u ri - EINER T & ri u m ® a Te A at h 5 5 , % « L . ar mw’ u U ) ,, u Kenne u 2 [Fr7 , LU Br N ABHANDLUNGEN DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1909. PHYSIKALISCH-MATHEMATISCHE CLASSE. KEHEE ABHANDLUNGEN KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. JAHRGANG 1909. PHYSIKALISCH-MATHEMATISCHE CLASSE. MIT 15 TAFELN. BERLIN 1909. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 2 NS) Diienm BAHERIM Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Das + A ei! 14 Ale da Ru8B7 ENESERR Han TO san ons Sie, 1: se RT > Ehe 20 FE Be ER le Frhabt: Öffentliche Sitzungen . . En SEVIL WIR Verzeichnils der im Jahre 1909 selösanen Anhandlungen user: . 8. vır—xve. Bericht über den Erfolg der Preisausschreibung für 1909 und neue Preis- ausschreibungen . . B B De ESEL VIEH“ Verzeichnils der im Jahre 1909 erfolgten besoäder en ealahewillgungen aus akademischen Mitteln zur Ausführung wissenschaftlicher Un- ternehmungen . s : ae Verzeichnils der im Jahre 1909 Brächieheneh im Rage oder mit Unterstützung der Akademie bearbeiteten oder herausgegebenen un « XX—XXII Werkes. ıl.e. ; z . "SIXXI—xXVI. Veränderungen im Personalstaride der Aladenien im Latte des ehren NIOGNT S. XXVI—XXVIN. Verzeichnils der Mitglieder Mar Akadeinie am sanlase des as 1909 nebst den Verzeichnissen der Inhaber der Helmholtz- und der Leibniz-Medaille und der Beamten der Akademie. . . » . . 9. XxXIX—XXXVI. Abhandlungen. WALDEYER: Der Processus retromastoideus. (Mit 3 Tafeln) . . . Abh.l. S.1-32. Anhang. Abhandlungen nicht zur Akademie gehöriger Gelehrter. L. Jacossoun: Über die Kerne des menschlichen Hirnstamms. (Mit OST ate ln )En een Keule de Se ER N“ A. Korn: Über Minimaltlächen, deren Be wenig von ebenen GurvenBabw Eichen Bern AL: lI. Kl % er f Euren , Zn ee ur, a a nun ' ss ; Tr “ 2 u ie ar arzt, MR x MR iu u Me a a Jahr 1.909. Öffentliche Sitzungen. Sitzung am 28. Januar zur Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Kaisers und Königs und des Jahrestages König Friedrich’s N. Der an diesem Tage vorsitzende Secretar Hr. Waldeyer er- öffnete die Sitzung mit einer auf die Festfeier bezüglichen An- sprache. Darauf hielt Hr. Orth den wissenschaftlichen Festvortrag: Über die Krebsgeschwulst des Menschen. Alsdann wurden im Auszuge die Jahresberichte über die wissenschaftlichen Unterneh- mungen der Akademie und über die ihr angegliederten Stiftungen und Institute erstattet, welche im Sitzungsbericht im Wortlaut ab- gedruckt sind. Weiter wurde verkündigt, dafs Seine Majestät der Kaiser und König geruht haben, dem ordentlichen Professor an der Universität München Dr. Sigmund Ritter von Riezler für seine »Geschichte Bayerns« den Verdun-Preis zu ertheilen, ferner, dals die Akademie ihrem ordentlichen Mitglied Hrn. Emil Fischer die Helmholtz-Medaille verliehen habe. Zum Schlufs folgte der Bericht über die seit dem letzten Friedrichs-Tage (23. Januar 1908) in dem Personalstande der Akademie eingetretenen Veränderungen. Sitzung am 1. Juli zur Feier des Leibnizischen Jahrestages. Hr. Vahlen, als vorsitzender Secretar, eröffnete die Sitzung mit einer Ansprache über Leibniz und Schleiermacher. VII Darauf hielten das bereits im Jahre 1904 eingetretene Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe Hr. Koch, der bisher durch Auslandsreisen verhindert war, an der Leibniz-Sitzung theilzunehmen, sowie die seit dem letzten Leibniz-Tage (2. Juli 1908) neu ein- getretenen Mitglieder, Hr. Liebisch von der physikalisch-mathe- matischen und Hr. Seler von der philosophisch-historischen Classe ihre Antrittsreden. Es antworteten die beständigen Secretare, und zwar HH.Koch und Liebisch Hr. Waldeyer, Hrn. Seler Hr. Diels. Weiter hielten die HH. Eduard Meyer und Wilhelm Schulze Gedächtnilsreden auf Eberhard Schrader und Richard Pischel. Alsdann wurde verkündigt, dals die Akademie die Leibniz-Medaille in Gold Hrn. Ernest Solvay in Brüssel und Hrn. Geheimen Re- gierungsrath Dr. Henry T. von Böttinger in Elberfeld verliehen habe. Schliefslich erfolgten Mittheilungen betreffend die Akademische Preisaufgabe für 1909, eine Preisaufgabe der Charlotten-Stiftung für 1910, die Preisausschreibung aus der Graf Loubat-Stiftung für 1911 und das Stipendium der Eduard Gerhard-Stiftung. Verzeichnis der im Jahre 1909 gelesenen Abhandlungen. Physik und Chemie. Nernst, über die Berechnung elektromotorischer Kräfte aus ther- mischen Grölsen. (G.S. 21. Jan.; S. B. 11. Febr.) Miethe, Prof. A., und Dr. E. Lehmann, über das ultraviolette Ende des Sonnenspeetrums. Vorgelegt von Rubens. (G. 8. 21.Jan.; S. B. 11. Febr.) Schaefer, Dr. C., über die Beugung elektromagnetischer Wellen an isolirenden cylindrischen Hindernissen. Vorgelegt von Planck. (G.S. 21.Jan.; S. B. 25. Febr.) IX Rubens und Prof.E.Hagen, über die Abhängigkeit des Emissions- vermögens der Metalle von der Temperatur. (Cl. 4. März; S. B. 18. März.) Landolt, über die bei chemischen Umsetzungen beobachteten kleinen Abnahmen des Gesammtgewichtes der Körper und die dar- über gegebenen Erklärungen. (Cl. 22. April.) Fischer und Dr. K. Delbrück, eine Methode zur Bereitung der Disaccharide vom Typus der Trehalose. (Cl. 8. Juli.) Fischer und E. Flatau, optisch active Propylisopropyleyanessig- säure. (Cl. 8. Juli; S. B.) Planck, über das Prineip der Relativität. (Cl. 22. Juli.) Regener, Dr. E.,, über Zählung der «-Theilchen durch die Scin- tillation und über die Gröfse des elektrischen Elementar- quantums. Vorgelegt von Rubens. (Cl. 22. Juli; S. B.) Warburg, zur thermodynamischen Behandlung photochemischer Wirkungen. (Cl. 21. Oct.) van’t Hoff, über synthetische Fermentwirkung. (G. S. 28. Oct.; S..B.) Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Tornquist, Prof. A., die Annahme der submarinen Erhebung des Alpenzuges und über Versuche, Vorstellungen über submarine Gebirgsbewegung zu erlangen. Vorgelegt von Branca. (G. 8. 7»Jan};8.B:21: Jan.) Liebisch, über Silberantimonide. (Cl. 18. März.) Boeke, Dr. H. E., die künstliche Darstellung des Rinneits auf Grund seines Löslichkeitsdiagramms. Vorgelegt von Liebisch. (Cl. 22. April; S. B. 6. Mai.) Tornquist, Prof. A., über die aufseralpine Trias auf den Balearen und in Catalonien. Vorgelegt von Branca. (G.S. 15. Juli; S. B.) Botanik und Zoologie. F.E. Schulze, über die Functionen der Luftsäcke bei den Vögeln. (Cl. 6. Mai.) Mildbraed, Dr. J.. die Vegetationsverhältnisse der centralafricani- schen Seenzone vom Viectoria-See bis zu den Kıwu-Vulcanen. Vorgelegt von Engler. (G.S. 15. Juli; S. B. 29. Juli.) sngler, die Bedeutung der Araceen für die pflanzengeographische Gliederung des tropischen und extratropischen Ostasiens. (Cl. 16. Dee.; 'S. B.) Anatomie und Physiologie, Pathologie. Rubner, Grundlagen einer Theorie des Wachsthums der Zelle nach Ernährungsversuchen an Hefe. (Cl. 4. Febr; S. B.) Orth, über Metaplasie. (Cl. 18. Febr.) Waldeyer, über den Processus retromastoideus und einige andere Bildungen am Hinterhaupts- und Schläfenbein. (G.S. 25. März; Abh.) Jaekel, Prof. O., über die Beurtheilung der paarigen Extremitäten. Vorgelegt von Branca. (Cl. 6. Mai; S. 5. 13. Mai.) Munk, über das Verhalten der niedereren Theile des Cerebrospinal- systems nach der Ausschaltung höherer Theile. (Cl. 17. Juni; S. B. 4. Nov.) Jacobsohn, Dr. L., über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. Vorgelegt von Waldeyer. (Cl. 17. Juni; Abh.) O. Hertwig, über den Einfluls von Radiumstrahlen auf embryonale thierische Zellen. (G.S. 15. Juli; S. B. 24. Febr. 1910.) Poll, Prof. H., über Nebennieren bei Wirbellosen. Vorgelegt von OÖ. Hextwig. »(G!S: 14. Juli;u8.nB) Waldeyer, über Form-, Zahl- und Stellungsvarietäten der mensch- lichen Zähne. (Cl. 4. Nov.) x] Orth, über einige Krebsfragen. (Cl. 18. Nov.; S. B. 2. Dec.) Gorjanovic-Kramberger, Prof. K., der Unterkiefer der Eskimos (Grönländer) als Träger primitiver Merkmale. Vorgelegt von Waldeyer. (Cl. 2. Dec.; S. B. 16. Dec.) Astronomie, Geographie und Geophysik. Auwers, über den Stand seiner Bearbeitung der älteren Bradley’ schen Beobachtungen. (G@.S. 29. April.) Penck, Beobachtungen am Kilauea. (G.S. 29. Juli.) Grunmach, Prof. L., über neue Methoden und Apparate zur Messung von Erderschütterungen kleinster Periode. Vorgelegt von Martens. (G.S. 29. Juli; S. B.) Samter, Prof. H., über die Bahn des Planeten Egeria (13). Vor- gelegt von Struve. (Cl. 18. Nov.; S. B. 2. Dec.) Helmert, die Tiefe der Ausgleichsfläche bei der Pratt’schen Hypo- these für das Gleichgewicht der Erdkruste und der Verlauf der Schwerestörung vom Innern der Continente und Oceane nach den Küsten. (G.S. 25. Nov.; S. B.) Mathematik. Schottky und Dr. H. Jung, neue Sätze über Symmetralfunetionen und die Abel’schen Functionen der Riemann’schen Theorie. Erste Mittheilung. (Cl. 18. Febr.; S. B.) Koenigsberger, über die Beziehungen allgemeiner linearer Diffe- rentialgleichungen zu den binomischen. (Cl. 18. Febr.; S. B.) Frobenius, über Matrizen aus positiven Elementen. I. (Cl. 1. April; S. B.) Schottky und Dr. H. Jung, neue Sätze über Symmetralfunetionen und die Abel’schen Functionen der Riemann’schen Theorie. Zweite Mittheilung. (Cl. 27. Mai; S. B.) xl Schwarz, über Modelle von Minimalflächenstücken. (G.S. 10. Juni.) Schottky, über diejenigen Potentialfunctionen, deren erste Ablei- tungen durch Gleichungen verbunden sind. (Cl. 18. Nov.; S. B.) Frobenius, über den Fermat’schen Satz. (Cl. 2. Dee.; S. B.) Mechanik und Technik. Martens, Wagemanometer für Drucke von 50 bis 6000 Atm. (Cl. 14. Jan.) Zimmermann, die Knickfestigkeit des geraden Stabes mit mehreren Feldern. (Cl. 4. Febr.; S. B.) Zimmermann, die Knickfestigkeit des geraden Stabes mit mehreren Feldern. I. (Cl. 4. März; 8. B.) Kötter, Prof. F,, über den Druck von Sand gegen Öffnungsver- schlüsse im horizontalen Boden kastenförmiger Gefälse. Vor- gelegt von Müller-Breslau. (Cl. 4. März; S. B. 18. Mäız.) Müller-Breslau, Versuche zur Bestimmung des Seitendruckes sandförmiger Massen. (Cl. 2. Dec.) Philosophie. Dilthey, über das Wesen der Geisteswissenschaften und ihr Ver- hältnils zu den Naturwissenschaften. (G.S. 7. Jan.) Stumpf, über das allgemeine Causalgesetz. (Cl. 4. Febr.) Geschichte. Loofs, das Glaubensbekenntnils der Homousianer von Sardica. (G.S. 7. Jan.; Adh.) Harnack, der erste Clemensbrief. (Cl. 14. Jan.; S. B.) Schmidt, Prof. K., em neues Fragment der Heidelberger Acta Pauli. Vorgelegt von llarnack. (Cl. 4. Febr.; S. B.) XIII Koser, die Politik der Kurfürsten Friedrich II. und Albrecht von Brandenburg. (Cl. 4. März.) Lenz, über die Entwürfe Wilhelm von Humboldt’s zur Gründung der Berliner Universität. (@.S. 11. März.) Zimmer, über directe Handelsverbindungen Westgalliens mit Irland im Alterthum und frühen Mittelalter. I. (G.S. 11. März; S. B.) Harnack, die angebliche Synode von Antiochia im Jahre 324/5. Zweiter Artikel. (G.$. 11. März; S. B.) Ritter, Dr. P., zwei neue Briefe von Leibniz. Vorgelegt von Lenz. (GSmLlk März; S4rB,;) Zimmer, über directe Handelsverbindungen Westgalliens mit Irland im Alterthum und frühen Mittelalter. II. (Cl. 18. März; S. B.) Zimmer, über directe Handelsverbindungen Westgalliens mit Irland im Alterthum und frühen Mittelalter. IA. (G.S. 15. April; S. B.) Dressel, das Iseum Campense auf eimer Münze des Vespasianus. (Cl. 22. April; S. B. 6. Mai.) Zimmer, über direete Handelsverbindungen Westgalliens mit Irland im Alterthum und frühen Mittelalter. IIB. (Cl. 22. April; S. D.) Burdach, über das handschriftliche Fortleben der Briefe des Cola di Rienzo. (Cl. 6. Maı.) Schäfer, über die Haltung Gregor’s Vll. in der Investiturfrage. (Cl. 27. Mai.) von Wilamowitz-Moellendorff, nordionische Steine (G. 8. 10. Juni; Abh.) Meyer, Isokrates’ zweiter Brief an Philipp und Demosthenes’ zweite Philippika. (Cl. 17. Juni; S. B.) Meyer, die Schlacht von Pydna. (Cl. 17. Juni; S. B.) Ritter, Dr. P., drei neue Briefe von Leibniz. Vorgelegt von Lenz. (638.15: Jal;#8r 3.) Meyer, der Diskus von Phaestos und die Philister auf‘ Kreta. (CL. 21.0ct.;18.2) XIV Schmidt, Prof. K. und Dr. W. Schubart, ein Fragment des Pastor Hermae aus der Hamburger Stadtbibliothek. Vorgelegt von Harnack. (G. 8. 28. Oct.; S. B.) Hirschfeld, Vermuthungen zur altrömischen Geschichte. (G. S. 9. Dec.) Rechts- und Staatswissenschaft. Conrat, Prof. M., Arbor iuris des früheren Mittelalters mit eigen- artiger Computation. Vorgelegt von Brunner. (C1.27. Mai; Abh.) Brunner, »Luft macht frei«. (Cl. 2. Dec.) Allgemeine, deutsche und andere neuere Philologie. Zimmer, Beiträge zur Erklärung altirischer Texte der kirchlichen und Profanliteratur. III. (G.S. 7. Jan.; S. BD.) Zimmer, Beiträge zur Erklärung altirischer Texte der kirchlichen und Profanliteratur. IV. (Cl. 14. Jan.; S. B.) Schmidt, Entwurf eines Wielandischen Gelegenheitsgedichtes. (Cl. 4. Febr.; S. B.) Schmidt, ein Skizzenbuch Otto Ludwigs. (G.S. 11. Febr.; S. B.) W. Schulze, über eine charakteristische Construction der nord- germanischen Sprachen. (Cl. 1. April.) Zimmer, Virgilius Maro Grammaticus in seimen Einflüssen auf altirische Sprachbetrachtung und irische Poesie. (G.S. 15. April.) Roethe, Geschichte und Typen der mittelhochdeutschen Vorreden und Nachworte. (G.S. 13. Mai.) Brandl, the Cock in the North. (Cl. 8. Juli; S. B. 18. Nov.) Heusler, Geschichtliches und Mythisches in der germanischen Heldensage. (Cl. 22. Juli; S. B.) Tobler, vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. Fünfte Reihe. 3—8. (G.S. 11.Nov.; $. B.) XV Classische Philologie. von Wilamowitz-Moellendorff, Erklärungen Pindarischer Ge- dichte. (G.S. 24. Juni; S. B.) Wegehaupt, Dr. H., die Entstehung des Corpus Planudeum von Plutarch’s Moralia. Vorgelegt von v. Wilamowitz-Moellen- dorff. (Cl. 21. Oct.; S. B.) Vahlen, über einige Lücken in der fünften Decade des Livius. (61542Nov;;. SD.) Diels, Hippokratische Forschungen. I. (Cl. 15. Nov.) Archaeologie. Kabbadias, die Tholos von Epidauros. (Cl. 4. März; S. B. 1. April.) Kekule von Stradonitz, über den Bronzekopf eines Siegers in Olympia. (Cl. 18. März; S. B. 13. Mai.) Örientalische Philologie. Erman, über ein Denkmal memphitischer Theologie. (Cl. 18. Febr.) Müller, manichäische Studien. (G.S. 25. Febr.) tamstedt, Prof. G. J., mongolische Briefe aus Idiqut-Schähri bei Turfan. Vorgelegt von Müller. (Cl. 22. April; S. B. 24. Juni.) Müller, ein iranisches Sprachdenkmal aus der nördlichen Mongolei. (Cl. 27. Mai; S. B.) von Le Coq, Dr. A., Köktürkisches aus Turfan. Vorgelegt von Müller. (Cl. 8. Juli; S. B. 21. Oct.) von Le Coq. Dr. A., ein christliches und ein manichäisches Manu- seriptfragment in türkischer Sprache aus Turfan. Vorgelegt von Müller. (G.'S. 11. Nov.; S. B. 25. Nov.) XVI Sachau, über den Abschluls der Zusammensetzung und Ordnung der zur Zeit im Königlichen Museum befindlichen Papyrus- Urkunden von Elephantine. (Cl. 16. Dec.) Americanistik. Seler, historische Lieder der alten Mexicaner. (Cl. 21. Oct.) Bericht über den Erfolg der Preisausschreibung für 1909 und neue Preisausschreibungen. Akademische Preisaufgabe für 1909. In der Leibniz-Sitzung des Jahres 1906 hat die Akademie für das Jahr 1909 folgende Preisaufgabe gestellt: »Es sollen die Typen und Symbole der altorientalischen Kunst kritisch untersucht und ihre Verbreitung im Vorderasien und im Bereich der mykenischen und der phönikischen Kunst verfolgt werden.« »Eine Beschränkung auf eine Anzahl der wichtigsten Sym- bole (z. B. geflügelte Sonnenscheibe, Sonne und Mond, Henkel- kreuz, gekrönte Gottheiten, Sphinx, Greif und die zahlreichen anderen Mischwesen und Flügelgestalten, Gottheiten, die auf Bergen oder Thieren stehen, wappenartige Anordnung von Thieren, nackte und bekleidete Göttin u.ä.) ist zulässig. Auch wird eine erschöpfende Sammlung alles in den Museen zer- streuten Materials nicht gefordert, wohl aber eine kritische Sichtung und Ordnung der wichtigsten Denkmäler, bei der die Umgestaltungen und die Verbreitung der Typen dargelegt, XVNM die Frage, welche Bedeutung sie bei den einzelnen Völkern gehabt haben, geprüft und ihr Ursprung nach Möglichkeit aufgehellt werden soll.« Der ausgesetzte Preis betrug Fünftausend Mark. Darauf ist eine Bewerbungsschrift rechtzeitig eingegangen, mit dem Motto »Man mufs das Unmögliche wollen, um das Mögliche zu erreichen«. Diese Arbeit hat die Aufgabe zunächst in ihrem ganzen Um- fang zu lösen beabsichtigt, ist aber damit in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zum Abschlufs gelangt, so dafs nur ein Theil der ursprünglich geplanten Capitel vorgelegt werden konnte. Den Grundstock der Arbeit bilden umfassende, systematisch geordnete Kataloge der Fabelthiere, der Astralsymbole, der Gottheiten auf Thieren, der Gottheiten oder Dämonen als Thierbezwinger, für die das umfangreiche und weit zerstreute, bisher publicirte Material aus Babylonien und Assyrien, Persien, Syrien und Phönikien, Klein- asien (einschliefslich der Chetiter) und Cypern, sowie dem kretisch- mykenischen Gebiet vollständig ausgenutzt ist, ebenso die reichen Sammlungen der Berliner Museen; auch das ägyptische Material ist in weitem Umfang herangezogen. Diese Kataloge sind um- sichtig und mit besonnener Kritik angelegt und sehr übersichtlich geordnet; sie suchen überall eine gesicherte chronologische Grund- lage zu gewinnen, wofür in Babylonien die datirten Siegelabdrücke auf Thontafeln möglichst erschöpfend verwendet sind, und gewähren zugleich einen Einblick in die innere Entwicklung der Typen und ihrer Variationen und Umgestaltungen. Von dem zugehörigen Text liegt vollständig ausgearbeitet das zweite Capitel (Astralsymbole, d. i. Sonne nebst geflügelter Sonnen- scheibe, Mond, Stern), und grölstentheils das erste Capitel (Fabel- thiere, d. i. Sphinx, die verschiedenen Typen des Greifen, Stier- mensch) vor. Diese Capitel zeigen eine volle Beherrschung des c XVin Materials und ein besonnenes und in der Regel zutreffendes Ur- theil; zahlreiche wichtige Einzelergebnisse sind gewonnen, und Be- deutung und Entwicklungsgeschichte der einzelnen Typen ganz wesentlich geklärt, ihre Verbreitung und die daraus sich ergebenden geschichtlichen Folgerungen aufgehellt, einzelne Monumente neu und richtig gedeutet. So hat die Arbeit die wissenschaftliche Be- arbeitung der eben so verwickelten wie geschichtlich bedeutsamen Probleme, die an diese Symbole anknüpfen, für zwei besonders wichtige Abschnitte durchgeführt und zugleich für die weitere For- schung auf diesem Gebiet eine gesicherte Grundlage geschaffen. Damit ist die Absicht der Preisaufgabe im Wesentlichen er- füllt. Da bei Stellung derselben eine nur theilweise Bearbeitung des umfangreichen Themas ausdrücklich für zulässig erklärt war, und auch das Reglement für die akademischen Preisertheilungen ($ 4, 4) die Krönung einer Preisschrift gestattet, welche die gestellte Aufgabe nur theilweise löst, im übrigen aber preisfähig erscheint, so erkennt die Akademie dem Verfasser der Arbeit mit dem Motto »Man mufs das Unmögliche wollen u.s. w.« den vollen Preis zu, mit der Maalsgabe, dals für die Drucklegung ($ 6 des Reglements) zunächst nur das zweite Capitel in Aussicht genommen wird. Die nach Verkündung des vorstehenden Urtheils vorgenommene Eröffnung des zugehörigen Namenszettels ergab als Verfasser der preisgekrönten Arbeit Hrn. Dr. phil. Hugo Prinz, z. Zt. Stipendiaten des Kaiserlichen Archaeologischen Instituts. Preisaufgabe der Charlotten-Stiftung. Nach dem Statut der von Frau Charlotte Stiepel geb. Freiin von Hopftgarten errichteten Charlotten-Stiftung für Philologie wird eime neue Aufgabe von der ständigen Commission der Aka- demie gestellt: XIX »In den litterarischen Papyri sind so zahlreiche prosodische Zeichen an das Licht getreten, dals das Aufkommen und die Verbreitung der griechischen Accentuation sich verfolgen lälst und die byzantinische Tradition, die im Wesentlichen noch heute herrscht, controlirt werden kann. Dazu ist die erste und nöthigste Vorarbeit, dals festgestellt wird, in welchen Fällen die antiken Schreiber und Üorrectoren die Prosodie bezeichnen, und wie sie das thun. Zur Vergleichung müssen mindestens einige sorgfältig geschriebene Handschriften des 9. und 10. Jahr- hunderts herangezogen werden. Diese Aufgabe stellt die Aka- demie. Es bleibt dem Bearbeiter anheimgestellt, inwieweit er die Lehren der antiken Grammatiker heranziehen will, oder andererseits Schlüsse auf die wirkliche Betonung und Aus- sprache machen.« Die Stiftung der Frau Charlotte Stiepel geb. Freiin von Hopffgarten ist zur Förderung junger, dem Deutschen Reiche an- gehöriger Philologen bestimmt, welche die Universitätsstudien voll- endet und den philologischen Doctorgrad erlangt oder die Prüfung für das höhere Schulamt bestanden haben, aber zur Zeit ihrer Be- werbung noch ohne feste Anstellung sind. Privatdocenten an Universitäten sind von der Bewerbung nicht ausgeschlossen. Die Arbeiten der Bewerber sind bis zum 1. März 1910 an die Akademie einzusenden. Sie sind mit einem Denkspruch zu versehen; in einem versiegelten, mit demselben Spruche bezeichneten Umschlage ist der Name des Verfassers anzugeben und der Nachweis zu liefern, dals die statutenmälsigen Voraussetzungen bei dem Be- werber zutreffen. Schriften, welche den Namen des Verfassers nennen oder deutlich ergeben, werden von der Bewerbung aus- geschlossen. In der öffentlichen Sitzung am Leibniz-Tage 1910 ertheilt die Akademie dem Verfasser der des Preises würdig erkannten Arbeit das e* xx Stipendium. Dasselbe besteht in dem Genusse der Jahreszinsen (1050 Mark) des Stiftungscapitals von 30000 Mark auf die Dauer von vier Jahren. Preisausschreibung aus der Graf Loubat-Stftung. Die Akademie wird am Leibniz-Tage im Juli 1911 aus der Graf Loubat-Stiftung einen Preis von 3000 Mark an diejenige gedruckte Schrift aus dem Gebiet der Geschichte von ganz America, _ insbesondere dessen Colonisation und neuerer Geschichte bis zur Gegenwart zu ertheilen haben, welche unter den ihr eingesandten oder ihr anderweitig bekannt gewordenen als die beste sich er- weist. Sie setzt demgemäls den 1. Januar 1911 als den Termin fest, bis zu welchem Bewerbungsschriften an sie eingesandt und in Berlin eingetroffen sein müssen. Statutenmälsig dürfen nur solche Schriften prämürt werden, welche innerhalb der letzten zehn Jahre erschienen sind. Als Schriftsprache wird die deutsche und die holländische zugelassen. Verzeichnifs der im Jahre 1909 erfolgten besonderen Geldbe- willigungen aus akademischen Mitteln zur Ausführung wissen- schaftlicher Unternehmungen. Es wurden im Laufe des Jahres 1909 bewilligt: 2300 Mark dem Mitglied der Akademie Hrn. Engler zur Fort- führung der Herausgabe des »Pflanzenreich«. 6000 » dem Mitglied der Akademie Hrn. Koser zur Fort- führung der Herausgabe der Politischen Correspondenz Friedrich’s des Grolsen. XXI 5000 Mark dem Mitglied der Akademie Hrn. von Wilamowitz- 4000 1000 1500 500 1000 2000 2000 750 3000 Moellendorff zur Fortführung der Sammlung der griechischen Inschriften. der Deutschen Commission der Akademie zur Fort- führung ihrer Unternehmungen. zur Förderung des Unternehmens des Thesaurus linguae Latinae über den etatsmälsigen Beitrag von 5000 Mark hinaus. zur Bearbeitung der hieroglyphischen Inschriften der griechisch-römischen Epoche für das Wörterbuch der aegyptischen Sprache. zu der von den cartellirten deutschen Akademien unter- nommenen Herausgabe der mittelalterlichen Bibliotheks- kataloge. für das Unternehmen einer Neuausgabe der Septua- ginta, welche das Cartell der deutschen Akademien in die Hand genommen hat. aus allgemeinen Mitteln der Akademie für die inter- akademische Leibniz- Ausgabe'. dem Mitglied der Akademie Hrn. Engler zur Fort- setzung des Sammelwerkes »Die Vegetation der Erde«. dem Mitglied der Akademie Hm. F. E. Schulze zu Studien über den Bau der Vogellunge. dem Mitglied der Akademie Hın. von Wilamowitz- Moellendorff zur Anfertigung von Photographien Plu- tarchischer Handschriften. dem correspondirenden Mitglied der Akademie Hrn. von Recklinghausen in Stralsburg zur Herausgabe eines monographischen Werkes über Rachitis und Östeomalacie. ! Die Kosten dieser Ausgabe werden zum Theil aus dem für die Zwecke der Internationalen Association der Akademien bestimmten Fonds bestritten. XXI 1500 Fres. der Biologischen Station in Roscoff gegen Einräumung eines von der Akademie zu vergebenden Arbeitsplatzes für die Dauer eines Jahres. 1000 Mark dem von dem zweiten Deutschen Kalıtage eingesetzten Comite zur wissenschaftlichen Erforschung der nord- deutschen Kalisalzlager. 1000» Hrn. Prof. Dr. Max Bauer in Marburg zur Fortsetzung seiner Untersuchung der hessischen Basalte. 3500 » Hrn. Prof. Dr. Julius Bauschinger m Stralsburg i. E. zur Berechnung einer achtstelligen Logarithmentafel. 1500 » Hrn. Prof. Dr. Erich von Drygalski in München zur Vollendung des Chinawerkes von Ferdinand von Richt- hofen. 500 » Hirn. Prof. Dr. Gustav Eberhard in Potsdam zu Unter- suchungen über das Vorkommen des Scandiums auf der Erde. 3000 » Hrn. Prof. Dr. Ludwig Edinger in Frankfurt a. M. zu Studien über die Hirnrinde. | 2000 » Hrn. Prof. Dr. Karl Escherich in Tharandt zu einer Reise nach Ceylon behufs Forschungen über die Termiten. 500 » Hrm. Prof. Dr. Hugo Glück in Heidelberg zur Heraus- gabe eines dritten Bandes semer Untersuchungen über Wasser- und Sumpfgewächse. 1500 » Hm. Dr. M. K. Hoffmann in Leipzig zur Bearbeitung eines Lexikons der anorganischen Verbindungen. 1000 » Hrn. Prof. Dr. Karl Peter m Greifswald zu ferneren Studien über individuelle Variation der thierischen Ent- wickelung. 1500 » Hirn. Dr. Georg Valentin, Director bei der Königlichen Bibliothek m Berlin, zur Bearbeitung einer mathema- tischen Bibliographie. XXI 1200 Mark Hrn. Prof. Dr. Johannes Haller in Gielsen zum Ab- schluls seines Werkes über Papstthum und Kirchen- reform. 1800 » Hrn. Prof. Dr. Oskar Mann in Berlin zur Fortsetzung seiner Forschungen über Kurdistan und seine Bewohner. 1000 » Demselben zur Drucklegung der I. Abtheilung seiner » Kurdisch-persischen Forschungen «. 600 » Hirn. Pfarrer W. Tümpel in Unterrenthendorf zur Her- ausgabe von Band 5 des Werkes »Das deutsche evan- gelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts«. 600 » Hrn. Dr. Heinrich Winkler in Breslau als Zuschuls zu den Druckkosten seines Werkes »Der Uralaltaische Sprachstamm, das Finnische und das Japanische«. Aulserdem hat die Akademie auf 40 Exemplare der von der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft in Angriff genomme- nen Gesammtausgabe der Werke Leonhard Euler’s subseribirt. Verzeichnifs der im Jahre 1909 erschienenen im Auftrage oder mit Unterstützung der Akademie bearbeiteten oder herausgegebenen Werke. Das Pflanzenreich. Regni vegetabilis conspectus. Im Auftrage der Königl. preuls. Akademie der Wissenschaften hrsg. von A. Engler. Heft 33-40. Leipzig 1909. Das Tierreich. Eine Zusammenstellung und Kennzeichnung der rezenten Tierformen. Begründet von der Deutschen Zoolo- gischen Gesellschaft. Im Auftrage der Königl. Preuß. Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin hrsg. von Franz Eilhard Schulze. Lief. 25. Berlin 1909. xXXIV Ristenpart, F. Fehlerverzeichnils zu den Sterncatalogen des 18. und 19. Jahrhunderts. Veröftentlichung der Commission der Königlich Preulsischen Akademie der Wissenschaften für die Geschichte des Fixsternhimmels. Kiel 1909. (Astronomische Abhandlungen N. 16.) Commentaria in Aristotelem Graeca edita consilio et auctoritate Academiae Litterarum Regiae Borussicae. Vol. 13, Pars 3. Ioannis Philoponi in Aristotelis Analytica posteriora commen- taria cum Änonymo in librum ll ed. Maximilianus Wallies. Berolini 1909. Corpus inseriptionum Latinarum consilio et auctoritate Academiae Litterarum Regiae Borussicae editum. Vols. 4 Supplementum: Inseriptionum parietariarum Pompeianarum supplementum ed. Augustus Mau et Carolus Zangemeister. Pars 2. In- scriptiones parietariae et vasorum fietilium editae ab Augusto Mau. Berolini 1909. Politische Correspondenz Friedrich’s des Grolsen. Bd. 33. Berlin 1909. Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Königlich Preulsischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 8. Berlin 1909. Ibn Saad. Biographien Muhammeds, seiner Gefährten und der späteren Träger des Islams bis zum Jahre 230 der Flucht. Im Auftrage der Königlich Preulsischen Akademie der Wissenschaften hrsg. von Eduard Sachau. Bd. 2, Th.]1. Bd. 6. Leiden 1909. Inseriptiones Graecae consilio et auctoritate Academiae Litterarum Regiae Borussicae editae. Vol. 12. Inscriptiones insularum maris Aegaei praeter Delum. Fasc.5. Inscriptiones Cycladum ed. Fridericus Hiller de Gaertringen. Pars 2. — Fasc. 8. Inscriptiones insularum maris Thraciei ed. Carolus Fredrich. Berolini 1909. XXV Deutsche Texte des Mittelalters hrsg. von der Königlich Preußi- schen Akademie der Wissenschaften. Bd.15. DieLilie. Bd. 16. Die heilige Regel für ein vollkommenes Leben. Bd. 17. Die Heidelberger Handschrift cod. Pal. germ. 341. Berlin 1909. Wielands Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Deutschen Kom- mission der Königlich Preußischen Akademie der Wissen- schaften. Abt. 1, Bd. 1.2. Abt. 2, Bd. 1. 2. Berlin 1909. Boltzmann, Ludwig. Wissenschaftliche Abhandlungen. Im Auf- trage und mit Unterstützung der Akademien der Wissen- schaften zu Berlin, Göttingen, Leipzig, München, Wien hrsg. von Fritz Hasenöhrl. Bd. 1—3. Leipzig 1909. Thesaurus linguae Latinae editus auctoritate et consilio Academia- rum quinque Germanicarum Berolinensis Gottingensis Lip- siensis Monacensis Vindobonensis. Vol. 3, Fasc. 4.5. Vol. 4, Fase. 6.7. Supplementum: Nomina propria Latina. Fase. 1. Lipsiae 1909. Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung. Bd. 3. Lh: Die Tripyleen Radiolarien. 7. Borgert, A. Phaeodinidae, Caementellidae und Cannorrhaphidae. 8. Borgert, A. Circo- poridae. 9. Borgert, A. Cannosphaeridae. Bd. 4. Me: Ap- stein, C. Die Pyrocysteen. Kiel und Leipzig 1909. Schultze, Leonhard. Zoologische und anthropologische Ergeb- nisse einer Forschungsreise im westlichen und zentralen Süd- afrika ausgeführt in den Jahren 1903-1905. Bd. 2.3. Jena 1909. (Denkschriften der Medicinisch-Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Jena. Bd. 14. 15.) Volz, Wilhelm. Nord-Sumatra. Bericht über eine im Auftrage der Humboldt-Stiftung der Königlich Preufsischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Jahren 1904—1906 ausgeführte Forschungsreise. Bd.1. Berlin 1909. d xXVI Brueckner, Alfred. Der Friedhof am Eridanos bei der Hagia Triada zu Athen. Mit Unterstützung aus der Eduard Gerhard- Stiftung der Königl. Preufsischen Akademie derWissenschaften. Berlin 1909. Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahr- hunderte. Hrsg. von der Kirchenväter-Commission der Königl. Preulsischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 9, Tl. 3: Eusebius. Bd. 2, Tl. 3. Bd. 17: Clemens Alexandrinus. Bd. 3. Leipzig 1909. Ascherson, Paul, und Graebner, Paul. Synopsis der mittel- europäischen Flora. Lief. 56—63. Leipzig 1908—09. Hürthle, Karl. Über die Struktur der quergestreiften Muskelfasern von Hydrophilus im ruhenden und tätigen Zustand. Bonn 1909. Libaniı opera rec. Richardus Foerster. Vol.5. Lipsiae 1909. (Bi- bliotheca script. Graec. et Roman. Teubneriana.) Mann, Oskar. Kurdisch-persische Forschungen. Abt. 1. Abt. 4, Bd. 3, TI. 2. Berlin 1909. Schmidt, Adolf. Archiv des Erdmagnetismus. Heft 2. Potsdam 1909. Schroeter, Adalbert. Beiträge zur Geschichte der neulateinischen Poesie Deutschlands und Hollands. Berlin 1909. (Palaestra. LXXV1.) Geschichte des Qoräns von Theodor Nöldeke. 2. Aufl. bearb. von Friedrich Schwally. Tl.1. Leipzig 1909. Wilhelmi, J. Tricladen. Berlin 1909. (Fauna und Flora des Golfes von Neapel. Monographie 32.) Winkler, Heinrich. Der Uralaltaische Sprachstamm, das Finnische und das Japanische. Berlin 1909. XXVIl Veränderungen im Personalstande der Akademie im Laufe des Er: in Ss Hr. je Hr. je ', Maurice Holleaux ın Athen | Jahres 1909. Es wurden gewählt: zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Qlasse: HeinrichLüders, bestätigt durch K. Cabinetsordre vom 5. August 1909; zu correspondirenden Mitgliedern der physikalisch-mathemati- schen Ulasse: . Wilhelm Körner in Mailand am 7. Januar 1909, Ludwig Mond ın London Philipp Lenard in lleidelberg Giacomo Ciamician in Bologna Theodore William Richards in Cambridge, Mass. am 2]. Januar 1909, am 28. October 1909; zu correspondirenden Mitgliedern der philosophisch-historischen Classe: 25. Februar 1 Harald Hjärne in Upsala IE IE Pa, Pıo Rajna in Florenz am 11. März 1909. Gestorben sind: das ordentliche Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe: Theodor Wilhelm Engelmann am 20. Mai 1909; das auswärtige Mitglied der philosophisch-historischen Classe: Henri Weil ın Paris am 5. November 1909; d* XxXVI die correspondirenden Mitglieder der physikalisch-mathemati- schen Classe: . Julius Thomsen in Kopenhagen am 13. Februar 1909, Georg von Neumayerin Neustadta.d. Haardt am 24. Mai 1909, Simon Newcomb in Washington am 11. Juli 1909, Ludwig Mond in London am 11. December 1909; die correspondirenden Mitglieder der philosophisch-historischen Classe: . Max Heinze in Leipzig am 17. September 1909, Robert von Schneider in Wien am 24. October 1909, Wilhelm Ahlwardt in Greifswald am 2. November 1909, Ludwig Friedländer in Stralsburg am 16. December 1909. Verzeichnils der Mitglieder der Akademie am Schlusse des Jahres 1909 nebst den Verzeichnissen der Inhaber der Helmholtz- und der Leibniz-Medaille und der Beamten der Akademie. I. Beständige Secretare. Gewählt von der phys.-math. Classe phil.-hist. - phil.-hist. - phys.-math. - Il. Ordentliche Mitglieder. Physikalisch -mathematische Classe Arthur Auwers . Hr. Simon Schwendener Hermann Munk Hans Landolt . . Wilhelm Waldeyer . Franz Eilhard Schulze Adolf Engler Hermann Amandus Schwarz Georg Frobenius Emil Fischer Oskar Hertwig . Philosophisch -historische Ulasse Hr. Johannes Vahlen . Alerander Conze Adolf Tobler . Hermann Diels . Heinrich Brunner . Otto Hirschfeld . Eduard Sachau . Gustav von Schmoller . Wilhelm Dilthery . Adolf Harnack . Datum der Königlichen Bestätigung April April Nor. Jan. 10. 5. 27. 20. Datum der Königlichen Bestätigung 1866 1874 1877 1879 1880 1881 1881 1881 1884 1884 1854 1885 1887 1887 1887 1890 1890 1892 1893 1893 1893 Aug. Dee. April Juh März Aug. Aug. Ausg. Febr. April Juni März Jan. Jan. Jan..>2 April —_— 18. 16. 23. 13. 10. 15. 15. 13. 17. XXX Physikalisch - mathematische Classe Hr. Max Planck . - Emil Warbwg 2 . 2... - Jakob Heinrich van’t Hoff - Wilhelm Branca - Robert Helmert . er - Heinrich Müller-Breslau . - Friedrich Schottky . - Robert Koch - Hermann Struve - Hermann Zimmermann - Adolf Martens . - Walther Nernst . - Max Rubner - „Johannes Orth . - Albrecht Penck . - Heinrich Rubens - Theodor Liebisch Philosophisch-historische Classe . Karl Stumpf . Erich Schmidt Adolf Erman Reinhold Koser . Max Lenz NE, Reinhard Kekule von Stradonitz Ulrich von Wilamowitz- Moellendorff . Heinrich Zimmer Heinrich Dressel Konrad Burdach Gustav Roethe Dietrich Schäfer . Eduard Meyer . Wilhelm Schulze Alois Brandl Friedrich Müller Andreas Heusler Eduard Seler Heinrich Liädders Datum der Königlichen Bestätigung 1894 Juni 11. 1895 Febr. 18. 1895 Febr. 18. 1895 Febr. 18. 1895 Aug. 13. 1896 Febr. 26. 1896 Juli 12. 1896 Dec. 14. 1898 Juni 9. 1899 Aug. 2. 1899 Dec. 18. 1900 Jan. 31. 1901 1902 1902 Mai 9. 1902 Mai 9. 1903 Jan. 5. 19032 Jans5: 1903 Aug. 4. 1903 Aug. 4. 1903 Nov. 16 1904 April 3. 1904 Juni 1 1904 Aug. 29 1904 Aug. 29 1904 Aug. 29 1905 Nov. 24 1906 Dec. 2 1906 Dec. 2 1906 Dec. 2 1906 Dec. 24 1907 Aug. 8. 1907 Aug. 8. 1908 Aug. 3 1908 Aug. 24 1909 Aug. 5 II. Auswärtige Mitglieder. Physikalisch-mathematische Classe Philosophisch -historische Classe Hr. Theodor Nöldekein Strafsburg - Friedrich Imhoof-Blumer in Winterthur . : - Pasquale Villari in Florenz . Hr. Wilhelm Hittorf in Münster 1. W. - Eduard Suess in Wien . - Eduard Pflüger in Bonn ANNE Auer art BE - Leopold Delisle in Paris. Sir Joseph Dalton Hooker in Sun- ningdale . SEE eR Hr. Giovanni Virginio Schiaparelli in Mailand . - Adolf von Baeyer in München en ee DET - Vatroslav von Jagie in Wien - Panagiotis Kabbadiasin Athen IV. Ehrenmitglieder. Earl of Crawford and Balcarres in Haigh Hall, Wigan Hr. Max Lehmann in Göttingen . ; ; - Friedrich Kohlrausch in Marburg r Hugo Graf von und zu Dearld in Behr : Hr. Richard Schöne in Grunewald bei Berlin Frau Elise Wentzel geb. Heckmann in Berlin Hr. Konrad von Studt in Berlin i - Andrew Dickson White ın Ithaca, N. Y. Rochus Frhr. von Lilieneron in Berlin XXXIl Datum der Königlichen Bestätigung —— Sn 1900 März 5. 1900 März 5. 1900 März 5. 1900 März 5. 1900 März 5. 1900 März 5. 1902 Nov. 16. 1904 Mai 29. 1904 Oet. 17. 1905 Aug. 12. 1908 Sept. 25. 1908 Sept. 25. Datum der Königlichen Bestätigung 1883 Juli 30. 1887 Jan. 24. 1895 Aug. 13. 1900 März 5. 1900 März 5. 1900 März 5. 1900 März 17. 1900 Dee. 12. 1901 Jan. 14. XXXI V. Correspondirende Mitglieder. Physikalisch- mathematische Classe. », Alexander Agassiz in Cambridge, Mass. Ernst Wilhelm Benecke in Strafsburg Eduard van Beneden in Lüttich . Oskar Brefeld in Charlottenburg Heinrich Bruns in Leipzig . Otto Bütschli in Heidelberg Stanislao Cannizzaro in Rom Karl Chun in Leipzig Giacomo Ciamician in Bologna Gaston Darboux in Paris Pe George Howard Darwin in Cambridge . . Richard Dedekind in Braunschweig . Nils Christofer Duner in Upsala . Ernst Ehlers in Göttingen . Rudolf Fittig in Stralsburg Max Fürbringer in Heidelberg Archibald Geikie in Haslemere, Surrey . David Gill in London . Paul Gordan in Erlangen . Karl (Graebe in Frankfurt a.M. . Ludwig von Graff in Graz . (rottlieb Haberlandt in Graz Julius Hann in Wien Victor Hensen in Kiel Richard Hertwig in München . William Huggins in London . Adolf von Koenen in Göttingen Leo Koenigsberger in Heidelberg . Wilhelm Körner in Mailand Henri Le Chatelier in Paris Philipp Lenard in Heidelberg . Michel Levy in Paris Datum der Wahl ———— mn 1895 1900 1887 1899 1906 1897 1885 1900 1909 1897 1908 1880 1900 1897 1896 1900 1889 1890 1900 1907 1900 1899 1889 1898 1898 1895 1904 1893 1909 1905 1909 1898 Juli Febr. Nov. Jan. ‚Jan. März Dee. Jan. Oct. Febr. Juni März Febr. Jan. Oct. Febr. Febr. Juni Febr. Juni Febr. Juni Febr. Febr. April Dee. Mai Mai Jan. Dee. Jan. Juli 18. 8. 1% 1a Ibis 6 18. 28. ll 25. Jul. 22. 21. 29. 22. 8. 21. 24. 28. 12. 5. Sir ". Gabriel Lippmann in Paris. Hendrik Antoon Lorentz ın Leiden Hubert Ludwig in Bonn Franz Mertens in Wien. Henrik Mohn in Christiania . Alfred Gabriel Nathorst in Stoc na N Karl Neumann in Leipzig . Max Noether in Erlangen . Wilhelm Ostwald in Grofs-Bothen, Kr She Nr S Wilhelm Pfeffer in Leipzig . Emile Picard in Paris : Edward Charles Pickering in ed Maas, : Henri Poincare ın Paris. Georg Quincke in Heidelberg . Ludwig Radlkofer in München William Ramsay in London Lord Rayleigh in Witham, Essex . Hr. Friedrich von Recklinghausen in Sr Gustaf Retzius in Stockholm . : Theodore Willam Richards in C Sa Ma Wilhelm Konrad Röntgen in München . Heinrich Rosenbusch in Heidelberg (reorg Ossian Sars in Christiania Hugo von Seeliger in München Hermann Graf zu Solms-Laubach in Safari Hr. Johann Wilhelm Spengel in Gielsen . Eduard Strasburger in Bonn Johannes Strüver in Rom August Toepler in Dresden . Melchior Treub, z. Zt. in Kairo Gustav von Tscherınak in Wien William Turner in Edinburg . Woldemar Voigt in Göttingen . Johannes Diderik van der wo in den ; Otto Wallach in Göttingen . 5 Eugenius Warming in Kopenhagen . Heinrich Weber in Strafsburg . August Weismann in Freiburg i. B. Julius Wiesner in Wien . Ferdinand Zirkel ın Bonn . XXXII Datum der Wahl 1900 1905 1898 1900 1900 1900 1893 1896 1905 1889 1898 1906 1896 1879 1900 1896 1896 1885 1893 1909 1896 1887 1898 1906 1899 1900 1889 1900 1879 1900 1881 1898 1900 1900 1907 1899 1896 1897 1899 1887 e Febr. Mai Juli Febr. Febr. Febr. Mai Jan. Jan. Dec. Febr. 2 Jan. Jan. März Febr. Oct. Oct. Febr. Juni Oct. März Oct. Febr. Jan. Juni Jan. Dee. Febr. März Febr. März März März Febr. Juni Jan. ‚Jan. März Juni Oct. Te 22. 4. 14. 22. 22. 10. 8. 22. 13. 19. 30. JR 8. 20. XXXIV Philosophisch-historische Classe. Datum der Wahl Hr. Kaslı von Amira in München... . ... „mb! = zus an 18: - Ernst Immanuel Bekker in Heidelberg. . . . » 2.2..2...1897 Juli 29. =u Fniedrichiwon Bezold n Bonn. . . ...2 2 „2... nu 2 1907 Eebr. 14. St - Bugen WBormanıı in: Wien . u... 2.2.2... 12 24 ae nr. 1902 u 2 - Emile Boutroww in Paris . . euere. serd908 FEebr: 27 - ‚James Henry Breasted in [ChiesR era ar ee er ee Tune 18: =" IngramaByjwaier in: London 4). 2.2 sus ke Se 9: EBSTE Nox. 17. - Rene Cagnat in Paris . . . Ar er Baal IN EENDYE 3: - Arthur Chuguet in Villemomble ( (Sao, er. pr ae OZEKebr., 148 &t ‚Louis: Düchesne in Roma. net 2200 re ehe 20: 24 Benno HErdmann. in»Berlin .. Aue! „mini kur, One 15! = Aline Eisbing in Strabure. u. 2:20 2. 2.0: ana Tr = Ball Koucartan Batisaune.ı a. 2000. 20 Erik ea E Eee Gardner in.Oxforde. . .._..- 2: 2 2 omisahik al ID! - Theodor Gomperz in Wien. . . Ne re lottbl Orer, 210). - Franeis Llewelhm Griffith in Orkord, rl rar E90 Tan - Gustav Gröber in Stralsburg . . . . 2.2.2 020 000.0. 1900 Jan. 18. - Ignazio Gudi inRom . . . a uerreee rOANDEeRr TH: - Georgios N. Hatzidakis in Alien fine. es ea 15: -i AlberiHaickän. Leipzie,..... +0... .. -mdanclk ei weau baudSDOHAEIRTS: = BemardsHaussouller: in. Parisı=... .... :ewmd shell .n.Ansuul90Z Mar 12! =“ Barclay Wincent Head in London .,. . nam 1 10%-u1908 Qet 29. - Johan Ludvig Heiberg in Kopenhagen . . . . 2. .2.....1896 März 12. - Karl Theodor von Heigel in München . . . . ..........1904 Nov. 3. Antoine ‚Heron de Vülefosse in Paris. . „u... mon 1893: Febr. 2. =) Leon, Houzey in-Pans. . .=. - =... u 0% „ueohk Hi wre OO ar IS: x Haraldiyhljärne.in "Üpsala. 0: 42.020020: - Meere. 25: =1 MawrwerHolleaus in Athn 2 > ....... 2, 0, asbaunfd 7 09H Rebrr 25! - Edvard Holm in Kopenhagen . . . .. „wma ni u... 201904Nov. 3. = MhieopisesHomollein. Paris... .. :. .... „NW u Amen EIN IT - Christian Hülsen in Florenz . . due ee eAMEN - William James in Cambridge, N en ante rer Taneet =Y Adolf. Jülicher in Marburg . - .sbemak. mi. oh ao. DEREN - Karl Justi in Bonn . . a an een se ABISUNDWE S0: - Frederic George Kenyon in Tonden ae ran 18 - Georg Friedrich Knapp in Strafsbu& . . 2 .2.202020%...1893 Dee. 14. = Basti} Latyschew in St. Petersburg . .. .. sw nt.n.onnl891.Juni 4. 4 Ensiedrich Leo in Göttingen ...... 00er on ea 8 =\ August” Eeskien: in Leipzig... -... 2 22.0 2 Jar 18. =, Emile. Levasseur in’ Paris... 0 mn ar a ae STAND Jans is . Friedrich Loofs in Halle a. S Giacomo Lumbroso in Rom. Arnold Luschin von Ebengreuth in Graz ‚John Pentland Mahaffy in Dublin Gaston Maspero in Paris Er. Wilhelm Meyer- Lübke in Wien Adolf Michaelis in Strafsburg . Ludwig Mitteis in Leipzig . (Gabriel Monod in Versailles Benedictus Niese in Halle a. S. Heinrich Nissen in Bonn Georges Perrot in Paris . Edmond Pottier in Paris Wilhelm Radlof in St. ne Pio Rajna in Florenz ade: Moriz Ritter in Bonn Karl Robert ın Halle a.S.. Anton E. Schönbach in Graz Richard Schroeder in Heidelberg . Emil Schürer in Göttingen Eduard Schwartz in Freiburg i. Fy Emile Senart in Paris A Eduard Sievers in Leipzig . Henry Sweet in Oxford . Edward Maunde Thompson in London . . Vilhelm Thomsen in Kopenhagen Girolamo Vitelli in Florenz . Julius Wellhausen in Göttingen Wilhelm Wilmanns in Bonn. Ludvig Wimmer in Kopenhagen . Wilhelm Windelband in Heidelberg Wilhelm Wundt in Leipzig . XXXV Datum der Wahl 1904 1874 1904 1900 1897 1905 1888 1905 1907 1905 1900 1884 1908 1895 1909 1907 1907 1906 1900 1893 1907 1900 1900 1901 1895 1900 1897 1900 1906 1891 1903 1900 Nov. Nov. Juli Jan. Juli Juli Juni Febr. Febr. Febr. Jan. Juli Oct. Jan. März Febr. Mai Juli Jan. Juli Mai Jan. Jan. Juni Mai Jan. Juli Jan. Juli Juni Febr. Jan. 3. 12. 21. 18. 15. 6. 21. 16. 14. 16. 18. IT. 29. 10. Ile 14. 2 2. 18. 2. 18. 18. 6. 2. 18. 15. 18. 18. XXXVI Inhaber der Helmholtz-Medaille. Hr. Santiago Ramon y Cajal in Madrid (1904). - Emil Fischer in Berlin (1908). Verstorbene Inhaber: Emil du Bois-Reymond (Berlin, 1892). Karl Weierstra/s (Berlin, 1892). Robert Bunsen (Heidelberg, 1892). Lord Kelvin (Netherhall, Largs, 1892). Rudolf Virchow (Berlin, 1898). George Gabriel Stokes (Cambridge, 1900). Henri Becquerel (Paris, 1906). Inhaber der Leibniz-Medaille. a. Der Medaille in Gold. Hr. James Simon in Berlin (1907). - Ernest Solvay in Brüssel (1909). - Henry T. von Böttinger in Elberfeld (1909). b. Der Medaille in Silber. Hr. Karl Alexander von Martius in Berlin (1907). - A. F. Lindemann in Sidmouth, England (1907). Beamte der Akademie. Bibliothekar und Archivar: Dr. Köhnke. Wissenschaftliche Beamte: Dr. Dessau, Prof. — Dr. Ristenpart, Prof. (beurlaubt). — Dr. Harms. Prof. — Dr. Ozeschka Edler von Maehrenthal, Prof. — Dr. von Fritze. — Dr. Karl Schmidt, Prof. — Dr. Frhr. Hiller von Gaertringen, Prof. Archivar und Bibliothekar der Deutschen Commission: Dr. Behrend. Der Processus retromastoideus. Die Crista, der Suleus und die Tubercula supramastoidea nebst Bemerkungen über die Lineae nuchae, die Crista oceipitalis externa und die Impressiones oceipitales. Von H” W. WALDEYER. Phys.-math. Klasse. 1909. Abh. I. l Vorgelegt in der Gesamtsitzung am 25. März 1909. Zum Druck eingereicht am gleichen Tage, ausgegeben am 14. Juli 1909. in IB der letzten Dezembersitzung 1903 sprach ich in der Akademie über einen eigentümlichen Fortsatz am Hinterhauptbein von Papuaschädeln, den ich mit dem Namen Processus retromastoideus belegte. Obwohl ich bereits Abbildungen behufs der Veröffentlichung hatte anfertigen lassen, verzögerte sich die Publikation, weil ich inzwischen an mehreren andern Schädeln, sowohl inländischen als ausländischen, Spuren dieser Bildung hatte nachweisen können. Das genauere Studium der Hinterhauptschuppe und der anstoßenden Teile des Scheitel- und Schläfenbeins ergab außerdem eine Reihe von fast beständigen Befunden, welche, soweit meine Kenntnis der betreffenden Literatur reicht, noch nicht diejenige Berücksichtigung ge- funden haben, die sie mir zu verdienen scheinen. Auch durehmusterte ich fast das gesamte Schädelmaterial der Berliner Anthropologischen Gesell- schaft sowie das der Anatomischen Anstalt, und so komme ich erst jetzt dazu, über diese Dinge eingehender zu berichten. ll. Lineae nuchae. Anomalie der Mm. recti cap. post. majores. Ich schicke die im Titel dieser Arbeit an letzter Stelle angekündigten Bemerkungen über die Lineae nuchae, die CGrista oceipitalis externa und die Impressiones oceipitales voraus, da ich mich bei der Be- schreibung des Processus retromastoideus, dessen Verhalten ich be- sonders im Auge habe, auf die Lineae nuchae beziehen muß. Von diesen Linien mochte ich aber das wenige, was ich sonst noch am Hinterhaupt- bein zu besprechen hatte, die Crista oceipitalis externa und die Impressiones oceipitales, nicht trennen. 1* 4 WALDEYER: Den übliehen Beschreibungen der Linea nuchae superior habe ich, Angaben von Schwalbe und Klaatsch bestätigend, hinzuzufügen, daß sie mitunter zu beiden Seiten der Mittellinie tubereulumähnliche Vorsprünge zeigt; ich erwähne dies besonders, um diese 'Tubercula scharf von dem Processus retromastoideus, mit dem sie nichts zu tun haben, zu scheiden'. Ferner sieht man diese Linie nicht selten in starker Ausbildung auf den Processus mastoideus sich fortsetzen, und zwar in Gestalt einer kragen- förmig nach unten überhängenden ziemlich scharfen Leiste; dies Verhalten kommt auch beim Processus retromastoideus in Betracht; s. weiter unten. Die Linea nuchae inferior ist, wie mir scheint, in ihrer typischen Gestaltung noch nicht genau beschrieben worden. Meines Erachtens ist sie aus drei Stücken zusammengesetzt: einem im wesentlichen querlaufen- den Wurzelteil (s. Fig.ı L. n. i. [w]) oder Hauptschenkel und zwei Nebenschenkeln, in welche der Hauptschenkel lateralwärts ausläuft. Man könnte auch sagen, daß der Hauptschenkel sich in diese beiden Neben- schenkel lateralwärts teile. Der eine dieser Nebenschenkel, der obere, setzt meistens die quere Richtung des Hauptschenkels fort, bis er die Linea nuchae superior erreicht, in die er mehr oder minder deutlich über- geht. In einigen Fällen bekommt dieser obere Nebenschenkel auch eine leicht aufsteigende Richtung, seltener wendet er sich ein wenig nach ab- wärts zum Processus mastoideus hin. Der zweite Nebenschenkel, der untere, nimmt einen sagittalen Verlauf, indem er fast rechtwinklig von dem queren Wurzelteil, an dessen Teilungsstelle, in ziemlich genau sagittaler Richtung auf den Processus jugularis des Hinterhauptsbeins zuläuft. Hat man sich an diese Betrachtung der Linea nuchae inferior erst gewöhnt, so erkennt man diese Konfiguration fast an allen Schädeln mit Leichtigkeit. ! „Tori laterales«, H. Klaatsch. S. bei H. Matiejka, »Über die an Kammbildungen erinnernden Merkmale des menschlichen Schädels«. Sitzungsber. d. K. Akad. d. Wiss. in Wien. Mathem.-naturw. Klasse; Bd. CXV. Abt. III. Juni 1906, S. 51. — Ferner bei Frai- pont und Lohest: La race humaine de Neanderthal ou de Cannstadt en Belgique. Archives de Biologie VII, 1887, p. 618 ff. und insbesondere H. Klaatsch: Oeceipitalia und Temporalia der Schädel von Spy verglichen mit denen von Krapina. Zeitschrift f. Ethnologie, 34. Jahr- gang 1902. Berichte S. 392—409. Von Klaatsch rührt die Bezeichnung »Tori laterales« her. (Briefliche Mitteilung vom ıı. Mai 1909.) Klaatsch zitiert in der genannten sehr wertvollen Arbeit einen Satz G.Schwalbes, der zum ersten Male von »zwei« Tori spricht, die in der Mitte durch den 4 mm breiten »Innenwulst« vereinigt würden. Es empfiehlt sich durchaus, die beiden Hälften des so zerlegten Torus oceipitalis mit besonderen Namen zu belegen und scheint mir die von Klaatsch gewählte Bezeichnung »Tori laterales« ganz passend. Der Processus retromasltoideus. 5 Ich greife aus den Abbildungen der größeren Lehrbücher einige heraus, welche das Gesagte zeigen: D. J. Öunningham, Textbook of Anatomy, Edinburgh and London, Fig.82, S.106. Hier erkennt man den queren Hauptschenkel und die beiden Nebenschenkel deutlich. Dasselbe findet man bei Gray, Anatomy deseriptive and surgieal, Philadelphia, New York, 1897, Fig. 130, S.1ı64. Ebenso bei Morris and Lond, A Treatise on human anatomy, London 1898, Fig. 30, S. 25 an der linken Seite der Figur, wo die Muskelfelder markiert sind. Die Abbildung bei Poirier, Osteologie ı. Auflage, Paris 1899, S.404, Fig.428 zeigt rechts gleichfalls die drei Teile der Linie. Bei Rauber-Kopsch, 8. Auflage des Rauber- sehen Lehrbuches der Anatomie des Menschen, Leipzig 1908, Fig. 90, S. 58 sind nur der sagittale Nebenschenkel und das Wurzelstück deutlich. Bei Spalteholz, Handatlas der Anatomie des Menschen 3. Auflage, Bd. 1, 1901, Fig.2, S.2 fehlt auch der quere Nebenschenkel, während derselbe bei Graf von Spee, Skeletlehre, Jena 1896, Fig. 4, S. 100 wiederum deut- lich ist. In dem anatomischen Atlas von Toldt, 3. Auflage, Berlin und Wien 1903 gibt Fig.ıı2 deutlich den sagittalen Nebenschenkel, der quere ist indessen nicht zu sehen, ebensowenig auf Fig.ııı1. Bei Luther Hol- den, Human Osteology, comprising a desription of the Bones with delinea- tions of the attachments of the muscles, the general and mieroscopie structure of bone and its development, Sth Edition, by Ch. Stewart and R. W. Reid, London 1899, findet man Taf. V, Fig.ı die Linea nuchae inf. richtig abgebildet. Aber in allen Handbüchern und Atlanten werden, wenn auch alle drei Teile abgebildet sind, sie doch im Text nicht näher be- sprochen, meist gar nicht erwähnt; sie sind aber wichtig wegen der Ab- grenzung der Muskelfelder und wegen der Beziehungen der Linea nuchae inferior zum Processus retromastoideus — s. weiter unten. Am meisten übereinstimmend mit der hier gegebenen Darstellung spricht sich Widen- mann in seiner vortrefflichen Beschreibung von 30 Dschaggaschädeln' aus. Es heißt dort 8.375: »Regelmäßig stärker als die Linea nuchae superior ist die Linea in- ferior ausgeprägt.« ..... »Die Linea nuchae inferior teilt sich in zwei Schenkel, zwischen denen das Muskelfeld für den M. obliquus superior ! R. Widenmann, Untersuchung von 30 Dschaggaschädeln, Arch. f. Anthropologie Bd. 25, 1898. 6 WALDEYER: sich findet, welcher im Bogen dem unteren Schenkel folgt.« ..... » Median- wärts von dem Felde des M. obliquus superior liegt, dem Foramen magnum benachbart, das Ansatzfeld des M. rectus ecapitis postiecus major und nach innen (medianwärts) vom diesem, durch eine deutliche Kante von ihm ge- schieden, das Feld des M. reetus capitis postieus minor als eine ausge- sprochene Delle zu beiden Seiten des Unterteils der Crista oceipitalis externa.« Ich zitiere hier gleich die Widenmannsche Beschreibung der Muskel- felder mit, weil sie auch mit der im folgenden von mir gegebenen über- einstimmt. Wir finden neben der Grista oceipitalis externa inferior (s. Fig. ı, Cr. 0. i.) drei Muskelfelder: r. für den Reetus capitis posterior minor, 2. den Reetus cap. post. major und 3. den M. obliquus eapitis superior. Der M. rectus capitis post. minor liegt zunächst der Crista oceipitalis ex- terna, und wenn eine Impressio oeeipitalis inferior (s. weiter unten) vor- handen ist, nimmt er diese ein. Lateral folgt das Ansatzfeld des M. reetus eapitis post. major, welches bis an den unteren (sagittalen) Nebenschenkel der Linea nuchae inferior reicht. Nicht selten sind die beiden Ansatzfelder für die Reeti durch eine Art Crista oder Linie deutlich geschieden, welche nach oben bis zur Linea nuchae inferior reichen kann. Diese Linie tritt, wenn auch weniger deutlich, in Fig.ı zwischen den beiden Reetusfeldern hervor; schärfer ausgeprägt sieht man sie in der schon zitierten Fig. 112, S.56 der ersten Lieferung des anatomischen Atlas von Toldt, 3. Auf- lage, 1903. Toldt hat ihr hier den Namen »Crista museuli reeti capitis minoris« gegeben, während er das vorderste Stück des sagittalen Neben- schenkels der Linea nuchae inferior als Crista m. reeti capitis majoris be- zeichnet. Das Ansatzfeld des M. obliquus capitis superior liegt lateral vom sagittalen Nebenschenkel der Linea nuchae inferior, zwischen den beiden Nebenschenkeln dieser Linie und dem vordersten Teile der Linea nuchae superior, soweit dieser noch im Bereich des Hinterhauptbeines liegt — auf das Schläfenbein greift das Feld nicht hinüber. Dieses Feld ist mehr läng- lich und nach hinten (oben) zwischen den beiden Nebenschenkeln der Linea nuchae inferior etwas breiter als nach vorn (unten). Nach hinten (oben), wo der quere Nebenschenkel mit der Linea nuchae superior zusammenstößt, erreicht dieses Feld den gleich zu beschreibenden Processus retromastoideus, falls ein solcher vorhanden ist. In diesem Falle befestigt sich der M. obliquus capitis sup. an dem genannten Fort- Der Processus retromastoideus. 7 satze. Man vergleiche hierzu Fig. ı und 3, auf welcher die Ansätze der Mm. recti posteriores und des Obliquus superior dargestellt sind. Man sieht außerdem in Fig. 3 noch die Ansatzstücke der Mm. semispinalis capitis, splenius capitis und longissimus capitis. Ferner vergleiche man Fig. 4, wo gleichfalls ein kleiner Processus retromastoideus beiderseits sichtbar ist, an den sich eine Portion des M. obliquus capitis superior ansetzt. Außerdem zeigt die Figur eine bemerkens- werte Anomalie der Mm. recti capitis postt. majores insofern, als diese bedeutend schwächer sind als die Reeti minores; auch sind die beiden Obliqui superiores stärker als die Obliqui inferiores. Soweit mir die Literatur bekannt geworden ist (nachgesehen wurden: Le Double, Traite des variations du syst@öme musculaire de l’homme, Paris 1897, und die Jahresberichte von Schwalbe von 1898— 1907 einschließlich, und von da ab der Literaturbericht des Anatomischen Anzeigers), scheint ein derartiger Fall von Varietäten dieser Muskeln bis jetzt noch nicht beobachtet worden zu sein. An der Linea nuchae inferior sind noch mehrere wulstartige und höckerartige Bildungen unter Umständen zu unterscheiden; auch kann die- selbe einen »Torus oceipitalis inferior« bilden, ähnlich der Linea nuchae superior. Mehr oder minder starke Höcker oder Wülste können sich am Hauptschenkel oder auch am sagittalen Nebenschenkel entwickeln, sie können klar voneinander abgegrenzt auftreten, oder sich allmählich in die Umgebung verlieren. Ein gutes Beispiel solcher Wulstbildungen liefert unter andern der Schädel Nr. 58 vom Jahre 1884 der Berliner Anatomischen Sammlung. Auch sei auf R. Hartmanns Beschreibung eines Schädels von Mozambique verwiesen: Das anthropologische Material des Anatomi- schen Museums der Kgl. Universität Berlin; 1. Teil, 2. Abt. In: Die anthropologischen Sammlungen Deutschlands Bd. V, II, ı8gr. Vergleicht man die vorhandenen Beschreibungen vom Ansatze des M. obliquus capitis superior, so zeigen sich allerlei Verschiedenheiten. Die Mehrzahl der Angaben läßt den Ansatz zwischen der oberen und unteren Nackenlinie gelegen sein: Henle (Handbuch, Muskellehre, 2. Auflage, 1871, S.52), Luther Holden a.a.O., Gegenbaur (Lehrbuch, 7. Auflage, S. 360/61), Quains elements of anatomy, ıoth edit., Vol. I, P.ı, p. 32, Poirier et Charpy, Traite d’Anatomie humaine, Osteologie, 2° @dit., P. 404, Fig. 429 und Testut, Trait@ d’Anatomie humaine, 1896, 3° edit., T. 1, 8 WALDEYER: p- 119. In den betreffenden Abbildungen ist die Stelle des Ursprungs richtig angegeben, aber die Autoren berücksichtigen nicht den oberen queren Nebenschenkel der Linea nuchae inferior; sie fassen — und das ist wohl allgemein bisher so geschehen —, unter Vernachlässigung des oberen (queren) Nebenschenkels, den unteren (sagittalen) Nebenschenkel als alleinige Fortsetzung der Linea nuchae inferior auf, die dann völlig parallel der Linea nuchae superior von Anfang bis zu Ende verläuft. Am klarsten geht das aus den Abbildungen von Gegenbaur, a.a.O. Fig.145, S. 203, und insbesondere von Testut, a.a.O. p.ı20, Fig.108 hervor. — Romiti (Trattato di anatomia, Vol. I, p. 241) und Poirier (Myologie, Text, S. 523) setzen die Insertion des M. obl. cap. sup. direkt an die Linea nuchae in- ferior; in der OÖsteologie von Poirier ist die Stelle richtiger angegeben. Meines Erachtens kommt man zu einer klaren exakten Darstellung erst durch Berücksichtigung der beiden Schenkel der Linea nuchae inferior. Vergleiche die vorhin angegebene richtige Beschreibung von Widenmann. II. Crista oceipitalis externa. Bezüglich der Crista oceipitalis externa gestatte ich mir den Vorschlag, an ihr zwei Abschnitte, einen oberen (hinteren) und einen unteren (vorderen), zu unterscheiden und auch besonders zu benennen. Der obere Abschnitt, Grista oceipitalis externa superior, ist der Teil der Orista, welcher sich zwischen der Protuberantia oceipitalis externa und der Linea nuchae inferior befindet; der untere Teil erstreckt sich von der Linea nuchae inferior bis zum hinteren Rande des Foramen oceipitale magnum, in Fig. ı sind beide Teile gut zu unterscheiden und mit den Buchstaben Cr. o.s. und Cr. o.i. bezeichnet. Ich schlage diese Unterscheidung vor, weil die beiden Teile ein verschiedenes Verhalten zeigen können. Der eine kann stark ausgebildet sein, während der andere schwach vertreten ist oder gar gänzlich fehlt. Sie können eine sehr verschiedene Länge haben, je nachdem die Linea nuchae inferior näher an die Linea nuchae superior herangerückt ist oder weiter von ihr abliegt. Das eine Glied der Crista kann rauh und breit erscheinen, während das andere stark vorspringt und scharf sein kann, fast wie eine Messerschneide. Ich bemerke schließlich noch ausdrücklich, daß es Fälle gibt, in denen die beiden Abteilungen Der Processus relromastoideus. 9 der Crista nicht gut unterscheidbar sind und dieselbe von der Protuberantia oceipitalis externa bis zum Hinterhauptloch in gleichmäßiger Ausbildung durchgeht; die Linea nuchae inferior erscheint dann wie in zwei Teile zerschnitten. Alles dieses schien mir doch einer Berücksichtigung wert. IV. Impressiones oceipitales. In Kürze mag auch der eigentümlichen Bildungen der Hinterhaupt- schuppe gedacht sein, welche man als »Impressiones oceipitales« bezeichnen könnte. Ihrer ist wiederholt, insbesondere in anthropologischen Schädel- beschreibungen, aber auch in den Lehrbüchern Erwähnung getan worden; doch scheint es mir am Platze, hier diese Bildungen im Zusammenhange zu besprechen, zumal die bisherigen Darstellungen noch unvollständig sind. Zunächst haben wir nicht selten gerade oberhalb der Protuberantia ocei- pitalis externa eine flache Vertiefung, durch welche die Protuberanz stark herabgedrückt wird, so daß die Linea nuchae superior den Lauf eines Doppelbogens erhält. Diese Impression, deren Erklärung wohl nicht geringe Schwierigkeiten machen würde, kann unter Umständen die Kuppe eines Daumens aufnehmen'. Noch häufiger findet sich an Stelle des Muskelfeldes für den Musculus reetus capitis posterior minor jederseits eine solche Depression, die zu- weilen erhebliche Dimensionen annehmen kann. Ich habe diese sowie die eben beschriebene obere Grube besonders häufig an Peruanerschädeln ge- funden; sie dürften vielleicht mit der künstlichen Deformierung dieser Schädel in Zusammenhang gebracht werden. Seltener findet sich noch ! Diese obere mittlere Impression ist wohl identisch mit der von H. Klaatsch be- schriebenen »Fossa supratoralis«. Vgl. hierüber: ı. H. Klaatsch, »Oceipitalia und Temporalia der Schädel von Spy verglichen mit denen von Krapina«. Verhandl. der Ber- liner Gesellsch. f. Anthrop., Ethnol. und Urgeschichte 1902, S. 392—409. 2. H. Klaatsch in: K. Gorjanovit-Kramberger, Der paläolithische Mensch und seine Zeitgenossen aus dem Diluvium von Krapina in Kroatien. Mitth. der Anthropolog. Gesellsch. in Wien, Bd. 32, 3. Folge, Bd. II, Wien 1902. (Der Beitrag von Klaatsch findet sich S.194— 201 und Taf. Il; Klaatsch hat hier der betreffenden Bildung den Namen »Fossa supratoralis« gegeben.) 3. H. Matiejka, Über die an Kammbildungen erinnernden Merkmale des menschlichen Schädels. Sitzungsber. d. K. Akad. d. Wiss. in Wien. Math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. II, Juni 1906, S. 51. Phys.-math. Klasse. 1909. Abh. 1. tv 10 WALDEYER: eine bilaterale Impression zu beiden Seiten der Pars superior der Crista oceipitalis externa. Ich bezeichne diese Impressionen von oben nach unten der Reihe nach als »Impressio oceipitalis superior«, »Impressiones oceipitales intermediae« und »Impressiones oceipitales inferio- res«. Ihnen entsprechend ist, wie bekannt, die Schädelwand sehr dünn. V. Processus retromastoideus. Der Processus retromastoideus ist diejenige Bildung, welche mich zu einer erneuten Untersuchung der Regio oceipitalis und mastoidea des mensch- lichen Schädels veranlaßt hat und den Kernpunkt dieser Abhandlung dar- stellt. Ich fand denselben an Papuaschädeln, welche mir Hr. Stabsarzt Dr. Martini zur Verfügung gestellt hat, wofür ich ihm besten Dank aus- spreche. Sie stammen aus dem deutschen Gebiete von Neuguinea, von der kleinen, der Küste benachbarten Insel Tamara. Weiter unten werden diese Schädel im einzelnen beschrieben werden: hier stelle ich zunächst das zusammen, was zur Charakteristik des Pro- cessus retromastoideus im ganzen gesagt werden kann. Ich verstehe unter der Bezeichnung »Processus retromastoideus« einen meist stumpfen, bald mehr rundlichen, bald mehr länglichen Fortsatz von durchschnittlich 0,5 bis 2 em Höhe, der sich an der Stelle des Zusammen- stoßes des oberen queren Nebenschenkels der Linea nuchae inferior mit der Linea semieircularis superior entwickelt. Dieser Fortsatz gehört, da er hinter der Sutura oceipitomastoidea gelegen ist, dem Hinterhauptbein an; er befin- det sich rückwärts vom Processus mastoideus (s. Fig. 5 und 6), weshalb ich ihn Processus retromastoideus genannt habe. Stellt man die Schädel, welche diese Fortsätze zeigen, in die deutsche Horizontale ein, dann liegt der Fortsatz mit der Basis des Processus mastoideus in gleicher Höhe. Der Fortsatz kann einseitig oder auch doppelseitig vorhanden sein. Bei doppel- seitigem Auftreten kann er an beiden Seiten verschieden oder gleichmäßig entwickelt sein. Er kann gut von seiner Umgebung abgegrenzt erscheinen oder mehr verwischt in dieselbe übergehen. In einigen Fällen ist er, wie gesagt, mehr länglich und erstreckt sich dann in größerer Ausdehnung sowohl auf Teile der Linea nuchae superior wie inferior hin. Der Processus retromastoideus. 10 Wie eingangs bemerkt, habe ich zuerst in der letzten Dezember- sitzung vom Jahre 1903 in der Berliner Akademie der Wissenschaften diese Bildung besprochen; später habe ich die Schädel in der Berliner Gesell- schaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, s. Zeitschrift für Ethnologie 1898, 30. Jahrgang, S.251, dann auf der Versammlung der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft in Worms und auf der französi- schen Anatomenversammlung in Toulouse 1904 vorgezeigt. Eine kurze Notiz ist darüber in der Bibliographie anatomique vom Jahre 1904' ver- öffentlicht worden. Diese Notiz hat bereits Gelegenheit zur Beschreibung weiterer Fälle des Processus retromastoideus oder zu einer Erwähnung und Besprechung desselben gegeben, von denen mir folgende bekannt gewor- den sind: 1. A. F. Le Double et Louis Dubreuil-Öhambardel, Note sur le Processus retromastoideus. Compt. rend. de l’Association des Ana- tomistes. Septieme Reunion et premier Congres federatif international d’Anatomie, Geneve 6-10 Aoüt 1905. Die Verfasser haben rund 1000 Schä- del verschiedener Völker nachgesehen, insbesondere in der Absicht, fest- zustellen, ob der Processus retromastoideus ein häufiges Vorkommnis bilde und ob er etwa charakteristisch für die Papuaschädel sei. Sie kommen zu folgendem Ergebnisse: »La proportionalite, suivant laquelle le processus retromastoideus se rencontre chez les Papous, n’est pas assez forte pour qu'il soit permis de le considerer comme un caractere ethnique de cette race. « »Il semble, d’ailleurs, se rencontrer avec une plus grande frequence sur les eränes de Polynesiens, et on peut le trouver, quoique plus rare- ment, sur les eränes d’Europeens. « »Sa presence parait etre la consequence du developpement exagere du systeme musculaire, ainsi que semblerait le demontrer: 1° La coinei- dence sur le m&me sujet d’autres apophyses osseuses correspondant aux surfaces d’insertions musculaires; 2° sa plus grande frequence du eöte droit; 3° son absence constatee sur les eränes feminins. « 2. Dr. OÖ. Schlaginhaufen, »Über eine Schädelserie von den Maria- nen«, Jahrbuch der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft 1905, ı W. Waldeyer, Remarques sur l’anatomie de l’ecaille de l’oceipital. Bibliographie anatomique. Supplement 1904. Compt. rend. de l’Association des Anatomistes. VI Sess. Toulouse 1904, p. 201. 2’# 12 WALDEYER: S. 454—509. Schlaginhaufen untersuchte eine Anzahl Schädel von der Insel Saipan (Marianen), die vom Bezirkshauptmann Hrn. G. Fritz in Saipan gesammelt und dem Museum für Völkerkunde in Berlin überwiesen worden waren. Prof. Dr. von Luschan übergab sie Hrn. Schlaginhaufen zur Bearbeitung. S.467, Fig.5 wird ein unzweifelhafter Processus retromastoi- deus abgebildet. S.477 heißt es weiter: »Nahe dem Margo mastoideus schließt sich eine bei manchen Schädeln mächtig entfaltete Protuberanz an (d.h. an einen Torus oceipitalis'), die in ihrer exzessivsten Entwick- lung der Form nach am ehesten dem Processus mastoideus verglichen werden kann. Zwei Drittel der Schädel, die eine Untersuchung dieser (regend gestatteten, weisen diesen Höcker in stärkerer oder schwächerer öntfaltung auf. Vielleicht handelt es sich um dieselbe Bildung, die Wal- deyer unter dem Namen ‚Processus retromastoideus‘ an Schädeln von Papuas beschreibt. « Durch die Freundlichkeit von Luschans war es mir möglich, die betreffenden Schädel zu vergleichen. Es handelt sich um etwa 12 Schädel der Reihe, die so gut erhalten sind, daß die Gegend des Processus retro- mastoideus intakt ist. Beim Schädel S. Ss02 (Nr. ı der Tabelle Schlag- inhaufens — s. dessen Abbildung Fig. 5, S. 467) sind die Processus retro- mastoidei sehr deutlich entwickelt, mittlerer Größe und gut abgesetzt. Sehr interessant ist das auch von Schlaginhaufen betonte Vorkommen eines gut ausgebildeten Processus asteriacus (s. weiter unten) an der rechten Seite; darüber liegt noch, und zwar im Bereiche des Scheitelbeins, ein dritter Höcker, siehe die zitierte Abbildung, die übrigens diese Dinge sehr wenig gut wiedergibt. Außerdem zeigen noch zwei andere Schädel dieser Reihe, S. 803 und S. 1009, einen gut entwickelten Processus retro- mastoideus; bei einigen anderen ist er schwach angedeutet, jedoch un- verkennbar (Nr. 2 und 3 der Tabelle Schlaginhaufens). 3. H. Matiejka, Über die an Kammbildungen erinnernden Merkmale des menschlichen Schädels. Sitzungsber. der Wiener Akad., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. II, Juni 1906 erwähnt S. 410 den von mir be- schriebenen Processus retromastoideus und bemerkt mit Recht, daß derselbe von dem als »Crista asteriaca inferior« durch Matiejka bezeichneten Wulste unterschieden werden müsse. ' Das Eingeklammerte ist ein Zusatz von mir. Waldeyer. Der Processus retromastoideus. 13 4. K. Hauser, Das kraniologische Material der Neuguinea-Expedition des Dr. Finsch (1854/85) und eine Schädelserie aus Neuirland. Inaugural- dissertation, Berlin 1906 sagt S.S9g von einem Männerschädel der Kaan- Inseln (Nr. 36, S. 400): »An beiden Asterien springt ein rauher Fortsatz hervor«. Das könnte meines Erachtens sowohl ein Processus asteriacus als auch ein Tubereulum supramastoideum posterius sein. Über beide Bildungen s. weiter unten. 5. In Fig. 4, zu Schädel X der Widenmannschen Arbeit (a. a. O.) gehörig, findet sich beiderseits ein kleiner, aber sehr deutlich hervortre- tender Processus retromastoideus abgebildet. Die Mitteilung Staurenghis, »Sviluppo e varietä della Squama ocei- pitale dell’ uomo ece. Atti Congr. Naz. Ital., Milano 1906 ist mir nicht zugängig gewesen; ich kann also nicht sagen, ob sie etwas über den Pro- cessus retromastoideus und die anderen hier besprochenen Dinge enthält. Soweit mir die einschlägige Literatur bekannt geworden ist, hat vor meiner ersten Mitteilung der Processus retromastoideus keine Beachtung gefunden, wenn man ihn auch in einzelnen Beschreibungen von Schädeln erkennen kann. Ich gebe erst jetzt die ausführlichere Beschreibung mit den betreffen- den Abbildungen, da ich vor allem noch eine größere Anzahl von Schädeln auf das Vorkommen dieses Fortsatzes hin untersuchen wollte. Ich kann nun mitteilen, wie das schon Le Double gefunden hat, daß der Pro- cessus retromastoideus sich auch in mehr oder minderer Häufigkeit bei anderen Völkerstämmen als den ozeanischen findet; soweit aber mein Ma- terial reicht, ist er doch am häufigsten und wohl auch am stärksten bei den Papuas entwickelt. Ich selbst fand den Fortsatz beiderseits gut ent- wickelt, außer an den weiter unten eingehender beschriebenen Schädeln, an dem Schädel Nr. 2 aus der Astrolabebai, der von R. Virchow in Zeit- schrift für Ethnologie Bd. V, insbesondere S. 72, beschrieben worden ist. Siehe auch darüber Miklucho-Macley, ebendas. S. ı35; ferner an einem Schädel der Sammlung der Berliner Gesellschaft für Anthropol., Ethnologie u. Urgesch. Nr. 1536 aus Neuguinea vom Kaiserin-Augusta-Fluß. Der Schädel stammt aus der Sammlung R. Virchows. In den von J. Fridolin, Südseeschädel, Arch. für Anthropol. Bd. 28, 1900 gegebenen Abbildungen glaube ich auch bei einigen den in Rede stehenden Fortsatz zu erkennen, wie an dem “ Schädel aus Lydia-Island Taf. V, Nr. 5, S. 693. Dasselbe zeigen zwei von R. Virchow gegebene Abbildungen (Fig. ı u. 3) in der 14 WALDEYER: Mitteilung über sechs Schädel aus Jaunde in Kamerun, Zeitschrift für Ethno- logie, 29. Jahrgang, 1897, S. 604ff. Kleine, jedoch deutlich erkennbare Processus retromastoidei haben die von A. Lissauer, Zeitschrift für Ethno- logie Bd. 33, S. 367 beschriebenen Melanesierschädel Nr. 14, 15 und 17 von der Anachoreteninsel. Nr. ı4 zeigt ihn nur links, die beiden andern an jeder Seite. Unter 211 der von Dr. Finsch aus Melanesien mitgebrachten Schädeln (zur Zeit im Museum für Völkerkunde in Berlin) fand ich 23, an denen der in Rede stehende Fortsatz in verschiedener Stärke, jedoch deutlich als soleher erkennbar, vorhanden ist; an vier von diesen Schädeln in stärkerer Ausbildung. H. Stahr teilte mir unterm 11. März 1904 aus Dresden brieflich mit, daß er unter den Schädeln des dortigen Anthropologischen Museums nach- stehende, mit einem gut entwickelten Processus retromastoideus versehen, gefunden habe: ı. Nr. 138, Kordo, Mysore, <‘ matur. Proc. rm. beiderseits stark ent- wickelt und gut abgegrenzt. 2. Nr. 100, Kordo, Mysore, ‘ adult. Proc. rm. beiderseits vorhanden, aber rechts viel stärker markiert; beide sind mehr längliche Wülste, in sagittaler Richtung entwickelt. 3. Nr. 146, Kordo, Mysore, 4‘ matur. Proc. rm. beiderseits sehr groß, aber flach ausgedehnt. 4. Nr. 3161, Daru, Britisch-Neuguinea, “ matur. Proc. rm. beider- seits gut entwickelt, doch rechts umfangreicher, aber weniger prominent. 5. Nr. 3112, Papuagolf, matur. Schädel rot, untere Hälfte der Stirn weiß. Proc. rm. links stark, rechts nur angedeutet. 6. Nr. 3127, Papuagolf, <‘ matur. Färbung des Schädels wie bei Nr. 3112. Proc. rm. beiderseits vorhanden, aber links viel stärker. 7. Nr. 3130, Papuagolf, 5‘ adult. Färbung des Schädels wie bei Nr. 3127 und 3112. Proc. rm. beiderseits gut entwickelt, aber als läng- licher Wulst in sagittaler Richtung. Prof. Dr. Jacobi, Direktor des Kgl. Zoologischen und Anthropologisch- Ethnographischen Museums in Dresden, hat mir die Mitteilung dieser Daten freundlichst gestattet; ihm wie Hrn. Dr. Stahr sage ich an dieser Stelle verbindlichsten Dank! Der Processus retromastoideus. 15 Was die Ursache der Entwicklung des Processus retromastoideus sei, ist, wie mir scheint, nicht so leicht festzustellen. Eine Zeitlang habe ich an den Gebrauch einer »Nackenstütze« bei den betreffenden Völkerstämmen gedacht. Unter anderen berichtet darüber von Quast, daß solche in Neu- guinea in Gebrauch sei; s. Zeitschrift für Ethnologie Bd. 7, S. (24). Hr. Kollege A. Krämer hatte die Güte, mich auf eine Stelle in Wilkes »Nar- rative of the U. S. Explor. Expedition, Vol. III aufmerksam zu machen. Es heißt dort, S. 345, von den Fidjiinsulanern: From the constant use of this pillow, a seirrhus lump, as large as a goose-egg, is often formed on the nape of the neck«. Es ist immerhin möglich, daß dieser Brauch dazu beiträgt, den Fortsatz zu häufigerer und größerer Entwicklung zu bringen. Indessen ist zu bemerken, daß, wie mir von Luschan mitteilte, die betreffenden Leute nicht mit dem Nacken auf der zu Unrecht so- genannten »Nackenstütze« zu ruhen pflegen, sondern mit der Seite des Kopfes ihr aufliegen. Wie mir aber jüngst Bolk (Amsterdam) berichtete, kommt jedoch auch die Nackenlage auf diesen Stützen vor. Le Double führt ihn, wie wir sahen, auf eine stärkere Entwicklung der Nackenmuskulatur zurück; es ist in der Tat richtig, daß der Fortsatz sich häufiger (ob ausschließlich?) beim männlichen Geschlechte findet und daß meist auch die anderen Muskelmarken am Hinterhaupt sehr stark ent- wickelt sind, wenn wir einem Processus retromastoideus begegnen. Man vergleiche hierüber noch R. Virchow a. a. O., insbesondere Zeitschrift für Ethnologie Bd. V. Aber man hat wiederum weiter zu fragen, woher kommt denn die beträchtliche Entwicklung der Nackenmuskulatur bei denjenigen Stämmen, die am häufigsten den Processus retromastoideus zeigen? Bolk machte mich noch auf den gewichtigen Kopfschmuck, den bei vielen Papuastämmen die Männer tragen, und der am Nacken herabhängt, als wahrscheinliche Ursache aufmerksam. Diese Last bedingt unzweifelhaft eine stärkere Entwicklung der Nackenmuskulatur. Auffallend ist jedoch, daß der Fortsatz an der Insertion eines so kleinen Muskels, wie des Obli- quus capitis superior, seinen Sitz hat. Ein eingehendes Studium der Lebens- gewohnheiten der Papua mit Rücksicht auf diese Verhältnisse, sowie ein- gehende Muskelpräparation ihrer Nackengegend wären hier erwünscht. Ich lasse nun eine tabellarische Zusammenstellung meiner Befunde über das Vorkommen des Processus retromastoideus an 1224 Schädeln verschiedener Völker folgen: 16 WALDEYER: Processus retromastoideus Bezeichnung der Schädel Zahl schwach , mittel stark Ba aller > er. Br ee 101 30 6 o Ozeanier IBolynesierseu Er Er a: 6 I [6) [6) IN strallener Er Er 21 14 [6) o Mittelasiaten (Kalmücken, Tataren, IBerSen) er re 29 6 I I Is (vonsSmyrna)enasen nr 12 2 [6) [6) 1 Japanerser rare re 6 I [6) [6) Asiaten EN. a a oo 5 a Br re 2 [6) (6) [6) Chinesen are Re SET» 25 os 2 [e) Vorder- und Hinterindier. . . . . 92 8 2 o Negritosi. HHYV. LOE NIW. ul „20 8 2 o o Alt-Ägypter. Saraye ee 24 2 o o | Nordafrikaner (Kairo, Tunis). . . . 60 7 2 I Nenner westafrikanische und ostafrikanische INegeraruikmer. rl SERLERNE SUERIEE 233 19, | 4 o | Bantuyolkersgp. ver re 18 Leu! [6) [6) Hottentotten und Buschmannleute . . 15 © © © Kan einen Indianern 2 27 o | I o 4 IMexikanerv ann „Su DAN Bub Amen. Er I {e) [6) mern ee Reh ELOE BL SIT RO IE = 5 3 o Botokudenf rn af: 4 L [6) [6) Kappe Er mer ur Br Er Er 8 I o [6) Türken, Finnen, Esten, Letten . . . 12 ° [e) [6) Europa | Juden. . 2.2. ne. 6 ON 6) (6) Slavenseäfr 145 Sllawe: ra 2 20 | 2 [6) bewohnende | Romanen a er Io 2 [6) (6) Völker | Schädel aus der Krim. . . 2... 6 ı o o Ho Terre er er Eee 19 Sun o (6) Schädel vom Berliner Präpariersaale . 350 36 13 I Summe sämtlicher Schädel: Ozeanien 128 45 6 o INSIatEenWEr er: 174 17 5 L ANSANENNETR O0. Ne 350 29 6 I ‚Aunerikanerär. ker rue. e I4I 12 3 [6) Europäer se 431 45 15 I Gesamtsumme . . .|| 1224 148 35 2 ! Die in dieser Abhandlung besonders beschriebenen und erwähnten Papuaschädel mit starkem Processus retromastoideus sowie die von Stahr und Schlaginhaufen besprochenen sind nicht mit in den 101 hier in der Tabelle gezählten Papuaschädeln einbegriffen, sonst würde sich der Prozentsatz erheblich erhöht zeigen. Der Processus retromastoideus. 167 VI. Tubereulum supramastoideum posterius und Processus asteriacus Haferland. Um den Processus retromastoideus gut zu kennzeichnen und ihn von ähnlichen Fortsätzen scharf zu sondern, bin ich genötigt, noch auf zwei andere Fortsätze der betreffenden Schädelgegend, die ich mit den Namen Tubereulum supramastoideum posterius und anterius belegen möchte, sowie auf Haferlands Processus asteriacus näher einzugehen. Von Haferland' ist unter dem Namen »Processus asteriacus« ein eigentümlicher rundlicher Fortsatz beschrieben worden, welcher an beiden Seiten sich aus dem Angulus mastoideus des Scheitelbeins entwickelt und dicht über der Sutura parietomastoidea lateralwärts wie ein kleiner Zapfen abstehend hervorragt. Auch dieser Fortsatz ist seither mehrfach, namentlich bei Melanesierschädeln, von Haferland selbst in geringerer Ausbildung vor- gefunden worden. Ferner finden sich bei Schlaginhaufen a.a. O., Schädel Nr. ı seiner Tabelle, wie vorhin S. ı2 angegeben, und bei Matiejka, a.a.O. S.22 einzelne Fälle. Ich habe nun schon, um den Unterschied zwischen diesem Fortsatz und dem Processus retromastoideus festzustellen, auch auf den Processus asteriacus geachtet und kann zu der von Haferland gegebenen Darstellung einiges ergänzend hinzufügen: Die von Haferland beschriebene und ab- gebildete, ich möchte sagen, typische oder reine, gut abgegrenzte Form des Processus asteriacus ist etwas Seltenes. Bei dieser Form gehört, wie gesagt, der Fortsatz lediglich dem Scheitelbein an. Anklänge an ihn finden sich freilich häufiger, indem der unmittelbar die Sutura parietomastoidea be- grenzende Rand des Scheitelbeins etwas verdickt ist und sich wie eine aufgeworfene Lippe über die Naht ein wenig hinüberwulstet. Häufiger noch als diesen Befund konstatierte ich einen anderen, der in Fig. 2 ab- gebildet ist; hierbei findet sich ein rundlicher oder flach erhabener, zu- weilen recht ansehnlicher Höcker, der zur Hälfte dem Angulus mastoideus des Parietale, zur Hälfte der Pars mastoidea des Temporale angehört, so daß die Sutura parietomastoidea quer durch den Höcker hindurchläuft. ! Zeitschr. für Ethnologie 1905, Bd. 37, S. 207. Phys.-math. Klasse. 1909. Abh. 1. 3 1S WALDEYER: Auch hierbei kommen allerlei Varianten vor: bald sind der parietale und temporale Teil des Höckers von gleicher Größe, bald überwiegt der eine Anteil, meist nach meinen Befunden der temporale. Sehr selten scheint ein Befund zu sein, den ich an einem Negerschädel erheben konnte, wo auf der Pars mastoidea, an der typischen Stelle des in Rede stehenden Vorsprunges, ein länglich rundlicher, fast erbsengroßer glatter Höcker sich scharf aus dem Knochen heraushebt, etwa 3 mm unter- halb der Sutura parietomastoidea, während am Parietale keinerlei Verdiekung zu bemerken war: diese Hervorragung war nur einseitig ausgebildet‘. Es fragt sich nun, ob wir den Namen »Processus asteriacus«, der von Haferland für eine ganz bestimmte Varietät des Höckers gegeben worden ist, beibehalten sollen? Ich möchte vorschlagen, den Höcker, wie ich ihn beschrieben habe, sobald die Pars mastoidea daran mitbeteiligt ist, als »Tubereulum supramastoideum posterius« zu bezeichnen, ihm aber den Haferlandschen Namen »Processus asteriacus« zu be- lassen, sobald er allein dem Parietale angehört. vM. Crista supramastoidea und Tuberculum supramastoideum anterius. Als Crista supramastoidea wird die Fortsetzung der Wurzel des Jochbogens auf die Basis des Processus mastoideus beschrieben. Obwohl diese Benennung in die B.N. A. nicht aufgenommen ist, gehört sie doch einer so regelmäßigen und charakteristischen Bildung des menschlichen Schädels und auch vieler tierischer Schädel an, daß sie eine besondere Benennung und Beachtung verdient. In den meisten Fällen hört diese Crista da, wo sie, gewöhnlich etwas aufwärts umbiegend, die Sutura squamosa erreicht, plötzlich auf. In andern Fällen setzt sie sich auf das Parietale fort, und zwar in die untere Schläfen- linie. Es sei hier gleich bemerkt, daß das vorhin behandelte Tubereulum mastoideum posterius im Bereiche der oberen Schläfenlinie gelegen ist. Dies ist auch bei dem Processus asteriacus Haferlands der Fall; er ge- ! Der Schädel stammt noch aus dem Walterschen Museum und ist in dem betreffenden gedruckten Kataloge unter Nr. 2577 bezeichnet als »Cranium Aethiopis adultic ohne weitere Bemerkungen. Das Museum J. G@. Walters wurde seinerzeit vom Staate angekauft und 1810 dem Berliner Anatomischen Universitätsmuseum einverleibt. Der Processus retromastloideus. 19 hört der oberen Schläfenlinie an. Gar nieht selten kommt es vor, daß in den Fällen, bei denen die Crista supramastoidea an der Schuppennaht plötzlich aufhört, der Angulus mastoideus hinter die Squama temporalis zurückweicht, so daß diese Stelle wie eingesunken erscheint. Der Rand der Squama hebt sich dann oft scharf über das Parietale hinaus und man sieht eine tiefe, unregelmäßig konturierte Depression an dieser Stelle. Häufig liegen dort auch einer oder mehrere kleine Schaltknochen. In andern Fällen, und zwar in denen, wo sich die Orista supramastoidea in die untere Sehläfen- linie fortsetzt, liegen die betreffenden Knochen in gleicher Flucht und es fehlt die erwähnte Depression. In manchen Fällen nun, namentlich dann, wenn die Depression be- steht und die Örista supramastoidea sich nicht auf das Parietale fortsetzt, bildet das hinterste oberste Stück dieser Crista einen deutlichen Höcker, meist von länglicher, die Flucht der Crista selbst fortsetzender Gestalt. Der Höcker kann jedoch auch eine mehr rundliche Form aufweisen, ich nenne ihn »Tubereulum supramastoideum anterius« (s. Fig. 2). In Fig. 2 ist auch die erwähnte Depression deutlich zu sehen. Der Höcker ist schon wiederholt bemerkt und abgebildet worden, jedoch wohl noch nicht genauer besprochen und charakterisiert, was denn hiermit geschehen sein mag'. vn. Das Dreihöckerbild, Configuratio tritubereculata. An einigen Schädeln aus der Sammlung der Berliner Anthropologischen Gesellschaft fanden sich einseitig oder doppelseitig die drei hier beschrie- benen Höcker, der Processus retromastoideus, das Tuberceulum supramastoi- deum posterius und anterius fast gleich gut und deutlich ausgebildet. Hierdurch entsteht ein ungemein charakteristisches Bild des Skelettes der Regio mastoidea, für welches ich als kurze Bezeichnung den Namen » Drei- höckerbild « (Configuratio trituberculata) vorschlage. Einige dieser Schädel sind in der Spezialbeschreibung eingehender besprochen worden, und ich ! Brösike, @., die anthropologischen Sammlungen Deutschlands. Arch. für An- thropologie 1881 gibt, wie es scheint, als erster den Namen »Tubereulum supramastoideum « jedoch ohne weitere Besprechung. Brösike notiert diese Bildung an fünf Papuaschädeln der Berliner anatomischen Sammlung, den Nummern 10353, 10518, 10525, 10551 und 26092. 3* 20 WALDEYER: verweise darauf. Fig. 2 zeigt das Bild in klarer Weise. Sehr ausgeprägt fand ich dasselbe auch an einem Schädel aus der Privatsammlung von Luschan’s (Nr. 633, vom Jahre 1883; G. Kreitner leg. in Gerrit Denys, einer kleinen Insel bei Neuirland. Hat man sich daran gewöhnt, die Stellen der drei Höcker an den Schädeln aufzusuchen, so ist man einiger- maßen überrascht über die Häufigkeit, in der man wenigstens in Spuren das Dreihöckerbild wahrnehmen kann. Offenbar liegen hier mechanische, zum Teil durch Muskelwirkung bedingte Verhältnisse zugrunde. Ich glaubte deshalh besonders auf diese eigentümliche Konfiguration aufmerksam machen zu sollen. IX. Suleus supramastoideus. Bei der Betrachtung der Norma lateralis fast sämtlicher Schädel fällt es auf, daß vom äußeren Gehörgange aus sich in der Flucht der Crista supramastoidea und unter dieser eine flach ausgetiefte Furche zwischen dieser Crista und einem mehr oder weniger akzentuierten kammartigen Vorsprunge des Processus mastoideus auf das Parietale hinaufzieht. Dieser Suleus vermag ziemlich genau das vorderste Glied des kleinen Fingers auf- zunehmen, hat also ungefähr ı em Breite bei 2—3 em Länge; nach hinten oben geht er unmittelbar in das zwischen beiden Schläfenlinien liegende Knochenfeld über und sein Boden zeigt stets eine größere Glätte gegen- über dem nach hinten von ihm gelegenen rauheren Teile des Warzenfort- satzes. Ich wollte auch diese Konfiguration der Regio mastoidea nicht unbesprochen lassen, denn wie mir aus der Vergleichung der Angaben der Handbücher erscheint, ist diese Bildung, welche ich als Suleus supra- mastoideus bezeichne, noch nicht genügend beachtet worden. In den Abbildungen tritt sie meist unverkennbar hervor, ein Beweis, wie deutlich sie ist; aber die Beschreibungen berücksichtigen sie, soviel ich sehe, kaum. Dieser Suleus hat eine nicht geringe topographische Wichtigkeit: An seinem vorderen Ende befindet sich der Porus acusticus externus und hinter diesem im Suleus selbst die Spina supra meatum; vom Boden des Suleus aus kommt man beim Aufmeißeln geradeswegs zum Antrum tympanicum, während der unmittelbar hinter dem Suleus liegende rauhere Teil des Processus mastoideus dem Suleus sigmoideus entspricht. Auch ist sicher- Der Processus retromastoideus. Dil lich das Auslaufen des Suleus in das temporale Interlinealfeld nicht ohne Interesse. So mag denn seine besondere Hervorhebung durch eine Namen- gebung berechtigt erscheinen. Literarhistorische Bemerkungen zu den Abschnitten VI—IX einschließlich. Die Grista supramastoidea ist vielfach besprochen und beschrieben worden. Broca scheint sie zuerst benannt, und zwar mit diesem Namen belegt zu haben. Auf eine an Kollegen von Török gerichtete Anfrage hatte dieser die Güte, mir folgendes mitzuteilen: »Broca schreibt in seinen Instruetions eraniologiques et craniometriques de la Soeiete d’Anthropologie de Paris, Paris 1875«: »Cä, elle (gemeint ist die Linea temporalis inferior) coupe la suture parieto-temporale et se continue, sur la face externe du temporal, avec la ligne ou erete sus-mastoidienne.« Da nun Broca hier ohne weiteren Zusatz dies Wort gebraucht, so kann man noch zweifeln, ob diese Stelle die erste ist, wo man das Wort findet; man pflegt doch sonst, wenn man eine neue Bezeichnung einzuführen sich genötigt sieht, dies irgendwie kenntlich zu machen. Matiejka, a.a.O. S.ı7 sagt aus- drücklich, daß diese schon von Hyrtl und von H. von Ihering' be- schriebene Bildung, welcher von Ihering einen Namen wünschte, aber nicht gab, von Broca Ligne ou Ürete sus-mastoidienne benannt sei. Matiejka gibt aber kein Zitat hierfür, weshalb ich mich an von Török gewendet habe. Wenn Matiejka ferner Brösike bei den Namen »Crista s. Tuber- culum supramastoideum« anführt, so ist das nieht völlig genau, da man aus den kurzen Bemerkungen Brösikes a.a.O. entnehmen muß, daß er zwischen Örista supramastoidea und Tubereulum supramastoideum, die allerdings einer Stammbildung angehören, mit Recht unterscheidet. Die Bezeichnungen von Dalla Rosa = Crista retrotemporalis, von Sergi = Eminentia temporo-mastoidea, von R. Virchow = Crista aurieularis, die auch Matiejka anführt, müssen meines Erachtens hinter dem ersten von Broca gut gewählten Namen zurückstehen. Bei Matiejka, auf dessen gründliche Abhandlung ich in dieser Be- ziehung noch ausdrücklich hinweisen möchte, findet man, wie mir scheint, ! Ihering, H.von, Die Schläfenlinien des menschlichen Schädels. Reicherts und Du Bois-Reymonds Archiv für Anatomie, Plıysiologie und wissensch. Medizin. 1875. S. 67. 22 WALDEYER: vollständige literarhistorische Angaben über die hier als Crista supra- mastoidea, als Processus asteriacus Haferland und als Tubereulum supra- mastoideum anterius und posterius besprochenen Bildungen. Man ersieht daraus, daß auch der Haferlandsche Processus asteriacus schon bekannt gewesen ist, wenn auch vielleicht nicht in der von Haferland beschrie- benen knopfartigen Form; wenigstens deutet Matiejka (a.a. 0. 20) Ma- nouvriers »Ürista parietalis inferior posterior« dahin, und führt weitere Beschreibungen dieser Crista von R. Virchow, R. Martin, von H. Allen u.a. sowie eigene Beobachtungen an (s. S. 2ı und 22 a.a.0.). Das, was Matiejka als Grista asteriaca superior oder eher noch als Processus aste- riacus superior bezeichnet, ist von v. Török zuerst als »Crista supra- mastoidea posterior« beschrieben worden'; diese Bildung fällt mit dem zusammen, was ich mit dem Namen Tubereulum supramastoideum post. hier bezeichnet habe, oder schließt sich diesem doch an. Matiejkas » Processus asteriacus inferior« oder »Crista asteriaca inferior« (a.a.0. S.61) ist von mir nieht berücksichtigt worden. Daß dieser Fortsatz vom Pro- cessus retromastoideus durchaus verschieden ist, gibt Matiejka mit vollem Rechte an (a.a. 0. S.62 Anm.). Man vergleiche über diese Bildungen auch die literarhistorischen und anderen Angaben Dalla Rosas’, insbesondere S. 81 ff. Das, was L. Lanzi, Le anomalie della pars mastoidea del temporale umano. Üon la deserizione di un nuovo gruppo di anomalie e conside- razioni sulla pars mastoidea normale. Atti della R. Accademia dei Fisio- eritiei in Siena, Serie IV, Vol. XIX, anno accademico 216 (1907), Siena 1907, P.99 als »Apofisi retromastoide« bezeichnet (S. ırı heißt es auch »Processo retromastoideo«), ist nichts anderes als der hinter der Ineisura digastrica gelegene Teil des Processus mastoideus und hat mit dem von mir hier beschriebenen Processus retromastoideus, dem ich bereits 1903 diesen Namen gab, nichts zu tun. Meines Erachtens sollte die von Lanzi gewählte Bezeichnung, falls man überhaupt dem betreffenden Abschnitte des Processus mastoideus eine besondere Bezeichnung geben will, abgeändert werden, um Verwechselungen zu vermeiden. ' Török, Aurel von, A felkörös haläntekvonalak különbözö alakjairöl. Klausen- burger med.-naturw. Anzeiger, Bd. 1], 1879. * Dalla Rosa, L., Das postembryonale Wachsthum des menschlichen Schläfenmuskels. Stuttgart 1886. 4. F. Enke. Der Processus retromastoideus. 23 Giuffrida-Ruggeri' spricht (a.a.O. S. 37) von einem »Ingrossamento retromastoideo« (tra la eresta sopramastoidea e la sutura oceipito-temporale). Damit kann wohl nichts anderes gemeint sein als der Höcker oder die Verdiekung, welche ich als Tubereulum supramastoideum posterius be- zeichnet habe. Es bleibt indessen zweifelhaft, da keine Abbildung und keine nähere Beschreibung gegeben sind, ob nicht dasselbe gemeint ist, was später Lanzi »Apophysis retromastoidea« genannt hat, siehe das vorhin Gesagte. Jedenfalls aber kann Giuffrida-Ruggeris Ingrossamento retro- mastoideo nicht der Processus retromastoideus sein, wie ich ihn verstehe. Was den von mir zu einer besonderen Benennung empfohlenen Suleus supramastoideus anlangt, so hat ihn, wie mir scheint, zuerst Klaatsch hervorgehoben. Unzweifelhaft sind in den überaus zahlreichen Einzelbeschreibungen von Schädeln im ganzen und von der Hinterhaupt- und Warzenfortsatz- gegend die hier besprochenen Bildungen verschiedene Male erwähnt wor- den; man wird es mir aber nicht als Fehler anrechnen, wenn ich nicht alle diese Einzelbeschreibungen verglichen habe. Die Jahresberichte habe ich durchgesehen; diese können jedoch nicht jede Einzelheit anführen. Was ich als Ergebnis dieser Studie ansehen möchte, ist vor allem das, daß ich auf die zum Teil von mir besonders benannten Teile: Crista supra- mastoidea, Tubercula supramastoidea, Suleus supramastoideus in ihrer Zu- sammengehörigkeit und in ihrem häufigen, in Spuren fast regelmäßigen Vorkommen aufmerksam gemacht habe. Wir müssen in ihnen regelmäßige Schädelbildungen erkennen, die in dem »Dreihöckerbilde« zum stärksten Ausdrucke gelangen. Dies ist, soviel ich aus der Literatur entnehme, bisher noch nicht geschehen. Es wird sich empfehlen, bei künftigen Beschrei- bungen von Rassenschädeln, darauf zu achten; vielleicht findet man dann auch die von mir vorgeschlagenen Benennungen empfehlenswert. Dasselbe mag für die »Impressiones oceipitales« gelten. In eine zusammengefaßte Darstellung sind sie noch nicht gebracht worden. Ich mochte die Bezeichnung »Fossae« hier nicht gern verwenden, da es sich um meist ganz flache Vertiefungen handelt und wir der »Fossae« schon an andern Stellen des Hinterhauptes haben. ! Giuffrida-Ruggeri, Crani e Mandibole di Sumatra. Atti della Societa Romana di Antropologia. Vol. IX, fase. 3. Roma 1903. 8. 24 WALDEYER: Als bisher so gut wie unbeachtet gebliebene Bildungen konnte ich den Processus retromastoideus und den horizontalen Zweigschenkel der Linea nuchae inferior hinstellen. Die Dinge, die bisher unbekannt oder wenig beachtet waren, müssen erst einmal hervorgezogen und genau, namentlich auch in ihrem Zusammen- hange mit andern Bildungen, beschrieben werden. Das ist notwendige Vor- arbeit. Dieser hat die Aufklärung über die Entstehung und Bedeutung dieser äußeren Erscheinungsformen zu folgen. Das ist die spätere, aber lohnendere Arbeit. Diese kann jedoch erst nach weiteren Erfahrungen auf beschreibendem Gebiete in Angriff genommen werden. X. Einzelbeschreibung der betreffenden Schädel. 1. Schädel von der Insel Tamara mit Unterkiefer. KRatalog>1903-..Nr 86.58. Big. Der Schädel ist klein, phanerozyg; in der Norma oceipitalis fällt auf ein starker Torus oceipitalis von 5 cm Durchmesser von rechts nach links. Derselbe ist symmetrisch, so daß auf jede Schädelhälfte 23 em kommen. Der Torus ist rauh, wie zerklüftet, lateral setzt er sich jederseits in eine ganz schwach angedeutete Erhabenheit fort, die bis zu einem rund- lichen, stark ausgeprägten Vorsprunge, dem Processus retromastoideus geht. Die Linea nuchae inf. befindet sich in weitem Abstande von der Lin. n. superior (33 em); ihr Hauptschenkel verläuft in seinem oberen Teile fast genau rechtwinklig zu der nur sehr schwach angedeuteten Crista oceipitalis externa bis beiderseits in die Nähe des Proc. retromastoideus, in welche der nur sehr kurze quere Teilschenkel übergeht, während der lange sagittale Teilschenkel in gewöhnlicher Weise fast rechtwinklig vom Hauptschenkel abgeht. Der obere Teil der Crista oceipitalis externa fehlt fast vollkommen, so daß die ohnehin großen Muskelfelder der beiden Semispinales capitis ineinander übergehen. Unterhalb der Linea nuchae inf. ist die Urista oce. ext. zwar schwach entwickelt, aber doch deutlich. Zu beiden Seiten der Crista ein Eindruck (Impressio oceipitalis inferior) von der Größe einer Fingerkuppe; er entspricht dem Muskelfeld des M. reetus eapitis post. min. Der Processus retromastoideus liegt beiderseits ı$ em oberhalb des Proc. mastoideus und etwas mehr median. Der der rechten Seite gleicht einem stumpf vor- springenden Zapfen und hebt sich sehr deutlich ab; seine Basis mißt im sagittalen Durch- ınesser 1,8 cm, im queren Durchmesser von rechts nach links fast 1,5 em, seine Höhe be- trägt 0,7 cm. Der linke hat nahezu dieselben Dimensionen, hebt sich aber nicht so scharf aus seiner Umgebung heraus. An beiden Seiten tritt das Dreihöckerbild deutlich hervor, da man unverkennbar auch ein Tubereulum supramastoideum anterius und posterius wahrnehmen kann und außer- dem über dem letzteren auf dem Angulus mastoideus des Scheitelbeins einen an den Pro- cessus asteriacus erinnernden Vorsprung. Ein Suleus supramastoideus ist ebenfalls deutlich; er läuft zwischen Tubereulum supramastoideum anterius und posterius hindurch. Am rechten Unterkieferwinkel eine Apophysis lemuria Albrecht (s. Fig. 5 bei 0). Der Processus retromastoideus. 25 2. Schädel von der Insel Tamara. Katalog 1903. Nr. 87. Der Schädel ist breiter und etwas massiver als der vorhin unter Nr. 86 beschriebene. Die obere Nackenlinie mit ihrem Torus oceipitalis verhält sich genau wie bei Nr. 86. Die untere Nackenlinie ist schwach entwickelt, läßt aber auch deutlich “einen horizontalen und einen sagittal verlaufenden Nebenschenkel unterscheiden, sie steht der oberen Nackenlinie auch näher. Die Crista oceip. ext. bietet dasselbe Verhalten wie bei Schädel 86, d. h. sie ist erst deutlich in ihrem unteren Abschnitte auf dem Planum nuchale. Links, an der typischen Stelle, wo der quere (horizontale) Schenkel der Linea nuchae inf. auf die Linea nuchae sup. trifft, findet sich ein Proc. retromastoideus mittlerer Größe, nahezu 2 em oberhalb des kleinen Proc. mastoideus und etwas mehr median gelegen. Rechter- seits findet sich an derselben Stelle ein unbedeutender Vorsprung. Die Ineisura mastoidea und der Suleus a. oceipitalis sind beiderseits sehr deutlich. Beiderseits findet sich auch eine deutliche, ziemlich weit auf das Scheitelbein, wenigstens rechts, hinauslaufende Cristasupramastoidea und ein stumpfer Vorsprung an der Basis des Processus mastoideus, der links dieselbe Größe erreicht wie der Processus retromastoi- deus. An dem Höcker an der Basis mastoidea (Tubereulum supram. post.) partizipieren so- wohl das unterste Stück des Angulus mastoideus vom Scheitelbein wie auch der unmittel- bar anstoßende Teil der Basis des Processus mastoideus selbst, richtiger wohl gesagt, der anstoßende Teil der Pars mastoidea des Schläfenbeins; so daß die Sutura parietomastoidea mitten durch das Tubereulum hindurchgeht. Rechts ist dieses allein am Angulus mastoideus des Scheitelbeins vorhanden, und diese Bildung entspricht einem Processus asteriacus Hafer- land. Der Suleus supramastoideus ist fast kleinfingerbreit und flach; er geht zwischen Crista supramastoidea und Tubereulum supramastoideum posterius hindurch. 3. Schädel. Katalog 1903. Nr. 83. Die Norma oceipitalis bietet in allem wesentlichen dieselben Verhältnisse wie die beiden vorher beschriebenen Schädel. Die obere Nackenlinie ist schwach entwickelt, mit einenı mittleren Torusstück. Die untere geht sehr bald nach ihrer Kreuzung mit der (sehr schwachen) Crista oceip. ext. in den absteigenden sagittalen Schenkel über, entsendet aber von der Übergangsstelle aus einen sehr deutlichen queren Schenkel, der zugleich ein wenig aufsteist, zur Linea nuchae superior. Unmittelbar unterhalb des Vereinigungspunktes dieses queren Schenkels der Linea nuchae inf. mit der Linea nuchae sup. erhebt sich ein in sagittaler Richtung etwas verlängerter Processus retromastoideus mit rauher zerklüfteter Ober- fläche; die Stellung desselben zum Proc. mastoideus ist dieselbe wie bei Nr. 86 u. 87. Ein Proc. asteriacus ist nicht vorhanden, dagegen dringt beiderseits der Angulus mastoideus des Scheitelbeins ungewöhnlich tief in den stark entwickelten Proc. mastoi- deus ein. 4. Schädel von der Insel Tamara. Katalog 1908. Nr.55. S. Fig. 6. Dentliche Trennung einer Linea nuchae suprema von einer L. nuch. superior. Beide Linien zeigen nahe der Medianebene eine torusförmige Verdiekung. Die Linea nuchae inf. zeigt das typische Verhalten: (Queres mittleres Stück (Hauptschenkel), welches sich nach einer Strecke von 2 bis 2% cm in einen absteigenden sagittalen und in einen weiter quer Phys.-math. Klasse. 1909. Abh. 1. 4 26 WALDEYER: laufenden Nebenschenkel teilt. Dieser quere Nebenschenkel ist viel deutlicher als der sagittale und geht in einen ebenfalls sagittal verlängerten Proc. retromastoideus über. An dessen Bildung nimmt aber mit einem mehr rundlichen Stücke beiderseits auch die Linea nuchae sup. teil. Beide Stücke zusammen bilden einen recht ansehnlichen Fortsatz; sie sind durch eine schmale Furche geschieden, die insbesondere links deutlich ist und die unzweifelhaft die Arteria oceipitalis aufgenommen hat. Die Crista oceip. ext. verhält sich wie bei den übrigen beschriebenen Schädeln, d.h. sie ist nur auf dem unteren Teile des Planum nuchale deutlich. An Stelle des Processus asteriacus findet sich ein stumpf rundlicher Vorsprung von nahezu derselben Größe wie der Proc. retromastoideus; davor springt auch das Ende der Crista supramastoidea etwas stärker vor, und zwar ist der Abstand dieses Endes vom Proc. asteriacus ziemlich ebenso groß wie der des letzteren vom Proc. retromastoideus, so entsteht ein deutliches Dreihöckerbild und ein deutlicher fast fingerbreiter, Suleus supramastoideus. 5. Schädel von der Insel Tamara. Katalog 1908. Nr. 56. Es existieren deutlich eine Linea nuchae suprema und superior, beide wieder mit torus- förmigen Verdiekungen nahe der Mittellinie des Schädels. Die Linea nuchae inf. zeigt dasselbe Verhalten wie an den bisher beschriebenen Schädeln. Die Processus retromastoidei sind an beiden Seiten nur angedeutet, jedoch an der typischen Stelle. Ebenso findet sich eine schwache Andeutung des Proc. asteriacus; dagegen ist das hintere Ende der Crista supramastoidea stark verdickt. llinter diesem ver- diekten Ende schiebt sich beiderseits der Angulus mastoideus ossis parietalis gleichsam hinter die Schuppe ein, so daß ein großer vorn blind abschließender Spalt zwischen Temporale und Parietale entsteht. Auch hier ist an beiden Seiten ein Dreihöckerbild unverkennbar. Eine Crista oceipitalis externa ist kaum sichtbar. Die untere Hälfte des Proc. mastoideus sin. fehlt, sie ist abgebrochen. o- 6. Schädel von der Insel Tamara. Katalog 1908. Nr. 57. Linea nuchae suprema nur undenutlich entwiekelt, L. n. superior kräftig, in ihrer mitt- leren Partie mit deutlichem Torus, der sich in einiger Entfernung von der Mittellinie am deutlichsten, fast zu einer Art Tubereulum entwickelt. Die Crista oceip. ext. ist deutlich vorhanden, sie spaltet sich in der Nähe des Torus oeeipitalis in zwei nur undeutliche Schenkel, die je auf einen der stärkeren seitlichen Torusteile zulaufen und mit der mittleren schwächeren Toruspartie ein dreieckiges Feld umschließen. st. Beider- seits besteht ein in sagittaler Richtung verlängerter starker Proc. retromastoideus; sagittaler Die Linea nuchae inf. ist in der typischen Form entwickelt, jedoch wenig ausgeprä; Durchmesser 2.4 em jederseits, querer 1.ı cm gleichfalls jederseits. Höhe 0.6 em. Deutlich zeigt sich wiederum ein Tubereulum supramastoideum posterius (Processus asteriacus) jederseits, ebenso die hier sehr starke Verdiekung, mit der die Crista supramastoidea aufhört, sowie die blinde spaltförmige Vertiefung zwischen Schläfenschuppe und Parietale an dieser Stelle. So bietet auch dieser Schädel in der Norma lateralis das Dreihöckerbild. Der Processus retromastoideus. 27 7. Schädel von der Insel Tamara. Katalog 1908. Nr. 58. Linea nuchae suprema deutlich, L. n. superior in ihrem mittleren Teile zu einem schwächeren, aber deutlichen Torus entwickelt; seitlich geht sie jederseits in einen kleinen, jedoch deutlichen Proe. retromastoideus über, und zwar an der typischen Stelle, da wo der quere Nebenschenkel der Linea nuchae inf. auf die Linea nuchae sup. trifft. Links läuft wieder eine Furche über den Processus retromastoideus, sie teilt ihn in einen größeren Anteil für die Linea nuch. sup. und einen kleineren für die Linea nuchae inf. Auch erkennt man in der Norma lateralis das Dreihöckerbild. Rechts ist von diesen Höckern der Processus asteriacus am stärksten entwickelt, aber er wird hier fast allein vom Temporale gebildet, der Anteil des Parietale ist sehr gering, so daß, wenn man die Haferlandsche Bezeichnung beibehalten wollte, doch die von ihm gegebene Beschreibung nicht passen würde, da der von ihm benannte Fortsatz ausschließlich vom Parietale gebildet wird. Der sagittale Teil der Linea nuchae inf. ist sehr schwach entwickelt, ebenso die Crista oceip. ext., welche in der Mitte und dicht oberhalb des For. magnum kaum erkennbar ist. 8. Schädel. Katalog 1896. Nr. 167. Die Linea nuchae superior läuft nach beiden Seiten von einem sehr starken rauhen Hinterhauptstachel aus; sie ist scharf, kantig und leicht kragenförmig nach unten über- hängend; beiderseits setzt sie sich über die Sutura oceipito-mastoidea hinweg auf die Pars mastoidea des Schläfenbeines fort und wendet sich auf dieser bogenförmig nach unten, wo sich die dadurch erzeugte deutliche Verdiekung etwa ı em oberhalb der Spitze des Pro- cessus mastoideus verliert. Gleichzeitig erscheint die in der Fortsetzung des Jochbogens verlaufende Crista supramastoidea sehr stark entwickelt und oberhalb des Proc. mastoideus gleichfalls zu einem deutlichen Tubereulum insbesondere auf der rechten Seite verdickt. Auch an der Stelle, wo der Processus retromastoideus sich ausbildet, ist eine kleine Verstärkung der Linea nuchae superior zu sehen, so daß auch hier, wenngleich in schwächerer Ausbildung ein Dreihöckerbild herauskommt. Der stärkste Höcker ist der mit der Crista supramastoidea zusammenhängende. Auf der Außenfläche des Proc. mastoi- deus findet sich jederseits ein deutlicher Rest der Sutura squamosomastoidea (petrosquamosa) Beide Processus mastoidei sind nur von mittlerer Größe, eher klein zu nennen. Die Linea nuchae inferior und die Crista oceipitalis sind nur sehr schwach ausgebildet, doch sind die an der Lin. n. inf. zu unterscheidenden drei Teile sehr wohl kenntlich. 9. Schädel. Katalog 1895. Nr. 112. Die Protuberantia oceipitalis externa ist gut entwickelt, eine Linea nuchae superior ist jedoch beiderseits nur schwach angedeutet bis zu der Stelle, wo der Processus retro- mastoideus sich zeigt, das heißt, bis zum Zusammenstoß des queren Schenkels der Linea nuchae inf. mit der Linea nuchae superior. Hier springt unvermittelt ein, wenn auch mäßig entwickelter, so doch deutlicher Processus retromastoideus vor, und nun läuft stark ausge- bildet eine kragenförmig gestaltete Linea nuchae superior auf den Processus mastoideus über, dort eine scharfe Kante bildend mit tiefer Ineisura mastoidea. Die Linea nuchae inferior ist schwach entwickelt, aber alle ihre drei Teile sind deutlich. Von der Crista oceipitalis externa ist nur der untere Teil ausgebildet, der obere fehlt gänzlich. 4* 238 WALDEYER: ı0. Schädel. Katalog 1885. Nr. 55. Die Protuberantia oceipitalis externa ist kaum markiert, sehr deutlich ist dagegen auf beiden Seiten eine regelmäßig quer verlaufende Linea nuchae superior, richtiger hier als »Crista« zu bezeichnen. Diese ist deutlich von der Mittellinie, wo sie kontinuierlich von einer zur andern Seite übergeht, nur 3 cm weit lateralwärts entwickelt, dann zeigt sie sich beider- seits symmetrisch nur ganz schwach angedeutet. An der Wurzel des Processus mastoideus beginnt plötzlich wieder eine scharfe kragenförmige Ausbildung der Linie, die namentlich links eine ungewöhnlich tiefe Ineisura mastoidea erzeugt. Die Linea nuchae inferior hat links nur ein kurzes gemeinsames Stück und spaltet sich bald in ihre zwei Schenkel. Der Suleus supramastoideus ist beiderseits schmal, namentlich rechts, wo er fast wie eine Gefäßfurche aussieht; beiderseits geht er deutlich in das Feld zwischen beiden Lineae temporales über. Von der Crista oceipitalis externa ist nur der untere Teil deutlich. ıı. Schädel. Katalog 1885. Nr. 61. Alle drei Nackenlinien sind angedeutet; bemerkenswert ist an der linken Seite ein deutliches Tubereulum etwa in der Mitte des queren Nebenschenkels der Lin. nuchae inf., jedoch nicht an der Stelle, wo derselbe die Linea nuchae superior trifft, sondern weiter medianwärts gelegen. Dies Tubereulum ist vom Processus retromastoideus wohl zu unterscheiden. Der Suleus supramastoideus ist beiderseits flach und fingerbreit. ı2. Schädel. Katalog 1834. Nr. 58. Auffallend ist an diesem Schädel die sehr starke Ausbildung des Systems der Linea nuchae inf. bei ganz schwach entwickelter Linea nuchae superior. Wir finden einen sehr starken, breit entwickelten Anfangsteil der Linea nuchae inferior, deren Mitte einem dicken Tuber gleich vorspringt. Über diesem Tuber findet sich namentlich rechts eine flache Grube, groß genug, um eine Fingerkuppe aufzunehmen. Diese Grube liegt zwischen der Linea nuchae inferior und superior; letztere ist in diesem Bereich noch deutlich ausgebildet. Ein querer Teilschenkel der Linea nuchae inferior ist nur sehr schwach entwickelt und kurz, dagegen ist der sagittale Teilschenkel sehr stark entwickelt, fast cristaartig ausgebildet und geht unter rechtwinkliger Abknickung aus dem Hauptschenkel hervor. Auch hier zeigt sich jederseits dicht unter der Abgangsstelle eine Art besonderen Tubereulums. Die Crista oceipitalis externa ist in beiden Teilen gut ausgebildet und scharfkantig vorspringend. Alle diese starken Leisten und Vorsprünge geben der betreffenden Hinter- hauptsschuppe ein stark zerklüftetes eigenartiges Aussehen. Beide Sulei supramastoidei flach und breit. 13. Schädel. Katalog 1903. Nr. 53. Die Lineae nuchae superior und inferior sind in allen ihren Teilen sehr gut und regel- mäßig ausgebildet; oberhalb der starken Protuberantia oceipitalis externa zeigt sich eine tiefe, regelmäßig geformte Impression, Impressio oceipitalis superior, so groß, daß sie eine Daumenkuppe aufnehmen kann; dadurch ist die Protuberanz nach unten herabgedrückt. Der Processus retromastoideus. 29 Die Linea nuchae superior läuft scharfkantig und hogenförmig an diesem herabgedrückten Teile von einer zur andern Seite. Der Hauptteil der Linea nuchae inferior ist links 2, rechts 3 em lang und spaltet sich dann in die beiden Schenkel; diese schließen naturgemäß links, d.h. also da, wo der Hauptschenkel kürzer ist, ein größeres Muskelfeld ein als rechts. Der Hauptteil der Linea nuchae inferior ist breit und etwas zerklüftet, die beiden End- schenkel sind schmaler und feiner ausgebildet. Da, wo der quere Endschenkel die Linea nuchae superior trifft, also an der typischen Stelle des Processus retromastoideus, zeigt sich eine kleine, aber deutliche Hervortreibung. Die Crista oceipitalis externa ist nur in ihrem unteren Teile, dort aber sehr stark und scharfkantig ausgebildet. Zu beiden Seiten zeigt sich eine tiefe Impression, die Im- pressio oceipitalis inferior, fast so groß wie die genannte Impressio oceipitalis superior. Die Sulei supramastoidei sind flach, aber deutlich. 14. Schädel. Katalog 1900. Nr. 72. An diesem Schädel zeigt sich auch die Impressio oceipitalis superior, aber flacher, wie an dem Schädel Nr. 53, 1903. Wie an dem eben genannten Schädel geht die Linea nuchae sup. in regelmäßigem scharfkantigen Bogen an der Protuberantia oceipitalis externa von einer Seite zur andern über. Die Linea nuchae inferior ist in allen Teilen schwach ausgebildet. Ihre Teilung in die beiden Endschenkel findet erst dieht an der Linea nuchae superior statt, so daß das Muskelfeld zwischen diesen Schenkeln sehr schmal ist. An beiden Seiten, namentlich aber links, ist die Teilungsstelle da, wo sie mit der Linea nuchae superior zusammenstößt, deutlich etwas vorgetrie- ben. Man muß diese Hervortreibung als einen rudimentären Processus retromastoideus ansehen. Beide Sulei supramastoidei sind flach; sie gehen deutlich in das Feld zwischen den beiden Temporallinien über. Schädel A (Sammlung der Berliner Gesellschaft für Anthropo- logie, Ethnologie und Urgeschichte). Der Schädel ist dolichocephal, sämtliche Knochen sehr massiv, in auffallender Weise die Jochbeine und Jochbogen sowie die Processus mastoidei, welche sehr breit sind. Das Nasengerüst ist sehr breit, so daß die beiden Orbitae weit auseinanderstehen; oberhalb der Nasenwurzel ein größerer Defekt, durch welchen die sehr geräumige Stirnhöhle der linken Seite eröffnet ist. Die Lamina papyracea der rechten Seite ist zerstört; Unterkiefer fehlt. Die beiden medianen Schneidezähne sind, wie es scheint, vor längerer Zeit künstlich entfernt worden; die Alveolen fehlen. Die Alveolen der lateralen Schneidezähne, der Eckzähne und der Praemolaren sind vollständig erhalten, die betreffenden Zähne fehlen jedoch, die drei Molaren sind jederseits erhalten, sie sind stark abgekaut. Infolge des Fehlens der Alveolen für die medianen Schneidezähne erscheint das Foramen ineisivum stark nach vorn gerückt, so daß es sich fast auf der Kante des Oberkiefers öffnet. Die Öffnungen in der Nasenhöhle liegen in der gewöhnlichen Weise weiter zurück. Der Schädel zeigt in ausgezeichneter Weise das sogenannte Dreihöckerbild (s. die Fig. 2). Am meisten nach hinten an der typischen Stelle findet sich ein ansehnlicher Proc. retromastoideus; derselbe liegt dicht hinter der Sutura oceipitomastoidea. Die Lineae nuchae sind sehr wenig deutlich, namentlich die obere Nackenlinie; in der Mitte, wo die Protuberantia oceipitalis externa liegen sollte, findet sich eine tiefe Impression, die Im- 30 WALDEYER: pressio oceipitalis superior, unter derselben eine rauhe, etwas hervorragende Stelle, die wohl als die Protuberantia oceipitalis externa aufzufassen ist. Von hier aus geht links und rechts am Rande der genannten Depression eine kleine Knochenleiste nach oben und lateralwärts; sie hängt mit zwei starken flachen Höckern zusammen, einem oberen und einem unteren, der obere ist der kleinere; von ihm aus geht deutlich eine breite Erhabenheit quer nach außen auf das Scheitelbein zu, welches sie erreicht, aber an der Sutura lambdoidea aufhört, und diese rauhe Erhabenheit könnte für eine obere Nackenlinie gehalten werden, ist es aber nicht. Denn die obere Nackenlinie trifft nicht das Scheitelbein, man muß vielmehr eine zweite, wenig hervortretende, mehr platte, bogenförmig auf die Basis des Processus mastoi- deus zulaufende Erhabenheit, die gleichfalls von dem oberen Höcker ihren Anfang nimmt, als obere Nackenlinie ansprechen. Die untere Nackenlinie geht von dem erwähnten unteren Nackenhöcker aus und ist ziemlich deutlich; sie ist aber mit ihrem Hauptschenkel ganz nahe an die obere Nackenlinie herangerückt; da, wo sie die obere Nackenlinie trifft, ist der Fortsatz entwickelt, den ich für den Processus retromastoideus erklären muß. An der Basis des Processus mastoideus, und zwar vor der Sutura oceipitomastoidea, findet sich ein zweiter großer Höcker, den ich als Tubereulum supramastoideum posterius bezeichne; er ist der stärkste von den drei in dieser Gegend vorkommenden Höckerbildungen. An seinem hinteren Umfange läuft die Linea nuchae superior aus. Dieser mittlere Höcker greift auch ein wenig auf das untere Ende des Scheitelbeins über, und man kann diese kleinere, auf dem Scheitelbein befindliche Partie mit Haferlands Proc. asteriacus identifizieren; sie ist in der Fig. 2 deutlich. Da indessen der größere Teil des Höckers auf dem Warzenfortsatze selbst liegt, also dem Temporale angehört, so ist doch die hier beschriebene Bildung eine andre, jedenfalls nicht vollständig gleiche, und muß be- sonders bezeichnet werden. Noch weiter nach vorn, in der gleichen Höhe wie die beiden eben beschriebenen Höcker, befindet sich ein ebenso deutlicher dritter, welcher der Crista supramastoidea ange- hört und sich da erhebt, wo diese Crista die Übergangsstelle zwischen der Schuppennaht und der Sutura parietomastoidea erreicht; sie liegt unmittelbar vor dem Winkel, den diese beiden Nähte miteinander bilden (vgl. die Figur). Sonach gehört, wie ein Blick auf die Figur lehrt, der vorderste Höcker dem vorderen Abschnitte der Basis des Proc. mastoideus an, der mittlere Höcker dem hinteren Teile dieser Basis. Beide Höcker bezeichne ich als Tubereula supramastoidea, und zwar den vorderen als Tubereulum supramastoi- deum anterius, den hinteren als Tubereulum supramastoideum posterius. Als dritter Höcker kommt nun der erwähnte Processus retromastoideus hinzu, der dem Hinterhaupt angehört. Schädel B (Sammlung der Berliner Gesellschaft für Anthropo- logie, Ethnologie und Urgeschichte). Dieser Schädel zeigt alle Charaktere des vorigen, nur sind die Alveolen der mittleren Schneidezähne des Oberkiefers deutlich vorhanden, es ist aber auch hier die Öffnung des Foramen ineisivum auffallend nahe an diese Alveolen herangerückt. Das Dreihöckerbild zeigt sich hier, wenn auch minder deutlich, ganz so wie beim Schädel A. Bemerkenswert ist, daß die Hervorragung am Angulus mastoideus des Scheitelbeins, welche dem Proe. asteriacus von Haferland entspricht, hier deutlicher hervortritt, aber auch hier findet sich unterhalb der Naht, entsprechend der Stelle am Scheitelbein, auch eine Verdiekung am Proc. mastoideus. Der Processus retromastoideus. al Schädel 6 (Sammlung der Berliner Gesellschaft für Anthropo- logie, Ethnologie und Urgeschichte). Dieser Schädel zeigt im großen und ganzen ähnliche Charaktere wie die beiden vor- hergehend beschriebenen A und B. Von Interesse ist, daß sich hier ebenfalls das Drei- höckerbild erkennen läßt, wenn auch in etwas abgeänderter Weise. Ilier ist die Linea nuchae superior zu einem kräftigen Torus oceipitalis ausgebildet, die Linea nuchae inferior ist schwach; sie zeigt aber deutlich alle ihre drei Teile. Da, wo ihr querer Nebenschenkel die torusartige Linea nuchae superior trifit, zeigt sich eine Verstärkung dieses Torus, die sich noch ein wenig weiter zum Processus mastoideus hin fortsetzt und dicht hinter der Sutura oceipitomastoidea mit einem ziemlich starken Vorsprunge plötzlich aufhört; ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich diesen Vorsprung als Anlage eines Processus retromastoi- deus deute. Ein Tubereulum supramastoideum posterius ist rechts nicht vorhanden, auch nicht einmal angedeutet, links ist es schwach angedeutet, sowohl am Processus mastoideus selbst als auch am Angulus mastoideus des Scheitelbeins. Sehr bemerkenswert ist das Tuber- eulum supramastoideum anterius. Der Jochbogen setzt sich wie gewöhnlich über die Ohröffnung hinweg in die Crista supramastoidea fort; aber der Teil dieser Leiste, welcher über der Ohröffnung liegt, ist nur sehr schwach ausgebildet, wogegen der auf dem Processus mastoideus gelegene Teil sehr stark vorspringt und das Bild eines in die Länge gezogenen Tubereulum gibt, welches scharf an der Sutura squamosa aufhört. Die zuletzt beschriebenen drei Schädel A, B und © aus der Sammlung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte sind Alfurenschädel. Sie sind bereits von R. Virchow in der Zeitschrift für Ethnologie kurz beschrieben worden, Bd.21,1889, Verhandlungen S. 170 ff. Der Schädel A trägt ein kleines Etikett Al. S. Nr. 4 (Alfurenschädel Nr. 4), ferner die Inschrift »Tutekee, Lettic und ein größeres Etikett, worauf mit Blaustift die Ziffer 4 geschrieben steht. Die Virecho wsche Beschreibung steht a.a.0. S.179 unter 3 Nr. 4. — Der Schädel B trägt auf kleinem Papier- etikett das Zeichen Al. S. Nr. ı5 und die Inschrift »Larat, Timor Laut«; die Virchowsche Beschreibung steht a. a. O. S. 174 unter Nr. 7. — Der Schädel © trägt das Zeichen Al. S. Nr. 8 und die Inschrift »Sjerra, Tenimber«; ferner auf einem größeren Etikett die Blaustiftziffer ı und mit Bleistift »Bäßler«. Die Virchowsche Beschreibung steht a. a.0. S. 17 ı unter Nr. 2. — Die Bezeichnungen A, B, Ö habe ich diesen Schädeln zur Abkürzung ge- geben. In der Virchowscehen Beschreibung ist niehts über die Höcker- bildungen, die hier abgehandelt werden, gesagt. Die unter Nr. 1— 14 beschriebenen Schädel befinden sich in der Samm- lung der Berliner Anatomischen Anstalt. 32 Waupdever: Der Processus retromastoideus. Inhalt. EN Einleitunee A Mar AUEHNLEEF LEE RnEE Eee EIER re BEN RER. Il. Lineae nuchae. Anomalie der Min. reeti capitis posteriores majores . III. Crista oceipitalis externa IV. Impressiones oceipitales V. Processus retromastoideus A vu Baer A an A dee Fe u cn ben ul VI. Tubereulum supramastoideum posterius und Processus asteriacus (Haferland). . VII. Crista supramastoidea und Tubereulum supramastoideum anterius . VIll. Das Dreihöckerbild . [RSS SUICHSESHPTAMASLOLd EU SE re er X. Beschreibung einzelner Schädel, an denen die vorhergenannten Bildungen vorkommen Seite K. Preuß. Akad. d. Wissensch. Phys.-math. Abh. 1909. Protub. oce. ext. lin. nuch. suprema GEREE EL Eee Lin. nuch. superior Proc. retromastoid. : Proe. retromastoid. Oberer Neben- schenkel der Lin. nuch. inferior Sue Unterer (sagittaler) Nebenschenkel der Lin. nuch. inferior Fig. 1. Norma oceipitalis eines Männerschädels. Lineae nuchae. Tubere. supra- _ mastoid. ant. A - Tubere. supra- mastoid. post. Proc. retro- mastoid. Fig. 2. Regio mastoidea eines Männerschädels. Dreihöckerbild. Waldeyer: Der Processus retromastoideus. Taf. I. K. Preup. Akad. d. Wissensch. Phys.-math. Abh. 1909. Proc. retromast. sinister ...... Proe. retromast. 2 dexter Fig.9. Muskelansätze am HHinterhauptbein. M. trapezius Proc. retromast. sinister Eee: Proe. retromast. dexter - Obliqu. sup. 1 , } z rt Fr a er 7 A Reet. ma]. ‚A = NN \ EEE iz : h - P Knelaruecz M. splen. cap. 1 M. longiss. cap. Tub. Proe. Reet. post. atl. spin. epistr. Obliqu. inf. min. Fig. 4. Muskelansätze am Hinterhauptbein. Abnormer M. reetus cap. post. ma]. Waldeyer: Der Processus retromastoideus. Taf. Il. re * Dre K. Preuß. Akad. d. Wissensch. Phys.-math. Abh. 1909. Processus retromastoideus sinister Torus oceip. Proc. retromastoideus dexter Proc. mastoideus sinister Proc. mastoideus dexter Fig. 5. Papuaschädel. Processus retromastoideus. Protuberantia oceip. ext. Processus retromastoideus Processus retromastoideus dexter sinister Processus mastoideus sinister Processus mastoideus dexter Fig. 6. Papuaschädel. Processus retromastoideus. Waldeyer: Der Processus retromastoideus. Taf. II. en nn er re ge re - > . z Pen). S I % t 5 y . 2 x z . = * r 7 . \ ; ns 5 v [3 a B = \ ı Ü ü Fi £ a i = 5 2 f ! = x . E is » & = n = en . er = y — m a? zn zZ nn rs za Be we [4 Br m ANHANG. ABHANDLUNGEN NICHT ZUR AKADEMIE GEHÖRIGER GELEHRTER. Über die Kerne des menschlichen Hirnstamms. (Medulla oblongata, Pons und Peduneulus cerebri.) Von L. JACOBSOHN. Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. 1. Vorgelegt von Hrn. Waldeyer in der Sitzung der phys.-math. Klasse am 17. Juni 1909. Zum Druck verordnet am 24. Juni 1909, ausgegeben am 16. Oktober 1909. Besen. Arbeit bildet die Fortsetzung derjenigen über die Kerne des menschliehen Rückenmarks (Anhang zu den Abhandlungen der Kgl. Preuß. Akad. d. Wiss. 1908. Phys.-math. Klasse). Auf einer vollständigen Schnittserie, welche durch das menschliche Rückenmark gelegt und nach dem Nißlschen Verfahren gefärbt war, ließen sich die Gruppen der Nervenzellen der grauen Substanz ziemlich exakt be- stimmen. Da auch bisher unbekannte Zellgruppen dabei gefunden worden sind, so war vorauszusehen, daß bei gleicher Durchforschung des Hirnstamms eine noch größere Ausbeute an wertvollen Befunden erzielt werden würde. Die Angaben, welche man über die Zellkerne des menschlichen Hirn- stamms in den einzelnen Abhandlungen und Lehrbüchern antrifft, bedürfen sicher der Ergänzung. Sie sind nur bei einem Teile richtig, bei einem anderen Teile sind sie ungenau oder vollkommen irrtümlich. Es liegt das auch daran, daß die bei Säugetieren (Hund, Katze, Kaninchen) gefundenen Verhältnisse vielfach auf den Menschen übertragen werden, obwohl sich recht große Unterschiede zwischen ihnen finden. Es ist selbstverständlich, daß, wenn sich nun pathologische Befunde auf eine unsichere Grundlage stützen, sie schon von vornherein den Charakter der Unsicherheit an sich tragen müssen. War schon aus diesem Grunde eine Revision der bisherigen Fest- stellungen über die im Hirnstamm befindlichen Kerne unumgänglich nötig, so haben diese Untersuchungen, wie ich hoffe, auch neue, bisher unbekannte Tatsachen ergeben, die der Beachtung wert sind. Das möglichst frische Material' wurde in der gleichen Weise vorbe- reitet, wie es in der Arbeit über die Rückenmarkskerne angegeben ist. ! Für die Überlassung von solch frischem Material, welches 6—8 Stunden post mortem in Bearbeitung genommen werden konnte, bin ich Hrn. Prof. Benda zu großem Danke verpflichtet. 4 L. JaAcogBsoun: Die Härtung geschah in 96prozentigem Alkohol; die einzelnen Querscheiben des senkrecht zerteilten Hirnstamms wurden in Paraffin eingebettet, die 20— 30% dieken Schnitte wurden mit Toluidinblau (Grübler) gefärbt. Im ganzen habe ich vier Serien durchgesehen. Von diesen war eine absolut vollständig, während die anderen Ergänzungsserien darstellten. Zwei der letzteren sind von meinen Schülern Hrn. Dr. Malone und Hrn. Dr. Aga- dschanianz angefertigt. Beiden Herren sage ich für die Überlassung ihrer Serien, die sie zum Studium der Thalamus- bzw. der Kleinhirnkerne an- gelegt hatten, meinen besten Dank. Von den Zellkernen des Hirnstamms lassen sich außer denjenigen, die sich durch ihre auffallende Größe oder Konfiguration herausheben, wie z.B. die Oliven, Brückenkerne usw., besonders noch diejenigen gut erkennen und abgrenzen, welche sich durch eine spezifische Struktur ihrer Zellen auszeichnen. Dazu gehören vor allem die motorischen Kerne, ferner die Pigmentkerne, die sympathischen Kerne, der Kern der Radix mesencepha- lica N. trigemini usw. Aber auch bei den anderen Kernen hoffe ich die Ab- grenzung ziemlich genau, wenigstens erheblich genauer, gegeben zu haben, als es bisher geschehen ist. Es braucht natürlich nicht erwähnt zu werden, daß auch die Nißl- sche Methode, so sehr sie in dieser Hinsicht die anderen Methoden über- ragt, schließlich der Erkenntnis eine Grenze setzt. Und so wird sicher ein späterer Untersucher, der vielleicht den Vorteil hat, mit Methoden zu ar- beiten, welche es ermöglichen, alle Zellarten an ihrer besonderen Struk- tur unterscheiden zu können, manches von dem hier Gegebenen zu revi- dieren und zu verbessern haben. Bei einer Färbung von recht frischem Material mit gutem Toluidin- blau gelingt es, man kann beinahe sagen, jede motorische Zelle zu erkennen. Die Färbung muß allerdings zu diesem Zwecke eher etwas schwächer als zu stark sein. In solchen Fällen sieht man schon bei verhältnismäßig ge- ringer Vergrößerung (Zeiß Obj. C, Oeul. 2) sehr deutlich die typische tiger- fellartige Struktur der Zellsubstanz; dieses Aussehen zeigen niemals die sensiblen Zellen; das blau gefärbte Protoplasma bietet bei ihnen bei der angegebenen Vergrößerung ein fast vollkommen homogenes Bild dar. Das tigerfellartige Aussehen der motorischen Zellen, welches durch die gröberen, mosaikartig angeordneten Nißlschen Granula erzeugt wird, ist ganz be- sonders deutlich bei den Zellen des distalen Neurons, d.h. also bei Nerven- Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 5 zellen, deren Achsenzylinder direkt zur quergestreiften Muskulatur geht: aber auch bei motorischen Zellen übergeordneter Neurone ist diese Struktur prägnant, vielleicht nur, daß bei diesen die Nißlschen Schollen ein wenig zarter sind. Durch dieses Kennzeichen gelang es, motorische Zellen auch da herauszufinden, wo man sie kaum vermutet hatte, und auch da, wo sie vereinzelt liegen und mit Zellen anderer Gattung untermischt sind. Um- gekehrt war es möglich, bei anderen Zellen, die ihrer Form und Größe nach als motorische angesprochen werden konnten, deren andersartigen Charakter zu bestimmen. Diese Unterscheidung motorischer und sensibler Zellen ist bei stärkerer Vergrößerung, womöglich bei Ölimmersion, oftmals nicht so sicher wie gerade bei der angegebenen schwächeren Vergrößerung. Die Durchsieht der Präparate erfolgte, anknüpfend an das Rückenmarks- bild, von kaudal nach oral zu. Diese Richtung ist als die führende bei der Besprechung des einzelnen im Auge zu behalten. Dieselbe Einteilung der Kerne hier zu geben, wie es im Rücken- mark geschah (motorische, sympathische usw.), hielt ich für nicht opportun, da hierdurch zusammengehörige Gebiete zu stark auseinandergerissen worden wären; es werden vielmehr im einzelnen zuerst die Kerne der Medulla ob- longata, dann diejenigen des Pons und schließlich diejenigen der Hirn- schenkelgegend bis zum Thalamus besprochen werden. Daß viele Kerne natürlich diese Grenzen nicht einhalten, ist bekannt. Ich möchte auch hier gleich hervorheben, daß ich ebenso wie in meiner Arbeit über die Rückenmarkskerne die Literatur erst durchgesehen habe, nachdem ich meine Untersuchungen abgeschlossen hatte. Bei der Fülle der Literatur ist es leicht möglich, daß hier und da eine nicht un- wichtige Arbeit vielleicht übersehen worden ist. Das ist ein Fehler, dem heutzutage wohl selten Einer entgeht. Bei Anführung der Literatur habe ich mich auf eine ganz kurze Wiedergabe der Befunde beschränkt, welche die Autoren erhoben haben. Eine Diskussion darüber wurde vermieden, um die Arbeit nicht zu vergrößern. Die Bezeichnung der einzelnen Kerne geschah niemals nach den Au- toren, die sie zuerst beschrieben haben. Ließe man dies Prinzip gelten, so käme man mit der Zeit ins Uferlose — man erwäge nur, was z.B. alles unter »Stillingscher Kern« verstanden werden könnte. Alle Ab- handlungen und Bücher würden zwar eine schöne Denkmalsallee darstellen, aber sie würden dem Lernenden das Verständnis außerordentlich erschweren. 6 L. JaAcoBsoun: Die Kerne sind vielmehr stets entweder nach ihrer Funktion oder nach ihrer Lage und Gestalt bzw. ihrem Zellcharakter bezeichnet worden (ev. ist in Klammer der Autor beigefügt). Da bei der Alkoholhärtung die Nervensubstanz an ihrem natürlichen Umfang starke Einbuße erleidet, so wurde von einer Messung der einzelnen Kerne und Zellen abgesehen. I. Kerne der Medulla oblongata. Nuclei motorii supraspinales. In der Gegend, in welcher die Schleifenkreuzung beginnt, liegen im Vorderhornrest zwei ziemlich gut gesonderte kleine motorische Zellgruppen: die eine liegt direkt in der Spitze des Vorderhorns, die andere ein wenig dorso-medial von ihr (nsp Fig. ı u. 2). Während die erstere bald ver- schwindet, setzt sich die zweite nach oral zu fort (Fig. 3 u. 4). Hierbei rückt sie der Stelle der Substantia grisea ventricularis, an welcher bald der Hypo- glossuskern auftritt, allmählich immer näher, wobei sie immer einzelne Zellen gleichsam als Vorläufer vorausschickt, um dann als kleine Gruppe nach- zurücken. Auch da, wo das kaudale Ende des Hypoglossuskerns schon sichtbar ist (Fig. 4), ist sie noch ventral von ihm erkennbar, da sie hier größere Zellen besitzt. Dann geht sie in letzteren Kern über (Fig. 5). Nach kaudal zu hängt diese Gruppe mit dem Accessoriuskern zusammen (Fig. 2). Literatur s. beim Nucleus N. accessorii. Nucleus N. hypoglossi. Der Kern des Nervus hypoglossus beginnt ungefähr im Niveau des unteren Endes der Hauptolive. Er liegt hier im ventro-lateralen Zipfel der Substantia grisea ventricularis (nh Fig. 3 u. 4). Er bildet zunächst eine kleine, etwas unbeständige Zellgruppe, welche ziemlich kleine Zellen enthält. Der Kern nimmt dann allmählich an Größe zu, gewinnt kreisförmige Gestalt und enthält nun auch größere Zellen. Am unteren Pol des IV. Ventrikels spaltet sich der Kern in eine größere, ventrale, und eine kleinere, dorsale, Abteilung (Fig. 6). Vielfach verschmelzen aber die beiden Abteilungen. Ebenso wechselt die Größe der Zellen ungemein oft; doch liegen die klei- neren Zellen überwiegend im medialen Teile des Kernes. Ein wenig weiter Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. ri oral zu spaltet sich die ventrale Gruppe wiederum, so daß nunmehr eine Konfiguration von drei sektorartig gestellten Gruppen entsteht (Fig. 7). Diese drei Gruppen bleiben nun eine Strecke weit ziemlich konstant. Von der dorso-lateralen Gruppe kommen zuweilen einzelne Zellen dem Nucleus sympathieus N. vagi (n sy vg) außerordentlich nahe. In der Gegend, in welcher die dorsale Nebenolive ausgebildet ist, wird der XII. Kern vorübergehend kleiner; besonders dessen ventrale Gruppe nimmt ab. An deren Stelle lagert sich der Nucleus sublingualis (n sy sl). Die beiden anderen Gruppen nehmen im Niveau, in welchem das Corpus restiforme schon gut ausgeprägt ist (Fig. 8), ziemlich starke Dimensionen an und sind oftmals nieht scharf voneinander getrennt. Die laterale Gruppe hat eine halbmondförmige, nach innen konkav gebogene Gestalt; sie reicht nicht so weit dorsal, aber weiter ventral. Sie wechselt in ihrer Gestalt recht oft, indem bald ihre ventrale, bald ihre dorsale Hälfte besser ausgeprägt ist (Fig. 9). Im weiteren Verlauf nimmt der XII. Kern an Umfang wieder ab. zuerst wird die mediale Gruppe unbeständig und verkleinert sich; dann folgt auch die laterale. Schließlich sind nur noch vereinzelte Zellen im früheren Bereich des Kerns zu sehen (Fig. 10). Im ganzen Verlaufe vom kaudalen bis oralen Ende verschiebt sich der Kern von ventral nach dor- sal; am oralen Pol liegt er dicht unter dem Ventrikelrande. Literatur. Der erste, welcher eine ausführliche Beschreibung mit trefflichen Ab- bildungen des Hypoglossuskerns gab, war B. Stilling (Über die Textur und Funktion der Medulla oblongata. Erlangen 1843). Er konnte den Kern bis dieht vor dem Bereich des Pons erfolgen. J. Henle (Handbuch der Nervenlehre. Braunschweig 1871) gibt seine Länge auf ı3 mm an. Nach G. Schwalbe (Lehrbuch der Neurologie. Erlangen 1881. S. 657) tritt der Kern in der Fortsetzung der basalen Teile der Vorderhörner des Rückenmarks auf. Th. Meynert (Strickers Handbuch der Lehre von den Geweben. Leipzig 1870) erwähnt accessorische Zellen, welche ventral vom Xll. Kern liegen sollen. Duval (Recherches sur l’origine reelle des nerfs eraniens. Robin et Pouchet, Journ. de l’anat. et de la physiol. Paris 1876. S.313) beschreibt einen Noyau antero-ex- terne ou accessoire des Hypoglossuskerns. Dieser accessorische Kern soll durch graue Sub- stanz mit dem vorderen Winkel des Stillingschen Hypoglossuskerns verbunden sein. Er läßt diese graue Masse sich zu einer Zellgruppe erstrecken, die eventuell dem sogenannten Nucleus ambiguus entspricht. Koch (Arch. f. mikr. Anat. Bd. 31, S. 54) unterscheidet am XII. Kern drei Zellgruppen: eine mediale, eine ventrale und eine mehr dorsal und lateral gelegene. Der Kern wäre ventral nicht so gut abgeschlossen. 8 L. JAcosBsonn: A. Koelliker (Handbuch der Gewebelehre des Menschen. Zweiter Band. Nerven- system des Menschen und der Tiere. Leipzig 1896. S. 209) hält auch einzelne zu beiden Seiten der Hypoglossuswurzeln liegende größere polygonale Zellen als Ursprungszellen solcher Wurzelfasern. Mehrere Gruppen des Hypoglossuskerns erwähnen von Bechterew und Edinger in ihren bekannten Lehrbüchern. Van Gehuchten (Anatomie du systeme nerveux 1906) erkennt auf Grund experi- menteller Untersuchungen nur den Stillingschen Hauptkern als Ursprung der Hypoglossus- fasern an. Parhon (zit. bei Hudovernig) unterscheidet am XII. Kern ein unteres (spinales), ein mittleres und ein oberes (zerebrales) Drittel. Im unteren Drittel bestehen zwei, in den beiden anderen Dritteln je drei Gruppen, die am oralen Ende zu einer verschmelzen. C. Hudovernig (Beiträge zur mikroskopischen Anatomie und zur Lokalisationslehre einiger Gehirnnervenkerne: Nervus hypoglossus, Vagus und Faeialis. Journ. f. Psychol. und Neurol. Bd. IX, 1907) gibt die Länge des XII. Kernes auf 8$—ıo mm an. Er unter- scheidet am Kern drei Säulen, die im allgemeinen stets in horizontaler Richtung gelagert sind und nur in der Höhe des Calamus sceriptorius vorübergehend in eine vertikale gedrängt werden. Über den Rollerschen sogenannten kleinzelligen Hypoglossuskern s. weiter unten. Nucleus N. accessorii. Der Kern des Nervus accessorius wird im obersten Halsmark von der lateralen motorischen Zellgruppe gebildet. Wie weit der Kern nach ab- wärts reicht, läßt sich an normalen Präparaten mit Sicherheit nicht be- stimmen (s. Literatur). In 6 ı bildet er in vielen Schnitten eine wohl charakterisierte Zellgruppe, in welehe man Aufsplitterungen von Accesso- riusbündeln einmünden sieht. Diese Zellgruppe (n ace Fig. ı) liegt etwas latero-dorsal von derjenigen, welche in © ı die ventrale Spitze des Vorder- horns einnimmt. Beide Zellgruppen verschmelzen recht oft miteinander bzw. die eine oder die andere tritt in den einzelnen Schnitten besser her- vor. Ungefähr in der Höhe des ersten Auftretens der medialen Neben- olive (Fig. 2) tritt zu diesen zwei genannten Gruppen noch eine dritte hinzu, die dorsal gelegen ist; diese drei Gruppen stehen in dauernder Beziehung zueinander; besonders aber ist es der Kern des N. accessorius, welcher allmählich in die medio-dorsale Gruppe übergeht. Die alsdann restierenden kleinen Zellgruppen, welche, wie erwähnt, nach und nach zum Hypoglossuskern aufrücken, sind als Nuclei supraspinales bezeichnet worden. Literatur. Der erste, welcher den eigentlichen Accessoriuskern erkannte und be- schrieben hat, ist wohl L. Clarke gewesen (Philos. transactions. London 1851). ö5 % Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. N) Holl (Arch. f. Anat. und Physiol. 1878) unterschied zuerst scharf zwischen dem Ramus externus und Ramus internus. Ersteren brachte er in Beziehung zum Accessorius, letzteren zum Vagus. Dees (Allg. Ztschr. f. Psych., Bd. 43 u. 44) bestimmte zuerst nach Experimenten an Kaninchen die richtige Lage des Accessoriuskerns. Er läßt sich von der Pyramidenkreuzung bis C 6 verfolgen. Der XI. Kern geht als Bestandteil der großen motorischen Zellsäule des Vorderhorns unmittelbar in den Hypoglossuskern über. Roller (Allg. Ztschr. f. Psych. Bd. 37) hat zuerst den Accessoriuskern beim Menschen richtig bestimmt, indem er die Accessoriusfasern bis zu dem Kern verfolgte. Grabower (Berl. klin. Wochenschr. 1895 Nr. 51) fand im obersten Halsmark drei Zell- gruppen. Die beiden ventralen sind Kerne der vorderen Wurzeln; die hinter ihnen gelegen ist, stellt den XI. Kern dar. Der Kern ist bis zur Mitte der Pyramidenkreuzung zu ver- folgen. An seinem Standort treten dann eine Anzahl regellos verbreiteter Zellkerne auf, welche sich, je weiter nach oben, desto mehr zu Zellgruppen vereinigen und sich noch vor beendigter Pyramidenkreuzung zum Hypoglossuskern formieren. E. Bunzl-Federn (Monatsschr. f. Psych. u. Neurol. Bd. II, S. 427), welcher experi- mentell am Kaninchen die Lage des X]. Kerns bestimmte, meint, daß die weitaus größte Zahl der Accessoriuswurzeln ihren Ursprung in dem Accessoriuskern des Vorderhorns des Rückenmarks und seiner Fortsetzung in der Oblongata hat, die obersten Wurzeln aber aus den Vaguskernen stammen. Vgl. auch Marburg S. 12. Van Gehuchten (Le Nevraxe, Vol. V) schließt sich auf Grund seiner experimentellen Untersuchungen am Kaninchen der Ansicht derjenigen Autoren an, welche den Accessorius als rein spinalen Nerven betrachten. Diese Ansicht wird jetzt von den meisten Autoren geteilt. Nucleus motorius N. vagi. Der motorische Vaguskern (Nucleus ambiguus der Autoren) beginnt am Übergange zwischen Medulla spinalis und oblongata. Er entsteht in C ı in der Spitze des Seitenhorns bzw. im Processus reticularis (nm vg Fig. ı). Die Zellen liegen bald locker, bald zu einer Gruppe vereinigt. Im weiteren Verlauf zerebralwärts nimmt der Kern an Zahl der Zellen erheblich ab (Fig. 3): er liegt zwischen Hinterhornrest und Vorderhornspitze dorso-medial vom Seitenstrangkern. In dieser Lage bleibt er zunächst ziemlich konstant. Es finden sich von Zeit zu Zeit ganz leichte Anschwellungen des Kerns und andererseits auch ganz kurze Unterbrechungen. Kurz nach Eröffnung des Zentralkanals in den IV. Ventrikel wird der Kern wieder stärker (8 bis ıo Zellen); oft spaltet er sich in zwei kleine Gruppen, die schräg über- einander, dorsal über der medialen Abteilung des Seitenstrangkerns gelegen sind (Fig. 6). Die Zellen haben hier größere Gestalt als vorher. Allmählich rückt der Kern etwas dorso-medial zu und liegt ungefähr in der Mitte zwischen Nucleus radieis descendentis trigemini und dorsaler Nebenolive (Fig. 8). Der Kern erreicht nun seinen größten Umfang (20 Zellen und darüber), hat eine Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. 1. 2 10 L. Jacogsonn: längliche Form und steht mit seiner Längsachse ein wenig schräg; er be- findet sich hier in der Mitte zwischen Nucleus gigantocellularis (Nucleus cen- tralis von Roller) und dem Kern der absteigenden Quintuswurzel (Fig. 9). Im vorderen Teile der Medulla oblongata, kurz vor Auftreten des ventralen Cochleariskerns, nimmt der Vaguskern schnell an Umfang ab; er ist wieder etwas weiter nach dorsal gerückt und hat sich dem in die Tiefe des Schnittes getretenen Nucleus sympathicus vagi (n sy vg) genähert (Fig. ı 1). In dieser Gegend erscheint ventral vom Nucleus motorius vagi der Nucleus retrofacialis (s. weiter unten). Im Niveau der größeren Entfaltung des Nu- eleus gigantocellularis ist der motorische Vaguskern sehr klein geworden (4—5 kleine motorische Zellen) und ist dem sympathischen auf eine ganz kleine Distanz nahegerückt (Fig. 12). Unmittelbar darauf, kurz vor Auf- treten des Facialiskerns, schwindet er. Der Kern besteht zum überwiegen- den Teil aus etwas kleinen motorischen Zellen, die oft im Querschnitt bipolar zugespitzt sind. Er bildet eine Zellsäule, die sich vom ersten Cer- vicalsegment bis zum vorderen Ende der Medulla oblongata erstreckt. Literatur. Von den älteren Autoren wurde der kaudale Abschnitt des Kernes als Ur- sprungsstätte des Accessorius, der zerebrale als Zentrum des Trigeminus betrachtet (Clarke). Der gebräuchlichste Name des Kerns ist Nucleus ambiguus (W. Krause, Handbuch der menschlichen Anatomie. Hannover 1876). Der Kern sollte sowohl zum Hypoglossus als auch zum Vagus in Beziehung stehen. Roller (Arch. f. mikr. Anat. Bd. XIX) nannte ihn Nucleus lateralis medius. Von neueren Autoren wird er vielfach als Vagus-Glossopharyngeuskern bzw. großzelliger Vago-Glossopharyngeuskern bezeichnet; Edinger nennt ihn direkt Laryngeuskern. Nach H. Holm (Virchows Arch. Bd. ı31) lassen sich am Nucleus ambiguus eine innere größere, medio-dorsale und eine kleinere, ventro-laterale Gruppe unterscheiden. Die Fortsetzung des Kerns bildet im Rückenmark die Seitenpartie des Vorderhorns. Bunzl-Federn (Monatsschr. f. Psych. und Neurol. Bd. V) unterscheidet am Nucleus ambiguus (vom Kaninchen) eine untere, lose, und eine obere, dichte, Formation. Die Zellen der letzteren sind kleiner als die der ersteren. Er läßt den Kern auch im lateralen Vorderhornrest entstehen; zerebralwärts endet er mit Beginn des Facialiskerns. Der Kern zeigt in seinem Längslaufe vielfache Unterbrechungen. K. Kosaka und K. Yagita (Neurologia. Tokio 1905) fanden die von Bunzl-Federn festgestellte lockere und dichte Formation nicht nur beim Kaninchen, sondern auch bei Hund, Katze, Affe und Mensch. Beim Affen und noch mehr beim Menschen liegt die Formation dorsaler, mitten in der Formatio reticularis. K. Hudovernig (a. a. O.) teilt die Zellsäule in einen spinalen und einen zerebralen Abschnitt; im größten Teil seiner Längsausdehnung soll der Kern aus drei Zellgruppen bestehen. Nach Marinesco und Parhon (Journ. de Neurol. 1907, Nr.4) bildet der Nucleus ambiguus die unmittelbare Fortsetzung des Facialiskerns; sowohl sein zerebraler wie spinaler Abschnitt besteht aus zwei Zellsäulen. Über die Kerne des menschlichen Hirnstamms. al Daß der Nucleus ambiguus unmittelbar in den Facialiskern übergeht, behaupten die meisten Autoren, wie Roller, Grabower, van Gehuchten, Obersteiner u.a. K. Kosaka (Neurol. Zentralbl. 1909) teilt den Nucleus ambiguus des Kaninchens in seinem Längsverlaufe in drei Abschnitte. Die gleiche Teilung vermutet er auch beim Menschen. Nucleus sympathicus N. vagi. Der sympathische Vaguskern wird erkennbar an der Grenze zwischen Medulla spinalis und oblongata, dort, wo die Substantia grisea ventrieularis durch die kaudalsten Bogen der Schleifenformation eingeschlossen wird (nsy vg Fig. 2). Es ist möglich, daß einzelne gleichwertige Elemente auch noch weiter spinalwärts lagern. Auf Schnitten in dem vorhin genannten Niveau bildet er eine ganz kleine, zunächst noch etwas inkonstante Gruppe von etwa 4—6 Zellen von charakteristischer Form, die seitlich vom Zentral- kanal liegen. Die Zellen sind hier zunächst recht klein, von rundlicher oder spindelförmiger Gestalt. Deutlicher wird der Kern in der Gegend, in welcher auch der XI. Kern auftritt (Fig. 3 u. 4). Er ist hier oft mit kleinen Pigmentzellen vermischt. Der Kern ist von schmaler, länglicher Gestalt, er liegt am Außenrande der grauen Bodensubstanz im Niveau des Zentralkanals bzw. etwas dorsal davon; beide Kerne, der rechten und der linken Seite, konvergieren nach dem Septum medianum posterius zu (Fig. 5 u. 6). Der Kern vermehrt sich bald und besteht dann aus etwa 30—40 Zellen, die vielfach keulenartige Gestalt zeigen. Von Zeit zu Zeit schwillt der Kern an und wieder ab, bzw. splittern sich nach dorsal und ventral einzelne Zellen ab. In der Gegend der Eröffnung des IV. Ventrikels nähert sich dem Kern die dorso-laterale Gruppe des Nucleus hypoglossus sehr stark. Mit der weiteren Eröffnung des Ventrikels wird der Kern immer mehr in dorso-lateraler Richtung verschoben. Die Zellen nehmen hier an Größe zu und zeigen vielfach spitze und zackige Gestalt. Die Zahl der Zellen steigt bis zu 50 und mehr auf den einzelnen Schnitten. Oft kommt es vor, daß größere Zellen im dorsalen, kleinere Zellen im ventralen. Teil des Kerns liegen; doch kann das auch wechseln (Fig. 7—9). Er ist bis hier- her immer von Pigmentzellen begleitet. Im weiteren Verlauf zerebral, wird der Kern kleiner. Es splittern namentlich nach medial Zellen ab; letztere bilden eine kleine Gruppe im Areal des Nucleus intercalatus (Staderini) (Fig. 9 u. 10). ‚Ebenso splittern sich auch Zellen nach ventral ab und können eine kurze Strecke weit eine kleine Gruppe bilden. Im Niveau des oralen Poles des XII. Kerns fängt der verkleinerte Vaguskern vom Ir 12 L. JacogBsonn: Ventrikelboden ab in das Innere des Schnittes zu rücken (Fig. 10); er bleibt dabei aber immer in der gleichen dorso-medialen Lage zum Fas- eieulus solitarius. Die Verkleinerung und das Insinnererücken geht nun ständig weiter (Fig. 11). Zu bemerken ist, daß in dieser Gegend auch latero-dorsal vom Fascieulus solitarius kleine Zellhaufen auftreten, von denen man nieht mit voller Sicherheit sagen kann, ob sie zum Vagusgebiet ge- hören. Am vorderen Ende der Medulla oblongata liegen beide Vaguskerne, der motorische und der sympathische, dieht übereinander (Fig. ıı u. 12). Sie verschwinden dann gleichzeitig ungefähr im Niveau des oberen Poles der Olive. Literatur. Der eben beschriebene Kern ist wohl zuerst von Stilling (a. a. O.) ge- sehen worden und als Ursprungsort des Accessorius gedeutet worden. Henle (a. a. O.) sah die Zellen des Vaguskerns häufig von braunem Pigment erfüllt. Auch Schwalbe (a. a. OÖ.) erwähnt diese pigmentierten Zellen; er teilt die seitlich vom XII. Kern liegende graue Substanz in eine mediale und eine laterale Abteilung; die mediale wäre der eigentliche Kern des Vagus. Das vordere Ende dieses sensiblen Kernes stelle den Kern des Glossopharyngeus dar. Eine genaue Beschreibung des Kernes und seiner Zellen geben Holm, Roller und Koelliker (a. a. O.). O. Dees (a. a. O.) unterscheidet iım dorsalen Vaguskern zwei Zellgruppen, eine klein- zellige dorso-laterale und eine größere, aus spindelförmigen Zellen bestehende ventro-mediale. Dees folgert aus seinen Experimenten, daß der dorsale Vaguskern motorischer Natur sei und dal dessen Fasern vasomotorische Funktion ausübten. Er konnte den Kern nicht ganz bis zum Niveau des VII. Kernes verfolgen. Ossipow (zit. bei Hudovernig) fand nach Vagusdurchschneidung auch Atrophie im Nucleus intercalatus. A. Bruce (Brain 1898) kommt auf Grund eines pathologischen Falles zu der Über- zeugung, daß der dorsale Vaguskern und der Nucleus ambiguus zentrifugal leiten. O.Kohnstamm (Arch. f. Psych. Bd. 34) ist der Ansicht, daß der dorsale Vaguskern bloß vegetative Funktionen erfüllt; er schlägt deshalb vor, den Kern als Nucleus sympathieus der Oblongata zu bezeichnen. Obersteiner (Anleitung beim Studium des Baues der nervösen Centralorgane usw. Leipzig und Wien 1901) unterscheidet an dem Kern im distalen Gebiet eine dorsale und eine ventrale Gruppe, im proximalen Gebiet eine dorsale und zwei ventrale Gruppen. Ob eine seitlich neben dem dreieckigen Akustikuskern gelegene Gruppe dem dorsalen Vaguskern noch zuzurechnen sei, läßt O. unentschieden. In den mehr spinalwärts gelegenen Abschnitten des Kernes finden sich an der Peripherie dunkel pigmentierte, rundliche Zellen. Was O.Marburg (Mikroskopisch-topographischer Atlas des menschlichen Zentral- nervensystems. Wien 1904) als Nucleus dorsalis XI bezeichnet, ist nichts anderes als der sympathische Vaguskern; M. läßt ilın auch ein wenig proximal in den dorsalen Vaguskern übergehen. Was der Autor in Fig. 20 als dorsalen XI. Kern bezeichnet, gehört zum sen- siblen X., IX. Kern. Edinger (a.a. O.) hält den dorsalen Vaguskern für einen gemischten (sensibel- motorischen). Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 13 G. Marinesco und (. Parhon (a.a. O.) teilen den Kern in drei Kolonnen ein, in eine untere, eine obere innere und eine obere äußere; sie halten den Kern für einen motorisch- sympathischen. Derselben Ansicht sind Onuf und Collins (The Journ. of nerv. and ment. disease 1898), ferner auch Kosaka und Yagita (a. a. O.), während van Gehuchten und seine Schüler dafür eintreten, daß dieser Kern auch die quergestreifte Muskulatur des Kehl- kopfs innerviert. Schon Forel (Gesammelte Abhandlungen S. 221) hatte auf Grund von Untersuchungen Maysers diesen Kern für den motorischen Vaguskern angesprochen. Bei Koch, bei Onuf und Collins, bei van Gehuchten u.a. finden sich schöne Ab- bildungen des Kernes; von einer Gruppenbildung ist an diesen Abbildungen aber nichts zu sehen. ine sehr ausführliche Schilderung des Kernes bringt schließlich Hudovernig (a. a. O.); er soll nach diesem Autor etwa 18 mm lang sein und soll fast in seiner gesamten Ausdehnung aus einer dorsalen und einer ventralen Gruppe bestehen. Unter der Ala cinerea soll sich die ventrale Gruppe vorübergehend in eine mediale und eine laterale Untergruppe teilen. Als eine Untergruppe der ventralen Gruppe erscheint ihm der Solitärbündelkern. Dem- entsprechend hält er den dorsalen Vaguskern für ein gemischtes Zentrum. Nucleus pigmentosus N. vagi s. Medullae oblongatae. Im Niveau der Pyramidenkreuzung sieht man im seitlichen Teil des Processus reticularis in der Zone zwischen Vorderhornrest und Nucleus motorius N. vagi vereinzelte kleine spindelförmige, mit braunschwarzem Pigment vollkommen bedeckte Zellen (n pivg Fig. ı u. 2). Einzelne von ihnen sprühen ziemlich weit in den Seitenstrang aus. Vom Seitenstrang kann man sie im weiteren Verlauf in radiärer Richtung bis zur zentralen grauen Substanz verfolgen (Fig. 3). Hier liegen sie teils um den Nucleus sym- pathieus N. vagi herum, teils dringen sie in ihn hinein (Fig. 4). Von der Gegend an, wo das Solitärbündel deutlich hervortritt, liegen sie zwischen diesem und dem sympathischen Vaguskern; einzelne Pigmentzellen umkreisen auch das Solitärbündel und verlieren sich im Bereiche der Ala cinerea (Fig. 6 u.7). Weiter zerebral nehmen die Pigmentzellen an Zahl bedeutend ab, und in der Höhe, in welcher sich der sympathische Vaguskern zu verkleinern anfängt, sind sie nicht mehr zu erkennen. Über die Struktur dieser Pigment- zellen läßt sich nichts aussagen, da das Pigment wie Lack die Zellen über- gossen hat. Ihrer Größe und Form nach entsprechen sie den sensiblen Zellen. Literatur s. bei Besprechung des sympathischen Vaguskerns. Nucleus sensibilis N. vagi et N. glossopharyngei bzw. Griseum alae cinereae et Fasciculi solitarii. Als Kerne der sensiblen Vagus- und Glossopharyngeusfasern in der Medulla oblongata gelten nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung zwei Formationen: a) die graue Substanz der Ala einerea und b) die graue 14 L. Jacossons: Substanz, welche den Fascieulus solitarius umgibt'. Beide Substanzen haben ihren gemeinsamen Ursprung im dorsalen Teil der grauen Substanz des Rückenmarks (ns vg Fig. 5). Deutlich unterscheiden lassen sich die beiden Areale erst in der Gegend, in welcher der Zentralkanal in den IV. Ventrikel übergeht (Fig.6). Vor Eröffnung des Zentralkanals bilden sie zusammen das zugespitzte Dach, welches nach dem Septum posterius konvergiert (Fig. 5). Sie haben beide die gleichen Zellen, nur sind die Zellen im Areal der Ala einerea recht spärlich. Die Elemente der beiden Substanzen sind der Mehr- zahl nach recht klein und erscheinen bei schwacher Vergrößerung fast fortsatzlos; vereinzelte Zellen dringen auch in den Faseieulus solitarius hin- ein; daß diesen Elementen auch einzelne Pigmentzellen beigesellt sind, wurde schon erwähnt (Fig. 7 u. 8). Das Griseum fascieuli solitarii wechselt in seinem Zellgehalt fast beständig. Lateral grenzen die Nuclei funieuli posterioris dicht an das Gebiet und scheinen auch Beziehungen zu ihm zu haben. Oral spitzt sich der Kern des Solitärbündels spindelförmig zu und stößt mit der ventralen Spitze fast unmittelbar an den Kern der ab- steigenden V. Wurzel (Fig. 9—ı1). Dort, wo zerebral der Fascieulus soli- tarius endet, schwindet auch dessen Kern. In die Region der Ala cinerea hat sich schon vorher die dorsale Vestibularisformation eingelagert. Literatur. Die eben beschriebene Kernformation ist zum erstenmal ausführlich von Roller beschrieben worden (Arch. f. mikr. Anat. Bd. 19). In der Beschreibung dieser For- mation stimmen die Autoren einigermaßen überein. Auch herrscht über die sensible Natur derselben und ihre Zugehörigkeit zum Vagus, Glossopharyngeus (und ev. Intermedius) nahezu Einstimmigkeit. Ziehen (Makroskop. und mikrosk. Anat. des Gehirns. Jena 1903) nennt sie Nucleus tractus solitarii. Cajal (Beitrag zum Studium der Medulla oblongata usw. Leipzig 1896) führt an, daß die grauen Massen der Kerne des Faseieulus solitarius bei Maus, Ka- ninchen sich der Raphe nähern und sich dorsal vom Zentralkanal in einem Zentral- oder Mittelganglion, Kommissurenganglion, vereinigen. Nucleus paramedianus dorsalis. Dieser Kern tritt ungefähr in gleicher Höhe mit dem kaudalen Ende des Hypoglossuskerns auf. Er bildet sich hier aus einzelnen zerstreuten Zellen der Substantia grisea ventricularis und stellt eine ganz kleine strich- ! Ich habe mich erst kürzlich wieder von der Richtigkeit dieser Annahme durch die Resultate experimenteller Untersuchungen überzeugen können, die einer meiner Schüler, Hr. Dr. Powers, nach Durehschneidung der sensiblen Vaguswurzeln beim Kaninchen erhielt. Die degenerierten sensiblen Fasern gingen zum überwiegenden Teil in das Areal des Fasei- eulus solitarius hinein, und nur wenige Fasern splitterten sich im Griseum alae cinereae auf. Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 15 förmige Zellgruppe dar, die der Kuppe der Formatio retieularis alba gleich- sam aufsitzt (npmd Fig. 5 u. 6). Die Zellen des Kerns gehören zu den kleinsten des ganzen Zentralnervensystems. Der Kern zeigt vielfach An- und Abschwellungen ev. auch ganz kurze Unterbreehungen. Allmählich rückt der Kern an der Medianlinie entlang zum Ventrikelrande auf (Fig. 7 u. 8), wo er bald als kleine, bald als etwas größere Gruppe zu beiden Seiten des Suleus longitudinalis ventrieuli quarti lagert (Fig. 9—ı2). In der distalen Brückengegend ist der Kern sehr winzig (Fig. 13 u. 14). Kleine Zellabsprengungen lagern hier aber oft am Ventrikelrande nach seitwärts zu, die sich im Niveau der Trigeminuskerne bis zu den dorsalsten Grup- pen des sensiblen Hauptkerns des Trigeminus hin erstrecken (Fig. 15). Ob beide Formationen wirklich in Verbindung stehen, lasse ich dahingestellt. Über die Trigeminuskerngegend hinaus läßt sich der Nucleus paramedianus dorsalis nicht verfolgen. Literatur. Die von mir als Nucleus paramedianus dorsalis bezeichnete Kerngruppe findet in der Literatur vielfache Erwähnung; indessen haben die Autoren entweder nur ein- zelne Teile dieser schinalen Zellsäule gesehen (Koelliker), oder aber sie beschreiben den Nucleus paramedianus, Nucleus intercalatus und Nucleus funieuli teretis als eine Zellgruppe (Schwalbe, Obersteiner u.a.). Marburg nennt den Kern nucleus eminentiae teretis. Siehe auch die Angaben von Muchin, Onuf und von Collins in den Literaturangaben über den Nucleus interealatus (Staderini). Nueleus interealatus (Staderini). Ähnlich geformte und auch so kleine Zellen, wie sie der Nucleus paramedianus hat, sieht man vielfach in der Zwischenzone zwischen dem Hypoglossuskern und dem Nucleus sympathieus N. vagi (Fig. 5 u. 6). Sie bilden sich weiter zerebral besser aus und stellen dann den Nucleus intercalatus dar (ni Fig.7 u. 8). In der Gegend der besten Breitenausbil- dung des XII. Kernes enthält er auch Absprenkelungen des sympathischen Vaguskerns (Fig. 9). Im weiteren Verlauf zerebralwärts dringen in sein Bereich auch noch kleine Abteilungen des Nucleus sublingualis (Rollers kleinzelligen Hypoglossuskerns), Fig. 10. Am vordersten Ende des XI. Ker- nes verbreitert er sich und geht in den Nucleus funieuli teretis über. Literatur. Die Arbeit von Staderini (Monitore zoologico italiano V) ist mir leider nicht zugänglich gewesen. Im Anat. Anzeiger Bd. 29 gibt der Autor eine Abbildung des Kerns. Muchin (Deutsche Ztschr. f. Nervenhk. 1897) will den Kern vor Staderini gesehen und als Nucleus dorsalis bezeichnet haben. Dieser Nucleus dorsalis beginnt nach Muchin am Übergang des Rückenmarks in die Medulla oblongata als kleine Zellgruppe, welche 16 L. JAcogBsonn: zwischen den Fasern des dorsalen Längsbündels gelagert ist. Diese Säule verbreitert sich allmählich in proximaler Richtung und verlegt sich an die äußere Seite des Hypoglossus- kerns. Noch höher hinauf nimmt der dorsale Kern seinen Platz im medialen Teil des zen- tralen Höhlengraues ein; er liegt hier dem inneren Akustikuskerne nalıe, gelit aber nicht, wie Staderini beschreibt, in denselben über. Der dorsale Kern nimmt nach oben an Um- fang ab und erstreckt sich bis zum Abducenskern. Onuf und Collins (a.a. O.) bezeichnen den Kern als Nucleus of the medullary layer of the Hypoglossus. Auch sie fassen Nucleus paramedianus und intercalatus wohl als eine Gruppe zusammen, die in den Nucleus funieuli teretis übergeht. Die gleiche Ansicht des Sicheinschiebens des Nucleus funieuli teretis zwischen XII. Kern und dorsalen Vaguskern äußert Dees (a. a. O.). Eine gute Abbildung des Kerns vom Kaninchen gibt auch van Gehuchten. Marburg hält einen Zusammenhang des Nucleus intercalatus mit dem drei- eckigen Vestibulariskern für erwiesen. Von einer näheren Beschreibung des Promontorium gliosum calami scriptorii sehe ich ab, da es sich meiner Ansicht nach beim Menschen um keinen Nervenzellenkern, sondern um eine starke Anhäufung von Gliazellen handelt (pg Fig. 6). Indessen will ich erwähnen, daß Onuf und Collins (a. a. O.) diese Zellansammlung als Nucleus marginalis fossae rhomboideae (Randkern der Rautengrube) bezeichnen und sie für einen Nervenzellenkern halten. Der gleichen Ansicht scheint J. T. Wilson (Journ. of Anat. and Physiology vol. XL) zu sein, der ihn als Nucleus postremus calami seriptorii bezeichnet. Nuclei funieuli posterioris. Eine eingehende Beschreibung der Hinterstrangskerne erübrigt sich, da sie bekannt genug sind. Die Figuren ı bis 10 geben sie auch anschau- lich wieder. Ich teile sie ein in den ı. Nucleus funiculi graeilis, 2. Nucleus (parvocellularis) funiculi cuneati, 3. Nucleus magno- cellularis funieuli posterioris. Der erstgenannte Kern beginnt etwas weiter kaudal als der kleinzellige Kern des Keilstrangs, hört aber zere- bralwärts viel früher auf als dieser. Beide haben kleine rundliche Zellen, die in kleinen Gruppen gelagert sind; die Zellen im spinalen Teil des Keilstrangs sind der Mehrzahl nach etwas größer als diejenigen im zarten Strang; weiter zerebralwärts haben sie die gleichen Zellen und verschmelzen miteinander. Der Kern des Keilstrangs kommt auch oft dem Kern der absteigenden V. Wurzel so nahe, daß dann schwer eine Grenze zwischen ihnen zu ziehen ist. Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 17 Der großzellige Kern des Keilstrangs hat seinen Ursprung im klein- zelligen, aus welchem er sich im seitlichen Teil des Keilstrangs empor- richtet. Er überwölbt den Nucleus parvocellularis wie ein Dach und stützt sich auf ihn mit mehreren Pfeilern. In seiner größten Ausbildung dehnt er sich von der Grenze des zarten Stranges bis zum Gebiet der V. Wurzel aus (nm p Fig.6). Weiter zerebral bildet der Kern eine große, mehr gleich- mäßig dreieckige Zone und ergießt sich mehr ins Innere des Schnittes über die Reste des kleinzelligen Keilstrangkerns (Fig. 7). Die Zellen sind hier nieht mehr ganz so groß wie im kaudalen Gebiet. Im Niveau des Nucleus marginalis corporis restiformis (nmg er) schickt der Kern einen schmalen Ausläufer nach letzterem hin (Fig. 8 u. 10). Dieser schmale Ausläufer zieht sich an der dorsalen Kuppe des Corpus restiforme bis an den äußeren Rand desselben und schiebt sich dann sowohl dorsal als besonders ventral noch eine Strecke entlang. Die Zellen mischen sich hier mit den Zellen des schon erwähnten Nucleus marginalis. Einzelne Zellen des großzelligen Hinterstrangkerns sprühen auch direkt in das Areal des Corpus restiforme hinein und lagern in ihm als kleine Insel (Fig. 9). (Diese Zellgruppe ist von Bechterew als ein besonderer Kern des Corpus restiforme beschrieben worden.) In der Gegend des oralen Endes des Hypoglossuskerns wird der Nucleus magnocellularis funiculi posterioris erheblich kleiner und sitzt als kleines Dreieck der Kuppe des Corpus restiforme auf (Fig. 10); ein- zelne Zellen lagern auch noch im Areal der absteigenden Vestibularis- wurzel. In diesem Areal treten nun aber auch schon die kaudalsten mo- torischen Zellen des Nucleus motorius vestibularis auf und außerdem kleinere, anders geformte Elemente dieser Wurzel. Das orale Ende des Kernes liegt ungefähr im Niveau, in welchem der ventrale Cochleariskern beginnt. Literatur. Eine eingehende Berücksichtigung der Literatur über die Hinterstrangs- kerne erübrigt sich gleichfalls, da die Ansichten über die Form und Lage derselben kaum differieren. Nur über den Nucleus magnocellularis funieuli posterioris können noch ein paar Angaben gemacht werden. Stilling (a. a. O.) gibt schon eine gute Abbildung des Kernes. Die erste Beschreibung rührt wohl von Clarke her, dem die Größe der Zellen auffiel.e Aber erst Blumenau (Neurol. Zentralbl. 1891) macht genauere Angaben über den Kern; er nennt ihn den »äußeren Kern des Keilstrangs«.. Von Monakow (Arch. f. Psych. 18g9r) erhielt nach Verletzung des Strickkörpers eine Atrophie der lateralen Abteilung des Burdachschen Kerns. Menzel (Arch. f. Psych. 1891) fand in einem Falle von hereditärer Ataxie, in welchem hochgradige Verkleinerung des Cerebellum vorlag, eine Atrophie der Hinterstrangkerne, besonders eine recht bedeutende der äußeren Abteilung desselben. Vgl. auch die Kapitel über die sensiblen Trigeminuskerne. Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. 1. 3 18 L. JaAcogBsonn: Nuelei funieuli lateralis. Die Überschrift besagt, daß es sich nicht um einen, sondern um eine Anzahl von Kernen handelt. Von allen diesen ist derjenige, welcher im unteren Abschnitt der Medulla oblongata liegt, der einheitlichste, klarste und auch größte. Die Zellen dieses Kerns sind mittelgroß, von schlanker, pfeilartiger Gestalt; sie liegen ziemlich locker, trotzdem zeigt der Kern als Ganzes eine ziem- lich scharfe Abgrenzung. Er beginnt im Niveau der kaudalsten sich kreuzenden Schleifenfasern und bildet im Seitenstrang eine unregelmäßig viereckige Gestalt (n fl Fig. 3). Bald nach seiner Ausbildung spaltet sich von ihm eine kleine Abteilung nach ventral ab und lagert sich zwischen Pyramide und Nebenolive; ebenso spaltet sich eine kleine Abteilung nach dorsal ab und lagert unterhalb der seitlichen Partie des Kerns der absteigen- den V. Wurzel. Die ventrale Abteilung hält sich noch eine Strecke unter der Olive, um dann zu verschwinden; die dorsale wechselt stark in ihrer Größe und tritt vielfach in Wechselbeziehungen zum Hauptteil des Kernes. Diese Hauptabteilung plattet sich ab und zieht sich dicht über der Olive ins Innere des Schnittes hinein (Fig. 4). Der Kern ist jetzt von drei- eckiger Gestalt und zeigt entweder eine größere laterale und eine schmälere mediale Abteilung, oder aber die größere laterale Abteilung ist auch wieder in zwei Teile gespalten. Gleichsam durch wechselseitiges Hin- und Her- schieben der Zellen, durch etwas lockere oder dichtere Lagerung der Zellen kann die Konfiguration recht wechselnd sich gestalten (Fig. 5—7). Im oralen Teil der Medulla oblongata sind dann von der eben beschriebenen Zellformation nur noch Reste zu erkennen. Dafür überfluten hier einmal Gruppen von Retikulariszellen das Gebiet des Seitenstrangs; es treten ferner kleine Zellgruppen in der Nachbarschaft des Nucleus motorius N. vagi auf, die wegen der ganz dichten Lagerung der Zellen und der Form den Ein- druck von sympathischen erwecken; doch läßt sich darüber noch kein sicheres Urteil abgeben; ich nenne diese Gruppen Nuclei perivagales funiculi lateralis (npvgl Fig. 7). Bemerkenswert ist schließlich ein großer strahlenförmiger Kern des Seitenstrangs hier in der oralen Gegend der Medulla oblongata, der ventral von der absteigenden V. Wurzel lagert, der etwas anders geformte, dicht lagernde und stärker gefärbte Zellen als der ursprüngliche Seitenstrang- Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 19 kern enthält (Fig. 8 u. 9). Während die andere Partie des Seitenstrangs sich allmählich zum diffusen Bilde der Formatio retieularis ausgestaltet, bleibt die Gruppe ventral von der V. Wurzel, wenn auch verkleinert, noch eine Strecke bestehen. Man kann diese Gruppe als Nucleus infratri- geminalis funieuli lateralis bezeichnen (nitril Fig. 8). Literatur. Der Name Seitenstrangkern stammt von Deiters. Clarke nennt ihn Nucleus lateralis anterior. Koelliker (a. a. O.) gibt eine sehr eingehende Beschreibung der Kerne des Seitenstrangs. Die Zellansammlungen des Seitenstrangs beginnen nach diesem Autor bereits in der Gegend der Pyramidenkreuzung. Er unterscheidet an dem eigentlichen Nucleus lateralis einen lateralen und einen medialen Teil. Weiter nach oral zu wird der Kern sehr diffus. Koelliker hält die ventral von der V. Wurzel gelegene große Zellgruppe für ein Ursprungsgebiet des Accessorius. Diese Zellgruppe bezeichnet Obersteiner (a.a. O.) als Nucleus lateralis (externus) dorsalis, während die ventraler gelegenen Gruppen von ihm als Nucleus lateralis ventralis s. inferior benannt werden. Eine gute Beschreibung der Seitenstrangkerne (mit einer Abbildung nach einem Nissl- präparat) gibt auch K. Yagita (Ökayama-Igakkwai Jasski Nr. 201, 1906). Beim Hund und Kaninchen ist er in 5 bis 6 gut begrenzte Abteilungen gespalten; beim Menschen sind nur zwei Abteilungen erkennbar, eine mediale und eine laterale, die in der Regel durch die ein- geschaltete lose Formation des Nucleus ambiguus voneinander getrennt sind. Auch Yagita bildet die Gruppe dichtgedrängter Nervenzellen unterhalb der Trigeminuswurzel ab. Nucleus olivaris inferior et Nuclei parolivares. Von einer eingehenden Beschreibung der Olivenkerne wird hier ab- gesehen. Die Figuren 2 bis 13 geben das Bild dieser charakteristischen Zell- formationen auf den Querschnitten durch das verlängerte Mark vom kaudalen bis oralen Pol getreu wieder. Nur einige Bemerkungen über die ventro- mediale Nebenolive seien hier hinzugefügt. Der Nucleus parolivaris medio-ventralis erscheint zuerst im Niveau der Pyramidenkreuzungsgegend als ein schmaler Zellsaum, der sich dem ven- tralen Rande des Vorderhornrests anlegt (npolm Fig. 2). Daß ein kleiner Zug von Zellen des Seitenstrangkerns um den äußeren Pol des ventralen Schenkels dieser Nebenolive herumbiegt und sich ventral von ihm hinlagert, ist schon vorher erwähnt worden. Weiter oral schwindet der mediale Schenkel der Nebenolive fast vollständig und es bleibt der ventrale übrig, der sich aber langsam nach medio-dorsal verschiebt und gleichsam die Fortsetzung des ventralen Schenkels der Hauptolive bildet (Fig. 5 u. 6). Weiter oral ist dann die mediale Nebenolive in mehrere kleine Inseln gespalten; doch muß man sieh hüten, kleine Kernformationen der Formatio retieularis alba mit der Nebenolive zu verwechseln. Das orale Ende der Nebenolive läßt 3* 20 L. Jacossonn: sich nieht ganz sicher bestimmen, da in der vorderen Oblongatagegend sich vom ventralen Blatt der Hauptolive kleine Partien abspalten und sich vor den Hilus derselben legen. Literatur. Auf ein Eingehen der Literatur über die Olivenkerne kann wohl verzichtet werden. Die ältere Literatur ist bei Ziehen (a.a. O.) angegeben. Eine Verwechslung mit anderen Kernen ist auf dem Zellpräparat kaum möglich wegen der charakteristischen, gleich- mäßig verteilten Zellen, die sich sonst nirgend anderswo finden. Es sei hier nur auf die gediegene Arbeit von Williams (Arb. a. d. Wiener Neurol. Inst. Bd. XVII) hingewiesen, die eine interessante Übersicht über den Bau der Olive bei Mensch, Säugetieren und Vögeln enthält. Nuelei arceiformes. Es ist eigentlich nur eine, allerdings etwas zerstückelte Kernformation, die sich am äußeren Rande des Pyramidenfeldes herumzieht, und die im unteren Teil der Medulla oblongata mehr in der lateralen, im oberen Teil dagegen besser in der medialen Randzone des Pyramidenfeldes ausgebildet ist (nare Fig. 3—13). Die Kernformation kann sich mit kleinen bzw. größeren Absprenkelungen, ausnahmsweise auch kontinuierlich am äußeren Rande der Medulla oblongata bis zum Niveau der absteigenden V. Wurzel hinaufziehen. Die mediale Abteilung im vorderen Gebiete des verlängerten Marks kann recht starke Dimensionen annehmen. Sie kommt hier den Brückenkernen sehr nahe; einen direkten Übergang in letztere habe ich nicht sicher wahr- nehmen können, doch will ich einen solchen Übergang nicht bestreiten. Nach kaudal reicht der Kern bis zu der Gegend, wo der Seitenstrangkern schon eine gute Ausbildung zeigt. Die Zellen des Kernes sind klein und von polymorpher Gestalt. Literatur. Der Name Nuclei arciformes rührt von Henle (a. a. O.) her. Aus den Untersuchungen der Autoren geht hervor, daß der Kern nur beim Menschen vorkommt, daß er wechselnd in seiner Größe ist und daß er zuweilen direkt in den Ponskern über- gehen kann, daß er ev. auch dieselbe Funktion wie letzterer erfüllt. Siehe die Arbeiten von Mingazzini (Atti della R. Accad. med. di Roma Anno XV, Vol. IV, Ser. II), Volpi- Ghirardini (Neurol. Zentralbl. 1905), H. Zingerle (ebenda 1908). Ziehen (a.a. 0.) be- zeichnet den medialen Teil desselben im vorderen Abschnitt der Medulla oblongata geradezu als Nucleus pontis. Nuclei formationis reticularis griseae. Die Zellen der Formatio retieularis bilden der Mehrzahl nach keine scharf umgrenzten Kerne, sondern sie liegen zerstreut, ähnlich wie die Mittelzellen in der grauen Substanz des Rückenmarks. Die Zellen sind Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 21 in ihrer Größe und Gestalt sehr verschieden. Je weiter man sie auf dem Querschnitt von medio-ventral nach latero-dorsal verfolgt, um so kleiner und einförmiger werden sie, und umgekehrt. Sie bilden insgesamt eine ganz ungeheure Ansammlung von Zellen. Ihre Entstehung aus dem Pro- cessus reticularis des Seitenhorns und aus dem Confluens cornuum des Rücken- marks und ihre Ausdehnung in den einzelnen Abschnitten der Medulla ob- longata geben die Figuren ı bis 16 (n fr) wieder. Von besonders sich heraushebenden Zellformationen der Formatio re- tieularis grisea kann man folgende unterscheiden: 1. Nuclei interfascieulares hypoglossi, Nucleus (sympathieus?) sublingualis, Nucleus gigantocellularis, DaNDED Nucleus motorius dissipatus. Nuelei interfasciculares hypoglossi. In der Gegend, welche ungefähr dem kaudalen Beginn der dorsalen Nebenolive entspricht, wird die Formatio reticularis besonders mächtig; sie breitet sich auch seitwärts in das Gebiet des Seitenstrangs aus. Es finden sich jetzt in ihr recht zahlreiche, etwas größere Elemente, die dunkel gefärbt sind und dreieckige bzw. polygonale Gestalt haben. Diese letzteren Elemente kommen sowohl zerstreut in der Formatio vor, als auch in kleinen Haufen zusammengedrängt. Diese Haufen finden sich vornehmlich an zwei Stellen: einmal an den Bündeln der Hypoglossuswurzeln entlang und zwei- tens im Areal des Seitenstrangs. In letzterem haben sie aber keine so charakteristische Konfiguration, daß sie besonders bezeichnet zu werden verdienen. Sie können hier allerdings leicht mit motorischen Kernen ver- wechselt werden, und nur genauere Betrachtung der Struktur schützt vor diesem Irrtum. Die Zellansammlungen an den Wurzelbündeln des Hypo- glossus sind dagegen sehr charakteristisch; sie liegen an der lateralen und auch medialen Seite dieser Bündel und ziehen sich perlschnurartig bis fast zum medialen Pol des oberen Olivenblattes hin (nifh Fig. 7 u. 8). Die medial von den Hypoglossuswurzeln liegenden Zellen ziehen sich zuweilen in Form eines dünnen Striches hin und können als besonderer Kern impo- nieren (Nucleus perpendicularis formationis reticularis albae, np fra Fig. 8). Die Zellen der Nuclei interfaseieulares erstrecken sich von der Olive bis zum Hypoglossuskern; unter letzterem findet eine Verbreiterung der Kern- 22 L. Jacogsonn: ansammlung statt und ein Teil derselben legt sich vogelschnabelartig an die Kuppe des hinteren Längsbündels an (Fig. 10 und n fr’ Fig. ı1). Nach Verschwinden der Hypoglossuswurzeln verlieren auch diese Zellansamm- lungen allmählich ihr charakteristisches Aussehen. Nucleus (sympathieus?) sublingualis. Unter dem oralen Abschnitt des Hypoglossuskerns sammeln sich mittel- große Zellen zu kleinen Kernen an, die ventral den XI. Kern umgreifen (n sy sl Fig. 7— 10). Die Zellen unterscheiden sich von denjenigen der eben erwähnten Nuclei interfaseieulares durch ihre mehr abgerundete Form und dadurch, daß sie noch gedrängter zusammenliegen als jene. Doch ist es nicht immer ganz leicht, beide Formationen auseinanderzuhalten, da die Gruppen des Nucleus sublingualis gleichsam besondere Nester in den dorsalen Teilen der Nuclei interfascieulares bilden. Ein solches Nest liegt bald an der ven- tro-lateralen, bald an der ventro-medialen Peripherie des Hypoglossuskerns. Man trifft diese Nester nicht kontinuierlich, sondern in kurzen Abständen. Am vorderen Ende des XII. Kerns geht ein Teil von ihnen in das Areal des Nucleus interealatus über, in welches auch, wie erwähnt, Zellen des Nucleus sympathieus N. vagi eingetreten sind. Dieser Umstand im Verein mit der Form und der dichten Lagerung der Zellen läßt vermuten, daß es sich ev. um sympathische Zellgruppen handelt. Der ventrale Zipfel des XII. Kerns liegt oftmals im Nucleus sublingualis drin. Nucleus gigantocellularis formationis reticularis. Dieser Kern mit den riesengroßen Zellen erscheint zuerst in derjenigen Region der Medulla oblongata, in welcher die dorsale Nebenolive gut aus- gebildet ist (ngifr. Fig. 9). Man sieht hier zunächst einen kleinen Haufen von sehr großen polygonalen Zellen dorsal von der Nebenolive und lateral von den Hypoglossusbündeln liegen. Die Ansammlung dieser großen Zellen wird nun nach oral zu immer stärker, so daß der Kern nach und nach das ganze zentrale Gebiet der Formatio reticularis einnimmt und noch einen seitlichen Zipfel über die Olive aussendet (Fig. 10 u. ı1). Am Übergang zwischen Medulla oblongata und Pons überflutet er auch die mittlere Partie der Raphe selbst, wo seine großen dunklen Zellen in dem blassen Raphe- kern wie große Früchte aussehen, die an einem Baume hängen (Fig. 12). Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 23 Weiter als bis in die distale Ponsgegend lassen sich die großen Zellen nicht verfolgen. Die Zellen dieser Formation sind die größten, welche die Medulla oblongata aufzuweisen hat: sie liegen locker zwischen den unendlich vielen Retikulariszellen. Auf Querschnitten haben sie ungefähr eine Gestalt, die man mit einem in einer Kapuze versteckten Gesicht vergleichen kann. Das Protoplasma der Zellen zeigt ein homogenes Aussehen, weshalb sie höchst wahrscheinlich dem sensiblen Zelltypus zugehören. Nucleus motorius dissipatus formationis retieularis. Die Formatio reticularis hat außer den bis jetzt erwähnten Zellen in ihrer ganzen Längenausdehnung zerstreut liegende motorische Zellen. Im kaudalen Gebiet der Medulla oblongata sind sie vereinzelt. In der Gegend aber, in welcher der eben beschriebene Nucleus gigantocellularis liegt, nehmen sie an Zahl erheblich zu (nm fr Fig. 9, 10, 13). Sie sind ihm hier teils beigemischt, teils liegen sie dorsal von ihm. Einzelne erreichen die Größe der Riesenzellen, die Mehrzahl von ihnen ist aber etwas kleiner. Sie zeigen sehr lange Fortsätze; sie sind deutlich an ihrer Struktur aus der Masse der übrigen Retikulariszellen heraus zu erkennen. Die Literatur über die Zellen der Formatio retieularis wird bei Besprechung der Ponskerne berücksichtigt werden (s. S.45). Hier sei nur erwähnt, daß Laura (a. a. O.) die im Verlaufe der XII Wurzeln liegenden Zellen schon bemerkt hat, ebenso Roller (Arch. f. mikr. Anat. Bd. 19). Der nach diesem Autor benannte kleinzellige XII. Kern sollte Be- ziehungen zu Hypoglossuswurzeln haben, was von den meisten Autoren in Abrede gestellt wird. Was den Nucleus gigantocellularis betrifft, so entspricht dieser Kern dem Nucleus eentralis von Roller (a.a. O.); R. hebt den merkwürdigen Charakter der großen Zellen dieses Kerns hervor, die er wegen ihres blasigen Aussehens mit denen der Vierhügel- wurzel des Trigeminus vergleicht. 5 Nuclei raphes et formationis reticularis albae. Die ersten Zellen der Formatio reticularis alba treten ungefähr in der (regend auf, in welcher der Zentralkanal in den IV. Ventrikel übergeht. Sie sind zunächst in recht spärlicher Zahl ganz dorsal und ganz ventral gelegen. Von der Raphe sprühen die kleinen stäbehenförmigen Elemente in feinen queren und schrägen Strichen in die Formatio alba aus (n fra Fig. 7). Diese striehartigen Züge sind natürlich, je weiter ventral, um so länger. Neben diesen strichartigen Zellzügen treten dann auch kleine 24 L. JaAcogsonn: Zellinseln in der Formatio alba auf, die wahrscheinlich durch Zusammen- fluß verschiedener Striche entstehen und dadurch auch im Zusammenhang mit den Zellen der Raphe selbst stehen. Die ventralsten dieser Inseln liegen direkt über dem Pyramidenfelde bzw. neben den Oliven, von welchen sie sich durch die Zellform und durch die unregelmäßige Lagerung unter- scheiden. Eine besonders lange strichförmige Insel tritt im mittleren Ab- schnitt der Medulla oblongata dorsal von der medialen Nebenolive gleich- sam in ihrer Fortsetzung liegend auf (Nucleus perpendieularis for- mationis albae, npfra Fig. 5). Ein eigentlicher Raphekern ist erst im vorderen Abschnitt des ver- längerten Markes zu sehen und erreicht seinen stärksten Umfang in der Gegend, wo auch der Nucleus gigantocellularis seine größte Ausdehnung hat (nr. Fig. 9—ı1). Er zieht sich an der ganzen Mittellinie entlang und schwillt in deren Mitte keulen- oder buschartig an. Die Zellen sind von birnenförmiger oder spindelförmiger Gestalt und stehen mit der Längsachse überwiegend senkrecht. Sie sind auffallend blaß gefärbt und von ganz homogener Struktur. Wegen dieser blassen Zellen nenne ich den Kern Nucleus pallidus raphes (npar Fig. 12 —ı4). In der Gegend des vor- deren Olivenendes schwindet der Raphekern im dorsalen Abschnitt, und es breitet sich der übrige Teil des Kerns wie ein Blumenstrauß in die Nach- barregion aus. In dieser Form hält sich der Kern bis in die kaudale Region des Pons, dann wird er allmählich kleiner und verschwindet. Literatur. Bechterew (a.a.O.) erwähnt, daß einwärts von der XII. Wurzel in der Formatio retieularis ein Kern liegt, welcher von Misslawski (Inaug.-Diss. Kasan 1885) als Nucleus respiratorius beschrieben ist. Obersteiner (a.a. ©.) nennt ihn Nucleus funieuli anterioris. Marburg (a. a. OÖ.) bezeichnet den Rest des Vorderhorns als Nucleus funieuli anterioris. Kohnstamm (Monatsschr. f. Psych! u. Neurol. Bd. VIII) gibt eine ausführliche Be- schreibung der Raphekerne beim Kaninchen. Er unterscheidet einen kaudalen Nucleus parvicellularis raphes in der Gegend der Pyramidenkreuzung, einen Nucleus ventralis raphes im distalen Gebiet des Hypoglossuskerns und einen Nucleus retieularis raphes, der vor der Eröffnung des Zentralkanals beginnt und mit seinem frontalen Ende bis in die Gegend des motorischen Trigeminuskerns reicht. Nucleus marginalis corporis restiformis. Man sieht, wenn man die Querschnitte der Medulla oblongata von kaudal nach zerebral verfolgt, vom Nucleus marginalis zunächst denjenigen Teil, welcher in der Taenia ventrieuli quarti liegt. Diese Taenia hat auf Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 25 dem Sehnitt eine vogelkopfartige Gestalt, an deren Spitze sich die Tela chorioidea ansetzt. Der Kopf dieser Gestalt wird nun von einer kleinen ovalen Kernformation ausgefüllt (nmg er Fig. 8). Die Zellen liegen etwas loeker darin und sind von kleiner polymorpher Gestalt. Von hier aus, wenn man die Schnitte weiter nach oral verfolgt, zieht sich der Nucleus marginalis um den ganzen Außenrand des Corpus restiforme als eine schmale Zellschicht entlang. Diese Schicht zeigt sich oftmals auf den Schnitten bald mehr dorsal, bald mehr ventral unterbrochen. In diese schmale Zell- zone ergießen sich Zellen des Nucleus magnocellularis funieuli posterioris (Fig. 8 u. 10). Im weiteren Verlauf flacht sich der dorsale Teil dieser Kernformation ab, während der ventrale noch bestehen bleibt. An diesen legt sich außen das 'Tubereulum cochleare bzw. der Nucleus ventralis N. eochlearis an (nco Fig. ır). Mit der Ausbildung dieser Cochleariszell- formation schwindet dann auch der ventrale Abschnitt des Marginalkerns. Nucleus bulbo-pontinus. Dieser Kern bildet die Fortsetzung des vorigen (nbp Fig. ı1). Beide zusammen machen das aus, was vor kurzem Essik als Corpus ponto-bulbare beschrieben hat. Der Nucleus bulbo-pontinus liegt an der ventralen Peri- pherie der seitlichen Bucht der Medulla oblongata zwischen dem Areal der absteigenden V. Wurzel und dem ventralen Cochleariskern. Er bildet hier bald zwei durch die Glossopharyngeuswurzel (bzw. diejenige des Inter- medius) getrennte Gruppen, bald eine mehr zusammenhängende Formation (Fig. ı2 u. 13). Ist letzteres der Fall, so entsteht oft dureh ihn eine kleine Hervorwölbung an der ventralen Peripherie. Er wird nun allmählich durch die Vestibulariswurzeln und durch quere Brückenfasern vom Cochleariskern medialwärts abgedrängt und splittert sich in mehrere kleine Gruppen auf. Am deutlichsten erkennbar bleibt immer die an der ventralen Peripherie gelegene Gruppe (Fig. 14). Diese Gruppe zieht sich oralwärts ein wenig in der Riehtung zum Kleinhirn zu. In dieser Lage an der Peripherie des mittleren Kleinhirnschenkels ist der Nucleus ungefähr bis zum Eintritt des Trigeminus zu verfolgen: dann wird er von den seitlichen Ausläufern des Brückenkerns so überflutet, daß seine weitere Verfolgung unmöglich ist. Morphologisch müssen diese beiden Kerne, der Nucleus marginalis eorporis restiformis und der Nucleus bulbo-pontinus vom Cochlearis- wie Vestibulariskern geschieden werden, da sie andere Zellelemente enthalten Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. 1. 4 26 L. Jacossoun: wie diese. Ob sie physiologisch zu ihnen in naher Beziehung stehen, was leicht möglich ist, lasse ich dahingestellt. Aber es besteht vielleicht auch eine Beziehung zum Nucleus magnocellularis funieuli posterioris (5348487): Literatur. Der Nucleus marginalis wird gewöhnlich zum Tuberceulum acustieum und der Nucleus bulbo-pontinus als medialer Anteil des ventralen Acustieuskerns gerechnet. Essik (Amerie. Journ. of Anat. Vol. VII, 1907) ist der erste, der beide Gebilde zusammen als selbständigen Körper beschreibt. Er beschreibt ihn ungefähr in der gleichen Weise, wie es von mir geschehen ist und gibt Flächenansichten desselben wie auch Abbildungen auf Querschnitten. Nuelei acustici. a) Nucleus N. cochlearis. b) Nuclei N. vestibularis. Nucleus N. eochlearis. Der Nucleus N. cochlearis legt sich zuerst zwiebelschalenartig an den ventralen Abschnitt des Nucleus marginalis corporis restiformis an (n co Fig. ıı u. ı2) und verdrängt alsdann den Marginalkern (s. vorher). Er ragt ventral zwischen Corpus restiforme und Kleinhirn zipfelförmig hervor (Fig. 13). Die Nervenzellen sind von etwas größerer Form als diejenigen des Nucleus marginalis bzw. des Nucleus bulbo-pontinus und erscheinen auf dem Querschnitte als rundliche, teils locker, teils dicht gelagerte Ele- mente. Neben diesen größeren Elementen finden sich besonders in der Außenzone und dorsal auch kleinere Elemente. Weiter oral zu tritt der Kern mehr ins Innere des Querschnittes hinein; er bildet dann ein Dreieck, dessen stumpfer Winkel nach medial gerichtet ist (Fig. 14 u. 15) und der Radix vestibularis anliegt. Ungefähr im Niveau der stärksten Entwicke- lung des Facialiskerns verschwindet er. Nuclei N. vestibularis. Zu den Kernen, welehe mit der Vestibulariswurzel in Beziehung stehen, sind folgende zu rechnen: ı. Nucleus triangularis dorsalis, Nucleus angularis (Bechterew), Nueleus radieis deseendentis, $ a& » Nucleus motorius (Deiters). Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 27 Nucleus triangularis et angularis. In der Gegend, in welcher der XII. Kern und der sympathische X. Kern ihre volle Entfaltung zeigen, erscheint unter dem seitlichen Teil des Ventrikelbodens ein kleines dreieckiges Feld, welches eine Anzahl ganz kleiner, locker liegender, rundlicher oder stäbchenförmiger Zellen enthält (ntrd ve Fig. 8, 9 u. 10). Die Zellen dieses Feldes gehen weiter oral auch in die Zone der absteigenden Vestibulariswurzel über. Auf einer kurzen Strecke (Fig. 10) ist der dreieckige Kern an seinen ventralen Schenkeln von winzigen Gruppen umsäumt, welche etwas größere Zellen enthalten, deren Natur nicht ganz sicher ist. Die Zellen dieses dreieckigen Kerns haben im kau- dalen Gebiet große Ähnlichkeit mit den Zellen des benachbarten Nucleus funieuli teretis. Beide sind aber sowohl an sich als auch durch den etwas in die Tiefe getretenen sympathischen Vaguskern getrennt (Fig. ı1). Weiter nach frontal zu breitet sich der dreieckige Kern seitwärts mehr aus, er enthält dann neben den früheren kleineren Zellen auch etwas größere, dunkel gefärbte Elemente von polygonaler Gestalt (Fig. ı2 u. 13). In seine ventro-laterale Partie nisten sich dann Zellen des Nucleus motorius N. vestibularis ein (Fig. 14 u. 15), wobei er gleichzeitig an Umfang wieder abnimmt. Im Niveau des Abducenskerns sieht man von ihm nur noch kleine Reste. Diese liegen in der Bodenmasse ganz am lateralen Winkel des IV. Ventrikels. Dieser Rest lagert nun latero-dorsal vom verkleinerten Nucleus motorius vestibularis (n ang ve Fig. 16 u. 17): er vermehrt sich etwas nach frontal zu, indem größere Elemente (ähnlich solchen, wie sie im Felde der ab- steigenden Vestibulariswurzel gelegen sind) sich hinzugesellen. Diese Zell- formation, welche als Nucleus angularis von Bechterew beschrieben ist, hält sich noch weiter nach oral zu, bis in die Gegend der sensiblen V. Kerne, an deren lateraler Seite (Fig. ıS u. 19). Nucleus radieis descendentis N. vestibularis. In dem Maschenwerk der absteigenden Vestibulariswurzel, dieht dorsal und medial vom Corpus restiforme, liegen spärliche kleine und mittelgroße Zellen locker gelagert (nrad ve Fig. ıı u. 12); sie sind nicht scharf von den Zellen des Nucleus triangularis zu trennen. Zeitweilig sammeln sich einzelne zu ganz kleinen Haufen, besonders an der ventralen Spitze der 4* 28 L. JacoBgsonn: retikulierten Formation an. Nach kaudal zu reichen sie bis zum frontalen Ende des Nucleus gracilis, nach oral gehen sie in den Nucleus angularis über; sie sind vielfach mit den motorischen Zellen des Vestibularisgebietes vermischt. Nucleus motorius vestibularis (Deiters). Dieser Kern beginnt ungefähr im gleichen Niveau wie der Faeialis- kern (nm ve Fig. 13). Er liegt im wesentlichen im Areal der absteigenden Vestibulariswurzel, drängt sich aber, wie vorher erwähnt ist, auch etwas in den Nucleus triangularis hinein. Besonders erwähnenswert ist, daß sich auch im ganzen Verlaufe der Vestibulariswurzel selbst kleine Inseln von motorischen Zellen eingelagert finden (Fig. 14— 16). Im Niveau des vor- deren Poles des Facialiskerns verkleinert sich der Nucleus motorius vesti- bularis ziemlich stark und schwindet etwas weiter frontal (Fig. ı7). Die Größe der motorischen Zellen ist wechselnd von mittelgroß bis riesengroß; sie haben unzweifelhaft die Struktur der motorischen Zellen. Literatur. Stilling (a.a. O.) gibt eine gute Abbildung des Cochleariskerns und des Nucleus triangularis, hält letzteren aber für den Glossopharyngeuskern. Clarke (a.a. O.) unterscheidet einen inneren und einen äußeren Acusticuskern. Der innere umfaßt den Nucleus triangularis und der äußere die um das Corpus restiforme gelegene graue Masse. Den ven- tralen Cochleariskern faßt er als ein besonderes, in den Lauf des Acustieus eingeschaltetes Ganglion auf. Diese Auffassung teilt auch Henle (a. a. O.), er unterscheidet einen Nucleus acusticus superior, inferior und lateralis. Die großen Zellen im Gebiet der absteigenden Acustieuswurzel sind dann zuerst von Deiters (Untersuchungen über Gehirn und Rücken- mark. Braunschweig 1865) beschrieben worden, und Laura gab dieser Formation den Namen des Deitersschen Kerns. Schwalbe (a. a. O.) bezeichnet den inneren Kern von Clarke als Hauptkern des Acustieus, den Deitersschen als Nucleus acustieus lateralis und die dorsale Partie des Cochleariskerns als Nucleus acusticus accessorius. Der Autor erwähnt besonders kleine kugelige Zellen, welche iu diesem Kerne liegen. Forel und Onufrowiez (Neurolog. Zentralbl. 1885 Nr. 5 u. 9) unterschieden zuerst auf Grund experimenteller Untersuchungen zwei verschiedene Wurzeln am N. acusticus, eine hintere und eine vordere. Die hintere Wurzel erschöpft sich in dem Nucleus acustieus anterior von Meynert, bzw. lateralis von Henle (jetzigen Nucleus ventralis). Auch die graue Masse am äußeren Rande des erus cerebelli, das Tubereulum laterale von Stieda, welches schon von Foville, Stilling, Schroeder, van der Kolk auch als Acusticuskern betrachtet wurde, sei eine Formation des Acusticus. Der sogenannte innere Kern des Acusticus (Hauptkern von Schwalbe), ebenso der großzellige Deiterssche Kern, von dem schon von Monakow nachgewiesen, daß er mit dem Acustieus nichts zu tun habe, hätten zum Acusticus keine Beziehung. Die drei Kerne (Nucleus triangularis dorsalis, der Deiterssche Kern und der so- genannte Nucleus angularis von Bechterew) sind dann nebst zahlreichen Zellen, welche Über die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 29 die absteigende Wurzel begleiten, als zum Vestibularis zugehörige Formationen erforscht worden. An dieser Erforschung haben sich besonders von Bechterew, Koelliker, Ramon y Cajal, Flechsig, Obersteiner u.a. beteiligt. Der Nucleus radieis deseendentis N. trigemini, welcher die ganze Me- dulla oblongata durchläuft, wird mit den übrigen Trigeminuskernen zu- sammen beschrieben werden. II. Kerne des Pons. Nueleus retrofaeialis. Während der Facialiskern erst frontal vom Nueleus motorius vagi auftritt, begegnet man im vordersten Gebiete des letztgenannten Kerns, dort, wo letzterer dem Nucleus sympathieus vagi sehr nahe gerückt ist, einer kleinen Gruppe von ziemlich großen und dichtgelagerten motorischen Zellen (nrfac Fig. ı1). Diese Gruppe liegt zwischen dem ventro-lateralen Zipfel des Nucleus gigantocellularis und der Radix deseendens V, ein klein wenig von der ventralen Peripherie entfernt. Die motorischen Zellen dieser Gruppe unterscheiden sich durch ihre Größe ganz wesentlich von denjenigen des dorsal lagernden Restes des Nucleus motorius vagi. Der Kern schwindet nach etwa 30—40 Schnitten, und erst nach einer weiteren kleinen Streeke oralwärts tritt an der gleichen Stelle der Facialiskern auf. Aus diesen Gründen wird die Gruppe als Nueleus retrofacialis bezeichnet. Nucleus N. faeialis. Der Faeialiskern beginnt in der vordersten Gegend der Medulla oblon- gata; er liegt hier zwischen dem Kern der absteigenden V. Wurzel und dem Olivenrest. Er schwillt schnell an und zeigt dann zunächst zwei übereinanderliegende Gruppen (n face Fig. 13), die nach wenigen Sehnitten sich zu dreien vermehren. Der Kern steht mit seiner Längsachse senkrecht und hat auf dem Sehnitt keilförmige Gestalt. Während die ventralste Etage des Kerns klein und einfach bleibt, spalten sich die beiden dorsalen in je zwei Gruppen. Sehr bald aber treten wieder Verschmelzungen der Gruppen der einzelnen Etagen ein, ferner verbindet sich die erste dorsale Etage mit der zweiten, und es tritt unter der dritten eine neue kleine Gruppe auf. Die dorsalste bildet alsdann ein Dreigruppenbild, deren Gruppen im Winkel zueinander stehen; die mittlere ist in zwei Gruppen, 30 L. Jacossons: eine größere laterale und eine kleinere mediale gespalten und die ventrale ist ganz winzig und bildet die Spitze des Keils (Fig. 14). Der Kern wird dann im weiteren Verlauf durch Verschmelzungen und Reduzierungen etwas kleiner; gleichzeitig splittern sich einzelne Zellen etwas weiter nach dorsal ab und bilden eine kleine abgesonderte Gruppe, die als Nucleus accessorius N. faeialis bezeichnet werden kann (nafac Fig. 15). Diese accessorische Gruppe tritt früher auf als der Abducenskern und verschwindet dort, wo letzterer einigermaßen entwickelt ist. Der Facialiskern selbst läßt noch leidlich die drei Etagen erkennen, indessen alle Gruppen sind stark ver- kleinert. Nach einer Distanz von etwa 20 Schnitten oralwärts tritt dann abermals eine kleine accessorische Gruppe auf (Fig. 16), welche dem hier vollentwickelten Abducenskern näher liegt. Ob diese Gruppe zum Abdu- censkern gehört, lasse ich dahingestellt. Die Zellen derselben gleichen mehr denjenigen des Facialiskerns: jedenfalls schwindet sie nach wenigen Schnitten abermals. Am oralen Pol des VII. und VI. Kernes taucht eine intermediäre kleine Gruppe zum drittenmal auf (nmrtri Fig. ı7), um bald wieder zu verschwinden. Diese dritte Gruppe ist ein wenig größer als die vorigen und enthält recht große polygonale Zellen. Nach einem Zwischen- raum von etwa 20 Schnitten taucht an genau derselben Stelle, wo sie gelegen, der kaudale Pol des motorischen Trigeminuskerns auf. Man kann diese oralste kleine Gruppe deshalb als Nucleus motorius retro- trigeminalis bezeichnen (s. weiter unten). Alle drei intermediären Gruppen bilden höchstwahrscheinlich einen Übergang zwischen Faeialis- und Trige- minuskern. Literatur. Die älteren Autoren, Stilling, Clarke, Dean, Henle, Meynert, hielten den Kern des Abducens für den Facialiskern (bzw. für den gemeinschaftlichen VI., V]I. Kern) und den Facialiskern sprachen sie für den motorischen V. Kern an. Deiters (a.a.O.) hat wohl zuerst den eigentlichen VII. Kern erkannt; der experi- ınentelle Nachweis wurde von Gudden und Mayser (Arch. f. Psych. Bd. VII) erbracht. Es folgen dann genauere Beschreibungen des Kernes von Laura (Memorie della Reale Acad. delle scienze di Torino, Serie II T. 32, 1879), von Duval, Schwalbe, Koelliker u.a. Koelliker und Obersteiner lassen ihn aus zwei Abschnitten bestehen, Duval zeichnet 4—5 Unterabteilungen; Marinesco (Revue neurol. 1898 und La Presse medicale 1899) erwähnt bei Hund, Katze, Kaninchen und Meerschweinchen drei Gruppen des Kernes, welche beim Menschen nicht so deutlich sich absetzen. Außerdem meint der Autor, daß der Nucleus ambiguus den VII. Kern eine Strecke begleitet. Parhon und Papinian (La Semaine medicale 1904) unterscheiden am menschlichen VH. Kern vier dorsale und vier ventrale Gruppen, van Gehuchten (a.a. O0.) beim Kanin- chen drei ventrale und eine dorsale. Uber die Kerne des menschlichen Hirnstammıs. 31 Eine sehr eingehende Beschreibung des Kernes bringt schließlich Hudovernig (a. a. O.). Nach diesem Autor besteht der Kern stets aus einer dorsalen und einer ventralen Säule; letztere ist die größere. Die dorsale Säule spaltet sich bis zu drei Gruppen, die ventrale besteht in ihrer ganzen Längenausdehnung aus drei Zellgruppen, zu welchen in der Längsmitte des Kernes noch eine vierte hinzutritt. Die Mehrzahl der Autoren läßt den VII. Kern unmittelbar auf den Nucleus ambiguus folgen. Was die kleinen intermediären motorischen Zellgruppen betrifft, die zwischen Faecialis- und Abducenskern gelegen sind, und von denen vorher nachgewiesen wurde, daß es deren drei gäbe, so hat sich über diese Gruppen eine Kontroverse erhoben, ob sie dem Abducens- oder dem Faeialiskern angehören. Siemerling und Boedeker (Arch. f. Psych. Bd. 29), Gianulli (Riv. sperim. di fren. 1877), Bach (Arch. f. Ophth. Bd. 47), Wyrubow (Neurol. Zentralbl. 1901) stellen sie mehr dem Faceialiskern zu, während Kaplan und Finkelnburg (Arch. f. Psych. Bd. 33), Lugaro (zit. bei Öbersteiner), Pacetti und Held (zit. bei Tsuchida), van Gehuchten (a.a. O0.) sie dem Abducenskern zurechnen. Letzterer Autor will der erste gewesen sein, der eine solche Gruppe beim Huhn gesehen hat. Das ist insofern etwas zweifelhaft, als schon Laura vom Faeialiskern abgesprengte Zellen erwähut und auch Meyners eine kleine vom distalen Ende des Trigeminuskern abgegrenzte Gruppe nahnıhaft macht. Tsuchida (Über die Ursprungskerne der Augenbewegungsnerven usw. Aus dem hirnanat. Institut der Univ. Zürich 1906) fand diese Gruppe nicht konstant. Erwähnt muß aber werden, daß bei Säugetieren sowohl ein dorsaler wie ventraler Facialiskern beobachtet ist, Draesecke (Monatsschr. f. Psych. Bd. VII) und Koelliker (Die Medulla oblongata und die Vierhügelgegend von Ornithorhynehus und Echidna. Leipzig 1902) und daß die kleine intermediäre Gruppe beim Menschen ev. ein Rest der dorsalen sein kann. Ferner muß auch die von Ariens Kappers (Neurol. Zentralbl. 1908) betonte Tatsache an- geführt werden, daß die motorischen Kerne des Hirnstamms im Laufe der phylogenetischen Entwickelung eine Wanderung erfahren haben, daß Facialis-, Vagus-, Glossopharyngeus-, Accessoriuskerne bei niederen Vertebraten dorsal liegen und im Laufe der Entwickelung ventral wandern. Es wäre somit auch nicht ausgeschlossen, daß diese kleinen intermediären Gruppen Reste dieses Wanderungsprozesses darstellten. Nuclei corporis trapezoideos. Man kann von Trapezkernen etwa zwei unterscheiden; von diesen liegt einer direkt ventral vom Faeialiskern und ein zweiter ein wenig mehr lateral (netr Fig. 14); sie sind beide recht klein. Die Zellen dieser Kerne liegen in einem dichteren Gliafilz, sie sind klein und vielgestaltig. Bald nach Erscheinen der oberen Olive verschwinden die Trapezkerne, und es bilden dann weiter oral ähnliche Zellen eine lockere Formation, auf welcher die obere Olive wie auf einem Teller ruht. Man darf kleine, vom Brücken- kern abgesprengte und zwischen den Querfasern des Trapezkörpers liegende Zellgruppen nicht für Kerne des Trapezkörpers halten. Literatur. Die Angaben über die Trapezkerne sind recht ungenau, so daß man sich schwer zurechtfinden kann. Held (Arch. f. Anat. und Physiol. ı89r) ist wohl der erste, der eine genauere Beschreibung gibt und Trapezfasern zu den Kernen in Beziehung bringt. 32 L. JaAcosBsonn: Nach Bechterew (a.a.O.) lagern die kleinen grauen Trapezkerne in unmittelbarer Nähe der oberen Olive zwischen den hier verlaufenden Querfasern des Corpus trapezoides. In gleicher Weise lokalisiert auch Obersteiner (a.a. 0.) den Trapezkern. Nach Koelliker (a. a. 0.) liegt der Trapezkern zwischen der kleinen Olive und den Abducenswurzeln an der ventralen medialen Seite der Olive zwischen den Fasern des Corpus trapezoides. Bei Säuge- tieren soll der Kern besser entwickelt sein als beim Menschen. Nucleus olivaris superior. Die obere Olive erscheint im kaudalen Teil des Pons in der Gegend, in welcher der Facialiskern schon voll entwickelt ist. Ihre ersten Anfänge sind an der Eigenart der sie enthaltenden, zunächst locker liegenden Zellen zu erkennen, welche in einem dichten Netz von Gliasubstanz liegen. Die Olive liegt dicht ventro-medial vom Facialiskern direkt über den Bogen- bündeln des Corpus trapezoides (n ols Fig. 15). Dieses Nest, welches die Olive darstellt, ist von einem Kranz von locker gelagerten Zellen umgeben, welche besonders im ventralen Abschnitte große Ähnlichkeit mit denjenigen der Nuclei corporis trapezoideos haben (Fig. 16). Der Hauptkern der oberen Olive ist von ovaler Form; er zeigt in seinem Zentrum dunkel gefärbte Zellen von mittlerer Größe, welche dicht gedrängt liegen. Sie bilden, und das ist sehr charakteristisch, eine strichförmige Zellkette; die Zellen sind von stachel- oder spitz lanzettförmiger Gestalt und sind so angeordnet, daß sie im spitzen oder stumpfen Winkel sich gegenüberstehen. Durch diese Merkmale bildet die obere Olive, obwohl sie nur ein kleines Gebilde beim Menschen ist, eine der charakteristischsten Kernformationen des Pons. In der zwischen Faeialis- und Trigeminuskern gelegenen Region wird die obere Olive kleiner (Fig. 17); die Zellen lagern hier lockerer und zeigen mehr rundliche Form. Aber auch da, wo die Olive schon sehr klein geworden ist, kann sie immer noch gut an dem Gliafilz erkannt werden, in welchem wenige dunkle Oliven- zellen liegen. Als solch kleines Gebilde kann man sie bis über die fron- tale Grenze des motorischen V. Kerns, dort, wo die laterale Schleife senk- recht aufsteigende Richtung einschlägt, verfolgen (Fig. 18—21). Literatur. Zuerst hat wohl Schroeder van der Kolk die obere Olive gesehen. Während Clarke (a. a. O.) die Oliva superior richtig beschreibt, hält Henle (a. a. O.) den Faecialiskern und latero-ventral davon gelegene graue Massen für die obere Olive; eine ähn- liche Meinung (Appendix des unteren Trigeminuskerns) hat Stilling. Sie wird von Schwalbe, Koelliker und anderen genau beschrieben; Schwalbe unterscheidet zwei, Koelliker drei Abschnitte an ihr. Cajal (a. a. O.) bezeichnet als Nucleus praeolivaris externus bzw. semilunaris einen um die obere Olive herumziehenden Kern. Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 33 Heben auch schon die meisten Autoren die relative Kleinheit der Olive beim Menschen hervor, so hat Fr. Hofmann (Arb. a. d. Neurol. Inst. a. d. Wiener Univ. Bd. XIV) eine sehr eingehende vergleichende anatomische Untersuchung über die obere Olive angestellt. Sie ist nach diesem Forscher bei Halbaffen, Affen und beim Menschen nach einem gemeinsamen Typus gebaut. Der mediale Teil erscheint länglich, etwa ganz schmal elliptisch init zentralem Zellband und faserreichen Randpartien. Der laterale Teil ist verschieden groß, im allgemeinen schlecht entwickelt, selbst rudimentär mit der Nebenmasse teilweise verschmolzen. Die mensch- liche Nebenolive ist am meisten den bei Orang-Utan und bei Lemur gefundenen Bildungen ähnlich. Die obere Olive von Lemur stellt den Übergang zu den hochentwickelten Oliven mit gewundenem lateralen Teil dar. Nucleus funieuli teretis. Unter dem Nucleus funieuli teretis' verstehen viele Autoren den oralen Absehnitt der von mir als Nucleus paramedianus dorsalis bezeichneten Zell- gruppe. Sie lassen gewöhnlich den Nucleus triangularis dorsalis N. vesti- bularis bis zur Mittellinie gehen, und alsdann bleibt für sie zwischen diesem Vestibulariskern und der Mittellinie nur die ganz kleine Vorwölbung übrig, in welcher die Zellen des Nucleus paramedianus liegen. Diese Darstellung ist aber nicht richtig. Der dreieckige dorsale Vestibulariskern reicht keines- wegs bis zur Raphe, sondern er hört nach medial dort auf, wo der orale Rest des Nucleus sympathieus N. vagi liegt. Im gleichen Niveau findet sich am Rande des Ventrikels auch eine kleine Einkerbung, und solche Ein- kerbungen sind in den meisten Fällen äußere Zeichen einer Kernabgrenzung. Von dieser Einkerbung bis zur Raphe erstreckt sich der eigentliche Nucleus funieuli teretis (nft Fig. ıı). Der Nucleus funieuli teretis bildet in reiner Form, d.h. da, wo er nieht von anderen vielgestaltigen Elementen überschwemmt ist, die Fort- setzung des Nucleus ıntercalatus (Staderini), s. S.15. Er liegt zwischen dem verkleinerten Nucleus sympathieus vagi und dem Nucleus paramedianus dorsalis. Die ihn eharakterisierenden Zellen sind kleine Elemente, ungefähr von der gleichen Art, wie sie der Nucleus intercalatus zeigt. Während seines ganzen Verlaufes aber von der oralen Grenze des Hypoglossuskerns bis zum Abducenskern strömen aus dem dorsalen Teil der Formatio reti- eularis größere Zellen in sein Areal hinein. Besonders erwähnenswert sind in seinem kaudalen Abschnitt kleine Gruppen dicht gedrängt liegender Zellen, ! Nicht zu verwechseln mit dem Nucleus funieuli graeilis. Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. TI. [S}1 34 L. Jacogsonn: Nucleus sublingualis sind (Fig. 10). An seiner medio-ventralen Ecke strömen sehr viele Zellen der Formatio retieularis zusammen und verdichten sich zu einem keilförmigen Haufen an der dorsalen Kuppe des Faseiculus longitudi- nalis dorsalis (n fr’ Fig. 11). Der in dieser Gegend lateral von ihm gelegene dreieckige Vestibulariskern hat, wie schon erwähnt wurde, sehr ähnliche Zellelemente von kleiner Gestalt. Ob daher dieser Abschnitt des drei- eckigen Kerns wirklich schon zum Vestibularisgebiet gehört oder ob es sich ev. um ein Übergangsgebiet von noch unbestimmter Funktion handelt, muß der weiteren Forschung überlassen bleiben. Weiter nach oral zu ver- kleinert sich der Nucleus funieuli teretis und plattet sich ab; mit dem Auf- treten des Abducenskerns verschwindet er (Fig. 12—15). Die Literatur über diesen Kern ist bei Besprechung des Nucleus paramedianus dor- salis und beim Nucleus intercalatus angeführt worden (s. S. 15 u. 16). Marburg (a. a. O.) nennt die vor dem XII. Kern gelegene Zellformation Nucleus praepositus hypoglossi. Nueleus N. abdueentis. Der Abducenskern entsteht im Bereich des Funiculus teres, ungefähr in der Gegend, in welcher der Nucleus motorius N. vestibularis (Deiters) schon etwas kleiner geworden ist. Die Zahl seiner Zellen vermehrt sich recht schnell; in voller Entwicklung bildet er auf dem Schnitt eine stattliche, un- gefähr kreisrunde, lateral vom Facialisknie gelegene Gruppe (n abd Fig. 16). Er scheint aber keinen ganz reinen motorischen Kern zu bilden; denn die deutlich an ihrer Struktur erkennbaren motorischen Zellen sind untermischt mit anderen von geringerer Größe und homogener Struktur. Die motorischen Zellen des Abducenskerns sind kleiner als die der anderen motorischen Kerne und die Nißlschen Schollen im Protoplasmaleibe sind etwas zarter. Der Kern wird weiter oral durch den austretenden Faeialisschenkel in eine ganz kleine dorsale und etwas größere ventrale Gruppe geteilt. Letztere liegt in der Konkavität der aus dem Knie auslaufenden Faecialiswurzel (Fig. 17). Sein frontales Ende liegt etwas weiter oral als dasjenige des Faeialiskerns. Die intermediäre Gruppe zwischen Facialis- und Abducenskern ist bei Besprechung des Faeialiskerns eingehend berücksichtigt worden. Literatur. Wie schon erwähnt wurde (s. S. 30), hielten die älteren Autoren den Abducenskern für den Facialiskern bzw. für den gemeinschaftlichen VI. und VII. Kern. Ge- klärt wurden die Verhältnisse durch Gudden und Mayser und durch eine Beobachtung von Gowers (Mediz. Zentralbl. 1879). Die späteren Autoren brachten nur genauere Beschrei- bungen des Kerns und seiner Beziehungen zu den anderen Augenmuskelkernen, zur oberen Olive usw. Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 35 Nuclei N. trigemini. Als Kerngebiete des N. trigeminus sind im Hirnstamm folgende zu nennen: 1. Nucleus motorius retrotrigeminalis, Nucleus motorius N. trigemini, Nucleus motorius radieis mesencephaliei, Nucleus sensibilis prineipalis, an Bw 1m Nucleus sensibilis radieis descendentis. Nucleus motorius retrotrigeminalis. Ebenso wie der Faeialiskern eine kleine nach kaudal zurückgeschobene, vom Hauptkern abgesprengte Zellgruppe besitzt, so hat auch der moto- rische Trigeminuskern eine solche. Diese Gruppe beginnt im Niveau des oralen Poles des Abducenskerns und liegt in der Konkavität des austreten- den Faeialisschenkels (nmrtri Fig. 17). Diese Gruppe bestelt aus 4—8 großen polygonalen motorischen Zellen, die sich wesentlich von den kleineren des Abducenskerns unterscheiden. Sie ist auf ungefähr 10 —20 Schnitten zu sehen, dann folgt nach einer zellfreien kleinen Distanz genau an der gleichen Stelle der eigentliche motorische V. Kern. Nucleus motorius N. trigemini. Der motorische Hauptkern des Trigeminus beginnt in derselben Ge- gend, in welcher die starke sensible V. Wurzel in den Pons einstrahlt und sich mit ihrer Hauptmasse in das Feld der absteigenden Wurzel einsenkt (nmtri Fig. ı8). Der Kern vergrößert sich sehr schnell und zieht sich dabei ein wenig nach ventral hin. Er zeigt im ganzen auf dem Sehnitt eine eiförmige Gestalt. Man kann an ihm eine dorsale von einer ventralen Abteilung unterscheiden (Fig. 19). Letztere wird oft von durchtretenden, ziemlich dieken Bündeln des Trigeminus geteilt, doch ist diese Teilung eine wechselnde. Auch die dorsale Abteilung kann sich in zwei bis drei Gruppen spalten, so daß auch bei diesem Kern recht wechselnde Bilder entstehen; im ganzen aber bewahrt der Kern viel mehr seine Einheit als z.B. der Facialiskern. In oraleren Gegenden liegt der Kern in der Kon- kavität der nach dem Ventrikelboden ziehenden Trigeminusbündel; er ver- schmälert sich dabei allmählich und endet frontalwärts ungefähr im gleichen Niveau, in welchem die vorderen Kleinhirnschenkel sich vom Marke des Kleinhirns isoliert haben (Fig. 20). 36 L. JaAcoBsoun: Nucleus motorius radieis mesencephaliei N. trigemini. Der Kern dieser Wurzel ist wegen der eigentümlichen Zellen, die er enthält, wohl der typischste von allen Trigeminuskernen, so daß man ev. eine einzige Zelle auf dem Querschnitt als solche heraus erkennt. Die Zellen sind von eiförmiger Gestalt (wie eingekapselte Bandwurmeier); sie sind dunkel gefärbt, erscheinen bei schwacher Vergrößerung ziemlich ho- mogen; bei starker Vergrößerung zeigen einzelne von ihnen dicht gedrängt liegende grobe Schollen, andere zeigen feine Körnelung. Die Zellen dieser Kernsäule erscheinen zuerst in derjenigen Ponsgegend, in welcher die V. Wurzel in die Brücke einmündet und erstrecken sich von hier bis in den vordersten Abschnitt der vorderen Zweihügel. Erst dort, wo letzterer in die Thalamusregion übergeht, sind Zellen des Kernes, auch selbst vereinzelt, nieht mehr zu erkennen (n mes tri Figuren ıgbis 27). Im größten Teil ihres Verlaufs bildet die Kernsäule auf den Schnitten eine Gruppe von wenigen Zellen, die seitlich von der Radix mesencephalica V bzw. seitlich vom Nucleus pigmentosus pontis an der lateralen Ecke des IV. Ventrikels liegt. Doch schwillt die Gruppe an und ab und hat auch ganz kurze Unterbrechungen. Sowohl am kaudalen wie am frontalen Pol wechselt die Zellformation etwas ihre Lage. Am kaudalen Ende steigt sie ein wenig mehr ventral herab und lagert in kleinen Gruppen zwischen denjenigen des Nucleus sensibilis prineipalis N. trigemini. Einzelne Zellen lagern dieht lateral vom Nucleus motorius V (Fig. 19). Im oralen Abschnitt, im Gebiete der hinteren und vorderen Zweihügel, lagert die Kernformation in einzelnen, ganz kleinen Gruppen oder mit einzelnen Zellen an der seitlichen Grenze der grauen Bodenmasse des Aquaeductus Sylvii und zieht sich, an dieser Grenze dem bogenförmigen Rande folgend, fast bis zur Medianlinie nach dorsal hin. Hin und wieder kommt es vor, daß eine kleine Gruppe im ventro-late- ralen Teil der grauen Bodenmasse selbst lagert (Fig. 24, 25 u. 27). Nucleus sensibilis radicis descendentis N. trigemini. Der Kern der absteigenden V. Wurzel bildet die kontinuierliche Fort- setzung des dorsalen Hinterhornabschnitts. In © ı und im kaudalen Ab- schnitt der Medulla oblongata ist der Kern stark vergrößert und abge- rundet; der Bau des Kernes bleibt zunächst derselbe (s. meine Arbeit über die Kerne des Rückenmarks). Der Kern zeigt dabei schlingenförmige Bil- dung; hier und da kann ein Teil solcher Schlinge auf dem Schnitt iso- Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. am liert und abgetrennt vom Ganzen gelagert sein (nradtri Fig.ı). Im weiteren Verlaufe nach oral nimmt die Formation einmal ein etwas gleichmäßigeres Gefüge an; ferner verkleinert sie sich und zeigt entweder winkelige oder eiförmige Gestalt. An der Peripherie der absteigenden Wurzel selbst oder im Innern derselben finden sich vereinzelte oder in ganz kleinen Gruppen gelagerte kleinere oder mittelgroße Zellen (Marginalzellen von Waldeyer bzw. Nucleus marginalis von Ziehen). Wie schon erwähnt wurde, treten Teile sowohl des kleinzelligen wie auch des großzelligen Nucleus funieuli euneati so dicht an die sensible Trigeminusformation heran, daß oft kaum eine Grenze zwischen ihnen zu ziehen ist (Fig. 6), so daß es wahrschein- lich wird, daß Fasern der absteigenden Wurzel gleichfalls zu den Kernen der Hinterstränge in Beziehung stehen. Der Zellgehalt ist nun in den Ebenen weiter frontal recht wechselnd, recht oft aber sieht man nur wenig Nervenzellen in einer Masse von Gliazellen liegen; gleichzeitig rückt die ganze Kernformation mehr ins Innere des Schnittes hinein. Im vorderen Abschnitt der Medulla oblongata lagert sich ventral von der V. Wurzel und deren Kern ein vielstrahliger Kern des Seitenstrangs, der Nucleus infratrigeminalis, welcher dicht gedrängt liegende, mittelgroße Zellen enthält (Fig. 8). Ob dieser Kern zum Trigeminus Beziehungen hat, muß die weitere Forschung lehren. Koelliker hat ihn, wie erwähnt wurde (vgl. S. 19), zum Accessorius in Beziehung bringen wollen, indem Fasern von ihm direkt durch den Seitenstrang nach außen ziehen sollten. Im frontalen Gebiet der Medulla oblongata ist der Kern der absteigenden V. Wurzel nicht immer ganz scharf gegen die Formatio reticularis und auch nicht gegen den Kern des Fascieulus solitarius abzugrenzen (Fig. ıı). Nach Verschwinden der Hinterstrangskerne und des Faseieulus solitarius tritt der Kern der V. Wurzel wieder schärfer hervor und erscheint als ein eiförmiges Gebilde. Die V. Wurzel selbst enthält am peripheren Saume und im Innern stets kleine Inseln von schlanken Zellen. In der Gegend des oralen Gebietes des Facialiskerns ist der Kern der V. Wurzel recht winzig geworden und wird noch durch austretende Faeialiswurzeln zerklüftet. Ventral von der V. Wurzel lagert jetzt ein etwas breiterer Zellsaum von kleinen lockeren Zellinseln; mit diesem Zellsaum verschmilzt dann schließlich der noch vorhandene winzige Kern der V. Wurzel zu einem Gebiet, und in diesem Gebiet entsteht dann sogleich der ventrale Teil des sensiblen Hauptkerns des Trigeminus, auf den die Fasern der mächtigen einmündenden V. Wurzel zuströmen. 38 L. JAcogBsonn: Nucleus sensibilis prineipalis N. trigemini. Der im Haubenteil des Pons, im gleichen Niveau wie der motorische gelegene sensible Hauptkern des Trigeminus, besteht auf den Quersehnitten aus einer Anzahl von größeren und kleineren Zellgruppen, welche sich in ziemlich senkrechter Richtung vom dorsalen Saume der in die Haube ein- mündenden V. Wurzel bis zum Ventrikelrande erstrecken (ns tri Fig. 18). Die ventralste dieser Gruppen bildet die unmittelbare Fortsetzung des Nucleus radieis descendentis; sie ist durch die Fasern der einströmenden V. Wurzel vielfach gespalten (Fig. 17). Die anderen bilden mehr geschlossene Gruppen ; sie liegen zwischen dem motorischen V. Kern und dem Reste des Nucleus angularis N. vestibuli; sie hängen wohl alle miteinander zusammen. Die direkt unter dem Boden des Ventrikels gelegene Gruppe hat eine ganz runde Gestalt, sie erstreckt sich weiter kaudal zu als die anderen (bis in die Abducensfacialisregion, Fig. 16) und hat auch einzelne kleine Ab- sprenkelungen, welehe am Boden des Ventrikels in der Richtung nach der Raphe zu sich verlieren (Fig. 18). Ob letztere mit dem Nucleus para- medianus dorsalis in Beziehung stehen, kann nicht ganz sicher entschieden werden. Die Zellen der einzelnen Gruppen sind klein und leicht abge- rundet; sie haben große Ähnlichkeit mit denen der Hinterstrangskerne; sie liegen dicht gedrängt zusammen. Weiter nach oral zu werden die Gruppen kleiner und verschwinden im vorderen Niveau des motorischen V. Kernes (Fig. 20); an ihrer Stelle liegt von hier ab eine schmale, längliche, diffuse graue Masse, die in ihrem Aussehen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kern der absteigenden V. Wurzel hat. Diese graue Masse geht weiter frontal zu in die graue Substanz der seitlichen Zone der Formatio reticularis über. Literatur. Stilling, Bruce bezeichnen den motorischen V. Kern als den oberen V. Kern im Gegensatz zum unteren, als welchen sie den Facialiskern ansahen. Den eigent- lichen sensiblen V. Kern faßte schon Stilling als eine Fortsetzung der gelatinösen Substanz des Hinterhorns auf. Die beste Beschreibung der V. Kerne gibt von älteren Autoren Mey- nert (a.a.O.). Er erkannte auch zuerst die Zugehörigkeit der blasigen Zellen zum Quintus- gebiet, hielt sie aber für sensibel; auch die Substantia ferruginea sollte nach Meynert Be- ziehungen zum Trigeminus haben. Forel (a. a. ©.) war wohl der erste, welcher die motorische Natur der mesencephalen Quinturwurzel und ihres Kernes erkannte. Koelliker (a.a. O.) hält die Zellen der Radix mesencephalica für multipolar; er gibt an, daß sie vor dem Austritt der Wurzel so stark entwickelt sind, daß sie einen beson- deren Kern bilden; er führt ferner an, daß Merkel diese Zellen für bipolar, Golgi, Lu- garo sie für unipolar halten. Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 39 Kohnstamm (Psychiatr. neurol. Wochenschr. VII. Jahrg.) hält den Trigeminushaupt- kern im Pons seiner Funktion nach identisch den Hinterstrangskernen; auch glaubt er, daß die Zellen des Locus coeculeus zur sensiblen V. Wurzel in Beziehung stehen. Für eine Beziehung der Zellen der Substantia ferruginea zu der Radix descendens V treten Beehterew, Obersteiner und andere ein (s. darüber weiter unten). Van Gehuchten (a.a. ©.) nennt den Kern der oberen V. Wurzel den accessorischen Trigeminuskern. Die Zellen seien zuerst von Deiters beschrieben worden und Duval hätte zuerst ihre Zugehörigkeit zum T’rigeminus erkannt. Schuzo Kure (Arb. a. d. neurol. Inst. d. Wien. Univ. 1899) hält die Zellen der zere- bralen V. Wurzel sehr ähnlich denjenigen des Ganglion Gasseri und der Spinalganglien. Gewisse Zellen im Locus eoeruleus sind ihrer Beschaffenheit nach von denjenigen des Kernes der mesencephalen V. Wurzel nicht auseinander zu halten. Auch Forel (a.a. 0.) hat schon angegeben, daß diese Zellen ganz nach Art der peripheren Ganglien gebaut sind. Nucleus pigmentosus pontis. Am Nucleus pigmentosus pontis kann man eine Haupt- und zwei Nebenabteilungen unterscheiden. Die Hauptabteilung ist der Nucleus pigmentosus loci coerulei; die Nebenabteilungen stellen Ausstrahlungen der Hauptabteilung dar. Diese Ausstrahlungen erfolgen einmal in die Haubenregion des Pons, Nucleus pigmentosus dissipatus tegmento-pontinus und zweitens, nach dem Kleinhirn, Nucleus pigmentosus tegmento-cere- bellaris. Diese letztere Abteilung besitzt größere Selbständigkeit als die erste Nebenabteilung. Nucleus pigmentosus loci eoerulei. Die dreieckige Hauptabteilung, welche unter dem seitlichen Winkel des IV. Ventrikels liegt, ist so prägnant durch Form, Lage der Zellen und besonders durch ihren Gehalt an braunem Pigment, daß eine besondere Beschreibung sich erübrigt (npip Fig. 20—24). Nur wenige Zellen des Kernes lassen auch bei Betrachtung mit Ölimmersion kein Pigment er- kennen. Die Mehrzahl der Zellen hat im Zellleib feinere chromophile Körn- chen, einzelne zeigen auch gröbere Schollen, besonders an der Randzone. Zuweilen ist der Zellleib von Körnchen ganz gelichtet und man sieht dann nur das Gerüst. Dieser Struktur zufolge sind die Zellen dieses Kerns, ebenso wie seine beiden Abteilungen, wohl sensibler Natur. Im vorderen Abschnitt des Pons liegt der verkleinerte Kern teils dorsal, teils ventral von der seitlichen Spitze der Faseieulus longitudinalis dorsalis (Fig. 22). In der Gegend der vorderen Zweihügel liegen nur noch wenige Pigmentzellen an der alten Stelle (Fig. 24 u. 25). Hier kommen diesen kleine Gruppen des 40 L: JAeC0BSOHN: Nucleus pigmentosus subthalamo-peduncularis (Substantia nigra Soemme- ringii) sehr nahe. Über die Vierhügel hinaus ist der Kern zerebralwärts nicht zu verfolgen. Nach kaudal zu bildet der Kern bis kurz vor dem oralen Ende der Trigeminuskerne ein ziemlich geschlossenes Areal. Nucleus pigmentosus dissipatus tegmento-pontinus. Diese Abteilung bildet die unmittelbare Fortsetzung der vorigen nach kaudal. Die Zellen liegen zerstreut in der seitlichen Haubenregion in der Gegend des Trigeminus- und Facialiskerns dorsal vom Nucleus olivaris superior (npitp Fig. ı8 u. 19). Die kaudalsten Ausläufer reichen bis in die frontale Faeialiskernregion, wo sie entweder zwischen Abducens- und Faeialiskern oder medial von letzterem zu sehen sind. Nucleus pigmentosus tegmento-cerebellaris. Diese Abteilung liegt in dem Dach, welches sich beiderseits flügel- förmig über den IV. Ventrikel legt. Die Zellen erstreeken sich vom seit- lichen Winkel des Ventrikels bis zum Dachkern des Kleinhirns und ziehen sich dieht am Rande des Ventrikeldachs entlang (n pit cbl Fig. ı7 u. 158). Die kaudalsten Zellen dieser Abteilung liegen in der Gegend, in welcher der Abducenskern gut ausgebildet ist. Sie vermehren sich bald und bilden dann neben einzelnen lagernden Zellen auch kleine Haufen. Solch ein Haufen lagert auch direkt ventral unter dem Dachkern des Kleinhirns, und von diesem Haufen strömen Pigmentzellen in den Dachkern selbst hinein. [Dieser Dachkern enthält, wie hier nebenbei bemerkt sein soll, sehr viele Zellen, die ihrer Form und Struktur nach sicher dem motorischen Typus angehören.] Im Niveau des motorischen Trigeminuskerns kann man die frontalsten Zellen dieser Abteilung am seitlichen Winkel des IV. Ventrikels antreffen; es sind hier nur sehr wenige, die wahrscheinlich zum Haupt- pigmentkern überleiten. Literatur. Erkannt ist dieser Pigmentkern, wie Forel anführt, schon von Vieq d’Azyr, Reil, Gebrüder Wenzel und anderen als durchschimmernde, schwarze Substanz. Von Stilling und Arnold wurde sie als Substantia ferruginea bezeichnet. Meynert (a.a. ©.) gibt von den älteren Autoren die genaueste Beschreibung dieser Formation; er erwähnt auch besonders die Ausstreuungen des Kernes einmal in die seitliche Gegend der hinteren dorsalen Brückenabteilung und ferner in das Dach der Rautengrube nach innen vom Bindearm (Substantia ferruginea superior). Auch Forel (a. a. O.) beschreibt sie sehr eingehend, besonders auch in vergleichend anatomischer Hinsicht. Während Forel Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 41 der Ansicht ist, daß die Zellen dieses Kernes, auch die nicht pigmentierten, sich leicht von den blasigen Zellen des Kernes der mesencephalen V. Wurzel unterscheiden lassen, meint Obersteiner (a.a. O.), daß man bei Tieren zwei Zelltypen unterscheiden müsse, von denen einer vollkommen demjenigen des Kernes dieser V. Wurzel gliche. Aus der Substantia ferru- ginea sollen auch viele Fasern ziehen, welche sich mit denen der zerebralen Wurzel ver- einigen. Vgl. auch die Angaben von Schuzo Kure (S. 39). Ich selbst muß gestehen, daß ich eine Verwechselung der Zellen des Nucleus pigmen- tosus mit denjenigen der mesencephalen V, Wurzel wenigstens beim erwachsenen Menschen für unmöglich halte. Nucleus pontis. Der Brückenkern stellt wohl die gewaltigste Kernformation des ganzen Hirnstamms dar (np Fig. 14— 23). Er ist durch die Brückenfasern (longi- tudinale und transversale) in größere und kleinere, bald mehr rundliche, bald strichförmige, bald polygonal gestaltete diehte und lockere Haufen zer- teilt (etwa wie Sand auf einer schwingenden Metallplatte). Er ist ventral von den oberflächlichen Brückenfasern, dorsal von den Schleifenarealen begrenzt. Im kaudalen Teil, in welchem die Haubenregion noch von beträchtlicher Größe ist, ist sein Höhendurchmesser erheblich kleiner als sein Breitendurch- messer, nach frontal zu wird das Verhältnis dieser beiden Durchmesser all- mählich ein umgekehrtes. Nach ventral zu ist er scharf abgeschlossen, nach dorsal schickt er mächtige Fortsätze in die Haubenregion hinein, ebenso sprüht er recht weit zerebellarwärts zur Kleinhirnrinde aus (s. weiter unten). In der kaudalen Brückenhälfte bildet er auf dem Querschnitt jederseits un- gefähr einen Ring. Beide Ringe liegen um das geschlossene Pyramiden- areal herum, sie stoßen in der Medianlinie zusammen und flachen sich hier gegeneinander ab, während sie sich nach lateral bzw. latero-dorsal mit einem breiten Zipfel ausziehen. Ventral von diesem Zipfel liegt der Nucleus bulbo-pontinus (s. S. 25). Mit der Zersprengung des Pyramiden- areals durch die tiefen Brückenfasern wird die Verteilung der grauen Masse des Ponskernes eine mehr gleichmäßige, und die Abgrenzungslinie gegen den Brückenschenkel ist trotz der vielen kleinen Auszackungen doch im ganzen eine schärfer begrenzte. Am vorderen Teil des Pons hat sich der Brückenkern im Querdurchmesser erheblich verschmälert, und die einzelnen Haufen, aus welchen er sich zusammensetzt, sind lockerer und maschen- artiger. Der Rest des Brückenkerns nach vorn zu liegt zwischen beiden Hirnschenkeln. Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. TI. 6 42 L. JaAcogsonn: Es würde zu weit führen, die Konfiguration des Brückenkerns im einzelnen zu schildern. Von der Vielgestaltigkeit geben die Figuren ein einigermaßen anschauliches Bild'. Einer besonderen Besprechung aber bedürfen die beträchtlichen Massen, welehe von dem Grundstock des Brückenkerns in die Haubenregion und bis an die Kleinhirnrinde aufsteigen. Man kann sie mit hohen Bergspitzen vergleichen, die sich von einem gemeinsamen Plateau erheben. Es sind im wesentlichen auf jeder Hälfte zwei Gipfel, ein medialer und ein late- raler. Der erste ist gewaltiger als der zweite. Ich nenne sie Processus tegmentosus medialis nuelei pontis und Processus tegmentosus lateralis nuclei pontis. Processus tegmentosus medialis nuelei pontis. Dieser Fortsatz des Brückenkerns erhebt sich aus dessen dorsalem Rande neben der Medianlinie. Er drängt sich beiderseits zwischen die medialen Pole der medialen Schleife und steigt von hier an der Median- linie dorsalwärts auf. Schon im kaudalen Teil der Brücke wölbt er sich an der Raphe als ein kleiner Hügel empor (Fig. 16). Dieser Hügel steigt allmählich aufwärts, und je weiter dies geschieht, um so breiter wird die Basis, mit der er sich auf den Untergrund der Brückenformation stützt. Er zeigt in seinem Bau dasselbe Gefüge wie der Grundstock selbst. Dies Gefüge ist besonders an der Basis stark retikulär. Indem er auch seitlich in die Haubenregion zweigartige Ausläufer ausschickt, ist der ganze Hügel auf dem Durchschnitt einer Tanne vergleichbar, deren tiefste Äste sich am weitesten seitwärts ausdehnen, während die oberen immer kürzer werden (ptgmp Fig. 19 u. 20). Dies Bild ist auf die Processus mediales beider Hälften bezogen, die ja an der Medianlinie so dicht zusammenliegen, daß sie als ein einheitliches Ganzes erscheinen. An der dorsalen Spitze teilt sich der Gipfel jederseits in einen seitlichen Ausläufer, welehe den Fasei- culus longitudinalis dorsalis lateral umfassen und fast bis zum Ventrikel laufen. Dieser Ausläufer mischt sich mit Zellen der Formatio reticularis. Ob der eben beschriebene Processus tegmentosus medialis nur aus Zellen besteht, die denen des Brückenkerns identisch sind, oder ob auch einzelne Zellen der Formatio reticularis sich darunter befinden, ist schwer zu ent- ! In den Figuren 17— 21 ist vom Ponskern nur derjenige Teil wiedergegeben, welcher der Haubenregion unmittelbar angrenzt. Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 43 scheiden. Der Processus tegmentosus wird im vorderen Teile des Pons erheblich schmäler; er nimmt alsdann eine schmale, turmartige Gestalt an (Fig. 21); er wird dann weiter durch die zuerst ventral kreuzenden Bündel der vorderen Kleinhirnschenkel von seinem Unterbau abgeschnitten (Fig. 22 und verschwindet mit dem Weiterfortschreiten der Bindearmkreuzung all- mählich vollständig. Processus tegmentosus lateralis nuclei pontis. Während die beiden medialen Brückenkernfortsätze in der Mittellinie zusammenstoßen und dadurch einen mächtigen Aufbau darstellen, sind die beiden lateralen weit voneinander getrennt. Sie erheben sich beiderseits von der latero-dorsalen Ecke des Grundbaues und schieben sich dorsal- wärts in der Richtung zum vorderen Kleinhirnschenkel empor, wobei sie den latero-ventralen Abschnitt der Haubenregion zaunartig begrenzen. Sie treten in der kaudalen Trigeminusregion hervor und schieben sich hier zwischen die ventrale Gruppe des sensiblen Kernes und die obere Olive aufwärts (ptglp Fig. ı8). Sie rücken den sensiblen V Kernen nach, und man muß sich hüten, beide zu verwechseln. Allmählich heben sie sich mehr empor, und in der Gegend des oralen Poles des V. Kernes spaltet sich dieser Hügel in einzelne kleinere Zellhaufen (Fig. 20). Ein Teil der- selben geht in kleineren Absprengungen nach lateral bis zur Kleinhirn- rinde, Nuclei ponto-cerebellares (ptglp’ Fig. 20), ein anderer größerer Teil steigt ziemlich gerade senkrecht empor und schiebt sich am freien lateralen Rande der Haube zwischen letzterem und vorderem Kleinhirn- schenkel hinauf. Ein Teil dieser Haufen liegt also im Areal der lateralen Schleife und stellt das dar, was von vielen Autoren als Kern der late- ralen Schleife bezeichnet wird (Fig. 21). Kurz vor Beginn der hinteren Zweihügel verschwinden die Processus tegmentosi laterales. Schließlich ist noch zu erwähnen, daß der mediale Processus mit dem lateralen durch einen guirlandenartigen Querzug verbunden ist, der sich von der Basis eines Hügels zum anderen dicht über dem Areal der me- dialen Schleife hinzieht. Von diesem Zuge gehen vornehmlich im medialen Abschnitt kleine senkreehte Ausläufer durch das Schleifenareal hindurch und zerklüften es dadurch in mannigfacher Weise. Die Zellen des Brückenkerns und seiner Fortsätze sind mittelgroß, indessen ist die Größe dauernd wechselnd; doch scheint das nicht auf 6* 44 L. JAcoBsonn: einer verschiedenen Zellart zu beruhen, sondern auf der Richtung, in welcher die Zellen durch den Schnitt getroffen sind. Die Form der Zellen ist abgestumpft polygonal; sie sind dunkel gefärbt und liegen in Haufen gedrängt zusammen. Bei starker Vergrößerung zeigen sie ein feinkörniges Protoplasma. Literatur. Der Brückenkern ist natürlich allen älteren Autoren von der Zeit an, wo überhaupt Querschnitte durch den Pons gemacht wurden, bekannt gewesen. Indessen eine eingehende Beschreibung findet sich selten. Auch in den neueren Lehrbüchern ist sehr viel über die Faserung des Fußteils der Brücke gesagt und über die Verbindung der Brücken- lerne mit anderen Hirnteilen, aber über sie selbst, ihre Verteilung, Ausbreitung findet sich nicht viel. Es wird nur gewöhnlich erwähnt, daß sich zwischen den Brückenfasern graue Massen befinden und daß die Zellen in diesen rundlich und klein sind. Bechterew (a. a. O.) gibt eine genauere Beschreibung des Processus tegmentosus medialis. Er nennt ihn wegen seiner netzförmigen Zerklüftung Nucleus reticularis tegmenti. Er meint, daß die Nervenzellen dieses Nucleus wesentlich kleiner sind als die Zentralkerne. Diesen Vorsprung möchte Kohnstamm (Monatsschr. f. Psych. Bd. VIII) besser Nucleus pontinus tegmenti benennen. Eine gute Abbildung des Processus tegmentosus lateralis findet sich im Atlas von Edw. Flatau (Atlas des menschl. Gehirns, II. mikr. Teil. Berlin 1899). Was er aber als Kern der lateralen Schleife bezeichnet, ist nur die Fortsetzung der oberen Olive. Cajal (a. a. O.) unterscheidet einen unteren und einen oberen Kern der lateralen Schleife. Die Ansicht von Roller und Held, daß der untere Kern nur die Fortsetzung der oberen Olive darstellt, indem letztere in die andere Richtung umbiegt, teilt er nicht. Über diesen sogenannten oberen Kern der lateralen Schleife siehe weiter unten. Nuclei formationis reticularis pontis. Eine Trennung dieser Formation in eine grisea und alba ist im Pons nicht ausgeprägt. Nachdem der Nucleus giganto-cellularis und der Nucleus pallidus raphes der Medulla oblongata verschwunden sind, was etwa im Niveau der Mitte des Facialiskerns geschehen ist, wird das Bild der Formatio reticularis ein gleichmäßigeres. Die Zellen werden von hier an zerebralwärts erheblich geringer, sie sind der Mehrzahl nach auch gleichmäßiger in ihrer Gestalt und gleichmäßiger über das ganze Areal verteilt. Nur in der medialen Zone, dieht neben oder unweit der Raphe, findet sich eine Schar etwas größerer und dunkel gefärbter polygonaler Zellen; von diesen liegt ge- wöhnlich eine mehr ventrale Abteilung neben der Raphe und sprüht seit- lich aus, während eine dorsale Abteilung ventral vom Nucleus funieuli teretis bzw. vom Abducenskern liegt und sich zum Teil in diese Kerne ergießt (Fig. 14— 16). Die übrigen Zellen sind recht klein und dreieckig Über die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 45 zugespitzt; sie füllen in nicht großer Zahl gleichsam alle diejenigen Gebiete aus, welche zwischen den distinkt sich heraushebenden Kernen der Hauben- region des Pons verbleiben. Daß zwischen den größeren Zellen im medialen Gebiete der Haube sieh auch eine Anzahl motorischer Zellen findet, ist schon erwähnt worden. Bemerkenswert ist ferner die Anzahl von großen motorischen Zellen der Formatio retieularis im vorderen Gebiete des Abducens- und im kaudalen Gebiete des Trigeminuskerns, Nucleus motorius formationis reticularis (Fig. 17 u. 18). In der Gegend des kaudalen Endes des V. Kernes beginnen die vorher besprochenen Processus tegmentosi nuclei pontis, die allmählich einen großen Teil der gesamten Haubenregion erfüllen. Die eigentliche Formation wird dadurch erheblich verkleinert. Die Reticulariszellen liegen teils lateral vom Faseieulus longitudinalis dorsalis, teils über der oberen Olive im Zentrum der Haube, teils um den ventralen Abschnitt des vorderen Kleinhirn- schenkels herum (Fig. 19—21). Über die weitere Gestaltung der Zellen der Formatio reticularis siehe den Abschnitt über den Hirnschenkel. Literatur. Über die ältere Literatur vergleiche Forel (a. a. O. S. 61). Koelliker (a. a. O.) hält es nicht für berechtigt, von besonderen Kernen der Formatio zu reden, obwohl er zugibt, daß die Zellen in gewissen Gegenden gehäufter und zahlreicher vorkommen als in anderen. Bechterew (a. a. O.) erwälınt die Nuclei centrales von Roller; ferner will der Autor bei der Katze ein Häufchen außerordentlich großer, multipolarer Zellen im Haubenteil des Pons gefunden haben, welche dem Zentralkern von Roller entsprechen sollen und den er deshalb im Gegensatz zu ihm als den oberen Zentralkern Nucleus centralis superior be- zeichnet. Beim Menschen soll der Kern nicht so gut ausgeprägt sein. Außerdem beschreibt B. beim Hunde einen unmittelbar hinter den hinteren Vierhügeln an der Raphe gelegenen Kern, welcher kleinere Zellen als der hinter ihm gelegene Nucleus retieularis tegmenti haben soll, und nennt ihn einfach Nucleus medialis (früher Nucleus centralis superior medialis)!. ‘Schließlich bemerkt der Autor: Außer den bisher schon namhaft gemachten Kernen findet sich in der Formatio retieularis eine Reihe grauer Formationen, welche sich zwar mehr oder weniger von den umgebenden Teilen abheben, aber doch nicht mit voller Schärfe zu um- grenzen sind. Solcher gibt es in der sogenannten Substantia grisea des verlängerten Markes, in der Gegend der Acusticuskerne, einwärts vom Corpus restiforme und über den oberen Oliven, in der Vierhügelgegend medial vom vorderen Kleinhirnschenkel und längs dem Innen- ! Da ich den Hirnstamm vom Hunde nieht nach Nißlscher Färbung untersucht habe, so kann ich ein endgültiges Urteil über diesen Bechterewschen Kern nicht abgeben, glaube aber, daß es sich um nichts anderes als um die turmartige Fortsetzung des Processus teg- mentosus nuclei pontis handelt. 46 L. JaAcogsonn: rande der Schleife. Ebenso sieht man an der ventralen, besonders an der lateralen Seite des hinteren Längsbündels die Zellen der Formatio retieularis zu dichteren Haufen zusammtreten. O0. Kohnstamm (Monatsschr. f. Psych. Bd. VII) teilt die Formatio retieularis beim Kaninchen ein in: 1. Nucleus reticularis cervicalis, 2. Nucleus reticularis oblongatae, 3. Nucleus reticularis pontis; höher hinauf als bis zum Ponsende reiche sie nicht. Den Nucleus reti- cularis oblongatae teilt er in: ı. Nucleus reticularis lateralis und 2. Nucleus reticularis raphes. Die Raphekerne der frontalen Brückengegend enthalten keine Reticulariszellen. Es hat nach diesem Autor keinen Vorteil und keine Berechtigung, einen unteren, mittleren, oberen Zentral- kern, einen Mediankern und Vorderstrangkern der Formatio reticularis zu unterscheiden. Der Bechterewsche Nucleus reticularis tegmenti gehört auch nicht zum System der For- matio reticularis, er nennt ihn Nucleus pontinus tegmenti. In dieser Gegend findet K. nur einen Reticeulariskern, nämlich den Nucleus centralis superior externus von Bechterew, den er Nucleus reticularis pontis nennt. Meynert (a.a.O.) bezeichnet die Formatio reticularis als motorisches Feld, Edinger (a. a. ©.) als Assoziationsfeld. Vgl. auch S. 20—24. II. Kerne des Peduneulus cerebri. Nueleus N. trochlearis. Der Trochleariskern beginnt im frontalen Niveau der hinteren Zwei- hügel mit 2—3 motorischen Zellen, die im Areal des hinteren Längsbündels lagern (n tro Fig. 23). Die Zellen vermehren sich schnell; in seiner besten Ausbildung bildet der Kern eine im Längsbündel liegende Insel von un- gefähr 30—40 Zellen (Fig. 24). Weiter nach vorn nimmt die Zahl der Zellen wieder ab, und die graue Substanz, auf welcher sie im Längsbündel lagen, verschmilzt mit der grauen Bodenmasse. Man trifft dann schließlich 2—3 Schnitte, auf welchen der Kern so klein geworden ist, daß er wieder nur etwa 2—3 motorische Zellen enthält. Diese Stelle bezeichnet wohl die Grenze zwischen dem Trochlearis- und Oculomotoriuskern. Literatur. Der Trochleariskern ist zuerst von Stilling (a. a. O.) als oberer Troch- leariskern beschrieben worden. Meynert (a.a. O.) spricht von einem Oculomotorio-Troch-- leariskern. Eine ausführliche Beschreibung des Kernes gibt Forel; er meint, daß Troch- learis- und Oculomotoriuskern durch eine enge zellenarme Zone getrennt seien. Dieser Ansicht, welche zu allererst Stilling geäußert hat, stimmt auch Obersteiner bei. Im Gegensatz zu Forel nennen Westphal und Siemerling (Arch. f. Psych. Bd. 22 Suppl.) den Kern »Nucleus ventralis posterior nervi oculomotorii« und halten den Nucleus substantiae griseae supratrochlearis (s. weiter unten) für den eigentlichen Trochleariskern. In einer späteren Mitteilung kann Siemerling dies nicht mehr aufrechterhalten und schließt sich der Anschauung von Schütz (vgl. S. 5ı) an. Kausch (Neurol. Zentralbl. 1894) tritt der Anschauung von Westphal und Siemer- ling entgegen und stimmt der Ansicht von Stilling und Forel zu. Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 47T Tsuchida (a.a. 0.) meint, daß der frontale Teil des Kernes etwas kleinere Zellen enthalte; die Länge des Kernes soll 2 mm betragen. Die Kernsäule soll oft eine Unter- brechung erfahren. Tsuchida unterscheidet im Trochlearis- wie im Oculomotoriuskern drei Zellarten: ı. die ganz großen Zellen; sie sind im IV. Kerne selten; 2. die mittelgroßen Zellen; sie sind sehr zahlreich; 3. die kleinsten Zellen, von denen nur wenige Exemplare vorhanden sind. In den Lehrbiichern sind die Angaben über den Übergang zwischen Trochlearis- und Oculomotoriuskern wechselnd. Edinger (a. a. O.) sagt: Jeder laterale Kern des Oculo- motorius nimmt am kaudalen Ende noch etwas an Volumen zu, und diesem Teile entstammen die Fasern des N. trochlearis. Bernheimer (Graefe-Saemisch, Handb. d. Augenheilk., 2. Aufl.) ist der Ansicht, daß die zellarme Zone der Autoren zwischen III. und IV. Kern schon Ursprungszellen des Trochlearis enthält. Auch Perlia (Arch. f. Ophthalm. Bd. 35) läßt den Oculomotoriuskern direkt in den Trochleariskern übergehen. Nucleus N. oceulomotorii. Der Oeulomotoriuskern bildet die Fortsetzung des Trochleariskerns; er liegt zunächst als ein etwas platt halbmondförmiges Areal direkt auf dem seitlichen Flügel des hinteren Längsbündels. Außerdem treten sehr bald einzelne Zellen durch das Längsbündel hindurch und lagern in kleinen Inseln ventral von ihm (n oc Fig. 25). Man kann sonach hier in der kau- dalen Gegend eine dorsale, kompakte größere Abteilung von einer ventralen kleinen, mehr lockeren unterscheiden. Im weiteren Verlauf lockert sich öfters auch die dorsale Abteilung bald ein wenig mehr auf, bald schließt sie sich wieder fester zusammen. Ist sie aufgelockert, so kann es auch in der Weise geschehen, daß sie in 2—3 Untergruppen zerfällt, die schräg nebeneinander gelagert sind. Eine Strecke lang halten sich von solchen Untergruppen drei ziemlich konstant, wobei die ventralste dünn und lang ausgezogen ist. Liegen diese drei Untergruppen wieder fester zusammen, so hat die ganze dorsale Abteilung eine keulenförmige Gestalt. Hin und wieder liegen auch vereinzelte Zellen in der Medianlinie, aber das ist in dieser Gegend ganz inkonstant. In der Gegend, in welcher der dorsale Abschnitt des Nucleus sym- pathieus N. oculomotorii (s. weiter unten) schon eine Strecke sichtbar ge- worden ist, tritt nun in der Medianlinie zwischen beiden ventralen Spitzen der Oculomotoriuskerne scheinbar eine selbständige kleine schmale Gruppe auf, die sich von hier an ziemlich konstant bis nach vorn hält. Sie ist aber nur scheinbar selbständig, denn auf Serienschnitten sieht man, wie von der ventralen Spitze des lateralen Hauptkerns beiderseits Zellen in 48 L. Jacossonn: der Medianlinie aufsteigen und sich zu einer medianen Gruppe vereinigen (Fig. 26). In der vorderen Region sind an der dorsalen Abteilung zumeist zwei Untergruppen, eine dorsale und eine ventrale, zu unterscheiden. Dazu kommt die mediane, die nach ventral zu L-artig ausläuft. Noch weiter nach vorn wird die Hauptabteilung wesentlich kleiner und lockert sich mehr oder weniger auf, während die mediane Gruppe sich wie vorher ver- hält, ev. sogar noch etwas voluminöser wird. Zwischen beiden Abteilungen, d.h. der verkleinerten Hauptabteilung und der medianen Gruppe zieht sich jederseits der Nucleus sympathicus N. oculomotorii nach ventral herab. Die oralsten Zellen des Oculomotoriuskerns lagern noch im mittleren Niveau der hinteren Kommissur. Auch die Zellen des Trochlearis- und Oculo- motoriuskerns sind etwas kleiner als die gewöhnlichen motorischen Zellen und haben etwas zartere Struktur. Literatur. Auch hier ist Stilling der erste, welcher den Kern des Oculomotorius erkannt hat. Die folgenden Autoren wie Henle, Schwalbe, Forel und andere geben ziemlich eingehende Beschreibungen des Kerns. Eine spezielle Studie widmet ihm Perlia (Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXV). Er teilt den Il]. Kern zunächst in eine größere hintere oder Haupt- gruppe und eine kleine Vordergruppe. An der ersteren unterscheidet er einen hinteren ven- tralen und hinteren dorsalen, einen vorderen ventralen und einen vorderen dorsalen Kern; mitten zwischen ihnen liegt der Zentralkern. Dieser Zentralkern geht mit seinem kaudalen Ende in die hinteren Lateralkerne, während er sich vorn isoliert hält. Die Vordergruppe besteht aus zwei Kernpaaren, dem lateralen vorderen Kerne und dem medianen vorderen Doppelkerne. Der Nucleus lateralis anterior entspricht dem Kern von Darkschewitsch; den Nucleus medianus anterior zeichnet Perlia mit kleineren Zellen, so daß es sich wohl um die sympathischen Kerne handelt. Auf diese zentrale Gruppe hat wohl zuerst Edinger (Arch. f. Psych. Bd. XVI, 1885) aufmerksam gemacht; er nennt ihn »medialer Kern«. Koelliker (a. a. O.) macht besonders auf die Zellen aufmerksam, welche das hintere Längsbündel durchqueren und sich ventral von ihm lagern. Bechterew (a. a. O.) nimmt vier verschiedene Kerne des Oculomotorius an, und zwar zwei größere (einen paarigen und einen unpaarigen) und zwei kleinere (accessorische, paarige). Zu den ersteren gehört vor allem der Hauptkern, der sich in der Medianlinie mit dem der anderen Seite berührt und ventral in ihn übergeht. Bechterew unterscheidet ferner den Zentralkern. Dorsal bzw. dorso-lateral vom Hauptkern, mit diesem teilweise noch zusammen- hängend, hat ein kleines paariges Kerngebilde seine Lage. Vor dem Zentralkern findet sich im vorderen Abschnitt noch ein kleiner rundlicher Kern; letzteren und den dorso-lateralen hält B. für akzessorische. Bernheimer (a.a. O.) hält die vielfach beschriebene Gliederung des Hauptkerns in anatomisch nachweisbare Teilkerne für irrtümlich; den Zentralkern von Perlia bezeichnet er als unpaarigen großzelligen Mediankern. Wilbrand und Sänger (Neurologie des Auges Bd. 1, S. 113) äußern dieselbe Ansicht wie Bernheimer. Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 49 Van Gehuchten (a. a. O.) unterscheidet beim Menschen auch nur einen Hauptkern und einen medianen Kern. Im Niveau des Kerns von Darkschewitsch, aber mehr ventral beschreiben Perlia (a. a. O.), Cassirer und Schiff (Arb. a. d. Instit. f. Anat. u. Physiol. des Zentralnervensystems, Wien 1896), Siemerling und Boedeker (Arch. f. Psych. Bd. 29) noch eine Zellansamm- lung als Nucleus medianus anterior oder paariger Mediankern (wahrscheinlich identisch mit dem vorderen accessorischen Kern von Bechterew). Tsuchida (a. a. ©.) unterscheidet am Oculomotoriuskern drei Abteilungen, eine dorsale (Hauptkern), eine ventrale und eine zentrale (Kern von Perlia). Ungefähr die gleichen Abteilungen unterscheidet auch Obersteiner (a. a. O.). Nucleus sympathieus N. oculomotorii. Der sympathische Kern des Oeulomotorius (Edinger-Westphalscher Kern) umgibt schalenartig den motorischen von innen; er ist bilateral sym- metrisch. Der sympathische Kern beginnt weiter oral als der motorische. Er wird zunächst in seiner dorsalen Abteilung getroffen. Diese präsen- tiert sich gewöhnlich in zwei Gruppen, welche den dorsalen Teil des Ocu- lomotoriuskerns von oben und innen umlagern; sie können aber in eine größere Gruppe zusammenifließen, eventuell aber auch in noch mehr als zwei Gruppen zerfallen; das wechselt auf verschiedenen Schnitten. Von den genannten beiden Gruppen biegt die am meisten dorso-lateral gelegene um die Spitze des Oculomotoriuskerns etwas herum und stößt dabei mit einer Zellgruppe zusammen, aus der sich oralwärts der Nucleus commissurae posterioris entwickelt. Die ventro-mediale der beiden sympathischen Gruppen wird nach vorn zu allmählich stärker und senkt sich immer mehr nach ventral, und nahe am oralen Ende des Oculomotoriuskerns passiert sie gleichsam als ganz schmale, senkrecht stehende Kernsäule den Engpaß, welcher zwischen der Mediangruppe und der ventralen Spitze der Haupt- abteilung des Oculomotoriuskerns besteht (n sy oc Fig. 26). Hier bleibt sie eine Strecke weit liegen. In dieser Gegend des Hirnstamms trifft man nun abwechselnd Schnitte, in welchen entweder eine ziemlich große Distanz zwischen der dorsalen und der ventralen Gruppe des sympathischen Kernes besteht, oder wo diese Distanz mehr oder weniger von gleichen Zellen aus- gefüllt ist, so daß hier die schalenförmige Konfiguration des sympathischen Kernes besonders deutlich in die Erscheinung tritt. Jedenfalls hat hier in der oralsten Gegend des Oculomotoriuskerns der sympathische Kern seine beste Ausbildung. In der Gegend, in welcher nur noch wenige Zellen des Ill. Kernes vorhanden sind, bildet der sympathische Kern jederseits neben Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. 1. 7 50 L. Jacogsonn: der Medianlinie einen lang ausgezogenen, schmalen, kommaförmigen Strang; beide Stränge divergieren etwas nach dorsal, während sie nach ventral ziemlich parallel laufen. Ungefähr in dieser kommaförmigen Gestalt, an der gleichen Stelle bleibend, setzt sich nach Verschwinden des Oeculo- motoriuskerns der sympathische Kern fort (Fig. 27); dann verkleinert er sich nach und nach. Er ist etwa bis zum Niveau des vorderen Abschnittes des Ganglion habenulae zu verfolgen. Die Zellen des Kernes gleichen den sympathischen des Zentralnervensystems. Literatur. Edinger (Arch. f. Psych. Bd. XVI, 1885) hat auf diese Zellgruppe zu- erst aufmerksam gemacht. Westphal (Arch. f. Psych. Bd. XVIII) fand in einem Falle von Ophthalmoplegia externa diese Gruppe unversehrt, weshalb er sie als Zentrum der glatten Augenmuskeln anspricht. Eine eingehende Beschreibung fanden diese Gruppen dann von Perlia, Koelliker, Cassirer und Schiff, Bach und Tsuchida (a. a. O.). Letzterer schildert den Kern fast so, wie es vorher von mir geschehen ist. Bernheimer (a. a. 0.) glaubt, daß die dorso-laterale Abteilung von der ventralen zu trennen sei, einmal, weil aus ihr keine Oculomotoriusfasern wie aus der medio-ventralen entspringen sollen, und zweitens, weil sie nicht konstant wäre. Über das Vorkommen dieses Kernes bei Säugetieren sind die Angaben der Autoren sehr widersprechend (s. die Arbeit von Panegrossi, Monatsschr. f. Psych. Bd. XV]). Hier dürften gründliche Untersuchungen mit der Nißlschen Methode wohl erst richtige Auf- klärungen geben. Nucleus supratrochlearis Substantiae griseae. Dieser Kern hat vorstehenden Namen erhalten, weil er zum über- wiegenden Teil in der grauen Bodensubstanz über dem Trochleariskern liegt (nstro Fig. 24). Er beginnt kaudal, kurz vor dem spinalen Anfang des Trochleariskerns und erreicht sein Ende etwas oral von ihm. Er stellt eine außerordentlich große Zellansammlung dar. Er ist kaudal zunächst mehr in der dorso-lateralen Region über dem seitlichen Flügel des hinteren Längsbündels ausgeprägt (Fig. 23), nimmt aber schnell an Umfang zu, so daß er bald die ganze graue Bodenmasse zwischen Aquaeductus und Längs- bündel ausfüllt. In der Medianlinie verschmelzen die Zellen beider Seiten und schicken hier noch einen schmalen Fortsatz zwischen die beiden Längs- bündel ziemlich weit ventral abwärts. Ist dies der Fall, dann hat der Kern eine pilzartige Gestalt. Die Zellen liegen direkt über dem Längsbündel besonders dicht, während sie sich nach dem Aquaeductus zu etwas auf- lockern. Die Zellen des Kernes sind mittelgroß, von rundlicher, birn- oder Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. ayıl spindelförmiger Gestalt, auch vielfach polygonal mit abgestutzten Fortsätzen. Viele kommen in ihrer Größe den Zellen des Trochleariskerns sehr nahe, die Mehrzahl ist aber etwas kleiner; ihre Struktur ist verwaschen. Literatur. Dieser Kern wurde irrtümlich von Westphal und Siemerling (a. a. O.) und von Boettiger (Arch. f. Psych. Bd. 2ı) als Trochleariskern angegeben. Später (Arch. f. Psych. Bd. 22) kommt Siemerling von dieser Annahme zurück und schließt sich der Annahme von Schütz (ebenda) an, daß der Kern in Beziehung zum zentralen Höhlengrau steht. W. Kausch (a. a. O.) hält den Kern nicht für motorisch, weil er ein faserarmes Grund- gewebe hat; K. gibt eine genaue Beschreibung des Kernes. Obersteiner (a. a. O.) unter- scheidet in dieser Gegend zwei Kernformationen, und zwar eine mediane Gruppe neben der Raphe, Nueleus dorsalis raphes und eine große laterale Gruppe, Nucleus lateralis aquaeducti. Panegrossi (a. a. O.) schließt sich den Angaben von Kausch bezüglich dieser Zell- formation an. Ob der Nucleus supratrochlearis dem Nucleus dorsalis tegmenti des Kaninchens (Gudden) entspricht, lasse ich dahingestellt. Nucleus motorius tegmento-peduneularis. Der Nucleus motorius tegmento-peduneularis besteht aus kleinen Gruppen von motorischen Zellen, welche in der Haube des Hirnschenkels zwischen Medianlinie und Nucleus rotundus subthalamo-peduneularis (roter Haubenkern) lagern (nmtgpe Fig. 24 u. 25). Sie liegen dabei dem eben erwähnten runden Kern dicht an und ziehen sich an seiner medialen kon- vexen Peripherie von ventral nach dorsal. Gewöhnlich sind es zwei Gruppen; die eine ventrale liegt zwischen dem ventro-medialen Teil des Nucleus rotundus und dem Nucleus pigmentosus subthalamo-peduneularis (Substantia nigra), die andere dorsale liegt zwischen Nucleus rotundus und Oeulomo- toriuskern; beide Gruppen sind oftmals durch einzelne intermediäre mo- torische Zellen miteinander verbunden. Jede der beiden Gruppen enthält auf dem Schnitt etwa 4—8 Zellen. Die Zellen gehören mit zu den größten des Hirnstamms. Der Kern ist nur im kaudalen Gebiet des Nucleus ro- tundus sichtbar. Nueleus rotundus subthalamo-pedunecularis. Diese beim Menschen als »roter Haubenkern« bekannte Formation be- ginnt im kaudalen Gebiet des Hirnschenkels; hier bildet sie zunächst ein kleines lockeres Areal, welches dicht über der Konkavität des Nucleus pig- mentosus gelegen ist (nrspe Fig. 24). Dieses Areal vergrößert sich und nimmt nun auf dem Querschnitt eine fast kreisrunde Gestalt an (Fig. 25). - 7 * 52 L. JACoBsonHn: Die Zellen liegen zum Teil dieht in größeren und kleineren Haufen, zum Teil ziemlich locker. Gewöhnlich drängen sie sich am Rande des Kernes etwas dichter zusammen. Der ganze Kern hat ein etwas retikuliertes Aus- sehen. Es nimmt in seiner besten Ausbildung fast die ganze zentrale Region jeder Hälfte der Haube ein (Fig. 26 u. 27). In dieser Größe erhält er sich nach vorn zu bis zum Niveau der Corpora mammillaria, wobei er sich seitlich ein wenig zuspitzt. Die letzten Zellen des Kernes trifft man auf Frontabschnitten, die durch den vorderen Teil der Corpus mammillare geführt sind. Die Zellen des Nucleus rotundus- sind mittelgroß, sie er- scheinen dreieckig mit spitzen Fortsätzen. Literatur. Zuerst beschrieben ist der Kern wohl von Burdach (zit. bei Forel), dann von Stilling und Meynert. Eine besonders eingehende Beschreibung auch in ver- gleichend anatomischer Hinsicht widmet ihm Forel (a.a. O.); er erkannte deutlich den Unterschied, welchen der Kern bei niederen Säugern (Hund, Maulwurf, Kaninchen) gegen- über demjenigen beim Affen und Menschen aufweist. Diese Unterschiede sind dann von R. Hatschek in einer besonderen Arbeit (Arb.a. d. Wiener Neurol. Inst. Bd. 15) besonders eingehend geschildert. Man muß nach diesem Autor den Nucleus ruber in zwei Gebilde trennen, in einen phylogenetisch älteren Nucleus ruber magnicellulatus und einen phylogenetisch jüngeren Nucleus ruber parvicellulatus. Der erstere ist beim Menschen nur als ein bisher überhaupt nicht in den menschlichen Nucleus ruber einbezogenes Rudiment vorhanden; bei den niederen Säugetieren ist er dagegen sehr stark entwickelt und bildet den größten Teil des sogenannten Nucleus ruber. Umgekehrt macht der Nucleus ruber parvicellulatus den ganzen sogenannten Nucleus ruber des Menschen aus, während er bei den niederen Säugetieren im Verhältnis dazu gering ausgesprochen und keineswegs scharf umschrieben ist. Kohnstamm (a.a.O.) und Mahaim (zit. bei Koelliker) unterscheiden beim Ka- ninchen einen kaudalen Abschnitt, der aus großen Zellen besteht, von einem frontalen, der mittelgroße und kleine Zellen hat. Nucleus interpeduneularis. In der kraterartigen Vertiefung, welche der dorsale Rand der beider- seitigen Brückenkerne am Übergang zwischen Pons und Pedunculus bildet, liegt graue Substanz, die neben außerordentlich vielen Gliazellen auch reichlich kleine, etwas blaß gefärbte Nervenzellen und vereinzelte ausge- sprengte Brückenzellen enthält. Die kleinen blassen Zellen bilden den typischen Bestandteil dieser Formation, sie sind gewöhnlich von drei- eckiger, schmal spindelförmiger Gestalt und liegen oft bilateral symme- trisch angeordnet. Die Formation bildet im kaudalen Gebiet noch kein scharf umschriebenes Areal, sondern sprüht jederseits flügelartig in die Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 53 Zone aus, welche zwischen den ventralsten Bindearmkreuzungsfasern und Brückenkern gelegen ist (nipe Fig. 22). Mit dem Auftreten des Foramen eoeecum grenzt sich die Formation etwas schärfer ab und umgibt dasselbe am ganzen dorsalen Rande (Fig. 23 u. 24). Sie wölbt sich nicht (wie bei niederen Säugetieren) hügelartig in der Fossa interpeduneularis heraus. Mit der Erweiterung des Foramen eoecum nimmt die Formation an Umfang ab und verschwindet bald ganz. Literatur. Das Ganglion interpeduneculare ist zuerst von Gudden (Gesammelte Ab- handlungen) beim Kaninchen beschrieben worden, ebenso von Forel (a. a. O.). Beim Men- schen wurde ein solches Ganglion gemeinhin vermißt; so sagt Koelliker direkt (a. a. O. S. 488): Der Mensch besitzt kein Ganglion interpeduneulare. Bechterew weint, daß es beim Menschen nur angedeutet sei. Obersteiner erwähnt, daß beim Menschen die ent- sprechenden Zellen knapp vor dem Beginn der Brücke im basalsten Teil der Haubenregion neben der Mittellinie mehr diffus verteilt liegen. Eine anschauliche Abbildung des Nucleus interpeduneularis gibt Edw. Flatau in seinem Atlas auf Taf. XIV; ebenso Marburg (a. a. O.). Nucleus pigmentosus subthalamo-peduneularis. Der Nueleus pigmentosus subthalamo-peduneularis (Substantia nigra Soemmeringii) beginnt am Übergang zwischen Pons und Hirnschenkel mit einem kleinen Haufen von Pigmentzellen an der latero-dorsalen Ecke des Brückenkerns und mit einzelnen lockeren Pigmentzellen ventral von der Bindearmkreuzung (n pis pe Fig. 22). Allmählich zieht sich der Kern in einer strichförmigen dieken Zone bis zum inneren Rande des Hirn- schenkelfußes hin. Er bildet dann eine halbringförmige Figur zwischen Hauben- und Fußteil des Peduneulus und ist mit der Konkavität der Haube zu gerichtet (Fig. 23—27). Der Kern besteht aus vielen kleinen dichten Haufen, die locker und maschenartig verbunden sind. Lockere Zellen sprühen von seiner kompakten Zone nach allen Richtungen aus, besonders aber nach der Haubenregion. Nucleus pigmentosus dissipatus tegmento-peduncularis. Dieses Aussprühen geschieht in kaudaleren Ebenen teils nach der Medianlinie, teils seitlich vom kreuzenden Bindearm (Fig. 23 u. 24). Nach Auftreten des Nucleus rotundus liegen viel lockere Pigmentzellen oder ganz kleine Gruppen derselben zwischen ihm und der kompakten Zone des Kernes einerseits und zweitens zwischen ihm und der Medianlinie (Fig. 25 u. 26). Man findet solehe Pigmentzellen oder ganz kleine Gruppen auchı noch weit dorsal in der schmalen Fahrstraße, die zwischen Oculomotorius- 54 L. Jacogsonns: kern, Kern der hinteren Kommissur und Nucleus rotundus liegt. Hier kommen diese Pigmentzellen den oralsten des Nucleus pigmentosus pontis recht nahe (Fig. 25). Ob beide Pigmentkerne hier tatsächlich in Verbindung stehen, läßt sich nicht ganz sicher entscheiden. Die nach der Medianlinie aussprühenden Pigmentzellen können sich in letzterer stellenweise auch in ziemlich starker Zahl ansammeln, so daß sie dem sieh hier entwickelnden Nucleus medianus tegmento-peduncularis (s. weiter unten) einen teilweise pigmentösen Charakter verleihen (Fig. 27). Weiter nach oral zu nimmt der Kern, besonders zunächst die kompakte strichförmige Zone zwischen Fuß und Haube, an Länge ab, und zwar geschieht die Verkürzung fort- schreitend von lateral nach medial; die oralsten Pigmentzellen des Kernes trifft man in einem Niveau, in welchem die Corpora mammillaria mit der Regio subthalamica auf dem Querschnitt vereinigt erscheinen. Die eben geschilderte Kernformation enthält Zellen, die, wie die Zellen des Nucleus pigmentosus pontis, durch den Gehalt an braunem Pigment charakterisiert sind. Dies Pigment erfüllt die Zellen in verschieden starkem Maße. Es gibt auch eine Anzahl von Zellen, in denen gar kein Pigment zu erkennen ist. Die Zellen des Kernes kommen zumeist den motorischen Zellen von mittlerer Größe sehr nahe, nur diejenigen an der Medianlinie sind zumeist kleiner; sie sind polygonal, und was besonders hervorgehoben zu werden verdient, sie zeigen vielfach eine Struktur, die derjenigen der motorischen Zellen zum mindesten sehr ähnlich ist. Es ist nach dieser Struktur nieht unwahrscheinlich, daß der Kern motorische Funktionen erfüllt. Literatur. Die nach ihrem Entdecker Soemmering von Henle als Substantia nigra Soemmeringii benannte Kernformation wird in ihrer Ausdehnung von den Autoren ziemlich gleichmäßig geschildert. Forel (a.a.0.) läßt sie vom Pons bis zu den Corpora mammillaria sich ausdehnen; er erwähnt auch die große Verbreitung einzelner Pigmentzellen in die Umgebung, die Zellen seien etwas kleiner als diejenigen der Substantia ferruginea. Das Pigment der Zellen dieses Kerns und der Sub$tantia ferruginea bildet sich nach Untersuchungen von Piltz (Arb. a. d. Wiener Neurol. Inst. 1895) schon sehr früh im ersten und zweiten Lebensjahre. Calligaris (Monatsschr. f. Psych. Bd. XXIV) hält dies Pigment für ein Produkt komplexer chemischer Prozesse, die mit dem Stoffwechsel der Zelle ver- knüpft sind. Das Pigment sei dem Detritus einer Maschine vergleichbar. Nucleus corporis bigemini posterioris. Der Kern des hinteren Zweihügels ist ein einheitlicher Körper. Er hat in voller Ausbildung auf dem @Querschnitte bohnenförmige Gestalt (nbip Fig. 23); die konvexe Fläche ist nach außen gerichtet und von der Über die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 55 Peripherie durch einen schmalen zellfreien Saum getrennt. Auch die innere, leicht konkav gebogene Fläche ist vom Bodengrau durch eine strichförmige Markzone getrennt. Die Zellen im Kern liegen nicht gerade locker, aber auch nicht zu dicht; sie erscheinen zunächst sehr dicht gelagert, aber sie liegen in sehr reichlicher Gliasubstanz, was eine dichtere Lagerung vor- täuscht. Die überwiegende Mehrzahl der Zellen ist klein, dreieckig bzw. von polymorpher Gestalt; zwischen letzteren befinden sich auch eine An- zahl von mittelgroßen, polygonalen oder birnförmigen Zellen. Nach der lateralen Peripherie lockert sich der Kern etwas auf, während er nach dem Bodengrau scharf abgeschlossen ist. Nach frontal zu wird der Kern kleiner, lockerer und geht langsam in die Kernformation des Corpus bigeminum anterius über (Fig. 24). Literaturangaben über den Kern des hinteren Zweihügels erübrigen sich wohl. Kohnstamm (a.a. O.) beschreibt beim Kaninchen einen motorischen Kern, Nucleus intratrigeminalis, zwischen dem hinteren und vorderen Zweihügel und der grauen Boden- masse. Beim Menschen sind solche Zellen nur im latero-dorsalen Teil der Formatio retieu- laris ventral vom hinteren Zweihügel in dessen frontaler Region zu sehen. Nuclei (striati) corporis bigemini anterioris. Der Übergang des Kernes des hinteren Zweihügels in die geschiehtete Formation des vorderen Zweihügels vollzieht sich folgendermaßen: Wäh- rend sich der Kern des hinteren Hügels auflockert, der Zellgehalt des- selben abnimmt und sich ventral mit einer langen Spitze in den seitlichen Teil der Haubenregion auszieht, bildet sich an seiner lateralen Peripherie dieht am Rande des Schnittes eine schmale Zone von kleinen, dicht ge- lagerten Zellen, die ihn zunächst wie eine dünne Schale umgeben (Fig. 24). Diese schalenförmige Zone wird nach proximal zu kleiner, in dem sie all- mählich von ventro-lateral nach dorso-medial zusammenschrumpft. Ventro- medial tauchen dann an der Peripherie die Umrisse des vorderen Zwei- hügels auf. Inzwischen ist der im Zentrum gelegene hintere Hügel immer kleiner geworden. Zwischen diesem Reste des hinteren Zweihügels und den Zellen der mesencephalen V. Wurzel sammeln sich eine kleine Zahl von polygonalen motorischen Zellen mittlerer Größe, die locker in dem dorso-lateralen Zipfel der Formatio retieularis liegen. Die Zellen vermehren sich dann und bilden eine besondere Schicht des vorderen Zweihügels. Etwas weiter nach oral zu kann man dann ziemlich deutlich drei Schichten am vorderen Zweihügel unterscheiden, eine äußere schmale, eine mittlere 56 L. JACoBsonn: breite und eine innere, wiederum etwas schmälere (Fig. 25). Die beiden inneren laufen zur Medianlinie spitz zu und verbreiten sich nach ventral. Die äußere Schicht enthält kleine Zellen von ziemlich dreieckiger Gestalt. Die mittlere Schicht enthält als Grundstock ähnliche Zellen, aber außerdem einzeln zerstreut größere Zellen von deutlich motorischer Struktur. Diese motorischen Zellen beschränken sich allerdings nicht ganz scharf auf die mittlere Zone, sondern einzelne verlieren sich auch bis an den Rand der grauen Bodenmasse bzw. auch ein wenig auf die äußere Schicht. Die überwiegende Mehrzahl liegt allerdings in der mittleren Schicht, weshalb sie als die motorische bezeichnet werden kann. Die innere Schicht des vorderen Zweihügels, welehe neben kleinen Zellen auch solche von mitt- lerer Größe enthält, geht ohne scharfe Abgrenzung in die laterale Hauben- region über, was allerdings auch in beschränktem Maße von den beiden anderen Schichten gilt. Die Abgrenzung der drei Schichten voneinander wechselt; im kaudalen Gebiete ist die äußere Schicht besser von der mitt- leren geschieden, als die innere; im oralen Gebiet ist es umgekehrt; hier verschmelzen die innere und mittlere Zone zu einem nach ventral ge- legenen breiten Saume, Nucleus tegmento bigeminalis (Fig. 26); ihr Zellgehalt ist wesentlich geringer geworden, und auch die Zahl der moto- rischen Zellen hat wesentlich abgenommen. Schließlich verschwinden die beiden äußeren Zonen ganz, und nur noch der Rest der inneren lagert mit der angrenzenden Schicht der Formatio reticularis zwischen grauer Boden- masse und Thalamus. Literatur. Die Angaben der älteren Autoren können übergangen werden. Forel (a. a. ©.) fand eine deutliche Schichtung des vorderen Zweihügels; die äußere spricht er als die optische an, die anderen Schichten gehören mehr der Haube an. Nach Tartuferis Untersuchungen (zit. bei Schwalbe) bestehen die vorderen Vier- hügel bei allen Säugetieren (einschließlich Affe und Mensch) aus folgenden vier Schichten: r. Stratum zonale; 2. periphere graue Substanz (Stratum einereum, Cappa einerea) — in dieser Schicht liegen zahlreiche kleine multipolare Ganglienzellen; 3. Optieusschieht — die graue Substanz der Cappa einerea setzt sich nach innen zu kontinuierlich fort in die dritte Schicht (Strato bianco-cinereo); 4. Schleifenschicht (Stratum lemnisei, strato-bianco einereo profondo), sie reicht bis zur grauen Bodenmasse; nach Meynert liegen in dieser Schicht 45 » lange, spindelförmige Ganglienzellen, aus denen die Radiärfasern entspringen. Koelliker (a. a. ©.) unterscheidet die gleichen Schichten wie Tartuferi. In der dritten (strato bianco-einero superficiale von T.) fand er zahlreiche größere und große Nervenzellen. In der Mitte hängen Schicht 2 und 3 zusammen. An der 4. Schicht unter- scheidet K. drei Unterabteilungen: a) Schleifenschicht, b) eine ansehnliche graue Lage, die an der medialen Seite der medialen Schleife ihre Lage hat, und ec) das tiefe Mark. In der Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 57 inneren Schicht kommen vorwiegend große multipolare Zellen vor, die, wie Tartuferi mit Recht bemerkt, denen der ventralen Hörner des Rückenmarks gleichen. Cajal, Bechterew, Obersteiner und andere schließen sich im wesentlichen dieser Einteilung der vorderen Vierhügel an. Eine sehr schöne Abbildung der Zellschichten des vorderen Zweihügels findet sich auf Taf. XI in Edw. Flataus Atlas. Nucleus eommissurae posterioris. Der Kern der hinteren Kommissur beginnt im oralen Niveau des Oculomotoriuskerns; er liegt zunächst als ganz kleine Zellgruppe der dorso- lateralen Spitze des letzteren dicht an. Dann löst er sich langsam von ihm los und rückt nach seitwärts (ncom p Fig. 26 u. 27); dabei vergrößert er sich auch; er zeigt ein lockeres reticuliertes Gefüge und hat keine ganz scharfe Umgrenzung. Von seiner ventralen Seite sprühen Zellen in die schmale Zwischenzone, welche sich zwischen ihm und dem Nucleus rotundus befindet; solche Zellen können auch in dieser Zwischenzone eine kleine Gruppe bilden. Er wird dann weiter nach oral zu allmählich kleiner und verliert sich an der Grenze, wo die vorderen Vierhügel in die Thalamusregion übergehen. Die Zellen des Kernes sind mittelgroß, spitz dreieckig oder stumpf polygonal. Literatur. Der Kern wurde zuerst von Darkschewitsch (Arch. f. Anat. u. Phy- siol. 1889, Neuro]. Zentralbl. 1885 und 1886) beschrieben und wird seither als »Kern von Darkschewitsch« bezeichnet. Der Autor selbst nannte ihn »oberer Oculomotoriuskern« und brachte ihn teils mit dem Oeculomotorius, teils mit der hinteren Kommissur und auch mit dem hinteren Längsbündel in Beziehung. Edinger (Arch. f. Psych. Bd. 16) scheint den Kern zur selben Zeit wie Darksche- witsch bemerkt zu haben. Perlia (a. a. OÖ.) bezeichnet den Kern als lateralen vorderen Oculomotoriuskern. Koelliker (a.a. O.) ist wohl der erste, welcher Beziehungen dieses Kernes zum Oculomotorius in Abrede stellt; aus ihm entspringe vielmehr ein bedeutender Teil der Fasern der distalen Kommissur. Er nennt ihn »tiefen Kern der Commissura distalis«. Obersteiner meint, daß der Kern, außer mit der hinteren Kommissur, mit dem hinteren Längsbündel in Beziehung stehe. Edinger (a.a. OÖ.) bestätigt die Angaben Koellikers vorläufig nur für die Reptilien, für die Säuger wäre es noch nicht ganz sicher; er bezeichnet den Kern als »Nucleus commissurae posteriorise.. Tsuchida (a.a. O0.) sagt, daß der Kern von Darkschewitsch sich nicht sehr scharf von der Umgebung abgrenzt. Einzelne Elemente des Kernes seien so groß wie Zellen des Oculomotoriuskerns. Formatio reticularis peduneuli. Das Zellbild der Formatio retieularis im Niveau der Bindearmkreuzung ist folgendes: Die zentrale Partie der Haubenregion, welche weiter kaudal von Zellen eingenommen war (Fig. 21), wird nunmehr von den kreuzenden Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. I. 8 58 L. Jacogsonn: bzw. schon gekreuzten Bündeln des vorderen Kleinhirnschenkels besetzt. Der Rest der vorher dort liegenden Reticulariszellen kommt dadurch dicht ventral und lateral von dieser Kreuzung zu liegen (Fig. 22). Diese lateral gedrängten Zellen ballen sich stärker zusammen, und zwar im dorso-late- ralen Teil so stark, daß sie als ein besonderer Kern imponieren, den ich als Nucleus tegmenti pedunculo-pontinus bezeichne (n t pe p Fig. 22). Der Kern ist schmal und langgestreckt und lockert sich nach ventral auf. Er enthält mittelgroße, spitz dreieckige oder länglich abgestumpfte Zellen. Die Zellen erscheinen in diesem Haufen ein wenig größer als die Mehrzahl der anderen Reticulariszellen. Der Kern ist in der Längsachse des Hirn- stamms nur von kurzem Verlauf, schon in der Gegend des hinteren Zwei- hügels schwindet er (Fig. 23). Die übrigen Reticulariszellen umgeben das ganze Bindearmkreuzungsareal dorsal, lateral und ventral, vornehmlich lateral. Die Zellen sind hier mittelgroß, dunkel gefärbt und locker gelagert. Außerdem befindet sich noch lateral davon, direkt ventral vom kaudalen Abschnitt des hinteren Zweihügels, eine mehr gleichmäßig (nicht retieu- liert) aussehende Zone, in welcher außerordentlich viel kleine Zellen liegen. Im Gegensatz dazu hat die seitlichste Randzone der Haubenregion, in welcher die Schleifenbündel lagern, wieder ein etwas reticuliertes Ge- füge, und in den Maschen lagern recht viele ganz kleine, kommaförmige Zellen (n frp’ Fig. 22). Diese Zellen können sich auch zu kleineren oder größeren Gruppen zusammenlagern, indessen ist das fast in jedem Schnitte wechselnd. Auch diese Zellen bzw. Gruppen werden wahrscheinlich als Kerne der lateralen Schleife (bzw. oberer Kern der lateralen Schleife von Cajal) oder als Corpus parabigeminum (Bechterew) bezeichnet. Indessen halte ich es für zweifelhaft, ob sie irgendwelche Beziehungen zur lateralen Schleife haben. Es sind eher kleine, seitlich verdrängte und etwas zu- sammengelagerte Reticulariszellen. Allmählich wird dann auf den folgenden Schnitten die Zahl der Zellen der Formatio reticularis geringer; es schwinden zunächst diejenigen ventral vom hinteren Längsbündel (Fig. 23): diejenigen ventral von der Bindearm- kreuzung werden zum großen Teil vom Nucleus pigmentosus subthalamo- peduncularis verdrängt und letzterer sprüht, wie vorher angegeben, auch dorsal in die Retieularisschicht aus, welche seitlich von der Bindearm- kreuzung liegt. Diese seitliche Schicht setzt sich nun weiter frontal zu fort; sie liegt dann lateral vom Nucleus rotundus, einzelne Zellen Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 59 lagern auch zwischen dem Nucleus rotundus und der grauen Bodenmasse (Fig. 24). In der vorderen Hirnschenkelgegend wird die dorso-laterale Abteilung der Haubenregion von einem großen Zellareal eingenommen, welches sich verschmälernd in die beiden inneren Schichten der vorderen Zweihügel übergeht, Nucleus tegmento-bigeminalis (Fig. 25). Dieser Kern ent- spricht wohl dem Ganglion mesencephali laterale (s. Atlas von Marburg). Der Zellcharakter in dieser Kernformation ist auch ungefähr der gleiche wie in den Schichten des vorderen Zweihügels; auch eine nicht ganz kleine Zahl von motorischen Zellen lagern locker in diesem Kern drin, Nucleus motorius tegmento-bigeminalis. Diese Zellen bilden wohl mit den motorischen des Corpus bigeminum anterius eine zusammenhängende Schicht. Zu erwähnen wäre dann hier noch weiter, daß sich in dieser Gegend eine Kernformation am lateralen Rande des Hirnschenkelfußes zeigt. Sie hat eine hufeisenförmige Gestalt und verdickt sich dreieckig sowohl am latero-dorsalen wie latero-ventralen Winkel; sie liegt zwischen dem Hirn- schenkelfuß und dem Corpus genieulatum mediale. Wegen ihrer Lage kann sie als Nucleus peripeduneularis lateralis bezeichnet werden (np pel Fig. 25 u. 26). Dieser Nucleus ist von der übrigen Formatio reti- eularis durch das Areal der medialen Schleife getrennt. Der Kern besteht aus ganz kleinen, ziemlich dicht gelagerten Zellen; er bleibt eine Strecke lang in der geschilderten Form bestehen, dann splittert er sich in kleinere Abteilungen auf. Der Rest der Formatio retieularis, welcher dorsal vom Nucleus rotundus subthalamo peduneularis gelegen ist, enthält vereinzelte kleine motorische Zellen und verschmilzt mit dem Rest der grauen Substanz des vorderen Zweihügels zu einem kaum trennbaren Areal (Fig. 26 u. 27). Literatur. Daß Kohnstamm die Formatio reticularis nur bis zur Vierhügelgegend reichend annimmt, ist schon erwähnt worden. Koelliker (a.a.O. S.393) erwähnt einen kleinen, rundlich-länglichen Kern (Fig. 559n') zwischen dem Lemniscus lateralis und Bindearm, der ungefähr an der gleichen Stelle liegt wie der von mir erwähnte Nucleus tegmenti pedunculo-pontinus. Bechterew (a.a. O.) bezeichnet die Ansammlung von Zellen in der Gegend der vorderen Vierhügel zwischen Schleife und rotem Kern als Nucleus innominatus. Der Nucleus peripeduneularis findet sich in Flataus Atlas Taf. XV abgebildet, aber nicht benannt. gr 60 L. JAcoBsoun: Nucleus medianus tegmento-peduncularis. Schon während der Bindearmkreuzung liegen in der Medianlinie des Querschnitts zwischen den sich kreuzenden Bündeln vereinzelte mittelgroße Zellen, die wie herunterfallende Tropfen aussehen. Sie gehören wahr- scheinlich noch zum medialen Fortsatz des Brückenkerns als dessen letzte Ausläufer. Nach Vollendung der Bindearmkreuzung vermehren sich die Zellen in der Medianlinie, zeigen kleinere Gestalt und sind mit zahlreichen Pigmentzellen des Nucleus pigmentosus subthalamo-peduneularis vermischt (Fig. 25). Sie bilden mit diesen Pigmentzellen weiter oral eine dreieckige Formation, deren Spitze dem Oculomotoriuskern, deren Basis der Fossa interpeduncularis zugekehrt ist (n md tg pe Fig. 27). Der Kern verschwindet am Übergang in den Thalamus. Literatur. Der eben beschriebene Kern entspricht wohl dem von Bechterew (a. a. O.) erwähnten Ganglion mediale mesencephali. Er sagt: In der Ebene des proximalen Teiles der vorderen Vierhügel liegt, an den ventro-medialen Abschnitt des roten Hauben- kerns anstoßend, das kleine, aus pigmentierten, ziemlich ansehnlichen dreieckigen Zellen aufgebaute Ganglion mediale mesencephali. Griseum ventrieculare. Das Griseum ventriculare, welches im Rückenmark kleine, ziemlich locker liegende Zellen in der Region der grauen Kommissur enthielt, wird in der Medulla oblongata und im Pons, also fast in der ganzen Ausdehnung des IV. Ventrikels von distinkten Kernen eingenommen, die im vorstehen- den beschrieben worden sind. Inwiefern einzelne dieser Kerne wirklich selbständige Zentren sind, oder nur durch Einkreisung von anderen Kernen oder durch Abspaltungen von Fasermassen gebildet sind, läßt sich vor- läufig nieht mit Sicherheit bestimmen. Im frontalen Gebiete des Pons hat sich die am Ventrikel gelegene graue Substanz im Querdurchmesser verschmälert und im senkrechten Dureh- messer verbreitert; sie wird dorsal vom Ventrikel, ventral vom hinteren Längsbündel und lateral vom Nucleus pigmentosus pontis abgeschlossen; sie schickt einen schmalen Fortsatz in der Medianlinie nach ventral und ist durch letzteren mit der unter dem Längsbündel gelegenen grauen Sub- stanz verbunden. Die Substantia grisea ventricularis enthält in der Gegend, welche etwas kaudal vom Nucleus supratrochlearis liegt, eine Anzahl kleiner, teils rundlicher, teils spindel- oder keulenförmiger, ev. auch spitz drei- Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 61 eckiger Zellen, die locker in diesem Areal zerstreut liegen, und die sich nur gelegentlich am Suleus longitudinalis ventrieuli strichförmig ansammeln. Im weiteren Verlauf nach oral zu lagert nun der mächtige Nucleus supratrochlearis in der grauen Substanz und nimmt letztere bis auf die dorso-laterale Partie vollständig in Besitz. Diese dorso-laterale Partie schiebt sich nun mehr und mehr zwischen Vierhügel und Ventrikel aufwärts. Das geschieht allmählich bis zur dorsalen Spitze des Aquaeductus Sylvii, wo die graue Substanz sich dann über dem Aquaeductus beiderseits verbindet. Die graue Bodenmasse ist nunmehr ähnlich herzförmig wie am kaudalen Pol des XII. Kernes, nur daß sie erheblich umfangreicher ist und, abgesehen von den Oeulomotoriuskernen, ein gleichmäßiges Bild zeigt. Es lassen sich ev. zwei differente Zonen, eine innere und eine äußere, unterscheiden; die innere enthält nur spärliche Zellen, die äußere dagegen eine ungeheure Anzahl, die dicht gedrängt liegen. Diese äußere Zone ist von kleinen, spitz dreieckigen oder ovalen Zellen besetzt und geht allmählich in die innere Zone über. An der Grenze zwischen innerer und äußerer Schicht lagern im ventralen und ventro-lateralen Teil einzelne mittelgroße Zellen von ziemlich spitz dreieckiger Gestalt. Daß auch einzelne Zellen bzw. kleine Gruppen des Kernes der oberen V. Wurzel sich hier einnisten, ist schon erwähnt worden. Mit dem Auftreten der hinteren Kommissur schwindet einmal die dorsale Partie dieser grauen Substanz, als auch verkleinert sich in der gleichen Gegend die ventrale; letztere geht dann in die Bodenmasse des III. Ventrikels über. Literatur. Bechterew (a.a.0.) erwähnt, daß das zentrale Höhlengrau der Rauten- grube, des Aquaeduetus und des III. Ventrikels überall mittelgroße und kleine Nervenzellen aufweist. Die Nervenzellen des Höhlengraus häufen sich namentlich in der Gegend der distalen Hälfte des hinteren Vierhügels zu beiden Seiten der Mittellinie, woselbst sie die in sagittaler Richtung ausgezogenen Kerne des Aquaeduktes darstellen. Nach Erhebungen von W. Pawloff (zit. bei Bechterew) erscheint die zentrale graue Substanz beim Menschen sowohl, wie bei Säugetieren auf der Strecke zwischen dem kaudalen Ende des hinteren Vierhügels bis zur Mitte des vorderen Vierhügels deutlich in mehreren Schichten angeordnet. Die erste Schicht besteht aus zylindrischen Epithelzellen; die zweite wird von verschieden gestalteten, zumeist aber ovalen, radiär angeordneten Nervenzellen ge- bildet; die dritte Schicht, von der Form eines regelmäßigen Ringes, entbehrt der Nervenzellen nahezu vollständig. Die Elemente der vierten Schicht sind dicht beieinander liegende Nerven- zellen von vorwiegend ovaler Form mit je 3—4 verästelten Fortsätzen. Die fünfte Schicht ist völlig frei von Zellen; die sechste Schicht endlich besteht aus großen multipolaren Zellen von verschiedener Form. Proximal von der Mitte des vorderen Vierhügels verschwindet die geschilderte regelmäßige Anordnung; hier setzt sich das zentrale Höhlengrau aus großen Mengen von Nervenzellen zusanımen, deren Fortsätze in einen dichten Faserfilz eingehen. 62 L. JACOBSOoHNn: Zusammenfassung. Fasse ich die Ergebnisse dieser Arbeit zusammen, so komme ich zu folgenden Resultaten: Von den im Hirnstamm liegenden Nervenzellen lassen sich unendlich viel mehr in Gruppen ordnen, als von denen, die in der grauen Substanz des Rückenmarks liegen, und diese Gruppen sind auch im Hirnstamm gegen- einander noch besser abgegrenzt als im Rückenmark. Es entspricht das ganz dem Umstand, daß die motorischen, sensiblen und sympathischen End- apparate am Kopfe eine schärfere Abgrenzung haben, als am übrigen Körper. Dazu kommen dann noch die isoliert liegenden Sinnesapparate am Kopfe, deren Zentren dem entsprechend durch isoliert liegende, scharf umgrenzte Nerven- zellenkerne repräsentiert werden. Und schließlich treten im Hirnstamm viele ihm eigene, große und kleine charakteristische Nervenzellenkerne auf, deren Natur nur zum Teil aufgeklärt ist, wie z. B. die mit dem Kleinhirn in Verbindung stehenden Kerne, zum anderen Teil aber noch ganz unbe- kannt ist. Letztere kann der Anatom vorläufig nur ihrer Gestalt und Lage nach feststellen, um ihre funktionelle Bedeutung von der weiteren experi- mentellen und klinisch-pathologischen Forschung zu erhoffen. Daß für letztere ein normaler anatomischer Grundplan, der hier gegeben wurde, von unschätzbarer Bedeutung ist, wird wohl von niemandem bezweifelt werden. Auch in demjenigen Abschnitt des Hirnstamms, welcher der zwi- schen Vorder- und Hinterhorn des Rückenmarks gelegenen Mittelzone ent- spricht, der sogenannten Formatio reticularis, heben sich zahlreiche Areale ziemlich scharf heraus, und wenn sie auch nicht jene Abgeschlossenheit haben, wie z.B. die Muskelkerne, so zeigen manche doch eine gewisse lokale Begrenzung und können dementsprechend gleichfalls als besondere Zentren lokalisiert werden. Nachdem uns die Physiologie und Pathologie die Bedeutung vieler Nervenkerne erschlossen hat, ist nunmehr die rein anatomische Unter- suchung nicht nur ein Mittel, um eine neue Zellgruppe an dieser oder jener Stelle des Zentralnervensystems zu konstatieren, sondern sie ist auch im- stande, über die Bedeutung dieser Zellgruppe uns schon einen gewissen Aufschluß zu geben, wenn auch freilich zugestanden werden muß, daß sich dieser Aufschluß vorläufig nur auf die Alternative beschränkt, ob wir es bei einer vorliegenden Zelle oder Zellgruppe mit einer motorischen oder Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 63 sensiblen zu tun haben. Die Struktur dieser beiden Zellarten ist bei der Untersuchung mit dem Nißlschen Verfahren eine so grundverschiedene, daß die Unterscheidung fast ausnahmslos getroffen werden kann. Allgemein läßt sich aus der Struktur des Zellprotoplasmas das Grund- gesetz ableiten, daß, je mehr sich der Nervenstrom von der sen- siblen Anfangsstation des Zentralnervensystems der moto- rischen Endstation desselben nähert, um so mehr sich die Struktur des Protoplasmas der zu passierenden Nervenzellen aus einer feinkörnigen in eine grobschollige verwandelt. Bei den sympathischen Zellen ist diese Sicherheit der Entscheidung leider noch nicht vorhanden. Wenn auch einzelne charakteristische Merk- male der sympathischen Gruppen, wie Form und Größe der Zellen, be- sonders dichte Lagerung derselben usw., für das Rückenmark ausreichten, um sie hier ziemlich gut herauszufinden, so genügen diese Merkmale für den Hirnstamm nicht ganz, da sich recht viele Zellgruppen ähnlicher Art hier finden, von welchen eine sichere Entscheidung, ob sie sympathisch oder sensibel sind, nicht zu geben ist. Nur so viel kann von den mo- torisch-sympathischen Gruppen gesagt werden, daß sie in ihrer Struktur eine gewisse Verwandtschaft mit den motorisch-somatischen Zellgruppen haben. Die Schwierigkeit bezieht sich also mehr auf die Unterscheidung der sensibel-somatischen von den sensibel-sympathischen, falls es letztere überhaupt gibt, was ja von vielen Autoren bezweifelt wird.‘ Indessen sind über diesen Punkt die Akten keineswegs geschlossen. Die Pigmentkerne offenbaren sich wegen ihres Gehaltes an braunem Pigment, das sie schon im frühesten Lebensalter enthalten, als besonders funktionierende Elemente. Über ihre spezielle Funktion wissen wir aber noch nichts. Der Nucleus pigmentosus subthalamo-peduncularis (Substantia nigra) hat außerordentlich viel Zellen, die in ihrer Struktur den moto- rischen sehr ähnlich sind, der Nucleus pigmentosus pontis (Substantia ferruginea) wieder zumeist solche von sensiblem Charakter; vom Nucleus pigmentosus vagi bleibt es zweifelhaft, ob er zu sympathischen Vagus- fasern oder zu speziell sensiblen (bzw. sensorischen) Vagus-Glossopharyn- geusfasern in Beziehung steht. Auf Grund der soeben angegebenen Kriterien teile ich die Zellgruppen des menschlichen Hirnstamms, soweit ich sie isolieren konnte, folgender- maßen ein: 64 L. Jacogsonn: A. Motorische Gruppen (Endneurone). a. Neben der Medianlinie und dorsal liegende Gruppen. 1. Nuclei supraspinales. 2. Nucleus N. hypoglossi. Nucleus N. abducentis. Nucleus N. trochlearis. (Ts) Nucleus N. oculomotorii. b. In der seitlichen Haubenregion und ventral liegende Gruppen. an} Nucleus motorius N. vagi'. Nucleus retrofaeialis. Nucleus N. facialis et Nucleus accessorius N. facialis. Nucleus motorius retrotrigeminalis. [0 u EL SS NS) Nucleus motorius N. trigemini. B. Motorisehe Gruppen (übergeordnete Neurone). 1. Nucleus motorius dissipatus formationis retieularis medullae oblongatae. Nucleus motorius dissipatus formationis retieularis pontis. Nucleus motorius dissipatus formationis reticularis peduneuli. . Nucleus motorius vestibularis (Deitersscher Kern). Nucleus motorius (teeti) cerebellaris. Nucleus motorius tegmento-peduncularis (Nucleus ruber motorius). sı Au WW Nucleus motorius corporis bigemini anterioris et Nucleus motorius tegmento-bigeminalis”. C. Motorisch-sympathische Gruppen. ı. Nucleus sympathicus N. vagi. 2. Nucleus sympathicus N. oculomotorii. Nucleus motorius radicis mesencephaliei V°. 05) ! Der Nucleus N. accessorii ist hier nicht mitgezählt, da er Rückenmarkkern ist. Die motorischen Zellen der vorderen Zweihügel- und der ventral angrenzenden Hauben- region gehören wohl zusammen. 2 ® Man findet unter den eigenartigen Zellen dieses Kernes einzelne, die in ihrem Proto- plasma dicht gedrängt liegende grobe Schollen enthalten. Bei der Mehrzahl ist dies aller- dings nicht der Fall. Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 65 D. Motorische Gruppe von besonderer Funktion. Nucleus pigmentosus subthalamo-pedunceularis. E. Sensible Gruppen. 1. Nucleus sensibilis prineipalis N. trigemini (Pars cerebralis nuclei sen- sibilis proprii). 2. Nucleus (sensibilis) radieis descendentis N. trigemini (Pars cerebralis nuclei sensibilis proprii). Nucleus faseieuli solitarii et alae cinereae. Nucleus funieuli gracilis'. Nucleus (parvocellularis) funieuli cuneati'. Nucleus (magnocellularis) funieuli posterioris”. NET Kleine (runde oder ovale) Zellen der Formatio retieularis und Raphe. F. Sensible Pigmentkerne. ı. Nucleus pigmentosus pontis (s. loci coerulei). a) Nucleus pigmentosus tegmento-pontinus. b) Nucleus pigmentosus tegmento-cerebellaris. 2. Nucleus pigmentosus vagi (s. Medullae oblongatae) (?). G. Sensorische Gruppen (distale Neurone)*. Nucleus N. cochlearis. - Nuclei N. vestibularis. Nucleus marginalis corporis restiformis'. . Nucleus bulbo-pontinus'. an » DD Nucleus externus corporis bigemini anterioris. ! Die Kerne der Hinterstränge stehen nicht nur zu den hinteren Wurzeln, sondern auch zum Trigeminus in Beziehung. 2 Dieser Kern muß seinen besonderen Zellen nach eine spezielle (noch unbekannte) Funktion haben. ® »Distal« ist bezüglich des Zentralnervensystems zu verstehen. * Ob diese Kerne zum Cochlearis in Beziehung stehen, ist noch nicht ganz sicher. Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. TI. 9 66 L. Jacogsonn: H. Sensorische Gruppen (übergeordnete Neurone). ı. Nucleus olivaris superior. . Nucleus corporis trapezoideos. . Nucleus bigemini posterioris et corporis geniculati medialis!. . Nucleus interpeduneularis. a $ ww» . Nucleus commissurae posterioris (?). I. Zum Kleinhirn in Beziehung stehende Gruppen. 1. Nucleus funieuli lateralis. Nuclei areiformes. . Nucleus olivaris inferior. Nucleus parolivaris medio-ventralis. . Nucleus parolivaris dorsalis. surwn Nucleus pontis. a) Processus tegmentosus medialis nuclei pontis. b) Processus tegmentosus lateralis nuclei pontis. 7. Nucleus rotundus subthalamo-peduncularis (Nucleus ruber). Die mittelgroßen polygonalen Zellen der ganzen Formatio reticularis müssen ihrer Struktur nach Schaltneurone darstellen, die kleinen rund- lichen oder ovalen Zellen dieser Formation sind wohl sensibler Natur. Zweifelhaft ist noch die Bedeutung des Nucleus giganto-cellularis und des Nucleus pallidus raphes. Beide im Verein mit den sehr vielen mo- torischen Zellen in der Formatio reticularis der vordersten Gegend der Me- dulla oblongata stellen jedenfalls einen außerordentlich großen und wahr- scheinlich auch sehr bedeutungsvollen Zentralapparat dar. Was die Bedeutung des sogenannten Rollerschen kleinzelligen Kernes betrifft, so bin ich geneigt, ihn zu den sympathischen Kernen zu rechnen. Er zeigt in seiner Art eine auffallende Ähnlichkeit mit denjenigen Gruppen des unteren Sakralmarkes, die nach Verschwinden der motorischen sich am medialen und ventralen Rande des Vorderhorns lagern und den mo- torischen gleichsam nachrücken. Das Gleiche nehme ich auch von den Nuclei perivagales im Seitenstrang an. Die Nuclei paramedianus dorsalis, ' Einen speziellen Kern der lateralen Schleife gibt es nicht. Über die Kerne des menschlichen Hirnstamms. 67 funieuli teretis und intercalatus sind in ihrer Zellart den sympathischen ähnlich, so daß man geneigt ist, sie diesen zuzurechnen. Indessen ist doch zu berücksichtigen, einmal, daß ihre Struktur sehr homogen ist, und zweitens, daß der Nucleus paramedianus bis in das Niveau des sensiblen Hauptkerns des Trigeminus im Pons reicht, wo einzelne Gruppen des letzteren am Ventrikelboden nahe zur Medianlinie sich verlieren. Es wäre also möglich, daß der Trigeminuskern auch an der Medianlinie entlang spinalwärts eine Zellsäule aussendet, in ähnlicher Art, wie er dies lateral tut. Über die Natur des Nucleus supratrochlearis substantiae griseae, des Nucleus tegmenti pedunculo-pontinus, des Nucleus peripeduneularis late- ralis, des Nucleus internus corporis bigemini anterioris et Nucleus teg- mento-bigeminalis und der Zellen des Griseum ventrieulare vermag ich nichts auszusagen. Figurenbezeichnungen. Die Figuren ı bis 27 auf Taf. I—XI stellen Querschnitte des Hirn- stamms vom Beginn der Pyramidenkreuzung bis zum Übergang in die Regio thalamica dar. Die Umrisse der Figuren sind mit dem Edingerschen Zeichenapparat (Firma E. Leitz, Berlin) von den nach dem Nißlschen Ver- fahren gefärbten Querschnitten angefertigt. Die Vergrößerung der Zeich- nung war bei allen eine etwa ı2fache. Doch sind die Figuren 5 bis 16 auf 3, die Figuren ı7 bis 20 auf $, die Figuren 2ı und 22 auf 3 und die Figuren 23 bis 27 auf $ verkleinert. In die Umrisse der Zeichnungen wurden die Nervenkerne nach dem mikroskopischen Bilde eingetragen, wobei immer eine Anzahl von fortlaufenden Schnitten zu einer Figur zusammengesetzt worden ist. Das Zeichen * bedeutet eine motorische, 0 eine sympathische, oe eine Pigmentzelle. Die Buchstabenabkürzungen haben folgende Bedeutung: glh Ganglion habenulae grv Griseum ventriculare n abd Nucleus N. abducentis n acc Nucleus N. accessorii na fae Nucleus accessorius N. faeialis 68 nang ve n are n bia e n biai n bia m nbip nbp negm n co n comp nesth n etr n fac nfe nfg nel n fr nfra n fr med nfrp n frp’ n fr pe nft n gi fr nh i ifh ipe itril m bia md tg pe mes tri BrEBFBEBEBEBTFBB m fr n mg er nmp nm rtri Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus L. JAcoBsonn: angularis N. vestibularis arciformis externus corporis bigemini anterioris internus corporis bigemini anterioris medius corporis bigemini anterioris eorporis bigemini posterioris bulbo-pontinus corporis genieulati medialis N. eochlearis commissurae posterioris corporis subthalamiei corporis trapezoideos N. faeialis parvocellularis funieuli euneati funieuli graeilis funieuli lateralis formationis formationis formationis formationis formationis formationis reticularis retieularis reticularis reticularis reticeularis reticularis funieuli teretis griseae albae medullae oblongatae pontis pontis externus peduneuli giganto-cellularis formationis reticularis N. hypoglossi interealatus interfaseicularis hypoglossi interpeduneularis infratrigeminalis funieuli lateralis motorius corporis bigemini anterioris medianus tegmento-peduneularis radieis mesencephaliei N. trigemini motorius dissipatus formationis retieularis marginalis corporis restiformis magnocellularis funieuli posterioris motorius retrotrigeminalis nmtoebl nmtg bi nm tg pe nm tri nm ve nmvg n 0€ n ol ebl noli nols np npar npfra n pip n pis pe n pit chl npitp n pivg npmd npold npolm nppel npvgl nr n rad tri n rad ve n rfae nr s;pe nsp nstri ns tro nsvg n sy 0€ nsysl nsyvg Uber die Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Kerne des menschlichen Hirnstamms. 69 motorius teeti cerebelli motorius tegmento-bigeminalis motorius tegmento-peduneularis motorius N. trigemini motorius N. vestibularis motorius N. vagi N. oculomotorii olivaris cerebelli olivaris inferior olivaris superior pontis pallidus raphes perpendicularis formationis retieularis albae pigmentosus pontis (s. loei coerulei) pigmentosus subthalamo-peduneularis pigmentosus tegmento-cerebellaris pigmentosus (dissipatus) tegmento-pontinus pigmentosus vagi (s. medullae oblongatae) paramedianus dorsalis parolivaris dorsalis parolivaris medio-ventralis peripeduncularis lateralis Nuclei perivagales funiculi lateralis raphes (sensibilis) radieis descendentis N. trigemini radieis descendentis N. vestibularis retrofacialis rotundus subthalamo-peduneularis Nuclei (motorii) supraspinales Nucleus Nucleus Nueleus sensibilis principalis N. trigemini supratrochlearis substantiae griseae sensibilis N. vagi et glossopharyngei (s. Nucleus faseieuli solitarii et alae cinereae) Nucleus Nucleus Nucleus Phys.-math. Klasse. 1909. sympathicus N. oculomotorii sympathieus sublingualis sympathieus N. vagi Anhang. Abh. TI. 10 70 L. Jacozsoun: Uber die Kerne des menschlichen Hirnstamms. ntpep Nucleus tegmenti peduneulo-pontinus nthopt Nuclei thalami optiei ntrdve Nucleus triangularis dorsalis N. vestibularis n tro Nucleus N. trochlearis pPg Promontorium gliosum calami seriptorii ptglp Processus tegmentosus lateralis nuclei pontis ptglp‘ Processus tegmento-cerebellaris nuclei pontis ptgmp Processus tegmentosus medialis nuclei pontis. K. Preuß. Akad. d. Wiss. Anhang z. d. phys.-math. Abh. 1909. Fig. 1 Fig. 2. 7, Pr, Ir > vb x [% re (& 2 n en. £ A N ie ae Se 2 N R 5 .. $ % en - E ‘ + 0 ® . imvg n rad tri i » ei i N { Be \ Ban aa PTR * \ " - Den x 2 he ; ar » x ar 5 ers 1 8 Aka Baink rw. a Ei : & N 8 N = a & nn Q S 2) e Q RS S Si \ € X) i\) ar DE: mmesS, L. Jacobsohn: Über die Kerne des menschlichen Hirnsta Taf.ı. Br n h | shgedi at F FR “ y | K. Preuß. Akad. d. Wiss. Anhang z. d. phys.-math. Abh. 1909. Fig. 6. ?£ dr SIR Spree n rad tri npvg! nm nel npald \\ PXÖ o © S L. Jacobsohn: Über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. Taf. II. FE i Es LAN SEE NEE a Anhang z. d. phys.-math. Abh. 1909. K. Preuß. Akad. d. Wiss. L. Jacobsohn: Über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. Taf. III. Anhang z. d. phys.-math. Abh. 1909. K. Preuß. Akad. d. Wiss. Über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. L. Jacobsohn Taf. IV. K. Preuß. Akad. d. Wiss. Anhang 2. d. phys.-math. Abh. 1909. :——n ol cl EEE TER L. Jaeobsohn: Über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. Taf.V. K. Preuß. Akad. d. Wiss. £ Anhang z. d. phys.-math. Abh. 1909. Tag. 19. > [2] = = = - B : *- ; i - x - SEes i BE LKEN ER + 2 : . : \ ne + RI er Sr PR I > EN Ss Fig. 20. Q L. Jacobsohn: Über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. Taf. VI. K. Preuß. Akad. d. Wiss. F 19. 21. Anhang z. d. phys.-math. Abh. 1909. ren > nipe L. Jacobsohn: Über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. Taf. VII. K. Preuß. Akad. d. Wiss. Anhang z. d. phys.-math. Abk. 1909. L. Jaeobsohn: Über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. Taf. VIII. a nah ih wor at Ph Zr Anhang z. d. phys.-math. Abh. 1909. K. Preuß. Akad. d. Wiss. tammes. INS Über die Kerne des menschlichen H L. Jacobsohn Taf. IX. ? Me = Aa ENTER Do a a Da ee TEE Anhang z. d. phys.-math. Abh. 1909. Preuß. Akad. d. Wiss. K L. Jaeobsohn: Über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. Taf.X. Anhang z. d. phys.-math. Abh. 1909. K. Preuß. Akad. d. Wiss. L. Jacobsohn: Über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. Taf. XI. 9. Anhang z. d. phys.-math. Abh. 190 K. Preuß. Akad. d. Wiss. N EEE Über die Kerne des menschlichen Hirnstammes. .. L. Jaeobsohn Taf. XI. Über Minimalflächen. deren Randkurven wenig von ebenen Kurven abweichen. Von A. KORN in München. Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. II. 1 = nu n | R f r e Vor einigen Jahren lenkte Hr. H. A. Schwarz meine Aufmerksamkeit auf eine in mehr als einer Hinsicht rätselhafte Notiz Poissons im 8. Bande des Crelleschen Journals: Note sur la surface dont l’aire est un minimum entre des limites donntes. Poisson berichtet in dieser Notiz, daß er im Besitz einer vollständigen Lösung des Minimaltlächenproblems sei, wenn nur vorausgesetzt wird, daß sich die gegebene Randkurve bzw. die gegebenen Randkurven, welche die gesuchte Minimaltfläche begrenzen sollen, genügend wenig von ebenen Kurven unterscheiden. Die Notiz schließt mit den Worten: »On donnera dans un autre numero de ce journal le memoire dont cette note est un extrait.« Die ausführliche Abhandlung, die hier angekündigt wurde, ist nie erschienen; es ist daher vielleicht anzunehmen, daß Poisson nach- träglich einen Mangel an Strenge in seiner Lösung bemerkt und dieselbe nicht mehr weiter verfolgt hat. Um von einem konkreten Beispiel auszugehen, wollen wir eine be- sonders einfache Randkurve annehmen: ae 6 | % — .azy, wobei a eine Konstante bezeichnen soll, über die wir uns noch weitere Fest- setzung vorbehalten. Diese Kurve hat zur orthogonalen Projektion auf die xy Ebene einen Kreis vom Radius | um den Anfangspunkt als Zentrum; für @a = (0 geht die Kurve in diesen Kreis über; je kleiner «, absolut ge- nommen, ist, um so weniger unterscheidet sich die gegebene Kurve von dem genannten Kreise. Wenn es uns gelingt, eine Funktion w(w,y) zu finden, welche mit ihren ersten und zweiten Ableitungen im Innern des Kreises +1 1* 4 A. Korn: ( mit Einschluß der Begrenzung ) endlich, eindeutig und stetig ist, der Diffe- rentialgleichung 9 w nt | En dw Er dw \” „ ”w wow h = da 7 Ay Er away day genügt und bei unendlicher Annäherung des Punktes (x,y) an die Kreis- peripherie gleichmäßig gegen die Randwerte: (33) w— azy konvergiert, so stellen die Werte w(x,y) die 2-Koordinaten eines Punktes eines Minimalflächenstückes dar, welches die Kurve (1.) zur Randkurve hat, und zwar ist die Fläche eine Fläche stetiger Krümmung. Die Aufgabe, um welche es sich in dem Sinne der Poissonschen Notiz handeln wird, ist, die Funktion w(x,y) wirklich zu konstruieren, wenn la| unterhalb einer gewissen, endlichen Grenze liegt, also falls (4.) ®]='6, wo d eine positive, endliche Zahl bezeichnet. Einen Beweis für die Existenz einer solehen von Null verschiedenen, positiven, endlichen Zahl d und die Auffindung der Funktion w(x,y) unter der Bedingung (4.) dürfte Poisson in der Abhandlung erstrebt haben, welche er in seiner Notiz, allerdings für viel allgemeinere Randkurven als die hier gewählte Kurve (1.), in Aus- sieht gestellt hatte. Als Methode zur Lösung der Aufgabe mußte in erster Linie die Methode der sukzessiven Annäherungen in Frage kommen. Hrn. Schwarz schwebten zwei verschiedene derartige Annäherungen vor: bei der einen: Festhaltung der Randkurve, sukzessive Annäherung an die Differentialgleichung (2.); bei der anderen: Festhaltung der Differentialgleichung, sukzessive Annäherung an die Randkurve. Die erstere Methode lag meinen bisherigen Untersuchungen näher. Es lag für mich die Vermutung nahe, daß tatsächlich die folgende Methode zu einer Lösung der Aufgabe in strenger Weise hinführen möchte. Man bilde unter Benutzung der Abkürzung: aıb\" O°’W dv oaWb A’ av\’ O°Ww (5-) olw] | ) a 2 + -) day) ax dr ay day ar) ay sukzessive die Funktionen: WW ,W, *:- Von X,%, ’ 0» Minimalflächen, deren Randkurven wenig von ebenen Kurven abweichen. 5 welehe im Innern des Kreises © ty —1 (mit Einschluß der Begrenzung) eindeutig und stetig sind, eindeutige und ste- tige erste und zweite Ableitungen besitzen und den Bedingungen genügen: (6 \ Aw, = 0, in dem Kreise. J. a . . } w,=zy, an der Kreisperipherie; (62) | Aw, =-a’o[w,], in dem Kreise, 277 \ v Q . . ! ®,=0, an der Kreisperipherie: (6.°) \An, =-a\ofw,+w]-el[w,]|, in dem Kreise, ) «,=0,an der Kreisperipherie; (62) \Au=-alfw+tw+-.-+w_]-ofe, tw + +w_,]\, in dem Kreise, "1 = 0,an der Kreisperipherie. Die Existenz dieser Funktionen ist sukzessive beweisbar, und es ist: (7-) v—=alw+tw+w+t:-.+w-+') die Lösung des vorgelegten Problems, wenn (8.) la|=6 und d eine angebbare, von Null verschiedene, positive Zahl bezeichnet. Die zum Beweise notwendigen Sätze aus der Theorie des logarith- mischen Potentials und die erforderlichen Konvergenzbetrachtungen erlaube ich mir im folgenden mitzuteilen. Die Arbeit ist in drei Abschnitte geteilt: | I. Hilfssätze über die logarithmischen Potentiale einer auf einer Kreisperipherie ausgebreiteten Massenbelegung. II. Untersuchungen über logarithmische Flächenpotentiale. III. Lösung des vorgelegten Problems aus der Theorie der Minimal- llächen. Obgleich ich mich durchaus auf das konkrete Beispiel der betrachteten Randkurve (1.) beschränkt habe, ist es leicht ersichtlich, dal «die Verallge- meinerung der Resultate auf Randkurven von der Form: \fay)=P, (9.) ] z=apl(&,Yy) 6 A. Korn: keine wesentlichen Schwierigkeiten bietet. Hierbei ist vorauszusetzen, daß die Gleichung (10.) a,y)=0 in der wy Ebene eine geschlossene, stetig gekrümmte, von Singularitäten freie Kurve darstellt und p(x,y) eine längs dieser Kurve mit ihrer ersten und zweiten Ableitung endliche, eindeutige und stetige Funktion von (x, y) bezeiehnet. Ferner sind noch die besonderen Stetigkeitsannahmen hinzu- zunehmen: für zwei beliebige Punkte (11.) | D,® (x, ,y.)-D,® (x, ,y,)| < (On (&,y,) und (a,,,) der Kurve im Abstande n,>. wo unter ® irgend eine der drei Funktionen &,y,gY (als Funktionen der Bogenlänge der Kurve betrachtet), unter D,®(x,y) die längs der Kurve f(x,y) = 0 genommene zweite Ableitung der Funktion ®(x,y), unter ( eine endliche Konstante und unter A eine von Null verschiedene, positive Zahl zu verstehen ist. Minimalflächen, deren Randkurven wenig von ebenen Kurven abweichen. 7 I. Abschnitt. Hilfssätze über die logarithmischen Potentiale einer auf einer Kreis- peripherie ausgebreiteten Massenbelegung. I. Es sei in der xy Ebene ein Kreis vom Radius 1 gegeben und MH eine Funktion der Stelle (£,n) auf dem Kreise, welche derart stetig ist. daß für zwei beliebige Punkte (5,,7,) und (&,7.) des Kreises in der Entfernung r,.: (1.) |H(&,n)-H(&,n)|< Br}, wo B eine endliche Konstante, A eine von Null verschiedene, positive Zahl <1 bezeichnet; wir bilden das logarithmische Kurvenpotential: (2.) V=|[Hie,n)inrdo, in welchem ds ein Bogenelement des Kreises an der Stelle (£,»), r die Entfernung dc nach dem variablen Punkte (z,,) ist und das Integral über alle Elemente ds der Kreisperipherie © erstreckt werden soll; wir behaupten, es ist dann für jede erste Ableitung von V an der Innenseite des Kreises: (3.) IE und für zwei beliebige Punkte (x,.y,) und (z,,,y,) an der Innenseite des zZ crB Kreises: (4:) ID, Va), y)-D.V(&,y4)| = Bri% wo 6,,c, zwei endliche Konstanten bezeichnen, die lediglich von der Zahl A abhängen. — Der Beweis soll mit Hilfe der Methoden geführt werden, welche in der Theorie der Funktionen einer komplexen Variabeln üblich sind; wir wollen hierzu den Behauptungen, ohne ihren Sinn zu ändern, eine andere Gestalt geben. 8 A. Korn: Es bezeichne 2 eine komplexe veränderliche Größe: z=a+ iy, deren Veränderlichkeit auf das Innere der Kreisfläche: a +y’ 1 de 6. Fe) = = [a _— (6.) (z) (%) ee) Die Funktion F’(z) ist infolge der Voraussetzung (1.) im ganzen Innengebiete des Kreises mit Einschluß der Begrenzung endlich, eindeutig und stetig'. ! Man vergleiche hierzu O. Hölder, Beiträge zur Potentialtheorie. Stuttgart 1332. Minimalflächen, deren Randkurven wenig von ebenen Kurven abweichen. 9 Es handelt sich darum, den Nachweis zu führen: ı. daß | F’(2) von A abhängenden Zahl und der Größe B:; stets kleiner ist, als das Produkt einer endliehen, nur 2. daß für irgend zwei Punkte 2 = EZUER 3, = ey: der Innenseite der Kreisperipherie F’e@)-F'@)]| stets kleiner ist, als das Produkt einer endlichen, nur von A abhängenden Zahl und der Größe Pr},, wenn r., = 2|sinz(w,—W,)| den Abstand der Punkte 2, und 2, bezeichnet. Da für jeden Punkt :, der Innenseite der Kreisperipherie Yy=+r 1 ds ER, i > &(2, 6) 2 V=-r ist, so besteht die Gleichung: U =+r d 71/7 1 & (7) Fa@a)=,; | |HW-HW)\ ae: N IE &e, &) somit ist: vV=+Hr ; 7 (Fee ng ös besteht, wenn wir mit r die Entfernung und Richtung [-2,, mit v die Richtung der inneren Normalen des Kreises im Punkte [ bezeichnen, die Identität!': (8.) = r Imre cos (n) | an JE. Die in }| stehende Größe ist jedenfalls > N Berlin 1901. Wir haben dabei zu bemerken, daß wir es mit einer geschlossenen Kurve zu tun haben und der dort mit /,, + /., bezeichnete Ausdruck hier = —1 ist. Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. II. 2 10 A. Kors: es ist somit: de _ 8x (9.) ; Te und: 7 ee) (10.) je'@)| =, 3 damit ist zunächst die Richtigkeit der ersten Behauptung (3.) bewiesen, und wir sehen, daß die in (3.) auftretende Konstante jedenfalls Sr Sn ist. Um die Richtigkeit der zweiten Behauptung (4.) zu beweisen, teilen wir die Kreisperipherie © in zwei Teile: einen Teil s,, welcher innerhalb der Kreislinie' (11.) |2'-@+2)|= 1. liegt, und den von co übrigbleibenden Teil ©-0,. Wir schreiben die Differenz Ki) Ne) in folgender Weise: 2.)- = ei ie j IIl(y e > 2 H(w v)\ Wegen +) H(w)-H(y,)! lee 5 nn de -H(v) u] Wir untersuchen zunächst die 3 Summanden der ersten Zeile rechts. 8 Infolge der Voraussetzung (1.) ist jeder der beiden ersten Summanden ab- solut genommen de zB |. 2) wenn wir mit r die Entfernungen do+2, bzw. do-z, bezeichnen. Nun ist identisch, wenn a und 5 die beiden Endpunkte des Kurvenstückes ©, be- zeichnen (a>b die positive « Richtung)’: ! Der Kreis entsteht, indem wir um den Mittelpunkt der Verbindungsgeraden z,, den Kreis mit dem Radius ”,, konstruieren. ® Man vergleiche A. Korn, Lehrbuch der Potentialtheorie II, S. 31 Formel 47. Minimalflächen, deren Randkurven wenig von ebenen Kurven abweichen. 11 cos (vv) d c r \ mn 1 | pi+r _ (1A) cos (vr) | (13.) | = . | l o ® Fe | |»? sin (#9) e=,—]| »* sin (rv) ka}: unter (rv) ist der Winkel zu verstehen, um welchen man die Richtung r in positivem Sinne zu drehen hat, um in die Richtung v der inneren Nor- malen des Kreises im Punkte X zu gelangen. Ist der variable Punkt (x,) einer der beiden Punkte 2,,2,, so ist jedenfalls der erste Ausdruck auf der rechten Seite der Gleichung (13.) 1 a COS (rv) =; R € ot n 2 de 1 RR aloe, Ir < j\ 2 BR b) der zweite Ausdruck auf der rechten Seite der Gleiehung (13.) ist < \ er < N FH ’ somit sowohl in &,, als auch in 2,: . "de ..9a+3 , und: IR de 9e7+3 = I(w) — H(w Zee . u \ ; | HOW A gl En, | 1 IE Ir+3 + Ha@W-u@ ee 2 Bnn ER &(2.—6) r Der dritte Summand des Ausdruckes auf der rechten Seite der Glei- chung (12.) ist, absolut genommen dc PAT2u9) . SBTN ı Es ist nicht die Absicht dieser Untersuchung, die schärfsten Grenzen festzustellen, unter denen die in den Behauptungen auftretenden Zahlen c, und c, liegen müssen; die wesent- liche Aufgabe ist, zu zeigen, daß c, und c, überhaupt kleiner sind als bestimmt angebbare, endliche Zahlen, sobald ?. in strenger Weise die Ungleichheitsbedingung VSRr<1 erfüllt. 12 A. Korn: und es ist unmittelbar dureh Ausführung der Integration zu ersehen, daß der Faktor von Br}, kleiner ist als eine bestimmte, endliche Zahl. Es ist in der Tat: d£ Ike 5 & | ee N N ea = "2-ken) die 2 \Ies-a| | u In! ——_ +2 mi | &(2; ) > Ile u < Yin 3)’ + 47° ' So Die Summe der drei ersten Summanden des Ausdruckes auf der rechten Seite der Gleichung (12.) ist daher, absolut genommen Br* 12° ve > = I* (97 +3) + u Den noch übrigbleibenden Teil des Ausdruckes auf der rechten Seite der Gleiehung (12.) können wir auch in der folgenden Gestalt schreiben: i nw-m ir = i Die Integration in bezug auf die Größe z bewerkstelligen wir auf dem Kreisbogen 2,2,; sei Z——,eP. ein variabler Punkt auf diesem Kreisbogen; wir geben dem zuletzt ge- nannten Ausdruck die folgende Form: = > de ae (15.) | rw ze: + Hm) er” {} co Infolge der Voraussetzung (1.) ist: 1 7 \ | auge |=B | (16.) (lese I en 1 l 122 rn 1 \|2.—a W lee 7 . Minimalflächen, deren Randkurven wenig von ebenen Kurven abweichen. 13 Es bestehen ferner die Identitäten [man vergleiche die Formel (13.)]: " de l ea cos (ry) | cos ur | RE EN, i Y =2=r gl \ | ER I sa _ | je 7% ia > IR . 2 u) | de | eos (ry) | cos (vv) = = - 1-2 de Nr ü ! Pa \warr in (vv) sin (rv) ae = er Be We ea) somit, da die kürzeste Entfernung eines Punktes des Bogens 2,2, von — co, Jedenfalls > "3 ist, für jeden Punkt des Bogens z,2,;: " de 2-1 27° Du BE ae (de 2 2 en De | no. FR "12 I Ta f also nach (16.): K FREE | rennen el &(2—£) [ "1a RS £ IC +4 F } H(y)- H(w,)\ ig= ‘) = = « Br}, ® DASn 12 und der Ausdruck (15.) wird, absolut genommen (tür +44 52) Br). i Es wird daher im ganzen: 4 ala+1) 2 |F’(@,)- F’( l=|, @r+9+ + (127 44)+ — ; br} ' In bezug auf das Vorzeichen ist zu bedenken, daß a—b die positive Richtung des Kurvenstückes ,. also da die positive Richtung des Kurvenstückes r—r, ist. 2 Es ist: Flaz| = ER [44 Tr a — von «a=(bis «= — monoton wächst. sin .« 2 14 A. Korn: oder: (19.) |F'@)-F'@)| = e,Br\, wo wir jedenfalls: ve p B (20.) arten setzen können, wenn (are) I y 3 + U. Ist f(X) eine gegebene Funktion der Stelle auf der Kreisperipherie, welche derart stetig ist, daß für zwei beliebige Punkte /, und \/, der Kreisperipherie in dem Abstande »,,: (22.) Yu) -fw)| 9ı- Wir konstruieren um >, als Zentrum den Kreis mit dem Radius 27, und unterscheiden 2 Fälle: ı. Fall. Der soeben konstruierte Kreis liegt ganz im Innern des ur- sprünglichen Kreises: 1= Q,> 2712 C 2. Fall. Ein Teil s, des ursprünglichen Kreises liegt im Innern des konstruierten Kreises: zZ 0, < 27, r Den Fall: 1-9, = 27, wollen wir nach Belieben dem ersten oder zweiten Falle unterordnen. Im ersten Falle legen wir für die Differenz (2) E\(2;) die Form (27b.) zugrunde und bemerken, es ist, wenn wir mit [, den Punkt eh bezeichnen: FW-f@)|2,, mit v die innere Normale des Kreises im Punkte [, so ist identisch (vgl. die erste Formel (17.)): B do Were cos(rv) ,) cos (vv) re ea) Re | N de und folglich 2—\ 2m See daher: ’ EN Le, Au e (28..) | #(z.) P(e)|<7 =; Pr In dem zweiten Falle nennen wir das Stück des ursprünglichen Kreises, welches im Innern des konstruierten Kreises liegt, ©, und schreiben die Formel (27a.) in folgender Weise: | Fe)- Fe) = 2 tft li; [en ee 1 Re) (29.) la | lege N) a 2 ı (FW) 4. (SO) 4, +. ee «|. Wir bezeichnen mit 5, und 5, die Punkte: mem. tl ei, dann ist: 2 |.) -/W,) | < 2B [& 8, 3 und da | m, | < [&-2:| Ir [&.-2: | < 2 = 2 | < 67,5 ’ so folgt: 2 If) FW) |< 12Br}. Es ist ferner identisch: Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. Il. 3 18 A. Kors: wenn r «die Entfernung und Riehtung [>2, und v die innere Normale des Kreises im Punkte [ bezeichnet; da jedenfalls: 1 " cos (rv £ Ve - De Dr {2 z u c— co so wird: < 6 Br}, . (30.) 2) -/@)) a | 2 In bezug auf den Ausdruck in der zweiten Zeile der Formel (29.) be- merken wir, es ist: FU FW) <= 2ER), /W-/W)I BT 3 1 A < (16 + -) Ten Ben, 19 und nach (29.), (30.), (31.), (32.) bzw. (28’.) sowohl im ersten als auch im zweiten Falle: ( | Fe.) - Fe) | < (- + x + rn Br}, 5 wo v6 a ak (34.) WERE, S | y — 16-7 = Folgerungen aus den Sätzen I und II. Folgerung ı. gleichheitsbeziehung: (35-) | D,V(e, 2) DV, ‚Yı) | < & Bru ı Wenn wir +r hoff dc (35.) Dia) | Hi). er v sh Se-$) setzen: (35b.) |?)-®(@)|(x&.y), mit v die innere Normale von ds bezeichnen: \ 1 [,.,., cos(r») oa (39.) N ee 3Z way, (2 c daher, wenn wir mit s eine beliebige Richtung bezeichnen und unter ds das Symbol ar 9(— 9 = = cos (s ) 4 E. cos (s7/) verstehen: oF 1 0 A OS (40) op Minimalflächen, deren Randkurven wenig von ebenen Kurven abweichen. 21 Nun besteht die Identität': (41.) jr N a=|fW eos (rv) cos (se) — cos (vr) cos (sv) r do, wenn co die positive Richtung des Elementes dr bezeichnet. Die reehte Seite in (41.) ist eine Ableitung des logarithmischen Kurvenpotentials rw Inrdo E nach einer zu s senkreehten Richtung, somit ergibt der Satz I und die Folgerung (1.) unmittelbar die Behauptung. Der Folgerung (2.) können wir die folgende Form geben: Es ist, wenn wir wieder: +r A Re 2 (42.) F(@)= = SD er ne setzen: (43) IF@| eYı, N — eye der Ungleichheitsbedingung genügen: r - a A endliche Konstante (45.) I’W)-fW)Iz<4Al&:-&), O<ı<1, ) so ist für jeden Punkt z des Kreisinnern (mit Einschluß der Begrenzung): (46.) » (2) (x) ist, die Identität:' av 95, 2) cos (vS,) nun do + | [#1’(w) cos (s,o) + F{w) cos (s v)]Inr de, i die wir, wenn %, irgendeinen festen Wert des Argumentes % bezeichnet, auch so schreiben können: (52.) = [hu —H(w,)} cos (vs,) m. de + [ee 08 (s,c) + Y(w)—II(w,)} cos (s,v)]lurde ; 4 3V bo e 5 es setzt sich also „, zusammen aus einem logarithmischen Kurvenpotential: os, In Inrde, wo n = H'(w) cos (s,c) + }H(w)— H(w,)\ cos (s,»), aus der Lösung der ersten Randwertaufgabe der Potentialtheorie für das Kreisinnere bei den Randwerten /w) = # [| H(w) —- H(w,)] eos (s,v) , und einer Konstanten. Nach Satz I, Folgerung ı und 2 wird sich, da für irgend zwei Punkte U, und /, der Kreisperipherie: | n(b,)-nW,) | < (k, B+k,M)r},, k, ‚ky,kz3,%k, vier endliche Zahlen, | Fw.)—- fi.) | <(k,B+kM)r,,, die nur von % abhängen, unmittelbar die Behauptung ergeben. ! Vgl. mein Lehrbuch der Potentialtheorie B. II, Formel 55 auf S. 35. 24 A. Kors: Wir können die Folgerung (4.) wieder in folgender Weise erweitern: Ist »(2) = P(x + iy) eine im Innern des Kreises reguläre Funktion der komplexen Variabeln z=ati, eine Funktion, welehe bei unendlicher Annäherung des Punktes z an die Kreisperipherie gleichmäßig gegen bekannte Randwerte: fw = FW) +ikW) konvergiert, von denen wir wissen, daß sie mit ihren ersten und zweiten Ableitungen nach % eindeutig und stetig sind, daß ferner die zweiten Ableitungen von f(X) für irgend zwei Punkte Sı \ eh, Doch der Ungleichheitsbedingung genügen: A endliche Konstante (53-) f’w)-f"w)|(2,4) bezeichnet. Dann sind die absoluten Werte aller ersten' Ableitungen von V: (3-) as ec; wo A den größten Wert von |f(x,y)|, « eine endliche Zahl bezeichnet. Es sind die absoluten Werte aller zweiten Ableitungen von V: (4-) EDIMZ een B, wo c, und c, zwei endliche Zahlen bezeichnen, die lediglich von A abhängen. Die zweiten Ableitungen von V sind im Innern des Kreises (mit Einschluß der Begrenzung) eindeutig und derart stetig, daß für irgend zwei Punkte ! Für diese Behauptung ist die Bedingung (1.) nicht notwendig, sondern bereits die Endlichkeit und Stetigkeit von / hinreichend; man kann die Voraussetzung für diese Be- hauptung sogar noch weiter fassen, doch kommt es hierauf bei diesen Untersuchungen nicht an. Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. II. 4 26 A. Korn: (x,,,) und (x, ,%,) des Kreisinnern (mit Einschluß der Begrenzung) in der Entfernung ?7,,: (5.) |D,V (7) -D.V @ m) = &Bri. wo wieder c, eine endliche Zahl bezeichnet, die lediglich von A abhängt. — Die Behauptungen, welche in den Ungleichheitsbeziehungen (3.) und (4.) liegen, sind nicht neu, doch wollen wir sie auch hier kurz beweisen. Zunächst sind die absoluten Werte aller erster Ableitungen von V: Ip vı24] = und es ist identisch, wenn ds ein Element der Kreisperipherie mit der in- neren Normalen v, ” die Entfernung und Richtung: do (vw, y) bezeichnet: | - ® — | eos(r)de also: <= 2m; es folgt somit: (6.) |D,V |< 2mA. Damit ist zunächst die Ungleichheitsbeziehung (3.) bewiesen. Es ist weiter das logarithmische Flächenpotential des Kreises, wenn die Dichtigkeit — I vorausgesetzt wird: (7.) V(x,y) Be = la’+y’-1}, somit stets: ü (8.) |2o,vV|=(x,y) bezeichnen, ist identisch :' av, gs, = | cos (sv) Inrdeo , wo s, irgendeine Richtung ist. Die Kurve o, ist entweder ein voller Kreis, oder sie setzt sich aus zwei Kreisbogen co, und s, zusammen, von denen der erste der ursprünglichen Kreisperipherie angehört, der zweite nur Punkte mit dem Abstand 2r,, von (x, ,y,) enthält. Es ist daher, wenn s, irgendeine zweite Richtung bezeichnet: eV 0 (5%. = 2 | cos (sv) Inr (w, ,y,) de os, u os, ds, der zweite Summand rechts fällt fort, wenn c, ein voller Kreis ist. Wir bezeichnen, uns für «len Augenblick wieder der Methoden der Theorie der Funktionen einer komplexen Variabeln bedienend, mit 2,,2, und X die Punkte za Bu, 2, — 0 ü), —=E& +, mit [, den Fußpunkt der kürzesten Entfernung des Punktes = von 9, und mit v, die innere Normale in [,, dann ist: cos (sy) — cos (s,v,) + | 8-5, | cos W, wo Y der Winkel ist, den die Riehtung s, mit der Richtung {,-S bildet, und: BaRdE 29 Minimalflächen, deren Randkurven wenig von ebenen Kurven abweichen 27 + | ö Jr 9.) Es ist daher: 2 = | (sv) Inr (x, ‚y,) de 08, 3 oder, da: |D,V, (&. ‚y.) | <6r, fe») fa ,yı)) DV, »y.)| < 6rBri,. Es ist also sicher: (14) N Was die dritte Zeile rechts in (ı1.) anbetrifft, so ist mit Rücksicht solch a; (2, , 9.) 5 auf (1.): | re m-re 1 D.inr@.,y)au| - [ n r 3Bdu, ale) < u wo | f fie fe »Yı) | D, Inr(e, ‚y,)dw und es folgt, wenn man die Formel (9.) auf die Fläche w, anwendet, daß die Beziehungen bestehen: ; dw 27 4r er N ren | ent En. | dw NN wo 30 ii Br. Somit ergibt sich: /der rechten Seite der Gleichung (11.) ist nicht größer als \ Der absolute Wert der Summe des dritten und vierten Ausdrucks auf Bezeichnen wir mit ds(x,y) ein Element der Verbindungsgeraden (15 (2,91) - (%, ,Yy,), mit r die Entfernung dw-(xw,y), so können wir dem Aus- drucke in der vierten Zeile rechts in (ı1.) die Gestalt geben: (a.92) % ar) wu (fe n)-Fl&,y))+ (FflaesW)-fk,, y.))] D,iInr dwds, 30 A. Korn: und dieser Ausdruck ist mit Rücksicht auf (1.) absolut genommen (2.95) =5B | le Hr) dw.ds (u, Y1) (u wo) <5Br,.(FR+F), wenn wir mit F, den größten Wert von " dw Fr) u w— wg j dw y# ee 12 3 I [2 w—wg mit F, den größten Wert von auf der Geraden (x, ,Y,)- (%, ,y,) bezeichnen. Nun ist identisch, wenn do ein Element der Randkurven 3' von w»-w, bezeichnet [man vergleiche die Identität (9.)]: | dw l 1 cos (ev) | ee - de, ’ Par IX f yo u | dw E cos (1v) -—=E- —— de, 5 Ir 7 somit: AN F = — — rn, TEN _ l Ve < 27 Tı2 7 Es ist daher: der absolute Wert der Summe der beiden letzten Ausdrücke auf der 16.) \ na} i zus 1 \ /rechten Seite der Gleichung (11.) nicht größer als 107 k = Br>, und nach (119), (13.), (TAT) ElLoN: = 2 { 307 7E (17.) |D,/ (,9.)-D.V (&,,yı)| < (167 + — = a] Brds damit ist auch die letzte Behauptung (5.) bewiesen. ! Dieselbe ist entweder ein voller Kreis oder setzt sich aus zwei Kreisbogen zusammen. Minimalflächen, deren Randkurven wenig von ebenen Kurven abweichen. 31 II. Es sei in der xy Ebene ein Kreis vom Radius I gegeben und f(x.) eine Funktion der Stelle (@,y), welche im Innern des Kreises (mit Ein- schluß der Begrenzung) eindeutig und derart stetig ist, daß für irgend zwei Punkte (x, ,y,) und (x, ,y,) des Kreisinnern (mit Einschluß «der Begrenzung ) in der Entfernung r,,: (18.) Ya, y)-f@ sl < Br, wo D eine endliche Konstante, A eine von Null verschiedene, positive Zahl bezeichnet, die kleiner als I ist: wir bilden die im Kreisinnern (mit Ein- schluß der Begrenzung) eindeutige und stetige Funktion F der Stelle (x, 7). welche im Kreisinnern der partiellen Differentialgleichung genügt: Fr FF r to af, (19.) By innerhalb des Kreises (in endlicher Entfernung von der Kreisperipherie ) überall stetige erste und endliche und integrable zweite Ableitungen be- sitzt und bei unendlicher Annäherung an die Kreisperipherie gleichmäßig gegen die Randwerte Null konvergiert'. Dann sind die absoluten Werte aller ersten Ableitungen von F': (20.) |ID,F|Z54, wo A den größten Wert von | f(x,y)|, d eine endliche Zahl bezeichnet. Es sind die absoluten Werte aller zweiten Ableitungen von F: 27%) |ID.F| En E day) dw” 98 dy Awdy Aa ay wird: (7-) efw,] = -22y. Phys.-math. Klasse. 1909. Anhang. Abh. II. 5 34 A. Korn: Die Funktion w, hat die Eigenschaft, daß die absoluten Werte aller ersten und zweiten Ableitungen: D w (=E 8. | 2.40 < (je) | D,w, | N > N re ER I = h en er b' Ai 5 2 En A = 7% . , Perer k ” er .. cn ’ . r B y- DE Minimalflächen, deren Randkurven wenig von ebenen Kurven abweichen. 31 wo: (29.) T,