IIÄlii 1||.| I: ■Hl ffiBaWÄ ffwTt (m j jlh gtWfSHi'U-v» iKHi i ■ »{IHttMiliSInnwfit * i Jf t L 000328288 V ✓ Handlungen der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. Heue Folge, Heft 55, II. Die rezenten Kaustobiolithe und ihre Lagerstätten. Band II: Die Humus-Bildungen (1. Teil). 1 Eine Erläuterung zu der von den Deutschen Geologischen Landesanstalten angewendeten Terminologie und Klassifikation. Von Dr. H. Potonid, Kgl. Landesgeologen und Professor. Zweite, sehr stark erweiterte Auflage von desselben Verfassers »Klassifikation und Terminologie der rezenten brennbaren Biolithe und ihrer Lagerstätten« (Berlin 1906). Herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. I £"■ VjL ‘ . ' -- ' .. • '-r . | I . i BERLIN. Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin N 4, Invalidenstraße 44. Preis 10 Mark. Abhandlungen der Königlich Preufsischen Geologischen Landesanstalt. Neue Folge. Heft 55, II. BERLIN. Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin N. 4, Invalidenstr. 44. 1911. Die rezenten Kaustobiolithe und ihre Lagerstätten. Band II: Die Humus-Bildungen (1. Teil). Eine Erläuterung zu der von den Deutschen Geologischen Landesanstalten angewendeten Terminologie und Klassifikation. Von Dr. H. Potonie, Kgl. Landesgeologen und Professor. Zweite, sehr stark erweiterte Auflage von desselben Verfassers »Klassifikation und Terminologie der rezenten brennbaren Biolithe und ihrer Lagerstätten« (Berlin 1906). Herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. BERLIN. Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin N 4, Invalidenstraße 44. 1911. Inhalts-Übersicht. Seite Vorbemerkung . V Humus-Bildungen (1. Teil) . 1 I. Chemisches über Humus . 3 Humus . 3 Inkohlung und Verkohlung . 20 II. Natürliche Humuslösungen und Niederschläge . 30 1. Schwarz wässer . . 31 2. Dopplerit . 35 3. Ort-Bildungen . 42 III. Humus- Erden . 51 1. Mull- und Moder-Erden . 52 Mull-Erden . 52 Moder-Erden . 66 2. Moor- und Bleicherden . 66 IV. Moder . - . 68 V. Torf . 77 1. Trockentorf . 77 2. Moortorf . 88 Primär allochthone Torfe . 108 Sekundär allochthone Torfe . . 109 VI. Die Moore (Moortorf-Lagerstätten). Allgemeines . 111 Einteilung der Moore nach ihrem Vegetationsbestand . . 135 Wachstum der Moore . 149 1. Flachmoore. Allgemeines . 156 A. Verlandung durch Organismen . 162 Seen . 163 Weiher (Teiche) . 183 Meeresküsten: Gezeitenzone . 185 Profile . 190 B. Flachmoorwiesen. Allgemeines . 194 Sumpfflachmoorwiesen . 203 Standflachmoorwiesen . 210 Flachmoorhypneten . 218 Schwingflachmoorwiesen und Allgemeines über Schwingmoore und schwimmende Moor-Inseln 225 C. Flachmoorwälder. Allgemeines . 238 Sumpfflachmoorwälder . 243 Standflachmoorwälder . 265 Schwingflachmoorwälder . 275 2. Zwischenmoore. Allgemeines . 279 Birkenmoore . 293 Birken-Kiefernmoore . 299 Zwischenmoor-Nadelwälder . 300 Schluß über Zwischenmoore . 307 Nachtrag . 311 Register . . 312 Vorbemerkung. Es bestand erst die Absicht, dem ersten Bande nur noch einen II. Band folgen zu lassen. Bei dem Umhin«]!: des Abschnittes über die Humus-Bildungen ziehe ich es jedoch vor, den Gesamtstoff auf 3 Bände zu verteilen. Bd. III erscheint hoffentlich 3 912. H. P. Humus-Bildungen. Humus-Bildungsstätten tinden sich a) auf den Böden und zwar auf trocknen und nassen, b) unter Wasser, c) in den anorganischen Böden. In allen Fällen können die sich zersetzenden oder frischen Pflanzenteile autochthon oder allochthon sein. Die Bildungsstätten können zu Humus-Lagerstätten werden, nicht nur indem sie durch Sedimentation von anorganischem Material zur Einbettung gelangen, sondern auch auf den Böden kann allmählich eine solche xAureicherung von Humus statthaben, daß offene Lagerstätten die Folge sind. Hierher gehören die wichtigsten, weil größten und verbreitetsten unserer heutigen Humuslager: Die Moore. Daß es auch Humus- Vorkommen gibt, die — im Gegensatz zu den Mooren, die autochthon sind — nicht gleichzeitig die Bildungsstätten sind, wo nämlich Pflanzenmaterial oder bereits fertiger Humus einen Transport erlitten hat und zum Wiederabsatz gelangt ist, wurde schon Band I, S. 28 — 30 und 43—44 angegeben. Zu dem dort Gesagten wird in dem vorliegen- den Bande hinten im Abschnitt über allochthone Lagerstätten eine Ergänzung gebracht werden. Von vornherein sei hier schon an- gegeben, daß ein Transport und eine darauf folgende Ablagerung von frischem Pflanzenmaterial usw. als primäre Allochthonie dem Transport und der darauf folgenden Ablagerung von bereits abgelagert gewesenem Kaustobiolith, der ursprünglich autochthon oder primär-allochthon gewesen sein mag, als sekundäre Alloch¬ thonie gegenübergestellt werden soll. Sekundär-allochthone Kau- stobiolithe befinden sich also nicht mehr an primärer Lagerstätte. Das lateinische Wort Humus (das Erdreich, der Erdboden) wird nicht selten auf jeden durch zersetzte Pflanzen- und Tierreste dunkel gefärbten Boden angewendet. Es sei daher ausdrücklich hervorgehoben, daß unter Humus im wissenschaftlichen 1 Neue Folge. Heft 55. II. 2 Humus-Bildungen. Sinne ausschließlich die Residua der Organismen ver¬ standen werden, sofern es sich um kohlenstoffhaltige, brennbare Produkte handelt, und zwar sind es wesentlich die Residua von Landpflanzenresten — demnach in erster Linie von Kohlen¬ hydraten — , die den Humus bilden. Wesentlich in diesem Sinne haben seinerzeit Einhoff und Thaer den Ausdruck Humus ein¬ geführt. Bezeichnungen für besondere Fälle. — Auf der Ober¬ fläche zutage liegenden Humus nennt Weinkauf (1900 S. 456, 457) Oberflächenh u m u s, den im Boden zwischen anorganischem, jedenfalls nicht brennbarem Gestein auftretenden Humus Boden¬ humus. — Gr ob hum us nennt Vater (1904, S. 5) einen Humus, der seine ursprünglich organische Struktur noch mehr oder minder dem bloßen Auge erkennen läßt, F einhum us, wo das nicht mehr der Fall ist. Es ist jedoch zu bemerken, daß die Autoren, wie das damals üblich war (vergl. loc. cit. 1904 S. 9 Nr. 18), ursprünglich auch Sapropel zum Humus rechneten. Die Ausdrücke Grob- und Fein-Humus u. a. dürften daher in Zukunft nur in engerem Sinne, d. h. nur auf die Humusgesteine (Humus nach obiger Definition), Anwendung finden. — Bezeichnungen wie unreifer, halbreifer und reifer Humus verstehen sich von selbst. Der Humus geht aus der Streu hervor. Streu (Streu decke) heißen alle der Zersetzung verfallenden Pflanzenteile des Landes. Unter Waldstreu (Bodenstreu im Gegensatz zu der hier nicht in Betracht kommenden Aststreu) im Sinne der Forstwirtschaft versteht man »die aus abgefallenem Laub, Nadeln und Zweigen, ferner aus Moos, lebenden oder abgestorbenen Forstunkräutern bestehende Waldbodendecke, soweit deren pflanzliche Beschaffen¬ heit noch zu erkennen ist« (Schwappach). Die Streu kann — sofern sie nicht vollständig verwest — Humus formen (ein be¬ sonders gern von P. E. Müller gebrauchter Name) erzeugen, die sich in drei große Gruppen scheiden: in 1. Mull, 2. Moder und 3. Torf. Bevor auf diese Haupt-Humusformen eingegangen werden kann, muß das Nötigste über die Chemie des Humus vor¬ gebracht werden. I. Chemisches über Humus. 3 I. Chemisches über Humus. Auf die wesentlichen Unterschiede von Humus und Faul¬ schlamm (Sapropel) wurde bereits in Band I (Die Sapropelite) ausführlich eingegangen. Vergl. dort insbesondere die Gegen¬ überstellung S. 119 — 121. Im folgenden kommen wir daher nur aus besonderen Anlässen darauf zurück. Humus. Bei der Humusbildung findet im wesentlichen eine ständige Anreicherung von Kohlenstoff statt. Der Humus ist aus differen- ten Humusstoffen (syn. Mullstoffe) x) zusammengesetzt, deren chemische Charakterisierung jedoch noch aussteht: über das, was diesbezl. seinerzeit G. I. Mulder zusammengefaßt hat* 2), sind wir nicht recht hinausgekommen, jedoch ist ein großer Fortschritt dadurch zu verzeichnen, daß die seit Thomas Graham (1861) jetzt wesentlich weiter entwickelte Kolloidchemie in ihrer Anwen¬ dung auf die Lehre vom Humus wichtige Aufklärungen gebracht hat, denn die Humusstoffe sind nur im Kolloid-Zustand bekannt3). Nach der Terminologie der Lehre von den Kolloiden, die kolloide Lösungen (»Pseudolösungen«) als Sole, kolloide Gallerte als Gele bezeichnet, wären die Humuswasserlösungen *) Unter »Mull« verstehen wir aber jetzt (vergl. weiter hinten) eine be¬ sondere Humusart. 2) Muldee, Chemie der Ackerkrume. Deutsch von Dr. Johannes Müller. I. Bd., Berlin 1861. II. Abschnitt: Die organischen Bestandteile im Boden S. 308 - 364. 3) Zur Einführung in die Kolloidchemie sind u. a. zu empfehlen: J. M. van Bemmelen, Die Absorption. Gesammelte Abhandlungen über Kolloide und Ab¬ sorption. Dresden 1910 — Wo. Ostwald, Grundriß der Kolloidchemie. Dres¬ den 1909. — Victor Pöschl, Einführung in die Kolloidchemie. 2. Aufl. Dres¬ den 1910. — Paul Rohland, Der kolloide und krystalloide Zustand der Materie. Stuttgart 1910. — Zsigmondy, Uber Kolloid-Chemie. Leipzig 1907. — Sehr beachtenswert ist für uns die Arbeit Süchting’s »Praktische Bedeutung der Che¬ mie der Kolloide für die Moorkultur« (Protokoll der 64. Sitzung d. Zentral-Moor- Kommission Berlin 1910). Sie ist mir leider erst während der Korrektur des vorliegenden Bogens bekannt geworden, so daß ich auf sie im Text nicht mehr Bezug nehmen konnte. Auch sind Süchting’s Angaben zu kurz; es ist eine aus¬ führlichere Darstellung abzuwarten. I* 4 I. Chemisches über Humus. H u m us-Hydrosole x), die ungelösten Humusstoffe, also auch die flockigen, gallertigen Humus-Niederschläge Humus-Hydrogele. Wenn man I. homogene Lösungen (wie gelöstes NaCl in H20) von II. heterogenen »Lösungen« unterscheidet, so sind die letzteren weiter zu trennen in 1. Sole von Kolloiden, 2. Emulsoide (z. B. innige Gemische von Wasser mit fettem Öl) und 3. Suspensoide (weitestgehende Verteilung minimalster fester Körper in einer Flüssigkeit). Freilich sind scharfe Grenzen zwischen I. und II. wie 1., 2. und 3. nicht vorhanden. Der Kolloid-Zustand des Humus wird u. a. durch die folgen¬ den Tatsachen erwiesen. Humushydrosol geht durch die Membran des Dialysators kaum hindurch; d. h. ihre Diffusions-Geschwindigkeit ist viel kleiner und langsamer als die von KrystalLoiden und ihr osmotischer Druck ist sehr viel geringer. Bei der Lösung von Humus ist die Gefrierpunkts-Erniedrigung der Lösung gegenüber derjenigen bei der Lösung von Krystalloiden verschwindend klein (oder fehlt?) und das Gleiche gilt für die Siedepunktserhöhung. Humusstoffe krystallisieren nicht, sondern koagulieren, d. h. gehen unter bestimmten Bedingungen aus dem Sol- in den Gel- Zustand über. Insbesondere findet Koagulation (Gerinnung) bei Zusatz eines Elektrolyten statt, eines Stoffes, dessen wässrige Lösung den elektrischen Strom leitet wie NaCl, HCl usw. In Humussolen nimmt die elektrische Leitfähigkeit mit steigendem Gehalt an Humusstoffen ab. Humus ist in reinem Wasser quellbar. Humushydrosol schäumt. Will man das gut beobachten, so nehme man eine nicht zu schwache Lösung. Humushydrosol zerstreut die Lichtstrahlen, was am leichtesten aus der wenn auch geringen Opalescenz hervorgeht, d. h. daraus, *) Der Ausdruck »Humussole«, den z. B. Aschan (Die Bedeutung der wasserlöslichen Humusstoffe [Humussole] für die Bildung der See- und Sumpf¬ erze. Zeitschrift für praktische Geologie. Berlin 1907 S. 56) anwendet, bedeutet nur Humuslösung. I. Chemisches über Humus. 5 daß die Lösung bei durchscheinendem Licht anders aussieht als bei auffallendem. Sonst ist zum Nachweis das Ultramikroskop zubenutzen, unter welchem Humushydrosol die ßROWN’sche Bewegung zeigt. Humus bildet mit Stoffen, die sich im Krystalloidzustand be¬ finden, Absorptions-Verbindungen. Hierüber werden wir uns noch eingehender auslassen ; vorläufig nur folgendes. Mit Rücksicht darauf, daß früher von van Bemmelen Adsorptions- und Absorp¬ tions-Erscheinungen unterschieden wurden, sagt er jetzt (1. c. 1910 S. 409 — 410 x), es sei ein so langsamer Übergang zwischen beiden Prozessen vorhanden, daß es fraglich sei, ob man bei den Gelen nicht Ad- und Absorption annehmen müsse, d. h. Adsorption: Verdichtung von Gasen und Flüssigkeiten in porösen Körpern und auf Oberflächen nicht poröser Körper, oder Absorption: bei der »die Moleküle des absorbierten Stoffes und die Moleküle des absorbierenden Stoffes einander gegenseitig ganz durchdringen«. In den lebenden Pflanzen sind Stoffe im Kolloid-Zustand ganz allgemein vorhanden (Plasma, Cellulose usw.); darauf beruht die Färbetechnik der Histologen, da die Kolloide Farbstoffe absorbieren. Es wäre daher erwägenswert, inwieweit die dunkele Farbe der meisten Humusstoffe nur eine Färbung von Kolloiden sein könnte, die an sich wasserhell oder doch jedenfalls nicht so dunkel sind, wie das Humus üblicherweise ist. Ob gewisse Kolloide der leben¬ den Pflanze sich einfach als Grundbestandteile des Humus erhalten und anreichern, oder ob die Humus-Kolloide erst bei der Zerset¬ zung entstehen, ist auch erst noch festzustellen. Man nennt üblicherweise H uminstoffe die schwarz gefärbten, Ulm instoffe 2) die braungefärbten Humusstoffe. Ulmifikation 9 Nachdem nunmehr ein Werk vorliegt, daß van Bemmelen’s letzte An¬ sichten kundgibt, sehe ich von den in seinen früheren Abhandlungen zu unserem Gegenstand geäußerten Ansichten ab, so z. B. von der ursprünglichen Fassung seiner Abhandlung »Die Absorptions-Verbindungen und das Absorptions- Vermö¬ gen der Ackererde« (Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen 1888, 35. Band S. 69 — 136). van Bemmelen’s Abschnitt in seinem schon zitierten Sammelwerk von 1910 »Die Humussubstanzen« S. 117 u. f. ist so ziemlich das Beste zusam¬ menfassende, was wir Neuzeitliches über die Chemie des Humus haben. 2) Den Namen Ulmin hat Vauqüelin 1797 aufgebracht, der die humusstoff¬ ähnlichen Substanzen an erkrankten Ulmenrinden untersuchte. 6 I. Chemisches über Humus. heißt die UlmiDstoffbildung , Humifikation die Huminstoff- bildung. Da aber die Unterscheidung der Humusstoffe in Humin- und Ulminstoffe gar zu wenig besagt, weil sie vor der Hand nicht weiter charakterisierbar sind, so werden wir für den Prozeß nur von Humusbildung bezw. Humation (Humifizierung -f- Ulmi fizier ung) reden. Bei der Verwesung und Vermoderung von Pflanzen findet meist zunächst eine schnelle Bräunung statt; Moder ist dann bald schwarz, Torf aber kann — wenn er auch schon lange im Fäulnis¬ prozeß liegt — noch braun sein. An der Luft wird solcber Torf schnell ebenfalls schwarz, jedoch auch durch die weitere Fäulnis (Selbstzersetzung) wird er schließlich schwarz. Man könnte sich daher auch so ausdrücken: torf bildende Pflanzen werden im all¬ gemeinen zunächst eine Ulmifikation, sodann eine lange Humifikation durchmachen. Je nach den Verhältnissen kann einmal das erste Stadium länger oder das zweite fast von vornherein eintreten, wenn nämlich im letzten Falle der Zersetzungsprozeß dem Ver¬ moderungsprozeß sich nähert. Ein und dasselbe Moor kann partiell in verschiedener Weise angegriffen werden. Es ist bemerkenswert, daß sogar Braunkohlen der Tertiärformation oft genug an der Luft schnell nachdunkeln : Die Humifikation würde also äußerst langsam vor sich gehen können. Inwieweit bei diesen Humifikationen eine Oxydation in Frage kommt, ist nicht untersucht. Manche Pflanzenstoffe bräunen sich an der Luft: »Ulmifizieren«. So erinnert z. B. Paul Ehrenberg1) 1. an den Pflanzensaft der Kartoffel, der bei der Stärke-Fabrikation unter Mitwirkung eines Enzyms dunkelt, 2. an die Lackbildung der japanischen Lackwaren- Fabrikation, die unter dem Einfluß eines Enzyms aus einem Pflanzensaft vor sich geht, 3. an den Milchsaft des Mohns und auderer Pflanzen, der sich an der Luft bräunt, 4. an den Nußsaft, der das Gleiche tut. Man könnte 5. auch noch die Bräunung eines angeschnittenen Apfels und vieles Ähnliche aus dem Pflanzen¬ reich hierher rechnen. b Ehrenberg, Bildung und Eigenschaften der Humussubstanzen, S. 1157 bis 1158 der Chemiker-Zeitung. Cöthen den 1. November 1910. I. Chemisches über Humus. 7 Es ist öfter versucht worden, Humus, wie er in der freien Natur vorkommt, nämlich Torf künstlich in der Weise herzustellen, daß die Autoren Pflanzenteile in Wasser taten und das Ganze bedeckten. Torf ist aber dabei nicht entstanden1) und das ist durchaus begreiflich, da bei diesen Experimenten in der angegebenen Form das, wenigstens für Flachmoortorf, wichtige Vorstadium der Verwesung und Vermoderung übergangen und nur das Fäulnis¬ stadium geschaffen wurde. Auf die in Band I erwähnten, für die Vertorfung in der Natur üblichen Bedingungen ist daher streng zu achten, wenigstens wenn man bereits im Verlauf kurzer Zeit aus dem Pflanzenmaterial Torf entstehen sehen will, denn die lang¬ same Selbstzersetzung bei von vornherein vorhandenem Luftabschluß kann ein einzelner nicht ab warten: könnte er’s, so würde er wohl auch hier Torf erhalten. Wenn die von mir in Band I in dem Kapitel über die Zersetzungsprozesse angegebenen Bedingungen richtig sind und hinreichen, muß sich aber künstlicher Torf leicht in kurzer Zeit hersteilen lassen. Ich habe daher ein diesbezüg¬ liches Experiment angesetzt, bei dem eine möglichste Nachbildung der natürlichen Bedingungen versucht wurde. Bei meinem Stand¬ punkte, daß es besondere torfbildende Pflanzen nicht gibt, sondern alle Landpflanzen dazu befähigt sind, habe ich ganz beliebige im Herbst abgefallene Blätter, also »Streu«, zunächst etwas liegen lassen, wechselnd einmal unter nassen, dann unter nur feuchten, dann wieder unter fast lufttrocknen Verhältnissen; ich habe also die Bedingungen geschaffen, wie sie die Streu auf der Boden¬ oberfläche von Mooren vorfindet, oder wie die Streu die ins Wasser fällt, wo sie, so lange wie sie schwimmt, an der Oberfläche des Wassers mit der Atmosphäre in Berührung ist. Die so vorbereitete Streu wurde sodann in ein Glasgefäß von Stubenaquariumgröße getan und mit Wasser begossen, so daß sich das Material fast ganz unter Wasser befand. Nach Maßgabe der Verdunstung des Wassers wurde dann Wasser nachgegossen, jedoch nicht regel¬ mäßig, damit ein wechselnder Wasserstand wie auf den Mooren l) Yergl. z. B. Adolf Mayer, Bodenkunde 5. Aufl. Heidelberg 1901 S. 72 Anmerk. 8 I. Chemisches über Humus. in der freien Natur erreicht werde. Im Sommer wurde das Glas¬ gefäß ins Freie gestellt, um nunmehr dem Regen den Ersatz des verdunsteten Wassers zu überlassen. In das Gefäß wurden einige vollständig humusfreie Gräser gesetzt ( Agrostis , Poa annua) und auch Agrostissamen gesät, um eine Durchwurzelung wie in der Natur zu erreichen. Eine absolute Stagnation ist an den Stellen,, wo Torf in der freien Natur entsteht, nicht der übliche Zustand. Eine Wasserbewegung — mag sie auch noch so gering sein — ist doch fast immer vorhanden und auch die unterirdischen Organe der den Torf bewohnenden Pflanzen bedingen in diesem, besonders infolge ihres meist lakunösen Baues, eine zwar sehr untergeordnete und für viele Pflanzenarten ganz unzureichende, aber doch vor¬ handene Durchlüftung, die bei Flachmooren und Zwischenmooreu zur Anregung von Vermoderungsprozessen genügen mag, so daß dann die weitere Zersetzung in Richtung der Torfbildung schneller vor sich geht. Unter den angegebenen Bedingungen — und das sind diejenigen der Vertorfung in Flachmooren — habe ich denn auch aus dem ursprünglich gänzlich humusfreien Material in der Tat Torf erhalten. Sehr schnell färbte sich in dem Glasgefäß das Wasser braun. Die gelösten bezw. löslichen Humusstofle ver¬ hielten sich z. B. gegenüber Ammoniak oder Lio CO^-Lösuug einer- seits und HCl andererseits genau wie die der freien Natur (vergl. hierüber wreiter hinten) usw. An gesetzt wurde das Experiment im Sommer- Ausgang 1909, jetzt Dezember 1910 ist ein Torf vorhanden, der sich in keiner Weise von unserem üblichen Flachmoortorf unterscheidet, nur daß absichtlich andere pflanzliche Urmaterialien benutzt wurden, um auch gleichzeitig zu zeigen, daß aus allen Pflanzen unter den entsprechenden Bedingungen Torf werden kann. In den ersten Wochen roch das angesetzte Material sehr un¬ angenehm, im Herbst 1910 jedoch unterschied es sich schon in keiner und auch in der eben angegebenen Beziehung in keiner Weise vom Flachmoortorf. Der Geruch ist der von reifem Flach¬ moortorf. Mehrere Autoren haben die Humusstofle für Produkte niederer I. Chemisches über Humus. 9 pflanzlicher Organismen gehalten1). Hugo Fischer2) erwähnt die vier altbekannten, an abgestorbenen Pflanzenteilen häufigen Hypho- myceten Älternaria tenuis Nees, Macrosporium commune Rabh., Eorniodendron cladosporioides Sacc. und Cladosporium lierbarum Link, indem er über diese sagt: »Sie gehören alle vier zu der dunkelfarbigen Gesellschaft der Dematiaceen, und es dürfte meine Vermutung nicht fehlgehen, daß wir in solchen die zurzeit noch unerkannten Erzeuger der ja ebenfalls dunkelfarbigen Humusstoffe zu sehen haben«. Es mag oder kann sein, daß die genannten und andere Pilze in der freien Natur die Humusbildung oft einleiten oder unterstützen und befördern, aber sie ist gewiß nicht unbedingt von dem Vorhandensein dieser Organismen abhängig, denn die Seeklima-Hochmoortorfe z. B. zeigen eine Humation oft erst in einer beträchtlichen Tiefe bis zu mehreren Metern, wo keinerlei lebende Pilze, auch keine Bakterien mehr Vorkommen. In einem Humus wurde früher der unlösliche Teil der Humus¬ stoffe (früher öfter als Humus ko hie und ko hl i ge r Humus bezeichnet) unterschieden von dem in irgendwelchen Flüssigkeiten (besonders Wasser und alkalische Lösungen) löslichen Teil: der Humussäure (Moorsäure, Mullsäure, Torfsäure, Ma- tiere noire Grandeau’s). Der unlösliche Teil der Huminstoffe hießHumin, der entsprechende lösliche Stoff Huminsäure; der unlösliche Teil der Ulminstoffe wurde Ulmin, der entsprechende lösliche Stoff Ulminsäure (Ulmussäure) genannt. Die mehr hellen, gelblichen, löslichen Humusstoffe heißen Apokrensäure (Quellsatzsäure), die wasserhellen Krensäure ( Qu eil säure). Besonders in Sümpfen (vergl. Senkt 1862 S. 27) soll wieder eine besondere »Säure«, die Ge in säure entstehen. Alle diese Aus¬ drücke entsprechen wissenschaftlich ganz unzureichend bestimmten chemischen Begriffen. Besonders nach Hoppe-Seyler’s Untersuchungen lassen sich o J) Vergl. z. B. die Zusammenstellung bei Raman.v, Bodenkunde 3. Aufl. 1911 S. 149. 2) Fischer, Assimilation atmosphärischen Stickstoffes durch niedere Pilze (Naturwissenschaft!. Wochenschrift. Jena 26. /4. 1908 S. 268). 10 I. Chemisches über Humus. chemisch die folgenden 4 Gruppen von Humusstoffen charak¬ terisieren 1). 1. H umine, unlöslich in Alkalien und Alkohol. Enthalten 62 bis 66 v. H. Kohlenstoff, 3,7— 4,6 v. H. Wasserstoff. Entstehen nicht nur aus Kohlenhydraten, sondern auch durch Erhitzen von Gerbstoffen und Phlobaphenen mit verdünnten Alkalien auf 200°; Luftzutritt ist nicht notwendig. Gehen beim Schmelzen mit Kali in die beiden folgenden Gruppen über. 2. Huminsäuren, leicht löslich in verdünnten Alkalien; aus den braunschwarzen Lösungen werden diese Stoffe beim An¬ säuern in voluminösen, in Alkohol unlöslichen Flocken aus- gefällt. Bilden sich aus Kohlenhydraten und Gerbstoffen und aus den Huminen, welch letztere vielleicht Zwischenprodukte der Huminsäurebildung darstellen. Diese findet unabhängig von dem Luftsauerstoff statt. 3. Hy m ato m ela n säur en lösen sich in Alkalien und werden von Säuren wieder gefällt; die ausgewaschenen Niederschläge lösen sich leicht in Alkohol, werden aber nach dem Trocknen darin unlöslich. In Wasser quellbare, beinahe unlösliche Stoffe mit einem Gehalt von 65,5 v. H. Kohlenstoff und 4,5 v. H. Wasserstoff, entsprechend den Formeln C26H22O9 oder C26H20O9. Sie sind Säureanhydride. Auch die übrigen Hu¬ mussubstanzen werden von Berthelot und Andre als kon¬ densierte Säureanhydride angesehen. Hymatomelansäuren ent¬ stehen durch Oxydation aus Phlobaphenen oder Hum instoffen in der Kalischmelze (Hoppe-Seyler). 4. Wasserlösliche Humusstoffe im Moorwasser u. dergl. zeigen einen niedrigeren Kohlenstoffgehalt als die vorigen Gruppen und stehen offenbar den ersten Kohlenhydraten, aus welchen sie stammen, viel näher. Beim Erhitzen (wie beim Gefrieren ! — P.) werden sie aber leicht denaturiert und gehen in kohlenstoffreichere Produkte über (Aschan 1908). 9 Nach Euler, Grundl. u. Ergebnisse der Pflanzenchemie. Nach der schwedischen Ausgabe bearbeitet. I. Braunschweig 1908 S. 74. I. Chemisches über Humus. 11 Solche Versuche, die Humusstoffe chemisch zu klassifizieren, siud noch gänzlich unbefriedigend. Es sei darauf hingewiesen, daß in dieser als Beispiel vorgeführten Klassifikation die natür¬ lichen löslichen Humusstoffe nur als »wasserlöslich« aufgeführt werden und daß dort, wo von Säuren die Rede ist, künstliche Eingriffe erfolgt sind. Über die S. 5 erwähnte starke Absorptionsfähigkeit der Humus¬ sole und Gele, also ihre Neigung, gelöste Stoffe aufzünehmen und ziemlich fest an sich zu ketten, ist noch das Folgende zu sagen. Sehr instruktiv sind zunächst die im Wattenmeere vorhandenen untergegangenen, also ursprünglich auf dem Festlande entstandenen Torflager, die nach der Zerstörung des Landes, die nur die nord¬ friesischen Inseln übrig gelassen hat, unter den Wasserspiegel geraten sind. Dieser »Un terme ertorf« ist außerordentlich salzhal- tig (» Salztorf « ). L. Meyn1) erklärt sich dies so: Der Torf sei, ehe ihn die Schlicklage überdeckte, täglich von Meerwasser über¬ spült worden, habe sich mit demselben vollgesogen, sei danach zur Ebbezeit getrocknet, abermals vollgesogen und so fortdauernd der¬ gestalt, daß sich in ihm der Salzgehalt konzentrierte und ihn zu einer salzhaltigen Schicht stempelte, aus der eine regelmäßige und dauernde Salzgewinnung stattfinden konnte. Ich selbst meine freilich, daß der hohe Salzgehalt auf die große Absorptionsfähigkeit von Humus u. a. auch für gelöste Salze zurückzuführen ist. Da der einigermaßen lufttrockne Salztorf ^4 seines Gewichtes Asche ergibt, so wurde er in der Tat in Nordfriesland lange zur Speise¬ salzgewinnung benutzt. Auffälligere unter den Pseudo- Verbin düngen des Humus nennt man Humate; sie sind die absorptiv gesättigten Humusstoffe oder bilden in der Sprache des Forst- und Landmannes den milden (neutralen) Humus. Man kann durch Zusammengießen von Schwarzwasser und Salzlösung leicht die leichtlöslichen Humus¬ stoffe ausfällen; die gefällten Humusstoffe sind flockig-gallertig, sehr voluminös, d. h. sie haben eine sehr große Wasserkapazität. J) Meyn, Geognostische Beschreibung der Insel Sylt und ihrer Umgebung. Berlin 1876. 12 I. Chemisches über Humus. Getrocknet schwinden sie daher gewaltig und bilden brüchige, stark glänzende Stücke, die wie Schwarzkohle (Glauzsteinkohle) aussehen. Nicht nur die löslichen, sondern alle Humusstoffe sind neuerdings als »Säuren« angesehen worden, weil sie alle leicht Absorptions-Verbindungen besonders mit Basen eingehen, sofern sie noch absorptiv ungesättigt sind oder einen Austausch bereits absorbierter Verbindungen eingehen. Die absorptiv ungesättigten Humusstoffe sind demnach das, was mau allgemeiner als »Humus¬ säuren« (sauren Humus) bezeichnete; sie bilden aber solche Verbindungen auch mit Säuren und Salzen. Es hat sich schon früher herausgestellt und ist von A. Baumann ausführlicher dar¬ gelegt worden *), daß die dunklen Humusstoffe die saure Reaktion in dem Sinne einer chemischen Säure nicht hervorrufen. Daher ist es vorzuziehen, vor der Hand einfach nur zu scheiden unlös¬ liche von (kolloidal) löslichen Humusstoffen. Daß es oft nur die durch Zersetzung entstehende Kohlensäure ist, die die saure Reaktion bedingt, ist zweifellos. Die in Band I S. 15 mit¬ geteilte Tatsache, daß blankes Eisen in Torf angegriffen wird, ist denn auch kein Beweis für das Vorhandensein von sauren Humus¬ stoffen, wirklichen Humussäuren, da Eisen bekanntlich von den schwächsten Säuren angegriffen wird, wie das bei der Bildung des Rostes, der durch Vermittelung von Kohlensäure entsteht, bekannt ist. Hierbei entsteht ja zunächst Ferrocarbonat. Auch Pflanzensäuren aus lebenden Pflanzen greifen Eisen bekanntlich stark an. Ebenso wird CaCOg in vielen Torfen gelöst, d. h. wohl auch durch CO2 in das lösliche Calci umbicarbonat übergeführt. Dies- bezl. ist auf Erfahrungen an Moorleichen hinzuweisen, bei denen zuweilen die Knochen fehlen bezw. ihres Kalkes beraubt sind, so daß nur die bindegewebigen Bestandteile der Leichen übrig blieben, wodurch sie in bergfeuchtem Zustande elastisch wie Gummi waren-). Die Haut der Leichen wird bei der kolloiden Natur b Baumann, Untersuchungen über die Humussäuren (Mitteilungen der Ivgl. Bayerischen Moorkulturanstalt, München 1909). 2) Yergl. J. Mestorf, Moorleichen (42. Bericht Mus. Vaterland. Altert. Univers. Kiel. Kiel 1900 S. 3, 6) und Moorleichenfunde (Nachtrag zu dem Anhang des 42. Ber. M. v. A. U. K. Kiel 1907 S. 31). I. Chemisches über Humus. 13 der löslichen Huinusstoffe gegerbt. Baumann weist nun in Ver¬ bindung mit E. Gully1) besonders für die freien Säuren im Hoch¬ moor nach, d. h. in diesem Falle für die wirklich sauren, gelösten Stoffe, daß hier alle sauren Reaktionen, die man mit Hochmoor- sphagnen und Moostorf erhält, von einer Kolloid Wirkung der Cellulose (Zellliaut d er Flüssigkeit führenden Sphagnumzellen) herrühren, welche aus Salzlösungen die darin enthaltene Säure unter Absorption der Base frei macht. Die großen wasserführenden und wasserleitenden durchlöcherten Zellen von Sphagnum sind dadurch ein Fangapparat für Pflanzennährstoffe, den die im Hoch¬ moor wachsenden, nur auf* * die Nährstoffe in den atmosphärischen Niederschlägen angewiesenen Sphagnen notwendig brauchen. Die freigemachten Säuren bedingen nun die saure Reaktion des Hoch- moorwassers und der Sphagnen. In der Tat: »Daß kolloidale Pflanzensubstanzen wie Cellulose und tierische Gewebe minerale chemische Verbindungen absorbieren können, wobei selbst chemische Zersetzungen emtreten können, ist bekannt.« (van Bemmelen 1888 [1910, S. 140].) Es ist aber zu beachten, daß die Humusstoffe Basen in stärkerem Maße absorbieren als Säuren, »die Absorption gelöster Salze ist häufig von einer Hydrolyse begleitet, derart, daß Alkalien sehr stark absorbiert und säurenfrei gemacht werden«. (Zsigmondy, 1. c. 1907 S. 26). Die BAUMANN-GuLLY’schen Erfah¬ rungen an Sphagnum können also nicht generalisiert werden, d. h. die sogenannten Säurewirkungen in Humus- (besonders Torf-) Böden — sogar die meisten dieser Wirkungen — sind wohl auf die Humussubstanzen zurückzuführen, von denen man ja allerdings behaupten kann, daß sie dieselben Kolloidstoffe bewahrt hätten, wie sie in lebenden Pflanzen Vorkommen (vergl. vorn S. 5). Die feinsten Trüben, Suspensionen in Flüssen, die sich gar- 9 Baumann und Gully, Über die freien Humussäuren im Hochmoore und * ihre Bestimmung (Naturwissenschftl. Zeitschrift f. Forst- und Landwirtschaft. Stuttgart Januar 1908). Baumann und Gully, Untersuchungen über die Humus¬ säuren. I. Geschichte der Humussäuren. Von Baumann. (Mitteilungen der K. Bayr. Moorkulturanstalt. Stuttgart 1909 S. 52—123.) II. Die »freien Humus¬ säuren« des Hochmoores. Ihre Natur, ihre Beziehungen zu den Sphagnen und zur Pflanzenernährung. Von Baumann und Gully (1. c. 1910, S. 31 — 156). 14 I. Chemisches über Humus. nicht oder nur schwer absetzen wollen, schlagen sich schnell nieder, wenn sie ins Meer gelangen und dort mit dem salzigen Wasser in Berührung kommen, weil selbst kleine Mengen (mini¬ malste Mengen sind ohne Wirkung, s. unten) eines Elektrolyten die Eigenschaft haben, Trübungen in kurzer Zeit zur Abscheidung, zur Sedimentation zu bringen, und zwar auch dort, wo die Wasser¬ bewegung noch genügen würde, die Trübe in der Schwebe zu erhalten. Daß auch Humuslösungen unter diesen Umständen einen Humusniederschlag und zwar eine Koagulation ergeben, weist besonders eindringlich auf die Kolloidnatur (Solnatur) der Humus¬ lösungen hin. Bei Untersuchungen nach der angegebenen Richtung ist die neuere Erfahrung der Kolloidchemie zu berücksichtigen, daß von Elektrolyten absolut freie kolloidale Lösungen nicht existenz¬ fähig sind; in absolut reinem Wasser flockt das Kolloid aus. Es gibt aber andererseits Kolloide, die mit Säuren (HCl z. B.) nicht zur Ausflockung zu bringen sind, so z. B. Gelatine, Leim (Tischler¬ leim). Leim und auch gewisse andere Kolloide schützen aus¬ flockungsfähige Kolloide vor dem Ausflocken (»Schutzkolloide«). Sowohl künstliche Humuslösungen, die ich durch Behandlung von Ammoniakwasser mit Torf gewonnen hatte, als auch natürliche Humuslösungen aus Mooren, die beide mit HCl den Niederschlag gaben, so daß das Wasser sich entfärbte, blieben braun und eine Fällung trat nicht ein, wenn vorher die Humuslösungen mit Leim¬ wasser (und zwar wird man natürlich gereinigten Leim, weiße Gelatine nehmen) versetzt wurde. Übrigens sei darauf hingewiesen, daß in der freien Natur mehr oder minder Ammoniak für die Lösung von Humusstoffen ebenfalls wirksam sein muß, da bei der Zersetzung von Organismen (Tieren, die im Moor leben, und Pflanzen) und tierischen Exkrementen NH3 entsteht. Wird ein Salzgehalt oder ein event. Säuregehalt wieder ausgewaschen, so gellen die gelöst gewesenen Humusstoffe wieder in den Hydrosol- Zustand, d. h. in Lösung über. Beim Filtrieren von destilliertem Wasser durch humushaltige Erde geht dementsprechend zuerst eine farblose Flüssigkeit durch und zwar so lange, bis die lös¬ lichen Miueralstoffe ausgelaugt sind, dann erst färbt sich das Filtrat I. Chemisches über Humus. 15 immer dunkler. In manchen Fällen habe ich die löslichen Humus¬ stoffe, oder — ganz vorsichtig ausgedrückt — die das Wasser braun färbenden Substanzen aus Moorwasser nicht zum Nieder¬ schlag (zur Ausflockung) zu bringen vermocht, wenn ich es auch noch so lange mit Salzzusatz stehen ließ : es blieb braun, wie es vorher gewesen war. Es spielen eben bei diesen Vorgängen, wie angedeutet, die elektrischen Eigenschaften zwischen Kolloid- und Ausfällungsmittel und anderes (Schutzkolloide) eine Rolle, abge¬ sehen von der Verschiedenheit der Humusstoffe. Bei einer Verwesung von Humus wird dieser heller, bis er sich verflüssigt. So entstehen die hellen löslichen Humusstoffe oft durch Zersetzung löslicher dunkler Humusstoffe, die durch Wasser fortgeführt mit Sauerstoff in Berührung kommen und oxydiert werden, um schließlich vollständig in Kohlendioxyd, Wasser usw. aufzugehen; jedoch können helle Humusstoffe auch zu dunklen Körpern werden. In Alkalien (NH3, Kalilauge usw.) und kohlen¬ sauren Alkalien (Soda usw.) sind lösliche Humusstoffe leicht löslich. Ich selbst benutze zum Nachweis löslicher Humusstoffe gern Li2C03-Lösung, da diese haltbar und bequem ist und eine hervor¬ ragend lösende Kraft für Humus besitzt. Auch bei Sapropeliten, die naturgemäß in den meisten Fällen wegen der beigemengten Reste von Sumpfpflanzen deutliche Humusreaktion zeigen, aber gelegentlich recht rein Vorkommen, gelingt der Nachweis eines schwachen Humusgehaltes mit LioC03 am besten. Das Sapropel des Ahlbecker Seegrundes südlich des Stettiner Haffs z. B. gibt mit Li2 C03-Lösung versetzt nur eine sehr schwach hellgelbe Lösung. die sich bei Zusatz von HCl als eine ganz schwache Humuslösung ergibt, indem nur ein geringfügiger Niederschlag von Humusflocken statthat; freilich muß man die Flüssigkeit einige Tage stehen lassen, um das zu konstatieren, da der Humus wegen seiner sehr feinen Verteilung im Wasser nur ganz langsam fällt. Das Wasser hellt sich darüber — wie in den meisten anderen Fällen von Humuslösung bei gleicher Behandlung — vollständig wieder auf. Bevor die schwebende Substanz niedergegangen ist, sieht die Flüssigkeit wie vorher die kolloide Lösung vor Zusatz von HCl aus. Das Fehlen oder nur spurenhafte Vorhandensein 16 I. Chemisches über Humus. von löslichem Humus ist eiuer der wesentlichen Unterschiede zwischen Faulschlamm und dem stark dunkelfärbenden Humus. Auch wenn man vorher den Faulschlamm nach der üblichen Methode zum Nachweis von Humus behandelt — nämlich das zu untersuchende Material zunächst bis zur schwach sauren Reaktion mit verdünnter Säure versielit, um zunächst die absorbierten Basen zu beseitigen und dadurch möglichst viel löslichen Humus zu er¬ halten, sodann die Säure wieder auswäscht und endlich mit ver¬ dünntem NH3 löst — erhält man dasselbe Resultat, d. h. nur mit Mühe Spuren von löslichem Humus. Absorptiv gesättigter Humus gibt mit dünner Ammoniaklösung usw. keine gefärbte Lösung, deshalb ist die vorausgehende Behandlung des Materials mit HCl dann nötig, wenn eine exaktere Untersuchung geboten ist. Trotz der Möglichkeit, Faulschlamm und Humus auch in der angegebenen leichten Weise chemisch zu unterscheiden, werden beide Kausto- biolithe noch immer von einigen Seiten zusammengeworfen. Man darf nur nicht jedes Material, das Humusreaktion zeigt, Humus nennen, ebensowenig einen Sapropelit, der diese Reaktion besitzt, wie einen Ackerboden usw. Es ist selbstverständlich, daß es auf die Quantität des vorhandenen Humus ankommt, um einen Kausto- biolith auch als Humus ansprechen zu können. Einen Ackerboden, mag er noch so schwarz aussehen und einige Prozent Humus enthalten, nennt selbstverständlich niemand Humus, obwohl er Humusreaktion zeigt, dasselbe muß natürlich für Faulschlamm gelten. Zusatz von L^COg-Lösung zu Mullerde (z. B. Schwarz¬ erde) oder sonstige Humuserden oder reineren oder reinen Hunius- bildungen geben natürlich meist eine sehr stark dunkelschwarz¬ braune Lösung, selbst bei Schwarzerde, obwohl sie nur wenige Prozent Humusstoffe enthält. Deshalb ist aber die Schwarzerde noch lange kein Humus, ebensowenig wie ein Sapropelit oder Sapropel, selbst wenn sie bis zu einigen Prozent Humus enthalten. Man kann mit Li2COg- oder einer anderen gut wirkenden alkalischen Lösung sogar in fossilen Kaustobiolithen noch die Humusreaktion erhalten; es ist dies z. B. noch bei erdiger Braun¬ kohle der Tertiärformation der Fall. Der durch Säurezusatz zu einer Humuslösung erhaltene flockige I. Chemisches über Humus. 17 Niederschlag löst sich in Li2C03 -f- H20 wieder auf und zwar geht die Lösung sofort vonstatten, während vorher erst lufttrocken gemachter Niederschlag natürlich längere Zeit braucht. Luft¬ trockner Niederschlag, den ich jahrelang in Verwahrung hatte, löste sich ebenfalls wieder (vollständig?) zu der dunkelbraunen Flüssigkeit (vergl. jedoch unter Dopplerit). In destilliertem Wasser löst sich viel weniger und zwar in heißem mehr als in kaltem. Es werden denn auch die löslichen Humusstoffe durch Gefrieren als Gallerte zum Ausfällen gebracht, die sich daun langsam wieder löst. Da Früh1) nach Kinahan jedoch angibt, daß ein Ausfällen nicht stattfindet, habe ich mit dunkelbraunem Moorwasser das Experiment selbst gemacht und nach dem Gefrieren Ausfällung und dann Wiederlösung (ob immer vollständige?) beobachtet. Man kommt eben zu keiner ordentlichen Klarheit, wenn man davon ausgeht, daß die gleichfarbigen löslichen Humusstoffe auch das¬ selbe seien. Sie verhalten sich in der angegebenen Richtung ver- schieden, so nach Eggertz die Ulminsäuren je nach ihrer Herkunft, indem die Ammoniaklösung der einen nach dem Eintrocknen einen in kaltem Wasser wieder vollständig löslichen, die anderen aber bei gleicher Behandlung einen fast oder ganz unlöslichen Rückstand ergeben, sich also in der Sprache der Kolloidchemie im ersten Fall reversibel, im zweiten Fall irreversibel verhalten. Humate, wie man generali sagt, (oder auch in ihrer Unter¬ scheidung in Humate im engeren Sinne, Ulmate undKrenate) sind — wie S. 11 schon angedeutet — die sogenannten Verbin- düngen, d. h. für uns Absorptions- Verbindungen von Humusstoffen z. B. mit Kalk (Kal k h u m a t 2) , humussaurer Kalk), mit Eisen (Eisenhumat, h. E.), mit Blei (Bleihumat, h. B.) usw. Die Bindung in den Humaten ist sehr schwach; sie kann durch oft erneutes Wasser allmählich gelöst werden, ebenso durch Gefrieren¬ lassen. Die Humusstoffe, sagt van Bemmelen (1910 S.122), »bilden Absorptionsverbindungen mit Säuren und Salzen, am leichtesten jedoch mit Basen«. Der genannte Autor fügt aber hinzu (1. c. S. 124) : 0 Früh, Moore der Schweiz 1904 S. 162. 2) Sapropelkalk ist offenbar gelegentlich mit »Kalkhumat« verwechselt worden. 2 Neue Folge. Heft 55. II. 18 I. Chemisches über Humus. »ob eine eigentliche chemische Verbindung zwischen Humussäure o o und einem Metalloxyd stattfinden kann und welche, oder ob eine chemische Verbindung in dem kolloiden Komplex verborgen ist, das können wir bis jetzt nicht feststellen«. Die Ulmine absor¬ bieren nach A. König’s Versuchen stärker (Ulmate) als die H umine (1. c. S. 137). Das Absorptionsvermögen ist in der Reihe Kali, Magnesia, Kalk, Natron, Säuren am stärksten für Kali, sodann folgt Magnesia usw., am schwächsten ist es für Säuren, unter diesen wird Phosphorsäure besonders gut absorbiert. Die mit schwächeren Säuren verbundenen Basen werden leichter aufge- nommen als die Basen in Verbindung mit stärkeren Säuren. In der angegebenen Reihenfolge (die Reihe ließe sich natürlich stark verlängern) findet daher Substitution statt: je nach den stärker oder schwächer wirkenden Verbindungen findet eine auswählende Absorption statt. Von der oder den Apokren- und Kreusäuren behaupten manche Autoren, z. B. C. G. Eggertz *), daß sie zweifel¬ los als selbständige Körper existieren, andere, z. B. Wiesner, daß sie nur an Basen gebunden vorkämen. Die Humate usw. mit Erd¬ alkalien und Eisen sind schwer oder weniger löslich; wichtig ist besonders die Schwerlöslichkeit des Kalkhumates. C. A. Weber* 2) hat sauer reagierendes Schwarzwasser , das bei HCl-Zusatz einen starken Humusniederschlag gab, mit dem an Calciumbicarbonat ziemlich reichen Wasser der Bremischen Wasserleitung gemischt, ohne auch nach langem Stehenlassen einen Niederschlag zu er¬ halten. Josef Reindl3) hat aber Lösungen von Humus in Natrium- und Kaliumcarbonat mit Kalkwasser zusammengebracht und dann eine Entfärbung mit braunem Niederschlag erzielt. Unlösliche Eisen-, Aluminium- oder Magnesium-» Verbindungen« von »Humus¬ säuren« erhält man leicht durch Zusatz von Salzlösungen zu künst¬ lichem oder natürlichem Schwarzwasser, z. B. von Ferrichlorid. Wie eigenartig sich aber diese wesentlich unlöslichen Humate !) Eggertz, Meddelanden fran konigl. Landbruks-Akad. Stockholm 1888 p. 1—66. 2) Weber, Über die Vegetation und Entstehung des Hochmoors von Augs- tumal im Memeldelta. Berlin 190*2 S. 208 Anm. 3) Reindl, Die schwarzen Flüsse Süd-Amerikas. München 1903 S. 124—125. I. Chemisches über Humus. 19 verhalteD, sei nach O. Aschan (1907 S. 57) an den Eisenhumaten erläutert. Durch den Zusatz kleiner Quantitäten eines Ferro-Salzes (Chlorid, Sulfat oder Bicarbonat) zu Schwarzwasser wird niemals eine Ausfällung der Humussäure bewirkt. »Erst nachdem das zunächst gebildete, ungefärbte, lösliche Ferro-Humat durch den Sauerstoff der Luft unter allmählich auftretender D unkelfärb unc: in das Ferri-Humat verwandelt worden ist, kann letzteres bei geeigneter Konzentration ausfallen. War aber nach der Oxydation das Fällungsoptimum nicht vorhanden, so blieb auch hier die Ferrihumat-Lösung fortwährend klar.« Nach all dem Gesagten ist es begreiflich, daß die Humate keine konstant zusammen¬ gesetzten Körper sind, sondern daß jede Darstellung zu einer anderen chemischen Zusammensetzung führt. »Auch zeigen sie garnicht die charakteristischen Eigenschaften (Farbe und Ionen¬ reaktion) der Metallsalze. Die Eisenhumate sind nicht grün oder gelb, die Kupferhumate nicht grün oder blau, sondern alle braun oder schwarz gefärbt; sie haben die Farbe der freien »Humus¬ säure« angenommen. Man kann auch im Eisenhumat nicht das Eisen mit Blutlaugensalz nachweisen, es ist als kolloidales Metall¬ oxyd in den Kolloidkomplex eingetreten; die Metalle sind »maskiert«. Bemerkenswerterweise fallen aber die Humate schon beim Trocknen oder Gefrieren auseinander! Bisher hat auch nicht ein einziges Humat in krystallinischem Zustande hergestellt werden können« (Stremme x). Da Säuren, namentlich nach dem Gesagten vorwiegend Kohlen¬ säure, aber auch aus Salzen durch die Absorptions-Tätigkeit des Humus abgeschiedene Säuren und endlich wohl auch Pflanzensäuren dort reichlicher vorhanden sind, wo sich. Humus bildet, da schlie߬ lich absorptL ungesättigte Humuslösungen die Säuren der Boden¬ mineralien mehr oder minder zu verdrängen vermögen, so können die Böden stark entlaugt werden. Danach veranlassen die gelösten Humusstoffe starke Zersetzungen in den anorganisch-mineralischen Gesteinen. (Vergl. auch unter »Ort«.) Wenn das Liegende von 9 In einem Referat »die sogenannten Humussäuren« (Prakt. Geolog. August 1909 S. 354) wesentlich über van Bkmmelen’s und Baumann’s Arbeiten. 2* 20 I. Chemisches über Humus. Mooren z. B. Granit oder Gneis ist, so ist die oberste Schicht dieser Gesteine krümelig zerfallen und mehr oder minder kaolini- siert. Das kann man sehr schön im Riesen-, Iser-, und Erzgebirge beobachten. Eine neuere diesbezl. Arbeit hat K. Endell geliefert1), in der sich auch genügende Literaturangaben befinden. Stremme hatte scharf geschieden »Verwitterung« und »Kaolinisierung«. Beide erfolgen generell durch schwache Säuren. Während aber die Verwitterung daneben ein Oxydations-Vorgang ist, ist die Kaolinisierung dies nicht, sondern kann sogar ein Reduktions- Vorgang sein ... Es werden bei der Kaolinisierung Eisen, Erdalkalien ausgelaugt, während die Tonerde und Kieselsäure prozentual zunimmt« (Endell 1. c. S. 2). Das ist der Fall bei sauren Eruptivgesteinen; auch basische »werden im allgemeinen in der Richtung auf Kaolin zu zersetzt. Während Phosphorsäure, Eisen, Erdalkalien und Alkalien mehr oder weniger herausgelöst werden, wächst der Gehalt an Kieselsäure, Titan, Aluminium und Wasser« (1. c. S. 27). Auch Endell (1. c. S. 36) hat als zerset¬ zendes Agens Kohlensäure konstatiert. Inkohlung und Verkohlung. In prozentischer Zusammensetzung enthalten die Humusstoffe mehr Kohlenstoff* als Wasserstoff und Sauerstoff zusammenge- nommen, außerdem ist bei den natürlichen stets Stickstoff* vor¬ handen. Jedoch das durch Anwendung verdünnter Schwefelsäure auf Zucker herstellbare »Humusprodukt«, das Sestini2) Sacculmus nennt, ist natürlich frei von N. Kohlenhydrate gehen überhaupt — besonders leicht in alkalischer Lösung, aber auch beim Kochen mit Säuren — in Humus über. Bei einer vollständigen Dehydra- tisation von Kohlenhydraten muß Kohlenstoff entstehen, bei Holz Holzkohle wie beim Brennen von Holz im Meiler. Den Prozeß der Humus- und schließlich Kohlenbildung nennen wir Inkoh- 0 Endell, Uber die chem. u. mineral. Veränderung basischer Eruptivgesteine bei der Zersetzung unter Mooren. (Neues Jahrbuch für Mineralogie usw. 1910.) 2) Sestini, Über die Ulmin-Verbindungen, welche bei Einwirkung von Säuren auf Zuckerstoffe erzielt werden. (Landwirtschaft!. Versuchsstationen 1881). I. Chemisches über Humus. 21 hing, denjenigen der Kohlenstoffbildung Verkohlung (vergl. Band I S. 19). Wie die Kolloide überhaupt, so sind natürlich die Humus¬ stoffe amorph. Unter dem Mikroskop sieht man z. B. als Grund¬ substanz der Steinkohle eine mehr oder minder homogene Masse, in der die eventl. noch ihrer Struktur nach erhaltenen Gewebe- und Zellenteile eingebettet liegen. Dasselbe kann man beim Torf beobachten. Die amorphe Grundsubstanz war wohl zum großen Teil in Lösung und hat die noch figuriert erhaltenen Beste inkohlt (vergl. unter Dopplerit). Die Humation der organischen Materialien geht je nach ihrer chemischen Zusammensetzung verschieden schnell vor sich. Handelt es sich um ein Gemisch der verschiedenartigsten Zu¬ sammensetzungen, so werden die schnell zu Humus werdenden die anderen so dicht einbetten, daß sie so dauernd erhalten bleiben können, derartig, daß sie sogar in ganz altem, fossilem Humus wie in Humussteinkohle noch mit dem Mikroskop ihre anatomische Struktur zeigen. J. J. Früh macht darauf aufmerksam1), daß Rindenteile von höheren Gefäßpflanzen und namentlich Farnkräuter homogen sehr gut vertorfen. Dem ist gegenüberzustellen, daß z. B. die Häute von Pollenkörnern und Pollen sich sehr schwer zersetzen, ferner (1. c. S. 721 — 722), daß die Vertorfung namentlich in Geweben leicht vor sich geht, die reich an Gerbstoff waren; daher ist häufig die doppleritische (über Dopplerit hinten) Um¬ wandlung von Rindenzellen, Mark und Markstrahlen zu beobachten. Nach früheren Mitteilungen desselben Autors2) wird von den ver- torfenden pflanzlichen Teilen zuerst angegriffen: der Zellinhalt, der zu einer meist körnigen, selten homogenen, braunen Masse wird; später wird die Cellulose verändert, noch später die lignin¬ haltigen (verholzten) und cuticularisierten (verkorkten) Membranen sowie die Harze und Fette (vergl. auch Früh, 1. c. 1904 S. 174). Alle Zellen können aber in völlig homogene Massen umgewandelt 9 Früh, Kritische Beiträge zur Kenntnis des Torfes (Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt). Wien 1885 S. 723. 2) Früh, Über Torf und Dopplerit. Zürich 1883 S. 24—49. 22 I. Chemisches über Humus. werden. Danach werden insbesondere die stickstoffhaltigen Zell¬ inhaltsbestandteile, wie gesagt, zuerst zersetzt, sodann von Kohlen¬ hydraten zunächst die Cellulose und dann die gegenüber dieser kohlenstoffreicheren Teile: das Lignin usw. Daß ligninhaltige Substanzen schwierig vertorfen, schließt Früh (1. c. 1883 S. 30) daraus, daß man bei »Gefäßpflanzen in der Regel als letzte Über¬ reste die Verdickungsfasern« findet. Er selbst fügt aber sofort hinzu, daß Holzzellen vollkommen in Humussubstanzen übergehen können. Das mag für die Zersetzungsvorgänge in Torfen zutreffen, jedoch sei immerhin darauf aufmerksam gemacht, daß bei der Papierfabrikation die »inkrustierenden Substanzen« (das Lignin usw.) aus Holz leichter durch Lösung entfernt werden können, so daß Cellulose zurückbleibt. Zu einer abweichenden Anschauung kommt Shigehiro Suzuki1), nach dessen neueren Untersuchungen Proteine, Stärke und Pentosane zur Bildung schwarzer Humus¬ substanz beitragen, Fett und Cellulose jedoch nicht. Haben wir nun auch gesehen, daß die Umwandlung zu Humus nicht in dem Sinne eine Verkohlung ist, als etwa nun das Element Kohlenstoff entstünde, sondern daß die Produkte nur kohlenstofl’reiche Verbindungen sind, d. h. » inkohlte« Substanzen, so ist doch noch hervorzuheben, daß im Vergleich zu Humus zwar sehr untergeordnet, aber doch häufig eigentlicher Kohlenstoff besonders in Form von Holzkohle in der Natur vorkommt. Solche Holzkohle kommt sowohl im Sapropel und Torf, als auch in den fossilen Kohlen vor. Für die fossile Holzkohle bezw. das echt verkohlte fossile Material führe ich2) acht Namen auf (es gibt aber noch mehr). An Terminologie mangelt es also auch hier nicht. Trotzdem passen unter den vorhandenen Sy¬ nonymen oft genug keine für bestimmte Fälle. Für das Material der echt verkohlten Apfel der Schweizer Pfahlbauten z. B. — ich habe solche untersucht — trifft keiner der vorgeführten Aus¬ drücke wirklich sinngemäß zu. Bei diesen Äpfeln handelt es 0 Suzuki, Studien über Humusbildung (The bulletin of the Coli, of Agri- eulture. Tokyo. Imp. University) 1907. ?) Potomk, Entstellung der Steinkohle. 5. Aull. ßer]iq 1910 S. 111. I. Chemisches über Humus. 23 sich im wesentlichen um verkohltes Parenchym, aber so, daß alle Zellen noch fest Zusammenhängen: Wir haben in diesem Falle keine »Holz-(Faser-)Kohle«. Es fehlt ein Terminus für Orga¬ nisches, in dem Sinne verkohltes Material, daß reiner Kohlenstoff entstanden ist, ein Terminus, der weiter nichts ausdrückt, als »zu Kohlenstoff geworden« und nicht wie die bisher gebräuchlichen noch Sondereigenschaften umfaßt. Manche französischen Gelehrten sagen houille daloide, vom griechischen dalos, leuchtender Feuerbrand, die Fackel; das ist der einzige mir bekannte Terminus, der allgemein genug wäre. Wenn man die Termini Verkohlung und Inkohlung festhält, so sind die Bezeichnungen verkohlte Substanz (oder verkohltes Material u. dergl.) für das, was hier gemeint ist, oder inkohlte Substanz (oder inkohltes Material u. dergl.) für den Torf, die Humussteinkohle usw. sehr brauchbar und dem Sinne nach zutreffend. C. W. Gümbel macht mit Recht darauf aufmerksam *), daß die Tatsache des reichlichen Vorkommens von fossiler Holzkohle »nicht entsprechend gewürdigt« worden sei. »Ist es wahrscheinlich — sagt er 1. c. S. 195 — , daß die ,Faserkohle; das eigentümliche Produkt einer Art Vermoderung von holzartigen Pflanzenteilen . . . sei, wie sie auch jetzt noch in den Torfmooren entsteht, so muß man annehmen, daß dieser Prozeß in großartigstem Maßstabe zur Bildungszeit der Steinkohlen stattgefunden hat«. Bei Friedrich Hoffmann lesen wir* 2) »Holz, welches bei gewöhnlicher Tempe¬ ratur einer beständigen Feuchtigkeit ausgesetzt ist, verfällt all¬ mählich dem Verkohlungsprozeß«. Ein Stück Holz, das diesen Bedingungen ausgesetzt war, »glich gänzlich einer richtigen be¬ feuchteten Holzkohle.« Daß Verwesungs- oder Vermoderungs- Bedingungen bei der natürlichen Holzkohlen-Entstehung ausschlag¬ gebend seien, muß ich aber nach meinen Erfahrungen bestreiten. Zu der Hoffmann sehen Angabe ist zu bemerken, daß mir Herr !) Gümbel, Beiträge zur Kenntnis der Texturverhältnisse der Mineralkohlen. (Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Klasse der Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften. München 1883 S. 133). 2) Hopfmann, Ein Beitrag zur Selbstentzündung von pflanzlichen Kähr- und Futterstoffe!! (Wochenschrift für Brauerei. Separatabzug S. 7.) 24 I. Chemisches über Humus. Prof. P. Lindner freundlichst Holzprobon, die der Erstgenannte im Sinne hat, zugänglich gemacht hat, an denen aber die Holz- kohlennatur nicht zu konstatieren ist. Es handelte sich um Holz, das in Ulmifikation begriffen war. Es gibt Steinkohlen mit regelmäßigen schwachen , um 1 nun herum mächtigen Lagen von Holzkohle, getrennt durch ebenso starke Lagen von Glanzkohle. Die Wechsellagen weisen wohl auf regelmäßig (vielleicht periodisch im Laufe des Jahres) wieder¬ kehrende gleiche äußere Bedingungen hin, die einmal die Zerset¬ zung nach Glanzkohle, ein andermal nach Holzkohle bedingt haben. Besonders instruktiv ist in dieser Richtung das »Rußkohlenflötz« des Zwickauer Steinkohlenrevieres, das seinen Namen von der vielen Faserkohle hat, die es enthält, weshalb es beim Anfassen schwarz macht, »rußt« (»Rußkohle«). Bei dem meist regelmäßig lagenweisen Auftreten müßte — falls man Brände als Ursache annehmen will, die etwa durch den Blitz veranlaßt waren — angenommen werden, daß wmhrend der ganzen Bildung des in Rede stehenden Kohlenlagers die Brände sehr periodisch auf¬ getreten wären. In der Tat entstehen ja Holzkohlen in der freien Natur durch Feuerwirkung, nämlich durch Blitzschläge und durch vulkanische Gesteine, in denen sich nicht selten Holzkohle findet, namentlich in vulkanischen Aschen (Tuffen), die eine lebende Vegetation bedeckt haben; da wir aber auch andere Ursachen von Holzkohle-Entstehung kennen, wäre es unvorsichtig, überall Feuer¬ wirkung anzunehmen. Oft werden Holzkohlensplitter als Funken an ihre heutige Lagerstätte gelangt sein. Früh (1. c. 1883 S. 36) behauptet, man kenne »wieder aus dem Torf, noch aus der Braun¬ kohle andere Kohle als Holzkohle, die durch einen lokalen Brand aus den Pflanzenresten entstanden, aber nie durch den Vertorfungs- prozeß gebildet worden« sei. R. Diederichs sagt von dem Moor von Darze bei Parchim1): »Waldbrände scheinen .... nicht selten gewesen zu sein. Sehr viele von den erhaltenen Stubben sind angebrannt und oft findet man in der Nähe derselben größere b Diederichs, Uber die fossile Flora der mecklenburgischen Torfmoore. Güstrow 1894 S. 7, I. Chemisches über Humus. 25 Meuten von Holzkohle.« C. A. Weber beschreibt altdiluviale Torfe *), in denen »Feuerkohle«2), wie er die Holzkohle nennt, häufig ist und in denen ganze Brand lagen Vorkommen. Solche Zitate ließen sich sehr reichlich bringen. Es wird von den Autoren, soviel ich sehe, garnicht erwogen, ob nicht auch andere Bedin¬ gungen zur Entstehung von Holzkohle möglich sind, und die Autoren haben auch recht, zur Erklärung der fossilen Holzkohlen zunächst Feuerwirkung anzunehmen, da diese die bekannteste ist. Wo gar noch die Asche derjenigen Pflanzen vorhanden ist, die vollständig verbrannt sind, wie das gelegentlich in Torfmooren vorkommt, z. B. mehrere Stellen in dem großen Hochmoor nördlich von Triangel in der Lüneburger Heide, wo sich dünne Aschen¬ lagen oder Aschenanhäufungen mit Holzkohle vorfanden, und wie ich ferner in der Braunkohlengrube südlich Luckerberg westlich Düren in der Rheinprovinz beobachtet habe, wird man die dabei liegende Holzkohle nicht gut anders als durch Brand erklären können: sei ein solcher Brand nun durch Blitzwirkung entstanden oder durch Selbstentzündung oder auch bei jüngeren Torfen durch von Menschen verursachte Brände. Aber in anderen Fällen wäre eine eingehendere Untersuchung erwünscht, weil Holzkohle im Labo¬ ratorium auch unter anderen Bedingungen erzeugt werden kann, so durch Behandeln von Holz mit einem wasserentziehenden Mittel wie Schwefelsäure; auf diese Dehydratisierung wurde schon hin¬ gewiesen. Da ist denn wohl das Problem gegeben, nachzusehen, inwieweit in der freien Natur wasserentziehende Mittel in reicherem Maße Holzkohle zu produzieren imstande sein könnten. Diesbezl. ist darauf hinzuweisen, daß Schwefelsäure in der Natur — beson¬ ders durch Oxydation aus Schwefelkies entstanden — oft vorkommt, wenn auch die übliche schwache Lösung nicht schnell dehydrati- siert, so mag sie bei langer Wirkung wohl das Ziel erreichen. ]) Webe« in G. Müller und Weber, Über eine frühdiluviale und vorglaziale Flora bei Lüneburg. II. Die fossilienführenden Schichten (Abh. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt). Berlin 1904 S. 7 — 19. 3) Im Weißenfels-Zeitzer Braunkohlen-Revier z. B. nennt man Feuerkohle die zum Feuern benutzte Braunkohle im Gegensatz zu der zum Verschwelen ver¬ wendeten »Schwelkohle«. 26 I. Chemisches über Humus. Moore mit hohem Schwefelkies- und Schwefelsäure-Gehalt sind häutig. C. Claessen setzt einen Sonderfall wie folgt auseinander1): Das in manchen Moorböden vorkommende Zweifachschwefeleisen (FeS2) gibt durch Oxydation im durchlüfteten Boden Eisenvitriol und freie Schwefelsäure. Wie groß die auf diese Weise ent¬ stehenden Mengen freier Schwefelsäure sein können, versucht Claessen an dem in Rede stehenden Beispiele nachzuweisen. Eine an der Böschung eines tief angeschnittenen Grabens, % m unter der Oberfläche, zu Tage tretende Quelle bedeckte den Boden mit einem weißlichen Überzüge von Eisenoxydulsalz. Die Analyse ergab solche Mengen von Eisenvitriol in einer daselbst entnommenen Probe, daß man, nach der Oxydationsgleichung FeS2-f-70 = FeSCü-f-SCü, das ursprüngliche Vorhandensein von 22,89 v. H. an Eisen gebundener Schwefelsäure und der gleichen Menge freier Schwefelsäure in der Torftrockensubstanz annehmen konnte. Nimmt man weiter an, daß ein Kubikmeter Torf 200 kg fester Stoffe enthält und daß die angrenzende Moorpartie durch Aufbringen des schädlichen Grabenauswurfs mit einer 10 cm mächtigen Schicht bedeckt worden wäre, so würde man auf einer Fläche von 100 qm nicht weniger als 1007 kg Schwefeleisen aufgebracht haben, die 915 kg freie und gebundene Schwefelsäure liefern konnten, also eine Vegetation unmöglich gemacht haben würden. Zuweilen ist soviel Schwefelsäure im Boden, daß technische Anlagen wie Kanäle ganz wesentlich leiden können, wenn sie aus leicht für Säuren angriffsfähigen Baumaterialien (Zement usw.) gebaut sind2). Holzspänchen , die ich in ein durch Verwitterung pulverig zerfallendes, hygroskopisches, Sverkiestes fossiles Holzstück legte, 9 Claessen, Über ein Vorkommen von schädlichen Schwefelverbindungen im Moor des Ritterguts Chinow bei Groß-Bochpol in Pommern. (Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reich. Bd. 13) 1895 S. 444. 2) Vergl. diesbezl. z. B. Bretschneider, Bildung von Schwefelsäure in der Natur und einige Folgeerscheinungen, namentlich auf dem Gebiete der Städte- Entwässerung und Wasserversorgung. (Gesundheits-Ingenieur, Zeitschrift für die gesamte Städte-Hygiene.) München 1909 S. 294, I. Chemisches über Humus. 27 zeigte schon nach einigen Wochen Spuren der echten Ver¬ kohlung und sind dann mehr oder minder holzkohlig geworden. Das wäre eine im Laboratorium vorgenommene Nachahmung von Verhältnissen, wie sie auch die Natur bieten kann, ob freilich so generell, daß daraus viele der fossilen und subfossilen Holzkohlen- Vorkommnisse erklärbar werden, ist schwer zu sagen. Die Bildung von H2SO4 durch die Lebenstätigkeit der Schwefelbakterien (z. B. Beggiatoa , Pseudomonas ( Chromatium ) Okenii ), die vorhandenen Schwefelwasserstoff unter O-Zutritt in H2O und S zerspalten, welch letzteren sie zu H2SO4 oxydieren, wodurch sie ihre Betriebs¬ kraft gewinnen (wie andere Pflanzen durch die O-Atmung und Erzeugung von CO2), kommt hier aber nicht in Frage. Außer an 1. Dehydratisierung und 2. Brand durch direkte Zündung wäre, wie schon angedeutet, 3. noch an Selbstentzündung zu denken. Hierbei findet eine echte Verkohlung statt, mit Er¬ haltung der Zellstruktur der verkohlten Teile *). R. von Fischer- Benzon berichtet2) von Holzkohlen in einem Moor, die zusammen mit Dopplerit vorkamen. Von diesem sagt er: »Als ich ihn zuerst erblickte, hielt ich ihn, wegen der großen Zahl von ringsherum liegenden Holzkohlen .... für Pech, das aus den Kieferstubben ausgeschwitzt war«. Auch Weber (1. c. S. 12) beschreibt in der einen Schicht, in der »einzelne Feuerkohlen von Fichtenholz« liegen, eine Lage von Dopplerit. Es ist begreiflich, daß die Luft in den kleinen Räumen von Holzkohle festgehalten wird, wodurch ein Eindringen von Humuslösungen in die geblie¬ benen Zellräume unmöglich wird. Es ist daher begreiflich, daß sich sowohl in Torfen wie in so stark inkohlten Medien, wie die Glanzkohle eines ist, doch Holzkohle vorfindet. J) Die Literatur über Selbstentzündung ist sehr groß. Eine gute ältere Mitteilung stammt von Ranke, betitelt »Experimenteller Beweis der Möglichkeit der Selbstentzündung des Heues (Grummets)« S. 361 — 368 der Annalen der Chemie und Pharmazie. Leipzig und Heidelberg 1873. Vergl. auch Mikhe, Die Selbst¬ erhitzung des Heues. Jena 1907. Ferner Boekholt und Ott de Vries, "Über die Selbsterhitzung des Heues (Zentralblatt für Bakteriologie). Jena 1904, 1906, 1907 u. 1908. Vergl. auch Band 1 S. 5 f. 2) F iscitku- Benzon, Die Moore der Provinz Schleswig-Holstein. Hamburg 1891 S. 12. 28 I. Chemisches über Humus. Früh hat im chemischen Verhalten der rezenten Holzkohle und der Faserkohle einen Unterschied gefunden. Herr Dr. R. Loebe (Chemiker), hatte die Freundlichkeit, für mich eine Nach¬ prüfung vorzunehmen. Er schreibt mir: »Zur Untersuchung lag vor 1. gewöhnliche Köhler-Holzkohle, 2. selbsterzeugte Holzkohle und 3. Faserkohle aus der Steinkohle. Zu 1. Die Holzkohle wurde gepulvert. Beim starken Erhitzen im Rohr gibt sie weiße, nach Teer riechende Dämpfe ab. Sie enthält also noch teerige Bestandteile. Bei der Behandlung mit einer ca. 20-prozentigen Hypochlorit-Lösung entsteht eine Braun¬ färbung, indem die noch darin enthaltenen, noch nicht zersetzten organischen Substanzen in der alkalischen Flüssigkeit gelöst werden. — Zu 2. Die Holzkohle, durch trockne Destillation von Holz¬ spänen von mir selbst hergestellt, enthält außer Kohlenstoff und den anorganischen Bestandteilen keine organischen Substanzen mehr. Dies steht im Einklang mit ihrem Verhalten gegen Hypo¬ chlorit. Sowohl in der Kälte wie in der Wärme bleibt die Hypo¬ chlorit-Lösung unverändert. — Zu 3. Die Faserkohle verhält sich wie reine, d. h. von organischen Bestandteilen reine Holzkohle, sie färbt das Lösungsmittel nicht.« — Es ist begreiflich, daß fossil Holzkohle Vorkommen kann, die zunächst noch die Eigenschaften der Probe 1 zeigten, denn bei Bränden geht natürlich je nach der Hitze und dem mehr oder minder weitgehenden Abschluß vor Sauerstoff1 die Verkohlung mehr oder minder weit, oder die Sub¬ stanz verbrennt vollständig und hinterläßt nur Asche. Da also in der Natur an Brandstellen alle Übergänge Vorkommen müssen, erklärt sich das Resultat Früh’s sehr leicht im Gegensatz zu dem¬ jenigen Loebe's, der offenbar eine stärker verbrannte Probe in Händen hatte. Danach ist ein wesentlicher Unterschied zwischen Holz- und Faserkohle nicht vorhanden, wie das auch aus der mikroskopischen Untersuchung hervorgeht1). Unter den üblichen, durch Pilze nicht gar zu weit gestörten \ erhältnissen geht das Holz leicht einer Inkohlung entgegen. Schon die Verholzung an sich, d. h. die Umbildung von Cellulose in Lignin ist ein Vorgang, der dadurch an die Inkohlung erinnert, als dabei Wasser und J) Vergl. Potonie, Entstehung der Steinkohle. 5. Aufl. 1910 S. 7 Fig. 3. I. Chemisches über Humus. 29 Kohlendioxyd ausgeschieden wird und eine Anreicherung von Kohlenstoff stattfindet1). Es ist nun bekannt, daß das Holz von Baumstämmen vieler Arten (bei den »Kernhölzern«) sich in ein zentrales, dunkler gefärbtes »Kernholz« gegenüber dem noch lebens¬ fähigen, hellen peripherischen »Splintholz« unterscheidet und diese Kernholzbildung bedeutet eine normal schon zu Lebzeiten statt- findende noch weitere Anreicherung von Kohlenstoff*. Auch bei der Zersetzung des Torfes findet mit der Zeit eine Kohlenstoff-Anreicherung statt. In einem und demselben Torflager schon läßt sich zeigen — H. von Feilitzen hat das 1898 chemisch geprüft — , daß mit zunehmender Tiefe und steigender Zersetzung der C-Gehalt zu- und der H-Gehalt abnimmt. Die folgende Zusammenstellung2) ergibt in Prozenten der aschenfreien Substanz von dem lebenden Material bis zum An¬ thrazit eine regelmäßige Zunahme des C-Gehaltes und eine Ab¬ nahme des H- und O-Gehaltes, C H O(-bN) Holz (rund nach E. Gott¬ lieb 1883) . 50 6 43 — 44,5 (+0,04 — 0,1) Torf . 59 6 33 (+ 2) Braunkohle . 69 5,5 25 (-f- 0,8) Steinkohle . 82 5 13 (0,8) Anthrazit . .95 2,5 2,5 (-+- Spur) Das sind Durchschnitts- Analysen : Es gibt alle denkbaren Übergänge zwischen ihnen, zwischen Holz und Torf, Torf und Braunkohle, Braunkohle und Steinkohle, Steinkohle und Anthrazit. Als Beispiel sei nur die erste Lücke C Frisches Eichenholz besitzt in gefüllt: H (0 (-1- N) Prozenten . 50,2 6,1 43,8-44,0 Hellbraun zersetztes Eichenholz Halbvermoderte Laubblätter 53,6 5,2 41,2 (nach Berthelot3) . . . Dunkelbraun zersetztes Eichen- 54,0 5,83 38,14 (+2,03) holz . 56,2 4,9 38,9 9 Sachsze, Lehrbuch der Agrikultur-Chemie. Leipzig 1888 S. 283 — 284. 2) Zum Teil nach Muck, Chemie der Steinkohle, 2. Auflage 1891 S. 2. 3) Berthelot, Comptes rendus de Facademie des Sciences Paris 1905. 30 II. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. Die so oft gebotene Reihe Torf, Braunkohle, Schwarz- (Stein-) Koh 1 e, Kohlenblende (Anthrazit) in der Absicht, damit auszudrücken, daß aus Torf Braunkohle, aus dieser Schwarz¬ kohle usw. werden kann, ist durchaus berechtigt (Näheres in Potonie, 1. c. 5. Aufl. 1910 S. 95 f.). Ein dauernd gut abgeschlossen gewesener Torf ist braun oder braunschwarz (vergl. vorn S. 6). Nach seiner allmählichen Er¬ härtung und Wasserverlust erhalten wir daher zunächst ein braun- kohlenähnliches Material und schließlich Braunkohle. Weiter in Richtung der Inkohlung zersetzte tertiäre Kohlen, namentlich wenn sie bei der Gebirgsbildung einem Druck ausgesetzt waren, sind bereits schwarz-(stein-)kohlig, wie üblicherweise die Kohlen des Carbons usw. Es ist zu berücksichtigen, daß Torfe unter etwas anderen Bedingungen in der Humation so vorgeschritten sein können, daß sie schon schwarz sind; sie würden in schnellerem Tempo Schwarzkohlen liefern. Die schroffen Unterschiede, die oft zwischen Torf, Braun- und Steinkohlen usw. behauptet werden, sind nicht vorhandeu. Sie beruhen in erster Linie darauf, daß die älteren Humusgesteine (Schwarzkohlen) längere Zeit zur Ver¬ fügung gehabt haben, durch Selbstzersetzung ihren Kohlenstoff anzureichern, und untergeordneter darin, daß eine geringe chemische Verschiedenheit der die Humusgesteine bildenden Vegetationen vorhanden gewesen sein muß, indem z. B. Carbon-Pflanzen, wie es scheint, noch kein Harz erzeugten, die Tertiärpflanzen dies aber reichlich taten (vergl. Näheres bei Potonie 1. c. 5. Aufl. 1910, besonders S. 99 f.). JI. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. Zu dem im Vorausgehenden über den in der Überschrift ge- O Ö nannten Gegenstände schon Gesagten ist noch das Folgende näher auszuführen. Wie wir sahen, lösen sich gewisse Humusstoffe, sei es in reinem Wasser, sei es in Wasser, das gewisse mineralische Substauzen, besonders Alkalien, in Lösung enthält. Solche Humus¬ lösungen können an der Stelle, wo sie gebildet werden, also in den Humusablagerungen selbst wieder zur Ausfällung gelangen IT. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. 31 und in reinster Form »Dopplerit« erzeugen. Werden die Humus- Bestandteile der Humuslösungen jedoch nach dem Eindringen des lösenden Wassers in größere Bodentiefe erst dort und zwar unter dem Humuslager niedergeschlagen, so erhalten wir »Ort «-Bil¬ dungen. Endlich können aber die Humus-Hydrosole auch in Wasserläufen — bei dunkler Färbung »Schwarzwässer« ge¬ nannt — weit weggeführt werden und beim Zusammentreffen mit Wässern anderer Zusammensetzungen zum Niederschlag gebracht werden. Danach sind zu behandeln 1. die Schwarzwässer, 2. der Dopplerit und 3. die Ortbildungen. 1. Scliwarzwässer. In der freien Natur spielen nicht nur die festen Humusstoffe, sondern auch die löslichen, wenigstens für das Auge eine beträcht¬ liche Rolle, denn die Gewässer, Bäche und Rinnsale, die in Mooren oder in großen Waldgebieten ihren Ursprung nehmen oder durch solche reichlich Humus produzierenden Gelände fließen, zeigen sich durch in Lösung übergegangene Humussubstanzen, die die Wässer den Mooren usw. entführen , mehr oder minder hell-, tee- oder kaffeebraun, in dicker Schicht dunkelbraun bis schwarz gefärbt. In Anlehnung an Volksbezeichnungen seien solche Wässer als Scliwarzwässer bezeichnet (Irlands » black - waters « , in Mooren auch Moorwasser und Torfwasser genannt). Die Ilse im Harz z. B., die ihr Wasser aus den Brockenmooren bezieht, ist oft humusbraun, viele Rinnsale der Lüneburger Heide sind Scliwarzwässer, schottische Seen u. a. , deren Zuflüsse aus ver- torften Regionen kommen, Moorseen und Tümpel desgleichen. Mehrere Nebenflüsse des Congo, des Orinoco, des Amazonas usw. usw. sind Schwarzwasserflüsse. Ein Nebenstrom des letzteren, der Rio Negro, verrät dies schon durch seinen Namen, überhaupt viele tropische Flüsse sind — im Gegensatz zu den Weißwasser¬ flüssen (Rio Branco) — namentlich zur Regenzeit durch Fort¬ spülung der löslichen Humusprodukte braun1). Das Wasser der b Eine eingehende Besprechung, insbesondere über »Die schwarzen Flüsse Südamerikas« bietet Josef Reindl München 1903. Ein kürzerer Aufsatz über den Gegenstand aus der Feder des Genannten findet sich in der Naturwissen¬ schaft!. Wochenschrift. Jena 4. Juni 1905. 32 II. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. Sümpfe und Flüsse von Sumatra ist — wie mir Herr Dr. Josef Erb sagt — hellkaffeebraun. Der Amur heißt bei den Tartaren wegen seiner Farbe Sachalin, d. h. Schwarzfluß (nach Reindl 1905 S. 355). Kurz die Beispiele ließen sich hier sehr häufen. Daß die Namen europäischer Flüsse, so des »Eau Noire« (eines Neben¬ flusses der Maas), des »Zwarte Water« (in Holland), sich ebenfalls oft genug auf ihre Eigenschaft als Schwarzwässer beziehen, sei ebenfalls erwähnt. Bemerkenswert ist, daß das Congo- Wasser sich durch seine braune Farbe im Meere noch 440 km weit von der Küste entfernt bemerkbar macht und durch sein geringeres spezi¬ fisches Gewicht sogar noch 660 km weit1). Auch manche Wässer, die es nicht gleich durch ihre Färbung verraten, können Humus¬ substanzen gelöst enthalten, wie gewisse Quellwässer, deren gelb¬ brauner Bodensatz im wesentlichen diese Substanzen enthält. Die Quantität löslicher Humusstoffe, die von den fließenden Gewässern abgeführt wird, ist sehr beträchtlich. O. Aschan (1. c. 1907 S. 57) gibt 1400 Millionen Kilogramm an, die alljährlich allein aus Finnland in den Bottnischen und Finnischen Meerbusen ge¬ langen. Einen Spezialfall, den Müntz und Marcano2) untersucht haben, ergab 0,028 g organische Substanz im Liter Schwarz wasser. Nach den Experimenten Steuert s (Naturwiss. Zeits. f. Land- u. Forstwiss. 1903) mit Karpfen und Forellen zeigte sich, daß sie lange Zeit in stärkeren Humuslösungen leben können, als sie in der freien Natur Vorkommen. Die im Kapitel Chemisches über Humus angegebenen Eigen¬ schaften über die Lösungsfähigkeit von Humusbestandteilen machen es verständlich, daß sich Schwarzwässer nur auf kalkfreiem Ur¬ gestein, granitischen Gesteinen, Sandstein, Tonstein usw. finden, aber nie auf Kalkboden. Silikatgesteine enthalten Alkalien, die lösliche Humusabsorptionsverbindungen eingehen. Ein Niederschlag erfolgt insbesondere mit Eisen- und Kalkwasser. Nach Müntz und Marcano3) verliert ein Schwarz wasserfluß, sobald er auf Kalk- 1) v. Schleinitz, Annalen für Hydrographie II S. 301. 3) Müntz u. Marcano, Eaux noires des regions äquatoriales (Paris, Compt. rend. de l’Academie 1SS8 S. 908). 3) 1. c., vergl. auch Reindl 1. c S. 128 — 129. II. Natürliche Humus-Lös liegen uud -Niederschläge. o 9 oö boden Übertritt, nach kurzem Lauf seine braune bezw. »schwarze« Farbe und wird ein Weiß wasserfluß. Das Bett der Schwarz¬ wasserflüsse ist weiß oder doch hell, das der Weißwasserflüsse schwarz, sofern sie Schwarzwasser aufnehmen. In gleicher Iiichtung wirkt auch in Wasser gelöstes Ferrocarbonat. Das Fehlen von Schwarzwasser-Flüssen auf Kalkboden sowie die Entfärbung der¬ selben beim Betreten von Kalkboden führt sich auf den Ersatz der Alkalien in den Humuslösungen durch Calcium und Magne¬ sium zurück, und die Calcium- und Magnesium-Humus- Verbin¬ dungen fallen als schwer löslich aus; »die weiße Farbe des Bettes der Schwarzwasserflüsse erklärt sich daraus, daß die Verbindungen der Lösungsprodukte der Silikat-Gesteine mit Humussäure überaus leicht löslich sind, daher in Lösung bleiben« und das kohlendioxyd¬ haltige »Wasser die Silikat-Gesteine resp. deren zersetzbare Mine¬ ralien immer weiter löst; es bleibt weißliche Kieselsäure zurück«. »Die schwarze Farbe des Bettes der . . . Weißwasser-Flüsse dagegen führt sich auf die Ausfällung der schwer löslichen« Cal¬ cium- und Magnesium-Humate zurück (Reindl). Die meisten der in den betreffenden Gewässern vorhandenen Humusbestand¬ teile werden bei der Bewegung des Wassers, die die gelösten Teile in einemfort mit dem Sauerstoff der Atmosphäre in Berührung setzt, zum Verschwinden gebracht; ebenso werden daun allermeist, wenn beim Zusammentreffen von Schwarzwässern mit Wei߬ wässern Humusfällungen stattfinden, diese sich bei der Bewegung des Wassers und der damit verbundenen stäudigen Sauerstoffzufuhr vollständig oxydieren. Es liegt aber bei der Häufigkeit der Er¬ scheinung von Schwarzwässern nahe, an die gelegentliche Ent¬ stehung von Humus, also auch Kohlenlagern durch Niederschlag von Humus zu denken. Inwieweit das in reicherem Maße so stattfindet oder stattgefunden hat, daß daraus bestehen bleibende Humuslager hervorgegangen sind, wäre eine verdienstliche Unter¬ suchung. Es ist beachtenswert, daß nach Steuert (1. c. 1903) die Zersetzbarkeit der löslichen Humussubstanzen nicht so groß ist, daß sie rasch allen in Wasser absorbierten Sauerstoff bindet. Unter besonders günstigen Bedingungen vermöchten daher recht 3 Neue Folge, Heft 55. II. 34 II. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. wohl durch Niederschlag ansehnlichere Lager zu entstehen: Sicher aber spielen sie keine irgendwie hervorragende Rolle, übrigens sind Humusniederschläge auch bei Wasserverlust (vergl. unter Dopplerit) und bei größerer Kälte zu denken, da kaltes Wasser weniger Humus löst als warmes. L. Meyn (1. c. 1876 S. 124) glaubt, daß die braunen Wasser der holsteinischen Flüßchen durch Berührung mit Seewasser einen kleinen organischen Niederschlag erzeugen. Die organischen Bestandteile des Schlicks im Watten- rneere — etwa Ü20 seines Volumens — würden nach Meyn im wesentlichen auf »Humussäuren« zurückzuführen sein, die sich mit den Kalk- und Talkerdesalzen des Meeres verbindend niederschlagen. Gewiß wird in dieser Weise der Gehalt an organischem Material im Schlick beeinflußt werden können, allein in dem in Rede stehen¬ den Fall kommt als Beitrag in erster Linie die Einbettung der im Wattenmeere lebenden Organismen in Frage (vergl. Band I S, 71 u. 234). Auch Meyn selbst spricht später selbst davon1). Wenn nun C. Eg. Bertrand2) die Meinung ausspricht und diese zur Erklärung der Genesis einer Anzahl von Kohlen der Cannel-Kohlen-Gruppe mit verwertet, daß nämlich die schwarz- braune, homogene Grundsubstanz dieser Kohlen durch Niederschlag aus braunen Wässern entstanden sei, so berücksichtigt er nicht, daß auch die reiferen Torfe eine solche Grundsubstanz besitzen, die aus den verflüssigten Pflanzenresten an Ort und Stelle hervor¬ gegangen ist. Diese verflüssigte und nachher wieder verfestigte Masse inkohlt die noch figuriert erhaltenen Pflanzenteilchen sowohl im Torf wie in der Steinkohle. Bertrand geht so weit, auf Grund seiner Annahme, diejenigen Kohlen, die sich unter dem Mikroskop wesentlich aus solcher homogenen Grundsubstanz (der gelee brune B. ’s) gebildet zeigen, mit dem besonderen Namen » charbons humiques« zu belegen. Er sagt (1. c. S. 28): Die Homogenität der Kohle könne nicht auf eine sehr weit vorgeschrittene Zerset- ') Meyn, Die Bodenverhältnisse der Prov. Schleswig-Holstein 1S82 S. 34—35. 3) Eine Zusammenfassung seiner Ansichten bietet Bertrand in seinen »Pre- mieres notions sur les charbons de terre« (Bulletin de la Soc. de l’Industrie Minerale. St. Etienne 1897). In dieser Übersicht ist auch die Literatur der aus¬ führlicheren Arbeiten angegeben. II. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. 35 zuug der Pflanzenteile zurückgeführt werden, da — wenn figurierte Pflanzenreste vorhanden seien — diese sich sehr gut erhalten zeigten. Dieser Beweggrund ist durchaus nicht stichhaltig, da — wie gesagt — rezente, durchaus autochthoue Humusbildungen und auch Sapropelite oft genau das Gleiche aufweisen. Uns sind demnach vor der Hand keine sicheren Kohlen bekannt, die im wesentlichen auf chemische Fällungen aus transportierten Lösungen zurückzuführen wären, ganz entsprechend dem, was wir aus der Gegenwart kennen. 2. Dopplerit1). Gelegentlich können sich die gelösten Humusstoffe so rein niederschlagen, daß ein Mineral entstellt, das bei seiner Auffällig¬ keit von Haidinger 1851 den besonderen Namen Dopplerit (Torfleber der Torfstecher [nach Gümbel, Geol. v. Bayern 1894 S. 303], Torfpech kohle Gümbel's) erhalten hat. Es liegt sehr nahe anzunehmen: der Dopplerit sei weiter nichts als die homo¬ gene Grundsubstanz des Torfes, wenn sie für sich in augenfälliger Menge auftritt, und Früh2) meinte, es gäbe alle Übergänge von Torf durch Torf mit pechartig kompakten Stellen bis zu dem im bergfeuchten Zustande gallertigen Dopplerit. Im Torflager bei Kainisch (uuweit dem Markt Aussee in Steiermark), von woher der Dopplerit zuerst beschrieben wurde, ist ein gleichmäßiger Übergang von Torf in Dopplerit nicht vorhanden; er füllt dort und sonst im Flachmoortorf Spalten und Risse aus und ist in Nestern ab¬ geschieden (Fig. 1). Das lehren nach Rud. Miklauz8) auch die Analysen, nach welchen der Dopplerit chemisch dem ihn über¬ lagernden Sphagnetumtorf viel näher steht, als dem ihn einschließen- 9 Vergl. über Dopplerit besonders: Früh, Torf u. Dopplerit 1883; Kauf¬ mann, I ber den Dopplerit von Obbürgen (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt Wien 1S65); Claessex, Chemiker-Zeitung 1898 S. 523; Demel, 1. c. S. 558; Adolf MAYER-Wageningen, Landvv. A7ers.-Stat. 1903 Heft III u. VI S. 171; Früh in Früh u. Schröter, Moore der Schweiz 1904 S. 164 — 168. 2) Früh, Kritische Beiträge zur Kenntnis des Torfes (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst.) Wien 1885 S. 687. 3) Miklauz, Beiträge z. Kenntnis d. Humussubstanzen (Zeitschrift für Moor¬ kultur u. Torfverwertung 1908 S. 39). 3* Profil eines Torflagers bei Aussee in Steiermark. Nach einer mir freundlichst von Hrn. Dr. V. Zailer gesandten, von ihm gefertigten Photographie. »Die schief von links nach rechts verlaufenden Risse enthalten stark eingetrock¬ neten Dopplerit, ebenso sind einzelne Aste von LegföhrenT von einem Dopplerit- mantel umgeben Der rissige Carextorf (C) ist häutig von Doppleritkörnchen durchsetzt, weshalb auch seine Zusammensetzung ähnlich der des Dopplerits' ist. Im Sphagnumtorf (S) fehlen die Risse. Links im Bilde sind entlang des herab¬ fließenden Sickerwassers doppleritähnliche (gallertweiche, schwarze) Ausschei¬ dungen sichtbar.« (Zailer) K = Moorkreide, Sk = Saprokoll, P = Schicht mit viel Holzresten von Pinus montana, E = Eriophoretumtorf. II. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. 37 den Flachmoortorf. Unter dem Mikroskop sieht der Dopplerit ganz homogen aus, nickt krümelig, abgesehen natürlich von den nicht vollständig zersetzten, noch figuriert erhaltenen Pflanzen¬ teilchen, die hinein geraten sein mögen. Nach Früh wäre der Specktorf (Pechtorf) ein (sehr verbreitetes) Übergangsglied zum Dopplerit, das sich von diesem nur dadurch unterscheiden würde, daß der Specktorf noch sehr viele figurierte Bestandteile enthält. Er ist durch hohe Reife plastisch gewordener Torf, der im allgemeinen die unteren Torf lagen auszeichnet und fein ver¬ teiltes Pflanzenmaterial birgt. Der Dopplerit hat sich nach und nach in so vielen Mooren — insbesondere in den liegendsten Partien derselben — gefunden, daß eine Aufzählung der Fundpunkte nicht verlohnt. Ich selbst kenne ihn besonders aus den unteren Partien nordwestdeutscher aber, wenn auch untergeordneter, auch aus ostpreußischen Mooren. Lufttrocken ist der Dopplerit äußerlich durch seine Festigkeit, seinen Glanz und muscheligen Bruch von Steinkohle, spezieller von Glanzkohle, nämlich Humussteinkohle kaum zu unterscheiden. Er ist chemisch ebensowenig eine einfache Verbindung wie die Stein¬ kohle. Kaufmann (1865) nennt den Dopplerit ein der Steinkohlen¬ bildung vorausgehendes Stadium. Der reine, bergfeuchte Dopp¬ lerit ist geleeartig. Er macht durchaus den Eindruck, als sei er ein Niederschlag von in Lösung befindlich gewesenen Humusstoffen; nicht nur sein Vorkommen in kleinen Gängen im Torf und nester¬ weise — auf Torfprofilen als Flecken auftretend (Früh’s Marmor¬ torf), — die Möglichkeit seiner künstlichen Fällung aus gelösten Humuskörpern und schließlich die Infiltrierung von Nebengestein mit Dopplerit wie im Sand an der Sohle des Papenburger Moores (Weber, Augstumal, 1902 S. 215 Anm.) weisen darauf hin und Fischer- Benzon (1. c. 1891 S. 55) spricht von Dopplerit, der bei Lillemose Spalten im Liegenden des Torfmoores ausfülle. C. A. Weber1) teilt den Fund einer Totenurne aus einer von dem Moore überwachsenen Begräbnisstätte mit, die mit Dopplerit erfüllt war. 9 Weber, Die Darstellungen der Moor- Versuchsstation auf der Ausstellung für Moorkultur und Torfindustrie in Berlin vom 15. — 21. Februar 1904 (Mitt. des Ver. z Fjord, d, Moork i. Deutschen Reiche 1904 S. 14). 38 II. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. Daß der Dopplerit — wie schon angedeutet — gern die unteren Lagen in Torfschicliten aufsucht, ist nicht minder charakteristisch für das Gesagte. Die chemische Analyse des Dopplerits ergibt seine Ubereinstimmurg mit »Huminsäure«. Eine bestimmte Humin¬ säure zeigt im Vergleich zu Dopplerit die folgende Zusammen¬ setzung1): Huminsäure . . . 56,3-59,0 % C 4, 4-4, 9 % H 2,8-3,6%N 32,7-36,0° oO eine andere Probe Hu¬ minsäure .... 59,7 » » 4,5 » » 0 » » 35,8 » » Dopplerit .... 58,2 » » 5,0 » » 0 » » 36,8 » » Miklauz (1. c. S. 39) vergleicht chemisch-analytisch den Dopp¬ lerit mit dem Flachmoortorf ( » Carex-T or f«) , in welchem er bei Kainisch vorkommt, und dem überlagernden Sphagnetumtorf. Er findet folgende Zahlen: Sphagnetumtorf . . . 56,38 % C 4,96% H 1,56% N 37,10% 0 Dopplerit . 57,65 » » 4,62 » » 1,12 » » 36,61 » » Flachmoortorf .... 55,79 » » 5,34 » » 2,78 » » 36,09 » » Die Zahlen stimmen meines Erachtens zu weitgehend überein, als daß man aus den Analysen besondere Winke über die Herkunft des Dopplerits etwa aus Hochmoortorf allein entnehmen könnte. Früh faßt (Moore der Schweiz 1904 S. 168) seine Ansicht über den Dopplerit in die Sätze zusammen: »Der ganze Vertorfungs¬ prozeß tendiert zur Bildung von freien Humussäuren, Humaten und indifferentem Humin. In großen Massen findet man diese lokal gebildeten und vom Wasser dislozierten Produkte vereinigt innerhalb der tieferen Partien der Moore selbst, auf dem Unter¬ gründe oder in demselben, partiell werden sie durch Drängwasser aus den Mooren entfernt oder in mäßiger Tiefe als Humusortstein deponiert.« Der Dopplerit wurde von gewissen Autoren als ein Calcium- Humat angesehen, jedoch liegt die Sache so, daß Dopplerit in allen Mooren entsteht: sowohl in solchen, deren Wasser keine oder kaum mineralische Bestandteile in Lösung enthalten, als auch in solchen, die reich an diesen Bestandteilen sind. In dem zuletzt genannten Falle können dann natürlich auch sogenannte Kalklmmate J) Mayer, Bodenkunde. 5. Aufl. Heidelberg 1901 S. 76. 11. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. 31) entstehen. Darauf weist auch die Tatsache hin , daß eine mir vorliegende Probe von Aussee sieb in L^COg nicht löst, sondern stückig bleibt und nur eine ganz schwachgelbe Flüssigkeit ergibt, während anderer Dopplerit ebenso wie künstlich durch HCl nieder¬ geschlagene »Humussäure« sich tiefbraun löst. Kolloidale Lösung geht beim Zunehmen der Konzentration ohne weiteres in Gallerte über, so daß niederschlagende Mittel nicht nötig sind. Auch ohne weiteres scheinen natürliche Humuslösungen die Humussubstanzen allmählich auszufällen, denn bei einer Probe Schwarzwasser aus einem Moor der Lüneburger Heide, die ich seit 1905, ohne daß eine Farbenäuderung wahrnehmbar gewesen wäre, in der Samm¬ lung aufbewahre, verminderte sich die Niederschlagsmenge, die bei Zusatz von HCl zu gewinnen ist, von Jahr zu Jahr. Besonders jetzt nach 6 Jahren ist der Niederschlag sehr gering und fällt erst nach längerer Zeit sichtbar aus. Es hat sich in den 6 Jahren aber von selbst ein Niederschlag ausgeschieden, der nicht so volu¬ minös ist wie der durch HCl hergestellte, sondern dichter. So muß es auch mit dem die Torfe durchtränkenden Schwarzwasser sein und dem Wasser, das sich in eventuellen Spalten sammelt. Nach seinem Vorkommen, seiner Beschaffenheit und seinen Eigenschaften halte ich daher den Dopplerit für niedergeschlagene, in Lösuug gewesene Humusstoffe, die auch reifen Torf, je reifer je mehr, durchsetzen und die eben im reinen Zustande, wo Ge¬ legenheit ist, sich in Spalten u. dergl. abzusetzen, als »Dopplerit« erscheinen. Spalten in Torflagern entstehen bei Eintritt einer stark ausgesprochenen Trockenperiode, oder wenn kleine Rutschun¬ gen oder sonstige Bewegungen in den Torflagern stattfinden; die entstehenden Spalten letzter Art füllen sich im Verlauf der Ent¬ stehung gleichzeitig mit Schwarzwasser, die dann Dopplerit nieder- schlagen, der sonst sich im Torf selbst immer mehr und mehr anreichert, so daß er in der Tat immer doppleritischer wird. Gewisse Kohlen, deren subfossiler Zustand der des Torfes gewesen sein muß, die aus Torf hervorgegangen sind, haben dementsprechend unter Umständen einen sehr doppleritischen Habitus, der sich naturgemäß steigern muß, wenn das subfossile Urmaterial schon 40 II. Natürliche Hiunus- Lösungen und -Niederschläge. doppleritischcr Torf war. Homogen zersetzte Humuskohlen näiiern sich in der Tat der doppleritisehen Beschaffenheit, aber auch diese Kohlen scheiden sich noch je nach der Natur der Urmaterialien in rtiehr oder minder homogene, man könnte sagen doppleritische. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß solche »Doppleritkohlen«, wie man sie nennen könnte, infolge der der Torfbeschaffenheit gegeu- über fortgeschritteneren Selbstzersetzuug O-ärmer sind. Der »fossile Dopplerit« ist also chemisch natürlich ebensowenig das¬ selbe wie rezenter Dopplerit, genau ebenso wie Torf in chemischer Beziehung aus dem angegebenen Grunde nicht dasselbe wie eine Humussteinkohle ist, die aber aus Torf hervorgegangen ist. Bei der fest-gallertigen Beschaffenheit, die an die von Saprokoll erinnert, kann Dopplerit mit Saprokoll namentlich mit Dopplerit- Saprokoll verwechselt werden und das ist auch geschehen. Was J. A. Smythe unter der Bezeichnung »Schwarzer Stoff« (black stuff) beschreibt1) und mit Saprokoll vergleicht, ist offenbar Dopplerit. Die Lagerungsverhältnisse in Taschen und Spalten eines sandigen Tons im Liegenden eines Torflagers, ferner die unter dem Mikroskop homogen erscheinende Substanz ohne figu¬ rierte Bestandteile usw. lassen erkennen, um was es sich gewiß handeln dürfte. Umgekehrt ist Saprokoll für Dopplerit ge¬ halten worden, so von Kosmann2). In einer Arbeit von F. Cornu 3) finde ich die Angabe, der Dopplerit sei bereits Martin Heinrich Klaproth und zwar aus Ostpreußen bekannt gewesen. Wegen der gelegentlichen Verwechselung des Dopplerits mit Saprokoll, das in Ostpreußen sehr häufig ist, war für mich die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß Klaproth Sa¬ prokoll in Händen gehabt haben könnte. Bei dem Interesse, den das haben müßte, habe ich daher nachgeschlagen und finde vollauf 0 Smythe, On peaty deposits from a pit fall at Tantobie, County Durham (Proceedings Univ. Durham Philosophical Society. Newcastle-upon-Tyne 1907). 2) Kosmanjs, Die Aufdeckung eines älteren Torflagers bei Offleben (Deutsche Geolog. Gesell. Berlin 1895). 3) Coknu, Über die Verbreitung gelartiger Körper im Mineralreich, ihre chemisch-geologische Bedeutung und ihre systematische Stellung (Zentralblatt lur Mineralogie usw. Stuttgart 1909). II. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. 41 bestätigt, daß schon Klaproth in der Tat vor mehr als 100 Jahren Saprokoll als etwas Besonderes erkannt hat1). Da das ein beson¬ deres historisches Interesse hat, sei die Gelegenheit benutzt, einen Nachtrag zu dem in Bd. I des vorliegenden Werkes über die o o Sapropelite Gesagten zu bringen. Der genannte hervorragende Chemiker beschreibt das neue Mineral für seine Zeit so eingehend und trefflich, daß die Er¬ kennung desselben als Saprokoll auch nicht die geliudeste Schwierig¬ keit macht. Es ist eigenartig, daß diese Mitteilung so vollständig ohne Wirkung auf Geologie, Mineralogie, insbesondere auf die Moorkunde geblieben ist, denn erst 100 Jahre später habe ich nachdrücklicher und mit mehr Wirkung darauf hingewiesen, daß die Sapropelite von den Torfen getrennt werden müssen. Die äußere Charakteristik des neuen Minerals verdankt Klaproth, der wohlgemerkt von einem »neuen brennlichen Fossil« spricht, im Gegensatz zum Torf (!), C. R. Karsten. Das brennliche Fossil, sagt dieser, sei im noch feuchten Zustande bräunlich-schwarz, es käme in ganzen Lagern vor (Dopplerit ist, wie gesagt, nur in kleinen Mengen, Spalten ausfüllend und nesterweise auftretend bekannt. — P.), und sei von einzelnen vegetabilischen Resten durchzogen, es schimmere fettig, der Bruch sei im ganzen schiefrig, der Querbruch eben usw. Im lufttrocknen Zustande sei das Material graulich-schwarz, matt, der Bruch eben, dem muschligen sich ein wenig nähernd, der Strich nelkenbraun, fettigglänzend usw. — Klaproth fährt dann fort, das Mineral habe sich auf dem Gute Glithenen bei Bartenstein in Ostpreußen als Lager unter Torf gefunden. (Es handelt sich also um ein zunächst durch Sapropel, sodann durch Torfbildung verlandetes Wasser; gleiche Profile sind ja in Ostpreußen und sonst bei uns etwas Gewöhnliches. — P.) Er vergleicht die Konsistenz seines Saprokolls sehr gut mit der des gekochten Eiweißes. »Es läßt sich mit dem 0 Klaproth, Chemische Untersuchung eines neuen brennlichen Fossils aus Ostpreußen (Neues allgemeines Journal der Chemie Band I S. 471 f., wieder ab¬ gedruckt in Klaprotii’s Beiträgen zur chemischen Kenntnis der Mineralkörper Band 4 1807 S. 375-387). 42 11. Natürliche Humus-Lösufigefi und -Niederschlage. Messer leicht glatt schneiden, ohne daß etwas an der Klinge hängen bleibt, und in sehr dünne Scheiben geschnitten hat es die Durch- scheinbarkeit eines trüben Horns«. Auch Samen hat Klaproth in seinem Saprokoll gefunden. Sehr bemerkenswert ist auch die weitere Charakterisierung Klaproths, daß das Saprokoll beim Austrocknen rissig werde und eine zähe Härte erhalte, »so daß es sich schwer zerbrechen und pulvern läßt«. (Die große Härte, die Sapropel und Saprokoll im lufttrocknen Zustande gewinnen, ist, wie wir Bd. I gesehen haben, sehr charakteristisch, während Dopplerit z. B. in eckige Stücke leicht brechbar bleibt. — P.) »Das getrocknete Fossil behält die Eigenschaft, sich im Wasser wieder zu erweichen.« »Durch Kochen mit Kalilauge läßt sich diesem Körper ebenfalls nur wenig abgewinnen« (während Dopplerit sich unter diesen Umständen fast vollständig zu einer schwarzbraunen Flüssigkeit kolloidal löst. — P.). Für Sapropelite wichtige chemische Eigenschaften hat auch Klaproth schon hervorgehoben, nämlich den nach der Destillation sich ergebenden hohen Gehalt an brenn¬ baren Gasen, den reichen Gehalt eines »empyreumatischen Öls« usw. Bemerkenswert ist die weitgehende Klarheit und Erkenntnis, mit der Klaproth sein Saprokoll als besonderes Mineral inner¬ halb der Kaustobiolithe erkannt hat. Er sagt »daß die Natur zu dessen Erzeugung anders geartete Materialien angewendet haben müsse, als zu Steinkohlen, Braunkohle und Torf, läßt sich sowohl aus dessen physischer als chemischer Beschaffenheit annehmen. Am meisten scheint es sich jedoch an den Torf anzuschließen.« Die gallertartige Beschaffenheit des Saprokolls, sagt er, »rührt wahrscheinlich von der fein aufgelösten Kieselerde her, die mittels des in sich aufgenommenen Wassers« zu dieser Konsistenz beiträgt. Wir wissen jetzt freilich, daß der gallertartige Zustand auf gal¬ lertigen brennbaren organischen Substanzen beruht. 3. Ort-Bildungen. Wo in Gesteine lösliche Humusstoffe eind ringen und durch ihre Mitwirkung mitgenommene anorganisch-mineralische Stoffe in einer bestimmten Zone zusammen mit dem gelösten Humus nieder- It. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. 43 geschlagen werden, da sprechen wir von Humus- Ort. Wir unterscheiden ihn in 1 . II u mus-Ortstein a), wenn es sich um feste, harte und 2. in Humus-Orterde, wenn es sich um ihrer Be¬ schaffenheit nach erdige Humus-Ortbildunaren handelt. Synonyme. — Bei seinem häufigen Vorkommen und dem Interesse, das er in der Forst- und Landwirtschaft hat, die ihn haßt, führen die Ort-Gesteine in den verschiedenen Gegenden verschiedene Namen und zwar Ahl (Ahlerde), Bickerde (in NW- Deutschland), brauner und schwarze r Ort, E isener de, Kraulis (litauisch, von lit. kraüjas das Blut, wegen der oft roten u. braunroten Farbe des Orts), Nor r (holsteinisch), Orterde, Ort¬ grund (de Luc, deutsche Übers. II 1782 S. 282), Ortsand, Pfefferkuchen (ostpreußisch), Saudortstein, Torfsandstein (Förchhammer) und Ur. Mulder sagt (deutsche Übers, von Grimm, 1 1 862 S. 445) schlechtweg Bank. Humus-Ort: Hu m u s - Ortstein resp. Humus- Orter de heißt das Gestein im Gegensatz zum Eisenort, der aber gewöhnlich — wenn auch oft nur schwach — humushaltig ist ; dieser heißt Ei senortstei n resp. Eisenort¬ erde (Branderde, Eisenfuchs, Fuchserde, Fuchsdiele, Fuchsgrund, Glashahn, Knick [Bezeichnung im friesischen Marschlande, s. z. B. Keferstein 1826 S. 45], Roterde, Ziegel¬ erde; bei Senft 1862 S. 169 finden sich noch die Namen Oort, Oehr und Uurt). Zwischen beiden sind alle Übergänge vorhanden. Man könnte typische Mittelbildungen Humus-Eisen -Orter de resp. -Ortstein (Humus fuchs) nennen. Manche von den genannten Ausdrücken beziehen sich auf die verschiedenen Stadien der Ort-Bil¬ dung, je nachdem es sich um Orterde oder um Ortstein handelt. Wieder andere deuten auf die besondere sonstige Boden-Beschaffen¬ heit hin, wie Humussandstein, einen Ausdruck, den wir hier, wo eine generelle Bezeichnung am Platze ist, ebenfalls zu vermeiden 9 P. E. Müller, Studien über die natürlichen Humusformen und. deren Einwirkung auf Vegetation und Boden, Berlin 1887 S. 223. — E. H. L. Krause gibt an (1897, S. 316), um Pultava (Rußland) sage man Ortschtein. Diese Schreib¬ weise ist darauf zurückzuführen , daß Krause die übliche Aussprache des st in Wörtern wie Stein, wie sie in ganz Deutschland im Hochdeutschen üblich ist (nämlich Schtein) schriftlich zum Ausdruck gebracht hat. 44 II. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. haben, weil Ort-Bildungen — wenn auch seltener — auch in Ton-Böden entstehen. In Frankreich und Belgien sagt man alios (meist Eisenortstein gemeint); der tuf humique Bradfer's1) ist Humus-Ortstein. In Großbritannien ist moorpan gebräuchlich, gelegentlich auch organic grit, in Holland sandoer. Endlich ist zu der Synonymenliste noch zu bemerken, daß bezüglich der Farben-Namen diese durchaus nicht ohne weiteres Auskunft — je nach ihrer helleren oder dunkleren Tönung — über das Quantum an vorhandenem Humus geben, da es sich um farb¬ lose bis stark gefärbte Humusstoffe handeln kann; sogar Fuchs¬ erde, Roterde usw. — sonst besonders Eisenort — kann Humusort sein oder Eisen-Humus-Ort. Roterde wird besonders gern von P. E. Müller (1. c. 1887) gesagt für einen Humus-Ort. Er sagt (1. c. S. 77) seine »Roterde« enthielte nicht mehr Fe als der un¬ mittelbar darunter liegende Untergrund. Die Humusstoffe , meist aber die notwendig entstehenden »Humate« bezw. die ausgefällten anorganischen Stoffe, verkitten die Gesteinsteilchen miteinander; der Humus-Ort ist also ein durch gelöste und sodann wieder ausgefällte Humusstoffe und anorganische Minerale verkitteter Sand (auch Ton) usw.; es gibt auch aus Granit-Grus (im Schwarzwald z. B.) gebildeten Ort. Der Humus¬ ort hat nach dem Gesagten natürlich einen höheren Gehalt an organischer Substanz als sein Hangendes und Liegendes. Tuxen gibt z. B. für 3 Fälle in Prozenten den folgenden Humusgehalt an2): Trockentorf Bleichsand Ort Primärer Untergrund 1. Fall 34,27 1,15 3,45 1,63 2. » 37,34 2,63 3,91 1,32 3. » Angabe fehlt 1,98 2,05 0,31 0 Dieser Autor erweitert den Begriff Tuff (Le tuf humique ou ortstein aux points de vue geologique et forestier. Bull. Soc. Beige Geol. Bruxelles 1903 p. 267 — 295) auf alle Bildungen, die durch Verkittung von lockerem Material entstanden sind. Das ist aber unzweckmäßig, da dann die meisten verfestigten Sedimentär-Gesteine zu den Tuffen gerechnet werden müßten. 2) Tuxen in P. E. Müllkk, N-atürl. Humusformen 1887 S. 113, 115 u. 117. II. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschläge. 45 Haben wir einen mit vermodernden und vertorfenden Pflanzen¬ teilen bedeckten Boden, so werden Humusstofle durch Regen¬ wasser gelöst werden und beim Einsickern, wenn sie auf einen an Mineralstoflen reicheren Boden treffen, von dem Bestandteile ebenfalls leicht in Lösung gehen, ausgeflockt werden durch Bil¬ dung von unlöslichen Additions- Verbindungen mit Kalk, Magnesia, Eisenoxyd und Tonerde. Nach R. Albert (Zeits. f. Forst- u. Jagdwesen 1910) kommen als verkittende Substanzen im Ortstein vornehmlich Tonerde-, Eisen- und Phosphorsäure-Verbindungen in Betracht, aber es sei zu seiner Entstehung das Vorhandensein von löslichen organischen Substanzen — wenn auch in geringen Mengen — erforderlich, um die Wanderung der anorganischen Mineral¬ stoffe zu bewirken. Die Eisenverbindungen usw. können nach dem Genannten auch als Oxyde in kolloidaler Form wandern. Baumann und Gully (1908 S. 5) möchten die Moossäure verantwortlich machen, »da — sagen sie — nach vielen Beobachtungen nicht unter der Heide Ortstein entsteht, sondern erst dann, wenn die Moose sich im Wald anzusiedeln begonnen haben«. Das kann nicht gut sein, da in der Lüneburger Heide auch reichlich Ort entsteht, wo keine oder kaum Moose vorhanden sind. Am wich¬ tigsten scheint mir die schon von van Bemmelen (1910 S. 122 — 123) betonte Tatsache, daß Humuslösungen »im Stadium der sogenann¬ ten Krensäure und Apokrensäure« nicht nur lösliche Komplexe mit Alkalien, sondern auch »mit verschiedenen unlöslichen Basen, CaO, MgO, FeO, FegOß, MnO usw. bilden. Darum kann das braune Moorwasser in der Natur Eisen gelöst enthalten.« Auf den Humus folgt abwärts zunächst die »Bleicherde«, eine ausgelaugte Gesteinsschicht, sodann die noch unausgelaugte Partie — meist durch Ferrioxydhydrat1) gefärbter Sand — und der oberste Teil derselben, eine Grenzzone zwischen beiden bil¬ dend, der Humus-Ort, der oft eine kontinuierliche Schicht dar¬ stellt. So könnte man sich die Bezeichnung Ortstein mit dem 9 C. A. Weber (Aufbau usw. der Moore. Mitt. Ver. Ford. Moorkultur i. D. Reiche 1904) weist daher mit Recht darauf hin, daß damit der O-Mangel dieser Bodenlage mindestens sehr zweifelhaft wird. 46 II. Natürliche Humus-Lösungen uud -Niederschläge. »Ort« erklären, der die Grenze ist, bis zu der man etwa beim Graben noch kommt. Die Ortstein Schicht gebietet durch ihre Festigkeit Halt: hier sind wir »vor Ort«, würde der Bergmann sagen1). Vergl. die Fig. 2 hierneben und Fig. 10 S. 28 der 5. Aufl. meines Buches »Die Entstehung der Steinkohle« (Berlin 1910). Die genannte Bleicherde (russisch Pod sol = Aschenboden), d. k. Bleichsaud oder seltener Bl eich ton, ist der durch etwas »Humussäure« durch Enteisenung bleigrau gefärbte Boden über dem Humus-Ort (daher auch die Synonyme: Bleierde, Blei¬ sand, Grausand, Bleiton); sie ist der ausgelaugte Boden2). Daß sich Bleicherde nur oberhalb des höchsten Grundwasser¬ standes bilden kann, ist selbstverständlich: sonst wäre ja eine Auslaugung unmöglich. Die Ortlage gibt die Grenze an, bis zu 9 Hr. Dr. H. Jansen schreibt mir zur Etymologie Folgendes: Ort stein hat 2 grundverschiedene Ursprünge und Bedeutungen: a) (in der Maurerei) = »Eckstein« und (bei der Pflasterung) = »Bordstein«: »Ort« geht hier zurück auf das alt- und mittelhochdeutsche »Ort« = »Spitze«, »Ecke«, »Winkel«, »Rand« usw. Brrghaus1 »Sprachschatz der Sassen« sagt Oord stein = Eckstein, während er b) für die mineralogisch-petrographische Bedeutung Oortsteen, Oartsteen (Erzstein) angibt. Ortstein min.-geol. ist »Raseneisenstein in der Tiefe«. Dieses »Ort < ist ein interessantes Uberlebsel eines an sich schon interessanten Wortes. Dem neuhochdeutschen »Erz« [mittelhochdeutsch erze (e = deutsches e, dasaus älterem a umgelautet ist), arze, althochdeutsch erizzi, arruz(zi)] entspricht eine uralte altniederdeutsche (alt-sächs.) Form arut: ein noch unerklärtes, den übrigen germanischen Dialekten fremdes Wort, das wahrscheinlich als arötium (literarisch nicht belegt) irgend woher entlehnt ist. Man hat an die im Altertum wegen ihrer Waffenfabriken bekannte etruskische Stadt Arretium gedacht. (N. B. »Erz« ist mit alt- oder mittelhochdeutschem er (= »Erz«] nicht verwandt: dieses er (= dem angelsächs. altsächs. ar, woher englisch ore), gotisch ais (ver¬ wandt mit latein aes) bildete ein Adjekt eren, dem das heutige ehern (mit stummem b) entstammt.]. Zu »Ortstein« im petrographischen Sinne müssen wir also ein altsächsisches (literarisch nicht belegtes) ar(u)tsten erschließen = »Erz¬ stein«, woraus dann später im Niederdeutschen Ortsteen oder Oortsteen, hochdeutsch »Ortstein« entstanden ist. (Vergl. Kluge’s Etymolog. Wörterbuch unter »Erz«.) 2) Die »Bleicherde« der Technik ist eine Erde, die zum Bleichen (Aul¬ hellen, Raffinieren) von vegetabilischen und animalischen Fetten benutzt wird. Diese Erde heißt auch Walk (Fuller-)Erde und ist ein aus Basalt usw. hervor¬ gegangenes oder durch Glühen und Mahlen hergestelltes Pulver wesentlich aus Kieselsäure und Tonerde. II. Natürliche Huirnis- Lösungen und -Niederschläge. 47 welcher die auslaugenden Regen in den Boden dringen. Es ließen sich mit den Lagerstättenkundigen cum grano salis die Schichten über und unter der Ort-Lage nach ihrer Terminologie wie folgt parallelisieren : Trocke uto rf . Bleicherde . . . Oxydationszone Ort . Zementations-(Konzen trations-)Zone Grundwasserstand . Primäres Gestein . Primäre Zonen. Figur 2. Orterde=Profil. a unausgelaugter (durch Ferrihydroxyd stark gefärbter) Sand, b Orterde, c ausgelaugter Sand,' Bleichsand, bedeckt!, von einer links iiber- h ängenden T Heide- T rockentorf- Schicht (d) . (Aufgenommen am 13. VIII. 1907.) 48 II. Natürliche Humus-Lösungen uud -Niederschläge. Bleicherde kann entstehen, ohne daß sie in ihrem Liegenden Ort zu haben braucht; so ist der »Molkenboden« der Forst¬ leute auf den Hochflächen des Sollings der obere, ausgelaugte Buntsandsteintonboden, unter dem sich keine Ort-Bildung vor- findet1), und der in Rußland sehr verbreitete »Po ds ol«- Boden wird nicht immer von Ort unterlagert. Charakteristische Landschaften mit Humus-Sandstein sind u. a. die Lüneburger Heide, La Campine in Belgien, Heidereviere Englands, wo ich z. B. (Skipwith Common, Riccal Station, East Yorkshire) das nachstehende Profil beobachtete: 4. Trockentorf mit Heide -Vegetation. 3. Hu mos gefärbter Bleichsand, 2. Ort-Erde, 1. Eisenschüssiger Sand mit Calluna- Wurz ein, vertikal den Boden durchziehend, wie autochthone Röhricht -Wurzeln. P. E. Müller (1. c. 1887 S. 198) hat die folgenden für das Verständnis der Genesis des Humusorts wichtigen Experimente gemacht. 1. Gelber (eisenschüssiger) Sand wurde durch eine Humusauf¬ lösung beim Filtrieren gänzlich entfärbt. Müller nahm eine weite Glasröhre mit trichterförmiger Spitze und gab während 10 Tagen täglich 1050 ccm sepiabraune Humusflüssigkeit hindurch und als Krontrollversuch gab er durch einen gleichen Trichter destilliertes w asser durch. In beiden Fällen war die auslaufende Flüssigkeit vollkommen klar und hinterließ keinen verbrennbaren Stoff. 2. Dann nahm Müller an Stelle des gelben Sandes Bleich¬ sand; hier lief das braune Wasser mit unveränderter Farbe durch. P. Graebner (Heide 1901 S. 124 — 125) hat Humusort künstlich erzeugt. Er füllte eine Glasröhre mit gewaschenem Sande, den er an einer Stelle durch eine Schicht einer Mischung l) Yergl. hierzu 0. Grupe, Die Brüche des Sollings, ihre geologische Be¬ schaffenheit und Entstehung (Zeitschr. f. Forst- und Jagdwesen). Berlin 1909 8. 5 ff. II. Natürliche Humus-Lösungen und -Niederschlage. 49 ungewaschenen Sandes mit Kochsalz unterbrach. Nun wurde Wasser aus humoser »saurer« Erde durch das Glas hindurch¬ filtriert, aber es zeigte nur die alleroberste Partie des Sandes eine Schwarzfärbung. Nach dem Zerschlagen des Glases verfärbte sich jedoch nach dem Austrocknen die salzige Partie stark braun: es war an dieser Stelle tatsächlich ein Beginn zur Humussandstein- Bildung zu bemerken, die aber erst in die Erscheinung trat, als nach dem Zerschlagen des Glases die Luft ausgiebig Zugang hatte, also oxydierend wirken konnte. Es . waren also farblose Humus¬ verbindungen, die die Humus-Ort- Bildung veranlaßt hatten. Bradfer (1. c.) nahm zu Experimenten eisenhaltigen Sand, darüber grauen Sand und darüber humosen Sand. Wurde der letztere mit Regen- oder Torfwasser begossen, so bildete sich eine braune Schicht zwischen dem eisenhaltigen und dem grauen Sande. Daß die löslichen Humusstoffe die Auslaugung beschleunigen helfen — natürlich nur dort, wo überhaupt die Bedingungen dafür vorhanden sind, d. h. Böden, deren eingedrungenes Regenwasser leicht abfließt — , kann man zuweilen bequem beobachten. Hr. Forst¬ meister Düesberg machte mich Anfang 1904 bei einer Begehung in seinem Revier (Gr. Mützeiburg in Pommern) darauf aufmerksam, daß die von Trockentorf freien Südhänge von Dünenzügen entweder gar keine oder nur eine schwache Bleichsandbildung aufweisen, die nie scharf abgesetzt sind, sondern allmählich in den noch nicht ausgelaugten Untergrund übergehen. Wegen Besonnung der Süd¬ hänge verwest der Humus und Humussäuren wirken nur unter¬ geordnet; die Nordhänge hingegen zeigten auffallende Ort-Profile mit reichlichen Bleichsand-Lagen. Auch sonst sind je nach den lokalen Bedingungen Bleicherde- und Ort-Bildungen dicht neben Bodenstrecken zu beobachten, die keine solche Bildungen besitzen, obwohl sonst ein Bodenunter¬ schied nicht vorhanden ist. Darauf wird noch in dem Kapitel über die Mullerden hingewiesen werden. Diesbezüglich sei noch als gleichwertiges Beispiel hinzugefügt, daß ich im bergigen nörd¬ lichen Sauerland (bei Herdringen) an einem frisch aufgeschnittenen Nene Folge. Heft 55. II. 4 50 II. Natürliche Humus-Losungen und -Niederschläge. Wege (am NordosthaDg des Effenberges), der den Boden (ver¬ witterte Culmgrauwacke) in einer großen Erstreckung als Profil aufschloß, und der durch ein mit Picea excelsa und Calluna , so¬ dann mit Buchenwald bestandenes Gelände führte, im ersten Falle Trockentorf und darunter Bleicherde und Ort, im zweiten Falle, genau mit dem neu einsetzenden Bestand beginnend, jedoch Moder- und Mullerdeboden vorfand, d. h. also dort, wo wühlende Tiere, namentlich Regenwürmer, für eine ständige Bodenmischuus: sorgten. Yergl. hierzu auch die Figur Müller’s hinten S. 78 und das dort Gesagte. Oft kann man das folgende Profil beobachten: Trockentorf, Humoser Bleichsand, Sehr heller Bleich sand, Ortstein oder Orterde, Unausgelaugte r Sand. Hier ist der humose Bleichsand offenbar ein Ausdruck für schwächere Wasserwirkung, die die löslichen Hunmsstoffe nur bis in den unmittelbaren Untergrund des Trockentorfs führt; außer¬ dem handelt es sich in den humosen Bestandteilen des humosen Sandes um eingeschwemmte feinste Partikel aus dem Trocken¬ torf. Übrigens ist bei dieser Gelegenheit darauf hinzuweisen, daß gewöhnlich die unmittelbar unter Moor-Torf von Hochmooren, die direkt dem anorgan. -mineral. Boden aufliegen, lagernde Bleicherde (das Soolband) torfiger ist als die dann darunter folgende. Es scheidet sich also in den Profilen die Bleicherde oft merkbar in zwei Horizonte: eine stärker torfige (bezw. humose) obere und eine weniger torfige untere Bleicherde. Wenn Frost hinzu kann, bildet sich kein Humus-Ort st ein, da er durch Frostwirkung zu einem Pulver zerfällt ebenso wie an der Luft; Ortstein entsteht also nur in genügender Tiefe, die dem Einfluß des Frostes entzogen ist. III. Humus-Erden. 51 III. Humus-Erden. Humuserden sind anorganische mineralische Erden mit Hu- muso'ehalt oder Humus mit bemerkenswerteren anorganischen mineralischen Beimengungen. Im ersten Falle spricht man von (schwach, stark) humoseu Sauden, Tonen u. dergl., wobei es dahin gestellt bleibt, wie die Mischung zustande gekommen ist. Der Zusatz des Wortes »-Erde« zu einem anderen Wort deutet hier also stets auf ein Mischprodukt von anorganisch-mine¬ ralischem Boden mit Humus, auf das reichlichere Vorhandensein des erstgenannten Bestandteils. Da Humus mit 30 v. H., ja so¬ gar mit noch etwas mehr Asche (primäre -j- sekundäre) noch als Brennmaterial verwertbar ist, würde man für die Praxis etwa die Grenze zwischen Humus (Moder und Torf) einerseits und Humus¬ erden andererseits etwa bei 35 oder 40 v. H. legen können; wenn weniger Asche vorhanden ist, würde man hiernach noch von Humus, wenn mehr vorhanden ist, von Humuserde reden. x4ber — wie gesagt — das könnte man nur von einem beschränkteren praktischen Standpunkt aus so machen. Die Wissenschaft, die möglichst alles zu berücksichtigen hat, kann sich an eine solche, einem einseitigen Bedürfnis angepaßte Einteilung natürlich nur halten, wo es nicht auf Genaueres ankommt, Damm erde ist diejenige mineralische Bodenerde, die im Einflußbereich des Oberflächenhumus liegt (vergl. hierzu Vater 1904 S. 47, 63, 65, 66). Die meisten Humuserden sind danach Dammerde; der durch Sandwehen entstandene Halbtorf aber wäre danach keine Dammerde. Man versteht in Gärtnerkreisen seit langem ganz allgemein unter »Erde« eine humose Bodenart, der aber ein gewisser Prozentsatz mineralischen Bodens (bes. Sand) beigemischt ist. Diese Ausdrucksweise ist auch sehr weit in die gärtnerische Literatur übergegangeu. Erzeugt werden diese »Erden« entweder durch Aufschichten der betreffenden Humusmasse mit Sand usw. oder durch Abstechen, so daß ein Teil des darunterliegenden Mi¬ neralbodens mit entfernt wird. Nach der Herkunft unterscheidet 4* 52 ill. Humus-Erden. man u. a. Heideerde, Nadel - (von Kiefern, Ficliten) erde, Torf¬ erde (Flachmoor, Hochmoor), Laub- (Eichen-, Buchen- usvv. laub-)erde, Baumerde (faulendes Holz), Wiesen erde (Wiesen¬ plaggen) oder Basen erde (gemähter Rasen mit Sand oder Rasen¬ soden), Komposterde (Graebner in Potonie 1. Aufl. S. 79). Die Humuserden sind zu scheiden in solche mit vorherr¬ schender Vermoderung (milde Humuserden) und solche mit vorherrschender Vertorfun g (» saure Humuserden«); erstere sind die Mull- und Modererden, zu letzteren gehören die Moor- und die Bleicherde. 1. Mull- und Modererden. Mullerden. Mullerden sind solche Erden, bei denen das organische Ma¬ terial größtenteils verwest ist ; es bleibt im organischen Mineral¬ boden nur verhältnismäßig wenig und zwar gleichmäßig zersetzter Humus zurück, der den Boden so vollständig homogen durch¬ dringt, daß der Humus dem Boden eine einheitliche dunkel¬ gelbe, hellbraune bis schwarze Färbung verleiht. Die Mächtigkeit von Mullerden kann weit über 1/ 2 m erreichen. Die Humussub¬ stanz der Mullerden heißt Mull (däu. Muld, schwed. Mylla); sie trägt den Charakter chemischer Ausfällungen. Die Mischung von Mull mit Mineralboden ist also Mullerde. Man wird dem¬ nach unterscheiden stärker oder schwächer mullhaltige Mullerde. Reine Mullböden (aus Mull allein bestehende Böden) sind nicht bekaunt. Es ist sehr darauf zu achten, daß für einen aus Mull¬ erde bestehenden Boden nicht Mullboden, sondern Mu Herde bo- den zu sagen ist. Von Modererde ist Mullerde leicht dadurch zu unterscheiden, daß der letzteren bei Separations-Versuchen (Schütteln mit Wasser im Reagensglase) der Humus verbleibt, während er (wenigstens im wesentlichen) bei den Modererden nach oben kommt, da hier vorwiegend noch figurierte Pflanzenbestandteile vorhanden sind, die sich bei ihrem geringen spez. Gew. trennen. Die Durchdringung von anorganisch-miueralischen Bestand- OO O teilen mit Humus kommt im. wesentlichen durch direkte Ver- III. Humus-Erden. 53 mischung beider Materialien zuwege. In der freien Natur sind es Tiere, die das durch ihre Wühltätigkeit besorgen — vergl. z. B. Fig. 3 u. 4 — , oder auch gelegentlich der Wind, in der Kultur ist es in erster Linie der Pflug des Menschen. P. E. Müller (1. c. 1887 S. 59) spricht) noch von mechanischer Versetzung durch Figur 3. Von Regenwürmern in den Boden gezogene Pflanzenteile. Oben eia Buclienblatt und ein Zweig, der daneben für sich dargesteilt worden ist, um an seiner Länge zu zeigen, wie weit er bereits in den Boden gedrungen war; unten ein Eiebenblatt, umgeben von Regenwurm-Exkrementen, ebenso wie in der oberen Abbildung. — Skizziert nach Vorkommnissen auf einem glatt ge¬ tretenen Wege des Restaurants im Elisenhain bei Eldena (Aug. 1907). Wasser und chemischer Umbildung in Verbindung mit dem Auf¬ lösungsvermögen des Wassers. Aber wesentlich ist ihm der Mull der Mullerde doch »koprogener Humus« (1. c. S. 232), da er hauptsächlich aus tierischen Exkrementen bestehe, im Gegensatz 54 III. Humus-Erden. zum »vegetabilischen Humus«, dem Torf. Das kann aber generell nicht richtig sein, z. B. nicht bei den Schwarzerdeböden, während in anderen Fällen diejenigen Tiere, wie Regenwürmer, die den Boden mit ihrem organischen Inhalt zu sich nehmen, in der Tat in ihrem zahlreichen Vorhandensein durchaus hinreichen, den ge¬ samten Humus als koprogen anzuerkennen. Die Regenwürmer verschlucken zu ihrer Ernährung große O O O Mengen Erde, so daß sie relativ sehr beträchtliche Mengen Ex¬ kremente erzeugen. Ch. Darwin1) hat berechnet, daß in 10 Jah¬ ren eine 2 — 4 cm dicke Schicht Erde durch den Darmkanal der Würmer wandern kann. Sie ziehen auch Pflanzenteile in den Boden hinein: Fig. 3. Müller (1. c. S. 18) berechnete in einem Falle 2/g bis 1 Mil¬ lion lotrecht hinabgehender Regenwurmröhren auf einen Hektar; jedoch meint er (1. c. S. 21), daß gewiß auf dieser Fläche viele Millionen Individuen anzunehmen sind. Außer mehreren Regen1- wurm- und verwandten Arten kommen in Betracht (1. c. S. 21) ihre Begleiter, die Maulwürfe, Insekten und ihre Larven (Mai¬ käferarten, Elater -, Dipteren-Larven, Ameisen usw.), sowohl pflan¬ zenfressende Insekten als auch ihnen nachstrebende Tiere, Tausend¬ füßler, Landisopoden. Auch Moneren kommen in Mullerde vor usw. Wo diese oder jene Tiergruppe besonders beteiligt ist, unterscheidet man wohl auch, je nachdem verschiedene Tier-Ab¬ teilungen für eine Zerkrümelung des Bodens vorwiegend gesorgt O O o o o haben: Regenwurmmull- und Insekten mull-, Ameisen¬ mull-Erde u. dergl. Wo ein Durchwühlen eines Bodens mit Pflanzenresten statt¬ findet, gleichgültig ob ein künstliches oder natürliches, da ent¬ steht unter den Bedingungen, wie sie u. a. das gemäßigte Klima bietet, M u 1 1 e r d e b o d e n. Ein regelmäßig durchgegrabener Garten¬ boden oder ein alljährlich vom Pflug des Landwirts umgeworfenes und dadurch nach und nach mit den sich zersetzenden Pflanzen¬ resten vermischtes und stets immer wieder gelockertes Ackerland ]) Darwin, 1837 und »Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der W armer«. III. Humus-Erden. 55 gewinnt daher den Charakter eines Mullerdebodens. Hier nimmt der Mensch die Lockerung und Vermischung des Bodens mit Pflanzenresten vor, wie in der freien Natur die Tiere. Wir werden danach natürliche und künstliche Mull¬ erde unterscheiden. Figur 4, Mullerdeboden. Zwischen den Tischen, Bänken und Stühlen festgetreten, unter diesen jedoch durch Regenwürmer und Maulwürfe stark aufgewühlt. Restaurationsgarten des Elisenhains bei Eldena bei Greifswald (Aug. 1907). Es gehören zu den Mullerdeböden: a) Die Ackerböden in ihrem regelmäßig bearbeiteten humushaltigen oberen Teil, sofern hier Humus zurück¬ bleibt. b) Die Waldböden (Parkböden) mit bis ca. 5 v. H. (selten mehr) Mull und gewöhnlich zwischen 30 — 100 cm Mach- 56 III. Humus-Erden. tigkeit. (Diese sind nach seiner eigenen mündlichen Mit¬ teilung die ursprünglichen Mu 11b öden P. E. Müller's (1887 S. 8 und 66); in diesem Sinne ist also der Termi¬ nus mit seinem vollen Einverständnis auszumerzen). Hierher gehören die besten Waldböden aus Mulle hm, Mulls and usw. Figur 5. Lößwand. Profil in der Braunkohlengrube Franz bei Gerlebogk i. Anhalt. Sa = Saud, darüber 30 cm Lehm (L), S = 40 cm Schwarzerde, C = 25 cm Cultur- schicht: durch den Pflug umbrochener Teil der Schwarzerde: Ackerboden (Mai 1908). Als typische Flora unserer Buchenmullerde nennt P. E. Müller (1. c. 1887 S. 9) die Waldmeistergemeinschaft, nämlich keine Moose oder nur vereinzelt wenig u. a. Polytrichum formosum, dann Melica uniflora , Asperula odorata , Mercurialis perennis, Milium effusum , Stellaria nemorum , Chvaiis acetosellct , Anemone nemorosa. Im Hasbruch bei Bremen mit Mullerdeboden wächst III. Humus-Erden. 57 Quercus pedunculata , Carpinus betulus , Rhamnus Frangula , Sorbus aucuparia , Lonicera periclymenum , Ilex aquifolium , Hedera helix usw. c) Die Schwarzerdeböden. Fig. 5 u. 6. — Die Schwarz¬ erde (russisch T s ch e r n a s j o m , Tschernozom, T s c h e r n o s j 6 m , Figur 6. Löß=Bruchland über einem abgebauten Braunkohlenlager bei Gerlebogk i. Anhalt. Der Schwarzerde- Anteil (Löß) über dem nicht humos gefärbten (Lehm und Sand) Anteil (der senkrechten Wände der Horste) hebt sich auffällig ab (Mai 1908). polnisch Czarnoziem; in Böhmen öernana; bei A. Jentzsch1) findet sich das Synonym »Höhenhumus«) bildet sich meist iu fruchtbaren, unausgelaugten, kalkhaltigen Löß- als auch anderen 3) Jentzsch, Uber die geol. Grundlagen des Bodens von Ost- und West¬ preußen (Jahrb, d. Deutsch. Landwirtschafts-Ges. 1892 S. 229). 58 III. Humus-Erden. Böden, die bei feuchtem Wetter eine üppige Vegetation tragen kön¬ nen. Die Humussubstanz in der Schwarzerde ist bedingt durch die Trockenheit in der wärmeren Jahreszeit, wodurch die Verwesung: verhindert oder vermindert ist. Schwarzerde bildet sich also — wie Ramann (1905 S. 400) sagt — in »Gebieten mit nicht ex¬ trem aridem Klima, wie es die Steppen Südeuropas kennzeichnet«. Er fügt hinzu, daß die humosen Stoffe »organisierte Struktur nicht mehr erkennen lassen und den Charakter chemischer Ausfüllungen O tragen«. — Schwarzerde ist bekannt besonders von der Mand¬ schurei und Sibirien durch das südliche und zentrale europäische Rußland bis Polen, aus der Prärie Nordamerikas, den Pampas Südamerikas, vom Atlas- Vorlande Marokkos usw.1), auch bei uns kommt Schwarzerde vor namentlich im Magdeburgischen und in Cujavien, und zwar herrscht die Meinung, daß die deutschen Vor¬ kommnisse als Relictböden aufzufassen seien. Es sei aber darauf hingewiesen, daß sich die Schwarzerde der Magdeburger Börde im Regenschatten des Harzes vorfindet und diejenige des Ostens (Cujaviens usw.) in auch heute noch gleich trocknen Gebieten mit einer jährlichen Niederschlagshöhe von nur 40 — 50 cm2), also ge¬ nau wie in dem typischen Kontinental-Klima des südlichen euro¬ päischen Rußlands mit rund 900 000 qkm Schwarzerde-Gebiet, und von diesen 40 — 50 cm entfallen mindestens 30 cm auf die Vegetations-Periode. Uber die russische Schwarzerde äußert sich Sibirtchew (im Auszuge) folgendermaßen3): x) Der Regar Indiens (Englisch regur, worin das u wie kurzes ä ge¬ sprochen wird, daneben ganz falsch regoor. Herr Dr. H. Jansen teilt mir mit: »Regur« ist dem Hindi entnommen, wo es »regar«, »regar« oder mundartlich auch »legar« heißl), im Englischen auch black soil, cotton soil genannt, soll Schwarzerde sein. Eine Probe, die ich Herrn Prof. J. Walther verdanke, enthält aber keinen Humus. Während echte Schwarzerde in LLC03- Lösung eine stark dunkelbraune Flüssigkeit gibt, färbte sich die Lösung mit dem Regar gar nicht. Aufgeschlämmt ergab sich das Material als ein feiner (kalkiger) Ton¬ absatz, aussehend wie ein Uberschwemmungsschlick. 2) Vergl. die G. HELLMANjfsche Regenkarte von Deutschland. Berlin 1906. 3) Uber die am besten untersuchte russische Schwarzerde war für mich schlecht Nachricht zu erhalten, da ich der russischen Sprache nicht mächtig bin. Herr A. NabokiCh war daher so freundlich, mir aus der Bodenkunde von Sibirtschew (1901) den diesbezüglichen Abschnitt zu übersetzen, nach dem ich Obiges bringe. III. Humus-Erden. 59 Sie enthält (4) 6 — 10 (16) v. H. Humus. Der verbreitetste Boden für Schwarzerde-Bildung ist äolisches Material, wie z. B. Löß als Wüstenstaub oder lößartiger Lehm als Staub der Eiszeit. Solche Bildungen sind von vornherein sehr fruchtbar, da sie nicht von Wasser ausgelaugt abgesetzt werden und daher einer reichen Vegetation sehr Vorschub leisten. Natur¬ gemäß besteht ein Staub aus sehr feinkörnigem Material, das für die Hintanhaltung der Verwesung der absterbenden Pflanzen günstig ist, da der Luft-Sauerstoff wegen der dichten Lagerung schwer Zugang hat. Das Vorhandensein reichlichen Kalkes be- o o giinstigt die Zurückhaltung der sonst löslichen Humusstoffe, die sich mit dem Kalk zu in Wasser unlöslichen »Kalkhumaten« ver¬ binden. Danach kann man sagen: die typischste (humushaltigste) Schwarzerde (Mittel- V olga- Gebiet) wird gewöhnlich auf Löß und kalkigen Ablagerungen entstehen, während auf sandigen Böden, obwohl auf diesen die Schwarzerde mächtiger sein kann, sie doch ärmer an Humusgehalt ist (Süd-Dniepr-Gebiet). Tonböden, in denen Schwarzerde entsteht, zeigen nur gering-mächtige Schichten davon. Günstige Terrains für Schwarzerde sind die abflußlosen Steppengebiete. Was die klimatischen Bedingungen anbetrifft, so meint S., daß Schwarzerde nur in mittleren Temperaturen (12 — 14° C während der Vegetationsperiode) entstehen könne, danach spricht er von Bodenzonen. Die atmosphärischen Niederschläge variieren in Schwarz¬ erdegebieten zwischen 40 — 60 cm Höhe, in wärmeren Gebieten mehr, in kälteren weniger. Es herrscht in denselben immer Wassernot wegen der warmen Sommer, der trocknen Winde, der vorgeschrittenen Erosion, die die Wasser wegführt; außerdem kommt die große Wasserkapazität hinzu, d. h. die starke Auf¬ nahmefähigkeit des Bodens für Wasser, das stark zurück gehalten wird, ohne für die Pflanzen nutzbar gemacht werden zu können. Das alles sind Ursachen für die Verlangsamung der Verwesung. Wesentlich ist, daß so viel Wasser vorhanden ist, um eine reiche Vegetation im Frühjahr zu befördern, hingegen zu wenig, um auch im Sommer und Herbst vollständige Verwesung zu ermög¬ lichen. Daher wird Humus angesammelt. Natürlich gibt es alle 60 III. Humus-Erden. Übergänge zwischen typischer Schwarzerde und reinem Lößboden, sowie auf der anderen Seite reinem Torfboden, je nach den Feuchtigkeits Verhältnissen. Hinsichtlich der Schwarzerde-Flora ist zu bemerken, daß es sich um eine besondere Pflanzen-Gemein- schaf't handelt, die ausgezeichnet ist durch viele Vertreter von Stauden. Man muß in den russischen Steppengebieten 3 Peri¬ oden im Jahre unterscheiden, um die Schwarzerde-Bildung zu verstehen. Nämlich 1. eine Periode im Frühjahr, die so viel Wasser bringt, daß eine Vermoderung der Pflanzenreste möglich wäre, 2. eine darauffolgende Periode, die günstige Wachstums- Verhältnisse bietet und dann auch äußerst schnell eine üppige Vegetation erstehen läßt. In dieser Zeit findet freilich eine Zer- Setzung der Streudecke und des Humus statt, aber die reiche Vegetation o-leicht die Zersetzung mehr als aus. Darauf tritt 3. eine Trockenperiode (und eventl. auch im Winter starke Kälte ein), die die Zersetzung wieder sistiert. Danach ist die Anreicherung an Humus wohl zu verstehen. Der Humus der Schwarzerde enthält nach dem Autor keinen oder kaum lösungsfähigen Humus, nach meinen Erfahrungen jedoch meist sehr viel. Unter dem Mikroskop sind die schon von Chr. G. Ehrenberg gesehenen Kiesel-Skelettstückchen von Gramineen auffallend. Neuerdings sagt Hamann (Mnscr. 1906): »Es ist nicht aus¬ geschlossen, daß Böden Vorkommen, welche den Steppen-Schwarz- erden in der .Zusammensetzung nahe stehen, aber anderer Ent¬ stehung sind, z. B. die Schwarzerden geringer Verbreitung in Ostpreußen usw. Sollte sich dies a’s richtig erweisen, so würde entweder eine neue Bezeichnung einzuführen oder Steppen- Schwarzerde usw. zu unterscheiden sein.« Wenngleich ich selbst vor der Hand keinen Grund sehe, Schwarzerde, die sich bei uns findet, von derjenigen der Steppen zu trennen, sei doch die Gelegenheit benutzt, darauf hinzuweisen, daß es vielleicht Arten von Löß gibt, deren Merkmale noch festzustellen wären. Es ist nämlich noch nicht darauf geachtet worden, daß auch 'Sa- III. Humus-Erden. 61 propelite mit vielen anorganischen Zutaten nach der Trocknung die lockere Beschaffenheit von Stanbabsätzen erkennen lassen, aus Gründen, die ich in dem I. Bande p. 206 dieses Werkes ausein¬ andergesetzt habe. Auch habe ich in einer Probe sonst typischer kalkreicher Schwarzerde (wenigstens unter dem Mikroskop von Steppen-Schwarzerde Südrußlands nicht unterscheidbar) von Kalbe an der Saale Spongillen-Nadeln-Stücke gefunden; wie sie in die Schwarzerde gekommen sind, bedarf näherer Untersuchung. Viel- leicht gibt es also äolischen Löß und Sapropelit-Löß. »Tcher- nozom des marais« ist aber weiter nichts als umgepflügter schwar¬ zer Boden am Rande von Mooren. (Vergl. Sibirtchew S. 122.) Besonders aufgeführt wird von Ramann (1. c.) die Humus¬ form von Sodaböden. Er sagt: »Humusform der Böden, welche kohlensaures Natrium enthalten. Die humosen Stoffe werden ge- löst und scheiden sich beim zeitweisen Austrocknen zwischen den Mineralteilen in wechselnden Mengen ab«. Ich selbst habe versucht, mir in dem canadischen Steppen¬ gebiet, in der Prärie, über die Genesis der Schwarzerde ein Urteil zu bilden. Das den ganz überwiegenden Teil Canadas wegen seiner Kompaktheit beherrschende kontinentale Klima bringt es mit sich, daß, je mehr wir in das Innere des Landes Vordringen, je weiter wir von den größeren Wasserflächen abrücken, der Regenfall immer geringer und demzufolge der Boden allmählich um so trockner wird. Hand in Hand damit wird der Wald immer spär¬ licher und in seiner Ausbildung kläglicher. Allmählich löst er sich auf in einzelne geschützter liegende, bewaldete oder auch nur mit Strauchwerk besetzte Oasen, bis wir in die gänzlich größerer Gehölze entbehrender, reine Prärie gelangen. Wie die Wasser¬ fläche inmitten eines Ozeans, so erstreckt sich hier die Steppe schier endlos und ohne anders begrenzten Horizont um den Be- schauer. Die Prärie läßt sich — sie steigt allmählich nach Westen an — in einen höher gelegenen, mehr hügeligen, trocknen uüd windigen westlichen, und einen wesentlich ebenen, etw^as feuch- 62 IIT. Humus-Erden. teren und weniger windigen, östlichen Teil sondern. Der Boden besteht aus Geschiebemergel, der namentlich im Osten, insbeson¬ dere in seinen Senken, von einem geschiebefreien, staubfeinen und gewöhnlich lockeren, kalkig-tonigen Feinsand, d. h. mit Löß be¬ deckt ist. Wie häufig in anderen Steppengebieten, z. B. im euro¬ päischen Süd-Rußland, so ist auch die oberste Bodenschicht der Prärie allermeist »Schwarzerde«, d. h. der Boden ist wie ein guter humoser Ackerboden braun bis schwarz gefärbt durch beigemengte, sehr feine Humusteile. Schwarzerde entsteht überall da, wo eine hinreichend dichte Vegetation vorhanden ist — abhängig von einer genügenden Feuchtigkeit, wenigstens zu einer für das Gedeihen der Pflanzen günstigen Jahreszeit — und wto andererseits genügende Trocken- Ö o o ö heit herrscht, um die vollständige Zersetzung des abgestorbenen organischen Materials zu verhindern. Das ist im Präriegebiet Canadas der Fall sowohl auf den alluvialen Absätzen der fließen¬ den Gewässer, als auch auf dem Grundmoränengelände, ebenso wie auf demjenigen mit Löß, auf denen fast überall — nicht allein auf dem Löß! — Schwarzerde vorhanden ist. Freilich ist damit die außerordentlich innige Mischung des Humus mit der anor- ganisch-mineralischen Erde noch nicht erklärt, denn unter den angegebenen Bedingungen müßte sich nach unseren sonstigen Er- fahrungen eine besondere, reine Humuslage an der Oberfläche, als Hangendes des anorganisch-mineralischen Bodens bilden: es müßte eine Bedeckung des Bodens mit »Trockentorf« (mit sog. Rohhumus) stattfinden. Die Mischung der beiden Boden¬ arten kommt durch das Tierleben der Steppe zuwege. Hier sind die Tiere vor Verfolgung und auch sonst nicht so ge¬ schützt wie im Walde. Die Steppe birgt daher auch unter den größeren, den Säugetieren, besonders viele grabende Arten. Sie durchwühlen ständig den Boden und verhindern, daß sich eine reine Humusdecke der sich zersetzenden Vegetation, daß sich ein Trockentorf bilden kann. Wo deshalb die wühlenden und grabenden Tiere wegen un- O ö geeigneter Bodenverhältnisse fehlen, wie solche auf denjenigen al- III. Humus-Erden. 63 luvialen Böden (river deposits) vorhanden sind, die ausschließlich aus gröberen Geschieben oder gröberem Kies bestehen, da haben wir denn auch in der Tat, wo die U bersch wemmungswasser die nötige Ruhe belassen, Trockentorfbildungen. Das habe ich sehr schön in der Region der Foot- Hills bei Morley sehen können, wo sich Schwarzerde im lockeren, für die Tiere leicht zugänglichen Boden befindet, daneben Trockentorf hingegen, d. h. nicht mit dem Untergründe gemischter Humus, dort, wo wegen ausschließlich steinigen Unter¬ grundes die grabende Tätigkeit unmöglich gemacht ist. o o o o o Trotz der Hindernisse, die bei uns durch die weitgehende Kultur des Bodens gegeben sind, die eine Erkennung des ge- O O 7 O O schilderten Vorganges erschweren, erhält man doch einen Wink durch die Tatsache, daß noch oft genug Wühlmäuse in unseren Schwarzerde-Lößböden zur Plage werden, wie auch die Landwirt¬ schaft auf dem Löß des Magdeburgischen von den früheren Hamsterplagen viel gelitten hat. Es sei hier auch eingeschaltet, daß sich in den Steppen Ru߬ lands »Kratowi n en« finden, d. h. mit Schwarzerde erfüllte kleine Stellen im hellen Löß des Untergrundes, entstanden durch nach¬ träglich ausgefüllte Tierhöhlen. o Ö Kurz und bündig: es findet in den erdigen Böden der Prärie eine ständige Durchwühlung der abgestorbenen Teile der Vegetation mit dem anorganisch-mineralischen Boden statt, und wir erhalten so an solchen Stellen, die die vollständige Zersetzung (die Verwesung) zurückhalten, die für viele Steppen so charakte¬ ristische Schwarzerde: Jetzt setzt dort, wo Ackerbau herrscht, der Pflug die Tätigkeit der vertriebenen Tiere fort; wo der Pflug in Canada noch fehlt, da sieht man überall durch grabende Säuge¬ tiere ausgeworfene schwarze Erde; auch Insekten, wie Ameisen, helfen den Boden durchwühlen — und dem Winde preisgeben. So wird auch Schwarzerde durch den Wind verfrachtet, meist dahin, wo sie auch reichlich in situ entsteht. Profile wie das folgende, das ich u. a. durch die Canadian Pacific Railway angeschnitten östlich von Colley östlich Maple Creek sah, wo sich 64 III. Humus-Erden. wechsellagernd mit humusfreiem Löß mehrere Horizonte von o Schwarzerde fanden, lassen sich daher bis auf Weiteres in ver¬ schiedener Weise erklären. Entweder hat zuerst eine Windabla¬ gerung von bloßem Löß, sodann von Schwarzerde, dann wieder von humusfreiem Löß und endlich darüber nochmals von Schwarz¬ erde stattgefunden (in den beiden oberen Schichten waren auch Kalkkonkretionen vorhanden), oder aber das angegebene Profil ist ein Ausdruck für eine einmal schnellere, dann wieder langsamere Ablagerung. In diesem Falle könnte die ganze Zeit hindurch bloßer, reiner Löß herzugebracht worden sein, aber in den Zeiten schnellerer Ablagerung fehlte es an Zeit zur Bildung einer hin¬ reichenden Menge von Humus an Ort und Stelle. Ein solches Profil würde dann auf periodisch etwas wechselnde klimatische Verhältnisse hinweisen. Dann kann aber die Wechsellagerung von Schwarzerde unter¬ brochen von Löß, dem Humus fehlt, auch in anderer Weise zu¬ stande kommen. E. Ramann1) gibt diesbezüglich und sonst über die Genesis der Schwarzerde wesentlich nach Wysotzki das Fol¬ gende an: Spalten und Adern in Schwarzerdeböden zeigen eine Anreicherung von humosen Stoffen. Diese tragen stets den Cha- rakter chemischer Ausfällungen. Die obere Bodenschicht, die jährlich von Niederschlägen durchfeuchtet wird, nennt Wysotzki die »Lebende« im Gegensatz zur »Toten«, in die Niederschläge nicht mehr eindringen, die auch von Grundwasser unbeeinflußt bleibt. Da das eindringende Regenwasser auch wieder nach oben hinaus verdunstet, sei es direkt oder sei es durch Vermittlung der Vegetation, so wird der Boden im allgemeinen nicht ausge- laugt. Nur im oberen, vom einsickernden Wasser beeinflußten Teil findet eine Bewegung lösungsfähiger Mineralsubstanzen statt, jedoch gelangen die gelösten Teile natürlich nur bis an die obere Grenze der toten Bodenschicht und diese können vom Wasser auch wieder nach aufwärts mitgenommen werden. Bei diesen CT Vorgängen können Konkretionen besonders von Kalkcarbonat ab¬ geschieden werden. Es ist nun bemerkenswert, daß die lebende J) Ramann, Bodenkunde. 3. Aufl. Berlin 1911 S. 539 — 542. III. Humus-Erden. 65 Bodenschicht sich im Profil scheidet in eine obere, stark lnimus- lialtigc Zone, darauf folgt eine Schicht mit geringem ITumusgehalt, welche unterlagert wird von einem wieder humoseren Horizont, bis wohin eben die gelösten Humusstoffe gelangen und zum Nie¬ derschlag gebracht werden. Wo der Wind Staub herzuführt, der die absterbenden Pflan¬ zenteile stetig bedeckt, wird die Entstehung von Schwarzerde natürlich wesentlich unterstützt. Von Wohltm^nn wird der Regur Indiens (S. 173 — 176) als eine äolische Bildung angesehen. »Uber die Staubstürme in Indien« teilt W. J. van Bebber das Folgende mit1): »Der Sandsturm«, sagt Merk, »ist an und für sich sehr unangenehm, und die Luft ist so mit Sand gefüllt, daß eine ägyptische Finster¬ nis seine unmittelbare Folge ist, zu welcher Stunde des Tages er aufaugen mag. Der Tisch ist vielleicht gedeckt, und der Koch ist im Begriff, das Mittagessen zu bringen, in wenigen Minuten aber ist es finster, daß man die Hand vor dem Gesichte nicht sieht, und alles muß eingestellt werden, bis der Sturm ausgetobt hat. Am übelsten daran sind diejenigen, welche sich gerade im Freien befinden, sie müssen bleiben, wo sie sind, und müssen sich vor dem Sande schützen, so gut sie eben können. Ein solcher Sturm dehnt sich über große Strecken aus, und von der Finster¬ nis, die er verursacht, kann man sich eine Vorstellung machen, wenn ich sage, daß wir in den Bergen mittags die Lampe an¬ zünden müssen, wenn ein Sandsturm in einer Entfernung von 20 — 30 Stunden sein Unwesen treibt und, ohne selbst zu uns Vordringen zu können, dichte Staubwolken heraufjagt. Auf der Ebene selbst dringt der feine Staub, den der Sturm in großen Quantitäten mit sich führt, überall ein, nicht nur in gut geschlos¬ sene Zimmer, sondern auch in Koffer und Schränke. Nach einem solchen Sandsturm muß das Haus von oben bis unten gefegt werden, und noch mehr beeilt man sich, durch ein Bad sich von dem lästigen Staube zu reinigen. Hier und da ist der Sandsturm o O b van Bf.bber, Das Klima Indiens. (Zeitschrift »Humboldt« vom Septem¬ ber 1838 S. 292.) Neue Folge. Heft 55. II. 5 II T. Humus-Erden. von Regen begleitet, er ist dann um so geschätzter, aber auch ohne Reffen ist er willkommen, denn er kühlt die Luft auf einiffe Tage, vielleicht eine Woche ab, und in Indien, besonders im Pandschab, ist alles willkommen, was die glühend heiße Luft ab¬ kühlt und dem Europäer eine erträgliche Existenz gewährt.« Ich selbst habe zwar bei meiner kurzen Bereisung Canadas im Spätsommer und Herbst 1908 in der Prärie keine wesentlichen Staubtransporte durch den Wind erlebt, aber namentlich im west¬ lichen Teil der Prärie konnte ich auffallend viele große Haufen von pflanzlichen »Steppenläufern« (Wiudsböcken) beobachten, die im Herbst ihre Zweige nach einwärts krümmen und so die Gc- samtptlanzen mehr oder minder kugelförmig und daher rollbar machen und dadurch eine Anpassung von Steppenpflanzen au einen Transport durch den Wind sind. Ihr Vorhandensein in großen Massen, namentlich zu Haufen an geschützteren Stellen zusammen¬ getrieben, weist auf regelmäßige Stürme ihres Wohnortes hin. Modere r den. Modererde ist mit Mineralsubstanz gemischter Moder; sic unterscheidet sich demnach von der Mullerde dadurch, daß der Moder noch zum wesentlichen Teil figuriert erhalten ist. Man spricht bequem von Sandmoder (mit viel Moder), Modersand (mit weniger Moder) und dergl. Hierher gehören viele mittelgute Waldböden. Ramann (Mnscr. 1906) erinnert daran, daß, wenn der Gehalt an Moder im Gemisch mit Sand etwa 15 v. H. übersteigt, der Boden den Charakter eines aus Humusstoffen zusammenffe- setzten Bodens gewinnt. 2. Moor- und Bleicherden. Das Wichtigste bei der Entstehung der Moor- und Bleicherde- Böden ist die geringere und mehr gelegentliche Wasserbewegung. a) Die Moorerden. — »Moorerde ist ein Gemisch von ver- torften und vermoderten Pflanzenresten mit mineralischen Bestand¬ teilen. Sie bildet sich im Niveau nährstoffreichen Grundwassers, infolgedessen ihr Gehalt an Basen dem des Flachmoortorfes nahe steht. Aus demselben Grunde bildet sie gern den Saum von Mooren, bezw. füllt Senken aus, in denen der Grund wasserstand III. Humus-Erden. 07 zu flach ist, so daß Flachmoortorf sich noch nicht bilden kann. Die Zeit steigenden Grundwassers ist die Zeit der Anhäufung und Vertorfung von Pflanzenresten, die Zeit sinkenden Wasserstandes die der Vermoderung des Torfes und der Anreicherung an Basen.« (Tietze in Potonie, 1. Aufl. S. 79.) Ein besonders großes Moorerdegebiet kommt bei uns im Spreewald vor. Am Rande desselben, wo das Wasser ruhiger ist, finden oder fanden sich große Moorstrecken mit Flachmoor¬ torf, im ganzen Zentrum aber, wo die vielen Spreearme durch¬ fließen und dadurch etwas bewegtere Verhältnisse schaffen, ist be¬ kanntlich Moorerde vorhanden durch die steten Überschwemmun¬ gen, die anorganisch-mineralischen Detritus mitbringen und mit o 7 O O dem sich bildenden Torf vermengen. N o m e n klato r i sehe s. — Unter Moor-Erde hat man nicht selten dasselbe wie Moder verstanden, z. B. den aus verwittern¬ dem Torf entstehenden Moder, den Staubtorf; so nennt Lorenz (1858 S. 48) Moor-Erde »eine Bodenart, welche aus der Locke¬ rung, Trocknung und Kultur des Torfbodens hervorgegangen ist«, und um auch aus der Neuzeit ein Beispiel zu haben, sei auf Ramann hingewiesen (1905 S. 176), der »Moorerde« alle Formen der Humusböden nennt, die aus stark zersetzten Torfbestandteilen bestehen, daher ohne erkennbare, makroskopisch figuriert erhaltene Teile. Graebner (1904 S. 200) spricht von ihr einfach als von erdig gewordenem Torf. Die Verwitterungsrinde von Torflagern ist überhaupt vielfach als Moorerde bezeichnet worden. Lossen hingegen (1879 S. 1038) definiert die »AViesen- und Moor- erde« als »sandig-humose Bildungen des trocknen und nassen Wiesenlandes (Bruchlandes)«. In der Gartenbau-Literatur (Gaerdt 1886 S. 23) ist Moorerde oft einfach Flachmoor-Torf. (Vergl. hierzu auch unter »Torf mit Beimengungen«.) b) Die Ort erd en und die Bleicherden, bei welchen die ITumusstoffe niedergeschlagene »Humussäuren« sind, wurden schon S. 42 folg, erwähnt; dasselbe ist zum großen Teil der Fall bei dem Soolband von Torflagern, d. h. der den Torf unmittelbar unterlagernden Schicht z. B. von Sand. 68 IV. Moder. IV. Moder. Zu dem Bd. I S. 44 Gesagten ist hinzuzufügen, daß Moder das Zwisehenglied zwischen Torf und Mull ist: beim Torf findet gar keine, beim Mull eine vollständige Durch wühlung bezw. Um- lagerung des Humus statt. Moder ist krümelig. Wir haben S. 6 gesehen, daß Torf an der Luft nachschwärzt; man könnte da¬ her auch den Vertorfungsprozeß als einen Ulmifikationsprozeß be¬ zeichnen, der an der Luft dann eine Mumifikation durchmacht. Moder, der sich bei leichterem Luftzutritt bildet, ist daher von vornherein schwarz; man könnte also hier von einer von vorn¬ herein stattfindenden Humifikation sprechen. Wo eine gänzliche, schnelle Verwesung stattfindet — wie in den meisten Ackerböden — reagiert der Humus schwach alkalisch, wo die Vermoderung einen wesentlichen Anteil bat, neutral. Solch ein Boden heißt Moderboden (Mutter boden1), es wurde auch oft Mullboden gesagt (vergl. jedoch unter Humuserden). In dem angegebenen Fall ist die Entstehung von Moder di¬ rekt aus den absterbenden Pflanzenteilen angenommen; jedoch entsteht Moder auch aus Torf, wo dieser in Durchlüftungs-Bedin¬ gungen gerät; wo ein Moor z. B. entwässert wird und nun die l) C. A. Weber (1903 S. 475) meint, daß Mutterboden sprachlich aus Moder¬ boden verdorben sei, jedoch macht C. Nellen (Naturwissenschaftliche Wochen¬ schrift. Jena, vom 8. Mai 1904 S. 512) auf Folgendes aufmerksam. »Die Form »moder« tritt zuerst im 14. Jahrhundert auf in der Bedeutung von Kot, später¬ hin Sumpfland, Moor. Die hochdeutsche Form ist moter, motter, im 17. Jahr¬ hundert und später in der Bedeutung von Schleim, Kot auf der Straße. Nach¬ her tritt dazu der Begriff des »Faulenden«. Es sei hier an unser nhd. »Essig¬ mutter« erinnert. (Vergl. gr. f ivScov = Aas). — Herr Dr. H. Jansen schreibt noch hierzu: Das Wort »Essigmutter« enthält als zweites Element ein volkstüm¬ lich gedeutetes, ursprünglich niederdeutsches Wort für »Schlamm« oder »Schmutz-: »mudder« oder »modder« (woher auch das hochdeutsche »Moder« stammt). In der Literatur findet sich »Essigmutter« erst 1578, um die Mitte des 18. Jahr¬ hunderts dafür auch einfach »Mutter«. Das englische »mother (of vinegar)« hat mit dem Worte mother = Mutter nichts weiter zu tun, als daß es in Form und Aussprache daran angelehnt ist, und zwar aus einer (sprachlich zu erschließen¬ den) älteren Form »mudder«, die auf (mittel) niederländisches »modder« (= mittel¬ niederdeutsches »moder«) zurückgeht. Verwandt damit ist das englische mud«, das von dem (mittel-) niederdeutschen »mudde« stammt. TV. Moder. 69 uboreu Schichten dem Sauerstoff und auch nunmehr grabenden Tieren wie Regen Würmern und den sie begleitenden Maulwürfen zugänglich werden, da verwittert die obere Torflage zu Moder; auch gewisse Pflanzenarten, die sogen. Humuszehrer, können bei ihrer starken Durchwurzelung des Bodens mitwirken oder auch allein die Lockerung besorgen. Darüber ist weiter hinten im Kapitel über die toten Hochmoore nachzulesen. Wir erhalten hierbei Torfmoder, der, wenn er bis zur Staubform zerfallen ist, auch Staubtorf genannt wird, der dabei freilich trotz des Staubens immer noch ca. 40 v. IT. Wasser enthält, wie das auch der für technische Zwecke in Staubform gebrachte Torf, der »Mulltorf« zeigt, ebenso natürlich der gröber zerkleinerte »Streutorf« der Torf-Techniker Torfmoder ist also erdig gewordener, d. h. ver¬ witterter (zerfallener) Torf, die Verwitterungsrinde von Torflagern (die, wenn sie ganz ausgetrocknet sind und der Torf pulverige Beschaffenheit hat, Pulvermoore [Zentral-Moor-Kommission 1881, S. 8] heißen). (Naturgemäß gewöhnlich auf Hochmooren [als »Abraum«], aber infolge der vielfachen Tieferlegungen der Wasserspiegel bei Flußregulierungen auch auf Flachmooren vor¬ kommend heißt der Torfmoder auch B unk erde, Bungererde, zwei Bezeichnungen, die sich jedoch auf die abgestochene oder abzustechende oberste Schicht des Moores beziehen J), weitere Sy- 9 Zu Bunkerde schreibt mir Herr Dr. H. Jansen : Berghaus gibt im »Sprachsatz der Sassen« »Bunk-eerde« fern. = »Deckerde des Torflagers«. Dies leitet sich ab von dem niederdeutschen Zeitwort »bunken« (Frequentativform »bunksen«) = »schlagen, pochen«, auch = »graben«, »hacken«, »stechen«, ins¬ besondere = »abstechen« (bei der Torfgräberei gebraucht in Ostfriesland, im Oldenburgischen usw.). Mit diesem Verbum ist zu vergleichen niederländ. bonken »schlagen«, dän. banke, norWeg. banka, isländ. banga, altschwed. banga, bunga; vom mittelniederl. bonken stammt mittelengl. bonchen, bunchen, woher neuengl. (veraltet) to bunch »schlagen«; ferner mittelnieder¬ deutsch und mittelhochdeutsch b ungen »trommeln«, neuhochdeutsch mundart¬ lich bungen, büng en »schlagen« (auch frequentativ bungein), das in den nordischen Sprachen seinen Vertreter in dem schon erwähnten altschwedischen bunga und banga hat, die ihrerseits wieder an engl, to bung und to bang erinnern: to bung »verprügeln« usw., to bang »schlagen usw. Zu dem alt¬ schwedischen banga, vergl. norweg. banka, dän. banke, isländ. banga, engl, bang, niederdeutsch bangen (frequentativ bangein) »schlagen« (niederländ. bengelen »klingeln«, bengel »Klingel«), mittel- und neuhochdeutsch »Ben- 70 IV. Moder. nouyme sind B a u e r d e , D r all e r d e , D r e 1 1 er d e , PT e i d e e r d e zum Teil (auf Hochmooren), K neckerde, Moor erde zum Teil (s.S. 66), Scli olle rde (z. B. Sprengel in Lesquereux, Übersetzung, 1847 S. 29), Schullerde, sonst allgemein auch Torferde, staubiger H umus, Humuserde.) Sich zersetzender Torf wird, wie gesagt, zu Moder. Dementsprechend sagt Ramann (Manuskript 1906: ich setze »Moder«, wo R. »Mull« sagt): »Moder kann durch verschie¬ dene Einwirkungen aus Torf entstehen und schließt sich an die ver- schiedenen Torfformen an, deren Eigenschaften jedoch wesentlich abgeschwächt in Erscheinung treten, da die physikalische Be¬ schaffenheit der Moderformen einander viel mehr genähert ist als dies bei den Formen des Torfes der Fall ist. Aus einigen Torf¬ arten wird erst durch Einwirkung des Menschen Moder in grö¬ ßerer Ausdehnung gebildet, anderseits bildet sich vielfach Moder, ohne daß eine Torfablagerung vorhergeht«. Je nach seiner Lagerstätte, Herkunft und Entstehungsweise oder Zusammensetzung kann man unterscheiden Waldmoder, Trockentor f m oder, Alpen - Moder, Flach moor-, Z wi¬ sch en in oor-, Hochmoor-Moder, Nadelholz-, Laub holz-. Buchen- Mod er usw. Eine besondere Moderform ist auch der Hungergras-Moder (Kärrtorf bei Post-Ramann 1888 S. 415. Hungergras-Torf und Hungergras-Mull, Ramann 1888, S. 415 und Ms. 1906): eine unter Hungergräsern zumeist durch die Durchwurzelung mit den diesen Arten (Aera flexuosa, Festuca- Arten usw.) eigentümlichen, zahlreichen, feinen Wurzeln aus Trockentorf gebildete Form, der stark zu diesem selbst hinneigt und auch dort untergebracht werden könnte. Vergl. auch unter »Humuszehrer«. Die angegebenen Ausdrücke verstehen sich von selbst. Nur über den » Alpen-Moder« wäre noch Eingehenderes mitzuteilen. Ebermayer hat seinerzeit (Forschungen der Agrikultur-Physik gel«, »Keule«, »Stock« usw. (vergl. »Preßbengel«). — Bunger-Erde die von den »Büngern oder Torfstechern gelieferte Erde leitet sich von dem erwähnten nieder- und hochdeutschen Verbum »bungen« (= banken) ab. — »Bunk-Erde« und »Bunger-Erde«, meint danach ursprünglich und auch noch heute die von einem tortigen Boden oben abgestöchene oder abzustechende Erde. IV. Moder. 71 1887, auch 1888 S. 385) unter dem Namen Alpenhumus (Alpen -Mull Ramann, Ms. 1906) einen Moder beschrieben. Er sagt von ihm: »Es ist eine dunkelschwarze, lockere, fast pulver¬ förmige Erd?, welche nur aus verwesten Pflanzenresten besteht und weder Exkremente von Regenwürmern noch Chitinteile und Insektenexkremente enthält. Regenwürmer kommen nur ganz ver¬ einzelt vor. Dieser Humus ist frei von allen fremden minera¬ lischen Beimengungen und hinterläßt beim Glühen nur soviel Asche, als den humusbildenden Materialien (Moos, Nadeln, Holz) entspricht. Bisweilen bildet er meterdicke Schichten, auf welchen schöne Fichtenbestände oder Mischungen von Fichten, Buchen und Tannen stocken, die ihre Nahrung einzig und allein aus diesem Material beziehen. Im Untergründe finden sich Bruch¬ stücke von Kalk oder Dolomit. Am meisten Ähnlichkeit hat diese Humusart mit zerfallener, schwarzer Moorerde, ist aber weit reicher an Kali und Phosphorsäure als diese1).« Aus dieser Beschreibung 9 Wilh. Graf zu Leiningen hat sich umfangreich über den »Alpenhumus« ausgelassen. (»Über Humusablagerungen in den Kalk-Alpen.« Naturw. Zeitschr. f. Forst- und Landwirtsch. Stuttgart 1908 u. 1909. Vergl. besonders 1909 S. 272 ) Er nennt »Alpenhumus . alle ausgeprägten, für die Alpen charak¬ teristischen Ablagerungen von Humus (mit Ausnahme der Moore) . Die Hauptmenge des Alpenhumus ist moderartig, doch beobachtet man auch roh- humus- und torfartige Ausbildung«. Wir selbst werden nach obigem unter Alpenmoder den für höhere Gebirge aus den angegebenen Gründen charakte¬ ristischen Moder nennen. Das Wort Alpenhumus kann für uns nur sinngemäß der Humus der Alpen sein, nämlich Moortorf, Trockentorf, Moder usw. der Alpen, d. h. eben der sich auf Alpengeländen vorfindende Humus, wie etwa Tieflands- humus der sich im Tieflande bildende Humus ist, nämlich auch wieder Moor¬ torf, Trockentorf, Moder usw. Nun gerade den Moortorf der Alpen auszunehmen, dafür liegt gar kein triftiger Grund vor, während der Alpenmoder, der generell in seiner Entstehung durch die Besonderheiten bedingt ist, die eben nur Gebirge bieten, infolgedessen eine besondere Hervorkehrung verlangt. Auf den auf den Alpen überhaupt vorkommenden Humus (exkl. des Moortorfs) kam es mir nicht an, sondern auf denjenigen besonderen Humus, auf welchen Ebermayer’s Be¬ schreibung paßt; nur seine Beschreibung, die in die Literatur übergegangen ist, nicht auf event. Modifikationen, die er nachträglich mündlich kundgegeben haben kann. Denn um den Terminus Alpenhumus einordnen zu können, kann nur maßgebend sein, was dieser Autor, der ihn eingeführt hat, über die Begriffsbe¬ stimmung selbst veröffentlicht bat; erst in zweiter Linie käme dann die Er¬ wägung, was man noch dazu rechnen könnte, wenn sich das Bedürfnis ergeben sollte, den Terminus zu bewahren. Zu dem obigen Satz v. Leiningen s ist übrigens noch zu bemerken, daß »Alpenhumus« keine »Ablagerung«, sondern ein Gestein ist. 72 IV. Moder. Ebermayers ergibt sich nichts über die Genesis des Alpenmoders, die auch unbekannt geblieben war1). Ich habe daher die Kalk¬ alpen und zwar den Rätikon besucht, um den Versuch zu machen, die schwebende Frage aufzuklären. Die Auffindung des Gesteins selbst machte keinerlei Schwierigkeiten; es fand sich in kleinen, gelegentlich auch größeren Ansammlungen und entsprach der Be¬ schreibung Ebermayer’s. Die Genesis des von mir 1906 untersuchten Alpenmodcrs ist nun die folgende2): Besondere Einflüsse und Verhältnisse können aus dem in den Alpen überall reich vorhandenen Trockentorf die Entstehung bemerkenswerter Moderbildung veranlassen. Geeignet für eine solche Untersuchung über die Genesis des Alpenmoders fand ich im Rätikon die Strecke zwischen Brand und dem in 1924 m Meereshöhe liegenden, höchstgelegenen, größeren Alpensee, dem Lüner See, und noch weiter hinauf auf dem Wege zum Scesaplanagipfel. Bei der Schattenlaganthütte (auf dem Wege von Brand nach dem Lüner See) findet sich ein Alpenmoderlager, wie es Ebermayer beschrieben hat, bis 3/4 m mächtig mit Wald¬ bestand. Die Entstehung dieses Moders ist dort die folgende. ö o Au hinreichend steilen Hängen drückt der im Winter auf- lagernde Schnee auf die Trockentorfdecke nach abwärts, so daß diese Decke zu kleineren oder größeren Schollen auseinanderreißt; sie erhalten dadurch zwischen sich freie Bahn für die Wirkung der Atmosphärilien. Wo nun vermöge größerer Steilheit des Ge¬ hänges die Schneedecke das Bestreben einer stärkeren Abwärts¬ bewegung aufweist, kippt er die Schollen um, indem sie dabei vielfach um 90° nach abwärts gedreht werden. Die Pflanzendecke einer solchen Scholle ist nunmehr senkrecht zum Gehängewinkel gerichtet, und der Humus selbst liegt dann ganz zu Tage. Die dadurch bedingte noch leichtere Zugänglichkeit des Humus für die ö O O Atmosphärilien ist die Ursache für seine Umarbeitung zu Moder ß Vgl. z. B. Bamann’s Bodenkunde, 2. Auflage 1905 S. 156 und 177. 2) Potoniü, Über rezente alloclithone Humusbildnngen. (Sitzungsberichte d. Kgl. Preuß. Akad. d. Wiss. Berlin 1908.) IV. Moder. 7 3 und für seine leichtere Angreifbarkeit durch herabfließeudes und rieselndes Wasser; daher denn auch, die häufigen Andeutungen von vertragenem Humus (Schlämmhumus) in den geeigneten Ge¬ bieten. Vielfach findet sich solcher Schlämmhumus, und zwar speziell Schlämmoder, z. B. auf dem Wege zwischen dem Liiner See und einem kleinen See vor dem Scesaplanagipfel. Sogar auf tieferliegenden Schneefeldern kann man solchen aus Trockentorf hervorgegangenen und nicht nur durch Wasser transportierten, sondern auch durch Wind dislozierten Alpenmoder beobachten. Solche Schneefelder sind dann mit einem schwarzschmutzigen An¬ fluge behaftet, der, wie es scheint, hier und da mit Kryokonit verwechselt worden ist. Ein schönes Beispiel bot mir Ende August 1906 das als Miniaturgletscher entwickelte Schneefeld, das in den kleinen See mündet, der sich bei der toten Alpe vor dem Scesaplanagipfel befindet1). Der Schneedruck des nächsten Winters arbeitet iu dem an ge- gebenen Sinne fort, d. li. schiebt und überkippt die Humusschollen weiter talabwärts. An tieferen, ruhigeren, weniger steilen Stellen häuft sich der wandernde Humus durch Ausschlämmung und Wasser- O transport, vermengt mit Gesteinsblöcken, zum großen Teil Stein¬ schlag, an und bildet Lager, die einen Hochwald zu tragen ver¬ mögen. Daß der Humus solcher Lager kein typischer Torf wer¬ den kann, ist klar; denn die Atmosphärilien haben hier weit¬ gehenden Zugang, und Torf fordert für seine Entstehung mög- n o S 1 o Ö liebsten Abschluß derselben. Ist ein Hang so steil, daß er einer Vegetation, die Trocken¬ torf bildet, nicht oder nur untergeordnet, etwa an Treppenvor¬ sprüngen, Halt verleiht, so ist Alpenmoder am Fuße eines solchen Hanges nicht oder nur andeutungsweise zu finden. Der Alpenmoder ist pulverig, krümelig, er kann aber auch bei dichter Packung von torfähnlichem Habitus sein; er ist dann zwar dicht, aber zerfällt außerordentlich leicht. Die in dem Moder vorkommenden Steine charakterisieren sich durch ihre frische und ]) Der kleine Gletscher kalbte gerade mit Getöse in der sonst erhabenen Stille und Einsamkeit als ich dort war: für mich eine kostbare Erinnerung! 74 IV. Moder. eckigkantige Beschaffenheit, wie gesagt. als Steinschlag, als O O 1 O O / O/ frisches Bruchmaterial. Regenwürmer müssen im Alpenmoder der Alpen in der Tat selten sein, obgleich sie eigentlich in demselben auftreten müßten : ich selbst habe keine beobachtet: vielleicht ist die Durchschuitts- temperatur in den Regionen, in denen Alpenmoder auftritt, für diese Würmer zu kalt. In tieferen Lagen wie im Alpeu- moder des Schwarzwaldes und dort auch in den Ubergangsbil- düngen zum Trockentorf habe ich denn auch gelegentlich Regen- würmer gefunden. So entsteht denn aus Trockentorf durch weitere Zersetzung und durch Verschleppung des gebildeten Materials typischer Moder in hohen Lagen ohne jede Mitwirkung von Regenwürmern, wie das in gleicherweise der Fall ist bei der Entstehung von Torfmoder aus Moortorf nach der Entwässerung von Mooren auf ihrer Oberfläche, der dann aber meist sehr bald eine Besiedelung mit Regenwürmeru erfährt. Wo die Bodenbewegung durch die periodischen Einflüsse des W assers zu lebhaft ist — und das ist in den Alpen meist der Fall — , vermag sich natürlich kein Alpenmoder zu halten, wenig¬ stens nicht in mächtigeren Ablagerungen. Diese finden sich daher wesentlich an dem Fuß der Hänge, an den Grenzen zwischen Talsole und Steilhängen, wie das schon erwähnte Vorkommen bei der Schattenlaganthtitte. Der in dem Moder stockende Wald selbst erzeugt durch seine Streu Trockentorf und etwas (autoch- thonen) Moder, so daß zwar der Schlämmoder den bei weitem überwiegenden Teil ausmacht, jedoch noch anderes hinzukommt. In diesem Alpenmoder sind also vorhanden: a) Allockthone Be¬ standteile: 1. Schlämmoder, 2. Steinschlag; b) Autochthone Be¬ standteile: 3. Waldtrockentorf, 4. Waldmoder. D i e T a t s a c h e , daß es g e r a d e d i e K a 1 kal p e n s in d , die durch solche Ablagerungen ausgezeichnet sind, steht aber mit dem Kalk an sich in keinem Zusammenhänge, etwa durch irgend einen chemischen Einfluß, den dieser auf die Bildung des Moders ausüben möchte. Wie denn auch in den Kalkalpen auf dem Moder bezw. Trockentorf kalkfliehende Ptlau- IV. Moder. 75 zenarten wachsen, vorausgesetzt, daß die Moder- bezw. Trocken¬ torfschicht eine genügende Isolierschicht bildet. Findet sich doch unter solchen Bedingungen selbst Rhododendron ferrugineum in den Kalkalpen. Das Vorkommen von reichlicherem Alpenmoder gerade in den Kalkalpen erklärt sich vielmehr dadurch, daß bei der vergleichsweise leichten \ erwitterbarkeit des Kalkes Steil¬ hänge und dadurch bewegte Verhältnisse hier ständig sind, also für eine Bewegung des Trockentorfes, seine Umbildung zu Moder und für die Verschleppung desselben die günstigsten Bedingun¬ gen herrschen. o Ist dem so, so muß unter Umständen auch in Ge¬ birgen aus anderem G e s t e i n s m a t e r i a 1 — etwa Granit oder Sandstein — »Alpenmoder« entstehen können, wenn auch meist nicht in so auffälliger Entwicklung wie in Kalk- gebirgen. In der Tat ist dies der Fall, wie mich Beobachtungen im Buntsandsteingebiet des Schwarzwaldes lehrten, wo sich viel¬ fach geringere Mengen von »Alpenmoder« derselben Entstehung aus Trockentorf — wenn auch hier natürlich nicht von Alpen¬ pflanzen — vorfinden. In Süd-Canada habe ich »Alpenmoder« vielfach gefunden. — Als weiteres Beispiel sei das Bodetal bei Thale im Harz genannt. Alle unsere Gebirge zeigen ähnliches. Die Vegetationsdecke hat z. B. im Bodetal keine Buhe, sich zu schließen und die Hänge dicht zu überziehen ;N immer wieder wird sie auf den Steilhängen durch die Bewegung der Gesteinsbrocken auseinandergerissen bezw. überschüttet. Der gebildete Humus tritt zu Tage und wird vom Wasser zu Tal gebracht, nur daß im Bodetal unten kein Platz für die Ablagerung einer Alpen¬ moderbildung vorhanden ist. Die geschilderte Entstehung des Alpenmoders ist freilich ein extremer Fall. Das Wesentliche, Prinzipielle ist die Aufarbeitung von Trockentorf, mag nun dabei ein größerer oder kleinerer Transport stattgefunden haben. Ja unter Umständen — und sie sind häufig genug — erfolgt die Aufarbeitung an Ort und Stelle, dort nämlich, wo Bedingungen für eine Trockentorf- Bildung vorhanden sind unter klimatischen Verhältnissen, die eine stete Lockerung des in Bildung begriffenen Materials bedingen. Das IN. Moder. 76 ist besonders dort der Fall, wo ein Gefrieren und wieder Auf¬ tauen, wo Nässe und Trockenheit häufig und stark wechseln: hier werden die in Bildung begriffenen Trockentorf-Decken in einem fort gelockert, und wir erhalten so direkt einen Alpenmoder, der auch wohl durch die angegebenen Bedingungen so schnell aus dem sich bildenden Humus hervorgehen kann, daß es zu einer Trockentorfbildung, für die sonst die Verhältnisse günstig sind, erst gar nicht kommt. In diesem Fall fehlt freilich die von Eber- mayer hervorgehobene Mächtigkeit. O O S y n o n y m e. — Für Aloderformcn sagt Ramann (Als.) M u 1 1- erden, Torferden. Das Wort Mjoder (Weber 1903 S. 475) ist auch früher in ähnlichem Sinne gebraucht worden wie hier; bei Klöden (1835 S. 7) z. B. ist »Aloder« nur ein Bestandteil dessen, was wir jetzt Moder nennen; unter Mullstreu versteht Vater 1903 S. 139 und 140 den neuen Pflauzenabfall, der in Jahresfrist verwest, ähnlich ist es mit dem Streumull (vergl. z. B. Weinbauer 1900 S. 461), der junger, man kann sagen, noch unfertiger Moder ist; wir würden einfach und sofort verständlich unreifer Aloder sagen; milder oder süßer Humus im en¬ geren Sinne vieler Autoren ; Mulm1); reifer Humus (Grebe 1886 S. 161). P. E. Müller (1887 S. 8 ff.) spricht von Buchen¬ mull usw. , Ramann von Wald mu 11, Trockentorfmull, H o c h m o o r - AI u 1 1 , Zwischenmoor muH, F 1 a c h m o o r - AI u 1 1 , Bruch-Mull, Bruchtorfmull, ferner (Post-Ram. 1888 S. 416 ff.) von Moos-, Flechten-, Nadelholz-, Laubholz-, Feld- usw. Humus (s. z. B. Post-Ramann 1888 S. 416 ff1.). Wir wür¬ den anstatt Mull »Aloder« sagen. *) Herr Prof. H. VArEK-Tharandt schreibt mir bezüglich »Mulm«: ln den »allgemeinen Wirtschaftsregeln 1904 (für die König]. Sachs. Staatsforstbeamten) heißt es in No. 14: Das Überstreuen der Saat- und Pflanzenbeete mit Mulm — verrotteter Nadelstreu — ist regelmäßig vorzunehmen und unter Umständen zu wiederholen, letzteres nament¬ lich dann, wenn bei geringem Boden der Mulm in den Boden hinein¬ gewaschen worden ist«. Diese Wirtschaftsregeln sind auf dem Ver¬ ordnungswege erlassen und außerdem noch, wie alle forstlichen Ver¬ ordnungen im Tharandter Forstlichen Jahrbuch veröffentlicht worden (54. Band S. 235 ff.; »Mulm« auf S. 238).« Y. Torf. 77 V. Torf. Bei der Vertorfung kann (vergl. Bd. 1 S. 9 ff., 23) erst Ver¬ wesung und Vermoderung statthaben, nach dem Luftabschluß des Materials findet »Fäulnis« statt, die bei der Entstellung des Torfs in erster Linie in Betracht kommt. — Es entsteht Torf. Synonyme sind 1. Turf z. B. bei J. H. Degner 1760 S. 7, der das Wort Torf (Turf) vom holländischen Dorveen = dürrer Sumpf ableitet. Das englische Wort »turf« ist nicht Torf, son¬ dern bedeutet Grassoden, Rasen; die englisch redenden Nationen sagen besonders turf für Grasfluren, z. B. that is a beautiful turf — das ist eine schöne Grasflur. Nur gelegentlich (Davis, Peat 1907 S. 125/126) ist turf (engl.) = Torf; in Schottland wird lokal getrockneter Torf turf genannt. Die Römer haben kein Wort für Torf; mittelalterliche Gelehrte haben aber aus dem deutschen Turf das lateinische Wort turfa, auch turfurn gebildet. In der latein¬ schreibenden Zeit, bei Beginn der neuzeitlichen Wissenschaft findet man öfter cespes bituminosus. Heinrich Hagen meint1), cespes inflam m abilis würde ein besserer Ausdruck sein. — 2. Pflanzentorf von Cancrin 1789 S. 70 u. 72. — 3. Roh- huinus im weitesten Sinne. — 4. Gelegentlich, namentlich in älteren Schriften findet sich auch der Ausdruck kohliger Humus. — 5. Vegetabilischer Humus, P. E. Müller 1887 S. 232. Wir unterscheiden: a) Trockentorf, der wesentlich auf dem Trocknen und b) Moortorf, der wesentlich im Wasser entsteht2). 1. Trocken torf. Wo auf dem Trocknen die Streu-Produktion so groß ist, daß mit Rücksicht auf die am Orte vorhandenen Zersetzungs- J) Hagen, Physisck-Ckymiscke Betrachtungen über den Torf in Preußen. Königsberg 1761 S. 3. •) Es wäre unzweckmäßig für b) Wasser torf zu sagen, da auck die allochtkonen Torfe im Wasser entsteken, diese allocktkonen Torfe aber von den oben gemeinten autockthonen Torfen zu trennen sind. Nur beide zusammen kann man bei einer anderen Disposition des Stoffes, als ick sie liier gebe, als Wasser¬ torfe den Trockentorfen gegenüberstellen. 78 V. Torf. Bedingungen nicht alles verwest und aucli eine Vermischung mit o o m dem Untergründe, mit dem anorganisch-mineralischen Boden nicht stattfindet, da muß sich über diesem naturgemäß eine Humus¬ decke bilden. Auch reich Wurzeln erzeugende Pflanzen (wie Calluna vulgaris , Fagus silcatica u. dergl.) unterstützen die Trockeu- torf-Eutstehung. Gegenüber der Mullerde ist für die Entstehung O o o von Trockentorf ein gewisser Grad von Trockenheit und infolge- dessen Tiermangel vonnöten oder nur letzterer, wodurch die stän¬ dige Vermischung mit dem Untergründe unterbleibt. Ein sehr o o o Figur 7. Eichenbusch mit Mullerde unter seiner Krone, ringsum jedoch Trocken torf (T), darunter Bleichsand (B), darunter Ortstein (0). Nach P. E. Müller. instruktives Beispiel aus Dänemark gibt P. E. Müller (Humus¬ formen 1887 S. 144) in der hier in unserer Fig. 7 reproduzierten Abbildung eines Eichengebüsches. Unter dem Schirm findet sich im wesentlichen die Mullerdeflora. Ein reiches, u. a. auch gra¬ bendes und wühlendes Tierleben bevölkerte den Busch und den Boden, der aus Mullerde bestand. Genau mit der Krone des Busches wie abgeschnitten aber war auch die Mullerde zu Ende und die mit Calluna vulgaris bestandene Bodenoberfläche war mit einer Trockentorf- Decke besetzt (hier unter dieser Decke Bleich¬ sand und dann Ortstein). V. Torf. 7‘) Die im Trockeutorf vorhandenen Tiere, meist nur mikrosko¬ pisch klein, Fig. 8, sind keine, die den Boden mit dem Unter- grunde intensiv zu vermischen vermöchten. Rhizopoden sind häufig; große Tiere, wie Regenwürmer, Maulwürfe usw. fehlen vollständig. Trotzdem spielt das Tierreich unter Umständen doch eine be¬ sondere Rolle bei der Entstehung gewisser Trockentorfe, aber dann nicht durch eine wühlende Tätigkeit, sondern es sind dann ober¬ irdisch lebende Tiere, die in Betracht kommen. Schon P. E. Figur 8. Organismen aus Buchentrockentorf des Brieselang westlich Berlin. 1, 2, 3, 4 und 5 in 150 3 in 220 h = Humus. Müller (1887 S. 138) vermutet bei einer Eichentrockentorf- Schicht, »daß diese Schicht als der Exkrementhaufen von dem ganzen reichen, oberirdischen Tierleben des Gehölzes aufgefaßt werden muß, und daß das fallende Laub oben auf der Erde ver¬ zehrt wird, worauf die Entleerungen zu einer gärenden Masse von Pilzinycelien verschiedener Art verbunden werden.« Ich füge hinzu, daß in Jahren mit Nonnen-Plage (Ocneria ( Liparis ) mo- nacha ), der Boden streckenweise mehrere cm hoch mit ihrem Kot bedeckt sein kann, wie ich das wiederholt in Ostpreußen sah, wo t 80 V. Torf. in Zwischenmooren des Memeldeltas (die obere Sehicht von Zwi¬ schenmooren ist oft mehr oder minder trockentorfartig) und im Frisching der Fichteutrockentorf in seiner Eigenart durch den Raupenkot selbstverständlich mitbestimmt wird. Der typische Trockentorf, Fig. 9, ist dichtfaserig-filzig; er zer¬ setzt sich unter Einwirkung von Sonne und Luft erst nach längerer O O Figur 9. Trockentorf in zusammenhängender Decke an einem Abhang einer Sandgrube herabhängend. Ibenliorster Forst westlich des ßredszuller Hochmoors in Ostpreußen (1907). Zeit und ist daher vom Moortorf oft kaum zu trennen. Jedoch ist immerhin zu beachten, daß der Trockentorf dadurch, daß er, auf dem Trocknen entstehend, leicht ausgelaugt wird, nur die der Verwesung besonders widerstehenden, festen Bestandteile zurück¬ hält und sich hierdurch von dem echten Torfe unterscheidet, der auch die leichter verwesliehen und die verflüssigten Bestandteile Y. Torf. 81 io großen Massen zurückhält. Andererseits ist zu berücksichtigen, daß auf dem Trocknen entstehender Torf gelegentlich seine Feuch¬ tigkeit durch vollständiges Austrocknen abgeben kann. Durch das Trocknen gewinnt aber jeder Torf die Eigenschaft, daß vor¬ her lösungsfähig gewesene Humusstoffe für reines Wasser unlös¬ lich werden; auch hierdurch wird die Besonderheit solcher Trocken¬ torfe mitbestimmt sein. Durch die allmählich vor sieb gehende dichte Packung des Materials entstehen Fäulnis-Produkte, die den Trockentorf wie den echten Torf erhaltungsfähig machen, d. h. nachträgliche Verwesungsprozesse erschweren. Es ist also zu be¬ rücksichtigen, daß der Trockentorf nur die schwer zersetzbaren Bestandteile als solche erkennbar erhält, während der Moortorf oft genug auch zartere Gewebe-Partien erhalten zeigt, und daß ferner bei der Bildung des Trockentorfes auch Vermoderungs-Prozesse nutspielen, sofern die Örtlichkeiten, an denen er sich bildet, eine mehr oder weniger weitgehende Auslaugung desselben zulassen, während der Moortorf insonderheit die auslaugbaren Humusstoffe bewahrt oder doch nur zum Teil an durchfließendes Wasser abgibt. Trockentorf nimmt Wasser oft nur sehr langsam auf, so daß der darunter liegende Boden auch nach einem starken Regen noch trocken sein kann. Manche Sorten sind ziemlich wasserundurch¬ lässig, wie insbesondere der Fichtentrockentorf, wohl außer der besonders dichten Packung hier mitbedingt durch den Harzgehalt. Je nach den durch die Entstehung von Kaustobiolith sich ändernden Boden-Bedingungen können dieselben Flächen natürlich nacheinander verschiedene Humusformen tragen, so ist u. a. folgen¬ des Profil möglich (P. E. Müller 1887 S. 46 u. S. 50): 4. Hochmoortorf, 3. Heide trockentorf, 2. Buchen tro ckentorf, 1. Mullerde. Neuerdings sagt Ramann (Ms. 1906): »Trockentorf (Waldtorf?). Auf Mineralboden aus Resten von Bäumen und Sträuchern und anderen, seltener von Cyperaceen (nur im Norden und Hochgebirge) gebildet. Chemisch charakterisiert durch reich- Neue Folge. Heft 55. II. 6 82 V. Torf. liehen Gehalt au Stickstoff und Phosphorsäure, geringen an Kalk und Kali (entspricht in der Zusammensetzung etwa kalkarmem Flachmoortorf). — Nach den Pflanzenarten kann man trennen: Buchen-, Fichten-, Kiefern-, H e i d e - , II e i s e r - ( Einpetrum , Betula nana , Vaccinien usw.), Azaleen- ( Azalea procumbem ), Car ex curvula - Trockentorf us w. « Oie dicht in Polstern und Rasen aufwachsenden Pflanzen haben die Neigung Trockentorf zu bilden in hervorragendem Maße. o c!> O Aber nicht die stoffliche Zusammensetzung solcher Arten ist es, die sie zur Humusbildung prädestiniert, sondern nur die Tatsache, daß sie durch ihren Aufbau die Wirkung der Atmosphärilien auf den Boden durch die Bildung einer dichten Decke mehr oder minder abzuhalten vermögen. Unter den subglazialen und den Alpenpflanzen sind polster- und rasenbildende Arten bekanntlich eine gewöhnliche Erscheinung und daher ebenso die Bildung von Trockentorf aus diesen Arten dort, wo die Bedingungen für eine Humusbildung günstige sind. An solchen Örtlichkeiten bilden auch solche Pflanzenarten Trockentorf, die auch gern in großen Beständen und unter Umständen vorwiegend dort leben, wo die Bedingungen zur Humusbildung fehlen. Das ist z. B. der Fall mit Nardus stricta , die auf dem St. Gotthard, an Stellen des Riesengebirgs-Kammes uncl anderwärts Trockentorf erzeugt, be¬ sonders zwischen den »roches moutonnees« des St. Gotthards und auch auf diesen. Es beteiligen sich hier die verschiedensten Pflanzen an der Trockentorf bildung, wie Carex curvula und Goodenoughii , Salix , Eriophorum Scheuchzeri. Man kann ihn als Alpentrockentorf bezeichnen, wenn man Wert darauf legt, aus¬ zudrücken, daß dieser Trockentorf in den Alpen u. a. wesentlich aus Alpenpflanzenarten hervorgegangen ist. Noch weitergehend könnte man sprechen und spricht man von Carex c«mm/n-Trocken- torf usw., wenn einmal ein ausschließlicher oder fast ausschlie߬ licher Bestand einer bestimmten Art vorhanden ist. Der Florist wird aus solchen Bezeichnungen vielfach entnehmen können, wo¬ her der Trockentorf stammt, z. B. wenn er Carex firma- Trocken¬ torf hört, daß es sich um einen Trockentorf der Kalkalpen handelt V. Torf. 83 und wenn von Carex curvula- Trockeutorf die Kode ist, daß dieser seine Lagerstätte auf Urgestein gehabt haben dürfte. Aber eine weitere Bedeutung haben solche Zusätze zu dem Begriffe »Trocken¬ torf« im allgemeinen nicht, zumal da der auf die Eigenart der Bodenbeschaffenheit gebotene Wink nicht unbedingt stets zu ent¬ nehmen ist; denn wenn auch die betreffenden Arten freilich meist in ihrem Vorkommen auf die genannteu Gesteine beschränkt sind, so ist es doch nicht immer sicher der Fall. So kommt, wie schon S. 75 gesagt, das das Urgebirge liebende Rhododendron ferrugineum auch gern auf Humus vor neben dem kalkholden Rhododendron hir - sutum in den Kalkalpeu, wenn nur hier eine genügende Humuslage gebildet worden ist, wie z. B. am Lüner See, wo ich übrigens auch den Bastard zwischen beiden Arten fand. Es ist dabei wohl zu be¬ achten, daß wir über die Eigenschaften, die die einzelnen Pflanzen¬ arten dem Trockentorf geben, meist gar nicht unterrichtet sind, und dann ist noch zu berücksichtigen, daß durchaus nicht gesagt ist, daß ein Vorkommen z. B. von Carex curvula auf einem Trockentorf diesen nun als aus der genannten Pflanze entstanden ergibt, denn es kann, wie angedeutet, die Vegetation gewechselt haben. Es hat also wenig Wert, von Carex curvula -, Eriophorum alpinum- usw. Trockentorf zu sprechen. Vor der Hand — bis sich die Notwendigkeit weiterer Gliederung ergibt — würde es daher in der Tat genügen, von Alpentrockentorf zu reden. Als Beispiel eines besonders ausgesprochenen speziellen Trockentorfes sei der Empetrum - Trockentorf mit zahlreichen Empetrum- Samen aus dem subarktischen Gebiet der Halbinsel Kola genannt, den Kihlman (1890 S. 7) beschreibt. Er kommt an der Küste »an ganz windoffenen, meistens trocknen oder sogar sehr trocknen Standorten vor; er hat eine schwarzbraune Farbe, ist sehr bröcklig; und enthält regelmäßig; große Meng;en Sand (wohl vom Winde herbeigeführt)«. Die Mächtigkeit war gewöhn¬ lich 1 — 3 dm. Bestanden ist er entweder mit dichtbüschelig;em Empetrum , gewöhnlich auch mit spärlichen Strauchflechten (haupt¬ sächlich Alectorien) oder er ist mit Lecanora tartarea überzogen. Im Subglazial-Gebiet sind noch die Dicranum- und dort bis zu 6* 84 Y. Torf. uns noch Hypnum Sch reberi- Trocken torf e wegen ihrer Reinheit und wie alle Moostorfe besonderen Eigenschaften besonders zu er¬ wähnen. Die Flora unseres Buchenwald-Trockentorfes nennt P. E. Müller (Humusformen 1887 S. 21 — 22) im Gegensatz zur Asperula odorata- Vegetation der Mullerdeböden Trientalis-Yege ta- tion. Die Pflanzen-Gemeinschaft ist in der Tat von derjenigen typischer Mullerdeböden sehr abweichend, aber natürlich gibt es alle Übergänge zwischen beiden. Vor allem gehören zur Buchen¬ wald “Trockentorf-Flora viele Moose ( Hypnum triquetrum , Poly- trichum formosum , Dicranum scoparium , Leucobryum , auch Hyp¬ num cupressiforme und Ceratodon purpur eus) , ferner Aira flexuosa und gern Maianthemum bifolium , Potentilla Tormentilla , Vaccinium myrtillus , Melampyrum pratense. Im Urwald bei Unterlüß (Lüneburger Heide) mit einer ca. !/4 m mächtigen Trockentorf-Decke, bestanden mit Quercus Robur und Picea excelsa , auch Pinus silvestris , finden sich ebenfalls viele Moose ( Hypnaceen usw., Leucobryum glaucum ,), Pteris aquilina, Vaccinium myrtillus. Die Flora der Trockentorf-Gelände gleicht stets mehr oder minder derjenigen der Zwischenmoore. Herr Dr. P. Graebner gibt noch den folgenden Zusatz: »Ähnlich wie beim Moortorf wären auch beim Trockentorf nach dem Erhaltungszustände 2 Formen zu unterscheiden.« a. »Die eine Form besteht aus einer noch deutlich in allen Teilen strukturierten Masse, in der noch fast alle Pflanzenteile deutlich erkennbar sind. Hierzu gehört zumeist der Molinia-, Buchen-, Eichen- usw. Trocken torf, öfter auch (besonders in den regenärmeren Gebieten überwiegend) der Fichten-, Kiefern- usw. Trockentorf. — Diese strukturierte Form ver¬ west, in günstige Bedingungen gebracht, verhältnismäßig leicht.« ß. »Die zweite Form, der speckige Rohhumus, ist der der offenen Heide eigentümliche, der naß schmierig, trocken filzig wird. Bei unmittelbarer Einwirkung von Sonne und Regen, also nament¬ lich auf Kahlschlagflächen kann sich aber jeder andere Trocken- i V. Torf. 85 torf, der der Eiche und Buche, besonders leicht aber der Fichte und Kiefer in die ungünstige Form verwandeln. Die Form verwest in günstige Bedingungen gebracht verhältnismäßig sehr schwer.« Namentlich diese zweite Form kommt dem Moortorf oder, besser gesagt, vielen Moortorfen schon recht nahe, ja in vielen Fällen ist ein Unterschied überhaupt nicht vorhanden, so daß die Bezeich¬ nung Rohhumus im Gegensatz zu Torf (Moortorf) sehr schlecht ist und der treffliche P. E. Müller (Humusformen 1887) hat denn auch den Rohhumus zweckentsprechend und gebührend ein¬ fach Torf genannt. Man ist aber selbst diesem nur gelegentlich gefolgt: wie lange wird es also noch dauern, daß eine bessere Terminologie Eingang findet!? (Vergl. auch unter Synonyme: Rohhumus.) Die üblichen Begriffsbestimmungen für Trockentorf einerseits und Moortorf andererseits erleiden zumal durch gewisse Tatsachen, die in Canada auffälliger zu beobachten sind als bei uns, einen ziemlichen Stoß. Die Gegensätzlichkeit zwischen beiden Torfarten ist nicht in dem Maße vorhanden, wie sie uns nach europäischen Erfahrungen unter unseren Kultur -Verhältnissen erscheint. In Canada sind noch fließendste Übergänge zwischen beiden zu be¬ obachten, so daß man (bei der ohnedies geringen Unterschiedlich¬ keit der beiden Torfgruppen) in Canada an vielen Stellen um so zweifelhafter ist, ob man noch von Trockentörf oder schon von Moortorf reden soll. Trockentorf entsteht auf dem Trocknen und tritt nur in schwachen Lagen auf, Moortorf hingegen unter Wasser — sei dieses tellurisches oder atmosphärisches — und ist oft sehr mächtig; allein in Canada liegen sehr ausgedehnte und mächtige Moore im Sommer in ihrer oberen Lage regelmäßig trocken und dann ist ja oft bei uns und sonst eine gebildete Trockentorf-Lage die Grundlage zur Entstehung eines Hochmoores. Fast überall ist der Boden der canadischen Wälder durch eine mehr oder min¬ der mächtige Schicht von reinem Humus (Trockentorf) bedeckt als das Resultat der nicht vollständigen Zersetzung der abgestor¬ benen Pflanzenteile. Dieser Trockentorf kann dicht und mehr oder minder verfilzt sein, etwa wie derjenige aus unserer Lüne- 86 V. Torf. burger Heide, und dann bildet er z. B. an abstürzenden Ufern — wie an den Arrow Lakes des Columbia River — überhängende Decken, die, wie auch unsere Fig. 9, diese Beschaffenheit ver¬ anschaulichen, oder aber er ist mehr pulverig-bröcklig, besonders wenn gefallenes Holz, das vollständig zu »Mulm« wird, reichlichere Beiträge geliefert hat. So war es am Ribbon Creek südlich Morley (Alta), wo überdies viele Nadeln den Humus vermehren helfen und eine dichte Hypnaceen-Decke den schwarzen Torf-Boden bekleidet. Nur weil die Extreme verschieden und dabei ungemein häufig sind, ist eine Scheidung in Trocken- und Moortorf geboten. Die Grenzen aber zwischen Trocken- und Moortorf sind ungemein verschwimmende, und es wäre schon deshalb — wie gesagt — sehr mißlich, diese so nahe verwandten Kaustobiolithe, daß ihre Unterscheidung vielfach überhaupt inopportun ist, nicht beide Torf zu nennen, sondern das eine Rohhumus und das andere (Moor-) Torf: denn man wird vielfach einfach Torf sagen wollen, wenn man eine Zuweisung zu der einen oder der anderen Kate¬ gorie vermeiden will, seTs deshalb, weil sie für einen Fall gleich¬ gültig, sei’s, weil sie unmöglich ist. So sieht man denn auch auf geologischen Karten, gelegentlich z. B. offiziellen geologischen Karten der Gegend von Reitzenhain im sächsischen Erzgebirge Trockentorf-Gelände als Moore kartiert. Der Geologe konnte also die vorhandene Humus- Decke nicht von Moortorf unterscheiden. Man kann wohl für bestimmte Zwecke festsetzen: man wolle ein Gelände mit einer Torf-Lage von bestimmter Mächtigkeit noch nicht als Moor kartieren, aber für allgemeine (wissenschaftliche) Gesichtspunkte darf dieses Vorgehen nicht maßgebend sein. Ebenso könnte man aus Bequemlichkeits-Rücksichten für eine spe¬ zielle Praxis (Land- und Forstwirtschaft) einen weniger mäch¬ tigen Torf, wenn es sich nicht gerade um typischen Moortorf handelt, sondern um einen Torf, der etwa dem trockentorf-ähn¬ lichen Zwischen moortorf ähnlich ist, den weniger mächtigen Torf als Trockentorf bezeichnen, aber rein wissenschaftlich — d. h. nicht beschränkt durch spezielle praktische Anlässe, sondern ganz allgemein beurteilt — ist es nicht angängig, ein Gestein so oder V. Torf. 87 so zu benennen je nach der Mächtigkeit seiner Ablagerung: Gold bleibt Gold, gleichgültig ob viel oder wenig davon da ist. D. h. : wo Trocken- und Moortorf typische Unterschiede zeigen, bleiben sie natürlich Trocken- bezw. Moortorfe, gleichgültig in wie mäch¬ tiger Ablagerung sie vorhanden sind. Zur Synonymie. — Trockentorf (Ramann erweitert 1893 S. 232) oder Rohhumus-. Ramann hatte unterschieden Roh- humus im engeren Sinne 1893 S. 232 (Moder-Torf; mull¬ artiger Torf P. E. Müllers, 1887; Moder-Streu Vaters, 1903 S. 144), soweit der Trockentorf noch verwesungsfähig ist. Ist jedoch infolge der dichten Lagerung des Materials der Fäul¬ nis-Prozeß vorherrschend, der ein sauer reagierendes, aseptisches Material liefert, das, unter Verwesungs-Bedingungen gebracht, sich äußerst schwer zersetzt, so spricht Ramann 1. c. von Trocken¬ torf. — Da der Trockentorf auf dem Trocknen, also auf Böden über dem Grundwasserspiegel entsteht, nannte ihn P. E. Müller 1887 S. 57 H ochbodento rf. Spitzenberg (vergl. Vater, 1904 S. 20, 1905 S. 56) nannte ihn Auflagehumus. Rohhumus im gewöhnlichsten Sinne, namentlich in dem der Forstleute. Der Ausdruck ist ursprünglich ein rein speziell praktischer: Rohhumus soll bedeuten ein Humus, der insofern roh, unbearbeitet ist, als er für die Forstkultur ungenügend zersetzt ist, im Gegensatz zum reifen Humus der Forstleute, der genügend zersetzt ist, um dem Pflanzenwuchs nicht zu schaden (Grebe 1886 S. 161); so sprechen die Forstleute (besonders der Eisenacher Schule) auch von rohem Waldhumus (= Hagerhumus, auch kohliger Humus), der durch Sonne und Wind (z. B. auf kahl geschlagenen Stellen) »ausgehagert« und in der Verwesung unterbrochen ist (Grebe 1886 S. 163). Auch das Synonym für Rohhumus Taubhumus (Faserhumus) ist derselben Initiative entsprungen: er ist taub, wertlos für Kulturen; dasselbe ist es mit Wildhumus als Ge¬ gensatz zu mildem Humus (Grebe 1886 S. 163 — 165). Weitere Synonyme sind saurer Humus und adstringierender Humus, wenn viel Gerbstoff in ihm vorhanden. — Wir können von Wiesen-, Wald-, Steppen-, Moos-, Heide-, M o 1 i u i a - , 88 V. Torf, Buchen- usw. (letzterer = Buchentorf, P. E. Müller 1887 S. 21 ff.) Trockentorf sprechen (Synonyme sind z. B. Moos-, Heide-, Molinia - Rohhumus oder -Torf). — Bei P. E. Müller finden sich noch (1887 S. 249 — 250) folgende Angaben. »Hohlerde« wird von G. Sarauw vom nördlichsten Teil der Horns- Harde auf Seeland angegeben als eine torfartige Masse (»2 — 3«, bis zu »10 — 12 Zoll« dick), die ein dichtes Geflecht von Heidekrautwurzeln enthält. Her Name kommt »von dem hohlen Ton, den dieselbe gibt, wenn man namentlich bei trocknem, war¬ mem Wetter darüber hingeht, fährt oder reitet«. (Sarauw.) M aar nennen dänische Heidebewohner »die Heidekruste« des Bodens, die sie zum Brennen benutzen1). 2. Moortorf. Her treffende Terminus Moortorf stammt von P. E. Müller (1887 S. 57 u. 232), der auch gelegentlich im Gegensatz zum Trockentorf echter Torf (1. c. S. 66) sagt. Wenn man von Torf schlechtweg (i. e. S.) spricht, so meint man gewöhnlich Moortorf. Weitere Bezeichnungen sind saurer Humus; im Böhmerwalde Autorf (Schreiber 1904 S. 158); Mooskoth, ein alter bayerischer Ausdruck. Abgesehen von den Übergangsbildungen zum Moder und be¬ sonderen Fällen — z. B. scheint Tropentorf gewöhnlich breiig zu sein — ist Moortorf dicht und nicht krümelig; er hält im allge¬ meinen zusammen, wenn er auch oft genug so durchtränkt und weit zersetzt sein kann, daß- er fließt und Moorausbrüche (siehe dort) ermöglicht; aber im Gegensatz zum Faulschlamm (vergl. Fig. 17 S. 137 Bd. I) steht doch Torf, wenn er durch Bruck ein¬ seitig hervorgepreßt wird, oft genug als Sattel über die Horizon¬ tale des umgebenden Geländes hervorragend fest, Fig. 10, wäh- rend rezenter Sapropelit nur dann eine gewisse Standfestigkeit be¬ sitzt, wenn er reicher an anorganisch-mineralischen Zutaten ist. Moortorf kann recht homogen aussehen. Bei weitgehender J) Das Wort Trockentorf wird auch von den Torftechnikern und zwar hier für künstlich getrockneten Moortorf gebraucht. Y. Torf. 89 Figur 10. Durch eine Dammschüttung (von der links etwas zu sehen ist) sattelförmig aufgepreßtes Torflager. Sattel längs der Sattellinie aufgespalten. Großes Fenn (jetziger Stadtpark) der Stadt Schöneberg bei Berlin. (November 1908.) Figur 11. Torfstich bei Ückermünde am Stettiner Haff. Die Stauwand aus Torf (S) hält das Wasser (W) des bereits ausgegrabenen Moor¬ teiles von der Stelle, die gegenwärtig ausgegraben wird, gut zurück (1906). 90 V. Turf. Zersetzung, Lösung und daun wieder Niederschlag von Humus- stoffen namentlich in den untersten Partien eines Torflagers, werden dort die noch als solche erkennbaren Pflanzenteilchen ein¬ geschlossen. Je weiter vorgeschritten die Zersetzung ist, um so dichter ist der Moortorf, bis er schließlich fast undurchlässig für Wasser ist. Darauf gründet sich eine Abbaumethode von reifem Moortorf, die diese relative Undurchlässigkeit gut veranschaulicht: Fig. 11. Jedoch sind unreife und halbreife Torfe, namentlich Hoch¬ moortorfe, durch das vorhandene Sphagnum weit durchlässiger (vergl. Abschnitt über Trockenhorizonte). Solche Torfe lassen daher eine größere Wasserzirkulation zu als die dichten, reifen Torfe. Der Torf erscheint oft geschichtet, teils weil die übereinander wachsenden Pflanzenbestände eine verschiedene Zusammensetzung besaßen, insbesondere aber dann, wenn das Torfmoor nachträglich etwa durch Saud oder Ton überdeckt wurde und dadurch eine Pressung erfolgte, die den Torf senkrecht zur Druckrichtung mehr oder minder deutlich schieferte. Zuweilen reagieren Moortorf-Proben sauer, zuweilen alkalisch, zuweilen neutral, ja Proben aus einem und demselben Moor und von ein und derselben Stelle (das bezieht sich besonders auf Flachmoortorf) können einmal z. B. im Sommer sauer, zu einer anderen Jahreszeit, z. B. im ersten Frühjahr und Winter alkalisch reagieren. Alkalische Torfproben können ferner durch Liegen an der Luft sauer werden und umgekehrt. In welchem Umfang in diesen Fällen Pflanzensäure oder CO2, die durch Zersetzung ent¬ steht, oder auch Mineral-Säuren eine Rolle spielen, wäre noch näher zu untersuchen (vergl. das über »Plumussäuren« Gesagte); wo saure Proben schnell alkalisch oder neutral werden, handelte es sich in einem untersuchten Falle um CO2. In manchen Fällen werden die Proben sauer durch entstandene H2S04(aus Schwefel¬ eisen durch Oxydation an der Luft); gibt es doch Moore, die einen sehr hohen Prozentsatz von Schwefelkies enthalten, der sich an der Luft natürlich oxydiert. Schon aus diesen Andeutungen und bei Berücksichtigung des V. Turf. 91 hinzukommenden Staubes oder von fließendem Wasser eingeführten anorganisch-mineralischen Sedimentes ergibt sich, daß die chemische Zusammensetzung der Torfe sehr variabel ist. Es können hier nur wenige Beispiele geboten werden. Es seien, um eiue Über¬ sicht zu bieten, neuere von Viktor Zailer und Leopold Wilk1) gebotene Analysen benutzt. Phragmites communis -Torfe , die die Autoren untersuchten (wohl Phragmitetum- Torfe), enthielten in der Trockensubstanz 12,85 — 14,65 v. H. Asche und 87,15 — 85,35 v. H. organische Sub¬ stanz. Die Elementarzusammensetzung der organischen Substanz war 60,67 — 55,24 v. H. C, 5,34-6,00 v. H. H, 2,16 — 2,18 v. H. N und 31,83 — 36,58 v. H. O. »Erlenholztorf« besaß 1,60 v. H. Asche, 98,40 v. H. orga¬ nische Substanz, diese enthielt 60,62 v. H. C, 4,88 v. H. H, 1,39 v. H. N und 33,11 v. H. O. » Scheuchzeria-H ori« (wohl Scheuchzerietum- Torf) enthielt: 3,80 v. II. Asche, 96,20 v. H. organische Substanz und diese 56,99 v. H. C, 6,18 v. H. H, 2,72 v. H. N uud 34,11 v. H. O. y>Sphagnum-Tori« (wohl Sphagnetum- Torf) enthielt Asche organ. Substanz in der organischen Subst anz : 0 4L N 0 unreifer. . . . 1,93 98,07 49,55 5,22 0,90 44,33 wenig zersetzter . 0,64 99,36 50,57 5,31 0,80 43,32 halbreifer . . . 3,21 96,79 57,39 5 64 1,40' 35,57 reirer .... 3,92 96,08 62,26 5,13 0,91 31,70 Moortorf kann zwar 80 — 90, ja über 90 v. H. Wasser ent¬ halten und ein großer Teil desselben wird auch in lufttrocknem Zustande festgehalten (40 und mehr v. H.). Das Schwindmaß beim Entwässern eines Moores ist daher bedeutend (natürlich auch beim Trocknen von Torfziegeln): es kann z. B. in einem eben eutwäs- 9 Zailek und Wilk, Uber den Einfluß der Pflanzenkonstituenten auf die physik. u. cbem. Eigenschaften des Torfes. (Zeit sehr. f. Moorkultur u. Torfver¬ wertung 1907.) / 92 V. Torf. serten Hochmoor von ca. 2^2 m Mächtigkeit im Laufe eines ein¬ zigen Sommers bis fast 1J 2 m zusammensacken. Sapropel- (Saprokoll-) Torfe resp. To r f-S aprop eie (- Saprokolle) nennen wir solche Kaustobiolithe, die sowohl in auffälliger Weise Sapropel- als auch Torf-Bestandteile enthalten. — Hierher gehört offenbar der Pechtorf von Cancrin’s 1789 S. 70, den er zu seinem »Bergtorf« rechnet. 1. Streifen- Torfe nenne ich (entsprechend dem Ausdruck Streifen-Kohle) diejenigen Sapropel-Torfe , bei denen schwache Saprokoll- und Torf-Lagen mit einander abwechseln ; sie entstehen durch periodische Sapropel-Bildung auf dem Torfmoor eventl. durch Sapropel-Teppich-Bildung. 2. Die Sumpftorfe (Moorhumus Grebe 1886 S. 165, Morasttorf) wie z. B. die Röhricht-Torfe sind naturgemäß mehr oder minder ausgesprochene Sapropel- (Saprokoll-) Torfe; ihre Struktur ist aber, da die Sapropel- mit der Torf- Bildung gleich¬ zeitig einhergeht, nicht die von Streifen-Torfen. — Der klibbe- rigte Darg Eiselens 1802 S. 28, 30 (klibbrige, klebrige Darg) gehört zum Teil hierher, ebenso der Modertorf und Moortorf von Cancrin's 1789 S. 74 und 132, ferner der Muddetorf Weber’ s von 1905 usw. Ein reich mit Sapropel vermischter Sumpftorf ist der Flytorf (d. h. fliehender Torf) v. Post’s in Schweden, nach v. Post wesentlich aus Schwimmpflanzen ent¬ stehend. Da die Flachmoor-Sümpfe Zersetzungsorte vieler Tiere und Algen sind, stinkt der Sumpftorf oft, daher auch der Name Stinktorf (wie ein Phragmitetum-Torf des Hiinmelmoors nörd¬ lich Altona, östlich Elmshorn in Schleswig-Holstein, Fischer- Benzon 1891 S. 6; vergl. auch Weber 1903 S. 468). Der Leuchttorf (dänisch Lyseklyn) und zwar der d unkle Le ucht- torf (mit helleuchtender, anhaltender Flamme brennend) ist eben¬ falls ein Sapropel- resp. Saprokoll-Torf. Eine von Früh (1885 S. 716) untersuchte Probe war gebildet aus Uar&r-Resten, anderen Landpflanzen und Algen, auch waren Spongillen-Nadeln vorhauden usw. (Uber den »hellen Leuchttorf« vergl. unter den Liptobio- lithen.) — Bei der Entstehungsweise des Sumpftorfes enthält er Y. Torf. 93 besonders dann mehr oder minder viel anorganisches Sediment, wenn er eine Küsten-Bildung au einem offenen Wasser ist (Strand¬ torf, v. Beroldingen 1792 I S. 42); so versteht man unter Darg besonders den verunreinigten, in der Gezeiteuzone oder in Überschwemmungsgebieten von Flüssen entstandenen, häufigen Phragmitetum-Torf. An den Nordseeküsten ist ein schlickiger oder sandiger Arundinetumtorf sehr häufig; er ist ein Brack¬ wasser-Torf, entstanden aus Rohrschilf-Beständen, zwischen denen ein besonders reiches Tier- und Algenleben vorhanden war, so daß besonders solcher Torf bei dem reichlichen Vorhandensein von S in den Salzen des Brackwassers durch Schwefelwasserstoff- Entwicklung einen unangenehmen Geruch besitzt. Er enthält dementsprechend besonders viel Schwefeleisen. Bei dem Besuch des Möwenbruchs bei Rossitten auf der Kurischen Nehrung ist mir durch die ungemein zahlreichen Möwen, die in dem genann¬ ten Sumpfmoor leben, besonders eindringlich geworden, wie stark unter Umständen in dem entstehenden Torf die Beimengung von tierischen Exkrementen, in unserem Fall Möwen-Guano, sein kann. Weiteres unter Röhrichttorfe weiter hinten. Je nach dem Grade der Zersetzung wird man den Moortorf unterscheiden in a. Unreifen Torf (Rohtorf Weber 1904 S. 4; früher, 1903 S. 480 nannte Weber das, was wir vorn als Trockentorf an¬ gegeben haben, Rohtorf), der erst undeutlich vertorfter Torf ist. (Techniker [z. B. Hausding 1904 S. 291] bezeichnen als Rohtorf nicht, wie wir das tun wollen, noch rohen [unfertigen] Torf, sondern jeden noch nicht technisch verarbeiteten Torf.) ß. Halbreifen Torf, der sehr häufig ist. y. Reifen Torf oder Specktorf (Pechtorf, z. B. bei Wiegmann 1837 S. 58; Torfkohle, Senft 1894 S. 23) ist ein sehr verbreitetes Ubergangsglied zum Dopplerit, der sich von diesem nur dadurch unterscheidet, daß der Specktorf noch sehr viele figurierte Bestandteile enthält. Der Specktorf ist durch hohe Reife plastisch gewordener Torf (Früh 1898 S. 222), der »die untere dichte und schwarze Torfschicht« (Wiegmann 1. c.) eines 94 V. Torf. Lagers bildet. Marin ortorf (Früh) ist auf Schnitten mit Dopplerit- Flecken versehener Torf, in welchem Dopplerit also nesterweise auftritt. Gelegentlich wird speziell der reife Torf Moortorf ge¬ nannt (z. B. Grüner 1896 S. 243); unseren Begriff von Moortorf vergl. S. 77 u. 88. d\ Kohlentorf. Geologisch ältere Torfe, z. B. interglaziale, haben namentlich gern dann braunkohligen Habitus und sind auch nicht selten für Braunkohle gehalten worden, wenn sie durch nachträgliche Bedeckung mit einem Sediment gepreßt und auch geschiefert worden sind (» Schiefer kohlen« von Dürnten, Wetzikon im Kanton Zürich, von Utznach im Kanton St. Gallen und bei Mörschwil am Bodensee). Wir wollen solche eigen- artigen, Kohlen ähnlichen Torfe als Kohlentorfe bezeichnen. Die Moortorfe enthalten sehr oft noch gut bestimmbare, figu- rierte, größere Pflanzenreste. Um diese in genügender Vollstän¬ digkeit zu erhalten, ist die zu untersuchende Torfprobe methodisch zu behandeln, besonders ist sie zu schlämmen1). Im Felde lassen sich diesbezügliche Untersuchungen nur ganz roh ausführen, aber eine gewisse Auskunft erhält man schon durch einfaches Schütteln 0 Über die Technik des Torfsch lamm en s stellt mir Herr Dr. J. Stollek freundlickst die folgende Literatur zusammen. Eine gute Zusammen¬ stellung findet sich in Keilhack, Praktische Geologie, 2. Auflage. Eine durch Abbildungen unterstützte Anleitung zum Bestimmen der Pflanzenteile (nament¬ lich Früchte usw., überhaupt Phanerogamenreste) gibt: 1. Andersson, Studier öfver Finlands Torfmossar; Helsingfors 1898 (leider schwedisch geschrieben, mit kurzem deutschen Auszug); ferner 2. Müller, G. und Weber, C. A., Über eine frühdiluviale und vorglaziale Flora bei Lüneburg. Abhandl. k. Pr. Geol. Lao- desanst. 1904 (mit Tafeln). 3. Reid, Cl., and M. Reid, The fossil Flora of Tegelen-sur-Mease, near Venloo, in the Provinz of Limburg (mit 3 Tafeln). Ver¬ handelingen der kon. Akad. van Wetenschappen te Amsterdam. II. Sektion Amsterdam, September 1907. 4. Reid, Cl., and M. Reid, On the preglacial Flora of Britain. Linnean Society’s Journal, Botany, vol. XXXVIII. 1908 (mit 5 Tafeln). Es ist aber dringend zu raten, fügt Herr Dr. Stoller mit Recht hinzu, die Bestimmungen nicht nur auf Abbildungen zu gründen, sondern unter allen Umständen rezentes Vergleichsmaterial zu Rate zu ziehen. Eine diesbezüg¬ liche Sammlung legt man am besten selbst an, da erfahrungsgemäß in den meisten Herbarien der Museen und Institute Samen und Früchte der Pflanzen entweder fehlen oder, in unreifem Zustand gesammelt, als Vergleichsmaterial nicht brauchbar sind. V. Torf. 95 mit Wasser in einem Gläschen (s. unter Moos-Torfe), besonders leicht ist es dann natürlich, z. B. ein Urteil über eine eventl. Sandbeimengung zu gewinnen, die sich separiert unten ablagert. Je nach den auffälligeren Pflanzen oder Pflanzenteilen, die an der Zusammensetzung des Torfes teilnehmen oder ihn wesent¬ lich oder ganz zusammensetzen, werden die Namen der betreffen¬ den Pflanzen benutzt, um die Torfarten zu kennzeichnen. Es empfiehlt sich zu unterscheiden, ob es sich 1. nur um zwar cha¬ rakteristische Bestandteile im Torf handelt, die, da sie sich figu¬ riert besser erhalten haben, auffällig geblieben sind, die dabei aber nur beschränkter zu dem Torf-Material beigetragen haben, oder ob 2. die Bestandteile, die die Namengebung veranlassen, aus reinen oder reineren Vegetations-Beständen hervorgegangen sind. Ich habe vorgeschlagen, die Torfe zweitgenannter Art durch Be¬ nutzung der Ausdrücke mit der Endsilbe -etum von denen erst¬ genannter Art zu unterscheiden. Als Erläuterung hierzu sei daran erinnert, daß Arundo phragmites auch auf Moor-Flächen als Neben¬ bestandteil vorkommt, so daß solche Strecken keine Phragmiteten sind, daß sich jedoch Arundo phragmites-^x\\\7.ome in den Torfen sehr lange gut halten. Ein solcher Torf würde nach dem Vor¬ schlag nicht Phragmitetum - Torf, sondern — wenn man den Torf nach Arundo phragmites benennen will — Phragmites - Torf heißen. Dieser Vorschlag ist hier und da nicht verstanden worden1). So sagen Viktor Zailer und Leopold Wilk2), es sei untun¬ lich, meinem Vorschläge zu folgen, »nach welchem z. B. ein aus reinen oder reineren Phragmites- Beständen gebildeter Torf mit Phragmitetumtorf, ein Torf aber, in welchem nur einzelne gut er¬ haltene Phragmites-Ühizoine Vorkommen, als Phragmites-Tovi be¬ zeichnet wird, ohne Rücksicht darauf, ob die Konstituenten Carex- und Hypnum- Arten usw. waren. In diesem Falle kommt dem Phragmites nur die Rolle einer charakteristischen Begleitpflanze ') Ich bemerke aber, daß ich mich ganz klar ausgedrückt habe. ■) 1. c. 1907 Sonderabdruck S. 12, in einer Anmerkung. 96 V. Torf. zu, die auf die Bezeichnung des Torfes keinen Torf ausüben kann«. Gerade der in dem letzten Satz ausgesprochene Grund ist die Ursache meines Vorschlages. Mit anderen Worten: damit eben in Zukunft nicht mehr — wie das bisher oft geschieht! — ein Torf, dessen Nebenkonstituenten auffällig auftreten oder zu¬ fällig noch bestimmbar erhalten sind und nur deshalb dem Torf oft den Namen geben, mit einem Torf zusammengeworfen wird, der wesentlich aus den erkennbaren, bestimmbaren Konstituenten hervorgegangen ist, ist durchaus zu unterscheiden zwischen einem Torf, der z. B. neben Arundo wesentlich Materialien anderer Her¬ kunft enthält, von einem solchen, der aus der Am^do-Pflanzen- gemeinschaft, aus einem Arundinetum hervorgegangen ist. Beide Torfsorten wurden eben früher allermeist Arundo- resp. Phrag- mites- Torf genannt, also sehr Verschiedenes mit einem und dem¬ selben Namen belegt. Deshalb ist es notwendig, diejenigen Torfe, die aus einem Arundinetum usw. hervorgegangen sind, auch als Ar und inetum-Torf zu bezeichnen. Wir hätten also als Beispiele: 1. Moos-Torfe: a) Weißmoos-Torf (Weiß-Torf zum Teil) ist beson¬ ders Sphagnetum-Torf, während Sph agnum -To rt“ nur bedeutet, daß ein Torf Sphagnum enthält, aber nicht aus einem Sphagnetum hervorgegangen zu sein braucht; ersterer auch Bleich m oostorf (Vorschlag von C. A. Weber 1908 S. 89), auch Torfmoostorf genannt. — Ferner gehört hierher der Leucobryetum - Tor f. Manche, z. B. Forstkreise unterscheiden Weißmoose (Sphagnaceen) und Graumoose (wohin Leucobryum ge¬ hört). Die Sphagnetum-Torfe sind besonders geeignet zu demon¬ strieren, daß noch eine sehr viel weitergehende Einteilung der Torfe leicht möglich wäre, denn die Sphagnetum-Torfe unter¬ scheiden sich in unreifem Zustande besonders auffällig je nach der Spezies resp. Hauptspezies, die ihn zusammensetzt. Manche Arten z. B. sind dadurch ausgezeichnet, daß sich ihre Stengel im Torf Y. Torf. auffällig erhalten, Fig. 12, was bei anderen nicht der Fall 97 ist usw. b) ß rau ninoos -Torf (Braun -Torf zum Teil), z. ß. Hy pne tum- Torf. Po ly tri che tu m-Torf. Dicra- netum-Torf. Figur 12. Sphagnetum=Torf in nat. Größe von dem Hochmoor von Augstumal. Nach freundlicher Bestimmung von Herrn C. Waunstokf handelt es sich um Sphagnum recurvum var. amblgplujllum. Die Moostorfe sind besonders schwer zersetzbar, sie ulmifi- zieren bei weitem nicht so schnell wie die anderen Torfe, die sehr viel schneller reifen, z. B. Erlenmoortorf, der sehr schnell nacli der Ablagerung der ihn bildenden Pflanzenmaterialien vollständiger humifiziert. Noch in reifem Sphagnetumtorf kann man meist viele einzelne Sphagnum- Blätter unter dem Mikroskop finden. Wenn man eine Probe in einem Rohrgläsclien mit Wasser schüttelt, um 7 Neue Folge, Heft 55. 11. V. Torf. 98 ihn zu schlämmen, sind Blätter meist schon mit der Lupe oben über dem Wasser an der Glaswand haftend zu bemerken. Die Moostorfe werden in sehr altem Zustande schließlich schwarz (zu schwarzem Torf = klibberigter [klebriger] Hagetorf, Eiselen 1802 S. 28). Moorbewohner NW.-Deutsch- lands nennen in gewissen Torfprofilen mit 3 verschieden farbigen Torf lagen den Sphagnetum-Torf der oberen Lage weißen, den mittleren braunen (Hagetorf, Eiselen 1802 S. 28; brauner Torf heißt auch Fuchstorf; in anderen Gegenden — z. B. Tri¬ angel — heißt aber der unreife Sphagnetum-Torf Fuchstorf), den unteren schwarzen Torf (de Luc, deutsche Übers. II 1782 S. 324, C. A. Weber 1899 S. 17). — Sphagnetum-Torf ist ein Hochmoortorf, Polytricketum-Torf ebenfalls, Leucobryetum-Torf ist ein Zwischenmoor-Torf oder aus Trockentorf hervorge^angen, Hypnetum-Torf ist im allgemeinen ein Flachmoortorf, kommt aber in allen Moor-Arten vor. Dicranetum-Torf ist (Hochmoor-) Tun¬ dra-Torf. — Die hervorragende Beständigkeit macht die Moostorfe den meisten anderen Isotiermitteln o-enenüber überleben. Die Mein- branen von Sphagnum und anderen Moosen enthalten außer einer Gerbsäure reichlich »Sphagnol«, einen phenolartigen Stoff’. Sphag- nol isügiftig, so daß u. a. Sphagnetum-Torf ein treffliches Des- infiziens ist. Versuche über das Verhalten der Cholera- und Ty¬ phusbakterien im Torfmull haben C. Fraenkel und Klipstein 1 ) in der Absicht angestellt, den angeblichen konservierenden Ein¬ fluß des Torfmulls auf Infektionsstoffe, und damit dessen Ver¬ wendbarkeit für die Erhaltung von menschlichen Abfalistoffen für -m die Landwirtschaft einer Prüfung zu unterziehen. Es tritt durchschnittlich schon nach 2^2? höchstens nach 4—5 Stunden eine sichere Abtötung, nach ^2 — 1 Stunde eine erhebliche Schwä¬ chung von Reinkulturen der Kommabazillen ein. Auf Typhus¬ bazillen übte Torfmull nur einen schwach desinfizierenden Ein¬ fluß. Wegen der gleichen Eigenschaft ist wiederholt empfohlen worden, Obst mit festerem Fleisch in Torfmull aufzubewahren l) Fraenkel und Kliestein, Zeitsckr. f. Hygiene u. Infektionskrankh., Bd. 05 S. 333, 1893. V. Torf. 99 (PaSSERINI und Marchi, Bull. Agricoltura 1890) oder ihn zum Obstversand nach den Tropen zu verwenden (G. Schweinfürth, Deutsche Kolonialzeitung vom 18. Aug. 1906). — Bei der locke¬ ren Beschaffenheit unreifer und halbreifer Moostorfe ist er als Brennmaterial weniger geschätzt, da er zu schnell wegbrennt und nicht vorhält (daher heißt z. B. der Hypnetum-Torf in Pommern Figur 13. Phragmitetum= (Arundinetum) = Torf in nat. Größe mit Rhizomen von Arundo phragmites. foscher [d. h. schlechter] Torf, im Gegensatz zum ordentlichen Dauerbrenntorf, dem »schieren« Torf). Zum Anmachen von Feuer ist jedoch Moostorf bei seiner leichten Brennbarkeit sehr geeignet. Wie der weitere Begriff Sphagnum- Torf zu dem engeren Sphagnetum-Torf, so verhalten sich natürlich Hypnum -, Polytri- chum- , Dicranum- Torf zu Uypnetum-, Polytrichetuin-, Dicrane- tum- usw. usw. Torfen. 100 Y. Torf. 2. Röhricht-Torfe, z. B.: a) Phragmitetum-Torf, Fig. 13, A r u n d i n e tu m -T o r f, Rohr-, Rohrschilf-Torf; der Ausdruck Schilf- Torf ist zwar besonders beliebt, jedoch auch besonders mißverständlich, da Schilf bei uns eigentlich Glyceria ist; oft verunreinigt (s. unten unter Sumpftorf) und dann gewöhnlich Darry (holländisch, Beroldingen I S. 42), Darg (ostfriesisch), Dark (ob vom Worte Dreck herzuleiten? Siehe C. A. Weber 1900 S. 21), Darcli- torf (z. B. Klöden 1836 S. 34), Derrie (franzö¬ sisch), Spier (Norder-Dithmarschen), Terrig (friesisch) genannt (^Phragmites- Torf (Arundo- T orf) bedeutet wieder nur, daß ein Torf Phragmites enthält). b) Equisetetu m -Torf resp. Equisetum- Torf. Die Röhricht-Torfe sind Sumpftorfe. Als Röhrichttorfe dürfen nur die Torfe bezeichnet werden, die aus typischen Röhrichten hervorgegangen sind, so daß Phragmites- und Equisetum- Torf kein Röhricht-Torf zu sein braucht, nämlich dann, wenn Phrag¬ mites- und Equisetum - Teile nur als Nebenbestandteile auftreten, die Torfe also nicht aus echten Röhrichten dieser Pflanzen her- vorgegaugen sind. Phragmitcs-Yovi kann demnach auch Zwisehen- moor-Torf sein. Der Phragmitetum-Torf, der Darg, erinnert unter den Moor¬ torfen besonders oft an Sapropelit durch seine Schieferung, ver¬ anlaßt durch den Druck von überlagerndem Sediment, z. B. Schlick wie in Ostfriesland, wo das bedeckende Alluvium Zeeklei heißt (vergl. Früh 1885 S. 682). Dieser Torf findet sich sehr oft unter dem Sand der Dünen um das Watt eingelagert. »Die Dargschichten, welche am Watt liegen, sind eine Fortsetzung der Torflager im Marschboden des Festlandes, wie sich dies bei Deich¬ bauten und bei Deichbrüchen überall gezeigt hat«. (Prestel 1870 S. 10.) 3. Gras- Torfe wie z. B. Moliniet um -Torf resp. Moli - n i n-Tor f. Molinietuni - Torf ist Zwischenmoor - Torf oder ein Trockentorf. Y. Torf. 101 4. Cyperaceen-Torfe, z. B. : a) Eriophoretum-Torf resp. Er i op h o r um - (Woll¬ gras-) Torf. Eriophoretum-Torf wird volkstümlich oft bei seiner Zähigkeit, die ihn für den Spaten hinderlich macht, mit zähem Fleisch verglichen, daher die platt¬ deutschen Bezeichnungen dieses Torfes als Bullen- fleesch (Bullenfleisch) und auch Koofleesch (Kuh¬ fleisch). Fetziger Torf — auch Fetzentorf — ist eine weitere Bezeichnung, ferner Schwarzköpfe (so in Agilla nördl. Fabian) für die aus den Profilen her¬ aussehenden dunklen, schweifförmigen Scheidenbüschel von Eriophorum , die sich ja eben so leicht erhalten. Luge hörte ich in den Neu-Platendorfer Torfwerken in der Lüneburger Heide. Eriophorumtorfteile oder -lagen heißen in Mecklenburg Splittlager usw. b) Carice tum -Torf resp. Car ex- (Seggen-) Torf. c) Rhynchospore tum - Torf (Agtorf der Schweden, z. B. Y. Posts; Ag = Rhynchospora ) resp. Rhyn¬ chospora- Torf. — Rhynchosporetum-Torf istZwischen- moor-Torf. d) Cladi etum -Torf (Schneidentorf), von Cladium Mariscus- Beständen . Eriophoretum-Torf kann sein Hochmoortorf, z. B. vom Erio¬ phorum vaginatum (d. h. wenn aus einem Vagin etum hervor¬ gegangen; solcher Torf heißt nach Schröter 1904 S. 88 Lindbast, franz. Pelvoux) oder (Höhenhochmoor-Torf von E. alpinum usw. Caricetum-Torf ist Flachmoor-Torf (aus Magnocariceten) oder Zwischenmoor-Torf (aus Parvocariceteu). Scirpus-(caespitosus ) Torf ist Hochmoortorf. 5. Scheuchzeri etu m - Torf resp. Scheu clizeria - To rjf (Beisentorf Schreiber 1907 S. 77). Scheuchzerietum- Torf ist Zwischen moortorf, Scheuchzeria-Ho r f ist aber sehr oft Hochmoortorf. Scheuchzeria wächst an sehr nassen, infolgedessen etwas nahrungsreicheren Stellen, namentlich von Hochmooren. »Die Moorleute verwechseln diesen 102 Y. Torf. Torf gewöhnlich mit dem Phragmitetumtorf« , »wozu sie eine oberflächliche Ähnlichkeit der freilich sehr viel schmaleren Rhizome verleitet, und nennen ihn auf dem Augstumalmoore Schilftorf, in Nord west-Deutschland Schelptorf (im Papenberger Moore S trohd ar g)« 1). Wer freilich die beiden in Betracht kommenden Pflanzen- Figur 14. Sehe uchzerietum- Torf in nat. Größe mit vielen Rhizomen von Scheuchzeria palustris und auch Samen davon. Aus dem Torflager nördl. Triangel in der Lüneburger Heide. arten kennt oder die Torfe auch nur einmal gesehen und miteinander verglichen hat — vergl. unsere Fig. 13 und 14 — , dem ist eine Verwechselung unmöglich. 6. Ericaceen- (Heide-) Torf, z. B. Callunetum-Torf resp. Ca l lu n a - T o r f, E r i c e t u m - T o r f resp. Er ica- Torf. *) Webek, Hochmoore von Augstumal 1902 S. 213. V. Torf. 103 Callunetum- und Ericetum-Torfe sind Torfe toter Hoch- moore auch Trockentorfe; sie können aber auch nester¬ weise in mehr oder minder dünnen Lagen in Sphagnetum- torf eingelagert sein, da Ericaceen, besonders Ccilluna auf den Bülten der Seeklima-Hochmoore reichlicher vorhanden sein können. Solche Bulte sind dann als sehr flach-linsen¬ förmige dunkle Lagen im Sphagnetumtorf vorhanden (»Bultl agen«). Der Torf solcher Bultlagen heißt bei Triangel Bleitorf wegen der beim Schneiden mehr blanken Beschaffenheit und seiner gegenüber dem Sphag¬ netumtorf größeren Schwere. 7. Betuletum- Torf resp. Betula-Torf (Birken-Torf). Betuletum-Torf ist bei uns Zwischenmoor-Torf. 8. Pi ne tum- Torf resp. Pinus- Torf (Kiefern -Torf). Pinetum* Torf kann sein Zwischenmoor-Torf, wenn das Pinetum aus Pinus silvestris , oder Höhenhochmoor-Torf, wenn das Pinetum ein Pinus montana-Bestnodi war, in der Schweiz P. m. var. uncinata , daher »Uncinato-Pinetum« (Schröter 1904 S. 84). usw. usw. Auf die von den Pflanzenbestandteilen sich herleitende Be¬ schaffenheit des Torfes beziehen sich auch die Ausdrücke Bast- torf, Fasertorf, Filztorf, Holztorf, Radicellentorf (Früh 1904 S. 172), Stroh torf, Wurzeltorf (Röttertorf) (Fischer¬ ström 1781, nach Keferstein 1826 S. 35) (bestehend wesentlich aus dem Wurzelgeflecht besonders von Cyperaceen, Gramineen und Röhrichtpflanzen), Schwamm torf (wie z. B. der unreife Sphagnetum- Torf). Je nach seiner Herkunft von verschiedenen Moorarten sind zu unterscheiden: 1. Sumpftorf, wenn es sich um Verlandungstorf handelt, der aus Sumpfpflanzen entsteht. Über diesen wurde schon auf S. 92 das Nötige gesagt. 2. Flachmoor-Torf (Fenn-Torf, z. B. bei Lossen 1879 S. 1038, Grünlands moortorf, Nieder moortorf, Ra¬ se nt orf, Moorerde mancher Gärtner [Gaerdt 1886 S. 23], 104 V. Torf. W iesentorf usw.) In österreichischer Literatur liest man gelegent¬ lich Untertorf, weil Flachmoortorf oft Hochmoortorf unterlagert. (Fischer-Benzon 1891 S. 39 z. B. setzt synonym Rasentorf, Wiesentorf und Sumpftorf; es ist aber zweckmäßiger, den Aus¬ druck Sumpftorf für den aus den Verlandungspflanzen entstehenden Torf zu reservieren.) Chemisches: M. Fleischer hatte als Flachmoore Gelände angenommen1), deren Torf nicht unter 2,5 v. H. Kalkgehalt sinkt. Hamann Ms. 1906 nimmt an: 8 — -10 v. H. Mineralstoff, 4 v. H. CaO, 0,25 v. H. P2O5, 0,1 v. II. K2O. Dr. Baumann gibt mir an, Flach¬ moore »sind kalkreiche Moore, die in ihrer Trockensubstanz min¬ destens 2,5 v. H. Kalk (CaO) enthalten; sie sind nach erfolgter Entwässerung ärmer an Wasser und reicher an Trockensubstanz als die Hochmoore. Im Kubikmeter führen sie mindestens 200 kg Trockensubstanz, so daß der Kalkgehalt pro Kubikmeter mindestens 5 kg beträgt«. Inwieweit hier und im folgenden Gelände nach der Beschaffenheit des Untergrundes als Flach- usw. Moore zu bezeichnen wären, ist noch von anderen Bedingungen abhängig (vergl. S. 135 — 146). Der Flachmoortorf kann besonders sein ein Flachmoor- Wiesentorf oder ein Fl achm o 0 r- Wald tor f (Niedermoor- Wal d t o r f ; Bruchtorf; Bruchwaldtorf; Wa 1 d n i e d e r u n g s - torf; Auwaldtorf, Weber 1904 S. 7); Riillen waldtorf der Hochmoore hat bei der Anreicherung mineralischer Substanzen, die in den Hüllen stattfindet, Flachmoor - Pflanzenbestandteile [vergl. z. B. auch Weber 1902 S. 111]). 3. Zwischen m oor- Torf, der sein kann Zwischen m 00 r- Wiesen- oder Zw i sch en m 00 r-Waldto rf (Mischmoor- Torf, Übergangs-, Übergangs m oor-, Übergangswald - Torf (z. B. Weber 1905 S. 1651)). — Hierzu schreibt mir Herr Dr. P. Graebner: »Der Zwischen¬ moortorf ist physikalisch sehr verschieden je nach der Zusammen¬ setzung der vorangegangenen Vegetation. Ein Torf, in dem Hy- 9 Fleischer, Unsere Moore und ihre landwirtschaftliche Verwertung. Landw. Kalender von Mentzel & Lengerke 1888 S. 51. V. Torf. 105 pnaceen usvv. -Massen durch Torfmoose ersetzt werden, ist sehr abweichend von dem Zwischenmoorwaldtorfe der Erlen-, Eichen-, Fichten- usw. Bestände. Die gärtnerisch wichtigste Form des Zwischenmoortorfes ist der mit zahlreichen Beimischungen von Phragmites oder Cyperaceen und zwar sowohl von Carex- Arten als von Eriophorum * Dieser Torf ist der in Berliner Gärtnerkreisen so beliebte und teuer bezahlte »Grunewalder Torf« oder die » Grün ewal der Heideerde« (kurz Grunewald-Erde)«. — Chemisches (nach Ramann Ms. 1906): bis 5 v. H. Mineralstoffe; 2 v. H. N ; 1 v. H. CaO; 0,2 v. FI. P2O5; 0,1 v. H. K20. Dr. Baumann schreibt mir: »Die Moore, welche in ihrem Kalkgehalt zwischen 0,5 und 2,5 v. H. in der Trockensubstanz oder 0,75 — 5,0 kg pro Kubikmeter entwässerten Bodens enthalten«, sind als Zwischenmoore zu bezeichnen. (Für uns immer mit den Beschrän¬ kungen, auf die S. 135 — 146 hiugewiesen wird.) Wo Zwischenmoore auf Veranlassung eines .nahrungsschwä- cheren Wassers entstehen, ist der entstehende Torf ganz typischer Moortorf, wo sich diese Moore jedoch z. B. auf Flachmoor ent¬ wickeln, weil die Torf- Anhöhung die Bodenoberfläche aus dem Bereich des Grund- oder Überschwemmungswassers herauskommt und der Torf daher trocken liegt, ist dieser mehr oder minder Trockentorf ähnlich. 4. Hochmoor- Torf. — Chemisches: Fleischer hatte 1. c. für Hochmoortorfe in der Trockensubstanz einen Gehalt an Kalk bis 0,5 v. H. angegeben. Ramann gibt an (Ms. 1906): Unter 0,3 v. H. Mineralstoffe; unter 0,5 v. H. Kalk; 1,2 v. H. Stickstoff; 0,1 v. H. Phosphorsäure; 0,05 v. H. Kali. Dr. Baumann sagt: »Hochmoore sind durchweg kalkarme Moore, die in ihrer Trocken¬ substanz nicht mehr als 0,5 v. H. Kalk (CaO) enthalten; außerdem sind sie auch nach der Entwässerung infolge des Sphagnum- Gehaltes sehr wasserreich; sie führen im Kubikmeter ca. 900 kg Wasser und 100 — 150 kg Trockensubstanz. Der Kalkgehalt be¬ trägt demnach pro Kubikmeter nicht mehr als 0,75 kg«. — Auch hier ist zu beachten (S. 135 — 146), daß ein Hochmoor auch auf Kalk- resp. überhaupt an Nahrung reicheren Boden entstehen kann, wenn 106 Y. Torf. nämlich die Verhältnisse eine hinreichende Ausnutzung der Nah- o rung, um Zwischen- oder Flachmoor zu bilden, verbieten. Torfe, die sich durch bemerkenswerte Beimengungen aus- zeiclmen, sind z. B. die folgenden. Ilalbtorf (J. R. Lorenz 1858 S. 48) ist Torf mit reichlichen Beimengungen nicht organischer Herkunft wie Ton und Sand (sandiger Torf usw.); z. B. ist der Darg (s. S. 100) oft ein Ilalbtorf und ständig in ein Flachmoor eingewehter Dünensand kann den Torf zum Halbtorf machen. — Mergeltorf oder Torfmergel (Ramann 1905 S. 181 und Manuskript) ist Halb¬ torf mit hohem Kalkgehalt. — Da der Humus bei dem großen Volumen, das er einnimmt, und seiner stark färbenden Eigen¬ schaft einen Halbtorf in bergfeuchtem Zustande schwer erkennbar macht, sogar wenige Prozente Humus in einem Gestein schon den Eindruck von fast reinem Humus hervorrufen können, so ist es zur Erkennung im Felde geboten, eine Probe in einem Glasröhr¬ chen zu schlämmen (zu schütteln, in Wasser aufzurühren), damit der beigemengte Sand und dergl. sich setzt. Man wird dann leichter ein Urteil über die Natur des betreffenden Kaustobioliths gewinnen, wobei immer zu beachten ist, daß das Volumen des Humusanteils bei seiner kolloidalen Beschaffenheit relativ sehr groß bleibt. Bei chemischen Torf- Analysen kann auf diesem Wege noch die sekundäre von der primären Asche geschieden wer¬ den, für viele Zwecke hinreichend genug zur Gewinnung eines genügenden Resultates. Vitrioltorf (Keferstein 1826 S. 40) ist (Flachmoor-) Torf mit Eisenvitriol, »dessen Lösung oft die Masse des Torfes so durchdringt, daß sie sich beim Austrocknen an der Luft von allen Seiten dicht mit schimmelähnlichen Überzügen von Eisenvitriol bedeckt«. »Da, wo dieser Vitrioltorf in großer Mächtigkeit auf- tritt .... wird er zur Gewinnung von Eisenvitriol benutzt« (Senft 1862 S. 130 u. 149). Jetzt ist der Abbau aufgegeben. Als Sticktorf bezeichnet Bansen 1751 (nach Dau 1823 S. 165) einen Torf »von bläulicher Farbe, der Feuer fange, wie Zunder, . . . und durch seinen Geruch zu erkennen gebe, daß er viel Schwefel enthalte«. V. Torf. 107 Blauer Torf, Blautorf oder Vivianit-Torf (Humus veo-etabilis caerulea martialis turfosa, blaue eisenlialt i g e Torferde bei Joh. Heinr. Hagen, Chem.-miu. Unters, einer merkvv. blauen Farberde aus den Preuß. Torfbrüclien. Königs¬ berg 1772 S. 8) ist Torf, der auffallend viel Vivianit (Torf¬ blau und blaue Farberde bei Hagen 1. c. 1772, Schiffei Eiselen 1802 S. 30) enthält. Wenn die Abwässer einer Kloake zu einem Torflager in ihrer Nähe Zugang haben, so kann man in dem Torf Vivianit- Bildung besonders reichlich beobachten. Der Maibolt (Spierklei, Gifterde) des Marschlandes mag anhangsweise hier mit erwähnt werden, da diesem Fe So haltigen Boden besonders auffällig Arundo pliragmites und mit dieser Art gewiß die dazu gehörige Sapropel bildende Gemeinschaft beige¬ mengt ist. Der Maibolt findet sich im Untergründe der Marsch- moore. »Der Schlick im Liegenden dieser Moore ist zunächst entkalkt worden, worauf sich infolge der Verrottung der in diesen Schlickschichten häufig vorkommenden Reste von Pliragmites usw. Reduktiousvorgänge abspielteu, als deren Produkt das Zweifach- Schwefeleisen anzusehen ist.« (Schücht 1905 S. 327/28). Stark eisenhaltige Torfe wie die genannten heißen auch Eisentorfe. Ein von Bornträger auf seinen Fe-Gehalt unter¬ suchter (Flachmoor-) Torf enthielt1) in der Trockensubstanz 12,07 v. H. FeO, 5,P2 v. H. Fe203 und 6,40 v. H. Fe als FeS. Über Salztorf s. S. 11. Je nach der Herkunft des Torfes von verschiedenen Örtlich¬ keiten spricht man gelegentlich von Marsch- Torf etc.; besonders oft ist in der Literatur vom sogenannten Meer-Torf (Martörv der Dänen zum Teil) die Rede (Litoraltorf, salziger Torf, Schlicktorf, Schwimmtorf [Keferstein 1826 S. 60], See¬ torf, Str andtorf2), auf Sylt Tuul genannt). Er hat sich mit ganz seltenen Ausnahmen (wie der Se e gras tu ul, E. Geinitz 1905 S. 208) als unter den Meeresspiegel geratener Land -Torf (Moor- Torf) erwiesen. 9 Nach Zailer & Wilk 1. c. 1907 S. 67- 2) Der Strandtorf v. Beroldingen’s ist (anstehender) Sumpftorf. 108 V. Torf. Die bisher aufgeführten Torfe sind entstanden aus torf bilden¬ den Pflanzen- Gemeinschaften, die an Ort und Stelle lebten, dort, wo jetzt der aus ihnen entstandene Torf lagert. Von diesen autochthonen Torfen sind zu unterscheiden die allocli- thonen Torfe und zwar 1. Primär alloclithone Torfe (Schwemmtorfe): entstanden aus gedrifteten, verschwemmten, noch unvertorften, abgestorbenen oder im Absterben begriffenen Pflanzenteilen, 2. Sekundär allochthone Torfe, Torfe au zweiter Lagerstätte, also entstanden aus transportiertem und wieder ab gel alertem Torf-Material. O o 1. Primär allochthone Torfe. a) Häcksel torf (aus natürlichem Häcksel hervorgegangener Torf, d. h. entstanden aus Pflanzen-Materialien, die beim Trans¬ port durch mechanische Angriffe zerkleinert wurden). Material, das als Strand- und Uferdrift auftritt und auf dem Lande, wo es kingeraten ist, zu einem Lager aufgehäuft wird, wird leicht Moder, wenn die Ablagerung nicht ausgiebig ist, so daß auch die unteren Partien vor Sauerstoff' und weitgehender Aus- O laugung nicht geschützt sind. (Ich habe sonst [1905 3. Aufl. S. 41] auch Torf an 2. Lagerstätte ebenfalls zum Häckseltorf gerechnet; es ist aber richtiger, den Begriff’ Häckseltorf wie oben einzu¬ schränken.) Ein spezieller Häckseltorf ist der Drift-Holztorf, durch Zusammenhäufung von Holz, auch ganzen Stämmen entstanden. (Holztorf wird auch ein Moor-Torf genannt, der viel Holz-Beimengungen enthält. Vergl. vorn S. 103.) Der durch Flözdrift, d. h. der unter Wasser abgesetzte primäre allochthone Torf, erleidet im Wasser gern eine Separation; es gibt dann spezielle Schwemmtorfe, so den b) Laubtorf (den echten Blättertorf [s. z. B. Fischer- BenzON 1891 S. 39]), durch Zusammenhäufung von Laubblättern entstanden. Laubtorf kann übrigens auch auf dem Trocknen ent¬ stehen, wo der Wind sehr viel Laub zusammentreibt (Laub¬ wehen). Da sich beide Laubtorfarten unterscheiden können, namentlich durch Sapropel-Gehalt des ersteren, ist es zweckdien¬ lich beide zu unterscheiden in Wasser-Laubtorf und Trocken- Lau b t o r f. V. Torf. 109 2. Sek ud clär allochtlione Torfe. a) Schlämmtorf (Früh 1883 S. 38) (Schle mmtorf, Sitensky 1891 S. 189 u. 191; Muddetorf, Weber 1902 S. 206, 1904 S. 7; Torf-Detritus; Moor-Schlamm und Häckseltorf, Früh 1904 S. 245) ist Torf an 2. Lagerstätte, meist aufgearbeiteter (ausgeschlämmter) und meist unter Wasser wieder abgesetzter Moortorf. Der Schlämmtorf ist also ein Torfpelit. b) Bröckeltorf. Eine besondere, seltenere Torflager-Bildung entsteht durch Stranddrift oder Anschwemmung unter Wasser von Torf-Brocken und -Fetzen, die, vom Wasser losgerissen, gelegent¬ lich zu Lagern oder Nestern angehäuft werden und durch Sedi¬ ment- Bedeckung erhalten bleiben. Das kann man z. B. an der Ostsee beobachten, wo der Torf von unter die Meeresoberfläche geratenen Mooren in Stücken an den Strand geworfen wird. Einen Namen für diese Torfart (die im ganzen der »Rieselkohle« des niederrheinischen Braunkohlen-Revieres entspricht) habe ich in der Literatur nicht gefunden: ich schlage »Bröckeltorf« vor, weil er bei der Entnahme gleich in die einzelnen Brocken zerfällt: leicht zer¬ bröckelt. Freilich bröckeln auch besonders Schwemm- und Schlämm¬ torfe leicht: es muß von Fall zu Fall untersucht werden, ob es sieb um echten Bröckeltorf in dem definierten Sinne handelt, oder um einen anderen ebenfalls bröckelnden Torf. c) Krümelige und staubige Humusmassen, wie insbesondere trockner Staubtorf kann vom Winde aufgenommen (Flugtorf), transportiert und wieder abgelagert werden. Es sind das die Moor wehen (Mull wehen). Als Staubhumus bezeichnet Grebe (1886 S. 164) »verlegene«, ausgewitterte, un verwesbare, lockere, staubartige Humusreste, die keine Feuchtigkeit halten, verwehbar und unzuträglich sind; er kommt auch auf heißem, steinigem Kalkboden vor, wo er gelegentlich auch Haselerde ge¬ nannt wird. — Es ist zu beachten, daß es sich in diesen Humus¬ bildungen schon um Moder handelt; vergl. dort. d) Schließlich sind hier noch Wanderungen von Torf bei Moor- Ausbrüche n und -Rutschungen zu erwähnen (vergl. be¬ sonders Früh 1898 S. 202 fl‘. und 1904 S. 18). Sie sind glei- 110 V. Torf. tend sich bewegende Massen (»Schlipfe«), also Rutschungen, oder fließende Massen (» Mu r gän ge « *)), zuweilen sehr dünnflüssiger Natur und zwar von Hochmooren. Von Bezeichnungen, die die Torf-Technik anwendet, sei der Name Austorf (Eiselen 1802 S. 172) erwähnt für abbaufähigen oder abgebauten (ausgebrachten) Torf. — Der Grubentorf Däzel s 1795 S. 4 ist der in Torfstichen abgebaute Torf. — Torfkohle, eine alte Bezeichnung der Techniker, ist verkokter Moortorf: Torfkoks. Neuerdings nennt man auch durch heiße Pressung von Torf hergestelltes Brennmaterial Torfkohle. Je nach der Gewinnuugsart, der Verwendung und den tech¬ nischen Eigenschaften haben die Moortorfe viele Namen erhalten. Es beziehen sich auf die Gewinnungs-Methode und Verarbei¬ tung z. B. Bagg er-To rf (= Klappertorf, Fischerström 1781, nach Keferstein 1826 S. 35) ist im unentwässerten Moor gebaggerter Torf, während überwiegend Torf in entwässerten Mooren gewon¬ nen wird; Breitorf (Stampftorf) ist für die weitere Verar¬ beitung vermittels der Füße (auch Pferde werden für die Durch¬ knetung benutzt) zunächst breiig gemachter Torf; Handtorf ist mit der Hand verarbeiteter Torf im Gegensatz zu Maschinen- Torf. Kugeltorf ist Torf, der zu Kugeln verarbeitet wird; Sodentorf; Stangentorf; Stichtorf oder Stechtorf; Streichtorf (Aelte-Torf, Dau 1829 S. XVIII2), Backtorf, Formtorf, Gußtorf, Klitschtorf, Knettorf, Modeltorf, Preßtorf, Trettorf), der wie Lehmziegel verarbeitet und oft auch vorher durchgeknetet und dann auch vermischt wird; Plaggcntorf und Plackentorf (durch Abschälen der Humus¬ decke gewonnener Trockentorf, die einzelnen Stücke heißen Plaggen, was schon bei Degner 1760 S. 127 erwähnt wird), usw. Die bei älteren Autoren vorhandene, falsche Anschauung, daß Torf sich von selbst zu regenerieren vermag, ist in dem Ausdruck 9 Nach Früh ist Mur und Moor dasselbe Wort. -) Vom dänischen at aelte = kneten (Dau 18"29 S. 10). YI. Die Moore. 111 »Torf mutter« enthalten, womit (Franz Schulze 1853 S. 232) die unterste Torfschicht eines Lagers bezeichnet wurde, die man stehen ließ, um das Nachwachsen des gestochenen Torfes zu be¬ fördern. Auf die Verwendung und die technischen Eigenschaften be¬ ziehen sich: Bäckertorf, Brenntorf, Flammtorf: heller Sphagnetum- Torf, der früher zum Ziegelbrennen benutzt wurde (Fischer- Benzon 1891 S. 44). Ferner sind noch zu nennen die im Handel unter den Bezeichnungen Torfmull, Torfstreu und Streu¬ torf gehenden künstlich zu pulverigem Material »Mull« und gröberem Material »Streu« zerkleinerten Produkte. o Torf in medizinischer Verwendung (zu »Moorbädern«) heißt der Moor, auch seltener der Torfmoor (vergl. S. 112). Man läßt den Torf, wenn er für Badezwecke genutzt werden soll, »aus¬ wintern«. d. h. er bleibt nach seiner Gewinnung den Winter über den Atmosphärilien ausgesetzt, wobei er zerfriert, zu Pulver zer¬ fällt. Er läßt sich dann leichter mit Wasser zu einem Brei ve - rühren. VI. Die Moore. Moore sind Gelände, deren Boden aus reinem oder reinerem Humus in auffälligerer Mächtigkeit besteht, jedoch ist nur dann von einem Moore zu sprechen, wenn es sich um eine autochthone Humusablagerung handelt, die durch den Einfluß von AVasser, das die vollständige Zersetzung zurückhält, entstanden ist. Moor ist demnach jetzt ein geologischer uud geographischer und nicht ein petrographischer Begriff. Übrigens sagt schon Heinrich Hagen 1 761 J) über »Moor« : »Mit diesem letzteren Namen wird bey uns insgemein ein Torfbruch bezeichnet«, und bei de Luc finden wir schon (deutsche Übers. II 1782 S. 289) die Definition: »Die Moore sind Torfgegenden«, ebenso sind z. B. bei Däzel (1795 S. 11) »Torfmoore« Flächen mit Torf, und auch Dau (1829 9 Hagen, Physisck-Chymische Betrachtungen über den Torf in Preußen. Königsberg 1761 S. 2. 112 VI. Die Moore. S. XIX) z. B. sagt: »Moor nennt inan eine jede Stelle, wo sich Torfmasse in ihrem natürlichen Zustande vorfindet«. Es soll dem¬ nach in Zukunft nicht mehr — wie das Sendtner (1854 S. 612 ff., besonders noch 618) und z. B. auch J. R. Lorenz (1858) ge¬ tan haben, von denen der Letztgenannte sagt: »Die Torfmoore bilden nur einen sehr geringen Teil der ganzen Summe von Mooren« — ein bloßer bestimmter Vegetationsbestand auf nassem Boden als Moor bezeichnet werden: es gehört nach unserer Defi¬ nition unbedingt zum Begriff des Moores das Vorhandensein von Humus. Dem Standpunkt der beiden Genannten schlossen sich ursprünglich die meisten Botaniker an, so auch der Moorkeuner A. Pokorny, welcher sagt: »Der Torf ist anerkannter Weise das noch gegenwärtig sich fortbildende Produkt einer eigentümlichen Veget ationsform, welche die neuere Pflanzengeographie mit dein allgemeinen Ausdruck Moor bezeichnet«1). — Wo die Torf¬ entwicklung schwächer ist, das Gelände nur einen etwas moorigen Boden besitzt, sprechen wir von einem an moorigen Gelände oder Boden (gemoorte oder getorfte Erde, Lorenz 1858 S. 48). Die Benutzung des Wortes Moor für ein Gestein von Schlamm- Beschaffenheit oder in solchen Wort-Verbindungen für Humus- oder Sapropel-Gesteine, bei denen der Nachdruck auf der Silbe »-moor« (also -moor als Endsilbe) liegt, ist in der reinen Wissen¬ schaft strikte zu vermeiden (vergl. Bd. I S. 158). Die Oberflächen- Ausdehnung der Moore übertrifft alle son¬ stigen reinen Humus-Ablagerungen, die etwa mit den Steinkohlen¬ lagern in Parallele gestellt werden könnten; hinsichtlich der Mäch- tigkeiten, die sie aufweisen, sind es die einzigen überhaupt, die mit Steinkohlenlagern zu konkurrieren imstande sind. Das Flach¬ moor bei Sehestedt am Nord-Ostsee-Kanal erwies sich als über 20 in mächtig; ein anderes Moor hatte eine Mächtigkeit von 24,6 m (Fisciier-Benzon 1891 S. 47, 49). Im allgemeinen sind die Moore bei uns freilich weit weniger mächtig. 9 Pokorny, 1. Bericht der Kommission zur Erforschung der Torfmoore Österreichs (Verhandl. zool.-bot. Ges. Wien 1858 S. 300). — Die oben durch den Druck hervorgehobenen Worte hat auch Pokorny unterstrichen. VI. Die Moore. 113 Moore entstehen entweder unter Wasser oder auf nassem oder vernäßtem Boden im ganzen aus einer bodeneigenen Vegetation. Der bei steter Gegenwart von Wasser entstehende Humus heißt daher Moortorf. Damit sich aber Humus bilden, d. h. das abster¬ bende Pflanzenmaterial einen kaustobiolithisclien, festen Rest hinter¬ lassen kann, muß die O-Zuführung zurückgehalten sein, und das ist der Fall dort, wo die Wasserbewegung eine möglichst geringe ist oder dem sich bewegenden Wasser die Haupt-Bedingung für die Zer¬ setzung, nämlich O ganz oder fast fehlt. Daher vermag sich auch Moortorf dort zu bilden, wo Quellen ihre Umgebung gleichmäßig vernässen (»Quellmoore«) oder wie an gewissen Hängen, sei’s durch Quellen, sei’s durch sonst ständig herabrieselndes Wasser oder Luftfeuchtigkeit, der Boden dauernd naß bleibt (H angmo ore, G ehängemoore). Schon Daü (1823 S. 4) bemerkt, und es ist dies auch schon — wie er sagt — vor ihm von praktischen Forstmännern beob¬ achtet worden, daß »die wichtigsten und größten Moore . zuverlässig, wenn auch nicht ohne Nässe, aber doch an solchen Orten entstanden« seien, »wo kein stehendes Wasser war«. Dem¬ entsprechend hat Ramann (1896 S. 423) unterschieden zwischen regionalen und lokalen Moor b ildungen. Die herrschende Ansicht, daß in erster Linie als Vorbedingung eine wasserundurch¬ lässige Schicht nötig sei und die Moorbildung am besten in Mul¬ den vor sich gehe oder aus der Verlandung von Seen zu erklären sei (»lokale Moorbildung«), ist dahin zu modifizieren, daß die Hauptmoorbildungen, wie sie sich über ganze Regionen besonders der nördlich gemäßigten Zone erstrecken — und zwar sind dies Hochmoore — in erster Linie von dem ständigen Vorhandensein genügender Luftfeuchtigkeit abhängig ist (»regionale Moorbil¬ dung«, regionale Hoch moorbildu n g, Ramann 1905 S. 188), so daß besonders oft Moore gerade auf den feuchten Höhen der Gebirge sich finden, wie auf der ganz vermoorten Höhe des Bruch¬ berg-Ackers und des Brockens im Harz, und hier wie in der Ebene Wälder, welche die verlangte Feuchte schaffen, die Veranlassung zu ausgebreiteten Moorbildungen waren ; viele großen Moore, die 8 Neue Folge. Heft 55. II. 114 VI. Die Moore. heute keine Waldmoore sind, haben sich denn auch nach Unter¬ suchung ihres Liegenden als aus Wäldern hervorgegangen ergeben; befinden sie sich erst einmal in ordentlicher Entwicklung, dann wird der Wald der Umgebung weiter vernichtet. Im Schwarz wald z. B. und an anderen Orten zeigen Moore (auch Hochmoore) an der Basis die Stubben mächtiger Bäume; dasselbe sah ich u. a. an dem Profil des mächtigen Torflagers, das durch den Graben westlich vom Bredzuller Moor (Ibenhorst in Ostpreußen) und an demjenigen, das durch Torfstich des ebenfalls mächtigen Lagers bei Kl.-Puskappeln (Ostpreußen) am Rande der Kackschen Balis aufgeschlossen ist. Die Beispiele könnten stark vermehrt werden. Figur 15. F — Flachmoor (entstanden durch zentripetale Ausbreitung — ► « — ). H = Hochmoor (entstanden durch zentrifugale Ausbreitung « - >). Die geeigneten Wälder vermoosen zunächst meist, um daun zu vermooren, und das entstehende Moor frißt gewissermaßen das Wald-Land allmählich auf und greift immer weiter um sich1). Ein großes »Hochmoor«, dessen Entstehung sich derartig aus einem versumpften Walde herleitet oder das anderer Entstehung ist, greift eben immer weiter durch Versumpfung des Randes um sich und vernichtet dort vorhandenen Hochwald. Wo aber die genü¬ gende Luftfeuchtigkeit ohne Wald vorhanden ist, entwickelt sich ebenfalls Moorland. 2) Bei Dau (1823 S. 82 ff.) finden sich die Ansichten »sehr vieler und ge¬ lehrter Männer« angeführt, die ebenfalls »die Entstehung der Moore aus abge¬ storbenen Wäldern herleiten«. VI. Die Moore. 115 Sehr häufig ist der durch das Schema Fig. 15 erläuterte Fall der Entstehung eines Hochmoores auf dem Boden eines durch Verlandung eines Gewässers entstandenen Flachmoores. Das beim Bau des Teltowkanals aufgedeckte Profil Fig. 16 — es waren mehrere solche vorhanden — veranschaulicht das na¬ türliche Aussehen eines kleinen Gewässers (eines Sees oder einer Bucht) nach dem Erlöschen. Das Schema Fig. 15 gibt zugleich die Richtung an, die die Anhäufung des kaustobiolithischen Materials nimmt: ein Sapro- pelit wird generell sedimentiert, Flachmoore, die tiefere Gewässer zum Erlöschen bringen und daher nur vom Rande, succedan vor¬ schreiten, sind dann zentripetaler, Hochmoore hingegen zentrifu¬ galer Entstehung. In unserem Fall hat der nasse Torfboden die Mit- Veranlassung zum Hochmoor abgegeben, das dann am Rande weiter wächst. Die Zeit, die erforderlich ist, um aus einem nährstoffreichen See, in dem sich organogener Kalk oder ein Faulschlamm-Gestein bildet, schließlich, ein Hochmoor werden zu lassen, ist je nach den Umständen, wie man sich von vornherein sagen muß, äußerst variabel. Es kann sehr lange dauern, ehe ein geeigneter See voll¬ ständig verlandet ist und schließlich eine Isolierschicht gebildet hat, die der Entstehung eines Hochmoores günstig ist; in anderen Fällen, besonders kleinere Hochmoore, können schon (vergl. Ramann 1893 S. 246) im Laufe von 50 bis 60 Jahren aus einem See hervorgehen. Ist der See nährstoffarm, so daß er von vornherein die für Hochmoorpflanzen hinreichenden Bedingungen aufweist, so geht es bei der geringeren Vegetationskraft der auf den Hoch¬ mooren lebenden Arten ganz wesentlich langsamer. O O Wo die Niederschläge die Verdunstung und Versickerung des Wassers überwiegen, findet — wenigstens ist das für die nördlich gemäßigte Zone sicher — Vermoorung statt. Ein solches Gebiet ist zum großen Teil Nordwest-Deutschland. Wie sehr eine größere, ständigere Luftfeuchtigkeit die Haupt¬ bedingung für die Humusbildung ist, wird dadurch sehr gut illu- 8* Profil durch einen erloschenen See oder eine Bucht. Aufgedeckt an der Siemensbrücke in Steglitz bei Berlin beim Bau des Teltowkanals. Unten im Profil Sapropelit, darüber Flachmoortorf. 116 VI. Die Moore YI. Die Moore. 117 striert, daß sich z. B. auf den vom Walde geschützten Geschieben feuchter Gegenden, wie z. B. auf den Granitgeschieben in der Steinernen Kenne im Harz und an vielen ähnlichen Orten Humus- (Trockentorf-) Teppiche bilden, die wie Sättel oder Decken auf den Pferderücken auf den Steinen ausgebreitet liegen und Über¬ hängen. Die Figur eines Granitblockes mit einer auf liegenden Hu musdecke findet sich auf S. 23 der 5. Auflage meines Buches »Die Entstehung der Steinkohle« (Berlin 1910). Auf einem dieser beliebig ausgewählten Granitblöcke trug die Humusdecke von beträchtlicher Dicke Dicraneen, Hypneen auch Polytrichum , also Moos-Arten, die gelegentliche Trockenheit ver¬ tragen. Untergeordnet beigemischt fanden sich Flechten. Die Moose bereiten den Boden für die Blaubeere und einige Gräser. Herabfallende Nadeln von Picea excelsa mischen sich bei und be¬ dingen eine Schichtung in den Decken. Waldschutz ist für die Bildung solcher Humusdecken nicht unbedingt erforderlich, wenn nur die Luftfeuchtigkeit hinreichend ist (vergl. die Beispiele bei Senft 1862 S. 125 — 126). Wenn nun auch eine bestimmte Luftfeuchtigkeit hinreicht, um eine Moorbildung zu bedingen, so ist doch die lokale Moorbildung, deren Ursache in einer ständigen Bodennässe beruht, noch häufi¬ ger. Beide Bedingungen sind besonders verwirklicht in den Tälern, am Fuß und im Vorlande von Gebirgen, die ihre Wasser herabsenden, und entfernt von Gebirgen im Flachlande, insbeson¬ dere in den Delta-Ländern und Ländern, die wie die Insel Irland durch das Meer einer ständigen hohen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist. Das Rhein-Maas-Schelde-Delta (Holland) ist durch gewaltige Moor-Ländereien ausgezeichnet; im Memel- und Nemonien-Strom- Delta sind große Moore vorhanden usw. Besonders sei noch auf das Marschland hingewiesen. Die Worte Marsch und Moor — darauf macht schon de Luc (II 1782 S. 291) aufmerksam — sind desselben Ursprungs1). Das Marsch- 3) Herr Prof. Dr. Franz Matthias schreibt mir freundlichst: Marsch f., Plural die Marschen (niederdeutsch marsch, masch; ostfriesisch marsk, mask; angelsächsisch mersc) bedeutet niedriges, fettes Land an Wassern. Es hängt mit 118 VI. Die Moore. land, d. h. das Land aus schlammigen und zwar besonders tonigen und feinsandigen Absätzen des Meeres an unseren Nordseeküsten und der unteren Flußläufe an ihren Ufern ist ein gegebener Ort für die Moorbilduug (»Randmoore«, Weber 1904 S. 8). Marschmoore würden mehr um sich greifen und verbreiteter sein, wenn nicht die sehr alte und sehr intensive Kultur der Marschländer, die für Entwässerung und für Abtorfung gesorgt hat, störend eingetreten wäre. Einen Eindruck über die weit¬ gehende alte Kultur gewinnt man schnell bei einer Bereisung; ihn zu verstärken ist die Kenntnisnahme von de Luc s (II 1782) Be¬ richten über den Gegenstand geeignet. Daher ist es wohl ver¬ ständlich, wenn freilich das hoch kultivierte Marschland nicht mehr hinreichend zu erkennen gibt, daß es eigentlich ein Moor¬ land ist1), beziehungsweise ein Moorland werden würde, wenn ihm der Mensch nur Zeit ließe. Aber seit einigen 100 Jahren werden die fruchtbaren, durch Anschwemmung neu entstehenden Marseh- »Meer« (gotisch marei; altsäcbsisch meri, meri; althochdeutsch mari, meri; mittel¬ hochdeutsch mere, rmer) zusammen. Meer ist aber, besonders im westlichen Ger¬ manengebiet, nicht bloß = lat. mare, sondern auch — palus, lacus, stagnura. So bedeutet altfriesisch mar Graben, Teich, altholländisch maere, maer, mer Sumpf, Teich, See. Das Wort ist auch in das mittelalterliche Latein als terra marisca übergegangen und steckt auch im französischen marais (altfranzösisch maresc). Ich benutze hier gleich die Gelegenheit, auch den Gegenbegriff zu Marsch, nämlich Geest etymologisch zu besprechen. Hierzu schreibt Prof. Matthias: Geest ist nach Grimm’s Wb. ein niederdeutsches Wort und bedeutet, im Gegen¬ satz zur Marsch, das höher gelegene Land. Es ist wahrscheinlich ursprünglich ein Adjektivum und bedeutet trocken. Es schwankt merkwürdig im Vokal, es kommen die Formen gest, gheest, geist, gast, göst und güst vor, und dient so auch als Bezeichnung für Kühe, die keine Milch geben. Im Mittelniederländischen wird, wie ein Zitat bei Grimm zeigt, gheeste geradezu im Gegensatz zu water gebraucht. Derselbe Stamm liegt zugrunde dem althochdeutschen keiseni = ste- rilitas und dem angelsächsischen gaesen = sterilis. D Das geht jetzt so weit, daß in Marschlanddistrikten der Westküste Schleswig-Holsteins heute — wie ich selbst sah — getrockneter Kuhdung als Brennmaterial benutzt wird. Schon Degner (1760 S. 127 — 128) erwähnt den »Torf« von »einigen Orten in Frießland« »aus Küh- und Pferde-Mist mit Stroh, Schilf, Heu usw. und abgefallenen Blättern nach Art des Torffs vermischet, in viereckten Formen wie Ziegelsteine zu Häuf gedruckt, und an der Sonnen aus- getrucknet, so Schooken genandt werden«. VI. Die Moore. 119 gebiete durch Eindeichung sofort in Kultur genommen und die Geschichte der neu gewonnenen eingedeichten Parzellen (der »Köge«, sing. »Koog«) ist zum Teil noch bekannt1). Überhaupt bieten die Meeresküsten der gemäßigten Zone reiche Gelegenheit zur Moorbildung. Nicht nur hinter und zwischen den Dünen, sondern an ruhigeren Stellen auch hinter Strandwällen sind vermoorte und vermoorende nasse Gelände vielfach vorhanden. Durch die senkrecht zum Ufer ausgeübte stoßende Kraft des bran- denden Wassers werden Gesteinsmassen, Sand oder auch Gerolle, längs des Strandes zu einem kleinen Wall (Strand wall, »Hoch¬ land« der Marschbewohner) aufgehäuft, der parallel zur Kiisten- (Ufer-) Linie verläuft. Die dem Wasser zugekehrte (»Luv-«) Seite steigt sehr allmählich an, die abgekehrte (»Lee-«) Seite fällt mehr oder minder steil ab. Auch diese Wasser dämmenden Wälle können an geeigneten Stellen dahinter liegende Landstrecken der Vernässung und somit Moorbildung entgegenführen2). 9 Vergl. z. B. Arthur Graf zu Reventlow, Über Marschbildung an der Westküste des Herzogtums Schleswig usw. Kiel 1868; ferner Christian Jensen, Das Jubiläum eines Kooges. (Himmel und Erde, Dezember 1906 S. 113 — 123.) Besonders illustrativ ist die »Historische Karte von Dithmarschen usw . , sowie vom nördlichen Teile der Lande Kehdingen usw . « in 1 : 120 000 von Franz Geerz (Berlin 1886). Durch die Eintragung der Küstenlinien von 1643— 164S einerseits und 187S andererseits, die dort, wo Anschlickung erfolgt, die bedeutende Verlegung dieser Linien nach dem Wasser zu demonstriert. So¬ weit es sich um die Dithmarscher Bucht handelt, findet sich eine Kopie der GEERz’schen Karte bei Eugen Traeger in seiner Schrift »Die Rettung der Halli¬ gen« (Stuttgart 1900 S. 34— 35). 2) Wären die Autoren, die sich mit der Genesis der Kohlen beschäftigt haben, über diese Dinge hinreichend unterrichtet gewesen, so würden wir in diesem Kapitel weiter sein. — Wenn Fayol nachgewiesen hat, daß die dem Unter-Rotliegenden oder Grenzschichten zw. Ob. Prd. Carbon und Rotl. ange¬ hörenden Sedimentär-Schichten yon Commentry als eine Delta-Bildung anzu¬ sehen sind, so ist doch daraus nicht der Schluß zu ziehen, daß nun auch die Schwarzkohlenlager von Commentry ebenfalls wesentlich einer Anschwemmung von Pflanzen-Material den Ursprung verdanken müssen. Es liegt im Gegenteil viel näher, im Vergleich mit rezenten Verhältnissen daran zu denken, daß ge¬ rade die Delta- und Marsch-Bildungen äußerst günstige (Örtlichkeiten sind, um autochthone Moore zu veranlassen. Auf die Beweggründe, die positiv dafür sprechen, daß im Kohlenfeld von Commentry autochthone Pflanzen Vorkommen, bin ich in meinem Steinkohlenbuch 5. Aufl. eingegangen. — Ein ebenso ver- 120 VI. Die Moore. Unsere Fig. 17 gibt eine Anschauung von einem besonders hohen Strandwall mit einem unmittelbar dahinter liegenden ver- näßten Gelände und Fig. 18 über ein mooriges Marsch -Gelände hinter Dünen. Vergl. die Figuren-Erklärungen. Wenn Gewässerteile irgendwie abgeschnürt werden, wie Alt¬ wässer u. dergl. oder Buchten, so verlanden sie natürlich leicht durch Torfbildung; eine besondere Art von Abschnürung erfolgt oder erfolgte durch die Tätigkeit der Biber, indem diese oft Dämme bauen, »um das Wasser aufzustauen und in gleicher Höhe zu erhalten« (Brehm’s Tierleben 3. Aufl. 3 890 S. 465). Näheres darüber findet sich u. a. bei Charles A. Davis (Peat 1907 S. 167) unter der Überschrift »Deposits formed behind dams«. Endlich ist das Vorland von Gebirgen der Moorbildung günstig wie das »Mittelland« der Schweiz mit seinen vielen Moo¬ ren. Man betrachte nur die von Früh gebotene Moorkarte der Schweiz1), die höchst augenfällig den Gegensatz zwischen Hoch- Gebirge und seinem Vorland veranschaulicht. Dementsprechend häufen sich auch in Württemberg und Bayern in den Südteilen dieser Länder die Moore außerordentlich: in den den Alpen nächstgelegenen Partien. Auf jungen Gebirgen selbst wie den Alpen ist aber bei der Geringfügigkeit hinreichend ebener Gelände kein rechter Platz für ordentliche Moore, denn vermöge der ruhelosen Bodenverhältnisse, die in geologisch jüngeren und daher noch stark der Abtragung und starker Wasserzirkulation unterliegenden hohen Gebirgen vor¬ handen sind, können sich Moorbildungen nur untergeordnet ent¬ wickeln , sowohl in ihren ständig feuchten Höhenlagen, als auch in ihren Tälern: im Gegensatz zu den ursprünglich ebenfalls kehrter Schluß ist es, aus dem Vorhandensein von Meeres- oder Brackwasser- Tieren in den Zwischenmitteln der Steinkohlenlager eine marine Herkunft auch der Steinkohlen selbst zu folgern. Wie wir bei gelegentlichen Wassereinbrüchen vom Meere aus unsere heutigen Marsch- usw. Moore mit Meeressedimenten be¬ deckt sehen, so sind danach die geologischen Tatsachen zu deuten. (Auch hier¬ über vergl. mein Steinkohlenbuch.) 9 In Früh und Schröter, Moore der Schweiz, Berlin 1904, Vergl. dort auch das S. 282 Gesagte. VI. Die Moore. 121 Figur 17. Strandwall aus grobem Kies bei Langenargen am Nordufer des Bodensees. 122 VI. Die Moore. hohen, aber jetzt alten und älteren Gebirgen der ganzen Erde, bei uns u. a. dem Harz, den Sudeten, dem Erzgebirge, dem Schwarz¬ wald, die durch ihre ruhigeren Oberflächenformen in ihren feuchten Höhen günstige Bedingungen für die Entstehung und Platz für das Festhalten von Moortorf bieten, der freilich durch die kiinst- Figur 18. Gegend bei Rantum auf Sylt, von dem östlichsten Dünenzuge aus nach Osten gesehen. D = Düne, M = Mooriges Gelände, W = Wattenmeer. Freundlichst von Herrn Otto Roth für mich aufgenommen. liehe Entwässerung der Moore auch hier immer mehr reduziert wird. Werden erst einmal die Alpen in ihr Altersstadium ge¬ treten sein, so werden auch sie die Bedingungen für die Entstehung größerer Moore erreicht haben. Am verbreitetsten sind Torf-Lagerstätten (Moore) in den ge- VI. Die Moore. 123 mäßigten Zonen und zwar etwa in der nördlichen Hälfte der nörd¬ lichen und in dem mittleren Teil der südlichen gemäßigten Zone. Es muß aber von vornherein nachdrücklich hervorgehoben werden, daß es in diesen Zonen das häufige Vorkommen von Hochmooren ist, das zu dem angegebenen Ausschlag führt, während es hin¬ sichtlich des Vorkommens der Flachmoore noch zweifelhaft ist, ob hier nicht die wärmeren Zonen, insbesondere die regenreichen Ländereien mit tropischem Klima im Vordergründe stehen. Denn, wie jetzt erwiesen ist, entgegen der jetzt allgemeinen Annahme, sind in den Tropen unter Tropenklima ebenfalls große Moore (Flachmoore) vorhanden. (Darüber Eingehendes im Kapitel » Tr op e n m o o r e « . ) Figur 19. Schema zur Veranschaulichung der Verteilung der Sapropelit = Sümpfe und Moortypen auf die verschiedenen KMmate. Wa — normaler Wasserstand unabhängig von den Hochmooren, die nach Ma߬ gabe ihres Höherwerdens den Grundwasserstand erhöhen. Flachmoore sind unter tropischen bis gemäßigten Klimaten !), Hochmoore unter gemäßigten tfis subarktischen Klimaten vorhan- den. Das Fig. 19 gebotene Schema soll diese Auffassung an¬ schaulich machen. In den tropischen und subtropischen Ländern überwiegen danach die Sapropelit- und Flachmoor-, im Norden die Hochmoor-Bildungen und in den gemäßigten Klimaten sind beide mehr gleichmäßig vorhanden, d. h. einerseits sowohl Sa- propelitsiimpfe und Flachmoore als auch andererseits Hochmoore. Die Gründe hierfür ergeben sich aus der früheren und aus dem Verfolg der Darstellung. Danach bilden sich die »supraaqua- tischen« Torfe vorwiegend im Norden, die »infraaquatischen« aber erst südlicher, jedenfalls muß flüssiges Wasser schon hinreichend und lange genug im Jahre für eine Sumpfpflanzen -Vegetation vor¬ rätig sein, um ein Flachmoor überhaupt möglich zu machen. !) Ich sage hier absichtlich nicht »Zonen«, u. a. weil in der tropischen Zone auch nicht-tropisches Klima (z. B. auf den hohen Gebirgen) vorkommt. Wa 124 VI. Die Moore. Bei der ganz gewaltig überwiegenden Ausdehnung der Länder¬ gebiete auf der Nordhälfte der Erde kommt natürlich diese bei unserer Betrachtung in erster Linie in Frage. Finnland mit einer Gesamtfläche von 373 604 qkm besitzt 102 228 qkm Moorland: fast 1/^ (!) des ganzen Landes trägt also Moore. »Einen Begriff von diesem ungeheueren Moorareal erhält man, wenn man bedenkt, daß das ganze Königreich Bayern 75870 qkm umfaßt, oder daß die zu¬ sammengelegten Areale der preußischen Provinzen Brandenburg, Pommern und Posen 98930 qkm, also ungefähr dieselbe Fläche ein¬ nehmen wie das Moorareal Finnlands« 1). Finnland bedeutet denn auch zu deutsch Fennland, Moorland, Sumpfland. Etwa 1/ 7 des Ge¬ samtareals von Irland ist Moorgebiet. Deutschland besitzt oder besser: besaß hunderte (400—500) von Quadratmeilen Moorfläche. In Nord¬ deutschland haben wir2) in Hannover fast 15 v. H. Moorland, in Pommern über 10 v. H. Moorland, in Schleswig-Holstein über 9 v. FI. Moorland und in Brandenburg fast 9 v. H. Moorland usw. Br. Tacke3) gibt noch für Oldenburg 18,6 v. H. an; er möchte die Gesamtausdehnung der in Nord Westdeutschland vorhandenen Moore auf mindestens 660 000 ha veranschlagen. Freilich geben diese Zahlen nur einen ungefähren Begriff, da die Auffassung, von welcher Humus - Mächtigkeit ab ein Gelände bereits als Moor anzusehen ist, sehr schwankt. Für die praktischen Bedürf¬ nisse der Kgl. Preuß. und der anderen deutschen Geologischen Landesanstalten wird ein Humus tragendes Gelände erst dann als Moor kartiert, wenn das Humus-Lager im entwässerten Zu¬ stande mindestens 2 dm Mächtigkeit besitzt, d. h. es sollen die¬ jenigen Strecken, die durch die Kultur leicht zu beseitigen sind, J) »Erläuterungen zur Kollektion des Finnländischen Moorkulturvereins« auf der Ausstellung für Moorkultur zu Berlin 1904. Helsingfors 1904 S. 6. 2) Nach dem Protokoll der 41. Sitzung der Zentral-Moor-Kommission 1898. Berlin 1899: Denkschrift Fleischer’s, Über den gegenwärtigen Stand der Moor¬ kultur. — Als Zusammenstellung über ganz Deutschland vergl. G. Müller, Die Verbreitung der deutschen Torfmoore nach statistischen Gesichtspunkten darge¬ stellt (Zeitschrift für praktische Geologie. Berlin 1899). 3) Tacke, Entw. u. wirtschaftl. Bedeutung d. Moorkultur in Nordwest¬ deutschland (Mitteilungen Ver. Förderung Moorkultur. Berlin 15. II. 1909) S. 4S. VI. Die Moore. 125 etwa durch die Wirkung des Pfluges, nicht als Moore aufgenommen werden. Soweit es sich um die rein wissenschaftliche Seite han¬ delt, kommt es natürlich auf die Mächtigkeit des Torfes nicht an. Man wird hier je nach Bedürfnis von einem beginnenden, wenig mächtigen oder so und so mächtigen Moore sprechen. Flach-, Zwischen- und Hochmoore bezw. Strecken in ihnen können alle drei je nach der physischen Boden-Gestaltung und -Beschaffenheit sein Sumpf-, Schwing- oder Standmoore. Die Flach-, Zwischen- und Hochmoore, d. h. die Torfgelände mit bestimmten Pflanzen-Gemeinschaften, sind die Folge der phy¬ siologischen Bedingungen des Bodens; Sumpf-, Schwing- und Standmoore hingegen sind die Flach-, Zwischen- und Hoch- Moore, je nach der »morphologischen« Ausgestaltung des Geländes, um einen jetzt von der Geographie gern benutzten Terminus zu gebrauchen. Ruhigere Seen können durch Torfbildung vom Rande des windgeschützten Ufers aus verlanden, bevor sie derartig mit Sa- propelit erfüllt sind, daß dieser den Sumpfpflanzen als Boden dienen kann; denn schwimmende Vegetationsdecken vermögen vom Ufer aus ins Wasser hinauszuti eiben, hinauszuwachsen, Ve¬ getationsdecken, die, indem sie Torf bilden, schließlich dick genug sind, um Menschen zu tragen, freilich auf einem schwingenden Untergründe, wie er bei der schlammigen Beschaffenheit von Seen, die mit Sapropelit erfüllt sind, nach ihrer Vertorfung naturgemäß zunächst ebenfalls vorhanden ist. Schließlich wird aber die Torf¬ decke, indem sie immer tiefer einsinkt, so mächtig, daß der Boden zum Stehen kommt. Hiernach kann man unterscheiden Schwing¬ moore und Standmoore1). Die Oberfläche beider ist im ganzen zwar meist naß, aber offenes Wasser tritt nur untergeordnet auf. Schwingmoore können auch aus einem Auftrieb von Moorgelände *) Für die oben als Standmoore angegebene Kategorie fehlte es an einem Terminus. Die Zweckdienlichkeit eines solchen folgt aus der Notwendigkeit, den Gegensatz zu den Sumpf- und Schwingmooren hervorzuheben und kurz be¬ zeichnen zu können. Den Ausdruck »Standmoor« wandte ich zuerst an in meinem Vortrag »Die Bildung der Moore« (Zeitschrift der Gesells. f. Erdkunde zu Berlin 1909 S. 322). 126 VI. Die Moore. hervorgehen, sei es, daß bei Hochwasser sich bei verschiedener Be¬ schaffenheit der ein Torflager zusammensetzenden Lagen die oberste derselben löst und zum Schwimmen kommt, sei es, daß z. B. ein vorher etwa in einem Sandboden oder in einem Sapro- pelit eingewurzelt gewesenes Röhricht, das bereits Torf gebildet hat, bei Hochwasser entwurzelt und emporgehoben wird, was durch die vielen großen Intercellularen, die die Röhrichtpflanzen (ihre Rhizome usw.) auszeichnen, wesentlich erleichtert wird. Noch eine dritte Moorform ist, wie gesagt, zu unterscheiden: Die Sumpfmoore. Wo nämlich Wasserflächen vorhanden sind, seien es dauernde oder solche, die durch regelmäßige Über¬ schwemmung zustande kommen, deren Tiefe so gering ist, daß Sumpfpflanzen auf der ganzen Fläche von vornherein im Unter¬ gründe zu wurzeln vermögen und wenn dabei die Bedingung für eine Torfbildung, d. h. die nötige Ruhe vorhanden ist: dann haben wir es mit Sumpfmooren zu tun. Ihr Merkmal ist demnach u. a. das Vorhandensein von offenem Wasser zwischen den Sumpf- und anderen Pflanzen. Es liegt in der Natur der Sache, daß Flachmoore überwiegend Sumpfmoore und Zwischenmoore überwiegend Standmoore sind, denn sobald der Wasserspiegel der Sumpfflachmoore von Torf verdrängt worden ist, tritt das Moor schneller in die Bedingung ein, die von den Zwischenmooren verlangt wird. Hochmoore sind überwiegend Standmoore, wenn auch, soweit es sich um Seeklima- Hochmoore handelt, der Boden oft sehr weich und schwer begeh¬ bar ist. Wenn jedoch sehr nahrungsschwache Seen verlanden, so kann eine Schwinghochmoor-Strecke entstehen. Von Sumpf- und Standmooren wird bei ihrer Häufigkeit im Folgenden viel die Rede sein; Schwingmoore treten demgegenüber zurück; meist handelt es sich in ihnen nur um Teile innerhalb von Flachmoor- bezw. Hochmoor-Geländen. Reißen sich Teile von Schwingmooren los, so haben wir schwimmende Moor- bezw. Vegetations-Inseln. Synonyme. — Synonyme für Moor sind außer den später bei Betrachtung der einzelnen Moor-Typen noch vorzuführenden YI. Die Moore. 127 die folgenden. Um zu zeigen, wie wenig die Yrolks-Benennungen überhaupt auf unserem Gebiet wissenschaftlich ordentlich brauch¬ bar sind, seien auch die wichtigsten Namen der der deutschen Sprache nahestehenden englischen mit vorgetülirt; die mit diesen verbundenen Begriffe decken ohne Sonder-Definitionen die von der Wissenschaft begrifflich zu scheidenden Dinge ganz und gar nicht: ebensowenig wie die meisten deutschen. Entweder o Ö also: man schafft ganz neue wissenschaftliche Termini, oder aber man verschiebt etwas die Definitionen bei den begrifflich dem o wissenschaftlichen Bedürfnis angenäherten Volks-Benennungen. O o Wir haben durchweg nach Möglichkeit das letztere getan, sofern nicht die Hindernisse (s. Sapropel, Liptobiolith) zu groß waren. Bogs (engl.) heißen in Groß-Britanuien und Nord-Amerika usw. nasse, schwammige und schlammige Gründe, die schlecht be¬ gehbar sind, kurz Sümpfe und Moore. Ist Torfbildung die Ur¬ sache für die Boden-Beschaffenheit, dann spricht man auch von einem peat-bog; auch der Ausdruck »p lat- bog« (Flachmoor) kommt vor. Bog wird gewöhnlich auf kleinere sumpfige Gebiete angewendet. Bruch (Bruchmoor, Moorbruch). — Brücher werden meist bewaldete nasse Gelände, also auch Waldmoore, aber auch unbewaldete Moore aller Typen, sowohl Flach-, Zwischen- und Hochmoore (z. B. das Große Moosbruch im südlichen Teil des Memeldeltas, das ein nur sehr locker mit kleinen Krüppelkiefern besetztes Hochmoor ist) genannt. Vergl. näheres weiter hinten in der Synonymen-Liste für Flachmoorwälder. Bülte moor wird u. a. gern in Bremen (C. A. Weber 1899 S. 22) für Hochmoore mit Moos- Bülten (s. weiter hinten unter Bult) gesagt. Bultmoore sind aber auch Flachmoore mit Gras- Bulten (s. hinten). Fenn (Fehn, Veen, Vehn, Venn) ist eine Bezeichnung, die in Nordwestdeutschland und darüber hinaus häufig ist; Fenn¬ bruch (H. Klose 1904 S. 14). Herr Dr. Hubert Jansen teilt das Folgende mit: »Fenn« Neutr. (daneben auch Fenne Fern.), althochdeutsch fenna, fenni (== altsächsisch fen[u]) »Modder, 128 VI. Die Moore. Sumpf, Fenn«, gotisch fani »Modder«, ist wohl verwandt mit dem griechischen nivoq »Schmutz«. In Ostdeutschland sagt man »Fenn«, in Westdeutschland (aus dem Niederdeutschen) »Fehn«, vergl. das niederländ. veen; daneben existieren die Formen »Venn« (= Fenn) und »Veen« (= Fehn). Die Schreibung des Anlauts als F- oder V- ist gleichgültig, da die Aussprache in beiden Fällen die gleiche ist; vergl. im Althochdeutschen fatar, fater mit dem Mittel- und Neuhochdeutschen »Vater«. (In allen echtdeutschen Wörtern mit V-Anlaut müßte eigentlich f- stehen, wie in »von«, »ver-«, »Vieh«, »viel«, »vier«, »Vogel«, »Volk«, ; voll«, »vor« usw.) Die Hochebene mit Mooren im NW. der Eifel heißt »das« oder »die Hohe Venn«, niederdeutsch »Hooge Veen«. — (Die Belgier sagen les Hautes Fagnes (fagne = venn); fange fran¬ zösisch heißt Kot, Schlamm, fangeux schlammig, italienisch fango — Schlamm.) Als Holzmoore bezeichnet man im Fichtelgebirge nach mündlicher Angabe des Direktors der Kgl. bayerischen Moorkultur- Anstalt, Hrn. Dr. Anton Baumann, sowohl Flach- wie Hochmoore, die in ihrem Torf viel Holz (bis 50 v. H.) enthalten (s. auch unter Synonyme für Flachmoor- Wälder). Haar? — Von einer Seite wurde mir nachdrücklich »Haar« als Synonym von Moor bezeichnet; ich selbst habe das nie gehört. Herr Landesforstrat Quaet-Faslem bestätigt mir jedoch die fol¬ gende Äußerung von Herrn Dr. WiLH. Wolff; dieser schreibt: »Das Wort Haar wird in den Emsmooren nie für das Wort Moor selbst angewandt, sondern nur für am Moor gelegene Örtlichkeiten, mir ist kein Ortsname mit Haar bekannt, der sich nicht auf eine sandige Örtlichkeit bezöge.« — - Mit Haar werden besonders Wälder bezeichnet (letztere auch Haardt usw., holländisch Haag). Der Haarstrang, jener niedrige Gebirgszug in Westfalen, bedeutet Waldgebirge, denn — schreibt mir Herr Prof. Ascherson — »der Haarstrang (an Ort und Stelle sagt man stets »die Haar«) hat sicher nie ein Moor, wohl aber vielleicht Wald getragen. Hart (Hardt) ist vielfach für Waldgebirge auch für Wälder in der Ebene gebräuchlich: die Hardt in der Pfalz, der Hartwald bei VI. Die Moore. 129 Karlsruhe, der Spessart (eigentlich Spechteshorst), Mannhart in Niederösterreich, der Harz«. Noch im Mittelalter wird der Harz hart genannt. Hart heißen im Elsaß viele der Waldbestände, denen es an Wasser mangelt (E. H. L. Krause 1909 S. 161) im Gegensatz zu Aue. Loh, Lohen. Bezeichnungen im Böhmer Walde und Fichtel¬ gebirge. Nach mündlicher Angabe von Hrn. Dr. A. Baumann sind die »Lohen« meistens Zwischenmoore. Loh heißt ursprüng¬ lich Wald (vergl. auch das latein. lucus = Wald), übertragen auch Moor. Die Hohlohmiß (über Miß vergl. weiter hinten) auf dem Schwarzwald zeigt wenigstens im Untergründe des Torflagers große Baumstubben. — Dalle in der Lüneburger Heide hieß früher Danloh — Tannenwald (es sind Fichten, also Rottannen ge¬ meint). — Lohr (Lohe), fränkisch. — Loh den (oberpfälzisch, Sendtner 1854 S. 612/13). Das Luch (der Lug) ist norddeutsch, namentlich branden- burgisch. Die brandenburgischen Orte Luckwitz, Luckau, Lucken¬ walde liegen in moorreichen Gegenden. Die großen Moore der Provinz Brandenburg heißen Luche : Havelländisches Luch, Rhin- luck. Luch mag etymologisch mit Loch Zusammenhängen, ferner mit Luke, Lücke, Loh, Lohe. Mar, Meer und Moor als Stellen, bei denen Wasser die Hauptrolle oder eine wesentliche Rolle spielt, hängen etymologisch zusammen (Moor, althochdeutsch m uo r, ist eine Ablautbildung zu Meer); Mar erinnert an das lat. mare das Meer, vergl. auch das keltische mor das Meer; das französische Wort marais das Moor leitet sich vom vulgärlat. mariscum ab, einer Weiterbildung vom lat', mare. — Marbostel, südöstlich von Soltau in der Lüneburger Heide, liegt an einem großen Moor. — Ebensowenig wie im Volks- * Deutschen (siehe unter »Torfmoor«) ist das Englische »moor« gleichbedeutend mit Torfgelände. Bei meinem Besuch von Torf- geländen Großbritanniens und Süd-Kanadas habe ich mich immer wieder überzeugt, daß auch bei den englisch redenden Nationen Moor (z. B. die »North York Moors«) dasselbe bedeutet wie unser »Moor und Heide«, in dem Sinne, wie es hinten unter »Torf- Neue Folge. Heft 55. II. 9 130 VI. Die Moore. moor« angegeben wird. In Großbritannien wird gewöhnlich nur dann von einem »moor« geredet, wenn es sich um große Strecken handelt, die mit Moor oder Heide oder beiden bedeckt sind. Ileath moor ist gewöhnlich = Heide (wesentlich mit Calluna be¬ standen), kann aber auch = Heidemoor sein. Das französische bruyere ist sowohl die Pflanze als auch das Gelände Heide, im letzten Falle = Heide und Moor. M arsh (engl.) heißt eine mehr oder minder nasse Strecke, in Kanada z. B. heißen alle sumpfigen Stellen marslis, auch die peat-bogs, sonst sind es im ganzen die nicht ganz so nassen Ge¬ biete wie die swamps. Misse (sing. Miss) heißen im Schwarzwald und in den Vo¬ gesen Hochmoore und hochmoorige und überhaupt für die Kultur schlechte, sumpfige oder dauernd feuchte Stellen. Miß (volkstüm¬ lich berlinisch und sonst in Norddeutschland »mies«) heißt schlecht, faul (mau vergl. diese Silbe in mißverstanden, Mißbildung u. dergl.). Moos (Plural Möser, auch Mööser) ist süddeutsch. Nach Sendtner (1854 S. 613 u. 618) versteht man im südlichen Bayern unter Moos ein Flachmoor. Auch nach Schröter (1904 S. 11) verstand man unter dem allemannisch-bajuvarischen Ausdruck Moos (pl. von Schröter Mööser geschrieben) ursprünglich ein Flachmoor. Hr. Dr. Baumann bestätigt mir aber, daß die Moos genannten Gelände sowohl Flach- wie Hochmoore sind. A. Po- korny sagt (1858 S. 369): »Merkwürdig genug versteht man in Baiern unter Mösern die Wiesenmoore, im benachbarten Salz¬ burg, sowie an anderen Orten in der Tat Hochmoore.« — Mösse, Möß (fern.) wird in Hinterpommern gesagt. Mössen sind nach Keilhack und nach anderen mir gewordenen Nachrichten schwer zugängliche Hochmoore, insbesondere nach der Verlandung von Seen entstandene. Siehe z. B. das in Wahnschaffes Ober- flächeugestaltung des norddeutschen Flachlandes (2. Aufl. 1909 S. 264) reproduzierte Kärtchen aus der Gegend Neustettins, auf welchem die aus Teilen eines sehr stark gegliederten großen Sees hervorgegaugenen Moore die Namen führen »Große Mösse«, VI. Die Moore. 131 »Bagger-Mösse« und »Briesensche Mösse«. Es sei ferner genannt die » Schwer! nstlialer Mösse« (jetzt ein totes Hochmoor) bei Köslin. Hr. Prof. Halbfass hat sogar — wie er mir unterm 2. V. 1907 schreibt — die letzten Reste größerer Seen ebendort (Neustettiner Gegend) Möser nennen hören und das erinnert an die »sieben Möser« auf der »Platte« im Pinzgau, d. h. »mehrere (etwa 7) Seefenster von wenigen Quadratklaftern Oberfläche treten mitten im Moor . . . auf1).« — Nach meinen eigenen Erfahrungen in Pommern werden dort Moore gleichgültig von welchem Typus Mössen genannt; freilich sind die größeren und großen Moore mindestens in ihren zentraleren Teilen meistens Hoch- oder Zwischenmoore. — Moor ist das hochdeutsche Wort und Moos (= Sumpf usw.) eine alte und heute noch mundartliche Neben¬ form dazu (vergl. auch Sendtner 1854 S. 612/13). Es sei über¬ dies daran erinnert, daß das englische moss nicht nur Moos (die Pflanze), sondern auch Moor bedeutet; mossland (engl.) heißt Moorland, Torfland, mosswater ist Schwarzwasser (Moorwasser). — Es ist bedauerlich, daß immer wieder Versuche gemacht wer¬ den, verbreitete Termini, die sich nun glücklich allmählich allge¬ mein einführen und für deren Beibehaltung in der Wissenschaft alles spricht, doch immer wieder durch lokale Bezeichnungen zu verdrängen. So sagt Schreiber2): In Vorarlberg ist eine uralte Bezeichnung für Hochmoor »Moos«. Dieser Autor möchte »Moos« an Stelle von Hochmoor einführen; das empfiehlt sich schon nicht wegen der Übereinstimmung des Singulars mit demjenigen für die Pflanze »Moos« und dann auch nicht, weil Hochmoor weit eingeführt ist. Wie bei Ried ist die Volksbezeichnung Moos un¬ abhängig von dem Vorhandensein von Torfboden: der Pflanzen- O o bestand ist für die Bezeichnung ausschlaggebend. Vergl. hierzu auch unter Bruch. Schon Sendtner (1. c. S. 613 Anm.) sagt: »Die Verwechslung des Begriffes Moos in engem und weitem Sinne, die ungeeignete Anwendung dieses Ausdrucks im engern l) Lorenz, Skizzen einiger Moore aus den Salzburger Alpen. 1858 S. 557. a) Schreiber, Jahresber. d. Moorkulturstation in Sebastiansberg. Staab 1907 S. 74. 9* 132 VI. Die Moore. Sinne für eine Moorbildung, die sich gerade durch die Minderheit der Moose auszeichnet, macht es wünschenswert, diese Nomen¬ klatur für die Praxis völlig aufzugeben und mit der korrektem und allgemeineren der Wissenschaft für die allgemeineren und be¬ sonderen Begriffe zu vertauschen«. Er überschreibt deshalb sein Kapitel nicht Möser, sondern Moore. Das große Moor bei Moos¬ brunn in der Nähe von Wien, von welchem die Ortschaft ihren Namen hat, ist ein Flachmoor!1) Peel und Pel ist holländisch, de Peel heißt ein sehr großes Moor im östlichen Holland. — Über Pe(e)l schreibt Herr Dr. Hubert Jansen, daß dieses Wort im niederrheinisch-deutschen Gebiet ihm unbekannt sei. Man könnte vielleicht an eine Ver¬ wandtschaft mit dem niederrheinischen pül = »kleiner Teich«, »Pfuhl« denken. Diesem entspricht im Holländischen poel (spr. pül), hochdeutsch Pfuhl, mittelhochdeutsch pfuol, phuol, altsäch- sich pöl, das wahrscheinlich auf das Keltische zurückgeht; vergl. das bretonische poull »Pfuhl«, irisch poll »Loch, Grube, Modder«: verwandt hiermit ist das lateinische pälüs (pälüdis) »Sumpf« = dem griechischen ntjlog »Schmutz«. Daneben existiert eugl.- mundartlich pill — »Bach«, »Moor- oder Sumpfabfluß zu einem Flusse« = angelsächsisch pyll, pull, vom wallisischen pwll »Pfuhl«. Ried (pl. Rieder, man findet auch Riede, hochdeutsch Riet) ist in ganz Süddeutschland gebräuchlich. Riedig hat dem Sinne nach ähnliche Bedeutung wie missig (s. dort); in den Rie¬ dern oder Rieten handelt es sich demnach um missige, d. h. für die Kultur schlechtere und zwar feuchte Örtlichkeiten: 'ein Moor kann also auch ein Ried sein. Örtlichkeiten wie die genannten sind gern durch das Vorhandensein von Rietgräsern (Cyperaceen, insbesondere Carices) aber auch echten Gräsern, wie ganz hervor¬ ragend durch Molinia coerulea , die Besenried heißt, oder auch durch Arundo phragmites , der z. B. im Elsaß Riet heißt (plattdeutsch Reth), ausgezeichnet. Schreiber 1. c. möchte an Stelle von b Vergl. diesbezüg!. Poicoknv, Nachricht üb. die Moosbrunner Torfmoore. (Verh. zool.-bot. Ges. Wien 1858 S. 309 — 314.) VI. Die Moore. 133 Flachmoor Ried gesagt haben, damit müßte dann aber der seitherige Begriff für Ried verschoben werden. Wenn auch — wie das aus den angegebenen Pflanzen hervorgeht — sofern Moore in Frage kommen — es sich in den Riedern um flach¬ moorige Gelände handelt oder aber um torffreie Streu-, auch Heu- Wiesen, so gibt es doch auch dem angegebenen Sinne von Ried o-emäß auch Zwischen- und hochmoorige Gelände, die Rieder heißen, wie u. a. »Allmendinger Ried« bei Ehingen in Württem¬ berg. Schnack e nbruch. — Die zahlreichen Mücken (= Schnak- ken) in Brüchen und Mooren haben ihnen gelegentlich den Namen gegeben. Swamp (engl.). — Swamps sind den englich redenden Na¬ tionen nasse, meist große Strecken, z. B. Waldsumpfmoore. Torfbruch. — Brücher brauchen keine Moore zu sein (siehe vorn S. 127): sie sind es nur dann, wenn der Boden derselben aus Torf besteht; will man demnach zum Ausdruck bringen, daß es sich um Moorbrücher handelt, so findet man solche Gelände oft als Torfbrücher charakterisiert. Torfmoor. — Nachdem die heutigen Moorkundigen den Terminus »Moor« auf die Gelände mit Torf-Boden beschränken (vgl. vorn S. 111/112), enthält der Ausdruck Torfmoor einen Pleo¬ nasmus, während die früheren Autoren naturgemäß den Wunsch hatten, die Torfmoore, cl. h. Moore mit Torf, von den Mooren ohne Torf, d. h. Gelände etwa mit Sandboden und einem Pflanzenbestand wie die Torfmoore, zu unterscheiden. Dementsprechend sagt denn auch z. B. A. Pokorny (1858 S. 301/302) in Fortsetzung des vorn S. 112 zitierten Satzes: »Wo in einem Moore der jährliche Zuwachs der Vegetation größer ist, als die vollständige Verwesung des Neu¬ gebildeten, und wo zugleich eine anderweitige Entfernung des letzteren durch Menschenhände oder durch Naturkräfte unstatthaft ist, da bleibt eine größere oder geringere Menge, bald mehr oder minder zersetzter vegetabilischer und daher brennbarer Substanz als Torf zurück, und das Moor wird zu einem Torfmoor«. Hierbei ist immer wesentlich an die Hochmoore gedacht. Daß 134 YI. Die Moore. wir mit der obigen Begriffsbestimmung; von Moor als einem Torf- Ö c5 o gelände übrigens mit dem Volksgefühl gehen, erhellt aus der Tat¬ sache, daß es immer mehr Gebrauch wird, von »Moor und Heide« zu reden, wobei unter Moor ebenfalls wesentlich das Torfgelände, unter Heide aber die mit derselben Pflanzen-Gemeinschaft bestan¬ denen unvertorften oder nur mit Trockentorf versehenen Flächen gemeint sind. Die angeführten sind allgemeine Namen. Namen für Moore nach ihrer Lage sind (vergl. besonders Früh 1904 S. 296/99) Beckenmoor (Solger 1905 S. 707), Deltamoor, Do- linenmoor, Dünenmoor, Flußmoor, Flußterrassenmoor, Gehängemoor (Abhangmoor, Hangmoor), Höhenmoor (Solger 1905 S. 706), Kesselmoor (— Feldvehn Eiselen 1802 S. 19), Lagunenmoor, Marschmoor (entstehend aut den »Aufschlickungen zweier ziemlich gleichlaufender Flüsse, die eine Mulde bilden können; die Begrenzung geschieht hier allseitig durch das »Hochland« der Flüsse«. Schucht 1905 S. 361), Mo¬ ränenmoor (entstanden in [erloschenen] Seen diluvialer Grund- moränen, Baumann 1894 S. 12, »Grundmoränen-Seen« Wahn- SCiiaffe’s), Muldenmoor, Paßmoor, Randmoor (z. B. von Weher 1899 S. 4, 1904 S. 8, speziell für die Moore auf Allu- vionen am Bande der diluvialen Geest benutzt; vergl. z. B. auch Schucht 1905 S. 631), Sattelmoor, Sollmoor (Sollmoore nennt * H. Klose 1904 S. 14 Moore der Grundmoränenebene, die isolierte Niederungen oder Seen verdrängt haben), Strand moor, Tal¬ wasserscheidenmoor, Terrassenmoor, Tiefen moor (Sol¬ ger 1905 S. 706), Ufermoor (de Luc, deutsche Übers. II, 1782 S. 289), Wannenmoor, W asser scheiden moor usw. (wie z. B. gelegentlich auch die Ausdrücke Niederungsmoor, Talmoor [vergl. über Talm. besonders Baumann 1895 S. 45 ff.], Tiefmoor usw.), während Flachmoor und Hochmoor die durch die Genesis bedingte Form der Moore zum Ausdruck bringt. — In genetischer Hinsicht können die in Rede stehenden Moore Verschiedenes sein, so schwanken Hangmoore vielfach zwischen Hoch- und Flach- moor; es »sind die Moore, die auf mehr oder weniger geneigten ' 7 O O O YI. Die Moore. 135 Flächen auf lagern und, da sie meist von fließendem Wasser be¬ rieselt werden, in ihrer Vegetation häufig wechselnde Verhältnisse zeigen, und in den tiefer liegenden Teilen meist mit Bäumen be¬ standen sind« (Ramann Ms. 1906). Namen für Moore nach dem Verhalten des Wassers sind u. a. außer infra- und sup raaquati sches Moor (vergl. besonders Früh 1904 S. 296 — 99) noch Altw asser moo r, Flu߬ moor, Grund wassermoor, Infiltrationsmoor, Inunda- tionsmoor (= Überschwemmungsmoor), Niederschlags¬ moor (Baumann 1896 S. 62 ff.), Q u eilen moor (Quellmoor oder Sickermoor, Sendtner 1854 S. 663, vergl. besonders Bau¬ mann 1894 S. 24 ff.), Regenhangmoor, Rückstaumoor; Seemoor (engl, lake-bog); Seenmoore (Senft 1862 S. 105), Teich moor e (Baumann 1897 S. 81 ff.) und Verlandungsmoore sind durch Verlandung von Seen hervorgegangene Moore; Stau- moor, Stau wassermoor. Namen für Moore nach ihrem Vegetationsbestand werden weiter später angegeben. Einteilung der Moore nach ihrem Vegetationsbestand. Die angegebenen Synonyme sind generelle für alle möglichen Moor-Typen. Wir gruppieren diese — wie schon öfter erwähnt — in Flach-, Zwischen- und Hochmoore und zwar nach der Verschiedenartigkeit ihres Vegetationsbestandes, soweit dieser abhängig ist von der im Boden vorhandenen, für die Pflanzen ausnutzbaren Nahrung. Man kann daher auch umgekehrt sagen: Die Moore werden in ihren Haupttypen nach der für die Pflanzen ausnutzbaren Bodennahrung eingeteilt, was sich durch die Eigenartigkeit des Vegetationsbestandes zu erkennen gibt. Wo demnach auf irgend einem Boden die Bedingungen zur Entstehung von Moortorf gegeben sind, da tritt auch entweder ein Flach- oder ein Zwischen- oder ein Hochmoor auf; aber auch an ein und derselben Stelle können die genannten Moortypen auf- und nacheinander in die Erscheinung treten, weil sie in ihren Endstadien hinsichtlich der Nahrungsverhältnisse ihres Bodens, 136 VI. Die Moore. einer Bedingung entsprechen, die der nächstfolgende Moortypus verlangt (vergl. Fig. 15). Die Hochmoorvegetation z. B. finden wir auf den nahrungs- schwächsten Böden in Verbindung mit dem Vorhandensein genü¬ gender Feuchtigkeit zum Leben von Sphagnum , und diese Bedin¬ gung ist bei uns unter anderem meist auf Zwisclienmoorböden gegeben, aber bei hinreichender Luftfeuchtigkeit auch auf einem Sandboden, der im Sinne der Landwirtschaft unfruchtbar (etwa ausgelaugt) ist. Bei der Entstehung von Hochmooren kommt es, wie der Moorkundige sagt, auf das Vorhandensein einer »Iso¬ lierschicht« an, zwischen dem hinreichend mineralische Nahrung hergebenden Boden und dem Hochmoor, sei diese Isolierschicht nun ein Torflager, ein ausgelaugter Sand oder dergl. Ein Moorgelände, das verschiedene Moorarten unmittelbar neben- und durcheinander in schnellem Wechsel aufweist, wird man als AVechselmoor bezeichnen können: ein bequemer Aus¬ druck, der mir von Hrn. Prof. Schröter in Zürich vorgeschlagen wurde. Unsere vom Menschen stärker, z. B. durch Torfstechen u. dergl, angegriffenen Moorgelände pflegen mehr oder minder Wechselmoore zu sein: sie sind also jetzt bei uns sehr häufig und, wie gesagt, meist die Folge menschlicher Eingriffe. Man sieht daun z. B. durcheinander im Kampf miteinander Verlandungs-, Waldflachmoor-, Zwischen- und Plochmoortypen dicht beieinander, nach Maßgabe geringfügiger Änderungen des Geländes die einen oder die anderen Typen. So im Wasser der Torfstiche z. B. Typha , Calla palustris , Carex rostrata , Comarum , etwas höher Eriophorum vaginatum , auch E. angustifolium, Agrostis canina , Juncus conglomeratus , an feuchteren, aber nahrungsschwächeren Stellen Sphagnum , Drosera , an trockeneren hohen Stellen Calluna vulgaris , Molinia coerulea , kurz Pflanzen, die zu deutlich gesondert auftretenden Pflanzen - Gemeinschaften zu gehören pflegen, im Wechselmoor aber auf den Ungeübten (wie vorhandene Pflanzen¬ listen zeigen) den Eindruck machen können, als gehörten sie auch in der unbeeinflußten Natur üblicherweise (als Hochmoorpflanzen- Verein!) zusammen. VI. Die Moore. 137 Besonders eindringlich zu machen haben wir, daß es — wie gesagt — auf die ausn utzb are Bodennahrung ankommt, und außerdem muß sie auch in der richtigen Mischung vorhanden sein. Die Ernährungsqualität des Bodens ist das Ausschlaggebende. »Niemand zweifelt mehr daran, daß ein fruchtbarer Boden die für eine kräftige Vegetation unentbehrlichen unorganischen Stoffe in einer den Pflanzen zugänglichen Form enthalten müsse« (P. E. Müller 1887 S. 86). Ein Boden kann mit anderen Worten zwar chemisch reich, aber »physiologisch arm« an den für eine üppige Vegetation nötigen Nährstoffen sein. In diesen Fällen haben wir eine anspruchslose Pflanzen-Gemeinschaft vor uns, ins¬ besondere sei auf die subarktische Zone hingewiesen, die bei der Kälte des Bodens nur für solche Pflanzen geeignet ist. Die schwere Zugänglichkeit der im Boden vorhandenen Stoffe für die Auf- nähme durch die Pflanzen ist also zum Verständnis des Auf¬ tretens einer Hochmoor-Pflanzen-Gemeinschaft von sehr großer Wichtigkeit. Auch müssen die notwendigen Nährstoffe in genü¬ gender Menge zur Verfügung stehen. Wenn nur einer derselben wesentlich zurücktritt, ist trotz reichlichen Vorhandenseins aller übrigen doch eine anspruchsvolle Vegetation unmöglich. J. Liebig hat das für die Landwirtschaft als das Gesetz des Minimums bezeichnet, nach welchem die Menge der Produktion an orga¬ nischer Substanz durch die Pflanzen bedingt wird durch die Menge desjenigen Nährstoffes, der im Verhältnis zu seiner Verbrauchshöhe im Minimum vorhandep ist. Es spielen aber noch andere Bedin¬ gungen stark mit: Es muß für Pflanzen, deren unterirdische Or¬ gane eine größere oder geringere Menge von Sauerstoff zur At- o O O ö O mung benötigen, dieser in der gewünschten Menge im Boden vorhanden und durch die Umstände ergänzungsfähig sein, wenn die an bestimmte Verhältnisse augepaßten Pflanzenarten gedeihen sollen. Auch C. A. Weber z. B. betont (Hochmoor von Augstu- mal 1902 S. 113) auf Grund von Tatsachen ganz ausdrücklich, indem er die folgenden Worte unterstreicht, »daß das Vorhanden¬ sein eines Bestandes keineswegs immer von der chemischen Be- schaffenheit des Bodens und des ihn durchtränkenden Wassers ab- 138 VI. Die Moore. hängt, sondern unter Umständen in viel höherem Maße von der Bewegung des Wassers und von dem Grade der Versumpfung, die es bewirkt«. Gewiß: die Bewegung des Wassers und damit Sauerstoff-Zuführung zu den unterirdischen Organen oder seine Stagnation ist — wie wir noch an besonderen Beispielen sehen werden — oft von ausschlaggebender Bedeutung. Übrigens sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, daß auch ein wasserreicher Boden, wie der Moortorfboden gewöhnlich ist, sein Wasser vermöge der kolloidalen Beschaffenheit des Torfes nur an Pflanzen abgibt, wenn er mehr wie rund 60 v. H. davon enthält. Eine sehr große Bolle spielt demgemäß die physikalische Be¬ schaffenheit des Bodens, besonders inwieweit er eine für die unter¬ irdischen Organe zweckdienliche Durchlüftung zuläßt. Auch das hat Müller mit Nachdruck betont (1. c. S. 86/87 usw.). Neuer¬ dings hat sich H. Frickhinger hiermit beschäftigt. Er zeigt1), daß die sogenannten kieselsteten Pflanzen auch vortrefflich auf kalkreichem, verwittertem Dolomit gedeihen, dessen Porosität der¬ jenigen des Quarzbodens gleichkommt. Die sogenannten kalksteten Pflanzen gedeihen schlecht auf einem kalkhaltigen Boden, der durch Zusatz von Quarz lockere, poröse Beschaffenheit erhalten hat. Sie gedeihen gut auf Boden, der sehr kieselreich ist, aber durch Zusatz von Lehm und etwas Kalk tonige, dichte Beschaffen¬ heit angenommen hat. Die Pflanze wächst normal, wenn man ihr einen Boden zur Verfügung stellt, der in seinen physikalischen Eigenschaften dem Boden der natürlichen Standorte entspricht, vorausgesetzt, daß ihr die Mineralstoffe, die sie zum Leben not¬ wendig hat, geboten werden. Daß dies in der Natur stets der Fall ist, ersieht man aus den von dem genannten Autor mitge¬ teilten chemischen Analysen der verbreitetsten Gesteinsarten. Die Pflanze verkümmert aber in einem Boden, der zwar in bezug auf seine chemische Zusammensetzung dem Boden des natürlichen Standortes gleicht, in physikalischer Beziehung aber andere Eigen¬ schaften besitzt. Es sind, soweit der Humus in Frage kommt, !) Frichkinger, Einfluß des Bodens auf die Vegetation (37. Ber. d. naturf. Ver. zu Schwaben und Neuburg 1906). VI. Die Moore. 139 seine physikalischen Eigenschaften, die einen Einfluß auf das Ge¬ deihen und die Verbreitung der Pflanzen ausüben, nicht aber seine chemische Zusammensetzung. Der Unterschied, welcher zwischen der Vegetation des Sandbodens und derjenigen des Kalk- und Tonbodens besteht, wird einzig und allein durch die mechanische Verschiedenartigkeit der Verwitterungsprodukte der Gesteinsarten hervorgerufen. Also auf chemisch günstigen aber physiologisch unzweck¬ mäßigen oder auf chemisch ungünstigen oder endlich auf physi¬ kalisch ungünstigen Böden (natürlich auch dann, wenn chemisch und physikalisch die Verhältnisse günstig liegen, es aber an der not¬ wendigen Feuchtigkeit fehlt) erblicken wir eine anspruchslose Vegetation, die — größere Feuchtigkeit vorausgesetzt — zu einer Hochmoorbildung schreitet. Für das Auftreten oder Fehlen bestimmter Pflanzen -Vereine ist also neben der chemischen Beschaffenheit des Bodens noch vielerlei anderes maßgebend. So vermag denn eine sonst typische Zwischenmoor- usw. Pflanze — wie Molinia coerulea bei Berlin usw. — auch auf flachmoorigen Geländen vorzukommen. Die Le¬ bensbedingungen, die die verschiedenen Arten beanspruchen, sind eben äußerst variable; sie sind erst in den Anfängen erforscht. Es ist — wie bei Molinia — unrichtig, zu meinen, daß alle auf Hochmooren vorkommenden Pflanzen nur nahrungsschwachen Böden angepaßt seien. Calluna vulgaris z. B. gedeiht ziemlich in jedem Boden bei uns, insbesondere auch auf ziemlich reinem Kalk¬ boden, verträgt auch Trockenheit und Nässe: Haupt-Bedingung ist nur, scheint es, die großen, schnellwüchsigen Unkräuter abzu¬ halten, die die kleineren und langsamer wachsenden Hochmoor¬ pflanzen leicht ersticken und so verdrängen. So spielt denn auch der Kampf der um denselben Platz konkurrierenden Arten eine sehr beträchtliche Rolle. Man kann dies auf strotzend aufwach¬ senden Seeklima-Hochmooren mit den Händen greifen. Die Spitzen vieler Pflanzen, die die Gemeinschaft von Sphagnum lieben, lugen nur aus dem Moosteppich mit ihren Sproßspitzen hervor; Pflanzen, die sonst mehrere Dezimeter über den Boden hervor- 140 VI. Die Moore. ragen, stecken hier nur einige Zentimeter heraus und werden förmlich erstickt, jedenfalls stark zurückgedrängt. Das sieht man z. B. bei Andromeda polifolia , Ledum palustre u. a. (vgl. Fig. 20). Arten, die gern dicht rasenförmig wachsen, in vielen Sprossen dicht nebeneinander, so Scirpus caespitosus , Eriophorum vaginatum haben in dem Sphagnum- Teppich gar keine Zeit zur Rasen-Bildung, Figur 20. Seeklima=Hochmoor=Fläche (Zehlau in Ostpreußen). Voru Sphagnum- Teppich mit durchstechenden Sproßspitzbn von Andromeda polifolia. Für mich aufgenommen von Herrn Otto Roth. sondern müssen neue, höher angelegte, seitliche Sprossen erzeugen, um mit dem aufwachsenden Sphagnum mitzukommen. Nur spär¬ lich stehen dann die Halme im Moospolster und machen den Ein¬ druck, als sei hier nicht genug Nahrung für diese Arten vorhan¬ den. Aber weit gefehlt: nur die in der Nässe besser wachsenden VI. Die Moore. 141 Sphagnen, die an trockeneren Stellen minder gut gedeihen, drängen die Konkurrenten zurück, die dann naturgemäß an den für Sphagnum weniger günstigen Stellen üppig und dicht auftreten oder sich dann sofort breit machen, wenn Sphagnum durch langdauernde Trocken¬ heit oder durch Entwässerung im Spitzen-Wachstum zurückgehalten wird, oder wo sich weniger nasse Hochmoorstellen wie an den Hängen von Rüllen oder am Hochmoorrandliang u. dergl. vor¬ finden. Deshalb darf man die Pflanzenarten, die zwischen ganz vernäßten Sphagneten, wenn auch nur spärlicher, wachsen, aber auf trockeneren Böden stark in die Erscheinung treten, nicht für solche halten, die die große Nässe weniger gut vertragen. Es wäre verfehlt, darin ohne weiteres einen Ausdruck für ihr Bedürf¬ nis nach größerer Trockenheit zu erblicken, denn die Konkurrenz gibt hier den Ausschlag. Diese tritt für die mit Sphagnum kämp¬ fenden Arten im Zwischenmoor so gut wie ganz zurück und daher kommt es, daß so viele »Hochmoorpflanzen« ihre üppigste Ent¬ wickelung im Zwischenmoor erreichen. Anders ist es mit Arten, die nur dort leben, wo ein bestimmter Feuchtigkeitsgrad oder eine bestimmte Höhe der Vernässung vorhanden ist, wie Scheuchzeria \ palustris und Rhynchospora alba , welche im Wasser zu stehen wünschen, wenn es auch kein offenes zu sein braucht. Aus den angegebenen Gründen ist es mißlich., vor ein¬ gehenden Kulturversuchen die auf Hochmoor vorkommenden Arten in eine Reihe zu ordnen, die ihre geringeren bis größeren Nährstoff- ansprüche veranschaulichen soll; denn Scirpus caespitosus und Eriophorum vaginatum z. B. sind auf strotzend aufwachsenden See¬ klima-Hochmooren wegen ihrer Konkurrenz mit Sphagnum gar nicht imstande, ihre eventuell den Hockmoorsphagnen etwa gleich¬ kommende Bedürfnislosigkeit, wo sie mit diesen zu kämpfen haben, schlagend zu erweisen. Sobald Sphagnum etwas zurücktritt, nehmen sie oft sofort einen breiten Platz ein und das verlockt allerdings zu der angedeuteten Annahme. Pflanzen-Analysen geben nur ein mäßiges Bild von den unbedingten Nahrungs-Bedürfnissen der Pflanzen, weil verschiedene Pflanzenarten, auf einem und dem- 142 VI. Die Moore. selben Boden erwachsen, den verschiedensten Aschengehalt besitzen können. Aschen- Analysen* 2) reichen also zur Entscheidung nicht aus; es bedarf, wie gesagt, experimenteller Kulturen, die in dem Maße, wie wir es für unsere Zwecke brauchen würden, noch aus¬ stehen. Die eine Pflanzenart verdunstet relativ mehr Wasser als eine andere und vermag daher auch demselben Boden mehr anorganisch-mineralische Bestandteile zu entnehmen wie eine andere; sie zeigt dies in ihrem Aschengehalt an. Daraus folgt aber nicht ohne weiteres, daß sie nicht in einem etwas weniger nahrungsreichen Boden ebenso gut zu gedeihen vermöchte. Ein Beispiel mag zeigen, welche feinen Reagenzien viele Pflanzenarten auf die klimatischen und anderen Bedingungen sind. Unsere beiden wichtigen Zwischenmoorpflanzen Ledum palustre und Myrica Gale, beide Porst genannt, kommen beide nebenein¬ ander in den Küstenländern der Ostsee2) vor (z. B. sah ich sie sehr schön zusammen auf den der vollständigen Vernichtung ge- weihten Hochmooren im unteren Lebatal [Pommern] und bei Prö- kuls [im Memeldelta] ; in dem größten Teile der norddeutschen Ebene schließen sie sich aber gegenseitig aus, indem im ganzen die Ostgrenze der Myrica ziemlich genau mit der Westgrenze der Altmark zusammenfällt; bei Lauenburg erreicht sie die Elbe und bei Lübeck das Meer. Östlich von dieser Scheide ist das Gebiet von Ledum. Nur in Lauenburg greifen beide Bezirke ein wenig übereinander. Die Verteilung beider Pflanzen findet nach Ascher- SON darin ihren Grund, daß Ledum auf eine kurze Vegetationszeit angepaßt ist (nordische Pflanzenart!), während Myrica eine große Luftfeuchtigkeit, also einer hohen Niederschlags-Menge bedarf. Da¬ her weicht Ledum von der Küste zurück, wo die Vegetations¬ periode sich verlängert, und so erklärt es sich, daß Ledum bis zu einem bestimmten Grade eine Charakterpflanze der Landklima- Hochmoore ist. J) Solche finden sich z. B. bei Zailer und Wilk 1. c. auf der Tabelle zwischen den Seiten 54 und 55. 2) Ascherson (vergl. Naturw. Wochenschrift vom 8. III. 1891 S. 99). VI. Die Moore. 143 Indessen kann man doch nach der im Wasser gelösten und damit für die Pflanzen ausnutzbaren Nahrung der Haupt¬ sache nach die Vegetationsbestände der Moore, die ja immer mehr oder minder viel Wasser zur Verfügung haben, scheiden, sofern es sich im übrigen um dieselben Verhältnisse, denselben Fundort, dasselbe, nur partiell chemisch verschiedene Wasser usw. handelt. Generell zugrundelegen aber läßt sich ein solcher Spezialfall nicht, da mit wechselnden Umständen (größere Durchschnittskälte usw.) die Pflanzenbestände sich ändern, die ja nicht allein von der chemischen Beschaffenheit des Wassers abhängig sind. o o % Einen bei uns üblichen Fall veröffentlichte E. Ramann1). Er untersuchte chemisch das Wasser der verschiedenen Moorzonen, die den Nordrand des Plager Sees in der Provinz Brandenburg o o bilden und zwar sind das vom Wasserspiegel ab 1. ein Arundo pAra^m^s-Bestand, 2. ein solcher von Eriophorum vaginatum, darauf folgend 3. die Zwischenzone zwischen der 2. und der fol¬ genden 4. Zone, die wesentlich aus Sphagnum gebildet war, und endlich 5. ganz außen eine wesentlich mit Cyperaceen bestandene Zone. Er fand nun in 100 000 Teilen Wasser enthalten in der 1. Zone 7,732 Teile anorganische Mineralstoffe, » » 2. » 6,249 » » » , » » 3. » 5,015 » » » , » » 4. » 1,979 » » » und » » 5. » 7,074 » » » Hiervon kamen z. B. auf Kalkcarbonat in der 1. Zone 3,081 Teile, » » 2. » 1,928 » , » » 3. » 0,785 » , » » 4. » 0,134 » und » » 5. » 2,667 » . 9 Ramann, Organogene Ablagerungen der Jetztzeit (Neues Jabrb. f. Mine¬ ralogie Beilageband 1896 S. 150 — 160). 144 VI. Die Moore. Die speziellen Zahlen sind die folgenden: Zone 5 Zone 4 Zone 3 Zone 2 Zone 1 Kali ........ 0,217 0,220 0,292 0,254 0,446 Natron . 0,736 0,414 0,553 1,234 1,557 Kalkerde . 2,667 0,134 0,785 1,928 3,081 Magnesia . 0,353 0,152 0,429 0,407 0,612 Manganoxydul . 0,010 Spur 0,101 0,098 0,083 Eisenoxydul . 1,355 0,126 0,606 0,261 0,207 Schwefelsäure . 0,916 0,536 0,463 0,585 0,979 Phosphorsäure . 0,011 0,064 0,168 0,164 0,029 Chlor . n. best. n. best. 0,171 0,094 0,045 Kieselsäure . 0,809 0,333 1,447 1,224 0,693 Summe der Mineralstoffe 7,074 1,979 5,015 6,249 7,732 Organische Stoffe 0,95 0,55 1,60 1,20 0,76 In einem anderen Falle fand der genannte Autor in 100000 Teilen Wasser eines Flachmoores (Zone 1), das durch eine Zwischenzone (Zone 2) mit einem Hochmoor (Zone 3) verbunden war : Zone 1 Zone 2 Zone 3 Kali ............... 0,140 0,388 0,139 Natron .............. 0,821 0,912 0,653 Kalkerde . . . . 15,000 8,560 0,960 Magnesia . . 0,501 0,448 ' 0,120 Manganoxydul . . 0,1 OS 0,108 0,048 Eisenoxydul . . . . 1,116 0,324 0,264 Schwefelsäure ............ 1,236 0,496 0,485 Phosphorsäure . . 0,128 0,228 0,120 Chlor . . . 0,141 0,064 0,099 Kieselsäure . . 2,493 0,972 0,660 Summe der Mineralstoffe 21,687 12,500 3,548 Organische Stoffe 3,92 1,92 1,79 VI. Die Moore. 145 Es spricht sich in diesen Zahlen auffällig einerseits die Nähe des fruchtbareren Wassers aus dem See (Zone 1 im 1. Fall) und andererseits der Nähe des anorganischen Mineralbodens (Zone 5) aus und die einzelnen chemisch verschiedenen Zonen unterscheiden sich dementsprechend sehr auffällig hinsichtlich ihrer Vegetations- Bestände, bei deren Auftreten in Zonen freilich noch anderes mit¬ spielen kann, wie die größere oder geringere Nässe usw. Weiteres zur Chemie der Moorböden mit Rücksicht auf die Klassifikation der Moore wurde schon vorn im Kapitel über die Moortorfe S. 91, 104 und 105 gebracht. Legt man bei einer Klassifikation' der Moore das Gewicht auf die Gewinnung und Ausnutzung des Torfes, so wird man dessen physikalische und chemische Beschaffenheit als Grundlage der Klassifikation nehmen wollen; ist es die landwirtschaftliche Seite, die beim Torf interessiert, sind es also die Torf b öden, die klassi¬ fiziert werden sollen, so wird die physikalische Beschaffenheit und die chemische mit Rücksicht auf die Art und das Quantum der Verbindungen zugrunde zu legen sein. Hier kommt es nicht auf die vorhandenen chemischen Elemente an, sondern auf die Frage: sind sie in ausnutzbarer Form vorhanden. Für das gedeih¬ liche Leben der Pflanzen kommt es eben nicht auf die vorhandene Quantität, sondern auf die Qualität der Nährstoffe in ausreichen¬ der Menge und auf die physikalische Beschaffenheit des Bodens an. Der Gelehrte kann ebenfalls verschiedene Gesichtspunkte verfolgen. Den Botaniker wird in erster Linie die pflanzliche Zusammen¬ setzung, den Geologen die Genesis interessieren usw. Gibt es nun aber eine Klassifikation, die generell befriedigen könnte? Im we¬ sentlichen: soll sie sich auf die chemische Zusammensetzung des Bodens oder — wie wir das allein getan haben — auf den Pflan¬ zenbestand gründen, oder muß beides herangezogen werden? Eine üppige, reich Stoff produzierende Vegetation weist ohne weiteres auf einen nahrungsstarken Boden, aber eine schwach Stoff produ¬ zierende Vegetation ist nicht ohne weiteres ein Hinweis auf einen nahrungsarmen Boden, wenn es auch bei uns meistens der Fall ist — immer hinreichende Feuchtigkeit vorausgesetzt. Neue Folge. Heft 55. II. 10 146 VI. Die Moore. Denn ein Boden kann alle zu kräftigem Wachstum nötigen clie- mischen Elemente enthalten, aber sich denuoch — je nach den Verbindungen, in denen diese Elemente auftreten — wie ein nah¬ rungsschwacher Boden verhalten. Das trifft nicht nur zu für die anorganischen, sondern auch für die Böden kaustobiolithischer Zu¬ sammensetzung. Diesbezüglich ist hervorzuheben, daß einmal voll¬ ständig lufttrocken gewesenes Sapropel — und, wie es scheint, auch jeder Sapropelit überhaupt, der so viel Sapropel enthält, daß er lufttrocken die bedeutende Festigkeit des Sapropels an¬ nimmt — sich etwa, man möchte sagen, wie Quarzsand oder Kieselsteine verhält. Man kann deshalb nicht ohne weiteres mit einem Sapropel düngen, dessen Elementar- Analyse günstig aus¬ fällt, z. B. einen hohen N-Gehalt ergibt. Auch in Moorböden mit hohem N-Gehalt ist dieser in relativ schwer zugänglicher Form vorhanden. Ferner haben wir schon betont, daß ein gefrorener Boden — und das spielt in der subarktischen Zone eine große Rolle, weil dort die Böden von einer geringen Tiefe ab .ständig gefroren bleiben — - sich wie ein nahrungsloser Boden verhält: er habe eine chemische Zusammensetzung wie er wolle. — Weiteres über den Gegenstand findet man im Kapitel Hochmoore: Allge¬ meines. Dies alles festgehalten, geben die gegenwärtigen Pflanzenbe¬ stände stets ein bequemes, schnelles Mittel an die Hand, die aus¬ nutzbare Nahrung, die Durchl üftungs- und Feuchtig- keits-Verhältnisse des Bodens zu beurteilen; der entstehende Torf gewinnt daher den entsprechenden chemischen Charakter. Wir werden demnach in d er Tat am zweckmäßigsten den V egetations- Charakter für eine Gliederung der Moore zugrunde legen. Darauf haben auch schon ältere Moorforscher hingewiesen, wie u. a. A. Pokorny1). In der Tat sind die Vege¬ tations-Vereine, die aus der Heterogenität der Böden (der verfüg¬ baren Nahrung und Wasser), der klimatischen Bedingungen und der !) Pokorny, Uber die Vegetation der Moore im allgemeinen. (Verkandl. zool.-bot. Ges. Wien 1858 S. 363.) VI. Die Moore. 147 Konkurrenz der Arten resultieren — wie wir an dem Beispiel S. 143 — 145 sahen — sehr auffällig verschieden1). Für die reineren Vegetationsbestände, in denen eine oder wenige Arten besonders hervortreten neben anderen zurücktreten- den, benutzt man seit J. R. Lorenz2) die Pflanzennamen der Haupttypen des betreffenden Pflanzenvereins in der Art, wie das auch u. a. Dendrologen schon lange gemacht haben, die von »Arboretum«, »Fruticetum« usw. sprechen. Danach nennt mau vielfach einen Erlen-Bestand (die Erlen-Pflanzen-Gemeinschaft) ein Alnetum, einen Arundo phragmites- Bestand ein Phrag m itetu m (Ar undine tu m), einen solchen von Cavex Caricetum, von Heleocharis Heleocharetum, von Erica E ric et um, von Calluna Callunetum, von Nuphar Nupharetum, von Pinus Pinetum, von Juncus Juncetum, von Sphagnum Sphagnetuin, von Scir- pus Scirpeturn, von Eriophorum Eriop höret um, aber speziell einen von E. vaginatum ein Vagi ne tum und einen speziell von Car ex stricta ein Strictetum. Bei dem Hervortreten von zwei Typen in einem Bestände spricht Lorenz (1. c. S. 17) z. B. von einem Car iceto-Hypnetum (sprachlich besser wäre Carico- Hypnetum), Ericaleto-Pinetum, E ri ophor eto-Spbagne- tum (besser wäre Eriophoro-Sphagnetum) usw. , wobei die¬ jenige Gattung oder Spezies, die in solchen Misch -Beständen weniger hervortritt, vorausgenannt wird. Es wäre natürlich verkehrt, zu meinen, daß nun z. B. unbe¬ dingt ein bestimmter gegenwärtiger Pflanzenbestand, z. B. ein Cal¬ lunetum, nun auch über die Genesis des gesamten, unter dem Cal- lenetum befindlichen Torfs Aufschluß gibt, da die Vegetations-Ge¬ meinschaften nach Maßgabe der sich ändernden Bedingungen wechseln. Der gegenwärtige Pflanzenbestand eines Moores gibt durchaus nicht uübedingt Aufschluß über die Genesis des Torfs, *) Vergl. S. 54 ff. der 5. Aufl. meiner Illustrierten Flora von Nord- und Mitteldeutschland. 2) Lorenz, Allgemeine Resultate aus der pflanzengeographischen und gene¬ tischen Untersuchung der Moore im präalpinen Hügellande Salzburgs (Botanische Zeitschrift »Flora« April— Juni 1858). 10* 148 VI. Die Moore. der als Boden der Vegetations-Bestände dient. Vergl. auch S. 83. Daher sind die angegebenen Ausdrücke — wenn man nicht ein¬ fach den Zusatz »-Bestand« anwenden will (also Arundo phragmites- Bestand usw.) — nur für Vegetations-Bestände anwendbar. »Es wirkt verwirrend — sagt mit liecht Weber 1905 S. 42 — , wenn z. B. mit Caricetum bald ein lebender Pflanzenbestand, bald die aus seinen Resten entstandene Torfart oder gar ein beliebig kleines Stück eines solchen bezeichnet wird«. (Bei Sapropel - Gesteine bildenden Beständen wendet man ähnliche Ausdrücke an, z. B. Charetum und Nitelletum resp. Ckaraceetum für einen Chara- und Nitelia- resp. Characeen- Bestand x) usw.) C. A. Weber unterscheidet* 2) die Pflanzenvereine, die das Moor erzeugt haben, als moor- oder torfbildend, turfipar, die auf ihm wachsenden als moor- oder torfbewohnend, turfikol, und die an diese Bodenart gebundenen als torfgebunden, turfoph.il. Turfipar sind aber so gut wie alle turfikolen und turfophilen Pflanzen und Turfophil dürften nur sehr wenig Arten sein, z. B. ist es fast so mit Weber a nutans sphagnetorum , Pinguicula vulgaris und einigen anderen, die aber auch auf anderen Böden Vorkommen, so ist für die genannte Moos- Varietät nur das Vorhandensein von Sphagnum Bedingung. (Vergl. hierzu auch S. 7 über künstl. Torf.) Die von C. Schröter (Bodenzeigende Pflanzen der Schweiz. 1911? Sep.- Abzug S. 22) angegebenen »torfsteten« Pflanzenarten wachsen alle auch auf Böden ohne Torf, so Sphagnum medium , rubellum usw. auf abgestorbenen Sphagnen, die noch kein Torf sind, Eriophorum vaginatum , Drosera- Arten und die »Heidekräuter des Hochmoors« auch besonders auf nassem, fast nahrungslosem Sand. 9 Der gewöhnlich gebrauchte Terminus Characetum ist — worauf mich Herr Prof. Asoherson aufmerksam macht — schlecht gebildet. Will man Chara- und Characeen-Bestand unterscheiden — und dies ist notwendig — , so müssen die oben angegebenen Ausdrücke Verwendung finden. 2) Weber, Aufbau u. Vegetation der Moore Norddeutschlands (Ber. üb. die 4. Zusammenkunft der System. Botan.). Leipzig 1907 S. 20. VI. Die Moore. 149 Wachstum der Moore. Die meisten unserer Moore sind namentlich durch die im Inter¬ esse einer Bewirtschaftung vorgenommenen mehr oder minder weit¬ gehenden Entwässerungen nicht weiter Humus produzierende oder nur unwesentlich zunehmende, bei überwiegendem Verwesungspro¬ zeß sogar an Humus abnehmende »tote Moore« (auch schwarze Moore genannt, wegen des zu Tage tretenden schwarzen Torfes dort, wo sie unbekleidet sind, Grebe 1886 S. 128). Bei den »lebenden Mooren« (wilden Mooren, Urmooren) hingegen findet eine durch Wachstum erfolgende gleichmäßige Humus -Vermehrung statt. Allgemein gültige Angaben über die Wach stums- Zunahme von Mooren in die Höhe lassen sich nicht machen: sie hängt ganz von klimatischen, den Feucktigkeits- und Wasserstandsver¬ hältnissen und der quantitativ verschiedenen Produktions-Fähigkeit der Pflanzen- Arten ab. Wenn man die jährlichen Wachstums-»Etagen« einer Moor¬ pflanze mißt, so kann man eine Anschauung über den Zuwachs gewinnen, freilich nur der oberen, noch sehr lockeren, noch unver- torften resp. nur im Beginn der Vertorfung stehenden Schicht. Nach den Abbildungen, die Th. Nitschke1) von drei dreijährigen Exemplaren der Drosera rotundifolia bietet, zeigen die Etagen Längen von 17, 18, 19, 20, 21, 24 und 31 mm, die dem Jahres¬ zuwachs von Sphagnum entsprechen, in dessen Gemeinschaft die in Bede stehenden Exemplare wuchsen. Fig. 21. Das macht im Mittel einen Jahreszuwachs des Moores von 23,25 mm. Diese Zahl stimmt trefflich mit derjenigen mittleren Zahl überein, die C. A. Weber2) auf Grund von Ausmessungen an Scirpus caespitosus für den Zuwachs der Hochmoor-Oberfläche von Augstumal im Memel¬ delta angibt, die der Genannte danach auf 20 — 25 cm in 10 Jahren berechnet. Allerdings — fügt er hinzu — war die ganze Zu- J) Th. Nitschke, Wachstumsverhältnisse des rundblättrigen Sonnenthaues. (Botanische Ztg. Leipzig, 17. II. 1860 S. 57 ff.) 2) Weber, Veget. u. Entst. d. Hochm. v. Augstumal 1902 S. 18 — 19, Fig. 19. 150 VI. Die Moore. wachsschiclit so locker, daß ich sie zwischen meinen Händen auf 2 — 4 cm zusammendrücken konnte, und es ist leicht einzusehen, daß sie mit der fortschreitenden Vertorfung, die mit einem nam¬ haften Materialschwunde verbunden ist, und mit dem im Laufe langer Zeiträume steigenden Drucke der sich darüber aufhäufen¬ den Moormasse noch viel stärker zusammensinken wird.« Mes- Figur 21. co Etage des 3. Jahres Etage des 2. Jahres Etage des 1. Jahres Drosera rotundifolia in L mit 3 Etagen (3jährige Pflanze). a BlüteD schäfte des letzten, a’ des vorletzten, a2 des drittletzten Jahres, b Nebenwurzeln. (Nach Th. Nitschke.) YI. Die Moore. 151 sungen, die auch ich vor Jahren an den Etagen von Malaxis ya- ludosa, Liparis Loeselii und Drosera- Arten, alle von jungfräulichen Figur 22. Herbst 1907 1907 Herbst 1906 > 1906 Herbst 1905 Drosera anglica in natürlicher Größe aus einem Seeklima=Hochmoor Ostpreußens (gesammelt September 1907) mit den Sproßlängen von 1906 und 1907 (Naturselbstdruck). 152 VI. Die Moore. SpAa^wm-Moor-Strecken, augestellt habe, Fig. 22, ergeben ebenfalls eine überraschende Übereinstimmung mit den angegebenen Zahlen; ich fand nämlich danach für die jährliche Höhenzunahme von Sphag¬ num durchschnittlich 2,5 cm. Diese Zahl ist daher diejenige, die generell dem Aufwachsen der Sphagnum-Decke unserer Seeklima- Hochmoore entspricht. Aber stellenweise ist sie wesentlich kleiner, stellenweise sehr viel größer. Auf riilligen, sehr nassen Strecken unserer Seeklima-Hochmoore kann man z. B. sehen (namentlich habe ich das oft in Ostpreußen beobachtet), daß gewisse Sphagnen, besonders Sphagnum cuspidatum im Verbände, wenn auch etwas locker miteinander aufwachsend, bis über 10 cm lange Sprossen in einem Jahre bilden, und von da abwärts gibt es natürlich alle Zwischenstufen. Schon die Bultbildung weist auf die Verschieden¬ heit der Wachstumsintensität an den verschiedenen Stellen hin nach Maßgabe der Bedingungen: Vorhandensein von Gesträuch, größere Nässe. Freilich machen die unter Wasser wachsenden Sphagnen und die vorwiegend so lebenden, und hierhin gehört S. cuspidatum, überhaupt längere Triebe und stehen dann weit lockerer als die an der Luft lebenden Arten. Mit den angegebenen Zahlen ist aber über die jährliche Zu¬ nahme an reifem Sphagnetum-Torf noch nichts gesagt; die ange¬ gebenen Zahlen beziehen sich nur auf das Tempo der Höhenzu¬ nahme der Oberflächenschicht, bevor sie noch unreifer Sphagnetum- Torf ist, der übrigens in strengem Sinne noch selbst gar nicht einmal Torf ist. Es handelt sich hier wohl gemerkt um einen Spezialfall, da er sich nur auf die jährliche Wachstumszunahme von Sphagnum bezieht, der sich die in seiner Gemeinschaft leben- den Etagenbau-Pflanzen wohl oder übel anzupassen haben. Kann man sich dadurch nur sehr von ferne einen ungefähren Begriff machen, wie langsam reifer Hochmoortorf, speziell Sphag¬ netum-Torf entsteht, so besagt das noch nichts hinsichtlich des Flachmoortorfs. Aber auch hier kann man auf Grund von Mes¬ sungen der Etagen ein Bild von den Anhöhungen gewinnen, die von Jahr zu Jahr erfolgen, dann aber freilich ebenfalls sehr zu reduzieren sind, wenn man das Wachstum von reif gewordenem VI. Die Moore. 153 Torf oder eines reiferen Sapropelits beurteilen will. Auch in Flachmooren und Sümpfen kommen nämlich Etagen-Bau-Pflanzen vor, wie Ecjuisetum limosum , Glycerici aquatica , Arundo phrag- mites , Typha , Bielens cernuus usw. Für reife Torfe läßt sich be- o-reif licherweise wegen seines Zusammensinkens auf Grund der Etagen, die überdies in diesen auch nicht mehr konstatierbar sind, keine Auskunft über seine jährliche Zunahme geben; hier sind andere Methoden vonnöten. Es fehlt nicht an Versuchen, Zuwachs-Zahlen auch für halb¬ reifen und reifen Torf zu ermitteln. Es sind dabei — wie vor¬ auszusehen ist — im Vergleich zu den angegebenen so kleine O CD o Zahlen herausgekommen, daß ihre Beziehung auf 1 Jahr unüber¬ sichtlich wird und man etwa 100 Jahre als einheitlichen Zeitab¬ schnitt zugrunde legen kann. Neuerdings hat W. Wolff1) eine Mitteilung gemacht, aus der sich eine Durchschnittszahl für halbreifen Hochmoor- Torf ergibt. — Im Norden von Hamburg liegt das kleine Witt¬ moor (= weißes Moor). Es besteht im unteren Teil aus einem 0,5 m mächtigen Waldmoortorf, der vor allem Eichen und außer¬ dem Birken führt, darüber folgt ein tiefschwarzer Torf und über ihm ein fast nur aus Sphagnum aufgebauter ganz heller (daher der Name »Wittmoor«) bis 2 m mächtiger Sphagnetumtorf. In diesem Moostorf, und zwar 1 — 1,5 m unter der Oberfläche (»Grenz¬ torf«, s. unten, fehlt im Wittmoor), findet sich nun ein prähisto¬ rischer Bohlweg. 500 m südlich von der ersten Bohlbrücke fanden sich Reste einer zweiten, die an der unteren Grenze des hellen Sphagnetumtorfes liegt. Bei den Brücken im Wittmoor war man¬ gels begleitender Funde eine Altersbestimmung unmöglich, dagegen fanden sich bei anderen ganz analogen Moorbrücken Artefakte, welche die Möglichkeit einer Altersbestimmung gewähren. Solche Brücken wurden gefunden u. a. im Bourtanger Moor, bei Meppen, bei Rehmeis, am Jahdebusen und bei Niendorf an der Oste, in 0 W. Wolff, Über einen vorgeschichtl. Bohlweg im Wittmoor (Holstein) und seine Altersbeziekungen zum Moorprofil (Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt Berlin 1905). \ 154 VI. Die Moore. der Gegend von Diepholz nördlich vom Dümmersee. Die meisten dieser Brücken liegen in einem »Grenztorf«, zwischen jüngerem und älterem Moostorf; sie zeigen vollständig gleichartige Kon¬ struktion und haben Funde von Römermünzen (Galba, Salvius, Otho), Waffen und Geräte von Eisen neben solchen von Bronze und Stein geliefert. Danach berechnet W. Wolff also das Alter des überlagernden Sphagnetumtorfes von 1 — 1,8 m Mächtigkeit unter der Annahme, daß die Römer auf ihren Feldzügen in Germanien diese Bohlwege erbaut haben, auf 1500 — 1900, höch¬ stens 2000 Jahre. — Auch wesentlich tiefer im Torf kommen Moorbrücken vor, aber diese sind von außerordentlich viel primi¬ tiverer Konstruktion: einfache Knüppeldämme. Für das Laibacher Moor am Südfuß der Alpen (in Krain) haben wir Angaben über eine »Römerstraße«, die zur Zeit des Augustus erbaut worden sein soll1). Es wurde über dieser Straße eine ca. 1,2 — 1,5 m mächtige »Torfschicht« gefunden. Auch ein großes Schiff, ferner Pfahlbau-Reste fanden sich und zwar diese auf dem alten Seegrunde, die also von einer Bewoh¬ nerschaft sprechen, die vor der Verlandung des ehemaligen dortigen großen Sees dort gewohnt hat, ebenso wie die entsprechenden Pfahlbau-Reste im Saprokoll unter dem Torf des Schussenrieder Moors in Württemberg, von denen ich selbst mit gütiger Unter¬ stützung des Herrn Forstamtmanns Rau an Ort und Stelle etwas gesehen habe. Wann haben aber die Bewohner der Pfahlbauten gelebt und wie weit waren die ehemaligen Seen bereits vertorft, als die Bauten errichtet wurden? Das Zusammensinken des Torfs ist nach der Entwässerung so groß, daß schwer exakte Antworten zu geben sind. Kramer meint, »daß noch zwischen 1200 vor Chr. und ? vor Chr.« das Moor ein See war (1. c. S. 67) und A. Müllner (ebenda) setzt die beginnende Vermoorung in den Zeitraum 500 — J00 Jahre vor Chr., aber — wenn diese Rech¬ nungen einigermaßen stimmen sollten: wie viel war damals schon von dem ganzen See verlandet; waren damals nicht vielleicht nur ]) Vergl. hierzu die Zusammenstellung von E. Kramer, Das Laibacher Moor, Laibach 1905, besonders S. 65 ff. YI. Die Moore. 155 Doch Wasserstrecken offen, die sich dann durch Schwingmoor¬ bildung zugezogen haben? Wenn man nach alledem mittlere Zahlen von den angegebenen zugrunde legt, so käme auf 100 Jahre eine Zunahme von rund 7 — 8 cm des halbreifen Torfs heraus, der aber — da es sich um sehr dauerhaften Moostorf handelt — sehr viel mehr zum unreifen Torf neigt als die sonstigen halbreifen Torfe. Für reife Torfe muß die Zahl also noch wesentlich kleiner angenommen werden. Wenn wir eine ältere Angabe von Boucher de Perthes berück¬ sichtigen, der aucli reiferen Torf vor sich gehabt hat, so würde für Sonderfälle in 100 Jahren eine Zunahme von ca. 2 — 3 cm herauskommen. Boucher de Perthes hatte bei dem Torflager des Sommetales bei Abbeville berechnet, daß der Torf pro Jahr¬ hundert über der Schicht mit den römischen Kulturresten um je 3 cm Mächtigkeit zugenommen hat. Diese Tatsache in Verbin¬ dung mit der nach unten ständig wachsenden Dichtigkeit des Torfes führte dann August Aigner1) zu dem Schluß, daß das 4 m mächtige Ödenseer Torflager etwa 20 600 Jahre zu seiner Entstehung gebraucht hat. Die Torfziegel aus dem Tiefsten und dem Höchsten des letztgenannten Lagers haben ein Verhältnis des spezifischen Gewichts wie 8:3, woraus die obigen Schlüsse gefolgert werden. Jedenfalls nimmt die Torfmasse bei uns nicht so schnell zu, wie man dies vielfach angenommen hat, zum Teil veranlaßt durch unkritische Beobachtungen wie die relativ schnelle Ausfüllung von künstlichen Torflöchern mit Torf, der in Wirklichkeit leicht von unten, von den Seiten aus hineingedrückt wird, und so den An¬ schein erwecken kann, als habe er sich neu gebildet. Ein anschauliches direktes Bild von dem starken Zusammen¬ sinken des sich bildenden Torfes gewinnt man öfter an flach zu¬ sammengesunkenen Stammresten und an den ganz flach erhaltenen Moor-Leichen und -Kadavern, an denen auch die ihres Kalkes 0 Aigner, Der Hallstätter See und die Ödenseer Torflager in ihrer Be¬ ziehung zur Eiszeit. (Mitt. des nat. V. f. Steiermark, Jahrg. 1902, Graz 1903 S. 403-419.) 156 1. Flachmoore. beraubten Knochen (vergl. vorn S. 12) flächige Form angenommen haben. Die wenig befriedigenden Angaben, die wir zu unserem Ge¬ genstände machen konnten, beziehen sich auf Zentraleuropa. Wie verhält sich nun die Sache im Arktikum und wie in den Tropen? Darüber wissen wir bis jetzt gar nichts. Die Erforschung der Moore ist von den Verhältnissen ausge¬ gangen, wie sie die nördlich gemäßigte Zone in Europa bietet und nicht viel über diese hinausgedrungen. Es ist daher notwendig, diese auch im Folgenden in den Vordergrund zu stellen, sie be¬ sonders zu behandeln, um an ihnen einen Maßstab und Vergleich zu haben für das, was über die Moore der übrigen Gebiete bis jetzt zu sagen ist. Das wird geschehen, nachdem im Folgenden zunächst die Flach-, Zwischen- und Hochmoor - Typen und die Moor-Formen der nördlich gemäßigten Zone besprochen worden sein werden. 1. Flaclunoore. Bd. I S. 36 — 38 wurde kurz auf das Charakteristische der Flachmoore hingewiesen, wovon zum Verständnis des Folgenden zunächst Kenntnis zu nehmen ist. Flachmoore heißen die in Rede stehenden Moore im Gegensatz zu den weiter hinten zu bespre¬ chenden Hochmooren, die eine gewölbte Oberfläche haben, so¬ fern es sich um größere oder große Moore dieser Art handelt, während kleinere Hochmoore flach ausgestaltet sind. Flachmoore können in vollem Gegensatz zu den größeren Hochmooren dort, wo sie Senken oder Becken ausfüllen, nach der Mitte sogar hin leicht abfallen, andererseits gibt es auch durch Quellen hervorge¬ rufene Flachmoor hü ge 1, worüber hinten Näheres angegeben werden wird. Die Hauptausgestaltung der Flachmoore ist aber diejenige, die durch den Namen ausgedrückt wird, wie es dasselbe bei den Hochmooren ist. Nachdem besonders schon Sendtner 18541) auf die Abhän¬ gigkeit der beiden Hauptmoortypen, der Flach- und der Hocli- J) Sendtner, VegetatioDsverhältnisse Südbayerns S. 625 ff. 1 . Flaehmoore. 157 rnoore, von der im Wasser vorhandenen Nahrung hingewiesen hatte, nannte J. R. Lorenz1) die Vegetation der Flachmoore Hartwasser -Vegetation; dementsprechend findet man auch Hartwasser-Moor gesagt. — Bei den günstigen Lage-Verhält¬ nissen zum Grund wasser ist es verständlich, daß im Wasser gelöste Mineralien sich leicht in den FJachmooren hervorragend bemerkbar machen können, danach kann man unterscheiden die vorwiegend vorhandenen Kalkmoore (im eigentlichen Sinne vergl. Bd. I S. 37, 64, 217 und S. 158) und die weniger häufigen Eisenmoore (Potonie 1906 S. 162); man wird auch Manganmoore unter¬ scheiden können (s. Vogt 1906) und, wenn man will, auch Salz¬ moore (Hoehne, D. Geol. Ges. 1910). — Nach den vorwiegen¬ den bezw. auffälligsten Pflanzen-Typen gibt es Moos-, Stauden- und Gehölz-Flachmoore, je nach ihrer Ausbildung unabhängig von den Pflanzen: Sumpf-, Stand- und Schwingflach¬ moore usw. * Inwieweit die Flachmoore nach dem tropischen Klima weisen im Gegensatz zu den Hochmooren mit durchaus nordischem Ha¬ bitus, wird besonders im Kapitel über Tropenmoore auseinander¬ gesetzt werden. Synonyme. Bevor auf die Flachmoor-Typen und -Formen näher eingegangen wird, seien diejenigen Synonyme aufgeführt, die mehr oder minder sicher mehrere oder alle derselben umfassen. Flachmoor selbst sagen insbesondere die Gelehrten der Schweiz. Wir schließen uns diesen an, da »Flachmoor« sowohl sprachlich als auch sachlich der Gegenbegriff von Hochmoor ist und überdies den Vorzug der Kürze für sich hat. Der Ausdruck Flachmoor stammt von Pokorny, der aber ursprünglich — entsprechend seiner Anwendung des Wortes Moor (vergl. S. 112) die Pflanzengemein¬ schaft damit meinte, die nicht nur die Flachmoore im heutigen Sinne auszeichnet, sondern auch diejenigen torflosen Gelände, welche den Pflanzen hinreichend Nahrung bieten, um der größere Mengen von Nahrung bedürftigen Pflanzengemeinschaft aus Sumpf¬ pflanzen zu genügen. — Bei einem Moorland, wie es das unserige 9 Lorenz in der Zeitschrift »Flora« Regensburg 1858. 158 1. Flachmoore. ist resp. war, ist es begreiflich, daß wir eine ganze Anzahl Namen für die Flachmoore haben; es seien genannt: Alm -Moore = Kalkmoore im Sinne Sendtner’s (1854 S. 625). Siehe hierunter. Braunes Moor heißen gewisse Flachmoore, wohl besonders Flachmoor- Wiesen (Grebe 1886 S. 127), aber auch durch »Braun¬ moose« (u. a. Polytrichum) besetzte Hochmoore, wohl im Gegen¬ satz zu den »weißen« vorwiegend mit Sphagnum (zu den Wei߬ moosen« gehörig) besetzten Hochmooren. Flächenmoor. H ygrophorbium, vom gr. hygros, feucht und phorbaios Weide = Flachmoor, Wiesenmoor, nach Diels, Pflanzengeogr. 1908 S. 93. Inf raaquatische Moore (Unterwasser-Moore) hatte Lesquereux (1847 S. 7) die Moore genannt; aber da die Lager¬ stätten von Sapropeliten nicht unterschieden wurden, umfassen die infraaquatischen Moore L.'s auch diese (1. c. S. 42). Auch aus einem anderen Grunde ist der Ausdruck infraaquatisches Moor auch als bloßes Synonym zu Flach moor schlecht, weil auch Hoch¬ moor-Gelände infraaquatischer Entstehung sein können, wenn näm¬ lich das Wasser sehr nahrungsschwach ist. Kalkmoore nannte man besonders seit Sendtner (1854 S. 635) die Flachmoore, da sie sich auf Böden oder in Wässern mit reichlicher Minerallösung, gewöhnlich daher auch mit Kalk entwickeln. Die Vorstellung, daß der Kalk besonders wesentlich für die Entstehung von Flachmooren sei, ist aber unrichtig, denn es gibt auch Flachmoore, die nur einen kleinen Kalkgehalt auf- weisen, dafür aber z. B. reich an Eisen sind. Wir würden den Ausdruck Kalkmoor daher nur in engerem Sinne gebrauchen, d. h. für ein besonders kalkhaltiges Flachmoor (s. über Kalk¬ moor auch S. 157). Liebig hatte unterschieden Kiesel-, Kali- und Kalkpflanzen und Sendtner glaubte bodenvage Kiesel- und Kalkpflanzen trennen zu können. Vergl. jedoch S. 138. Kärr (schwedisch), Kjarmosern und Kjaerjor der (dänisch) — Flachmoor, zum Teil inkl. Zwischenmoor. 1. Flachmoore. 159 Laage veen ist die holläDdische Bezeichnung für Flach¬ moor. Leegmoor ist ein ostfriesischer Ausdruck, der sich auch auf ein abgetragenes Moor bezieht. — Leeg ist plattdeutsch und be¬ deutet niedrig (dänisch lav, englisch low, holländisch laag). (Mit¬ teilung des Landesgeologen Hrn. Dr. Wilh. Wolff.) Lehramoorbrücher nannte Ramann (1905 S. 183) Flach¬ moore mit Lehmuntergrund. Low moss (engl.) findet man gelegentlich in englisch ge¬ schriebenen Abhandlungen als Übersetzung des deutschen Nieder- O O moor. Mergelmoorbruch nannte Ramann (1905 S. 183) Flach¬ moore mit Mergeluntergrund. Moorbruch zum Teil (vergl. vorn S. 127). Niedermoor sagt Wollny 1898. Auch Weber (Üb. Torf, Humus und Moor 1903 S. 482 — 483) möchte Niedermoor an Stelle des üblicheren Niederungsmoor anwenden, da der letztgenannte Ausdruck mißverstanden werden könnte, »weil die betreffenden Moorformen keineswegs bloß an Niederungen gebunden sind«. Er fährt fort: »Das wollte man auch nicht damit behaupten; das Wort ist nur unrichtig gebildet. Bei wörtlicher Übersetzung des niedersächsischen und friesischen Leegmoor, Lägmoor, deines nachgebildet ist, sollte es richtig Nieder moor lauten, wenn man nicht dafür die Bezeichnung Flach moor benutzen will.« — Bei diesem Standpunkt ist es bedauerlich, daß Weber in seinen neue¬ ren Publikationen nicht Flachmoor an Stelle von Niedermoor an¬ wendet. Es ist aber verständlich, wenn man sich scheut, einen in früheren eigenen Publikationen gebrauchten Namen in späteren zu ändern und es kommt hinzu, daß die Landwirte und sonst die Leute der Praxis in Norddeutschland, mit denen der Genannte ständig zu tun hat, stets Niederungsmoor sagen. Ich hatte mich denn aucli bestimmen lassen1)? die folgende Anwendung vorzu¬ schlagen : 9 Potonie, Klassifikation und Terminologie 1906 S. 40 ff., S. 52. 160 1. Flachmoore. Hochmoore, ( Zwischenmoore, hlachmoore } x,. , ( JNiedermoore. Hierbei ist C. A. Weber (in Festschrift des Ver. z. Ford. d. Moorkultur, Berlin 1908 S. 96) geblieben, nnr daß er an Stelle von Zwischenmoor Ubergangsmoor sagt. Ich komme jedoch auf meinen ursprünglichen (in den als Manuskript gedruckt gewesenen Grundlagen für die Beratungen der Humuskommission gemachten) Vorschlag zurück, einfacher zu klassifizieren: Hochmoore, Zwischenmoore (Ubergangsmoore), Flachmoore (Niedermoore), weil diese Klassifikation vollkommen ausreicht und bequemer und kürzer ist: gewiß absolut Ausschlag gebende Gründe. Auch hat dieser erste Vorschlag sehr" viel weiteren Anklang gefunden als der andere, so schreibt mir z. B. auch Prof. C. Schröter (Zürich): »D ie Subsummierung des Begriffs »Niedermoor« unter denjenigen des Flachmoors scheint mir überflüssig.« Der Ausdruck Nieder¬ moor ist auch gegenüber demjenigen Flachmoor weniger günstig, da er mißverständlich ist. Zu dem oben gegen den freilich sehr schlechten Ausdruck Niederungsmoor Vorgebrachten ist noch hin¬ zuzufügen, daß in unseren großen Niederungen gerade die aller- größesten Hochmoore Vorkommen bezw. vorkamen, wie u. a. in der Rhein-, Ems-, Elbe-, Leba- und Memel-Niederung, wo sich sehr oft auf Flachmoor als »Isolierschicht« Hochmoor entwickelt hat: also hier Moore, die dem Sinne nach Niederungsmoore, d. h. in Niederungen gelegene Hochmoore sind. Der Kreis »Niederung« v im Memeldelta mit der Kreisstadt Heinrichswalde enthält viele große Hochmoore. Das sind doch wohl sehr triftige Gründe, um endlich wenigstens in der Wissenschaft den durchaus schiefen Ausdruck Niederungsmoor für Flachmoor auszumerzen. Natürlich ist dem¬ gemäß auch das Vorstadium der Hochmoore, sofern zuerst Flach¬ moor da war, nämlich das Zwischenmoor-Stadium in unseren Niederungen außerordentlich häufig und vor der Kultur noch häu¬ figer gewesen. In den vielen Niederungen Pommerns z. B. ist 1. Flachmoore. 161 sehr oft nur noch ein ganz schmaler Streifen Flachmoor vorhanden und gleich, wenn man ins Moor hineindringt, Zwischenmoor und weiter im Zentrum oft mehr oder minder weit vorgeschrittenes Hochmoor. Das kann man überall beobachten, besonders wo die Niederungen größere Torfflächen enthalten, die seit der Zeit nach dem Verschwinden des Diluvial-Eises so weit vertorft sind, daß die Torf-Anhöhung über den ursprünglichen Grundwasserspiegel hinausgelangt ist. An den Wiesen und Weiden, die vielfach aus diesen Moorgeländen gemacht worden sind, kann man trotz Dung sehr oft noch lange an dem Pflanzenbestand (Sphagnen usw.) er¬ kennen, daß es sich z. B. um Zwischenmoorbildungen gehan¬ delt hat. Niederungsmoor siehe Niedermoor. Sandmoorbruch nennt Ramann (1905 S. 183) Flachmoore mit Sanduntergrund. Schwarzes Venn heißt z. B. ein Flachmoor westlich Dülmen in Westfalen im Gegensatz zu einem daneben befindlichen weißen Venn (= Hochmoor). Das »schwarze Moor« (der Generalstabs¬ karte) im breiten Lebatal ist jedoch ein Hochmoor; es führt wohl seinen Namen von dem großen »Schwarzen See« in diesem Hoch¬ moor. Sintermoore = Kalkmoore im Sinne Sendtner’s (1854 S. 635). Siehe vorn S. 158. Talmoore heißen die Flachmoore, da sie naturgemäß meist in den Tälern, Niederungen liegen. — Ebenso erklären sich die Bezeichnung Tiefmoor und Tieflandsmoor. Es sind das in demselben Sinne sachlich unrichtige Termini für Flachmoor wie der Ausdruck Niederungsmoor. Talmoore, Tieflandsmoore und Tief¬ moore sollen eigentlich nur die in den tiefen Teilen eines Landes vorkommenden Moore heißen und sie sind daher oft Flachmoore, weshalb die genannten Bezeichnungen auch gewöhnlich an Stelle von Flachmoor gebraucht werden. Wie heterogen die Anwen- düngen sind, mag folgendes Beispiel illustrieren. R. Ludwig (1862 S. 53) sagt: »Der Torf (nämlich in Rußland und dem Ural) ist entweder in den Flußtälern in Tiefmooren oder auf den Hügeln O Neue Folge. Heft 55. II. 11 162 1. Flachmoore. in Hochmooren angewachsen«, wonach Verfasser also die Aus¬ drücke Tief- und Hochmoor rein nach dem örtlichen Vorkommen in tieferen oder höheren Lagen auffaßt, wobei er unter Tiefmoor und Hochmoor aber mehr die Gelände bezeichnet, auf denen Torf entsteht (bei uns ist Moor ein Gelände mit Torf: der Torf auf dem Gelände ist also in seinem Zusammenhänge gelände¬ bildend das Moor). Ludwig hat aber bemerkt, daß die Vegeta¬ tionen in den von ihm beobachteten Tief- und Hochmooren ver¬ schieden sind (1. c. S. 55). — Auch für viele andere Fälle sind die angeführten Synonyme nur solche cum grano salis. Unterwassermoor = infraaquatisches Moor. A. Verlandung durch Organismen. Wir sahen schon kurz in Bd. I, daß die Moorbildung sehr oft von der Verlandung hinreichend ruhiger Gewässer durch Pflanzen ausgeht, oder mit anderen Worten: Günstige Stellen zur Bildung von kaustobiolithischem Material, von Sapropel, also auch von Humus- Ablagerungen, sind z. B. ruhige oder nur sehr langsam fließende Gewässer (wie letzteres z. B. Buchten der Havel). Die Besidua der Organismen sammeln sich in den Buchten, die durch ihre Buhe besonders günstige Bedingungen für stark ent¬ wickelte Lebensgemeinschaften bieten, ebenso wie dies in Seen und Weihern (Teichen) der Fall ist. Je nach dem Quantum usw. der vom Wasser gebotenen aus¬ nutzbaren Nahrung werden wir natürlich große (Flachmoorpflanzen) oder kleinere (Zwischen- bezw. Hochmoorpflanzen) die Verlandung besorgen sehen. Während künstliche und natürliche Wasserstellen auf Hochmooren in erster Linie mit Sphagnum erfüllt werden, werden solche Stellen auf Flachmooren zunächst mit Calla palustris, Hottonia palustris , Lemnaceen , Potamogetonaceen, Utricularia vulgaris und sonst vorwiegend großen und größeren Sumpf- und Wasser¬ pflanzen besetzt. Es ist bei der relativ großen Stoffproduktion der Flachmoorpflanzen natürlich, daß diesen demnach bei dem Verlandungsprozeß die Hauptrolle zukommt und daher selbstver¬ ständlich, daß z. B. Moränenseen und - Weiher schneller verlanden 1. Flachmoore. 163 müssen als Gebirgsseen: das Moränenmaterial pflegt nahrungs- reicher za sein, und überdies hält die Kälte der Gebirgsseen das Wachstum zurück. Im Folgenden wird auf die Verlandung durch Flachmoor¬ pflanzen eingegangen; von der Verlandung nährstoffarmer Seen und Weiher ist dann besonders im Kapitel »Hochmoor« die Rede. Seen und ruhigere Buchten. Nehmen wir an: in einem See mit an Nahrung reichem Wasser, den wir als Ausgangspunkt wählen wollen, habe sich ein Sapropelit reichlich angehäuft; gleichzeitig mit dem Leben im Wasser waren auch die Ufer bewachsen durch Wasser liebende Uferpflanzen (Sumpfpflanzen, Telmateten, semiaquati sehe Vegetation) und in ihrer Gemeinschaft, auf der Wasserseite der Sumpfpflanzen-Gemeinschaft, fände sich ein reicher Wasser¬ pflanze n-Flor (eine aqua tische Vegetation), — anders aus¬ gedrückt: es fände sich (neben Plankton) ein reiches Benthos und Pleuston vor. Immer weiter wird — unter der Voraussetzung ge¬ nügend ruhigen Wassers — durch die Residua dieser Organismen die Wasseroberfläche vermindert werden können. So entsteht ein telmatisches Moor (vom griech. telmateios = zum Sumpfe ge¬ hörig). Als ein Beispiel sei der mit stark Sapropel enthaltendem Sa¬ propelit erfüllte planktonreiche Federsee im Schussenrieder Moor angeführt. Als Verlander an den Torfufern notierte ich dort im September 1906: Equisetum limosum , Scirpus lacustris , Typha , Glyceria fluitans , Phalaris arundinacea , Potamogeton natans , Spar- ganium ramosum , Alisma plantag o , Ceratophyllum , Rumex hydro- lapathum , Nymphaea (wenig), Ranunculus Lingua , Caltha, Thysse- linum palustre , Cicuta , Menyanthes und Bidens cernuus , auf dem entstandenen Humusboden viel Eidophorum angustifolium (heißt dort Federgras) usw. Hier haben wir es mit einem bereits stark verlandeten, ehemals sehr großen See zu tun, dessen kleiner Rest von Torf-Ufern umsäumt wird und dessen Boden recht gleich¬ mäßig und stark mit Sapropelit bedeckt ist. 11* 164 1. Flachmoore. Wo aber deutlich gesonderte Tiefenstufen vorhanden sind, scheiden sich die Verlander je nach den Tiefen-Verhältnissen usw. der Seen in verschiedene entere Lebensgemeinschaften : es lassen sich dadurch in Seen mit mehr oder minder allmählich vom Ufer aus einfallendem Seeboden charakteristische Vegetationszonen unterscheiden. Nehmen wir einmal einen solchen See an l), also abgesehen von etwaigen Bodenschwellen, die die Zonen-Bildung verwischen, ebenso von der Ausbildung einer »Schaar« als flachere Uferregion des Sees im Gegensatz zu einer darauf folgenden stär¬ keren Böschung usw., so folgen auf das trockne Ufer bis in die verschiedenen Tiefenstufen des Wassers Vegetationszonen, die sich mehr oder minder deutlich voneinander abheben oder mit¬ einander vermischen, und zwar ist die Tiefe, bis zu der eine zum Benthos gehörige Spezies ins W asser hineingeht, wesentlich abhängig : 1. von den regelmäßig schwächeren oder stärkeren mecha¬ nischen Einflüssen, die das Wasser auf die Uferregion auszuüben vermag, 2. von der im Wasser vorhandenen Nahrung, wovon auch die Plankton-Menge abhängig ist, 3. von der durchschnittlichen Temperatur, 4. von der Lichtintensität im Wasser, die abhängig ist von der Tiefenstufe und der Klarheit des Wassers, 5. von der Konkurrenz durch Arten mit gleichen oder ähnlichen Bedürf¬ nissen, 6. von Eigenschaften der einzelnen Arten selbst, die ihnen verbieten, über gewisse Tiefen hinauszugehen, so daß jede Pflan- zeuart ihre bestimmte, nicht überschreitbare Tiefen-Zone innehält, die freilich je nach der Gestaltung der unter 1. — 5. angegebenen Bedingungen in den verschiedenen Seen recht abweichend von- o ö einander ausfallen kann. Um nur ein Beispiel für viele anzu- führen, sei auf Scirpus lacust?is hingewiesen, der in vielen Seen nirgends über 1,50 m Wassertiefe hiuausgeht, in manchen Seen aber sogar noch in einer Tiefe von 3,50 m gut gedeiht. b Auf die Bodengestaltung der Wasserwanne und ihre Umbildung durch die Einwirkung des Sees einzugehen, ist hier nicht der geeignete Ort. Vergl. diesbezüglich Forel’s Handb. d. Seekunde 1901 und Schröter’ s Darstellungen im Hinblick auf den Pflanzenbestand in den Schriften: Die Vegetation des Boden¬ sees (Lindau i. B. 1S96 und 1902) von Schröter und Kirchner, Die Moore der Schweiz (Bern 1904) von Früh und Schröter, sowie die in diesen Schritten angegebene Literatur. 1. Flachmoore. 165 Bei der großen Rolle, die die zur Verfügung stehende Licht- iuteosität für die Organismen spielt, hat A. F. W. Schimper1) die Tiefenregionen der Gewässer unterschieden 1. in die pho- tische oder helle Region, in der die Lichtintensität für die nor¬ male Entwicklung von Makrophyten genügt, 2. in die dyspho- tische oder dämmerige Region, in der die meisten Makrophyten nur kümmerlich, oder gar nicht mehr gedeihen, während gewisse genügsame CO-g-assimilierende Mikrophyten (namentlich Diatomeen) noch fortkommen und 3. in die aphotische oder dunkle Region, in der nur noch nicht-assimiliereude Organismen leben können. Je nach der Trübung des Wassers und je nach den Fällen liegen die Grenzen sehr ungleich. In günstigsten Fällen sind grüne Pflanzen noch bis 500 m Meeres-Tiefe lebend aufgefunden worden; in unseren Land-Seen reicht der ordentliche Pflauzenwuchs im Durchschnitt nur bis rund 5 m, »in südlichen Gegenden bis 30 m« (Seligo, Die Wassertemperatur 1907). Die in Rede stehenden Vegetationszonen sind bei uns — also o in den »temperierten Seen« Forel’s, d. h. in den abwechselnd warmen und kalten und im Winter oft mit einer Eiskruste ver¬ sehenen Seen — die folgenden vom Lande aus gerechnet. 1. Die überschwemmbare Vegetationszone2). Fig. 23. ') Schimper, Pflanzen-Geographie 1898 S. 818. 2) Es wurde oben der Ausdruck Uferzone vermieden, weil diese nur dort eine Vegetationszone ist — um die es sich hier allein bandelt — , wo das Wasser so ruhig Übertritt, daß eine Abtötung und Beseitigung des Pflanzenbestandes nicht stattfmdet, oder wo das Wasser nicht so stark wirkt, daß durch stetige Boden- Bewegung oder zu kräftige mechanische Einwirkung eine Besiedelung durch Pflanzen verhindert wird. Größere Wasserflächen bespülen — abgesehen von geschützteren Stellen — das Ufer ständig in einer gewissen Breite, wodurch diese Zone gewissermaßen jeweilig geschält wird, daher auch der Name »Schä¬ lung« oder auch »Spülung« für diese von den Brandungswellen überspülte Zone. Julius Schumann (Ein Tag in Schwarzort 1859, vergl. seine Geolog. Wanderungen durch Altpreußen 1869 S. 2 u. 45) nennt »den Streifen des Strandes, den bei stürmischer See, beim Hochgange der See die Wellen über¬ fluten«, Uferbank. Das bei der Ebbe trocken gelegte und bei Flut überspülte Gebiet des Strandes heißt die Schorre, ein Wort, das wohl etymologisch mit scheren zusammenhängt (man denke an das englische Wort für scheren = shear, shore, shorn). Der alemannische Ausdruck Wysse (= das Weiße) bezieht sich auf den vom Ufer- Wasser — wenn es sich z. B. um Sand handelt — durch stete Schälung »weiß« gehaltenen Streifen. 166 1. Flachmoore. Sie ist die Grenzzone zwischen der dauernd trocknen Uferregion und dem öfter wiederkehrenden niedrigsten Wasserstand. Die hier auftretenden Pflanzen sind dem amphibischen Leben mehr oder minder angepaßt, zu ihnen gehören II eleocharis- Arten, auch als Heleochareten, jbmcws-Arten, auch als Junceten auftretend, ferner Galium palustre , Myosotis palustris , Nasturtium amphibium , Polygo- Figur 23. Überschwemmbare Zone an der Havel südlich des Carlsberges im Grunewald. R = Röhricht wesentlich aus Arundo phragmites , H = Häcksel aus Arundo, dazwischen die überschwemmbare Zone. (Aufgenommen im Mai 1907.) num amphibium coenosum , Ranunculus repens , Salices , diese auch als Saliceten. Die Arten dieser Zone vertragen ein Leben im ganz flachen Wasser oder auch auf nassem Boden, so daß sie auch in der überschwemmbaren Uferregion gut gedeihen, die bei Hoch¬ wasserstand überschwemmt, bei Niedrigwasserstand trocken liegt. 1. Flachmoore. 167 Auf solchem Boden lebt z. B. auch die als charakteristischste der 4. Zone S. 170 genannte Spezies, Arundo phragmites , vielfach sehr gut; es sei also wiederholt, daß hier und im Folgenden im allge¬ meinen nur durch die Angaben von Arten ihre bevorzugten Standorte angegeben sein sollen. Die wegen des oft flachen Ufers der Havel oft sehr breiten, als Wiesen entwickelten Grenzzonenflächen tragen fast überein¬ stimmend: Hypnaceae ! !, Equisetum limosum , Glyceria aquatica , Iris pseudacorus !, Caltha palustris //, Ranunculus repens /, Thysselinum palustre /, Galium palustre /, Mentha aquatica /, Lysimachia thyrsi- flora, Myosotis palustris usw. Auf den Rustwiesen nördlich Span¬ dau z. B. notierten wir (Herr Prof. Osterwald, Herr Loeske und ich): Hypnum stellatum , polygamum , elodes , lycopodioides , cor- difolium , scorpioides , cuspidatum. Pteridophyten: Equisetum limo¬ suni und Polystichum thelypteris; Monocotyledonen: Carex stricta u. a., Iris pseudacorus ; Dicotyledonen : Caltha pcdustris, Cardamine pra¬ tensis angustifoliolata, Galium palustre , Lysimachia thyrsiflora , Mentha aquatica , Menyanthes trifoliata , Ranunculus repens , Sym- phytum officinale , Thysselinum palustre. 2. Die Magnocariceten-Zone, so am besten zu nennen nach dem Vorherrschen besonders unserer großen Carices, die hier gern Bestände-bildend auftreten (Großseggenbestände Weber's Magnocariceten Schröter’s) wie Carex lasiocarpa , gracilis, pseu- docyperus , riparia , rostrata , stricta , vesicaria; auch U. panniculata — die freilich mehr eine Wiesenflachmoorpflanze ist — ist als Verlander zu beobachten. Mit diesen Carices oder sie ersetzend können andere Arten vorhanden sein, wie Heleocharis palustris. Der Fieberklee (Menyanthes trifoliata) bildet gern dort, wo nach der Wasserseite zu durch Mangel an sonstigen Pflanzen Platz ist, eine besondere Zone, so daß wir dann unterscheiden können eine Unterzone 2a mit Carex- Arten und eine » 2 b als Menyanthetum entwickelt. Menyanthes kann sich, wo sie ihre vollen Lebensbedingungen findet, wie eine Schwimmpflanze verhalten; sie ist ein Zwischen- 168 1. Flachmoore. glied zwischen den Sumpf- und den emersen Wasserpflanzen, wie übrigens noch eine Anzahl anderer Sumpfpflanzen, wie z. B. auch Arundo phragmites , die im Wasser Ausläufer machen kann, ferner Polystichum thelypteris (wie an einer Stelle nördlich der Krummen Lanke im Grunewald bei Berlin). Figur 24. Verlandungszonen am Westufer des Qrunewaldsees bei Berlin. G = Glyceria aquatica- Zone, A = Arundo phragmites- Zone. (Aufgenommen am 31. Oktober 1907.) 3. Glyceria-Zone. Glyceria aquatica (auch mit Glyceria fluitans ) geht nicht so tief ins Wasser wie die Hauptpflanze der nächsten Zone, Arundo phragmites. Wo beide Arten neben ein¬ ander Vorkommen, sind daher auffällige Zonen der niedrigeren und saftiggrünen Glyceria und des unter LTmständen sehr hohen, mehr graugrünen Arundo phragmites zu sehen. Ein schönes Beispiel bildet z. B. das Westufer des Grunewrald-Sees bei Berlin (Fig. 24). 1. Flachmoore. 169 G S Verlandungszonen am Westufer der Krummen Lanke im Grunewald bei Berlin. G = Glyceria aquatica- Zone, S = Scirpus lacustris- Zone. (Aufgenommen am 31. Oktober 1907.) östlichen Havelufer nördlich des Wannsees, wo sich nach der über¬ schwemmbaren Zone mit Mentha aquatica , Lycopus , Caltha usw., Carex stricta und riparia finden a) als Uferzone Glyceria aquatica l) Im Gegensatz zu der wiederholt zu nennenden Form angvstifolia (tenui- folia ) nenne ich kurz die übliche Form mit breiteren Blättchen latifoliolata. Dort findet man a) als Uferzone Glyceria aquatica- Bestände, gele¬ gentlich ersetzt durch Carex rostrata , auch pseudocyperus , oder Heleocharis palustris , untermischt mit Cicuta virosa latifoliolata1') , Berula angustifolia , Lycopus europaeus , b) darauf folgend eine Zone mit Phragmites und Typha , und c) Nuqjhar und Nymphaea. Oder am Figur 25. 170 1. Flachmoore. (auch etwas GL fluitans) ! ! ! , Phalaris arundinacea , Rumex Pydrola- pathum y Nasturtium amphibium usw. , b) darauf Scirpus lacustris und c) darauf Potamogeton natans oder Polygonum amphibium. Yergl. hierzu Fig. 23, 24 u. 25. 4. Phragmites-Zone. — Arundo phragmites , eine Art, die dieser Zone meist den Charakter aufdrückt, reicht bis rund 2 m Figur 26a. Equisetetum am Nordende des Schlachtensees im Grunewald bei Berlin. \ General-Ansicht, vorn bei G Glyceria aquatica , dann bei E Equisetum limosum und etwas Arundo phragmites. (Mai 1907). Tiefe, bis wohin diese Art noch geht, gelegentlich auch noch etwas darüber hinaus. Ihr vergesellschaftet oder sie ersetzend treten hier besonders noch auf Equisetum limosum , Fig. 26, von Gräsern Gly- . ceria aquatica und Phalaris arundinacea , von Cyperaceen gelegent¬ lich Cladium Mariscus , ferner als Verlander z. B. des Zicker Sees auf Mönchgut auf Rügen: Scirpus maritimus und Tabernaemontani 1. Flachmoore 171 Figuren 26b und 26c. Einblicke in das Equisetetum Fig. 26 a von der Wasserseite aus. Bei S Stratiotes aloides. (Aufgenommen am 26. Mai 1907.) 172 1. Flachmoore. u. a., sonst noch Acorus , Butomus umbellatus, Sparganium ramosum und simplex, Typha latifolia. Diese Haupt-Zone ließe sich, unter- abteilen in eine Landseiten-Unterzone 4 a, eine Zwischen-Unterzone 4b und eine Seeseiten-Unterzone 4c: Wenn nämlich Arundo phragmites so dicht steht, daß fast alles andere herausgedrängt wird und seitwärts durch Arundo- Bestand auch kein Platz bleibt (4 a), dann kann als 4 b Sparganium ramosum , Acorus calamus (nicht zu tiefes Wasser vorausgesetzt) draußen stehen und als 4c noch weiter nach der Seefläche zu Equisetum limosum , die ge¬ nannten Typha- Arten usw. Mit diesen Unterzonen gehen beson¬ ders gern zusammen ; Alisma plantago, Butomus , Ranunculus Lin¬ gua und Sagittaria , auch von Pleuston-Pflanzen u. a. Hydrocharis morsus ranae. In Canada, wo Arundo phragmites sehr zurücktritt, nimmt u. a. Equisetum limosum gern den Platz ein, während die dauernd flacheren Wasserstellen wie bei uns entsprechend von den kleineren Sumpfarten von Equisetum besetzt werden. Man kann danach auch die in Frage kommenden Equiseten wie die entsprechenden Carices für unsere Zwecke gliedern; ja in ihrem Verhalten zur Wassertiefe sind bei Equisetum sogar 3 Typen zu unterscheiden, nämlich Magno-, Medio- und Parvo-Equiseten. Zu den Magno- Equiseten gehört, wie gesagt, Equisetum limosum , zu den Medio-Equiseten E. palustre und zu den Parvo-Equiseten E. varie- gatum. Wie das mit den Magno- und Parvo-Cariceten — freilich hier als gewöhnliche Erscheinung — der Fall ist, daß die ersteren den Wasserrand einnehmen und ins seichte Wasser hineingehen, während die letzteren die nächste Zone landwärts bekleiden, so beobachtet man dasselbe — wenn auch nicht so generell, aber ich habe es doch besonders in Canada häufig auf großen Erstreckun¬ gen gesehen — bei den entsprechenden Equisetum- Arten. Die Magno-Equiseten gehen aber in tieferes Wasser, die Medio-Equi¬ seten entsprechen erst der Zone der Magnocariceten und die Parvo- Equiseten derjenigen der Parvocariceten. Nach dem Habitus der Glyceria , namentlich aber des Schilf¬ rohres, die ihren Zonen den Charakter aufdrücken, heißen die 1. Flachmoore. 173 lang-stengeligen, hoch-grasförmigen Bestände Röhrichte (cane breaks der Engländer, roseliere der Franzosen), in deren Schutz eine ganze Anzahl kleinerer Pflanzen-Arten wachsen, Diese Röhrichte leiten zusammen mit den Pflanzen der Zone 1 vornehmlich die Verlandung durch Vegetation ein (von Verlan¬ dungen durch allochthone Sedimentierung wird hier naturgemäß ab¬ gesehen): sie sind echte Verlander (Verlandungs-Pflanzen) oder wachsen sonst auf nassen Böden. 5. Scirpus lacu stris-Zone. — Scirpus lacustris vermag noch in Tiefen bis rund 3 m und 3,5 in zu leben. Mit dieser Zone hören bei uns diejenigen Spezies auf, deren obere Teile sich außerhalb des Wassers, an der Luft, befinden. Für die folgenden beiden Zonen 6 und 7, die meist als eine einzige auftreten, nämlich der 6. Nymphaeaceen-Zone — bis rund 4 m Tiefe — , auf die eventuell 7. eine Potamogeton natans-Zone folgt, sind Arten mit Schwimmblättern charakteristisch wie bei Nymphaea alba , Nuphar luteum , die eben genannte Potamogeton- Art und Polygonum am- phibiwn natans , Arten, die in Wassertiefen von über 3,5 m wurzeln können. Der vollständig oder größtenteils untergetauchte Rippuris vulgaris fluviatilis kommt zuweilen ebenfalls in Zone 6 — 7 vor u. a. Arten, aber bekanntlich ist die häufigere nicht fluviatile Form von Rippuris in seichtem Wasser zu finden. Die Arten der nun folgenden Zone leben fast ganz submers, nur die Blüten tauchen noch auf. Es ist das 8. die Zone der submersen großen Potamogeten , wie Potamogeton lucens und perfoliatus. Hierher auch Elodea , Myrio- phyllum spicatum, Batrachium divaricatum. Diese Arten können in Tiefen bis allenfalls 6 m Vordringen. Darüber hinaus sind Phanerogamen nur noch ganz vereinzelt vorhanden. Bei den Phanerogamen der folgenden Zone bleiben auch die Blüten submers. Es ist das die 9. Najas-Zone; denn wenn die nicht häufige Gattung Naias neben Potamogeton vorkommt, so bildet sie gern seewärts eine besondere Zone. 174 1. Flachmoore. Von grünen Pflanzen folgen dann nur noch Algen, die zwar, da sie meist zu den echten Sapropel-Bildnern gehören, nicht in dieses Kapitel gehören, aber um des Zusammenhangens willen kurz mit erwähnt seien, da sie die Zonen-Bildung fortsetzen. 10. Die Chara-Zone. — Chara- Arten kommen am häufig¬ sten von 2 m Tiefe ab vor, gehen aber über 6 m hinaus, hier dann gern in reinen Beständen auftretend. 11. Nitella-Zone. — Noch tiefer als Chara geht die Cha- raceen-Gattung Nitella ; Schröter fand im Bodensee Nitella syn- carpa noch in 30 m Tiefe; sonst kommt sie am liebsten von 7 m ab vor, eventuell zusammen mit Fontinalis antipyretica und Hypnum giganteum. 12. Zone der Fadenalgen. — In ca. 4 — 8 m und dar¬ über ist oft der Boden mit Fadenalgen (wie Cladop)hora , Vaucheria ;) bedeckt. 13. Zone der Mikrophyten. — Schließlich in Tiefen, in denen alle die genannten Pflanzen-Gemeinschaften nicht mehr zu existieren vermögen, bleiben nur noch die in allen übrigen Zonen ebenfalls vorhandenen Kleinlebewesen übrig, wie Bakterien, Pilze, besonders Diatomeen. — Nach dem reichlicheren Vorhandensein von Sapropelit auch in den Tropen (vergl. Bd. I, S. 65) ist u. a. die Zone der Mikrophyten ebenfalls dort zu erwarten. Hierüber haben wir eine Nachricht von S. H. Koorders1), der aus einem See im Tropen-Klima aus 39 — 47 m Tiefe Diatomeen, sowie Coccen- und Stäbchen-Bakterien angibt in einem organogenen, geruchlosen, schleimigen Schlamm (Sapropelit) von schwarzer Farbe, in dem man beim Reiben zwischen den Fingern» meist nur wenig kleine Gesteinspartikelchen fühlen konnte. Es geht aus dieser Aufzählung hervor, aus wie verschiedenen Beständen die organischen Absätze in einem ruhigen See an seinen O O verschiedenen Tiefenzonen hervorgegangen sein können. Die angegebene Zonen-Folge kann ziemlich vollständig ver¬ wirklicht sein und ist es auch oft genug namentlich in größeren 9 Koorders, Notiz über die dysphotische Flora eines Süßwassersees in Java. (Natuurkundig Tydsckrift van Nederlanden Indie. Batavia 1901? S. 119.) 1. Flachmoore. 175 geeigneten Seen, aber es fallen meist auch unter den angenom¬ menen Verhältnissen gewisse dieser Zonen weg. Es wurden dafür im Vorausgehenden schon mehrere Beispiele geboten (S. 172). Auf Zone 1 kann z. B. sogleich Zone 3 folgen, wie dies C. v. Keissler1) von dem (unteren) Lunzer See angibt, wo Arundo phragmites überhaupt sehr zurücktritt. Außer anderen spielen im Auftreten bestimmter Vegetations-Bestände auch klimatische Verhältnisse eine besondere Rolle. Arundo phragmites z. B. gebraucht mehr Wärme als Equisetum limosum , wie aus den S. 172 erwähnten Beispielen hervorgeht. Im hochgelegenen Vogtlande findet die Verlandung der dortigen vielen künstlichen Teiche2) meist durch Equisetum limosum statt, während in dem im Norden vorgelegenen tieferen Landgebiet Glyceria und Arundo phragmites vorwiegt. Als weiteres Beispiel seien die Angaben von H. Klebahn3) über den »allge¬ meinen Charakter der Pflanzenwelt der Plöner Seen« (in Holstein) wiedergegeben. Hier sind danach in Andeutung oder mehr oder minder deutlich geschieden vorhanden, wenn wir mit unserer Zone 2 beginnen, diese selbst, d. h. an den flachsten Stellen, den äußersten Saum besonders kleinerer Seen bekleidend Maguocarice- ten wie Car ex acutiformis u. a. zusammen mit Heleocharis palustris , Phalaris arundinacea, Lysimachia vulgaris , Menyanthes trifoliata , gelegentlich auch Equisetum limosum. Sodann folgt Zone 4 und zwar Phragmites communis und neben dieser Art oder sie vertre¬ tend Equisetum limosum, Typha und Ranunculus Lingua; diese Zone reicht von 1,5 — 1,75 m. Ferner Zone 5 mit Scirpus lacustris bis kaum 2 m, ausnahmsweise tritt diese Art auch auf der Land¬ seite von Zone 4 auf. Zone 6/7 mit Nymphaea alba , Nuphar lu¬ teum, Potamogeton natans, und wo diese fehlen, sind Arten der !) v. Keissler, Das Plankton des (unteren) Luüzer Sees in Nieder- Öster¬ reich. (Verkandl. d. k. k. zool.-botan. Ges. in Wien 1900 S. 543.) 2) Das Vogtland entbehrt der natürlichen Teiche und Seen, aber es sind überall auf den Wiesen usw. künstliche Teiche angelegt. Das ausgehobene Erd¬ reich wird zum Abdämmen des Wassers benutzt. 3) In Klebahn und Lemmermann, Vorarbeiten zu einer Flora des Plöner Seengebietes (Zacharias’ Forschungsberichte aus der ßiolog. Station zu Plön. 3. Berlin 1895 S. 4 ff.). 176 1. Flachmoore. Zone 8 vorhanden mit Potamogeton lucens (bis 4 m) und perfol. (bis 6 m), sowie Elodea (0,5 — 6 m), Batrackium divaricatum (1 bis über 2,5 m). Hier auch Myrophyll. spie., Potamogeton pectinatus und obtusifolius in 1 — 3 m. Von Zone 10 in ganz flachem Wasser bis 4 m Chara , von Zone 11 ebenfalls in flachem Wasser aber bis 5 m Nitelia flexilis und Lychnothamnus stelliger , sowie bis 6 — 8 m Fontinalis. S. Passarge (1902 S. 85 — 88) unterscheidet mehr zusammen¬ fassend, als wir dies durch unsere Zonen tun, in den von ihm untersuchten Seen von Lychen nur 1. die »Schilfformation« bis 2, höchstens 2,5 m mit Phragmites , Scirp. lac. usw., Nymphaea , Potamogeton nat. und lucens usw., 2. den »Pflanzenrasen« bis 7 m mit a) den »gemischten Pflauzenrasen« Elodea , Stratiotes, Potamo¬ geton luc. usw., Myriophyll. spie., Batrachium , Ceratophyllum usw., b) den »Cliara- Rasen«, c) den » FawcAma-Rasen«, der bei 4 m be¬ ginnt und von 6 m ab die Arten von a) und b) vollständig ver¬ drängt, 3. die »Tiefenzone« über 7 m nur noch mit Diatomeen usw. Endlich sei noch die Zonen-Ausbildung an relativ ruhig flie¬ ßenden, z. T. oft stagnierenden Gewässern, die das Erlensumpf- irioor im südlichen Memeldelta durchkreuzen, angegeben, nämlich der Worgel und Szubbel nördlich von Nemonien. Dieses Moor¬ gebiet bietet — wie schon in Bd. I S. 47 ff. angegeben — alle unseren charakteristischen Moortypen beisammen, weshalb es stets auch im Folgenden herangezogen werden soll, um in einem Falle eine Gesamtübersicht über ein zusammengehöriges, einheitliches Gebiet zu haben. In und au den beiden genannten Flüssen kom¬ men die folgenden bemerkenswerteren Arten vor. W bedeutet im Wasser, R (»Rand«) am Ufer, und wo nichts gesagt ist, stehen die Pflanzen mehr oder minder im Wasser am Ufer. Algenwatt ea,Polystichum thelypteris, Equisetum limosum , Arundo phragmites , Glyceria aquatica und ßuitans, Phalaris arundinacea , Oryza clandestina , Carex acuta , vesicaria, pseudocy perus, ripana (häufiger [auch in Bülten] als im Erlensumpfmoor), teretiuscula , typ. vulpina resp. disticlia. Scirpus laciistris nur wo die Szubbel breit ist, Typha latifolia , angusti/olia , Sparganium simplex , ra- 1. Flachmoore. 177 mosum stellenweise sehr groß und nichtblühend eine beson¬ dere Zone bildend, (S agittaria sagittifolia ), Alisma plantag o, Iris pseudacorus , ( Butomus umbellatus), Elodea canadensis zu¬ weilen alles andere verdrängend W, Calla palustris , Lemna polyrhiza , minor und trisulca W, Acorus calamus , Potamogeton natans W, perfoliatus W, pectinatus W, lucens W, compressus W, trichoides (in einigen Gräben überdies stellenweise in so dichten Massen auftretend, daß die ganze Wasseroberfläche (wie sonst bei Ruhe mit Lemna) bedeckt ist und ganz und gar keine andere Pflanze mehr Platz bat) W, Stratiotes aloides W, Hydrocharis morsus ranae W, Ceratophyllum demersum W, Myriophyllum W, Rumex Hydrolapathum , Nuphar luteum W, Nymphaea alba W, Batrachium divaricatum wo breiteres W, (Ranunculus Lingua f Ulmaria pentapetala R, Comarum palustre , an schmaleren Stellen auch oft Schwingwiesen davon. Die alte Worgel jetzt überhaupt fast ganz mit solchen »Wiesen« der am Rande der Worgel und Szubbel wachsenden Arten besetzt. Nasturtium amphibium , Cardamme pratensis angusti- foliolata R, Cicuta virosa latifoliolata , Oenanthe aquatica , Sium latifolium , Lythrum Salicaria R, Solanum Dulcamara R, Lim- nanthemum nymphaeoides (auch in breiteren Gräben der Forst nördlich des Nemonien-Stroms und in dem Strom) W, Hottonia palustris , Senecio paludosus R, Eupatorium cannabinum R. Besonders auffällig in Zonen treten nun u. a. die folgenden auf, indem wir auch hier die Nummern der S. 16ü — 174 vorge¬ führten Zonen anwenden. Im Wasser sind hier an breiteren Stellen der Worgel und Szubbel nach dem Ufer fortschreitend folgende Zonen zu unter¬ scheiden : 8. Das hellbraune Wasser wird u. a. besetzt von Potamogeton lucens und perfoliatus . Sodann folgt 6. — 7. Potamogeton natans , Stratiotes aloides , Nuphar luteum , Nymphaea alba (etwas weniger), Limnanthemum nym¬ phaeoides. Sodann 4c. — 5. Equisetum limosum , oft in großen Equiseteten, Scirpus lacustris , Neue Folge. Heft 55. II. 12 178 1. Flachmoore. Typha angusüfolia , ( Sagittaria sagittifolia ), (Sium lati- folium). 4 b. Sparganium ramosum in auffallend großen, nichtblühenden Exemplaren, an anderen Stellen auch blühend, Acorus calamus , (Glyceria aquatica). 4 a. Arundo phragmites. Das festere Ufer ist dann bestandßn mit 2. Carex riparia , gracilis usw., namentlich die letztere Wiesen bildend. 1. Lythrum Salicaria usw. Diese Zonen -Verteilung ist nur stellenweise, wie angegeben, sehr auffällig und bei dichten Beständen sehr scharf gegliedert; sonst greifen die Zonen auch ineinander, wie z. B. die Arten von 1 auch bei lockerem Bestände von 3 bis hier hineingehen. Man sieht auch an den beigefügten Zonen-Nummern, wie in Spezial- fälleu die vorn generell angegebenen Zonen sich durchaus nicht immer scharf abgrenzen. Denn in unserem Fall sind Unter-Zone 4 c und Zone 5, sowie Zonen 6 und 7 nicht getrennt. Auf dem durch Sapropelit-Anschwemmung geschaffenen Neu¬ land des Kurischen Haffs und zwar zwischen Nemonien und Ju- wendt im wenig tiefen Wasser findet sich die Röhrichtpflanzen- Gemeinschaft im Verein mit Wasserpflanzen, nämlich auf dem sich bildenden, noch vom Wasser bedeckten Neuland von Nemonien mit Sandboden, dem dort, wo die Sedimentations-Einflüsse des ins Haff mündenden Nemonien-Stromes zurücktreten, mehr oder minder Faulschlamm beigemengt sein kann. Wesentlich sind dort u. a. Equisetum limosum, Arundo phrag ., Scirpus lacustris , Typha an¬ gustifolia , (Sparganium ramosum) , Sagittaria sagitt ., Potamogeton perfoliatus und lucens , Elodea can. , Lemna trisulca u. a., Acorus calamus, Nuphar lut., (Sium latifolium), Limnanthemum nym- phaeoides , Uottonia palustris. Durch die regelmäßigen Westwinde, die eine wesentliche Anreicherung von Faulschlamm an dem Ufer bedingen, schlitzen sich die Typha- Blätter an ihrer Spitze gern büschelförmig auf und die brüchigen Stengel von Scirpus lacustris knicken nach Osten um, Fig. 27; die abbrechenden Teile bilden 1. FJachmoore. 179 natürlichen Häcksel, der an das Ufer und auf den Strand ge¬ schwemmt wird. Auf die genannte Zone mit Sumpf- und Wasserpflanzen folgt die Sapropelit-Bank besonders mit Bidens cernuus : Fig. 28. Noch weiter nach dem Lande zu eine Zone, die bereits an geeigneten Stellen mit Weiden (besonders Salix viminalis ) be¬ standen ist. Figur 27. Scirpus lacustris-Bestand vor dem Ufer des Kurischen Haffs bei Nemonien mit nach Osten verbrochenen Stengeln und Blättern. Aufnahme für mich von Herrn Otto Roth. Weitere Beispiele siehe besonders in den Schriften von Bruyant (1894), Magnin (Recherches sur la veg. des lacs du Jura. Rev. gen. de Bot. Y p. 303) und Schröter, aus denen sich mehr oder minder deutlich immer wieder auch die von mir namentlich in Norddeutschland konstatierten Zonen herauslesen lassen. 180 1. Flachmoore. Es ergibt sich aus diesen Tatsachen, daß die angeführten Be¬ stände nur bis in bestimmte Tiefen gehen, d. h. es können die zu den verschiedenen Zonen gehörenden Arten im allgemeinen nicht außerhalb dieser Zonen in größeren Tiefen leben; umgekehrt aber ist dies der Fall: die Pflanzen- Arten von tieferen Zonen gedeihen O Figur 28. B Ufer des Kurischen Haffs nördl. von Juwendt. R = Röhricht-, Sumpf- und Wasserpflanzen-Zone im Wasser, S = Sapropelit-Bank. B = Bidens cernuus- Zone, W = Weide ( Salix viminalis). Aufnahme für mich von Herrn Otto Roth. im allgemeinen sehr gut auch in weniger großen Tiefen und kom- i men dort auch vor und bilden dann auch unter Umständen große Bestände, wie CTiam-Arten in ganz geringer Tiefe von 0,5 m und weniger, Potamogeton perfoliatus, der in recht flachem Wasser Vor¬ kommen kann, andererseits aber bis 6 m Tiefe vordringt; »dann aber 1. Flachmoore. 181 erreicht die Pflanze den Wasserspiegel nicht mehr und- vegetiert nur in der Tiefe«. (Klebahn 1. c. S. 6.) Der Haupt-Umstand, der für die Entstehung von Beständen in geringen Tiefen für solche Pflanzen gegeben sein muß, ist das Fehlen der Konkurrenz von Arten, die diese Zone sonst besetzt halten, aber in gegebenen Spezial-Fällen aus irgend welchen Gründen fehlen. Es kann da¬ her nicht wundernehmen, daß sehr oft die Zonen größerer Tiefen in geringere und ganz geringe Tiefen rücken. Wo Platz ist, wird Zone 9, wenn nur Arten derselben überhaupt vorhanden sind, auch zu finden sein ; ist dieser Platz in dichter Besetzung von 4—8 oder einer oder von mehreren dieser Zonen bereits vergeben, nun so werden die Pflanzen eben mit tieferen Zonen vorlieb neh¬ men müssen. Große Schwimmpflanzen wie Stratiotes aloides wer¬ den in Massen- Ansammlungen nur vor Zone 4 etwa zusammen mit 5 — 7 vorhanden sein können, da ein dichter Bestand von 4 die weitere Antreibung an das Ufer durch den Wind verhindert, fehlt 4, so werden die Stratiotes-» Wiesen« vor 3 liegen usw. Be¬ achtung verdient besonders für eine richtige Beurteilung der zu den Zonen gehörigen Pflanzenarten, daß manche derselben in den gemäß der fortschreitenden Verlandung nachrückenden späteren Zonen noch immer gern durchstechen, so Equisetum limosum , Arundo pkragmites , Carex stricta , Arten, die dann aber in ihren oberirdischen Sprossen kleiner und schmächtiger werden, Lysi- machia thyrsiflora usw. Unter den angegebenen Zonen sind es die 2. — 8., die als Torfbildende und die 9. — 12., die wesentlich als Sapropel-bildende, demnach als Verlandende in Betracht kommen. Graf Zeppelin hat 1902 aktengemäß nachgewiesen, daß die »Rohrwiesen« bei Friedrichshafen am Bodensee seit 1824 um 120 m in den See vorgerückt sind; aus diesem Beispiel ergibt sich, wie sehr bei uns Schilfrohr imstande ist, verlandend zu wirken. Der bisher zur Darstellung gebrachte Verlandungs -Vorgang bezieht sich wesentlich 1. auf die Tätigkeit bodenständiger Vege- l) Nach Schröter, Bodensee 1902 S. 35. Im III. Teil der »Bodensee- Untersuchungen«. 182 1. Flachmoore, Figur 29. Ufer des Hornsees (Wilden Sees) im Schwarzwald. Oben: durch Sphagnum und Cyperaceen verlandendes Flachufer. Unten: gegen¬ überliegendes Steilufer. Der Torf wird vom anbrandenden Wasser abgetragen und begrenzt daher das Wasser mit einer steilen Wand. Stellenweise sind einige bultähnliche Torf horste stehen geblieben. 1. Flachmoore. 183 tationen, sei der Boden nun ein anorganisch-mineralischer oder ein Sapropelit resp. überhaupt ein kaust.obiolithischer, und 2. auf die von den echten Wasser- Organismen veranlaßten Ablagerungen. Es ist aber noch ein häufiger Fall besonders hervorzuheben, näm¬ lich derjenige, der die Bildung von Sch wi mm- (Schwing-) moor- Gelände einleitet. Darüber ist Näheres hinten unter Schwingflach- (und -hoch-) moor zu finden. Die Verlandung eines Sees oder einer ruhigen Bucht eines O O Stromes pflegt im Windschatten stattzufinden, da heftigere Wellen eine Ansiedlung von Schwimm- (Wasser-) und Sumpfpflanzen verhindern. So sind die Seen von Liv- und Kurland fast alle der herrschenden Windrichtung entsprechend am südwestlichen Ufer stärker oder ausschließlich verlandet1). Bei uns kann man das¬ selbe auf Schritt und Tritt beobachten. Vergl. unsere Fig. 29. Wenn aber gleichzeitig das Ufer, das den Windstoß erhält, durch Sedimentation (Neulandbildung) wächst — wie in dem Beispiel bei Nemonien Fig. 28 — , so verlandet natürlich auch diese Seite durch Mitwirkung von Organismen, falls hier der Wind nicht dauernd so kräftig ist, daß er direkt oder durch Vermittlung des Wassers immer wieder das Leben vernichtet. Ist aber bei einer weit vorgeschrittenen Verlandung schließlich nur noch wenig Wasser-Oberfläche übrig, so können größere und hinreichend stö¬ rende Wellen nicht mehr entstehen; dann greift die Verlandungs¬ zone auch auf das jenseitige Ufer über. Dau möchte (1829 S. 3 — 4) bei dem reichen Vorkommen von Flachmooren auf Seeland den Namen dieser Insel von ihrem großen Seen-Beichtum ableiten, der früher vor der Verlandung vieler derselben zu Flachmooren ein außerordentlicher gewesen sein muß. Weiher (Teiche). Ganz anders als die tieferen Wasserwannen, als die Seen im enge¬ ren Sinne, verhalten sich die Weiher, d. h. diejenigen dauernd oder dauernder mit Wasser bedeckten Stellen von so geringer Tiefe, daß 9 J. Klinge, Üb. den Einfluß der mittleren Windrichtung auf das Ver¬ wachsen der Gewässer usw. 1890. 184 1. Flachmoore. der Limnaeen-Pflanzen-Verein (die semiaquatische Sumpfpflanzen- Gemeinschaft) überall Fuß fassen kann, ohne daß eine wesentliche Wasserlichtung übrig bleibt1). Ein verlandender See wird schlie߬ lich durch Verschlammung, die zur Versumpfung führt, ebenfalls ein Weiher. Von ordentlichen Schwingmoor-Bildun^en, die hoch- stens andeutungsweise im Kleinen auftreten, ist in Weihern nicht die Rede, denn die ganze Wasser-Fläche wird von vornherein vollständig besetzt, d. h. es findet eine simultane Verlandung statt im Gegensatz zu der succedanen Verlandung von Seen und anderen tieferen Gewässern. Die die Weiher simultan besetzenden Pflanzenarten sind die¬ selben wie die der Seen, natürlich wie hier auch nach Maßgabe der verschiedenen Tiefe der Weiher oft verschieden, aber vielfach bei überall gleicher Tiefe durchweg dieselben. Es pflegen daher hier naturgemäß größere Bestände ein und desselben Vereins auf¬ zutreten, so gewaltige Rohr- (Arundo phragmites), wo mehr Wasser- Bewegung ist, Car ex stricta- oder gracilis- Bestände, wo das Wasser ruhiger ist, Fig. 40, usw. (vergl. unter Sumpfflachmoorwiesen), große Equisetum limosum- Bedeckungen usw. Gleichzeitig mit der Torf-Bildung aus den Resten der höheren Pflanzen geht in Weihern aus den echten Wasserorganismen Sapro- pel-Bildung einher, und es entsteht ein mehr oder minder sapropel- reicher Sapropel-Torf, wie natürlich auch an geeigneten flachen Stellen von tieferen Seen. Die Torf-Bildung übertrifft die Sapropel- Bildung meist ganz wesentlich. Hat sich durch die Organismen solcher Weiher bereits eine hinreichende Menge von Kaustobiolith J) Den Ausdruck Weiher (frz. etang vom lat. stagnum) ziehe ich gegen¬ über »Teich« vor, weil unter Teichen gewöhnlich künstlich gegrabene Wasser¬ stellen verstanden werden. Herr Prof. Dr. Engelmann (Gr. Lichterfelde) schreibt mir dazu: »Tank, engl, tank (großer Behälter) ist wie etang (afranz = etanc, woraus englisch tank) aus stagnum von der idgerm. j/sta = stehen hergeleitet. Franz, etang heißt vorwiegend Salzwasserteich oder Haff. Unser »Teich« ist »mare« (disjan ist aus Ton gestalten, formen, graben, im got. deigan). Nach Kluge, Etymol-Wörterbuch, könnte Teich mit gr. ro t lgel-Insel waren. Nach einer anderen Nachricht hatte ich 1. c. die Entstehung der Insel in die Pfingstnacht verlegt; auch das ist zu korrigieren. — Meine Untersuchung der Ügel-Insel hat ergeben: Sowohl die Pfingst-Insel als auch die neue Insel im Ögelsee sind zustande gekommen durch den Auftrieb, der veranlaßt wurde durch die von dem Sapro- pelit der Seen gebildeten Gase, welche eines Tages an dem stetigen Entweichen gehindert wurden, weil eine nachträgliche Zuführung von Sand durch einen später einfließenden Fluß den Sapropelit mit einer dichten Decke überzog. Diese Decke wurde schließlich nach genügender Ansammlung von Gas gesprengt und empor¬ gehoben und die seitwärts vorhandenen Sapropelitmassen flössen unter das empor- 1. Flachmoore. Solche rein organogenen Inseln sind oder besser waren bei uds häufig, sie heißen Schwimm- oder Treibkämpen, so am Drausensee, Fledder, Qu ebben, Dobben am Steinbilder Meer. Besonders häufig und dadurch auffällig treten Vegetations- und Torf-Inseln in Zeiten ausnahmsweise hoher Wasserstände auf, wie bei uns im Frühjahr 1909 im Elbegebiet. So sandte mir Hr. Be¬ zirksgeologe Dr. Wiegers zur Bestimmung Pflanzen von solchen Inseln mit der folgenden Angabe: »Bei der Überschwemmung in der Altmark sind große Stücke von Pflanzendecken von stehenden Gewässern fortgespült worden, die nun auf den Ackern liegen.« Die mir gesandten Pflanzenteile gehörten zu Sumpf- und Wasser¬ pflanzen, nämlich zu Equisetum limosum , Glyceria aquatica , Stra- tiotes aloides , Sagittaria sagittifolia , Nymphaea alba und Lysimachia ihyrsiflora. Sämtliche Pflanzen sind Verlander. Pflanzeninseln sind seit sehr langem bekannt, weil sie vor der intensiveren Kultur häufig waren. Aus dem Altertum sei auf die Darstellung von Pomponius Mela1) (37 — 54 n. Chr. ?) hingewiesen, bei dem wir lesen: »In quodam lacu Chemnis insula lucos sil- vasque et Apollinis grande sustinens templum natat, et quocumque venti agunt, pellitur«. Als die Küsten des Nordsee-Wattenmeeres noch nicht eingedeicht waren, wird von Inseln berichtet, die sich mit Ebbe und Flut senkten und hoben, so daß sie einmal auf dem Boden festsaßen, bis die nächste Flut sie wieder hob. »Schon Plinius — sagt Conwentz (1. c. S. 47) — erwähnt das schwimmende Erdreich und nennt es ein neues Wunder aus den Wäldern Germaniens (aliud e silvis miraculum) (Plinius : Naturalis Historia. Lib. XVI. cap. 1). Er berichtet, daß an der Küste bei der Mündung der Weser und der Elbe Eichen stehen, denen ein schnelles Wachstum eigen ist. Sobald sie von der Flut unterspült oder vom Sturmwind gepeitscht werden, reißen sie gehobene Deckelstück, das dadurch als Tnsel festgehalten wurde. — An einem Experiment, das ich 1. c. angegeben habe, konnte ich nachweisen, daß nasser, sedimentierter Sand im Gegensatz zu den noch schlammigen Sapropeliten für Gase so gut wie undurchlässig ist. 9 Kahler, Forschungen zu Pytheas’ Nordlandsreisen (Festschrift des Stadt¬ gymnasiums in Halle a. S., 1903 S. 131 ff.). 234 1. Flach moore. durch ihr Wurzelwerk ansehnliche Inseln mit sich fort und schwimmen mit ihrer imposanten Takelage von Zweigen dahin. Wenn sie Nachts gegen die Schnäbel der ankernden Schiffe ge¬ trieben wurden, bot sich der Flotte ein grausiger Anblick dar, und die Römer mußten oftmals eine Seeschlacht liefern — wegen Bäume. Anscheinend handelte es sich dabei um solche Moorland¬ stücke, wie sie noch beute durch das abwechselnd steigende und fallende Wasser im Gebiete des unteren Laufes jener Flüsse nicht selten losgerissen werden.« Gehen wir dann gleich auf die Neuzeit über, so wäre eine Äußerung Friedrich Arends’ *) erwähnenswert, welcher sagt: »Deutsche Gelehrte können sich keinen Begriff davon machen, wie Eichen mit dem Erdboden herumschwimmen können , da erstere ebenso wohl wie Erde im Wasser zu Boden sinken. Dem Marschbewohner kommt das Phänomen garnicht unglaublich vor. Eigentliche Erde oder Klei war es freilich nicht, sondern Torferde (Darg) mit einer dünnen Lage Marschbodens bedeckt. Solcher Grund von den W eilen untergraben und zerrissen, schwimmt her¬ um in größeren und kleineren Massen, indem das Moor, vermöge seines Fasergewebes zusammengehalten, sich nicht gleich in Wasser auflöset wie andere Erde und Klei, nur nach und uach. In Gro- ninger Land am Dollart wurde in dem Sturm 1509 eine große Fläche solchen Landes losgerissen und mit Häusern, Menschen und Vieh über den Dollart nach der jenseitigen ostfriesischen Küste getrieben. Noch in der Weihnachtsflut von 1717 geschah ein ähnliches in Ostfriesland. Ebenso heißt es au einer anderen Stelle, daß bei der Flut von 1287 in Friesland ganze Stücke Lan¬ des in den Wolden aufgehoben und nach niedrigen Gegenden ge¬ schwemmt wurden. Auch die zwischen Witzwort und Ulvesbüll liegende Moorstrecke soll im Jahre 1300 von Nordstrand dahin geschwemmt worden sein. Im Jahre 1570 kam bei einer furcht- baren Sturmflut eine Fläche Landes mit einem Hause, umringt von Birken, aus Groninger Land geschwommen und setzte sich in 9 Auends, Physische Geschichte der Nordseeküste und deren Veränderungen durch Sturmfluten seit der cymbrischen Flut bis jetzt. Emden 1833. 1. Flachmoore. 235 Reiderland nahe bei einer Kirche fest. In Jeverland, trieb eine große Fläche Moorlandes an und lagerte sich auf einem Acker, wovon noch lange Zeit guter Torf gegraben wurde. In Butja- diugen hob das Wasser zu Moordorf ein Gebüsch von Eichen auf moorigem Grunde stehend auf und setzte es */4 Meile davon im Kirchspiel Barnefleth nieder. Ein Gleiches wiederholte sich bei der Überschwemmung von 1578, wo an der oldenburgischen Küste große Stücke Erdreich umhertrieben. Ja, noch bei der Sturmflut von 1825 sah man in den wenigen ganz gebliebenen Klumpen der aus dem großen Kolb bei Emden gespülten Marscherde Zweige und Aste von Bäumen, in Aalum in Jütland selbst ganze, sehr starke Stämme1). Über die aus den schwebenden Kämpen des Drausensees her¬ vorgehenden schwimmenden Inseln dieser Art sagt Conwentz (1. c. S. 47): »Hier und da reißen sich kleinere oder größere Partien vom Ufer los und bilden dann frei schwimmende Kämpen. So begegnet man im See öfters kleineren, 3 — 4 m breiten trei¬ benden Inseln, welche hauptsächlich aus Phragmites und Scirpus bestehen; aber auch umfangreichere Kämpen trennen sich ab und bleiben, selbst bei so großen Überschwemmungen wie im Jahre 1888, völlig trocken.« Angaben über phytogeue Inseln sind auch sonst in der Lite¬ ratur viel zu finden: ATergleiche diesbezüglich z. B. die Zusammen- Stellung von Früh (Die Moore der Schweiz 1904 S. 62 ff und Geograph. Zeitschr. 1896 S. 217 — 218). Es sei hiernach nur noch — um auch ein außerdeutsches Beispiel zu haben — auf den oberen Nil verwiesen. »Hier (Bahr el Ghasal, Bahr el Abiad usw.) bilden sich in Alt- oder Hinterwasser, Maj e h genannt, gewaltige Filze von Gramineen und Cyperaceen ( Arundo , Papyrus usw.); dasselbe geschieht auch im Strom selbst, wo die Geschwindigkeit auf ein Minimum gesunken ist. Es bilden sich dann bis 400 m lange und 300 m breite Grasbarren, teils an Ort und Stelle ge¬ wachsen, teils durch Anschwemmung aus Majeh. Beide liefern 9 Den obigen guten Auszug aus dem Werk von Arends hat Kahler 1. c. geliefert. 1. Flachmoore. die dort von allen Reisenden angetroffenen, massenhaften schwim¬ menden Inseln, welche nebst den Barren der Schiffahrt nicht we¬ niger gefährlich werden können als ein Eisgang oder das Pack¬ eis« J). Diese Barren heißen in Ägypten Sedds (Ssedds), die Inseln Tofs. Sedd (engl, sadd, sudd) ist arabisch und bedeutet nach Deuerling (1. c. S. 77) Damm, Wehr. Da diese Pflanzen¬ filze als Filter wirken, klären sie das Wasser, vermehren aber da¬ durch oft ihr Gewicht so, daß sie durch die Aufnahme derWas- sertrübe beschwert untersinken2). So etwas kann man auch bei uns beobachten, daß nämlich durch ein Übergewicht Schwing¬ moorpartien bezw. schwimmende Vegetationsdecken untersinken. Bewachsen sie mit Bäumen, bei uns Erlen, die kräftig zunehmen, so können die schwimmenden Decken wegen des erhöhten Ge¬ wichtes einsinken. Im Gegensatz zu der Lockerung von Verbänden kann auch die Herstellung neuer Verbände stattfinden, z. B. wenn eine her- zugeschwommene Insel durch Tätigkeit der Vegetation mit dem neu gewonnenen Ufer verwächst oder wo eine Schwingpflanzen¬ gemeinschaft Gelegenheit hat, auf dem Boden derartig anzu- wachsen, sich so stark zu verankern, daß sie sich bei wieder an¬ höhendem Wasserstand nicht mehr mit dem Wasserspiegel zu erheben vermag. Dann wird das entstehende Profil über Land¬ torf einen Wasserabsatz, eventuell einen Sapropelit zur Erscheinung bringen können, ebenso wie über durch ihre Schwere unter¬ gesunkene Moorteile. Vergl. hierzu auch das Profil S. 221. Ein besonderer Fall ist der folgende. Findet das in Rede ]) Daher ist man mit der Beseitigung dieser Barren beschäftigt. — P. — [Neuer¬ dings hat Oswald Deuerling »diePflanzenbarren der afrikanischen Flusse« (München 1909) eingehend und gut behandelt, aber offenbar nur nach der Literatur und Nach¬ richten, die ihm zuflossen; soweit Verfasser aber allgemeine Auseinandersetzungen über Moor und Sumpf bietet, um in seinen eigentlichen Gegenstand einzuführen, ist ersichtlich, daß er den umfangreichen, in Betracht kommenden Gegenstand nicht so vollkommen beherrscht, wie es etwa ein Moorkundiger soll. Man muß daher von dem Titelzusatz seines Buches »mit Berücksichtigung der wichtigsten pflanzlichen Verlandungserscheinungen« absehen. 2) Frühes Bericht auf Grund der Mitteilungen von Mauno in Peterm. Mitt. 18S1 S. 411 — *26 und Junker, Reisen in Afrika II S. 53 ff, ITT S. 72 ff. 1. Flacbmoor\ 237 stellende Anwachsen z. B. in einem See statt, der aber im Zentrum in starker Verlandung durch Wasserpflanzen, etwa durcli schwim¬ mende Sphagnen begriffen ist, so geht diese Sphagnum- usw. decke zwar mit in die Höhe, aber die Umgebung bleibt untergetaucht, sie bleibt nunmehr unten. Waren die in der Mitte vorhandenen Wasserpflanzen nocli nickt bis in das Zentrum des Sees vorge¬ drungen, wo also noch offenes Wasser stand, so geht nach der Wassererhebung ein »Atoll« aus der Wasserpflanzen-Decke her¬ vor, d. h. eine ringförmige Bildung, die außen einen Wasserriug besitzt und eine mehr oder minder kreisförmige Fläche offenen Wassers umschließt. Es brauchen nicht gerade Wasserpflanzen zu sein, die den Wasserrand des Moores einnehmen, sondern es können auch im ganzen dieselben Sumpf- und Moorpflanzen sein, die sonst das Schwingmoor bedecken. Wenn die dicht hinter diesem Randstreifen vorhandene Zone von Hochwasser bedeckt wird, kann der Randstreifen gehoben werden. In diesem Falle haben eben die Pflanzen des dahinter liegenden Streifens im Untergründe Wurzel gefaßt und werden festgehalten, so daß sie der Wassererhöhung nicht mehr zu folgen vermögen. Es kommt daher nicht selten vor, daß, wenn mau ein Schwingmoor vom Lande aus begehen will, zunächst ein natürlicher Wassergraben zu passieren ist, bevor man wieder auf das relativ trocknere kommt, das dann auf der anderen Seite vom offenen See- usw. Wasser begrenzt wird. Je nach dem spezifischen Gewicht der Torf- und Pflanzen¬ massen haben wir diesen oder jenen Vorgang, so kann auch bei stärker wechselndem spezifischen Gewicht ein periodischen Heben und Sinken stattfinden. Wenn z. B. in der wärmeren Jahreszeit die durch Zersetzung bedingte Gasentwicklung stärker ist, kann eine Hebung erfolgen, im Herbst oder Winter sinkt dann der Teil wieder, um im nächsten Sommer wieder aufzutauchen. (Vergl. hierzu Potonie, Ögel-Insel, Jahrb. der Kgl. geol. L.-A. für 1911.) Wo Wasserbewegung und Temperatur zu groß sind, so daß stets eine vollständige Zersetzung abgestorbener Teile erfolgt, fin¬ det nun aber bei schwimmenden Pflanzendecken natürlich keine 238 1. Flachmoore. Torfbildung statt, so nach Ernst Marno1) bei den Sedds und Tofs; trotzdem sind sie vielfach, ja meist tragfällig für Menschen und größere Tiere. C. Flachmoor -Wälder. Wo Gehöl ze Platz zu greifen in der Lage sind , sei's wegen günstigerer Boden- und klimatischer Verhältnisse, sei’s weil ihr Wachstum durch mechanisch, störend wirkende Überschwemmun¬ gen nicht gestört wird, haben wir Flachmoor-Gehölze und zwar meist Flachmoor- Wälder. Die Flachmoorwälder spielen oder besser spielten einst bei uns eine beträchtliche Rolle. Man kann 3 Arten derselben unter¬ scheiden nämlich 1. die Sumpfflachmoor wälder, wenn der Moorwald auf einem sumpfigen, besonders längeren Überschwemmungen ausge¬ setzten Gebiet stockt, 2. Standflach moorwälder, wenn der Torf bereits so weit angehöht ist oder der Boden ursprünglich so hoch liegt, daß das Grundwasser oder Überschwemmungswasser nur gelegentlich (weniger periodisch) den Boden bedeckt, 3. Schwing fl ach moorwälder, wenn die Moore eine mit der Bewegung des Wasserstandes auf- und abgehende Fläche bekleiden. Bei uns findet die Bewaldung von Flachmooren vorwiegend durch Laubhölzer statt (Laubmoore), in erster Linie ist es Ainus glutinös a ; Erlen moore waren sehr verbreitet (Alneta, Eilichte, Ellern-, Eis-, Elsen-, Erlen-Brüc her, alles nur zum Teil synonym, da Al ne tum nur die Erlen -Pflanzengemein¬ schaft heißt; über »Bruch«, vergl. S. 127, 133 u. 241; Erlen- Niedermoor). Es gibt aber auch Nadelholzmoore (Fichte u- Moore, Sumpfcypressen-Moore). Die Moorbäume und die Moorpflanzen im allgemeinen über- *) Marno u. a. in seiner Abh. »Die Sumpfvegetation des äquator. Nilsystems u. deren Grasbarren «. 1881. 1. Flachmoore. 23y haupt sind aber niclit abhängig von dem V orhandensein eines Torfbodens, sondern — wenigstens unsere Arten — wachsen auch auf anderen geeigneten Böden und hier sogar besser. Unsere Baumarten haben mehr oder minder nahe verwandte Parallel- Arten, die trocknere Standorte bevorzugen oder lieben und daher den Moorgebieten ausweichen. Stellen wir übersichtlich solche Parallelen zusammen, so hätten wir bei uns: Nässe liebende, jedenfalls Nässe nicht fliehende Arten: Pinus montana Picea excelsa Ainus ylutinosa Betula pubescens Quercus pedunculata Ulmus ( eu -) campestris Acer platanoides ( Tilia cor data [parvifolia]) Nässe vermeidende Arten, resp. trocknere Orte nicht fliehende Arten : P. silvestris , die zwar auf nassem Boden leben kann, aber nur schlecht gedeiht; so ist es übri s:ens mit manchen der anderen Arten auch. Abies alba Ainus incana B. verrucosa Q. sessiliflora U. montana pseudoplatanus u. campestre (T. platyphyllos) Die auf der linken Seite dieser Übersicht erwähnten Arten kommen alle in Mooren — teils in Flach-, teils in Zwischen¬ mooren — vor; Pinus montana ist für Höhenhochmoore charakte¬ ristisch, und in kleineren Exemplaren gehen bis auf Hochmoore auch Betula pubescens , oft in der Form carpathica , Picea excelsa und Pinus silvestris. Eine Ausnahme macht Tilia cordata , die aber mit aufgeführt wurde, weil sie wild gern am Rande von Flachmooren steht, so daß ihre Reste sich oft in Torfen finden. Bei den Nadelhölzern ist auf den Gegensatz zwischen Pinus montana , der Latsche, Legföhre, dem Knieholz, die als Baum auf Hochmooren in ihrer aufrechten und liecrenden Form besonders O 240 1. Flachmoore. charakteristisch ist, und Pinus silvestris , der gemeinen Kiefer, die trockne Stellen bevorzugt, hinzuweisen, ferner auf Picea excelsa . die Fichte, die man als Pendant zu Abies alba , der Tanne, nehmen kann, von denen die erstere oft als Moorbaum auftritt, während die Tanne wiederum wenige' nasse Stellen vorzieht. Zu dem horizontalen Wurzel werk der Fichte tritt eine namentlich im Alter auffällige Kegelform des Stammes: zwei Merkmale, die für Moor- nadelliölzer (man denke an Taxodium distichum, die Sumpf- cypresse Nordamerikas) bemerkenswert sind. Die Tanne hingegen hat einen mehr walzenförmigen Stamm. Von unseren beiden Erlen, der Schwarzerle, Ainus glutinosa , und der Weiß- oder Grauerle, Ainus incana , die allerdings beide feuchte Stellen lieben, findet sich A. glutinosa stets nur dort, wo das Grundwasser leicht zu erreichen ist, das heißt auf Flach¬ mooren und an Ufern von Gewässern, während A. incana trocke¬ nere Örtlichkeiten verträgt, aber gelegentlich auch auf flach- moorigen Geländen, auf Zwischenmooren bezw. in Hochmoorvor- zonen zu finden ist. Über die beiden Birkenarte u ist weiter hinten bei der Be¬ trachtung der Birkenmoore das Nötige gesagt. Von unseren beiden Eichenarten sucht Quercus pedunculata , die Stieleiche, die feuchteren Standorte und auch Moore auf, wäh¬ rend Quercus sessiliflora trocknere Standorte vorzieht. In Ungarn heißt dementsprechend — wie mir Herr Oberforsträt Prof. Vadasz mitteilt — die erstgenannte Art Sumpfeiche, die zweitgenannte Bergeiche. Bei uns ist Quercus pedunculata die Art der Auen und Niederungen überhaupt, Quercus sessiliflora diejenige hoch¬ gelegener Reviere wie auf dem Spessart und in Franken. — Weiteres hinten S. 274. Von den Ulmen wächst Ulmus campestris (im engeren Sinne genommen, d. h. U. eu-campestris Asch, s und Grb.) gelegentlich vereinzelt auf Standflachmooren, während die äußerst nahe ver¬ wandte U. montana (mit der vorigen zusammen — U. campestris i. w. S.) mehr höher gelegene Gelände aufsucht. Von unseren heimischen Ahornarten weist schon der Name 1. Flaclimoore. 241 Bergahorn, den Acer pseudoplatanus führt, darauf hin, daß dieser sich eher wie Quercus sessiliflora verhält; dasselbe ist der Fall mit Acer campestre. Unser Spitzahorn, Acer platanoides , jedoch ge¬ deiht auch auf nassen Stellen, sogar in Mooren. So finden sich Acer platanoides außer ‘Quercus pedunculata , Populus tremula , Picea excelsa und viel Ainus glutinosa in Erlenstandmooren in der Lüne¬ burger Heide usw. — Gelegentlich wachsen von den Arten, die rechts in der vergleichenden Gegenüberstellung genannt wurden, auch einige im Nassen wie Acer pseudoplatanus (aber nur in Strauchform !), so z. B. zwischeu Falkenberg und Freienwalde, aber die eigentlichen geeigneten Standorte sind doch Hügel und Berge wie bei Buckow in der Mark, im hügeligen Klonauer Wald bei Osterode und bei Rössel bei Bischofsburg (beide Stellen in Ost¬ preußen), ferner — wenigstens früher — im Mischwald des Hai- nisch in Thüringen, im montanen Walde des Erzgebirges sowie in den Alpen. Man erkennt die eigentlichen Heimatstellen leicht — wo die Forstkultur nicht gar zu stark tätig ist — an dem strotzenden Anflug in allen Jahrgängen. Synonyme für Flachmoor -Wald (gleichzeitig auch für be¬ waldete Zwischenmoore) sind: Bruch, pl. Brücher, nicht so gut Brüche, wie man öfter ge¬ schrieben findet. — Zu dem schon S. 127 und 133 Gesagten noch das Folgende. Wir sahen dort, daß »Bruch« auch in Verbindung mit anderen Wörtern auftritt, z. B. Hopfenbruch (Erlenmoore mit Hopfen), Moosbruch (Sphagnetum-Hochmoore), Möven- bruch (ein ursprüngliches Erlensumpfmoor bei Rossitten, in wel¬ chem zahlreiche Möven brüten). Die daneben liegenden »Bruch¬ berge« (soll nur heißen: die Berge beim Möven brach). — Bruch wird aber besonders für nasse, mit Laubholz bewaldete Gelände, also auch für ordentlich bewaldete Laubwald-Moore ge¬ braucht. Dann spricht der Botaniker mit E. A. Rossmassler (Der Wald, 3. Aufl. S. 644) von Bruchwäldern (syn. Morast¬ wälder) im Gegensatz zu Auenwäldern (Rossmassler, 1. c. S. 636). Oscar Drude definiert beide so1): Auenwälder sind ') Drude, Deutschlands Pflanzengeographie. 1896 S. 307 — 309. Neue Folge. Heft 55. II. 16 242 1. Flachmoore. vorwiegend aus Laubhölzern zusammengesetzt; ihr besonderer Charakter ist bewirkt durch die mit Überschwemmungen in großen O O Talzügen zusammenhängende Bodennässe periodischer Art. »So hat Rossmässler die Formation abgegrenzt, indem er darunter die Bewaldung der ebenen und fruchtbaren Bewässerungsgebiete klei- O O O nerer und größerer Flüsse versteht, welche sich nur stellenweise und in geringem Maße über die Anschwellungshöhe dieser Ge- wässer erheben.« Als charakteristische Bäume bei uns nennt er Quercus pedunculata , Ulmus, Fraocinus excelsior und Carpinus betu- lus , auch Populus tremula. Ferner sind zu nennen Corylus avellana , Rhamnus Frangula , Salices , von Stauden Anemone , Primula , Ijeu- coium , Gagea , Allium ursinum und Arum maculatum. — »Bruch¬ wälder charakterisieren sich durch das höchste Maß von Boden¬ nässe und Versumpfung, welches Laubbäume ertragen können.« »Ihre reinste Form ist der »Erlenbruch« (1. c. S. 308). Die Flora dieser ist in unseren Listen im Folgenden charakterisiert. — Nach alledem kann ein Erlenbruch z. B. sein ein nasser Erlenwald 1. auf anorganischem Mineralboden oder 2. auf Torfboden; will man also die Moornatur zum Ausdruck bringen, so wird man hier nicht Erlenbruch, sondern Erlen moor usw. sagen. Früh sagt (1904 S. 312): »Im Moorboden bricht man ein und daher die Bezeichnung »Bruch«. Herr Dr. Hubert Jansen teilt mir jedoch freundlichst hierzu das Folgende mit: 1. Brüch Mscl. (PI. Brüche), meist Neutr. *) (PI. Brücher, auch Brüche), ist eine ablautende Bildung von »brechen« (vergl. auch »Bräche«, ursprünglich das Brechen oder Auf-, Umbrechen des Bodens nach der Ernte, der dann aufgebrochen oder »brach« liegen bleibt). Der regelrechte Ablaut zur Bildung des gewöhnlichen Verbalsubstantivs liefert das Wort »Brüch« (= Brechen; Gebrochenes). 2. »Brüch« = »be¬ wachsenes Sumpfland«, »feuchte Wiese«, »holzbestandenes Wasser¬ land« usw. ist ursprünglich ein fränkisch-sächsisches Wort: mittel¬ hochdeutsch bruoch, althochdeutsch bruoh (Genetiv bruohhes; das althochdeutsche -h- lautet in vielen Worten ähnlich wie arabisches c, fast wie späteres -ch- in Buche), Neutrum oder Masel. = ') Es heißt das Netzebruch, das Warthebruch usw. — P. 1. Flachmoore. 243 »Moorbodeu, Sumpf« = niederdeutsch brök, niederländiscli broek (spr. bruk) »Morastgruud« ; vergl. auch das Angelsächsische broc »Bach, Strömung, Fluß« (woher engl, brook = »Bach«). Die althochdeutsche Bedeutung »Sumpf« beruht auf der Vorstellung: »Stelle mit hervorbrechendem Wasser« (vergl. das engl, spring = »Quelle«). Vergl. Kluges Etymolog. Wörterbuch. 3. Im Rheinland findet sich noch die mittelniederdeutsche Form Broich, worin oi (vergl. »Voigt«) lediglich ein langes ö bezeich¬ net (ähnl. wie -oe- in Soest, Koesfeld, Itzehoe, während nieder¬ ländisch -oe- = u ist, z. B. in Hoensbroech, Broek in Waterland usw.). Vergl. den Ortsnamen »Grevenbroich«. Holzmoore (Dau 1823 S. 146; als Holzmoor bezeichnet Verf. auch [1829 S. 74] Moore, entstanden durch Ausfüllung von Land-Seen durch »Holzhumus«. Siehe auch S. 128). Waldmoore zum größeren Teil; gelegentlich sind auch tote Hochmoore, also die austrocknenden und ausgetrockneten, daher die mit Moder bedeckten Hochmoore Waldmoore, dann aber von Zwischenmoor-Natur. S u m pfflachmoorwälde r. Es gibt Gehölze, die es vertragen, dauernd im Wasser zu stehen. Das ist in erster Linie der Fall mit einer Anzahl Tropen¬ bäumen, wie das in Bd. III in dem Abschnitt über die Tropenmoore geschildert wird. Besonders bekannt ist diesbezüglich aber die Sumpfcypresse Taxodium distichum der östlichen und südlichen Staaten von Nord-Amerika. Im atlantischen Teil des südlichen Nord-Amerika finden sich, Fig. 46, große »Waldsümpfe «, die speziell Sumpfmoore sind und stets Wasser führen, deren Ilaupt- baum die Sumpfcypresse ( Taxodium distichum') ist, nach der diese bekannten Moore Cy press swamps (Sumpfcyp ressen -Moore) heißen. Über die Wärme -Verhältnisse im Gebiet derselben schreibt mir Herr Prof. E. Deckert: »Die Isothermen können bei dem amerikanischen Klima sehr irre führen. Zweifellos kommen im Dismal Swamp beinahe in jedem Jahre empfindliche Fröste mit Eisbildung vor. In Norfolk, . - 16* 1. Flaehmoore. 244 dessen Winterklima mit dem des Swamp so gut wie vollkommen übereinstimmen muß, sank das Thermometer im Februar 1899 auf 16° C unter Null, im Februar 1904 und Januar 1905 auf 11° unter Null, im Januar 1903 auf 10°, im Januar 1902 auf 8° usw. Erfroren doch auch im südlichen Florida im Jahre 1886 die Fische im Wasser der Küstenbuchten«1). Figur 4G. Sumpfflachmoor mit der Sumpfcypresse (Taxodium distichum- Cy press swamp) am Edisto River in Süd-Carolina. Nach einer Photographie von Herrn Prof. Dr. E. Deckert. Für tiefer dringende unterirdische Organe (Wurzeln usw.) würde in Mooren die Funktion des Atmens, die auch für ihre Lebensvorgänge nötig ist, wegen des stagnierenden, sauerstofflosen 9 Vergb auch den Abschnitt über das Klima in Kearney, Report on a bo- tanical survey of the Dismal Swamp Region (Contributions from the U. S. National Herbarium. Vol. V No. 6. Washington 1901 S. 324 — 331). I. FJachmoorc. 245 und daher reduzierenden Wassers unmöglich sein. Schon an der Oberfläche ist die Atmung erschwert. Eigentümlich ist es, wie sich viele Gehölze helfen, den Wurzeln den nötigen Sauerstoff zum Atmen zuzuführen. Die Wurzeln senden Organe senkrecht empor bis an die Luft: die »Pneumatophoren«. Bei der Sumpfcypresse o-ehen denn auch von ihrem Wurzel werk kegelförmige Gebilde (sogenannte Kniee) in die Höhe, bis sie die Luft erreichen; die Kniee werden für die Atmungsorgane der Wurzeln gehalten. L o¬ sere Fig. 47 gibt eine Anschauung davon, wie die Kniee aussehen, wenn sich das Wasser wesentlich zurückgezogen hat. Denn die Höhe der Kniee ist von dem regelmäßigen Hochwasserstand in den Sumpfmooren abhängig, so daß an bestimmten Standorten die Kniee sogar ganz fehlen können oder nur augedeutet sind. «T5 o O Taxodium clistichum tritt in mehr oder minder reinen Bestän¬ den im Moor auf oder gern gemischt besonders mit Nyssa uniflora und diese ebenfalls oft in reinen Beständen: Fig. 48. Die letztgenannte Art gibt uns besondere Veranlassung, noch eine andere Besonderheit von Sumpfmoor-Bäumen zu besprechen, nämlich die auffällige, mehr oder minder plötzliche Ver¬ breiterung des unteren Stammteiles (Fig. 48). Hierdurch gewinnt der Baum in seiner unteren Partie eine besondere Schwere, wodurch er — ähnlich den »Steh-auf-Gläsern« — in vertikaler Lage gehalten wird. Danach hätte diese Eigentümlichkeit einen statischen Vorteil für die Pflanzen. (Bei Baumstämmen der Stein¬ kohlenformation kann man übrigens dasselbe beobachten. Vergl. Text und Figuren 64 und 65 in der 5. Aufl. meiner »Entstehung der Steinkohle«.) Bei Taxodium disticlium entwickelt sich eben¬ falls eine sehr verbreiterte, aber nicht so plötzlich abgesetzte Basis, ebenso bei Fraxinus caroliniana. Ob diese für Sumpf- und Sumpf¬ moorpflanzen charakteristische Eigenheit vielleicht eher eine andere Beziehung zum Ausdruck bringt, wäre noch näher zu untersuchen. Denn eine stärkere Verdickung von Stengeln bezw. Stammorganen, soweit sie dauernd oder regelmäßig unter ruhigem Wasser leben müssen, ist häufig. Die Verdickung kommt bei manchen näher untersuchten Fällen zustande durch die Erzeugung eines sehr la- Figur 47. Taxodium distichum mit kegelförmigen Atemwurzeln (Kniee). Nach einer auch bei Cour/rint veröffentlichten, mir frcundlichst von der Direktion des Missouri Botanical Garden in St. Louis ü her- an d tc n Photog r n ph i e. 1 Flachmoore gssc. Figur 48 Vier mächtige Nyssa-Bäume (sonst auch Taxodien) mit verbreitertem Stammgrund. Nach einer auch bei Con/mt veröffentlichten, mir freuudlichst von der Direktion des Missouri Botanical Garden in St. Loui übersandten Photographie. 248 l. Flachmoore. kunösen Gewebes, eines Luftgewebes, zur Schaffung des nötigen, sonst nicht vorhandenen Luftmantels. H. Schenk bildet z. B. ein Exemplar der Staude Jussiaea peruviana aus dem Tropengebiet Südamerikas ab1) (Fig. 49). Sie ist eine in Tümpeln wachsende. Figur 49. 7 - 'Wässer¬ ig fj spicgel Jussiaea peruviana. In 1,3 der natürlichen Größe. — Nach Schenk. ’) Schenk, Uber das Aerenchym, ein dem Kork homologes Gewebe bei Sumpfpflanzen. (Pringsheim’s Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. 20. Bd., 1889, S. 526—574 und Tafel XXIII — XXVIII). — Wie man aus dem Titel er¬ sieht, beschränkt der Autor den Begriff »Aerenchym« auf dasjenige Luftgewebe, das dem Kork homolog ist. Für uns kommt es nur auf die Funktion an; wir wollen deshalb hier diesen Ausdruck vermeiden und einfach von Luft ge webe sprechen. 1. FJachmooie, 249 mit Rhizomen im Schlammboden kriechende Pflanze, deren nach aufwärts wachsende Laubsprosse, bevor sie den Wasserspiegel er¬ reichen, stärker verdickt sind, während der über dem Wasserspiegel hervorragende Teil dünn ist. Aus dem Rhizom treten außerdem nach aufwärts aerotropische Wurzeln. Um in der Deutung der basalen Stammverdickungen sicher zu gehen, wäre eine genauere Kenntnis von Nyssa uniflora sehr wertvoll. In der botanischen Literatur habe icli aber über die in Rede stehenden Stammanschwellungen dieser Spezies nur das Folgende finden können. Samuel Monds Coulter sagt1): »Wenn Nyssa in dem Sumpf älter wird, findet man, daß der untere Teil des Stammes fortfährt in die Dicke zu wachsen , wodurch bald eine kuppelförmige Basis entsteht, derer äußerer Anblick ganz verschieden ist von der kegelförmigen Basis der Taxodium distichum - Stämme, die sich an gleichen Wohnorten befinden. Der erwähnte Prozeß ist begleitet von dem Absterben des Baumgipfels und des Stamminuengewebes, bis der Baum nur noch einer hohlen Kuppel gleicht, deren oberer Teil gewöhnlich verbrochen ist, abgesehen von einigen verbleibenden Zweigen, welche eine geringe Beblätterung tragen . Bis jetzt hat eine physiologische Beziehung für die basale Stammverdickung nicht nachgewiesen werden können. Wo der Wasserstand ein geringer ist, erblickt man nur schwach verbreitete Stammbasen, und wenn stehendes Wasser fehlt, ist der Stamm bis unten hin gleichmäßig zylindrisch ausgebildet.« Man könnte außer den angegebenen Beziehungen noch daran denken, die Stämme seien im Bestreben, sich den Sonderverhält¬ nissen nach Möglichkeit anzupassen, veranlaßt, ihre Stammbasis wesentlich zu vergrößern, um der Atemfunktion eine größere Fläche zu gewähren und auch lakunöse Gewebe zu bergen, und in der Tat wird angegeben, daß »das Gefüge des Holzkörpers ein lockeres« sei (W. Wangerin, Nyssaceae in dem großen Werk »Das Pflan¬ zenreich«, 1910 S. 3), und daß sich auch das Wurzelholz ameri- !) Coulter, An Ecological comparaison of some typical Swamp Areas (Fifteenth Annual Report of the Missouri Botanical Garden March 24, 1904 S. 57—58). 250 1. Flachmoore. kauischer Nyssa- Arten durch »besonders große Weitlumigkeit und Lockerheit« der Elemente auszeichne. Jedoch nach den obigen « n Äußerungen Coulter’s scheint Nyssa uniflora dem Moorleben noch ebenso mangelhaft angepaßt zu sein wie unsere Moorerle: Ainus glutinosa. Mag dem sein, wie ihm wolle, so lernen wir doch aus dem Verhalten von Nyssa uniflora , Taxodium distichum und, wie wir noch näher sehen werden, Ainus glutinosa u. a. in Sümpfen und Mooren lebenden Pflauzenarten, daß sie durch Bildung reichlicher Wurzeln, durch Vergrößerung ihrer Oberfläche, durch Bildung von Luftgewebe an ihrer Basis, durch die Verhältnisse ihres Stand¬ ortes bedingt auffällige Verbreiterungen aufweisen, die im Gegen¬ satz stehen zu dem fast rein zylindrischen Bau der Gesamtstämme von der Basis bis zum Gipfel bei Pflanzenarten, die trockue, jeden¬ falls nicht dauernd vermißte Böden bewohuen. Außer den Taxodium - Nyssa -Mooren können auch die Ulmus- Fr axinus nigra- Sumpfmoore Nordamerikas erwähnt werden, weil diese hinsichtlich des Pflanzenbestandes unseren Erlensumpf- mooren am nächsten kommen. Es gibt Tr axinus - Moore z. B. zwischen Ottawa und Toronto in Süd-Canada. Ainus glutinosa kommt in Nordamerika nicht vor, aber Ainus incana beteiligt sich an der Moorbildung. Bei uns kommt — wie schon erwähnt — neben Weiden- Arten unter unseren Bäumen in erster Linie die Schwarzerle, Ainus glu- tinosa , in Betracht, eine Spezies, die daher gelegentlich als Was¬ ser bäum bezeichnet wird. Geeignete Sumpfflachmoore sind bei uns gern mit der Erle besetzt (Bd. I Fig. 3; eine bessere Abb. in meiner »Entstehung der Steinkohle«, 5. Auf!., Fig. 14). Sie ist überhaupt unser wichtigster Flachmoorbaum, weshalb näher auf ihn eingegangen wird. Die Moor- (Rot-, Schwarz-) Erle, Ainus glutinosa , gedeiht aber nicht in einem Boden mit dauernd stagnierendem Wasser; sie verlangt wenigstens die größte Zeit im Jahr eine gewisse Wasser¬ bewegung, die hinreichend Sauerstoff zuläßt, wie überhaupt Ge¬ hölze auf ganz stagnierendem Boden bei uns nicht fortkommen. 1. Flachmoore. 251 Der Direktor der Kgl. Forstakademie in Eberswalde, Herr Forst¬ meister Prof. Dr. Möller, schreibt mir denn auch freundlichst: »Nach den Lehren aller forstlichen Autoritäten verlangt die Rot- erle oder Schwarzerle Riesel-, nicht Stauwasser zu üppigem Ge¬ deihen; bei dauernd stagnierender Nässe läßt ihr Wuchs merklich nach.« Figur 50. ErIen=Stockausschlag (nach Fällung des Hauptstammes) auf Stelzwurzeln. Erlenmoor am Herta-See bei Stubbenkammer auf Rügen. Aufgenommen am 11. August 1907. Eine Eigenheit, die insbesondere unsere Erlen- Moore bieten, ist die, daß die Räume auf Wurzel-Stelzen stehen können. Es macht oft den Eindruck, daß bei sich senkendem Wasserstande der Moorboden durch Sackung; zwischen den älteren Bäumen diese am Wurzelhalse entblößt habe, und daß so der Stelzen-Bau zustande gekommen sei. Bildet sich in dieser Zeit zwischen dem alten Bestände Erlen- Anflug, so steht dieser tiefer als die älteren 252 1. Flachmoore Bäume, aber der Auflug geht bei erhöhtem Wasserstaude mit der Moor-Oberfläche wieder iu die Höhe, falls es sich nicht um eine dauernde Wasserspiegel-Senkuug haudelt. Stelzen kommen nicht selten auch bei Fichten ( Picea excelsa ) vor, die auf Mooren wachsen, und sogar bei der Moorbirke ( Betula jmbescens ), wie ich das u. a. sehr schön im Jagen 171 der Oberförsterei Pfeil bei Labiau (Ostpreußen) beobachtete. Auch bei der Kiefer ( Pinus silvestris ) kann mau Stelzen beobachten; sehr schön entwickelt sah ich solche z. B. am Rande einer alten Düne bei Schwarzort auf der Kurischen Nehrung. Sie sind hier so zustande gekommen, daß der Sand aus der Umgebung des Stammgrundes, sei's durch Wasser, sei’s durch den Wiud, allmählich immer weiter abgetragen wurde. Bei der Fichte liegt eine Ursache zum Zustandekommen von Stelzen auch dann vor, wenn sie auf gestürzten Bäumen oder Stubben gekeimt waren, die allmählich verwesend die sich dabei als Stelzen festigenden Wurzeln freilegen. Das kommt auch bei anderen Arten vor und besonders auch bei der Erle. Auf alten Rasenbulten z. B. von Carex stricta , die über den Wasserstand hinausragen, sieht man Erlen- Anflug sehr häufig, denn Ainus glu- tinosa gebraucht zum Anwachsen einen an der Luft liegenden Untergrund. Senkt sich der Wasserstaud dauernder, so ist die Erle genötigt, Stelzen zu bilden, die beim Vergehen des Bültes usw. in die Erscheinung treten. Dann wird der neue Anflug ebenfalls tiefer stehen als die älteren Exemplare und man wird in solchen Fällen auf eineu ursprünglich höheren Wasserstand schließen können, der künstlich gesenkt worden sein mag, aber — wo das nicht der Fall ist — einen Wink dafür abgibt, daß wir uns in einem auf natürliche Weise trockner gewordenen Gebiet befinden. Zu diesem Fall schreibt mir noch Hr. Prof. E. Ramann (unterm 24. 10. 1907) über die Stelzwurzeln der Erle, sie seien »eine Folge der forstl. Behandlung. In allen Fällen mit wechseln¬ dem Wasserstaud muß beim Abtriebe hoch (x/2 — 1 m) gehauen werden, da die Baumstümpfe bei event. Überfluten absterben und Stammausschlag dann natürlich nicht erfolgt. Der alte Stamm¬ abschnitt zersetzt sich bei Luftzutritt (Erlenholz ist sehr haltbar 1. Flachmoore. 253 unter Wasser, rasch faulend in feuchter Luft) bald und die jungen Ausschläge bilden selbständige Wurzeln, welche zwischen Holz und Borke des alten Stammes sich verbreiten. Fault nun das alte Stammstück, so bleiben die Bäume scheinbar auf Stelzen- wurzeln stehen; die hier also nichts als Folge der Verjüngungs¬ weise sind.« Wie wir sahen, bildet die Erle auch unter Umstän¬ den und nicht selten unter natürlichen Verhältnissen Stelzwurzeln. Allein nicht immer lassen sich die Stelzen an den Erlen in einer dieser Weisen erklären; vielmehr können sie unter bestimm¬ ten Bedingungen genau wie tropische Sumpfgehölze Stelzen direkt durch Bildung von Luftwurzeln erzeugen oder von Wurzeln, die durch den Reiz hoch gestiegenen Wassers entstanden, beim Wie¬ dersinken des Wassers dann an die Luft kommen. Durch diese Fähigkeit erinnert die Erle etwas an den Etagenbau anderer Moorpflanzen (vergl. vorn S. 149 ff.). Kulturen, die ich mit Ainus glutinosa augestellt habe, ergaben allerdings, daß in stagnie¬ rendes Wasser bis eine Strecke den Stamm hinauf eingesetzte Erlen eingingen (vertrockneten), während die nur mit ihrem Wurzelwerk in solches Wasser gebrachten Exemplare den Sauerstoffmangel, den die Wurzeln erleiden, durch Bildung von Luftwurzeln zu beseitigen suchen. — Im Freien kenne ich Luftwurzeln an Erlen aus den großen Erlenmooren östlich der Kurischen Nehrung. Die Abbildung Fig. 51 gibt eine Anschauung davon. Ältere Erlen, die noch Luftwurzeln bildeten, habe ich nicht beobachtet; wo ich solche sah, mochten die Exemplare 3 — 5 Jahre und etwas älter sein. Die Bildung von Luftwurzeln steht offenbar mit dem Tief¬ gang der Bodenwurzelu insofern in Correlation, als die ersteren dann entstehen, wenn die letzteren zu weit von der Bodenober¬ fläche entfernt und obendrein, wenn in stagnierendem Boden be¬ findlich, dann vom Sauerstoff der Luft nicht erreichbar sind. Wie Hr. Hegemeister Schwede beobachtet zu haben meint, kämen auch Luftwurzeln heraus bei einer Verwundung der Stammbasis durch Eis; in diesem Falle würden sie Ersatzwurzeln sein. Unsere Fig. 51 zeigt zugleich die Ausbildung ganz besonders großer, zahlreicher, weißer Lenticellen, die ebenfalls darauf hin- 1. Flachmoore. Figur 51. Erlenstamm. Unterer Teil mit vielen Luftwurzeln Erlen-Sumpfmoor östlich von Nemonion (Memel-Delta). 1. Flachmoore. 255 weist, wie die Pflanze bestrebt ist, den für die Atmung notwen¬ digen, aber von dem fast stagnierenden Boden nicht hinreichend gelieferten Sauerstoff zu erlangen. Auch sonst bat die Erle durch ihre Wohnorte bedingt relativ große Lenticellen ebenso wie ihre Begleiter unter den Gehölzen, so Betula imbescens und Rhamnus frangula. Übrigens habe ich dann auch eine Literaturstelle kennen ge- O o lernt, die hinsichtlich der Luftwurzeln an der Erle und auch bei Fraaänus die angegebenen Beobachtungen unterstützt. L. Jost O O O sagt nämlich1)* »Es wirkt hier (d. h. bei Ainus glutinosa und Fraxinus excel- sioF) vermutlich der Sauerstoffmangel als Reiz, durch den aerotro- pischc Wurzeln gebilden werden .... Ebensogut ist bekannt, daß au Topfpflanzen die Wurzeln mit großer Vorliebe dem Rand des Topfes Zuwachsen, und dort, wo sie am meisten Luft vor¬ finden, sich ausbreiten. Aber auch in freier Natur findet sich ähnliches. Fraxinus und ganz besonders Ainus glutinosa zeigen, wenn sie im Sumpfboden stehen (so z. B. im Durlacher Walde bei Karlsruhe), nicht nur eine große Menge von stammbürtigen Adventivwurzelu, welche fast gar nicht in den sauerstofflosen Boden eindriugen, sondern in einiger Höhe über demselben hori- zontal verlaufen; nein, auch von dem in der Erde befindlichen » Wurzelwerk treten Auszweiguugen wieder zutage, um sich ver- zweigend auf dem Erdboden hinzukriechen. Vielleicht sind es gerade diese aerotropischen Wurzeln, welche dem Baum den Auf¬ enthalt im Moorboden ermöglichen. An trockneren Standorten fand ich keine solche „Luftwurzeln“.« Nach dem Gesagten ist es begreiflich, daß Erlen, die auf Rabatten, hochliegendeu Beeten, gepflanzt werden — , wie ich mich im Spreewald und den Forsten der Kurischen Nehrung wiederholt überzeugte — , keine Luftwurzeln bilden. Da die Erle in absolut oder fast stagnierendem Wasser nicht zu gedeihen vermag, gehen aus Moorwiesen mit solchem Wasser J) Jost, Ein Beitrag zur Kenntnis der Atmungsorgane der Pflanzen. (Bo¬ tanische Zeitung XLY, 1887 S. 601 ff., besonders S. 641.) *256 1. Flachmoore. keine Erlenmoore hervor. Aus dem schon erwähnten Umstand, daß oft genug junge Erlen auf höher heraussteheuden 'Car ex stricta- Bülten von Sumpfmoor-Wiesen stehen, darf keineswegs die Folgerung hergeleitet werden, daß diese Erlen nun unbedingt den Beginn eines nächstfolgenden Pflanzenvereines anzeigen, daß also das Moor sich anschickt, in ein Erlenmoor überzugehen; vielmehr hängt das weitere Wachstum des Erlen-Anfluges davon ab, ob die Moorwiese hinreichend bewegtes Wasser erhält, andern¬ falls stirbt der Anflug bald wieder ab. Wir haben dann .hier ein ähnliches Verhältnis wie bei den Krüppelkiefern auf unseren Hoch¬ mooren, nur daß die Erle, sobald sie zu leiden beginnt, auch sehr bald vollständig zu Grunde geht, während Pinus silvestris, auch Picea cxcelsa und Betula pubescens unter ähnlichen Umstän¬ den sich kümmerlich erhalten. Wo aber die Erle genügende, wenn auch nur geringe Wasserbewegung vorfindet, gedeiht gje und bildet Erlenmoore, und zwar »Moore« natürlich unter der Voraussetzung, daß die Wasserbewegung immerhin so zuriickge- O 7 G> O ö halten ist, daß sich Humus (Torf) bilden kann. Auch kann dort, wo die nötige Wasserbeweguug allmählich durch Ausfüllung vor- o o o o handener Lücken vermittels des entstehenden Torfes mehr und mehr verhindert und unterdrückt wird, aus einem Erlenmoor ein Wiesenmoor werden. Denn die Erlen sterben allmählich unter diesen Umständen wieder ab. P. Graebner drückt sich zu¬ treffend so aus1): »Wird die ganze Moormasse zu dicht, d. h. hat sich das Niederungsmoor ganz geschlossen, ist die Wasserfläche völlig verschwunden, so verschwindet die Erle wieder und macht dem Wiesenmoor Platz.« Hierzu ist nur zu bemerken, daß das notwendige bewegungsfähige Wasser nicht das ganze Jahr hin¬ durch als Wasserfläche vorhanden zu sein braucht, wenn nur die Möglichkeit gegeben ist, dns Moor in nassen «Jahreszeiten oder Zeiten höheren Wasserstandes mit Wasser zu versorgen und we¬ nigstens oberflächlich unsichtbar oder weniger sichtbar in Lücken des Moorbodens zu fließen. Die Erlen- Wurzeln gehen sehr tiet und können auch dadurch Stellen aufsuchen, wo eine Wasser- ') Gkaebser, Die Pflanzenwelt Deutschlands,' 1909 S. ‘241. 1. Flachmoore. 257 bewegung statthat. Dieser Wurzeltiefgang bedingt es, daß die Bäume beim Windbruch — Fig. 52 — nicht herausgerissen werden wie bei der Fichte mit ihren flachstreichenden Wurzeln, so daß die Bäume im Stamm zerbrochen werden und die Stümpfe aufrecht stehen bleiben. Figur 52. Windbruch, verbrochene Erlen, im Spreewald. Die Bäume sind alle in der Richtung von SW. nach NO. verbrochen, liegen daher parallel (Oktober 1907). Schöne große, wenn auch — da es sich um ein unter Forst¬ kultur befindliches Gelände handelt — nicht mehr ganz natürliche Erlen-Sumpfflachmoore finden sich im Memeldelta. Den überein¬ stimmenden floristiscken Charakter derselben habe ich besonders in dem Erlenbruch der Umgegend von Nemonien kennen gelernt. In diesem Moor steht während des Jahres hinreichend lange und oft das Wasser, um ihm eine Sumpfpflanzen- Gemeinschaft zu verleihen. Das Frühjahrswasser von den Strömen und Bächen 17 Neue Folge. Heft 55. TT. 258 1. Flachmoore. und vom Schnee und Eis zieht durch den Wald hinaus. Der Ein¬ heimische sagt: Zu St. Georg (d. 23. April) »geht das Wasser zur Ruh!« Bei Rückstau durch Wind aus KW. bis N. dringt aber das Wasser immer wieder in den Wald1), und Eisverstop¬ fungen zur Frühjahrsschmelze können hohe Wasserstände sowie Überschwemmungen zur Folge haben. Die Schneeschmelze bringt im Frühjahr die erste Hochwasserwelle, eine zweite pflegt beim Aufbruch des Eises bald hinterher zu folgen: es ist das die »Baum fl ut« des Memeldeltas (1. c. Abflußjahr 1906 S. 14). Man kann das große Moor bei Nemouien floristisch sondern in einen schmalen, das westlich vorliegende . Wiesengelände be- grenzenden Streifen und in den Hauptteil, die wir beide im Fol¬ genden gesondert betrachten. Rand-Erlensumpfmoorzone. Innerhalb des Erlenbruches entsprechen mehr oder minder dieser Zone floristisch die wässerigen Rand zonen der Ge¬ stelle und sehr lichte Wald st eilen überhaupt, die bei ihrer Baumlosigkeit ebenfalls lichtbedürftigen Arten Standorte gewähren. Es sind besonders zu nennen (»R« bedeutet: vorwiegend oder ge¬ legentlich nur an den Gestell-Randzonen): Equisetum limosum und ( palustre R), Juncus effusus I\. Von Carices sind Magnocariceten charakteristisch: Car ex lasiocarpa ( filiformis ), gracilis ( acnta ) (dort einfach Schnitt und Schnittgras genannt) stellenweise in dichten, großen Beständen und überhaupt fast überall viel vorhanden. C. stricta (gegenüber der vorigen nur untergeordnet ver¬ treten), C. pseudocyperus, riparia , rostrata , teretiuscidci , Agrostis canina , Alopecurus genicidaius R, Arundo phrag- inites , Glyceria aquatica und fluitans , Oryza clandestina R, Phalaris arundinacea , Alisma plantago , Polygonum hydro- piper R, Rum ex Uydrolapathum, Ainus glutinös Salices ') Uber diese Wasser-Verhältnisse im Memeldelta vergl. das »Jahrbuch für die Gewässerkunde Norddeutschlands«. Herausgeg. von der PreuÜ. Landesanstalt für Gewässerkunde. Allgemeiner Teil. Siehe z. B. die Hefte, die die Abtluß- jahre 1906 und 1907 behandeln. Berlin 1910. I. Flachmoore. 259 (Salix amygdalina , aurita , cinerea , fragilis , pentandra , viminalis ), Malachium aquaticum R, Caltha palustris , /sL- nunculus Lingua , Thalictrum , ( Cicuta virosa latifoliolata R), Oenanthe aquatica R, Peucedanum palustre R, Epilobium palustre R, Lythrum Salicaria (von Touristen Elchklee genannt), Comarum palustre , Potentilla anserina , Ulmaria pentapetala , Lysimachia vulgaris, Lysimachia nummularia , Hottonia palustris , Concolculus sepium , Symphytum officinale , Myosotis palustris R, Solanum Dulcamara , Eupatorium ean - nahinum , Bidens cernuus , Senecio jjaludosus. H aüpt-Erlensumpf moorzone. Da die stellenweise sehr breite Hauptzone des Erlensumpf- moores wegen der Durchforstung einen lichteren Bestand auf- weist, als das im ursprünglichen Urwalde der Fall war, gehen viele Pflanzen- Arten in den Wald hinein, die sonst nur am Rande desselben oder im Freien zu finden sind, wie wir das schon vor¬ her bemerkt haben. Die ursprüngliche Flora ist dalier hier ganz wesentlich durch die Kultur beeinflußt und hat gewiß an Arten ij beträchtlich zugenommen. Die Pflanzeu-Arten sind ein wunder- bares Reagens auf Boden -Verhältnisse (abgesehen von der aus¬ nutzbaren Nahrung, worüber Kritisches vorn S. 137 ff., auf das ver¬ fügbare Wasser und auf seine physikalischen Eigenheiten), Be¬ lichtungs-Verhältnisse, Wärme, Kälte usw. Je nachdem die Bäume eines Waldes z. B. mehr oder minder locker oder dichter stehen, ist die vorhandene bodenständige Flora sehr verschieden. Inwieweit selbst die besten Beispiele, die wir bei uns haben, durch menschliche Einflüsse gefährdet sind, mag einmal eingehen¬ der an dem Erlensumpfmoor-Gelände des Memeldeltas beleuchtet werden. Zunächst sind die Entwässerungsgräben zu nennen, die die natürlichen Wasser -Zustände verändert haben oder doch wesentlich beeinflussen, sodann ist ebenso eingreifend die gele¬ gentliche Abholzung des Wald-Bestandes und seine Neuauf- fors tung. Hierbei werden Erhöhungen aufgeworfen (Rabatten), um die jungen Bäume möglichst aus dem Bereich stagnierenden Untergrundwassers zu bringen. Die forstliche Lichthaltung des 260 1 . Flachmoore. Waldes, d. h. die Herausnahme zu dicht stehender Bäume, die Durchforstung, schafft veränderte Belichtungs-Bedingungen für die Unterflora. Auch Unterholz wird weggenommen, um das Wachstum der Bäume durch Beseitigung von Konkurrenten zu fördern, andererseits aber läßt man die Salices stehen, ja man pflanzt sogar an geeigneten Stellen Weiden (besonders Salix cinerea) als Futter für die Elche, und es sind für sie überdies hier und da höhere Dämme errichtet worden, wo die Tiere zur Zeit des Schaktarp1), d. h. des im Frühjahr auf brechenden Eises eine Zufluchtsstätte finden. Hier und da wird im Sumpf¬ moor gemäht oder Streu geholt, oder es werden bestimmte Pflanzen- Arten in Massen gesammelt wie Calla 'palustris , das Schweinekraut, zum Verfüttern an Schweine; mau sieht zuZeiten ganze Kähne voll von dieser Pflanze auf den Entwässerungsgräben herausfahren. Es wird mir gesagt, daß Anwohner der Erlensumpfmoore des Memeldeltas gelegentlich am Sumpffieber leiden. Soweit es sich in der folgenden Liste um Arten handelt, die auffälliger wesentlich an Gestelle und an sehr lichte Stellen des o Waldes gebunden sind, wurden sie schon in der vorausgehenden Liste genannt. W as irgendwie die geringere Belichtung vertragen kann, geht von den Flachmoor-Wiesen in den Wald hineiu, so daß die Boden- Vegetation nicht selten mehr oder minder stark angenähert derartig diejenige der Flachmoorwiesen ist, daß man bei Wegnahme der Bäume und des Unterholzes floristisch solche Wiese vor sich hat. Von Bäumen ist außer Ainus glutinosa noch in einzelnen Exemplaren vorhandene Betula pubescens und Fraxinus excelsior *) Schak-tarp ist ein littanisches Wort und bedeutet »Zwischen- [(tarp) Zweigen (scliak)«. »Man hat eben an die Zeit zu denken, wo in diesem den Überschwemmungen .... ausgesetzten Gebiete die Wege nur durch aufgelegte Baumzweige, also Herstellung eines Knüppeldammes, gangbar gemacht werden können« (Ernst Wichert, Littauische Geschichten. I, 3. Aufl. 1904 S. XY). In der Zeit, als ich im Memel- und Nemonien-Strom-Delta meinen Studien oblag, gab es noch ein Dorf — nämlich Gilge — , das während des Schaktarps wochen¬ lang von der Umgebung gänzlich abgeschnitten sein konnte; jetzt soll aber ein Yerbindungsdamm mit Xemonien hergestellt werden. 1. Flachmoore. 261 zu neunen. Von Kräutern sind besonders bemerkenswert außer vereinzelten Exemplaren mancher der in der vorhergehenden Liste genannten Arten noch u Iris pseuclacorus ! Calla palustris! Lemna trisulca , Alisma plantago, Carex gracilis! riparia (vereinzelt, aber häufig) cesicaria (vereinzelt große Bestände bildend), Glgceria fluitans , Rumcx Bydrolapathum , Cardamine pratensis palu- dosa, Oenanthe aquatica , Sium latifolium! Hottonia pa¬ lustris ■, Lysiniaehia thyrsiflora , Symphytum officinale , Stachys palustris , Galium palustre ! Von der Flora des tieferen Bodens und des Wassers dieser Zone ist diejenige deutlich zu unterscheiden, die überall dort in die Erscheinung tritt, wo — wie insbesondere am Fuße der Erlen und auf Baumstubben — die Stellen sich mehr außer¬ halb des Überschwemmungsbereiches befinden. Hier ist bereits die Flora der nächsten Zone resp. der trockneren Erlenmoore vorhanden, sogar vereinzelter Anflug von Picea excelsa. Außerdem sind zu nennen: Moose: Hypnaceen wie Climatium dendroides. — Pteri- d o p h y t e n : Asplenium filix femina, ( Polystichum cristatum ), Polyst. thelypteris, spinulosum. — Monocotyledonen: Cola mag rostis lanceolata, Carex elongata , ( Majanthemum bifolium ). — Dicotyledonen: Urtica dioeca , Thalictrum flacum silvestre , Barbarea vulgaris , Cardamine pratensis pa~ ludosa , Frangula Ainus, Ribes nigrum , Ulmaria pentapetala , Angelica silvestris , Lysiniaehia numnmlaria und vulgaris , (Vincetoxicüm officinale , an 2 Stellen verschleppt beob¬ achtet), Myosotis palustris , Solanum Dulcamara , Galeopsis bifida , Lycopus europaeus , Galium aparine , Viburnuni Die Gestelle sind, da das Revier lange unter Wasser steht und dann nicht begehbar ist, zu Gräben umgestaltet, wobei der ausgehobene Boden zu Dämmen an der Seite so hoch aufge¬ schüttet wurde, daß hier das Wasser nur seltener Übertritt, die so eine meist ungestörte Begehung längst der Jagen -Ränder er- O o O O o 262 1. Flachmoore. möglichen, während die Gräben durch Kähne Zutritt gewähren. Einen Einblick in dieses Erlensuinpfmoor gewährt die Fig. 3 S. 50 von Bd. I. Die Dämme tragen nun begreiflicherweise ebenfalls gern eine den trockneren Erlenmooren angenäherte Flora ver¬ mischt mit in den Wald längs der Gräben eingewanderten Ruderal¬ pflauzen. Es seien genannt: Monocotyledonen: Junens lamprocarpus , Alopecurus genicidatus, Glyceria ciquatica , Poa pratensis und serotina (palustris). — Dicotyledonen: Urtica clioeca! ( Humulus lupulus ), Uolygonum hyclropiper und minus, Rumex crispus, Cerastium semidecandrum, Lychnis flos cuculi , S tellaria media, Ranunculus repens und sceleratus, ThalietrUm flacum und Barbaren vulgaris, Gapselia bursa pastoris, Impa.tiens noli me tangere , Angelica sücestris , Trifolium repens, Concolculus sepium , Redicularis palustris (am Rande der Gesamtzone, nach den Wiesen zu), Scrophularia nodosa , Glechoma he - deracea , Mentha aquatica , Plantago maior (als »Trampel¬ pflanze«), Bi de ns cernuus und tripartitus , Leontodon taraxa- cum, Sonchus asper. In kleinen und größeren nassen Senken unserer Wälder (Blichen-, Kiefern- usw. Waldungen) finden sich viele Sumpf¬ moore, von denen viele Erlensumpfmoore sind. Als Beispiel sei ein sehr kleines Erlensuinpfmoor an der Havel dicht südlich der Halbinsel Schildhorn (südlich Spandau) vorgeführt, von dem unsere Fig. 53a u. b stammen; es zeigte die folgende Flora. Von Gehölzen, außer Ainus glutinosa , auf den Stubben oder am Fuße der letzteren: Frangula Ainus lind Sorbus aucuparia , ferner: Polystichum thelypteris, Equisetum palustre. Von Carices überwiegen Magnocariceten : Car ex p a n n icu la ta , pseudocyperus , strictaü Typha latifolia, Lysimachia thyrsiflora und vulgaris, Berulä angustifolia , Peucedanum palustre , Solanum Dulcamara (am Fuße der Erlen). — Im Wasser: IJydrocharis morsus ranae, Lemnaceae , Nuphar luteum, Hottonia palustris. — In der gelegentlich überschwemmten Randzone: 1. Flachmoore 263 Figur 53a und 53b. Kleines Erlensumpfmoor südlich Schildhorn südlich Spandau Die blühende Pflanze oben ist Hottonia palustris (Juni 1907). 264 1. Flaclimoore. Glyceria fluitans! (und aquatica ), ( Rumex hyclrolapathum ), Caltha palustris^ Oencinthe fistulosa, Comarum palustre^ Ly- simachia nummularia , Menyanthes trifoliuta , Lycopus euro- paeus , Galium palustre. Das große Moor, das »Dismal Swamp« an der atlantischen Küste Nordamerikas, durchschnitten von der Grenze zwischen den Staaten North Carolina und Virginia — als Beispiel eines ameri¬ kanischen Moores von unserem Typus — ist nach allem, was ich in der Literatur darüber finde, namentlich in Thomas H. Kearney (1. c. 1901), der es von botanischer, und Nathaniel Southgate Siialer1), der es von geologischer Seite aus behandelt hat, im ganzen durchaus den Sumpfflachmooren einzureilien mit vielen Übergängen zum Standflachmoor-Stadium, das stellemveise bereits erreicht zu sein scheint und sogar hier und da mit Übergängen und wohl auch vollständig erreichtem Zwischenmoorstadium (s. darüber in den Abschnitten Standflachmoor (S. 275) und Zwischen¬ moor S. 303). — Gelegentlich und ganz untergeordnet kommt auch Sphagnum vor (z. B. S. cymbifolium ), als »secundary members of associations« (Kearny 1901 S. 428) in den offeneren Teilen des Swamp; Kearny (1. c. S. 429 Anm.) widerspricht aber ausdrück¬ lich der Angabe Lesquereux s (Zeits. d. D. Geol. Ges. 1852 S. 695 — 697), der den Great dismal swamp mit europäischen Hoch¬ mooren vergleicht. Nichts Analoges mit den Hochmooren (»Clim- bing bogs«, d. h. den aufsteigenden Mooren) kommt nach Kearny (1901 S. 428) vor. Es wäre gut, wenn das Gebiet mit dieser be¬ sonderen Fragestellung noch eingehender untersucht würde. Nach der Literatur ist es nicht ohne weiteres und nicht immer >» IU >Q =1 P Cj a < Cß 44J c o o ob a © iS 'S !> s-. P Q 5-. P. o> ö w CS ob OB 5~. „O O C o > cS r3 Cß © © S- C/J s ?n S-. o cj 5b o -*-» o ~a Ch o os © B S o OB o 2 a k«, :^S OB ■"ST1 272 1. Flachmoore. wurzelnden Arten ab. Es bleibt ein Bestand ziemlich hocWehen- der ausdauernder Stauden, meist Gräser, übrig«. (Graebner 1. c. 1904 S. 82.) Das Schilfrohr ( Arundo phragmites ) insbesondere kann unter Umständen durch seinen Tiefgang noch lange durch¬ stechen. Die Figuren 55 a und b geben eine gute Anschauung des Typus unserer Erlen-Standmoore. Es waren früher in der Provinz Brandenburg und sonst in Norddeutschland viele Stellen wie die abgebildeten vorhanden, aber ich muß froh sein, daß ich wenig¬ stens die veranschaulichten unweit meiner Wohnung habe photo¬ graphieren lassen, denn jetzt muß man schon suchen, ehe man diese sonst bei uns so häufige Geländeform noch in hinreichend typischer Entwicklung vorfindet. Denn die Erlen-Standmoore sind natürlich diejenigen Moore, die sich am vorteilhaftesten zu Wiesen eignen und sind daher — wie gesagt — bis auf relativ wenige Reste bei uns verschwunden. Sie waren in Flußtälern bei uns ungemein verbreitet und der Erlenanflug, der sich an etwas verlassenen Stellen sofort immer wieder einstellt, zeigt vielfach, was ohne Dazwischenkunft des Menschen diese Wiesen sein würden. Es seien die auffälligsten Arten des abgebildeten schönen Erlenstandmoores im Folgenden vorgeführt. Es befand sich seinerzeit im Bäketal, das das östliche und westliche Gr. Lichter¬ felde voneinander schied, ist aber nunmehr durch den Bau des Teltowkanals leider bis auf einen ganz kleinen Rest verschwunden. Hier waren besonders bemerkenswert: Von Gehölzen: Ainus glutinosa , {Ainus incana 1)), Salix aurita und alba , Rhamnus frangula , Sorbus aucuparia , Rubus iclaeus und Brombeeren , Ribes nigrum , Cornus san- guinea, Sambucus nigra und Viburnum Opulus. — Von Kletterpflanzen: Humulus lupulus. (Der Hopfen ist eine für unsere Erlen-Brücher so charakteristische Pflanze, *) Urban, Flora von Groß-Lichterfelde (Abh. Botan. Ver. Brandenburg XXII 1880 S. 47.) Ainus incana habe ich selbst hier nicht mehr wild beob¬ achtet. 1. Flachmoore. 273 daß diese Bracher vom Volk vielfach als Hopfen- Brücker bezeichnet werden oder — bei der Zerstörung der ur- sprünglichen Natur richtiger — »wurden«: ich denke dabei z. B. an das Hopfen -Bruch, das ehemals einen großen Teil des heutigen Wilmersdorf bei Berlin einnahm.) Ferner Vicia crocca , Solanum dulcamara , Convolvulus sepium und Galium aparine . — Stauden: Car ex- Arten von großer Statur (Magnocariceten bildend) wie C. stricta , Poa pa¬ lustris, (, Arundo phragmites) , Paris quadrifolius , Urtica clioeca, Ulmaria pentapetala , Geranium Robertianum, Peuce- danum palustre , Angelica siloestris , Valeriana officinalis , Lycopus europaeus , Lysimachia vulgaris , Cirsium oleraceum , Eupatorium cannabinum. — Und von Pteridophyten: Polystichum thelypteris und Asplenium filix femina. Inwieweit die Flora solcher Erlenmoore, die in ihrer Natür¬ lichkeit bei uns alle mehr oder minder durch Kultur gelitten haben, den ursprünglichen Verhältnissen nahe kommt, ist natürlich mit voller Bestimmtheit nicht zu sagen; aber es ist so gut wie sicher, daß sie dieselbe ist, wie diejenige im ursprünglichen Naturzustände dort, wo lichtere Waldstellen vorhanden waren oder am Bande von Wäldern, wo das Licht besser wirken konnte. Durch Wind¬ bruch und dergl. wurden auch in der vorgeschichtlichen Zeit Lücken geschaffen, die unseren lichteren Forsten entsprechen und in den lichteren Erlenmooren, wie sie die Forstkultur schafft, spielen z. B. unsere Lianen eine besondere Bolle und schaffen herrliche Szenerien. Es sind dies außer den schon genannten bei¬ den, Humulus lupulus und Solanum Dulcamara , noch Convolvulus sepium , Lonicera Periclymenum , Hedera helix, auch Vicia- Arten, Polygonum convolculus und Galium aparine. C. A. Weber sagt daher1): die Mannigfaltigkeit der Flora unserer Erlenmoore sei dadurch bedingt, daß die tonangebenden Bäume nicht jenen Zusammenschluß und jene Höhe erreichten wie in primären Pflanzenvereinen. Die ursprünglichen Erlenbriicher ') Weber, Aufbau u. Yeget. der Moore Norddeutschlands 1907 S. 32. rs Neue Folge. Heft 55. II. 274 1. Flachmoore. seien »durch eine schreckliche Eintönigkeit gekennzeichnet« ge¬ wesen. Das wird für das Gros der Erlenmoore stimmen. Außer Erlen-Standmooren gibt es bei uns mehr unterge¬ ordnet auch Ei chen-Standmoor e, die aber vor der Kultur wohl etwas häufiger waren. Über diese gibt Graebner in der 1. Auf¬ lage des vorliegenden Werkes die folgende Auskunft: »Ganz er¬ heblich seltener, aber darum nicht zu vernachlässigen sind Flach¬ moorwälder, die sich im wesentlichen aus Eichen oder auch aus Fichten und Weiden usw. zusammensetzen. Unter den Eichen- brüchern kann man namentlich solche unterscheiden, deren Torf dadurch verstärkt wird, daß alljährlich durch Überschwemmung das Laub am Verwesen gehindert wird (diesen schließen sich die Auenwälder Drudes1) an) und solche (in geringerer Ausdeh¬ nung), die auf Moorboden aufgewachsen sind. Letztere stehen nicht selten auf meist unebenem Moorboden, der anscheinend aus einem Erlen- oder Weidenbruche hervorgegangen zu sein scheint. Ganz ähnliche Vorkommnisse sind auch für Picea bekannt. Der Boden ist in diesen Fällen meist ein lockerer, oft sehr sumpfgasreicher Torf, der aus dem Grunde der auf ihm stehenden Wasserlachen reichlich Gase aufsteigen läßt.« Die Eiche (Q. pedunculata ) ist — wie wir sahen — in der Lüneburger Heide, aber z. B. auch im alten Magdeburgischen Holz¬ gau gar nicht selten als Moorbaum und zwar meist vereinzelt in Mischwaldmooren; daß Quercus pedunculata bei uns überhaupt ein charakteristischer Torfmoorbaum war, darauf weisen Eichenstümpfe in Torflagern und Literaturangaben,’ wie diejenige bei Th. Fon¬ tane in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg (I, 7. Aufl. 1899 S. 411), wo Oberamtmann Fromme Friedrich II. bei einer Bereisung des Rhin- und Dossebruchs von »Elsen und Eichen« spricht, die eine Moorstelle damals noch bekleideten. Für Süddeutschland sei auf die Bemerkung H. Pauls ge¬ wiesen2), nach der an einer Stelle des Chiemsee-Moores die Erle durch die Stieleiche ersetzt wird. 9 Hier wäre besser Rossmässler zu sagen. Yergl. vorn S. 241, 242. 2) Paul, Die Schwarzerlenbestände des südlichen Chiemseemoors. (Naturw. Zeits. f. Land- u. Fortwirtschaft 1906 S. 336.) 1. Flachmoore. 275 In Fortsetzung der Angabe vorn S. 264 über die Sumpfflach- moor-FIora des Dismal swamp seien im Folgenden charakteristische Pflanzen genannt, die nach Kearny 1901 festen Torfboden be¬ wohnen, der während des Sommers frei von Überschwemmungs¬ wasser ist. Während die Bäume wie auch in unseren Mooren die gleichen bleiben, wechselt die Untergrundflora stark. Auch in dem genannten uordamerikanischen Moor sind in den stand¬ moorigen Teilen die Gattungen Impatiens (/. biflora ), Lycopus (L. rubellus ) und Eupatorium (E. purpureum ) usw. vorhanden und auch dort ist eine Urticacee, nämlich Boehmeria cylindrica häufig. Von anderen Stauden seien noch genannt: Woodwar dia areolata , Polygonum arifolium , Saururus cer- nuus , Scutellaria lateriflora und Aster dijfusus. Schwingflachmoor-Wälder. Wo ein hinreichend nahrungsreiches Gewässer durch Schwing- flaclnnoor-Bildung verlandet, erfolgt bei uns die Besitzergreifung durch Gehölze, insbesondere die Waldbildung außerordentlich rasch; dann haben wir Schwingflachmoorwälder bezw. -Be¬ waldung, auf die im Vorausgehenden schon Hinweise gegeben wurden; vergl. z. B. die Fig. 45, die bewaldete Moor-Insel im Hautsee. Dadurch, daß die Schwingmoore sich mit dem Wasser¬ spiegel hebend und senkend der Überschwemmung entzogen sind, sind hier Gehölze in keiner Weise gefährdet, aber andererseits erhält die Oberfläche solcher Moore dadurch auch keine Nahrung aus dem Grundwasser, und nicht weit von der Wasserkante, wo die Torfschicht mächtiger ist und auch die Wurzeln der Pflanzen nicht mehr recht von der Nahrung des Grundwassers Vorteil ziehen können, beginnt daher schon bald eine genügsamere Pflan¬ zenwelt: das Zwischenmoor-Stadium setzt schnell ein, so daß die Erlenschwingmoore gewöhnlich nur schmale Zonen bilden, über¬ dies durchschnittlich mit kleineren Erlen besetzt als die Erlen- sumpf- und -standmoore. Wo freilich durch die Konfiguration der Umgebung eine ö O O Wasserbeweguug zum Erlenmoor vorhanden ist, wie insbesondere 18* 276 1. Flachmoore. dann, wenn ein hügeliges Gelände angrenzt, so vermag sich hier ein mehr oder minder breites Erlenmoor zu halten. Nicht selten kann man aber bei uns hinter der mit Erlen be¬ standenen Zone ein als Moorwiese entwickeltes Gelände beob¬ achten, das auf einen ganz stagnierenden Boden hiuweist, wie er häufig durch vollständige Zuziehung des Bodens durch Torfbildung Figur 56. Verlandung durch Erlen=Schwingmoor. Nordspitze des Grunewaldsees bei Berlin. Aufgenommen Mai 1908. in einiger Entfernung von der noch in Verlandung begriffenen offenen Wasserfläche in die Erscheinung tritt. Das kleine Erlen -Schwingmoor nördlich des Grunewaldsees bei Berlin, von welchem die Photographie Fig. 56 eine Anschau¬ ung gibt, geht von einem Röhricht aus, dessen unterirdische Or¬ gane in dem hier bis dicht unter den Wasserspiegel heranreichen- 1. Flachmoore. 277 den Sapropelit wurzeln. Auf dem Sapropelit liegt das Schwing- moor. Vom w asser aus sind mehr oder minder deutlich 4 Zonen zu unterscheiden, nämlich: 1. eine Zone mit Scirpus lacustris , 2. sodann folgen Arundo phragmites mit Typha angustifolia und auch latifolia. Ferner Equisetum limosum , das auch in den folgenden Zonen noch etwas durchsticht. 3. Am unmittelbaren Rande des Schwingmoores sind beson- ders zu erwähnen: Polystichum thelypteris , G/yceria aquatica und fluitans , Scirpus palustris , Car ex pseudocyperus und rostrata , Jun- cus conglomeratus , Älisma plantago , Ca//a palustris , Rumex hydro- lapathum , Stellaria palustris , Cicuta cirosa latifoliolata x), Comarum palustre, Galium palustre , Menyanthes trifoliata , Lysiniachia thyrsi- flora (und Bidens connatus , ein Ankömmling). 4. Das mit ^Z^faViosa-Anflug bestandene Schwingmoor selbst, das noch viele von den voranstehenden Arten und zwar die kleineren trägt, ist außerdem ausgezeichnet durch das Vor- handensein von Hypnaceen, auch Jungermanniaceen, Equisetum palustre , Carex canescens , clisticha und echinata, Triglochin palustris, Salix rosmarinifolia, Urtica clioeca , Ranunculus flammula , Calthci palustris , Viola palustris , Hydrocotyle , Peucedanum palustre , Poten- tilla Tormentilla , Valeriana officinalis, Lycopus europcieus (die im Habitus besonders durch die Blattform namentlich vor dem Blühen sehr an Urtica clioeca (Mimicry?) erinnert. Vergl. 5. Aufl. meiner Illustrierten Flora 1910 S. 417) und Lysimachia vulgaris. Ein anderes Beispiel gibt die Fig. 57 (vergl. ihre Unter¬ schrift). Bei der steten Torfbildung wird der Boden der Schwing- 9 Daß ich oben und sonst in dem vorliegenden Werke die gewöhnliche Form von Cicuta virosa mit breiten Blättchen als C. v. latifoliolata bezeichnet habe im Gegensatz zu der schon anderweitig schlecht (statt -foliolata nämlich -folia) benannten C. t>. angustifolia (C. tenuifolia) mit schmalen Blättchen hat den¬ selben Grund wie bei Carclamine pratensis angusti foliolata im Gegensatz zu C. paludosa. Yergl. diesbezüglich die Anmerkung auf S. 214. Wie die beiden Car- f/ö/»me-Formen, so sind auch die beiden fraglichen CYcwta-Formen für bestimmte Moortypen charakteristisch und daher für uns in jedem Falle zu unterscheiden. Uber C. v. angustifolia vergl. Bd. III. 278 1. Flachmoore, t-1 p 0 Pi cd N 0 cd 3 S’ 1 w N fr & b E CD M 2. g b- 5 $ oq . 1 1 s §• ^-S B t> P-> CD B »— < • CD N B 3 CJQ ’-S O &3 CD 0 H CD B in P T3 ’-S o CD er CD Pi in s. <0 o B* b o »o CTQ O CD W b so e O ö CD »-S vT » CD 5C g- ffi ?r 5' £ CD ’-S CTQ ’-S 0 0 P- P- CD ’-S CD -1 0 3 P CD er 2. 5' CD 3 P- i-P CD er <-»- CD o td CD CD CfQ CD P 0 Pi Pi CD CD cd -s o "O CD O* 2, 03 CD n -< o 3 Cu CD “t r B 3 PT CD B C Cf) w CD CA CD 3* CD 3 g CO g b F B DT P- 3’ 3 o M ’-S B i-r. P CT O 2. er CD o 2 Pi 3 i o Dies in Verbindung mit der vielfach felsigen Natur des Bodens, wo also vielfach die günstige Beschaffenheit für eine ergiebige Nahrungsaufnahme mangelt, bedingt es, daß Zwischen- und Hochmoorbildungen vorherrschen. Schon die Verlauder am Rande der Gewässer weisen daraufhin. 'So tritt unser Rohr ( Arundo phragmites), das unter unseren Verhindern an nahrungsreicheren Stellen wächst, in Canada sehr zurück. Große Bestände davon sah ich selbst nur östlich von Winnipeg, und zwar in der Nähe der östlichen Waldregion. Britton und Broaan (Illustrated Flora of the Northern United States, Canada aud the Britisch possessions, Band 1 1896 S. 184) bemerken ausdrücklich, daß die genannte Pflanzenart selten reifen Samen erzeugt. Die Pflanze 2. Zwischenmoore. 305 blüht spät; vielleicht reicht die warme Jahreszeit nicht aus zur regelmäßigen Hervorbringung von Samen. Überall vertreten ist dagegen, als der gewöhnlichste Yerlander des Röhrichttypus die Gattung Typha , der Rohrkolben, und zwar vorwiegend Typha la- tifolia , daneben aber auch Typha angustifolia. Diese Pflanzen gebrauchen weniger Nahrung als das Rohr und auch die Magno- cariceten, d. h. die großen Seggenarten, die dementsprechend ebenfalls als erste Yerlander in Canada eine hervorragende Rolle spielen, wie große Cyperaceen überhaupt, besonders Scirpus cype- rinus und auch große Juncaceen. Größtenteils geht an solchen Gewässern, die mit Nymphaeaceen, wie Nuphar , ferner Lemna und dergl. besetzt sein können, sofern überhaupt eine Moorbildung angrenzt, nach einer oft nur schmalen Verlanderzone diese land¬ einwärts sofort in eine Zwischenmoorzone über, indem die bei uns auf besseren Böden zwischengeschaltete Flachmoorzone wegfällt oder nur durch einzelne Pflanzenindividuen angedeutet ist. An geeigneten Stellen folgt dann sehr schnell eine Hochmoorzone, aber auch ausgedehnte Zwischenmoore sind reichlich vorhanden. Es sind das diejenigen Gymnospermen-Gelände, auf denen Sphag¬ num durch Einbultung der darauf wachsenden Bäume diese nicht tötet oder in denen auch Sphagnum fast oder ganz fehlen kann. In Neu-Schottland und der Provinz Quebec notierte ich in solchen Zwischenmooren große, zum Teil ziemlich große Bäume von Picea, Larix, Betula papyrifera , Ahms- Gebüsch ; von Farn: Polystichum thelypteris und cristatum , welche Art ja auch für unsere Zwischen¬ moore bemerkenswert ist, an trockneren Steilen kleinere Exem¬ plare von Pteris aquilina. Ferner Eriophorum , Rkynchospora alba , Juncus effusus, Drosera rotundifolia , Linnaea borealis und eine kleine Iris; von Ericaceen: Andromeda calyculata , Vaccinium oxyccoccos lind größere Vaccinium- Arten, Ledum latifolium (Labrador-Tee) und ferner Kalmia. Ein Zwischenmoor NO. Cobalt (ebenfalls im östlichen Wald¬ gebiet) trug Ainus mcawa-Gesträuch, sonst Larix , Thuia occ ., Pi¬ cea , Myrica gale , ferner Equisetum silvaticum , Onoclea sensibilis , Polyst. thelypteris und cristatum, Phegopteris Dryopteris , Lycopodium Neue Folge. Heft 55. II. 20 306 2. Zwischenmoore. inundatum , etwas Parvocariceten, Lycopus und Viola aff. epipsila. Sphagnum wurde stellenweise gar nicht, sonst abgetrocknet ge¬ funden. — Bei der Station Otter trug ein Zwischenmoor Picea nigra , Pinus divaricata , auch Larix americana , Sphagnum war vorhanden, außerdem Ericaceen wie Ledum latifol ., Andromeda calgc ., Vaccinien. — Ein Zwischenmoor unmittelbar westlich Co¬ balt trug große Exemplare von Thuia occ ., Picea , Hypnum typ. fluitans (kein Sphagnum ), sonst u. a. Cornus canadensis , Epilobium pal., Galium , Linnaea hör., Rubus , Trientalis und Viola. — Ein Moor bei Copperfield, wie alle diese Zwischenmoore mit ziemlich gro¬ ßem, dichtem Baumbestand, hier aber besonders dicht, trug: Thuia occ.!, Taxus canad., Abies balsamea, Picea nigra, Betula papyr., Ainus cf. alnobetula, Fraxinus nigra, Ribes , Sorbus aucuparia, Sa¬ lix, Rubus, Amelanchier canadensis, (keine Ericaceen), sonst: Sphag¬ num, Lycopodium annotinum!, Polyst. spinulosum, cristatum und thelypteris, Phegopteris Dryopteris, Equisetum siloaticum , ferner Parvocariceten, Cornus canadensis, Lycopus, eine kleine Saxifragee, Trientalis americana und Viola. (Durch die Nähe der Kupfer¬ werke war das Moor ziemlich rauchig.) Bei der Trockenheit, die im Sommer die Torfoberfläche aus¬ zeichnet, ist es unter Umständen nötig, sich zu vergewissern, daß das Gelände auch wirklich die Bezeichnung eines Moores verdient und daß es sich nicht bloß um eine Lage von Trockentorf handelt. Allein der Übergang von Trockentorf- und Zwischen- bezw. Hoch- moorgelände ist ein dermaßen fließender, daß da ein großer Unter¬ schied im Pflanzenbestande vielfach nicht zu ermitteln ist. So fand sich im westlichen Waldgebiet, nämlich am Ribbon Creek (B. C.) eine Stelle, wo eine Trockentorflage von vielleicht einem De¬ zimeter Dicke allmählich in ein Torfoelände von über einem halben O Meter Mächtigkeit überging, den man als Moortorf bezeichnen wird; wo dieser sich befand, waren qu eilige Stellen vorhanden und die Vegetatiousdecke diejenige der Zwischenmoorformation Britisch- Columbiens. Von Bäumen traf sich ein dichter Bestand mittel¬ großer Exemplare von Picea Engelmanni und P. Macouni. Der Boden war dicht mit Hypnaceen bedeckt, zwischen denen Equi- 2. Zwischen moore. 307 setum pratense und scirpoides , Linnaea borealis , Mitelia nuda , Cor nun canadensis , Pirola secunda und eine Art ähnlich rotundifolia lebten. Andere Arten treten demgegenüber sehr zurück, so Ledum lati- folium , Lycopodium annotinum; Sphagnum fehlte vollständig. Es wurde im Vorausgehenden schon wiederholt auf nur mit Strauchwerk, Reisern, besetzte Moorgelände liingewiesen (Reiser¬ moore). Östlich der Elbe sind auf Zwischenmooren und zwischen¬ moorigen Stellen von Reisern gern vorhanden Ledum palustre, auch Empetrum , westlich der Elbe besonders Myrica Gale. In Canada im Gelände bei Foothills östlich am Fuße der Rocky mountains sah ich schöne Reiser-Zwischenmoore ganz überwiegend O o mit etwa mannshohen Salices , Betula glandulosa und am Boden mit Carices bestanden. In der Lüneburger Heide findet man oft hierher gehörige strauchige Partieen (z. B. östlich Soltau, nach Harber zu) mit Pinus silvestris , Betula pubescens , etwas Ainus glutinosa und Frangula Ainus , Myrica Gale , Erica tetralix , auch etwas Calluna vulgaris , Gentiana pneumonanthe , Rhynchospora alba ( Lycopodium inunda- tum) usw. Schluß über Zwischen moore. Zur Nomenclatur und Synonymie. — Der Name Zwischenmoor wurde von Herrn Prof. Ramann (Manuskript 1906) vorgeschlagen an Stelle des vom Verfasser in der als Ma¬ nuskript gedruckten Vorlage angewendeten Übergangsmoor. Ich habe mich diesem Vorschlag angeschlosseu, weil der Name Zwischenmoor zutreffender und kürzer ist: zutreffender, da ein Zwischenmoor durchaus nicht immer ein Übergangsstadium ist, das unfehlbar zum Hochmoorstadium führen muß, dann auch, weil die Zwischenmoore eine Vegetation tragen, die in ihren Anforde¬ rungen an Nährstoffe usw. zwischen der Vegetation der Nieder- und der der Hochmoore stehen, jedoch ist vor einer Verwechslung mit Wechselmooren zu warnen. Diese und die mehr oder minder zu Zwischenmooren tendierenden Gelände und die Zwischenmoore 20* 308 2. Zwischenmoore. selber sind vielfach durchaus nicht richtig erkannt worden. C. Warnstorff meint z. B. von Mooren der Tucheier Heide1): »Die zu einem gewissen Abschluß gekommenen Hochmoore zeigen . . . fast stets Baumwuchs« und man könne deshalb je nach dem Überwiegen der einen Holzart unterscheiden: »Kiefernhoch- 4 moore, Erlenhochmoore, Birkenhochmoore, Mischwald¬ hochmoore.« Man sieht, hier waltet ein vollständiges Mißver¬ ständnis über den Begriff »Hochmoor« und Unkenntnis über die Genesis dieses Moortypus; besonders auffällig ist das bei dem Terminus »Erlenhockmoor«, der sich dann auch bei Ahlfvengren findet2) und später bei Preuss3). Von Hochmooren mit Erlen kann — wie sich noch eingehender aus dem Kapitel Hochmoore (Bd. III) ergeben wird — gar nicht die Rede sein, offenbar hat W. Wechselmoore beobachtet und diese für »Hochmoore« mit Erlenbestand gehalten. (Vergl. hierzu auch Paul 1906 S. 396.) — Wie es Erlenbrücher gibt, die sich durch reichlich eindringen¬ des Sphagnum im ersten Stadium des Übergangs zum Hochmoor befinden, so gibt es z. B. auch Fichtenwälder, bei denen dasselbe der Fall ist und wo deshalb ebensowenig die Rede etwa von lebenden Fichtenhochmooren sein kann wie im ersten Falle von (lebenden) Erlenhochmooren. Synonyme für Zwischenmoore sind Auen (Sing. Au), auch Augründe (Südostböhmen) und Torfauen der Oberpfalz und des Böhmerwaldes. Es sind nach Dr. Baumann (mündlich, vergl. auch bei ihm 1896 S. 68 ff., s. auch Schreiber 1904 S. 110, 111, 158) wesentlich Zwischenmoore, und zwar unterscheidet man Au wiese und Auwald; die »Auen« und »Auwälder« genannten Gelände anderer Gebiete sind gewöhnlich keine Moore, sondern Gelände mit bestimmten Vegetations-Vereinen in solchen Überschwemmungs¬ gebieten von Flüssen, wo kein Torf entsteht, infolgedessen meist 9 Warnstorff, Die Moor-Yegetation der Tucheler Heide, mit besonderer Berücksichtigung der Moose (Schriften der naturf. Gesellsch. in Danzig 1897 S. 133/134). 2) Ahlfvengren, Die Vegetationsverkältnisse der westpreußischen Moore östlich der Weichsel (Schriften der naturf. Ges. in Danzig 1903/04). 3) Preuss, ebenfalls in den Schriften der naturf. Ges. in Danzig. 2. Zwischenmoore, 309 mit Tonboden1). — Bruch (vergl. S. 241). — Loh, Lohe, Lohen zum größeren Teil (s. S. 129). — Mischlin gsmoor, Senft 1862 S. 98, Mischmoor, 1. c. S. 104. C. A. Weber (Erläuterung zu seinen Wand-Tafeln) definiert Mischmoor als ein Moor, das Hoch- und Flachmoor-Strecken enthält, also das, was wir Wechselmoor nennen. Mischmoor ist dadurch mi߬ verständlich geworden, daß Früh (1904 S. 299) es als ein Moor definiert, bei welchem der liegende Teil eine Flach¬ moorbildung, der hangende eine Hochmoorbildung ist, also als eine »Uberschichtung« von Flachmoortorf durch Hochmoortorf; er bezeichnet dies auch als den kombinierten Moortypus. (Vergl. auch Früh 1. c. S. 225.) Wir wollen jedoch als Zwischen¬ moor nur die Teile von Mooren bezeichnen, »die nach der Be¬ schaffenheit ihrer Oberflächenschicht eine Mittelform« (C. A. Weber 1905 S. 38) zwischen dem Hochmoor und dem Flachmoor dar¬ stellen. Ein Moor kann also im Verlaufe seiner Entwicklung erst ein Flachmoor sein, dann ein Zwischenmoor, dann ein Hochmoor werden. Wenn man also von einem Moor als von einem Zwischen¬ moor spricht (oder als von einem Hochmoor), so meint man da¬ mit den gegenwärtigen Oberflächen-Zustand des Moores und läßt es dahingestellt, ob unter den Zwischenmoor- (resp. Hochmoor-) J) Herr Prof. Jentzsch übergibt mir hierzu noch die folgende Bemerkung: »Aue hat ursprünglich die Bedeutung von Gemeindeanger = Weide gehabt. Diese Bedeutung läßt sich aus den zahllosen auf »Au« endenden Ortsnamen er¬ kennen, wobei freilich zu berücksichtigen bleibt, daß die ostelbischen teilweise aus dem slavischen »owo« umgewandelt sind.« — Herr Prof. Ascherson teilt mir mit, daß nach Golenz in der Neumark im Kreise Züllichau-Schwiebus die Dorfstraße Dorfaue heißt. — Herr Dr. H. Jansen schreibt mir: die Urbedeutung von »Au(e)« ist »Wasserland«, d. h. »Insel« oder »Wiese«. Mittelhochdeutsch ouwe, althochdeutsch ouwa, gotisch (zu erschließende Form) aujo (mit verloren gegangenem g, vergl. Mittellatein, augia), setzt eine Adjektivform agwjö voraus (= »die Wässerige« = »Wasserland«), oie zu got. ahwa »Fluß« gehört = althoch¬ deutsch aha, lat. aqua usw.). Vergl. Kluge’s Etymolog. Wörterbuch. — Mit Rücksicht auf diese J ANSEN,sche Bemerkung sei darauf hingewiesen, daß an den Küsten der Nordsee von den Niederlanden bis über Schleswig-Holstein nach Dä¬ nemark viele Flüßchen und Rinnsaale Auen (holl. u. dän. Aa) heißen, z. B. die Pinn- Au, Husum-Au usw., ebenso 2 Fahrwasserstrecken im nordfriesischen Watten¬ meer, nämlich die Norder Aue und die Süder Aue. 310 , 2. Zwischenmoore. Schichten noch durch andere Moor-Typen gebildete Schichten vorhanden sind: eine Frage, die die geologische Untersuchung der Moore angeht. Auf Zwischenmooren treten die Pflanzengemein¬ schaften der Flach- und Hochmoore gemischt auf: sie kämpfen um den Boden, oder aber es haben — wie wir gesehen haben — besondere für den in Bede stehenden Moortypus charakteristische Pflanzen Platz gegriffen. Zwischenmoor -Torf ist oft nur untergeordnet, im Profil oft kaum konstatierbar vorhanden, da der Übergang vom letzten Flachmoor-Stadium zum Hochmoor-Stadium relativ schnell vor sich zu gehen pflegt. In Profilen sieht dann der zur Zeit der Zwischenmoorbildung entstandene Torf aus, als wenn gegenüber früher (der Sumpfflachmoorzeit) und später (der Hochmoorzeit der betrefienden Stelle) ein trocknes Klima geherrscht habe, wäh¬ rend doch nur die Bodenverhältnisse an der Profilstelle einmal naß, dann trockner und daun durch Sphagnum wieder vernäßt worden sind. Tierleben. — Da die Zwischenmoore im ganzen terrestrische Moore sind, kommen auf ihnen, wo es sich um ihre terrestrische Facies handelt, Landtiere besonders reichlich vor. Oft sind große, von der großen Waldameise erbaute Haufen vorhanden. In der Lüneburger Heide sah ich solche im Zwischenmoor über 1 m hoch, in Ostpreußen usw. sind sie nicht selten. Hier hält sich im Zwischenmoor der Elch oder Elen (Cervus alces) besonders gern auf, dessen Wechsel und Losung überall zu sehen sind; oft hat er ganze Vegetations-Partieen niedergelegt: überall sieht mau seine Wirkung. So hat man denn auch zu Zeiten von der Hirsch¬ laus (»Elchfliege«) im Zwischenmoor zu leiden. Regenwürmer und die sie begleitenden Maulwürfe habe ich freilich nur in den aufgeschütteten Dämmen des Nemoniener Zwischenmoorgeländes O cD gesehen: das Grundwasser dürfte im allgemeinen für diese Tiere noch zu nahe der Oberfläche stehen. Nachtrag. 311 Nachtrag zu S. 40 — 42 betreffend Klaproth’s »neues brennliches Fossil« (= Saprokoll). Auf den angegebenen Seiten des vorliegenden II. Bandes liabe ich auf Klaproth hingewiesen, um die interessante Tatsache mit¬ zuteilen, daß dieser für seine Zeit hervorragende Gelehrte bereits subfossiles Sapropel, d. h. Saprokoll, mit vollem Bewußtsein vom Torf geschieden habe. Ich habe hierbei den Wiederabdruck von Klaproth’s Abhandlungen von 1807 benutzt in der Meinung, daß diese 2. Auflage seiner Abhandlungen wohl Erweiterungen sowie Neueres bringen könnte und Verbesserungen zu dem früher Mit¬ geteilten und im Wiederabdruck nichts Wesentliches weggelassen o Oo sein würde. Das Letztere ist aber der Fall. Ich habe nämlich nunmehr Gelegenheit gehabt die erste Auflage der betr. Abhand¬ lung Klaproth's durchzusehen und finde da insofern eine wesent- liehe Ergänzung zu dem vorn S. 40— 42 Mitgeteilten, als sich hier sogar ein besonderer Name für das Saprokoll angegeben findet, merkwürdigerweise oder vielleicht besser gesagt bezeichnenderweise bei der gallertigen Beschaffenheit des Saprokolls ebenfalls mit der Benutzung des Wortes Kolla = der Leim. Klaproth spricht in der Abhandlung von 1803, d. i. die erste Fassung der Abhandlung1) von der Fähigkeit des ausgetrockneten Saprokolls in Wasser wieder zu erweichen und aufzuschwellen und fährt fort: »Von dieser Konsistenz des frischen Fossils hat man wahrscheinlich auch die Benennung: Erd kolla hergenommen«. Daraus geht hervor, daß ein Name für das Saprokoll schon 1803 vorhanden war. Wer hat ihn aber ursprünglich gegeben? Wo kommt in der Literatur dieser Terminus bereits vor 1803 vor? 0 Klaproth, Untersuchung eines besonderen fossilen Brennmaterials aus Ostpreußen. Neues allgemeines Journal der Chemie. 1. Band. Berlin 1803. S. 471—481. Register. Ein hinter einer Seitenzahl angegebener Vermerk (A) weist auf eine Abbildung auf dieser Seite. — Pflanzennamen wurden nur gelegentlich angegeben, nämlich u. a. da, wo über eine bestimmte Spezies etwas mehr gesagt wurde. Seite Seite A. Arundo phragmites . . . • • 304 Abhangmoor . 134 Arundo phragmites - Rhizome im Abraum . 69 Torf . . 99 (A) Absorption . 5 Arundo phragmites stolonifera • 225 Ackerböden . 55 Arundo-Tori . . 96, 100 Adsorption . 5 Asplenium filix femina • ■ 292 adstringierender Humus . . . 87 Aststreu . 2 Aelte-Torf . 110 Atemwurzeln . . 246 (A) Agrostis . . 8 Atoll . 237 Agtorf . 101 Au . 308, 309 Ahl . 43 Auflagehumus . 87 Ahlerde . 43 Augründe . 308 Alios . 44 Auenwälder, Auwald 241, 274, 308 allocbthone Torfe . 108 Austorf . 110 Allochthonie, primäre u. sekundäre 1 autochthone Torfe .... 108 Alm-Moor . 158 Autorf . 88 Alneta, Alnetum .... 147, 238 Auwaldtorf . 104 Ainus glutinosa . . 239, 240, 250, 294 Auwiese ....... 308 Alpenbumus . 71 Azaleen-Trockentorf . . . • • 82 Alpenmoder . 70 Alpen-Mull . 71 B. Alpentrockentorf . 82 , 83 Backtorf . 110 Alter naria tenuis . 9 Bäckertorf . 111 Altwassermoor . 135 Bagger-Torf . 110 Ameisenmull-Erde . 54 Banhado . . 216 (A) Andromeda calyculata . . 280, 303 Bank . 43 anmoorig . 112 barren grounds .... 196 Apokren-Säure . 9 , 18 Basttorf . 103 aphotische Region . 165 Bauerde . 70 aquatische Vegetation .... 163 Baumerde . 52 Arundinetum 147, 166 (A), 168 (A) Baumflut . 258 Arundinetum-Torf . . 96, 99 (A), 100 bcaver meadows .... 198 Register. Seite Bebelaad . 227 ßebemoor . 227 Beckenmoor . 134 Beggiatoa . 27 Beisentorf . 101 Bergtorf . 92 Betula alba . 295 Betula pubescens . . 289, 256, 294 Betula pub esc ens mit Brettleisten 296 (A) Betula- Torf, Betuletum-Terf . . 103 Betula verrucosa .... 239, 295 Betuleta, Betuleten . . . 290, 293 Bickerde . 43 Bidens cernuus-Bestimd . . .180 (A) Bieber-Wiesen . 198 Binsenmoor . 212 Birkenbrücher . 290, 293 Birkenhochmoor . 308 Birken-Kiefernmoore . . . . . 299 Birkenmoore . 230, 293 Birkenmoor-Flora . 297 Birken-Torf . 103 Birken- Zwischenmoor . . . 294 (A) black soil . 58 black waters . 31 black stuft . 40 Blättertorf . 108 blaue eisenhalt. Torferde . . . 107 blaue Farberde . 107 blauer Torf, Blautorf .... 107 Bleicherde . 45 Bleicherde der Technik .... 46 Bleichmoostorf . 96 Bleichsand . 46 Bleichsand, anstehend ... 47 (A) Bleichton . 46 Bleierde . 46 Blei-Humat . 17 Bleisand . 46 Bleiton . 46 Bleitorf . 103 Boden Humus . 2 Bodenstreu . 2 BodeDzonen . 59 bog . 127 Bohlwege in Torflagern , . . 153 313 Seite Bösche . 206 Brackwasser-Torf . 93 Branderde . 43 brauner Ort . 43 brauner Torf . 98 braunes Moor . 158 Braunmoos-Flachmoore .... 224 Braunmoos-Hochmoore .... 224 Braunmoos-Torf . 97 Braunmoos-Wiesen . . . 218, 219 Braunmcos-Zwischenmoore . . . 224 Braun-Torf . 97 Breitorf . 110 Brenntorf . 111 Bröckeltorf . 109 Bruch, Brücher . . 127, 241, 309 Bruchmoor . . ...... 127 Bruch Mull . 76 Bruchtorf . 104 Bruchtorf-Mull . 76 Bruchwälder . 241 Bruchwaldtorf . 104 bruyere . 130 Buchenmoder . 70 Buchenmull . 76 Buchentorf . 88 Buchen-Trockentorf . . . 82, 84, 88 Bullenfleesck . 101 Bult . 204, 205 (A) Bült, Bülte .... 204, 205, 206 Bultlagen . 103 Bultmoor . 127 Bültemoor . 127 Bungererde . 69 Bunkerde . 69 C. Calluna-Tori . 102 Callunetum . 147 Cal lunetum- Torf . 102 Galtha palustris . 213 (A) Cardamine pratensis angustifoliolata 214 Cardamine pratensis paludosa 214, 298 Cane break . 173 Carex curvula- T ro cke n torf . . 82, 83 Carex ^rma-Trockentorf ... 82 314 Register. Seite Seite Carex panniculata . 205 (A) Drömling . . 291 Carex- Torf . 101 Drosera (Etagenbau) 149, 150 (A), Carieeto-Hypnetum . 147 151 (A) Caricetum . 147 Drift-Holztorf . . . . . 108 Caricetum-Torf . 101 dunkler Leuchttorf . . , . . 92 Carico-Hypnetum . 147 Dünenmoor . . 134 Cernava . 57 dysphotische Legion . . • • . 165 Cespes bituminosus . 77 Cespes inflammabilis . 77 E. Characeetum . 148 echter Torf . . 88 Characetum . 148 Eiche . Charbons humicjues Bertrands . 34 Eichen-Standmoore . . • . 274 Charetum . 148 Eichen-Trockentorf . • • . 84 Chemisches üb. Humus .... 9 O Eisenerde . . 43 Chromatium Okenii . 27 Eisenfuchs . . . 43 Cicuta vir osa angustifolia 277 Eisen-Humat . . . . 17 Cicuta vir osa latifoliolata . 163, 277 Eisenmoor . . 157 Cicuta tenuifolia ...... 277 Eisenorterde . . 43 Cladietum-Torf . 101 Eisenort . . 43 C/adosporium herbarum .... 9 Eisen ortstein . . . . . 43 climbing bogs . 264 Eisentorf . . 107 Cotton soil . 5S Eisschub am Kuri sehen Haff 197 (A) Cren- Säure . 18 Ellernbrücher . . . . . 238 Cyperaceen-Torfe . 101 Elsbrücher . . 238 Cypress swamps . 243, 244 (A), 303 Elsenbrücher . . . . . 238 Czarnoziem . 57 Empetrum-Troekentovi . • • . 83 Emulsoid . 4 I). Equisetetum .... 170- -171 (A) Damm erde . 51 Equisetetum-Torf . . 100 Darehtorf . 100 Equisetum- Torf .... . 100 Darg . 93, 100, 106, 234 Erdkolla . . 311 Dargmoor . 210 Ericaceen-Hoore . 281 Dark .......... 100 Erica- T orf . . 102 Darry . . 100 Ericaceen-Torf . . . . . 102 Deltamoor . 134 Ericaleto-Pinetum . . . 147 Derne . . 100 E ricetu in . . 147 Dicranetum-Torf .... 97, 98 , 99 Ericetum-Torf .... . 102 Dicranum- Torf . 99 Eriophoreto-Sphagnetum • • . 147 Dismal swamp . . . 264, 275, 303 Eriophoretum .... . 147 Dobbe, Dobben .... 227, 233 Eriophoretum-Torf . . • • . 101 Dolinenmoor . 134 Eriophorum- Torf . . . . 101 Dopplerit 21, 31, 35, 36 (anstehend, A), Eriophoretum-Torf, anstehend 36 (A) 93 , 94 Eriophoro-Sphagnetum . • • . 147 Doppleritkohlen . 40 Eriophorum alpinum- Trocken torf 83 Drallerde . 70 Erle mit Luftwurzeln • • 254 (A) Drellerde . 70 Erlenbirkenmoor . . . . 296 Register. 315 Seite Seite Erlenbruch, Erlenbrücher . 238, 242 Flachmoormoder . . . . . 70 Erlenhochmoor . . . ... 308 Flachmoor-Mull . . . . . 76 Erlenmoore .... ■ . . 238, 242 Flachmoor-Riete . . . . . 212 Erlenmoortorf . ... 97 Flachmoor- Sauergraswiesen 212, 213 (A) Erlenniedermoor . . ... 238 Flachmoorsumpf . . . 210 Erlen-Schwingmoor . •276 (A), 278 (A) Flachmoor-Süßgras wiesen . . 212 Erlen-Standmoor . 270 (A), 271 (A) Flachmoortorf .... 98, 101, 103 Erlen- Stelz wurzeln a . . 2.31 (A) Flachmoor-Wälder . . . . 238 Erlensumpfmoor . . • 25S, 263 (A) Flachmoor-Waldtorf . . . . 104 Erlen-Sumpfstandmo^r . . . 268 (A) Flachmoor- Wiesen . . . . 194 Erlenwindbruch . . . 257 (A) Flachmoor- Wiesentorf . . . 104 Erlichte . . . . 238 Flammtorf . . . 111 Erosions-Bult . . . 207 Flechten- Humus . . . . . 76 Erosionshorst . . . . . . 207 Fledder . 227, 233 Etagenbau .... . 149-153 Flözdrift . . . 108 etang . ... 184 Flugtorf . . . 109 Flußmoor . 134, 135 F. Flußterrassenmoor . . . . 134 fagne . ... 128 Flußwiese . . . 212 fango . ... 128 Flytorf . . . 92 Faserhumus .... ... 87 Föhrenbrücher .... . . 290 Faserkohle .... ... 23 Föhrenmoore .... . . 290 Fasertorf . ... 103 fondriere . . . 227 faule Wiese .... ... 202 Formtorf . . . 110 Faulschlamm . . . . . 3, 16 foscher Torf . . . 99 Federgras .... ... 163 Fraxinus- Moore . . . . . 250 Fein-Humus .... .... 21 Fuchsdiele . . . 43 Feld . ... 194 Fuchserde ..... . . 43 Feld-Humus . . . ... 76 Fuchsgrund . . . . . 43 Feldvehn . ... 134 Fuchstorf. * . . . . . . 98 Fehn . . . . 127 Fuller-Erde * . . . . . . 46 Fenn . . . . 127 Fennbruch .... . . . 127 G. Fenne . . . . 127 Ganzkultur-Wiese . . . 195 Fenn-Torf .... ... 103 gazon flottant .... . . 227 Festuca t/ialassica . . . 189 (A) Geest . . . 11S Fetzentorf . . . . ... 101 Gehängemoore .... # 113, 134 fetziger Torf . . . ... 101 Gehölz-Flachmoor . . . . 157 Feuer-Kohle .... ... 25 Gein-Säure . . . 9 Fichte . . 293, 301 Gel . o Fichtenmoore ... 238 Gelee brune Bkrtrand’s . . 34 Fichten trockentorf . 81, 82, 81 Gemoorte Erde . . . . . 112 Filztorf . ... 103 Getorfte Erde .... . . 112 Flächenmoor . . . . . 158 Gezeitenzone .... . . 185 Flachmoore .... 125, 135, 156 Gifterde . . . . . . . . 107 Flachmoor- Hypneten . • . . . 218 Glashahn . . . 43 316 Register. Seite Glyceria aquatica- Bestand 1GS (A), 1G9 (A), 170 (A) Grasbarren . 235 Grasbult . 204, 205 (A) Grasbult-Wiese . 209 Gräskjär . 202 Grasmoor . 202 Gräsmyr . 202 Grassumpf - . 202 Gras-Torfe . 100 Graswüchsiges Moor . 202 Grausand . 46 Great dismal swamp .... 264 s. auch unter »dismal swamp«. Grob-Humus . 2 Grönlandsmoor ....... 202 Großseggen . 167 Grubentorf . 110 Grundwassermoor . 135 Grunewald-Erde . 105 Grunewalder Heideerde . . . . 105 Grunewalder Torf . 105 Grunewaldsee . 168 (A) Grünlandsmoortorf . 103 Grünland -Wiese .... 202, 212 Grünmoor, Grünlandsmoor . . 202 Gußtorf . 110 Gynge . 227 II. Haar . 128 Häcksel, natürlicher 166 (A); 179, 226 Häckseltorf . 108, 109 Hagerhumus . 87 Hagetorf . 98 Halbkultur-Feld . 194 Halbkultur-Wiese . 195 halbreifer Torf . 93 Halbtorf . 51, 106 Handtorf . 110 Hängebirke . 295 Hangesack . 227 Hangmoore . 113, 134 Hartwasser-Moor . 157 Hartwasser- Vegetation . . . . 157 Haselerde . 109 Seite Hautsee mit Torfinsel . . . 231 (A) Havel, überschwemmbare Zone 166 (A) heath moor . 130 Heideerde . 52, 70 Heidemoore . 281 Heide-Rohhumus . 88 Heide-Torf . 88, 102 Heide-Trockentorf .... 82, 87 Heleocharetum . 147 Hochbodentorf . 87 Hochland . 119 Hochmoor ... . . 125, 135, 162 Hochmoormoder . 70 Hochmoor-Mull . 76 Hochmoortorf . . 98, 101, 103, 105 Höhenhochmoor-Torf . . 101, 103 Höhenhumus . 57 Höhenmoor . 134 Hohlerde . 88 Holzkohle . 22, 23 Holzmoore . 128, 243 Holztorf . 103 Hopfenbrücher . 241, 2(3 Hoppe . 206 Hormodendron cladosporioides . . 9 Hornsee im Schwarzwald . . 182 (A) Horst . 206 Horst-Bult . 207 Horstbulte aus Torf . . . .182 (A) Hottonia palustris . 263 (A) Houille daloide ........ 23 Hülle . 206 Hüllwiesen . 210 Humate . 11, 17 Humation . 6, 21 Humifikation . 6, 68 Humifizierung . 6 Humin, Humine . 9, 10 Humin- Säure . 9, 10 Humin-Stoffe . 5 Humulus lupulus . 270 (A), 271 (A) Humus 1, Chemisches .... 3 Humus-Bildung . 6 Humus-Bildungen . 1 Humus-Bildungsstätten .... 1 Humus-Eisen-Orterde .... 43 Register. 317 Seite Seite Humuserde .... . . 70 Jungmoor . ... 227 Humus-Erden . . . . . 51 Juniper swamp ... 303 Humus-Formen . . . . 2 Jussiaea peruviana . . 248 (A) Humusfuchs .... . . 43 Humus-Kohle . . . .9, 37, 39-40 K. Humus-Lagerstätten . . . 1 Kalk-Humut . . . . ... 17 Humus-Lösungen . . . 30 Kalkmoor . 157, 158, 161 Humus-Niederschläge . . 30 Kämpe . . 206, 230 Humus-Ort .... . . 43 Karr . ... 158 Humus-Orterde . . . . 43 Kärrtorf . . . 70, 289 Humus-Ortstein . . . . 43 Kaupe . ... 206 Humussandstein . . 43 Kessel moor . ... 134 Humus-Säure . . . . 9, 12 Kjaerj Order . . . . 158 humussaurer Kalk . . 17 Kjarmosern . . . . 15S humussaures Blei . . . 17 Kiefernbrücher . . . . ... 290 humussaures Eisen . . 17 Kiefernhochmoor . . . ... 308 Humus-Stoffe . . . . . 3 Kiefernmoore .... ... 290 Humus vegetabilis caerulea mar- Kiefern-Torf ..... ... 103 tialis turfosa . . . 107 Kiefern Trockentorf . . . . 82, 84 Humuszehrer . 69, 70 Kiefern-Zwischenmoor . . . 285 Hungergrasmoder . . . 70 Klappertorf . ... 110 Hungergras-Mull . . . . 70 Klapphügel . ... 267 Hungergras-Torf . . . 70, 2S9 Klaproth’s neues brennl. Fossil 41, 311 Hütungsmoor . . . . . 202 klebriger Darg .... . . . 92 Hydrogel . . . 4 klebriger Hagetorf ... 98 Hydrosol . . . 4 klibberigter Darg . ... 92 Hygrophorbium . . . . 158 klibberigter Hagetorf ... 98 Hymatomelan- Säuren . . 10 Klitschtorf . ... 110 Hypneten .... . . 21S Kneckerde . ... 70 Hypnetum-Torf . . 97, 98, 99 Knettorf . ... 110 Hypnetum-Wiesen . . 219 Knick . ... 43 Hypnum Schreberi- Trockentorf . 84 Kniee . 245, 246 (A) Hypnum Torf . . . . . 99 Knüppeldämme in Torflagen . . 154 Hypnum- Verlandung . . 223 (A) Kolloid . o Kohlen durch Ausfällung entstan- I, J. den . ... 34 Infiltrationsmoor . . . . 135 kohliger Humus . . . . 9, 77, 87 infraaquatisches Moor . . 158 Köhvel . . . . 206 Ingo van y . . . 227 kombinierter Moortypus . ... 309 inkohlte Substanz . . . . 23 Konzentrations-Zone . ... 47 Inkohlung .... . . 20 Koofleesch . ... 101 Insektenmull-Erde . . 54 Koog . ... 119 Inseln, organogene . . 232 Kohlentorf . ... 94 Inundationsmoor . . . . 135 Komposterde .... ... 52 Isolierschicht . . . . . 136 koprogener Humus ... 53 Juncetum ..... . . 147 1 Kratowinen . ... 63 318 Register. Seite Kraulis . 43 Kren-Säure . 9 Krenate . 17 Krumme Lanke . 169 (A) Krüppelkiefern . 256 Kryokonit . 73 Kugeltorf . 110 Kuhwampen . 227 Kultur-Bulte . 207 Kunst-Feld . 194 Kunst -Wiese . 195 Kupsten . 206, 207 Kurisch.es Haff, Sapropelit-Bank 1*80 (A) L. Laage veen . 159 Lägmoor . 159 Lagunenmoor .... 134 lake-bog . 135 Land-Torf . 107 Lap . Lauberde . 227 228 52 Laubholz-Humus . . • • 76 Laubholzmoder .... 70 Laubmoore . 238 Laubtorf . 108 Laubwehen . 108 lebende Bodenschicht • • » 64 lebende Moore .... 149 Ledum palustre . . 142, 2 80, 303, 307 Leegmoor ..... 159 legar . 58 Legehalme . 225 Lehmmoorbruch . . . • • • 159 Leuchttorf . 92 Leucobryetum-Torf . . . . 9G GO Ci Leucobryum glaucum . • • • 279 Lindbast . 101 Lithium-Carbonat . 15 Litoraltorf . 107 Loh, Lohe, Lohen . . . 129, 309 Lohden . 129 lokale Moorbildung . • • • 113 Lohr . 129 Löß- Profile .... 56 (A), 57 (A) low moss . 159 Seite Luftwurzeln bei der Erle 253, 254 (A) Luch . . . . 129 Lug ....... . . . 129 Luge . ... 101 Lyseklyn . ... 92 M. Maar . ... 88 Macrosporium commune . ... 9 Mar . ... 129 Marais . . . . 129 Marmortorf . . . 37, 94 Magnocariceten .... . 167, 214 Magnocariceten-Bultwiese . . 209 (A) Magnocariceten-Zone . . ... 167 Magno - Equiseten . . ... 172 Maibolt . ... 107 Manganmoor .... ... 157 Marsch . ... 117 Marschmoore 107, 118, 122 (A), 134 Marschpfianzen-Zone . . . . . 189 Marsch-Torf . ... 107 Marschwiesen .... 122 (A), 198 marsh . ... 130 Martörv . ... 107 Maschinentorf .... . . . 110 Matiere noire .... ... 9 Matte . ... 195 Meer . ... 129 Meeresküsten .... ... 185 Meer-Torf . ... 107 Medio-Equiseten . . . ... 172 Melampyrum pratense latifulium . 292 Melampyrum pratense paludosum 292, 302, 303 Mergelmoorbruch . . ... 159 Mergeltorf . . . . 106 milde Humuserde . . milder Humus .... . 11, 76, 87 Mischlingsmoor . . . . . . 309 Mischmoor . . 282, 309 Mischmoor-Torf ... 104 Mischwaldhochmoor . . ... 308 Miß . ... 130 Modeltorf . . . . 110 Moder . . 2, 68. 76 Register. 319 Seite Moderboden . 68 Modererden . . 52 , 66 Modersand . 66 Moder-Streu . 87 Moder-Torf . S7 , 92 Molinia coerulea . . . • • 282 Mo /mfa-Rohhumus . . . . • 88 Molinia-Tori .... on 00 100 Mo linia-T ro ck en t or f . . . S4 , 87 Moliuietum-Torf . 100 Molkenboden .... 48 Moränenmoor .... 131 Morasttorf . 92 Morastwälder .... 241 Moor, Moore . 1, 111, 1 29, 131, 133 Moor (als Gestein) . . . 111, 112 Moor (engl.) . 129 Moor-Ausbriichc . . . 109 Moor u. Heide .... 134 Moorbirke . 295 Moorbruch ..... 127, 159 Moorerde, Moorerden 66. 70, 103 Moorerle . 250 Moorgelände hinter Dünen • • 122 (A) Moorhumus . 92 Moorinseln . 225 Moorkreide, anstehend . . 36 (A) Moor-Leichen .... 155 moorpan ...... 44 Moor-Rutschungen • • • 109 Moor-Säure . 9 Moor-Schlamm .... 109 Moor;orf . 77, S5, 88, 113 Moortrift . 202 Moorveilchen .... 298 Moorwald . 238 Moor-Wasser .... 31 Moorwehen . 109 Moos (als Gelände) . . • • , 130 Möß, Mösse . 130 Moosbruch . 127, 241 Moos-Bult . 205 Moos-Flachmoor . . . 157 Moos-Humus .... 76 Mooskoth . 88 Moos-Rohhumus . . . 88 Moos-Torf .... Seite ... 88, 96 Moos-Trockentorf . . .... 87 mooswater .... . ... 131 moss, mossland (engl.) . ... 131 Möwenbruch . . . . 241 Muddetorf .... . . . 92, 109 Muld . . . . . 52 Mulden rnoor . . . . . ... 134 Mull . . 2, 3, 52, 111 muH artiger Torf . . . . . 87 Mullbodeu, Mullböden . . 52, 56, 68 Mullerdeboden 52, 54, 55 (A), 78 (A) Mullerden .... . . . 52, 76 Mulliehm . . . . . 56 Mullsand . Mull-Säure .... . . . . 9 Mull-Stoffe .... o Mullstreu . . . . . 76 Mulltorf . . . . . 69 Mullwehcn .... . ... 109 Mulm . ... 76, 86 Murgänge .... . ... 110 Mutterboden .... . . . . 6S Mylla . . . . . 52 Myricci Gale .... 142, 280, 307 Nadelerde .... .... 52 Nadelholz-Humus . .... 76 Nadelholzmoder .... 70 narse . .... 227 Natur-Bulle .... .... 207 Natur-Feld .... .... 194 Natur- Wiese .... .... 195 Natur-Wiesen-Moor . . . . . 19S neutraler Humus . . .... 11 Neuwerker Watt . . . . . 186 (A) Niedermoor .... .... 159 Niedermoorsumpf . . .... 210 Niedermoortorf . . . .... 103 Niedermoor-Waldtorf . .... 104 Niederungsmoor 134, 159, 160 Niederschlagsmoor . . . 135 Nitelletum .... .... 148 Norr . .... 43 Nupharetum .... .... 147 320 Register. Seite Nyssa . 247 (A), 249, 304 A5/ssa- Sumpfmoor . 247 (A) O. Oberflächenhumus . 2 Oehr . 43 Oort . 43 Orchis maculata helodes 298, 302, 303 organic grit . 44 Ort . 31 Ort-Bildungen . 42 Orterde . 43 Orterde-Profil . 41 (A) Ortgrund . 43 Ortsand . 43 Ortschtein . 43 Ortstein . 43 Ortsteinboden-Profil .... 78 (A) Osmunda regalis . 292 Oxalis acetosella . 281 Oxydationszone . 47 P. Parkböden . 55 Parvocariceten . 2 14, 282 Parvo-Equiseten . 172 Paßmoor . 134 peat bog . 127 peat hag . 206 Pechtorf ........ 37, 92, 93 Peel . 132 Pel . 132 Pelvoux . 101 Pfahlbau-Reste . 154 Pfefferkuchen . 43 Pflanzenbarren . 236 Pflanzen-Bulte . 207 Pflanzen-Inseln . 233 Pflanzentorf . 77 photische Region . 165 Pliragmites- Rhizome im Torf . 99 (A) Phragmites- Torf . 96, 100 Phragmitetum . 147 Phragmitetum-Torf 93, 99 (A), 100, 102 Puea excelsa . . . 239, 256, 301 Seite Pineta, Pinetum .... 147, 290 Pinetum-Torf . 103 Pinus montana . 239 Pinus silvestris . 239, 256 Pin us -Torf . 103 Plaage ........ 227 Plackentorf . 110 Plaggen . 110 Plaggentorf . 110 plat bog . 127 Pneumatophoren . 245 Poa annua . 8 Pockel . 206 Podsol . 46, 48 pollini . 227 Polysticliuni cristatum . . . 284, 305 Polystichum thelgpteris . . . 226 (A) Polytrichetum-Torf .... 97 — 99 Polytrichum- Torf . 99 Porze . 206 Porzenmöser . 209 prairie flottante . 227 prairie mouvante . 227 prairie tremblante . 227 praterie tremante . 227 Preßtorf . 110 primär allochthone Torfe . . . 108 primäre Allochthonie .... 1 primäre Schwingmoore .... 232 Profile durch erloschene Seen 114 (A), 116 (A) Profil, Torflager bei Aussee . 36 (A) Profile von Sapropelit- und Torf¬ lagern . 191 (A), 192 (A) Pseudomonas Okenii . 27 Pult . 206 Pulvermoore . 69 Q. quaking bog . 227 Quebbe . 227, 233 Quellenmoor, Quellmoor. . . . 135 Queller-Feld . 189 (A) Quellmoore . 113 Quellsatz- Säure . Quell-Säure . 9 Register. 321 Seite Quercus pedunculata . 239, 240, 274 Quercus sessiliflora . . . 239, 240 R. Radicellentorf . 103 Randmoor . 118, 134 Rasen-Bult . 205 Rasenerde . 52 Rasenhorst . 206 Rasenmoor . 202, 212 Rasentorf . 103 regar . 58 Regenhangmoor . 135 Regenwurmmull-Erde . . , 54 Regenwurm -Tätigkeit: Vergra¬ bung von Pflanzenteilen in den Boden . 53 (A) regionale (Hock-)Moorbildung . 113 regoor . . . 58 regur . 58, 65 reifer Humus . 76, 87 reifer Torf . 93 Reisermoore ........ 307 Reiser-Trockentorf . 82 Rohtorf . 93 Rhynchospora alba . 281 Rkyndio spora-Tori . 101 Rhynchosporetum-Torf .... 101 Ried . 132, 203 Riedkegel . 206 Rieselkohle . 109 Riet . 132, 203 roher Waldhumus . 87 Rohhumus . . . 77, 84, 85, 86, 87 Rohrauftrieb . 231 Röhricht . 173 Röhrichtböden im Profil 191 (A), 1 9 2 ( A ) Röhrichtboden-Stück . . . .193 (A) Röhrichte 166 (A), 168 (A), 169 (A), 170 (A), 171 (A), 179 (A), 180 (A) Röhricht- Moor Röhricht-Torfe Rohrschilf-Torf Rohr-Torf Rohrmoor Röhr-Moor . . . 210 . 92, 100 . . 100 . . 100 . . 210 . . 210 Neue Folge. Heft 55. II. Seite Kohrmoos . 210 roseliere . 173 Roterde . 43 Roterle . 250 Rotes Bruch . 220 Rotes Luch . 219 Röttertorf . 103 Rückstaumoor . 135 Rüllenwaldtorf . 104 Ruß-Kohle . 24 S. Sacculmus . 20 sagne . 227 Salicornia- Feld . 189 (Al Salicornia- Zone . 189 (A) salziger Torf . 107 Salzmoor . 157 Salz-Torf . 11 Sandbirke . 295 sandiger Torf . 106 sandoer . 44 Sandmoder . 66 Sandmoorbruch . 161 Sandortstein . 43 Saprokoll 36 (anstehend, A), 40, 154, 31 1 Saprokoll-Torfe . 92 Sapropel . . 2, 3, 16, 107, 108, 112 Sapropelit-Bank am KurischenHaff 180 (A), im Grunewald 278 (A) Sapropelite . 61, 100, 232 Sapropelkalk mit Arundo- Wurzeln 193 (A) Sapropel-Torfe . 92 Sattelmoor . 134 Sauergräser . 212 Sauergraswiese . 213 (A) saure Humuserde . 52 saurer Humus . 12, 87, 88 saure Wiese . 203, 214 Scirpeten v. S. lacustris 169 (A), 179 (A) Scirpetum . 147 Scirpus caespitosus . 281 Scirpus- ( caesp . ) T orf . 101 Schaar . 164 Schaktarp . 260 21 322 Register. Seite Schälung . 165 Schaukel _. . 227 Schaukelsumpf . 227 Schaukelwiese . 227 Schelptorf . 102 Schema der Verlandung eines Sees 114 (A) Schema zur Veranschaulichung der Verteilung der Sapropelit- Sümpfe u. Moortypen auf die Klimate . 123 (A) Sclieuchzeria 'palustris .... 281 Sclieuchzeria- Rhizome im Torf 102 (A) Sclieuchzeria- Torf . 10 1 Scheuchzerietum-Torf 101, 102 (A), 281 Schieferkohlen . 94 Schieferung von Torf . . . 90, 100 schierer Torf . 99 Schiffei . 107 Schilfmoor . 210 Schilfried ......... 203 Schilf-Torf . 100, 102 Schlackensee . 170 (A) Schlämmhumus . 73 Schlämmoder . 73 Schlämmprobe .... 97, 98, 106 Schlämmtorf . 109 Schlemmtorf . 109 Schlick des Wattenmeeres ... 34 Schlicktorf . 107 Schlipfe . 110 Schnackenbruch . 133 Schneidentorf . 101 Schollerde . 70 Schooke . 118 Schorre . 165 Schroppe . 206 Schullerde . 70 Schutzkolloide . 14 Schwammtorf ....... 103 Schwappmoor . 227 Schwarzerde . 57 Schwarzerde-Profile . 56 (A), 57 (A) Schwarzerle . 250 schwarze Moore . 149 schwarzer Ort ....... 43 Seite Schwarzer Stoff . 40 schwarzer Torf . 98 schwarzes Moor . 161 schwarzes Venn . 161 Schwarzköpfe . 101 Schwarz wässer . 31 Schwarzwasserflüsse .... 31, 33 Schwebekämpe . 227 schwebende Kämpen . 230 schwebendes Moos . 227 Schwefel-Bakterien . 27 Schwemmtorfe . 108 schwimmende Kämpe .... 227 schwimmende Inseln . 22S schwimmende Moorinseln . 225, 232 schwimmendes Land . 232 schwimmende Torf insei . . .231 (A) schwimmende Vegetationsinseln . 232 Schwimmkämpen . 233 Schwimmoor . 227 Schwimmtorf . 107 Schwimm wiese . 227 schwingende Wiese . 227 Schwingflachmoor .... 157, 227 Schwingflachmoorwälder . 238, 275 Schwingflachmoor-Wiesen . 202, 225, 226 (A) Schwinghochmoor . 227 Schwingmoore 125, 225, 227, 276 (A), 278 (A) Schwingmoore, primäre u. sekun¬ däre . 232 Schwingrasen . 227 Schwingwiese . 227 Schwing-Zwischenmoor .... 284 Schwippmoor .... . . 227 Sedds . 236 Seegras-Felder 185, 1S6 (A), 187 (A) Seegrastuul . 107 Seeklima- Hochmoor .... 140 (A) See mit Hypnumdecke . . . 223 (A) Seemoor, Seenmoor . 135 Seen . 163 Seetorf . 107 Seggenmoore . 214 Seggen- Torf . 101 Register. 323 Seite Seite sekundär allochthone Torfe 108, 100 sekundäre Schwingmoore . . . 282 semiaquatische Vegetation . . . 163 skaking bog . 227 Sickermoor . 135 simultane Verlandung .... 184 Sintermoor . 161 Sodaböden . 61 Sodentorf . 110 Sol . 3 Sollmoor . 134 Soolband . 50 Spaltwiesen . 210 speckiger Rohhumus . 84 Specktorf . 37, 93 Spkagnetum . 147 Sphagnetum-Torf 96, 97 (A), 99, 103 Sphagnetum-Torf als Desinficiens 98 Sphagnetum-Torf, anstehend . 36 (A) Sphagnol . 98 Sphagnum . 13 Sphagnum-Tori . 96, 99 Sphagnum-Yerlanäxiug . . . 182 (A) Spier . 100 Spierklei . 107 Splittlager . 101 Spreewald . 267 Spülung . 165 Ssedds . 236 Stampftorf . 110 Stand-Flachmoor . 157 Standflachmoorwälder . . 238, 265 Standflachmoor- Wiesen . . 201, 210 Standmoor 125, 229, 270 (A), 271 (A) Stand-Zwischenmoore .... 285 Stangentorf . 110 Starrmyr . .203 Staubhumus . 109 staubiger Humus . 70 Staubtorf . 69 Stauden-Flachmoor . 157 Staumoor . 135 Stauwassermoor . 135 Stechtorf . 110 Steinkohlenlager . 112 Stelz -Wurzeln . 251 (A) Steppenläufer .... Steppen-Schwarzerde . . . . 59, 60 Steppen-Trockentorf . . ... 87 Stichtorf ...... ... 110 Sticktorf ...... ... 106 Stinktorf . ... 92 Stock . ... 206 Strandmoor . ... 134 Strandtorf . . . 93, 107 Strand wall . 119, 121 (A) Stratioles aloides- Bestand . . 171 (A) Streichtorf . ... 110 Streifen-Torfe .... ... 92 Streu, Streudeckc . . . . . 2, 111 Streumull . ... 76 Streuried . . . . 210 Streutorf . . . 69, 111 Strictetum . 147, 209 (A) Strohdarg . . . . 102 Strohtorf . ... 103 succedane Verlandung ... 184 Sumpfcypre-ssen-Moore 23 8,243, 244 (A) Sumpfflachmoor . . 157, 244 (A) Sumpfflachmoorwälder . . 238, 243 Sumpfflachmoor- Wiesen 203, 204 (A), 209 (A) Sumpfmoor . 125, 126, 185, 247 (A), 263 (A) Sumpfpflanzen . . . . ... 185 Sumpfstandmoor . . • . . 268 (A) Sumpftorfe . 92, 100, 103 Sumpfwiese . . . . 203 Sumpf- Zwischenmoor . . . 285 Suspensoid . ... 4 süßer Humus . . . . süße Wiesen . . . . ... 214 swamp . ... 133 T. Talmoor . 134, 161 Talwasserscheidenmoor .... 134 Taubhumus . 87 Taxodium distichum . . 244, 246 (A) Taxodium- Ny ssa- Moore .... 250 Teiche . 183 Teichmoor . 135 Seite Seite Telmateten . . . 163 Treibkämpe . 227, 233 telmatisches Moor .... . 163 trembladeras . 227 temperierte Seen .... . . 1G5 trembling bog ..... 227 Terrassen moor . . . 134 tremendal . 227 Terrig . . . 100 Trettorf . 110 Tiefenmoor . . . 134 Trocken-Laubtorf .... 10S Tieflandsmoor . . . 161 Trockentorf 62, 77, 80 (A), 98, 100, Tiefmoor . 134, 161 103, 105, 110 Tier-Bulte . . . 207 Trockentorf, anstehend . . 47 (A) Tiere aus Buchentrockentorf . 79 (A) Trockentorfmoder .... . . 70 Tofs . . . 236 Trockentorfmull .... 76 Torf . 2, 77, 97 (A), 99 (A), 102 (A) Trockentorf-Teppich . . 117 Torf, künstl . . . 7 Tropentorf . 88 Torfauen . . . 30S Tschernasjom . 57 Torf bl au . . 107 Tschernosjom . 57 Torfbruch . . . 133 Tscbernozom . 57 Torf-Detritus . . . 109 Tuf humique . 44 Torf erde . 52, 70, 76 Tundra . 195 Torfhümpel . . . 206 Tundra-Torf . 98 Torfinsel . 231 (A), 233 turf (engl.) . 77 Torfkohle . . 93, 110 Turf . 77 Torfkoks . . . 110 turfa, turfum . 77 Torfleber . turfikol . 148 Torfmergel ...... . . 106 turfipar . 14S Torfmoder . . . 69 turfophil . 148 Torfmoor (als Gestein) . . . . 111 Tu ul . 107 Torfmoor. ...... 112, 133 Typha . 305 Torfmoostorf . . . 96 Torfmull, Verwendung . . . . 9S U. Torfmull . . . . . 111 Übergangsmoor . . . 160, 279, 307 Torfmutter . . . 111 Übergangsmoor-Torf . . . . 104 Torfpechkohle . . . 35 Übergangswald .... 279 Torfpelit . . . 109 Übergangswald-Torf . . . • • 104 Torfsandstein ..... . . 43 überschwemmbare Vegetations- Torf-Saprokolle .... . . 92 Zone . . 166 (A) Torf-Sapropele . . . 92 Überschwemmungsmoor . o • 133 Torfsattel, hervorgepreßter . 89 (A) Uferbank . 165 Torf-Säure . . . 9 U fermoor . 134 Torfschlämmen . . . 94 Ulmate . 17 Torfstich mit Torfstauwand . 89 (A) Ulmifikation . 5 Torfstreu . . . 111 Ulmifikationsprozeß . . 68 Torf- Wasser . . . 31 Ulmifizierung . 6 Torfwiese . . . 203 Ulmin . . 5, 9 tote Bodenschicht .... . . 64 Ulmin-Säure . 9 tote Bulte . . . 208 Ulmin-Stoffe . 5 tote Moore . . . 149 Ulmus-Säure . 9 Register. 325 Seite unreifer Moder .... 76 unreifer Torf .... 93 Untermeer- Torf . . . 11 Untertorf . 104 Unterwassermoor . . . m 158, 162 Ur . 43 Urmoore . 149 Urtica dioeca . . 270 (A), 271 (A) Uurt . 43 V. Vaginetum . 147 Y een . 127 vegetabilischer Humus . • 77 Vegetations-Inseln . . • 233 Vehn ....... 127 Venn . 127 verkohlte Substanz . . . . 23 Verkohlung . 20 , 21 Yerlander ..... 173 Verlandung . 162, 184 Verlandung eines nahrung sschwa- chen Sees . 182 (A) Verlandungsmoor . . 135 Verlandungs- Pflanzen . • • 173 Verlandungs Zonen 168 — 171 (A), 179 (A), 180 (A) Versinkmoor .... . • • 227 Vertorfung . • 21 , 77 Viola epipsila .... • 298 Vitrioltorf . . • • 106 Vivianit-Torf .... 107 W. Waldböden .... W älder . .... 238 Waldmoder .... .... 70 Waldmoore .... .... 243 Waldmull .... .... 76 Waldniederungstorf . .... 104 Waldstreu .... .... 2 Waldsümpfe .... .... 243 Waldtorf . .... S1 Wald-Trockentorf . .... 87 Walk-Erde .... .... 46 Wampen ..... .... 227 Wannenmoor Seite . 134 Warze .... . 206 Wasserbaum • . 250 W7asserkissen • . 228 Wasser-Laubtorf • . 108 Wasserscheidenmoor . 134 Watten 186/87 (A), 189 (A) Webera nutans . . 288 Webera nutans -Tori . 224 Wechselmooor . 136, 282, 307, 309 Weiher . . . . 183 weißer Torf . . . 98 weißes Fenn . 161 weißes Moor . 153 Weißmoos-Torf . 96 Weiß-Torf . . . 96 Weiß wasserflüsse .... 31, 33 Wiese .... . 194 Wiesenerde . .... 52, 67 Wiesenmoore 203,. 212, 216 (A) Wiesen-Ried ..... 203 Wiesensumpf . 203 Wiesentorf . . . 104 Wiesen-Trockentorf . 87 wilde Moore . 149 Wildhumus . . . 87 Windsböcke . . . 66 Windbruch . • .... 257 (A) Windschur eines Baum-Bestandes 19S(A) Wittmoor . . . 153 Wollgras-Torf . . 101 Wurzeltorf . . . 103 Wysse .... . 165 z. Zehlau . 299 Zementations-Zone . 47 Ziegelerde . 43 Zoster a- Felder s. Seegras-Felder. Zostera- Zone . . 186/187 (A), 189 Zwischenmoor . . 125, 135, 160, 279 Zwischenmoor-Kiefernzone . . . 3ü3 Zwischenmoor-Mischwald . . . 301 Zwischenmoormoder . 70 Zwischenmoor-Mull . 76 Zwischenmoor- Nadelwälder . . 300 326 Register. Zwisehenmoor-Torf 98, Zwischen moor- Wälder Zwischenmoor-Waldtorf Zwischen moor -Wiesen Seite 100, 101, 103, 104, 310 . ... 290 ... 104 . . . . 289 Zwischenmoor -Wiesentorf . Zsombekformation Zsombek-Moore . Zsombekos ret . Seite 104 211 209 211 ■ . \ " ■ ' - ;• .-J ' f . H »- *. . . ■£,»> ••• ' v . , ' v ■ " - r J f ' • * ... --V ■ - . ' ' . - . ' ' ' . . . . . . -v- ' f. ■ . - , . ■ - ' - , : kjfA .*■ .• ' > ' ‘ ;/ - . . ■ •••■'. ' ' . . ' ■ ■ - . . . ■ Buchdruckerei A. W. Schade, Berlin N., Schulzendorfer Straße 26.