10f.). Der neunjährige Dienst Apollos bei Admet steht in Bezug zu der neun- ‚jährigen entsühnenden Bufse, die Apollon auf sich nehmen mufste, nachdem er sich durch Pythons Blut verunreinigt hatte. Dem Herakles legte Apollon den neunjährigen Dienst bei Eurysthus auf (eine evvaerepıs) als Strafe, dafs er seine Kinder von der thebanischen Megara getötet hatte. Mit den neun Sühn- jahren scheinen auch die neunjährigen Regierungsperioden des Minos auf Kreta zusammenzuhangen, der sich immer nach neun Jahren (Odyss. 19, 179) in eine Höhle zurückzog, worin er mit seinem Vater Zeus verkehrte. £&s wäre möglich, dafs die neun Jahre, welche die Walküren in mensch- lieher Verbindung als Frauen bleiben müssen, eine Sühnzeit sind, die ihnen von ihrem göttlichen Herrn (Wodan) auferlegt ward. Neunzig Tage kenne ich nur aus dem Zigeunerglauben als Frist. Die neugeborene Schlange wird erst nach neunzig Tagen giftig. Am neun- ! Das muls bedeuten neun Jahre und darüber die Zeit bis zum zehnten Herbst. Die Frist 9 Jahre 9 Tage finden wir im griechischen Alterthum auch: Deukalion schwamm so lange in seiner Arche. 40 K. Weıs or: zigsten Tage spannt sie ein Säckchen oder Häubcehen gegen die Sonne auf und fängt die Strahlen darin auf. Dann frilst sie es und füllt ihre Zähne mit Gift (Wlislocki 8. 67). Neun Wochen lang konte ein Mann den Arm nicht brauchen, der auf einen gespenstischen Mann ohne Kopf geschossen hatte (Eisel, Sagen- buch des Vogtlands Nr. 158). Wenn ein Kind bei der Taufe schreit, wird es höchstens neun (oder sieben) Wochen alt (Schönwerth 1, 169)". Unsicherheit, welcher Zeitabschnitt in der Neunzahl gelten werde, verrät die Erzählung von der Schädlichkeit eines Trunkes aus dem Währ- ingsborn bei Grofssera im Vogtlande. Die übeln Folgen sollen in g Tagen oder Wochen oder Monaten oder Jahren eintreten (Eisel Nr. 648). Im Verhältnis, als der Tage mehr den Menschen beschieden sind denn der Jahre, erscheint auch die neuntägige Frist öfter als eine neunjährige. Dafs dieselbe im germanischen Alterthum die gewöhnliche Woche war, werden die gleich vorzulegenden Zeugnisse beweisen. Die Germanen stimmten also auch hierin mit den italischen Völkern überein, bei denen — selbst bei den Etruskern — vor Einführung der orientalischen siebentägigen Woche der neunte Tag, festlich begangen, den Wochenabschnitt machte, die nundinae. Auch für die Hellenen ist die alte neuntägige Woche zu er- schliefsen: Herondae Mimi iambi VII, 127. Neuntägige heilige Zeiten kennen wir aus dem römischen Alterthum in dem saecrum oder sacrifieium novendiale, ein Sühnfest. das bei übeln Vorzeichen begangen ward. Das dorische Fest des Apollon Karneios, die Karneen, beging man in Sparta vom 7-15 Tage des Monat Karneios, also 9 Tage lang. Wir wissen von dem neuntägigen Fest der Aphrodite auf Sizilien. den avayoyıa und karayoyıa, wenn die Göttin mit ihren Tauben vom Berge Eryx nach Lybien ging und von dort zurückkehrte”. Auf‘ weit abgelegenem Boden finden wir auch in neuer Zeit neuntägige Festdauer: die Navajos. neumexikanische Indianer, feiern im Winter neun Tage lang den Berggesang (dsilyidje quacal), um Regen zu erbitten und Krankheiten zu beschwören (v. Andrian, Wetterzauberei 42). ! In der Mark Brandenburg gilt dagegen ruhiges Verhalten des Kindes bei der Taufe als Vorzeichen baldigen Todes (Kuhn, Märk. Sagen S. 377): ® Vgl. Wellmann im Hermes 26, 490. nn ie ran Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 41 Ich glaube nun, dafs die grofsen dänischen und schwedischen Opfer- feste, von denen Thietmar von Merseburg und Adam von Bremen berichten (oben S. 6), eine neuntägige Dauer gehabt haben. Sie werden durchaus, in der Frist der Wiederkehr und in der Zahl der Opfer, von der Neun- zahl beherrscht: daher meine ich auch, dafs ihre Dauer dadurch bestimmt war. Zur Stütze der Vermutung kann ich freilich nur modernes anführen, aber modernes mit altem Geruch. Es sind zunächst die neun Tage, die einigen heiligen Tagen vorausgehn. In dem Gebiet zwischen den niederösterreichischen Alpen und der Donau, besonders um Mank, werden die neun Walpurgisnächte (die neun Nächte vor dem ı. Mai) im Volksglauben ausgezeichnet. In ihnen wird die heilige Walpurga durch böse Geister von Dorf zu Dorf verfolgt und sucht einen Winkel, in dem sie vor ihren Feinden sich verbergen könne. Gewöhnlich flieht sie in offene Fenster und birgt sich unter dem Fenster- kreuz. Zum Dank für gewährten Schutz läfst sie ein Goldstück zurück, weshalb die Leute durch alle neun Nächte ein kleines Fenster im Hause offen halten. Wer ein Vaterunser für die Rettung der h. Walpurga in jeder der neun Nächte betet. soll gar durch einen Goldklumpen belohnt werden. Die Hexen können in diesen neun Tagen mancherlei Gaben (Walpurgis- kräuter, -fäden, -spiegel) von der Heiligen erlangen (Vernaleken, Alpen- sagen, 1858, S.ı09)'. In diesem auf eine Kirchenheilige übertragenen Aberglauben steckt die Erinnerung an das alte Frühlingsfest, an welchem dramatisch dargestellt worden sein mag, wie die Sommergöttin im April noch einmal durch die rauhen Nachzügler des Winters, die kalten Stürme mit Schnee, in Gefahr gebracht wird. Dieses Frühlingsfest dauerte neun Nächte und schlofs mit Maianfang. Auf diese neuntägige heilige Woche, zugleich auf die entsprechende vor Wintersbeginn deutet die Bestimmung im friesischen Rüstringer Recht. dafs der Probst von Rüstringen nigun nacht vor S. Walburgen und nigun nacht vor S. Michaelstag das Sendgericht vor den vier Gaukirchen anzu- kündigen habe (v. Richthofen 128, 12)’. Für eine neuntägige Festwoche ! Fast wörtlich ist aus Vernaleken diese Geschichte in Grohmanns Sagen aus Böhmen (Prag 1864, S. 44) durch einen Hrn. Bondy gekommen und in das Riesengebirge übertragen worden! ®2 In die Anmerkung verweise ich den Bericht Schönwerths (Aus der Oberpfalz 3, 208) über die neuntägige Verehrung der h. Corona (ihr Fest fällt den 14. Mai), die am neunten Philos. -histor. Abh. 1897. II. 6 42 K. WeEınmmorp: zu Mittsommer kann zeugen, dafs die Johanniskränze, die in dem Anhaltschen die Häuser schmücken, noch heute in einigen Orten nur neun Tage an ihrer Stelle belassen werden (meine Zeitschr. 7.148). Eine arme märkische Hexe gestund in ihrem Prozefs, dafs sie neun Tage lang vor Sonnenaufgang jedesmal einen Topf mit Bier und Brot in einen Fliederbusch gesetzt und gesprochen habe: »Guten Morgen, Flieder, du viel guter! ich bringe dir Bier und Brot. hilf mir aus aller Not, und so du mir helfen wirst, so werde ich morgen wieder bei dir sein« (A. Kuhn. Märk. Sagen 376). Es wäre dies ein Beweis auch persönlicher neuntägiger Gebete und Opfer: in der kirchlichen Novene, die mit Messe, Fasten und Gebeten verbunden war, kann ich nur etwas verwantes sehen, aber nicht die Quelle des Brauchs jenes märkischen Weibes. Ebenso wenig entstam- men der kirchlichen Novene die volksthümlichen, lange vor der Gründung der Kirche üblichen Gebräuche des neuntägigen Toten- und Lustrationskultus. den wir bei Italern und Hellenen finden (Diels, Sibyllin. Blätter 40 ff.) und den auch die Germanen übten, worauf hinreichende Spuren führen. Die mythische Erzählung, dafs Odin einst neun Nächte lang (n«tr allar niu) als sein eigenes Opfer vom Ger durehbohrt am windigen Baum hing (Havamal 138). um die Runen (die geheime Kunst) zu erwerben. ist die Übertragung des üblichen Opferritus, mit dem sich nordische Männer freiwillig dem Odin opferten, auf den Gott selbst, der durch dieses Opfer seine Macht vermehren will. Die Zahl neun entspringt der neuntägigen Lustrationsdauer im Totendienst. Erinnerungen an dieselbe bietet der deutsche Volksglaube genug. Der Verstorbene kehrt am dritten (dem Begräbnifstage) oder am neunten "Tage noch einmal in sein Haus zurück (Wuttke 8 747). Die Leichen ertrunkener werden neun Tage vom Wasser behalten, dann wirft es sie aus (Wuttke $ 741). Die neunte Nacht nach ihrem Tode kam eine Tiroler Magd zu ihrem Bauer und würgte ihn, weil er die versprochenen Selenmessen nicht hatte lesen lassen (Zingerle, Sagen, 2.A. Nr. 502). Neun Tage flofs der Zwerg- lesbrunn beim Dorfe Wonsgehay in Oberfranken, als sich die beiden Zwerge des Neunbergs getötet hatten (Panzer 2,102)‘ Die mit dem Vorgesicht begabten sehen ungefähr neun Tage vor dem Tode eines Menschen einen leichten grauweilsen Nebel um den Kopf des- Tage rasselnd unter Donner und Blitz angefahren kommen und den in Geldnöten befind- lichen, die sie anrufen, eine Gabe auf den altarmälsig hergerichteten Tisch legen soll. a Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 43 selben, der sich tagtäglich verdichtet, bis er einem weilsen Schleier gleicht. der den Kopf verhüllt. Dann ist die 'Todesstunde gekommen (Bartsch, Mecklenb. Sagen 2, 88). Die Begegnung mit Wesen der Unterwelt bringt nach neun Tagen den Tod. Ein Knecht begegnete mit seinem Gespann einer Schar Grau- männlein (Unterirdischer). Neun Tage darauf war er tot (Eisel, Sagen- buch des Vogtlands Nr.89)'. Ebenso geschah einem Knechte, dem ein umgehender Geist aufgehockt war (ebd. Nr. 89). einem andern, den ein Kobold anrannte (Nr.117) und einem Schneidergesellen, dem eine Hexe aufgesprungen war (Nr.225). Wenn ein Toter (ein Gespenst) jemanden im Sehlafe berührt. so bekommt derselbe schwarzblaue Flecke (Wuttke 8771). Wer ein Gespenst sieht. darf erst am 3. oder 9. Tage davon sprechen. sonst stirbt er oder hat andres Unglück (Wuttke $ 772). So geschah einem Manne, der auf einen Mann ohne Kopf schofs. Neun Wochen lang konnte er den Arm nicht rühren (Eisel Nr. 155). Nach der Meinung mancher in Oberoesterreich soll der Totenwagen (Leiehenwagen) drei oder neun Tage rasten, d.h. zu keiner andern Arbeit gebraucht werden. Statt neun Tagen werden auch drei oder sechs Wochen angegeben (Baumgarten, Aus der Heimat 9,120). Aus diesen Erinnerungen des deutschen Volkes an die Beziehung der Neunzahl auf Sterben und Tod darf man wol auf eine uralte deutsche, lem lateinischen Novendial, den griechischen evara, der altindischen zehn- tägigen Sühn- und Trauerzeit entsprechende Frist schliefsen, die dem Toten- kult gewidmet war und am neunten Tage mit einem Opfer schlofs:; eine sakrale Einrichtung, die auch den ostarischen Völkern wertraut war”. Die Trauerzeit endete zugleich mit der Reinigung der Hinterbliebenen von der Betleekung durch den Toten. ‚ Beweise für heidnische deutsche Totenopfer giebt das Fragment eines Capitulares von 721 (Gröber, zur Volkskunde aus Coneilienbeschlüssen ! In Nr.1ıo2. 103 ebd. werden drei Tage angegeben. Kägi, Neunzahl 5. 9. 12. 15. Rohde, Psyche 213. Preller, Röm. Mythologie 23,97. G. Homeyer, Der Dreifsigste gof. Zur Vergleichung indianischer Totenbräuche: Bei den Ivaros in Ecuador am Ostabhang der Cordilleren wird der Kopf eines tapfern Feindes 9 Tage lang präparirt. Aın ro. beginnt das Fest, an dem er zum Götzen gemacht wird: R. Andree, Parallelen 143. Bei den Tolkotins in Nordamerika muls die Witwe auch im heilsesten Sommer neun Nächte neben ihrem toten Gatten schlafen: Mittheil. d. Anthropolog. Gesellsch. in Wien. XXVI, 442. 6* 44 K. WEInHoLD: und Capitularien Nr.23), dann das Schreiben P. Gregors II. ad optimates et populum provinciae Germaniae vom J. 731, worin die divini sortilegi vel saerifieia mortuorum verboten werden (ebd.); ferner das Verbot der pro- fana saerifieia mortuorum der deutschen Kirchenversammlung von 743 (Gröber Nr.27) sowie die beiden ersten Titel des Indieulus superstitio- num von 743: de sacrilegio ad sepulchra mortuorum und de sacrilegio super defunetos. i. dadsisas. Eine Zeitangabe findet sich hier nirgends, aber mittels der Vergleichung der altindischen, hellenischen und römischen Einrichtungen und unter Erwägung des fortlebenden deutschen Aberglaubens dürfen wir auf den neunten Tag als Abschlufs der germanischen Toten- woche schliefsen. Auch die alten Preufsen hielten am 3., 6., 9. Tage nach der Bestattung ein Totenmal. zu dem sie die Sele des Verstorbenen ein- luden (Rohde, Psyche 219). So ist auch noch deutscher Aberglaube hier und da, dafs der Tote an dem unmittelbar nach dem Begräbnis gehaltenen Leichenschmause unsichtbar theilnehme (Wuttke $ 747) und dafs, was bei dem Schmause getrunken werde, dem Toten »zu gute« komme (Schön- werth, Aus der Oberpfalz 1,257. G. Homeyer, Der Dreifsigste S. 162). Die nur noch vereinzelt in katholischen deutschen Landschaften be- stehende Sitte, auch am 7. und 30. Tage nach dem Tode ein Leiehenamt zu halten, ist Rest der alten kirchlichen Feier am 3.. 7. und 30. Tage zum Selenheil des Verstorbenen (Homeyer S. 146). Das weltliche Erbmal, das in Skandinavien beim feierlichen Erbantritt (les Haupterben stattfand, war meines Wissens an keinen bestimten Tag gebunden. — Wir verfolgen die Zahl Neun in den Zeitbestimmungen weiter, immer unter dem Eindruck ihrer mystischen Bedeutung. Verborgene Schätze gehören den Unterirdischen; darum erscheint die Neun auch in Beziehungen zu ihnen. Wo neun Tage hinter einander kein Thau liegt, ist ein Schatz verzaubert (nach Colerus’ Hausbuch 1614). Ein Graumänn- chen geleitet neun Tage hindurch einen Arbeiter von Mildenfurt nach Hohen- ölsen im Vogtlande. Neun Wochen später kommt es zu ihm und fordert ihn auf, nun auch ihn einmal nach Hause zu führen, um den Schatz, den es im Mildenfurter Kornhause hüte, zu heben (Eisel, Sagenbuch Nr. 109.) Die Schatzhütung ist mit der Erlösung des geisterhaften Wesens ver- bunden, das ihn hüten mufs. So auch in den Sagen von der weilsen Frau und den verwanten elbischen Geistern. Nach Luxemburger Sage verlangt die Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 45 Melusine von dem, der sie erlösen will, dafs derselbe an neun auf einander folgenden Tagen jede Nacht Schlag zwölf hinter dem Altar der Dominikaner- kirche in Luxemburg stehn müsse, keine Minute früher oder später. Habe er das neunmal gethan, so werde sie in der zehnten Nacht ihm als Schlange mit dem Schlüssel im Munde erscheinen, den er ihr abnehmen und in die Alzet werfen müsse (Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes S. 9)'. Im Zauberwesen hat die neuntägige Woche grofse Bedeutung. In Norwegen und auf Island herschte der Aberglaube in alter Zeit, dafs gewisse Männer jede neunte Nacht zu Weibern werden und geschlecht- lichen Verkehr mit Männern haben könten (Niala e. 124. Krokarefss. e. 7. Thorsteinss.. Siduhallss.. Gulathingsl. 138). Nach der Wolsungasaga ce. 8 dauerte der Werwolfzauber neun Tage: am zehnten konten die Menschen aus der Wolfshaut wieder heraus. Neuere islän- dische Sage nennt den neunten Tag als den erlösenden für ein zur Hündin ver- wünschtes Mädchen (K. Maurer, Isländ. Volkss. S. 315). Nach dänischer Volks- meinung kann sich der Seehund jeden neunten Tag in einen Menschen verwan- deln (Thiele 3,51). Der antike Aberglaube stimmt auch hier überein. Nach neunjähriger Bufse kehrt der bei einem Feste des Zevs Avkavos verwandelte Wer- wolf als Mensch wieder (Preller, Griech. Myth. 1, 99). Plinius (h.n. VIII, 22) berichtet, dafs dies möglich sei, wenn er in den neun Jahren keinen Menschen gefressen habe. Auch nordgermanische Sage dehnte zuweilen die Zeit des Wolfsthums auf 9 Jahre (auch 3 oder 7) aus (Grimm, Mythol. II’, 1049). Nach einer Erzählung aus Gersthofen im bayrischen Schwaben bestellte ein altes Weib, das ein junges Mädchen zur Hexerei verführen wollte, das- selbe »in die neunte Nacht«. Da werde wer da sein, der es hexen lehren werde. Geheimnisvolles liegt auch darin, dafs die Heckringe jede neunte Nacht ihre Kraft äufsern, so Odins Ring Draupnir, von dem jede neunte Nacht acht gleichschwere Bauge abtropften (Gylfaginn. ce. 44). ! Die Frist, in der die Melusine zu ihrer Erlösung erscheint, sind sieben Jahre (Gredt S. 8); ebenso die Jungfer vom Johannisberge in Luxemburg (ebenda S. 217. 222. 228); nicht minder das wilse Wibje im Hörselberge (Witzschel, Sagen 1, Nr.ı31r), die weilse Jungfer von Einbeck und von Heldenburg (Schambach-Müller, Nds. Sagen Nr. 117. 107, 3). Die 7 hat hier überall die 9 verdrängt. Unbestimmte Erlösungsfristen: 25 Jahre: Scham- bach-Müller Nr.130 f., — 100 Jahre: ebd. Nr. 106. 109, 3. 110. 119,2. 122. 132. 133,1, — 1000 Jahre: ebd. Nr. 117, 2, — in viel Jahren: Nr.ırz. Wenn der Baum gewachsen u. s. w. Schambach-Müller Nr.109,4. rı1. 1ı2. 118,1.2. 122 und sonst, so in Schlesischen Sa- gen. — bis einer mit einem Glasauge kommt: Schambach-Müller Nr. ı2r. 46 K. WeEınHorn: Wer sich neun Tage durch nieht wäscht, nicht betet, nicht in die Kirche geht und Weihwasser nimmt, erlangt nach verbreitetem Glauben durch Teufelshilfe höhere Gaben: er kann in die Zukunft schauen. den künftigen Gatten erblieken (Baumgarten ı, 31. Leeb Nr. 35. 120. Schönwerth 1, 145): aber er verfällt auch dem Teufel (Baumgar- ben 2, 23). Wer schweigend und rücklings zu einer Beifufspflanze (artemisia vulg.) geht und sie ausgräbt, findet in der Wurzel ein schwarzes Würmcehen, «as er in einer Flasche aufbewahren muls. Dann darf er sich neun Tage nicht waschen, darf nicht beten und mufs jeden Tag beim Mittagessen einen Bissen Brot unter den Tisch werfen. Wenn das alles geschehen, fängt am neunten Tage das Würmchen zu reden an und gewährt dem Besitzer so viel Geld, als er verlangt. Nur mufs dieser das Geld an demselben Tage wieder ausgeben (Reichenberg i. Böhmen: v. Reinsberg-Düringsfeld, Festkalender aus Böhmen S. 130). Wie sehr in der geheimnisreichen Volksmedizin die Neunzahl der Mittel wirkt, haben wir früher (S. 26) ausgeführt. Die Wirksamkeit ist aber auch zuweilen von der zeitlichen Neun abhängig. Neun Tage mufs man die Segensformel gegen das Fieber auf der Herz- grube tragen und am zehnten stillschweigend in ein Wasser werfen, das die Krankheit fortträgt (Bartsch, Mecklenb. Sag. 2. Nr. 1855. 1856). Der Gebrauch im Böhmerwald (meine Zeitschr. 1. 208) stimmt damit überein. In Böhmen hilft gegen das Fieber eine am Georgstage abgezogene Schlangen- haut, die man neun Tage um den Hals trägt (Wuttke $ı53). Der fieberkranke Zigeuner sammelt neun Tage seine Exkremente und legt sie dann in einen holen Baum unter einem Spruche. Dann nährt er sich neun Tage lang nur von Brot, Knoblauch und Brantwein (Wlislocki, Volksgl. der Zigeuner 165). Hat man sich verbrannt. nehme man ungewässerte Butter und bestreiche damit die wunde Stelle. Dann thue man die Butter neun Tage lang an einen stillen Ort, und das Verbrannte wird darauf heil sein (Albertus Magnusbüchlein 2, 14). Bei dem früher schon mitgetheilten ostpreulsischen Mittel gegen böse Augen (oben S. 31) wird auch gefordert, das Mittel neun Tage lang auf blofsem Leibe zu tragen. Neun Tage braucht ein Heilverfahren in Ungarn, woran sieh neun Verwandte des Kranken betheiligen müssen. Sie dürfen ihn während Te WERE Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 47 dieser Frist nicht beim Taufnamen nennen, sonst erhalten sie einen Theil der Krankheit (Wlislocki, Aus dem Volksleben der Magyaren S. 144). In dem wallonischen Flandern, auch in Frankreich ist die neuntägige Andacht (une neuvaine) bei Krankheitsbehandlungen nicht selten (Monseur, Questionnaire de folklore Nr. 496. 514. Gaidoz, Un vieux rite medical S.39f.). Wir können sie hier beiseite lassen, da sie kirchlicher Brauch ist. Nur sei erwähnt, dals die Gebete en reculant gesprochen werden, nämlich so, dafs am ı. Tage neun Paternoster am Morgen gesprochen werden, 8 Mittags, 7 Abends u.s. w. Das Rückwärtszählen von 9-ı kommt auch in Deutschland gegen Verschreiung vor und gilt überhaupt für wirkungs- voll (Heim, Incantamenta magica graeca latina Nr.96. Liebrecht, Zur Volkskunde S. 371). Eine wichtige Stütze für die altgermanische neuntägige Woche geben die bekanten Bestimmungen der lex Salica XXIV,4. XLI, 10. 1. Sal. reform. NXXVI5 und der Ribuaria (XXXVI, ı0), dafs die infra novem noctibus erfolgende Namengebung das Kind in sein volles Wergeld einsetzt. Der Name macht es zur Persönlichkeit und giebt ihm sein Recht. Die West- goten und die Alemannen (pact. Alam. 2,31) machen dementsprechend das Erbrecht des Neugeborenen von dem neuntägigen Leben abhängig. Die ersten neun Tage des Lebens war das Kind nach römischem Glauben unrein gleich der Mutter, die erst am neunten Tage aufstund und in das Familienleben zurückkehrte. Der dies lustrieus. dieser neunte Tag gab auch dem römischen Kinde Namen und Weihung. Das germanische Kind ward am neunten Tage als Mensch anerkannt. Die Schwaben und die Hessen liegen neun Tage blind wie die Hunde, sagt uralter Volks- scherz, dann öffnen sie erst die Menschenaugen. Die skandinavischen Quellen kennen zwar die Wasserweihe, verbunden mit der Namengebung. aber nicht die neuntägige Frist. Für die Angel- sachsen verbürgt die neun Tage wol das Northumbrische Priestergesetz ($ 10), dafs jedes Kind binnan nigon nihton getauft werden müsse. Mutter und Kind haben dieselbe Zeit der Unreinheit zu tragen. Noch heute gelten bei uns die neun Tage der Wöchnerin, wie sie bei den Römern gegolten haben und bei den alten Indern. »Am zehnten Tage (also nach Vollendung der neun) läfst der Hausvater die Frau aufstehn, opfert den Göttern unter Weihesprüchen, speist die Brahmanen und giebt dem Kinde den Namen, so dafs es alle hören (Kaegi, Neunzahl 16 [65]). 48 K. WErNnHorD: Verbreitet ist in Deutschland die Meinung, man dürfe die Wöchnerin in den neun Tagen nicht allein lassen, weil die bösen Geister (Kobolde. Hexen, Teufel) ihr oder dem Kinde etwas anhaben könten (Wuttke 8575. 577: 576. 582). Sie soll deshalb auch nicht die Stube verlassen. Sie darf nicht in den Spiegel sehen, weil sie den Teufel oder unheimliche Wesen drin erblicken könte (Schlesien. Brandenburg). In dieser Zeit darf auch nichts aus dem Hause geliehen werden. weil es behext zurückkommen und der Frau schaden könne. Echt bäuerlich gilt das in Thüringen auch für die drei oder neun Tage einer kalbenden Kuh (Witzschel, Sagen, Sitten und Gebr. S. 278, Nr. 28.32). In mystischer Einkleidung hat ein Lied des Wunderhorns die neun- tägige Absonderung der Wöchnerin. Eine Frau stirbt vor der Geburt im Kindbett. Die hinterlassenen Kinder gehn täglich zum Grabe der Mutter und weinen. Am neunten Tage hören sie im Grabe eine liebliche Stimme ein Wiegenlied singen. Das Grab wird geöffnet, und die Frau mit einem neugeborenen Kindlein lebend gefunden. Sie kehrt in ihr Haus zurück, mufs aber nach drei Jahren für immer scheiden‘. Der Neun der Wochen- stube können wir noch anreihen, dafs in der Oberpfalz die Doden (Paten) dem Kinde das erste Dodengewand nach neun Monaten, das zweite naclı neun (oder 12) Jahren schenken (Schönwerth 1,173). In Mecklenburg glaubt man, dafs man Kinder und junges Vieh nicht Kriet nennen dürfe, sonst hätten sie in neun Tagen keine Deg (kein Ge- deihen. Bartsch 2, 183). In Lauenburg glaubt man, dafs man unter dem Bette eines Schlafenden nicht auskehren dürfe, sonst schlafe er neun Tage nicht (Wuttke $ 463). Neun Tage als Zeitmafs schöpfen wir auch aus poetischer Überlieferung. Gott Freyr mufs neun Tage auf die Vermählung mit Gerdr warten, nach der Zusage, die sein Freiwerber Skirnir erhielt (Skirnisfor 39). Neun Tage mufs Hermödr reiten, ehe er von Asaheim zu Hel gelangt (Gylfaginn. e.44). Volle neun Tage braucht König Günther mit den Gefährten, bis er von Worms in Brünhilds Land kommt (Nibel. N. 496, 1). Neun Tage behält Siegfried die burgundischen Boten im Niederland, die ihn zu Günthers Fest laden (Nib. N. 700, 1). Bis auf den neunten Morgen ver- ! Das Lied (Erk-Böhme, Liederhort 1, 594) ist wol von Arnim oder Brentano in die gedruckte Gestalt gebracht. Zu Grunde aber liegt ein Volkslied, ähnlich dem von A. Peter, Aus Oesterr.-Schlesien 1, 202 mitgetheilten. Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 49 birgt König Arons Tochter vor ihrem Vater den klugen Raben. den Oswald von England als seinen Brautwerber geschiekt hat (Oswald 1069). Neun Tage steigt in dem siebenbürgischen Märchen vom Wunderbaum (Haltrich Nr. 15 [16]) der Hirtenknabe dreimal empor. Selbst in profane Redensarten gingen die neun Tage über. »Ik schla di bi de Ohre, dat du nägen Dag vom Düwel draemst« hört man in Hinterpommern, nicht minder »de geht, as wenn he nach den nägden Dag söcht« (Knoop, Volkss. aus dem östlichen Hinterpommern S. IX). Verbreitet ist die Redensart von einem mürrischen: er schaut drein wie neun Tag Regenwetter (Baumgarten, Aus der Heimat ı, 37). Neun Regen werden in einer andern oberoesterreichischen Redensart als Zeitmals gebraucht: wo Wallfahrer des Weges gezogen sind, kann der Teufel nicht hin. bis neun Regen das Erdreich abgewaschen haben (Baum- garten 2, 30). Mit andrer Beziehung spricht man in Poitou von neuf couches de neige, die fallen müssen, damit die folgende Jahresernte gut werde (Pineau, Le Folklore de Poitou S. 519). Am Karsamstage soll es neunerlei Wetter haben, und neunmal soll der April jeden Tag d’ Fal(?) aus dem Feld jagen (Baumgarten 1, 47). Eine derbe mecklenburgische Redensart lautet: de Harwstnacht het nägen un nägentigerlei Ort Lun. de Winternacht het nägnerlei Ort Lun; de Winternacht is as’'n Kinnerors, bald schiten’s un bald mijen’s (meine Zeitschr. 5, 318). Neunmalige Wiederholung einer Handlung im Laufe des Tages dient zur starken Bezeichnung karacteristischer Eigenschaften von Thieren in der Meinung, dafs das Rofs und die Katze neunmal täglich ihren Herrn töten wollen, und der Hund dagegen ihn neunmal retten will (Schönwerth 1, 323. 355). Im Obersteiermark (Eisenerz) wird statt vom Rofs dasselbe von der Schlange gesagt, in misratener Besserung. Unter den Stundenzahlen haben die drei und ihre Vervielfachungen auch geheimnisvolle Bedeutung. In der dritten, der neunten , der zwölften Stunde (Eisel, Sagenbuch Nr. 202) gehn die Geister oder Gespenster um, dann haben die Unterirdischen Macht. -1 Philos. - histor. Abh. 1897. II. 50 K. WEINnHoLD: Auch in Raumbestimmungen erweist die Neunzahl ihre Bedeutung. Entfernungen wurden nach neun Fülsen oder Schritten gemessen. Neun Fufs ging Thörr, der Fiorgyn Sohn, noch, als ihn die Welt- schlange zu Tode getroffen hatte (Voluspa 56). Neun Fufs (nioghen feet) sollen zwischen dem Vatermörder, der seine Sünde noch nicht gebüfst hat, und jedem andern Manne bleiben. nach Westerlauwer Friesenrecht (Richthofen 423. 31). Die verbreitete Redens- art: bleib mir neun Schritt vom Leibe! beweist, dafs diese Mafsbestimmung, wie weit sich ein Übelthäter von andern Menschen entfernt zu halten habe, allgemein war. Neun Schritte (nioegen stapen) höchstens darf sich ein verdächtiger Münzmeister von seinem Amte entfernt haben, wenn er seine Unschuld beweisen will (Westerlauw. K. 428, 20). Novem pedes werden im lango- bardischen Gesetz (ed. Roth. 147) bei rechtswidriger Verrückung des Herdes als Mafls angegeben. Zur Bestimmung der Schwere von Knochenwunden verwendet das Westergoer Recht (Richthofen 470, 3) den Schall, den das herausge- hauene Knochenstück in einem Metallbeeken auf neun Schritt hin macht, oder den man, nach Emsigoer (I) und Hunsingoer (II) Gesetz, aus den neun Fachen des Hauses (ur niugen feke huses, Richthof. 42. 9) vernimmt. Andre Raummafse sind neun Äcker oder Beete. Bei Eisenberg im Vogt- lande heifst ein Feld die neun Äcker, davon dafs einst ein Mädchen, das nit einem verheirateten Manne gesündigt hatte, nach der Enthauptung ne- ben dem Seharfrichter, der ihm ein Rasenstück auf den Rumpf gelegt, über die neun Äcker bis zum Scheiterhaufen geschritten ist (Eisel, Sa- genbuch Nr. 936)". Bei Sulzbach in der Oberpfalz nahm ein Mädchen an einem heissen Erntetage, um sich abzukühlen, einen Strohhalm zwischen die Fufszehen und schritt damit über neun Ackerbeete. Sofort entstund ein Gewitter, das Kühlung brachte (Schönwerth 3,184). Neun Raine, Scheiden oder Ackergrenzen stellen sich den neun Äekern ganz gleich. Am Tag des h. Stephan, des Rofspatrons. mufs man die Pferde über neun Raine reiten, so gedeihen sie gut (Franken, Wuttke $ 711). ! Vgl. meinen Aufsatz zu Goethes Parialegende, in meiner Zeitschrift 2, 46 — 50. Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 51 Am Hexenabend (Walpurgis) soll man dem Vieh Kräuter von neun Rainen (Karlsbad-Duppau) oder Scheiden (Hinterpommern) zu fressen ge- ben, dann kann es nicht behext werden (Wilhelm, Aberglaube im Karls- bad-Duppauer Gelände 27. Knoop, Sag. a. Hinterpommern Nr. 150). Man erinnere sich der Heil- und Zauberkraft der neun Kräuter, S. T0-13.20.27.29. In Ostpreufsen trägt der Fieberkranke ein Geld- und ein Brotstück in einem Lappen über neun Grenzen unter einen Stein und sprieht: »Grenze, Grenze. ich klage Dir, kalt und heifs plaget mir. Der erste Vogel, der drüber fliegt. der nehm es unter seine Flücht« (Frischbier. Hexenspruch 53. 3). Auf drei Grenzen beschränkt ist ein probates schlesisches Mittel gegen den Hausschwamm: Man gehe vor Sonnenaufgang schweigend über drei Grenzen und sehneide drei Hasel- oder Erlenruten von sich weg ab u.s. w. (Mittheil. der Schles. Gesellsch. f. Volkskunde 1896, S. 49). In einem oberpfälzischen Liebessegen, durch den ein Mädchen den entfernten Geliebten herbeizaubern will, ruft es den Abendstern an: »Schein hin, schein hin, schein über neun Eek! Schein über meines Herzliebsten sein Bett! Lafs ihm nicht Rast, lafs ihm nicht Ruh, dafs er zu mir kom- men thu!« (Wuttke $ 548). Dieses über neun Eek kann über neun Haus- oder Strafsenecken be- deuten, auch über neun Bergvorsprünge, würde auch dem Ausdruck »über neun Jöcher« entsprechen können, den wir in einem schönen Tiroler Spruche finden: »Mutterkreuz (das Segenzeichen der Mutter über ihr Kind) geht über neun Jöcher (= begleitet das Kind in weite Entfernung) «. Durch neun Felswände hat der Teufel einen übermütigen Melcher ge- holt, der sieh in Mileh badete. Im Südosten des Hollerbachthals im Ober- pinzgau sieht man noch oben an einer Felswand ein Loch, das Melcher- loch oder Kuhfenster genant, dem jenseits des Wildbachs eine ähnliche Öffnung entspricht. Das sind zwei von den neun Wänden, durch welche der Teufel den Meleher führte (v. Kürsinger. Ober-Pinzgau. Salzburg 1841. S. 75). Formelhaft ist der Ausdruck volksthümlicher Reehtsaufzeichnungen über neun Zäune in der scherzhaften Bestimmung, wie ein impotenter Mann sei- ner Frau zu ihrem fräulichen Recht verhelfen soll. Er soll sie über neun Zäune oder Erbzäune (Weist. 3. 48. 70. 311)' auf seinem Rücken tra- ! seven erftuine Weist. 3, 42. 52 K. WeEınmonn: gen und die Nachbaren rufen, dafs sie ihm seines Weibes Not helfen wehren. So ist denn über neun Zäune gleich bis ins neunte Haus. Neun Nach- baren sollen der Frau die Nachbarhilfe thun. Nach elsässischem Glauben kann man dem Vieh den Milehnutzen weg- nehmen bis ins neunte Haus, wenn man ihm falsches Futter bringt (Stö- ber, Zur Geschichte des Volksaberglaubens aus Geilers Emeis S.65)'. Auf neun Dörfer wird entsprechende Raumbestimmung ausgedehnt in der wallonischen Legende von der heil. Rolande. In Gerpinnes im Hene- gau solte ein junges Mädchen zur Heirat gezwungen werden. Es entfloh deshalb aus seinem Dorfe, wanderte durch neun Dörfer und starb in Villers- Potteries an einer Quelle. Zu seiner Ehre wird la chässe de sainte Rolande noch jetzt von Gerpinnes aus in feierlicher Prozession begangen (Harou, Contributions au Folklore de la Belgique. Paris 1892. S. 4r). Das Glück komt von ungefähr wol über go Stunden, sagte Grimmels- hausen im Simplieissimus. Wie die Länge, so mals man auch Höhe und Tiefe durch Neun. Der Lehmriese Mockrkälfi. den die Riesen beim Zweikampf mit dem Donnergott dem Hrungnir als Hilfe zur Seite stellten, war neun Rasten hoch gemacht und drei Rasten breit über die Hüften. Neun Stufen gehn zur Höle der Wilden Fräulein im Oetzthal zwischen Kropfbüchel und Unterastlen hinab (Zingerle, Sagen. 2. A. Nr. 67). In der Nähe des Bauler Kläuschen unweit Vianden in Luxemburg liegt ein Schatz neun Fufs tief in der Erde (Gredt, Sagenschatz d. Luxemb. Landes S. 38). Der Donnerkeil fährt neun Klafter tief in den Erdboden (Leeb, Sagen N.-Oesterr. Nr. 3. Baumgarten, Aus d. Heimat ı, 58). Neun Klaftern wird in einem Segen einer S. Blasier Hs. (Anfang d. XVII. Jh.) der wilde Schols (Elbenschufs) in die Erde besehworen (Mone, Anzeiger VI, 470). In den untersten Tiefen liegt nach isländischer Vorstellung, wie die Gylfaginning sie giebt, Niflhel, die neunte Welt (vgl. auch Wafthrudn. 43). Damit sind wir zu den neun Welten der nordgermanischen Mythologie gelangt. In den südgermanischen Quellen findet sich von ihnen nichts, und so sind sie von den Forschern, die einen guten Theil der isländischen ı Durch den nuindesten zun brauchte Geiler in seinen Predigten, Scherz-Oberlin Glossar 1139. Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 53 Mythologie auf die Rechnung kristlicher und gelehrter Einflüsse schreiben, besonders von E. H. Meyer (Die eddische Kosmogonie 61 ff. German. Mythol. ı91) aus der Lehre der Kirchenväter abgeleitet worden. Schon Augustinus (de genesi XII, 17) nahm neun Himmel an: Gregor d. Gr. und Isidor von Sevilla ordneten die Engel in neun Chöre oder Himmel. was von späteren wiederholt ward. E. H. Meyer lehrt dann ohne weiteres: »Die Neunzahl der lleime ist christlich. Denn Honorius von Augustodunum kannte auch sowol «drei Himmel wie neun Himmels- sphären«. Damit wird dieser ganz unbedeutende Compilator aus der Zeit K. Heinrichs V., der eine Zeit lang in der Geschichte der deutschen Litteratur des ı1. 12. Jahrh. eine unverdiente Rolle gespielt hat', als vernichtender Zeuge in die Streitsachen der germanischen Mythologie hingestellt! Die neun Welten werden aufser in der Gylfaginning erwähnt in der Woluspa 2 (hier zusammen mit den ividir, den Weltbäumen oder Stützen der Welt), in den Wafthrudnismäl 43 und in einer eingeschobenen Strophe der Alwısmäl (8-9). Schon Kenner des indischen Alterthums haben auf vedische Drei- theilung der Welt hingewiesen (Zimmer, Altindisches Leben S. 358), und wie aus diesen drei Welten von selbst durch Dreifachung neun Welten hervorgehn. Nach der Lehre der Parsen gab es drei Himmel, drei Mittel- stationen und drei Höllen (Kaegi, Neunzahl S. 18). also zusammen neun Welttheile. Die Dreitheilung der Welt ist auch griechisch und wahrschein- lich auch germanisch gewesen’: die neun entstunden auf dem Wege der Steigerung daraus. Die Neun finden wir auch bei den Römern: novem orbibus vel potius globis connexa omnia (Cicer. republ. 6, 17). Neun eireuli umschliefsen nach Servius ad Aen. VI, 426. 439.533 das Elysium. Dafs die Neun in den Raumbezeiehnungen germanisch ist, habe ich gezeigt. Es sei aber noch besonders darauf hingewiesen, dafs jedes Viertel Islands in drei Gerichtsbezirke, Pingsöknir, zerfiel, jede Pingsökn in drei godord, sodals also jedes Landviertel neun Tempelbezirke besafs, mit Aus- nahme des Nordviertels, das aus besondern Gründen vier Pingsöknir grofs war (K. Maurer, Bekehrung II, 210. Th. Möbius, Ares Islendingabök S. 56). ' J. Kelle wird dem nun wol ein Ende gemacht haben (Gesch. der deutschen Litte- ratur 2, 92). ® Konr. Maurer, Bekehrung des Norweg. Stammes 11.8, Anm.ı7 vermutete das schon und stellte Asgard, Midgard, Utgard als die drei ältesten Welten hin. 54 K. WEIınHouLD: Dem in neun Heime getheilten Weltgebäude vergleicht sich nun auch das in neun Fache zerlegte Menschenhaus, bezeugt durch das Emsigoer und Hunsingoer Friesenrecht (Richthofen 42, 9). So möge denn der Zeuge Honorius abtreten! Die mächtige heilige Zahl Neun wird als Mafsbestimmung auch im gewöhnliehen Leben verwandt. Die Stärke eines menschlichen Wesens neunmal genommen ist sprich- wörtlich. Das älteste Beispiel giebt wol die Geschichte von Odins unrühm- licher Erwerbung des Odrerir, wie er in menschlicher Verhüllung, um in den Dienst des Riesen Baugi zu kommen, dessen neun Mähder zu Tode bringt und dann in der Heuernte statt ihrer Neunmännerwerk (niu manna verk) verrichtet (Bragaroed. 62). Als Landmals komt in Sehenkungsurkunden vor: so viel Wiesenland als neun Männer an einem Tage mähen können (Schannat, hist. Wormat. 1,129. a.1181). Als Gewicht: eine Bürde dürren Holzes soll so grols sein, dafs ein mann deren neun tragen könne von Üönen bis Trier (Weist. 2,87). Neun Männer Stärke mufs ein Weib bei Geburt eines Kindes haben, sagt man in Oberösterreich (Baumgarten 3, 21. Anm. 2). Neunfache Wirkung gewöhnlicher Heilkräuter hatten «die Kräuter zu heiligen Zeiten, wie wir früher S. 10-13 gesehen haben. Aber auch einzelnen Pilanzen, die grofses Vertrauen genossen, wie Schafgarbe und Huflattich, schrieb man das heilige Kraftquadrat zu, wovon sie den Namen Neunkraft. Negenkraft, Neunkraftwurzel, Neunkraut trugen (Grimm, D.Wb. VII, 653. Sehiller-Lübben, Mnd.Wb. II, 169”). Neumannskraft heifst livländisch die Königskerze (verbascum th.), Neunherr livländisch das Hexenkraut, mauscus terrestris (v. Gutzeit, Wörtersehatz der deutschen Sprache Livlands II, 257). Die Vervielfachung der körperliehen Glieder zum naiven Ausdruck des Überragens menschlicher Art ist aus den Mythologien bekannt. Die ger- manische kennt die 900 Köpfe der riesischen Ahnfrau des alten Himmels- gottes Tyr (Hymisqu. 8). Von Herrn Nägenkopp, einem menschenfresserischen Ungethüm, er- zählt ein holsteinisches Märchen (Müllenhoff 8.450). Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 55 Neun Herzen haben. ist ein Lob bei unsern mittelalterlichen Diehtern. Reinmar von Zweter rühmt den Erzbischof Siegfried III. von Mainz als einen niunherzigen man. Dafs er drei Fürstensitze einnehme, sei kein Wunder, aber dafs er niunherzeeliche leben könne mit einem einzigen Leibe, überrasche (Spruch Nr. 228). Von mystischen Auslegern wurden die sprichwörtlichen neun Herzen auf neun geistliche Eigenschaften gedeutet (Haupt Z. f. d. A. 2, 541). Neunherz ward Familienname, wie ihn der schlesische Kirchenliederdichter Johann Neunherz (1653— 1737) führte. Neunäugig (negenögd, Doornkaat, Östfries. Wh. 2,645) wird von sehr scharfsichtigen, alles bemerkenden. neunhäutig von durchtriebenen Leuten gesagt. »Ein vielerfahrener und durchtriebener, neunhäutiger schlauer po- litieus und kluger Weltmann: ein Schalk oder neunhäutiger Gast in der Haut«, heifst es in Zusätzen zum Simplieissimus (Kellers Ausg. I, 47. 202). Etliche Weiber sind von newn heuten, sagte Hans Sachs (V. 233, 5), und wie es gemeint ist, ergiebt sich aus seinem Gedicht: Die neunerley hewt einer poesen frawen samt jrer neun eigenschaften (V. 232. Fabeln und Schwänke, herausg. von Goetze I. n. 54). Des neunhäutigen und hain- buchenen Bauernstands und Wandels übel sitten- und lasterprob von Ve- randro aus Wahrburg, spricht schon im Titel die Bedeutung des neun- häutig aus. Niederdeutsch heilst von je ein sehr böses Blutgeschwür negenhüde, negenoge (Schueren, Teutonista uitgeg. door Boonzajer, 181. Mnd. Wörterh. II, 170: Brem. Wb. III, 22 sich abblättern. bis es heilt. 9. Doornkaat II, 645). Neun Häute müssen »Dir mutte erscht nägen Felle aftrucke wern«, sagt man in Hinter- pommern von einem schlimmen Kerl, wie von einem überschlauen: Dei is ok nägnen to klauk (Knoop, Sagen aus Hinterpommern S. IX). Ein soleher Überkluger heifst denn auch niederdeutsch nägenklök. neunklug. oder in Fr. Reuters Platt nägenklauk (un 'n beten hürt hei tau de Nägen- klauken, Läuschen u. Rimels). Turnvater Jahn nahm neunklug in das Deutsch seiner Merke zum deutschen Volksthum auf. Die Leipziger Mund- art hat neunklug und neunhäutig (Albrecht, Leipz. Ma. 175). Gleichbedeutend dem neunklug ist neungescheit, das ziemlich ver- breitet ist (D.Wb. VII, 682). neundrähtig (ebd. 680), neunschälkig (683). Neunfältig steht dem emfältig in Sprichwörtern des 16. 17. Jahrh. gegen- über (D.Wb.VI, 682). Alle diese neundrähtigen, neunfältigen, neunhäu- 6 K. WEINuUOoLD: tigen, neunschälkigen können Neun- und neunziger werden. Der Spate (Gasp. v. Stieler) karacterisirt die Neun- und Neunziger als proditores. sycophantae (Teutscher Sprachschatz Sp. 1352). Alle diese Gesellen sind neunfache Teufel, Neunteufel: das Wort ist auch Familienname geworden, wozu es das Sachsenhäuser Schimpfwort Neunmolös (neunfaches Aas) schwerlich gebracht hat. Von dem Neunäugigen gilt das von Seb. Franck verzeichnete Sprich- wort: Du siehst schärfer denn ein fränkischer Reuter, der siehet durch einen neunfachen Kittel, wieviel Gelts einer im Seckel hat. Ein Hauptmanns Fluch etzt gar durch neun Harnisch, wie ein Fuhr- manns Gebet Schiff und Wagen treibt, sagt Fischart im Gargantua. Die neun bezeichnet eben überall ein tüchtig Mafs und tüchtige Ver- steifung. Den Zauberzweig Laevateinn verwahrt eine eiserne Lade mit neun Schlössern (halda niardlasar nıu, Fiolsvinnsmäl 26)'. Entsprechend heifst es in einem Weistum (1.139): die wynreben zu Wülflingen sollend also in gutem frid sein und ligen als ein gut in nün ettern (Zäunen d.i. ein aufs stärkste umfriedeter Hof). Wir reihen andre Verwendungen der Neun in Mafsbestimmungen an. Die Kleinheit der Zwerge bezeichnet eine brandenburgische Sage so, dafs ihrer neun in einem Backofen hätten dreschen können (Kuhn-Schwartz, Nordd. S. Nr. 120,1). Ein neugeborenes Kind mufs nach oberpfälzischer Meinung mindestens neun Pfund wiegen, ein Pfund auf jeden Monat (Schönwerth 1,179). Neun Becher mögen auch den Deutschen als Mafs eines sittigen Trin- kers gegolten haben, wenn man den hinterpommerschen Spruch: de erschten nägen sind de schlimmsten, recht versteht und sich des horazischen Tribus aut novem miscentur eyathis pocula commodis (carm. II, 19)” erinnert. Hans Sachs, der die alte volksthümliche Neun, wie wir schon früher S.7 bemerkten. oft anwendet. handelt u.a. von den neun Geschmeck im ehe- liehen Stant (Fabeln und Schwänke herausg. von Götze. I. Nr. 54), von den neun Verwandlungen im Ehestant (ebd. Nr. 129), von den neun lester- ' In einem lettischen Hochzeitliedehen ist die Braut, nach der gesucht wird, mit neun Schlüsseln in der Klete eingeschlossen: Em. Bielenstein, Wie die Letten gefreit haben S.ırı (Riga 1896). ® Dazu Wölfflin, Archiv IX, 330. N 1 Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. lichen Stuek eines Mannes (ebd. Nr. 22). von den neun verpotten Speis (ebd. Nr. 324). von den neun Lehr im Bad (ebd. Nr. 305), von den neun groben Fragen', von der bös Gesellschaft mit ihren neun Eigenschaften (Keller III, 444), von den neun Stuck der Armut (Keller XX, 499). In andern Gedichten des Nürnberger Meisters drängt sich die Sieben, wie sonst im 16. Jahrhundert hervor. Der Tiroler Kapuziner Heribert von Salurn predigte über die neun fremden Sünden (Dominieale concionum pastoralium I, 269-322) d.h. über neun verschiedene Weisen, wie man fremde Sünden unterstützen könne. Fisehart bietet die Neun auch in mancherlei Redensarten, z.B. in seiner Geschichtklitterung: deiner neun frifs ich zur Morgensupp (S. 140 der Hallischen Ausgabe von 1891); ich süff dieh dafs du neunerley Treck schissest wie ein Leidhund (8.150); hiefs sie sich ins grass strecken dafs sie neun ffils von sieh streekt (S. 154); dafs es wol neuntzig küen hett vergeben mögen (S. 157); aber er war mechtig lustig, war über neun Leuten und neuntzig Affen mit seim Volek (S. 258). Neunmal etwas thun umschreibt formelhaft oft wiederholtes thun: & wolt ich niunmäl sterben. heifst es in einem Gedicht der Hätzlerschen Sammelhandschrift 291, 56. Ein junger Man kan neunmal verderben und dennoch genesen, liest man in Agricolas Sybenhundert und fünftzig teutscher Sprichwörter (1534. Nesat), De möt ok nägenmol bi Petrus ankloppen, sagen Mecklenburger von einem dem Tode nahen, meine Zeitschrift 4, 189. Das Verhältnis von 3:9 tritt auch im Zahladverb hervor. Im Rein- hart Fuchs 2244 heifst es vom sterbenden Löwen: sin houbet sich endriu spielt, enniuniu sich sin zunge vielt. Ein echter Sachsenhäuser Fluch mache den Schlufs dieser Reihe: neun un neunzig Stick Steube (Staupenschläge) sollste krin (Firmenich 2, 72). Nachdem wir die grofse Bedeutung der Neun durch die verschieden- sten Gebiete verfolgt haben, bleibt noch übrig, ihre Spur in dem Rechts- leben zu finden. ! Neun Fragen werden in dem siebenb. sächs. Märchen der Erbsenfinder (Haltrich, Volksmärchen aus dem Sachsenlande, 3. A. Nr. 33) gestellt. Philos. - histor. Abh. 1897. Il. b) 58 K. Weısmor: Wir haben sie bereits (S. 47) am Beginn des Lebens in der neuntägigen Frist zur Namengebung erkannt, mit der die Erbberechtigung eintrat. Wir finden sie dann in der Berechnung der Sippe zu neun Gliedern. Die Rechte und die Pflichten der Blutverwantschaft konten nieht in das unendliche ausgedehnt werden; sie musten an einem bestimten Gliede abschliefsen. Dasselbe wird verschieden genommen, als das fünfte, sechste, siebente Knie («@rimm, RA. 468. Brunner, D. Rechtsgeschichte 1,217). Im merwingi- schen State galt das neunte als das letzte heranzuziehende nach Gregor von Tours (hist. Frane. VII, 2: tune rex juravit quod non modo ipsum -Eber- ulfum-verum etiam progeniem ejus in nonam generationem deleret). Zu dieser Stelle ist schon von Heinr. Brunner auf Willems Reinaert 1,2538 verwiesen worden, wo es heifst, dafs alle Verwandten Reinaerts bis zum zehnten Gliede (die hem ten tienden lede siin belanc) seine Falschheit bülfsen sollen. Verwandte (fründe) bis tom neggeden lede kennt das Hof- recht von Loen $64, und das alte Engelberger Hofrecht (Weist. ı, 2) be- stimmt, dafs die dortigen Gotteshausleute ihre Lehen unz an das niunde geslehte vererben dürfen. Süd- und nordgermanische ins übersinnliche greifende Meinungen be- weisen die tiefe Wurzelung der neun Sippeglieder. Jeder neunte (oder sie- bente) Stamm eines Schmidts mufs die in Rosse verwandelten Pfaffenköchin- nen mit Eisen beschlagen (Zingerle, Sitten und Meinungen des Tiroler Volkes Nr. 690). Eine beleidigte Salige (Bergelbin) legte auf eine Bauernfamilie in Bar- bian im untern Eisakthal Armut bis in den neunten Grad (Zingerle, Sa- gen, 2A, 8599). Nach einer feröischen Sage verspricht der Huldermann der Hebamme, die seinem Weibe in Kindesnöten beistund, Glück bis ins zehnte Glied (meine Zeitschrift 2,1). Ein verschmähter Freier auf Island hatte seinem glücklichen Nebenbuhler und dessen Frau ein Gespenst zugeschickt, das ihnen bis ins neunte Glied folgen solte (meine Zeitschr. 6, 384, Anm. 4). So geschehen in unserm Jahrhundert. Aufserhalb des germanischen Kreises tauchen die neun Verwandtsehafts- glieder auch auf. Nach dem Avesta richtet ein unbulfsfertiger Sünder seine Sele zu Grunde bis ins neunte Glied, d.h. die Selen seiner Nachkommen bis ins neunte Geschlecht (Kaegi, Neunzahl 19 = 68). Die Wichtigkeit der Dreizahl beim vedischen Ahnen- oder Manenopfer (Vater, Grofsvater, mu. Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 59 Urgrofsvater), und die Drei- und Neunzahl in dem dazu gehörigen Ritual ist auch zu erwägen (Kaegi 20 = 69)". Im Litauischen wird ein weitläufiger Verwandter das neunte Wasser vom Hafermehlbrei genannt (Schleicher, Litauische Märchen S. 185). Selbst aufserhalb des arischen Volkskreises finden wir entsprechendes. Nach magyarischem Brauche müssen neun Verwandte als Helfer bei Hei- lung eines Verwandten thätig sein (Wlisloeki, Aus dem Volksleben der Magyaren S. 144). Die Neunzahl tritt sodann in dem Feuerordal auf, bei dem Tragen des glühenden Eisens oder dem Schreiten über glühende Pilugscharen, worüber die lex Anglorum et Werinorum, eine angelsächsische, dem König Äthel- stan (7 941) von einigen zugeschriebene Verordnung (Schmid 414), so wie eine nach England gehörige lateinische Exorcismusformel (Schmid 419). eine fränkische formula liturgiea (Walter Corp. II, 574). eine Reihe frie- sischer Küren (Richthofen 35,14. 76,10. 77,3.14. 336,26) und das äl- teste Schonensche Recht Bestimmungen enthalten. Das glühende Eisen mufs neun Fufs weit (ad novem pedum mensu- ram. — novem vestigiis procedens) getragen werden, oder der beklagte mufs mit blofsen Fülsen über neun glühende Pflugschare, die je einen Fufs von einander liegen, schreiten. Uns geht die Neunzahl hier an, die ganz ebenso in den entsprechenden altindischen Anordnungen sich findet, wo auch beide Arten bestehn, einmal das tragen einer glühenden Kugel durch 7-9 Kreise, deren jeder einen Fuls vom andern absteht; zweitens das feste langsame barfülsige Schreiten über (meist) neun glühende Eisen, die je einen Schritt von einander liegen (Kaegi, Alter und Herkunft des germanischen Gottes- urtheils S. 48). Der Zweifel an der volksthümlich-germanischen Natur der Gottesurtheile ist durch die vergleichende Untersuchung Kaegis widerlegt, und nicht minder die Neunzahl als indisch und germanisch bezeugt worden. Sie ist altheilig und in engem Bezuge zu den unterirdischen Sühngottheiten. In demselben Boden wurzeln die neun Eide friesischer Küren (Richt- hofen 214,14. 332.9. 31) in Strafsachen’; ferner die nün from redlich man, ! Spiegel in Webers Indischen Studien 3,449 rechnete 9 Verwandtschaftsglieder heraus, die zu den nabänazdista (näbhänedishtha) gehören. Vgl. auch A. Weber, Episches im Vedischen Ritual S. 44. ® Das gewöhnliche war der Zwölfereid. Brunner, Rechtsgesch. II. 384. Aufdie Grund- zahl drei, deren heilige Steigerung die 9 ist, deuten Bestimmungen der L. salica über die 60 K. WEınworLD: die beim Bahrgericht 1503 in Luzern genannt werden (Baechtold in den Roman. Forschungen V,227); ferner die neun Zeugen, die in schlesischen Grenzprozessen des 16. Jahrhunderts den Schwur unter dem Rasen ablegen müssen (meine Zeitschrift 3, 224). Bei Verhandlung über Totschlag mulste der Beklagte nach Westerlawer Gesetz (Richthofen 413,12) neunmal (nyoghen hwara) von dem Schult- heifsen vor Gericht geladen werden. Den neunfachen Wert des Streitobjeets setzt die Lex Burgund. 8,2. 45. 80,2 auf falschen Eid. Die Steigerung der 3 zu 9 im Rechtsgang ist hinreichend bekannt: die Fristen, die Zeugen, die Bufsen werden verdreifacht (l. Sal. LI. de rem prestitam. XXXIX, 2. Walter III, 556). Neun Jahr und neun Tage (Weist. 1,46) oder neun Jahr und zehn Laubrisen (Herbste') Weist. 1,172. gelten in Schweizer Hofrechten als Frist, innerhalb der ein Kaufanspruch erhoben werden kann und nach der das Ersitzrecht unanfechtbar wird. In Kent galt, dafs, wenn der Inhaber von Rentengütern dieselben durch sehlechte Rentenzahlung verwirkt hatte, er sie zurückgewinnen konte, wenn er den neunfachen Rückstand erlegte*. Mehr als einmal haben wir neben der Neun eine Zehn, weit häufiger die Sieben auftreten sehen. Die Dekade liegt der Enneade ganz nahe und kann nur als kleine Erweiterung genommen werden, wie umgekehrt neun und acht sich oft berühren. Die Zehn kann aber auch kirchliche Verbesserung der heidnischen Neun sein. wie die Bemerkung des h. Hieronymus zu Aggai 2.11.19 ergiebt: noni mensis numerus nusquam in bonam partem legitur, wozu man die Worte Gregors d. Gr. Moral. 35.42 halte: denarius numerus perfeetus est, quia lex in X. praeceptis coneluditur (vgl. Wölfflin Archiv IX, 341). Wie die Sieben in Italien durch den griechischen Einflufs gegen die Neun vorgedrungen ist, hat Wölfflin (Archiv IX, 344 fl.) nachgewiesen. tres seniores unter den Eideshelfern, und die tres aloarii einer fränk. Formelsamlung, Brunner II, 386. Vel. meine Dentsehen Monatnamen. Halle 1869. S.48. ® Polloch and Bastlund, History of the English Law 2,269. Mittheilung H. Brunners. Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. 61 Mindestens seit Sulla trat die griechische Sieben in der römischen Litteratur in den Vordergrund. Da nun aber bei den Hellenen die Neun auch uralte mystische Bedeutung hatte, so mufs auch bei ihnen die Sieben erst durch fremden Einflufs empor gekommen sein, und das ist der semitisch- orientalische. Die jüdische Sieben drang dann als herrschende Zahl auch in die christliche Kirche ein. Der h. Hieronymus zu Amos II. 5, 3 nennt den numerus septenarius den numerus sanctificatus atque perfeetus et ut ita dicam verus numerus. Demgemäfs herrscht die Sieben in der ganzen kirchlichen Litteratur und in den Ceremonien, wo es sich um Zahlensym- bolik handelt (Wölfflin IX, 347: J. Kelle, Geschichte der deutschen Litteratur II, 126f. 327 £.). So erwuchs denn auch in den deutschen mystischen Gebräuchen und von hier aus auch im Profanen der alten indogermanischen Neun ein sehr gefährlicher Nebenbuhler in der kirchlichen Sieben. Dafs dieselbe aber nicht vollen Sieg gewann, dafs die Neun wol beschränkt, aber nicht ver- nichtet werden konte auf dem Gebiete, das wir durchwandert haben. das haben unsre Samlungen und Ausführungen bewiesen. Philos.- histor. Abh. 1897. 11. I | ra “ me; - aha nam FIRE EAR SA N a Be EEE HEMER GERN reihen mh haei Anbei DE Ye Vak ar Kunde, merk, RR 2 HER A Aaron es DT Zee |. af au 8 ne ur ai erh a una are red rau or nee BL IE TE PUT EEE TITELN 5 bei EL ra Be ars HR at apekian SA IE Wale Why Ba hei Hacıii Dar Nude ah drinn dans inter nah ns > ale Ben PEe r EI Tea. DEIN DER TER Le Dar 270 7 2702 Dante‘ DIT 2 aRR LUTTET EEE IT U SEE 2 ib ee ae BIP TR TER UNINE ST 7 Unze a will. Anl PS rl Aland PAIFHORAUN Dr BIT Ela a am ten P a rn ra be Imansı uonghnaehuggendh: (EN . ER Arten Ban: ne A B . Ar Yo ‚(NE Re AEG ee Berichte des Secretars der brandenburgischen Societät der Wissenschaften J. Th. Jablonski an den Präsi- denten G.W. Leibniz (1700-1715) nebst einigen Antworten von Leibniz. Von H”" ADOLF HARNACK. Philos. - histor. Abh. 1897. III. 1 Ir x . “ fY 1) Gelesen in der Sitzung der phil.-hist. Classe am 13. März 1897 [Sitzungsberichte St. XV. S. 275]. Zum Druck eingereicht am 15. Juli, ausgegeben am 9. August 1897. |F dem auf der K. öffentlichen Bibliothek zu Hannover aufbewahrten Brief- wechsel von Leibniz befinden sich auch die Berichte, die J. Th. Jablonski als Seeretar der brandenburgischen Societät der Wissenschaften an den Prä- sidenten Leibniz regelmäfsig abgestattet hat!. Leibniz lebte in Hannover und leitete von dort aus die neugestiftete Societät. Der Secretar war durch sein Anstellungsdecret vom 6. Oct. 1700 verpflichtet”, »nomine Soeietatis die Correspondenz mit dem Praeside zu führen«. Aber auch Leibniz hatte die Pflicht übernommen, mit der Societät regelmäfsig zu correspondiren°, da er als kurfürstlich hannoverscher Beamter nur selten in Berlin anwesend sein konnte. Beide Männer haben die übernommene Aufgabe mit Gewissenhaftig- keit erfüllt, und wenn der Briefwechsel nicht reichhaltiger ist, so liegt das an den dürftigen Umständen, in denen sich die Societät der Wissenschaften befand. Der Vorwurf, Leibniz sei in seinem Verkehr mit der Societät lässig gewesen, trifft höchstens für die letzten drei bis vier Jahre seines Lebens zu; aber nach allem, was er trotz unermüdlicher dreizehnjähriger Arbeit erfahren hatte, ist das nicht verwunderlich. Es kam dazu, dafs es wenig zu berichten, also auch wenig zu beantworten gab; denn die Societät war »in einen gewissen languorem verfallen «. Wie eifrig er bestrebt gewesen ist, den Zusammenhang mit der Societät aufrecht zu erhalten, sie zu fördern und in die Höhe zu bringen, zeigt un- widersprechlich die Thatsache, dafs in 16 Jahren mindestens 5-600 Briefe ! Siehe E. Bodemann, Der Briefwechsel des G.W. Leibniz in der K. öffentlichen Bibliothek zu Hannover (1889) S. or f. ®? Concept im Geh. Staatsarchiv, Abschrift im akademischen Archiv. ® Siehe das Decret seiner Bestallung bei Klopp. Werke von Leibniz, 10. Bd. S. 328 ff. (Original in Hannover). 1* 4 A. Harnack: über Angelegenheiten der Societät von Berlin aus an ihn gerichtet worden sind, und dafs er selbst gewifs nicht viel weniger in Societätssachen dorthin geschrieben hat. Die Mehrzahl jener ist — gröfstentheils auf der K. Biblio- thek zu Hannover — noch erhalten; die Mehrzahl dieser ist untergegangen. Leibniz’s Correspondenten in Berlin waren, aufser dem Secretar, dessen Bruder — der Hofprediger D. E. Jablonski' —, der Archivrath Cuneau [Chuno]”, der Legationsrath Aneillon°, der Bibliothekar La Croze‘, der Buchhändler Papen°, der Lehrer am Grauen Kloster Frisch, der Astronom Kirch und dessen Gattin’ u. A. Dazu kommt die Correspondenz mit den brandenburgi- schen Hof- und Staatsmännern von Wedel, Graf Wartenberg, von Fuchs, von Tettau, von Hamrath, von Ilgen, Spanheim, von Printzen u. A: Die beiden Jablonski’s waren Enkel des Amos Comenius; der Secretar war der ältere (geb. am 15. Dec. 1654) und stand bereits im 46. Lebensjahr, als er sein Amt antrat, für welches Leibniz ursprünglich den Mathematiker Naude ins Auge gefafst hatte. Es war nicht ganz glücklich, dals zwei Brüder neben Leibniz die Societät regierten; denn der Vorwurf der Üliquen- ! Der Briefwechsel (älterer Theil) ist von Kapp (Sammlung einiger vertrauter Briefe... zwischen ... G.W. von Leibnitz und dem Hofprediger Hrn. D.E. Jablonski u. s. w.; Leipzig 1745) herausgegeben worden; die zahlreichen späteren Briefe sind in Hannover, wo ich sie excerpirt habe, und werden demnächst von Kvacsala publicirt werden (vgl. Bodemann, a.a. 0. S. 100 f.). 2 Einige Briefe sind in Oerlichs’ »Berlinischer Bibliothek « ı. Bd. 1747 erschienen, die Mehrzahl liegt in Hannover, wo ich sie durchgesehen habe (Bodemann S.4r). 3 Einige Briefe sind bei Feder, Commerce. epist. Leibnitii gedruckt; die Mehrzahl liegt ungedruckt in Hannover, wo ich sie durchgesehen habe (Bodemann S. 5). * Einige Briefe sind bei Kortholt, Leibnitii epp. ad diversos etc. I S. 373 ff. und im Thesaurus epistolicus Lacrozianus 1742 ff. abgedruckt, die Mehrzahl liegt ungedruckt in Han- nover (Bodemann S.ı25). Durch die Güte des Herrn Oberbibliothekars Bodemann be- sitze ich eine Abschrift derselben. 5 Die Briefe sind in Hannover, ein paar auch im akademischen Archiv (Bodemann S. 216). $ Diese Briefe befinden sich in Hannover (Bodemann S.63 f.) und sind mit grolser Sachkunde hrsg. von L.H. Fischer im Archiv der »Brandenburgia« 2. Bd. 1896. 7 Diese Briefe befinden sich theils in Hannover (Bodemann S.113), theils in der Bibliothek des Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin, wo ich sie durchgesehen habe. 5 Siehe Bodemann unter diesen Namen. Einige Briefe an Staatsmänner befinden sich auch im akademischen Archiv. Von den Briefen an die Staatsmänner sind die wichtigsten gedruckt bei Klopp, Werke, ı0.Bd. Auch einige Briefe an den König sind vorhanden, dazu ein Theil der reichen Correspondenz mit Sophie Charlotte und ein paar Briefe an Frl. von Pöllnitz. m ur u eier 4 ee Az ie Le 2 briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 5 Wirthschaft konnte leicht erhoben werden und ist erhoben worden. Aber beide waren rechtschaffene Männer von ruhigem Temperament, und ihre Unparteilichkeit wurde bald allgemein anerkannt. J. Th. Jablonski war kein bedeutender Gelehrter, ja man kann ihn über- haupt kaum einen Gelehrten nennen; er war ein geschätzter Pädagog — als Prinzenerzieher und fürstlicher Secretär war er thätig gewesen und hatte vor seiner Berufung nach Berlin ıı Jahre in Barby am sächsisch - weilsen- fels’schen Hofe zugebracht —, kannte Holland und England und verfafste Schulbücher, eneyklopädische Werke, Elogien, auch eine Übersetzung von Taeitus Germania. Seine »Geschichte der Thorner Unruhen 1724« ist ins Französische übersetzt worden'. Er war im Stande, den Wissenschaften gleichsam als Buchhalter zu folgen, ohne ein tiefer gehendes Interesse für sie zu verrathen. Der Societät hat er durch seine Gewissenhaftigkeit und Ordnungsliebe unschätzbare Dienste geleistet, aber ein bedeutenderer Mann an dieser Stelle wäre sehr nöthig gewesen. Er war nicht nur Secretar, sondern auch Archivar, Protocollant, Schatzmeister, Kassirer und führte die Aufsicht über die Unternehmungen der Societät, besonders über die Heraus- gabe der Kalender. Nur die Herausgabe der Abhandlungen der Societät war einem Anderen (zuerst dem Archivrath Uuneau im Verein mit Leibniz) übertragen; auch verfafste nicht er, sondern sein Bruder, der Hofprediger, bez. der Archivrath Cuneau die Eingaben an den König und die wichtigen Schreiben. Als er am 28. April 1731 im 77. Lebensjahr starb, dichtete Noltenius auf ihn folgende Grabschrift?: »Gottesfurcht, ohn Heuchelei, Wissenschaft, ohn Prahlerei, Liebes-Werke, im Verborgen, Klugheit, ohne eitle Sorgen, Redlichkeit, die Probe hält, Ernst, der nicht beschwerlich fällt, Manches Leid, doch ohne Klagen, Grolsmuth, die nieht kann verzagen, Und was sonst die Welt nicht kannt’, Lieget hier verscharrt im Sand«. Da die Societät von 1700 bis zum Januar 1711, d.h. bis zu ihrer wirklichen Einrichtung, nur selten und nicht regelmäfsig Sitzungen abge- - halten hat und die Protocolle im akademischen Archiv fehlen, so ersetzen ! Siehe Allg. Deutsche Biographie, 13. Bd. S. 525 f. 2 Im Druck erschienen, ein Exemplar im akad. Archiv. 6 A. HAarnNAck: uns die Berichte J. Th. Jablonski’s an Leibniz dieselben, haben also für die Urgeschichte der Societät einen unschätzbaren Werth, so wenig sie in die Tiefe der Angelegenheiten eindringen. Wir sind aufserdem in der glück- lichen Lage, ihre Vollständigkeit für den Zeitraum vom ı. Nov. 1700 bis zum 30. Dec. 1710 urkundlich eontroliren zu können. Das akademische Ar- chiv besitzt nämlich noch das von J. Th. Jablonski geführte »Diarium So- cietatis Scient. Brandeb.« für diese Zeit. In ihm sind Tag für Tag die ab- gegangenen und angelangten Briefe verzeichnet. Es ergiebt sich aus ihm, dafs Jablonski vom 13. Nov. 1700 an (das ist das Datum des ersten Briefs) bis Ende Dee. 1710 einhundertzwanzig Briefe an Leibniz geschrieben hat. Von diesen besitzen wir 106, nämlich 10 in der Sammlung von Kapp ge- druckt', 96 in Hannover bisher ungedruckt. Aufserdem aber sind in Han- nover noch 2 Briefe von Jablonski an Leibniz aus dieser Zeit, die er im Diarium anzumerken vergessen hat, und 3 andere stehen in der Sammlung von Kapp’. Es fehlen also nur 14 Briefe von Jablonski”; doch mag noch einer oder der andere im Diarium vergessen sein. Viel ungünstiger steht es mit den Briefen von Leibniz an Jablonski. Das Diarium ergiebt, dafs Jener an Diesen bis zum December 1710 etwa neunzig Briefe geschrieben hat; davon sind uns nur 5 erhalten — denn Leibniz pflegte bei solchen Briefen kein Concept zu machen —, nämlich 3 (die drei ersten) in Kapp’s Sammlung (gedruckt), ı in Hannover (unge- druckt) und ı (der Brief vom 24. März 1701) im akademischen Archiv (un- gedruckt). Für die Zeit vom Januar 1711 bis zum Juni 1715° vermögen wir die Briefsammlung in Hannover nicht zu controliren, da im akademischen Archiv für diese Zeit kein Diarium vorhanden ist. Jene Sammlung hat aus dieser Zeit 44 Briefe von Jablonski (einer ist unter die Briefe von La Croze an ı Es sind die 10 (+ 3) ersten, die nicht in die Bibliothek nach Hannover gekommen sind; die hannoversche Sammlung beginnt mit dem Brief Nr.1ı7 vom 23. Aug. 1701. Kapp be- nutzte, wie er selbst in der Vorrede erzählt, die von Christfried Kirch gesammelten, von Jordan i.J.1733 ihm, Kapp, übergebenen Originale. Wohin sie gekommen, weils man nicht. 2 Es sind das die Briefe Nr. 2. 3. 6. 21. 27 unserer Ausgabe. 3 Es sind das Briefe vom 9. Aug. 1701, 1. Dec. 1703, 5. Mai und 28. Nov. 1705, 7. Juni, 6. und 27. Aug., 5. und 29. Nov. 1707, 25. Sept. und 2o. Oct. 1708, 23. Nov. 1709, 22. April und 13. Dec. 1710. * Hier bricht der Briefwechsel mit dem Secretar ab; denn dieser ging als Prinzen- erzieher auf Reisen. An seiner Stelle schrieben nun bis zum Tode von Leibniz (14. Nov. 1716) der Hofprediger Jablonski und Frisch. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 7 Leibniz gerathen, nämlich Nr. 160 vom 10. April 1714; ich habe ihn mit veröffentlicht) und 2 von Leibniz (alle ungedruckt). Dafs nicht einmal die Jablonski’schen Briefe vollständig sind, geht aus dem alten Inhaltsverzeichnils des Leibniz-Faseikels im akademischen Archiv hervor. In diesem wird mit- getheilt, dafs der Faseikel einen Brief von J. Th. Jablonski an Leibniz vom 14. Febr. 1711 enthalte: »Von der Bemühung der Societät in Ansehung der teutschen Sprache und von einigen vorzuschlagenden Mitgliedern«. Der Brief ist jetzt nicht mehr vorhanden und fehlt auch in der hannoverschen Sammlung. Die vier im J. Th. Jablonski-Faseikel dieser Sammlung enthaltenen Acten- stücke, nämlich je ein Brief der Frau Astronomin Kirch und des Buch- händlers Papen, sowie zwei königliche Erlasse (Nr. 87. 77. 68. 165), habe ich mit abdrucken lassen, sowie zwei Briefe von Leibniz an den König und den Oberkammerherrn (Nr. 109. 110) bei Gelegenheit der Übersendung des 1. Bandes der Miscellanea Berolinensia, die sich ebenfalls unter den Jablonski- Briefen zu Hannover befinden. Es sind also im Ganzen 168 Briefe, die hier veröffentlicht werden (darunter 16 bereits gedruckte), und zwar 155 von Jablonski und 9 von Leibniz. Die Abschriften habe ich durch gütige Vermittelung des Herrn Oberbibliothekars Dr. E.Bodemann in Hannover, des ausgezeichneten Leib- niz-Forschers, erhalten; ich sage ihm dafür meinen verbindlichsten Dank. Das Diarium, welches zur Controle der Vollständigkeit der Jablonski- Briefe dient, enthält trotz seiner Kürze manche für die Geschichte der So- eietät wichtige Notiz — so zum 21.Febr. 1701 »mit H. Ferber geredet, wegen eines Gemachs auf dem Berliner Rathhause zu denen Zusammen- künften der Soeietät«; zu anderen Daten werden Zusammenkünfte der So- cietät und der Ort, wo sie gehalten, vermerkt; zum 14. Juni 1701 wird die Drucklegung der Epistola ad amieum verzeichnet; ebenso wird angegeben, bei welchen Conferenzen Leibniz persönlich zugegen gewesen ist. Doch würde es sich nicht lohnen, das Diarium zu publieiren. Ich verzichte darauf, einen Commentar zu den Briefen Jablonski’s zu schreiben', da die »Geschichte der K. Preufsischen Akademie der Wissen- ı Alle Stücke, bei denen kein Fundort angegeben ist, stammen aus der hannöverschen Bibliothek. 8 A. Harnack: schaften«, welehe zum Jubiläum i. J. 1900 erscheinen soll, einen solchen bringen wird. Einstweilen verweise ich auf die oben angeführte Publieation des Briefwechsels von Frisch und Leibniz (von Fischer), aus der man sich über den wichtigsten Inhalt auch des Jablonski’schen Briefwechsels (besonders über die eitirten Personen) zu orientiren vermag. 1. Jablonski an Leibniz. 13. November 1700. [Kapp, Sammlung u. s.w. S.2ı1f.] Nachdem ich in diesem Ort angelanget, die bey der Societät der Wissenschafften mir gnädigst anbefohlne Funetion würcklich anzutreten, so habe meiner Schuldigkeit er- achtet, Ew. Excell. solches hiemit gehorsamst zu hinterbringen. Und wie mir zu besondern Ehren rechne, unter Ew. Excell. hohen Directorio solche meine Function zu verwalten, also werde in Beobachtung sowohl gegen Ew. Excellenz schuldiger Ehrerbietung und gehorsamster Ergebenheit, als im übrigen nöthiger Treue und Geflissenheit mich dergestalt zu erweisen bemühet seyn, damit des in mich difsfalls gesetzten gnädigsten und hochgeneigten Vertrauens nicht unwürdig angesehen werden möge. Zu dem Ende Ew. Excell. beliebige Befehle er- warte, und unter gehorsamster Empfehlung zu beharrlicher Hochgewogenheit verbleibe u. s. w. Berlin, den 13 Nov. 1700. 2. Jablonski an Leibniz. 15. Januar 1701. [Kapp, Sammlung u. s.w. S.287f.] Ew. Excellentz gratulire in gehorsamster Ergebenheit wie zu der glücklich zurück- gelegten langwierigen Reise, also zu dem eingetretenen neuen Jahr und wünsche von Hertzen, dafs dieselben unter göttlichem Schutz und Seegen bey beharrlicher Leibesgesundheit und in aller selbstverlangten Zufriedenheit den glorieusen Lauf Dero hohen Chargen und Verrich- tungen zum Besten und Aufnehmen sowohl anderer, als insonderheit auch der Societät, zu vielen Jahren in vollkommenen Wohlergehen continuiren, mir aber das Glück wiederfahren möge, durch immerwährende wohlgefällige Proben meiner ergebensten Dienstgeflissenheit dero hochgeschätzte Gewogenheit verdienen und mich derselben beharrlich versichern zu können. Was die Zeither bey der Societät vorgegangen, wird ohne Zweifel von denen andern H. Herren Membris ausführlicher angezeiget werden. Es hat zwar der Mangel einer be- quemen Gelegenheit, ordentliche Zusammenkünffte zu halten, dergleichen zum öfftern anzu- stellen nicht verstatten wollen, doch sind sie in nöthigen Fällen nicht unterlassen, und vor- nehmlich die inwendige Disposition des zum Observatorio destinirten Pavillons eingerichtet; re F een Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. ) der zweyte Eck-Pavillon zur Wohnung vor den Astronomum (nachdem der erste von dem Ober - Kammerherrn anders verwendet worden), durch ein Churfürstl. Deeret versichert, die Redressirung einiger Contraventionen wieder das Calender-Ediet ausgewürcket, und die Verfertigung des Siegels angeordnet worden, damit so bald nach Wiederkunft des Hofes die solenne Ouverture der Societät geschehen könne. Unter beygeschlossenen Schreiben ist eines, so am vergangenen Montag von dem Herrn Hofrath Chuno mir zugestellet worden und bey demselben eine geraume Zeit auf die Nach- richt von Ew. Excellentz glicklichen Heimkunft wird gewartet haben. Ich erwarte ferner dero beliebigen Befehle und verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin, den 15 Jan. 1701. 3. Jablonski an Leibniz. 20. Januar 1701. [Kapp, Sammlung u. s. w. S. 289.] Nachdem diesen Morgen zu spät gekommen, beykommende Concepte zu beliebiger Übersehung selbst zu behändigen, so habe ich hiemit gehorsamst einsenden und ferneren Befehls erwarten sollen. Den Kammerherrn von Tettau habe täglich gesucht, aber nie antrefflen können. Diese Woche hat er die Aufwartung, da es wohl unmöglich seyn wird, an ihn zu kommen, weil er beständig um den König seyn muls, doch will ich an meinem Fleils nicht ermangeln lassen, und verharre u. s. w. d. 20. Jan. 1701. 4. Leibniz an Jablonski. 31. Januar 1701. [Kapp, Sammlung u. s. w. S.289 ff.] Meines hochgeehrten Herrn Secretarii Werthes habe zu recht erhalten. Bedancke mich dienstlich wegen des guten Wunsches, reciproeire selbigen von Hertzen und wünsche, dals mein hochgeehrter Herr Königl. Majest., dero Societät der Seienzen und dem Publico in völligem Vergnügen und erwünschter Gesundheit lange Zeit nützliche Dienste leisten möge. Ich habe Herrn Hofrath Cuno ausführlich geschrieben gehabt, von einem und andern, so unsere Societät angehet, wundere mich, dals wieder Gewohnheit noch keine Antwort erhalten. Will ja nicht hoffen, dals der Brief verlohren gangen, so vermuthe auch nicht, dals er abwesend. Ich habe ohnmasgeblich vorgeschlagen, dals, sofern man es gut finden möchte, wenn das Sigillum societatis fertig, an einige intendirende Membra, so, dals es ihnen lieb, zu ver- stehen geben, Diplomata receptionis geschickt werden möchten: als nehmlich an Herrn D. Schmidt, Abt zu Marienthal und Prof. Theologiae zu Helmstädt, an Herrn Probst Müller zu Magdeburg, an Herrn D. Gerard Meyer, berühmten Theologum und Pastorem bene meritum zu Bremen, welcher viel Schönes unter Händen hat pro illustrandis antiqui- tatibus linguae Germanicae, an Herrn Joh. Bernoulli, Professorem Matheseos zu Grö- ningen. Ich hätte bald vergessen Herrn D. Fabrieium, berühmten Theologum und Faeultatis Philos.- histor. Abh. 1897. III. 2 10 A. HAarnack: Seniorem zu Helmstädt, der vermuthlich an Herrn Abt Calixti Statt Abt zu Königs- luthern werden wird. Herr Acoluthus zu Brelslau giebt sich auch an; seinen Brief schicke an den Herrn Hofprediger. Ich bilde mir ein, Herr Junius wird seiner Ephemeridum Speeimen Soeietati dedi- eirt haben. Damit man sehen möchte, wie es die Academia Regia Parisina halte, habe ich deren Diploma receptionis vor mich in copia an Herrn Hofrath Cunoen geschickt gehabt, ja ich will hoffen, das Calenderwesen werde wohl von statten gehen, und verlange zu erfahren, ob es proportionirliche Hoflnung eines guten Ertrags gebe. Bitte um Verzeihung, dals ich so confus und übel schreibe, bin sehr distrahiret und hoffe, mein hochgeehrter Herr werde mehr auf die Realia als Form sehen. Bitte Herren Kirchen meinetwegen ohnbeschwehrt zu grüssen. Wenn er einsmahls etwas Zeit, so verlange seine Reflexiones über einige sonderliche englische Communicata, wie weit sie mit seinen Observationibus und Caleulis zutreffen. Communieire, was mir Herr Römer pro Observatorio geschrieben, erwarte es wieder zurück samt unserer Herren Ge- dancken. Herrn Hofrath Rabenern habe von einem wichtigen Invento geschrieben, davon ein Speeimen Ihro Majest. nach der Rückkunft vermuthlich angenehm seyn würde. Die Be- schreibung werde förderlichst zufertigen. Herr Ober-Syndieus von Mastricht hat mir von einem Künstler zu Duysburg gesprochen, der Schlangensprützen um einen billigen Preils machet. Man könnte sich per tertium erkundigen. Es wäre auch wegen Brors zu vigiliren. 5. Jablonski an Leibniz. 15. Februar 1701. [|Rapp, Sammlung u. s.w. S.292 fl.] Ew. Excell. geehrte beyde habe mit Respect erhalten, und zwar das vom 31. Jan. vor 2 Tagen, vom 4. Febr. aber am vergangenen rrten dieses, und die Inlagen gehöriger Orten übergeben. Der Herr Hofrath Chuno entschuldiget seinen bilsher genommenen Aufschub mit denen, bey Abwesenheit des Hofes und dadurch vervielfältigten Correspondentz, über- häufften Geschäfften, will aber alles mit künftiger mehreren Exactitude einbringen. Das Schreiben des Herrn Römers ist noch in Händen der hochgeehrten Herren von der Societät, welche es ein jeder vor sich insbesondere zu lesen verlanget, soll aber mit nechstem anbefohlener Massen zurück erfolgen. Der Herr Kirch hat die erwarteten Reflexiones noch nicht fertig, weil es ihm an gutem Wetter einige noch nöthige Observationes zu halten ermangelt, ist aber derselben gar wohl eingedenck und hoffet damit ehestens dienen zu können. Der Herr Hofrath Rabener ist am vergangenen 29 Jan. in dem Herrn selig entschlafen. Das an ihn gerichtete Schreiben ist in Collegio zu eröflnen gut gefunden worden, weil die Anzeige vorhanden gewesen, dafs dessen Inhalt nicht nur privata, sondern auch die Societät betreffende wäre. Die Sache wegen der Feuerspritzen ist wegen ein und anderer Schwürigkeiten zu reiferer Überlegung ausgesetzet worden. Indessen versichert der Herr Chuno, Broers sey dergestalt prevenirt worden, dals er zum Nachtheil der Soecietät und ihres Privilegii 2 u Ai ei eier Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 11 etwas zu suchen sich nicht gelüsten lassen werde, und, allenfalls er es thäte, schlecht reussiren dörffte. Die Abschrifft von dem Parisischen Diplomate receptionis habe von dem Herrn Chuno empfangen. Sobald nun beschlossen seyn wird, in was für Sprache die auszugebende Diplomata gesetzt werden sollen, will eine Übersetzung davon zu beliebiger Verbesser- und Einrichtung übersenden. Hier ist auf die teutsche Sprache gestimmet worden, um soviel mehr, weil unter denen Objeetis der Soeietät auch deren Cultur begriffen ist. Erwarte difsfalls Ew. Excell. gefällige final Ordre. Zu der endlichen Ausfertigung würden auch die eigentlichen Nahmen und Qualitäten derer Recipiendorum nöthig seyn. Das Siegel wird diese Woche fertig werden. Der Herr Junius hat der Soeietät nichts dedieiret, und meynet Herr Kirch, es werde auch wohl dabey bleiben. Der Abgang der Calender ist so grofs nicht gewesen, als vermuthet worden, und werden derselben viel tausend liegen bleiben. Die Gelder kommen auch noch sehr sparsam ein, und sind die zum Verlag aufgenommene Posten noch nicht bezahlt. Nachdem aber der Debit nun meistentheils vorbey, wird man die Factores in den Provintzen zur Richtigkeit anhalten. Der-Herr Chuno, welcher bils daher die Sachen in Händen gehabt, hat mir die Calenderrechnung schon übergeben, die Geldrechnung aber zu schlüssen noch keine Zeit gehabt. Mein Bruder läfst nebst dienstlicher Empfehlung bitten, nicht ungleich zu ver- mercken, dafs er um dringender Verrichtungen willen diese Post überschlagen müssen, will aber seine Schuldigkeit mit nechstem beobachten, und ist das Projeet de lingua Germanica excolenda bey ihm in guter Verwahrung. Indem dieses schreibe, wird mir Ew. Excell. Geehrtes vom rzten dieses gebracht, und soll der Einschlufs mit heutiger Post nach Preussen bestellet werden. Bey der Societät ist nun beschlossen, alle Woche ordentlich einmahl zusammen- zukommen, zu dem Behuf ein bequemer Ort gesuchet wird, dessen man sich, bils der Pavillon ausgebauet, bedienen könne, und ich verharre mit schuldiger Observanz u. s. w. Berlin, den ı5 Febr. 1701. 6. Jablonski an Leibniz. 5. März 1701. [Kapp, Sammlung u. s. w. 8.294 f.] Nachdem auf die vermuthete Antwort von denen Herren, an welche von Ew. Excell. ich einige Schreiben überliefert, bifs hieher vergeblich gewartet, so habe endlich nicht länger anstehen sollen, Ew. Excell. aufzuwarten und schuldigst zu berichten, wie das Siegel nun- mehr fertig, dannenhero ein Concept und Modell des Diplomatis receptionis nach der Pari- sischen Copie verfertiget, so von denen übrigen Herren gut gefunden, und nunmehr auf Ew. Excell. hochgeneigten Censur oder Approbation beruhet, worauf mit der Ausfertigung nicht soll gesäumet werden, allermassen dero beliebige Ordres mit nechstem erwarte. Der Calenderabgang befindet sich so schlecht, dafs fast der vierte Theil des Drucks lieeen bleibt, wodurch nicht nur an dem vermutheten Profit ein Merekliches hinwegfällt, sondern noch ein Empfindliches an denen aufgewandten Kosten verlohren gehet. Indessen ist der Calenderdruck auf dieses Jahr aufs neue schon veranstaltet, und wird ein besserer I 12 A. HARNAcK: Vertreib gehoffet, weil nicht nur eine Varietät darinn beobachtet wird, sondern man auch zu rechter Zeit damit fertig werden kan. Der Königl. Aufbruch von Königsberg ist nun auf den ten dieses feste gestellet, und wird nun wohl nöthig seyn, zu völliger Niedersetzung der Societät das Nöthige zu beob- achten, wovon bey nechster Zusammenkunfft Anregung thun werde, der ich mit schuldigem Respect verharre u. s.w. Berlin den 5 Mart. 1701. 7 Jablonski an Leibniz. 15. März 1701. [Kapp, Sammlung u. s. w. S. 296 ff.] Demnach Sr. Königl. Majestät hohe Gegenwart nun ehester Tagen vermuthet wird, indem dieselben nächstkommenden Freytag zu Oranienburg erwartet werden, so ist bey der Soeietät vorkommen, wie dieselbe nunmehr völlig formirt und sollenniter niedergesetzt werden möge. Zu dem Ende bey jüngster Zusammenkunft die verschiedene Designationes derer Personen, so darinn aufzunehmen wären, hergenommen und daraus die in beygehendem Aufsatz Benannte!) zur Wahl vorgetragen worden, womit es nun auf Ew. Excell. hochge- neigten Beyfall und endlichen Schlufs beruhet?). Dieweil auch noch unbekannt, ob einige darunter solche Wahl wohl aufnehmen möchten, so ist die Meynung dahin gegangen, dafs dieselben, von welchen dergleichen Zweifel schwebet, dilsfals zuvor sondirt werden möchten; wie aber und durch wen solches geschehen solle, wird Ew. Excell. hochbeliebige Meynung erwartet. Und wenn ferner für nöthig angesehen worden, aus der General-Instruction diejenigen Artickel, so nicht die innere Verfassung der Societät, sondern derselben Zweck und vor- gegebene Arbeit ingemein betreffen, also allen Membris zu Beobachtung ihrer Schuldigkeit zu wissen nöthig sind, auszuziehen und abdrucken zu lassen, damit sie denen Reeipiendis zur Nachricht mitgetheilet werden können, so wird auch solches zu Ew. Excell. hochgeneigten Mitbelieben gestellet?). Von dem Herrn Naude ist der Einschluls bey mir eingelauffen, die übrigen bleiben noch zurücke, und ich verharre mit geziemendem Respeet u. s. w. ı) Beilage zu Brief Nr.7. In die Societät der Wissenschafften als Membra aufgenommen zu werden, sind im Coneilio den ıı Mertz zur Wahl vorgetragen worden: Einheimische: Auswärtige: D. Albinus. Hr. D. Schmidt zu Helmst. D. Krug. Hr. D. Fabrieius daselbst. D. Thermann. Beyde Herren Bernoulli. D. Jägwitz. Hr. Probst Müller zu Magdeburg. Herr von Besser. D. Meyer, Past. zu Bremen. Hr. Hofpr. Sturm. M. Vignole. Hr. Naude. Hr. Prof. Bläsing zu Königsberg. Hr. Chauvin. Hr. Prof. Grüneberg zu Franckfurth. Hr. Baum. Grüneberg. Hr. Eimmarth. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 13 Einheimische: Auswärtige: Hr. Schlüter. Hr. Wurtzelbauer. Hı. Bott. Hr. D. Bekmann zu Franckfurth. Hr. Ober-Ingen. Beer. Hr. Hofpr. Mellen zu Königsberg. Hr. von Seidel. Hr. Beger. Hr. la Oroze. Hr. Sterke. Hr. Bosse. Hr. Eosander. 2) Leibniz’s Bemerkungen zu vorigem Brief (s.zu diesem Concept den Brief Nr. ro, der die Ausführung enthält). 2) Den Einheimischen auctoritate regis zu bedeuten, haben ius assistendi eonventibus ordinariis, keine andere Öbligation, als dals sie ad scopum, soviel sie ohne Bedencken können, an Hand gehen, Auswärtigen zu Zeiten Correspondenz. 3) Die Membra nicht weiter zu verbinden, als dafs sie bey Gelegenheit, was ihnen Dienliches vorkommt, proprium vel alienum, so ohne Bedencken, der Societät communieiren, welches entweder Diplomati receptionis einzuverleiben oder besser beyzufügen. Zu den Rinheimischen etwa zu fügen: der Herr Fiscal Müller, ein Frantzos, so beym Herrn von Schwerin, so mir ihn selbst reecommandirt, der Obriste von der Artilleri Ginherr, Director des Gielshauses, Director der Glalshütten, si tanti, des Cronprintzen Informator, der Mons. de Margas. Auswärtige: Herr D. Hofmann zu Hall. Ob niemand zu Düfsburg und sonst im Clevischen? Es sind zwey Westhofii Brüder, einer hält sich auf, glaube, zu Hamm und dortherum, so hier Leib-Medicus gewesen, untersuchet mit Fleils die teutsche Sprache. Der andere Bruder ist, glaub ich, zu Emmerich oder dortherum und ein Mathematicus in Wasserbau exereiret. Der junge D. Spener zu Giessen (si petit). Mons. Oudin zu Leiden. Herr Neu- mann und Herr Acoluthus zu Brefslau. Herr Hartmann, der de suceino geschrieben. Herr Bussing und Herr Fabrieius zu Hamburg. Herr Schamberger zu Leipzig, Herr Junius. Herr D. Reiher zu Kiel, Herr Schelhammer ibid. Herr Pechlin, Leib- Medieus, Le Mort zu Leiden, Barckhausen Chymicus. 8. Leibniz an Jablonski. 18. März 1701. [Kapp, Sammlung u. s. w. S.299 ff.] Meinem hochgeehrten Herrn Secretario schicke hiebey den Entwurf des Diplomatis receptionis, wie von selbigen erhalten, mit einigen geringen Änderungen, deren Rationes mit wenigen angedeutet und vestro communi judieio submittire!. Füge dabey Nahmen und Umstände derer, so etwa zu recipiren seyn möchten ?. ! Die Entwürfe liegen bei, und sind von Kapp mit abgedruckt; ich lasse sie hier bei Seite. 2 S. unten. 14 A. Harnack: Verlange zu wissen, wer etwa jetzo bereits zu den Zusammenkünfften gezogen worden. Die Calender haben freylich mehr Varietät nöthig, und mufs man suchen sie auf allerhand Weise angenehm zu machen und zu consideriren als die Bibliotheck des gemeinen Mannes. Es wäre zu dem Ende gut, dals ınan eine gute (Quantität alter Calender ansehe und consulire. Item Simplieissimi (sie dieti) ewigen Calender. Es wäre auch gut, weil die Veränderung die Feste verrücket, dafs man denen Bauern zum Besten anzeige und speeifieire, wo nun die ihnen bekannten Tage hingefallen. Ich schicke hier einen Hof-Calender von Wien. In den unsrigen könnte man die Crönungs- Acta bringen. Es könnte auch ein Calender gemacht werden, darinn alle Königl. vornehmste Be- dienten nach den Collegiis und allerhand Landsachen, so den Unterthanen zu wissen dien- lich. Item ein allgemeiner Post-Calender vor die Reisenden in allen Königl. Landen samt einer geographischen Charte, so die Post-Routen andeute, und daraus zu ersehen, welche Zeit die Post an den fürnehmsten Orten durch passire. Also ein Gerichts-Calender, darinn die Termini und andere dienliche Nachrich- tungen die Tribunalia betreffende. So könnte auch wohl ein Policey-Calender gemacht werden, darinn allerhand Verordnung zu Nachricht von manniglich angedeutet, also Müntz- und Wechselrechnungen, Reductio nach dem Leipzigischen Fuls, Zinfsrechnungen. Es könnte auch ein Andachts-Calender seyn, darinn alle Wochen und bey den sonderbaren Tagen kurtze, doch nachdenckliche Andachten an Hand gegeben. Andere mathematische, physicalische, öconomische und historische Sachen, Verände- rungen durch Geburth, Absterben, Verheyrathung grosser Herrn, Wappen und dergleichen zu geschweigen. Ich habe einsmahls zu Berlin erinnert, dals man von Regenspurg aus auch aus den Mercuriis und Relationibus leicht die Veränderungen haben und zu Ende des Jahres in einem Reichs-Calender aller Fürstl. und im Reich Stimm habender Familien, Gräfl. Personen und Residentzen, oder doch wenigstens die Veränderungen anführen könnte. Allein zu diesen Dingen werden mehr Personen und andere Anstalt erfordert, als wir jetzo haben. Doch kan man ein und anders bereits vornehmen, viel auch aus alten Calen- dern brauchen. Theil-Appendices können a part verkaufit werden, und gehen sie nicht alle ab, dienen sie künfftiges Jahr wiederum. Einige Sachen, so beständig bleiben, kan man in Kupffer stechen, die Ephemerides figuratae wären nicht zu vergessen. Ich habe unterschiedene Vorschläge gelassen, so Herr Hofrath Cuno eommunieiren wird; bitte, daraus dienliche Agenda pro memoria zu ziehen. Ich habe im Vorigen geschrieben wegen der Sprützen zu Düfsburg; bitte, dafs man sich deshalben wegen der Societät erkundige. Vorgeschlagene Membra (Concept, liegt der Ausführung in Nr.1o zu Grunde): ı. Der Herr C. A., glaube Christian Albert von Greiffenkrantz, Geheimter Rath. Der Herr von Greiffenkrantz ist Holstein - Gottorpischer Abgesandter zu Wien und Regens- burg, hernach Ost-Frisischer Geheimter Rath und Drost gewesen, wohnt jetzo auf seinen Güthern. Hat seines gleichen wenig in historia und genealogia. Der Hr. Imhof zu Nürn- berg und der Autor der historischen Remarken zu Hamburg nehmen offt Zuflucht zu ihm, wie es denn jener auch sehr rühmet. Wäre also vornehmlich seiner bey Reisen und wich- tigen Verrichtungen erlangten grossen Erfahrenheit und Nachricht der Historien Teutsch- und anderer Europäischen Lande, der hohen Häuser und anderer vornehmen Geschlechter zu gedencken. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 15 2. Herr Probst Müller, der ist genugsam bekannt. 3. Herr D. Joh. Fabricius, Primarius Professor Theologiae zu Helmstädt. Er ist de- signirter Abbas zu Königslutter an des sel. Calixti Statt, wäre also die Ausfertigung des Diplomatis an ihn und seinen Herrn Collegen, Herrn Abt Schmidt, zu verspahren, bis Herr Fabricius titulum abbatis annimmt. Er hat wohl gereiset, ist lange teutscher Prediger in Venedig gewesen, hat eine eruditionem elegantem in historia und Sprachen. 4. Herr D. Jolı. Andr. Schmidt, Abt zu Marienthal, Prof. Theol. zu Helmstädt, der ist bekannt. 5. Herr D. Gerhard Meyer, berühmter Theologus reformirter Religion und wohl- verdienter Pastor in Bremen. Ich kan jetzo die Kirche nicht nennen. Er ist in eru- ditione elegante wohl erfahren, hat solche eine Zeitlang her zu Illustrirung der teutschen Sprache, Alterthümer glücklich applieiret. Wird bald ein Speeimen glossarii etymologiei Saxoniei herausgeben. 6. M. des Vignoles, Pasteur de l’eglise frangoise a Brandebourg. Ist ein grolser Historieus und sonst gelehrter Mann. 7. Herr D. Friedrich Hofmann zu Halle. Ist ein berühmter Medieus und Chymicus, wird gnugsam bekannt seyn. Ist sonderlich wegen schöner chymischer Erfindungen zu loben. 8. Herr Joh. Bernoulli, Professor Matheseos zu Gröningen, allda auch zu er- wehnen, dafs er schöne Erfindungen herfürbracht. Man könnte vielleicht alle die Diplomata receptionis auf einen Tag datiren. Verlange zu wissen, wer sonst etwa in Vorschlag aufser Herrn Acoluthum. Denn man sonderlich vor andern auf die Innländische Capital zu machen billig haben sollte. Herr D. Beeman zu Francfurt an der Oder, Hr. Chauvin, Herr la Croze und andere wackere Leute in Berlin kommen billig in Consideration. Sonderlich ist nöthig, einige der Herrn Frantzosen dazu zu nehmen, damit sie nicht meynen, man negligire sie gar, unter andern auch Mons. — — —, so sich bey dem Herrn von Schwerin aufhält. Wie wollen sie es mit den Hn. Leib-Medieis halten, item mit Architectis und In- genieurs, in specie dem Herrn Obristen der Artillerie? Ich sollte vermeynen, Herr Eimart zu Nürnberg und Herr Wurtzelbauer sollten auch billig mit der Zeit dazugezogen werden. Ich hätte bald den Herrn Römer, Königl. Majest. zu Dennemarck Hofrath und sehr berühmten Mathematicum vergessen, dessen Titel man doch erst recht haben müste. Herr Neumann zu Breislau (so gute theologieo-politische Vorschläge gethan, wie Observationes auf Art der englischen bils of mortality zu machen etc.,) sollte uns auch wohl anstehen. g: Jablonski an Leibniz. 22. März 1701. [|Kapp, Sammlung u. s. w. S.307.] Meine unterm 15. Febr., 2. und 15. Mertz gehorsamst Eingesendete werden hoffentlich wohl überkommen seyn. Zu Gegenwärtigem veranlassen mich die Beylagen, und weil die allergnädigste Herrschafft nunmehr angelanget, auch insonderheit die Königin nach dem Zustand der Societät gefraget, so wird es nunmehr Zeit seyn, dieselbe zu ihrer völligen Consistenz zu bringen, so bald durch Ew. Excell. sehr verlangte Gegenwart das Werck kan befördert werden, und ich verharre mit schuldiger Observanz u. s. w. Berlin, den 22 Mertz 1701. 16 A. Harnack: 10. Leibniz an Jablonski. 24. März 1701. [Original im akadem. Archiv, nicht mehr ganz leserlich.] Es ist sehr wohl gethan, dals man die Soecietät in eine geziemende Verfalsung zu bringen trachtet, und ist Zeit, auf! anstehende Gliedmalsen zu gedencken. Weilen unter- schiedene (von denen Herrn Einheimischen sonderlich) vielleicht so gar grols empreslement dazu zu treten nicht zeigen würden, so halte ohnmalsgäblich, dals nöthig seyn wird, auf gewilse Malse Königl. Mt. allerhöchste Autorität darein zu engagiren, dals von wegen der- selben etwa durch Herrn von Wedel oder sonst jemand zu verstehen gegeben werde, was- malsen Ihre Mt, allergnädigst verlangen, dals nach dem Exempel der Parisischen Academi der Scienzen (darin der General Ingenieur zu Walser und Land, Herr Vauban und Renaud, der Ober-Baumeister Mons. Mansard, der Königl. Leib-Mediceus M. Fagon, auch einige be- rühmte Geistliche sich befinden) einige distinguirende Leute verschiedener Professionen und Objeeta auch herbey gezogen würden, zumalsen unsere Societät nicht nur auff die Scienzen, so man eigentlich also benennet, sondern auch auff die belles lettres gehet, und beyder Königl. franz. Academien Stelle zugleich vertritt. Nun ist bekand, dals unter den 40 Personen der Academie Francoise sich viel vor- trefliche Leute befinden, so den Studien zur Zierde gereichen. Es müste aber dabey be- deutet werden, dafs man so wenig als in Franckreich geschicht, solche gemeiniglich sehr oecupirte Personen zu etwas anders als dazu engagiren wolle, dals sie belieben, bey Ge- legenheiten mit demjenigen, so dem scopo Soeietatis gemäls und ihnen etwa zu Handen komt, soviel ohne ihre Ohngelegenheit und ohne Bedencken geschehen kan, zu Ehre des Allerdurchlauchtigsten Fundatoris und Besten des Publiei an Hand zu gehen. Es solle auch bey ihnen stehen, wenn sie wollen, die Conventus ordinarios Societatis zu beehren, ohne dals sie dazu gebunden. Es würde dabey privatim zu bedeuten seyn, dals bey den Con- ventibus extraordinariis, wenn nicht ein anders angesaget wird, nur diejenigen seyn werden, die sich in speeiales labores pro fundanda et ornanda Societate eingelassen und aus denen das Coneilium bestehet, welche auch die Privat-Angelegenheiten der Societät zu beobachten haben, wegen des fundi experimentorum laborum operum privilegiorum &e. Denen Aus- wärtigen wäre zu bedeuten, dals man ebenmälsig Communication dessen hoflet, so zum scopo der Societät dienlich; item dals sie etwa zu Zeiten correspondiren und dadurch wiederumb der Avantagen der Societät werden genielsen, und nuzliche Dinge erfahren, auch vorschlagen, und ihre guthe intentiones zu Nutzen des Publiei und ihrer eigenen Re- putation befördern können, indem in communi causa einer dem andern wohl zu Hülffe kommen kan suppeditando, monendo, eoncurrendo, dergleichen etwas köndte gefalset und communieiret werden. Mit dem Druck aber solcher legum et eonditionum köndte man noch vielleicht ein wenig anstehen. Man würde sehen können, was dienlich aus der Instruction darein flielsen zu lalsen. Zu den Einheimischen wären vielleicht ohnmasgeblich zu fügen der Obrister von der Artillerie, wenn er nieht schohn darunter, der Hr. Fiscal Müller, der Informator des Cron- prinzen, vielleicht auch Monsieur de Margas. Denn ich solte hoffen, weil es ein curioser Man, wie Jederman bekandt, solten seine etwa habende Affairen daran nicht hindern. Haben sie(?) keinen Generalquartiermleister] oder Generalquartiermeister(?)-Lieutenant, der in studüs m + = briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 17 etwas praestiret? Ich vermeine, diejenigen, so die Gielserey der Statuen, die Glashütten, die Commercien und Manufacturen, die Marine, das Agtsteinwerck &e., Bergwercke, Salz- wercke &e., diejenigen solle man billig auch nicht vergelsen. So düncket mich auch, Mons. .arrey(?) und Monsieur Ancillon Conseillers d’Ambaslade gehöhrten uns hauptsächlich zu AS Lama eo araro-e 0.0.0 0 «0, 2rol don.) oLro,n ed er N Lore Monsieur Heilser(?), delsen Erudition nicht gemein... der gelehrte Franzos, so bey Hl.von Schwerin, und den mir dieser Herr selbst dazu reeommendiret, gehöhret auch dazu. Vielleicht ist es M. Beausle, den ich in catalogo finde unter dem Namen von M. Bosfe. Solte sich unter den Subalternen des Forst-, Jagd- und Falkenierwesens, auch des Garten- und Plantationswercks, auch unter den Herren Policey-Bedienten einige wackere Leute finden, so wolte ich auch dazu rathen, denn solche können mit nüzlichen Nachrichtungen zu statten kommen. Diese Personen werden theils zu den folgenden gehöhren. Betreffend die Abwesenden, so wolte rathen, dals man etwa bedächte, was für curiose Leute hin und wieder in den Provintzen, nicht nur bey Universitäten, Schulen, Theologia und Medieina, sondern auch Justiz, Militar, Policey ... und Cameral-, auch Forst, Jagt und andern oeconomischen Bedienten und Beamten. Ich hätte zu dem Ende nicht nur Berolinum literatum (wie man Hamburgum literatum und Lubecam literatam hat und Lipsiam literatam dem Vernehmen nach bald haben wird), sondern auch Marchiam literatam, Pomeraniam, Prusfam, Cleviam cum Marca literatas gewündschet. Interim wird man doch ohngefähr viel Leute wissen. Mich düncket, Cleve und Westfalen ist in der Liste gar vergessen. Es sind ja wackere Leute in Dülsburg. Man köndte den Hr. Costerum, vielleicht auch mit- nehmen Hrn. D. Westhof, so — glaub ich — von Ham und hier eine Zeit lang Leib-Medieus gewesen, ist sehr ergeben den Untersuchungen der teutschen Sprache; er hat auch, deucht mich, einen Bruder — glaube: aus Emmerick oder dort herum —, welcher in Walserbau und dergleichen mathematischen Wercken versiret und etwas davon drucken lafsen, so ich unter meinen Papieren haben werde. Sonst solte von Auswärtigen vorschlagen: Herrn Bülsing und Hrn. Fabritium, beyde ministros verbi divini in Hamburg, jener in morali(?), dieser in re literaria ungemein, Hrn. D. Reiher- Mathematicum und Hrn. Schelhammer Medieum zu Kiel, beydes berühmte Leute. Ich habe auch gedacht auff Hrn. D. Schamberger und Hrn. Junium in Leipzig, auch in Holland auff Hrn. Le Mort und Hrn. Barckhausen, gute Chymicos, und insonderheit auff Hrn. Casimirum Oudin, so durch seine Scriptores ecelesiasticos bekand, hält sich zu Leiden auff, ist vor diesem ein Ordensmann in Franckreich gewesen, hat viel schöhne Sachen in Historia mitgebracht. Ich wechsele zu Zeiten Briefe mit ihm. Zu Brefslau möchte ich gern [slehen nicht nur Herrn Acoluthum, sondern auch Hrn. Neuman, weil dieser viel guthe Ge- dancken hat betr. politico-theologica, wie er’s nennet, insonderheit solche Observationes, der- gleichen aus den bills of mortality der Engländer zu nehmen. Vor allen Dingen würde Hrn. D. Hofmann zu Hall nicht zu vergessen seyn; ich wolte auch zugleich zu dem Hrn. Stahl profelsore-chymiae daselbst rathen, so auch ein wackerer Mann. Wer ist Salzgraf zu Hall? Vor Alters habe ich Herrn Hohendorff alda gekennet; wenn der jetzige einige Curiosität hat, würde er auch nicht übel anstehen. Mir hat der junge Hr.D.Spener, so jezo zu Giessen Profelsor, nicht übel gefallen. Doch stelle es dahin, weil er fast noch zu jung. Weil man wird Conventus ordinarios zu gewisser Zeit anstellen müssen, da alle membra, so gegenwärtig, sich einzufinden möchten (?) haben, würde zu überlegen seyn, was etwa in denselben zu tractiren. Es werden meines Ermessens zu produciren seyn commercia literaria, was den membris, so gegenwärtig, vor nuzliche Novitaten zukommen, Philos.- histor. Abh. 1897. 111. 3 18 A. HArnack: oder die nicht- Gegenwärtige eingeschickt: überdiels alle Sorten von Diariis eruditorum aus Teutschland, Franckreich, England, Hispanien &e., welche zu haben Anstalt zu machen. Ich rechne dazu nova literaria maris Baltici, Remarquen, Mercure galant, auch andere Mercures; denn offt findet man Bücher und literaria, auch wohl physica darinn. Damit man aber in der Zusammenkunfft nicht Zeit mit der Durchlesung verlöhre, köndten membra beladen seyn, daraus und aus neuen Büchern von Consequenz was von Wichtigkeit schiene und der Soeietät zu einer nüzlichen Untersuchung, Observation, Experiment, Anlals geben köndte zur Reflexion (?). Die Resolution aber betr. dasjenige von einiger Wiehtigkeit, so die Societät vornehmen wolte, würde nach Gelegenheit nicht in diesen Conventibus ordinariis, sondern im Concilio zu nehmen seyn; inzwischen allerhand Vorschläge und guthe Gedancken der membrorum ad notam zu nehmen, und was (unter ihnen) dessen würdig zu annotiren und gleichsam zu protocolliren. Wenn der Soeietät wegen einige Experimenta oder Observationes oder Untersuchungen geschehen, so köndten sie nach Befinden bey denen conventibus ordi- nariis zu Zeiten auch referiret und mit den erscheinenden membris daraus communieiret werden, nachdem man findet, dals solche Theil daran nehmen und etwa mit Rath und That coneurriren. Und wäre die Sache also zu temperiren, dals man ihnen wegen des Coneilii keine Jalousie gebe, gleichwohl aber auch sich nicht zu weit ein- und eingreiffen lasse. Ich hätte bald unter den Einheimischen oder zu Berlin Gegenwärtigen etwa in Vor- schlag kommen könnenden membris des Monsieur Dangicourt vergessen, welcher mir meditatif scheinet und capabel, etwas in Analysi zu praestiren, wolte also anrathen, ihn auch mit dazu zu nehmen. Mein Hochg. Hr. Seeretarius wird verhoffentlich die Guthigkeit haben, aus allen Puncten, so in diesem und vorigen meinen Schreiben ohnmalsgäblich vorgetragen, mit denen übrigen Herrn zu communieiren und mir etwa dero Sentimenten, zumahlen wo sie etwa einige Be- dencken haben, wissen zu lassen. Damit man auch, zumahlen bey denen Aulswärtigen, die nicht in den Königl. Landen sich aufhalten, auf! keinen Stuz lauffe und sich invitis oder doch non valde eurantibus ob- trudire, so kan ich von denjenigen, so ich in meinen vorigen vorgeschlagen, respondiren, weilen ich sie sondirt oder sondiren lassen. Darunter war auch Herr von Greiffeneranz, welcher sich schohn in antecelsum gegen wich bedancket. Es ist auch ein wackerer Mann Profes[or matheseos in Academia illustri zu Lüneburg, Hr. Pfeffinger; er ist autor von dem Buch, so heraus kommen, von der Fortification unter dem Titel du Chevalier de Cambray, hat notas in vitrjilarium de jure publico herausgegeben, arbeitet in Historia und Genealogia, sonderlich germanica, ist von einer sehr diffusen Erudition. Vor diesen hat man auch auff die beyden Hrn. Sturmios, patrem et flium, gedacht gehabt. - Wenn in der Academie der Mahler und Seulpteurs die Direetion von ohngemeiner Capacität wäre, stände dahin, ob auf? solchen auch zu reflectiren. Ich schreibe alles con- fuse, wie mir’s in Sinn komt und als ob ich gegenwärtig wäre, welches mein Herr ent- schuldigen wird. Ich verbleibe jederzeit meines insonders Hochg. Hrn. Secretarii u. s. w. Vertatur si placet. [P. S.] Weil in den conventibus Societatis ohnedem von vielen Büchern referiret werden müste, so stände dahin, ob bey der Gelegenheit etwas, so einem Diario eruditorum ähnlich, zu resuseitiren; es wird sich aber dieses selbst ergeben. Monsieur Ancillon le juge sagt mir, dals in den Zusammenkünfften bey dem Herrn von Spanheim man Materien dis- a A Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 19 tribuiret und hernach tractiret; dergleichen etwas köndte auff gewisse Malse resuseitiret werden, doch dals es gleichsam indireete nur die Societät anginge. Ich gebe alles zu be- dencken. Viel wird sich mit der Zeit selbst schicken. IM Jablonski an Leibniz. 5. April 1701. [Kapp, Sammlung u. s.w. S. 307.] Ew. Excell. Geehrtes vom 19. Mertz habe am 23. ejusd. erhalten und die Inlagen be- höriger Orten abgegeben. Die Diplomata receptionis sollen nach dem corrigirten Concept ausgefertiget und damit ehestens der Anfang gemacht werden, immassen nur auf die von Ew. Excell. jüngst übersandte Liste der vorgeschlagenen Membrorum, und wie solche von Ew. Excell. dörfften approbiret werden, gewartet wird, denen noch diejenigen, so in Ew. Excell. letztem Auf- satz enthalten, dort aber nicht benennet, beygefügt werden sollen. Die von Ew. Excell. berührte Zugaben, womit denen Calendern sowohl eine Varietät, als sonderbare Nutzbarkeit zu geben wäre, können dieses mahl wohl nicht alle in Acht ge- nommen werden. Doch wird es zu künfftiger Vorsorge unter den Agendis seyn, und ist bey solcher Veranlassung ein Projeet eines Welt- oder Staats-Calenders formirt worden, welcher aber bils zum Ende des Jahrs verspart werden müste, damit die hohen Ver- änderungen in den regierenden Häusern, so weit als möglich, mit eingeführt werden können. Von dem Herrn Hofrath Chuno kommt hiebey ein Schreiben, worinnen er auf das- jenige, so an ihn gelanget, hoffentlich dienen wird. Ingleichen von dem Herrn Kirchen des Herrn Römers Epistola mit seinem Judieio, der Extract des Schreibens aus Engelland, der Caleulus der letzten Mondsfinsternils und einige Observationes von dem Cometen de A. 1680. Aus Preussen ist mit Aufrechnung der Calendergelder etwas Gold, weil der Factor die dortige Müntze nicht besser umzusetzen gewust, eingekommen. Wenn nun Ew. Excellenz es also gefällig, so wollte davon bils 300 Rthlr. zusammen machen und dero Disposition darüber erwarten. Was aus den andern Orten einkommt, ist wenig und muls gleich wieder zu dem neuen Calenderverlag angewendet werden. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin, den 5 April 1701. (Leibniz’s Anmerkung) Habe geantwortet, dals, weil noch nicht weils, wie bald nach Berlin werde kommen können, ich annoch anstehe, ob das vor mich parate Geld allda auf meine Ankunfft warten oder deswegen vor mich disponirt werden solle. 12. Jablonski an Leibniz. 16. April 1701. |Kapp, Sammlung u. s.w. S. 309 f.] Ew. Excell. geehrte zwey Schreiben sind mir den 6. und ı2. dieses zukommen, hoffe, es werde mein Gehorsamstes vom 5!" auch eingelauffen seyn. Die mir anbefohlne Inlagen habe richtig bestellet. Bey der Societät habe Ew. Excell. Gedancken, was sowohl die noch ferner aufzunelımende Membra, als die übrige Z3* 20 A. HArNAcK: Verfassung und Einrichtung der Conferenzien betrifft, mittelst Verlesung dero Schreibens gebührend vorgetragen, und ist für gar gut und nöthig gefunden worden, durch den Herrn von Wedel denjenigen, da es nöthig, dergleichen Insinuation thun zu lassen, damit sie zu Ehren des Fundatoris der Societät sich gerne aggregiren lassen, und wird solches hoffentlich nicht ohne Effect seyn. üs ist aber wegen des Königs beständiger Abwesenheit der Herr von Wedel gleich- fals nicht hier und eine Zeit lang in Potsdam gefährlich kranck gewesen, so dals es noch keine Gelegenheit gehabt, dergleichen Vorstellung bey ihm anzubringen. Was die ferner benannte Subjecta betrifft, so ist zwar nicht zu zweiffeln, dafs die Societät derselben in Fortgang nöthig haben und sich nützlich gebrauchen könne. Weil demnach ınehrere Umstände dabey vorkommen, so mehrere Überlegung nöthig haben, ist beliebet worden, die endliche Entschliessung difsfals zu Ew. Excell. Gegenwart aufzu- schieben. Inmittelst werden die Diplomata receptionis, soweit man damit fortkommen kan, ausgefertiget, und können mit Nächstem die, so Ew. Excell. verlangen, übersendet werden. Das Datum wird noch nicht beygesetzt, und erwarte ich Befehl, wie solches einrichten soll. Die Einrichtung der künfftigen Deliberationen betreffend, ist beschlossen, aus der In- struction und andern vorhandenen Memoires ein Project aufzusetzen und zu künfftiger Aus- machung bey mehrer Frequenz der Membrorum in Bereitschafft zu halten, welches denn auch nicht eher als in Ew. Excell. Gegenwart geschehen wird. Die Acta und Nova literaria, so viel deren zu bekommen, werden angeschaffet. Es gehet aber mit den hiesigen Buchführern etwas langsam und unrichtig, und wenn man alles complet und zeitig haben wollte, würde eigne Correspondenz in Hamburg, Amster- dam, auch wohl gar Paris und London nöthig seyn, wie es an Gelegenheit nicht er- mangeln dörffte, wenn die Societät wird in völligem Stande seyn. Dieser Tagen ist mir ein gedrucktes Werck von 2 Bogen zukommen unter dem Titul: das itztlebende Leipzig, darinnen alle bey dem Hofgericht, Consistorio, Universität, Ministerio, Rath und Gerichten in Diensten und Ämtern stehende Personen, doch blofs mit ihren Nahmen, erzehlet werden. Hamburgum Literatum ist auch zu bekommen. Mehrers von dergleichen habe noch nicht gesehen, womit in schuldigster Observantz verharre u. s. w- Berlin, den 16 April 1701. 13. Jablonski an Leibniz. 30. April 1701. [Kapp, Sammlung u. s. w. S. 311 £.] Das Letzte, womit gehorsamst aufgewartet, ist vom 16! dieses gewesen und wird hoffentlich wohl eingelauffen seyn. So darinnen oder in den vorigen etwas vergessen wäre, wird solches der Herr Hofrath Chuno, deme Ew. Excell. an mich abgelassene Schreiben mit einander auf Begehren zugestellet, hoffentlich ersetzen. Den Einschluls habe einige Tage bey mir, in Hoffnung, dafs einige Antworten mehr einkommen sollten. Weil sich aber niemand gemeldet, so habe solchen länger nicht auf- halten mögen. Von denen hohlen Brenngläsern, derer Verfertigung dem Herrn D. Jägwitz anbefohlen gewesen, sind zwey allbereit fertig, so im Diameter etwa 9 Zoll halten. Sie sind aber noch mit keinem Liquore angefüllet, dals von ihrem Effeet möchte geurtheilet werden. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin, den 30 April 1701. 2. 1; RE A) Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 21 14. Jablonski an Leibniz. 30. Juli 1701. [Kapp, Sammlung u. s. w. S. 312 f.] Was Ew. Excell. jüngsthin, belangend die Vocation des Herrn Bernoulli oder des Herrn Prof. Sturms zu der Professione mathematica nach Franckfurt, an mich hoch- geneigt erlassen, solches habe in eoncilio gehörig vorgetragen, und wird der Hofrath Chuno aus einem von dem Herrn D. Bekmann an ihn eingelauffenen Schreiben einige fernere Nachricht diefsfalls zweifelsohne ertheilen. Sonst stehet es um die Societät gar wohl, nur dals die Beschleunigung des Calender- drucks, woran zu einem profitablen Debit so viel gelegen, durch des Herın Kirchen langwürige Unpälslichkeit sehr aufgehalten worden. Von Königl. Majest. ist ein allergnädigstes Rescript erhalten worden, dahin dals die beede zum Gebrauch der Societät destinirte Pa- villons noch vor Winters zu nöthiger Vollkommenheit gebracht werden sollen, defsen man sich so viel möglich zu prävaliren suchen wird. Die Diplomata receptionis sind bils auf das Datum fertig, so viel deren bilsher ange- geben werden. Dieses ist in gestriger Conferentz beliebet worden, dals es der ır. Jul. seyn solte. Wenn nun Ew. Excell. es Ihnen also gefallen lassen, sollen dieselben also geschlossen, die so von Ew. Excell. angeordnet, deroselben zugesendet, die andern aber hie distribuiret werden. Das eingeschlolsene Schreiben an Herrn Stoschium ist demselben behändiget, der Herr Chuno hat zugleich übernommen, bey Gelegenheit mit dem Herrn Stoschio wegen solcher Medaille zu sprechen. Die 300 Rthlr. in Golde, wovon in einem meiner vorigen gemeldet, sind noch vor- handen und warten auf Ew. Excell. beliebige Disposition, ich aber verharre mit schuldigster Öbservantz u. s. w. Berlin den 30 Jul. 1701. 15. Jablonski an Leibniz. 6. August 1701. [Kapp, Sammlung u. s. w. S.314.] Als auf die von Ew. Excell. vormals gegebene Anleitung und zu einiger Nachfolge des Wienerischen Hof-Calenders ein gewisser Vorschlag eines Königl. Preufsischen Staats-Calenders vorkommen, so habe den davon gemachten Entwurf zusamt des Herrn Hofrath Chuno dabeygefügten Anmerckungen, weil die übrigen Herren nichts erinnern mögen, Ew. Excell. zu Dero beliebigen Approbation oder Verbesserung hiemit gehorsamst einsenden wollen, damit folglich, und wenn von Ew. Excell. der Vorschlag beliebet und völlig eingerichtet worden, bey Hofe davon Ouverture geschehen und die Meinung sondirt werden möge, wornach so dann allenfals die Ausarbeitung vorgenommen werden könnte, und ich verbleibe u. s. w. Berlin, den 6. Aug. 1701. 16. Auszug aus einem Schreiben von Leibniz an Jablonski. 12. August 1701. [Kapp, Sammlung u. s. w. S.315 f.] Was die Stelle alda der Societät der Scientzen zu gedencken betrifft, sollte ich fast meines hochgeehrten Herrn Meynung seyn, dals sie mit der Academie der Künste beym 22 A. HARNAcK: Hofstaat nächst der Bibliotheck und Kunstkammer kommen könne. Es wäre dann, dafs man mit dem Herrn Hofrath Chuno vor dienlich halten sollte (wozu ich auch nicht ungeneigt) einen eigenen Titel nach dem Rirchenwesen zu machen. Die Verfassung zu Aufnahme der Künste und Wissenschafften, alda hin zu rechnen nieht nur Societas scientiarum und Aca- demia pietorum samt den Architeetis, Medailleurs, sondern auch die Anstalten zu Commer- eien, Manufaeturen, Schiffarten, Bergwercken und dergleichen. Ja weil dieser Titel sowohl bey Hof, als in den Provintzen statt hat, so stünde dahin, ob in gedachten Provincien die Universitäten nicht selbst dahin zu ziehen, es wäre dann, dafs man sie mit einigen zu den Kirchenwesen referiren wollte. Auf allen Fall, wenn die Universitäten bey dem Kirchen- wesen bleiben und unsere Societät mit der Academie und dergleichen zum Hofstaat gerechnet werden sollte, so könnte doch die Verfassung behuf der Commereien, Schiffarten, Manu- facturen, Bergwercke, Agsteinwerck und dergleichen ihren eignen Titel bey den Regierungs- sachen ins besondere haben. Beyım Hofstaat aber könnten nach der Societät und Academie gesetzt werden allerhand bey Hof besoldete mit unsern Objeetis verwandte Personen, als Architecti, Medailleurs, Kupfferstecher, Hofbnchdrucker, der Intendant der Ornamenten, so das Vernisse auf Chinesisch macht ete. Noch vor der Bibliotheck könnten kommen die Herren Leib- und Hof-Mediei, sammt Hofapotheker, Hof-Chirurgo. Bey dem Regierungs- staat insgemein könnte gefüget werden das geheime Justitzwesen, so die Jura prineipis an- gehet, alda die Lehen und Grenzsachen hinzuziehen, man wolte es dann (so auch vielleicht das Beste) als einen Appendicem des Geheimten Raths tractiren ete. An einigen Orten ist ein eigen Collegium der Clostersachen, pfleget doch auch vom Geheimen Rath zu depen- diren. Bey dem Kriegsstaat möchten folgende Rubriquen seyn 1. Generalität. 2. Völker, nehmlich Regimenter und frey Compagnien zu Rofs und Fuls, auch Dragoner, darunter zu- förderst Maison du Roy. 3. Vestungen mit Commendanten und Garnisonen. 4. Artillerie mit Zeug- und Giefshäusern. 5. Proviantwesen mit Magazinen. 6. Kriegsjustitz. Beym Hofstaat nach den Öberämtern, Hofprediger, Leib-Mediei, General - Postamt, Bibliotheeck und Societas seientiarum, Hof-Buchdrucker, Academie der Künstler mit den Architeetis, Künstlern, Gärtnern und andern. Der Geheimte Rath mit dem geheimten Justitzwesen, wohin Lehen und Grentzsachen zu ziehen, Geheimter Kriegsrath und General-Commissariat, Hofkammer mit denen Com- mercien und Schiffartssachen. Beym Regierungsstaat jeder Provintz wären die Landräthe und Landschafftsbediente zu fügen. 7. Jablonski an Leibniz. 23. August 1701. Die Anstalt mit den Calendern dieses Jahr ist so gefalset, dals die meisten gegen Michaelis fertig werden sollen, allermalsen theils schon gefertiget, die übrigen in voller Arbeit stehen. Mit denen besondern Sorten hat der Hr. Kirch nicht eilen wollen, weil er vor einem plagio besorgt gewesen. Der projeetirte Staats-Calender kan, wenn defsen Methode einge- richtet, gar wohl noch dieses Jahr herauls kommen, weil allenfals die Helffte davon schon fertig, und die in lang Duodez gedruckte dazu sich gar wohl schieken werden. Wenn E. Excell. hie zugegen sein werden, wozu die abermahl gemachte Hoffnung mit Frewden ver- nommen, und ein glücklicher Erfolg gewünscht wird, kan dilsfals der endliche Schluls ge- macht werden. briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 23 Von denen verlangt und angeordneten diplomatibus receptionis kommen fünf hiebey gehorsamst über, das sechste an Hrn. D. Meiern in Bremen ist noch nieht fertig, und die übrigen beede an Hrn. D. Hoffmann und M. de Vignolles werden von hierauls bequemer übermacht werden können. Den Einschluls an den Hrn. Rath Chuno habe gebührend behändiget, und verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 23. Aug. 1701. 18. Jablonski an Leibniz. 3. September 1701. E. Excell. geehrtes Schreiben vom 26. Aug. an meinen Bruder ist demselben zu Han- den kommen, als er eben in procinetu gewesen, eine Reise in aufgegebenen Kirchenverrich- tungen nach Prentzlaw zu thun, weshalb er mir anbefohlen, wegen eines Logements und Kutsche nötige Erkundigung einzuziehen und Ew. Excell. behörige Nachricht zu erstatten. Ich habe die Sache gestern im Concilio vorgetragen, da denn vorgeschlagen worden, dals entweder in der Brüderstralse, in demselben Hause, wo E. Excell. vormals gestanden, oder an der langen Brücke, oder, wenn man etwas tiefer “in die Stadt hinein wolte, in der h. Geiststralse auch sonst beqweme Stuben zu bekommen. Wenn nun E. Excell. den Tag Dero Ankunfft eigentlich bestimmet hetten, könte dergleichen Stube vorher besprochen werden und man sich derselben also versichern, dals gleichwohl auch keine vergebliehe Kosten, wenn sie einige Zeit ledig werden müste, verursacht werden. Zu einer Kutsche findet sich auch leicht Rath, indem ein Kauffmann an der Schleuse, ingleichen der Mühlen - Amptmann auch andere dergleichen Herren Kutschen in und außerhalb der Stadt zu gebrauchen halten, dar- unter E. Excell. selbst gegenwertig nach Dero Convenientz und Gelegenheit des erwehlten Logements, oder Billigkeit des Preises am besten die Wahl werden anstellen können. Was sonst zu Beforderung der Hauptsache nötig, wird möglichst veranstaltet und so- wohl die Diplomata distribuirt, als vor einen Ort zu den Zusammenkunfften,, einen Aufwärter und dergleichen möglichst gesorget. Wir wünschen allerseits mit Dero hohen Gegenwart baldigst erfrewet zu werden, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 3. Sept. 1701. 19: Jablonski an Leibniz. 10. September 1701. [Kapp, Sammlung u. s. w. S.317.] Hiebey übersende gehorsamst das Diploma, so vormals unter andern verlanget worden und neulich bey Übersendung der übrigen noch nieht fertig gewesen, womit in schuldigem Respect verharre u. s. w. Berlin, den ro Sept. 1701. 20. Jablonski an Leibniz. 24. October 1701. Beygehende Avisen sind einige Posten her an mich, unwilsend zu was Ende, einge- lauffen, bifs auf mein Zuschreiben das dabey befindliche &elaircisfement darüber einkommen, worauf selbe hiemit gehorsamst behändige. ? 24 A. HARNacK: So ist auch gestern mir ein unbekantes Couvert an mich gerichtet zukommen, bey delsen Erbrechung nebst zweyen versiegelten auch zwey offene Schreiben an Ew. -Ex- cell. darinnen gefunden, welche in eine Envelope einzuschlielsen ohne Zweifel vergelsen worden. Die übrigen Paquette sind verschiedentlich eingelauffen, welche in dieses zusammen gemacht, damit sie E. Excell. durch Dero Diener, wenn derselbe, wie zu geschehen pfleget, herein kommen möchte, zugebracht werden, und ich verharre u. s. w. Berlin d. 24. (im Diarium Jablonski’s 23. Oet., wenn die Briefe identisch sind) Octob. 1701. 21. Jablonski an Leibniz. 20. December 1701. Sobald von E. Excell. glücklicher Widerankunfft in Hannover durch den Hr. Chuno vergewilsert worden, habe mich schuldig erachtet, die bilsher eingelauffene Zeitungen hiebey gehorsamst einzusenden, und wird der Correspondent numehr hoffentlich beschieden sein, dieselben nicht mehr hieher gehen zu lalsen. Sonst habe gehorsamst zu vermelden, wie auf der Hertzogin Radzivil Ansuchen ein Königlicher Befehl an mich ergangen, in einigen Dero Angelegenheiten anf bevorstehenden Reichstag nach Warschau zu gehen, und ich mit Ge- nehmhaltung der Membrorum Coneilii zu solcher Reise mich binnen wenig Tagen anschicke, zweifle nicht, es werden auch E. Excell. hiemit hochgeneigt zufrieden sein und wie ich solche Reise längstens in zwey Monaten zurückzulegen hoffe, also werde solche Anstalt hinterlalsen, dals in denen meiner Besorgung anbefohlenen Verrichtungen nichts verabseumet werde, wo- mit verharre u. s. w. Berlin d. 20. Dee. ! 1701. 22. Jablonski an Leibniz. 25. April 1702. Wals der Hr. Kirch von dem newerscheinenden Cometen einige Tage her observirt, würde zufolge meiner Schuldigkeit gehorsamst zu hinterbringen nicht ermangelt haben, wenn nicht der Hr. Hoffvath Chuno solches übernommen, wie in Beygehendem zu befinden sein wird. Es ist dergleichen Relation auch Sr. Mt. nachgeschickt, wie nicht weniger an Hr. Bläsing in Königsberg nomine Soeietatis communieirt worden, und wird dergleichen der Hr. Kirch nach Nürnberg gethan haben. Nach Leiptzig ist von mir an einen Freund davon Er- öfnung gethan worden, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 25. Apr. 1702. ! Leibniz reiste damals mehrmals zwischen Berlin und Hannover in politischen Angelegenheiten hin und her (s. Klopp, Werke, 8. Bd. S. LIX f.); am 30. Dee. präsidirte er wieder einer Sitzung der Soeietät in Berlin. . Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 25 23. Jablonski an Leibniz. 29. April 1702. Hiebey habe gehorsamst einsenden sollen, was der Hr. Kirch an dem Cometen ferner observirt; es hat dilsfals wenig geschehen können, weil die meiste Zeit trübe und Regen- wetter gewesen, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 29. Apr. 1702. Observation des Cometen. Den 23. April. umb 10 Uhr Abends machte der Comet mit dem Kopf des Serpentarii und dem Kopf Herculis beynahe einen triangulum zequilaterum. Man sahe nun eigentlich, dals der Comet abnahm, sowohl an der Grölse als auch am Lauff. Den 26. Apr. frühe zwischen ı und 2 Uhr waren caput Herculis et Serpentarii und der Comet in einer geraden Linie. Er war schon sehr schwach. Den 28. Apr. umb 9 Uhr 45 Min. war der Comet vom ö des Schlangenträgers 3 gr. ıım., umb ı2 Uhr ro min. war er vom o der Schlange 3 gr. 5 m. Wenn man auf dem Globo den Nordpol 65 gr. erhebt und läfst d. ogr. Scorpii auf gehen, so zeiget der Ost-Horizont beyleuffig den Weg des Cometen. 24. Jablonski an Leibniz. 13. Mai 1702. E. Excell. geehrtes vom 28. April ist mir den 7. May behändiget, und der Einschlufs an M.d’Angieourt dem Hrn. Rath Chuno zugestellet worden. Der Hr. Lubieniecki hat sich in der Astronomie, so viel ihm zu seinem Zweck nötig, genugsam perfeetionirt und wartet nun noch einiger Instrumente, nach deren Erhaltung er fertig sein wird, seine Reise anzutreten. Die Chartam magneticam, im fall er es vergelsen solte, abzufordern wird man schon eingedenk sein. Die Sachen der Societiet sind in dem vorigen Zustand, indem es sich noch nicht schieken wollen, einige Zusammenkunfft der Glieder anzustellen, viel weniger ordentlich einzurichten, und scheinet solches wohl bils in das Observatorium verspart zu bleiben, an welchem nun ziemlich fortgefahren wird. Der Calenderdruck auf das künfltige Jahr ist nötiger Orten bestellet und wird mit der Arbeit zum Theil fortgefahren, ich aber verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 13. May 1702. 25. Jablonski an Leibniz. 27. Mai 1702. Auf Dero geehrtes vom zr. diene in schuldiger Antwort, was die Loterie betrifft, dals solches Werk vor geraumer Zeit dem Hrn. von Schweinitz zur Aulsarbeitung übergeben worden, damit er als Direetor des Armenwesens das Interesse des Armenhauses dabey so Philos. - histor. Abh. 1897. III. 4 26 A. Harnack: viel befser wahrnehmen möge. Es ist aber derselbe wegen seiner bey dem Dohm-Capitul zu Magdeburg ihm dieses Jahr obliegenden Funetion dorthin verreiset und soll dem Verlaut nach nicht eher wider kommen, bils S. K.M. auls Cleve widerkehren, damit er bey Dero Durchreise in Magdeburg sie daselbst bedienen helffen könne. Zu der Calender zeitigen Verfertigung ist die nötige Anstalt überall gemacht, und wird hoffentlich daran nicht mangeln, wie denn auch damit denen Unterschleiffen mit mehrern Nach- druk begegnet werde, das Ediet mit einigen Verenderungen zu ernewen vorgenommen worden. Bei dem Königl. Polnischen Seeretario habe keine Briefe gefunden, er hat mir aber versprochen, sobald ihm dergleichen zukommen solten, solche mir unverweilt zu behändigen. Er heifset Wolters. Die Herren Chuno und Kirch nebst meinem Bruder lafsen sich dienstlich empfehlen; der Hr. D. Jägwitz ist mit seiner Hochzeit, so nechstkommende Woche geschehen soll, beschäfftiget. Der Ertzbischoff von Philippopoli ist noch hir. Er redet, so viel man weils, allein italiänisch, wie denn die Königin in solcher Sprache sich mit ihm ınterhalten, und Hr. D. Kortholt befunden, dals er nicht einmahl griechisch könne, indem er ihn zwar in solcher Sprache verstanden, aber auf italiänisch geantwortet. Der Hr. Lubieniecki wartet nur bifs er seine Instrumenta beysammen habe, und übet sich inmittelst in der Astronomie und was ihm sonst zu seinem Zweck nötig ist; ich aber verharre mit schuldigem respect u. s. w. Berlin d. 27. May 1702. 26. Jablonski an Leibniz. 4. August 1703. E. Excell. geehrtes vom 4. Jul. habe mit Respeet erhalten und den darin enthaltenen Befehl bei Hrn. Kirchen ungeseumt aulsgerichtet, welcher darauf übernommen, dafs er nicht nur mit dem Hrn. Römer nach gegebener Anleitung correspondiren, sonders auch die Auf- sätze wegen des bevorstehenden Österfestes sowohl als über des Hrn. Bianchini Vorschläge fordersamst verfertigen und an E. Excell. zur Überlegung gelangen lalsen wolle. Mit den Calendern ist er bils auf den astronomischen fertig, welcher auch schon geen- diget wäre, wenn nicht auf E. Excell. Anregung er nötig gefunden, demselben anzuhängen eine gründliche Rechenschaft über die von ihm angesetzte Osterzeit; es wird aber dieses nicht hindern, dals man nicht mit dem völligen Druk noch vor Michaelis fertig werde. Des Hrn. Römers Dankschreiben habe ad Acta gelegt und bin demselben vor die Ehre seines hochgeneigten Grulses schuldigst verbunden. Sonst bleibt bey der Soecietiet alles in vorigem Wesen und wird nur daran gearbeitet, dals die Pavillons zu dem nötigen Brauch und Beqwemlichkeit der Societzt eingerichtet werden. Das Observatorium wird noch vor dem Winter unter Dach seyn, mit dem Inwen- digen wird es sich dann auch wohl geben. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 4. Aug. 1703. 27. Jablonski an Leibniz. r1. September 1703. E. Excell. geehrtes vom 6. Aug., welches ich den 13. empfangen, ist mir zu einer Zeit eingelaufen, da mir die Rechnung gemacht, dafs meine auf Dero hochgeneigtes Voriges ge- Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 27 horsamst erlafsene Antwort gleichfals würde eingelanget, und darin auf das meiste von mir Begehrte Genüge geschehen seyn. Wals wegen der Maulbeerbäume der Hr. Chuno zu beob- achten übernommen, davon wird derselbe Nachricht zu geben nicht ermangelt haben, und von dem Hrn. Kirch bin auch versichert worden, dals er der ihm aufgetragenen Dinge ein- gedenk sey. Mit dem Bau des Observatorii und Ecekpavillons gehet es, nachdem die meiste Schwü- rigkeit mit dem Hrn. Baur gütlich abgetahn, wohl von statten und soll mit nechsteintreten- dem Früling alles in brauchbarem Stande seyn. Sonst ist in Societatsachen nichts vor- gefallen ohne dals auf Recommendation des Hrn. Chuno der Hr. Hartsoeker in Societatem aufgenommen worden; ich aber verharre u. s. w. Berlin d. ır. Sept. 1703. 28. Jablonski an Leibniz. 6. November 1703. E. Excell. mit schuldigster Antwort auf Dero vor acht Tagen erhaltenes aufzuwarten, hätte nicht so lange angestanden, wenn nicht auf den Hrn. Kirch gewartet, in Meinung, der- selbe auf das ihm Behändigte sich hinwieder vernehmen lalsen werde, womit er aber aufsen geblieben. Sonst sind die gewöhnlichen Calender vorlängst fertig und wird nur an dem Adrels-Calender noch gearbeitet, welcher aber auch zu rechter Zeit hoffentlich wird ver- schaffet werden können. Der Hr. Kirch arbeitet von geraumer Zeit her an denen von E. Excell. ihm aufgegebenen Dingen, damit er in Zeiten damit zu Ende komme und die Calenderarbeit wider hernehmen könne. Was für Personen seither E. Excell. Abwesenheit in Societatem aufgenommen worden, wird die Beylage ergeben. Der Hr. D. Zwinger ist nicht hieher gekommen, sondern hat die angetragene Vocation aufsgeschlagen; an defsen Statt ist die Wahl auf den Hrn. Gundelsheim, welcher wegen der mit dem M. Tournefort nach Africa und Orient getahnen Reise bekant ist, gefallen, so sich auch schon hie befindet, und machet ınan sich die Hoffnung, es werde durch delsen Reception der Societzt ein sonderbarer Nutz und Ansehen zuwachsen. Der Hr. Hoffraht Chuno wird nicht ermangeln, vor das Seidenwesen zu sorgen. Sonst hat der Hr. Petit, einer von denen auls Orange vertriebenen Predigern, die Nachricht ge- geben, dafs unter seinen Landsleuten verschiedene sind, welche von der Seidenzucht ihre eigene Hantierung machen, welche denn zu solcher Fortsetzung hie zu Lande nützlich werden anzuwenden seyn. Mein Bruder danket vor das geneigte Andenken und erstattet hinwieder seine dienst- liche Empfehlung, ich aber verbleibe u. s. w. Berlin d. 6. Nov. 1703. | Beilage, von Jablonski’s Hand.] Hr. Ciprianus, Direetor Athenaei zu Coburg, Hr. Ihring, Metropolitanus zu Calsel, | e ; 5 d. 3. April. Hr. Segers, Inspector alumnorum Regiorum \ zu Königsberg Hr. Hartsoeker d. 7. Sept. 4* 28 A. Harnäack: 29. Jablonski an Leibniz. ı. März 1704. Demnach das vor die Societzt gewidmete Observatorium nach und nach zu brauch- barem Stand gelanget, also dals in Kurtzem die gehörige Versamlungen darin angetreten und fortgesetzt werden können, so hat man nötig gefunden, das ehemals punctweise ent- worfene Projeet eines Reglements nach denen darüber gehaltenen Deliberationen in eine Form zu bringen und zu der Königlichen Bestätigung zu befordern, hiemit auch um so weniger säumen, als von einer baldigen Reise Sr. K. Mt bey Hofe stark gesprochen zu werden beginnet. Und wenn hiemit allein auf E. Excell. Wiederanherokunft, zu welcher, dals sie mit dem Gefolg 1. M. unserer Königin geschehen werde, uns die Hoffnung gemachet worden, zugewartet wurde, solche aber unvermuhtet weiter hinauls verschoben worden, so habe den abgefalsten Entwurf sotanen Reglements anbefohlener Malsen hiemit übersenden sollen, zu- gleich im Nahmen derer membrorum, so dazu eoncurrirt, dienstlich bittend, denselben hoch- geneigt zu durchsehen und nebst denen etwa beyfallenden Monitis mit nächstem zurück- gehen zu lalsen, damit die Sache zum Bestand zu bringen die beqweme Zeit nicht ent- gehen möge. Der Adrels Calender ist nunmehr fertig und wird mit einigem Succesf[ distribuirt. Er ist etwas stark und 6% Bogen grols geworden, welshalben ihn bey der Post zu übersenden Bedenken habe, bifs vorher desfals Befehl erhalte, womit in schuldiger Observantz ver- bleibe u. s. w. Berlin d. 1. Mart. 1704. ENS: Von Königsberg erwarte mit ehestem eine Remise von 300 Thlr., welche vor E. Excell. destinire. Weil aber solche, indem hie kein gröber Geld im Cours zu sehen, aufs höchste nur in 2 Gl.-Stücken eingehen wird, und solche auf der Post zu versenden beschwerlich werden möchte, so ist mir beigefallen, ob solche Summa nicht etwa durch einen Umschlag dort empfangen und an den Churfürstlichen Residenten alhie von mir hinwider aufsgezahlt werden könte. 30. Jablonski an Leibniz. 15. April 1704. Die mir jüngst anbefohlene Beischlülse habe mit Fleifs bestellet und den! an den Hrn. Grafen Flemming gerichtete Schreiben delsen Stallmeister behändiget, welcher die fernere Sorge dafür übernommen. Des Hrn. Otten Antwort kommet hiebey zurük. Der Adrels Calender findet den Abgang nicht, delsen man sich versehen, und wird von 5000 Stücken, womit man kaum auszulangen vermeinet, der mehriste Teil wohl liegen bleiben. I Sie! PEN oe hl DE Bus a a Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 29 E. Excell. glückliche Überkunft wird von uns mit Verlangen erwartet, da inmittelst der Bau an dem Observatorio immer fortgehet. Ob bis dahin ich mit dem jüngstgemeldeten Gelde zuwarten oder disfals E. Excell. Ordre vorher noch empfangen soll, stehet zu belie- biger Anordnung, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 15. Apr. 1704. 31. Jablonski an Leibniz. 10. Mai 1704. E. Excell. geehrtes vom 30. Apr. ist zu recht eingelaufen und der Einschluls gehörigen Orts abgegeben worden. Vom dem heurigen Adrels Calender wird auf das zukünftige Jahr schwerlich etwas zu gebrauchen seyn, teils wegen vieler Fehler, so ziemlich eingeschlichen, und desfalls von. denen Interesfenten täglich mehr Erinnerungen geschehen, teils auch wegen vieler vorge- fallenen Änderungen, so nur in der kurtzen Zeit eingefallen und deren folglich vor Ablauf des Jahrs noch mehr zu vermuhten stehen. Der boshafte und zum Schein mit einem nichtswehrten Saum verkleidete Nachdruck des Adrels Calenders ist ein Werk des hiesigen Buchführers Rüdigers, dagegen man sich zu festen bedacht ist, wiewohl bei gegenwärtiger des Hofes Entfernung es langsam hergehet. Die grofse in dem Cammerwesen vorgegangene Veränderung hat auch den Bau des Observatorii gehemmet, so dals es vergeblich ist, auf defsen zeitige Hinausführung und darauf vorgehabte Inauguration der Societät dieses Jahr zu gedenken, und würde genug seyn, wenn man nur so viel zu erhalten wüste, dafs er nicht gar liegen bliebe, so aber um so viel mehr zu besorgen, weil stark geredet wird, dafs an allen Königlichen Gebäuden die Arbeit merk- lich eingezogen werden soll. In der Taht siehet man nicht, dafs aulser dem Canal nach Schönhausen und dem Fundament neben der Walserkunst sonderlich gearbeitet werde. Ich verharre in schuldiger Ergebenheit u. s. w. Berlin d. 10. May 1704. 32. Jablonski an Leibniz. 17. Juni 1704. Wegen des Rüdigerischen Nachdruks ist ein Memorial dem Hrn. von Hamraht einge- geben, aber noch zur Zeit darauf nichts resolvirt worden. Man hat indelsen nähere Kund- schaft erhalten, dafs er in Halle gedrukt und auch daselbst in grolsen Partagen verkauft worden, worüber aber, weil man in 4 Wochen nicht zusammen kommen können, noch kein Schluls gefalset. Wegen des Baues an dem Observatorio ist auch ein Memorial an den Ober - Cammer- herrn gerichtet worden, worauf der Befehl, solehen Bau fortzusetzen, des Bauschreibers Aussage nach, ergangen seyn soll. Der Effeet wird sich zeigen. Von Hrn. Ötten ist beykommende Antwort eingelaufen, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin, d. 17. Jun. 1704. 30 A. Harnack: 33. Jablonski an Leibniz. 2. August 1704. E. Excell. geehrtes vom 10. Jul. ist mir am 23. behändiget und der Einschlufs an Hrn. Otten sofort bestellet worden. Der Hr. Grebe ist eine Zeit her die Brunneneur zu gebrauchen nach Freienwalde ver- reiset; so bald er wieder komt, werde Gelegenheit suchen, die anbefohlene Erinnerung bei ihm zu tuhn. Wegen des begangenen Nachdruks ist wider Rüdigern nichts auszurichten; er hat gewilse Patronos am Hofe, die ihn gegen allen Anlauf vertreten. Nachdem aber der eigent- liche Druker entdeket worden, dals es einer Nahmens Renger in Halle sey, so hat man Ordre gestellet, ihn vor der dortigen Regierung zu denunciren. Ob es damit belser als mit der hie eingelegten Klage gehen werde, muls man erwarten. Die obwaltende Ferien werden vermuhtlich es aufhalten, dals noch nichts vorgenommen werden können. Inlie- gendes ist von dem D. Neumann aus Breslau mit der Post an mich gelanget, und da ich es am vergangenen 30. Jul. erhalten, hat mich sehr befremdet, zu sehen, dals das dabei gefügte Adresischreiben den 2. May datirt. Wie dieses zugehe, kan nicht ersinnen. Mein Bruder läfst sich dienstlich befehlen und ist nebst mir erfreuet, zu vernehmen, dals der Zufall, so Ew. Excell. verlangte Ankunft bis daher verhindert, sich zu erwünschter Befserung neige und uns die Hoffnung überlielse, Dieselben bald bei uns zu sehen. Wir wünschen solches um so viel mehr, weil sonst nicht leicht ein Mittel übrig ist, den Bau des Observatorii wieder in Gang zu bringen, welchen die Cammer unter allerhand nichtigen Ausflüchten von sich abzuwenden trachtet, darauf zwar die nötige Gegenvorstellung ge- schiehet, welche aber zu schwach seyn dürfte, wo nicht eine mündliche dazu komt von einem, der cum autoritate davor sprechen kan. Ich verbleibe u. s. w. Berlin d. 2. Aug. 1704. 34. Jablonski an Leibniz. 4. April 1705. Das erlalsene Paquet mit verschiedenen Einschlülsen, samt dem darauf gefolgten Schreiben von E. Excell. sind mir zu recht geworden, die Einschlülse auch. richtig be- stellet. In Sachen der Societät ist nichts vorgangen ohne dafs bey dem Cammerherren von Tettau die Angelegenheit wegen des Pavillons aufs beste angebracht, und von ihm die Ver- sicherung erhalten worden, dals er eine neue Königliche Verordnung darüber auswirken und folglich die Einweis- und Übergebung selbst verrichten wolle, defsen Erfolg nun er- wartet wird. Bey mir sind 300 Thlr. bereit an E. Excell. zu entrichten, weil sie aber in lauter kleinem Gelde an 2 Gglst. bestehen, so erwarte Befehl, wie solche zu übermachen, der ich in schuldiger Ergebenheit verharre n. s. w. Berlin d. 4. Apr. 1705. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 31 35. Jablonski an Leibniz. 21. April 1705. Zufolge dem erhaltenen Befehl habe das bewuste Geld an M. Hugoni ausgezahlet, und wird durch seine Vorsorge solches hoffentlich wohl überkommen. Die Abwesenheit des Königs, deme der Hr. von Tettau gefolget, machet, dals man noch nicht weils, wals er wegen des Pavillons ausgerichtet, man wird aber alle nöhtige Vorsichtigkeit brauchen, die Sache zu vollkommenem Bestand zu bringen. Die Soeietät ist im Nahmen des Ober-Cammerherren ersuchet worden, gewilse Sinn- bilder und Überschriften zur Auszierung des Trauer-Tempels, so zur künftigen Leichbegängnis der Königin bereitet wird, aufzusetzen. Ob nun wohl dergleichen Arbeit zu der aufgegebenen Verrichtung der Societät nicht gehöret, so haben doch diejenigen Glieder, welche nahmentlich dazu angesprochen worden, worunter der Hr. Chuno, sich dazu verstanden und solche Arbeit übernommen. Sonst ist nichts Veränderliches, ich aber verbleibe mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 2r. Apr. 1705. 36. Jablonski an Leibniz. 19. Mai 1705. Beikommende Einschlüfse, darunter der eine schon einige Posten gewartet, geben mir Anlals, hirmit schuldigst aufzuwarten und zugleich meine vormalige Bitte inständigst zu wieder- holen, zumalen die Zeit unvermerkt verlauft und eine dergleichen Arbeit sich nieht gerne übereilen lälset. Die Sachen der Societät beruhen in vorigem Stande. Mit dem Calender-Kram dörfte es dieses Jahr etwas schlecht ablaufen. Der Hr. Kirch nimt von seiner anhaltenden Un- pälslichkeit Anlals, alle Arbeit von sich zu schieben und solche dem Hrn. Hoffmann aufzu- bürden, darüber dieser sehr schwürig ist und auf die Gedanken einer vorzunehmenden Veränderung gerahten. Indelsen, und da die Jahrszeit schon so hoch angelaufen, ist noch auser dem Preulsischen kein eintziger Calender fertig, so wenig als zu hoffen, dals sie zu gehöriger Zeit abgedrukt werden könten, welches den Vertreib unfehlbar merklich hindern und einen empfindlichen Schaden nach sich zu ziehen nicht ermangeln wird. Dannenhero bey gestriger Zusammenkunft mir aufgegeben worden, E. Excell. solehes vorzustellen und Dero Gedanken, wie etwa solcher Unordnung künftig vorzukommen wäre, zu erbitten. Von meinem Bruder ergehet eine dienstliche Empfehlung, und ich verbleibe u. s. w. Berlin d. 19. May 1705. DAS: Als Obiges so weit geendiget, empfange ich E. Exec. geehrtes ohne dato, so von einer unbekanten Person meinem Diener auf der Stralse behändiget worden. In demselben haben sich zween der gedachten Einschlülse an M. Hugoni und den Raschmacher, das dritte auch angeregte aber an Papen nicht befunden. Jene sollen aufs beste besorgt werden. Wals von dem Hın. Kirchen, belangend die von ihm verlangte Observationes, zu hoffen, kan aus dem, so oben angeführet, abgenommen werden. Von des Hrn. Hoffmanns Abferti- 32 A. HArnAcKk: gung nach Coppenhagen ist gestrigen Tages gesprochen, dieselbe aber vor der Hand vor unmüglich geachtet worden, weil er mit der unter Handen habenden Calenderarbeit kaum und mit genauer Noht fertig werden dörfte, alsdenn wenn die künftige unumgänglich wird vor- genommen werden mülsen, wo man nieht damit immer weiter zurück fallen will. Unter- delsen werde bey nächster Zusammenkunft E. Excell. Meinung vorzutragen gehorsamst un- vergelsen seyn. 37. Jablonski an Leibniz. 26. Mai 1705. Ew. Excell. geehrtes vom 20. habe zu recht erhalten und die Einschlüfse alle richtig versorget. Dem Hrn. Kirchen werde ehesten Tagen besuchen, um sowol seiner Gesundheit halber mich eigentlich zu erkundigen, als wals er mit der vorgehabten Edition seiner Observationum zu tuhn entschlolsen, zu vernehmen und von denen Frantzösischen Ephemeridibus ihm Nachricht zu geben. Von allem werde sodann Ew. Excell. gehörigen Bericht zu erstatten nicht unterlalsen. Inliegendes ist von dem Hrn. Hugoni mir anbefohlen worden. Am vergangenen Freytag ist der Schlolshaubtmann von Printzen zum Wirklichen Ge- heimen Raht ernennet worden und hat alsofort seinen Sitz in selbigem Collegio eingenommen. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 26. May 1705. 38. Jablonski an Leibniz. 30. Juni 1705. Ew. Excell. geehrte Schreiben vom 3. 17. und 25. Jun. sind zu recht eingelaufen und die anbefohlene Einschlülse von mir selbst behändiget worden. Weil aber die darauf etwa erwartete Antworten nicht an mich gelanget, werden solche zweifelsohne durch andere Wege seyn abgelalsen worden. Die Leichbegängnis der hochseeligen Königin ist am bestimmten Tag in guter Ordnung, ohne einigen Zufall oder Unglück, wofür man gleichwol, vermuhtlich aber ohne Grund, ziemlich besorgt gewesen, verrichtet worden, wovon wie auch von dem Mausoleo die Be- schreibungen mit ehestem herauskommen werden. Der Hr. Huyslen ist vor drey Tagen aus Sachsen hie wieder angelanget, doch weils man nicht, wie lang er sich hie aufhalten möchte. Der Hr. Chuno und mein Bruder danken des hochgeneigten Andenkens und erwiederen es mit einer gehorsamen Empfehlung. Jener ist zuweilen mit harten Zufällen von dem Colica gequälet, wovon er auch in verwichener Woche angegriffen worden, dafs er sich bis daher einhalten mülsen. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 30. Jun. 1705. 39. Jablonski an Leibniz. 4. Juli 1705. E. Excell. zwey geehrte Schreiben vom 26. und 28.Jun. habe zugleich empfangen und die darin befindliche Einschlüfse an M. Naud&, Hugoni und den Raschmacher Otten ge- hörig behändigen lalsen. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 33 Mit der Calenderarbeit wird so viel müglich nichts versäumet, vornemlich aber dahin getrachtet werden, die Sache nechstens also zu falsen, damit diesfalls weiter keine Sorge übrig sey und die rechte gehörige Zeit allenthalben in Acht genommen werde. Die neuen Ephemerides von Paris sind hie noch nicht zu sehen gewesen; wenn sie zu haben, soll ein Exemplar behalten werden. Nachdem die bisherige grolse und allgemeine Beschäftigung nach vollendeten Leich- bestattungs -Solennien aufgehöret, so wird man bedacht seyn, den Anbau des Observatorii zu erinneren, damit er dieses Jahr nicht gantz und gar liegen bleibe. Mein Bruder und der Hr. Chuno empfehlen sich dienstlich, und ich verbleibe u. s. w. Berlin d. 4. Jul. 1705. M. Jablonski an Leibniz. ı1. Juli 1705. Gleichwie E. Excell. geehrte nach einander richtig erhalten, also werden meine darauf gehorsamst erlalsene Antworten, wie Dero Befehle von mir beobachtet worden, zu erkennen gegeben haben. Die Auction der Bibliothee des seel. Begeri ist daher gestocket worden, weil sie eben auf den Tag nach dem Königlichen Leichbegängnils angesetzt gewesen, da wegen so vieler anwesenden Fremden Niemand sein selbst mächtig gewesen, also der Zeit nicht gehabt, sich dazu einzufinden. Nun haben die Erben beschlofsen, solche Auction gantz einzustellen und die Bücher aus der Hand zu verkaufen. Ich habe nun [nach] dem Preils des Musaei Wor- mianı mich erkundiget und ist derselbe mir auf 24 Rthlr. gesetzet worden. Ob nun Dem- selben das Buch anstehen werde, erwarte nebst weiterem Befehl zu vernehmen. Von denen übersandten Personalien der hochseeligen Königin habe nichts erfahren, weil durch des Hrn. Bischofs anderweite Anstalt die Aufsetzung derselben von mir auf den Hrn. Chuno gewendet worden. Die Inseription habe nebst dem Schreiben dem Hrn. von Ilgen behändiget, von dem sie, wie ich hernach vernommen, an Hrn. Chuno gelanget, unter denen bisher in Druck gekommenen Sachen aber von mir noch nicht gesehen worden. lch werde nicht ermangeln, bey nächster Zusammenkunft mit dem Hrn. Chuno darnach zu fragen, und verharre mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. ır. Jul. 1705. 41. Jablonski an Leibniz. 25. August 1705. Nach E. Excell. in Dero letzteingelaufenem Schreiben enthaltenen Befehl habe das Musaeum Wormianum erkauft und dem Raschmacher Otten, welcher gestern von hie nach Braunschweig abgereiset, durch Hrn. Papen zustellen lalsen. Von meinem Bruder, welcher zugleich seinen gehorsamen Gruls und Empfehlung über- schreiben lälst, hat vor einiger Zeit an E. Excell. ein Schreiben samt einem Teil der er- warteten Sachen durch die Hand des Hrn. D. Fabritii zu Helmstät abgehen lalsen, und weil von dem Einlauf bey ihm die Nachricht schon zurückgekommen, wird solches nunmehr auch an E. Excell. gelanget seyn. Philos. - histor. Abh. 1897. IIl. 5 34 A. HArnack: Der Bau des Observatorii wie aller übrigen Königlichen Werke hat so lange mit Auf- richt- und Abbrechung des Königlichen Mausolaei und wals dem anhängig zu schaffen ge- wesen, stille stehen mülsen, weil die meisten Werkleute dorthin verwendet werden. Nun wird endlich wieder etwals getahn; es gehet aber gar schläferig von statten, weil ein Treiber ermangelt. Der Abgefertigte des Hrn. von Kroseck ist nach dem bestimmten Ort abgangen, und der Hr. von Krosecek, welcher mit seinem Observatorio alhie bald zum Stande kommen, hat eigene Leute bestellet, so der Observationen warten sollen, dem Hrn. Hoffmann aber die Direction anbefohlen. Den Hrn. Kirch habe gesprochen und von ihm verstanden, dals er de Anno 701 keine maculas in sole observirt habe, sich aber erinnerte, dals von dem Hrn. Wurtzelbauer ihm dergleichen ecommunieirt worden, welches er aufsuchen und mir heut zu rechter Zeit noch einschicken wolte, defsen denn augenblicklich gewärtig bin, und mit schuldigem Respect verharre u. s. w. Berlin d. 25. Aug. 1705. . 42. Jablonski an Leibniz, 1. September 1705. Es hat der Hr. Schütze, ein Liebhaber der Astronomie und fleilsiger Observator, welcher E. Excell. hoffentlich nicht unbekannt seyn wird, nachdem er in seiner Geburts- statt Belgard der Schulen Rector worden, Ansuchung getahn, in die Societät als ein Mit- glied aufgenommen. zu werden. Ob ihm nun hierunter zu willfahren, habe E. Excell. ge- fällige Meinung hiemit vernehmen wollen, nach welcher ohne Zweifel auch die übrigen Herren bey Abfalsung des Schlufses sich riehten werden. Und weil gedachter Hr. Schütz die Observationes meteorologieas bis daher auf eine besonders sinnliche Weise genau fortgesetzet, auch vielleicht gerne sähe, wenn dieselben, gleich vormals denen Hoffmann- und Gotschedischen geschehen, auf der Societät Kosten i Der Hr. von Krosiek ist mit seinem Observatorio mehrenteils fertig und verlanget, gedrukt würden, so wird auch dies alls E. Excell. beliebiges Gutfinden erwartet. dafs der zu Leiptzig erkaufte, aber in Engelland verfertigte Quadrant, so lange das Obser- vatorium der Societät noch nicht im Stande ist, dahin geliehen werde, welches ihm um so williger zugestanden worden, weil hiemit zugleich der Nutz sotanen Quadrantens gegen die andere gemeine Instrumenta sich zeigen wird. Ich verbleibe mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 1. Sept. 1705. [P. S.] Der Einschluls ist aus einem von dem Hrn. Brochhausen kürtzlich an mich eingelaufenen Schreiben gezogen, delsen Wichtigkeit vielleicht ein weiteres Nachdenken verdienet. |Anliegend der erwähnte Einschluls:] Extraet Schreibens aus Molskau d. 15. Jul. 1705. BSR: Sonst kan nieht umhin zu berichten, dafs ich das Glück gehabt, mit einem vor- nehmen teutschen Mann, der noch in J.Z. Mt wirklichen Kriegsdiensten alhie stehet, be- kannt zu werden. Dieser ist vor einigen Jahren von J.Z. Mt in Sibirien gesandt worden, er wer t> ra ur Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 35 des Landes Beschaffenheit sich zu erkundigen, da er denn nicht allein zwo partieulier Landkarten, sondern auch verschiedene Silber-, Kupfer-, Eisen-, Bley-, volatilische Gold- und andere mineralische Ertze mit herausgebracht, bishero aber alles sehr geheim gehalten. Nachdem ich nun in sehr genaue Bekantschaft mit ihm gerahten, ihm auch von der Brandeburgischen Societät Intention wegen China Apertur getahn, ist er gegen mich sehr vertraut heraus gangen, und weil er dabey ein sehr gottfürchtiger Mann ist, hat er sich gefreuet, dals durch solehe Weise das reine Christentum nicht allein in China, sondern auch unter den Heyden in Siberien gepflantzt werden könte, wozu auch Gott Mittel genug an die Hand gäbe durch Zeigung so vieler reichen Bergwerke in selbigen Landen, welche er teils selbs gesehen und probiret, teils sichere Nachricht davon hätte. Er hat mir zu dem Ende sechserley Ertze und noch vier andere mineras! zugestellet, welche ich mit nächster Gelegenheit an Hrn. D. Hartmann in Königsberg senden werde, um solche zu pro- biren. Es versichert mich dieser vornehme Mann, dals in selbigen Landen ein unergründ- licher Schatz vun dergleichen Bergwerken sey, und weil sichs gegen Osten und Mittag wendet, sey das Clima viel belser als hier, malsen mich der Hr. Isbrand auch versichert, dals in der sogenanten grolsen Tarterey und im nordischen China bils Peking die Luft sehr rein und gesund sey. Ferner soil an diesen Siberischen Orten ein Überflufs von Fischen, Wildprett und anderen Vietualien seyn; die Landesinwohner gutartig von Natur, und frugal leben, und weil sie keine recht formirte Secte unter sich haben, sehr begierig seyn, von dem walıren Gott zu hören. Dieser vornehme Mann, der alhie grolse Chargen bedienet, aber wegen vieler Contrecarrirungen diese Dinge sehr heimlich gehalten, treibt mich sehr an, dals ich solches bey der Englischen Soeietät de propaganda fide und bey der Königl. Preuls. Societate seientiarum bekannt machen möge, ob vielleicht Gott der Herr durch dieser beiden hohen Potentaten Vermittelung eine Tühr Öffenen und sein wares Er- käntnils in selben Landen aufgehen lalsen wolte, und solchen Falls ist dieser rechtschaffene Mann aus Eifer zu Gottes Ehre und Liebe zu seinem Nächsten bereit, selbst ein Anführer zu seyn, wozu er alle requisita hat, malsen er von Jugend auf in Kriegsdiensten gestanden und jetzt Generalmajor ist, im 56. Jahr seines Alters, hat ein Haus alhier und zwey Landgüter in dieser Provintz, laborirt beständig in chymieis und verfertiget viele köstliche Artzeneyen. Ich schreibe diese Woche durch den von hier über Archangel gehenden englischen Prediger an obwolgedachte Societät nach London in eben diesem Sujet, sende ihnen auch eben die Ertzproben, als ich an Hrn. D. Hartmann tuhe. [Hierunter ist von Leibnizens Hand geschrieben :] Hr. Secr. Jablonski schreibt mir de dato Berlin ı. Sept. 1705: »Der Einschluls ist aus einem von dem Hrn. Brochhausen an mich eingelaufenen Schreiben gezogen«. 43. Jablonski an Leibniz. 26. September 1705. Vor Einlauf Dero geehrten vom 28. Aug. habe die von dem Hrn. Kirchen erhaltene Observationes übersendet, welche nebst dem Musaeo Wormiano hoffentlich wol werden ein- gelaufen seyn. Sic: or 36 A. HArnAcK: Wegen des Observatorii ist man dieser Tagen in Conferentz gewesen und scheinet die Cammer zu defsen Ausbauung sich nun williger anzuschieken. Wegen des Eckpavillons aber ist noch nichts geschehen, weil der Cammerherr von Tettau eine Zeit lang bettlägerig, der Hr. von Schlüter aber die meiste Zeit abwesend gewesen, weils man also nicht, wie man damit noch auskommen werde. Der Hr. Profefsor Sturm hat jüngst um seine Pension Erinnerung getahn. Nun be- sinne mich, dafs bey Ew. Excell. Anwesenheit dieser Sache gedacht, auch ein Schlufßs ge- macht worden; dieweil aber der Denkzettul, worauf derselbe verzeichnet, mir nicht zu Handen gekommen und der eigentliche Inhalt mir nicht beiwohnet, so habe dilsfalls um anderweiten Befehl ersuchen sollen, und verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 26. Sept. 1705. [Auf dem zweiten Blatte dieses Briefes findet sich von Leibnizens Hand das nach- folgende Concept seiner Antwort, olıne Datum und Unterschrift; nach dem Diarium erhielt Jablonski am 4. und 8. October je einen Brief von Leibniz; der letztere wird der nach- stehende sein.] 44. Leibniz an Jablonski. Anfang October 1705. Dals das Museum Wormianum zurecht geliefert worden, wird m. Hr. aus meinem vorigen verstanden haben, alwo mich auch wegen der diefsfals angewendeten Mühewaltung gebührend bedancket. Hr. Profelsor Sturm anlangend erinnere mich nicht, dals etwas geschlolsen, sondern nur von der Sache discurriret worden und man dafür gehalten, die Societät sey nicht schuldig, die Pension ihm allezeit zu reichen, sondern habe sich nur interimsweise ein- gelalsen, bils ihm anderwerts dergleichen zuwüchse; welches bereits geschehen wäre. Ob ich mich nun der Umbstände recht erinnere und 'es in der That also bewand, wird m. Hr. etwa genaue Erkundigung einzuziehen belieben, damit er nicht etwa Briefe aufweisen möge, die ein Anderes besagen. Sulte sich nun die Sach also befinden, so hätte freylich die Societät freye Hände; ich solte aber dennoch zu überlegen anheimstellen, ob man gutlhı finden möchte, noch zwar einige Zeit nach Befinden und mit gebührender Verwahrung de non praejudicando zu con- tinuiren, hingegen aber von ihm gewilse labores zu stipuliren, dadurch der Societät ein würcklicher Nuz geschaffet werden köndte. Nun ginge man unter andern damit umb, wie mit der Zeit die Artes mechanicae wohl beschrieben werden möchten und sonderlich sehe man gern, wenn die Manufacturen, die einen grolsen Einfluls in das Publicum haben und von der Weberey dependiren oder damit verwandt, zuforderst beschrieben würden, zumahlen davon noch nichts rechtes vorhanden. Um den Anfang zu machen, so wolte man den Hr. Pro- fes[or ersuchet haben, das so genante Mestier oder Strumpfstricker-Instrument deutlich zu beschreiben und vorzustellen, dals man es sowohl perspeetivisch im Ganzen, als auch jedes Theil absonderlich sehe und deren usum mit der ganzen Invention aus der Beschreibung und den Figuren daraus verstehen könne. Zu welchem Ende solche Arbeit des Instruments mit dem ordinari Stricken, so mit der Hand geschicht, zu vergleichen und ipse modus in- ventionis, wie man darauff kommen konte, ein gleiches durch die machinam zu leisten. briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. St Würde verhoffentlich wenigstens innerhalb Jahreszeit dazu zu gelangen seyn. Solte sich aber finden, dals man gegen Hrn. Sturm pure und beständig engagiret, so lange er sich zu Franefurt befindet, so ist es doch dergestalt zu verstehen, dals er dagegen auch zu dem scopo Soeietatis zu concurriren gehalten und wäre zwar das prooemium zu ändern, das postulatum aber würde ein Weg wie den andern verbleiben. 45. Jablonski an Leibniz. 6. October 1705. Aus dem hiebey zurück kommenden Schreiben des Herren Hermanni haben die wenigen noch zur Zeit privatim zusammen kommende membra Societatis den tödtlichen Abgang des Hrn. Bernoulli ungerne vernommen und den Verlust eines so vortreflichen Mitgliedes, wie billig, beklaget. Wenn aber die Notification nicht an die Societät publico nomine gerichtet, so hat man davor gehalten, dals auch eine Beantwortung publico nomine nieht wol Statt habe, sondern mit dem Gegencompliment bei der Weise des Compliments verbleiben könne, allermalsen E. Excell. solche Mühewaltung zu übernehmen geziemend ersuchet und die Ein- richtung Dero hochgeneigten Gutfinden überlalsen wird. Die Aufnahme des itztgedachten Hrn. Hermanni, wie imgleichen des Hrn. Omeisii lälset man nach Ew. Excell. Belieben sich auch gefallen, und soll die Ausfertigung geschehen, sobald von ihren Namen und Qualitäten, als welche dem Diplomati einverleibet werden, die nöhtige Nachricht einleuft. Der Hr. Kirch hat sich dieses Jahr etwas verspätet und gestern erst das Letzte des astronomischen Calenders übergeben. Es ist ihm aber eine neue Methode angekündiget worden, nach welcher man begehret, dals hiernächst die Manuseripta auf einander geliefert werden sollen, und wenn, wie man hoffet, er auch es verheilsen, solche beobachtet wird, kan solcher Fehler in Zukunft verbelsert werden. Den Hrn. Hoffmann hat man in so weit wieder zufrieden gesprochen, dafs er die Ge- danken einer vorhabenden Veränderung fahren lalsen, wie man ihm aber eine wirkliche Güte erweisen möge, solches stehet noch in Überlegung. Der Hr. Raht Chuno lälset nechst dienstlicher Empfehlung die Nachricht erteilen, dals das Epitaphium vor die Königin von dem Hrn. von Ilgen ihm zukommen, auch wieder zurück gegeben und wegen des Befehls zum Druck verschiedenlich erinnert, aber nichts erhalten worden, daher vermuhtlich bey damaliger Verwirrung und Überhäufung von dergleichen Sachen dieses Mannseript etwa verlegt worden seyn möchte: wenn aber Ew. Excell. eine neue Abschrift einzusenden belieben wolte, wolle er ihm die Beforderung zum Druck noch- mals angelegen seyn lalsen. Das verlangte Rangreglement kommet hiebey, und von meinem Bruder eine dienstliche Empfehlung; ich verharre in schuldiger Observantz u. s. w. Berlin d. 6. Oct. 1705. 46. Jablonski an Leibniz. 27. October 1705. E. Excell. geehrtes vom 10. Oct. ist zu recht eingelaufen und die Einschlüfse wol be- stellet worden. Wegen des Hrn. Sturms hat man die Verschreibung nachgesehen, und weil dieselbe gantz unbeschränkt eingerichtet, noch nieht vor gut befunden, ihm die Pension gar zu ent- 38 A. Harnack: ziehen, sondern beschlofsen, sein leichtsinniges und der Soeietät verkleinerliches Verfahren ihm nachdrüklich zu verweisen und die Verwarnung anzuhängen, dals auf den Fall erman- glender Verbelserung man sich an solche Verschreibung nieht mehr verbunden achten werde. Inliegendes von dem Hrn. Valentini ist also blos von dem Hrn. D. Spener dem Hrn. Chuno zugestellet worden, der es mir an E. Excell. einzuschlielsen befohlen. An dem Observatorio wird allgemach gearbeitet und weilen es nur einmal im Gang ist, hoffet man, es werde also eontinuiren. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 27. Oct. 1705. 47. Jablonski an Leibniz. 21. November 1705. E. Excell. geehrtes vom 13. Nov. habe zu recht erhalten und die Einschlülse gehöriger Orten übergeben. Hr. Küster gedenkt nicht wieder nach Engelland, indem er hie den Titul eines Rahts und Oberbibliothecarii (welches letztere die andern Bibliothecarii ihm noch streiten) mit einer Besoldung von 800 Thlr. erhalten. Dem Hrn. D. Spener habe selbst aufgewartet und hat er versprochen, wegen der herbae vomitoriae Americanae an den Hrn. Valentini zu schreiben, hat aber vorläufig seine Meinung darüber eröfnet, wie er davor halte, dals es die Brasilianische Wurtzel Ipecacoanha seyn werde, davon zwar 4 species, so er alle in seinem Musaeo hat und mir gezeiget, die braune aber insonderheit, wegen ihrer gelinden Würkung zum Vomit. berühmt und als etwas be- sonders gebraucht wird, daher auch sehr teuer sey und das 4 auf 72 Rthlr. komme. Wals Hr. Tentzelius in seine eurieuse Bibliothee eintlielsen lalsen, solches habe er nicht vor einen dislensum, sondern vor eine Objeetion, welche der Autor ihm selbst ge- macht, auch wieder aufgelöset angesehen, wolle es aber nochmals erwegen, auch mehrere Nachricht in dem Journal des savans aufsuchen. Hr. Kirch ist mit dem Calendercaleulo auf das 707. Jahr so beschäftiget, dals er so bald an seine Observationes nicht wird gedenken können. Indelsen will ınan überlegen, ob und welchergestalt zu der verlangten Beihülfe des Druckes zu gelangen seyn möchte. Ich verharre in schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 21. Nov. 1705. 48. Jablonski an Leibniz. 15. December 1705. E. Excell. geehrtem vom 4. Dee. zu gehorsamsten Folge habe das anbefohlene Com- pliment bey dem Hrn. Raht Küster abgeleget, der denn nebst dienstlicher Gegenempfehlung mir zur Antwort gegeben, dals er die verlangte Nachricht in seinem jüngsten, welches hoffentlich mit dem übrigen in dem von mir am 28. Nov. abgelalsenen Paquet wird zu recht eingelaufen sein, albereit erteilet. Wenn der Hr. Küster sich in wirklichen Besitz und Übung seines Amts wird gesetzet haben, worin er von seinen künftigen Collegen noch einige Hinderung empfindet, wird er hoffentlich ihm die Verbefserung der Bibliothee mehr, als bisher geschehen, lalsen angelegen Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 39 sein, und hiemit um so leichter fortkommen, als der gegenwärtige Proteetor derselben ein geneigteres Gehör bei dem Könige, als sein Vorfahr findet. Ich erwarte täglich eine Post Geldes aus Preulsen, mit deren Einlauf die Calsa im Stande sein wird, abermal 300 Rthlr. an E. Excell. zu entrichten. Auf solchen Fall er- warte Befehl, auf wals Weise solche zu übermachen habe, und verharre mit schuldigem Re- spect u. Ss. w. Berlin d. 15. Dee. 1705. 49. Jablonski an Leibniz. 12. Januar 1706. üw. Excell. gratulire aus schuldiger Obliegenheit zu dem durch göttlichen Beistand aber- mal in hohem Wolstand erreichten Jareswechsel und wünsche zu vielen nachfolgenden nebst ersprielsender Leibesgesundheit alles erfreuliche und nach eigenem Selbstbelieben gedeihende Wolvergnügen, mir aber viel Gelegenheit und Vermögen, um Dero hohe Gewogenheit mich mehrers verdient zu machen. Das eingeschlolsene Schreiben an Hrn. Prof. Sturm ist anbefohlenermalsen in con- ferentia verlesen und nach Verlangen eingerichtet befunden worden. Der Mann hat ohne Noht grofse Verdrielslichkeiten erhoben, und wenn Jemand mit ihm nach seiner Weise an- binden wollen, hätte es an ihm nicht gelegen, an allen Ecken Lärmen zu blasen, doch wird er nu hoffentlich stille sein. Mit des Hrn. Küsters Hieverbleiben ist es wol riehtig, weil seine Besoldung und Rahts- titul ausgemacht. Nur stockt es noch an dem verlangten Protobibliothecariat, welches er begehrt, die Andern aber ihm nicht einräumen wollen. Und obwol er sich defsen nu gerne begeben wolte, scheinet es doch als ob es so schlecht in seiner Hand nicht stehe. Doch wird mein Bruder die Ehre haben, hievon genauere Nachricht zu erteilen. Seine, des Hrn. Küsters Sache ist vornemlich durch den Hrn. von Printzen getrieben worden, daher ich vermeinet, es habe derselbe die Procuration der Bibliothee wirklich er- halten. Ob nun wol vernehme, dals solches nicht ist, so scheinet doch, er werde sich tacite darein setzen, von den Andern aber nicht leicht Jemand ihm hierin hinderlich sein. Hr. Kirch ist itzo fleilsig über die Calender auf das 707. Jar, sobald er damit zu önde, wird er sein besonder Werk mit allem Fleiss vor die Hand nehmen; inmittelst lälset er sich dienstlich empfehlen. Die Erinnerung an den Hrn. D. Spener habe noch nicht tuhn können, soll aber ehe- stens geschehen. Der vormals gedachte Hr. Brochhausen hat etliche Proben von Ertzen aus denen Siberischen Bergwerken eingesandt, davon die Probe möchte genommen und die Sache so- dann in fernere Überlegung genommen werden. Es wird aber dieses auf E. Excell. ver- hoffte glückliche Überkunft gesparet, dahin auch zu anderweitem Befehl die Geldsache aus- gesetzt bleibet, und ich verharre mit geflilsenster Ergebenheit u. s. w. Berlin d. 12. Jan. 1706. Der Hr. Chuno hält sich gefalset, mit nächstem nach Calsel in Königl. Geschäften, die Verlalsenschaft der hochseel. Erbprinzelsin betreffend, abzureisen. 40 A. HaArNmacK: 0. Jablonski an Leibniz. 13. Februar 1706. Nachdem verschiedene Schreiben an Ew. Excell. bei mir eingegeben worden, so habe dieselben nicht länger aufhalten sollen, sondern nebst einem Adrels-Calender hiebei schul- digst übersenden sollen. Dieser letztere ist voritzo etwas spät fertig worden, weil die Profelsores bei der Ritteracademie sich um den Rang gezanket und zuletzt anders nicht denn durch eine Commilsion von den drei ersten Staats-Ministern entschieden werden können, worauf man mit dem Druck 14 Tage warten und endlich noch ein Blatt umdrucken mülsen. Der Hr. Profelsor Zwinger, M.D. zu Basel, hat zu verstehen gegeben, dals er ver- lange in die Societät aufgenommen zu werden, welches denn ihm auch von denen hie- seienden Membris eoneilii zugestanden worden. Es liegen nunmehr 600 Thlr. bei mir in Bereitschaft, so auf E. Excell. Ordre warten, und ich verbleibe mit schuldiger Observantz u. s. w. Berlin d. 13. Feb. 1706. 51. Jablonski an Leibniz. 9. März 1706. Aus Dero geehrteım vom 26. Feb. habe mich erfreuet, dals es bei dem beständigen Entschluls bleibe, uns an diesem Ort in Kurtzem wieder zu besuchen; wünsche, dals es bei ersprieslicher Gesundheit und Wolvergnügen geschehen möge. Das mehrgemeldte Geld soll auf E. Excell. Ordre in Bereitschaft bleiben. Von denen kleinen in Kupfer gestochenen Calendern ist mir nur einer zu Teil worden, welchen hiebei gehorsamst übersende. Bei der Soeietät bestehet Alles im vorigen. Herr Hoffmann hat eine Beschreibung der bevorstehenden grolsen Sonnenfinsternils herausgegeben , nachdem der Sächsische Astronomus Junius in seinem Calender dieselbe gantz verkehrt vorgestellet. Ich weils nicht, ob er damit aufgewartet. Sie ist nicht auf Kosten der Societät gedruckt, sondern von dem Buchführer verlegt worden; man hat aber einige Exemplare vor die Soeietät behalten, womit ich auf Befehl dienen kan. Die anbefohlene Einschlülse habe behändiget, und mein Bruder lälst seine dienstliche Empfehlung hinwieder zurück gehen, ich aber verharre mit schuldiger Observantz u. s. w. Berlin d. 9. Mart. 1706. 52. Jablonski an Leibniz. 20. März 1706. Dero geehrtes vom 12. Mart. ist mir richtig behändiget und die Einschlülse gehöriger Orten abgegeben worden. Der Hr. D. Spener lälst sich hinwieder dienstlich empfehlen und hat nach Verlesung des Memorials wir zurückzuvermelden befohlen, dafs von denen verlangten Nachrichten ihm Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 41 niehts gedächtlich beiwohne, weil er aber seines seel. Vaters Sachen in gute Ordnung ge- bracht, werde er, ob etwas in denselben zu befinden, bald aufsuchen; im entsprechenden Fall aber bei seinem Vetter, welcher zu Hanau Cantzler ist und aus selbigem Archiv die beste Kundschaft erlangen kan, sich des Nöhtigen erholen können, und solches folglich mit- zuteilen nicht unterlalsen. Der Hr. Chuno hat zu seiner Abwesenheit drei Monate angesetzet, es pfleget aber zu geschehen, dafs ınan eher etwas zulegen muls, als abbrechen kan, also dals er schwerlich eher als etwa kurtz vor Pfingsten zurück vermuhtet wird. Noch zur Zeit ist nichts von ihm eingelaufen. Durch den Tod des Hrn. von Brand ist abermal eine Stelle im Geheimen Raht: nebst mehr andern wichtigen Functionen erlediget worden, wozu nun mancherley Praetendenten verspüret werden. Dem Befehl wegen des Geldes werde gebührend nachkommen, und verharre mit schul- digem Respect u. s. w. Berlin d. 2o. Mart. 1706. 53. Jablonski an Leibniz. 15. Mai 1706. Ew. Excell. habe gehorsamst berichten sollen, dals die jüngst vorbeigegangene Sonnen- finsternils bei sehr schönem Wetter nicht nur von dem Hrn. Hoffmann auf dem Öbserva- torio des Hrn. von Krosick, sondern auch auf dem Observatorio publico von dem Hrn. Kirch in Beisein vieler vornehmer Liebhaber observiret worden, und werden sie zweifels- ohne solche ihre Observationes mit ehestem herausgeben. Itztgedachtes Observatorium ist noch immer in vorigem Stande und wird daran so sparsam gearbeitet, dafs, wenn es nicht befser gehen solte, in vielen Jaren noch kein Ende zu hoffen. Mit vieler Mühe ist so viel erhalten worden, dals ein einiges Gemach, welches der Hr. Kirch seine Observation anzustellen erwehlet, nur in der Eil und verlohren mit Bretern beleget worden, dals es zu obigem Gebrauch vor dieses Mal dienen können. Der Hr. Chuno ist von seiner Reise noch nicht wieder angelanget, wird aber stündlich erwartet. Alsdann will man überlegen, ob der Cammer ein Vorschlag getahn werden möge, wie sie sich solehen Baues auf einmal lols machen könne. Wegen der Wonung vor den Astronomum hat es Mühe gekostet, den Hrn. von Bauer dahin zu treiben, dafs er sich endlich erklären mülsen, vier Zimmer in dem Pavillon nach der Statt zu solchem Gebrauch anzuweisen, womit es aber auch auf die Rückkunft des Hrn. Chuno wartet. Der Hr, Küster hat mit seinem Vorhaben hie nicht nach Willen aufkommen können, sondern so viel Hinderungen im Wege gefunden, dals er seine Bestallung wieder aufgegeben und in Gesellschaft derer von der Universität Cambridge zu dem Jubilaeo nach Franckfurt Deputirten mitgegangen, des Vorsatzes, in Holl- oder Engelland, wo es sich am besten wird tuhn lalsen, ein Etablifsement: zu suchen. Die vormals gedachte Gelder warten bei mir noch immer auf Dero Disposition, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 15. May 1706. Philos. - histor. Abh. 1897, I11. 6 42 A. Haırnack: 54. Jablonski an Leibniz. 31. Juli 1706. Der Einschluls, so mir mit Fleils anbefohlen worden, veranlalset mich zu gegen- wärtiger Aufwartung, wobei zugleich gehorsamst melde, dals verschiedene ÖObservationes der jüngst vorbeigegangenen Sonnenfinsternils von Rostok, Belgart und Minden eingelaufen, welche nebst des Hrn. Kirchen und Hrn. Hoffmanns seinen sumtibus Soeietatis unter E. Excell. Mitgefallen drucken zu lalsen beliebet worden. Hr. Prof. Bläsing in Königsberg ist um seine Observation zwar ersuchet worden, aber hat noch nichts eingesandt, auch nicht einmal geantwortet. Hr. Prof. Sturm hat die seine zwar eingesandt, aber selbst ge- beten, dals sie nicht möge gedruckt werden; womit er einen nicht geringen Kummer ge- hoben, indem sie so beschaffen, dals sie ihre Stelle schlecht würde vertreten haben. Des Hrn. Reiheri Observation wird noch erwartet, wozu dem Hrn. Hoffmann Hoffnung ge- macht worden. Mit dem Bau des Observatorii bleibt es bei dem Vorigen; man hoffet aber in Zukunft damit belser fortzukommen, nachdem ein und andre Subalterne gewonnen worden, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 31. Jul. 1706. 55. Jablonski an Leibniz. 16. October 1706. Ew. Excell. geehrtes vom 5. dieses habe zu recht erhalten und den Einschluls an Hrn. Hoffmann alsofort behändiget. Inmittelst ist Beikommendes nebst einem eingebundenen Buch von dem Hrn. Naude an Ew. Excell. zu übermachen mir anbefohlen worden, davon ich aber das letztere bis auf näheren Befehl zurückbehalten, insonderheit weil von Dero baldigen Zukunft an diesen Ort uns neue Iloffnung gemachet wird, wornach uns alle nicht wenig verlanget. Mit dem Pavillon vor den Astronomum hätte die Sache schon zur Riehtiekeit sein können, wenn nicht der Hr. Kirch selbs unwilsend der Übrigen darin einen Anstand ver- ursachet, weil aber der Hr. von Tettau sich hierunter sehr geneigt erweiset, als hoflet man es noch wieder zu recht und wenigstens gegen künftige Ostern zum Stand zu bringen. Mit dem Observatorio gehet es auch den alten Gang, und so langsam, dals kein Ende abzusehen. Es beruhet blols auf dem Cammerpraesidenten von Gröben, welcher eine Ausftlucht nach der andern hervorsucht. Die ehemais gedachte 600 Thlr. sind immer beisammen und ich warte täglich etwas aus Preulsen, wodurch noch 300 dazu kommen können. Mein Bruder befiehlt sich dienstlich, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 16. Oct. 1706. 56. Jablonski an Leibniz. 31.May 1707. Inliegendes, so nach Dero Abreise eingelaufen, habe gehorsamst hiemit übersenden sollen. Die Cammer ist über dem eingelieferten Königl. Reseript wegen des erkauften Hauses vor die Societät sehr schwürig und will mit einem Bericht dagegen einkommen. Insonder- u en Ads Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 43 heit nimmt sie es vor eine Öffension, dals der Bauschreiber ohne ihr Vorwilsen sich unter- standen, in Handlung zu treten und Kauf zu schliefsen, und will man ihm deswegen stark zu Leibe. Ob zwar Hr. Hartmann noch nicht bekannt gemacht, dals mit der Factorei eine En- derung vorgenommen worden, so kan es doch sein, dals er davon anderswoher Nachricht erhalten und deshalb unwillig geworden, welches mir daher anscheinen will, dals da vor ı4 Tagen wegen des vorhabenden Verlags ein und anderes an ihn gelangen lalsen, ich noch keine Antwort erhalten. Wals ferner vorfallen wird, unterlalse nicht anbefohlener Malsen zu berichten, und verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 31.May 1707. 57. Jablonski an Leibniz. 18. Juni 1707. Die langwürige Abwesenheit des dermaligen Cammerpraesidenten verhindert, dals die in dem Königl. Reseript anbefohlene Erkaufung noch nicht zum Stande gekommen; es lalsen sich aber ein und andere favorable Aspecten erblicken, woraus man zu hoffen Anlals nimmt, dals es damit keine sonderbare Schwürigkeiten haben werde. Der Hr.D. Scheuchzer hat ein Ms., so er »Iter Alpinum anni 1706« nennet, und dem- selben eine Zuschrift an die Societät vorgesetzet, durch ein Schreiben an den König adre- [sirt, der es sehr wol aufgenommen und nebst dem Schreiben ad archivum Soeietatis über- geben lalsen. Mit dem Hın. Hartmann ist wegen des aufgetragenen Verlags alles richtig geschlofsen und wartet nur auf die Materie; ich aber verharre mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 18. Jun. 1707. 58. Jablonski an Leibniz. 2. Juli 1707. Dero geehrtes vom 23. Jun. habe zu recht erhalten und die Einschlüfse gehöriger Orten behändiget auser dem an Hrn. Kortholt, welcher mit der Fürstin Ragoczy nach Danzig abgereiset, aber täglich hie zurück erwartet wird, bis dahin solch Schreiben bei mir behalte. Mit dem Hrn. von Gröben sowol als mit dem Cammermeister ist schon vorhin wegen des Hauskaufs vor den Astronomum gesprochen worden; beide haben sich ganz gut erkläret und allein über den gegenwärtigen Geldmangel geklaget. Doch hat der Hr. Cammerpraesident verlanget, dals der Verkäufer selbs sich angeben möge, wozu denselben zu disponiren der Hr. Kirch übernommen; und wird man nu erfahren, wie er wird aufgenommen werden. Der ersehene Verleger zu den Colleetaneis hat die vorgeschlagene eonditiones alle ein- ge genommen werden könte. Mein Bruder, so sich hinwieder dienstlich empfihlet, vermeinet, das erinnerte Manu- gangen, so dals, wenn dieselben nur beisammen wären, der Druck von Stund an vor- seript vorlängst wieder zurück gegeben zu haben. Den Catalogum membrorum habe noch nicht zum Druck gegeben, weil mir dilsfals nichts Eigentliches befohlen worden und ich vermeinet, dals es damit bis zu Ende des Jares 6* 44 A. HAarnAck: Anstand haben könne, damit es nicht sowol vor eine Correction, sondern vor eine Conti- nuation angesehen werde, wenn erscheinen würde, dals eine Anzahl neuer membrorum, deren einige schon nach dem ersten Druck aufgenommen sind, und mehr andere dazu kommen können, sich dabei befinde. Indelsen habe doch von dem ersten Druck keine Exemplaria mehr ausgegeben. Wenn aber der neue Druck ohne Aufschub beschaffet werden soll, so erwarte nur Befehl. Der Rector zu Belgard in Pommern, ein grolser Liebhaber der astronomischen und meteorologischen Observationen, Hr. Schüze, hat seinen Wettercalender von dem vergangenen Jahr auch eingesandt, welcher gleich dem vorigen auf der Societät Kosten zum Druck be- fordert worden, wiewol der von a. 1705 durch des Druckers Versehen erst kürzlich fertig worden. Ob davon ein oder mehr Exemplar ınit der Post übersenden soll, erwarte gleich- falls beliebigen Befehls, und verharre mit schuldiger Observantz u. s. w. Berlin d. 2. Jul. 1707. 59. Jablonski an Leibniz. 16. Juli 1707. Bei Gelegenheit des Einschlulses habe gehorsamst vermelden sollen, dals wegen des bewusten Kaufs die Sache noch in dem Vorigen beruhe. Es ist dem Bauschreiber anbe- fohlen worden, seinen Bericht zu tuhn, wie es mit solehem Kauf dahergegangen. Ob nu hierauf die Kammer ihren Bericht, wie es die Meinung hat, an den König erlalsen werde, muls man erwarten und wird man alsdann sehen, wie solcher zu widerlegen, wo nicht par intrigue etwas resolviret wird, bevor die Societät dilsfals gehöret worden. Der Hof gehet nächste Woche nach Freienwalde, wodurch die Geschäfte einigen An- stand leiden werden. Die Colleetanea kommen langsam zusammen, und wartet der Hr. Chuno noch auf ver- schiedene Stücke, bevor er die Anordnung zum.Druck machen könne. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 16. Jul. 1707. 60. Jablonski an Leibniz. 23. Juli 1707. Die Inlagen, so mir heute eingelaufen, habe unverzüglich übermachen sollen. In der Erkaufung des bewusten Plazes will es sich noch schlecht anlalsen. Die Amts- kammer hat ungeachtet aller Vorstellung und eingezogener Nachrichten einen Gegenbericht an den König abgehen lalsen. Wo sie nu einen geneigten Referenten antrifft, der ohne die Societät darüber zu vernemen eine Resolution veranlalset, so dörfte dieselbe wol nicht gar favorable ausfallen. Hiezu wird es gute Gelegenheit gegeben haben, da der König diese Woche zu Freienwalde gewesen und also leicht einseitig mit ihm gehandelt werden können. Man muls es erwarten, wie es ausfallen will. Ich verbleibe in schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 23. Jul. 1707. DZ u u Ze LUD ZU 02 Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 45 61. Jablonski an Leibniz. 8. October 1707. Dero geehrtes jüngstes habe richtig erhalten und die anbefohlene diplomata ausge- fertiget, welche hiebei überkommen. In der Sache wegen des Plazes wird noch fleilsig gearbeitet und auf alle Weise ge- suchet, die vorkommende Hinderungen aufzuräumen, wiewol sich immer eine Schwürigkeit nach der andern hervortuht. Nun ist es an dem, dafs man einer endlichen Resolution ge- gewärtig ist, wo die umschlagen solte, würde wol schwer sein, etwas weiter vorzunehmen. Die Historia phosphori, wenn sie an mich adrelsirt gewesen, habe nicht empfangen, vermeine aber, sie werde bei dem Hrn. Chuno sein. Wals bei demselben von Andern ein- gelaufen und einiger Revision von ihm nötig geachtet worden, kommt hiebei zu E. Excell. beliebigen Übersehung. Das Excerptum aus D. Scheuchzers Itinere Alpino wird hoffentlich der Hr. Spener einzurichten die Mühe übernehmen. Die Holzschnitte, wenn deren einige angebracht werden können, wird man hie oder in Stargard haben können. Wegen der Kupfer erwarte noch Befehl. Der Hr. Chauvin dörfte wol nicht gerne sehen, wenn seine Arbeit zurück gesetzet bliebe. Der Hr. Starke, obwol er angezeigt, dals bei dem Buchdrucker Lorenz eine ara- bische sehr reine Schrift vorhanden, hat doch die Schwürigkeit wegen der Correetur be- eriffen und sich der Hoffnung, sein Werk den andern beigefügt zu sehen, von selbs be- geben. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 8. Oct. 1707. 62. > Jablonski an Leibniz. 22. October 1707. In schuldiger Antwort auf Dero geehrtes vom r5. Oct. berichte, dals jemehr die Schwürigkeiten wegen des behandelten Platzes und delsen endlicher Behaubtung zunehmen, je mehr Fleifs und Nachdruck angewendet werde, dieselben zu überwinden, und weil die Sache abermal in des Oberkammerherrn Hand laufen zu lalsen die Notdurft erfordert, wird das von Ew. Excell. erlafsene Schreiben eben zu recht gekommen sein, das hiesige Ansuchen zu secundiren. Die erwartete Colleetanea werden nebst denen Diplomatibus, so nach Italien destinirt, inmittelst hoffentlich wol eingelaufen sein. Von dem P. Cima ist noch nichts zu vernehmen gewesen; wenn er sich angeben solte, wird man ihn nach Verdienst aufzunehmen nicht unterlalsen. Es ist aber ein Anderer hie, so als Milsionarius viel Jahre im Orient zugebracht, nun aber zu der protestantischen Re- ligion sich bekennet. Ich habe ihn heute an einem dritten Ort ungefähr gesehen und werde Gelegenheit nehmen, mit ihm näher bekannt zu werden. Mein Bruder bleibt dabei, dals er das Original de l’education d’un Prince von sich gegeben, auf Ew. Excell. Anleitung aber hat er eine Abschrift aus der vor sich genommenen machen lalsen, welche er an der Stelle des Originals destiniret. Fr 46 A. Harnäck: Mit Ausbauung des Observatorii gehet es gar wol von Statten und wenn auf solche Weise fortgefaren wird, kan die Introduetion auf bevorstehenden natalem Societatis gar wol geschehen, inmalsen schon die beiden obersten Stöcke mit allem fertig sind und wenn es das Wetter zulielse, den Winter durch das übrige geendigt werden könte. Zum wenigsten wird man dahin sehen, dals mit erstem Früling die Arbeit, so die strenge Kälte etwa unterbrechen möchte, wieder vorgenommen werde. Ich verharre mit schuldigem Re- spect u. Ss. w. Berlin d. 22. Oct. 1707. 63. Jablonski an Leibniz. 26. November 1707. Nach erhaltenem Dero geneigten Befehl überkommen hiebei die vormals erwehnte 300 Thlr., hoffe, sie werden richtig einlaufen. Zugleich ergehet ein Paket von dem D. Neu- mann aus Brelslau, so dieser Tagen über Frankfurt an mich gelanget. Zu Behaubtung des bewusten Hauskaufs ist wenig Hoffnung übrig und beginnen alle Kammern und Calsen sich dergestalt zu falsen, dals sie alle neue Anweisungen, sogar von 5o Thlr. und in causis favorabilibus mit Berichten von sich weisen. Die Schrift de phosphoris ist bei mir nicht eingelaufen; ob es bei dem Hrn. Chuno geschehen, wenn sie an ihn eingeschlolsen gewesen, habe noch nicht erfahren, weil ich nicht mit ihm gesprochen, hoffe aber, ihn künftigen Montag zu sehen und mich desfalls zu erkundigen. Die Geburt unseres Prinzen von Oranien hat dem Hrn. von Dankelmann, gewe- senen Öberpraesidenten, seine Freiheit und eine Pension von 2000 Thlr. zuwege ge- bracht. Der Hr. von Hamraht, so auch einen Versuch zu seiner Begnadigung getahn, hat nichts erhalten, und sind die hiezu gesetzte Commilsarii beschäftiget, seinen Procels aus- zumachen. Der vorgegebene Graf Gaetani hat das Feld gewonnen, nachdem er mit guter Weile durch Hülfe eines banqueroutiers von seinen Landsleuten alles das seine auf die Seite ge- schaffet und viele Tausende an Schulden hinterlalsen. Er hat den nächsten Weg nach der Sächsischen Grenze genommen, alwo er frische Pferde in Bereitschaft gefunden, mit welchen er weiter gegangen, nachdem er seine Leute bis auf einen Läufer zurückgesandt. Man zweifelt, ob er sich in Saclısen aufhalten werde, und weil die grolse Freude inzwischen eingefallen, bleibt er auf eine Zeit vergelsen. Der Baron Meder sitzt zwar noch im Arrest, er hat aber ein neues Laboratorium angelegt und durch Hülfe eines grolsen Verlegers seine Arbeit von neuem angefangen. Nachdem die Wettercalender des Hrn. Schützen, Rectoris zu Belgart, auf Kosten der Soeietät gedruckt werden, habe einige Exemplare davon hiebeigelegt. Weil aber keine Frage darnachı und nichts davon verkauft wird, so stehet dahin, ob es rahtsam, die Kosten fürohin daran zu wenden. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 26. Nov. 1707. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 47 64. Jablonski an Leibniz!. 31. December 1707 (nach dem Briefbuch). E. Excell. geehrte beide vom 30. Nov. und 1. Dec. habe, jenes zwar den 9. und dieses den 29. dieses zu recht erhalten, auch daraus, dals mein letzt übersandtes Paquet wol ein- gelaufen, gerne vernommen. Die mir anbefohlene Einschlülse sind jedesmal sicher bestellet worden und kommt hiebei die Antwort von Hrn. Frisch zurück. An der Sache mit dem Hauskauf wird nach Möglichkeit gearbeitet, wie weit es damit zu bringen, wird sich zeigen, sobald man dem Hrn. Kammerpraesidenten von Görne den letzt beredeten Vortrag zu tuhn wird Gelegenheit gehabt haben, sobald er von seinen Gütern, alwo er die Feiertage zugebracht, wird zurück gelanget sein. Weil der Catalogus membrorum Societatis bald wieder soll aufgeleget werden, so er- warte Befehl, ob die vier Profelsores Patavini mit hinein zu setzen, weil man hie noch keine Nachricht hat, ob sie ihre Reception angenommen. Schlielslich wünsche, dals der instehende Jahreswechsel mit Gesundheit und allem selbsbeliebigen hochvergnügtem Wolergehen eintreten und zu langen Zeiten beständig also fortfaren möge, womit zu beharrlicher ... . . 69. Jablonski an Leibniz. 10. Januar 1708. Nach Dero geneigtem jüngsten Befehl überkommen hiebei drei kleine Kupfer Calender, die übrigen sollen begehrtermalsen mit Gelegenheit erfolgen. Die Schrift de phosphoris findet sich hie nicht, es weils auch Niemand unter uns sich zu besinnen, dals sie an ihn gekoınmen wäre. Wegen des Kaufgeldes zu der Wohnung des Astronomi ist man schon zweimal an den Öbercammerherrn gewesen, des? es aber jedesmal von sich auf den Cammerdireetor ge- schoben. Mit diesem ist auch verschiedenlich und von Verschiedenen gesprochen worden; man hat ihm aber noch nichts abgewinnen können. Morgen will der Hr. Chuno und ich wieder zu ihm gehen; ob wir glücklicher sein werden, steht zu erwarten. Wenn die zu den Miscellaneis Societatis gehörige Stücke werden hie sein, soll mit dem Druck unverzüglich verfaren werden. Wegen der Kupfer zu diesen Miscellaneis, imgleichen wegen der adoptirten membrorum zu Padua wiederhole meine vorige gehorsamste Erinnerungen in Erwartung dilsfalls nötigen Befehls, und verbleibe mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 10. Jan. 1708. 66. Jablonski an Leibniz. 4. Februar 1708. Nach vielfältigem Aufwarten haben endlich Hr. Chuno und ich die Ehre gehabt, heute den Hrn. Cammerpraesidenten von Gören zu sprechen und auf allerhand Weise versucht, ihn ! Von diesem Briefe fehlt der Schlufs mit Datum. 2 Sie!= der. 48 A. Harnack: zu einer favorableren Erklärung zu bringen, wiewol mit schlechtem Erfolg, indem er allezeit darauf bestanden, dafs der Cammeretat mit Alsignationen überhäuft, und es sei dann, dafs deren ein Teil ihr abgenommen und anderswohin verwiesen, oder zur Erfüllung des Er- mangelnden neue Zugänge vor dieselbe erdacht werden, könne er nicht versichern, wenn auch schon die begehrte Kaufsumma dem etat einverleibt würde, dals darum die Zalung er- folgen könne. Wie nu hieraus genugsam zu sehen, dals an diesem Ort auser unendlichen Schwürig- keiten nichts zu hoffen, so ist der Hr. Chuno auf die Gedanken gekommen, durch ein noch- maliges Memorial dem Obercammerherrn solches alles vorzustellen und zu bitten, wenn die begehrte Zahlung nicht erfolgen könte, die vorige Ordre wegen Anrichtung des Pavillons zu erneuren und defsen Instandsetzung zu befordern. Weil aber auch bei diesem Vorschlag nicht wenig zu bedenken, so hat man ohne E. Excell. Vorwilsen und Einrahten nichts be- schlielsen, vielmehr solches vorher, wie hiemit beschiehet, erbitten sollen. Auf Recommendation des Hrn. Oelven hat sich ein neuer Aspirant angegeben, der Hr. Marperger, von welchem, wenn er nicht bekannt, kürtzlich dieses zu sagen, dass er ein in Handlungssachen erfahrener Mann, davon er verschiedene Schriften schon herausgegeben, und nun noch eines unter der Presse hat: das allgemeine Kaufmanns-Magazin genannt, darin von allen Handlungen und Wahren, so in der Welt sind, gehandelt werden soll. Er hat sich schon geraume Zeit hie aufgehalten und an einem Commereien -Collegio gearbeitet, damit aber noch nicht aufkommen können. Erwarte auch hierüber Dero beliebigen Befehl, und verbleibe u. s. w. Berlin d. 4. Feb. 1708. 67. Jablonski an Leibniz. ı1. Februar 1708. Dero geehrtes vom 26. .Jan. habe am abgewichenen 6. dieses erhalten und den Ein- schluls an Hrn. Frischen behändigen lalsen. Wenn ein Schreiben an mich verlohren gangen, muls solches durch eine dritte Hand geschehen sein, denn auf der Post ich noch nie etwals vermilset. Die zu denen vorhabenden Collectaneis gehörige Stücke werden erwartet, weil die Zeit herannahet des Druckes halber den Schluls zu machen, indem solches vor Ostern geschehen muls, damit derjenige, so den Druck übernimmt, sich dazu anschieken und mit nötigen Leuten, welche alsdann zu wechseln pflegen, versehen könne. Ich schreibe darum heut an den Hrn. Hartmann, welcher sich vor- mals zu solchem Verlag erboten, zu vernehmen, ob er noch des Sinnes sei, nachdem er der Factorei entsetzet worden. Wie die Kammer gegen den ihr anbefohlenen Kauf des Platzes gesinnet, habe vor acht Tagen gehorsamst berichtet und um anderweite Weisung gebeten. Der Catalogus membrorum nach dem von E. Exe. corrigirten Exemplar und mit zu- gehörigen Supplementis kommt in Abschrift hiebei und wird deshalb der Entschlufs mit ehestem zurück erwartet. Wals wegen des Druckes obgedachter Colleetaneorum erinnert worden, soll mit Fleils beobachtet und dahin gesorget werden, damit solcher Druck auf das vollkommenste und beste ausgefertiget werde. Die Correetur will ich zwar vor itzo und solange meine Function noch nicht in völliger Übung stehet, so wie ich auch mit einigen Calendern bisher getahn, Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 49 gerne verrichten, ich hoffe aber, dals, wenn ich künftig mehrere oceupationes haben solte und hiezu die Zeit nicht erübrigen könte, solches zu keiner Folge oder mir zur Last ge- reichen werde. Der Hr. Frisch hat die abermal angewiesene Summa abgeholet und vermeinet dieselbe nicht minder wie die vorige zu grolsem Vorteil anzulegen, wovon zweifelsfrei er seinen eigenen Bericht erstatten wird. Inliegende beide Schreiben hat mein Bruder nebst seiner dienstlichen Empfehlung zu übersenden mir zugestellet, und ich verharre mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. ı1. Feb. 1708. 68. Friedrich König in Preufsen u. s. w. Wir haben aus eurem im vorigen Jahr abgestatteten allerunterthänigsten Bericht er- sehen, dafs diejenige 2100 Rthlr., welche zu Bezahlung des auff Unsere Genehmhaltung vor die Societät der Wilsenschafften erkaufften Hauses erfordert werden und Wir unterm 28. Aprilis 1707 auf Unsere hiesige Cammer-Gefällen assigniret haben, indem damahlen bereits erfüllet gewesenen Cammer-Etat nicht eingebracht werden könten. Wir haben aufs solchem Bericht auch vernommen, was ihr sonsten weiter wegen dieser Sache fürzustellen nöhtig gefunden. Weil Wir aber gedachtes Hauls vor die Societät der Wilsenschafften aufs der Uhrsache erkauffen [zu] lafsen in Gnaden gut gefunden haben, damit dieselbe von dem ihr eonceedirten Eck -Pavillon des Stalles hingegen abstehen und die nun 7 gantze Jahr zwischen der Societät und denen Befehlshabern des Stalles geschwebte Differentz endlich celsiren möchte, dabeneben es auch an dem, dals ohne dieses Expediens der eine Pavillon mit grolsen Kosten zur Wohnung des Astronomi aus denen Cammer-Gefällen hätte aptiret werden mülsen, so bleiben Wir dabey, dals solche Haufskauff-Gelder aufs Unsern hiesigen Cammer-Gefällen gezahlet werden sollen. Wie Wir aber selbst leicht urtheilen, dals bey denen andern vielen Aulsgaben es die Cammer in etwas incommodiren möchte, diese Summe der 2100 Rthlr. auff einmahl oder in einem Jahr abzuführen, Also haben Wir auch den von Seiten der gedachten Societät gethanen Vorschlag, dals nemlich diese Kaufgelder in drey Jahren und Etate vertheilet werden möchten, weil dabey die Cammer-Etate nicht sonderlich beladen werden, in Gnaden aggreiret, und befehlen euch dahero hiemit aller- gnädigst und dabey ernstlich, nicht allein solche Kauff-Summe der 2100 Rthlr. in den dils- jährigen auch ohne erwartet weiterer Verordnung in die beyde nechstfolgende Cammer- Etate, und zwar in jeden mit 700 Rthlr. zu Aulsgabe anzusetzen, sondern auch dahin be- sorget zu seyn, dals die in jedem Jahr und Etat angesetzte Posten an den Seeretarium Societatis Jablonski gegen delsen Quitung gezahlet werden, damit dieser diejenige Gelder, so mit Unserm allergnädigsten Special-Consens der Societät inzwischen zu diesem Hauls- kauf! negoeiren und bey der Tradition des Hauses in ihre Hände, dem Verkäuffer aber baar und auff einem Bret aufszahlen muls, nach und nach davon wieder abführen könne und also die Interelsen, so die Societät von solchen auffgenommenen Geldern inzwischen be- zahlen muls, zu Ende solcher drey Jahr ohnfehlbar celsiren mögen. Ihr habet auch mehrgedachter Societät einen Schein aulszustellen, dals ihr dieser Unserer allergnädigsten Verordnung richtig und zu rechter Zeit allerunterthänigst nach- Philos. - histor. Abh. 1897. I11. 7 50 A. HARNAcK: kommen werdet, damit jene sich dieses Scheins bey Negoeirung der Gelder nach Befinden bedienen können. Und Wir seynd euch in Gnaden gewogen. Gegeben zu Cöln d. 9. Martii 1708. Friederich. An die hiesige Ambts - Cammer. G. v. Wartenberg. 69. Jablonski an Leibniz. 10. März 1708. Wals durch den Hrn. von Ilten überkommen sollen, ist bifs itzo noch nicht eingelaufen, die Historiam phosphori aber habe empfangen. Nu entstehet eine neue Schwürigkeit wegen des Druckes, indem Hr. Hartmann den vormals übernommenen Verlag unter scheinbarem Vorwand versaget. Man ist seiner in kurzem hie gewärtig, und stehet dahin, ob er sich noch werde bereden lalsen, bei der ersten Meinung zu bleiben. Es haben zwar die Ernste sich zu solchem Verlag schon damals erboten, ob sie aber den Zweck erfüllen und den Vertreib weit genug ausbreiten können, stehet dahin. Sie haben zwar eine Handlung in Leipzig angefangen, ob sie aber wol von statten gehe, habe so genaue Nachricht nicht. Wegen des Hauskaufs vor den Astronomum ist die Königl. Resolution erneuet und deshalb wiederholter Königl. Befehl unter der Feder, womit man endlich durchzudringen hoffet, wiewol mit einiger Last der calsa, weil man die Gelder aufzunehmen und bis zu der vorgeschriebenen terminlichen Zahlung zu verzinsen übernehmen mülsen. Hr. Marperger hat kein gewilses £tablilsement, und weil er an dem Öbermarschall hanget, dieser aber zur Zeit in grolsen Widerwärtigkeiten stehet, dörfte es schwer her- gehen, vor ilın eines zu erlangen. Sonst habe ein Stück seines Werks, so er gegenwärtig unter der Preise hat und das General- oder Allgemeine Magazin nennet, mit grolsem Ver- gnügen angesehen, als woraus sein grolser Fleils und ungemeine Erfahrung in Dingen, so zu den Commereiis, Manufacturen, Handwerken u. dgl. gehören, zu ersehen. Es wird gleichsam ein ausführliches Dietionarium reale et technieum sein, wie es denn auch nach dem Alphabet eingerichtet und in der Grölse bis 6 Alphabet austragen. Nach meinem we- nigen Ermefsen könte dieses Werk zu seiner praetension ihn zulänglich qualifieiren, wenn nicht seiner Person wegen einiges Bedenken wäre. Ich will unvermerkt mich seines Zu- standes genauer erkundigen, um zu erfahren, worauf er eigentlich hie bestehe. Ich habe bei heutiger Post 300 Thlr. von Magdeburg an E. Excell. zu übersenden dem dortigen Factor ordinirt, hoffe von deren richtiger Überkunft bald benachrichtiget zu werden, und verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 10. Mart. 1708, 70. Jablonski an Leibniz. 17. März 1708. Nach Ablauf meines jüngsten habe Dero geehrtes mit der Erinnerung zu der Schrift de frietionibus erhalten. Kurz darauf ist auch das Packet mit denen zurückgesandten zu den Miscellaneis Societatis gehörigen Stücken eingelaufen. Nu liegt es nur noch an dem Ver- leger, und weil ich des Hrn. Hartmanns mich täglich versehe, hat man auf einen Andern re Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 51 zu denken angestanden, ob etwa dieser sich noch wieder umstimmen lalsen wolle; wo nicht, wird anders wo Raht geschaffet werden mülsen, damit solcher vorhabende Druck nicht länger zurückbleibe. Wals wegen der Kupfer und Holtzschnitte nötig, soll bei nächster Zusammenkunft abgetahn und sodann ungesäumt in’s Werk gerichtet werden. Zu dem Catalogo membrorum kommt des Hrn. Römers Titul hiebei. Hr. la Croze ist nieht Consiliarius, und Hr. Schott ist es aus einem Versehen der Canzelei geworden. Die Erinnerung bei dem Hrn. von Greifenerantz soll beobachtet werden, und wenn solcher Catalogus durehgehends eorrigirt, erwarte denselben zurück, damit er unter die Presse komme, weil viel Fragens darnach ist. Das diploma von dem Hrn. D. Behrens soll ausgefertiget werden, sobald man weils, ob und wals vor ein Praedicat ihm zu geben. Der mehrgedachte Marperger hält sich hie auf als Intendant de la maison des Grafen von Witgenstein, von dem eine Besoldung von 200 Thlr. hat. Sonst lept! er sehr ordent. lich und hat keinen anderen Vorwurf als rem angustam domi. Er hat einen Catalogum seriptorum editorum et edendorum ausgelalsen, welchen ieh vor 2 Tagen in dem Buchladen gefunden und hie beilege. Sein ältester Sohn stehet schon in Ministerio zu Nürmberg, der Jüngste ist auf der Universität und studirt jura. Ich verbleibe mit schuldiger Observantz u. s.w. Berlin d. 17. Mart. 1708. 71. Jablonski an Leibniz. 7. April 1708. Dero geehrtes vom 20. Mart. habe den 27. und 4 Tage hernach das vom 16. erhalten. Nachdem es mit dem Hauskauf so weit gekommen, dals ob summum in mora perieulum mit Aufnehmung des Kaufgeldes nach dem Königlichen Reseript und speeialen Concelsion verfaren werden mülsen, man auch so glücklich gewesen, die nötige Summa zu finden, so hat es damit insoweit seine Richtigkeit und ist Hr. Kirch wirklich eingezogen. Demnach habe das an des Obercammerherrn Excell. gerichtete Schreiben zurück behalten. Die Kammer will noch neue Schwürigkeiten machen, man hoffet aber bei Wiederkunft des Hrn. Cammer- praesidenten, ihn auf geneigtere Gedanken zu bringen. Ich erwarte täglich sowol des Hrn. Hartmanns von Frankfurt, als Jänischen von Stargard, und hoffe mit dem einen oder dem andern die Sache wegen des Verlags zum Stande zu bringen. Es ist sonst Alles beisammen und wird die Dilsertation des Hrn. Chauvin von dem Hrn. Chuno hoffentlich überkommen sein, damit sie gehörig verbelsert und folg- lich dem Übrigen beigefüget werden könne. Die Einschlülse, so an mich gelanget, werden jedesmal mit allem Fleils bestellet. Dafs die 300 Thlr. von Magdeburg richtig eingelaufen, vernehme gerne und wird die Quittung darüber vermuhtlich an den Factor zurück ergangen sein. Nach dem Catalogo membrorum ist viel Fragens, wenn er bald zurückgelangen könte, wolte man mit dem Druck nicht säumen. Hr. Marperger ist sehr erfreuet, dals ihm die Ehre widerfaren, die Zahl zu vermehren, und ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 7. April 1708. ı So Hdschr. 52 A. Harnack: 72. Jablonski an Leibniz. 28. April 1708. In schuldiger Antwort auf Dero geehrtes vom 13. April diene hiemit, dals wegen des bewusten Hauskaufs das Haubtwerk so schwer hergehe, indem bis diese Stunde von der Kammer noch keine Erklärung zu erhalten ist, dafs mit dem Vorbehalt der Nebendinge auszubrechen man sich noch nicht getrauet und solches zu belserer Gelegenheit wird aus- setzen mülsen. Nachdem Hr. Hartmann den Verlag der Miscellaneorum rund abgeschlagen, die Ernste aber denselben zu übernehmen sich nicht herauslalsen wollen, so hat sich Papen dazu er- boten und will die Bedinge, worüber man mit Hartmann einig gewesen, eingehen. Man wird demnach bemüht sein, ehestens zusammen zu kommen, die verschiedene Stücke in ihre gehörige Ordnung zu bringen, zu der übrigen Notdurft die Anstalt zu machen und also den Druck endlich einmal ins Werk richten zu können. Toland ist hie gewesen, aber nur wenig Tage; wals seine Verrichtung betroffen, habe nicht erfahren. Der Hr. la Croze und Hr. Oelven sind wegen eines Anagrammatis so hart an einander gerahten, dals dieser jenen in einer gedruckten Schrift schimpflich durchgezogen, jener aber darüber an den König gegangen und sich beschweret. Solte die Sache an die Societät remittiret werden, würde dieser eine beschwerliche Last aufgebürdet und man Mühe haben, sie aus einander zu sezen, weil Hr. Oelven, ob er gleich nach eigenem Geständnils der Be- leidiger ist, mit nichts weniger als einer öffentlichen Abbitte zufrieden sein will. Der von Meisenbug meinet auch mit eingeflochten zu sein und macht ein gros Wesen. Der Hof ist die Zeit über auswärtig bis nach Linum gewesen und verweilet itzt in Potsdam, daher die Ausfertigungen etwas langsam ergehen: es wird sich aber doch endlich zeigen, wo es damit hinaus wolle. Ich verbleibe mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 28. Apr. 1708. Jablonski an Leibniz. 5. Mai 1708. Die völlige Nachricht, wie es mit dem bewusten Hauskauf stehe, wird aus beigehen- der Abschrift des Königl. Reseripts zu nehmen sein!. Man hat nach demselben, so viel auf dieser Seite zu tuhn gewesen, alles beobachtet und das Haus in so weit behaubtet. Von Seiten der Kammer ist noch nichts geschehen und weils man nicht einmal, ob es bei dem Reseript gelalsen worden oder eine nochmalige Gegenvorstellung darwider geschehen solle, weil der Hr. Cammerpraesident, als ich das letzte mal mit ihm gesprochen, das Reseript wegen seiner vielfältigen Abwesenheit noch nicht gesehen und mir also mehr nicht geant- wortet, als nur: es würde alles sehr gut sein, wenn sie nur kein Geld geben dörften, denn das hätten sie nicht. Kein Maitre de requetes ist izo nicht, sondern die geheimen Rähte tragen ein jeder vor, wals zu seinem departement gehöret. Itztgedachtes Rescript hat der Hr. von Ilgen ausgewürket. ! S. oben Nr. 68. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 53 Des Hrn. Chauvins difsertation, so mir der Hr. Chuno zu dem Ende zugestellet, kommt hiebei. Zu dem Verlag der Miscellaneorum hat sich Hr. Pape erboten, und weil er gute Correspondentz sowol mit Geditschen in Leipzig als mit Schillern in Hamburg hat und hiedurch den Vertreib genugsam fordern kan, hat man mit ihm zu schliefsen bis auf E. Excell. Ratification vor gut angesehen, zumalen da der Ernstische consorte von Stargard, so schon vor 14 Tagen erwartet worden, sich noch nicht sehen läfset. Eine besondere Quittung über die jüngst ausgezahlte 300 Thlr. wird als ein Beleg zu der Rechnung wol nötig sein, weil das Schreiben, worin der Einlauf benachrichtiget wird, hiezu nicht dienet. Die Quittungen, sonderlich die letzten, sind immer nur generaliter ein- gerichtet gewesen, es wäre aber leicht, dato termino a quo sie künftig zu specifieiren. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 5. May 1708. 74. Jablonski an Leibniz. 19. Mai 1708. Hiebei kommet gehorsamst die jüngst zurückgebliebene Abschrift des Königl. Reseripts wegen des erkauften Platzes!. Der Hr. von Tettau hat übernommen, bei dem Hrn. Ober- marschall und bei dem Hrn. Cammerpraesidenten zu treiben, dals sie der Sache nicht mehr zuwider sein, sondern es dabei bewenden und zu gehöriger Zeit Genüge tuhn sollen. Des Hrn. D. Behrens von Hildesheim ist einmal gedacht worden, worauf derselbe in conventu praeconisirt und beliebt worden: die darauf verlangte Nachricht aber von seinem Nahmen und völliger Titulatur, so zu Ausfertigung des diplomatis nötig, wird noch erwartet. ey Des Hrn. Hänflings ist noch nie gedacht worden, wenn er aber E. Excell. Approbation hat, wird er ohne Zweifel keinen Widerspruch finden und wird es nur auf seinen Namen und Qualität ankommen, dals das diploma gefertiget werde. Von der Streitigkeit des Hrn. laCroze mit Hrn. Oewen [Oelven] habe vor der Zeit kürz- lich etwas erwehnet. Der Ursprung ist von einem Anagrammate, so Hr. Öewen auf den numehr seligen Prinzen von Oranien gemacht und aus seinem Namen herausgebracht: Fili, Caesar eris Dux purpureusque Sionis vincendo, welches er vor etwas mehr als ein blolses Letter- spiel angesehen haben, und es kurzum vor eine Prophezei aufdringen wollen. Und weil Hr. la Croze sich delsen nicht so bald überreden lalsen, ist er auf ihn losgezogen, wie in beiliegendem Extraet? zu sehen. Als hierüber Hr. la Croze sich beschweret und die Sache endlich klagbar an den König gebracht, hat Hr. Öewen eine Verantwortung, in Form eines Briefs geschrieben, umher gehen lalsen, da er es noch ärger als in dem gedruckten macht. Die Sache ist dann Generalfiscal Duhrem [Duhram] übergeben worden, sie mit einander wieder zu vergleichen. Auf dieses Hrn. Duhrems Angeben, wiewohl ohne der Societät Communication, ist derselben durch ein Königlich Deeret die Censur aller kleinen politischen Schriften, so sie zum Druck kommen, anbefohlen worden. Man hat aber gut gefunden, solches, weil hiezu eine besondere Wilsenschaft um die eigene Absichten und Interelse des Hofes und ein näherer Zutritt zu den Staatsgeschäften, als irgend einem Glied der Societät beiwohnet, erfordert ı S, oben Nr. 68. ?2 Im Anhang dieses Briefes. 54 A. Harnack: wird, abzulehnen und hingegen sich zur Censur derer in die Gelehrsamkeit und Literatur laufenden Sachen erboten, wodureh künftig! solche Ärgernifse wie das Avisä M. Baile, des Sever. a Clamoribus Epistola und nu des Hrn. Oewen Monatliche Praesente, worin er hie und da der Societät selbs nicht genugsam schonet, angerichtet, vermieden werden können. Wegen des Verlags ist mit Papen insoweit geschlolsen und wird nu daran gearbeitet, wie an den Druck die Hand fordersamst geleget werden möge; zu welchem End künftige Woche eine grolse Zusammenkunft der Glieder obhanden ist. Ich verbleibe u. s. w. Berlin d, 19. May 1708. [Anhang zu Brief 74, nicht von Jablonski’s Hand.] Man könte was bilshero von diesen Raritäten gesagt worden stille stehen und das Übrige der göttlichen Providentz anbefehlen, jedoch wir mülsen weiter gehen und denen aufgeblasenen Klüglingen, die sich durch ohne judieio zusammengeklaubte und Keinem in der Welt nützende D. H.? nicht famam, sondern infamiam zuwegen bringen, und von denen Frantzösische und Holländische Journalisten zum Praejuditz einer ansehnlichen Societät der Wilsenschaften vor Pasquillanten und famosorum libellorum autores aulsgetrummelt worden, ein wenig die hoffärtige Flügel beschneiden, wann sie die Production nicht ohne Nasen- rumpfen angesehen und nichts weiter gesagt, als »es wäre nur ein Anagramına«. Es ist wahr, mein gelehrter, aber nur philosophischer ohder grammaticalischer Kaldaunenschlucker, ein mehreres ist es nicht, bleibe aber nicht an den Schalen hängen, sondern besiehe und erforsche den Kern oder den Geist delselben, anders möchtest du s. v. Dreck vor Schnupf- toback in die Nase bekommen. Nim dir auch die Zeit und cabalisire ein wenig in dem Worte: »CALORES«, welches so viel heilsen soll, alls unzeitige chaleurs oder palsions, item allerhand Dünste und vapeurs der solipsorum, die einem ins cerebell steigen und dalselbe confus machen, da wirstu gar apposite dich und deinen Genium versteckt finden. Trotz dir Seiole! wo du mit allem deinem Sammelsurium von Lateinisch - Hebräisch -Arabisch- Rufsisch- und Bretonischen Sprachen mir dergleichen wirst zuwegen bringen. Urtheile von dergleichen Dingen nicht nach Affeeten, die du wieder deinen Nächsten unverschuldeter Weise hegest, sondern erkenne die Gutthaten der Teutschen, die dich auls dem Staub er- rettet und ein reichliches Stück Brodt zugeworffen haben. Mehr hat man vor dielsmahl dir nieht sagen wollen, ein Mehrers kanstu erfahren auls Bibl. Chois. tom. XIV, darin ein gantz gepfefferter Artickel vor dich allein behalten, an dem nichts zu tadeln, also dals du die Ehre eines Wiedersachers, der ein Docteur de Sorbonne heilset, haben solst. 79. Jablonski an Leibniz. 23. Juni 1708. Zufolge Dero geehrtem jüngsten habe die diplomata vor den Hrn. D. Behrens und den Hrn. Turretin, vor welchen der Hr. Ancillon sollieitiret, angegeben; der Schreiber aber, so dieselben ins Reine bringen solte, hat wider die Gewonheit mich damit bisher aufgehalten. Sobald sie fertig, werde das vor den Hrn. Behrens übersenden, das andere aber dem Hrn. Aneillon zustellen. ! Hdsehr. »künfte«, 2 Mir unverständlich. Be U u u U_U>9 ua briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 55 Der angemmuhteten Censur hat man die Societät nicht allerdings erlafsen wollen, so dals man sich bequemen und auf gewilse malse dieselbe anzunehmen erklären mülsen. Es wird dilsfals noch eine Vorstellung geschehen, sobald der Hof wieder hie sein wird, defsen Rückkunft man mit dem Ende der nächsten Woche vermunhtet. Mit Papen soll mit ehestem förmlich geschlolsen werden, damit man beiderseits wilse, woran man ist, und ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 23. Jun. 1708. 76. Jablonski an Leibniz. 30. Juni 1708. Hiebei übersende das Diploma vor den Hrn. Behrens, das vor den Hrn. Turretin habe dem Hrn. Ancillon zugestellet. In unsere Sachen ist nichts Veränderliches vorgefallen. Der Baron Meder, nachdem die Zeit, binnen welcher seine Creditores zu befriedigen er sich eidlich verbunden und dar- über des Arrests erlalsen worden, verflolsen und diese sich nicht besonnen, ihn damit aufs neue zu belegen, hat sich der Gelegenheit bedienet und das Weite genommen. Er muls eine grolse Gabe gehabt haben, die Leute zu überreden, weil unter andern er auch den D. Spener, der sonst dem Werk allezeit widersprochen, dahin gebracht, dals man- sagt, er habe sein Haus verkaufen und das Geld zu der Arbeit zuschielsen wollen. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 30. Jun. 1708. Tire Pape an Leibniz. 3. Juli 1708. Ew. Excellenz höchstgeehrtes Schreiben vom 26. Junü h. a. habe ich den 1. dieses wohl erhalten, worauf in schuldigster Antwort melden sollen, dafs ich den Vertrieb der Mis- cellaneorum wohl befördern will, und soll es mir recht lieb sein, wenn nur ein gutes Sor- timent dagegen bekommen kan, wo ich denn Gelegenheit genug habe, dieses mit denen Buch- händlern umzusetzen. Monsieur Hertenstein habe seyd meinem letzten nicht. wieder gesehen, sobald ich aber den Tractat Hrn. Eisenschmids von ihm erhalte, werde ich solichen ungesäumt dem Hrn. Jablonsky zustellen. Bey der Universal-Einrichtung des Schulwesens ist Direetor (so viel ich vernehmen können) der General- Commilsarius von Danckelman, und Commilsarii sollen seyn Hr. Pro- felsor Beeman in Franckfurt, Hr. Hofprediger Jablonsky und Hr. Hofraht Chuno. Solte ich aber erfahren, dafs mehrere darbey sich befinden sollten, so werde ich nicht ermangeln, Ew. Excellenz schuldigster Malsen schleunige Nachricht darvon zu geben, inzwischen aber meine vormahls unter einer gewilsen Bedingung delsfals gethane Bitte wiederhohle, nicht zweifelnd, dafs E. Exc. gnädigst darauf refleetiren werden. Herrn Kirchen habe dato selbst gesprochen, welicher sich in seiner neuen Wohnung gesund und vollkommen vergnügt befindet, insonderheit wegen des darbey sich befindenden recht anmuhtigen Gartens. Ich habe zugleich das gantze Revier, welches etwan E. Exec. be- 56 A. Harnack: ziehen könten, besehen und befunden, dals Sie daselbst so gute Bequemligkeit finden, als Sie letztens bey Mr. Vincent gehabt; es ist im Eingange des Hauses zur rechten Hand ein sauber Stübgen und daselbst gegenüber eine Cammer, wo E. Exec. Diener logiren können, ein Stall, darin 4 Pferde stehen und der Kutscher schlafen und auf dem Boden das Futter geleget werden kan. Ferner ist auf dem Hofe ein Schoppen, darunter trucken nicht eine, sondern wohl 3 Kutschen stehen können. Solten E. Excell. etwa gedencken noch diesen Sommer oder Herbst hierzukommen, so würde nöthig seyn, dals Sie Befehl ertheilten, dals es bey Zeiten renoviret würde. Könte ich hierzu etwas beytragen, so würde ich mich darzu bereit und willig finden lalsen; inzwischen aber ich beständig ver- bleibe u. s. w. Berlin den 3. July 1708. 78. Jablonski an Leibniz. 21. Juli 1708. Mit den Anstalten zu dem Druck der Miscellaneorum wird nach Müsglichkeit fort- gefahren und wals mir dilsfalls anbefohlen bestellet werden. Das Übrige ist in Händen des Hrn. Chuno, delsen überhäufte Geschäfte und zum offtern anfallende Unpäflslichkeiten ihn ohne Zweifel hindern und dem Werk einen Anstand machen. In der Societät Hause ist ein Stüblein zur Herberge vor E. Exe., Dero verheilsene Überkunft uns sehr erfreuen wird, und eine Kammer vor Dero Bedienten ausgesezet, und vor die übrige Notturft wollen Hr. Kirch und Pape sorgen. Wegen des verordneten Kaufgeldes ist bei der Kammer noch nichts zu erhalten, es hat aber der Kammerherr von Tettau versprochen, an fleilsiger Erinnerung bei dem Ober- marschall sowol als bei dem Kammerpraesidenten nichts ermangeln zu lalsen, so dals man dilsfalls das Beste noch zu hoffen hat. Wegen der verlangten Preufsischen Wapen hat der Hr. Chuno übernommen, in einem Manuscript, so er in Händen hat und worin er einige dergleichen gesehen zu haben sich erinnert, nachzuschlagen. So er etwas findet, will es unverzüglich berichten, wo nicht, so werde nach Königsberg schreiben und von denen die nötige Nachrichten einholen. so der dasige Factor ohne Zweifel wird verschaffen können. Wegen der Censur ist auf die getahne Vorstellung noch keine Resolution erfolget, sie wird aber täglich erwartet. Mit der neuen Anstalt bei dem Schulwesen ist der Anfang zwar gemacht und ein Ver- such getahn worden, zu einer Conformität mit der Lateinischen Grammatie zu gelangen. Allein weil die Directores soleher Sache mit mehr andern Geschäften beladen, können sie dieses nicht mit genugsamen Fleils warten. Hr. Chuno und mein Bruder sind zwar auch zu denen dilsfalls angestellten Berahtschlagungen gezogen worden, jener vigore commilsionis regiae, dieser blos pro consilio, der Societät in corpore aber ist noch nichts zugemuhtet worden; ich glaube auch nicht, dafs, wenn sie daran Teil nehmen wolte, man sie gerne zulafsen würde, nachdem gewönlicher Malsen ein jeder hie über seinem Ansehn eifert und nicht gerne etwas davon vergibet. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 2r. Jul. 1708. briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 57 Jablonski an Leibniz. 28. Juli 1708. Indem man mit den Anstalten zu dem bevorstehenden Druck beschäftiget ist, findet sich, dafs die grobe Schrift, so damals im Vorschlag gewesen, zu dem Druck gebraucht zu werden, mitlerzeit ganz abgenüzet und nicht mehr dienen kan, dergleichen aber neugegolsen weder hie noch in Frankfurt zu bekommen. Indelsen hat man eine andere Schrift gefunden, dazu die Matrizen der hiesige Gielser neulich aus Holland erhalten und davon eine Probe nebst der vorigen zugleich hie beigehet. Weil nun sotahne Schrift an sich rein und wol ins Auge fällt, daneben merklich grölser als die, so in den Actis Eruditorum gebrauchet wird, also man einer noch grölseren um so belser zu entrahten vermeinet, weil dadurch auch die Grölse des Buchs, also mithin die Kosten vermindert, hiemit aber der Vertreib befordert würde, auch die Ephemerides naturae curiosorum, worauf damals das Absehen gewesen, nicht durch und durch mit einerlei Schrift gedruckt sich befinden, so haben die hie gen membra, so sich darüber berahtschlaget, bei solcher neuen Schrift es bewenden zu lalsen gut ge- funden, den völligen Schluls aber zu Ew. Excell. geneigten Beifall und Approbation aus- gestellet, delsen auch mit ehestem verständiget zu werden hoflen, damit keine Zeit mit dem Gielsen verseumet werde. Das von dem Hrn. Chuno verlangte Excerptum kommet hiebei, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 28. Jul. 17098. Jablonski an Leibniz. 25. August 1708. Vor vier Wochen habe von der! zu denen Miscellaneis in Vorschlag gekommenen Schrift Nachricht gegeben, und weil die hohe Zeit der Veranstaltung solchen Druckes, wenn er nicht noch ein Jahr liegen bleiben soll, vorhanden ist, als wird mit grolsem Verlangen auf Dero geneigte Erklärung gewartet. Wals der Hr. Hartmann abermal wegen einer Verbelserung seines Gehalts eingegeben, wird aus dem Beischluls zu ersehen sein. Die hiesigen membra haben dahin geschlofsen, dals aus angeführten Ursachen ihm eine Verbelserung von 20 Thlr. järlich, und zu Erstat- tung der etwa schon angelaufenen Schulden 20 bis 30 Thlr. überhaubt wol zu gönnen wären. E. Exec. werden auch hierüber Dero geneigte Meinung fordersamst zu eröfnen belieben. Die zum Erkauf des Plazes und Wohnung vor den Astronomum angewiesene Gelder sind zwar auf den Cammeretat gesezet, weil aber derselbe auf dieses Jahr die Einnahme mit 38/m. Thlr. übertrifft, so machet der Rentmeister schlechte Hoffnung, dals etwas davon so bald erfolgen werde, zumalen da die neue und gar grolse Extraordinar-Unkosten in den Weg kommen. Der Hr. Rödike hat ein Speeimen seines erfundenen characteris universalis an den König gebracht, welches der Societät die Möglichkeit delselben zu untersuchen übergeben worden. Derselbe hat vor wenig Tagen davon eine mündliche Erläuterung getahn, so aber ı Hdschr. »den«. Philos. - histor. Abh. 1897. III. 3 58 A. HARnNAcK: viel zu weitläufig überzuschreiben. Kurz beruht die Sache darauf, dals er 90 characteres erfunden, unter welchen er die Haubteoncepte der Dinge begriffen haben will und durch deren modificationes, derivationes und compositiones, welche allein durch beigesezte puncte, Striehlein und andere kleine Zeichen geschehen, auf ıo0/m und mehr concepte und Be- deutungen zu bringen, durch solche Vervielfältigung aber nicht nur alles, was in einer Sprache immermehr erdacht oder gesagt werden kan, sondern viel tausendmahl mehr, und init dem wundersamsten Nachdruck vorzustellen gedenket. Nach der Art, wie er es aus- legt, ist die Erfindung etwas philosophisch, weil sie lauter Realeoncepte vorstellet, aber dabei sehr sinnreich, und die nieht ohne Nuzen sein würde, wenn sie zu völliger Ausübung gedeihen könte, von welcher sie, wie alle noviter inventa im Anfang noch etwas entfernet scheinet. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 25. Aug. 1708. sl. Jablonski an Leibniz. 22. September 1708. Wie gerne man die Geldangelegenheit der Societät bei der Amtscammer befordern wolte, ist doch hiezu bei gegenwärtigen Umständen, da der grofse Mangel in allen Calsen so siehtbarlich herfürbricht, dafs er dem Könige selbs nicht länger ganz verborgen bleiben können, so wenig Anschein, nach Wunsch fortzukommen, dals man sorgen muls, der Sache mehr zu schaden als zu nuzen, wenn man sie itzunder wagen wolte. 1 Diese Woche hat sich die Cammer angemeldet und das Observatorium übergeben wollen, weil man aber bei delsen Besichtigung noch allzu viel, obgleich nicht eben grolse Mängel daran befunden, hat man sich entschuldiget und die Erinnerungen defsen, so man vorher gerne zum Stand gebracht sehen wolte, übergeben. Dem Hrn. Rödiken soll E. Excell. Meinung von seinem Invento hinterbracht werden, und weil er eines gar docilen humeurs ist, zweifle nicht, er werde das Erbieten willig an- nehmen. Er hat auch in Mechanieis einige Concepte von nüzlichen Erfindungen, womit er zum Teil am Hofe sich schon gemeldet, weils aber nicht, wie weit damit fortgekommen. Mit Abgielsung der beliebten Schrift wird numehr fortgefahren und dieselbe bald an- geschaffet sein. Die Erfindung eines geschickten Kupfers hat der Hr. Werner übernommen, auch einen guten Anfang gemacht, so dals es nur an dem Entwurf fehlet, welchen zu machen seine stätige Unpäfslichkeit ihn bisher gehindert. E. Excell. vertröstete baldige Gegenwart erfrenet uns alle und wird bei derselben die übrige Veranstaltung solchen Druckes und wals sonst der Societät Angelegenheit belanget, füglicher ausgemacht werden können; ich aber verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 22. Sept. 170 [e'.} 82. Jablonski an Leibniz. 15. December 1708. Auf des Hrn. Rödieken Ersuchen ist die von ihm aufgesetzte Anzeige von seiner Er- findung des characteris universalis abgedruckt worden, damit sie den gelehrten Liebhabern hin und wieder mitgeteilet werden könne. lch habe davon ein Exemplar hiebei übersenden briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 59 sollen, deren auf Begehren noch mehr erfolgen können. Man wird sie auch anderwärts an die membra Societatis communieiren, um deren vota zu colligiren, daraus der Bericht an den König hiernächst abgefalset werden möge, weil Hr. Rödicke begehret, über die Müg- lichkeit und Nuzbarkeit dieser Erfindung die Societät zu vernehmen. Auf besondere Veranlalsung des Hrn. la Croze ist er noch weiter gegangen und hat auch eine linguam universalem, nach welcher die characteres gelesen werden mögen, er- sonnen, wovon hiebei auch die Probe gehet. Sonst ist in Soecietätsachen nichts Veränderliches und bleibt Alles in dem vorigen, auch die Renitentz der Cammer wegen der angewiesenen Hauskaufsgelder, wodurch die Last der Calsa zuwächst. Doch ist bei dermaliger Confusion aller Königlichen Calsen schwer- lich etwals hiebei zu tuhn. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 15. Dee. 1708. s3. Jablonski an Leibniz. 9. März 1709. Dero glücklich behaltene Überkunft, wie sie gewünschet und gehoffet, also wird sie auch von uns allen mit Vergnügen vernommen werden. Nachdem der Factor zu Magdeburg berichtet, dals wegen Dero Eilfertigkeit bei der Durchreise er die angewiesene Zahlung nicht tuhn können, so habe ihm die Weisung ge- tahn, dals er solches Geld mit ehestem bei der Post übermachen solle, und bitte gehor- samst, wenn es einlenft, die behörige Quittung darüber an ihn oder an mich unverlängt einzusenden. Des Newtons Optica habe von Leipzig erhalten; sobald sie eingebunden, werde sie dem Hrn. d’Angicour zustellen. Der Obercammerherr ist an einem Seitenstechen krank und, wie man saget, nicht auser Gefahr. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. 3erlin d. 9. Mart. 1709. 54. Jablonski an Leibniz. 9. April 1709. Eine schwere Krankheit, von welcher ich seither drei Wochen überfallen worden und wovon ich mich kaum ein wenig wieder erhohle, hat mich verhindert, auf Dero geehrtes, so mir am 27. Mart. eingelaufen, meine Schuldigkeit zu rechter Zeit zu beobachten. Das Packett in der Post ist ausgelöset, und eröfnet worden von dem Hrn. Chuno, welcher auch wals er darinnen gefunden hoffentlich wird berichtet haben. Die Historia phosphori ist vorhanden und bei die andern Stücke der Miscellaneorum an gehörigen Ort geleget worden. Zu dem Druck weils ich, dafs alle Anstalten gemacht sind, nur weil ich noch nicht aus dem Bette komme, kan ich nicht sagen, wie weit es damit gelanget. Inmittelst berichtet der Factor von Magdeburg, dals er die ordinirte 300 Thlr. den 18. Mart. abgehen lalsen, aber keine Nachricht zurück erhalten, ob sie richtig überkommen. 8*+ 60 ANHARNACK: Solte nu wider Verhoffen hieran ein Fehl sein, wäre gut, deshalb je eher je lieber Nach- richt zu haben, damit die gehörige Nachfrage bei der Post angestellet werden könne, ehe die Sache zu alt wird. Gestern ist der Hr. Hofprediger Serlig[?] an einem kalten Brand in dem Fuls, woran er lange bettlägerig gewesen, verstorben. Auserdem regieren die Frülingskrankheiten mehr als jemals. Mein Bruder ist verreiset ohne dals Jemand wilse: wohin, oder wann er wieder- kommen werde. Ich verbleibe u. s. w. Berlin d. 9 April. 1709. 85. Jablonski an Leibniz. 27. April 1709. Dero geehrte beide, das Pakett, so Hr. Kroppe überbracht, und das Schreiben vom 19. dieses, so bei der Post eingelaufen, sind mir richtig geworden. Ich bedaure, dafs mein elender Zustand, indem ich an einem vor wenig Tagen ent- standenen Schaden am Fuls mit grolser Beschwerliehkeit darnieder liege, mir nicht verstattet, der anbefohlenen Verrichtungen gehörig zu warten, doch werde so viel mir immer müglich gehörigen Fleilses beobachten. Die nachgesendete Stücke habe dem Hrn. Hofraht Chuno zustellen lalsen, der die Mühe übernimmt, vor Alles zu sorgen und ohne Zweifel E. Exceell. schon von Alleın wird Bericht erstattet haben. Nach der gewönlichen Sprache der Wundärzte will man mich ziemlich weit hinaussezen, welches, so es also erfolgte, mich sehr betrüben würde. Ich verharre mit schuldigem Respect n. s. w. Berlin d. 27. Apr. 1709. 6. Jablonski an Leibniz. 6. Juli 1709. Nachdem mir der höchste Gott so weit wieder geholfen, dafs ich meiner Geschäfte mich annehmen kan, so habe die Correetur der Miscellaneorum angetreten, worin man bis auf den Bogen E, wovon ich eben die zweite Correetur abfertige, gekommen. Der Hr. Oewen, welcher vor das hiebeigehende Geheimnils von der Königin eine Pension erhalten, hat vor- längst um ein diploma receptionis vor den Hrn. de la Ramee, gewesenen Landshaubtmann der Grafschaft Hanstein sollieitirt. Nun hat man dieses Orts dilsfalls angestanden, weil er aber hart und endlich mit Bedrohungen darauf dringet, so erwarte E. Excell. Ordre, ob ihm hierunter zu willfahren. So ist auch neulich auf Königlichen Befehl und eingelegtes Vorwort des Kaiserlichen Gesandtens in der Schweiz an den Hrn. Grafen von Metternich, ein Medieus zu Lucern Nahmens Lange mit einem diplomate versehen worden, und neulich hat der Hr. Mel [Mell] vor einen lutherischen Profelsorem zu Erfurt, den er wegen seiner sonderbaren Experienz in naturalibus sehr rühmet und davon speeimina offeriret, geschrieben, der aber auf die Einsendung solcher speeiminum verwiesen worden. Der Hr. Oewen, welcher vor andern mit solehen Reeommendationen sich gerne beladet, hat noch zween andere vorgeschlagen, nemlich einen Prediger zu Brandeburg, so mit einem ji Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 61 neuen systemate philosophiae ad veritatem s. sceripturae exacetae schwanger gehet und davon hiebeigehendes speeimen herausgegeben: und den Nürmbergischen Geographum Homann; weil man aber noch nicht siehet, wals diese beide Würdiges geleistet, oder zum Zweck der Societät beitragen können, hat man darauf keine Reflexion gemachet. Es liegen abermahl 300 Thlr. bei mir, so auf Dero rückständige Besoldung disponirt. Ob nun solche gerad auf der Post übersenden soll, erwarte Befehls. Sie bestehen meist in eroben Sorten und also beqwem, auf der Post gesandt zu werden. Ich verbleibe mit schul- digem Respect u. s. w. Berlin d. 6. Jul. 1709. 87. Maria Marge. Kirch an Leibniz. 17. Juli 1709. Dals an Ew. Excellenz zu schreiben ich mir die Künheit nehme, bitte nicht übel zu vermercken. Ich habe nicht unterlalsen wollen, meine Auflwartung zu thun durch Überschiekung beykommender himmlischen Anmerckungen bey demjenigen, was in kurtzem hier in Berlin vorgangen, worvon Sie ohne Zweifel schon genugsame Nachricht haben werden. Auf! Ew. Excellenz Befehl und Anordnung habe nieht unterlalsen, meine Auff- wartung am Hoffe nach Gelegenheit dann und wann zu machen; sonderlich bey Ihrer Hoheit Marggraff Alberti Gemahlinn, die gar gnädig sich gegen mich bezeuget. Werde auch itzt dran seyn, auf Dero Begehren ein Thema vor Ihre am ı1. Mai neu gebohrne Prinzefsinn auffzurichten (oder zu stellen); habe auch sogleich als meine Vorstellung in Drucke fertig war, solche an Ihre Hoheiten übergeben wollen, so aber beyderseits damals noch in Potzdam bey der Hohen Königlichen Gesellschafft waren. Ich liels es aber doch bey einer ihrer mir wol bekandten Bedientinn, habe auch durch selbe so viel Nachricht, dals sie es beyden Hoheiten übergeben. Zu der Königin Frau Oberhoffmeisterinn gieng ich zwar auch, als schon die Königinn wieder herein war, und suchte meine Auffwartung zu machen; bey welcher ich aber nicht vorkam, sondern Sie schickte ein Frauenzimmer zu mir heraus; bey derselben legte ich mein Compliment ab und gab ihr drey Stück, mit Bitte, wenn eines an Ihre Maj. die Königinn und eines an die Kronprinzelsinn Königl. Hoheit könte gegeben werden: weils aber nicht, ob solches geschehen. Gestern vor Mittage war der Herr Oberhoffmeister des Königes von Dennemarck auf! unserm Observatorio, welcher mich so hart anredete: dals er gehöret, als wäre meinem Manne ich in der Astronomia behülfflich. So überreichte ihm ich eines von meiner himmlischen Vorstellung. Da sprach er gnädig: ich solte ihm doch eines mitgeben vor seinen König; so ich auch gleich bey der Hand hatte. Gestern nach Mittage um 4 Uhr giengen Seine Maj. der König von Dennemarck von hier weg und, wie gesagt wird, nach Hannover. Vielleicht werden Ew. Exeellenz solchen wol dort sprechen. Der König Augustus ist noch allhier und haben wir gestern unsere gantze Hohe Herrschafft, Gott sey Danck, gesund gesehen und aus des Herrn Feldmarschalls Wohnung kommen, woselbst sie Mittags Mahlzeit gehalten hatten. Schlülslich habe Ew. Excellenz meines Mannes gehorsamste Dienste und Gruls zu vermelden. Empfehle Sie hiermit in Göttliche Gnadenobacht, mich aber und die Meinigen in Dero hohe Gunstgewogenheit und verharre u. Ss. w. Berlin den 17. Jul. 1709. 62 A. HARnNAcK: [An den Rand ist von Leibnizens Hand geschrieben :] Mercure historique et politigue, imprim@ ä la Haye Aoust 1709, p.143: Un astrologue remarqua que le 2. de ce moi, qui fut le premier jour que ces planetes furent ensemble; le soleil, Saturne et Venus &toient l’un pres de l’autre en droite ligne. On pretend qu'il y a la dedans quelque chose de significatif. 88. Jablonski an Leibniz. 3. August 1709. E. Excell. geehrtes vom 16. Jul. ist mir richtig eingelaufen. Den Brief an Hrn. Chuno habe nebst denen zugehörigen Stücken demselben alsofort behändigen lalsen, mit dem Hrn. la Rose aber selbst gesprochen und von ihm zur Antwort erhalten, dals er das Geld gerne mitnehmen wolle, wenn es nur bis zu seiner Abreise, welche erst in 14 Tagen oder 3 Wochen erfolgen werde, Anstand haben könne. Wie ich nun glaube, dals an solchem Verzug E. Excell. nicht gelegen, so habe ihn defsen also versichert und erwarte nu, wenn er das Pakett werde abfordern lalsen, weil er es nicht eher als eben auf seiner Abreise anzunehmen begehret. Die Bücher von dem Hrn. Chuno habe ich schon bei ihm gesehen. Der Hr. OÖewen hat ohne Zweifel seine eigene Absichten bei allen denen, welche er der Societät praeconisiret, womit er doch meistenteils eben wie mit seinen übrigen Dingen nur Verdruls und Beschwerlichkeit erwecket, dergleichen eine nicht der geringsten ist die Censur seiner »Monatlichen Praesenten«, welche voller Extravagantien sind, die nicht palsiret. werden können; darüber aber er sich gerne formalisirt, wenn sie ausgestrichen werden. Neulich schiekte er einen von dem Abt Bignon an ihn geschriebenen Brief zur. Censur, der in originali und in seinem Umschlag übergeben wurde, er aber nachgehends ihm einen ganz confusen und falschen Titul, wie ihn Hr. Chuno nennet, vorgesetzet, welches künftig zur Warnung dienen wird. Der von dem Hrn. Mel [Mell] praeconisirte Profelsor wird nicht genennet, weil er aber einige speeimina von ihm (in Mathematieis et Physica experimentali) versprochen und solche täglich erwartet werden, werde daraus ferner Nachricht zu geben nicht unterlalsen. Die Miscellanea Societatis gehen im Druck immer fort. Der erste Teil, worin die Literaria, ist fertig, wiewohl dabei des Hrn. Starken Syınbola aulsgeblieben, weil man zu dem arabischen Druck hie nieht gelangen können. Mit dem zweiten Teil, worin Physica und Medica, ist der Anfang gemacht. Und so weit getraue mir mit der Correetur wol fortzukommen; wenn es an die Mathematica kommt, wird man einen Andern zu finden be- mühet sein, der solche Correetur übernehme. Das obangeführte abgedruckte Schreiben lege hiebei, und verharre mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 3. Aug. 1709. Jablonski an Leibniz. ro. August 1709. Wals Dieselben an Hrn. Hofraht Chuno vor einiger Zeit durch Convert und an mich dureh die Post jüngsthin abgehen lalsen, ist sowohl als das an den Hrn. des Vignolles ZZ briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. b: richtig eingelaufen; wegen dieses letztern hat auch itztbesagter Hr, des Vignolles mit dem Hrn. Chuno sich allbereit besprochen und wird alles gehörig in Acht genommen werden. Wegen des von dem Factor Papen über Halberstatt abgelalsenen Päckleins habe mit demselben gesprochen, da denn er sich über den Unfleifs des Factors zu Halberstatt be- klaget, als von welchem er auf seine geschehene Erinnerung keine Antwort erhalten, wie solches und ein mehrers aus dem Beischluls von ihm wird beliebig zu ersehen sein. Der verlangte Zuschuls einiger zu den Miscellaneis gehöriger Stücke ist geschehen und wird solchen Hr. Chuno bei sich haben. Von dem Hrn. la Rose erwarte der versprochenen Nachricht, wann er werde reise- fertig und ihm gelegen sein, das bewuste Gelt anzunehmen, da dann ihm solches zu be- händigen und davon Nachricht zu geben nicht ermangeln werde. Nachdem auch Hr. Rödicke auf einen Bericht wegen seiner Sache dringet und der- selbe nach Anleitung derer darüber teils schriftlich eingelaufenen, teils hie ausgefallenen Mei- nungen entworfen worden, so wird darüber E. Excell. beliebiges Gutachten erwartet, zu dem Ende solcher Entwurf hiebei gehet, ich aber verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. ro. Aug. 1709. 9%. Jablonski an Leibniz. 24. August 1709. Nachdem die Kronprinzelsinn ihren Kirchgang nunmehr gehalten und Hr. la Rose sich bei mir nicht gemeldet, habe ich vor acht Tagen ihn nochmals gesuchet und von ihm die Versicherung erhalten, dals er gegen seine Abreise das Packett vor E. Excell. gewils ab- fordern lalsen wolle, wie ich denn ihm meine Wohnung schriftlich aufsezen mülsen, wobei es nu bewenden lafse und des Erfolgs erwarte. Von dem Halberstättischen Factor habe ein Schreiben an Papen gesehen, darin er sich beklaget, wie es ihm mit dem adrelsirten Packett so unrichtig gegangen, hoffe aber, es werde numehr zu gehörigen Händen gelanget sein. Nachdem der Königliche Geburtstag abermahl vorbei gegangen, ohne dals man zu der solennen inauguration gelangen können, so wird man wohl einer andern gelegenen Zeit damit erwarten mülsen. Indefsen ist von der Kammer zu verstehen gegeben worden, dals, nachdem sotahnes Observatorium in brauchbaren Stand gesezet, man bereit sei, solches der Soecietät zu übergeben. Ob nun zwar wir schon Polselsion davon und alle Schlülsel in Händen haben, so kan doch nicht schaden, wenn ein dergleichen Actus zum Übertluls vorgehe, und hat man sich darauf heraus gelalsen, dals man hiezu bereit sei und von der Kammer erwarte, wann und wie solche Übergabe zu tuhn es ihr gefallen werde, worauf die Antwort noch erwartet wird. Unter der Hand ist vorgeschlagen worden, dals es am kürzesten zugehen könne, wenn dem Bauschreiber hiezu schriftliche Vollmacht oder ordre aufgetragen würde, so könte von dieser Seiten an den Factor Papen dergleichen geschehen und sotahne ordres bei der würcklichen Übergabe, so allein unter ihnen beiden vorgehen würde, ausgewechselt werden. Dem Hrn. Angicourt habe sein Packett zustellen lalsen und soll bei dem Druck und delsen Correetur alles aufs beste beobachtet werden. Das Kupferblat ist, wie ich nicht anders weils, in der Zeichnung bei Hrn. Blasendorf, mit welchem man auch die andern Kupfer verdungen. 64 A. HarnaAck: Wafs vor neue unfertige Händel der Hr. Oewen angefangen, ist aus beikommenden Abschriften beliebig zu ersehen. Man hat darauf im Nahmen des Direetorii der Societät eine vorläufige Antwort blols zur Information abgestattet und fernere Verantwortung auf vorgängige Communication mit E. Excell. vorbehalten. Die Meinung dieserseits gehet dahin, dals man die injuriosa dieta et facta des Hrn. Oewen klagbar vorstellen und deshalb ihn rechtmälsig anzusehen bitten wolle. Wals E. Excell. hierunter gut finden und verordenen werden, wird nebst Zurücksendung solcher Abschriften erwartet. Das Beste ist, dals der Hr. von Ilgen die Sache nicht vorgetragen, sondern die Explication von der Societät erst erwartet, da denn [aus] dem ihm mitgeteilten Extract der jährlichen Calenderreehnungen ihm gleich in die Augen leuchten kan, wie unverschämt der angemalsete Angeber von Dingen, davon er nicht die geringste Wilsenschaft hat, in den Tag hinein redet und den Hof mit ganz ungegründeten Vorstellungen zu verleiten bemühet ist. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 24. Aug. 1709. 91. Jablonski an Leibniz. 31. August 1709. Dero geehrtes vom 23. ist ınir richtig eingelaufen und die Einschlülse gehöriger Orten bestellet worden. Das anbefohlene Schreiben an den Hrn. von Sparvenfeld soll mit ehestem ausgefertiget werden und mit dem Bericht wegen des Hrn. Rödiken, wenn er einlauft, ein gleiches geschehen, wiewohl damit nichts versäumet wird, weil der König mit einem gar wenigen Gefolg eine Reise gegen Preulsen vorhat, mit welcher er sich drei bis vier Wochen auf- halten wird. Der Aufbruch soll, wie man sagt, nächstkommenden Dingstag geschehen. Dem Hrn. la Rose hätte das Gelt gerne alsofort einhändigen wollen, er hat es aber anzunehmen geweigert, vorschüzend, dafs er es nicht sicher genug zu verwahren wilse, also nicht eher als gleich vor der Abreise es abholen lalsen wolle, worauf ich nu täglich warte. Der Hr. Oewen hat verlanget, dafs man ihm ein Duzet [sie] Tahler zu Fortsetzung seiner kostbaren Correspondenz mit dem Abbe de Bignon reichen möge, puisque je suis, sagt er, le seul qui ait soutenu jusyues ici la reputation de la Societe; es ist ihm aber noch nicht gewilliget worden. Ich verbleibe mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 31. Aug. 1709. 92. Jablonski an Leibniz. 7. September 1709. Dero geehrte beide, vom 22. Aug. mit dem Bericht wegen Hrn. Rödieken, und vom 1.Sept. durch Mad. Roberton, sind richtig eingelaufen; es hat auch gedachte Frau das Gelt durch des Hrn. Hofraht Ludwigs Diener abfordern lalsen und versiegelt empfangen, hoffe, dals es wol zu Handen kommen werde. Dafs die Schuld an mir nicht sei, wenn solch Gelt durch den Hrn. la Rose nieht überkommen, wird aus meinen vorigen hochgeneigt sein ersehen worden. Der Sortenzettul kommt hiebei und wird sich hoffentlich alles richtig befinden. briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 65 Hr. Oewen führt sich offentlich als aceusator gegen die Societät auf und treibet mit Ungestüm auf eine Commilsion, seinen angemalsten caleulum zu justifieiren und zu er- weisen, dals über 70/m Thlr. in calsa Societatis liegen mülsen, davon er und mehr andere mülsige Hummeln, so mit ihm complotiren, wie die von ihm selbst communieirte Briefe verrahten, reichlich versorget werden könten. Der Herr von Ilgen wird von ihm darüber täglich mit Briefen angelaufen, in deren einem er also schleulst: »und wenn ich ja nichts erhalten soll, so bitte ein- vor allemahl um ein gnädiges Almosen«, welches denn seinen Zweck entdecket, dals er nichts anders suche, als sich des Hungers zu erwehren, und darum solche extrema hervorsuche. Man hat dagegen sehr gebeten, ob zwar Sr. Königl. Mt von dem Zustand der Calsa Rechenschaft zu tuhn man sich schuldig erkenne, auch Rechnung abzulegen alle Stunden bereit sei, dafs doch solches, wenn es verlanget wird, autoritate regia und nicht auf eine so schimpfliche Weise per modum inquisitionis ad in- stantiam incompetentis accusatoris oder vielmehr calumniatoris geschehen und verordnet werden möge. Das schändliche Ende des Goldmachers Cajetani wird bekannt sein und wolte man ihm gerne den Baron Meder zugesellen, es wollen ihn aber die ereditores, so ihn zu Prag sezen lalsen, nicht herausgeben , bevor sie befriediget worden. Des Königs Reise nach Preulsen ist auf einige Tage ausgestellet, soll aber noch gewils vor sich gehen, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 7. Sept. 1709. 93. Jablonski an Leibniz. 14. September 1709. Die Kronprinzelsin und mit derselben Mad. Robeton wird nu wohl in Hannover an- gelanget sein und das mitgenommene Packett überbracht haben. Seit dem ist nur ein grols Packett an E. Excell. eingelaufen. Es scheinet ein Buch in 8. eines Fingers dick darin ein- geschlofsen zu sein, daher es bis auf anderweiten Befehl oder gute Gelegenheit hie behalten. Auf Hrn. Oewens Anbringen hat man vorläufig geantwortet und einen Auszug der Reehnungen bis A. 1702 [es ist wohl 7 zu lesen] inclus. beigeleget, welches so viel gewürket, dafs der Hr. von Ilgen die Sache nicht vortragen mögen, dennoch aber an sich behalten und ihn mit Glimpf zu stillen gesuchet, so aber wenig verfangen, wie denn wenig Tage vor des Königs Abreise er aufs neue angesezet. Nachdem hat man nichts weiter vernommen, und weil nu der Hof abwesend, hoffen wir wenigstens so lange Ruhe zu haben. Interim aliquid fiet. Die Observationes Reiheri sind zu spät gekommen, weil man schon in dem mathema- tischen Teil begriffen, und werden nebst einigen andern Dingen zu einem künftigen volumine zurück bleiben. Die Briefe nach der Schweiz hat Hr. Chuno zu bestellen übernommen. Der Hr. Werner, so das Titulblatt in Kupfer zu zeichnen übernommen, ist seither etlichen Wochen vom Schlag gerühret, so dals man ihn schon aufgegeben, er soll sich aber ziemlich wieder erholet haben und will Hr. Chuno, weil er allein mit ihm bisher gehandelt, obgleich er selbst sich nieht allzu wol befindet, ihn besuchen, um zu sehen, wie weit solche Zeichnung gebracht und wie sie möge vollendet werden. Philos.-histor. Abh. 1897. III. 9 66 A. HarnaAck: Von Königsberg laufen die Zeitungen sehr schlecht. Solte das Unglück an diesem Ort einreilsen, würde es uns nicht wenig Schaden bringen. denn Preulsen und die Mark unser Bestes und so zu sagen unser Ganzes sind. Gott wende Alles in Gnaden ab! Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 14. Sept. 1709. 94. Jablonski an Leibniz. 28. September 1709. Die Frau Robeton wird numehr hoffentlich das hie empfangene Gelt überliefert und es also hiemit seine Richtigkeit haben. E. Excell. geehrtes, worin des Hrn. Waldschmids Observationes de monstro vi eorpore |?] eingeschlofsen gewesen, ist lange nach dem ersten und auch nach dem vom 12. Sept., nem- lich erst mit letzt verwichener Post eingelaufen, und obzwar solche Stücke, wie aus meinem vorigen erhellet, vor itzo nicht mit eingerücket werden können, so sind sie doch unver- lohren und werden in dem zukünftigen tomo dienen können. Der gegenwärtige tomus wird gegen der Neuenjahrsmelse fertig sein können, wo nicht die Kupfer es aufhalten. Mit deren Abdruck soll die anbefohlene Weise, dals sie auser dem Buch aufgeschlagen werden, ge- hörig in Acht genommen werden. Hr. Oewen hat eine Commilsion auf den Hrn. Hülsemann und Fuchs erhalten, seine Vorschläge zu untersuchen. Ob nun und wie weit die Soecietät hiebei mit implieirt werden wolle, wird sich zeigen, wenn man nähere Communication des Commilsorialis und wie die Commilsarii die Sache tractiren werden, erhalten kan. Noch zur Zeit hat sie kein Teil daran, und wo sie mal ä propos darein gezogen werden wolte, wird man es auf alle füg- liche Weise abzuwenden suchen. Der Hr. von Meisenbug hat einen garstigen Handel gehabt, aus welehem er doch durch Hülfe seiner Freunde sich so weit herausgewickelt, dafs er mit einer Ehrenerklärung davon kommen und des Arrests erlalsen worden. Bald darauf verlautete, dals er die Römische Religion angenommen und als Resident am Kaiserlichen Hofe in Churpfälzische Dienste trete. Nachdem habe weiter niehts von ihm gehöret, will aber mich difsfalls näher erkundigen. Von der verlangten Epistola ad amieum erfolgen hiebei 6 St. samt dem jüngst gedachten Packett, weil es bei solcher Gelegenheit im Porto wenig austragen wird, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 28. Sept. 1709. 95. Jablonski an Leibniz. 26. October 1709. Ich zweifle nicht, es werde sowohl das übersandte Gelt, als auch meine seit dem ab- segangene Schreiben wol zu Handen gekommen sein. Mit dem Druck der Miscellaneorum wird dergestalt geeilet, dals sie wo nieht auf die Leipziger Neuejahrs-, doch auf die Frankfurter Fastenmelse unfehlbar fertig sein sollen. Vor acht Tagen hat der gewönliche Schweizer Bote an E. Excell. ein Päcklein nebst dem hiebeigehenden Schreiben überliefert, in welchem, nachdem es auf dem Packhof geöfnet Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 67 worden, sich 4 Exemplare von des Hrn. Langen Historia lapidum Helvetiae befunden, wor- über nun Dero ordre erwarte. Der zweite Einschlufs ist von dem Hrn. Aneillon mir an- befohlen worden. Der Rittmeister Oewen ist nu stille, ob er, wenn der Hof wieder anlangen wird, von neuem anheben werde, muls man erwarten, und ich verharre mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 26. Oet. 1709. 96. Jablonski an Leibniz. 2. November 1709. Dero geehrte beide, davon das erste vom 22. Oct., habe mit denen zwei letsten nach- einander folgenden Posten richtig erhalten und die Einschlülse gehörig übergeben, allermalsen die eine Antwort von dem Hrn. la Croze hie beigehend zu befinden und vor Schlielsung des Packetts vielleicht ein mehrers einlaufen wird. Dals die bedeutete zwei physicalische Stücke begehrtermalsen dem Werk angehänget werden, wird der Herr Chuno hoffentlich besorgen. Der Hr. Aneillon hat versprochen, die nötige Nachrichten zu Ausfertigung derer an- befohlenen diplomatum herbeizuschaffen; sobald solches geschiehet, soll das Übrige unver- weilet geschehen. Dals die hin und wieder regierende oder auch nur aufblickende Krankheiten ansteckend seien, ist wohl nieht zu zweifeln: doch sind sie von der eigentlichen Pest unterschieden. Daher auch zu Königsberg, obgleich von geraumer Zeit her dergleichen sieh dort geäusert, ja so weit eingerilsen, dals bis tausend Menschen in einer Woche gezählet worden, dennoch weder die Statt gesperret, noch in derselben der gewöhnliche Umgang unter einander bisher untersaget worden, auser dals in zweien Rirehspielen man nötig erachtet, die Kirchen zu schliefsen und die Galsen nach den andern Vierteln der Statt zu versperren. Es soll auch, wie die jüngste Nachrichten geben, das Übel merklich nachlalsen. Hie in der Mark bei Brandeburg hat in einem Dorf sich etwals geäusert, so vor ge- fährlich angesehen und bei dem niedergesetzten Collegio sanitatis als etwals Wichtiges ein- gebracht worden, so aber bei genauerer Untersuchung sich gar anders und unverfänglich befunden. Daher nicht zu verwundern, wenn von abgelegenern Orten und durch fliegende Gerüchte Dinge ausgesprengt werden, die wider die Warheit laufen. Die letzte Quittung, so ich in Händen habe, ist gestellet worden, bevor der Auszug aus denen Rechnungen über die gesamte Zahlung genommen, daher sie noch »auf Abschlag« lautet. Es wird aber hoffentlich die damalige Berechnung bei Händen und aus derselben leicht zu nehmen sein, wie die Quitungen über die beide nachher geschehene Zahlungen einzurichten, und ich verharre mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 2. Nov. 1709. Jablonski an Leibniz, 16. Nov. 1709. Der Einschlufs gibt mir Gelegenheit zu vermelden, wie seither acht Tagen der Hr. Hof- raht Chuno von einem besehwerlichen Anstols eines Schlagflulses befallen worden, woran [sie] er auf der linken Seiten sehr gelähmet gewesen, davon aber durch angewandte kräftige 9* 68 A. Harnack: Mittel ziemlichermalsen wieder befreiet worden und in der Hoffnung völliger Belserung sich befindet, so dals er sich der Besorgung des Drucks der Miscellaneorum, welcher immerhin wol von Statten gehet, wieder annimmt. Wir wünschen aber zu Gott, dals er uns diesen absonderlich bei der Societät so nützlichen Mann noch ferner lalsen und ihm neue Kräfte verleihen wolle, vor das Aufnehmen derselben wie er bilsher so eiferig getahn, ferner zu sorgen. Der Hof ist nun wieder hie und die Gefahr der Ansteckung aus der Nachbarschaft beginnet zu verschwinden. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 16. Nov. 1709. 98. Jablonski an Leibniz. 21. Dee. 1709. Der Einschluls veranlalset mich, abermahl mit gegenwärtigen Zeilen aufzuwarten und nur dieses zu berichten, dals mit des Hrn. Chuno Gesundheit es noch zu keiner beständigen Belserung gedeihen wolle, wiewol er inmittelst der Arbeit, so viel er kan und vielleicht mehr als ihm dienet, oblieget. Es hat vor kurzer Zeit ein Mechanieus sich hie eingefunden, eine Machine, so er zu einem gewilsen Brauch zu Magdeburg erfunden, am Hofe zu zeigen und delsen Beifall zu suchen. Soviel man an dem Modell vernehmen können, dörfte dieselbe, wenn sie, wie solches in Frankreich gehalten wird, der Soeietät zur Untersuchung übergeben würde, einige Verbelserungen wohl leiden: doch ist es ebenso gut, dals man damit zufrieden gelalsen wird, weil man doch noch nicht im Stande ist, dilsfalls gehörige Genüge zu tuhn. Dieses aber ist nicht zu übergehen, dals er eine Probe aufzuweisen hat eines hydrocaustici, wie er es nennet, oder mit Walser gefülleten Brennglases, so zwar nicht grols und nur etwa 9 Zoll im Diameter, delsen Einfalsung aber genugsam zeiget, dals sie auch in grölserer Form füg- lich angehen werde, welches dem Hrn. D. Jegwiz, der vor einiger Zeit auch daran gear- beitet, die grölseste Schwürigkeit gemacht. Und weil er sich eines besonderen Handgriffs rühmet, die hiezu nötige Gläser behend zuzurichten, wird er, woferne es ihm gelinget, hie in Dienst genommen zu werden, wie ihm der Hr. Eosander dazu die Hoffnung macht, zu Fortsetzung dieses Experiments nüzlich zu gebrauchen sein. Zu denen bevorstehenden Feiertagen und annahenden Jahreswechsel wünsche bei er- sprielslicher Gesundheit alles selbstgefällige beständige Wolergehen, mir aber die Beharrlich- keit Dero hochgeschätzten Gewogenheit und dafs durch viel wolgefällige Proben mit schul- digem Respeet auch in der Taht erweisen möge als u. s. w. Berlin d. zr. Dec. 1709. 33: Jablonski an Leibniz. II. Januar 1710. Aufs Dero geehrtem vom 26. des jüngstverflolsenen Jahres habe Dero glückliche Wieder- erholung von einer zugestolsenen Leibesschwachheit erfreulich vernommen, wünsche von der göttlichen Güte zu dem neu eingetretenen und vielen folgenden Jahren nebst beständiger Leibesgesundheit alles selbstbeliebige vergnügte Wolergehen, mit aber erbitte die Ehre Dero beharrlichen Hochgewogenheit. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 69 Mit dem Hrn. Chuno will es sich noch nicht beständig befsern, welches uns sehr leid und auch in den Sachen der Societät merkliche Hinderung tuht. Ich habe ihn vor wenig Tagen gesehen und ziemlich munter gefunden, erfahre aber daneben, dals es gleichwol zu- weilen wechsle, und weil das Kopfweh, als die Quelle des Übels, noch unablälsig anhält, ist nicht zu verwundern, wenn die Anstölse der Schwachheit von einer Zeit zur andern wiederkommen. Wir wünschen von Herzen, dals er völlig wieder zukehren möge und wird er vielleicht von seinem Zustand selbst Nachricht geben. Die Conferenz mit dem Hrn. des Vignolles über des Hrn. Hänflings Musicalia dörfte der gegenwärtige Zustand des Hrn. Chuno schwerlich verstatten, wiewol er sich dazu willig erkläret, wie er denn in alle dem Übrigen an seiner Vorsorge noch nichts abbrechen will, auch sein Schediasma wo möglich zum Stande zu bringen oder begehrtermalsen zu über- senden versprochen , allermalsen delsen E. Excell. zu versichern und vor Dero gütigen Wunsch und Andenken Dank zu sagen er mir anbefohlen. Den Hrn. Werner habe selbst besucht und wegen des entworfenen Titelkupfers so viel vernommen, dals er solches seinem Sohn zu völliger Ausarbeitung übergeben, welcher auf geschehene Anfrage solches nächstbevorstehende Woche fertig zu liefern versprochen, defsen man denn also gewärtigen muls, und werde ich an fernerer Erinnerung es nicht mangeln lalsen. Der Hr. Naude& hat sich der Correetur der mathematischen Sachen unterzogen; es klaget aber der Hr. Chuno, dals ein Bogen darunter, nicht zwar aus des Hrn. Correctoris, sondern aus des Sezers Schuld nicht allzuwol gerahten, dafs er fast auf die Meinung falle, dals er umgedruckt werden mülse. Sonst gehet der Druck immer seinen Gang und wenn nicht der Adrelscalender einigen Anstand verursachet, würde man dem Ende gar nahe sein. Wals hinten noch anzuhenken befohlen, soll geschehen, auch des Hrn. Frischen eaeruleum darunter begriffen werden. Des Hrn. Dagly seine Notitz ist übersetzt und an ihren Ort eingerücket. Der von mir jüngst gedachte Mathematicus stehet dem Hrn. Eosander so wohl an, dals er ihn hie anzubringen gedenket, ihm auch eine Machine zu inventiren aufgegeben, mit welcher durch ein Walserrad die Lasten an dem Schlofsbau bis 50 Centner schwer in die Höhe gezogen, bei der Nacht aber das den Tag über nötige Walser hinauf gepompet werden möge. Er sagte mir neulich, dals er das Modell davon schon angegeben. Die machine, so er in Magdeburg anzubringen vermeinet, soll dienen, die Schiffe gegen den starken Fall, welchen der Strom unter der Brücke machet, mit leiehterer Mühe hinaufzuziehen: es scheinet aber dieselbe also componirt und gekünstelt zu sein, dals sie in praxi schwerlich reulsiren dörfte, auser wals sie vor Mängel in der Stärke selbst zeiget. Die hiesige hat etwals mehr auf sich, und wo er damit zurecht kommt, wird er ein grolses Meisterstück beweisen. Mit denen Exemplarien des Hrn. Langen soll verordnetermalsen verfahren werden; vor mein Teil sage schuldigen Dank. Die Schreiben nach der Schweiz zu befordern suche eine beqweme Gelegenheit; sobald solche finde, sollen sie abgehen. Wegen der Kaufgelder des Societäthauses ist so leicht keine Hoffnung zu machen, weil des Geldes hie gar zu wenig, und noch neulich die Amtskammer Befehl bekommen, alle ihre Einnahmen in die Rentei zu liefern, auch sogar mit Hindansezung ihrer eigenen Besoldungen, welche sie doch jederzeit vormals vorwegnehmen dörfen, so dals sie ver- schiedenen Bedienten zu 2 und 3 Quartalen würklich zurückstehen. Die in Pohlen hin und wieder aufschlagende Contagion rühret blos von der unvor- sichtigen Beziehung der angesteckten Häuser und übereilten Gebrauch des unreinen Haus- 70 A. HARnNAcK: rahts und Kleiderwerks her, womit die Leute, es sei aus Unwilsenheit oder aus Geiz nicht recht umgehen. In Preufsen will es ebenfalls sich noch nicht recht legen, wiewol es an guten An- stalten numehr nicht ermangelt. In meinen Rechnungen finde, dals auf E. Excell. Besoldung ferner bezahlet worden: Anno 1707: 600 Thlr. Anno 1708: 300 » Anno 1709: 900 » „ wovon aber die zwo letzte Quitungen jede von 300 Thlr. noch zurück sind und nach obiger Rechnung die letzte mit 1.May 1707 schlielsen würde. Es sind wieder 300 Thlr. bereit, zu deren Übermachung die beliebige Anordnung erwarte. Mein Bruder lälset seine dienstliche Empfehlung hiebei gehen, und ich verharre mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. rr. Jan. 1710. 100. Jablonski an Leibniz. 1. Februar 1710. Mein jüngstes vom ır. dieses wird hoffentlich wol eingelaufen sein. Mit gestriger Post habe ein Schreiben vom Hrn. D. Langen aus Lucern erhalten, so aber etwals alt und den 1. Jan. datiret, worin er meldet, dals er dem Hrn. Bondeli ı2 Exemplare seines Trac- tats de origine lapidum figuratorum, welchen er der Societät dedieiret, hieher zu bestellen übergeben, so zum Dienst der Societät gewidmet. Sobald das Packett wird eingelaufen sein, werde davon gehörige Nachricht erteilen und ferneren Befehls erwarten. Der Hr. Dagly hat eine grolse Sache vor und gehet mit einer Probe um, das Holz für dem schädlichen Wurmfrals, welchem die Schiffe in den Amerikanischen Meeren unter- worfen sind, zu bewahren. Die Probe seines .unzerstörlichen Kitts hat er schon vor vier Wochen bei dem Englischen Gesandten ablegen sollen; er gehet aber mit dem einen und dem andern so langsam um, als ob er keine Lust dazu hätte. Es hat sich einer mit einer neuen Machine hervorgetahn, die ich aber noch nicht erkundigen kan. Der Erfinder ist ein Idiot, so einen Verwalter oder Kornschreiber auf dem Lande abgegeben, daher um so viel mehr zu verwundern, wenn die Erfindung so be- schaffen ist, wie verlautet. Es bestehet aber solche in einem nieht gar grolsen Kasten, darin ein Mehlwerk, so durch eigenen Trieb in 24 Stunden 6 Schll. Mehl abmahlen kan. Die, so ich davon reden hören, stimmen nicht überein, ob es von selbst und immerwärend gehe, oder durch ein Getrieb, so aufgezogen werden muls. Er hält sich damit sehr heimlich und will es Niemand, als den König sehen lalsen, wozu er aber noch nicht gelangen können. Ich kan noch nicht erfahren, wo er diese machine niedergesezet, und weil es auf der Fried- richstatt sein soll, so lälst die obhandene Winterluft nur nicht zu, so weit hinaus zu laufen und darnach zu fragen. Doch habe ich verschiedene Freunde besprochen, so mir nähere Nachrichten erteilen wollen. Sobald etwals Gründlicheres erfahre, will es unverweilt über- schreiben. Ich besinne mich hiebei einer dergleichen machine, so der Mechanicus Trescher in Königsberg vor etlich und dreilsig Jahren erfunden, so ebenfalls in einem Kasten be- standen, in welchem durch eines Menschen Hand in 24 Stunden 28 Schll. Korns abgemahlen Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 71 werden können. Es wurde aber solche Machine ihm abgenommen und bei hoher Strafe verboten, dergleichen nicht mehr zu machen. Vermuhtlich dürfte die hiesige kein belseres Glück haben. Der Hr. Chuno bleibt noch immer im vorigen Stand, indem der heftige Zufall zwar gehoben, die Ursach delselben aber, die unablälsige Kopfschmerzen einen Weg wie den andern anhalten. Indelsen nimmt er sich der Geschäfte, so viel er im Hause abtuhn kan, wieder an und treibt auch den Druck der Miscellaneorum. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 1. Feb. 1710. 101. Jablonski an Leibniz. ı. März 1710. Dero geehrtes jüngstes aus Braunschweig ist zu recht eingelaufen und habe ich dem Hrn. Hofraht Chuno davon Nachricht gegeben, welcher übernommen, nach dem unter Ein- schlufs an Hrn. Ludwigen abgelalsenen Packet zu fragen. Wenn solches zu rechter Zeit überkommen wäre, hätte der Druck, so in delsen Ermangelung um 4 Wochen stille stehet, schon geendiget sein können. Indelsen wird mit dem Abdrucken der Kupfer fortgefahren. Es sind derselben ziem- lich viel, daher der Verleger besorget, sie werden das Werk höher in Preis sezen, als es zum erstenmahl diensam sein möchte. Der Hr. Chuno beginnet wieder auszugehen, muls sich aber sehr schonen, weil die Kälte ihm noch sehr schädlich ist, im Hause aber kan er seine Arbeit ungehindert verrichten. Der von Magdeburg hie angelangte Künstler wird dem Ansehen nach mit seinen Ma- chinen nicht viel ausriehten und lälset mehr und mehr vermerken, dals er die Grundsäze der Mechanique entweder nicht recht begriffen oder nicht recht anzubringen wilse. Indelsen findet er doch hie so viel zu tulın, dals er sein Brot ehrlich gewinnet. Der Andere, so die behende Mehlmühle erfunden, hat zu seiner Belohnung so unge- reimte Dinge gefordert, dals er damit kein Gehör gefunden, worüber er ungedultig worden und wie ınan sagt naclı Holland gegangen. Die machine stehet bei dem Feldmarschall, ist aber nicht im Gang und weils sie auch Niemand darein zu bringen. Der Hr. Chuno, so vormals mit dem Feldmarschall über dergleichen anderweite Erfindungen gesprochen, nach- dem ich ihm hievon gesaget, will, sobald es seine Gesundheit zulälset, hingehen und ver- suchen, ob er das Werk zu sehen bekommen könne. Es hat sich einer angegeben, so in die Societät aufgenommen zu werden verlanget. Er ist aus dem Stift Paderborn, hat sich den studiis und sonderlich der teutschen Antiquität dermalsen gewidmet, dals, derselben desto fleilsiger zu obliegen, er allen Bedienungen und offentlichen Functionen abgesaget und zu Hause in der Stille zu leben beschlolsen, weil ohne dem seine Gesundheit, so er durch seinen Fleifs selbst geschwächet, ihm solches anräht. Er heilset Elsler, und sein Bruder, so vor ihn anhält und ein Doctor juris ist, befindet sich itzo hie in anbefohlenen Verrich- tungen. Ich habe ihm gesagt, dals die Statuta Societatis erfordern, dals ein Aspirant sich durch gewilse specimina recommendiren könne; worauf er geantwortet, dals dergleichen hie noch nicht in Druck vorhanden, aber künftig erfolgen sollen, allermalsen das Absehen dahin sehe, sein Lehen zu gelehrter Arbeit zu widmen. Wals hiebei zu tuhn, wird E. Excell. hochgeneigtes Gutfinden erwartet. 02 A. HaArRrnack«k: Meine vorigen werden hoffentlich wol eingelaufen sein, worauf nach Dero Gefallen die ermangelnde Quittungen samt Ordre, wie das hie bereit liegende Gelt zu übermachen mit nächstem erwarte, und mit schuldigem Respeet verharre u. s. w. Berlin d. ı. Mart. 1710. 102. Jablonski an Leibniz. 8. März 1710. Dero geehrtes vom 18. Jan. aus Hannover ist mir erst am verwichenen 4. dieses durch Hrn. Chuno behändiget worden. Wegen der Erinnerungen bei dem obhandenen Druck habe noch nicht Gelegenheit gehabt, mit dem Hrn. Chuno mich zu besprechen; das Meiste wird auch wol vor dieses mahl nicht geändert werden können und zu anderweiter Verbefserung überbleiben mülsen. Die verlangten kleinen Calender kommen hiebei. Weil aber die Person, durch welche sie überzumachen begehret worden, weder mit ihrem Nahmen noch nach ihrer Bedienung bedeutet worden, indem an beiden Stellen sich ledige spatia befinden, so habe den Weg der Post ergreifen mülsen, um die Zeit zu gewinnen. Mit Übermachung des Geldes durch sichere Gelegenheit dörfte es etwals ungewils sein, weil ich hie keine Gelegenheit habe, dergleichen in Erfahrung zu bringen, es wäre denn, dals sie mir von dort aus angewiesen würde. Doch werde hiebei mein Möglichstes zu tuhn nicht unterlalsen. Bei der Beschauung der jüngsten Sonnenfinsternils hat sich befunden, dafs die Calender- rechnung an der Zeit sowol, als an der Gröfse um ein Ziemliches gefehlet, und sind in dem Caleulo selbst der hiesige und der Sächsische merklich unterschieden. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 8. Mart. 1710. 103. Jablonski an Leibniz. 22. März 1710. Dero geehrtes vom 12. dieses habe durch Hrn. Ancillon richtig erhalten, diene darauf in schuldiger Antwort: Dafs das durch Hrn. Raht Ludwig beforderte Packett richtig eingelaufen und darauf das Nöhtige besorget worden. Die kleine Calender, so vor ı4 Tagen bei der Post abgehen lalsen, werden inmittelst zurecht gekommen sein. Das Schreiben an den Hrn. von Sparvenfeld habe dem hiesigen Schwedischen Ab- gesandten in die Hände geliefert, der es angenommen und an seinen Ort zu befordern ver- sprochen. Die Figur zu des Hrn. Hänflings Musicalischen Gedanken hat mülsen in Kupfer ge- stochen werden, weil es sich anderst nicht schicken wollen. Der Hr. Chuno beginnet wieder auszugehen und ist der starken Anfälle wieder be- freiet, die Wurzel aber des Übels, das Haubtwehe, hat noch nicht gehoben werden können. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 22. Mart. 1710. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 73 104. Jablonski an Leibniz. 8. April 17 0. Weil es mit dem Druck der Miscellaneorum zu Ende gehet und der Verleger stark darauf dringet, dals sie vor der bevorstehenden Leipziger Melse fertig werden, damit sie auf dieselbe gebracht werden können, und dann es an dem Titel, Vorrede und Zuschrift noch fehlet, so ist mir anbefohlen worden, bei E. Excell. diesfalls nochmahlige Erinnerung zu tuhn. Und zwar wals den Titel betrifft, ist der letzte Schluls den 14. Feb. 1709 dieser gewesen, dals er lauten solle: Miscellanea Berolinensia ad inerementum scientiarum pertinentia, ex transmilsis ad Secretarium Societatis Regiae scientiarum &e. Ob es nu dabei bleiben oder wals und wie geändert werden solle, wird Dero schlielsliche Meinung erwartet. Die Vorrede haben damals E. Excell. selbst aufzusezen übernommen, und solten die ingredientia sein eine kurze Anzeige der Absicht des Werks und Entschul- digung, dals es so langsam herauskommt. Nach solcher Vorschrift kan sie, wenn E. Excell. sich der Mühe überheben wolten, auch hie entworfen und so noch etwas mehr nötig, auf Dero Gutfinden eingerücket werden. Von einer Zuschrift ist damals auch gerahtschlaget, solche aber vor diesesmahl aus- zulalsen beschlolsen worden. Solte nu ein Anderes gefällig sein, wird man auch demselben beistimmen. Es hat vor einiger Zeit ein Königsbergischer Magister Lilientahl eine Schrift de historia literariae certae gentis seribenda im Druck ausgelalsen und der Societät dedieirt. Dieser hat nachgehends zu verstehen gegeben, wie er verlangete, in Societatem aufgenommen zu wer- den, allermalsen er verschiedene Schriften mehr fertig habe, die er alsdann herausgeben wolte. Ob nu seinem Suchen, welches zwar dieses Orts keinen Anstand gefunden, Statt zu geben, wird E. Excell. hochgeneigte Meinung erwartet. Der von mir jüngst gemeldte Aspi- rant Hr. Elers ist kürzlich in Frankfurt mit Tode abgangen. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 8. Apr. 1710. 105. Jablonski an Leibniz. 19. April 1710. Dero geehrtes vom 9. April ist richtig eingelaufen, hoffe, es werde mein jüngstes vom 8. dergleichen getahn haben, in welchem ich um die Praefation zu den Miscellaneis ange- halten, weil solche inständigst verlanget wird, wenn das Werk auf die Melse herauskommen und nicht wieder ein Jahr liegen bleiben soll. Die Frau Hofmeisterinn der Kronprinzelsinn schickte neulich an mich, mit Vermelden, dals eine Gelegenheit vorhanden, so aber in einer Stunde nach Hannover abgehen würde. Ich will aber mit dem Hrn. Raht Ludwig richtige Abrede nehmen, damit der nächsteinfallen- den mich bedienen könne. Des Königs Bildnils kommt en buste auf das Titelkupfer und ist auch eine Anzahl exemplaria auf Postpapier bestellet. Philos. - histor. Abh. 1897. I11. 10 74 ANDEI ANBEN A ck: Sobald wir nach den Feiertagen wieder zusammen kommen, werde die vorgeschlagene Candidatos anzeigen, und wie hoffentlich kein Anstand sich dabei finden wird, sollen als- dann die diplomata ausgefertiget werden. Der Hr. Rödike hat eine Verantwortung von sechs Bogen, auf den über seine Erfin- dung von der Societät erstatteten Bericht eingegeben. Man hat aber nicht rahtsam geachtet, anders als in generalibus darauf zu antworten und die Sache ganz von sich zu weisen. Die beede Quittungen über die vor dem Jahr getalıne Zahlungen erwarte noch, und nehme die Freiheit, darum zu erinnern, um so viel mehr, weil meine Rechnung ins Reine zu bringen bemühet bin, der ich mit schuldigem Respect verharre u. s. w. Berlin d. 19. Apr. 1710. 106. Jablonski an Leibniz. 3. Mai 1710. Dero geehrtes vom 22. April an mich ist sowohl als das vorige an meinen Bruder richtig eingelaufen und die übersandte Dedication und Praefation eben zu rechte gekommen, da sie am nötigsten gewesen, so dals sie nu noch geraum fertig werden können. Das Kupfer ist auch verlangtermalsen eingerichtet und die angegebene Schriften darauf gesezet worden. Die Behändigung des Exemplars an den König wird wol nicht anders als durch den Obercammerherren oder einen andern vornehmen Ministre geschehen können, und wird man sorgen, damit es damit am füglichsten angestellet werde. Die beiden zuletst eingesandten Stücke haben dasmahl nicht beigefügt werden können, weil das Werk schon geschlolsen gewesen und der Custos des letsten Bogens auf den In- dicem gewiesen. Nachdem E. Excell. die Abrechnung vielfältig in Händen haben und entweder nach derselben oder wie vorhin auf Abschlag die Quitung beliebig einrichten können, so habe hierunter nichts vorzuschreiben und stelle es zu Dero Gefallen. Wenn man hiemit richtig, werden dieselben über die von geraumer Zeit her fertig stehende 300 Thlr. zu disponiren belieben, denen in kurzem gleich so viel aus Magdeburg folgen können, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 3 May 1710. Indem ich schlielse, sendet Hr. Frisch den Einschluls, mit Begehren, dals er unver- züglich befördert werden möge. 107. Jablonski an Leibniz. 17. Mai 1710. Die letst eingesandte Errata sind zwar zu spät gekommen, darum aber nichts ver- 5 ji 8 sehen, sondern durch des Hrn. Chuno sonderbaren Fleils diese sowol als andere mehr an- gemerket und verbelsert worden. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 75 Das Buch ist zwar in Leipzig schon heraus, hie aber wird es noch nicht ausgegeben, bis es am Hofe überreichet worden, wozu die Exemplaria bei dem Buchbinder in der Ar- beit sind. Wie viel Exemplaria und wie beschaffen E. Excell. vor sich verlangen auch auf wals Weise solche zu übersenden, erwarte Befehl. Man hat vermeinet, den Catalogum mem- brorum Soeietatis bis hieher continuirt abdrucken zu lalsen und bei der Übersendung der Mis- cellaneorum an die auswärtige membra mit beizulegen, wenn E. Excell. es also gut befinden. Mit dem Hrn. Öewen ist es so weit gekommen, dals er von seinem Schwager nach Ruppin abgeführet worden, weil er sich ganz eontraet nicht nur am Leib, sondern auch am Gemüht befunden und so wenig seine Gliedmalsen als den Verstand mehr brauchen können. Ich verbleibe mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 17. May 1710. 108. Jablonski an Leibniz. 14. Juni 1710. Dero geehrtes mit dem Einschluls an des Oberkammerherrn Exe. &e.! ist zu rechter Zeit eingelaufen, und weil der Hof sich beständig auser dieser Residenz aufhält, habe sol- chen nebst denen zugehörigen Exemplarien durch den Hofraht Groben behändigen lalsen. Der Kronprinz, die Markgrafen wie auch die Ministri haben gleichfalls ihre Exemplaria empfangen, und nu werden die anwesenden, bei Gelegenheit auch die abwesenden Mitglieder damit versehen. Wieviel Exemplar und wie beschaffen E. Excell. verlangen, erwarte noch Dero beliebigen Befehls. Ich vermeine, es werde der Factor zu Magdeburg 300 Thlr. übersendet haben. Alhie habe dergleichen Summ zum Absenden fertig. Dörfte ich einen Vorschlag tuhn, so möchte eine Quitung an den Hrn. Raht Ludwig gesendet werden, welche es bis zu einer vorfallenden sicheren Gelegenheit bei sich behalten und sodann gegen Empfang des Packetts mir ausantworten könte. Wals diesesmahl bei dem Druck versehen worden, wird man ein andermal zu ver- belsern bedacht sein mülsen; die Erfahrung ist die beste Meisterinn, und ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 14. Jun. 1710. [Bei diesem Briefe liegen die beiden nachfolgenden (109. 110.) Concepte von Leibnizens Hand, ohne Datum, stark corrigirt.] 109. Leibniz an den König. Es wird E. Königlichen Majestät von wegen Dero Soeietät der Wissenschafften diese kleine Probe allerunterthänigst überreichet, unsern Eifer zu Dero Glori und gemeinen Nuz zu beweisen. Solten wir das Glück haben, dals E.Mt. ein allergnädigstes Wohlgefallen darob be- zeigen möchten, würden auch diejenigen aufgemuntert werden, die sonst aus vermeynter ! Siehe Br. 109 u. 110. 10* 76 A. Harnack: Ermanglung delsen hieran das Theil nicht nehmen werden, so ihnen zukomt; und wir dürfften uns dadurch verhoffentlich bald in Stand sehen, denen auswärtigen Societaten dielsfals an die Seite zu treten, wozu nichts anderes als die fernere nachdrückliche Hand- habung der hohen Königl. Verordnungen erfordert wird. Ich habe wegen bisherigen Zustandes meiner Gesundheit dieses Probestück zu E. Mt. Fülsen zu legen nicht vermocht, hoffe doch die Gnade von Gott, dals ich bald werde gegenwärtig zu erkennen geben können, wasgestalt ich Lebenszeit mit unabläfsiger devotion verbleibe u. s. w. 110. Leibniz an den OÖberkammerherrn. La Soeiete a juge necelsaire de produire un petit elsay, pour marquer qu’on en peut attendre quelque chose. Peu de personnes surtout de ceux du pays y ont concouru, mais si l’on voit que e’est l’intention du Roy, que chacun false le sien encore en cela, il y aura bien autre chose, et les produetions de la Soeiete repondront mieux a la gloire du fondateur. J’espere qu’on aura droit d’en juger ainsi par cet echantillon. Vostre Excellence en ayant jette les fondemens Elle meme sous les auspices de Sa Majeste, y pourra mieux contribuer que personne, et je la supplie de presenter a ce grand Prince le livre avec ma lettre, estant avec respect etc. = int. Jablonski an Leibniz. 12. Juli 1710. Ob ich zwar in meinem gehorsamen jüngsten der Einsendung einigen Geldes von Magdeburg gedacht, so habe doch dieser Tagen die Nachricht erhalten, dals solche noch nicht geschehen, daher es hiemit erinnern sollen, damit dilsfals keine fernere Bemühung erwachse. Ich werde aber die Anstalt machen, damit solche mit ehestem noch erfolge. Wie es mit der Maulbeerpflanzerei fortgehe, wird aus dem Einschluls zu sehen sein. Der Hr. Profelsor Starke ist kürzlich an einem Schlagfluls verstorben und dadurch ein fleilsiges Mitglied der Societät abgegangen. Der Hr. Rödike hat eine Commilsion ausgebeten, seine Sache aufs neue zu unter- suchen, darunter zwar einige membra der Societät mit vorgeschlagen worden, doch nicht als membra Societatis, sondern als gelehrte und von der Sache zu urteilen tüchtige Leute dabei angesehen. Hr. Hoffmann ist so glücklich gewesen, die Bestallung eines Informatoris der Cadets, die ihm ı5 Thlr. monatlich einträgt, zu erhalten, so ihm und der Societät wol zu Statten kommt. Ich verbleibe mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 12. Jul. 1710. 112. Jablonski an Leibniz. 26. Juli 1710. Nicht ohne traurige Bewegung muls berichten, dals es dem grolsen Gott gefallen, den Hrn. Kirch nach einer kurzen Schwachheit gestern durch den zeitlichen Tod abzufordern. Ob nun zu defsen Stelle sich auswärtige Competenten angeben möchten, stehet dahin. An diesem Ort und in der Nähe ist Niemand, der mir bekannt wäre, und weil der Hr. Hoff- Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. Tori mann auf solche Hoffnung bisher gehalten worden. würde es sich übel schicken, wenn er zurückgesezt würde. Zum wenigsten werden E. Excell. gut finden, dals man bei Hofe trachte vorzubauen, damit ohne Vorwilsen der Societät Niemand eingeschoben werde, der ihr nicht anstehen dörfte. Unterdefsen wird die Stelle doch auch nicht lange ledig bleiben mülsen, weil der Preulsische Calender gleich mit Anfang des Jahres fertig sein muls, damit er gegen den Königsbergischen Johannismarkt abgedruckt sei. Weil mein Bruder in einer Commilsion verreiset und der Hr. Chuno in seinem Garten auser der Statt seiner Gesundheit noch pfleget, so habe mit ihm hieraus mich noch nicht unterreden können, es wird aber ehestmöglich geschehen und E. Excell. davon gehörige Nachricht erteilet werden. Der Oberkammerherr ward vor drei Tagen zu Oranienburg von einem heftigen Zufall ergriffen, dals auch der Ruf erschollen, als ob er todt sei. Es hat sich aber nachgehends wieder gebelsert, doch scheinet es, er werde nicht so bald zum Stande völliger Gesundheit wieder gelangen. Auf meine verschiedene vorige erwarte noch Dero geneigten Befehls und verharre u. s. w. Berlin d. 26. Jul. 1710. 113. Jablonski an Leibniz. 16. August 1710. Aus Dero geehrtem vom 7. dieses ersehe zuforderst, dafs von dem Factor zu Magde- burg das angewiesene Gelt überkommen, aber in teils geringen Sorten bestanden. Es sind zwar die Orte über der Elbe und bils in Westphalen, aber vor allen Magdeburg mit solchen Geltsorten, so hie nicht gangbar oder doch nicht ohne Verlust ausgebracht werden können, der Calsa jederzeit beschwerlich gewesen, doch hätte nieht vermuhten sollen, dals in Magde- burg auch solche Sorten, so in dortiger nächster Nachbarschaft ungangbar, laufen solten, und würde der Factor, wenn er sich hierunter finden wolte, schon zu ralıten wilsen. Die andern zu Halberstatt, Minden &c. sind endlich darauf gefallen, dals sie harte Sorten ein- senden, aber in so hohem Preis, sonderlich das Gold, dafs es hie davor nicht auszubringen, zum wenigsten nicht ohne Unterschied. Die Frau Kirchin hat ein langes Memorial übergeben und darin Verschiedenes gesuchet, worüber man mit nächstem sich berahten wird. Hr. Wagner hat bei einem reichen und curieusen Edelmann in Schlesien Dienst ge- nommen, dahin er vor einiger Zeit auch abgereiset und also auf eine Zeitlang versorget ist, doch an einem Ort, da man ihn allezeit und leichter als wenn er nach Molskau gegangen wäre, wird haben können, wenn man seiner bedörfen solte. Des seel. Hrn. Kirchen Observationes sind in guter Verwahrung, die Wittwe weils, wals daran zu tuhn und hält sie wie einen Schaz, daran sich der Sohn, welcher von dem Vater gar fleilsig angeführet worden und, wie man sagt, ziemlich weit gekommen sein soll, sich künftig erholen könne. Mit Einsendung der Exemplarien hat man nur auf E. Excell. beliebige Ordre wegen der Zahl und Beschaffenheit sowol, als des Weges gewartet. Nunmehr soll mit nächster Gelegenheit über Magdeburg von jeder Sorte Papiers ein Exemplar überkommen, auch an die angezeigte auswärtige Gelehrte die verordnete Exemplaria übersandt werden, sobald man hiezu eine beqweme Gelegenheit findet, welche wol schwerlich vor der Leipziger Melse sich 78 A. Harnack: äusern dörfte. Nach Engelland ist an den Hrn. Harris ein Exemplar auf sein Ansuchen ge- sandt und hierunter die Beforderung des hiesigen gesandtschaftl. Predigers gebraucht worden, durch welchen man auch das an den Hrn. Newton wird bestellen können. Die Seidenpflan- zung wird man in ernstliche Berahtschlagung ziehen, sobald man dazu wird gelangen können, welches bei dermahliger Zerstreuung nieht geschehen können, wobei denn auch des Hrn. Frischen Vorschlag kan überleget werden. Das Werk läfst sich so an, dafs, wenn es recht angegriffen wird, es der Mühe wol lohnen solte, zum wenigsten die Möglichkeit der Sache samt ihrer Nuzbarkeit zu zeigen, und den übrigen Einwohnern mit dem Exempel vorzu- leuchten. Gott bewahre uns nur, dals wir im Lande und sonderlich an diesem Ort von dem herumschleichenden Übel nicht erlanget werden, sonst wie alles Andere, also auch die Societät in ihrem Vornehmen mächtig zurückgesezt werden müste. Unterdefsen sind wir nicht auser Gefahr, nachdem das Übel sehon in Prenzlau einge- drungen, wiewol man hoffet, dals ihm noch zu steuren sein werde, weil es bei denen erst angesteckten Häusern noch zur Zeit verblieben und die Krankheit nicht weiter um sich ge- griffen. Ich verharre mit schuldigem Respeet u. s. w. Berlin d. 16. Aug. 1710. 114. Jablonski an Leibniz. 13. September 1710. Die drei Exemplar der Miscellaneorum, wovon in meinem jüngsten gedacht, sind dieser Tagen nach Magdeburg abgangen und werden hoffentlich wol überkommen. Bei der Soecietät ist sonst nichts Veränderliches vorgefallen. Der Hr. Chuno hat den Sommer über und noch, seiner Gesundheit belser zu pflegen, in seinem Garten auser der Statt gewolnet, wodurch denen vorkommenden Sachen einiger Anstand, doch ohne haubt- sächliche Verabsäumung gegeben worden, so aber mit nächstem einbringen zu können ge- hoffet wird. Die Contagion in Preulsen und Pommern tuht auch unserem fundo merklichen Ab- bruch; Gott verhüte nur, dals es nicht weiter einreilse, wie denn zu hoffen ist, dals in Stargard und Prenzlau es sich mit der Zeit legen werde, weil die Ansteekung nicht heftig ist, sondern blos durch Vorwiz der Leute und weil sie sich gar nicht wollen sagen lalsen, verursachet und fortgeschleppet wird. Sonst werden die gemachte Ordnungen nach der Strenge beobachtet und täglich einige Übertreter zur Strafe gezogen. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 13. Sept. 1710. 115. Jablonski an Leibniz. 27. September 1710. Dero geehrtes nebst dem Buch von dem Hrn. Hartsoeker ist mir behändiget worden. Der Frau Kirchin Suchen kommt in Abschrift hiebei. Wenn E. Excell. Dero Gedanken dar- über zu eröfnen belieben, so können dieselben bei bevorstehender Überlegung derselben zur Richtschnur dienen. Hie ist ınan vorläufig der Meinung, dals man die Sache so ansehen mülse, wie sie nicht nur gegenwärtig, sondern auch in Zukunft allezeit bestehen könne, immalsen wals ihr eingeräumet würde, denen Künftigen zum Exempel dienen werde. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 79 Die Schreiben von und an den Hrn. Bourget sind noch bei dem Hrn. la Üroze, von deme sie aber mein Bruder (so hiebei zugleich seine dienstliche Empfehlung abgehen lälset) ehestens abfordern will. Mit Versendung der Miscellaneorum an die auswärtigen Membra bedienet man sich der vorfallenden Gelegenheiten wie man kan, wiewol noch die wenigsten damit versehen worden, weil man sie ihnen gerne frei verschaffen, annebst aber auch das Postgeld sparen wolte. Wie nu dieses mit denen nach Italien angehen werde, will ich durch einen bekannten Kaufmann, so nach Venedig Freundschaft hat, bei bevor stehender Melse aus Leipzig einen Versuch tuhn. Man muls hoffen, es werde das vor itzo gegebene und ferner zu gebende Exempel auch diejenigen, so noch nichts beigetragen, aufmuntern, dals sie fleilsiger sein, etwals beizutragen. Das Seidenwerk, so weit es in unsern Händen ist, würde wol von Statten gehen, wenn es recht angegriffen würde, wie die heurige Probe solches dargeleget. Und weil man dieses siehet, ist man bedacht, es also zu falsen, damit es in dem guten Gang, wozu es sich anlälset, erhalten und gefördert werde. Die bei Dero Anwesenheit alhie lezt ausgestellte Quitung ist gleich den vorigen nur auf Abschlag gerichtet, weil sie vor der gehaltenen Abrechnung erteilet worden. Die Ab- rechnung haben E. Excell. eigenhändig ausgezogen und zu sich genommen. Wenn nun die- selbe sieh dort finden wolte, so wäre es leicht, sich daraus zu finden, soll ich aber einen neuen Auszug verfertigen, so erwarte dilsfalls gefälligen Befehles. Der Hr. la Rose ist, als ich nach ihm fragen lalsen, schon wieder abgereiset gewesen, welches mir leid ist, weil das Gelt eben bereit ist und ich es gerne abgeliefert hätte. Der Hr. Chuno hatte sein Packett von dem Hrn. Merian, als ich ihm die Nachricht davon ge- geben, noch nicht empfangen. Mit der obhandenen Veränderung bei der Societät wird auf Niemand anders denn Hrn. Hoffmann gezielet, des Astronomi Stelle zu ersezen, weil man Niemand weils, der hiezu tüchtiger wäre und sich belser schicke. Ob aber seine Stelle so bald wieder zu be- sezen, solches wird noch in Bedenken gezogen, zumalen es delsen keine dringliche Noht hat und vor der Hand noch Niemand zu finden, so sich dazu genugsam fügen wolte. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 27. Sept. 1710. 116. Jablonski an Leibniz. 1. November 1710. Zufolge Dero geehrten jüngsten vom 19. Oct. übersende hiebei den Auszug über Dero vorhandene Quittungen und wals darüber noch bezahlet, davon die Quittungen noch er- mangeln, wornach nun die termini künftig können richtig fortgetragen werden, wenn die abgängige Quittungen ersezet oder doch generaliter abgetahn werden. Von des Kronprinzen Abreise nach der Görde wird hie nichts gehöret; solte ich zeitig genug etwas davon erfahren, werde solche Gelegenheit zu beobachten nicht ermangeln. Der Frau Kirchin gönnet Jedermann alles Gutes und wird ihr Niemand entgegen sein, ihr alles zuzuwenden, wals möglich und anständig ist. Dals sie aber bei der Calender- arbeit oder Observiren gebraucht und beibehalten werde, würde sich darum so viel weniger schieken, weil schon zu ihres Mannes Lebzeit sich Spötter gefunden, so der Societät auf- 80 A. Harnack: gebürdet, dals ihre Calender durch ein Weib verfertiget werden, denen man hiemit das Maul noch weiter aufsperren würde. Mit dem Seidenwerk hoffet man ziemlich fortzukommen, wenn es, wie man vor hat, recht in die Hände genommen wird. Es hat unlängst der Hr. Chuno nebst dem Hrn. Frisch die Gelegenheit zu Köpenick besehen und wals zu der Sachen Beförderung nötig sein möchte, angemerket, worüber nun mit nächstem wird gerahtschlaget werden. Der Hr. Frisch läfset indelsen ihm die Fortpflanzung der Stämme bestens angelegen sein und hat einen fleilsigen Pflanzer an der Hand, welcher gute Dienste leistet und hiernächst zu einem mehrern kan angewendet werden. Das Packett des Hrn. Hartsoeker an den Hrn. Chuno ist zu recht gekommen. Mein Bruder, welcher sich dienstlich empfiehlet, hat übernommen, wegen der dem Hrn. la Croze mitgeteilten Schreiben die nötige Sorge zu tragen, und ich verharre u. s. w. Berlin d. r. Nov. 1710, 1172 Jablonski an Leibniz. 8. November 1710. Bei Gelegenheit des Einschlulses berichte gehorsamst, dals des Kronprinzen Königl. Hoheit durch Dero stätiges Ab- und Zureisen zwischen hie und Wusterhausen verursacht, dals von Dero Abreise nach Hannover nichts kund worden, bis dieselbe von dem lezten Ort aus wirklich erfolget. Daher ich zu der bewusten Übersund keine Gelegenheit gefunden. Soll ich aber den Weg der Post nehmen, welches, weil das Gelt in lauter groben Sorten be- stehet, bequem geschehen kan, so erwarte Befehls, und verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 8. Nov. 1710. 118. Jablonski an Leibniz. 29. November 1710. Es ist jüngster Tagen abermahl alhie ein Kopfsteuer - Patent publieiret worden, welches das vierte, so ich hie erlebet, und darin wie in den vorigen verordnet wird, dals die, so einige Pensionen oder Besoldungen genielsen, anstat des Kopfgeldes den zwölften Teil solcher Besoldung oder Pension, aus wals vor einer Immediat- oder Mediat-Calse die auch her- flielsen möge, entrichten sollen: mit dem Anhang, dafs die Säumigen das duplum, und die, so sich nicht selbst angeben, das quadruplum zu erlegen angehalten werden sollen. Bei denen vorigen nun hat man es darauf ankommen lalsen und meinet auf den Fall einer An- mahnung sich damit zu schüzen, dals S. Königl. Mt. versprochen, diejenigen, so allein von der Societät dependiren, oder auch Andere insoweit sie davon dependiren, privilegia per- sonarum academicarum genielsen zu lalsen. Es ist auch also hingegangen, dafs man nicht gemahnet worden und hiemit frei verblieben. Dieweil aber dem gegenwärtigen Ausschreiben eine besondere Clausel vorgesezet, dals vor diesesmal auch die Profelsores auf Universitäten und Gymnasiis nicht ausgenommen sein sollen, so habe nötig erachtet, E. Excell. geneigten Befehls und Gutachtens mich zu er- holen, wie mich hierunter zu verhalten; und erstlich zwar: ob man wie vormals also auch izo sich stille halten und nicht melden solle? Oder, wo man sich melden wolte, an welchem Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 81 Orte und bei wem Solches zu tuhn? Die andern Calsen sind alle an den Ober- Empfänger Kraut gewiesen und sollen die ratam aller zu bezahlen habenden Besoldungen nach einer rich- tigen Specification in summa demselben einliefern und seiner General-Quitung darüber ge- wärtig sein. Und endlich: wie es einzurichten, damit durch jeziges Anmelden nicht Anlals gegeben werde, nach den vorigen Kopfgeldern zu fragen und deren Rückstand zu fordern. Ich erwarte dilsfals Dero beliebige Weisung und Befehl, der ich mit schuldigem Respect verharre u. s. w. Berlin d. 29. Nov. 1710. 119. Jablonski an Leibniz. 9. December 1710. Dero geehrte beide vom ı. und 4. Dec. mit eingeschlolsener Quitung habe zu recht erhalten. Zufolge Dero Befeh! sende hiebei abermal 300 Thlr., wie solche in dem Sorten- zettel sich finden werden; hoffe, sie sollen richtig überkommen. Bei dem gegenwärtigen Kopfgeld ist nur dieses zu bedenken, dals die vorzuschüzende academische Immunität noch nicht ausdrücklich bestätiget sich befindet und solche Bestäti- gung allererst gesucht werden müste, womit aber, wenn es gemerket würde, warum es zu tuhn, man fortzukommen Schwürigkeit haben dörfte. Hingegen, da man aus Unachtsam- keit die vorige mahl übersehen worden, wenn man sich jezo melden wolte, dürfte man die Einnehmer, die ohne dem lieber aus einem Pfennig zween machen, des vergangenen ein- gedenk machen und die Rückstände zu fordern Anlafs geben. Nun stünde dahin, welche unter beiden Gefahren man am ersten laufen wolte: entweder stille zu sein und es darauf ankommen zu lalsen, dals man wie vormals wieder übersehen werde, oder wenn solches nicht geschehe, in das quadruplum verfalle, wobei es zweifelsohne nicht einmahl bleiben, sondern über das noch die Rückstände gefordert werden dörften: oder sich mit dem gegen- wärtigen melden und erwarten, wie es um die Rückstände laufen werde. Der Hr. Chuno und mein Bruder haben davor gehalten, dafs man am besten tähte, wenn man sich meldete und bei der Meldung selbst supponirte die angemafste Immunität, dergestalt, dals man sagte, wie man sich eben darum melde, weil vor dieses mal auch diejenigen, mit denen man sonst bisher gleicher Befreiung genolsen, herbeigezogen werden. Wolte solche Vorstellung nicht angenommen worden, so wäre alsdann Zeit genug, den König anzugehen und nicht eben confirmationem, sondern manutenentiam in polsefsione vel quasi zu suchen. Ew.Exc. ge- ruhen, der Sache nachzudenken und mich fordersamst meines Verhaltens zu bescheiden. An die Hauskaufsgelder zu gedenken dörfte nu wol von der Zeit nicht sein, weil alle Calsen, sonderlich aber die Amts-Cammer, an welche wir gewiesen, so ledig und so über- laden, dals die Einnahme kaum zur Hälfte der Ausgabe reichet. Und dörften wir schwer- lich jemals etwas zu hoffen haben, wo wir nicht andere Wege finden, wie denn durch den Hrn. von Prinzen gelegentlich dazu zu gelangen sich einige Hoffnung zeiget, als welchen der König die Sachen der Societät zu respieiren verordnet, wie aus beigehendem Reglement zu sehen, welches nach so langer Zeit endlich zu Stande gekommen und dem zufolge am verwichenen Donnerstag eine Zusammenkunft gehalten worden, nach der darin enthaltenen Weisung sich zu falsen und auseinander zu sezen, damit man einmal zu der so lang ge- wünschten Activität gelangen könne. Wie das Werk weiter fortkommen und wals nach und nach vorgehen werde, ermangele nicht, in Zukunft gehorsamst zu berichten. Philos. - histor. Abh. 1897. III. 11 82 A. HARNAcK: Die ansteckende Seuchen machen uns in unserm Calenderwesen grolse Schwürigkeiten, dals wir fast nicht wilsen, wie wir es mit dem Druck anfangen sollen, sonderlich vor Preufsen, dahin nichts zu bringen, und die Wege nach Danzig Gott weils, aus wals vor Ursach oder auf welsen Angaben gesperret sind, auch nicht abzusehen, nachdem es sich in Pommern auf dem Lande anlälst, dals solche Sperrung bald aufhören werde. Der Aufnehmung des Hrn. Wolfii werde eingedenk sein, und verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 9. Dee. 1710. 120. Jablonski an Leibniz. 27. December 1710. E. Excellence gratulire in schuldiger Ergebenheit zu dem instehenden Jahreswechsel und wünsche, dals Sie denselben wie in guter Gesundheit und völligem Vergnügen antreten, also noch viele dergleichen in allem selbstbeliebten Wolergehen erfreulich erreichen mögen. Hiernächst habe gehorsamst vermelden sollen, wie S. Königl. Mt. allergnädigst beliebet, die Societät solenniter nidersezen zu lalsen, auch hiezu den nechstbevorstehenden 19. Jan. bestimmet und die Ceremonie zu verrichten dem Hrn. Geheimen Raht von Prinzen auf- gegeben, wie derselbe solches vorgestern meinem Bruder zu verstehen gegeben. Wenn nu bei derselben, wie gehoffet wird, E. Excell. sich einzufinden belieben wollen, so werden Dieselben dilsfals zu befehlen, wie auch wegen des Kopfgeldes den endlichen Schlufs zu eröfnen geruhen. Wals wegen der Reception des Hrn. Cupers, Ba[s]nage und Wolfii an den Hrn. Ancillon gelanget und von demselben mir zu fernerer Beforderung anbefohlen worden, deme soll gehörige Folge geleistet werden, und ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 27. Dec. 1710. 121. Jablonski an Leibniz. 30. December 1710. Deroselben mit Gegenwärtigem aufzuwarten geben mir beikommende Einschlülse An- lafs, davon der eine von dem Hrn. Kemmerich mir sonderlich anbefohlen worden. Meine vorigen vom 9. und 13. dieses werden nebst dem jüngsten, so mit letstvoriger Post abgangen, hoffentlich wol eingelaufen sein, worauf Dero beliebiger Befehle noch gewärtig bin, der ich mit schuldigem Respect verharre u. s. w. Berlin d. 30. Dee. 1710. Die am hiesigen Hofe vorgefallene grolse Veränderung wird ihres Orts zweifelsohne schon bekannt sein. 122. Jablonski an Leibniz. 10. Januar I7IT. E. Excell. werden hoffentlich sich hochgeneigt erinnern, dafs, als vor etwa anderthalb Jahren das Observatorium der Societät in ziemlich brauchbarem Stand eingeräumet worden und also wenn anders nichts gewesen wäre, per honorem Societatis die Einrichtung der- Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 83 selben in ihren Gang und Trieb nicht länger ausgesezet werden können, ich verschiedenlich berichtet, wie man im Werk begriffen sei, die Societät zu ihrer Activität zu bringen, ob- zwar des Reglements insbesondere nicht erwähnet, weil solches als eine vor nu fast sieben Jahren entworfene und mit E. Excell. gutem Belieben so gut als abgetahne Sache angesehen, dals also mir hierunter einiger Untleils oder Nachlälsigkeit hoffentlich nicht wird beigeleget werden wollen, wie denn hierum gehorsamst bitte. Sonst ist es mit der Sache so langsam hergegangen, dals man wenig Anlals gehabt, derselben oft zu erwähnen, indem sie fast ein Jahr lang in der Ministres Händen gewesen, und da sie endlich heraus kommen um vieler eingefallener Hinderungen willen nicht eher als geschehen zur Vollstreckung gedeihen können. Es sind auch mehr nicht als zwo allgemeine Versammlungen seither gehalten, in derer ersten denen gesamten Mitgliedern von dem bisherigen Zustand der Societät und wie weit es end- lich damit gelanget, Nachricht gegeben, zugleich mit sämtlichen Belieben die Directores er- wählet; in der zweiten aber die Tage und Stunden der künftigen beständigen Unterredungen, derer Ordnung und Anfang verabredet und bestimmet worden, und sollen dieselben, weil die Inauguration von des Hrn. von Prinzen Exc. nachmals auf den 19. dieses angesezet, mit dem 29. den Anfang nehmen; wegen der Inauguration habe E. Excell. alsofort gehor- samste Nachricht gegeben, wiewol dieselbe erst nach Erlalsung Dero geehrten an mich ein- gelaufen zu sein abnehme. Des Hrn. von Prinzen Exc. sind bei der ersten Aufwartung die Abschriften der Fun- dation- und General-Instruction übergeben worden, mit einem mehrere denselben zum An- fang zu beladen hat man nicht rahtsam erachtet, es wird aber unfehlbar im Fortgang, nach dem es nötig sein wird, geschehen. Das Diploma vor den Hrn. Banage ist hie unter der Feder, der Entwurf desjenigen vor den Hrn. Cuper kommt anbefohlener malsen hierbei und wird auf erfolgte Dero beliebige Verbelserung zur Ausfertigung zurück erwartet. Der kleine Calender des Hrn. Blesendorf ist noch nicht fertig; sobald man sein wird habhaft werden, sollen die begehrten Exemplaria erfolgen, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 1o. Jan. 1711. 123. Jablonski an Leibniz. 31. Januar 1711. Die bestimmte Ein- und Nidersezung der Societät ist an dem gesezten Tage glücklich und mit allgemeinem Vergnügen vollbracht worden, wie aus beiliegendem Bericht mit Mehrerem wird zu ersehen sein. Absonderlich haben S. Königl. Mt. darob grolses Wolgefallen bezeuget und der Societät absonderlich aufgegeben, das erste, so sie vornehmen werde, dieses sein zu lalsen, dals sie ein Teutsches Wörterbuch ausarbeite. Weil nu dieses bald im Anfang von E. Excell. angegeben worden, auch einige nähere Gedanken und Entwürfe deshalb vor- handen, so wird bei nächster Zusammenkunft des Teutschen Abteils am ersten hievon ge- sprochen werden, wiewol ich wenig Leute an diesem Ort sehe, so daran zu arbeiten es sey Lust oder Zeit oder Fähigkeit, am wenigsten alle drei beisammen hätten. Wals bei solcher und allen den andern Unterredungen vorgehen wird, davon werde jedesmal gehörigen Bericht zu erstatten nicht ermangeln. Vorgestern ist die erste Zusammenkunft des medieinischen Abteils gehalten und dabei sonderlich angetragen worden, dals man auf benötigte Werkzeuge die erforderte Experimenta 1 34 A. Hırnack: vorzunehmen und deren Anschaffung, imgleichen die auswärtigen sonderlich in den König- lichen Landen lebende Medicos einige Observationes anzustellen zu ermuntern bedacht sein möge. Dieser des Hrn. Raht Hoffmanns Vortrag ist durchgehends beifällig aufgenommen und zu fernerer Fortsezung defselben ein und andere Anstalten beliebet, daneben auch er- innert worden, ob nicht die Mitglieder unter sich die verschiedene Objecta dieser Clafsis teilen und ein Jeder in seiner Ordnung bei denen künftigen Zusammenkünften etwas in Bereitschaft mitbringen wolle, davon alsdann gehandelt werden möge, worüber man sich hiernächst zu vergleichen beschlofsen. Künftigen Donnerstag wird die Ordnung clalsem mathematicam treffen, worauf die clalsis philologiae Germanicae und dann die philologia et literatura exot. folgen wird. Das Schreiben an den Hrn. Bourget ist bestellet. Die kleine Kupfer-Calender habe von dem Hrn. Blesendorf noch nicht bekommen, auch sind die Adrefs-Calender noch nicht fertig. Mit denselben soll das von dem Hrn. Neukirch verfertigte Carmen, imgleichen einige Stück der Medaille, so auf diese Begebenheit gepräget worden, erfolgen. Man hat Hoffnung, die von dem Hrn. von Prinzen gehaltene Rede zu bekommen, als- dann ist man Willens, dieselbe samt der Antwort mit einer kurzen Erzählung der Fundation und bisherigen Ergehen der Societät teutsch und lateinisch um der Ausländer willen heraus zu geben und das diploma fundationis, das letzte Reglement nebst dem Catalogo membrorum beizufügen, wenn E. Excell. solches also gut finden. Ich verbleibe in schuldiger Ergebenheit u. s. w. Berlin d. 31. Jan. 1711. 124. Jablonski an Leibniz. 7. Februar 1711. Hiebei überkommt gehorsamst der Adrels-Calender, nachdem er endlich mit Mühe fertig worden. Imgleichen das von Hrn. Neukirch auf die vorgewesene Solennität auf- gesezte Carmen und vier Stück von denen darauf geprägten Schaupfennigen. Dem Könige hat das Carmen so wol angestanden, dals Er den Hrn. Neukirch in die Societät aufzu- nehmen befohlen. Am vergangenen Donnerstag ist die ordentliche Zusammenkunft des mathematischen Abteils gehalten worden, dabei aber wegen unvermuhteten Ausenbleibens des Hrn. Chuno, so durch einen Anstols von der Darmgicht verursachet worden, nichts weiter vorgegangen, als dafs auf die Anschaffung der nötigen Instrumente angetragen worden. Künftigen Donnerstag wird die Teutsche Zunft zusammenkommen, und da insonder- heit auf Königlichen Befehl über die Verfertigung eines »vollständigen«, wie der König sich ausgedrücket, Wörterbuchs zu rahtschlagen sein, wozu aber hie gar wenige Glieder, die etwas beitragen könten, vorhanden, und auch auswärtig, wie Hr. Neukirch davor hält, nicht viele dörften gefunden werden. Indelsen soll von dem, so dabei vorgehen wird, gehöriger Bericht erfolgen, und ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 7. Feb. I7IT. NB.: Über einen jetzt fehlenden Brief vom 14. Feb. ı7r1 s. die Einleitung. briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 85 125. Jablonski an Leibniz. Ich habe von Polnischen Zeitungen nichts als wals ein guter Freund mir des Sonn- abends blos zu lesen zuzusenden pfleget, wiewol es oft auch später kommt, malsen das jüngste mir erst am Sonntag zukommen. Darin war vornemlich enthalten, dafs der Sohn des Tartar-Chans nebst dem Wojewoden von Kijow durch einen Umweg über den Dniester ge- kommen und hinter der Molskowitischen Postirung über Niemirow nach Wollhynien gehen, der Hoffnung, die Polen auf ihre Seite zu ziehen, malsen zu gleicher Zeit der Balsa von Bender den Kronfeldherren wilsen lalsen, dals die Pforte mit Polen nichts Feindseliges vorhabe, sondern nur die Molskowiter verfolge und die Polen von ihrer Bedruckung zu befreyen suche. Der Cham [sie] selbst hätte sich mit einem grölseren Haufen gegen den Dnieper gewendet. Danzig werde von den Molskowitern um 500/m Thlr. zur Satisfaction wegen alter Beleidigungen angesprochen und im Weigerungsfall mit der Execution bedrohet. Die Diplomata sind in der Arbeit und der Catalogus membrorum kommt hiebei, ich aber verharre u. s. w. Berlin [Datum fehlt.] 126. Jablonski an Leibniz. Mit der jüngsten Danziger Post ist aus Polen weiter nichts gekommen als dals der Sultan Gerey, nachdem er gesehen, dals die gemachte Hoffnung, einen Anhang vor den Stanislaum es sey bei dem Adel oder bei der Cronarmee zu gewinnen, fehlgeschlagen, sich wieder zurück, doch nicht auf Bialacerkiew, wie vorhin gemeldet worden, sondern weiter hinab auf Czyrkalsy und Krylow gewendet. Der Czar habe beschlolsen, seine Grenzen gegen die Tartaren, als welche ihm keinen sonderbaren Schaden zufügen könten, nur de- fensive zu verwahren, Polen aber mit seiner besten Macht zu bedecken, und sobald die- selbe beisammen sein werde, den Krieg über den Dnieper in das Türkische Gebiet zu versezen. Der Freund, von dem ich die Zeitungen zu bekommen pflege, hat dieser Tage eine Beforderung erhalten, so dals ich nicht weils, ob und wie ich es dilsfals mit ihm hinfüro haben werde. Das letzte mal habe die Zeitung erst am Sonntage bekommen; wie es heute werden möchte, mufs erwarten. Solte zu rechter Zeit noch etwas einlaufen, so werde da- mit gehorsamst aufwarten, der ich verbleibe u. s. w. [Ohne Datum.] 127. Jablonski an Leibniz. 23. Mai 1711. Nachdem ich nicht zweitle, Dieselben werden numehr an Ihrem Ort glücklich wieder angelanget sein, so habe beikommende Schreiben, so nach Dero Abreise eingelaufen, hiemit gehorsamst übersenden sollen. Imgleichen kommt das diploma receptionis vor den Hrn. Varignon. s6 A. Harnack: An den Hrn. Zendrini ist ein Exemplar der Miscellaneorum abgegangen. Mit dem von der Kammer übernommenen Anania gibt es viel Verdrüfslichkeit, die aber, sobald man nur allerseits vollkommen richtig sein wird, hoffentlich sich werden heben lalsen. Sonst ist bei der Societät nichts Veränderliches vorgegangen. Durch einen gewilsen Die[sbach ist eine Eröfnung getahn worden eines Vorschlags, wie ohne des Königs und sonst Jemandes Beschwerung der Societät ein Zugang geschaffet werden könne, worüber mit nächstem soll gerahtschlaget werden. Ich verbleibe mit schul- digem Respect u. s. w. Berlin d. 23. May TFT, 128. Jablonski an Leibniz. 8. August I7II. Nach Dero Befehl habe an Mr. Ottens Ehefrau ı2 Thlr. bezahlet; die darüber empfan- gene Quitung behalte, mich derselben bei nächster Gelegenheit zu bedienen. Der Hr. Raht Chuno und mein Bruder lalsen sich dienstlich empfehlen und werden nicht unterlalsen, den Vorschlag mit dem Hrn. Raht Hoffmann zum Stand zu bringen, wenn es immer möglich, die Gemüter, so hiezu noch nicht genügsam geneigt sich anlalsen, zu gewinnen, welches sich, wenn nach den Ferien die Versammlungen wieder angehen, bald zeigen wird. Der Buchdrucker Schlechtiger hat um die Bestallung als Drucker der Societät an- gehalten. Man hat dabei um so weniger Anstand gefunden, als man Ursache hat, mit seiner die Zeit her gelieferten Arbeit vor anderen wol zufrieden zu sein, im Übrigen aber keine Beschwerlichkeit oder besondere Verbindlichkeit dabei verlanget wird. Ich verbleibe u. s. w. Berlin d. 8. Aug. 1711. 129. Jablonski an Leibniz. 29. August 17II. Nachdem die gewönliche Augustfeyer geendiget, so haben am vergangenen Donners- tag die gewönlichen Versammlungen bei der Societät sich wieder angefangen. Künftigen Donnerstag ist die Reihe an der Clalse medica, da denn man sehen wird, ob die Sache mit dem Hrn. Raht Hoffmann zum Stand kommen wolle. Wiewohl wenn es wahr wals am Hofe geredet wird, dals er wieder nach Halle gehen werde, jenes alsdann von selbst hinfallen würde. Von dem Hrn. Neukirch will auch verlauten, dals er in seinem Vaterland, wohin er vor einigen Wochen abgereiset, eine beqwemere Ruhestelle suche, und auch wol erhalten werde. Dieser dürfte auf solchen Fall bei seiner Clalse eben wie der Hr. Hoffmann bei der seinigen vermilset werden. Der Einschlufs ist mir gar drünglich anbefohlen worden, und ich verbleibe mit Respect u. s. w. Berlin d. 29. Aug. LET. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 87 130. Jablonski an Leibniz. 19. September 1711. Dero geehrtes vom 3. Sept. mit 8 Beilagen von Schriften zu denen künftigen Miscel- laneis gehörig, habe zu recht erhalten. Auser dem Hrn. Raht Schott und Hrn. Naude hat meines Wilsens noch Niemand etwals herbeigegeben. Der Hr. Raht Spener hat mich jüngst versichert, dals er mit seinem Beitrag ehestens fertig sein wolle. Hr. des Vignoles ist noch nicht hie; ich zweifle aber nicht, er werde mit seiner Arbeit auch bereit sein. Hr. Chauvin hat versprochen, aus des Hrn. Colas eingesandten vielen Sachen das Beste herauszuziehen und aus dem Französischen ins Latein zu übersezen. Mit dem Theatro anatomico hat man nicht fortfahren können, weil das dazu dienende Gemach mit dem Druck von Hofe noch eingenommen ist; die Antlia pneumatica aber ist aus Holland unterweges. Die Historia Societatis teutsch wird diese Melse fertig sein; ich bitte, zu befehlen, mit wie vielen Exemplaren aufwarten soll. Die lateinische Übersezung wird man gegen Ostern zu beschaffen bemühet sein. Des Hrn. Junkeri Reception wird keine Schwürigkeit haben. Auser diesen wird der Hr. Reue, Archidiaconus bei S. Nicolai alhier, ein Mann, der in Physica experimentali sehr tleifsig ist, von meinem Bruder, und der junge Hr. Naude von dem Hrn. Raht Chuno re- commendirt. Von der Reception des Hrn. Retzals ist schon bei E. Excell. Anwesenheit ge- sprochen worden, und weil sie bei dem medieinischen Abteil beliebt worden, hat man dabei keinen Anstand gefunden. Ob die zu den Miscellaneis hie einkommende Sachen zum Übersehen an E. Excell. übersenden soll, erwarte Befehls und verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 19. Sept. EUR: PAS: Von dem Streit des Hrn. Raht Hoffmanns habe so viel vernommen, dals selber über einem Recept entstanden, so der Hr. D. Mentzel in Abwesen des Hofes dem Prinzen von Oranien verordnet, der Hr. Hoffmann aber getadelt, worüber jener die Sache an den Hrn. Gundelsheim nach Holland gebracht, weleher ihm beigefallen und dem Hrn. Hoffmann mit einiger Heftigkeit widersprochen. Endlich haben sie auf gewilse medicinische Faeultäten compromittirt; ich habe aber nicht vernommen, auf welche Seite der Ausspruch ausgefallen. Der Hr. Hoffmann ist itzo mehr als vorhin beständig bei Hofe, wiewol man dennoch sagen wollen, dafs er wol wieder nach Halle, alwo seine Bedienungen ihm noch alle offen stehen, kehren dörfte. 131. Jablonski an Leibniz. 24. October 1711. Das von dem Hrn. la Croze mir anbefohlene hiebei kommende Packet gibt mir Anlals, einige Exemplar der numehr in Druck herausgekommenen Historia Societatis zu übersenden, wobei ich 2 Exemplar der General-Instruetion gefüget. Diese ist zu drucken nötig ge- funden worden, damit die Mitglieder ihre Obliegenheit daraus ersehen können, der Historia 58 A. Harnack: aber nicht beigefüget, weil sie nicht Jedermann zu wilsen nötig. Wenn mehr Exemplaria verlanget werden, sollen sie auf Befehl erfolgen. Man hat derer 5oo vor die Societät auf- gelegt, damit sie sonderlich auch hie unter alle ansehnliche Leute ausgeteilet werden mögen. Nun wird an einer lateinischen Übersezung gearbeitet, die den Ausländern dienen und gegen künftige Ostern mit Gottes Hülfe fertig werden soll. Dem Hrn. Junker werde durch eine sichere Gelegenheit, so bis Jena gehet, sein Diploma ehester Tagen übersenden. Aus dem hiesigen Ministerio ist der Hr. Reue, Archidiaconus zu S. Nicolai, und auf des Hrn. Chuno Vorwort der junge Hr. Naude& aufgenommen worden, wie ich glaube in meinem jüngsten, dals solche Receptiones obhanden, schon gemeldet zu haben. Wenn auch ich im Stande bin, zu denen vormals gezahlten 200 Thlr. so viel zu legen, dals 600 Thlr. voll werden, so erwarte darüber beliebigen Befehls, ob solche auf der Post übersenden möge, weil ich sonst keine Gelegenheit weils. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 24. Oct. RUTarITE 132. Jablonski an Leibniz. 5. December 1711. Dero geehrtes vom 23. Nov. ist zu recht eingelaufen und wals darinnen dem Hrn. Observatori Hoffmann anbefohlen, ihm in conferentia clalsis mathematicae vorgestern ange- zeiget worden, dem er auch fordersamst nachzukommen verheilsen. Der Hr. Heineceius hat bei seiner Anwesenheit alhie gewilse Schreiben sowol an des Hrn. Herzog Ludwig Rudolphs Durchl., als an E. Exec. veranlalset; ich zweifle aber, ob er das letztere persönlich übergeben werde, weil er Dieselben zu Wolfenbüttel nicht antreffen wird, welches zu Beforderung der Sache wol dienlich gewesen wäre. Der Hr. Naude hat wegen eines Buchs »Elemens des courbes du Marg. de l’Hopital«, so bey E. Exec. sein wird, erinnert und gebeten, ob er es wieder zurück bekommen möge. Wenn dieses geschähe, könten die etliche Bände Actorum Soeietatis Anglieanae mit zurück kommen, weil verschiedenlich darnach gefraget worden. Die Antlia pneumatica, so aus Holland verschrieben, ist nu angelanget und wird man ehestens einen Versuch tuhn, die Experimenta damit zu machen, wiewol auser dem Hrn. Chauvin Niemand hie ist, so damit recht umzugehen wilse und dieser ziemlich schwach zu werden beginnt. Die jüngstgedachte 400 Thlr. kommen hiebei nach inliegendem Sortenzettel, erwarte dagegen eine Quitung über 600 Thlr. vom ı. May 170g bis dahin 1710; dagegen die Interims- quitung über 200 Thlr. zurückgeben werde. Der Hof soll nach dem Krönungsfest nach Preulsen gehen und, wie man sagt, ein Jahr, auch wol länger, da verbleiben. Ob hierunter die Soecietät nicht auch etwals leiden werde, stehet zu erwarten; zum wenigsten wird man eilen mülsen, dasjenige, so wegen der Seidenzucht bei Hofe noch zu erhalten ist, vor der Abreise richtig zu machen, und ich ver- harre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 5. Dec. 1711. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 89 133. Jablonski an Leibniz. 27. December 1711. Ich will hoffen, es werde(n) seither dem Ablauf Dero geehrten vom 14. dieses, welches ich den 2o. richtig erhalten, das durch den Hrn. D. Heineccium abgelalsene Schreiben ein- gegangen sein. Gestern ist von demselben die Nachricht von seiner gehabten Verrichtung eingekommen, wovon die Abschrift hiebei gehet, und wie daraus zu ersehen, dals eine schleunige Wiederantwort erfordert werde, solche aber ohne E. Excell. Mitwilsen und Zu- stimmung abzufalsen bei dem Concilio alhie angestanden wird, als werden Dieselben nomine concilii dienstlich ersuchet, Dero beliebige Meinung darüber fordersamst zu eröffnen. Wenn das übersandte Geld wohl überkommen, ist es mir lieb. Ich finde, dafs der terminus a quo ist der ı. Mai 1700 und werden mit dieser letzten Post eben zehn Jahr bezahlet sein. Dals der Hr. Naude sein pensum in Beschreibung des Strumpfstuhl wol abgelegt, werde in einem meiner vorigen schon berichtet haben. Es wäre zu wünschen, dals mehr andere seinem Fleils nachtuhn wollen. Zu denen Observationibus sowol magnetieis als astronomieis ist alles Mögliche und Nötige verschaffet und zugerichtet, und so noch etwals daran mangelt. ist es blos des Ob- servatoris Schuld, weil er die Anstalt dazu zu verfügen, zum offteren erinnert worden. Dals aber würklich etwals geschehen sey, habe noch nicht vernommen. Vielleicht hätte er eines Adjuncti, wie die Frau Kirchinn ist, nötig, der ihn ein wenig antreibe. Diese hat auch sich und ihren Sohn schon dazu angeboten, so aber bedenklich gefunden wird. Nachdem in der Streitsache des Hrn. Hof[fJmanns und Menzels die Responsa, worauf sie compromittirt, eingelaufen und dem Hrn. Hof[f]mann zuwider ausgefallen, ist ihm der Hof verboten worden, wobei es meines Wilsens noch verbleibet. Solte aber, wie wohl zu ver- muten, auch die Besoldung ihm eingezogen werden, dörfte man ihn hie verlieren. Der Hr. Frisch befindet sich noch wol und hat mit Versezung der Maulbeerpflanzen im späten Herbst ziemlich zu tuhn gehabt, weil man die, so in hiesigem Lustgarten sowol als die, so zu Glinicke gesäet waren, aus Noht zur höchsten Unzeit ausheben mülsen, und ist das gelinde Wetter uns noch zu Statten gekommen, dals sie nicht gar verdorben. Mit der Besoldung vor den Hrn. Hermanni zu Frankfurt kan man noch nicht auf- kommen. Der Hr. Geh. Raht von Bartholdi ist kürzlich zu Frankfurt gewesen und hat den Zustand des Einkommens selber Universität untersuchen sollen. Wals er da ausgerichtet, davon wird nichts gehöret; es ist ihm aber alda viel Ehre widerfahren. Dals die Besoldungen zu Duisburg an sich selbst schlecht und noch schlechter bezahlt werden, ist mir äuserlich bekant, werde aber um eigentlicher Nachricht bei erster Gelegenheit mich erkundigen. Sobald der Kupfer-Calender des Hrn. Blesendorfs wird fertig sein, will mich be- mühen, die verlangte Zahl unter den Ersten zu bekommen. Schlielslich wünsche zu dem bevorstehenden neuen Jahr nebst beständiger Gesundheit alles selbst verlangende vergnügte Wolergehen und verbleibe u. s. w. Berlin d. 27. Dec. 1711. [Zwischen den Zeilen dieses Briefes und an den Rändern findet sich von Leibnizens Hand das (sehr eilig hingeworfene unleserliche) Concept der Antwort, nachfolgend Nr. 134.] Philos.-histor. Abh. 1897. III. 12 90 A. Harnack: 134. Leibniz an Jablonski, Dero wehrtes ist mir nach Abgang meines Schreibens an m. Hrn. mit der Post erst zukommen, und weil eine schleunige Antwort verlanget wird, habe ohnmafslich melden sollen: es köndte meines Bedünkens Hr. D. Heineccio Folgendes vorgängig bekand gemacht werden: dafs der Praeses der Societät bereits zu Torgau das Verlangte bey des Czaars Majestät besorget, der sich dazu allergnädigst erbothen, und scheine, dals diesem grofsen Monarchen, so selbst ungemeines Licht in den Wilsenschafften hat, nicht mit blofsen Schreiben, sondern mit Realien gedienet, dazu auch Vorschläge gethan und einige Anstalt gemacht worden. Wo solehe nun vorhanden, würden hohe Recommendationes mehr Nachdruck haben, sonsten aber mit blolsen Worthen beantwortet werden. Es würde der Praeses auch ehestens der hohen Herrschafft zu Wolfenbütel (:nach abgelegter Ihrer DDD]urchlauchten] Reise zu Kayserlicher Majestät:) unterthänigst aufwarten und nicht allein Dero hocherleuchtete Ge- dancken vernehmen, sondern auch der Societät bekand machen, darauf die weitere Noth- durfft zu verfügen. Im Übrigen kan nicht umbhin, gegen m. Hrn. zu melden, dafs mich wundert, worumb Hr. D. Heineccius zu Torgau gegen mich von seinem Vorhaben nichts gedacht, so mich doch sowohl meines Aınts als meiner Studien wegen angegangen, sehe auch nicht, worumb er gezweifelt, ob ich zu Hannover sey. Mich wundert auch noch mehr, worumb sein Schreiben an mich zwischen Wolfenbütel und Hannover verunglücket. Ich bin ganz versichert, dafs alle Schreiben und Memorialen an den Czar ohne etwas Würckliches nicht nur vergeblich seyn, sondern auch tort thun werden. Dafs der Hr.von Schleinitz nach den Feyertagen nacher Moscau gehen werde, ist irrig, denn er mir selbst alhie leztens gesagt, er wolle nachı den Feyertagen wieder nach Hanover kommen und alda wegen des Czars den Winter verbleiben. Nachdem die Jahre, darauf Hr. Herman zu Padua engagiret, bald aufhöhren wer- den, wäre hohe Zeit, dahin zu arbeiten, dals seine Vocatur nach Frankfurt zu Stande komme. 135. Jablonski an Leibniz. 23. Januar 1712. Dero geehrte sind mir richtig eingelaufen und die Einschlülse wol bestellet worden. Die Erinnerung an den Hrn. Hof[fJmann, eine Anweisung zu denen Observationibus mathe- matieis aufzusezen, ist einmal in pleno und nachgehends insbesondere zu mehrenmahlen ge- schehen, von mir aber noch nichts gesehen worden. Ob er bei dem Hrn. Chuno etwas eingegeben, ist mir nicht wilsend. Die hiesige Hof-Calender sind etwals langsam fertig worden, nun kommen aber die verlangten 4 Stücke nebst einem Adre/s-Calender hiebei; wenn ein Mehrers verlanget würde, soll es erfolgen. Die Frau Kirchinn hat mir die Inlage fleilsigst anbefohlen. Vielleicht hat sie auch wegen ihres hiesigen Gesuchs etwals erwehnet, welches aber bei den Direcetoren schlechten Beifall findet. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 23. Jan. 1712. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 91 136. Jablonski an Leibniz. 5. März 1712. Seither meinem gehorsamen lezten ist beikommendes eingelaufen, welches, weil es so angelegen gemachet wird, hiemit übersende. Die Sache des Hrn. Hermanni soll sich geändert haben und seine Berufung in der Ausfertigung sein, woran insonderheit der Hr. Chuno stark gearbeitet. Das Schreiben an den Hrn. Ancillon ist, wie alle die andern Einschlülse jedesmal, richtig behändiget worden. Ihn selbst habe in langer Zeit nicht gesehen, von Hrn. Papen aber vernehme, dals er wegen vieler Anstölse und Beschwerlichkeiten sich sehr übelauf befindet und selten aus dem Hause kommt. Der Hr. Colas ist ursprünglich ein Franzos, aber in Engelland, dahin sein Vater geflüchtet, geboren. Er hat naclı delselben Tod seine Mittel zusammengeklaubt und sich damit nach Königsberg begeben, alwo er sich auf dem Lande durch Ankauf eines Gutes gesezet; sonst ein in der architeetura eivili und Landmelserey vornemlich wolgeübter, auch in Untersuchung der Natur fleifsiger und in der Arbeit unermüdeter Mann. Er ist vor einiger Zeit, weils nicht wo, Medicinae, und neulich zu Frankfurt abwesend Juris Doctor creiret worden, auch, ohne Zweifel auf Recommendation der Grafen von Dona und Dön- hof, denen er von langer Zeit in ihrem Bauwesen bedient gewesen, kürzlich den titre als Königl. Ober-Baudirector im Königreich Preulsen erhalten. Er schickt ohn Unterlals etwals ein, von Bau-, Landmels-, Physicalischen, Medieinischen und andern Sachen, auch allerhand Proben von Experimenten und Observationen. Weil es alles unter einander, theils zu dem Objecto der Societät nicht gehörig, Manches eben nicht so gar sonderlich (wie die Herren der clalsis medicae davon geurteilet) und französisch geschrieben ist, dürfte es Mühe haben, einen Ausschuls davon zu machen und die Übersezung zu beschaffen, da- mit ein Theil in die Miscellanea gebracht werden könne, wiewol er verlanget, dals alles und zwar in der Sprache, in welcher er es aufgesezet, hineingerücket werde. Wenn E. Exec. eine Probe davon verlangen, will ich etliche Hefte (deren schon ein gantz Alphabet bei- sammen) übersenden. Der Hr. Hoffmann gehet nun auf Königlichen Befehl wieder nach Halle und hat das Unglück, dals er am Hofe von Niemandem beklaget wird. y Wals von E. Excell. Erhebung zu der Reichshofrahtsstelle alhie ausgebreitet worden, ist aus des Hrn. von Prinzen Hause gekommen, wenn es noch nicht richtig damit wäre, so wünsche wenigstens, dafs meine gehorsame Gratulation dilsfalls bald zu wiederholen Ur- sach habe, der ich mit schuldigem Respect verharre u. s. w. Berlin d. 5. Mart. 1712. 137. Jablonski an Leibniz. 30. April 1712. Auf Dero geehrtes vom 12. dieses diene hiebei gehorsamst mit denen verlangten Stücken von dem Hrn. D. Scheuchzer. Ich sehe noch wenig, so von andern Orten ein- gekommen wäre; von den hiesigen membris ist auser dem Hrn. Spener, welcher zugleich 12* 92 A. HArRnNAcKk: von ein und andern seinen auswärtigen Correspondenten etwals theils schon beigetragen, theils noch vertröstet, dem Hrn. Schott und dem Hrn. Dangicour wenig zu hoffen. Der Hr. Raht Hoffmann ist noch hie, weil ihm sein Gehalt bis Johannis gelalsen worden, als- dan er aber sich von hinnen zu begeben die Anstalt machet, wiewol man noch nicht weils, wohin er sich wenden werde. Nach Halle wiederzukehren mag er wol schlechte Lust haben, weil ihn die profelsio physicae abgenommen und seinem aemulo dem Hrn. D. Stahl übergeben worden. Es hat verlautet, ob sey er als Leibmedieus nach Hanover beruffen worden, weil aber E. Excell. hievon nichts wilsen, hat man es nicht vor gewils annehmen wollen, wie es denn nu auch sich anders weiset. Der Beischluls an den Hrn. de Larray ist bestellet und kommt dagegen ein ander von dem Hrn. la Croze zurück. Die mir vor einiger Zeit überschickte Verzeichnils derer Quitungen und ausgezahlten Posten habe gegen die hie befindlichen Belege gehalten und richtig befunden, wird also hiernach der terminus ad quem sich leicht ergeben. Wenn es E. Excell. zufrieden, werde mit ehestem eine Post abermal übersenden können, oder wenn Dieselben einen Umschlag zu treffen wüsten, könte die Zahlung hie geschehen, und ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 30. Apr. 1712. 138. Jablonski an Leibniz. 28. Mai 1712. Die Instruction zu denen Observationibus magnetieis ist vor einiger Zeit von dem Hrn. Hoffmann aufgesezt und dem Hrn. Chuno übergeben worden, der aber noch etwals hinzuzusezen nötig geurteilet und zu solchem Ende sie dem Hrn. Hoffmann wieder zurück gegeben. Dieser hat bei seiner drünglichen Calenderarbeit sich nicht daran machen können, jedoch versprochen, dals es ehestens geschehen solle. Der Hr. Raht Hoffmann macht sich nu fertig, weil die ihm vorgeschriebene Zeit heran- nahet, von hinnen zu ziehen und, wie man nicht anders weils, wieder nach Halle, wiewol er sein allda gehabtes Haus neulich erst verkaufet. Das Seidenwerk ist durch fleilsige Überlegung ja wol gefalset, wie es am besten fort- gezet werden könne. In der Ausführung aber finden sich immer Schwürigkeiten, unter welchen eine nicht der geringsten, dals man ungeachtet aller angewandten Bemühung zu einem Land, darauf eine zulängliche Baumschule angeleget werde, nicht gelangen kan. Man ist aber damit noch bemühet und hoffet endlich etwals auszufinden. Unterdelsen sind schon viel tausend Stämme in und auser Landes ausgebreitet, und also ein guter Anfang gemacht, die Zucht fortzusezen und unter dem Volk eine Lust dazu zu erwecken. Der König hat zu Erbauung der nötigen Häuser hie und zu Potstamm einen Vor- schub an Holtz getahn. Die Blätter sind auf dieses Jahr verpachtet worden, aber in allem nicht viel über 30 Thlr. tragen. Künftig wird man sie belser zu nuzen trachten. Mit Übermachung des Geldes werde mich nach Dero Befehl richten und warte nur auf eine Post, so mir mit ehestem einlaufen soll, alsdann ich etwals werde einsenden können, und verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 28. May E02. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 93 139. Jablonski an Leibniz. ı1. Juni 1712. Dero geehrtes vom 30. May ist mir zu recht worden und habe ich die Einschlülse richtig bestellet. Die Bedienten von der Ritteracademie haben ihren Gehalt noch auf ein halb Jahr zu genielsen, nach solcher Zeit wird mit denen dazu gewidmeten Geldern schon disponiret seyn und ist es so weit davon, dals man bei gegenwärtiger Verwaltung geneigt seyn solte, neue pensiones aus des Königs Einkünften zu machen, dals man vielmehr alles wals nur möglich ist, sogar den weiteren Gnadengehalt einzuziehen beschäftiget ist. Unter- defsen ist der Vorschlag wehrt, in Überlegung gezogen zu werden, und wird man darüber bei dem nächsten Coneilio sich unterreden. Hiebei überkommen 300 Thlr. besage einliegenden Postenzettels. Wenn E. Excell. es so gefällt, so kan die Quitung über die vorige 400 Thlr. bis Ausgang 1709 gestellet werden und die folgenden sodann allezeit von halbe zu halben Jahren fortgehen. Der Hr. Spener ist unlängst zu Leipzig gewesen, da er mit verschiedenen Leuten, so der Societät nüzlich sein können, bekannt worden, unter andern mit dem D. Lehmann, einem gelehrten und sehr curieusen Mann in naturalibus sowol als artificialibus, und mit dem Profelsore chymiae, der ihm von vielen vortrefflichen Experimenten gesagt und solche nach und nach mitzutheilen versprochen. Diese beide hat er zu membris Soeietatis recom- mendirt. Imgleichen hat er daselbst einen gelehrten mechanieum Leupold gefunden, der auser andern schönen Erfindungen sonderlich die antliam pneumaticam in vielen Stücken vermehrt und verbelsert. Diesen will man herkommen lalsen, um unsere antliam zu besehen und wals von denen dazugehörigen Stücken unterweges zerbrochen, zu ergänzen oder wals noch dazu gebracht werden könte, anzuschaffen. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. ır. Jun. 1772 140. Jablonski an Leibniz. 2. Juli 1712. Mein jüngstes vom ı1. Jun. mit 300 Thlr. an Gelde wird hoffentlich wol überkommen sein, desfalls ich bisher auf Nachricht gewartet und mit dem Einschlufs, so mir inmittelst zukommen, an mich gehalten, das aber mir zu lang werden wollen, solchen nicht länger aufhalten mögen. Das Seidenwerk ist am Hofe wieder in Bewegung. Einer von denen, so einige Bäume von uns angenommen, hat Anlals gegeben, dals der König einige Cammerrähte verordnet, sein Werk (wiewol es eben nicht zum besten gerahten) anzusehen. Diese, weil sie meisten- teils dem Werk vorhin gewogen waren, sind weiter gegangen und haben auch von denen Anstalten, so zu der Fortpflanzung der Bäume gemacht worden, in ihren Bericht etwals einfliefsen lalsen, woraus ein guter Erfolg verhoffet wird. Der Kronprinz hat nun auch befsere Gedanken von der Sache bekommen und wird uns nicht mehr zu hindern begehren. Unter den vorgedachten Commilsariis ist auch der bekannte Kappisch, der zwar wider die Societät diesfalls sehr eingenommen gewesen, nunmehr aber auch zurecht gebracht worden. Die Bäume zu Spandau sind von dem Hrn. Frisch vor 2 Jahren an einen Franzosen daselbst verpachtet worden um 8 Thlr. Dieser hat heuer daraus 40 #4 Seide gemacht und 94 A. Harnack: bekennet, dals er nicht alle Blätter verbrauchet, weil es ihm an Würmern gemangelt, indem er nur 4 Unzen auskriechen lalsen, da er wol 5 oder 6 ausfüttern können. Also lernet man algemach die Sache kennen und muls ein Tag des andern Lehrmeister sein. Man hoffet, übers Jahr ganz andere Anstalten zu machen und auf die Spur zu kommen, wie man die stehende Maulbeerbäume anders als bisher geschehen und mit grölserem Vor- teil nuzen ınöge. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 2. Jul. 1712. 141. Jablonski an Leibniz. 16. Juli 1712. Dero geehrte beide vom 1. und 5. Jul. habe zu recht erhalten und die dabei gewesene Einschlülse gehörig bestellet. Am vergangenen Montag ist der verordnete Wechsel des Vicepraesidii bei der Societät vorgegangen und solches dem Hrn. Krug von Nida übertragen worden. Die Fortpflanzung der Maulbeerbäume ist das erste gewesen, worauf bei der über das Seidenwesen angestellten Überlegung das Absehen gerichtet worden, und wie man hiezu alle nötige Mittel vorkehret, also ist man absonderlich bemühet, einen gelegenen Raum zu einer Baumschule, die 40 bils 50 tausend Stämme halten könne, zu finden, womit es aber schwer hergehet. In dem Weinberg ist etwals zu versezen angefangen worden, aber nicht recht und mit Unwillen der Weingärtner, daher es auch schlecht fortkommet. Unterdelsen ist noch für viel hundert Stämme Raum vorhanden, welchen nach und nach zu besezen, und künftiges Frühjahr den Anfang zu machen mit der Kammer schon Abrede genommen. Man ist auch bedacht, anderswo im Lande dergleichen Pflanzung auszubreiten. Anania thut etwals, aber nur vor sich; uns ist er viel zu kostbar und wird man ihn wol mülsen gehen lalsen, sobald man sich ein wenig belser gefalset hat. Die Departemens kommen zwar ordentlich zusammen, es ist aber einer vor dem andern darin etwals fleilsiger. Verschiedene, so zu den künftigen Miscellaneis etwals beizutragen versprochen, wenn sie delsen erinnert werden, geben immer neue Vertröstungen, nur dals es allezeit auf einen neuen Aufschub ankommt. Hr. Colas hat in langer Zeit nichts einge- schickt, es wird aber davor gehalten, dals daran wenig verlohren, weil nicht alles und, wie Hr. Spener urteilet, das wenigste so beschaffen, dals es darin Platz finden könne. Unter andern hat er eine weitläufige Unterweisung von dem Zimmerwerk, welches er an gewilse architeetonische Regeln binden will, und also a priori demonstriren, wobei viel Zeichnungen vorhanden. Man glaubt, dals dieses Werk den Liebhabern angenehm und nüz sein könne, ob es aber in den Miscellaneis Statt habe, ist man noch nicht einig worden. Der Hr. Beer, welcher gebeten worden, es zu überlesen und sein Gutachten davon abzustatten, hat sich wegen seiner andern Geschäfte entschuldigt. Also weils man noch nicht, wals es eigentlich auf sich habe. Des Hrn. Hoffmanns Instruction zu denen Observationibus magneticis ist bis auf etliche Rifse fertig. Des Hrn. Speners Cabinet ist auf dem Observatorio, aber unter seinem Schlüfsel. Er hat ihm den Raum zu demselben da erbeten, und wenn er sein Haus zu verkaufen entschlolsen und wenn er zur Miete wohnen müste, näher zukommen kan, nachdem er sich delsen entlastet, über dals es auch in einem sichern und beständigen Ort befser verwahret ist, als wo es der Feuersgefahr unterworfen und oft gerücket werden Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 95 müste. Wie man sich deshalb in Zukunft mit ihm vergleichen werde, stehet dahin. Man hatte einen Vorschlag, zu einem neuen fundo zu gelangen, es scheinet aber, dals nichts daraus werden wolle. Hr. Raht Hoffmann ist wieder nach Halle gezogen, nachdem die ihm verliehenen Gnadenquartale vertlolsen. Die Quitung über die lezt eingesandte Gelder habe empfangen, finde sie aber um ein Jahr zu kurtz gestellet. Der terminus a quo ist die Mitte des 1710. Jahres und sind 6000 Thlr. bezahlt, welche bis in die Mitte des (nicht 1709! , sondern) 1710. Jahres reichen. Doch dieses ist leicht zurecht zu bringen. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 16. Jul. 72% 142. Jablonski an Leibniz. 20. August 1712. In beikommendem Packett wird endlich die Instruction, wie die magnetischen Ob- servationes anzustellen, enthalten sein. Der Hr. Hoffmann ist an einem hitzigen Fieber todtkrank gewesen und hat wenig gefehlet, dals er nicht draufgegangen, welches gewils uns nicht wenig Ungelegenheit gemacht hätte. Zu Beforderung des Seidenbaus ist von ungefehr Gelegenheit zu einem sehr vorteil- haften Vorschlag gegeben worden, davon aber der Ausschlag bei damaligen Ferien, da fast Niemand zugegen, und auch der Hof selbst sich entfernt, noch zu gewarten stehet. Es betrifft derselbe ein Stück Landes, so uns zu einer Baumschule hochnötig ist und von geraumer Zeit her vergeblich gesuchet worden, hie aber um einen leidlichen Erbzins erhalten werden könte. Und weil wir einen grolsen Vorraht von Stämmen, so nohtwendig versezt werden mülsen, albereit haben, so suchen wir ebenfals Raum, dieselben zu lalsen, und wird deshalb wol ein und andere Reise getahn werden mülsen. Der Hr.von Prinzen ist dem Werk sehr geneigt; wie der Hr. von Kameke dagegen gesinnet, weils man noch nicht; es wird sich aber wol bald äusern mülsen, wenn der obengedachte Vorschlag wird zur Überlegung kommen, denn auf ihn dörfte der Ausspruch ankommen. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 20. Aug. 1712. 143. Jablonski an Leibniz. 29. October 1712. Dero geehrtes vom 19. dieses ist richtig eingelaufen und die dabei gewesene Einschlülse gehörig bestellet worden. Die Observationes declinationis magnetis allhie will ja Hr. Hoffmann fortgesezt haben; ob er davon ordentlich etwas zusammengetragen, weils ich nicht, weil er die jähr- liche Observationes, so er zu übergeben sich verbindlich gemacht, noch nicht geliefert. Es scheinet auch, dafs es damit schwer hergehen möchte, weil die unumgängliche Calender- arbeit so mühsam von ihm zu bekommen ist, dafs darüber nicht geringe Hinderung und Versäumnifs in dem Calenderdruck verursacht wird; weshalb ich diesen Punct als ein ob- jeetum deliberandi bei dem nächstbevorstehenden Coneilio mit aufgesezet. Sonst ist um 96 A. Harnack: solche Observationes wie auch die Ermelsung longitudinis und latitudinis nach Königsberg geschrieben worden und stehet zu erwarten, ob der Hr. Bläsing sich hie fleilsiger, als da anno 1706 um die Observation der grolsen Sonnenfinsternils an ihn gelanget worden, darauf aber nichts erfolget. Der Hr. Colas hat in geraumer Zeit nichts eingeschickt. Von seinen Sachen wäre ein und anderes wol zu gebrauchen, er will aber, dafs nichts davon gelafsen, auch nicht ins Latein übersezet werde, was er französisch geschrieben (denn was er zuletzt über- schickt, war lateinisch gestellet), deren erstes aber die, so seine Sachen gelesen, nicht tuhlich finden, das lezte aber wider die Einrichtung der Miscellaneorum ist. Mit dem Seidenwerk unterläfset man ja nichts was möglich ist, ihm aufzuhelfen; doch will es sich noch schlecht anlalsen, dals die Societät einigen Nuzen davon haben werde, weil ihr zu viel Schwürigkeiten und Hinderungen erwachsen, auch selbst von denen, so ihr Bestes fördern solten und sich defsen angemafset. Indefsen muls man sehen, wie weit man gelangen kan. Der Hr. Frisch, weil seine Wohnung für dem Brand erhalten worden, hat keinen weitern Schaden gelitten, als wals im Retten und Räumen verstreuet oder be- schädiget worden. Einige aber seiner Collegen, so in dem hintern Gebäu gewohnet, sind übel zu kurz gekommen. Über 8 Tage werde abermal 300 Thlr. übersenden. Des Hrn. von Prinzen Excell. sind tödtlich krank gewesen, nun aber wieder auf dem Wege der Belserung. Die Fürsten- und Ritteracademie ist nicht, wie der Ruf gegangen, eingestellet, sondern man hat dieses Mittel erfunden, sich einige Personen, die man davon lofs werden wollen, zu entledigen. Nachdem solches geschehen, soll sie unter der Direction des Hrn. Geh. Rahts von Osten in kurzem wieder aufgerichtet werden. Der Hr. Hamraht hat in seiner Sache Revisionem actorum erhalten und sind der Hr. Graf von Dohna und der Cammer- gerichtspraesident Hr. von Sturm zu Commilsariis oder Revisoren verordnet, die auch nu würklich daran arbeiten. Der Hr. Spener ist beschäftiget, sein Cabinet in dem auf dem Öbservatorio ihm ein- geräumten Zimmer aufzustellen, und die antlia pneumatica mit vielenteils neuen Instrumen- ten und Machinen ist auch in Stand gebracht, so dafs man mit der Zeit etwas haben wird, die Curiosität der Liebhaber zu vergnügen. Die Frau Kirchin hat das Krosiekische Observatorium bezogen, weil die, so bis- her darauf gewesen, ihrer Verbindlichkeit keine Genüge getahn. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 29. Oct. 1712. 144. Jablonski an Leibniz. 20. December 1712. Dero geehrtes vom 19. Nov. aus Dresden habe richtig erhalten und die Einschlülse gehörig abgegeben. Hätte mit der schuldigen Antwort nicht so lange angestanden, wenn nicht auf die Nachricht von richtigem Einlauf des überschickten Geldes zugewartet. Nach- dem aber beikommende Einschlüfse meiner Bestellung anbefohlen worden, habe mit den- selben nicht verweilen sollen. Dem Hrn. Astronomo hat nomine Concilii eine Weisung geschehen mülsen, worauf man hoffet, dals er befseren Fleifs anwenden werde. Der Frau Kirchen Hülfe hat er sich, Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 97 wie sie sagt, zwar heimlich bedienet, offentlich aber alle Zeit darwider gesprochen, sie auch niemals auf das Observatorium lalsen wollen, wiewol sie defsen nu nicht mehr be- nötiget, und nachdem sie eine so schöne Gelegenheit, ihre Observationes zu üben, erlanget, auch mit den herausgegebenen Anmerkungen über die grolse Conjunction sich ziemlich bekannt gemacht, dörfte sie leicht bewogen werden, diesem Wege nachzusezen und mit dergleichen Herausgebungen fortzufaren. Der Hr. Frisch hat sich anfänglich des Seidenwesens wol angenommen und dem An- sehen nach nichts davon genolsen, allein nachdem er viel tausend Stämme in und auserhalb Landes vor die seinen verkauft, numehr auch eine eigene Pflanzung vor sich angelegt, im- gleichen mit dem Hrn. von Arnim sich gesezt und bei demselben eine starke Pflanzung ein- gerichtet, wovor ihm eine ansehnliche Belohnung, wie ich berichtet worden, von 100 Thlr. zugesagt, so hat er die Angelegenheit der Societät aufgegeben, und weil er die Kunden an sich gezogen, können wir an keinem Ort fortkommen. Man tulıt zwar sein Bestes hin und wieder, allein noch mit schlechtem Succels. Der Ernst zu Stargard, welcher damals, als er sich um die Factorey der Calender beworben, güldene Berge versprochen, hat auf mein Anbringen dieserwegen begehret, dals man ihm erst zu einer gewilsen Aufsicht über die ehemals anbefohlne Pflanzungen fruchtbarer Bäume auf dem Lande, warum er sich schon damals bemühet, verhelfen solle, und da man dieses Beding abgelehnet, hat er weiter nicht einst [sic] antworten mögen. Der Hr. von Kameke, so als Hofkammerpraesident auch sonst der Sache einen guten Vorschub ohne einigen Schaden des Königs oder sonst Jemandes tuhn könte, ist ihr zuwider und bei ihm nichts zu erhalten. Unterdelsen muls man sehen, wie weit man kommen kan, ad impolsibilia nemo tenetur. Der Graf Alexander von Dona ist hieher berufen gewesen wegen eines Streits, den er mit seinem Concommilsario, dem Hrn. von Osten, gehabt, der aber also beigeleget worden. dals man dem von Osten einen Verweis, dem Hrn. Grafen eine pension von 4000 Thlr. ge- geben, die Sache selbst aber in medio gelalsen und sie also wieder fortgeschickt. Die zu Mitgliedern vorgeschlagene Subjeeta sind ohne Schwürigkeit beliebt und zugleich Hr. D. Pauli, Ertzpriester zu Mümmel, so etliche Jahr als Generalstabs-Feldprediger bei der Rulsischen Armee gedienet und grolse Bekanntschaft in Molskau hat, imgleichen der D. Sloan(n)e, Secretarius der Königl. Societät zu London praeconisirt worden. Wie es um die Collection zu dem neuen Volumine Miscellaneorum stehe, weils ich nicht, weil die Sache in verschiedenen Händen, welchergestalt ein Ganzes zu machen etwas schwer ist. Dals der König Stanislaus auf der Post nach Bender abgereiset, wird bekannt sein. Unser Abgeordneter ist auf dem Rückwege und hat nichts ausgerichtet. Die Schwedische Sache in Pommern stehet in momento ceritico, wie die Zeitungen versichern. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 20. Dec. 1712. 145. Jablonski an Leibniz. 31. December 1712. Wenn Dieselben den instehenden Jahreswechsel in Gesundheit und vergnügtem Wol- wesen, wie ich hoffe, erreichet, so habe dazu hiemit schuldigst gratuliren sollen, mit eife- rigem Wunsch, dals die Göttliche Güte über Denselben ferner gnädig walten, Dero wichtige Philos.- histor. Abh. 1897. III. 13 98 A. Harnack: Vornehmen und Verrichtungen zu dem gemeinen Besten und Dero eigenen Ruhm ausschlagen und Ihnen alle selbstbeliebige Zufriedenheit auf lange Zeit beständig widerfahren lafsen wolle, ich aber Dero verehrten Gewogenheit mich bis ans Ende unverruckt erfreuen möge. Mein jüngstes vom 2o. wird hoffentlich eingelaufen sein. Seither ist nichts Veränder- liches vorgelaufen. Wie das diploma receptionis an den Hrn. M. Täuber zu bringen, er- warte beliebigen Befehls. Vor drey Tagen habe mit dem Hrn. Conrector Frisch, weil uns gesamtlich die Be- sorgung des Seidenwesens von dem concilio aufgetragen worden, mich zusammengetahn und in einer weitläufigen Überlegung dasjenige, so zu diesem Zweck in bevorstehendem Jahr vornemlich zu tuhn nötig sein möchte, vest gestellet, so dals wir hoffen, wenn unsere Anstalten gelingen, einen Schritt weiter vorwärts zu tuhn. Vom Hofe haben wir nichts zu gewarten, weil der Hr. von Kameke gar keine Lust zu der Sache bezeuget, also mülsen wir sehen, wie wir uns selbst forthelfen. Sonst ist ein Vorschlag auf der Ban, wodurch die Societät zu einem Anfang eines Laboratorii gelangen kan, durch Verleihung eines privilegii über die Bereitung des Scheide- walsers und anderer dergleichen Artäten, welches ein gewilser mit Namen König zeither gehabt, delsen aber misbrauchet und darauf stehet, dals er delselben verlustig erkannt werden soll. Die Sache ist so weit gut eingefädelt, wenn nur der Hr. von Prinzen, welcher bisher ein mächtiger Beschüzer des König gewesen, kan umgestimmet werden. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. zr. Dec. 1712. Der Hr. Rödicke hat nach einem langen Lager, darin ihn die Walsersucht gehalten, endlich die Zeitlichkeit gesegnet. Man ist bedacht, seine Mss. von der lingua universali von den Erben zu erlangen. 146. Jablonski an Leibniz. 18. Februar 1713. Mein jüngstes vor 8 Tagen unter der anbefohlenen Adrelse des Hrn. Hennebergs wird hoffentlich wol überkommen und daraus ersehen worden sein, dals Dero vorige nur richtig eingelaufen. Das letztanbefohlene Schreiben an Hrn. Dagly, so in Dero geehrten ohne Datum am vergangenen 15. dieses mir zukommen, sende heut nach Wesel, alwo derselbe sich eine geraume Zeit aufgehalten und Werkstücken nach seiner Erfindung gielsen soll, die den natürlichen an Härte nichts bevor geben. Von seinem gerühmten Ciment habe von ihm selbst viel gehöret, und mehrmalige Versprechungen erhalten, die Probe davon, wenn er dieselbe hie oder da (wie er vorgegeben, dals geschehen solte) ablegen würde, mit anzu- sehen. Es hat nur aber so gut nicht werden wollen, wiewol er doch eine bewärte Probe zu Calsel in dem neuen Lustgarten bei denen Walserkünsten daselbst getahn und davor 1000 spec. Ducaten bekommen. Er hat das folgende Jahr wieder dahin und ferner nach Mainz gehen sollen; warum es nachgeblieben, weils ich nicht. So viel habe von ihm ge- höret, dals der Landgraf ihm einen Gehalt ausgemacht, so ihm folgen soll, wo er auch sein möchte. Ich habe nicht einmal das Glück haben können, nur ein Stücklein davon zu sehen zu bekommen. wiewol ich inständig darum gebeten. Sein Hausgenolse, den er viel briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 99 Jahre bei sich gehabt, ist kürzlich auch weggegangen, so dafs ich Niemand antreffen können, der mir ein Mehrers von solchem Ciment sagen können. Mit des Königs Zustand hat es sich vor 4 Tagen unvermutet heftig verschlimmert. S. Mt. aber haben sich nu wieder erholet und befinden sich auf dem Wege verhoffter Belserung. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 18. Febr. 1713. 147. Jablonski an Leibniz. 1. April 1713. Dero geehrtes vom 8. Mart. ist mir richtig geworden und hat die Nachricht von Dero vergnügtem Wolbefinden mich und alle die mit mir daran Teil nehmen, höglich erfreut, delsen angenehme Folge wir zugleich wünschen. Der hohe Todesfall hat mehr Verände- rungen nach sich gezogen, als man je vermutet. Sie betreffen aber meist die Oeconomica und haben S. K. Mt. sich so weit herausgelalsen, dals Sie erst einen beständigen Grund guter Haushaltung legen mülsen, damit Sie zuforderst eine ansehnliche Kriegsmacht wol unterhalten und nachgehends ihren Untertahnen einige Erleichterung schaffen können. Her- nach werden Sie schon Mittel finden, auch ihre treue Diener zu belohnen; vor den Anfang aber mülsen sie sich mit ihm in die Zeit schicken und nach seinem Exempel rüchtiger haus- halten lernen. Die unmälsige Besoldungen einiger Hof- und Staatsbedienten sind merklich eingezogen und aller Überflus bei Hofe gemälsiget worden, so dals man sagt, es werde an Küche, Keller und Silberkammer allein bis 400/m Thlr. jährlich ersparet werden. Die Mahleracademie ist aufgehoben, wenigstens weil ihnen die Besoldungen genommen, wird sie von selbst zergehen, und man weils noch nicht, ob sie die Gemächer auf dem Stall behalten werden. Von dem Öbservatorio sind auch gefährliche Gerüchte gegangen und weils man noch nicht recht, woran man ist, wie denn nach der Leichbegängnils erst Alles in rechten Stand soll gebracht werden. Sonst hat der König von der gehabten Abneigung von der Feder viel nachgelalsen und selbst gestanden, wie er nu wol sehe, dafs mit dem Degen allein sich nicht Alles ausrichten lalse. Er hat selbst Hand angelegt und alle Rech- nungen, Aufsäze und was ihm nötig gewesen, mit unglaublicher Arbeitsamkeit durchgesehen und die nötige Änderungen mit eigener Hand hinzugesezet. Er deeretirt auf gleiche Weise mit eigener Hand teils publique Sachen, die ihm auf einem halbgebrochenen Denkzettel ge- geben werden mülsen, teils Privatmemorialien, die er willig annimmt und mit Fleils durch- lieset. Er will ernstlich der Justiz aufgeholfen und die Procelse verkürzt wilsen, wozu auch schon eine Commilsion niedergesezt ist, mit der es aber nicht recht fort will. Der Graf Christoff von Dona ist bei dem König wol angesehen und der erste unter den Vieren, so den neuerrichteten Cabinet recht ausmachen; die andern sind die Herren von Ilgen, von Prinzen und Grumkau. Dals aber der Graf Alexander so bald herkommen solte, wird nicht gehöret. Der Hr. von Hamrat ist zum Praesidenten von der Regierung zu Halberstatt ernennet und soll ehestens dahin gehen. Der Hr. Feld- marschall Gr. von Wartensleben hat alle seine Bedienungen behalten. Der Hr. Chuno ist unpälslich gewesen, es hat sich aber mit ihm gebelsert. Das Seidenwerk suchet man aufs möglichste zu falsen; es scheinet aber, dals in den ersten Jahren etwas verseumet worden, zum wenigsten, wenn die gegenwärtigen Anstalten damals den Anfang genommen hätten, würde man so viele Zeit gewonnen haben. 132 100 ANHARNACK: Auf die Miscellanea ist man mit Ernst bedacht, einen neuen tomum zusammen zu bringen, weil aber die Sachen in verschiedenen Händen stecken, weils ich und Keiner nicht, was da sei oder nicht da sei. Vielleicht wird der künftige Vicepraeses sich der Sache tleifsiger annehmen. Der Vorschlag wegen des Scheidewalsers hat mit der eingefallenen Veränderung einen Sto[s bekommen, doch wird man suchen, ihn wieder zu erwecken. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. ı. Apr. 1713. P.S. Es sind bei mir Schreiben und Bücher vor E. Exe. von dem Hrn. D. Neumann in Breislau und von dem Hrn. D. Wolf zu Halle. Der Hr. Oberpraesident von Dankel- mann ist auf Königl. Befehl hergekommen und wird sehr wol angesehen. Worauf es aber gemeinet, ist noch unbekannt. 148. Jablonski an Leibniz. 22. April 1713. Meine vorigen werden hoffentlich richtig überkommen sein. Immittelst hätte wol Ursach gehabt, von dem hiesigen Zustand eher zu berichten, wenn nicht von Brelslau aus mir Hoffnung gemacht worden wäre, Dero ehester Herauskunft selbigen Weges, wobei ich vermutete, dals die fernere Reise hieher zutreffen werde. Nachdem aber es sich damit so lange verzogen, so habe gehorsamst melden sollen, dafs es mit der Societät mehr an deme gewesen und vielleicht noch ist, dals sie das Glück mehr anderer Collegien haben dörfte. Allzeit das Observatorium ist auf Königlichen Befehl von der Amtskammer zur Miete öffentlich angeschlagen worden, und als man sich dagegen gemeldet, hat man kaum erhalten, dals das Memorial nur ad acta genommen worden. In termino hat sich zwar Niemand gefunden, der das Observatorium zu mieten verlanget, also hat man sich von Seiten der Societät auf die getahne Vorstellung bezogen und zur Antwort erhalten, es solle derselben in dem Be- richt gedacht werden. Wie es nu ferner laufen werde, lehret die Zeit. Die Mahleracademie hat ihre Zimmer um 60 Thlr. in Miete genommen, nach deren Exempel es mit dem Ob- servatorio wol auch wird geschehen mülsen. Ob es aber dabei aufhören werde, stehet dahin!. Es äusern sich täglich neue machinationes zum Nachteil der Societät, dagegen man zwar alles Mögliche vorkehret, allein weil direete nichts auszurichten, muls man es dabei bewenden lalsen, dals man indireete wehret so viel man kan. Der Hof hat sich sehr verändert und hat der ganze Zustand eine andere Gestalt ge- wonnen, so dals man sich kaum mehr darein finden kan. Wenn die Leichbegängnils vorbei, wird sich der Ausschlag dieser und mehr anderer Sachen, die noch in der Ungewilsheit schweben, ergeben, alsdann hoffe etwas Belseres zu berichten, indelsen verbleibe u. s. w. Berlin d. 22. Apr. 1713. [Marginalien von Leibnizens Hand:] „Am Saal des Parlements, so England kann gebieten, Schrieb Cromwel endtlich an: Der Orth ist zu vermiethen. Dem Kunstwerck zu Berlin geschicht noch grölsre Ehr, Ein König schreibt ans Hauls: Weicht oder Thaler hehr!« ! [Hier hat Leibniz an den Rand die am Schlufs des Briefs abgedruckten Verse geschrieben.] Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 101 149. Jablonski an Leibniz. 15. Mai 1713. Dero geehrtem vom 6. dieses zu gehorsamer Folge diene hiebei mit den verlangten Exemplarien der Epistola ad amieum. Wie es um die Societät stehe, habe in meinem lezten, so durch den Hrn. D. Neumann über Breislau befördert, berichtet. Seitdem ist es also ge- blieben auser dals der Ruf von Einziehung des Calenderverlags sich wieder verlohren. Unter- delsen ist man doch nicht sicher und hat demnach beschlolsen, sobald der Hr. von Prinzen, welcher seiner Gesundheit zu pflegen auf das Land gereiset, wieder hier sein wird, mit demselben in Raht zu stellen, ob man nicht die Bestätigung der vorigen Verschreibungen bei iztregierender Königl. Mt suchen solle!, Sonst haben die Veränderungen gar weit um sich gegriffen und ist Niemand damit verschonet worden weder im Civil- noch Militairstand. Unter andern hat es auch die Biblio- thec gar hart betroffen und der Hr. Schott nicht mehr denn 200 Thlr. behalten, der Hr. la Croze aber Alles verlohren. Sonst sind S. Kgl. Mt bei Dero Regierung sehr fleilsig und decretiren unzählbare Sup- plicata mit eigener Hand. Sie eifern absonderlich über schleunige und richtige Verwaltung der Gerechtigkeit und haben schon einen Anfang gemacht, die Procelsordnung am Kammer- gericht zu reformiren, wodurch die Rechtssachen merklich verkürzt werden sollen. Einen würklichen Maitre des requetes haben Sie nicht bestellet, es ist aber einer Nahmens Köppen, ein Generaladjutant, so stets um Dieselben sein muls und alle Suppliquen annimmt. Der Hr. von Kreuz ist würklicher Staatsministre und Directeur general des finances geworden. Die Gelehrten möchten sich wol wenig zu erfreuen haben. Von denen Condolenz- und Gratulations Complimenten, so ein und andere dem König überreichen wollen, hat er keine angenommen. Es haben auch keine in der Schlolsdruckerei angenommen werden dörfen, daher hie fast nichts dergleichen bei der vorbeigegangenen Leichbegängnils zu sehen gewesen auser die Beschreibung der Leichprocelsion, des Sarges und der Verzierungen in den Kirchen, so der junge Rüdiger und Hr. Wechter auf ihren Kosten drucken lalsen und ihren Wucher damit getrieben. Dem lezten ist es auch nicht zu verdenken, weil er gleich Andern seine pension verlohren und sich hieran erholen muls. So ist mir auch gesaget worden, der König habe dem Pagenhofmeister ausdrücklich verboten, die Pagen im Latein unterweisen zu lalsen. Bei solcher Bewandnils ist nicht wol zu glauben, dals Er die Ritter- academie wieder aufrichten werde, wie man sagen wollen, wo nicht der Hr. von Dankel- mann noch etwas ausrichtet, wiewol auch dieser schon ein Teil seines Ansehens soll ver- lohren haben. Der König ist die meiste Zeit zu Mittenwalde und Wusterhausen bei seinen soge- nannten Kindern, ganz allein, und kommt nicht herein als auf die Rahts- und Sonntage. Weil auch der König die auswärtig gewesene Abgesandten zurückberufen und nur Resi- denten halten will, so machen die sie seienden fremden Abgesandten sich gleichfalls fertig, nach Hause zu gehen. ! [Hierzu hat Leibniz an d. Rand bemerkt:] »Man mache zugleich einen neuen tomum Miscel- laneorum praesentiren und allerhand manifeste utilia hineinbringen«. 102 A. Harnack: Mein Bruder befindet sich wol und lälst sich dienstlich empfehlen. Hr. Chuno hat vor einiger Zeit einen Zufall vom Schlagfluls gehabt. davon er bettlägerig worden, auch noch nicht recht wieder aufgekommen. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 15. May 1713. 150. Jablonski an Leibniz. 10. Juni 1713. Auf Dero Begehren erfolgt hiebei die General-Instruction. Mit der Societät stehet es noch bei dem Vorigen, und wiewol man versuchet, die Bestätigung derer ihr ertheilten Verschreibungen zu erbitten, ist doch von dem Hrn. Protectore solehes noch nicht de tem- pore erachtet worden, weil der König noch zur Zeit mit andern Dingen gar zu sehr ein- genommen ist. Von der Einrichtung eines neuen Tomi Miscellaneorum wird zwar jezuweilen ge- sprochen, aber ohne genugsamen Nachdruck. Vielleicht wird es belser gehen, wenn bei nächster Versezung das Vicepraesidium an den Hrn. Chuno gelangen wird. Der Hr. la Croze, so bei der Bibliothee völlig ausgetahn gewesen, hat das Glück gehabt, bei dem Markgrafen von Schweet als Informator mit 400 Thlr. Besoldung wieder bestellet zu werden, welches ihm wol zu gönnen, weil man sonst ihn hie würde ver- lohren haben. ; Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 10. Jun. 17:38 151. Jablonski an Leibniz. 1. Juli 1713. Ich weils nicht, wie es zugegangen, dals der zweite Bogen der General-Instruction jenes mal zurückgeblieben; weshalb dienstlich um Vergebung bitte und denselben hiebei gehen lafse. Das Diploma vor den Hrn. Varignon kan leicht ausgefertiget werden; wie es aber sicher an ihn zu bringen, wird eine neue Sorge erfordern. Doch weil bei erfolgtem Frieden der Briefwechsel richtiger und leichter geworden, wird es sich auch hiemit schicken. Der Hr. Hermann hat nichts zu sorgen, malsen die hiesigen Veränderungen nicht bis dahin gehen. Es ist eine kleine Schrift unter der Preise, so bei nächster Veränderung des Viceprae- sidii soll ausgeteilet werden: »Von der Möglichkeit und Nuzbarkeit des Seidenbaues«. Der Zweck ist, zu delsen Fortsetzung aufzumuntern, und weil man vermerket, dafs der König an solchem Bau Wolgefallen hat, wird gehoffet, dals ihm solches angenehm sein werde. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. ı. Jul. 1713. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 103 152. Jablonski an Leibniz. 12. August 1713. Nachdem bei jüngster Versezung das Vicepraesidium an den Hrn. Chuno gekommen und dieser ihm nu angelegen sein lälset, die Ausfertigung eines neuen tomi der Miscella- neorum zu wege zu bringen, so findet sich unter andern, dals von E. Excell. einige vorhin eingesandte Stücke wieder zurück gefordert, auch von mir übersandt worden. Solte nu Dero Wiederkunft nach Hanover so bald noch nicht geschehen, so werden Dieselben so gütig sein, Jemand, der solches auszurichten vermöge, aufzutragen, dals er solche Stücke daselbst aufsuchen und mir fordersamst zuschicken möge. Der Zustand der Societät bleibt bei dem vorigen, und weil der König fast aller Affairen auser die das Soldatenwesen betreffen, sich entschlägt, so wird zwar eine der Societät nach- teilige Veränderung nicht leicht zu besorgen, hingegen auch vor dieselbe wenig Vorteile und Woltahten zu hoffen sein. Von dem Zustand der Gesundheit zu Wien laufen hie so mancherlei und widerwärtige Zeitungen, dals man nicht weils, was davon zu glauben. Ich wünsche das Beste und ver- bleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 12. Aug. L73: 153. Jablonski an Leibniz. . 9. September 1713. Der Einschluls gibt mir Gelegenheit, mit diesem abermal aufzuwarten und zu be- richten, dals mit der Societät es noch bei dem alten Wesen verbleibe. Insonderheit ist der Hr. Spener bei seiner neuen Profelsion gar tleilsig und dörfte wol mit ehestem ein Sub- jeetum erhalten, an demselben seine Kunst durch würkliche Section zu beweisen, da mitler- zeit das Theatrum anatomicum vollends fertig werden kann. Ich wünsche, dals die Gefahr Ihres Orts mit fortgehender Jahreszeit sich vermindern möge, sowie dergleichen auch von Hamburg gehoffet wird, delsen Sperrung in allen Stücken viel Ungelegenheit nach sich ziehet und sich hie stark empfinden lälset. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 9. Sept. 1703. 154. Leibniz an Jablonski. 6. December 1713. Wien 6. Decemb. 1713. Es hat des neuen Königs Mt. der Welt gezeiget, dals Sie nicht nur vor die Waffen sorgen, sondern auch guthen Raht zu ergreiffen wilsen. Sie haben durch Erlangung des Besizes von Stetin erhalten, wornach ihr Hr. Vater glorwürdigsten Andenkens (des Hrn. Grols- vaters zu geschweigen) vergebens getrachtet. S. Mt. haben noch dazu Tonningen erhalten und den Grund zu der nordischen Ruhe wenigstens in den Reichslanden geleget und da anderswo nur zugesehen worden, die Hand an das Werk mit Nachdruck geleget. Ist also 104 A. Hırnack: auch billig, dals Sie delsen genielsen. Es heilset jura vigilantibus scripta sunt. Ich schlielse auls diesem allem, dals S. Mt. den Studien nicht abgeneigt seyn, sondern wohl wilsen werden, was im Regiment daran gelegen. Daher ich auch der Hoffnung lebe, Sie werden die von ihrem Hrn. Vater fundirte Societät der Wilsenschafften allergnädigst protegiren. Es ist nöthig, dals man dahin bedacht sey, wie künftiges Jahr ein neues Volumen Miscellaneorum Berolinensium zu Stande komme, darin nicht nur speculativa et curiosa, sondern auch practica et utilia zu bringen; wie man zwar auch beym ersten Volumine darauf gesehen. Ich will unter andern ein Problema tacticum inseriren: wie auls einer gegebenen Zahl ein bataillon quarre vuide also zu formiren, dals am wenigsten Personen übrig bleiben, item etwas ad rem balisticam. Und weil der König auch die Manufacturen gern befordert, so stelle dahin, ob einige merkwürdige Vortheile oder Observationen und dergleichen zu haben und beyzufügen. Ich solte vermeynen, in Berlin würde sich dazu Gelegenheit finden. Hrn. Naude& bitte auch bey Gelegenheit meinetwegen zu grülsen und zu entschuldigen, dals ich noch nicht sein Buch restituiret; meine theils unvermuthete Reisen haben es ver- hindert; es ist aber unverlohren. P.S. Weilen ich hier eine überaus grolse und zwar doppelte Taxe, eine bey der Reichscanzley, die andere bey der Hofcammer zu zahlen habe, so sich fast auf 800 Thlr. erstrecket, ehe ich zum würklichen Genuls gelange, so muls m. Hrn. ersuchen, mir wenigstens 300 Thlr. rückständiger Besoldung hieher zu schieken. 155. Jablonski an Leibniz. 16. December 1713. Dero geehrte beide vom ı1.Nov. und 6.Dec. habe zu recht erhalten. Wenn dann aus dem jüngsten ersehe, wie Dieselben an jenem Ort eine neue ansehnliche Bestallung er- halten, wozu in schuldiger Ergebenheit gratulire und wünsche, dals Sie derselben mit hohem Ruhm und vielem Vergnügen lange genielsen mögen. Der Hr. Vicepraeses ist allezeit fleilsig daran gewesen, die Materie zu einem neuen volumine Miscellaneorum zu sammlen und haben die meisten anwesenden Mitglieder das ihre beigetragen. Weil er die Sachen alle bei sich hat, erwarte ich die Verzeichnils derselben von ihm augenblicklich und hoffe, sie noch vor Abgang der Post zu erhalten. Seine öftere Unpäls- lichkeit ist ihm sehr hinderlich, dals er damit so wie er gerne wolle, nicht fortkommen kan. Die Anatomie und Botanica, so der Hr. Gundelsheim in seine Obsorge genommen, finden durch Beforderung Sr. Königl. Mt. ziemliches Aufnehmen, und ist dieser Tagen eine Demonstratio anatomica publice gehalten worden; dergleichen nach dem Fest wieder vor- genommen werden soll, weil ein neues Subjeetum schon vorhanden. Die andern Künste und Wilsenschaften haben sich noch wenig zu rühmen, und wenn es wahr, was verlauten will, dals das Naturalien-Cabinet zusamt der Antiquitaten- und Medaillen-Cammer an Chursachsen verhandelt worden, so verlieren wir nicht nur einen srolsen Schaz zur zierlichen Gelörsamkeit nötig, sondern auch einen in dieser Erkänntnils gründlichen Mann, zugleich aber die Gelegenheit, curiosos, die dieses studii Liebhaber sind, hieher zu ziehen. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 105 Die verlangte Summa kommt durch remise hiebei. Die anbefohlene Bestellungen habe ausgerichtet, und verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 16. Dec. 1713. [P.S.] Der Hr. Rödicke, Erfinder der Universal-Sprache ist an einer Walser- sucht gestorben. Ich hab ein und andermal erinnert, ob man seine Mss. hiezu gehörig (denn sein Übriges ist sub hasta verkauft worden) an sich handeln wolte, als etwas Curioses beizulegen, habe aber kein Gehör gefunden. Hr. Marperger ist über ‚Jahresfrist als Fürstlicher Hofraht zu Oels gestanden, hat aber den Dienst wieder aufgegeben und ist nu des Hrn. Kreutz Consulent bei Einrichtung der Manufacturen. Hr. Frisch lebt nach der alten Weise. Das Seidenwerk wird nu von dem Commilsariat vor die Hand genommen und stark getrieben; wie lange, stehet dahin. Es ist auch eines solchen Nachdrucks noht, wo es einigen Fortgang gewinnen soll. Die hiebei gehende Continuatio I Catalogi membrorum Societatis, so bei jüngstem Anniversario herausgegeben worden und jährlich continuiren soll, wird zeigen, wie die Zahl derselben bis dahin und izo angewachsen. Ich bediene mich der vorigen Adrelse, bis ich das Glück habe, eine neue zu erfahren. [NB. Diesem Brief liegt ein gedrucktes Quartblatt bei, welches Jablonski Leibniz übersandt hat.] Continuatio |. Catalogi Membrorum Regiae Soc. Scient. Prusso-Berolinensis. Exhibens nomina eorum, qui ab initio an.ızır ad medium an. 1713 in Soc. sunt cooptati, recepto ordine disposita: Ioh. Barbeyrac, Juris et Historiarum Prof. P. in Acad. Lausanensi. Henr. Iac. van Bashuysen [sic], S. T. D. eiusdemque et philosophiae Prof. Ord., Dicasterii Ecelesiastiei Consiliarius et Pastor Hanov. Henr. Bernoulli, Reg. Brit. Societatis Socius. Joh. Chamberlaine, Reg. Soc. Brit. Socius et eius quae de propaganda fide instituta est, Secretarius. Sam. Grolserus, Rector Gymn. Gorlicensis. Pet. Ludov. Henrich, S. T. D. Reg. Maj. Pruss. Concionator aulieus et Bibliothecarius Berol. Christ. Gottlieb Hertel, Matheseos Prof. in illustri Collegio Imper. Lignic. Gabr. Holst, J. U. D. Gedan. Matth. Kramer, Linguarum Prof. Noriberg. Ioh. Christ. Lehmanus, Med. D. Physices P. P. Ord. Lipsiens. Ioh. Georg. Lenkfeldius, Pastor Primarius Groning. Ser. Duc. Brunsvico -Luneb. Consiliarius rerum eccles. A. Maurice, Pastor Eceles. et Historiarum iuxta ac Humaniorum Litter. Prof, Genev. Claud. Grosteste de la Mothe, Ecel. Gallicae Londinens. Pastor F. Ioh. Arnold Pauli, S. T.D. Pastor ecclesiae et Archipresbyter Dioeceseos Mummelens. Henr. von Sanden, Med. D. Prof. Physices ordin. et Medieinae extraordin. Regiomont. Christ. Schlegelius, Bibliothecarius & Antiquarius Prineip. Schwartzburg. Arnstatt. Hans Sloane, Med. D. einsdemque Prof. et Soc. Reg. Brit. Socius Londin. Philos.- histor. Abh. 1897. III. 14 106 A. HArRnNAcK: Gottfr. Tauber, Ser. Due. Saxo-Cizie. Concionator aulieus. Ioh. Christ. Wolfius, Prof. Linguarum Orient. in Gymnasio Hamburg. Schriftlich bemerkt Jabl.: »Noch sind dazu gekommen M. Bonet, K. Resident zu London, M. Bentley, Director Collegii Trinitatis zu Cambridge«. 156. Jablonski an Leibniz. 27. Januar 1714. Dals das remittirte Geld wol überkommen, ist mir lieb; es ist solches hie in lauter Dritteln bezahlet worden. Es wundert mich aber nicht, dals die Französische Thlr. und wichtige Ducaten dort so hoch im cours sind, weil sie eben auch hie ziemlich gestiegen und ich keinen Ducaten anders als vor ı8 gr.[?] und die Französische Thaler zu 2 R. Reinisch gerechnet bekomme, welche hie so häufig sind, dals aus Magdeburg und weiter hinaus fast kein ander Gelt bei mir einleuft. Von den Denkmünzen der Societät werden noch ein paar übrig sein und könte damit gedienet werden, wenn man nur wüste, wie er [sic] überzubringen, denn auf der Post alhie dergleichen nicht angenommen werden dörfte, weil die reitenden Posten nichts als blolse Briefe führen dörfen. Der Hr. Colas aus Königsberg ist auf Befehl des Königs vor einiger Zeit hieher ge- kommen und ferner nach Magdeburg gesandt worden nebst dem hiesigen Oberlandbaumeister, einige Schaden an der Elbe zu besehen. Er ist bei dem König in sonderbaren Gnaden und wäre zu wünschen, dafs er viel um ihn sein möchte oder die, so um den König sind, ihm gleicheten. Von seinen Sachen werden einige sehr curiose Observationes de generatione in- sectorum den Actis miscellaneis Societatis einverleibt werden. Er hat auch etwas vom Zimmerwerk ausgearbeitet, so er gerne darin haben wolte, es ist aber in Französisch ge- schrieben und würde schwer zu übersezen sein. Zudem sind die dabei gefügte Rifse sehr künstlich und würden viel Mühe erfordern, in Kupfer gebracht zu werden. Das Teutsche Abteil der Societät hat nu die Orthographie vorgenommen und ist schlüfsig worden, seine Gedanken stückweise herauszugeben und unter der Hand mit ge- lehrten Männern in Teuschland sich darüber zu vernehmen, um einen Versuch zu tuhn, ob man zu einer gemeinsamen Zusammenstimmung gelangen könne. Die erste Probe davon soll in der nächsten Zusammenkunft überlegt und, wenn sie eingerichtet, ferner ausgebreitet werden. Die anatomischen Übungen werden fleilsig getrieben und sind kürzlich zwo sectiones männlicher subjeetorum vorgegangen, denen mit nächstem eine dritte folgen soll, inzwischen aber ein Hirsch, davon hiernächst ein Gerippe zu machen, eingekommen, und noch eine Sau und ein ungemein grolser Hund zu eben dem Ende von dem König versprochen worden. Der Hr. Spener hat sich angestellet, als ob er nach Rufsland in Czarische Dienste gehen wolte, welches uns ein grolser Schaden wäre, weil bei dem medieinischen Abteil er fast der einige ist, der mit Lust sich der Sachen annimmt und statliche Briefwechsel unter- hält. Es ist aber davon wieder still geworden. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 27. Jan. 1714. briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 107 157. Jablonski an Leibniz. 17. Februar 1714. Es hat meinem Bruder geglücket, mit dem König ein-, mit der Königinn aber zu mehr malen von der Societät und deren Angelegenheiten zu sprechen, da denn er an beiden Orten einen guten Eingang angetroffen und gnädig angehöret worden. Was es aber vor eine Folge haben werde, stehet noch zu erwarten. Der König hält viel auf die Anatomie und läfset sie [sie] dieselbe nicht wenig kosten, nur weil das Werk von dem Hrn. Gundelsheim herrühret und also auser der Societät seinen Anfang genommen, so kan ihr davon wenig zukehren, wiewol man nichts gesparet, sich mit dem Hrn. Gundelsheim näher zu sezen und wo möglich das Werk der Soeietät völlig einzuverleiben. Von dem Hrn. Colas habe, seitdem er nach Magdeburg verreiset, nichts vernommen, kan aber nicht glauben, dals er wieder zurück, viel weniger nach Hause gekehret sei ohne bei mir einzusprechen, erwarte also seiner alle Tage. Seine Schrift von dem Zimmerwerk dergestalt absonderlich dem Druck zu untergeben habe schon vorgeschlagen, es scheinet aber weder er dazu, noch die Herren Direetores zu Verlegung der Kosten grolse Lust zu haben. Was bei der Societät belangend die teutsche Orthographie aufgesezet worden, ist nicht zum offentlichen Druck, sondern nur dahin gemeinet, dals der Gelehrten Meinungen darüber eingezogen und nachmals als durch gemeine Zustimmung ein beständiger Unter- richt daraus gezogen und aufgesezet werden könne, dieweil, wenn schon die Societät unter ihrem Namen etwas heraus gäbe, solches gleichwol ohne dergleichen vorhergehende Beraht- und Vernehmung vor ein Privatwerk angesehen und keine mehrere Folge, als andere dergleichen Schriften mehr, haben würde. Was nun hier entworfen worden, soll nach und nach bogenweise ausgeteilet und herumgeschicket werden. Die meisten bei der Societät vorfallende Sachen sind so bewandt, dals sie keinen langen Verzug leiden, sondern bald abgetahn werden wollen, worunter mehrenteils auch die Receptiones membrorum Soeietatis, dieweil sie bei gewilsen Occasionen sollieitirt werden, da man mit der Ausfertigung kaum fertig werden kan. Sonst würde nicht ermangeln, von allem Zeitigen Vortrag zu tuhn. Dem Hrn. Abt Varignon sein diploma zu übermachen hat Hr. Herrmann über- nommen, dem es auch nächstens zufertigen werde. Die Denkmünze vor den Hrn. von Greifenkranz soll in Vorraht verbleiben, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 17. Feb. 1714. 158. Jablonski an Leibniz. 3. März 1714. Der Hr. Colas ist, nachdem er von der Oder bis an den Rhein alle vorhandene Walser- schaden besichtiget, hie wieder angelanget und seinen Bericht darüber abgestattet. Nu stehet er auf der Abreise nach Preulsen, alwo er als Ober-Ingenieur und Landbaumeister alle Hände voll zu tuhn hat. Er hat der Societät nicht wenig Dienste getahn und dem König einen befseren Begriff von derselben beigebracht, als Er im Anfang mag gehabt haben, 14* 108 A. Harnack: so dals S.K.Mt. sich erkläret, dafs Sie die Fundation derselben und wals der anhängig bestätigen, auch das Theatrum anatomieum ihr einverleiben wollen. Hierüber wird nu bei dem nächstbevorstehenden Coneilio gerahtschlaget werden, wie insonderheit solche Ein- verleibung mit gutem Willen derer, so die Anatomie bisher independenter von der Societät gehandhabet, geschehen möge. Der Einschluls ist von dem Mahler, welcher schon ehedefsen ein Schreiben von mir beischlielsen lalsen, und ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 3. Mart. 1714. 159. Jablonski an Leibniz. 24. März 1714. Dero geehrtes mit dem Einschlufs an Hrn. Secretarium Oppermann ist mir wol worden und nachdem derselbe mir die Inlage wieder zugestellet, habe solche zu übersenden nicht verabsäumen wollen. Die Exereitia anatomica werden fleilsig getrieben, doch weils ich nicht, dals dabei etwas Neues vorgekommen wäre, so eine besondere Anmerkung; verdiente, es wäre denn, dals der weilse Bär, welcher gestern mir unwilsend secirt worden, und ich also nicht dabei gewesen, etwas an Hand gegeben hätte.. Dieses ist das zweite Stück von Tieren, so der König hergegeben und davon Gerippe zu machen anbefohlen. Hingegen geht es bei der Societät etwas schläferig zu wegen anhaltender Unpäfslichkeit zweier Direetores: des Hrn. Chuno und Hrn. Schott, welche letztere verhindert, dafs die entworfene Probe der Teutschen Rechtschreibung noch nicht eingerichtet ist. Mit derselben hat es die Meinung nicht, dals sie gewönlich in den Druck gegeben, sondern allein, dafs, die Mühe des Abschreibens zu ersparen, Abdrücke davon gemacht werden sollen, die Mei- nungen der Gelehrten darüber einzuholen, und werden E. Excell. der erste sein, dem hiemit soll aufgewartet werden. Der Mahler, von welchem ich einsmals ein Schreiben eingeschlolsen, ist verschiedenlich bei mir gewesen und hat gefragt, ob nicht ein Befehl an ihn eingelaufen. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 24. Mart. 1714. 160. Jablonski an Leibniz. 1o. April 1714. Dero geehrte beide vom 21. und 31. Mart. habe zu recht erhalten und die Einschlülse richtig behändiget, davon das hiebei Zurückkommende zeugen wird. Den Catalogum der Stücke, so zu den Miscellaneis gesammlet worden, hätte schon gesandt, wenn nicht des Hrn. Chuno teils Unpälslichkeit teils Unmülsigkeit, indem er mit Räumung eines Teils des Archivs, so wegen des fortzusezenden Baues abgebrochen wird, beschäftiget gewesen, mich daran verhindert. Sobald dazu gelangen kan, soll er erfolgen. Das diploma vor Hrn. Varignon habe auf des Hrn. Hermanns Begehren demselben zugeschickt, der die fernere Bestellung über sich genommen. Der von dem König bestellte Profefsor anatomiae ist der Hr. Hofraht Spener, der bei denen vorgegangenen verschiedenen Sectionen seinen Fleils nicht gespart, sein Auditorium wol zu unterrichten und bei einem jeden neuen Subjecto Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 109 eine neue Methode zu gebrauchen. Er ist auch bisdaher darin so wol fortgekommen, dafs er eine allgemeine Beistimmung und grolsen Ruhm erworben. Der König hat nicht nur Mensch-, sondern auch thierische Körper zu verschaffen versprochen, darunter ein Hirsch und ein Bär albereit geliefert worden und die Gerippe davon aufgestellet werden sollen. "Von dem Observatorio ist noch zur Zeit keine Miete gegeben worden, obgleich viel- leicht aus Irrtum eine Anfrage darum geschehen, so man aber abgelehnet. Der König hat auf des Hrn. Colas Zureden eine gar gute Meinung von der Societät geschöpfet, wiewol von einigen Andern Ihm eine gar widerige beigebracht worden, und wird man ferner suchen, Ihn darin zu stärken, wozu der Seidenbau einigen Anlals geben wird, als welchen der König ernstlich will fortgesezet wilsen. Hr. Colas ist gestern wieder abgereiset, sehr vergnügt über der Gnade des Königs, aber um so viel mehr mit neidischen Augen angesehen von Andern, die sich eines mono- polii der Königl. Gnade anmalsen. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 10. Apr. 1714. Der Hr. La Croze hat das Glück gehabt, bei dem Prinzen Friedrich Wilhelm als Informator bestellet zu werden, aber auch das Unglück, dafs nach wenig Monaten aus einigem empfangenen Milsvergnügen er wieder abgedanket. Und weil er durch die ge- schehene Reduction das meiste seiner Pensionen verlohren, also hie bequemlich nicht zu leben hat, ist er kürzlich nach Leipzig und Dresden gegangen, wiewol sein Absehen mit solcher Reise noch nicht bekannt ist. 161. Jablonski an Leibniz. 12. Mai 1714. Ich habe nicht umgehen sollen zu berichten, welchergestalt der Hr. Raht D. Spener nach einer kurzen Krankheit von 9 Tagen an einem hizigen Fieber sein kurzes Leben, in- dem er nur 36 Jahr alt worden, beschlolsen und am vergangenen Dienstag begraben worden. Es hat die Societät an diesen Mann viel verlohren, weil er nicht allein vor sich curios und ein fleilsiger arbeitsamer Mann gewesen, der das Aufnehmen der Societät ihm ernstlich an- gelegen sein lalsen, sondern auch eine statliche Correspondenz gehabt, wodurch er der Societät viel Ehr und Vergnügens geschaffet. Der Hr. Gundelsheim hat schon einen andern Profelsorem anatomiae verschrieben, einen Namens Henrici, so Profefsor medieinae extraordinarius zu Halle gewesen. Auch in diesem Stück verliert die Societät nicht wenig, dafs die Communication derselben mit dem Hrn. Gundelsheim, die ihr doch auf gewilse malse nötig ist und durch den Hrn. Spener als ein Mitglied derselben noch so unterhalten werden können, nun auf einmal aufgehoben, und wol zu zweifeln, ob sie durch den neuen Ankommenden werde können wieder angezettelt werden. S. Königl. Mt. haben endlich die Privilegia der Societät auf gewilse malse bestätiget, wiewol das Diploma confirmationis noch nicht ausgefertiget ist. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 12. May 1714. 110 A. Harnack: 162. Jablonski an Leibniz. 28. Juli 1714. Berichte gehorsamst, wie unter mancherlei Bedrückungen der Societät, darunter sie sich schmiegen und biegen muls, die gewönliche Versezung des Vice-Praesidii bei allge- meiner Versammlung der sämtlichen Glieder am vergangenen ı1. Jul. vollbracht worden. Es ist dabei gleich wie vor dem Jahr die Continuatio catalogi membrorum ausgeteilet worden, wovon ein Blättlein hiebei lege. Die Clafsis medica will durch die lange Abwesenheit des Hrn. von Nida und das Ab- sterben des Hrn. Speners etwas trauren; damit sie nı wieder aufgemuntert werde, hat man den D. Schwarzen, so sich schon einige Jalır hie aufgehalten und neulich durch Beforderung des Hrn. Gundelsheim zum Raht und Hof-Medico erklärt worden, zum Mitglied auf- genommen. So hat auch der gewesene und nunmehr in dem Rulfsischen Reich fürstlich versorgte Hospodar aus der Wallachei sich zu einem Mitglied angemeldet. Er wird als ein in ver- schiedenen Sprachen wie auch in den orientalischen Geschichten wolerfahrener Herr gerühmt und hat ein küriges [sie] Ms. de vita et gestis Ottomannorum in Arabischer Sprache, welches er in Latein zu übersezen und mit seinen Anmerkungen herauszugeben gedenket. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 28. Jul. 1714. 163. Jablonski an Leibniz. 18. December 1714. Dero geehrtes ohne Datum habe erhalten und den Einschluls an Hrn. Hoffmann richtig behändiget. Mit der Societät ist es seither einiger Zeit in einen gar andern Zustand gerahten, indem derselben in ihren fundum gegriffen und über 1000 Thlr. daraus jährlich durch eine Königliche Verordnung zu einem anderweiten Vorwand zu zahlen, auser dem aber andere Zahlungen zu tuhn mir verboten worden. Deme zufolge werden E. Excell. mich hoch- geneigt entschuldigt halten, wenn mit der verlangten Geldsumme diesesmal nicht andienen kan, der ich verbleibe u. s. w. Berlin d. 18. Dec. 1714. 164. Jablonski an Leibniz. 6. April 1715. [Ein Auszug aus diesem Brief findet sich auch im Geh. Staatsarchiv; Leibniz hat ihn dem Minister von Printzen zugesandt.] Auf Dero geehrtes vom 21. Dec. jüngsthin hätte mit der schuldigen Antwort eher auf- warten wollen. wenn nicht die Zeit her die Sache der Societät in einer stäten Bewegung gewesen wäre, da man immer gearbeitet, die Brüche derselben auf einige Weise zu stopfen und sie vor dem gänzlichen Einsturz zu bewahren. Und in solcher Hoffnung habe selbst Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 1a mit Gutfinden der Herren Direetoren mein Schreiben aufgeschoben, bis ich etwals Bestän- diges zu berichten hätte, worüber denn die Zeit unvermerkt verlaufen. Es wird bekannt sein, wie nach veränderter Regierung die Societät den ersten Anstols gelitten, da der ganze Marstall und mit demselben specifice auch das Observatorium durch offentlichen Anschlag zum Vermieten ausgeboten worden. Ob nu wol, weil Niemand zu solcher Miete sich gefunden, die Societät im Besiz des Observatorii geblieben, so hat man doch im folgenden Jahr daher Anlals genommen, unter dem Namen einer Miete 50 Thlr. von der Societät zu forderen, welche dem Aufwärter bei dem Theatro anatomico zu seiner Besoldung angewiesen worden. Kaum hatte man nach langem Weigern sich hierin be- qwemet, so wurde ein Aufstand der Societät-Rechnungen von den nächsten 3 Jahren ge- fordert, und bald darauf ist die in Abschrift hiebei kommende Verordnung ergangen, welche mit der auch hiebei kommenden Nachricht begleitet worden. Wie nu dawider direete nichts anzufangen gewesen, so hat man versucht, ob nicht indirecte eine Änderung zu erhalten, und darüber eine Unterhandlung angetreten, von der man sich anfänglich etwals Gutes versprochen, die aber endlich in Stocken gerahten und allem Ansehen nach also bleiben wird. Hiebei ist das widerige Verhängnils der Soecietät nicht stehen blieben, sondern, nach- dem man resolviren mülsen, weil anders das Maulbeerlaub zu Potstamm nicht zu nuzen gewesen, ein eigen Haus mit nicht geringen Kosten anzurichten, mit einem feinen Saal und ordentlichen Rüstungen in demselben zu Erziehung der Seidenwürmer, denselben auch vor ı8 Thlr. und mit einer jährlichen Erhöhung vermietet, so haben die grolsen Grenadiere, so daselbst einquartirt sind, sich den Ort so wol gefallen lalsen, dals unter Vorwand König- licher Ordre, die aber nicht vorgezeiget worden, sie die Tühr erbrochen, die Rüstungen ab und zum Fenster hinaus geworfen und den Saal eingenommen. Zum Unglück ist, da dieses vorgehet, der Hr. Protector nicht zugegen, sondern abwesend in seinen eigenen An- gelegenheiten, so dafs man sich ohne Raht und Hülfe befindet. Dieses lezte ist um so viel mehr zu beklagen, weil, wenn der Seidenbau an dem Ort, wie man Ursach zu hoffen hatte, bei so guter Einrichtung wol gelungen wäre, solches ein Exempel zu Nachfolge vielen An- deren würde gegeben haben. Die Herren Chuno und Schott sind auch, und der lezte von langer Zeit, unpälslich, dafs sie den Versammlungen nicht beiwohnen können, wodurch denn die Societät in einen languorem verfällt, daraus sie sich mit Mühe wird helfen können. Ich verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 6. Apr. 1715. |Diesem Briefe liegen bei die sub Nr. 165 folgenden Abschriften von Jablonski's Hand.] 165. Demnach S. K. Mt. in Preulsen, unser allergnädigster Herr, aus der eingeschickten Speeification der Einnahm und Ausgabe und dabei gefügten Nachricht ersehen, welchergestalt die bei der Societät der Wilsenschaften alhie einkommende Gelder zu allerhand und zum Teil unnötigen Dingen verwendet worden, und dann Dieselben allergnädigst resolvirt, eine gewilse Anzahl junger Leute zu choisiren, die in der Chirurgie und Wundarztnei und andern dem gemeinen Wesen nüzlichern Wilsenschaften sich exereiren, und zu deren Perfeetionirung in auswärtige Länder reisen, die dazu erforderte Kosten aber aus obgedachten Geldern her- 12 A. Harnack: nehmen sollen, und dahero nötig erachtet, wegen der bei obgedachter Societät der Wilsen- schaften zu salariren seienden membris eine andere Repartition, als bisher geschehen, zu machen, gestallen [sic] denn Dieselben hiemit allergnädigst wollen und befehlen, dafs dem Praes. Leibniz hinfüro nır 300 Thlr., dem Seeretario 200 Thlr., und zu denen extraordinär Ausgaben, Bau und mathematischen Instrumenten in allem mehr nicht als 830 Thlr. jährlich ausgezahlt, der Überschufs der 1000 Thlr. aber zum Behuf erwehnter in der Chirurgie studirenden Jugend employirt werden sollen: Als befehlen allerhöchstgedachte S. K. Mt. Dero Societät der Wilsenschaften hiemit in Gnaden, sich hiernach allergehorsamst zu achten, was dem Praesidi, Secretario und an Extraordinarien verordnet ist, in denen behörigen Quartalen aus- zuzahlen und damit von bevorstehendem Lueiae- Quartal bis Reminiscere 1715 den Anfang zu machen, die überschielsende 1000 Thlr. aber an Dero Hofraht, Praesidenten des Collegii mediei und ersten Leibmedieum Gundelsheimer quartaliter mit 250 Thlr. gegen Quitung abfolgen zu lalsen. Signatum Berlin den 29. Nov. 1714. Fr. Wilhelm. M.L. von Prinzen. Ich gebe mir die Ehre, dem Hrn. Hofraht Chuno hiebei zu communieiren eine König- liche Verordnung, welche S. K. M!. mit Dero eigenen höchsten Hand angegeben und mir allergnädigst anbefohlen, ohne Remonstration sofort expediren zu lalsen, und wird der Hr. Hofraht Chuno wol belieben, selbige bei der Königlichen Soecietät gebührend publieiren zu lalsen. Den 30. Nov. 1714. M.L. von Prinzen. 166. Jablonski an Leibniz. 20. April 1715. Zufolge Dero geehrtem vom ı1. dieses sende hiebei 4 Lot Maulbeersamen und habe damit um so weniger seumen wollen, weil die Jahreszeit schon ziemlich weit gekommen, damit er noch zu rechter Zeit bestellet werde. Bei dermaliger langueur der Societät ist der Seidenbau das einige, wodurch man ge- hoffet, den Vorwurf abzuwenden, dals bei der Societät nichts getahn werde, darum denn auch dieses Werk mit Fleils fortgesezet worden. Es scheinet aber, als wenn ein besonderes unglückliches fatum ihr über dem Haubt schwebe, dafs sie nirgens auf- und durchkommen kan und in allen guten Intentionen eine Schwürigkeit und Hinderung über die andere er- fährt, auch da man sich derselben am wenigsten vermuten sollen. Es sind nu anderthalb Jahr, da man Rahts worden, aus der hie gewonnenen Seiden ein Stück Damast weben zu lafsen, um solches am Hofe vorzulegen. Wie sehr man sich nu bemühet, ja mit Händen und Fülsen gearbeitet, solches zuwege zu bringen, hat es nicht fertig werden können, bis nu da es binnen 8 Tagen vollendet sein soll. Wals es gehindert und warum es sich so lange damit verzogen, würde.kaum mit der Einbildung zu falsen sein, wenn man es nicht in der Taht erfahren hätte und hie zu erzählen viel zu lang fallen wolte. Wenn dieses Einige zu rechter Zeit wäre herfürgebracht worden, hätte hoffentlich viel Widerwärtiges abgewendet werden können. Ob es nunmehr post vulneratam causam noch einigen guten Effect tuhn werde, ist wol mehr zu wünschen als zu hoffen. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 113 Es ist aber in dieser Sache allein nicht so gegangen. Die Acta Societatis geben, dals vor mehr denn vier Jahren damit umgegangen worden, wie ein Theatrum anatomieum an- zurichten und publica speeimina anzustellen. Allein weil auf dem Öbservatorio hiezu kein Raum und an den Pavillon, der nachmals dazu angerichtet worden, dazumal nicht zu ge- denken gewesen, hat es nachbleiben mülsen. Das Unglück der Soecietät ist, dals diejenigen, so derselben Ehr und Aufnahme suchen, nicht so mächtig sind, als die ihr zu schaden trachten, daher alle gute intentiones vor dieselbe stecken bleiben. Insonderheit zu dieser Zeit, da sie in languore und fast in agone liegt, nicht nur morali, sondern auch physico, indem diejenigen, so bisher am meisten getahn und zu tuhn Lust gehabt, durch Krankheit und andere Zufälle in ihrer Activität gehindert werden. Ich meine vornemlich die Herren Chuno und Schott, die von ihrer Unpälslichkeit noch nicht wieder aufkommen können, daher auch die Zusammenkünfte des Coneilii nicht ordentlich gehalten werden und man sich nicht gehörig berahten kan, wie es doch so hoch nötig ist. Man muls aber das Beste hoffen. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 20 Apr. T7EG: 167. Jablonski an Leibniz. 18. Mai 1715. Eine Ungelegenheit an der rechten Hand, von welcher ich noch nicht gäntzlich wieder zurecht gekommen, hat mich gehindert Dero geehrter [sic] vom 25. Apr. mit gehöriger Antwort eher zu bedienen, da inmittelst Dero folgendes vom 29. Apr. wiewol etwals langsam ein- gelaufen. Es ist nicht ohne, dafs die progrelsus bei der Societät von Anbeginn nicht mit solchem Nachdruck getrieben worden, wie es wol zu wünschen gewesen. Aber wals ist solches grols zu bewundern von Leuten, die von ihrem Fleils und Arbeit nichts zu gewarten hatten, und an einem Ort, da das primum mobile aller Dinge ist res privata. Wenn man nu hin- zusezt die lange Zeit, da die Societät als noch nicht formirt in der Inaction bleiben mülsen, und die kurze Zeit, da sie durch die eingefallene Veränderung in ihrer kaum erlangten Activität wieder gestöret und fast gar daraus gesezet worden, so kan ein Mehrers, als wals sie geleistet, ihr kaum abgefordert werden, man wolle denn von einem kaum gebohrenen Kinde die Tahten eines gesezten Mannes fordern. Die besondern Mitglieder betreffend, so ist der Hr. Colas (welcher eben derjenige in Königsberg ist, defsen Name E. Exc. entfallen) unglücklich gewesen, indem er sich eines Mehrern, als ihm zugekommen, angemalset und die Landesoeconomie reformiren wollen, bei der Probe aber, die der König in Gegenwart selbst abgenommen, gegen seine Widersacher nicht bestanden und also aus des Königs Gnade gefallen. Ob er im Grund Unrecht gehabt, lalse dahin gestellet sein. Und eben er hat indirecte zu dem Abfall der Soeietät viel bei- getragen, weil er den Hrn. Gundelsheim ihm zum Feind gemacht. Hr. Hoffmann hat die Gabe nicht, opera supererogatoria zu tuhn und will ihm alle seine Zeit zu seiner ordent- lichen Arbeit kaum zureichen. Hr. Spener ist uns ein unersezlicher Verlust, weil er nicht nur die Lust und den Fleifs hatte, Physicam experimentalem zu treiben, sondern auch eine statliche Correspondenz, die mit ihm gar aufgehört, weil Niemand ist, der nach ihm der- gleichen wieder hernehmen könte. Hr. la Crose [sie] hat sich von Anfang der Societät geäusert und ist gar selten in denen Versammlungen erschienen. Philos. - histor. Abh. 1897. III. 15 114 A. HarnaAck: Wals die Societät am meisten in ihrer Hand und Gewalt gehabt und womit sie am besten aufgekommen, ist der Seidenbau, soweit nemlich es auf Sie angekommen, einen Vor- raht junger Stämme zuzuziehen und die vorhandenen alten Bäume zu Nuz zu bringen. Es stehet in verschiedenen Baumschulen ein Vorraht von mehr denn 50o/m Stämmen, die zum Versezen dienen, und weil der Hr. von Gromkau als General- Commilsarius die Sache ihın sehr angelegen sein lälset, auch deshalb eigene Königliche Befehle in das Land veranlalset, so stehet zu hoffen, wie es sich denn auch in der Taht zu zeigen beginnet, dafs solche Stämme nach und nach abgeholet, dadurch der Societät die aufgewandte Kosten nicht nur wieder eingebracht, sondern auch noch wol ein ansehnlicher Nuzen zuwachsen werde. Nur ist auch hiebei das Unglück, dals dem König, welcher noch als Kronprinz der Sache über- aus zugetahn gewesen, dieselbe in odium Soeietatis dermalsen verleitet [sie] worden, dals er sie nur en ridieule handelt. Aus denen alten Bäumen, wiewol sie vor den Anfang, um den Leuten eine Lust zu erwecken, nur gar gering verpachtet, werden mit diesem Jahr anzufangen über 50 Thlr. gelöset und sind derer, so weit man hin und wieder kommen können, noch viele roo nachgesezet, welche mit der Zeit ihre Nuzung auch zu tragen be- ginnen. Der Hr. Chuno hat zur Zeit seines Vicepraesidii die Ausgebung eines neuen Tomi Miscellaneorum ihm angelegen sein lalsen, wegen seiner eingefallenen schweren Unpälslich- keit aber damit nicht zum End gelangen können. Und weil eben diese Hinderung seinem Nachfolger, dem Hrn. Schott im Wege gestanden, ist es dabei geblieben. Dem Könige ist zwar mit gelehrten Sachen nichts gedienet, denn er fraget nicht, wals die Societät denke oder erfinde, sondern nur wals sie tuhe. Vor der Welt aber sich in Reputation zu er- halten, würde freilich nötig sein, mit etwals Neues aufzutreten. Es solte auch, soviel mir davon wilsend, weil Hr. Chuno Alles in seine Hände hingenommen, so schwer nicht sein, dergleichen zusammen zu bringen, wenn nur Jemand vorhanden wäre, der die Zeit und Kräfte hätte, den vorhandenen Vorraht zu übersehen und in Ordnung zu bringen und einige der Auswärtigen, so das Ihrige, wozu sie Hoffnung gemacht, noch nicht beigetragen, zu erinnern. Hr. Frisch, delsen ich eher gedenken sollen, ist ohne Widerrede der activeste, aber unter so viel objeeta zerstreuet, dals man oft kaum weils, wo man ihn suchen soll. Izo hat er eine Pflanzung von etlich rooo Maulbeerbäumen angelegt, und weil der Plaz noch innerhalb der Landwehr, dals er leicht ab- und zugehen kan, ist er täglich draulsen und arbeitet mit eigenen Händen. Er verspricht allerhand Observationes sowol was die Fort- pflanzung der Maulbeerbäume, als wals die generationem insectorum betrifft, die er aus eigener Erfahrung samlet. Mit mir ist eine Veränderung obhanden, davon ich hiemit Nachricht zu geben nicht umgehen wollen. Es ist einige Zeit verflolsen, da ich der Information eines Prinzen des Königlichen Hauses admovirt worden. Und nachdem derselbe an dem ist, seine Reisen in die Fremde anzutreten, hab auch ich Befehl, ihm darauf zu folgen. Bei dem Concilio ist man intentionirt, meine Function provisionaliter durch verschiedene Mitglieder versehen zu lafsen, damit, wo ich mit Gottes Hülfe wiederkomme, sie mir offen bleibe; es ist aber der Vorschlag bei Hofe noch nicht angebracht. Ich verharre mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 18. May 1715. Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. 115 168. Jablonski an Leibniz. 15. Juni 1715. Indem ich eben auf der Abreise begriffen, erhalte Dero geehrtes vom 3. Jun. und ersehe daraus unter andern, wie Dieselben etwals auf Dero Rückstand verlangen. Weil ich nu meine Rechnungen geschlolsen und Alles von mir gegeben, ist es nicht mehr in meiner Hand, hiemit zu dienen. Es ist auch noch Niemand bestellet, der die Geldsachen übernehmen soll, wiewol es doch mit ehestem geschehen muls. Indelsen habe Dero Schreiben in Händen des nächstkünftigen Vicepraesidis, de/sen Reihe auf bevorstehenden ı1. Jul. meinen Bruder treffen wird, gelalsen und unter die proxime agenda verzeichnet. Der Prinz, mit dem ich reise, ist des seel. Markgrafen Philip Wilhelms ältester Sohn. E. Excell. danke vor den gütigen Wunsch und erwiedere denselben mit einem schuldigen Gegenwunsch alles hochvergnügten zu langen Zeiten beständigen Wolergehens, erbitte mir die Beharrung Dero hochwehrten Gewogenheit und verbleibe mit schuldigem Respect u. s. w. Berlin d. 15. Jun. 1715. Register. [Die Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Briefe.) Academie der Künste 147. 148 Bartholdi, von, Geh. Rath, 133 Acoluthus, Pastor u. Prof. in Breslau, 4. 7. 10 Bashuysen, van, in Hannover, 155 Acta eruditorum 79 Ba[s]nage, im Haag, 120. 122 Adrefs-Kalender s. Staats-Kalender Baur [Bauer], von, in Berlin, 27. 53 Albert’s, Markgrafs Gemahlin, 87 Bayle 74 Albinus, Leibarzt in Berlin, 7 Beer, Oberingenieur in Berlin, 7. 141 Amtskammer s. Finanzkammer Beger, Rath u. Biblioth. in Berlin, 7. 40 Anania, ital. Gärtner, 127. 141 Behrens, in Hildesheim, 70. 74. 75- 76 Anatomie s. Theatrum Anatomicum Bekmann, Prof. in Frankfurt a. O., 7. 8. 14. 77 Aneillon, Karl, Legationsrath, 10. 75. 76. 95. 96. | Bentley, in Cambridge. 155 103. 120. 136 Bernoulli, die beiden Brüder, 7 Angieour[t] s. d’Angicourt Bernoulli, Heinrich, 155 Arabische Typen 88; Arabisches Ms. (Gesch. d. | Bernoulli, Jakob, Prof. zu Basel, 45 Öttomanen) 162 Bernoulli, Johann, Prof. zu Groningen, 4. 8. 14 Arnim, von, 144 | Besser, von, in Berlin, 7 Astrologie, von Frau Kirch getrieben, 87 | Bianchini 26 August, König von Polen, in Berlin, 87 | Bibliothek, Bücher-, Mss.- und Zeitschriften- An- kauf 10. 12. 39. 145. 155 Barbeyrae, Prof. in Lausanne, 155 Bibliothek, Königliche, 149 Barckhausen, holländischer Chemiker, 7. To Bignon, Abt, 88. gı 116 Blasendorf [Bläsendorf, Blesendorf], Verleger, 90. 122. 1230733 Bläsing [Blüsing], Prof. zu Königsberg, 7. 22. 54. 143 Bondelli 100 Bonet, in London, 155 Bosse (= Beausse?), Hauptmann und Mathematiker in Berlin, 10 Botanik 155 Bott, in Berlin, 7 Bourget 115. 123 Brand, von, Geh. Rath in Berlin, 52 Brandenburg, ungenannter Prediger zu, »so mit einem neuen systemate philosophiae ad veritatem s. scripturae exactae schwanger gehet« und zum Mitglied vorgeschlagen ist, 86 Brochhausen 42 (Auszug aus seinem Bericht über Sibirien). 49 Brors (Brörs) 4. 5 Büssing, zu Hamburg, 7. 10 Cajetani s. Gaetani Calixt, Abt zu Königslutter, 4. 8 Cassel, Wasserkünste, 146 Cement, neuer, von Dagly erfunden, 146 Öensur über polit. Schriften, der Societ. übertragen, 74: 75. 78. 88 Chamberlaine, in London, 155 Chauvin, Prof. in Berlin, 7. 8. 61. 71. 73. 130. 132 Chinesische Expedition der Societät 42 Chirurgie, Sorge Friedrich Wilhelm’s £. dieselbe, 165, s. auch Theatrum Anatomicum u. Sectionen Chuno s. Cuneau Cima, Pater, 62 Ciprianus s. Cyprianus Colas, Mitglied d. Soe., in Königsberg, 130. 136. 14I. 143. 156. 157. 158. 160. 167 Coneilium der Societät 10. 18. 49. 133. 139. 143. 144. 145. 158. 166. 167 Coster (Köster), in Duisburg, 10 Creuz, von, s. Kreuz Cuneau [Chuno], Archivrath u. Mitstifter der So- eietät, 2: 435. 8 2 73: 147 2520172021.422.004: 25. 27. 28. 35. 38—40. 45. 46. 49. 52. 53. 59. 612163. 165.166. 27 1.7327 7078: 179.284. 35.188: 89. 93. 96—IO3. 107. II2. II4. II5. II6. 119. 124. 128. 130. 131. 135. 136. 138. 147. I49. 150. 152. 155. 159. 160. 164. 165. 166. 167 Cuper 120. 122 Cyprianus, in Koburg, 28 A. Harnack: Dänemark, König von, und sein Oberhofmeister in Berlin, 87 Dagly 99. 100. 146 d’Angieourt (Dangicourt), Mathematiker in Berlin, Io. 24. 83. 90. 137 Dankelmann, von, Generaleommissar, [Danckelmann] Dankelmann, von, Staatsminister (Oberpraesident), 63. 147 Departements der Soc. s. Klassen Deutsche Sprache, Pflege ders. durch die Soeiet., 5. 123. 124. 156. 157. 159 Diaria Eruditorum 10 Diener der Soeiet. 18 Diefsbach 127 Diplome der Societ. 4—8. I1. 12. 14. 17—19. 45. 61. 62. 70. 74. 75. 76. 86. 96. 105. 122. 123. 125. 145. 15T. 157. 160 Direetoren der Societät 122. 135. 157. 164 Do[hJna, Grafen v., Alexander und Christoph, 136. 143. 144. 147 Drucker d. Soc. 128 Drucksachen auf Kosten der Societät (s. auch Ob- servationen) 42. 51. 54. 58. 61. 63. 82. 151. 157. 159 Druckschrift 79 Duhram [Duhrem], Generalfiscal, 74 Duisburg, Univ., 133 77. 149 Eimmarth (Eimart), zu Nürnberg, 7. 8 Einnahmen der Soeietät und Kassenverwaltung (90.) 92. 93. 94. I14. 127. I4I. 163. 164. 165 Einrichtung und Eröffnung der Societ. 2. 7. 9. Io. 12..25. 31.162.9904.1119:5120.7 122-5123 Eisenschmidt 77 Elers s. Efsler Eosander, Baumeister, 7. 98. 99 Epistola ad amieum 94. 149 Ernst, Factor in Stargard u. Leipzig, 69. 72. 73- 144 Efsler, in Paderborn, 101 (es ist wahrscheinlich derselbe, der 104 Elers heifst) Fabrieius, Prof. Theol. zu Helmstädt, 4. 7. 8. 41 Fabrieius, Pastor zu Hamburg, 7. 10 Fagon, Leibarzt des Königs von Frankreich, 10 Feldmarschall ro1 (wahrscheinlich der Graf v.War- tensleben) Feuerspritzen-Privileg der Societ. 5. 8 Finanzkammer 56ff. ıı8ff. 140. 141. 148 Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. Finanzverhältnisse des Staats 31. 66. 68. 80. 81. 82. 99. 1I8— 120. 139. 147. 148 Flemming, Graf von, 30 Frankfurt a. O., Univ., 133 Friederich I., König, 105. 123. 124. 146. 147; Erlafs des Hauskaufs wegen 68; Überreichung der Miscellanea 106. 108—110; Schreiben von Leibniz an ihn 109; Pflege der deutschen Sprache 123. 124 Friedrich Wilhelm, Kronprinz, 108. 116. 117. 140; König, seine neuen Mafsregeln, Veränderung des Hofs u. s. w., 147. 148. 149. 152; anderes 151; Vorliebe f. die Anatomie und Chirurgie 157. 160. 165; Beförderung des Seidenbaues 160; schickt sich an, die Privilegien d. Soc. zu be- stätigen 161; greift in ihren Fundus ein 163. 164; Erlafs, die Verwendung der Gelder betreft. 165; der König behandelt das Seidenwerk der Soc. en ridieule 167: er fragt nicht, was die Soe. denkt und erfindet, sondern was sie thut 167 Friedrich Wilhelm, Prinz, 160 Frisch, am Grauen Kloster zu Berlin, 64. 67. 99. 106. 113. II6. 133. 140. 143. 144. 145. 155. 167 Fuchs, in Berlin, 94 Gaetani, Graf, 63. 92 Geditsch [Gleditsch], Verleger in Leipzig, 73 Gehalt, akademischer, s. Pension General-Instruction der Soeciet. 7. 122. 131. 150. I51 Gerey, Sultan, 126 Ginherr, Oberst der Artill., 7. 8. 1o Görne (Gören), von, Kammerpraesident, 64. 66 Grebe (?) 33 Greiffenkrantz, von, Geh. Rath, 8. 10. 70. 157 Grenadiere, die grofsen, quartiren sich gewaltsam in das Seidenwerk-Gebäude der Soc. ein 164 Grobe, Hofrath, 108 Gröben, von, Kammerpraesident, 55. 57- 58 Grofser, Reetor in Görlitz, 155 Grosteste de la Mothe, Prediger in London, 155 Grumkau [Gromkau], Cabinetsminister, 147. 167 Gundelsheim, Leibarzt des Königs, 28. 130. 155. 157. 161. 162. 165. 167 Hänfling [Henfling], in Ansbach, 74. 99. 103 Hamrath, von, 32. 63. 143. 147 Harris, in England, 113 Hartmann, Prof. in Königsberg, 7. 42. 30 Hartmann, Verleger und Buchdrucker, 56. 57. 58. 67-169: WTO- MT LAT2 21% Hartsoeker, in Amsterdam u.s. w., 27. 28. 115. 116 Heineceius, in Halle, 132. 133. 134 Heifser (?), in Berlin, 10 Henneberg 146 Henrich, Hofprediger in Berlin, 155 Henrici, Prof. Med. in Berlin, 161 Hermann, in Padua und Frankfurt a. O., 45. 133. 134. 136. 151. 157. 160 Hertel, Prof. in Liegnitz, 155 Hertenstein 77 Historia Soc., 1711 gedruckt, 123. 130. 131 Hoffmann, Fried., Prof. Med. in Halle, Leibarzt in Berlin, 7. 8. ı0. 17. 123. 128—130. 136. 137. 138. 141 Hoffmann, J. H., zweiter Astronom der Soeiet., Io. B6=41. 45.151. 53.154355 NERT-KL2 0155 03220338 135. 138. 14I—144. 163. 167 Hofrang-Ordnung 16. 45. 50 Holst, Dr. jur. in Danzig, 155 Homann, Geograph in Nürnberg, 86 Hopital, de l’, Mathematiker, 132 Hospodar aus der Wallachei 162 Hülsemann, in Berlin, 94 Hugo 35—37. 39 Huysen [Huyfsen], Geh. Rath bei Peter I., 38 Jablonski, D. E., Hofprediger, 4. 5. 18. 33. 38. 39. 41. 49. 58. 62. 67. 77. 78. 84. 112. II5. II9. 120. 157. 168 Jägwitz [Jagwitz], Dr. in Berlin, 7. 13. 25. 98 Jänisch, Verleger zu Stargard, 71 Ihring, Metropolitan zu Cassel, 28. llgen, von, Minister, 40. 45. 73. 90. 92. 93. 147 Ilten, von, 69 Imhof, zu Nürnberg, 8 Inseeten-Kunde 156. 167 Instrumente, naturwissensch., 123. 124. 133. 143. 166 Ipecacoanha 47 Isbrand 42 Junius, Astronom zu Leipzig, 4. 5. 7. 10. 51 Junker, Recetor zu Eisenach, 130. 131 Kalender und -Privileg der Soeiet. 2. 4—6. 8. ı1. 14. 15. 17. 24—26. 28. 31—33. 36. 39. 45. 47- 49. 51. 53. 54. 55. 65. 93. IO2. 103. 112. II4. 116. 119. 133. 138. 143. 149 Kameke, von, Hofkammer-Praesident, 142.144.145 Kappisch, Finanzrath, 140 Kassen-Verwaltung der Societät s. Einnahmen 118 Kemmerich, Jurist in Berlin, 121 Kirch, G., Astronom der Societ., 4. 5. IT. 14. 17. 22. 23. 25—28. 36. 37. 41. 43. 45. 47. 49. 58. TI ES LT2 BLZ Kirch, iun., 113. 133 Kirch, Frau Margrete, Brief an Leibniz 87, ihre »Himmlischen Anmerkungen« ebendort; 113. 115. 116. 133. 135. 143. 144 Klassen der Soc. 123. 141. 156. 162 König. Inhaber des Scheidewasser-Privilegs, 145 Königsberg, Seuche daselbst, 93. 96. 97. 99. 113. ete. Köppen, General-Adjutant, 149 Komet, Observation, I1. 23 Kopfsteuer-Ersatz 118— 120 (Professoren und Aka- demiker nicht ausgenommen) Kortholt 25. 58 Kramer, Prof. in Nürnberg, 155 Kraut, Obersteuer- Empfänger, 118 Kreuz, von, Staatsminister, 149 [Kreutz]; (155) Kroppe 85 Kroseck (Krosick), von, in Berlin (Privat-Observa- torium) 41. 42. 53. 143 Krug von Nidda, Leibarzt, 7. 141. 162 Küster, Rath und Oberbibliothek.. 47—49. 53 Laboratorium, cehemisches, 145 La Croze, Bibliothekar, 7. 8. 70. 72. 74. 82. 96. 115. 116. 131. 137. 149. 150. 160. 167 Lange, Arzt zu Luzern, 86. 95. 99. 100 La Rose 88 — 92. ı15 Larray, de, 137 Lehmann, Prof. in Leipzig, 139. 155 Leibniz, Briefe von ihm und kleine Bemerkungen zu fremden Briefen, 4. 7. 8. 10. I1. 16. 42. 44. 55. 87 [Astrologische Anmerkung]. 134. 149. 154; »Education d’un prince« 58. 62; Wohnung in | Berlin 18. 77. 78; Schreiben an den König 109; Schreiben an den Oberkammerherrn ı1o; Ein- ladung an Leibniz zur Eröffnung der Societät | ı20: Leibniz, Verf. der Dedication, Vorrede und der Inschriften auf dem Titelkupfer des I. Bds. der Miscell., 106; Reichshofrath 136. 1354. 155: Spottvers auf die vom König angeordnete Vermiethung der Räume der Kunstakademie 148; Beurtheilung Friedrich Wilhelm’s I. 154; um des Königs Willen müssen praetiea und utilia von der Soe. publieirt werden; Leibniz will über ein taktisches und ein balistisches Problem schreiben Meyer [Meier], Pastor zu Bremen, 4. 7. 8. A. Harnack: Leipzig. der Prof. der Chemie daselbst, 139 Le Mort, zu Leiden, 7. 10 Lenkfeld [Leuckfeldt?]. Pastor in Groningen, 155 Leupold, Mechaniker in Leipzig, 139 Lilienthal, Gelehrter in Königsberg, 104 Local der Sitzungen der Societ. 5. 18 Lorenz, Buchdrucker, 61 Lotterie-Privileg der Societ. 25 Lubieniecki 24. 25 Ludwig, Hofrath, 92. ıo1. 103. 105 Ludwig Rudolf von Braunschweig 132. 134 Luftpumpe 130. 132. 139. 143 Maitre des requets, der Posten ist aufgehoben, 73. 149 Mansard, Oberbaumeister in Paris, 10 Manufaeturen sollen von der Soe. berücksichtigt werden 154 Margas, de. in Berlin, 7. 10 Marperger, Mitglied der Societ., 66. 69. 70. 71. 155 Maschinen - Beschreibung von der Societ. geplant 44 Maschinen, neue, — die Societät soll sie begut- achten, 98—IOI. 133 Maschine, schnell arbeitende, verboten 100 Mastricht, von, Obersyndieus, 4 Maurice, Prof. in Genf, 155 Medaillen der Soeiet. 14. 123. 124. 156. 157 Meder, Baron, Goldmacher, 63. 76. 92 Meisenbug [Meiseburg], von, Mitglied der Socie- tät, 52. 94 Mell, Hofprediger zu Königsberg, 7. 86. 88 Mentzel, Arzt in Berlin, 130. 133 Merian 115 Meteorologische Beobachtungen 42. 58. 63 Metternich, Graf von, 86 17 | Miscellanea Berolinensia der Soeiet. 10. 56— 59. 154: Leibniz’ Gehalt nieht ausgezahlt 163: auf | die Hälfte redueirt 165 62. 65. 67. 69— 74. 77— 80. 84. 85. 86. 88. 89. 93—97- 99— 110. 113. I14. 115. 130. 136. 137. TAI. 143. 11448 147.01508 152.10154.11155-,756- 160. 167. Missionsthätigkeit der Societät 42 Mitglieder, Vorschläge, Katalog, Aufnahme und Verpflichtungen 4. 7. 8. 10—12. 17. 42—45- 50. 58. 64. 66. 67. 70. 71. 74. 86. 88. 96. 101. 104. 105. 107. II5. II8—120. 122. 123. 124. 125.012730130: IST-#132-2735- 4139. I44-0T195- 155. 157. 162 Monatliche Praesente, Oelven’s Zeitschrift, 74. 88 Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. Mondfinsternifs rı Müller, Fiscal in Berlin, 7. ro Müller, Propst zu Magdeburg, 4. 7- 8 Naturalien-Cabinet sammt Antiquitäten- und Me- daillen- Kammer soll vom König nach Kursachsen verhandelt sein 155 Naude, Mathematiker in Berlin, 7. 39. 55- 99. 130. 132. 133. 154 Naude, iunior, Mathematiker, 130. 131 Neukirch, Verf. des Gedichts auf die Inauguration der Soe., 123. 124. 129 Neumann, Pastor in Breslau, 7. 8. 10. 33. 63. 147. 149 Newton 113; Optica 83 Observationen, magnetische u. astronomische (In- struetion f. solehe, v. d. Soc. hrsgegeb.), 133. 135. 138. I4I. 142. 143 u. sonst Observatorium, Bau desselben (auch Eekpavillons), 2. 14. 24. 26. 27. 29—34. 39. 4I. 43. 46. 53. 54. 55. 62. 66. 81. 90. 141. 143. 144. 147. 148. 160. 164 (es wird vermiethet). 166; Wohnung des Astronomen (Grundstück gegenüber dem Observat.) 56—71. 72. 73- 74: 78. 80—82. 99. 119 Oelven [Oewen], von, Rittmeister u. Mitglied der Societ., 66. 72. 74 [seine Schmähschrift gegen La Croze]. 86. 88. 90—95. 107 Omeis 45 Oppermann, Secretär in Berlin, 159 Oranien, des Prinzen von, Geburt, 63. 74, u. Krank- heit 130 Orthographie, Unternehmen d.Soe. sie zu verbessern, 156. 157. 159 Östen, von, Geheimrath, 143. 144 Otto, Raschmacher, 30. 32. 33. 36. 39. 41. 128 Oudin, zu Leiden, 7. 10 Paduaner Professoren 64. 65 Pagen, sollen kein Latein lernen, 149 Pape, Verleger und Buchdrucker zu Berlin, 36. 41. 72. 73. 74- 75- 77 [Brief an Leibniz]. 78. 89. 90. 136 Pariser Akademie 4. 5. 10 Pauli, Erzpriester zu Mümmel, 144. 155 Pechlin, Leibmedieus, 7 Pensionen, akademische, 43. 44. 46. 165 (der Ge- halt des Praeses und Seeretars wird auf die Hälfte redueirt) Peter der Grofse 125. 126. 134 Petit, Prediger, 28 119 Pfeffinger, in Lüneburg, 10 Philipp Wilhelm’s, des Markgrafen, ältester Sohn, 167. 168 Philippopel, Erzbischof von, 25 Phosphori historia 61. 63. 65. 67. 34 Polen, Krieg in, 125. 126 Printzen [Prinzen], von, Geh. Rath, 37. 49. 119. 120. 122. 123. 136. 142.143. 145.147. 149. 150. 164. 165 Processe von Akademikern gegen Akademiker 74. 90 Procefsordnung, Reform, 147: 149 Rabener, Hofrath und Mitstifter der Soeiet., 4. 5 Radzivil, Herzogin, 21 Ragozy, Fürstin, 58 Ramee, de la, Landeshauptmann der Grafschaft Hanstein, 86 Reiher, Prof. zu Kiel, 7. 10. 54: 93 Renger, Buchdrucker zu Halle, 33 Retzel [Retzal], Medieiner in Braunschweig, 130 Reue [Raue], Archidiaconus, 130. 131 Ritterakademie 50. 139. 143. 149 Roberton (Robeton), Mad., 92. 93. 94 Rödike, Universalschrift u. -sprache, 80. 81. 82. 89. 91. 92. 105. III. 145. 155 Römer, dänischer Mathem. u. Astronom, 4. 5. 8. II. 26. 70 Rüdiger, Buchführer, 31. 32; iun. 149 Rufsland s. Sibirien u. 132—134 Sanden, von, Prof. in Königsberg, 155 Schamberger, in Leipzig, 7- 10 Scheidewasser -Privileg 145. 147 Schelhammer, in Kiel, 7. 10 Scheuchzer, Verf. des Iter Alpinum in Zürich, 57. 61. 137 Schiller, Verleger in Hamburg, 73 Schlechtiger, Drucker der Soe., 128 Schlegel, Bibliothekar in Arnstadt, 155 Schleinitz, von, 134 Schloisbau 99 Schlüter, der Baumeister, 7. 43 (Antheil am Bau des Observatoriums) Schmidt, Abt zu Marienthal u. Prof. Theol. zu Helmstädt, 4. 7. 8 Sehott, Bibliothekar zu Berlin, 70. 130. 137. 149. 159. 164. 166. 167 Schulwesen, Neue Einrichtung, 77- 78 Schütze, Rector in Belgrad, 42. 58. 63 Schwarz, Hofmedieus, 162 120 A. Harnacx: Briefwechsel zwischen J. Th. Jablonski und Leibniz. Schwedt, Markgraf von, 150 Schweinitz, von, 25 Schwerin, von, 7. 8. Io Secretar der Soe., wird auf längere Zeit beurlaubt, 167. 168 Sectionen, anatomische, 153. 155. 156. 159 Segers, zu Königsberg, 28 Seidel, von, in Berlin, 7 Seiden -Privileg und Seidenwerk der Soeiet. 27. 28. 67. III. 113. 115. II6. 132. 133. 138. 140—145. 147. 151. 155. 160. 164. 166. 167 Serlig (?), Hofprediger, 84 Seuchen im Lande u. sonst 93. 96. 97. 99. 113. 114. II9. 152. 153 Sibirische Expedition geplant 42. 69 Siegel der Soeiet. 2. 4—6 Sitzungen der Societ. 2. 5. 8. IO. 24. 29. 45. 49. 74. 122. 123. 124. 129. 132.135. 141.156. 164. 167 Sloane, Secretar der Londoner Societät, 144. 155 Societät, die, dem Untergang nahe aus äufseren u. inneren Gründen, 163 fl. Soeietät, die, ist nie im Flor gewesen, die Mitglie- der selbst sind daran schuld, 167 Sonnenfinsternifs 51. 53. 54. 102 Sophie Charlotte, Königin, 9; ihr Leichenbegäng- nifs und Mausoleum 35. 38—41. 45 Sophie Dorothea, Kronprinzessin u. Königin, 87. 90. 93. 157 Sophie Luise, Königin, 86. 87 Spanheim, von, Zusammenkünfte bei ihm, 10 Sparvenfeld, von, schwedischer Gelehrter, 91. 103 Spener iun., Naturforscher in Giefsen u. Berlin, 7. 10.46. 47.7%49.052; 167.76. 130.0137.0139. I4I. 143. 153. 155. 156. 160. 161. 162. 167 Spener sen. 52 Staats-, Hof- und Adrefs -Kalender 28—33. 50. I24. 135 Stahl, Prof. Chem. et Med. in Halle, 10. 137 Stanislaus von Polen 126. 144 TIEONSSEIT. Starke, Conreetor und Semitist in Berlin, 7. 61. 88. 111 Statuten u. Ordnungen d. Societ. 7. Io. I2. 29. 101. 119. 122. I31. 149. 150. 158. 161 Sterke [Stercky], Pastor in Berlin, 7 Stosch, in Berlin, 14 Strumpfstuhl, Maschine, 133 Sturm, Hofprediger in Berlin, 7 Sturm, von, RKammergerichtspraesident, 143 I Sturm, Mathematiker in Frankfurt a. O., 10. 14. 43. 44. 46. 49. 54 Tartaren-Chan, Sohn desselben, 125 Täuber, Hofprediger in Zeitz, 145. 155 Tentzel 47 Tettau, von, Kammerherr, 3. 34. 35. 43. 55. 74. 78 Theatrum anatomieum 130. 153. 155. 156. 157. 158. 159. 160. 164. 166 Thermann [Thormann], Dr. in Berlin, 7 Toland, englischer Aufklärer, 72 Tournefort 28 Trescher, Mechanieus, 100 Turretin, in Genf, 75. 76 Varignon, in Paris, 127. 151. Vauban 10 Verweis, einem Mitglied ertheilt, 46. 49. 144 Vice-Praeses 141. 147. 150. 152. 162. 167. 168 Vignoles [Vignolles], des, Pastor zu Brandenburg und Berlin, 7. 8. 17. 89. 99. 130 Vincent, Bürger in Berlin, 77 157. 160 Wagner, Astronom in Berlin, 113 Waldschmid 94 Wappen, Preufsisches, 78 Wartenberg, Graf von, Oberkammerherr, mehr- mals bei den Verhandlungen über den Hauskauf, s. auch 69. 71. 83. 108. 110. 112 Wartensleben, Graf von, Feldmarschall, 101. Wasserschäden 156. 158 Wechter, Factor, 149 Wedel, von. Requetenmeister, 10 Werner, Kupferstecher, Director der Akademie der Künste, 81. 93. 99 Werner, Sohn des vorigen, 99 Westhofen, Brüder, zu Hamm und Emmerich, 7. 10 Witgenstein, Graf von, Oberhofmarschall, 70 Wörterbuch, deutsches, soll auf K. Befehl von der Soc. ausgearbeitet werden, 123. 124 Woiwode von Kiew 125 Wolf, Chr., Prof. d. Philos. in Halle, 119. 120. 147 Wolf, Joh. Christ.. Prof. in Hamburg, 155 Wurtzelbauer [Wurtzelbau], Astronom in Nürn- berg, 7. 8. 41 147 | Zendrini ı 27 Zwinger, Prof. in Basel, 28. 50 ANHANG ZU DEN ABHANDLUNGEN DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. ABHANDLUNGEN NICHT ZUR AKADEMIE GEHÖRIGER GELEHRTER. AUS DEM JAHRE 1897. MIT 4 TAFELN. BERLIN. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1897. GEDRUCKT IN DER REICHSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. >= &. er EL Wera) Bene = = . a ES DI 2 . BT N, | VAHMIHIKOR Ar urz H A Haar N TA AUEaCL. el Aubked US“ cms SEAL aa Ahr EHJIA AAN za MEER u wi‘ vr SbrrLAl Me Ash e AuAR, alas b FM a AAN AT ERA reT au ie TE MORE I ji. u worin Kr Inhalt Physikalische Abhandlungen. Korsen: Das Riückenmark von Elephas indieus. (Mit 1 Tafel.) . . Abh. I. S.1—18. Kayser: Über die Bogenspeetren der Elemente der Platingruppe . » 11. 8. 1—44. Mathematische Abhandlungen. Brenner: Mars-Beobachtungen 1896-97 auf der Manora- Sternwarte Inelussingpiceolo- Be (Mitzorglarelns)g er. m ea. a. Abh. 1. S. 1—32. Philosophisch-historische Abhandlungen. Kranmeen: Bpiswaplusches aus Neon. sn mann num Abh. I. S. 1—38. sro ET or‘ = Ba DE we un a 17 AAMRE NE) erh in A) Al. a ar ei as Ay) nk! BER an it o% w x eat WS Be IT Mm weil ul, Ine TO Na] ee RR, je EB I,f 3 Dir j EN ' Kalbe & un MN I ie H ea i3) Na le numlAsK Fila tn Karl " elle neufiet.. f , niikas. Ara mn u PHYSIKALISCHE ABHANDLUNGEN. z pr ze nn 5 > AEDATIIAAHE IN DAREAHTS TE Das Rückenmark von Zlephas indicus. Von Dr. FR. KOPSCH, Assistent am I. Anatomischen Institut der Universität Berlin. Phys. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. 1. 1 = ” Vorgelegt in der Sitzung der phys.-ımath. Classe am 4. Februar 1897 [Sitzungsberichte St.V1. S. 55]. Zum Druck eingereicht am 11. Februar, ausgegeben am 6. März 1897. Dec das dankenswerthe Entgegenkommen des Hrn. Dr. Heck, Directors des Zoologischen Gartens zu Berlin, bot sieh dem Verfasser im Frühjahre ı892 die Gelegenheit, das Rückenmark eines männlichen indischen Ele- phanten zu erlangen. Der Wunsch, dieses seltene Material zu untersuchen, veranlafste mich, an die mühsame Arbeit zu gehen, welche zur Gewinnung des Organes nothwendig war. Mufste doch von dem grolsen Cadaver_ die Rückenmuseulatur entfernt und alsdann der Wirbelkanal in einer Länge m von ungefähr 2” aufgemeilselt werden. Die Durchsicht der Litteratur' ergab nur bei Owen” einige kurze Bemerkungen über die beträchtliche Gröfse des Subduralraumes und über den Unterschied zwischen dorsalen und ventralen Wurzeln. Leider giebt Owen weder an diesen Stellen noch an einer anderen, welche von den Geschlechtsorganen des Elephanten handelt, die Quelle an, aus welcher er ! Zur Durchsicht gelangten für die Litteratur der Jahre: 1700-1846 Bibliotheca historico-naturalis von Engelmann; 1846—1860 Bibliotheca Zoologica; 1861-1871 Wiegmann'’s Archiv; 1872-1896 Jahresberichte der Anatomie und Physiologie von Hofmann und Schwalbe; 1879-1895 Zoologische Jahresberichte; 1896 Anatomischer Anzeiger. Eine sehr vollständige Litteraturzusammenstellung enthalten die Arbeiten von: L. C. Miall und Greenwood, Anatomy of the Indian Elephant. London 1878. 8. M. Watson, On the Anatomy of the Female Organs of the Proboseidea. Trans- actions of tie Zoologieal Society of London. 1885. ® On the Anatomy of Vertebrates. Vol. Ill. Mammals. London 1868. p. 75 and 166. 1* 4 Fr. Korsen: seine Kenntnisse von der Anatomie des Elephanten-geschöpft hat, während im Übrigen die Litteraturnachweise in seinem Werke sehr reichlich sind. Owen selbst hat nach dem am Schlufs des dritten Bandes befindlichen Litteraturverzeichnifs nichts über Elephanten-Anatomie publieirt, und in den dort aufgeführten Arbeiten, welche diesen Gegenstand behandeln und welche ieh, soweit sie mir zugänglich waren, nachgeschen habe, finden sich keine Angaben über das Rückenmark. Sollte mir eine Arbeit über dieses Organ entgangen sein, so wäre mir der Nachweis derselben sehr erwünscht. Die Eröffnung des Wirbelkanales geschah unter Durchtrennung der Wirbelbögen vermittels kräftiger Meifsel, und zwar vom dritten Halswirbel bis zum Os sacrum. Die beiden ersten Halswirbel waren im Zusammen- hange ınit dem Schädel behufs Erlangung des Gehirns schon früher entfernt worden. Den Wirbelkanal auch noch in der ganzen Ausdehnung des Os sacrum aufzumeilseln, verhinderte der Eintritö der Dunkelheit und die Er- müdung, welche sich nach siebenstündiger ununterbrochener Arbeit einstellte. Nach Entfernung der Wirbelbögen zeigt sich die äufsere Fläche des inneren Duralblattes, von welcher zahlreiche bindegewebige Faserzüge zu dem die Wand des Wirbelkanales bekleidenden äufseren Duralblatt ziehen. Es fällt namentlich auf der weite Raum zwischen den beiden Blättern der Dura mater. Derselbe ist bekanntlich ein Lymphraum (Epiduralraum) und enthält beim Menschen aufser einem mächtigen Venenplexus reichlich Fett- gewebe. Letzteres ist beim Elephanten an dieser Stelle nicht vorhanden, von dem Venenplexus war auch nichts zu bemerken, doch soll daraus nicht geschlossen werden, dass derselbe nicht vorhanden ist, vielmehr liegt die Vermuthung nahe, dass in Folge des starken Ausblutens — die Haut des Thieres war abgezogen, der Kopf abgeschnitten, die Eingeweide waren entfernt — die Venen nicht mehr zu erkennen waren. Die im Subdural- raum befindliche Cerebrospinaltlüssigkeit war ebenfalls abgetlossen: nur in der Sacralgegend fand sich noch ein wenig klare, fleischwasserähnlich aus- sehende Flüssigkeit sowohl im Subduralraum als auch zwischen dem Binde- gewebe des Epiduralraumes. Alsdann wird die Dura mater durch einen medianen Längsschnitt ge- spalten, um die Länge des in situ befindlichen Rückenmarkes und die Lage seiner einzelnen Abschnitte zum Skelett festzustellen. Was die Zahl der Wirbelkörper anlangt, so sind vorhanden: 7 Halswirbel, 19 mit Rippen Das Rückenmark von Elephas indieus. > versehene Wirbel' und 3 Lendenwirbel. Das caudale Ende des Conus terminalis liegt in der Höhe des ersten Sacralwirbels. Wie weit das Filum terminale reicht, vermag ich nieht anzugeben, da der Wirbelkanal ja nur bis zum Os sacrum eröffnet wurde. Der transversale Durchmesser des Wirbelkanales beträgt innerhalb der Halswirbelsäule 65""o-75""o, nimmt alsdann im Bereiche der Brustwirbel- säule ab bis auf 40””o (in der Höhe des ı0. Brustwirbels) und ist inner- halb der Lendenwirbelsäule wieder 60"”"o. Im Vergleiche hiermit sind die Querdurchmesser entsprechender Stellen des Rückenmarkes nur ungefähr halb so grofs. Die folgende Tabelle enthält eine Zusammenstellung der Malse entsprechender Stellen vom Rückenmark und Wirbelkanal. | Transversaler Durchmesser Wirbelkörper des Wirbelkanales des Rückenmarkes | mm | mm ec. I | 65.0 CE 32 CHA | 75-0 GC. VLVI 28—29 DA I 60.0 D. I-II 24.75 — 22.5 D.X | 40.0 | IDERZXIIT 20—21 L. I 60.0 breiteste Stelle der 26.5 \ Intumescentia lumbalis er Subduralraum zeig ‚enso wie der Duralraum eine beträchtliche Der Subduralraum gt el ler Dural beträchtliel /eite, was wen” gegenüber den Verhältnissen bei den Üetaceen be- Weite, (6) gegenül 1 Verhält l len Üet l sonders hervorhebt. Genaue Mafse über die Entfernung der Dura von der ia lassen sich aus naheliegenden Gründen nieht beibringen, doch kann Pia 1 ha ıheliegenden ( l ht beibring loch | man aus der Breite des Ligamentum denticulatum eine gewisse Vorstellung über den Abstand der beiden Hüllen von einander gewinnen. Die Breite les Ligamentum dentieulatum beträgt im Cervicalmark ı0""o-—12"'"o, im Dorsalmark 7""o-8""o, im Lubalmark 6""o-8""o. ie Länge des in situ befindlichen Rückenmarkes, gemessen vom cra- Die Länge d tu befindlichen Rücl k g om era nialen Ende des dritten Cervical-Segmentes bis zum caudalen Ende des freigelegten Stückes vom Filum terminale, betrug 1750. Nachdem jedoch die Spinalnerven durchsehnitten waren und die Dura mater. losgelöst war, ' In Bronn’s (lassen und Ordnungen wird die Zahl der Rückenwirbel bei Elephas indieus auf 19—20 angegeben. Nach F. Schlegel, Der sumatranische Elephant, Zoologischer Garten 1870, S. 333— 335, hat Zlephas sumatranus 20 Rippen, indieus 19, africanus 21. 2 a ARD: 57: 6 Fr. Korscenr: verkürzte sich die Länge auf 150“o. Dabei waren keine Falten oder Runzeln an der Pia zu sehen, dieselbe sah ebenso glatt aus wie vorher im ausgespannten Zustande. Worauf nun die beträchtliche Verkürzung beruht, darüber kann man nur Vermuthungen aufstellen. Es liegen zwei Möglichkeiten vor, wie mir scheint: einmal, dafs das Rückenmark, wie auch andere Organe des thierischen Körpers, intra vitam sich in einer gewissen Spannung befindet, zum zweiten, dafs bei der Lage des Cadavers (der Rumpf des Thieres lag abgehäutet und ohne Eingeweide und Extre- mitäten mit seiner ventralen Seite auf der Erde, indes die Wirbeldornen nach oben geriehtet waren) das Rückenmark sich in einer starken Spannung befand, bei deren Nachlassen in Folge des Loslösens der Hüllen von den benachbarten Knochen es sich auf seine natürliche Länge zusammenzog. Welches nun auch der Grund für die Verkürzung sein mag, so liegt es doch nahe anzunehmen, dafs bei den Bewegungen eines so grofsen Thieres das Rückenmark eine beträchtliche Dehnung erfahren wird. eine Vermuthung, welehe an Wahrscheinlichkeit gewinnt durch einen Befund an der Arteria spinalis anterior, von welchem weiter unten (S. ı2) die Rede sein wird. Das Gewieht des Organes konnte leider nicht festgestellt werden, da (die Hüllen mit demselben im Zusammenhang bleiben mufsten behufs guter Erhaltung der äufseren Form. Die Conservirung geschah in Müller’scher Flüssigkeit. In dieser blieb das Organ bis zum Herbst 1894 und wurde dann in 70 Procent Alkohol übertragen. Vierzehn Tage nach der Herausnahme wurden bei Verkleinerung auf die Hälfte von dem Rückenmark photographische Aufnahmen gemacht und unter Zugrundelegung derselben eine Zeichnung angefertigt, welche das Verhältnifs der Länge zur Breite und das Verhalten der Nervenwurzeln zeigen soll. Versuchen wir an der Hand der Fig. ı einen Gesammtüberblick über das Rückenmark zu erhalten, so fällt die Schmächtigkeit desselben auf, welche bedingt ist durch den im Verhältnifs zur Länge nur geringen trans- versalen Durchmesser. Aus demselben Grunde treten die Inturmeseentia cervicalis und lumbalis nur schwach hervor. Die Zahl der austretenden Nervenwurzeln beträgt 41, davon sind in der Abbildung nur 39 vor- handen, da die beiden obersten Gervicalsegmente im Zusammenhang mit dem Gehirn herausgenommen worden sind. Mithin sind die sechs obersten Das Riückenmark von Elephas indicus. 7 Nervenwurzeln der Fig. ı die Cervicalnerven III-VIII. Dorsale Nerven- wurzeln sind vorhanden 19, lumbale 3, sacrale 5. Die noch vorhandenen 6 Nervenwurzeln müssen mithin als Nervi eoceygei bezeichnet werden. Die gröfste Breite der Intumescentia cervicalis befindet sich bei ©. II und (©. IV, woselbst der transversale Durchmesser 32"""o beträgt: bei C. V mm hat derselbe um 2”"o abgenommen und wird nach dem Dorsalmarke zu und im Bereiche desselben immer geringer, bis er bei D. III nur 22" 5 beträgt. Im Bereiche der Segmente von D. IV an bis D. XII bleibt er ziemlich constant (20""o-21""0). Bei D. XIV beginnt die Intumescentia lumbalis, deren gröfste Breite bei D. XIX mit 26”"5 erreicht wird. Von diesem Segment an nimmt die Lendenanschwellung wieder ab und geht über in den langgestreekten Conus terminalis, dessen transversaler Durch- messer in der Höhe der Wurzel des letzten Nervus coceygeus noch 4""o beträgt. Der sagittale Durchmesser zeigt nur geringe Schwankungen. Er ist am längsten im Bereiche der Intumescentia cerviealis mit 19""'o, im Dorsal- marke ist er von D. I bis D. XVI constant (15""5 und 16""o), innerhalb der Intumescentia lumbalis erfährt er erst bei D. XVII eine geringe Zunahme, am gröfsten ist er bei D. XIX, bei welchem Segmente der Lumbalanschwellung auch der transversale Durchmesser am gröfsten ist. Von D. XIX findet eine allmählige Abnahme statt; beim Nervus Coce. II ist der sagittale Durchmesser gleich dem transversalen, nimmt aber alsdann schneller ab als der transversale Durchmesser, so dafs er bei Cocc. VI wieder kleiner ist. Die Wurzelfasern von D. XIX bis Coce. VI bilden eine Cauda equina, deren längste Fasern, gemessen vom Austritt aus dem Rückenmark bis zur Durehtrittsstelle durch die Dura, bei 8. II 60""o, bei Coce. IV 68""o betragen. Tabelle 1. Se i transversaler | sagittaler ee | transversaler sagittaler Segmen | Segmen E re | Durchmesser | Durchmesser | °s Durchmesser , Durchmesser | I__ | | | GTZ 32.0 | 19.0 II D. I 25.0 16.0 IV 32.0 | 19.0 | Il | 23.0 | 16.0 y eranial. 32.0 | oe | II | 22.5 | 15:5 caudal. 30.0 | ” | | SE: | | IR 21.5 15.75 vI cranial. 30.0 | | | za | caudal. 28.75 | | NE 21.0 15-5 VII | 28.25 | 18.0 IN Ne] 21.0 15.5 VII | 26.25 17.0 Vi | 21.0 | 15.5 8 Fr. Korsen: Beet transversaler sagittaler S er transversaler sagittaler DESMENE | Durchmesser | Durchmesser | Durchmesser | Durchmesser „ | b* | eranial. 26.0 : va | 21.0 15.5 | Z. ET a 17.0 IX | 21.0 15-5 I = = I 23.0 17.0 | PET 15-5 III 22.0 16.0 xXI| 20.5 15-5 | S | Xu | 21.0 15.5 Er | 19.5 238 XIH | 21.0 15-5 lt | 115 14-5 Enial III | 16.0 13.0 xıy | ranial. 22.0 1.3 a 3 caudal. 23.0 == IV 13.0 UNO EREVII| 23.0 15.5 | N XVI 24.0 15-5 | Cocc. I XVII ı 25.0 16.5 II | XVII | 26.0 16.5 | II 8.0 8.0 eranial. 26.0 IV XIX |Mitte 26.5 17.0 | v caudal. 26.25 | VI ES 3.0 Die Mafse sind genommen von dem noch mit der Pia umgebenen Rückenmarke. Die Mafsverhältnisse der ventralen und dorsalen Nervenwurzeln hin- sichtlich der Breite beim Austritt aus dem Rückenmark, ihrer Entfernung von den benachbarten Wurzeln und von der Mittellinie, sowie die Höhe der einzelnen Segmente sind zusammengestellt in der folgenden Tabelle. Tabelle I. II. Hintere (dorsale) Wurzeln I. Vordere (ventrale) Wurzeln Abstand der Abstand der Länge Austritts- Austritts- der. stellen von stellen von ur links | rechts| links | rechts |aer Mittellinie|| links | rechts| links | rechts der Mittellinie| Segmente Breite Entfernung Breite Entfernung C. UI| 26 5.5 48.0(?) ?[40.0] —_ 26.50 DNales2 5.5 26.0 | 35.0 0.0 32.00 Vale32% 5.0 19.0 | 24.0 8.5 32.75 Ylaas: 4.0 EB LSER 285 25.75 NE a 3.5 .5.| 16.5 75 27-25 MI e23: 3.5 235 7-5 25.25 D I| 28.5 | 28.5 _ 1.5 25.5 | 2r.o 5 6.0 8.25 29.25 II I 40.0 | 38.5 1.5 5 27:5. | 225 TION ETTER 8.25 2.25 III | 46.0 | 45.0 3.0 4.0 43.0.| 29.0 | 5.0. | 11.0 9.0 49-50 IV | 53.0 | 52.0 4.0 5.0 38.0 | 33.5 | 26.0 | 23 9.0 57-75 V | 61.0 | 59.0 5-5 8.0 38.0 | 30.0 | 28.0 | 32.0 8.5 67.25 VII 54.0 | 59.0 7.0 7-75 59.0 | 37.0 | 19.0 | 29.0 8.0 61.75 VI | 62.0 | 62.0 8.5 4-5 || 55-5 | 37-5 8.5. [133.0 7-5 68.75 VII | 62.0 | 61.0 5.0 2.0 | 40.5 | 36.5 | 22. 32.0 7-5 67.00 IX I 58.5 | 58.0 5.0 7-5 | 41.0 | 40.0 | 30.0 | 29.0 7-5 64.50 X | 59.0 | 58.5 7.0 7-5 33.0 | 31.0 |. 18.0 | 29.0 7:5 64.50 u un Das Rückenmark von Elephas indicus. ) II. Hintere (dorsale) Wurzeln Abstand der Breite Entfernung EdT Breite Entfernung | pastritts- ans links | rechts| links | rechts ce Mittellinie links | rechts| links [ rechts ac Mittellinie Segmente DI ST 4.0 | 6.0 =$ 26.0 |: 27.0 60.75 XI 6.5 6.0 = 41.0 | 46.0 64.25 XII 4.0 55 42.0 | 28.0 50.50 XIV 5.0 _ a3 29.0 |, 38.5 57-75 xV 6.5 _ Sue 30.0 | 40.0 48.00 XVI Bu5 3.0 2 33-5 | 29.0 40.00 XVII 4: 00 33.00 XVII 32.75 XIX 26.50 L. I 22.00 u 19.75 III 12.0 16.25 S I 7-5 5 10.50 II _ — n 9.0 8.5 11.00 I u Bi 65| 7.0 8.50 IV — — Se 5.5 | 8.0 10.00 V 5 6.5 | 9.50 Coce: I 6.0 9.00 II i 5.0 i 8.50 III 4.0 | 3.5 TIGE #8:0 9.50 IV 5.0 | 6.0 4:58 mals 10.2 4 4.5 | 50 1.5 3:5|...3:5 3 £ 8.50 VI 4-5 5.0 125 | 0,5| ı15 | 3.0 5.0 1.5 4.75 Die Höhe der Segmente ist berechnet aus ihnen befindlichen Die Zahlen drücken die Länge in Millimetern aus. den Zahlen über die Breite der vorderen linken Wurzelbasen und den zwischen Entfernungen. Die Länge des Filum terminale beträgt (soweit das Filum am Praeparate erhalten ist) go", so dafs die Gesammtlänge des Rückenmarkes vom cranialen Ende von C. III bis zum Ende des Filum terminale 140°"3 beträgt (berechnet aus der Breite der vorderen linken Wurzelbasen und den zwischen ihnen befindlichen Entfernungen plus der Länge des Filum terminale). Bei der Addirung der Wurzel- basenbreiten der anderen Wurzeln erhält man Werthe, welche von dem angeführten um einige Millimeter verschieden sind. Die gröfste Differenz beträgt noch nicht ı Procent, so dafs dieser Fehler wohl nicht als zu grofs zu bezeichnen ist, zumal da er bei solchen Messungen sich nur schwer vermeiden lälst. Auch für die Länge der Segmente würde man bei Zugrundelegung der Mafse der anderen Wurzel- reihen etwas verschiedene Mafse erhalten, doch ist ja überhaupt eine genaue Abgrenzung der Segmente von einander schon dadurch unmöglich, dafs die zu demselben Segmente gehörenden Wurzeln oft in verschiedener Höhe und mit verschiedener Breite ihrer Basen entspringen, wie ein Blick auf die Ent- fernungen der Wurzelbasen zeigt. [84 Phys. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. 1. 10 Fr. Korsen: Das Bemerkenswertlieste aus diesen Messungen ist Folgendes: Als ein allgemeiner Unterschied zwischen den dorsalen und ventralen Wurzeln findet sich, dafs die Breite der dorsalen Wurzelbasen durchgehend geringer ist als der entsprechenden ventralen, so dafs die Entfernungen zwischen den benachbarten Wurzeln auf der dorsalen Fläche gröfser sind als auf der ventralen. Die Breite der ventralen Wurzelbasen schwankt im Cervicalmarke zwischen 23.0 und 34"””o; am breitesten sind sie bei .IV und C©.V. Von ©. II bis €. VII liegen sie dicht an einander (Fig. 2) mit Ausnahme einiger kleiner Entfernungen, welche an drei Stellen vorhanden sind. Dagegen schwankt die Breite der entsprechenden dorsalen Wurzelbasen von 16.5 bis 35""o, und die Abstände zwischen denselben betragen 5.0 bis 9”"o. Nur bei ©. VI und €. VII (Fig. 3) stofsen die Wurzeln dicht an einander. Im Dorsalmark nimmt die Breite der Wurzelbasen allmählig zu, um bei D. VI und D. VII (Fig. 4, 5) mit 62""o am gröfsten zu werden. Von D. VII an findet wieder eine allmählige Abnahme statt. Die weitesten Abstände der ventralen Wurzelbasen sind 8""s5, der dorsalen 36""o. Von D. XIX bis zum Ende des Rückenmarkes nehmen die Entfernungen zwischen den benachbarten Wurzelbasen, sowie die Breite derselben und ihr Abstand von der Mittellinie ganz allmählig ab (Fig. 6 und 7). Die ven- tralen Wurzelbasen von 8.1 bis Coce. VI grenzen wieder dicht an einander. Die Entfernung der Wurzelaustrittsstellen von der Medianlinie ist am grössten im Öervicalmark und wird nach dem caudalen Ende des Rücken- markes in gleichmäfsiger Weise geringer. Nur im Bereiche der Cervical- segmente VI bis VIII ist die Entfernung geringer als in den nächst obern Uerviealsegmenten und den nächst unteren Dorsalsegmenten. Die Länge der Wurzelfäden, gemessen von der Ursprungsstelle aus dem Rückenmark bis zur Durchtrittsstelle aus der Dura, ist verschieden, sowohl nach den Segmenten, als auch innerhalb der einzelnen Wurzeln (Fig. 1-7). Sie ist bedingt erstens durch die Höhe und die Breite des Segmentes und zweitens durch die Entfernung desselben von der Austritts- stelle der Nervenwurzeln aus der Dura. Deshalb sind am kürzesten die Wurzelfäden von D. XVI bis XVII, bei welchen die Segmente kurz, der transversale Rückenmarksdurchmesser klein und die Austrittsstelle aus der Dura gegenüber der Mitte des Segmentes gelegen ist. Am längsten sind, wie schon oben bemerkt, die Wurzelfäden der Cauda equina. Denselben Das Rückenmark von Elephas indicus. 11 kommen am nächsten diejenigen der hohen Dorsalsegmente (Fig. 4, 5). Was den Längenunterschied der Fasern innerhalb derselben Wurzel anlangt, so sind die eranial gelegenen Fäden länger als die caudalen, da die Aus- trittsstellen der Nerven aus der Dura mit Ausnahme von D.XVI bis D.XVII :audalwärts verschoben sind (Fig. ı-7). Innerhalb der langen Dorsalseg- mente aber sind die mittleren Fäden die kürzesten, die caudalwärts ent- springenden etwas länger, am längsten die cranialen, weil bei diesen Segmenten die Austrittsstelle der Wurzeln aus der Dura zwar auch caudal- wärts verschoben, aber immer noch mehr cranial liegt als die Ursprungs- stellen der untersten Fäden des betreffenden Segmentes (Fig. 4: 5). In dem Aussehen und der Zahl der Wurzelfäden findet sich ein grofser Unterschied zwischen den dorsalen und ventralen Wurzeln, was Owen für len Elephanten besonders bemerkt'. Die 'Thatsache, dafs die ventralen Wurzeln mit zahlreichen dünnen, die dorsalen mit wenigen dicken Bün- deln entspringen, ist ja allgemein bekannt. Da aber bei diesem Materiale der Unterschied ein so aufserordentlich grofser ist, so ist ein besonderer Hinweis darauf wohl gerechtfertigt (Fig. 2-7). Die Länge (Höhe) der Segmente beträgt bei C.V 32""o: sie nimmt im Öerviealmarke ab bis auf 25”"25 (bei €. VII). Innerhalb des eranialen Abschnittes vom Dorsalmark findet von Segment zu Segment eine beträcht- liehe Längenzunahme statt, bis bei D. VII mit 68""75 die gröfste über- haupt an unserem Objeete beobachtete Länge erreicht wird. Von D. VII bis zum Filum terminale findet nun ein allmähliges Kürzerwerden der Seg- mente statt, bis auf 4""5 bei Coce. VI, wobei innerhalb der Intumescentia lumbalis ein etwas gröfserer Abfall zu beobachten ist (Fig. 2-7). Von den Blutgefäfsen ist das stärkste die Arteria spinalis anterior, mm deren Dieke trotz starker Zusammenziehung noch ı""5 im Üervicalmarke beträgt. Sie entspringt nach der Angabe von Mayer’ aus der Arteria vertebralis dextra nahe an ihrer Verbindung mit der Arteria vertebralis sinistra und verläuft, ohne wesentlich an Caliber zu verlieren, bis zum Conus terminalis. Dort wird sie dünner und theilt sich in zwei Äste, welehe das Filum terminale begleiten. Sie liegt in der Fissura longitudi- nalis anterior, bedeckt von einem bindegewebigen Band (Fig. 2, 4, 6). welches ! A.a. 0. S.166. ® Mayer, Beiträge zur Anatomie des Elephanten und der übrigen Pachydermen. Nova acta Leopold XX1U. p. 47- 2* > Fr. Korsenr: fest mit der Pia verwebt ist und die Fissur zudeckt, so dafs die Arterie in einem auf dem Querschnitt dreieckigen Kanal verläuft. Im Cervical- mark (Fig. 2) zeigt die Arterie eine leichte Schlängelung, und das sie be- deckende Band ist nur an einigen Stellen mit der Pia mater und der Gefäfswand verwachsen. Infolgedessen treten die Windungen des Gefälses seitlich neben dem Bande hervor. Sucht man nun nach einer Erklärung für dieses abweichende Verhalten, so wird man in erster Linie daran denken, dafs die Halswirbelsäule sehr ausgiebige Bewegungen vollführt und wird in dem Verhalten des Bandes und der Arterie eine Vorrichtung erblicken dürfen, durch welche das Gefäfs einerseits gegen Zerrung, anderer- seits gegen Zusammenschiebung gesichert ist. Bei der Bewegung des Kopfes nach hinten brauchen die Windungen des Gefälses sich nur auszugleichen, so dafs keine Dehnung eintritt, und bei der Bewegung nach vorne können die Windungen mehr oder weniger neben dem Bande hervortreten, wodurch die sonst eintretende Zusammenstrebung verhindert wird. Ein in ähnlicher Weise erklärtes Verhalten der Gefälse findet sich im Ovarium der Säugethiere, dessen Gefälse korkenzieherartig gewunden sind. Zur Erklärung dieser Erscheinung dient die abwechselnde Vergröfserung und Verkleinerung des Eierstockes, welche mit seiner Function zusammen- hängt. Indem bei der Vergrölserung des Organes die Windungen der Ge- fälse sich ausgleichen und bei der Verkleinerung wieder auftreten, werden sowohl Zerrungen, wie ein Zusammendrücken vermieden. Was das die Arterie begleitende Band anbetrifft, so sind ähnliche Längsbänder von den französischen Forschern Jolyet und Blanchard' am Schlangen -Rückenmark beschrieben worden. Die genannten Autoren be- schreiben bei Boa constrictor, Tropidonotus natrix und Python Sebae kräftige Längsbänder von faserigem Bau, welche, in der ganzen Länge des Rücken- markes sich findend, innerhalb der Hülle desselben verlaufen. Die Liga- mente liegen symmetrisch auf beiden Seiten und sind begleitet von einem Blutgefäls, welches in derselben Richtung verläuft. Bei der Boa kommen aufser diesen beiden seitlichen Verstärkungsbändern noch zwei andere mehr ventral gelegene vor. Jolyet und Blanchard schreiben diesen Bändern eine grolse physiologische Bedeutung zu und stellen die Frage auf, ob sie UF. Jolyet und R. Blanchard, Uber das Vorkommen eigenthümlicher Bänder am Rückenmarke der Schlangen. Zoologischer Anzeiger. Il. 1879. S. 284—286. Das Rückenmark von Elephas indieus. 13 nicht dazu dienten, das Hin- und Herziehen des Rückenmarkes zu verhin- dern, wofür auch die seitliche Lage zu sprechen scheine, da ja die Seiten- bewegungen bei den Schlangen im höchsten Grade entwickelt sind. Diese Beobachtungen bei den Schlangen sind wohl geeignet, die oben von mir ausgesprochene Ansicht zu stützen, dafs das die Arteria spinalis begleitende Band als Schutzvorrichtung aufzufassen ist, welche das Rücken- mark oder nur das Gefäls vor Zerrungen schützen soll. Wir werden darum die von den französischen Forschern gegebene Erklärung, dafs die von ihnen bei den Schlangen beschriebenen Bänder das Hin- und Herziehen verhin- dern sollen, dahin modifieiren, dafs vielmehr gerade durch die Bänder die Dehnung, welche bei plötzlichen Bewegungen nur eine Stelle des Rücken- markes treffen würde, auf eine grölsere Strecke desselben vertheilt wird. Die Arteriae spinales posteriores liegen auf den Seitenflächen des Rückenmarkes zwischen dem Ligamentum dentieulatum und den hinteren Wurzeln. Sie stehen in Verbindung mit Gefäfsen, welehe mit den hinteren Nervenwurzeln an das Rückenmark herantreten. Von den Hüllen des Rückenmarkes ist wenig zu berichten, da sie sich im Wesentlichen genau so verhalten, wie es bei den anderen Säuge- thieren bekannt ist. Die Pia mater ist 0"”5 diek:; das Band, welches die Arteria spinalis anterior bedeckt, ist oben schon beschrieben worden. Die Dura mater hat eine Dicke von 1.5-2""o. Ihre innere Oberfläche ist glatt und glänzend. Nach aufsen lockert sich das derbe Bindegewebe, aus welchem sie besteht, auf und befestigt gleich einer Gefäfs-Adventitia das Rücken- mark und seine Hüllen im Wirbelkanale. Am reichliehsten ist es entwickelt am caudalen Ende des Rückenmarkes, mit welchem die im Wirbelkanale noch eine Strecke weit verlaufenden Nervi sacrales und eoceygei dureh das genannte Bindegewebe verbunden sind. Die Arachnoides erscheint in Gestalt feiner Fasern; als zusammen- hängende Haut wurde sie an keiner Stelle gefunden. Das Ligamentum denticulatum ist sehr kräftig ausgebildet (Fig. ı 1g. dent.). Die Anheftungslinie desselben an der Pia befindet sich im Cervical- marke und im Dorsalmarke ungefähr gleich weit entfernt von der vorderen und von der hinteren Fissur auf der Seitenfläche des Rückenmarkes. Inner- halb der Intumescentia lumbalis aber rückt sie etwas weiter nach vorn. Der laterale Rand des Bandes ist verstärkt durch einen ungefähr 2"""oo dieken Strang, von welchem die einzelnen Zacken ausgehen. Die Zahl der 14 Fr. Kopsch#: letzteren beträgt 27 (von €. II an). Die caudalste Zacke befestigt sich an der Dura zwischen den Austrittslöchern von L. I und 7. IH. Die Ineisura anterior ist im Verhältnifs zur Grölse des Rückenmarkes und zur Dicke der Pia als schmal zu bezeiehnen, sie enthält einen Pia-Fortsatz, reicht bis zur vorderen Commissur und verbreitert sich dort um ein Weniges (Fig. S-21). Die Hinterstränge sind von einander durch ein Septum posterius getrennt. Die Sulei laterales sind mehr oder weniger deutlich in den einzelnen Rückenmarks-Abschnitten. Der Suleus lateralis anterior, welcher bei ©. IV (Fig. 8) sehr deutlich ausgeprägt und auch bei ©. VIII (Fig. 9) noch zu er- kennen ist, erscheint im Dorsalmarke nur als seichte Furche (Fig. 10-15), erst von D. XVII an (Fig. 16-21) tritt er wieder in Gestalt einer breiten Furche auf. Was seine Form anbetrifft, so ist er am besten zu vergleichen mit einem seichten Graben mit flacher Sohle (Fig. 17 links, Fig. 18, 19). Letztere wird von den Dureh die mit den Nummern r-ır bezeichneten Striche 2 SR - an sollen die Stellen bezeichnet werden, an welchen de Zählreichen feinen Wüurzelfäden “durch- in Tabelle II aufgeführten Mafse genommen wurden Z n E Es sind: x. Breite des Vorderhornes; 2. Höhe des Vor- brochen. Der Suleus lateralis posterior derhornes, gemessen auf dem durch die hintere Com- 3 is n “2 missur gelegten transversalen Durchmesser; 3. Breite dagegen ıst ın der ganzen Länge des des Hinterhornes in der Gegend des Hals 4. Höhe Ye e Far 8 3 A des Hinterhornes von der Mitte der Basis bis zum Rückenmarkes als scharfe Rinne VOT- Apex; 5. Breite der gesammten grauen Substanz, ge- ._p B . messen auf dem durch die hintere Commissur gelegten handen ’ welche am tiefsten wird ınner- transversalen Durchmesser; 6. Vorderstrang, Breite; 3 h F 7. Vordereteing Höhe: BSchkenekrang röfste Breite: halb der Intumescentia lumbalis (Fig. 18 g. Hinterstrang, Breite in der Gegend des Halses vom . a Bi 4 ger Hinterhorn; 10. Hinterstrang, Breite in der Gegend der bis 20). Von den Sulei intermedii Ist Lissauer’schen Randzone; ır. Höhe des Hinter- N anleonel der vordere gar nicht zu erkennen, der hintere ist nur schwach ausgebildet. Die Gestalt der grauen Substanz und ihr Verhältnifs zur weilsen ist untersucht worden mit Hülfe von Querschnitten (Fig. 8-21). An den- selben fällt vornehmlich auf die grofse Menge der in die graue Substanz einstrahlenden Faserzüge. Wie viele davon bindegewebige Septa sind und was Nervenfasern, kann natürlich nur an mikroskopischen Prae- paraten eıftschieden werden. Die vordere und hintere Commissur treten sehr deutlich hervor (Fig. 8) wegen der zahlreichen Nervenfasern, welche in denselben liegen. Der Üentralkanal ist nicht zu erkennen. Die Sub- stantia gelatinosa ist kräftig entwickelt, namentlich im Cervieal- und Lum- balmark. Das Rückenmark von Elephas indicus. 15 Uber die Mafsverhältnisse der grauen und weilsen Substanz auf den 14 abgebildeten Querschnitten giebt die folgende Tabelle Aufschlufs. Die Figur auf S. 14 zeigt, in welcher Weise die einzelnen Mafse genommen wurden. Tabelle I. C. IV Eva D.I D.II| D.V|D.xu D.XxV D.XVID.XVU I. Graue Substanz. | | | | | ı. Vorderhorn. | | | | | a) gröfste Breite ..... 5.58 0.4:08 61252 1.00 720 | zn Bon 20 36 5.25 | 3.5 |3.0| 125 DE Hoher eek 5022 5:08 03.04 |13:5 | 2.75| 3.0 | 3.0 3.0 3-25 3:25 4.0 io | 30 2. Hinterhorn. | | | | | GP Breite. uann..2u. 2.5| 275| 2.25| 1.75 1.5 1.5 3.0 2.75 3.0 3.0 2.75 | 3.25 | 4.25 Ie5 DIEEIchekeee een ee 5.01 40 |3.75| 3.25| 4.0 | 2.175 | 45 A | 6.0 5.25 | 4.5 | 3.0 1.75 3. Breite der gesammten | | | | | | grauen Substanz...... 12.5 | ı1.0 | 8.75| 5.75| 4.25| 6.5 8:5..1159.0 9.5 12.5 14.0 8.5 | 8.0 4.0 | | | | | | | II. Weifse Substanz. | | | | | | | | ı. Vorderstrang. | | | | | | | | | WIMBreiterneresereer 3.0 | 3:5, | 2.75) 2.25 | 1.25| 1.5 | 2.25 2.25 |_ 2.25 | 2.25 2.0 1.75 5 DyNHöhern.eeeesaet 7.5 | 8.0 | 7.0 | 6.5 |60 | 6.5 | 6.25 | 6.25 6.75 | 75 7.0 6.0 | 5.0 2 2. Seitenstrang. | | | | | | | | | G)UBreIter. Arellerieteniet 8.5 | 7.75| 80 8:5 | 8.25| 7-5 | 7:5 | 6.5011127:0 | 6.25 5.5 4.25 | 3.0 2.0 3. HHinterstrang. | | | | | | a) Breite in der Gegend | | | | | | | | | des Halses........ 3:75, 2.50 Frers | 1.75| 1.25| 1.25 | 2.25 | 2.5 2.75 3-5 3.25 | 1.75 | 1.0 | b) Breite in der Höhe | | | | | | | der Lissauer’schen | | | | | | | Randzone.......... 9.1517 71:5. 6.0) 16.251116:5 | 6.5 ‚| 7:5 8.25 8.25 8.5 8.0 6.5 | | 25 G)EHOnerpra ee 9.5 | ‚7-75| 7.0 | 7.0 | 7-5 | 6.75 | 6.5 6.25 | 7:5 7:75 8.0 5.75 |4.25| 25 4. Breite der Lissauer- | | schen Randzone...... 325 93:5 173.751, 4:0H| 4:04 3:75:11 2.254 2-5 2.001, 210 1.5 To/u|T.o 0.75 Die Mafse wurden genommen an den zweimal vergröfserten Photographien, welche zur Ausführung der Fig. 8-21 dienten; durch Division der erhaltenen Werthe mit 2 wurden die in obiger Tabelle angeführten Werthe erhalten, welche die wirkliche Grölse der betreffenden Durchmesser darstellen. Betrachten wir nun das Aussehen der grauen Figur auf den ein- zelnen Quersehnittbildern, so haben wir zuerst zwei Schnitte vom Üer- vicalmark C. IV und ©. VII. Die graue Figur ist sehr grols; besonders bemerkenswerth sind die langgestreckten Commissuren, sowie die an der Spitze des Hinterhornes liegende Substantia gelatinosa. Die Veränderungen, welche sich vom 0. IV bis €. VIII bemerkbar machen, bestehen haupt- sächlich in einer für alle Theile der grauen Figur gleichmäfsigen Abnahme 16 Fr. Korsenr: der Durchmesser. Bei D. I dagegen macht sich nicht allein in Bezug auf die Gröfse, sondern vor Allem hinsichtlich der Stellung der einzelnen Theile zu einander ein bedeutender Unterschied bemerkbar. Das Vorderhorn hat eine mehr sagittale Richtung, indes das Hinterhorn sich mehr nach der Seite und hinten erstreckt und die Substantia gelatinosa etwas auf die mediale Seite rückt, was auch schon bei €. VIII etwas angedeutet ist. Bei D. HI und D. V wird die graue Figur noch kleiner, bei D. XII aber nimmt sie schon wieder an Gröfse zu und hat bei D. XV ungefähr wieder Gröfse und Aussehen, wie es bei D.I der Fall ist, so dafs eine Unterscheidung derselben schwierig wäre, wenn nicht die Stellung des Hinterhornes eine verschiedene wäre. Die Richtung desselben wird nämlich in den unteren Dorsalsegmenten immer mehr seitlich, was hervorgerufen wird durch die Vergröfserung der Hinter- stränge. Von D. XVI beginnt wieder eine schnelle Zunahme der grauen Substanz und tritt eine Änderung ein in der Stellung der Hinterhörner. An den Vorderhörnern bemerkt man bei D. XVI, XVII, XVII nur eine Verbreiterung, ihre Stellung bleibt annähernd dieselbe, das Hinterhorn aber bekommt allmählig wieder eine mehr sagittale Richtung. Bei D. XVI und XVII verläuft es zwar noch bedeutend lateralwärts, bei D. XVII aber ist es schon weit weniger der Fall und bei D. XIX ist seine Richtung wieder ziemlich genau sagittal. Dabei rückt auch die Substantia gelatinosa wieder an die Spitze des Hinterhornes und nimmt an Mächtigkeit zu. Bei D. XIX zeigt die graue Figur schon die gedrungene Gestalt, welche für das Lumbalmark charakteristisch ist, und die laterale Ecke des Vorderhornes verlängert sich nach vorn und aufsen. Bei dem nächsten Schnitt (Grenze von 8. I und II) ist dadurch die Richtung des ganzen Vorderhornes eine schräg nach vorne und aufsen gerichtete geworden, so dafs die vorderen Wurzelnfasern auf seiner medialen Fläche austreten. Das Hinterhorn bleibt in seiner sagittalen Lage, es wird immer breiter und gedrungener dadurch, dafs seine Höhe nur in geringem Mafse abnimmt, während die Breite bei S. III sogar noch gröfser wird. Im Lumbal- und Sacralmark, sowie im Conus terminalis, werden die Commissuren allmählig immer dicker, so dafs schliefs- lich (vergl. Coce. I, II) Vorder- und Hinterhörner wie Appendiees an der grolsen Masse der Gommissur erscheinen. Über das Seitenhorn und den Processus retieularis können keine be- stimmte Angaben gemacht werden, weil diese Theile der grauen Figur an den Quersehnitten nicht deutlich genug abgegrenzt werden konnten. Das Rückenmark von EBlephas indieus. 17 Was die weilse Substanz anbetrifft, so ist der Vorderstrang am kräf- tigsten bei ©. IV, VIH und D. I, d. h. innerhalb der Intumescentia cervi- :alis. Im Dorsalmark werden die Dimensionen geringer, bleiben aber ziem- lich constant sowohl im Dorsalmark wie in der Intumescentia lumbalis; eine stärkere Abnahme findet erst von 8. I an statt. Der Hinterstrang dagegen ist zwar in ©. IV am gröfsten, im unteren Cervicalmark und Dorsalmark aber bedeutend schwächer als innerhalb der Intumescentia lumbalis, wo er dorsalwärts hervorspringt und die bedeutende Tiefe des Suleus lateralis posterior bedingt. Der Seitenstrang und die Lissauer’sche Randzone neh- men von ©. IV an allmählig ab. Phys. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. 1. 3 18 Fr. Korsen: Das Rückenmark von Elephas indieus. Erklärung der Figuren. Fig.ı. Übersiehtsbild vom Rückenmark. Dorsal-Ansicht. Zg. dent. Ligamentum den- tieulatum. F.t. Filum terminale. Grölse +. Fig. 2. Cervicalsegment VI und VII. Ventrale Ansicht. A. sp. a. Arteria spinalis aute- rior. Lg. das die Arterie deckende Band. Fig. 3. Cerviealsegment VI und VII. Dorsale Ansicht. Fig. 2 und 3 sind Zeichnungen von demselben Stück; in Fig. 3 sieht man oben auf der rechten, wie auf der linken Seite noch Wurzelbündel von €. V; auf der rechten Seite unten auch noch ein Wurzelbündel von c. VII. Fig. 4. Dorsalsegment VIII. Ventrale Ansicht. ZLy. das die Art. spinalis auterior deckende Band. Fig. 5. Dorsalsegment VIII. Dorsale Ansicht. Fig. 6. Lumbalsegmente I, II, III. Sacralsegment I. Ventrale Ansicht. 4A. sp. a. Ar- teria spinalis auterior. Lg. das die Arterie deckende Band. Fig. 7. Lumbalsegmente I, II, III. Sacralsegment I. Dorsale Ansicht. Auf der rechten Seite oben befindet sich noch ein Wurzelbündel von D. XIX. Fig. 8-21. Zeichnungen nach Querschnitten durch das in Müller’scher Flüssigkeit gehärtete und in Alkohol von 70 Procent aufbewahrte Rückenmark. Die Zeichnungen sind eine ganz genaue von Hrn. Dr. Müller mir freundlichst angefertigte Wiedergabe dessen, was man bei Lupen-Vergrölserung auf einem Schnitte sehen kann. Die Genauigkeit wurde dadurch erreicht, dafs den Zeichnungen Photographien zu Grunde gelegt wurden. Es entspricht Fig. 8 — C. IV. Fig. 15 — D. XV. » 9 — C. VII. » 16 — D. XV. » 10 —D.|. » 17 — D. XVII. » ır — D. 1. » 18 — D. XIX. » 12 — D.V. » 19 — Grenze von 8.1 und 1. » 13 — D. X1l. » 20 — S. IIl. » 14 —D.XV. » 21 — Grenze von Cocc. II und I. Fig. 2—7 natürliche Grölse. Fig. $-2ı doppelte Grölse. Die Praeparate, nach welchen die Zeichnungen angefertigt wurden, sind aufgehoben in der Sammlung des I. Anatomischen Instituts zu Berlin. _K. Preufs. Akad. d.Wissensch. Anhang z. d. Abh. 1897. Phys.-math. Classe. nn Zu Fig.ı0. D.1. —— Fig.17. D.XVIN. ; Fig. 19. Fig.18. D.XIX. Grenze von 8. Iu. I. Fie.20. SU Ber vv urpeı } 8- F B & 8. . } N ) I Grenze von Coce. II u. IN. } t \ : } Kr Ex 2 ä IR S. Ee Eh = 2 En n Lichtdruck der Reichsdruckerei. Kopsch: Das Rückenmark von Elephas indieus. Ber 7 en N Fig.12. D.Y. CE R SER EN NER | N £ Ne [ ex ER Fig.13. D.XU. Eig.14. D.NV. Fig. 15. DINVL if > Fig. 16. D.XVI, x dl Eee Fig.18. D.XIX. eh her Mk Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. Von Dr. H. KAYSER, Professor an der Universität Bonn. Phys. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. II. 1 Vorgelegt in der Sitzung der phys.-math. Classe am 2. December 1897 [Sitzungsberichte St.L. S. 1081]. Zum Druck eingereicht am 14. December, ausgegeben am 31. Januar 1898. Bis vor wenigen Jahren waren die Speetra der 6 Platinmetalle: Platin, Osmium, Iridium, Palladium, Ruthenium, Rhodium so gut wie unbekannt. Für Ru und Rh lagen gar keine Messungen vor, für Ir hatte Kirchhoff" von unreinem Material 3 Linien des Funkenspeetrums erhalten, und Lockyer’ hat ebenfalls einige Linien des Bogenspeetrums zwischen 4000 und 3900 gegeben; für Os hatte Huggins” 18 Linien des Funkenspeetrums gemessen, und nur für Pt und Pd lagen Messungen der stärksten Linien im sicht- baren Theil des Funkenspeetrums von Kirchhoff‘, Huggins’, Thalen‘ und Leeog de Boisbaudran’ vor. Den ersten Versuch einer modernen Erforschung dieser Speetren ver- danken wir MeClean“, welcher mit Rowland’schem Concavgitter die Funkenspeetra zwischen den Wellenlängen 5700 und 3800 photographirte und mit übergedruckter Scala der Wellenlängen publieirte. Leider waren seine Materialien sehr unrein, so dafs zahlreiche Linien in mehreren Speetren vorkommen. Immerhin würde es möglich sein, aus den Tafeln die stärkeren Linien der Elemente bis auf 0.1 Ä.E. genau zu ermitteln. Das Bogenspeetrum von 5 der Elemente ist dann von Rowland' zwischen den Grenzen 3000 und 4500 gemessen worden; Ir ist nicht unter- sucht. Rowland macht dabei auf die besondere Schwierigkeit dieser Untersuehung aufmerksam, die darin liegt, dafs es fast unmöglich scheint, ! Kirchhoff, Untersuchungen über das Sonnenspectrum (1861). Lockyer, Phil. Trans. 1881. Hussins. Phil. Trans. 154 (1864). * Thalen, Nova acta Reg. soc. scient. Upsal. (3) 6 (1868). 5 Leeog de Boisbaudran, Speetres Lumineux. Paris 1874. MeClean. Comparative Photographie Speetra of the Sun and the Metals (1891). Rowland, Astrophysical Journal 2 (1895) und 3 (1896). 1* 4 H: KAYSER: die Elemente chemisch rein darzustellen, so dafs bei ihm namentlich in den Speetren von Rh, Ru und Pd auch die stärkeren Linien der übrigen Elemente erscheinen. Die neuesten Publicationen betreffen wieder das Funkenspeetrum, welches Exner und Haschek' mittels Rowland’schen Concavgitters zwischen 4700 und 2200 photographirten und nach einer zwar schnellen, aber wenig genauen Methode ausmafsen. Die Metalle bezogen sie von Heräus in Hanau. Ich selbst habe im Jahre 1891 Theile der Bogenspeetra der Platin- elemente photographirt, 1894 gemeinsam mit Runge ihre vollständige Untersuchung aufgenommen. Wir hatten die Speetra zum gröfsten Theil durchgemessen, als durch meinen Umzug nach Bonn unsere gemeinsamen Arbeiten unterbrochen wurden. Die Elemente hatten wir auch von Heräus bezogen, und zwar als denkbar rein für speetralanalytische Zwecke. Pt und Pd erwiesen sich auch als brauchbar, aber die vier übrigen Elemente waren aufserordentlich unrein, so dafs die meisten Linien in den Speetren meh- rerer von ihnen vorkamen. Es wäre wohl nahezu unmöglich gewesen, aus diesen Speetralaufnahmen die Zugehörigkeit der Linien zu den ver- schiedenen Elementen festzustellen. Glücklicherweise erhielt ich aber bes- seres Material. Dr. Bettendorff in Bonn hatte Salze der Platinelemente mit aller denkbaren Sorgfalt dargestellt. um neue Bestimmungen des Moleeulargewichts auszuführen, und er hatte die grolse Gefälligkeit, mir sein Material zur Verfügung zu stellen. Da ich gleichzeitig m den Besitz einer wesentlich besseren 'Theilmaschine gelangte, auch das der Berliner Akademie der Wissenschaften gehörige Gitter, welches ich benutzen konnte, sich als besser herausstellte als das in Hannover gebrauchte Gitter, verwarf ich die alten Platten vollständig und begann die Untersuchung ganz von neuem. Das benutzte Concavgitter hat 110000 Furchen, 65 Krünmungs- radius; es befand sich in der von Rowland vorgeschriebenen Aufstellung. Bei jeder Aufnahme wurde zum Schlufs auf die eine Hälfte der Platte das Eisenspeetrum photographirt, indem ein kleines Stückchen Eisen in den Bogen geworfen wurde, der bis dahin mit den Salzen oder, für Platin und Palladium, mit den Metallen selbst beschickt worden war. So stand eine ' Exner und Haschek. Wiener Sitzungsber., Math.-naturw. Classe, 104.11 (1895) und ro5.1l (1896). Über die Bogenspeetren der Elemente der Platingruppe. b) reichliche Zahl von Normalen zur Berechnung der Wellenlängen zur Ver- fügung. Bei dem grofsen Linienreichthum der vorliegenden Spectra — es kommen bis zu 5 Linien eines Elementes innerhalb des Intervalls einer Angström’schen Einheit vor — war zu erwarten, dafs recht häufig Linien verschiedener Elemente nahezu an dieselbe Stelle fallen würden: es schien deshalb wünschenswerth, die Genauigkeit in der Bestimmung der Wellen- längen so weit wie möglich zu treiben, wo möglich bis auf einige Tausendstel einer Angström’schen Einheit zu bringen, statt bis auf einige Hundertstel, wie bei den gemeinsamen Arbeiten mit Runge erreicht worden war. Dazu sind sehr zahlreiche, genau bekannte Normalen nöthig. Als solehe benutzte ich, wie auch bei den früheren Arbeiten, die Eisenlinien. Als Grundnormale dienten ausschliefslich die von Rowland' veröffent- lichten Eisenlinien im Bogenspectrum, dagegen keine Linie des Sonnen- speetrums. Auf diesen beruht auch die früher von Kayser und Runge’ publieirte Nachtragsliste zum Eisenspeetrum; da wir aber bei ihrer Auf- stellung nur eine Genauigkeit von einigen Hundertsteln der Ängström- schen Einheit erstrebten, konnte ich sie jetzt nicht gebrauchen, sondern mulste zunächst neue Tabellen des Eisenspectrums herstellen, welche die erforderliche Genauigkeit besafsen. Ich habe daher das Eisenspeetrum unter Fortlassung der schwächsten Linien 6 bis 10 Mal zwischen den Wellenlängen 2300 und 4500 gemessen und mittels der Rowland’schen Normalen berechnet. Aus den sehr gut übereinstimmenden Werthen gehen Mittelwerthe mit einem mittlern Fehler von 0.001 bis 0.005 A.E. hervor. Für gröfsere Wellenlängen als 4500 A.E. gibt Rowland leider viel zu wenig Normalen, als dals man durch Interpolation zwischen ihnen solche (Genauigkeit erhalten könnte. Es bliebe hier nur der Weg übrig, nach der Coineidenzmethode die langen Wellenlängen aus den kurzen in zweiter Ord- nung zu bestimmen. Da diels aber eine ziemlich zeitraubende Arbeit ist, habe ich mich entschlossen, von 4500 Ä.E. an Rowland’s Eisenlinien des Sonnenspectrums zu benutzen. Diese Wellenlängen stimmen zwar sicher nicht mit denen im Bogenspeetrum überein, aber sie bilden doch wenigstens ein wohldefinirtes System von grofser Genauigkeit; auch ist die Verschiebung zwischen Bogenlinien und Sonnenlinien sicher nur eine geringe, und es ! Rowland, Phil. Mag. (5) 27 (1889). ® Kayser und Runge. Abhandl. d. Berl. Akademie 1890. 6 H. KıAYSER: wird später jederzeit möglich sein die kleine Correetur anzubringen, so- bald diese Verschiebung genau genug gemessen ist. Durch die besprochenen Eisenlinien sind die Spectralaufnahmen der Platinelemente ausgewerthet worden. Jede Linie ist wenigstens auf 2 ver- schiedenen Platten, jede Platte wenigstens 2 Mal gemessen worden, so dafs für jede Linie mindestens 4 Messungen vorlagen, aus denen das Mittel ge- nommen wurde. Die einzelnen Werthe stimmten sehr gut überein, Ab- weiehungen um 0.015 A.E. vom Mittel sind selten, aufser bei unscharfen Linien; nicht selten stimmten die 4 Messungen absolut überein. Der mittlere Fehler der Mittelwerthe liegt fast stets zwischen 0.000 und 0.005 Ä.E. Als Beispiel gebe ich ein beliebig herausgegriffenes Stück des Speetrums von Ruthenium: Einzelmessungen Mittel Mittl. Fehler 5040916 5040906 5040905 5040906 5040.908 0.003 5041528 5041522 5041535 5041.528 0.004 5045574 5045569 5045576 5045560 5045-570 0.004 5047477 5047470 5047474 5047464 5047-471 0.003 5053108 5053118 5053114 5053115 5053.114 0.002 5057495 5057489 5057485 5057480 5057-487 0.004 5062816 5062816 5062806 5062821 5062.815 0.003 5073143 5073145 5073137 5073140 5073-141 0.001 5077240 5077248 5077240 5077244 5077-243 0.002 Ieh kann danach wohl annehmen, dafs Fehler von 0.010 A.E. beim Mittel nur selten vorkommen werden. Ein Vergleich meiner Wellenlängen mit denen Rowland’s, welcher im allgemeinen nur die stärkeren Linien gemessen hat — seine Messungen sind in den folgenden Tabellen hinter den meinigen angeführt — zeigt genügende Übereinstimmung, wenn man annimmt, dafs Rowland's mittlerer Fehler etwa ebenso grols ist wie der meinige. Wir haben z. B. im Pd 41 Linien gemeinsam, die mittlere Differenz beträgt 0.006 A.E.: Differenzen zwischen 0.002 und 0.005 Ä.E. kommen 2ı Mal vor, solche zwischen 0.006 und 0.010 A.E. ı4 Mal, zwischen 0.011 und 0.020 6 Mal, über 0.020 kein Mal. Ebenso sind uns für Os gemeinsam 141 Linien, die mittlere Differenz beträgt 0.007 A.E.; Differenzen zwischen 0.000 und 0.005 kommen 73 Mal vor, zwischen 0.006 und 0.010 37 Mal, zwischen 0.011 und 0.020 24 Mal, über 0.020 7 Mal. Ein Vergleich mit den Zahlen von Exner und Haschek hat kaum Zweck, da dieselben nur auf 0.1 A.E. messen, und vor allem, weil ihr Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. T Funkenspeetrum sehr verschieden von dem Bogenspectrum zu sein scheint. Ich habe nur einzelne Stellen zu vergleichen gesucht, z. B. im Speetrum des Ru. Im sichtbaren Theil ist eine Identificirung ihrer Linien mit meinen wohl möglich; zwischen den Wellenlängen 465 uu und 435 ua schwanken die Differenzen zwischen +0.2 A.E. und —0.4 A.E. Im äufsersten Ultra- violett aber sind die Spectren so verschieden, dafs man nicht ahnen würde, dafs sie von demselben Körper herstammen. Sehr viel Mühe verursachte die Aussonderung der fremden Linien trotz der relativen Reinheit meines Materials. Zuerst wurden die bekannten Ver- unreinigungen, die von der Kohle herrühren, ausgeschieden: Ca, Al, Na, Mn, Cr, Ni, Tiu.s.w. Das war dadurch erleichtert, dafs sie sich in den meisten der Elemente wiederfinden. Dann wurden für jedes der 6 Elemente Listen der stärksten Linien angefertigt und constatirt, ob und mit welcher Intensität sie in den Speetren jedes der anderen Elemente vorkommen. So zeigte sich beispielsweise, dafs bei Ir viel Ru-Linien vorkommen, und zwar alle, deren Intensität im Ru auf 6 oder höher geschätzt war, fanden sich mit einer um 4 bis 5 Stufen niedrigeren Intensität, während von den im Ru mit 4 bezeichneten Linien nur noch wenige mit der.Intensität © vorkamen. Es wurden daher im Speetrum des Ir alle Linien gestrichen, die nahezu dieselbe Wellenlänge hatten, wie Ru-Linien, aber eine um 4 bis 5 Ein- heiten kleinere Intensität. Dagegen wurden Linien von nahezu derselben Wellenlänge als zwei verschiedene Linien angenommen, wenn z. B. ihre Intensität im Ru zu 4, im Ir zu 3 geschätzt war. Es sind auf diese Weise viele Hunderte von Linien aus den ursprünglichen Listen gestrichen worden, und es mag dabei manche weggelassen worden sein, die hätte stehen bleiben sollen; aber dafür hoffe ich, dafs es mir gelungen ist, wenigstens die Mehr- zahl der fremden Linien beseitigt zu haben. Mehrfach fanden sich in den Spectren aller oder der meisten der 6 Elemente Linien von derselben, meist geringen Intensität, ohne dafs ihr Ursprung nachgewiesen werden konnte. Solche Linien sind als gemeinsame Verunreinigungen betrachtet und fort- gelassen worden. Indem ich nun zu den Listen der Wellenlängen übergehe. bemerke ich, dafs die Intensitäten von o bis 10 geschätzt sind, wobei o die kleinste, ı0 die gröfste Intensität bedeutet. Diese Intensitätsschätzungen befinden sieh noch in einem recht unbefriedigenden Zustande. Wenn man auch durch viele Übung dahin kommt, fast immer gleiche Schätzungen auszuführen, fo) H. Kayser: so fallen dieselben doch je nach dem Charakter des Speetrums ganz ver- schieden aus, so dals z.B. eine 5 im Spectrum des Ir ganz etwas anderes bedeutet als im Spectrum des Ca. In einem Speetrum mit lauter schwachen Linien schätzt man unwillkürlich alle Linien höher als in einem Speetrum mit starken Linien. Daher haben die Intensitäten höchstens innerhalb eines Spectrums eine gewisse Bedeutung. Die umgekehrten Linien lassen sich überhaupt nicht mit den anderen vergleichen; so habe ich diese nach einer besonderen Scala von 3 bis 10 geschätzt. — In den Tabellen bedeutet ein r hinter der Intensität, dafs die Linie umgekehrt war, % bedeutet unscharf, U sehr unscharf, «AR unscharf namentlich nach der Seite der gröfseren Wellen, #V unscharf namentlich nach der Seite der kleineren Wellenlängen. d bedeutet, dafs die Linie doppelt zu sein schien. 1 Platin: Es wurde von Heräus bezogenes metallisches Platin benutzt, welches sich recht rein erwies; nur Ir war stark beigemischt. 2305.72. 2 2418.15I 3 2498.592 4 2560.438 0 2308.12 3 2420.9I2 O0 2500.895 0 2564.263 0 2315.58 2 2424.964 2 2503.075 2 2572.723 0 2318.37 1 2 2426.523 2 2504.128 2 2574.580 2 2326.185 2 2428.206 8r 2506.014 4 2582.415 2 2331.047 I 2429.186 2 2508.589 3 2587.890 2 2340.255 2 2434-551 0 2510.604 0 2596.081 4 2343.468 0 2436.771 4 r 2513.999 © 2599.148 0 2346.822 Oo 2439.533 I 2514.165 2 2599.986 2 2347.239 O 2440.158 q4r 2515.119 3 2602.182 0 2353.123 0 2450.527 2 2515.666 3 2603.223 4 2356.415 0 2451.046 3 2517.273 I 2606.126 o 2357.181 ar 2460.160 I 2520.356 Oo 2608.333 o 2357.656 © 2461.474 0 2522.616 oO 2613.204 0 2368.357 4r 2467.504 6r 2529.499 2 2613.337 0 2380.035 0 2469.537 © 2536.068 2 2614.701 2 2383.732 4 2471.092 3 2536.581 4 2616.839 0 2386.886 o 2473-247 0 2538.361 0 2619.668 4 2387.448 0 2477-365 0 2539.285 3 2619.977 0 2389.615 3 2481.270 2 2541.433 2 2625.419 2 2391.856 0 2483.312 2 2544-042 4 2627.484 4 2396.243 2 2483.452 2 2544-807 2 2628.122 7r 2396.762 o 2487.261 47 2546.562 0 2635.372 0 2401.089 I 2488.819 4 2546.986 0 2639.434 5 2401.959 3 2490.217 2 2548.194 0 2645.453 4 2403.180 q4r 2495.910 4 2549.552 3 2646.969 6r 2413.138 ı 2497-197 I 2552.326 3 2650.938 4r 2653.867 2656.907 2658.266 2658.790 2659.535 2664.723 2668.748 2673.707 2674.649 2677-232 2686.990 2688.352 2694.314 2696.069 2698.498 2701.208 2702.484 2705.985 2713.215 2714.613 2715.866 2717.709 2719.125 2725-433 2730.002 2733-725 2734-057 2734-584 2736.886 2737-656 2738.569 2744.928 2747-701 2753.850 2753-957 2754-327 2755-003 2757-799 2758.164 2758.333 2759-424 2763.299 2766.764 2769.940 2771.750 2772-925 2773.696 2774-095 2774-306 2774-880 Phys. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. II. ° ro 0o%» vov ou un DAN OD O+ UN NO NORD Oo Dover +++ OO OD OLD + OD N en Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. 2776-111 2776.859 2777-558 2788.728 2790-593 2790.987 2793-372 2793.736 2794-304 2796.165 2800.560 2803.338 2806.151 2807.396 2808.603 2810.921 2813.080 2814.121 2818.354 2818.741 2821.179 2822.273 2822.602 2825.192 2830.402 2831.981 2834.815 2837.338 2837-643 2839.345 2848.406 2849.241 2853.207 2853.484 2854.781 2855.866 2868.783 2870.572 2878.823 2884.583 2885.447 2888.307 2890.495 2891.030 2891.170 2891.873 2893.335 2893.984 2896.245 2897.988 NI-BIEOTTOTEOZOTHOTE HONON OO © N oO oO nn AO N OF OO oO min in TH ORT O7 O7 nn DIRT OT Mr 9 9 9 Dr =} 2899.764 2900.903 2901.282 2901.798 2903.129 2904.258 2906.001 2908.008 2908.928 2910.569 2911.888 2912.884 2913.361 2913.655 2914.443 2915.278 2916.505 2919.451 2921.336 2921.498 2922.381 2927.040 2928.226 2929.903 2930.904 2933.837 2938.935 2941.219 2941.908 2942.880 2944.879 2948.844 2949.900 2950.929 2951.34 1 2958.650 2959.219 2959.825 2960.864 2967.596 2969.965 2974:252 2978.179 2982.414 2983.882 2984.565 2988.177 2988.913 2989.915 2994.916 NA O0 0 8 On 0 0 our Rn on Oo NOW HOUR Fo OOo OO OO RS VL oO m 2998.087 3001.304 3002.385 3003.400 3004.269 3005.911 3010.051 3012.498 3014.636 3015.013 3015.510 3017.450 3018.003 3019.961 3022.957 3024.410 3025-179 3025.671 3026.446 3036.554 3039.612 3041.323 3042.752 3048.6 3054-4 3054-8 3055.402 3056.719 3059.748 3061.905 3062.3 3062.845 3064.825 3069.207 3070.369 3072.042 3074-938 3075.122 3078-948 3079-674 3081.172 3082.779 3084.217 3084.978 3087.319 3088.677 3089.780 3098.887 3100.146 3101.077 > 19} DD OON On U DD + 4 {6} 3 2 2 2 2 6 [6) 2 4 2 2 2 4 [6) 4 I [6) {6) 6 2 2 5 I {6} {6} 4 [6) {6) 3 2 [6) [6) {6) [6) 4 4 u .983 R. .563 R. ‚745 R. .136 R. .070 R. 10 3102.710 3103.231 3103.704 3104.170 3112.718 3118.547 3119.911 3122.192 3123.065 3132.187 3133-443 3133-785 3134-413 3136.381 3139.503 3141.767 3154.858 3156.686 3159.841 3160.314 3169.006 3174-959 3176.081 3177-7907 3179.650 3191.604 3192.635 3199.076 3199.215 3200.848 3204.165 3207-347 3208.968 3212.502 3218.603 3218.972 3220.904 3240.324 3241.652 3243.22 o I 2 o o o 4 ) [) o 4 I 1 {6} 1 2:505[.R. 4 1 5.683 R. 0) 1 I 2 Iu I 1 o 3 o o 4 =B30.R. 67 .16LR. [) o Zu 4093ER. 1 o 3 o o {6} o 2 E290R. 5.406 R. B 9.5ArıR, BE Ra 230R, I 0) 3243-533 3247.388 3248.623 3248.843 3250.481 3252.117 3252.785 3253-319 3255-356 3256.048 3256.634 3258.551 3259.282 3259.866 3261.202 3261.818 3263.737 3268.557 3282.104 3283.336 3283-443 3285.367 3287-245 3290.363 3293.615 3293.820 3298.688 3300.070 3302.015 3311.504 3311.959 3312.614 3313.186 3315.186 3323-914 3325.861 3327-234 3338.214 3342.429 3344-031 3367.139 3368.628 3372.960 3406.733 3408.286 3414.610 3417-227 H. Kayser: 2 2d? o 4 .475R. 5 LOZIR, I [0] o 6 .o38R. I o 1 4 ..859.R. 4 ..SIg.R. 1 4 ..570.R. 5 2.097L.R. 2 9:33 20R: 2 .436.R. o o 6 ,.370:.R. (0) o ou Iu 8u .996 R. 1 2 3 1 4 2.182R. 6 1:92I15R. o 2 I 4 037 R. 4 .I35R. o 2 7 277 R 2 3418.311 3420.493 3426.887 3428.079 3431.495 3432.002 3448-523 3454-290 3464.097 3472.080 3483-588 3485-430 3488.877 3491.155 3498.321 3505-848 3514.869 3528.700 3611.057 3615.443 3621.839 3628.275 3629.025 3638.956 3643.331 3652.411 3654.132 3659-571 3663.239 3668.564 3672.165 3674-207 3675-107 3681.22 3683.169 3687.582 3700.070 3706.685 3818.827 3898.880 3900.873 3903-864 3904.534 3906.433 3911.045 3923.105 3925-483 PUO DO DAL W RR OH RA "PER NAD DD On LH [7 AAN OD WW -DND OA N Oo ‚880 R. .ıIoR. .032 R. ‚285 R. .o8o R. 561 R. .4Iı R. .I4I.R. .308 R. 835 R. .887 R. ‚691 R. .060 R. .Sı2 R. 224% .oI7 R. 944 R. -313;R- .564 R. .242 R. „142. R. .IgI R. .229 R. .123 R. .554 R. ‚059 R. 667 R. .827 R. 886. R. ‚874 R. ‚050 R. ‚106. R. .486 R. 3948.550 3953.70 3966.507 3976.460 3980.746 3996.720 4002.649 4054.928 4066.087 4081.631 4092.426 4118.854 4164.709 4192.577 4201.374 4247-838 4251.277 4263.664 4269.411 4274-042 4281.905 4288.215 4291.070 4327-243 4334-827 4343.852 4358-522 4364.624 4391.999 4411.580 4414.420 4437-470 4442.730 4445.710 4473-633 4481.808 4484.882 4493-350 4498.926 4511.417 4521.099 4523.192 4548.056 4552.116 4552.586 4554-759 4560.209 De N OD FL NnND AL HOT [Te - N PU D = DB DD [Dh Sun Du nm oo wu wer aF DB w Z 2ER .230 R. 996 R. .723 R. ER, ‚930 R. 594 R. ‚828 R. 1 2 Rowland gibt 4252.22 Rowland gibt 4358.025; wohl ein Druckfehler, ; vielleicht liegt ein Druckfehler vor. Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. 11 4577.584 4 4980.532 I 5257.609 ou 5475-996 6 4580.685 2 4998.123 2 5260.9982 3 5478.722 6 4580.828 2 5002.762 2 5265.290 0 5514.324 4 4639.982 4 5033.686 4 5275.008 ou 5526.077 4 4650.192 I 5037.859 ou 5286.289 ou 5560.245 2 4658.105 5 5038.681 0 5295.918 0 5684.908 2 4684.255 4 5044.194 4 5301.182 6 5699.190 I 47137.722 2 5044.645 6 5306.493 © 5700.672 0 4739.924 I 5050.006 I 5319.540 0 5728.369 o 4746.046 I 5059.658 5 5324.799 0 5762.877 3 47172.467 I 5095.950 ou 5369.188 4 5763.778 3 4831.371 0 5118.583 1 5388.105 2 5840.354 5 4854-067 4 5194.050 I 5391.010 4 5845.050 4 4862.577 © 5208.775 0 5452.984 0 5861.074 2 4879.700 4 5227.782 6 5469.714 2 Rowland führt noch 16 Linien an, welche ich nicht gefunden habe. Ein Theil davon fällt in die Gyan- und Kohlebanden, die viel verdecken, so dafs die Linien wohl vorhanden sein können, ohne dafs ich sie gefunden habe. Von einigen aber habe ich das Fehlen auf meinen Platten sicher eonstatirt, so dafs ich sie nicht für Platinlinien halten kann. Diefs sind: 2627.228, 3959.170, 4012.016, 4047.796, 4069.850, 4132.544, 4370.483, 4379-184. 2. Palladium. Es wurde von Heräus bezogenes metallisches Pd benutzt, welches als Verunreinigung nur etwas Pt enthielt. — Das Pd-Speetrum ist durch eine grolse Anzahl äufserst unscharfer Linien ausgezeichnet, die man überhaupt nicht Linien nennen kann. Man sieht sie nur als dunkle Wische auf der Platte, ohne deutliches Intensitätsmaximum, so dafs von einer genaueren Messung keine Rede ist. 2316.569 o 2418.835 0 2471.275 0 2544.821 4 2319.328 Oo 2421. 3U 2473.011 2 2546.283 O0 2327-575 © 2424.564 © 2476.509 ıor 2546.990 © 2336.522 0 2426.964 0 2482.05 oU 2548.165 0 2336.663 o 2431.05I 0 2486.618 ı 2551.095 0 2347.6I1 0 2435.408 © . 2489.010 4 2551.971 0 2351.428 o 2441.52 6rÜU 2498.873 3 2564.0 2UR 2357-732 © 2446.275 0 2503.597 © 2565.595 0 2360.614 0 2447:998 ıor 2505.804 2 2605.157 4 2362.406 0 2457.361 0 2513.0 ı U 2609.716 © 2368.044 0 2461.2 ıU 2521.102 O0 2614.270 I 2373.701 © 2469.353 0 2536.872 2 2631.692 0 2414.850 0 2470.09I © 2539.690 © 2641.149 0 )* 12 2653.7 2655.1 2658.819 2663.249 2676.050 2686.373 2734-095 2742.532 2751.972 2763.199 2802.009 2806.561 2807.8 2835.133 2835.385 2837.2 2839.5 2846.4 2849.912 2854.694 2875-875 2922.615 2932.4 2936.570 2936.901 2938.552 2950.920 2951.134 2956.811 2962.443 2968.356 2975-953 2995.400 2996.660 3002.775 3009.903 3010.980 3014.733 3015.052 3020.835 3021.859 3022.744 3025.094 3028.031 3028.894 3029.600 3032.324 3036.220 3038.830 3039.128 4UR oUR 77053R. oo. oO "20 oO WW N Oo mw» 0000 0.00 © 3039.748 3041.102 3046.614 3049.502 3062.3 3062.430 3063.537 3065.425 3066.210 3067.243 3068.564 3073.924 3075-274 3073.356 3088.636 3089.756 3103.176 3103.909 3107-435 3109.276 3114.157 3122.917 3138.417 3139.531 3139.804 3142.932 3146.075 3147.730 3148.532 3168.022 3213.018 3219.088 3242.824 3251.754 3258.907 3272-925 3284.080 3286.337 3287-378 3299.875 3300.325 3302.253 3310.251I 3311.136 3313.093 3317-455 3321.100 3346.268 3373-137 3380.840 ke} S 8 Ses2S ex DIOR RE HEINEOE HEINE OT IN ON IT SER ET OT OT ET NOT OR ONITT NE OO 97 OHOWOTB IOMOT Or OD ARTE ER [o) H..'KAvsEr: .408 R. .152 R. .097 R. .828 R. .760 R. .900 R. .377 R. .256 R. .139 R. ‚832 R. 3383.025 3388.811 3389.192 3396.081 3396.926 3404.732 3406.210 3419.818 3421.368 3433-582 3441.548 3442.545 3460.888 3481.308 3488.293 3489.930 3517-087 3528.881 3553-242 2566.775 2571.305 3574-040 3596.795 3609.698 3634.840 3646.116 3654.574 3690.491 3719.061 3799-332 3894.335 3958.777 3992.5 4007.6 4011.8 4020.3 4021.2 4087.518 4098 bis 4101 4123.761 4170.005 4213.116 4268.4 4321.8 4328.125 4344-8 4351.1 4358.773 4360.4 .195 R. .725 R. .196 R. ‚803 R. .367 R. 578 R. -539 R. .548 R. ‚884 R. .300 R. .9I5 R. .o96 R. ‚878 R. ‚236 R. .781 R. .302. R. .804 R. .696 R. ‚841 R. 483 R. .046 R. "33uR .334 R. EnT2AR. ‚513 R. ‚006 R. .II5R. 4379.8 4386.614 4388.776 4406.759 4421.217 4443.191 4458.785 4469.307 4473-771 4489.64 1 4497.813 4516.406 4541.314 4553.096 4590.191 4632.770 4677-617 4708.261 4724-204 4762.098 4776-715 4788.327 4791.061 4817.26 4817.662 4822.347 436.654 4875-577 4919.008 4924-373 4930.145 4972.081 5063.549 5101.704 5110.940 5114.530 5117.158 5127.849 5161.491 “ZB BL 3 FE Et o te TEE SET SEE ELF en HEN So SENSE le) "NSNWO0OOoO ++ ON "mu DOAHMMOROOS N OD WA H. Kayser: .095 R. :457 R. .700 R. .037 R. ‚834 R. .056 R. .048 R. .o61 R. 2989.770 2990.413 2992.080 2993-070 2993.387 2995.083 2997.011 2997-743 2998.446 2999.011 3000.34 1 3001.756 3002.188 3003.600 3004.708 3006.094 3006.708 3008.387 3008.695 3008.911 3009.798 3010.623 3012.003 3013.040 3013.172 3013.477 3014.312 3016.818 3017.356 3018.158 3019.472 3019.876 3020.360 3020.989 3025.212 3027.195 3027.361 3027.678 3027.910 3028.785 3030.801 3030.890 3032.026 3032.77 1 3033.562 3034-167 3035-578 3036.580 3037.845 3038.078 DDN OO OO ON OD Oo Oo 8 DU OO OO DO WON ON O6 BALD DB BOGDN— HD DO I WS - OD DB Deo, oe. 0 .768 R. .385 R. .077 R. .006 R. .730 R. -458 R. .75T RR. ‚699 R. .366 R. .906 R. .o30 R. .468 R. .985 R. .564 R. .169 R. 3038.289 3038.851 3039.586 3040.07 1 3040.418 3042.025 3042.598 3042.953 3043.161 3044-077 3045.630 3045-833 3046.114 3046.356 3047-108 3048.442 3048.606 3048.897 3049.174 3050.309 3050.504 3051.704 3051.974 3052.445 3053.450 3055.042 3056.192 3056.877 3056.97 1 3057-468 3058.762 3058.909 3059.284 3260.346 3062.155 3064.958 3068.355 3069.289 3071.586 3071.721 3071.824 3073-440 3075-412 3076.886 3077-175 3077-657 3078.209 3079-953 3080.292 3031.009 RO“ BB N N FH O ON BD LA RBR OD HD WW OO OF AO HT ON OO OL + OO ON N + OO "DW HD nn Oo on. ‚284 R. .420 R. .587 R. -944 R. .828 R. .603 R. .go0 R. .039 R. ‚Sg R. .275 R. .95I R. 363 R. .7IIR. .442 R. .883 R. .oIo R. 3081.218 3081.489 3081.946 3083.252 3084.631 3084.728 3085.597 3086.181 3086.63 1 3086.888 3087.039 3088.059 3088.177 3088.362 3089.252 3089.915 3090.341 3091.004 3091.974 3092.085 3092.351 3094.500 3095.640 3096.062 3096.672 3097.706 3098.954 3099.390 3100.953 3104.070 3104.570 3105.382 3105.524 3105.910:- 3106.942 3107-373 3107.698 3107.829 3108.526 3110.147 3110.641 3112.012 3112.408 3112.782 3113.502 3113.756 3115.536 3116.945 3117.181 3117.563 Phys. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. oo Oo Oo nn BR 8 WO N WO OO WON N DD OU OF AN O ON OO OO NN N N PL OO N ON FH N PO OR DW OO — Uber die Bogenspectven der .257 R. .637 R. .182 R. .259 R. .916 R. .348 R. .980 R. .507 R. .669 R. .704 R. .390 R. .945 R. .523 R. -954 R. ‚825 R. ‚650 R. .o3ı R. .792 R. 3118.170 3118.792 3120.650 3122.108 3122.970 3123.610 3124.277 3124.481 3124.709 3126.068 3126.730 3127.387 3127.643 3128.539 3129.574 3129.717 3129.935 3130.709 3132.122 3132.988 3133.800 3134.895 3135-179 3136.044 3136.451 3136.663 3137.036 3138.884 3139-379 3140.201 3140.596 3141.081 3143.764 3144.369 3144.820 3146.183 3147-323 3147-547 3148.138 3148.593 3150.283 3150.803 3151.780 3153-927 3154.543 3156.733 3156.917 3157-739 31759.003 3160.036 d? Ca? 4 4 I I o [6) 4 2 2 4 2 ji [6) 2 [6) 2 3 [6) I 4 2 I o 2 1 3 [6) 2 2 I 3 4 [6) 4 2 z} 2 [6) o 2 T 4 I 4 2 o 2 2 4 4 .182 R. ‚799 R. 279 R. .480 R. .720 R. .075 R. 951 R. .995 R. 167a0R% ‚Sı6 R. .94LR. .042 R. 3163.186 3164.939 3165.086 3165.307 3165.507 3167.514 3168.355 3168.648 3170.196 3171-352 3172.77 3173.221 3173.500 3174.243 3176.401 3177-159 3178.843 3179.380 3180.569 3181.126 3181.312 3185.276 3185.553 3186.161 3186.867 3188.057 3188.463 3188.713 3189.418 3189.835 3190.088 3191.303 3191.900 3192.171I 3193.617 3195-137 3195-438 3196.718 3197.603 3198.437 3199.238 3201.372 3201.604 3202.703 3205.428 3207-751 3208.405 3208.542 3208.865 3209.758 1897. II. "Wo Oo 8 0 WW ON OA ONN N FH PO N DU BD HN OOO OO V -H PO AN N ON DU 090090. 0060 .678 R. .254 R. .170 R. ‚631 R. Elemente der Platingruppe. 3210.287 3213.098 3214-475 3215.613 3216.641 3219.274 3220.195 3220.899 3221.303 3221.493 3223.393 3223.723 3224.772 3225.418 3226.497 3227.016 3228.021 3228.276 3228.651 3228.850 3229.881 3230.738 3231.869 3232.180 3232.88 1 3233.650 3234.920 3235-230 3235-431 3236.101 3238.132 3238.667 3238.904 3239-745 3241.362 3241.643 3241.884 3242.283 3242.978 3243-038 3244-475 3244-585 3244.719 3245.746 3246.380 3247-501 3248.977 3250.065 3250.146 3250.605 3 "N NO000Oo0 “oo vv!» 0 OP Dun oO N OD N OFRrH ON DO PRO DU ON OPH RD HH RO nm m d, .872 R. .660 R. MR: 360 R. .632 R. 18 3251.464 3252.03I 3252.400 3252.683 3253.038 3253-136 3254-074 3254.856 3255.173 3255.356 3256.477 3256.746 3258.176 3259.11 3259.811 3260.304 3260.494 3261.257 3263.740 3263.988 3264.692 3264.808 3266.588 3267.269 3268.345 3269.087 3269.336 3270.388 3271.746 3272.366 3273-217 3273-765 3274-831 3276.820 3277.699 3279.521 3280.599 3280.678 3281.735 3281.995 3282.744 3285.067 3285.505 3286.040 3289.389 3291.250 3291.789 3292.390 3294.269 3294.926 or RO DODHU BAR OD DR HOLD OD oO OD BB BR RR HB ALONO" BL A OT OO On nn U .459 R. .029 R. .o4ı R. .670. R. ‚834.R. .460 R. 7z.R. .Sos5. R. .301 R. -477 R. .256 R. .984. R. .688 R. .790 R. .346 R. ‚208 R. ‚834 R. .697 R. .066 R. 3296.252 3296.786 3297-393 3298.096 3298.559 3299.479 3299.926 3301.726 3302.312 3304.141 3304-418 3304-634 3304.772 3304.948 3305.804 3306.305 3307-679 3308.122 3308.751 3309-965 3310.220 3311.090 3311.388 3312.068 3312.348 3314.203 3315-181 3315.365 3315.590 3316.523 3317-045 3318.012 3318.992 3319.655 3319.944 3321.385 3321.634 3322.368 3323.226 3324.077 3324.509 3325.136 3325-373 3327.83 1 3328.583 3332.186 3332-483 3332.768 3334.764 3335.822 2.0.8 0 AR ABO AN OR TFT FH ATI IB GO N = 09 O0 2 8 O8 OR BB TO N 19 8 OR Tea TO ID RO N EN H. Kayser: 248 R. .780 R. .389 R. .089 R. .549 R. .466 R. .126 R. -95I R. ‚310 R. .og6 R. .363 R. 579 R. ‚524 R. .025 R. .965 R. 136 R. ‚843 R. .IgoR. .78IR. ‚836. R. 3336.296 3336.774 3337.963 3338.849 3339-092 3339-691 3339-932 3341.230 3341.361 3341.809 3342.854 3342.999 3344-666 3344-934 3345-450 3346.360 3347-748 3348.145 3348.833 3349.822 3350.236 3350.363 3350.681 3352.060 3353- 122 3353-444 3353-776 3354-001 3355-803 3356-327 3356.598 3358.110 3359-230 3361.295 3362.142 3362-457 3364.230 3364-933 3365-163 3365.470 3367-868 3368.053 3368 588 3369-433 3369.813 3370.720 3371-793 3371.990 3372.922 oo Oo Oo -+ RAR BB CO ONND NN AND HL ON ON NND POLL LO OL HN DT N ON Pmw N [os oO» ONDND ‚690 R. .230 R. .365 R. ‚SIıR. 679 R. 457 R. .757 R. .153. R. ‚847 R. .075 R. .790 R. (.524 R. .604 R. .992 R. 3374-115 3374.790 3375-036 3375-377 3376.186 3378-165 3379-402 3379-747 3380.301 3381.040 3383.053 3385-303 3385.609 3385-838 3386.390 3387-368 3387-967 3388.849 3389.250 3339-639 3391.042 3392.032 3392.654 3395-465 3396.060 3396.967 3398.470 3399.040 3400.116 3400.738 3400.8390 3401.304 3401.637 3401.878 3403-924 3405-426 3406.017 3406.736 3407-042 3409.420 3409.707 3411.768 3412.221 3412.947 3413.870 3414.130 3414-422 3414.787 3416.329 3417-493 I ,HGNDO OO WR LAN UMON DO - VW N OD OO DO Oo + OO OL RK LO PP ON DD DD N LO LARA N DPD ‚790 R. ‚170. R. .744 R. ‚308 R. „297 R. .608 R. ‚836. R. ‚369 R. ‚846. R. .644 R. .032 R. ‚672 RR. 646 R. ‚876. R. .025 R. STR. .424 R. .780 R. 939 R. ‚782 R. .320 R. .466 R, 3417.790 3418.125 3419.394 3420.243 3420.881 3422.578 3426.120 3427.717 3428.476 3428.790 3429.702 3430.568 3430.910 3431.905 3432.354 3432.560 3432-909 3433-406 3434-325 3435-340 3436.237 3436-481 3436.886 3438-522 3438-819 3439-835 3440.361 3441.942 3443-309 3443-818 3444:574 3445-453 3445-675 3446-095 3446.227 3446.630 3449-105 3449.608 3451.014 3453-056 3453-373 3455-548 3455-888 3456.769 3457-849 3459.736 3462.208 3463.289 3463.751 OFEN DO#ARLNDMDOLOOFRLN DD OO HH OR OF OLFUDOLFOLFPLOWDOFOLFN LOHN OLADND Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. IR. .389 R. .236 R. .089 R. .460 R. .769 R. .689 R. .908 R. .348 R. .896 R. 397 R. .107 R. .763 R. ‚218 R. .286 R. 3465-437 3467-190 3472.843 3473.900 3477-350 3480.295 3481.044 3481.465 3482.499 3483-317 3483-463 3486.360 3486.948 3489.895 3490.879 3492.256 3493-377 3494-410 3496.145 3496.293 3498.103 3499-098 3501.510 3502.578 3509.870 3513.807 3514.649 3514.911 3516.046 3519.795 3520.285 3528.841 3531.545 3532.965 3535-529 3535-985 3538.100 3539.418 3539.518 3541.788 3547-136 3550.420 3554.002 3556.779 3557-203 3562.035 3564-517 3564.714 3564-945 oO Oo 9090 “N "OO RD O NND DON PO OHLENB DR HOF NT BOLD HH HR N DNB N BON OD N .404 R. A3LR. .272 R. .086 R. .095 R. .799 R. .631 R. .785 R. .286 R. ‚832 RR. .543 R. .962 R. .537 R. .988 R. .100 R. ‚415. R. 521 R. .777 R. ATS. 419 R. 998 R. ATSR. .207 R. ‚040 R. .509 R. .7I9 R. ‚949 R- 3567.308 3579.743 3571.910 3574-744 3579-923 3587.344 3589.370 3591.044 3593-177 3596.315 3599.548 3599-913 3601.627 3605.792 3606.297 3608.862 3609.241 3614.486 3617.090 3619.334 3620.426 3623.804 3623.995 3625.345 3626.897 3627.425 3629.352 3631.860 3632.545 3634-063 3635-093 3635-661 3637-614 3638.163 3640.791 3645.827 3646.266 3650.473 3652.465 3652.627 3652.816 3653-857 3654-559 3656.112 3657-315 3657.716 3660.964 3661.486 3661.727 ! Rowland gibt 3584.349; wohl ein Druckfehler. In So nn +# Door u - BR TB FH RU m OO ALLEN N MT On on a. OD min N .309 R. .748 R. .gIZ.R. ‚7148 R. .924 R. Pl .360 R. ‚178 R. .342 R. .gt4. R. .630. R. .735 R. ‚878 R. .247 R. ‚Too R. .348 R. .434 R. ‚339 R. ‚886. R. .433 R. ‚859 R. .064 R. .084 R. .658 R. ‚612 RR. ‚16 R. .786 R. .262 R. .465 R. .460 R. .549 R. ‚961 R. .525 R. ‚721 R. 3663.526 3663.890 3669.694 3671.363 3672.210 5672.525 3675-408 3676.817 3677.100 3678.140 3678.222 3678.465 3683.730 3685.204 3686.109 3686.742 3690.179 3693.740 3696.738 3697.921 3698.016 3700.487 3701.134 37901.457 3702.369 3703.344 3705.506 3712.443 3714.788 3715-703 3716.323 3716.583 3717-152 3717.823 3719-474 3722.458 3724.110 3724-633 3725-115 3726.254 3727-077 3728.170 3730.587 3730.745 3731.045 3732.170 3733-187 3737-548 3737-904 BDOBBNOHU BRAND BCHMRDBD AH DS — HT CD NDS BSD RR HR WS AR HU=— RR BR CH = N N GB DD N NDR .086 R. .734 R. 725, R. .906 R. .456 R. ‚369 R. .343 R. .496 R. -444 R. .705 R. ‚314 R. .146 R. .822 R. .468 R. TUR. .239 R. .073 R. .173 R. .577 R. Man. .048 R. TOR. .ıS8 R. .540 R. .902 R. 20 3738.774 3739.058 3739.622 3742-435 3742.938 3744-367 3744.550 3746.372 3753-695 3755-241 3755-865 3756.083 3759-976 3760.178 3761.644 3764-179 3765.938 3767.500 3771.244 3773.306 3777-723 3781.313 3782.891 3786.193 3790.649 3795-327 3798.205 3799.040 3799.486 3812.874 3817-439 3819.184 3822.225 3825.075 3828.859 3831.946 3838.215 3839-815 3857-689 3867.965 3872.386 3884.203 3884.849 3887.962 3890.350 3891.567 3892.366 3892.916 3894.387 3897.390 DBEB+RADRBRHHHH GO ROH FH N BD BR AR HH PO ULM OS DS OO OR OO HL LER DB LER DB ER KB RT RED DD 3898.500 3901.393 3906.141 3908.907 3909.229 3911.279 3912.248 3915.000 3919.711 3921.060 3922.476 3923.636 3924.77 3926.071 3926.581 3931.936 3932-444 3934.352 3938-045 3939.268 3941.811 3942.209 3944.34 1 3945-723 3946.456 3949-564 3950.192 3950.366 3950.548 3951.351 3952.436 3952.850 3957-376 3957-596 3965.057 3969.936 3972-568 3974-646 3978.620 3979.591 3982.043 3982.372 3984.840 3985.011 3987-959 3989.344 3994.700 3996.136 3996.650 4005.789 “+ “nn PU 2 oO DD + N On DD N DON DO DD - OO + op can an "+ oO 2 m DD mn m mw Eu Sn © H. Kayser: 498 R. 4006.749 SICR. 4007.680 4008.422 .906 R. 4011.882 ‚222 R. 4013.655 4013.871I ROS2aR. 4014.297 990 R. 4018.891 4019.699 .o60 R. 4021.146 4022.327 615 R 4022.837 774 R 4024.001 062 R 4024.449 4024.848 920 R 4026.650 4028.584 4031.147 060 R 4032.363 4032.650 sıgR 4036.612 zı5 R 4037.892 339 R 4039.370 730 R 4040.620 468 R 4042.123 560 R 4049.570 183 R 4051.566 360 R 4052.356 556R 4054.216 360 R 4063.021 4063.160 844 R 4064.262 4064.616 600 R 4067.777 055 R 4068.529 4071.560 4073-147 650 R 4073.260 600 R 4076.900 571 R 4079.440 4080.777 4082.947 4085.567 007 R. 4091.218 942 RR. 4097:185 4097-965 4100.533 128 R 4101.906 4102.438 .193 R 4106.065 no nn “DD #$ N DD» oO DPD PN CR TEN DR DLLLTNT DHL LTR N BRAND DT CH PO HDD HR .7148 R. .686 R. .4I8 R. .652 R. ‚315 R. .986 R. 847 R. .I55 R. .362 R. .365 R. ‚570 R. .561 R. :354 R. 212 R. .023 R. 147 R. .263 R. ‚6ı5R. TIERE .529 R. ‚561 R. .156. R. ‚886. R. .757 R. .589 R. .223 R. .185 R. .948 R. .530.R. .443 R. 4108.003 4108.218 4109.796 4112.910 4113.532 4114.285 4118.678 4121.147 4121.287 4123.227 4127.611 4128.017 4137.410 4138.923 4144.335 4145.905 4146.956 4148.530 4150.475 4161.817 4167.030 4167.666 4170.218 4175.615 4182.621 4182.807 4182.994 4189.639 4197.038 4197.748 4199.039 4200.069 4206.178 4207-797 4212.240 4214.610 4217.438 4220.838 4225.258 4226.825 4229.472 4230.470 4232.478 4236.838 4240.194 4241.231 4243.228 4244.997 4246.359 4246.522 AOP ANNO Pr SS, OO DES PU DPI NR OOHT NT RU OL HT BB LLC DH.NLRNRRBRDRENRPODKR .ooı R. .224 R. .905 R. .542 R. .666 R. .153. R. 22 Rr .609 R. .035 R. 394 R. .324 R. .905 R. .939 R. .539 R. ‚470. R. ‚823 R. .047 R. .683 R. .2I9 RR. .604 R. .623 R. .8ı2R. :998 R. ‚631. R. .039 R. .745 R. ‚039 R. .062 R. 178 R. .798 R. .225 R. .604 R. .427 R. .838 R. .256. R. .824 R. -475 R. .478 R. 481. R. ‚834 RR. .215.R. 216 R. .992 R. 498 R. u 4246.902 4248.304 4255-868 4256.049 4256.790 4259-152 4260.166 4263.551 4265.766 4266.157 4273-115 4277-415 4278.842 4282.093 4282.357 4284.502 4287.209 4290.692 4292.419 4293-441 4294.268 4294-955 4296.090 4296.360 4297.887 4301.297 4302.150 4307-748 4308.567 4309.361 4312.047 4312.632 4313.067 4314.468 4315.219 4316.792 4318.596 4319.274 4320.045 4320.743 4320.972 4321.450 4323.120 4323.626 4325.215 4326.987 4327-489 4327.588 4328.712 4331.321 anı#$ + oO DBDB+ OD DD NO OD DW OO oO - nn a 20V ++ On On DD LH ON ON OO + iO mn ın Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. .893 R. 2ISR, .986 R. .590 R. .329 R. 4332-655 4332.789 4336.584 4337-427 4338.829 4340.503 4341.204 4342.243 4343-178 4346.640 4349-868 4350.632 4354-300 4354.960 4357-031 4361.372 4361.581 4362.872 4364.270 4365.741 4370.580 4371.363 4372-381 43706.745 4381.421 4383.530 4385.563 4385.823 4386.43 1 4389.150 4389.547 4390.614 4391.191 4395-125 4396.868 4397.956 4399-751 4405.809 4410.207 4412.058 4413.458 4414.607 4420.634 4421.006 4421.629 4423.143 4424-958 4426.182 4423.624 4430.478 > oo wu £z+2 oo oa ben Oo N a, [97 vOoXub - DH RO GA Oo - + oO DD + on Pu um un “wu. - + ‚59ı R. 431. R. .236 R. .645 R. .867 R. .296 R. .969 R. ‚371. R. .597 R. .366 R. .363 R. .528 R. ‚553 R. ‚SI4R. .436 R. .605 R. .IgIR. .966 R. .I93. R. .oIZ.R. .626 R. ‚631. R. 4439.574 4439-938 4440.245 4444-674 4449-509 4460.209 4464.661 4465.649 4466.511 4467-427 44 71.200 4474-093 4475-493 4480.603 4482.194 4488.550 4490.396 4491.846 4498.322 4508.192 4508.715 4510.251 4511.353 4516.421 45 17.060 4517-977 4521.110 4525.616 4531.035 4542.848 4547-105 4547-463 4548.030 4549.589 4550.112 4552.281 4554-696 4559-215 4560.157 4562.772 4564.862 4580.246 454.632 4589.177 4589.734 4591.257 4591.717 4592.695 4593-161 4593-367 D#$+ OR" OO a + oO um Den. Do -+ oo-+ D+ oO oO +UON HH CO PO ND PP RT OL LTD LH .935 R. ‚681. R. ‚509 R. .197 R. .100 R. ‚617. R. ‚316. R. .265 R. 364 R. .063. R. .985 R. .124 R. .467 R. ‚031 R. .I2I R. .293 R. .697 R. .168 R. .619 R. ‚285. R. ‚699 R. 4596.879 4599.271 4601.933 4602.978 4605.833 4617.827 4626.184 4628.495 4635.849 4638.569 4639.490 4641.135 4642.548 4642.752 4645.264 4646.326 4646.967 4647-787 4648.293 4652.371 4654.489 4654-901 4662.663 4670.146 4674.821 4681.563 4681.966 4683.258 4684.196 4685-947 4690.284 4709.672 4712.146 4714.335 4716.201 4718.228 4721.078 4731.504 4733-486 4733.710 4738.587 4743-205 4751.197 4753.280 4756.402 4758-043 4764.532 4767-315 4769.464 4773-325 --- OOo +09 -0o no wm a- mn o0o0>- “-+0r, 0 #+.+00+ 00 or OOo on OO - OR OD HH Oo Nn o aA» 22 4774-168 4781.937 4794-547 4795-721 4798.607 4801.343 4805.043 4806.375 4813.412 4814.895 4815.694 4817.512 4822.738 4828.865 4833-157 4839.174 4339.930 4844.720 4854.731 4862.024 4863.265 4865.253 4869.314 4869.952 4874-489 4875-188 4877-598 4882.832 4885.186 4895-474 4895.555 4895.745 4899.416 4901.234 4902.033 4903.223 4905-179 4908.045 4910.384 4911.755 4921.233 4935.805 4938.587 4955-416 4960.022 4969.055 4974-255 4975-534 4976.351 4980.498 "WON OO,-WM OO oO ON N DD © u GE DET OEL oJ o Zt oJ ZIEL „EL — Et o EI Er ar nı oo oo „- + or - Oo m - = 0 [U Zu SI o Ei o Zu SE] 4987.412 4992.89 1 5003.697 5005.394 5010.765 5011.387 5019.140 5020.472 5026.343 5039.794 5040.521 5040.908 5041.528 5045.570 5047-471 HO53-1T4 5057-487 5062.815 5073.141 5077-243 5077-484 5093.996 5101.553 5101.892 5107.230 5127-423 5134-059 5134.285 5136.717 5142.933 5147-401 5151.230 5153-364 5055:302 5160.167 5168.237 5168.793 5169.242 5171.193 5174.105 5176.361 5195-171 5200.040 5202.285 5209.667 5213.586 5214.247 5223.708 5235-774 5242.560 (Se Er Ye Sr oT VE oa u ol Keynes Ko) (Ryelzı Se oo ao Von Pen FU oO N DNB On SS -HW&8 DD H. Kayser: 5243.109 5245.112 5245.612 5251.816 5257-240 5264.113 5266.642 5266.988 5275-240 5280.989 5284.256 5291.327 5305.030 5306.035 5306.624 5307.481 5309.440 5315.520 5333-114 5334.901 5336.110 5348.340 5361.967 5362.271 5365.799 5373-505 5378.042 5386.083 5401.234 5401.609 5419.056 5427.815 5439.421 5439.618 5452.930 5455.018 5456.329 5471.755 5473-050 5475-377 5479.619 5480.507 5484.524 5484.850 5494-575 5496.899 5501.230 5507-151 5510.934 5512.593 "+" rn Oo NN “DO nd DD OD A" DD >PFPLRUIL OO N UT OO DO DAR OO + [m Bu S To 2 5° Zu 5 no -.» Ss SZ 5518.056 5531.220 5540.88 1 5549.960 5556.719 5559-962 5569.233 5570.906 5578.594 5578.914 5579.650 5582.501 5600.753 5603.370 5603.782 5606.958 5609.360 5619.558 5627.722 5629.984 5636.441 5641.848 5647.755 5648.058 5649.737 5650.981 5653.005 5653.482 5657.127 5663.233 5665.370 - 5876.720 5679.790 5688.990 5692.288 5693.190 5694.626 5696.526 5699.224 5699.741 5702.522 5713.025 5714.391 5724-975 5725.895 5730.122 5734.606 5740.710 5745-770 5746.131 “Oo, DO NDNW-MON IT - DON WODND N DD N HN HAC.HOW N DD DB - oO OD HL LD ALL NH N HN HF + Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. 23 5747-623 5 Smı-3527 0 5804.461 4 5833.561 ou 5752.163 3 5774.533 2 5815.157 5 5864.830 0 5753-772 I 5782.5I1 2 5826.018 o 5887.371 0 5756.980 3 5782.720 4 5828.235 2 5758-875 © 5790.741 I 5828.580 ı 5768.066 3 5792.382 I 5833.380 2 Rowland führt noch 20 Ru-Linien auf, welche bei mir fehlen. Der egröfste Theil derselben liegt in der Cyanbande bei 3883, die auf meinen Ru-Platten sehr stark war, so dafs ich keinen Grund habe, die Richtigkeit dieser Linien zu bezweifeln. Von einigen anderen gilt das nicht: 2997.536 und 3097.337 kommen in allen 6 Speetren mit Intensitäten zwischen o und 2 vor. Für letztere Linie fand ich z. B. im Pt: 3097.340 (0), im Pd: 3097.338 (0), imIr: 3097.333 (1), im Ru: 3097.335 (2), im Rh: 3097.338 (0), im Os: 3097.343 (0). Die Linie ist zwar am stärksten im Spectrum des Ru; aber da z.B. im Speetrum des Pt selbst die stärksten umgekehrten Linien des Ru fehlen, so kann es hier keine Ru-Linie sein. Ich halte es also für eine gemeinsame unbekannte Verunreinigung. 3933.700 habe ich nicht gefunden, möglich ist freilich, dafs sie bei mir unter der starken Ca-Linie Ä verborgen ist. 4045-949 fehlt bei mir ebenfalls, vielleicht ver- deckt hier die Eisenlinie 4045.97: 4. Rhodium. Zur Darstellung des Speetrums hatte ich folgende Salze von Dr. Betten- dorff zur Verfügung: schwefelsaures Rhodiumoxyd Natron, schwefligsaures Rhodiumoxyd Natron, Rhodium Sesquichlorür, Rhodium Ammonium Ses- quichlorür. Die Salze enthielten nur Spuren von Os. 2308.88 2 2396.617 0 2418.718 3 2433.346 O0 2318.432 2 2399.044 0 2420.271 2 2436.974 0 2319.1730 2 2406.472 O0 2420.947 0 2437-174 2 2328.737 2 2407.974 2 2421.060 2 2439.338 0 2334.762 I 2408.100 0 2422.237 0 2440.427 2 2345.597 1 2408.275 I 2424.021 2 2442.830 © 2368.380 3 2408.745 0 2424.521 0 2443.221 O0 2369.654 2 2409.626 © 24.27.1938. 3 2443.812 0 2370.642 2 2410.348 © 2427-177 2 2444.337 4 U 2382.969 2 2412.613 I 2429.053 2 2444.843 0 2383.490 2 2414.433 0 2429.268 0 2445.714 2 2384.751 2 2414.662 0 2429.610 2 2448.378 0 2386.222 4 2414.927 3 2431.936 2 2448.923 2 2386.489 0 2417.523 0 2432.755 I 2450.660 4 24 2453.898 2455-521 2455.788 2456.277 2459-004 2459-237 2461.120 2463.670 2469.203 24 70.486 2470.860 2471.561 2472-571 2473-199 2474.116 2474-677 2475-097 2475-749 2475-978 2477-618 2480.596 2480.921 2481.686 2483.423 2485.688 2487-581 2488.547 2489.986 2490.860 2492.395 2493.733 2494.604 2499.095 2500.668 2500.740 2501.115 2502.546 2502.843 2503.458 2503-939 2504.384 2505.189 2505.758 2507.342 2508.743 2509.788 2510.747 2511.133 2512.180 2513.464 - OO SNU NO PR“) OO © "09 9 m 2 nn 0 9 989708 © 97 - oO "bb On bh + DUO OLD» 2515.833 2518.561 2520.623 2522.988 2525.221 2526.092 2526.244 2526.744 2530.284 2531.053 2531.369 2531.920 2532.743 2533.687 2534-170 2534-682 2536.803 2537-155 2537-721 2539.860 2541.096 2543.648 2544-317 2545-794 2547-366 2548.679 2551.289 2553-426 2555.0I0 2555-449 2556.172 2558.714 2560.322 2562.741 2564.900 2565.388 2566.137 2566.960 2567-374 2569.171 2570.206 2573-577 2574-332 2574.751 2576.330 2579-487 2579.650 2580.043 2581.100 2581.790 oO SS O0 0 D8.N7 BD N N DO A N DD DO OO BD PH AO ON N OD ON AND DR» OND NND NO OO OO OO DH ON DD Oo EHSRUASSER: 2584.016 2586.897 2587.245 2587.353 2588.545 2589.892 2592.247 2596.134 2597.014 2597-484 2597-774 2598.166 2599.352 2601.926 2603.500 2605.807 2606.540 2607.831 2608.639 2609.266 2610.156 2612.315 2613.145 2613.689 2615.735 2616.178 2618.596 2621.099 2622.661 2622.756 2624.821 2624.948 2625.309 2625.496 2625.973 2626.776 2627.042 2628.222 2630.003 2630.509 2633-373 2633.523 2634.605 2635.082 2635.407 2636.744 2637-484 2638.388 2638.839 2639.097 DP OoOoONnS NOW OO - O OD D - DON, DP OO O Oo nn nn» oO OO == + ON BUND OONDH- DD OO + 2639.327 2642.857 2643-077 2643.691 2647-375 2648.681 2649.636 2650.985 2651.973 2652.750 2656.000 2658.515 2659.098 2659-573 2659.937 2663.389 2663.764 2666.498 2667.317 2667.453 2669.419 2671.144 2671.529 2674.059 2674.287 2674-525 2676.200 2676.573 2680.379 2680.717 2681.873 2682.624 2683.660 2684.30 2685.551 2686.608 2687.015 2687.411 2688.173 2689.022 2689.716 2692.390 2692.463 2693.726 2694.405 2697-955 2700.384 2700.688 2702.158 2702.337 DNS OO N PLARONDON DAL DENN DD FH OO ON DO N BD ON OO - BD PKNPOTGS DDR Se 2702.621 2703.820 2705.059 2705.718 2706.135 2707.320 2707-896 2709.613 2714-499 2714.881 2715-149 2715.399 2716.645 2718.912 2717.606 2718.111 2718.648 2720.235 2720.622 2722.243 2722.389 2725.961 2726.934 2729-034 2729.611 2731.874 2732.261 2734.906 2736.860 ?737-509 2737-717 2738.359 2739-845 2740.027 2740.304 2740.487 2740.647 2743-568 2751.140 2751.450 2752-941 2754-845 2757-005 2760.541 2762.311 2762.938 2764.909 2767.832 2768.336 2770.277 ABB N On on lo oa oa N HEN NV nd Oo Oro No © 9 N WS a N ON on OS San Rn BO N © Z Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. 2771.615 2773-397 2774-557 2775-869 2778.162 2778-967 2779-654 2730.439 2781.184 2783.140 2785.920 2786.934 2790.493 2790.872 2791.270 2792.886 2794-020 2794-587 2795-366 2795.824 2796.743 2799.536 2799-705 2800.021 2801.674 2802.113 2804.020 2805.908 2806.212 2807.270 2809.853 2810.999 2814.817 2816.979 2819.367 2819.742 2820.946 2821.620 2822.850 2822.979 2823.504 2323.756 2823.988 2826.532 2826.798 2827-433 2828.259 2829.421 2829.664 2831.398 "OO 08 DD NN OO 0 Oo DD - ON NA N NN OUT HDD WDR UND Hp > DO „- ww OD O#RHrFRODO Phys. Abh. nicht zur Akad. gehör 2832.893 2833.98 1 2834.233 2834.990 2835.671 2836.799 2838.425 2839.666 2841.909 2842.270 2344.463 ' 2844.917 2845.868 2849.461 2850.608 2851.526 2852.459 2852.809 2854.237 2854.848 2855.273 2859.735 2359.908 2860.208 2860.774 2860.886 2861.877 2862.572 2863.057 2864.517 2865.755 2867.973 2868.400 2869.746 2870.108 2870.551 2871.489 2873.104 2873.742 2874.115 2874-507 2875.764 2876.592 2878.139 2878.770 2879.628 2880.775 2880.912 2881.400 2882.497 -. Gelehrter. 1897. II. - - DD DD ON HN ONO OD ON DAN OO OO - DM + +HO ++ OO Oo nn OO DR O0 u 2884.683 2885.364 2886.112 2887.082 2888.986 2889.222 2889.623 2889.962 2892.320 2892.817 2893.142 2895.823 2897.171 2897.806 2899.800 2900.080 2902.975 2903.428 2903.960 2904.440 2905.106 2907-335 2907-835 2909.837 2910.281 2912.746 2913.185 2913-474 2913.715 2914.114 2914.691 2915-534 2917.028 2920.296 2921.229 2923.239 2924.140 2926.160 2926.322 2926.953 2927.062 2928.559 2929.256 2932.065 2934.988 2937.285 2938.403 2939.588 2940.175 2941.246 4 - oO +O NO Oo ++ OO "DD OO N ON OO - OL Oo oO + oO m SD ON UN OF OO OO oO Oo a 0 26 2942.116 2946.042 2948.388 2949.475 2950.023 2951.957 2955-395 2955-541 2955-942 2956.229 2956.406 2958.504 2958.899 2959-478 2959.769 2960.686 2960.773 2961.805 2963.664 2965.018 2965.801 2968.790 2970.807 2971.741 2974.156 2975-935 2977-809 2981.238 2982.514 2983.194 2984.135 2984.593 2986.330 2987.117 2987.568 2988.487 2988.977 2989.302 2990.048 2990.158 2991.881 2995.828 3001.582 3004.565 3005.929 3009.103 3010.369 3011.021 3014.352 3015.960 Gun Dub oO m, oO oO Sn BD OO PHP OO OO DR HL HMO DO O8 FO: 19 et IDWEnI RO: Ol 19720 EN, LOEO HORB EI OO IR .321 R. 555 R. 3016.930 , 3017.225 3018.194 3019.569 3019.664 3019.928 3022.117 3022.673 3023.164 3024.018 3025.517 3027-053 3027.817 3028.545 3028.975 3031-573 3034-474 3036.483 3038.583 3043-586 3045.887 3046.304 3046.87 1 3047.440 3048.095 3049.003 3049.334 3049-919 3050.050 3050.842 305 1.780 3053.988 3054.980 3055-755 3056.452 3057-996 3058.974 3059-473 3060.001 3061.782 3062.544 3063.700 3065.800 3066.333 3066.475 3067.395 3069.034 3070-467 3071.134 3071.716 = 84m AD ION HO 9 KO, Im KO no TR Teen To TO 9, In Rn in KO TO IR TOR OTTO TO TOT REN INLWITOTTOTTOTTOTENF EIN KOFFER SZ H. Kayser: .oIg R. 3073:550 3074-806 3076.736 3073-905 3080.449 3081.714 3084.078 3085.790 3087.180 3087.534 3088.428 3089.480 3089.775 3090.506 3091.840 3093.592 3094.691 3096.722 3096.834 3099-567 3102.634 3105.110 3105.756 3108.405 3115.027 3119.846 3120.714 3121.381 3121.879 3123.818 3124.508 3125.000 3126.990 3130.918 3134.047 3134.710 3135.590 3137-450 3137.825 3138.506 3140.355 3140.549 3140.963 3141.314 3145-518 3145.734 3146.327 3147.274 3147.736 3148.350 -"-$B oO 8 = Oo oO «oO "un PN OO HD OR TN ANNO Oo oO un nn nr Pr OO "Oo N OO ON CO ON FON RO OO nn oO 0© .o81ı R. .026 R. ‚873 R. ‚814 RR. 3149.580 3149.978 3150.385 3152.724 3154-945 3155.893 3158.063 3159.001 3159.354 3162.388 3162.608 3163.551 3167.072 3170.379 3171.625 3172.392 3176.666 3177.020 3177-201 3178.517 3179-833 3181.330 3182.519 3183.012 3183.558 3184.485 3185.702 3187.265 3187.740 3187.998 3188.408 3189.162 3190.466 3191.313 3192.112 3192.336 3193.633 3193-963 3194.671 3197-257 3199.979 3206.202 3207.390 3211.504 3212.667 3214.440 3214.628 3214.984 3218.009 3218.395 PRO Pr OU PP HH BR HD OO sum m HD oO nn OO oO Oo PO OVDVDUuU 2 Pr OO ON OO OO - U RN AO ap O0 © ‚719 R. ‚893 R. .843 R. .710 R. .164 R. .305 R. .660 R. .248 R. ‚440. R. u 3218.655 3220.893 3221.193 3221.422 3221.589 3232.627 3233-440 3234.656 3235.910 3237.781 3240.644 3240.998 3241.602 3242.11 3242.820 3250.151 3253-457 3255-104 3258.352 3259-994 3260.938 3263.280 3263.924 3264.313 3266.511 3267.605 3268.597 3270.702 3271.748 3274-908 3276.122 3278.620 3280.680 3281.827 3282.932 3283.705 3284.151 3285.964 3236.520 3288.159 3289.274 3289.739 3292.531 3293.012 3293.533 3294-400 3294-843 3296.847 3297-409 3297-667 oOb+ no u um Dy RD OL OFF DL OD U MO N OD OO AL DD HOO OO OF DO Oo + OO Oo no Über die Bogenspeetren der Elemente der Platingruppe. 777 R- .268 R. .736 R. r ‚664. R. ‚822 R. r .695 R. .266 R. .750 R. 3299.066 330133 3300.479 3300.604 3301.820 3303-474 3303.872 3304.258 3305.298 3307-091 3307-474 3308.067 3309.663 3314.665 33 16.670 3323.232 3331.223 3331.393 3332.648 3335.328 3336.842 3338.672 3340.987 3343.036 3343-573 3344-337 3347-437 3347-660 3392-310 3353-834 3354-853 3356.670 3357.560 3357.980 3358-962 3360.043 3360.952 3362.321 3363.382 3364.281 3365.138 3365.652 3368.518 3368.914 3369.824 3372.379 3372-672 3372.930 3373-879 3375-735 vd oO ooovıan un ao oo ou x ao Oo „+ RR DO "un un OO -TTOoO oO “PR ON OD DW OO “N OO oo > .593 R. .228 R. ‚230 R. 381 R. .687 R. ‚039 R. .340 R. .038 R. .944 R. .330 R. .gISR. ‚391 R. .668 R. 3376.017 3377-275 3377-742 3377.850 3380.775 3381.208 3381.578 3385.919 3387-174 3387.960 3389.340 3390.608 3391.847 3391.935 3392.230 3395-014 3396.956 3399.823 3401.109 3403-247 3404-021 3406.690 3407-387 3407.884 3408.990 3410.074 3410.625 3412.425 3415.824 34 16.901 3420.307 3422.430 34230699 3424-533 3428.559 3432.234 3435-037 3440.675 3442.243 3442.781 3443.001 3446.202 3447-897 3448.715 3450-437 3451.294 3454-617 3455-369 3455-595 3456.284 DD APRIOWHR OO AN - O9 Oo nn BP DD Oo WI OL “HD Sm on A+O pn uno I [0] oO + Oo ru un ss oO nn + oO + ‚282 R. ‚856. R. .589 R. .924 R. ‚361 R. .927 R. .040 R. .960 R. ‚839 R. .694 R. .883 R. 3457-219 3458.070 3458.815 3459-375 3462.191 3469.355 3469.774 34.79:505 3470-817 3472-402 3472-994 3474-939 3477-.354 3478.646 3479-064 3480.658 3484.186 3485-031 3487-366 .3487.621 3491.216 3491.365 3494-585 3498.887 3502.686 3505.559 3507-471 3508.754 3509.444 3511.696 3511.942 3513.258 3519.690 3525.805 3528.183 3538.269 3538.409 3542.068 3544.122 3549-681 3550.165 3564.290 3590.688 3593-685 3594-054 3596.183 3596.343 3597-300 3393-051 3600.911 A no aa nn $ un 0 (un nun a wo SID DRG RP OT TT DD DD WW nn PO FF N [nn oO POS 22 0 own © r? 28 ELORKAyYSER: 3606.29 5 .oıgR. 3775.864 2 4023.302 5 .a0o0 R. Aa73r212) IS remoıR: 3608.26 4 .243R. 3778:279 4 ‚279 R. 4026.089 I 4374-976 7r .98ı R. 3612.621 5r .618R. 3788.633 5 .624R. 4048.572 3); 2.573.R. 4376350 1 ..347RR. 3614.099 I 3793-366 4r .364.R. 4049.188 3 .2o00oR. 4380.097 5u .o82R. 3614.674 I 3799.466 4r .46IR. 4053.602 3 _ .603 R. 4388.224 1 .2ı5R. 3614.934 4 931 R. 3806.07 I 4 .070R. 4056.491 3 .503.R. 4402.725 I .7I6R. 3620.621 5 .605R. 3806.920 4 -go8R. 4077-739 4 -748R. 4410.449 0 3626.759 7 744 R. 3809.655 2 .648R. 4080.690 1 .699 R. 4420.178 ou 3627.342 4 334 R. 3812.599 2 .603R. 4081.61 2 .975R. 4421.383 0 3627.58 4 .957 RR. 3815.169 1 .I66R. 4082.942 5 .949R. 4423.835 1 .824R. 3639.684 6 .662R. SSL6.HTL 0 Br6LER:- 4084.442 2 .450R. AU2A-2UG 3 Bar 3643-301 0 3817.524 0 4087.9550 4 .948R. 4433.495 4 .489 R. 3644-363 © 3817.990 © 4088.646 4 .65IR. 4484.015 2 3651.516 2 .505R. 3818.3455 5 .339.R. 4097.690 5 .692R. 4492.644 4 ..643R. 3655.044 5 .026R. 3822.397 47 .399 R. 4116.496 4 .496. R. 4503.955 4 .955R. 3658.18 8r .ı35 R. 3827.505 0 4119.855 4 .852R. 4506.815 ı 3661.760 2 .748R. 3828.623. 12) F.6IH.R. 4121.8370 4 .855R. 4528.904 5 .gor R. 3662.0227 3 .oı8R. 3833.733 0 4125.063 2 .o68R. 4530.763 3 3666.381 7 .366 RR. 3834.016 5r .o2oR. 4129.08° 6 .o54R. 4544-447 4 3667.0707 4 .o65R. 3834.89 2 ..895R. 4135.448 4rT .445R. 4551.828 6 3674.924 5 .9I6R. 3856.167 0 .I65R. 4137.08 o .o25R. 4557-343 4 3681.205 6 .ı84R. 3856.663 4r .645 R. 4154.495 2. ..52uR. 4558.897 4 3690.872 4r .853R. 3865.291 ı 4158.615 ı .634R. 4561.062 5 3691.481 2 .477RR. 3870.140 2 .ısıR! 4177.80 ı ..803 RR. 4565-373 4 3692.506 ı10or .502R. 3872.534 0 ..532R. 4196.672 3 .661 R. 4568.538 2 3695.105 2 .oggR. 3877-470 2 .482 R. 4206.770 2 777. R. 4569.181 6 .ı84R. 3695.674 5 .669 R. 3888.475 2 .470R.?! 4211.306 57 .304R. 4570.489 2 3698.415 3 .410R. 3891.953 © A218.142. 2 FELsaiR. 4571.466 4 3608:.7158, 15 2:.TA2ıRs 3904.362 2 .359 RR. 4228.002 Oo 4572.794 2 3699.461 2 .458R. 3905.423 1 4230.354 2 .358R. 4599.553 0 3701.057 8r .o56R. 3912.97 I 2 .964 R. 4244:598 4 599 R. 4601.792 2 S1T3.1506° Ara rgoiR: 3913.657 4 .648.R. 4258.608 ı .617.R. 4608.294 2 3713.59 3 -575R. 3922.340 4 337 R. 4270.696 2 28 4620.059 5 3714.9899 4 .975 R. 3934-384 - 4r .368R. 4273.57 4 -58ıR. 4626.105 ı 3725.091 2 3935.123, 2 ..120.R. 4276:962 2. 2r9yark. 4634.017 4 3735-429 4 .429R. 3935.982 4 .983R. 4278.744 3 .755R. 4639.526 4 3737-448 4 -421R. 3942.862 5 ?2 4288.8833 7 .867 R. 4643.337 6 3744-3233 4 -325.R. 3953.214 2 4296.926 4 .931ı R. 4666.261 2 37148.3833 5 .362R. 3958.313 4 4308.982 2 .988R. 4675.187 7 3754.269 4 .268R. 3959.006 5r .oogR. 4315.126 2; ‚zr23,R- 4677-532 4 3754-44I 3 _ .431.R. 3964.688 4 .688R. 4325.584 0 _.578R. 4683.093 3 3755.290 ı 3968.320 2 4336.181 ı .176 R. 4689.610 I 3755:7148 2 .736R. 3975-4722 5 -465R. 4342.608 ı .604R. 4696.463 I 3760.554 2 .559R. 3976.240 2 4345.24] 2 .245R. 4704.230 5 37105:232! 57. 2.227)R. 3984.555 5 -556R. 4345.629 3 .626R. 4707-108 ıu 377.130 4 .ı25R. 3995.768 4 .766R. 4349.336 2 .333R. 4719.545 2 3771.779 2 3996.313 5 .307. R. 4362.393 ou 4721.148 6 ' Rowland gibt 3886.470, was wohl Druckfehler ist. ® Rowland gibt 3942.059. wahrscheinlich ein Druckfehler. ® Rowland gibt 4260.706, wohl ein Druckfehler. Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. 29 47124.483 2 5028.492 2 5292.279 4 5555.288 o 4731.333 Tu 5046.583 2 5314.911 3 5556.968 3 4745-276 6 5057.576 2 5329:571 0 5557-364 1 u 4750-007 © 5064-475 4 5329.890 4 5568.495 0 4755-717 4 5073.607 © 5331.237 2 5595.053 2u 4770.938 3 5085.676 4 5336.794 © 5599.620 6u 4771.687 2 5088.949 0 5339.845 © 5605.214 0 4777.304 2 5090.795 5 5349.463 2 5607.898 3 4791.164 3 5110.115 2 5354-573 7 5608.541 4 4791.0640 © 5120.824 I 5356.638 3 5626.254 2 4794-364 0 5130.903 2 5359.850 0 5632.954 2 4798.829 4 5145.110 2 5364.290 © 5634.847 2 4801.517 Tu 5155.691 5 5369.470 1 5651.466 ıu 4803.393 0 5157.224 2 5379.275 5 5659.791 4 4810.645 6 5157.8314 5 5381.683 0 5659.924 2u 4813.678 ı 5160.464 ou 5384.214 0 5686.543 4 4817.233 © 5165.561 0 5390.622 5 5695.823 ı 4833.027 0 5174.883 0 5404.898 q4u 5700.628 u 4842.556 4 5176.110 6 5408.972 2 5708.950 ou 4844-145 6 5177-396 3 5423.483 2u 5713.799 1 u 4851.777 6 5178.311 0 5424.910 4 5718.038 0 4856.614 0 5184.342 4 5425.636 4u 5726.875 Tu 4861.497 2 u 5185.172 1 5431.813 2u 5727-466 3 4861.808 ou 5187.088 o 5432.224 2u 5730.600 2 4865.922 4 5193.276 7 5439.783 4 5742.985 © 4888.045 0 5197.697 1 5441.547 4U 5755.894 0 4898.022 I 5203.468 2 5444.508 2u 5792.824 4 4908.744 2 5207.099 3 5445.424 4 U 5795-936 2 4913.649 2 5211.637 4 5468.288 3u 5797:.668 2 4918.953 2 5212.866 4 5468.921 2u 5803.482 2 4919.823 2 5213.491 2 5471.040 5u 5807.058 4 4922.633 2 5214.913 3 5475.318 zu 5821.991 2 4944.975 2 5222.783 4 5480.997 0 5831.730 4 4960.318 ı 5225.706 I 5481.602 2u 5833.808 Iu 4961.012 0 5230.752 4 5484-421 4qu 5871.947 I 4963.831 4 5237.284 5 5492.048 2u 5899.128 ı 4966.51 2 5237-918 ı 5497-197 0 5907.478 ı 4977-869 4 5248.918 o 5503.776 2u 5918.698 I 4985.107 2 5251.549 2u 5504.845 4u 5941.743 1 4996.012 0 5259.382 3 5534.074 1u 5952.791 © 4997-919 1 5268.092 0 5535.235 5u 5983.830 4 5012.538 o 5269.429 3 5542.260 O0 5025.692 ı 5280.250 2 5544.797 6uR Rowland gibt noch 25 Linien, die ich aber meist für falsch halte. 30706.006,3282.455,3302.712, 3303.668,.3345.156,3345.707, 3346.071 sind die stärksten Zinklinien, über deren Auftreten man sich nicht wun- dern kann, da Zink bei der Darstellung der Elemente benutzt wird. Weiter fehlen bei mir zweifellos: 3100.407, 3100.556, 3261.175 (vielleicht ist 30 H. Kayser: diefs Cd), 3602.182 (Cu?), 3654.569 (Ru?), 3656.994. 3709.773, 3736.295. Die bei mir fehlenden Linien: 3673.710,. 3679.353, 3683.030 bezeichnet schon Rowland selbst als zweifelhaft. — Die übrigen Linien können bei mir von den ÖOyanbanden überdeckt sein. 5. Osmium. Es stand mir Kalium Osmium Chlorid von Dr. Bettendorff zur Ver- fügung, welches viel Ir, Spuren von Pt und Ru enthielt. 2325.636 [6) 2394.379 © 2429.025 0 2477-100 O0 2327.081 Oo 2395.969 © 2429.801 © 2480.825 Oo 2329.356 © 2396.855 0 2431.299 I 2481.802 I 2332.288 ı 2397.730 0 2431.699 I 2482.524 2 2334.640 I 2398.300 © 2434.605 0 2485.424 0 2336.876 ı 2401.219 2 2434.731 0 2486.326 3 2338.723 1 2402.328 O0 2437-798 o 2488.415 ı 2340.732 0 2402.620 0 2440.913 © 2488.640 4 2342.043 O0 2403.944 I 2442.104 O0 2488.890 © 2343.831 I 2405.176 oO 2445.980 0 2489.113 0 2345.855 0 2405.531 0 2446.125 I 2489.370 © 2347-480 O0 2406.053 O0 2449.987 © 2491.106 2 2350.323 O 2408.764 2 2450.58I o 2491.789 2 2351.878 o 2409.0I0 1 2450.833 I 2492.477 2 2351.826 Oo 2409.476 © 2451.290 © 2493.710 0 2355.378 0 2410.282 O0 2452.869 Oo 2493.935 © 2356.999 © 2411.536 I 2453.392 O 2496.425 I 2357.344 0 2411.992 O0 2453.989 0 2498.512 Iu 2362.498 0 2414.042 O 2454.278 0 2500.82I1 I 2362.855 2 2414.198 0 2455.002 I 2501.016 © 2363.128 0 2414.639 I 2455.422 O0 2501.963 © 2363.421 I 2415.436 oO 2455.716 oO 2502.382 2 2367.434 2 2418.081 I 2456.555 I 2503.766 2 2369.346 ı 2418.457 0 2457.273 © 2504.486 2 2370.796 I 2418.618 ı 2457.804 0 2504.603 © 23727 2420.137 O0 2459.940 0 2506.481 Oo 2376.398 0 2421.268 © 2461.508 3 2506.767 © 23171282 2421.949 O0 2464.577 1 2507.282 Oo 2377:704 © 2422.106 O 2466.535 0 2508.707 I 2378.842 0 2423.158 2 2467.420 © 2509.809 © 2379.482 I 2424.102 O0 2468.209 0 2510.024 2 2379.730 © 2424.655 I 2470.925 © 2510.591 0 2379.931 0 2424.820 O0 2472.378 ı 2512.970 2 2332.595 O0 2426.297 O0 2473.756 0 2513.340 2 2384.715 0 2426.907 © 2475.064 © 2515.140 2 2387.378 2 2427.280 © 2475.709 0 2518.006 2 2391.248 o 2427.386 © 2476.179 0 2518.533 2 2393.986 © 2427.997 0 2476.923 2 2519.886 ı 2520.156 2524.879 2526.833 2527.174 2527-335 2527.832 2529.047 2532.083 2532.732 2534-270 2535-484 2536.184 2538.087 2538.174 2538.500 2539-751 2540.230 2540.835 2541.747 2542.592 2543-892 2544.067 2546.261 2547.289 2548.196 2548.930 2550.873 2554-558 2555-205 2555-378 2555.902 2556.179 2557-868 2558.191 2560.308 2560.578 2560.831 2562.771 2563.257 2564.287 2564.469 2565.261 2565.816 2566.595 2567-335 2568.937 2570.855 2571.244 2571.611 2571.878 LIE 1 jo Je] Sie ef o Ir Se ER VEN JE Keane Le Fo I Lese Ko Keike) BIO OTTO INT 0783 70778 79 EIN ERTEO FOTO ae TO De FH rent oO Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. 2572.572 2573.198 2573.601 2574-852 2577-141 2573.284 2578.430 2579.839 2580.120 2581.154 2582.027 2586.995 2587-575 2588.517 2589-495 2589.595 2590.859 2592.082 2594.000 2594.238 2596.101 2596.474 2596.783 2597-092 2597-319 2597-664 2597.999 2600.008 2600.560 2600.855 2602.444 2603.323 2603.554 2604.701 2605.051 2608.342 2609.303 2609.669 2610.881 2611.410 2612.732 2613.167 2614.158 2615.122 2617.062 2617.895 2618.435 2618.923 2620.035 2620.723 (eXeF Yin DD OU - O0 - D#+ 00000 O9 oO N NND NND ODONDOO - OO rn - oO oO» Oo RR OL N OD LO OO »- oO 2621.473 2621.912 2623.711 2624.677 2625.436 2628.377 2632.994 2634.375 2634.547 2637.223 2638.081 2638.428 2639.533 2640.079 2640.625 2641.271 2641.700 2643.132 2643.727 2644.211 2645.207 2647.817 2649.428 2650.754 2651.562 2652.369 2653.068 2653.388 2653.860 2655.297 2655.879 2656.774 2657.203 2658.682 2659.924 2661.011 2662.069 2662.653 2663.314 2663.950 2664.390 2664.879 2665.370 2666.079 2666.295 2667.593 2669.158 2669.606 2670.640 2672.145 oO ONDOONN OP OONDND NH BLOND H ON - N OO ON N OP DD HO OO Oo OF HN HN OO ON © 2674.654 2674.793 2674.969 2677-473 2678.870 2679-457 2679.825 2680.806 2682.279 2683.974 2684.497 2685.973 2686.624 2686.777 2687.277 2688.174 2689.447 2689.904 2691.483 2692.021 2692.790 2694.615 2694.854 2696.709 2697.338 2698.321 2699.688 2700,840 2703.203 2704-551 2704.695 2705.547 2706.804 2707-519 2708.276 2799-953 2712.848 2713-300 2714.744 2714-997 2715.471I 2715.726 2717.162 2717.488 2717-839 2718.796 2720.130 2720.578 2721.959 2722.700 = oO OO NNOWDOOND NN NND OO DON FOND OONND OO RN NO OO ON ON OO Oo Oo vn od -— + or 31 32 2722.867 2727-357 2728.364 2729.093 2730.782 2731.467 2731.931 2732.905 2735-848 2736.479 2738.427 2738.636 2740.414 2740.70I 2740.862 2742.801 2744-981 2745.632 2748.003 2748.964 2750-9709 2751.246 2751.875 2753-792 2754-780 2755.680 2756.095 2757.902 2758.775 2758.923 2760.168 2761.184 2761.530 2762.745 2763.371 2764.032 2764.637 2765-143 2765.541 2766.650 2767.236 2768.369 2769.385 2769.975 2770.213 2770.825 2771.150 2771.869 2773.176 27713.592 HITHESTOFIAEEERENOHUTINTZ O0 ENTEINTIOFNTE0 NEO 10, FOENELONINZ TOEINTINE TH EON ONE NEINEINEINE ODE OSB OO NOTE ovo-m.» 2774-125 2774-257 2774-488 2775-004 2777-011 2779-197 2779-584 2780.269 2780.970 2781.972 2782.658 2785-147 2786.061 2786.414 2786.904 2787.153 2789.620 2791.007 2792.844 2794-091 2794-309 2795-275 2796.221 2796.833 2799.692 2802.039 2804.055 2804.185 2805.576 2807.025 2807.600 2807.910 2808.357 2809.045 2809.815 2810.468 2810.680 2811.683 2813.130 2813.904 2814.318 2814.602 2814.962 2815.380 2815.895 2818.897 2819.349 2819.601 2820.298 2820.682 -N#+-0O00O O0 DVD DON BDENTOHREOENFHEINEOFDENEOHNT OST OT ENOHOTN ION DTN OF FAHREN ONMENENLONNTFO NT H. Kayser: 2821.367 2823.687 2824.051 2824.283 2824.918 2825.013 2825.437 2827.038 2827.670 2829.138 2829.390 2829.468 2831.693 2832.345 2837-542 2838.283 2838.751 2839.792 2840.557 2841.711 2844-501 2844.802 2845.067 2846.507 2846.707 2847.408 2848.360 2849.175 2849.427 2850.877 2853.441 2853.971 2855.455 2857.117 2857-659 2858.210 2858.733 2860.184 2861.075 2861.895 2364.366 2865.131 2865.802 2865.892 2867.216 2872.529 2873.126 2873.534 2874.700 2875.083 IDTOERBTHEOENEOTRTORRENFOFTOFNFOFTANOTOHEEOTNT DE OFDT INFO NER LRENTOFUTTE INNEN MEN 007 ON OF ME OHNI OHOENS e 2875.930 2876.602 2877.464 2873.524 2879.095 2879-956 2880.327 2880.477 2884.064 2884.537 2884.967 2885.295 2886.182 2886.368 2886.622 2889.280 2889.654 2890.970 2891.961 2892.466 2893.014 2896.183 2898.023 2899.372 2901.308 2901.455 2903.193 2903.354 2905.862 2906.103 2906.909 2908.150 2908.468 2909.185 2909.797 2910.801 2911.269 2911.466 2911.695 2911.939 2912.470 2913.969 2914.341 2914.841 2915.382 2915.586 2916.193 2917.383 2917.946 2919.053 OS RTOFOT OT NTREINFBFTOT OT BIO = INT ON OF NFOT DENIED BEN OT OF OTTO HEN Oo HN om or on Tor nr oo Br 076 2919.380 2919.935 2920.204 2920.974 2921.193 2922.818 2923.109 2923.298 2924.617 2925.414 2925.708 2927-370 2929.646 2930.334 2930.704 2931.416 2931.879 2932.585 2934.I11 2934.420 2934-779 2935.083 2936.817 2937-111 2938.491 2938.590 2939-519 2940.208 2940.694 2940.873 2941.985 2942.267 2942.348 2942.692 2942.981 2943.291 2943-756 2945-437 2946.705 2947-277 2948.328 2949.635 2949.930 2950.986 2951.357 2952.412 2955.128 2956.629 2957-214 2957-774 U 87 DINO 0 nn Or mar a oo oO nn NO -00 0090 090 O0 oO nn OO WO DO AL N NO ON Über die Bogenspectwen der 2958.467 2961.140 2961.526 2962.272 2962.465 2962.819 2963.005 2963.178 2964.190 2964.890 2965.215 2966.217 2966.428 2966.685 2967.860 2969.938 2970.825 2971.098 2975-461 2976.470 2977-757 2978.338 2978.645 2979-555 2979.802 2980.453 2982.252 2982.680 2983.032 2984.419 2984.751 2985.084 2985.752 2988.396 2989.253 2989.655 2989.963 2990.763 2992.240 2993.698 2994.908 2995.298 2995.762 2996.385 2997.777 3000.234 3003.605 3004.872 3005.064 3005.878 "ON OONDN N DB GOO N GO 0909 oo oO "oO PO „On 09 2 u DW OoNNKD DO © oOoOoO =“ o0 N 060 Elemente der Platingruppe. 3008.022 3012.902 3013.194 3014.068 3015.158 3015.772 3017.380 3018.169 3018.440 3018.744 3019.498 3020.782 3021.226 3022.382 3024.434 3027.659 3027.790 3028.032 3029.496 3030.817 3031.122 3031.418 3031.828 3032.924 3033.331 3033-843 3036.668 3040.184 3041.021 3042.860 3043-622 3043-793 3044.040 3044.191 3044-525 3045.031 3045.430 3045.898 3046.200 3047-574 3049.172 3049.580 3050.517 3051.280 3052.540 3053-004 3053-743 3054-091 3054.620 3054.780 Phys. Abh, nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. Il. 19} - N NP$N NO HH OO Oo 2 Wu o oo Zum vo + DB - ON U NN NHLN DRIN TEN OD N DD SD ww oO“ 08 00 .T55. 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R. 2ER, .430 R. ‚250 R. .634 R. .017 R. .782 R. .073 R. .197 R. .580 R. .407 R. ‚641 R. .464 R. .848 R. .oo8 R. 4071.169 4073.768 4074-829 4088.598 4091.980 4097.087 4098.233 4100.436 4112.177 4124.760 4129.114 4135-955 4138.021 4152.448 4172.708 4173-391 4175.783 4190.059 4201.541 4212.028 4219.005 4229.531 4233.630 4241.682 4251.321 4252.718 4261.011 4264.893 4269.526 4269.767 4270.952 4273-984 4275-074 4277-315 4281.535 4286.056 4294-105 4296.382 4297-556 4299.870 4309.041 4311.561 4317-754 4319.513 4326.413 4328.838 4338.913 4342.681 4351.695 4354-631 „x J oO =D“ OO HP OoO OD OO "RO oO 82 © DUO“ OO OO “N OO 8 200 0 0 0%“ “oO NO Oo + - 090 [97 35 .162 R. ‚763 R. .834 R .593 R. -977 R. .090 R. .269 R. .446 R. .185 R. .762 R. .I24R. .945 R. ‚OIZ.R. .435 R. .710R. .386 R. .781.R. .052 R. .528 R. .007 R. .99I R. ‚613. R. .679 R. ‚331 R. .690 R. .993 R. .903 R. .521 R. .767 R. ‚945 R. .o64 R. .302 R. ‚S2HR. .o56. R. ITZUR. .383 R. .538 R. ‚856 R. .O4I R. .560 R. .743 R. .502 R. ‚416 R. ‚840R. .9I9 RR. .678 R. ‚69T R. 626. R. 36 H. Kayser: 4as80o7 1 MEISZERE 4420.639 5 .633RR. 4507.590 0 4738.215 1 4358.318 ı .304 R. 4428.059 I 4514.445 0 4738.508 2 4361.126 0 4432.584 2 .582 RR. 4519.050 0 4744:.050 2 4365.3355 3 .837R. 4436.490 3 .488R. 4525.0355 ı .0355R. 4755.332 ı 4370.826 3 .824R. 4437.258 17 W257R. 4529848 ı .842R. 4763.263 © 4377.070 1 .068R. 4439808 2 .S8ıoR. 4540.093 2 .o87R. 4794-177 5 4385.068 0 4445.582 I 4548.836 ı .327R. 4816.105 2 4386.485 1 4445.8554 0 .850R. 4550.584 4 .57IR. 4865.759 2 4390.406 © 4447-535 3 -520R. 4551.461 3 .463R. 4899.386 o 39T DL POASR: 4459.646 0 .658R. 4595.206 3 4912.771 I 4395.040 4 .042R. 4459.90 0 .78ı R. 4597-321 2 4937-522 0 4397-424 3 -427R. 4462.473 1 .470R. 4616.948 4 .944 R. 5031.988 ı 4400:75I 1 .747 RR. 4466.134 1 .I2IR. 4632.000 4 5103.670 2 4402.901 3 .904R. 4479:974 2 .976R. 4634.930 ı 5149.895 2 4404-375 1 .378R. 4484.935 2 .930.R. 4642.010 0 5202.789 3 4410.899 ı 4488.771 I .766 RR. 4663.977 4 5523.786 2 4411.298 ı 4503.774 © 4692.220 2 5728.735 2 Rowland gibt 14 Linien mehr, von denen ich folgende für Verun- reinigungen halte: 3895.023, 3918.388, 3919.107, 3991.640, 4005.324, 4033.095 , 4071.716, 4097.004. 4305-440. Diese Linien fehlen auf meinen Platten sicher. 4090.922 dagegen kommt bei allen 6 Elementen als schwache Linie vor. 6. Iridium. Ich hatte zur Darstellung dieses Speetrums von Dr. Bettendorff er- halten: Ammonium Iridium Sesquichlorid, Iridium Ammonium Chlorid, Na- trium Iridium Sesquichlorür. Die Salze enthielten ziemlich viel Ru, sonst noch Spuren von Pt. 2321.481 oO 2343.062 © 2363.134 4 2398.824 0 2422.286 Oo 2321.622 0 2343.255 2 2365.849 I 2401.866 2 2424.406 O 2324.006 © 2343.0684 2 2367.469 © 2402.379 I 2424.741 O0 2324.754 0 2347.329 I 2368.120 4 2403.113 O0 2424.971 I 2325.029 I 2349.400 © 2368.486 © 2405.955 0 2425.069 2 2328.046 0 2349.790 © 2370.462 2 2406.115 0 2425.744 2 2328.324 0 2350.136 © 2372.856 4 2409.465 1 2426.622 I 2328.598 o 2351.492 I 2375.195 2 2410.264 2 2426.875 0 2328.790 O0 2352.705 0 2381.714 2 2410.818 I 2427.189 Oo 2329.469 0 2355.082 2 2383.270 I 2414.473 0 2427.694 2 2333.372 2 2356.122 Oo 2383.890 0 2415.950 2 2427.878 0 2333.917 2 2356.388 0 2386.665 ı 2416.334 0 2429.830 © 2334-406 © 2356.674 2 2386.981 2 2416.6072 oO 2431.331 2 2334-575 2 2357.623 0 2390.706 2 2418.190 2 2432.021 2 2337.0628 o 2358.245 I 2391.282 3 2418.657 0 2432.439 I 2342.573 0 2359.668 © 2394:.404 © 2420.698 ı 2432.667 Oo 2342.763 1 2360.790 2 2395.974 © 2421.306 © 2433-433 © 2434-107 2436.513 2445.184 2445-436 2446.926 2447-583 2447.850 2448.316 2449.112 2449.916 2452.893 2454-212 2454-945 2455-691 2455-949 2456.882 2457-123 2457-312 2462.454 2463.118 2464.462 2467-382 2468.263 2468.705 2469.594 2469.848 2470-143 2470.607 2472.709 2474-170 2475-209 2478.190 2479-255 2480.685 2481.262 2482.383 2486.463 2486.826 2488.325 2489.293 2491.778 2492.406 2493.163 2495.680 2495-951 2496.360 2500.357 2502.710 2503.068 2504.446 Bon Oo = m or or 0 Oro OO ur oO 0 mi arao: 0 07 Or 0. m O9: Wal (Or Hi LOB Br FON IR OFT OEL TNE O5 07, NTOF OO n#+ Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. 2505.308 2505.814 2507.712 2508.434 2509.798 2512.016 2512.191 2512.665 2513.799 2515.448 2521.175 2523.290 2524.953 2526.856 2527.868 2528.011 2529.559 2529.870 2530.200 2530.498 2530.786 2532.290 2534-103 2536.760 2537-309 2537-770 2538.548 2538.949 2540.483 2541.556 2542.097 2544.059 2545.620 2545.868 2547-278 2550.987 2551.475 2554.480 2555-425 2555-955 2556.860 2557-285 2558.821 2559.643 2562.999 2563.365 2564.253 2564.922 2566.442 2568.407 "ooocomarnt NS Or“ Oman HMO OF = DELOHOR ON. OF © 0,0, HIONOEOFOROFSHNOZ DT RO THEDHSENEEEEO oo oo + 2569.962 2572.156 2572-459 2572.784 2573-338 2577-622 2573.794 2579.008 2579.573 2579-860 2581.019 2581.523 2583.261 2584.867 2586.146 2589.057 2589.231 2589.470 2590.296 2591.129 2591.927 2592.146 2593-224 2595.188 2595-914 2599.129 2599-224 2602.122 2604.645 2606.081 2606.668 2607.608 2608.314 2609.996 2610.198 2611.384 2612.136 2612.344 2614.287 2615.064 2616.090 2617.177 2617.514 2617.872 2618.352 2619.967 2620.102 2621.610 2622.203 2623.736 = m107 0 © OHONOTHTB For oO N DIN OT OIZWERENTN oo Oo» DO ON ON DO “Mn - oO OOo Oo N ON OO un - — 2625.396 2626.844 2628.271 2629.498 2634-340 2634-513 2635.353 2636.967 2637-407 2639.073 2639.510 2640.462 2644.279 2646.334 2650.584 2653.124 2653.853 2654.033 2654.670 2656.898 2657-587 2657:799 2657-993 2660.040 2660.163 2661.080 2662.080 2662.706 2663.400 2664.871 2665.144 2667.540 2668.362 2669.070 2670.006 2671.930 2672.888 2673.694 2675.37 2676.911 2677.899 2679.506 2681.184 2682.536 2683.387 2688.381 2689.769 2691.154 2691.998 2692.267 SOR OO OB NDS OOo Oo MO FL N 9 8 OA VL DE ON.O0 O1 0 ©. 8 © WO 810 10 DIN I8 187.0 07 BOTEN TON IN 2692.429 2692.964 2693.571 2694.320 2695.550 2696.010 2698.688 2701.200 2704.117 2704.722 2705.213 2705.296 2795-453 2705.632 2706.985 2707.265 2708.752 2710.177 2711.402 2712.817 2713-195 2714.643 2716.612 2717.730 2719.906 2720.534 2721.443 2723.248 2723.849 2724.884 2726.566 2728.22 2728.494 2729.638 2730.500 2731.954 2732.752 2734-596 2735-165 2736.509 2738-875 2739-413 2740.085 2740.166 2740.267 2740.432 2743-477 2743.769 2744-091 2747-383 emo 060 Vo n.o oO MI On © OMn Mor Ho) in ‚© Or BO 0, 0, mi a BONN ORON ON EOS TORI NZ NH FON ON NEN 37 38 2747.602 2748-395 2749-075 2753-954 2756.206 2758-325 2759.100 2759-405 2760.009 2760.207 2760.474 2761.227 2761.700 2763.287 2767-423 2767-764 2771.711 2712-547 2774-685 2775-073 2775-646 2777-149 2777-530 2777-645 2779-752 2780.507 2781.047 2781.401 2782.342 2782.885 2783.492 2783-797 2785-319 2787.099 2787-687 2789.066 2790.795 2793-907 2794-189 2796.558 2797-456 2798.283 2799-522 2799-835 2800.755 2800.923 2804.300 2806.479 2806.772 2807.754 DD OO oO Oo «+ 0 O0 OO OO AB OH ON OP LK RD SO OO OO ON DD DH“ OO © -wor-+ Don oO» 2808.249 2810.657 2812.896 2814.532 2814.966 2815.744 2816.409 2817.039 2817.284 2819.848 2820.614 2820.738 2823.280 2823.83 1 2824.228 2824.546 2826.316 2827.259 2829.720 2830.264 2830.601 2830.964 2831.455 2831.912 2832.874 2833-337 2833.777 2835.408 2835.762 2836.197 2836.506 2837.421 2839.287 2840.332 2841.798 2842.390 2845.009 2845.245 2846.753 2848.557 2849.557 2849.848 2850.906 2851.161 2851.518 2851.648 2852.605 2853.416 2854.722 2855.931 SI le lofreF IE CHEFIN INT Te) DH DON W-DBDO aA" Oo “Oo 0Oo-+ nn -# Lo; BIO DFOHRTFRH OF (OFEN OOo BED BER H. Kayser: 2856.048 2857-058 2859.138 2860.126 2860.767 2862.455 2863.955 2866.798 2869.815 2870.304 2870.698 2872.227 2873.929 2875.721 2876.096 2877-108 2877.781 2878.632 2879.515 2879.878 2880.174 2880.324 2881.270 2882.742 2882.970 2883.549 2885.615 2887.240 2889.688 2890.634 2892.371 2893.785 2894.388 2895.705 2897.070 2897.260 2897.783 2898.455 2899.055 2899.733 2900.165 2900.492 2902.430 2903.852 2903-995 2904.913 2905.744 2907-353 2909.669 2909.912 HH" OD ON) DD Oo O#+-N LP OFL+ OO oo oO wmwr — > oO 0 O2 N 0 0700 "oO NND ON OO oO$eLNnN AO oo on © 2913.592 2915.625 2915.793 2916.479 2917-347 2917.885 2918.683 2919.299 2921.237 2924.912 2926.212 2927.129 2927.833 2930.298 2930.743 2931.821 2933-252 2934.748 2935:395 2935-427 2936.814 2937-371 2937-656 2938.097 2938.877 2939.390 2940.548 2940.669 2941.197 2943.287 2947-093 2949.882 2950.606 2950.883 2951.266 2951.363 2952.686 2953-205 954-909 956.301 2956.699 2959.049 2959-573 2961.009 2961.595 2962.580 2963.111 2965.095 2965.329 2966.245 N DB Dt eu 0800000 090 oo Wo oO» NOW DB ON OT O OWL ,y, O2 0 00 ku Da © EEE) S TE oJ o FE Fo ET Et oje) Ei) SEL- Do Oo 2967.360 2968.334 2971.205 2972.119 2972.646 2974.220 2974-659 2975.062 2976.857 2978.056 "2980.375 2980.578 2980.776 2981.042 2982.962 2985.921 2988.335 2990.746 2991.520 2993.184 2993-751 2996.202 2996.785 2997-314 2999.155 3000.149 3001.383 3002.086 3002.375 3003.761 3004.429 3005.338 3007-745 3007.838 3008.753 3010.020 3011.812 3012.695 3012.984 3014.585 3014.854 3016.550 3017.450 3018.151 3019.350 3020.125 3022.536 3022.807 3024-410 3026.489 - DO Wer 2 DUO“ N DD HD OO WO EL FO OO WO On wm OO AO BF OO OL FE OO DD oO 3029.487 3030.365 3030.568 3032.528 3033-744 3034-675 3036.361 3037-861 3039.378 3040-580 3041.056 3041.979 3042.429 3042.760 3043.671 3044-255 3045.768 3047-277 3047-905 3048.783 3049.559 3050.134 3051.243 3052.288 3053-709 3054-351 3054.570 3056.770 3057-398 3057-590 3058.087 3058.438 3059.858 3060.114 3060.460 3060.950 3061.515 3064.216 3064.622 3064.904 3065.292 3065.944 3066.167 3066.766 3068.507 3069.005 3069.220 3069.825 3072.078 3072.904 Uber die Bogenspectren der DO - 001800 - OD www “pP m - + 0 O0 OD Oo 2 U SD OO DD WO —- + „0900 w%20 0% o oo vu + 3013-390 3073-500 3074-864 3075-577 3076.800 3077-996 3073.793 3079.892 3081.709 3082.823 3083.085 3083.343 3085.088 3086.564 3088.163 3089.660 3090.277 3090.871 3091.254 3094.144 3094.326 3097-147 3097.482 3097-931 3098.555 3099-055 3100.586 3101.288 3103.667 3103.875 3104.301 3106.072 3108.670 3112.475 3113.259 3113.908 3114.170 3114.669 3117.457 3117.645 3117.968 3118.967 3119.422 3120.885 3121.894 3122.509 3123.334 3124.024 3124.203 3128.510 DON PHF+UO "OO NN OO + Hr nm N NO ON BD NN ON OO - N OO OO N OF LH Re OO ON + OO N ON ES 3133.210 3133.432 3135.358 3136.418 3139.704 3141.947 3142.371 3142.994 3143.668 3147.860 3148.346 3150.128 3150.727 3151.748 3154.679 3154.874 3156.274 3157.614 3157-836 3159.280 3159.644 3159.992 3161.477 3161.948 3162.445 3162.87 3162.953 3163.972 3164.376 3165.323 3165.833 3166.886 3167.328 3167-792 3168.297 3168.404 3168.673 3169.010 3171.812 3172.915 3173.222 3173-466 3176.106 3171-325 3177.712 3178.811 3179.328 3180.487 3182.514 3182.924 Elemente der Platingruppe. - oO oo vw = Bun OS DON N DO ON OO OO - .- DO O9 ı 8 [OS Sr Er ro} 0° nrw Ve 09 oO O8 BD U O0 = Wa © uR d? 3186.030 3186.184 3186.667 3187.267 3188.487 3188.702 3189.486 3193.240 3193-345 3195.882 3198.226 3199.058 3200.166 3201.027 3202.023 3202.250 3204.230 3204.587 3205.227 3205-837 3208.287 3209.050 3210.131 3212.240 3212.350 3212.629 3213.681 3216.431 3216.903 3217.301 3217.700 3218.593 3220.924 3221.415 3222.600 3224.016 3224.637 3226.840 3227-675 3228.672 3229.412 3230.903 3232.145 3232.342 3232.618 3235-370 3235-537 aD oO HN +00 00 DOoO0O0o0ou%V an oO oo WO DD BR OO “DD A + oO oo “oO PO DW Nn On Oo + oO 0 - wu ın 3237-115 3238.003 3238.414 3238.675 3240.351 3240.688 3241.395 3241.640 3242.132 3242.462 3242.734 3243.568 3244-887 3245.022 3245.510 3246.431 3246.951 3247-417 3249.638 3249.866 3253-497 3254-542 3256.194 3256.346 3257-916 3262.147 3262.852 3263.062 3263.436 3265.399 3266.580 3267.236 3268.663 3269.835 3271.372 3271.936 3272-7712 3274:686 3275-167 3275-452 3275-135 3276.291 3277-422 3280.011 3280.705 3282.024 3282.458 3284-456 3284.695 3285.721 oO Oo OS OL RD AN THTDNDAHUDDFHOON ON OO ON BD HP OLD RO O0 - [ol or oJ Sr EL SERVER oO mu. D] 40 3287.198 3287-726 3290.640 3291.010 3291.187 3294.150 3294.251 3295.220 3297-655 3300.732 3301.502 3301.735 3301.900 3303-236 3303-771 3304-460 3305-057 3305.787 3305.980 3307.774 3308.581 3308.939 3309-535 3310.032 3310.674 3311.161 3311.365 3312.268 3313-472 3316.129 3316.534 3316.771 3317-457 3317-664 3318.596 3318.812 3319-231 3319.680 3320.504 3321.901 3322.750 3323.011 3326.056 3326.245 3326.687 3327-039 3327.688 3330.968 3333-600 3334-318 01070 07,0 DO AR TO MIO DD TON 8 NA OTTO OO N RTON TO TO N BF oa RE on KK E HE E E oO A = u 3335-185 3336.195 3337-637 3337-985 3338-535 3339.028 3339-532 3340-485 3342.930 3343.182 3343-745 3344.360 3346.609 3347-695 3348.015 3352-987 3353-096 3355-739 3355-942 3356-342 3356.697 3359.262 3360.038 3360.950 3364.380 3365-273 3365.678 3367.063 3367.210 3368.640 3370.785 3371.594 3372-958 3374-597 3374-942 3370.146 3377-288 3378-119 3378.550 3379-993 3381.151 3383-474 3383-917 3385.272 3385-752 3386.330 3386.417 3386.678 3388.023 3388.158 Bm 9 TO BIN (0 0 N 90 0 oo tn mia na BIN O0 On Sr No Oo Min To Ho HR mi 0: © To IS Bro I (OD 8 H. Kayser: 3389.473 3391.032 3395-129 3401.927 3402.182 3402.962 3409.93 1 3410.180 3411.730 3412.762 3415.408 3415.906 3418.533 3419.592 3420.I11 3420.646 3420.895 3421.923 3424.854 3425.526 3429.026 3429.748 3430.197 3430.94 1 3431.476 3432.930 3433-475 3434-915 3435-200 3435-554 3437.189 3437-670 3438-244 3445.682 3446.476 3446.793 3448.621 3449-133 3450-916 3455-949 3465.390 3468.749 3476.182 3476.611 3477-930 3481.254 3482.760 3484.256 3484.649 3485.660 SIR IB BO ID EIN a TO A TO TR IONTO To Ih iO Fe 5 TO in DT IN Or 9 Dia D BD BEDER RR ee 3488.727 3492.217 3494-787 3496.580 3499.272 3503.088 3508.731 3510.793 3512.054 3512.356 3513.807 3516.110 3522.191 3552.223 3557-325 3559.160 3568.156 3573-888 3594-308 3594-557 3596.356 3598.936 3601.568 3605.958 3609.933 3617.378 3619.326 3623.976 3625.872 3626.460 3628.843 3629.317 3629.911 3636.370 3641.037 3645-468 3647-857 3653.358 3657-774 3661.527 3661.867 3664.780 3675.160 3688.321 3689.476 3692.851 3696.308 3698.261 3701.107 3707-147 m U D NW OO HR PO DOT HH m BO RU RO HB ADND EA OA N DO,HSSD DNB ARD HR HN FA HD ON 3712.630 3721.628 3722.904 3725.536 3731.504 3734.900 3738.682 3742.948 3747-352 3750.539 3768.817 3794-211 3799.047 3800.243 3817-385 3889.715 3902.632 3902.807 3909.219 3915.055 3915.538 3923-634 3924.573 3931.903 3934-063 3935-005 3941.242 3944-534 3946.420 3948.459 3950.259 3952.099 3956.262 3962.926 3976.466 3978.240 3985-003 3987.963 3989.575 3992.277 3996.602 4005.164 4005.717 4020.194 4033-923 4040.224 4040.578 4048.782 4051.071 4051.538 o18 70 AR TR ein 1 I FO TEN ED IN TO TOT 8 (OF OR eo ern Or 18 BD) DO DO (9 OD IN TO RR re Pe Uber die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. 41 4055.833 0 4230.486 0 4352.720 2 4545.837 4 4938.225 I 4056.620 2 4240.644 0 4362.289 ı 4548.645 4 4939.3I11 0 4059.377 2 4241.198 0 4376.575 © 4550.941 2 4970.629 0 4070.067 4 4243.944 0 4377-175 3 4568.246 4 4999.898 2 4070.822 3 4257.528 2 4380.930 ou 4570.183 2 5002.874 I 4072.532 2 4259.280 4 4392.758 3 4604.629 3 5009.323 0 4075.774 2 4261.408 2 4399-645 6 4614.342 0 5046.227 0 4080.737 2 4262.05I Oo 4403.952 4 4616.549 6 5050.001 © 4081.564 0 4265.450 2 4406.926 © 4640.231 2 5178.128 ı 4082.542 I 4266.202 I 4411.344 2 4656.329 4 5239.091 I 4092.7167 3 4266.532 0 4422.12 I 4669.130 2 5340.932 I 4115.957 4 4268.251 4 4425.930 © 4792.751 © 5357-081 0 4166.22 3 4269.101 0 4426.459 6 4709.034 2 5364.507 2 4172.736 1 4286.776 2 4449.540 © 4729.005 4 5449.716 4 4182.626 ı 4300.802 ı 4450.346 2 4732.014 I 5454.724 2 4200.031 2 4301.776 4 4452.987 I 4756.613 4 5469.648 ı 4212.197 0 4305.359 © 4478.649 4 4758.107 2 5620.266 ı 4212.383 2 4310.750 4 4491.523 2 4778.330 4 5625.772 3 4217.908 2 4311.669 5 4492.333 1 4795.827 3 5894.324 2 4218.243 0 4316.456 ı 4495.525 3 4807.302 0 4218.428 ı 4330.060 © 4496.200 1 4809.636 2 4220.950 2 4332.490 0 4533-003 2 4840.934 2 4223.327° 0 4351.462 I 4538.819 ı 4845.539 0 Bei so linienreichen Spectren, wie den vorliegenden, scheint es fast aussichtslos, falls nicht auffallende Gesetzmäfsigkeiten vorliegen, nach solchen zu suchen: und die Arbeit ist enorm, wenn man alle Linien in Betracht ziehen will. Trotzdem habe ich wenigstens einen Versuch machen wollen, und nahm dazu Pd, da diefs das einfachste Spectrum hat. Ich wählte die stärksten und die ganz unscharfen Linien aus, im ganzen 128, und be- rechnete die Schwingungsdifferenzen zwischen ihnen. Es zeigte sich in der That eine ganze Anzahl von Gesetzmäfsigkeiten, deren auffallendste folgende ist: eine Gruppe von 3 Linien wiederholt sich im Speetrum 6 Mal. Es sind diefs die Linien: 4473-771 7 3799.332 57 3634.840 1or 4213.116 6r 3609.698 gr 3460.888 7r 3958.777 57 3421.368 Ir 3287.378 5r 3894.335 67 3373-137 67 3242.824 107 3553.242 77 3114.157 5” 3002.775 4” 3441.548 6r 3028.031 4r 2922.615 77 Phys. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. II, 6 42 H. Kayser: Die Schwingungszahlen dieser Linien und ihre Differenzen sind: Zahlen Differenz Zahlen Differenz Zahlen 2235251 396781 2632032 119121 2751153 2373530 396785 2770315 119117 2889432 2526033 396787 2922820 T19118 3041938 2567833 396781 2964614 119118 3083732 2814331 396803 3211134 II9II1Q 3330253 2905669 396804 3302473 119120 3421593 Die erste Schwingungsdifferenz kommt noch 3 Mal vor bei den Linien: 4087.531 3 3517.087 8r 3690.491 6r 3219.088 4 3433-582 5r 3021.860 4 Deren Schwingungszahlen und Schwingungsdifferenzen sind: Zahlen Differenz Zahlen 2446465 396797 2843262 2709667 396803 3106470 2912410 396800 3309220 Es zeigt sich also, dafs zwar nicht Serien von Paaren oder Triplets vorhanden sind, wohl aber Gruppen mit constanter Schwingungsdifferenz sich vielfach wiederholen. Ähnliches haben Kayser und Runge! für As, Sn, Pb, Sb, Bi nachgewiesen, und kürzlich hat Rydberg” das gleiche für Cu gefunden. Offenbar ist das Auftreten der Serien von Paaren oder Triplets nur der einfachste Fall des gesetzmäfsigen Baues der Speetren, der denn auch zuerst gefunden worden ist und sich einigermafsen hat mathe- matisch formuliren lassen, während wir über die Art des Gesetzes in com- plieirteren Fällen, wie dem vorliegenden, noch keine Ahnung haben. Bei Betrachtung des Charakters der oben angeführten Linien fällt so- fort auf, dafs fast alle umgekehrt sind, nämlich 19 von den 24. Im ganzen Palladiumspectrum habe ich nur 32 umgekehrte Linien gefunden, so dafs fast 3 derselben als nach einem unbekannten Gesetze gelagert nachgewiesen sind. Es zeigt sich auch hier wieder die hervorragende Bedeutung der umgekehrten Linien für die Speetren. Von den unscharfen Linien ist keine einzige aufgenommen worden. Ich habe darauf das Speetrum des Platins einer gleichen Untersuchung unterzogen, indem ich alle umgekehrten Linien und die, deren Intensität ! Kayser und Runge, Abhandl. d. Berl. Akad. 1893. * Rydberg, Astrophysical Journal 6. 1897. Über die Bogenspeetren der Elemente der Platingruppe. 453 mindestens zu 5 geschätzt worden war, nahm, im ganzen 63 Linien. Ich fand. dafs ein Paar mit der gleichen Schwingungsdifferenz 6 Mal vorkommt. Es sind diefs die Linien: 3323-914 6 3240.324 5 3139.503 7 3064.825 6 2998.087 7r 2929.903 8r 2766.764 5 2677.232 4r 2705.985 5r 2650.938 gar 2628.122 7r 2467.504 8r Deren Schwingungszahlen und Schwingungsdifferenzen sind: Zahlen Differenz Zahlen 3008501 77610 3086111 3185218 77611 3262829 3335460 77622 3413082 3657568 77633 3735201 3700299 77607 3777906 4020487 77608 4052678 Diese Paare lassen sich aber nicht in Serien unterbringen, weder ihrer Lage noch ihren Intensitätsverhältnissen nach. Es ist also auch hier das zu Grunde liegende Gesetz ein verwickelteres als bei den Elementen mit niedrigerm Schmelzpunkt. Ich habe schliefslich noch das Speetrum des Ru auf eonstante Sehwingungs- differenzen hin untersucht, wobei ich mich wieder auf die umgekehrten und die stärksten Linien beschränkte, im ganzen auf 96. Das Spectrum zeigt in viel höherm Mafse, als ich es bisher bei irgend einem Elemente gefunden habe, das wiederholte Auftreten derselben Schwingungsdifferenz. Ich habe über 200 verschiedene Differenzen 2, 3 oder 4 Mal gefunden. Trotzdem tritt ein gesetzmässiger Bau noch viel we- niger hervor, als bei den übrigen Speetren. Ich will mich darauf beschränken, nur einige wenige solcher Bezie- hungen anzuführen. Dabei soll der Kürze wegen statt der Schwingungs- zahl die Wellenlänge selbst in ihren 4 ersten Zahlenstellen in Klammern gegeben werden. (5699) — (5510) = 60109 (4758) — (4554) = 93832 (5559) — (4342) = 504374 (4354) — (4243) = 60116 (4385) — (4212) = 93825 (5484) — (4296) = 504386 (3428) — (3359) = 60125 (4372) — (4200) = 93830 (4869) — (3909) = 504372 (3368) — (3301) = 60116 (4243) — (4080) = 83818 (3799) — (3188) = 504372 Jede der hier vorkommenden Linien ist wieder mit einer ganzen Menge anderer verknüpft, wofür ich auch nur ein paar Beispiele anführe. 44 (5699) — (4647) = 397098 (5699) — (4385) = 525609 (5699) — (4294) = 573848 (5699) — (4076) = 698379 (4354) — (4342)= 6377 (4354) — (4241) = 61226 (4354) — (4080) = 153934 (4354) — (4022) = 189543 (4354) — (3985) = 212823 (4354) — (3730) = 383963 (4554) — (4385) = 84673 (4554) — (4385) = 84673 (4554) — (4372) = 91547 (4554) — (4320) = 119040 (4554) — (4200) = 185377 (4554) — (3926) = 351540 (4554) — (3923) = 353120 II H. Kayser: Über die Bogenspectren der Elemente der Platingruppe. (4647) — (3799) = 397093 (5336) — (4167) = 525614 (5336) — (4085) = 573830 (4320) — (3742) = 698387 (2866) — (2861) = 6382 (3409) — (3339) = 61239 (4349) — (4076) = 153924 (4599) — (4230) = 189546 (4903) — (4439) = 212809 (3727) — (3260) = 386952 (4460) — (4297) = 34678 (3436) — (3339) = 84679 (3790) — (3663) = 91540 (3799) — (3635) = 119026 (4410) — (4076) = 185377 (4167) — (3635) = 351536 (3736) — (3339) = 353114 Ich will es bei diesen wenigen Beispielen bewenden lassen, da sie doch keine Aufklärung über den Bau des Spectrums geben. Vielleicht würde sich ein günstigeres Resultat gefunden haben, wenn ich noch schwä- chere Linien berücksichtigt hätte; aber die Rechnungsarbeit wächst damit so gewaltig, dafs ich darauf verzichten mulste. Aus demselben Grunde habe ich auch die drei übrigen Speetren nicht untersucht. MATHEMATISCHE ABHANDLUNGEN. : ebaHaln Mr © el ae ae mc BT i re en Au S re ARE en rap We au u ei heute an) RE ET u rg N DU Tr Zu 0 2 77 zu Be ee Se EN 7 Se f 2 & DIE = y u “ie I unzsı &Re BI Ze u; am ai lee Brit re ri, Soden ANDALLA MN 1 ur = er wc are Ass vol ar re als B » r} 2 a ® m. ZZ Mars-Beobachtungen 1896-97 auf der Manora-Sternwarte in Lussin piceolo. Von LEO BRENNER. Math. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. 1. 1 olonsia Iren] ui arterielle a G ? a2 i EEE) » ah ß MX üe = 2 v 4 BD b) * j Pr f Be; = un Br - A » es b . um ae Opal aıdsndasttarh Vorgelegt in der Sitzung der phys.-math. Classe am 21. Oetober 1897 j [Sitzungsberichte St. XL. 8.884]. Zum Druck eingereicht am gleichen Tage, ausgegeben am 25. März 1898. rl, 3 15151 Ali iur a Vorbemerkungen. Während der letzten Erscheinung des Mars wurde dieser Planet in der Zeit vom 8. Februar 1896 bis 20. Mai ı897 102 Mal von mir beobachtet (217 Stun- den), wobei ich 73 Zeichnungen und eine Anzahl Skizzen aufnahm. Die hier beigefügten Tafeln geben einige dieser Zeichnungen wieder, nebst einer Karte der Mars-Oberfläche, welehe alles enthält, was ich während der letzten Er- scheinung nach und nach gesehen habe. Wenn ein Object sich zu ver- schiedenen Zeiten verschiedenartig zeigte, so wählte ich für die Karte das Aussehen, welches ich für das merkwürdigste oder ungewöhnlichste hielt. Für die Karte habe ich nieht wieder die Mercator-Projecetion gewählt, in welcher die dem Bericht über meine Marsbeobachtungen 1894-95 (Astron. Nachr. Nr. 3268 u. 3288) beigefügte entworfen wurde, weil ich die durch diese Projeetion bedingte übertriebene Vergröfserung der Polarregionen für einen Nachtheil halte, der gröfser ist als das Ausziehen derselben in Länge. Die gegenwärtige Karte zeigt aber überhaupt im Vergleich mit der früheren ein verändertes Aussehen, welches theilweise auf wirklichen Veränderungen beruht. theilweise darauf, dafs ich in Folge gröfserer Übung trotz des klei- nern Durchmessers der Planetenscheibe bedeutend mehr wahrnehmen konnte als während der vorletzten Erscheinung. Da die Farbe der Planeten-Oberflächengebilde für deren Erklärung von Wichtigkeit ist, habe ich seit Gründung unserer Sternwarte alle Zeiehnungen in Farben ausgeführt, und so erscheinen auch die der hier beigegebenen Tafeln in annähernd denjenigen Farben, welche mir der Planet zeigte. Ganz genau liefsen sie sich schon aus technischen Gründen nicht wiedergeben. Alle Zeiehnungen wurden nach Augenmals angefertigt, und nur nach der Opposition manche Punkte mikrometrisch festgelegt. da mir nur während 1. 4 L. BRENNER: des letzten Theils der Beobachtungsreihe, von Mitte Februar 1897 ab, ein brauchbares Mikrometer zur Verfügung stand. Trotzdem kann ich für die richtige Wiedergabe einstehen, weil ich mich durch Versuche überzeugt habe, dafs ich mich eines vorzüglichen Augenmalses erfreue. Alle Beobach- tungen geschahen mit dem Refractor von 268°" Brennweite und 178” freier Öffnung von Reinfelder & Hertel in München, mit voller Öffnung. Wenn nicht der Planet bei Tage beobachtet wurde, benutzte ich stets zwei röth- liche Blendgläser vor den Ocularen, durch welche die Bilder an Deutlich- keit wesentlich gewannen. Die Oculare (positive von 146-410-facher, am Mikrometer zuweilen eins von 790-facher Vergrölserung, und negative von 98-830-facher Vergröfserung) sind ebenso tadellos wie das Objectiv, dessen hohe Vollkommenheit in Verbindung mit unseren Luftverhältnissen, welche in Europa nicht ihresgleichen haben, und mit meinem in Planetenbeobach- tung sehr geübten Auge die erzielten Erfolge ermöglicht haben. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die angestellten Beob- achtungen und deren nähere Umstände. | | | Stunde | Se Ver- | | |)-Stünde-| er |/U Yer- Tag Ba es Luftzustand | Tag | R ne er Luftzustand M.E.Z. | \gröfserung | M.E.Z. \gröfserung, | | messer | | | | messer | 1896 Febr. 8 | 2143— 224 | 4.40 | 196 3 (Deel. des Plan. 1896 Juni 14 Mrs 6'73 | 410 | 2, später 4-5 und | | —240)| | | | Wolken März 20 | 211— 22 4.92 | " |3 I » 18|194—22$| 6.82 | 242—410|4, später 3 April ro | 23—234| 5.20 | 146—196 | 4 | » 19| 20—24 6.84 | 242—830 [3 14 20—214| 5.25 | 242—310 | 2-3, etwas Wind || » 21| 20—22 6.90 242 MA » 15 | 20— 22 | 5.26 | 3, starker Wind ».22| 20— 21 6.93 | 242—410 [3 ı9| 20—2ı | 5.36 | [3 "„ 23| 21—23 6.95 310—410|4 24| 20—22 5.50 | 242—410 | 3, aber Wind Abe | 193 — 20% | 7.06 | 98—410|4 26| 20—21 5.54 ZA 3 Juli 2 |183—19$ | 7.19 | 310410 | 2-3 » 29| 20—2ı%4| 5.63 196 2-3 2| 2143 — 221 ” 410 |3 Mai 5| 21—224| 5.78 | 242—310| 2-3 6| 19— 2214| 7.31 | 242 3; aber Wind ı0| 20—203| 35.91 | 196—242 | 3-4 7| 20—203| 7.34 410 |3 18 | 195 — 223 | 6.11 310 3 und Wind 8|.20—2ı |. 7.36 | 196—242 | 4 19 | 182 — 22 6.14 | 310—410 | 2-3 | ” 9|173—1ı83| 7.39 | 310—830 | ı 20| 18—20%| 6.17 | 242—410 | 3, heftiger Wind "» 9|203—214 » | 196—310|3 24| 20— 224 | 6.26 | 3 10|195— 20% | 7.41 | 146—410 | 2, später 4 und 26 | 193— 213 6.30 410 13-4 Wolken 27|205— 212 | 6.32 » 3 I1| 19— 20% | 7.44 n | 3, aber Wind Juni 2|19%--224| 6.45 | 310-410 |4 » 15 | 16$—204 | 7.60 2420 | » 4| 19-22 6.50 | » » [2-3, aber Wol- » 16) 17 — 184 | 7.62 | 242—830 | 2 ken | » 19 |173— 18% | 7.69 | 310—410 |4. Wind 12 | 205— 221 6.69 10 3Windu.Wolken » 20| 19$3— 20% | 7.72 | 146—410|4, Wind 131202 2131116. 7i1 242 4-5 " 21 2053— 22 7-75 | 242--410'|4, dunstig u Mars- Beobachtungen 1896-97. 5 | Schein- Schein- Stunde | Ver- | | Stunde Ver- rn barer | barer | f Ta | Luftzustand Ta | re Luftzustand 5 M.E.Z. | Durch- 'gröfserung | 5 | M.E.Z. | Purch- \sröfserung, messer | | messer | | 1896 Oct. 6 181 — 204 | ı2!ı2 |242—410 3 und Wind 1896 Juli 22 | 17$— 194 | 7'80 | 310—830 | 2 „ 23| 17 —ı8 | 7.84 | 410—830 | 2-3 7 143 — 164 | 12.20 242 |3 und Wind „25 | 1743 —19$ | 7.90 | r ” |2-3 " 25| 11—ı93| 14.05 | 196—830 1 » 26| 19— 20% | 7.93 146 4 | Nov. 9 | 144— 163 | 15.59 | 200—302 | 3.u. starker Wind »„ 27\183—20%3 | 7.95 | 242 3 12 | 15$— 17 | 15.93 | 200—480 | 3 und Wind » 29| 19— 20% | 8.06 166 4 | » 12| 18— 19% 15.94 302 3 Aug. ı| 19— 21 8.16 | 242—410 | 3, aberWind und ».19| 8—9 16.40 146 4-5 | Wolken || » .24| 94—163| 16.85 | 200—302 | 2-3, später 2, zu- » 2|195—21%| 8.19 | » „12 | letzt Wind a ı8t— 20% | 8.22 | 196—830 | 2 30 7—8 17.08 | 146— 790 | 3 und Wind „ 4| 16—20 | 8.26 |310—410 |4, später 3 | » 30 9—ı2$ » 410 2 ı2| 19-—203 | 8.61 | 410 | 3-4 Dee. 9 7—13 |17.03 |242—410|2, später 5 » 13) 19— 20% | 8.65 | 242—410 | 3 II 7— 174 | 16.95 | 196— 410 | 1, zuletzt 5 (Wol- » 14| 19— 21 | 8.69 | ” Ol | | | ken) » 17| 19—21 8.83 | 242—830 | 3 1897 Jan. 4 9— 114 | 14.56 | 242—410 | 4 und Wind 18 | 194— 21 | 8.88 | 242—410 |4, blickweise 3 » 5| 5—1I3 |14.45 | 4Io 3, später 2 ) 19— 203 | 9.17 | 196—830 | 4 „ 26| 64—9 11.75 | 196— 310 | 4-5 » 25 |19$— 20% | 9.22 | 242—410 4, Wolken » 29| 5-94 |11.36 | 310-410 |4, später 3 Sept. ı | 17—214| 9.60 | 4ıo |2, später 3 und Febr. 4 43—93 |10.64 | » » 3 Wind role 10.08 | 242—410 | 3 » 3|16$— 213 | 9.70 | 242—830 | 3, später 4 | PAETT 6— 74 | 9.97 | 410—830 | 2 7|184—21 9.94 | 242—410 | 2-3 „ ı5| 5t—7% | 9.61 | 410 \ 3, später Wind » .8| 15$— 163 | 10.00 | 410— 830 | I ı8| 53— 73 | 9.23 | 410—790 | 4, später Wind 8 | 174— 20% » I | | | 310—830 | 3, aber bisweilen . 12 1821 10.26 | 242 3, später 4 l | | Wolken 15 | 18$— 21 | 10.46 » 3, später 4 | » 14| 5$3— | 7.57 |310—410|4 » 16|13$— 19 |10.52 | 242—410| 2, später 3-4 | » 15| 64—7 7.51 |410—830 | 2, aber Wind 21 | 144 — 17 | 10.87 | 302—410| 2, später 3—5 | »„ 24| 63—7 | 7.01 410 13-4 27| 19—20 | 11.32 | 242—410|4, aber Wind April27 | 63—74 | 5.65 | » 3 » 28| ı9—2r [11.40 302 |3 » 28| 63— 7% | 5.62 | 410—830 |4 Oct. 5| 17—22 |12.03 | 242—410| 3-4, später 5 Mai 9| 53— 74 5.31 » » |4, später 3 6| 164—ı74| 12.12 | » » |3 und Wind | » 20| 74—84 | 5.06 | 410 4 Nur ı2 Beobachtungen fallen in die Zeit, während welcher der Planet einen scheinbaren Durchmesser von 14" bis 17" besafs, dagegen 55 in solche Zeiten, zu denen dieser weniger als S" betrug, also so klein war, dafs die wenigsten Beobachter Mars der Beobachtung würdigten. Diefs erklärt sich aus folgenden Umständen. Von vorn herein war es meine Absicht gewesen, mit den Marsbeobachtungen früher zu beginnen, als diefs je zuvor geschehen war. Die ungünstigen klimatischen Verhältnisse von Mailand hatten Schia- parelli gezeigt, dafs es verlorene Zeit sei, dort Mars vor der Opposition zu beobachten, und seinem Beispiele waren die meisten Astronomen gefolgt; 6 L. BRENNER: selten begann einer die Beobachtungen zwei Monate vor der Opposition. Lowell war der erste, welcher es 1894 unternahm, Mars schon nahezu 5 Monate vor seiner Opposition zu beobachten und bis 5 Monate nach der- selben zu verfolgen. Ich selbst hatte damals meine Marsbeobachtungen erst 3 Monate vor der Opposition begonnen, sie aber dafür bis auf 64 Monate nach derselben ausgedehnt — länger als ein anderer Beobachter bis da- hin — und war durch die Entdeekung der Neubildung des Südpolarschnees und des Auftauchens der Nordpolarealotte belohnt worden. In Folge dessen begann ich 1896 meine Beobachtungen bereits 10 Monate vor der Oppo- sition, weil es meine Absicht war, wo möglich zu erforschen, ob die von Lowell über die Beschaffenheit der Mars-Öberfläche aufgestellte Hypothese haltbar wäre oder nicht. Zu diesem Zwecke wollte ich auch die Beobach- tungen wieder so lange nach der Opposition fortsetzen, wie zwei Jahre zuvor. Die Beobachtungen begannen auch mit dem schönsten Erfolge; leider aber überanstrengte ich meine Augen (da ich gleichzeitig auch Saturn, Uranus und Mercur beobachtete) derart, dafs ich mir eine Augenentzündung zuzog, die mich zu längeren Unterbreehungen zwang. Obendrein herrschte gerade in den Monaten um die Opposition herum auf unserer Insel eine ganz ungewöhnlich schlechte Witterung, so dafs die so schön begonnene Reihe der Beobachtungen ganz lückenhaft wurde. Ein ungünstiger Zufall wollte es zudem, dafs ich gerade die Gegenden zwischen 0° und 100° nur wenige Male unter guten Umständen betrachten konnte, während ich die Gegenden zwischen 100° und 320° besonders häufig gut sah. Die natür- liehe Folge davon ist, dafs meine Entdeekungen sich hauptsächlich auf diesen Theil des Planeten beziehen. Sonst würde wahrscheinlich auch der Rest viel mehr neue Objeete zeigen. Immerhin ist der Hauptzweck doch gelungen: die Unhaltbarkeit der Lowell’schen Hypothese trat klar zu Tage, wie ich an anderm Orte eingehend darlegen werde, während ich mich hier auf den Nachweis des thatsächlich Beobachteten beschränke. Schliefslich sei noch bemerkt, dafs für die südliche Halbkugel des Mars am 18.Februar 1896 das Frühlings-Aequinoctium, am 13. Juli das Sommer-Solstitium, am 19. December das Herbst- Aequinoctium, am 6. Juli 1597 das Winter-Solstitium stattfand und dafs der Planet am 10. Decem- ber 1896 in Opposition zur Sonne stand. Als ich meine Beobachtungen begann, stand der Planet sehr tief (Deel. — 233°) und zeigte uns seinen Südpol: am 26. Mai betrug seine Deelina- x eye Mars - Beobachtungen 1896-97. 7 tion 0°, aber die Breite seines Mittelpunktes (ß) immer noch — 243°. Am 24. September zeigte er uns seinen Aequator central (8 = 0°), während seine Deelination bereits +224° erreicht hatte. Am 19.Oectober betrug B+3°, 'so dafs also schon der Nordpol des Planeten uns zugekehrt war, doch währte das nicht lange, denn schon am 25. November zeigte er uns wieder seinen Aequator central, worauf seine Neigung beständig zunahm, indem er uns seinen Südpol zuwendete, bis 15. Januar 13897, wo 8=—74° war. Dann nahm die Neigung wieder ab, indem der Aequator am 13. März wieder central stand und zu Ende meiner Beobachtungen (20. Mai) der Nordpol uns ziemlich stark zugeneigt war (= -+15°); die Declination des Planeten war dabei beständig eine hohe gewesen, hatte am 13. März mit +253° ihren Höhepunkt erreicht und selbst zum Sehlusse der Beobach- tungen noch +214° betragen. Aus diesen Gründen fand die letzte Oppo- sition trotz der gröfseren Entfernung des Planeten unter günstigeren Um- ständen statt als die beiden vorhergegangenen, und namentlich die Ab- und Zunahme der Polarflecke liefs sich gut studiren. Südpolarfleck. Zu Beginn meiner Beobachtungen war der Südpolarfleck das einzige, was sich (aufser der Phase) erkennen liefs; deshalb nahm ich erst am 1.4. April meine erste Zeichnung auf, weil aufser der Südcalotte damals auch noch die Meerbusen Aonius und Titanum deutlich sichtbar waren, während Amazonis besonders hell glänzte. Die Schneezone muls, da sie sich bis auf ein Viertel der Planetenscheibe erstreckte, bis über den 50. Breiten- grad gereicht, also Thyle vollständig bedeckt haben. Am 24. April be- stimmte ich mit ziemlicher Genauigkeit, dafs die Schneegrenze unter 105° den 50. Breitengrad erreichte, während eine 5 Tage später aufgenommene Zeichnung sie bei Noachis Regio nur bis zum —52° zeigt. Der Schmelzungs- procefs scheint dann unaufhörlich weiter vor sich gegangen zu sein, denn meine weiteren Zeichnungen zeigen die Schneegrenzen unter folgenden Breitengraden: 5.Mai (unter 310%): —s5° | zo.Mai (unter 95°): —68°° | 14. Juni (unter 215°): —78° Io. » 233 69, | 264.» 69 65 Imp22: 169 81 18.» 147 65 2. Juni 2: 70 2. Juli 46 77 Tosn 180 66 4. 336 72 Dar 89 80 IE 118 66 4. o 71 1: 18 80 19,» 158 67% | 12. 275 u I.» 333 80 Ss L. BrEnNneRr: 10. Juli (unter 346°): —81° | 25.Juli (unter 165°): —83° 8. Sept. (unter 90°): —88° I5. 250 82 | 1. Aug. 120 84 8.» 121 90 = £ 215 2 er $ es = (In den nächsten Tagen war wohl BE > EM Se t er “ der Südpol hell, aber kein eigent- Le, Ei 3 SDopl. 53 9 | lieher Polarfleck erkennbar.) 22. » 195 83 a 196 90 | 23. m 179 83 | Chan 66 85 | Seither blieb der Südpolarfleck verschwunden, denn wenn ich auch am 8.März (unter 64°) eine Schneezone zeichnete, scheint es doch, als wäre es nicht der Polarfleck gewesen, den ich gesehen, sondern die oft blendend helle Insel Argyre II, weil sich jener sonst bis zum —61° er- streckt haben mülste, was natürlich unmöglich ist, weil die damalige Jahres- zeit des Mars-Südpols dem Anfang November unseres Nordpols entsprach. Ob es also zum vollständigen Schmelzen des Südpolarschnees und zur Neubildung desselben kam (wie beides zu beobachten mir in der vorletzten Erscheinung gelungen war), läfst sich deshalb nicht feststellen, weil gerade in den entscheidenden Momenten Mars uns seinen Nordpol zukehrte. Zwar wäre es im Januar möglich gewesen, das Vorhandensein des Südpolarflecks festzustellen, aber leider konnte ich nur am 5. Januar Zeichnungen aufnehmen, welche den Südpol wohl hell, aber keinen eigentlichen Polarfleck zeigen. Es ist jedoch möglich, dafs man auf anderen Sternwarten in dieser Bezie- hung glücklicher gewesen ist. Nordpolarfleck. Zum ersten Male vermuthete ich den Nordpolarfleck am 3. September, weil bei der Spitze der Phase eine glänzende Stelle war, die selbst mit Vergröfserung 330 noch deutlich sichtbar blieb. Es unterliegt keinem Zwei- fel, dafs es wirklich der Nordpolarfleck war, den ich sah, weil er 5 Tage später ganz deutlich hervortrat. Seine Sichtbarkeit wurde durch zwei Um- stände beeinträchtigt: durch die Neigung des Planeten und mehr noch durch die Phase, welche den ganzen Nordpol verdeckte, so dafs nur seine Aus- läufer gesehen werden konnten. Über seine Ausdehnung auf meinen Zeich- nungen gibt nachstehende Tabelle Aufschlufs: 3. Sept. unter 195°: +56° |: 2ı1.Sept. unter 355°: +50° | ı2. Nov. unter 213°: +60° 83.» 106 55 | 5. Oct. 233 53 (WERT2.70% 250 62 83» 130 56 Bun 189 60 2 263 45 8. 170 55 6 172 60 I 309 53 lo 40 56 6. » 212 Dos | Fer 339 58 16. » 340 58 175 Sa 12a 351 53 16. = 0 59 Tr 205 45 | 24. » I 55 16. 60 50 NAEH 28 59 24. 20 65 7 325 58 | 12. Nor. 184 60 |" 24% = 30 60 Mars- Beobachtungen 1896-97. 9 24. Nov. unter ‚50°: -+50° ı1. Dec. unter 170°: -+58° 5..Jan. unter 330%: -+58° 24.0 ın 12 65 | IE sn 190 63 Den o 52 24. 100 58 IT. in 200 60 syn» 30 57 30. » 290 63 ke, 220 60 8. März 64 60 30. » 300 53 Im An 230 64 | I5. 320 50 Bo:7 315 60 Llrın 250 63 Isar 357 44 30. » 325 54 ale SE 270 61 | TE 40 50 30.038 355 60 Denn 280 60 27. April 275 52 9. Dee. 170 60 0 Fu 300 65 27. » 313 52 9.» 203 60 5. Jan. 240 53 27: 350 55 oa 240 80 5.» 260 63 28. » 303 56 IT 140 55 5» 285 54 9. Mai 170 56 Ih » 153 60 or 300 63 9.» 250 56 (Am 15.März, 27. und 28. April und 9. Mai wurde die Ausdehnung der Nordpolarcalotte mikrometrisch bestimmt.) Aus dieser Tabelle (wie auch aus. meinen Zeichnungen selbst) ergibt sich, dafs die Schneegrenze der Nordcalotte sehr unregelmäfsig verlief und namentlich viele stark hervorspringende oder stark eingezogene Stellen hatte. Es erklärt sich diefs ganz natürlich aus den klimatischen Verhältnissen, welche auf ausgedehnten Continenten viel wechselnder sind als in offenen Meeren. Übrigens zeigt die beigegebene Karte die Schneegrenze der einen Halbkugel, wie sie am 24. November, und der anderen, wie sie am ı1.De- cember annähernd verlief. Ich betone das »annähernd«, weil die Be- grenzung nur den Zeichnungen entnommen wurde, und deshalb nicht ganz genau sein kann, weil der Polarfleck nahe dem Rande der Scheibe stand, wo ein Verzeichnen gleich einen Fehler von vielen Graden verursachen kann. Die neue Marskarte. Die beigegebene Marskarte entstand in folgender Weise. Auf ein Grad- netz trug ich zunächst alle Objeete ein, welche sich auf meinen Zeichnungen finden, nachdem ihre Lage natürlich vorher genau bestimmt worden war. Die Umrisse der Küsten liefsen sich daraus mit Leichtigkeit feststellen; schwieriger war es aber mit den Kanälen. Hier trat es manchmal ganz deut- lich zu Tage, dafs mehrere dicht neben einander liegende Kanäle identisch waren und ihre abweichende Lage nur auf Fehler beim Zeichnen zurück- zuführen war. Bei solchen Kanälen wurde natürlich jene Lage als am wahr- scheinlichsten angenommen, welche sich auf der besten Zeichnung vorfand, also z. B. auf einer solchen, wo der Kanal central stand. Unter sonst gleichen Verhältnissen nahm ich das Mittel aus den abweichenden Lagen. Die so gereinigte Karte übertrug ich hierauf auf ein anderes Gradnetz und Math. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. 1. 2 10 L. Brenner: verglich zunächst alle Schiaparelli’schen Objeete mit meiner Karte. Was sich auf diese Weise identifieiren lie(s. wurde auf ein drittes Gradnetz über- tragen. Dann verglich ich die restlichen Objeete mit der Lowell’schen Karte und trug die identificirten ebenfalls in das dritte Gradnetz ein. Was nun übrig blieb, konnte entweder neu oder nur auf Zeichenfehler zurück- zuführen sein; deshalb untersuchte ich neuerdings die fraglichen Objeete in Bezug auf die Eintragungen im Journal und auf die Verläfslichkeit der betreffenden Zeichnungen. Was sich dabei als zweifelhaft herausstellte, wurde weggelöscht. Trotzdem stiefs ich auf einige Objeete, bei denen es mir zweifelhaft blieb, ob sie neu waren oder nicht. Diese Objeete nahm ich zwar schliefslich auch in die Karte auf (um mir die Priorität der Ent- deekung zu wahren), aber ich machte im 'Text meine Zweifel ersichtlich. Übrigens steht es frei, die Namen jener Objeete wieder über Bord zu werfen, deren Identität mit anderen sich in der Folge vielleicht erweisen sollte. Was die Nomenclatur der Karte betrifft, so habe ich selbstverständlich zunächst alle Schiaparelli’schen Namen beibehalten und auch diejenigen Lowell’schen, welche nicht mit den ersteren im Widerspruche stehen. Bei allen war diefs nieht möglich, weil Lowell vielen neuen Kanälen dieselben Namen gibt, welche Schiaparelli schon vorher anderen Kanälen gegeben hat (worauf auch im Texte jedesmal hingewiesen ist); denn die Lage der von Schiaparelli mikrometrisch bestimmten Fixpunkte weicht oft von der Lowell’schen Karte so beträchtlich ab, dafs auch die angrenzenden Objecte dann von Lowell falsch identifieirt werden mussten. Den neuen Objeeten habe ich Namen gegeben, welche mit dem Schia- parelli'schen System im Einklang stehen (worauf Lowell z. B. gar nicht ge- sehen hat); also aegyptische Namen für die Gegend zwischen Thoth und Arsanias, indische für die Gegend zwischen Gehon und Fortuna, Namen aus der Unterwelt für die Gegenden um das Trivium, Namen von Riesen und Ungeheuern für die Gegenden um Gigas, Namen aus der griechischen und römischen Mythologie und Geographie für den Rest. Prof. Schiaparelli, dem ich die Namen für meine ersten 36 Objeete vorlegte, erklärte sich auch mit ihnen einverstanden, und machte mich darauf aufmerksam, dafs es nieht nur mein Recht, sondern auch meine Pflicht sei. den von mir ent- deekten Objeeten Namen zu geben. Ich gab daher auch den übrigen Objeeten, welche sich nachträglich als neu herausstellten, Namen, welche im Ein- klang mit der ganzen Nomenclatur standen. Mars - Beobachtungen 1896-97. a Die Zahl der neu entdeckten Objecte übertrifft jene der von mir in Nr.3411 der »Astron. Nachr.« mitgetheilten um das doppelte, und auch ihre Lage wird man etwas verändert finden. Die Ursache liegt theils darin, dafs sich jene nur auf das Jahr 13896 bezogen, theils aber auch darin, dafs ich, so lange die Beobachtungen währten, mich damit begnügte, meine Zeichnungen mit der Schiaparelli’schen Karte zu vergleichen und die Identi- fieirung nach Augenschätzung vorzunehmen. So kam es, dafs ich viele thatsächlich neue Objeete wegen ihrer Nähe zu bereits bekannten mit diesen für identisch hielt, während sich jetzt, bei sorgfältiger Bearbeitung der Be- obaechtungen, herausstellte, dafs eine Identität ausgeschlossen ist. Inter- essant ist, dafs manche meiner neuen Objecte von Schiaparelli bereits 1579 —1884 gesehen wurden, wie im Text ersichtlich gemacht ist. Der Mai- länder Astronom glaubte jedoch an fehlerhafte Eintragung, als er sie in späteren Erscheinungen nicht wiedersah, und gab ihre ursprünglichen Namen anderen, benachbarten Objecten. Kanäle. Alle von mir während der letzten Erscheinung gesehenen Kanäle führe ich nachstehend in alphabetischer Reihenfolge und mit den Nummern an, welche sie auf meiner Karte führen. Die von mir entdeckten sind durch ', die Lowell’schen durch " kenntlich gemacht. Alle anderen sind Schia- parelli’sche. ı. Abudad. Am 5.Jan. entdeckt und am 8. März wiedergesehen. 2. Acheron. Am'1., 2., 3.Aug., 1., 7., 8.Sept. und am 6. Oct. .ge- sehen; im September ziemlich breit, fast wie ein Meeresarm. 3. Aeakos. Am 5.0et. entdeekt, am 9. Dec. und 5. Jan. wiederge- sehen; manchmal ziemlich breit. 4. Aesacus. Am 1.Sept., 5.0ct. und 9.Nov. gesehen und notirt, dass die Richtung nicht genau mit der Schiaparelli’schen Karte übereinstimmt. 5. Aethiops. Am 1.Sept., 5. Oct. (breit), 9., 12.Nov., 9. Dee. (breit), ı1. Dee. und 5. Jan. gesehen. 6. Agathodacmon. Am 8., 12., 15. Sept., 24. Nov., 29. Jan. und 8. März gesehen. 7. Aleyonius. Am 1.Sept. so breit wie Propontis; auch am 5. Oct. gesehen und am 9. Dec. zusammen mit Astapus und Padus eine ver- schwommene Linie bildend. 12 L. BRENNER: 8. Ambrosia. Nur am 24. Nov. gesehen. 9. Amenthes. Am 5. Oet., 30.Nov. und ı1. Febr. gesehen. 10. 'Amystis. Am 4. Aug. gesehen. ı1. Anian. Am 5.0ct. gesehen. Er bildet die Fortsetzung meines Kanals » Aeakos «. ı2. Antaeus. Am 12.Nov., 11.Dec. (sehr dunkel) und 24. März gesehen. 13. Anubis. Am 30.Nov. sah ich ihn bogenförmig bis zur Nilosyrtis ausgedehnt, während er bei Schiaparelli in den Kreuzungspunkt von Phison — Astaboras mündet. Seine Nordhälfte ist also neu; doch sah ich von einer Namengebung ab, weil das neue Stück mit dem alten augenscheinlich ein Ganzes bildet. 14. "Arachne. Am 1.Sept. entdeckt und am 5., 6. Oet., 9. und ı2.Nov. wiedergesehen. Fauth sah ihn am 16. Febr.' 15. Arar. Am 5.0et. entdeckt und am 6. Oct., 9. Dec. (breit) und ı1. Dec. wiedergesehen. Er scheint mit dem namenlosen Parallelkanal des Hyblaeus der Schiaparelli'schen Karte von 1881 identisch zu sein und findet sich auch auf Fauth’schen Zeichnungen vom 2. und I0.Nov. 16. ,Araxes. Am 3.Sept.,. 7. Oct. ‚und:. 11. Dec. gesehen. 17. und 18. 'Arsanias. Am 21., 28. Sept., 30. Nov. und 11. Febr. bald 17, bald 18 gesehen. Am 30. Nov. glaubte ich beide Arme zu sehen. 19. Asclepiades. Am 30.Nov. entdeckt und 11. Dec. wiedergesehen. 20. Asclepius. Am 5.0ct., 15. und 18. Febr. gesehen. 21. Astaboras. Am 16. Sept. und 30. Nov. gesehen. 22. Astapus. Am 9. und ı1.Dec. gesehen. 23. Asterios. Am 5.0ect. entdeckt und am 11. Dec. wiedergesehen. 24. Astusapes. Am 30.Nov. und 5.Jan. gesehen. Am letztge- nannten Tage durch seine Dunkelheit und Breite ein sehr auffälliges Object. 25, KAshymg Amer. Dee.jgesehen. 26. Atropos. Am 1. Sept. entdeckt und 9., ı1. Dee. und 5. Jan. wiedergesehen. Fauth zeichnete sie am 2. Nov. (mit Padus verschmolzen) und 16. Febr. Schiaparelli hat ihr ÖOstende (zwischen Lacus Trasimenus und Hyblaeus) bereits 1881 gesehen, aber nicht benannt. Lowell’s Karte ! Hr. Ph. Fauth, Besitzer der Privatsternwarte von Landstuhl, hat mir 78 Zeichnungen zugeschickt, die er vom Mars mit seinem 7-Zöller aufnahm. Einige darunter sind sehr sut gelungen und zeigen viele Kanäle, die ich zu identifieiren vermochte. Soweit er solche zeichnete, die mit von mir entdeckten übereinstimmen, werde ich sie in der Folge erwähnen. Mars- Beobachtungen 1896-97. 13 zeigt einen etwas südlicher laufenden Parallelkanal (den er »Boreas« nennt, obgleich er von dem Kanale dieses Namens ganz verschieden ist), welcher wahrscheinlich mit meiner Atropos identisch ist, weil ich bei Durchsicht meiner Zeichnungen aus der Erscheinung 1894-95' fand, dafs ich Atropos thatsächlich am ı2. und 14. Oct. gezeichnet, aber für Boreas-Hyblaeus ge- halten hatte. 27. Avernus. Am 9.Dec. gesehen, aber nicht ganz so wie Schia- parelli ihn gezeichnet hat. 28. Axion. Am 6. Oct. entdeckt, am 7. Oct., 9., ı2. Nov. und 11. Dee. wiedergesehen, und auch von Fauth am 28. Febr. gezeichnet. Er könnte vielleicht mit dem »Cocytus« der Schiaparelli'schen Karte von 1881 oder mit Eurotas identisch sein. 29. Boreas. Am 1.Sept., 5., 6. Oct., 9., 172. Nov. und 11. Dec. ge- sehen; meist breit und sehr dunkel. sol#BoreosyrtisHltAm 21,028! Sept.,)5!, 16.10et!130.'Nov;,Tm1. Dee; 5.Jan., ı1., 18. Febr., 24. März und 27. April gesehen; fast immer sehr dunkel und breit, manchmal sogar einem Meeresarme gleichend und fast schwarz. 31. 'Brontes. Am 1., 2. Aug., 6., 7. Oct., 9. und ı1. Dec. gesehen, doch hatte ich ihn unabhängig von Lowell bereits am 22. Nov. 1894 entdeckt. 32. Callirrho@&. Am 25.0ct. sehr breit und verschwommen gesehen. 33. 'Cambyses. Am 9. und 12. Nov. gesehen. 33a. 'Cantabras. Am 8. März gesehen. 34. '"Centaurus. Am 1.Sept. entdeekt, am 8. Sept. wiedergesehen. 35. Ceraunius. Dieser Kanal glich fast beständig einem Binnen- meere oder wenigstens Meeresarme und war wegen seiner Dunkelheit und seines Umfanges stets zu sehen. Seine Ausdehnung schwankte aber,’ und es scheint, dafs der meeresartige Eindruck nur durch das Zusammentreffen der vielen in ihn mündenden Kanäle hervorgerufen wurde, weil ich letztere manchmal so verfolgen konnte, wie aus meiner Karte ersichtlich ist. ! Als ich bei der sorgfältigen Ortsbestimmung der Objecte auf meinen letzten Zeich- nungen fand, dals ich viele Kanäle falsch identifieirt hatte, der blolse Vergleich mit der Karte also unverlässlich sei, unterzog ich mich der Mühe, auch auf meinen Zeichnungen von 1894-95 die Lage der Kanäle genau zu berechnen. Dabei fand ich thatsächlich, dals ich 14 bez. 15 meiner neuen Kanäle bereits 1894-95 entdeckt hatte. ? Am 3. Aug. z.B. sah ich an seiner Stelle einen grolsen Binnensee in der Ausdehnung, welche man auf der Karte (in blasserm Tone gehalten) angegeben findet. 14 L. BRENNER: 36. Gerberus. Vom 19. Juli bis 18. Febr. stets zu sehen, und zwar fast immer auffallend breit und dunkel; namentlich zwischen dem Trivium und dem Lacus Mortis. 37. Charon. Am ı1.Deec. entdeckt; aber bereits auf meiner ersten Zeichnung vom 10. Aug. 1594 zu finden und vielleicht auch mit Lowell’s »Hades« identisch. 38. 'Chiron. Am 2. Aug. entdeckt und 8. Sept., ı2.Nov., 11. Dec. wiedergesehen. Fauth zeichnete ihn am ı. März. 39. Chronius. Diesen Namen gab ich mit Zustimmung des Hrn. Prof. Schiaparelli einem von ihm entdeckten und von mir am 25. Oct. ge- sehenen Kanal von grofser Breite. 40. Chrysorrhoas. Am 8., I5., 16. Sept., 25. Oct., 24. Nov. und 8. März gesehen; manchmal sehr breit. 41. und 42. Gyelops. Zwischen 5. Oct. und 18. Febr. beständig ge- sehen, und zwar manchmal mit dem Meridian parallel, manchmal zu diesem geneigt, wie auf der Karte ersichtlich. Zieht man dazu Schiaparelli’s Karte von 1881 in Betracht, so scheint es, dafs es sich thatsächlich um z wei verschiedene Kanäle handelt, die von mir abwechselnd, von Schiaparelli aber bisweilen gleichzeitig gesehen wurden. 43. Danaides. Am 5.0ct. entdeckt, am 6.Oct. und 12.Nov. wieder- gesehen, aber Identität mit Orcus-Eumenides nicht ausgeschlossen. 44. Dardanus. Am 4.Aug., 15., 16. Sept., 25. Oet. und 24. Nov.'ge- sehen. Am 25. Oct. war er intensiv schwarz und so breit, dafs er eher einem Meeresarme glich. 45. Deucalionis Fretum. Diesen Namen gab ich mit Zustimmung des Hrn. Prof. Schiaparelli dem ursprünglich von ihm entdeckten Kanale, der das Ostende der Halbinsel Deucalion von ihr abtrennt. Ich hatte ihn schon 1894 ge- sehen und sah ihn jetzt wieder am 25.0ect., 9., 12., 24. und 30. Nov. und 5. Jan. 46. Deuteronilus. Vom 15. Sept. bis 15. März beständig gesehen, und zwar meistens breit und dunkel. 47. Dipsakos. Am 11.Dec. entdeckt. 48. Doanos. Am 24. Nov. gesehen. 49. Dryas. Am 2.Aug. entdeckt und 7. Sept., 11. Dee. und 8. März wiedergesehen. 50. Echidna. Eigentlich schon 27. Sept. 1594 entdeckt und diefsmal am 7.Oet. wiedergesehen; doch könnte dieser Kanal nebst seiner Verlänge- Mars- Beobachtungen 1896-97. 15 rung »Kanake« mit dem westlichen Arme des doppelten Pyriphlegethon identisch sein, wie er von Schiaparelli schon 1881 gezeichnet wurde. 51. 'Elison. Am 3., 8. Sept., 7. Oct. und ı1. Dec. gesehen. 52.. Erebus. lAmzrt.Sept.;i 5:56. 0et. gesehen: 53. Eros. Am 7.0et. entdeckt, doch ist Identität mit Sirenius nicht ausgeschlossen. Wahrscheinlicher ist jedoch seine Identität mit dem Low- ell’schen »Sirenius«. 54. Eumenides. Am 2. Aug., 1.Sept., 6.Oct. und 12.Nov. gesehen. 55. Eunostos. Zwischen 1.Sept. und 24. März immer gesehen. Am ı1. Dec. besonders breit. 56. und 57. Euphrates. Zwischen 15.Sept. und 15. März immer ge- sehen, und zwar bald den rechten, bald den linken Arm; nur am 30. Nov. glaubte ich beide Arme gleichzeitig zu sehen. Sonst scheint es, als ob beide zusammen den Eindruck eines sehr breiten Kanals hervorgebracht hätten, wie diefs überhaupt bei den meisten als »doppelt« bezeichneten Ka- nälen der Fall war. 58. Euripus. Am 11.Dec. als Meerenge sichtbar. 59. Fama. Am S8.Sept. entdeckt. 60. Fatua. Am 24.Nov. gesehen, aber schon am 3. Dec. 1894 entdeckt. 61. Feronia. Am 1. Aug. entdeckt und 2. Aug. wiedergesehen, doch ist Identität mit Iris nicht ausgeschlossen. 62. Fortuna. Am 4.Aug., 8. Sept. und 24. Nov. gesehen. 63. Furia. Am 8.Sept. entdeckt; von Fautl am ı. und 2. März ge- zeichnet. 64. Galaxias. Am 1.Sept. und 5. Oct. gesehen, aber nur bis zur Klotho reichend. 65. Ganges. Vom 20. Mai bis 8. März stets gesehen, und zwar so auffallend breit, dafs es keinem Zweifel unterliegt, dafs beide Arme ent- weder zu einem einzigen Meeresarme vereint waren oder mir wenigstens diesen Eindruck verursachten. Er zeichnete sich auch meist durch beson- dere Dunkelheit aus. 66. Gehon. Zwischen 7. Juli und 8. März stets gesehen, und zwar meistens breit und dunkel. 67. Gigas. Zwischen 25. Juli und ı1.Dee. stets gesehen, aber nie- mals weiter als bis zum Pyriphlegethon reichend. 16 L. BRENNER: 68. Goliath. Am 1. Aug. entdeckt, doch könnte er auch mit Gigas identisch sein. 69. Gorgon. Am 2.Aug., 3. Sept. und ı1.Dec. gesehen, und zwar schien er mir längs dem 146. Meridian zu laufen. 70. Gyndes. Am 1.Sept. und 5.0ct. gesehen. 71. Hades. Am 1ı.Sept., 5., 6. Oct., 9., 12. Nov., 9., 11. Dec. gesehen. 72. Heliconius. Am 5., 6. Oct., 30.Nov. und 27. April gesehen. 73. Hereulis Columnae. Am 25.Juli, 1. Sept. und 11. Dec. gesehen. 74. Hiddekel. Zwischen 7. Juli und 15. März stets gesehen, und zwar meist sehr breit und dunkel. 75: Horos. Am 16. Sept. entdeckt. Möglicherweise ist er mit dem Nordarme des doppelten Typhon der Schiaparelli'schen und Lowell’schen Karte und mit jenem des doppelten Orontes der Schiaparelli'schen Karte identisch. Nur stimmt damit nicht seine Ausdehnung bis zum Gehon. 76. Hyblaeus. Am 1.Sept., 5.. 6. Oct., 9. und 11. Dec. gesehen, je- doch etwas abweichend von der Schiaparelli’schen Form. 77. Hydaspes. Am 15. Sept. und 5. Jan. gesehen. . 78. Hydraotes. Am 12.Aug., 15., 16. Sept., 24. Nov. und 29. Jan. gesehen. 79 und 80. Jamuna. Vom 2.Juli bis 29. Jan. immer gesehen, aber nie beide Arme gleichzeitig. Sı. Jason. Am 1. Sept. entdeckt (aber bereits auf meiner Zeichnung vom 12. Oct. 1894 erkennbar) und ı2. Nov. wiedergesehen, wo er durch Schwärze und Breite das auffallendste Objeet der Oberfläche war. 82. Ichor. Am 24.Nov. entdeckt. 83. Inachos. Am 16. Dec. entdeckt und im Südende wahrscheinlich mit dem »Antaeus« der Lowell’schen Karte identisch. 84. Indus. Vom 2.Juli bis 15. März stets sichtbar und zwar meist sehr breit und dunkel. 85. Jordanis. Am 25.Oect. und 9. Nov. verschwommen gesehen. 86. Josis. Eigentlich schon am ı2. Oct. 1894 entdeckt und diefsmal am 12.Nov., ı1. Dec. und 5. Jan. wiedergesehen. Auch Fauth zeichnete den Kanal am 16. Febr. Er dürfte mit dem Lowell’schen »Triton« iden- tisch sein. 87. Iris. Vom 20. Mai (1896) bis 5. Jan. stets sichtbar. 88. Issedon. Am 24. Nov. gesehen. Mars- Beobachtungen 1896-97. 17 89. 'Ixion. Am 5. Oct. entdeckt, am 6. Oet., 9. und ı1. Dee. wieder- gesehen. Vielleicht mit dem Südarm des Erebus der Schiaparelli’schen Karte, oder mit dem »Erebus« der Lowell’schen identisch. 90. 'Kanake. Eigentlich schon am 27. Sept. 1894 entdeckt und diefs- mal am 8. Sept. wiedergesehen. Auch von Fauth am ı. März gezeichnet. Trotzdem ist Identität mit Pyriphlegethon nicht ausgeschlossen. 91. Kandulos. Am 1. Sept. entdeckt. 92. 'Kapys. Am 6. Oct. entdeckt. 93. Klotho. Am 5. Oet. entdeckt. 94. Kneph. Am 29. bez. 30. Nov. entdeckt, wo er sehr dunkel, breit und augenfällig war, und am 5. Jan. wiedergesehen. Fauth zeichnete ihn am 29. Nov. Er dürfte jedoch mit dem »Astaboras« der Schiaparelli- schen Karte von 1879 identisch sein. 95. Lacinia. Am 8.Sept. entdeckt und möglicherweise mit der »For- tuna« der Lowell’schen Karte identisch. 96. Lachesis. Am 12. Nov. entdeckt, doch ist Identität mit Cam- byses nicht ausgeschlossen. 97. Laestrygon. Vom 1. Sept. bis ı1. Dee. gesehen; meist dunkel und breit. 98. 'Lamia. Am ı. Aug. entdeckt, am 8. Sept. wiedergesehen, doch könnte sie vielleicht auch mit Furia oder Gorgon identisch sein. 99. 'Lapithus. Am 8.Sept. entdeckt und 12. Sept. und 11. Dee. wie- dergesehen. Er scheint übrigens bereits 1351 von Schiaparelli gesehen worden zu sein, weil er auf dessen damaliger Karte ohne Namen einge- zeichnet ist. 100. 'Levana. Am 2.Aug. entdeckt und 8. Sept. und 7.Oet. wieder- gesehen. Scheint mit dem namenlosen Kanal der Lowell’schen Karte iden- tisch zu sein, welcher Cyane Fons mit Lacus Phoenieis verbindet. Fauth zeichnete ihn am 1. März. ı0o1. Liriope. Dieser Kanal wurde eigentlich von mir schon am 14. Oet. 1894 entdeckt und am 16. Nov. 1894 wiedergesehen. Diefsmal sah ich ihn am: 5. Oct., 12. Nov., 9. und ı1. Dee. 102. 'Lybas. Entdeckt am 4. Aug., wiedergesehen 8. Sept. 103. "'Maesolus. Entdeckt am 24. Nov., wo er sehr deutlich war. Sein Südende ist vielleieht mit Lowell’s Baetis oder Hebe identisch. 104. 'Manadas. Am 24. Nov. entdeckt, aber undeutlich gesehen. Math. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. 1. 3 en ee 18 L.. BRENNER: 105. Melissa. Entdeckt am ı. Sept., wiedergesehen am 3. Sept., 5.Vect. und 12.Nov.; könnte vielleicht mit Lowell’s »Galaxias« identisch sein. 106. "Mendes. Bereits 12. Oct. 1894 entdeckt und diefsmal am 5. Jan. wiedergesehen. Fautlı zeichnete ihn am 2. und 30. Nov. 107. Minos. Am 3. Sept. entdeckt, aber wahrscheinlich identisch mit dem Ostarme des Lowell’schen »Hades«. 108. ‘Mnevis. Am 5. Jan. entdeckt. Seine Südhälfte entspricht dem Lowell’schen » Anubis«. 109. Najade. Am 7.Oet. entdeckt und von Fautlı am 28. Febr. ge- zeichnet. Könnte vielleicht mit Lowell’s »Iris« identisch sein. ı1o. Nectar. Am 24. Nov. gesehen. ııı. 'Neith. Am 30.Nov. entdeckt und 5. Jan. wiedergesehen. ı12. Nepenthes. Am 16.Juli, 30. Nov., 11.Deec. und 5. Jan. gesehen. 113. Nephthys. Am 30. Nov. entdeckt und 5. Jan. wiedergesehen. ı14. Nilokeras. Vom 8.Sept. bis 8. März immer gesehen; am letzt- genannten Tage zeigte er die merkwürdige Unterbrechung, welche man auf der Karte sieht. 115. Nilosyrtis. Vom 15.Juli bis ı 1. Febr. beständig breit und dun- kel gesehen — manchmal durch »Brücken« unterbrochen. (Siehe Pontes Heetoris, Ajaeis und Patroclis.) 116. Nilus. Am S. (sehr breit), 12. Sept. (riesig breit), 24. Nov. und S. März gesehen, und zwar um 10 Längengrade weiter reichend als auf der Schiaparelli’schen Karte. 117. 'Okeanides. Am r. Sept. entdeckt; vielleicht ist er aber mit dem Lowell’schen »Nymphaeus« identisch. 118. Orcus. Am 1.Sept., 5., 6. Oet. und 9., 12. Nov. gesehen. 119. "Oreada. Am 8. Sept. entdeckt, am 12.Sept. und ı1.Dee. wie- dergesehen. 120. Orontes. Am 15., 16. Sept., 12., 24., 30. Nov. und'5.Jan. ge- sehen. 121. Osiris. Eigentlich am 7. Oct. 1894 entdeckt und diefsmal am 9. Dec. wiedergesehen. Seine Südhälfte entspricht dem » Anubis« auf Schia- parelli's Karte von 1881. 122. Oxus. Am 15., 16., 21.Sept., 24.Nov., 4. und 5. Jan. gesehen. Anfangs war er so breit und dunkel, dafs der Unterlauf des (schmaleren) Indus ihm anzugehören schien. Ne) Mars- Beobachtungen 1896-97. 1 1213 x Paetolus. Am 1. Sept., 9., 12. Nov. und 11. Dec. gesehen. 124. "Padus. "Am 1. Sept. entdeckt, 5. Oct., 9., 12. Nov., 9. und ı1. Dec. wiedergesehen und auch von Fauth am 2. Nov. gezeichnet. (Am ı1. Dec. war er mit Gyndes und Heliconius verschmolzen.) ı25. 'Parthenios. Ursprünglich schon am 14. Oct. 1894 entdeckt, sah ich ihn diefsmal am 5. Oct. und ı1. Dec. wieder. Fautlh zeichnete ihn am 2.Nov. und 16.Febr. Er könnte mit der Schiaparelli’schen Verdoppelung der Eunostos identisch sein. 126. 'Persephonia. Eigentlich schon am 22. Nov. 1894 entdeckt und dielsmal am ı1.Dec. wiedergesehen. Das Nordende könnte auch mit Schia- parelli's Avernus identisch sein, das Südende möglicherweise auch mit Lowell’s Avernus oder Axius. 127. Phasis. Vom ı3.Mai bis 24. Nov. immer gesehen. ı28. Philia. Am 9. Dec. entdeckt und 11. Dee. wiedergesehen. Ihr Südende vielleicht mit Lowell’s »Ammonium« identisch (?). 129. und 130. Phison. Vom g9. Juli bis ı1. Febr. stets gesehen: manchmal den östlichen, manchmal den westlichen Arm. nat >leoetuhlons "Am! 1942.03. Aue.,\n.,35 7.78. Sept. 5:2.6. Okct., 9. und 11. Dec. gesehen. 132. Phtha. Am 30. Nov. zuerst vermuthet, am 5. Jan. mit Sicher- heit gesehen und möglicherweise auch von Fauth am 25. Nov., da seine Zeichnung eine Linie zeigt, welche aus Sitacus und Phtha zusammenge- setzt zu sein scheint. Trotzdem wäre es nicht unmöglich, dafs er viel- leicht mit dem Westarme des Phison oder mit dem Ostarme des Euphrates identisch ist. 33. Pierius. Am 27. und 28. April gesehen. 34. Plutus. Am I. Sept. gesehen. 135. Polyphemus. Am 8.Sept. entdeckt und 12.Sept. wiedergesehen. 136. Protonilus. Vom 15.Sept. bis 27. April stets gesehen; meistens sehr breit und dunkel. 37.. Pyriphlegethon.'! Am .r$&.'Mai,.'27: Juli) ı. Aug’; T.,3.5 7, 8. Sept., 7. Oct., 11. Dec. und 8. März gesehen. 138. Rhadamantos. Am 1. Sept. entdeckt und 5., 6., 7. Oct. und ı2. Nov. wiedergesehen. Auch von Fauth am 16. Februar gezeichnet. Er dürfte mit dem Westarme des Laestrygon der Schiaparelli’schen Karte von 18354 und mit dem Lowell’schen Laestrygon identisch sein. 20 L. BRENNER: 139. 'Rhesos. Am 27. Juli entdeckt, 1., 2. Aug., 7., 8., 12. Sept. wie- dergesehen. Möglicherweise sind die Lowell’schen Kanäle »Glaueus« und »Medus« Bruchstücke von ihm. 140. Rhodope. Am 25. Oct. entdeckt und 24. Nov. wiedergesehen; dürfte aber mit dem in annähernd gleicher Gegend liegenden namenlosen Kanal der Schiaparelli'schen Karte von 1884 und mit der »Callirrhoö« der Karte von 1881 identisch sein. 141. 'Ripheos. Entdeckt am 8. Sept., wiedergesehen am 7. Oet., ı2. Nov. und 11. Dee., dürfte jedoch wahrscheinlich mit dem »Titan« der Schiaparelli’schen Karte von 1384 (und vielleicht auch mit dem Lowell’schen » Titan «) identisch sein. Ich habe jedoch den Namen »Titan« correeterweise jenem Kanale belassen, welcher ursprünglich von Schiaparelli so benannt worden war und der ebenfalls noch existirt. 142. Scamander. Am 22., 25. Juli und ı1. Dec. gesehen. 143. Serapis. Diesen bereits am 16. Nov. 1894 von mir entdeckten Kanal sah ich diefsmal am 18. Aug. wieder. 144. Simois. Nur am 25. Juli gesehen. 145.5 Sizenius.;- Am..27. Juli, ;4.,Aug.,.7. Septi,7.. Oct}, Lu. Dee., 8. März gesehen, aber immer nur seine Südhälfte. 146. 'Sisyphus. Am 5. Oet. entdeckt — oder eigentlich schon am 14. Oct. 1894 — und am 9. und ı1. Dec. wiedergesehen; auch von Fauth am 10. Nov. gezeichnet. (Am ıı1. Dec. war seine Westhälfte sehr breit.) 147. 'Sitacus. Am 18. Aug., 24. und 30. Nov. gesehen, wenngleich etwas anders als Lowell, bei dem sein Ostende eigentlich mein »Sera- pis« ist. 148. 'Sothis. Eigentlich schon am 7. Oet. 1894 von mir entdeckt und dielsmal 5. Oet. wiedergesehen. Fauth zeichnete ihn am 29. und 30. Nov. und 19. Febr. 149. 'Steropes. Am ı. Aug., 7. Sept., 6. Oct., 12.Nov. und ı1. Dec. gesehen. 150., Styx. ‚Am; Sept., 5.'Oct:,.9., 12. Nov..und/ 21. Dec. gesehen. Am 11. Dec. war er sehr breit. 151. Tanais. Am 25. Oct. gesehen: meeresartig. 152. Taphros. Am 24.Nov. und ıı. Dec. gesehen. 153. und 154. Tartarus. Vom 22.Juli bis ı1. Dec. stets gesehen und zwar bald den östlichen, bald den westlichen Arm. Da auch Schiapa- Mars- Beobachtungen 1896-97. 21 relli beide Arme sah und Lowell den östlichen, unterliegt es keinem Zweifel, dafs wir es mit zwei verschiedenen Kanälen zu thun haben. 155. Thoth. Am 11. Dee. gesehen; ziemlich breit. 156. 'Tigris. Am 5. Jan. entdeckt. 157. Titan. Vom 24. April bis ı 1. Dec. fast immer gesehen. (Siehe Ripheos.) 158. Triton. Am 11. Dee. und 5. Jan. gesehen. (Am 11. Dee. war er breit.) 159. 'Tynna. Am 5.Jan. entdeckt, doch wäre Identität mit Jamuna nicht unmöglich. 160. Typhon. Am 16., 28. Sept., 24. und 30. Nov. und 5. Jan. ge- sehen. 161. Uranius. Am $8., 15. Sept. und 8. März gesehen. 162. Xanthus. Am 22.Juli und 11. Dec. gesehen. 163. "Zaradres. Am 1. Aug. entdeckt und 2. Aug. wiedergesehen, doch ist Identität mit Fortuna nicht ganz ausgeschlossen. Allerdings ent- sprieht er andererseits der »Fortuna« auf der Schiaparelli'schen Karte von 1879, so dafs es sich vielleicht doch um zwei verschiedene Kanäle han- deln dürfte. 164. Zarathustra. Am 29. Jan. entdeckt und vielleieht mit Lowell’s »Jamuna« identisch. Wie ersichtlich enthält also meine Karte 165 Kanäle (mit 33«@), dar- unter 88 Schiaparelli’sche und 9 Lowell’sche'. Unter den übrigen 68 Ka- nälen befinden sich ı5, die ich schon 1894 entdeckt hatte, aber auch etliche, welche wahrscheinlich mit solehen identisch sind, die Schiaparelli schon früher gesehen, aber nieht benannt, oder deren ursprüngliche Namen er später anderen benachbarten Kanälen gegeben hat, sowie solche, welche vielleicht mit Lowell’schen Kanälen identisch sind, aber von ihm irrthüm- ! Von den Kanälen der Schiaparelli'schen Karte, welche ich hätte sehen können, blieben mir folgende 9 dielsmal unsichtbar: Arnon (den ich allerdings am 24. Nov. am Rande vermuthete), Xenius, Apis, Ascanius, Eosphorus, Hephaestus, Lethes, Alpheus und Peneus. Die 6 letztgenannten hatte ich aber 1894-95 gesehen. Alpheus, Peneus, Apis und Asca- nius zählen zu den schwierigsten Kanälen und dürften diesmal wohl auch von keinem andern Beobachter gesehen worden sein. Arnon und Xenius lagen ungünstig nahe dem Rande; da- gegen ist mir die Unsichtbarkeit von Hephaestus, Lethes (die ich allerdings am 9. Nov. am Rande zu sehen glaubte) und Eosphorus unbegreiflich. 5 j 8 8 ! [89] 2 L. BRENNER: lich für Kanäle der Schiaparelli'schen Karte gehalten und daher fälschlich mit deren Namen belegt worden. Dadurch erklärt sich das vermeintlich »Räthselhafte« mancher Veränderungen auf Mars. Es liegt auf der Hand, dafs die Kanäle nicht ihre Lage willkürlich um mehrere Grade ändern können; andererseits lehren die bisherigen Beobachtungen, dafs auch die ganz sicheren und leichten Kanäle niemals vollzählig sichtbar sind, son- dern bald diese, bald jene, wie sie ja auch bald intensiv dunkel, bald verschwindend schattenhaft aussehen. Offenbar ist also die Sichtbarkeit der Mars-Kanäle an gewisse atmosphärische (oder sonstige) Bedingungen ge- knüpft. Anders wäre es nicht erklärlich, dafs z. B. manche Kanäle, die ich für neue Entdeckungen hielt, weil sie auf der Schiaparelli’schen Karte von 1338 fehlten, thatsächlich in gleicher Lage schon auf seinen Karten von 1879, 1882 und 1884 zu finden sind. Dafs es sich dabei nicht um perio- dische Ortsveränderungen handelt, ist durch den Umstand bewiesen, dafs ich gleichzeitig auch Jene benachbarten Kanäle sah, welche Sehiaparelli in späteren Oppositionen gesehen und deshalb mit seinen ersten Kanälen identifieirt hat. Dasselbe gilt von manchen Lowell’schen Kanälen. Über die Schlüsse, zu welchen ich auf Grund meiner vierjährigen Beobachtungen gekommen bin, werde ieh demnächst an anderer Stelle be- richten. Binnenseen. 165. 'AponiFons. Am ı2. Nov. gesehen, aber in etwas anderer Lage als bei Lowell. 166. 'Crocodilorum Laeus. Am 11. Dee. entdeckt, doch scheint er von Schiaparelli bereits 1881 gesehen worden zu sein. ' Es mag vielleicht verwundern, dafs ich von den 44 die Meere durchkreuzenden Kanälen der Lowell’schen Karte (die übrigens auch in Flagstaff nur von Douglass, aber weder von Lowell noch von Pickering gesehen wurden) keinen einzigen gesehen habe. Es ist aber eigentlich noch viel verwunderlicher, dals Douglass bereits als Anfänger im Beobachten zwar so seltsame Objeete sah — die selbst Schiaparelli's scharfen Augen durch 20 Jahre ent- gangen sein sollten — hingegen (gleich Lowell selbst) von so leichten und auffallen- den Objeeten, wie Noachis, den beiden Argyre, den drei Thyle und Taprobane nichts sah, wie auch, dafs Lowell die breiten Meeresarme zwischen Hellas und Ausonia. so- wie zwischen Deucalion und Pyrrha als schmale Kanäle zeiehnete! Solcher Unbegreiflich- keiten und Widersprüche enthält die Lowell’sche Karte eine Menge, und sie werden dureh Vergleich mit den in seinem Werke »Mars« als auserlesene Muster & gegebenen, aber sehr detailarmen Originalzeichnungen nur noch unerklärlicher. Mars- Beobachtungen 1896-97. 23 167. Eurydieis Fons. Am 11. Dee. entdeckt. Meiner Überzeugung nach hat dieser See Hrn. Antoniadi auf die Vermuthung geführt, das »Trivium« sei doppelt. Die Definition war aber damals eine so ausge- zeichnete und das Bild so scharf und deutlich, dafs ich darüber auch nicht den mindesten Zweifel hege. 168. Fucinus Lacus. Am 8. Sept. entdeckt und auch von Fauthı am ı. März gezeichnet. 169. Ismenius Lacus. Am 24., 30.Nov. und 29. Jan. gesehen. Am 24. Nov. tiefschwarz und auffallendster Punkt der Scheibe. 170. Kopais Palus. Am 1. Aug. entdeckt, aber möglicherweise mit Lowell’s »Bandusiae Fons« identisch. 171. 'Labeatis Lacus. Am 4. Aug., 15. Sept. und 24.Nov. gesehen. 172. Lunae Lacus. Am 8., ı2., 15. Sept., 24.Nov. und 8. März ge- sehen. Am 12. Sept. war er durch Dunkelheit und ungewöhnlichen Um- fang das auffallendste Object. 173. Moeris Lacus. Am 30. Nov. und 11. Dec. sehr deutlich, sonst aber wie eine kleine Bai gesehen. 174. Mortis Fons. Am 9.Dec. entdeckt, am ı1.Dee. und 15. Febr. (auffallend dunkel) wiedergesehen. 175. Niliacus Lacus. Vom ı2. Aug. bis 15. März immer gesehen, aber bis auf ein einziges Mal (siehe Achillis Pons) stets mit dem Mare Acidalium vereint. Seine Ausdehnung schwankte beträchtlich, dagegen war er fast immer durch besondere Dunkelheit (am 24. Nov. tiefschwarz) auf- fallend. 176. Phoenieis Lacus. Nur am ı11.Dec. mit Deutlichkeit ge- sehen. Scheint diefsmal viel kleiner und unauffälliger gewesen zu sein als 1894. 177. Prasias Lacus. Am 1.Sept. entdeckt und auch von Fauth am 2. Nov. gezeichnet. Er könnte vielleicht mit Lowell’s »Clepsydra Fons« identisch sein. ü 178. Propontis. Vom 1. Sept. bis ı1. Dee. beständig gesehen. Ihre Ausdehnung schwankte dabei wiederholt, und am ı1. Dee. sah ich sie deut- lieh doppelt, so wie auf der Karte dargestellt ist. Meist war sie sehr dunkel und dann parallelogrammartig. Zu anderen Zeiten unterschied sie sich kaum von den angrenzenden Kanälen derselben Breitengrade, mit denen sie dann auch an Breite übereinstimmte. 24 L. BRENNER: 179. Salutis Fons. Am 11. Dee. entdeckt, doch wäre Identität mit Lacus Crocodilorum nicht unmöglich. 180. Solis Lacus. Vom 19. Mai bis 24. Nov. stets gesehen, aber niemals besonders scharf wie 1894-95. ı8ı. "Tamiatis Palus. Am ı1.Dec. entdeckt, doch ist seine Exi- In dieser Beziehung war ich ebenso unglücklich stenz nicht ganz sicher, weil er zu nahe dem Rande stand. 182. Tithonius Lacus. Vom 7.Sept. bis 29. Jan. stets gesehen, und zwar diefsmal, gerade so wie in der letzten Opposition, genau so, wie ihn Schiaparelli zeichnete. Überhaupt kann ich bei dieser Gelegenheit gleich bemerken, dafs ich im Jahre 1894 diesen See einmal so scharf und deutlich begrenzt sah, dafs mir die Lowell’sche Darstellung einfach ein Räthsel ist. 183. "Trasimenus Lacus. Am 12. Nov. entdeckt, aber, wie es scheint, auch von Schiaparelli gesehen, weil seine Verdoppelungskarte von ıSS8 an nahezu gleicher Stelle einen namenlosen dreieckigen See aufweist. 184. 'Triehonis Lacus. Am 5. Oct. entdeckt und auch von Fauth am 2.Nov. gezeichnet. ı85. Trivium Charontis. Vom 22.Juli bis 5. Jan. stets gesehen, aber niemals viereckig, sowie es 1894-95 war, sondern immer rund. Seine 8; Ausdehnung und Dunkelheit schwankten. Bezüglich seiner angeblichen Ver- doppelung siehe unter »Eurydieis Fons«. ı86. ‘Veritatis Fons. Am ı2. Nov. entdeckt und ı1. Dec. wieder- gesehen; auch von Fauth am 2. Nov. gezeichnet. Scheint übrigens auch von Schiaparelli gesehen worden zu sein, da sich auf seinen Karten von 1879, 1881, 1884 und 1888 an annähernd gleicher Stelle namenlose Seen finden. 187. ‘Vitae Fons. Am 5.0et. entdeckt und 6.Oet. wiedergesehen ; auch von Fauth am 2. März gezeichnet. Möglicherweise mit Lowell’s »Ferentinae Lacus« identisch. Wie ersichtlich, enthält meine Karte 23 Seen, worunter sich 9 Schiapa- relli'sche und 2 Lowell’sche befinden. Aber auch von den übrigen ı2 könn- ten etliche bereits vorher von Schiaparelli oder Lowell gesehen worden sein. Den von mir 1894 im Kreuzungspunkte von Alpheus und Peneus entdeckten kleinen See — den ich »Lacus Helladis« nannte — konnte ich diefsmal nicht sehen: ebensowenig die Schiaparelli’schen Seen: Arethusa, Dirce und Juventae Fons. Mars- Beobachtungen 1896-97. 25 Meere und Meerbusen. 188. Acidalium Mare. Vom 16. Sept. bis 29. Jan. stets gesehen, aber immer mit dem Lacus Niliacus vereint. Nur am 29. Jan. zeigte es sich von ihm durch »Achillis Pons« getrennt. Aonius Sinus. Vom 14. April 1596 angefangen, stets so gesehen wie die Karte zeigt. Aurorae Sinus. Vom 19. Mai an gesehen und zwar oft von auf- fallender Dunkelheit. Australe Mare. Diefsmal viel dunkler gewesen als 1894-95. Chronium Mare. Diefsmal weniger deutlich gesehen, als während der Opposition 1894-95. Cimmerium Mare. Vom 23. Juli an deutlich gesehen, und zwar war es meistens ziemlich dunkel. Ein Verblassen wie 1894 oder Theilung durch die Insula Cimmeria beobachtete ich niemals. Erythraeum Mare. Stets dunkler gewesen als 1894-95, wo es bekanntlich auffallend blafs war. 189. Hadriaticum Mare. Dieses (von Lowell seltsamerweise als schmaler Kanal gezeichnete) Meer unterschied sich in nichts von seinem Aussehen im Jahre 1894. 190. Margaritifer Sinus. Vom 24.Mai ab gesehen; meist dunkel, oft sogar schwärzlich. 191. Sabaeus Sinus. Vom 6.Juli ab gesehen; anfangs in seiner ganzen Ausdehnung, später zeigte er sich wiederholt durch Xisuthri Regio in eine dunklere (am 4.Jan. tiefschwarze) Westhälfte und in eine weniger dunkele Osthälfte getrennt (siehe Xisuthri Regio). Sirenum Mare. Vom 23. Juli ab gesehen, und zwar meist sehr dunkel (nur 3. Aug. auffallend blafs) und immer so wie auf der Karte gezeichnet, welche mit der Schiaparelli'schen Darstellung übereinstimmt. Die Lowell- sche Darstellung hat mich schon 1894 fremd angemuthet, weil das Mare Sirenum damals wiederholt äufserst scharf begrenzt von mir gesehen wurde, wobei es mit der Schiaparelli'schen Karte vollständig übereingestimmt hatte. 192. Syrtis Major. Vom 15.Juli ab gesehen und zwar meist sehr dunkel, namentlich gegen Norden zu. Bezüglich ihrer Form gilt dasselbe, was ich eben über jene des Mare Sirenum gesagt. 193. Syrtis Minor. Dasselbe zu bemerken. Tyrrhenum Mare. Meist besonders dunkel. Math. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. 1. 1 [I [or L. BRENNER; Gegenden. 194. Achillis Pons. Siehe Mare Acidalium. 195. Adria. Am 15.Juli auffallend glänzend. 196. Ajacis Pons. Am 21.Sept. entdeckt und 28. Sept. wieder- gesehen; vielleicht aber mit Hectoris Pons identisch (siehe diesen). 197. Amazonis. Am 14. und 15.April auffallend hell. 198. Arcadia. Am 15.April auffallend hell. Argyre I. Vom 26.Mai ab gesehen. Argyre Il. Nur 15.Sept., 26.Jan. und 8. März gesehen, an welchen Tagen diese Insel blendend hell glänzte. Atlantis I. Vom 25.Juli ab (wo sie auffallend breit war) bis 12.Nov. meist mit Leichtigkeit gesehen, manchmal aber unerkennbar. Atlantis II. Nur am ı2.Nov. und ı1.Dec. gesehen; zudem am letz- teren Tage nicht mit Sicherheit. Am 6. Oct. vermuthet. Ausonia Australis. Vom 5. Mai ab mit Leichtigkeit gesehen. Ausonia Borealis. Nur ı1.Dec. und 5. Jan. gesehen. 199. Baltia. Am 25. Oct. gesehen. 200. Öydonia. In dieser Gegend glänzte am 29. Jan. ein heller Fleck. Deucalionis Regio. Vom 5. Mai ab meist sehr deutlich gesehen. Am 16. Sept. war diese Halbinsel auffallend breit und durch Xisuthri mit Edom verbunden, welche Verbindung auch später noch oft gesehen wurde. (Siehe Xisuthri Regio.) Electris. Vom ı0. Mai ab gesehen, manchmal sehr hell, aber Ende Juli bis Sept., gleich Phaetontis, auffallend blafs. 201. Elysium. Am 9. und ı1.Dec. und 9. Mai stach diese Gegend durch ihre blendende Helle von dem Reste der Scheibe ab. Eridania. Vom ı0. Mai ab stets gesehen. Am 14. Juni glänzte sie als hellster Theil der Scheibe. 202. Hectoris Pons. Am 30.Nov. entdeckt (und auch noch ı 1. Febr. gesehen) — falls er nieht mit dem schon am 21. Sept. gesehenen Pons Ajaeis identisch ist. Schiaparelli hat eine ähnliche Überbrückung der Nilo- syrtis auf seiner Karte von 1881, aber unter +43°, wo sie die Boreosyrtis abtrennt. (Siehe auch »Patroclis Pons«.) Hellas. Vom 5. Mai ab gesehen; in der Ausdehnung schwankend; ebenso in der Helligkeit. PR Mars- Beobachtungen 1896 - 97. 27 Hesperia. Vom 14. Juni ab gesehen; in der Form schwankend, aber doch von der ihr von Schiaparelli gegebenen wenig abweichend. Bei dieser Gelegenheit mag bemerkt werden, dafs ich 1894 diese Halbinsel meist mit der wunderbarsten Schärfe sah, aber niemals in der eigenthümliehen Form, welche sie auf der Lowell’schen Karte hat und am allerwenigsten doppelt. Letzteres mufs entschieden auf irgend einen Irrthum zurückgeführt werden. Japeti Regio. (Siehe Xisuthri Regio.) Japygia. Schon 1894 hatte ich diese Insel der Schiaparelli’schen Karte als Halbinsel gesehen, welche von Hanımonis Cornu gegen das Mare Hadriatieum zog. Während der letzten Opposition und zwar vom 21. Sept. ab (wo sie bis Hellas reichte), sah ich genau dasselbe. Die Ausdehnung und Helligkeit dieser Halbinsel schwankte wiederholt, ebenso ihre Rich- tung; einmal, am 5. Jan., überraschte sie mich sogar dadurch, dafs sie bis gegen Ausonia australis reichte. Dieser Verlängerung gab ich den Namen: ‘Japygia Nova, und man findet sie auf dem rechten (westlichen) Ende der Karte dargestellt, während die gewöhnliche Form von Japygia auf dem linken Ende der Karte wiedergegeben ist. 203. Nerigos. Am 25. Oct. gesehen. Noachis Regio. Vom 5. Mai ab sah ich die beiden Inseln, welchen dieser Name zukommt. theils vereint, theils einzeln, aber selten scharf begrenzt und meist wenig hell. 204. Oenotria. Vom 30.Nov. ab in der Form gesehen, welche diese Halbinsel auf der Schiaparelli’schen Karte von 1888 hat. Am 10. Juli hatte sie mit Japygia zusammen eine grolse Insel gebildet. Ogygis Regio. Vom 16. Sept. ab wiederholt, aber meist nur matt und undeutlich gesehen; mitunter schienen Ogygis, Argyre I und Noachis ein zusammenhängendes Ganzes zu bilden. 205. Patroelis Pons. Am 5.Jan. entdeckt, doch ist es nicht un- möglich, dafs er mit Hectoris Pons (s. diesen) identisch ist. 206. Phaetontis. Vom 14. April ab stets gesehen. Pyrrhae Regio. Vom 4. Aug. ab (wo diese Halbinsel so hell wie das Festland war) fast immer gesehen, jedoch mit wechselnder Helligkeit, Ausdehnung und Sichtbarkeit; manchmal sehr matt, manchmal ganz hell. 207. Thaumasia. Vom 14. April ab gesehen, aber niemals unter besonders günstigen Umständen. 28 L. BRENNER: 208. Terranova Bruciana. Diese Halbinsel entdeckte ich bereits am 1. Sept. 1594, doch sah ich damals von einer Namengebung ab, weil Prof. Schiaparelli meinte, das Gebilde könnte vielleicht nur vorübergehender Natur sein. Während der letzten Opposition bildete es aber seit 15. Juli jederzeit ein sehr auffallendes Objeet (auch von Fauth wiederholt gezeich- net), ist also sicher permanenter Natur. In Ausdehnung und Helligkeit, ebenso wie in Richtung, notirte ich Schwankungen. Thyle Il. Nur am 14. und 22. Juni (wo sie mit Eridania Eins bil- dete und hell glänzte) und am ı1. Febr. (hell) gesehen. Thyle Novissima. Nur am 16. Sept. gesehen (hell). 209. Xisuthri Regio. Diese Insel, sowie die danebenliegende »Ja- peti Regio« der Schiaparelli'schen Karte sah ich wiederholt als eine Land- enge, welche Deucalion mit Edom verband. Zuerst nahm ich diefs am 16. Sept. wahr, zuletzt am 15. März. Auch Fautl zeichnete Xisuthri am 25. Nov. in gleicher Weise. Nachsehrift. Seitdem vorstehende Abhandlung geschrieben war (Juli 1897), sind noch drei Marskarten erschienen, von denen die eine — in Schiaparelli's »Memoria quinta« — sich auf das Jahr 1886, die andere (im »Bulletin de la Soe. belge d’astr.«) auf die Beobachtungen des Hrn. Cerulli in Teramo während der Jahre 1896-97 bezieht, während die dritte (in den »Memoirs of the British Astronomical Association« vol. VI part III) die Arbeiten aller Seetionsmitglieder (1896-97) zusammenfafst. Schiaparelli’s Karte umfalst eigentlich nur die nördliche Halbkugel, und ihr neues Detail bezieht sich hauptsächlich auf diejenigen Gegenden, die während meiner letzten Beobachtun- gen vom Polarschnee bedeckt waren. Immerhin finde ich manche interessante Über- einstimmung. So z. B. scheint es mir sicher, dafs mein Kanal »Rhodope« mit Schia- parelli's neuem Kanal »Cedron« identisch ist; mein »Pons Ajacis« ist auch bei Schiaparelli zu finden; mein »Chronius« ist in seiner nördlichen Hälfte mit Schia- parelli's »Lacus Hyperboraeus« identisch (seine südliche Hälfte wurde aber von Schiaparelli ebenfalls gesehen — wahrscheinlich erst 1888); mein Kanal »Rhesos« erscheint in seiner Osthälfte bei Schiaparelli als Verdoppelung des »Nilus«: das Nordende meines Kanals »Polyphemus« dürfte mit einer Verdoppelung des Schia- parelli’schen »Gigas« identisch sein: die dunklen Querstriche im »Sirenius« der Schiaparelli'schen Karte (der vielleicht theilweise mit meiner »Dryas« identisch Mars- Beobachtungen 1896-97. 29 sein könnte) würden sich sehr gut dureh die vielen ihn kreuzenden Kanäle meiner Karte erklären lassen; die Richtung des »Titan« bei Schiaparelli, welche von derjenigen auf seinen vorhergehenden Karten abweicht, läfst keinen Zweifel dar- über, dafs es eigentlich mein »Ripheos« war, den Schiaparelli 1886 gesehen und für den östlicher liegenden »Titan« gehalten hatte; was Schiaparelli mit »Phle- gethon« bezeichnet, ist mein Kanal »Axion«, während mein »Phlegethon« offenbar mit dem von Schiaparelli mit ??? bezeichneten Kanal identisch ist: mein »Charon« erscheint bei Schiaparelli als »Hades«, welcher Namen aber dem östlicher davon liegenden Kanal zukommt, den man auf meiner, wie auf Schiaparelli’s früheren Karten in gleicher Richtung findet; mein »Lacus Trichonis« ist bei Schiaparelli verschwommen angedeutet; ebenso sieht man dort die Osthälfte meines Kanals »Atropos«, sowie die Südhälfte meines »Arar«, ın gleicher Lage, aber ohne Namen; mein »Lacus Veritatis«< und mein »Fons Salutis« sind bei Schiaparelli angedeutet; auch lälst sich aus der verschwommenen Darstellung des »Eunostos« bei Schiaparelli schliefsen, dafs meine diesen Kanal flankirenden Kanäle » Asterios« und »Parthenios« mit dem Eunostos zusammen diesen verschwommenen breiten Sehatten hervorgerufen haben. Aus dem vorstehenden geht nun zweierlei hervor: erstens, dafs viele der von mir gezeichneten neuen Objeete thatsächlich bereits früher von Schiaparelli ge- sehen wurden — ohne dafs ich diefs wufste — was also ihre reelle Existenz aulser Frage stellt; und zweitens, dafs die Verschiedenheit in der Riehtung und Lage mance her Objeete auf den verschiedenen Karten von Schiaparelli nieht durch frühere irrthümliche Bestimmungen oder durch wirkliche Ver änderung jener Objecte im Laufe der Jahre zu erklären ist, sondern einfach dadurch, dafs es sich in den verschiedenen Fällen um verschiedene Objeete handelte, welche Schiaparelli wegen ihrer Nachbarschaft für identisch hielt und mit dem alten Namen belegte, während es thatsächlich neue Objecte waren. Denn das ist ja eine vollständig erwiesene Thatsache, dals niemals alle Objecte zugleich sichtbar sind, und dals selbst mehrere Erscheinungen vorübergehen Be ehe man ein einmal gesehenes Objeet wiedersieht. Ebenso ist manchmal das eine Object auffällig, das andere kaum wahrnehmbar und ein anderes Mal gerade das Gegentheil der Fall. Was Gerulli’s Karte anbelangt, so will ich mich hier nicht in eine Kritik derselben einlassen, sondern nur die Punkte hervorheben, die sich mit meinen neuen Objeeten im Einklang befinden. Meine Halbinsel »Terranova« heifst bei Cerulli »Jarmuk«, hat aber eine ganz andere Form, die mir geradezu unbegreif- lich ist, weil alle anderen mir bekannten Beobachter sie so gesehen haben wie ich sie gezeichnet habe. »Brontes« und »Cantabras« sind identisch mit denjenigen meiner Karte. Das Nordende seines »Gigas« könnte mit meinem »Öentaurus« iden- tisch sein. Cerulli’s »Titan« ist offenbar mein »Ripheos«:; ebenso sein »Lyeus« meine »Levana«: auch sein »Tamyras« dürfte mit meinen Kanälen »Lapithus« und »Oreada« identisch sein, das Nordende seines » Erebus« mit meinem »Kapys«, sein »Bostrenus« mit meinem »Sisyphus«, — möglicherweise auch sein »Sares« oder 30 L. BRENNER: »Sarad« mit meiner »Persephonia« und seine »Iris« mit meiner »Najade«. Sein »Lacus Pambotis« entspricht meinem »Fons Mortis«, vielleicht auch sein »Hades« meinem »Minos«, sein »Styx« meinem »Charon«, sein »Hyblaeus« meinem »Arar«, möglicherweise sogar sein »Hephaestos« meinem »Fons Veritatis«. Das Südende seines »Lethes« ist identisch mit meinem »Josis«, sein »Pharphar« mit meinem Kanal »Danaides«, sein »Laestrygon« möglicherweise mit meinem »Rhadamantos«. Bezüglich der Karte der B.A.A. läfst sich nichts bestimmtes sagen, weil dieselbe ein Conglomerat ist. und ich nicht weils, ob Hr. Antoniadi die Kanäle nach genauer Bestimmung der Lage der Objeete (in den Originalzeichnungen) eintrug, oder nur nach oberflächlicher Schätzung. Ich halte letzteres für das wahrscheinlichere und schliefse überhaupt aus Antoniadi’s Bericht, dafs er bei seinen Identifieirungen diejenigen Kanäle, welche annähernd bereits bekannten entsprachen, mit den letzteren identifieirte. Diefs läfst aber die Möglichkeit offen, dals manche meiner neuen Objeete auch von Mitgliedern der B. A. A. gezeichnet, aber von Antoniadi, dem ihre Existenz nieht bekannt war, wegen ihrer Nachbar- schaft zu bereits bekannten Objeeten mit solchen identificirt wurden. Denn schon aus dem Texte und den Kärtchen geht hervor, dafs Capt. Molesworth meinen »Lacus Trasimenus« sowie meine Kanäle »Manadas«, »Ichor«, » Asclepiades«, ».Josis« und »Maesolus« sah und vielleieht auch »Aeakos«. Mithin wurden von meinen neuen Objecten 33 Kanäle (I4, I5, IQ, 26, 28, 37, 38, 43, 53, 63, 82, 86, 90,, 94,199, 100, 1103; "104, 106,.107,108, I09, 121, 124,125; 138, 139, 140,MAT, 146, 148, 163 und 164) 9 Seen (166, 167, 168, 177, 179, 183, 184, 186, 187) und 3 andere Objecte (196, 202, 208) bestimmt, 17 Kanäle (3, 23, 34, 49, 50, TIER 83, 89, 92, 95, IOS, I17, IIQ, 126, 128, 132, 135) und I See (170) wahrschein- lich auch von anderen Beobachtern gesehen. Diefs dürfte am besten die Realität der neuen Objeete und die Verläfslichkeit meiner Beobachtungen beweisen. II. März 1898. L.B. Mars- Beobachtungen 1896-97. 31 Nummern -Erklärung zur Karte. Kanäle. 40. Uhrysorrhoas 83. "Inachos 123. Pactolus 1. 'Abudad 41.42. Uycelops 84. Indus 124. Padus 2. Acheron 43. "Danaides 85. Jordanis 125. "Parthenios 3. "Aeakos 44. Dardanus 86. "Josis 126. "Persephonia 4. Aesacus 45. Deucalionis Fretum 87. lvis 127. Phasis 5. Aethiops 46. Deuteronilus 88. Issedon 128. "Philia 6. Agathodaemon 47. "Dipsakos 89. "Ixion 129. 130. Phison 7. Aleyonius 48. Doanos 90. "Ranake 131. Phlegethon 8. Ambrosia 49. "Dryas 91. "Kandulos 132. *Phtha 9. Amenthes 50. "Echidna 2. *Kapys 133. Pierius 10. TAmystis 51. !Elison 93. "Klotho 134. Plutus ı1ı. Anian 52. Erebus 94- "Kneph 135. "Polyphemus 12. Antaeus 53. "Eros 95. "Lacinia 136. Protonilus 13. Anubis 54. Eumenides 96. "Lachesis 137. Pyriphlegethon 14. "Arachne 55. Eunostos 97. Laestrygon 138. "Rhadamantos 15. "Arar 56. 57. Euphrates 98. "Lamia 139. 'Rhesos 16. Araxes 58. Euripus 99. "Lapithus 140. "Rhodope 17. 18. TArsanias 59. *Fama 100. "Levana 141. "Ripheos 19. "Asclepiades 60. "Fatua 101. "Liriope 142. Scamander 20. Asclepius 61. "Feronia 102. "Lybas 143. "Serapis 21. Astaboras 62. Fortuna 103. "Maesolus 144. Simois 22. Astapus 63. *Furia 104. "Manadas 145. Sirenius 23. "Asterios 64. Gralaxias 105. "Melissa 146. "Sisyphus 24. Astusapes 65. Ganges 106. "Mendes 147. }Sitacus 25. Athyr 66. Gehon 107. "Minos 148. ‘Sothis 26. *Atropos 67. Gigas 108. "Mnevis 149. !Steropes 27. Avernus 68. "Goliatlı 109. "Najade 150. Styx 28. "Axion 69. Gorgon 110. Nectar 151. Tanais 29. Boreas 70. (iyndes ııı. "Neith 152. Taphros 30. Boreosyrtis 71. Hades ı12. Nepenthes 153. 154. Tartarus 31. !Brontes 2. Heliconius ı13. *Nephthys 155. Thoth 32. Callirrhod 73. Hereulis Columnae 114. Nilokeras 156. "Tigris 33. !Cambyses 74. Hiddekel 115. Nilosyrtis 157. Titan 33a. Wantabras 75. "Horos 116. Nilus 158. Triton 34. "Centaurus 76. Hyblaeus 117. "Okeanides 159. “I ynna 35. Ceraunius 77: Hydaspes 118. Orcus 160. Typhon 36. Cerberus 78. Hydraotes 119. "Oreada 161. Uranius 37: Charon 79. 80. Jamuna 120. ÖOrontes 162. Nanthus 38. "Chiron 81. "Jason 121. "Osiris 163. "Zaradres 39. Chronius 82. ‘Ichor 122. Oxus 164. "Zarathustra L. Brenner: Mars- beobachtungen 1896-97. Binnenseen. Meere und Meerbusen. Gegenden. 165. tAponi Fons 138. Acidalium Mare 194. Achillis Pons 166. *Croecodilorum Lacus 189. Hadriatieum Mare _ 195. Aöria 167. *Eurydieis Fons 190. Margaritifer Sinus 196. "Ajacis Pons 168. *Fuceinus Lacus 191. Sabaeus Sinus 197. Amazonis 169. Ismenius Lacus 192. Syrtis Major 198. Arcadia 170. *Kopais Palus 193. Syrtis Minor 199. Baltia 171. tLabeatis Lacus 200. Uydonia 172. Lunae Lacus 201. Elysium 173- Moeris Lacus \ “ 202. *Heectoris Pons 174. *Mortis Fons 203. Nerigos 175. Niliacus Lacus 204. Oenotria 176. Phoenieis Lacus 205. "Patroclis Pons 177. "Prasias Lacus 206. Phaetontis 178. Propontis 207. Thaumasia 179. "Salutis Fons 208. "Terranova Bruciana 180. Solis Lacus 209. Xisuthri Regio 181. "Tamiatis Palus 182. Tithonius Lacus 133. "Trasimenus Lacus 184. "Trichonis Lacus 185. Trivium Charontis 186. "Veritatis Fons 187. "Vitae Fons K.Preuss. Akad. d. Wissensch. Anh. z.d. Abh. 1897 Az0E Ne 1897 Jan.5.e). d-14"44 1896 Sept.16 d-10"53 1-67: 902 N 12 1896 Nov. 2412) d -16"85. 1896 Sept.8u) d=107 1896 Sept.8«e) ad = 10" NE1638 IFA 1902 1896 Dec.liın. d = 16"95. 1896 Oct.6 ale 1896 Dec.iic2) d=16"95 Leo Brenner : Mars-Beobachtungen 1896-97. Tafsl. « K.Preuss. Akad. d. Wissensch. Anh = d Abh 1897 NZ9I0- 12103 Nm Zulel: 1896 Sept.1 d-9"60. 1897 Mai 9 desua1 896 Nov 12 d=15"94. N=229? NER 230 1896 Dec.11(a) d-16”94 896 Dec 11(4) d=16"94 1896 Maı 5. desuge N 315) Nu NEBS0E 1896 Nov. 30. d-17”08. 1897 Jan.5( d-14"45 1896 Nov. 244) d-16"84 - lL.eo Brenner : Mars-Beobachtungen 1896 -97. lie 2, K.Preuss. A ‚Akad.d. Wissensch. 7 yZ K.Preu Anh. z.d. Abh. 1897. 30 ISO 10 190 210 230 250 2% 2 #60 Brenner de) te Zuh Anst.v. Ih, Bannwarth, Win eo Brenner: Mars - Beobachtungen 1896-97. Tal. a 1 272 1 Ei ß hy “ st ra: PHILOSOPHISCHE UND HISTORISCHE ABHANDLUNGEN. AHDALTOTZEN AT SIHODAIHTOAOKE WA ZERNLAR IN” . . . Eu Epigraphisches aus Aegina. Von Prof. Dr. MAX FRÄNKEL | “ in Berlin. [3 . I j . fit 2er Vorgelegt in der Gesammtsitzung am 11. März 1897 [Sitzungsberichte St. XIV. S. 227]. Zum Druck eingereicht am gleichen Tage, ausgegeben am 31. Mai 1897. Aur der im Herbst 1896 unternommenen zweiten Reise für das von mir zu bearbeitende Corpus Inseriptionum Graecarum Peloponnesi et insularum vicinarum, auf der ich mich wie auf der ersten der Begleitung des Herrn Dr. Karl Fredrich zu erfreuen hatte, habe ich mich neun Tage auch in Aegina aufgehalten. Inschriften trifft man hier, aufser einigen bekannten im Gebirge noch annähernd an ihren ursprünglichen Stellen im Freien liegenden archaischen Stücken und den in den massenhaften Gräbern, so- weit man sie gerade nicht wieder zugeschüttet findet, aufgemalten, in pri- vaten Grundstücken zerstreut und vor allem zahlreich in verschiedenen Räumen des Dimarehion und in oder vor dem grofsen Gebäude, das jetzt als Gefängnifs dient und ehemals Waisenhaus war. Ich habe gegen hundert Steine copiren können und verdanke diesen reichen Erfolg der thatkräftigen Unterstützung Einheimischer, zunächst dem stellvertretenden Dimarchen M. Emmanuil, dessen Machtwort oder Empfehlung mir in den öffent- lichen Gebäuden jeden Winkel zugänglich machte und stets hülfreiche Hände zum Wenden der Steine bereit stellte; für die zerstreuten Inschriften hat mit unermüdlicher Liebenswürdigkeit der ortskundige Lehrer Antonios Pelekanos, der mich Tage lang begleitete, unschätzbare Dienste geleistet: ebenso auch der in Deutschland gebildete Vorsteher der hellenischen Schule Dr. P. Iriotis, der die epigraphische Wissenschaft durch eine als Schul- programm 1593 veröffentlichte werthvolle Monographie über aeginetische In- schriften bereichert hat. Die in den beiden öffentlichen Gebäuden vorhandenen Denkmäler sind der Überrest des ersten eentralen Antikenmuseums, das der neue griechische Staat in dem damaligen Waisenhause von Aegina gegründet hatte. Es |* 4 M. FrRÄNKEL: wurde im März 1829 unter der Ephorie von A. Mustoxydis eröffnet; sein erster Vorsteher war der Archimandrit Leontios Kampanis, der bis Juli 1832 fungirte. Sein und zugleich Mustoxydis’ Nachfolger A. Iatridis blieb im Amte, bis im October 1834 die aeginetische Sammlung ihrer Bestim- mung als Gentralmuseum entkleidet wurde und er die Schlüssel mit einem doppelt ausgefertigten Inventar an den Leiter der Kriegsschule zu übergeben hatte. Am 24. November 1836 wurde der Transport der Alterthümer nach Athen verfügt und im September 1837 ausgeführt; doch sollte in Aegina ein Localmuseum verbleiben, und es wurden daher laut Protokoll vom 28. September 1837 dem Dimarchen »eine Anzahl von Architekturstücken und werthlosen Gefälsen, 48 Inschriften und 87 Reliefs« übergeben. Unter den Reliefs sind hier, wie der heutige Bestand zeigt, zu allermeist eben- falls mit Inschriften versehene Grabsteine verstanden. Nach Athen kamen »neun mit Gefälsen gefüllte Körbe, einige andere Altertümer und 95 Sta- tuen und Reliefs«. Diese Thatsachen, die ich aus Paul Kavvadias’ Prolegomena zu sei- nen [Avmra Tov Edvikov Movoeiov I (ev Adyvas 1890-1893) wiederhole, zeigen, dafs die Provenienz der in den beiden öffentlichen Gebäuden von Aegina befindlichen Steine zunächst ganz unsicher ist. Nach Kavvadias’ auf das Protokoll gestützten Mittheilung (a.a.O. p. 20) meinte man, »aulser zweien Reliefs alles auf der Insel selbst Gefundene und eine Anzahl hauptsächlich aus Delos stammender verstümmelter Reliefs« zurückgelassen zu haben. Aber dafs diefs keinen Anhalt gewährt, zeigt sich schon darin, dafs wir einerseits von den ehemals im aeginetischen Museum vereinigten Inschriften u.a. eine so wichtige aeginetischer Provenienz wie das Psephisma C. I. Gr. H add. 21395' jetzt im Museum von Athen finden, andererseits in Aegina Steine, die sofort als megarisch und attisch zu erkennen sind. Unsere Mittel, eine Sonderung durchzuführen, würden ganz unzureichend sein, wäre nicht das Inventar aufgefunden worden, das Kampanis über die Eingänge des ihm unterstellten Museums von dessen Eröffnung bis zu seinem Abgange geführt hat, wobei er die Provenienz jeder Nummer angegeben hat. Diese unschätzbare Urkunde, die bei der General-Ephorie im Unter- richts-Ministerium zu Athen aufbewahrt wird, veröffentlicht zu haben (INvrralp.ııfl.), ist eines der grofsen Verdienste von Paul Kavvalias. ' Vergl. das gleich zu erwähnende Inventar von Kampanis p. 32 Nr. 344. Epigraphisches aus Aegina. 5 Die einzelnen Actenstücke, aus denen das Inventar besteht, sind sämt- lieh am 10. Juli 1832 von Kampanis unterzeichnet worden', also begleitete es offenbar das Protokoll, durch das er die Sammlung seinem Nachfolger übergab’. Das entsprechende Inventar latridis’ vom Jahre 1834 ist leider bisher nicht wieder zum Vorschein gekommen, und so bleiben wir über eine Anzahl von Steinen (S.11 Anm.r) noch in bedauerlicher Unsicherheit. Die Pflicht, die Herkunft der von mir in Aegina gesammelten In- schriften nach Möglichkeit zu ermitteln, nöthigte zu einer Durcharbeitung des Verzeichnisses von Kampanis, unter Heranziehung der anderen Zeug- nisse über den inschriftlichen Bestand des ehemaligen Gentral- Museums’. Das Ergebnifs dieser Arbeit will ich in der Weise vorlegen, dafs ieh in übersichtlicher Aufzählung die Mittheilungen über die von mir gesehenen Steine mit dem aus den gedruckten Quellen zu Gewinnenden vereinige. Den Hauptzeugen Kampanis habe ich, um für die Benutzung meiner Listen weiteres Nachschlagen möglichst zu ersparen, fast überall mit seinen eigenen unverkürzten Worten sprechen lassen. Ausgeschlossen habe ich von den in seinem Verzeichnifs enthaltenen Stücken nur, was das zukünftige Corpus allein angeht, also das Peloponnesische und Aeginetische, dem nicht in der Litteratur fälschlich eine andere Herkunft zugesprochen worden ist. Voranschieken möchte ich einigen einleitenden Ausführungen eine Pro- venienz-Liste der gesamten, also nicht blos der inschriftlichen von Kam- panis verzeichneten Eingänge, wobei jedoch seine Aufzählung von Münzen, Terracotten und anderen kleinen Gegenständen (S. 33 ff.), die er ohne Nume- rirung gelassen hat, aufser Acht bleiben konnte. Die Zahlen geben Kam- panis’ fortlaufende Nummern an. Aegina. ı-21. 47-56. 71-75. 80. 81°. 82. 83. 84°. I41I-144. 153. 165. 168. 171. 174-176. 209. 210. 228. 303. 312. 315-320. 328. 329. 335. 339. 344. 346. 347. ! Die Jahreszahl 1830, die wir einmal, auf S. 26, lesen, ist gewils nur Druck- oder Schreibfehler. ® Dazu stimmt sein unten S.6 Anm.5 abgedruckter Vermerk. ® Nicht benutzen konnte ich leider Mustoxydis’ 'H Aiyıvata, "Ennepis diXoAoyırı) (1831), die ich in den Bibliotheken von Berlin, Bonn, Göttingen und Halle vergeblich gesucht habe. * „’Eoepev abro .. 6 bmorpodos ns kußepvpoens«. Die Angabe der Provenienz würde nicht fehlen, wenn es nicht Aegina selbst wäre. Es ist gewils das noch heute im Dimarchion befindliche Grabrelief, dessen Inschrift bei Le Bas, Voy. Inser. 11 1747 steht. 5 Über die Provenienz von 83.84 s. unten zu unserer Nr. 51. 6 M. FrÄnKkEL: Attika. 145.91 40:310! 210 grg.N Athendgg6NL 7273 22 226. Salamis 25-32. 36. 37. 88-90. 115-122. 150. 155-164. 169. 170. 301. 306. 307: 321-325. 334. 345. 354. ‘'Eleusis 123. 124.133: 340. Eleusis und Megara 191-196. 198-206. Megara. 38-46. 69. 70. 97. 98. 309. 327. 338. 341. 350. 351. 353. Peloponnes. Korinth 105-108. Nauplion 231. Myli' 227. Ha- gios Petros (Kynuria) 177-187. Hermione 66-68. 214-219. Nordgriechenland. Theben 211-213. Naupaktos 109-112. Ma- kedonien 102-104. Inseln. Poros 207. 208. 222-225. Keos 138. 139. 147-149. Kythnos 33-35. Andros 125. 126. Tenos 132. Mykonos 242-297”. Aus Mykonos, ursprünglich rheneischer Provenienz 22-24. Rheneia’ 57-65. 134. 188-190. 298-300. 302. 304. 308. 314. 326. 330-333. 336. 337: 342. 348. 349. 352. Syra, 127-131. 154. 166. 167. Confiscirt-in Syra 232-241. Aus Syra, ursprünglich parischer Provenienz 91-94. Pa- ros 76-79. 99-101. I13. 114°.343. Kreta Ist. 152. Unbekannte Provenienz. 86. 87. 220. 229." Ehe wir die Kampanis’schen Listen benutzen, müssen wir prüfen, mit welchem Zutrauen wir diefs thun dürfen. Es hat sich ergeben, dals das von Kavvadias ([Avrra Ip. 10) ausgesprochene Urtheil lediglich zu wie- derholen ist: es fehlt den andeutenden Beschreibungen jede Sachkunde und Genauigkeit, aber die Angaben über die Herkunft sind sorgfältig und zuverlässig. In der That werden diese in allen Fällen bestätigt, wo uns eine ganz sichere Controle durch andere Zeugen möglich ist: man findet Belege hierfür unten zu unseren Nummern 30. 32. 33. 43. 45. 46. 106-108. 111. 112. 115. Damit smd die Bestätigungen nicht einmal erschöpft: wir können hierin also unbedingt auf das Inventar bauen, und die starken, bei ! „rov MvAwv«, gewils das argivische Mylı (Lerna); das euboeische wäre wohl näher bezeichnet worden. 2 S. unten S.7f. ® Es steht immer AnXos, womit bei Grabsteinen nur Rheneia, neugriechisch Meyaxy AnXos, gemeint sein kann. Das eine Mal, wo Kampanis Delos verstanden wissen will (Nr. 244), sagt er unterscheidend Mirp& AnXos. * Über die Provenienz von 113 und 114 s. unten zu unserer Nr. 113. ° Die Nummern 140 und 197 sind aus Versehen in dem Inventar übergangen, was Kampanis bei der Übergabe ausdrücklich zu Protokoll gab: p. 25 »197. 140 Apıduol un ebpn- 2 R R 2 R = ER devres eis rov mapovra Karaxoyov, di Peßuovra mapa rov Iölov K. Kanmävy«. Epigraphisches aus Aegina. 7 der Lesung der Inschriften begangenen Fehler haben seinen hohen Werth für unsern Zweck nieht wesentlich beeinträchtigt, da die Identifieirung dennoch zumeist mit Sicherheit möglich ist. Wo nur das Vorhandensein einer Inschrift ohne eine Andeutung ihres Inhaltes angegeben ist, habe ich auf Vermuthungen verzichtet; es mag hier eine kunstarchaeologische Unter- suchung, die dringend zu wünschen ist, noch einige Identifieirungen heraus- bringen können. Einer Rechtfertigung bedarf die Zuteilung der Kampanis’schen Num- mern 242-297 (unten in dem Abschnitt IV C) nach Mykonos. Diese Her- kunft wird nämlich nieht angegeben; die Steine sind in einem besondern Actenstück verzeiehnet, das folgende Aufschrift trägt: »KaraAoyos Tov APXUOTNT@V, AMOOTENAouevov MOOS TNV Emirponnv rns Oikovowias dla ToV um apıd. 4486 Eyypapov«, d.h. »Verzeichnifs der laut Begleitschreiben Nr. 4486' an den Vorstand der Verwaltung eingesandten Alterthümer«. Die Aufzählung erfolgt dann in kleinen, 1-12 Nummern umfassenden Abschnitten, deren jeder eine Überschrift trägt: der letzte » Annoyepovria Mnkwvov (‚Ältestenrath von Mykonos’) Öwpeal«, die übrigen je einen Personen-(Vor- und Familien-)\Namen, drei Mal ebenfalls mit dem Zusatz Öwpeal”. Offenbar war der Wohnsitz dieser Personen, selbstverständlich der Vor- besitzer, mit dem Absendeort, der aus dem Begleitschreiben zu ersehen war, identisch; denn wären, was an sich ja möglich wäre, die Stücke aus verschiedenen Orten vorerst an eine Sammelstelle zusammengebracht worden, um von da nach Aegina befördert zu werden, so ist es un- denkbar, dafs man nicht zu den Personennamen die Wohnorte angegeben hätte. Also’ ist die Provenienz aller dieser 56 Stücke eine einheitliche: Mykonos. Nun berichtet der Bildhauer Emil Wolff in den Annali dell In- stituto 1829 p. 141 »Ricontrai -- molti - - cippi presso diversi abitanti di Sira e di Miconi ed in un magazzino dell’ ultima isola ne vidi pin di quaranla, i quali per ordine del governo come effetti pubbliei erano raccolti dai parti- | : / ! Diese authentische Übersetzung verdanke ich Hrn. Paul Wolters in Athen. Nach gütiger Auskunft des Hrn. Kavvadias ist das Begleitschreiben nicht mehr vorhanden. ® Nach gütiger Belehrung des Hrn. Prof. Mitsotakis stammte die Dimogerontia von Mykonos noch aus der türkischen Zeit; noch heute gäbe es diese Einrichtung in den unter türkischer Herrschaft stehenden griechischen Inseln. Die Dimogeronten, die Vorsteher der christlichen Gemeinde, von der sie gewählt werden, haben unter dem Vorsitz des Bischofs die christlichen Schulen und Kirchen und die vormundschaftlichen Angelegenheiten zu ver- walten und ihre Gemeinde gegenüber den türkischen Behörden zu vertreten. Ss M. FrÄnKEL: colari possessori, che solevano formarsene una specie di commercio coi capitani de’ bastamenti e co’ viaggatori che approdavano all’ isola«. Aus diesem ma- gazzino von Mykonos wird nach Wolff’s Zeichnung in den Annali p. 146 die Inschrift veröffentlicht, die sicher als von Kampanis Nr. 274 (s. unten unsere Nr. 94) in unserer Rubrik aufgeführt zu erkennen ist, und die auch von den Mitgliedern der Expedition de Morde in Mykonos gesehen war; vergl. III S.34 Nr. 20, mit der Angabe p. 8 »venant de Delos et dessince |T.19, ı] & Myconi«. Noch zwei weitere zugehörige Stücke haben die Mitglieder dieser Expedition in Mykonos gezeiehnet: Kampanis’ Nr. 262 (s. unten unsere Nr. 86) und die von Kekule, Die antiken Bildwerke im Theseion S. ı 11 unter Nr. 274 als »abbozirte Harpyie« beschriebene Marmor- figur, die in dem grofsen französischen Werke IH pl. 22,1 mit der Angabe (p-S) abgebildet ist » Cette figure, maintenant au musce d’Eyine, a ete dessinde a Myconi«. Denn diese Figur ist, wie mir Paul Wolters bemerkt, iden- tisch mit der von Kampanis Nr. 242 sonderbar beschriebenen: »AyaAya napuapıwov, Uyos Tpıov AyyAıkov Todov, TapaoTawvov ÖcuuoVviov Yuvaukos, imo eXepavriaoıv maoyovons«'. Man sieht, dafs der Schlufs auf einheit- liche Provenienz aller dieser Stücke die Probe aushält. Ohne Zweifel hatten die aus Privatbesitz stammenden den Inhalt des von E. Wolff erwähnten Magazins gebildet, der von der Regierung zum Zwecke der Überführung nach Aegina theils durch Kauf, theils durch Sehenkung erworben worden war: die vorherige »Sammlung« derselben bedeutete keine Confiscation, sondern nur die Sicherung gegen befürchtete Ausfuhr. Es ist sehr ver- ständlich, dafs der Ältestenrat die in seinem Besitz, vermutlich in der Schule befindlichen fünf Stücke als Geschenk hinzufügte. Dafs für das aeginetische Museum auch durch Kauf gesorgt wurde, ist sicher durch mehr- faches Zeugnils Kampanis’”. Das Museum war, wie die Liste S. 5 f. ergibt und natürlich ist, vor- zugsweise aus Gegenden beschickt worden, von denen der Transport leicht war. Für unsere Vorstellung von den Provenienzen, die dennoch möglich ' Rekule sagt nicht zutreffend, vermutlich auf mündliche, ungenau aus Kampanis’ Inventar geschöpfte Auskunft von Evstratiadis (vergl. S. IX), dals das Stück, ebenso wie seine Nr. 65 und 163, »von Leuten aus Mykonos, welche diese Sachen in Delos (Rhenea) gefunden hatten, dem Gouvernement geschenkt wurde«. Nr. 65 ist gewils Kampanis’ Nr. 244. ® S. unten zu Nr. 33. 51, aulserdem Kampanis zu Nr. 221 und mehrfach zu den nicht numerirten kleinen Alterthümern: p. 34. 35. 30. Epigraphisches aus Aegina. 9 sind, ist am lehrreichsten unsere von Kampanis noch nicht verzeichnete, also zwischen 1832 und 1834 eingegangene Nr. 50, die aus Mistra ge- kommen ist. Aufser der Insel selbst überwiegen Salamis, Megara, vor allem aber die Cyeladen. Unter den 352 Stücken, die Kampanis ver- zeichnet hat, waren aus Mykonos 59, aus Rheneia 31, aus Syra 21, zu- sammen ııı gekommen, und da man wulste, dafs vielfach antike Grabsteine nach Mykonos und Syra von dem benachbarten Rheneia herübergebracht wurden, kann es nicht Wunder nehmen, dafs sich den ersten unkritischen Autopten für die in Aegina gesammelten Sepuleralsteine die Vorstellung rheneischer Provenienz nahezu verallgemeinerte. Die Mitglieder der franzö- sischen Expedition nach Morea hatten eine beträchtliche Anzahl dieser Grab- schriften aufgenommen, die Ph. Le Bas in der Kuwpedition de Morce Ill, 1838, p- 31 ff. und in den Inseriptions Greeques et Latines recueillies en Grece par la commission de Morde Cah. 5, 1839, p. 139 ff. unter der Überschrift » Rhe- nee« veröffentlichte. Der gleichen Übertreibung machte sich Pittakis schuldig, dessen Scheden über die Le Bas’schen und andere in Aegina be- findliche Inschriften Boeekh für die Addenda zum Corpus Inscriptionum Graecarum Il 23225 ı-99 benutzt hat; für einzelne Stücke zeigten zwei- und dreifache Scheden Pittakis’ ein Schwanken, das sofort die Unzuver- lässigkeit seiner Angaben verrät: so hat er b20. 22. 24 einmal Salamis, einmal Delos zugewiesen; 92 zweimal Delos, einmal Salamis; 43 einmal Delos, einmal Mykonos. Es ist sehr natürlich, dafs Boecekh Pittakis nun keinen Glauben schenkte, wenn er einmal richtig eine andere Provenienz als Delos angab (b 42: s. unten Nr. 21). Als dann Le Bas die ehemals aeginetischen Inschriften in der grolsen Sammlung seines Werkes »Voyage archeologique« abermals veröffentlichte, hat er trotz einiger berichtigter Zu- theilungen nicht blos durch Wiederholung alter Irrtümer, sondern aueh durch Hinzufügung neuer die Verwirrung vermehrt!'. Um eine vollständige Übersicht zu gewähren, habe ich in das unten folgende Verzeichnifs von den in den Addenden des Corpus unter Rheneia gestellten Inschriften auch die aufgenommen, die nicht in Aegina ge- wesen sind. Es fragt sich, was von der ursprünglichen Provenienz der Stücke zu halten ist, die sich ehemals in Mykonos, Syra und Tenos be- fanden; sie sind unten getrennt unter IV A, 5, C aufgeführt. Die von My- ! So sind fälschlich nach Rheneia verwiesen unsere Nr. 1.4. 32, nach Aegina 2. 46. 47. ırı—114, nach Salamis 19. Phil.- hist. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. 1. [597 10 M. FrÄnkKeL: konos sind gewis zum allergröfsten Teile aus Rheneia; wenige davon werden auf Mykonos selbst gefunden, wenige von anderwärts gebracht worden sein. Denn dafs man von dem nächst gelegenen lebhaften Eilande her die verlassene delische Totenstadt lange ausgebeutet hat, ist sicher; Kampanis gibt für drei inschriftlose Denkmäler von Mykonos (Nr. 22-24) rheneische Provenienz an, ein anderes Zeugnifs findet man bei Rofs, Reisen auf den Inseln II 28; noch in unseren Tagen sind ja die kleineren delischen Funde der Franzosen in Mykonos geborgen worden. — Aus Syra hatte Boeckh Absehriften zur Verfügung, die Rofs aus einem von Kokkonis ver- fafsten handschriftlichen Kataloge des Museums von Hermupolis im Sommer 1835 genommen hatte. Es ist anzunehmen, dafs Kokkonis für die im Corpus Inseriptionum Graecarum zu Rheneia gestellten Stücke (s. unten Nr. 98) diese Herkunft ausdrücklich angegeben und auch dafs er sie nicht generell ohne Prüfung vorausgesetzt hatte; denn für einen Grabstein des von ihm ver- walteten Museums, €. 1. Gr. 2372d, hatte er Keos als Fundort vermerkt und über 578 nach Boeckh’s Lemma vorsichtig nur ausgesagt. er scheine rheneisch'. Für unsere Nr. 100 werden wir Kampanis’ Ausdruck so auf- fassen müssen, dafs der Stein in Syra selbst gefunden sei. Für Nr. 99 ist diefs zweifelhaft; ganz unsicher aber ist die Herkunft der noch übrigen Stücke Nr. 101-103, die in Syra mit sieben anderen confiseirt worden waren”, und die Annahme von Rheneia willkürlich. So hat Kampanis unter Nr. 91-94 Stücke, die aus Syra nach Aegina gekommen waren, aber aus Paros stammten (darunter unsere Nr. 109), und unsere Nr. 105 war über Syra aus Andros gekommen. — Von den wenigen ehemals tenischen Stücken sind unsere Nummern 66 und 71 ausreichend, 104 nicht so zuverlässig als rheneisch bezeugt. Jedenfalls steht für die unter IV €, D, E vereinigten Stücke fest, dafs sie nieht aus dem Gebiete meines künftigen Corpus (und auch nicht aus Attika) stammen. Dagegen verbleibt von den Steinen des ehemaligen aegi- netischen OÖentral-Museums ein beträchtlicher Rest, über deren Herkunft ! Später ist auch der von Thiersch in Paros abgeschriebene Stein €. I. Gr. II add. 2414k ins Museum von Hermupolis gekommen, aus dem ihn Conze (Bullettino dell’ Inst. 1859, 169 Nr.6) nochmals veröffentlichte. Der letzte wissenschaftliche Besucher des Museums von Syra L. Pollak sagt (Mitt. d. athen. Inst. 1896, 194), seine Inschriften seien »von den verschiedenen Kykladen nach Hermupolis, dem Sitz der Nomarehie, geschickt«. ® Emil Wolff (Annali 1829 p. 140) sah in Syra zwanzig einem französischen Reisenden beschlagnahmte Grabsteine, die aus Rheneia gewesen sein sollen. ei en Epigraphisches aus Aegina. 11 jeder authentische Anhalt fehlt. und diese werden aus Nothbehelf mit Vor- behalt unter den Inschriften von Aegina abzudrucken sein'. Besonders hervorheben möchte ich noch die auch für Archaeologen nicht unwichtige Thatsache, dafs beim Transport des aeginetischen Mu- seums nach Athen sich ein Mifsgeschick ereignet hat: ein Teil der Steine ist im Piraeus verblieben, unter die Erde gekommen und, wenn sie wieder ausgegraben wurden, als dort ursprünglich verschüttet angesehen worden. Zwar zeigt z. B. unsere Nr. 112, dafs selbst eine datirte Fundangabe Pittakis’, wie sie für Nr. 12.15.25 vorliegt (s. dort), auf Glauben keinen Anspruch zu haben braucht, und die übereinstimmenden Mitteilungen Rangabe's dürfen vielleicht nur als Wiederholungen angesehen werden. Aber eine Bestätigung gewährt Evstratiadis’ Zeugnils über Nr. 26, und dafs ferner Pittakis’ Aus- sage gerade für drei aus Aegina überführte Steine wiederkehrt. dafs er einmal die Gegend des Piraeus, zweimal bestimmte Ausgrabungen, bei denen die Funde gemacht sind, bezeichnet, läfst einem Zweifel an der Thatsache keinen Raum. Schliefslich bemerke ich, dafs alle im Folgenden mitgetheilten neuen Lesungen und Vergleichungen, soweit es nicht anders angegeben ist, meine eigenen sind. I. Attika. A. Nicht im Corpus Insceriptionum Atticarum. 1. Im Dimarchion. Oberteil einer Herme. H.o0.41, br. 0.27. t. 0.095. IRQRNINEIKOMHA "fovı Neikosmo]| ns N E Q 7 E P [0} >= veWrepos Me 's. ME AITEYZ eAıTevs Bei Le Bas, Voy. Inser. II 1958 als rheneisch. Die Inschrift wird. solange sieh nieht ein glaubhaftes Zeugnifs für ihre Herkunft aus einer Kleruchie findet, mit Nr. 2 und 3 unter die attischen aufzunehmen sein, wie mit Recht bei Nr. 10, 11, und C.I.A. Il 2300 geschehen ist, "weleher Stein gleichfalls ! Von den Rheneia zugewiesenen sind dies ©. I. Gr. 23225 4. 8. 16. 17. 19. 29-32. 37: 45. 49-53. 56. 60. 73. 77. 85. 86 (?, vergl. unsere Nr.95). 88-90. 94. 96. 99 = Le Bas 1927 1933. 1944. 1945. 1948. 1957. 1959-61. 1969. 1976. 1984. 1985. 1988. 1993. 1995. 1996. 1999. 2011. 2017(?). 2018. 2020. 2023. 2024. 2028. 2030. 203I. 2033. 12 M. FrÄnkEL: im Museum von Aegina war (auch ©. I. A. II 1866). — Eine Weihung an Ion ist sonst nieht bekannt, sein Schatz aus ©.1. A. 1210 Z. 8. Die Schrift schien mir etwa dem ersten vorchristlichen Jahrhundert anzugehören. 2. Im Dimarchion. Fragment einer Platte aus hymettischem Marmor. H40:19,@br.0.38,1 1304 7. ig! ZA MET E: Wn]|boanelvns ns DINTERSREEN A TUNMANDY 2 m|orens Aixliav) Avolıorpa- IH NEKKEPAMESR\ r|yv Ex Kepaueo|v ... ZAYFYNAIKAARNC ...ov, yuvalka A(ovktov) Io. . 5 ee a ee olv, Orar]iäuos? Bei Le Bas, Voy. II 1744 unter Aegina. Aveolıorpar|yv habe ich geschrie- ben wegen ©. 1. A. II 1724 Avoiorparos € Kepanewv; möglich ist auch Avo]ınayx nv. 3. Im Dimarechion. Grabstele mit Palmettenbekrönung; weilser Mar- mor. H. 0.83, br.’ 0.31, t. 0.08. EIXTZEIKZNGHIGS: EyxerAns AUPEXZIERZADELILONGGE \ ApxırAeiovs PFAFMINF ON & 170% 'Pauvovouos. vacat BA Bis 5 H le NE vacat Der Schrift nach wohl noch aus dem vierten Jahrhundert v. Chr., in welche Zeit auch die Orthographie ApyırXeiovs palst; s. Meisterhans, Grammatik der att. Inschriften S. 36. 4. — Zeile 3 und 4 scheinen nicht viel später hinzugefügt: sie enthielten den Namen und Vatersnamen eines zweiten Todten. 4. Im Dimarchion. Linke obere Ecke eines Grabsteins in Form eines Naiskos; vom Relief erhalten verstümmelter Kopf eines Jünglings. Weilser Marmor 'EINo.22)Ehr.ro.40, 1.0810. EKAATAIOCAÄPTEMAC Kampanis p. 20, 156 »’Ereuyrev aura |Nr. 155-164] 6 kupıos larpiöns nv 9 Iavvapiov 1831 (Ladauıvos) ... AvayAvbov Eyov TO TE TPOOCWTOV Kai Tas xeıpas diebhapueva: ne emeypapyv: KAavöıos Aprenas«. Bei Le Bas Voy.1ı997 als rheneisch: u Epigraphisches aus Aegina. 13 5. Kampanis p.17,115(-122) »2aAauis'. Tunna nappapov wuxpov, ue eriypapyv: Eri apyovros Itpa.... | .Kaddıkparovusin.an. ae: . 6. Kampanis p. 17,118 »KoAwvn wxpa Eyovoa emiypabyv: Meve- Kpartns«. Aus Salamis, s. zu Nr.5. Identität mit ©. I. A. 111736 ist nicht möglich, da diese Inschrift nach Rofs, Demen p. 57 Nr. 34 schon im De- cember 1532 in Athen war. 7. Kampanis p. 31,325 » Errvulßıov) ayvBadlwrov)? akadıouevov — Apxı Xaplov kA. ZaXapwos)«. Die Identität mit ©.1.A. I 2184: apxınz RNVLINERT. Ir ist nach der Beschreibung von Mylonas (Bullet. de corr. hellen. 4, 480 Nr. 8) »amoAnyovoa Avw eis EAıKoeıön Koouov, TrpOS de TMV Baoıw amorerunuevn« nicht unmöglich, und die Fundangabe »Ev Toıs epı& rov A@nvov« hindert nicht sie anzunehmen (s. oben S. 11); doch kann, da Ja Xapiov ohne Anstofs ist, auch eine andere Inschrift gemeint sein. |7a. Es sei die Gelegenheit benutzt, auf eine nach Korinth verschleppte attische Prytanenliste aufmerksam zu machen: Milchhöfer, Mittheil. des athen. Inst. 4, 160.] B. Zum Corpus Insceriptionum Atticarum. 8. II 957. Im zweiten Hofe des Gefängnisses. Platte von blauem Marmor, auf Vorder- und Rückseite in gleicher Weise ornamentirt: s. die im Corpus nicht erwähnte Abbildung Zwxpedition de Morce II T. 45, 3. H. 0.64, br. 0.70, t. 0.16. Die sehr sorgfältige Schrift zeigt zum Teil deutliche Apices: sie wird trotzdem etwa dem Ende des vierten Jahrhun- derts angehören. Sie ist jetzt erheblich verstümmelt: Z.ı endet mit oOlr, Z.2 schon mit THz, Z.5 mit ENE!I und vorn sind nach AEFz von 9 Buch- staben nur die unteren Theile der drei ersten erhalten, auch in der ersten Hälfte von Z. 6 sind Theile von Buchstaben geschwunden: die stärkste Einbufse hat die Schmalseite betroffen, von der Z. 1-6 zerstört sind, von Z.7 ist nur das schliefsende x übrig, von Z.8 ınoz, von Z.9 Z0®2N, von Z.10 und ıı fehlt je der erste Buchstabe. ! Dieser auch für Nr. 6. 15. 30. 34 geltende Herkunftsvermerk ist im Druck durch Versehen ausgefallen, wie Hr. Paul Kavvadias die Güte hatte mir mitzuteilen. ® Hr. Prof. Mitsotakis hat mich belehrt, dals diels in dem Inventar öfter vorkom- mende Verbaladjeetiv von ayvßada „Hohlmuschel’ gebildet ist, also ‚muschelartig’ bedeutet. Vergleicht man die bekannten Steine, bei denen das Wort angewendet ist (unten Nr. 10. 13. 23. 25), so zeigt sich, dals Kampanis damit halbkreisförmige Bekrönung bezeichnen will. 14 M. FrÄnkEL: 9. 111920. Im zweiten Hofe des Gefängnisses. Grabsäule von blauem Marmor, unten gebrochen. H. 0.32. Die Zeilen beginnen in der gleichen Linie, © und 2 sind kleiner und stehen über der Zeile. 10. II 2123: Enwparns | Kndıciov | 'lwviöns. Kampanis p. 32. 345 ’ x NL ’ x ” , E) [4 »AyvBaowrov akaXıouevov (uapuapov) ue Eriypauua — ETIRpaknsK.T.N. AyvBadorov aradıouevov (napuapov) na — Emirp N 2Zaxlauwos).« Nach Exped. de Morce II p.8 zu Taf. 23, 1.2 aus Delos ins Museum von Aegina gekommen; Pittakis (Eodnuepis 1764) gibt die Her- kunft richtig an, fälschlich aber »eupedn To 1833«. — Kekule, Theseion 71. 11. I 2137. Im Dimarchion. Obertheil einer Grabsäule mit Profil von blauem Marmor. H.o.21. Die flüchtige Schrift schien mir etwa dem dritten Jahrhundert v. Chr. anzugehören. DE aaa, AN ERANONT Ardvöpov ESKSKSE PB AMES®2N ek Kepaneov an yımı. C.1.Gr. 232259, Expedition de Morde II 32 Nr. 10 und Le Bas, Inseriptions de Moree V Nr.208 (Z.1: MPAZA) als rheneisch. 12. II 2275: Hynoımnmos | Kndıorodwpov Aaumrpevs. Offenbar iden- tisch mit Kampanis p. 32, 346 »IMakxa nappnapov pırpa — Hynoınmos Knd. «TA. Aiyivns«. Danach ist der Stem aus der Reihe der attischen zu streichen; er gehörte einem aeginetischen Kleruchen, stammt also noch aus dem fünften Jahrhundert, welcher Entstehungszeit das ionische Alpha- bet nieht widerspricht (s. Ulrich Köhler, Athen. Mittheil. 10, 378). — Der Stein ist nach Pittakis ('EPnnepis 275) am 22. Februar 1839 bei Ausgra- bungen im Piraeus gefunden (auch Rangabe Antiquites 1535 sagt »trouvee au Pirce«), mufs also beim Transport von Aegina 1837 verschüttet worden sein; vergl. auch Nr. 15. 25.26 und vorn S. ı1. — Als rheneisch (©. I. Gr. U add. 23225 3 und Le Bas, Voy. 1934. 13. I 2358. Im Dimarchion. Obertheil einer marmornen Stele mit elliptischem Abschlufs, in dem Palmettenornament. H. 0.56, br. 0.31, t. 0.07. Von dem letzten Sigma fehlt die untere Hälfte. Kampanis p. 31, 322 » Erırvußıov ayvBadwrov. Xapitns u.K.T.‘. 2aNauıvos)«. Die Pro- venienzangabe Pittakis’ ist also zutreffend. 14. 112364. Salamis, das Kekule, 'Theseion 210 als Fundort angibt, bezeugt Kampanis p.ı5, 88 »’HAdov [Nr. 38-90] Ex Tns 2ZaAauwos nv Epigraphisches aus Aegina. 15 30 Auyovorov Tov 1830 — AÄvayAvoov Kwvoeıdes TPLIWV TPOCW@NWV ---. Enıypapn ApıororAns lopyo Apıorovikn«. 15. 112366 steht vollständig, aber fehlerhaft bei Kampanis p. 17, 116, mit der Angabe der Provenienz aus Salamis (s. zu Nr. 5), während Pittakis (Eobnu. 537) und Rangabe (Ant. 1566) aussagen, dafs der Stein 1840 bei Ausgrabungen im Norden des Piraeus gefunden ist; s. zu Nr. 12. 16. II 2445. Im Dimarchion. Obertheil einer Grabsäule von blauem Marmor. H.0.40. Folgt hier wegen der Buchstabenformen. ERBIERSBFAT TE ERDETERSREAETBOFN: BIrSIEIREPAFTIENES Kampanis p. 15, 90 » HAdov &&k ns Zaxauwos |s. zu Nr.14| ... KoAwvn ne emeypabyv: Enırparns Erırparov lleiıparevs«. Pittakis (Eobnn. 1792) hat also die Herkunft richtig angegeben. 17. 112458 war zugleich mit Nr. 14-16 aus Salamis gekommen: Kam- panis p. 15, 89 »KoAovn ne Eemiypapas Aeyovoas PiXıwvos Atopdavrov Ieıpauevs | yovov de Apıorouevonve. 18. II 2602. Im Dimarchion. Säule von blauem Marmor. H. 0.40. Die Publication ist correet; nur sind die Zeilen gleich lang. 19. 112842: Knpdırodwpos ITloAvapyov Alyxlawos, von Velsen im Waisen- hause von Aegina abgeschrieben, ist zweifellos identisch mit Kampanis p- 11,9 »(Er ns Aiyivns.) Mapuapov eidos koAwvas, ue Bacıv Kal Emiypa- by: Knd. [oA.«. Die Inschrift ist also aus den attischen zu streichen, unter die sie aufgenommen ist, da sie Le Bas, Voy. 1664 als salami- nisch hat. 20. II 3346. Kampanis p. 21, 172 (-173) »Eive rov Adnvov: mAdov rıuv 7 DeBpovapiov 1831. AvayAvpov nwov Akovros ne Eemiypapıv: Acwv Zıvw@mevs«. 21. II 3406. Kampanis p. 31, 334 » KoAwvidiov ne Errtypanpa — Xpn- orov Teyvwovos «TA. 2aXlauıwvos)«. Von Boeckh, C.I.Gr. I add. 23225 42 trotz Pittakis’ richtiger Angabe Rheneia zugeteilt. [22. II 3521, nach Kumanudis (Artıns erıypabai emriußoı 2644) in Salamis gefunden, stammt nach dem Zeugnifs Kavvadias’ ([Avrra I 759) aus Aegina, was hier mitangeführt sei, obwohl der Stein nieht im ehemaligen Central-Museum war.] 16 M. FrÄNKEL: 23. II 3783. Im Dimarchion. Obertheil einer marmornen Grabstele nit bogenförmiger Bekrönung, in der ein Blattornament. H. 0.72, br. 0.32, t. 0.07. Die dem vierten Jahrhundert angehörende Inschrift in der oberen linken Ecke des Feldes der Stele. — Kampanis p. 31, 323 » Erırüußtov ayvBadwrov. — Oe66oros. ZaA(auıvos)«. — Provenienz richtig bei Pitta- kis, Eobnuepis 1788. 24. 11 3793 »columella« scheint identisch mit Kampanis p. 30, 310 » KoAwvidiov ne emiypauna OeopıXos. Kk. T.‘. Ayapviov)«. (Nach gütiger Auskunft des Herrn Kavvadias steht das als Angabe eines attischen De- mos in der Handschrift vereinzelte Ayapv. wirklich da.) 25. 113968. Kampanis p. 31,324 »Erırüulßiov) ayvBaölwrov) oka- Auouevov auopbov — Mvnoıotparn — 2aXaulwvos)«. Die Identität mit dem sehr schönen Steine bei Heydemann, Marmorbildwerke zu Athen 116; Friederichs-Wolters 1106 ist zweifellos, da er nach dem Zeugnifs der Euxpe- dition de Morece Il p. S (zu Taf. 23, 3.4) im Museum von Aegina gewesen ist; er erfährt hier die übliche Zuweisung nach Rheneia. Nach Pittakis, Eobnnepis 273 wurde er am 16. April 1838 im Piraeus gefunden; s. zu Nr. ı2. — Dafs Pittakis, Eonuepis 1789 von dem ebenfalls aus Salamis stammenden und eine gleichlautende Inschrift tragenden, aber mit figür- lichem Relief versehenen Steine ©. I. A. II 3969 sagt »uerekonuiodn eis Tnv ev rn Aiyivn apyaoAoyırnv 2vAAoynv«, beruht gewils nur auf Verwechse- lung mit dem unsrigen, obwohl er die Verschiedenheit der Steine aus- drücklich hervorhebt. Kavvadias, [Avrra 1826 ist Pittakis gefolgt. 26. Il ao1ıı »tabula cum anaglypho« ist unzweifelhaft identisch mit Kampanis p. 29, 277 »AvayAvbov ue Emiypabyv, rabos Nıralas yuvar- Kos«, denn dafs jene angeblich attische Inschrift im Museum von Aegina war, ist sicher durch das Zeugnifs Virlet’s (Le Bas, Inscriptions ... de Morce Cah. 5 p-1ı76 Nr.250). Sie steht als rheneisch C.1I. Gr. 2322582 und Le Bas, Voy. 2043 und lautet: Nxata Newvos | ypnorn‘ yaipe. Die zweite Zeile fehlt dem Abdruck im C.1. A., der nur auf eine Abschrift von Evstratia- dis (bei Kumanudis, Arrırns Erıyp. emır. 3195 ß) zurückgeht. Dafs dieser den Stein in einem Hause des Piraeus fand, beweist nichts gegen die Identi- tät mit dem ehemals in Aegina befindlichen (s. zu Nr. 12). Er war dorthin aus Mykonos gekommen, ist also aus der Reihe der attischen zu streichen. 27. 14208. Die Herkunft aus Salamis bestätigt Kampanis p. 30, 306. Als rheneisch C.I. Gr. 2322595 und Le Bas, Voy. Il 1986. Epigraphisches aus Aegina. 17 28. III829. Im Dimarechion. Marmorplatte. oben und unten gebrochen. 9 Ss E30:12, br. 0.32, t.©.15. Dis naeEs Kann jetzt mit Sicherheit hergestellt werden: Y AS>EENIQSNA Tolv ap" £al|rias MAPA O2 NION Pra(ßıov) Zeviova TONK PRAMT SI TIO Mapadoviov, rov kparıoro[v s HU ANMIENINO61INXO 27 ze s ‚welt|n|v, 6 PiÄols. In Zeile 4 stand hinter O nichts mehr; es mufs also rechts eine andere Platte angeschlossen haben, die auch das Sigma von dos Z. 5 trug. Für einen von Dittenberger als zweifellos angesehenen Genetiv wie Tov marpos wäre noch eine 6. Zeile erforderlich gewesen; aber die Nothwen- digkeit eines solchen Zusatzes kann nicht zugegeben werden. Denn es ist schon nicht undenkbar, dafs ein Erwachsener sich den Freund eines Knaben nennt; noch weniger, dafs ein dem Geehrten Gleichalteriger von seinem Vater die Mittel zu der Stiftung erhalten hat. 29. II 9ı2 (aus Mustoxydes’ Scheden). Im Dimarehion. Deekplatte einer Rundbasis von hymettischem Marmor, rechts und links gebrochen. HB. 0.19, br. 0.35, 1.0.38. um PB 3Y AH zum III Früher war viel mehr zu lesen: / H Povan f JIRIIIIITTIIIINIEITINIEG © X TA . kviav MNoxvxappov j’ UNTEN II A PERL Aldıeos Ovyarepa / vacat ) ulunderoav ap’ Eortias. N 30. III 1689 (nach ©. I. Gr. 633, aus Fourmont’s Scheden): Eupa- vns | Erıyevov | Eüfw|vvuevs. — Kampanis p. 17,117 » Tunua napuadpov To karwdev Evos avayAVhov ne emiypapas: Erbavns | Enıyevovs | Eiw- vVuov«. Aus Salamis (vergl. Nr. 5), wo in der "That Fourmont den Stein gesehen hatte. Exbavns wird, wie sicher EVwviuov, ein Lesefehler Kam- panis’ sein; ob er aber das Sigma am Ende des Vaternamens eigenmächtig hinzugefügt hat, steht dahin. — C.I. A. IH ı161 haben wir eine Ehren- basis, auf der Spon Erubavnv Enriyevov Eiwvvuea las, der sicher ein Mitglied derselben Familie war wie der Todte von III 1689, ja vielleicht mit ihm identisch, indem Spon sehr wohl versehentlich den geläufigern Namen Epiphanes zu erkennen geglaubt haben kann. Auch in der Epheben- Phil.- hist. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter, 1897. 1. 3 IS M. FrRÄnKEr: liste O.1. A. 1465 2.72 ist Ei- oder Erıbavn|s Emiyevovs Eiwvunevs zu ergänzen. 31. Il 2ııı. Aus Eleusis (s. das Lemma). Im Dimarchion. Relief im Giebel einer marmornen Grabstele, rechts und links gebrochen: Mann mit Ruder in einem Boot, links Delphin. H.o.13, br. 0.15, t. 0.18. \ IBOSEAIONY s/ - - rıköos Aovve - NINENWARPITTIESNZIC | Xo]Aapyevs. Le Bas, Voy. 1935 als rheneisch. 32. III 2885. Im zweiten Hofe des Gefängnisses. Grabrelief von weilsem Marmor mit Giebel: in einer von einem Bogen abgeschlossenen Nische stehender Mann von vorn, rechts ihm zugewandt Frau. H.1ı.16, br.0.50. 1.0.22. Oben: A j 16) N aM 2 | 6) & Atovveıos \INHOFNEN FREINNITON AlmoaAwviov zZ. A N AM ZEINIIONSE ZaNajıeivios. Kampanis p.ı1,25(-32) »HAYov &k Tns vnoov LZaxauıvos — AvayAvdbov ne emiypapnv: Arovvoros AmoAAwviov ZaXanivıos«. Kampanis’ Her- kunftsangabe bestätigen die älteren Reisenden (s. Lemma zu Ü. I. Gr. 762). 33. III 3092: Awdoros ) xaıpe. Kampanis p. 21, 168: »AvayAvdov To örolov owleı uovnv nv KebaAnv aßAapn |Heydemann, Marmorbildw. 154], kat Tıv avaypasıv: Aısdoros yatpe. Eive rns Aiyivns: mAdev nv 27 lavovaptov 1831: ayopaodev da yYpocıa Tovpkıka 20«. Die Inschrift ist also aus den attischen zu streichen. 34. 11 3412. Kampanis p. 17,120 » Tunna nappapov Aevkov ne Emi- ypapnv: Pırorparns | "Hpws« mit dem Herkunftsvermerk ZaAxayus (s. Nr. 5), wo Fourmont den Stein gesehen hat (C. I. Gr. 1017). I. Megara. 35. C.1. Gr. Sept. 24. Im Freien vor dem Gefängnifs. Grofse Stele von weilsem Marmor. H.1.36, br. 0.54, t. 0.24. Auf der einen Breitseite zwei Inschriften im Gegensinne: die eine (A), die von den früheren Augenzeugen Fourmont und Le Bas nicht mitgetheilt ist, hat grofse Buchstaben von etwa 5 Gentimeter; die andere (5) ist klein und gedrängt geschrieben und na- mentlich rechts heute ganz abgescheuert, so dafs sie sehr schwer lesbar Epigraphisches aus Aegina. 1) ist und ich bei drängender Zeit eine hinlängliche Entzifferung nicht versuchen konnte. A lautet a RA TE RE DERZEPREOFT Der Verdacht. dafs diese Zeilen erst nach der Zeit Le Bas’ (der den Stein schon an der heutigen Stelle fand) entstanden sind, liegt nahe, ob- gleich ihm ja sehr starke Nachlässigkeiten zuzutrauen sind. Doch hat mich der seltsame Inhalt schon vor dem Original veranlafst, modernen Ursprung zu erwägen, ohne dafs ich in der tief und scharf eingegrabenen Schrift dafür ein Merkmal entdecken konnte, und es wäre dann wohl auch ein Sinn und Zweck der monumentalen Aufzeichnung schwer abzusehen. A er- scheint älter als B, etwa aus dem dritten Jahrhundert n. Chr.. und auf frühere Verwendung von B deuten auch das Profil und die Rosette, die auf jeder Schmalseite vorhanden sind. Danach ist die Inschrift vollstän- dig: sie wird also nur Aparns | Oovpor gelesen und als die Weihung eines Barbaren an eine barbarische Göttin aufgefafst werden können. 36. G.I.Gr.Sept.25. Im Freien vor dem Gefängnifs. Marmorbasis, oben Profil. Unten gebrochen, links vorn bestofsen. H.0.58, br. 0.49, t. 0.60. Unten ein Blatt und ein Vogel, der einen Zweig im Schnabel trägt. Wegen der unregelmäfsigen, eigenartigen Schrift sei ein Faesimile meiner Copie gegeben. ewNnmolewCM R ZPock PoraNonkefe: INKONKANM € TAAWN MemnH € FRE SIR Ih La Nur: I veApA SNAYT n an DNE Te] 20 M. FrÄnkKEr: Es ergibt sich, dafs eine oberste Zeile mit Ayadn ruyn nur auf einem besondern Steine gestanden haben könnte. Z.3 zu Anfang, wo die älteste Abschrift (des Petersburger Köhler) OHPOocC hat, ist OfvJnpos. wie allge- mein angenommen wurde, des Raumes wegen unmöglich, vielmehr B]npos zu lesen. Zu Ende von Z.4 gibt Le Bas (Voy. II 37) falsch noch My, das erst in Z. 5 stand. 37. U.1.Gr. Sept. 26. Der Stein ist zerschlagen, da ich ein Bruch- stück im zweiten Hofe des Gefängnisses wiedergefunden habe. H. 0.17. br. 0.41, t. 0.45. Es zeigt oben und links den Rand und umfafst von den ersten sechs Zeilen (im Corpus ist falsch gezählt) bis zu 12 Buchstaben: eine Variante ergibt sich nicht. 38. 0.1. Gr. Sept. 36. Im zweiten Hofe des Gefängnisses in der Erde steekend. Basis von weilsem Marmor mit Profil. H. mehr wie 0.45, br. 0.53, t. 0,35. Rechts bestofsen; links schlofs ein anderer Stein an, da hier das Profil fehlt. Oben zwei Fulsspuren und zwei Zapfenlöcher; unter der Schrift freier Raum. Sie ist jetzt durch Hammerschläge beschädigt, der Anfang der Zeilen 2-4 und einige andere Buchstaben zerstört. Pu- blieation eorreet; nur ist Z. 3 mehr nach rechts zu rücken: das erste OY steht unter TO, das letzte OY unter PO. 39. ©. I. Gr. Sept. 70 Fragm. db. Im Freien vor dem Gefängnifs. Block blauen Marmors: rechts, links und oben gebrochen: in Zeile 6 nach ANEXS und unter dieser Zeile freier Raum. H. 0.50, br. 0.57, t.0.46. Nach der von Hrn. Dr. Fredrich genommenen und von mir revidirten Abschrift ist Jetzt von Z.ı oben ein Theil abgebrochen und fehlt aöpıa gänzlich; Z. 3 ist etwa um den Raum eines Buchstabens mehr nach reehts zu rücken; zu Anfang von Z. 4 ist mehr zu lesen: \ıoY. Die Buchstaben haben Apices. 40. 0.1. Gr. Sept. 72. Ebenda. Grofse Basis von blauem Marmor mit Profil. H. 0.65, br. 1.07, t. 0.48. Oben zwei Fulsspuren und vier Zapfen- löcher. Z. 2 ist etwas länger, Z. 3 und noch mehr Z. 4 kürzer wie Z.1. Die Buchstaben haben Apices. 41. C.1.Gr. Sept. 73. Ebenda. Form und Material wie Nr. 40, auch die Mafse gleich bis auf die Breite: 1.46. In Z. 2 stehen je ein Punkt in mittlerer Höhe vor und nach TAM®YAOI und vor IOY; in Z.3 vor zTPATH. Zeileı steht um zwei Buchstaben über Zeile 2 und 3, die gleich lang sind, hinaus. — ne Epigraphisches aus Aegina. 21 42. 0.1. Gr. Sept. 96. Ebenda. Grofse Basis mit Profil oben und unten. H. 0.80, br. 0.57, t. 0.46. Oben zwei Zapfenlöcher. Schrift lang- gestreckt und schmal; unten freier Raum. Die von Dr. Fredrich genommene Absehrift ergibt, dafs die mehr runde Interpunetion auch in der Mitte von Z. 2 steht: AAINEHNs und in Z.4: BHToN®. Z:2 zieht sich bis unter das M der oberen. 43. 0.1. Gr. Sept. 102. Kampanis p. 32, 350 » Terpaywvos oTNAn uap- uapov° em ns kopvebns oxnuarileı orndos Kal Auınov avdpwmov ävev ke- paans. — H BovAn Nirlav krA. Meylapwv)«. In Megara hatten in der That Spon und Wheler den Stein an einer Kirche vermauert gesehen. 44. U.1.Gr. Sept. 106. Im Freien vor dem Gefängnifs. Block von weilsem Marmor; unten und oben Ansatztläche. H. 0.88, br. 0.58, t. 0.54. Linke Seite der Schrift jetzt völlig abgerieben und unleserlich. Die Buch- staben haben starke Apices; Formen: A, e und €, U, K, A, =: Ende von 2.13 BIONx. Keine Variante. 45. C.1I. Gr. Sept. 107. Im zweiten Hofe des Gefängnisses. Vier- seitige Basis mit Profil. H.0.59, br. 0.77, t. 0.40. Zu verbessern wäre an der Publication nur die Stellung der Buchstaben unter einander. Kampanis p- 13. 39 »HAdov ex Meyapwv.... Mapuapov uoAvBöoypwov, Eidos kıßwriov, ne wndıoua Piaßlav Ar.«. Von älteren Reisenden in Megara gesehen. 46. C.1. Gr. Sept. 151. Im Dimarchion. Linke obere Ecke einer Stele von weilsem Marmor mit Giebel, in dem eine Schale. H.0.38, br. 0.28, t- 0.10. Von Spon in Megara noch vollständige gesehen: DER NDSRTEN E a: 5 > 55 Nikov Ayadovos' xXAIl Pı xaipe. Dafs der erste Buchstabe Ny, nieht My war, ist auch heute noch sicher. 2 y. Kampanis p. 32, 351 »OAaona Emirvußiov INKRNAYad. «TA. Meyla- pwv)«. Bei Le Bas, Voy. 11729 als aeginetisch in dem jetzigen Zustande. II. Antikyra. 47. Der bei Le Bas, Voy. II 1699 als aeginetisch mitgetheilte Stein wird im Gefängnifs bewahrt. Vierseitiger Block. H. 0.92. hr. 0.48, t. 0.40. Nach Dr. Fredriech’s Collation sind nur die Buchstabenformen incorreet 22 M. FrÄnket: gegeben: Apices; Alpha nieht mit ungebrochenem Querstrich, sondern durch- gängig A; =. Ihren Stifter gibt die Inschrift selbst an: 6 dnuos 6 Avrı- Kupiov. Wir kennen drei Städte des Namens Antikyra. Dafs der Stein aus dem malischen Antikyra nach Aegina gebracht war, ist schr unwahrschein- lich; er wäre aus jener Gegend der einzige. Als Ethnika der phokischen Stadt kennen wir Avrıkvpevs (Steph. Byz. Pausan. 10, 36,5f. Zwei nach Korinth verschleppte Inschriften, Mittheil. d. athen. Inst. 4.161) und 'Avrı- Kvparos (Steph. Byz.): schwerlich hat es noch eine dritte Form des Ethnikon gegeben. So bleibt das lokrische Antikyra übrig, und diese Provenienz wird dadurch beinahe zur Gewifsheit, dafs nach Kampanis p. 16, 109-112 den 15. October 1330 eine bedeutendere Sendung aus dem nahen Naupaktos ankam: die Torsen zweier Statuen, einer kolossalen (109) und sicher der bei Kekule, Theseion Nr. 257 aufgeführten (1I0O+11ı1), und eine Inschrift (112) »Ilerpa mayeıa TapaAAnAöypanpos uoAvBooxpwos Eyovoa Emiypabıv ruyv e&ns: Avtorpartop..... «. Hier pafst die Beschreibung völlig auf unsern Stein, und dafs er in Wahrheit mit Avrorparopa beginnt, kommt bei den sonstigen Lesefehlern Kampanis’ nicht in Betracht. Er ist also entweder ursprünglich von der Nachbargemeinde in Naupaktos errichtet oder später dorthin verbracht worden. Für das lokrische Antikyra haben wir demnach neben dem in der Inschrift Bullet. de corr. hellen. 5,138 Col. I 2.25 bezeugten Avrıkvyparas als Ethnikon Avrıkvpaios gewonnen. IV. Rheneia. |® bedeutet im Folgenden: C. I. Gr. II add. 2322 b.] A. Mit Unrecht Rheneia zugeschrieben. b3. S. oben Nr. 12. bg. S. oben Nr. ı1. 48. bıı: Tıuapio ra Akavdia: xaıpe. Kampanis p. 13, 72: »Eive rns Aiyivns. -- Mapuapov narpv, avodev okaAıouevov ne Emeypabnv Aeyov- oav: Tıuapıe Taapnvia yaipe«. Bei Le Bas, Voy. I 1739 richtig unter Aegina. Der Stein befindet sich im Dimarchion, wo ich ihn abgeschrie- ben habe. b 36. b 42. S. oben Nr. 2ı. un . unten Nr. 114. nn un u u ET LEELIETEIAITLTEETEITIEELEU— TEE 5 U ET m = Bar u ae EEE IT I Epigraphisches aus Aegina. 23 49. b43 (Le Bas 1991). Kampanis p. 32,339 »Mioov avayAvbov. AyadorAns «.T.X. Aiylivns)«. 50. b47 (Le Bas 2029). Ist von Virlet (Kupedition de Morde Il 79 und Le Bas, Inser. ... de Morde Cah. 2 p. 151 Nr. 43) in Mistra abgeschrie- ben, stammt also aus Sparta. Der Stein befindet sich im Dimarehion; die Publieationen sind recht fehlerhaft. Meine Lesung ist: Avva Abpoderw eavrn | ka To iöiw avöper Kevı | |xalı Tervw TepvAAiwvı | [ulveias yapır. 51. b55 (Le Bas 1977). Kampanis p. 15, 83-84 »’HAdov ruv 16 Avvyov- oTov 1330 Ayopaodevra rapa ns A. erAaumpornros Tov Ilpoedpov. — 33 2uvßAaouevov avayAvpov Övo owuadrov |Heydemann, Marmorbildw. zu Athen 100], Eyovrwv Emiypabas Anıarıros Neıkyba' Kal üaAAn«. Da- nach ist als sicher anzunehmen, dafs Mustoxydes Nr. 51 und 52 in Aegina selbst erwarb, und da nicht aufserdem eine Provenienz angegeben wird, dürfen wir an der Herkunft von dort nicht zweifeln, die auch in der ersten Veröffentlichung Expedition de Morce II 62 Nr. 33 bezeugt wird. 52. b57 (Le Bas 1978). Kampanis p.ı5, 84 »ÄAvayAvbov oWwov dvo o@uarov |Kekule, Theseion 305] exovrov ras &Ens emiypabas Ap#ovnros 2Zwrnpiwvos. Awrnpis PıAovuevns. Eyov karwdev Eva hniovov«. — Verel. zu”Nr: Sr. 53. b62 (Le Bas 1980). Kampanis p. 19,142 »Eive rns Aiyivns. - - Mapnapov kadapov Eenırvuupıov ne Eeneypapas Aeyovoas: Aauo Aroyevov xaipe. Tapavrıve Tapavrivov yaıpe«. 54. b 70 (Le Bas 1983): Oeöbıos EikAeovs u. s. w. ist gewis iden- tisch mit Kampanis p.14, 74 »Eive rns Aiyivns. -- Teuayıov napnapov ne emiypapnv BobıXos kAr.«. 55. 572. Kampanis p.13, 71 »Eive rns Aiyivns. Tenayıov napua- pov Aevrov, ne eniypadbnv Aeyovoarv, 2ıBoitns Aarnevov xatpe«. — Bei Le Bas 1727 richtig unter Aegina. Von mir im Dimarchion abgeschrieben. 56. b74 (Le Bas 2008). Kampanis p. 14, 73 »Eive ns Aiyivns. - - Tenaxıov napuapov ne emiypabnv, Kepöwv AxeE&avöpov yatpe«. Von mir im Dimarchion abgeschrieben. 695. S. oben NT. 27. B. Rheneisehe Provenienz sicher. 57. bıo (Le Bas 1932). Kampanis p. 30, 298 »AvayAvdov |Kekule, Theseion 28 ıe eniypauma, Dıro&eve Pıro&evov. Ankov«. \ 2 24 M. FrRÄnKeEı: 58. bı2 (Le Bas 1936). Kampanis p. 30,299 » AvaryAlvbor) eANeıres Kara yv kepaAnv —- Zyvov Znv... AnA(ov)«. — Im Dimarchion. Unter- theil eines Grabreliefs: stehender Mann. H.0.33, br. 0.28, t. 0.07. ZHN2NZHNANOZA Zijvov Zijvovos A- NEE NAPEYXPHZ Ae&avöpev xpyo- TE X AIPE TE, xaipe. 59. b20 (Le Bas 1949). Kampanis p. 30, 302 » Emiriußov Terpayw- vov ue orebavov — Eiolas Epyiov x. T.X. AnMov)«. 60. b 21. Kampanis p. 32, 348 »Emröußıov napuapov — Aiovvcıe Koöivıe «rA. AyAlov). — Ch. Lenormant (Le Bas, Inser. ... de Moree, Cah.5 p.165 und Expedition de Morce UI p. 37 Nr. 35) las Kooovvıe; Pit- takis Kooouwvıe, was auch Le Bas, Voy. 2004 gibt. 61. b23 (Le Bas 1950). Kampanis p. 31, 326 »Ermrüuß(iov) ava- yAvbov avıp EoTmKos Kal mANTIov auTov ev madapıov |Kekule, 'Theseion 278] — lopyla ö.... «Am. AnAlov)«. 62. b24 (Le Bas 1952). Kampanis p. 30, 300 »AvayA(vbov) ONaone- vov Maxxiwv &.T.X. AnX(ov)«. — Im Dimarehion. Grabstein von Marmor, oben gebrochen. In vertieftem Felde zwischen Pfeilern nach rechts sitzender Mann, links neben ihm ein stehender Mann und eine kleinere Figur. H.0.35, br:,9.37,:.40:.0:09/ MANKIQON ATOAARNIOY NAOAIKEY XPHZTE OR IR IPSE 63. b33 (Le Bas 1962). Kampanis p. 32, 337 » Emiruu(ßiov) davayAv- pov wxpov |Kekule, 'Theseion 44] 7 Emeypabn Phapnevn ...... Poynara «.T.X. AnAlov)«. Die Identität wird nicht zweifelhaft sein: die erste schwer lesbare Zeile, die Pittakis und Le Bas recht verschieden geben, hat Kampanis nicht entziffern können und diefs durch Punkte ange- deutet. 64. b 39 (Le Bas 1971). Kampanis p.13,65 »Ek ns vioov AnAov. --- Tenaxıov avayAupov ne Emiypapıv Aeyovoav: AXe&avöpos Nıro- Aaov. AreE&as AXe&avöpov. LZupıioı ypnoTol xaipere«. — Im Di- marchion. Untertheil eines Grabreliefs von Marmor: von einem sitzenden u IV an Epigraphisches aus Aegina. und einem vor ihm stehenden Mann nur die Füfse erhalten. H. 0.19, br. 0.30, t. 0.08. AEZANAPOCNIKO NAROYANEHACHA NE ZANAPOYCYPIOI X PHCTOI XAIPETE 65. 561 (Le Bas 2001). Kampanis p. 32, 336 »Navayıov rwos IAv- kov Ipwroyevov «.T.X. AnAlov)«. Boeekh gibt nach Pittakis [Aavkwrv; wie Kampanis lesen auch Le Bas und Heydemann, Marmorbildwerke zu Athen 490. 66. 568 (Le Bas 2038). Kampanis p. 23, 188-190 »Eive rns AyXorv, adıepwoev avrta 6 K. I. Mavpoyevns --- nv 13 AnpıXlov 1831 -- 190. AvayAvpov ÖVvo TpoooTWVv Eyov Emiypapıiv: Zooa Pı%ounrop | xpn- orn xyaıpe«. Kxpedition de Morde Il; p.8: »venant de Delos et dessinde IT. 17,1] @ Tinos«. 67. b79 (Le Bas 2042). Kampanis p. 32, 352 »’Erepov (Adoya) pı- KpovrCekov uexaıva. AnAlov)«. — Im Dimarchion. Linke obere Ecke einer Grabstele mit Giebel. H. 0.26, br. 0.21, t. 0.04. MEAAIN/ Mexauvla. 68. 584 (Le Bas 2016). Kampanis p. 13,59 »Ek tus vyoov AyAov. -- - AvayAvbov ue Eeriypasnv Aeyovoav, Koivros' eipıokonevov eis Tv KAlvnv TOV Avöpos, Tapakadnra i; Tovrov avQvyos«. Die Identität geht aus der Beschreibung des Reliefs hervor. — Kekule, 'Theseion 238. 6.95.15. S.roben Nr. 27. 69. 5 98 als rheneisch; als aeginetisch C. I. Gr. II add.2140@ 11 und Le Bas, Voy. 1724. — Kampanis p. 32, 349 » Ermrvußiov wkrpov — "Ep- pros Ayopıos «TA. AyAov)«. — Im Dimarechion. Grabstein mit Giebel. H. 0.47, br. unten 0.29, oben 0.24, t. 0.06. Abschrift von Fredrich. EHPIPINOTZTAFTIENT PA OXXPHZSTEXÄIPE [70. Es seien hier die Stücke aufgezählt, deren Ursprung aus Rhıe- neia durch andere Zeugen wie Kampanis festgestellt ist; s. die Lemmata: DrauFaoN7 6593: 71. Den rheneischen Inschriften hinzuzufügen ist die ©. I. Gr. II add. 2346c als tenisch gegebene, nach Kampanis p. 23,188 (den Herkunfts- vermerk s. oben zu Nr. 66) »AvayAvbov [Kekule, Theseion 53. Cavvadias, Phil.- hist. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. 1. 4 26 M. FrÄnNKEL: IMunta 1028] ne kaaıyv apxırekrovrmv avwdev Exov Eemrypapnv yv eEns: Nirn Awcıdeov Oacla ypnortn kat BıAooTopYye xatpe«. Rhenei- sche Provenienz gibt auch Expedition de Moree Ul p.S an: »venant de Delos et dessinee |T. ı8, 2] @ Tinos«. C. Ehemals in Mykonos. [S. oben S. 7 f.] 72. Kampanis p. 29, 275 »AvayAvbov ne Eemiypaspyv, yvvanos Aro- Öwpas Atovvkrov«. Ich zweifele nicht. dafs C. I. Gr. 232251 (Le Bas, Voy. 1925. Kekule, Theseion 319) gemeint ist, deren erste Zeile lautet AIOARPAAPPOAIZIOY, denn wurde von dem zweiten Namen nur AI Oo AI-IOY gesehen, so konnte diefs AZOZNIYKEOSC mifsdeutet werden. 73. b2 (Le Bas 1926). Kampanis p. 29. 230 »AvayAvbov ne emt- ypadbnv, tapdos avöpos ZwiXov«. — Im Dimarchion. Marmorstele mit Giebel. H. 0.90, br. unten 0.35, oben 0.43, t. 0.11. Unter einem Bogen ist ein sitzender Mann dargestellt, der einem stehenden die Rechte reicht: neben dem Stuhle ein kleiner Knabe, in der Rechten einen Kranz haltend. = KASITE QIKAVE EEE ID IN ODNIFNIORGFALO.EENVANE SAPSHESTTEONZSALIEBIE TEE ZwiXe | ZwiXov | kat ZwiXe ZwiAov Aßnvate xpnorol- yaipere. Die gleichnamigen Todten waren gewifs Vater und Sohn; bei diesem wird der Unterscheidung und der Ehre halber zugesetzt, dafs er das attische Bürgerrecht erlangt hatte. 74. b5 (Le Bas 1928). Kampanis p. 27, 250 »AvayAvbov ne emı- ypadbyv, rabos Oeayyexov«. 75. b7 (Le Bas 1930): Nixoyevn Koo uov kA. Kampanis p.27,248 »AvayAvbov |Kekule, Theseion 220] ue ereypapnv, rabos avöpos: Nıro- YEvıKoSs«. 76. bız3 (Le Bas 1938). Kampanis p. 27, 254 »AvayAvdov | Heyde- mann, Marmorbildw. 499] ue Emeypapnv, rapos avöpos Anunrpiov«. 77. bı4 (Le Bas 1939): Zyvov ... (E)pwris. Kampanis p. 27. 259 »AvayAvbov [Kekule, Theseion 293] ue Eemeypapnv, Tapos avöpos Kal Yv- vaıxos, ZuCwvos kal 'Epwrause. EEE I Epigraphisches aus Aegina. 7 78. b22. Kampanis p. 29, 281 »AvayAvbov ne emeypapnv, Tabos yuvawos I Aavkivns«. — Im Dimarchion. Stele, oben gebrochen. H. 0.62, br. 0.37, t. 0.08. Darstellung: sitzende Frau. TAYKINNAAXOoAIKISEN TYNHTENN\aoY X AHOIN2SXPHETHKAIANAYME In der dritten Zeile wurde das erste Wort immer arg verlesen: AATOINQE Virlet (Expedition de Moree IL 35 Nr. 24 und Le Bas, Inseriptions ... de Moree, Cah. 5 P.157 Nr. 222); ...x.IN2Z, ein anderes Mal ---nıan Pit- takis; ANnoıNnOz Le Bas, Voy. 1951. Es heifst: IAvkıvva Aaodıkıoaa, R IR yuvn levvadon, [@]AnlOlıvos xpnery kat axvme. 79. b25 (Le Bas 1953). Kampanis p. 26, 245 »AvayAvpov |[Kekule, Theseion 153] we dımAnv erıypabnv, Mioras yvvawros kaı AmoAAwviov avöpos«. 80. b27 (Le Bas 1955). Kampanis p. 29, 292 »Eriypabn PıXov- uevns Arovvolov«. 81. b28 (Le Bas 1956). Kampanis p. 27, 247 »AvayAvdov [Kekule, Theseion 310] ue ÖmAnv Eemiypapnv, Tapos Avöpos kal yvvarkos, Avoıud- xov kat Avcoınaynse. 82. baı (Le Bas 1973): Epria AmoAAodwpov | Tüpıe KTA. ist ge- wis identisch mit Kampanis p. 28, 263 »AvayAvoov ue emiypapnv, Tabos yuvaros Epyuelas, eis Tpla kouuarıa«. Kampanis milsverstand den Voca- tiv Epwia, was um so leichter geschehen konnte, als die Darstellung ein sogenanntes Todtenmahl ist (Kekule, 'Theseion 280) mit auf der Kline sitzender Frau. 83. b46 (Le Bas 1981): Aide Eyvarıe Kr\. Kampanis p. 27, »AvayAvbov [Kekule, Theseion 302] ue emiypapyv, rabos AulAwyvarlov«. 84. b48 (Le Bas 1992): Avrioye Aaßınve «TA. ist schr wahrschein- lich Kampanis p. 29, 276 »AvayAvdov reyvirov Poualov, ue Emiypasyv, rapos üvöpos Außulov«. 85. b54 (Le Bas 1998): Apremowpe Anunrpiov wahrscheinlich iden- tisch mit Kampanis p. 28, 261 »AvayAvdov ue Emiypasnv, Tabos dvöpos Aprenıddov Hpavouevove. DIS 4* 28 M. FrÄnket: 86. 564 (Le Bas 2034). Kampanis p. 28, 262 »AvdyAvobov [Heyde- mann, Marmorbildw. 491] ue emiypapnv, rabos yvvaros Anunrplas, eis Övo kounarıa«. — Expedition de More II p. 38 Nr. 46: T. 20 fig. 2 »venant de Delos et dessinee a Myconi« (p.S). 87. b69 (Le Bas 2039). Kampanis p. 27, 255 »AvayAvdov [Kekule, Theseion 261] ue Ereypabnv, rabos yuvaros HparXelas«. 88. b75 KOKKIQNAIO/MEIOOY u.S.w. ist sicher identisch mit Kam- panis p. 29, 279 »AvayAvoov wuxpov Öıedapuevov, rabos avöpos Kopn- voölov«; die Beschreibung stimmt mit der Virlet's (nach dessen Abschrift Le Bas, Inseriptions ... de Moree, Cah. 5 p.179 Nr. 257. Ewpedition de Moree III 40 Nr. 60 und Voyage 2010) »petit bas-relief ... tres fruste representant un homme dge«. Er las KOKXIıRNn, Boeckh gibt, gewils aus Pittakis’ Scheden. das Obenstehende, was wahrscheinlicher ist, da Kampanis leichter k in H verlesen konnte als x. 89. bSo (Le Bas 2012). Kampanis p. 29, 290 »AvayAvdov |Kekulk, Theseion 212] ne Eereypasyv, Mnvodwpov Arovvaiov«. 90. bSı (Le Bas 2015). IMönmAuos "Aovios Neryep: yarpe »sub magno anaglypho eleganter facto« scheint identisch mit Kampanis p. 27. 252 » Ava- “YAvobov OTNAns aukakwrns Kal erriypapnv, rabos [lorXlov«. Der Ausdruck auAakorn, d.h. ‚mit Rinnen’, soll gewifs bedeuten ‚mit gegliederten Profilen versehen’ (wie Kampanis 313 »oTnAn wuıkpa ne alXakas«) und palst nicht für b90, eine von mir im Dimarchion abgeschriebenen Stele in Form einer Aedi- enla mit Giebel, an deren Inschrift (/lorAte nie) man sonst denken könnte. [goa. 582 (Le Bas 2043). S. oben Nr. 26.] gı. b87 (Le Bas 2019): Ilavoavia Meiswvos KA. Dafs dies Grab- relief in Mykonos war, bezeugt Expedition de Morce II p. 8: »venunt de Delos et dessinee |T. 21, 3.4] @ Myconi«. 92. bgı (Le Bas 2047). Kampanis p. 29,289 »AvayAvdov [Kekule, Theseion 240] ne Eemeypapdnv Zıvön« (wohl nur Druckfehler für 2ivön). 93. b92 (Le Bas 2022). Kampanis p. 27. 249 » Mırpov Epuawov yvvar- KÖS, Happapov Kowöov ---. Aevkıe 2Z0Abıe, Zmoplov vie KAn.«c. — Im Dimarchion. Stele, oben gebrochen. H.0.42, br. 0.38, t.0.99. Dargestellt ist in sehr roher Arbeit eine sitzende Frau, einem Vogel, den ein am Boden hockendes Kind hält, eine Traube hinreichend. AEYKIECOASdIECTTOPIOYYIE ANZ ITERSANURIE: Epigraphisches aus Aegina. 29 Boeekh hatte drei Abschriften Pittakis’, zu denen er zweimal die Provenienz Delos, einmal Salamis angab. 94. C.1.Gr. II 23285 (p.250), besser in den Addenden p. 1051 (Le Bas 1942): Aupuia Avöpouayidov Apedovaia ypnotn kA. Bonde Lauov Ape- Hovaıe xpnoTe KTA. ist zweifellos Kampanis p. 28, 274 »AvaryAvbov |Kekule, Theseion 37] udpnapov IMlapov, ne Ereypabas. Tados Avöpos kai Yuvaıkos, oikoyeveias Apedovvelas«. — S. oben S. 8. Folgende drei von Kampanis aufgeführte Stücke scheinen nicht sicher identifieirt werden zu können: 95. pP. 28, 264 »AvayAvbov ne erıypapnv orparıwrov immews, Tabos latov PıXEeAAnvos«. Recht wahrscheinlich ist, dafs 5 S6 (Le Bas 2017) gemeint ist, ein jetzt im Dimarchion befindliches Relief, das einen Reiter neben einem Baum darstellt, mit der Inschrift FAILOBEAÄIETO TNIOY KTA. Die Verkennung des Gentilnamens würde sich durch die in jener Zeit von dem Begriffe des Philhellenismus erfüllte Phantasie glaubhaft erklären lassen, die durch die Buchstabengruppe ®EAAN angeregt wurde. Aber da es mög- lieh ist, dafs ein Römer der Kaiserzeit als dıAEeAAyv hervorgehoben wurde, könnte es sich auch um eine verschollene Grabschrift handeln, deren Gen- tilnamen Kampanis ausgelassen hätte. 96. pP. 28, 266 »AvayAvdov ne Emiypadyv, rabos IXavkwvos«. 97. P.28,269 »AvayAvdov ne emeypapnv, rapos DıXovuevns lepic- cas eis Övo kounarıa«. Auf dem Steine stand gewils ®iAovuevn |n]plolioc«. D. Ehemals in Syra. [Vergl. auch Nr. 105. S. oben S. 10.] [98. Unter dieser Nummer fasse ich die von Rofs aus dem Museums- katalog von Syra copirten Stücke (s. oben S. 10) zusammen: 56.15.18. 206935. 58.59.03.05..606.67.71. 78 (=ke'Bas; V07:1929. 191. 1040. 1054. 1966. 1979. 2032. 2002. 2035. 2036. 2005. 2007.2041). Von diesen stehen b1S.26.35.58.59.66 bei Le Bas, Inseriptions ... de Morce, Cah. 5 p. 146 ff. als Nr. 209. 215. 214. 238. 234. 235 unter der grofsen Rubrik » Mhenee« mit dem für die »/Inseriptions funeraires« geltenden Vermerk (p. 139) »toutes ces insceriptions ont ee transportees dans le musce d’Egine, et cest la que les membres de la commission les ont copices«. Diefs widerspricht aber dem Zeugnils der Expedition de Moree, wo mehrere dieser Grabreliefs Pl. 14, 3. 16,1. 16,3. 30 M. FrÄnkEL: 15,6. 14,1. 14.2 abgebildet sind und im Index als »dessinees a Syra« be- zeichnet werden. Zu b66 wird Exped. p. 37 Nr. 38 und Inser. p. 167 Nr. 235 angegeben, dafs diefs Stück in Syra eopirt und danach ins Museum von Aegina gebracht worden sei; aber gerade für diesen Stein (wie für 515) haben wir das Zeugnifs von Rofs (Inselreisen I 9), dafs er noch 1835 in Syra war, also zu einer Zeit, als das Museum von Aegina schon geschlossen war, und die Steine b 26. 58. 63. 7ı haben sich noch 1858 im Schulhause von Syra befunden, wo sie Conze abschrieb (Bullettino dell’ Instituto 1359 pP: L69-.NT. 4. pP. 170 Nr.10, p. 269 Nr.7. D.170 Nr.un)@ DerivonpkerB:s angerichtete Wirrwarr ist zweifellos dahin aufzulösen, dafs alle diese Stücke nicht nach Aegina gekommen sind; ich habe auch weder in Aegina eines davon gefunden, noch in den Katalogen der athenischen Sammlungen von Kekule, Heydemann, Sybel. Wahrscheinlich sind sie noch heute im Museum von Hermupolis, über dessen Zustand Pollack. Mittheil. des athen. Inst. 21, 194 berichtet hat.] 99. bS3 (Le Bas 2014). Kampanis p. 21,167 »HAdov ek 2upas nv 26 Iavovapiov 1831 --- AvayAvobov bepov rn uev de&ia omadnv, rn © apı- orepa aorida |s. Kekule. Theseion 258]' Eyeı Emrypasnv: Nırmbope Xpn- FTE yalpe«. 100. C.I.Gr. 11 2347f (aus Mustoxydes’ Scheden) und Le Bas, Voy. 2009 als rheneisch. Danach C.1I. Lat. III 486: p.984 nach Abschrift von R. Schöll wiederholt: nochmals Supplementum Nr. 7243 nach Abschrift von Loewy. — Im Dimarchion. Grabrelief von Marmor: in vertieftem Felde Mann, der in der gesenkten Linken eine Tasche, in der erhobenen Rech- ten einen länglichen Gegenstand hält. Links kleiner Knabe in die Höhe blickend. H. 0.51, br. 0.24, t. 0.06. E LER: I | P r D | I«ueii) Plostumiti) Cladi. ) Aevkıe Noorone DBESYERK AT EBNTEOSSETEUEHTTTE Kxalöde: xaipe. is E $APE Z. 3 in den ersten beiden Publicationen noch vollständig. Die Ligatur in Z. 2 erklärt die Varianten: TOYM Mustoxydes, TYM Le Bas, TOM Schöll und Loewy. — Kampanis p. 18, 129 »AvayAvbov ... eyeı emeypasnv Aarwırnv Kai EAAnvırmv Aeyovoav: Aovrıe Tloorouıe Kiade yarpe. eive rns Lvpas«. nee Epigraphisches aus Aegina. 31 101. b 35 (Le Bas, Voy. 1970). — Nach Kampanis’ Zeugnifs (p. 26, 235) im Januar 1830 in Syra confiscirt, mit Nr. 102 und 103. »AvayAvdbov ue- yaXov yuvamkos Eexovons Heparawav |Kekule, Theseion 156] ue Emiypadbnv: 2ZrtvubaNla yvvn de LZapaniwvos xpnotn xatpe«. Nach Pittakis’ Behauptung 1ı831(!) in Rheneia gefunden. 102. b44 (Le Bas, Voy. 2027). — Kampanis p. 26, 237 »AvayAvdov yuvakos, Eyovons Tov de&iov Moda Emi Tov apıorepov |s. Heydemann, Mar- morbildwerke zu Athen Nr.493]' exeı emiypapyv: AyeXawoıoıdorov aAUrTE xpnotn xaipe«. — Provenienz s. zu Nr. 101. 103. Im Dimarehion. Untertheil eines Grabreliefs in Form eines Nais- kos: erhalten nur die beiden Fülse eines Stehenden. H. 0.17, br. 0.41, 20:07. AY A EMMEN N M A X OY NS EHNESDETTERPBEFXTRIERSZITZ EIXTANIZPRZE Noch vollständig bei Le Bas, Voy. 2021 (als rheneisch) und Kampanis p. 26, 240 »ÄvayAvopov Kouuevov eis Tpla Tunuara, ne Emiypabnv: AlXe ZovA- wikıe, Ävoınayov vie vew@repe, XpnoTte xyatıpe«. Dals im Gentile OY geschrieben war, scheint der Raum auszuschliefsen, Y mülstein O einge- schrieben gewesen sein wie in Nr. 100: vermutlich hat aber Le Bas richtig ZOATIIKIE, denn zu dieser älteren Orthographie palst der griechische Name des Vaters. Das Stück war in Syra confiseirt (s. zu Nr. 101), vielleicht stammt es aus Naxos, wo die Familie der Sulpieier durch ein gleichfalls den Vornamen Aulus führendes Mitglied bezeugt ist (C. I. Gr. 2416 Z. 13). E. Ehemals in Tenos. [S- oben S. 10.] b68. S. oben Nr. 66. 6/1. Gr addı2346.c:r,S: oben Nr. 71: 104. b 97 aus Ewpedition de Moree UI p. 35 Nr. 43 (Abschriften von Ra- voisie und Poirot), wozu p. 8 angegeben ist »venant de Delos et dessince [T. 17, 3] @ Tinos«. Gewifs identisch, nur rechts mehr verstümmelt ist Le Bas, Voy. 2049: A. KEupedition. B. Le Bas, Voyage. xXAFAANAICAS KEASBEIHTZIDUN PAS EN“ RIPELIIZUFTGERSUATAT: BAHT 32 M. FrRÄNKEL: Zu A, wo an XAP als Anfang des Namens nicht zu zweifeln ist, be- merkte Boeekh »mihi videtur nomen in wv desinens latere«, was in B ge- boten wird. Die Beschaffenheit der eontrolirbaren Abschriften der Ewpe- dition macht die Fehler nicht im geringsten unwahrscheinlich. In B ist dann aus einem sehr häufigen Versehen in Z.2 am Ende H statt E gegeben. Es ist also zu lesen Xapirov Atodo|pov xpner|e rat alävre, [xape. V. Andros. 105. Im Dimarchion. Vierseitiger Block, links gebrochen, rechts vorn bestofsen. Oben zwei Einsatzlöcher. H.o.12, br. 0.35, t. 0.20. 5a loFy. BEISENBIHERSTEONYZARTE HN] WVWNYASENERKTRNTIAUMMM Arovvoia Arov?]voiov iepna rov Aro|vuoov \ \ . r ’ - dr Tov vaov ET- oder kareoke]|vaoev EeK TWV | dtov. Dafs der Stein früher in Palaeopolis auf Andros war, steht fest durch Virlet’s Zeugnis, nach dessen Abschrift er Expedition de Morce II p.ıı Nr. ı und Inseriptions ... de Moree, Cah.5 p.53 Nr.ı71 veröffentlicht ist (da- nach ©. I. Gr. II add. 2349e und zwei Mal bei Le Bas, Voy.: 1686 als aegi- netisch, 1797 als andrisch). Die Inschrift war nach Aegina über Syra ge- kommen: Kampanis p.18, 131 »Aerpa ne emiypapyv: n Epna rov Ävos. ek ns 2upas«. Virlet gibt am Ende von Z.1 eine Hasta mehr als jetzt vorhanden ist: AIOI, und ich bin bei dem Ergänzungsvorschlage diesem keineswegs zuverlässigen Zeugen gefolgt, aber sicher ist nieht, ob nicht Kampanis mit seinem Ars Recht hat. Denn ein Heiligthum des Zeus Mei- lichios ist in Palaeopolis inschriftlich bezeugt (Mitth. des athen. Inst. 18 p. 9 Nr. 4), und eine Priesterin des Zeus wird nicht auffallender sein als die des Herakles in Thespiae (Paus. 9, 27, 6). Die Lesung Aro[vvoov| — die drei letzten Buchstaben haben dann auf einem rechts anstofsenden Blocke des Architravs, zu dem unser Stein gehört zu haben scheint, gestanden — wird aber wohl dadurch empfohlen, dafs sich aus ihr leicht eine Beziehung Epigraphisches aus Aegina. 33 der Personennamen zu dem des Gottes und dann vorn in Z. 2 eine genau dem Raume von Z. ı entsprechende Ergänzung ergibt. An sieh wäre in Z. ı [4 .. . auch Alvotiov oder Ma]vaiov u. A. möglich. VI. Paros. 106. Kampanis p. 14.76 »HAdov kat Ta reroapa € ns vycov Tlapov. Tunua napnapov wrpov ne Ereypadyv: Ilapıas Marta xpnorn xaıpe«. C.1.Gr. I add. 2414/, Le Bas, Voy. 2143. In Paros hatte Virlet den Stein copirt (Le Bas, Inseriptions ... de Morce, Galı. 5 p. 205 Nr. 277); Pittakis hatte wieder Delos als Provenienz angegeben. 107. Kampanis p. 14.77 (mit Nr. 106) »Mapuapov eis eidos rapaX- AnAoypduuov Eyov ÖVo areavovs 6 de kadeis Eyeı Eeneypabyv' 7 wa Eemı- ypabn: O Anuos orparnynoavra: nm aMn O Annos moAirtas Av- Tpwoauevov«. — (.1.Gr. 2375 aus Vidua, der die Inschrift in Paros sah, wie auch noch Virlet (Expedition de Morce 11 44 Nr. ı und Le Bas, Inseriptions . de Moree, Cah. 5 p. 195 Nr. 270). Le Bas, Voy. 2096. Pittakis gab Her- kunft aus Thera an. 108. Kampanis p.14,79 (mit Nr. 106) »AvayAvdov TO nuov |Heyde- mann, Marmorbildw. 122]: TO de Aoımov nwov ne Eenıypabas oVTw Awxdap- Bovimaday al. al | emıreaıs BHıuEevo........ | ei yap kai mav- pas: Erna Mestata ses s. anal. Mel an. el. «. C.1. Gr. 2408 (nach Clarke, der die Herkunft aus Paros bestätigt; Pittakis gab einmal Delos, einmal Mykonos an). Le Bas, Voy. 2119. 109. Kampanis p.ı5, 92: »HAdov ano Tnv Lupav Tyv 4 Lemreu- Bpiov 1830. Eive ns IMapov'--- AvdayAvpov dVo Tpooonwv Eodıovrwv neh’ Evos Bpehbovs, Eyov Emiypapniv: Epnoyevns«. — Im Dimarchion. Sogenanntes Todtenmahl: Mann, Frau und Kind auf einer Kline liegend: unten Speisetisch. H.0.41, br. 0.40, t. 0.09. Die Herkunft aus Paros giebt auch Virlet an, nach dessen schon in Aegina angefertigter CGopie die Inschrift sehr schlecht Euxpedition de Morde II 46 Nr. ıo und Inseriptions de Moree, Cah. 5 p. 207 Nr. 289 veröffentlicht ist; daraus wiederholt C. I. Gr. Hadd. 2414p und Le Bas, Voy. 2137. ORDMONCEUTNTJEDWIC Phil.- hist. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. T. 5 34 M. FrÄnKEL: Es wird zu lesen sein: Oepno[&]eva Epwis (für npwis). Das Zeichen nach dem Alpha wohl Interpunetion, nicht der Asper, der in dieser späten Zeit zwar auf Steinen vorkommt, aber nicht in dieser Form. 110. Kampanis p.16,99 »HAdov &k Tns vnaov llapov nv 6 'Ok- Toßpiov 1830 -- AvayAvbov Tpwv TPOOCW@TWV Exovrav Eemiypabnv Tv e&ns: Oporvxos Zwoluov | Nein Awpıöos«. — Im Dimarehion. Ganz spätes Grabrelief, oben gebrochen. Zwei lagernde Männer, auf der Kline sitzt eine Frau, anscheinend ein Wiekelkind in der Linken. Unter der Kline Speisetisch. H. 0.41. br. 0.40, t.0.06. Unten die Inschrift, die ausreichend Le Bas, Voy. 2122, schlechter ©. I. Gr. I add. 24140 gedruckt ist. Die von Boeckh verworfene Lesung Zwooduov ist die richtige: er hatte sie aus Pit- takis’ Scheden, der wieder Provenienz aus Delos angab. 111. Kampanis p. 16, 100 (mit Nr. 108) »Baoıs avayAvhov 7 ayaAuaros, Eyovoa ryv EEns Emiypabyv: Eürmopla Oeayevov Xpnotn Äatpe«. — Im zweiten Hofe des Gefängnisses, an der Gitterthür im Boden steckend. Vierseitiger Marmor, unten und oben Profil. H.o.22, br. 0.51, t. 0.18. EııToOPIA EOTENOY NO PIEISSEISEIEA TISCH PIE Kampanis’ Herkunftszeugnifs bestätigt Prokesch, der den Stein in einer Kapelle auf Paros sah; aus seinen und Pittakis’ Scheden (der Delos angab) C. I. Gr. 2409. Le Bas, der den Stein zweimal richtig als parisch ver- öffentlicht hatte (Eiwpedition de Morde II 45 Nr. 5. Inscriptions ... de Morce, Cah. 5 p. 202 Nr. 274), gab ihn das dritte Mal Voy. 1734 als aeginetisch. — Oeoyevovs (Pittakis) stand nicht. 112. Kampanis p. 16,101 (mit Nr. 110.111) »Erepa PBaoıs Eyovoa nV e&ns emiypapnv: Ariovvooowpos Apıoreov«. Wieder liegt eine Controle für Kampanis’ Herkunftszeugnifs durch Vidua und Prokesch vor (C. I. Gr. 2404): bei Le Bas, Voy.1720 als aeginetisch. Pittakis gibt (Ednuepis 1893) Herkunft aus Salamis an, wo das in Wahrheit am 6. Oetober 1830 nach Aegina gekommene Stück am 28. December 1830 gefunden sei. 113. Kampanis p. 17, 113-114 »’HAdov Tyv 23 Oktwßpiov 1830. — 113 Baoıs yaumAn €K napuapov Aevrov Exovoa Tv E&ns Emiypapnv: 2w- kparns Avrıyöovov: kat Nikn AXe&avöpov Umep Tov viov Oeore- NOUS «. Die Herkunft aus Paros, die durch irgend ein Versehen bei Epigraphisches aus Aegina. 35 Kampanis nicht angegeben ist, steht durch Vidua’s Zeugnis fest; s. C.1. Gr. 2390. Bei Le Bas, Voy.ı685 als aeginetisch. 114. Kampanis p. 17.114 »Baoıs xaun\n Ex napuapov Aevrov Eyovaa nv eEns Emiypabnv: Aanas | Bepevikns | 2ıöwvios. | Xpnorte xatpe. — In einem Keller des Gefängnisses von Dr. Fredrich abgeschrieben. Basis einer Stele, oben und unten Profil. H.0.25, br. 0.51, t. 0.35 u AAMAZ BEPENIKHE ZIARNIOXS XRSHESZT ER ASIHRZE Die Provenienz des Steines ist dadurch gesichert. dafs er mit dem vorigen zusammen (s. dort) nach Aegina gekommen ist. €. 1. Gr. IH add. 23225 36 als rheneisch, Le Bas II ı736 als aeginetisch. 115. Kampanis p.32,343 »Bacıs 2 — ivayXipov — IlpwrorAns .. Ipoodevn .. Iapov«. C.1.Gr. I 2414 nach Prokesch, der wieder die Herkunft bestätigt, und gewifs nur danach Le Bas, Voy. 2133 so: NP2- IEDIAUNK EM RIORSIOJEIN ON. 36 M. FrÄnNKEL: Inhalt. Seite Eimleitung” m...) 2 20 ehe ee en ee DR: T J. Attika. A. Nicht im Corpus Inseriptionum Atticarum: Nr.I-7., ». 2 2.20 .. 11 B. Zum Corpus Inseriptionum Atticarum: Nr. 8-34. » 2 2 2 2 2 2. 13 IM Miepara: Nt.35—40,, re de 2 Re a er ee 18 TI 2 Ant ulleyarzas N 72470, einer ee re eees Baer Ber Te ra ar Ge 21 IV. Rheneia. ; A. Mit Unrecht Rheneia zugeschrieben: Nr.48-56 . 2 . 22 2 2020. 22 B:@Rheneische: Provenienz sicher: Ne. 7, 70 23 G.jEhemalsiıny Mykonos: Nr.72— 970 22 Eee er 26 DE Ehemalssin Syras Nm 098—1og en. zu. Be GE Eee rec) BE AEhemalsin®Rengs:I Nr 104 law .ih..un u LE SR SR: 3I VEAndros; Nr.nost zumel Hl. SHE a: Eurer SR een Fr 32 VE Parosı Nn106- Lug 0 Eee re 33 Kampanis Nr. = Unsere Nr. | Kampanis Nr. = Unsere Nr. Kampanis Nr. = Unsere Nr. | Kampanis Nr. = Unsere Nr. 9 19 100 111 237 102 275 72 25 32 101 112 240 103 276 84 39 45 109-112 47 242 S.8 277 26 59 68 113 113 245 79 279 88 65 64 114 114 247 81 280 73 71 55 115 5 248 75 281 78 72 48 116 15 ı 249 93 289 92 73 56 117 30 250 74 290 89 74 54 118 6 251 83 292 80 76 106 120 33 252 90 298 57 : 77 107 129 100 254 76 299 58 79 108 131 105 255 87 300 62 i 81 S.5 Anm.4 142 53 259 77 302 59 83 51 156 4 261 85 306 27 34 52 167 99 262 86 310 24 88 14 168 33 263 82 322 13 89 17 172 20 264 95 323 23 90 16 188 71 266 96 324 25 92 109 190 66 269 97 325 7 99 110 235 101 274 94 326 61 i Epigraphisches aus Aegina. 37 Kampanis Nr. = Unsere Nr. | Kampanis Nr. = Unsere Nr. | Kampanis Nr. = Unsere Nr. | Kampenis Nr. = Unsere Nr. 334 21 343 115 346 12 350 43 336 65 344 S.4 Anm.2 348 60 351 46 337 63 345 10 349 69 | 352 67 339 49 Corpus Inseriptionum Graecarum Nr. | Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. 2139b S.4 | 23225 ı17* 2322b 38 ı01 | 2322b 59 98 | 2322b 78 98 | 23225 97 104 2140@ Iıı 69 18 98 39 64 60* | 79 67 98 69 23225 11. 72 19* 40 70 61 65 80 89 99* Zn 20 59 41 82 62 53 81 go | 23285 94 3012 2ı 60 42 21 63 98 82 26 | 2346c 71 4* 220 78 43 49 64 86 83 99 | 2347 f 100 Su 7a, 23 67 44 102 65—67 98 84 68 | 2349e 105 698 24 62 45* 68 66 | 85* 2375 107 13.15 25 19 46 83 69 87 | 86 95 | 2390 113 8* 26 98 47 50 | 707 54 87 91 | 2404 112 9 11 27 80 48 84 7198 88 —90* 2408 108 ı0 57 28 8ı 49—53* 721,55 91 92 | 2409 101 1 48 29—32* 54 85 73° 92 93 | 2414 115 ı2 58 33.03 ST 74 56 93 70 | 2414kS.10 Annı.ı 13.76 34 70 56* 75 88 94° 24141 106 dan 35 98, 57 52 76 70 95 27 | 24140 110 15 98 36 114 | 58 98 77° 96* 2414p 109 ı6* a, | * bedeutet: S.ır Anm.t. Le Bas, Voyage, Inser. II Nr. Nr. Nr. Nr. Neal Nr. 1664 19 1932 57 1955 so 1985* 2010 88 2031* 1685 113 1933* 1956 81 1936 27 2011* 2032 98 1686 105 1934 12 1957* 1988* 2012 89 2033* 1699 47 1935 31 1958° 1 1991 49 2014 99 2034 86 1720 112 1936 58 1959—61* 1992 84 2015 90 2035—36 98 1724 69 1938 76 1962 63 1993* | 2016 68 2038 66 1727 55 1939 m 1966 98 1995* 2017 95 2039 87 1729 46 1941 98 1969* 1996* 2018* 2041 98 1734 051 1942 94 1970 101 1997 4 2019 91 2042 67 1736 114 1944* 1971 64 1998 85 2020* 2043 26 1739 48 1945” 1973 82 1999* 2021 103 2047 92 1744 2 1946 98 1976* 2001 65 2022 93 2049 104 1797 105 1948* 1977 5I 2002 98 2023* 2096 107 1925 72 1949 59 1978 52 2004 60 2024* 2119 108 1926 73 1950 61 1979 98 | 2005 98 2027 102 2122 110 1927* 1951 78 1980 53 2007 98 2028* 2133 115 1928 74 1952 62 1981 83 2008 56 2029 50 2137 109 1929 98 1953 79 | 1983 54 2009 100 2030* 2143 106 1930 75 1954 98 1984* * bedeutet: S.ıı Anm. 1. Phil.-hist. Abh. nicht zur Akad. gehör. Gelehrter. 1897. 1. 6 38 M. Fränker: Epigraphisches aus Aegina. Corpus Inseriptionum Latinarum III 486 (= Suppl. 7243) Nr. 100. Corpus Inseriptionum Atticarum II 465 Nr.3o 12275 Ne.s2 II 2602 Nr.ı8 II 3793 Nr.24 III 912° Ni: 987 "8 2358 » 13 2842 » 19 | 3968 » 25 1689 » 1161 » 30 2364 14 3346 "20 | 3969 zu» 25 2111 ” 1920» 9 2366: "15 | 3406 »z2ı | 4011 n 26 2888 » 212354», TO 2445 » I6 | 3521 "22 4208 »127 309022 » ZUSTTE 2458 * 17 3783 » 23 III 829 » 28 3412. 95 | Corpus Inseriptionum Graeciae Septentrionalis 24—26 Nr.35—37 | 70 Nr.39 | 73 Nr.4ı | 102 Nr.43 | 107 Nr.45 36 38 | 72 192,401,11..96,5 942 106» 44 I5SI » 46 Kekule, Die antiken Bildwerke im Theseion zu Athen Nr. = Unsere Nr. Nr. = Unsere Nr. Nr. = Unsere Nr. | Nr. = Unsere Nr. Nr. = Unsere Nr. 37 94 153 79 220 75 ‚261 87 293 77 44 63 | 156 101 238 68 274 8.8 302 83 53 71 | 163 S.8 Anm. 2 240 92 278 61 | 305, ı 52 65 S.8 Anm. 2 | 210 14 | 257 47 280 82 310 81 71 10 212 89 | 258 98 285 57 | 319 12 Heydemann, Die antiken Marmorbildwerke zu Athen Nr. = UusereNr.| Nr. = Unsere Nr. Nr. = Unsere Nr. Nr. = Unsere Nr. 100 5I | 122 108 490 65 | 493 102 | 116 235 | 154 33 491 86 | 499 76 Halt un bi B N R,; Be Ei BR use ie Ü BEE, Bene Were Ne HERZ EEE Ge ER eE gr vi EB Er Ba * Bu: ei Ban Ei N Para Sr iR if is Dan ai Krr RN “ \ HEN, ET EONRHFEN Are \ van) RRLRHUN N wi zer See PARSE ERTITON DIRSE sie RR yRD.S N 5 Nena “ sen LAN ern {