j ' — -- Natura ' •; ■' i Natural History Museum Library 000328277 ■ ' Vt - . ■ • 1 : . . V * ■ ... ■ . v' ' ■' ' * . m ■ ' , '■ , , - ■ • - • ; / » . V 1 -* ' ' • ■ ' - ■ - '• . . ■ f \ , . ■ " t ... ... ; ■ 'ft 1 ■ sv mm / • • - ’ • ' - v r J .. .. ;v -v . V •; V*. ■ . v • ■ • ' ' - . ... * ' ... ' ■ ; . ■ r v \ t : IW s 25 ml i9ii fr AiihaDdluDgen der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. Neue Folge, Heft 60. Das Diluvium zwischen Halle a. S. und Weißenfels. Von L. Siegert und W. Weisfermel in Berlin. Mit 17 Tafeln und 23ATextfiguren. Herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. BERLIN. Tm Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt . Berlin N. 4, Inyalidenstr. 44. 1911. Preis 20 Mark. 9 Ab ha n d 1 u n g* e n der Königlich Pieufsischen ^ eue Folge. Heft 60. BERLIN. Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin N. 4, Invalidenstr. 44. 11)11. Das Diluvium zwischen Halle a. S. und Weißenfels. Yon L. Siegert und W. Weisfermel in Berlin. Mit 17 Tafeln und 23 Textfiguren. Herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt BERLIN. Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesausta.lt Berlin N. 4, Invalidenstr. 44. 1911. Inhaltsverzeichnis. Einleitung . Allgemeine Gliederung . I. Präglaziale Ablagerungen . Die präglazialen Saaleschotter . 1. Die zweite präglaziale Saaleterrasse . 2. Die dritte präglaziale Saaleterrasse . a) Auf Blatt Weißenfels . b) Auf Blatt Lützen . 3. Die vierte präglaziale Saaleterrasse . a) Auf Blatt Weißenfels . b) Auf Blatt Lützen und Merseburg . 4. Die Altersstellung der präglazialen Terrassen . ■ Ablagerungen der präglazialen Unstrut . II. Ablagerungen der ersten Eiszeit . 1. Der Dehlitzer Bänderton . ‘ . 2. Die Untere Grundmoräne . a) Auf den Blättern Lülzen, Merseburg-Ost und Dieskau (Südhälfte) . b) Bei Weißenfels, Merseburg und östlich von Halle . 3. Der Untere Glazialsand und Kies . UI. Ablagerungen der ersten Interglazialzeit . . A) Flußabsätze . 1. Die Hauptterrasse . a) Auf Blatt Weißen fels . b) Zwischen Schkortleben (Blatt Lützen) und dem allu¬ vialen Elstertale auf Blatt Merseburg-Ost . c) Auf Blatt Merseburg-West . d) A on der Elsteraue bis in die Gegend von Zwintschöna e) Nördlich von Zwintschöna . 2. Die höhere interglaziale Terrasse der Saale . a) Bei Markröhlitz . b) Bei Möritzsch und Babutz . 3. Die interglazialen Unstrutschotter . 4 Die Fossilführung der Schotter . 5. Begründung der Interglazialnatur der Schotter . . . . B. Beckenablag’erungen außerhalb der Flußtäler . 1. Die Dörstewitzer Schichten . 2. Die Fluviatilablagerungen vom Zeuchfeld . 3. Wirbeltierfunde bei Lauchstädt . Seite 1 5 8 8 10 12 12 14 18 19 20 29 30 32 34 41 41 65 70 73 74 79 79 87 116 121 124 127 129 132 135 147 157 162 162 167 175 II Inhaltsverzeichnis. Seite IV. Die Ablagerungen der zweiten Eiszeit . 177 a) Das Glazialdiluvium im Bereiche der alten Täler . 179 A. Die Saaleschwankung . . n . 181 1. Der Kriecliauer Bänderton . 181 2. Die Basalgrundmoräne . 18-1 a) Auf den Blättern Lützen, Merseburg-Ost, Dieskau und Halle-Süd . 184 b) ln der Gegend von Merseburg . 187 3. Der Basalschotter und -sand . 188, a) Auf den Blättern Lützen, Merseburg-Ost, Dieskau und Halle-Süd . 188 b) Nördlich von Zwintschöna . 191 c) Südlich von der Elster-Luppeaue . 191 d) ln der Gegend von Merseburg . . . . ' . . . . 194 B. Die Bruckclorfer Schwankung . 195 4. Die Hauptgrundmoräne (untere Geschiebemergelbank) . . 195 5. Der Bruckdorfer Beckenton . 198 a) Auf den Blättern Halle-Süd (Osthälfte), Dieskau (Süd¬ hälfte), Merseburg-Ost und Lützen . 198 b) In der Nordhälfte von Blatt Dieskau und auf Blatt Landsberg . 206 C. Die Roddener Schwankung . 209 6. Die Hauptgrundmoräne (mittlere Geschiebemergelbank) . 210 D. Ablagerungen der Hauptrückzugsphase . 214 a) Dehlitzer Stadium . 214 Die Dehlitzer Endmoräne . 214 b) Roddener Stadium . 226 7. Der Roddener Sandr . 226 E. Dieskauer Stadium . 232 Die Hauptgrundmoräne (obere Geschiebemergelbank) . . . 233 ß ) Das Hauptglazialdiluvium außerhalb der alten Täler . 235 Der Bruckdorfer Beckenton . 235 a) Auf den Blättern Halle-Süd (Westhälfte), Merseburg- West, Weißenfels . 235 b) Auf Blatt Halle-Süd (Osthälfte) . 244 Allgemeiner Ueberblick über den Bruckdorfer Beckenton . 246 Die Hauptgrundmoräne auf den Blättern Weißenfels, Merse¬ burg-West und der Westhälfte von Halle a. S. . . . 247 a) Geschiebemergel . 247 b) Sande und Kiese . 254 Das Hauptglazialdiluvium der Blätter Landsberg und der nördlichen Hälfte von Blatt Dieskau . 261 A . Ablagerungen der zweiten lnterglazialzeit . 270 A. Beckenablagerungen . 270 1. Der Rabutzer Ton . . . 270 2. Die Schneckenmergel von Kayna und Beuna . 2 85 Inhaltsverzeichnis. III Seite B. Die Flußterrassen . 1. Die Saaleterrasse . a) Auf Blatt Weißenfels . b) Zwischen Weißenfels und Halle . Die Nietleben-Zscherbener Zwischenstufe . 2. Die Elsterterrasse . A I. Ablagerungen der dritten. Eiszeit . a) Bei Rabutz . b) Auf Blatt Landsberg und in der Nordhälfte vou Blatt Dieskau . Allgemeine Lagerungsverhältnisse des Diluviums im Gebiet der alten Täler . VII. Ablagerungen der Postglazialzeit . Fluviatile Ablagerungen . Die Talverlegungen . Der Löß . Die Schwarzerde . VIII. Einwirkung des Eises auf seinen Entergrund . . 1. Stauchung und Faltung . 8l) Im Gebiete der alten Täler . b) Auf den Höhengebieten und im Bereiche der Unstrut¬ terrasse . 2. Gletscherschliffe und Schrammen . IX. Störungserscheinungen im Diluvium . . . . a) Auf den Blättern Lützen. Merseburg- Ost, Dieskau, Halle-Süd . b) Auf den Blättern Merseburg- West und Weißenfels . Zusammenfassung . Tabelle der Gliederung des Diluviums zwischen Halle und Weißenfels 288 289 289 290 293 296 303 303 307 308 311 311 oi o OlD 315 318 326 326 326 327 331 o o o OO O 334 338 345 351 ( Einleitung. Die Gegend zwischen Halle a. S. und Weißenfels ist im wesentlichen eine ausgesprochene Ebene, in welche sich zwei Flüsse, die Saale und Elster, sehr breite Täler eingeschnitten haben. Nur nach Westen bezw. Südwesten, nach der Grenze des Thüringischen Hügellandes hin, steigt das Gelände höher an und wird zugleich etwas bewegter. Das Gleiche gilt von dem nördlichsten Teil, wo aus der Ebene unvermittelt aufsteigende Kuppen des Rotliegenden ein bewegteres Landschaftsbild erzeugen. Der geologische Aufbau dieses Gebietes ist trotz dieser ein¬ förmigen Oberflächenformen äußerst mannigfaltig. Sind doch über Tage zahlreiche Formationen vom Rotliegenden, vielleicht so¬ gar vom Carbon an bis zum Alluvium vertreten. Auch tektonisch ist wenigstens der nördliche Teil dieses Gebietes wiederholt stark beeinflußt worden. Zuerst bildete sich vor Ablagerung des Oberrot¬ liegenden die Hallesche Mulde mit erzgebirgischem Streichen. Sodann entstand die hercynisch streichende Mansfelder Mulde. Sie ist einseitig aufgebaut mit saigerem Nord- und flachem Südflügel, der nach Süden zu in flachen Wellen ausklingt. Die Schichten im Muldentiefsten zeigen sich gegen die der nördlich angrenzen¬ den älteren Halleschen Mulde um etwa 1000 m verschoben. Diese gebirgsbildenden Prozesse waren bei Beginn der Oligocän- zeit nicht nur vollständig abgeschlossen, sondern die dabei ent- standenen Niveauunterschiede auch größtenteils wieder ausge¬ glichen. Die Schichten der unteroligocänen Braunkohlenformation konnten sich auf einer ganz flach welligen Ebene ablagern, wo¬ durch diese noch weiter nivelliert wurde. Die lange Festlandsperiode, die dann vom Ende der Braun¬ kohlenzeit bis zur ersten Eisbedeckung des Gebietes folgte, O O j T^eue Folge. Heft 60, 1 2 Einleitung. scheint das Bild der Oberfläche nur wenig beeinflußt und sich vorwiegend in einer nicht sehr starken flächenhaften Denudation geäußert zu haben. Von tiefgreifenden Veränderungen aus dem Ö O Ö **» Ende dieser Zeit läßt sich heute nur die Ausbildung eines Fluß- Systems nachweisen, von dem verschiedene Terrassen einer ältesten Saale in unserer Gegend zu beobachten sind. Doch war dies alte Saaletal im Verhältnis zu seiner Breite nur von geringer Tiefe und besaß äußerst flach geböschte Ufer, sodaß an dem ebenen Cha¬ rakter der Gegend nichts Wesentliches geändert wurde. Die geo¬ logische Wirkung der Diluvialzeit bestand einmal in weiterer Aus- bildung und Vertiefung der Talsysteme und sodann in einer Auf¬ schüttung von glazialem Material. Beide Prozesse arbeiteten ein¬ ander entgegen, indem letzteres in den interglazialen Talsenken in größerer Mächtigkeit zur Ablagerung gelangte als auf den Höhen und dadurch der ebene Charakter immer wieder hergestellt wurde. Auch seit dem Verschwinden des letzten Eises sind diese ebenen Oberflächenformen im wesentlichen nur durch die Ausfurchung der Haupttäler verändert worden. Bezüglich der Gliederung des sächsisch- thüringischen Rand¬ diluviums standen sich bei Beginn unserer Kartierung zwei verschie¬ dene Ansichten gegenüber. K. v. Fritsch und seine Schüler nahmen an, daß das Randgebiet eine zweimalige Vereisung erlitten habe. Den Beweis dafür sah v. Fritsch einmal in der Tatsache, daß gewisse alte Flußschotter, namentlich der Saale, einerseits von Glazialdiluvium überlagert werden, andererseits selbst nordisches Material führen1), das aus einer zerstörten alten Grundmoräne herstamme. Demgegen¬ über nahmen Credner2) und seine Mitarbeiter an der Königl. Säch¬ sischen Geologischen Landesaufnahme nur eine einmalige Vereisung Sachsens und seiner Nachbargebiete an und glaubten das nordische Material der in Sachsen weit verbreiteten gemischten Flußschotter ]) Zeitschrift der Deutschen geol. Ges. 1901, P. S. 70. Die Naturverhält- nisse insbesondere der geologische Bau der Gegend von Halle, in Festschrift für die 64. Versammlung der Ges. deutscher Naturforscher und Ärzte. Halle 1891. S. 29 — 35. Ein alter Wasserlauf der Unstrut. Zeitschrift für Naturwissenschaften. 1898. S. 17. — Eine letzte Zusammenfassung seiner Auffassung des Diluviums gibt K. v. Fritsch in dem Führer durch das Mineralogische Institut der Univer¬ sität Halle. 1901. 2) Zeitschrift der Deutschen geol. Ges. 1901, S. 71. Einleitung. 3 als gleichzeitig mit dem südlichen fluviatilen Material durch das Eis abgelagert erklären zu können. Sodann glaubte v. Fritsch auch zwei verschiedenaltrige, durch ihre Farbe unterscheidbare Grundmoränen von einander trennen zu können. Der einzige veröffentlichte Beweis für die Auffassung von K. v. Fritsch war das Profil von Zeuchfeld. Andere Profile hat K. v Fritsch in seinen 1901 dem Archiv der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt eingereichten Manuskriptkarten der Blätter Halle-Süd, Weißenfels und Lützen niedergelegt. Einige dieser Profile, und allem Anschein nach die beweisenden, waren leider nicht mehr zugänglich, alle anderen aber hielten einer strengen Kritik nicht stand. Das gleiche gilt von einem von Lüdecke l) beigebrachten Beweis für zwei Eiszeiten auf Grund der Einlagerung eines Bän¬ dertones in die Grundmoräne nordwestlich von Halle. Bei unserer Kartierung ergaben sich eine Fülle neuer Tat¬ sachen, die im Gegensatz zu den beiden eben erwähnten An¬ sichten über die Zahl der Eiszeiten im sächsisch-thüringischen Randgebiet zur Annahme einer dreimaligen Vergletscherung unseres Gebietes Anlaß gaben. Die vorliegende Arbeit ist das Ergebnis der geologischen Auf¬ nahmearbeiten, die von L. Siegert in den Jahren 1901 — 1902 und 1904 — 1905, von W. Weissermel vom Jahre 1901 — 1906 ausgeführt wurden. Das Gebiet war dabei so verteilt, daß L. Sie¬ gert im wesentlichen rechts, W. Weissermel links von der Saale kartierte, und zwar bearbeitete letzterer die Blätter Weißenfels, Merseburg- West, die Westhälfte von Halle-Süd, die Nordhälfte von Dieskau und den größeren Teil von Landsberg. Der nordwest¬ liche Teil des Blattes Landsberg wurde von den Herren Dr. Picard und Dr. Quitzow aufgenommen. L. Siegert kartierte die Blätter Lützen, Merseburg-Ost, Südhälfte von Dieskau und Osthälfte von Halle-Süd, wobei er stellenweise von den Herren Dr. Bartling und Dr. Range unterstützt wurde. Die Aufnahmen wurden zunächst auf alter Topographie mit Fußkurven ausgeführt. Diese waren vielfach nicht nur veraltet ') Sitzungsberichte des naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen, Halle a. S. vom 17. März 1904. 1* 4 Einleitung. sondern gewährten auch nur ein sehr unvollkommenes Bild von der feineren Modellierung der Oberfläche. Am meisten störten jedoch die oft sehr erheblichen Fehler in den Höhenkurven. Erst die Uber- tragung des geologischen Kartenbildes auf die neue topographische Unterlage und die dabei nötig gewordenen Revisionsbegehungen ließen den geologischen Aufbau der Gegend klar erkennen. Im Herbst 1905 war die Kartierung von L. Siegert im wesentlichen abgeschlossen und für sein Gebiet vor allem das vollständige Profil von der Präglazialzeit bis zur zweiten Eiszeit aufgestellt worden. Uber den damaligen Stand der Arbeiten berichteten wir in einem Vor- trage in der Deutschen geologischen Gesellschaft1). W. Weiss- ermel hatte damals die Revisionen auf neuerer Topographie erst zum Teil ausführen können; Blatt Landsberg stand noch in Bear¬ beitung. Der Vortrag enthält demnach noch nicht einige spätere Ergebnisse Weissermel’s , die erst auf neuerer Topographie ge¬ wonnen werden konnten, so die Feststellung der tieferen, von Siegert bereits nachgewiesenen präglazialen Terrasse bei Weißen¬ fels, und den Nachweis einer Siegert s höherer Interglazialterrasse bei Möritzsch entsprechenden Terrasse bei Markröhlitz, sowie die weitere Klärung der Stellung der fossilführenden Dörstewitzer Sande. Im Sommer 1906 wies dann L. Siegert durch zwei Tief¬ bohrungen nach 5 daß der Rabutzer Beckenton einem zweiten jüngeren Interglazial angehört2). Die früher als postglazial auf¬ gefaßten Terrassen wurden dieser Tatsache entsprechend von Sie¬ gert in das zweite Interglazial gestellt. Erst Ende November 1907 war es möglich, die letzte noch offene Frage, ob über dem Ra- butzer Ton nochmals Glazialdiluvium liegt, durch zahlreiche Flach¬ bohrungen und Schürfe in bejahendem Sinne zu beantworten. Somit war durch L. Siegert überhaupt der erste stratigraphische Nachweis geliefert, daß in dem sächsisch - thüringischen Rand- 0 Zeitschr. der Deutschen geolog. Gesellschaft 1906 P. S. 32. 3) Eine schwere Erkrankung hinderte mich, ein Referat über den Vortrag im Dezember 1906 in der Deutschen geologischen Gesellschaft zu geben. Im wesentlichen richtig, bis auf die Parallelisierung am Schluß, ist der Vortrag referiert von E. Mryer, Glückauf 1906, S. 1694. Einleitung. 5 diluvium Ablagerungen von drei verschiedenen Eiszeiten und zwei Interglazialzeiten auftreten und die Möglichkeit gegeben, diese Ab¬ lagerungen mit denen aus dem weiteren Norddeutschland zu pa- rallelisieren. Im Anschluß daran konnte W. Weissermel feststellen, daß Ablagerungen der dritten Eiszeit auf Blatt Landsberg und der Nordhälfte von Blatt Dieskau hauptsächlich durch eine lehmig¬ sandige Decke vertreten werden. Im Jahre 1908 brachten neue Aufschlüsse noch die Kenntnis einiger für Weissermel’s Gebiet neuer Erscheinungen, so von Ablagerungen der zweiten Interglazialzeit in Gestalt der Schnecken¬ mergel von Kayna und Beuna und eines Terrassenrestes der 2. In¬ terglazialzeit an der Salpeterhütte bei Weißenfels. Die vorliegende Arbeit wurde von L. Siegert im März 1908 im wesentlichen abgeschlossen, während W. Weissermel infolge anderweiter dringender Arbeiten sein Manuskript erst im Jahre 1909 fertig stellen konnte. Allgemeine Gliederung. Wie überall im Randgebiete, so baut sich auch in der Gegend des Saaletales das Diluvium aus zwei genetisch verschiedenen Ab¬ lagerungen auf, die man kurz als südliches und nordisches Di¬ luvium bezeichnen kann. Die einen bestehen aus Material, das dem Thüringer Wald und seinem Vorlande entstammt und von hier aus durch Flüsse nach Norden transportiert worden ist. Diese Ablagerungen bezw. ihre Reste treten uns heute in Gestalt von verschieden hoch liegenden Flußterrassen entgegen. Die anderen bauen sich aus Absätzen des Inlandeises und seiner Schmelz¬ wässer auf. Die ältesten Diluvialablagerungen unserer Gegend sind fast ausschließlich Flußschotter der Saale, die noch frei sind von nordi¬ schem Material, zu denen an einem Punkte (Zeuchfeld) noch solche der Unstrut treten. Diese Saaleschotter gliedern sich in drei durch O ihre Höhenlage verschiedene Terrassen. Wrenn sie im Folgenden 6 Einleitung. als »präglazial«: bezeichnet werden, so soll damit nur gesagt werden, daß sie älter sind als die erste Vereisung des Gebietes. Von diesen präglazialen Terrassen unterscheidet sich scharf eine tiefere Terrasse, die neben vorherrschendem südlichen Material auch mehr oder weniger reichlich nordisches führt. Dieselbe wird, wie in zahlreichen Aufschlüssen zu beobachten ist und an zahl¬ losen Punkten durch die Kartierung sich ergibt, überlagert von Glazialdiluvium, das sich von hier aus auf die umliegenden Höhen¬ gebiete verbreitet und sich als Hauptgrundmoräne unserer Gegend erweist. Außerdem aber wurde an verschiedenen, wenn auch räumlich beschränkten Stellen, eine Unterlagerung dieser Schotter durch Glazialdiluvium beobachtet, das von diesen Stellen aus auch nach anderen Gegenden hin verfolgt werden konnte. Die Schotter mit nordischem Material erscheinen daher stratigraphisch zwischen zwei Grundmoränen eingeschaltet. Die Frage, ob sie einer Interglazialzeit oder nur einem vorübergehenden Zurückweichen des Eises entsprechen, mußte aus Gründen, die später näher zu er¬ örtern sind, in ersterem Sinne entschieden werden. Außer dieser Hauptterrasse ließ sich an zwei räumlich, erheb¬ lich auseinander liegenden Stellen noch eine höhere Terrasse gleicher stratigraphischer Stellung nachweisen, die sonst anscheinend zerstört ist. Während das zweite Glazialdiluvium auf den Höhen neben dem interglazialen Tale im wesentlichen einheitlich erscheint, nur eine facielle Gliederung in Geschiebemergel und Sand zuläßt, besteht es im Gebiete dieses Tales aus einer regelmäßigen, ziem¬ lich reich gegliederten Schichtenfolge von Geschiebemergelbänken, Sanden und Bändertonen, die auf mehrmalige Oszillationen des Eises hinweisen. Während die bisher genannten Ablagerungen sich über das ganze Gebiet verbreiten, finden sich solche einer zweiten Inter¬ glazialzeit nur in sehr beschränkter Ausdehnung. Die wichtigste ist der durch seine Fossilführung bekannte Beckenton von Rabutz. Dem gleichen Zeitraum dürfte eine tiefere Terrasse der Saale und der Elster angehören. Über dem Rabutzer Ton liegen noch wenige Meter eines dritten Glazialdiluviums, das einer jüngsten, Einleitung. 7 dritten Eiszeit angehört. In postglazialer Zeit wurde endlich die jüngste Saale- und Elsterterrasse, die nur wenige Meter über der alluvialen Aue liegt, aufgeschüttet. Im Süden und Westen breitet sich diskordant über alle älteren Ablagerungen bis zur postglazialen Terrasse der Löß aus; ob er auch auf dieser primär vorkommt, ist in unserem Gebiet nicht ganz sicher zu entscheiden. Das Diluvium und Alluvium zwischen Halle a. S. und Weißen¬ fels gliedert sich demnach folgendermaßen: Ö o I. Präglaziale Ablagerungen, II. Ablagerungen der 1. Eiszeit, III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit, IV. Ablagerungen der 2. Eiszeit, V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit, VI. Ablagerungen der 3. Eiszeit, VII. Ablagerungen der Postglazialzeit, VIII. Alluvium. ! 1. Präglaziale Ablagerungen. Die präglazialen Saaleschotter. Aus dem Saaletale sind durch die Arbeiten von Zimmermann, Wagner, Henkel u. a.1) schon seit längerer Zeit präglaziale Saaleterrassen bekannt (obere und mittlere Terrasse von Henkel u. Wagner). Neuerdings hat Zimmermann2) bei Saalfeld noch eine höchste Terrasse nachgewiesen, die Naumann3) auch bei Jena gefunden hat. ln unserem Gebiete treten an Stelle von Wagner s mittlerer Terrasse zwei Terrassen, so daß also bis jetzt im Saale¬ tale vier präglaziale Terrassen nachgewiesen sind, die hier und auf den geologischen Karten von den älteren zu den jüngeren fortschreitend mit den Nummern 1 — 4 bezeichnet werden. Wäh¬ rend die erste präglaziale Terrasse bis jetzt nur bis in die Gegend von Jena bekannt geworden ist, zieht sich die zweite bis an unser Gebiet heran, dessen Südgrenze sie gerade noch streift. Die präglazialen Saaleschotter kennzeichnen sich als Ablage¬ rungen dieses Flusses durch ihre Zusammensetzung aus Gerollen derjenigen Gesteine, die in seinem Flußgebiete anstehen, ferner J) Zimmermann, Bericht über eine Begehung der neugebauten Eisenbahn¬ strecke Corbetha- Deuben usw. Jahrb. d. Kgl. Preuß. geol. Landesanstalt für 1898 S. 165. Wüst, Untersuchungen über das Pliocän und älteste Pleistocän Thüringens. Abh, der naturforschenden Ges. zu Halle, Bd. 23, 1900. Henkel, Beiträge zur Geologie des nordöstlichen Thüringens. Beilage zum Jahresbericht der Landesschule Pforta 1903. Wagner, Das ältere Diluvium im mittleren Saaletale. Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt für 1904 S. 95. Weitere ältere Literatur siehe bei Wagner und Wüst. 2) Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt für 1909, Teil II, S. 17. 3) Naumann und Ptcard, Weitere Mitteilungen über das diluviale Flußnetz in Thüringen. Jahrb. für 1908, Teil I, S. 578. I. Präglaziale Ablagerungen. 9 dadurch, daß sie sich in ihrem Verlauf im großen Ganzen dem heutigen Tallaufe anschließen und so zusammen mit den inter- glazialen, nordisches Material führenden Schottern ein System von Terrassen bilden, das die Herausbildung des heutigen Flußlaufes deutlich erkennen läßt. Bei der Beurteilung des Gesteinsbestandes ist zu berücksichtigen, daß die Ausdehnung des Flußgebietes Schwankungen durchgemacht haben kann und durch Flußverlegung der Nebenflüsse auch tatsächlich durchgemacht hat. Die Häufigkeit der einzelnen Gesteine wird nicht sowohl durch den räumlichen Anteil, den sie an dem Aufbau des Flu߬ gebietes nehmen, als durch ihre Widerstaudsfähigkeit bedingt. Der bei weitem vorherrschende Bestandteil ist Quarz. Er dürfte vorwiegend aus zerstörten Quarzgängen des Thüringer Paläozoi- cums herstammen; doch wird wohl ein ansehnlicher Teil schon in tertiärer Zeit zu Gerollen verarbeitet worden sein und daher hier an tertiärer Lagerstätte liegen. Ein gegenüber dem Quarz an Menge sehr zurücktretender, aber trotzdem sehr in die Augen fallender Bestandteil ist schwarzer oder dunkelblauer Kieselschiefer, häufig von kleinen Quarzadern durchsetzt. Dazu kommen in erheblich wechselnder Menge die Sediment- und Eruptivgesteine des Thü¬ ringer Paläozoicums , erstere vertreten durch meist grünliche und graue Schiefer- und Grauwackengesteine sowie auch Quarzite, letztere durch Porphyre, Porphyrite, Diabase, Melaphyre usw. Vervollständigt wird der Gesteinsbestand durch Gerolle von Bunt¬ sandstein und Muschelkalk, die wohl den der Menge nach am meisten schwankenden Bestandteil darstellen. Nicht selten sind endlich Knollensteine des Tertiärs; ihre Häufigkeit mag noch größer sein, als sie ohne genauere Untersuchung erscheint, denn in kleinen Gerollen sind sie von paläozoischen Quarziten oft schwer zu unter¬ scheiden. Zuweilen zeichnen sich die Schotter unangenehm durch einen großen Gehalt an Eisenoxydhydrat aus, der sich, bald in fei¬ neren Zwischenlagen, bald in der ganzen Schottermasse als ein intensiv gelber oder brauner Überzug der Gerolle bemerkbar macht und eine Beurteilung des Gesteinsbestandes erheblich erschwert (Markwerben, Göhren). 10 I. Präglaziale Ablagerungen. Die Korngröße des Schotters schwankt von Sand- bis über Faust¬ große; stellenweise, z. B. bei Goseck, kommen bis kinderkopfgroße Gerolle vor. Das kiesige Material überwiegt das sandige bei weitem. Letzteres tritt teils als untergeordnete Füllmasse zwischen den Kiesgeröllen, häufiger aber in gesonderten Schichten auf; doch bilden solche sandigen Einlagerungen nur einen geringen Bestand¬ teil der ganzen Schottermasse. Tonige oder feinsandige Einlage¬ rungen treten kaum auf. Alle Gerolle sind stark gerollt und wohlgerundet. Eine Aus¬ nahme bilden nur gelegentlich Muschelkalk- und Buntsandstein- stücke, die keinen weiten Transport durchgemacht haben. Beson¬ ders durch die Häufigkeit der Thüringer Schiefergesteine, die infolge der Abrollung eine plattige, brotlaib- und auch griffelförmige Ge¬ stalt erhalten haben, tritt die Schichtung der ganzen Masse stets sehr deutlich hervor. Zusammensetzung und Struktur geben dem Saaleschotter einen äußerst charakteristischen Habitus, der gekennzeichnet wird durch bunte Färbung, wobei die Quarze, Sandsteine und Muschelkalke die hellen, die Thüringer Schiefer und Eruptivge¬ steine die dunklen Farbentöne vertreten, und stets sehr ausgeprägte Schichtung, so daß man schon nach kurzer Übung die Saale¬ schotter ohne genauere Prüfung ihres Gesteinsbestandes von anderen Schottern unseres Gebietes unterscheiden lernt. Eine ins Einzelne gehende Feststellung der petrographischen Zusammensetzung ist dabei für die Verfolgung der Terrasse nicht notwendig. Wichtig ist nur der Nachweis der charakteristischen Gerolle der Nebenflüsse Ilm und Unstrut, weil sich mit ihrer Hilfe die Lage der Mündung in den verschiedenen Zeitabschnitten feststellen läßt. 1. Die zweite präglaziale Saaleterrasse (p jüngeren Schichten, die Grubenaufschlüsse stehen in dem bereits etwas mächtigeren, mehr nach der Mitte des Tales zu liegenden Partieen. Doch ergab die Spezialkartierung genügenden Anhalt für einen ziemlich genauen Entwurf der alten Uferlinien. Bei der Betrachtung der einzelnen Aufschlüsse folgen wir zunächst dem rechten Ufer. Die kleinen Partieen südwestlich von Kriechau sind kaum auf¬ geschlossen und fast nur als starke Schotterstreuungen zu verfolgen. Nach W. hin werden sie sehr bald von Grundmoräne und Löß bedeckt und der weiteren Beobachtung entzogen. Rechts von der heutigen Saale treffen wir die jüngeren prägla¬ zialen Schotter zum ersten Male auf dem SchernhügeL von wo aus sie sich in breiter, gut entwickelter Terrassenfläche über die Wüste 22 I. Präglaziale Ablagerungen. Mark Treben bis nach Lösau hinziehen. Das rechte Ufer, welches sich südlich von der Weißenfelser Chaussee befindet, wird hier von jenem sanft geböschten, bei ca. 6 m Höhe etwa 300 m "breiten Hang von Mittlerem Buntsandstein gebildet, dessen Oberfläche die Basis der oberen präglazialen Terrasse ist. Absolut genau läßt sich die Uferlinie jedoch auch hier nur an wenigen Punkten fest¬ legen, an anderen Stellen bedingt die Bedeckung mit Schwarz¬ erde und Abschlämmassen, die auf der Karte nicht ausgeschieden wurden, kleine Unsicherheiten in ihrer kartographischen Dar¬ stellung. Dieser am Ufer liegende verdeckte Streifen von kaum 1,5 km Breite zeigt eine sanfte Neigung nach der Flußmitte zu. Der sich anschließende, zur Wüste Mark Treben gehörige Abschnitt ist dagegen völlig eben und absolut horizontal. Sowohl in den Stein¬ brüchen am Steilufer der Saale wie in den tiefen Schluchten, die sich zwischen Lösau und dem Saaletale nach Dehlitz herunterziehen, sind die Schotter allenthalben gut aufgeschlossen, wenn auch nicht überall leicht zugänglich. Die Mächtigkeit der Schotter ist in diesen Aufschlüssen sehr verschieden. Sie beträgt durchschnittlich 2 — 3 m, womit natürlich nicht die ursprüngliche Mächtigkeit dieser Terrasse gegeben ist. Im weiteren Verlauf der Terrasse nach O. läßt sich zwar die i Uferlinie selbst nur selten wieder fassen ; dagegen sind dem Ufer dicht benachbarte Terrassenschotter durch das Rippachtal und seine zahlreichen, oft schluchtenartigen Nebentälchen überall gut aufgeschlossen. Kiesgruben und reiche Schotterstreuungen gestatten den Ausbiß der Terrasse an den Ufern des Rippachtales als fast ununterbrochenes Band bis in die Nähe des Dorfes Rippach zu verfolgen. Überall läßt* sich die Auflagerung der Schotter auf den Unteren und Mittleren Buntsandstein nach weisen. Die zu weißen Tonen zersetzten Schichten bilden in allen Kiesgruben die Sohle, sind aber auch vielfach noch an den Talhängen zu erbohren, wenn sie auch hier meist von uumelao-erten Lößmassen verhüllt O o werden. Die beiden größten der hierher gehörigen Kiesgruben zwischen Lösau und der Feldmühle sind zwar jetzt zum größten Teil verfallen, zeigten aber bei Beginn meiner Kartierung noch I. Präglaziale Ablagerungen. 23 leidliche Aufschlüsse. Die östliche dieser beiden Gruben, an der Eisenbahn gelegen, ist bereits früher von E. Zimmermann1) be¬ schrieben worden. Auf den horizontal abgeschnittenen Schichten des ziemlich steil nach SW. einfallenden Mittleren Buntsandsteins liegen hier unter den Saaleschottern große Knollensteinblöcke, wohl die letzten Residuen einer ehemaligen Tertiärdecke, die allein den erodierenden Fluten Widerstand zu leisten vermochten. Zimmer - mann erwähnt ferner auch noch Blöcke von nordischem Granit. Ganz richtig hebt Zimmermann den Mangel an nordischem Material hervor. Dagegen hat er die präglaziale Natur des Schotters in der dicht benachbarten, zwischen Bahnhof und Ort Poserna an der Südseite des Zörbicketales gelegenen Grube nicht erkannt. Er behauptet vielmehr in ihnen, wenn auch sehr spärlich, Feuer¬ steine gefunden zu haben, welche das Alter dieser Schotter im Verein mit der Überlagerung durch Grundmoräne als glazial oder interglazial bestimmten. Die hier erwähnte Grube ist heute ver¬ schüttet. Doch sind die an dieser Talseite ausstreichenden prä¬ glazialen Saaleschotter wenige hundert Meter östlich davon, am Wege vom Bahnhofe nach dem Ort Poserna, aufgeschlossen. Aber selbst wenn dieser Aufschluß fehlte, so könnte man doch mit po¬ sitiver Sicherheit behaupten, daß die Beobachtung Zimmermann’s unzutreffend sei. Diese Grube liegt mitten in der von mir aus Dutzenden von Einzelbeobachtungen, also mit ziemlicher Genauig¬ keit rekonstruierten alten präglazialen Terrasse, in welche sie sich nach ihrer Höhenlage zwanglos einordnet. In den zahlreichen Aufschlüssen innerhalb dieses breiten präglazialen Schotterstreifens ist auch nicht ein einziges Mal ein Flußschotter mit nordischem Material entblößt worden. Die interglazialen Schotter schließen sich vielmehr ebenso zwanglos wie die präglazialen zu einer einheitlichen, in sich geschlossenen Terrasse zusammen, die in dem in Frage stehenden Gebiet völlig außerhalb der prä¬ glazialen Terrasse und in einem tieferen Niveau liegt, so daß an dem präglazialen Alter der von Zimmermann erwähnten Schotter nicht der geringte Zweifel bestehen kann. Die von l) Jabrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt für 1898, S. 165. 24 I. Präglaziale Ablagerungen. Zimmermann beobachteten spärlichen Feuersteine waren entweder aus der überlagernden Grundmoräne verrollt, oder es lagen ähnliche Verhältnisse vor, wie sie weiter unten aus der Kiesgrube vorrStöß- witz geschildert werden sollen. Damit werden natürlich alle Ar¬ gumentationen Zimmermann’s hinfällig, vor allem auch seine Zweifel an der Richtigkeit der Beobachtungen der präglazialen Saaleschotter durch Sauer und Hazard bei Alt-Ranstädt, Dölzig und Schkeu¬ ditz, die ich außerdem durch eigene Beobachtungen bestätigen kann. Dieses Beispiel zeigt, welche Unsicherheit allen Schlußfolge¬ rungen anhaftet, die sich ausschließlich auf Beobachtungen über die petrographische Zusammensetzung wahllos aus ihrem natür¬ lichen Zusammenhang herausgerissener Einzelaufschlüsse aufbauen. Diese Unsicherheit haftet auch vielen anderen Arbeiten über die alten thüringischen und sächsischen Flußläufe an, welche sich nicht mit der systematischen Verfolgung der einzelnen Terrassen beschäftigen. Bei einer solchen, vor allem aber bei der Kartierung der Schotterzüge, korrigieren und stützen sich die Einzelbeobach¬ tungen gegenseitig, so daß Fehler, wie die oben geschilderten, un¬ möglich werden. O Der weitere Verlauf des rechten Ufers bis in die Gegend von Gostau ist von jüngerem Glazialdiluvium verhüllt und nur an verschiedenen Schotterstreuungen, die einige hundert Meter abseits vom eigentlichen Ufer liegen, zu erkennen. Innerhalb dieses ca. 3 km langen Stückes wird das Buntsandsteinufer von einem aus Tertiär aufgebauten abgelöst. Dieses besteht aus weißen Sanden und Tonen der Hangenden Stufe der Braunkohlenformation, die sich in dem S-N verlaufenden Abschnitt des Rippachtales, wie in dem Tälchen des Grunebaches, überall an den östlichen Steilufern nachweisen lassen. Zwischen Gostau und dem östlichen Rande von Blatt Lützen muß das rechte Ufer, wie bereits erwähnt, in NO-Richtung um¬ gebogen sein, doch ist dieses Stück vollständig von Glazialdiluvium verhüllt. Ebenso wie das linke Ufer bietet auch die rechte Seite des Rippachtales ein fast ununterbrochenes Längsprofil in dem W-0 gerichteten Teil der präglazialen Terrasse von Dehlitz bis I. Präglaziale Ablagerungen. 25 nach Gostau. Die ersten Aufschlüsse liegen hier an dem tiefen Einschnitt am Bahnhof Dehlitz sowie an der Überführung der cD Öglitzscher Chaussee über die Bahn. An dem ganzen durch viele Schluchten und Tälchen zerschlitzten Hang ist bis an das Dorf Rippach überall ein schmaler Schotter¬ streifen, wenn auch oft nur durch den Bohrer unter Löß- und Lehm¬ bedeckung nachweisbar. Doch ist nur ein größerer Aufschluß vor¬ handen in einer Kiesgrube rechts von der von Dehlitz nach Groß- Göhren führenden Straße. Am Anfänge des alten Hohlweges, der von Rippach aus nach dieser Straße führt, wie an der Eisen¬ bahnbrücke über das Rippachtal, sind gleichfalls kleine Aufschlüsse vorhanden, die jedoch keinerlei Besonderheiten aufweisen. Glazialkies Präglazialer Saalekies Mehr Beachtung verdient die Grube östlich von Stößwitz. Wie das beistehende Profil (Fig. 1) zeigt, treten in dieser Grube zu unterst wohlgeschichtete Saaleschotter auf, deren obere Partieen sehr un¬ regelmäßig erodiert, und in welchen an verschiedenen Stellen tiefe Löcher ausgekolkt sind. In diesen unregelmäßigen Rinnen und Löchern ist später nordisches Material abgesetzt worden, das hier ausnahmsweise sehr wohl geschichtet ist und außerdem in der Größe der Gerolle zufällig mit dem Saalematerial so genau übereinstimmt, daß man für den ersten Augenblick die Grenze der beiden Schotter leicht übersehen kann und bei der Untersuchung der Terrasse bald in präglazialen Saaleschotter, bald in nordische Schotter gerät, also den Eindruck eines Saaleschotters mit nordischem Material erhält. Hat man jedoch die Lagerungsverhältnisse erkannt, so läßt sich überall die vielfach haarscharfe Grenzlinie zwischen beiden Figur 1. Profil in der Kiesgrube bei Stößwitz. 26 I. Präglaziale Ablagerungen. Schottern nachweisen, auf deren einer Seite man stundenlang ver¬ geblich nach nordischem Material suchen kann, während man auf der anderen, kaum 1 dem von der ersten Stelle entfernt, mit einem Blick mehrere Feuersteine findet. Möglicherweise verdankt die vorhin kritisierte Angabe Zimmermanns ähnlichen Verhältnissen ihre Entstehung. Längs der Straße von Stößwitz nach Gostau trifft man noch auf mehrere Gruben, die alle die Überlagerung des oft nur in den tiefsten Schichten eben noch aufgeschlossenen präglazialen Saale¬ schotters durch nordische Schotter zeigen und daher bei flüchtiger Begehung leicht zu Irrtümern Veranlassung geben können. Das ehemalige linke Ufer der jüngeren präglazialen Saale ist in meinem Gebiete zum ersten Male in der Gegend des Ried¬ brunnens, etwa 1 km südöstlich von Klein-Corbetha, zu fassen. Auf dem heutigen linken Saaleufer ist es nicht mehr zu sehen. Teilweise mögen hier die präglazialen Schotter von Löß verhüllt sein, zum größten Teil aber sind sie von der jüngeren, inter¬ glazialen Saale erodiert worden. Die Basis der präglazialen Schotter bildet auf der ganzen Strecke von der Ebene der Wüste Mark Treben an bis zum Ried¬ brunnen Buntsandstein und zwar am rechten Ufer Mittlerer, von der Mitte des alten Flusses an bis zum linken Ufer aber LTnterer. Ursprünglich lagen auf diesem wohl noch tertiäre Schotter, die aber von der präglazialen Saale bis auf wenige Reste vollständig erodiert wurden, da sie sich bis in den darunter liegenden Bunt¬ sandstein einschnitt. Die nächsten Aufschlüsse vom linken Ufer hat man erst wieder bei Teuditz und Tollwitz, doch ergeben sich verschiedene Anhaltspunkte für die Konstruktion des dazwischenliegenden ca. 5 km langen Ufers. Dieses kann nicht geradlinig zwischen beiden Punkten verlaufen, sondern muß einen ausgesprochenen Bogen nach SO. machen, denn die präglaziale Saale muß den nördlich vom Riedbrunnen liegenden Buntsandsteinhügel und das Tertiär bei Öbles umflossen haben. Das linke Ufer bei Teuditz mag ungefähr in der Gegend der Teuditzer Windmühle zu suchen sein. Kaum 100 m nordöstlich I. Präglaziale Ablagerungen. 27 von hier, an einem der letzten Häuser des Dorfes nahe am Gutspark, ist ein kleiner Aufschluß, welcher die präglazialen Schotter noch in der Mächtigkeit von 1 m über Braunkohlentertiär zeigt, also in einer Mächtigkeit, weiche die unmittelbare Nähe des Ufers voraussetzt. Auch hier wird ehedem Tertiär das Ufer gebildet haben, doch tritt heute dieses Ufer topographisch nicht mehr hervor infolge der Erosion der jüngeren interglazialen Saale, deren Schotter sich hier auf die präglazialen unter Einschaltung eines Restes von Unterer Grundmoräne legen. Ein ganz ähnliches Profil wie bei Tollwitz und Teuditz ergab o rs die Kartierung in der Gegend von Rampitz. Auch hier ist das ursprüngliche linke Ufer unserer tiefsten präglazialen Saale nicht mehr festzustellen; denn es ist mit einem mehr oder minder breiten Streifen der präglazialen Terrasse selbst beim erneuten Einschneiden des Saaletales während der ersten Interglazialzeit zerstört worden, so daß heute hier die interglazialen Saaleschotter sich an die prä¬ glazialen anlegen und teilweise über sie hinausgreifen, stellenweise von ihnen durch die Grundmoräne der ersten Eiszeit getrennt. Ganz die gleichen Verhältnisse treffen wir westlich von Zöschen wieder, und endlich war dasselbe Profil sehr schön und deutlich, unterstützt durch verschiedene Aufschlüsse, kartographisch in der Gegend von Raßnitz und Weßmar festzulegen. Der Umstand, daß an so vielen Stellen sich bei der Kartierung zwanglos das gleiche Profil ergab, darf wohl unserer Auffassung einige Sicherheit ver¬ leihen. Noch in der Gegend von Weißenfels floß die präglaziale Saale in einem verhältnismäßig tief eingeschnittenen , wohl aus¬ geprägten Tale von nur wenigen hundert Metern Breite. Auf Blatt Lützen verbreitert sich dieses sehr schnell, sodaß bereits in dem West-Ost-gerichteten Abschnitt eine Breite von 3 bis 4 km festzustellen ist, die mit der erwähnten Umbiegung nach NO. hin immer mehr zunimmt. Soweit die Querprofile an den Ufern des Elster -Luppetales eine Schätzung zulassen, besaß das präglaziale Tal hier eine Breite von über 8 km. Wir haben also hier ganz dieselbe Erscheinung vor uns, welche auch die interglaziale und alluviale Saale in 28 I. Präglaziale Ablagerungen. unserem Gebiete aufweist, eine plötzliche Verbreiterung des Bettes beim Eintritt in unsere ebene Gegend. Die Ursachen hierfür sind wohl stets die gleichen. Sie dürften darin zu suchen sein, daß alle diese Flüsse in der Gegend von Halle sich durch äußerst enge Pässe hindurchzwängen mußten, was bei den jüngeren Flüssen noch etwas ausführlicher besprochen werden soll. Beim Eintritt der präglazialen Saale in mein Gebiet liegt die Unterkante ihrer Sphotter bei etwa 120 m Meereshöhe, die Ober¬ kante, die nicht ganz scharf festzustellen ist, bei etwa 125 m. In dem nächsten großen Aufschlußgebiete zwischen Zöllschen und Schladebach liegen die Schotter schon bedeutend niedriger. Wie ganz natürlich, ist wiederum die genaue Höhe der Oberkante schwer festzulegen, weil diese meist von jüngerem Glazialdiluvium verhüllt ist. Dagegen ist hier wiederum die Meereshöhe der Unter¬ kante, die Auflagerungsfläche der Schotter auf dem Tertiär, ziem¬ lich genau zu bestimmen. Zwischen Ellerbach und Zöllschen liegt sie bei etwa 107 m, bei Tollwitz-Teuditz bei 103 — 104 m. Das Gefälle ist jedoch hieraus nicht ganz genau zu berechnen, weil man die Größe des Bogens nicht kennt, welchen der Fluß beschrieben hat. Verteilt man diese Differenz der Höhenlage auf einen etwa 7 km langen Lauf, so berechnet sich ein Gefälle von stwa 1 : 500. Den nächsten Punkt für eine Höhenbestimmung bietet die Kiesgrube südlich von der Schladebacher Windmühle, in welcher der' präglaziale Schotter in einer Meereshöhe von 98 m auf weißem Tertiärsande aufliegt. Auf eine Entfernung von 3 bis 3,5 km hat sich also die Unterkante um 5 m gesenkt, was einem Gefälle von 1 : 600 — 700 entspricht. Die nächste Strecke von Schladebach bis zum heutigen Elsterufer besitzt ein Gefälle von 1 : 650. Von 98 m Meereshöhe bei Schladebach sinkt hier die Untergrenze bis auf etwa 91 — 92 m auf eine Entfernung von ca. 41/2 km. Dieses Gefälle gilt für das linke Ufer. In der Mitte des alten Flußlaufes liegen die Schotter wohl infolge tektonischer Störungen etwas höher, wie in einem besonderen Abschnitt näher erörtert werden wird. Der in alluvialer Zeit durch die Elster und Luppe erodierte nächste Abschnitt scheint ein etwas sanfteres Ge¬ fälle besessen zu haben, nämlich 1 : 800, vielleicht gar noch etwas I. Präglaziale Ablagerungen. 29 weniger. Von hier bis zu den Bohrungen bei Rabutz, wo die prä¬ glazialen Schotter in 95 m Meereshöhe erteuft wurden, beträgt das Gefälle höchstens 1 : 2000. Die Mächtigkeit der Schotter ist natürlich ziemlich verschieden, je nachdem die Aufschlüsse mehr nach der Mitte oder nach dem Ufer des Flusses zu liegen. Doch scheint 5 — 6 m eine Maximal¬ mächtigkeit zu sein, die nur selten erreicht wird. Einer auffälligen Eigenschaft dieser Schotter sei am Schlüsse noch gedacht, nämlich des völligen Mangels eines Terrassenlehms. Zur Bestimmung des genauen Alters dieses Schotters fehlen zur Zeit noch genügende Anhaltspunkte. Wir wissen, daß sie jünger als unser Braunkohlentertiär, und wegen des absoluten Mangels an nordischen Gerollen älter als unser Glazialdiluvium sind. Doch darf man aus dem Umstande, daß das vordringende Inland¬ eis allen Beobachtungen nach die ziemlich leicht zerstörbaren Flußablagerungen der jüngsten Terrasse noch völlig intakt antraf, den Schluß ziehen, daß die Aufschüttung dieser präglazialen Saale¬ schotter direkt vor der Invasion des Eises in mein Gebiet erfolgte. 4. Die Altersstellimg der präglazialen Terrassen. Wenn die Flußschotter ohne nordisches Material als prägla¬ zial bezeichnet werden, so soll damit nur gesagt werden, daß sie älter sind als die erste Vereisung unseres Gebietes. Ob der älte- sten der hier nachgewiesenen Vereisung etwa noch eine ältere voranging, deren Ablagerungen nicht bis in unsere Gegend gelangt waren, läßt sich nicht feststellen. Es läßt sich also nicht sagen, wie viele dieser Terrassen noch in das Diluvium, wie viele etwa schon in das Tertiär gehören. Die einzige präglaziale Terrasse, deren Alter oder wenigstens deren Abschluß sich mit Sicherheit feststellen läßt, ist die jüngste. Wie am Schluß des vorigen Abschnittes dargelegt wurde, dauerte die Aufschüttung derselben bis zum ersten Hereinbrechen des Eises in unsere Gegend. Nach Analogie der interglazialen Hauptterrasse, mit der die pcte-Terrasse in der Mächtigkeit ungefähr übereinstimmt, darf wohl geschlossen werden, daß ihre Bildung in warmer, prä¬ glazialer Zeit begann. Jedenfalls ist diese Terrasse noch mit Sicher- 30 I. Präglaziale Ablagerungen. heit ins Diluvium zu stellen. Der Altersunterschied zwischen der dritten und der vierten Terrasse dürfte nicht groß sein, da sie flu߬ aufwärts sich zu einer einzigen vereinigen. Die Erosions- ülid Ak¬ kumulationsarbeit der Saale, welche die vier präglazialen Terrassen zusammen mit der zwischen ihrer Aufschüttung liegenden Aus¬ furchungen darstellen, ist etwa ebenso groß wie diejenige, die der Fluß seitdem, also während dreier Vereisungen nebst Interglazial¬ zeiten und der Postglazialzeit, geleistet hat. Wenn nun auch, die mechanische Arbeit des Flusses kein unbedingt zuverlässiges Zeit- maß darstellt, da sie wesentlich von den Gefällsverhältnissen ab¬ hängt, die durch Abtragung des Thüringer Berglandes einerseits, Hebung desselben andererseits verändert werden kann, und auch durch Niederschlagsverhältnisse beeinflußt wird, so dürfen wir doch wohl annehmen, daß die Bildung von vier präglazialen Ter¬ rassen einen erheblichen Zeitraum umfaßt, und daß ein Teil von ihnen bereits in tertiäre Zeit fällt. Das Vorhandensein pliocäner Flußschotter in Thüringen ist ja schon vor längerer Zeit durch K. v. Fritsch1) nachgewiesen. Da nun aber die von Naumann und Picard in der zweiten Terrasse nachgewiesene Fauna ganz vorwiegend aus heute noch lebenden Arten besteht, kann die Ab¬ lagerungszeit der präglazialen Terrassen schwerlich weit in die Tertiärperiode zurückreichen. Ablagerungen der präglazialen Unstrut (pi>). Von W. Weissermel. v. Fritsch2) erkannte, daß in altdiluvialer Zeit die Unstrut nicht bei Freiburg, sondern bei Merseburg in die Saale mündete. Er schloß das aus dem Vorhandensein eines noch heute wohl- erhalteuen Talzuges von Freiburg über Schleberoda-Gröst in der Richtung nach Merseburg, sowie aus dem Auftreten eines von nordischem Material freien Unstrutschotters im Borntale bei Zeuch- ’) Das Pliocän im Talgebiet der zahmen Gera. Jahrb. der Königl. Preuß. geol. Landesanst. für 1884, S. 389. 2) 1. c. Zeitschr. f. Naturw. 1898, S. 17; 1. c. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1901. P. S. 72. I. Präglaziale Ablagerungen. 31 feld. Bei der genauen Feststellung der höheren Teile des Zeuch- felder Profils (siehe S. 16) wurde naturgemäß auch der Präglazial¬ kies eingehend untersucht, doch ist der Schilderung v. Fritsch s nichts Wesentliches hinzuzufügen. Der Kies, in einer Mächtigkeit von 2,4 m aufgeschlossen, bestand aus Gerollen von Haselnuß- bis (ausnahmsweise) Kinderkopfgröße: die Korngröße nahm im Allge¬ meinen von unten nach oben ab. Den Hauptbestandteil der Ge¬ rolle bildete Quarz, dann folgten der Häufigkeit nach Kiesel¬ schiefer, Muschelkalk, Porphyr und paläozoische Schiefergesteine. Melanopsis acicularis fand sich in großer Zahl, daneben als Selten¬ heiten andere Conchylien. Naumann und Picard haben für das Unstrutgebiet oberhalb von Freiburg das Vorhandensein zweier Präglazialterrassen nach¬ gewiesen und beziehen nach der Höhenlage das Vorkommen im Borntal auf die höhere Terrasse. Die Unterkante des Schotters liegt ungefähr in 160 m Meereshöhe. Seine Mächtigkeit von 2,40 m ist wohl als ursprünglich anzusehen, da die Sande im Hangenden des Kieses, in denen v. Fritsch noch Melanopsis acicularis fand, den natürlichen Abschluß der Terrassenaufschüttung' durch feineres O Material zu bilden scheinen, eine erhebliche Abtragung also nicht stattgefunden haben dürfte. Es handelt sich demnach, wohl um einen randlichen Teil der Terrasse; in der Mitte derselben würde die Unterkante des Schotters wahrscheinlich um einige Meter tiefer liegen, und damit dürfte es sich auch erklären, wenn, wie Naumann und Picard hervorheben, das Gefälle von dem nächsten talaufwärts bekannten Vorkommen an der Dissau bei Wetzendorf bis zum Borntal ein auffallend geringes ist. Die außerordentlich mächtige Lößdecke, die das alte Freiburg- Merseburger Unstruttal und seine Umgebung verhüllt und nur die steileren Muschelkalkhänge freiläßt, macht es leider unmöglich diese Terrasse auch an anderen Punkten nachzuweisen. II. Ablagerungen der ersten Eiszeit. Der erste, welcher die Existenz zweier verschiedenaltriger Glazial¬ ablagerungen in unserem Arbeitsgebiet annahm, war K. v. Fritsch. Seine Beweise waren doppelter Art. Einmal glaubte er das Auf¬ treten der zahlreichen nordischen Gerolle und Blöcke in den von uns als Hauptterrasse bezeichneten Saaleablagerungen am einfachsten dahin erklären zu können , daß sie aus einer zerstörten älteren Grundmoräne stammen, sodann aber glaubte er auch die ältere und jüngere Grundmoräne in verschiedenen Aufschlüssen direkt beobachtet zu haben. Dem ersten Beweis, den man heute als vollständig richtig an- erkennen muß, stand die Auffassung der Sächsischen Geologischen Landesanstalt1) gegenüber, nach der dies nordische Material gleichzeitig mit den südlichen Gerollen der Terrasse zugeführt worden sei. In der Tat kann man für die ganz flachen Gebiete südlich von Halle die Möglichkeit zugeben, daß das nordische Material dem Flusse durch seitlich zuströmende Schmelzwasser¬ flüsse beigemischt sein könnte. Allerdings begegnete auch diese Anschauung schon großen Schwierigkeiten, nachdem im Jahre 1904 durch Wagner bekannt geworden war, daß das nordische Material in der ganzen Saale¬ terrasse in dem eng eingeschnittenen Tale weit flußaufwärts bis in die Gegend von Jena reicht. Hier war die auch von R. Wagner gemachte Annahme, daß es sich um aufgearbeitetes Material aus einer älteren Grundmoräne handele, die natürlichere. Zur Erklärung blieb dann noch die neuerdings wieder von Henkel2) vertretene Annahme übrig, daß die diluvialen Flüsse 9 Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1901, Protokoll, S. 71. 2) Globus 1909, S. 14. I II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 33 sich ihren Weg unter dem Eise bahnen und dabei Terrassen auf- schütten konnten. Da das nordische Material nun auch in den tiefsten Lagen der Schotterterrassen ebenso häufig ist wie in den höheren, so müßte nach dieser Annahme das Eis in unsere Täler bereits eingedrungen sein, als sich diese noch im Stadium der Ero¬ sion befanden, und wäre die Ursache für die Umkehrung dieses Prozesses in die Akkumulation gewesen, Einer subglazialen Ent- stehung der Terrassen widerspricht aber das Vorkommen einer ziemlich reichhaltigen und weitverbreiteten Fauna in den ent¬ sprechenden Terrassen der Saale, Elster, Ilm, Unstrut usw. Weit weniger einwandsfrei erwies sich der andere Beweis von K. Y. Fritsch Einige der von ihm angeführten Aufschlüsse mit zwei Grundmoränen, so die noch auf Blatt Halle liegenden früheren Gruben der Rattmannsdorf- Dörstewitzer Werke, waren leider ver- stürzt und einer genaueren Nachprüfung nicht mehr zugänglich. Ein großer Teil der Angaben aber konnte einer schärferen Kritik nicht standhalten. K. v. Fritsch trennte beide Grundmoränen meist nur nach rein petrographischen Gesichtspunkten und sprach jeden dunklen, tonigen Geschiebemergel als ältere Grundmoräne an, was nach den Ergebnissen der Spezialkartierung keineswegs berechtigt ist. Dunkler, toniger Geschiebemergel kommt auch in der Grund¬ moräne der zweiten Eiszeit nicht selten vor, so in der Gegend von Göhren und Großkugel, so daß eine sich ausschließlich auf diese Eigenschaften stützende Scheidung der beiden Grundmoränen sicher oft fehlgreifen wird. Das Profil von Zeuchfeld verliert seinen bewei¬ senden Charakter, weil nach der Untersuchung von W. Weiss- ERMEL1) hier überhaupt nur eine Grundmoräne vorhanden ist. Wir konnten den Nachweis zweier zu verschiedenen Eiszeiten gehöriger Grundmoränen auf andere Weise, nämlich durch die Feststellung er¬ bringen, daß zwischen zwei Glazialablagerungen sich die Schotter eines Saalelaufes einschalten, die, wie später begründet wird, einer Interglazialzeit angehören müssen. Der exakte Nachweis von der Existenz eines gut gegliederten älteren Glazialdiluviums in unserem Arbeitsgebiet wurde zuerst durch L. Siegert erbracht und zugleich O O b Siehe S. 167. Neue Folge. Heft 60. 3 34 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. durch zahlreiche Beobachtungen in Aufschlüssen wie durch die kartographische Verfolgung der älteren Grund moräne gezeigt, daß diese in unserem Arbeitsgebiet eine ausgedehnte Verbreitung be¬ sitzt1). Gleichzeitig wies W. Weissermel das Vorhandensein des älteren Glazialdiluviums durch die Beobachtung großer, z. T. in den Untergrund eingepreßter nordischer Blöcke nach, zu denen später an einer Stelle auch Geschiebemergel kam. Das vorrückende Eis schob nach den Ergebnissen von L. Sie- gert in den präglazialen Tälern einzelne Gletscherzungen weit vor und versperrte damit den Flüssen den Weg. Es entstanden infolge¬ dessen Stauseen, die zunächst sich nur in den Tälern ausbreiteten, beim Anwachsen, namentlich in flachem Gelände, aber wohl auch bald über die Ufer Übergriffen. In ihnen gelangte die feinste Fluß- und Gletschertrübe zum Ansatz, wobei es zur Bildung von Bänder¬ tonen kam. Entsprechend der Bewegung des Inlandeises wanderten auch die Grenzen der Becken. Beim weiteren Vorschreiten des Eises legte sich auf den Ton eine fast nur aus Geschiebemergel bestehende Grundmoräne, über welcher beim Rückzuge des Eises die Schmelz¬ wasserprodukte, glaziale Sande und Kiese, aufgeschüttet wurden. Die Ablagerungen der 1. Eiszeit gliedern sich daher nach L. Siegert in 1. Dehlitzer Bänderton, 2. Grundmoräne, 3. Glazialsand und -kies. 1. Der Dehlitzer ßänderton (<5hi). Von L. Siegert. Zu den charakteristischsten und für die Gliederung unseres Diluviums wichtigsten xAblagerungen gehören eine Reihe von Ton- einlagerungen, die in verschiedenen Höhenlagen auftreten. Trotz ihrer meist sehr geringen, oft nicht einmal 1 m betragenden Mächtig¬ keit lassen sie sich doch leicht über weite Strecken verfolgen und geben deshalb sehr gute Leithorizonte ab. Petrographisch sind diese Schichten etwas verschieden entwickelt. Wie im einzelnen später ') Zeitschr. der Deutsch, geol. Ges. 1906, Sitzungsberichte S, 35. II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 35 ausgeführt werden soll, sind es teils echte Bändertone, teils un¬ geschichtete Tone, teils Mergelsande und Schleppbildungen. Diese Tone sind natürlich schon seit langer Zeit im Randdiluvium bekannt. Doch ist bisher noch nie der Versuch gemacht worden, sie zu gliedern. In dem benachbarten Diluvium des Königreichs Sachsen wurden sie meist als orleichaltrior betrachtet und als tiefste O D Ablagerung des Glazialdiluviums angesehen. Bei der Kartierung meines Gebietes konnte ich 4 verschiedenaltrige Tonhorizonte unter¬ scheiden, welche nach Lokalitäten, an denen sie gut aufgeschlossen sind, als Dehlitzer, Kriechauer, Bruckdorfer und Rabutzer Ton unterschieden wurden. Daneben wurden noch kleine Tonab¬ lagerungen ausgeschieden, deren Stellung im Normalprofil unserer Gegend vorläufig nicht völlig sicher festgestellt ist. Der älteste dieser Tonhorizonte liegt unmittelbar auf den Schottern der tieferen präglazialen Saaleterrasse. Er ist fast aus¬ schließlich als echter Bänderton in der allgemein bekannten Aus¬ bildung einer vielfachen Wechsellagerung von sehr dünnen, hellen und dunklen Lagen entwickelt. Schleppbildung ist äußerst selten, lind ungebänderte Tone kommen wohl kaum vor. Seine Mächtig¬ keit ist sehr gering, meist beträgt sie nur wenige Dezimeter. Ab¬ lagerungen von über 1 m Dicke wurden nirgends beobachtet. Trotz dieser geringen Mächtigkeit fehlt der Ton fast nirgends, wo die präglazialen Saaleschotter aufgeschlossen sind. Im Süden des Blattes Lützen ist er in jeder der zahlreichen Gruben als ihr direktes Hangendes zu sehen. Von einem der ersten Aufschlüsse in dieser Terrasse nach ihrem Eintritt in mein Gebiet hat er seinen Namen erhalten. Da wo diese Terrasse flächenhaft zu Tage tritt, wie in der Wüste Mark Treben, fehlt der Bänderton natürlich, weil er hier der Denudation zum Opfer gefallen ist. In der Grube dicht östlich von Stößen, die bereits in dem Abschnitt über die jüngste präglaziale Terrasse an der Hand der Fig. 1 besprochen worden ist, fehlt der Bänderton natürlich auch, weil er bei dem Absatz der darüber liegenden glazialen Schmelzwasser¬ kiese zerstört wurde, wie die tiefen Auskolkungen in seiner Unter¬ lage, in den präglazialen Schottern, beweisen. In den fast 1 km weiter östlich gelegenen großen Gruben am Wege nach Gostau ist 3* 36 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. er stellenweise gleichfalls mit einem Teil seiner Unterlage bereits während der 1. Eiszeit sofort wieder der Zerstörung anheimge¬ fallen, zum Teil auch von der über ihn wegschreitenden -Grund- moräne stark aufgearbeitet, gestaucht und geknetet worden. Im allgemeinen ist eine derartige Beeinflussung des Dehlitzer Bänder¬ tones durch den Gletscher der 1. Eiszeit in unserem Gebiete äußerst selten. Auf dem fast horizontal liegenden Bändertone glitt das Eis und seine Schmelzwasser vielmehr dahin, ohne irgend einen Widerstand zu finden. Nur hier im Süden trat ein solcher auf in Gestalt des treppenstufenartigen Anstiegs von der vierten zur dritten präglazialen Terrasse, der immerhin ca. 12 — 15 m be¬ tragen haben wird und sich der Bewegungsrichtung des Inland- eises quer in den Weg legte. Hier mußten zunächst die Schmelz¬ wasser des heranrückenden Eises ihren Weg plötzlich ändern, wo¬ bei es zu Ausstrudelungen und Auskolkungen kam, und dann fand das Eis einen Widerstand, der zur Entfaltung seiner stauchenden, pressenden und pflügenden Kräfte auf den Untergrund führte. Wie in dem durch das Rippachtal gegebenen Längsschnitt, so ist auch in dem Querschnitt durch die präglaziale Terrasse, wel¬ chen dieJErosion des alluvialen Saaletales geschaffen hat, von Dehlitz bis zum Riedbrunnen zwischen Öglitzsch und Klein-Korbetha, der Bänderton an zahlreichen Stellen, teils durch Aufschlüsse, teils durch die Handbohrung, nachgewiesen worden, sodaß er auf der Karte unbedenklich durchgezogen werden konnte. Das gleiche gilt von den durch das Ellerbachtal und das Tal des Floßgrabens geschaffenen Ausschnitten der Bändertondecke. Daß er zwischen Kötzschau und Schladebach fehlt, erklärt sich sehr einfach durch die Erosionswirkung der interglazialen Saale, deren Schotter hier überall direkt auf den präglazialen liegen. In dem großen Querprofil am linken Hange des Elster-Luppe¬ tales tritt der Dehlitzer Bänderton etwas unregelmäßiger auf. In der Umgebung von Zöschen und Zscherneddel ist er in vereinzelten Aufschlüssen zu beobachten; doch sind diese nicht zahlreich genug, um eine durchgehende konstruktive Einzeichnung auf der Karte zu rechtfertigen. Ein Nachweis vermittels Handbohrungen wurde aber nicht erbracht, weil zur Zeit der Kartierung dieser Gegend die Wich- II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 37 tigkeit dieses Horizontes noch nicht erkannt war, eine spätere Re¬ vision dieser Stelle aber aus Mangel an Zeit nicht durchgeführt werden konnte. Eine solche wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch hier den Ausbiß des Bändertones an der Oberkante der prä¬ glazialen Schotter nachweisen. In der Gegend von Göhren fehlt der Dehlitzer Bänderton aus derselben Ursache wie bei Kötzschau und Schladebach, weil er hier bei der Erosion des Elstertales in der zweiten Interglazialzeit zerstört wurde. In dem Profil der Göhrener Gruben, Tafel 17 Figur 2 sehen wir, daß sich auf die präglazialen Saaleschotter mit unregelmäßiger Erosionsgrenze interglaziale Elster¬ schotter legen. Hervorgehoben wird jene Grenze durch eine Lage faustgroßer, meist nordischer Geschiebe, den letzten Resten einer ehemaligen Grundmoräne. Diese wie der Dehlitzer Bänderton und die obersten Schichten der präglazialen Saaleschotter sind also vor Ablagerung der hangenden Elsterschotter zerstört worden. Da¬ gegen treffen wir unseren Bänderton wieder an bei Kötzschlitz und Möritzsch, weshalb er auch in dem kleinen Abschnitt östlich von Zschöchergen zwischen dem präglazialen Saaleschotter und der Unteren Grundmoräne hätte eingezeichnet werden können. Daß es sich bei allen den erwähnten Stellen nur um ein lokales Fehlen infolge späterer Zerstörung handeln kann, beweist auch, daß der Bänderton am jenseitigen Ufer überall wieder als das unmittelbare Hangende der präglazialen Saaleschotter zu be¬ obachten ist und auch an der entsprechenden Stelle in den beiden Bohrungen bei Rabutz gefaßt wurde. In meinem Gebiete tritt dieser Ton also ausschließlich inner¬ halb des jüngsten präglazialen Saaletales auf. Ob er nicht auch über dieses hinaus auf dessen Ufern zur Ablagerung gelangt ist, ließ sich nicht entscheiden, weil, wie bereits früher schon erwähnt, das linke Ufer jenes alten Tales zugleich mit einem Teil der prä¬ glazialen Terrasse selbst bei der Anlage des Saaletales in der ersten Interglazialzeit zerstört wurde, das rechte Saaleufer aber weit östlich von dem von mir kartierten Gebiete im Königreich Sachsen zu suchen ist. So gut wie im präglazialen Saaletale wurden aber von dem 38 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. herandringenden Eise auch in den benachbarten Tälern der Elster, Mulde etc. Staubecken hervorgerufen, und es ist sehr wohl möglich, daß in den flachen Gebieten diese in einander übergingen ünd zur Ablagerung einer weithin sich dehnenden Tonschicht Veranlassung gaben. Damit würde die Auffassung Credners und der Kgl. Sächsischen Geologischen Landesuntersuchung übereinstimmen, daß im Königreich Sachsen ein Bänderton, der also wenigstens in den alten Tälern mit unserem Dehlitzer Ton zu parallelisieren wäre, im allgemeinen das liegendste Glied des dortigen Glazialdiluviums bildet. In den höher gelegenen Gebieten aber dürfte er, wie hier vorausgenommen sei, wohl auch vielfach dem Bruckdorfer Beckenton entsprechen. Nur im Süden von Blatt Lützen, wo die dritte präglaziale Terrasse mit ihrem Tertiär- und Buntsandsteinsockel das Ufer des West-Ost gerichteten Tallaufes bildet, hat die eben angeschnittene Frage für mein Gebiet Bedeutung. In der Tat liegt hier, wie zahl¬ reiche Aufschlüsse zeigen, überall ein Bänderton auf der dritten präglazialen Terrasse. Auch im Süden, wo er auf der Karte noch nicht eingetragen ist, so bei Pobles und im Rippachtale bei der Ra¬ nismühle, haben spätere Begehungen ihn gleichfalls nachgewiesen, sodaß wir mit Sicherheit annehmen dürfen, daß er sich ursprünglich über die ganze höhere Terrasse ausbreitete. Doch sprechen ver¬ schiedene Gründe dagegen, daß dieser Ton ohne weiteres mit unserem Dehlitzer Bänderton zu identifizieren ist, von denen vor allem ange¬ führt sei, daß er nicht überall zwischen der jüngsten präglazialen Saaleterrasse und einer Grundmoräne liegt, sondern sich östlich von Soessen zwischen zwei Geschiebemergel einschaltet. Da die Mächtigkeit dieser Grundmoränen zusammen mit ca. 15 m allen Erfahrungen nach viel zu groß ist, als daß wir sie ohne jedes Beden¬ ken als Ablagerungen der ersten Vereisung ansprechen könnten, kann also auch nicht daran gedacht werden, daß der Bänderton auf der höheren Terrasse etwa bei einer Oscillation des ersten Inland¬ eises abgelagert worden sei. Er ist vielmehr mit weit größerer Wahrscheinlichkeit in die zweite Eiszeit zu stellen und etwa mit dem Kriechauer oder Bruckdorfer Beckenton zu parallelisieren. Da II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 39 aber diese Frage in dem engen und durchaus künstlich begrenzten Gebiet, das hier bearbeitet wurde, nicht mit Sicherheit zu ent¬ scheiden war, so wurde der Bänderton auf der höheren präglazialen Terrasse in der geologischen Karte vorläufig als Ton unbestimm¬ ten Alters bezeichnet. Von besonderer Wichtigkeit ist der Delilitzer Bänderton des- halb, weil er sichere Rückschlüsse auf das Alter der ihn über¬ lagernden Grundmoräne gestattet. Wie weiter unten aus¬ führlich begründet werden wird, liegen im größten Teil meines Gebietes die wohlentwickelten Grundmoränen von zwei verschie¬ denen Eiszeiten direkt auf einander. Bei ihrer petrographischen Ähnlichkeit ist es unmöglich, sie von einander abzugrenzen, ja es wäre kaum möglich, gegen den Einwand, daß nur eine, und zwar den ganzen Verhältnissen nach die jüngere der beiden Grund¬ moränen, vorhanden sei, etwas Erhebliches einzuwenden; wo ein solcher Grundmoränenkomplex aber von dem Dehlitzer Bänderton unterlagert wird, ist die Frage nach der Existenz der Unteren Grundmoräne entschieden. Wäre nur die Obere Grundmoräne vor¬ handen, so müßte die ältere vor ihrer Ablagerung vollständig zer¬ stört sein. Eine vollständige Zerstörung aber würde doch mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch den Bänderton mit ergriffen haben. Überall wo wTir den Dehlitzer Bänderton also unversehrt erhalten sehen, und das ist, mit Ausnahme ganz vereinzelter Stellen außerhalb unseres Gebietes (Schkeuditz), in der ganzen Erstreckung des alten präglazialen Saaletales der Fall, sind wir sicher, daß die unmittelbar darüber liegenden, dann und wann mit dem Bänderton innig verzahnten und verkneteten Geschiebemergelpartieen der älteren Grundmoräne angehören. Da der Dehlitzer Bänderton für gewöhnlich ebenso wenig mit seiner Unterlage, dem präglazialen Saaleschotter, wie mit seinem Han¬ genden, der Grundmoräne der ersten Eiszeit, verknüpft ist, so ist aus den Verbandsverhältnissen allein nicht zu entscheiden, ob der Bänder¬ ton mehr zur ersteren oder zur letzteren Ablagerung gehört, also prä¬ glazial ist, oder ob er bereits der ersten Eiszeit angehört. Die gewöhn¬ liche und im großen und ganzen auch richtige Annahme für die 40 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. Entstehung der Bändertone ist die, daß sie in Stauseen am Rande des Inlandeises gebildet wurden. Ihr Material erhalten sie dann sowohl von dem Gletscher als feinste Schmelzwassertrübe ''wie von Zuflüssen aus dem noch eisfreien Gebiete. Ihre Zurechnung zu der betreffenden Eiszeit ist unter diesen Umständen gerechtfertigt. Für einen Teil unseres Dehlitzer Bändertones trifft diese Annahme sicher zu, denn wir sehen ihn z. B. in einem Aufschlüsse bei Rippach mit Unterer Grundmoräne wechsellagernd. An einem der von dem Dorfe aus steil nach Norden hinaufluhrenden Wege ließ sich von oben nach unten folgendes Profil beobachten : Grundmoräne, zu unterst druckschiefrig 2,00 m Bänderton . 0,10 » Grundmoräne . . . 0,30 » Bänderton . 0,50 » Präglaziale Saaleschotter . >1,00 » was auf eine Bildung unseres Tones unmittelbar vor dem Eis¬ rande hinweist. Immerhin ist damit keineswegs die Frage endgültig ent¬ schieden, ob solche Bändertone überhaupt nur in Stauseen vor dem Eisrande entstehen können. Es wäre auch die Möglichkeit zu er¬ wägen, ob ähnliche Bändertone und vielleicht auch mehr schlepp¬ ähnliche Bildungen nicht dem heutigen Auelehm äquivalente Bil¬ dungen sein können. Die Verschiedenheit in der petrographischen Ausbildung dürfte dabei kaum sehr schwerwiegend sein. Denn petrographisch ganz gleiche Bildungen, Schlepp, Mergelsande, Tone usw. kommen auch in den heutigen alluvialen Ablagerungen reich- lieh vor. Ferner hat Wagner aus der Gegend von Jena, Zwätzen und Kamburg Schlepp und Bändertone auf alten Flußschottern beschrieben, die kaum eine andere Deutung für ihre Entstehung zulassen. Diese Frage besitzt auch hohe Bedeutung für die noch immer umstrittene Frage nach der Genesis unseres Lösses, wie an anderem Ort weiter ausgeführt werden soll. Wir haben also im Dehlitzer Bänderton eine Beckenablage¬ rung, die aus der Gegend von Halle bis in die von Jena sicher verfolgt ist, d. h. die von einer Meereshöhe von 90 m bis zu einer von ca. 200 m reicht. Wir sind deshalb aber noch nicht genötigt, II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 41 nun etwa ein Staubecken anzunehmen, dessen Wasserspiegel in der Gegend von Halle höher als 200 m über N. N. stand. Ein derartiges Becken hat sicher nicht existiert; denn ein solcher See, von vielen Quadratmeilen Größe, würde unbedingt noch andere deutliche Spuren seiner Existenz hinterlassen haben. Trotz dieser verschiedenen Meereshöhe der Tone kann das Staubecken, dem sie entstammen, sehr klein gewesen sein. Es bestand vielleicht immer an der Stirne des Gletschers innerhalb der Täler und wanderte mit der Gletscherzunge talauf und talab. Zur Ablagerung von Tonen aber konnte es nur in Zeiten langsamer Bewegung kommen, einerlei, ob dies Vorstoß- oder Rückzugsperioden waren, besonders aber in Stillstandsperioden. Diese Anschauung über die Entste¬ hung der ausgebreiteten Beckentone in räumlich beschränkten, aber wandernden Becken dürfte auch für das Verständnis aller anderer Beckentone unseres Gebietes von Bedeutung: sein. O 2. Die Untere Griindmoräiie (hin). a) Die Ablagerungen auf den Blättern Lützen, Merseburg- Ost und Dieskau (Südhälfte). Von L. SlEGERT. In meinem Gebiete, das im wesentlichen die alten Flußtäler umfaßt, besitzt das gesamte Glazialdiluvium eine Mächtigkeit von 25 — 30 m. Die Einschaltung der Saaleterrasse in diesen Kom- nlex ist an folgenden Punkten direkt im Aufschluß zu beobachten: 1. Zöschener Kiesgrube. » Die westlich von Zscherneddel gelegene Zöschener Gemeinde¬ kiesgrube steht fast ausschließlich im interglazialen Saalekies, der namentlich am Nordstoß gut aufgeschlossen ist, wie die beistehende Fig. 2 und Fig. 1 u. 2 auf Tafel 13 zeigt. Abgesehen von Verhältnis- O o O O mäßig starken Stauchungen der oberen Partieen durch das darüber geschrittene Inlandeis liegen die Schotter ganz normal in schweben¬ der Lagerung. Nach dem östlichen Rande des Stoßes hin steigen sie plötzlich an, und unter ihnen tritt eine Grundmoräne von über 3 m Mächtigkeit hervor. Diese besteht aus einem dunkelgrauen, stark tonigen Geschiebemergel, der leider nur wenige Meter weit nach 42 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. Osten zu verfolgen ist, weil natürlich mit ihm die Kiesgrube ihr Ende erreicht. Nach Westen zu schießt diese Grundmoräne ziem¬ lich steil unter den Saalekies ein, und sie wird in tieferen Partieen wohl sehr bald von der Saale erodiert sein, so daß wenig Hoffnung vor¬ handen ist, sie etwa bei einer Bohrung westlich von der Grube noch anzutreffen. Die Höhenlage der Grundmoräne in unserem Aufschluß, das steile Einschießen unter den Schotter, die Aufpressung des Saaleschotters sind wohl alles die Folgen derselben tektonischen Auf¬ sattelung, die östlich von unserer Grube sogar noch ältere Schichten, die hangenden Tone des Braunkohlenflözes, an die Oberfläche ge¬ bracht hat, wie in dem Abschnitt über die Tektonik unseres Ge¬ bietes näher erörtert werden wird. (S. S. 237, 238.) Figur 2. Profil am Nordstoß der Zöschener Gemeindekiesgrube. A Schutthalde dmll Grundmoräne der 2. Eiszeit dilus Saaleschotter der 1. Interglazialzeit Grundmoräne I 11,20 » Lehm und Sand . ^ > Diluvium 0,65 » Blauer Ton . . . Bruckdorfer Beckenton i 2,70 » Kies mit Wasser . Glazialkies / 35,25 » Braunkohlenformation . Oligocän Buntsandstein . Mittlerer Buntsandstein Bei einer Kritik der Altersverhältnisse der hier durchsunkenen Diluvialschichten müssen wir, der systematischen Darstellung vor¬ greifend, von dem für unsere Gegend äußerst wichtigen Leit¬ horizont des Bruckdorfer Beckentones ausgehen, der hier in einer Meereshöhe von etwa 90 m nachgewiesen worden ist. Dieser Ton ist durch seine meilenweite Verbreitung in der Um¬ gebung von Halle, wie aus dem betreffenden Abschnitt des Nä¬ heren zu ersehen ist, einer der wichtigsten Leithorizonte unseres Diluviums. Nordöstlich von Halle wurde dieser Ton zuerst von Lüdecke2), allerdings nur als lokales Vorkommen ohne Rück¬ sicht auf seine weite Verbreitung, beschrieben und als Grenzhorizont zwischen älterem und jüngerem Glazialdiluvium angesprochen. Dieser Auffassung kann ich nicht folgen, da, wie aus unserem Normalprofil S. 181 hervorgeht, und in einem späteren Abschnitt näher gezeigt werden soll, unter dem Bruckdorfer Beckenton noch eine ganze Reihe von Horizonten auftreten können, die zu den Ablagerungen der 9 SiEGERT, Über den geologischen Aufbau des Untergrundes der Stadt Halle a. S. Zeitschrift der deutsch, geol. Ges. 60, Monatsber. S. 152. 2) Sitzungsberichte d. naturw. Y. f. Sachsen usw. 17. März 1904. II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 51 zweitei] Eiszeit gehören. Es ist deshalb nicht angängig, das direkt unter dem Bruckdorfer Beckenton liegende Glazial ohne weiteres der älteren Eiszeit zuzurechnen. In der angeführten Bohrung in der Raffineriestraße tritt unter dem Ton nur Glazialkies auf, doch dürfte dies wohl eine lokale Einlagerung sein, an anderen Stellen in der Stadt Halle kommt unter dem Beckenton auch echte Grund¬ moräne vor, wie aus folgenden Ausführungen von K. v. Fritsch1) hervorgeht. »Man bemerkt in der Stadt Halle zwischen dem Grünen Hofe und Bellevue in zahlreichen gelegentlichen Aufschlüssen grauen, gebänderten Ton und Tonmergel. Dieser gebänderte Ton bekommt besonders durch die Einlagerung feiner Quarzstaublagen eine blättrige Beschaffenheit. In dünnen weniger mächtigen Lagen als bei Halle wird derselbe in Braunkohlengruben in der Nähe von Nietleben, Zscherben, Bennstädt, sowie in gelegentlichen Auf¬ schlüssen bei Beuchlitz beobachtet. Nur schwach entwickelt zeigt er sich in den Braunkohlengruben zwischen Döllnitz am Berge und Klein-Corbetha. Hier verschmilzt er durch Zurücktreten der gebänderten Beschaffenheit mit einem grauen, mergeligen Lehm voller kleiner erratischer Gesteinsstücke nordischen Ursprungs, dem man wegen seiner Ähnlichkeit mit dem auf Landstraßen nach dem Zerfahren des Schotters sich bildenden Schlamme den Namen Fuhrwegsdreck gibt. Dieser graue, mergelige Lehm kommt in lagen weisem Wechsel geschiebefreier und geschiebehaltiger Massen in den Gruben, Brunnen, Bohrlöchern und Schichten, welche in der Nähe der Bahnhöfe von Halle angelegt worden sind, zu einer ziemlich mächtigen Entwicklung. In den geschiebefreien Lagen des grauen Mergeltones wurden wiederholt Schalen von Pisidium Henslowianum und Schalenstücke sowie Deckel von Bithynia tenta- culata gesammelt«. Während der gebänderte Ton und Tonmergel mit Sicher- heit als Bruckdorfer Beckenton anzuprechen ist, muß die Frage, ob der »graue mergelige Lehm«, wie K. v. Fritsch annimmt, »unterdiluvial« ist, also unserer älteren Grundmoräne entspricht, ß Manuskript zur Erläuterung zu Blatt Halle a. S. 18S6, Archiv der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt. 4* II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 52 offen bleiben. Sie ist nur durch genaue Feststellung der Lagerungs- Verhältnisse jenes grauen Tones zu entscheiden, also nur bei längerer genauerer Beobachtung aller kleinen, temporären und lokalen Auf¬ schlüsse im Stadtgebiete möglich. Die Deutung K. v. Fritsch’s ist nicht ohne weiteres annehmbar. K. v. Fritsch glaubte in der petrographischen Entwicklung der verschiedenen Grundmoränen¬ bänke bereits genügend Anhaltspunkte zu ihrer Trennung nach verschiedenen Eiszeiten zu besitzen, wobei dunkler (grauer) Ge¬ schiebemergel »unterdiluvial« sein sollte. Diese Auffassung ist nach allen Beobachtungen in meinem Arbeitsgebiete nicht mehr haltbar. Gerade in der Stadt Halle scheint dunkler toniger Ge¬ schiebemergel, ebenso wie auch an vielen anderen Stellen der weiteren Umgebung, auch noch in den unteren Schichten der jüngeren Grundmoräne aufzutreten. Wenigstens beobachtete ich gelegentlich einer Gleisverlegung am Riebeckplatz einen wahrscheinlich durch Druckschieferung schichtig gewordenen, undeutlich gebänderten, dunklen, tonigen Mergel, der bei einer Höhenlage von 108 m ziem¬ lich sicher im Hangenden des Bruckdorfer Beckentones liegt. Auf seiner letzten im Jahre 1901 dem Archiv der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt eingereichten Manuskriptkarte legt K. v. Fritsch in dem Ausbiß der diluvialen Schichten am Hange des Saale¬ tales seinen Bänderton (Bruckdorfer Beckenton Siegert) unmittel¬ bar auf das Tertiär, so daß hier also die ältere Grundmoräne fehlt, wras jedoch nicht ausschließt, daß er an seiner früheren Auf¬ fassung von ihrem Auftreten in der Gegend des Bahnhofes immer noch festhielt. Wenn irgendwo ältere Grundmoräne im Stadtgebiet auftritt, so ist sie ja auch in jener Gegend sowie nördlich davon län£s des Ostrandes von Blatt Halle-Süd am ehesten zu erwarten. Ein zweites, in der gleichen Richtung von West nach Ost gelegtes und in seiner ganzen Länge vollständig aufgeschlossenes Profil bietet uns das rechte Ufer des Elster-Luppetales von Ermlitz bis nach Beesen, in welchem zwischen Ermlitz und Weßmar die Untere Grundmoräne auf über 5 km Länge nachgewiesen wurde. Für ihre Ausscheidung und Abgrenzung waren folgende Beobachtungen und Erwägungen maßgebend. Etwa 5 km nördlich von Ermlitz haben II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 53 wir in dem Rabutzer Bohrprofil den sicheren Nachweis von älterem Geschiebemergel mit darauf liegendem Unterem Sande. Die ältere Grundmoräne selbst lagert auf präglazialem Saaleschotter, bezw. Dehlitzer ßänderton. Zwischen Oberthau und Ermlitz ist der präglaziale Saalekies mit dem Dehlitzer Bänderton durch eine große Kiesgrube sehr gut aufgeschlossen, die zugleich die Über¬ lagerung dieser Schichten durch eine dunkle, stark tonige Grund¬ moräne zeigt. Nach Norden zu, also bergan, treffen wir in der Nähe der Feldscheune bei Oberthau auf eine mehrere Meter mäch¬ tige Sandeinlagerung, die jedoch nicht weithin aushält. Eine kurze Strecke weiter nordwärts, zwischen 105 und 110 m Meereshöhe, liegt ein zweiter Sandhorizont, der, in den tiefen Schluchten und kleinen Tälchen in der Nähe des Bergkellers beginnend, nördlich von Oberthau durch Ermlitz hindurch bis nach Wehlitz karto¬ graphisch ausgeschieden wurde, sich aber in verschiedenen Auf¬ schlüssen noch weiterhin über Schkeuditz hinaus bis in die Gegend von Alt-Scherbitz verfolgen ließ, also eine Ausdehnung von über 7 km besitzt. Östlich von Ermlitz, in der Nähe von Rübsen, trat wiederum eine etwas tiefer gelegene Sandeinlage¬ rung auf, die jener bei der Feldscheune von Oberthau entspricht. Beide Sandstreifen bestehen aus ziemlich feinen Spatsanden. Ein großer Aufschluß am Westende von Ermlitz zeigt, daß sie gleich¬ mäßiges Korn und ziemlich helle Farbe besitzen und völlig rein, also frei von lehmigen oder tonigen Beimengungen sind. Nur ganz dünne Schmitzen von etwa nußgroßen Gerollen teils nordi¬ schen, teils südlichen Ursprungs sind eingeschaltet, die wohl von auf¬ gearbeitetem präglazialem Saaleschotter aus nördlicheren Gebieten herstammen, hier also auf tertiärer Lagerstätte liegen. Alle diese Eigenschaften, ebenso wie eine wilde Diagonalschichtung, beweisen, daß diese Sande echte Schmelzwasserabsätze sind. Der Geschiebe¬ mergel, wrelcher sich am Hange weiter hinauf auf diese Sande legt, hat den gewöhnlichen Habitus unserer Oberfläche bildenden Grund¬ moräne. Selten treffen wohl alle Umstände so glücklich zusammen, um zwei verschiedenaltrige Grundmoränen von einander trennen und ihr Alter bestimmen zu können. In einem Profile, in welchem auf 54 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. unseren ältesten Schichten, den präglazialen Saaleschottern, ein Glazialdiluvium liegt, das mit ca. 30 m die größte Mächtigkeit er¬ reicht, die in unserer Gegend überhaupt vorkommt, sind "von vorn¬ herein mehrere verschiedenalterige Grundmoränen zu erwarten. Die große petrographische Verschiedenheit der beiden besprochenen Geschiebemergelbänke, ihre Trennung von einander durch einen Sandhorizont, den man seines weiten Aushaltens wegen nicht als eine bloß zufällige Einlagerung auffassen kann, rechtfertigen es wohl, wenn wir, wie in dem benachbarten Rabutzer Bohrloch, auch hier den die präglazialen Saaleschotter bezw. den Dehlitzer Bänderton direkt überlagernden Geschiebemergel a]s Grundmoräne der ersten Eiszeit, den höher gelegenen aber als Grundmoräne der zweiten Eiszeit auffassen. Der trennende Sandhorizont wurde den Ab¬ lagerungen der ersten Eiszeit zugezählt. Eine Begründung für diese Auffassung wird später gegeben werden. Nur eine kleine Schwierigkeit ist noch zu erwähnen. Gerade dieses Profil, das so einwandsfrei zu sein scheint, widerspricht der noch öfters zu erör¬ ternden Parallelität im Aufbau unseres Diluviums, wie wir erst später bei der Besprechung des Bruckdorfer Beckentones zeigen können. Es ergeben sich dadurch noch verschiedene etwas abwei¬ chende Möglichkeiten in den Auffassungen über das Alter dieser Schichten, die in den Profilen D-C Taf. 7 zum Ausdruck kommen, wenn auch die hier gegebene, welcher das oberste der beiden Pro¬ file entspricht, die wahrscheinlichste ist. Doch wird auch durch die anderen Auffassungen, das sei hier ausdrücklich hervorgehoben, nur die Formations gr e n ze verschoben, nicht etwa die ganze Glie¬ derung umgeworfen. Von Oberthau aus nach Westen hat sich das heutige Elstertal eine tiefe Bucht mit äußerst steilen Wänden eingeschnitten. Ist schon wegen der dicken Abschlämmassen an diesen Abhängen die Treu- nung der verschiedenen Grundmoränen an und für sich eine mi߬ liche Sache, so wurde sie hier dadurch geradezu zur Unmöglich¬ keit, daß der Boden dieser Hänge durch die Anlage von W ein¬ bergen in früheren Zeiten vollständig künstlich verändert ist. Es wurde daher die obere Grenze des Unteren Geschiebemergels von Oberthau aus ungefähr horizontal nach Westen verlängert, ganz so II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 55 wie sie ja aueh nach Osten hin, nach Ermlitz zu, in der gleichen »Höhenlage beobachtet wurde. In der tiefen Schlucht östlich von Weßmar läßt sich die Untere Grundmoräne dann wieder mit ab¬ soluter Sicherheit nachweisen. Sie liegt hier wieder direkt dem präglazialen Saaleschotter bezw. dem Dehlitzer Bänderton auf und besitzt dieselbe dunkle, tonige Ausbildung wie bei Oberthau und Ermlitz. Ähnlich aber wie bereits am westlichen Ende von Weßmar die Schichten der präglazialen Saale von denen der interglazialen abgeschnitten werden, so findet auch die Untere Grundmoräne hier ihr Ende. Große nordische Blöcke in den tiefsten Schichten der Raßnitzer Sandgrube sind die letzten Reste welche von ihr in diesem Profile nach Westen hin beobachtet wurden. Auch für die Abgrenzung nach oben hin bieten sich uns hier einige neue Anhaltspunkte. Östlich von Weßmar tritt bei ca. 105 m Meereshöhe, also in der gleichen Höhe, in welcher bei Oberthau der Untere Sand einsetzte, ein Bänderton auf, der auf der Karte als »Ton unbekannter Herkunft« bezeichnet wurde. Möglicherweise entspricht er dem Bruckdorfer Beckenton, der, wie wir später sehen vrerden, in dieser Gegend ganz in der Nähe der Basis der jüngeren Grundmoräne liegt. Ist diese Parallelisierung richtig, so müßte die Grenze zwischen der ersten und zweiten Grundmoräne dicht unter diesem Ton verlaufen. Wenn es sich aber nur um eine lokale Toneinlagerung handelte, so würde man diese mit einiger Sicherheit wohl als Grenzhorizont benutzen können. Weiter nach Westen zu hat sich das Tal der interglazialen Saale überall bis auf das Tertiär eingeschnitten, so daß hier nirgends Reste von Unterer Grundmoräne zu erwarten sind. Aber auch am linken Ufer, in der Gegend von Ammendorf und Beesen, waren keine Reste von ihr aufzufinden. Das linke Ufer fällt hier, wie das Profil CD Taf. 6 zeigt, steiler als gewöhnlich ein, so daß, wie die zahlreichen Gruben bei Beesen erkennen lassen, die Schotter der interglazialen Saale selbst dicht am Ufer direkt auf Buntsand¬ stein liegen. An dem dritten Ost- West-Profil durch unsere ganze Gegend, welches uns das linke Ufer des breiten Elster-Luppetales mit seinen zahlreichen Aufschlüssen bietet, war die Untere Grund- 56 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. moräne gleichfalls weithin verfolghar. Als sicherer Ausgangspunkt dient uns hier das Möritzscher Profil. Der Schotter der Möritz- scher Terrasse, welche das Hangende unserer Grundmoräne bildet, lieb sich in der entsprechenden Höhenlage (ca. 103 m) von Möritzsch aus über Zschöchergen ungefähr bis an die Straße von Dölkau nach Rodden verfolgen. Soweit ist natürlich auch die Existenz der Unteren Grundmoräne mit Sicherheit erwiesen. Petro- graphische Verschiedenheiten zwischen ihr und dem sie über¬ lagernden jüngeren Geschiebemergel sind hier nicht vorhanden. Auch diese ist ziemlich dunkel und tonig, wie dies verschiedene Gruben an der Leipziger Chaussee östlich von Göhren zeigen. Ein trennender Sandhorizont fehlt hier gleichfalls vollständig. O O Es blieb daher für die Trennung der beiden Grundmoränen, die auf der Karte natürlich durchgeführt werden mußte, nichts weiter übrig, als eine vermutete Grenze in der gleichen Höhenlage weiter fortzuziehen. Diese führt weit weg von dem Luppeufer nach Süden bis zu einem Punkte ca. 2 km nördlich von Schladebach, wo sich Glazialsande der zweiten Eiszeit zwischen die Geschiebemergel einschalten. Den sanften Anstieg, welche diese Grenze dabei macht, erklärt ein Blick auf die Karte. Infolge tektonischer Störung hebt sich in dieser Gegend auch das Liegende der Unteren Grundmo¬ räne, präglazialer Saaleschotter und oligocäner Ton, nach dieser Richtung hin ziemlich hoch empor. Diese Störung ist aber erst eingetreten nach Ablagerung der Unteren Grundmoräne, wie das Profil der Zöschener Kiesgruben beweist und soäter noch aus- führlicher erörtert werden soll1). Jenseits dieses flachen Sattels von älteren Schichten gibt die oben erwähnte Zöschener Kiesgrube zu¬ nächst wieder einen festen Anhalt für die Verfolgung der Unteren Grundmoräne. Von hier aus ließ sich ein Ausbiß der interglazialen Saaleschotter als ununterbrochener Streifen einmal bis nach Wegwitz verfolgen, andererseits aber noch ca. 1 km weit nach Südosten. Auf dieser ca. 3 km langen Strecke tritt überall unter dem interglazialen Saaleschotter eine Grundmoräne hervor, die demnach nur die Untere sein kann. Nach Zöschen zu schaltet sie sich zwischen diese interglazialen Saaleschotter und die Schotter der jüngsten l) Vergl. auch Tafel 5, Profil F-G-H II. Ablagerungen der -1. Eiszeit. 57 präglazialen Saaleterrasse ein, während sie nach Zscherneddel zu von Oligocän unterlagert wird. Die Höhenlage der oberen Grenze ent¬ spricht ganz der, welche südöstlich von Zscherneddel auf der Karte durch Konstruktion festgelegt wurde. Die kaum 1 km lange Verbin¬ dung zwischen dem letzten Punkte der interglazialen Saale süd¬ westlich von Zscherneddel und dem früher bereits festgelegten süd¬ lichsten Punkte unserer Grundmoräne war daher sehr einfach und mit verhältnismäßig großer Sicherheit zu ziehen. Bei Wegwitz, Pretzsch und Wallendorf hat sich die inter¬ glaziale Saale bereits bis zum Tertiär eingeschnitten, doch zeigen zahlreiche, große, nordische Blöcke in der tiefen Grube an der Bergschenke, daß auch hier ehemals diese Grundmoräne lag. Fast der ganze weitere Teil dieses dritten Profiles ist durch die allu¬ viale Saale zerstört. Erst dicht am Rande des Blattes Merse¬ burg-Ost tritt das linke Steilufer der alluvialen Saale auf. Jen¬ seits desselben konnte die ältere Grundmoräne durch W. Weiss- ermel wieder nachgegewiesen werden. (Siehe S. 67). Etwas nördlich hiervon in der Gegend von Döllnitz am Berge und Klein-Corbetha glaubt K. v. Fritsch, wie oben aus der S. 51 wiedergegebenen handschriftlichen Notiz hervorgeht, einen grauen, mergeligen Lehm, der mit einem Bänderton »verschmilzt«, gleichfalls für unterdiluvial, also als Ablagerung der ersten Eiszeit nach unserer Zählung, ansprechen zu müssen. Im wesentlichen ist hier¬ über dasselbe zu sagen, wie über die ähnlichen Angaben K. v. Fritsch’s über die »unterdiluvialen« Bildungen im Halleschen Stadtgebiete. Auch hier sind die v. FRiTSCH’schen Kriterien nicht O ausreichnend, um seine Altersbestimmung ohne weiteres annehmen zu können, anderseits sind aber auch hier genau so wie im O. der Stadt Halle die Lagerungsverhältnisse der diluvialen Schichten so, daß sie der Anwesenheit von älterer Grundmoräne nicht wider¬ sprechen. Die großen Aufschlüsse, welche K. v. Fritsch unter¬ suchen konnte, waren zur Zeit meiner Aufnahmearbeiten bereits voll¬ ständig verfallen. Nur an der Südwand der größten dieser alten Tagebaue war der von K.v. Fritsch erwähnte graue tonige Geschie¬ bemergel noch zu sehen. Sollte dies eine ältere Grundmoräne sein, 58 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. so würden für ihre Abgrenzung nach oben hin folgende Gesichts¬ punkte dienlich sein: In einer vom Profil A-B (Tafel 4) durch¬ schnittenen Grube östlich von Delitz am Berge tritt ein Bänderton auf, der wahrscheinlich mit dem Bruckdorfer Ton identisch ist. Dieser Ton geht sicherlich weiter als auf der Karte angegeben wurde. Wenn auch kurze Unterbrechungen nicht ausgeschlossen sind, so wird sich der Ausbiß von jenem kleinen Aufschluß an bis nach der auf Blatt Merseburg- West gelegenen Grube Pauline bei Dörstewitz verfolgen lassen, wo von W. Weissermel ein Bänder¬ ton im Aufschluß beobachtet wurde. Bei der geologischen Aufnahme jener Gegend im Jahre 1901 war mir die Wichtigkeit der Bändertone für die Gliederung unseres Diluviums, die sich erst im Laufe meiner weiteren Aufnahmear¬ beiten herausstellte, noch nicht bekannt. Deshalb wurde auf die Verfolgung dieses Bändertones vermittels der Handbohrung, die äußerst zeitraubend und mühsam ist, nicht so großer Wert gelegt wie späterhin. Eine nochmalige Revision dieser Gegend aber war mir aus Mangel an Zeit nicht mehr möglich. Der Ausbiß würde dann von N. nach S. von etwa 110 m Meereshöhe auf ungefähr 107 m heruntersinken. Ein ähnliches, noch viel stärkeres Sinken weist auch die Grenze zwischen Diluvium und Tertiär nach SO. auf, die sich von etwa 110 m in der Grube östlich von Delitz bis auf fast 90 m südwestlich von Corbetha herunterzieht. Es ist daher der Abstand zwischen der Unterkante des Diluviums etwa südlich von Rattmannsdorf und dem vermut¬ lichen Ausbiß des Bruckdorfer Beckentones zwischen der Braun¬ kohlengrube Pauline und den eingegangenen Gruben keineswegs die wahre Mächtigkeit des älteren Diluviums, die ja sonst mit 17 m alle sonst gemachten Beobachtungen bei weitem über¬ schreiten würde. Der Bänderton wird vielmehr nach SO. hin gleichfalls weit stärker sinken. Hierfür spricht auch folgende Be¬ obachtung. Das Hangende des Bändertones der Delitzer Grube bildet ein schmaler Streifen ziemlich feinen Glazialsandes. Ein ganz gleicher Sandstreifen tritt südöstlich hiervon an dem Wege nach Hohenweiden wiederum auf, und es ist keineswegs ausge- II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 59 schlossen, daß bei äußerst engem Bohren sich ein Zusammenhang zwischen beiden Sandstreifen nachweisen lassen wird, unter denen der Bruckdorfer Beckenton liegt. Da die Untergrenze des älteren Diluviums hier von Glazialkies gebildet wird, so würde die ältere Grundmoräne dann mit ca. 5 m eine auch von anderen Gegenden her bekannte normale Mächtigkeit besitzen. Noch weiter nach O. zu wird die Unterkante der vermutlichen älteren Grundmoräne durch die Kiesgrube südlich von Rattmanns¬ dorf (Sgr. d. Karte), die einen sehr typischen Glazialkies führt, auf etwa 95 m Meereshöhe festgelegt. Die Oberkante der vorhin erwähnten total verstürzten Braun¬ kohlengrube liegt bei etwa 105 m. Die sich daraus ergebende Mächtigkeit von 10 m ist nach allem, was mir über die ältere Grundmoräne der Gegend von Halle bekannt ist, zu groß, als daß nicht anzunehmen wäre , daß wenigstens der obere Teil dieses ganzen Komplexes der zweiten Eiszeit angehört. Hier¬ für scheint auch die folgende Notiz aus dem oben zitierten Ma¬ nuskripte von K. v. Fritsch zu sprechen. »In dem Südteile des Blattes Halle scheint der eben erwähnte graue Fuhrwegsdreek ganz allmählich überzugehen in normalen Geschiebelehm von gelbbrauner Lehmfarbe«, der also nach der Auffassung K. v. Fritsch's dem jüngeren Diluvium angehört. Das Ergebnis der Diskussion der Angaben K. v. Fritsch s und meiner im Jahre 1901 ohne Rück- sicht auf diese Fragen vorgenommenen Kartierung dürfte also fol¬ gendes sein: Die Anwesenheit älterer Grundmoräne in jenem Ge¬ biete ist sehr wahrscheinlich. An ihrer Basis tritt, was sonst in keinem andern Gebiete beobachtet wurde, ein Glazialkies auf. Ihre Mächtigkeit dürfte 5 m nur wenig überschreiten. Diese An- nahmen werden durch die Untersuchungen von W. Weissermel bestätigt, der im Dörstewitzer Tagebau das Vorhandensein von zwei verschiedenaltrigen Grundmoränen sicher feststellte. (Vergl. S. 162.) Weiter im Süden finden wir abermals eine größere Partie von Unterer Grundmoräne in der Südostecke des Blattes Merseburg- Ost erschlossen durch den Floßgraben und seine Nebenbäche, die ihre Täler bis in den präglazialen Saaleschotter eingeschnitten 60 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. haben. In diesem Gebiete ist der eingangs erwähnte Luftschacht o o südlieh des Braunkohlenwerkes Rampitz der feste Punkt, von welchem aus wir die Untere Grundmoräne weiter verfolgen. Aber selbst wenn dieser fehlte, würden uns die ganzen Lagerungsver¬ hältnisse mit Sicherheit beweisen, dal] hier Untere Grundmoräne / vorhanden sein muß. Wie uns die Karte und das Profil O-P-Q, Taf. 5, welches zwischen dem Dorfe und der Haltestelle Kötz¬ schau von West nach Ost gelegt ist, zeigen, liegt die Oberkante der präglazialen Schotter hier tiefer als die der interglazialen Saaleschotter, ein Verhältnis, welches nur möglich ist, wenn zur Zeit der Erosion und Akkumulation der interglazialen Saale die präglaziale Saale noch von anderen, höheren Schichten bedeckt war, die das Ufer der interglazialen Saale bildeten. Diese Schichten sind uns heute noch erhalten in dem Geschiebemergel, welche hier auf den präglazialen Schottern liegt. Diese Grund¬ moräne kann unmöglich der zweiten Eiszeit angehören, denn dazu wäre es nötig, daß ein sehr komplizierter und völlig unwahrschein¬ licher Erosions- bezw. Denudationsprozeß stattgefunden hätte. Nach Akkumulation der interglazialen Saaleschotter müßte die ganze Untere Grundmoräne, soweit sie nicht von diesen Schottern bedeckt war, vollständig erodiert und denudiert worden sein, so daß ihre Unterlage, die präglazialen Saaleschotter mit dem Deh- litzer Reckenton freilagen und die Glazialablagerungen sich auf diese direkt hätte legen können. Zu diesem Prozeß fehlte es aber einmal an Zeit, und ferner widerspricht dieser künstlichen Konstruktion der Umstand, daß der Dehlitzer Bänderton gerade hier überall völlig intakt ist, was unmöglich wäre, wenn die ihn zuerst bedeckende ältere Grundmoräne vollständig erodiert und durch eine jüngere ersetzt worden wäre. Dieser letzte Umstand gibt uns vielmehr ein Recht, die Untere Grundmoräne in der auf der Karte angegebenen Verbreitung als sicher vorhanden anzu¬ nehmen, denn überall liegt hier der Geschiebemergel auf gut erhal¬ tenem Dehlitzer Bänderton. Auch der petrographische Habitus unterstützt wieder unsere Annahme. Wo die Untere Grundmoräne gut aufgeschlossen ist, so in der Dornschen Kiesgrube rechts der Chaussee von der II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. Gl Haltestelle nach dem Dorfe Kötzschau, am Gute in Kötzschau, in verschiedenen Gruben bei Rampitz, Thalschütz und Groß-Lehna? zeigen wenigstens die tieferen Partieen überall tief dunkle Farbe und tonigen Habitus. Nach oben hin ändert sich allerdings viel¬ fach diese Ausbildung. Wie überall herrscht daher auch hier wiederum einige Unsicherheit in Bezug auf die Mächtigkeit der Unteren Grundmoräne und auf ihre obere Grenze. Zwischen Schladebach und Bahnhof Rampitz ist die Grenze sicher festgelegt durch die überlagernden interglazialen Saale- O o O o Schotter. Dadurch ist wenigstens an einer Stelle auch die Mächtig¬ keit bestimmt, die weiterhin zur Konstruktion der oberen Grenze verwertet wurde. Einen zweiten Anhalt hierfür bietet wiederum das Auftreten eines trennenden Sandhorizontes, den wir als »Unteren Sand« bereits bei Rabutz und Oberthau-Ermlitz kennen lernten. Im Aufschluß ist dieser Untere Sand nur dicht jenseits der Grenze meines Gebietes in der Ziegeleigrube von Alt-Rahn- städt zu beobachten. Hier liegen unter dem sehr mächtigen Bruck- dorfer Beckenton verhältnismäßig geringmächtige Glazialsande, die jedoch keine zusammenhängende Decke bilden, sondern nur nester¬ weise auftreten. Unter ihnen folgt eine wenig mächtige, tonige Grundmoräne, dann Dehlitzer Bänderton und präglazialer Saale¬ schotter. Ganz ähnliche Nester von Glazialsand ließen sich in diesem Abschnitt mit dem Handbohrer im Hangenden der tonigen, älteren Grundmoräne mehrfach nachweisen, so an dem Hange zwischen Kötzschau und Groß-Lehna, wo sie ihre Existenz teil¬ weise auch durch starke Steinstreuung verraten, sowie südlich von Thalschütz. Da ihre Höhenlage der zu erwartenden Mächtigkeit der älteren Grundmoräne ungefähr entsprach, wurden sie als Grenz¬ horizont benutzt. Weiterhin tritt ältere Grundmoräne an dem Knie des Eller¬ baches (Blatt Lützen) zu Tage und reicht von Ellerbach bis nach Toll witz-Teuditz. Auch für diese Abteilung gelten die meisten der bereits an- O o geführten Kriterien, vor allem die Auflagerung der Grundmoräne auf dem weithin durchgehenden und völlig ungestörten Dehlitzer ö o o Bänderton. Gegen den Einwurf, daß die Grundmoräne der ersten 62 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. Eiszeit vielleicht gar nicht bis hierher gereicht und sich gleich die jüngere auf den Dehlitzer Bänderton gelegt habe, spricht der Umstand, daß in kaum 2 km nördlicher Entfernung die Untere Grundmoräne noch sicher in einer Mächtigkeit von mehreren Metern nachgewiesen ist, und daß dies Gebiet um den Ellerbach zwischen jenem und einem zweiten absolut sicheren Punkte, dem Fuchsberg bei Corbetha, liegt, daß ferner weiter nach S. im Rip- pachtale ältere Grundmoräne festgestellt wurde. Es dürfte daher die Existenz der Unteren Grundmoräne auch wohl an dieser Stelle unbestritten bleiben. Dagegen fehlt uns hier jeder Anhalt für die Bestimmung der oberen Grenze, weshalb sie in diesem ganzen Gebiet nur als vermutete Grenze angegeben wurde. Dabei ist die Mächtigkeit der Unteren Grundmoräne eher zu gering als zu groß bemessen worden, wie aus den Profilen J-K und N-M-L auf Tafel 3 zu ersehen ist. Bei der auf der Karte angenommenen Mächtigkeit fehlt hier das Ufer für den von Gletscherströmen ab- gesetzten Basalschotter. Möglicherweise reicht die ältere Grund¬ moräne nach oben ganz oder nahe bis an die Toneinlagerungen unbestimmten Alters in der Nähe von Bothfeld heran, besitzt also eine Mächtigkeit von fast 10. Der letzte, ziemlich ausgedehnte Komplex von Unterer Grund¬ moräne wird erschlossen durch das tief eingeschnittene Tal der Rippach und ihrer Nebentäler im Süden des Blattes Lützen. Auch hier vereinigen sich eine ganze Reihe von Umständen, die in ihrer Gesamtheit die Trennung: zweier Grundmoränen wohl recht- fertigen. Wie Profil A-B Tafel 3 zeigt, ist nach dem Prinzip der Parallelität die Untere Grundmoräne in diesem Gebiete, wie überall, wo die jüngste präglaziale Saaleterrasse ansteht, mit ziem¬ lich er Sicherheit zu erwarten. Auch die Mächtigkeit des Diluviums läßt darauf schließen. Die Oberkante der jüngsten präglazialen Saaleterrasse liegt im Rippachtale bei ca. 120 m, während die höchsten Kuppen darüber bei 140 m, ja bei Starsiedel sogar bei 152,6 m liegen. Wir haben also hier mit ganz ähnlichen Mächtig¬ keiten zu rechnen wie in dem Rabutzer und dem Ermlitzer Profil. Mächtigkeiten von 20 ja 30 m sind jedoch für die Grundmoränen einer einzigen Eiszeit in meinem ganzen Gebiete, auch in dem II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 63 nördlicheren Teil, nirgends beobachtet worden, weshalb sie hier im Süden erst recht nicht anzutreffen sein werden. Am sichersten läßt sich die so vermutete Untere Grundmoräne von dem höheren Glazialdiluvium in der Gebend von Gostau und Göhren abgrenzen. Wie in dem Ermlitzer und Rabutzer Profil liegt auch hier zwischen den beiden Grundmoränen ein weithin aushaltender Sand- und Kiesstreifen als trennender Horizont. Dieser beginnt bei Göhren an der Leipziger Chaussee und reicht nach Osten bis in die Nähe von Gostau, ist also über 3 km weit auf¬ geschlossen. Doch ist anzunehmen, daß er noch weit länger ist. Er taucht nur bei Gostau gleich der Unteren Grundmoräne unter jüngeres Diluvium unter, weil das Tal, dessen Hänge uns die Aufschlüsse bieten, nach O. zu allmählich über das sich gleichbleibende Niveau der ältere Grundmoräne und des unteren Sandes emporsteigt. Westlich von der Leipziger Chaussee ist die Abgrenzung nicht mehr so einfach, da dieser trennende Sandhorizont wegfällt, auch Löß das Abschnittsprofil auf weite Strecken hin vollständig verhüllt. Da sich jedoch die jüngste prä¬ glaziale Saaleterrasse nach W. bis an die Gehänge des heutigen o O O Saaletales hinzieht, ebenso die Gesamtmächtigkeit des Glazialdilu¬ viums über dieser Terrasse die gleiche bleibt wie vorher, so ist kein Grund namhaft zu machen, weshalb nicht auch in diesem Abschnitt eine Zweiteilung des Glazialdiluviums durchzuführen sein sollte. Dazu kommen hier noch die schon mehrfach ange- führten petrographischen Unterschiede zwischen den beiden Grund¬ moränen. Namentlich im Norden von Dehlitz sind die tieferen Partieen der Unteren Grundmoräne sehr dunkel und tonig im Gegensatz zu der helleren und mergeligeren Entwicklung der Oberen Grundmoräne. Naturgemäß ist die Grenze zwischen beiden Bildungen nicht sehr scharf, so daß als obere Grenze entprechend dem Parallelismus im Aufbau des Diluviums in den alten Tälern die durch die Einlagerung des Unteren Sandes bei Göhren gege¬ bene Grenze in der gleichen Höhenlage nach Westen hin weiter¬ geführt wurde. Bei Dehlitz biegt der Ausbiß der Unteren Grundmoräne nach Norden um und begleitet jetzt das rechte Ufer des heutigen Saale- 64 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. tales bis in die Gegend des Riedbrunnens. Während das zuvor beschriebene Profil von Gostau nach Dehlitz im jüngsten prä¬ glazialen Saaletal flußaufwärts gelegt war, haben wir in der Linie Dehlitz-Riedbrunnen ein Querprofil durch dieses Tal. Völliger Mangel an Aufschlüssen und starke Bedeckung mit Gehängelehm, Schwarzerde und teilweise auch mit Löß verhindern ein direktes Verfolgen und Abgrenzen der beiden Grundmoränen im Gelände. Die Grenze zwischen ihnen beruht daher in dieser Strecke auf reiner Konstruktion. Da aber, wie die weiter nördlich liegenden Pro¬ file zeigten, jenes präglaziale Saaletal in seiner ganzen Breite von Unterer Grundmoräne erfüllt war, so ist wohl mit Sicherheit anzu¬ nehmen, daß dies auch hier der Fall war. Wollte man daher die Grundmoräne von Dehlitz aus nicht weiter nach Norden führen, sondern sie hier bald auskeilen lassen, so würde man wohl mit Sicherheit eine völlig falsche Konstruktion ausführen. Genau so wie auf dem rechten Rippachufer muß natürlich auch auf dem linken die Grundmoräne, welche die jüngste prä¬ glaziale Terrasse überlagert, die Untere sein. Aus dem gleichen Grunde ist ferner auch das kleine Grundmoränengebiet südwestlich von Kriechau der gleichen Stufe zugerechnet worden. Schwierigkeiten begegnen wir erst bei der Bestimmung der Grundmoräne, die auf der dritten präglazialen Saaleterrasse liegt. Mit dem Anstieg zu dieser Terrasse hört das eine Leitmotiv für meine ganze Darstellung, die Parallelität im Aufbau des Dilu¬ viums in den alten Tälern auf. Denn dieses hat nur so lange strenge Gültigkeit, als das Diluvium einer schnurgeraden Basis aufgelagert ist. Hier aber steigt diese Basis in einer auch im Ge- lände weithin sichtbaren Stufe ganz plötzlich von der vierten zur dritten präglazialen Terrasse empor. Am Südrande von Blatt Lützen finden wir außerdem nochmals einen ganz ähnlichen Anstieg zu der noch älteren zweiten präglazialen Terrasse. Die Grund¬ moräne, welche der dritten präglazialen Terrasse aufliegt, ist zum Teil von der auf der vierten Terrasse durch Kiese getrennt, so zwischen Pörsten und Nellschütz, zum Teil liegen aber beide Grundmoränen auch direkt auf einander, wie bei Poserna und Soßen. Gerade hier aber finden wir in dem Auftreten von Toneinlagerungen IT. Ablagerungen der 1. Eiszeit, 65 einen Fingerzeig, der uns zur Altersbestimmung und Trennung der beiden Geschiebemergel wertvoll ist, doch kann auf diesen erst bei der Besprechung des Bruckdorfer Beckentones näher einge¬ gangen werden. b) Die Ablagerungen bei Weißenfels, Merseburg und östlich von Halle. Von W. Weis ser mel. In meinem Arbeitsgebiet sind Ablagerungen der ersten Ver¬ eisung nur in beschränktem Maße nachgewiesen, da dasselbe größtenteils außerhalb der alten Flußtäler liegt. Immerhin sind sie sowohl bei Weißenfels als auch bei Merseburg sowie östlich von Halle in unzweifelhafter Weise vorhanden, so daß auch hier voll¬ gültige Beweise für eine erste Vereisung unseres Gebietes vorliegen. Das Glazialdiluvium, das die Ebenen und flachen Höhen der Trias- und Tertiärlandscliaft überzieht, zeigt, wo Aufschlüsse vor¬ handen sind, fast stets einen durchaus einheitlichen Bau und cha¬ rakterisiert sich dadurch, daß es in lückenlosem Zusammenhänge sich auf die Flußschotter der ersten Glazialzeit hin erstreckt, als eine Ablagerung der zweiten Eiszeit. Das Fehlen von nachweis¬ baren Ablagerungen der ersten Vereisung wird verständlich, wenn man die Art des Auftretens des heute allein vorhandenen Haupt¬ glazialdiluviums betrachtet. Nirgends finden wir hier solche Mächtig¬ keiten wie im Gebiete der alten Täler (20 m am Elstertalrande und ebensoviel in dem toten Markröhlitzer Tal, siehe S. 14). Mächtig¬ keiten von 5 — 6 m sind schon erheblich. Meist erreicht der Ge¬ schiebemergel nur etwa 2— -4 m; an den Höhen steigt er mit ab¬ nehmender Mächtigkeit empor, um auf denselben eine lückige Decke zu bilden oder ganz zu fehlen. Das gleiche Bild dürfte das erste Glazialdiluvium zur ersten Interglazialzeit dargeboten haben. Durch Erosion und Denudation während dieser Interglazialzeit sind nun sicher große Mengen der ersten Grundmoräne zerstört worden, wie die in den interglazialen Terrassen verteilten Massen von Feuerstein beweisen, und der Rest dürfte zum größten Teil der Aufarbeitung durch das zweite Inlandeis zum Opfer gefallen sein, denn dieses wirkte dort, wo Höhenunterschiede vorhanden Neue Folge. Heft 60. 0 66 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. waren, energischer auf seinen Untergrund ein; sehen wir doch häufig, daß es auch den vordiluvialen Untergrund mehr oder weniger umgearbeitet hat (siehe S. 249 — 252). Sicherlich werden Reste der ältesten Grundmoräne an vielen Stellen vorhanden sein, sicher ist aber, daß sie gegenüber dem Hauptglazialdiluvium eine nur sehr geringe Rolle spielen. Die einzige Stelle, wo sich die erste Grund¬ moräne außserhalb der Flußtäler nachweisen ließ, liegt bezeichnen¬ derweise in einer alten Talsenke. Die Punkte, an denen ältestes Glazial in meinem Arbeits¬ gebiet nachgewiesen werden konnte, sind folgende: 1. Umgebung von Weißenfels. In der Gegend von Weißenfels sind Ablagerungen der ersten Vereisung nur in Gestalt von nordischen Blöcken im Liegenden der Saaleschotter nachzuweisen. Das Vorhandensein von Geschiebe¬ mergel unter der Hauptterrasse kann hier nicht erwartet werden. D as interglaziale Tal ist bei Weißenfels noch ziemlich tief in den Buntsandstein eingeschnitten, der Betrag der Erosion, welche der Aufschüttung der Hauptterrasse voranging, ist ziemlich erheblich. Die ältere Grundmoräne ist dabei im Bereiche der Terrasse gänzlich zerstört worden. Wir finden von ihr nur noch Reste in Gestalt großer Blöcke, die bei der Zerstörung des Geschiebemergels liegen blieben, oder wenigstens nicht weit mit fortgeschafft wurden, son¬ dern durch die fortschreitende Erosion hauptsächlich eine Senkung erfuhren. In der großen Kiesgrube bei Beuditz liegen auf der abgebauten Fläche zahlreiche meist nordische Blöcke von zum Teil stattlichen Dimensionen, und nach Versicherung der Arbeiter stammen sie von der Basis des Schotters. Es ist diese Angabe auch sehr glaublich, denn an der Oberfläche liegende große Steine wären als der Kultur hinderlich wohl längst abgefahren worden, und in dem Saaleschotter selbst waren sie nicht zu beobachten. Außer den nordischen Findlingen sind auch Knollensteine zahlreich, von denen es unentschieden bleiben muß, ob sie aus einer an Ort und Stelle zerstörten Tertiärablagerung stammen, oder ob sie als lokale Ge¬ schiebe durch das Eis der ersten Vereisung aus benachbarten Ter¬ tiärgebieten hierher befördert sind. II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 67 Große nordische Blöcke liegen auch in zahlreichen anderen Kiesgruben der Weißenfelser wie auch der Merseburger Gegend umher, doch sind von den Arbeitern meist zuverlässige Angaben über ihren Fundort nicht zu erlangen. Es sei daher nur ein besonders schöner und beweiskräftiger Fund erwähnt, den Ver¬ fasser selbst an Ort und Stelle zu sehen Gelegenheit hatte. Im Frühjahr 1905 wurde in der großen Kiesgrube in der Nähe des Weißenfelser Schlachthauses beim Abräumen des Kieses ein ge- waltiger Block eines sehr quarzreichen, glimmerarmen Granits ge¬ funden, der bei einer Länge von 2,30 m und einer Breite von 1,95 m eine Höhe von 1,30 in besaß. Neben ihm lag ein kleinerer mit den Dimensionen 0,5, 0,5, 0,4 m. Beide lagen, rings von Saale¬ schotter umgeben, unmittelbar auf dem Buntsandstein, und an ihrer Basis fand sich etwas lehmiges Material, vielleicht ein Rest von Geschiebemergel. 2. Stadtgebiet Merseburg. Südlich und nördlich von Merseburg besteht das Liegende der Saale-Hauptterrasse, wo es der Beobachtung zugänglich ist, aus Buntsandstein. Im Bereiche der Stadt selbst aber schiebt sich zwischen beide, anscheinend in größerer Verbreitung, älteres Glazial¬ diluvium ein. Das Tal des Geiselbaches gabelt sich unterhalb des durch künstliche Stauung entstandenen Gotthardteiches in zwei Arme, deren einer nach Osten über den Markt auf dem kürzesten W ege zur Saale verläuft, während der andere, vom Klyagraben benutzt, nach Norden seinen Weg nimmt. Die Erosion dieser Täler hat die Hauptterrasse durchschnitten, so daß das Alluvium meist unmittelbar auf dem Buntsandstein ruht. Verfasser hatte nun Gelegenheit, Kanalisationsaufschlüsse in einer Reihe von Straßen zu untersuchen, und es zeigte sich dabei, daß östlich des Gotthardteiches, in der Gotthardstraße, den Nachbarstraßen und der Umgebung des Marktes, die Oberfläche des Buntsand- steins von einer meist wenig mächtigen Decke bald mehr lehmig- o o o sandigen, bald mehr kiesigen Materials bedeckt wird, das bis¬ weilen taschenartig in die Sandsteinoberfläche eingreift. Reste von Saaleschottern, die stellenweise darüber Vorkommen, zeigen 68 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. an, daß es sich hier um Rückstände des älteren Glazialdiluviums handelt. Beweisender als diese lehmig-sandigen Reste ist aber das Vorkommen von echtem Geschiebemergel in dem anderen, nördlichen Talast. Im einem D/2 m tiefen günstigen Aufschlüsse in der von der elektrischen Bahn nach Halle durchzogenen Straße, etwa an den letzten Häusern vor der nach Osten zur Saale führenden Industriebahn, konnte ich unzweifelhaften Geschiebemergel in einer Mächtigkeit von 1,5 m beobachten. Eine im Grunde der Grube angesetzte Handbohrung durchsank den Geschiebemergel mit 1 J/2 m? so daß er e^ne Gesamt¬ mächtigkeit von 3 m besitzt. Daß es sich um echten Geschiebe- mergel, nicht etwa um eine Abschlämmasse handelt, kann nach der Struktur der Ablagerung nicht zweifelhaft sein, ebensowenig, daß dieser sich im Liegenden der Hauptterrasse befindet. Das Tal des Merseburger Klyagrabens dürfte also ein sehr altes Talstück darstellen, das von der Grundmoräne der ersten Vereisung erfüllt und später durch die der Ablagerung der Hauptterrasse voran¬ gegangene Erosion nicht ganz wieder ausgeräumt wurde. Spätere Erosion hat dann nach Ablagerung der Hauptterrasse dieses Tal wieder benutzt, den Saaleschotter, nicht aber das ältere Glazial¬ diluvium durchschnitten. Profil C — D auf Taf. 4 zeigt die Lagerungs¬ verhältnisse dieses Talstückes und das Verhältnis seiner Ablage¬ rungen zu der benachbarten Hochfläche. 3. Tagebau Bruckdorf. Unzweideutige Reste der ältesten Grundmoräne finden sich ferner im Tagebau Bruckdorf sowie auch am Bahnhof Dieskau. Im Bruckdorfer Tagebau liegen auf der stark gestauchten Ober¬ fläche des Flözes, die außer schwächeren, vielleicht tektonischen Nord - Süd -Falten Ost -West gerichtete Stauchungsfalten zeigt, zahlreiche, teilweise über kopfgroße nordische Blöcke, die häufig von Nord nach Süd in die gestauchte Oberfläche der Kohle hineingepreßt sind, sodaß sie auf der dem Druck abgekehrten Seite von einem Mantel von Kohlensubstanz überzogen erscheinen. Darüber liegt in ruhiger Schichtung der Schotter der Hauptter¬ rasse. Daß diese in das gestauchte Kohlenflöz hineingepreßten Blöcke nur durch Gletschereis an ihre Stelle gekommen sein II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 69 können, und zwar vor Ablagerung der Hauptterrasse, kann keinem Zweifel unterliegen. In der etw'a 1 ^2 km weiter nach Osten gelegenen großen Kies¬ grube am Bahnhof Dieskau liegen im Hauptterrassenschotter selbst in verschiedener Höhenlage zahlreiche, vorwiegend mittelgroße Blöcke meist nordischer Herkunft, zum Teil mit prachtvollen Gletscher- schliffen und -schrammen. Dieses Vorkommen größerer nordischer Blöcke im Saaleschotter dürfte nur dahin zu deuten sein, daß bei Ablagerung der Hauptterrasse hier eine besonders geschiebereiche Partie der älteren Grundmoräne zerstört wurde. Figur 4. In die gestauchte Oberfläche der Braunkohle (K) eingepreßter nordischer Block. Tagebau Bruckdorf. 4. Umgebung von Dörstewitz. Außerhalb des interglaziaien Saaletales war in meinem Gebiete die Grundmoräne der ersten Vereisung nur in einigen Aufschlüssen südlich von Dörstewitz nachzuweisen. Im Tagebau der Grube Pauline und in zwei benachbarten Kiesgruben wird, wie weiter unten (S. 162) ausführlicher dargestellt, eine obere Grundmoräne, der Hauptgeschiebemergel der zweiten Vereisung, durch die Dörste- witzer Schneckensande von einem unteren Geschiebemergel getrennt. o o Da die fossilführenden Schichten, wie bei ihrer Besprechung ge¬ zeigt werden wird, sehr wahrscheinlich für interglazial anzusprechen sind, muß der sie unterlagernde Geschiebemergel der ersten Ver¬ eisung zugeschrieben werden. Er zeichnet sich durch tonige Be¬ schaffenheit und dunkle Farbe, Folgen einer reichlichen Aufarbei¬ tung tertiären Materials, aus. An seiner oberen Grenze zeigt er, wie S. 164 ausgeführt, eine Zone geringer Verwitterung und Entkalkung. 70 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. Ihre Erhaltung verdankt die älteste Grundmoräne hier ebenso wie bei Merseburg der Lage in einer alten Talsenke. Im Bereiche des Dörstewitz-Rattmannsdorfer Braunkohlentertiärs besitzt das Diluvium eine zwar wechselnde, jedoch durchweg erhebliche Mächtigkeit, während es auf dem östlich und westlich angrenzen¬ den Buntsandsteinplateau nur eine dünne Decke bildet oder ganz fehlt. Das Diluvium füllt hier also eine alte Depression aus. In dieser kam schon die Grundmoräne der ersten Vereisung in an¬ sehnlicher Mächtigkeit zur Ablagerung. Durch die interglaziale Erosion wurde sie teilweise zerstört (so liegt im nördlichen Teile des Tagebaues Bruckdorfer Ton unmittelbar auf Tertiär, ebenso in dem kleinen alten Tagebau auf der andern, nordöstlichen Seite der Chaussee); an anderen Stellen blieb sie erhalten und wurde von den Ablagerungen der zweiten Vereisung bedeckt. 3. Der Untere Grlazialsand und Kies (r)si). Von L. SlEGERT. Während die ältere Grundmoräne selbst fast überall frei von Sand und Kies ist, liegt zwischen ihr und den jüngeren Bildungen an manchen Stellen eine Lage von rein nordischen Schmelzwasser¬ kiesen und -sanden, die sowohl beim Rückzüge des ersten Inland¬ eises wie bei dem ersten Vorstoß des zweiten Inlandeises abge¬ lagert worden sein kann. Doch sprechen verschiedene Gründe für die erste Annahme, weshalb diese Schicht, die einen wertvollen Grenzhorizont zwischen den Ablagerungen der beiden Vereisungen bildet, noch zu den Schichten der ersten Eiszeit gezogen wurde. Am besten ausgebildet ist dieser ältere Glazialkies in der Gegend von Ermlitz. Eine große Sandgrube zwischen Oberthau O O *-3> und Ermlitz gewährt uns einen guten Einblick in den Aufbau. Hier ist unser Horizont ausschließlich als ein sehr reiner Sand entwickelt, der zwar vorherrschend aus Quarzkörnern besteht, unter dem sich aber doch soviel andere Gemengteile, namentlich rote Feldspäte, schwarze und graue Schieferbröckchen, Glimmer¬ blättchen usw. befinden, daß jede Probe, in der Nähe betrachtet, jene buntfarbige Zusammensetzung aufweist, die wir bei glazialen II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. 71 Sand- und Kiesbildungen gewöhnt sind. Ungemein stark ent¬ wickelt ist die Diagonalschichtung. Grobe Geröllagen fehlen zwar nicht ganz, treten aber doch sehr zurück, auch erreichen die Ge¬ rolle kaum Nußgröße. Neben echt nordischen Gerollen finden sich verhältnismäßig reichlich auch südliche, namentlich Muschelkalk, die von aufgearbeiteten präglazialen Saalekiesen herstammen können, noch wahrscheinlicher aber so zu erklären sind, daß mit dem Zu¬ rückweichen des Eises die Saale sofort nachdrängte und zeitweise im Kampfe mit den Schmelzwassern lag, eine Erscheinung, der wir auch in der zweiten Eiszeit allenthalben begegnen. Die große Mächtigkeit, welche dieser Horizont bei Ermlitz besitzt, legt die Vermutung nahe, daß hier eine alte endmoränen¬ artige Bildung erhalten geblieben ist, eine Auffassung, der auch bei der Konstruktion der Profile Ausdruck gegeben worden ist, wobei zugleich verschiedene Möglichkeiten der Fortsetzung dieses Ermlitzer Sandes nach dem Innern der Hochfläche, also nach Norden zu, zum Ausdruck gekommen sind. Für gewöhnlich besitzt dieser Sand eine viel geringere Mäch¬ tigkeit, doch deutet sein weites Aushalten an, daß es sich trotzdem nicht um eine zufällige Sandeinlagerung, sondern um einen wirk¬ lich selbständigen Horizont handelt. So wurde er von Ermlitz- Oberthau aus weit nach Osten, nach Schkeuditz zu verfolgt und so¬ dann auch in der Rabutzer Bohrung wieder in fast 1 m Mächtigkeit angetroffen. Hier liegt er unter der interglazialen Hauptterrasse, was mit die Veranlassung war, den gesamten Horizont als Rück¬ zugsgebilde der ersten Vereisung aufzufassen. Weiter nach Süden zu fehlt unser Sand zunächst und ist weiterhin wenigstens nicht mehr als durchgehender Horizont nachzuweisen. Er löst sich vielmehr in einzelne Sandlinsen auf. Solche sind zeitweise durch die große Ziegeleigrube von Altran- stedt aufgeschlossen gewesen. Auf Blatt Lützen sind diese Sande und Kiese uur gering entwickelt. In der Gegend des Ellerbaches und Floßgrabens finden wir unseren Horizont nur bei Thalschütz entwickelt. Hier wurden einige schmale Sandsckmitzen erbohrt, die ihrer Höhenlage nach zu dem älteren Diluvium gezogen werden 72 II. Ablagerungen der 1. Eiszeit. müssen. Viel besser ist der Untere Sand dann im Süden an der rechten Seite des Rippachtales aufgeschlossen, wo er von der Lützener Chaussee bei Göhren an bis in die Gegend von Gostau zu verfolgen ist. Meist liegt er der Unteren Grundmoräne auf. An verschiedenen Stellen, so südlich von Pörsten, zwischen Stöbnitz und Gostau, scheint diese jedoch bereits vor und bei Ablagerung des Unteren Sandes erodiert worden zu sein, so daß dieser hier di¬ rekt auf präglazialem Schotter liegt. Die petrographische Entwick¬ lung schwankt in dieser Gegend ziemlich stark. Bei Göhren ist der Horizont mehr sandig entwickelt, während weiter nach Osten zu ziemlich grobe Kiese auftreten, die als treffliches Schotter¬ material im Verein mit den sie unterlagernden präglazialeu Saale¬ kiesen abgebaut werden. Quarz ist der Hauptbestandteil dieser Kiese. Nordisches Material ist ziemlich ungleich in ihnen verteilt. Stellenweise ist es so spärlich, daß bei flüchtiger Beobachtung leicht Verwechselungen mit den präglazialen Kiesen Vorkommen können. III. Ablagerungen der ersten Interglazialzeit. Die Ablagerungen der ersten Interglazialzeit bestehen aus Flußterrassen und einigen kleineren Beckenabsätzen außerhalb der Flußtäler. Die Terrassen gehören denselben Flüssen an wie die präglazialen, der Saale und der Unstrut. Die interglazialen Saalescliotter sind in zwei ihrer Höhenlage nach, verschiedenen Terrassen entwickelt, die als höhere und tiefere Terrasse bezeichnet werden. Dieselben sind jedoch in ihrer Be¬ deutung für das geologische Bild der Gegend sehr ungleichwertig. Während die höhere Terrasse nur an wenigen Stellen in größeren Stücken erhalten ist, bildet die tiefere einen fortlaufenden, nur durch die Erosion des alluvialen Tales streckenweise unterbrochenen Schotterzug und tritt vielfach frei von jüngerer Decke in wohl¬ erhaltenen Terrassenflächen zu Tage. Sie kann mit um so größe¬ rem Recht als Hauptterrasse bezeichnet werden, als auch die Schotter der nächsten Interglazialzeit nur in Resten erhalten ge¬ blieben sind. Da die Verhältnisse der nur auf beschränktem Raum vorhandenen höheren Terrasse nur von denen der Hauptterrasse aus verstanden werden können, soll hier entgegen dem sonstigen Gebrauch, mit der Schilderung von den älteren zu den jüngeren Ablagerungen fortzuschreiten, die tiefere Terrasse zuerst behandelt werden. Die Ablagerungen der ersten Interglazialzeit gliedern sich demnach wie folgt: > a) Flußabsätze 1. Höhere Terrasse der Saale, 2. Tiefere Terrasse der Saale (Hauptterrasse)1) und Ter¬ rasse der Unstrut. l) Entspricht der unteren Terrasse bei Henkel und Wagner. 74 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. b) Beckenablagerungen außerhalb der Flußtäler: 1. Ablagerungen von Dörstewitz, 2. Ablagerungen von Zeuchfeld (?). A. Flufsabsätze. Wenn wir auch den Lauf der vierten präglazialen Saaleterrasse sehr genau festlegen konnten, so waren wir doch bei der Konstruktion des alten Schotterzuges immerhin nur auf einige Komplexe von Auf¬ schlüssen beschränkt, die stets mehrere Kilometer von einander lagen. Viel günstiger liegen die Verhältnisse bei der interglazialen Hauptterrasse. Zwar sind auch hier die Ufer des alten Flusses viel¬ fach von Glazialdiluvium bedeckt und so nicht überall mit absoluter Genauigkeit festzulegen, aber der Lauf selbst ist durch die jün¬ geren Erosions- und Denudationsprozesse in unserem Gebiete fast in seiner ganzen Erstreckung ununterbrochen aufgeschlossen, teils als Ausbiß an jüngeren Talrändern, teils in größeren Flächen, auf denen die Decke von jüngerem Glazialdiluvium vollkommen ab¬ getragen ist und die alte Terrassenfläche wieder zu Tage ansteht. O o Ö Man kann daher den alten Lauf der Saale als einen fast ununter¬ brochenen Schotterstreifen verfolgen. Die Entstehung dieser Terrassenflächen ist ein Werk der in unserer Gegend überhaupt an vielen Stellen sehr schön zu beob¬ achtenden Denudation, nicht etwa der Erosion, denn diese würde die Terrassen weit mehr zerrissen und gegliedert haben. Die Werk¬ zeuge der Denudation, die überall auftretenden, aber sehr kleinen Rinnsale des Regen wassers und der Wind, vermögen nur die Decke, welche die Saaleschotter verhüllt, zu zerstören, den Löß und Geschiebe¬ lehm nach und nach fortzuführen. Ihre Wirksamkeit nimmt im Wesentlichen ein Ende, sobald sie auf die verhältnismäßig festgefügten Schotter stoßen mit ihren für den 'Transport durch so schwache Wasserkräfte viel zu großen Gerollen. Schon die gröberen Bestand¬ teile der Grund moräne bleiben zurück und bilden mit sekundär ver¬ schlammtem und verwehtem Löß eine später wiederholt zu erwäh¬ nende 1 — 2 m dicke Lage yon unreinem, sandigem Lehm auf den Schottern, die meist durch Humifikation zu Schwarzerdegeworden ist. III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 75 Abgesehen von dem Hinzutreten mehr oder weniger spär¬ licher nordischer Gesteine (vorwiegend Feuersteine) bestehen die interglazialen Saalekiese aus den gleichen Gesteinen wie die prägla¬ zialen, wenn auch in der Regel in etwas anderem Mengenverhält- 1 O O nis insofern, als der prozentuale Anteil der Thüringer Sediment- und Eruptivgesteine ein größerer, dementsprechend der an Quarz etwas geringer ist. Es erklärt sich das leicht dadurch, daß die interglaziale Saale nicht mehr so viel Tertiärablagerungen zerstören konnte, da sie im großen ganzen denselben Lauf wie die prägla¬ ziale verfolgt und die Tertiärablagerungen schon aus dem Wege o O c5 o geräumt fand; neben dem Flußlauf wurden diese jedenfalls vielfach durch Glazialdiluvium verhüllt. Quarz ist immerhin noch der Hauptbestandteil. Sein prozen¬ tual zurücktretender, aber leicht in die Augen fallender Begleiter ist dunkler Kieselschiefer. Sie sind die beiden gleichmäßigsten Ge¬ mengteile; die anderen Komponenten wechseln stark in ihrer Häufigkeit. Es gilt dies besonders auch für den charakteristischsten Bestandteil, die thüringer Schiefer- und Grauwackengesteine und Quarzite. Stellenweise, so z. B. bei Weißenfels, bilden sie die Hälfte oder noch mehr des ganzen Gesteinsbestandes; an anderen Stellen treten sie an Häufigkeit etwas mehr zurück. Meist aber sind sie bedeutend reichlicher vorhanden als in den präglazialen Kiesen. Noch schwankender in der Häufigkeit sind Thüringer Porphjwe; während sie in manchen Aufschlüssen, wie z. B. bei Uichteritz, verhältnismäßig häufig Vorkommen, sind sie an anderen Stellen seltener. Am unregelmäßigsten aber ist wieder das Vor- kommen von Triasgeröllen. Buntsandstein findet sich vereinzelt überall, kann aber in manchen Lagen große Häufigkeit er¬ reichen; Muschelkalk ist manchmal in fuß- bis meterdicken Schichten¬ folgen nur sehr spärlich vorhanden, um dann in einzelnen Lagen geradezu massenhaft aufzutreten. Auf Blatt Merseburg-Ost fehlt er auf einer größeren Strecke vollständig, aus Ursachen, die später ausführlich erörtert werden sollen. Unter dem nordischen Material ist Feuerstein der bei weitem häufigste und charakteristischste Ver- treter. Es liegt das hauptsächlich daran, daß er als der am schwersten zu zerstörende nordische Bestandteil am zahlreichsten 76 III, Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. erhalten blieb; zum Teil dürfte sein starkes Überwiegen aber auch nur ein scheinbares sein, indem die nordischen krystallinen Ge¬ steine weniger leicht kenntlich sind, manche, wie die Porphyre, in dem kleinen Format der Kiesgerölle nicht immer leicht von ähn¬ lichen südlichen Gesteinen zu trennen sind. Eine gesetzmäßige Verteilung des nordischen Materials läßt sich nur insofern feststellen, als gegen die südliche Grenze unseres Gebietes hin, etwa von Weißenfels ab, die Feuersteine an fangen an Häufigkeit abzunehmen. Weiter flußabwärts ist ihre Verteilung ebenso schwankend wie die aller anderen Komponenten. Naumann und Picard haben festgestellt, daß zur Zeit unserer Terrasse die Ilm nicht mehr in die Unstrut, sondern bereits bei Groß-Heringen in die Saale mündete. Dementsprechend führen die interglazialen Saaleschotter bereits charakteristische Umgerölle. So bestimmte Herr Professor Scheibe, der eine Anzahl Ge¬ rolle aus den porphyrreichen Gruben bei Uichteritz durchzusehen die Freundlichkeit hatte, neben verschiedenen, höchst wahrschein¬ lich auf diesen Fluß zu beziehenden Porphyren in dem Höllkopf- Melaphyr ein Gestein, daß nur durch die Ilm gekommen sein kann. Von einer prozentualen Feststellung des Mengenverhältnisses, in dem sich die verschiedenen Gesteine an der Zusammensetzung der Schotter beteiligen, wie sie von anderen Autoren, z. B. E. Wüst, verschiedentlich durch Zählung und Wägung versucht worden ist, wurde hier auf Grund der Kenntnis von hunderten verschiedener Kies¬ aufschlüsse Abstand genommen. Das Mengenverhältnis der Kom- ponenten in den Schottern wechselt sowohl in horizontaler wie in vertikaler Richtung in solchem Grade, daß die durch Wägung oder Zählung gewonnenen Verhältniszahlen dadurch ihren Wert vollkommen verlieren. Nicht nur haben die verschiedenen Gruben¬ aufschlüsse im ununterbrochenen Fortstreichen derselben Terrasse ihren verschiedenen Charakter, sondern innerhalb derselben Gruben¬ wand ist die Zusammensetzung der einzelnen Schichten eine außer¬ ordentlich wechselnde. So zeichnet sich z. B. die Gegend von Uichteritz durch verhältnismäßigen Reichtum an Porphyrgeröllen, die Gegend nördlich Weißenfels durch sehr starkes Vorwiegen der paläozoischen Schiefer- und Grauwackengesteine aus. i III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 77 Viel größer als in horizontaler Richtung sind die Schwan¬ kungen der Zusammensetzung in vertikaler, von Schicht zu Schicht. Während man Porphyrgerölle manchmal durch mehrere Dezimeter dicke Schichten vergebens sucht oder nur ganz vereinzelt findet, kommen sie in anderen Schichten verhältnismäßig häufig vor. Den wechselndsten Bestandteil bilden, wie schon gesagt, die Trias- gerölle. Buntsandstein und Muschelkalk treten schichtweise in großer Menge auf, nicht selten alle anderen Bestandteile an Häufig- Ö ö J Ö keit übertrefiend, dabei häufig in großen, nur wenig gerollten Platten, während sie dazwischen in fuß- bis metermächtigen Schichtenfolgen nur als Seltenheiten Vorkommen. Es kann ja auch nicht anders sein. Ein Wolkenbruch, der Abbruch einer Steil¬ wand im Gebiet anstehenden Muschelkalks oder Buntsandsteins mußte dem Fluß beträchtliche Mengen dieser Gesteine zuführen; die gleichen Erscheinungen oder auch die Schneeschmelze im Thüringer Berglande mußte überwiegende Zuführung von Schiefer¬ und Porphyrmaterial mit sich bringen. Da die verschiedenen Teile der gleichen Terrasse infolge von Flußverlegungen nacheinander entstanden sind, so finden auch die horizontalen Schwankungen der Zusammensetzung aus dei selben Ursache ihre Erklärung. Alle durch Zählung oder Wägung gewonnenen Verhältnis- zahlen können also nur für eine bestimmte Stelle einer Gruben¬ wand Geltung haben, sie sind daher entweder ein Produkt des Zufalls, der dem die Probe entnehmenden Forscher eine an be¬ stimmtem Materiale reichere, an anderem ärmere Probe in die Hand spielt, oder man ist gezwungen, eine gewisse Auswahl unter den vorhandenen Gerollen zu treffen, und dann trägt man, wenn auch ungewollt, ein individuelles Moment in die angeblich exakte Fest- Stellung hinein. In jedem Falle bieten solche Zahlen die beabsich¬ tigte Exaktheit der Beobachtung nicht. Als eine beinahe durchgehende Erscheinung ist zu erwähnen, daß die höchste, oft nqr dezimeterstarke Lage eine erhebliche Anreicherung von nordischem Material aufweist. Dies tritt be¬ sonders an den Stellen in die Erscheinung, deren ursprüngliche Glazialdecke heute verschwunden ist; diese Zunahme des nordi¬ schen Materiales ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. 78 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Abgesehen von einer etwaigen sekundären Anreicherung der Feuer¬ steine infolge leichterer Verwitterung der südlichen und einheimi¬ schen Sedimentgesteine kommt vor allem eine Bestreitung mit den Resten des zerstörten Glazialdiluviums in Betracht, An^anderen Stellen dürfte es sich um eine dünne Decke des später zu erwäh¬ nenden Basalschotters der zweiten Vereisung handeln. Die Überlagerung der Schotter durch die Grundmoräne der zweiten Vereisung findet entweder in Gestalt einer ruhigen Auf¬ lagerung, zum Teil unter Einschaltung eines Stauproduktes, eines Beckentones, statt, oder es tritt eine Wechsellagerung zwischen dem Flußschotter und den Glazialbildungen ein, die einen lokalen Kampf zwischen Eis und Fluß anzeigt. Die interglazialen Schotter haben einen ausgesprochenen Ha¬ bitus, der ihr Erkennen sehr erleichtert. Bei einiger Übung unterscheidet man sie von den präglazialen auch dadurch, daß letztere infolge ihres größeren Quarzreichtums im Aufschluß im allgemeinen eine lichtere Färbung besitzen. Von den nordischen Schottern unterscheiden sie sich schon auf den ersten Blick durch die regelmäßige, ruhige Schichtung und durch die trotz ihrer man- nigfaltigen Zusammensetzung immer noch gleichmäßigere, durch die Schiefergesteine mehr graue Färbung. Gleich den präglazialen sind auch die interglazialen Kiese sehr deutlich geschichtet. Sandeinlagerungen treten etwas häufiger auf als dort, bilden jedoch immer noch nur einen kleinen Teil der ganzen Masse, was besonders im Vergleich mit den Elsterschottern zu betonen ist. Der größte Durchmesser flacher Gerolle erreicht selten 10 cm; nach unten gehen sie bis zu Sandkorngröße herunter. Größere Dimensionen finden sich nur vereinzelt und namentlich bei Trias- und nordischen Gerollen, von denen man annehmen kann, daß sie im Fluß keinen weiten Transport durchgemacht haben. Verhält¬ nismäßig reich an sehr großen Gerollen ist z. B. die Umgegend von Dürrenberg, ferner die große Grube am Bahnhof Dieskau; dieselben sind meist regellos in der Masse verteilt. III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 79 1. Die Hauptterrasse (diimi). a) Auf Blatt Weißenfels. Von W. Weissermel. Die interglaziale Hauptterrasse tritt bei Lobitsch und Uichteritz in mein Arbeitsgebiet ein, und zwar liegt sie hier im Gegensatz zu den präglazialen Terrassen schon in der tief in den Buntsand¬ stein eingeschnittenen Talfurche, die vom alluvialen Tale benutzt wird. Die Herausbildung dieser Talrinne fällt also in die erste Interglazialzeit. Nur unterhalb Weißenfels bei Burgwerben hat, wie weiter unten zu schildern sein wird, eine spätere Talverlegung stattgefunden. Die von der Thüringer Bahn durchschnittene Schotterfläche gegenüber Schellsitz auf Blatt Stößen vermittelt zwischen den ausgedehnten Terrassenflächen von Weißenfels und Uichteritz und denjenigen bei Naumburg, die durch Henkel, Wagner, Naumann und Picard bekannt geworden sind J). In der Gegend von Leis- ling hat die jüngere Erosion die Hauptterrasse in ihrer ganzen Breite zerstört. (Ob bei einer Neuaufnahme des Blattes Stößen etwa noch Reste aufgefunden werden, ist unerheblich, jedenfalls ist sie nicht mehr als Terrasse erhalten.) Dagegen tritt sie bei Lobitsch am westlichen Ufer des alluvialen Tales als deutlich erkennbare Terrassenfläche auf und zieht als solche nach Uichteritz weiter. Es sei dieser bis zur Salpeterhütte reichende Abschnitt als Lobitsch-Uichteritzer Terrassenstück bezeichnet Gegenüber Uichteritz tritt auf der anderen, rechten Seite der Saale das als Terrasse ausgezeichnet in die Erscheinung tretende Beuditz- Weißenfelser Terrassenstück auf. Der Lobitsch-Uichte¬ ritzer Abschnitt tritt nur zwischen den genannten beiden Dörfern als Terrassenfläche einigermaßen deutlich hervor. Durch Denu¬ dation ist die Terrassenebene nach dem alluvialen Saaletale mehr oder weniger abgeböscht, durch zum Teil schluchtenartige Täler !) Henkel a. a. 0. Schulprogram m. K. Wagner, Jahrb. der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt für 1904, S. 188. Naumann und Picard, Jahrb. der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt für 1908, Teil I, S. 580. 80 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. wird sie mehrfach durchfurcht, so daß der Terrassencharakter nur stellenweise, so bei Lobitsch und am Zeißgenberge, hervortritt. Nach Westen zu legt sich an Mächtigkeit zunehmender Löß auf den Schotter, und weiterhin schiebt sich dann auch Glazialdiluvium zwischen beide ein. Trotz dieser Uberdeckung ist der alte Ufer- rand durch das stärkere Ansteigen des Geländes, stellenweises Hervortreten des Buntsandsteins und das Auftreten einer höheren interglazialen Terrasse unschwer festzustellen. (Siehe Profil C-D und E-F, Tafel 2.) Zwischen Lobitsch und Uichteritz bildet der Schotter einen in der Talrichtung verlaufenden etwa 500 m langen Kiesrücken, der über die lößbedeckte Umgebung um etwa 6 m sich erhebt und in dem flachen Gelände eine immerhin auffallende Erscheinung bildet. Als bei Beginn der Aufnahme des Blattes Weißenfels die alte aus dem Jahre 1852 stammende Topographie mit Fußkurven eine ge¬ naue Vergleichung der Höhenverhältnisse noch nicht gestattete und die Spezialaufnahme des Gebiets noch nicht abgeschlossen war, glaubte Verfasser in diesem Rücken eine alte Schotterbank sehen zu sollen, die durch Interferenz der Strömungen des eigentlichen Haupttales und eines Seitenarmes, in dem die zunächst nur bei Markröhlitz festgestellte und noch nicht als solche erkannte höhere interglaziale Terrasse liegt, aufgeschüttet sei. Es ver- anlaßte dies die in unserer Mitteilung (Zeitschr. d. D. geolog. Gesellschaft 1906) ausgesprochene Auffassung, daß das tote Talstück Großjena-Uichteritz gleichzeitig mit dem der Hauptterrasse von der Saale benutzt sei. Der Abschluß der Aufnahme auf der neueren exakten Metertopographie ließ jedoch diese Deutung als unhaltbar erscheinen, da die weiter westlich gelegene Schotterfläche sich als eine höhere, also ältere Terrasse erwies. Immerhin dürfte der auffallende Kiesrücken, der hier bis zu 125 m Höhe aufragt und in Grubenaufschlüssen echte Saaleschotter zeigt, eine ursprüng¬ liche Kiesbank darstellen, die allerdings früher weniger stark über die eigentliche Terrassenfläche sich erhob als jetzt, wo Erosion und Denudation der Umgebung die Höhenunterschiede verschärft haben. Eine etwaige Deutung als Insel, gebildet aus einem Rest der höheren Terrasse, ist durch die Höhenlage ausgeschlossen. III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 81 (Oberkante des Rückens 125 m, der benachbarten höheren Terrasse 140 m). Das Tal des Röhlitzbaches durchschneidet bei Uichteritz unser Terassenstück, das sich dann wieder im Zusammenhänge bis zur Salpeterhütte fortsetzt. Man gewinnt aus den Oberflächenformen hier nicht den Eindruck einer Terrasse, sondern der Gröbitzberg bildet einen nach drei Seiten abfallenden Hügel von 134 m Höhe. Bei der Kartenaufnahme war aber der interglaziale Schotter als zusammenhängendes Band, mehrfach in Grubenaufschlüssen, sonst im Ausstrich gut zu beobachten und wurde vom Südfuße des Preißig- berges über den Nordrand des Dorfes Uichteritz und am Saalehange bis fast zur Salpeterhütte nachgewiesen, wo ins Tal hinabziehender mächtiger Löß das Ausgehende verhüllt. Die gleichbleibende, mit dem Tale schwach fallende Höhenlage des Schotterausstriches läßt keinen Zweifel, daß es sich hier um eine Terrasse handelt. ✓ Auf dieser liegt mächtiges Glazialdiluvium, das wieder von Löß verhüllt wird, und so kann die Terrasse hier nur in ihrem Aus¬ strich an den Tälern verfolgt und erkannt werden. In diesem Aus¬ striche liegt die durch v. Fritsch1) und Wüst2) bekannt gewordene frühere Ködelsche Kiesgrube, die durch ihren Fossilreichtum zu einer gewissen Berühmtheit gelangt ist. Leider ist dieser Auf- Schluß infolge eines dort stattgefundenen Unglücksfalles neuerdings eingegangen. Westlich von der Ziegelei Salpeterhütte streicht der Schotter der Hauptterrasse in dem nach Süden schauenden Talhange des Seiten¬ tales aus, was bei der Aufnahme durch günstige Aufschlußver¬ hältnisse (frische Pflanzlöcher für Obstbäume) vortrefflich zu beob¬ achten war. Nach Norden ist er in dem von Storkau herkommenden Tale bis zu der zu Markwerben gehörigen Stadelmannsclieü Kiesgrube zu verfolgen. Er wird hier überlagert von Gehängelöß; weiter nach Norden schiebt sich zwischen beide mächtiger Geschiebemergel ein. Der Aufschluß lieferte außer Pferdezähnen einen Backzahn Zeitschrift der Deutsch, geol. Ges. 1901, P. S. 71. 2) W üst, Ein fossilführender Saalekies bei Uichteritz bei Weißenfels. Zeit¬ schrift für Naturw. Bd. 74, 1901, S. 65. Neue Folge. Heft 60. 6 82 III. Ablagerungen der 1. Tnterglazialzeit. von Elephas antiquus. Außer vereinzelten Schnecken fand ich ein¬ mal ein fossilreiches sandiges Bänkchen im Schotter; leider konnte dasselbe nicht sogleich ausgebeutet werden, und später war es verstürzt und nicht wieder aufzufinden. Bemerkenswertest ferner, daß der Schotter hier nach oben in einen geschichteten, röhrig gebauten mergeligen Feinsand überging. Es liegt hier also ein Auemergel oder ein Stauprodukt vor, wie es auf Blatt Weißen¬ fels sonst nicht zu beobachten war. In der durch v. Fritsch1) und durch den Verfasser (Erläute¬ rungen zu Blatt Weißenfels) beschriebenen nördlichen (im Gegensatz zu der südlichen, aus unreinem Löß bestehenden) Ziegeleigrube an der Salpeterhütte liegt auf dem lange problematischen dunklen Ton im westlichen Teile des Aufschlusses eine wenig mächtige Schicht von Saaleschotter, und zwar liegt hier das Ufer der Hauptterrasse vor, denn von hier nach Osten, nach Markwerben und darüber hinaus, erhebt sich der aus Buntsandstein bestehende Talabhang hoch über das Niveau dieser Terrasse. Der Uferrand liegt also von der Salpeterhütte bis zum Herrenberg nördlich von Weißen¬ fels in der heutigen Talaue. Fehlt hier die Hauptterrasse auf der nördlichen Seite des alluvialen Tales, so tritt sie um so deutlicher an dem südlichen Ufer auf. Sie bildet hier westlich von Weißenfels eine ausge- zeichnete, nach der Saale zu ganz flach geböschte Terrassenfläche, unter der im Steilabfall gegen das Alluvium der Mittlere Buntsand¬ stein ausstreicht. Der Anstieg des Geländes nach Süden (schon auf Blatt Stößen) läßt den alten Uferrand unschwer erkennen. Eine Kiesgrube von etwa 250 m Länge und fast 200 m Breite schließt den Schotter in 4 — 5 m Mächtigkeit bis auf den Bunt¬ sandstein auf. Von seiner Basis stammen nach Versicherung der Arbeiter die zahlreichen nordischen Blöcke, die in großer Anzahl in der Grube umher liegen. Eine noch deutlichere Terrassenebene bildet unser Schotterzug wieder auf dem linken Ufer, nördlich von Weißenfels, im Gebiet der Neustadt und von hier nach Norden bis etwa in die Höhe 0 Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1901 P. S. 70. ITT. Ablagerungon der 1. Tntergiazialzeit. 83 von Burgwerben. Eine Wanderung auf’ der Weißenfels-Merse- o o burger Chaussee läßt diese tiscbebene Terrassen fläche’ und die sie beiderseits überhöhenden Buntsandsteinufer trefflich über¬ schauen. Am Hange gegen das alluviale Tal streicht wiederum überall der Mittlere, bei Burgwerben auch der Untere Buntsand¬ stein aus. Nach Norden nimmt mit dem kaum merklichen An¬ steigen des Geländes die dünne Decke nordischen Materials, die als liest des zerstörten jüngeren Glazialdiluviums den Schotter mit leichtem Schleier verhüllt, an Mächtigkeit zu, und mit dem steileren Anstieg der Oberfläche, der etwa in der Höhe von Bur"- werben einsetzt, entwickelt sie sich zu einer mächtigen Decke von Geschiebemergel, Sanden und Kiesen, auf die sich alsbald mächtiger Löß auf legt. An Aufschlüssen ist dieses Terrassenstück ganz besonders reich. Dicht an der Neustadt schließen mehrere Gruben den Schotter bis auf sein Liegendes auf, und das Stück entlang dem Profil A — B Taf. 2, also etwa in der Linie vom Weißenfelser Schlachthof nach den Kiesgruben westlich von Burgwerben, ist ein über 1 km langer, fast ununterbrochener, großartiger Aufschluß. Im Bereich der eigentlichen Terrassenfläche, also zwischen der Saale und der Straße Kaffeehaus-Burgwerben, schließen die Gruben naturgemäß nur den Interglazialschotter mit dem »nordischen Hut« auf, meist bis auf den unterlagernden Buntsandstein. Hier wurde der als Beweis einer älteren Vereisung für mein Gebiet so wichtige große Block an der Basis des Schotters gefunden (s. S. 67). Von hier erhielt die Geologische Landesanstalt durch Herrn Kiesgruben¬ besitzer Eckart in Gohlis einen Zahn von Rhinoceros tichorhinus. Die weiter nördlich gelegenen Gruben, deren Oberkante höher liegt, schließen auch das hangende Glazialdiluvium vortrefflich auf. Am klarsten liegt das Profil in der Taf. 12 dargestellten großen Grube östlich von der Chaussee. Hier ist der Schotter der Haupt¬ terrasse mit 6 m Mächtigkeit aufgeschlossen. Er erweist sich als sehr reich an Thüringer Schiefern und arm an nordischem Material. Die Seltenheit der Feuersteine, die hier erheblich spärlicher auf- treten als in der Umgegend von Uichteritz, dürfte sich dadurch er¬ klären, daß hier die Hauptterrasse die präglaziale Terrasse durch- 6* 84 TU. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. schneidet; bei der Ablagerung der ersteren bestanden hier also die Ufer aus Saaleschottern ohne nordisches Material, die demnach in ver¬ stärktem Maße dem interglazialen Flußlaufe zugeführt wurden. Es mußte sich daraus eine relative Verarmung an Feuersteine-n ergeben. Wirbeltierfunde, die in der abgebildeten Grube gemacht wurden, sind meines Wissens nicht in öffentliche Sammlungen gekommen; an Conchylien fand ich ein Exemplar von Succinea. Auf dem Schotter liegt Geschiebemergel von bis zu 3 m Mächtigkeit. Sehr inter¬ essant ist das Verhältnis der Grundmoräne zu dem Schotter. An der Auflagerungsfläche findet, wie Taf. 12, Fig. 1 u. 2 zeigt, teil¬ weise eine Wechsellagerung oder Verzahnung beider statt, indem der Geschiebemergel in den Schotter hinein auskeilt, um ihn erst in einer höheren Lage gänzlich zu verdrängen, ohne daß der Schotter, der die auskeilende unterste Grundmoränenzunge über¬ lagert, an nordischem Material wesentlich reicher wäre als die Hauptmasse des Terrassenkieses. Es ist dieses Lagerungsver¬ hältnis wohl nur als das Ergebnis eines Kampfes zwischen den Ablagerungen des vorstoßenden Eises und denen der Saale zu deuten, und es geht daraus hervor, daß die Ablagerung des Schotters so lange anhielt, bis sie durch das im Saaletale vor¬ rückende Eis zum Stillstand kam. Auf den Geschiebemergel legen sich in dieser Grube bis zu 6 m Sande und Kiese, die sich von dem Saaleschotter schon durch feineres Korn, beson¬ ders ab.er durch andere prozentuale Zusammensetzung unterschei¬ den. Während in letzterem das Kiesmaterial vorherrscht und Sand nur in sehr untergeordneten Einlagerungen vorkommt, bestehen die den Geschiebemergel überlagernden Sedimente aus einer Wechsellagerung von Sanden und Kiesen. Die Kieslagen fuhren ferner vorherrschend nordisches Material neben mehr oder weniger reichlichen Saalegeröllen. Ein ähnliches Dild zeigt die südlich oder südsüdwestlich, jenseits des kleinen Weges gelegene benachbarte Grube. Hier liegt auf dem Hauptterrassenschotter gleichfalls Geschiebemergel, der infolge Ausstreichens am Hange nach Süden zu an Mächtig¬ keit abnimmt und verschwindet. Auf dem Geschiebemergel und über ihn weg greifend bis auf den Saaleschotter liegt ein Kies, der III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 85 dem Saaleschotter recht ähnlich sieht, da er sehr viel Saale¬ material enthält und auch kiesiger entwickelt ist als in der be¬ nachbarten nördlicheren Grube. Westlich von der Chaussee, gegenüber der zuerst besprochenen Grube, schließt eine andere, flachere, unter Löß nur die Sande und Kiese über dem Geschiebemergel und zwar in vorherrschend sandiger, sonst der ersteren gleicher Entwicklung auf. Eine andere an diese südlich angrenzende Grube auf derselben, westlichen Chausseeseite bietet ein zunächst schwer verständliches Bild. Hier sind nur Kiese in großer Mächtigkeit aufgeschlossen, die bei flüchtiger Betrachtung einen einheitlichen Eindruck machen. Bei genauer Untersuchung zeigt es sich aber, daß der liegende Teil von echtem, wohlge¬ schichtetem Saaleschotter gebildet wird, während die hangende Hälfte zwar vorwiegend aus gleichem Material, jedoch angereichert mit nordischem, besteht und regelmäßige Schichtung nicht erkennen läßt. Lehmige Massen, die stellenweise die unregelmäßig gelager¬ ten Gerolle verbinden, sowie einzelne größere nordische Steine zeigen, daß es sich um ein glaziales Aufarbeitungsprodukt, sozu¬ sagen eine Schotter-Lokalmoräne handelt. Es fragt sich nun, wie die gemischten Schotter über dem Ge¬ schiebemergel zu deuten sind, ob wir in ihnen eine Ablagerung der Saale zu sehen haben. Ich glaube diese Frage entschieden verneinen zu müssen, trotzdem sie in der einen Grube, in der das Auskeilen des Geschiebemergels zu beobachten ist, südsüdöstlich der abgebildeten, dem unterlagernden Hauptterrassenschotter sehr ähnlich werden. Daß ihre vorherrschend sandige Entwicklung in der abgebildeten Grube nicht dem sehr konstanten Typus der Haupt¬ terrasse entspricht, würde nicht entscheidend sein; daß sie mehr nordisches Material führen als diese, würde, da sie auf Glazial¬ diluvium liegen, nicht auffallen. Was aber gegen ihre Auflassung als Flußschotter spricht, ist ihre von Ort zu Ort sehr wechselnde Beschaffenheit nach Korngröße und Gesteinsbestand und vor allen Dingen ihre Höhenlage. Die Terrassenfläche von Weißenfels-Neu¬ stadt ist unzweifelhaft ein durch Denudation höchstens um einen geringen Betrag erniedrigter Teil der ursprünglichen Terrassen- 86 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Oberfläche. Die fraglichen gemischten Schotter dagegen sind der Terrasse aufgesetzt, durch Grundmoräne von ihr geschieden, er¬ heben sich also mit ihrer Oberkante um etwa 9 m über die Terrassen¬ oberfläche. Sie passen in die Hauptterrasse ihrer Höhenlage nach durchaus nicht hinein; sie entbehren ferner jeden Analogons in der weiteren Umgebung. Auch zu der höheren Interglazial¬ terrasse, die man sich dann als jünger als die Hauptterrasse und lokal ihr aufgesetzt zu denken hätte, passen sie der Höhenlage nach nicht. Man kann diese gemischten Schotter also nur als ein glaziales Aufarbeitungsprodukt von Saalekiesen auffassen, und zwar dürfte diese Aufarbeitung hier nicht sowohl die sehr vollständig er¬ haltene Hauptterrasse als vielmehr die präglazialen betroffen haben, die hier gerade von dem Interglazialtallauf durchbrochen werden. Das Alter dieser Schotter läßt sich nicht genau feststellen ; da sie den Hauptgeschiebemergel diskordant abschneiden, müssen sie aus der Zeit endgültigen Rückzuges der zweiten Vereisung stammen, in der die Schmelzwasser zunächst erodierend auf die Grundmoräne einwirkten und dann Schotter aufschütteten. Viel¬ leicht sind sie der Dehlitzer Endmoräne und dem Posendorfer Os gleichaltrig (siehe S. 254). Die Mächtigkeit von 6 m, die der Hauptterrassenschotter in der abgebildeten Grube und den benachbarten Aufschlüssen besitzt, wird in den weiter südlich und südöstlich gelegenen nicht erreicht. Man findet hier nur 3—4 m. Es mag das zum Teil in einer ober- flächlichen Abtragung nach dem alluvialen Tale zu seinen Grund haben, außerdem aber wahrscheinlich auch darin, daß es sich um randliche Ablagerungen handelt. Das rechte Ufer liegt im Bereich der heutigen Aue, das linke am Fuße des Herrenberges; beide dürften nach Norden verlaufen mit geringer Abweichung nach Osten. Am Dorfe Burg¬ werben erhebt sich der Untere Buntsandstein über das Niveau der Hauptterrasse und zeigt die Lage des östlichen Uferrandes an; die Terrasse weicht also von der alluvialen Talrinne nach Westen zu ab, um nicht nur unter Glazialdiluvium, sondern auch unter einer mächtigen Lößdecke zu verschwinden. Eine leichte, III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 87 nur dem geübten Auge noch erkennbare Geländesenkung markiert aber ihren Verlauf nach Nordnordosten, und in dem von Tage- werben nach Schkortleben verlaufenden Tälchen tritt der Saale¬ schotter wieder zu Tage, um vor diesem Dorfe mein Gebiet zu verlassen. Was nun die Höhenlage der Terrasse betrifft, so liegt ihre Oberkante beim Eintritt in Blatt Weißenfels bei etwa 125 m oder wenig höher. Etwa ebenso hoch liegt sie bei Uichteritz. West- lieh der Salpeterhütte liegt sie zwischen 120 und 121 m. Im Beuditzer Terrassenstück liegt die Terrassenoberfläche etwas über 120m, und nördlich von Weißenfels wird sie durch die 115 m- Kurve bezeichnet. Das Gefälle beträgt also von oberhalb Uichte¬ ritz bis nach Burgwerben (auf ca. 6 km) etwa 10 in. Für die Unterkante erhält man etwas verschiedene Zahlen, je nachdem man sich am Ufer oder in der Mitte des alten Tales befindet. So reicht der Schotter am Zeisgenberge oberhalb Uichteritz, wo er etwa 10 m Mächtigkeit erreicht und augenscheinlich dem tiefsten Teil der Talrinne entspricht, bis auf fast 115 m herunter, während bei Uichteritz, wo der Kies nur 5 m mächtig ist, seine Unterkaute bei 120 m liegt. Westlich der Salpeterhütte liegt sie zwischen 115 und 120 m, beim Gute Beuditz bei 112m, nördlich von Weißenfels etwas unter 110 m. b) Die Hauptterrasse zwischen Schkortleben (Blatt Lützen) und dem alluvialen Elstertale auf Blatt Merseburg- Ost. Von L. Sieger t. Beim Eintritt in mein Gebiet in der Gegend von Kriechau und Schkortleben liegt die Oberkante der Schotter bei etwa 112 m Meereshöhe. Sie sind auch hier nur auf dem heutigen linken Saaleufer entwickelt, während auf dem rechten die 10 bis 15 m höher liegenden präglazialen Saaleschotter direkt bis an das heutige Steilufer heranreichen, so daß hier niemals interglaziale Saale¬ schotter vorhanden gewesen sein können. Der in der Grube west¬ lich von Kriechau aufgeschlossene Kies muß also sehr nahe dem ehemaligen rechten Ufer der interglazialen Saale liegen. Dieses 88 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. selbst ist aber von der alluvialen Saale vernichtet worden. Ob jedoch hiermit die verhältnismäßig geringe Zahl nordischer Gerolle in dieser Grube wie in der benachbarten am nördlichen Ausgange von Schkortleben zusammenhängt, scheint zweifelhaff zu sein. Ebensowenig dürfte dies eine Folge der im allgemeinen gesetz¬ mäßigen Abnahme des nordischen Materials nach Süden zu sein. Es werden wohl vielmehr ganz lokale Ursachen dieser Erscheinung zu Grunde liegen. Vielleicht läßt sich der Mangel ebenso deuten, wie W. Weissermel die gleiche Erscheinung in den Aufschlüssen nördlich von Weißenfels erklärt hat, als eine Folge der verstärkten Einschwemmung von präglazialem Schottermaterial. Zunächst ist der Lauf der interglazialen Saale nach NNO. bis NO. gerichtet, so daß die Schotter bereits 3 km von Schkort¬ leben laufabwärts auf das heutige rechte Saaleufer übergreifen, wie dies der Aufschluß an der Lützener Straße gegenüber dem Friedhofe von Klein-Corbetha zeigt. Auch dieser Aufschluß muß sehr nahe neben dem alten rechten Saaleufer liegen, denn wenige Schritte seitlich von ihm steht bereits Unterer Buntsandstein in der Höhe der heutigen Oberfläche des Kieses an. Dieser kann aber auch ursprünglich kaum größere Mächtigkeit besessen haben; denn in der Kiesgrube bei Signal 121,4, deren Basis kaum 2 m über der Oberkante der interglazialen Saaleschotter liegt, ließ sich keine Spur von diesen mehr nachweisen. Wir können also die ehemalige Uferlinie mit Sicherheit zwischen diese beiden Aufschlüsse legen, wodurch sie mit einer Genauigkeit von 30 bis 40 m bestimmt ist. Der weitaus größte Teil der interglazialen Saale liegt dem¬ entsprechend in dieser Breite noch auf dem heutigen linken Saale¬ ufer. Hinter den Gruben von Schkortleben wird die Terrasse zu¬ nächst durch Löß und Gehängelehm auf ca. 700 m verhüllt. Dann aber begleitet sie von der Gniebendorfer Windmühle an als ein ununterbrochener, bald mehr, bald weniger breit enthüllter Streifen das linke Saaleufer bis nach Merseburg. Im größten Teile dieser Erstreckung liegen die Schotter Mittlerem und Unterem Buntsand¬ stein auf. Für kleinere Strecken, so zwischen Wengelsdorf und Das¬ pig, bildet Oligocän das Liegende. Wenn auch auf dieser ganzen III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 89 Strecke die Schotter selbst sich nur als schmale Streifen am heutigen Saaleufer und in den Nebentälchen verfolgen lassen, so sind doch andererseits weite Flächen nur von einer ganz dünnen und gleich¬ mäßig dicken Decke von Glazialdiluvium und Löß verhüllt, so daß prachtvoll entwickelte, kilometerbreite Terrassenflächen gestatten, den Lauf der interglazialen Saale hier schon bei der ersten flüch¬ tigen Begehung mit Leichtigkeit zu verfolgen. Der erste, wenn auch noch schmale Abschnitt dieser Terrassen¬ fläche liegt zwischen Gniebendorf und dem Tälchen von Groß- Corbetha mit Aufschlüssen an der Gniebendorfer Windmühle und südlich von Groß-Corbetha an der Straße nach Schkortleben. An dieser letzten Stelle ist nicht nur der interglaziale Saalekies in seiner ganzen Mächtigkeit von ca. 5 m bloßgelegt, sondern es lassen sich auch verschiedene für das Verständnis des Wechsels von ein¬ heimischen und glazialen Ablagerungen wichtige Beobachtungen machen. Auf Mittlerem Buntsandstein, der hier zu weißem, schwach tonigem Sand aufgelöst ist, ruht zunächst eine Lage großer, nor¬ discher Blöcke. Hierauf folgen 3 m typischer interglazialer Saale¬ schotter, dessen durchschnittlich nuß- bis eigroße Gerolle im größten Teil der Grube gut geschichtet sind. Nur am südlichen Ende des Aufschlusses ist die Schichtung sehr unregelmäßig. Das Material schwankt hier vom feinsten Sandkorn an bis zu Faust- und Kopf¬ größe. Stellenweise ist eine Lage kopfgroßer, nordischer Blöcke ein¬ geschaltet. Über dem regelmäßig abgelagerten Saalekies folgt dann eine ca. 1 m mächtige Lage nordischen Materiales, zu unterst wieder mit kopfgroßen Blöcken beginnend. Muschelkalk fehlt darin völlig, dagegen sind Thüringer Schiefer nicht selten. Die oberste Lage bildet in ca. 0,75 m Mächtigkeit ein durch reich¬ liche Führung von Muschelkalk und thüringer Material sicher als Saalekies gekennzeichneter Schotter, der allerdings ziemlich reich an nordischen Gerollen ist. -Von der vorigen rein nor- dischen Schicht wird diese Bank getrennt durch ein 1 dm mächtiges Band von feinen Sanden. Aus diesem Profil ge¬ winnen wir folgendes Bild über die geologischen Vorgänge: Die Ablagerungen der ersten Eiszeit wurden von der Saale während der ersten Interglazialzeit völlig zerstört. Die großen 90 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Blöcke an der Basis der Grube sind ihr letzter Rest. Die Ab¬ lagerung der obersten Partieen der interglazialen Saaleschotter ge¬ schah zu einer Zeit, als das vorrückende zweite Inlandeis sich unserem Gebiete bereits sehr genähert hatte. Von wiederholten Vorstößen, sei es einzelner Eiszungen, sei es starker Schmelzwasser¬ ströme, denen natürlich die breiten Flußtäler den Weg vorschrieben, zeugen die in dem oberen Teil unseres Profiles auftretenden Lagen grober nordischer Gerolle und Blöcke. Die dünne Bank von feinem Sande ist wohl die erste Ablagerung der Saale beim Rückzug eines solchen Vorstoßes. Unter dem Einfluß des immer noch stauenden Inlandeises konnte die Saale anfangs nur feines Material und erst später ihre normalen Schotter ablagern, die ganz selbst¬ verständlich jetzt mehr nordisches Material führen mußten als zu¬ vor. Ganz ähnliche Profile, bei welchen in den obersten Lagen der interglazialen Saaleschotter nordisches Material eingeschaltet ist, werden wir noch öfter treffen. Es kann daher kein Zweifel bestehen, daß diese Lagen nicht etwa ein Zufallsprodukt sind, sondern einem weithin ausgedehnten Vorstoß und baldigen Rückzug des zweiten Inlandeises gegen das Ende unserer Schotterbildung ihre Entstehung verdanken. Eine weitere zusammenhängende und nur durch wenige kleine schmale Seitentälchen der Saale unterbrochene Terrassenebene reicht von Corbetha bis nach Merseburg, besitzt also §ine Länge von über 13 km. Die Oberfläche dieser Terrasse steigt quer zur Flußrichtung nach dem Ufer zu nur um wenige Meter auf eine Strecke von 1—2 km hin, also äußerst flach an. Dies entspricht teils dem wirklichen Anstieg der Schotter nach dem Ufer zu, zum größten Teile aber der Zunahme der sie überlagern¬ den Schicht. Eine auffällige Abweichung ist in der Wengeis- dorfer Gegend zu erwähnen. Nicht weit vom Bahnhof* Cor- betha sieht man in der Terrasse eine mehrere hundert Meter große und bis 4 m tiefe längliche Einsenkung, die nach Aussage dortiger Feldbesitzer in langsamer Vergrößerung begriffen sein soll. Bei der Nähe der Dürrenberger Salzquellen ist es nicht unwahrschein¬ lich, daß diese Erscheinung mit unterirdischen Auslaugungs¬ prozessen zusammenhängt. III. Ablagerungen der 1. lnterglazialzeit. 91 Erst durchschnittlich 2 km von dem heutigen Saaleufer ent¬ fernt steigt das Gelände zu einem deutlich ausgesprochenen, wenn auch immer noch sehr sanften Hang an, der in seiner Oberfläche aus reinem Löß besteht. Die Grenzlinie zwischen der Terrasse und diesem Anstieg des Geländes sinkt natürlich nach N. zu ent¬ sprechend dem Gefälle des alten Saalelaufes. Sie liegt bei Wen¬ gelsdorf bereits 2 m tiefer als bei Corbetha, wo sie noch etwa 110 m Meereshöhe besitzt. Am Nordrand des Blattes Lützen trifft sie ungefähr mit der 106,25 m-Kurve zusammen. Diese Grenze ist eine ganz zufällige und hängt keineswegs etwa mit dem ursprüng¬ lichen Ufer zusammen. Die Schotter der interglazialen Saale ziehen sich vielmehr noch weiter nach W. zu unter dieser Decke von Glazialdiluvium und Löß hin, wie dies am besten die Aufschlüsse am Fuchsberg südwestlich vom Bahnhof Corbetha zeigen. In der südlicheren, tieferen der beiden Gruben wird das Liegende von einer teilweise in lose Bruchstücke aufgelösten Knollensteinbank gebildet, deren Oberfläche glazial geschrammt war (siehe S. 44 u. 45). Aut dieser liegen 0,5—0, 8 m mächtige Saaleschotter, reich an nordischem Material. Die ziemlich unregelmäßige Kieslage keilt nach W. zu noch in der Grube aus, so daß hier das ehemalige westliche Ufer der interglazialen Saale aufgeschlossen sein dürfte. Die Meereshöhe dieser Schotterlage ist etwa 116 m, während die Ober¬ fläche der Schotter in dem korrespondierenden Terrassenabschnitt i von Wengelsdorf bei etwa 108 m liegt. Bei einer Breite von etwa 2,5 km steigt also die Oberfläche um ca. 8 m an. Über¬ lagert werden die Schotter in den Gruben am Fuchsberg von einer 0,6 — 0,9 m mächtigen, sehr sandigen Grundmoräne, die mit einer Steinsohle von teilweise sehr großen Gerollen abschließt. Fuß- bis einhalbmetergroße Buntsandstein- und Knollensteinplatten waren nicht selten. Darüber legen sich noch etwa 2 — 3 m Löß. Das Tal der interglazialen Saale besaß also hier, wo wir rechtes und linkes Ufer durch die eben beschriebene Grube sowie die vorher erwähnte von Klein-Corbetha genau festlegen können, eine Breite von etwa 3 km. Das ist dieselbe Breite, welche das heutige Saaletal etwa 4 km weiter stromabwärts bei Dürrenberg besitzt. Sehr bald aber muß sich das interglaziale Tal ganz plötzlich er- 92 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. weitert haben, denn schon 3 km weiter stromabwärts besitzt es eine Breite von 7 — 8 km. Wiederum 3 km weiter ist die Breite bereits auf 10 km gestiegen. Diese auffällige Erscheinung wird hauptsächlich dadurch bedingt, daß das rechte Ufer in weitem Bogen nach Osten ausgreift, denn das linke Ufer buchtet sich nur flach nach W. aus. Die Ursache hierfür ist wohl nicht schwer zu erkennen. Anfangs mag diese Erweiterung dadurch entstanden sein, daß der Fluß aus einem Gebiete mit höheren Ufern, in welchen ihm eine Seitenerosion sehr erschwert war, in ein solches mit flacheren Ufern kam, also aus dem Mittelgebirge hier in das norddeutsche Flachland eintrat. Dann aber gelangten seine Wasser namentlich in der Gegend zwischen Klein- Corbetha und Tollwitz in das Gebiet des alten präglazialen Saaletales. Dieses war zwar von der älteren Grundmoräne erfüllt, doch bildete sie, wie an anderer Stelle ausführlich erörtert worden ist, eine völlig gleichmäßige Ebene, auf welcher sich die Saale in zahlreiche Arme zerschlagen konnte. Von Klein-Corbetha aus, wo wir das rechte Ufer der inter¬ glazialen Saale zuletzt nach wiesen , muß es sich noch wenig über 1 km in nordnordöstlicher Richtung hingezogen haben jedoch kann der Schotter, wie ein als starke Steinstreuung er¬ haltener Rest südlich von Goddula zeigt, infolge des ziemlich steil ansteigenden Buntsandsteins an dieser Stelle überhaupt nur als ein schmaler Streifen auf dem heutigen rechten Ufer entwickelt gewesen sein. Kurz hinter dieser Stelle aber muß sich das Ufer entsprechend der schnellen Erweiterung des Tales nach NNO. gewendet haben. Doch ist die genaue Lage des Ufers erst ca. 4 km weiter fluß- abwärts bei den Dörfern Teuditz und Tollwitz wieder festzulegen. Hier lagern die dem Ufer benachbarten Schotter auf weißen Sauden und Tonen der hangenden Stufe unseres Braunkohlentertiärs. Das Ufer selbst aber wurde, wie die Kartierung ergab, von Unterer Grundmoräne gebildet, die wiederum von präglazialem Saalekies unterlagert wird, so daß hier, wenn auch nur auf kurze Strecken hin, ein Übergreifen der interglazialen Saaleschotter über die der präglazialen Saale stattfindet. Von Goddula ab sehen wir auch auf dem rechten Ufer der heutigen Saale zum ersten Male eine III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 93 der vorhin erwähnten au Schönheit und Größe ebenbürtige Ter- rasse entwickelt. Diese weist ganz die gleichen Verhältnisse auf, die vorhin geschildert wurden. Auch hier wird der Schotter von einer mehr oder minder dicken Lehmschicht überlagert. Der erste Abschnitt dieser Terrasse reicht von Goddula bis an das Tal des Ellerbaches zwischen den Dörfern Tollwitz und Keuschbero-. Dieses Stück ist in seiner dem Saaletal zugewandten Hälfte fast frei von einer verhüllenden Decke und infolgedessen fast absolut eben. Erst die östliche Hälfte zeigt ein steileres Ansteigen, was von der Überlagerung unserer Schotter durph Basalschotter her¬ rührt. Daß auch hier ursprünglich, wie überall, die ganze Terrasse von Glazialdiluvium bedeckt war, beweisen die Schichtenstauchungen in den oberen Schotterlagen der Kiesgrube an der Dürrenberg- Goddulaer Chaussee. Die Grenze des Basalschotters bezw. der sie überlagernden glazialen Sande gegen die Untere und Obere Grundmoräne auf dem Blatte Lützen mag im wesentlichen die alte Uferlinie sein, da die Basalschotter eben nur in den alten Flußtälern abgelagert wurden und sich kaum weit über deren Ufer ausgedehnt haben dürften. Der nächste Abschnitt der Terrasse liegt zwischen dem Eller¬ bachtal und dem Tale des Floßgrabens bei Schladebach. Auch in diesem Abschnitt konnte in der Nähe von Kötschau wieder auf einige Erstreckung hin der Lauf des alten Ufers genau festgelegt werden durch eine Reihe von Gruben, die teils innerhalb, teils außerhalb der interglazialen Saaleschotter liegen. Der erste Auf¬ schluß dieser Art war der bereits in dem Abschnitt über die ältere Grundmoräne erwähnte Luftschacht nicht weit von der Draht¬ seilbahn südlich von der Braunkohlengrube bei Kötschau, wo von oben nach unten folgendes Profil durchsunken wurde: Grundmoräne, Interglaziale Saaleschotter, Grundmoräne, Präglaziale Saaleschotter, Tertiär. Hier liegt also die interglaziale Saaleterrasse über der prägla¬ zialen. Die Anwesenheit von interglazialem Saaleschotter an dieser 94 TU. Ablagerungen clor 1. Tnterglaziatzeit. ^Stelle ist ganz sicher, auch stehen dieser Überlagerung nach dem ganzen Kartenbild keinerlei Bedenken entgegen. Wenige hundert Meter weiter östlich von diesem temporären Aufschluß sind in der großen Kiesgrube von Karnpitz nur präglaziale Saalesehotter auf¬ geschlossen mit darauf liegendem Dehlitzer Bänderton und Unterer Grundmoräne, weshalb zwischen diesen beiden Stellen die alte Uferlinie liegen muß. Ganz ähnliche Verhältnisse zeigen die beiden schon halb ver- c5 fallenen Kiesgruben wenige hundert Meter nördlich von der Station O O Kötschau. In der südwestlichsten von ihnen finden wir wieder das Überlagerungsprofil der interglazialen Saale über der präglazialen, während in der nordöstlichen nur noch präglaziale Saaleschotter er¬ schlossen sind. Ob freilich das alte Ufer gerade zwischen beiden Gruben hindurchgegangen ist, mag zweifelhaft erscheinen, da der Präglazialaufschluß etwas niedriger liegt als die erstere. Wenn es © © © sich hierbei auch nur um eine Niveaudifferenz von ca. 2 m handelt, so spielen doch derartige geringe Unterschiede bei der allem An¬ schein nach äußerst flachen Uferböschung der interglazialen Saale immerhin eine Rolle. Es ist also keineswegs ausgeschlossen, daß die interglazialen Saaleschotter ursprünglich noch einige hundert Meter weiter nach 0. reichten. Im Einklang hiermit würde auch die Fortsetzung der Uferlinie bei Kötschau und Witzschersdorf stehen. In dieser Gegend griff' die interglaziale Saale entschieden weiter über die präglazialen Schotter hinweg als bei Teuditz. An dem ganzen Windmühlenhügel zwischen Kötschau und Schladebach läßt sich dies in einer ostwestlichen Breite von etwa 1 km ver¬ folgen. Den genauesten Einblick in diese Verhältnisse gewährt die große Kiesgrube an der Südwestecke dieses Hügels. Von hier aus läßt sich der interglaziale Saaleschotter einer¬ seits bis an das Dorf Kötschau, andererseits bis in die Nähe von Witzschersdorf verfolgen. In Witzschersdorf selbst aber konnten in einer Baugrube nur präglaziale Saaleschotter beobachtet werden. Das Ufer der interglazialen Saale ist also nahe am westlichen Ende des heutigen Dorfes gelegen. Auch in diesem Abschnitt des Saalelaufes ist ein großer Teil © der Schotter von der verhüllenden Decke des hangenden Glazial- © ITT. Ablagerungen der 1. lnt.erglazialzeit. 95 (1 iluvimns entblößt, so daß weite Terrassenebencn sichtbar sind. Besonders schön entwickelt sind diese im Gebiete der Dürren¬ berger Gradierwerke, wo sie über 1 km Breite besitzen, sowie zwischen Bahnhof und Dorf Dürrenberg. Aber auch nördlich von der Bahnlinie Leipzig-Corbetha bis über die Rosenpflanzung der Domäne Schladebach hinaus ist noch eine ausgeprägte Ebene zu beobachten. Nach O., also nach dem Ufer des alten Saaletals zu, verschwindet die Terrassenfläche unter einem ganz sanften Anstieg. Basalgrundmoräne und Basalschotter legen sich hier auf die Flußkiese. Zahlreiche und sehr große Aufschlüsse lassen den Aufbau der Saaleterrasse in diesem Abschnitt sehr genau studieren. Sie sind alle zur Gewinnung des Kieses angelegt, der namentlich ein weit- hin verfrachtetes Schottermaterial für Bahnbauten abgibt. Sie stehen natürlich alle in der oben erwähnten entblößten Terrassenfläche, da hier fast kein Abraum zu beseitigen ist. Zunächst o-e- währt eine große Anzahl von Gruben am rechten Talhang des o o Ellerbachtales ein gutes Querprofil durch die interglaziale Terrasse von den mittleren Partieen an bis zum rechten Ufer. Von Keusch¬ berg bis jenseits Balditz liegen die Schotter auf Unterem Bunt¬ sandstein, während weiterhin nach dem Ufer zu Oligocänschichten ihr Liegendes bilden. Dabei zeigt sich ein kaum merkbares An- steigen der Unterkante der Schotter nach dem Ufer zu, so daß auch hier das Ufer äußerst flach gewesen sein muß. Sehr große Aufschlüsse liegen weiterhin bei Porbitz-Poppitz sowie am Dtirrenberger Bahnhof. Die ca. 5 m mächtigen Schotter o o ruhen hier, wde überall in der Nachbarschaft des alluvialen Saale¬ tales, auf Unterem Buntsandstein. Ein Hangendes fehlt, abgesehen von einer stellenweise bis 1 in mächtigen, sandigen und steinigen Schwarzerdeschicht. Doch beweisen Stauchungen der obersten Schichten genugsam, daß einst die Grundmoräne über ihnen lag. Weitaus der größte Teil der Schotter besteht aus mindestens taler- großen Gerollen, die wegen ihrer flachen Gestalt eine sehr gute Schichtung der Schotter erzeugen. Nach oben hin schalten sich P> stellenweise Bänke von schwach lehmigem Sande ein, wrelche leb¬ hafte Stauchungserscheinungen aufweisen, die nur durch das dar- 96 III. Ablageruugen der 1. Interglazialzeit. überschreitende Eis verursacht worden sein können. Von weitem erinnern diese Sande lebhaft an Grundmoräne, doch bestehen auch sie wesentlich aus südlichem Material. Bedeckt werdön sie wieder von wohlgeschichtetem Saaleschotter, wie nebenstehendes Profil Fi". 5 zeigt. Also auch hier haben wir wieder einen klaren Be- weis für die bereits erwähnte und auch sonst noch öfters zu beobachtende Tatsache, daß zur Zeit der Ablagerung der höchsten Schichten unserer Terrasse die Saale bereits im Kampf mit dem vor¬ dringenden zweiten Inlandeis lag. Das invadierende Eis verdrängte zeitweise die Saale, welche beim Rückschreiten der Gletscherzungen sofort wieder in ihr altes Tal strömte. Bemerkenswert ist ferner Figur 5. Wechsellagerung von glazial gestauchten und ungestörten Saaleschottern. Profil aus den Dürrenberger Kiesgruben. in diesen Aufschlüssen bei Dürrenberg das ungemein häufige Vor¬ kommen großer Knollensteinblöcke sowie nordischer Blöcke, die jetzt überall in den abgebauten Grubenteilen herumliegen. Nach Aus¬ sage der Arbeiter treten diese Blöcke an den verschiedensten Stellen in den Schottern auf. Zur Zeit der Kartierung waren ver¬ schiedene über kubikmetergroße Blöcke mitten im Aufschluß, umgeben von gut geschichteten Schotterlagen, zu beobachten. Sie nehmen also kein bestimmtes Niveau ein. In den damals eben erst in Angriff genommenen Gruben unmittelbar südlich am Bahnhofe lagen jedoch gerade an der Basis der Schotter zahlreiche große Knollensteine und nordische Blöcke, die sicheren Reste einer Grund- III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 97 moräne der ersten Eiszeit, wie an anderer Stelle ausgeführt worden ist. Knochenreste sollen in allen diesen Gruben nicht selten sein. Dem eben beschriebenen Abschnitt entspricht auf dem linken Ufer der heutigen Saale der Terrassenabschnitt auf Blatt Merse- burg-Ost südlich von Merseburg. Die Wengelsdorfer Terrasse, welche wir auf dieser Seite zuletzt besprochen haben, geht ohne jede Grenze in diesen neuen Terrassenabschnitt über. Die ganze Strecke von Groß-Corbetha bis nach Merseburg bildet eine einzige o o fast 10 km lange und im Durchschnitt 1 — 2 km breite, prachtvoll entwickelte Terrassenfläche, die nur an zwei Stellen durch Aus¬ buchtungen des heutigen Saaletales bei Spergau und Leunis-Qken- dorf eine Einschnürung erfährt. Bei diesem letzteren Orte verläßt die Terrasse mein Gebiet, nur ihr schmaler östlicher Rand streift gerade noch Blatt Merseburg-Ost. Während auf dem rechten Saaleufer auf der Terrasse die Saaleschotter ohne jede mächtigere Bedeckung zu Tage anstehen, höchstens von einer ganz dünnen Lage von Schwarzerde, von Abschlämmassen oder jüngsten äolischen Produkten bedeckt werden, ist diese Decke hier viel mächtigert so daß die Saaleschotter selbst nur am äußersten Rande der Terrasse anstehen, ganz ähnlich wie in dem Terrassenabschnitt von Corbetha- Wengelsdorf. Hier bildet Grundmoräne und wohl sekundär ver- wehter, aber immerhin noch reiner Löß und eine dünne Schwarz¬ erdedecke das Hangende der Schotter. Nach Leunis-Okenaorf hin nimmt die Decke an Mächtigkeit zu, ohne daß dadurch jedoch der Terrassencharakter im geringsten verwischt würde. Vielfach reicht sie direkt bis an den Steilrand des heutigen Saaleufers, so daß der unter ihr am Hange ausstreichende interglaziale Saaleschotter auf der Karte mit einiger Übertreibung dargestellt werden mußte. Die Mächtigkeit der Deckschichten beträgt über 2 m, wie die Flachbohrungen und verschiedene Aufschlüsse bei Daspig und Göhlitzsch zeigen. In ihrer ganzen Mächtigkeit sind sie stark humos, meist reich an Steinen, stellenweise stark sandig. Teilweise zeigen sie die bekannten glazialen Stauchungserscheinungen und er¬ innern dann stark an Grundmoräne. Sie könnten dann der Basal¬ grundmoräne der zweiten Eiszeit entsprechen. Doch werden sich im einzelnen sicher auch Basalschotter, Reste höherer Grundmorä- 7 Neue Folge. Heft 60. 98 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. nenbänke und Abschlämmmassen an ihrer Zusammensetzung betei¬ ligen, Glieder, die im einzelnen natürlich nicht zu unterscheiden sind. Auf der Karte wurden alle diese Bildungen zusammengefaßt und außer durch die Schwarzerdesignatur auch durch eine Lage von Resten von Grundmoräne dargestellt. Weiter nach W. zu legt sich teils über diese »Reste von Grundmoräne«, teils direkt auf den interglazialen Saaleschotter der Basalschotter in sehr dünner Decke, so daß auch hier noch der Terrassencharakter der Gegend gewahrt bleibt. Erst da, wo sich auf diese Schichten auch noch Grund¬ moräne und Löß auflagern, beginnt der Anstieg. Diese Grenze des Anstiegs sinkt von Spergau bis Okendorf um ca. 3 m, nämlich von 105 m bis etwa 103,5 m über NN. Etwas beeinflußt wfird der Terrassencharakter zwischen Sper¬ gau und Rössen durch die nachträgliche Erosion zweier für ihre geringe Tiefe sehr breiter Täler, die bis an den westlichen Anstieg der Deckenablagerungen zurückreichen. Das nördlichere, kleinere mündet bei rein westöstlichem Verlaut* zwischen der Kröllwitzer Kiesgrube und Daspig, während das größere die Terrasse in ihrer ganzen Breite in nordöstlicher Richtung durchschneidet, um bei Göhlitzsch zu münden. Größere Aufschlüsse sind nach dem eben Gesagten nur in der Nähe des heutigen Saaleufers zu erwarten, da bei der Häufig¬ keit von Kies und Sand in unserer Gegend weiter landeinwärts die mächtige Abraumdecke die Gewinnung bereits zu sehr verteuern würde. Das Liegende bilden verschiedene Glieder der Buntsand¬ steinformation. Nur in der Gegend zwischen Wengelsdorf und Das¬ pig, insbesondere in der Umgebung von Spergau, werden die Schotter von tertiären Sanden und Tonen unterlagert, die also hier in einer flachen Mulde des Buntsandsteins liegen. Nach dem ehemaligen linken Ufer zu aber scheinen die Schotter durcligehends auf Tertiär zu liegen, eine Erscheinung, die sich einfach durch die tiefere Erosion des interglazialen Saaletales nach der Mitte zu erklärt. Von wichti¬ geren Aufschlüssen verdient zunächst die Grube zwischen Wen¬ gelsdorf und Spergau erwähnt zu werden. Die erste, noch diesseits der Bahn gelegene Grube zeichnet sich durch die etwas über normalgroßen Gerolle aus, die meist Faust- bis Handgröße er- III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 99 reichen. Die Häufigkeit von großen, plattigen, also nicht weit transportierten Buntsandsteingeröllen zeigt, daß wir uns in der Nähe des Ufers befinden, von dem diese Stücke durch Seitenbäche usw. ab¬ gerissen sind, um auf kurze Strecken transportiert zu werden. Das Hangende bilden an wenigen Stellen schlecht erhaltene Grund- moränenreste. Die scheinbar überall auftretende Grundmoräne mag vielfach sekundär umgelagerf sein, denn bei der verhältnis¬ mäßig tiefen Lage der Grubenoberkante können wir hier nicht die alte Oberfläche und damit echte Grundmoräne erwarten. Doch spricht für ihre ehemalige Anwesenheit, wenn auch in etwas höherem Niveau, die Stauchung und Aufpressung der obersten Schotterschicht. Sehr unregelmäßige Verhältnisse weist die Grube an der Spergauer Ziegelei auf. Das Liegende wird hier von Mitt¬ lerem Buntsandstein gebildet, der bereits, sei es durch kleine Ver¬ werfungen, sei es durch die unregelmäßige Erosion der intergla¬ zialen Saale, eine unebene Oberfläche besaß. Darauf liegt eine dünne, nur wenige Dezimeter mächtige Schicht meist braun ge¬ färbter oligoeäner Quarzsande, auf die sich die hier nur spärlich Feuerstein führenden, interglazialen Saaleschotter legen. Sie sind sehr tief durch Eisdruck gestört. Die darüberliegende Grundmo¬ räne greift mit tiefen Säcken in die Schotter hinein. Doch haben auch nachträgliche Gehängerutschungen diese Verquickung von Grundmoräne und interglazialem Saaleschotter noch vermehrt. Das oberste Glied bildet ein 0,75 m mächtiger sandiger Ge¬ hängelöß. In der Spergauer und Kröllwitzer Kiesgrube ist Tertiärsand als Liegendes erschlossen, während in allen weiteren Gruben der Untere Buntsandstein die Unterlage bildet. Die Leuna-Okendorfer Kiesgruben endlich sind dadurch bemerkenswert, daß hier zum ersten Male wieder ein allerdings geringmächtiger Bänderton den Schottern aufliegt, der, wie später gezeigt wird, dem Kriechauer Bänderton entspricht. Überaus interessant und mannigfaltig, doch auch im Anfang dem Verständnis mannigfache Schwierigkeiten bereitend, ist der folgende Abschnitt zwischen dem Floßgraben und der Elster- O O aue. Hier findet sich in der Zöschener Kiesgrube, etwas über 1 km ( 100 ITT. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. südwestlich von Zöschen, an der Straße Zöschen- Wüsteneutzsch, das bereits auf Seite 41 und 42 beschriebene äußerst wuchtige Profil, welches mit die Grundlage für die von mir durchgeführte Gliede¬ rung gab. Diese Grube steht fast vollständig in interglazialem Saaleschotter. Nur die Nordwand, von welcher Fig. 1 u. 2, Taf. 13 ein Bild gibt, war z. Z. der Aufnahme frisch entblößt, alle übrigen Wände waren verschüttet. An jener Wand besaßen die Saaleschotter in einer Mächtigkeit von etwas über Im deutliche Schichtung. Über¬ lagert werden sie von einer im Durchschnitt gleichfalls nicht viel über metermächtigen, stark sandigen Grundmoräne, die vielfach nur an ihrer Struktur zu erkennen ist, während ihr petrographiseher Habitus durch Auslaugung und durch den Prozeß der Schwarzerdebildung völlig verändert ist. Doch war diese Grundmoräne auch schon von Anfang an sehr sandig entwickelt. Lehm und Mergel fehlt stellen¬ weise fast vollständig, so daß man ein Handstück von hier nie¬ mals als Geschiebemergel anerkennen wird. Aber die typische Blockstruktur mit der unregelmäßigen Verteilung der Geschiebe, die prachtvollen Stauchungen und Flammungen innerhalb dieser Schicht und ihre stauchende Wirkung auf" den Kiesuntergrund beweisen zur Genüge ihre Grundmoränennatur. Nach unten zu geht diese Grundmoräne in reine Sande und Kiese über, die gleichfalls noch jene wirre, gestauchte Struktur besitzen, dann folgt der interglaziale Saaleschotter. Zwischen ihm und der Grundmo¬ räne schaltet sich stellenweise noch ein von Muschelkalk völlig freier Schotter ein, der in diesem Abschnitt der Saale sehr weit verbreitet ist, und deshalb später noch ausführlich besprochen werden soll (s. S. 106). Nahe dem östlichen Ende tritt unter den Schottern, wie be¬ reits früher ausführlich erörtert, eine Grundmoräne hervor, die demnach älter als unser interglazialer Saalekies sein muß. Zuletzt verließen wir das rechte Ufer der interglazialen Saale in der Nähe von Witzschersdorf. In unserem Abschnitt ist ein weiterer Uferpunkt von der Genauigkeit, wie wir sie bisher an den verschiedensten Stellen festlegen konnten, nicht mehr vorhanden. Wohl aber treffen wir ufernahe Partieen in einem längeren Aus¬ strich als bisher an. Etwa 2 km nördlich von Schladebach III. Ablagerungen der l. interglazialzeit. 101 besinnt dicht an der Schladebach-Zöschener Straße ein Schotter- streifen, der sich in sanftem Bogen quer über diese Straße nach der Zöschener Kiesgrube hinzieht. Wenige hundert Meter nördlich von dieser verliert er sich. Nach seiner petrographischen Zu¬ sammensetzung haben wir es hier mit echtem interglazialem Saale¬ schotter zu tun. Östlich von diesem Streifen, also da, wo wir das rechte Ufer zu erwarten haben, liegt in gleicher Höhe mit dem Schotter zwar sein Liegendes, nämlich Untere Grundmoräne und oligocäner Ton, dennoch aber kann dieser Streifen nicht als die eigentliche Uferpartie angesehen werden. Das Liegende ist viel¬ mehr, wie das ganze Kartenbild und ebenso das Profil F-G-H Tafel 5 zeigt, nachträglich zu einem sanften Sattel emporgewölbt. Diese Aufwölbung ist sicher jünger als die vierte präglaziale Saaleterrasse und die Untere Grundmoräne. Ja die Niveauver¬ hältnisse der Oberfläche unserer interglazialen Saale machen es höchst wahrscheinlich, daß jene Emporwölbung erst nach Ablage¬ rung dieser Schotter stattfand. Hierfür spricht auch der Umstand, daß die Schotter nicht an der Unteren Grundmoräne im Aufschluß ab¬ stoßen, sondern sich der Geschiebemergeloberfläche konkordant an¬ schmiegen, wie Fig. 1 Tafi 13 zeigt. Das Ufer wurde bei der Empor¬ wölbung mit gehoben und fiel später mit seinen benachbarten Schot¬ terschichten der Denudation zum Opfer. Viel weiter nach O., als der vorhin erwähnte Schotterstreifen liegt, kann jedoch das Bett der inter- glazialen Saale nicht gereicht haben. Denn jenseits des flachen oli- gocänen Sattels liegt wieder Glazialdiluvium, in dem kein Rest von Saaleschotter nachgewiesen werden konnte. Das Ufer der Saale würde also von dem letzten festen Uferpunkte aus fast rein nach N. mit ganz geringer Abweichung nach W. gelaufen sein. Sehr gut stimmt hiermit die nächste sehr genaue Uferbestimmung jenseits der weiten Elsteraue bei Weßmar zusammen, welche bei der Besprechung des letzten Abschnittes der interglazialen Saale näher erörtert werden soll. Einen ganz ähnlichen, wenn auch etwas mehr nach NW. ge¬ richteten Uferverlauf müssen wir aber auch annehmen, wenn wir etwa zu einer anderen Deutung dieses Schotterstreifens kämen, wenn wir sie nämlich zu der höheren Terrasse ziehen 102 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. müßten. Dann würde der äußerste Punkt des von Wegwitz aus nach der Zöschener Kiesgrube zu verlaufenden Schotterstreifens dem o Ufer benachbart sein. Hier macht sich eine Aufsattelung noch nicht bemerkbar. Dagegen lagern sich hier in die Grundmoräne o o o sehr viel Sande und Schotter ein, und das Ganze wird von einer ziemlich dicken Schicht von Schwarzerde und Abschlämmassen verhüllt, so daß eine genaue Trennung der glazialen Kiese von dem Saalekies nicht mehr möglich ist. Die Schotter der inter¬ glazialen Saale können daher hier leicht noch etwas weiter nach O. reichen als die Karte angibt. Im großen und ganzen wird aber dann die Richtung der Uferlinie auch nur um ein weniges weiter nach NW. reichen als bei der vorigen Deutung. Als ein ununterbrochener, bald schmaler, bald fast kilometer¬ breiter Streifen mit starker Schotterstreuung zieht sich der Saale¬ kies von Schladebach 'aus am Ufer des Floßgrabens nach Wüste¬ neutzsch hin, biegt dann nach N. um, begleitet das heutige Saale¬ ufer bis Wallendorf, um sich hier wieder nach O. zu wenden, bis er in jenen eben erwähnten schmalen Schotterstreifen ausläuft. Während in der Umgebung von Schladebach Tertiärsande das Liegende bilden, lagert weiter nach der Flußmitte zu, wie wir es schon öfters fanden, der Schotter auch hier wieder auf Buntsand¬ stein. Dieser bildet das Liegende am heutigen Saaleufer bis in die Nähe von Kriegsdorf, wo er wieder von Tertiär abgelöst wird. In den Aufschlüssen am Luppeufer wurde überall mit dem Hand¬ bohrer Tertiär als unmittelbares Liegendes nachgewiesen. Zahlreiche Aufschlüsse, wie wir sie in solcher Häufigkeit in keinem anderen Abschnitt wiederfinden, geben uns sowohl am Floßgraben wie am Luppeufer je ein gutes Querprofil durch, die interglaziale Saale, während die Gruben am Ufer des heutigen Saaletales uns Einblick in das Längsprofil gewähren. In diesem ist vor allem der Verlauf der Basis der interglazialen Saaleschotter auffällig. Die Klarlegung der Lagerungsverhältnisse war hier mit einigen Schwierigkeiten verknüpft, da der ganze Hang mit einer stellenweise über 2 m mächtigen Abschlämmasse (Sand, Lehm, Ton, Mergelsand usw.) in 'mannigfaltigster Abwechslung bedeckt ist, die meist in ihrer ganzen Mächtigkeit tief schwarze Färbung be- III. Ablagerungen der 1. lnterglazialzeit. 103 sit£t. Abgesehen von einigen Punkten mit reicher Schotterstreuung O O o war hier nur mittels dicht gesetzter Handbohrungen ein einiger¬ maßen genaues Bild zu gewinnen. In den Aufschlüssen an der Schladebacher Ziegelei liegt die Unterkante der Saaleschotter dicht unter der 100 m-Kurve. In der etwa U/2 km langen Strecke von hier nach Kreypau besitzt die Saale ein Gefälle von ca. 4 m, so daß die Basis in der Kiesgrube südlich von der eben genannten Straße bei ca. 95 m liegt. Wenige hundert Meter nördlich von der Straße st die Unterkante aber wieder zur 99 m-Kurve zurückgesprungen und verfolgt diese Linie ohne jedes Gefälle bis in die Breite von Kriegs¬ dorf, wo sie sich plötzlich auf 91 m über N. N. heruntersenkt. Verwerfungen können bei der Erklärung dieser Verhältnisse nicht in Frage kommen, da dann auch die Oberkante der Schotter die gleichen Bewegungen mitmachen müßte. Diese aber verläuft mit ganz regelmäßigem Gefälle von 1 m auf 1 km von Schladebach- o o Wüsteneutzsch an, wo sie in 104 m Meereshöhe liegt, bis in die Gegend von Wallendorf, wo sie nur noch 101 m über N. N. liegt. o 1 o Ebensowenig ist anzunehmen, daß der Untergrund des Flußbettes derartige Unregelmäßigkeiten aufweist Die Schiefertone und Letten des Buntsandsteins ebenso wie die oligocänen Ablagerungen sind viel zu weich, als daß derartige Unebenheiten bei der Erosion des Flußbettes bestehen bleiben könnten. Die für den ersten Blick auffällige Unregelmäßigkeit erklärt sich wohl zwanglos dadurch, daß der Längsschnitt durch die Terrasse, welcher uns die tiefer liegende Basis bei Kriegsdorf liefert, zugleich über 200 m weiter vom Ufer weg nach der Strommitte zu liegt als die höhere Basislinie nördlich von Wüsteneutzsch. Dazu kommt noch, daß der sonst so völlig ungestört laufende Strom hier durch eine mächtige Insel in zwei Arme geteilt wurde. Auf dem Buntsandsteinsockel dieser Insel sitzt ein mächtiger Klotz von reinem, weißem Oligocänton, der die gesamten Schottermassen durchragte und auch heute, nachdem die Denudation ihn von seiner hangenden Diluvialdecke befreit hat, wieder in einer Länge von über 1 km und einer Breite von ca. 400 m mitten aus den Schottern herausschaut. Selbstverständlich muß um diese Insel herum die Schotterbasis höher liegen, als sie sonst an der gleichen Stelle im ungestörten Strombett liegen 104 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. würde. Ein Teil dieser Unregelmäßigkeit könnte schließlich auch noch dadurch bedingt sein, daß jene schon öfters erwähnte Empor¬ wölbung des Oligocäns und Diluviums weiter im O. ihren Einfluß bis hierher geltend macht. Von den beiden Querprofilen sei zunächst das nördliche am Luppeufer kurz besprochen, das in seiner westlichen Hälfte durch eine Reihe von Gruben zwischen Wallendorf und Wegwitz gut aufgeschlossen ist. Die Schotter erreichen hier eine maximale Mächtigkeit von über 6 m. Das Liegende bilden überall die han¬ genden weißen Sande der oligocänen Braunkohlenformation, deren Flöz hier fast überall schon vor langer Zeit abgebaut worden ist. Den besten Einblick in den Aufbau der Schotter gewährte zur Zeit der Kartierung die große Grube an der Westseite der Bergschenke. Das Liegende der Schotter, die weißen Sande und die sie unter¬ lagernden Braunkohlen, konnten mittels des Handbohrers an den tiefsten Stellen der Grube, wo man allem Anschein nach auf Braunkohlen geschürft hatte, nachgewiesen werden. Auf dem Boden der Grube liegen eine große Anzahl Knollensteine, vor allem aber nordische Blöcke, die alle eine ansehnliche Größe be¬ sitzen. Manche erreichen ein Volumen von über 1 cbm. Nach den sich leider auch hier, wie in so vielen anderen Fällen, widersprechenden Angaben der Arbeiter sollen sie teils den aller¬ untersten Kiesschichten entstammen, teils aber auch aus höheren Lagen beim Abbau heruntergestürzt worden sein. Im ersteren Falle hätten wir auch hier untrügliche Zeugen einer älteren, also ersten Grund moräne. Doch zeigt eine einfache Erwägung, wie bereits früher in dem Abschnitt über die Untere Grundmoräne ausgeführt ist, daß auch die höheren Blöcke, ebensowohl wie die Gesamtheit des nördlichen Materiales überhaupt, als Zeugen für die Existenz jener alten Grundmoräne aufgefaßt werden müssen. Innerhalb der Saaleschotter selbst war ein ziemlich auffälliger W echsel in der petrographischen Zusammensetzung zu bemerken. Die unterste, etwa 1 m mächtige Lage zeichnete sich durch einen etwas größeren Reichtum an nordischem Material, insbesondere an Feuersteinen, aus, als wir sonst in diesen* Schottern zu finden gewohnt sind. Durch das Vorherrschen von weißem Quarz neben thüringer III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 105 Schiefermaterial und namentlich Grauwacken, erlangt die ganze Schicht einen sehr einförmigen, an den Typus der Elsterschotter ge¬ mahnenden Habitus. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, daß Muschelkalk äußerst selten in dieser Schicht auftritt. Darüber kam eine stark eisenschüssige Lage von etwa 0,5 m Mächtigkeit mit einer einfachen Sohle von etwa faust- bis kopfgroßen Gerollen haupt¬ sächlich von nordischem Material. An verschiedenen anderen Stellen lassen sich ähnliche Lagen von nordischem Material beobachten. Doch glaube ich nicht, daß wir unbedingt dazu gezwungen sind, zu ihrer Erklärung einen V orstoß des Eises anzunehmen. Wahrschein- lieh handelt es sich nur um eine starke Einschwemmung von grobem Material aus dem damals vielleicht unserem Aufschluß sehr be¬ nachbarten Ufer bei einem Wolkenbruch oder ähnlichem Ereignis. Jene stark eisenschüssige Lage geht ohne scharfe Grenze in eine über 4 m mächtige Kieslage vom normalen Habitus der inter- glazialen Saaleschotter über. Reichlicher Muschelkalkgehalt, viele Porphyre, die nach oben hin an Häufigkeit zunehmen, geben dieser Lage das gewöhnliche, bunte Aussehen. In den untersten Partieen treten die Grauwacken, die ja sonst mit zu den häufigsten Ge¬ rollen zählen, etwas zurück. Wie überall, so finden wir auch hier einen »nordischen Hut«, der von dem normalen Schotter durch eine unregelmäßige Lage grober nordischer Gerolle, wenn auch stellenweise etwas undeutlich, getrennt wird. Es sind dies Absätze der ersten Schmelz wasser des heranrückenden zweiten Inlandeises, die viel Saalematerial aufgearbeitet haben. Vielleicht hat auch hier wie an anderen Stellen ein Kampf zwischen dem Schmelzwasser und der Saale stattgefunden. Kleine tektonische Störungen, die in dieser Grube zu beobachten sind, sollen später im Zusammenhang mit anderen diluvialen Störungen noch kurz beschrieben werden. In der nächsten Grube westlich von der Bergschenke ist der nordische Hut sehr undeutlich entwickelt. Nur die oberste, durch den Pflug bereits mit Schwarzerde vermengte Lage kann dafür angesprochen werden. Da die meisten dieser Aufschlüsse auch an ihrer Oberkante schon etwas erodiert sind, so fehlt die über¬ lagernde Grundmoräne. Nur in der dritten Grube westlich von der 106 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Bergschenke sah man verschiedene über einen Meter tiefe kessel- förmige Einpressungen einer sehr sandigen Grundmoräne in dem Schotter. Die oberste Schicht war hier ein rein nordischer Kies; nur an der Westseite der Grube bildete eine Lage '‘von Saale- Schotter mit äußerst zahlreichen Muschelkalkgeröllen den Abschluß des Profils, V erhältnisse, die wiederum von einem Kampf zwischen den nordischen und südlichen Wassern zeugen. Die südlich bei Pretsch an dem Wege nach dem Siebenärmel gelegenen Gruben schließen überall einen normalen, durch seine bunte Zusammensetzung als Typus bemerkenswerten Saaleschotter auf. Die Gruben am Wege von Wallendorf-Pretsch nach dem Siebenärmel dagegen zeigen abweichende Verhältnisse, die so¬ gleich besprochen werden sollen. Die großen Aufschlüsse südlich von Wallendorf verdanken ihre Entstehung dem alten Braunkohlenbergbau. Jetzt sind sie zum größten Teil bereits wieder verfällt, oder ihre Hänge sind doch so stark verrollt, daß man keinerlePBeobachtungen machen kann. Östlich von der Bergschenke sind die interglazialen Saale¬ schotter nur noch ein einziges Mal durch die Zöschener Kiesgruben erschlossen. Doch ließen sich die Schotter zuerst von der Berg- schenke aus noch mehrere Kilometer weit nach SO. zu auf den Feldern durch Lesesteine als ein schmaler Streifen verfolgen, der, wie bereits früher ausgeführt wurde, von Grundmoräne unter¬ lagert wird. Bevor wir diesen Abschnitt verlassen, müssen wir noch einige A O Verhältnisse betrachten, die in dem eben beschriebenen Flußab¬ schnitt besonders deutlich sind, wenn sie auch in den anderen Teilen keineswegs völlig fehlen. Das Wesen dieser Erscheinungen, die ab¬ weichende Ausbildung des petrographischen Habitus der Schotter, läßt sich sehr schön in dem Querprofil am Floßgraben zwischen Schladebach und Wüsteneutzsch beobachten. Beim Betreten der ersten großen Kiesgrube westlich von Schladebach hat ein auch nur einigermaßen in der Beobachtung von Schottern geübtes Auge sofort den Eindruck, daß hier zwei total verschiedene Kiese mit scharfer Grenze übereinander liegen. An dem zur Zeit der Kar¬ tierung allein aufgeschlossenen Nordstoße der Grube besaß die III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 107 unterste Schicht etwa 2 m Mächtigkeit. Sie besteht aus normalen Saaleschottern in typischer Ausbildung. Gute Schichtung, be¬ dingt durch die flachen Schiefergerölle, Zurücktreten von sandigen Lagen, die nur innerhalb geringer Grenzen schwankende Geröll¬ größe, bunte Färbung infolge reicher Beimengung von roten Por¬ phyren, grauen Schiefern und Grauwacken, schwarzen Kiesel¬ schiefern, lichten Buntsandsteinen und Muschelkalken und ein ver¬ hältnismäßig starkes Zurücktreten der weißen Quarze kennzeichnen diese Schotter. Die oberste, etwa 3 m mächtige Lage zeigt in allen Punkten das gerade Gegenteil. Die beiden Hauptcharakte¬ ristika unserer interglazialen Saaleschotter, die gute Schichtung und bunte Farbe, sind verschwunden. Die Schichtung ist nur noch in großen Zügen erkennbar und nicht mehr bis in die einzelnen Lagen zu verfolgen. Der Kies ist überall etwas verlehmt, was bei normalem Saaleschotter fast niemals vorkommt. Die petrographi- sche Zusammensetzung ist viel einförmiger, Quarzgerölle herrschen bei weitem vor. Danach trifft man am häufigsten nordisches Material, und erst der letzte, 10 — 20 °/o betragende Rest setzt sich aus Gesteinen des Thüringer Paläozoicums zusammen, unter denen wieder Kieselschiefer und stellenweise auch Porphyre vorherrschen. Muschelkalk, der in den unteren Lagen so häufig war, fehlt hier vollständig. Diese Schotter, mit welchen wdr uns noch etwras länger zu beschäftigen haben, sollen deshalb der Einfachheit halber im Folgenden stets als »muschelkalkfreie Schotter« bezeichnet werden. Ihre Mächtigkeit mag etwa 4 m in dieser Gegend be¬ tragen, wie sich durch verschiedene Aufschlüsse nördlich und nord¬ westlich von Schladebach, namentlich in dem an der Straße nach dem Siebenärmel gelegenen Gruben, feststellen läßt. Gerade diese Gruben zeigen uns den Kies in seiner extremsten Ausbildung. Das starke Vorherrschen des Quarzes gegenüber den anderen Bestandteilen erweckt hier im ersten Augenblick den Eindruck von interglazialem Elsterkies, wie er in der westlichen Umgegend von Leipzig durch „ zahllose Gruben aufgeschlossen ist. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, daß namentlich nach oben hin sich zwischen die Kiesschichten zahlreiche Sandschmitzen einlagern, gleichfalls ein wesentlicher Unterschied zwischen 108 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. ' diesen Kiesen und den interglazialen Saalekiesen in unserer Gegend, in denen reichlichere Sandeinlageruugen nur ganz aus¬ nahmsweise auftreten, und ebenso dadurch, daß die Schichtung oft eine sehr unregelmäßige ist. Von südlichen Gesßeinen sieht man neben Quarz fast nur Grauwacken und Buntsandstein. Porphyr tritt nur stellenweise etwas häufiger auf. Immerhin gibt es aber auch hier oft noch größere Partieen, die für echten Elster¬ kies doch noch etwas zu bunt aussehen. In wie weit der südlich von diesem Abschnitt zwischen Schladebach und dem Bahnhof Kötzschau in verschiedenen Gruben erschlossene ähnliche Schotter hierher ge¬ hört, läßt sich nicht ganz sicher entscheiden. Eine nordwestlich vom Bahnhof gelegene Grube zeigt unter 1 — 1,5 m stark humos- sandigem Lehm mit vielen glazialen Gerollen, also dem Rest einer Grund moräne, mehrere Meter eines Schotters, der sehr reich an nordischem Material ist, ziemlich viel Porphyre führt, dagegen arm an Thüringer Schiefer und Grauwacken ist. Die etwa nußgroßen Gerolle sind alle gut gerundet, weshalb die Schichtung schon an und für sich nicht so deutlich sein kann, wie bei dem größtenteils plattige Gerolle führenden Saaleschotter. Oft ist sie nur durch den Wechsel von Sand- und Kieslagen zu erkennen, während die ein- Ö J zelnen Bänke in sich völlig ungeschichtet sind. Im allgemeinen hat man hier mehr den Eindruck von glazialen Kiesen, die auf¬ gearbeitetes Saalematerial führen, als den von Elsterschotter. Ganz ähnlich ist es in der nächsten etwas weiter nördlich gelegenen Grube. liier bestehen die Schotter vorherrschend aus Quarz und Kieselschiefer, wenn auch auf manchen vom Regen abgewaschenen Halden Thüringer Schiefer nicht allzu selten sind. Die Kiese sind meist stark gestaucht. Besonders in den unteren Partieen sieht man häufig Nester und Schlieren, die durch ihre helle Farbe auffallen. Sie bestehen fast nur aus schneeweißen Quarzen und weißem Sand, aufgearbeitetem Tertiärmaterial, das teilweise im gefrorenen Zu¬ stande an diese Stelle gelangt sein muß. Genau die gleichen Beobachtungen wie in der zuerst be- schriebenen Grube, westlich von Schladebach, können wir in der nächsten etwa 200 m weiter nach Westen gelegenen Kiesgrube machen, nur daß hier, entsprechend der etwas tieferen Lage der ]II. Ablagerungen der 1 . Interglazialzeit. 109 Oberkante dieser Grube, die muschelkalkfreien Schotter bedeutend geringere Mächtigkeit besitzen. An der Westseite des Nordstoßes beträgt sie nur wenige Dezimeter, an der Ostseite dagegen 1,5 m. Wahrscheinlich wird das ursprünglich schon vorhandene tiefere Ni¬ veau der Unterkante der muschelkalkfreien Schotter an dieser Seite durch eine Verwerfung von etwa 0,5 m Sprunghöhe noch etwas tiefer gelegt worden sein. Genauer war dies jedoch bei dem schlech¬ ten Aufschluß nicht festzustellen. Derartige kleine Verwerfungen sind in unseren Kiesen keine Seltenheit, sondern vielfach sehr schön zu beobachten, wie später noch etwas näher ausgeführt werden soll. Wichtig ist, daß zwischen die normalen Saaleschotter und die muschelkalkfreien Schotter eine etwa 1,5 dm mächtige Lehmschicht als trennendes Glied eingeschaltet ist, die in der vorigen Grube nur noch, andeutungsweise vorhanden war. Der nächste Aufschluß, welchen uns die Grube der Schlade¬ bacher Ziegelei liefert, läßt bei der im allgemeinen sehr geringen Mächtigkeit der aufgeschlossenen Schotter die beiden Horizonte nur wenig scharf hervortreten. Doch sind sie, namentlich am Nordstoße, nachdem man sie einmal in anderen, besseren Auf¬ schlüssen erkannt hat, auch hier noch zu unterscheiden. Ja als der Stoß einmal frisch abgegraben war, konnte man, wenn auch nicht sehr deutlich, eine trennende Lehmschicht zwischen ihnen feststellen. In der nächsten Grube, nach Wüsteneutzsch zu, ist nur ein einziger Horizont zu unterscheiden, der weder ganz den unteren, also echten Saaleschottern, noch ganz dem oberen, muschelkalkfreien Schotter der bisher beschriebenen Gruben entspricht. Von ersteren unterscheidet er sich durch das Fehlen von Muschelkalk. Dagegen ist der sonstige Habitus, namentlich die bunte Mischung aus den verschiedensten, unsre fahr gleich häufigen Gerollen noch vorhanden. z o o O Nordisches Material, namentlich Feuerstein, tritt verhältnismäßig spärlich auf. i Noch spärlicher finden wir Feuersteingerölle in der nächst¬ benachbarten, nach Norden zu gelegenen Grube, wro auch ein ge¬ übtes Auge oft sehr lange suchen kann, bevor es ein Stück ent- O O J deckt. Buntsandstein ist dagegen überall sehr häufig, was bei 110 III. Ablagerungen der 1 . Interglazialzeit. der weiten Verbreitung dieses Gesteines in der unmittelbaren Um- gebung unserer Schotter nicht weiter Wunder nimmt. Auch in Ö p den folgenden Gruben am Saalehang kehren ganz ähnliche Bilder immer wieder. Je nach der Höhenlage der Grube, bezw. ihrer Tiefe, können wir einen oder zwei Horizonte unterscheiden. So sehen wir in der Wüsteneutzscher Kiesgrube etwa 2,5 m mächtige Schotter erschlossen, die durch das Zurücktreten der Quarze, durch den Reichtum an Porphyr, Schiefern und Grau¬ wacken, durch ihre gute Schichtung auf den ersten Blick an typische Saaleschotter erinnern und erst bei näherem Zusehen den Mangel an Muschelkalk erkennen lassen. Am Boden der Grube o ist durch kleine Löcher auch normaler Saaleschotter erschlossen, getrennt vom vorigen Horizont durch eine nur wenige Dezimeter mächtige aber stark verlehmte Schicht. In der oberen Schicht, in den muschelkalkfreien Kiesen, sind kleine Verwerfungen und Störungen ziemlich häufig zu sehen. Stellenweise bilden Reste rein nordischen Materials, darunter bis eigroße Geröile, das Hangende. ^ _ > 4 In der Kiesgrube, welche an der Straße vom Siebenärmel nach Kreypau liegt, ließ sich folgendes Profil beobachten: 0,0— 0,30 m Schwarzerde, 2,00 » muschelkalkfreie Schotter, 0,20 » feiner, wohlgeschichteter Sand, z. T. mit Diagonalstruktur, 1,20 » normale interglaziale Saaleschotter, nach oben hin größere Gerolle führend, erbohrt 1,00 » Sand, » grünlicher Ton. Die muschelkalkfreien Schotter waren in den unteren Partieen wohlgeschichtet, nach oben hin aber unregelmäßiger gelagert und etwas verlebmt. Die Zahl der Porphyre nimmt nach oben hin ab, die Häufigkeit der Quarze nimmt zu, so daß der Habitus der höheren Partieen sich dem des interglazialen Elsterschotters nähert, wenn er ihn auch nicht völlig erreicht. O In der Kiesgrube südlich von der vorigen sah man am oberen Ende der Nord wand echte Saaleschotter, die in den oberen Partieen III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. I 1 1 ziemlich unregelmäßige Schichtung besaßen und hier nur ganz ver¬ einzelte, stellenweise auch gar keine Muschelkalkgerölle führten. Die Mächtigkeit dieser unregelmäßigen Schicht beträgt etwa 1 m. Darüber folgt ^2 — 1 m Schwarzerde mit zahlreichen, unregelmäßig verteilten Steinen. In der östlichen Hälfte der SiidwTand führt der Schotter etwa 1 m über dem Boden größere Gerolle, die sich zu einer unregelmäßigen stark verlehmten Lage anordnen, ohne je¬ doch eine überall durchgehende, scharfe Grenze zu bilden. Über dieser lehmigen Schicht konnte kein Muschelkalk gefunden werden, während er darunter gar nicht selten ist. Der übrige petrographi- sche Habitus beider Lagen ist einander vollkommen ähnlich. Auf dem Boden der Grube lagen zahlreiche große Blöcke von Knollen- stein, ganz ähnlich wie in den zuvor beschriebenen Gruben zwischen der Schladebacher Ziegelei und Wüsteneutzsch. Die nächsten Aufschlüsse treffen wir erst wieder etwa 1 km südlich von der Leipzig-Merseburger Chaussee an der Straße von Wüsteneutzsch nach Wallendorf-Pretzsch an. In der an der Ostseite dieser Straße gelegenen Grube konnte in den wohlgeschichteten Kiesen kein Muschelkalk gefunden werden, dagegen gaben zahl- reiche Feuersteine und andere nordische Gerolle, viele Porphyre und thüringer Schiefer mit ihren grauen und grünen Farben bei dem starken Zurücktreten der Quarze dem Kiese ein so buntes Aus¬ sehen, daß man gar nicht versucht war, an Elsterschotter zu denken, sondern auf den ersten Blick glaubte, echten Saaleschotter vor sich zu haben, dessen Mangel an Muschelkalk erst bei ge¬ nauerer Untersuchung wahrgenommen wurde. Die Mächtigkeit O o o dieses Schotters betrug etwa 2,5 m. Unterlagert wird er von feinem Sand, der, wie durch Bohrungen festgestellt wurde, eine Mächtigkeit von über 3,5 m besitzen muß. * In der anderen, westlich der Straße gelegenen Grube, deren Sohle nur wenige Meter tiefer liegt als die des vorigen Aufschlusses, sind beide Horizonte wieder zu beobachten. Mit sehr scharfer Grenze, die durch kleine Diskordanzen und die eisenschüssige Färbung an ver¬ schiedenen Stellen noch verstärkt wird, legen sich hier die muschel¬ kalkfreien Schotter, welche infolge ihrer bunten Färbung gleich¬ falls sehr an echte Saaleschotter erinnern, auf normalen inter- I 112 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. x glazialen Saalekies. Eine lehmige Grenzschicht ist nicht vor¬ handen. Dagegen treten Lehmlagen in den stellenweise etwas weniger gut geschichteten, muschelkalkfreien Lagen nicht selten auf. Wie in anderen Aufschlüssen, so läßt sich auch hierd)eobachten, daß die echten Saaleschotter, die schon infolge ihres reichen Ge¬ haltes an Muschelkalk hellere Farbe als die muschelkalkfreien Schotter besitzen, infolge des kalklösenden und wieder absetzenden Einflusses der Sickerwässer oft wie gepudert aussehen. Ihre Oberfläche ist ganz unregelmäßig ausgefurcht. Eine nur wenige Dezimeter mächtige, stellenweise an Grundmoräne erinnernde Lehmschicht kleidet die Höhlungen aus und trennt einen allem Anschein nach viel aufgearbeitetes Material enthaltenden, sehr schlecht geschich¬ teten Glazialkies von dem muschelkalkfreien Schotter. An der Nordwand fehlen diese letzteren. Hier liegt eine ca. 1 m mächtige Lehmdecke mit großen Gerollen, also wahrscheinlich eine durch Verwitterung und die tausendjährige Tätigkeit des Pfluges umge¬ arbeitete Grundmoräne, durch die übliche Steinsohle getrennt, direkt auf dem echten Saaleschotter. Den letzten Einblick in die muschelkalkfreien Schotter gäbt O uns eine kleine Kiesgrube südlich von Pretzsch nahe dem Nord¬ rande des alten, jetzt ausgefüllten Braunkohlentagebaues, in der die Kiese die gleiche Entwicklung zeigen, wie eben geschildert. Die Unterlage der echten Saaleschotter ist hier nicht erreicht. Weiter nach Osten zu, also in dem Streifen, der sich von der Bergschenke nach der Zscherneddeler Kiesgrube hinzieht, wurde kein muschelkalkfreier Kies beobachtet. Zum Teil mag das an den mangelhaften Aufschlüssen liegen. Aber es ist auch nicht unwahr¬ scheinlich, daß er hier überhaupt fehlt. In der Zöschener Gemeinde¬ kiesgrube selbst treffen wir zum letzten Male Schotter, die viel¬ leicht noch zu den in Kede stehenden Ablagerungen gezogen werden können, wahrscheinlicher aber nichts weiter sind, als Schmelzwasserabsätze des heranrückenden Eises der zweiten Eis¬ zeit, welchen viel Material aus den unterlagernden inter- glazialen Kiesen beigemischt ist. Sie legen sich auf diese ohne scharfe Grenze, höchstens könnte man eine feine Sandschicht als solche ansehen. Durch die überlagernde Grundmoräne sind die III. Ablagerungen der 1. fnterglaziaizeit. 113 Schotter stark beeinflußt, stellenweise vollständig vernichtet. Nach dem Ostrande der Grube zu fehlen sie ganz. Hier legt sich die Grundmoräne direkt auf die interglazialen Saaleschotter, diese stark stauchend. Versuchen wir nunmehr eine Erklärung für die Entstehung dieses so völlig aus dem Rahmen des uns sonst bekannten Schotterbildes herausfallenden Kieses zu geben, so müssen wir uns immer gegenwärtig halten, daß Muschelkalkgerölle einen der wesentlichsten Bestand¬ teile unserer interglazialen Saaleschotter ausmachen. Würde der Muschelkalk einmal in einem einzigen, wenig tiefen Aufschluß fehlen, so würde dies als zufällige, lokale und, wie früher ausgeführt, ganz selbstverständliche Erscheinung keine weitere Beachtung erheischen. Geringmächtige Bänke ohne Muschelkalkgerölle lassen sich wohl in jedem Aufschluß nach weisen, ebenso wie überall einmal Schichten auftreten, die mit Muschelkalk förmlich gespickt sind. Auf keinen Fall aber kann der Muschelkalk in einem echten Saaleschotter in so vielen und über ein großes Gebiet sich erstreckenden Auf¬ schlüssen fehlen. Das Muschelkalkgebiet, welches die Saale durch¬ floß, ist ein viel zu ausgedehntes, als daß in einem auch nur wenige Jahre umfassenden Zeitraum — und welche Zeit mögen unsere ca. 5 m mächtigen, bei so geringem Gefälle abgelagerten Schotter reprä¬ sentieren — kein Muschelkalkgeröll in den Fluß gelangt sein sollte. Gegen die Annahme, daß diese Schotter überhaupt keine Saale-, sondern Elsterablagerungen seien, daß wir hier also die alte Mündung der Elster in die Saale vor uns haben, sprechen verschiedene Gründe. Einmal wird trotz aller Ähnlichkeit in der petrographischen Entwicklung der echte Elstertypus doch niemals vollständig erreicht. Es ist auch in der extremsten Aus- bildung immer noch etwas zuviel Porphyr und ähnliches buntes Material vorhanden. Wollte man dies damit erklären, daß man sich eben im Mündungsgebiet befindet, in welchem sich natur- gemäß die Schotter der sich vereinigenden Flüsse mischen müssen, so widerspricht dem sofort der auffällige Mangel an Muschelkalk- geröllen, die bei ihrer sonstigen Häufigkeit notwendig auch hier vertreten sein müßten, ebensogut wie das andere Saalematerial. Vor allem aber widerspricht der Auffassung unserer Schotter als 8 Neue Folge. Heft 60. III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 1 14 Elsterablagerung der Mangel einer Fortsetzung nach rückwärts, nach O. zu. Es fehlt die Verbindung dieser Kiese mit der inter¬ glazialen Elster, deren linkes Ufer auf den Blättern Zwenkau und Markranstädt schon seit langem festgelegt ist. Es sind solehe Schotter weder bei der ersten Aufnahme dieser Blätter beobachtet worden, noch konnte nach gefälliger Mitteilung Herr Landesgeologe Dr. Etzold bei der Revisionsaufnahme des Blattes Markranstädt für die zweite Auflage, obwohl ich ihn auf diese Verhältnisse aufmerk¬ sam gemacht hatte, eine Verbindung feststellen. Ebensowenig ist für die muschelkalkfreien Schotter die x4n- nahme stichhaltig:, daß wir es mit durch Schmelzwasser aufge- arbeiteten! Saalematerial, also etwa mit Basalschottern, zu tun hätten, denn auch hierbei würde der Mangel an Muschelkalk nicht erklärt werden, Anden wir doch sonst in dem Glazialkies unserer Gegend, wie es ja ganz naturgemäß ist, nicht selten Muschelkalkgerölle. Auch der allmähliche Übergang von Schottern, die echten Saale- schottern zum Verwechseln ähnlich sehen und erst bei näherer Untersuchung den auffälligen Mangel an Muschelkalk erkennen lassen, bis zu den überhaupt nicht mehr an Saaleschotter erinnern¬ den Kiesen, widerspricht dieser Annahme. Es scheint mir, als ob man die ganze wechselvolle Erschei¬ nung noch am einfachsten und zwanglosesten durch Verwittern ngs- Vorgänge erklären könne. Diese Verwitterung nimmt von den zentralen Partieen des Flusses nach dem rechten Ufer hin zu, dort hat sie die nur am leichtesten verwitternden Gerolle, nament¬ lich den Kalk, ergriffen, so daß hier noch der Habitus der echten Saaleschotter vollständig bewahrt geblieben ist, während weiter nach dem Ufer zu ihr auch bereits Schiefer und andere Ge¬ steine zum Opfer gefallen sind. Hierdurch ist gewissermaßen eine sekundäre Anreicherung von Quarzgeröllen entstanden. Da¬ durch ist in den Randgebieten aber auch die Schichtung, die vielleicht von Anfang an hier schon nicht so gut wie in der Mitte entwickelt war, durch das »Setzen« der ausgelaugten j O ö Schichten noch mehr verwischt worden. So erhielten unsere Schotter zwei Eigenschaften, die zufälligerweise die benachbarten Elsterschotter primär besitzen. II[. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 115 Die Ursache dieser Verwitterung, die wir in dieser auffälligen Stärke ausschließlich in diesem Gebiete und sonst nicht wieder antreffen, haben wir wohl in dem Auftreten der wiederholt er¬ wähnten Lehmlage an der Basis der muschelkalkfreien Schotter zu sehen, die einen wasserdichten Abschluß der unteren Partieen gegen die oberen und eine langsamere Bewegung der Wasser in diesen bedingten. Daß sie an manchen Stellen fehlt, mag eine lokale Er- scheinung sein, die auf die Wasserzirkulation nicht von erheblichem Einfluß gewesen zu sein braucht. Die Bahn des auslaugenden Wassers läßt sich natürlich nicht im einzelnen verfolgen. An anderen Stellen wird die Lehmschicht ersetzt durch eine stark eisenschüssige Schotterlage, die gleichfalls schwerer für Wasser zu durchdringen ist als die gewöhnlichen Schotter, im übrigen auch anzeigt, daß hier Wasser eine Zeitlang stagnierte. Endlich sehen wir ja auch, daß in manchen Gruben, in welchen die trennende Lehmschicht fehlt, eine scharfe Grenze zwischen den beiden Schottern nicht besteht. Alle unsere Aufschlüsse liegen in heute von der Grundmoräne entblößten Teilen. Möglicherweise war diese Gegend früher als andere Stellen frei von der Grundmoräne und der Schotter so der Verwitterung länger ausgesetzt als anderwärts. Die Lehmschicht selbst ist wohl der letzte Rest einer ehemaligen alten Auelehmdecke. Es ist ja ganz selbstverständlich, daß wir uns das alte Flußbett nicht in seiner ganzen Breite von einem Strom erfüllt denken dürfen. Ganz wie heute noch füllte sicher auch damals der Fluß nur eine schmale Rinne in dem breiten Tale aus, die aber nicht fest an eine bestimmte Lage gebunden war, sondern zwischen beiden Ufern im Laufe der Zeiten hin- und herpendelte. Während der Fluß in dieser Rinne Schotter auf¬ schüttete, lagerte er außerhalb Auelehm ab, der fast immer bei seitlicher Verlagerung der tiefer eingeschnittenen Rinne beseitigt wurde, so daß dann Kies auf Kies zu liegen kam. In dem in Frage stehenden Gebiete scheint aber einmal in einer weiten Schlinge nicht aller Auelehm beseitigt worden zu sein, so daß er eine tren¬ nende Schicht zwischen dem früher abgelagerten und dem später aufgeschütteten Kies bildete. Wollte man diesen Lehm nicht als einen alten Auelehm auffassen, so bliebe nur übrig, ihn als Rest 8* 116 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. einer alten Grundmoräne zu deuten. Dagegen aber spricht vor allem jeder Mangel einer Stauchung seiner Unterlage, während gerade dies, wie das gleichmäßige, dem Saaleschotter ganz entsprechende Gefälle der Lehmlage nach Norden zu auch für die erste Auffassung geltend zu machen ist. Vielleicht handelt es sich auch um die Einschwem¬ mung einer besonders starken Lehmdecke gelegentlich eines Wolken¬ bruches, und die hier beschriebene Lehmschicht steht im Zusammen¬ hang mit der bei den Gruben an der Bergschänke erwähnten Lage grober nordischer Gerolle inmitten der Saaleschotter. Immerhin scheinen mir diese Verhältnisse noch keineswegs so ein wandsfrei geklärt zu sein, als daß sie nicht fortdauernder Kontrolle bedürften. c) Die Hauptterrasse auf Blatt Merseburg-West. Von W. Weissermel. Südlich von Merseburg erreicht die Hauptterrasse ihre größte Breite, denn sie reicht hier von Kötschau bis nach Niederbeuna, also über 12 km Erstreckung. In der Ortschaften- und aufschlußlosen Löß- ebene östlich von Kayna auf Blatt Weißenfels muß der Uferrand der Terrasse natürlich hypothetisch bleiben, doch dürfen wir wohl an¬ nehmen, daß er mit dem Beginn des langsamen Geländeanstieges gegen den Janushügel einigermaßen zusammenfällt. Im Gebiete des Blattes Merseburg- West läßt sich dann sein Verlauf wieder genau fest¬ stellen durch eine Reihe sehr guter Aufschlüsse. Die Westgrenze der Hauptterrasse wird hier gegeben durch ihr Zusammentreffen mit der gleichaltrigen Terrasse eines Nebenflusses, die wir, wie weiter unten begründet werden wird, auf die Unstrut beziehen müssen. Das Verhältnis der beiden petrographisch scharf von ein¬ ander geschiedenen Schotter an der Einmündung ist derart, daß der Saaleschotter sich in einer schmalen Zone auf den der Unstrut auflegt. Dieses Auskeilen des einen Schotters auf den anderen ist sehr gut zu beobachten im östlichen Teile des neuen Braunkohlen- tagebaues Beuna (im größeren westlichen Teile der Grube fehlt der Saaleschotter bereits), ferner in einer Grube am Ostrande von Nieder¬ beuna (siehe S. 140), endlich in zwei Gruben bei Zscherben am Klyatalrande. In der etwa 5 km breiten Mündungszone der Unstrutterrasse III. Ablagerungen der 1 . Interglazialzeit. 117 verläuft die Westgrenze der Hauptterasse ziemlich genau Süd-Nord. Nördlich von Zscherben wird sie durch die Buntsandsteinerhebung des Rothügels und seiner östlichen Fortsetzung nach Osten abge¬ lenkt. Im Bereiche der Stadt schwenkt das Ufer wieder nach Norden um, und von da behält es diese Richtung bei bis etwa 1 km vor Schkopau. Durch das langsame Ansteigen des Geländes nach Westen und das Zutagetreten des Buntsandsteins ist der Uferrand in seinem Verlaufe genau festzustellen, wenn auch Haupt¬ glazialdiluvium meist das Ausgehende des Schotters selbst verdeckt. Südlich von Schkopau zwingt ein flacher Hügel, der aus bis 6 m mächtigen Knollensteinen aufgebaut ist — dem am schwersten zerstör¬ baren Material, das die Gegend von Halle überhaupt bietet — den Uferrand zu einer fast rechtwinkligen Umbiegung nach Osten. Ein Schotterrest kurz vor Schkopau, hart an der Bahn, zeigt aber, daß nach Umgehung dieses Hindernisses das Ufer sogleich wieder nach Norden und dann nach Nordnordwesten umbiegt, um hier über die Saale- und Elsteraue nach Beesen hin zu verlaufen. Das ganze Gebiet zwischem diesem Uferrande und dem al¬ luvialen Saaletale bildet eine zusammenhängende, nur durch die Erosion des Geiseltales und des in diesen mündenden Klyabaches durchfurchte Terrassenfläche, die sich mit gleichmäßigem Gefälle langsam nach Norden senkt. Nördlich von Merseburg, in der Stadt selbst und nördlich bis nach Schkopau liegt der Schotter, nur von Schwarzerde und einem dünnen Schleier glazialer Reste bedeckt, zu Tage. Südlich und südwestlich von der Stadt legen sieh der Reihe nach Basalschotter, Hauptgeschiebemergel und dann mächtiger Löß auf die Terrasse, ohne daß der ebene Charakter des Geländes da¬ durch verändert würde. Unter dieser diluvialen Decke läuft die Hauptterrasse beiderseits des Geiseltales mit der erwähnten Un¬ strutterrasse in eine einheitliche, ausgedehnte Terrassenfläche zu¬ sammen, und diese bildet die fast tischplatte Ebene, die von Merse¬ burg nach Süd westen bis an den Fuß des Janushügels und der westlich von diesem liegenden Muschelkalkhöhen reicht. Eine große Zahl von Kiesgruben, besonders in der engeren Umgebung von Merseburg, schließt den Schotter vorzüglich auf, oft bis auf seine Unterlage. Diese besteht größtenteils aus Mittlerem 118 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Buntsandstein, iin Gebiete der Stadt Merseburg selbst aber wird sie, anscheinend in großer Ausdehnung, von älterem Glazialdiluvium gebildet (s. S. G7). Der Schotter zeigt die typische Entwicklung. Er besteht ganz vorwiegend aus Kies mit sehr zurübktretenden Sandeinlagerungen, die häufig starke Kreuzschichtung zeigen. Gegenüber der Gegend von Weißenfels laßt sich eine deutliche Zu¬ nahme des nordischen Materials konstatieren. Fossilien wurden ver¬ einzelt an mehreren Punkten gefunden. Wirbeltierreste sind nach Aussage der Arbeiter nicht gerade selten, gelangen aber leider fast nie in öffentliche Sammlungen. In der Sammlung des Geologischen Instituts zu Halle wird ein Zahn von Elephas primigenins mit dem Fundort Merseburg auf bewahrt. Bemerkenswert ist, daß von der Einmündung der Unstrut- terrasse ab nicht etwa, wie man erwarten könnte, eine Anreiche¬ rung mit Muschelkalk, dem Hauptbestandteil derselben, zu beob¬ achten ist Die Geländeverhältnisse des alten Unstrutlaufes er¬ klären dies. Bei Bedra aus dem Muschelkalkplateau herauskom¬ mend, trat der Fluß in die weite Tertiärebene des heutigen unteren Geiseltalgebietes. Er schüttete hier die breite Körbisdorfer Terrasse auf und lies alles Material, das er mit sich führte, bis zum Zu¬ sammenfluß mit der Saale fallen. In den zahlreichen Gruben am Südrande der Stadt Merse¬ burg kommen große nordische Blöcke im Kies nicht ganz selten vor; nach Angabe der Arbeiter finden sie sich auch an der Basis derselben. In einer Grube nördlich der Stadt, an der Ziegelei, dicht am Ufer der Terrasse, war im Schotter unfern seiner Basis eine ganze Lage großer nordischer Blöcke eingeschaltet. Südlich der Stadt sind »Drehlinge« (siehe S. 334) besonders häufig; mehr¬ fach konnte ich auch Verwerfungen von 0,2 — 1 m Sprunghöhe im Schotter beobachten. Näh ere Schilderung verdient noch ein sehr guter Aufschluß, der bei Anlage des neuen Güterbahnhofes durch Aushebung einer Unterführung entstand. Auf nicht sehr mächtige typische Saale¬ schotter folgte ein Kies, der durch großen Reichtum an Feuer¬ steinen sowie an Muschelkalk und Buntsandstein von ersterem ab- wich. Auf ihm lag ein geschichteter Mergelsand, auf diesen ) III. Ablagerungen der 1. lnterglazialzeit. 119 folgte ein an nordischem Material sehr reicher Schotter mit starker Kreuz- oder Übergußschichtung, aber auch mit ziemlich reichlichen thüringer Gerollen, darauf wieder eine Lage echten Saalekieses mit wenig Feuerstein. Wir haben hier ein ausgezeichnetes Bei¬ spiel eines Kampfes der Saale mit den Sckmelzwassern des nordi¬ schen Eises vor uns, in welchem bald die erstere, bald die letzteren die Oberhand gewannen; dazwischen kommt es einmal zur Abla¬ gerung eines feinsandigen Stauproduktes. In einem etwas früheren Stadium des Aufschlusses trat in geringer Entfernung von der Stelle des geschilderten Profils auch Geschiebemergel auf, der in den Schotter eingriff und in 1 — 1 1/2 m Mächtigkeit klotzartig in ihm lag. Hier dürfte also das Eis bei seinem endgültigen Tor- dringen die Terrasse lokal aufgepflügt und Grundmoräne im Ni¬ veau der Schotter abgelagert haben. An einer Stelle war auch ein Ton als Stauprodukt an der Grenze des Terrassenschotters und des hangenden Glazialdiluviums zu beobachten, entsprechend Siegert’s Kriechauer Ton (siehe S. 181). Südlich des Kirchhofes am Südrande der Stadt lagen zur Zeit der Aufnahme 5, später zum Teil verschwundene Gruben auf engem Raume zusammen. In einer derselben trat als Hangendes des Terrassenschotters ein dunkler, schwach geschichteter Ton in einer Mächtigkeit bis zu 0,6 m auf. Überlagert wurde er teils von ge- schichteten! Kies und Sand des Basalschotters, der durch Reichtum au nordischem Material sich von dem Saaleschotter deutlich unter¬ schied, stellenweise aber auch von Resten eines (durch Aufarbei¬ tung des Tons und der Schotter) tonig-kiesigen Geschiebemergels, also der Basalgrundmoräne. Bemerkenswert ist, daß der Ton nur in einer der Gruben vorkam, in den nördlich, und südlich benach¬ barten bereits fehlte. Eine Ausnahme von dem trotz aller Detailschwankungen sehr gleichmäßigen Gesamthabitüs der Schotter findet sich südlich von Schkopau. Hier wird, wie oben gesagt, der Uferrand der Haupt¬ terrasse durch einen Knollensteinhügel zu rechtwinkliger Umbiegung nach Osten gezwungen. In der dadurch entstandenen Bucht findet sich nun, in drei Gruben gut aufgeschlossen, eine Lokalfacies der Terrasse. Zwei Gruben an der Chaussee Merseburg-Schkopau auf 120 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. deren Westseite und eine dritte, 1908 neu angelegte östlich davon schließen einen Schotter auf, der in seinem Habitus zunächst nicht an einen Saalekies denken läßt. In der südlichsten der drei Gruben ist er vorwiegend sandig entwickelt und dazu großenteils stark eisenschüssig, teilweise sogar zu einem Eisensandstein verkittet, so daß die Beurteilung der Komponenten sehr erschwert ist; die kiesigen Lagen stimmen aber mit den anderen Gruben überein, in denen kiesige Entwicklung vorwiegt. Der Hauptbestandteil ist Quarz, dazu tritt etwas Kieselschiefer, ferner Feuerstein und andere nordische Gesteine in wechselnder, stellenweise beträchtlicher Menge; dazu kommen als seltenere Bestandteile Muschelkalk, Buntsandstein und thüringer Schiefergesteine. Durch das Vorwiegen des Quarzes macht der Schotter beim ersten Anblick den Eindruck einer Tertiär¬ ablagerung. Man könnte geneigt sein, ihn für einen nordischen Kies zu halten, der durch Aufarbeitung!; von Tertiärmaterial mit Quarz und Kieselschiefer angereichert sei und die an Zahl zurücktre¬ tenden Saalegerölle aus aufgearbeiteten Saalescbottern aufgenommen habe. Entscheidend für die Zurechnung zur Hauptterrasse ist aber einerseits die Höhenlage, die mit der der Hauptterrasse iiberein- stimmt, andererseits das Vorkommen von leicht zerbrechlichen Con- chylien in dem Schotter (bestimmt werden konnte Succinea ), und tatsächlich sind die Komponenten des Schotters ja dieselben wie die des echten Saalekieses, nur in anderem Mengenverhältnis, in¬ dem er gegenüber letzterem an Quarz stark angereichert, an thü¬ ringer Schiefergesteinen und Triasgeröllen verarmt erscheint. Es erklärt sich diese abweichende prozentuale Zusammensetzung un¬ gezwungen aus der Lage des Sedimentes in einem toten Winkel des damaligen Flußlaufes und an einer Stelle, wo tertiäre Ablage¬ rungen das Ufer bildeten und durch die gegenstoßende Strömung des Flußes zerstört wurden. Vielleicht mündete hier auch ein Seitenbach ein und brachte^ Material der damals noch ausgedehn- teren Tertiärgebiete reichlich herbei. Im Kartenbilde betrachtet bildet dieser abweichende Schotter nur eine Bucht der Haupt¬ terrasse, und seine Zurechnung zu ihr als Lokalfacies kann nicht , zweifelhaft sein.* III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 121 d) Die Hauptterrasse von der Elsteraue bis in die Gegend von Zwintschöna. Von L. Siegert. Der letzte Abschnitt der interglazialen Saale in meinem Ge¬ biet Hegt jenseits der breiten Luppe-Elsteraue. Wie die früheren Abschnitte durch das alluviale Saaletal in der Flußrichtung durch- schnitten wurden, so hat in diesem Abschnitt der Reidebach sich ein allerdings viel schmaleres Tal ungefähr in der Mittellinie des alten Flusses eingeschnitten und dadurch ein gutes Längsprofil geschaffen, während das Ufer der Elster ein Querprofil in der vollen ca. 10 km betragenden Breite des alten Laufes von Weßmar bis nach Beesen liefert. Da hier außerdem die Schotter durch zahlreiche Kiesgruben und verschiedene Braunkohlentagebaue auf- geschlossen sind, so bietet gerade dieser Abschnitt bei seiner leichten Erreichbarkeit von Halle aus die günstigste und bequemste Gelegenheit zum Studium der interglazialen Saaleschotter. Uns freilich, die wir den Lauf schon etwa 30 km weit verfolgt haben, fallen nur noch wenige neue Erscheinungen auf. Das rechte Ufer der Saale ist hier wiederum sehr genau zu bestimmen. In der Kiesgrube westlich von Weßmar ist zum letzten Male interglazialer Saaleschotter in größerer Mächtigkeit gut aufgeschlossen und dann noch auf wenige hundert Meter weiter nach O. bis in den Park des Weßmarer Gutes zu ver¬ folgen. In der Schlucht östlich von Weßmar steht nur noch prä¬ glazialer Saalekies an. An diesen bezw. an sein Hangendes, die Untere Grundmoräne, legen sich die Saaleschotter an. Der weitere Verlauf des Ufers wird vollständig von Glazialdiluvium verhüllt. Doch wurde in der noch oft zu erwähnenden Bohrung von Rabutz-Schwoitsch diese Terrasse nochmals, wenn auch nur in geringer Mächtigkeit, angetroffen. Die höheren Partieen des Schotters waren hier von dem darüberliegenden Basalschotter ver¬ drängt und bei dessen Ablagerung aufgearbeitet worden. In dem etwas über 1 km weiter nach O. liegenden Bohrloch von Rabutz, dessen Profil, ebenso wie das vorhin genannte, auf S. *274 und 277 mitgeteilt ist, wurde, wie bereits erwähnt, nur noch die höhere Terrasse der interglazialen Saale, der Möritzseher Schotter ange- 122 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. troffen, so daß also die Uferlinie zwischen beiden Bohrungen hin¬ durchgehen muß. Das Liegende der Hauptterrasse bildet in der Bohrung von Rabutz-Schwoitsch das Tertiär. Die Raßnitzer Kiesgrube bietet uns ein ähnliches ''Profil, wie wir es bereits von der Kiesgrube an der Bergschänke beschrieben haben. Hier liegt gleichfalls inmitten der Saaleschotter eine ein¬ fache Lage nordischer Blöcke. Auch hier dürfte wohl die bei dem Profil an der Bergschänke ausgesprochene Ansicht gelten, daß- es, sich nur um eingeschwemmte Massen einer älteren Grundmoräne handelt und nicht um die letzten Reste eines an Ort und Stelle, also während der Hauptterrassenzeit abgelagerten Geschiebemergels. Wenn das äußerlich ganz ähnliche Profil von Göhren (siehe S.45 u. 46 u. Taf. 17 Fig. 2) und das Auftreten von großen Blöcken in einzelnen Lagen an der Basis der Hauptterrasse anders gedeutet wird, so ist dies nur ein scheinbarer Widerspruch; denn in diesen Fällen liegen die Ver¬ hältnisse tatsächlich so, daß die großen Blöcke zugleich Grenz¬ schichten zwischen zwei genetisch und zeitlich verschiedenen Ab¬ lagerungen bilden, zwischen denen auch nach anderen Tatsachen eine Eisinvasion stattgefunden haben muß. Ähnlich liegen die Verhältnisse am linken Ufer. Zwar ist dies nur an einem einzigen Punkte direkt aufgeschlossen, doch ließ es sich durch die Kartierung in der Gegend von Beesen fast über 2 km weit in ungefährer NO. -Richtung genau verfolgen. Die Schotter legen sich hier an Mittleren Buntsandstein an. Das Ufer fällt steiler ein, als wir bisher gewohnt waren. Das trigonometrische Signal in der Wüste Mark Maltritz, welches sich in ungefähr 2 km Entfernung vom Ufer befindet, zeigt uns den Buntsandstein bereits in 119,4 m Meereshöhe, also 20 m über der Oberfläche des Kieses am Ufer. Zwar fehlen weiterhin Anhaltspunkte über den näheren Verlauf des Ufers, doch scheint es noch für einige Zeit nordöstliche Richtung bei- zubehalten und später dem Lauf des Reidebaches parallel zu gehen (siehe S. 125 und 126). In der Stadt Halle wie in ihrer näheren Umgebung hat v. Fritsch, der jahrzehntelang hier alle zufälligen Aufschlüsse eifrig verfolgte, nirgends Saaleschotter beobachtet. Die eben beschriebene linke Uferpartie ist durch zahlreiche Kiesgruben unweit der Halle-Ammendorfer Chaussee sehr gut auf- III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 123 geschlossen, welche uns namentlich auch einen Einblick in die gerade hier ziemlich mannigfaltig entwickelten hangenden Schichten der interglazialen Saale gewähren, die im nächsten Abschnitt be¬ sprochen werden sollen. Das Liegende der Saaleschotter ist in diesen Gruben nirgends erschlossen, da es meist einen Wasser¬ horizont bildet und somit den Abbau der untersten Schotterlagen erschwert. Mit dem Handbohrer wurden feine, weiße, schwach tonige Sande unter dem Schotter nachgewiesen, bei welchen es zweifelhaft bleiben muß, ob man stark zersetzten Mittleren Bunt¬ sandstein, wie er in der Wüste Mark Maltritz häufig auftritt, oder tertiäre Braunkohlensande vor sich hat. Die etwas schwankende Mächtigkeit der wohlgeschichteten Saaleschotter beträgt 4 — 5 m. Sie sind auffällig reich an Muschelkalk, während das nordische Material manchmal etwas zurücktritt. Die Gerolle sind meist klein. In der großen Kiesgrube südlich von dem Wohnhause zeigt die Oberfläche des Kieses starke Störungen durch Eisdruck. Von organischen Resten wurde bisher nur in der Grube an der Broihanschenke ein einzelner Knochen ( Cervus sp.) gefunden. Den gleichen normalen Habitus zeigen die interglazialen Saale¬ schotter in den zahlreichen Gruben in Ammendorf selbst, wo das Lie¬ gende, abgesehen vielleicht von den nördlichsten Gruben, in welchen schon Tertiär auftreten mag, Mittlerer Bundsandstein bildet. Die erste sichere Stelle, an welcher Braunkohlentertiär im Liegenden der Schotter auftritt, findet sich ganz in der Nähe der Elsterbrücke bei der Broihanschenke. Doch ist dies nur ein lokales Vorkommen, denn in Ammendorf selbst fehlt bereits wieder das Tertiär. Hier liegt in der Nähe der Kirche der Kies, dessen Basis ungefähr noch die gleiche Höhe wie an der vorigen Stelle besitzt, wieder direkt auf Buntsandstein. Erst in Radewell finden wir unter den Schottern wieder Braunkohlentertiär (Grube hinter der Schule), das von hier ab quer durch das ganze Flußprofil hindurch bis in die Gegend von Weßmar das Liegende unserer Schotter bildet. Ganz in der Nähe des rechten Ufers legen sie sich, wie be¬ reits erwähnt, an präglaziale Saaleschotter und ältere Grundmo¬ räne an. In den zahlreichen Aufschlüssen auf BlatUDieskau be- A. sitzen unsere Schotter eine durchschnittliche Mächtigkeit von 4 bis 124 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 5 m, ausnahmsweise von ca. 7 m. Kleine Verwerfungen sind nicht selten. Auf ihre Unterlagerung durch Reste von Unterer Grund- moräne, z. B. in der Grube Hermine Henriette, ist bereits an an¬ derer Stelle hingewiesen worden. Stauchungen in den oberen Partieen durch Eisdruck sind nicht selten. Die auffällige Darstellung der geologischen Karte, wonach die Basis der Saaleschotter auf dem linken Ufer des Reidebaclies tiefer als auf dem rechten liegt, entspricht nur teilweise der Wirklichkeit. Das Bett der alten Saale scheint sich in dieser Gegend nach Westen, also nach dem Ufer zu, tatsächlich ziemlich schnell zu heben. Teilweise nötigte zu dieser Darstellung aber auch der Umstand, daß zwischen Döllnitz und den Mühlteichen jeder Auf¬ schluß fehlte, die Saaleschotter an den flachen Gehängen natürlich stark verrollten und deshalb für eine Abgrenzung nur topographische Verhältnisse, die Grenze zwischen der steileren Böschung der Haupt¬ terrasse und der ebenen Oberfläche der alten Reidetalterrasse, her¬ angezogen werden konnten. Weiter talaufwärts reichen die Saale¬ schotter beiderseits bis in das Niveau der Aue des Reidebaclies herunter, eine Erscheinung, die in der durch die Ablagerungen der 2. Eiszeit bewirkten Gefällsumkehrung der S-N-Richtung der Haupt¬ terrasse in die N-S-Richtung des heutigen Reidetales begründet ist. e) Die Hauptterrasse nördlich von Zwintschöna. Von W. Weissermel. Das Tal des Reidebaches, dem wir das Zutagetreten der Haupt¬ terrasse von der Elsteraue bis etwa in die Gegend von Halle verdanken, entwickelt sich auf Blatt Landsberg aus einer äußerst flachen Geländedepression, dem Peißener Becken. Es bildet zu¬ nächst eine relativ breite, äußerst flache Rinne im Hauptgla¬ zialdiluvium; zwischen Schönnewitz und Kanena beginnt es sich, verhältnismäßig schmaler werdend, tiefer einzuschneiden und er¬ reicht hier das Liegende des Glazialdiluviums, den Schotter der Hauptterrasse, in dem es sich dann immer tiefer einschneidet, zumal die Oberfläche der Terrasse sich nach Süden allmählich hebt. Wir haben hier ein t)7pisches Beispiel späterer Umkehrung des Gefälles eines Tales, und der Grund dieser Erscheinung lie^t ITL Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 125 in diesem Falle auf der Hand. Die mächtigen Aufschüttungen der zweiten Vereisung wandelten das nach Norden gerichtete Einfallen der Terrasse in eine annähernd horizontale Ebene um. Die Erosion eines nach Süden gerichteten Tales mag dann vielleicht durch Schmelz wasser der dritten Vereisung eingeleitet worden sein und setzte sich in postglazialer Zeit fort. Von Zwintschöna bis Schönnewitz tritt der Schotter der Haupt¬ terrasse beiderseits der alluvialen Talrinne des Reidebaches zu Tage und zwar auf der Westseite als 200 — 300m breites Band, auf der Ost¬ seite infolge flächenhafter Abtragung des jüngeren Glazialdiluviums in breiter Terrassenfläche, die nur durch die bis etwa 1 m mächtige, sandige Schwarzerde teilweise überdeckt wird. Bei Schönnewitz verschwin¬ det die Terrasse unter dem mächtiger werdenden Glazialdiluvium. An vorzüglichen Aufschlüssen ist dieser Terrassenabschnitt sehr reich. Am Bahnhof Dieskau wird der Schotter in einer etwa 500 m langen Grube in großem Maßstabe durch Trockenbagger ausgebeutet. Er zeichnet sich hier durch Führung zahlreicher, jedoch meist nicht über mittelgroßer nordischer Blöcke aus, die unregelmäßig in der Schottermasse verteilt liegen (s. S. 69). Das allerdings nicht mehr aufgeschlossene Liegende besteht aus dem mitteloligocänen Magde¬ burger Sand, unter dem das Oberflöz folgt. Einen anderen gro߬ artigen Aufschluß bietet der Bruckdorfer Tagebau, der in den Jahren 1904 und 1905 während seiner Entstehung untersucht wurde. Der Schotter liegt hier, unterlagert und oberflächlich aufgearbeitet durch Basalschotter, unmittelbar auf der Braunkohle. Das Vor¬ kommen von großen, in die gestauchte Oberfläche eingepreßten nordischen Blöcken an der Basis des Schotters wurde oben be¬ sprochen (s. S.68). Zahlreiche Gruben verschiedener Größe schließen endlich westlich von Dölbau den Schotter auf. Bei Schönnewitz verschwindet die Terrasse unter dem Hauptglazialdiluvium, um in meinem Arbeitsgebiet nicht mehr an die Oberfläche zu kommen. Über die Ufer der Terrasse läßt sich im nördlichen Teile des Blattes Dieskau nur sehr wenig sagen. Die Lage des östlichen Talrandes entzieht sich durch mächtige Glazialbedeckung und mangelnde Aufschlüsse gänzlich unserer Kenntnis. Das Westufer läßt sich nur an einer Stelle mit einiger Sicherheit festlegen. 126 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Zwischen Sagisdorf und Diemitz treten die Porphyrkuppen des Großen und Kleinen Dautzsch an die Oberfläche. Östlich derselben senkt sich eine tischebene Fläche in kaum merkbarer Neigung zum Reidealluvium. Sie durfte auf die darunter liegende Haupt¬ terrasse zurückzuführen sein. Der linke Uferrand liegt also öst- lieh des Dautzsch. Daß der Saaleschotter etwa noch einen Arm westlich um die Porphyrkuppen herum entsendet, ist zwar nicht ausgeschlossen, aber wenig wahrscheinlich. Für den weiteren Verlauf der Hauptterrasse nach Norden auf Platt Landsberg ergeben sich aus den Oberflächenformen sowie dem Zutagetreten alter Gesteine, der Halleschen Porphyre, zwei verschiedene Möglichkeiten. Das Gebiet dieses Blattes wird durch¬ zogen von zwei Porphyrrücken (s. Erläuterung zu Blatt Landsberg). Ein aus Älterem Porphyr bestehender südlicher erstreckt sich von Landsberg bis Hohenthurm in O. — W. -Richtung. Er ist zwar ö o großenteils von Diluvium überzogen, das häufige Durchstoßen des Porphyrs zeigt aber, daß es sich hier um einen durchgehenden Rücken des Untergrundes handelt. Ein nördlicher, aus Jüngerem Porphyr aufgebaut, erstreckt sich vom Petersberg nach Südwesten bis in die Gegend von Niemberg. Das Tal des Riedabaches durchbricht ihn an seinem Ostende in der »Niemburger Pforte« und trennt die Kuppe des Gemsenberges von dem Hauptmassiv ab (siehe Taf. 11). Nach dem Untertauchen unter das Hauptglazialdiluvium folgt die Hauptterrasse zunächst sicherlich, wie auch der Uferpunkt am Dautzsch zeigt, noch dem Reideltale nach Norden und bildet den Untergrund des Peißener Beckens. Von hier wird ihr der Weg nach Nordosten durch den Landsberg-Hohenthurmer Porphyr¬ rücken versperrt. Im weiteren Verlauf nach Norden würde sie gegen das Brachstädter Porphyrmassiv stoßen. Man könnte an¬ nehmen, daß sie von diesem nach Nordwesten abgelenkt worden sei; aber südlich des Petersberges erhebt sich nach dem von Laspeyres aufgenommenen Blatte Petersberg Tertiär (Unteroli- goeän und Septarienton) über das Niveau der interglazialen Saale. Es bleiben für diese also nur zwei Möglichkeiten : entweder muß sie ^ O durch die Niemberger Pforte, vielleicht mit einem Arm östlich den Gemsenberg umfassend, ihren Weg dem heutigen Riedabache folgend III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 127 nach Norden genommen haben, oder sie muß in der Gegend von Maschwitz nach Westen umgebogen sein, um nördlich von Trotha das heutige Saaletal zu erreichen. Im ersteren Falle würde die Hauptterrasse in ihrem weiteren Verlauf auf Blatt Zörbig das Tal der Fuhne treffen, das nach V. LlNSTOW ein Urstromtal der letzten Vereisung darstellt1). Es ist dann wohl anzunehmen, daß sie diesem nach Westen folgte und mit ihm nördlich von Cönnern das alluviale Saaletal erreichte. Diese Annahme gewinnt einige Wahr¬ scheinlichkeit dadurch, daß Ziervogel2) im unteren Teile des Fuhne¬ tals das Vorkommen südlicher Bestandteile, nicht nur von Milch¬ quarz und Kieselschiefer, die ja auch aus tertiären Schottern her¬ stammen könnten, sondern auch von Grauwacken und thüringer Porphyren angibt. Andererseits könnte das Auftreten von Saale¬ schottern nördlich von Trotha für die andere Annahme, nämlich eine Abschwenkung der Hauptterrasse von Maschwitz nach Westen, sprechen. Dem widerspricht aber, daß ein Ausstrich dieser Schotter an den Hängen nordwestlich von Trotha von Laspeyres nicht be- obachtet ist, vielmehr hier überall Tertiär in größeren Höhen an¬ gegeben wird, als sie die Saaleterrasse einnehmen müßte. Auch ist in den von Lüdecke3) mitgeteilten Bohrungen bei Mötzlich keine Schicht vorhanden, die sich als Saaleschotter deuten ließe. Wir sind also wohl berechtigt anzunehmen, daß die Hanptterrasse durch Blatt Landsberg nach Norden zum Fuhnetal verläuft. O 2. Die höhere interglaziale Terrasse der Saale (diim). An drei räumlich ziemlich weit von einander getrennten Stellen findet sich eine Saaleterrasse, die in ihrer petrographischen Entwicklung mit der Hauptterrasse durchaus übereinstimmt, jedoch erheblich höher liegt als diese. Überall ist sie nur in beschränkter Ausdehnung nachgewiesen, tritt jedoch unter Verhältnissen auf, die es nicht zweifelhaft lassen, daß es sich um eine echte Saaleterrasse - \ J) Über die Ausdehnung der letzten Vereisung Mitteldeutschlands. Jahr¬ buch der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt 1905, S. 481. 2) Die Lagerungsverhälmisse des Tertiärs südwestlich von CötheD. Jahr¬ buch der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt 1910, I, S. 69. 3) Sitzungsberichte des Naturw. Vereins für Sachsen und Thüringen vom 17. März 1904. 128 ITT. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. handelt, und zwar muß sie der gleichen Interglazialzeit angehören wie die Hauptterrasse und ihrer Höhenlage nach ein etwas höheres Alter als diese besitzen. Der erste Nachweis, daß in der ersten Interglazialzeit vor der Hauptterrasse noch eine ältere (höhere) Saaleterrasse abgelagert worden ist, wurde von L. Siegert in der Gegend von Möritzsch erbracht. Da dieses Vorkommen zur Zeit der ersten Veröffentlichung über diesen Gegenstand x) noch das einzige war, und von anderer Seite mündlich Bedenken erhoben wurden gegen die Berechtigung, hierauf eine neue Terrasse auszuscheiden, wurde diesem Vor¬ kommen der oberen Terrasse noch der Nebenname »Möritzscher Schotter« gegeben, der auch mit auf_die geologische Spezialkarte überging. Ein Jahr später stellte W. Weissermel bei Markröhlitz gleichfalls eine höhere Saaleterrasse fest, die durch reichliche Faunen¬ führung sich als Interglazial kennzeichnete. Sodann wurde diese Terrasse von L. Siegert noch einmal in der Bohrung von Rabutz (siehe S. 274) nachgewiesen. Nachdem diese Terrasse also auf weite Strecken hin festge¬ stellt und damit die Auffassung von L. Siegert bestätigt ist, kann der Name »Möritzscher Schotter« eingezogen werden. Über den näheren Verlauf dieser höheren Terrasse läßt sich Genaueres nicht angeben. Wahrscheinlich lag sie auf weite o o Strecken hin innerhalb des Tales der Hauptterrasse, bei dessen Erosion sie fast überall zerstört wurde. Sie war stellenweise, so bei Möritzsch und Rabutz, wohl von Anfang an weniger mächtig entwickelt als die Hauptterrasse, weshalb sie auch den zerstören¬ den Kräften nur geringeren Widerstand leisten konnte. Sie mag deshalb an vielen Stellen vollständig vernichtet sein. Auf noch größere Strecken hingegen dürfte sie auch von mächtigem jüngeren Glazialdiluvium verhüllt sein. Deshalb, ebenso aber auch, weil bei dem großen Reichtum an Kies in unserer Gegend sich der Abbau dieser meist geringmächtigen Terrasse nicht lohnt, fehlen in ihr fast alle Aufschlüsse. Daß wir es aber mit einer talauf- ’) Zeitscbr. d. Deutsch, geol. Ges. 1906. III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 129 wärts weithin verfolgbaren Terrasse und nicht mit einer Abspal¬ tung ähnlich der 4. Präglazialterrasse zu tun haben, beweist, daß später eine der Höhenlage nach ganz entsprechende Terrasse auch von den im S. unseres Gebietes arbeitenden Herren Naumann und Picard weithin gefunden wurde. a) Die höhere Terrasse der Saale bei Markröhlitz. A on W. Weissermel. Das südlichste Vorkommen dieser Terrasse in unserem Gebiet liegt im Unterlauf des toten Talstückes Großjena — Uichteritz, das bei Besprechung der höheren präglazialen Saaleterrasse (S. 13) ge¬ schildert wurde. Östlich von Markröhlitz treten zwischen den Höhenkurven 140 und 130 an beiden Seiten des Röhlitzbachtales an den Talhängen Saaleschotter zu Tage, die am nördlichen Tal¬ rande in einer fortlaufenden Reihe von Gruben sehr gut aufge¬ schlossen sind. Die Aufschlüsse lassen erkennen, daß sich der Schotter mit seiner Ober- wie mit mit seiner Unterkante nach Osten zu senkt. Die Mächtigkeit der Ablagerung dürfte hier an¬ nähernd 10 m erreichen. Überlagert wird sie von Geschiebemergel und von Löß, der, meist mehr oder weniger unrein, großenteils wohl umgelagert, über die Hänge des Tales hinabzieht und den Schotter nur an steileren Hängen, besonders an deren oberer Kante, ausstreichen läßt. Am Ostrande der südlich des Röhlitz- baches gelegenen Hochfläche streicht der Schotter wieder zwischen den Kurven 135 und 140 in großer Erstreckung zu Tage aus. Eine kleine Grube erschloß ihn zur Zeit der Aufnahme auch der direkten Beobachtung. Als südlichstes Vorkommen bildet er zwi¬ schen den Kurven 135 — 140 unverhüllt eine nördlich und südlich von Tälern umrahmte flache Kuppe, in welcher Aufschlüsse zwar fehlen, aber reichlich Schottermaterial im Acker zu beobachten ist. Ein weiterer Ausstrich entsprechenden Schotters ist endlich am Südwestfuße des Prießigberges zwischen 130 und 135 m Höhe nachzuweisen. Von der Hauptterrasse bei Uichteritz wird unsere Schotter¬ fläche durch einen allmählich abfallenden Hang getrennt, der von Neue Folge. Heft 60. 9 130 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. dichter Lößdecke, unter der stellen weise Glazialdiluvium uachzu- weisen ist, überzogen wird. An der erwähnten klippenartigen H ügelfläche, dem südlichsten Vorkommen der höheren Terrasse, tritt im Liegenden des Schotters der Buntsandstein, der den Hang zwischen den beiden Terrassen bildet, zu Tage. Weiter nordöstlich tritt auf diesem Terrassenabfall aus dem Löß auch glazialer Sand und Ki es auf kurze Erstreckung hervor; zur Zeit der Aufnahme war er in einer kleinen Grube erschlossen und daher als glazial erkennbar. Das Verhältnis beider Terrassen zu einander zeigen die Profile C-D und E-F auf Taf. 2. Am Süd westhange des Prießigberges streicht unser Schotter, wie gesagt, zwischen den Kurven 1313 und 140 zu Tage. Am Südfuße derselben Höhe, etwa 200 m östlich, beginnt der Aus¬ strich der Hauptterasse zwischen den Höhenlinien 120 — 125. Der Abfall von der höheren zur tieferen Terrasse ist hier ebenso wie auf dem gegenüberliegenden südlichen Ufer des Röhlitzbachtales durch Aufschüttung von mächtigem Hauptglazialdiluvium ver¬ deckt; er dürfte aber zusammenfallen mit dem östlichen Ende des Ausstriches der höheren Terrasse, denn hier findet sich eine quel- lige, sumpfige Stelle, die wohl nur dadurch zu erklären ist, daß hier die mit ihrem Gefälle nach Osten gerichtete Terrasse auf undurchlässiger Unterlage (Unterer Geschiebemergel?) nach Süden zu abbricht. Die petrographische Zusammensetzung und Beschaffenheit des Schotters ist in den Aufschlüssen sowie in den Ausstrichen des Kieses im Acker durchaus diejenige der Hauptterrasse. Eine ge¬ ringe Abweichung von den benachbarten Vorkommen dieser liegt nur in der verhältnismäßig reicheren Führung von nordischem Ma¬ terial und in dem Vorkommen ziemlich zahlreicher bis kopfgroßer nordischer Blöcke in einigen der Gruben, die gegenüber der Ein¬ mündungsstelle eines aus der Gegend von Goseck herkommenden Seitenbaches in den Röhlitzbach liegen. Der Schotter streicht also in einer Fläche von 21/2 km Länge und 2 km Breite überall zu Tage, wo Täler mit nicht durchweg von Löß überzogenen Hängen dazu Gelegenheit bieten. Die Ausstriche O O o tll. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 131 liegen zwischen den Höhenlinien 130 und 140 und zeigen das Vor- o o handensein einer Schotterfläche an, deren Oberkante und, soweit die Aufschlüsse dies beurteilen lassen, auch die Unterkante eine langsame Senkung von 0. nach W. und wohl auch von S. nach N. zeigen. Die Mächtigkeit ist, soweit sich beobachten läßt, am größten am Röblitzbache, geringer am südlichen Rande der Schotterfläche. Die petrographische Zusammensetzung ist die eines Saaleschotters mit ziemlich reichlichem nordischem Material. Über¬ lagert wird die Schotterfläche von der Grundmoräne der zweiten CJ Vereisung und von Löß. Sie ist also zwischen der ersten und zweiten Vereisung unseres Gebietes entstanden. Sie liegt um 12 bis 20 m höher als die benachbarte interglaziale Hauptterrasse. Es kann sich nach diesem Tatbestand nur darum handeln, ob wir eine höhere interglaziale Saaleterrasse vor uns haben , oder ob es sich um ein glaziales Zerstörungsprodukt der hier früher vorhan¬ denen präglazialen Terrasse handelt. Für letztere Auffassung könnte das Vorkommen ziemlich großer nordischer Blöcke im Kiese an¬ geführt werden. Für die Deutung als Flußterrasse sprechen aber mit Entschiedenheit die Gefälls- und Mächtigkeitsverhältnisse, die das Bild einer natürlichen, nach Osten sich senkenden Terrassen¬ fläche mit größerer Schottermächtigkeit in der Mitte des Tales, mit geringerer in den randlichen Teilen ergeben. Die Ileraus- hebung der Unterkante verbunden mit Abnahme der Mächtigkeit zeigt im Süden die Nähe des Ufers an; wie weit die Terrasse nach Norden reicht, läßt sich nicht feststellen, doch zeigt der Aus¬ strich am Prießigberg, daß sie in dieser Richtung noch ziemlich weit reichen dürfte. Ferner spricht für eine Deutung als intakte Flußterrasse besonders das verhältnismäßig reiche Vorkommen von Conchylien in diesem Schotter. In der großen Grube gegenüber der Mündung des erwähnten Seitengrabens kommen Schnecken, seltener Zweischaler, in verhältnismäßig reichlicher Menge vor, und zwar finden sie sich sehr bezeichnender Weise gerade zwischen den bis kopfgroßen nordischen Blöcken. Die bei wei¬ tem häufigste Form ist himnaea ovata. Noch reicher als in den groben Schottern treten die Conchylien in einzelnen dünnen san¬ digen Schichten auf. Sonst ist ihr Vorkommen, wie gewöhnlich 9* 132 ITT. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. in den Flußschottern des Saalegebietes, ein nesterweises, so daß man gelegentlich reiche Funde machen kann, ein andermal wieder fast vergeblich sucht. Ebenso wie in der Hauptterrasse sind die Conchylienschalen sehr mürbe und zerbrechlich. Sie 'sind daher nur schwer zu sammeln und zu erhalten , besonders wenn sie in feuchtem Zustande gesammelt werden müssen. So mußte leider einer der reichsten Funde bei feinem dichtem Regen ausgebeutet werden, weil ich am folgenden Tage das Gebiet verließ, und trotz sorgfältigster Verpackung zerfiel später fast das gesamte feucht ge¬ sammelte Material bis auf wenige kräftige Formen, wie Limnaea ovata. Durch systematische Sammeltätigkeit läßt sich die auf S. 150 gegebene Fossilliste sicher bedeutend erweitern. Daß die großenteils äußerst zarten Conchylienschalen, die heute, wenn feucht, nicht einmal einen Transport in Watte vertragen, in bereits fos¬ silem Zustande eine Umlagerung aus präglazialen Kiesen in glaziale ausgehalten haben sollten, erscheint gänzlich ausgeschlossen. Daß sie in Schmelzwassern, die imstande waren, eine vorhandene Schotterterrasse gänzlich umzuarbeiten und durchmengt mit nor¬ dischem Material wieder abzulagern, gelebt haben sollten, ist nicht wahrscheinlicher. Das Vorkommen der Conchylien zusammen mit dem durch Höhenlage und Gefällsverhältnisse gegebenen Ter¬ rassencharakter der Schotterfläche kennzeichnet diese also mit Sicherheit als eine alte Saaleterrasse. b) Die höhere Terrasse der Saale bei Möritzsch und Rabutz. Von L. SlEGERT. Wie bereits früher ausgeführt wurde, beginnt das bei Möritzsch (Blatt Markranstädt der geologischen Spezialkarte des Königreichs Sachsen) erschlossene wichtige Profil (vgl. Fig. 3 S. 43) ungefähr im Niveau der Luppeaue mit präglazialem Saalekies, der von 1 — 2 m Grundmoräne überlagert wird. Auf dieser liegt ein ehemals in einer kleinen Grube abgebauter Saalekies, dessen Mächtigkeit etwas über 1 m beträgt. Er wird wiederum überlagert von einem ver¬ schieden zusammengesetzten, ca. 6 m mächtigen Glazialdiluvium. Bei der geringen Mächtigkeit dieses Saalekieses könnte der Ein- III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 133 wurf gemacht werden, daß es sich hier gar nicht um einen echten Flußkies handle, sondern um einen Glazialkies, der viel südliches Material aufgenommen habe. Doch widersprechen dem zahlreiche Gründe. Dem petrographischen Habitus nach haben wir es hier mit einem echten, typischen Saaleschotter zu tun, wie wir ihn bei Besprechung der Hauptterrasse schon oft charakterisiert haben. Gut geschichtete thüringer Schiefer und Grauwacken, Muschelkalk und Porphyre ergeben mit den verschiedensten nordischen Gerollen bei zurücktretendem Gehalt an Quarzgeröllen ein äußerst buntes Ge¬ misch, das namentlich an alten, vom Regen abgewaschenen Schutt¬ haufen gut zu beobachten ist, und an welchem ein in der Unterschei¬ dung unserer Schotter auch nur einigermaßen geübtes Auge sofort den echten Saaleschotter erkennt. Der Gegensatz zwischen diesem und echtem Glazialschotter ist gerade hier bequem zu konstatieren, da letzterer nur wenige Minuten entfernt in einer Kiesgrube an der Schule des Dorfes Günthersdorf aufgeschlossen ist. Wenn auch in dieser Grube Saalematerial gleichfalls nicht allzu selten vorkommt, so ist doch der ganze Habitus ein vollkommen anderer. Nordische Gerolle und Quarze sind viel häufiger, die Schichtung ist nicht so gleichmäßig, reiche Beimengungen von Sand treten auf und sind vielfach diagonal geschichtet, was in Flußkiesen seltener zu beobachten ist. Dieser Gegensatz im Habitus von Flußschotter und nordischem Schotter ist in meinem ganzen Gebiet überall scharf ausgeprägt. Ablagerungen, die einen so unentschiedenen Charakter besitzen, daß man im Unklaren bleibt, ob sie zu dem einen oder zu dem anderen Gebilde zu stellen sind, kennt man hier kaum. Sie kennzeichnen sich dann gewöhnlich auch durch ihre Lagerungsverhältnisse als unter dem Einfluß glazialer Schmelz- und südlicher Flußwasser entstanden (vergl. Roddener Schotter). Aber auch die Lagerungsverhältnisse sprechen für die fluviatile Ent¬ stehung des Möritzscher Schotters. Trotz ihrer geringen Mächtig¬ keit und trotz schlechter Aüfschlußverhältnisse lassen sich die Schot¬ ter als ein durchgehendes Lager ziemlich weit nach weisen. Nach Osten zu wurden sie nicht weiter verfolgt, weil sie hier auf dem Blatte Markranstädt liegen, welches zur Zeit meiner Aufnahme in dieser Gegend gleichzeitig einer Revisionsaufnahme seitens der cT> O 134 JIL. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Königl. Sächsischen Geologischen Landesanstalt unterzogen wurde. Dafür aber konnten sie westlich von Möritzsch ca. 1 km weit durch Handbohrungen verfolgt und an Lesesteinen ihr Saale- charakter festgestellt werden. Ich glaube hervorheben* zu müssen, daß dieser Nachweis keineswegs unter dem Eindruck des Möritz- scher Profils geführt wurde, sondern daß jener schmale Schotter¬ streifen, der auf Blatt Merseburg-Ost bei Zschöchergen als höhere Terrasse der interglazialen Saale eingetragen ist, bereits als Ter¬ rasse ausgeschieden wurde, noch ehe ich das schon außerhall) meines Gebietes liegende und damals sehr verstürzte Möritzscher Profil kannte. Nach Norden zu treffen wir die höhere Terrasse wieder in der Rabutzer Bohrung an. Allerdings kann die Möritzscher Saale nicht in gerader Linie auf Rabutz zugeflossen sein, da in dem sehr gut aufgeschlossenen Profil am rechten Elsterufer bei Ermlitz O o unsere Terrasse vollständig fehlt. Sie muß vielmehr einen Bogen nach Osten gemacht haben. Der Nachweis der höheren Terrasse in der Rabutzer Bohrung ist gleichfalls , soweit petrographische Momente in Frage kommen, zweifellos. Aber auch die Höhenlage stimmt ausgezeichnet, wie aus dem Profil D-C-B- A Taf. 8 hervorgeht. Die Verbindungslinie des Rabutzer und Möritzscher Vorkommens ordnet sich zwanglos in das Profil ein, mit demselben Gefalle, wel¬ ches auch der etwas höher darüberliegende Bruckdorfer Ton, einer der wichtigsten Leithorizonte unseres Diluviums, besitzt, so daß also die Parallelität im Aufbau unseres Diluviums vollständig gewahrt ist. Für die Identität der genannten beiden Schottervorkommnisse spricht ferner, daß beide gleich hoch über der Hauptterrasse liegen. Eine derartige weite Ausbreitung eines so dünnen Schotterhoii- zontes spricht neben dem petrographischen Habitus ganz ent¬ schieden gegen die Annahme, daß wir es hier etwa mit Glazialkies zu tun haben, der viel Saalematerial aufgenommen hat. Wäre dies der Fall, so müßte man ferner annehmen, daß die untersten Schichten am reichsten an Saalegeröllen seien. Aber wie das Rabutzer Profil zeigt, ist das Verhältnis gerade umge¬ kehrt. Auf die ältere Gruudmoräne legt sich nordischer Kies, der bereits eine Anreicherung von Saalematerial zeigt. Dies III. Ablagerungen der 1. lüterglazialzeit. 1 35 kann teils auf Aufbereitung von präglazialem Saalescliotter zurück¬ geführt werden, ebensowohl aber auch für einen Kampf der Schmelz¬ wasser mit der Saale sprechen. Wahrscheinlich hat beides statt- gefünden. Die obersten 0,75 m sind reiner Saaleschotter. Der Fluß hätte dann also im Kampfe mit den Gletscherwassern an dieser Stelle gesiegt. Uber die Ablagerungen der nordischen Schmelzwasser und der gemengten Wasser strömte nunmehr die Saale hin und schüttete echte Flußschotter auf. Ganz ähnliche Verhältnisse haben wir ja früher bereits bei den obersten Schichten der Hauptterrasse erörtert. Bei den schlechten Aufschlüssen, die wohl in absehbarer Zeit ganz verschwunden sein werden, schien es mir nötig, die Echtheit dieser Saaleschotter etwas eingehender zu begründen, weil das Möritzscher Profil auch in dem Beweis für die Existenz der älteren Grundmoräne in meinem Gebiet eine Rolle spielt, wenn auch der Nachweis der älteren Grundmoräne keineswegs mit der Erklärung dieser Schotter als höhere Saaleterrasse steht oder fällt, sondern wie früher gezeigt wurde, noch durch zahlreiche andere Beobachtun¬ gen völlig gesichert ist. 3. Die interglazialen Uustrutscliotter (div). Von W. Weissermel. In gleicher stratigraphischer Stellung wie die interglaziale Hauptterrasse der Saale und mit ihr zu einer einheitlichen Terrasse zusammenlaufend finden wir im unteren Teile des Geiseltalgebiete südwestlich von Merseburg eine ausgedehnte Schotterterrasse, die nur der Unstrut zugeschrieben werden kann. Sie wird oberfläch- lieh von mächtigem Glazialdiluvium und Löß verhüllt. Zahlreiche und zum Teil großartige Aufschlüsse lassen jedoch zusammen mit den Oberflächenformen ihre Verbreitung und ihr Verhältnis zu der Saalehauptterrasse sehr gut feststellen. Die vorhandenen Auf¬ schlüsse dieses Schotters liegen zwischen den Orten Körbisdorf, Runstedt und den neuen Braunkohlentagebauen Kayna und Beuna und dem Dorfe Zscherben bei Merseburg (zum Unterschied von Zscherben bei Halle). Einen ähnlichen, aber nur bedingungsweise hierher gehörigen Kies finden wir ferner zwischen Krumpa und Petzkendorf. 136 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Die petrographische Entwicklung des Schotters ist in allen Gruben im wesentlichen die gleiche und schwankt nur in etwa denselben Grenzen wie bei Saaleschotter auf gleicher Fläche. Die Zusammensetzung ist aber von der eines Saaleschotters grundver¬ schieden. Der bei weitem häufigste Bestandteil, der der ganzen Ablagerung sein Gepräge aufdrückt, ist Muschelkalk. Man kann sagen, daß er in diesem Kies die Rolle des Quarzes übernommen hat, der ihm gegenüber ganz in den Hintergrund tritt. Muschel¬ kalk bildet stets über die Hälfte, meist 80 — 90 °/o der ganzen Masse. Neben den wohlgerundeten Gerollen finden sich im Kör- bisdorfer Tagebau auch handgroße oder noch größere, verhältnis¬ mäßig wenig gerollte Platten. Quarz liefert nur einen geringen Prozentsatz der Gerolle. Neben ihm findet sich vereinzelt sein für unser Gebiet unzertrennbarer Begleiter, dunkler Kieselschiefer; nordisches Material, besonders Feuerstein, ist in wechselnder, aber stets ziemlich reichlicher Menge vorhanden. Buntsandsteingerölle sind selten. Den an Menge ain meisten wechselnden, für die gene¬ tische Beurteilung der Ablagerung aber wichtigsten Bestandteil bilden thüringer Porphyre aus dem Flußgebiete der Unstrut. Ihre Menge ist örtlich recht verschieden; während man im Körbisdorfer Tagebau schon suchen muß, um südliche Porphyre zu finden, kann man sie im Tagebau Beuna in kurzer Zeit in ansehnlicher Menge sammeln. Sie erreichen meist nur geringe Größe, was ihre Unterscheidung von nordischen und halleschen Porphyren (die hier zum nordischen Ma¬ terial zählen) erschwert, da man nur auf die relativ größten Stücke dabei angewiesen ist; nur ganz vereinzelt erreichen sie annähernd Faustgroße. Nicht weniger wichtig als die thüringer Porphyre sind vereinzelt vorkommende kleine Brocken paläozoischer Schiefer¬ gesteine, deren genauere Bestimmung infolge ihrer Kleinheit kaum möglich ist. Der durch die Korngröße gegebene Habitus stimmt mit dem der Saaleschotter etwa überein: die Hauptmasse besteht aus Kies in wohl gerundeten Gerollen, Sand tritt nur als Füllmasse oder als zurücktretende Einlagerung in auskeilenden Schichten auf. Das Vorkommen wenig gerollter Muschelkalkplatten im oberen, der Querfurter Muschelkalkmulde (siehe Erläuterungen zu Blatt Weißen- 111. xlblageriiDgeu der 1. Interglazialzeit. 137 f'els) genäherten Teile wurde schon erwähnt. Im Tagebau Beuna findet sich dem Schotter eingelagert ein ziemlich fetter, fast un- beschichteter grünlicher Ton von 1— 2 m Mächtigkeit, der durch seine Conchylienfauna sich gleichfalls als ein Flußabsatz, wohl in einem abgeschnürten Flußarme entstanden, erweist. In großartiger Weise ist dieser Schotter mit etwa 6 m Mächtig¬ keit aufgeschlossen in den mehrere 100 m langen Grubenwänden der Tagebaue Körbisdorf und Beuna. In ähnlicher Mächtigkeit durchsunken wurde er, durch gute Proben belegt, von dem fiska¬ lischen Tiefbohrloch Frankleben. Im Tagebau Kayna findet er sich nur im südwestlichen Teile in geringer Mächtigkeit, andeutend, daß liier etwa in SW. -NO. -Richtung das Ufer der Terrasse ver¬ läuft (im größeren Teile des Aufschlusses liegt der Hauptgeschiebe¬ mergel unmittelbar auf Tertiär). In der am Südausgange von Himstedt gelegenen Kiesgrube ist unser Schotter, in seinem oberen Teile glazial aufgearbeitet, unter Geschiebemergel und Löß auf¬ geschlossen; sein Liegendes ist hier nicht erreicht. Weitere Auf¬ schlüsse finden sich talabwärts zwischen Reipisch und Ober¬ beuna, zwischen Niederbeuna und Kötschen und endlich an der Einmündung des Klyabaches bei Zscherben. Natürliche Ausstriche an Talrändern finden sich nur bei Zscherben, da sonst die mäch¬ tige Lößdecke in die Talrinne, in der das alluviale Geiseltal den Schotter durchfurcht, hinabzieht und auch unter das Alluvium untertaucht. Von den hunderten von Braunkohlenbohrungen, die in den letzten Jahren im Geiselgebiet gestoßen worden sind, liegen leider nur Schichtverzeichnisse, keine Proben vor; doch geben diese so übereinstimmend mächtige Schotter zwischen Tertiär einerseits und »Letten« und »Lehm« (Geschiebeinergel und Löß) andererseits an, daß, wenn auch natürlich glaziale Kiese und Flu߬ kiese auf Grund der Bohrregister nicht zu trennen sind, die durch¬ gehende Verbreitung unseres Schotters nicht nur in dem durch Aufschlüsse umschriebenen1 Gebiet, sondern auch darüber hinaus, besonders zwischen Geisel und Leihabacli in der Richtung auf Bedra, mit Sicherheit abzuleiten ist. Daß die Mächtigkeit der durchsunkenen Kiese gewissen Schwankungen unterliegt, ist bei den später näher zu schildernden beträchtlichen Störungen, die die 13b 111. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Terrasse durch die zweite Vereisung erlitten hat, leicht er¬ klärlich. Unsere Muschelkalkkiese bilden also im unteren Geiseltal¬ gebiete und am Leihabach hinauf in der Richtung auf Bedra eine ausgedehnte Schotterfläche. Ihre Oberkante zeigt in der durch Aufschlüsse kontrollierbaren Fläche ein gleichmäßiges Gefälle von SW. nach NO., und dies, zusammen mit der gleichmäßigen Zu¬ sammensetzung und ruhigen Schichtung der Ablagerungen, dem Fehlen großer Blöcke (abgesehen von größeren Muschelkalkplatten im westlichen Teile) und einer, wenn auch nicht erheblichen, so doch immerhin erkennbaren Abnahme der Korngröße am unteren Ende der Terrasse charakterisieren diese Fläche als eine Flußterrasse, die wir die Körbisdorfer Terrasse nennen wollen. Einen weiteren Beleg hierfür bildet die reichliche Fossilführung. Die ganze Terrasse ist an Conchylien wie an Wirbeltieren erheblich reicher als die Saale-Hauptterrasse, wie die Fossilliste auf Seite 151 erkennen läßt. Das Vorkommen von zweiklappig erhaltenen Zwei- schalern bei Zscherben und von zusammenhängenden Skeletteilen von Säugetieren bei Körbisdorf beweist, daß diese Fauna sich auf primärer Lagerstätte befindet. Es handelt sich also unzweifelhaft um eine Flußterrasse, und diese tritt, trotz Überdeckung mit mächtigen jüngeren Diluvialbildungen, auch im Gelände deutlich in die Erschei¬ nung. Das Gelände von der Linie Bedra-Neumark über die Linie Kayna-Blösien bis zur Vereinigung mit der Saalehauptter¬ rasse in der Linie Zscherben-Tagebau Beuna bildet eine fast tisch¬ ebene, ganz langsam nach O. sich senkende Fläche, die südlich vom Janushügel, nördlich von den lößüberzogenen Buntsandstein¬ höhen des Blattes Merseburg überragt wird. Die genauen Ver- breitungsgrenzen der Terrasse entziehen sich unter der mächtigen Bedeckung mit jüngeren Bildungen natürlich unserer Kenntnis. Nur der Tagebau Kayna läßt sie an einer Stelle festlegen. Das Alter dieser Terrasse kann nicht zweifelhaft sein. Sie wird überlagert von der Grundmoräne der zweiten Vereisung, dem Hauptgeschiebemergel und deren sandigen und kiesigen Vertretern, sowie von mächtigem Löß. Sie führt reichlich nordisches Mate- 111. AblageruDgen der 1. luterglaziulzeit. 135) terial ; ihr Liegendes besteht, wo es bekannt ist, aus Tertiär. Sie befindet sich also stratigraphisch in der gleichen Stellung wie die Hauptterrasse der Saale, und sie läuft in der Linie Zscherben- Tagebau Beuna mit dieser zu einer einheitlichen Terrassenfläche zusammen. Es kann also kein Zweifel an der Gleichaltrigkeit beider bestehen. Die Einmündung der Unstrut — denn dieser schreiben wir, wie sogleich begründet werden soll, die Körbis- dorfer Terrasse zu — in die Saale vollzieht sich dabei in der w eise, daß in der breiten Mündungszone die Saaleschotter sich auf die der Unstrut auflegen und sie nach Osten zu verdrängen, oder genauer ausgedrückt, nach Westen hin auf die Unstrut¬ schotter auskeilen, so aber, daß die Oberfläche beider eine Ebene bildet. Die Auflagerung des durch reichliche thüringer Schiefergerölle leicht kenntlichen Saaleschotters auf den Muschel¬ kalkkies der Unstrut ist aufs schönste zu beobachten in einer Reihe von Aufschlüssen, die sich glücklicherweise fast über die ganze Breite der Münduugszone verteilen. Es sind das: der östliche Teil des neuen Tagebaus Beuna (im größeren westlichen Teile fehlt der Saaleschotter infolge schnellen Auskeilens bereits), ferner die beiden großen Gruben beim Dorfe Zscherben und endlich die Grube am Ostrande von Niederbeuna. Während im Tagebau und bei Zscherben die Saale der Unstrut unmittelbar auf lagert, schieben sich bei Niederbeuna einzelne Linsen von Geschiebemergel zwi¬ schen beide ein, die mit dem etwa 1 m mächtigen Saalekies zu¬ sammen glaziale Stauchung zeigen (siehe umstehende Figur 6). Nur ‘200 m weiter östlich hat der Saalekies schon so an Mächtig¬ keit zugenommen, daß er in einer bei meinem letzten Besuche gerade in der Entstehung begriffenen kleinen Grube mit 2 m noch nicht durchsunken war. Könnte man in der Beunaer Grube vielleicht daran denken, daß der hangende Schotter kein echter Saalekies, sondern ein glaziales Aufarbeitungsprodukt eines solchen sei, so erscheint diese Annahme bei den Zsoherbener Gruben und im Beunaer Tagebau bei der höchst typischen Zusammensetzung des Schotters und seiner ruhigen Auflagerung ausgeschlossen. O O O O Die Höhenlage der Schotterfläche läßt sich infolge der durch- gehenden Lößbedeckung nur in Aufschlüssen feststellen. Leider 140 111. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. sind gerade die größten und besten Aufschlüsse, die Braunkohlen¬ tagebaue, hierzu wenig geeignet, da in ihnen die Kohle unter dem Drucke des Inlandeises zu unregelmäßigen, hohen Wellen aufge¬ preßt und aufgequollen ist, so daß die Höhenlage ihrer Oberkante bis zum Betrage von 12 m schwankt (siehe Seite 326) und dabei die sie überlagernden Schotter mit gehoben und gesenkt hat. Auch hat das Eis hier gerade infolge der Aufpressungen, die ihre An¬ griffspunkte boten, die Schotter vielfach erodiert. So zeigt Taf. 16 Fig. 2 eine Stelle im Körbisdorfer Tagebau, wo der Geschiebe¬ mergel, den Flußschotter durchbrechend, sich unmittelbar auf einen Kohlenbuckel legt. Besser als die Tagebaue sind also die Figur 6. Überlagerung von Unstrutsehotter (dF) durch Saaleschotter (dia) mit Zwischenschaltung von Geschiebemergel (<3'm). Kiesgrube am Ostausgange von Niederbeuna. Kiesgruben geeignet zur Feststellung der Höhenlage der Ter¬ rasse.. Es ergeben sich für die Oberkante des Schotters folgende Höhenzahlen: Ruustedt 102 — 103 m; Tagebau Körbisdorf etwas über 100 m; Tagebau Beuna ungefähr 102 m; Reipisch-Oberbeuna über 100 m; Niederbeuna etwas über 100 m; Atzendorf-Zscherbeu unter 100 m. * Es fragt sich nun, woher kommt die Körbisdorfer Terrasse? Auf welchen Fluß ist sie zu beziehen? Der nächstgelegene Ge¬ danke ist der, sie demjenigen heutigen Flußlaufe zuzuschreiben, in dessen Talgebiet sie liegt, nämlich der Geisel. Dem steht aber die Tatsache entgegen, daß im oberen Teile des Geiseltales von dieser so mächtigen und ausgedehnten Ablagerung keine Spur III. Ablagerungen der 1 . Interglazialzeit. 141 zu beobachten ist; bis fast in die Linie Bedra-Neumark ist ihr Vorhandensein, wie gesagt, durch die Braunkohlenbohrungen nach¬ gewiesen. Talaufwärts finden sich nur zwischen Krumpa und Petzkendorf, wie schon eingangs erwähnt, Kiese, die auf diese Terrasse bezogen werden könnten. Hier sind in einer großen, flachen Grube unter Löß etwa D/2 m eines Schotters erschlossen, der ganz vorwiegend aus gut kantengerundeten, aber wenig rund¬ gerollten Muschelkalkstücken, darunter ziemlich großen Platten, be¬ steht. Zwischen diesen findet sich reichlich nordisches Material, vereinzelt auch Buntsandstein. An Porphyren kommen nordische und Hallesche vor. Thüringer Porphyre sind vielleicht in kleinen Geröllchen vorhanden, doch konnte das nicht sicher entschieden werden. Ebenso mußte das etwaige Vorkommen von Schiefer¬ stückchen zweifelhaft bleiben, weil Bröckchen, die hierfür in Be¬ tracht kamen, zu klein zu einigermaßen sicherer Bestimmung waren. Sand- und Kieslagen wechseln, doch überwiegen letztere. Es fand sich ein Bruchstück einer Bithynia-&Yt\gen Schnecke. Die Oberkante der Ablagerung liegt etwa bei 115 m. Ob die Grube das Liegende erreicht, konnte nicht festgestellt werden, doch ist es anzunehmen, da sie sonst statt in die Breite, wohl etwas mehr in die Tiefe gegangen wäre. Wie die petrographische Beschrei¬ bung zeigt, stimmt dieser Schotter trotz äußerer Ähnlichkeit nur teilweise mit dem der talabwärts gelegenen Terrasse überein. Die geringe Abrollung der die Hauptmasse bildenden Muschelkalk- gerölle kennzeichnet ihn als eine lokale Ablagerung, deren Mate¬ rial keinen weiten Transport durchgemacht hat; dazu kommt, daß Unstrutgerölle, nämlich thüringer Porphyre und Schiefergesteins¬ stückchen, nicht sicher nachgewiesen werden konnten. Ferner stimmt die Höhenlage nicht recht zu der Körbisdorfer Terrasse. Während diese vonRunstedt-Körbisdorf bis Zscherben auf etwa 5 km Erstreckung ein Gefälle von weniger als 5 m (Oberkante) besitzt, würde sie bei Einbeziehung des Krumpaer Kieses von hier bis Körbis- dorf auf ß1/^ km Länge ein solches von etwa 13 m besitzen. Der Krumpa-Petzkendorfer Kies macht also viel mehr den Eindruck der Ablagerung eines Nebenbaches, der aus der Schlucht des Saubaches bei Krumpa sich in das heutige Tal ergoß. So finden 142 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. sich denn auch Muschelkalkschotter, mangels künstlicher Auf¬ schlüsse allerdings nur unvollkommen zu beobachten, weiter auf¬ wärts in diesem Tälchen, das mit steilem Gefälle vom Muschel¬ kalkplateau herunter kommt, nämlich am Südrande von Krumpa, und endlich sind ähnliche Schotter, nur mit noch größeren und eckigeren Muschelkalkplatten, am nördlichen Ufer desselben Tales gerade auf der Grenze der Blätter Weißenfels und Frey bürg auf- o-eschlossen. Zusammen mit diesen und anderen Vorkommen wurde daher der Krumpaer Kies auf der geologischen Karte nicht der Körbisdorfer Schotterterrasse zugerechnet, sondern als »glazialer Kies mit reichlicher Führung von Muschelkalk« bezeichnet. Ob die erwähnten Schotter des Saubachtales gleichalterig mit der Ter¬ rasse sind, erscheint bei ihrer bedeutenden, in dem letztgenannten Vorkommen bis über 155 m reichenden Höhenlage zweifelhaft. Weiter aufwärts im Geiseltale ist von ähnlichen Schotterab¬ lagerungen nichts mehr bekannt. Dabei mangelt es nicht an Auf¬ schlüssen. Am Südufer reicht anstehender Muschelkalk bis an die Chaussee Krumpa-Mücheln ; von da fällt das Gelände schnell zum Alluvium ab. Nördlich des letzteren liegt zwischen Lützkendorf und Möckerling der Löß direkt auf Tertiär. Wenn die Körbis¬ dorfer Terrasse hier vorhanden sein sollte, so müßte sie also unter dem Alluvium liefen. Daß sie auch hier nicht vorhanden ist, zeigt aber eine Bohrung der Gewerkschaft Christoph-Friedrich zu Lützkendorf, die an der Geisel gleich westlich von Kämmeritz einen Schotter nicht angetroffen hat. Weiter talaufwärts ist trotz zahlreicher Aufschlüsse an beiden Talseiten nichts von unserem Schotter zu sehen. Will man die Körbisdorfer Terrasse von der Geisel herleiten, so müßte man also annehmen, daß sie durch die Erosion des heutigen Geiseltales gänzlich zerstört worden sei, was bei dem geringen Betrage, den die spätere Erosion im bekannten Verbreitungsgebiet der Terrasse sonst erreicht, kaum denkbar ist. Ebenso ist es aber sehr wenig wahrscheinlich, daß die Geisel zusammen mit den kleinen, schluchtartigen Tälern des Müchelner Muschelkalkplateaus, geschweige denn diese allein, eine Terrasse von solcher Ausdehnung und Mächtigkeit geliefert haben sollten, wie wir sie im unteren Teile des Tales entwickelt sehen. III. Ablagerungen der I . Interglazialzeit. 143 Die Mächtigkeit der Terrassenschotter mit 6 m entspricht der durchschnittlichen der gleichalterigen Saaleterrasse, und ihre Aus¬ dehnung bei einer Breite von etwa 5 km an der Einmündungs¬ stelle deutet auf Wassermassen, die denjenigen der Saale nicht sehr nachstanden, jedenfalls auf einen ansehnlichen Fluß. Gegen eine Ableitung der Körbisdorfer Terrasse von der Geisel spricht ferner der Umstand, daß eine der zweiten Interglazialzeit entsprechende Terrasse hier nicht vorhanden ist. Wäre die Geisel in der ersten Interglazialzeit im Stande gewesen, so ausgedehnte Ablagerungen aufzuschütten, so hätte sie in der zweiten wenigstens etwas Ähnliches leisten müssen. Davon ist aber keine Spur vor¬ handen. Die einzige Veränderung, die nach Ablagerung der Kör¬ bisdorfer Terrasse stattgefunden hat, ist die Erosion eines ganz flachen Tales, das vom heutigen Alluvium erfüllt wird. Dieses Verhältnis läßt sieb nur dahin deuten, daß in der ersten Inter¬ glazialzeit ein sehr viel transportkräftigerer Fluß hier mündete als die Geisel. Schreiben wir die Körbisdorfer Terrasse der Unstrut zu, so erklärt sich das Fehlen von Flußschottern des zweiten Inter- glazials leicht, ja es ist das einzige Verhältnis, das zu dieser An¬ nahme paßt. Denn nach der zweiten Vereisung mündete die Un¬ strut endgültig bei Freyburg in die Saale. Unerklärlich wäre da¬ gegen für die Geisel eine so verschiedene Wirksamkeit in ver- schiedenen diluvialen Zeitabschnitten: Aufschüttung einer der Saale¬ terrasse gleichwertigen Ablagerung in der ersten, Fehlen jeder Auf¬ schüttung in der zweiten Interglazialzeit. Wenn also diese Schottermassen aus dem Geiselgebiet nicht oder wenigstens nur teilweise herstammen können, so fragt es sich, welcher Wasserlauf sie dann sonst geliefert hat. Die Beantwortung O o dieser Frage dürfte in den beiden Tatsachen zu finden sein, daß die fraglichen Schotter im Unterlaufe eines diluvialen Talzuges liegen, den v. Fritsch1) als einen solchen der Unstrut erkannte, und daß ihre Zusammensetzung derjenigen eines Unstrutschotters entspricht. b Ein alter Wasserlauf der Unstrut von der Freyburger nach der Merse¬ burger Gegend. Zeitschr f. Naturw. Bd 71, 1898, S. 17. 144 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Die Unstrut biegt heute, nachdem sie von Laucha bis Frey¬ burg etwa von Ost nach West geflossen ist, bei letzterem Orte mit einem Bogen nach Süden um, durchschneidet in verhältnis¬ mäßig: schmalem Tale den Muschelkalk bei Nißmitz und fließt weiter der Saale zu. An der Umbiegungsstelle bei Freyburg biegt ein deutlich markiertes Tal, das das Unstruttal zwischen Freyburg und Nißmitz an Breite erheblich übertrifft, nach Nordwesten ab und verläuft über Zeuchfeld, Größt, Schortau nach Bedra, v. Fritsch erkannte in diesem Talzuge einen alten Uristrut- lauf. Er schloß das mit Recht einmal aus den Geländeformen, die den Verlauf des Tales aufs deutlichste erkennen lassen, ferner aus dem Auftreten von Unstrutschotter, nämlich dem oben ge¬ schilderten Melanopsenkiese von Zeuchfeld, im Bereiche dieses Talzuges. Der Talboden zeigt nun heute nicht mehr ein einheit- liches Gefälle, sondern er wird bei Schleberoda durch eine aus mächtigen Kiesmassen aufgeschüttete Barre in zwei ungleiche Teile geteilt, von denen der kleinere westliche als Trockental nach Frey¬ burg verläuft, der längere östliche von dem unbedeutenden Leiha¬ bache benutzt wird. Es kann also kaum einem Zweifel unterliegen, daß die Haupt¬ masse unseres Schotters aus dem heutigen Leihabachtale stammt, und der Zeuchfelder Melanopsenkies beweist, daß dieses früher von der Unstrut benutzt worden ist. Es fragt sich nun, ob dies auch in der erster Interglazialzeit geschah, ob wir also auch den Körbisdorfer Schotter als eine Unstrutablagerung bezeichnen können. Seine Zusammetzung entspricht durchaus derjenigen der interglazialen Unstrutterrasse, die Naumann und Picard1) bis nach Freyburg abwärts nachgewiesen haben. Es besteht nur ein prozentualer Unterschied in der Weise, daß der Kies unserer Terrasse gegenüber jenem eine erhebliche Anreicherung an Muschel¬ kalk und eine Abnahme der Porphyre zeigt. Ein anderes Ver¬ halten ist aber auch gar nicht zu erwarten. Eine Zunahme der Muschelkalkgerölle ist unerläßlich, nachdem der Fluß von Freyburg bis Bedra auf etwa 10 km Erstreckung ein Muschelkalkplateau b Jahrb. der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt 1908, I, S. 578. III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 145 durchflossen und aus ihm zahlreiche Seitenrinnen aufgenommen hat. Eine relative Verarmung an Porphyren ist durch Hinzutreten dieser Muschelkalkmassen ohne weiteres gegeben, und außerdem müssen die aus dem Ursprungsgebiet des Flusses stammenden Gerolle durch Abrollen und teilweises Liegenbleiben talabwärts naturgemäß eine Abnahme erfahren. Auch die Höhenlage des nächsten durch Naumann und Picard naclmewiesenen Schotter- o Vorkommens bei Balgstedt (120 m, Unterkante) stimmt gut zu einer Identifizierung. Das Gefälle von 30—25 m auf etwa 20 km entspricht durchaus demjenigen der Saalehauptterrasse auf etwa gleicher Erstreckung von Uichteritz bis Merseburg. Zu der Deu¬ tung der Körbisdorfer Terrasse als einer solchen der Unstrut stimmt ferner die Tatsache, daß zwischen Freyburg und dem heutigen Saaletale bei Naumburg nach Naumann und Picard die inter- glaziale Unstrutterrasse fehlt. Nur eine Tatsache ist mit dieser Deutung schwer in Einklang zu bringen, nämlich das Vorhandensein der tieferen präglazialen Unstrutterrasse im Bereich des Nißmitzer Durchbruchstales nach Wüst1), Naumann und Picard2). Da die Saale zur Zeit der beiden tieferen präglazialen Terrassen von Naumburg über Groß- Jena durch das tote Markröhlitzer Tal nach Osten floß, muß, wie Naumann und Picard ausgeführt haben, die Unstrut, wenn sie gleichzeitig Schotter im Bereiche des Nißmitzer Durchbruchs¬ tales hinterlassen hat, damals schon hier in die Saale gemündet sein. Die Annahme, daß sie in der ersten Interglazialzeit durch das Zeuchfelder Tal nach Nordosten geflossen sei, würde also be¬ sagen, daß sie ein neues Bett, das sie in präglazialer Zeit durch den Nißmitzer Muschelkalkriegel gegraben hatte, in späterer Zeit wieder verlassen hätte, und in das in einem früheren Abschnitte der Präglazialzeit von ihr benutzte Zeuchfelder Tal zurückgekehrt sei, um später (wahrscheinlich während der Vereisung, infolge Ver¬ sperrung dieses Tales durch das Eis), wieder endgültig in das jüngere 1) Das Pliocän und älteste Pleistocän Thüringens. Abhandl. d. Naturf. Ges. Halle, Bd. XXIII, 1900, S. 178. 2) Weitere Mitteilungen über das diluviale Flußnetz in Thüringen, Jahrb. der Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. 1908, I, S. 574. Neue Folge. Heft 60. 10 146 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Talstück zurückzukehren. Dieses Schwanken des Flusses zwischen zwei von ihm selbst geschaffenen Talstücken würde schwer zu erklären sein. Versuchen wir also die Körbisdorfer Terrasse ohne Annahme eines gleichaltrigen Unstrutlaufes durch das Zeuchfelder Tal zu erklären. Der Gehalt des Schotters an Unstrutgeröllen (thüringer Porphyre und Schiefergesteine) ließe sich ableiten aus zerstörten präglazialen Unstrutkiesen. Der Schotterzug, dem der Zeuchfelder Melanopsenkies angehört, muß sich in der Richtung des Leihabaches fortgesetzt haben. vEr ist hier aber, wie aus den Geländeverhältnissen hervorgehen dürfte, sicher größtenteils zer¬ stört, wenn auch Reste von ihm unter der mächtigen Lößbedeckung in größerer oder geringerer Ausdehnung vorhanden sein mögen, und eine solche Abtragung von Unstrutschottern könnte einer O O interglazialen Terrasse, die durch lokale Wasserläufe entstand, einen nicht unerheblichen Gehalt an Unstrutgeröllen geliefert haben. Unerklärlich bleibt für diese Auffassung aber meines Erachtens erstens die große Ausdehnung und Mächtigkeit der Terrasse. Die Fauna derselben beweist, daß sie im wesentlichen im warmen Abschnitt der Interglazialzeit abgelagert ist, also in einer Zeit, in der die Täler nicht wesentlich mehr Wasser geführt haben werden wie heutzutage, und es erscheint undenkbar, daß unter solchen Verhältnissen das Leihabachtal von Zeuchfeld abwärts, die kleineren Schluchten des Müchelner Plateaus und auch die Geisel solche Schottermassen angehäuft haben könnten. Es fehlt, soviel wir bisher wissen, jenes Analogon einer derartigen Terrassenbildung durch Nebenbäche in interglazialer Zeit in dem größtenteils schon recht gut durchforschten und bekannten Flußgebiet der Saale. Noch beweisender für die Unstrutnatur der Terrasse ist aber zweitens die Existenz des Zeuchfelder Tales in seiner jetzigen Tiefe. Ist dieses Tal auch schon in früh-präglazialer Zeit durch die Unstrut geschaffen, so ist es doch auch später von ihr benutzt und erheblich vertieft worden, denn der Zeuchfelder Kies liegt mit 160 m Meereshöhe etwa 30 m über der heutigen Talsohle bei Größt, die aber infolge Aufhöhung durch Löß und jüngeres Glazialdiluvium wohl 10 m über der interglazialen liegt. Den¬ ken wir uns die mächtigen Lößmassen, die das Tal heute III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 147 verhüllen, sowie die gewaltigen Kiesmassen der Schleberodaer Barre fort, so erhalten wir ein durchgehendes Tal mit Gefalle von Frey bürg nach Bedra, und die Entstehung dieses Tales, oder richtiger seine Vertiefung seit der Melanopsenkies-Zeit, erheischt eine Erklärung. Diese kann nur in der Erosionstätigkeit eines größeren Flusses, also der Unstrut, gefunden werden. Hätte die Unstrut seit der Ablagerung ihrer jüngeren präglazialen Terrasse dieses Tal nicht mehr benutzt, so wäre die weitere Vertiefung des¬ selben um etwa 40 m unerklärlich. Diese Erwägung zusammen mit der großen Mächtigkeit und Ausdehnung der Körbisdorfer Ter¬ rasse erscheint mir also zwingend, sich auch mit der oben erörterten Schwierigkeit, die in der Erklärung des Schwankens der Unstrut zwischen zwei Talläufen liegt, abzufinden und in unserer Terrasse eine wirkliche Unstrutterrasse zu sehen. Daß zwischen Bedra und Freyburg diese Terrasse nicht zu beobachten ist, erklärt sich leicht durch die mächtige Decke von Löß und unter diesem vielfach auch von Hauptglazialdiluvium, die dieses Tal erfüllt und ausklei¬ det und nur die steileren Muschelkalkhänge freiläßt. 4. Die Fossilführuiig der Schotter. Von W. Weissermel. Eine wichtige Eigenschaft der Flußschotter des ersten Inter- glazials ist ihre Fossilführung. Conchylien und Wirbeltiere finden sich sowohl in den beiden Terrassen der Saale als auch in der der Unstrut. Da die aus der Fauna zu ziehenden Schlüsse sich auf das gesamte vorliegende Material stützen müssen, seien die Fossil¬ vorkommen dieser drei Schotterzüge hier zusammen besprochen. Während weiter flußaufwärts Conchylien in den präglazialen Schottern, namentlich durch Naumann und Picard1), in großer Ausbreitung bekannt geworden sind, hat die interglaziale Saale dort bisher solche nur an wenigen Stellen geliefert2). In unserem 0 Naumann und Picard, Über Ablagerungen der Ilm und der Saale vor der ersten Vereisung Thüringens. Jahrb. der Königl. Preuß. Geol. Landesanst. 1907, S. 141. — Naumann, Über eine präglaziale Fauna usw. Ebenda 1908, I, S. 167. — Naumann und Picard, Weitere Mitteilungen über das diluviale FLußnetz in Thüringen. Ebenda 1908, I, S. 566. 2) Naumann und Picard, a. a. 0. 1908, S. 582. — Henkel, a. a. 0., Schul¬ programm, S. 8. 10* 148 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Arbeitsgebiet ist es im allgemeinen umgekehrt. Aus den prä- glazialen Schottern sind bisher nur Bruchstücke bekannt ge- worden (Gruben bei Borau-Selau), in den interglazialen Terrassen dagegen war eine Fauna sowohl von Conchylien als von Wirbel¬ tieren in großer Verbreitung, wenn auch meist spärlichem Vor¬ kommen nachzuweisen. Conchylien waren bisher nur von einem Punkt der Saalehaupt¬ terrasse, nämlich von Uichteritz1), sodann von Körbisdorf2) bekannt, ohne daß jedoch die stratigraphischö Stellung der Fundstätten er¬ kannt worden wäre. Von Uichteritz beschrieb WÜST eine ziem¬ lich reiche Fauna, deren Vorkommen zuerst durch v. Fritsch beobachtet worden war, doch, beschränkte er sich auf paläontolo- gische Spekulationen über das Alter derselben, ohne die Zuge¬ hörigkeit der Lagerstätte zu einer weit verbreiteten Terrasse zu erkennen. Besser bekannt war das Vorkommen von Wirbeltier¬ resten, doch birgt die reiche Sammlung des geologischen Instituts zu Halle, deren Durchsicht uns von Herrn Professor Walther in entgegenkommendster Weise gestattet wurde, gerade aus unseren Saaleschottern nur eine geringe Zahl von solchen Resten. Das Vorkommen von Schnecken, seltener Zweischalern, konnte nun an einer größeren Zahl von Fundstellen, die sich über das ganze Gebiet links der Saale von Uichteritz bis Schkopau verteilen, fest¬ gestellt werden. Ganze Exemplare, meist vereinzelt, fanden sich an folgenden Punkten: Höhere Terrasse. Gruben östlich von Markröhlitz. Saale-Hauptterrasse. Uichteritz (Ködelche Grube); Markwerben, Grube 300 m west¬ lich der Salpeterhütte (Stadelmannsche Grube); Weißenfels, große Kiesgrube an der Merseburger Chaussee, Ostseite; Grube an der Straße vom Kaffeehaus nach Burgwerben; Kriechau (nach Angabe von L. Siegert); Merseburg, nördliche Vorstadt, lange Grube an der Fabrik westlich der Chaussee nach Halle; Grube am Übergang der elektrischen Bahn nach Halle über die Eisenbahn; !) Zeitschrift für Naturw. Bd. 74, 1901, S. 65. 2) Wüst, a. a. 0., Pliocän und Pleistocän, S. 119. III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 149 Gruben in der Lokalfacies der Terrasse westlich der Chaussee, 1 km südlich von Schkopau. Unstrutterrasse. Tagebau Körbisdorf; Runstädt; Tagebau Beuna; Grube am Gut Niederbeuna; beide Gruben bei Zcherben. Bruchstücke fanden sich an zahlreichen anderen Stellen. Die Conchylien finden sich entweder vereinzelt oder nester¬ weise. Am fossilreichsten sind die Unstrutschotter, am ärmsten die der Saale-Hauptterrasse ; die Aufschlüsse in der höheren Terrasse bei Markröhlitz stehen zwischen beiden etwa in der Mitte. Wie spärlich die Funde in der Hauptterrasse sind, geht daraus hervor, daß an den meisten der genannten Fund¬ orte nur einmal ein oder wenige Exemplare gefunden worden sind, die meisten der vorhandenen Grubenaufschlüsse überhaupt nichts geliefert haben. So fand sich z. B. in der Tafel 12 abgebil¬ deten großen Grube nördlich des Kaffeehauses bei Weißenfels nur einmal ein Exemplar von Succinea , bei allen späteren Besuchen war sorgfältiges Suchen erfolglos. Außer diesen vereinzelten Vor¬ kommen treten die Conchylien stellenweise nester- oder auch lagenweise auf. Es gelingt dann in kurzer Zeit, eine größere Zahl von Exemplaren zu sammeln, während wenig später, wenn die Fundstelle durch den Abbau oder durch Überrutschen ver¬ schwunden ist, nicht eine Spur mehr zu finden ist. So wurde in der westlichen der beiden Zcherbener Gruben einmal in kurzer Zeit ein größeres Gläschen voll gesammelt, als aber wenige Tage später die ergiebige Fundstelle gründlich ausgebeutet werden sollte, war nichts mehr zu finden. Ebenso war in der Stadelmannschen Grube westlich der Salpeterhütte eine fossilreiche Lage, in der bei der ersten Auffindung leider nur kurze Zeit gesammelt werden konnte, später nicht wieder aufzufinden. In der Saalehauptterrasse war die neuerdings eingegangene Ködelsche Grube bei Uichteritz der reichste Fundort. Noch reicher waren aber die Aufschlüsse in der höheren Terrasse bei Markröhlitz; in einer von ihnen fand sich einmal ein von Conchylien geradezu erfülltes feinsandiges Bänkchen. In der Körbisdorfer Terrasse endlich lieferte fast jeder bessere Aufschluß Conchylien teils einzeln, teils in reicheren nesterartigen Vorkommen, 150 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Naturgemäß konnte hei der Aufnahme auf das Sammeln der Fossilien nicht immer längere Zeit verwandt werden. Der Ver¬ such, einen besseren Fundpunkt, der hei seiner Auffindung nicht gleich ausgebeutet werden konnte, später mit Muße, ordentlich auszunutzen, scheiterte, wie gesagt, mehrfach. Eine wesentliche Erschwerung erfolgreichen Sammelns besteht ferner in der außer¬ ordentlichen Zerbrechlichkeit der sehr mürben Schalen, die, zumal wenn bei nassem Wetter gesammelt, selbst bei sorgfältigster Ver¬ packung später sehr leicht zerfallen. So wurden beispielsweise in den Markröhlitzer Gruben bei der ersten Auffindung der Fauna bei sehr nassem Wetter etwa ein Dutzend Arten in zahlreichen Exemplaren gesammelt; aber trotzdem die Schalen sogleich in Watte verpackt wurden, wurde fast nur die widerstandsfähige Limnaea ovata gerettet, alle zarteren Formen kamen als Pulver nach Berlin. Günstiger verhalten sich in dieser Beziehung die Conchylien der Unstrutterrasse, deren Schalen, wie weiter unten zu erörtern sein wird, im allgemeinen kräftiger gebaut sind. So ist denn die Ausbeute aus den Saaleschottern nicht über¬ mäßig groß. Herr Dr. Menzel, der die Bestimmung der Con¬ chylien in liebenswürdigster Weise übernahm und dem wir auch hier unseren besten Dank dafür aussprechen, konnte folgende Formen bestimmen: Saale - Hauptterrasse: Limnaea ovata Drp. Planorbis sp. Vale ata sp. Bithynia tentaculata Drp. Succinea oblonga Drp. » Schumacheri Andr. !) Höhere Terrasse der Saale: Helix ( Tachea ) sp. » ( Xerophila ) striata MÜLL. Limnaea (Gulnaria) ovata Drp. b Hierher gehört ferner die von E. Wust beschriebene Fauna von Uichteritz, Zeitschrift für Naturw, 1901, S. 66. ITT. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 151 Unio sp. Ancylus fluviatilis Müll. Unstrutterrasse, a) Körbisdorf. Helix (Arionta) arbustorum L. Ein vollständiges, ziemlich dickschaliges, stark runzeliges, kleines Exemplar. Helix (Xerophila) candidula Studer. Mehrere nicht ganz vollständige Stücke. Helix ( Xerophila ) striata MÜLLER. Zahlreich in einer dickschaligen, ziemlich großen Abart, die indessen mit var. nüsoniana Reck nicht ganz über- einstimmt. Pupa ( Pupilla ) muscorum L. Ein zerbrochenes Stück. S uccinea putris L. Nicht selten. Succinea Pfeif eri Rossm. Ein deutliches Exemplar. Succinea Schumacheri Andr. Häufig. Succinea oblong a Drap. Selten, dagegen häufiger: var. elongata Al. Br., jedoch meist in einer nicht all¬ zu sehr verlängerten Form. Limnaea stagnalis L. Einige wenige zerbrochene Stücke. Limnaea (Gulnaria) ovata Dr. und var. patida Dacosta. In großer Menge und in allen Altersstadien, durchweg mit recht starker Schale. Limnaea (Gulnaria) pqregra Müller. Nicht selten. Limnaea (Limnophysa) palustris Müller. Nicht selten, sowohl der Typus, als auch die var. cliluviana Axdr. = septentrionalis C LESSIN. 152 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. Planorbis margaritatus Drap. Ziemlich häufig. Planorbis (Gyr orbis) rotundatus Poir. Ancylus fluviatilis Müller. Häufig. Valvata Andreaei Mzl. Nicht selten. Bitkynia tentaculata L. Nicht selten. Etwas schlanker als die typische Form und mit etwas tieferen Nähten. Indessen noch nicht B. ven- tricosa Gray. Neritina cf. fluviatilis L. Ein nicht sicher bestimmbares, stark abgeriebenes Exem¬ plar. Unio sp. Anodonta sp. Zahlreiche Schalbruchstücke. Pisidium amnicum Müller. Einige Exemplare. Corbicula fluminalis Müll. sp. Sehr häufig in allen möglichen Altersstadien, Erhaltungs¬ zuständen und Abarten. Außerdem fanden sich ziemlich zahlreich teils an den Ano- c/owta-Schalen, teils am Gestein, Nadeln, die zu Spongilla gehören könnten. b) Zscherben. Helix ( Xerophila ) striata MÜLL. Pupa (Papilla) muscorum Müll. Limnaea flGulnarid) ovata Drp. » » peregra Müll. Planorbis ( ’G-yr orbis ) rotundatus PoiR. Ancylus (. Ancylastrum ) fluviatilis Müll. Unio sp. Pisidium amnicum Müll. » sp. Corbicula, fluminalis Müll. sp. III. Ablagerungen der 1 . Interglazialzeit. 153 c) Toneinlagerung im Tagebau Beuna. Succinea putris L. Limnaea ( Gulnaria ) ovata Drp. Valvata ( Cincinna ) piscinalis Müll. Pisidium sp. Herr Dr. Menzel bemerkt zu der Körbisdorfer Fauna Fol- »Die Fauna besteht in der Hauptsache aus Süßwasserbe¬ wohnern (12 von 20 Arten). Die Landschnecken sind Uferformen bis auf die Xerophilen, die indessen leicht von höher gelegenen, trocknen, grasbewachsenen Hängen eingerollt oder -geschwemmt sein können. Das Auffallendste an der Fauna ist die große Dickschaligkeit sämtlicher Formen. Diese tritt besonders bei Corbwula und bei Gulnaria ovata hervor. Häufige verheilte Verletzungen an dieser sowie die starke Ringelung deuten darauf hin, daß diese Formen in kalkreichem und stark bewegtem Wasser gelebt haben. Corbicula fluminalis , zumal in der großen Menge, in der sie auftritt, spricht für ein warmes Klima zur Zeit der Ablage¬ rung. Von den übrigen Formen scheint dem keine geradezu zu widersprechen. Indessen ist das ebenfalls nicht seltene Vor¬ kommen von Succinea Schumacheri und oblonga var. elongata ein Anzeichen dafür, daß eine Mischfauna vorliegt. Denn beide Formen finden sich gern in Gesellschaft kälteliebender Arten.« Zahlreicher als die Fundstätten der Conchylien sind diejenigen der Wirbeltiere. In den meisten größeren Kiesgruben erfährt man von den Arbeitern, daß Knochen und Zähne gefunden worden sind. Häufig jedoch werden auch bessere Funde achtlos fortgeworfen, oder sie kommen in die Hände von Liebhabern, bei denen sie für die Wissenschaft verschollen sind, und nur ein kleiner Bruchteil gelangt in öffentliche Sammlungen. Hier könnten eifrige Lokal- Sammler besonders durch Erziehung der Arbeiter viel Gutes stiften. Die Sammlung der Geologischen Landesanstalt besitzt an Wirbel¬ tierresten aus Interglazialschottern unseres Arbeitsgebietes beson- ders von Körbisdorf ein reiches Material, aus welchem, nach Be¬ stimmungen von Herrn Professor Schröder, als Leitformen Elephas 154 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. primigenius , Rhinoceros tichorhinus , Cervus tarandus , Equus caballus angeführt seien. In der neuerdings eingegangenen Ködelschen Kiesgrube bei Uichteritz sind im Laufe der Zeit 4 Backzähne und. 2 Stoßzähne von Elefanten gefunden worden, und es liegt die Vermutung nahe, daß diese auf geringen Raupi sich verteilenden Funde einem Indi¬ viduum angehören könnten. Von den Molaren wird einer in Weißenfels, einer in Gera auf bewahrt, während ich die beiden letztgefundenen für die Sammlung der Geologischen Landesanstalt erwerben konnte. Gleichzeitig mit denselben war ein über 3 m langer Stoßzahn gefunden, doch zerfiel er — ebenso wie der zu¬ erst aufgedeckte — nach Beseitigung des stützendes Kieses voll¬ kommen; ich fand nur noch Bruchstücke. Die beiden zuerst ge¬ fundenen Backzähne wurden von Wüst1) als E. trogontherii be¬ stimmt; die beiden im Geologischen Landesmuseum befindlichen gehören nach Schröder zu E. antiquus , und teilte mir Herr Prof. Schröder freundlichst mit, daß er nach Besichtigung des weißen- felser Stückes auch dieses zur gleichen Art stellt. Für die geo¬ logische Bedeutung der Funde ist es nicht sehr wesentlich, ob E. antiquus oder auch E. trogontherii vorkommt, da beide Arten im Vergleich zu E. primigenius für älter und wärmeliebender gelten. Löscher2) beschrieb aus der Ködelschen Grube ferner Rhinoceros Mercki . Einen Backzahn von E. antiquus besitzt die Geologische Landessammlung ferner aus der Stadelmannschen Grube bei Markwerben. Hat so die Uichteritzer Gegend bisher nur E. an¬ tiquus und Rh. Mercki geliefert, so ist andererseits schon bei Weißen¬ fels in der gleichen Terrasse Rhinoceros tichorhinus gefunden (siehe Seite 83). Die Sammlung des Geologischen Instituts zu Halle besitzt einen Molaren von E. primigenius mit dem Fundort Merse¬ burg, und es kann wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß der¬ selbe einem der zahlreichen Aufschlüsse der Hauptterrasse entstammt. Ehe aus der Fauna der Schotter irgend welche Schlüsse ge¬ zogen werden können, muß zunächst die Frage erörtert werden, Ü Zeitschrift für Naturw. 1901, S. 67. 2) 43. bis 45. Jahresbericht von Freunden der Naturwissenschaften in Gera. 1900—1902. III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 155 ob sie vielleicht auf sekundärer Lagerstätte liegen kann. Diese Frage muß, wenigstens für die große Mehrzahl der Fossilien, un¬ zweifelhaft verneint werden. Wohl braucht nicht jedes Schalen¬ bruchstück oder jeder Knochenrest primär zu sein; so findet man zuweilen Bruchstücke von Tertiärconchylien, besonders die wider¬ standsfähigen Röhren von Dentalium ; aber die oben aufgeführte Fauna ist in ihrer Hauptmasse zweifellos auf primärer Lagerstätte. Die Funde von zweiklappigen Zweischalern in den Unstrutschottern (ich sammelte in der westlichen Zscherbener Grube zahlreiche zweiklappige Exemplare von Pisiclium cimnicum ), die lose im Schotter liegen, nicht etwa umhüllt von tonigen Bildungen, dürften ein vollgültiger Beweis dafür sein, und nicht minder das Vor¬ kommen von zusammenhängenden Skeletteilen von Wirbeltieren. Der Tagebau Körbisdorf lieferte eine zusammenhängende Wirbel¬ reihe von Rkinoceros tichorhinus mit anhängenden Teilen der Extre¬ mitäten, ferner einen zusammenhängenden Vorderfuß von Equus caballus. Ferner erscheint für die große Mehrzahl der sehr zer¬ brechlichen Conchylien sekundäre Lagerstätte ausgeschlossen. Die Schneckenschalen besonders finden sich, wie erwähnt, in den Saale¬ schottern in so mürbem, ausgelaugtem Zustande, daß sie, wie sie jetzt sind, eine Umlagerung sicherlich nicht aushalten würden, und wir können nicht glauben, daß sie eine solche bereits durchge- macht hätten. Die Schnecken kommen nicht etwa nur in feinen, sandigen Lagen vor, sondern häufig im groben Kies, und es er¬ scheint ausgeschlossen, daß sie, bereits fossilisiert, jeder organischen Substanz beraubt, einen längeren Transport zusammen mit groben Kiesgeröllen ausgehalten haben sollen. Niemals ist eine Spur von anhängenden tonigen Bildungen, aus denen sie ausgespült sein und durch die sie bei der Umlagerung geschützt sein könnten, vor¬ handen, sondern die Schalen liegen frei zwischen den Kiesgeröllen oder im Sande. Dasjenige Fossil, bei dem man an sekundäre Lagerstätte am ehesten denken könnte, wäre Corbicula fluminalis , da deren kräftige Schalen eine Umlagerung sehr wohl aushalten würden; doch kommt diese Muschel an ihrem Hauptfundorte, dem Körbisdorfer Tagebau, in großer Zahl (die Sammlung der Geolo¬ gischen Landesanstalt besitzt von dort plünderte von Exemplaren) 156 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. und meist in so vorzüglicher frischer Erhaltung vor, daß auch für sie primäre Lagerstätte angenommen werden muß. (Daß in Kies¬ sedimenten neben den frischen auch mehr oder weniger abgerollte Schalen Vorkommen, ist ja selbstverständlich.) Die Spärlichkeit der Fauna, besonders in den Saaleschottern, kann nicht wundernehmen, wenn man die Art des sie ein¬ schließenden Sedimentes bedenkt. Die Hauptmasse des Schotters besteht, wie gesagt, aus Kies, sandige Einlagerungen treten zurück, und nach meiner Erfahrung finden sich die Conchylien weniger in diesen als gerade zwischen den Kiesgeröllen. Es erklärt sich das wohl so, daß diejenigen Schalen erhalten blieben, die von der Oberfläche des Flusses, wo sie zuerst schwimmend fortbewegt wurden, zu Boden sinkend in die Zwischenräume zwischen den Ge¬ rollen fielen und so, wenn das Sediment nicht mehr bewegt wurde, vor weiteren Insulten geschützt waren. Wo der Kies sich ver¬ schob, mußte er alle feineren Schalen zertrümmern. Gefährlicher noch als der grobe Charakter des Sediments bei der Ablagerung war den Fossilien später seine hohe Durchlässig¬ keit. Unsere Schotter gehören zu den durchlässigsten Gesteinen, die man sich denken kann, die in ihnen enthaltenen Kalk¬ schalen sind also der Auslaugung durch atmosphärische Sicker¬ wässer im höchsten Grade ausgesetzt, und zwar um so mehr, als die Saaleschotter Kalk, sofern er nicht von oben infiltriert ist, nur in Gestalt der unregelmäßig verteilten Muschelkalkgerölle führen, die Sickerwässer also zur anderweitigen Sättigung mit diesem Stoffe wenig Gelegenheit haben. So finden wir denn die zarten Schalen der Schnecken oder auch kleine Zweischaler in äußerst mürbem, ausgelaugtem Zustande, und ein großer Teil der ursprüng¬ lich vorhandenen Schalen dürfte überhaupt zerstört sein. Wo die Schotter längere Zeit ohne schützende Decke kalkhaltigen Glazial- diluviums zu Tage liegen, haben sie eine wesentliche Auslaugung und Verwitterung durchgemacht. Dieser Auflösungsprozeß des Kalkes ist in einem großen Teil der Saaleschotter, z. B. auf Blatt Merseburg-Ost, soweit fortgeschritten, daß auch nicht ein Muschel¬ kalkgeröll mehr zu finden ist (siehe Seite 106 — 116). Selbstverständ¬ lich können an solchen Stellen auch keine Conchylien erwartet werden. III. Ablagerungen der 1 . Interglazialzeit. 157 Der bedeutend größere Fossilreichtum der Unstrutterrasse er- klärt sich leicht aus der abweichenden petrographischen Zusammen¬ setzung. Im Gegensatz zu den Saaleschottern besteht sie zum allergrößten Teil aus Muschelkalkgeröllen ; das Wasser, das sie ab¬ setzte, dürfte also einen erheblichen Kalkgehalt besessen haben. Daher zeichnen sich die Conchylien der Körbisdorfer Terrasse durch kräftige, massive Schalenbildung aus, worauf Herr Dr. Menzel besonders hinweist, sie hatten also sehr viel günstigere Erhaltungsbedingungen als die dünnschaligeren der Saale. Dazu kommt ferner, daß in dem Muschelkalkschotter die Sickerwässer sich bald mit Kalk sättigen müssen und dadurch ihre auflösende Kraft gegenüber den Schalen verlieren. Wenn Corbicula fluminalis1) auf die kalkreichen Unstrutschotter beschränkt ist und in der Saaleterrasse, in welche erstere Terrasse einmündet, noch nie gefunden worden ist, so dürfte das eben durch den Kalkgehalt des alten Unstrutwassers erklärt werden. Kalk- haltiges Wasser scheint demnach zu den notwendigen Lebensbe- o o dingungen dieser Muschel zu gehören. 5. Begrün düng der Interglazialnatur der Schotter. Wenn in dem vorhergehenden die in Frage stehenden Fluß- O ö Schotter ohne weiteres als Interglazialablagerungen angesprochen wurden, so bedarf dies noch einer näheren Begründung. Die stratigraphische Stellung der Flußschotter wird dadurch charakterisiert, daß sie von Grundmoräne unterlagert und überlagert werden und nordisches Material führen. In dem liier untersuchten Gebiete treten in dieser Weise nur Terrassen der Saale auf, doch wurde schon früher angedeutet, daß ihnen eine ganze Reihe von Flüssen in Thüringen und Sachsen analog sind, von welchen durch die Aufnahmen der Königlich Sächsischen Geologischen Laudesanstalt Elster, Pleiße und Mulde am besten bekaunt sind. Diese weisen ganz dieselben Eigenschaften und Lagerungsverhältnisse auf, wie die hier beschrie¬ bene interglaziale Saale. Sie werden von einer Grundmoräne überla¬ gert, die im allgemeinen die Oberfläche der ganzen Gegend bildet, sie führen reichlich nordisches Material neben den südlichen Schottern, 0 Bezügl. ihrer diluvialen Verbreitung siehe besonders v. Fritsch, Erläute¬ rungen zu Bl. Teutschental, und Wüst, Zeitschr. f. Nat. 1903, S. 209 u. 1904, S. 71. 158 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. an ihrer Basis liegen große Blöcke, die Reste der alten Grund¬ moräne, und neuerdings wurde auch unter der Elster diese Grund¬ moräne selbst erbolirt. Es existierte also damals in Thüringen und Sachsen ein ausgedehntes Flußsystem, ganz ähnlich dem heutigen, nur daß die Täler meist viel breiter waren. Da die Größe der Gerolle in diesen interglazialen Saalekiesen im großen und ganzen der der alluvialen Kiese in der gleichen Gegend entspricht, so liegt kein Grund zu der Annahme vor, daß die damaligen Flüsse bedeutend größere Wassermengen führten, denn sonst müßten die Gerolle im Durchschnitt größer sein. Demnach muß aber die Zeit, welche zur Erosion dieser Täler und zur Akkumulation ihrer Schotterterrassen nötig war, mindestens der gesamten Alluvialzeit gleich sein; gewiß eine genügend lange Zeit, um einen be¬ sonderen Abschnitt des Diluviums darauf zu gründen. Während dieses langen Zeitraumes war ganz Thüringen und Sachsen vom Eise frei. Ebenso kann auch in dem nördlichen Vorlande auf eine weite Strecke hin kein Eis gelegen haben, denn alle unsere Flüsse besaßen docli notwendig einen Unterlauf und mündeten schließlich ins Meer. Über die genaue Lage dieser Wasserläufe nörd- iicli von unserem Gebiet wissen wTir zurzeit allerdings noch fast nichts, denn diesen fluviatilen Ablagerungen hat man in Norddeutschland bisher noch kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Erst in neuerer Zeit sind einige Beobachtungen über Flußschotter nördlich von unserem Gebiet gemacht worden, so daß zu hoffen ist, daß wir mit der Zeit die diluvialen Flüsse durch Norddeutschland verfolgen kön¬ nen1). Einstweilen könnte man ja immer noch den Einwurf machen, daß der Hauptstrom, welcher unsere sächsischen und thüringischen Flüsse gesammelt hat, gar nicht weit von unserer Gegend entfernt sei, daß er etwa in Mer Gegend des heutigen Elbetales gelegen und nach Westen abgeflossen sei. Das Eis aber könne dann bis an das rechte Ufer dieses Stromes gereicht haben. Bei so weit vorgeschobenem Eisrande handle es sich, aber nur um eine Inter¬ stadial- und nicht um eine Interglazialzeit. Abgesehen davon, daß dieser ganze Einwurf ja auch nur eine völlig willkürliche Annahme 0 Vergl. Siegbrt, Zur Kritik des Interglazialbegriffes Jahrb. der König! Preuß. Geol. Landesanstalt 1908, I, S. 351. III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 159 ist, der nicht mehr Wert zukommt als der gegenteiligen, daß ganz Norddeutschland eisfrei gewesen sei, sprechen doch auch eine Anzahl Gründe dagegen. Einmal ist unseres Erachtens das Vorhandensein von Interglazialzeiten für Norddeutschland namentlich durch das Auftreten von wärmeliebender Florenelemente sowie besonders auch der marinen Faunen an der Unterelbe sicher bewiesen. Es wäre dann eine außerordentlich gesuchte Annahme, daß die lange Zeiträume erfordernden Erosions- und Akkumula¬ tionsprozesse unserer Saale nicht in die langen Interglazialzeiten, sondern in eine relativ kurze Interstadialzeit fallen, während die luterslazialzeiten an der Entwicklung des thüringer Flußnetzes spurlos vorübergegangen sein sollten. Dazu kommen als weiterer wichtiger Beweis für unsere An¬ nahme die faunistischen Verhältnisse. Die geologische Bedeutung der Fauna besteht darin, daß sie uns über die klimatischen Bedingungen, unter denen diese Schotter aufgeschüttet wurden, oder genauer gesagt, unter denen ihre Auf¬ schüttung begann, Aufschluß geben, und da dies im Sinne eines Beginnes in warmer Zeit geschieht, die Bezeichnung der Terrassen als interglazial rechtfertigen. Bei der Verwertung diluvialer Faunen für klimatische Schlüsse ist allerdings die größte Vorsicht nötig. Es darf nicht vergessen werden, daß das, was wir etwa an einigen wenigen Fundorten eines Horizontes finden, nur einen Bruchteil der Fauna darstellt, die damals lebte. Es geht das schon daraus hervor, daß jeder neue einiger¬ maßen ergiebige Fundort im gleichen Horizont eine erhebliche Erweiterung der Faunenliste zu bringen pflegt. Es ist daher nur selten möglich, aus wenigen bekannten Arten bestimmte Angaben über das Klima eines bestimmten Zeitabschnitts zu machen, und völlig verfehlt ist es, aus dem Fehlen einzelner Formen an einer nicht sehr reichen Fundstätte Schlüsse ziehen zu wollen. Betrachten wir nun unter diesem Gesichtspunkt mit der größten Vorsicht unsere Fauna, so finden wir immerhin in Corbi- cula fluminalis eine Form, die einen Schluß auf gemäßigtes Klima wohl gerechtfertigt erscheinen läßt. Eine Muschel, die heute nur in den östlichen Mittelmeerländern lebt, kann ihre Lebensbedingungen 160 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. in Deutschland nicht gefunden haben, als das Eis in der Nähe lag und die thüringer Flüsse sicherlich von Schneefeldern gespeist wurden und kaltes Wasser führten. Die Acme einer bis an den Rand von Thüringen reichenden Vereisung hat Corbicula sicher vertrieben, •*» und sie kann nicht während einer kurzen Oszillation des Eises eino-ewandert sein. Ihr Auftreten verlebt also mit Sicherheit die Ablagerung dieser Schotter in eine Interglazialzeit und schließt interstadiale Entstehung, d. h. während eines vorübergehenden Rückzuges, einer Oszillatiou, aus. Nun wissen wir aus dem Verbandsverhältnis unserer Schotter mit dem sie überlagernden Hauptglazialdiluvium, aus dem Auf¬ treten von Stauprodukten an deren Grenze, aus den Anzeichen eines Kampfes zwischen Eis- und Flußsediment an anderen Stellen, daß die Aufschüttung der Hauptterrasse so lange dauerte, bis sie durch das Hereinbrechen des Eises zum Stillstand kam, also in eine Zeit, in der die Flüsse sicher kaltes Wasser führten1). Das Auftreten von Corbicula ßuminalis sowie andere sogleich zu erörternde Verhältnisse der Fauna verlegen andererseits den Anfang der Schotterbildung in wärmere Zeit. Die große, kräftige Entwicklung von Formen wie Limnaea ovata in der Hauptterrasse bei Uichteritz und in der höheren Terrasse bei Markröhlitz sprechen dafür, daß diese Tiere unter, günstigen *) Die Anhänger des Monoglazialismus nehmen mit Vorliebe an, daß das Inlandeis von einem viel höher als heute gelegenen skandinavischen Hochlande nur unter dem Einflüsse reicher Niederschläge in ein Vorland mit gemäßigtem Klima' vorgestoßen sei, und daß unfern seiner Stirn die Flora und Fauna ge¬ mäßigter Breiten ungestört gelebt habe. Abgesehen davon, daß, auch wenn die Entwicklung des Eises in höherer Lage von Skandinavien, nicht in einer allge¬ meinen klimatischen Abkühlung ihren Grund gehabt haben sollte, das Vordringen so gewaltiger Eismassen das Klima Deutschlands erheblich beeinflußt haben müßte, wird die Annahme warmen Klimas am Eisrande auch durch das Vor¬ kommen kälteliebender Floren und Faunen, z. B. an der Unterelbe, nicht nur zwischen Grundmoränen, sondern auch auf der der letzten Vereisung, widerlegt. Wenn noch in postglazialer Zeit, also nach dem Abschmelzen des Eises und dem Aufhören seiner kühlenden Wirkung, in Deutschland eine arktische Tundrenilora lebte (s. Bange, Das Glazialgebiet von Lübeck und seine Drjastone, Zeitschr. für Naturw.Bd.G7, 1903, S. 161), so können, während das Eis in Nord- und Mittel¬ deutschland lag, an seinem Rande nicht gemäßigte Temperaturverhältnisse möglich gewesen sein. III. Ablagerungen der 1 . Interglazialzeit. 161 Lebensbedingungen, also in einem ihnen zusagenden gemäßigten Klima lebten; eine Anpassung an verschlechterte Lebensverhält¬ nisse, also in diesem Falle an kühles Klima, pflegt sich in ver¬ ringerter Größe auszudrücken. Unter den Wirbeltieren ist Eie- phas antiquus oder trogontherii von Wichtigkeit, da beide Arten für südlichere, wärmeliebende Typen gelten, und tatsächlich sehr selten mit dem einem kühleren Klima angepaßten Elephas primi- genius zusammen Vorkommen1). Wenn wir in der Faunenliste unserer Schotter auch Arten finden, die, wie Vallonia tenuilcibris 2), als Kälte liebend oder, wie Succinea Schumacheri , als solcher wenigstens sehr anpaßbar gelten, so kann das nicht wunder¬ nehmen, denn die stratigraphischen Verhältnisse zeigen ja, daß die Schotterbildung bis in die Glazialzeit dauerte. Würden unsere Schotter Schicht für Schicht reichlich Fossilien führen, so würden wir an Stellen, wo sie ihre Höchstmächtigkeit haben, wohl eine all¬ mähliche Veränderung der Fauna in Anpassung an kühlere Tem¬ peratur sich vollziehen sehen. Das sporadische Vorkommen der Fauna schließt solche Untersuchungen aus, wenigstens für jemand, der nicht etwa Zeit und Gelegenheit hat, einen Aufschluß wie den Körbisdorfer Tagebau jahrelang Schicht für Schicht abzusuchen, und außerdem muß berücksichtigt werden, daß Ablagerungen sehr verschiedener klimatischer Zeitabschnitte nicht nur über, sondern auch nebeneinander liegen können. Ebensowenig wie die heutige Saale ihr postglazial erodiertes Tal ganz ausfüllt, ebensowenig hat das sicherlich die interglaziale getan. Die Flüsse, die unsere dilu¬ vialen Terrassen aufschütteten, waren sicherlich nicht so breit wie die Terrassen selbst — eine Vorstellung, die man allerdings nicht selten findet — , sondern die Terrassenflächen entstanden durch häufige Verlegung des Flußlaufes. Es können also Ablage¬ rungen in gleicher Höhenlage bis zu einem gewissen Grade ver¬ schiedenes Alter haben und mithin in unserem Falle verschiedenen klimatischen Bedingungen entsprechen. So erklärt es sich denn, *) Nach, freundlicher Mitteilung von Herrn Professor Dr. Schröder sind bis¬ her nur bei Rixdorf alle drei Elefantenarten vereinigt gefunden worden. 2) Vergl. Wüst, Zeitschr. f. Naturw. 1907, S. 377. Neue Folge. Heft 60. 11 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 1(12 wenn wir Eleplias antiquus (oder IrogonthaHi') und Rhinoceros Mercki , die beide als südlichere, wärmeliebende Formen gelten, in der gleichen Terrasse mit Elephas primigenius und Rhinoceros ti- chorhinus finden. Die fossilführenden Schotterlagen von Uichteritz und Markwerben z. B. durften nach ihrer Fauna aus wärmerer Zeit, also aus dem Anfang der Ablagerung der Haupterrasse, stammen. Fassen wir alle diese Punkte zusammen, so sehen wir, daß einer Zeit der Eisbedeckung ein sehr langer, mindestens unserer Alluvialzeit gleicher Zeitraum folgt, in dem nicht nur unsere Ge¬ gend eisfrei und vou einer Fauna bevölkert war, sondern in welcher sich das Eis auch höchst wahrscheinlich weit nach N. zurückge¬ zogen hatte, weil wärmeliebende Conchylien in den gleichzeitigen Flüssen lebten. Deshalb wurden die hierher gehörigen Flußab- lagerungen als interglazial angesprochen. Diese Interglazialzeit reicht also von dem Beginn der Erosion O O der Täl er bis zu dem Ende der Terrassenaufschüttung, oder vom beginnenden Rückzug des ersten Eises aus unserer Gegend bis zur Ankunft des zweiten Eises. Ihren Höhepunkt erreicht sie etwa bei dem Umschwung des Erosionsprozesses in den der Akku¬ mulation. Theoretisch wird also der warme Abschnitt der Inter¬ glazialzeit nach oben und unten von je einem kühleren Abschnitt begrenzt. Eine Abgrenzung der Ablagerungen dieser Phasen ist aber unmöglich. Es wurde daher aus praktischen Gründen der Begriff »Interglazial« etwas weiter gefaßt, als dies gewöhnlich geschieht. * i . Beckenablagerungen aufserhalb der Flufstäler. 1. Pie Börstewitzer Schichten (diu)). Von W. Weissermel. Südlich von Dörstewitz konnte aut größerer Fläche durch günstige Aufschlüsse eine fossilführende sandig-kiesige Ablagerung nachgewiesen werden, die von Geschiebemergel überlagert und unterlagert wird und mit Wahrscheinlichkeit als interglazial ge¬ deutet werden kann. Um die Lagerungsverhältnisse dieser Schichten richtig beur- 11 T. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 163 teilen zu können, muß der neuerdings leider nicht mehr im Be¬ triebe befindliche Tagebau der Grube Paul ine bei Dörstewitz, der aucli in späteren Kapiteln noch Erwähnung finden soll, hier etwas eingehender geschildert werden. Uber den durch ein starkes Sandmittel getrennten flach auf- gewölbten beiden Flözen liegt größtenteils unmittelbar ein Geschiebe¬ mergel, der die durch v. Fritsch bekanntgewordenen schönen Glazial- Stauchungen des Oberflözes erzeugt hat; nur in den einzelnen Hohl¬ formen der Oberfläche des Flözes schieben sich zwischen dieses und die Grundmoräne Reste von Bänderton und tertiärem Kies ein. In der nordwestlichen Ecke der Grube tritt ein Tertiärkies, mit dem fortschreitenden Abbau immer mächtiger werdend, im Zusammen¬ hänge und in größerer Erstreckung auf, wellenförmig gefaltet, wie auf Taf. 16 Fig. 12 gut zu sehen (vergl. auch S. 239). Der Nordstoß und ein Teil der Weststoßes, der durch den nach W. fortschreitenden Abbau am besten frisch erhalten wurde, zeigt einen einheitlichen Geschiebemergel über — oftmals aufgearbeitetem — Bänderton. Weiter nach S. hin schneidet der Geschiebemergel den Bänderton und den Tertiärkies ab und legt sich unmittelbar auf das Ober¬ flöz. Am Weststoß stellen sich Sande in größerem Maßstabe ein, und es entsteht stellenweise ein Gewirr von Geschiebemergel und Sand. Anders am Südstoß der Grube. Die größtenteils seit langem unberührte und daher wenig frische Wand macht von weitem den Eindruck eines einheitlichen, mächtigen Geschiebe¬ mergels mit einzelnen Sand- und Kiesvorkommen. Eine genauere Betrachtung zeigt aber, daß der Mergel sich in zwei petrogra- phisch verschiedene Bänke gliedert, eine obere von vorwiegend gelblicher oder rötlicher bis rotbrauner Färbung und eine untere, die durch reichliche Aufnahme von Braunkohlenmaterial eine tief¬ dunkelbraune oder dunkelgraue Färbung erhalten hat. Eine ge¬ naue Untersuchung und teilweise Aufschürfung ergab nun, daß zwischen beide Bänke sich ,eine wenig (im Durchschnitt etwa 1 m) mächtige, aber durchgehende Bank sandigen oder auch lehmigen Kieses einschiebt, die eine an Individuen verhältnismäßig reiche, an Arten arme Schneckenfauna birgt. Die Grenze der Farbenverschiedenheit der Geschiebemergel 11* 164 III. Ablagerumgen der 1. Interglazialzeit. fällt nicht genau mit dieser Kieseinlagerung zusammen, sondern der unterlagernde dunkelbraune Geschiebemergel besitzt eine mit ziemlich scharfer Grenze abgesetzte, gelblich gefärbte, wie eine Verwitterungsrinde aussehende obere Zone. Eine völlige Ent- ° ^ ö kalkung dieser Verfärb'ungsrinde war nicht nachzuweisen, wohl aber schien sie nach ihrem Verhalten gegen Salzsäure einen gerin¬ geren Kalkgehalt zu besitzen. Das gleiche Profil läßt sich durch einige günstige Aufschlüsse o o o o ein Stück weit nach S. verfolgen. Die obere Geschiebemergelbank des Tagebaues geht flächenbildend über das fast tischebene Ge- o o lände nach allen Seiten weiter. Etwa 300 m südlich des Tage- baues an der zur Station Knapendorf führenden Grubenbahn hebt sich unter diesem Geschiebemergel ein in einer Grube gewonnener Kies mit einer Einlagerung feinen braunen Sandes heraus. Kies und Sand liegen auffallend ruhig und horizontal geschichtet, im Gegensatz zu echten Glazialschottern, die fast stets Kreuzschich¬ tung und Auskeilen der Kies- oder Sandlagen zeigen. Der etwa l1/ 2 m mächtige Kies wird in der Grube von dem ober¬ flächenbildenden Geschiebemergel überlagert, und der Handbohrer weist unter ihm wieder einen Geschiebemergel nach, der die für den unteren Mergel des Tagebaues bezeichnende dunkelbraune Farbe hat. Ganz die gleichen Verhältnisse — Kies mit Sandein- lagerung, überlagert vom Oberflächen-Geschiebemergel, unterlagert von dunkelbraunem Geschiebemergel — finden sich in einer an¬ deren Grube etwa 800 Schritt weister östlich, und in beiden Auf¬ schlüssen erwies sich der Kies bezw. Sand als schneckenführend • In dem erstgenannten fand ich in dem feinen Sande außer einigen o o Bruchstücken 2 wohlerhaltene Exemplare, die von Hrn. Dr. Menzel als Succinea all'. Schumacheri und Helix ( Xerophila ) striata var. nilsonia bestimmt wurden. Die andere Grube lieferte nach langem Suchen neben zahlreichen Bruchstücken ein Exemplar von Succinea. Der Eigentümer der ersteren Grube, Hr. Zeitz in Knapendorf, besitzt außerdem eine Anzahl hier gefundener Wirbeltierreste, die er uns freundlichst zur Untersuchung zur Verfügung stellte. Ö O ö Hr. Prof. Schröder bestimmte: III. Ablagerungen der 1. lnterglazialzeit. 165 Elephas Rhino cers Equus cahallus Cervus tarandus Capra oder Ovis. An der Südwand des Tagebaues senkt sich die schnecken¬ führende Kiesschicht allmählich von O. nach W.; nach dem Be¬ fund der anderen Grubenstöße, an denen sie nicht mehr zu beob¬ achten ist, dürfte ihre wirkliche Fallrichtung etwa N.W. sein. Es bebt sich also der Untere Geschiebemergel nach S.O. heraus, während der Obere, der an der Nord wand des Tagebaues allein vorhanden ist, nach S. zu zwar nicht auskeilt, aber an Mächtig¬ keit abnimmt. So erklärt es sich, daß in den beiden Kiesgruben nur noch 1 m des jüngeren Geschiebemergels den fossilführenden Kies überlagert, während in der Umgebung Kies und Sand unter dem Mergel des öfteren erbohrt werden. Es fragt sich nun, ob diese fossilführende Ablagerung, die sich zwischen zwei Grundmoränen einschiebt, interglazialen oder nur interstadialen Alters, d. h. das Produkt einer Oszillation, ist. Die bisher gefundene Conchylienfauna ist zu spärlich, um aus ihr wohlbegründete Schlüsse auf das Klima zur Zeit der Ab¬ lagerung zu ziehen. Noch weniger sind die Wirbeltiere hierzu geeignet. Bemerkenswert erscheint Helix striata , die nach freund¬ licher Mitteilung von Hrn. Dr. Menzel für ausgesprochen trocken¬ heitliebend gilt. Trockenes Klima dürfte aber mit dem Bestehen einer Vereisung in der Nähe kaum vereinbar sein. Immerhin soll auf dieses Argument kein zu großes Gewicht gelegt werden, da die Anpassungsfähigkeit der Conchylien während und seit der Di¬ luvialzeit noch nicht genügend festgestellt erscheint. Das entschei¬ dende Wort über die Deutung der fossilführenden Ablagerungen muß also ihre stratigraphische Stellung sprechen. Die Grundmoräne, von der die Dörstewitzer Schichten über¬ lagert werden, ist unzweifelhaft diejenige der zweiten Vereisung, der Hauptgeschiebemergel. Es geht das einmal daraus her¬ vor, daß sie, wenn auch durch Lücken unterbrochen, von hier 166 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. bis auf die interglaziale Hauptterrasse zu verfolgen ist, ferner daraus, daß sie unmittelbar auf einem Bänderton auf lagert, der, wie weiter unten begründet werden soll, dem Bruckdorfer Beckenton zu parallelisieren ist. Es kommt für das Alter der Dörstewitzer Schichten also nur die erste Interglazialzeit oder eine Oszillation während der zweiten Vereisung in Fra^e. Entschieden werden könnte diese Frage durch das Verhalten des Bruckdorfer Tons, der ja während einer Oszillation der zweiten Vereisung ent¬ standen ist. Sind die Dörstewitzer Schichten interglazial, ent¬ sprechen sie also zeitlich einer der beiden Saaleterrassen des ersten Interglazials, so müßte der Beckenton sie überlagern. Entsprechen sie einer Oszillation der zweiten Vereisung, so kann diese wohl nicht diejenige sein, in der der Bruckdorfer Ton entstand, denn bei der großen räumlichen Nähe und dem starken petrographischen Gegensatz der beiden Ablagerungen könnten sie wohl schwerlich als stellvertretende Facies gedeutet werden. Die sandig-kiesige Ablage¬ rungen müßte also sehr wahrscheinlich jünger sein als der Bänderton, von ihm also unterlagert werden. Leider läßt sich das Verhältnis des Tons zu unseren fossilführenden Schichten nichtgenau feststellen. Wie Taf. 16 Fig. 1 zeigt, schneidet der Hauptgeschiebemergel den Bänder¬ ton nach Süden ab, nicht weil dieser hier auskeilt, sondern weil er vom Eise zerstört ist, wie das Vorkommen von Resten weiter südlich beweist. Er kann also weder über noch unter den Schneckcnsanden zu beobachten sein, wie es auch tatsächlich der Fall ist; es läßt sich daher leider nicht entscheiden, welche von den beiden Geschiebemergelbänken ihn aufgearbeitet hat. Licht in diese Frage scheint jedoch durch eine Beobachtung v. Fritsch’s zu fallen, die in einem in den 80er Jahren eingereichten Manuskript zu Er¬ läuterungen zu Blatt 'Merseburg niedergelegt ist, das im Archiv der Geologischen Landesanstalt aufbewahrt wird. v. Fritsch gibt an, daß im Dörstewitzer Tagebau Bänderton im Geschiebemergel eingelagert vorkomme. Da* in dem Teile des Tagebaues, den ich noch in Betrieb gesehen habe, der Bänderton, außer dort wo er aufgearbeitet als Scholle im Geschiebemergel steckt, nur von Tertiär unterlagert wurde, ist anzunehmen, daß v. Fritsch ihn zwischen den beiden Geschicbcmergeln, zwischen denen die III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 167 Schneckensande liegen, beobachtet hat. Wie Profil A-B und C-D auf Taf. 4 zeigt, liegt der Bänderton etwas höher als die Dörste- witzer Schichten, während die Unterkante des tieferen Geschiebe- niergels wesentlich tiefer liegt. Er dürfte also die Schneckensande überlagern und ihnen daher ihre Stellung im ersten Interglazial zuweisen. Von vornherein ist diese Annahme ja auch wahrscheinlicher als die interstadialen Alters. Daß in der ersten Interglazialzeit, während der Ablagerung der beiden Saaleterrassen, auch in kleineren Rinnen und Becken der Hochfläche fossilführende Ablagerungen entstanden, ist mit Sicherheit anzunehmen. Manche davon mögen der Auf¬ arbeitung durch das Eis zum Opfer gefallen sein. Daß aber einzelne auch intakt erhalten geblieben sind, ist zu erwarten. In den als interstadial erkannten Ablagerungen, wie dem Bruckdorfer Ton, sind Fossilien in unserer Gebend bisher im allgemeinen nicht bekannt geworden (vergl. S. 51), und so lange dies nicht der Fall ist, bleibt die Deutung der Dörstewitzer Schneckensande als inter¬ glazial die wahrscheinlichere, und sie wird ja auch durch den strati¬ graphischen Befund, sowie durch die, wenn auch nicht sehr deut¬ liche Entkalkungszone unterstützt. 2. Die Fluviatilablagerimgcii von Zeuclifeld (diz). Von W. Weissermel. Nur mit größtem Vorbehalt kann unter den Ablagerungen der ersten Interglazialzeit ein lange bekanntes und viel erörtertes Vorkommen angeführt werden, nämlich die Schneckenschichten von Zeuchfeld. In der alten Kiesgrube im Borntal bei Zeuchfeld j liegt auf dem oben besprochenen Melanopsenkies der Unstrut (siehe S. 30) eine Schichtenfolge, in der v. Fritsch l) den Beweis für eine zweimalige Vereisung unseres Gebiets sah. Es tritt hier einige Meter über dem Melanopsenkies ein außerordentlich fossil¬ reicher Mergel, »ein Schneckenried«, auf, und in den Schichten zwischen diesem und dem Unstrutschotter glaubte v. Fritsch eine ') v. Fritsch, Eia alter Wasserlauf der Unstrut aus der Freyburger in die Merseburger Gegend, Zeitsckr. für Naturvv., Bd. 71, 1 8t) 8, S. 17. 168 III. Ablagerungen der 1. lnterglazialzeit. ältere, in den Ablagerungen über ihm eine jüngere Grundmoräne zu erkennen. Bei dem Besuche der Grube durch die Deutsche geologische Gesellschaft im Jahre 1901 war das Profil Gegenstand lebhaftester Diskussion. Nur ein kleiner Teil der Anwesenden schloß sich der Auffassung v. Fritsch s an, die Mehrzahl war der Meinung, daß die Schichten unter dem Schneckenried nicht als Grundmoräne zu deuten, daß die hangenden Schichten nicht ge¬ nügend aufgeschlossen seien, um mit Sicherheit als glaziale Ab¬ lagerungen gedeutet zu werden. Für die geologische Spezialaufnahme der Gegend in den folgen¬ den Jahren war es naturgemäß eine wichtige Aufgabe, die Deutung dieses so heiß umstrittenen Profils so weit als möglich klar zu stellen. Der Aufschluß selbst erwies sich hierzu als nicht aus¬ reichend. Einmal war er, weil jahrelang außer Betrieb, stark ver¬ waschen, teilweise auch verrutscht, und gestattete nicht eine fort¬ laufende Verfolgung der Schichten. Andererseits waren die Ab¬ lagerungen über dem Schneckenried in zu geringer Mächtigkeit aufgeschlossen und dabei von zu wenig ausgeprägtem petrogra- phischem Charakter, um sie mit Sicherheit deuten zu können. Verfasser erhielt daher von der Kgl. Geolog. Landesanstalt im Jahre 1904 den Auftrag, durch umfangreiche Schürf- und Bohr¬ arbeiten die Lagerungsverhältnisse so weit als möglich klar zu stellen, was dank des liebenswürdigen Entgegenkommens des Be¬ sitzers des Geländes, Herrn Rittergutsbesitzer BOTHE-Markröhlitz, in wünschenswertem Maße geschehen konnte. Die Grube liegt am Rande eines Tälchens, am Fuße eines größeren Hügels, der, wie die geologische Aufnahme ergab, im wesentlichen aus Geschiebemergel besteht und mantelartig von Löß über- und umlagert wird. Die durch die Schürfarbeiten zu lösenden Fragen waren: 1. Sind die Ablagerungen im Liegenden des Schneckenrieds als eine Grundmoräne aufzufassen, und 2. sind die Ablagerungen über dem Schneckenried glazialer Natur, und bilden sie das Ausgehende des den Berg weiter hinauf auf bauenden Geschiebemergels P III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 169 Setzt sich also das Schneckenried in den Berg hinein unter dem Geschiebemergel fort, oder legt es sich etwa nur an ihn an und stellt die Ausfüllung einer in ihn eingeschnittenen jün¬ geren Talrinne dar? Um die Beantwortung dieser Fragen zu ermöglichen, wurde die Grubenwand in einer Reihe von Ab¬ stichen mindestens bis auf den Unstrutschotter, teilweise bis auf dessen Liegendes, freigelegt, so daß alle Schichten durch den ganzen Aufschluß verfolgt werden konnten. Ferner wurden oberhalb der Grube am Hange im Bereiche des Geschiebemergel¬ ausstriches mehrere über 2 m tiefe Schürf löcher angelegt, deren Aufschlüsse durch Bohrung auf der Sohle noch weiter vertieft wurden, und endlich wurde zur Gewinnung größerer Proben mittels eines Tellerbohres eine 5 m tiefe Bohrung ausgeführt. Das Er¬ gebnis, um es hier kurz vorweg zu nehmen, war, daß das Schnecken¬ ried tatsächlich in den Berg hinein und unter den Geschiebe¬ mergel fortsetzt, also von Grundmoräne überlagert wird, daß aber die es unterlagernden Schichten nicht als Grundmoräne angesehen werden können. Uber das Ergebnis der Ausfschlußarbeiten im einzelnen, die nicht nur während der Ausführung von mir ständig verfolgt, sondern auch nach Fertigstellung von Herrn Geheimrat Wahnschaffe und den beiden Verfassern nochmals geprüft wurde, sei hier unter Benutzung eines im Archiv der Königl. Geolog. Landesanstalt befindlichen Protokolls Folgendes berichtet: Die tiefste aufgeschlossene Ablagerung bildet ein grünlicher fetterTon, der oben keinen oder geringen, nach unten, heller werdend, etwas Kalkgehalt besitzt und von einem mulmigen Braunkohlen- schmitzchen überlagert wird. Es dürfte sich um ein Zersetzungs¬ produkt des Muschelkalkes, der hier sicher das tiefere Liegende bildet, um ein Ergebnis der präoligocänen Verwitterung, handeln, wie solche in unserem Arbeitsgebiet verschiedentlich nachzuweisen sind (siehe Erläuterungen zu den Blättern Halle und Weißenfels). Über diesem Ton liegt in einer Mächtigkeit von etwa 2,4 m der oben S. 30 besprochene Melanopsenkies der Unstrut. Die über dem Unstrutschotter liegenden Schichten stoßen diskordant gegen denselben ab, wie es namentlich am Südstoß gut zu beobachten 170 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. war, und zeigen ein schwaches Einfallen unter 5 — 6° nach dein Tal, also nach Westen zu. Das unmittelbare Hangende des Kieses besteht am Südstoße der Grube aus einem grünlich-gelblichen, mergeligen Sande mit undeutlicher Schichtung und starkem Kalkgehalt. Im südlichen Teile des Hauptstoßes fehlt diese Schicht, oder sie ist nur schwach angedeutet; dann tritt sie wieder auf als ein grünlich-gelblicher, ziemlich feinkörniger, kalkfreier oder schwach kalkhaltiger Sand. Am Nordende der Grube erreicht dieser seine Maximalmächtig¬ keit von 0,6 m. In dieser Schicht fand ich ein Exemplar eines Ancylus. Darüber folgt eine in ihrer Struktur stellenweise geschiebe¬ mergelähnliche Ablagerung. Sehr tonige Partieen wechseln unregel¬ mäßig mit sandigen Einlagerungen, wodurch das Ganze ein ge¬ flammtes Aussehen erhält. Die Farbe ist im unteren Teile vor¬ wiegend grünlich-bläulich, nach oben zu mehr bräunlich-gelblich. Der Kalkgehalt ist wechselnd, an einigen Stellen fehlt er sogar. Die Ablagerung enthält, unregelmäßig in der Grundmasse verteilt, kleine, meist taubeneigroße, selten Hühnereigröße erreichende Ge¬ rolle vorwiegend von Quarz, Muschelkalk, Kieselschiefer. Nor¬ disches Material, besonders größere nordische Geschiebe, wurden trotz eingehender Untersuchung nicht gefunden. Besonders in den oberen gelblichen, aber auch in den liegenden Partieen finden sich Schalen und Schalbruchstücke von Süßwasser- und Landschnecken. Die Mächtigkeit wechselt etwas und beträgt im Durchschnitt 1,10 m. Die Basis dieser Schicht bildet eine durch die ganze Grube zu verfolgende zum Teil schwärzliche, vorwie¬ gend violett-bräunlich gefärbte, tonige Schicht, die wir als eine Eisen-Manganausscheidung aus früherem höherem Grundwasser¬ stand gegen die darüberliegende tonige Schicht auffassen. Diese geschiebemergelähnlichen Schichten gehen ohne scharfe Abgrenzung nach oben in einen dunkelgrauen, wohl durch Humus gefärbten Schneckenmergel (Schneckenried) über, der sich durch seine Farbe und dem Schneckenreichtum durch die ganze Grube als eine besondere Schicht kennzeichnet, ln den Sehurf- löc hern wurde diese graue Schneckenschicht bis last 10 m weit III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 171 senkrecht zum Grubenrande »ach Osten zu in den Berg hinein verfolgt. Wenn sie in den weiter abliegenden Schürfen und Boh¬ rungen nicht mehr erreicht wurde, so kann das daran liegen, daß infolge Ansteigens des Terrains nicht mehr die erforderliche Tiefe durch Schürfen und Bohren erreicht werden konnte (bei 4 bezw. 5 m Tiefe der Schürf- und Bohraufschlüsse). Im nördlichen Teile der Grubenwand liegt auf dem Schneckenmergel ein petro- graphisch ähnlicher, rotbraun gefärbter Mergel mit spärlicher Fossilführung; derselbe fand sich auch im nächsten Schürf. Das Hangende des Schneckenmergels bilden Kiese und Sande von sehr verschiedener Beschaffenheit, die aber in der Grube nur in geringer Mächtigkeit aufgeschlossen sind. Was man an der Grubenwand an Sanden sieht, kann zum Teil auch am Hange umgelagert sein. Der Schotter tritt als liegendster Teil dieser Schichten auf und war besonders deutlich im ersten Schurfloch (von 3,5 bis 5 m nach Osten von der Gruben wand) aufgeschlossen, fehlt aber bereits in dem zweiten Schurfloch, 6 — 7 m von der Gruben¬ wand. Seine Mächtigkeit ist 0,3 — 0,4 m. Er besteht im wesent¬ lichen aus Quarz, Muschelkalk und etwas Kieselschiefer, nordi¬ sches Material wurde in ihm nicht gefunden. Der Schotter ist wohl nur lokal entwickelt, ist aber dadurch bemerkenswert, daß er kein nordisches Material zu führen scheint. Größere Ausdehnung als dieser Schotter besitzen tonige oder mergelige Feinsande bis feinsandige Tone, die bereits im Schürf I (zunächst der Grubenwand) auftreten und nach dem Befund in Schürf II und III und dem Tellerbohrloch nach Osten zu an Mächtigkeit zunehmen. An einer einzigen Stelle der Gru- benwand im südlichen Drittel tritt in etwa 0,3 — 0,4 m Mächtig¬ keit ein nach N. und S. bald auskeilendes Bänkchen (nach S. von folgendem Gehängelöß abgeschnitten) eines grünlich -bläulichen, sehr tonigen Mergels auf, der die Struktur des Geschiebemergels besitzt und nordisches Material führt. In ganz gleicher Be- schaffenheit wurde diese Ablagerung beobachtet: Zunächst in einem gleich hinter der betreffenden Stelle der Grubenwand nach Osten zu gelegenen flachen Schürf, dann aber in den Schürfen 1, 11 und 111 172 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. und dem Tellerbohrloch,, und zwar in der Mächtigkeit von 0,80 (I), 0,80 (II), 0,5 (III) und 1,3 m (Tellerbohrloch). Die Geschiebe¬ führung ist spärlich, aber die ganze tonige, ungeschichtete Masse von sandigem und kiesigem Material durchsetzt. Das Hängendste bildet im südlichen Teile der Grube am Ab* hange in wechselnder Mächtigkeit ein sehr unreiner Gehängelöß, der im Südstoß der Grube, vro die Schichten tiefer erodiert sind, über den Geschiebemergel auf die fossilführenden Schichten hinab¬ zieht. Nach diesem Befunde können die Schichten im Liegenden des Schneckenrieds nicht als Grundmoräne angesehen werden, denn einmal führen sie keinerlei nordisches Material, wie es in einer Grund moräne, auch wenn sie als Lokalmoräne entwickelt ist, unbedingt vorhanden sein müßte und bei der Ausdehnung des Aufschlusses und sorgfältigem tagelangem Absuchen auch wohl zu finden gewesen wäre; ferner geht sie nach oben ohne scharfe Grenze in den Schneckenmergel über, und endlich enthält sie selbst ziemlich zahlreiche Süßwasser- und Land¬ schnecken, wenn auch nicht in so reicher Menge wie das Schneckenried. Die ganze Ablagerung erscheint als die durch Ein¬ schwemmung von verschiedenartigem Material entstandene Aus¬ füllung eines Süßwasserbeckens, das eine ältere Phase der Schnecken¬ riedzeit darstellt, und die ganze fossilführende Schichtenfolge wurde daher hier zusammengefaßt und wie auf Blatt Weißenfels als »fluviatile Ablagerungen von Zeuchfeld« bezeichnet. Zu diesen fluviatilen Ablagerungen muß auch noch der oben geschilderte, wenig mächtige hangende Schotter gerechnet werden, da nordisches Material in ihm nicht zu beobachten war. * Die im Hangenden dieser fluviatilen Schichten auftretenden Ablagerungen müssen nach ihrer Struktur und Zusammensetzung in Übereinstimmung mit v. Fritsch als Grund moräne betrachtet werden. Sie sind nicht nur vollkommen schichtungslos und frei von Schalenresten, sondern sie zeigen echte Grundmoränenstruktur. In einer stark kalkhaltigen, tonigen , schwach sandigen Grund¬ masse tritt unregelmäßig verteilt gröberes Material in Gestalt III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. 173 von nordischen und einheimischen Geschieben und Gerollen auf. Die Ablagerung geht ferner in vollkommen gleichmäßiger Be¬ schaffenheit von dem Südteil der Grubenwand durch alle Schürfe und durch das Tellerbohrloch hindurch und entspricht durchaus der Beschaffenheit des weiter östlich und nördlich den Abhang und die Höhe zusammensetzenden Geschiebemergels. Diese Grundmoräne im Hangenden des Schneckenrieds ist zwar toniger, als es sonst die Regel ist. Doch ist dieser Um¬ stand leicht zu erklären durch Aufarbeitung von Tonen des Unter¬ grundes, die hier in Gestalt der Verwitterungstone des Muschel¬ kalks, weiterhin in Tonen des Rots und des Mittleren Buntsand¬ steins reichlich zur Verfügung standen. Die Reinheit und Gleich¬ mäßigkeit der Ablagerung und ihrer Fortsetzung in den Berg hinein schließt eine Auffassung als Gehängebildung aus. Wir haben also eine bis zu 2 m mächtige, fossilführende, flu- viatile Ablagerung vor uns, die von einem Schotter der höheren präglaziaien Unstrutterrasse unterlagert, von einer Grundmoräne überlagert wird. Für die Altersdeutung dieser Schichten ist zu¬ nächst die Frage von Wichtigkeit, welcher Vereisung die über¬ lagernde Grundmoräne angehört. Leider läßt sich dies nicht mit voller Sicherheit entscheiden, wenn auch die Wahrscheinlichkeit für ihre Zugehörigkeit zur zweiten Vereisung spricht. Im Südwestteile des Blattes Weißenfels, im Bereiche des prä¬ glazialen Markröhlitzer Tales und nördlich von diesem, liegt eine sehr mächtige Grundmoräne, die nach O. zwischen Markröhlitz und Uichteritz sich auf die beiden Saaleterrassen der ersten Inter¬ glazialzeit auflegt und sich dadurch als der zweiten Vereisung an gehörig erweist. Die zahlreichen Täler dieses Gebietes, das der Röhlitzbaches, des Prießiggrabens, das Obschützer, das Storkaues Tal, lassen an ihrem Osthange den Geschiebemergel zu Tage aus¬ streichen, während sonst das Gelände von Löß bedeckt ist. So läß- sich diese Grundmoräne als mächtige, zusammenhängende Decke nach W. bis nach Pödelist-Dobichau, nach N. bis an die langgestreckte Höhe verfolgen, auf der die Straße vom Luftschiff1 bei Pettstedt . nach Freyburg führt. Jenseits dieser Höhe, an ihrer nördlichen 174 III. AblageruDgen der 1. Interglazialzeit. Abdachung, liegt die Borntalgrube und der hier auftretende Ge¬ schiebemergel. Im Bereiche der trennenden Höhe fehlt es an Aufschlüssen, die das Liegende des mächtigen Lösses erreichen würden. Der Zusammenhang des Borntaler Geschiebemergels mit der ausgedehnten und mächtigen Grundmoränenplatte südlich dieser Höhe ist also nicht sicher zu beobachten; jedoch ist es nach dem ganzen Kartenbilde wahrscheinlich, daß ein solcher Zusammenhang besteht, und daß auch jener der zweiten Vereisung angehört. Immerhin ist dieser Beweis nicht zwingend, und so liegt auch die Möglichkeit vor, daß es sich, wenigstens in dem das Schnecken¬ ried unmittelbar überlagernden tonigen Geschiebemergel, um eine Grundmoräne der ersten Vereisung handelt, die ja von einer solchen der zweiten Vereisung unmittelbar überlagert werden könnte. Der etwas abweichende tonige Charakter könnte in dieser Richtung gedeutet werden, da die unterste Grundmoräne zwischen Halle und Weißenfels sich häufig durch reichliche Beimischung von einheimischem Material, durch eine gewisse lokale Färbung, auszeichnet. Gehört der Borntal-Geschiebemergel in seiner ganzen Mächtigkeit der zweiten Vereisung an, so würde für die Alters¬ deutung der Schneckenschichten der Zeitraum von der höheren präglazialen Unstrutterrasse bis zur zweiten Vereisung bleiben. Ein naheliegender Gedanke wäre es, in ihnen einen Auemergel der Unstrutterrasse, auf der sie liegen, zu sehen. Gegen diese Deutung spricht aber die beobachtete Diskordanz zwischen den Schneckenschichten und dem Unstrutschotter, ferner die gänzliche Verschiedenheit der Fauna. Daß erstere für einen Auemergel auch ungewöhnlich mächtig wären, sei nur nebenbei erwähnt. Es bliebe also noch die Wahl zwischen einem späteren präglazialen Zeitabschnitt, etwa einer Äquivalenz mit der tieferen präglazialen Unstrutterrasse, und interglazialem Alter. Eine sichere Entscheidung läßt sich leider nicht treffen. Für präglaziales Alter spricht, wie gesagt, das Fehlen von nordischem Material, doch braucht solches in einer lokalen Beckenablagerung interglazialen Ö O O Alters, deren Umgebung aus Muschelkalk, Tertiär und präglazialeu Schottern besteht, wohl nicht unbedingt vorhanden zu sein. Der 111. Ablagerungen der 1. lnterglazialzeit. 175 jugendliche Charakter der Fauna, in welcher nach Ilrn. Dr. Menzel keine ansgestorhenen Formen Vorkommen, scheint mehr für jüngeres, also interglaziales Alter zu sprechen. Auf Blatt Weißenfels, wo hei der Drucklegung schon wegen der Wald der Farben eine Entscheidung getroffen werden mußte, wurde daher das Vorkommen in die erste Interglazialzeit gestellt, ohne daß damit eine absolut sichere Entscheidung der Frage getroffen wer- o r~> o den soll. 3. Wirbeltierfiuide bei Lauchstädt. Von W. Weisseemel. Anh angsweise sei hier ein Fund von Säugetierresten erwähnt, deren Alter nicht sicher bestimmbar ist. Am Windmühlenberge südlich bei Lauchstädt werden Knollensteine des Tertiärs in mehreren Gruben gewonnen. Das Tertiär wird hier nur von mächtigem Löß bedeckt. An der Grenze beider Ablagerungen finden wir Reste eines Glazialdiluviums. In dem nördlichen Auf¬ schlüsse bestanden diese aus einer dünnen Lage steinig-lehmigen Sandes oder Kieses. Stellenweise, in Vertiefungen der Tertiär¬ oberfläche, erreichen diese glazialen Reste eine Mächtigkeit bis zu 0,5 m, an anderen Stellen verschwinden sie bis auf die übliche Steinsohle. Im Jahre 1908 erhielt ich iu dieser Grube von den Arbeitern einige Wirbeltierreste, darunter solche von Equus und eine linke Unterkieferhälfte mit allen Zähnen von Felis ho. Als Fundstelle der Knochen wurde von den Arbeitern ausdrücklich die dünne Glazialschicht bezeichnet, nicht etwa der Löß. Be¬ merkenswert ist dieser Fund durch das Vorkommen des Löwen, der meines Wissens in unserer Gegend nur noch im Gehängelöß von Freyburg1) gefunden worden ist. Leider läßt sich über das Alter der Stücke nichts Sicheres sagen. Die Fundschicht muß man nach Analogie mit den Verhältnissen der weiteren Umgebung für Reste unseres Hauptgeschiebemergels, also der Grundmoräne der zweiten Vereisung, ansehen, und da die Knochen nach ihrer Erhaltung nicht den Eindruck machen, daß sie schon subfossil hier 5) v. Fritsch, a. a. 0. Z. d. D. g. G. 1901, P. S. 74. 176 III. Ablagerungen der 1. Interglazialzeit. abgelagert worden seien, scheint die Annahme wahrscheinlich, daß ihre einstigen Besitzer während der zweiten Eiszeit unfern des Eisrandes hier gelebt haben. Doch ist es ebenso möglich , daß wir hier interglazial umgelagertes Grundmoränenmaterial vor uns _ *•» haben, die Säuger also der Fauna einer der beiden Interglazial¬ zeiten angehören 1). b Während des Druckes dieser Arbeit erhielt die Kgl. Geolog. Landesanstalt aus der gleichen Grube noch weitere Reste von Felis leo und von Equus (letztere nach Herrn Prof. Schroeder z. Z. zu einer kleinen Rasse oder einer andern Art gehörig), ferner von Cervus tarandus und Rhinoceros tichorhinus (?). IV. Die Ablagerungen der zweiten Eiszeit. Auf die interglazialeu Flußscliotter legen sieb glaziale Abla¬ gerungen, wie an sehr zahlreichen Stellen teils in Aufschlüssen zu beobachten, teils durch die Kartierung nachgewiesen ist. Es ist daher überflüssig, einzelne beweisende Punkte besonders aufzu¬ führen , zumal sowohl in dem vorhergehenden Abschnitt über die interglazialen Flußschotter wie in der folgenden Beschreibung dieser Ablagerungen noch zahlreiche Uberlagerungsprofile er¬ wähnt werden. Selbstverständlich sind diese Lagerungsverhält¬ nisse auch schon seit langem bekannt. Diese Glazialablagerun- gen im Hangenden der großen Flußterrassen sind es, die man, weil sie den weitaus größten Teil der Oberfläche unserer Gegend bilden, vielfach als die einzigen Vertreter des Glazial¬ diluviums ansah und der Haupteiszeit zuschrieb. Nach Nau¬ mann1) reichen im Saaletale die Ablagerungen der ersten Eis¬ zeit am weitesten nach S. bis in die Gegend von Jena. Die Grenze der Ablagerung der zweiten Eiszeit liegt nach Nau¬ mann und Picard wenig südlich von Kosen. Am weitesten im N. liegt endlich die Grenze der dritten Eiszeit, deren süd¬ lichster Punkt von L. Siegert zur Zeit in der Gegend von Ra¬ butz-Beuditz nachgewiesen ist. Wollte man heute noch von einer Haupt eiszeit sprechen, so müßte man die erste und nicht die zweite so bezeichnen. Doch scheint uns der Begriff der Haupteiszeit durch die eben erwähnten Untersuchungen, welche beweisen, daß wäh¬ rend der drei Eiszeiten die Grenze des Inlandeises im Vergleich zu seiner Gesamtausdehnung nur wenig schwankte, wenigstens für Sachsen, hinfällig geworden zu sein. Die kleinen, nur nach we- J) a. a. 0. Jahrb. d. Kgl. Preuß, Geol. Landesanst. 1 90S I. S. 167. Neue Folge. Heft 60. 1? 178 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. i nigen Kilometern zählenden Unterschiede in der südlichen Grenze der einzelnen Grimclmoränen rechtfertigen einen derartigen Namen nicht mehr. Doch ist keineswegs ausgeschlossen, daß in einer anderen Gegend des Randgebietes die Grenzen der verschieclen- altrigen Glaziale sich umgekehrt verhalten. O O Die Ablagerungen der zweiten Eiszeit zeigen eine erheblich abweichende Entwicklung einerseits im Gebiete der alten Täler (Terrassen der Präglazial- und der ersten Interglazialzeit), an¬ dererseits auf den umgebenden Höhen. In der breiten Rinne, die von den räumlich neben einander liegenden Terrassen der präglazialen nnd der interglazialen Saale erfüllt wird, zeigen sie einen Aufbau aus zahlreichen und auf große Strecken horizontal gelagerten Schichten. Auf den westlich anstoßenden Höhen fehlt eine solche Regelmäßigkeit, und es lassen sich, von lokalen Erscheinungen abgesehen, nur die faciellen Unterschiede zwischen Geschiebemergel und Sand bezw. Kies erkennen. Als einziges geschichtetes Glied tritt, meist an der Basis, ein Bänderton auf. Während die Untere Grundmoräne überall sehr gleichförmig als ein dunkler, stark toniger Mergel entwickelt ist, zeigt die Obere weit mannigfaltigere Ausbildung. Zunächst ist sie fast überall viel weniger tonig, dann aber schwankt sie von reinem Mergel bis zu fast reinem, schwach lehmigen Sand, so daß man im Handstück oft nicht unterscheiden kann, ob man Grundmoräne oder Schmelz¬ wasserabsatz vor sich hat. Aber auch bei dieser sandigen Ausbil¬ dung; ist die Grundmoränenstruktur im Aufschluß immer deutlich ö. entwickelt, so daß kein Zweifel über die Natur dieser Schichten obwalten kann. Gute Beispiele für diese Art der Grundmoräne bietet die Gemeindekiesgrube von Zöschen. Ganz allgemein zeichnet sich unser Glazialdiluvium durch reichliche Führung von einheimischem Material aus. Hallesche Porphyre, Muschelkalk, Knollensteine, Kieselschiefer, diese wohl vorwiegend aus tertiären Kiesen stammend, sowie lokal auch Bunt¬ sandstein bilden regelmäßige Gesteine des Geschiebemergels. Saale¬ material (thüringer Schiefer) kommt außer im direkten Hangen¬ den der Saaleschotter auch in höheren Lagen vor, so in dem IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 179 Kies des Os-Rückens bei Kockwitz östlich Halle, im Roddener Sande usw. Das nordische Material wird vorwiegend geliefert durch den sehr häufigen Feuerstein (es gibt nordische Kiese, in denen dieser, wenn auch nur ganz lokal, gut ein Drittel des Ge¬ steinsbestandes ausmacht, z. B. bei Dölsdorf auf Blatt Landsberg) durch Granite, unter denen besonders die glimmerarmen oder -freien häufig sind, und Porphyre, sowie die nicht seltenen cam- brischen Sandsteine und Quarzite, die nicht immer sicher von Knollensteinen zu unterscheiden sind. Gneise und Glimmer¬ schiefer finden sich seltener, häufig im Zustande vollkommener Zersetzung. Silurische Kalke sind durchweg selten. Bei den sehr häufigen Quarzgeschieben und -geröllen muß nordische oder süd¬ liche Herkunft meist unentschieden bleiben. — Es hat also im allgemeinen nur das widerstandsfähigste Material den weiten Transport von Skandinavien und dem Ostseegebiet bis südlich von Halle ausgehalten, und neben ihm spielt dem Untergründe der weiteren Umgebung entnommenes Material eine verhältnismäßig große Rolle. a) Das Glazialdiluvium im Bereich der alten Täler. * Von L. SlEGERT. Das mächtigste Glied unter den Ablagerungen der zweiten Eiszeit bildet eine Grundmoräne, der aus diesem Grunde, aber auch deshalb, weil sie von allen diluvialen Horizonten die größte Verbreitung an der Oberfläche in unserer Gegend besitzt, der Name Hauptgrundmoräne gegeben wurde. Sie besteht im wesent¬ lichen aus Geschiebemergel. Sandeinlagerungen treten namentlich im Süden unseres Gebietes fast völlig zurück. Mit Ausnahme der Gegend von Weißenfels ist überall eine mehr oder minder eingehende Gliederung möglich, namentlich dadurch, daß sich in die Grundmoräne zwei Leithorizonte, der Bruckdorfer Beckenton und der Roddener Schotter, einschalten. Die Gesamtmächtigkeit der Ablagerungen ist in dem alten ö o o Talgebiete eine ziemlich bedeutende. Allerdings konnte sie nur noch an wenigen Stellen in vollem Umfange gemessen werden. 12* 180 IV. xDie Ablagerungen der 2, Eiszeit. Sie beträgt in der Osthälfte von Blatt Dieskau ca. 25 — 30 m, nördlich, vom Rippachtal (Blatt Lützen) ca. 15 m. Die schwankende Mäch¬ tigkeitsangabe auf Blatt Dieskau rührt daher, daß die obere Grenze nicht genau festzustellen ist, da die allerhöchsten Schichten des gesamteu Komplexes von Glazialbildungen wahrscheinlich bereits der dritten Eiszeit angehören. In weitaus den meisten Gebieten dagegen sind die Schichten der zweiten Eiszeit später zum größten Teil der Erosion und mehr noch der Denudation anheimgefallen und besitzen deshalb jetzt eine geringere Mächtigkeit als ursprüng¬ lich. Von diesen Schwierigkeiten abgesehen ist die Mächtigkeit des Glazialdiluviums in unserer Gegend mit Leichtigkeit genau zu messen. Da es auf einer absolut geraden Basis aufruht und in sich selbst auch aus lauter ebenen Lagen, gewissermaßen Grundmoränen- und Schotterplatten, aufgebaut ist, so entspricht der Abstand eines Punktes der Oberfläche von seinem Liegenden der wahren Mächtigkeit. Genau wrie in der ersten Eiszeit, beginnen auch die Ablage¬ rungen der zweiten Eiszeit mit einem allerdings nur noch stellen- weise vorhandenen Bändertonhorizont von geringer Mächtigkeit; darauf folgt eine mächtige Schichtenfolge von Geschiebemergel, Tonen und Glazialkiesen mit eitler Gesamtmächtigkeit von ca. 20 m. Dieser Aufbau aus Geschiebemergel- und Fluvioglazialbänken beweist, daß die gesamte Mächtigkeit nicht mit einem Male er¬ reicht wurde, sondern die verschiedenen Schichten bei einer Reihe von einzelnen Oszillationen des Eises abgelagert wurden. Jedem einzelnen Vorstoß bezw. Rückzug entspricht eine Bank von ge¬ ringer Mächtigkeit. Solcher einzelner Horizonte konnten unter den Ablagerungen der zweiten Eiszeit acht unterschieden werden, die mindestens einer dreimaligen Oszillation entsprechen. Die Ab¬ lagerungen der zweiten Eiszeit sind daher von mir von unten nach oben wie folgt gegliedert worden1): ') Die nachfolgenden Horizonte sind bereits sämtlich in der wiederholt er¬ wähnten Arbeit (Zeitschr. d. D. g. G. 1906, Sitzber. S. 32) enthalten, wenn sie auch dort nicht alle mit Namen belegt wurden. S. IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 181 a) Saaleschwankung 1. Krieckauer Bänclerton, 2. Basalgrundmoräne, 3. Basalschotter und -saud. b) Bruckclorfer Schwankung 4. Hauptgrundmoräne (untere Geschiebemergelbank), 5. Bruckdorfer Beckenton. c) Dehlitzer Schwankung 6. Hauptgrundmoräne (mittlere Geschiebemergelbank), 7. Hauptrückzugsbilduugen , Dehlitzer Stadium (Endmo¬ räne auf Blatt Lützen), Roddener Stadium (Sandr auf Blatt Lützen, Merseburg-Ost und Dieskau), Dies- kauer Stadium (osartige und endmoränenartige Bil¬ dungen auf Blatt Dieskau und Landsberg), 8. Hauptgrundmoräne (obere Geschiebemergelbank). A. Die SaalescRwankung. 1. Der Krieckauer Bäuderton (Ahiiz). Von L. SlEGKRT. Das heranrückende Eis der zweiten Eiszeit fand in der Gegend von Halle fast die gleichen topographischen Verhältnisse vor wie das der ersten Eiszeit. Die Ablagerungen der ersten Eiszeit hatten das präglaziale Tal ausgefüllt und in meinem Gebiet eine fast vollständige Ebene geschaffen. In diese hatte sich zwar in der ersten Interglazialzeit die Saale ein ziemlich tiefes Tal eingeschnitten, doch war dies zum größten Teil wieder mit Schotter ausgefüllt worden und trat infolge seiner großen Breite und seiner äußerst flach ge¬ böschten Ufer wohl kaum stärker in Erscheinung als seinerzeit das präglaziale Tal. In diesem Tale wird es unter dem Einfluß des heranrückenden Eises zuerst zur Aufstauung des sich mischen¬ den Saale- und Gletscherwassers gekommen sein. Man könnte daher nach Analogie mit dem Dehlitzer Bänderton versucht sein, auch hier einen die älteren Flußschotter direkt überlagernden Bänderton im voraus zu erwarten. Doch bestätigt die Beobachtung eine solche Vermutung nur in beschränktem Maße. Nur in dem südlichen Abschnitt der interglazialen Saale war eine Tonablagerung X 182 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. auf der Hauptterrasse zu beobachten. Gleich der erste Aufschluß nach Eintritt der interglazialen Saale in mein Gebiet, eine westlich von Kriechau gelegene Kiesgrube, zeigt einen Bänderton als han¬ gendes Glied der interglazialen Saale in guter Entwicklung, der nach dieser Stelle auch seinen Namen »Kriechauer Bänderton« erhalten hat. In der leider ziemlich verstürzten Grube ließ sich 1904 das in Figur 7 wiedergegebene Profil beobachten. Dem inter¬ glazialen Saaleschotter ist hier der unter dem Namen Schlepp im Randdiluvium allgemein bekannte Mergelsand aufgelagert. In seinen unteren Partieen ist er ziemlich gleichförmig feinsandig ent¬ wickelt. Nach oben hin stellen sich zunächst ganz vereinzelte, sehr Figur 7. Löß Kriechauer Interglazialer Bänderton Saaleides Profil aus der Kriechauer Kiesgrube. schwache, oft nur papierdünne Lagen von fettem, tiefschwarzem Ton ein, die trotz ihrer minimalen Mächtigkeit doch weithin aus- lialten. Allmählich werden sie immer häufiger, bis endlich ein regelmäßiger Wechsel von hellen, feinsandigen und dunklen, tonigen Lagen stattfindet. Aus dem Schlepp entwickelt sich also ganz allmählich ein echter Bänderton, ohne daß irgend eine natür¬ liche Grenze zwischen beiden nachzuweisen wäre. Beide sind viel¬ mehr als identische Bildungen anzusehen, die einander vertreten können. Der Name »Kriechauer Bänderton« ist daher in dieser ganzen Arbeit stets in weiterem Sinne gebraucht, nicht rein petro- graphisch, sondern als stratigraphischer Begriff“, und umfaßt also auch die Schleppablagerungen mit. IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 183 Wie das Profil zeigt, liegt der Kriechauer Bänderton dis¬ kordant auf seiner Unterlage. Doch ist dies wohl nur eine ganz lokale, zufällige Erscheinung, indem sich der Bänderton in eine vorher ausgewaschene Rinne im Kiese eingelagert hat. Dazu ist diese Diskordanz wohl durch Gehängerutsch sekundär noch etwas verstärkt worden. Die nächsten guten Aufschlüsse finden wir auf dem linken Ufer bei Leuna-Ockendorf, wo der Bänderton allerdings in weit geringerer, nur mehrere Dezimeter betragender Mächtigkeit nicht nur in verschiedenen Kiesgruben aufgeschlossen ist, sondern sich auch mit dem Bohrer gut verfolgen läßt. Auf dem heutigen rechten Saaleufer fehlt er. Wenn unsere Deutung dieses Bändertones als Staugebilde richtig ist, so müssen wir annehmen, daß er auch hier ursprünglich vorhanden war. Es fehlt auch nicht an Tatsachen, die uns sein Verschwinden gerade in dieser Gegend leicht erklären. Wie im nächsten Abschnitt gezeigt wird, legen sich auf die inter¬ glazialen Saaleschotter bezw. auf den Kriechauer Bänderton glaziale Schotter und Sande, also Ablagerungen von Gletscherbächen. Diese haben natürlich stellenweise weit mehr erodierend auf den Krie¬ chauer Bänderton gewirkt, als die Untere Grundmoräne seinerzeit auf den Dehlitzer Bänderton ein wirkte. Es ist auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß der Kriechauer Bänderton wesentlich nur in dem südlichen Abschnitt des interglazialen Saaletales in meinem Arbeitsgebiet abgelagert worden ist, und in dem nördlichen Teil das Inlandeis zu schnell hereinbrach, als daß in dem Stausee, welcher in dem alten Flu߬ tale vor ihm entstand, erhebliche Sedimente gebildet werden konn¬ ten. Der Ton lagerte sich erst ab, als das Eis eine Stillstandslage einnahm. Vielleicht aber ist er auch schon primär nur lokal, in Rinnen, abgelagert worden. Die Möglichkeit, daß der Kriechauer Bänderton im Süden mit dem etwas weiter im Norden beginnenden Bruckdorfer Beckenton identischsei, ist wohl ausgeschlossen, da sich auf ersteren stellen¬ weise »Basalschotter« legt, ein Horizont, der älter als jener Becken¬ ton ist. 184 IY*. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 2. Die Basalgrundmoräne (5'mipV). a) Auf den Blättern Lützen, Merseburg -Ost, Dieskau und Halle-Süd. Yon L. SlEGERT. Das vorrückeude Eis der zweiten Eiszeit schob sieb, wie das ja ganz natürlich ist, nicht in seiner gauzeu Breite auf einmal vor, sondern war, wie uns die Entwicklung der Endmoränen in anderen Gegenden für die Rückzugszeiten lehrt, am Rande in einzelne Zun¬ gen aufgelöst. Diese fanden ihren Weg in unserer Gegend durch die breiten Flußtäler der Interglazialzeit vorgezeichnet. Dem ersten Vorstoß einzelner Eiszuugen in diese Flußtäler verdanken wir die Ablagerung der beiden basalen Glieder des Glazialdiluviums der zweiten Eiszeit, der Basalgrundmoräne und des Basalschotters. Den besten Einblick in die Lagerungsverhältnisse der beiden basalen Glieder, vor allem aber der Basalgrundmoräne liefern die Gruben zwischen Beesen und der Halle-Ammendorfer Chaussee, namentlich die auf Tafel 15 Fig. 1 abgebildete größte Grube. Auf die interglazialen Saaleschotter legt sich hier eine etwa 1 m mäch- tige Grundmoräne, die ihren Untergrund ziemlich stark beeinflußt hat. Die Stauchungen und Einpressungen von Grundmoräne, welche der interglaziale Saalekies in dieser Gegend aufweist, gehören mit zu den schönsten, die sich in dem an dieser Erscheinung sonst armen Gebiet der alten Täler, beobachten lassen. Sie erstrecken sich zwar nicht über die ganze Grube, gerade in dem hier abgebildeten Teil sind sie weniger deutlich entwickelt, doch finden sie sich in der Osthälfte der Grube wie in benachbarten Aufschlüssen sehr schön vor. Die Basalgrundmoräne läßt sich ferner noch in einer ganzen Reihe von benachbarten Kiesgruben beobachten. Allerdings hält sie keineswegs sehr lange aus. Wahrscheinlich ist sie bei ihrer geringen Mächtigkeit schon bei Ablagerung des Basalschotters zerstört worden. So waren an dem Hange des Saaletales bei Beesen nur noch ganz dürftige Andeutungen von ihr vorhanden ; in den Ammeudorfer Gruben aber ließ sich von ihr auch keine Spur mehr nachweisen, vergl. Profil C-D Tafel 6. Ebenso fehlt sie weiter nach O. hin, nördlich von der Elster -Luppeaue, fast vollständig. IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 185 Während hier der Basalschotter überall in breitem Streifen an den Hängen des Beide- und Elstertales ausstreicht, konnten nur ganz dürftige Reste der Basalgrundmoräne mit dem Handbohrer uach- gewiesen werden. In den Aufschlüssen dieser Gegend legt sich überall der Basalschotter direkt auf die interglazialen Saaleschotter. Demnach können auch die grundmoränenartigen Massen, welche südlich vom Ausbiß des Basalschotters bei Lochau, Wessnitz usw. auf dem interglazialen Saaleschotter liegen, keine Basalgrund¬ moräne sein, sonst müßte diese bei der Mächtigkeit jener Massen überall zwischen dem Basalschotter und der interglazialen Saale zu beobachten sein. Weit ausgedehnter ist dagegen die Basalgrundmoräne südlich von der Elster-Luppeaue entwickelt. In dem ganzen Abschnitt des interglazialen Saaletales zwischen Wallendorf und Dürrenberg ist sie zu beobachten. Von den Gruben westlich von der Bergschenke wur¬ den schon bei Besprechung der interglazialen Saaleschotter die Reste von Grundmoräne erwähnt, welche hier an einzelnen Stellen als Han¬ gendes jener Flußkiese zu beobachten sind. Über dem Ausstrich der Saalekiese, der sich von der Bergschenke an nach SO. hin¬ zieht, war die Basalgrundmoräne überall nachzuweisen. Ganz das gleiche gilt von dem Hange des heutigen Saaletales. Hier fehlt die Basalgrundmoräne nur in der Gegend zwischen Wallendorf und Kriegsdorf, oder sie ist vielmehr wohl nur in so undeutlichen Resten erhalten, daß sie von den dicken Abschlämmassen usw., welche hier alles verhüllen, nicht zu unterscheiden ist. Aber gleich südlich von Kriegsdorf treffen wir auf einen deutlichen Ausbiß, der ununterbrochen als unmittelbares Hangendes die interglazialeu Saaleschotter bis nach Wüsteneutzsch und dann längs des Tales des Floßgrabens bis halbwegs nach Schladebach begleitet. Erst dort werden die Verhältnisse etwas undeutlicher, da die Saale¬ schotter hier einige Meter höher reichen, als in dem eben erwähn¬ ten Abschnitt. Daß die Basalgrundmoräne zwischen den eben skiz- zierten Ausbissen überall vorhanden ist, also eine zusammenhängende Decke bildet, zeigt eine Anzahl kesselartiger, zu einer Rinne auge- ordneter Vertiefungen, die zwischen Zscherneddel und dem Sieben¬ ärmel in der hangenden Decke, dem Basalschotter, auftreten. An 186 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. ihrem Grunde liegt überall die Basalgrundmoräne oder läßt sich, wenigstens mit dem Handbohrer erreichen. Südlich vom Floßgraben bedeckt die Basalgrundmoräne einen großen Teil der interglazialen Saaleterrasse. Im O. geht sie bis «*v an das rechte Ufer heran. Nur am heutigen Saalehang hat die Erosion sie auf einige hundert Meter Breite beseitigt. Nach S. zu reicht sie fast bis an die Dürrenberg-Markranstädter Chaussee heran. Südlich vom Ellerbachtale konnte sie auf dem heutigen rechten Saaleufer nicht mehr mit Sicherheit nachgewiesen werden. Vielleicht gehören zu ihr aber einige kleine Geschiebemergelfetzen an der Windmühle bei Gr. Goddula. Wenden wir uns dem linken Ufer der heutigen Saale zu, so ist die Basalgrundmoräne auf Blatt Halle kaum zu erwarten, da dieses Gebiet außerhalb des interglazialen Saaletales liegt. Erst in der Südwestecke von Blatt Merseburg-Ost ist sie in meinem Gebiet wieder nachzuweisen. Hier bedeckt sie zwischen Leuna- Ockendorf und Spergau allenthalben die breite interglaziale Saale¬ terrasse, allerdings in so schlechter Erhaltung und vermengt mit allen möglichen äolischen Bildungen und Abschlämmassen, dazu durch den Pflug um und um gearbeitet, daß sie auf der Karte nur unter der Bezeichnung »Reste von Grundmoräne« ausge¬ schieden werden konnte. Ähnlich ungünstig liegen die Verhält¬ nisse auf Blatt Lützen. An dem schmalen Ausbiß der Saale fehlt sie vollständig, was aber wahrscheinlich nur eine sekundäre Er¬ scheinung ist. Erst ganz an der Westgrenze des Blattes finden wir eine Grundmoräne als Hangendes der interglazialen Saale, so in den Gruben am Fuchsberge westlich vom Bahnhof Corbetha und bei Schkortlebgn. Der erste Punkt liegt jedoch dem FTfer so nahe, daß es sich sehr wahrscheinlich um eine höhere Grund¬ moränenbank handelt, zumal auch die Basalschotter fehlen und die Grundmoräne sogleich von Löß überlagert wird. Bei Schkort- leben trifft allerdings dieser Ein wand nicht ganz zu. Es mögen daher hier die tiefsteu Partieen der auf der Karte ausgeschie¬ denen Grundmoräne sehr wohl der Basalgrundmoräne entsprechen. In seiner Gesamtheit ist jedoch dieser Geschiebemergel aller Er¬ fahrung nach zu mächtig, als daß er ganz zur Basalgrundmoräne IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 187 gestellt werden könnte. Seine kartographische Trennung von dem höheren Horizonte ist natürlich unmöglich. Mit einigem Recht könnte man ferner wohl die kleine Geschiebemergelpartie südwest¬ lich von Gniebendorf ihrer Lage nach hierher rechnen. b) In der Gegend von Merseburg. Von W. Weissermel. Auf Blatt Merseburg- West legt sich auf die Saale-Haupt¬ terrasse durchweg eine Decke von Glazialschotter, der Basal¬ schotter, und auf diesen die Hauptgrundmoräne, um über ihn hin¬ weg sich auf die Buntsandsteinufer auszudehnen. Figur 8. Schwarzerde Saaleschotter der Hauptterrasse (diu), überlagert durch Basalgrundmo¬ räne (dm 2/5) und Basalschotter (dsiß). Im Saaleschotter eine Stauchungs¬ zone, darüber wieder ruhig gelagerte Flußschotter. Kiesgrube an der Kötschener Windmühle. Eine Basalgrundmoräne zwischen Basalschotter und Haupt- terrasse war hier nur an einer Stelle sicher zu beobachten, nämlich in einer kleinen Grube an der Kötschener Windmühle, gleich süd¬ lich des Merseburger Exerzierplatzes. Hier war das nebenstehend skizzierte Profil zu beobachten (Fig. 8). Zu unterst waren mehrere Meter horizontal geschichteter, recht feuersteinarmer Hauptterrassen¬ schotter aufgeschlossen. In einer oberen Zone, von einer bestimmten Schicht ab, war die deutliche Horizontalschichtung verschwunden, und an ihre Stelle trat eine undeutliche, wellige, zum Teil taschen¬ artige Stauchung; zugleich ließ sich eine, wenngleich auch nicht erhebliche Zunahme des nordischen Materials feststellen. Auf diese gestauchten Lagen legt sich zunächst noch einmal horizontal ge- 188 1Y. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. schichteter Saaleschotter und auf diesen etwa 1 m normaler Ge¬ schiebemergel; auf die Grundmoräne folgt endlich etwa 1 m Schot¬ ter, der als ein nordischer Kies mit viel beigemischtem Saale¬ material oder auch als ein Saalekies mit vielen nordischen Ge- -v rollen bezeichnet werden könnte. Entscheidend für seine Deutung ist seine Stellung im geologischen Kartenbilde, und diese verweist ihn in die Basalschotterdecke, die 200 — 300 m weiter östlich von Geschiebemergel überlagert wird. Wir haben hier also eine wenig mächtige Geschiebemergel¬ bank an der Basis des Basalschotters, einen Beweis, daß der erste Eisvorstoß der zweiten Vereisung, der die Basalgrundmoräne ab¬ lagerte, bis hierher reichte. Die Stauchungen in den sie unter- lagernden Saaleschottern zeigen an, daß dieser Eisvorstoß unter Oszillationen, unter Kampf mit den Saalewassern, vor sich ging. Diese wenig mächtige Grundmoräne ist aber bei der folgenden Ablagerung des Basalschotters meist wieder zerstört worden, denn dieser liegt gewöhnlich unmittelbar auf der Hauptterrasse. Über einen weiteren Punkt, an dem Basalgrundmoräne beob¬ achtet wurde, siehe Seite 119. 3. Der Basalschotter und -sand (ösnß). a) Auf den Blättern Lützen, Merseburg-Ost, Dieskau und Halle-Süd. Von L. SlEGERT. Das Hangende der Basalgrund moräne bildet, von den un¬ sicheren Partieen bei Schkortleben abgesehen, überall der Basal¬ schotter und -sand. Er liegt gleichfalls fast nur in dem alten inter- glazialen Saaletal, doch ist seine Verbreitung noch etwas ausge¬ dehnter als die der Basalgrundmoräne, weshalb er an verschie¬ denen Stellen über diese hinausgreift und sich direkt auf die interglazialen Saaleschotter legt. Seine Beschreibung beginnen wir gleichfalls am besten, wie bei der Basalgrundmoräne, mit den Beesener Kiesgruben. In der auf Tafel 15 Fig. 1 abgebildeten Grube erreicht er eine Mächtigkeit von ca. 2 m. Er ist hier als ein typischer Glazialkies entwickelt. Der Reichtum an nordischen Gerollen, die reichliche Beimengung von sandigem Material, die allgemeine Rundung der Gerolle und der hierdurch, IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 189 wie durch die Verschiedenheit in der Größe der Gerolle bedingte Mangel einer ausgesprochenen Schichtung steht in schärfstem Gegensatz zu den interglazialen Saaleschottern. Da man selten Flußschotter und glaziale Kiese in so typischer Entwicklung direkt über einander und doch durch eine gänzlich andersartige Ablage¬ rung scharf von einander getrennt findet wie hier, so ist dieser Aufschluß bei seiner leichten Erreichbarkeit geradezu ein Schul¬ beispiel für das Studium der beiden Haupttypen von Kies in un¬ serer Gegend. Während die Basalgrundmoräne sich nur in der engsten Nachbarschaft der Beesener Kiesgruben ausbreitete, besitzt der Basalschotter nördlich von der Elster-Luppeaue die gleiche Verbrei¬ tung wie der interglaziale Saalekies, dessen direktes Hangendes er meist bildet. So läßt er sich südlich von den Beesener Gruben durch reichliche Streuung von nordischen Gerollen auf den Feldern verfolgen, streicht dann an dem Hange des Saaletales bei der Broihahnsehenke aus, allerdings hier in ziemlich undeutlicher Ent¬ wicklung. In den nördlichen Gruben von Ammendorf bildet er das unmittelbare Hangende der interglazialen Saale. Von Ammen¬ dorf aus zieht er sich parallel dem Ausbiß der Saaleschotter zu¬ erst nach O. zu bis an die Grube Hermine Henriette I hin, immer als direktes Hangendes der Saaleschotter. Auch am rechten Ufer des Reidebaches finden wir das gleiche Verhältnis wieder. Aufschlüsse fehlen in diesem Abschnitt vollständig, doch beweisen die zahlreichen Handbohrungen, daß der Basalschotters sehr sandig entwickelt sein muß. Seine etwas schwankende Mäch- tigkeit beträgt zwischen Ammendorf und Bruckdorf durch¬ schnittlich 1 m. Etwas größer, etwa 2 m, ist seine Mächtigkeit am linken Ufer des Reidebaches. Er liegt hier gleichfalls direkt auf dem Saaleschotter, dessen Gefälle entsprechend er nach S. zu sehr sanft ansteigt. Nördlich von Döllnitz biegt der Ausbiß des Basalschotters nach O. um. ! Kurz vor Raßnitz keilt er endlich zwischen der interglazialem Hauptterrasse und dem Hauptgeschiebe¬ mergel aus. Auf dieser ganzen Strecke liegt er wiederum überall unmittelbar auf der interglazialen Saale. Nur nordöstlich von Döllnitz konnten spärliche Reste der Basalgrundmoräne beob- 190 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. achtet werden. Zwischen Zwintschöna und Raßnitz ist er nur in einem einzigen Aufschluß, in dem Tagebau der Grube Her¬ mine Henriette II, und zwar besonders an dessen Weststoß gut erschlossen. Im Gegensatz zu der Ausbildung auf Blatt Halle besteht er hier fast ausschließlich aus einem feinen nordischen Sande mit nur spärlicher Beimischung von groben Gerollen und noch selteneren Lagen von solchen. Ganz den gleichen Habitus weisen aber auch auf Blatt Dieskau die zahlreichen Handbohrungen nach, so daß der Basalschotter trotz der geringen Aufschlüsse überall von den weit gröberen Flußschottern leicht mit dem Bohrer zu unterscheiden und abzugrenzen war. Die eben geschilderte, überall durchgehende Parallelität der Ausbisse des interglazialen Saaleschotters und des Basalschotters auf den Blättern Halle und Dieskau läßt es sicher erscheinen, daß er sich hier in der ganzen Breite des alten Saaletales überall auf den interglazialen Saaleschotter legt. Einen direkten Beweis für diese Annahme erbrachte aber auch die Bohrung von Rabutz- Schwoitsch. Hier stieß man in 99 m über N.N., also in einer Meeres¬ höhe, die mit der Oberkante des Basalschotters am Reidebach gut übereinstimmt, auf glaziale Sande und Schotter, die 7,3 m tief an¬ hielten. Unterlagert wurden sie von 1 m interglazialem Saale¬ schotter, dessen Unterkante gleichfalls in einem den Gefällsver- hältnissen ganz entsprechenden Niveau liegt. Die Mächtigkeits¬ verhältnisse von interglazialem Saaleschotter und Basalschotter haben sich also hier gegenüber denen am Reidebach gerade um¬ gekehrt. Diese Erscheinung erklärt sich wohl sehr einfach durch die starke Erosion ? welche vor und nach Ablagerung der Basal¬ schotter statthatte. Wie dadurch auf weite Strecken hin die gesamte Basalgrundmoräne beseitigt wurde, so ist hier außerdem noch ein beträchtlicher Teil der darunterliegenden Flußschotter vernichtet worden. Ob die Erosion dabei so gleichmäßig vor sich ging, wie es in Profil E-F-G Tafel 7 der Einfachheit halber gezeichnet wurde, bleibt wohl mehr als fraglich. Viel wahrscheinlicher ist, daß sich die Schmelzwasser vor Ablagerung der Basalschotter in der Nähe des Ufers der alten Saale eine breite Rinne erodiert hatten. IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 191 b) Nördlich von Zwintschöna. Von W. Weissermel. Nördlich von Zwintschöna streicht der Basalschotter als Han¬ gendes der interglazialen Saaleschotter und überlagert vom Haupt¬ geschiebemergel an beiden Seiten des Reidetales aus *). Er ist hier vorwiegend kiesig entwickelt und daher von Saaleschotter hauptsächlich nach den Höhenlinien zu trennen. Immerhin läßt er sich auch im Bohrer durch die wechselnde, häufig sandige Beschaffenheit von ersterem unterscheiden. In der Grube an der Chaussee Bruckdorf- Halle wird er als Kies ausgebeutet. Nur beim Dorfe Schönnewitz fehlt der Basalschotter und legt sich der Geschiebemergel in größeren Flächen unmittelbar auf die Saale¬ terrasse. Nachdem diese unter dem an Mächtigkeit zunehmenden Glazialdiluvium verschwunden ist, läßt sich der Basalschotter in sandiger Entwicklung noch ein Stück weit zwischen Krondorf und Burg bis zum Reidealluvium verfolgen, um hier endgültig unter dem Hauptgeschiebemergel zu verschwinden. c) Südlich von der Elster-Luppeaue. Von L. SlEGERT. In ausgedehnter, flächenhafter Verbreitung finden wir unseren Horizont südlich von der Elster-Luppeaue wieder. In dem Viereck zwischen den Dörfern Wallendorf- Zöschen- Schladebach- Wüsten¬ eutzsch liegt der Basalschotter und -sand überall an der Ober¬ fläche. Wenn er auch nur au verschwindend wenigen Stellen von kleinen, aber noch deutlich erhaltenen Fetzen einer jüngeren Grund¬ moräne bedeckt wird, so ist er doch fast überall nur mit dem Bohrer nachzuweisen, weil eine dicke Decke von Schwarzerde usw. ihn dem Blick verhüllt. Seine petrographische Entwicklung ist, so¬ weit es sich bei den fast gänzlich fehlenden Aufschlüssen beobachten ließ, eine ziemlich wechselnde. Das Material schwankt von groben Schottern bis zu feinen Sauden, wenn auch, im Gegensatz zu dem vorigen Abschnitt auf Blatt Dieskau, die Kiese vorherrschen und 9 Auf dem Blatt Dieskau ist die flache Höhe südlich von Dölbau ver¬ sehentlich durchweg mit der Signatur des Basalschotters dargestellt. Tatsächlich bildet dieser nur die Basis dieses Sandhügels, während die höheren Teile desselben das Ende eines der osartigen Sandzüge bilden (siehe Seite 264). 192 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. stellenweise zu Schotterstreuung Veranlassung geben. In einer jetzt verschütteten Grube in der Nähe der Zusammenmündung der Chausseen von Kreypau und Kriegsdorf nach dem Siebenärmel bestanden die Gerolle nach ungefährer Schätzung zu 80 °/o aus Quarz und zu 15 % aus nordischem Material, während den Rest thüringische Schiefer bildeten. Porphyr war, sehr selten, von Muschelkalk wurde ein einziges Stück gefunden. Ein kleiner, zu¬ fälliger Aufschluß am Wege von Wüsteneutzsch nach der Schlade- bacher Chaussee zeigte dagegen fast nur ziemlich gut geschichteten Glazialsand. Wie ein Blick auf Blatt Merseburg-Ost zeigt, tritt östlich von dem eben geschilderten Gebiet noch eine andere, ganz ähn¬ liche Fläche von glazialem Schotter auf, die als »Roddener Schotter« ausgegrenzt worden ist. Abgesehen von einzelnen petrographischeu Unterschieden war hierfür, wie in dem Abschnitt über den Roddener Schotter näher ausgeführt werden soll, vor allem das Lagerungsverhältnis maßgebend. Auch südlich vom Floßgraben treffen wir den Basalschotter und -sand wieder an. Von der Domäne Schladebach aus zieht er sich zunächst nach Tollwitz in fast rein nordsüdlicher Richtung hin. Hier bildet die Basalgrund moräne überall sein Liegen- des. Man könnte daher diesen Abschnitt ohne weiteres zu dem vorigen ziehen, wenn nicht Schwierigkeiten, welche sich hier in der Abgrenzung des Basalschotters nach oben hin ergeben, eine gemeinsame Besprechung mit dem nächsten Abschnitt, mit dem Basalschotter zwischen Teuditz und Goddula, angezeigt erscheinen ließen. Der einzige Unterschied zwischen diesen beiden Abschnitten besteht darin, daß hier die Basalgrundmoräne fehlt. Die Basal¬ schotter liegen also wiederum direkt auf den interglazialen Saale- schottern, ein Umstand, der keiner weiteren Erörterung mehr be¬ darf. In beiden xAbschuitten ist der Basalschotter vorwiegend kiesig, wodurch natürlich seine Abgrenzung von den intergiazlelan Saaleschottern da, wo die Basalgrundmoräne fehlt, schwierig wird. Doch dürfte die auf Blatt Lützen gewählte Grenze, welche mit dem Anstieg des Geländes von der gerade hier tischebenen Terrasse aus zusammenfällt, der Wirklichkeit ziemlich nahe kommen. IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 193 Die Schotter, welche sich zwischen der Domäne Schladebach und Goddula teils auf die Basalgrundmoräne, teils auf die inter¬ glaziale Saaleterrasse legen, besitzen eine weit höhere Mächtigkeit, als wir bisher bei den Basalschottern fanden. Zwischen Goddula und Tollwitz überschreiten sie 5 m, und in dem nördlich davon gelegenen Abschnitt erreichen sie 4 m. Ein Blick auf das Profil N-M-L Taf. 5 zeigt, daß die Oberfläche dieser Schotter weit höher liegt als die Ufer der interglazialen Saale, daß sie also,* wenn sie in ihrer ganzen Mächtigkeit bereits am Anfang der zweiten Eiszeit abgelagert worden wären, auch über das Ufer hinaus auf die Untere Grundmoräne übergreifen müßten. Hierfür fehlt aber jeglicher Anhalt. Nirgends treffen wir in der Nähe jenes Ufers auf der Unteren Grundmoräne Glazialschotter von entsprechender Mächtig¬ keit. Auch erreichte wahrscheinlich das alte Ufer, wenigstens dicht am Fluß, kaum die Höhe, welche heute noch die höchsten Punkte dieser Schotter einnehmen. Liegen sie doch, z. B. bei Teuditz, höher, als selbst die Hauptgrundmoräne heute dort liegt. Die einfachste Erklärung für diese Verhältnisse ist wohl die, daß die obersten Partieen dieser Schotter eben nicht mehr Basal¬ schotter sind, sondern das Äquivalent einer höheren Bank des Hauptgeschiebemergels. Eine Grenze zwischen dem Basalschotter und diesen höheren glazialen Schottern ist freilich kaum zu ziehen. In dem südlichen Abschnitt wurde eine vermutete Grenze an die 110 m-Kurve gelegt und damit dem Basalschotter die maximale Mächtigkeit von 2 m gegeben, welche anderwärts beobachtet worden war. Nördlich vom Ellerbachtal bereitete jedoch die Grenzführung so große Schwierigkeit, daß auf die Eintragung auch nur einer vermuteten Grenze verzichtet und nur durch die Einschreibung der entsprechenden Signaturen unserer Auflassung Rechnung ge¬ tragen wurde. Den südlichsten Streifen von Basalschotter treffen wir bei Klein-Corbetha an, auch hier wiederum direkt auf interglazialem Saaleschotter liegend. Auch er wird von einer ca. 6 m mächtigen Decke von Glazialsand und -kies überlagert, doch war trotzdem hier leicht eine Grenze zu ziehen, weil sich zwischen beide Hori¬ zonte eine dünne Geschiebemergellage einschaltet. Die Ähnlichkeit 13 Neue Folge. Heft 60. 194 1Y. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. dieser Verhältnisse mit den vorhin geschilderten ist aber wohl ein weiteres Argument für die Wahrscheinlichkeit der vorhin ent¬ wickelten Auffassung. Auf dem linken Ufer der Saale treten die Basalschotter in meinem Gebiet zum ersten Male südlich von Leunis- Ocken¬ dorf (Blatt Merseburg-Ost) auf. Sie besitzen hier wechselnden Habitus. Während bei Leunis- Ockendorf noch ziemlich reine Schotter liegen, stellen sich weiter südwärts mehr Sande ein, denen sich oft lehmige Partieen ganz unregelmäßig beimischen. Trotz dieser wechselnden Ausbildung lassen jedoch die Verbandsverhält¬ nisse keinen Zweifel an ihrer richtigen Deutung. Auf Blatt Lützen konnten westlich der Saale keine Basalschotter mehr nachgewiesen werden. d) In der Gegend von Merseburg. Von W. Weissermel. In der engeren Umgebung von Merseburg ist der Schotter der Hauptterrasse auf große Flächen durch Denudation von der Decke jüngeren Glazialdiluviums befreit und liegt zu Tage, nur verhüllt von einem dünnen Schleier meist kiesigen, selten lehmigen nordischen Materials. Nach Süden sowie nach Westen verdichtet sich dieser Schleier zu einer Decke von Kies und Sand, dem Basalschotter, und auf diesen legt sich dann weiter der Geschiebe¬ mergel, unter welchem durch den 2 m-Bohrer der Sand oder auch Kies des Basalschotters noch ein Stück weit zu verfolgen ist. Es ist das besonders südlich von Merseburg zwischen der Thüringer und der Merseburg-Müchelner Bahn der Fall. Nach Westen greift der Basalschotter über das Gebiet 4» der Hauptterrasse hinaus, jedoch nur um wenige hundert Meter; denn weiterhin wird der Geschiebemergel unmittelbar von Bunt¬ sandstein unterlagert, oder letzterer tritt unverhüllt an die Ober¬ fläche (siehe Profil C - D auf Tafel 14). Bei Schkopau, wo das Ufer der Hauptterrasse rechtwinklig nach Osten umbiegt, geht der Basalschotter unbekümmert darum nach Norden weiter. Aufschlüsse im Basalschotter sind nicht häufig, da die zahl¬ reichen Kiesgruben meist im Gebiet des unverhüllten Interglazial¬ schotters liegen. Wo er erschlossen ist, so bei Kötschen (s. Fig. 8 1Y. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 195 S. 187) und in einer ziemlich großen, später eingegangenen Grube am Südrande von Schkopau, zeigt er neben dem uordischen Material einen mehr oder weniger reichlichen Gehalt an Saalegeröllen, der durch seine Lagerung auf oder in der Nachbarschaft des Saaleschotters leicht erklärlich wird. Stellenweise fehlt der Basalschotter, und der Hauptgeschiebemergel legt sich unmittelbar auf die Haupt¬ terrasse, so südwestlich von Merseburg, am Nordrande des Gott¬ hardteiches, wo in einer neuen, aut dem geologischen Blatte noch nicht eingetragenen städtischen Kiesgrube die Auflagerung gut aufgeschlossen ist. Die Mächtigkeit des Basalschotters dürfte etwa 2 — 3 m betragen. In der Gegend von Weißenfels ist ein Basalschotter nicht mehr festzustellen, sondern, wie aus der Schilderung der Gruben¬ aufschlüsse auf Seite 83 ff. hervorgeht, legt sich der Hauptgeschiebe¬ mergel direkt auf die Hauptterrasse, ebenso wie weiter westlich auf die höhere Saaleterrasse. B. Die Bruokdorfer Schwankung. 4. Die Hauptgrun dmoräne (untere Grescliiebemergelbank) (dmiiu). Von L. SlEGERT. Die untere Geschiebemergelbank wird im Hangenden scharf durch den Bruckdorfer Ton begrenzt. Das Liegende können da¬ gegen beinahe alle bis jetzt beschriebenen Glieder des Diluviums ebenso wie auch das ältere Gebirge bilden. Die untere Geschiebe¬ mergelbank besitzt von allen drei Bänken der Hauptgrundmoräne die geringste Mächtigkeit. Rechts von der Saale ist sie ebenso wie die mittlere Bank wohl überall vorhanden, wenn natürlich auch meist von den höheren Gliedern des Glazialdiluviums verdeckt. Sie tritt auch überall an dem Hange der Täler zu Tage. xAuf Blatt Halle treffen wir sie zum ersten Male in der Gegend von Beesen und Ammendorf an, wo sie den gewöhnlichen, hellen, sandig- mergeligen Habitus besitzt. Sie ist hier 2 — 3 m mächtig, ihre Oberkante fällt ungefähr mit der 100 m- Kurve zusammen. Für wenige hundert Meter bildet zunächst Mittlerer Buntsandstein ihr Liegendes. Daun aber lagert sie sich für ihre ganze Erstreckung 13* 196 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. bis nach Osendorf auf Basalschotter. In der Gegend von Ammen- dorf wird ihre genaue Abgrenzung nach oben hin etwas un¬ sicher. Hier erleidet der Bruckdorfer Beckenton eine kurze Unterbrechung, dafür schaltet sich eine sehr flache, aber weithin aushaltende, schwebend gelagerte Sandbank ein. Da ähnliche Sandbänke zwischen Osendorf und Bruckdorf bereits zur nächsten Schwankung gehören, so dürfte also auch hier die Grenze noch unterhalb dieser Sandbank zu suchen sein. Die Mächtigkeit der unteren Geschiebemergelbank wird also nach Osten zu immer oferino;er, bis sie bei Osendorf ganz auskeilt. Am rechten Reide- ufer konnte sie nirgends mit Sicherheit festgestellt werden. Hier legt sich vielmehr der Bruckdorfer Ton direkt auf den Basalschotter. Sicher war unsere Geschiebemergelbank auch hier ursprünglich vorhanden, wurde aber noch vor der Ablagerung des Tones zerstört. Dafür spricht auch die weitere ununterbrochene Ausbreitung über die ganze Südhälfte von Blatt Dieskau, die bereits am jenseitigen Ufer des Reidebaches wieder beginnt. Nur nördlich von Dieskau liegt hier in meinem Gebiete der Bruckdorfer Ton noch einmal auf eine kurze Strecke direkt dem Basalschotter auf. Südlich von Dieskau schaltet sich dann bis nach Raßnitz hin überall zwischen beide Horizonte wieder die untere Geschiebemergelbank ein. Auch hier besteht sie fast ausschließlich aus reinem Ge¬ schiebemergel; nur ganz spärlich treten kleine Sandnester auf. Bei Rassnitz keilt sie gleich dem Basalschotter aus. Weiter nach Osten hin sind die Verhältnisse ziemlich unsicher. Nur den Geschiebe¬ mergel zwischen dem Unteren Sand bei Ermlitz und dem nörd¬ lich davon liegenden Bänderton könnte man unter gewissen Vor¬ aussetzungen, die erst später in dem Abschnitt über den Rabutzer Beckenton besprochen werden sollen, noch hierher rechnen. Südlich von dem Elster-Luppetale war die LTntere Geschiebemer¬ gelbank wieder sehr leicht kartographisch zu. verfolgen. In der Gegend von Zschöchergen liegt sie auf der höheren Saaleterrasse; weiter nach Westen und Süden zu bildet die ältere Grundmoräne ihr Liegendes. In der Gegend von Schladebach, Witzschersdorf und Kötzschau aber schaltet sie sich wieder zwischen interglazialen Saaleschotter und Bruckdorfer Beckenton ein. Petrograpliiscli 197 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. weicht sie in diesem Gebiet teilweise erheblich von dem bisherigen Habitus ab. So ist sie in den Gruben an der Leipziger Chaussee südöstlich von Göhren als ein sehr dunkler, toniger, stark kalk¬ haltiger Mergel entwickelt, der lebhaft an die normale Ausbildung der älteren Grundmoräne erinnert. Ähnliche tonige Ausbildung besitzt sie stellenweise zwischen Röcken und Zschöchergen. Auch zwischen Kötzschau und Groß-Lehna finden wir sie in der gleichen tonigen Entwicklung. In den übrigen Gebieten dagegen herrscht meist der normale, helle und mergelige Habitus vor. Westlich von der Linie Zöschen-Schladebach fehlt die untere Bank, wie alle höheren Glieder des Glazialdiluviums, vollständig infolge ausgedehnter Denudationsvorgänge. Hier liegt heute, wie im vorigen Abschnitt bereits hervorgehoben wurde, der Basalschotter an der Oberfläche. Nur einzelne kleine Fetzen von Grundmoräne vertreten die untere Bank, deren letzte Spuren sich auch wohl teilweise noch in der dicken Schwarzerdedecke veroergen mö^en. Südlich von Schladebach-Kötzschau können wir nur noch einzelne kleine Grundmoränenpartieen, die auf dem Basalschotter liegen, mit einiger Sicherheit hierher rechnen. In dem ganzen weiten Grundmoränengebiet von Blatt Lützen ist die untere Grundmorä¬ nenbank zwar überall wohl vorhanden, doch fehlt uns jeder Anhalt für ihre Abgrenzung von der mittleren Bank, weshalb sie auf der Karte mit dieser vereinigt werden mußte. Auf dem linken Ufer der Saale konnte die untere Geschiebe¬ mergelbank nur südlich von Leuna-Ockendorf mit einiger Wahr¬ scheinlichkeit angenommen werden, während das spezielle Alter der übrigen spärlichen Geschiebemergelpartieen dieser Gegend unbestimmt bleiben mußte. Das schmale Gebiet auf dem linken Saaleufer hat schon wiederholt in der Genauigkeit der Alters¬ bestimmung. seiner Schichten hinter anderen Gegenden zurück¬ stehen müssen. Dies hat seinen Grund darin, daß das Gebiet äußerst schlecht aufgeschlossen ist und fast überall alle älteren Glieder von Löß verdeckt werden. Nach Osten hin aber ist der Zusammenhang mit den genauer bestimmbaren Schichten durch die breiten alluvialen Täler zerrissen. 198 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 5. Der Bruckdorfer Beckentoii (dhntf). a) Auf den Blättern Halle-Süd (Osthälfte), Dieskau (Südhälfte), Mers eburg- Ost und Lützen. Von L. SlEGERT. Zwischen die untere und mittlere Geschiebemergelhank schaltet sich der als Bruckdorfer Beckenton bezeichnete Tonhorizont ein, welcher, wie zuerst von mir nachgewiesen wurde, trotz seiner ge¬ ringen Mächtigkeit wegen seines weiten Aushaltens und seiner Niveaubestäudigkeit einer der wichtigsten Leithorizonte unseres Diluviums ist. Seine Verfolgung von der Halleschen Gegend aus nach anderen Gebieten hin dürfte noch viel zur Klärung der Strati¬ graphie des Randdiluviums beitragen. Auch ist zu erwarten, daß längs des Randgebietes sich noch andere, mit diesem gleichalterige Tonbecken nachweisen lassen werden. Allerdings bereitet die genaue Verfolgung dieses Horizontes sehr viel Mühe. Bei seiner geringen Mächtigkeit, die oft unter 1 m bleibt, ist sein Ausbiß auch an sehr flachen Hängen doch immer noch so schmal, daß man ihn selbst bei eng gesetzten Bohrungen leicht übersehen kann. Ohne Bohrungen aber ist er, verhüllt von der dicken Schwarz¬ erdedecke, überhaupt nicht nachzuweisen. Petrographisch ist der Bruckdorfer Beckenton ziemlich ein¬ heitlich entwickelt. Es ist ein stellenweise sehr fetter, graubrauner, in den nördlichen Teilen oft rotbrauner, ungeschichteter Ton. Manchmal, so bei Zschöchergen, nimmt er tief dunkle Farbe an. W eithin ist er auch als Bänderton entwickelt. Nördlich von der Elster-Luppeaue Äst er in meinem ganzen Gebiet nachzuweiseu. Sein Ausbiß an den Talhängen fällt mit der vorhin skizzierten Oberkante der unteren Geschiebemergelbank zusammen, weshalb wir uns mit der Beschreibung seines Verlaufes sehr kurz fassen können. Er beginnt auf Blatt Halle am Buntsandsteinufer der interglazialen Saale in ca. 100 m Meereshöhe als eine etwa 1,5 m mächtige Schicht. Doch keilt er schon aus, ehe er noch die Ost¬ grenze des Blattes erreicht hat. Daß es sich dabei um eine Ero¬ sionserscheinung handelt, wird dadurch bewiesen, daß sich hier an seiner Stelle ein etwa gleich mächtiger jüngerer Sandhorizont ein- IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 199 schaltet. In dem alten damals auflässigen Tagebau der Grube Hermine Henriette I, westlich von der Osendorf - Bruckdorfer Straße, war zur Zeit der Kartierung eine der wenigen Stellen, wo er im Aufschluß zu sehen war. Dann begleitet er immer das rechte Ufer des Reidebaches bis über Bruckdorf hinaus. Ver¬ schiedene Tiefbohrungen zeigen uns, daß er in diesem ganzen Gebiet bis über Halle hinaus durchzieht. So wurde er bei einer Bohrung in der Raffineriestraße in Halle angetroffen. Ferner läßt sich der Bänderton, den K. v. Fritsch bei den Ausschachtungs¬ arbeiten am Halleschen Bahnhof seinerzeit beobachtete, nach Aus¬ bildung und Lagerungsverhältnis zwanglos als Bruckdorfer Ton o ö o o deuten, wie bereits in dem Abschnitt über die ältere Grundmoräne erwähnt wurde. Endlich sind hier noch die von Lüdecke be¬ schriebenen Bohrungen bei Mötzlich, im N. von Halle, zu erwähnen. (Vergl. hierüber auch S. 209.) Verfolgen wir den Ausbiß des Bruckdorfer Tons auf Blatt Dieskau weiter, so sehen wir ihn auf dem linken Reideufer sich von Zwintschöna aus in ca. 97 m Meereshöhe nach Dieskau hin¬ ziehen. Östlich von Dieskau keilt er aus, um wenige hundert Meter weiter südöstlich, jenseits der kleinen Alluvione, wieder einzusetzen diesmal genau an der 100 m Kurve, der er über 1 km weit folgt. Da beide Teilstrecken völlig niveaubeständig sind, so ist dieser Sprung von über 3 m auf wenige hundert Meter Entfernung sehr auffällig. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, daß hier eine sehr junge tektonische Störung vorliegt. Doch war mir eine genauere Untersuchung dieser Verhältnisse wegen Zeitmangels nicht möglich. Südlich von Zwintschöna konnte der Ton auf eine Strecke von etwa 1 ^2 hin nicht nachgewiesen werden. Allerdings standen hier die Haudbohrungen etwas weiter auseinander als sonst beim Aufsuchen dieses Horizontes, wo, je nach der Böschung der Ge¬ hänge, oft alle 5 — 10 m gebohrt wurde. Nördlich von Döll¬ nitz setzt unser Ton wieder,genau mit der 100 m -Kurve ein, der er bis fast an die Chaussee von Lochau nach Gröbers folgt. Zwischen dieser Chaussee und Rassnitz löst sich das bis dahin zu¬ sammenhängende Band in zahlreiche einzelne Linsen auf, die nach und nach ein tieferes Niveau einnehmen, bis sie bei Rassnitz in 200 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 96 — 97 ra Meereshöhe liefen. Über die weitere Fortsetzung des Tones nach Osten zu konnte aus Gründen, die ausführlich bei der Besprechung der Unteren Grundmoräne dieses Gebietes erörtert wurden, keine volle Sicherheit erlangt werden. Vielleicht gehört der Bänderton an dem Steilhang zwischen Wessmar und Röglitz zum Bruckdorfer Beckenton. Daß wir sonst in dieser Gegend bisher den Bruckdorfer Beckenton noch nie als Bänderton ent¬ wickelt fanden, ist kein Hinderungsgrund für diese Altersbestim¬ mung. Da wir ihn bisher fast überall nur unter der Schwarz¬ erdedecke mit dem Handbohrer verfolgen konnten, ist es sehr wahrscheinlich, daß jene Struktur oft übersehen wurde1). Noch fraglicher muß es erscheinen, ob der Bänderton in der Sandgrube nordwestlich von Ermlitz, der bereits im vorigen Abschnitt erwähnt .wurde, hierher gehört. Er liegt so isoliert, daß die verschiedensten Kombinationen dieses Aufschlusses mit anderen möglich sind, wie aus den Profilen D-C Taf. 7 hervorgeht und später auch noch kurz erörtert werden soll. Von dem eben geschilderten Ausbiß an erstreckt sich der Bruckdorfer Beckenton über die ganze Süd- hälfte von Blatt Dieskau, wahrscheinlich geht er aber noch viel weiter nach Norden (vergl. S. 209) und sicher noch weit nach Osten in das Königreich Sachsen hinein. Die allgemeine Verbrei- tung in der Südhälfte von Blatt Dieskau konnte weiterhin noch durch die wiederholt erwähnten Rabutzer Bohrungen bewiesen werden. Jenseits des Elster-Luppetales treffen wir den Bruckdorfer Beckenton wieder, bei Zschöchergen an, wo er in 110 m Meereshöhe liegt. An dem Hange des isolierten Hügels zwischen Zschöcher¬ gen und Witzschersdorf, den wir der Kürze halber künftighin als Roddener Hügel bezeichnen wollen, streicht er rundum aus, nur zwischen Pißen und Rodden fehlt er einmal auf eine kurze Strecke. Die Mächtigkeit des Tones ist allerdings ziemlich ver- J) Diese Vermutung war in der Tat berechtigt, wie der lange nach Ab¬ schluß der Kartierung erst entstandene neue Tagebau der Grube Hermine- Hen¬ riette I bei Osendorf zeigt, von dem auf Tafel 15 Fig. 2 und Tafel 17 Fig. 1 noch Bilder gegeben werden konnte. Eine kurze Beschreibung dieses äußerst lehr¬ reichen Aufschlusses gibt Siegert: Bericht über die Begehungen der diluvialen Ablagerungen an der Saale etc. Jahrbuch für 1909, Teil II, S. 43. IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 201 schieden, und auch das Niveau schwankt in höherem Maße, als wir es bisher fanden. Am nördlichen Hange des Roddener Hügels liegt die Oberkante des Tones etwa bei der 100 m-Kurve. Die Unterkante schwankt etwas, da hier, an der Verbindungsstraße zwischen Zschöchergen und der Leipziger Chaussee, der Ton mit ca. 3 m seine größte Mächtigkeit erreicht. Nach der Mitte des West¬ hanges unseres Hügels zu steigt er fast bis zu 114 in Meereshöhe an, um sich im S. bei Witzschersdorf wieder nahe an die 100 m-Kurve heranzuziehen. Dann steigt er nach Pißen zu anfangs sehr flach, plötzlich aber ziemlich steil wiederauf 115 m an. Nach SO. hin ließ sich der Ton von der Straße bei Zschöchergen bis nahe an Rodden heran verfolgen. Er steigt hier gleichfalls sanft und regel¬ mäßig bis etwa 113,5 m an, wobei sich der sonst so schmale Ausbiß allmählich mehr und mehr verbreitert. Doch ist dies wahrscheinlich nicht mehr die wahre Mächtigkeit des Tones, welche wir hier beobachten. Die Verbreiterung entsteht wohl vielmehr durch die Anlagerung der Tones an die Wand einer präexistierenden Rinne, wie gleich noch näher erörtert werden soll. Der Ausbiß am West- und Südrande des Roddener Hügels ist äußerst schmal, so daß das Verfolgen des Tonstreifens, von dem man an der Oberfläche nicht eine Spur sieht, da er meist von 1 m Schwarzerde verhüllt wird, eine der mühseligsten Arbeiten der ganzen Kartierung war. Bei der ersten Aufnahme dieses Gebietes wurde trotz verhältnismäßig eng gesetzter Bohrungen nur zufällig an einer einzigen Stelle der Ton erbohrt und dieses Vorkommen na¬ türlich, da er ringsum fehlte, als eine von der Grundmoräne mit¬ gerissene Touscholle aufgefaßt. Erst als ich mir auf Grund von Beobachtungen in anderen Gebieten, vor allem aber von theoreti¬ schen Erwägungen die auf S. 308 bis 310 erörterte Ansicht von dem Parallelismus im Aufbau des Diluviums in meinem Gebiet gebildet hatte, ging ich von jenem zufälligen Tonfunde aus mit der festen Überzeugung, hier eine Fortsetzung des Bruckdorfer Beckentones vor mir zu haben, nochmals an die peinlichst genaue Durchmusterung des Gehänges. Diese wurde dadurch etwas erleichtert, daß ja die ungefähre Lage des Tonbandes im voraus zu bestimmen war. Der ö O 202 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. Ausbiß des Tones wurde an allen topographischen Linien, welche ihn kreuzen und da, wo diese zu weit von einander entfernt waren, auch noch an verschiedenen Hilfslinien vermittels hunderter von ganz eng gestellten Handbohrungen aufgesucht. Dieser Nachweis des Bruckdorfer Tones am Roddener Hügel war eine äußerst will¬ kommene Bestätigung meiner Hypothese vom Parallelismus im Auf¬ bau des Randdiluviums innerhalb der alten Flußtäler und ein schö¬ nes Ergebnis der von mancher, allerdings den geologischen Auf¬ nahmen ferner stehender Seite mit Unrecht verachteten, mühse¬ ligen Bohrarbeit der »Flachlandsgeologen«. Zwischen den beiden Endpunkten des Tonausbisses bei Pißen und Rodden konnte eine Zusammenhänge Verbindung nicht fest- gestellt werden. Dagegen finden wir östlich von diesen Dörfern dicht am Kartenrande verschiedene Tonpartieen, die hier meist gelbrote Farbe besitzen. Sie liegen in einer Rinne, welche sich ursprünglich wohl von Altranstedt nach Zschöchergen hinzog und heute noch zum großen Teile von Alluvionen bedenkt wird, zwischen denen die mittlere Geschiebemergelbank und der Rod¬ dener Schotter jetzt eine Wasserscheide bilden. Diese Rinne führt nach SO. zu dem großen Aufschluß der Ziegeleigruhe von Alt- rahnstedt hin, welcher dicht am Kartenr.mde außerhalb meines Gebietes liegt. In der kleinen Alluvione, die sich von der alten Lehmgrube am Westende von Altranstedt aus nach N. hinzieht, konnte mehrere hundert jVTeter weit der rote Ton verfolgt werden. Doch begleitet er diese Alluvione von da ab, wo sie nach W. ümbiegt, nicht weiter, sondern setzt sich in gerader Linie nach N. zu fort in einer topographisch nur ganz schwach angedeuteten Rinne östlich von dem Wege von Rodden nach Altrahnstedt. Es scheint sich hier tatsächlich nur um die Ausfüllung einer schmalen Rinne zu handeln und nicht mehr um eine sich weit unter dem jüngeren Glazial¬ diluvium hinziehende Tonbank. Ganz den gleichen Eindruck ge¬ winnt man an dem Osthang der kleinen Alluvione, die halbwegs zwischen Altrahnstedt und Günthersdorf beginnt und sich nach Zschöchergen hinzieht. Ein großer Teil des Hanges südwestlich IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 203 von Günthersdorf ist mit einer Tondecke überzogen, die man oft mit dem 2 m-Bolirer durchstößt, so daß es sich sicher nur um Anlagerung an dem Gehänge handeln kann. Auf diese Weise wird sich wohl auch am einfachsten die plötzliche Zunahme der Mächtigkeit unseres Tonbandes nördlich von Rodden, sowie vielleicht auch die früher erwähnte auffällig große Mächtigkeit des Tones südwestlich von Zschöchergen erklären. Wir würden also hier eine Zuflu߬ oder Abflußrinne des Bruckdorfer Beckens vor uns haben, wie es deren ja sicher viele gegeben hat. Daß diese Deutung richtig ist, lehrt auch der Aufschluß in der Altranstedter Ziegeleigrube. Unter ca. 1 m undeutlichem, sandigem und stark verlehmtem Ge¬ schiebemergel liegen hier 3 — 4 m Bänderton, die vielfach Faltun¬ gen und Stauchungen von modellartiger Schärfe zeigen. Unter¬ lagert werden sie von dem Unteren Glazialsand und der Unteren Grundmoräne. Das ganze Vorkommen ist nur wenige hundert Meter breit, wie durch verschiedene Schürfe festgestellt worden ist, liegt also in einer Rinne, die sich aber weit nach S. hinzieht. Der Zusammenhang mit dem im Becken abgelagerten Bruckdorfer Tone ist wohl zweifei- los. Daß unter dem Bänderton in der Rinne die untere Geschiebe¬ mergelbank fehlt und sofort älteres Glazialdiluvium kommt, erklärt sich leicht aus der tiefen Erosion der Rinne, deren Boden bei un¬ gefähr 110 — 111 m Meereshöhe liegt. Da die Unterkante des Bruck- dorfer Tones, soweit er im Becken liegt, in der Nachbarschaft gleichfalls im Durchschnitt eine Meereshöhe von 111 m besitzt, so ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob es sich um eine Zuflu߬ oder Abflußrinne handelt. Von Altranstedt aus zieht sich diese weit nach SO. hin. Auf Blatt Zwenkau der geologischen Spezialkarte des Königreichs Sachsen wird ein Ton angegeben der in einzelnen Aufschlüssen, meist wohl Ziegeleigruben, bei den Dörfern Quesitz, Döhleu, Thronitz; Schkölen angetroffen wird. Die sicher nicht zufällige Anordnung dieser Aufschlüsse zu einer geraden von NNW. nach SSO. verlaufenden Linie weist deutlich darauf hin, daß wir es auch hier mit der Ausfüllung einer wahrscheinlich nicht sehr breiten Rinne zu tun haben, deren Ansteigen nach S. zu für eine Zuflußrinne spricht. 204 1Y. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. Für die Richtigkeit unserer Auffassung, daß liier eine alte Abflußrinne des Beckens vorliegt, spricht aber noch ein anderer Umstand. Südlich von der Alluvione, die sich von Altranstedt nach Witzschersdorf zieht, liegt der Fiklasberg, eine dem Roddener Hügel ganz ähnliche isolierte flache Kuppe. Es war deshalb von vorn¬ herein zu erwarten, daß an seinem flachen Hange ringsum ein ganz ähnlicher Ausstrich des Bruekdorfer Tones zu finden sein müsse wie dort. Hoch nur mit einer einzigen Bohrung wurde noch ein¬ mal Ton gefaßt. Wenige Schritte rechts und links von ihr fand sich bereits Schlepp- und Mergelsand, also etwas gröberes Mate¬ rial, noch weiter westlich schon echter, wenn auch noch verhält¬ nismäßig feiner Sand. Diese Feiusande aber ordneten sich zu einem geringmächtigen Streifen an, der mit 110 m Meereshöhe in der normalen Höhe des Bruekdorfer Tones liegt. Auch jener Sandstreifen jedoch ließ sich nur noch wenige hundert Meter weit am Nordhang des Fiklasberges verfolgen. Der Westhang besteht aus reinem Geschiebemergel, und erst am Osthang treten wieder Sandlagen und Geröllstreuungen in verschiedenem Niveau, teilweise auch an der 110 m-Kurve, auf. Ob sie Äquivalente der eben beschriebenen Schichten am Nordhang sind, muß einstweilen dahingestellt bleiben. Dieser Übergang von den feinsten Tonab¬ lagerungen zu allmählich immer gröber werdendem Material, den wir bisher noch nie beobachteten, und das damit zusammenhängende Verschwinden des ganzen Horizontes selbst spricht dafür, daß hier am Fiklasberg ein altes Ufer des Bruekdorfer Beckens lag. Hiermit würde ja auch die Lage unserer Abflußrinne sehr gut übereinstimmen. Über den weiteren Verlauf dieses Ufers wissen wir freilich nichts, denn weder westlich noch südlich vom Rod¬ dener Hügel und vom Fiklasberge finden wir nochmals einen auf längere Strecken verfolgbaren Tonhorizont, der dem Bruck- dorfer Ton zu parallelisieren wäre. Nach W. zu, in der Umgebung des Siebenärmels, ist ja von vornherein der Bruekdorfer Ton nicht zu erwarten, da hier ein viel tieferer Horizont, der Basalschotter, die Oberfläche bildet, und nur die höchsten Punkte dieser Gegend eben noch 110 m, also das Niveau der LTnterkaute des Bruekdorfer Tones, erreichen. Nur au einer einzigen Stelle südöstlich von IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit 205 Kriegsdorf wurde eine kleine Tonschmitze nachgewiesen, aller- dings in etwa 104 in Meereshöhe. In ihrer Umgebung wurden an verschiedenen Stellen Mergelsande erbohrt, die auf der Karte nicht ausgeschieden sind, weil sie keine zusammenhängende größere Fläche bildeten. Es ist möglich, daß wir hier letzte Spuren des Bruckdorfer Tones vor uns haben. Etwas Sicheres läßt sich jedoch hierüber nicht sagen. Da auf dem Basalschotter noch Reste der unteren Geschiebemergelbank liegen, so wäre ja immerhin auch möglich, daß jener Ton eine Einlagerung in einem solchen Ge¬ schiebemergelrest bildet. Nach S. zu wurde auf weite Strecken hin auch nicht eine Spur von Ton beobachtet. Allerdings ist zu bemerken, daß diese Gebiete zu einer Zeit kartiert wurden, als der gesetzmäßige Auf- bau des Diluviums in meinem Gebiete noch nicht erkannt war und auch noch eine Kartenunterlage mit genauen Höhenkurven zur Verfolgung der einzelnen Horizonte fehlte. Bei der Einfachheit der dortigen Gegend wurde bei der Übertragung der Aufnahmen auf die neue O O ~ Topographie aus Zeitmangel auf eine nochmalige eingehende Prüfung verzichtet. Nur einzelne Profillinien, quer zu dem Verlauf der Höhen¬ kurven, wurden nochmals sorgfältig abgebohrt, doch ohne daß hier eine Spur von Ton zu finden war. Es ist daher immerhin mit ziem¬ licher Wahrscheinlichkeit anzunehmeu, daß der Ton hier in der nördlichen Hälfte des Blattes Lützen wirklich fehlt, zumal ja auch die Altranstedter Abflußrinne nicht weit entfernt ist. Kurz seien jedoch noch zwei isolierte Tonpartieen erwähnt, die westlich von Schweswitz bei ca. 116 — 117 m Meereshöhe und südlich von Röcken bei 125 m über N. N. liegen. Während die Natur des ersten Fundes nicht ganz klargestellt wurde, könnte der zweite vielleicht mit den Tonen auf der höheren präglazialen Saaleter¬ rasse in der Umgebung von Soßen parallelisiert werden. Wie in dem Abschnitt über die Untere Grundmoräne ausgeführt wurde, trennt dieser Ton zwei Grundmoränenbänke, die als ältere und jün¬ gere Grundmoräne zwei verschiedenen Eiszeiten zugezählt worden sind. Da wir keineswegs wissen, ob die untere Geschiebemergelbank bis in diese Gegend reichte, so kann dieser Ton immerhin gleich- 206 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. alterig mit dem Bruckdorfer Ton sein, womit keineswegs gesagt ist, daß er mit dem vorhin skizzierten großen Becken zusammen¬ hing und nicht vielmehr einem zweiten selbständigen Becken an¬ gehört. Zur Entscheidung dieser Frage müßte man aber über die Grenzen meines Gebietes hinausgehen, was mir aus verschiedenen Gründen versagt war. Bei der Wichtigkeit des Bruckdorfer Beckentones für die Gliederung des Randdiluviums halte ich die baldige Feststellung o o o seiner Verbreitung, die ja nach der jetzt gewonnenen Erkenntnis leicht durchzuführen sein wird, für eine ebenso wünschens- wie dankenswerte Aufgabe. b) In der Nordhälfte von Blatt Dieskau und auf Blatt Landsberg. Von W. Weissermel. Über die Verbreitung des Bruckdorfer Tones in dem außer¬ ordentlich flachen Gebiete, das, nur durch die Porphyrerhebungen unterbrochen, die Nordhälfte des Blattes Dieskau und das Blatt Landsberg einnimmt, sind wir nur sehr unvollständig unterrichtet, da er unter mächtigen Glazialablagerungen verborgen liegt und nur das Reidetal von Schönnewitz ab nach Süden und der untere Teil des Kabelsketales bis auf das Niveau dieses Tones einge¬ schnitten sind; er ist also nur im südwestlichen Teile an der Oberfläche zu erwarten, und hier scheint er, soweit die vorhan¬ denen Aufschlüsse und die noch auf alter Topographie erfolgte Aufnahme einen Schluß gestatten, vielfach durch Aufarbeitung in die überlagernde Grundmoräne aufgenommen zu sein. Aufgeschlossen finden wir den Bruckdorfer Ton in mehreren Gruben beiderseits der Chaussee Bruckdorf-Halle. Sein Hangen- des bildet stets der Geschiebemergel der mittleren Bank, sein Liegendes wechselt; etwa 500 m nordwestlich von Bruckdorf zeigt eine Grube den Ton auf Sand und Kies des Basalschotters liegend und überlagert von Geschiebemergel. Etwa l1^ km weiter nach Halle zu finden wir ihn in der Grube der zu Halle gehörigen Ziegelei zwischen die mittlere und die untere Geschiebemergelbank eingeschaltet. Der bis zu 2 m mächtige Ton zeigt sich hier durch IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 207 den Eisdruck erheblich gestört, zu einem flachen Wall aufgepreßt und oberflächlich stark aufgearbeitet oder wenigstens der Schich¬ tung beraubt. In einem abseits der eigentlichen Grube liegenden Probeloche hob sich eine undeutlich geschichtete obere Zone des Tones von einer unteren wohlgeschichteten deutlich ab, und an der Grenze beider lag ein ziemlich großer Stein, um den sich die Schichtung der unteren Zone herumschmiegte. Ob er durch Drift oder durch spätere Einpressung bei der Umarbeitung der oberen Zone an seine Stelle gelangt ist, dürfte schwer zu entscheiden sein. Figur 9. Untere Bank des Hauptgeschiebemergels, riffartig aufgepreßt in Sand, der die mittlere Bank des Geschiebemergels durchragt. Bänderton (dh) nur auf der linken (SW-) Seite erhalten. Grube südöstlich von Halle, nördlich der Ziegelei am Westrande von Blatt Dieskau. Sehr viel stärker aufgearbeitet finden wir den Ton etwa 800 m weiter nördlich, jenseits der Halle-Leipziger Bahn, in einer schmalen langgestreckten Sandgrube. Dieselbe folgt einer Durch- ragung von Sand, die hier in einen schmalen Nord-Süd gerichteten Zuge die mittlere Geschiebemergelbank durchbricht (siehe Fig. 9). Im Grunde der Grube tritt, durch ihre ganze Länge zu verfolgen, zu 3 schmalen Graten aufgepreßt, eine untere Geschiebemergel¬ bank hervor. Zwischen und über diese Geschiebemergelriffe legt sich unregelmäßig gefalteter Sand mit Kieseinlagerungen, und auf diesen Sand keilt von beiden Seiten die mittlere Geschiebemergel¬ bank aus. Zwischen diesen hangenden Geschiebemergel und den Sand schiebt sich an der westlichen Seite der Grube bis zu 0,8 m mächtiger Bänderton ein, um mit dem ersteren zusammen auf den Sand hin auszukeilen. Der Bänderton zeigt in seiner ganzen Masse sehr deutliche gekröseartige Faltung. Nach oben geht er 208 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. infolge Aufarbeitung in den zu unterst stark tonigen Geschiebe¬ mergel ohne scharfe Grenze über. An der entgegengesetzten öst¬ lichen Seite der Grube fehlt der Ton. Es schaltet sich hier also zwischen Bruckdorfer Ton und untere Geschiebemergelbank ein >•» Sandhorizont ein. Ob der kleine Durchragungszug durch Auf¬ pressung in einer Spalte oder am Eisrande entstanden ist, läßt sich nicht sicher entscheiden (siehe Seite 268). Erbohrt wurde unser Ton am nordöstlichen Hange des Ka- belsketales bei Naundorf. Er wurde hier nicht als durchgehendes Band nachgewiesen, und es scheint demnach, als ob er hier viel¬ fach aufgearbeitet sei. Doch muß betont werden, daß die Auf¬ nahme dieses Gebietes im Jahre 1904 noch auf alter Topographie erfolgte, deren spärliche und ungenaue Höhenkurven einen sicheren Anhalt zur Verfolgung des Tonbandes nicht boten; eine nochmalige Aufnahme dieser Gegend nach dem Erscheinen der neuen Me߬ tischblätter mußte aus Zeitmangel unterbleiben. Auf Blatt Landsberg kann der Bruckdorfer Ton nicht an die Oberfläche treten, da diese zu hoch liegt und tiefere Taleinschnitte durchaus fehlen. Die von Lüdecke mitgeteilten Bohrungen bei Mötzlich, in denen ein durchgehender Tonhorizont in ungefähr 100 m Meereshöhe auftritt, zeigen aber, daß er wenigstens im süd¬ lichen Teile des Blattes vorhanden ist. Die Bohrungen zeigen den Ton in erheblich wechselnder Mächtigkeit von 0,6 bis 1,3 m, und in einer fehlt er überhaupt. Er scheint also auch hier durch das Eis erheblich gestört worden zu sein. Lüdecke, der ihn als wich- x tigen Horizont richtig erkannte, schrieb den ihn unterlagernden Geschiebemergel einer älteren Vereisung zu, eine Annahme, die nach der jetzigen Kenntnis der stratigraphischen Stellung des Tons nicht mehr haltbar ist. Südlich von Mötzlich, bei Zöberitz, traf der Zweimeterbohrer bei der Aufnahme mehrfach sehr tonige Partieen im Geschiebe- mergel oder auch reinen Ton an, doch zeigte sich diese Erschei¬ nung trotz sorgfältigen Abbohrens des äußerst ebenen Geländes nur an sehr beschränkten Stellen; es kann sich also nur um auf¬ gearbeitete Tonpartieen handeln, ein Anzeichen dafür, daß auch hier der Ton mehr als weiter im Süden aufgearbeitet worden ist. o IV. Die Ablagerungen der *2. Eiszeit. 209 Wie weit der Bruckdorfer Ton sich nach Norden erstreckt, läßt sich natürlich nicht genau feststellen. Bei dem außerordentlich ebenen Gelände kann man aber annehmen, daß er bis zum An¬ stieg des Brachstedter Höhenmassivs vorhanden ist. Am Süd¬ fuße dieser Porphyrerhebung wurden bei der Aufnahme von Herrn. E. Picard in einer flachen Talrinne zwischen Wurp und der Chaussee Niemberg-Oppin tonige Bildungen erbohrt, die er auf dem Blatte mit größtem Vorbehalte zum Alluvium stellte, die er aber ebenso gut als eine Randfacies des Bruckdorfer Beckens deuten zu können glaubt, das ja am Brachstedter Massiv ein Ufer gehabt haben muß. Nördlich und nordöstlich der Brachstedter Höhe ist bei der Aufnahme nichts gefunden worden, was sich auf den Bruckdorfer Ton beziehen ließe. Daß er hier, nach Norden sich mit dem Ge¬ lände senkend, unter mächtiger Glazialbedeckung noch vorhanden wäre, ist natürlich nicht ausgeschlossen, jedoch nicht sonderlich wahrscheinlich. Eine Stillstandslage, die erheblich nördlich des Petersberg-Niemberger Porphyrzuges lag, kann die Aufstauung des Bruckdorfer Beckens schwerlich bewirkt haben, denn das flache und niedrig gelegene Gelände nördlich und nordwestlich dieses kleinen Porphyrgebirges hätte dem Wasser den Abzug nach Nordwesten in der Richtung auf Cönnern zu gestattet und nicht einen bis mindestens zu 120 m Meereshöhe reichenden Stausee erzeugen können, wie ihn die Verbreitung des Bruckdorfer Tons auf Blatt Halle erfordert. Es ist also wahrscheinlich, daß die Eisrandlage, welcher der Bruckdorfer Beckenton seine Entstehung verdankt, 'ungefähr in der Höhe des Petersberg-Niemberger Por¬ phyrzuges lag. C. Die Roddener Schwankung. OH L. SlEGERT. Auch die letzte der Schwankungen setzt sich wieder aus einer Vorstoß- und einer Rückzugsphase zusammen, von denen die erste im wesentlichen zur Ablagerung einer Grundmoräne führte, die nach der Zählung im ganzen Profil als mittlere Bank zu bezeichnen ist. Der Rückzugsphase, welche dem endgültigen Rückzug des 14 Neue Folge. Heft 60. 210 1Y. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. Eises aus meiner Gegend entspricht und daher als Hauptrückzugs¬ phase zu bezeichnen sein würde, entstammen ausgedehnte und mächtige Sandablagerungen, die schon seit langem aus der weiteren Umgebung bekannt sind. Der weitaus größte Teil der im Nord¬ westen des Königreichs Sachsen unter dem Namen Decksand als jüngster Horizont des Diluviums zusammengefaßten Sand- und Kiesvorkommen gehört hierher. In meinem speziellen Arbeits¬ gebiet, in der Gegend der alten Täler, ließen sich in dieser Rück¬ zugsphase drei aufeinander folgende Stadien unterscheiden. Dem ältesten Stadium entspricht die südlichste Stillstandlage, die hier bekannt geworden ist, und die durch eine Endmoräne gekennzeichnet wird. Diesem Dehlitzer Stadium folgt eine Phase schnelleren Rückzugs, bei der es zur Aufschüttung eines Sandrs kam, das Rodden er Stadium. In den nördlichsten Teil meines Arbeits¬ gebietes endlich ragen noch die Ablagerungen der nächsten Still¬ standslage herein, deren Bildungen sich im wesentlichen in der Nordhälfte des Blattes Dieskau, auf den Blättern Landsberg, Zwo¬ chau, Seehausen usw. ausbreiten, und die als Dieskauer Stadium bezeichnet worden ist. Doch war wahrscheinlich dieser endgültige Rückzug des zweiten Inlandeises aus meinem Gebiet nicht konti¬ nuierlich und nur durch Stillstandslagen unterbrochen. Vielmehr kam es wahrscheinlich auch zu kleineren lokalen Vorstößen. Einem solchen verdankt wohl die »Obere Grundmoränenbank« ihre Ent¬ stehung. 4 6. Die Hauptgrundmoräne (mittlere (jeschiebemergelbank) (dmiim). Das direkte Hangende des Bruckdorfer Tones bildet fast überall ein Geschiebemergel, der als mittlere Bank der Hauptgrundmoräne ausgeschieden wurde. Seine untere Grenze ist also in dem vorhin be¬ schriebenen weiten Gebiete des Bruckdorfer Stausees überall sicher festgelegt. Dagegen wurde außerhalb dieses Gebietes, wo die mitt¬ lere Bank sich direkt auf die untere legt, bisher kein Versuch gemacht, eine Trennung durchzuführen. Wenn auch hier und da Anzeichen bestehen, die vielleicht diesem Zweck dienen können, so wird diese Arbeit doch immer großen Schwierigkeiten begegnen, und die angewendete Zeit steht wahrscheinlich in keinem Ver- IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 211 liältnis zu dem wohl immer etwas unsicheren Ergebnis. Außer¬ halb des Gebietes des Bruckdorfer Tones wurde daher die untere und mittlere Geschiebemergelbank auf der Karte meist vereinigt dargestellt. Ganz ähnliches gilt stellenweise für die Abgrenzung der mittleren von der oberen Geschiebemergelbank, während wie¬ derum in anderen weiten Gebieten, z. B. auf dem größten Teil der Blätter Merseburg-Ost und Lützen, gerade die obere Grenze der mittleren Bank durch den Leithorizont des Roddener Schot¬ ters mit großer Schärfe zu bestimmen ist. La, wo beide Leit- horizonte, Bruckdorfer Ton und Roddener Schotter, übereinander auftreten, wie auf Blatt Merseburg-Ost und im Südosten von Blatt Dieskau, haben wir daher den besten Anhalt für eine genaue Untersuchung der mittleren Geschiebemergelbank und namentlich für eine Bestimmung ihrer Mächtigkeit. Der Bruckdorfer Ton ist am Roddener Hügel etwas wellig abgelagert. Die Basis des Roddener Schotters hält dagegen, ab- gesehen von wenigen Stellen, an denen möglicherweise auch eine sekundäre Umlagerungen des Sandes stattgefunden hat, eine weit gleichmäßigere Höhenlage ein. Die Folge hiervon ist ein ziem¬ liches Schwanken in der Mächtigkeit der mittleren Geschiebe¬ mergelbank. Stellenweise sinkt sie fast auf Null, so am Westrande des Roddener Hügels, bei Pissen und nördlich von Rodden. Doch sind dies immer nur sehr kleine engbegrenzte Stellen. Die durch¬ schnittliche Mächtigkeit, welche fast überall erreicht wird, beträgt etwa 2,5 m. An der Südwestseite des Roddener Hügels dagegen steigt sie auf fast 4 m. Eine noch größere Mächtigkeit von ca. 6 m ließ sich endlich südlich hiervon, am Fiklasberg, feststellen. Verfolgen wir unsere Bank von dem Ufer des Bruckdorfer Beckens am Fiklasberge an weiter nach S., so fehlt uns, wie erwähnt, so weit wenigstens jetzt die Beobachtungen reichen, ein sicherer Anhalt für ihre Trennung von der unteren Bank. Bereits am Südabhauge des Fiklasberges mußte sie daher auf der Karte schon mit der unteren vereinigt werden. Ebensowenig war eine Trennung der beiden Bänke auf der großen Geschiebemergelebene in der Um¬ gebung von Lützen möglich. Dagegen war mit Sicherheit der Nachweis zu führen, daß in dieser Gegend vom Nordrand des 14* 212 IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. Blattes Lützen bis zur Dehlitzer Endmoräne nur die untere und mittlere Bank auftritt, nicht aber die obere. Wie erst in dem nächsten Abschnitt gezeigt werden kann, lag ursprünglich meh¬ rere Meter über der heutigen Oberfläche dieser Gegend noch der nächste Leithorizont unseres jüngeren Glazialdiluviums, der Roddener Schotter. Er sowohl wie ein bedeutender Teil der mittleren Grund moränenbank ist durch Denudation vollständig ver¬ nichtet worden. Nur in dem westlich vom Ellerbachtal gelegenen Grundmoränengebiet ist in dem Sand- und Kieszug am Leichen¬ hügel der Roddener Schotter und damit auch die mittlere und untere Geschiebemergelbank in ihrer vollen Mächtigkeit"erhalten. Aus der Karte ergibt sich eine Gesamtmächtigkeit beider Bänke von ca. 13 m. Doch müssen wir uns dabei erinnern, daß die Grund¬ moräne der ersten Eiszeit, wie früher betont wurde, wahrscheinlich mächtiger ist, als auf der Karte dargestellt wurde. Für die beiden Bänke der jüngeren Grundmoräne dürfte sich deshalb nur eine Ge¬ samtmächtigkeit von ca. 10 m ergeben. Der mittleren Bank käme dann immerhin noch eine Mächtigkeit zu, die auf Blatt Merseburg- Ost nur ausnahmsweise erreicht wurde. Zu ganz ähnlichen Schlüssen kommen wir auch bei einer Betrachtung des Diluviums in der Gegend von Lützen. Wir müssen daher annehmen, daß die mittlere Bank der Hauptgrundmoräne nach S. hin etwas an Mächtigkeit zunimmt. Nördlich von der Elster-Luppeaue läßt sich die mittlere Ge¬ schiebemergelbank sehr gut wieder feststellen in dem Gebiete westlich vom Reidebach. Am Westhange dieses Tales wird sie von dem Bruckdorfer Beckenton und dem Roddener Schotter begrenzt. Sie besitzt hier eine Mächtigkeit von ca. 7 m. Nach Ammendorf zu fehlt der Roddener Schotter, weshalb hier die Abgrenzung der mittleren und oberen Bank nicht mehr exakt durchgeführt werden kann. Bei dem absolut horizontalen Aufbau des Diluviums in dieser Gegend, der auf der Karte durch die Ausscheidung der Ton- und Sandbänder sehr schön zum Ausdruck kommt, dürfte es jedoch kaum einem Zweifel unterliegen, daß die Grenze in ungefähr 103 — 105 m Meereshöhe nach dem Buntsandsteinrücken der Wüste Mark Maltritz hinläuft. IV. Die Ablageruügen der 2. Eiszeit. 213 Viel weniger klar können wir die mittlere Geschiebemergel¬ bank im Südwesten des Blattes Dieskau, östlich vom Reidebache, verfolgen. Hier geben höchstens zwei größere Sandbänder in der Gebend von Zwintschöna und Dieskau noch einigen Anhalt für o o eine Abgrenzung der mittleren Geschiebemergelbank nach oben hin. Die Mächtigkeit der mittleren Bank beträgt danach etwa 5 — 6 m. Von hier aus bis in die Gegend von Röglitz fehlt, wie im nächsten Abschnitt besprochen wird, der hangende (Roddener) Schotter fast vollständig, weshalb die mittlere Geschiebemergel¬ bank von der oberen hier nicht scharf abgegrenzt werden konnte. Daß es sich aber hierbei nur um lokale Verhältnisse handelt und unsere Bank auch auf Blatt Dieskau überall ein durchgehender selbständiger Horizont ist, lehrt uns die Bohrung von Rabutz. Hier schaltet sich zwischen dem Bruckdorfer Ton und einem gla- zialen Kies, der seiner Lage nach sich mit dem Roddener Schotter identifizieren läßt, eine zwar kaum 1 m mächtige Grundmoränen¬ bank ein, die jedoch nach ihrer Lage im Profil unserer mittleren Geschiebemergelbank zweifellos entspricht. Ihre im Vergleich zu anderen Gegenden so geringe Mächtigkeit erklärt sich wohl ein¬ fach mit der etwas höheren Lage dieser Stelle im damaligen Ge¬ lände. Außerdem sind auch die zu der Rückzugsphase gehörigen Sande hier sehr mächtig entwickelt und wohl in einer tiefen Rinne abgelagert, so daß vor ihrer Ablagerung größere Erosions¬ tätigkeit stattgefunden hat. Auf die gleichfalls fragliche Abgren- zung der mittleren Bank südlich von Rabutz, bei Oberthau und Ermlitz, kann erst im folgenden Abschnitt noch kurz zurück¬ gekommen werden. In petrographischer Beziehung liegt wenig Bemerkenswertes vor. Die mittlere Bank ist überall als ein sandiger, toniger Mer¬ gel von heller, gelber Farbe entwickelt. Stellenweise, wie bei Göhren, wird sie aber auch tief dunkel und stark tonig. Größere Sandeinlagerungen fehlen im iS. fast vollständig. Erst auf Blatt Halle-Süd und Dieskau treten sie etwas reichlicher auf. In dem Gebiete westlich des Reidebaches bilden diese Sande dünne, weit¬ hin durchgehende Lagen, die den Parallelismus unserer Diluvial¬ horizonte, ganz ähnlich wie die bisher beschriebenen Leitschichten, 214 TY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. zum Ausdruck bringen. Eine dieser Lagen wurde bereits bei der unteren Geschiebemergelbank, wie auch bei dem Bruckdorter Ton erwähnt. Eine zweite, etwas kürzere, liegt etwa halbwegs zwi¬ schen Osendorf und Bruckdorf. D. Ablagerungen der Hauptrückzugsphase. a) Dehlitzer Stadium. Die Dehlitzer Endmoräne. Yon L. SlEGERT. Seit vor nunmehr über 30 Jahren in der Mark die ersten aus¬ gedehnten Endmoränenzüge bekannt wurden, wuchs die Zahl der im norddeutschen Tieflande neu aufgefundenen Endmoränen oder einzelner Teilstrecken von Jahr zu Jahr immer schneller. Da¬ gegen sind solche aus dem Randgebiete der ehemaligen Yer- o’letscherung nur in äußerst beschränktem Maße bekannt geworden. Dies ist jedoch keineswegs in dem Mangel dieser Gebilde im Randdiluvium begründet. Läßt sich doch auch von vornherein keinerlei Grund angeben, weshalb Endmoränen gerade hier fehlen sollten. Jede Endmoräne, auch die mächtigste, entsteht in einem jeweiligen Randgebiete der Vereisung während einer Stillstands¬ lage. Solche Stillstandslagen aber wird es wohl ebenso viele o o beim Vorrücken des Eises wie beim Rückschreiten gegeben haben. Die Endmoränen einer Vorstoßperiode wurden wahrschein¬ lich meist sofort wieder von dem weiter vordringenden Eise ein¬ geebnet und zerstört. Auf ihre oft nur noch an der Struktur als Endmoränenfuß deutbaren Basisschichten legte sich die trans- gredierende Grundmoräne, ähnlich wie jüngere Meeressedimente sich auf ein abradiertes Rumpfgebirge lagern. Die Endmoränen der Rückzugsperiode (in der jeweilig letzten Vereisung einer Ge¬ gend) sind von diesem zerstörenden Einfluß verschont geblieben. Ist auch das Rückschreiten des Eises in Norddeutschland in meh¬ reren großen Etappen erfolgt, so daß sich einzelne Hauptstillstands¬ lagen mit besonders gewaltig entwickelten Rückzugsmoränen unter¬ scheiden lassen, so hat doch die Spezialkartierung gezeigt, daß zwischen diesen großen Zügen zahlreiche kleinere liegen, die mehr lokalen Stillstandslagen entsprechen. IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 215 Es ist ferner auch von vornherein keineswegs anzunehmen, daß die Endmoränen im Randgebiete des norddeutschen Diluviums unbedingt weniger mächtig entwickelt sein müßten wie in den nördlicheren Gebieten, denn wie bereits hervorgehoben wurde, sind alle Endmoränen in Randgebieten abgelagert worden. Die Mächtigkeit der Endmoräne ist vielmehr eine Funktion der Zeit und der Geschwindigkeit der Eisbewegung. Je länger das Eis stationär war, je größer dabei seine Eigengeschwindigkeit war, desto mächtiger ist die Endmoräne. Nur in einem Punkte müssen sich die Endmoränen im Randgebiete des norddeutschen Glazial¬ diluviums von den weiter nördlich gelegenen unterscheiden, sie können keine so gewaltigen Blockpackungen aufweisen wie ihre nördlicheren Schwestern, da das Moränenmaterial um so stärker zerkleinert und zerschliffen wurde, je weiter sein Transportweg war. Daß trotzdem bis jetzt nur wenige Endmoränenzüge aus dem Randdiluvium beschrieben worden sind, liegt wohl daran, daß gerade dieses Randgebiet, wo es überhaupt genauer erforscht wurde, zufälligerweise gerade in den ersten Jahren der modernen, durch Torell’s Theorie inaugurierten Glazialgeologie untersucht wurde, also in einer Zeit, in welcher man sich selbst über die meist sehr gut entwickelten Oberflächenformen des norddeutschen Tieflandes noch nicht vollständig klar war. Es ist daher den damals kartierenden Geologen kein Vorwurf daraus zu machen, wenn sie die eine oder andere wenig ausgesprochene Endmoräne des Randgebietes übersahen oder nicht richtig deuteten. Bei der Übersichtsbegehung von Blatt Lützen fand ich im Jahre 1901 in der Nähe des Dorfes Dehlitz flache endmoränen¬ artige Kies- und Sandkuppen, bei deren weiterer Verfolgung ein stellenweise mehrfach entwickelter Endmoränenzug festgestellt wurde, der sich, bei dem Dorfe Dehlitz beginnend, von West nach Ost quer durch das Blatt Lützen zieht. An der Blattgrenze stößt er auf dem von der Königl. Sächsischen Geologischen Lan¬ desanstalt bereits im Jahre 1882 aufgenommenen Blatt Zwenkau an einen breiten Sandzug, der sich quer über dieses Blatt hinzieht, dabei nach Norden umbiegt und in den allen Leipziger Naturfreun¬ den durch seinen Reichtum an seltenen Pflanzen wohl bekannten 216 IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. Sanclrücken des Bienitz (Blatt Markranstädt) übergeht. Es war damit ein über 30 km langer, einheitlicher Endmoränenzug von der ungefähren Gestalt eines Quadranten festgelegt. Stellenweise sind die Endmoränenbildungen im sächsischen Randdiluvium topographisch so deutlich ausgeprägt, daß sie bereits der Aufmerksamkeit der älteren Geologen nicht entgingen, ohne daß diese natürlich ihre wahre Natur erkennen konnten. Jedoch bereits im Jahre 1880 wurden die zu einem gleichaltrigen End¬ moränenzug gehörigen Diluvialhügel der Gegend von Taucha von H. Credner1) als Moränenhügel angesprochen. Ebenso wird der »aus den dicht an einander gereihten Hügeln des Bienitz, Sand¬ berges und Wachberges zusammengesetzte Rücken« westlich von Leipzig als Gebilde des Gletscherrückzuges gedeutet und auf seine Ähnlichkeit einerseits mit den von Berendt und Helland als nordische Endmoräne angesprochenen Geschiebewällen von Chorin und Leipe, andererseits mit den schottischen Karnes hingewiesen. In den später erschienenen Erläuterungen zu den einschlägigen Blättern der geologischen Spezialkarte des Königreichs Sachsen sind die in Betracht kommenden Bildungen zum Teil zwar ein¬ gehend beschrieben worden, jedoch wird ihre Endmoränennatur mit keinem Wort erwähnt. Auch werden sie kartographisch nicht von anderen Glazialsanden und Kiesen getrennt. In der letzten Auflage seiner »Elemente« führt aber Credner diese Hügel aus¬ drücklich als Endmoränen wieder an. Auch Th. Siegert hat in der 2. Auflage des Blattes Brandis die Hügel der Gegend von Taucha als Rückzugsmoränen ange¬ sprochen. Am genauesten untersucht ist von diesen Endmoränenzügen wohl der auf Blatt Lützen von West nach Ost verlaufende Abschnitt. Wenn dieser auch nur ca. 8 km lang ist, so weist er dennoch eine sehr mannigfache Entwicklung auf, teilweise ließ sich sogar ein von den allbekannten Typen etwas ver¬ schiedener Aufbau nachweisen. Diese Endmoräne beginnt nörd- lieh von dem Dorfe Dehlitz mit einer in unserer ebenen Gegend b Zeitschr. der Deutschen geolog. Ges. 1880, S. 587. LY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 217 weithin sichtbaren und für unsere Landschaft verhältnismäßig steil geböschten Kieskuppe dicht über dem Steilufer der Saale. Dies ist zugleich der westlichste Punkt des gesamten Zuges. Am jen¬ seitigen Ufer der Saale konnten keinerlei Anzeichen von End¬ moränenbildung nachgewiesen werden. Aber auch weiterhin auf Blatt Weißenfels konnte W. Weissermel bei der geologischen Aufnahme keinerlei Fortsetzung finden. (Vergl. hierüber S. 254.) Von Dehlitz aus zieht sich die Endmoräne nördlich des Rip- pachtales zunächst als ein topographisch gut erkennbarer Höhen¬ rücken, der in mehrere selbständige Hügel aufgelöst ist, etwa bis an die Chaussee von Lützen nach Weißenfels hin, wo er eine Unter¬ brechung von ca. 1 km erleidet. Östlich von dieser Chaussee ver¬ breitert sicli das Endmoränengebiet, das vorher mit wenigen hundert Schritten zu durchqueren war, auf fast 2 1/2 km, so daß es jetzt vom Rippachtale bis nach Röcken reicht. Dies kommt dadurch zu¬ stande, daß sich dem am Rippachtale bezw. seinem von Starsiedel kommenden Nebentale ruhig weiter ziehenden, schmalen und ge¬ schlossenen Höhenrücken nördlich ein, stellenweise sogar zwei weitere Höhenrücken vorlao’ern. Alle drei Rücken werden durch O deutliche Senken von einander getrennt. Wenn hier von deutlicher topographischer Ausbildung, von wohl ausgesprochenen Bodenformen usw. gesprochen wird, so sind diese Ausdrücke immer nur relativ aufzufassen im Vergleich mit unseren sonstigen Landschaftsformen. Wer an das Bodenrelief unserer Mittelgebirge, oder auch nur an das gut entwickelter Endmoränen¬ landschaften in anderen Teilen des norddeutschen »Flachlandes« gewöhnt ist, wird für den ersten Augenblick die Dehlitzer End¬ moräne vielleicht überhaupt nicht sehen, ja sie möglicherweise nie als eine Besonderheit im Relief anerkennen wollen. Doch dem, der Monate und Jahre lang den Blick über die stellenweise fast mathematisch genaue Ebene unserer Gegend streifen lassen mußte, fällt sie sofort auf als völlig außerhalb des Rahmens des gewöhnlichen Landschaftbildes stehend. Während sonst das Auge meilenweit schweifen kann, ohne ein Hindernis zu finden, begrenzt hier plötzlich eine Bodenschwelle den Horizont. In Wirklichkeit 218 IV. Die Ablagerungen der ?. Eiszeit. sind außerdem die Endmoränenhügel auch besser entwickelt als sie dem Auge heute erscheinen. Das früher viel deutlichere Re¬ lief wird überall bald mehr bald weniger durch eine Lößdecke ausgeglichen, die sich namentlich an den Flanken und in dem Winkel an der Basis anlegt, so eine flachere Böschung der Kuppen vortäuschend, als diese in Wirklichkeit besitzen. Die besten Bilder von dem endmoränenartigen Charakter dieser Höhenzüge hat man an solchen Stellen, wo die vorgelagerte Ebene besonders ausge¬ sprochen flach ist, so vor allem auf dem Wege von Schlechtewitz nach Pörsten, etwa in der Gegend des Riedbrunnens, oder von der Lützen- Weißenfelser Straße in der Gegend der »Vier Linden«. Auch von Süden her sieht man den Zug dieser Kuppen sehr schön, so von der Ebene der vierten präglazialen Terrasse auf der Wüste Mark Treben, wenn man hier auch leicht geneigt ist, die wirk¬ liche Höhe der Endmoräne zu überschätzen und einen Teil des Talhanges vom Rippachtale ihr fälschlich zuzurechnen. Einen Querschnitt durch die wallartige Endmoräne gibt die Ansicht von der Corbetha- Weißenfelser Bahnstrecke aus in der Gegend von Schkortleben. In dem ersten Abschnitt zwischen dem Saaletal und der Lützener Chaussee behält die Endmoräne von West nach Ost un¬ gefähr die gleiche Höhe. Die Signale 139,3, 138,1, 140,1 be¬ zeichnen die drei höchsten Punkte, während die Basis dieses Teiles etwa beb 130 m über NN. liegt. Unsere Endmoräne be¬ sitzt also eine durchschnittliche Höhe von 8 — 10 m. Eine der¬ artige Höhendifferenz auf eine Breite von kaum über 100 m er¬ zeugt aber in unserer Gegend eine überaus auffällige Boden¬ schwelle. Jenseits der Lützener Straße setzt die Endmoräne bei etwa 130 m Meereshöhe wieder ein, um schnell auf 136 m anzusteigen, eine Höhe, die sie auf etwa 1 km beibehält. Dann steigt sie regelmäßig weiter bis zu 152,6 m. Wenn auch die Basis gleich¬ zeitig etwas mit ansteigt, so wächst doch auch die Mächtigkeit der Endmoräne nach Osten zu. Zuletzt mag sie 12 — 15 m be¬ tragen, ohne daß das orographische Bild hier ein deutlicheres wäre IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 219 wie vorlier im Westen. Ja der Rücken tritt hier fast weniger hervor als dort, da einmal die Endmoräne sich nicht mehr direkt von einer Ebene abhebt, sondern ihr hier nach Norden hin andere Rücken vorgelagert sind, sodann aber auch, weil die Lößdecke hier bedeutend mächtiger ist als im Westen und dadurch das Re¬ lief noch melir als dort verwischt und eingeebnet wird. Auch die vorgelagerten Rücken steigen von Westen nach Osten zu allmählich von einer Höhe von ca. 125 m bis über 140 m an. Bei einer größeren Breite von 1 km treten jedoch ihre Höhen nicht so markant hervor. Der innere Aufbau des südlichen Rückens ist von dem der nördlichen total verschieden. Der südliche Zug, welchen wir zu- zuerst etwas näher betrachten wollen, ist ein einheitlicher Auf¬ schüttungsrücken, der vorherrschend aus mittelfeinen nordischen Sanden besteht, die ausgezeichnete Diagonalschichtung aufweisen Am besten ist dies zu beobachten in der Kiesgrube östlich von Göhren und nordöstlich von Stößwitz. Trotz der verschiedensten Neigungswinkel fallen aber die Sandschichten doch alle nach Süden zu ein, also von dem Gletscher weg. Sie sind demnach alle von südwärts strömendem Wasser abgelagert worden. Größere Geschiebe finden sich in diesem Abschnitte nur verhältnismäßig selten, wie sie ja überhaupt in unserer Gegend selten sind. Auch Einlagerungen von Grundmoräne konnten nicht weiter nachge¬ wiesen werden, weder in den allerdings spärlichen Aufschlüssen, noch durch die Handbohrungen. Etwas abweichend aufgebaut ist nur der erste Hügel des Zuges, nördlich von Dehlitz, durch das massenhafte Auftreten von nordischen Geschieben, unter denen na¬ mentlich Feuersteine vorherrschen, sowie durch die Dimensionen die¬ ser Geschiebe, die meist Kopfgröße besitzen. Doch sind selbst kubik¬ metergroße Blöcke keine Seltenheit. Leider ist in diesem Hügel kein Aufschluß vorhanden. Aber die für unsere sonst so geschiebe¬ armen Felder geradezu abnorme Häufigkeit von Geschieben auf dieser Kuppe und an ihren Flanken läßt mit einiger Wahrschein¬ lichkeit nach Analogie mit ähnlichen Kuppen (Weinberg bei Taucha) schließen, daß wir es nicht nur mit einem Sandhügel zu tun haben, der mit Blöcken übersät ist, sondern daß in seinem Innern 220 1Y. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. sich echte Blockpackung findet. Der südlichste Bogen unserer Endmoräne ist also eine teils als Blockpackung, teils als Sand¬ rücken entwickelte Aufschüttungsmoräne. Ganz abweichend hiervon ist der zweite, nördlichere Zug“ entwickelt. Die Art des Aufbaues geht am klarsten und ohne weitschweifige Beschreibung aus der beigegebenen Kartenskizze (Taf. 9) hervor. Das nördliche Vorland ist über viele Kilometer hin eine reine Geschiebemergelfläche, in der größere Sandeinlage¬ rungen fehlen ; hier im Endmoränenrücken treten Sand, Kies und Geschiebemergel in vielfacher Wiederholung auf. Dabei zeigt diese Wechsellagerung eine streng regelmäßige Anordnung. Wäh¬ rend in anderen Endmoränen Geschiebemergel und Kies meist unregelmäßig und wirr durcheinander geknetet sind, wechsellagern sie hier als regelmäßige horizontale Schichten. Sand und Kies sind in flachen Linsen abgelagert, die selten eine Mächtigkeit von 1 — 2 m erreichen oder überschreiten. Die Zwischenmittel von Ge¬ schiebemergel sind meist etwas mächtiger. Da Aufschlüsse in diesem Teile der Endmoräne fehlen, so kann nichts Näheres über die Struktur der Sand- und Kieslagen angegeben werden. Doch werden wahrscheinlich alle ähnlich aufgebaut sein wie die Basis¬ schicht der ganzen Endmoräne, die durch eine Grube westlich von Bothfeld gut erschlossen ist. Der Südstoß dieser Grube zeigt uns Sand- und Kiesschichten mit nuß- bis faustgroßen Gerollen, die, wenn auch keine sehr deutliche Schichtung, so doch auch keinerlei größere Unregel¬ mäßigkeiten in ihrer Ablagerung erkennen lassen. Am Oststoß dagegen waren zeitweise in seiner ganzen Mächtigkeit sehr starke Aufpressungen und Stauchungen zu sehen, deren einseitige Aus¬ bildung auf das entschiedenste einen von Nord nach Süd wirken¬ den Eisdruck als Ursache erkennen ließ. Der vorstehend geschilderte eigentümliche Aufbau dieses Endmoränenabschnitts ist wohl dadurch entstanden, daß das Eis und mit ihm die Grundmoräne in vielfach wiederholten regel¬ mäßigen Oszillationen während der Stillstandslage an dieser Stelle vorstieß und sich zurückzog und dementsprechend bald Grundmoräne, bald Sand und Kies ablagerte. Bei der wahr- IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 221 scheinlich geringen Mächtigkeit des Eises und bei dem Fehlen jeglichen Widerstandes kam es dabei nicht zu einer Aufarbei¬ tung des jeweiligen Untergrundes, wie es wohl bei den großen Endmoränen Norddeutschlands der Fall war, bei deren Ablage¬ rung: das Eis sicher auch zahlreiche kurze Oszillationen ausführte. Die Mechanik der Endmoränenaufschüttung ist also hier wohl dieselbe, oder wenigstens eine ganz ähnliche, wie bei den sonstigen Aufschüttungsmoränen. Auch hier werden vielfach Oszillationen des Eisrandes innerhalb kurzer Strecken stattgefunden haben. Nur verschonte die verhältnismäßig kraftlose Bewegung des Eises in unserer Gegend stets die vorhergehenden xAufschüttungen und schuf sich selbst, mangels großer Blöcke und Blockpackungen, keinerlei größeren Widerstand. Ob dieser eigentümliche Aufbau der Endmoräne noch weiter nach O. fortsetzt, wurde nicht näher untersucht, da die einzige Methode zur genaueren Prüfung dieser Verhältnisse, die sorg¬ fältige und möglichst enggesetzte Handbohrung, zu zeitraubend ist, als daß sie weit über die Grenzen meines Gebietes hinaus angewandt werden konnte. Auf den im Jahre 1880 fertiggestellten Blättern Zwenkau und Markranstädt ist die Endmoräne als ein einheitlicher Sandzug aufgefaßt. Stellenweise ist dies auch der wirkliche Charakter. An der Grenze von Blatt Lützen, bei dem Dorfe Caja, konnte auch ich noch die Endmoräne in ihrer ganzen Breite als einen einheitlichen Sandzug darstellen. Doch scheint es mir nach verschiedenen Aufschlüssen auf den Blättern Zwen¬ kau und Markranstädt mehr als zweifelhaft zu sein, ob dieser ein¬ fache Bau im ganzen Verlauf der Endmoräne der gleiche bleibt. Die Gruben dicht westlich der Schießstände am Bienitz zeigen eine vielfache Aufpressung von Grund moräne und Sand. Dies ist auch noch in einigen südlich davon gelegenen Gruben zu beob- achten, so am Sandberg und Wachberg. Hier wdrd die Mitte des Hügels von steil emporgepreßter Grundmoräne gebildet, während nach dem Bande zu zunächst steil aufgerichteter, in sich wieder vielfach transversal geschichteter Sand liegt, der weiterhin mehr horizontal abgelagert ist. O 222 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. Obwohl clie wahre Höhe dieses Endmoränenabschnittes nur 10 — 15 m beträgt, hebt sie sich doch von Osten wie von Westen aus gesehen als scheinbar viel höherer Zug aus dem Gelände her¬ aus. Dies kommt an der Westflanke davon her, daß sich das ziemlich enge Zschampertal noch tief in die die Basis der End¬ moräne bildende Terrasse der interglazialen Elsterschotter einge¬ schnitten hat, wodurch ein steiles Gehänge von fast 30 m Höhe erzeugt wird. Von Osten her wirkt dagegen aus einiger Ferne der Höhenunterschied von 10 — 1 5 m deshalb imponierend, weil die Oberfläche jener Eisterterrasse hier bis an die heutige Elsteraue eine fast mathematische Ebene bildet. Ungefähr dort, wo die Bahnlinie Leipzig-Markranstädt die Endmoräne schneidet, tritt eine Verbreiterung des ganzen Zuges ein. Da hier zugleich die Höhe der Kuppen etwas abnimmt, wird der wallartige Charakter des Zuges undeutlich. Geschiebe- lehmdurchragungen finden sich auch in diesem Stück noch häufig, so an der genannten Bahnstrecke. Hier besteht der ganze flache Wall der Endmoräne fast ausschließlich aus Geschiebemergel, der nur von einem dünnen Sandmantel bedeckt wird. Mehr nach W. zu, namentlich von der Umbiegung der End¬ moräne ab, wurden derartige Emporpressungen in Aufschlüssen nicht mehr beobachtet. Der ganze, ziemlich deutliche Wall ist hier, soweit die wenigen Grubenaufschlüsse ein Urteil erlauben, ein reiner Aufschüttungsrücken, der aus teils feinsandigem Mate¬ rial, teils aus gröberem Kies in äußerst wirrer Diagonalschichtung besteht, doch so, daß das allgemeine Einfallen der Schichten immer sehr deutlich von dem Endmoränenbogen weg nach außen zu geht. Im Aufbau dieses Endmoränen-Quadranten von Dehlitz bis nach dem Bienitz zeigt sich also ein auffälliger Unterschied. Der südlich von West nach Ost streichende Abschnitt ist eine reine Aufschüttungs-, der östliche eine ausgesprochene Stauchungs- und Aufpressungsmoräne. Wenn natürlich auch, wie aller wärts, die Grundursache der Stillstandslage des Eises, welche zur Ausbildung der Dehlitzer Endmoräne führte, klimatischer Natur war, so dürften doch vielleicht IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 223 einen äußeren Anstoß zu ihrer Ablagerung gerade an dieser Stelle die sich ihr quer vorlagernden Terrassen (dritte und zweite präglaziale Saaleterrasse) gegeben haben, deren steile Staffeln das Eis nur schwer erklimmen konnte. Wie oben gezeigt wurde, ziehen jene alten Terrassen vom Südrande des Blattes Lützen im Bogen nach der Gebend von Knauthain. Der Endmoränenbogen würde also O O jenem Terrassenbogen ungefähr parallel laufen. Jenseits des Elstertales scheint sich die Endmoräne nicht weiter tortzusetzen. Dagegen mag ein oder der andere der zahl- reichen »Decksandhügel«, welche in der Umgebung von Leipzig auftreten, zu dem gleichen Stadium gehören. Sicher und deutlich treten Endmoränenbogen erst wieder öst¬ lich von Leipzig in der Nähe des preußischen Städtchens Taucha auf. Von allen diesen Zügen ist nur der Bogen des Weinberges und des Gewinneberges eine sichere Endmoränenbildung. Der letztere Hügel war im Herbst 1902, in welchem eine Übersichts¬ begehung des ganzen Endmoränengebietes ausgeführt wurde, durch einen mehrere Meter tiefen, ihn quer durchziehenden Einschnitt in seinem ganzen inneren Aufbau bloßgelegt. Es zeigte sich, daß er vollständig aus einer Blockpackung besteht, wie sie in unserem Randgebiete in gleicher Schönheit wohl nicht oft angetroffen werden mag. Besser aufgeschlossen war durch große Sand- und Kiesgruben auch schon in früherer Zeit der Gewinneberg. Die wohlgeschichteten Sand- und Kieslagen fallen hier ziemlich steil nach S. bezw. SO. ein, also wieder vom ehemaligen Eisrande weg. Ob die übrigen Höhenzüge gleichfalls Endmoränen darstellen, konnte auf jener Übersichtstour nicht mit Bestimmtheit festgestellt werden. Ihrer Orographie nach ist es nicht unmöglich. Auch das nördlich anschließende Meßtischblatt Eilenburg zeigt dieselbe Topographie wie die Nordwestecke des Blattes Brandis. Bis in die Breite von Eilenburg folgen hier noch eine große Anzahl teils zu kurzen Bogen, teils zu Bogensystemen aneinander gereihter Kuppen und Rücken. Falls diese Höhenzüge durchweg Endmoränen sind, hätten wir hier ein System von vielen nur wenige hundert Meter breiten Sand- und Geschiebewällen, das insgesamt die 224 1Y. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. Breite von fast einem Meßtischblatt besitzt. Viel wahrschein¬ licher ist jedoch, daß nur die südlichsten Höhenzüge echte End¬ moränen sind, das dahinter liegende für unsere Gegend ungemein koupierte Terrain aber die dazugehörige Grundmoränenlandschaft ist. Eine endgültige Aufklärung dieser Verhältnisse kann natür¬ lich nur die Spezialkartierung erbringen. Ebenso muß einer ge¬ naueren Untersuchung die Entscheidung Vorbehalten bleiben, ob diese Züge zu dem Dehlitzer Stadium gehören, oder ob sie, was viel wahrscheinlicher ist, dem Dieskauer Stadium oder einer noch jüngeren Stillstandslage angehören. Es erübrigt sich noch, kurz auf die sonstigen Kriterien einer Stillstandslage, Grundmoränenlandschaft und Sandr, einzugehen. Auf Blatt Lützen ist es außerhalb der Endmoräne zu einer Sandrbildung nicht gekommen. Dafür läuft hier parallel der End¬ moräne das tief eingeschnittene Tal der Rippach, welches wohl schon zur Zeit ihrer Entstehung, wenn natürlich auch nicht in seiner heutigen Tiefe, vorhanden gewesen sein mag oder vielleicht durch die abfließenden Gletscherwasser angelegt worden ist. Die ganze Orographie des ziemlich steilen rechten Ufers deutet darauf hin, daß hier starke Erosionswirkung stattgefunden hat. So befindet sich östlich von Bahnhof Dehlitz ein weiter, ziemlich tiefer Tal¬ kessel, der sich vielfach verzweigt und seine Ausläufer bis auf den Kamm der Endmoräne schickt. Die schwachen Wässerchen, welche heute in diesen Tälern und Schluchten bei Regen nieder¬ fließen, würden wohl kaum im Stande gewesen sein, den Abhang derartig zu modellieren. Einen weiteren Abfluß in breiter nach S. führender Rinne fanden die Schmelzwasser während der Dehlitzer Stillstandslage in der Gegend von Schkeitbar. Hier zieht sich von der Endmoräne aus ein teilweise fast 1 km breiter Streifen von rein nordischem Sande nach Kitzen und Hohenlohe zu, wo er unter der Lö߬ decke verschwindet. Zu beiden Seiten wird er noch heute von schmalen alluvialen Rinnen flankiert. Nach O. zu führen keine weiteren Rinnen mehr von dem Moränenbogen weg. Das Vorland wird allerdings sehr flach und eben. Namentlich IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 225 die Gegend zwischen dem nördlichen Stück der Moräne und der Elsteraue bei Leipzig ist in einer Erstreckung von ca. 4 km fast absolut horizontal. Als Sandr kann man jedoch dieses Gebiet nicht ansprechen. Es ist vielmehr eine alte Terrassenebene der interglazialen Elster, welche sich auch unter der Endmoräne hin erstreckt. Früher von Glazialdiluvium bedeckt, ist diese Terrasse jetzt durch die Denudation fast vollständig wieder freigelegt. Nur in der Nähe der Endmoräne trägt sie noch etwas Grundmoräne. Der größte Teil hirer Fläche aber wird nur von Löß und anderen jungen Umlagerungsprodukten bedeckt. Die Wasser, welche dem Eisrande an diesem nordöstlichen, besonders deutlich ausgeprägten Moränenstück entströmten, haben möglicherweise ihren Abfluß zum Teil auch innerhalb des Endmoränenbogens gefunden und in rück- läufiger Bewegung zum Eise die Rinne des Zschambertales ero¬ diert, welche heute von der Gegend von Lausen an über Milditz und Rückmarsdorf auf der Innenseite unsere Endmoräue begleitet. Auch den Endmoränenzügen der Tauchaer Gegend ist eine weite Ebene vorgelagert, die jedoch ebenfalls keine echte Sandr- bildung darstellt, sondern nach der Darstellung der geologischen Spezialkarte aus einer mehr oder weniger mächtiger Grundmoräne besteht, welche sich fast ausschließlich oligocänen Kiesen auf legt. Auch hier wird die Endmoräne an der Außenseite heute von Allu- vionen begleitet, die schon in diluvialer Zeit die dem Eise ent¬ strömenden Wasser der heutigen Talrinne der Parthe einerseits, dem Muldentale andererseits zugeleitet haben mögen. Fehlt, soweit meine im Jahre 1902 ausgeführten Übersichts¬ touren ergeben haben, und es aus den allerdings unter anderen Ge¬ sichtspunkten aufgenommenen Karten der Königlich Sächsischen G eologischen Landesanstalt sich ersehen läßt, eine echte Sandrbildung, , so ist andererseits innerhalb des Bogens der Dehlitzer Endmoräne auch keine deutlich ausgesprochene Grundmoränenlandschaft vor¬ handen. Hier verbindet vielmehr der Sandr des Roddener Schotters den Dehlitzer Enmoränenbogen mit den Aufschüttungen der nächst jüngeren Stillstandslage im N. auf Blatt Dieskau. Eine typische Endmoränenlandschaft kann man wohl von vornherein in unserem Neue Folge. Heft 60. 15 226 IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. Gebiete überhaupt uicht erwarten. Hier am Rande des Glazial¬ diluviums besaß das Eis, wie wiederholt hervorgehoben worden ist, nur noch einen ungemeinen zahmen Charakter. Selbst in den leicht beweglichen Sanden und Schottern hat es selten Störungen hervorbringen können, welche tiefer als IV2 m in die Unterlage eingreifen. Die allermeisten Störungen liegen noch weit unter dieser Grenze. Als ausschließlicher Beweis für die Annahme einer Stillstands¬ lage des Eises in unserer Gegend bleiben uns daher nur die im vorstehenden Abschnitt beschriebenen Aufschüttungsformenf übrig. b) Roddener Stadium. 7. Der Roddener Sandr (d'siio). Von L. SlEGERT. Unter dem Namen Roddener Schotter wurde früher bereits der höchste Horizont auf dem öfters erwähnten Roddener Hügel und dem südlich davon gelegenen Fiklasberge ausgeschieden, ursprünglich nur, weil er eine Reihe von petrographischen Eigen¬ tümlichkeiten aufwies. Erst später stellte es sich heraus, daß wir in ihm einen weiteren Leithorizont besitzen, der nördlich und südlich mit Endmoränenbildungen in Verbindung tritt. Wie gleich im einzelnen gezeigt werden soll, besteht er aus Kiesen und Sanden. Doch ist der Kürze wegen ohne Rücksicht auf die jeweilige pe- trographische'Entwicklung hier stets der Name Roddener S c hotter gebraucht worden. Von den wenigen Aufschlüssen in diesem Horizont sei zunächst die Kiesgrube an der Westseite des Fried¬ hofs von Altrahnstedt erwähnt. Der zur Zeit der Aufnahme etwa 2 m tiefe Aufschluß an der Nordwand dieser Grube zeigte als unterste, stellenweise bis 1,5 m mächtige Schicht eine vielfache Wechsellagerung von glazialem Sand mit Kieslagen, deren Gerolle Haselnußgröße kaum überschreiten. Diagonalschichtung ist über¬ all häufig, so daß die Struktur ganz an echte Glazialkiese und Sande erinnert. Die Gerolle bestehen zur reichlichen Hälfte aus nordischem Material, das sehr bunt gemischt ist. Fast ebenso häufig wie Feuerstein finden sich andere kristalline Gesteine, dar¬ unter auffällig viel Granite. Die andere Hälfte bildet südliches Material, das vor allem durch seinen Reichtum an Muschelkalk IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 227 auffällt. Uber den Schottern liegt ein 0,5 — 1 m mächtiger, meist stark umgeänderter, oberflächlich mit Schwarzerde bedeckter Lehm, der seine Grundmoränennatur jedoch noch durch die starke Stauchung seines Untergrundes und durch Stauchungen in sich selbst deut¬ lich dokumentiert. Unterlagert werden jene Kiese von über 2 m Grundmoräne der mittleren Geschiebemergelbank. Da diese ihrer¬ seits auf dem undurchlässigen Bruckdorfer Ton liegt, so ist der Grund der Grube immer sehr naß und deshalb nicht aufgeschlossen. Jene auffällige petrograpliische Zusammensetzung erinnert in vieler Beziehung an die hängendsten Schichten in manchen Auf¬ schlüssen der interglazialen Saaleterrasse, die gleichfalls eine derartig gemischte Zusammensetzung aufweisen. Sie wurden teils dadurch erklärt, daß dem rückweichenden Eise sofort die Saale folgte, teils daß es sich um vom Gletscherwasser aufgearbeitete Flußkiese han¬ delt. Von diesen beiden Annahmen möchte ich für diesen Auf¬ schluß der ersten den Vorzug geben. Diese horizontalen Sand¬ flächen sowohl des Basalschotters wie des Roddener Schotters sind wohl kaum subglazial abgelagert worden. Sie sind vielmehr Sandr, die entweder beim Vorstoß des Eises oder, was für unsere Ver¬ hältnisse allein zutreffend sein dürfte, bei seinem Rückzime ab^e- lagert wurden. Auf jeden Fall war das Gelände zur Zeit der Ab¬ lagerung dieser Sand- und Kiesmassen eisfrei. Dann aber mußte notwendig auch die Saale ihre Wasser in unsere Gegend senden. Da die Zeit zwischen je zwei Vorstößen des Eises, also zwischen der Bildung je zweier Geschiebemergelbänke, wahrscheinlich ziem¬ lich kurz war, konnte sich der Fluß in dieser kurzen Zwischen¬ zeit kein bestimmtes tiefes Bett einschneiden. Die Wasser werden sich, so wie sie aus dem ja auch damals schon gut ausgeprägten Tale im Mittelgebirge in unser Gebiet eintraten, auf der tisch¬ ebenen Geschiebemergelfläche in verschiedene flache Rinnen ver¬ teilt haben, die ihren Lauf vielfach verlegten. Ihre Wasser mußten sich vielfach mit den Gletscherströmen vermischen. An anderen Stellen kam es zu einem Kampf der beiden Wasser, bei dem bald das eine, bald das andere die Oberhand behielt. Dies erklärt wohl auch manche Eigentümlichkeit der Roddener Schotter, 15* 228 IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. namentlich das auffällige Gleichgewicht von nordischem und süd¬ lichem Material. Der Gedanke an eine Aufarbeitung von älteren Flußschottern durch die Roddener Glazialwasser ist wohl weniger einleuchtend, «*» denn damals waren die interglazialen Saaleterrassen, noch mehr aber die präglazialen von einer mehrere Meter mächtigen und sicher überall unzerstörten Decke von Geschiebemergel und Kies voll¬ ständig verhüllt. Einen ganz ähnlichen Habitus, wie oben beschrieben, zeigen die Roddener Schotter in einer Grube südöstlich von Rodden. Unter 0,5 — 0,75 m sandigen und steinigen Resten einer Grund¬ moräne liegt 2 — 3 m Kies, der neben reichlich nordischem Ma¬ terial gleichfalls viel südliches, im besonderen wieder viel Muschel¬ kalk, führt. Die Gerolle sind ebenfalls ziemlich klein, völlig rund und wechsellagern mit kleinen Sandlagen. Verschiedene kleine und zufällige Aufschlüsse, z. B. nördlich von Pissen und bei der an der Leipziger Chaussee gelegenen Windmühle von Zschöcher¬ gen, standen in echt nordischen Sanden ohne jene übei mäßig reichliche Beimischung von südlichem Material, wenn dieses natür¬ lich auch nirgends völlig fehlte. Die Unterkante der Roddener Schotter bildet in dem bis jetzt beschriebenen Gebiet eine völlig ebene Fläche, die von S. nach N. mit dem gleichen sanften Gefälle ansteigt, wie wir es bei dem Bruck- dorfer Ton, bei der Hauptterrasse der interglazialen Saale und bei der jüngsten präglazialen Saaleterrasse fanden. Verlängern wir diese Linie mit der bei Rodden und Altranstedt gefundenen Stei¬ gung nach S. (Profil D-C-B-A Tafel 8), so trifft sie auf die Basis¬ schichten der später zu beschreibenden Dehlitzer Endmoräne. Dies könnte man für einen Zufall halten, zumal diese Linie ihrer ganzen Länge nach in der Luft liegt, also kein Zusammenhang zwischen diesen beiden Gebieten existiert. Doch deuten verschiedene Be¬ obachtungen auch hier auf eine Gesetzmäßigkeit der Verhältnisse hin. Etwa 6 km westlich von der hier gezogenen Profillinie liegt der Leichenhügel, eine flache Kuppe, ganz ähnlich dem Fiklasberge, nur, daß sie nach S. hin keine freie Flanke besitzt, sondern hier in eine mit ihr ungefähr gleich hohe Ebene übergeht. An den IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 229 freien Flanken im W., N. und O. aber streicht eiu nicht ganz 2 m mächtiger Sand- und Kieshorizont aus. Denken wir uns diesen nach O. hin horizontal verlängert, also in einer Richtung, in welcher der Roddener Schotter keine Neigung besitzt, so trifft diese Fortsetzung genau auf unsere Profillinie. Da bei dem auch sonst völlig gesetzmäßigen Aufbau unseres Diluviums ein solches Zusammentreffen wohl kaum mehr ein Zufallsergebnis sein kann, so dürfte wohl die Annahme berechtigt sein, daß der Kies des Lei¬ chenhügels ursprünglich weit nach 0. hin bis über unsere Profil¬ linie hinausreichte und später erst zum größten Teil mit seiner Unterlage der Denudation anheimfiel. Ursprünglich bildete also der Roddener Schotter einen weiten Sandr, der von dem Fuße der Endmoräne an ununterbrochen nach N. zu über das Blatt Lützen und den größten Teil des Blattes Merseburg -Ost bis au die Elster-Luppeaue reichte. Wie wir gleich sehen werden, zog er sich? auch über das Gebiet der heutigen Aue hinweg noch weit nach N. hin. Noch verschiedene weitere Umstände stützen diese Schlu߬ folgerung. Zunächst stimmt der Kies des Leichenhügels in petro- graphischer Beziehung mit dem in seiner Zusammensetzung ja unverkennbaren Roddener Schotter überein. Dies zeigt schon eine kleine Sandgrube an der Chaussee von Bothfeld nach God¬ dula. Noch besser ist es zu erkennen bei einer kleinen etwas tiefer liegenden Schotterpartie am nördlichen Hange des Leichen¬ hügels dicht an der Buntsandsteingrenze. Die reiche Schotter¬ streuung an dieser Stelle rührt wahrscheinlich zum allergrößten Teile von Material her, das von der höheren Partie abgespült wurde. Zum Teil mag es auch Material sein, das beim Unterspülen des Rod¬ dener Schotters während der angedeuteten Denudationsprozeße wegen seiner Größe nicht entfernt wurde und sich deshalb einfach senkte. Hier ist das südliche Material mindestens ebenso reichlich ver¬ treten wie in dem eingangs beschriebenen Altrahnstedter Auf- Schluß, so daß früher, ehe die Gliederung unseres Diluviums völlig geklärt war, der Gedanke an eine den Möritzseher Schottern ent¬ sprechende Terrasse sehr nahe lag. Das Kiesband des Leichen¬ hügels läßt sich an der Ostflanke bis über die Bothfelder Chaussee 230 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. verfolgen. Dann setzt es aus, um kaum 1 km weiter im S. in ganz entsprechender Höhenlage von neuem zu beginnen, bis es bald darauf an die Basisschichten der Endmoräne anstößt. Die Grenze, welche auf der Karte hier zwischen Endmoräne und Roddener Schotter gezogen wurde, ist eine künstliche. Sie wurde dort gelegt, wo gegenüber der einfachen Lage der Roddener Schotter die im vorigen Abschnitt beschriebene vielfache Wechsel¬ lagerung zwischen Sand und Geschiebemergel beginnt, wie sie die¬ sem nördlichen Zweig der Endmoräne eigentümlich ist. Ob jene Lücke in dem Sandbande südlich vom Leichenhügel tatsächlich existiert, ist mehr als fraglich. Einmal erfolgte die Kartierung dieser Stelle zu einer Zeit, als die schlechte topographische Unter¬ lage das Erkennen und genaue Verfolgen der einzelnen Horizonte unmöglich machte, sodann aber kann die gerade hier sehr mächtige Schwarzerdedecke den Sand soweit verhüllen, daß er, wenn über¬ haupt, nur noch mit ziemlich tiefen Handbohrungen nachzuweisen ist. Doch glaube ich nicht, daß diese Lücke einen wesentlichen Mangel in unserer Beweisführung bedingt. Der Roddener Sandr zog sich wohl ziemlich sicher als ein ununterbrochener Horizont von der Basis der Endmoräne an bis zu den heute noch erhaltenen Sandflächen auf Merseburg-Ost hin. Ob südlich der Endmoräne sich ein der gleichen Hauptrückzugsphase angehöriger Sandr an¬ schließt, und ob einige der kleinen Sandflächen südlich vom Rip- pachtale ihm etwa zuzurechnen sind, muß aus schon öfters er¬ wähnten Gründen vorläufig unentschieden bleiben. •Von Blatt Merseburg-Ost aus greifen die Roddener Schotter auf das sächsische Blatt Markranstädt über, wo sie als Decksand be¬ zeichnet worden sind. Da mit diesem Namen ihr Alter als jüng¬ ster Horizont des Randdiluviums überhaupt festgelegt sein soll, habe ich ihn nicht übernommen. Aber auch eine weit enger be- grenzte Auffassung, daß dieser Horizont hier lokal die oberste Schicht bildet, trifft nicht zu. Wie aus den eingangs beschrie¬ benen Aufschlüssen sowie aus zahlreichen Handbohrungen hervor- geht, wird er vielmehr überall von mehr oder minder deutlichen Resten eines jüngeren Geschiebemergels überlagert, Verhältnisse, die auf Blatt Markranstädt wohl ebenso liegen werden wie auf Blatt IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 231 Merseburg-Ost. Auf der Karte wurden diese Reste von Grund¬ moräne nicht besonders ausgeschieden, um das Bild, welches schon durch die Schwarzerdeschraffur etwas leidet, nicht noch undeut¬ licher zu machen. Ganz ähnlich wie den Bruckdorfer Ton können wir auch die Roddener Schotter jenseits der breiten Unterbrechung durch das Elster-Luppetal auf Blatt Halle-Süd und Dieskau wiederfinden. Am besten entwickelt sind sie hier in der Gegend zwischen Ammen¬ dorf und Bruckdorf, wo das Diluvium, wie aus der Karte hervor¬ geht, einen geradezu idealen schichtigen Aufbau besitzt. Hier zieht sich zwischen Osendorf und Bruckdorf eine mehrere Kilo¬ meter lange Bank in 104 — 105 m Meereshöhe hin, die aus Sand und Kies besteht. In der Nähe des Weges, der von Bruckdorf nach der Grube von der Heydt führt, keilt sie zwar aus, setzt aber gleich jenseits des Weges in ungefähr gleicher Höhe bei dem sehr ebenen Gelände als breitere Sandfläche wieder eiu. Da wo die 105 m-Kurve östlich von der Artilleriekaserne wieder auf Blatt Halle Übertritt, konnte ein durchgehender Sandhorizont bei der ersten Aufnahme, bei welcher diese Verhältnisse allerdings noch nicht klar erkannt waren, nicht mehr festgestellt werden. Doch war die Haupt-Grundmoräne der ganzen Gegend sehr sandig. Herr Dr. Bartling, der im Herbste 1906 das ganze Grund¬ moränengebiet zwischen Halle, Bruckdorf, Osendorf und Am¬ mendorf auf meine Veranlassung nochmals auf durchgehende Ton- und Sandhorizonte hin prüfte, konnte aber gleichfalls keinen durchgehenden Sandhorizont hier auffinden. Weiter nach N. treten in der Nähe des Schlachthofes endlich wieder Sande in entsprechender Höhenlage von ca. 105 ni auf, so daß die Ver¬ mutung nahe liegt, daß hier der gleiche Horizont wieder zu Tage ansteht. Anders liegen aber die Verhältnisse östlich vom Reidetale. Nach den Aufnahmen von P. Range, welcher mich hier bei der Kartierung unterstützte, fehlt im mittleren Teile der Südhälfte des Blattes Dieskau ein durchgehender Sandhorizont. Nur einzelne kleinere Sandflächen östlich von Zwintschöna und südlich vom »sauren Loch« lassen sich ihren Lagerungsverhältnisseu nach 232 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. ungezwungen als zum Roddener Sandr gehörig deuten. Im übrigen ist die Verteilung der auf der Südhälfte des Blattes Dieskau im großen und ganzen spärlichen Sandeinlagerungen in der Grund- moräne eine ziemlich regellose. Erst die Rabutzer Bohrung zeigt uns wieder in der entsprechenden Höhenlage eine Schicht grober Schotter, die nach Aussage dortiger Brunnenbauer sich, weit nach Osten hin verfolgen lassen soll. In der Bohrung Rabutz-Schwoitsch wurde sie nicht angetroffen. E. Dieskauer Stadium. Von L. SlEGERT. Wenn unsere Deutung des Roddener Schotters als eine Sandr¬ ablagerung richtig ist — und dafür sprechen verschiedene mor¬ phologische Gründe — , so müssen wir im Norden dieses Sandrs Ablagerungen antreffen, die einer Stillstandslage des Eises ent¬ sprechen. Solche treten bereits in der Nordhälfte des Blattes Dieskau und auf Blatt Landsberg, wo sie von W. Weissermel eingehend untersucht worden sind (vergl. S. 262), dann auch auf den Blättern Zwochau (bearbeitet von E. Picard) und Seehausen auf. Nament¬ lich auf letzterem Blatte kommt es zur Entwicklung deutlicher End¬ moränenzüge. Die Grenze zwischen dem Roddener Sandr und der dazu gehörigen Dieskauer Stillstandslage geht im allgemeinen schräg durch das Blatt Dieskau etwa in der Richtung von Halle nach Röglitz. Ablagerungen der Dieskauer Stillstandslage können daher die von mir .kartierte Südhälfte des Blattes Dieskau gerade an ihrem Nord¬ ende noch streifen. Als Teile eines allerdings sehr undeutlichen Endmoränenbogens, der die gesamte Stillstandslage nach Süden begrenzt haben könnte, ließen sich vielleicht die bogenförmig von O. nach W. verlaufenden Sandzüge in der Richtung Gottenz-Os¬ münde-Saures Loch deuten. Doch soll bei der wenig deutlichen Entwicklung, welche dieser Zug besitzt, keinerlei besonderer Wert darauf gelegt werden , zumal er bei der großen Breite und Aus¬ dehnung, welche die Ablagerungen des Dieskauer Stadiums ein¬ nehmen, sowieso nur eine untergeordnete Bedeutung besäße (vgl. auch S. 268). 1Y. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 233 Von größerer Wichtigkeit sind dagegen die Sandzüge in der Umgebung der Rabutzer Ziegelei. In der Sandgrube dicht am Ostrande der Tongrube der Rabutzer Ziegelei steigt der in der Bohrung durchteufte Kies bis an die Oberfläche. Dieser Sand gehört, wie später, wenn das von E. Picard aufgenommene Blatt Zwochau vorliegt, noch deutlicher zu ersehen sein wird, einem lan¬ gen schmalen Sandstreifen an, der von Rabutz aus sich bis nach Beuditz auf Blatt Zwochau hinzieht und nordwärts von W. Weiss- ermel bis an den Pfarrberg auf Blatt Landsberg verfolgt wurde. In ungefähr der gleichen Höhe, z. T. auch etwas höher, tritt west¬ lich von der Ziegelei ein Sandhorizont auf, der wohl unterirdisch mit dem eben geschilderten Sandstreifen zusammenhängt, wie das Profil E-F-G, das Profil zwischen den beiden Bohrungen und das Profil durch das Rabutzer Becken auf Tafel 7 zeigen. Ob der Querschnitt des gesamten Streifens an dieser Stelle rinnenförmig ist, wie ein Teil der Profile zeigt, oder ob es sich um einen osar- tigen Sandrücken handelt, wie im Profil E-F-G angedeutet ist, ließ sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Auf jeden Fall stellen diese Sandzüge bei Rabutz eine direkte Verbindung zwischen dem Roddener Sandr und den Ablagerungen der Dieskauer Stillstands- lage her und beweisen unmittelbar die Zusammengehörigkeit o O o beider Stadien zu ein und demselben Horizont, falls ein solcher Beweis nach den ganzen Lagerungsverhältnissen und der Entwick¬ lung des Diluviums in unserer Gegend überhaupt noch nötig wäre. Die Hauptgrundmoräne (obere Geschiebemergelbank) (dmiio). Von L. Siegert. In der Rabutzer Bohrung liegt zwischen dem zu der eben geschilderten Rückzugsperiode gehörigen Sand- und Kieshorizont und dem zur 2. Interglazialzeit gestellten Rabutzer Ton noch eine dünne Geschiebemergelbank von 3,4 m Mächtigkeit, die als die dritte der Geschiebemergelbänke der Hauptgrundmoräne ausge¬ schieden wurde. Die geringe Mächtigkeit der oberen Geschiebe¬ mergelbank an dieser Stelle erklärt sich sehr einfach als eine zufällige Folge der Erosion der Rabutzer Tonrinne. Von der mittleren Geschiebemergelbank ist die obere natürlich nur da zu trennen, 234 IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. wo die ausgedehnten Rückzugsbildungen, insbesondere der Leit¬ horizont des Roddener Schotters, sich dazwischen legen. Wo diese fehlen, mußte die mittlere und obere Bank vereinigt werden. Dies ist z. B. schon in der Rabutz-Schwoitscher Bohrung der Fall, dann aber auch auf einem großen Teil der Südhälfte von Blatt Dieskau und der Osthälfte von Blatt Halle, wo der Roddener Sandr teilweise fehlt, an anderen Stellen nur vermutungsweise aus¬ geschieden werden konnte. Ähnlichen Schwierigkeiten begegnet man auch am Steilufer des Elster-Luppatales, weil in der Gegend von Ermlitz, wo die obere Geschiebemergelbank sicher vorhanden sein muß, gerade der Roddener Sandr fehlt. Da dieser Horizont aber östlich von meinen Blattgrenzen, soweit ich nach Übersichts¬ begehungen urteilen kann, bald wieder auftritt, z. B. bei Schkeuditz, so dürfte die nach Osten fortschreitende Kartierung auch noch manche Anhaltspunkte zu einer wenigstens vermutungsweisen Ab¬ grenzung der oberen Geschiebemergelbank in dem eben be¬ sprochenen Gebiete liefern. Sicher nachweisen läßt sich die obere Geschiebemergelbank wieder in dem Hauptverbreitungsgebiete des Roddener Sandrs südlich von der Elster-Luppeaue. Über den Schottern und Sanden liegt hier allenthalben eine durchschnittlich über 1 m mächtige Lehmdecke, der Rest einer einst wohl bedeutend mächtigeren Grundmoräne. Daß es sich nicht um verlehmte Schotter vermengt mit unreinen äolischen Produkten handelt — Abschlämmmassen können der ganzen Lage nach nicht in Frage kommen — geht daraus hervor, daß der Bohrer stellenweise in etwas größerer Tiefe auch noch echte unverwitterte Grundmoräne faßt. Für die Grund¬ moränennatur spricht ferner der Umstand, daß der Roddener Schotter in fast allen Aufschlüssen die bekannten glazialen Stau- chungserscheinungen zeigte. Die Verbreitung der oberen Geschiebemergelbank auf Blatt Merseburg-Ost fällt fast genau mit der des Roddener Sandrs zu¬ sammen, doch wurde sie auf der Karte nicht besonders ausge¬ schieden, weil diese gerade hier durch die Schotter- und Schwarz¬ erdesignatur schon sehr stark belastet war. Auf Blatt Lützen fehlt unser Horizont größtenteils aus den- 1Y. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 235 selben Ursachen, die bei der Besprechung des Roddener Sandrs erwähnt wurden. Nur am Leichenhügel konnte sie, getrennt durch den sehr gut entwickelten Roddener Schotter, von der mittleren Bank noch einmal abgegrenzt werden. Es ist also demnach sicher, daß diese Bank wenigstens an die Dehlitzer Endmoräne herangereicht hat. Ob sie auf dieser aufliegt oder gar über sie hinweggreift, muß zur Zeit unentschieden bleiben, ebenso wie die Nordgrenze dieser Bank nicht festgestellt werden konnte. Aus den geschilderten Verhältnissen geht zunächst deutlich hervor, daß die obere Geschiebemergelbank einem selbständigen Vorstoß des Eises nach Ablagerung des großen Rückzugshorizontes ihre Entstehung verdankt; denn nur so lassen sich die Stauchungs¬ erscheinungen im Roddener Sandr erklären. Ob dieser Vorstoß von der Dieskauer Stillstandslage ausging, oder ob er von einer nördlicheren Gegend herkam und über die osartigen Bildungen im Norden von Dieskau bereits mit hinwegschritt, ist noch eine offene Frage. Erst mit ihrer Beantwortung aber kann entschieden werden, ob unsere obere Geschiebemergelbank nur eine kleine lokale Erscheinung innerhalb der großen Roddener Schwankung ist, wie sie hier aufgefaßt wurde, oder ob sie etwa der südlichste Ausläufer einer besonderen, im wesentlichen weiter im Norden aufgetretenen Oscillation ist. Ja auch die Möglichkeit, daß es sich um Reste einer Grundmoräne der dritten Eiszeit handelt, muß im Auge behalten werden. ß) Das Hauptglazialdiluvium aufserhalb der alten Täler. Der Bruckdorfer Beckenton. a) Auf den Blättern Halle-Süd (Westhälfte), Mers e bürg- West, Weißenfels. Von W. Weissermel. Westlich des heutigen Saaletaales läßt sich, wie schon oben ausgeführt wurde und weiter unten näher zu begründen sein wird, der Hauptgeschiebemergel nicht mehr in mehrere durch Se¬ dimente stehenden oder fließenden Wassers getrennte Bänke scheiden, sondern er bildet meist eine der weiteren horizontalen Gliederung 236 IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. entbehrende Grundmoränenmasse, in welcher Sand und Kies zu¬ weilen auf kürzerer Erstreckung eingelagert sein oder weit häufiger Sande und Kiese die Grundmoräne teilweise oder in ganzer Mäch¬ tigkeit vertreten können. An der Basis dieser einheitlichen Grund¬ moräne tritt nun an zahlreichen Stellen ein Bänderton auf, der, wie weiter unten zu begründen sein wird, mit großer Wahrscheinlich¬ keit dem Bruckdorfer Ton entspricht. Da er in einer Anzahl von Gruben, darunter mehreren Braunkohlentagebauen, aufgeschlossen ist, sind wir über seine petrographische Zusammensetzung gut unterrichtet, und diese erweist sich als recht gleichmäßig. Der Ton besteht aus abwechselnden 1 — 2 Millimeter mächtigen dunkel¬ grauen bis schwärzlichen, seltener dunkelbraunen, und hellgrauen oder hellbräunlichen Schichten, von denen die ersteren aus fettem, reinem Ton bestehen, die letzteren etwas mehr Feinsandbestand¬ teile enthalten. Der Ton erscheint also in der Regel deutlich ge¬ bändert. Seine Mächtigkeit schwankt meist von 1 — 5 Dezimeter, nur selten erreicht sie 1 m. Der nördlichste Punkt, an welchem westlich der Saale der Bruckdorfer Ton gefunden wurde, ist die Sandgrube an der Chaussee Bennstedt-Granau. Hier liegt auf den schneeweißen ter¬ tiären Quarzsanden, deren Gewinnung Zweck der Grube ist, ein im Nordwestviertel des Blattes Halle weit verbreiteter brauner Ter¬ tiärletten, auf diesem der Bänderton in 1 — 2 dm Mächtigkeit, darüber Geschiebemergel, der oberflächlich eine dünne Lößdecke trägt. Der Ton liegt in etwa 117— -118 m Meereshöhe. Innerhalb der Grube keilt er nach Norden hin aus, so daß in nördlichem Teile des Auf¬ schlusses der Geschiebemergel unmittelbar auf dem Tertiärletten liegt. Wir finden unseren Bänderton dann wieder weiter südlich in den Tage¬ bauen der Gruben Friedrich Wilhelm 1 und Henriette bei Eisdorf (siehe Abbildungen des ersteren auf S. 259), gleichfalls als liegend¬ stes Glied des Diluviums und zwar in einer Meereshöhe von un¬ gefähr 114 m. In beiden Gruben kann man beobachten, wie er auf größere Erstreckung zerstört ist, teils durch Schmelzwassererosion, teils infolge von Aufarbeitung durch das Eis. Von hier aus nach W. ist er von mir und L. Siege RT in einer Höhenlage von 100 — 115 m durch das ganze Blatt Schraplau-Teutschenthal verfolgt worden. Zwischen IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 237 dem Bänderton und dem Tertiär liegt hier stellenweise, ebenso wie in der Bennstedter Sandgrube, die »Rollkieselschicht« v. Fritsch’s, eine dünne Schicht feinen, vorwiegend aus wohlgerundeten Quarz- geröllen bestehenden Kieses, der vereinzelt nordisches Material (Feuerstein) führt. Den nächsten Aufschluß von Bruckdorfer Ton finden wir weiter östlich von Delitz am Berge in einer kleinen Grube am Hohlwege des Weges, der von Rottendorf auf die Höhe des Fuchsberges führt. Er tritt hier zwischen Geschiebemergel und Tertiär in 1 10 m Meereshöhe auf in einer Mächtigkeit von 0,3 m. Dieser Aufschluß ist derselbe, der auf S. 244 wieder erwähnt wird. Wir finden unseren Bänderton dann in einer Höhenlage von etwa 109 m im Tagebau der Grube Pauline bei Dörstewitz und zwar, wie oben S. 166 ausführlich dargelegt wurde, nur im nörd¬ lichen Teile des Aufschlusses, während er im größeren südlichen durch glaziale Aufarbeitung zerstört und nur in Resten oder in Schollen im Geschiebemergel erhalten ist. (Siehe Tafel 16.) Er erreicht hier eine Maximalm ächtigkeit von 0,5 m, zeigt aber nur in den untersten Dezimetern typische Struktur, die höheren Partieen sind durch das Eis der Schichtung beraubt, teilweise mit Grundmoränenmaterial durchkuetet, befinden sich also im Zustande der Lokalmoräne. Schollen und Fetzen von Bänderton im Geschiebe¬ mergel geben weiter nach Süden, wo der Ton nicht mehr zu¬ sammenhängend vorhanden ist, von der erfolgten gründlichen Auf¬ arbeitung Kunde. Das an guten Aufschlüssen reiche Gebiet des Geiseltales von Stöbnitz (auf Blatt Schafstädt) bis Merseburg zeigt so recht, wie sporadisch unser Bänderton in Gebieten mit größeren Höhenunter¬ schieden erhalten geblieben ist. Im Tagebau Körbisdorf wurde er nicht beobachtet. Ebenso fehlt er in den beiden Tagebauen bei Lützkendorf. Weiter westlich dagegen tritt er in mehreren Sand¬ gruben zwischen Geschiebemergel und Tertiärsand auf und zwar stellenweise in der für das ! Gebiet westlich der Saale ungewöhn¬ lichen Mächtigkeit von 1 m. Im Tagebau Stöbnitz ist er größtenteils der Aufarbeitung durch das Eis zum Opfer gefallen, findet sich aber noch mehrfach in Resten erhalten (siehe Figur 24 auf S. 325). 238 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. Auf Blatt Weißenfels kennen wir den Bänderton nur an zwei Stellen. Östlich und südlich von Groß-Kayna wurde zur Zeit der Aufnahmen in 7 kleineren Gruben Tertiärsand gewonnen, der von Geschiebemergel und Löß überlagert wird. Nur in einer dieser Gruben (östlich der Straße Kayna-Reichardswerben) lag an der Basis des Geschiebemergels Bänderton in typischer Ausbildung und Mächtigkeit. Seine Höhenlage ist etwa 124 m. Im Tagebau der Grube Gottesgabe bei Roßbach (siehe Fig. 22 auf S. 336), liegt er wiederum unmittelbar auf dem Tertiär und wird von mäch¬ tigem einheitlichen Geschiebemergel überlagert. (Höhenlage etwa 145 m.) Das bekannte Verbreitungsgebiet unseres Tones wird nach Westen erweitert durch Beobachtungen, die L. Siegert und ich auf Blatt Querfurt machen konnten, und über die an anderer Stelle berichtet werden wird. Gelegentlich der Begehung einer Eisen¬ bahnneubaustrecke fand ich im Jahre 1903 in zwei Gruben dicht am Bahnhof Querfurt einen Bänderton von durchaus gleicher Be¬ schaffenheit wie in unserem Aufnahmegebiete, und zwar ist er in der westlichen Grube intakt erhalten, während er in der östlicheren chaotisch mit dem Geschiebemergel durcheinander gewälzt und ge¬ knetet war. In der westlichen Grube war er unterlagert von einer lehmig- sandigen Ablagerung, die anscheinend ein Ausschläm- mungs- und Umlagerungsprodukt einer Grundmoräne darstellt. An einer Stelle war in einer Tasche des Untergrundes auch Geschiebe¬ mergel unter dem Ton zu beobachten. Das Liegende des Diluviums bilden in beiden Gruben Tertiärsande. In den Einschnitten 'der Bahn nach Vitzenburg war zwar von Querfurt nach Westen noch mehrere Kilometer weit Geschiebemergel aufgeschlossen, der dann auf die Röthöhen hin auskeilte, Bänderton war dagegen nicht zu beobachten. In all den geschilderten Aufschlüssen bildet der Bänderton das liegendste Glied des Diluviums, abgesehen von der dünnen und nur sporadisch vorkommenden Rollkieselschicht und der problematischen lehmig sandigen Bildung und dem Geschiebemergelrest in der einen Querfurter Grube. Dagegen waren gelegentlich in seinem unmittel¬ baren Liegenden Schichtenstörungen des Untergrundes zu beobachten, die nur auf glaziale Stauchung zurückgeführt werden können. Im IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 239 Tagebau Dörstewitz zeigt der den Bänderton unterlagernde Ter¬ tiärkies wellenförmige Stauchungen, wie Taf. 16, Fig. 2 mit leidlicher Deutlichkeit erkennen läßt Der Bänderton legt sich in horizontaler Schicht über diese flachen Falten hinweg. Sie müssen also vor seiner Ablagerung dagewesen sein. An eine tektonische Entstehung kann nach Art der Erscheinung nicht gedacht werden. Denn das unterlagernde Braunkohlenflöz zeigt wohl eine löcherige korro¬ dierte Oberfläche, wie die Abbildung erkennen läßt, aber keine analoge Faltung. Es muß also eine Eisbedeckung vor Ablagerung des Bändertons die damalige Oberfläche gestaucht haben. Es läßt sich aber natürlich nicht entscheiden, ob es sich hier um einen der Eisvorstöße, die im Gebiet der Terrassenebene die Basalgrund¬ moräne und die Untere Grnndmoränenbank ablagerten, handelt, oder ob diese Stauchungen von der ersten Vereisung herrühren. Die gleiche Erscheinung konnte in den Tagebauen bei Eisdorf beobachtet werden. Am westlichen Eingang des verlassenen und teilweise verfallenen alten Tagebaues der Grube Henriette nörd¬ lich des jetzigen war im Jahre 1904 zu beobachten, wie unter dem ruhig und wagerecht gelagerten Bänderton die wenig mächtige Tertiärsanddecke, die das Flöz hier trägt, sowie auch die Oberfläche des Flözes in unregelmäßiger Weise gestaucht und die Kohle zum Teil keulenförmig in die Sande hinein ausge- zogen war. Ebenso zeigte sich in dem jetzt im Betriebe befind¬ lichen Tagebau das Tertiär unmittelbar im Liegenden des Bänder- tons leicht gestaucht. Die gleiche Erscheinung war stellenweise im Tagebau der Grube Friedrich Wilhelm zu beobachten. Da die untere Bank der Hauptgrundmoräne ebenso wie die Basalgrundmoräne außerhalb der alten Täler nicht bekannt ist, der Eisvorstoß, der sie ablagerte, also anscheinend nicht über diese hinausging, müssen diese Stauchungen wohl der ersten Vereisung zugeschrieben werden. Geht schon aus dem Verhalten des Bändertons in den vor¬ stehend kurz geschilderten Gruben hervor, daß er in dem Gebiet, auf das diese sich verteilen, heute keine zusammenhängende Decke bildet, sondern vielfach der Aufarbeitung durch das Eis zum Opfer gefallen ist, so ergibt sich das noch viel deutlicher daraus, daß er in zahlreichen anderen Aufschlüssen, die natürlich nicht alle ein- 240 IV. Die Ablageruogen der 2. Eiszeit. zeln aufgeführt werden können, fehlt. Auszuschließen sind hier¬ bei natürlich solche Gebiete, in denen sein Auftreten nach den Höhenverhältnissen nicht sicher zu erwarten ist. Wenn im Bereich der großen schildförmigen Buntsandsteinhöhe, die das iranze Gebiet zwischen Schwarzeiche-Lauchatal uncf Geiseltal auf Blatt Merseburg- West einnimmt, ebenso wie im Windmühlenberge bei Lauchstädt der Löß oder geringmächtiges Glazialdiluvium un¬ mittelbar auf dem Buntsandstein bezw. Tertiär ruht, so ist das nur natürlich, denn hier erhebt sich mit 130 — 160 m der vordilu¬ viale Untergrund zu einer Höhe, die der Spiegel des Bruckdorfer Staubeckens nicht erreicht zu haben braucht. In noch höherem Grade gilt das für die Muschelkalkhöhen im Nordwestteile von Blatt Weißenfels. Aber auch dort, wo der Ton durch Aufschlüsse nachgewiesen ist, suchen wir ihn in deren Umgebung, wo er der Höhenlage nach zu erwarten wäre, oft vergebens. So fehlt er nordwestlich der Bennstedter Sandgrube in den verschiedenen Sandgruben in der Nordwestecke des Blattes Halle, ebenso in der großen Tertiärsandgrube bei Nietleben, und Geschiebemergel, an beschränkten Stellen unterlagert von etwas Sand, liegt hier unmittel¬ bar auf den weißen Tertiärsanden oder auf dem S. 236 erwähnten Tertiärletten, sofern dieser vorhanden ist. Ferner gelangt dort, wo die Mächtigkeit des Diluviums unter 2 m hinuntergeht, bei der geologi¬ schen Aufnahme der Bohrer meist aus dem Geschiebemergel direkt in das Tertiär oder die Trias ohne Zwischenlagerungen eines Bänder¬ tons, und nur stellenweise südlich von Zscherben wurde solcher wieder erbohrt. Das sporadische Vorkommen des Tons im Geisel¬ tal wurde schon erwähnt. Besonders bezeichnend sind hier die Sandgruben bei Kayna, wo nur in einer von sieben der Bänderton vorhanden ist. Die se starke Zerstörung des Tons kann auf Rechnung der Denudation nur dort gesetzt werden, wo älteres Gebirge zu Tage tritt oder allein von Löß überdeckt wird. Wo Geschiebemergel auf Buntsandstein oder Tertiär ruht, haben wir sie auf Rechnung einer glazialen Umarbeitung zu setzen. Überall, wo das Eis nicht eine tonüberzogene ebene Fläche vorfand, wie im Gebiete der alten Saaletäler und im Nordwestviertel von Blatt Halle, wirkte IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 241 es mehr oder weniger energisch auf seinen Untergrund ein. Die Bändertondecke, die außerhalb der alten Täler meist nur eine Mächtigkeit 'von wenigen Dezimetern besaß, wurde dabei grö߬ tenteils zerstört und blieb nur stellenweise erhalten. Überall wo Schmelzwasser eine Tätigkeit entfalteten, fiel die geringmächtige Tondecke derselben alsbald zum Opfer. Ara stärksten waren die Einwirkungen des Eises an den Hängen und auf den Höhen der Triaserhebungen, wie die weitverbreiteten Lokalmoränenbil¬ dungen beweisen. Hier ist in der Regel auch der vordiluviale Untergrund mit aufgearbeitet, wir können den Bänderton also nicht mehr oder höchstens in einzelnen Schollen zu finden erwarten. Auffallend bleibt nur, daß er auch in relativ ebenen und niedrigen Flächen, wie den außerhalb der Lößgrenze liegenden Teilen des Blattes Merseburg- West, wo die Mehrzahl der Handbohrungen den Geschiebemergel durchsank und in den Buntsandstein eindrang, nur so selten nachzuweisen war. Aber auch am Rande des interglazialen Tales bei Merseburg sowie bei Weißenfels war Bänderton nicht zu beobachten. In der auf Taf. 12 abgebildeten Grube nördlich von Weißenfels ist kein Bän¬ derton vorhanden, und daß der Geschiebemergel hier etwa nur der untersten Bank entsprechen sollte, ist sehr unwahrscheinlich, ln der Merseburger Gegend legt sich auf die Hauptterrasse zunächst Basalschotter, auf diesen dann Geschiebemergel. Daß in letzterem stellenweise Bänderton eingelagert vorkäme und seine räumlich O O sehr beschränkten Ausstriche bei der Aufnahme auf alter Topo¬ graphie übersehen worden wären, ist sehr wenig wahrscheinlich; denn bei dem außerordentlich langsamen Ansteigen des Geländes hätte er, wenn in größeren Flächen vorhanden, beim Bohren an- getroffen werden müssen. Als durchgehende Schicht kommt er hier sicher nicht vor. Es fragt sich nun, ob alle die oft durch größere Zwischen¬ räume getrennten und in der Höhenlage schwankenden einzelnen o o Tonvorkommen einem einheitlichen Staubecken angehören, oder ob sie nicht etwa in getrennten kleinen Teilbecken entstanden sind. Gegen letztere Annahme spricht aber zunächst ein wenn auch nicht beweisendes Argument, nämlich ihr so gleichbleibender petrographi- Neue Folge. Heft 60. 16 242 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. scher Charakter, der wohl nur dahin zu erklären ist, daß das Material aller dieser Vorkommen aus derselben Quelle stammt, also in einem einheitlichen Wasserbecken zur Ablagerung kam. Für das Tongebiet östlich der Saale von Mötzlich bis nach Blatt Merseburg-Ost kann wohl, kein Zweifel an der Entstehung in einem einheitlichen Becken bestehen, und auch die Vorkommen des Blattes Halle sowie das von Dörstewitz verteilen sich bei Schwankungen der Höhenlage von etwa 20 m so gleichmäßig über das Gebiet, daß an ihrem einstigen Zusammenhänge und an ihrer Zugehörigkeit zum Bruckdorfer Staubecken wohl kaum gezweifelt werden kann. Die etw^as verschiedene Höhenlage der ein¬ zelnen Vorkommen ist kein Argument gegen diese Auffassung, denn wir wissen beispielsweise von den diluvialen Decktonen Ost¬ preußens, daß solche tonigen Niederschläge größerer Staubecken als gleichmäßige Decke Berg und Tal überziehen. Vergleicht man die Höhenlage der einzelnen Vorkommen, so ergibt sich von West nach Ost im allgemeinen eine Abnahme und Annäherung an die Höhenlage des Bruckdorfer Tons in seinem geschlossenen Verbrei¬ tungsgebiet. Wir sind also wohl berechtigt, alle die besprochenen Tonvorkommen dem Bruckdorfer Staubecken zuzurechnen. Dagegen kann man für die Vorkommen im oberen Geisel- tale, am Nordostabhange des Janushügels bei Kayna und von Roßbach zweifelhaft sein, ob sie dem gleichen Staubecken ent¬ stammen, da sie nicht nur durch einen großen Zwischenraum von den nächsten bekannten Vorkommen getrennt sind, sondern auch mit einer Höhenlage von 125 — 145 m sich beträchtlich über das Niveau derselben erheben. Das Fehlen des Tons in den gro߬ artigen Aufschlüssen der Tagebaue bei Lützkendorf, Körbisdorf, Kayna und Beuna ist auffallend; an den letztgenannten drei Orten kann es aber durch die starke Einwirkung erklärt werden, die hier das Eis auf seinem Untergrund ausgeübt hat (s. S. 326),- doch bleibt es dann auffallend, daß auch Schollen des Tons in der Grundmoräne nicht beobachtet wurden. Jedenfalls aber ist das Fehlen des Bändertons hier nicht auffallender wie zwischen Merseburg und Bischdorf, wo er nach der Höhenlage des Geländes zum Absatz gekommen sein müßte, trotzdem aber nicht nachge- IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 243 wiesen werden konnte. Die Tonvorkommen bei Lützkendorf, Roßbach und Kayna werden also von dem Gebiet geschlossener Verbreitung durch ausgedehnte Strecken getrennt, in denen der Ton nicht nachzuweisen war, trotzdem er nach den Höhenverhält¬ nissen zu erwarten gewesen wäre. Die petrographische Beschaffen¬ heit dieser isolierten Vorkommen entspricht aber durchaus der im geschlossenen Verbreitungsgebiet, und da ihre stratigraphische Stellung die gleiche ist wie sonst die des Bruckdorfer Tons west¬ lich der Saale, nämlich an der Basis des Hauptgeschiebemergels, dürfen sie wohl unbedenklich dem Horizont des Bruckdorfer Tons zugerechnet werden, und wahrscheinlich sind sie auch in dem gleichen Becken abgelagert worden, das demnach wenigstens zeitweise einen Wasserstand von über 145 m Meereshöhe gehabt haben muß. Allerdings braucht das Staubecken nicht während der ganzen Zeit seines Bestehens bis zu dieser Höhe hinaufgereicht zu haben. Daß der Tonabsatz im Gebiete der alten Täler längere Zeit dauerte als auf den höher gelegenen Trias- und Tertiärflächen, geht schon aus den Mächtigkeitsverhältnissen hervor. Während der Ton in den alten Talgebieten meistens 1 — 2 m Mächtigkeit besitzt, erreicht er weiter im Westen selten mehr als 0,3 m (nur bei Möckerling ausnahmsweise einmal 1 m), und da wesentliche Unterschiede in der Dicke der einzelnen Tonschichten nicht be¬ stehen, darf man aus der Mächtigkeit der Ablagerung wohl bis zu einem gewissen Grade auf die Dauer ihrer Entstehung schließen. Demnach dürfte der Bruckdorfer Stausee während der ganzen Zeit seines Bestehens das Gebiet der alten Täler bedeckt haben, aber nur während eines Teiles dieser Zeit sich über die tieferen Teile von Blatt Merseburg- West, über Blatt Halle und noch weiter nach Westen hin ausgedehnt haben, während endlich die Entstehung der höchst gelegenen Ablagerungen im Geiseltalgebiet (Kayna, Lützkendorf, Roßbach) wohl aus der Schlußphase der Bruckdorfer Schwankung stammen dürfte. Als das Eis in das Bruckdorfer Staubecken wieder vordrang und die Barre, über welche dieses seinen Abfluß fand, erhöhte, mußte der Spiegel des Stausees zu¬ nächst steigen und seine ganze Wassermasse sozusagen talaufwärts 16* 244 IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. gedrückt werden, so daß auch das Sediment dieses Beckens in größere Höhe Vordringen konnte als zuvor. b) Auf Blatt Halle-Süd (Osthälfte). Von L. SlEGEKT. ' Westlich von der Saale konnte in meinem Gebiet nur an einer einzigen Stelle der Bruckdorfer Ton nachgewiesen werden. Genau auf der Mittellinie des Blattes Halle, welche die Grenze meines Gebietes bildet, liegt östlich von Delitz am Berge der kleine bereits auf S. 237 erwähnte Aufschluß, in welchem ein Bänderton in 110 m Meereshöhe auf Tertiär lagert. Ob er nach O. hin weiter fortsetzt, wurde leider nicht genau untersucht. Bei seiner geringen Mächtigkeit mußte er, wenn man nicht peinlich genau nach ihm suchte, an dem relativ steilen Ge¬ llänge und bei der gerade hier sehr dicken Abschlämmasse not¬ wendig übersehen werden. Doch spricht der parallele Aufbau des Diluviums an dieser Stelle, der aus der Karte zur Genüge hervor¬ geht, für die zweifellose Fortsetzung des Tones nach SO. Eine nähere Begründung dieser Ansicht geht auch aus dem entspre¬ chenden Abschnitt über die Untere Grund moräne hervor (siehe S. 58). In dem Aufschluß bei Delitz liegt der Ton bei etwa 110 m, also immerhin bedeutend höher als bei Beesen. Diese Differenz erklärt sich aber leicht dadurch, daß der Ton hier in einem höheren Gebiete abgelagert wurde als dort in dem interglazialen Saaletale. Das Staubecken des Bruckdorfer Tones war sicherlich weit tiefen als der Ton selbst mächtig ist. Dieser bildete vielmehr nur eine dünne Schicht auf dem Boden des Beckens. Solange dieser Boden horizontal lag, mußte sich natürlich auch unser Ton als eine schwebende Schicht ablagern. War aber der Boden wellig, so machte auch der Ton selbstverständlich, die Bewegungen seines Untergrundes mit, ragten aber, wie dies in einem einiger¬ maßen koupierten Terrain sicher der Fall war, Inseln aus dem Wasser heraus, oder schoben sich Landzungen weit in den Stau¬ see hinein, so umkleidete der Ton deren Flanken weit über die IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 245 Höhe des horizontalen Seehodens hinauf. Der Tön braucht des¬ halb in bewegterem Terrain keineswegs so absolut genau seine Höhenlage festzuhalten, wie wir dies bisher in meinem ebenen Gebiet sahen. Dadurch wird natürlich die Verfolgung des Tones etwas erschwert, aber keineswegs vereitelt. Würden wir ihn nach 0. weiter verfolgen, so würde er bei der schwebenden Lagerung bezw. dem flachen südöstlichen Ein¬ fallen, welches er ohne ZwTeifel in dieser Richtung besitzt, sich sehr bald zwischen zwei Geschiebemergelbänke einschalten. Dieser Auffassung entspricht auch der Umstand, daß die tiefsten Partieen der Grundmoräne, welche hier als eine einheitliche Ablagerung auf der Karte dargestellt wurde, sehr dunkel und tonig, die höheren dagegen hell und mergelig entwickelt sind. K. v. Fritsch, wel¬ cher der petrographischen Entwicklung der Grundmoräne mehr Wert beilegte, als wir Feute nach den zahlreichen Beweisen für den leichten Wechsel dieser Eigenschaften es dürfen, deutete die allertiefste Lage des Geschiebemergels dieser Gegend namentlich in dem großen Aufschluß dicht am Südrande des Blattes als Un¬ teren Geschiebemergel. Wenn diese Beweisführung auch nicht ganz überzeugend ist und zufällig das Liegende des Bruckdorfer Tones, unsere untere Geschiebemergelbank, z. B. bei Göhren, auch sehr dunkel und tonig ist, so ist doch immerhin die Auf¬ fassung K. v. Fritsch s an dieser Stelle wohl richtig. Es fragt sich nur, ob die unter dem Bruckdorfer Ton liegende Grund¬ moräne bereits der ersten Eiszeit angehört, oder ob sich erst noch einer der tiefsten Horizonte der 2. Eiszeit einschaltet. Durch die Besprechung der Lagerungsverhältnisse des Bruckdorfer Tones in dem Gebiet der alten Flußtäler haben wir den Eindruck gewonnen, daß zwischen der alten Grundmoräne und dem Bruckdorfer Ton stets noch die untere Geschiebemergelbank eingeschaltet ist. Die Revisionsaufnahme für die 2. Auflage des Blattes Schraplau ! (Teutschenthal) hat gezeigt, daß ein mit dem Bruckdorfer Ton identischer Tonhorizont dort auf weite Strecken hin an der Basis der jüngeren Grund moräne liegt, ganz ähnlich wie auf den Höhen westlich von der Saale. Die Erklärung hierfür bereitet ja 246 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. auch keinerlei Schwierigkeiten. Die untere Geschiebemergelbank ist vielfach von geringer Mächtigkeit. Es steht daher keineswegs fest, ob sie überhaupt überall abgelagert worden ist, und sicher ist, daß sie stellenweise sofort bei dem Rückzüge des Eises vor Ab- lagerung des Bruckdorfer Beckentones bereits wieder zerstört wurde. Da wir von den beiden tiefsten Horizonten der zweiten Eiszeit, der Basalgrundmoräne und dem Basalschotter, bereits wissen, daß sie nur lokal auftreten, in den iuterglazialen Tälern, so können wir die Lage des Bruckdorfer Tones dahin bestimmen, daß er entweder an der Basis der Glazialablagerungen der zweiten Eiszeit liegt, oder zwischen die untersten Grundmoränenbänke wenige Meter über der Basis eingeschaltet ist. Allgemeiner Überblick. Überblicken wir noch kurz einmal die Tatsachen, welche in den vorhergehenden Abschnitten über den Bruckdorfer Beckenton beschrieben wurden, so sehen wir, daß zur Ablagerungszeit des¬ selben in unserer Gegend ein großer Stausee existiert hat, der sich über eine ganze Reihe von Meßtischblättern hinzog. Nur im N. fehlt eine orographische Grenze, denn hier bildete das Inlandeis das Ufer, eine Erwägung, die gleichfalls dagegen spricht, in dem Bruckdorfer Ton ähnlich wie in dem Rabutzer Beckenton eine Interglazialbildung zu sehen. Er deutet allem Anschein nach nur auf eine Oszillationsphase der zweiten Eiszeit hin. Nachgewiesen ist dieser Stausee bis jetzt auf den Blättern Schraplau-Teutschen¬ thal, wo aber noch nicht seine Westgrenze liegt, Querfurt, Weißenfels, Merseburg -West, Halle-Süd, in den südlichen Par- tieen von Halle-Nord und Landsberg, auf Blatt Dieskau und auf Merseburg- Ost, von wo aus er sich weit nach Sachsen hinein¬ zieht. Auf Merseburg - Ost finden wir bei Kötzschau ein Stück seines südlichen Ufers, das sich von hier aus in ungefährer West¬ richtung hingezogen haben mag, sowie eine alte Abflußrinne, die sich weit auf Blatt Zwenkau verfolgen ließ. In den zur Zeit der Kartierung vorhandenen Aufschlüssen des Bruckdorfer Tones wurden Fossilien inrend welcher Art nicht VI. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 247 gefunden. Nach einer handschriftlichen Notiz von K. v. Fritsch kommen in der Stadt Halle möglicherweise in diesem Horizont Schalen von Pisidium Henslowianum und Bithynia tentaculata vor. Doch würden auch diese indifferenten Formen die Deu¬ tung als interstadial, für die alle anderen Verhältnisse sprechen, nicht erschüttern, da kleine Faunen auch in anderen Gegenden schon aus Glazialsedimenten bekannt geworden sind. Namentlich muß betont werden, daß einer Deutung unseres Tones als inter¬ glazial mancherlei Schwierigkeiten entgegenstehen, als deren we¬ sentlichste der Mangel einer der gleichen Interglazialzeit angehö- rigen Terrasse hervorzuheben ist. Die Hauptgrundmoräne auf den Blättern Weißenfels, Merseburg-West und der Westliälfte von Halle a. S. Von \V. Weisskrmel, a) Geschiebemergel (dmii). Von der interglazialen Hauptterrasse aus zieht der Haupt¬ geschiebemergel überall über deren Ufer sowie über das Ver¬ breitungsgebiet des Basalschotters auf das Triasplateau und seine Höhen und überzieht dieses sowie die Tertiärgebiete als eine ge¬ schlossene, nur durch spätere Erosion und Denudation stellenweise unterbrochene Decke. Es handelt sich hier um ein einheitliches Glazialdiluvium, in welchem faciell Geschiebemergel und Sand zu unterscheiden sind, eine horizontale Gliederung wie im Gebiete der alten Täler aber sich nicht durchführen läßt. Von den beiden Leithorizonten, die von Siegert im Bereiche der Saaleterrassen¬ ebene zur Gliederung des Hauptglazialdiluviums benutzt werden, ist die Sandrfläche des Roddener Schotters auf diese Terrassenebene beschränkt und erreicht nicht das linke Ufer des heutigen Saale¬ tales. Die mittlere und obere Bank des Geschiebemergels fallen also hier zusammen. Der Bruckdorfer Ton reicht, wie auf Seite 242 gezeigt, über die Terrassenebene hinaus, nicht aber die ihn unter¬ lagernde untere Bank der Hauptgrundmoräne; denn wo wir westlich der Saale den Bruckdorfer Bänderton kennen, bildet er fast stets das liegendste Glied des Diluviums, abgesehen von 248 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. der nur stellenweise vorhandenen geringmächtigen Rollkiesel¬ schicht , und nur Stauchungen des Untergrundes, die wohl meist auf die erste Vereisung zurückzuführen sind, lassen an ein¬ zelnen Stellen erkennen, daß seiner Bildung eine Eisinvasion vorangegangen ist. Wir haben also westlich des interglazialen Saaletales nur einen Geschiebemergel, der durch Sand und Kies vertreten werden kann, und an seiner Basis den Bruckdorfer Bänderton. Letzterer ist aber, wie oben Seite 240 ausgeführt, nur sehr spärlich vorhanden, auf den höchsten Höhen wohl gar nicht abgelagert, in den Tälern und besonders an den Hängen, wo das Eis bei seinem Eindringen erhebliche Druckwirkungen entfaltetete, wieder zerstört. So finden wir ihn denn meist nur im Grunde damaliger Senkungen, und deshalb gerade in den größeren Tertiärbecken. Die Hauptgrundmoräne reicht also, wie gesagt, von der inter¬ glazialen Saaleterrasse aus über das Trias- und Tertiärplateau und überzieht hier, sofern sie nicht durch spätere Erosion und Denu¬ dation Zerstückelt ist, Berg und Tal. Sie erreicht dabei (wie meist auch im norddeutschen Flachlande, abgesehen von den Gebieten bedeutender Endmoränenaufschüttung) ihre größte Mächtigkeit in den präexistierenden Tälern. Auf ebenen Flächen, in den Ufer¬ gebieten der Hauptterrasse oder in ebenen Buntsandsteingebieten, erreicht die Mächtigkeit des Geschiebemergels, die durch spätere Abtragung allersdings wohl häufig verringert sein dürfte, teils 3 — 4 m, teils 5— -6 m, nur selten mehr. In alten Tälern sind die Mächtigkeiten erheblich größer, so besonders in den Braunkohlen¬ becken und -rinnen, da diese seit ihrer Entstehung in präoli- gocäner Zeit stets Depressionen gewesen oder es immer wieder geworden sind. So finden wir erhebliche Mächtigkeiten des Glazial¬ diluviums im Dörstewitz-Rattmannsdorfer Tertiärgebiet, das ohne diese mächtige Diluvialausfüllung eine deutliche Talsenke bilden würde. Das gleiche ist im oberen Geiseltalgebiete der Fall. Wäh¬ rend südlich auf dem Muschelkalk und nördlich auf dem Bunt¬ sandstein Glazialablagerungen nur sporadisch vorhanden sind, liegen sie im Verbreitungsgebiet des Tertiärs in einer Mächtigkeit bis zu 10 m. Ungewöhnliche Mächtigkeit erreicht das Hauptglazial- IV. D ie Ablagerungen der 2. Eiszeit. 249 diluvium endlich in dem toten Markröhlitzer Saaletale; es erfüllt dieses mit bis zu 20 m mächtigen Aufschüttungen von Geschiebe¬ mergel, teilweise auch Sand, die anscheinend, weil auf die höhere Interglazialterrasse sich auflegend, in ihrer Gesamtheit der zweiten Y7ereisung zugeschrieben werden müssen. Doch ist es nicht aus¬ geschlossen, daß ein innerer Kern von älterem Glazialdiluvium vorhanden wäre. Während so der Hauptgeschiebemergel in alten Tälern und Senken seine größten Mächtigkeiten erreicht, zieht er auf die Höhen in abnehmender Mächtigkeit hinauf, und an den höchsten Stellen bildet er nur dünne, oft lückige Decken, oder er wird, be¬ sonders auf den höchsten Erhebungen, nur durch einzelne Reste oder durch Aufarbeitungserscheinungen des Untergrundes, durch Lokalmoränen, vertreten. Die nachstehenden Abbildungen sollen das Vorkommen dieser Lokalmoränen und Grundmoränenreste an einzelnen Beispielen zur Anschauung bringen. Zuweilen findet sich nordisches Material auch nur eingesenkt in Löchern oder Taschen der Triasoberfläche. In dem höchsten Teile unseres Gebietes, den Muschelkalk- Figur 10. Geschiebemergel ( N s £ 'S co +3 U ® ® +5 an © >rH a -3 *4 & © Eh bn Jh © Ö c3 Ö Sh © Ö • rH CD © 43 © Eh a rö © CO • rH © cs Sh © ^H •pH £ a o© ’TS Ö oä cc +3 •rH a 'c' s «Ti M a cö rQ Ö o > H-= Eh © bß eö l-H Sh © 4> s ES CO M ® ö t; s . r— 4 CU 42 Ö © 42 • P. -f3 a .3 £ © bn © bn u © s © 4= © • pH r=3 ü CO © T3 a _ 2 o S £ 42 o © • pH 'Ö a © TS =a 02 © bn © c5 a 'Ö a a © B © rO © • rH 43 ü CO © ö o © 4= © © Eh © rH H-= *a a ® ö a a © a $h •rH (T} w ^ Eh © r© © a © +3 Eh © bn cä p*H © bn o (vj k> p o s- :c3 © H 4? P O -u - © TJ P :c3 W Sh o T3 cß A W © 42 B © 43 © -O © • H Sh P4 © 4 P s- o Sh © '■© P c3 4> © &C cS H 259 17* 260 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. treten, und da ein petrographischer Unterschied nicht besteht, den Eindruck erwecken, daß es sich um eine einheitliche Geschiebe¬ mergelmasse mit unregelmäßigen Sandbänken und -nestern han- delt. Genauere Prüfung zeigt aber, daß tatsächlich der obere Geschiebemergel eine ruhiger gelagerte, selbständige Bank bildet. Es ist nicht leicht, die eigenartigen Verhältnisse dieser beiden so nahe benachbarten Tagebaue restlos zu erklären. In der zuletzt geschilderten Grube Friedrich Wilhelm können wir annehmen, daß zunächst eine ziemlich sandreiche Geschiebemergelbank abgelagert wurde, daß auf diese, wohl bei einem kurzen Rückzuge des Eises, sich eine Sanddecke legte, die infolge erodierender Tätigkeit der sie ablagernden Gewässer stellenweise den Geschiebemergel und Bänderton durchbrach und sich auf das Kohlenflöz legte, daß dann das bald wieder hereinrückende Eis diesen Sand mit dem unter¬ lagernden Geschiebemergel durcheinander knetete und endlich eine neue ruhigere Grundmoränendecke darüber ablagerte. Diese Erklä¬ rung paßt aber nicht recht für die Grube Henriette, in der wir zwei Ge¬ schiebemergelhorizonte nicht zu unterscheiden vermögen. Jedenfalls müssen in dem ganzen die Tagebaue umgebenden Gebiete Schmelz¬ wasser unter dem Eise, oder auch bei kurzen Rückzügen an seinem Rande, eine lebhafte ausschlämmende Tätigkeit auf die Grund¬ moräne ausgeübt haben. Lebhafte Bewegung des Eises muß aber den Ort dieser ausschlämmenden Tätigkeit meist bald wieder ver- legt und Grundmoränenbänke über und zwischen die dabei ent- standenen Sande geschoben haben, und bei wiederholten kurzen Oszillationen muß das Eis seine bereits faciell sehr bunten Ab¬ lagerungen durcheinander geknetet und verschoben haben. Die scharfen Grenzen, mit denen Sand und Mergel vielfach anein- z O ander stoßen, scheinen anzudeuten, daß sich zeitweise die Masse in gefrorenem Zustande befunden habe. Die Diluvialhochfläche, in welcher die Eisdorfer Tagebaue liegen, fällt nach Westen zu einem durch jüngere Erosion ent¬ standenen Talgebiet, dem Teutschenthal-Bennstedter Talzuge, ab, dessen Boden ebenso wie der unterste Teil der Hänge aus Tertiär bestehen. Der Plateauabfall, der zum Teil schon auf das Blatt IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 261 Schraplau-Teutschenthal fällt, ist durch zahlreiche, schluchtartige Täler stark zerschnitten und in eine Anzahl von Bergvorsprüngen zerlegt. Durch die hier sehr mühsame Kartierarbeit läßt sich also ein Einblick in den Aufbau der Diluvialplatte gewinnen, und es ergab sich dabei ein im großen ganzen ähnliches Bild wie in den Tagebauen, nämlich vorherrschender Geschiebemergel, aber reich¬ liche Vertretung desselben durch Sand, und es gelang dabei nicht etwa, in letzterem einen oder mehrere Sandhorizonte zu erkennen, sondern der Sand tritt meist in stockartigen Massen auf, die oft die ganze Mächtigkeit des Geschiebemergels vertreten, so daß von zwei, durch eine Schlucht getrennten Bergvorsprüngen nicht selten der eine durchweg aus Geschiebemergel, der andere durchweg aus Sand aufgebaut ist. Gegenseitige Auflagerungen kommen dabei natürlich oft vor, ohne daß aber darin eine Gesetzmäßigkeit zu er¬ kennen wäre. Eine zu Bennstedt gehörige Grube, an der Chaussee von Bennstedt nach Granau, die oben auf S. 236 bei Besprechung des Bändertons schon Erwähnung fand, zeigt über tertiären Quarz- sanden und den oben erwähnten hellbraunen Letten zunächst ge¬ ringmächtigen Bänderton und über diesem einen Geschiebemergel, der durch eingelagerte Sandstreifen eine gewisse undeutliche Schichtung zeigt, und diese Schichtung gestattet es zu erkennen, daß die ganze Masse von Norden nach Süden, also in der Richtung der Eisbewegung, in sich gefaltet ist, eine Erscheinung, die auch im norddeutschen Flachlande nicht gerade häufig, aber auch nicht ganz selten zu beobachten ist. Bemerkenswert ist dabei, daß der unterlagernde Bänderton vollkommen ungestört liegt; die Grund¬ moräne ist also nur in sich gefaltet und gerollt worden. Das Hauptgla z ialdi 1 uvium (insbesondere die osartigen Sandzüge) des Blattes Landsberg und der nördlichen Hälfte von Blatt Dieskau. Von W. Weissermel. Östlich und nordöstlich von Halle breitet sich eine Grund¬ moränenebene von außerordentlicher Flachheit aus, deren flach ge¬ böschte Wellen und Rücken nur dem geübten Auge deutlich her- 262 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. vortreten, und die wenigen Täler sind so unbedeutend eingeschnitten, daß sie nur auf dem Meßtischblatte aus dem Verlaufe der Höhen¬ kurven verfolgt werden können. Die einzige Abwechselung kommt in die Oberflächenformen durch eine Anzahl von Borphyrkuppen. die, gerundet im Umriß wie in den Oberflächenformen, wie Inseln aus einem Meere aus der Grundmoränenebene auftauchen. In der Gegend von Brachstedt bildet der Porphyr ein von mäßig mäch¬ tiger Diluvialdecke überzogenes Höhengebiet, das Brachstedter Massiv, wie es in den Erläuterungen zu Blatt Landsberg genannt wurde. Bei Peißen entwickelt sich aus einer ausgedehnten, aber äußerst flachen Geländesenkung nach Süden zu das Tal des Reide- baches, das, wie oben S. 124 ausgeführt, dem interglazialen Saale¬ tale in umgekehrter Richtung folgt. Von Osten nimmt dieses Tal als einzigen Zufluß das der Kabelske auf. Ungefähr in der Linie dieses Tälchens verläuft eine für die Oberflächenentwicklung des Diluviums wichtige Grenzlinie. Südlich von ihm wird die Ge¬ schiebemergelfläche nur von einzelnen kleinen Sandnestern und wenigen größeren Sandflächen unterbrochen , nördlich von ihm dagegen überwiegt zwar auch der Geschiebemergel, aber er wird durchschwärmt und durchzogen von Sand, seltener Kies, in zahl¬ reichen Flächen von allen Dimensionen, von kleinsten, im Me߬ tischblatte nicht ausscheidbaren Sandnestern bis zu ausgedehnten Flächen und langen Sandzügen. Die Anordnung dieser Sand- und Kies- Vorkommen zeigt eine bestimmte Gesetzmäßigkeit, für die südlich des Kabelsketales nur noeh stellenweise Andeutungen vor¬ handen sind. Wohl fehlt es nicht an unregelmäßig verteilten und begrenzten Flächen von Sand, aber die größeren Vorkommen von Fluvioglazialmaterial ordnen sich zu langen, vielfach gewundenen Sand- und Kieszügen an, die im allgemeinen Nord-Süd verlaufen und in ihrem südlichen Teile sich meist höhenbildend aus dem Gelände herausheben. Auf den Blättern Landsberg und Dieskau macht die Verfolgung dieser Erscheinung infolge der Ähnlichkeit der Signaturen von Geschiebemergel und Sand und ihrer Ver- o o Schleierung durch die Schwarzerde-Zeichen einige Mühe. Es wurden IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 263 daher auf Taf. 11 diese Schotterzüge unter Vernachlässigung der kleinen unregelmäßig verteilten Sandflächen allein zur Darstellung gebracht1). Ein Blick auf die Tafel läßt das Wesen dieser Er¬ scheinung deutlich erkennen, und er zeigt auch die für das gene¬ tische Verständnis wichtige Tatsache, daß die Sandzüge zu den Porphyrkuppen in gewissen Beziehungen stehen. Sie werden daher am besten nach den Porphyrbergen benannt, von denen sie aus¬ gehen. Der westlichste dieser Sandzüge, der Burg Stätten -Zug, geht aus von den Porphyrhöhen, in denen das Brachstedter Massiv nach Osten und Südosten sein Ende findet. An den 139,7 m hohen Burgstätten bei Niemberg setzt sich nach Osten als seine orogra- phische Fortsetzung eine mit 115,7 m Meereshöhe um 20 m über die benachbarte Ebene sich erhebende Höhe an, die, wie ein fast 15 m tiefer Grubenaufschluß zeigt, nur aus einer mächtigen Sand¬ aufschüttung mit untergeordneten Kieseinlagerungen besteht. Die gleiche Erscheinung in kleinerem Maßstabe zeigt der weiter nörd¬ lich gelegene Dachsberg. Diese beiden Sandvorberge werden ver¬ bunden durch einen am Ostabhange des Porphyrmassivs hinzie¬ henden Sandstreifen. Vom Burgstätten- Vorberge aus setzt sich dieser Sandzug nach Süden fort über das Tal des hier noch na¬ menlosen Rieda-Baches, kreuzt dann, sich orographisch aus dem Gelände heraushebend, die Halle-Berliner und die Halle-Sorauer Bahn, um endlich bei Reideburg schräg gegen das Reidetal abzu- brechen und zu endigen. In der nordwestlichen Fortsetzung dieses Schotterzuges zieht ein kleiner, aber sehr charakteristischer Sand¬ zug über die Kuppe des Kahlenberges westlich von Schrenz. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Dr. Picard, dem Bearbeiter des Nordwestviertels von Blatt Landsberg, hebt er sich deutlich als Höhenzug heraus. Nordöstlich vom Brachstedter Massiv wird die Geschiebe¬ mergelfläche durchzogen von zahlreichen, unregelmäßig gelappten ]) Das Gebiet nordwestlich der Linie Niemberg- Dammendorf ist von den Herren Dr. Picard und Dr. Quitzow aufgenommen, die mir ihre Beobachtungen freundlichst zur Verfügung stellten. 264 IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. und geschlängelten, oft miteinander anastomosierenden Sandstreifen und -flächen, die nach Norden hin den Geschiebemergel fast ganz verdrängen. Aus diesem Gewirre von Sandstreifen zieht im west- liehen Teile ein doppelter Sandzug nach Südwesten zum Hamster- und Günthersberge auf das Brachstedter Massiv hinauf. Im öst- liehen Teile entwickelt sich nach Süden ein zuerst gewundener, zuletzt geradlinig in zwei Armen nach dem Schwerzberge zu ver¬ laufender Sandstreifen, der diese ansehnliche Prophyrhöhe umfaßt und dann, mit den das Strengbachtal begleitenden Sandflächen zu¬ sammenhängend, nach Süden verläuft, dann nach Südwesten um¬ biegt, um zwischen Hohenthurm und dem Spitzberge sich aufzu¬ lösen und zu verlieren oder auch sich mit dem nächstfolgenden, dem Spitzbergzuge, zu vereinigen. Höhenbildend wirkt dieser Schwerzberg-Sandzug nicht. Vom Spitzberge geht nach Süd westen ein sehr charakteristi¬ scher Sandzug aus, der Spitzberg-Zug, der, wenn auch bei Zwebendorf und bei Dölbau von Geschiebemergel unterbrochen, bis zum Kabelsketale reicht. In seinem nördlichen Teile tritt er orographiseh nicht wesentlich hervor. Südlich von Zwebendorf fängt er an, sich aus dem Gelände herauszuheben, und etwa von der Linie Reideburg-Klepzig ab bildet er einen für dieses flache Gelände ansehnliche Erhebung, und diesen Charakter behält er, abgesehen von einer aus Geschiebemergel bestehenden Unter¬ brechung bei Dölbau, bis zu seinem Ende an der Einmündung des Kabelske- in das Iveidetal. Ein dritter großer Sandzug strahlt vom Pfarr berge, einen vom Spitzberg nach Osten verlaufenden Sandstreifen aufnehmend, nach Südsüdosten aus. Bis über die Halle-Sorauer Bahn hinaus tritt er als langgestreckter Höhenrücken deutlich aus dem Gelände her¬ vor, dann wird er durch Geschiebemergel unterbrochen, in dem nur größere Sandnester seine Fortsetzung anzeigen. Vor Baggeritz setzt er wieder ein, ohne aber eine Höhe zu bilden, und in seinem weiteren Verlauf nach Süden bildet er sogar eine ganz flache sanderfüllte Rinne, und in diese legt sich, den Sand überlagernd, der Rabutzer Ton herein. Uber seinen weiteren Verlauf siehe S. 233 u. 275 u. f, IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 265 Der einzige Sandzug, der nicht in Beziehung zu einer Por¬ phyrhöhe steht, liegt zwischen dem Spitzberg- und dem Pfarrberg- zuge. Zwischen Klepzig, Kockwitz und Wiedersdorf hebt sich aus der Grundmoränenebene ein breiter flacher Rücken heraus, dem die Kirche von Klepzig ihre weithin sichtbare Lage verdankt. Un¬ vermittelt wie dieser Schotterrücken beginnt, endet er auch nach nicht 3 km langem Laufe. Er zeichnet sich durch Reichtum an Kies aus und ist infolgedessen in zahlreichen Gruben aufgeschlossen. Zwischen den größeren Zügen finden sich noch kleinere, die aber zum Teil jenen an Deutlichkeit nicht nachstehen. Zwischen dem Dachsberg-Burgstätten-Zuge und dem Schwerzberg- Spitzberg- Zuge zieht sich ein nicht sehr deutlicher, gewundener Sandzug hin, dessen nördliche Verlängerung auf die Kuppe des Gemsenberges bei Niemberg hin weist. Ob er den anderen deutlich entwickelten Sandzügen homolog ist, mag dahingestellt bleiben. Sehr deutlich, wenn auch orographisch nicht hervortretend, sind dagegen zwei kleine Sandzüge bei Hohenthurm, von denen der eine von der Porpbyrkuppe, die den Ort trägt, als schmaler, scharf begrenzter Sandstreifen geradlinig nach Süden nach einer ganz kleinen Kuppe nördlich des Bahnhofs hinführt, die in der Chausseeböschung auf¬ geschlossen ist. Ein zweiter strahlt von der westlichsten der kleinen Porphyrküppchen an der Chaussee nach Halle in Südsüd¬ westrichtung aus. Petrographisch besteht die Hauptmasse dieser Schotterzüge aus teils reinen, teils kiesigen oder kiesstreifigen Sanden, doch treten in allen größeren Zügen auch mächtigere Kieslager auf. Die Kiese sind echte Glazialkiese. Bei Kockwitz enthalten sie, wie schon oben S. 179 erwähnt, nicht selten Saalegerölle, die sich leicht aus aufgearbeiteten prä- oder interglazialen Saaleschottern ableiten lassen. Für die genetische Deutung dieser Sandzüge ist ihr Verhältnis ö o o zu dem benachbarten Geschiebemergel von Wichtigkeit, und dieses läßt sich aus den bei der geologischen Spezialaufnahme ge¬ stoßenen vielen hunderten von Handbohrlöchern mit Sicherheit beurteilen. Bald legt sich der Sand auf den Geschiebemergel 26 G IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. auf und erscheint aufgeschüttet, bald wieder keilt der Mergel auf den Sand hin aus, zuweilen lappig am Hange der Sandhöhen hinaufgreifend. Nicht selten verzahnen sich beide miteinander, oder sie sehen durch Vermittelung lehmiger Sande ineinander über. An einigen wenigen Stellen wurde in tiefen Grubenaufschlüssen unter dem Schotter wieder Geschiebemergel erbohrt. Das Verbands¬ verhältnis von Sand und Geschiebemergel ist also ein derartig wechselndes, daß man die Sandzüge weder als wesentlich jüngere Gebilde, noch als Durchragungszüge eines liegenden Sandhorizontes auffassen kann, sondern den Schotter im wesentlichen als gleich¬ zeitig mit dem Geschiebemergel — daß heißt, mit seinen obersten Metern — abgelagert ansehen muß. Genetisch wichtig sind ferner die Beziehungen der Sandzüge zu den Porphyrkuppen, an die sie sich anlegen, oder von denen sie ausgehen oder sozusagen ausstrahlen. Am deutlichsten tritt dies vielleicht bei dem Zuge kleinsten Maßstabes hervor, nämlich bei Hohenturm, wo der äußerst schmale, zuletzt etwa nur 50 m breite Sandzug die Porphyrhöhe des Ortes mit dem kleinen Por¬ phyrkopf am Bahnhofe verbindet. Betrachten wir den Verlauf der Sandzüge auf der Karte und halten wir uns ihr Verhältnis zu dem benachbarten Geschiebemergel und zu den Porphyrbergen gegenwärtig, so können wir nicht im Zweifel sein, daß wir es hier mit subglazialen Schmelzwasserabsätzen, also mit osartigen Gebilden zu tun haben. Daß es sich um endmoränenartige Ge¬ bilde nicht handeln kann, geht aus dem ganzen Verlauf der Schotterzüge, wie sie das Kartenbild zeigt, aus ihrer Richtung, sowie aus der Unmöglichkeit, ein Vor- und Hinterland zu unter¬ scheiden, zur Genüge hervor. Der Aufbau aus horizontal ge¬ schichtetem Fluvioglazial-Material, das Verbandsverhältnis zu dem benachbarten Geschiebemergel, das auf eine gleichzeitige Bildung mit seinen obersten Lagen hin weist, die Erstreckung der Züge in der zu erwartenden Richtung der Eisbewegung (übereinstimmend mit der Richtung der beobachteten Schrammen auf dem Porphyr), ihre Neigung, höhenbildend aus der Grundmoränenfläche hervor¬ zutreten, kennzeichnen diese Züge als osartige Gebilde, und diese Auffassung findet eine weitere Bestätigung durch die offenbaren IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 267 genetischen Beziehungen zu den Porphyrkuppen. Es ist nur natürlich, daß in der letzten Phase der Vereisung, als der Nach¬ schub des Eises geringer wurde und die Mächtigkeit der Eisdecke abnahm, die Porphyrhöhen, die bis zu 50 m über die Umgebung sich erheben, Veranlassung zur Bildung von Spalten in der Längs¬ richtung des Eisstromes gaben, und daß diese Spalten den sub¬ glazialen Schmelzwasserströmen ihren Weg vorzeichneten; und so erklärt es sich denn leicht, daß unsere Sandzüge so gern von Por¬ phyrhöhen ausgehen oder sich an sie anlegen. Wenn unsere Sandzüge demnach genetisch durchaus den Osern homolog sind, so möchte ich im Interesse einer präzisen Terminologie sie doch nicht direkt als Oser bezeichnen, da zu dem Begriff Os das Rückenbildende gehört und diese Eigenschaft unseren Schotterzügen nur teilweise zukommt. Wir bezeichnen sie daher lieber als osartige Sandzüge1). Allerdings dürften sie früher wesentlich schärfer aus der Um¬ gebung hervorgetreten sein und ihre derzeitige Flachheit erst; der Einwirkung der dritten Vereisung verdanken, die sie überschritten und teilweise eingeebnet hat. Seitliche Ausbreitungen der Ossande, wie sie stellenweise zu beobachten sind, mögen ihre Entstehung entweder einer gelegent¬ lichen Ausbreitung oder Abzweigung des Schmelzwasserstromes oder einer Auswalzung des Sandes durch das Eis der dritten Ver¬ eisung verdanken. Daß diese osartigen Sandzüge und mit ihnen das Oberflächendiluvium des ganzen Gebietes, abgesehen wohl von einer dünnen Decke jüngsten Glazialdiluviums, der zweiten Vereisung entstammt, geht daraus hervor, daß sie einerseits am Reidetal auf die Hauptterrasse der ersten Interglazialzeit sich aufsetzen, andererseits einer von ihnen, wie L. Siegert nachge¬ wiesen hat, bei Rabutz unter die Ablagerungen der zweiten Inter- glazialzeit untertaucht. Ungefähr an der Linie des Kabelsketales endigen alle diese osartigen Sandzüge, und wir dürfen daher wohl annehmen, daß 0 Einen ganz ähnlichen Oszug hat neuerdings 0. Tietze aus der Gegend von Breslau beschrieben. Jahrb. der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt für 1909, Teil I, S. 134. 268 IV. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. während ihrer Bildung hier etwa der Eisrand lag, ein Schluß, zu dem auch L. Sie GERT durch das Verhalten des Roddener Schotters kommt. (Siehe S. 232.) Eine Andeutung dieser Eisrandlage scheint in dem kiesreichen Sandzuge von Gottenz- Osmünde gegeben zu sein, der, fast, Ost-West verlaufend, annähernd senkrecht zu der Haupterstreckung der osartigen Sandzüge steht und sich in ihr System nicht einordnen läßt. Für den weiteren Verlauf dieser Eisrandlage ist vielleicht eine Andeutung westlich des Reidetales in dem schmalen Sand- streifen gegeben, der vom Tagebau Bruckdorf über die W erksanlage und dann im Bogen über das alte Chausseehaus an der Straße Halle- Bruckdorf verläuft. Ungefähr in der Verlängerung dieses Bogen¬ stückes finden wir die S. 207 beschriebene und abgebildete Sand- durchragung; in ihrer Verlängerung tritt ein langer Sandstrich auf, der in Süd-Nord-Richtung über die, Btischdorfer Fabriken bis nach Diemitz zu verfolgen ist. Da nun aber dieser Sandstrich orographisch sich gar nicht heraushebt und sein N.-S. gerichteter Teil eben so gut als osartiger Zug, die Durchragung als Aufpres¬ sung in einer Spalte gedeutet werden kann, läßt sich über die Bedeutung dieser Erscheinung nichts Sicheres sagen. Bei der Ablagerung der Osztige müssen ansehnliche Schmelz¬ wassermassen tätig gewesen sein, und wir müssen erwarten, An¬ zeichen ihrer Tätigkeit vor der vermuteten Eisrandlage entweder in Gestalt von Tälern oder von Sandflächen zu finden. Betrachtet man auf der Karte den Verlauf und die Endpunkte der Osziige, so zeigt sich eine erhebliche Divergenz derselben. Die beiden west- liehen, die größten von ihnen, der Burgstätten - Dachsbergzug und der Schwerzberg-Spitzbergzug, werden vom Reidetale abgeschnitten. Wie weit sie sich in das heutige Talgebiet fortsetzten, läßt sich natürlich nicht sagen. Nun hat Siegert zwischen Bruckdorf und Osendorf den Ausstrich einer großen ebenen Sandfläche festgestellt, die er zum Roddener Sandr rechnet. Diese Sandrfläche dürfte also die Fortsetzung der Oszüge außerhalb des Eisrandes dar- stellen. Der Pfarrbergzug endlich verläuft, mit dem anderen diver- gierend, nach Südsüdosten; er ist von Siegert bis in die Nähe IY. Die Ablagerungen der 2. Eiszeit. 269 des Elstertales verfolgt worden, wo er mit der Roddener Sandr- fläche in Verbindung tritt. Für das Gebiet vom Reidetale bis in die Höhe von Rabutz bleibt also nur der Klepziger Zug als Lie¬ ferant eines Sehmelzwasserlaufes für das Eisvorland übrig. Es ist also verständlich , wenn hier eine zusammenhängende Sandrfläche von Siegert nicht nachgewiesen werden konnte. V. Ablagerungen der zweiten Interglazialzeit. A. Beckenablagerangen. 1. Der Rabutzer Beckenton1) (diiiho). Von L. SlEGERT. Ganz im NO. meines Gebietes, unmittelbar am Ostrande des Blattes Dieskau, wird durch die Ziegeleigrube von Rabutz ein Ton¬ lager aufgeschlossen, dessen Altersbestimmung lange Zeit zweifel¬ haft war, das für die Gliederung unserer Diluvialablagerungen aber von großer Bedeutung geworden ist. Dieser »Rabutzer Beckenton« ist ein sehr fetter, stark kalkhaltiger Ton, der teils ungeschichtet, teils als Bänderton entwickelt ist. Seine Farbe wechselt; gewöhnlich dunkelgrau, kann er sowohl hellgrau wie gelblichbraun und gelb werden. Der Ton liegt in einer etwa 200 m breiten und ca. 8 in tiefen Rinne, die sich in einem flachen Bogen ungefähr nordsüdlich dicht am Ostrande des Blattes Dieskau hin- zieht. Wie aus der Karte zu ersehen ist, wurde die Tonrinne ungefähr % km weit verfolgt. Dann tritt sie auf Blatt Zwochau über, wo die weitere Feststellung ihres genaueren Laufes dem dort kartierenden Geologen, Herrn Dr. Picard, überlassen bleiben mußte. Auch am Nordende scheint die Rinne nach diesem Blatte zu sich noch weiter fortzusetzen. Da vielfach eine über 2 m mächtige Sand- und Lehmschicht den Ton bedeckt, konnte der genauere Verlauf der Rinne nur durch tiefere Bohrungen mit der Peilstange festgestellt werden. Teilweise zeigen kleine Dellen an der Oberfläche au, wo unter Tage der Ton, durch dessen Schrumpfung jene Vertie¬ fungen wahrscheinlich entstanden sind, zu vermuten ist. Während die Ziegeleigrube in früheren Jahren den Ton sehr 0 Dieses Kapitel enthält im wesentlichen den Inhalt des Vortrages in der Sitzung der Deutschen geologischen Gesellschaft vom 5. Dez. 1906. V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 271 gut bis zu seinen tiefsten Schichten aufschloß, war sie zur Zeit der Kartierung leider jahrelang ersoffen. Auch bis jetzt haben die Arbeiten den alten Umfang noch nicht wieder erreicht. Es sei deshalb hier eine handschriftliche Notiz von K. v. Fritsch ein¬ gefügt, der jahrelang den Aufschluß verfolgt hat, und dessem In¬ stitut von dem Besitzer der Grube alle Fossilfunde in dankens¬ werter Weise überlassen wurden: »Der Rabutzer Ton erreicht eine Mächtigkeit von über 7 m und erscheint dadurch ein wenig gegliedert, daß zwischen reinen Tonlagen eine etwa 60 — 80 cm starke Lage voll kleiner erratischer Gesteinsstücke nordischen Ursprungs eingelagert ist. Diese Ein¬ lagerung entspricht dem Gebilde des unteren Diluviums, welches von den Bergleuten Fuhrwegsdreck genannt worden ist, weil es an den Schlamm der Straßen, auf welchen das Beschotterungs¬ material sehr zerfahren worden ist, durch sein Aussehen und seine Beschaffenheit erinnert. Unterhalb dieser Masse enthält der Ton sehr reichlich kleine 2 — 5 cm breite platte Koukretionen von bitu¬ minösem kohlensauren Kalk, die durch ihre Farbe und flachlinsen¬ förmige Gestalt an die sogenannten Imatrasteine erinnern, zum Teil auch durch Ausbleichen weiß und kreideartig erscheinen.« Im Laufe der Zeit konnte v. Fritsch folgende kleine Fauna nachweisen: Sphaerium ricicula Lam. Pisidium Henslowianum Sh app sp. Bithynia tentaculata L. sp. Valvata cristata Müll. Cypris sp. Leuciscus? Ctenoidschuppen, Gasterosteus f Rhinoceros Mercki (u. a. ein rechter Unterkieferast mit 3 Molaren und 2 Prämolaren) Bison priscus *). In ganz vereinzelten Fällen wurden ferner noch Pflanzenreste ( Myriophyllum ?) und kleine Stücke von vertorftem Holz gefunden. *) Nach neuer Bestimmung von W. Staudinger Bos primigenius. Ule, Hei- matkde. des Saalkreises, S. 487. 272 V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. Späterhin sind hierzu noch Reste von Elephas antiquus und vom Riesenhirsch gekommen. Mir selbst wurde 1906 ein fast vollständiger Unterkiefer von Bison priscus übergeben. Das von WiEGERS1) beschriebene und abgebildete Artefakt kann nicht ohne weiteres als gleichaltrig mit dieser Fauna angesehen werden, da es aus den oberen Schichten des Tones stammt, während die Hauptfundstätte der Knochen viel tiefer liegt. Die Knochen sind also wahrscheinlich überhaupt älter als der Ton selbst. Sie sind wohl zu einer Zeit hier abgelagert worden, als die Rinne noch fast vollständig frei von Ton war, während das Artefakt im günstigsten Falle an seinen Fundplatz gelangte, als die Rinne schon fast vollständig gefüllt war. Es ist aber ferner bei der ganz unregel¬ mäßigen Art und Weise des Abbaues des Tones, bei dem jahre¬ langen Ersofiensein der Grube, keineswegs ausgeschlossen, daß das Artefakt noch viel jünger ist. Abgesehen von diesem an und für sich sehr wichtigen, für die Zwecke einer Altersbestimmung unseres Tones aber belanglosem Funde, darf man wohl nach der Größe und dem Erbaltungszustande der ganzen Knochen an- nehmen, daß diese keinen weiten Transport erlitten haben, sondern sich auf primärer Lagerstätte befinden. Für die Altersbestimmung sind freilich trotzdem auch die meisten dieser Reste wertlos, denn sie kommen sowohl in diluvialen wie in postglazialen Schichten vor. Um so bemerkenswerter aber ist das Auftreten von Rhinoceros Mercki und Elephas antiquus , die beide als Leitfossilien des ersten Interglazials gelten. Dementsprechend stellte K. v. Fritsch den Rabutzer Beckenton in die ältere Eiszeit. Bei dem begründeten Mißtrauen, welches man bis jetzt noch den diluvialen »Leitfossilien« entgegenbringen muß, war die Altersbestimmung des Rabutzer Beckentones auf rein stratigraphischem Wege unbedingt nötig, die denn auch zu einem ganz anderen Resultat geführt hat. Dieser stratigraphische Nachweis war aber sehr erschwert, ja durch die Kartierung allein unmöglich zu führen; denn der Aufschluß des Rabutzer Beckentons liegt, wie ein Blick auf das Blatt Dieskau zeigt, völlig isoliert inmitten einer ausge- 9 Neue Funde paläolithischer Artefakte. Zeitschrift für Ethnologie 1907, S. 721. Y. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 273 dehnten Grundmoräuenfläche. Erst die 6 — 8 km weit davon ent¬ fernten Hänge des Elster- und des Reidetales gewähren einen Ein¬ blick in den tieferen Aufbau unserer Gegend. Für eine’ Kom¬ bination dieser Aufschlüsse ergeben sich nun aber zwei Möglich¬ keiten in Bezug auf die Altersstellung des Rabutzer Becken- tones. Man kann ein Profil konstruieren, bei welchem, wie in der nebenstehenden Skizze, Fig. 18 b, der Rabutzer Ton in die Obere Grundmoräne eingelagert ist. Andererseits ist aber auch die in Fig. 18 a gegebene Konstruktion möglich, bei welcher die Untere Grundmoräne das Liegende des Rabutzer Tones bildet. Figur 18 a und 18 b. Re/deta/ Rabutz ReidetaJ Rabutz s r-: I i " y ' Ablagerungen der 1. Eiszeit Ablagerungen der 1. Inter¬ glazialzeit (Hauptterrasse) Ablagerungen der 2. Eiszeit Babutzer Beckenton Das erste Profil unterscheidet sich von dem zweiten nur da¬ durch, daß das von der Unteren Grundmoräne gebildete Ufer der interglazialen Saale bedeutend höher ansteigt. Der Rabutzer Ton würde nach dieser Auffassung gleichaltrig mit dem interglazialen Saaleschotter sein, während er nach der zweiten Konstruktion jünger wäre. Bei der Ähnlichkeit der petrographischen Ausbildung auch ver- schiedenaltriger Geschiebemergelbänke war es, wie gesagt, nicht möglich, auf rein kartographischem Wege diese Frage zu entscheiden. Wohl aber war Hoffnung vorhanden, vermittels einer Tiefbohrung den exakten Nachweis zu liefern, ob der Rabutzer Ton jünger 18 Neue Folge. Heft 60. 274 \ . Ablagerungen der 2. .Interglazialzeit. als der interglaziale Saaleschotter ist, oder ob beide gleichaltrig sind. Es wurden deshalb nach Abschluß der Kartierung im Herbste 1906 mit dem Bohrapparat der Königlichen Geologischen Landesanstalt zwei Tiefbohrungen ausgeführt, welche die auf sie gesetzten Hoffnungen in weitestem Maße erfüllten. o Die erste Bohrung, welche direkt im Rabutzer Beckenton. dicht am südlichen Rande der Ziegeleigrube, in einer Meereshöhe von 118 m niedergebracht wurde, ergab folgendes Profil: Tiefe in Metern 0— 0,5 0,5- 0,6 0,6— 1,3 1,3— 3,0 3,0 — 3,5 3.5 — 3,8 3.8— 5,5 o,o o,8 5.8 — 5,9 5.9— 6,2 6,2- 7,5 7.5— 8,9 8,9—10,2 10.2— 10,9 10,9—11,8 11,8—12,3 12.3— 14,2 14,2-14,4 14.4— 14,5 14,5—16,7 Schwarzerde . Gelber, kalkfreier, schwach lehmiger Sand . Nordischer Sand und Schotter . . Grauer, geflammter Ton . . . . Gelber, kalkfreier Ton . » » » etwas san- . Alluvium Ablagerung der t-.., ° ö Diluvium dritten Eiszeit » » » diger . Fetter, lichtgrauer bis gelblicher Ton, kalkhaltig . Stark sandiger, grundmoränenartiger Tonmergel, eingeschwemmt . . Reiner, schwach sandiger Bänderton, kalkhaltig . Grauer, toniger, schwach sandiger, kalkhaltiger Geschiebemergel . . Grauer, stark kalkhaltiger, sandig- toniger Geschiebemergel . . . . Grauer, stark kalkhaltiger, sandig- toniger Geschiebemergel mit zahl¬ reichen Gerollen und vereinzelten Sandschmitzen . Grober, nordischer Sand und Kies . Gelbgrauer, stark sandiger Geschie¬ bemergel . Fetter, stark kalkhaltiger Ton . . Feinsandiger, kalkhaltiger Schlepp . Grauer, sandig -toniger Geschiebe¬ mergel . Feinsandiger Mergel . Stark toniger Geschiebemergel bis Ton . Lichtgrauer, sandig-toniger Geschie¬ bemergel . Rabutzer Beckenton, zweites Inter¬ glazial Haupt¬ grundmoräne der zweiten Eiszeit, obere Bank Roddener Sandr Hauptgrundmoräne der zweiten Eiszeit, mittlere Bank Bruckdorfer Beckenton Haupt- grundmoräne der zweiten Eiszeit, untere Bank » » » » » » » » » » » » » » Y. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 275 16.7— 16,8 16.8— 17,5 17,5—19,0 19,0-19,9 19,9—20,8 20,8-21,6 21,6-22,0 22,0-23,2 23,2-26,7 26.7— 31,7 31.7- 32,0 Sand und Kies; südliches und nordi- ) sches Material zu gleichen Teilen ) Sand und Kies; südliches Material ) vorherrschend . ) Sand und Kies mit sehr viel nordi- \ schem Material . j Glazialsand . ' Stark sandige, kalkige Grundmoräne, ' sehr dunkel . f Nordischer Sand und Kies . . . ( Kalkige, erdige, dunkle Grundmoräne 1 Keiner, fetter, kalkhaltiger, schwär- ) zer Ton . ) Sand, frei von nordischem Material j Schwarzer, schwach toniger, kalkfreier Braunkohle . Basalschotter Diluvium Höhere Saaleterrasse Erstes Interglaz. » Glazialsand der » 1. Eiszeit » Grundmoräne » der » ersten Eiszeit » Dehlitzer Bänderton » Präglaziale Saaleschotter Feinsand .... Oiigocän . » Diese Bohrung, deren Hängebank bei 118 m über NN. liegt, hat also das vollständige Diluvialprofil unserer Gegend durchsunken von der höchsten Grundmoränenbank an bis herunter zum prägla¬ zialen Saaleschotter und dabei eine willkommene Bestätigung: der be- reits durch die Kartierung gewonnenen Anschauung über den allge- meinen Aufbau unserer Gegend geliefert. Ein großer Teil der Hori¬ zonte ist ja bereits eingehend besprochen worden. Hier sollen nur diejenigen nochmals hervorgehoben werden, welche für die Alters¬ bestimmung des Rabutzer Tones von Wichtigkeit sind. Die oberste Schicht wird von glazialem Material gebildet, welches später noch ausführlich besprochen werden soll. Dann folgt die ca. 6 m mäch¬ tige Schicht des Rabutzer Beckentons, in welcher in 5,5 — 5,8 m Teufe jene bereits von K. v. Fritsch im Aufschluß beobachtete stark geröllführende Grundmoränenschicht, die er für unterstes Dilu¬ vium ansah, angetroffen wurde. Darunter kommt eine 4,70 m mächtige Grundmoräne mit der in dem Abschnitt über den Roddener Sandr erwähnten Sandbank, die weiter südlich an die Oberfläche tritt und nach Osten hin mit der Sandrinne zwischen Rabutz und Beuditz, derFortsetzung desPfarrbergzuges von W.Weissermel, zu¬ sammenhängt. Unter ihr liegt in einer Meereshöhe von 105,40 m bis 107,10 m eine Bank von Schlepp und fettem Ton, welche dem Bruckdorfer Beckenton entspricht. Dies geht nicht nur aus der 18* V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 27G ganzen Lage im Profile, sondern vor allem aus der absoluten Hölienlage dieses Tones hervor, dessen Basis in der Bohrung nur etwa 5 m über dem Ausbiß dieses Horizontes am Rcidetal lie^t, eine Höhendifferenz, die bei einer Entfernung der beiden Punkte von 8 km kaum in Frage kommt. Dies ist um so weniger der Fall, als der Bruckdorfer Ton gerade in dieser Gegend etwas unregelmäßiger als anderwärts liegt. Nachdem die Bohrung aber¬ mals eine etwa 4 m mächtige Grundmoräne, die untere Bank der Hauptgrundmoräne, sowie den Basalschotter durchsunken hatte, stieß sie zwischen 101,20 und 99,00 m Meereshöhe auf einen alten Saalekies mit nordischem Material, also die Ablagerung einer interglazialen Saale, die in ihrer Höhenlage der höheren Terrasse O j o bei Möritzsch entspricht. Darunter folgt das normale Profil des Unteren Glazialdiluviums, Unterer Sand, Untere Grundmoräne und Dehlitzer Bänderton, dann präglazialer Saaleschotter mit Braunkohlentertiär als Liegendem. Nach dieser Bohrung liegt also der Rabutzer Ton sowohl über dem Bruckdorfer Ton wie über der höheren Saaleterrasse der ersten Interglazialzeit. Die Unterscheidung der Saaleschotter von glazialen Schottern ist, wie ich ausdrücklich hervorheben möchte, bei sorgfältig gesammelten Bohrproben sehr wohl möglich. Sollte dies dennoch in Zweifel gezogen werden, so sei auch ausdrücklich dar¬ auf hingewiesen, daß unsere Altersbestimmung des Rabutzer Tones sieb überhaupt nicht auf die richtige Erkenntnis jener interglazialen Saaleschotter gründet, sondern daß bereits die Identifizierung des bei ca. 107 m Meereshöhe angetroffenen Tones mit dem Bruckdorfer Ton hierzu völlig ausreicht, da dieser, wie in zahlreichen Profilen einwandfrei nachzuweisen ist, die interglazialen Saaleschotter sicher überlagert. Bei der großen Wichtigkeit dieses Profiles für die Altersbestimmung nicht allein des Rabutzer Tones, sondern auch für die Bestätigung des durch die Kartierung schon vorher fest¬ gelegten Normalprofiles unserer Gegend überhaupt, schien es mir wünschenswert, jene Identifizierung des bei Rabutz in der Teufe angetroffenen Tones mit dem Bruckdorfer Ton an den Hängen des Reidetales noch durch eine Bohrung westlich von Rabutz zu stützen. Zugleich war Hoffnung vorhanden, dabei eine wenn auch Y. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 27 V noch so geringmächtige Fortsetzung des Kabutzer Beckens mit deutlicherer Überlagerung von Grundmoräne anzutreffen, als es bei der ersten Bohrung der Fall war. Diese zweite Bohrung wurde etwas südlich vom höchsten Punkt unseres Gebietes, etwa 1 km westlich von der Babutzer Ziegelei, an dem Signal 124,5 der Rabutz- Schwoitscher Straße angesetzt. Sie lieferte folgendes Profil: Tiefe in Metern 0— 0,6 Schwarzerde . 0,6 — 6,9 Gelbgrauer bis lichtgelber, sandiger, stark kalkhaltiger Geschiebemergel, nach unten zu rötliche Färbung annehmend . Rötlich -grauer, sandig-toniger Ge¬ schiebemergel, nach unten dunkel¬ graue Farbe annehmend . . . Stark sandiger, sehr dunkler Ge¬ schiebemergel, von erdig. Habitus Desgl., stark tonig . Reiner Ton, teilweise Bänderton: oben dunkel, unten lichtgrau . . Graue, sandige Grundmoräne (oder eingeschwemmte Grundmoräne) mit tonigen Streifen . Reiner, lichter Ton, mit Gerollen . Dunkler, sandiger Geschiebemergel 33,0 Sand und Kies mit vorherrschend nordischem Material . 33,0 — 34,0 Kies mit vorherrschend südlichem Material . 34,0—37,6 Schwarzer, kalkfreier, schwach toniger 37,6 — 39,4 Braunkohle . Alluvium 6,9—10,8 10,8-18,2 18.2— 19,4 19,4—20,2 20.2- 20,7 20,7—21,1 21,1 25,7 -'o,< Grundmoräne der dritten Eiszeit? Grundmoräne der zweiten Eiszeit Bruckdorfer Bänderton Grundmoräne der zweiten Eiszeit Basalschotter Interglazialer Saalekies Feinsand . . . . Diluvium » » » » » Oligocän Betrachten wir auch hier vorläufig nur die für uns äugen- blicklich wichtigen Horizonte, so treffen wir zuerst unter einer 19,40 m mächtigen Grundmoränendecke in einer Meeräshöhe von 104,10 m auf einen fast 2 m mächtigen Tonhorizont, der durch eine sandig-lehmige Einlagerung in zwei Teile getrennt ist. Die Basis dieses Tones liegt in 102,40 m Meereshöhe, also genau 3 in tiefer als der Bruckdorfer Ton der Kabutzer Bohrung und ca. 3 in höher als der Ausbiß dieses Tones am Reidetale. Er besitzt also eine seiner Mittelstellung zwischen Reidetal und Kabutzer Bohrung ganz entsprechende Höhenlage. Ferner ist die gleiche Mächtig- 278 V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. keit dieser Tonlage in beiden Bohrungen beachtenswert. Berück¬ sichtigt man noch, daß außerdem im Süden auf Blatt Merse¬ burg-Ost und Blatt Markranstädt der Bruckdorfer Beckenton sich noch weiter nach O. verfolgen läßt als Rabutz liegt, so ist wohl nicht mehr zu zweifeln, daß der in Frage stehende Tonhorizont in beiden Bohrungen absolut identisch mit dem Bruckdorfer Beckenton ist. Unter dem Bruckdorfer Beckenton folgt in der zweiten Boh- rung Geschiebemergel und nordischer Kies in einer Gesamtmäch¬ tigkeit von 11,90 in. In 90,5 m Meereshöhe trifft man auf einen nur 1 m mächtigen interglazialen Saalekies. Dieser gehört o O o dein äußersten rechten Ufer der interglazialen Hauptterrasse der Saale an, deren Basis am Reidetale bei ca. 89 — 90 m liegt. Die ungemein geringe Mächtigkeit der interglazialen Saale¬ schotter ist keineswegs primär, vielmehr ist bei Ablagerung des darüberliegenden Glazialsandes, des »Basalschotters«, ein großer Teil der Saaleschotter erodiert worden, wie ein Blick auf das Profil E-F-G auf Tafel 7 beweist. Die Bohrungen haben also, wie das eben genannte Profil sowie Profil D-C-B-A Taf. 7 veranschaulicht, mit absoluter Sicherheit ergeben, daß der Rabutzer Beckenton jünger als der Bruckdorfer Beckenton und damit auch jünger als die beiden Saaleterrassen der ersten Interglazialzeit (Hauptterrasse und Höhere Terrasse) ist, folglich nicht der ersten Interglazialzeit angehören kann. Die Lagerungsverhältnisse sind also ganz andere, als früher auf Grund der Fauna E. WÜST1) folgerte. Zwei Möglichkeiten bestehen jetzt für das Alter des Tones. Er kann entweder einer zweiten Interglazialzeit augehören, bezw. unter dem stauenden Einfluß des heranrückenden Eises der dritten Eiszeit abgelagert sein, oder er kann postglaziales Alter besitzen. Nach¬ dem die Unzulänglichkeit der paläontologiscken Altersbestimmung so evident erwiesen , konnte auch für die Entscheidung jener Frage eine Diskussion der Fauna nicht mehr benutzt werden. 9 Untersuchungeu über das Pliocän und das älteste Pleistocän Thüringens. Abhandl. der naturf. Ges. zu Halle. Bd. 23, 1901, S. 267 1283]. V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 279 Denn wenn auch bis jetzt nocli keinerlei Funde von Rhinoceros Mercki in postglazialen Schickten gemacht sind, so ist doch diese Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen, nachdem einmal die Ver¬ breitung mindestens bis in die zweite Interglazialzeit erwiesen ist. o o Es wurde vielmehr auch hier die Frage allein auf rein stratigra- O O phischem Wege zu lösen gesucht. Schon die Existenz des Rabutzer Tones an und für sich spricht für seine Ablagerung am Ende einer für unsere Gegend eisfreien Zeit. Die Kuochenreste liegen größtenteils in den tiefsten Schichten der Rinne. Sie gelangten wahrscheinlich zu einer Zeit dorthin, in welcher der Ton noch fehlte. Becken¬ tone sehen wir in Norddeutschland zu allermeist sich in Folge der stauenden Wirkung des keranrückenden Eises absetzen, und so fassen wir die Verhältnisse auch bei den hier in Frage ste- kenden Tonen auf. Petrograpliisck entspricht der Rabutzer Ton völlig den früher besprochenen Beckentonen. Teils sind es schlepp¬ artige Feinsande, teils echte Bändertone, teils reine, fette, unge¬ schichtete Tone- von der verschiedensten Färbung, welche die Rabutzer Rinne erfüllen. Ihre Farbe ist bald rötlichbraun, bald grau. Tief schwarze Tone, wie im Alluvium unserer Haupttäler, treten nicht auf. Auch fehlen diesen alluvialen Tonen, wenigstens soweit mein Gebiet in Betracht kommt, durchgängig die merge- ligen Beimengungen, weshalb sie sich weit fetter anfassen als die O O O J vielfach etwas mageren Rabutzer Beckentone. Auf jeden Fall steht petrographisch der Rabutzer Beckenton unseren sonstigen diluvialen Becken- und Bändertonen weit näher als unseren alluvialen Rinnentonen. Einige Schwierigkeiten würde wohl auch die Erklärung ver¬ ursachen, wie ohne eine Stauwirkung von N. her gerade auf dem höchsten Punkt unserer Gegend ein wahrscheinlich ziemlich aus- gedehntes und stellenweise ziemlich mächtiges Tonlager, sei es in einem Becken, sei es in einer größeren Rinne, zur Ablagerung kommen konnte. Nach der Oberflächengestaltung unserer Gegend lag die er- mutung nahe, daß die Rinne nördlich in der auf der Karte ange¬ gebenen Richtung weiter verlaufen würde, nämlich über die in 280 V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. der Fortsetzung der Krutzschiuaer Mark gelegene Wiese mit den kleinen Wassertümpeln nach der Wiese an der zu Wiesenena gehörigen Windmühle und dann zu den weiter nach N. sich hin¬ ziehenden Wiesen, Tümpeln und Gräben. Doch hat sich dies nach der Aufnahme von W. Weissermel nicht bestätigt, oder der Ton müßte hier wesentlich tiefer als bei Rabutz hier liegen. Nur der erste dieser Punkte enthält ein allem Anschein nach ganz isoliertes kleines Tonlager, das ursprünglich wahrscheinlich mit der Hauptrinne zu¬ sammenhing. In der Wiese an der Windmühle bei Wiesenena konnte ich mit einer Peilstangenbohrung bis zu 7 m Tiefe keinen Ton nachweisen. Sicherlich hört aber unsere Rinne an ihrem jetzigen Nordrande nicht auf, sie wird nur hier von etwas mächti¬ gerem Glazialdiluvium verhüllt, setzt sich aber wahrscheinlich in nordnordöstlicher Richtung noch weiter auf das Blatt Zwochau fort. Ebenso reicht sie noch weiter nach S. bezw. SO. So konnte der Ton, wenn auch den äußeren Umständen entsprechend nur in großen Zügen, über 2 km weit nach SO. zu bis in die Gegend von Beuditz verfolgt werden. Einen Fingerzeig, nach dieser Richtung hin zu suchen, gab ein Aufschluß in der nördlichsten der Sandgruben westlich von diesem Dorfe. Unter einer etwa 4 in mächtigen Decke von echt glazialem, vielfach diagonal geschichtetem Sande liegt hier ein stellenweise kaum über 1 dm mächtiges Band teils von Bänderton, teils von Schlepp, das wiederum von mehrere Meter mächtigen Glazialsanden unterteuft wird. Diese Ton- und Schlepplage liegt bei ca. 119 m Meereshöhe, entspricht also ihrer Höhenlage nach sehr gut unserem Rabutzer Ton. In ganz ent¬ sprechender Höhenlage (118,75—120,5 m) ließ sich der Ton in der Nachbarschaft dieser Gruben, am Nordhange des Kabelskebaches, nachweisen, wo er zu Tage tritt. Da mir eine genauere Kartierung des Gebietes nicht möglich war, so wurden nur einige Stichproben darauf gemacht, ob ein Zusammenhang zwischen dem Rabutzer Ton und dem zuletzt erwähnten Tone bei Beuditz existiert. Am Rabutz-Beuditzer Kommunikationsweg wurde ziemlich genau in der Mitte zwischen beiden Aufschlüssen bei 120 — 121,5 m Meeres¬ höhe der »Rabutzer Ton«, teils als echter Ton, teils als Schlepp V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 281 entwickelt, bei dem sehr flachen Gehänge in breitem Ausbiß er- bohrt. Es ist damit ein Zusammenhang zwischen dem Ton bei Rabutz und dem in den Beuditzer Gruben wohl ziemlich sicher¬ gestellt. Diese Tatsache ist von besonderer Wichtigkeit, da wir bei Beuditz in einem absolut klaren und eindeutigen Profil den Ton von 4 m glazialem Sand überlagert sehen, wodurch unsere Deu¬ tung der unreinen Massen bei Rabutz als Grundmoräne eine neue Bestätigung erfährt und der Nachweis von glazialen Ablagerungen über dem Rabutzer Ton nochmals völlig sicher erbracht wird. Bis zu jener zwischen Rabutz und Beuditz gelegenen Stelle füllt der Ton, ganz wie bei Rabutz selbst, eine nur wenige hundert Meter breite Rinne aus, deren östliches Ufer die bei der Rabutzer Ziegelei wiederholt aufgeschlossenen mächtigen Massen nordischer Sande und Kiese bilden. Zahlreiche Handbohrungen ließen nicht nur deutlich den Rinnencharakter erkennen, sondern zeigt auch, wie der reine Ton sich hauptsächlich in den untersten Teilen der Rinne abgesetzt hat, in denen das Wasser am langsamsten zirku¬ lierte, und wie nach oben sowohl als nach dem Rande zu sich etwas gröbere Materialien einstellten, so daß es hier zur Bildung von Schlepp und Mergelsanden kam. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in der Gegend von Beuditz, wo die tieferen Stellen der Rinne an der Rabutzer Straße von einer mehrere Meter mäch¬ tigen Tonschicht erfüllt sind, während es in den höheren, vielleicht auch mehr nach dem Ufer zu gelegenen Teilen zur Schleppabla¬ gerung kam. o o Ob die Rinne des Rabutzer Tones freilich nach O. hin überall so eng begrenzt bleibt, wie oben geschildert wurde, ob sie sich nicht vielmehr bald in ein breiteres Becken öffnete, ist mehr als zweifelhaft. In verschiedenen Gruben des Blattes Zwochau und auch noch weiter nach O. hin auf Blatt Seehausen habe ich be¬ reits vor Jahren, noch ehe ich die große Bedeutung der Bändertone für die Gliederung unseres Glazialdiluviums erkannt hatte, in ver- schiedenen Gruben in entsprechender Höhenlage Bändertone usw. beobachtet, deren genaue Verfolgung mir jetzt nicht mehr möglich war, da die Bearbeitung dieser Blätter inzwischen von anderer 282 Y. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. Seite in Angriff genommen worden ist. Die Kartierung dieser Gebiete wird diese nun einmal bestimmt formulierte Frage wohl in Bälde lösen. Es liegen auch auf Blatt Dieskau verschiedene Anzeichen vor. nach denen die eben skizzierte Rinne möglicherweise nur den tiefsten Teil eines größeren Beckens bildet; sie sind jedoch nicht ein¬ deutig genug, um schon jetzt zu einer solchen x4nnahme sicher zu berechtigen. Westlich und südwestlich von der Rinne, also in der Richtung nach Schwoitsch und Groß-Kugel zu, wurden bei der Kartierung verschiedentlich schmale Tonbänder angetroffen, deren Verhältnis zu dem eben besprochenen Ton in der Rabutzer Rinne kurz erörtert werden soll. Am auffälligsten sind zunächst zwei schmale Tonstreifen zu beiden Seiten des Kabelskebaches, der eine östlich von Schwoitsch, der andere westlich von Groß-Kugel. Beide liegen fast absolut genau in der gleichen Höhe von 120 m, so daß an ihrer Zusammengehörigkeit nicht zu zweifeln ist. Trotz sorgfältigen Suchens war jedoch weder nach W., noch vor allem nach O. hin eine Fortsetzung dieses Tonlagers aufzutinden und somit kein Zusammenhang mit der Rabutzer Rinne herzustellen. Nur noch einmal wurde am südlichen Ufer des Kabelskebaches ein schmaler Tonstreifen erbohrt, dessen hohe Lage (123 m) es jedoch fraglich erscheinen läßt, ob wir ihn mit den beiden ersten ohne weiteres parallelisieren können. Da also kein direkter Zu¬ sammenhang zwischen jenen Bänkchen und der Rinne zu beob¬ achten ist, so läßt sich das Auftreten dieser Tonschmitzen auf die verschiedendste Weise erklären. Man könnte annehmen, daß ur¬ sprünglich eine sehr geringmächtige Tonschicht sich von der Rinne an bis in die Gegend von Gröbers, vielleicht auch noch weiter erstreckt habe, später aber von der Grund moräne der dritten Eis¬ zeit fast vollständig aufgearbeitet worden sei. Für diese Annahme könnte mau die stark tonige Entwicklung der Grundmoräne, namentlich am rechten Ufer des Kabelskebaches, über der 120 m- Kurve gegenüber der sandig-mergeligen Ausbildung der tieferen Schichten an diesem Hange anführen. Dagegen spricht jedoch die ür das Gebiet der alten Täler fast allgemein gültige Beobach- o o o Y. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 283 tung, daß das vorschreitende Eis nie mächtigere Schichten ver¬ nichtet hat, daß es namentlich auf Tonunterlage fast ohne jede mechanische Einwirkung auf seinem Untergrund vorwärts glitt. Auch könnte man ebenso den umgekehrten Schluß ziehen, daß die Grundmoräne schon weiter im N. Tonlager aufgearbeitet und an den erwähnten Punkten etwas größere gut erhaltene Ton- partieen wieder abgesetzt habe. Nicht ganz unwahrscheinlich wäre es ferner, wenn man die beiden Tonstreifen als die Querschnitte einer sich von N. nach S. hinziehenden flachen Tonrinne, ähnlich der von Rabutz, auffaßte, die durch das Kabelsketal freigelegt wurde. © © Die Möglichkeit, daß diese Tonpartieen nicht in das um¬ gebende Glazialdiluvium eingelagert, sondern ihm nur angelagert sind, wie wir es bald von anderen Stellen zu erörtern haben, ist bei der auffälligen Übereinstimmung ihrer Höhenlage nicht sehr © © © wahrscheinlich. Schließlich könnte es sich auch um eine isolierte Tümpelbil¬ dung handeln. Eine endgültige Entscheidung ist zur Zeit nicht möglich, soviel auch für die kartographische Darstellung unseres höchsten Glazialdiluviums von ihr abhängt. Treffen die ersten beiden Möglichkeiten zu, so wäre auf jeden Fall das ganze Glazialdiluvium über der 120 m-Kurve zwischen Gröbers und Rabutz jünger als der Rabutzer Ton, so daß man in unserer ebenen und völlig horizontal aufgebauten Gegend auch für etwas weitere Entfernungen mit eiuiger Sicherheit eine Grenze zwischen den Ablagerungen der zweiten und dritten Eiszeit konstruieren könnte. Die verschiedenen Deutungsmöglichkeiten sind in den Profilen auf Tafel 7 u. 8 zum Ausdruck gekommen. Ganz in der Nähe der Rinne tritt am Wege von Beuditz nach Schwoitsch noch einmal ca. 3 m über der Oberkante der Rinne ein stellenweise 2 m mächtiger roter Tou auf. Der Höhen¬ lage nach entspricht er den kleinen Tonschmitzen weiter westlich bei ca. 123 m. Irgend eine Verbindung zwischen beiden Punkten existiert © © aber kaum. Trotz der bedeutenden Mächtigkeit reicht dieser Ton am Kabelskeufer von der Stelle an, wo er erbohrt wurde, nur 284 V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. noch wenige Meter nach W. Ob er sich in der gleichen Höhen¬ lage nach Rabutz zu zieht, wurde nicht festgestellt. Dagegen traten auf dem kleinen Plateau westlich von unserem Ton in der Nähe des fünfarmigen Wegekreuzes verschiedene Schollen von Feinsand auf. Alles in allem scheint hier keine Einlagerung, son¬ dern eine Anlagerung von Ton vorzuliegen, deren Zusammenhang mit der Hauptrinne durch eine geringfügige spätere Denudation verloren ging, wie dies die Profile durch den Rabntzer Beckenton, westlich von Beuditz, auf Tafel 8 andeuten. Ähnliche V erhältnisse finden wir auch an der 126,7 m-Kuppe zwischen Gottenz und der Rabutzer Ziegelei. An zahlreichen Stellen und in verschiedenen Höhenlagen wurde hier meist sehr oberflächlich lagernder Mergelsand erbohrt, der auf der Karte nicht ausgeschieden wurde. Doch konnte nicht sicher fest¬ gestellt werden , ob es sich um eine echte Einlagerung und damit also um einen durch vielfache Oszillation des Eises be¬ dingten ausgezeichnet schichtigen Aufbau des Diluviums handelt, oder ob diese Mergelsande, wie wahrscheinlicher, nur angelagert sind und somit auf eine allgemeine Überflutung des ganzen Ge¬ bietes hinweisen. Dann würden möglicherweise auch die Ton- und Schlepplagen in den Kiesgruben nördlich vom Schkeuditzer Bahn¬ hof gleichaltrig mit diesen Ablagerungen sein. Doch können alle diese Fragen hier nur angedeutet werden. Ihre Lösung muß dem Fortschreiten der Spezialkartierung überlassen bleiben. Konnte die bisherige Untersuchung über den Rabutzer Ton und sein Verhältnis zur dritten Glazialzeit auch noch kein ab¬ schließendes Bild aller Einzelheiten geben, so war es doch mög¬ lich, die grundlegenden Fragen zu beantworten und ein, wenn auch nur in großen Zügen richtiges Bild zu entwerfen. Danach wird der Rabutzer Ton von den Saaleschottern der ersten Inter¬ glazialzeit durch ein ca. 10 m mächtiges Glazialdiluvium getrennt, dem die Schmelzwasser des zweiten Inlandeises in der weiteren Umgebung von Rabutz teils durch Aufschüttung von N. nach S. gerichteter, teilweise osartiger Sandrücken, teils durch Erosions¬ wirkung eine wellige Oberfläche gegeben hatten, auf der sich in Y. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 285 der folgenden Interglazialzeit zahlreiche Wasserrinnen bildeten. Mit dein Heranrücken des dritten Eises lagerten sich darin Becken¬ tone ab. Das Eis oszillierte mehrfach, schüttete aber nur gering¬ mächtige Ablagerungen auf, so daß Bänderton, Schlepp und Grundmoräne wechsellagern. Dabei scheinen auch größere Stauun¬ gen das Gebiet weithin mit Schlepp und Ton bedeckt zu haben. Diese gehören daher streng genommen zur dritten Glazialzeit und nicht mehr zum Interglazial. In die Interglazialzeit fällt streng genommen nur die Ausbildung der Rinne und die Ablagerung der Fossilreste. Da aber bei dieser strengen Auffassung die wichtige Interglazialbildung auf der Karte überhaupt nicht zum Ausdruck gekommen wäre, so wurde die gesamte Tonablagerung in die In- terglazialzeit gestellt. Eine ähnliche Verschiebung ist ja auch bei der Darstellung der interglazialen Flußterrassen durchgeführt wor¬ den. Vergleiche hierzu Siegert: »Zur Kritik des Interglazialbe- griffes«. Jalirb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt für 1908 I, S. 531 . 2. Die Sclineckeimiergel von Kayna und Beuna. Von W. Weissermel. In den Tagebauen Kayna und Beuna, die während des Druckes unserer Blätter entstanden und daher in denselben nicht mehr berücksichtigt werden konnten, fand ich im Jahre 1908 neben anderen interessanten Erscheinungen, die bei Besprechung der interglazialen Unstrutterrasse berücksichtigt worden sind, eine fossilreiche Ablagerung, die mit einigem Vorbehalt in die zweite Interglazialzeit gestellt werden muß. Für die Erörterung ihrer Entstehung und ihres Alters ist eine Schilderung des ganzen Profils der beiden Aufschlüsse nötig. In der Grube Beuna liegt auf dem Kohlenflöz der inter¬ glaziale Unstrutschotter mit einer Toneinlagerung; an einer Stelle schaltet sich zwischen beide noch ein Rest tertiären Kieses ein. Die Oberfläche des Flözes und der sie überlagernde Terrassenschotter zeigen starke wellige Faltung (s. S. 326). Im östlichen Teile des Aufschlusses legt sich auf den Unstrutschotter derjenige der Saale-ITauptterrasse, und auf ihn an einer Stelle wieder ein grünlicher, wohl fluviatiler Ton. Auf diese Terrassen- 286 V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. ablagerung legt sich am Oststoße der Hauptgeschiebemergel in einer Mächtigkeit bis zu 3^2 m- Im größeren südlichen und westlichen Teile wird er vertreten durch glaziale Sande und Kiese. Das Glazialdiluvium wird diskordant überlagert von einem nur 1 bis wenige Dezimeter mächtigen, bräuulichen, gelblichen oder grauen feinsandig-tonigen Mergel mit dunkleren Flecken und Flammen, der ziemlich reich an Conchylien ist. Man könnte die Ablagerung mit v. Fritsch als ein Schneckenried bezeichnen. Dar¬ über folgt die 4 — 5 m mächtige Lößdecke. o o In den Hauptzügen übereinstimmend, jedoch einfacher ist das Profil des Kaynaer Tagebaues. Hier wird das Kohlenflöz in grö¬ ßerer Ausdehnung von tertiären Kiesen und Sanden überlagert: über diesen folgt nur in der westlichsten Ecke des Aufschlusses Unstrutschotter mit grünlichem Ton. Sonst liegt direkt auf dem Tertiär mächtiger Geschiebemergel, der nur untergeordnet Sand¬ einlagerungen führt. Die Faltungen des Tertiärs sind noch stärker als in der Beunaer Grube. Auf die im Gegensatz zu der Unter¬ kante ebene Oberkante des Geschiebemergels legt sich wiederum ein feinsandig-toniger conchylienreicher Mergel. Derselbe zeigt einige Ähnlichkeit mit Löß, ist aber toniger, und daher nicht so zerreiblich wie dieser. Seine Farbe ist vorwiegend hellgrau, gelb¬ lich geflammt. Uber ihm liegt bis zu 4 m Löß. In dem Schneckenmergel beider Gruben fanden sich nach freundlicher Bestimmung von Herrn Dr. Menzel: Helix sp., undeutliche Bruchstücke, Pupa ( Pupilla ) muscorum L., » (Sphyradium) turritella Westerl., Succinea (Neritostoma) putris L., *» (Lucena) Schumacheri Andr., » » oblonga Drap., » » var. elongata Al. Br., Limnaea (Gulnaria) ovata Drap., » » peregra Müller, » (Limnophysa) palustris Müller, » » var. diluviana Andr., truncatiäa MÜLLER, » » V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 287 Planorbis (Gyr orbis) rotundatus PoiR., » Rossmässleri Auersw., Valvata (Cincinna) piscinalis Müll., Pisidium amnicum Müll., » sp. Die Kaynaer und Beunaer Schneckenmergel liegen also über dem Geschiebemergel der zweiten Vereisung und unter Löß. Die Deutung ihres Alters hängt vor allem davon ab, welches Alter man dem Löß zuschreibt. Hält man ihn für interglazial, so können natürlich auch die Schneckenmergel nur der zweiten Interglazial¬ zeit angehören. Aus Gründen, die an anderer Stelle erörtert werden sollen, sind wir aber geneigt, den sächsischen Löß für post- glazial zu halten, d. h. an das Ende der dritten Vereisung zu stellen. Es käme dann für die Schneckenmergel, da ihre Fauna glaziales Alter auszuschließen scheint, die zweite Interglazialzeit oder der Zeitabschnitt zwischen dem Rückzug des letzten Eises und der Lößablagerung in Betracht. Nach dem stratigraphischen Befunde kann eine Entscheidung nicht getroffen werden, nach der Zusammensetzung der Fauna wohl ebenso wenig: doch scheint mir die Annahme interglazialen Alters erheblich wahrscheinlicher zu sein. In der zweiten Interglazialzeit wurde das Schleberoda-Größter Tal zweifellos nicht mehr von der Unstrut benutzt, es konnte also durch das Geiselflüßchen und den ganz unbedeutenden Leihabach im Bereiche der breiten Körbisdorfer Terrasse nur eine ganz geringfügige Erosion stattfinden, ebenso wie in alluvialer Zeit die Geisel noch nicht vermocht hat, die Lößdecke bis auf ihre Unter¬ lage zu durchschneiden. Eine Schotterterrasse der zweiten Inter¬ glazialzeit ist hier also nicht zu erwarten und auch nicht bekannt. Es bestand in der zweiten Interglazialzeit für die von Geschiebe- mergel bedeckte Terrassenebene wohl eine träge Entwässerung und waren die Bedingungen für die Bildung von Sümpfen und kleineren Wasserbecken gegeben. Bei dem Fehlen fast jeder Höhenunterschiede im Bereiche dieser Terrassenebene erklärt es sich auch, wenn während der dritten Vereisung, die anscheinend nicht bis hierher reichte, diese Beckenablagerungen nicht zerstört wurden. 288 Y. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. Die Schneckenmergel lassen sich also sehr gut als Ablage¬ rungen der zweiten Interglazialzeit erklären. Eine Verlegung in postglaziale Zeit erscheint dagegen weniger plausibel. Ob sie möglich ist, hängt davon ab, ob ein größerer Zeitraum zwischen dem Rückzuge des Eises und der Lößbildung liegt. Denkt man sich, wie Verfasser, den Löß in der Rückzugszeit des Eises ge¬ bildet, so bleibt für Einwanderung einer reichen Fauna zwischen Vereisung und Lößablagerung wohl kaum Zeit. Eine Deutung unserer Schnecken mergel als postglazial stößt also auf größere Schwierigkeiten als eine Verlegung in die zweite Interglazialzeit. Eine endgültige Entscheidung kann aber erst durch neue strati¬ graphische Tatsachen oder durch die völlige Lösung der Frage nach dem Alter des Löß erbracht werden. B. Die Flufsterrassen. Von L. SlEGERT. Wenn der Rabutzer Beckenton die Ablagerung einer selbstän¬ digen zweiten Interglazialzeit ist, so müssen auch entsprechende Flußterrassen in unserer Gegend auftreten. Als Terrassen der zweiten Interglazialzeit sehe ich jetzt die früher von mir1) ent¬ sprechend dem damals noch nicht erbrachten Nachweis eines zweiten Interglazials in die Postglazialzeit gestellten Terrassen, wie in der Sitzung der Deutschen Geologischen Gesellschaft vom 1. Dez. 1906 bereits ausgeführt wurde. Diese besitzen einmal eine ent¬ sprechende Lage im Profil, dann aber wurden sie auch, wie ich von der entsprechenden Weidaterrasse auf Blatt Schraplau nach- weisen konnte, nochmals vom Eise überschritten. Ganz ähnlich wie in der ersten wird auch in der zweiten Interglazialzeit mein Gebiet von der Saale durchströmt. Als neuer Fluß tritt aber die Elster hinzu, welche ihren früheren rein süd-nördlichen Lauf verlegt und, ganz ähnlich wie heute, in der Gegend von Leipzig nach Westen umbiegt, um auf Blatt Merseburg-Ost in die Saale zu münden, die ihren Lauf von hier ab abermals nach Westen verlegt. Mit der zweiten Interglazial- O O Sitzung d. Deutsch, geol. Ges., vom 5. Dez. 190G. V. Ablagerungen der 2. fnterglazialzeit. 289 zeit nimmt also die Entwicklung des Flußnetzes in seiner heu¬ tigen Gestalt in unserer Gegend ihren Anfang. Die Saaleterrasse der zweiten Interglazialzeit ist ebenso wie die gleichaltrige Elsterterrasse nur in spärlichen Resten erhalten. Diese Terrassen liegen entsprechend ihrem Alter auch im Gelände in der Mitte zwischen den Saaleterrassen der ersten Interglazialzeit und denen der Postglazialzeit bezw. des Alluviums. Infolge ihrer geringen Ausdehnung und Mächtigkeit sind bei dem Kiesreichtum unserer Gegend natürlich nur sehr wenig Aufschlüsse in ihnen an¬ gelegt, so daß die Hoffnung, Fossilien in ihnen zu finden, von vornherein sehr gering ist, wenn dies auch bei dem gegenwärtig geringen Wert solcher Reste für die Stratigraphie vorläufig leicht zu verschmerzen ist. In ihrer petrographischen Entwicklung weichen sie in keiner Weise von den entsprechenden Schottern der ersten Interglazialzeit ab, weshalb sie nur nach der Höhenlage O J O ausgeschieden werden können. 1. Die Saaleterrasse (dincr). a) Auf Blatt Weißenfels. Von W. Weissermel. Der einzige Punkt, an dem auf Blatt Weißenfels eine Terrasse der zweiten Interglazialzeit nachgewiesen werden konnte, ist die Ziegeleigrube an der Salpeterhütte. Unter sehr unreinem Gehänge¬ löß liegt hier eine mächtige diluviale Schwarzerde; als deren Liegendes war in den Jahren der Aufnahme nur Buntsandstein festzustellen; im Jahre 1908 erschien aber infolge Verbesserung des Aufschlusses auf dem Buntsandstein eine etwm ^2 m mächtige Decke von echtem Saaleschotter mit nordischem Material. Leider läßt sich die Höhenlage dieses Schotterrestes nicht genau fest¬ stellen; es wäre dies nur durch ein genaues Nivellement von der Grube nach dem Wege und auf diesem nach der Alluvialaue hin möglich. Doch liegt der Schotter jedenfalls nur einige Meter über der Aue, ungefähr in 105 m Meereshöhe. Es handelt sich hier sicher um einen Terrassenrest, der der Zerstörung bei der Bildung des alluvialen Tales durch seine Lage in einer seitlichen Talaus- buchtung entgangen ist; da seine Lage für eine postglaziale Ter- Neue Folge. Heft 60. li) 290 Y. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. rasse etwas zu hoch erscheint und sich gut in die Terrasse der zweiten Interglazialzeit zwischen die sonst bekannten Punkte, einer¬ seits auf Blatt Naumburg, andererseits auf Blatt Lützen und Merseburg- Ost, einordnet, muß er auf diese Terrasse bezogen werden. b) Zwischen Weißenfels und Halle. Yon L. SlEGERT. Auf Blatt Lützen wurde ein einziger Rest unserer Terrasse aufgefunden, der von Öglitzsch bis Kleincorbetha , also auf ca. 2 km, zu verfolgen war. Er lehnt sich hier an den Buntsand¬ steinhang des Saaletales an. Da dieser aber mit einer oft über 2 m mächtigen Decke von Abschlämmassen und Schwarzerde überzogen ist, die sich teilweise auf die Terrasse fortsetzt, teilweise dort von altem Auelehm vertreten wird, so ist die Oberkante der Terrasse nur ungefähr nach der Änderung des Böschungswinkels zu bestimmen. Sie wurde auf etwa 100 — 102 m festgelegt. Von hier aus senkt sich die Terrassenoberfläche sanft nach der heutigen Saale- aue zu, an welche sie mit einem steilen Abfall von 2 — 3 in grenzt. Die Oberkante der Terrasse liegt an dieser unteren Böschung bei ca. 95 m. Die Oberfläche der Terrasse fällt demnach vom Ufer nach der Mitte des Flusses zu in dem noch nicht ganz 200 m breiten Streifen um ca. 5 — 7 m. Diese Neigung ist im Vergleich mit anderen Terrassenflächen unserer Gegend viel zu steil, als daß wir darin ein natürliches Gefälle der Oberfläche erblicken könnten. Die Denu¬ dation, welche das Buntsandsteingehänge abböschte, hat ihre Wir¬ kung vielmehr auch schon auf die Terrassenebene ausgedehnt. Bei der geringen Breite, welche das interglaziale Tal überhaupt an dieser Stelle besessen haben kann, wird seine Oberfläche wie jetzt im alluvialen Tal fast horizontal gewesen sein. Wir werden daher keinen allzugroßen Fehler begehen, wenn wdr die ehemalige Ober- fläche unserer Terrasse mit 100 m Meereshöhe annehmen. Sie liegt dann 6—7 m über der heutigen Talaue, während die Oberkante der Saaleterrasse der ersten Interglazialzeit in dieser Gegend mit ca. 110 m Meereshöhe etwa 16 m, die der jüngeren präglazialen Saaleterrasse mit 1 30 m Meereshöhe 36 m über der Aue liegt. Der Denudation ist es auch zuzuschreiben, daß der Terrassenabstand von der Aue Y. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 291 nach Kleincorbetha zu immer niedriger wird, und daß die Terrasse zuletzt ohne eine scharfe Grenze teils in das Alluvium eines kleinen Tälchens teils in die postglaziale Terrasse übergeht. Ein einziger kleiner Aufschluß in der Nähe von Öglitzscli zeigt uns, daß die Schotter petrographisch denen der ersten inter¬ glazialen Saaleterrasse ebenso ähneln wie den alluvialen Saale- schottern. Schotterstreuung findet sich au der Terrassenoberfläche sehr selten, da fast überall eine dicke Schicht von Auelelim, ver¬ mengt mit Abschlämmassen vom Gehänge, die Schotter verbirgt. Im Gegensatz zu den älteren Saaleterrassen finden wir also hier ähnlich wie auf den entsprechenden Elsterterrassen zum ersten¬ mal echten Auelehm. Ein zweiter, noch weit schmälerer, aber trotzdem sehr gut ausgeprägter Abschnitt dieser zweiten interglazialen Saaleterrasse liegt auf Blatt Merseburg-Ost. Er lehnt sich gleichfalls an den rechten Hang des heutigen Saaletales an. Dieser Terrassenrest be¬ ginnt ca. 600 m nördlich von Wüsteneutzsch und zieht sich in reiner Südnordrichtung über 2,5 km weit bis nördlich von Kriegsdorf hin. Auf ihm hat man den künstlichen Kanal des Floßgrabens aus- geworfen, der anfangs an seiner Unterkante, in der zweiten Hälfte aber genau an der Oberkante hin läuft, also eiu geringeres Gefälle besitzt als die Terrasse selbst. Die Oberkante der Terrasse, die nach dem Buntsandsteinhauge zu hier weit deutlicher ausgeprägt ist als bei dem vorher besprochenen Öglitzscher Stück, liegt am südlichen Anfänge bei 95 m, am nördlichen Ende etwa bei 91,5 m, so daß sie also ein Gefälle von 1:715 hat. Die etwas weniger genau zu bestimmende Oberkante der Terrasse am alluvialen Hange liegt im Durchschnitt etwa 2 m tiefer. Bei der Breite von 150 — 200 m, welche dieser Terrassenabschnitt besitzt, ist also die Oberfläche vom Ufer nach der Flußmitte zu weit weniger geneigt, als wir es bei Öglitzscli sahen. Die ungleichmäßige Verteilung dieser Gesamtneigung von 2 m auf den Querschnitt bringt es mit sich, daß die Terrasse stellenweise tischeben erscheint. Die alluviale Terrasse liegt in der Nähe der Südhälfte unserer zweiten Interglazialterrasse bei 86 — 87 m. Die Höhendifferenz der Ober- flächen beider Terrassen beträgt demnach 8 — 9 m, stimmt also 19* 292 V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. mit dem Abstande der gleichen Terrassen bei Öglitzsch recht gut zusammen , wenn man die immerhin vorhandenen geringen Ungenauigkeiten der Höhenkurven auf den Meßtischblättern mit in Betracht zieht. Die Oberfläche der Terrasse ist auch hier überall von Auclekm bedeckt. Doch tritt in der sehr steilen Böschung: nach dem heutigen Saaletal zu nicht nur der Schotter- Untergrund, sondern auch noch der Buntsandsteinsockel unserer Terrasse zu Tage. Während an dieser Stelle die Schotter meist ziemlich grob sind, zeigte eine beinahe verfallene Grube an dem v. Wedel - Denkmal bei Kriegsdorf daneben auch sehr sandige Partieen. Am Nordende böscht sich die Terrasse ohne scharfe Genze zur postglazialen Terrasse ab. Auf dem linken Ufer des heutigen Saaletales wurden weder auf Blatt Lützen noch auf Blatt Merseburg-Ost deutliche Reste dieser Terrasse beobachtet. Ebenso wenig konnte sie auf Blatt o Halle sicher in ausgedehnterer Fläche nachgewiesen werden. o Z-J Der Höhenlage nach könnte die schmale Terrasse, welche sich ganz im Süden dieses Blattes von der Merseburger Chaussee aus nach Corbetka hinzieht, hierher gehören. Ihre Oberfläche liegt ca. 6 m über der Aue, doch wurde kein Schotter beobachtet. Möglicherweise verbirgt sich auch unter dem bebauten Terrain von Böllberg nach Halle zu stellenweise eine gleichaltrige Terrasse. Sicher ist unsere Terrasse erst wieder nachzuweisen auf dem heu¬ tigen linken Saaleufer in der Gegend zwischen der Cementfabrik und dem Feldschößchen. Die Aufschlüsse in der Ziegelei von Lincke und Ströfer zeigen sehr schön die Einwirkungen des erodierenden Flusses auf die verschieden harten Schichtenköpfe der saiger stehenden Buntsand¬ steinbänke und lassen in den vom Fluß geschaffenen Auskolkungen nordische und südliche Gerolle beobachten. K. v. Fritsch hat diese Schotterreste auch bereits erwähnt und richtig auf Ablage- rungen der Saale, allerdings ohne nähere Altersbezeichnung, zu¬ rückgeführt. Nach Norden und Westen hin geht dieser Terrassen¬ rest teilweise fast unmerklich in die Nietleben -Zscherbener Zwi¬ schenstufe über. V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 293 Die Nietleben-Zscherbener Zwischenstufe. Von W. Weissermel. Westlich der Saale liegt eine mächtige Geschiebemergel¬ platte, die — im Südwesten von Löß überdeckt — im südlichen Teile auf Buntsandstein, im nördlichen auf Tertiär ruht. Südlich von Schlettau biegt die Grenze des Geschiebemergels, die sonst meist bis an den Hang des alluvialen Tales reicht, nach Westen aus und verläuft in weitem Bogen über Zscherben nach der Nietlebener Braunkohlengrube. Innerhalb dieses Bogens, zwischen den Dörfern Schlettau, Zscherben und Nietleben, treten die vor¬ diluvialen Ablagerungen in Gestalt von Trias und Tertiär zutage, nur stellenweise verhüllt von einer dünnen Decke glazialen Mate¬ rials. Dieses Trias- und Tertiärgebiet bildet, wie schon eine Ver¬ folgung der Höhenlinien erkennen läßt, eine wenn auch leicht wellige, so doch im wesentlichen in gleicher Höhe sich haltende Fläche. Abgesehen von den alluvialen Rinnen schwankt die Ober¬ fläche etwa zwischen 90 und 95 m, während die höchsten Punkte sich zu 97 m, am Rande bei Granau bis über 100 m erheben. (Die Windmühlenhöhe östlich von Schlettau gehört schon zum Plateau, wenn auch der Geschiebemergel auf ihr größtenteils ab¬ getragen ist.) Wenn man bedenkt, daß das Gelände aus Sedi¬ menten der verschiedensten Härte und Abtragungsfähigkeit be- steht — Muschelkalk mit seinen verschiedenen Gesteinen, Röttone und -Dolomite, Sande, Tone und Knollensteine des Tertiärs — so erkennt man, daß hier starke nivellierende Einflüsse gewirkt haben müssen. Gegen das Geschiebemergel -Plateau hebt sich das Ge¬ lände mit verhältnismäßig steilem Anstieg und bildet eine Art Steilrand, an dem das Diluvium und die hängendsten Tertiär- Schichten — so der wiederholt erwähnte charakteristische hell¬ braune Letten — ausstreichen. Gegen die Saaleaue fällt die Ab- rasionsfläche bei Angersdorf mit einem ziemlich scharfen Ter- rassenabsatz von etwa 10 m Höhe ab. Von der großen Röt¬ ziegelei ab nach Norden verflacht sich der Abfall. Profil G — H auf Tafel 16 läßt den Charakter dieser Nietleben-Zscherbener 294 V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. Zwischenstufe, wie sie in den Erläuterungen zu Blatt Halle (Süd) genannt wurde, gut erkennen. Das Glazialdiluvium und die hängendsten Tertiärschichten sind hier also in einem größeren Gebiete flächenhaft zerstört, während sonst das Diluvial-Plateau nur von zahlreichen Tälern durchzogen, meist jedoch nicht bis auf seine Unterlage durch¬ schnitten wird. Diese flächenhafte Abtragung von etwa 20 m Tertiär und etwa 15 m Diluvium kann nur durch eine Seitenerosion der Saale erklärt werden, die hier durch den Porphyrriegel bei Giebichenstein zur Mäanderbildung und damit zur Verbreiterung ihres Tales gezwungen wurde. Die Bildung dieser Zwischenstufe dürfte einem Stocken in der Erosion des Giehichensteiner Passes, etwa dem Durchnagen einer besonders harten Felspartie, ent¬ sprechen. Da sie erheblich über der Terrasse der zweiten Inter¬ glazialzeit liegt, fällt ihre Entstehung in den Anfang dieser Pe¬ riode oder auch noch in die zweite Eiszeit und bildet eine Etappe in der Erosion des jetzigen Tallaufes. Die in dieser Abrasionsterrasse vorhandenen Höhenunter¬ schiede werden durch die spät- oder postglaziale Erosion wenn nicht erzeugt, so doch verschärft worden sein, ihre Oberfläche dürfte also früher noch erheblich ebener gewesen sein. Zu einer wesentlichen Schotterablagerung ist es bei der Ent- O O Stellung dieser Abrasionsfläche nicht gekommen, denn wir finden wohl vielfach eine starke Schotterbestreuung von meist nordischem Material, aber nirgends eine zusammenhängende Saalekiesablage¬ rung. Dagegen treten Reste des zerstörten Glazialdiluviums in lehmig-sandiger oder auch geschiebemergelähnlicher Ausbildung auf größeren Flächen auf, einmal auch eine kleine Decke glazialen Kieses. Eine Andeutung einer der Zscherben-Nietlebener Zwischen¬ stufe analogen Erosionsterrasse findet sich etwas weiter talaufwärts bei Holleben und Beuclilitz. Der Abfall, in dem das Plateau west¬ lich der Saale sich um etwa 40 m zur Aue hinabsenkt, vollzieht sich hier nicht gleichmäßig, sondern im oberen Teile steiler als im unteren; er bildet hier also einen Knick, und es entsteht ein, wenn auch nicht sehr deutlicher, nach der Saaleaue zu geneigter Terrassen- V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 295 absatz, dessen Oberfläche sich von etwa 95 m Meereshöhe auf unter 90 m senkt. Bei Beuchlitz kommt es auch zur Ausbildung kleinerer annähernd horizontaler Flächen. Schotteraufschüttungen waren nirgends zu beobachten, der Geländeabsatz besteht vielmehr, ebenso wie der obere, steilere Teil des Talhanges nur aus Bunt¬ sandstein, der allerdings im Gegensatz zu jenem durch Abschlämm¬ massen mehr oder weniger verhüllt wird. Wir haben hier also die Andeutung einer Erosionsterrasse vor uns, eine Etappe wäh¬ rend des Einschneidens des Tales der zweiten Interglazial- und der Alluvialzeit, die bei der fast gleichen Höhenlage zeitlich wohl der sehr viel breiteren und deutlicheren Nietleben-Zscherbener Zwischenstufe entspricht. Der Vollständigkeit wegen sei hier noch aut eine eigentümliche Erosionserscheinung hingewiesen, wenn diese auch, weil nur teil¬ weise in das hier behandelte Gebiet fallend, hier nicht erschöpfend behandelt werden kann. Die Nordwestecke des Blattes Halle-Süd wird durchzogen von einer jedes Wasserlaufes entbehrenden brei¬ ten Geländesenke, zu der das Geschiebemergelplateau, besonders in dem Bergvorsprunge der »Zorges«, ziemlich steil abfällt. An seiner schmälsten Stelle hat dieses Bennstedter Trockental, wie es hier genannt werden soll, eine Wasserscheide, von der aus sein Boden nach beiden Seiten, nach WSW. bezw. ONO., sich senkt. Es handelt sich um eine sehr ansehnliche Erosionserscheinung, die das bis 15 m mächtige Glazialdiluvium und an der flachsten Stelle der Wasserscheide noch etwa 10 m Tertiär durchschnitten und ein etwa kilometerbreites Tal geschaffen hat. Eine Erklärung dieses eigentümlichen Trockentales, das aus der Gegend von Teutschen¬ thal herkommt und sich nach dem Bahnhof Dölauer Heide fort¬ setzt, kann erst nach Beendigung der in Ausführung begriffenen Neuaufnahme des Blattes Schraplau-Teutschenthal gegeben werden. Profil GH auf Tafel 6 schneidet dieses Tal etwa an seiner W7 asser- scheide und läßt seinen allgemeinen Charakter gut erkennen. 296 V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 2. Die Elsterterrasse (dine). Von L. SlEGERT. Am besten entwickelt ist diese Terrasse in der Gegeud von Göhren und Dölkau. Südlich von Göliren breitet sich eine sehr gut entwickelte Terrassenebene aus, die bei einer ungefähr nord- ost-südwestlichen Längserstreckung von ca. 1,5 km eine Breite von etwa 0,5 m besitzt. Nach, der weiten Elster- Luppeaue zu fällt sie mit einer für unsere Gegend sehr steilen Böschung ab, wäh¬ rend sie andererseits nach SO. hin ebenso deutlich von Glazial¬ diluvium überhöht wird. Uber ihren inneren Aufbau geben uns verschiedene Kiesgruben Aufschluß, von denen die an der Leipziger Chaussee gelegenen uns zugleich auch ein Urteil über die Altersverhältnisse dieser Terrasse erlangen lassen. Von diesen drei dicht neben einander liegenden Kiesgruben soll die südlich der Chaussee gelegene im Folgenden der Kürze halber mit Nr. 1 be¬ zeichnet werden, Grube Nr. 2 liegt in der Mitte, direkt jenseits der Chaussee, während als Nr. 3 die am weitesten nach N. vorgeschobene gezählt werden soll. Das immer nur zeitweise aufgeschlossene, aber mit dem Handbohrer überall sofort nachweisbare Liegende bildet in allen diesen Gruben der Hangende Sand unseres Braun- kohlentertiärs in seiner gewöhnlichen, rein weißen, feinsandigen, glimmerreichen, kalkfreien Ausbildung. Auf ihn legt sich der Schotter der vierten präglazialen Saaleterrasse, dessen geringe Mächtigkeit von nur 1,5 — 2 m die Vermutung erzeugt, daß er früher bedeutend mächtiger gewesen war, wie auch die benachbarten Gruben, vor allem in der Nähe von Zscherneddel, zeigen, und daß er hier teilweise der Zerstörung anheimgefallen ist. Die stark eisenschüssigen Lagen in diesem Kiese weisen ebenso wie der namentlich in Grube 1 und 3 auffallende Mangel an Muschelkalk in den oberen Lagen unseres Kieses auf starke, langanhaltende Verwitterung hin. Doch ist trotzdem die Altersbestimmung unseres Schotters unbedingt sicher. Auch die durch Mangan tief dunkel O o gefärbten Lagen deuten frühere Wasserzirkulation in den jetzt völlig trock'enen Schottern au. Einen total anderen petrograplhschen Habitus weisen aber die V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 297 hängendsten Schotterpartieen unserer Grube auf, die durch wenig Schiefer, viel Quarz und reichliche Beimengung von Feuersteinen und anderen nordischen Gerollen charakterisiert werden. Am mächtigsten (ca. 1 m) sind sie in der Grube 2, wo sie deshalb auch noch eine deutliche Schichtung besitzen, die wahrscheinlich noch mehr hervortreten würde, wenn nicht der Gegensatz der äußerst wohlgeschichteten präglazialen Saaleschotter dies Bild etwas beein¬ trächtigte. Starker Eisenschuß verhindert die schnelle , genauere Bestimmung der meisten Gerolle, weshalb die petrographische Zu¬ sammensetzung des Schotters erst später, bei der Besprechung anderer Aufschlüsse, etwas näher erörtert werden soll. Zwischen diesen Schottern und den sie unterlagernden präglazialen Saale¬ schottern liegt als trennende Schicht eine fast überall einfache Lage von faust- bis kopfgroßen Geschieben, die fast ausschlie߬ lich nordischen Ursprungs und daher zweifellos der letzte Rest einer älteren Grundmoräne sind. Dafür spricht nicht nur die petrographische Zusammensetzung sondern auch der Verlauf dieser Geröllschicht, die ganz wie eine ihre Unterlage stauchende Grundmoräne in deutlichen Wellen verschieden tief in die prä- * glazialen Schotter eingreift. Am deutlichsten ist diese Lage in Grube 2 entwickelt, der auch die Abbildung Tafel 17 Fig. 2 ent¬ stammen. Der an der Wand lehnende Einmeterbohrer gibt einen Maßstab für die Mächtigkeitsverhältnisse. In Grube 3 hat die Größe der nordischen Gerolle in der erwähnten Schicht zwar be¬ trächtlich abgenommen, doch ist sie immerhin noch sehr wohl als trennender Horizont verfolgbar. Die hangenden Schotter, welche von 0,20 — 0,50 m Schwarzerde bedeckt werden, haben nur eine durchschnittliche Mächtigkeit .von etwa 0,75 m. In der Grube Nr. 1 ist die trennende Grenzschicht am undeutlichsten entwickelt und nur noch von etwa 0,20 m Kies überlagert, der in seinem Habitus sehr stark an Glazialkies erinnert. Zwischen den großen Gerollen tritt in dem Profil eine ziemlich starke Verlehmung auf, die vielleicht durch das letzte, verschlämmte Material der ehemaligen Grundmoräne hervorgebracht wird. Nebenbei erwähnt sei, daß man in der obersten Schwarzerde in dieser Grube zahlreiche Urnengräber entdeckt hat. 298 V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. Besseren Aufschluß über die petrographische Entwicklung der Schotter gibt uns eine Kiesgrube nahe am Westrand dieser Ter¬ rasse an dem Wege von Zöschen nach Pissen, da hier die Schotter nicht nur mächtiger entwickelt, sondern auch nicht eisenschüssig sind. Auch hier zeigt sich, daß Quarze, namentlich solche mit sericitischem Anflug und Überzug, der vorherrschende Bestand¬ teil sind, der reichlich 60 °/o der gesamten Masse liefert. Von den anderen Bestandteilen, Kieselschiefer, Grauwacke, Tonschiefer, Porphyr, Feuerstein und anderen nordischen Gerollen, spielt eigentlich nicht ein einziger eine hervorragende Rolle. Der ganze Habitus weicht auf jeden Fall von normalem Saaleschotter stark ab. Wenn man auch auf einzelnen vom Regen abgewaschenen und etwas gebleichten Halden manchmal eine starke Häufung Ö • O der Porphyre und Schiefer beobachten kann und durch dieses bunte Bild unwillkürlich an Saaleschotter erinnert wird, so gleichen doch die anstehenden Kiese in der Grube vielmehr dem interglazialen Elsterkies, wie wir ihn nur wenige Kilometer weiter östlich in den Gruben bei Rückmarsdorf beobachten können. Für Elsterkies spricht auch die dem Saalekies gegenüber im Durchschnitt etwas geringere Größe der Gerolle und die häufige Einschaltung von Sand- lagen. Gegen diese Bestimmung unserer Schotter könnte man das Vorkommen von Muschelkalk und den etwas zu reichen Porphyr¬ gehalt anführen. Doch werden diese Einwürfe hinfällig, wenn wir bedenken, daß die Elster der zweiten Interglazialzeit, welche diese Schotter aufwarf, nicht nur Glazialdiluvium, sondern auch die Schotter der höheren Saaleterrasse der ersten Interglazialzeit und wahrscheinlich auch der tiefsten präglazialen Saaleterrasse durchbrechen mußte, also reichlich Gelegenheit fand, sich mit Saalematerial zu beladen. Ihre Schotter können daher nicht mehr ganz den reinen Elstertypus aufweisen, wie ihn die Elsterschotter aus der ersten Interglazialzeit in den vorhin erwähnten Gruben besitzen. Ganz natürlicherweise nehmen die der Saale entstammen¬ den Gerolle nach unten hin an Häufigkeit zu, wie sich an ver¬ schiedenen Aufschlüssen gut beobachten ließ. Ganz den gleichen petrographischen Habitus weisen die Schotter eines flachen Hügels auf, der sich aus der Luppeaue V. Ablagerungen der 2. Interglazialzcit. 299 erhebt imcl als Fortsetzung der ebeu beschriebenen Terrasse auf- zufassen ist, von der er nur durch eine alluviale Rinne abge¬ schnitten wurde. Durch eine große Kiesgrube ist dieser Hügel sehr gut aufgeschlossen. Auch hier herrschen rein weiße und sericitische Quarze vor, wenn auch Schiefer und Grauwacke nicht gerade selten sind. Muschelkalk und Porphyr sind gleichfalls nicht spärlich, so daß wir auch hier wieder nicht einen ganz reinen Elsterkies sondern den schon erwähnten Mischtypus mit Elster- und Saalehabitus besitzen, wie er sich ja notwendig unter den erörterten Verhältnissen bilden mußte. Aus diesem Grunde nützt es auch nichts, nach einzelnen Leitgesteinen zu suchen. Es kann hier nur der Gesamthabitus neben den Lagerungsverhältnissen O o Ausschlag geben für die Bestimmung der Schotter. In der Grube südöstlich von Dölkau liegt dieser Schotter direkt den hangenden Braunkohlensauden auf. Es fehlen also hier sowohl die präglazialen Saaleschotter wie die darüberliegenden Glazialschichten. Wie aus dem Profil C-D Tafel 5 sowie aus der geologischen Karte Blatt Merseburg- Ost hervorgeht, müssen beide notwendig früher an dieser Stelle vorhanden ge- wesen sein. Sie wurden jedoch vollständig erodiert beim Ein¬ schneiden unseres Elstertales in der zweiten Interglazialzeit. Als letzte Reste jenes Glazialdiluviums liegen noch zahlreiche große nordische Blöcke teils an der Basis dieser Terrasse, teils sind "sie in die Schotter selbst eingebettet. Das gleiche trifft auch für die O Cr zuvor besprochene Kiesgrube an dem Zöschen-Pissener Wege zu. Auffällig ist, daß gerade hier die Blöcke in ziemlich hohen Lagen unserer Schotter liegen, eine Erscheinung, die wir ja auch bei den interglazialen Saaleschottern beobachteten, und die sich wohl am einfachsten durch die während der Akkumulationszeit statt¬ findende Seitenerosion der Flüsse erklärt. Einen zweiten Anhalt für unsere Deutung dieser Kiese als Elsterschotter gibt ihre Höhenlage. Die sehr deutliche Oberkante des Göhrener Terrassenabschnittes liegt bei 100 m Meereshöhe, die Unterkante bei etwa 96 m. In dem weiter nach dem Innern des Flusses gelegenen Dölkauer Abschnitte liegt die Unterkante entsprechend der oben nachgewiesenen tieferen Erosion bei etwa 300 V. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. 92,5 m. Die benachbarten Saaleschotter der höheren Terrasse der ersten Interglazialzeit bei Möritzsch liegen bedeutend höher, bei etwa 103 — 105 m; bei der Annahme, daß beide Schotter iden¬ tisch seien, könnte man diese Niveauverschiedenheit nur durch die sonst nicht weiter begründete Annahme einer Verwerfung er- O O klären. Aber abgesehen von dem ganz anderen petrographischen Charakter sind auch die Lagerungsverhältnisse beider Schotter verschieden. Während wir bei den Elsterschottern die den prä¬ glazialen Kies überlagernde Grundmoräne bis auf spärliche Reste vollständig beseitigt, ja bei Dölkau sogar diesen Schotter selbst völlig: vernichtet fanden, werden die nur wenige hundert Meter davon entfernten Saaleschotter bei Möritzsch durch eine ca. 4 m mächtige Grundmoräne von dem präglazialen Saaleschotter getrennt. Derartige Ungleichheiten in der Ausbildung so benachbarter Stellen ein und desselben Flusses sind in unserer Gegend völlig uumög- lieh. Dagegen spricht nichts gegen die Annahme, daß unsere Schotter von einer Elster abgelagert wurden, die in der gleichen Richtung des heutigen Elster-Luppetales, nur in einem höherem Niveau floß. Die Grundmoräne, welche die Schotter der Göhrener Terrasse nach S. hin überhöht, ist das seiner Entstehung nach natürlich ältere Ufer, an welches diese Elsterterrasse nur ange¬ lagert ist. Die Schotter schießen also nicht etwa unter diese Grundmoräne ein. Eine Bohrung, südlich von dieser Terrasse niedergebracht, dürfte unsere Schotter nicht mehr antreffen. Damit wäre auch ein exakter Beweis für die hier vertretene Auflassung zu erbringen. Da, wie an den verschiedensten Stellen nachgewiesen ist — ich erinnere nur an den Abschnitt über den Bruckdorfer Becken¬ ton — unser gesamtes jüngeres Glazialdiluvium uördlich und südlich von der Elster-Luppeaue ehemals zusammenhing, so muß die Göhrener Elster auch diese gesamten in ihrer maximalen Ent¬ wicklung etwa 20 m mächtigen Ablagerungen erodiert haben, was frühestens in der zweiten Interglazialzeit geschehen konnte, der wir auch mit aus diesem Grunde die Göhrener und Dölkauer Schotter einstweilen zurechnen müssen. In Übereinstimmung mit unserer im nächsten Abschnitt zu Y. Ablagerungen der 2. Interglaxialzeit. 301 entwickelnden Anschauung, daß der Vorstoß des dritten Eises viel¬ leicht kaum bis in diese Gegend reichte, steht der Mangel einer Glazialbedeckung dieser Schotter. Lehmreste, welche man auf der Göhrener Terrasse erbohrt, Schwarzerdebildungen, die man in den Aufschlüssen beobachtet, sind sicher nicht glazialer Entstehung. Alte Auelehme, Abschlämmassen und äolische Bildungen werden sich vielmehr darunter verbergen. Weitere Ablagerungen dieser interglazialen Elster ließen sich o o o flußabwärts, also nach W. zu, an dieser Talseite mit Sicherheit nicht mehr nachweisen. Unter den Abschlämmassen, welche auf Blatt Merseburg-Ost halbwegs zwischen Wegwitz und Zöschen angegeben sind, erbohrt man öfters reine, grobe Sande, die ihrer Höhenlage nach der gleichen Terrasse angehören könnten. Am jenseitigen Ufer der Elster-Luppeaue treffen wir verschiedentlich Terrassenreste an, die allerdings wenig gut aufgeschlossen sind, so daß man sie gleichfalls meist nur der Höhenlage nach identifizieren kann. Eine dieser Terrassen zieht sich von Rübsen bis nach Oberthau hin. Nach Aufschlüssen östlich von Ermlitz zu urteilen, baut sie sich aus ziemlich feinen, gut geschichteten Sauden auf, denen namentlich nach oben hin gröbere Gerolle beigemengt sind. Eine zweite Terrasse zieht sich von Loch au bis nach dem Reidetale hin, wo sie mit einer gleichaltrigen Terrasse dieses Baches zusammenläuft. Auch diese Terrasse ist, soweit sich mit dem Bohrer prüfen läßt, mehr sandig als kiesig entwickelt und von einer mehr als 1 m dicken Aue- lehmschicht bedeckt, von dunklerer Färbung und sandigerem Korne, als unser alluvialer Auelelim gewöhnlich ist. Die wenigen Reste von Terrassen der Elster und Saale in der zweiten Interglazialzeit liegen also sämtlich innerhalb der heutigen Flußtäler. Dadurch ist der Nachweis erbracht, daß unser heutiges Talsystem, das völlig von dem der ersten Interglazialzeit abweicht, bereits in der zweiten Interglazialzeit vollständig zur Ausbildung gelangte. Seitdem ist nur Tiefenerosion, aber keine wesentliche seitliche Verlegung der Täler mehr eingetreten. Dieser Umstand, daß die Täler der zweiten Interglazialzeit und die heutigen Täler fast völlig zusammenfallen, erklärt auch sehr einfach, wes¬ halb wir nur so geringe Reste von den Terrassen der zweiten Inter- O o 302 Y. Ablagerungen der 2. Interglazialzeit. glazialzeit besitzen. Bei der Austiefung der heutigen Täler, die genau dieselbe Lage und dieselbe Breite haben wie die Täler der zweiten Interglazialzeit, mußten jene älteren Terrassen völlig zerstört werden und konnten sich nur in einzelnen toten Winkeln halten. Es ist aus diesem Grunde auch leicht erklärlich, daß in dem weit schärfer und tiefer eingeschnittenen Saaletal südlich von meinem Gebiet die Erhaltung dieser Terrassen noch viel mehr von glücklichen Umständen ahhängen muß. Die vortreffliche Erhaltung der präglazialen Saaleterrasse in meinem Gebiet rührt davon her, daß die späteren Täler einen ganz anderen \ erlauf hatten wie jene. Die erste interglaziale Saaleterrasse (Hauptter¬ rasse) wurde nur wenig zerstört, weil das zweite interglaziale und das alluviale Tal, obwohl beide auf größere Strecken hin ganz den gleichen Lauf nehmen, doch bedeutend schmäler sind und so nur eine Rinne in die ältere Terrasse hineinschneiden. Dagegen haben wir bei der höheren Saaleterrasse der ersten Inter¬ glazialzeit eine ganz ähnliche Erscheinung wie bei den Terrassen der zweiten Interglazialzeit. Auch jene höhere Terrasse wurde von dem Tal der Hauptterrasse, das die gleiche Richtung und Breite besaß, fast vollständig zerstört und hielt sich gleichfalls nur an wenigen geschützten Stellen. VI. Ablagerungen der dritten Eiszeit. a) bei Rabutz. A'on L. Siegert. Die Existenz von Ablagerungen einer dritten Eiszeit in unserer Gebend wurde zuerst von L. Siegert bei Rabutz nachgewiesen. O o Deuteten schon die früheren Erwägungen darauf hin, daß der Rabutzer Beckenton und seine Fauna sowie die entsprechenden Flußterrassen wirklich einer Interglazialzeit und nicht der Postgla¬ zialzeit angehört, daß bei der dritten Invasion das Eis mindestens nahe an unsere Gegend heranrückte, so zeigten weitere Beobach¬ tungen teils eine Überlagerung des Rabutzer Tones durch echte Glazialbildungen, teils eine Wechsellagerung mit diesen sowie im Weidatale auf Blatt Schraplau eine Einwirkung dieses Eises auf die tiefliegende Terrasse. Damit ist sicher bewiesen, daß auch in unserer Gegend noch Ablagerungen einer dritten, jüngsten Eis¬ zeit vorhanden sind. Eines dieser Profile wurde bereits früher erwähnt. Nach den übereinstimmenden Beobachtungen durch v. Fritsch wie durch die Rabutzer Bohrung ist dem Ton nahe an seiner Basis eine Schicht von glazialem Material eingefügt, welche in der Grube allerdings nur geringe Mächtigkeit hat. Doch läßt sie sich in der Rinne, soweit sie auf meinem Gebiet verläuft, überall nacli- weisen und erlangt teilweise bedeutende Mächtigkeit. Neben zahl- reichen Bohrungen mit der Peilstange wurden einige Bohrungen mit der Schappe ausgeführt, um größere Mengen dieser Einlage¬ rungen zur sicheren Bestimmung des petrographischen Charakters zu erlangen. Von einer Einschwemmung, wie man nach dem ver¬ einzelten Bohrergebnis in der Grube selbst noch denken konnte, kann darnach keine Rede sein. Einzelne dieser Flachboliruugen 304 VI. Ablagerungen der 3. Eiszeit. weisen vielmehr typische Grundmoräne in einer mehrere Meter be¬ tragenden Mächtigkeit auf. Es fand wohl nach Ablagerung der untersten, kaum einen Meter mächtigen Tonschicht ein Eisvorstoß statt, der echte Grundmoräne ablagerte. Als sich das Eis bald wieder zurückzog und eine Grundmoräne mit ziemlich unregel- o o mäßiger Oberfläche in dieser Rinne zurückließ, entstand sofort wieder der frühere Stausee, in welchem sich abermals ein Becken¬ ton, und zwar weit mächtiger als zuvor, absetzte. Aber auch über die oberste Schicht ist das Eis nochmals hinwegegangen. In der O O ö Ziegeleigrube liegt über dem Ton ein etwa 0,5 — 1 m mächtiger Kies und Sand, über welchen 0,5 m lehmiger Sand und sandiger Lehm folgt. Bei der Unreinheit dieser Produkte liegt der Gedanke nahe, daß wir es hier mit eingeschwemmten Massen aus der Nachbarschaft zu tun haben. Doch lassen sich solche keineswegs zwanglos er¬ klären. Diese hangenden Schichten liegen niclit nur in der schmalen o O Rinne selbst, sondern greifen auch noch weiter nach O. über den benachbarten Sand des Dieskauer Stadiums hinweg, wie der Auf¬ schluß der großen Sandgrube direkt östlich neben der Tongrube zeigt. Dabei stecken in der Sandschicht bis über faustgroße Gerolle. Nun ist aber die Gegend fast eben, es fehlen alle auch nur einiger¬ maßen steilen Hänge, von denen der Regen derartige Massen von Sand und Lehm mit großen Gerollen hätte herabbefördern können. Man wird daher diese Decke wohl als echtes Glazial¬ diluvium auf primärer Lagerstätte ausehen müssen, dessen Habitus nur infolge seiner wasserundurchlässigen Unterlage stark verändert ist. Ferner haben aber auch Bohrer und Schappe an verschiedenen Stellen aus dieser Decke Proben geliefert, die von echter Grund¬ moräne nicht zu unterscheiden waren. Nur die völlige Auslau¬ gung des Kalkes, die sonst in unserer Gegend selten bis über 1 m tief geht, hat hier überall bis auf den Ton stattgefunden. Die Mächtigkeit der Decke ist ziemlich verschieden, stellenweise fehlt sie vollständig, so daß der Ton an die Oberfläche tritt. Bei der geringen Mächtigkeit, welche die Ablagerungen der 3. Eiszeit schon im N. meines Gebietes besitzen, können sie nicht viel VI. Ablagerungen der 3. Eiszeit. 305 weiter nach S. gereicht haben. Mit Sicherheit lassen sie sich zunächst nach Süden zu bis in die Gegend von Beuditz nachweisen. Wie auf Seite 280, 281 ausgeführt wurde, zieht der Rabutzer Beckenton von der Rabutzer Ziegelei an ununterbrochen bis zu den Sandgruben westlich von Beuditz hin. Die Ablagerungen in seinem Hangenden auf dieser ganzen Strecke, besonders aber die mehrere Meter mäch¬ tigen diskordant geschichteten Glazialsande in den Beuditzer Gru¬ ben gehören der jüngsten Eiszeit an. Uber die Verbreitung dieser Ablagerungen nach Westen konnten keine sicheren Anhaltspunkte gefunden werden. Auch hier ließen sich zu ihrer Abgrenzung o ö o gegen die Ablagerungen der 2. Eiszeit nur die an verschiedenen Stellen auftretenden Toneinlagerungen benützen. Da diese aber wie auf S. 282, 283 ausgeführt wurde sehr verschiedene Deutung in ihrer Altersstellung usw. zulassen, so ergeben sich auch ebenso viele verschiedene Deutungen über Mächtigkeit und Ausdehnung der Grundmoräne des 3. Inlandeises. Auf der Karte wurde daher auf die Darstellung der ja sicher vorhandenen, aber in ihrer Aus¬ dehnung völlig unbekannten Ablagerungen der 3. Eiszeit ver- zichtet, dafür aber verschiedene Konstruktionsmöglichkeiten in den Profilen auf Tafel 7 und 8 zum Ausdruck gebracht. Für die Entscheidung der Frage, ob das Eis nach Süden hin bis über die heutige Elster-Luppeaue hinweggeschritten ist, fehlt uns jeder Anhaltspunkt. Dagegen könnten folgende Erwä¬ gungen dafür sprechen, daß die auf der Karte zum Teil nicht ausgeschiedene, oft nur in Resten erhaltene Grvmdmoränendecke auf der interglazialen Hauptterrasse der Saale etwa zwischen Ra߬ nitz und Döllnitz hierher gehören. Diese Grund moräne, die teil¬ weise eine Mächtigkeit von über 1 m besitzt, ist ganz entsprechend der Terrassenoberfläche schwebend gelagert. Der weiter nördlich verlaufende deutliche Anstieg des gleichfalls von Grundmoräne aufgebauten Geländes fällt aber nicht mit dem ehemaligen Ufer der Saale zusammen, sondern verläuft quer zu dem alten Flu߬ laufe Dieser eigentümliche Anstieg des Terrains würde sich ganz zwanglos durch die Annahme erklären, daß er durch die Erosion 20 Neue Folge. Heft 60. 306 VI. Ablagerungen der 3. Eiszeit. und Denudation in der 2. Interglazialzeit entstanden sei, in welcher die interglaziale Saaleterrasse teilweise bis zur Oberfläche ihrer Schotter entblößt wurde, daß dann aber in der 3. Eiszeit sich von Norden kommend über die stehen gebliebene ansteigende Grundmoräne der 2. Eiszeit sowohl als auch über die entblößte Oberfläche der Hauptterrasse ein dünner Schleier der Grund¬ moräne der 3. Eiszeit gelegt habe, der nicht stark genug war, um die in der 2. Interglazialzeit entstandene deutliche Terrainkante zu verwischen. Diese Deutung hätte aber nur dann Wert, wenn überall nachzuweisen wäre, daß jene schwebend gelagerte Grund¬ moräne auf der interglazialen TIauptterrasse noch echte primäre Grundmoräne ist und nicht etwa aus zusammengeschwemmten Reste älterer Grundmoräne besteht, was keineswegs immer mit Sicher- heit zu entscheiden ist. Sicher drang das Eis der 3. Eiszeit auch tief in verhältnismäßig enge Täler hinein. Dafür spricht die von mir gemachte Beobachtung, daß die tiefliegende Weidaterrasse der 2. Interglazialzeit südlich vom Salzigen See ausgeprägte Stau¬ chungen durch Eisdruck erhalten hat. Doch muß eine genauere Festlegung der Südgrenze des 3. Inlandeises späteren Unter¬ suchungen Vorbehalten bleiben. Auch das Suchen nach neuen Beweisen für die Existenz von Ablagerungen einer 2. Interglazialzeit und einer 3. Eiszeit in unserer Gegend ist keineswegs überflüssig. Denn diese ist durch die vorliegende Arbeit doch noch nicht mit derselben unumstö߬ lichen Sicherheit bewiesen, wie dies für die älteren Eiszeiten ge¬ schehen konnte. Immerhin schienen mir die vorliegenden Be¬ weise, Existenz ausgedehnter Tonablagerungen mit Rhinoceros Mercki usw., Auftreten selbständiger ihrer Höhenlage nach in den gleichen Zeitraum passender Flußterrassen, Überlagerung sowohl der Tone wie der Terrassen (Weida) durch Ablagerungen eines neuen Eisvorstoßes, genügend zu sein, um nicht nur eine Schwan¬ kung, sondern eine selbständige 2. luterglazial- und 3. Eiszeit annehmen zu dürfen, nachdem die Existenz dieser Ablagerungen auch aus anderen Teilen Norddeutschlands bekannt geworden ist. VI. Ablagerungen der 3. Eiszeit. 307 b) Auf Blatt Landsberg und in der Nordhälfte von Blatt Dieskau. Von W. Weissermel. Durch das durchgehende Phänomen der osartigen Sandzüge und deren enge Verknüpfung mit den Geschiebemergelflächen erweist sich das Oberflächendiluvium des Blattes Landsberg und der nördlichen Hälfte des Blattes Dieskau als einheitlich, sozusagen aus einem Gusse gebildet, und das von L. Siegert nachgewiesene Untertauchen eines dieser Oszüge unter den RabutzerTon beweist die Entstehung der ganzen einheitlichen Ablagerung während der zweiten Eiszeit. Ablagerungen der dritten Vereisung können hier also nur an einzelnen Stellen, oder, was wahrscheinlicher, als dünne Decke über das ganze Gebiet vorhanden sein. Wir haben sie wahrscheinlich in einer bis zu 1 m mächtigen Decke lehmig-sandigen, zuweilen geschiebemergelartigen Materials zu suchen, welche die Oberfläche überzieht. Es liegt nahe, diese lehmig-sandige Decke als eine Innenmoräne anzusehen. Ob und wo es zur Ausbildung echten © Geschiebemergels gekommen ist, läßt sich bei der Unmöglichkeit einer petrographischen Unterscheidung von der Grundmoräne der zweiten Vereisung nicht entscheiden. Eine Überlagerung entkalkter o o o durch kalkhaltige Gebilde wurde in den sehr zahlreichen Hand¬ bohrlöchern nirgends beobachtet, doch erklärt sich das, wenn man bedenkt, daß weiter südlich, wo die letzte Vereisung nicht mehr hingereicht hat, der Hauptgeschiebemergel durchschnittlich nur 1 m entkalkt ist. Da die untere Grenze der Entkalkung meist © mit der Grenze der Humifikation zusammenfällt, die zweifel¬ los postglazial ist, dürfte die jetzt vorliegende Verwitterung des Hauptgeschiebemergels im wesentlichen nach der letzten Vereisung entstanden sein. Wir müssen also annehmen, daß die in der zweiten Interglazialzeit gebildete Verwitterungsrinde während, der dritten Vereisung in großem Maßstabe denudiert worden ist, eine Annahme, die mit der starken flächenhaften Denudation im Ge¬ biete des Herrn Siegert im Einklang steht. Es erklärt sich also, wenn wir unter den geringmächtigen Ablagerungen jüngsten Gla¬ zialdiluviums eine Verwitterungsrinde des nächstälteren nicht auf- 20* 308 VI. Ablagerungen der 3. Eiszeit. finden können. Was von einer solchen der Denudation entgangen war, mag auch wohl durch das Eis aufgearbeitet sein. Eine Wirkung der letzten Eisbedeckung haben wir wohl in der außerordentlichen Plattheit des Geländes, in der weitgehenden Einebnung der Osziige zu sehen, die nach ihrer Aufschüttung zunächst wahrscheinlich erheblich stärker höhenbildend hervortraten als jetzt. Wir müssen also annehmen, daß die Gletscher der dritten Eiszeit unser Gebiet nur für kurze Zeit erreichten, abhobelnd auf die Landschaftsformen des zweiten Glazialdiluviums einwirkten und dieses nur mit einem dünnen Schleier von lehmig-sandigem Material — vielleicht einer Innenmoräne — überzogen. Allgemeine LagerungsverMltiusse des Diluviums im Gebiete der alten Täler. Von L. SlEGERT. Das Diluvium besitzt in dem Gebiete der alten Flußtäler, wie zuerst von L. Siegert erkannt wurde und in allen Profilen sehr schön zum Ausdruck kommt, einen eigentümlichen, wahr¬ scheinlich im Randdiluvium weit verbreiteten, aber bis jetzt noch nie beachteten Aufbau aus lauter schwebenden Schichten, ganz ähnlich wie etwa ein ungestörtes Triasgebiet. Die Ursache hier- für ist nach meinen vorstehenden Ausführungen leicht zu er- kennen. Wie eingangs erwähnt, war die Oberfläche unseres Blattes schon am Ende des Oligocäns fast vollständig eben. Die tiefste Senke, die präglazialen Saaletäler, waren viele Kilometer breit und besaßen äußerst flach geböschte Ufer. Ferner war auch das tiefste dieser Täler, das vierte präglaziale Saaletal, bereits wieder bis zu beträchtlicher Höhe mit Schotter ausgefüllt, so daß die Ebenheit unserer Gegend nicht allzu sehr beeinflußt wurde. Innerhalb des Tales selbst aber war durch die Schotterterrasse eine viele Quadratkilometer große vollkommene Ebene geschaffen, die ganz sanft nach S zu anstieg. Da außerdem das Tal von S nach N gerichtet war, die Ufer also der Beweguugsrichtung des Inland¬ eises parallel lagen, so boten auch sie dem Eise keinen \\ ider- stand. Ferner waren die Schotter durchweg mit einem sehr VI. Ablagerungen der 3. Eiszeit. 309 fetten Ton, dem Dehlitzer Bänderton, überkleidet, der gewisser¬ maßen das Schmiermittel bildete, durch das die Reibung zwischen Grundmoräne uud Untergrund auf ein Minimum herabgesetzt wurde. Das Eis und seine Grundmoräne glitten daher über unsere ebene Gegend hinweg, ohne im allgemeinen den Unter¬ grund zu beeinflussen. Da die Grund in oräne auf eine kürzere Strecke hin auch ungefähr gleich mächtig blieb, so wurde die Ebenheit meiner Gegend durch die erste Vereisung nicht ver¬ ändert, wahrscheinlich nur noch vervollkommnet; denn die Grund- moräne wird sich in den tiefsten Teilen, wie im Saaletale, wohl am mächtigsten abgelagert haben. Die gleichen Vorgänge, wie sie eben skizziert wurden, wiederholten sich nun in der folgenden Interglazialzeit und Glazialzeit. In der ersten Interglazialzeit schnitt sich die Saale abermals ein verhältnismäßig tiefes Tai ein, schüttete es aber gleichfalls zum großen Teile wieder mit Schottern zu, die zu Anfang der zweiten Eiszeit mit dem Kriechauer Bänderton überkleidet wurden. Die weitere Zuschüttung des Tales besorgte dann das Eis, indem es hier die Basalgrundmoräne und die Basalschotter ablagerte. Über alles breitete nun die Bruckdorfer Schwankung beim Eisvorstoß eine allerdings nur wenige Meter mächtige Grundmoräne und beim Rückzug den Bruckdorfer Beckenton. Auf diesem glitt das Eis dann bei der o Rodden er Schwankung abermals völlig reibungslos über unsere o o o Gegend hin, so daß auch die mittlere Bank der Hauptgrund¬ moräne absolut eben abgelagert wurde und ebenso der beim Rückzug aufgeschüttete Roddener Sandr. Nur bei den Stillstands¬ lagen dieser letzten Phase, bei dem Dehlitzer und Dieskauer Stadium, kam es durch Aufschüttung von größeren Sandwällen zu einer wenn auch geringen Modellierung der Ebene. Weit größere Veränderung erlitt mein Gebiet in der nächsten Inter¬ glazialzeit durch die tiefe Erosion des Saale- und Elstertales. Die gleichfalls jetzt eintretende und vielleicht die dritte Eiszeit über anhaltende flächenhafte Denudation dagegen brachte keine Verände¬ rung des ebenen Charakters der Gegend hervor, ebenso wenig wie die Invasion der 3. Eiszeit. Im einzelnen kommen in jenem regelmäßig schichtigen Auf- 310 VI. Ablagerungen der 3. Eiszeit. bau natürlich Ausnahmen vor, doch beeinflussen sie nicht den Gesamthabitus. Die Mächtigkeit des Diluviums bezw. der einzelnen Hori¬ zonte, die man zuerst als etwas ganz willkürlich wechselndes an¬ sieht, dem kaum eiue stratigraphische Bedeutung zukommt, wird dadurch zu einem wichtigen Anhalt für die Identifizierung der einzelnen Horizonte, ebenso wie ihre absolute Höhenlage hierzu benutzt werden kann. Mit Hilfe dieser Methode lassen sich auch petrographisch sehr ähnliche Glieder, wie Grundmoränen leicht auch voneinander trennen. Da die erste und Hauptursache für diesen schichtigen Auf¬ bau die ebene Unterlage südnördlich verlaufender Flußterrassen ist, so läßt sich von vornherein erwarten, daß auch das Dilu¬ vium in anderen ähnlichen alten Täler unseres Randdiluviums den gleichen schichtigen Aufbau besitzt, insbesondere dürfte dieses von den benachbarten Tälern der Elster, Pleiße und Mulde gelten. Auf dem dazwischen liegenden höheren Geländerücken dürfte der Aufbau nicht ganz so regelmäßig sein. Immerhin ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß man von zwei benachbarten Tälern ausgehend auch das Diluvium solcher Höhen eingehender als bisher zu gliedern vermag. VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. Fluviatile Ablagerungen. Von L. SlEGERT. Ob und wie weit der Talbildungsprozeß während der dritten Eiszeit in unserer Gegend unterbrochen war, läßt sich zurzeit nicht sicher entscheiden. Zwischen dem tiefsten Talboden, also der allu¬ vialen Terrasse, und der Terrasse, der zweiten Interglazialzeit schaltet sich sowohl im Saale- wie im Elstertale eine Terrasse ein, die im wesentlichen nach dem Rückzug des Eises, also in post- glazialer Zeit, entstanden sein dürfte. Das Tal, welchem diese Terrasse angehörte, besaß genau dieselbe Lage und auch fast genau dieselbe Breite wie das der zweiten Interglazialzeit, weshalb diese Terrasse bei der Erosion des postglazialen Tales fast voll¬ ständig zerstört wurde. Hat demnach keine irgendwie bedeutende Seitenerosion, geschweige gar eine Talverlegung stattgefunden, so ist andererseits auch die Tiefenerosion ebenfalls nicht so beson¬ derer Art gewesen. Ja man kann beinahe im Zweifel sein, ob die Terrasse der II. Interglazialzeit überhaupt an allen Stellen voll¬ ständig durchschnitten wurde. An den LTfern ist dies sicher nicht der Fall gewesen, denn hier liegt an verschiedenen Stellen, so bei Kriechau und bei Dölkau, die Basis höher als die Sohle der jün¬ geren Talterrassen. Ob in der Mitte des breiten Tales, wo die Erosion ja stets stärker gewirkt hat, das gleiche Verhältnis herrscht, muß unentschieden bleiben. In den Profilen ist dieses Verhältnis angenommen worden. Aber auch dann dürfte die Erosion keines¬ falls bedeutend gewesen sein. Die postglaziale Terrasse baut sich wie alle jüngeren Terrassen zu unterst aus einer mehrere Meter mächtigen Schotterlage mit 312 VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. einem darüber liegenden Auelehm auf. Die Auelehmdecke besitzt eine schwankende Mächtigkeit, so daß der 2 m-Bohrer die unter¬ liegenden Schotter bald antrifft, bald nicht mehr erreicht. Stellen¬ weise stoßen die Schotter auch unter der Decke durch. Da bei besonders starkem Hochwasser auch ein großer Teil der postgla¬ zialen Terrassen leicht mit überschwemmt wird, so is't die Auelehm¬ decke streng genommen weit jünger als postglazial und müßte eigentlich als jungalluvial bezeichnet werden. Sowohl in der postglazialen wie in der alluvialen Terrasse treten verschiedene, wenig scharf ausgeprägte und auf weitere Strecken hin kaum miteinander vergleichbare Stufen von sehr ge¬ ringer, oft kaum 1 m erreichender Höhe auf. Es handelt sich hier wohl um reine Erosionsstufen, wie sie jeder Fluß bei der Verlegung seiner Schlingen erzeugen muß, die also keinerlei besondere Bedeutung für die geologische Geschichte unseres Tales besitzen. Die postglaziale Terrasse ist auf den Karten als altalluviale Terrasse bezeichnet worden. Spätere Untersuchungen von Nau¬ mann und Picard haben ergeben, daß auf den Blättern Naum¬ burg und Jena zwischen der 2. Interglazialterrasse und dem Aue- boden eine Terrasse auftritt, deren Basis ungefähr in der Höhe der heutigen Grasnarbe der Aue liegt, deren Oberfläche aber bis zu 4 m über die Aue reicht, die also kaum noch überflutet wird. Mit Rücksicht darauf, daß in dieser Terrasse eine Wirbel¬ tierfauna gefunden worden ist und Lößablagerungen von über 7 m Mächtigkeit darauf liegen, ist diese Terrasse auf den Blättern Jena und Naumburg noch ins Diluvium gestellt worden und zwar in die der 3. Eiszeit folgende Periode, die als Postglazialzeit vom Alluvium getrennt wurde. Diese postglaziale Terrasse dürfte identisch mit der altalluvialen Terrasse der geologischen Spezialkarte unseres Gebietes sein, weshalb für diese auch die Bezeichnung postglaziale Terrasse vorzuziehen ist. VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. 313 Die Talverlegungen. Von L. SlEGERT. Ein Rückblick auf unsere Terrassen zeigt, daß auch hier die allbekannten Verlegungen der Flußläufe in vertikaler und horizon¬ taler Richtung auftreten. Einen Überblick über die vertikale Entwicklung der Terrassen in unserem und dem südlich anstoßenden Gebiet gibt die einer anderen Veröffentlichung1) entnommene Tafel 10 besser, als viele Worte es zu sagen vermögen. Neben der auch sonst zu beobachten¬ den Erscheinung des Konvergierens der Terrassen talabwärts ist die augenfälligste Erscheinung die Kreuzung der vierten präglazialen Terrasse mit den interglazialen. Die Ursachen dieser Terrassen¬ entwicklung lassen sich natürlich nur dann erkennen, wenn man einen weit größeren Talabschnitt überschaut, als er hier geschildert wurde. Es kann daher hierauf nicht näher eingegangen werden. Doch ist dies inzwischen in einer anderen Arbeit von L. Siegert geschehen2). Dagegen erfordert die Horizontalverlegung noch einige Be¬ merkungen. Wie aus der Beschreibung der Terrassen, teilweise auch aus der Karte (Taf. 1) hervorgeht, folgen in meinem Gebiet in ziemlich regelmäßiger Folge von Ost nacli West aufeinander zweite, dritte, vierte präglaziale Terrasse, höhere Terrasse der 1. Interglazialzeit, Hauptterrasse, Terrasse der 2. Interglazialzeit, postglaziale und alluviale Terrasse. Dieser Prozeß der ost-westlichen Talverlegung fand bald stärker, bald schwächer statt, immer aber ist er in einem größeren Teil meines Gebietes deutlich zu erkennen. Wenn wir von der Verlegung der präglazialen Saale absehen, da diese sich außerhalb meines Arbeitsgebietes abspielt, so findet die erste ausgesprochene Verlegung fast um die gesamte 10 km betragende Talbreite in der ersten Interglazialzeit statt. Die beiden Terrassen der ersten Interglazialzeit haben zwar ungefähr die gleiche Lage, J) Siegert, Bericht über die Begehungen der diluvialen Ablagerungen an der Saale usw., Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. für 1909, II, S. 1. 2 ) Siegert, Zur Theorie der Talbildung, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1910, Monatsber., S. 1. 314 VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. doch deuteten die Reste der höheren Terrasse bei Möritzsch und bei Rabutz immerhin auf eine westliche Verschiebung auch innerhalb dieser Periode hin. In der zweiten Interglazialzeit schneidet sich die Saale im Süden meines Gebietes zwar ein schmäleres Tal mitten in die Hauptterrasse ein, auf Blatt Halle-Süd aber kommt es wiederum zur entschiedenen Verlegung nach Westen, die das Einschneiden eines neuen Tales völlig außerhalb der Hauptterrasse bedingt. Auch die Elster wird zur gleichen Zeit von derselben Tendenz der Westverlegung des Laufes beherrscht, wodurch es zur Ausbildung eines neuen Unterlaufes und der Mündung in die Saale kommt. Mit der zweiten Interglazialzeit scheint dieser Prozeß seinen Abschluß gefunden zu haben, denn die post¬ glaziale und alluviale Saale benutzen fast genau das Tal der zweiten Interglazialzeit. Vielleicht könnte man die Tatsache, daß die Reste der zweiten Interglazialterrasse fast alle am heu¬ tigen rechten Ufer liegen und am linken fast vollständig fehlen, durch eine letzte Bewegung der jüngsten Täler nach AVesten er¬ klären. Diese seitliche Verlegung der Täler ist oberhalb meines Gebietes, wo die Saale sich schon in sehr früher Zeit ein tiefes Tal eingeschnitten hatte, nicht vorhanden. Erst mit dem Eintritt in das flache Gebiet zwischen Leipzig und Halle findet diese fächerartige Ausbreitung der verschiedenen Talsysteme statt. • Infolgedessen fallen auch noch auf Blatt Lützen diese ver¬ schiedenen Täler teilweise zusammen, und erst auf den nördlichen Blättern ist eine völlige Scheidung eingetreten. Da die Abschie¬ bung während des langen Zeitraumes von der Präglazialzeit bis o o O zur Postglazialzeit gleichsinnig nach Westen gerichtet bleibt, so dürfte man versucht sein, an einen gesetzmäßigen Vorgang zu denken und nach einer einheitlichen Ursache für diese Erscheinung zu suchen. Am einfachsten wäre eine Erklärung dieser Erschei¬ nung durch eine Schollenbewegung mit westlicher Neigung. Doch sind mit dieser Vermutung auch manche Tatsachen nicht in Ein¬ klang zu bringen, z. B. die in umgekehrtem Sinne verlaufende Bewegung der Elster auf Blatt Zwenkau, der Mulde zwischen Leipzig und Grimma, falls diese Gebiete nicht etwa außerhalb der Saalescholle liegen. Andererseits lassen sich auch für manche VIT. Ablagerungen der Postglazialzeit. 315 Verlegungen sicher lokale Ursachen geltend machen. Am augen¬ fälligsten ist dies bei der Verlegung der zweiten interglazialen Saale und Elster, deren Täler wahrscheinlich ihre erste vorbereitende Anlage bereits durch die Schmelzwasser des Eises während des Dieskauer Stadiums erhielten. Der Löß (£). Der Löß überzieht den südlichen und südwestlichen Teil unseres Arbeitsgebietes in geschlossener Decke, die nur durch die Erosion der Täler und durch Regen- und Wiudabtragung in deren Um- gebung stellenweise unterbrochen wird. Der größere, nordöstliche Teil ist lößfrei, abgesehen von Blatt Landsberg, wo unreiner Löß in dünner Decke etwas größere Verbreitung besitzt. Ein Blick auf die geologischen Spezialkarten zeigt, daß das Gebiet der geschlossenen Lößverbreitung eine auffallend einfache, geradlinige Grenze besitzt. Diese Grenze tritt südlich der Eisdorfer Tagebaue auf Blatt Halle in unser Gebiet ein und verläuft dann ungefähr in Nordwest-Südostrichtung bei Delitz am Berge und Dörstewitz vorbei nach Knapendorf, springt hier am Lauchatale ein Stück weit nach Westen zurück, verläuft dann in gleicher Richtung über den Rotthügel nach dem Gotthardteich bei Merse¬ burg, springt am Geiseltale wieder ein Stück nach Südwesten und verläuft dann, immer ungefähr in gleicher Richtung, von Kötschen zur Saaleaue bei Spergau. Hier wird die Lößgrenze durch die breite alluviale Aue unterbrochen. Am jenseitigen Hange dieser Aue setzt sie in der Gegend von Klein-Corbetha wieder ein und zieht sich dann, mit allergrößter Schärfe entwickelt, in ungefährer West-Ostrichtung quer durch das Blatt Lützen hin. Die Lößgrenze verläuft, wenn auch natürlich mit vielfachen Schwankungen im einzelnen, über Berge und Täler hinweg. Nur durch größere Täler, wie die der Laucha und der Geisel, wird sie um ein Stück verschoben. Innerhalb dieser Grenze bildet der Löß eine geschlossene Decke und fehlt nur an den Tal¬ rändern und steileren Gehängen, wo er durch Erosion oder durch Abwehung wieder entfernt ist, falls er hier überhaupt je 316 VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. in größerer Mächtigkeit abgelagert wurde. Das Aufhören der Löß- decke an dieser Grenze vollzieht sich nickt etwa iü der Weise, daß der Untergrund öfter durchstößt und die Decke sich in ein- zelne Lappen auflöst, soudern westlich der Saale durck eine ziem- lick schnelle Abnahme der Mächtigkeit und Auskeilen der vorher geschlossenen Decke, östlich der Saale dagegen umgekehrt in der Weise, daß der Lößrand dünenartige Anschwellungen erfährt. Zurveilen läßt sich ein dünner Schleier von Löß noch ein Stück weiter verfolgen. In seltenen Fällen sind der Grenze kleine iso¬ lierte Lößiuseln vorgelagert. Die Mächtigkeit des Lösses bleibt auf großen Flächen, besonders in der Nähe des Randes, unter 2 in, erreicht im weitaus größeren Teile des Gebietes aber Beträge von 3 — 6 in. In dem schon zum thüringischen Hügellande gehörigen Gebiet westlich von ö O ö O Weißenfels finden wir an den Hängen Mächtigkeiten von 10 m und wohl noch mehr. An Nord-Süd gerichteten Tälern läßt sich überall eine ausgezeichnet unsymmetrische Lage des Lösses be¬ obachten, indem er die flacheren westlichen, nach Osten schauen¬ den Hänge überzieht, die steileren östlichen, nach Westen schauen¬ den freiläßt. Schnecken finden sich nur stellenweise, dann aber gewöhnlich in großer Menge, und zwar liegen die Fundpunkte vorwiegend in mehr oder weniger bergigem Gelände. Es finden sich nach freund- lieber Bestimmung von Herrn Dr. Menzel: Helix (Fruticicola) hispida L. Vallonia tenuilabris Al. Br. Succinea oblonga Drp. » » var. elongata Al. Br. Pupa (Pupilla) muscorum Müll. Außerhalb der Grenze dieser geschlossenen Verbreitung finden wir den Löß nur noch auf Blatt Landsberg, meist in dünner Decke (besonders auf dem Brachstedter Höhenmassiv), in größerer Mächtigkeit nur au einer Stelle östlich des Spitzberges. Das Material dieser kleinen Vorkommen ist wohl durchweg etwas uu- o VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. 317 reiner, relativ grobkörniger oder auch etwas toniger, so daß es auf der Karte als »Löß und lößartiger Feinsand« bezeichnet wurde. Verlehmungszonen oder andere Anzeichen für eine Zweiteilung O O des Lösses sind in unserem Gebiete* nicht zu beobachten. Als ein¬ ziges Anzeichen in dieser Richtung könnte die mächtige diluviale Schwarzerde gedeutet werden, die an der Salpeterhütte bei Weißen¬ fels den sehr mächtigen Gehängelöß unterlagert (siehe Seite 289). Sie enthält feinsandiges Material, das aus einem älteren umge¬ lagerten Löß herstammen kann, doch ist das jetzt vorliegende Ge¬ bilde in seiner Gesamtheit sicher kein Löß, sondern es ist eine humusreiche sandige Masse, die stellenweise reichlich feinere Be¬ standteile enthält; es ist möglich, daß diese aus einem zerstörten älteren Löß herstammen, doch ist dieser Schluß keineswegs zwingend. Über die Entstehung des Lösses gehen unsere Meinungen auseinander. W. Weissermel sieht in dem Löß eine einheitliche Ablagerung rein äolischer Entstehung, die kurz nach dein Rückzug des Eises durch Eiswinde aus den vegetationslosen Glazialablage- rungen ausgeblasen wurde und spätere Umlageruugen nur in be¬ schränktem Maße erfahren hat. L. Siegert unterscheidet primären und sekundären (umge¬ lagerten) Löß. Der primäre Löß ist nach ihm im wesentlichen aquati scher Entstehung, ähnlich dem Mergel sau de Norddeutsch - lands und dem Schlepp des Randdiluviums, also teils Staubecken¬ bildung, teils auelehmartige Ablagerung. Sein Material wurde ebenso aus der Grundmoräne wie aus den verschiedenen Formationen des thüringischen Berg- und Hügellandes ausgeschlämmt und aus- O o o o geblasen. Nach der Trockenlegung dieses äußerst leicht be- O o Ö weglichen Gebildes begann durch äolische Umlagerung und durch Verschlämmung die Ablagerung des sekundären Lösses, der na¬ türlich auch mit Staubmaterial aus der weiteren Umgebung, also aus den verschiedensten Formationen, vermischt ist. Dieser sekun¬ dären, äolischen Umlagerung verdankt die Lößdecke ihre heutige Verbreitung, vor allem auch die oben erwähnte einseitige Ablage¬ rung an den Tal Hanken und die scharfe Grenze auf Blatt Lützen. 318 VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. Eine ausführliche Darstellung und Begründung dieser Verhältnisse wird jeder einzelne von uns selbständig an anderer Stelle geben. Auf die Altersbestimmung üben diese verschiedenen An¬ schauungen keinen wesentlichen Einfluß aus. Wir fassen beide den Löß aus wesentlich denselben Gründen als für unser Gebiet einheitliche Bildung und zwar als eine Folgeerscheinung der letzten Eiszeit auf. Die Gründe dafür hat L. SlEGERT bereits dargelegt1), und W. Weissermel wird sie in der oben angekündigten Arbeit gleichfalls niederlegen. Die Schwarzerde. Alle Ablagerungen vom Rotliegenden bis zur höheren Alluvial¬ terrasse einschließlich befinden sich, wo sie an die Oberfläche treten, im weitaus größten Teile unseres Arbeitsgebietes im Zustande star¬ ker Humufikation, sie tragen eine Decke von Schwarzerde Das Produkt dieser Humifikation ist dabei auf allen Gesteinen ein sehr gleichmäßiges, nur der Löß nimmt eine Sonderstellung ein. Seine Schwarzerde ist steinfrei und zeigt das staubartig feine Korn des Untergrundes; sie besteht nur aus lmmifiziertem Lößmaterial ohne Beimischung anderer, gröberer Bestandteile. Die Schwarzerde aller übrigen Gesteine aber, des Rotliegenden, der Sandsteine, Letten und Tone des Buntsandsteins, des Muschelkalks, der Sande und Tone des Tertiärs, endlich der verschiedenen Diluvialablage¬ rungen, seien es Geschiebemergel, seien es glaziale Sande und Kiese oder Flußschotter, zeigt mit einigen später zu besprechen¬ den lokalen Ausnahmen ein sehr gleichmäßiges Bild, so daß die Ackerkrume nur selten einen sicheren Schluß auf den Untergrund gestattet. Auf allen den genannten Ablagerungen, so verschieden ihre petographische Beschaffenheit auch sein mag, stellt sich die Schwarzerde dar als ein humos-lehmiger Sand bis humos-sandiger Lehm mit kleineren oder größeren diluvialen Geschieben. Der Humus- wie der Tongehalt schwankt zwar in gewissen Grenzen, eine wesentliche Abhängigkeit der Gesamtbeschaffenheit vom Unter- b Siegert, Naumann und Picard, Über das Alter des thüringer Lösses. Zentralbl. für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 1910, S. 107 — 110. VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. 319 gründe ist jedoch nur selten zu erkennen. Noch viel weniger ist die Schwarzerde von der Höhenlage abhängig. Mit Ausnahme der alluvialen Talauen überzieht sie, soweit ihr primäres Verbrei¬ tungsgebiet reicht, Höhen und Senken. Wenn sie auch auf den höchsten Erhebungen durch spätere Abtragung oft wieder entfernt ist, so reicht sie doch bis auf die höchsten Punkte unseres Ge¬ biets, die Muschelkalkhöhen des Blattes Weißenfels. Sie zieht auf diesem Blatte über 95 m Höhendifferenz, von 200 auf 105 m Meereshöhe, herab und geht im nördlichen Teile unseres Gebiets bis auf etwa 90 m Höhe herunter. Stellenweise zeigt allerdings auch die Schwarzerde anderer o ö Gesteine eine lößartige Beschaffenheit, doch dürfte dies dahin zu erklären sein, daß in solchen Fällen entweder eine dünne Lößdecke durch Humifikation in der Schwarzerde aufgegangen ist oder eine sekundäre Aufwehung von Lößschwarzerde stattgefunden hat. Die so gleichmäßige Beschaffenheit der Schwarzerde ist nicht etwa dahin zu deuten, daß es sich um eine besondere Schicht handelt, die als Decke den älteren Ablagerungen aufgelagert wäre. Eine solche Deckschicht müßte entweder auch den Löß überziehen, oder, wenn sie älter wäre als dieser, unter ihn untertauchen. Bei¬ des ist aber nicht der Fall, sondern das Phänomen der Schwarz¬ erde setzt sich, wie gesagt, zwar auch auf den Löß fort, erzeugt hier jedoch ein abweichendes Bild. Dieses Verhalten sowie die in manchen Bezirken ausnahmsweise auftretende stärkere Beeinflussung durch den Untergrund, wie sie später zu schildern sein wird, zei¬ gen vielmehr, daß es sieh lediglich um ein ein viales Gebilde, um das Produkt einer regionalen Humifikation handelt. Die gleich¬ artige Beschaffenheit dieses Gebildes auf allen Ablagerungen mit Ausnahme des Löß erklärt sich zum großen Teile dadurch, daß alle älteren Gesteine einst von Glazialdiluvium bedeckt waren und daher von Resten eines solchen verhüllt werden. Böden, die nur von den Gesteinen der Trias, des Tertiärs oder der diluvialen Flußschotter gebildet werden, finden sich nur an Abhängen, wo diese Schichten durch Erosion oder Denudation angeschnitten sind. Auf ebenen Flächen tragen alle älteren Ablagerungen fast stets 320 VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. eine mehr oder weniger mächtige Decke lehmig-sandiger Reste von Glazialdiluvium. Oft befinden sie sich auch selbst im Zustande der Lokalmoräne, sind oberflächlich durch das Eis aufgearbeitet und mehr oder weniger mit Diluvialmaterial durchsetzt. Diese dünne Decke glazialen Materials war anscheinend für die Humi- fikation besonders empfänglich, denn sie ist meist in der Schwarz¬ erde aufgegangen. Durch die Humifikation wurden die durch den Untergrund bedingten Unterschiede, welche durch die glazialen Reste schon verschleiert waren, noch mehr verwischt, und" so ent¬ stand denn auf Sandsteinen, Kalksteinen, Tonen, Sanden, Kiesen und Geschiebemergeln ein meist recht gleichartiges Gebilde. Nur dort, wo die lehmig-sandigen Diluvialreste vor der Humifikation durch Erosion oder Denudation entfernt waren, zeigt die Schwarz¬ erde stärkere Beeinflussung durch das Gestein des Untergrundes. Es ist dies besonders im Gebiet der Nietleben-Zscherbener Zwischen¬ stufe und des Bennstedter Trockentales sowie auf dem Buntsand¬ steinplateau zwischen Beesen und Halle der Fall. Im ersteren Gebiete hat die Erosion fließenden Wassers, in letzterem die De¬ nudation die einst mächtige Decke von Glazialdiluvium auf großen Flächen bis auf einen leichten Schleier entfernt, die Schwarzerde zeigt daher erheblich verschiedene Entwicklung auf den verschie¬ denen Gesteinen, sie ist sehr tonig auf Muschelkalk, sehr sandig und meist nur schwach humifiziert auf tertiären Sanden, und in der Döhlauer Heide endlich, wo tertiäre reine Quarzsande höchstens eine, dünne Bestreitung mit Diluvialgeschieben zeigen, ist es zu einer nennenswerten Schwarzerdebildung überhaupt nicht gekom¬ men; weiter nach Westen hin tritt zugleich mit einem gewissen Tonsehalt des Sandes die Humifikation wieder auf. Hier tritt also die Abhängigkeit der Schwarzerde vom Untergründe und o o o damit ihr eluvialer Charakter deutlich hervor. Fast durchgehend verbreitet ist die Erscheinung, daß an der Basis der Schwarzerdedecke eine Steinsohle auftritt. Auf Tafel 17 Fig. 1 tritt dieselbe sehr deutlich hervor. .Die Mächtigkeit der Schwarzerde schwankt im allgemeinen * zwischen 0,3 und 1,00 m. Auflallenderweise ist sie in der Regel VIT. Ablagerungen der Postglazialzeit. 321 auf Löß etwas geringer als auf andern Diluvial- und älteren Ge¬ bilden. Wenn beispielsweise in einem Geschiebemergelgebiet die Humifikation durchschnittlich 0,6 — 1 m Tiefe erreicht, so erreicht sie auf den benachbarten Lößbezirken nur den Betrag von etwa 0,5 — 0,7 m. Es ist dies insofern auffallend, als man erwarten müßte, daß der Löß bei seiner hohen Fruchtbarkeit für die Humi¬ fikation, die doch zweifellos das Werk einer Vegetation ist, min¬ destens so empfänglich sei wie andere Diluvialablagerungen. In der Regel fällt die untere Grenze der Humifikation mit der der Entkalkung zusammen, es folgt also unmittelbar unter der Schwarzerde der kalkhaltige Löß bezw. Geschiebemergel. Selten im Geschiebemergel, noch seltener im Löß findet sich zwischen der Schwarzerde und den unverwitterten kalkigen Gebilden eine wenig mächtige verlehmte Zone. Ganz ausnahmsweise kann auch die Humifikation tiefer gehen wie die Entkalkung, so daß die tiefsten Lagen der Schwarzerde schon mit Salzsäure brausen. Dieses Zu- sammenfallen der Humifikation mit der Tiefe der Entkalkung kann nach W. Weissermel wohl nur so gedeutet werden, daß beide Vorgänge in der Hauptsache gleichzeitig stattfanden, nicht, wie VON Linstow1) für die Gegend von Cöthen annahm, nacheinander. Die Schwarzerde bedeckt, wie gesagt, den weitaus größten Teil unseres Arbeitsgebiets. Westlich des Reide- und südlich des Elstertales bildet sie überall eine geschlossene Decke und fehlt nur dort, wo dies durch Abschwemmung oder Abwehung erklärt werden kann. Am besten lassen sich die Gründe ihres lokalen Fehlens auf dem Blatte Weißenfels erkennen, wo die größten Höhen¬ differenzen vorhanden sind. Die Schwarzerde fehlt hier nur in exponierten Lagen, nämlich auf einem Teile der höchsten, lö߬ überzogenen Muschelkalkhöhen, ferner an den oberen Rändern größerer Abhänge oder in der Umgebung von Talanfängen, also stets an solchen Stellen, wo eine Abtragung der Oberkrume durch Regen und Wind möglich ist, und daß eine solche an diesen Stellen tatsächlich stattgefunden hat, zeigt sich, wenigstens soweit J) Löß und Schwarzerde der Gegend von Cöthen. Jahrb. der Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. 1908, T. I, S. 122. Neue Folge. Heft 60. 21 322 VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. es sich um Löß handelt, in der Kegel dadurch, daß zusammen mit der Schwarzerde auch jede Verlehmungszone fehlt, so daß der gelbe kalkhaltige Löß die Oberfläche bildet. Am Fuße der von Schwarzerde entblößten Hänge sowie in kleinen sanft eingeschnit- o o tenen Tälchen der Lößflächen liegt die Schwarzerde infolge der Zusammenschwemmung häufig in besonders großer Mächtigkeit, O O O O 7 nicht selten wieder bedeckt mit jüngsten humusfreien, kalkigen Ab¬ schlämmprodukten. Am Südende von Blatt Lützen und in der Südostecke von Blatt Weißenfels dürfte das Fehlen einer Humifikation primär sein, da das südlich angrenzende Blatt Hohenmölsen im wesentlichen schwarzerdefrei ist. Hat also im größten Teile unseres Gebietes die Schwarzerde ursprünglich eine zusammenhängende Decke gebildet, so darf man das Gleiche nicht für den östlichen Teil des Blattes Dieskau und Teile des Blattes Landsberg annehmen. Im Südteile von Blatt Dieskau stellt die höchste Erhebung dieses Gebiets zwischen Groß- Kugel und Röglitz und von da nach Westen eine große schwarz- O ö O erdefreie Fläche dar, in welcher das Fehlen der humosen Rinde bei den flachen Böschungswinkeln wohl kaum durch sekundäre Abtragung erklärt werden kann. Zweifellos primär ist das Fehlen einer wesentlichen Humifikation auf große Erstreckung am Ost- o o rande von Blatt Dieskau und in großen Teilen von Blatt Lands¬ berg, denn hier klingt in einem fast tischebenen Gelände die Humi¬ fikation nach Osten und Nordosten allmählich aus, häufig allerdings, um später wieder aufzutreten. Auf Blatt Dieskau und im südöst¬ lichen Teile von Blatt Landsberg ist die Grenze der Schwarzerde- Verbreitung relativ scharf, sie hört hier in einer verhältnismäßig schmalen Zone auf. So ist beispielsweise östlich des Spitzberges die Oberkrume humusfrei, während sie westlich desselben als Schwarzerde entwickelt ist. Im mittleren Teile von Blatt Lands¬ berg dagegen vollzieht sich ein ganz allmählicher Übergang von einem stark humosen Gebiet im W esten (die Gegend von Zöberitz und Untermaschwitz gehört zu den mit am intensivsten liumi- V fizierten) in ein solches mit nur geringer Graufärbung. VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. 323 Für die genetische Deutung der ganzen Erscheinung wichtig ist dabei, daß in der Übergangszone nicht etwa die Tiefe der Mumi¬ fikation abnimmt, die Schwarzerde also auskeilt, sondern vielmehr bei gleichbleibender Mächtigkeit der ergriffenen Zone die Intensität der Mumifikation nachläßt. Wenn also im Bereiche der noch typischen Schwarzerde die agronomische Einschreibung der Karte beispielsweise HLS G — 10 ist, so lautet sie in der Übergangszone in schwarzerdefreies Gebiet HLS 6 — 10. Zu einem solchen schwach humosen Übergangsgebiet gehören £jroße Flächen im mittleren Teile des Blattes Landsberg und Teile o ö im Südosten von Blatt Lützen, Man kann hier auf mehrere qkm großen Flächen zweifelhaft sein, ob man die schwach humose Deckschicht noch als Schwarzerde bezeichnen soll oder nicht. Auf der Karte wurde der Begriff der Schwarzerde im weiteren Sinne gefaßt, es wurden also auch schwach humose Gebiete ein¬ bezogen. Diese allmähliche Abnahme des Humusgehaltes in der gleichen Schicht dürfte beweisend für die eluviale Natur der Schwarzerde sein. Was das Alter der Schwarzerde betrifft, so ist sie zweifellos postglazial, denn sie überzieht nicht nur den Löß, sondern sie reicht auch in das von der dritten Vereisung überschrittene Gebiet, und ihre Entstehungszeit läßt sich noch genauer dadurch bestim¬ men, daß die höhere Alluvialterrasse noch von ihr ergriffen ist, wenn auch nicht sehr stark, während der tiefere Auemergel frei von ihr ist. Zwar tritt auch in der tieferen Terrasse stellenweise dunkel gefärbter Auemergel auf, doch handelt es sich wahrschein¬ lich um eine bei der Ablagerung entstandene primäre Humusbei¬ mischung, denn der Auemergel ist in solchen Fällen in der Regel in seiner ganzen Masse dunkel gefärbt und zeigt nicht eine humose Rinde. Über das Wesen und die Gründe dieser tiefgreifenden Humi¬ fizierung läßt sich vom Standpunkt des Geologen aus leider fast nur Negatives sagen. Es läßt sich nur sagen, daß die Schwarz¬ erde weder ein Produkt menschlicher Kultur, noch eine Sumpf¬ bildung, noch ein normaler Waldhumus ist. Wäre die Huinifikation 21* 324 VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. das Ergebnis der hier uralten und außerordentlich intensiven Acker- kultur, so hätte sie in den tischebenen Gebieten östlich von Halle überall in gleichmäßiger AVeise stattfinden müssen. Ihr Aufhören bei gleichbleibenden Boden- und Kulturverhältnissen wäre uner- klärlieh. Ein relativ hohes Alter der Schwarzerde wird aber auch dadurch erwiesen, daß sie an Abhängen oder in Tälern der kupier- teren Lößgebiete, wie oben angeführt, nicht selten von jüngeren humusfreien Abschlämmassen bedeckt wird, die entstanden, nach¬ dem streckenweise die ursprünglich geschlossene Schwarzerdedecke abgetragen worden war und so die ursprünglich kalkigen Gebilde der Abschlämmung zugänglich waren, ein Vorgang, der immerhin längere Zeit erfordert. Für ein erhebliches Alter der Schwarzerde spricht ferner nach freundlicher Mitteilung des Herrn Dr. Wache, der die Analysen für die Lieferungen 52 und 143 der geologischen Spezialkarte im Laboratorium der Königlichen Geologischen Lan¬ desanstalt ausführte, deren chemisches Verhalten. Zweifellos ausgeschlossen ist wohl die Möglichkeit einer o o Deutung als subaquatisch entstandene Sumpf bildung, denn die Schwarzerde geht, wie gesagt, über die größte in unserem Gebiet vorhandene Höhendifferenz von etwa 110 m hinweg. Aber auch für einen gewöhnlichen Waldhumus vermögen wir sie nicht zu halten, denn ein solcher wird bekanntlich durch Ackerkultur in nicht zu langer Zeit zerstört: hier dagegen hat eine mindestens 1000jährige denkbarst intensive Beaekerung höchstens stellenweise eine leichte Entfärbung der Ackerkrume zu bewirken vermocht. Wir möchten daher mit Wahnschaffe1) die Schwarzerde am ehesten auf eine Humifikation durch eine Steppen-, vielleicht auch Tundren¬ flora zurückführen. Für weniger wahrscheinlich halten wTir die Auffassung von Linstows, der in ihr das Ergebnis einer lange dauernden Waldbedeckung sah. v. LlNSTOW glaubte eine Bestä- tigung seiner Auffassung in einem von ihm lokal festgestellten oberflächlichen Kalkgehalt der Schwarzerde zu erkennen, den er auf eine sekundäre Kalkung durch die kalkhaltigen Blätter und 0 Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg. Abhandl. zur Geol. Spezialkarte von Preußen, Bd. 7, Heft 1, S. 75. VII. Ablagerungen der Postglazialzeit. 325 sonstigen oberirdischen Teile einer Wald Vegetation zurückführt. Ein geringer Kalkgehalt oberflächlicher Partieen der sonst kalk¬ freien Schwarzerde kommt auch in unserm Gebiet stellenweise vor, doch dürfte dies nach W. Weissermel dahin zu erklären sein, daß in der porösen oder infolge der Durchdringung mit Pflanzen¬ wurzeln röhrig gebauten Schwarzerde das Wasser aus den tieferen kalkhaltigen Lagen kapillar aufsteigt und so einen gewissen Kalk¬ gehalt in höhere Lagen bringt, um ihn hier beim Verdunsten niederzuschlagen. Stellenweise kann es sich auch wohl um das Ergebnis einer künstlichen Kalkzuführung handeln. Die Schwarzerdebildung ist also das Produkt einer postgla¬ zialen oder jungdiluvialen regional wirkenden Humifizierung durch eine dichte Pflanzendecke, die wir uns eher in Gestalt einer Steppe oder Tundra als in der eines WTaldes denken können. Wesen und Ursachen dieses Vorganges können wohl nicht durch den Geologen, sondern durch eingehende pedologische Untersuchung weitere Klärung erfahren. Eine Tatsache, die hauptsächlich der Aufklärung bedarf, ist das Aufhören der Schwarzerdebildung öst¬ lich und nordöstlich von Halle in einem tischebenen Gelände mit gleichbleibendem geologischem Bau. VIII. E inwirkung des Eises auf seinen Untergrund. 1. Stauchung und Faltung. Die Einwirkungen des Eises auf seinen Untergrund sind in unserer Gegend durchweg nur gering, einmal weil die weiten Täler und die sanft geböschten Höhen dem Eise keine wesent¬ lichen Druckwiderstände boten, dann aber auch, weil das Eis augenscheinlich hier in seinem Randgebiete bedeutend geringere Druckkräfte entfaltete als weiter im Norden. a) Im Gebiete der alten Saaletäler. Von L. SlEGEET. Im Gebiete der alten Täler ist naturgemäß die Einwirkung des Inlandeises am allergeringsten. Hier fand das Inlandeis so¬ wohl bei seinem ersten wie bei seinem zweiten Eindringen in unsere Gegend eine fast tischebene Oberfläche vor, die keinerlei Hindernis bot. Auf weite Strecken hin von Bänderton überzogen ermöglichte sie dem Eise sogar ein fast reibungsloses Gleiten über seinen Untergrund. Am vollkommensten waren diese Bedin¬ gungen im präglazialen Saaletale erfüllt; infolgedessen sehen wir das erste Inlandeis auf weite Strecken hin sich ganz gleichmäßig auf den absolut ungestörten Dehlitzer Bänderton legen. W ie o o weit die sogenannten Verdrückungen des Braunkohlenflözes in der fiskalischen Grube Tollwitz etwa auf Eisdruck, auf Aus- strudelung durch Schmelzwasser usw. zurückzuführen sind, muß unentschieden bleiben. Das zweite Inlandeis fand im weiten Saaletale der ersten Interglazialzeit zwar auch eine ebene Fläche, aber keine so weit aushaltende reibungslose Unterlage vor, da der Kriechauer Bänderton entweder nicht so weithin durchgehend entvvickelt war oder von den Schmelzwassern zerstört wurde, be¬ vor das Eis sich auf ihn legte. Deshalb sehen wir hier auch VIII. Einwirkung des Eises auf seinen Untergrund. 327 schon beim ersten Vorstoß der Basalgrundmoräne die gewöhn- liehe stauchende Einwirkung des Eises auf die Schotter der Hauptterrasse, wie dies an verschiedenen Stellen, besonders schön aber in den Gruben der weiteren Umgebung von Ammendorf und Beesen sowie in der Zöschener Gemeinde -Kiesgrube zu beob¬ achten ist. Vergleiche Tafel 13 und 2. Bei den weiteren Oszillationen des zweiten Inlandeises entstand in der meilenweit aushaltenden und gleichfalls fast tischebenen Ablagerung des Bruckdorfer Bändertones wiederum eine reibungslose Basis für die Ablagerung der mittleren Geschiebemergelbank, die infolgedessen auch keinerlei erhebliche Einwirkungen des Eisdruckes erkennen läßt. Erst die Stillstandslagen der großen Rückzugsperiode lassen wieder einige Einwirkungen des Eises auf den Untergrund er¬ kennen. Namentlich gilt dies von dem Dehlitzer Stadium, wo die tiefsten Schichten der Endmoräne in der Kiesgrube westlich von Röcken sehr schön die Einwirkung eines von Norden nach Süden gerichteten Eisdruckes erkennen ließen. Vergl. S. 220. b) Auf den Höhen gebieten und im Bereiche der Unstrutterrasse. Von W. Weissee mel. Auch in den Höhengebieten sind die Einwirkungen des Eises auf den Untergrund gering, jedenfalls nicht zu vergleichen mit denen, die man im norddeutschen Flachlande zu sehen ge¬ wohnt ist. Wo das Eis über ebene Plateaus hinweg ging, deren oberste Lagen toniger Natur waren, wie im nordwestlichen Teile von Blatt Halle, fehlt in der Regel überhaupt jede stärkere Ein¬ wirkung auf den Untergrund. Auf den Triashöhen und an ihren Hängen sind zwar Lokalmoränenbildungen weit verbreitet, doch geht die Aufarbeitung des LTntergrundes selten tiefer als 1 — 2 m (vergl. S. 249 u. f.). Die stärksten Druckwirkungen, und zwar zum Teil solche sehr eigentümlicher Natur, finden sich dort, wo Braunkohlen im Liegenden der Grundmoräne auftreten. In dem früheren Dörste- witzer Tagebaue zeigten sich die beiden Flöze samt ihrem Zwisclienmittel durch den Eisdruck zu einer großen, flachen, etwa 328 VIII. Einwirkung des Eises auf seinen Untergrund. Ost — West streichenden Falte ausgestaucht. Tafel 16 gibt ein Bild dieser Erscheinung aus dem Jahre 1906: leider trat sie damals infolge Verflachens der Falte nach Westen und abnehmender Kohlenmächtigkeit nicht mehr ganz so schön hervor wie in früheren Jahren. Während das untere Flöz nur eine geringe Aufwölbung zeigt, ist das obere von Nord nach Süd stärker auf¬ gefaltet und in mehrere nach Süden überkippte Spezialfalten ge¬ legt, die, wenn sie mit der Grundmoräne in direkte Verbindung treten, oft schwanzartig in den Geschiebemergel hinein ausge¬ zogen erscheinen. Die Abnahme der Druckwirkung nach unten zeigt, daß der Grund der Erscheinung nicht in einer tektonischen Figur 19. Buckel und Einsenkung der Kohlenoberfläche (K), durch Pressung oder Quellung unter dem Eise entstanden; der Buckel schwanzartig in den Geschiebemergel ( j o o im Boden und insbesondere die Quellbildung versagt hier selbstver¬ ständlich. Für die Beobachtung diluvialer Störungen von geringem Ausmaß werden wir daher im wesentlichen auf Aufschlüsse ange- wiesen bleiben. Stärkere Bodenverschiebungen, wie sie z. B. aus dem Diluvium des Rheingebietes in ausgedehntem Maße bekannt geworden sind, lassen sich natürlich auch im Diluvium ganz ähn¬ lich wie im älteren Gebirge verfolgen. Der Umstand, daß unsere Verwerfungen meist nur in Aufschlüssen zu beobachten sind, er¬ schwert natürlich auch die Erkenntnis der diluvialen Sprungsysteme. a) Auf den Blättern Lützen, Merseburg -Ost, Dieskau, Halle -Süd. Von L. SlEGERT. In den großen Buntsandsteinbrüchen an dem Saalesteilrand der Wüste Mark Treben war im Jahre 1902 eine kleine Verwerfung zu sehen, welche die Schichten des Buntsandsteins und des dar¬ über liegenden präglazialen Kieses um etwa 1 m verwarf. Einige Jahre später waren teils durch Abbau, teils durch Verschüttung diese Verhältnisse kaum noch zu erkennen. Doch werden sie beim weiteren Vorschreiten des augenblicklich wohl stille liegenden Betriebes sicher wieder klar aufgeschlossen werden. Die Ver- IX. Störungserscheinungen im Diluvium. 335 werfung strich, soweit es sich ans der Ferne beurteilen ließ, zwischen Nord-Süd und Nordost-Südwest-Richtung. Genau ließ die Rich¬ tung sich nicht bestimmen, da der Sprung sich in einer völlig un- zugänglichen senkrechten Wand befand. Doch auch nach dieser ungefähren Richtungsbestimmung läßt sich wohl sagen, daß diese Verwerfung zu demselben System von Nordost-Süd west laufenden Sprüngen gehört, welche in dem nahen Bahneinschnitt bei Deh¬ litz sehr schön aufgeschlossen sind. Auch diese Verwerfungen be- sitzen nur geringe Sprunghöhe und scheinen gleichfalls den sie überlagernden präglazialen Kies zu beeinflussen, wenn dies auch leider infolge des starken Hängerutsches nicht mit der wünschens¬ werten Sicherheit zu erkennen war. Zwischen Dehlitz und Klein-Corbetha weist der Ausstrich der präglazialen Saaleschotter verschiedene kleine Unregelmäßig¬ keiten auf, die aber teilweise wohl nur durch Gehänge¬ rutschung der Schotter und durch Verdeckung mit Abschlämm- massen usw. hervorgerufen werden. Nördlich von Dehlitz kommt aus dem Steilhange des Saaletales eine tiefe Schlucht heraus. Auf ihrer nördlichen Seite scheinen die präglazialen Saaleschotter, soweit sich dies an den steilen Hängen beobachten läßt, einige Meter höher als an der Südseite zu liegen. Jene enge Schlucht dürfte dann ihren Ursprung wohl in einer jüngeren Ver¬ werfung haben, welche im allgemeinen in Ost- West-Richtung ver- laufen würde. Absolut sicher sind diese Verhältnisse jedoch auch hier nicht. Eine ganz ähnliche Verschiebung zeigt sich genau östlich von Oeglitzsch, wo zwei kleine Alluvionen am Gehänge herunterziehen. An der südlichen findet wieder eine sehr deutliche Verschiebung des Schotterausbisses statt. Auch läßt sich die verschieden hohe Lage des Buntsandsteinuntergrundes mit dem Bohrer ziemlich gut nachweisen. Ob die vermutete Verwerfung dem Ost-West- oder dem Nord -Süd - System angehört, ist nicht zu erkennen. Eine etwas größere LTnregelmäßigkeit in dem präglazialen Schotterbande südlich der Wüste Oeglitzsch dürfte wohl kaum tektonischen Ur- Sprungs sein. Deutliche Verwerfungen sind stellenweise beim unterirdischen o Abbau des Braunkohlenflözes der Grube Marie bei Oebles beob- 336 IX. Stöningserschemungen im Diluvium. achtet worden. Im Jahre 1902 war an einer Stelle auch eine solche im Tagebau aufgeschlossen, die zugleich den präglazialen Saalekies und die ihn bedeckende Grundmoräne beeinflußt hatte, indem diese, aus ihrer schwebenden Lagerung gebracht, mit verhältnismäßig steilem Winkel nach Süden zu einfielen. Die Ver¬ werfung, welche inzwischen wohl durch den Abbau verschwunden sein wird, gehörte demnach dem Ost- West-System an. Ob die kleinen Störungen, die sich südlich von Keuschberg O 7 ö im Buntsandstein beobachten lassen, auch in die interglazialen Saaleschotter fortsetzen, ist wegen der starken Verrutschung an 7 o o den steilen Gehängen nicht zu entscheiden. In der Grube östlich von Thalschütz sind die braunen Tone der Hangenden Stufe des Oligocäns und mit ihnen sämtliche sie überlagernden Schichten, präglazialer Saalekies, Dehlitzer Bänder¬ ton und Untere Grundmoräne, zu einem wenn auch schmalen, so doch deutlich ausgesprochenen Sattel emporgewölbt, dessen Achse ungefähr in Nord-Süd-Richtung verläuft. o ö Auf Blatt Merseburg- Ost waren kleine Verwerfungen sehr gut in der großen Grube in der Hauptterrasse der interglazialen Saale westlich der Bergschenke bei Wegwitz aufgeschlossen. O O O Wenn auch hier bei der Nähe des Luppetales es nicht ganz sicher zu entscheiden ist, ob wir es mit echten tektonischen Ver¬ werfungen zu tun haben, oder ob nicht etwa Gehängerutschungen dabei in Frage kommen, so ist doch andererseits hervorzuheben, daß auch echte tektonische Störungen gerade in den inter- glazialen Saaleschottern nicht selten sind, und zwar treten sowohl Verwerfungen wde auch bloß klaffende Spalten ohne jede Verschie¬ bung auf. Sehr schön sind kleine Verwerfungen in diesen Schottern in den großen Kiesgruben am Bahnhof von Dürrenberg zu beobachten. Die fest gepackten Schotter sind offenbar für die Konservierung der Klüfte sehr geeignet. Gerade so wie in den Kiesgruben die oft viele Meter hohen senkrechten Wände sehr gut stehen, so verstiirzen auch die offenen Spalten nur. wenig. Nur 'das dicht benachbarte Material sackt sich trichterförmig in ihnen etwas ein, so daß Bilder wie in Fig. 20 und 21 entstehen. Unter dem Namen Drehlinge sind diese Spalten und Verwerfungen IX. Störungserscheinungen im Diluvium. 337 den Kiesgrubenarbeitern allgemein bekannt, doch dürften manche dieser Drehlinge auch auf das Verwesen tief eingedrungener Baum¬ wurzeln zurückzuführen sein. Figur 20. »Drehling« mit Verwerfungen aus den Kiesgruben der Hauptterrasse südlich von Merseburg. Figur 21. Spalte mit senkrecht gestellten Kiesgeröllen erfüllt im Hauptterrassen¬ schotter, »Drehling«. Kiesgruben südlich von Merseburg. Die ihrem Ausmaß nach wohl größte Störung in meinem Gebiet ist in der Gegend von Zscherneddel zu beobachten. Hier ist das Tertiär und ältere Diluvium zu einem flachen Sattel empor¬ gewölbt, so daß der hangende Ton des Braunkohlenflözes in die Höhe des Basalschotters gelangt. (Profil F — G— H, Tafel 5.) Dieser selbst scheint nur noch wenig von der Störung beeinflußt Neue Folge. Heft 60. 22 338 IX. Störungserscheinungen im Diluvium. zu sein, während die darunterliegende Hauptterrasse der intergla¬ zialen Saale noch vollständig mit betroffen wird. Wir haben also hier einen Anhalt für das Alter dieser Faltung. Diese Aüifsattelung ist auch mit die Ursache für den unregelmäßigen Verlauf des Ausbisses der präglazialen Saaleschotter am Luppeufer. Auf Blatt Dieskau, wo durch Tiefbohrungen eine ganze Reihe von Störungszonen nachgewiesen worden ist, war in der Grube Hermine Henriette eine Verwerfung mit geringer Sprunghöhe zu beobachten, welche aus dem hangenden Ton des dortigen Flözes (dem Flözmittel) in den überlagernden interglazialen Saalekies hinein fortsetzte. Vielleicht beruht auch der auffällige Verlauf des Bruckdorfer Beckentones und des Roddener Schotters in der Gegend von Dieskau auf einer Verwerfung. Nördlich der kleinen Aliuvione, welche hier vom Sauren Loch aus nach dem Dorfe zu zieht, liegt der Bruckdorfer Beckenton ungefähr bei 97 m Meeres¬ höhe, südlich davon bei ca. 100 m. Da der Zusammenhang der beiden Teilstücke aus Zeitmangel nicht genau festgestellt werden konnte, so darf man bei dieser Erscheinung vielleicht auch an eine zufällige Unregelmäßigkeit des Untergrundes denken, wenngleich sie schon auffällig wäre, da beide Teilstrecken kilometerweit ab¬ solut horizontal liegen. Aber einen ganz ähnlichen Sprung macht auch der Roddener Schotter mit, der nördlich der Aliuvione bei 102,5 m, südlich davon aber bei ca. 107,5 m liegt, so daß der Ge¬ danke an eine tektonische Verschiebung immerhin nahe liegt und eine weitere Prüfung dieser Stelle von Interesse sein dürfte. Über jüngere tektonische Störungen im Gebiete der Stadt Halle wurde bereits an anderer Stelle kurz berichtet1). b) Auf den Blättern Mer s eb u rg-We st und Weißen fei s. Von W. Weissermel. Im Tagebau der Grube Gottessegen bei Roßbach bildete in den Jahren der Aufnahme die Oberfläche des Flözes, abgesehen von kleineren Wellen, einen etwa West-Ost streichenden Rücken. Mit dem Fortschreiten des Abbaues nach Osten hat derselbe sich all- ') Siegert, Uber den geologischen Aufbau des Untergrundes der Stadt Halle. Zeitschrift der Deutschen Geol. Ges. 1908, P. S. 135. IX. Störuugsersch ei nungen im Diluvium. 339 mählich verflacht. Fig. 22 zeigt den nach Westen schauenden Haupt¬ stoß des Tagebaues im Jahre 1903. Wir sehen, daß der Oberflächen¬ buckel der Kohle bedingt wird durch eine wenn auch nicht sehr erhebliche Faltung, die zusammen mit einer schräg einfällenden Verwerfung eine kleine Faltenüberschiebung bildet. Der Betrag der o Ö o Verschiebung nimmt von oben nach unten ab. Zum richtigen Kleine Faltenüberschiebung in der Braunkohle (K), die sich durch die tertiären Sande und Kiese (bs-bg) hindurch in den Geschiebemergel (äm) und Bänderton (8$) in Gestalt kleiner Verwerfungen fortsetzt. £ Löß. Tagebau der Grube Gottessegen bei Roßbach. Verständnis des Bildes muß bemerkt werden, daß dasselbe infolge der treppenförmigen Abstufung der Stoßwand eigentlich in mehrere hintereinander liegende Ebenen zerfällt; die Kohle liegt dem Be¬ schauer am nächsten ; durch die Abräumung der Flözoberfläche liegen die hangenden Sande und Kiese ein Stück weit zurück, und innerhalb dieser liegt ein weiterer Absatz, der die hängendsten Lagen sowie das Diluvium wieder ein Stück weiter vom Beschauer 22* 340 IX. Störungserscheinungen im Diluvium. abrückt. Der Kohlenbuckel in der Mitte ist von Norden her be¬ reits zum Teil abgebaut; der punktierte Teil der Falte und ein Teil der Kohle darüber waren also ursprünglich vorhanden und fehlen nur infolge des Abbaues. Auf dem Flöz liegt eine Wechsel¬ lagerung von tertiären Sanden und Kiesen; über diesen folgt Bänderton, dann Geschiebemergel und Löß. Die Grenze des Di¬ luviums gegen das Tertiär, die durch den Bänderton sehr deutlich markiert wird, zeigt nun zahlreiche kleine Verwerfungen, die in den Tertiärschotter hineinreichen. Der Effekt der kleinen Stö¬ rungen ist der, daß die Unterkante des Diluviums sich ungefähr der welligen Kohlenoberfläche anpaßt. Wollen wir die vorliegenden Erscheinungen deuten, so müssen wir von der Störung des Kohlenflözes ausgehen. Diese erweist sich als das Produkt eines von Süden nach Norden wirkenden Druckes; sie kann daher wohl schwerlich der Druckwirkung des Inlandeises zugeschrieben werden. Allerdings könnte man an eine Unterschiebung der von dem vorrückenden Eise belasteten Schichten denken, wie sie von Philippi für die bekannten Stö¬ rungen der Rügenschen Kreide angenommen wird. Doch kann eine Verschiebung an einer Spalte wohl nur in einigermaßen festen Gesteinsmassen stattfinden, nicht in der Kohle, die, wie ihr sonstiges Verhalten in unserem Gebiete zeigt (siehe besonders die Störungen im unteren Geiseltalgebiet, Seite 326), von Schmelz¬ wassern durchfeuchtet, mehr oder weniger plastisch wird. Die Störung der Kohle kann also nur als eine tektonische erklärt werden, erzeugt durch einen von Süden nach Norden wirkenden Druck, der eine südliche Scholle unter Schleppung der randlichen Partie ein wenig über eine nördliche hinwegschob. Fig. 22 macht den Eindruck, als ob die Falte von dem han¬ genden Tertiärschotter diskordant abgeschnitten würde, also vor seiner Ablagerung entstanden sein müßte, doch entsteht dieser Eindruck nur dadurch, daß, wie gesagt, der nördliche Teil des Faltuhgsrückens bereits abgebaut war. Eine Diskordanz zwischen den tertiären Schottern und der Kohle mag wohl vorhanden sein o 0 Zeitschr. der Deutsch, geol. Gesellschaft 1906 P. S. 120. IX. Störungserscheinuugen im Diluvium. 341 und wäre nichts Ungewöhnliches, doch war kein Anzeichen dafür zu beobachten, daß die Faltung von den Schichten des Sandes abgeschnitten würde. Allerdings ließ sich die Lagerung der ter¬ tiären Sande und Kiese nur unvollständig feststeilen, da die Wände dieses außerordentlich lockeren, schüttigen Materials bei meinen wiederholten Besuchen stets wieder verrutscht waren und Feststellung der Lagerung nur stellenweise gestatteten. Die Störungen an der Grenze des Diluviums gegen das Ter¬ tiär stehen augenscheinlich mit der kleinen Faltenüberschiebung der Kohle in ursächlichem Zusammenhänge, denn die tiefst ein¬ gesunkene Stelle entspricht in ihrer Lage der tiefst eingefalteten Partie der Kohle, die horstartig stehen gebliebene ungefähr (etwas nach Süden verschoben) der Auffaltung. (Es muß bei Beurteilung des Bildes berücksichtigt werden, daß der Stoß des Diluviums nicht in einer Ebene mit dem der Kohle liegt.) Diese Beein¬ flussung des Diluviums kann meines Erachtens nur so erklärt werden, daß die Bildung der Störung des Flözes nach Ablagerung des Diluviums stattfand. Die von Süden her schiebende Kraft konnte sich in den lockeren Tertiärschottern nicht in gleicher Weise äußern wie in dem starreren Flöz, da ersteren die für Faltung nötige Belastung fehlte. Die Aufwölbung der Kohlen¬ oberfläche erzeugte also nur ein Rutschen der hangenden Schotter und kleine Verwerfungen, und dieser Vorgang mußte natürlich auch das hangende Diluvium mit betreffen. Das Bild ließe sich auch vielleicht dahin deuten, daß die Störung des Tertiärs vor Ablagerung des Diluviums stattgefunden habe, daß aber später ein Rutschen des Deckgebirges auf der unebenen Unterlage, welche die gestauchte Kohlenoberfläche bildete, stattgefunden habe. Doch erscheint diese Annahme sehr wenig wahrscheinlich, da bei prä¬ diluvialer Entstehung der Störung die tertiäre Schotterdecke wohl Zeit gehabt hätte, in einen stabilen Gleichgewichtszustand über¬ zugehen und eine Veranlassung für ein schollenartiges Rutschen des Diluviums nicht mehr Vorgelegen hätte. Auch sind in den zahlreichen Tagebauen meines Gebietes sonst nirgends ähnliche Erscheinungen zu beobachten, auch dort nicht, wo eine Schotter¬ decke ein gestauchtes Flöz von Geschiebemergel trennt. Es dürfte 342 IX. StörungserscheinuEgen im Diluvium. hier also eine wenn auch geringfügige tektonische Störung diluvialen Alters vorliegen, deren Streichrichtung ungefähr Ost-West ist. Störungen wesentlich anderer Art finden sich dm oberen Geiseltalgebiet, in den beiden Lützkendorfer Tagebauen und den Sandgruben zwischen Lützkendorf und Möckerling. In allen diesen Aufschlüssen sehen wir das Glazialdiluvium sowie die das Kohlenflöz überlagernden Tertiärsande an einer Anzahl von teils senkrechten, teils steil nach Süden einfallenden Verwerfungen treppenförmig gegen das Geiseltal hin abgesunken. Eine Teilnahme des Löß an dieser Absenkung konnte nicht festgestellt werden, sondern dieser zieht sich anscheinend ungestört über den Hang hinab. Der Be- Figur 23. Verwerfung von Geschiebemergel (Sm) und Bänderton (Sd •) gegen Tertiärsand (SpruDgköhe etwa 6 m). Sandgrube zwischen Lützkendorf und Möckerling. trag der einzelnen Verwerfungen erreicht meist nur ^ bis 1 m, doch wurde in der Möckerling zunächst gelegenen Sandgrube eine Sprunghöhe von 5 — 6 m beobachtet (siehe Fig. 23). Es handelt sich hier um ein einheitliches Absinken des Geschiebemergels und Bändertons gegen Tertiärsand. Es sei betont, daß -es sich bei dieser ganzen Erscheinung nicht etwa um Brüche infolge alten Bergbaus handeln kann. Solcher ist hier zwar umgegangen, er hat sich aber ganz an der Oberfläche des äußerst mächtigen Kohlenflözes bewegt, und seine Folgeerscheinungen sind schmale Einbrüche über den alten Strecken, die im ältere Lützkendorfer Tagebau gut zu beobachten waren und mit dem treppenförmigen Absinken der ganzen Diluvialdecke nichts zu tun haben. An ein- IX. Störungserseheinungeu im Diluvium. 343 zelnen dieser Sprünge ließ sich feststellen, daß sie auch die Kohlenoberfläche mit verwerfen; andere aber setzen nur als Spalten in die Kohle hinein fort, ohne eine Verschiebung derselben herbeigeführt zu haben. Dieses Verhalten schließt eine tektonische Entstehung wenigstens dieser Spalten wohl aus, und überhaupt ist eine solche für die ganze Erscheinung recht zweifelhaft. Das obere Geiseltalgebiet ist, wie so viele Braunkohlenbecken oder Rinnen westlich und südlich des Harzes, ein uraltes Tal, das durch die Ablagerungen des Unteroligocäns teilweise ausge- füllt wurde, jedoch bei Beginn der Ablagerung der Diluvial- massen immer noch eine Depression bildete. Im Bereiche des Tertiärs finden wir also mächtigere diluviale Aufschüttungen als auf den nördlich und südlich benachbarten Triashöhen. Das obere Geiseltal in seiner heutigen Gestalt ist nun eine nach Ablagerung unseres Hauptglazialdiluviums entstandene Erosionsrinne (das an¬ sehnliche Gefälle gegen die östlich vorliegende Körbisdorfer Terrasse gestattete hier die Entfaltung einer wesentlichen Erosions¬ tätigkeit, die im Bereiche dieser Terrasse fast ganz aufhörte). Die Entstehung dieses Erosionstales, das bis ungefähr auf die Kohlen¬ oberfläche hinabreicht, kann ein Abrutschen der nach Süden ihres Widerlagers beraubten Deckschichten der Kohle zur Folge gehabt haben. Dazu kommt aber noch etwas anderes. Im Untergründe des Tertiärs streicht hier der Röt aus, und eine Auslaugung von Salz- und Gipslagern kann hier die Veranlassung zu Senkungen gegeben haben, wie wir sie auch an der anderen südlichen Tal¬ seite in den Lagerungsverhältnissen des Tertiärs erkennen.1) Die Ursache der Störungen des Diluviums braucht hier also nicht in tektonischen Vorgängen zu liegen, sondern kann auch durch eine Rutschung nach dem Tale zu oder in einer Senkung infolge von Salz- und Gipsauslaugung im Untergründe gesucht werden. Kleine Verwerfungen tektonischer Natur finden sich endlich in den Kiesgruben der Hauptterrasse südlich von Merseburg. Be¬ sonders die später eingegangenen Gruben am Ostrande des Blattes b Näheres hierüber wird in einer Arbeit über das Tertiär an anderer Stelle gegeben werden. 344 IX. Störungserscheimingen im Diluvium. boten schöne Beispiele hierfür mit Sprunghöhen bis zu 1 m und ungefährem Süd-Nordstreichen. Um Abrutschungen nach dem Tale kann es sich hier nicht handeln, da wenigstens in einem Falle ein Absinken der westlichen, vom Tale abgelegenen Scholle zu beob¬ achten war. Häufig in diesen Gruben, wie auch in meinem ganzen Gebiet, ist die von den Arbeitern als Drehling bezeichnete, auf Spalten im Kies beruhende Erscheinung, die oben von L. Siegert geschildert worden ist (S. 334). Aus den Gruben bei Merseburg stammt Fig. 21. Zusammenfassung. Der Beginn der Diluvialzeit fand in unserm Arbeitsgebiet eine aus Schichten der Trias, besonders des Buntsandsteins, und des Unteroligocäns aufgebaute Landschaft mit sehr flachen Gelände- formen. Am Ende der Tertiärzeit, in einem nicht genauer be¬ stimmbaren Zeitabschnitt, bildete sich ein Flußsystem heraus, dessen im Zusammenhang zu verfolgende Entwickelungsgeschichte zu dem o o o ö der heutigen Saale hinführt. Die Geschichte dieses Flußlaufes vollzog sich durch einen vielfachen Wechsel von Perioden der Erosion und der Akkumulation, der Aufschüttung von Schotter¬ terrassen, und dadurch, daß diese Terrassen in Beziehung zu den Glazialablagerungen treten, sind wir in der Lage, die Entwickelungs- geschichte des ganzen Gebiets von den letzten Phasen der Tertiär¬ zeit ab in schöner Vollständigkeit und Genauigkeit überschauen zu könnert. In präglazialer, vor der ersten Vereisung des Gebiets liegen¬ der Zeit fand bereits ein mehrfacher Wechsel zwischen Vertiefung o des Tales und Aufschüttung von Schottern statt. Dieser Vorgang findet seihen Ausdruck in vier Terrassen, deren Material im großen ganzen dem heutigen Flußgebiete der Saale entstammt. Dazu kommt an einem Punkte (Zeuchfeld) ein Rest einer Unstrutterrasse. Die durch Zimmermann und Naumann nachgewiesene höchste Terrasse der Saale ist nur an einem Punkte (bei Jena) bekannt. Die zweite Terrasse zieht im West-Ost- Verlauf südlich von Wei¬ ßenfels nach Groß-Görschen. Die dritte verläuft gleichfalls in West-Ost-Richtung etwas weiter nördlich zunächst durch ein totes Tal über Markröhlitz nach Markwerben, kreuzt bei Weißenfels das heutige Tal und verläuft am Südrande von Blatt Lützen nach 34 G Zusammenfassung. Osten. Bei Weißenfels spaltet sich von dieser Terrasse eine tiefere, vierte durch stärkeres Gefälle ab; dieselbe folgt zunächst der Ost¬ richtung, biegt nach wenigen Kilometern, unter gleichzeitiger Ver¬ breiterung, im Bogen nach Norden um und behält diese Richtung bis zum endgültigen Verschwinden unter Glazialdiluvium auf Blatt o o Dieskau bei. Auf diese Terrasse legen sich die Ablagerungen eines ältesten Glazialdiluviums, und zwar in der Art, daß die Terrassenauf¬ schüttung bis zum Hereinbrechen des Eises angehalten haben muß. Ein Stauprodukt an der Grenze des Terrassenschotters und der Grundmoräne ist der Dehlitzer Bänderton. Darüber folgt eine wesentlich aus Geschiebemergel bestehende Grund¬ moräne, während der Rückzug des Eises durch größere Sandab¬ lagerungen bezeichnet wird. In größerer Verbreitung nachgewie¬ sen ist diese älteste Grundmoräne, die nach dem Vorkommen nor¬ discher Gesteine in den Schottern der folgenden Interglazialzeit bis in die Gegend von Jena gereicht haben muß, nur innerhalb der präglazialen Saaletäler; außerhalb derselben ist sie nur zwei¬ mal in alten Neben-Talsenkungen (Merseburg und Dörstewitz) in größerer Mächtigkeit nachgewiesen. Nach Analogie mit dem sehr viel vollständiger erhaltenen zweiten Glazialdiluvium müssen wir an¬ nehmen, daß auch das erste in den Tälern in größerer Mächtigkeit aufgeschüttet wurde als auf den Höhen; auf letzteren war es dann einer sehr viel stärkeren Denudation, zunächst durch die Atmo¬ sphärilien, später durch die zweite Vereisung, ausgesetzt; sein Auf¬ treten vorwiegend in den damaligen Flußtälern ist also leicht er¬ klärlich. In der folgenden ersten Interglazialzeit fand eine erneute Ver- tiefung des Saaletales, sowie unterhalb Weißenfels eine Verlegung desselben nach Westen statt. Die Vertiefung des Tales erfolgte ö O in zwei Phasen, die durch eine Periode des Stillstandes und der Aufschüttung einer Terrasse unterbrochen waren. Da aber die folgende zweite Erosionsphase nicht mit einer wesentlichen Tal¬ verlegung verbunden war, wurde die soeben gebildete Terrasse größtenteils wieder zerstört und blieb nur in seitlichen Ausbuch¬ tungen (Markröhlitz) oder in einem randlichen Streifen (Möhritzsch- 347 Zusammenfassung. Rabutz) erhalten. Nach der zweiten Erosionsphase fand die Auf¬ schüttung der Hauptterrasse statt, die bis zum Hereinbrechen des zweiten Eises dauerte. Beide Terrassen führen eine Fauna von Konchylien und Wirbeltieren. Mit der tieferen Saaleterrasse ver¬ einigt sich bei Körbisdorf eine durch reiche Fauna ausgezeichnete Seitenterrasse, die Körbisdorfer Terrasse, die nach der Zusammen¬ setzung ihrer Schotter und ihrer Lage im unteren Teile eines topographisch noch erhaltenen alten Unstrutlaufes diesem Flusse zugeschrieben werden muß. Da die interglaziale Talerosion das älteste Glazialdiluvium bis aufseine Unterlage durchschnitt, ist eine Auflagerung der Flußschotter auf letzteres nur an wenigen rand- lichen Stellen zu beobachten. Häufig finden sich Reste desselben in Gestalt größerer Blöcke. Außerhalb der Flußtäler finden wir Absätze der ersten Inter¬ glazialzeit in Gestalt sandiger oder mergeliger faunaführender Ablagerung kleinerer Becken (Dörstewitz, Zeuchfeld?, Lauchstedt?). Die beiden interglazialen Terrassen der Saale sowie der Un¬ strut werden überlagert von dem Glazialdiluvium der zweiten Yer- eisung, das sich zugleich über die Ufer- und Höhengebiete hinweg¬ zieht und unter den Diluvialablagerungen unseres Gebiets die größte Verbreitung besitzt. An der Grenze der Hauptterrasse und des überlagernden Glazialdiluviums findet sich stellenweise ein Stauprodukt, der Kriechauer Bänderton, an anderen Stellen finden sich Beweise eines Kampfes zwischen Fluß- und Eissediment in Gestalt einer Verzahnung oder Wechsellagerung der hängendsten o o o o Schotterlagen mit der Grundmoräne. In der Entwickelung der Ablagerungen der zweiten Vereisung zeigt sich ein Gegensatz zwischen dem Gebiet der alten Täler (also der jüngsten Präglazial- und der beiden Interglazialterrassen) und den Ufer- und Höhengebieten. Im Talgebiet ist die Mächtig- tigkeit der Glazialablagerungen erheblich, und sie bauen sich auf aus mehreren Grundmoränenbänken, die durch Fluvioglazial- oder Stau¬ beckenablagerungen (Basalschotter, Bruckdorfer Ton, Roddener Schotter) geschieden werden; außerhalb der Täler dagegen ist die Mächtigkeit des Glazialdiluviums erheblich geringer, und auf den Höhen wird es lückig oder überhaupt nur durch Lokalmoränen- 348 Zusammenfassung. bildungen vertreten. Nur die hängenderen Bildungen des Talgebietes gehen über dasselbe hinaus, und sie zeigen auf den Höhen im allgemeinen nicht mehr schichtigen Aufbau, sondern nur eine facielle Gliederung in Geschiebemergel und Sand. Von den Fluvioglazial- und Stauablagerungen geht nur der Bruckdorfer Beckenton über das Talgebiet hinaus. Als liegendstes Glied des Glazialdiluviums verbreitet er sich bis weit über die Grenzen unseres Arbeitsgebietes. Durch den im Bereich der alten Täler festzustellenden Wechsel von Grundmoränenbänken und Fluvioglazialbildungen läßt sich die zweite Vereisung in vier Schwankungen zerlegen. Die erste, die Saaleschwankung, erfüllte nur das Talgebiet und lagerte hier eine meist gleich darauf wieder zerstörte Basalgrundmoräne und beim Rückzuge einen vielfach mit Saalematerial gemischten Sandr, den Basalschotter, ab. Die zweite, die Bruckdorfer Schwankung, bildete die gleichfalls nur wenig über das Talgebiet hinaus gehende untere Bank des Hauptgeschiebemergels. Beim Rückzuge, der wohl bis in die Gegend des Petersberg-Niemberger Porphyrzuges reichte, entstand in einem großen Stausee ein Bänderton, der Bruckdorfer Beckenton; im Talgebiet erreichte derselbe größere Mächtigkeit als auf den Uferhöhen, er wurde deshalb auf letzteren, wo die vor¬ handenen Höhenunterschiede dem Eise Gelegenheit zur Entfaltung seiner Druckkräfte boten, bei dem folgenden Eisvorstoß großenteils wieder zerstört. Die folgende Roddener Schwankung lagerte über Täler und Höhen hinweg die mittlere Geschiebemergelbank, die mächtigste und verbreiteste, ab. Beim Rückzuge des Eises kam es zunächst während einer Stillstandsphase zur Bildung der Deh- litzer Endmoräne, die sich vom Saaletale nach Osten bis weit in das Königreich Sachsen hinein verfolgen ließ. Der gleichen Stillstands¬ phase dürfte ein kleiner Os bei Posendorf angehören. Beim wei¬ teren Rückzuge des Eises sowie während einer Stillstandsphase, deren Eisrandlage das Blatt Dieskau etwa in der Mittellinie durch¬ zog, wurde im Talgebiete der ausgedehnte Roddener Sandr aufge¬ schüttet, während unter dem Eise ein System von Oszügen entstand, denen ihre Richtung durch die — Eisspalten erzeugenden — Por¬ phyrkuppen des Blattes Landsberg vorgezeichnet wurde. Ein letzter, wahrscheinlich lokaler Eisvorstoß über die Dieskauer Still- Zusammenfassung. 34 Q Standslage hinaus, führte zur Ablagerung einer dritten Geschiebe- mergelbank. Die folgende Interglazialzeit brachte eine erneute Vertiefung des Saaletales sowie die Aufschüttung einer Terrasse, jedoch in geringerer Breite, als sie das Tal der Hauptterrasse besaß. Die Unstrut hatte das nach Körbisdorf führende Tal verlassen und mündete bei Freyburg in die Saale. Dagegen läßt sich jetzt zum erstenmale die Einmündung der Elster in die Saale nachweisen; sie erodierte ein breites Ostwesttal und schüttete eine Terrasse in dem¬ selben auf. Es erfolgte ferner eine Verlegung des Tallaufes der Saale von der Einmündung der Elster ab, und zwar führte diese zur Entwickelung der heutigen Talrinne und zur Durchnacruno- des Giebichensteiner Porphyrriegels. Die Bewältigung dieser Hinder¬ nisse brachte eine Stockung in der Erosionstätigkeit , die sich in einer Seitenerosion, in der Bildung einer seitlich ausgebuchteten Abrasionsterrasse, der Nietleben-Zscherbener Zwischenstufe, aus¬ spricht. Das Gebiet der Terrassen der ersten Interglazialzeit und der Präglazialzeit war zum Plateau geworden, und auf diesem schlug sich, schon während des Heranrückens des dritten Inlandeises, in einer Rinne der Rabutzer Ton nieder. Auf der alten Unstrut¬ terrasse westlich von Merseburg, innerhalb deren eine wesentliche Erosion durch die kleine Geisel nicht mehr stattfand, lagerten sich die Schneckenmergel von Kayna und Beuna ab. Die dritte und letzte Vereisung des Gebiets reichte nach Sü¬ den wohl nicht über das Elstertal hinaus. Ihre Wirkung bestand im wesentlichen in einer Einebenung der an sich schon flachen Landschaftsformen des zweiten Glazialdiluviums und in der Ab¬ lagerung einer dünnen Decke von Geschiebemergel und Glazial¬ sand, die nur stellenweise, so in der Gegend von Rabutz, größere Mächtigkeit erreichten. Wahrscheinlich eine Folgeerscheinung der letzten Vereisung war die Ablagerung des Löß. Derselbe überzieht als geschlossene OO ö Decke mit scharfer, etwa nordwest-südost verlaufender Grenze den Südwestteil des Gebiets, findet sich außerhalb dieser Grenze nur in einzelnen kleinen und wenig mächtigen Vorkommen. 350 Zusammenfassung. Nach der Ablagerung des Löß fand eine regionale Humi¬ fizierung fast der ganzen Oberfläche statt, die zur Bildung der mächtigen Schwarzerdedecke führte. In der postglazialen Zeit erfolgte eine nicht sehr erhebliche weitere Vertiefung des Tales, jedoch ohne jede Verlegung derselben, wobei die Terrasse der zweiten Interglazialzeit größtenteils zerstört wurde. Eine Pause in der Erosion brachte die Ablagerung einer höheren Postglazialterrasse, während der heutige Talboden von der tieferen eigentlichen Alluvialterrasse und dem sie überlagernden jün¬ geren Auemergel gebildet wird. Gleichzeitig entstanden in den Neben¬ tälern Abschlämmassen, die meist aus umgelagerter Schwarzerde bestehen, sowie an geeigneten Stellen der Hochflächen Flugsand¬ bildungen und sonstige lokale Veränderungen der Oberfläche. oSb[civ I . 1 ' ’ I -a:«[qv Tabelle der Gliederung des Diluviums zwischen Halle und Weißenfels. Im Gebiete der alten Täler Außerhalb der Täler Saale Unstrut Elster 2 Jüngster Aueboden Jüngster Aue- Abschlämmassen der Nebentäler und > und Abschlämm- — boden und Ab- Gehänge, Flugsandbildungen usw., massen usw. schlämmassen teilweise weiter zurückreichend i •H Löß Löß hD 5 H rH Terrasse — Terrasse — Höchster Geschiebemergel und Glazialsand auf Blatt Dieskau und Landsberg lc § o 2 _ r“‘ O m Hauptgrundmoräne (obere Bank) Hauptrückzugsphase: Dehlitzer Stadium, Roddener Stadium, Dieskauer Stadium Hauptgrundmoräne (mittlere Bank) Haupt¬ grundmoräne Osartige Bildun¬ gen b.Weißenfels, auf Blatt Dieskau und Landsberg 3 H 5 i — 2 "3 '-'i z = Bruckdorfer Beckenton Bruckdorfer Beckenton -1 H 3 ^ m Hauptgrundmoräne (untere Bank) h * 3 iß i—* . = Basalschotter 3 «1 o — OT | 3 m Basalgrundmoräne — - . Kriechauer Bänderton : 5 S Tiefere Terrasse Körbisdorfer Altdiluviale r : c (Hauptterrasse) Terrasse Terrasse Schneckensand Schneckenried (Außerhalb von Dörstewitz von Zeuchfeld < Höhere Terrasse unseres Gebietes im Königreich Sachsen liegend) _ *F-I Glazialsand und Kies Tiefere Grundmoräne bei Dörstewitz - CO - ?c s J n Grundmoräne 3 i-i Dehlitzer Bänderton w o bp Vierte Terrasse Melanopsen- kies Außerhalb 2 f ic Dritte Terrasse unseres Gebietes im Königreich Sachsen liegend — Zweite Terrasse von Zeuchfeld - ) Die Entwicklung der Flußtäler in der Gegend von Halle a/S. Abhandlungen der Kgl. Preuß. Geolog. Landesanslalt N. Folge Hefl 60. Tafel 1. Ptimoliihd Ulh Ans', v BogdanGisevius, Berlin W BülowMr.66 Maßstab 1:100000. Präqlazial 1 p» 1 1 rvl 1 ZSas/eterrasse J l Saa/e/errasse t, Saa/e/errasse Jns/ru/schotter rand/ich überlagert von der HeupUerrasse der I. Interglazialzeit Farbenerklärung: 1. Interglazial II. Interglazial Alluvium [ ;i:i | dilcz | | dilw | r ^ 5u‘«2 || ■|i II zA x £ gr II 'O“^- J i: ^ S.K li SS I* 5-1 t K ^ qIMd Abhandlung JtT Bwgl.ftrul! Geolog Lanksansult Keucfolge.Ucfl 60. Längsprofil der Saaleterrassen von Halle a.S. bis in die Gegend von Naumburg a.S. nach den Aufnahmen der Kgl.Preuß. Geologischen Landesanstalt entworfen von L.Siegert. Präglazial - Basis der Z Terrasse. - Basis der 3. 7brrasse. - Basis da' k Turasse. Farben -Erklärung. I.Interglazial — Basis der höheren 7hrrasse. — Basis der Ue/irai Terrasse. f/fauptlerrasse). H.Interglazial - Basis der 7arasse. Alluvium - OberfUiehr der iie/erat Terrasse. J 1 1 ] Mtuhtigkcit derSchoUer. Die idei/ten, farbig c/i Zuh/en gebot- die Höhen in Meier über Normal -Hüll an . Längen 1:150000. Lith-Anst.v. Leop. Kraatz. B er! in . -WelnbergS»nctorum Abhandl. der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt. N. F. Heft 60. Tafel 11. O Kütten Quetz \ £■; ODammendorf O Schwerz O 0 o 9 Porphyr. Ösartrge Sandzuge. Sand in unrege /- Endmoränenartiger mäßiger Verteilung. Sandzug. Ta/ailuvium. Die osartigen Sandzüge auf Blatt Landsberg und in der Nordhälfte von Blatt Dieskau. (Siehe Seite 261 ff.) Tafel 12. Fig. 1. Große Kiesgrube nördlich vom Kaffeebaus bei Weißenfels. Saaleschotter der Hauptterrasse (diiU2) überlagert von Geschiebemergel (dmii) und Glazialschotter (dsli). Fig. 2. Vergrößerter Ausschnitt derselben Grube. Ver¬ zahnung und Wechsellagerung des Geschiebe¬ mergels (ömii) mit dem Saaleschotter (diiu2). r ösl dilal * L lX>l'Oo Ix>I\V> Abhandlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N.F. Heft 60. Tafel 12 M. Piltz phot. Figur 1. Figur 2. M. Pütz phot Lichtdruck von .A. Frisch, Berlin W 35, Tafel 12. Fig. 1. Große Kiesgrube nördlich vom Kaffeehaus bei Weißenfels. Saaleschotter der Hauptterrasse (dil<72) überlagert von Geschiebemergel (dmii) und Glazialschotter (dsil). Fig. 2. Vergrößerter Ausschnitt derselben Grube. Ver¬ zahnung und Wechsellagerung des Geschiebe¬ mergels (ömii) mit dem Saaleschotter (diiu2). Abhandlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. lieft 60. r dil ■ J*. », ... ' • - -